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Full text of "Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, im auftrage des Provinzialverbandes"

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HARVARD COLLEGE 
LIBRARY 




FROM THE BBQUBST OF 

CHARLES SUMNER 

OASS OP 1830 

Senator Jnm Massadmsetts 

VOR BOOKS ULATING TO 
POLRICS AND nNB AKTS 



From the 



Fine Arts Library 

Fogg Art Museum 
Harvard Univcrsity 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DEK 



RHEINPROVINZ 



^j^ 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER 



RHEINPROVINZ 



IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES 



HERAUSGEGEBEN 
VON 

PAUL CLEMEN 



ZWEITER BAND 



I. 

DIE KUNSTDENKMÄLER DES KREISES REES 



^ 



DÜSSELDORF 
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN 

1892 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DES KREISES 



REES 



IM AUFTRAGE 



DES PROVINZIALVERBANDES DER RHEINPROVINZ 



HERAUSGEGEBEN 
VON 



PAUL CLEMEN 



MIT 6 TAFELN UND 75 ABBILDUNGEN IM TEXT 



^ 



DÜSSELDORF 
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN 

1892 



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ALLE RECHTE VORBEHALTEN 



VORBEMERKUNG. 

Waren die wichtigsten Kunstschätze des linksseitigen Uferlandes am deutschen 
Niederrhein durch die Bemühungen Bkissei^s, Schoitens, Wolffs schon geraume 
Zeit bekannt, so blieben die Denkmaler am rechten Ufer vergessen und unbeachtet 
mit Ausnahme der Werke der Kleinkunst, die durch aus'm Weerth ihre Publikation 
gefunden hatten. So sucht das vorliegende Heft seinen Schwerpunkt in der Dar- 
stellung und erstmaligen Veröffentlichung der Denkmäler von Elten, Emmerich, Wesel. 
Bei der Behandlung der zeitlich vor dem Mittelalter liegenden Erdwerke und Wall- 
befestigungen musste eine gewisse Einschränkung eintreten. Die Frage nach Be- 
stimmung und Ursprung dieser Anlagen kann nur im Zusammenhang mit der Er- 
forschung der südlichen Kreise und der anstossenden westfälischen Grenzgebiete durch 
eine zu erwartende systematische Untersuchung der ganzen Linie ihre Lösung finden. 
Eine Reihe der kleineren Land'^vrehren konnte bestimmt als mittelalterlich nachge- 
wiesen werden; für die übrigen ergaben sich in der Frage, ob germanische, ob frän- 
kische Stammesgrenzen, ob eine Fortsetzung des römischen limes, aus Profilen und 
Fundgegenständen keinerlei klare und bestimmte Anzeichen. Das letzte Wort wird 
hier erst der Spaten sprechen. So sind in die vorliegende Darstellung alle mutmass- 
lich vormittelalterlichen Wallanlagen mit dem vorläufigen Namen der »älteren Grenz- 
wehren* bezeichnet, der wie das x in der Mathematik einer Grösse entspricht, die 
erst noch gefunden werden soll. 

In erster Linie ist der Verfasser dem Gründer und Verwalter des Niederrheini- 
schen Museums für Orts- und Heimatskunde zu Wesel, Herrn Gymnasialoberlehrer 
Karl Mummenthey, zu Danke verpfiichtet, der seit dem Beginn der Bereisung des 
Kreises im Sommer i89i mit unermüdlichem Eifer die Vollendung des Werkes zu 
fördern bemüht war. Die Inventarisation erfreute sich der wirksamen Unterstützung 
und persönlichen Teilnahme des Herrn Landrates Gescher, des Herrn Kreisbauinspek- 
tors HiLLENKAMP, sowie des Bürgermeisters der Stadt Wesel, Herrn Dr. Fluthgraf. 
Der Kommandant der Festung Wesel, Herr Generalmajor v. Carlo wiTZ, gestattete 
bereitwilligst die eingehende Aufnahme der der militflrischen Verwaltung unterstehen- 
den Gebäude. Dem kenntnissreichen Erforscher der Rheinebene von Wesel bis Elten, 
Herrn Kaplan J. J. Sluyter in Rees, verdankt der Unterzeichnete eine Reihe wert- 
voller Beiträge, Herrn Lehrer Gaecks in Krudenburg Nachrichten über Krudenburg 
und Schwartzenstein. 



VI VORBEMERKUNG 

Herr Generaldirektor Nering-Boegel in Isselburg und Herr August Lancelle 
in Emmerich stellten in der liebenswürdigsten Weise ihre reichen Kenntnisse und ihre 
Bibliotheken in den Dienst des Unternehmens. Herr Sylvester Festen zu Rees 
gestattete die Benutzung seiner reichen Sammlung älterer Flurkarten und Pläne. Bei 
der Aufnahme der Willibrordikirche in Wesel fand der Verfasser weitgehende Unter- 
stützung bei Herrn Regierungsbaumeister Lehmgrübner; Herr Architekt Theodor 
Gelsing in Emmerich stellte mit rühmenswerter Liberalität Aufnahmen der Münster- 
kirche zu Emmerich und der Pfarrkirche zu Hochelten zur Verfügung. Bei der Be- 
schreibung des Schatzes der Münsterkirche zu Emmerich stand Herr Domkapitular 
ScHNÜT(iEN in Köln dem Verfcisser mit seinem sachkundigen Rat zur Seite. 

Weiterhin gebührt der Dank des Verfassers Seiner Durchlaucht dem Fürsten 

Nicolaus Leopold zu Salm -Salm in Anholt, Seiner Durchlaucht dem Fürsten Otto 

Adalbert zu Salm - Horstmar in Koesfeld, der Freifrau Amalie von Widden- 

^ HORST -SoNSFELD ZU Schloss Hueth, Herrn Bürgermeister Maassen zu Schermbeck, 

dem Herrn Dechanten Troost, Herrn Pfarrer Aengenvoort und Herrn Kaplan Koth 

zu Emmerich, den Herren Pfarrern Braam zu Hochelten, Henrichs zu Domick, 

Wesselmann zu Haffen, Gietmann zu Haldem, Dr. Boelitz, Kisselstein und 

Roelofs zu Wesel, Herrn Beigeordneten Müller, Herrn Dr. med. E. Eichelberg, 

' Herrn Steuerrat Born, Herrn Architekten Otter, Herrn Sekondelieutenant Irgahn, 

i Herrn B. Schmithals in Wesel, Herrn Geheimen Archivrat Dr. Harless und Herrn 

^ Regierungs- und Baurat Hasenjäger zu Düsseldorf, Herrn Professor Dr. Nordhoff 

zu Münster i. W., Herrn Professor Dr. aus'm Weerth in Kessenich bei Bonn, Herrn 
Dr. Firmenich -RicHARTz in Bonn, Herrn Rcligionslehrer Dr. Schölten in Kleve. 

Die Abbildungen Nr. 5, 6, 9, i7, 25, 26, 2 7, 29, 3o, 3i, 36y 37, 57 sind nach Zeich- 
nungen des Herrn Architekten Adolf Baum in Köln, Nr. 4i, 5o, 58, 65, 66, 67, 74, 75 
nach Zeichnungen des Herrn Architekten Friedrich Pützer in Aachen, Nr. 10, 11, 
12, i3, i4, i5, 32, 33, 34, 35 nach Zeichnungen des Herrn Architekten Theodor Gel- 
sing in Emmerich, Nr. 59, 60 nach Zeichnungen des Herrn Kreisbauinspektors Hillen- 
KAMP, Nr. 61, 62, 63, 64 nach Zeichnungen des Herrn Architekten Otter in Wesel, 
Nr. i, 2, 3, 4, 18, i9, 21, 23, 42, 43, 48, 49, 5i, 52, 55, 56, 7o, 7i nach Zeichnungen und 
Aufnahmen des Verfassers, Nr. 16, 47 nach Vorlagen des Herrn Professors aus'm 
Weerth in Kessenich, Nr. 7, 8, 20, 22, 38, 39, 4o sowie die Tafeln I~VI nach Auf- 
nahmen des Hofphotographen Anselm Schmitz in Köln hergestellt. Die Karte des 
Kreises Rees hat Herr Landmesser Heinrich Künkler zu Bonn angefertigt. 

Zu den Kosten der Drucklegimg haben der Kreis Rees und die Stadt Wesel 
in Anerkennung des grossen Nutzens dieser Veröffentlichungen Beitrüge gespendet. 



Bonn, im Dezember i892. 



PAUL CLEMEN. 



EINLEITUNG. 

Der Kreis Rees bildet den nordöstlichen, zwischen den Rhein, die Provinz 
Westfalen und das Königreich, der Niederlande hineingeschobenen Grenzstreifen des 
Regierungsbezirks Düsseldorf. Er wird nördlich von der niederländischen Provinz 
Gelderland, östlich von dem zum Regierungsbezirk Münster gehörigen Kreise Borken, 
südlich von dem Kreise Ruhrort begrenzt, von dem er durch die Lippe getrennt 
wird; jenseits des Rheines im Westen liegen die Kreise Moers und Kleve. Er um- 
fasst die Städte Emmerich, Isselburg, Rees, Wesel nebst 4o Landgemeinden mit einer 
Einwohnerzahl von (i89o) 65836 Seelen. 

Das Hauptgebiet des Kreises gehörte zu dem ehemaligen Herzogtum Kleve, 
das nach dem Erlöschen des klevischen Mannesstammes mit dem Herzog Johann 
Wilhelm im Jahre 1624 durch den Düsseldorfer Vertrag an das Haus Brandenburg 
gelangt war. Während der linksrheinische Teil von Kleve schon 1 794 an Frankreich 
verloren ging, wurde das rechtsrheinische Gebiet erst 1806 an Frankreich abgetreten 
und zum Grossherzogtum Berg geschlagen; die Stadt Wesel mit ihrem Rayon wurde 
am 21. Januar 1808 französischer Besitz und mit dem Roerdepartement, Arrondisse- 
ment Kleve, vereinigt. Durch das kaiserliche Dekret vom i4. Dezember 1810 wurden 
die nördlich der Lippe gelegenen Teile des Grossherzogtums Berg dem französischen 
Kaiserreich einverleibt und zu dem Departement Ober-Issel geschlagen, von dem 
das Gebiet des jetzigen Kreises aber am 28. April 181 1 wieder getrennt wurde, um 
dem neugebildeten Departement der Lippe als Arrondissement Rees zugeteilt zu 
werden. Das Gebiet des ehemaligen Frauenstiftes Elten im Norden des Kreises, 
dessen Territorialhoheit sich indessen nur über die Gemeinden Hoch- und Nieder- 
Elten und den Eltenberg erstreckte, wurde 1802 durch den Reichsdeputationshaupt- 
schluss an Preussen als Entschädigung für die Abtretung des linksrheinischen Kleve 
überwiesen. Nach der Besetzung durch Frankreich im Jahre 1806 wurde die Prin- 
zessin Laetitia, die Tochter Murats, durch kaiserliches Dekret zur Äbtissin ernannt 
und stand dem Stift vor, bis es 181 1 von Napoleon aufgehoben und mit dem Lippe- 
departement vereinigt ward. 

Nachdem im November 18 13 die Heere der Verbündeten von diesem Besitz 
genommen, wurde das Gebiet des Kreises drei Jahre lang von der provisorischen 
Regierungs- Kommission zu Münster verwaltet, bis am 22. April 18 16 die Verwaltung 
an die Königl. Regierung in Kleve überging. Durch den Grenztraktat vom 7. Oktober 
18 16 wurden von dem Königreich der Niederlande die Gemeinden Klein -Netterden, 

1 



1 



2 EINLEITUNG 

Spelberg, Legnieer und Borghees an Preussen abgetreten, wogegen die ehemals Kle- 
vischen Gemeinden s'Grävenward, Spyck, Lobith, Kysward und Bilandswerd an die 
Niederlande kamen. Nachdem endlich im Jahre i823 die Bürgermeisterei Scherm- 
beck von dem ehemaligen Kreise Dinslaken abgetrennt worden, war die Bildung des 
Kreises Rees in seinem jetzigen Territorialstande vollendet. 

Emmerich und Elten, zusammen mit den jetzt auf dem linken Rheinufer ge- 
legenen Orten Kellen und Brienen, bildeten das ursprüngliche Archidiakonat Emme- 
rich, das zur Diöcese Utrecht gehörte. Alle übrigen Pfarreien gehörten zum Kölnischen 
Dekanat Xanten. Schermbeck lag im Münsterischen Gebiet; als Filial der Kölnischen 
Pfarrei Drevenack gehörte es aber zur Kölnischen Diöcese. 

Von ihrem niederrheinischen Hauptwaffenplatze aus, Castra vetera auf dem 
Fürstenberg bei Xanten, hatten die römischen Legionen ihre Züge nach dem Osten 
imtemommen, zu beiden Seiten der Lippe liefen römische Heerstrassen hin, die alte 
Lippemündung selbst war befestigt, ein ganzes System von Befestigungen, Grenzwehren 
und Wällen erstreckte sich nach dem Osten zu. 

Zur Zeit der ersten römischen Invasion hatten hier die Menapier ihre Sitze, 
später, nach ihrer unglücklichen Wanderung über den Rhein, die Usipeten und die 
Chamaver. Der ganze Landstrich, zumal die mittlere Hetter, stellte in den ersten 
Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung ein meilenweites sumpfiges Terrain dar, 
der westliche Streifen wurde durch den Ostrhein abgetrennt, der von Bislich durch 
das Sonsfelder, Aspeler und Millinger Meer bis Elten führte; nach der jetzigen west- 
fälischen Grenze zu zog sich undurchdringlicher Buschwald. 

Unter der Herrschaft der Franken lief mitten durch den Kreis die Grenze 
zwischen dem Herzogtum Ripuarien und der Grafschaft Hamaland. Zum Düffelgau, 
dem nördlichsten Teile Ripuariens, gehörten Wesel, Bislich, Hamminkeln, Mehr, 
HafTen, Haldem, zur Hetter, die eine Unterabteilung des DüfTelgaues darstellte, die 
späteren Pfarrbezirke Bienen, Millingen, Praest, Domick, Vrasselt Den Nordzipfel mit 
Elten, Emmerich, Kellen, Brienen nahm der mit dem ursprünglichen Archidiakonat 
von Emmerich identische Gau Leomerike ein, der neben dem Isselgau und dem 
Veluwegau zur Grafschaft Hamaland geschlagen war. Es war der Grenzstreifen der 
Franken gegen die sächsische Bevölkerung, vom 6. Jahrhundert an zugleich ihr Kampf- 
platz. Ungeheure weitausgedehnte Erdbefestigungen, Wälle und Wallburgen geben 
noch Kunde von der Zeit der Stammeskämpfe am Niederrhein. 

Unter den Klevischen Grafen und Herzögen nahm das rechte Rheinufer teil 
an den Blüteperioden einer grossartig gesteigerten Baulust. Von der Zeit an, da der 
heilige Willibrord zuerst hier das Evangelium gepredigt, bis zum Ende des 12. Jahr- 
hunderts entsteht ein monumentaler Bau neben dem andern. Nur zwei, das Münster 
zu Emmerich und die Abteikirche zu Elten, haben den Stürmen der Zeit getrotzt, 
die grosse Abteikirche zu Rees ist verschwunden, von der ehemaligen romanischen 
Willibrordikirche zu Wesel sind erst in den letzten Jahren die Fundamente wieder 



EINLEITUNG 3 

aufgedeckt worden. Die zweite grosse Blütezeit der kirchlichen und profanen Archi- 
tektur im iS. Jahrhundert begann mit der Herrschaft Adolphs II. von Kleve. Der 
erste Klevische Herzog selbst ging mit seinem Beispiele voran: in Wesel, Schermbeck, 
Isselburg errichtete er starke und umfangreiche Burgen, die Mauerringe und Befesti- 
gungen aller seiner Städte erneuerte er; in seiner Regierungszeit liegen die Keime 
jenes raschen Aufblühens der Städte und des Bürgertums, das seinen sprechendsten 
Ausdruck in einer rein bürgerlichen Kunstthätigkeit fand: die grosse Kalkarer Bild- 
schnitzerschule erhielt ihre Gegenstücke in Emmerich und Wesel. Für die kirchliche 
Architektur am Ausgange dieser Periode bezeichnen die Höhepunkte die Aldegundis- 
kirche zu Emmerich, die Matena- und die Willibrordikirche zu Wesel Die grossen 
rechtsrheinischew Kirchenbauten sind nicht unversehrt auf uns gekommen wie der 
Viktorsdom zu Xanten, die Nikolaipfarrkirche zu Kaikar. Die letzten Wellen des 
niederländischen Bildersturms schlugen bis nach Emmerich, und die Weseler Kirchen, 
wiewohl von der grossen Bewegung der Bilderstürmerei verschont, wetteifern in nüch- 
terner Nacktheit mit den holländischen Domen. Die bewegliche Klage Vondels wird 
lebendig, die der Dichter über den Untergang von SL Katharina in Amsterdam an- 

stimmte: Een Koninghs Bruit, na d'overrompelingh 

Van eenig Rijck, berooft op hare staetsi 

Van sluierpracht, gesteente, parle, en ringh, 
En jammerlijck mishandelt, en geschonden. 

Seit dem Ende des i4. Jahrhunderts erst war der ganze Landstrich nördlich 
der Lippe mit Ausnahme von Elten Eigentum der Grafen von Kleve geworden. Die 
Herrschaft Ringehberg war schon 1257 an Kleve übergegangen, wie 1210 die Graf- 
schaft Dinslaken; im Jahre i392 wurde endlich auch die Grafschaft Aspel, die sich 
seit dem 11. Jahrhundert im Besitz des erzbischöflichen Stuhles zu Köln befunden 
hatte, an Kleve abgetreten. Wesel selbst gehörte zum Landdrostenamt Dinslaken, 
das nördliche Gebiet zu den Amtmannschaften Rees und Hetter, Bislich, Emmerich 
und Limmers. 

Die spätere Geschichte des Kreises ist auf das engste mit den Schicksalen 
der Stadt Wesel verknüpft, der eigentlichen Hauptstadt des Kreises, die durch ihre 
kommerzielle und militärische Bedeutung die alte Landeshauptstadt Kleve rasch über- 
flügelt hatte. 

Ob Kleve gleich das Haupt, ist Wesel doch das Herz 
In diesem Herzogtum, drum ist es auch umgeben 
Mit einer starken Brust — man sieht es wieder leben 
Durch reiche Nahrungs - Kraft nach überstandnem Schmerz. 

singt der Magister Kayser in seinem Klevischen Pamass. Der Ort, ursprünglich eine 
Villa im Besitz der Abtei Echtemach, später der Herzöge von Brabant, erst seit 11 63 
lö im erblichen Banne der Grafen von Kleve, erscheint schon in der Mitte des 1 2. Jahr- 

hunderts am Rheinhandel beteiligt, nach der Erhebung zur Stadt im Jahre I24i blüht 






3 



4 EINLEITUNG 

er rasch empor, mit Freiheiten und Privilegien von den Grafen von Kleve freigebig 
ausgestattet. Seit dem Jahre iJSo war die Stadt Mitglied des Hansabundes. Wesel 
bildete den Stapelplatz für das aus dem Süden kommende Holz- und Steinmaterial. 
Um die Wende des i5. Jahrhunderts schuf hier eine blühende Bildhauerschule die 
steinernen Kunstwerke, die noch die Pfeiler des Xantener Doms zieren. Am Beginn 
des i6. Jahrhunderts lebte hier der Maler Johannes Jodoci, Apelleie artis pictor in- 
signis, wie er in einem Kontrakt über sein Hauptwerk, den Hochaltar zu Werden, heisst. 
Die von Tournai geflüchteten Wallonen führten 1 549 die Fabrikation von Tapisserien ein. 

Am frühesten unter allen niederrheinischen Städten hat sich Wesel der Refor- 
mation zugewandt, hier hatte schon i523 Adolf Ciarenbach gepredigt, i568 wurde 
hier die erste reformierte Synode abgehalten. Damit war Wesel zur Hochburg und 
zum Vorort der Reformation am Niederrhein geworden — die Stadt hat ihre Stellung 
bis jetzt zu wahren gewusst. Am Ende des 16. Jahrhunderts beginnen ihre Leiden. 
Zuerst im Jahre i586 die Pest, die über die Hälfte der Einwohnerschaft hinwegraffle, 
dann' die Brandschatzungen von i586 und i588, endlich die Schrecknisse des fürchter- 
lichen Jahres i598. Die Banden des Admirals Franz Mendoza, der durch das Jülicher 
Land in's Klevische gezogen war, erschöpften alle Grausamkeiten gegen das unglück- 
liche Land — die Schlösser zu Diersfordt, Bellinghoven, Groin, Empel, Hueth, die 
Klöster Marienthal und Schiedenhorst wurden ausgeplündert und das flache Land 
verheert. Im Jahre i6i4 wurde die Stadt wieder durch die Spanier eingenommen, 
i672 von den Franzosen erobert. Der Handel versiechte, der Hafen versandete, der 
feste Ring von Mauern und Bastionen drohte die kräftig aufstrebende Stadt in seiner 
eisernen Umarmung zu ersticken: erst die Entfestigung Wesels im Jahre i89i hat eine 
neue verheissungsvolle Zeit wirtschaftlicher Blüte eröffnet. 

Unbedeutende Höhen von Diluvial -Ablagerungen ziehen sich wellenförmig als 
Scheidegrenze zwischen der Rhein- und Isselniederung von Südosten nach Nord- 
westen und erheben sich nur in dem Eltenberge zu einem stattlicheren, die Gegend 
weithin beherrschenden Bergrücken. Der Boden der Niederung wechselt vom schwer- 
sten Alluvialboden bis zum leichtesten Sandboden. Festes Gestein fehlt dem Kreise. 
Nur in den Isselniederungen findet sich der Rasen eisenstein in grosser Menge, auf 
dem der Betrieb der Isselburger Hütte basiert. Wie in den Nachbarkreisen Kleve 
und Moers war somit die Bauthätigkeit auf den Backstein und den Tuff" angewiesen, 
für den der Rhein eine breite und bequeme Handelsstrasse darstellte. 



EINLEITUNG 



LITTERATUR. 

I. Zusammenfassende Darstellungen. Egbert Hopp, Kurtze Beschreibung 
des Landes sampt angehenckter Genealogia der Graffen und Hertzogen zu Cleve, Cleve 
i65S, 2. Aufl. Wesel i78i. Holland. Ausg.: Körte Beschryving van het geheele Land 
van Cleve, Nymwegen i783. — W. Teschenmacher, Annales Cliviae, Juliae, Mon- 
tium, Marcae, Westphalicae, Ravensbergae, Geldriae et Zutphaniae, Frankfurt u. Leipzig 
i72i (abgekürzt mit: Teschenmacher, Ann.). — Henricus Gualterius Eskes, 
Historie van het land van Cleve. Met een kleine beschrijvning van alle steden, dor- 
pen, kloosters en kasteelen benevens eenen aanhang van Gelderland, Meurs en Raven- 
steyn. — Matthaeus Broverius van Nidek en Isaac le Long, Kabinet van 
Nederlandsche en Kleefsche outheden, bestaande in steden, dorpen, sloten, adelyke 
huysen, kloosters, kerken, godshuysen, poorten, en andere voomaame stadts- en landt- 
gebouwen, geopent door Isaac le Long, en in 3oo verscheide printtafereelen ver- 
toont door Abraham Rademaker, Amsterdam i 732 (2. Ausg. Dortrecht i77i). — 
J. DE Beijer, Het verheerlykt Kleefschland; of Kabinet van Kleefsche oudheden en 
gezigten, van steden, dorpen, slotten, adelyke huizen, kerken, torens, poorten en 
andere voornaame stad- en land-gebouwen in Kleefschland, Amsterdam i792. — 
Christ. Friedr. Meyer, Ansichten einer Reise durch das Clevische und einen Teil 
des Holländischen, Düsseldorf i797. — Aug. Christ. Borheck, Geschichte der 
Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg und Ravensberg, Duisburg 1800. — Ders., Archiv 
f. d. Geschichte, Erdbeschreibung, Staatskunde und Altertümer der deutschen Nieder- 
rhein. Lande, Elberfeld 1800, L- — Sommer, Handbuch der älteren und neueren 
bäuerlichen Rechtsverhältnisse in dem ehemaligen Grossherzogtum Berg, Königl. 
Westfäl. u. Französisch- Hanseatisch -Preussischen Provinzen in Rheinland -Westfalen, 
Hammi83o. — F. v. Restorff, Topographisch-Statistische Beschreibung der Königl. 
Preussischen Rheinprovinzen, Berlin i83o, S. 457. — W. von der Nahmer, Ent- 
wickelung der Territorial- und Verfassungs Verhältnisse der deutschen Staaten an 
beiden Ufern des Rheins, Frankfurt a. M. i832, S. 789. — O. v. Mülmann, Statistik 
des Regierimgsbezirks Düsseldorf, Iserlohn i864, I, S. 334, 365. — Statistische Dar- 
stellung des Kreises Rees, nach amtlichen Quellen bearbeitet [unter Landrat Dön- 
hoff], Wesel i863. — Benzenberg, Über Provinzialverfassung mit besonderer Rück- 
sicht auf die vier Länder Jülich, Cleve, Berg und Mark, Hamm i8i9, 2 Bde. — J. A. 
NijHOFF, Gedenkwaardigheden uit de geschiedenis van Gelderland door onuitgegeven 
oorkonden opgehelderd en bevestigd, Amheim i83o — 1862, 6 Bde. (abgekürzt: Nij- 
HOFF, Ged.). — Ders., Bijdragen voor vaderlandsche geschiedenis en oudheidkunde, 
Amheim i837 — 1856, 10 Bde. — Nieuwe reeks i858 — 1877, 9 Bde. — Provinzial- 
Recht des Herzogthums Cleve ostseits Rhein und der Grafschaften Essen, Werden, 
Elten, der Herrschaft Broich und Klein-Netterden, Berlin i837. — Scom, Samm- 
lung der Gesetze und Verordnungen der ehemaligen Herzogtümer Jülich, Cleve- 



6 EINLEITUNG 

Berg, 2 Bde., Düsseldorf 1822. — F. H. W[estermann], Rückblick auf die Geschichte 
des Herzogtums Cleve überhaupt und der Stadt Wesel insbesondere, Wesel i83o. — 
J. F. Knapp, Regenten- und Volksgeschichte der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg 
und Ravensberg von Karl dem Grossen bis auf die Vereinigung mit der Preussischen 
Monarchie, Crefeld i836, 3 Bde. — F. Char, Geschichte des Herzogtums Cleve seit 
der ersten historischen Kenntnis bis auf unsere Zeit, Cleve i845. 

2. Römisch-germanische Urgeschichte. Friedrich Bird, Über die Be- 
deutsamkeit der Gegend des Niederrheins zur Zeit der römischen Herrschaft, mit 
besonderer Beziehimg auf Wesel und Umgegend, Wesel 1826. — C. v, W., Über die 
Römerstrassen am rechten Ufer des Nieder- Rheins, von dem Winterlager Vetera aus- 
gehend, zur Veste Aliso, über die pontes longi und zu der niederen Weser, Berlin 
i834. — Spenrath u. Mooren, Altertümliche Merkwürdigkeiten der Stadt Xanten 
und ihrer Umgebung, 2 Bde., (auch unter dem Titel : Geschichtsforscher und Bewahrer 
der Altertümer am Niederrhein), Crefeld i837. — Fiedler, Geschichte und Alter- 
tümer des unteren Germaniens und des Landes am Niederrhein, I. Römische Denk- 
mäler der Gegend von Xanten und Wesel am Niederrhein und an der Lippe, Essen 
1824. — Ders., Antiquarische Mitteilungen vom Niederrhein: Neue Mitteilungen des 
Thüringisch - Sächsischen Altertumsvereins auf dem Gebiete historisch - antiquarischer 
Forschungen I, 3, i834, S. 83. — A. Dederich, Beiträge zur Römisch -deutschen 
Geschichte am Niederrhein, Emmerich i85o. — Ders., Geschichte der Römer und 
Deutschen am Niederrhein, insbesondere im Lande der Chamaver oder Hamalande, 
Emmerich i854. — Ders., Beiträge zur ältesten Geschichte des clevischen Landes zur 
Zeit der Römerherrschaft und der Normannenfahrten : G}Tnnasialprogramm Emmerich 
1860. — J. A. OoRT, Oude wegen en landweren in Limburg en aangrenzende ge- 
westen, Leiden i884. — Alphabetische naamlijst, behoorende bij de kaart van de in 
Nederland, Beigiß en een gedeelte der aangrenzende landen gevonden romeinsche, 
germaansche of gallische oudheden, benevens de romeinsche en anderen oude wegen, 
enz. begonnen door wylen C. J. C. Reuvens, voortgezet door C. Leemans en J. L. 
F. Janssen, Leiden i845. — Dederich, Chorographisches, das Clevische Land und 
die Stadt Cleve betreffend, aus der Zeit des Geographus Ravennas: Ann. h. V. N. II, 
S. 23o. — Mooren, Über die Nachkommenschaft der ersten Ansiedler in der unteren 
Rheingegend: Ann. h. V. N. XXXVI, S. i. — Jacob Schneider, Der Eltenberg und 
Montferland bei Emmerich, Emmerich i845. — Ders., Neue Beiträge zur alten Ge- 
schichte und Geographie der Rheinlande, Düsseldorf 1860 — i89o, Heft i — 14. Vor 
allem Heft 2, Der Kreis Rees unter den Römern, Düsseldorf 1 868. — Ders., Die alten 
Heer- und Handelswege der Germanen, Römer und Franken im Deutschen Reiche, 
Düsseldorf 1882 — i89o, Heft i — 9. — W. Eng. Giefers, Römerspuren an der Lippe, 
aufgedeckt von Fr. W. Schmidt, v. Zuydtwyck, L. Hölzermann und Fr. Hülsen- 
beck, Paderborn 1868. — L. Hölzermann, Lokaluntersuchungen der Kriege der Römer 
und Franken, sowie der Befestigungsmanieren der Germanen, Sachsen imd des spä- 
teren Mittelalters, Münster i878. Dazu Westföl. Zs. XXXVI, S. 202. — W. Fricke, 



EINLEITUNG 7 

Geschichtlich -kritische Feldzüge durch das nordöstliche Westfalen, Minden i.W. i889. 

— A. Fahne, Die Landwehr oder der limes imperii Romani am Niederrhein: Berg. Zs. 
IV, S. I. — V. Veith, Römischer Grenzwall an der der Lippe: B. J. LXXXIV, S. i. 

3. Territorialgeschichte. Johannes Blaspeil, Disputatio politica de du- 
catu Cliviae, Harderwyk i65o. — Herm. Stangefeld, Annales circuli Westphalici, 
sive opus chronologicum et historicum rerum omnium maxime notabilium sub hoc 
seculo gestarum a Christo nato ad a. i596 deductum, Köln i656. — Vitus Frid. 
A Seckendorf, Historia Lutheranismi, sive commentarius historicus et apologeticus 
de Lutheranismo, Frankfurt u. Leipzig i692, 2 Bde. — Batavia sacra sive res gestae 
apostolicorum vironun, qui fidem Bataviae primum intulerunt, in duas partes divisa, 
Brüssel i7i4. — Johann Hobbeling, Beschreibung des ganzen Stifts Münster, Dort- 
mund i742, S. &i. — Jod. Herm. Nunning, Monumentorum Monasteriensium decuria 
prima, Wesel i747. — Cameralistische und historische Beiträge zur Beschreibung 
des Lippeschen Landes: Neues westfälisches Magazin zur Geographie, Historie und 
Statistik von P. F. Weddigen, HL Bd., Leipzig i792, Heft 9, S. 23. — B. Mensinck, 
Die Cyriacusfeier zu Borken oder der Sieg über die Grafen von Geldern und seine 
Verbündeten, Emmerich i844. — E. v. Schaumburg, Die Schlacht im Cleverhamm: 
Ann. h. V. N. IX, S. 81. — Den Spaenschen ende Arragoenschen Spiegel, Rostock 
i599. — Erschreckliche böse Zeitung dessen, kurtz nothwendig und wahrhafftiger 
Bericht, was sich in den Niederlendischen Westphälischen Kreyss innerhalj^ drey 
Monat zugetragen, Flugbl. von i599 (vgl. Beitr. z. Gesch. v. Stift u. Stadt Essen XIII, 
S. 83). — J. D. V. Steinen, Westfälische Geschichte, Lemgo i7i5, 1, S. 333, 54o. — 
W. Crecelius, Nachrichten -über den Einfall der Spanier in den niederrheinisch- 
westfälischen Kreis i598: Berg. Zs. XXIV, S. 23. — Die Grafen und Herzöge von 
Cleve: Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Niederrheins IV, S. 385. — Über- 
blick über die niederrheinisch - westfälische Territorialgeschichte bis zum Anfange des 
iS.Jh.: Berg. Zs. II, S. i. — Jos. Hansen, Westfalen und Rheinland im 1 5. Jahr- 
hundert, I. Bd., Publikationen aus den Kgl. Preuss. Staatsarchiven XXXIV, Leipzig 
1888. — E. V. Schaumburg, Die Begründung der Brandenburg. - Preuss. Herrschaft 
am Niederrhein und in Westfalen und der Jülich - Clevische Erbfolgestreit, Wesel i859. 

— Paul Hassel, Die Anfänge der Brandenburgischen Politik in den Rheinlanden: 
Zs. für Preuss. Geschichte und Landeskunde IX, S. 32i. — Mestwerdt, Zur Clevi- 
schen Geschichte in der Zeit der französischen Herrschaft (i794 — i8i4): Gymnasial- 
programm Kleve i883. — Bartholdus van Akerlaecken, De oude, groote ende 
warachtighe genealogien der hertogen van Gelre, Gulick, Cleve, Berge ende graven 
van der Marck, Nimwegen i655. — Dederich, Neue Forschungen über die ältesten 
Klevischen, Geldernschen und Zütphenschen Grafen: Gymnasialprogramm Emmerich 
i864. — A. J. C. Kremer, De graven in Hameland en de oorsprong der graven van 
Nassau, Gelre, Cleve en Zutphen, Amheim i873. 

4. Zur Geschichte von Gelderland. Jon. van Someren, Herstelde oudt- 
heyt ofte beschryvinghe van Batavia, wesende een gedeelte van't hertoghdom Gelre 






8 EINLEITUNG 

ende graafschap HoUandt, Nimwegen i6S7. — Hedendaagsche Historie of tegen- 
woordige Staat van alle Volkeren. XIII. Beschrijving van Gelderland, Amsterdam 
i74i. — Geographische beschrijving van de provincie van Gelderland, Amsterdam 
i772. — J. Knippenberg, Historia ecclesiastica ducatus Geldriae, Brüssel i7i9, — 
Continuatio historiae ecclesiasticae ducatus Geldriae, Brüssel 1806. — G. van Hasselt, 
Kronijk van Amhem, Arnheim i79o. — Ders., Oorsprong van het hof van Gelder- 
land, Arnheim i793. — Ders., Geldersche Bijzonderheden, Arnheim 1808. I. Oor- 
sprong van het geslacht van Byland. — Ders., Stof voor eene Geldersche Historie 
der heidenen, Arnheim i8o5. — W. A. van Spaen, Oordeelkundige inieiding tot de 
Historie van Gelderland, Utrecht 1801 — i8o5, 4 Bde. — Ders., Historie van Gelder- 
land, Utrecht i8i4. — L. A. J. W. Sloet, Bijdragen tot de Kennis van Gelder- 
land, Arnheim i852 — 1855. — A. Ver Huell, Gelderland, Teekeningen en prenten 
(nicht im Handel). Arnheim i883. — J. W. Staats Evers, Kronick van Amhem, I, 
1233 — 1789; II, i789— 1868, Arnheim 1868— 1876. — Ders., Beschrijving van Am- 
hem, Arnheim 1868. — Ders., Arnhem in en omstreeks i572, Arnheim i872. — Ders., 
Bijdragen tot de geschiedenis der regtspleging in Gelderland, bijzonder te Arnhem. 
— Ders., Gelderland's voormalige steden (darunter s'Heerenberg), Arnheim i89i. — 
R. A. Baron van Hoevell-Nyenhuis, Ludolf van s'Heerenberg, Heer van Hedel 
en zijne Afstammelingen. — R. W. Tadama, De waarheid angaande Ludolf van den 
Berg, ^mheim i847. — Willem graaf van dem Berg en zyne Tijdgenooten, Zütphen 
i846. — C. A. Serrure, Histoire de la souverainete de s'Heerenberg, 2 Bde., Haag 
u. Gent 1 859 — 1860. 

5. Zur Kenntnis der benachbarten Archiv-e und Sammlungen. J. A. 
NijHOFF, Overzigt van het archief afkomstig van het graafschap Kuilenburg, Arn- 
heim i836. — P. NijHOFF, Tijdrekenkundig register van oorkonden, bemstende in 
hed oud- archief der gemeente Hattem, Arnheim i854. — Ders., Registers op het 
archief, afkomstig van het voormalig hof des vorstendoms Gelre en graafschaps Züt- 
phen, Arnheim i856. — Ders., Inventaris van het oud archief der gemeente Nij- 
megen, Arnheim i864. — Ders., Inventaris van het oud archieif der gemeente Am- 
hem, Arnheim i864. — Über die kleineren Nachbararchive vgl. das Register der 
Kronijk van het Historisch Genootschap gevestigd te Utrecht i877, p. 6. — Th. A. 
J. Abeleven en A. M. van Voorthuysen, Catalogus van het Museum van oud- 
heden te Nijmegen, Nymwegen i889. — J. W. Staats Evers, Catalogus van het 
Amhemsche Museum van oudheden, Arnheim 1881. — Tadama, Verslag aver het 
oude grafelijke Bergsche archief te s'Heerenberg, i843. — H. Keussen, Das fürstlich 
hohenzollemsche Archiv zu s'Heerenberg bei Emmerich: Ann. h. V. N. XI, S. i7i. 
Dazu Wd. Zs. I, S. 398. 

6. Kirchengeschichte. Kurtzer und warhaflfter Bericht der Differentien 
zwischen dem Herrn Churfürsten zu Brandenburg und dem Herrn Pfaltzgraffen zu 
Newburg . . . über das Religionwesen in den Gülichschen, Clevischen und zugehörigen 
Landen, i663, p. 36. — J. D. v. Steinen, Kurtze und generale Beschreibung der 

8 



EINLEITUNG 9 

Reformationshistorie des Hertzogtums Cleve, Lippstadt i727. — J. P. Berg, Refor- 
mationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, herausgegeben 
von LuDW. Tross, Hamm 1826. — C. H. E. v. Oven, Über die Entstehung und 
Fortbildung des evangelischen Cultus in Jülich, Berg, Cleve und Mark, Essen 1828. — 
Ders., Die Presbyterial- und Synodal -Verfassung in Berg, Jülich, Cleve und Mark, 
Essen 1829. — J. A. v. Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich, 
Berg, Cleve und Meurs, III. Bd. vop C. H. E. v. Oven, Solingen i837. — Heinrich 
Heppe, Geschichte der evangelischen Kirche von Cleve -Mark und der Provinz West- 
falen, Iserlohn 186 7. — Ed. Demmer, Geschichte der Reformation am Niederrhein 
und die Entwickelung der evangelischen Kirche daselbst bis zur Gegenwart, Aachen 
188S. — Max Lehmann, Preussen und die katholische Kirche seit i64o: Publikationen 
aus den Kgl. Preussischen Staatsarchiven, Leipzig i878, I. — L. Keller, Die Gegen- 
reformation in Westfalen und am Niederrhein: Publikationen aus den Kgl. Preussi- 
schen Staatsarchiven, Leipzig i887, Bd. IX. u. XXXIII. — H. Qu. Janssen en J. J. 
van Toorenenbergen, Acten van classicale en synodale vergaderingen der verstrooide 
gemeenten in het land van Cleef, sticht van Keulen en Aken, i57i — 1589: Werken 
der Mamix-Vereeniging, serie II, deel 2, Utrecht 1882. — Floss, Zum Clevisch- 
Märkischen Kirchenstreit, Bonn i883. — X. G. Schneemann, Die preuss. Kirchen- 
politik in Kleve -Mark: Stimmen aus Maria -Laach XXV, S. 29, 1 25, 5 11. — H. Ver- 
loren VAN Themaat, Geschiedenis der Vicarien in de provincie Utrecht en der 
geestelijke of gebeneficieerde goederen in het algemeen, na de Reformatie: Bijdragen 
en mededeelingen van het historisch genootschap te Utrecht IV, p. 98. 

7. Wasserstrassen und Deichrechte. Verzameling van rapporten verbaalen 
en verdere stukken, betreffende de doorsnydingen en werken, welken, sedert de Con- 
ventie van den Jaare i77i, op de boven rivieren. tusschen Emmerik en Arnheim 
zyn aangelegd, Haag i798, 3 Bde. — Grosses Kartenwerk über den Niederrhein von 
F. Beijerinck, gez. von Hendrik van Straelen, Text: Explicatie behoorende bij 
de Kaart der Boven -Rivieren, zamengestcld in de jaren i8o5 en 1806 door den land- 
meter F. Beijerinck. — P. H. Kemper, Repertorium der literatuur van de water- 
straat van Nederland, Haag i883. — Schlichting, Die Deiche am Niederrhein: 
Erbkams Zs. für Bauwesen 1881, S. 283, 39i. — J. H. L. van der Schaaff, Oud- 
Geldersche waterrechten: Gelderscher Volks-Almanak i867, p. 69. — Reglement op 
het beheer der rivierpolders in de provincie Gelderland, Tiel 1880. — Der Rhein- 
strom und seine wichtigsten Nebenflüsse von den Quellen bis zum Austritt des 
Stromes aus dem Deutschen Reich. Eine hydrographische, wasserwirtschaftliche und 
wasserrechtliche Darstellung, Berlin 1 889. — Aug. Chambalu, Die Strom Veränderungen 
des Niederrheins seit der vorrömischen Zeit, Köln i892. — J. J. Sluyter, Rheinläufe, 
Spycke, Uferhöfe, Furthe, Warde und Horste: Nrh. G. i883, S. I23 ff".; i884, S. 9 ff". 

Vgl. weiterhin die Litteraturangabe unter Emmerich und Wesel und zu den 
Kunstdenkmälem des Kreises Kleve. 



lO EINLEITUNG 



ABKÜRZUNGEN 

für die häufiger genannten Werke. 

Lacomblet, ÜB. — Th. J. Lacombleti Urkundenbuch fttr die Geschichte des Niederrheins, Düssel- 
dorf 1840—1857, 4 Bde. 

Binterim u. Mooren, £. K. — Binterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köln, in Dekanate 
eingeteilt, Mainz 1828—1830, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln bis 
zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren I, Dflsseidorf 1892. 

Binterim u. Mooren, D. C — Binterim u. Mooren, Rheinisch -westfälischer diplomatischer Codex, 
Mainz 1830, 2 Bde. 

Sloet, Oork. — L. A. J. W. Baron Sloet, Oorkondenboek der graafschappen Gelre en Zutfen tot 
op den slag van Woeringen, 5. Juni 1288, 'sGravenhage 1872 — 1876. 

B. J. — Jahrbücher des Vereinsf von Alterthumsfreunden im Rheinlande, I (1841)— XCII (1892). 

Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins flir den Niederrhein, I (1855) — LIV (1892). 

Berg. Zs. — Zeitschrift des Bergischen Geschieh ts Vereins, I (1868)— XXVII (1891). 

WestfaL Zs. — [Westfälische] Zeitschrift fttr vaterländische Geschichte und Altertumskunde, 
I (1888)— L (1892). 

Picks Ms. — Monatsschrift für rheinisch -westfälische Geschichtsforschung und Alterthumskunde, heraus- 
gegeben von Richard Pick, I u. II (1875, 76). — Monatsschrift fttr die Geschichte Westdeutsch, 
lands, herausgegeben von dems., III (1877)— VII (1881). 

Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift fttr Geschichte und Kunst, herausgegeben von Hettner und 
Lamprecht, I (1882)— XI (1892). 

Nrh. — Der Niederrhein. Wochenblatt fttr niederrheinische Geschichte und Altertumskunde, 1878, 
1879, 1884—1886. 

Nrh. G. — Niederrheinischer Geschichtsfreund, I (1879)— VI (1884). 

Aus'm Weerth, Kd. — E. aus'm Weerth, Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den. Rhein- 
landen, Leipzig 1857—1868, 5 Bde. Tafeln und Text. 

Brambach, C. l. R. — W. Brambach, Corpus inscriptionem Rhenanarum, Elberfeld 1867. 



«Äv 



lO 



ASPEL. 



RÖMISCHE FUNDE. Dicht vor dem jetzigen Kloster Aspel liegt noch ein 
80 Fuss hoher kegelförmig aufgeworfener Hügel, von einem tiefen Graben umgeben, 
ursprünglich durch einen Rundturm gekrönt, auf Flurkarten um i58o im Besitz des 
Herrn Silvester Festen auf Pannofen bei Rees als ,dat ronde wehr und den Aspelsen 
tom* bezeichnet (Schneider, Kr. Rees S. 55). Der römische Ursprung ist zweifelhaft. 
Eine alte Strasse, vermutlich vom Monterberg herkommend, führt über Aspel direkt 
nach Werth an der Issel (Schneider S. 4i) und weiter Aach Bocholt, wo sie in dem 
Etappenlager endet (Schneider in Picks Ms. VI, S. 3o8. — Jahresbericht des West- 
fälischen Pro vinzial Vereins für Wissenschaft und Kunst i878, S. 201). Vgl. Sluyter 
in Nrh. G. 1880, S. 129. — Schneider ebenda S. i49. 

SCHLOSS. Teschenmacher, Ann. p. 499. — Jon. Molanus, Natales Sanc- 
torum Belgii, Leiden i595, Bl. i92^ — Gelenius, De magnitudine Coloniae, Köln 
i645, p. 7i. — VAN SucHTENHORST, Geldersse Geschiedenissen, Amheim i659, V, 
p. 59. — Dederich, Geschichte der Römer und Deutschen am Niederrhein S. 24 1. — 
Ders., Die h. Irmgardis : Ann. h. V. N. I, S. 64. — A. J. C. Kremer, De graven in 
Hamaland, Amheim 18 73, p. 38. — J. J. Sluyter, Irmingardis, Gräfin von Aspel: 
Nrh. G. 1880, S. 89. ■— Ders., Haus Aspel: Niederrhein. Volksbote 1886, Nr. 37. — 
Hofesrecht von Aspel vom J. i499: v. Steinen, Gesch. der Grafschaft Mark, S. i776, 
Nr. i5. — J. J. Sluyter, Das Hofrecht von Aspel: Nrh. G. VI, S. 66, 75. 

Handschriftl. Qu. In der Kgl. Bibl. zu Berlin: Bericht van natuir unndt 
eigenschaflft der Rossgueder im ampt von Aspell im Cod. Boruss. fol. i5o. 

Aspel war im 10. Jh. die Residenz von Godizo, Grafen von Aspel und Heim- 
bach. Nach seinem Tode geriet es zeitweilig in den Besitz Balderichs, des Grafen 
von Uplage und Germenseel, nach ihm an Gewehard, den zweiten Gemahl der Witwe 
Godizos, endlich an die Gräfin Irmgardis (Lacomblet, U B. I, Nr. 242. Vgl. über sie 
Kunstdenkmäler d. Kr. Kempen S. 125). Im J. loii wurde es durch Bischof Adel- 
boldus von Utrecht belagert (Alpertüs, De diversitate temporum b. II, c. 3 : Mon. 
Germ. SS. IV, p. 7io: . . . ex altera parte palude et stagno interiecto inaccessibilis 
erat .... firmitatem loci et altitudinem turrium . . .). 

Von io5o — 1392 befand es sich im Besitz des erzbischöflichen Stuhles zu Köln. 
Das alte Schloss ging 1237 zu Grunde, als der Graf von Kleve in das Kölnische 
Gebiet einfiel und Aspel durch den Verrat seines Kastellans einnahm (Annal. Colon, 
maximi, Mon. Germ., SS. XVII, p. 847 : castrum archiepiscopi Haspele, prope Res 
sitiun, per traditionem castellani eiusdem castri cepit et confringit. Vgl. Sloet, Oork. 
Nr. 6o5). Das Schloss war schon 1243 durch Lupert von Swansbule wieder neuerbaut 
(Lacomblet, U B. II, Nr. 2 79), 1 249 wird die bisher Haldem inkorporierte Kapelle 
mit Rees vereinigt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Rees 25). Es bildete seitdem wieder- 
holt ein Kölnisches Pfandobjekt: I289 wurde es cum turribus et portis an den Grafen 
Adolph von Berg verpfändet (Lacomblet, U B. II, Nr. 865), i32i an Dietrich von 



Römische 
Funde 



Schloss 
Litteratur 



Geschichte 



II 



12 



KREIS REES 



Schloss 



Abbruch 



Beschreibung 



Ältere Burg 



Kleve, i33i wieder eingelöst (Lacomblet, U B. III, Nr. i88, 258. — Mitteilungen aus 
dem Stadtarchiv von Köln V, S. 77), i392 kam es wiederum an die Grafen von Kleve 
(Lacomblet, U B. III, S. 968, Anm. 3; vgl. IV, Nr. 253. — Hansen, Rheinlande und 
Westfalen im i5.Jh. I, Nr. 4o5. — Dazu Gert van der Schuren ed. Schölten 
S. ii7. — Chron. degenealog.: Seibertz, Quellen III, S. 349. — Lacomblet, Archiv 
IV, S. 262). Herzog Adolph von Kleve Hess es wider die Bestimmungen des Pfand- 
vertrages verfallen (Hansen a. a. O. I, Urk. Nr. 73, 85) und i444 die Befestigungen 
abbrechen. Im J. i47o bewilligt Herzog Johann von Kleve 200 Unkelsteine von dem 
verfallenen Bau zu Aspel zum Mauerbau in Rees (Rees, Stadtarchiv, Urk. Nr. i35. 
— Ratsprotokoll von i47o: Henrichs im Nrh. G. i883, S. 3S), Im Besitz des späteren 
Hauses Aspel finden sich die Herren von Töven (jetzt noch heisst ein Ackerkomplex 
zwischen dem Aspeler Meer, dem Schmalen Meer und der Rees -Weseler Landstrasse das 
Tövener Feld), von Lychendorp, von Hasselt, von Dungelen, von Schrieck (diese noch 
i652 in den Rechnungen der Reeser Ziegeleien) ; 1682 wurde es im spanischen Erbfolge- 
krieg in Brand geschossen, i85i von den Kreuzschwestem angekauft und in ein Kloster 
verwandelt, dessen Kirche i856 eingeweiht ward (Niederrhein. Volksbote i856, Nr. 33). 

Von dem älteren Bau sind nur noch Fundamente der Vorburg erhalten, die 
unter dem jetzigen Hause liegen. Unter dem zweistöckigen, nach dem Brand von 
1682 erneuerten und mit einer zwiebeiförmigen Haube mit Glockenstuhl versehenen 
viereckigen Turm, der über der gewölbten Durchfahrt ein mit einer flachen Tonne 
überspanntes Turmzimmer enthält, liegen die mächtigen Grundmauern eines Rund- 
turmes, um den ein 9o cm breiter Gang im Halbkreis herumgeführt ist, der die unter- 
irdische Vermittelung zwischen den beiden Trakten bildet. Unter dem älteren Teile 
liegen vier mit Tonnengewölben überspannte kellerartige Gemächer, die durch schmale 
Türen verbunden sind. Die beiden nach 1682 errichteten, im stumpfen Winkel an 
den Thorturm stossenden zweistöckigen Gebäude entbehren aller architektonischen 
Bedeutung.- Im linken Trakt einfache Stuckdecken und Malereien des 18. Jh. 

Der i444 abgebrochene Hauptteil der Burg lag auf der im jetzigen Park befind- 
lichen, um 6 m künstlich aufgeschütteten Insel, die noch Fundamente einer Turm- 
mauer zeigt und einer runden Cisteme. Das ganze Schloss ist in einer Zeichnung 
auf einer Flurkarte um i58o im Besitz des Herrn Silvester Festen auf Pannofen bei 
Rees erhalten. Vom Kirchhof i o m nach Nordwesten entfernt befand sich eine Ere- 
mitage, von der i85i noch die Fundamente sichtbar waren. In dem zur Bäckerei 
eingerichteten Seitengebäude eine alte Herdplatte, 1,27x0,61 m gross mit der In- 
schrift: M. H. c. z. c. H. I. B. (Maximilian Heinrich Churfürst zu Cöln Herzog in 
Baiem t 1688). Vgl. Sluyter in der Niederrhein. Zeitung für Stadt und Land 
1889, Nr. 47,48. 



BELLINGHOVEN. 



Schloss 
Geschichte 



SCHLOSS. Das Schloss wurde von Dietrich von Bellinghoven erbaut und 
i32 5 von diesem dem Grafen Dietrich VIII. von Kleve zum Offenhaus aufgetragen 
(Lacomblet, U B. III, Nr. 208). Der Hof kam i48i in den Besitz derer von Bemsaw, 
die i492 und i497 auch das Schloss kauften. Im J. i598 wurde es durch die Spanier 
gänzlich ausgeplündert (J. D. v. Steinen, Westfäl. Geschichte, Lemgo i7i5, I, S. 333, 
543, 563. — Publikationen aus den Kgl. Preuss. Staatsarchiven XXXIII, 3. Teil, S. 208. 
— Berg. Zs. XXIV, S. 23) und wohl kurz nachher neuerbaut. 



12 



BIENEN l3 

Die letzte des Geschlechtes von Bemsaw, Margareta Gertrud Maria, heiratet 
den Grafen Franz Kaspar Adrian von Scheltardt, der noch i697 lebte. Zu Anfang 
des 18. Jh. vom Marquis Wilhelm Adrian von und zu Hoensbroech angekauft, kam 
es i773 an einen Herrn von Manger, weiter an die Familien Luyken. Münster und 
Haniel. Die jetzige Besitzerin ist Fräulein Olga Haniel in Ruhrort. 

Das Schloss (Fig. 1 ) ist ein mächtiger zweistöckiger Bau, der, ahnlich wie Schloss 1 
Ringenberg, auf einem regelmassigen rechteckigen von Graben umgebenen Terrain 



gelegen ist. Das Herrenhaus umfasst drei rechtwinkelig aneinander stossende Flügel, 
in der Mitte erhebt sich der allein im Unterbau von der allen Burg stammende vier- 
stöckige Turm, der mit einer geschweiften Haube und einer hölzernen Gallerie ab- 
geschlossen ist. Der dritte Flügel neben dem Eingange ist niedriger und spater 
angebaut. An den beiden freien Seiten des Burgterrains erheben sich zwei kleine 
viereckige Türmchen. Das Portal in dem grösseren Flügel wird von vier Pilastem 
eingerahmt. Diese und die einfachen Stuckornamente zeigen die Formen des 18. Jh. 



BIENEN. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. ss. Coamae et Damiani m.). ^ 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchivi Urk. von iSl5 an. — Hs. Chronik 
von Pfarrer Wagelaar. 

Die Kirche wird i332 zuerst genannt {Ann. h. V. N. LH, S. i48. — Binterim 

u. Mooren, E. K, I, S. i83), das Patronatsrecht war mit Haus Anholt verbunden 
{TiBUS, Gründungsgeschichte S. aio, Anm. 477). 



Ii 



KREIS REES 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Beschreibung 



Inschriften 



Hochftlur 



Taufstein 



Im J. i366 war man mit dem Neubau beschäftigt — die Emmericher raubten 
damals das Bauholz vom Kirchhof (Emmerich, Stadtarchiv, Urk. Nr. 39. — Wassen- 
BERG, Embrica p. 94. — Dederich, Annalen der Stadt Emmerich S. in). Der ein- 
schiffige Bau wurde von i5i5 — i5i6 in einen dreischiffigen verwandelt, das Mittel- 
schiff mit neuen Gewölben versehen (Urk. i von i5i5 im Pfarrarchiv: behufs tym- 
meringhe ons kerspel kerken), das südliche Seitenschiff trägt die Zahl i5i4. Die 
Kirche wurde i856 neu verputzt, 1886 renoviert. 

Der kleine dreistöckige Turm der dreischiffigen, 2 7,4o m langen, 1 i,5o m breiten 
Kirche gehört noch dem i3. oder i4. Jh. an und zeigt im Oberstock eine schlichte 
Gliederung durch Rundbogen. Das Material ist bis zum zweiten Stockwerk Tuff, im 
obersten Geschoss Ziegel, das Erdgeschoss mit Backsteinabsteifungen versehen. Das 
Mittelschiff besteht ganz aus Tuff, ebenso das südliche Seitenschiff, das nördliche 
bis zu den Sohlbänken der Fenster, darüber Tuff mit Ziegelbändem, oben Ziegel. 
Die achtseitigen aus der Mauerstärke konstruierten zwei Pfeilerpaare, die die durch 
einfache Blenden belebten Scheidemauem tragen, entbehren der Basen und Kapitale. 
Die Rippen der Stemgewölbe im Mittelschiff mit skulptierten Blattkapitälen auf 1 m 
langen Dreiviertelssäulen, die mit einer Maske abschliessen. In den nach O gerade 
abgeschlossenen Seitenschiffen zweiachsige Fenster und je ein Portal; im nördlichen 
Seitenschiff die Rippen auf polygonalen Konsolen, im südlichen auf skulptierten Blatt- 
konsolen, im Chor mit skulptierten Blattkapitälen auf Dreiviertelssäulchen, im Chor- 
abschhiss in der Mitte abgebrochen. 

Über dem nördlichen Seitenportal die Inschrift vom Anfang des 16. Jh. (Bin- 
terim u. Mooren, E. K. I, S. i95. — Niederrhein. Volksbote i85o, Nr. 36. — Ann. 
h. V. N. XI, S. i57, Anm.4): 

OLIM SUNT OSSA BEENHORST OCCISAQUE FOSSA, 

NAM TUNC PRAVORUM FUERAT SPELUNCA LATRONUM, 

SIC SUMPSIT NOMEN EX OSSIBUS HIS SIBI BEENEN. 

ANNO NONGENTO BEENEN ECCLESIAM FESTO LAMBERTI DEDICASSE MEMENTO 

(9oo, i7. September). 
Über dem südlichen Portal die Inschrift: int iaer ons heren mv^xiv ambrosii 
(i5i4, 4. April). 

Barocker unschöner Hochaltar mit handwerkmässiger Wiederholung des 
jRu^ensschen Bildes: Christus zwischen den Schachern, im Museum zu Antwerpen. 
Im Aufsatz Auferstehung. 

Taufstein, achtseitiges schlichtes Becken auf vierseitigem Untersatz, ohne 
Plinthe, i5.Jh. 



BISLICH. 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschiebte 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Johannis bapt). 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 28 Urk. vom J. i4oo ab. — Einkünfle- 
verzeichnis von i429 an. — Liber parochialis ecclesiae s. Johannis bapt. Bislicensis 
i642. — Visitationsprotokolle von i7i6 ab. 

Die Kirche wird zwischen 11 87 und ii9i zuerst genannt (Düsseldorf, Staats- 
archiv, Urk. Fürstenberg 5). Der Grundstock des Baues stammt aus dieser Zeit. Der 
Turm wurde i47i errichtet (v. DoRXHsche Inschriftensammlung auf der Fahnen- 
burg BL 99"). Nach der Zerstörung bei der Rheinüberschwemmung im J. 1688 (Visi- 
tationsprotokoll von i7i6 im Pfarrarchiv: A. 1688 per inundantiam Rheni funditus 



i4 



BRUCKHEES 



l5 



eversa et profanata, modo autem per industriam meam ad multo nitidior praestan- 
tiorque reaedificata) zum Teil erneuert. Gründlich restauriert im J. i885 durch Bau- 
meister Hanemann in Münster. 

Dreischiffiger Tuffbau, im Lichten 35,5m lang, 1 5,2 5 m breit, das Chor 7,4om 
breit Die ganze Anlage verrät die dreischiffige romanische Pfeilerbasilika des 12. Jh. 
Jedem Mittelschiffgewölbe entsprechen jetzt zwei Seitenschiffgewölbe. Das Mittelschiff 
war aber ursprünglich mit einer grossen, niedrigen, aus Tuff aufgeführten Tonne ein- 
gedeckt, die erst i885 abgebrochen ward. Die Pfeiler haben Vorlagen erhalten, in 
den Seitenschiffen ruhen die Rippen der hier nicht durch Gurte getrennten Gewölbe 
auf Konsolen. Die Scheidemauem sind nur durch Horizontallisenen und Rundfenster 
gegliedert Das Chor entstammt ganz dem i5.Jh., die Fenster sind zweiachsig, die 
Rippen ruhen auf 2,5 o m langen mit Masken abschliessenden Diensten. Nur die 
Aussenmauer zeigt am Chorhaus noch den vorgekragten Rundbogenfries. Der drei- 
stöckige Turm, an dessen Südseite ein neues achtseitiges Treppentürmchen angebaut 
worden, besteht wie die Westfa^ade aus Backstein. 

Hochaltar, vortrefflich geschnitzter modemer hölzerner Schnitzaltar von Langen- 
berg in Goch, mit künstlerisch bedeutendem Aufbau. 

Sakramentshäuschen von Sandstein, spätgothisch, vom Ende des i5. Jh., am 
Fusse das gut durchgeführte Relief der Auferstehung. Der Schrank ist einfach von 
Stabwerk umgeben. Der sehr hohe Aufsatz erhebt sich in drei Etagen, gekrönt durch 
eine Fiale mit einem Pelikan. 

In der Turmvorhalle eingemauert zwei Weih Wasserbecken des i5.Jh., das 
eine mit gothischer Ornamentik, das andere mit dem Schweisstuch der h. Veronika. 

Anbetung der Könige, interessantes deutsches Gemälde des 16. Jh., mit 
weitgedehntem Hintergrund. 

Guter kupferner Kronleuchter des 16. Jh., gekrönt durch einen Goliath mit 
Schwert und Schild, unten mit Löwenkopf und Ring. 

Kupferner Lavabokessel des 16. Jh., mit Köpfen an den Ausflussröhren. 

Kasel mit alten Stäben um i5oo (beschnitten), in Plattstich und Lasurmanier, 
die Figuren appliziert: Madonna, Petrus, Paulus, Jakobus, Ursula, Petrus, Johannes. 

Glocken. Die erste von i458 mit der Inschrift: katerin a ys myn naem, 

MYN GHELUYT SY GODE BEQUAEM. MCCCCLVIII. 

Die zweite i777 von Herman Spicker gegossen. 

In der v. Dorth sehen Inschriftensammlung Bl. 112 sind eine grosse Zahl von 
Epitaphien aufgeführt. 

Im PFARRHAUSE: Porträt des: Adolphus victoriosus I. dux Cliviae, fun- 
davit Cartusiam prope Wesaliam, regnavit a. 54. ob. i448. Brustbild mit Schwert in 
geschnitztem Rahmen, Kopie des i7.Jh. nach Original des i5.Jh. 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Beschreibung 



Hochaltar 



Sakraments- 
häuschen 



Weihwasser- 
becken 

Gemälde 



Kronleuchter 

Lavabokessel 
Kasel 

Glocken 



Epitaphien 



Gemälde 



BRUCKHEES. 



RÖMISCH E FUNDE. Eine Urne mit Bronzespirale. Vgl. Reuvens, Leemans 
en Janssen, Romeinsche, Germaansche of Gallische oudheden p. i3. — Schneider 
i. d. Ann. h. V. N. VI, S. 88. 

HAUS BRUCKHEES, wahrscheinlich an der Stelle der zwischen 82? und 
838 erwähnten villa Hese iuxta Embrica sita gelegen (Sloet, Oork. Nr. 28. — Re- 



Römische 
Funde 



Haus 
Bruckhees 

Geschichte 



i5 



KREIS REES 



gistram libri praej>ositurae maioris ecciesiae Traiectensis p. 7S), schon i336 (Dederich 
S. 62) im Besitz des Geschlechtes de Bniychese erwähnt, i4i7 im Besitz des Junker 
Wilhelm von der Leck, darnach in den Händen der Herren van Elss und der Familie 
Rickers, seit 1 7oa von Rickers, ein rittennässiges Gut mit adeligen Freiheiten (Dederich 
S. 354). Der jetzige Besitzer ist Baron Thooft. 

Das erhaltene Haus ein einfacher zwebtöckiger Backsteinbau vom J. 1680, Ober 
der Thür die Wappen der Familie Rickers (vor ihrer Nobüitierung), an den Haus- 
ecken auf den Hinterpranken hockende Löwen als Schildhalter, an der Fa^^ade sechs 
durchlaufende Pilaster mit einfachen Kämpfern. An der Rückseite ein schlankes vier- 
stöckiges Treppentürmchen. 

Im oberen Saal sechzehn Gemälde aus der i. H. des 18. Jh., Brustbilder, zum 
Teil vortreffliche Stücke, Porträts üppiger und stolzer Herren und Damen aus der 
Familie von Rickers. 



BRÜNEN. 




Fi(. 3. DrOnen. 



■EVANGELISCHE PFARR- 
KIRCHE. TiBus. Gründungsge- 
schichte S. 2i3, ioo4, 1028. — Kle- 
visches Heberegister; Ann. h. V. N. 
XXXI, S, i33. — V. Reckling- 
hausen, Ref. -Gesch. III, S. io3. — 
E. Demmer, Gesch. der Reforma- 
tion S. i5S5. 

Zuerst genannt im J. i27i:Suether 
von Ringenbei^ schenkt das Patro- 
nat der Pfarrkirche dem Frauen- 
klostcr zu Wesel (Lacomblet, U B. 
II, Nr. 6o9. — Bestätigungsurk. bei 
WiLMANS, U B. III, Nr. 888, 106S). 
Der Patron der Kirche war der h. 
Petrus, nur eine unverbürgte Ober- 
lieferung nennt den h. Lindger als 
Gründer und Patron (TiBUS S. 1029). 
Brünen gehörte von Anfang an zum 
Bistum Münster (Tibus S. 2 i3) und 
zum Amte Bochoil, der langjährige 
Streit zwischen Münster und Kleve 
ward iS72 so entschieden, dass 
Brünen zum Territorium von Kleve 
kommen, aber der geistlichen Juris- 
diktion Münsters unterstehen solle 
(Lacomblet, ÜB. IV, Nr. 575). Der 
Turm und das nördliche Seitenschiff 
gehören dem i3.Jh. an, das Lang- 
haus ward inschriftlich i478 erbaut 
Seit 1S80 reformiert. 



DIERSFORDT 



l7 



Zweischifliger Bau, 26,20 m lang, ii,3om breit. Evangei. 

Der in drei Stockwerken sich erhebende Westturm ist in Tuff aufgeführt mit Beschreibung 
Gusswerkkem und zeigt über einem schmalen Ziegelbande eine neue niedrige Pyra- Äusseres 
midenhaube. In den beiden oberen Geschossen je drei rundbogige Blenden, im 
obersten ein verwittertes Doppelfenster mit zwei gekuppelten Säulchen; im unteren 
ein im Kleeblattbogen geschlossenes Portal (Fig. 2), in rotem Sandstein erneuert, mit 
Ecksäulchen, romzinischen Kapitalen und Rundstab, darunter die rundbogige Thür- 
Öffnung, zur Seite zwei schlichte Blenden. Wendeltreppe in der Mauerstärke. 

Langhaus und Seitenschiff sind gleichfalls von Tuff aufgeführt, am Seitenschiff 
die Streben einmal, am Chor zweimal abgetreppt, mächtiges Sockelgesims und Hori- 
zontallisene, die Sakristei später in Backstein angebaut. Über dem südlichen Seiten- 
portal am Langschiff die Inschrift: anno domini i478. 

Im Inneren ist die Turmhalle durch ein Gratgewölbe geschlossen, der Bogen inneres 
nach dem Langhaus zeigt romanische Kämpfer. Nach dem nördlichen Seitenschiff 
zu zwei Rundsäulen und zwei Halbsäulen mit runder Basis und rundem Kapital. Im 
Seitenschiff die Rippen auf Diensten, die an der Horizontallisene aufsetzten, die unter 
den (ursprünglichen) Fenstern hinlief Auf den Säulenkapitälen nach dem Mittelschiff 
ein alter Dienst mit je einem durch einen Kopf oder einen Löwen gebildeten Kapital 
(Fig. 3). An der Südseite des Mittelschiffes die Dienste mit polygonalem Kapital über 
den Sohlbänken absetzend. Auf einem der Kapitale zwei Männchen mit einer Keule. 

Glocke von i472 mit guter spätgothischer Kante und der Inschrift: sanctus 

PETRUS VOCOR. ANNO DOMINI MCCCCLXXII. DUM TRAHOR, AUDITE. VOCO VOS AD 
GAUDIA VITE. DEFUNCTOS PLANGO. VIVOS VOCO. FULGURA FRANGO. JOHAN VAN 
DORPMUNDE GOIT MICH. 



Glocke 



DIERSFORDT. 



RÖMISCHE FUNDE. Schneider, Kr. Rees S. 67. In der Nähe sind zwei 
römische Warten nachgewiesen, die eine südlich vom Hofe Schoikamp am Rande 
des Diersfordter Busches, der Mittelhügel nur 4 m im Durchmesser, der Graben i m 
breit, mit kreisförmigem Wall, 4o Schritt im Umfang; die andere nach Fluiren (am 
Krähenberg, Flur 24) zu in Gestalt eines natürlichen kegelförmigen Hügels, der Hügel 
9 m im Durchmesser, der Graben i,5 m breit. In der Fluirener Haide wurden rö- 
mische Münzen entdeckt (Bird, Niederrhein S. 67. — Fiedler, Gesch. und Alter- 
tümer S. i69). In Fluiren selbst ist die Burg Lippermünd anzunehmen — vor der 
Veränderung des Stromlaufes zwischen i53o und i59o lag hier die Mündung — , wahr- 
scheinlich schon ein römisches Kastell, als Brückenkopf und Vorwerk für Castra vetera 
errichtet (Bird S. 38). Fundamente wurden daselbst noch i75o entdeckt (vgl. auch 
Mooren, Altertümliche Merkwürdigkeiten der Stadt Xanten I, S. 63. — v. Veith, 
Vetera castra S. i4. — Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. 75. — Fiedler, Beitr. zur 
Geschichte Wesels S. 2). 

Am Westende des Diersfordter Busches, der Kuphaide gegenüber, wurde schon 
1801 und 1802 eine bedeutende Anzahl von Kannen und Urnen gefunden (Bird 
S. 43). Die Heerstrasse, die von Bislich über Peddenberg nach Schermbeck führt, ist 
jenseits Diersfordt in der sandigen Haide mit den drei Wällen noch deutlich sichtbar 
(Schneider, Neue Beiträge XI, S. 8). 

2 

i7 



Römische 
Funde 



Lippermünd 



l8 KREIS SEES 

Von der von Mehr kommenden Grenzwehr sind die Reste von Wällen noch 
ungefähr 200 m südhch der Bergefordt und etwa loom südöstlich von der Dryen- 
kathe und südlich des Schoikamphofes sichtbar. Der mittlere Wall ist 4o m (so) breit, 
die seitlichen Gräben 12 ra breit und i — 2 m tief, von dem Eisgraben bis zur alten 
Heerstrasse mit je zwei Reihen von Eichenstümpfen besetzt. Femer sind westlich 
des Heerenberg-Denkmales dicht an der Chaussee drei Walle von je 5 m Breite und 
vier Gräben mit flachen Escarpen von je 3 m Breite erkenntlich. 

Die Rftmerstrasse von Bislich her (Schneider S. 44. — Ders., Heer- u. Handels- 
wege VIII, S. I. — C. V. MüFFLiNG, Über die Römerstrassen S. 27), der ,Hooge Weg', 
ist jetzt ausgebaut, setzt sich neben der erwähnten Grenzwehr am Veen nach Fluiren 
fort und läuft nach der Grenzwehr am Isselerbruch, die sie bei Huvermannshof er- 
reicht. Die Strasse von Lippmannshof her (Schneider S. 47) ist bei Vonschenhof 
und bei Schoikampshof noch sichtbar, durchschneidet die Wesel -Reeser Chaussee auf 
der Ellerschen Haide und führt weiter auf Hamminkeln zu. 



SCHLOSS. Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv zu Köln: Museum Alfte- 
rianum LXVI, foi. iS3. 

Das Schloss wird im i4.Jh. als adeliges Haus genannt. Hilla, die Tochter des 
Ritters Dirk von Hessen, brachte es an Adolf von Wylach, der es i4oi von Graf 
Dietrich von der Mark nach dem Tode Stevens von der Kemnaden (BiRD, Bedeut- 
samkeit der Gegend des Niederrheins S. 37) zu Lehen empfing. Diesem folgte i443 
sein Sohn Dierck, i498 Adolf, dann wieder ein Dietrich, Adolf und Dietrich von Wilich 
und Diersfordt. Des letzteren Tochter Johanna brachte das Schloss dem Elbert von 
Palant auf Selem zu. Ihre Tochter Johanna heiratete Johann Hermann Herrn von 
Wilich und brachte so Diersfordt und Selem zurück an Dirk von Wilich. Johann 
Hermann starb 1680, sein Nachfolger war Dietrich, dessen Nachfolger wieder Dietrich 
von Wilich, der es bei seinem Tode i73i seiner Tochter hinterliess, die i746 Wilhelm 
Helmer von Grapendorp heiratete. In der 2. H. des 18. Jh. wurde das Schloss, das 
wie Bellinghoven, Groin, Empel, Hueth und die Schlösser südlich der Lippe unter 
dem Admiral Franz Mendoza im J. i598 durch die Spanier ganzlich ausgeraubt 
(J. D. V. Steinen, Westph. Geschichte, Lemgo i7iS, I, S. 543. — Berg. Zs. XXIV, 
S. 23) und zum zweiten Male am 23. Okt. i6zi erstürmt worden war (Düsseldorf, 



DIERSFORDT 



l9 



Staatsarchiv, Cod. A. So, vol. VII, Bl. ii5b), im Äusseren und Inneren von Alexander Schios« 
Hermann von Wilich umgebaut. Im J. i83i ging das Schloss von den Wilich an 
den Grafen Anton von Stolberg über. Jetziger Besitzer Graf Friedrich zu Stolberg- 
Wemigerode. 

Das Schloss liegt mitten im alten Rhein auf einem erhöhten Terrain, das mit Be«chreibung 
doppelten, 20 m breiten durch einen Zwischenraum von 35 m getrennten Gräben um- 
geben ist Die Wirtschaftsgebäude liegen ihm getrennt gegenüber, ursprünglich, wie 
im Haag und in Wissen (Kunstdenkmäler d. Kr. Geldern S. 28, io5), eine eigene 
Vorburg. Erhalten ist von dem alten Bau nur ein dreistöckiges Backsteingebäude des 
i5. Jh. mit vorstehenden Giebeln, bestehend aus zwei grösseren und einem schmäleren 
und niedrigeren Stockwerk. An der dem Graben zugekehrten Ausserimauer eine Reihe 
weit vorstehender Träger, auf denen ursprünglich ein hölzerner Wehrgang aufsass. 
Das Herrenhaus war ursprünglich ein fast quadratischer Bau mit drei Türmen. Bei 
der Erneuerung im 18. Jh. wurde der ganze südliche Teil angefügt, der Turm dem 
nördlichen entsprechend dreistöckig errichtet, aber nicht eingebimden, nach den 
Gräben zu ein breiter Balkon. Der Mittelbau ist zweistöckig mit fünf Fenstern Front, 
die Türme haben niedrige geschweifte Hauben erhalten. Die alte Gestalt zeigen 
zwei im Schloss befindliche Gemälde des i7. u. 18. Jh., das eine mit Gärten und 
weiter Umgebung. 

Die im Hof freigelegene Kapelle ist ein interessanter Rokokobau aus Back- Kapelle 
stein mit Haustein von i775. Der Fa^ade, die sich über dem hohen Sockelgesims auf- 
baut, tritt ein Risalit mit zwei Halbsäulen vor, die den mit Metopen und Triglyphen 
gegliederten Architrav tragen. Vierseitiges Türmchen mit gewölbtem Dach und rüben- 
förmiger Spitze. Der Aufbau zur Seite noch mit barocken Voluten. Über dem Portal 
die Inschrift: Alexander Hermann Reichsfreiherr von wylich, herr von diers- 

FORT, SEHLEM, WYLACK, BIESENHORST, ERBHOFMEISTER DES HERTZOGTUMS CLEVE, 
DROST ZU ISERLOHN UND ALTENA, COADJUTOR DES DEUTSCHEN ORDENS ZU UTRECHT, 
DES JOHANNITER ORDENS RITTER, ERBAUTTE DIESE KIRCHE ZUR EHRE GOTTES MDCCLXXV. 

Vgl. V. Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 2i7. 

Das Schloss ist von prachtvollen Waldungen umgeben, von den alten Park- Umgebung 
anlagen sind noch die herrlichen Alleen erhalten. Die Lindenallee vor dem Schlosse 
ist mindestens i5o Jahre alt, die Rosenallee besteht aus 1802 Buchen, die Veenallee, 
deren Buchen i53 Ringe zählten, musste leider i883 geschlagen werden. 

Im Inneren eine Reihe von Zimmern und Sälen mit Stuckdecken und Stuck- Einrichtung 
leisten des 18. Jh., mit der ganzen steifen Magerkeit des deutschen Rokoko und 
beginnenden Klassizismus ausgestattet. Die Wände eines nach N gelegenen zwei- 
fenstrigen Zimmers sind mit grau in grau gemalten Leinwandgemälden bedeckt, die 
Geschichte von Eros und Psyche darstellend, vortreffliche Arbeiten unter französi- 
schem Einflüsse aus der Schule Davids — die liebliche und reizvolle Schönheit der 
Formen tritt bei dem Mangel aller Farbe nur noch mehr hervor. Ein links vom Ein- 
gang gelegenes Wohnzimmer mit mythologischen Einzelfiguren auf farbigem Grunde. 
Die übrigen Räume sind nur mit schmalen Leisten verziert. 

Das Schloss enthält eine ganze Sammlung von Porträts des i7. u. 18. Jh., zum Gemälde 
grössten Teil Bildnissen derer von Wylich, ziemlich gleich grossen Brustbildern. Als 
besonders wertvoll zu nennen die Porträts des i759 verstorbenen Generalfeldmarschalls 
Christoph Wilhelm von Kalckstein, der Elisabet Helene Brandtin von Lindau, geb. Gans 
von Putlitz, i675 — i72i, und der Christophora Eva Lucretia von Kalckstein, geb. 
Brandtin von Lindau, i7oo — 1729, die beiden letzteren i722 von Antoine Pesne gemalt. 

i9 



20 



KREIS REES 



DORNICK. 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Beschreibung; 



Tabernakel 



Taufstein 



Skulpturen 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. JoH. Bapt). 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 3o Urk. vom J. i4oo an, Heberegister. 
— Im Stiftsarchiv zu Xanten: Visitationsprotokolle von i754 (Reg. IV, c). 

Der Ort wird zwischen 1188 und ii9i zuerst erwähnt (Sloet, Oork. Nr. 372, 
429), die Kirche zuerst i332 (Ann. h. V. N. LH, S. i46; vgl. Binterim u. Mooren, 
E. K. I, S. 2 55; II, S. 5; Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Emmerich, S. Martin 37o), 
doch bestand schon im i3.Jh. ein Bau, von dem noch der Unterbau des Turmes 
erhalten ist. Im i5.Jh. ein Langhaus angebaut, i59o wurde dieses durch die Staatischen 
verbrannt, nur der Chor blieb stehen (Notiz des Lehrers JOH. Schaüstein vom J. i784 
im Pfarrarchiv). Im i7.Jh. wurde dafür 'ein mächtiges weitausladendes Querschiff ein- 
gefügt, dem der Turm direkt vortritt. 

Kreuzförmiger Bau, i9,8o m lang, der Chor 6,22 m breit, das Querschiff i8,65 m, 
die Turmhalle 4,68 m. 

Der dreistöckige Backsteinturm hat einen neuen Mantel erhalten. Die unteren 
beiden Geschosse gehören noch dem romanischen Bau an und sind durch Vertikal- 
lisenen und Rundbogenfries gegliedert, im zweiten Stock vermauerte romanische 
Doppelfenster mit Sandsteinsäule. An der Südseite ein aus fünf Seiten des regel- 
mässigen Achtecks konstruierter Treppenturm angebaut. 

Der Chor gehört dem gothischen Bau des i5. Jh. an, er enthält einachsige 
Fenster, seine Rippen ruhen mit Blattkapitälen auf durchgeführten Diensten. Das 
flachgedeckte Kreuzschiff ist innen durch einfache Blenden belebt, nach N und S je 
ein grosses spitzbogiges Fenster. 

Tabernakel in Gestalt eines schlichten Wandschrankes mit einfacher Stab- 
werkgliederung, 2. H. des i5.Jh. 

Taufstein (Abb! aus'm Weerth, Kd. Taf. IV, 8. — Ann. h. V. N. III, S. 45), 
1,8 m hoch, von Sandstein, 2. H. des i5. Jh., achtseitiger Schaft mit einfachen Blenden 
auf quadratischer Plinthe, an vier korrespondierenden Seiten des achtseitigen Beckens 
in Basreliefs die Erschaffung der Eva, Beschneidung, Taufe Christi, Kreuzigung, an 
den übrigen mit Vierpässen verziert. Die unteren Seiten des Beckens mit reichem 
Masswerk verziert. Eng verwandt dem Taufstein in Ginderich (Kunstdenkmäler d. Kr. 
Moers S. 21), aber sauberer in der Ausführung. 

Madonna, 1,20 m hoch, um i49o — i5oo, bedeutendes Werk aus der Schule 
von Emmerich, neu polychromiert, ursprünglich Leuchterfigur, auf Kopf mit Halb- 
mond stehend. Der zierliche Kopf setzt scharf gegen den Hals ab, der Oberkörper 
ist überschlank, zart, biegsam, weich, durch das grosse in etwas gebrochenen Parallel- 
falten herabsinkende Gewand trefflich durchmodelliert, mit den zierlichen und doch 
runden, etwas gespreizten Fingern hält sie das nackte Kind mit der Traube. 

S. Anna selbdritt, derbe, kräftig ausgeführte Gruppe um iSoo, ähnlich der 
im Münster zu Emmerich (s. u.). 

S. Ludgerus, steife Einzelfigur aus der 2. H. des i5. Jh. mit energischen Zügen, 
mit Stab und Kirchenmodell. 

S. Agnes und S. Antonius, neu polychromierte Holzfiguren um i52o, beide 
knieend und anbetend, ursprünglich zur Seite einer Mittelfigur aufgestellt. 



20 



DREVENACK 2 1 

Glocken: I. JOHANNIS IS min NAEM, min GELUEIT IS VOER GODT BEQUAEM. ICmhol. 
DEN LEVENDIGEN ROEP ICK, DIE DOEDEN OVERLUEI (so) ICK l544. GlLkln 

2. JOSEPHUS, DONATUS. ALEXIUS PETIT ME FECIT A. l782. 

3. MARIA ELISABETHA. ALEXIUS PETIT ME FECIT A. l783. 

HAUS WENGE (Dederich, Annalen Emmerichs S. 35i) lag ehemals an der Haus Wenge 
Mündung des alten Rheins in den Hauptstrom, im Besitz derer von Wischel, von 
Wylack, von der Recke, im J. 1606 noch bewohnt (Urk. im Pfarrarchiv), im i7.Jh. 
vom Rhein weggespült. 

DREVENACK. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Über die Steeger Römi.che u. 

_, 1 r 1 Germanische 

Burgwart vgl. unter Schermbeck. Die grosse äusserste ältere Grenzwehr führt von AnUgen 
Loikum über Huvermannshof nach Peddenbei^ nördlich von Drevenack (Schneider, 
Kr. Rees S. 32). Sie ist am besten erkennbar nördlich der Landstrasse nach Pedden- 
berg am Südrand der schwarzen Haide (der Weg führt kurz hinter Buddendick, süd- 
lich der Strasse und Haus Klotz, im rechten Winkel nach N ab). Über die Gestalt 
der Landwehr vgl. ausführlich unter Loikum. Karten bei Schneider a. a. O. und bei 
V. Veith i. d. B. J. LXXXIV, Taf. i. Ausserdem angegeben auf der Charte des 
Herzogthiuns Cleve von F. L. Güssefeld, Nürnberg! 777. 

Ausserdem lief von Obrighoven auf Drevenack zu ein Arm einer weiteren Grenz- 
wehr, deren Ansatz an jene erstere nicht nachweisbar, die aber in der Aufnahme der 
Obrighovener Landwehren vom J. i735 (Wesel, Stadtarchiv, caps. 35i, Nr. 5) deutlich 
mit vier und fünf Gräben eingezeichnet ist. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Schon I29i unter den Besitzungen Evangei. 
des Johanneshospitals zu Wesel en^ähnt (Lacomblet, U B. II, Nr. 9i4), noch i38o Geschichte 
als capella genannt (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 267), erst im i5. Jh. als ecclesia 
(ebenda II, S. 18), Mutterkirche von Neuschermbeck und Tochterkirche von Spellen ^ 

(TiBUS, Gründungsgeschichte S. 224), ursprünglich dem h. Sebastian geweiht. 

Zweischiffiger Backsteinbau des iS.Jh., 2i,9om lang, 11,2 5 m breit (das östliche Beschreibung 
Joch des niedrigeren nördlichen Seitenschiffes vom J. i85i), zwei vierseitige Pfeiler 
mit abgefassten Kanten, die Rippen auf Maskenkonsolen ruhend. Der dreistöckige aus 
unregelmässigen Grauwackebruchsteinen aufgeführte Westturm stammt noch aus dem 
i3.Jh., im Oberstock ein romanisches Doppelfenster mit Mittelsäule und Würfel kapital. 

Glocken. Die erste von i52o mit der Inschrift: anno domini mcccccxx. Glocken 

SANCTUS JOHANNES. SANCTE- SEBASTIANE, TUIS FAMULIS PETE DONA SALUTIS ET TEM- 
PESTATIS PROFUGE SATHANICAS. WOLTERUS WESTERHUIS ME FECIT. 

Die zweite mit der Inschrift: in honorem et gloriam dei et ecclesiae usum 

CONFICI FECERUNT THOMAS METMAN INVARIATAE AUGUSTANAE CONFESSIONIS PASTOR. 
ANNO 1623 JOSEPH JULLIEN ME FECIT. BERNT KOLCKMAN KERCKMESTER. EVERHARD 
SCHULT ZU LOOSEN, HERMAN THO LUIL, JOHAN SCHOL, BERNDT MOLLMAN, PROVISOREN. 

Zwei frühmittelalterliche Memoriensteine des 9. — 10. Jh.; eingemauert (Ann. Memonensteine 

h. V. N. IV, S. 264): 

' -f im iD 

SEPTEMBRIS 

e ADAiELIT 

LAICA 

(quarta idus Septembris obiit Adahelit laica). 

21 



2 2 KREIS REES 



Evmigel. ini KAL. MART e 

Pfarrkirche 



GERSWIDT LAIC 
^ ANIMA EIUS 

SIT IN PACE AM. 

(quarta Kai. Martii obiit Gerswidt laica, änima eius sit in pace. Amen. Nicht A ß)- 

Schio.« SCHLOSS. Ann. h. V. N. XXXI, S. i32. Das castellum de Dravewinkel wird 

unter den Lehen genannt, die Kleve von Köln hielt (zwischen i3ii und i3i4), es 
wird zuerst 12? 7 (Urk. i. d. Farragines des Gelenius VIII, fol. 459, Köln, Stadtarchiv) 
und 1284 (Lacomblet, Archiv IV, S. 387) erwähnt. Reste nicht vorhanden. 



EMMERICH. 

Littemtur Teschenmacher, Ann. p. i4S. — Hopp, Kurtze Beschreibung S. 95. — M. 

Merian, Topographia Westphaliae p. 25. — Blaeu, Theatrum urbium Belgiae regiae 
II. — Abraham Säur, Stätte- Buch p. 45o. — M. Z. van Boxhorn, Theatr. Holland, 
p. 333. — E. Wassenberg, Embrica, sive urbis Embricensis descriptio, Kleve i667, 
Ausgabe mit und ohne Karte. — Ders., E panegyricis et prosphoneticis miscellanea, 
S. P. Q. Embricensi dedicata, Brüssel i649. — Menso Alting, Notitia Gennaniae 
inferioris, Amsterdam i7oi, II, p. 48. — Jurata pacta et contractus super advocatia 
et protectione capituli et civitatis Embricensis, o. J., nach i6o9 (erhalten i. d. Farra- 
gines des Gelenius XX, fol. 573, Köln, Stadtarchiv). — Het juichende Emmerik over 
den herstelden vrede, gesloten te Hubertsburg in Saxen, Amsterdam i763. — A. van 
Slichtenhorst, XIV boeken van de Geldersse geschiedenissen, Amheim i654, p. 356, 
420. — Andries Schoemaker, Körte Beschrijving van het Graafschap en Hertogdom 
Kleef. Met de Afbelding der meeste Steden van dat Hertogdom, i728 mit Abb. — 
Reize längs den Neder-Rhijn over het Loo . . ., Keulen, Dusseldorp tot Bon, Kampen 
i785, p. 45. — Matth. Brouerius van Nidek en Jsaac le Long, Kabinet van 
Nederlandsche oudheden VI, p. 29i. — Fran^gis Halma u. Matth. Brouerius 
VAN Nidek, Tooneel der verenigde Nederlanden en onderhorige Landschappen, 
Leeuwarden i725, I, p. 281. — Franc. Xav. Merbeck, Emmerik, Emmerich 1824 
(Übersetzung von Wassenberg mit Fortsetzung bis zum i9. Jh.). — Andreas Dede- 
rich, Annalen der Stadt Emmerich, Emmerich i867. — Verzameling van rapporten 
verbaalen en verdere stukken betreffende de doorsnydingen en werken, welken 
tusschen Emmerik en Amhem zyn aangelegd, Haag i798, 2 Bde. — A. Tibus, Der 
Gau Leomerike und das Archidiakonat von Emmerich in seiner ursprünglichen Aus- 
dehnung und kirchlichen Einrichtung, Münster 1 877. — Ders., Zur Geschichte der 
Stadt Emmerich. Eine bedeutsame alte Urkunde herausgegeben und erklärt, Münster 
1882. Dass. i. d. Nrh. G. 1881, S. i53 flf., 1882, S. 6 ff. — v. Mülmann, Statistik I, 
S. 4i4. — W. DiLLENBURGER, Geschichte des Gymnasiums zu Emmerich: Programm 
des Gymna.siums, Abt i u. 2, i846 u. i848, 3. Abt. von J. Klein i853. — Fr. Reiffen- 
BERGii e soc. Jesu presbyteri historia societatis Jesu ad Rhenum inferiorem, Köln 
i764. — Krafft, Aufzeichnungen des Schweizer Reformators Bullinger über sein 
Studium zu Emmerich und Köln i5i6 — 1522. Dazu Sybels Histor. Zs. XXIV, S. 206. 
— R. Heinrichs, Der niederrheinische Humanist und Schulmann Matthias Breden- 
bach (Rektor in Emmerich seit i533), Frankfurt a. M. i89o. — J. Koehler, Rück- 
blick auf die Entwickelung des höheren Schulwesens in Emmerich. Festschrift zur 

22 



EMMERICH 



23 



Erinnerung an die Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Gymnasiums, Emmerich 
1882. — B. Liesen, Zur Klostergeschichte Emmerichs bei Beginn des 16. Jh.: Beilage 
zum Osterprogramm des Kgl. Gymnasiums zu Emmerich i89i. — Der Name Emrica 
und nicht Embrica: Weddigens Westphäl. Magazin zur Geographie, Historie und 
Statistik III, i787, S. 285. — Dahlmann, Emmerich: L. Lerschs Niederrheinisches 
Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Poesie i843, S. i. — Jac. Schneider, Die älteste 
Geschichte von Emmerich bis zur Mitte des i3.Jh.: Ann. h. V. N. VI, S. 9i; vgl- 
XIII, S. 278; XV, S. 247. — Dederich, Zur Urgeschichte von Emmerich: 33 Artikel 
im Emmericher Bürgerblatt vom 9. Nov. i85i bis 28. Okt. 1SS2; Kreisblatt des Kreises 
Rees i85i, Nr. 92 ff. — Ders., Geschichte von Emmerich bis zur Erhebung zur Reichs- 
stadt: Emmericher Bürgerblatt i859, Nr. 102, io4; 1860, Nr. i — 5. — Ders., Über die 
Namen : Picks Ms. IV, S. 7 1 6. — Ders., Zur Topographie von Emmerich : Picks Ms. 
V, S. 243. — Ders., Die alte Herrschaft der Hekeren: Ann. h. V. N. XVI, S. 2o9. 
— Ders., Die ältesten Trümmer des Rittergeschlechts der Hekeren: Picks Ms. VII, 
S. 5oi. — Ders., Der Emmericher Goliath: Emraericher Bürgerblatt 1 863, Nr. 3, 4. — 
Ders., Der Goliath von Emmerich: Picks Ms. I, S. 281; VI, S. 182. — Ders., Die 
Gräfin von Wartenburg oder Katschen Rickers aus Emmerich: Emmericher Bürger- 
blatt i863, Nr. i9 — 21. — Ders., Emmericher Annalen von i5o8 — i5o9: Ann. h.V. N. 
XLVIII, S. 188. — Ders., Kriegsereignisse in den J. i598 u. iS99: Emmericher Bürger- 
blatt i863, Nr. 9 — 13. 

Handschrift 1. Qu. Im Stadtarchiv (inventarisiert und als Depositum dem 
Staatsarchiv zu Düsseldorf übergeben): 333 Urk. von 1233 — 1778, i4 aus dem i3., 
58 aus dem i4. Jh. Im Nachtrag (von Nr. 284 an) Urk. des Nonnenklosters Marien- 
kamp, des Jesuitenkollegs, des Kreuzherrenkonvents. 

Historische Handschr.: Privilegienbuch der Stadt, Pap. kl. fol., enthaltend 
die auf Verfassung und Gerechtsame der Stadt bezüglichen Urk. von 1233 — 1622, 
116 BL, Bl. 58 — 7o die privilegia eccl. coli. s. Martini Embricensis, die Ordnung up 
die geistlichen cloester vom 5. März i5o7; eine weistümliche Aufzeichnung: van Dycken, 
geschrieben Anfang des 16. Jh. (A. 54»). — KoUektaneen der Stadt, Pap. fol., ge- 
schrieben von Canon. Peter Rossmeulen, mit Kopien von Urk., Rechtsgewohn- 
heiten, Statuten von 1233 — 1699 (A. II). — Arnoldus Berck, De antiquitate oppidi 
Embricensis, i7.Jh. (A. 44). — Liber diversorium, Pap. fol. 352 Bl., Kopiar von Urk., 
Erlassen, Heberegistem, Steuerlisten von i377 — 161 2, dazu Aufzeichnungen über Ge- 
treidepreise und Brotgewicht (A. III), ähnliche auch A. I, fol. i3. — Copiae diver- 
sarum literarum continentium de rescriptis opidi Embricensis i438 — 1649, Pap. fol. 
(A. IV). — Bürgerbuch der Stadt mit Bürgerlisten von i427 — 1663 und vorausgeschick- 
tem Statut und Eidesformular (A. V). — Der ghevangen buek, ind helt in, wat schoide 
ind verluys die stat van Emrik ind oir burger by oren heren tot voil tyden heben 
gehadt, Urk. und Aufzeichnungen von i447 — i45o, über die der Stadt von den Landes- 
herren zugefügten Verluste, Pap. fol. 32 Bl. (A. V). — Der visscher boeck: ind helt 
in, wo die visscher tot Emrik dat water tot Emrik hörende van ailtz bevischt hebn, mit 
weistümlichen Aufzeichnungen über die Fischereigerechtsame der Stadt im Rhein und 
den Streit mit Griethausen i444 — 1449, Statuten der Fischersodalität von i499 etc. 
(A. 7). — Tolboek, Sammelband, Pap. 24 Bl. von i388 — i4o6, mit Aufzeichnungen über 
Donnerbüchsen, Gewichte, Steuern, Gerechtsame, Zollrollen etc. (A. 8). — Gildeboek 
der Schippers - Gilde von 1627 mit Statuten, Erlassen und Listen der Brüder (A. 9). 

Hansasachen (B. i — 8) von i496 an, Recesse von i5o7 an mit Abschriften 
älterer Stücke von i3o7.ab, Korrespondenzen in Hanseatischen Angelegenheiten von 



Littertl tur 



Handschriftl. 
Quellen 

Düsseldorf 



23 



24 KREIS REES 

Handschrifti. i572 — 1628. — Rentmeistcrei- und Kämmereirechnuneren von i57i an, Ratsprotokolle 

Quellen ° .. ' r 

von 1627 an, SchöfFengerichtsprotokoIle von i523 an. — Über die Akten vgl. Ilgen, 
Rhein. Archiv S. i45. Drei Urbare bei Lamprecht, Verzeichn. rhein. Urbarialien S. 4i. 
Emmerich In Emmerich selbst noch aufbewahrt: Maass- und Proportionirliche Delinea- 

tion aller unterm Richter Ampt Emrich gehörigen Bow- und Weylandereyen etc. sambt 
darin erfindtlichen Adlichen Häusern und garten, i724 vom Georaeter Theod. Bucker 
gefertigt. — Katasterkarten der Bauernschaft Huthum, i8.Jh. — Briefe der Hanse- 
städte Wesel, Köln, Lübeck an Emmerich von i569 an. 
Köln Im Stadtarchiv zu Köln: Plebiscita oppidi Embricensis vulgari lingua exposita 

et approbata (Farragines des Gelenius XI, fol. 329). 
Xanten Im Stiftsarchiv zu Xanten: Dick - Ordnungh des Fürstendoms Cleve von 

i575 (Pels V, Bl. i9). 
Ansichten und Ansichten und Pläne. 

Pläne 

1. Ansicht von Wemei HoUar (Ann. h. V. N. XXXIII, S. i73). 

2. Ansicht im Städtebuch von Braun u. Hogenberg II, pl. 34, 3o,5 xi7,7 cm. 

3. Stich bei P. Bertius, Rerum German. commentar., Amsterdam i632, III, 
p. 52 2, Ansicht vom Rhein aus, bez.: embrick, i8,9xi4cm. 

4. Gemälde im Rathause, i7.Jh. (s. u.). 

5. Stich bei M. Merian, Topographia Westphaliae p. 25, doppelseitige An- 
sicht, 3ix8,6cm, oben auf einem Band mit der Inschrift: embrica. Emmerich i 64 7. 
Darunter das Wappen. Am linken Ufer das Fort Oranien. 

6. Stich bei Merian p. 72. Ansicht vor der Befestigung, 3ixi9,6cm, bez.: 
EMBRICA. Emmerich mit Wappen. 

7. Grosser Plan bei Jo. Blaeu, Theatr. urb. Belgiae regiae, Köln i659, 
IL am Ende. 

8. Stich nach Braun u. Hogenberg, 2 1,2X27 cm, bez.: statt Emmerich 

VON GRAFF MORITZEN EINGENOMMEN UND BESETZT. Geller 1 6 14. 

9. Grosser Plan um i63o, bez. : emmeryck, quer fol. 

IG. Plan von G. C, Stich bei Wassenberg, 59x4 1,2 cm, bez. oben: stadt 
EMMERICH, rechts imd links das alte und neue Siegel. Ungenaue Aufnahme aus der 
Vogelperspektive, gegenüber Fort Oranien. 

11. Seltener Stich des i7.Jh., 1 2,5x8,8 cm, Ansicht vom Rheine, bez. oben: 
EMBRicA DECORA, im Vordergründe Ufer mit Fähre. 

12. Ansicht der Übergabe an die Franzosen am 10. Juni i672, gez. v. Beaulieu, 
gestochen von Ä le Clerc, 43 x 33 cm (Muller, Beredeneerde Beschrijving I, Nr. 2356). 

i3. Grundriss bei Lieuwe van Aitzema, Historien onses tyds beheizende saken 
van Staat en oorlogh, Amsterdam i685, I, p. 298. 

i4. — 17. Vier Stiche von A. Rademaker im Kabinet van Nederlandsche en 
Kleefsche Gudheden VI, p. 29 1, Nr. 289—292. 

18. — 21. Vier kolorierte Zeichnungen vom J. i737 von /. de Betjer im Besitz 
von Herrn Aug. Lancelle zu Emmerich: ryngesicht langens de stadt emmerik. 
ryngesicht, emmerik en de Münster kerck. de st. martinus kerck te em- 
merik. MARKT TOT EMMERIK. 

22. — 28. Acht Stiche von Paul van Liender nach J. de Beijer vom J. i74o in 
Het verheerlykt Kleefschland pl. 34 — 37. 

29. Stich des 18. Jh., i5,4xio,8cm, Ansicht vom Rhein, bez. oben auf Band 
mit: emmerick, im Vordergrund Ufer mit einzelnen Reitern. 

24 



EMUERICH aS 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. i 

Dem Steinalter gehören einige Steinwerkzeuge an, zwei Messer, das eine aus 
Feuerstein, das andere aus Serpentin, noch im Gymnasium zu Emmerich (Ann. 
h. V. N. VI, S. 86). 

Über die römischen Münzfunde vgl. Reuvens, Leemans en Janssen, Romein- 
sche, Germaansche of Gallische Oudheden in Nederland, Belgie enz. p. 26. — Fiedler, 
Geschichte und Altertümer des unteren Germaniens S. i7i. — Westphal. Magazin IX, 
S. i7o. — MiNOLA, Übersicht S. 344. — B. J. IX, S. z i,3. Angeblich auch ein Apollo- 
kopf und zwei römische Schilder hier gefunden (Guse, Kurze Beschreibung zweier 
Schilder, Dessau i784), aber zweifelhaft, vgl. Schneider i. d. Ann. h. V, N. VI, S. It4. 

Über die Römerstrasse von Emmerich nach Elten vgl. Schneider, Kr. Rees 
S. 35. Die Hauptstrasse hiess von Elten bis kurz vor Vrasselt der , Hellweg'. In 
Vrasselt ging sie rechts ab durch das Dorf und zog sich links von der Chaussee in die 



Fig. a. Emmtrich Gtuadriu der AMcguudriki 



Felder. Sie geht weiter durch den Millinger Bruch und durchschneidet bei der Prinzen- 
brücke die Landwehr. Bis nach Haldern sind alle Spuren verschwunden (vgl. dort). 

Germanische Grüber wurden in dem Nierenberg, zehn Minuten östlich von 
Emmerich, i8S4 bei Anlage des Eisen bahn da mm es abgetragen, entdeckt mit roh aus 
Erde geformten, leicht gebrannten braungraucn Urnen, nur Knochenreste enthaltend. 
Vgl. Janssen i. d. B.J. IX, S.37; XXIII, S.i73. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI, 
S. 89, ii4; i. d. B.J. XXII, S, i4o. — Ders-, Kr. Rees S. iS. Vgl, B.J. LXI, S. i7o. 

ALDEGUNDISKIRCHE. Kabinet van Nederlandsche oudheden VI, p.3oS. ^ 
— Wassenberg p. 1 53. — Merbeck p. 93. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI, 
S. iTo. — A. TiBUS, Das Alter der Kirchen zum h. Martinus und zur h. Aldegundis 
in Emmerich, Münster i87S. Dazu Ann. h. V. N. XXVIII, S. 35i. — Patrocinium 
der h. Aldegundis: Nrh, G. 1883, S. i75. 

Handschriftl. Qu. Im Kirchenarchiv: Annotatio, r. d. pastoris, officialis et 
canonici Embricensis Petri Rosmeulen de eccles. S. Aldegundis Embricae incepta 
a. i7oo die so. JulÜ. 

Die Aldegundiskirche ist die ursprüngliche Pfarrkirche von Emmerich, zugleich 
die ursprüngliche Taufkirche des Sprengeis, an ihr , residierte der Archipresbyter oder 



26 



KREIS REES 



Neubau 



Westturm 



Aidegundis- der Archidiakon, der eben ihr Pleban war und dies bis ii45 blieb. Im T- Ii45 heisst 
sie parochialis ecclesia vetus (Tibus, Zur Geschichte der Stadt Emmerich S. i4), noch 
bis in das i4. Jh. vetus ecclesia — olde kerk (Sloet, Oork. Nr. 348, 562, 629, 972. — 
Wassenberg, Embrica p. i58. — Urk. von i333 im Archiv zu Domick). Ausführlich 
Tibus, Alter der Kirchen S. 22, 39. — Ders., Gau Leomerike S. 65, 74. 

Die alte Aldegundiskirche bestand noch, durch den Brand von i439 beschädigt 
und notdürftig wiederhergestellt (Urk. vom J. i45o im Archiv zu Schloss Hueth), im 
J. i478 (Lacomblet, U B. IV, Nr. 4oi), und zwar selbständig: im J. i439 hatte der 
Pfarrer Heinrich von S. Aldegundis die Inkorporation seiner Pfarrkirche in das S. Mar- 
tinsstift für unnötig und unvorteilhaft erklärt (Emmerich, Stadtarchiv in Düsseldorf, 
Urk. Nr. 9o). Der vollständige Neubau nach einem bald erweiterten Plane erfolgte 
im J. i483 unter Herzog Johann Adolph von Kleve. Wassenberg berichtet p. i53: 
Hac vero ecclesia parochiali civica, vel incendio absumpta vel civium Embricensium 
crescente numero et monasteriorum quorundam templis decore iam surgentibus ob 
angustiam destructa, longe amplissima a. i483 . . cum artificiosa et ob altitudinem spec- 
tabili ac admirabili quadam turre sub eiusdem divae Aldegundis patrocinio exstructa 
est. Vgl. Th. Ray, Animae illustres Juliae, Cliviae p. 59. 

Der West türm, der Stolz der Stadt — ,bij den welken geen toren, van Straats- 
burg of tot den Ocean toe in hoogte te vergelijken was* sagt Merbeck — , wurde am 
2. Sept. 1 65 1 vom Blitz getroffen und brannte aus, die stehen gebliebenen Mauern 
wurden am i9. Dez. 1660 durch einen heftigen Sturmwind umgeworfen und zerstörten 
einen Teil des Schiffes, im J. 1661 wurde das Mauerwerk wiederhergestellt (Merbeck 
p. 98). Der Turm erhielt bei der gründlichen Restauration im J. i854 eine neue pyra- 
midenförmige Haube, ohne dass man die Vorbilder der erhaltenen holländischen 
Türme beachtet hätte. 

Der imponierende Turm (Fig. 6) ist aus Tuff aufgeführt und erhebt sich in zwei 
Stockwerken auf quadratischer Grundfläche, um dann in das Achteck übergeführt zu 
werden, ähnlich dem Turm der Kirche zu Apierbeck bei Horde. Im unteren Ge- 
schoss das grosse Hauptportal mit steinernem Mittelpfosten und Stabwerkeinfassimg 
(in Haustein erneut). In der Auskehlung der Gewände stehen zwei dünne Rund- 
säulchen, deren Blattkapitäle ehemals Figuren trugen. Das Portalfenster ist fünfachsig 
mit verstärktem Mittelpfosten, im Abschluss erneutes Masswerk mit Fischblasenmotiven. 
Zur Seite je eine grosse einachsige spitzbogige Blende mit ausgekehlten Gewänden. 
Auf dem Portalsturz die (erneute) Inschrift: anno domini mcccclxxxiii is dit 

WERCK angelaecht. ANNO DOMINI MDCCCLIV IS DIES WERCK DEM ALTEN GLEICH 

erneuert. Der erste Stock schliesst mit einem kleinen in Haustein erneuerten Klee- 
blattbogen fr ies ab; der zweite Stock, der drei zweiachsige Fenster mit Fischblasen- 
motiven zeigt, mit dem gleichen Fries, über dem sich aber eine aus Haustein erneute 
Gallerie mit vier Eckpfeilern und Fialen erhebt. Den Kanten des achtseitigen dritten 
Geschosses treten Dreiviertelssäulen vor, mit einem Kapital gekrönt, die einen übereck 
gestellten Halbpfeiler tragen, auf dem wiedenmi der Wasserspeier ruht. Die Wand- 
fiächen selbst werden durch einen gestelzten KJeeblattbogenfries abgeschlossen und 
durch eine grosse spitzbogige Blende eingerahmt, innerhalb derselben eine zweiachsige 
Blende mit Hausteinachsen und Masswerk, das mittlere Feld als wirkliches Licht durch- 
gebrochen. Die Krönung bildet eine achtseitige Gallerie mit acht Pfeilern und Fialen, 
die die neue achtseitige Turmhaube umgeben. Südlich ist an den Turm ein Back- 
stein treppen türmchen angebaut, das in drei Stockwerken bis zur Mitte des zweiten 
Turmgeschosses reicht 



Beschreibang 
Turm 



26 



EMMERICH 



Fig. 6. 1 



:r Aldcfundlikitc 



Das Langhaus ist aus Backstein aufgeführt. Die Pultdächer der Seitenschiffe 
setzen direkt unter dem Satleidach des Mittelschiffes auf, sind aber flacher als dieses, 
über dem Chor ein kleiner achtseitiger Dachreiter von Zinkblech. Die sieben Joche 
der Seitenschiffe zeigen nach Aussen zweiachsige Fenster mit abfallenden Sohlbänken, 
zweimal abgetreppte Strebepfeiler und Horizontallisenen. Die beiden Westjoche sind 

a7 



28 



KREIS REES 



Inneres 



Aidegundis. abgeschrägt. Die Strebepfeiler des dritten Joches von W aus sind übereck gestellt — 
ein Beweis für die spätere, ursprünglich nicht geplante Anfügung der Joche neben 
dem Turm. Nach dem ursprünglichen Plane sollte der Turm an die Stelle des jetzigen 
ersten Westjoches nach dem Turm treten, dessen Gewölbe tiefer als die der übrigen 
Mittelschiffjoche ist und anderen Grundriss zeigt. Noch ehe man aber an die Fun- 
damentierung der Ostpfeiler des ursprünglich geplanten Turmes ging, wurde der Plan 
geändert: der Westturm ward um ein Joch nach W gerückt und an die (bereits 
vollendeten) Seitenschiffe je zwei Joche mit abweichender Gewölbezeichnung angefügt 
Dies auch der Grund für die auffallend langgestreckte Form des Grundrisses. Gleich- 
zeitig mit den neuen Seitenjochen sind die Seitenchörchen und der Chor. Die ersteren 
liegen mit ihrem Dach tiefer als die Seitenschiffe : niedrige mit Schiefer verkleidete ver- 
tikale Flächen verdecken den Übergang. Die Streben sind an den Seitenchörchen 
zweimal, am Hauptchor dreimal abgetreppt. An der Südseite des Chores ist ein kleiner 
aus fünf Seiten des regelmässigen Achtecks konstruierter Treppenturm eingefügt, der 
auf das Dach führt. Die moderne Sakristei, als eigener Kapellenbau errichtet, liegt 
völlig frei an der Südseite der Kirche. 

Im Inneren (Grundriss Fig. 5) öffnet sich die durch ein Stemgewölbe mit 
grossem Mittelloch eingewölbte Turmvorhalle mit einem riesigen Spitzbogen gegen 
das Mittelschiff. Der Turm ruht auf zwei mächtigen Pfeilern, die ehemals vorhandenen 
oder nur geplanten Nord- und Südmauem fehlen. In das südliche der abgeschrägten 
Westjoche ist der kleine Treppen türm eingebaut Im Mittelschiff ruhen die Rippen 
der reichgegliederten Stern- und Netzgewölbe durchweg mit länglichen skulptierten 
Kapitalen mit zwei Reihen Blätter auf i m langen Diensten, die zur Seite der Gurte 
mit Köpfen abschliessen. Die sechs Pfeilerpaare mit niedrigen polygonalen Basen 
werden durch zwei durcheinander geschobene Rechtecke mit ausgerundeten Kanten 
gebildet. Die Arkaden sind einfach abgefasst, die Scheidemauem unbelebt In den 
Seitenschiffen, die zwei Drittel der Höhe des Mittelschiffes haben, wechseln Stem- 
gewölbe mit einfachen Kreuzgewölben. Die Rippen ruhen mit skulptierten Blattkapi- 
tälen, kleiner als die im Mittelschiff und nur mit einer Reihe Blätter versehen, auf l m 
langen Diensten mit Menschenköpfen auf Konsolen. Zweiachsige Fenster mit altem 
verschiedenen Masswerk, Horizontallisenen die Sohlbänke fortsetzend. In den beiden 
Seitenchörchen ruhen alle Rippen ohne Dienste auf Konsolen, die aus Blattkapi- 
tälen mit unten angesetztem Menschenkopf bestehen. 

Der Chor zeigt im Chorhaus zwei Stemgewölbe und im Abschluss ein fein- 
gezeichnetes Netzgewölbe. Die scharfprofilierten Rippen mit neuaufgesetzten ver- 
goldeten Rosetten setzen mit länglichen skulptierten Blattkapitälen auf Dreiviertels- 
säulchen auf, die im Chorabschluss bis zu der unter den Fenstersohlbänken sich hin- 
ziehenden Lisene herabgeführt sind, an der Seite nach i m Länge mit einer Konsole 
abschliessen, die durch die Halbfigur eines ein Spruchband haltenden Engels gebildet 
wird. Nach den beiden Seitenchörchen hin öffnen sich zwei niedrige Spitzbogen mit 
ausgerundeten Arkaden. Im Abschluss drei zweiachsige Fenster mit altem Masswerk, 
das mittlere von innen versetzt 

Die Wirkung der Kirche wird stark beeinträchtigt durch die bedeutende Auf- 
schüttung des Bodens, auf dem sie steht. Das Missverhältnis von Höhe und Länge, 
durch die ursprünglich nicht beabsichtigte Erweiterung nach W bedingt, wird dadurch 
noch verstärkt. Von monumentaler Wirkung ist nur der Westturm. 

Hochaltar, um vier Stufen erhöht, schöner Barockaltar mit gutem Abschluss. 
Das Mittelfeld flankiert von zwei gewimdenen Säulenpaaren. Gemälde der Kreuzi- 



Chor 



Hochaltar 



28 






giing, dunkles, recht gutes Werk der 2. H. des i7.Jh. Im Autsatz stehend S. Aide- t 
gundis, rechts und links je ein grosser posaunenblasender Engel in Jüngling^estalt 
Auf dem Aufsatz balancieren EDgelsßguren. 

Chorstühle. 4,9o m lang, siebensitzig auf jeder Seite ohne Rücklehne, um i4So. 
Die Armlehnen ausgeschweift wie an den Chorstühlen der Münsterkirche mit kleinen 



Fig 7 und B. EmmciKli. Ald((UDdi>kirche. S. Ainei und S. KiihiiiM Tom Meiner vaa EmmErlch. 

Säulchen und starken, durchweg durch Krabben gebildeten Knäufen. Die Miseri- 
kordien mit Tierfiguren, einzelne erneut. Die Vorderseiten der Pulte mit schlichten 
Riefelungen. Die Wangenstücke barock. 

Die Holzskulpturen der Aldegundiskirche sind von hoher Bedeutung für die 
Geschichte der Kalkar-Emmericher Bildschnitzerschule. 

39 



3o KREIS REES 

Aidegundis- S. Agncs (Fig 7), i,4o m hoch, mit langen, zur Seite des feinen zierlichen 

k i r c h c 

Köpfchens mit dem kleinen Mund, dem hohen runden Hals herabfallenden Locken, 
schmalschulteriger Figur mit kleinen Brüsten, in der zierlichen Hand ein Buch haltend. 
Der an den Schultern eng anliegende Mantel ist in einem schönen und monumen- 
talen Faltenwurf um den ganzen Unterkörper herumgelegt. Rechts neben ihr ein 
springendes Lämmchen. 

S. Katharina (Fig. 8), i,4o m hoch, das Gegenstück zur vorigen von demselben 
Meister mit schönem überaus lieblichen Antlitz, in der Linken eine Palme haltend, 
in der Rechten das Schwert mit dem Rad auf den König setzend, wie die h. Agnes 
neu polychromiert. Der leicht nach links ausgebogene Körper ist in ein langes bis 
zum Knöchel herabsinkendes Gewand gehüllt, um den Oberkörper eng, doch mit 
Längsfalten anschliessend, die Formen vortrefflich durchmodelliert. Äusserst zierliche, 
graziöse Hände. Beide Figuren sind Stücke ersten Ranges von einem ausserordent- 
lichen Liebreiz der Erscheinühg, alle Formen fliessend und geschwungen ohne irgendwie 
süsslich zu werden. 

Zwei Madonnen figuren, i,5om hoch, von einem Marienleuchter wie in 
Kaikar (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 73), Kempen (Kunstdenkmäler d. Kr. Kem- 
pen S. 74) und anderswo, zwei Halbfiguren stehend auf einem menschlichen Kopf, 
auf dem linken Arm das winzige nackte Kind und zugleich eine Traube, in der 
Rechten ein (ergänztes) Scepter haltend. Die Madonna mit kleinem spitzen Mund, 
langem Hals, hohem schmalschultrigen, kleinbrüstigen Oberkörper, sehr zierlichen 
Händen. Die beiden Figuren der hh. Agnes und Katharina bilden die Hauptwerke 
des Meisters von Emmerich, vielleicht identisch mit dem i49i genannten beldensnider 
Rahe van Eymerick (B. J. LHI, S. 62). Von demselben Meister im erzbischöflichen 
Museum zu Utrecht eine i,32 m hohe Madonnenstatuette, auf beiden Armen ein 
nacktes Kind mit einer Traube haltend (Kronleuchterhalbfigur, ganz im Stil der 
Emmericher Madonna), in der ehemaligen Sammlung August Hartel in Strassburg die 
66 und 69 cm hohen Holzfiguren der hh. Katharina und Barbara (Auktionskatalog 
Heberle i89o, Nr. 4i7 u. 4i8, Taf. 6), weiterhin die Madonna zu Hüthum (s.u.). 

Fünf 1,20 m hohe Holz figuren aus einer grösseren Serie, Albertus Magnus 
mit Buch imd Mitra, S. Christoph mit vortrefflicher Behandlung von Haar und Bart, 
Jakobus mit Muschelhut, Stab und Buch, Johannes der Evangelist und S. Sebastian, 
tüchtige aber ziemlich nüchterne Arbeiten um i5oo. 

S. Katharina, 75 cm hoch mit hoher Krone, in der Linken ein Buch, in der 
Rechten ehemals das Schwert. Unter ihren Füssen zusammengekauert ein König 
Vortreffliche Figur aus dem Ende des iS.Jh. 

S. Antonius imd ein bärtiger Heiliger mit Buch, in Flammen stehend (ganz 
ähnliche Skulpturen in Harlem, bischöfliches Museum Nr. 77), tüchtige Skulpturen 
vom Anfang des iS.Jh. 

Pieta, 65 cm hoch, Anfang des 16. Jh., neu polychromiert, hart, die Mutter 
den dürren Leichnam des Sohnes auf den Knieen haltend und sein Haupt mit der 
rechten Hand stützend. 

S. Anna, die neben ihr sitzende kleinere Maria aus einem Buche lesen lehrend, 
steife 9o cm hohe Holzgruppe um 1 5oo. 

Kruzifixus, 9o cm hoch, i7. Jh., aus braunem Holz, der straffe sehnige Körper 
in seiner pathetischen Haltung sehr sorgfältig durchgeführt. 

Christus triumphans, barocke Figur, neu übermalt, in der Linken das Kreuz, 
die Rechte erhebend, mit kühn freiflattemdem Mantelzipfel. 

3o 



EMMERICH 



3l 



Kopie der Kreuzabnahme Christi von Rubens in wirklicher Grösse. 

Gemälde: Joseph und Maria auf Holz, lebensgrosse Figuren, sehr verblichen, 
2. H. des i7.Jh., vlämisch. 

Gemälde der Anbetung der Hirten mit in den Wolken schwebenden Engeln. 
Tüchtiges ehemaliges Altarblatt in lebensgrossen Figuren, i7.Jh. 

Gemälde der Himmelfahrt Maria, i7. Jh., vlämisch, beschädigt. Unten die 
Jünger um das Grab versammelt, oben Maria von Engeln getragen emporschwebend. 

Grabsteine. 28 Platten, meist aus Blaustein, als Flurbelag in der Turmhalle 
imd im Langhaus, meist völlig ausgetreten und unleserlich. Erkennbare Inschriften: 

1 . IND lAER ONS HEREN MCCCCXXXVI UP DEN XII. DACH IN DEN MERZE STARKE 
KATHERINA VAN RISVVICK. BID VOER SE. (l436, 12. MärZ.) 

2. A. l593 DEN 3l. MAII ||'| FICK VAN DER STEGEN ! ' j I MEISTER DER STAT 
DOESBORCH. A. 9l GARTRUIT VAN DER STRATEN SIN HUISFROW. In der Mitte: EVER- 
HARDT VAN DER STECHEN. WENDELINA SOEREN SEIN HUISFROW OP DACH PONTIANII 

(i9. November) anno i599. elisbet bruins. 

3. JACOBUS INGEN GADEM VICARIUS ECCLES. OB. l5l4 8. DEC. (DeDERICH S. 364). 

Monstranz, 82,5 cm hoch, von vergoldetem Silber, eines der grössten und 
prächtigsten Werke der klevischen Hofgoldschmiedekunst, um i5oo. Auf sechsblätte- 
rigem reichprofilierten Fuss und sechsseitigem Aufsatz mit Eckstreben, dessen einzelne 
Felder zwischen zwei durchbrochenen gothischen Fenstern je einen musizierenden 
Engel enthalten, erhebt sich der Schaft mit dem durch sechs rhombenförmige Rosetten 
verzierten Knauf Der Glascylinder ist flankiert von zwei auffällig breiten Strebe- 
systemen, aus je drei Strebepfeilern bestehend, durch Bogen und Nasen verbunden, 
links Petrus, rechts Paulus. Der sechsseitige Aufsatz ruht auf einer durch eine Balu- 
strade abgeschlossenen Platte. Den sechsseitigen Baldachin tragen sechs gänzlich frei- 
stehende Strebepfeiler. In der Mitte Christus als Weltenrichter, zwischen Maria, Jo- 
hannes dem Täufer, und zwei posaunenblasenden Engeln. Unter den Kielbögen je 
ein Engelchen, zur Seite Johannes der Evangelist und S. Katharina. In der Krönung 
die neue Statuette der h. Aldegundis. Wertvolle edelsteinbesetzte Lunula. An der 
Monstranz ehemals befestigt eine ovale Medaille mit zwei Porträts und den Inschriften : 
joanes wilhel. d. g. d. jul. clivi. et mon. Revers: antho. d. g. d. jul. cl. et 

MONT. NAT. LOT. 

Ciborium, 54 cm hoch, von vergoldetem Silber, um 1600, mit späten und sehr 
reichen Renaissanceformen. Auf dem runden Fuss drei getriebene Darstellungen: 
Jesus und die Samariterin, Isaak und Rebekka am Brunnen, Moses das Wasser aus 
dem Felsen schlagend. Auf der Kuppe in Kartouchen zwischen Fruchtstücken und 
Engelsköpfchen die entsprechenden typologischen Scenen: Abraham und die drei 
Engel bei Tisch, Abraham und Melchisedech, das Passahmahl der Juden. Auf dem 
Deckel in drei ovalen Feldern der Fall Jerichos, der Mannahregen, die grosse Wein- 
traube. Auf acht freistehenden Säulen ruhende Baldachinen, darunter doppelseitige 
Madonnenstatuette, darüber Kruzifix. Drei Marken, nur eine erkenntlich: F in ge- 
wöhnlichem spitzen Schild. 

Kelch, 20,5 cm hoch, von i5o4, auf achtseitiger Rose mit der Inschrift: 

S. QUIRINS BROEDERSCAP HEBBEN DESEN KELCK GEAUCHT (?) INT lAER ONS HEREN 
MCCCCC ENDE IUI. 

Kelch, 2 1 cm hoch, von vergoldetem Silber, Anfang des i7.Jh. 
Kelch, 21 cm hoch, auf sechsseitiger Rose, von der S. Annabruderschaft 
gestiftet. 



Aldegundis« 
kirche 

Gemälde 



Grabsteine 



Monstranz 



Ciborium 



Kelche 



3l 



32 



KREIS REES 



AldegundiS' 
kirche 

Glockea 



Münster« 
kirche 

Litteratut 



HandschrHtL 
Quellen. 

Emmerich 



Glocken. Die gröbste von i498, i,45 m hoch, umgeben von einem kleeblatt- 
besetzten Fries, die Worte getrennt durch Rosetten und stilisierte Lilien. Inschrift: 

QUANDO RENASCEBAR FUERAM VOCITATA MARIA 

UNDE MED SONITU FUGIUNT HOMINI NOCITURA 

CLERUS ED (so) SANCTA VISITAT ET LAICUS 

GERHARDUS DE WOU ME FECIT ANNO DOMINI MCCCCXCVIII. 

Die zweite von i498, i,32 m hoch, mit der Inschrift: aldegundis vocor. ma- 

TREM SEQUOR ET VOLO LAÜDES, UT POPULUS CHRISTO CONVENIENS CELEBRET. GER- 
HARDUS DE WOU ME FECIT ANNO DOMINI MCCCCXCVIII. 

Die dritte von i337 mit der Insthrift in auf Blättchen aufgesetzten Majuskeln: 

SUM NUNCUPER. B. MARIA. DEFUNCTOS PRODO, VOCO VIVOS, FULMINA PELLO, NAMQUE 
SONO PLACIDA (so). NOSTRI FECERE CONCIVES HIC FIERI ME ANNO M TER« TER'^ SEP- 
TEM SUPERADDE. 

MÜNSTERKIRCHE S. MARTIN. Wassenbergp.57. — Merbeck p.2 7. 

— Kabinet van Nederlandsche oudheden VI, p. 3oi. — Dederich S. 45. — Kölner 
Domblatt i844, S. iio. — G. Kinkel u. Pieper im Evangel. Kalender, Jahrbuch f. 
i857, Berlin i856. — V. Quast i. d. Zs. f. christl. Archäologie und Kunst II, S. i88. 

— G. Kinkel, Gesch. d. bildenden Künste S. i43, 233. — Lot2, Kunsttopographie I, 
S. i96. — Ann. h. V. N. II, S. 43. — aus'm Weerth, Kd. II, S. 3. — B. J. LIII, 
S. 46. — A. Dederich, Beitr. zur röm. deutschen Gesch. am Niederrhein. Zum Besten 
des Reparaturbaues der Münsterkirche, Emmerich i85o, S. 8i. — Sauerland, Emme- 
richer Annalen des Joh. Schölten mit Kalendarium der Emmericher Martinskirche von 
i5o8 — i5o9: Ann. h. V. N. XLVIII, S. i88. — Eyck tot Zuylichem, Kort overzigt 
van den bouwtrant der middeleeuwsche Kerken in Nederland: Berigten van het histo- 
risch gezelschap te Utrecht i849, II, p. 67, 92. — H. W. Brewer, Some churches in 
the neighbourhood ofCleves: Transactions of the Royal Institute of British architects 
new. ser. VII, i89i, p. 3o7, Grundriss Fig. i36. 

Handschriftl. Qu. Im ehemaligen Stiftsarchiv, jetzt Pfarrarchiv: Kopiar 
von 234 BL, Perg. fol. in Perg.-Bd., geschrieben Anfang des i5. Jh., fortgesetzt bis ins 
i6.Jh., der alte Teil von 1284 — i4i2, bez.: In isto libro continentur copiae litterarum 
redituum ecclesiae Embricensis. Wichtige Quelle. — Specificatio reddituum, censum et 
proventum altarium conscripta manu d. Jacobi Veboet confratris, Pap. 4^ in Perg.-Hülle, 
38 BL, Ende des iS.Jh. — Nomina eorum, qui contribuerunt pro restauratione eccle- 
siae s. Martini coUapsae a. i37o. Wichtig für die Baugeschichte, enthält die Namen 
aller Schenkgeber von i37o an, von verschiedenen Händen. Beginnt: A. MCCCLXX 
fuit haec memoria incepta. Dit zyen dyghene, dy erfenisse habben ghegheven te volst 
ter tymeringhe. — Copia libri statutorum ecclesiae coUegiatae S. Martini Embricensis, 
Pap. 4® min. in Lederband, geschr. i56o ad usum d. Conradi Harenbergh. Von 3o" 
an Abschriften von Urkunden von i4i4 ab, darnach: De stabilibus pactis et partibus 
duorum vel plurimorum canonicorum Embricensium, quia libri quidam sunt robusti 
quidam perditi et neglecti ex iniuria vel potius malignitate temporis. Sammlungen 
histor. und biograph. Notizen und liturg. Miscellen. — Copien Buich vour den aelden 
Vuirdischen Fundationen vnde Stifftongen, Pap., 4®, i6o9 durch Joh an van Vuirden 
geschrieben. — Legerboeck von Theodor Oerinck, Pastor von S. Aldegund, i678. 

— Protocollum capituli Embricensis i672 incipiens, Pap. fol. -— Kalendarisches Ver- 
zeichnis der Toten und Sterbetage, um i5oo, wertvoll für die Lokalgeschichte. — 
Kirchenrechnungen der Martinikirche, i5i4, Pap. 4®, defekt — Aktenheft, betr. den 
Versuch der Reformierten, i68o die Kirche S. Martini zu erwerben. — Niederdeutsche 



32 



EMMERICH 33 

Hs. der Dialoge des Cäsar von Heisterbach, Ende des iS.Jh. — Über drei Urbare ""/ 
vgl. Lamprecht, Verzeichnis rheinischer Urbarialien S. S. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: S82 Urk, von ii3i — i7o5, 2 aus dem 12,, f", 
i7 aus dem i3.,. 298 aus dem i4., i4i aus dem iS., 93 aus dem [6. Jh. — Kopiar 
von Urk. über die Übertragung der Jurisdiktion an den Grafen von Geldern 1 133 
(B. 12z). — - Ges. Nachrichten der Privilegien, Statuten und Disziplinen des Kapitels 
vom l4.— l9.Jh. (B, R. XXV, 1). — Ges. Nachrichten über <iie Vikaricn der Martini- 
und Aldegundiskirche (B. R. XXV, 4). — Ältere Einkünfteregister der Kirchenfabrik- 



Thesaurarie (B. R. XXV, 20). — Rechnungen des Martinikapitels i583 — [7oo (B. R. 
XXV, 47). — Register und Rechnungen in 2 Konvoluten (B. R. XXV, 46). Vgl. 
Ilgen, Rhein. Archiv S. 74. — C. A. H. Bcrkhardt, Hand- und Adressbuch der 
deutschen Archive I, S. 20. 

Im Archiv des Hoogen Raad van Adel zu 'sGravenhage: Liber memoriarum 
inter canonicos Embricenses, scriptus per me Andream Iserem, vicarium s. Michaelis 
a. i53o (VAN SPAENsche Sammlung, portefeuille Nr. 73). 

In der Bibliothek des Sir Thomas Phillips zu Cheltenham: Cod. 12244, 4'», 
iS. Jh., Fundatio fratnim Embric.-Clivorum. 

Im Stadtarchiv zu Köln: Insignia coUegiatae ecclesiae S. Martini Embricensis 
von 1233 ab (Farragines des Gelenius XI, fol. 323). 

8 
33 



34 KREIS REES 

Im Besitz des Herrn Pflaum auf der Fahnenburg bei Düsseldorf: Beschreibung 
des Chores, der Epitaphien etc. in der v. DoRTHschen Inschriftensammlung Bl. 1 59, i63. 

In der Bibliothek des Bergischen Geschichts Vereins zu Elberfeld: Copia sta- 
tutorum coli. eccl. d. Martini Embricensis von Adam Löwerman i66i, 4", 36i S. 
(Hs. 26). — Requisitiones manuum ac locationes ... in et ad curtes Asterloo et 
Emmerick i^Ta. 



Die Martinikirche ist die zweite Kirche der Sladt, sie war eine Abzweigung des 
Pfarrbezirks der S. Aldegundiskirche. Die erste Erwähnung findet sie in einer Urk. vom 
J, 1 145 {TiBtjs, Zur Geschichte von Emmerich S. 2, i5. — Nrh. G. i88i, S. iS3), in 
der Theodorich, Abt von Kamp, den durch die Nachlässigkeit des Propstes Rutger 
verschuldeten Einsturz der Kirche rügt. Es ist bezeichnend für die an Zerstönmgen 
überreiche Geschichte des Baues, dass an ihrer Spitze die Nachricht von einem Zu- 
sammenbruch steht. Die Kirche stand damals noch kein Jahrhundert: die Krypta 
stammt aus der Mitte oder der i. H. des 1 1 . Jh. und da die doppelten Seiten kapellen 
einen gemeinsamen Plan verraten, ist der ganze Ostteil in seiner ursprüngUchen An- 
lage dieser Zeit zuzuweisen (der Hochchor, eminentior locus, bestand schon ii45). 

34 



EMMERICH J5 

Die Kirche scheint nach der ruina und destractio des J. Ii45 in grösserem Umfange 
als Kreuzkirche mit zwei Westtürmen wiederhergestellt. Wassenberg p. 58 nennt sie 
pulcherrima, magnifica, amplissiina, e topho vivoque lapide in formam crucis structa, 
quatuor aequales partes exhibens, cum duabus turribus in frontispicio respicente Rhe- 
num, qui tum longius ab urbe fluxit (Ähnlich Merbeck p. 39). 

Aber schon nach wenig Jahren begann die Zerstörung. Im J. 1227 hatten die 
Bürger einen Graben mitten durch die Immunität des Kapitels und die Häuser der 
Kanonichen gezogen {Wassenberg p. 65. — Dederich S. 9o. — Ann. h. V. N. VI, 
S. loo): der Rhein brach sich stürmisch eine neue Bahn und wälzte seine Fluten 
direkt auf die Südwestecke der Kirche zu; in den Verheerungen der J. [j33 — 1237. 
ging der westliche Teil der Kreuzkirche zu Grunde, 

Schon im Laufe des i4.Jh. wurden eine Reihe Neubauten durchgeführt. Eine 
weite Ausdehnung nach W war durch den veränderten Rheinlauf für alle Zeiten ver- 
boten: die Westfaijade mit den flankierenden Türmen war verloren. Von dem Lang- 
haus ward nur ein Joch ausser der 
Vierung bewahrt und dieses mit ei- 
nem grossen Tuffgiebel nach W ab- 
geschlossen, an der Südwestecke ward 
wohl schon damals ein kunstvolles 
Krippwerk und der mächtige Eis- 
brecher erbaut. 

Am Ende des 14. Jh. erfolg- 
ten neue Zerstörungen durch den 
Rhein. Die Hs. des Stiftsarchivs 
berichtet ausführlich darüber: a, d. 
MCCCLXX, cum ecclesia Embri- 
censis in structuris et edificiis pate- 
retur ruinam ... Es beginnt eine 
neue Bauperiode: im I. i4oS ver- , ..„,..„ , .. .. , 

^ ' ■' Fig. U. Emirtrigh. Grundn» der Kryp« Jtt M<lnilerk<tch«. 

leiht Innocenz VII. den ersten Ab- 
lass für alle, die zum Bau beisteuern 
, (Düsseldorf, Staatsarchiv, S. Martin, Urk. Nr. 335). Vom Beginn des iS.Jh, giebt sich 
die Absicht kund, den Bau anstatt nach W nach N zu verlängern. Von hohem Wert 
für die Baugeschichte sind zwei Urkunden aus den J. i4i4 und i424, die den Zu- 
stand der Kirche ziemlich genau beschreiben. Die erste , vom Bischof Friedrich 
von Utrecht ausgestellt (Düs.seldorf, Staatsarchiv, S. Martin, Urk. Nr. 355, — Lacom- 
BLET, ÜB. II, S, il8, Anm, i): Cum igitur — ipsa ecclesia collegiala ac parochialis 
s. Martini Embricensis a retroactis temporibus citra et adhuc per continuos Reni flu- 
minis ibidem pusillo relicto littore dccurrentis no.xins effluxus in ediRcüs ac turribus 
suis proch dolor devastata cemitur et periculosius infestatur, adeo quod non solum 
conser\'atione sed etiam reformatione novae turris sive campanilis pro campanis pul- 
sandis indigeat necessarie sumptuosis; quinimo nisi sibi singults annis non modicis 
subveniatur laboribus et expensis, ipsa proptcr dicti fluminis infestatione pcnitus tcndal 
ad ruinam. In der zweiten (Düsseldorf, Urk. 366. — Lacomblet, U B, II, S. 1 18) be- 
richtet das Kapitel: Cum ipsa Embricensis ecclesia dudum tam per ignis inccndia 
perhorrenda quam propter pemiciosissimos Reni fluminis voraginales discursus, bases 
eiusdem a longis retroactis temporibus hiemaüum siquidem glacierum quamsepius 
terribili permixta congerie non cessanter sed dictim periculosius cunquassantes, adeo 

35 



36 



KREIS REES 



Brand 



Bau des 
Südwestteils 



Münster, dcvastata extitit, quod nedum tectis aut muralibus suis viciata, sed et turribus quon- 

Icirche , * ^ 

dam celsis magnaque fundi emunitatis parte pusillo scilicet trium vel quatuor tantum 
passuum littore relicto deabsortis lamentabiliter corrosa fide discemitur oculata .... 
Necessitate igitur non modica perurgente tectis pro posse taliter qualiter reformatis 
atque navis ex altera ipsius ecclesie parte dicto flumine remotiore turris seu cam- 
panilis fundamentis procura tis, necnon contra dictum Reni fluminis impulsum mire 
sumptuoso defensionis lignorum quamplurimorum conglutinatorum ingenio non sine 
magnorum trabium ad hec sociatorum propugnaculo studiosius applicato . . . 

Der Bau schritt rasch nach Norden vor, aber die grosse Feuersbrunst in der Nacht 
vom 3o. auf den 3i. Mai i439 zerstörte dafür den ganzen hinteren südwestlichen Teil 
aufs neue. Die Hs. des Stiftsarchivs enthält zum Beginn die Eintragung: Incendit 
posterior pars ecclesiae divi Martini Embricensis cum maxima ruina post aut circa 
mediam noctis festi salvatoris d. n. Jesu Christi i439 (nach der Chronik des Johann 
Kerkhörde: Deutsche Städtechroniken XX, I, S. 62, erfolgte der Einsturz des Kerke- 
tom durch Überschwemmung). 

Der nördliche Teil mit dem Turme scheint um die Mitte des i5. Jh. vollendet 
gewesen zu sein und zwar zunächst einschiffig, doch war bereits für eine Erweiterung 
nach Westen Sorge getragen. 

Im J. 1488 hören wir wieder von Bauten an dem Südwestteil (Urk. von Papst 
Eugen IV. vom J. i488 im Stiftsarchiv), der Westgiebel war wieder aufgeführt und 
ausgeflickt worden. Gegen das Ende des Jahrhunderts wurde dann auch die geplante 
Erweiterung des Nordschiffes nach Westen durchgeführt und ein südwestliches Seiten- 
schiff nicht, wie früher geplant, nur neben dem Langschiff, sondern auch neben dem 
Turm selbst errichtet. In der i. H. des 16. Jh. ward der Südgiebel der Kirche auf- 
geführt. Im Laufe des i7.Jh. wurde sodann der ganze ältere romanische Teil einem 
Umbau unterzogen, die Apsis mit langen spitzbogigen Fenstern versehen, alle Ge- 
wölbe erneuert. Das westliche Seitenschiff des Nordarmes wurde erst im i9.Jh. ab- 
gebrochen. 

Nachdem schon i863 durch den damaligen Kreisbauinspektor Cuno durch Slüier 
revidierte Aufnahmen mit Kostenanschlag hergestellt worden waren, wird die Kirche 
seit i874 unter Leitung des Architekten Theodor Gehing in Emmerich einer einsichts- 
vollen und gründlichen Restauration unterzogen. 

Der ältere romanische Bau war aus Tuff aufgeführt. Der allein noch voll- 
Romanischer B*u g^^j^^jg erhaltene östliche Teil (im Grundriss Fig. 10 tiefschwarz), aus Chorhaus mit 
Apsis bestehend, zeigt am Chorhaus nach Süden und Norden eine Gliederung durch 
drei grosse Rundbogenfenster mit doppelt abgetreppten Gewänden. Unter ihnen liegt 
eine zweite Reihe von je drei kleineren Rundbogenblenden, die im Süden durch das 
Dach der Seitenkapelle verdeckt sind. Der Chorabschluss ist aus fünf Seiten des 
regelmässigen Achtecks konstruiert und war ursprünglich wohl durch drei oder fünf 
schmale rundbogige Fenster erleuchtet, die schmalen Flächen sind unter dem Dach 
mit einem Rundbogenfries verziert. Bei dem Umbau des i7.Jh. wurden drei grosse 
spitzbogige Fenster eingebrochen, derart, dass die Mitte der seitlichen Fenster gerade 
auf einen der stumpfen Winkel zu stehen kam. 

Im Norden und Süden sind an das Chorhaus die niedrigeren Seitenkapellen 
B und C angebaut, die in einen ein wenig eingerückten dreiseitigen Chorabschluss 
nach Osten auslaufen. Die nördliche Kapelle zeigt an der Nordseite die Gliederung 
durch drei grosse Rundbogenblenden im oberen Geschoss und eine im unteren Ge- 
schoss; das Pultdach, dessen Spuren erkennbar sind, fehlt. Die südliche Seitenkapelle 



Restauration 



Beschreibung 



36 



EMMERICH 37 

ist im J. i877 ganz neu aufgemauert worden, aber streng nach dem alten Muster, in 
die Südwand sind zwei Rundbogenfenster gebrochen worden. 

Im Inneren ist der Chor A um fünf Stufen nach dem Mittelschiff zu erhöht und 
mit einem flachen Tonnengewölbe überspannt, das aus Holzverschalung besteht. Der 
Ansatz der alten Wölbung ist direkt über der erneuten auf dem Kirchenboden sicht- 
bar; an dem Absatz der Aussenmauem sind in jene machtige ausladende Steine ein- 
gebunden, die der alten Tonne als Träger dienten. Dieses Gewölbe lag aber unter 
den auf der Nord- und Südseite befindlichen Fenstern, die auch im Inneren als Blenden 
erkennbar, sind. Ihre Bedeutung ist rätselhaft. Einen praktischen Zweck konnten sie 
nicht haben. Ihr Ursprung scheint dieser zu sein: Bei der Anlage der romanischen 
Kreuzkirche mussten alle vier Arme, um die Gesanitwirkung nicht zu zerstören, gleich- 
hoch sein. Für das Chorhaus brauchte man aber diese Höhe nicht; um nun die 






EMM — . 



Fi« 12 Emmerich. Ungtschniit der MUniierkitche 

Langmauem einerseits zu beleben, andererseits zu entlasten, wurden die sechs Blenden 
eingefügt, die dieser Annahme nach von vornherein nicht als Fenster geplant waren. 

Die nördlich vom Chor gelegene um 1 1 Stufen erhöhte Kapelle B ist mit einer 
aus kleinen Tuffstein qua dem errichteten Tonne eingewölbt, die Apsis mit einem Ge- 
wölbe von weil grösseren Blöcken, nach Osten ist spater ein grosses viereckiges Fenster 
eingebrochen worden. Die südliche als Sakristei dienende Kapelle C ist mit einer neuen 
Tonne versehen worden. 

Unter dem Chor liegt die dreischiffige Krypta {Grundriss Fig. ii) mit Ihren 
beiden vertieften Nebenkapellen. Die vierfach verschiedene Höhenlage macht den 
Querschnitt (Fig. [3) dieses Ostteiles zu einem baulich höchst interessanten. Den Ab- 
stieg vermitteln die unter der nördlichen und südlichen Seitenkapelle gelegenen Unter- 
kapellen, gegen das Langhaus um 6 Stufen vertieft, ehemals gegen dieses geöffnet. 
Die südliche scheint schon im i6. Jh. bei der Errichtung der endgültigen südlichen 
Abschlussmauer des Südarmes vermauert worden zu sein, um vor dem Eingang einen 
AlUr aufzustellen; nur eine kleine Öffnung neben diesem ist Übrig geblieben. Die 
nördliche Seitenkapclle zeigt die Formensprache des l4.Jh. im Inneren: zwei Kreuz- 

37 



38 KREIS REES 

gcwölbe, deren Rippen auf polygonalen Kapitalchen ruhen, in den Ecken auf Menschen- 
kiSpfen, die um eine Stufe erhölite halbrunde Apsis mit Ostfenster Ist von einem go- 
thischen Stemgewölbe überspannt; den Schlufsstein verziert das Lamm mit der Kreuies- 
fahne. Die südliche Kapelle ist in ihrer westlichen Hälfte mit einem rippentosen 
Kreuzjoch überspannt, der östliche Teil beim Umbau erneut und mit einem dreifachen 
Betongewülbe auf Eisenkonstniktion versehen worden. 

Die eigentUche Krypta selbst wird von flachen Kreuzgewölben ohne Gurte 
und Rippen umspannt. In ihrem östlichen Teil bt sie durch fünf Rund bogen fenster 



mit stark nach innen abgeschrägten Gewänden erhellt, die sich nach unten als Blenden 
fortsetzen (zur Zeit bis zur Höhe von 1,20 m mit Backsteinen versetzt). An den Übrigen 
Seiten und an der Westwand nur grosse rundbogige Blenden. An den Wanden 65 cm 
breite Pilaster mit einfachen Kämpfern. Die Gewölbe ruhen auf drei Paaren von 
Bündelpfeilern {Fig. |4) die durchweg verschieden sind. Es sind meist Haustein- 
monolithe, Sie haben alle dieselbe niedrige, 4o cm hohe Basis, aus l5 cm hoher 
Plinthe und zwei .WuLsten bestehend, ihre Höhe bt i,73 m ohne Basis und Kapital, 
das letztere ist mit dem Kämpfer 45 cm hoch. Der Boden war ehemals um 63 cm 
angeschüttet. Das erste PfeilerjJaar besteht aus vier nebeneinander gestellten Säulen, 
die ein aus vier Würfelkapitälen gebildetes Kapital tragen. Das zweite Paar besteht 

38 



EMUERICH 



39 



^ 



aus acht nebeneinander gestellten und einen Kern umgebenden Halbsäulchen mit einem 
ahnlichen Kapital, das dritte Paar aus Säulen mit 16 Riefelungen und einfachen Würfel- 
kapitalen. Alle Kapitale tragen die gleiche Deckplatte und sind nach unten mit einem 
Rundstab abgeschlossen. Die Krypta besass — wie die zu Hersfeld und zu Abding- 
hof — zwei Eingange, von Norden und Süden, nur der südliche ist erhalten: durch 
die 1,80 m starke Mauer führt eine Treppe von 11 Stufen hernieder. Die Krypta 
steht zusammen mit den Krypten von Vreden und Freckenhorst unter dem Formen- 
eiiitiiöse der Abdinghofer Krypta {J. B. Nordhoff, Die Baugenealogie der Abdinghof- 
scben Krypta zu Pader- 
born; B,J. LXXXXIII, 
S. 116, 123). 

In der Apsis noch 
der alte romanbche Flur- 
belag aus der Mitte des 
12. Jh. {Fig. iS) fast voll- 
ständig erhalten, beste- 
hend aus wechselnden 
Platten von weissem und 
blauem Na murer Stein 
mit der Inschrift: DE[di- 
' catum h]oc altare do- 

MINO IN HONOREM SANC- 
TAE MARIAS ET OMNIUM 

jusTORUM, ein durch sein 

Alter höchst merkwürdi- 

gesWerk. Ober die ganze 

Gruppe dieser Flurmosai- 

ken vgl. Deschamps de 

Pas, Essai sur le pavage 

des cglises anlcrieurement 

au quinzieme siede: An- 

nal. archeol. XI, p. 55; 

XII, p. i37. — Alfred 

Rame, Etudes sur Ics car- ■ h <( ■ 1 h ■ 

relagesemailes: Ann. arch, 

XII, p. z8i. — Ed. de 

Barthelemy, Notice sur quelques carrelagcs histories, Paris l852. — aus'm Weerth, 

Der Mosaikfussbnden von St. Gereon zu Köln, Bonn i874. 

Der Westteil des ehemaligen romanischen Baues zeigt im Äusseren nichts 
mehr von romanischen Mauern. Der Westgicbel ist ganz von Tuff aufgeführt, der 
Unterbau von Backstein erneut. Das grosse dreiachsige Fenster zeigt erneutes zier- 
liches Masswerk mit fein pro filierter zwölfspeichiger Rose und ist zu zwei Fünfteln 
versetzt. Die Nord- und Südmauer des Westarmes sind aus Backstein errichtet. Der 
südliche Giebel ist geschweift, mit Horizonlallisenen und kleinen Türmchen versehen 
und zeigt die Formen der i. H. des 16. Jh. {Fig. 9). 

Im Inneren (Grundriss Fig. 10) gehören noch die Vierungspfeilcr dem alten 
romanischen Bau an, mit Ausnahme des nordwestlichen Pfeilers, der bei einer der 
Zerstörungen durch den Rhein zusammenbrach. Die Vierungspfeiler zeigen einfache 

39 




4o 



KREIS REES 



Müaster< 

kir che 



Kämpferprofile, die um die in den Ecken der Vierung D herablaufenden Dienste ver- 
kröpft sind. An dem nordwestlichen Pfeiler bricht dieser Dienst in halber Höhe mit 
einer spätgothischen traubenförmigen Konsole ab. Der ehemalige südliche Kreuzarm 
und das Westjoch sind ebenso wie die Vierung D mit einer flachen, an den Seiten 
geneigten hölzernen Decke überspannt, die beiden westlichen Seitenjoche haben neue 
flache Decken mit eingespannten Schienen erhalten. An der Westseite des ehemaligen 
südlichen Kreuzarmes sind die alten romanischen Gesimse in der Höhe der Horizon- 
tallisene der Westwand erhalten, nach Süden schliesst er mit zwei grossen dreiachsigen 




Fig. 15. Emmerich. Romanischer Flurbebg im Chor der Münsterktrche. 



Nordteil 



Turm 



gothischen Fenstern ab. Der Westarm ist von dem südlichen Seitenjoch durch einen 
niedrigen 96 cm breiten Spitzbogen getrennt, der unter dem früheren (sichtbaren) 
älteren Bogen eingespannt worden ist. Der an der Südwestecke befindliche runde 
Eisbrecher F ist durch einen als Rumpelkammer dienenden Raum zugänglich. 

Das i5,6om lange, 10,12 m breite nördlicheSchiff bildet mit dem Turm eine 
weit einheitlichere Anlage für sich. Der in drei Stockwerken sich erhebende mächtige 
Backstein türm 'ruht auf einem hohen Sockel mit Hausteinabdeckung und ist in 
den beiden unteren Geschossen durch je drei spitzbogige zweiachsige Blenden mit 
altem schönen Masswerk belebt (zum Teil ausgebrochen). Das ursprüngliche Haupt- 
portal mit steinernem Mittelpfosten lag ehemals nach N unter dem grossen dreiachsigen 



4o 



EMMERICH 



4l 



Inneres 



Mittelfenster, jetzt ist im O ein kleines Portal mit Kielbogen angefügt. Das zweite Münster. 
Stockwerk schliesst mit einer in ihrer wirkungsvollen Einfachheit überraschenden über- 
deckten Gailerie auf einer Rundbogenfries vorkragung ab, auf jeder Seite mit je zehn 
zweimal abgetreppten Rundbogenfenstern. An der Südostecke ist das achtseitige 
Treppentürmchen bis zur Höhe des zweiten Geschosses heraufgeführt, um dessen 
Kopf die Gailerie herum verkröpft ist. Es findet seine Fortsetzung von der Mitte 
der Südseite des dritten Stockwerkes aus, das über einem mit drei Rundfenstern ver- 
zierten Sockel durch drei Spitzbogenblenden belebt ist. 

Das nördliche Schiff selbst zeigt im Äusseren an der Ostseite dreiachsige Nördi. Schiff 
Fenster und zweimal abgetreppte Strebepfeiler aus Tuff, nur im oberen Drittel aus 
Backstein bestehend. An der Westseite erscheint der rohe nicht vernarbte Ansatz 
des weggebrochenen Seitenschiffes. Die mittlere in der Westmauer befindliche Säule 
stand ursprünglich ganz frei. Die beiden Arkaden ihr zur Seite sind beim Abbruch 
einfach mit Backsteinen versetzt worden. Das Seitenschiff setzte sich auch westlich 
vom Turme fort, wo über den Blenden die Ansätze von zwei Kreuzjochen sichtbar sind. 

Im Inneren ist der Turm mit einem ausserordentlich reichen Stemgewölbe ver- 
sehen, dessen Rippen mit skulptierten Blattkapitälen auf ganz kurzen Dienststumpfen 
ruhen, die mit einem Knopf abschliessen. Nach W und O ist die Mauer durch eine 
grosse spitzbogige Blende belebt, die eine zweite aufnimmt, im N spendet das mäch- 
tige dreiachsige in der Mitte bereits einmal geschlossene Portalfenster mit seinem 
Fischblasenmasswerk Licht. Die Turmhalle öffnet sich nach dem Nordschiffe mit 
einem dessen Höhe erreichenden Bogen (Gurtbreite 2,26 m). Die drei Sterngewölbe 
des Nordschiffes ruhen mit ihren Rippen an der Ostseite auf 60 cm langen Diensten 
mit skulptierten Blattkapitälen, die mit Menschenköpfen abschliessen, an der West- 
seite werden sie von vier Rundsäulen, aus Haustein und Backstein aufgemauert, ge- 
tragen, von denen die beiden mittleren ehemals vollkommen freistanden, die beiden 
anderen nur als Halbsäulen hervortraten. Auf den Säulen sitzt ohne weiteres ein 
Halbpfeiler auf, dem zwei kleine Dienste mit skulptierten Blattkapitälchen zur Seite 
treten, auf denen die Diagonalrippen ruhen, während die Gurtrippen direkt aus den 
Halbpfeilem hervorwachsen. 

Hochaltar, um i7oo, barocker Aufbau von feinen, dekorativ wirkungsvollen 
Formen, lediglich in dunkelem braunen Holze, von je drei Säulen flankiert mit den 
Holzfiguren der hh. Martinus und Willibrord. Im Aufbau Christus das Kreuz tragend. 

Chorstühle (Fig. 16. — Abb. und Details bei aus'm Weerth, Kd. Taf IV, i — 6; 
I, S. 8. — V. Quast i. d. Zs. f christl. Archäol. u. Kunst II, S. 161), zweireihig auf 
jeder Seite, hinten je zehn, vorn acht Sitze, 8,20 m lang, 3,5o m hoch, in die Mauer 
eingelassen, die hintere Wand aus einem Balken. Die Rückwand mit vorgekragtem 
Baldachin, der mit einem ganz einfachen Profil abschliesst (die alte Balustrade ver- 
schwunden). Über den Sitzen zieht sich zunächst eine Reihe von Feldern hin, die 
durch gewundene Säulchen getrennt sind, nach oben durch einfache Stabwerkverzie- 
rung abgeschlossen, ähnlich wie in Kaikar (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 7 i, Fig. 36), 
aber bei weitem nicht so fein, die Stäbe nicht gerundet, sondern in einer Art von 
Laubsägearbeit. Die obere Reihe mit einer Reihe von Wappentafeln mit prächtig 
stilisierten Helmdecken, die wie gothisches Blattwerk gekerbt und leicht geschwungen 
sind, zwischen ihnen ehemals auf Baldachinen kleine Holzfigürchen (verschwunden). Die 
Wappen beziehen sich auf die Ahnen des Geschenkgebers, des Stiftspropstes Grafen 
Moritz von Spiegelberg, dessen Wappen, der Hirsch, in der Mitte erscheint, zur Seite 
die Wappen von Hoya, von der Lippe, von der Mark, von Sachsen, von Oldenburg. 



Hochalur 



Chorstühle 



4i 



KREIS REES 




EMMERICH 



43 



Die Wangenstücke der hinteren Reihe sind nach dem Altar zu durchbrochen 
und schliessen nach vom mit einer gewundenen Säule ab, die ehemals eine Statuette 
trug. Die obere Hälfte zeigt spätgothisches Gitterwerk, die untere Blendfenster mit 
den späten Motiven des Kielbogens und der Fischblase. An den westlichen Wangen- 
stücken rechts die Figur der h. Magdalena, links Johannes der Täufer. Die Arm- 
lehnen sind ausgebaucht und von polygonalen Säulchen getragen. Auf dem ge- 
schw^ungenen Teil sitzt eine Krabbe auf, noch häufiger aber ein hockendes Menschen- 
oder Tierfigürchen. 

Die Wangenstücke der vorderen Reihe zeigen die Gestalten der vier Kirchen- 
väter. Nach dem Mittelgange zu nur gothisches Stabwerk. Interessant die acht Ab- 
schlussgruppen der Zargenstücke, auf den äusseren je zwei Geschöpfe einen Schild 
mit den Leidenswerkzeugen Christi haltend, wilde Männer, Löwen, Hunde, Adler. 
Auf den inneren: ein Adler im Kampf mit einer Bestie, zwei kämpfende Hunde, zwei 
Bären einen Bienenstock zwischen sich haltend und Honig naschend, zwei Affen einen 
kleinen Hund zwischen sich haltend. 

Die Miserikordien übertreffen durch ihren Formenreichtum die allerübrigen 
niederrheinischen Chorstühle. Es sind zunächst hockende Tierfiguren, dann wie in 
Kempen, Straelen und Kleve Scenen aus der Tierfabel : Fuchs und Gans, Katze und 
Mäuse, ein Knabe, den Schweinen Rosen vorwerfend. 

Die Zeit der Entstehung, i486, giebt die Inschrift auf zweien der Wangenstücken: 
ANNO DOMINI MCCCCLXXXVi. Sie sind eine Stiftung des Propstes Grafen Moritz von 
Spiegelberg (Wassenberg p. 55), der bereits i483 starb (Dillenburger, Gesch. des 
Gymnasiums S. ii). Die Emmericher Chorstühle sind die reichsten und ausgedehn- 
testen ihrer Gattung am Niederrhein, sie haben nicht die monumentale Wirkung des 
Xantener Gestühls (Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. io8), noch die Feinheit der 
figürlichen Durchbildung der Klever Chorstühle (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. io7), 
aber sie übertreffen jene durch die geistreiche Mannigfaltigkeit der Tierbilder und die 
Schönheit der omamentalen Felder. Fast vollständig identisch mit den Emmericher 
Chorstühlen sind die vom gleichen Meister i5o9 gearbeiteten in der Abteikirche zu 
Kappenberg (A. Nagel i. d. Zs. f. Bauwesen XXXI, 1881, Bl. 60, S. 438). 

Kupferner Taufbrunnen, Gelbguss, aus der Mitte des 16. Jh. (aus'm Weerth, 
Kd. Taf. II, 4; I, S. 5. — Katalog der Ausstellung der kunstgewerblichen Altertümer 
zu Düsseldorf 1880, S. i95, Nr. 755"). Das Becken i m hoch, der Aufsatz 1,20 m. 
Runder Fuss mit vier gewundenen, besonders angehefteten Löwenfüssen. Das Becken, 
an den Seiten abwechselnd mit Rosetten und Engelsköpfchen besetzt, wird getragen 
von vier Stützen, die in geflügelte weibliche Oberkörper auslaufen. Der Aufsatz wird 
getragen von vier mit Knäufen und Ausbauchungen versehenen Renaissancesäulen, 
darunter: S. Willibrordus, S. Martinus, S. Paulus und ein Bischof. Als Krönung die 
Taufe Christi in massiven Figuren. Johannes, Christus und der die Gewänder hal- 
«tende Engel sind in der Haltung hart und steif, in der Haarbehandlung primitiver 
als die sonstigen menschlichen Figuren und stammen wohl von älteren Gussformen. 
Niederländischer Guss, verwandt dem künstlerisch bedeutenderen und älteren Tauf- 
becken in Herzogenbusch (Hezenmans, De St.-Janskerk te 'sHertogenbosch, 1866, 
p. i63) und vor allem dem i527 gegossenen Taufbecken in der S. Walburgiskirche 
zu Zutphen (hier gleichfalls für die krönende Gruppe ältere Formen benutzt), den 
Taufbrunnen in Notre Dame zu Hai (Reusens, Elements d'archeol. ehret. II, p. 33 1), 
Notre Dame zu Diest und Saint Pierre in Löwen (1888 auf der kunsthistorischen 
Ausstellung in Brüssel. — Beissel i. d. Stimmen aus Maria Laach XXXVI, S. 56). 



Münster, 
kirche 



Würdigung 



Taufbrunnen 



43 



KREIS REES 



Hierzu ein schöner schmiedeeiserner Krahn des i6.Jh. mit fOnf gut stilisierten 
eisernen Blumen auf der horizontalen Tragstange {ähnlich in Herzogenbusch}. 
■-' Romanischer Leuchter (Fig. i7) von Bronze, l,ao m hoch, aus dem ii.Jh., 

ein interessantes und durch die einfache und wirkungsvolle edle Form sich besonders 
y.iiT Nachbildung empfehlendes Werk. Der Fuss auf drei Löwenkiauen, über denen sich 
kopfarlige Knäufe erheben. Die drei Seitenfclder sind geteilt und mit je einem Paar 
verschlungener Ungeheuer in Rankenwerk verziert. Der Schaft besteht aus einzelnen 
Cylindern und Knilufen, die auf eine eiserne Stange aufgesetzt sind. Ähnliche Formen 
bei Reusens, Elements d'archcol. ehret. I, p. 429. 

Hölzerner bekleideter Kruzifixus (Fig. l8. — aus'm Weerth, Taf. II, S; 
I, S. S. ~ Ann. h. V, N. III, S, 46), 80 cm h.>ch, auf einem i.aS m hohen Holzkreuze, 
eine der frühesten erhaltenen grossen plastischen Darstellungen. Der Corpus ist aus 

Eichenholz geschnitzt und 
war ehemals mit vergol- 
detem Silbcrbleth verklei- 
det, das in einzelnen Blät- 
tern getrieben und aufge- 
stiftet war. Nur am Kopf, 
der zur Aufnahme von 
Reliquien bestimmt war, 
erhalten. Die Hände und 
Füsse mit Kupferblech 
überzogen. Das Kreuz ist 
mit dünnen Streifen von 
vetgoldetem Kupferblech 
bekleidet mit früh roma- 
nischen Palmette nfriesen. 
Der bärtige Kopf würdig 
und feierlich mit grossen 
offenen Augen, der Kör- 
per in Ärmeltunika mit 
Gürtel. Das Werk ist 
ebensowenig eine karo- 
lingische Arbeit wie das Kruzifix von Obernkirchen (G. Schönermark [. d, Zs. f 
chrisll. Kunst I, S. 3 1 3), sondern gehört der i. H. des 1 1 . Jh. an. An eine Darstellung 
der h. Wilgefortis (Dederich S. i47. — Ann. h. V. N. XXIV, S. 3j6) ist hier nicht 
zu denken. Verwandt dem Kruzifix in S. Maria in Lyskirchen zu Köln (Fr. Bock, 
Das heilige Köln, Taf 36, io4}. 

Holzfigur des h. Christophorus in der Turmhalle, dem Eingange gegenüber 
: beinahe doppeller Lcbensgriisse, in der alten Polychromierung geschickt 1 




Ende 



1S.JI1 
Stamm gestützt, auf dt 
den Hüften und Weich 
Haar und Bart, 

Madonnenbild 
sprünglich gutes 
überarbeitet, 

Pieta, 92 cm hoch. 



den Knieen nackten Beinen, die Linke auf einen 
rechten Schulter das Kind mit der Weltkugel tragend, in 
dürftig durchgebildet, der Kopf mit sorgfaltig behandeltem 



fein« 



D m hoch, auf Halbmond, am Eingang des Chores, ur- 
npfundenes Werk von der Mitte des 1 5. Jh., aber stark 



1 polychromiert, steif, Ende des iS. Jh. 



Am Triumphbogen ein lebensgrosser Kruzifixus, neu polj-chromiert, auf 
neuem Kreuz, mit schönem auf die reclite Schulter gesenkten locken umwallten Kopf 
und weicher Behandlung des Fleisches vom Anfang des 16. Jh. 



Kleine Figur des h. Wi! 
1 polychromiert. 



Ho 



uppe. 



halber Lebensgrösse vom Ende des i5. Jh., 
1: S. Franziskus vor dem Kruzifixe knieend, neu poly- 



chromiert. 

In der sUdl. Unter- 
kapelt e finden sich die un- 
deutlichen Reste eines Cy- 
klus von Wandgemälden 
aus der Mitte des ii.Jh. 
An der Nord mauer erkenn- 
bar: Christus vor Pilatus. 
Pilatus sitzt mit gespreizten 
Beinen auf seinem Thron, 
in der Linken ein Spruch- 
band, die Rechte halb er- 
hoben, mit Spitzhaube. Vor 
ihm Christus nimbiert, von 
zwei Häschern gehalten, in 
blauem Untergewand mit 
rotem über die linke Schul- 
ter geworfenen Mantel, die 
Hände flach nach vom ge- 
halten. Die Kriegsknechte 
um ihn mit jüdischen Spitz- 
hüten, Spiessen und Stan- 
gen. An der Südmauer: 
Christus in der Vorhölle. 
Rechts Adam als Patriarch 
mit weissem Haar und Bart, 
neben zwei anderen nack- 
ten Figuren, ihnen die Linke 
entgegenstrecke nd, Christus 
mit der Rechten die Kreuz- 
fahne Ober dieSchulter hal- 
tend. Der Grund blau, in ''' """*"= ■ i«ner nm <ui m et uDstir irc *. 

der Mitte hell, am Rande 

ein dunkeler Streifen. Die erdigen Töne sind fast verblichen: das Inkarnat braunrot 

mit weissen Lichtem. 

Im Chor an der Südseite die Einzclfiguren des h. Martinus zu Ross, graziöse 
Jugendliche Gestalt, und des h. Willibrordus mit Stab und Kirche, an der Nordscite 
der untere Teil einer Kreuzigung, links Maria und Johannes, rechts der Hauptmann 
und die Kriegsknechte, starke schwarze Vorzeichnungen mit leichten Übermalungcn, 
beide aus dem l4.Jh., aber von verschiedenen Händen. 

Epitaph im Stile der älteren Epitaphien im Kreuzgange von Xanten (Kunst- 
denkmäler d. Kr. Moers S. i44y, von iSi9, am Turmpfeiler, im Bildersturm verstümmelt, 

45 



46 KREIS REES 

mit gutem Basrelief der Verklärung Christi. Inschrift: d. wesselus HUNIKCK, HUiUS 

SACRAE AEDIS CANON. ET SENIOR, HIC SITUS EST ET IPSIUS PATER. OB. AN. MDXIX 

NAT. DO. (zS. Dezember). 

Daneben das Epitaph der am 27. Mai i58S verstorbenen Agnes de Groot (ab- 
gedruckt Wassenberg p. 87). 

An dem Pfeiler links vom Chor das Epitaph de.s am 24. Juli i433 hier ver- 
storbenen Herzogs Gert von Schleswig (Wassenberg p. 87. — Dederich S. i8j): 

INT lAER ONS HEREN MCCCCXXXIII OP 

SUNTE IACOPE5 AVENT DO 5TAERF HER- 
TOGHE GEERT VAN SLESWUG (so) GREVE 
TO HOLSTEN TO STARUEREN UND TO 
SCHOWENBORCH. BiD VOER DE ZILE. 

Zwei spätgoth. getriebene Messing- 
leuchter des i5. Jh., 4i cm hoch, mit 
drei Knäufen von reinen und schönen 
Formen. In der südlich vom Chor be- 
findlichen Sakristei werden die folgenden 
Kunstwerke aufbewahrt: 

Relief in weissem Marmor (Fig. l9), 
Süd französische Arbeit vom Anfang des 
iS.Jh., 46X25 cm, ursprünglich polj- 
chromiert und vergoldet. Unten eine 
langgestreckte Figur auf dem Sterbelager, 
die Hände flach über der Brust gefaltet, 
rechts vor ihr eine Gestall mit Tonsur, 
Buch und Spruchband ohne Insclirift 
(Maria und Petrus?). Darüber Gottvater 
thronend, beide Hände halb erhoben, 
in seinem Scliosse das Kreuz mit dem 
Leib Christi, zur Seite Engel, Rauch- 
fasser schwingend. 

Holztafel mildern Porträt des Bern. 
Louwerman vom J. iS92 in Halbfigur, 
durch das Fenster rechts Aussicht auf 
die Stadt mit der Münsterkirche. Unter- 
schrift: ADM. R. D. BERN. LOUWERMAN, 
Fi(. 19. Emnuridi. Reliaf in d« Mttuttrkitcl», AD S. MARTINUM EMBRICAE DECANU5, 

SOCIETATEM JESU PRIMUS IN HANC UR- 
BEM ET DOMUM SUAH SUSCEPIT A. l592, l4. APRII.IK, (WaSSENBERG p. 77, 84. — 

W. Dillenburger, Gesch. des Gymnasiums S. i.) 
i.« Willibrordi-Arche (Taf I. — Fig. 20. — aus'm Weerth, Kd. Taf. III, 1, 2; 

Text I, S. 7. ~ V. Quast i. d. Zs. f. christl. Archäologie und Kunst II, S. 186. — 
Ann. h. V. N. III, S. 46; VI, S. 1 10). 

Der alte Schrein 35,5 cm breit, 33 cm hoch, Gesamthöhe 62 cm, Gesamtlänge 
49 cm. Die Arche, eines der wertvollsten und jedenfalls das früheste und interessan- 
teste Goldschmiede werk des Niederrheins, gehört in ihrer jetzigen Gestalt drei ver- 
schiedenen Zeiten an. Den Grundstock bildet der alte Reliquienschrein auf einem 
ausgehöhlten Kern von Eichenholz, der die Reliquien birgt, zum Teil in Sackchen 

46 



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mit gutem B.i 

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NAT. DO. (2S. 

Danebi 
gedruckt W^ 

An d( 
stürben en H 



eh. Willibrordiarche in der MQnsterkirche. 



EMMERICH 47 

von gelbem arabischem Seidendamast des 9. oder lo. Jh. mit dem Muster eines grossen 
Vogels eingenäht. Die Vorderseite des taschenförmig gestalteten Kernes ist bedeckt 
mit vergoldetem Silberblecli, das in getriebener Arbeit die vier Evangelistensymbole 
zeigt, die Körper stark eingedrückt — die Flügel und Mahnen sind mit dem Schlicht- 
hammer in auffallender Weise geriefelt. Breite Bänder von Goldblech mit Goldfiligran 
und Edelsteinen in Kästchenfassung, darunter einzelne römische Gemmen und ein 
byzantinischer Glasfluss umrahmen die einzelnen Felder. Die Röckseite {Fig. lo) zeigt 
eine Rotkupferplatte, die mit Schmelztirnis (email brun, der braune Grund mit Leinöl 



überzogen und gebrannt, die gravierten Linien darnach vergoldet) in der Mitte Christus 
am Kreuze zeigt, mit Kreuznimbus, bärtig (der untere Kiirper durch das Schloss ver- 
deckt), zur Seite wiederum die Evangclistensymbole. Über Christus steht: jesvs naza- 
RENVS REX jvDAEORVM. Umschrift: he svnt reliqvi.k yvAS .sanctvs vviLi.mRnRuvs 
ROUE A PAPA SERGIO ACCEPiT ET EMBRiKAM (?) TKANSPORTAViT. Von den .schmalen 
Seitenflachen sind nur die oberen mit Rosettenmustern versehenen getriebenen ver- 
goldeten Silberblech streifen alt, die unteren im 16.JI1. erneuert. 

Um das J. i4oo erhielt die Arche einen Aufsatz in Gestalt einer Kreuzigungs- 
gruppe aus vergoldeten gegossenen Silberstatuetten. Um 1S20 endlich wurde die Arche 
zur Monstranz eingerichtet {ilie lunula wurde am allen Sclirein befestigt) und mit einem 
6 cm hohen durchbrochenen silbernen Untersatz mit gothischen Gitterfenstern, kleinen 

47 



KREIS REES 

n Apostel figürchen und Zinnen brüst« ng versehen, der von drei knieenden Engels- 
figuren getragen wird, nur die mittlere mit Flügeln und einem Spnichbande: Ecce panis 
AKGELORUM. Türmchen bilden die hinteren Stützen. Um den Fuss der alten Arche 
wurde ein Fries von gebogenen und verschnittenen Laubornamenten gelegt, mit auf- 
gelötetem Draht zur Nervenbildung, das Ganze technisch virtuos durchgeführt. Gedrehte 
Melallkördelchen halten den ganzen Bau wie Anker zusammen. 

Der in der Inschrift genannte Papst kann nur Sergius I. {678— 7oi) sein, der 

Zusatz S. bei Willibrordus 
deutet auf eine Anferti- 
gung nach seinem Tode 
(739). Die Arche gehört in 
ihrer ursprünglichen Form 
noch dem 8. oder 9. Jh. an 
und steht in einer Linie 
mit den stilistisch nahe ver- 
wandten merowingischen 
Goldschmiedearbeiten, vor 
allem dem ReliquienkJIsl- 
chen in St. Benoit-sur- 
Loire (Bulletin monumen- 
tal XLVL p. 854), dem 
Reliquiar Pippins von Aqui- 
tanien im Schatze zu Con- 
ques (Ch. de Linjvs i. d. 
Gazette archeologiqueVIII, 
p.37, pl. 6,37,38) und dem 
Reliquiar von Herford {Ch. 
DE Linas, Emaillerie, me- 
tallurgie, toreutique, cera- 
mique, Paris i88i, p. io9), 
deren getriebene Arbeiten 
mit der Emmericher Arche 
technisch übereinstimmen. 
Auch das Gotdfiligran und 
die Fassung der Steine wei- 
sen auf das 8. oder 9.Jh., 
Vgl. P. Clemen, Merow. u. 

\g. mcnc . irncr > »cienberg in der Muutuklrchi. Karol. PlaStik : B. J. XCII, 

S.4o, Die Rückseite gehört 
wohl der gleichen Zeit an: das eniail brun, das allerdings erst im i i.Jh. {SchnOtgen 
in Kunst und Gewerbe XX, t886, S. i94) weitere Verbreitung erhält (die Technik be- 
schrieben bei Theophilus, Schedula diversar. artium I. III, c. 7o, ed. Ilgen p. 279), 
kommt doch schon im 9. Jh. vor, so auf dem Deckel des Wessobrunner Kodex in 
München (W. A, Neumann, Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig- Lüneburg 
S. 54), die Zeichnung der Rückseite weist, zumal durch die stilistische Übereinstimmung 
mit frühkarolingischen und merowingischen Bilderhandschriften, auf diese Zeit. Die 
palflographische Untprsucliung der Inschrift bietet keine bestimmten Fingerzeige: die 
reine und runde Form der Kapitalen weist nur auf die Zeit vor dem ii.Jh, 

48 



Eine hochinteressante Notiz enthalt Pels in seinem Sammelband V, Bl. i92 Mumter- 
(Xanten, Stiftsarchiv) i Anno i6o4 Embricae in templo S. Martini post summum altare luchiiti 
repertuni fuit antiquissima tabula quadratis et vix legibilibus literis his versibusi 

ANTISTES PRIMUS WILLIBRORDUS, QUOD BENE SCIMUS, 

CONSECRAT IN MISSA CORPUS CHRISTI, QUOD IN ISTA 

ARCA SERVATUR A CUNCTIS ET VENERATUR. 

D DUO CC, QUANDO DEUS INCOLA TERRAE, 

ADDE QUASI NUMERO SEPTUAGINTA DIES. 

Die Inschrift ungenau auch Wassenberg p. 55. — 
Düsseldorf, Staatsarchiv, Cod. A.36, BI.46» und 
A. 44, BI. 6». — Merbeck p, a7. Auf der Willi- 
brordi -Arche beschworen die Grafen und Her- 
zöge die Privilegien der Stadt (Düsseldorf, Staats- 
archiv, Urkunde Emmerich 4 1). 

Kalvarienberg (Fig. ii), 44,5 cm hoch, K.i™™ab«, 

von vergoldetem Silber, nur der Kruzifixus ge- 
gossen und unvergoldet, die übrigen Figuren und 
der Fuss getrieben. Das durch schöne Umrisse 
ausgezeichnete Werk gehört der Zeit um i4So bis 
l46o an, der Fuss entstammt dem l6.Jh. Hinter 
Christi Haupt und am Fusse des Kreuzes Me- 
daillons mit Reliquien. Auf dem Fuss in Email 
die Wappen derer von Loe und von Honnepel 
(wahrscheinlich Wessel von LoC zu Vonderen und 
seine Gemahlin Margaretha von Honnepel gen. 
Impel), geschenkt von Petrus de Mera (Wassen- 
berg p. 55). 

Silberne Madonnenstatuette um i48o 
(Fig. iz), 28 cm hoch, auf sechsseitigem Fuss, ge- «UmT* 

trieben. Ein vortreffliches Werk: die Mutter senkt 
das von freifliessenden Locken umwallte Köpf- 
chen auf die rechte Schulter, beide Arme tragen 
das nackte Kind, das in der Rechten einen Apfel 
hält. Eckiger Faltenwurf, die Rückseite etwas 
flach. Auf dem Fuss emailliertes Wappen: roter 

Hirsch in Silber, das Wappen des Schenkgebers, -.,. „ , ''''■ ^ ^"""f'^,, ,- . 
Grafen Moritz von Spiegelberg (Merbeck p. 26}. 
der i483 starb. 

Armreliquiar, 52 cm hoch, um 1S20, von vergoldetem Rotkupfer und Silber, Reiiquiite 
ruhend auf einem von vier aufgesprungenen Pinienäpfeln getragenen Fuss. Der Arm 
steif aufgerichtet, die realistisch durchgebildete Hand (die Falten genau ausgeprägt) 
ausgestreckt Spätgothisches Fenster mit Fisch blasen masswerk. Inschrift: r. d. Pr. d. 

JOHANNES INGENWINKEL, XANCTENSIS ET DAVENTRIENSIS PRAEP0S1TUS ET ARCHIDIA- 

CONUS Hüius ECCLESiAE, ME FiERi FECiT ET DANAviT i52, |. (Katalog dcr Ausstellung 
der kunstgewerblichen Altertümer in Düsseldorf 1880, S. l77, Nr. 7o3».) 

Silbernes Reliquiar, 37 cm hoch (Fig. 23), um iSio, ähnlich dem zu Elten 
{s. u.). Der Fuss in Gestalt einer sechsblätterigen Rose graviert mit spü^othischen, 
mit dem Zirkel gezeichneten Ornamenten, ebenfalls sechsseitiger Knauf. Der mittlere 

i 
' 49 



5o KREIS REES 

horizontale Glascylinder mit runden Abschlufsstücken, die unter Baldachinen die zier- 
lichen massiv silbernen Figuren der hh. Thomas und Bartholomäus ent- 
halten. Die Stütze und der Aufsatz durch reiches gebogenes und ver- BSQ 1^ 
schnittenes Laubwerk gebildet. In dem krönenden Baldachin die Gestalt %iy U J 
des h. Matthias. Auf dem Fuss die Marke und das Beschauzeichen: 

Reliquienkästchen von Rotkupfer, um iSoo, i4cm hoch, iS.icm lang, 7,8 cm 
breit, Kirchenform, getragen von vier kleinen Löwen, aussen im Feuer vergoldet, innen 
mit Zinkblecheinsatz, ganz einfach gra- 
viert, auf den Deckel aufgesetzt ein An- 
hänger des i6.Jh. Inschrift; wilhel- 

MUS BIERMAN PRESBITER FIERI ME FE- 

ciT {Katalog der Ausstellung der kimst- 
ge werblichen Altertümer zu Düsseldorf 
1880, S. 188, Nr. 73o). 

Turmreliquiar, 36 cm hoch, von 
Silber, nach 1 5oo, im Glascylinder in 
Goldblechgefassteine Kreuzpartikel, zur 
Seite zwei Streben mit Fialen, Abschluss 
mit durchbrochenersechsseitiger Haube. 

Turmreliquiar von schlechtver- 
goldetem Kupfer mit silbernem Aufsatz, 
auf achtseitiger Rose ein achtseitiger 
Aufbau mit durchbrochenen Wänden 
und achtseitigem Türmchen. 

Rokokoreliquiar, Silber, 4o,S cm 
hoch, 18. Jh. 

Kelch von vergoldetem Silber, als 
Willibrordskelch bekannt, i4,i cm hoch; 
die Kuppa hat i3 cm Durchmesser (Abb. 
AUS'M Weerth, Kd. Taf. II, 6, 6'; I, 
S. 6. — Labarte, Hist des arts indu- 
striels, Album II, pl. i46. — Katalog 
der Ausstellung der kunstgewerblichen 
Altertümer zu Düsseldorf 1880, S. i38, 
Nr. 572, 573), aus der Mitte des i3. Jh. 
(nicht früher). Runder Fuss und runder 

Fig. 23. Emnerich. RdiquienbthtiUtr In der Müniicrliirche. ir f „-, ■ r u , ■ . ni .. 

' ^ Knauf mit emfachen getnebenen Blatt- 

ornamenten, in drei Reihen von der 
Mitte ausgebreitet. Die gleichzeitige Patene hat iS cm Durchmesser. 
1 Weihrauchfass, 23 cm hoch, von Silber getrieben, Anfang des 16. Jh. (Katalog 

der Ausslellung der kunstgewerblichen Altertümer zu Düsseldorf 1880, S. i9S, Nr. 7SS). 
Violette Kasel (neuer Stoff), mit alten Stäben, um i5oo. Auf dem Gabelkreuz 
auf gemusterten Goldgrund die Verkündigung und Einzelfiguren unter Baldachinen 
mit gothischen Esetsrücken: Augustinus, Johannes, Kornelius, Paulus, in Plattstich, für 
die Gesichter der Leinengrund ausgespart. Auf der Vorderseite einfache Kölner Borde. 
Niederrheinische Arbeit 

Violette Kasel (neuer Stoff), mit schmalen Stäben mit dürftiger Stickerei der 
1. H. des 16. Jh.: Christus am Kreuz. 



EMMERICH 



5l 



Kapelle in rotem Sammetbrokat, vom Anfang des i7.Jh., mit reliefartig auf- 
gelegtem Granatapfelmuster abwechselnd in gerippter und Veloursmusterung auf glattem 
geköperten Satingrund. Die Kasel mit Streifen in schwerer goldener Bouillonstickerei 
auf Sammetgrund versehen, in der Mitte Christus am Kreuz in Applikation und mit 
engem Plattstich bedeckt. 

Glocken. Die grösste 1,20 m hoch von i434. Inschrift: maria. mccccxxxiiii. 

CUM SONG LONGE JHESUS NAZARENUS REX JUDEORUM MARTINI PRECIBUS FUGAX GENUS 
OMNE MALORUM. 

Die zweite von i434 mit der Inschrift: Quos voce, salva, rege; mala dum 

SONO QUEQUE PRECANTE WILBRORDO PELLE PIE CRISTE JHESU NAZARENE. MARIA. 
MCCCCXXXIIII. 

Die dritte von i5o8 mit der Inschrift: anno domini mv^viil jesus maria 

JOANNES. 

Im PFARR HAUSE. Gemälde: Triptychon von Holz, gutes niederlän- 
disches Werk vom J. i596, in der Mitte Christus am Kreuz zwischen Maria und 
Johannes vor dunkelem landschaftlichen Hintergrund, auf den Flügeln der Donator mit 
dem h. Franziskus, seine Gattin mit der h. Katharina. Inschrift auf dem Holzrahmen: 

A. l596 DIE 22. OCT. GEHT CLARISSIMUS CONSULTISSIMUSQUE VIR MR. FRANCISCUS 
VAN NESSE HARLEMENS. J. V. L. ET IN SENATU HOLLANDIAE PHILIPPI CATHOLICI REGIS 
QUONDAM CAUSARUM REVISOR, CUIUS ANIMA REQUIESCAT IN SANCTA FACE. 

Grosses Porträtstück, lebensgross, Kniefiguren, darstellend zwei alte Frauen 
und zwei Männer zu Tisch sitzend, in scharfer Charakteristik, vom J. i692. Inschrift: 

CONVIVIUM FRATRUM ET SORORUM lUBILATORUM DEPICTUM A. l692. EMERICUS KRIET, 
PETRONELLA KRIET, THOMAS KRIET, LEIDE EBBEN. 

EVANGELISCHE KIRCHE. Dederich S. 462. — Wassenberg p. 261. 
— V. Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 248. 

Handschriftl. Qu. Im Archiv der evangelischen Gemeinde: Kort verhaal 
van den aanvang en verderen bloy onser Emmeriksche gereformeerde gemeente. 
Alles uit oude gedenkschriften en boeken byeen gezamelt, Handschrift um i73o. Vgl. 
W. Vielhaber i. d. Theologischen Arbeiten a. d. Rheinisch -Wissenschaftl. Prediger- 
verein VII, S. 9i. — Protokollbücher von i574 an. 

Eine reformierte Gemeinde wird zuerst i574 erwähnt. Die neue Kirche wurde 
im J. i697 begonnen- und den i4. April i7i5 eingeweiht (Dederich S. 467). Der 
Architekt war Arnold van der Leen, 

Die Kirche ist ein schwerfälliger Backsteinbau auf quadratischer Grundlage mit 
wenig vorspringenden Risaliten, schlichten, holzverkleideten flachen Giebeln und einem 
achtseitigen Dachreiter mit hölzernem offenen Gockenstuhl und geschieferter Haube 
über der Vierung. Im Inneren sind durch zwei freistehende vierseitige ungegliederte 
Pfeiler zwei mit Gratgewölben überspannte quadratische niedrige Kapellen in den 
Ecken abgetrennt, deren Gurte auf einfachen Kämpfern ruhen. Die grossen in zwei 
Reihen gestellten Fenster der Aussenmauern sind nach innen leicht ausgeschrägt. 
Die Decke wird durch zwei ineinandergeschobene Tonnengewölbe von Bretterver- 
schalung gebildet Nur der gut profilierte stark betonte Architrav verleiht dem Ab- 
schluss der Wände einige Wirkung. 

Kanzel, frei in der Mitte stehend mit geschnitztem durchbrochenen Geländer 
und wirkungsvollem Schalldeckel, messingener Pulthalter und zwei drehbare Leuchter. 

Grosser holländischer Messingkronleuchter, um i7oo, eines der grössten 
bekannten Exemplare mit drei Reihen von je acht Armen. Drei kleinere ebensolche 
mit doppelköpfigem Adler. 



MQnster. 
kirche 



Glocken 



Pfarrhiius 
Gemälde 



Evang el. 
Kirche 



HandschriftL 
Quellen 



Geschichte 



Beschreibung 



Kanxel 



Kronleuchter 



5i 



*• 



52 KREIS REES 

Evangei. InschriftcTi am Architrav: anno domini mdcxcvii ex senioribus curatores 

Inschriften HUIUS OPERIS FUERUNT: JACOBUS MULLER J. U. D. ET CONSUL, HENRICUS KNOPS, GYS- 
BERTUS SMITH. ARCHITECTUS ARNOLDUS VAN DER LEEN. — ANNO MDCXCVII PASTORES 
ECCLESIAE REFORMATAE EMB. CURATORES HUIUS OPERIS FUERUNT JOH. MARTINUS 
CRAMER ET JACOBUS TRIBOLER. 

Schifferbank Schiffcrbank im Ostteile, an der Rücklehne blühender Baum in rundem 

Schild, von i7i5, auf der Lehne als Abschluss eine hölzerne Arche Noßh, darüber 
reichverzierter schmiedeeiserner zweiarmiger Rokokoleuchter mit meisterhaft durch- 
geführten fein gearbeiteten Ranken, inschriftlich vom J. i773. 

Pcsihaus PESTHAUS (Dederich S. 38o), 1606 in der Nähe des alten, i576 errichteten 

Pesthauses Bellen horststrasse Nr. 49 erbaut, mit hübschem Renaissance -Sandsteinsturz 
und der Inschrift: limodochium scholae embric. hac domo auctum a. d. 1606. 
Armenhäuser Von den ARMENHÄUSERN, deren Emmerich durch fromme Stiftungen 

eine ganze Fülle besass (genaue Aufzählung bei Dederich S. 362 ff.), sind noch eine 
Reihe erhalten, schlichte einstöckige Bauten mit Inschriften. Dife Vurdenschen Häuser 
(Neuer Steinweg 3i3) tragen die Inschrift: dese armenhuiser, van her wilhem 

VAN VURDEN ANNO l525 GESTIFT ENDE FUNDIRT, SYN ANNO l6o7 WEDERUMB REPA- 
RIRT ENDE VERNIET WORDEN. 

Augustines.en. AUGUSTIN ESSEN KON VENT S. AGNES. Wassenberg p. i59. — 

Merbeck S. loi. — Dederich S. 239. 
Quellen Handschriftl. Qu. Im Besitz des Herrn Ferdinand van Rossum: Chronik 

des Klosters, i5o3 vollendet, bezeichnet: Dat leven ende wanderinghe der eerwer- 
digher goddienstichgher susteren toe Embrich van sente Agniten cloester, welch cloester 
ghesticht en ghefondiert is int jaer ons heren MCCCC en XIX. Herausgegeben von 
B. Liesen: Zur Klostergeschichte Emmerichs: Beilage zum Osterprogramm des Kgl. 
Gymnasiums zu Emmerich i89i. Über Akten im Staatsarchiv zu Düsseldorf vgl. Ilgen, 
Rhein. Archiv S. 74. 

Der im J. i4i9 gestiftete, i46i der Regel des h. Augustinus, i475 der 3. Regel 
des h. Franziskus unterstellte, 18 il aufgehobene Konvent war der grösste der Stadt 
und bestand aus zwölf grossen Gebäuden. Im J. 1820 abgebrochen; der Platz, auf 
dem er stand, heisst der Nonnenplatz. 

Kreuzherren. KREUZ H ERRENKLOST ER. C. R. Hermans, Annales canon. regul. s. 

Icloster 

Augustini ord. s. crucis, Herzogenbusch i858, II, S. 39o, 39i; III, S. 162, i94, 6i5. — 
Wassenberg p. 180. — Merbeck p. 112. — Ann. h. V. N. IX, S. 3oi. — Dederich 
S. 3o7 ausführlich. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 3o7. Errichtet im J. i478 durch 
Heinrich Sessinck (Düsseldorf, Staatsarchiv, S. Martin, Urk. 446. — Lacomblet, U B. 
IV, Nr. 4oi), die Kapelle im J. i482 erbaut, i483 das Kloster. Die Kirche i83i ab- 
gebrochen. In dem unter dem Prior Heinrich Gissens i789 gebauten neuen Flügel 
des Klosters befindet sich jetzt das Amtsgericht. 
Kloster KLOSTER MARIENKAMP. Wassenberg p. i99. — Merbeck p. 122. 

— Dederich S. 242. — Programm des Emmericher Gymnasiums i848, S. 5o. Über 
Urkunden im Staatsarchiv zu Düsseldorf vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 74. 

Im J. i475 gestiftet (Ecke der Baustrasse und Paterstege, an der Stelle des Kon- 
viktgebäudes), im J. i6o7 dem Jesuitenkollegium abgetreten, 18 18 abgebrochen. Die 
Jesuitenschule war i592 gegründet worden (Dederich S. 4o7, 5o3). Handschriftliche 
Quellen zur Geschichte der Jesuiten in Emmerich bieten Cod. A. i55 des Staatsarchivs 
zu Düsseldorf, Memoriale benefactorum i592 — 1642 und Cod. Boruss. hist. 4®, 21 der 
Kgl. Bibliothek zu Berlin: Teschenmacher, Ann. eccles. reformat. Cliviae p. 792. 

52 



STADTMAUERN. Im J. i233 war Emmerich zur Reichsstadt erhoben worden Si. 
(Lacomblet, üb. II, Nr. i9l}, noch im selben Jahr begann die Einschliessung der * 
Stadt durch Mauern, die bis i237 dauerte (Sloet, Oork. Nr. 608. — Lacomblet, 
U B. II, Nr. 227. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI, S. 100). Auf der Landseite 
standen drei Thore, das Steinthor, Lowenthor und Wasserthor (Dederich S. 86}, 
1247 wurden neue Gräben angelegt, i3S3 wird die Steinpforte (Düsseldorf, Staats- 
archiv, S. Martin, Urk. 7i), i389 die Wehrpforte zuerst genannt (Düsseldorf, Staats- 
archiv, Cod. A. 8). 

Nach den vergebUchen Belagerungen im J. iSi9 und iSai durch Herzog Karl Vei 
wurden die Werke 1 534 verstärkt (Dederich S.3i6. — Nijhoff, Ged.VI, III, Nr. i773: 
graven ind wallen gemaickt, van der Steenpoirte äff wes ain die Vallop, ind idt meeyste 
deel van eenen stenen bolwcrck ain der Stcynpoirten, ind een gantze steen bolwerck 
ain die Leuwpoirten gemaickt, haemeyen dair buyten gehangen, dairtoe moelen). Vgl. 



auch A. VAN SUCHTENHOBST, Geldersse geschiedenisse p. 42o: . . . hameyboomen met 
yzere beuten ende dwarsse houten. In den J. i598 und iS99 hatte die Stadt durch 
die Spanier zu leiden, i6l4 wurde sie von Moritz von Nassau besetzt (Wassenberg 
p. 245) und neu befestigt. Er legte acht Bollwerke an, das Rheinthor-, Steinthor-, 
Oranien-, Nassau-, Löwenthor-, Blasbalg-, Landwehr- und Wasserthor -Bollwerk, 
dazwischen Ravelins, oberhalb der Stadt eine Redoute, gegeiiüber auf dem linken 
Rheinufer das Fort Oranien, das schon i665 von den Generalstaaten geschleift ward. 
Im J. i672 verstärkt, i794 durch Vandamme bombardiert. 

Nördlich von der Münsterkirche setzt sich die Stadtmauer an der Nordwestecke 
des Westschiffes fort in der Höhe von 7 — 8 m. Nach 55 Schritt ein nach innen offener, 
mit einer leichten Vorkragung versehener Halbrundturm, daneben in der Richtung nach 
Süden ein versetztes nmdbogiges Portal. Um sS Schritt südlich von der Sakristei ein 
viereckiger Vorsprung, der ehemals einen Turm trug (hinter der Dechantei). Die Stadt- 
mauer nach dem Rhein zu ist allenthalben von Hausern durchbrochen, die zum Teil 
auf der Mauer errichtet sind. Ein Turm ist nur noch erhalten in dem Hause Am 

53 



54 



KREIS REES 



Christophs 
thor 



Alte Thore 



Burg 



Stadtmauern Rhein 77o ®/^, dreistöckig, von Backsteinen, mit zierlichem durcheinandergeschobenen 
Rundbogenfries unter dem Dach. Der Stumpf eines ehemaligen Halbturmes in dem 
Hause des Herrn Lancelle (Am Rhein 7 7 1 ) mit der verwitterten Jahreszahl 1 4 1 4. An 
der Nordseite ist die Stadtmauer in dürftigen Resten und in einer sehr geringen Höhe 
(3 m) mit inneren schmalen Streben erhalten. 

Das CHRISTOPHSTHOR enthält an der Innenseite in einer Blende ein 
Überlebensgrosses, neu polychromiertes vortreffliches Steinbild des h. Christophorus 
vom Anfang des i6.Jh. Der Heilige, mit der Rechten auf einen Stamm gestützt, 
die Linke eingestemmt, auf der linken Schulter das Kind, schreitet mühsam aufrecht, 
unter seinen linken Arm hält er ein Männchen festgedrückt, ein zweites in der Gürtel- 
tasche. Gut durchgearbeiteter Kopf mit auf starke Schattenwirkung berechneter Be- 
handlung von Haar und Bart 

Eine Vorstellung der Jossen Emmericher Aussenthore geben die Stiche Paul 
van Lienders nach den Zeichnungen J. de Beijers im Verheerlykt Kleefschland, Taf. 35, 
I, 2. Die Steen Poort wie die Leeuw Poort (Fig. 24) bestehen hier aus einem mittel- 
alterlichen Doppel thor, einem viereckigen Backsteinturm mit achtseitigen Eck türmchen 
und einem äusseren Thor von zwei achtseitigen Türmchen. Vor dieser Befestigung 
liegt ein neues, von Moritz von Nassau im Halbrund errichtetes Thor. 

BURG (Dederich S. i3o, 344). Im J. i355 stellt Reinold III. von Geldern 
dem Grafen Johann von Kleve anheim, ,eene borg doen tymberen an dye stat van 
Emberike' (Lacomblet, U B. III, Nr. 543). Im J. i37o ist der Bau vollendet (La- 
comblet, U B. III, Nr. 7i6, 1002. — Nijhoff, Ged. II, Nr. i72). Der einzige Rest 
der Burg ist der grosse viereckige Turm des jetzigen Postgebäudes. 

RATHAUS (Dederich S. i87, 347), unter Herzog Adolf erbaut, einst mit 
vielen Statuen verziert und mit hohem Türmchen. Im Ratssaale befand sich eine 
Tafel mit den auch sonst vorkommenden Versen (Wassenberg p. 243. — Die In- 
schrift mit einigen Abweichungen auch Berlin, Kgl. BibL, Cod. Boruss. 4°, 201, Bl. 32*>): 

Die eyn Stadt sullen regieren 
sullen dese punten hantieren, 
eyndrechtich sijn met trouwen 
gemeyn urbaer aenschouwen, 
oer vryheyt niet laeten breecken, 
om gemeyn urbaer duck spreecken, 
die Stadt bevelen den vroden, 
gemeyn gelt naw hoeden, 
en keyren ter meister baten, 
toe vrienden halden die omsaten, 
dat recht halden alle gelijck, 
wall den armen als den rijck, 
vast te halden oer Statuten, 
en den quaden werpen uten. 
getru sijn oeren herren, 
Dit sijn der alder wijser leeren, 
waer eyn gebryckt van desen, 
daer steet die Stadt in vreesen. 
Diligite iustitiam vos qui iudicatis terram. 
Sapient. L Anno 1 5 64. 



Rathaus 



Inschrift 



54 



54 KRKIS RLES 

Stadtmauern."-'., " ' ' ,. «Irci •■'."... v<ni ßüi kstiriiien, mit zirrluht'm (lui " 

^ ■-: ' :• « '.-■•• u'jt- ' <ic!;i iJi.'}'. J)iT Stiuii[^t • in'-s e liciii.iligtM 

• :>•' 1.' ' . 'i* •. 11«' \iu Rh', in 77 i) inil <Jcr v». r .viucrt'-n 

• • ' •: • •' ''iiiaut-r »n thirftiL,'» ii Kr.^ioh Liiiil in clw • 

■■ i' ii ' -1.1'! 'f n t:'\\ ilt^-ii. 

Christophs. .. * "' ^Tlh'R cntl-.'jjt ;in d«-: Iniicuscit» .• 

i'' 1 iitiii '. i'.rt »I« ^ k.'v "ht'-n auf cii> 
• . • •■ .. .i-if <*' . '.fi't- :■ -^- .1- !■ i il.\-N Kl: '1, sclirc" 
li* A.Tiii liii'l «T ';'M Axciiiii 'i- ■« ■••N'^.rJri-' kt, ein / . 

' -.-'aF: -.::• i«T K "i n-it .ui! ^^'•^.«■ >..hattenwirl. 
! : . : .' uiul H ll. 

Alte Thore *. • : '"'Üuni: ^' i :>' . »-^srii Kiniiirri- I.« i "^ ':>-' iitliorr << ; 

• ■ \ •:• - ' .-. i'" >ri V» '• •' f ' • MV r<»«irL i'i-j. 7I' l>.'^t<;ben 1.;' • 

■ • . ! >..|)|whL(,r •• •?; ' Mf»- .' ii;(.'n 1\.« . ■• ' ? rni mit aiht 

• .. « 1 . a; ctu^x r'*n i •• ^ •. /w.i a«Kl.J'. »• '» '.i-'m« licu. \ . 

'1 ncuos, v(«n ^' ":*• ' .1 X. ^^au u» I' i f an^ t'rrirhtclo 

Burg l:l R(; (PU'!K. . -.,'iv...3U Ii.i \.^]:> vtMlt'Rcii.: 

••"! ^ »r.ifrii Ti'h;'!- ><j. f\!<\«- air'iH ?'i^ .*•• j '• !-• ri: ([«mh tvmln' 

■ rik--' 'L\'< •';*5 ( . ' [!.. M^ \r. ^4^» *"• ). k^To i>t d'T 
»T'i, r 1'. iM. X:. ; ':, \ >n2 S-\\: '• ;• < Jrd II Xr. l7.*' 

.. • Kiir«j ist (Hl .tosn« \Ki.li^;'- T:::!« '■■>■ i« !/jrn l\»Ntu<'li,i'M' 

Rathaus K A 1 H A l *> i 1 >i r)1 i* ... .1 S. ' ^7, ,^ - 'i a'-t-T Il.TZ«>g Ad«"." 

j r^t'it".Mi v(./'trt und. :iiii h »LtM'- '] i t..i '■■ :. ira RriNv,. *. 

Inschrift . * i lüit d'h .i\\' U ^ >' M V «r' ' )!ni\ •,..!• ?• \' : :i iWAS^KNr.) 

v ' • ^t ll ^* v':> :\-'n :V \' :- liuiiizt 11 ara ^ V> v\ \. K\:l I>i'.>l.. C'ud. l'nr .- 

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c-i t.^-' :' ii ter mci^t«;r i>a*« n, 
t- •« \ ' MMi'^n haldcn tlir Minsaten. 
•b.i • . b.ilden alle ;;' Ijj' i^. 
*. ■ .' Ti Tincii als den r";( k, 

.-J Tr :-.'<i-n tax* statutrn, 
' a n i{uadri\ v,r'-p**n i:t«.!i. 
_:• '• '.• •'Ml <)iTcn li'Tn n, 
! '.' -. \ d' T ald ^i v\ijs<.,r Ic^Tcn, 
V.. ♦ ->»: >;« bf \ kt van dr-'n, 
'i.'« •■ ^i- (^t d.»: siadt in vre. --rn. 
I*:'!uJU* iuMititun vds qui iiidü lU*^ fern.ni. 
>ap'5'rn. . . Ann«) iS«'» 4. 



54 



EMMERICH 55 

Im Sitzungssaal Gemälde (Taf. II), Hok, darstellend sechs klevische Herzöge 
nach älteren Originalen, die genau kopiert sind. Genau das gleiche Bild wie im Rat- 
hause zu Kleve (Kunstdenkmaler d. Kr. Kleve S. Ii6) und zu Rees, besser erhalten 
als das erste, besonders der Hintergrund: die Stadt Kleve mit dem Schloss. Dar- 
gestellt sind: Adolphus Victoriosus, Johannes I. Betlicosus, Johannes II. Duk Cliviae, 
Johannes III. Dux Cliviae, Wiihelmus Dux Cliviae, Johannes Wilhelmus Dux Cliviae. 
Es sind wahrscheinlich Kopien der ursprünglich im Klever Schloss bewahrten gleich- 



zeitigen Portrats {BuGGENHAGEN, Nachrichten tiber die zu Kleve gesammelten Alter- 
tümer S. 4i). 

Gemälde, die Stadt darstellend, Leinwand i,83xi,ozm, vom Rhein aus. Die 
Befestigung ziemlich gut erhalten, die alte Schule neben der Münsterkircbe wie auf 
dem Stich von i647. 

Portrat des Grossen Kurfürsten, Wiederholung des im Klever Rathause be- 
findlichen {Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 1 17). Der Kurfürst steht ganz gerüstet, die 
Linke in die Seite gestemmt, die Rechte mit dem Marschallsstab auf den Krönungs- 
mantel gestützt. Im Hintergrund Feldlager. 

SS 



56 



KREIS REES 



Grosses allegorisches Gemälde der gleichen Zeit, koloristisch bedeutende 
Leistung. Dargestellt die Massigkeit und die Gerechtigkeit in zwei schönen lebens- 
grossen Frauengestalten en face. Unterschrift: convenimus ambae. 

DIE BARONIE (Fig. iS. — Dederich S. 349), so genannt nach dem Baron 
von Droste -V ischering, der sie am Ende des l7. Jh. kaufte, ursprünglich im Besitz 
der Herren von Hoen und von Dorth, 1822 im Besitz der Aldegundis- und Martini- 
kirche; der jetzige Besitzer ist Herr Hessling. Das zu Beginn des 16. Jh. in seiner 
gegenwärtigen Gestalt errichtete Haus giebt eine Vorstellung von den untergegangenen 
Emmericher Burgen, dem Haus von Aswijn, der Burg der Herren von Rijswijk und 
der Zwaluwenburg. Der malerische Bau (Baustrasse 38) liegt völlig frei zwischen 
Garten und der Stadtmauer und besteht aus einem langen zweistöckigen Backstein- 
trakt mit geschwungenem Giebel und kleinen Klötzchen frieaen und zwei kleinen ein- 
stöckigen Anbauten mit at^elreppten 
Giebeln. 

Nach der Strasse zu liegt ein ein- 
stöckiger Vorbau ( Baustrasse 3 9) mit 
einem durch einen flachen Bogen abge- 
schlossenen Durchgang und der Jahres- 
zahl 1662. 

HOF VON HOLLAND (Fig. 27), 
machtiger Backsteinbau vom J. 16S0, vier- 
stöckig, mit zwei Stockwerken in dem 
sechsmal abgetreppten Giebel, der sich 
imponierend dem Markt zuwendet Por- 
tal mit Renaissance-Hausteineinfassung, 
flankiert von zwei hockenden Löwen als 
Schildhaltem. Inschrift ano i65o in 
Eisenankem. Ein entsprechender Giebel 
in Ziegelrohbau nach dem Rhein zu. 
Jetzige Besitzerin Frau Witwe Kreunen. 
ALTE STADTWAGE(Altenmarkt 
445) mit einer skulptierten Wage, den 
Eimern des Stadtwappens und der In- 
schrift: A. D. i548. Besitzer HerrW. Th. 
Hövelmann. 
Dem i6.Jh. gehören noch eine grössere Reihe malerischer BACKSTEIN- 
HÄUSER an, von schwerfälligen, etwas gedrückten Verhältnissen, meist mit grossem 
Hausflur und abgetreppten Giebeln. So Kirchstrasse 348, der Giebel viermal ab- 
getreppt mit durchlaufenden Lisenen und übereck gestellten Pfeilerchen, Gasthaus- 
strasse 555, 724, 745, 747. 

Unter den RENAISSANCEBAUTEN vom Ende des 16. und Anfang des 
i7. Jh. sind vor allem drei hervorzuheben. Das Löwenstein sehe Haus in der Stein- 
strasse Nr. 76o mit siebenmal abgetreppten Giebeln und zwei dem Satteldach vor- 
tretenden Ziergiebeln mit geschweifter Hauste in ein fassung, das ganze ein machtiger, 
in der Strasse in seiner Wirkung unterdrückter Bau. Das Portal i79o erneut Sodann 
Neuer Steinweg 339 mit dem der ölstrasse zugekehrtem einfacheren Renaissancegiebel 
in verwitterter geschwungener Sandsteineinfassung (Abb. Westdeutsches Gewerbeblatt I, 
S. 779). Endlich das Haus Am Rhein 7717« mit prächtigem Renaissancegiebel, der 

56 




EUUERICH 57 

Oberstock gegliedert durch vier Pilaster, die mittleren mit jonischen Kapitalen, die 
äusseren auf Konsolen mit Köpfen ruhend. Der fein abgestufte, künstlerisch durch- 
geführte Aufsatz zeigt in dem oberen Medaillon einen grossen skulptierten Kopf. 

LANDWEHREN. Das Emmericher Gebiet wird im engeren und weiteren l 
Umkreis von Landwehren umschlossen, die samtlich erst dem Mittelalter entstammen. 
Die Landwehr von Klein - Netterden bis Meghelen bildete die Bezirltsgrenze des 
Amtes in der Hetter. In der ,Paiinge tho unde ind amptz in der Hetter* vom J. i542 
(Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i7o) genau beschrieben. Zuerst genannt in 
einer Urkunde von i37o (Ar- 
chiv zu Hueth, Fase. B. 3o. ,'^ ^ 

— Ann, h, V. N. XL S. 160, ' — -_J:^.^ "^^^ 

Anm. 1). A. TiBUS, Der Gau ., -.' _-^7^'^~"^^^ r} 

Leomerike S. 43 erklart den ^>_' ' i'' ^^ i€ 

Ausdruck ,in hengemunde' in - —- ■- ■ ' ^ -er _ 

der Urkunde von \^^^ bei 
Sloet, Oork. Nr. 6z9 Rlr 
Grenz wall (aus haga und 
mundi), der den Gau Leo- 
merike und das fränkische 
Hamaland von dem Herzog- 
tum Ripuarien trennte. ,In 
hengemunde' ist aber ein 
Schreibfehler Sloets für ,et 
hengemunde' (richtig bei La- 
COMBLET, U B. II, Nr. 266 
und in der alten Abschrift 
in Emmerich, Archiv von 
S. Martin) — hengemunde 
heisst hier nur Erbschaft 
(Bischof OtloIII. von Ut- 
recht verleiht den Erbschafls- 
zehnten in Netterden). Die 
Östt. Grenze des Amtes (auf 
der Schneider sehen Karte 
nicht angegeben) wurdedurch 

die ,tote Lander* von Esser- Fic. 3?. Kninnicb. Hof von Hoiknd. 

den gebildet (J. J. Sluyter 
i. Nrh. G. i879, S. i3; 1880, 

S. 43; i884, S. 10). , Sie beginnt bei dem Rees zunächst liegenden Haus der Bauer- 
schaft Esserden ,am Donk', in Gestalt eines Wasserweges, der die Rees - Emmerich er 
Landstrasse begrenzt, am Wege von Rees nach Millingen sich nach links wendet und 
sich schliesslich mit dem aus dem .schmalen Meere' kommenden Wasserwege vereinigt, 
um mit demselben zusammen in das Millinger Meer zu gehen. Die ,tote Lander' war 
von i4iS — 1459 die Grenze des Reeser Pfarrbezirkes, ist jetzt noch ungefähr die 
Grenze der Bürgermeisterei Rees, bildete die Grenze zwischen Amt Aspel und Amt 
Hetter und zwischen den Deichschauen Rees und Oberhetter. Die kleineren zwischen 
Rees und Emmerich gelegenen Landwehren sind überhaupt erst im l7.Jh. gezogene 
Weidegrenzen (Düsseldorf, Staatsarchiv, Kopiar ß. 186, Urk. des i7.Jh.: dese graefl" 

57 



58 



KREIS REES 



Landwehr nach 
s' Heerenberg 



Landwehr 
Adolphs L 



Landwehren hor langhs mct de jonge dorne hegge en prellingen . . . dese graeflf heeft een jonge 
hegge en prellingen, maer geen aerdwalle). 

Zwischen dem Emmericher Gebiete und dem Territorium der Herren von dem 
Berge zog sich eine Landwehr hin, die noch in dem Abwässerungsgraben zwischen 
dem Klosterberge und dem Bremerschen Wege, vom alten s'Heerenbergischen Wege 
bis zur neuen s'Heerenberger Landstrasse zwischen der sogen. Nollenburg und dem 
van Nossum sehen Hause erhalten ist. Sie fand ihre Fortsetzung von der Baal sehen 
Mühle nach der Löwenmühle vor dem Löwenthor und hinter dem ehemaligen Nieren- 
berge nach der grossen Landwehr (Lander). Vgl. Dederich S. 88. Dieser Graben, 
fossatum Embricense, wird schon I237 genannt (Urk. bei Wassenberg p. 5i, 253. — 
Ann. h. V. N. XI, S. 89), er wird i4i7 wieder erwähnt und endlich i534 verstärkt 
(NijHOFF, Ged. VI, III, Nr. i773. — Lacomblet, U B. IV, Nr. 533). Von Tibus 
(Alter der Kirchen von Emmerich S. 5o) kaum richtig als der Stadtgraben gedeutet. 

Eine zweite Landwehr hatte Herzog Adolph von Kleve errichtet, die einen 
Teil des grossartigen Befestigungssystemes bildete, mit dem er sein Land umgab (Gert 
VAN DER Schuren ed. Schölten S. i37. — Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 120). 
Im J. i4i7 trifft Lieff von Stutwick mit Emmerich einen Vergleich wegen des Zuges 
und der Unterhaltung des Landwehrgrabens (Stadtarchiv, Urk. 68), i435 schliesst die 
Stadt mit Wilhelm van der Leeke, Herrn ten Berge einen Vertrag über die Unter- 
haltung der Landwehr an der Holtsteege (Stadtarchiv, Urk. 84 von i437 mit wört- 
licher Einrückung der älteren). Herzog Adolf beurkundet i439 einen neuen Vergleich 
zwischen Stadt und Junker Wilhelm von der Berge -Bylant über Graben und Reinigen 
der Landwehr, das auf demselben stehende Holz, sowie Errichtung und Unterhaltung 
von Notbrücken (Stadtarchiv, Urk. 92, 93; Urk. i3o von i469). In einer Urkunde vom 
J. i49o (Stadtarchiv, Urk. i44) wird diese Landwehr ausdrücklich ,des Herzogs Schlag* 
genannt — zwischen der Riet und der herzoglichen Landwehr wird in diesem Jahr 
eine dritte Landwehr und Gracht genannt. Der von Netterden bis Emmerich durch 
Herzog Adolf gezogene Kanal ,die Lander* (Landwehr) genannt, vertilgte die Vallog- 
schen Sümpfe und bereitete die grosse Fruchtbarkeit des Hetterdistriktes vor (Wassen- 
berg p. io3. — Dederich, Geschichte der Römer und Deutschen S. 10). 



EMPEL. 



Haus Empel 



Geschichte 



HAUS EMPEL. Sluyter, Haus Empel: Sonntagsbeilage zur Rhein. -Westfäl. 
Volkszeitung i89o, Nr. 10 — 17. 

Als ältester Besitzer des Hauses erscheint der Ritter Bemard von Rees im J. i24o 
(Köln, Stadtarchiv, Mus. Alfterianum LXVH, fol. i67. — Mooren i. d. Ann. h. V. N. 
Xin, S. 27o), 1256 wird es als Emple genannt (Lacomblet, U B. H, Nr. 425), im 
folgenden Jahrhundert besitzen es die Herren von Hönnepel; Lutzo von Hönnepel 
stiftet i339 in der Kapelle zu Empel eine Vikarie (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Rees 
108). Im J. i349 und i356 erkennt Rutger von Hönnepel die Burg zils Offenhaus 
und Lehen des Kölner Erzstiftes an (Lacomblet, U B. IH, Nr. 474, 563). Sara von 
Hönnepel, die Tochter Rutgers und der Elisabet von Hetterscheid bringt i48i das 
Schloss an ihren Gatten Heinrich von Diepenbroick, das Geschlecht heisst seitdem 
auch von der Impel oder von Empel (Niederrhein. Volksbote i85i, Nr. 24). Im 
J. i598 wurde von den Spaniern der Vorhof niedergebrannt und das Schloss ausge- 



58 



L 



EUPEL 59 

plündert (Publikationen aus dem Königl. Preuss. Staatsarchiv XXXIII, II, S. ao8. — ' 
J. D. V. Steinen, WestphaJ. Gesch. I, S. 544. — Beig. Zs. XXIV, S. a3). In der Mitte 
des i8.Jh. verkauft der Reichsgraf Friedrich v. Grondsfeld und Diepenbroick Empel 
an Christoph Ludwig v. Seckendorf; es folgen als Besitzer die von Meier, von Oppeln, 
von Raesfeld, seit l83o die Familie von Weiler. Der jetzige Besitzer ist Herr Ober- 
förster Eduard von Weiler. 

Der , Heidenturm' zu Empel wurde vor 1826 abgebrochen, er erhob sich auf 
einem Pfahlrost in vier Stockwerken in der Höhe von 100 Fuss, die drei unteren 
Geschosse waren gewölbt, das obere hiess der Heidentempel, in der Mauerstärke eine 
Treppe. Der Bau war entschieden nicht römisch, sondern eine frühmittelalterliche 



Fig. 18. H*iu Enpal. Pcitul. 

Anlage (Bird, Über die Bedeutung der Gegend des Niederrheins, Wesel 1826, S. 65. 
— Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i4S). 

Dem alten Bau gehört noch ein runder Backsteinlurm mit sechsseitigem Pyra- 
midendach an, der nördlich an den Haupttrakt stösst; in der westlichen Verlängerung 
zeigt sich von diesem ein Mauerrest. Der aus zwei rechtwinkelig an ei na nders lossenden 
Flügeln bestehende zweistöckige Hauptbau ist rS7o umgebaut worden; er zeigt nach 
dem Hofe einen starken Architrav mit Zahnschnitt. In der Ecke ist nach dem Hofe 
zu ein prachtiger Renaissanceerker (Fig. 29) vom J. i57o angebaut, dreiteilig mit 
kandierten Pilastem, am oberen und unteren Ende mit Masken, auf reich verzierten 
Trägem; der musch eiförmige Aufsatz gestützt durch zwei Faune mit Bocksfüssen. 
Inschrift: anno domini iS7o. übet got deinen Hern über alles, und deinen 

NEHESTEN ALS DICH SELBS. 

59 



6o KREIS REES 

1 Im J. 1 7oo erhielt der Schlosshof einen neuen Abschluss (Fig. aS) durch eine 

geschweifte Mauer, die mit dem östlichen runden Backsteinturm in Verbindung ge- 
setzt ward. Auf der Brüstung je sechs Büsten römischer Imperatoren, feiste runde 
Köpfe. Das wirkungsvolle Portal fassen zwei hohe bossierte Pfeiler ein, die von zwei 
sitzenden Minerven gekrönt werden, hässliche Figuren mit groben Köpfen. Dem 



# 



Fig. 29. Hiui Empil vom Hofe iiu. 

Portal gegenüber ein zweites Halbrund, in das die alte Lindenallee einmündet, die 
von einem vorderen Rondel direkt auf das Thor zuführt. 

Zwei grössere von demselben Bildhauer gefertigte Skulpturen, ehemals in Empel 
aufgestellt, ein Krieger zu Ross und eine vom Pferde sinkende Amazone befinden 
sich jetzt im Schlosshof zu Anholt. Es sind sehr dürftige Wiederholungen der Gruppen 
im Falazzo Famese in Rom. 

60 



HAFFEN 



6l 



HAUS GROIN. Bröring i. Ann. h. V. N. XI, S. i59. — Sluyter, Haus Haut Groin 
Groin: Niederrh. Volksbote 1 886, XXXVH, Nr. 26. — Ders. i. Nrh. G. i879, S. i33; 
1880, S. 5, i3, 21. 

Als ältester Besitzer erscheint i44o Theodoricus von Groin (Anniversar des Geschichte 
Kreuzherrenklosters Marienfrede bei Dingden). Auf Elisabet von Hönnepel, gen. Impel, 
Erbin zu Groin, t i579, folgen die von Eickell und von Diepenbroick. Im J. i598 
durch die Spanier geplündert (Berg. Zs. XXIV, S. 23). Nach einer Mitteilung von 
Gerhard Johann von Eickell, Herrn zu Groin und Eyll vom J. 1 663 (Rees, Stadtarchiv), 
hatte Groin damals 1 5o Jahre unbewohnt gestanden, es wurde durch Johann Hermann 
Freiherm von Diepenbroick, t i694, abgebrochen. Auf einer Flurkarte vom J. i574, Untergang 
im Besitz des Herrn Sylvester Festen im Pannofen bei Rees, ist Groia abgebildet als 
langes zweistöckiges Gebäude mit zwei gothischen Seitengiebeln, in der Mitte ein 
runder Turm, der Wirtschaftshof und der Thorbau abgetrennt und von Gräben umgeben. 

Die Gemeinde Groin grenzt nach Norden an die Gemeinde Huri, von welcher Landwehr 
sie durch die das Bett des ehemaligen Rheinstromes durchziehenden Aspel - Empeler 
Landwehr getrennt wird. 



HAFFEN. 



Römische 
Funde 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Gctchichte 



RÖMISCHE FUNDE. Bei dem Meckenhof, eine Viertelstunde von der 
Kirche, wurden in den zwanziger Jahren Urnen, Thränenkrüge und Münzen gefunden 
(Fiedler, Römische Denkmäler S. 112. — Bird, Bedeutsamkeit des Niederrheins 
S.62. — B. J. XXXVI, S.84. — Nrh. G. 1880, Nr. 22). Die Strasse von Haffen nach 
Wesel hiess noch i58o ,Heerstrait*. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Lamberti m.). Fundationen 
der Kirche: Nrh. G. 1880, S. i4i; 1882, S. i34. — J. J. Sluyter, Das verschwundene 
Renen: Nrh. G. 1 883, S. 25, 33. — Ders. i. d. Rheinisch -Westfälischen Volkszeitung, 
Unterhaltungsbeilage 1888, Nr. 11. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Gute Pfarrchronik, i842 von Wilhelm 
Cruse geschrieben. — 11 Perg.-Urk. von i594 an. 

Der Ort wird io3i zuerst als Hafti genannt (Falcke, Trad. Corb. p. 458). Die 
ursprüngliche Pfarre war Reinen, Reenen, Reene (Binterim u. Mooren, E. K. I, 
S. 1 94), das von den Fluten des Rheines allmählich weggespült ward (Tibus, Grün- 
dungsgeschich te S. 210, von der der , Kirchenkamp* noch erhalten ist). Im J. 1229 
und 1246 wird sie im Besitz des Stiftes Xanten erwähnt (Binterim u. Mooren, D. C. 
I, S. i99, 227. — Bröring i. Ann. h. V. N. XI, S. i54, 162). Im J. i452 wird die 
Kirche von Renen zum letzten Male erwähnt; die Pfarrkirche zu Haffen muss aber 
schon vor dieser Zeit erbaut sein, denn in einer Urkunde vom J. i446 wechseln die 
Ausdrücke ,Pfarre Haffen' und ,Pfarre Renen'. Von i63o — 1633 war sie vorübergehend 
von den Protestanten eingenommen (Chronik Johann Düsseldorfs im Stiftsarchiv 
zu Xanten. — v. Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 2i5. — E. Demmer, Geschichte 
der Reformation S. Si). 

Schlichter zweischiffiger Bau, 2 2,5o m lang, 12,25 m breit, von Backstein, mit Beschreibung 
dreistöckigem, im zweiten und dritten Stock mit grossen spitzbogigen Blenden ver- 
zierten Turm. Im Inneren zwei polygonale Pfeiler mit abgefassten Kanten und 
Diensten nach N und S, denen an den Aussenmauem ebensolche Dreiviertelssäulchen 



61 



63 



KREIS REES 



KithoL entsprechen. Polygonale Kapitalchen, Horizontallisenen unter den einachsigen Fenstern, 
skulptierte Schlufssteine, das nördliche Seitenschiff halb so hoch wie das Mittelschiff. 
Tiufiian Taufstein, altes sechsseitiges Becken des iS.jh., der Fuss neu. 

skuipLur Gute neu polychrom ierte Figur der Maria Magdalena, um iSzo, aus der 

Schule von Kaikar, 
wiadgemäMc Wandgemälde (Fig.3ou.3i) an den Scheidemauem, vom Anfang des iS.Jh., 

18S2 entdeckt, l856 vom Maler BüchUmann modernisiert (Sluyter i. Niederrh. Volks- 
bolen i856, Nr. 3i). Der Charakter des iS.Jh. ist durch die Restauration verloren, 
nur in Haltung und Bewegung hewahrt. Dargestellt die zwölf Apostel mit ihren 
Symbolen in lebensgrossen Einzelfiguren von grosser Vornehmheit mit bedeutenden 
bartigen Köpfen, unter dem Einflüsse der Schule von Köln entstanden. 
Kelch Romanischer Kelch von vergoldetem Silber, Anfang des i3. Jh. (aus'm Weerth, 

Kd. Taf. XXI, 6, 60). Bedeutendes Werk von schönen Verhältnissen. Auf den runden 
Fuss vier Medaillons mit je vier Nägeln aufgestiftet, mit den in hohem Relief ge- 
triebenen Darstellungen der 
Verkündigung, der Geburt 
Christi, der Kreuzigung, der 
drei Frauen am Grabe. Zwi- 
schen den Medaillons gra- 
viert je die Halbfigur eines 
ein Rauchfass schwingenden 
Engels. Der Knauf einfach 
mit zehn Rippen. Ganz ver- 
wandte Werke in S. Aposteln 
zu Köln (Fr. Bock, Das hei- 
lige Köln, S.Aposteln Taf. 28, 
Fig. 9z) und im Germani- 
schen Museum zu Nürnberg 
{Anzeiger f. Kunde d. deut- 
schen Vorzeit N. F. XX, 1 873, 
Sp. 162). 
Gothische Monstranz aus der a. H. des iS.Jh., der Fuss mit sechsseitiger 
Rose, interessanter durchbrochener runder Knauf mit Masswerk, zur Seite des Glas- 
cylinders drei Strebepfeiler mit musizierenden Engeln und kleinen Heil ige nfigürchen. 
Sechsseitiger Aufsatz und kegelförmiger, mit einem Kruzifix abschliessender Helm. 

Über ein verschwundenes Bild des h. Christoph vgl. Baudri, Organ fQr 
Christi. Kunst VIII, S. 76. — G. W. van Heukelum, Van sunte Cristoffels beeiden, 
Utrecht 186S, p. 7. 

HAUS AVERSFORTH, im J. i677 erbaut, ursprünglich im Besitz der Familie 
von Manjel, jetzige Besitzerin Frau van Achthoven. Kleiner niedriger zweistöckiger 
Backsteinbau mit geschweiften und abgetreppten Giebeln, mit kleinem Wirtschaftshof, 
von wohlerhaltenen Graben umgeben, Über dem Portal das preussische Wappen. Vor 
der Brücke eine malerische Lindenrotunde. Im Garten ein Paar barocke Steinfiguren, 
Die einfache Ausstattung des 18. Jh. ist fast vollständig erhalten. Im Erdgeschoss 
Kamin mit Stuckarbeit: Trophäen und Putten. Eine Reihe mittelmSssiger Portrats 
von viamischen und hollandischen Meistern des l7. u. iS.Jh., darunter zwei recht gute 
KniestUcke in alten geschnitzten Rahmen und das Bildnis eines jungen Mannes mit 
langem goldenen Gelock und rotseidenem Mantel in Jagdkostüm. Einige gute Stillleben. 

63 



p— «V 



Kathol. 
Pfarrkirch 

Taufstdn 
Skulptur 

Wandgemälc 



Kelch 



Monstr 



Han 
Avers' 




Autsts 



HALDERN 



63 



HALDERN. 



GERMANISCHE UND RÖMISCHE FUNDE. Germanische Gräber 
mit gegen dreissig rohen Urnen bei Haldem entdeckt (Bröring i. d. Ann. h. V. N. 
XI, S. i47. — BiRD, Über die Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins S. 63, 
Taf. I, C, Nr. i — 3), jetzt im Provinzialmuseum zu Bonn. Eine römische Schanze, be- 
stehend aus natürlichem Sandhügel mit kreisförmigem Wall von 6o Schritt Umfang 
findet sich nördlich von Haldem (Schneider, Kr. Rees S. 65). Die Römerstrasse von 
Elten her (vgl. u.) wird bei Haldem wieder sichtbar und folgt bis Kapellen der Rich- 
tung der heutigen Chaussee. Hinter Kloppenberg sind in östlicher Richtung die Reste 
der Römerstrasse zu verfolgen bis zum Durchschnitt auf der Landstrasse von Wesel 
nach Hamminkeln. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Georgi m.). J. Stürm, Über 
Haldern: Nrh. G. i88o, S. 23. — Tibus, Gründungsgeschichte S. 21 9. 

Die Kirche war im i3. Jh. eine Kapelle mit pfarrlichen Rechten (Eskes im Kerke- 
lyk Leesblad ten dienste der catholyke Nederlanders II, Nr. XI, Art. 4. — Ann. h. V. N. 
IV, S. 256), hervorgegangen aus der Kapelle zu Aspel (Ann. h. V. N. XI, S. i47, i64). 
Das Patronat besass seit 1229 die Kapitelskirche zu Rees (Düsseldorf, Staatsarchiv, 
Urk. 22, 25), i3i8 wird sie zuerst als Pfarre erwähnt (Lacomblet, U B. III, Nr. i7i). 
Der Turm der Kirche stammt aus dem i3. Jh., das Langhaus und die obere Hälfte 
des Turmes wurden im i5. Jh. neu aufgesetzt, die Gewölbe und die Turmhaube nach 
dem Brand von i672 erneuert 

Vierstöckiger Turm, bis über die Hälfte aus Tuff bestehend, im Erdgeschoss 
mit dreimal abgetrepptem im Spitzbogen geschlossenen Portal, zur Seite zwei schmale 
spitzbogige Blenden. Im zweiten Stockwerk vier mit Kleeblattbögen geschlossene 
Blenden, im dritten vier Rundbogenblenden. Die Vertikallisenen über diese hinaus- 
geführt, im vierten drei schlichte einachsige Spitzbogenblenden. Die schmäleren nörd- 
lichen und südlichen Seitenflächen sind im Unterstock durch zwei grosse Blenden, 
im zweiten und dritten durch nur je drei Blenden belebt. 

Das alte dreischiffige Langhaus wird zur Zeit durch einen dreischiffigen gothischen 
Neubau von Wiethase erzetzt. Der alte Bau zeigt noch einen Teil der Aussenmauem 
der romanischen Basilika von Tufl", im N bis zu dem (von den Fenstern durchschnit- 
tenen) romanischen Fries, im S bis zu der Horizontallisene unter den Fenstern. Der 
übrige Teil in Backstein. Die Verhältnisse des Inneren sind schwerfällig und gedrückt 
mit tiefen Gurtbögen, im Mittelschiff die Rippen mit skulptierten Blattkapitälen ehe- 
mals auf Dreiviertelssäulen aufsetzend. Die Fenster und die Wölbungen der Seiten- 
schiffe zeigen die rohen Formen des i7.Jh. 

Triptychon vom alten Hochaltar, jetzt über der Sakristei aufbewahrt. Die 
Mitteltafel 2,4o m breit, i,42 m hoch, Leinwand mit sehr starkem Kreidegrund auf 
Holz aufgezogen, aufgeklappt 4,8o m breit, in altem schlichten Holzrahmen. 

Auf dem Mittelbild (Taf. III) im Mittelfelde eine grosse figurenreiche Kreuzi- 
gungsdarstellung. Christus und die Schacher an hohen Kreuzstämmen zufgehängt, den 
Fuss des mittleren Kreuzes umklammernd Maria Magdalena, links im Vordergrunde 
Maria, von Schmerzen überwältigt, zusammenbrechend, gestützt von Johannes, um- 
geben von vier heiligen Frauen. Grosse Reitergruppe, darin zur Rechten der Haupt- 
mann, mit der Rechten nach Christus weisend: Veri filius Dei erat iste, links Longinus 



Germanische 

u. Rftmiache 

Funde 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Beschreibung 
Turm 



Neubau 



Triptychon 



Mittelbild 



63 



64 



KREIS REES 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Flügel 



Würdigung 



Monstranz 



Glocken 



mit dem Speer, rechts Stephaton mit dem Schwammstab zu Ross. Die Kostüme der 
Reiter sind niederrheinische, besonders die Kappen und Filzhauben bezeichnend, 
mehrfach der burgundische Hut. Zur Seite links Christus vor Pilatus, Kreuztragung, 
rechts Kreuzabnahme und Höllenfahrt. 

Auf den Innenseiten der Flügel je vier Scenen. Links i. die Grablegung: 
Der in Tücher gehüllte Leichnam wird in den steinernen Sarkophag gelegt, im Vorder- 
grunde knieend Maria Magdalena. 2. Die Auferstehung: Christus steigt mit der Kreuz- 
fahne aus dem Sarge, um den die vier Kriegsknechte schlummern, zwei derselben 
halbwach mit Geberden des Erstaunens. 3. Die drei Frauen am Grabe: Im Vorder- 
grunde Maria Magdalena mit dem Salbgefäss, diese allein nimbiert. 4. Christus er- 
scheint der Maria Magdalena im Garten. Der Garten, der Blumengrund und der 
geflochtene Zaun im Hintergrunde sehr sorgfältig ausgeführt. 

Rechts 1. Christus in Gethsemane, im Garten betend. Im Vordergrunde die 
drei Jünger sehlummemd. 2. Gefangennahme Christi, die Häscher mit derben und 
groben Köpfen. 3. Geisselung Christi in offener Halle mit Ausblick auf eine Land- 
schaft. 4. Domenkrönung und Verspottung Christi, der eine Häscher mit burgundischer 
Lappenmütze. 

Die Aussenseiten der Flügel enthalten wiederum je vier Scenen. Rechts 
I. Die Taufe Christi: Christus ganz nackt im Wasser, rechts Johannes, links ein weiss- 
gekleideter Engel, Christi Gewand tragend. 2. Johannes von einer Kanzel herab pre- 
digend, der König Herodes sich unwillig abwendend. 3. Johannes ist von einem 
Kriegsknechte enthauptet worden, die Tochter des Herodes betrachtet nachdenklich 
das Haupt in der Schüssel. 4. Herodes mit seiner Gattin an reichbesetzter Tafel. 
Die Tochter setzt die Schüssel mit dem Haupte des Täufers vor ihm nieder. 

Links vier Scenen aus der Legende eines Heiligen, i. Der Heilige zum Bischof 
gekrönt. 2. Er verrichtet das erste Messopfer. 3. Er erweckt durch sein Gebet einen 
Toten auf. 4. Er empfängt die Sterbesakramente, zu seinen Häupten Engel. 

Die Innenseiten sind auf Goldgnmd gemalt, die sehr stark beschädigten und 
abgeblätterten Aussenseiten haben natürlichen ungemusterten Hintergrund. Die Farben 
sind durchweg hell und licht, mit tiefen Schatten und scharfen Umrissen, in den Ge- 
wändern besonders ein lebhaftes Rosa und ein frisches Grün, die Landschaft in Saft- 
grün. Die Gestalten überschlank, mit sehr schmalen Schultern, auffallend langen Unter- 
schenkeln, die Hände gelenkig schmal, mit hölzernen Fingern, die Gesichter teilweise 
mit groben, stumpfen Nasen. Maria Magdalena regelmässig mit goldblondem durch- 
gekämmten aufgelösten Haar, teilweise schwere gemusterte Brokatgewänder. Das be- 
deutende Werk gehört der westfälischen Schule an, steht aber leicht unter nieder- 
ländischem Einfluss; es hat grosse Verwandtschaft mit der Schule von Soest, insbe- 
sondere der grossen Kreuzigungstafel Nr. 1222 im Museum zu Berlin. Verhandlungen 
über den Erwerb des Bildes sind von Köln und Berlin eingeleitet. 

Monstranz von vergoldetem Silber, 79,5 cm hoch, vom Anfang des 16. Jh. 
(leicht restauriert). Der Mittelbau erhebt sich auf sechsseitiger Rose und sechsseitigem 
Schaft mit doppeltem Strebesystem, in jedem zwei massive Heiligenfigürchen. Im Auf- 
satz die Doppelfigur einer Madonna, darunter der h. Georg, den Drachen tötend. Das 
Gerüst ganz im Geiste der Gothik, nur die Putten und Engelsfigürchen im Aufsatz 
atmen Renaissancegeist. 

Glocken (Nrh. G. 1880, S. 24). Alle drei mit der Inschrift: unter Bedienung 

DES WOHLGEBORNEN HERREN DROSTEN FRIEDRICH WILHELM VON UNI) ZUR HOEVE, 
HERREN ZU POLLWICK UND RESPEKTIVE PASTOREN PETREN HETTERSCHEIDT, KIRCHEN- 



64 



HAMMINKELN 65 

MEISTEREN ABER DIDERTCHEN HENSELER UNDT OHTT BOUMANS. DOOR DAT VIER BIN Kathol. 
ICK GEVLOTEN, PETER VAN TRIER EN RUTGER TECKEL HEBBEN MY GEGOTEN. ANNO "" *'^° * 

i673. Die grösste ausserdem mit der Inschrift: tria sunt omnia. jesus maria 

JOSEPH. SALVATOR MUNDI, SALVA NOS. Die Zweite: S. MARIA ORA PRO NOBIS. Die 

dritte: s. georgi intercede pro nobis. 

SCHLOSSSONSFELD. J. J. Sluyter i. d. Rheinisch -Westfälischen Volks- s c h i o . « 

•^ '' Sonsfeld 

Zeitung 1888, Nr. 3i. — Fahne, Denkmale und Ahnentafeln in Rheinland und West- 
falen III, S. i3i, t34. — Ders., Geschichte der Köln., Jülich, und Berg. Geschlechter I, 
S. 46o; II, S. 206. — Strange, Beiträge z. Genealogie d. adel. Geschlechter, Heft XII. 
— Das Stammschloss der schon I259 vorkommenden Herren von Suntfelde, seit i5oo 
von den Herren von Wittenhorst zu Sonsfeld, später einfach Wittenhorst- Sonsfeld 
genannt, lag am unteren Ende des Bellinghover-Sonsfelder Meeres in dem Winkel, 
welchen die Haffensche Wardlei mit diesem Meere bildete. Eine dreifache Reihe 
von Gräben umschliesst es. Das Schloss wurde in der i. H. des 18. Jh. abgebrochen, 
weil König Friedrich Wilhelm I. dem Freiherm von Wittenhorst -Sonsfeld ein neues 
Schloss zu bauen beabsichtigte, was dann unterblieb. Das innerhalb der Gräben 
gelegene vierseitige Terrain ist 36 m breit und 44 m tief. Die Gerichtsbarkeit von 
Sonsfeld, im klevischen Landtagsabschiede vom 23. Okt. 1666 förmlich anerkannt, er- 
streckte sich über Haus Sonsfeld und die Bauernschaften Helderlo, Sonsfeld, Witten- 
horst und Töwen. 



HAMMINKELN. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Klevisches Heberegister: Ann. h. Evngd. 
V. N. XXXI, S. i34. — Nrh. G. i883, S. 87. — Tibus, Gründungsgeschichte S. 220, ^^""^'"*** 
226. — V. Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 2o4. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urk. von 1622 an. — Catalogus pastorum 
von i582 an. — Lagerbuch des Pastors Wesseler von i77o. 

Eine Pfarrkirche zu Hamminkeln wird bereits 11 54 und ii7o genannt als Besitz Geschichte 
von Xanten (Tibus S. 220. — Erhard, Cod. Nr. 299), dessen Rechte 1220 und 1225 
noch ausdrücklich bestätigt werden (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. i7i, i9i. — 
Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Xanten R. I, 34. — Sloet, Cork. Nr. 485). Die Kirche 
ist anfangs des i5.Jh. erbaut, zwischen i6o9 und 1624 den Lutherischen und Refor- 
mierten eingeräumt. 

Schlichter zweischiffiger Tuff bau, 22,80 m lang, 7 m breit, aussen durchweg neu Beschreibung 
verputzt, mit dreistöckigem, in den beiden oberen Geschossen mit je zwei spitzbogigen 
Fenstern versehenem Westturm. Zwei achtseitige Pfeiler mit einfacher Basis trennen 
das Mittelschiff von dem niedrigeren nördlichen Seitenschiff. Die Rippen ruhen im 
Mittelschiff auf polygonalen Konsolen mit einem Kopf darunter, im Chor mit skulp- 
tierten Blattkapitälen auf in der Höhe der Sohlbänke mit Köpfen abschliessenden 
Diensten. Unter den Fenstern Flachbogenblenden. 

Bei der Restauration wurden an der Scheidemauer Wandgemälde — jüngstes Wandgemälde 
Gericht und Apostelfiguren — vorgefunden, die aber wieder überstrichen worden sind. 

Glocke mit der Inschrift: Mathias elsner pastor ecclesiae reformatae. Glocke 

JOHANNES WOLTERUS PASTOR AUGUSTANAE CONFESSIONIS. JOHANNES ISING ET ANTONI 
BLANCKEN KIRCHMEISTERE ZU HAMMINCKEL ANNO l693. 

6 
65 



66 



KREIS REES 



RÖCHELTEN. 



R ömische 
Anlagen 



Warte 



Brunnen 



Funde 



Grenxwchr 



RömeritraMen 



Ältere 
Grenzwehren 



Bisherige 
Erwähnungen 



RÖMISCHE ANLAGEN. Jacob Schneider, Der Eltenberg und Montfer- 
land bei Emmerich. Ein Beitrag zur Geschichte des römischen Befestigungswesens 
auf der rechten Rheinseite, Emmerich 1 845. — Ders., Kreis Rees S. 63. — Dederich, 
Geschichte der Römer und Deutschen S. 54. — Janssen, Oudheidkund. Mededeel. 
III, p. 244. — Reuvens, Leemans en Janssen, Alphabetische naamlijst p. 25. — 
F. W. Schmidt i. d. Westfäl. Zs. XX, S. 260. — Brambach, C. I. R., Nr. i4i, i42. 

Was schon Stephanus Pighius, Wassenberg, Teschenmacher, Fiedler an- 
nahmen, ist durch Schneider nachgewiesen worden: dass auf dem Eltenberge, der 
neben dem Fürstenberge bei Xanten, dem Monterberge bei Kaikar und dem Klever 
Schlossberge die ansehnlichste Höhe darstellte, eine bedeutende römische Warte stand. 
An der Nord- und der Westseite ist das Bergplateau abgestossen, an der Stelle, wo 
eine Schlucht südlich nach dem Rheine zuläuft, um 20 Fuss. Die Warte korrespon- 
dierte mit Montferland bei s'Heerenberg und dem Klever Schlossberge (vgl. B. J. 
XXXIX, S. i73. — L. J. F. Janssen, Over de oudste vaderlandsche schansen, be- 
paaldelijk de Huneschans aan het Udeler-Meer: Nijhoff, Bijdr. IV, p. 7i). Boll- 
werke und Mauerreste sind nicht vorhanden, der einzige Rest ist der 72 m tiefe 
Drususbrunnen, aus grossen Tuffsteinblöcken im Halbrund aufgeführt, das Becken 
mit einem Durchmesser von i,5o m, die Einfassung 28 cm breit, dessen Wände in der 
Tiefe aus festem Basalt bestehen. Der Schacht ist mehrmals ausgebessert worden; 
der römische Ursprung freilich durch nichts bezeugt. An dem Brunnenhäuschen die 
moderne Inschrift: m. drusi ger. imp. r. puteus. aed. a. xii. a. chr. Ein unter- 
irdischer Gang in den Berg wurde i835 aufgedeckt. 

Am westlichen Abhang sind Urnen und Thränenfläschchen, sowie Ziegel der 
6. Legion gefunden (Schneider S. i9. — Gelderscher Volks -Almanak voor i842, p. 2o7), 
dazu Münzen aus der frühen Kaiserzeit. Auf den im Osten und Nordosten von Elten 
gelegenen Höhen, der Elten sehen Haide, wurden Urnen von verschiedener Grösse 
gefunden, deren Zeit nicht festzustellen ist (Schneider, Kr. Rees S. i4, 69. — B. J. 
XXXVI, S. 83). An der Südseite des Berges vorbei führt die erste der drei älteren 
Grenzwehren im Kreise Rees, die am alten Rheinufer bei Hauberg beginnt und über 
Borghees und Emmerich nach Huisberden und Till bei Kaikar sich zieht (Kunst- 
denkmäler d. Kr. Kleve S. i48. — Schneider, Neue Beiträge VII, S. 5); der römische 
Ursprung ist höchst zweifelhaft. 

Die den Rhein entlang ziehende grosse Römerstrasse ist von Babberich, wo 
sie aus Holland austritt, über Elten, Emmerich, Vrasselt, Haldem, Mehrhoog bis Fluiren 
in ihrem Laufe in der Hauptsache festgestellt — unsicher ist nur ihr Verlauf von der 
Fluirener Haide an (vgl. unter Wesel). Zwischen Elten und Emmerich sind alle Reste 
verschwunden. Eine zweite Römerstrasse setzt bei Hauberg über den Rhein und 
geht über Elten nach Norden. Wallreste nahe der Grenze bei Sassenryck nachweisbar 
(Schneider, Kr. Rees S. 34, 39). 

Bei Elten beginnt zugleich der östliche Arm der älteren Grenzwehren, die 
das Gebiet des Kreises Rees nach O zu durchschneiden. Er führt hart an der hollän- 
dischen Grenze hin bis Netterden und weiter über Meghelen nach Isselburg, wo er 
die Yssel erreicht. Diese Grenzwehren sind nacheinander von A. Fahne, Die Land- 
wehr oder der limes imperii Romani am Niederrhein: Berg. Zs. IV, i867, S. 1, 

66 



HOCHELTEN 67 

Schneider, Kr. Rees, 1868, S. 18, und v. Veith, Römischer Grenzwall an der Lippe: Römische 
B. J. LXXXIV, i887, beschrieben worden, ohne dass einer auf den andern Rücksicht 
genommen hätte. Alle drei sehen in diesen Wallanlagen den limes transrhenanus, mit 
dem Germanicus zwischen 2 u. 4 n. Chr. das Land zwischen Aliso und den> Rhein be- 
festigte (novis limitibus aggeribusque Tac, Ann. II, 7), den Tiberius im J.io (Velleius Pat., 
Hist. Rom. II, 120: aperit limites) und Germanicus im J. i4 n. Chr. {Tacitus, Ann. I, 5o: 
limitem a Tiberio coeptum scindit) bei den Zügen nach O überschreiten mussten. Vgl. 
über die Bestimmung der limites auch Fiedler, Rom. Denkmäler S. 166. — Schneider, 
Neue Beiträge VII, S. 5; VIII, S. i9. — Ders., Heer- und Handelswege VI, S. 18. 

Die Frage des römischen Ursprungs scheint nur für die äusserste und grösste Ursprung 
an der Issel hingeführte Grenzwehr in Betracht zu kommen, obwohl gerade auch 
hier die mit ihr in unmittelbarer Verbindung stehenden Wallbefestigungen, vor allem 
bei den Schwienumshöfen und an der Fortsetzung der Grenzwehr südlich der Lippe 
bei dem Hofe Bergerschult bei Hünxe, die beide entschieden nicht römisch sind, auf 
Entstehung in germanisch-fränkischer Zeit hindeuten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass 
die ältere römische Grenzwehr später als Stammesgrenze zwischen dem sächsischen 
imd fränkischen Gebiete diente und zu ihrer Befestigung damals die Wallburgen hinter 
der Grenzwehr angelegt wurden. Die römische Grenz wehr setzt indessen wahrschein- 
lich erst bei Isselburg selbst ein; der Zug bis zur Quappenburger Landwehr ist mittel- 
alterlichen Ursprungs (vgl. ausführlich unter Emmerich S. 57). Die Frage über die 
Bestimmung der Grenzwehren wie der zu erwähnenden Wallburgen und ihren zeit- 
lichen Ursprung muss bis zu einer systematischen Untersuchung der Befestigungsreste 
am Niederrhein offen bleiben. Aus den dürftigen Ergebnissen der bisherigen Unter- 
suchungen können weitgehende Schlüsse nicht gezogen werden. 

EhemaUge ABTEIKIRCHE, jetzige KATHOLISCHE PFARRKIRCHE Abteikirchc 
(tit s. Viti m.) 

A. Fahne, Das fürstliche Stift Elten, Bonn i85o. — N. C. Kist, Het Necro- Littcr«tur 
logium en het Tijnsboek van het adelijk Jufferen-stift te Hoog- Elten, medegedeeld 
uit het onuitgegeven oorspronkelijk handschrift; benevens eene Geschiedenis der abdij, 
Leyden i853: Nieuw Archief voor Kerk. Geschiedenis van Kist en Roijaards II, 
p. 7i. Dazu NijHOFF, Bijdragen voor vaderlandsche geschiedenis en oudheidkunde 
X, p. 67. — P. NijHOFF, Tijdrekenkundige opgave van eenige oorkonden betreffende 
het adelijk Jufferenstift te Elten: Bijdragen n. r. V, p. 42. — M. Z. van Boxhorn, 
Theatr. Holland, p. 333. — Egb. Hopp p. 55. — Teschenmacher p. 201. — A. van 
Slichtenhorst, XIV boeken van de Geldersse geschiedenissen, Arnheim i654, p. 27o. 
— Menso Alting, Notitia Germaniae inferioris, Amsterdam i7oi, II, p. 7. — Fun- 
dationes et fata monasterii Altenensis : Ant. Matthaeus, Veteris aevi analecta, Haag 
i738, III, p. 425. — Matthaeus Brouerius van Nidek en Isaak le Long, Kabinet 
van Nederlandsche en Kleefsche Gudheden, Dordrecht i77i, VI, p. 3i3 ausführlich mit 
Abb. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Kampen i785, p. 34. — Gudheden van 
Utrecht III, p. 334. — L. Ph. C. van den Bergh, Handboek der middel-nederlandsche 
Geographie, Leiden i852, p. 188. — W. Moll, Kerkgeschiedenis van Nederland voor 
de Hervorming, Arnheim i864, I, p. 32 5. — W. A. Immink, Geschiedenis der vestiging 
van de nieuwe evangelische gemeende te Elten bij Cleef, Amsterdam 1860, mit der 
Geschichte der Abtei bis 1802, p. i5: Staatsregt van Elten. — aus'm Weerth, Kd. I, 
S. I. — Über den Namen: Joh. Is. Pontani et Petri Scriverii epistolae: Ant. Mat- 
thaeus, Veteris aevi analecta II, Nr. 10, p. 382. — Über Münzen von Elten: v. Lede- 
BUR, AUgem. Archiv IX, p. 242. 

67 



e Handschrift!. Qu. Im Pfarrarchiv: Descriplio situs castelli, abbatiae etc. et 

iUustria ecciesiae collegiatae montis Eltensis, von A. G. Goebels cati. pastor. Intere&sante 
Chronik, bis t79i geführt, mit Abschriften von Urkunden, darunter Kaisenirkunden 
von Otto I. an, Verzeichnis der Fürstäbtissinnen seit 986, der Kanoniker seit ia4i. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: i54Urk. von l3iS— l8l2. — Kartular des 
i6.Jh. (B. 59), voran Bl i — 6 kurze Geschichte, Abschr. von Kaiserurkunden etc. — 
Über ein Urbar des i8.]h. : Lamprecht, Verzeichnis rhein. Urbarialien S.S. — Über 
die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. 4i. 

Im Provinzialarchiv zu Arnheim: Zeugenaussage über das Recht der Erb- 
vogtei, das die Staaten über Hörige und Leute von Ehen haben, vom J. i6Sa {P. 
NijHOFF, Registers op liet archief afkomstig van het voormalig hof des vorslendoms 
Gelre, Arnheim i8S6). 

Auf dem im J. 944 zuerst genannten Ehenberge {Sloet, Oork. Nr. 86. — 
Stumpf, Kaiserurkunden Nr. ii6. — Mon. Germ. Dipl. I, l4l, Nr. 59. — Köpke- 



DOmmler, Otto L, S. i33) stiftet Graf Wichmann von Hamaland (Waitz, Über den 
Grafen Wichmann: Anhang zu Dönniges, Kaiser Otto I., S. 2i9. — van Spaen, In- 
leid ing I, p. 37. — Dederich, Römer und Deutsche am Niederrhein S. »5i. — L. 
Driesen i. d. Wesltäl. Zs. XV, S, 4o) um das J. 963 eine Christo und dem h. Vitus 
geweihte Abteikirche und ernannte dort seine älteste Tochter Luilgardis zur Äbtissin 
(ein anderes Jahr im Chron. Cliv.: Seibertz, Quellen II, S. i49 und bei Alpertus, 
De divcrsitate temporum I. I, c. i : Mon. Germ. SS. IV, p. Tot), 

Die Schenkung wird am 29. Juni 968 {Lacomblet, U B. I, Nr. ilo. — Mon 
Germ. Dipl. I, 49i, Nr. 358: monasterium sororum Deo sacratarum quod Wichmannus 
comes in litore Reni in comitatu Hainelant, cuius nomen loci Eltena, et a fundamento 
usque construxit et rcligioso deo sacratarum collegio multis suarum opum facultatibus 
ditavit — VAN Spaen I, p. 62. — Sloet, Oork, Nr. lo3. — Bondam, Charterboek I. 
Nr. 5i) und am 3. August 97o (Mon. Germ. Dipl. I, 539, Nr. 397. — Lacomblet, 
U B. I, Nr. 112. — Sloet, Oork. Nr. lo4) von Otto I. und am i4. Dezember 973 
von Otto II. (Mon. Germ. Dipl. II, 79, Nr. 67. — Lacomblet I, Nr. iiS. — Si-OET 
Nr. 106) bestätigt. Dieselbe ward indessen durch die jüngere Tochter Wichmanns, Adela 
und ihren Gcmabl Balderich von Kleve angefochten, der zwischen 99o und 996 das 

68 



H OCH E I.TEN 69 

Kloster erstürmte (Albertus, De diversitate temporum, 1, 1, c. I., Mon. Germ. SS. IV, ' 
p. 7oo; Cum armata manu montem Eltnae subito occupat. Cum oppjdani repentino 
metu perculsi fuga salutem quaererent, in monasterio se abdiderunt, expugnatoque 
monasterio et iaculi.<i altaribus traiectis ... — Vgl. Kist, Necrologium p. S3. — 
Dederich, Römer und Deutsche am Niederrhein S. 26[, — Sloet, Oork. Nr. itz). 

Otto III. schlichtete zwar 996 den langen Streit {Lacom- 
BLET, U ß. I, Nr. 127. — Sloet, Oork. Nr. ii6), aber auf die 
Kunde von seinem Tode nahm Balderich aufs neue das Kloster 
ein {Alfertus, I. I, c. 4: rupit tidem et hostili manu adgressus 
ad montem Eltnae, Valium, qui ecciesiam ad instar castelli am- 
biebat, scidit familiamque omnem sibi servire coSgit. — Sloet, 
Oork. Nr. liS). 

Heinrich II. regelte die Eltenschen Angelegenheiten, wahr- 
scheinlich, als er im August looi in Nymwegen weilte (Böhmer, 
Regesten Nr. 9o3. — Hirsch, Heinrich II, I, S. 388), erst 101 7 
starb die unversöhnliche Feindin des Stiftes Adela (Vita Mein- 
werci c. i4o: Mon. Germ, SS. XI, p. i3S. — Necrologium Ab- 
dinghovense: Eccard, Hist. genealogita princ. Saxoniae p. 33. 
— Necrol. eccles. Colon, mai. : Boehmer, Fontes III, p. 343). 

Die Kirche ward von der fünften Äbtissin Irmgardis (iioo 
bis II 29) wieder aufgebaut und im J. 11 29 eingeweiht (Lacom- 
blet, U B. I, S. 2oi. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 106, — 
Teschenmacher, Cod. dipl. p. 3o. — Erhard, Reg. hist. Westfal. 
II, p. 5, Nr. 1S12). Nachricht über diesen Neubau gab eine In- 
schrift im Giebel, die Lacomblet, U B. I, S. 2o3, Anm. i aus 
den (verlorenen) Kollektaneen des Stiftsarchivs mitteilt; ihr Text 
ist zwei Urkunden entnommen, die die Chronik von Goebel-S 
im Pfarrarchiv mit einigen Abweichungen wiedergiebt: Dyt nae- 
beschreven is die schriefft, die gehouwen is in den vyrkantigen 
steen, stainde beneden in der gevelen der hallen: Notum sit 
Omnibus Christi fidelibus, quod Wichmannus comes ecciesiam 
hanc in honore beati Viü martiris edificavit, dilapsam Irmgardis 
abbaiissa felicis memoriae reedificavit et novissime diebus istis 
Lotharius rex (ad) memoriam sui et contectalis (G.: conthoralis) 
sue Richize (G.i Richwidis) donans ei singulis annis duo talenta 
gravis monete de Tousburch (donans — Tousburch fehlt bei G.) 
eam dotavit [Et ut hec traditio stabilis esset litterarum traditione 
et sigilli impressione confirmavit.] Anno M^C" vicesimo nono 
dedicta est hec ecclesia a Lymaro Mindensi episcopo. Fig-33. Hochtu™. 

Im J. 1S8S ward das Kloster im holländischen Religions- 
krieg durch die holländischen Truppen niedergebrannt und ver- 
wüstet (GOEBELS, Descriptio p.7. — Fahne S. 38). Die Äbtissin Grafin Agnes von 
Limburg begann i6i4 den Wiederaufbau der Abtei und errichtete i634 eine Kapelle. 
Die l639 von den Staatischen auf dem Ellenberge bei dem Gruthause angelegte Kapelle 
ward i649 abgetragen und mit dem Material die Abtei um ein Stockwerk erhöht. 

Die Kirche stand bis i67i verödet, die Gewölbe waren durchweg eingestürzt — 
so zeigt sie noch der Stich von A. Rademater im Kabinet van Nederlandsche Oud- 
heden p. 3i3 (s. o. S.67). Im J. [67i begann die Gräfin Maria Sophia von Salm- 

69 



7o KRBIS REES 

5 Reifferscheid die Restauration (Inschrift s. u.), die i677 abgeschlossen war. Das Stift 
ward im J, 181 1 aufgehoben, nachdem die Prinzessin Laetitia, die Tochter Murats, 
fünf Jahre lang als letzte Äbtissin über dasselbe regiert hatte. Die Kirche wurde 
i889 durch Theodor Gehing aus Emmerich restauriert 

Der mächtige, in fünf Stockwerken sich erhebende Westturm {Fig. 33) zeigt eine 
reiche und mannigfahige Gliederung durch Pilaster und Blenden, die Fenster sind mit 
Ausnahme derjenigen in der Glockenstube vermauert. Tuff, nach W stark verwittert. 
Im zweiten Geschoss ein kleines rundbogiges Fenster mit verwitterten romanischen Eck- 
säulen. Im Inneren übereinander drei Kl osterge wölbe ohne Rippen mit einer steilen, 
85 cm breiten Treppe in der Mauerstärke. Im dritten Stock in der Südwand merkwür- 
dige Nischen zur Entlastung. Im obersten stark verjüngten Geschoss betragt die Mauer- 
dicke nur noch 60cm. Erneute achtseitige geschieferte Turmhaube. An der Südwestecke 
des Turmes zwei 2,9o m lange strebenartige Ansätze verschwundener Baulichkeiten. 

Das nördliche Seitenschiff öffnet sich nach W in einem i67i wieder aufgerich- 
teten romanischen Portal, mit drei Rundsaulen mit Mittelring in den abgeschrägten 



i ^- JI H-H-M I I I I I M I I I 1 I I I l - 



Gewänden, mit überkleisterten Würfelkapitälen, rechts und links je eine Säule mit 
gewickeltem dreiteiligen Knauf. Ober dem Portal das Wappen der Äbtissin Marie 
Sophie von Salm-Reifferscheidt, auf der flachen Abdachung zwei dürre barocke Löwen, 
im Tympanon eine barocke Kartouche mit der Inschrift: anno i67i haben die hoch- 

WURDIGST UND HOCHGEBORNE FURSTINNE UND FRAUW FRAUW MARIA SOPHIA VON 
GOTTESGNADEN ZU EI.TEN, VREDEN UND BORCHORST ÄBTISSIN, GEBORNE GRAFFIN ZU 
SALM UND REIFFERSCHEIDT, FRAW ZU BETBUHR, DYCK, ALFFTER UND HACKENBROICH, 
DIESE ÜBER DIE ACHTZICH UND MEHR JAHREN VERWUESTETE UND RUINIRTE COLLEGIAT- 
KIRCHE AUSS IHRO SELBST EIGENEN MITTELEN ZUR EHREN GOTTES WIEDER AUFF- 
ERBAUWEN LASSEN. 

Das nördliche Seitenschiff ist an der Nordseite bei der Restauration durch 
starke Backsteinstrebepfeiler gestützt worden und hat dreiteilige romanische Fenster 
mit erneuten Säulchen erhalten. Das gemeinsame Satteldach bei dieser Gelegenheit 
in ein Sattel- und ein Pultdach zerlegt. Im S stösst an die Kirche eine vielfach ge- 
flickte Tuffmauer mit vorgesetzten Back stein streben, zur Seite die Reste zweier gothischer 
Pfeiler mit Blattkapitälen, der letzte Rest des Abteigebiludes (Fig. 3z). 

Das Innere (Fig, 34, 35) zeigt mit Ausnahme des spätgothischen mit schmalen 
Rippen und gutge meisselten Blattkapitalen versehenen Chores durchweg die schweren 

7o 



MOCHEI.TEN 



7l 



Formen und die phantastischen Ornamente des romanischen Baues vom J. i ii9. Die t 
drei, durch breite Gurte getragenen Kreuzjoche des Mittelschiffes haben gedrückte 
Kreuzgewölbe ohne Rippen. Der Ansatz der alten Gewölbe ist Über den jetzigen 
noch auf dem Söller erkennbar. Die Gurte ruhten ursprünglich auf mächtigen dicken 
Säulen; bei dem Umbau vom J. i67l wurden an der Südseite die beiden östlichen 
Säulen durch zwei aus fünf Seiten des regelmassigen Achteckes konstruierte Pfeiler 
mit polygonalen Kämpfern und Basen ersetzt. Die Gliederung der Südwand ist nur 
noch im östlichen Joch erkennbar. 

Die nördliche Scheidemauer ruht auf zwei starken rechteckigen Pfeilern, denen 
nach N und S wiederum dicke Rundsaulen vortreten. Die dem Mittelschiff zugekehrten 




entbehren der Basen, tragen aber prächtige romanische Kapitale, im Formenreichtum 
denen im Grossmünster zu Zürich verwandt (F. Keller in den Mitteilungen der 
antiquarischen Gesellschaft zu Zürich I, Taf. ii, i3), die mitsamt dem Kämpfer um 
den ganzen Halbpfeiler verkröpfl sind. Die Grundform ist die des Würfels, der Kampfer 
ist durch eine früh romanische Ranke, einfachen oder doppelten Palmetten fries ver- 
ziert, das Halbrund des Würfels selbst gefüllt durch basreliefartige Skulpturen von 
pflanzlichen Ornamenten mit geriefelten und ausgekehlten Blättern oder durcheinander 
geschlimgenen Drachen. An den Ecken sind Blatter oder menschliche verzierte zähne- 
fletschende Köpfe angebracht (Fig. 36). 

Die Arkadenbögen (Fig. 34) werden im östlichen Joch von einer Säule mit ein- 
fachem Wflrfelkapital getragen, im nächsten Joch nur von einem vierseitigen Pfeiler 
mit schmalem Gesims, dem ein gleiches auf beiden Seiten des Bogens entspricht Im 
dritten Westjoch nur ein niedriger Bogen. Hier wird im Langschiff der Raum ein- 

7l 



= genommen durch die hochinteressante alte Nonnenempore, die aus fünf einfachen 
steinernen Säulen mit Wurzelkapitäl und breitausladendem Kämpfer besteht. Eine 
ahnliche ehemals in S. Pierre zu Utrecht (F. W. M. Eyck van Zuylichem, Les eglises 
romanes du royaume des pays-bas, Utrecht i858, pl. VI, 2, p. i4). Die Scheidemauern 
selbst sind durch je zwei gekuppelte Bleodfenster belebt, getrennt durch eine Mittel- 
süule mit Würfelkapital und reich profilirtem Kämpfer. Die beiden Bc^n sind von 
einer rechtwinkeligen Blende eingeschlossen, nach oben mit einem schrägen Palmetten- 
fries verziert (Fig. 37). 

Im nördlichen Seitenschiff wurden bei der Erneuerung im J. i883 die Rund- 
saulen nicht wieder eingesetzt, nur an den Tragpfeilem sind diese erhalten, gekrönt 



-Ä^r- 



durch schwere Würfel kapitale mit Tropfen in den Ecken. Der Eingang nach Westen 
liegt um fünf Stufen erhöht, ebenso das östliche Joch, das nach dem Mittelschiff zu 
mit einer barocken Holzgallerie abschüesst. 

Hochaltar, barocker Holzaufbau vom Ende des i7. Jh., im Mittelfeld ein Ge- 
mälde der Kreuzigung, darüber das Salm-Reilferscheidsche Wappen. Über dem Bal- 
dachin eine Strahlensonne mit der Taube, umgeben von sieben Engelsköpfchen, zur 
Seite zwei allegorische Figuren. 

Chorstühle, barock, viersitzig rechts und links, Kommunionbank, Kanzel, 
von einfachen aber gutgezeichneten Formen, hüsslich polychromiert 

Taufstein des i3. Jh., nur das 18 cm hohe Becken mit 9o cm Seitenlange er- 
halten, mit verwitterten Skulpturen auf den Seiten, deutlich nur zwei symmetrisch mit 
den Köpfen zusammengestellte Hunde. Der cylindrbche Trager fehlt 

73 



HOCHELTEN 73 

Steinfigur des Abraham als Seelensammler (Fig. 38), i,o5 m hoch, rohe ' 
Skulptur des ii.Jh. (bez. als h. Machutus), mit langgelocktem, vollbärtigem Kopf, en 
face auf einem Throne sitzend, in eng anliegenden Gewandern mit eingekerbten Falten, 
mit beiden Händen auf dem Schosse das kleine die Seele darstellende ganz bekleidete 
Kind haltend, das die Linke auf die Brust legt und den Kopl aufwärts hebt. Die 
beiden Köpfe ganz überarbeitet, die Gruppe roh überschmierl. 

Pieta des i8. Jh. an der Südseite, davor ein guter schmiedeeiserner 1,20 m hoher 
Kerzenhalter mit feinem Fuss und geschwungenem Rankenabschluss. 

Das bedeutendste Werk des Eltener Schatzes war das grosse Kuppelreliquiar, 
das von Elten über Domick und Anholt in die Sammlung Soltykoff zu Paris und von 



FIs. 37. HocheUen. Ronuniicha rricH lui dem UitlalichiR der Süfukitche. 

da für S3 55o Franken in das South -Ken sington Museum zu London kam (Caitois i. d. 
Annal. archeol. XX, p. 3o7; XXI, p. loS, i48; XXIL p. S. — Abb. Labarte, Hist. des 
arts industriels III, p. 4a; Album pl. 43. — Fkrd. DE Lasteyrie, Hist. de l'orfevrerie, 
Paris |87S, p. lii. — Garnier, Hist. de la verrerie p. 4i7. — Catalogue de la collec- 
tion Soltykoff 1861, Nr. i3z. — Eleventh Report of the Science and Art Departe- 
ment of the Committee of Council on education, London i864, p. i93. — Baudri, 
Organ für christl. Kunst III, S. i95). Über die Wanderungen und den Ursprung 
B. Sammler in Alte und Neue Welt, Einsiedeln 1880, S. 10. — Niederrhein. Volks- 
bote I.Jan. i864. — Sluyter i. d. Niederrhein, Zeitung i889, Nr. 53. Das aus der 
Wende des 12. u, i3.Th. stammende Reliquiar ist fast identisch mit dem im Weifen- 
schatz befindlichen (W. A. Neumann, Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig- 
LOneburg, Wien i89l, S. l76, i78). Erhalten sind die folgenden Werke des Schatzes: 

73 



74 KREIS BEES 

= T. Statuette des h. Michael, aus Silberblech getrieben, nur die Haare und 

die Rander der Rüstung vergoldet, ohne den Hotzfuss 56 cm hoch (Fig. 39), eine 
schlanke zierliche Gestalt, mit beiden Händen dem Drachen zu seinen Füssen den 
Speer in den Rachen stossend, der Kopf realistisch durchgeführt reit derber Nase und 
hasslich vorstehendem Kinn. Auf dem Drachen ein Medaillon mit der Umschrift: lucia 
DE KERPEK ABBATissA lind dem emaillierten Wappen der Stifterin. Von i4oo — 1420, 
2. Armreliquiar, 46 cm hoch, mit in Silber getriebener Hand. Der vergoldete 
Fuss mit gutgefassten Steinen um den unteren Rand, ruhend auf drei kleinen knieenden 

Engelsgestalten, DieSäume mit 
aufrecht stehendem Blattwerk 
verzierL Der Ärmel ■ — durch 
das Gitter Durchsicht auf einen 
eingelegten Armknochen — ist 
mit leichten Gravierungen be- 
deckt. Die drei ersten ausge- 
streckten Finger mit Ringen. 
3. Sechsseitiges Reliquiar 
in Monslranzenform, 53,5 cm 
hoch, von vergoldetem Silber 
(Abb. aus'm Weerth, Kd. 
Taf. H, 2). Eines der treff- 
lichsten Werke des Schatzes 
aus der 1. H. des iS.Jh. Auf 
dem durch eine sechsseitige 
Rose gebildeten, am Rande 
ä jour durchbrochenen Fuss 
erhebt sich eine Kugel von 
braunem Achat, über ihr der 
sechsseitige Schaft, am Knauf 
sechs runde Pasten mit Email- 
rosetten. Die sechs Seiten des 
Gehäuses, mit einem Klee- 
blattbogen abgeschlossen, sind 
mit blauem Email geftillt, vor 
ihnen in massiven vergoldeten 
Figürchen (zum Teil verloren) 
je eine Scene aus der Passions- 
geschichte. An den Ecken 
Strebepfeiler mit Statuetten von auf Drachen stehenden Königen unter Baldachinen. 
Der sechsseitige freie Turmaufsatz trug ursprünglich wohl eine kleine Kreuzigungsgruppe. 

4. Reliquiar, 42 cm hoch, aus leicht vergoldetem Silber, auf sechsseiligem Fuss 
und sechsseitigem Schaft, der Knauf mit acht Rosetten. Das sechsseitige Gehäuse 
mit einfachen gravierten gothischen Fenstern, 1. H. des i5,Jh. 

5. Reliquiar, 38 cm hoch, Silber, in Monstranzenform, nach i4oo, auf sechs- 
seitiger Rose, in der Mitte als Cylinder ein geschnittener (älterer) Bergkrystall, gefasst 
mit ringförmigen Verzierungen, zwei Streben zur Seite und einfacher Aufsatz. 

6. Reliquiar, 4o cm hoch, auf rundem, an der Seite gitterartig durchbrochenen 
Fuss, der Knauf zwischen sechs kleinen fialengeschmückten Streben mit sechs runden 

74 



Fl;. 38 HacbcLien. Sicinfipu d« Abnhiia 



r 



HOCHELTEN 75 

Emailpasten verziert; unter dem kegelförmigen mit einem Kreuz abschliessenden Helm ' 
ein orientalisches Flaschchen aus Bei^krystall geschnitten. 

7. Reliquiar, ai cm hoch, von Silber, auf sechsseitiger Rose mit einfachem 
Knauf, unter dem sechsseiligen Pyramidendach ein achtseitiges Krystallgehäuse, oben 
und unten von zwei Silbers Ire ifen mit aufgelötetem Filigran eingefasst. 

8. Reliquiar, 27 cm hoch, von Silber, von der gleichen Form wie Nr. 4 u. 5, 
auf dem sechsseitigen Stern ein von drei dünnen Streben eingefasster Glascylinder 
mit einem Fläschchen de oleo Mariae. 

9. Reliquiar, zicmhoch, 
Silber, auf sechsseitigem Stern, 
Glascylinder mit Reliquien des 
h, Vincentius, auf dem Helm eine 
antike Gemme mit dem Bildnis 
einer römischen Kaiserin. 

10. Reliquiar, 36 cm hoch, 
Silber, i. H. des iS.Jh. (Abb. 
Aus'M Weerth, Kd. Taf. 11, 3. 
— Labarte, Histoire des arts 
industriels, Album VI, pl. i47, 
Nr. i7), auf sechsseitiger spitz- 
blätteriger Rose, auf dem Fusse 
leichte Gravierungen gothischer 
Blätter, sechsseitiger Knauf mit 
kleinen runden Rosetten. Als 
Mittelstück ein liegender Krystall- 
cylinder mit dreiteiligem Aufsatz, 
in der Mitte ein übereck gestell- 
ter, mit dem Kruzifixus gekrönter 
Pfeiler, seitlich zwei mit Fialen 
gekrönte, durch Vergitterungen 
verbundene Streben. Ähnliche 
Formen wie dieses in Emme- 
rich (Abb. 23), Werden, Saint- 
Jacques zu Löwen (ReuSens, 
Elem. d'archeol. chr^tienne II, 

p.378). in der Sammlung Spitzer ^<t-39. Hoch.ii«. siib«.u.«ei,e d« h. Mkh«!, 

in Paris (CoUection Spitzer I, 
p. i33, Nr. iiS). 

11. Reliquiar, 21 cm hoch, in Gestalt eines liegenden Cylinders, der auf vier 
silbernen Beinen mit Füssen ruht, oben ein vierseitiges Türmchen mit Kreuz. An 
den runden Abschlussfeldern die Figuren der Madonna und des h. Viktor. Angehängt 
ein graviertes und emailliertes Wappen. Entspricht dem Reliquiar in S. Ursula zu Köln 
(Fr. Bock, Das heilige Köln, S. Ursula, Taf. VI, z5). 

iz. Krystallreliquiar (Fig. 4o), lo,5 cm hoch, in Gestalt eines aus Kryslall 
geschnittenen Fisches, orientalische Arbeit des 11. Jh., Ende des i4.Jh. in Deutsch- 
land, mit vergoldetem Kopf und drei silbernen Füssen versehen. 

l3. Muschelreliquiar, 27,5 cm hoch, Silber, um iSoo, auf sechsblätterigem 
ovalen Fuss eine Perlmutterschale mit ovalem Silberdeckel, auf der die Inschrift gra- 

75 



76 KREIS REES 

= viert steht: hier in is behalden van sunt "mathiis. Darüber eine Krystallkugel 
mit der massiven Statuette des Heiligen mit Hellebarde und Buch. 

i4. Reliquiar in Krugform, 34 cm hoch, auf einfachem runden Silberfuss eine 
Kokosnuss mit silbernem Deckel, auf dem mit ausgebreiteten Flügeln, ein Kreuz in 
den Armen, ein massiver vergoldeter Engel kniet, i. H. des 16. Jh. 

i5. Hornrcliquiar, 24 cm hoch, 37 cm lang, Ende des iS.Jh. Ein schwarzes 
Hörn von zwei silbernen Bändern umschlungen, mit gravierten Distel blattmotiven, 
zwischen denen die zwölf Könige Judas sitzen, getragen von zwei Paar Füssen mit 



Fig. Mi. Hochtlicn Kiyiullicliqaiiir. 

Adlerklauen. Als Abschluss die massive Doppelfigur der Madonna mit dem Kinde, 
treffliche Statuette mit stark ausgebogener Hüfte. Auf dem Deckel ein rundes Me- 
daillon mit der in der Zeichnung vortrefflichen Gravierutig der Krönung der Maria. 
Inschrift: seli.of (?) daert help sancta anna. 

16. Agraffen. Frühgothisches Pektorale (Taf IV), aus dem Anfang des i4.Jh. 
silberne Platte von i4cm Durchmesser, mit einem dünnen vergoldeten Plättchen belegt, 
voll leichter architektonischer Gravierungen. Auf den Eckblattem aufgestiftet silberne 
Rosctien, In der Mitte unter einem dreiteiligen vorgekragten golhischen Baldachin die 
prächtige schlanke Figur des h. Vitus, in der Linken die Palme in der Rechten das 
Schwert, zu seinen Füssen der Hund, zur Linken Wappen des Heinrich von Berg (t i3 1 2) 

71 



Adle. 


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Aul rlni K. 



RÖCHELTEN 



77 



Monstmns 



zur Rechten das der Hedwig von Randerath (t i3o5), in den edlen Linien der Zeich- Abieikirche 
nung und der reizvollen Ausführung ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst. 

i7. Kreisrundes Pektorale von i5 cm Durchmesser, Ende des i4. Jh., der Rand 
vergoldet, in der Mitte in Silber getrieben Christus zwischen Maria und Joharmes auf 
einem mit grünem Email bedeckten Berge stehend. Wappen des Wilhelm von Bronck- 
horst (t um i38o) und der Gräfin Kunigunde von Moers. Stilistisch verwandt der 
Agraffe im bischöflichen Museum zu Münster (Nr. 73) und im Münsterschatz zu Essen. 

i8. Pektorale (Taf. IV) mit geschwungenem Rahmen, i3,8cm im Durchmesser, 
vergoldetes Silber. Das Mittelfeld gefüllt durch eine Burg in reicher Architektur, in 
stärkstem Relief herausgearbeitet, in der Mitte des geöffneten Thores steht ein Schild- 
träger, von dem linken Turm über ihm beugt sich ein Mann herunter (Kunsthisto- 
rische Ausstellung zu Köln i876, Nr. 60 1, falsch als aus Kempen stammend bezeich- 
net). Verwandtes Stück mit Scenen der Kindheitsgeschichte Christi in der ehemaligen 
Sammlung Felix zu Leipzig (Katalog Nr. 61 7, Atlas Taf. i3). Die Darstellung und 
die Einrahmung des Mittelfeldes erinnert auffällig an die grossen Monilien Lud- 
wigs I. von Ungarn im Domschatz zu Aachen, die zwischen i34o und i367 und 
zwar wohl in Klausenburg gefertigt wurden (Abb. Pulszky, Radisics et Mulinier, 
Chefs d'oeuvre d'orfevrerie ayant figure a l'exposition de Budapest I, p. 23. — 
Jos. Hampel, Die Metallwerke der ungarischen Kapelle im Aachener Münsterschatze: 
Zs. des Aachener Geschichts Vereins XIV, S. 54. — Ders. in Archaeologiai Ertesitö 
1888, p. i93). 

i9. Monstranz, 59 cm hoch (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. I, i. — Labarte, 
Album II, pl. i47, Nr. i5), aus vergoldetem Silber, i. H. des iS.Jh., auf geschweiftem, 
mit Rosetten besetzten Fuss ein sechsseitiger Schaft und sechsseitiger Knauf mit weit- 
hervorstehenden silbernen Rosetten. Der mittlere Glascylinder, in dem ein knieender 
Engel die Lunula trägt, flankiert von zwei leuchtertragenden Engeln und einem aus je 
zwei Pfeilern bestehenden doppelten Strebesystem, im oberen Aufbau die Madonna 
mit dem Kind. Auf dem Untersatz und dem Aufsatz des Glascylinders aufgestiftete 
silberne Rosetten. 

20. Kelch, 21 cm hoch (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. II, i. — Grösser mit 
Details bei Chr. W. Schmidt, Kirchenmöbel und Utensilien Taf 7), die Cuppa mit 
einem oberen Durchmesser von i3,2 cm, von vergoldetem Silber, um i3oo. Der runde 
Fuss von i4,8 cm Durchmesser trägt fünf Medaillons mit den getriebenen Darstellungen 
des Kruzifixus und der vier Evangelistensymbole, die Zwickel zwischen ihnen mit 
feinstem Filigran ausgefüllt, den runden Schaft umgeben fünf kleine getriebene Engels- 
figürchen. Der runde Knauf zeigt frühgothische Masswerkverzierung in fünf Feldern. 
Die Kuppe ohne Schmuck. 

21. Paten e, von vergoldetem Silber, 1 7,8 cm im Durchmesser, mit vertiefter 
sechsblätteriger Rose dazu gehörig. 

22. Einfaches silbernes Weihrauchschiffchen des 16. Jh. 

23. Silbenies Reliquienkreuz des 18. Jh., 29 cm hoch, mit leichten Gravie- RcUquicnkrei« 
Hingen, in der Mitte ein älteres Kreuz von Bergkrystall mit einer Kreuzpartikel, am 

Fusse die Marke br. 

24. Barockes silbernes Kruzifix, i,o5cm hoch, auf Ebenholzfuss. Kruzifix 

25. Spätgothisches silbernes Weihrauchfass, 24 cm hoch, von der gewöhn- Weihrauchfan 
liehen Kapellenform, aber fein ausgearbeitet, nach den Seiten zu durchbrochene 

Fenster, die untere Hälfte graviert (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. I, 2. — Labarte, 
Album II, pl. i47, Nr. 12). 



Kelch 



Patene 



Weihrauch- 
schiflfchen 



77 



78 



KREIS REES 



Abtetkirche 

WeihwAMer- 
ke««el 



Pfarrhaua 
Skulpturen 



Äbtissinnen' 
wohnunf 



Inschrift 



26. Weihwasserkessel aus dem Anfang des i5. Jh., mit Halbfiguren von 
Engeln als Schildhaltem (Abb. aus'm Weerth Taf. I, 4. — Otte, Handbuch der 
Kunstarchäologie I, S. 262). — Das von aüs'm Weerth, Kd. Taf. 1,3—3«» abgebildete 
Reliquiar mit Krystallcylinder und der Umschrift: margriet en agkes van kerpek 
gesustere ist seitdem verschwunden. 

Im PFARRHAUSE; Polychromierte Terrakottatafel (Abb. aus'm Weerth, 
Kd. Taf I, 5), 3 1 X 4o cm, in neuem Hoizrahmen, mit der Darstellung der Verkün- 
digung, meisterhafte Arbeit um i5oo (G>'psabguss von Haas in Kleve). Maria sitzt 
rechts auf einer Bank, ein Buch im Schoss, die Rechte vor der Brust, auf dem Tisch 
links vor ihr ein Spruchband. Von links der Engel mit einem Stab in der Rechten, 
durch das geöfihete Fenster stiehlt sich von links oben ein Sonnenstrahl nach dem 
Ohr der Jungfrau. Fast dasselbe Relief an der Domthür zu Konstanz. 

Holztäfelchen, 38xi4cm, Ende iS.Jh., h. Anna selbdritt, handwerkmässig. 

Das grosse zweistöckige Gebäude der ehemaligen ÄBTISSINNENWOH- 
NUNG mit fünf Fenstern Front, abgewaimten Dach, viermal abgetrepptem Giebel über 
dem Portal mit einem Löwen als obersten Schildhalter, südlich von der Kirche am Ab- 
hang gelegen, die ganze Landschaft beherrschend, trägt die Inschrift: anna salome 
Fürstin zu essen, custerin zu elten, gravin zu salm und reiferschedt i667. 

An der westlich davon gelegenen Wirtschaft des H. Geerlings die Inschrift: 

MARIA FRANCISCA, DERO KEYSERLICHEN HOCHGRAFF. UND FREYWELTLICHEN STIFF- 
TERN ELTEN UND VREDEN DECHANTINNE UND PRÖBSTINNE, GEBORNE GRAFFINNE ZU 
MANDERSCHEYDT UND BLANCKENHEIM, FRÄULLEIN ZU JUNCKENROEDT, DAUN UND ERPE. 



HUETH. 



Schloss 

HandschriftL 
Quellen 



Geschiebte 



SCHLOSS. HandschriftL Qu. Im Archiv der Unterherrschaft Hueth, dem 
Staatsarchiv zu Düsseldorf übergeben: 446 Urk. von i3o4 — 1799 in 24 Packeten und 
65 Aktenkonvolute, betreffend die Jurisdiktion Hueth, Bienen, Ossenberg, Wenge, 
Praest, Domick, Wehl, sowie den Lehnshof zu Hueth. — Lehnsbuch des Hauses 
Hueth, angelegt i692, weitergeführt bis i792, 336 Fol. — Nachrichten und Akten über 
das Fürstentum Minden, das Ravensbergische, Akten des Kriegsminister v. Borke. — 
Verzeichnisse der Bibliothek, der Kunstsammlung und des Archives i77o — i79i. — 
Rechnung des Drosten zu Gennep über Erbauung der dortigen Burg i5i2 — i5i8 
(II. C, i). — Schatzregister des Amtes Hetter i559 (IL C, 2). — Verheerung von 
Uedem i685 — 86 betr. (IL C, 12). — Akten über die Erbauung des Amphitheaters 
und Fontainenhauses zu Kleve i73i (IL C, 38. Vgl. Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve 
S. 1 19). Über die Akten vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. i4o. — Ann. h. V. N. XI, S. 25o. 
— Lamprecht, Verzeichnis rhein. Urbarialien S. 43. 

Im Stadtarchiv zu Köln: Kurze Chronik im Mus. Alfterianum LXVII, fol. i54. 

Das Schloss wurde in der Mitte des i4.Jh. von Rutger von Hekeren erbaut 
(über das Geschlecht Dederich i. d, Ann. h. V. N. XVI, S. 2o9; Picks Ms. VII, 
S. 5oi) und von diesem i364 dem Erzbischof Engelbert III. von Köln als Lehen und 
Offenhaus aufgetragen (Lacomblet, U B. III, Nr. 656). Im i5.Jh. kam es an Adolph 
von Wilich, dessen zweiter Sohn Giddert die mittlere Huetische Linie der Wilich 
stiftete. Sein Sohn war Christoph, sein Enkel Otto, sein Urenkel Christoph von Wilich, 
der die Linie der Grafen von Wilich und Herren von Lottum fortsetzte. Sein Sohn 



78 



79 



Johann Sigiaraund, sein Enkel Philipp Karl, von dessen Söhnen Johann Christoph 
Graf von Wilich und Lottum Herr zu Hueth ward und i7z7 zu Hueth begraben 
wurde. Im J. iS98 war das Schloss durch die Spanier ausgeplündert, die Stalle und 
Wirtschaftshöfc niedergebrannt worden (Berg. Zs. XXIV, S. i3). Um i74o kaufte 
Friedrich Wilhelm Freiherr von Borke das Schloss an, es folgten ihm im Besitz die 
Herren von Galen, die Grafen von der Recke, endlich die Herren von Widdenhorsl- 
Sonsfeld. Die jetzige Besitzerin ist Freifrau Amalie von Widdenhorst-Sonsfeld. 

Das Schloss (Fig. 4i) zerfällt in Herrenhaus und Vorburg und liegt auf einem : 
rechteckigen von Gräben eingeschlossenen Burgterrain. Von dem alten Bau des 
14, Jh. stammen noch der mittlere und östliche Haupttrakt mit dem gewaltigen runden 



Eckturm, mit s,5o m starken Mauern, im Inneren ein sechsseitiges Kuppelgewölbe 
mit zierlichem Schlufsstein und sehr hübschen polygonalen Konsolen, darunter ein 
mit einer flachen Kuppel überspanntes Verliess. In der Ecke führt in der Mauer- 
starke eine Wendeltreppe empor. Östlich stiess an den Haupttrakt ehemals ein langer 
bis zum Ende der Hauptburg geführter Seitenflügel an, der nur zur Hälfte erhalten 
ist Im Erdgeschoss, dessen Mauern i,So m stark sind, befinden sich drei Kreuz- 
gewölbe ohne Rippen mit Gurten, von dem abgebrochenen Teile sind noch die keller- 
artigen Gewölbe des Erdgeschosses erhalten, mit mächtigen Tonn enge wölben und schiefs- 
schartenartigen Fenstern nach beiden Seiten. Über den Küchenräumen des Ostflügels 
ein hoher Saal, der Königssaal, i89l umgebaut. Der Hauptbau ist in der 2. H. des 
18. Jh. mit dem Westflügel erneut und mit abgcwalnitem gebrochenen Dach mit flachem 
Holzgiebel versehen worden. Der der Fai^ade vortretende, noch i742 erhaltene Treppen - 
türm wurde abgebrochen, alle gothischen Giebel niedergelegt. 

79 



KREIS REES 



Die Vorbur^ besteht wie in Gastendonk (Kunstdenkmäler d. Kr. Kempen S. 122) 
und Winnenthal (Kunst den km äler d. Kr. Moers S. 7 2) aus zwei Seitenflügeln und runden 
Ecktürmchen mit Kegeldachem und kleinen Backstein friesen. Der südwestliche Turm 
und der westliche Flügel gehören dem alteren Bau an — der Flügel zeigt denselben 
kleinen Backstein fries an dem etwas vorgekragten zweiten Stockwerk wie der Ostftögel 
des Herrenhauses, der Turm hat ein gedrücktes Kuppelgewölbe und eine Mauer- 
starke von 1,60 m. 

Die alte Gestalt des Hauses zeigt eine im Archiv aufbewahrte kleine Zeich- 
nung vom J. i667 (Fig. 43) und ein Stich von Paul van Ltender nach einer Zeich- 
nung von J. de Beijer vom J. i742 in Het verheerlykt Kleefschiand pl. 38, 1. Gleich- 
zeitiger Grundriss auf einer Katasterkarte der Herrlichkeit Bienen von i74i in der 
Bürgermeisterei Vrasselt (Fig. 42. Der Grundriss der jetzigen Gebäude punktiert ein- 
gezeichnet). 

Die Haupträume tragen noch die Spuren der Rokokoausstaltung, die das Schloss 
unter den Grafen von Borke in der 2. H. des 18. Jh. erhalten. Die Bibliothek im 
ersten Stock ist fast unberührt bewahrt geblieben. In dem links neben der Eingangs- 
halle gelegenen Saale vlämische 
Gobelins aus der 2. H. des 
1 7. Jh. mit dem Wappen derer 
von Borke, darstellend Landschaft 
mit Schlössern, im Vordergrund 
Bauemscenen. Der Hauptsaal 
enthalt Rokoko -Ausmalungen. 
Ein Kamin im Westflügel tragt 
dreimal die (erneute) Inschrift: 
ANNO i4io in Rokoko - Umrah- 
mung. Eine grössere Anzahl tüch- 
tiger Familienporträts des 1 7. und 
L>gcpi>n von j. 1741 z.ichnung vom J. 1667. 18. Jh. ist durch das Schloss zer- 

streut, darunter Kniestücke des 
Kriegsminbters Grafen von Borke mit seinen beiden Frauen Auguste und Helene, ein 
grosses Bild Ludwigs XIV., Friedrich Wilhelm I., ein interessantes Porträt Friedrichs 
des Gro-ssen im Alter von vierzehn Jahren mit Perücke. 




HÜTHUM. 



KAPELLE (tit s. Georgii m.). 

Der Ort wird zuerat 1206 genannt (Dederich, Ann. S. 602) und liegt auf dem 
Territorium der alten Herrschaft van Hekeren. Die Kapelle wurde i767 unter C. Gevc- 
lieng erbaut 

Einschiffiger flachgedeckter Backsleinbau des 18. Jh., 1808 restauriert. 

Niederländisches Trip tychon der i. H. des 16. Jh., gutes Werk mit feinen Einzel- 
figuren, stark abgeblättert. In der Mitte die Anbetung der Hirten, auf den Seilen- 
flügeln die Verkündigung und die Anbetung der drei Könige. 

Madonna, 1,20 m hoch, um i48o — l49o, Holz, vortreffliches und feines Werk 
der Emmericher Schnitzschule, den Figuren in S. Aldegundis zu Emmerich nahe ver- 



ISSELBURG 8l 

wandt. Die Madonna, eine sehr schlanke Gestalt, mit hochsitzenden, nur leise ange- Kapelle 
deuteten Brüsten, schmalem Köpfchen, langem, dünnen Hals, und lang herabfallenden 
an den Schläfen festgedrückten Locken, hält auf dem linken Arm das Kind im Hemd- 
chen mit einer Traube in der Linken, mit der Rechten nach dem Apfel (erneut) 
fassend, den ihm die Mutter darbietet, der reiche Faltenwurf in grossen charakteristi- 
schen Motiven. 

S. Barbara, 85 cm hoch, Holz, mit Buch und Turm, Arbeit der Kalkarer 
Schule vom Ende des i5.Jh. 

Madonna und S. Johannes, 9o cm hoch, handwerkmässige Arbeiten um i5oo. 



ISSELBURG. 

M. J. Kaiser, Parnassus Clivensis, Kleve i7o4, HI, S. 218. — A. Lohmann, uttemtur 
Geschichtliche Nachrichten über Isselburg, ein Rückblick beim Neubau der katho- 
lischen Pfarrkirche, Isselburg i878. — Wilh. Fischer, Geschichtliches aus und über 
Isselburg nebst einigen geschichtlichen Nachrichten über die evangelische Gemeinde 
daselbst, Wesel 1860. — v. Mülmann, Statistik I, S. 427. 

RÖMISCHE FUNDE. Bei Isselburg erreicht der äussere östliche Arm der Römische 
älteren Grenzwehren, der von Elten über Netterden und Meghelen kommt, die Issel. 
Er heisstim Anfang bis Quappenburg die Quappenburger Lcmdwehr und erscheint 
als einfacher Wall mit zwei Gräben (Schneider S. 2 7). Der ganze Wall bis Issel- 
burg scheint nicht über das 12. Jh. zurückzugehen und bildete die Bezirksgrenze der 
Hetter (s. o. S. 57 u. 66). In Isselburg mündet zugleich der nur dürftig erhaltene 
zweite Strang der Grenzwehr, der über Hülshorst und Fuhrmannshof in fast gerader 
Linie südlich nach Capellen zu führt. Der auf der Schneider sehen Karte einge- 
zeichnete Verbindungswall von Isselburg nach Schiedenhorst ist nirgends mehr sicht- 
bar, im oberen (nördlichen) Teile läuft in der Richtung desselben ein einfacher Ent- 
wJlsserungsgraben, die wallartigen Anschüttungen bei Schiedenhorst bezeichnen das 
alte Rheinbett vor dem J. 1000. Bei Haus Heidkamp, eine Viertelstunde von Issel- 
burg in der Richtung auf Haldern, befindet sich ein natürlicher Sandhügel mit kreis- 
runder Schanze von 4o Schritt Umfang (Schneider, Kr. Rees S. 58). 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Die Reformation wurde i57o ein- Evan^ei. 
geführt (J. v. Steinen, Ref.-Gesch. S. 56. — Lohmann S. 9. — Fischer S. 26. — 
V. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 2o9). Die ältere lutherische Kirche ging 
1624 zu Grunde (Inschrift s. u.), der zweite Bau, schon i7o7 ein ,sehr schlechtes und 
geringes Gebäu* genannt, ging i779 zu Grunde. Der Neubau wurde t832 vollendet, 
nachdem 1828 die beiden Gemeinden vereinigt worden waren. 

Von dem älteren Bau steht nur der i777 errichtete Turm, von Backstein, vier- 
stöckig, mit einfachen Blenden. Der anstossende Saalbau ist ganz schlicht und flach- 
gedeckt. An einem Balken die Inschrift: anno 1624 den 24. febrü. hat das his- Inschrift 
panische volck diese stad ausgeraubt und gantz abgebrandt ohn zwei Häuser. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Bartholomaei ap.). Kathoi. 

In Isselburg stand im i5. Jh. eine Kapelle mit pfarrlichen Rechten, für die Ocsciiichie 
der Herzog von Kleve das Präsentationsrecht besass (Lohmann S. 8). Im J. i785 
wurde eine neue Kirche erbaut und diese von i877 — 1879 durch einen schönen 
einschiffigen Kreuzbau von August Rincklake und Kaspar Pickel ersetzt. 

6 
81 



PrurrWIich. 



8z KREIS REES 

Christus, Maria und Johannes, 7ocm hoch, roh Eiche, um iSoo. Maria 
und Johannes von grossartiger Schönheit der edlen Gewandung, Maria mit krampf- 
haft gefallenen Händen, Johannes mit einer Rolle in der Rechten, die Linke erstaunt 
erhebend, alle drei Figuren etwas ausgeschwungen, die Nasen auflällig aufgebogen. 
Glocke mit der Inschrift: me fudit g. voigt. isselburg t78i. 
BURG. Herzog Adolph von Kleve errichtete im J. i44i auf Klevtechem Ge- 
biete in der Hetter eine starke Burg, ,dye Ysselborch', um mit ihr gegen das an- 
grenzende Kölnische Gebiet 
einen stärkeren Rückhalt zu 
haben {Gert van der Schu- 
ren ed. Schölten p. i37, 

— Cronicon de genealogia: 
Seibertz, Quellen HI, S.36l. 

— Teschenmacher, Ann. 
p. i83. — Hopp p. 9i. — 
Lacomblet, U B. IV, Nr.i53). 
Den Einwendungen des Köl- 
ner Erzbischofes zum Trotz 
blieb die Burg stehen (J. Hax- 
SEN, Rheinlande und Westfalen 
im iS.Jh. I, Urk. 73,85, 4o7). 
Schon i448 wurde sie von Her- 
zog Adolph seinem ältesten 
Sohne Johann abgetreten {La- 
comblet, ÜB. IV, Nr.zßS). 
Das Bollwerk, das ,tuschen 
den Weerde ind der Yssel- 
borch' errichtet war, wurde 
i4So von den Münsterschen 
erobert (Gert van der Schu- 
ren p. i73). Die Burg blieb 
als adeliger Sitz bestehen, im 
J. 1600 den Herren von Me- 
verden zuständig (Köln, Stadt- 
archiv, Museum Alfterianum 

Pi,, «. I.«lbu.,. R.„d,urn. d« .h™l[g« fl=f„,iBuaj. L^VII, fol. l74), bis Sie 7024 

bei der Zerstörung durch 
die Spanier zu Grunde ging 
(v. Schaumburg, Begründung der Brandenburg. - Preuss. Herrschaft am Niederrhein 
S. 74, i87). Das neu aufgebaute Schloss bewohnten die kurfürstlich Brandenburgi- 
schen Drosten von der Hetter,- deren letzter, Herr van der Hove, 1681 starb. An der 
Stelle des Schlosses liegt jetzt die Villa des Herrn Nering-Boegel, Generaldirektors 
der Isselburger Eisenhütte. 

BEFESTIGUNGEN. Die Stadt ist wahrscheinlich gleichzeitig mit der Er- 
bauung der Burg und der Erteilung der Privilegien (Teschenmacher, Ann. p, i83) 
von Herzc^ Adolph i44i befestigt worden. Nach einer Katasterkarte des 18. Jh. im 
Bärgermeisteramte besass sie vier Rundtürme und drei Thore, die ,groosse Port', die 
, Boh wen - Port* und die ,Issel - Port'. Die Mauer war ursprünglich 20 Fuss hoch und 

83 



KRUDENBÜRG 83 

5 Fuss dick. Im J. 1624 wurde die Stadt durch die Spanier eingenommen und bis Be. 

auf zwei Häuser niedergebrannt, i672 durch die Franzosen demoliert, endlich i697 
durch eine Feuersbrunst wieder in Asche gelegt. Erhalten sind nur zwei der Rund- 
türme. Zunächst einer der malerischen Ecktürme des Mauerringes an der Nordseite 
der katholischen Kirche (Fig. 44), dreistöckig, von Backstein, mit Zinnenkranz, und 
ein zweiter dreistöckiger als Mühlenturm mit einfacher Schiefsscharten des i7.Jh. 



KRUDENBÜRG. 

SCHLOSS. Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv zu Wesel (jetzt in Dussel- Schioi» 
dorf) : Historische relatio wegen des freyadlichen hausses Crudenburg, Pap. fol. (Caps. 342, 
10). — Im Besitz des Herrn E. Benninghoff zu Krudenburg: Chronik vom J. i735. 

Die Burg wird i338 von Dietrich zu dem Berge, wohnhaft auf Haus Bcrgschult Ge«chichte 
bei Hünxe, dem Grafen Dietrich IX. zu Lehen aufgetragen, i'363 verkauft sie Graf 
Johann als Offenhaus an Ritter Rutger von Boetzlar (Lacomblet, U B. III, Nr. 638), 
i392 belehnt Dietrich von der Mark mit dem Schlosse den Ritter Goswin Stecke. 
Im J. i47o erbt es Carda von Gehmen, die Gattin seines Sohnes. Durch ihre zweite 
Heirat kommt es i5o2 an Graf Johan von Holtstein-Schauenburg, i64i an Alexander 
Freiherm dann Grafen von Velen und zu Megen. Im J. i683 kommt es an Johann 
Sigismund Freiherm von der Heiden, den Gemahl der Anna Magdalena von Velen, 1 734 
durch Heirat an August Friedrich Freiherrn von Grävenitz, i783 an Sigismund Karl 
Ludwig Freiherm von Strünkede. Im J. 1826 ging das Haus über an die Familie 
Benninghoff, in deren Besitz es sich noch heute befindet. 

Von dem ehemals ,in quadro massiv gebauten* Schloss steht nur der alte Turm, 
der aber i664 erneut worden ist (Inschrift: a. g. v. v. i664: Alexander Graf von Velen), 
die übrigen Gebäude wurden i596 durch den Grafen Adolf von Holtstein-Schauen- 
burg erneut (Bird, Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins S. 54). Der Bau war 
eine durchaus regelmässige Anlage — das Herrenhaus abgetrennt im Wasser liegend 
hinter der rechtwinkeligen Vorburg. 

HAUS SCHWARZENSTEIN. Ausführlich A. Fahne, Das Geschlecht Hhus 
Mumm, Düsseldorf 1 880, III, S. 273, 3o8— 3i8. 

Das Haus war ein alter landtagsfähiger Sitz im Herzogtum Kleve, ursprünglich 
freies Erbe, nur einige Stücke Lehen der Herrschaft Krudenburg. Im J. i429 ver- 
kaufen Philipp von Schwarzenstein imd seine Gattin Aleid das Haus an Sueder von 
Ringenberg, dieser i454 an Elisabeth aus dem Edelgeschlecht Stecke, Goswin Stecke, 
ihr Erbe i468 an Rötger Amelong. Haus und Burg blieben im Besitz des in Wesel 
ansässigen Geschlechtes Amelong, bis i5i4 Roeloff Mumm aus Amheim die Besitzung 
erwarb. Roeloff Hess das verfallene Schloss wiederherstellen, in den Händen seiner 
Familie blieb es bis i7o2, wo es durch Heirat mit der Witwe des Johann Mumm an 
Johann Bernhard von Rethrath kam. Das Schloss wechselte rasch die Besitzer, kam 
i7i3 an Johann Franz von Crone, i7i6 an Johann Sigismund von der Heiden, i724 
an Georg Joachim von Blankenburg, i735 an August Friedrich von Grävenitz, i739 
an Johann Sigismund von Struenkede, danach an die Viktor, Loehr, Schneider, bis 
es i776 wieder an ein altes Weseler Geschlecht, die Familie Eichelberg, gelangte. 
Jetziger Besitzer ist Herr Dr. med. Eichelberg in Wesel. Das auf dem rechten Lippe- 
ufer gelegene Schloss wurde vor drei Jahren abgebrochen und durch einen Neubau 

S3 



84 KREIS REES 

ersetzt Nur der alte 18 m hohe Turm erhalten, an dem sich das Mummsche Wappen 
mit der Jahreszahl i5i7 befindet. Auf der Karte von Arnold Mercator vom J. i576, 
.Hanss Schwär tzeste in', sind neben dem Turm zwei rechtwinkelig aneinanderstossende 
Trakte sichtbar. 



LOIKUM. 




RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Die «uwerete und 
bedeutendste der alteren Grenzwehren des Kreises führt von Isselburg bis Wcrth an 
der Issel entlang, biegt bei den Schwienumshöfen südlich von Loikum im stumpfen 
Winkel nach Südsüdost und führt in gerader Linie, immer der Issel folgend, auf 
Huvermannshof zu, wo sie nach Osten ausbiegt und Ober Peddenberg nach Scherm- 

84 



LOIKUM 



85 



beck weiterläuft (vgl. über den weiteren Lauf unter Drevenack und Schermbeck und Römische u. 

Schneider, Kr. Rees S. 22). Bis nach Loikum besteht die Grenzwehr in einem Wall An Ingen 

mit zwei Gräben. Der um das Wertherbruch (ehemals ein See) herumführende Wall 

heisst noch jetzt der Seewall. Nördlich des Schwieniunshofes, wo die Strasse von 

Loikum nach Hamminkeln sie durchschneidet, ist das Profil deutlich sichtbar. Der 

Wall hat hier noch die sehr bedeutende Breite von 8,5o m bei einer Höhe von 3,5o m. 

Hinter dem Schwienumshofe besitzt sie drei Wälle mit vier Gräben, weiterhin vier 

Schnitt nach JB. 




Schnitt nädi CD 




Schnitt nach EF 




Schnitt nach GH 




MttMfti 1 : 1000 



!■ H IM 



Fig. 46k Erdwerk bei den Schwienumshöfen. 

Wälle mit fünf Gräben. Die Grenzwehren sind eingezeichnet in die Katasterkarten 
von Loikum vom J. i733 (im Besitz von S. Festen zu Rees), der südliche Teil bei 
Huvermannshof ist genau aufgenommen in den J. i735 u. i794 (Wesel, Stadtarchiv, 
Karten caps. 35 t, Nr. 5, 16). In der ältesten Karte der Lackhausener Landwehr von 
Huvermannshof, bis zum Uhlengatt an der Issel beim Funder erscheinen bis Huver- 
mannshof nur zwei Gräben, dann sechs, vom Brünenschenbruch an wieder vier und 
fünf. Nördlich, nach Hamminkeln zu, sind sechs Gräben eingezeichnet bis zum Schmitt- 
hausener Baum. Die Hamminkelner Strecke beschrieben schon in der Ringelbergischen 
Brock-Ordnungh vom J. i388 (Düsseldorf, Staatsarchiv, Weselscher Privilegienband 
A. 80, Bl. 32«). 



85 



86 



KREIS REES 



Römisch« u. 

Germanische 

Anlagen 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Besohreibung 



Taufstein 



Glocken 



Bei dem Schwinumshof (jetzt Schwieningshof, aber schon in Urk. von i5i5 
Schwinumshof genannt: Wesel, Stadtarchiv, Rep. II, caps. i9,i) befindet sich in un- 
mittelbarer Verbindung mit der Grenzwehr und der Issel eine riesige Erdbefestigung, 
die entschieden nicht römisch ist (Abb. 4i u. 42). Sie besteht aus zwei ovalen Erd- 
aufschüttungen, die beide von einem halbrunden Wall umgeben waren (der eine nord- 
westlich jetzt in zwei Stücke zerrissen). Der ausgehobene Boden lag in der Höhe 
der Isselsohle, (jetzt der Wasserzufluss durch eine Schleuse am nördlichen Ende re- 
guliert). Die Wälle erheben sich noch bis zu 3 m Höhe. Die ganze Befestigung ist 
jetzt mit fast undurchdringlichem Buschholz bestanden. Die Anlage ist entschieden 
nicht römisch, sondern gehört wie die Befestigung am Hof Bergschult bei Hünxe 
(Grundriss i. d. Kunstdenkmälem d. Kr. Ruhrort) und der bei dem Ickter Hof bei 
Hain (Grundriss i. d. Kunstdenkmälem d. Kr. Düsseldorf) gelegenen Schanze der 
germanisch-fränkischen Periode an. Wünschenswert wäre die Durchschneidung der 
beiden Haupthügel durch Versuchsgräben (Bericht a. d. Kgl. Regierung in Düsseldorf 
vom 28. August i873 s. N. 336 1. — Korr. -Blatt des Gesamtvereins der deutschen 
Geschichtsvereine XV, S. 39. — v. Mülmann, Statistik I, S. 42?. — Schneider, Neue 
Beiträge IV, S. 26, Fig. 9 schematisch). 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit s. Antonii abb.). Nrh. G. i883, 
S. 96. Loikum war Filiale von Hamminkeln (BrÖring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. 1 64), 
eine Kirche bestand schon im i4.Jh., Ende des i5.Jh. erfolgte ein Neubau. 

Zweischiffiger schlichter Backsteinbau, 2o,4o m lang, io,4o m breit, in den letzten 
Jahrzehnten nach Osten verlängert (der alte Teil nur 9,i5 m lang). Dreistöckiger West- 
turm, im Obergeschoss mit zwei Spitzbogenblenden, nördlich ein achtseitiges Treppen- 
türmchen angebaut. Im Inneren zwei ehemals achtseitige Pfeiler mit niedrigen Basen, 
die Rippen auf polygonalen Konsolen ruhend, die Scheidemauer ungegliedert. 

Taufstein aus Namurer Blaustein, Ende des i3.Jh., rundes Becken mit vier 
Köpfen auf Mittelcylinder mit vier Ecksäulen, die auf Tierköpfen mit grossen Augen 
und fletschendem Maul stehen, an jeder Seite drei ornamentierte Medaillons (Kunst- 
denkmäler d. Kr. Kempen S. 16. — Korr. -Blatt des Gesamtvereins XV, S. 39). 

Glocken, i. soli deo gloria. johann schweys me fecit monasterii i73i. 

2. i ! I VOS VOCAT HAEC SACRATA TIBI PATRONE TUERE [?] ANTONI ET PULSA 
NOXIA QUAEQUE [p]rOCUL. ME FUDERUNT CHRISTIAN ET RÖTGERUS VOIGT FRATRES 
A. l773. W. RECHTMAN PASTOR, H. MEYERING KIRCHMEISTER. 



MARIENTHAL. 



Augustiner- 
kloster 



Quellen 



Geschichte 



Ehemaliges AUGUSTINERKLOSTER. Tibus, Gründungsgeschichte S. 223, 
io3i. — JoDOCus Hermann Nünning (i675 — 1753), Monumentorum Monasterien- 
sium decuria I, p. 248. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Protokollbuch mit Chronik aus dem 
i9. Jh. — Taufregister von i7io an. — Kopiar des Klosters Marienbaum (Kunst- 
denkmäler d. Kr. Moers S. 34). 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Kopiar (B. i3i), fol., 444 Bl., geschrieben 
i5ii durch den Notar Goswin Averbach, mit Urkunden von I295 ab, mit Index; 
wichtig. — Kopiare B. i3ia und B. i3i^. — Specificatio omnium redituum (Reg. i67). 

Das Augustinerkloster Marienthal (sanctae Mariae in valle) war 1253 von Sueder 
von Ringenberg in einem Ort, qui dicitur Beylere, an der Haie und Issel, gestiftet 



86 



MEHR 



87 



Kloster« 
kirche 



worden (Lacomblet, U B. II, Nr. 459). Im L i256 scheint die Einweihung statt- Augustiner 

k 1 o s t e r 

gefunden zu haben (Wilmans, U B. III, Nr. 599. — Tibus S. io3i). Es war geweiht 
der Jungfrau Maria, dem Ev. Johannes imd dem h. Vincentius. 

Im J. i323 kauft das Kloster von Theodor von Lankeren eine Wiese, ,der 
lüttiker Beylardt* genannt, i345 wird Kirche und Kloster dorthin verlegt Von i587 
bis i592 hatte der Orden vorübergehend das Kloster verlassen, P. Augustinus Ulrici 
stellte es i6i9 — 1643 wieder her. Im J. i839 die Kirche als Parochialkirche der 
Katholiken der Umgegend anerkannt. 

Die ehemalige KLOSTERKIRCHE, jetzige PFARRKIRCHE (tit. assumpt. 
b. Mariae v.) ist ein einschiffiger gothischer Backsteinbau von i345, 36,3o m lang, 
8,35 m breit. Die westliche Fa^ade zeigt wie die Minoritenkirche in Puisburg eine 
grosse Portalblende, über dem im Flachbogen geschlossenen Eingang auf gothischen 
Kapitalen drei interessante Steinfiguren, um i4oo, die Madonna zwischen einem Bischof 
mit Buch und einer weiblichen Heiligen in Dreiviertellebensgrösse. Die Rippen im 
Chor auf dünnen, im Langhaus auf stärkeren Dreiviertelssäulchen mit polygonalen 
Kapitälchen, das erste und dritte Paar nur i m lang und mit Konsole abschliessend. 
Schlichte einachsige Fenster, nur nach Osten ein zweiachsiges. 

Die südlich an den Chor anstossende Sakristei, mit grossen Kreuzgewölben, 
bildet einen Teil des ursprünglichen Kapitelsaales. Von dem Anfangs des i7. Jh. her- 
gestellten Kreuzgang ist eine Seite mit sechs durch Gurte getrennten Jochen erhalten. 

Chorstühle, zweiachsig auf beiden Seiten, Mitte des i5.Jh., hinten vier, vorn 
drei Sitze, grösste Länge 2,9o m. Die Rückwand mit einfachen Füllungen, die Wan- 
dungen mit Pfeilerchen und Krabben, die Miserikordien mit grinsenden Mönchs- 
köpfen als Konsolen. An den hinteren Wangenstücken die vier grossen Kirchen- 
väter in Basrelief 

Lebensgrosse Kreuzigungsgruppe, Holz, derb, neu polychromiert, Ende des 
i4.Jh.; hochinteressante Skulptur. Christus mit magerem Körper und fest angezogenem 
Lendentuch: in den Schlufs.stücken des Kreuzes die Evangelistensymbole in Basrelief. 
Maria die Hände vor der Brust gefaltet, den Kopf vom Schleiertuch bedeckt, schmal- 
schulterige Figur mit schmalem Gesichtchen und weichem, fleischigen Kinn. Johannes 
beide Hände mit schmerzlichem Erstaunen zur Seite erhebend, weniger gelungen. 

Sitzfiguren der Madonna und Gottvaters, in überreicher Gewandung, Ende 
des i5.Jh., 65 cm hoch. 

Lebensgrosser thronender Christus in hartem Faltenwurf, Ende des i5.Jh., 
die Rechte segnend erhoben, in der Linken die Weltkugel. 

Holzbild eines h. Bischofs, um i5oo, Almosen austeilend. 

Zwei Kupferleuchter des i5.Jh. Leuchter 



CborstOhle 



Skulpturen 



MEHR. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Bei dem Bauerngut Römische u. 
Krusdik wurde 1822 ein hoher viereckiger, angeblich römischer Turm abgebrochen, Anlagen 
nach der Beschreibung bei Bird (Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins S. 59) 
scheint es vielmehr ein mittelalterlicher Rest gewesen zu sein. Über den römischen 
Münzfund von Mehrhoog^vgl. Schneider, Heer- und Handelswege VI, S. 21. — B. J. 
LXXIV, S. i9o. 



87 



88 



KREIS REES 



R ömlsche u. 
Germanische 

Anlagen 

Grciizwehren 



Ka thol. 
Pfarrkirche 



Beschreibung 
Turm 



Inneres 



Kanzel 



Memoriensteine 



An die erste der älteren Grenzwehren, die von Hauberg über Emmerich nach 
Huisberden und Till führt (s. o. S. 66) setzt zwischen Hechelten und Voorthuysen die 
äussere und bedeutendste Grenzwehr an, die nach Osten an Netterden und Meghelen 
vorbei führt. Von Meghelen aus läuft der erste westliche Arm in südöstlicher Rich- 
tung über Millingen, Empel, Mehr nach Diersfordt (Schneider, Neue Beiträge VH, 
S. 6, vgl. ausführlich unter Diersfordt S. i8). Die Wehr besteht aus Hauptwall mit 3,4 m 
Kronenbreite und Seitenwall von i,9 m Kronenbreite, der zweite Seitenwall ist zerstört. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Vincentii m.). Nrh. G. i883, 
S. 96. — J. Mooren, Über einige christliche Denkmäler am Niederrhein: Ann. h. V* 
N. II, S. 38, 43. 

Zuerst im J. i332 erwähnt (Ann. h. V. N. LII, S. i47), Tochterkirche von Haffen- 
Reenen (Chronik Johann Düsseldorfs im Stiftsarchiv zu Xanten). 

Die Kirche wurde um i5oo von Tuff neu erbaut. Der reichgegliederte vier- 
stöckige Turm, bis zur Höhe des dritten Geschosses mit übereck gestellten viermal 
abgetreppten Streben zeigt ein durch die beiden unteren Stockwerke durchgehendes 
zweiachsiges Portalfenster. Die drei oberen Stockwerke sind von Vertikallisenen mit 
Rundbogenfries eingerahmt, im dritten Geschoss eine einachsige gothische Blende, im 
vierteil zwei Doppelfenster mit Mittelpfeiler. Im Norden ein aus fünf Seiten des regel- 
mässigen Achtecks konstruiertes Treppentürmchen. 

Der 34,1 3 m lange, i3,52 m breite dreischiffige spätgothische Bau zeigt im'- Inne- 
ren vier Paare von viereckigen, an den Kanten abgefassten Pfeilern, denen nach dem 
Mittelschiff zu ein Dienst vortritt. Die Turmhalle öffnet sich mit einem hohen Bogen 
gegen das Mittelschiff. Die Gewölbe sind durchweg einfache Stemgewölbe. Im Chor 
ruhen die Rippen mit Blattkapitälen auf Diensten, die unter den Sohlbänken mit 
einem Kopf abschliessen, am westlichen Ende des Chorabschlusses treten den alten 
Diensten noch zwei kurze 8o cm lange Dienste zur Seite. Die Scheidemauem ent- 
behren der Gliederung. In den niedrigen Seitenschiffen ruhen die Rippen mit poly- 
gonalen Deckplatten auf Blattkapitälchen, die mit einem skulptierten Kopf abschliessen. 
Nach Osten ist an die beiden Seitenschiffe in der 2. H. dieses Jahrhunderts je ein wei- 
teres Joch angefügt und die Mauer nach dem Chorhaus hin durchbrochen worden. 

Kanzel, vom Anfange des 16. Jh., sechsseitiges Gehäuse mit gothischem Stabwerk 
und den Namen der vier Evangelisten, im 18. Jh. mit Untersatz versehen, restauriert. 

Frühmittelalterliche Memoriensteine des 9. — 10. Jh., an der Aussenseite ein- 
gemauert (Ann. h. V. N. III, S. 39, So, i74; IV, S. 262), in die Inschriftfläche des ersten 
ein Kreuz geschlagen: -f ili ID mr 

OBIIT fVV 

lverad- 

LAICA 

(ante diem tertium Idus Martii obiit Vulverad laica). 

+ VI • IDVS 

novembris 

benIi., zdo 

ET FILIA El 

REGINLIND 

MIGRAVER- T 

AD X RM + 

(-h Ante diem sextum idus Novembris Ben . . zdo et filia eins Reginlind migraverunt 
ad Christi requiem). Über die ganze Gruppe dieser Memoriensteine Ann. h. V. N. 
IV, S. 261, — Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. i49, i5o. 



88 



MILLINGEN 89 

RYSWICKSHOF (J. J. Sluyter, Schrieck und Ryswick: Nrh. G. 1880, S. 26). Ry.wick.hof 
Der Sitz der im iS.Jh. zuerst genannten Familie von Ryswick liegt auf der ehemaligen 
Insel Laerward bei Hagenshof, um i5oo aus dem Besitz derer von Laer^'ard an 
Amt von Dunen übergehend, dessen Tochter Mechtild 1 536 den Humanisten Konrad 
Heresbach heiratete, der hier bis i576 lebte. Heresbach baute i538 ein neues Land- 
haus, seit i7o5 im Besitz der Familie Wurmius, späterhin der Familien Hövelmann, 
Haase und Althof in Dinslaken. Der jetzige Besitzer ist Herr Johann Baumann, der 
i876 das neue Gebäude aufgeführt hat. Inschriften bei Sluyter a. a. O. 



MILLINGEN. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Quirini m.). Nrh. G. i883, S. 1 10. Kaihoi. 

Die Kirche zu Millingen ist die älteste im Kreise; schon 7 20 wird eine basilica 
domnae nostrae Mariae in der dem Grafen Ebroin gehörigen villa Millingi genannt 
(BoNDAM, Charterboek I, Nr. 2. — Sloet, Oork. Nr. 6. — Würth-Paquet, Table 
analytique Nr. 33. — Vgl. Dederich i. d. Ann. h. V. N. II, S. 253, 264. — van 
Spaen, Inleiding I, p. i7. — Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. i46). Durch die Neben- 
einanderstellung mit Nütterden, Cleverham, Donsbrüggen, Mehr ist es wahrscheinlich, 
dass hier Millingen im Kreise Rees, nicht Millingen in der Düffel genannt wird (Sloet, 
Oork. Nr. i3. — Cod. Lauresham. dipl. I, p. 112. — van den Bergh, Geographie 
p. 2o5). Im J. io69 bestätigt Papst Alexander II. der Abtei von Echtemach die 
Kirche (Mittelrh. ÜB. I, Nr. 369, 622. — Sloet, Oork. Nr. i79, 3 10). Im J. 1120 
untersteht sie der Scholasterie zu Xanten (Xanten, Stiftsarchiv, Lib. rub. fol. i7^; Pels 
IV, fol. 4o7, Urk. R. I, i. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 85). Die Kirche zu 
Beginn des i5.Jh. als Säulenbasilika erneut, späterhin ein breiterer Ostteil angefügt. 
Das Patronat gehörte dem Hause Empel (TiBUS, Gründungsgeschichte S. 211). 

Die 27,5o m lange, i9,75 m breite dreischiffige Kirche besteht aus zwei deutlich Beschreibung 
getrennten Teilen. Der ältere Teil ist aus Tuff erbaut, der spätere nur bis zu den 
Sohlbänken der Fenster aus Tuff, darüber aus Backstein, der vierstöckige Turm ist 
vom ersten Drittel des zweiten Geschosses ab in Ziegel aufgemauert. Im Turm durch 
die beiden Untergeschosse durchgeführt das grosse Portal fenster, die beiden oberen 
Stockwerke mit je drei einachsigen Blenden. Südlich ist ein aus fünf Seiten des 
regelmässigen Achtecks konstruiertes, bis zur Höhe des zweiten Stockwerkes reichen- 
des Treppentürmchen aufgeführt. 

Das alte Langhaus trugen Säulen mit einfachen runden Kapitalen, von denen 
nur ein Paar erhalten ist, die Rippen ruhen im Mittelschiff auf aus Laubwerk ge- 
bildeten, mit Köpfen abgeschlossenen Konsolen, an den Scheidemauem spitzbogigc 
Blenden. Der neue Chor mit zwei rechtwinkelig abgeschlossenen Seitenchörchen in 
der Form von Kreuzarmen, an das nördliche eine kleine Backsteinkapelle angefügt. 
Die Rippen ruhen mit skulptierten Blattkapitälen auf i m langen Diensten. 

Sakramentshäuschen von Sandstein (vortreffliche Abb. bei aus'm Weerth, Sakrament«. 
Kd. Taf. V, i), um i5oo. Auf vierseitigem Schaft erhebt sich das vierseitige Gehäuse, 
an den drei freien Seiten mit Eisengittem, eingefasst von Stabwerk, in der Auskehlung 
mit Rosetten besetzt, gekrönt von Wimpergen, darin die Sitzbilder der Madonna, 
Johannes d. Ev., des h. Quirinus. Der vierseitige durchbrochene Aufsatz mit fünf kleinen 
Heiligenfigürchen steigt in zwei Stockwerken auf. Reste alter Bemalung und Vergoldung. 

89 



KREIS REE5 



rif. AI. MilUnico. Silini 



An der Südseite merkwürdigerweise ein zweites 
Sakramentshäuschen, einfacher im Aufbau, aber 
geistreicher in der Einzel durch bildung {Fig. 47. — 
AUS'M Weerth, Kd. Taf. V, 3). 

Der achtseitige reich profilierte Schaft läuft oben 
in einen vierseitigen Pfeiler aus: Ecksäulchen mit 
KielbOgen flankieren ihn. Das Gehäuse ist von ein- 
fachem Stabwerk eingerahmt, an den Seiten die 
Figuren der hh. Quirinus und Johannes Ev, Der 
weit vorgekragte viereckige Baldachin ist übereck 
aufgesetzt und auf jeder Seite mit fünf durcheinander- 
geschobenen freigearbeiteten Kielbogen abgeschlossen. 
In der Mitte des überaus luftigen mit einer Pyra- 
midfe abgeschlossenen Aufsatzes erhebt sich eine ge- 
wundene Säule. 

Achtseitiger Taufstein, i,zoni hoch, Ende des 

1 5. Jh., mit kelchartigem Becken, an den acht Seiten 
je ein dreiachsiges Fenster mit reichem Masswerk. 
Um den oberen Band ein fein gemeisselter Fries. 

Epitaph von Henricus ab Elverick und Sibylla 
domicella a Rasfeit, Mitte des i6. Jh., mit Alliance- 
wappen in Renaissancerahmen (Nrh. G. 1881, S. 3). 

Spä^othischer kupferner Kronleuchter des 

16. Jh., ahnlich dem zu Goch (Kunstdenkmaler des 
Kreises Kleve S. 3l), mit unten acht, oben vjer 
Armen, abschliessend unten mit einem Löwenkopf, 
oben mit einem knieenden Engel als Schildhalter, 
vortreflfliches reiches Werk von glücklichsten Ver- 
haltnissen. 

Ciborium (Abb. .\us'm Weerth, Kd. Taf V, a), 
aus der i. H. des iS.Jh., schöne durch die Reinheit 
der Formen wertvolle niederrheinische Goldschmiede- 
arbeit mit sechsseitigem reich profilierten und gravier- 
ten, auf Löwen ruhenden Fuss, das Gehäuse mit 
den gravierten Einzelfiguren von sechs Propheten in 
charaktervoller einfacher Zeichnung, hoher turmartiger 
Aufsatz mit grossem Kruzifi.x, Jetzt zur Monstranz 
eingerichtet mit grosser Lunula. 

Glocken. Die grösste von lSo9 mit schöner 
spa^olhischer Kante und zwei Relief bildem des 
h. Quirinus: sum tuba magna dei divi sub Nomike 

PATRIS QUIRINI, POPULLOS (So) AD SUA TEMPLA VO- 
CANS. WALTERUSWESTERHUS MEKECITA. D. MCCCCCIX. 

Die zweite von i429 mit der Inschrift: Sancte 

QUIRINUS 15 MIN NAEM, DAT VOSC (?) GADE SIU BE- 
QUAEM. AVE MARIA. ANNO DOMINI MCCCCXXIX. 

Die dritte i696 von Peler von Trier gegossen, 
i875 in Gescher umgegossen. 

9o 



NIEDERELTEN 



9l 



Die vierte von i5o9 mit der Inschrift: anne per merita cuiüs cum nomine 

FUNGENS CLANGOREM DEDERO, DEUS ADVERSANTIA TOLLE. A. D. MDIX. 

JUNKERMANNSHOF, am rechten Ufer des ehemaligen Ostrheins (SLUYXERjunicermanns 
i. Nrh. G. 1881, S. 2), altertümlicher, ursprünglich von Gräben umgebener Backsteinbau 
des 16. Jh., an der Fa^ade das Elverick-Raesfeldsche Alliancewappen mit der Unter- 
schrift: ANNO l565 3o. MAY. 



NIEDERELTEN. 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Martini ep.). Als Pfarrkirche K.ihoi. 
zuerst im J. i3i3 erwähnt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Emmerich, S. Martin 26), 
die Kirche um i45o neuerbaut, t864 — 1865 restauriert. 

Dreischiffiger gothischer Bau mit Pfeilern und eingebautem Westturm, der untere Beichreibung 
Stock des Turmes, die südliche Aussenmauer, die Hälfte der nördlichen Aussenmauer 
von Tuff', alles übrige von Backstein. Der dreistöckige Turm ist durch sehr stark 
vortretende übereck gestellte Strebepfeiler gestützt und enthält im Erdgeschoß über 
dem Doppelportal mit steinernem Mittelpfosten ein grosses dreiachsiges Portalfenster, 
in den beiden oberen Stockwerken je zwei zweiachsige Blenden mit altem Haustein- 
masswerk von reichen späten Formen, über dem abschliessenden Rundbogen fr ies eine 
erneute Hausteingallerie mit i|i kleine Fialen auslaufenden Pfeilern. Die südlichen 
Seitenschiffe zeigen aussen zweimal abgetreppte Streben und eine Horizontallisene. 
Im S ist i865 an das südliche Seitenschiff* eine hohe zweistöckige Kapelle angebaut. 
Das nördliche Seitenschiff" schliesst mit einem kleinen Chor ab und ist an der Nord- 
westecke abgeschrägt. 

Im Inneren ruhen die Gewölbe auf zwei freistehenden Pfeilerpaaren, deren inneres 
Grundriss aus zwei durcheinandergeschobenen Rechtecken mit ausgerundeten Kanten 
besteht, auf 75 cm hohen polygonalen Basen, aber ohne Kapitale. Die Diagonalrippen 
ruhen in der Höhe der Scheitel der Arkadenbögen auf kleinen polygonalen Konsölchen. 
Die Rippen der durch Gurte getrennten Kreuzgewölbe in den Seitenschiffen ruhen 
mit polygonalen Platten auf kleinen Konsolen. Die Fenster der Seitenschiflfe sind 
durchweg zweiachsig. In dem durch sieben zweiachsige, in der Mitte schon einmal 
geschlossene Fenster erhellten Chor ruhen die Rippen mit skulptierten Blattkapitälen 
auf Dreiviertelssäulen. Der eingebaute Turm wird von zwei mächtigen Pfeilern ge- 
tragen, deren 3, 1 5 m breite Bogenöffhung nach dem Mittelschiff" viermal abgetreppt 
ist, die Kanten noch besonders ausgerundet. Zur Seite zwei kleinere von Kreuz- 
gewölben überspannte Joche. 

Glocken. Die erste von 1S12: in honore beatissime anne matris marie Glocken 

ET SANCTI VITI PATRONI NOSTRI CAMPANA NOBILISSIME ABATTISSE ELSA (?) RENY (?) 
COMITISSE CONVENTUS ELTENSIS ME FECIT PER SEGEWINUM HATYSEREN (?) ANNO MV^ 
ET DUODECIMO. 

Die zweite von i473: maria heit ic, den levendigen roep ic, den doden 

BESCREV IC, HAGEL ENDE DONRE BRECK IC. MCCCCLXXIII. GERIT VAN WOU. 

Von dem i679 gegründeten FRANZISKANESSENKLOSTER steht nur Kloster 
noch die 1681 errichtete sieben Joch lange einschiffige Klosterkirche, ein Backsteinbau 
mit grossen vermauerten spitzbogigen Fenstern. Die anstossenden Klostergebäude 
dienen als Volksschule. Nachrichten in der Handschriftlichen Chronik von Goebels 
(Röchelten, Pfarrarchiv) und bei Dederich, Annalen S. 4o5. 



9i 



92 



KREIS REES 



PRAEST. 



KathoL 
Pfarrkirche 

Geschichte 



Beschreibung 



Hochaltar 



Chorgestühl 



Piscina 

Tau&tein 

Lavabokcssel 

Wandmalereien 

Glocken 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Johannis bapt). J. J. Sluyter 
i. d. Rhein. -Westföl. Volkszeitung 1888, Nr. 10. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Lagerbuch, Ende des i7.Jh. von Pastor 
Hermann Spaen geschrieben. Die Kirche trat an die Stelle der schon i332 (Ann. 
h. V. N. LH, S. i46; zuerst erwähnt 11 20: Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 86. — 
Sloet, Oork. Nr. 335) genannten Pfarrkirche zu Sulen, das allmählich vom Rhein 
hinweggespült wurde (vgl. darüber Niederrhein. Volksbote i863, Nr. 4, 5. — Nrh. G. 
i879, S. i3). Im J. i45i wurde die Kirche nach dem landeinwärts gelegenen Alden- 
sulen verlegt, endlich i5oi in Praest eine neue gebaut (TiBUS, Gründungsgeschichte 
S. 210). Im Lagerbuch die Notiz: Postquam ecclesia nostra propter Rhenum ex 

Rosow in Aldenzuelen translata est, iterum propter Rhenum ex Aldenzuelen in 

Praest sub r. d. pastore Henrico Roost translata est et i5oi dominica post octavam 
assumptionis b. M. v. (29. August) consecrata. 

Schlichter einschiffiger Bau, 23 m lang, 7,55 m breit, mit dreistöckigem West- 
turm, die beiden oberen Stockwerke mit Vertikallisenen und Rundbogenfries, ähn- 
lich wie die Pfarrkirche von Mehr, das obere mit zwei Doppelfenstern, das mittlere 
mit einer zweiachsigen Blende, das untere mit dem Portal fenster, im Norden an- 
stossend ein aus fünf Seiten des regelmässigen Achtecks konstruierter Treppenturm. 
Das Material ist bis zur Höhe des ersten Geschosses am Turm und am Langhaus 
Tuff, darüber Backstein. Im Inneren drei schmale Kreuzjoche und Stemgewölbe als 
Abschluss. Einachsige Fenster, die Rippen ruhen auf 3o cm langen mit Konsolen 
abschliessenden Dreiviertelssäulchen. 

Barocker Hochaltar des i7. Jh. Als Mittelbild Gemälde der Taufe Christi, 
im Aufsatz schlechte Verkündigung. Rechts und links zwei kleine 65 cm hohe Holz- 
figuren eines h. Bischofs und der h. Katharina, mittelmässige^ Leistungen der Emme- 
richer Schnitzschule. 

Spätgothisches Chorgestühl, sieben Sitze auf jeder Seite, 2,4o m lang, von 
i523. Auf dem einen hinteren Wangenstück das Wappen Christi, gehalten von Greif 
und Affe, darunter: anno mcccccxxiii., auf dem anderen die Verkündigung Maria, 
als Abschluss Simson den Löwen zerreissend. Das Pult sehr einfach mit figurierten 
Zargenstücken. 

Piscina hinter dem Altar in der Ostwand des Chores, auf zwei Säulen ruhender 
steinerner Rundbogen. 

Einfacher sechsseitiger kelchfömiiger Taufstein des i5.Jh. 

Kupferner Lavabokessel des 16. Jh. 

Reste von Wandmalereien, die man vor 20 Jahren aufdeckte, wurden wieder 
übertüncht (Zs. für christl. Archäol. und Kunst I, S. 39). 

Glocken. Die grösste von i633 mit der Inschrift: anno millesimo sexcen- 

TESIMO TRICESIMO TERTIO NOMEN EGO A CHRISTI ASSUMO PRAECONE JOHANNES. OFFI- 
CIUM EST PLANGAM ET QUEMQUE VOCABO MEUM. DAGOBERTUS (so) EGIDII EXPENSIS 
SIMON HELLINGH FECIT. HEINRICH WILHELM VON DER HOEVEN, HEER ZU POLWICH UND 
LICHTENBERGH, DROST IN DIE HETTER ETC. ETC., RUTGERUS TÜCKINGH RICHTER DA- 
SELBSTEN. GOERT VAN ROSSOM, DERICK PERSICKMAN, PASTOR UND KERCKMEISTER Ai- 
HIER IN PRAEST. 



92 



REF.S 



93 



Die zweite von i694: erneuert im jähr i694 unterm hochwolg. Herren 

CONRADO VON DE REECKE, GERICHTSHERREN IN PRAEST UND DORNICK. PASTORE 
THEODOR BITTER XANTENSI, THEOD. ELBERS UND JOHAN SCHMITZ KIRCHMEISTREN, ZUM 
DINST DER KIRCHEN ZU PRAEST. 

Von dem HAUSE OFFENBERG, einst einem stattlichen Rittersitz, im 16. Jh. 
erbaut, bestehen nur noch die Gräben. Das erhaltene Vorgebäude ist Tagelöhner- 
wohnung. Zwei Ansichten vom J. i745 in Het verheerlykt Kleefschland pl. 29, I. 2; 
Grundriss auf der Karte von Offenberg, Praest und Domick in der Bürgermeisterei Vrasselt. 



Hftus 
Offenberg 



REES. 



Erich Liesegang, Recht und Verfassung von Rees, Trier i89o (Ergänzungs- 
heft VI zur Wd. Zs.). — Abraham Säur, Stätte-Buch. — Teschenmacher, Ann. 
p. i72. — Hopp p. 86. — Broverius van Nidek, Kabinet van Nederlandsche Out- 
heden, Amsterdam i733, VI, p. 278. — v. Mülmann, Statistik I, S. 444. — Gort ver- 
hael van de handelingen tot Rees anno MDCXXXV in Junio tusschen den paepe 
Stalenum ende Egbert Grim, Pastor van de kercke Christi uyt Groot Britannien, Wesel 
i635. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Kampen i785, p. 5i. — Zur Chronik 
der Stadt Rees: Niederrhein. Volksbote 1860, Nr. 32, 34, 36, 37. — J. J. Sluyter, 
Über das Wappen der Stadt Rees: Nrh. i878, S. i5. — Ders., Name Ursprung und 
Alter von Rees: Nrh. i878, S. 61; i879, S. 21. — Ders., Der Bär von Rees: Nrh. 
i879, S. 6, 37. — Ders., Das älteste Siegel der Stadt Rees: Nrh. i878, S. 112, ii4; 
Abb. bei Endrulat, Niederrh. Städtesiegel V, Nr. i9, 20. — Ders., Die todte Lander 
von Esserden, Beitrag zur Geographie von Rees: Nrh. G, i879, S. 22. — Ders., Ein 
Beschluss des Reeser Magistrats von i457: Nrh. G. 1880, S. 43. — Ders., Der Sankti- 
Spiritus- Armenhof zu Rees: Nrh. G. 1881, S. i72. — Ders., Die Rynwickstrasse zu 
Rees: Nrh. G. 1882, S. 73. — Ders., Der Geldersche Kaaj und der weisse Turm zu 
Rees: Nrh. G. i883, S. i4. — Ders., Das verschwundene Rhenen bei Rees: Nrh. G. 
i883, S. 25. — Ders., Verzeichnis sämtlicher Bürgermeister seit i394: Nrh. G. i884, 
S. i59. — Ders., Die Einnahme von Rees durch die Franzosen i652: Niederrhein. Volks- 
bote i885, 12. Dez, — Schölten, Beiträge zur Geschichte der Stadt Rees: Nrh. G. 
1881, S. 44. — L. Henrichs, Zur Geschichte der Stadt Rees (Stadtrechtsbestimmungen): 
Nrh. G. i883, S. 4, 38, 47. — Sluyter, Das Edelgeschlecht von Rees: Nrh. G. i878, 
S. i3o, i46, i58. — Ders., Henricus Gualterius Eskes von Rees: Nrh. G. i879, S. 78. 
— Ders.. Die Familie de Ciaer: Nrh. G. 1882, S. 3. — Schölten, Anna le Ciaire: 
Nrh. G. 1882, S. 102. — De S. Dentlino puero confessore Resae in Clivia: Acta Sanc- 
torum i4. Juli III, p. 689. — Der h. Dentlinus zu Rees: Nrh. G. i883, S. 65. — Sein 
Patrocinium: Nrh. G. i883, S. i75. 

Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv (inventarisiert von Dr. R. Schölten): 
210 Urkunden von 11 42 an (die älteste gedruckt Ann. h. V. N. XI, S. 168). — Land- 
tagsakten von i58o ab, defekt. — Flurkarten des Amtes Rees vom» J. i734. — Vgl. 
Wd. Zs. I, S. 393. — Berg. Zs. V, S. i89. — C. A. H. Burkhardt, Handbuch der 
deutschen Archive I, S. 62. — Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Stadtrechte, i5.Jh. 
(A. 248). 

Ansichten und Pläne, i. Grosser Plan der Befestigungen bei Jo. Blaeu, 
Theatr. urb. Belgiae regiae, Köln i659, II, am Ende. 



Littenitur 



Handichriftl 
Quellen 



Ansichten 



93 



94 



KREIS REES 



Ansichten 



Germanische 
Funde 



2. Grundriss der Festung bei Merian, Topographie der Niederlande p. 282. 

3. Stich von A. Rademaker vom J. i632 bei Broverius van Nidek, Kabinet 
van Nederlandsche outheden VI, p. 2 78, Nr. 288. 

4. Grosses Gemälde der Einnahme von Rees durch Ludwig XIV. im Schlosse 
zu Versailles (Vorzimmer zum Spiegelsaale), nebst der Reeserschanz, bez.: la prise 
de rees. 18. Juni i672. 

5. Stich der Belagerung von i672, von h Clerc. 

6. Stich der Einnahme von Rees von Jeremias Wolff nach Zeichnung von Joh, 
Aug. Connfius in Vorstellung einiger Conquestes Ludovici XIIII Königs in Frankreich 
und Navarren, 28,7 x 26 cm. 

7. Plan der Stadt mit kolorierter Ansicht vom J. i737 von / S. Bucker im 
Besitz des Herrn Sylvester Festen zu Rees (Fig. 48). 

8. Kolorierte Federzeichnung der Stadt, gez. von C. T. Trott, i764, 72X49 cm, 
im Rathause, bez. : LA ville rees etant occupe par les FRANgois dans la Situ- 
ation DE l'anne 1762, genau angegeben die Befestigungen der einzelnen Thore. 

GERMANISCHE FUNDE. Bröring, Alte Gräber, ein Beitrag zur Ge- 
schichte der Stadt Rees und Umgegend : Ann. h. V. N. XI, S. 1 4o. Auf dem Wanwicker 




Fig^. 48. Rees. Ansicht der Stadt vom J. 1737 im Besitz des Herrn Sylvester Festen zu Rees. 



K'nthol. 
Pfarrkirche 

Litteratur 



Handschriftl. 
Quellen 



Felde, eine Viertelstunde von Rees, wurde seit i838 ein grosser, wie es scheint germani- 
scher oder frühchristlicher Begräbnisplatz aufgedeckt, bestehend aus einer Reihe von Gru- 
ben, teils frei geworfen, teils mit Mauerwerk geputzt oder mit Pfählen durchsetzt, mit 
Knochenresten, Asche, Kohlen und Waffen (die letzteren verschwunden, eine genauere 
Bestimmung also unmöglich). Auf dem Felde lag bis i59o eine Kapelle zum h. Georg. 

Ehemalige KOLLEGIATKIRCHE, jetzige PFARRKIRCHE (tit. assumpt. 
b. Mariae v.). 

EsKES im Kerkelyk Leesblad ten dienste der catholyke Nederlanders II, Nr. XI, 
Art. 4. — J. J. Sluyter, Die ehemalige Kollegiatkirche und die jetzige Pfarrkirche 
zu Rees: Nrh. i878, S. i8i; i879, S. 25. — Ders., Irmingard, Gräfin von Aspel: 
Nrh. G. 1880, S. 83, io5. — Ders., Stiftungsurkunde der Pfarrstelle: Nrh. G. i884, 
S. 45. — Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i54. — Irmgardis, eine Reliquie aus 
deutscher Vorzeit: Niederrhein. Volksbote i85o, Nr. 3i, 34, 36, 39; i85i, Nr. 6, 11, 12. 

— Die h. Irmgardis: Rhein. Kirchenblatt i85i, Nr. 3o. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden von ii9o ab (die älteste ge- 
druckt Ann. h. V. N. XI, S. i69). — Verzeichnisse der Vikarieneinkünfte von i542 ab. 

— Armenrechnungen von 1666 ab. — Taufregister von i633 an, Trauregister von 
1627. — Kirchliche Notizen über Rees und Umgegend, i842 angelegt von Stephan 
VAN Haag, fortgeführt von J. J. Sluyter. 



94 



REES 



95 



Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: S21 Urkunden von io4i — 1774. — Kopiar, 
i5i Bl., von i5i2 (B. i85), bez. Registrum capittuli Reessensis, mit Index. — Memorien- 
register, Pap. fol. (A. 237) von i529, mit Kalendar, Präsenzbuch und Heberegister, am 
Schluss Kopiar. — Vier Memorienregister, iS.Jh. i37 Bl. 4« (A. 211), i5. Jh. i35 Bl. 
4» (A. 212), i5. Jh.3i Bl. fol. (A. 2i3), 16. Jh. 4» (A. 2i4). — Über die Akten Ilgen, 
Rhein. Archiv S. 11 9. Über sieben Urbare Lamprecht, Verzeichnis rheinischer Ur- 
barialien S. 29. 

Als Stifterin und Erbauerin der Reeser Koliegiatkirche nennt die Tradition die 
Gräfin Irmgardis von Aspel, die im J. 10 10 (nach Teschenm acher, Ann. p. i72, vgl. 
NoRRENBERG, Geschichte von Süchteln S. 5) den Bau begann und ihn io4o abschloss. 
Im Chor der alten Kirche befand sich unter dem Bild der h. Irmgardis die Inschrift: 

ANNO MILLENO CHRISTI PARITER QUADRAGENO 

CONDIDIT HOC TEMPLUM FOELIX YRMGARDIS AMENUM 

OBTULIT IDQUE PIE QUOD PROTEGAT IPSA MARIE. 

(Teschenmacher a. a. O. — Nrh. G. i878, S. 181. — Nach Lacomblet, U B. I, 
S. to9, Anm. i dieselben Verse im Liber memoriarum zu Rees, wahrscheinlich gemeint 
die Hs. A. 237 zu Düsseldorf, Staatsarchiv, wo die Verse sich von einer Hand des 
i7. Jh. finden). Die Schenkungen werden schon von Erzbischof Anno IL von Köln 
(io56 — io75) und seinen Nachfolgern bestätigt (Lacomblet, U B. I, Nr. 222, 242, 397). 
Den alten Bau zerstörte der Brand vom J. 1245 (Hopp p. 98). 

Ein Neubau wurde wahrscheinlich sofort in Angriff genocimen. Der Chor ge- 
nügte im i5. Jh. dem Bedürfnis des Kapitels nicht mehr und wurde durch einen 
grösseren gothischen Chor i458 ersetzt. Am Chor befand sich das Chronikon: 
eXstrVCtVs ChorVs est MarIae reLIqVIsqVe patronIs, 
ChrIsto LaVs et Eis parIter trIbVantVr honores (i458). 

Ausserdem befand sich am Chor ,oben im Bogen dess Gewelbs* die Inschrift 
(Düsseldorf, Staatsarchiv, Hs. A. 94): 

QUADRINGENTENO MILLENO CUM L ET OCTO 

FIT NOVUS ISTE CHORUS, lUBILANDO RITE CANORUM (so), 

LAUS HING FELICI SIT CREBRA DEI GENITRICI, 

POSTEA CENTENO QUADRENO CALCE NOVATUR. 

Die Holländer, die von 16 14 — 1672 Rees besetzt hielten, nahmen 1628 die 
Kirche in Besitz, zerstörten die Altäre bis auf einen, übertrugen die Grabsteine in 
die 1622 erbaute reformierte Kirche und machten aus dem Chor ein Zeughaus. Der 
Lettner wurde abgebrochen, i6S7 das Tabernakel, das schönste im Klever Lande, 
als Steinmaterial verkauft, i665 auch der Chorumgang und die Heiligengeistkapelle 
niedergerissen. Erst i672 wurde die Kirche wieder den Katholiken übergeben. 

Nachdem 181 1 vier Pfeiler zusammengestürzt waren, begann man 181 7 mit dem 
Abbruch der ganzen Kirche und ersetzte sie durch einen im Schinkel sehen Geist ge- 
haltenen Neubau, der 1828 eingeweiht wurde. 

Die Kirche war neben dem Xantener Dom die bedeutendste Anlage des Klever 
Landes. Sie hatte fünf Schiffe und war auf zwei Westtürme berechnet, von denen 
nur der nördliche ausgeführt war (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. 85 von i329). Der 
später angefügte Chor, nur aus Hochchor und Umgang bestehend, überragte das 
Mittelschiff um ein bedeutendes. Sie besass eine Krypta mit einem Altar des h. Jo- 
hannes Ev., der noch i388, i442 und i462 genannt wird (Nrh. i879, S. 26). 

Die alte kostbare Ausstattung ist in unverantwortlicher Weise verschleudert 
worden. Der kupferne Leuchter auf dem Hochchor, mit zwölf Armen, ein jeder mit 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Zerstörung 



Abbruch 



Wiirdigunif 



95 



yß KREIS REES 

einer Apostelstatuette als Kerzenhatter, wurde als Metall verkauft (Nrh. |878, S. i89). 
Die Kirche besass einen grossen Hochaltar, ,auf weldiein das I^ben und Leiden Christi 
sehr künstlich ausgeschnitten xu sehen ist' (Schütte, Hs. im Besitz von Dr. Schölten, 
g 26a, vgl. Kunstdenkmaler d. Kr. Kleve S. 9o), die Gruppen sind verkauft worden, 
einzelne der Flügel im Pfarrhause {s. u.). Einen Grabstein des Arndt van Bucholt er- 
wähnt Fahne, Dynasten von Bocholt, Cod. dipl. S. iSo. Das Epitaphium des i579 
verstorbenen Henr. Uranius bei Hüpsch, Epigramm atographia I, S. 47. 

Die im Inneren nicht 
wirkungslose Kirche ist 
dreischiffig, die Seiten- 
schiffe sind fJach gedeckt, 
das Mittelschiff von einer 
.Tonne überspannt, auf die 
eine Kasettiening aufgemalt 
ist Fünf Säulenpaare mit 
vergoldeten korinthischen 
Kapitalen tragen die Decke. 
Die drei gleich hohenSchiffe 
haben jedes an der Ostseite 
Apsiden, in der Mitte lapsis 
vier hohe Pilaater mit ko- 
rinthischen Kapitalen. An 
der Westfa^ade zwei hohe, 
mit rhombischen Hauben 
eingedeckte Türme. 

Madonnenbild {Figur 
49), 1,10 m hoch, Holz, 
neu polychrom iert, Sitzbild 
von grosser Feierlichkeit 
und Würde auf reich ver- 
ziertem gothischen Thron, 
die Madonna mit Krone 
und Scepter (beide erneut) 
in d. Rechten, ganz flachem 
Oberkörper, steif aufrecht 
sitzend, auf ihrem linken 
Knie das mit einem langen 
Fig. «. b™. M.da-n™biid in d« L.Ü.0I. Pr.„ki«h.. Hemdchen bekleidete 

ebenfalls gekrönte Kind. 
Die Figur ist das älteste und bedeutendste der niederrheinischen MadonnenbUder 
dieser Gattung, aus der Mitte des i4. Jh., am nächsten verwandt dem zu Kleve 
(Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 97), ähnliche zu Ginderich (Kunstdenk mal er d. Kr. 
Moers S. 2i) und zu Weeze (Kunstdenkmäler d. Kr. Geldern S. 98). Das Bild wurde 
bei den — schon i322 vorkommenden, die letzte i838 — feierlichen Prozessionen 
mit den darin aufbewahrten Reliquien getragen. Niederrhein. Volksbote i85i, Nr. ti. 
— J. J. Sluyter i. Nrh. i878, S. 93. 

Hölzerne Gruppe des h. Georg zu Ross, den Drachen tötend, mit der knieen- 
den Königstochter, interessantes fast lebensgros.ses Werk der Kalkarer Schnitzschulc 

96 



REES 



^1 



(auf dem Speicher, Aufstellung in der Kirche wünschenswert) um i S3o, in alter Poly- 
chrpmierung, von grossem Wurf. 

Figur einer knieenden Heiligen, i,o6 m hoch, mit lang herabfliessenden Locken 
und turbanartiger Haube, die Arme abgebrochen, vortreffliches Stück der Kalkarer 
Schnitzschule um i53o. 

Lebensgrosser Christus, Anfang des i6. Jh., im heiligen Grabe liegend, steif, in 
alter Bemal ung. 

Ciborium, 64,5 cm hoch, aus vergoldetem Rotkupfer, vom J. .i396, dem Millinger 
(s. o. S. 9o) verwandt. Der achtseitige stemenförmige Fuss ruht auf kleinen Löwen. 
Die Felder graviert, vier mit den Evangelistensymbolen. Die übrigen omamental, auf 
einem der Donator mit dem Kruzifix: domine Miserere mei. Jede der acht Seiten 
des mit Eckpfeilerchen und Fialen versehenen Gehäuses zeigt unter einem gothischen 
Bogen eine der acht Seligpreisungen, der Grund ausgestochen, die Figuren ganz flach, 
gleichsam nur an den Rändern modelliert und graviert. Den Aufsatz bildet ein acht- 
seitiger mit einem Kruzifix abschliessender Turm. Inschrift: ANjfO domini mcccxcvi 
V. KAL. marcii (26. Februar) obiit Johannes de colonia canonicus reyssensis 

ET EIUS BONIS PROCURATUM EST HOC VAS, CUIÜS ANIMA REQUIESCAT CUM OMNIBUS 
lUSTIS IN SANCTA FACE. AMEN. 

Monstranz (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf IV; I, S. 12), 9i,S cm hoch, vom 
Anfang des 1 6. Jh., das reichste und, sowohl durch die gelungenen Verhältnisse wie 
die feine Durchführung bedeutendste Werk der klevischen Hofgoldschmiedekunst, der 
Monstranz in S. Aldegundis zu Emmerich (s. o. S. 3i) verwandt. Auf dem a jour 
durchbrochenen Fuss erhebt sich der sechsseitige reichverzierte Schaft ohne Knauf, 
mit aufstrebenden Rippen versehen. Zur Seite des Glascylinders zwei Strebesysteme, 
in eine Fülle von Fialen, zum Teil gewunden, auslaufend. Nach innen je ein Engel 
mit dem Spruchband, nach aussen zwei grosse und drei kleine Heiligenfiguren. Den 
unteren Abschluss dieser Seitenbauten bildet verschnittenes spätgothisches Laubwerk 
mit dem Paradiesesapfel. Über dem Baldachin Christus mit dem Kreijz in den Armen, 
im Aufsatz aus Kelchen herauswachsend sechs Engel mit den Leidenswerkzeugen. 
Der Turmhelm schliesst mit einem Kreuz ab. 

Kupferner romanischer Leuchter des i3. Jh., auf drei Füssen mit Löwenklauen, 
von höchst einfachen, aber wirkungsvollen Formen. 

Kupferner Leuchter des i4. Jh., 26,5 cm hoch. 

Barocker getriebener Kelch mit der Inschrift: s. albericus Fischer professus 

NEO-CELLAE FIERI FECIT ANNO l7l7. 

Ciborium, 33 cm hoch, barock, getrieben. 

Kapelle der 2. H. des i7.Jh., von rotem Sammet, auf den mit Goldkördeichen 
ein Granatapfelmuster aufgenäht ist (derselbe Stoff in Wesel s. u.) mit Stäben in nieder- 
rheinischer Stickerei um i54o — i57o, ein Geschenk derer von Loe und von Haes, 
der violetten Kapelle Siberts von Riswick im Dom zu Xanten verwandt (Kunst- 
denkmäler d. Kr. Moers S. i38, Taf VIII). Die Stickereien in Überfangstich in Lasur- 
manier und Plattstich. Auf der Rückseite der Kasel der erste Tempelgang Maria, 
die Verkündigung, Visitatio, Geburt Christi, Anbetung der Könige, das Pfingstfest, 
zu Unterst die merkwürdige Darstellung der Vermählung Christi mit der knieenden 
h. Brigitta. Der Zwischenraum zwischen den einzelnen Medaillons gefüllt durch ge- 
schwungene Ranken. Auf der Vorderseite die Krönung Maria, ihre Himmelfahrt, 
Maria und Maria Magdalena, S. Augustinus und S. Brigitta. Der Chormantel enthält 
auf den Stäben je fünf grosse Medaillons, rechts die Verklärung Christi, Christus und 



Kathol 
Pfurrkirche 



Ciborium 



Monstrani 



Leuchter 



Kelch 

Ciborium 
Parnmente 



97 



98 



KREIS REES 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Glocken 



Evangel. 
Kirche 



Glocken 



Pfarrhaus 



Gemälde 



die grosse Sünderin, Christus und die Samariterin, Darstellung Christi im Tempel, 
Beschneidung. Links die Auferstehung, die Kreuztragung, Christus am ölberg, der 
Einzug in Jerusalem, Christus und Nikodemus, die Darstellungen getrennt durch sym- 
metrische Arabesken. Die spätere Kappe (gleichzeitig mit dem Stoff) zeigt ein grosses 
von zwei Engeln getragenes Mittelmedaillon mit der h. Brigitta, der die Madonna 
erscheint. Die Dalmatiken mit den Brustbildern von Heiligen. 

Kasel des i7.Jh. von rotem Sammet mit breiten Stäben in silberner und gol- 
dener Bouillonstickerei auf rosa Seidengrund. Dazu ein Velum mit goldener Bouillon- 
stickerei und guter Goldspitze. 

Kasel von neuem Stoff mit Stäben der Mitte des i7. Jh., Stickereien in engstem 
sorgfclltigstem Plattstich, mit dem Faden modelliert, nach malerischen Kompositionen, 
ohne den Charakter des Stoffes zu berücksichtigen, in den Farben vorzüglich erhalten. 
Auf dem Kreuz : die Kreuzigung, Dornenkrönung, Kreuztragung, Geisselung, Christus am 
Ölberge, auf dem Stab die Auferstehung, Christus und Maria Magdalena, die Jünger 
von Emmaus, der imgläubige Thomas. Genau J. J. Sluyter i. Nrh. G. i879, S. 53. 

Glocken. Die grösste i789 von Christian Voigt in Isselburg gegossen, mit 
längerer Aufschrift. 

Die zweite von i64i mit der Aufschrift: door dat vier ben ik gevloeten, 

PETER VAN TRIER ENDE JOHANN PHILIPPSEN HEBBEN MY GEGOETEN. IK ROEP DE 
GEMEENDE TEZAMEN, GM TE PRIESEN EN TE LOEVEN GODES NAMEN. PETER COEST, 
TYDLIKER BOERGERMEESTER, ANTONIUS MOMM ENDE JOHANN SELLER, TYDLIKE KERK- 
MEESTERS, ANNO 161I. 

Die dritte von i782, die vierte von i789. 

Das Messglöckchen im Dachreiter i4o4 gegossen, i859 von Petit und Edel^ 
brock umgegossen. 

EVANGELISCHE, ehemals REFORMIERTE KIRCHE, 1624 erbaut, 
merkwürdiger fiachgedeckter Backsteinbau, mit vier Säulen in der Mittelachse, die spitz- 
bogige Arkaden tragen, die Querbalken auf zierlichen Kragsteinen ruhend. Bossiertes 
Portal mit den Marken und den Namen der Steinmetzen Hermen Bolte und Johan 
Christian, Über dem Portal in Kartouche die Inschrift: jesus mat. 21. mein haus 

IST EIN bethaus. PSALM 2 7. EINS BITTE ICH VOM HERREN, DAS HETTE ICH GERNE, 
DAS ICH IM HAUSE DES HERN BLEIBEN MÖGE MEIN LEBENLANG ZU SEHWE DIE SCHONE 
GOTTESDIENSTE DES HERREN UND SEINEN TEMPEL ZU BESUCHEN. Vgl. Nrh. G. 1880, 

S. 8i. — VON Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 211. 

Glocken, aus der katholischen Pfarrkirche stammend (Nrh. i878, S. 186. — 
Nrh. G. i879, S. 58). Die grössere von i483 mit der Inschrift: gherardus de wou 

ME FECrr MCCCCLXXXIII. MARIA IS MIN NAEM. 

Die kleinere mit der Inschrift: door dat vier ben ik gevloeten, peter van 

TRIER HEEFT MY GEGOETEN l646. 

PFARRHAUS, ehemals Ulffts Hof, Sitz des Geschlechtes von Ulfft, das hier 
und auf Schloss Lakhausen bei Empel ansässig war, alter Edelhof in Backstein, be- 
stehend aus Mittelbau und zwei Seitenflügeln, 16. Jh., mit abgetreppten und einfach 
geschweiften Giebeln. 

Im Pfarrhause: Flügel des ehemaligen Hochaltars, acht Tafeln, 92X37 cm 
gross (auseinandergesägt), um 1S20 von einem stark unter fränkischem Einflüsse stehen- 
den westfälischen Nachahmer des Dünwegge (Scheibler i. d. Zs. f. bild. Kunst XVIII, 
S. 61). Auf den Vorderseiten die Legende der hh. Crispinus und Crispinianus in vier 
Darstellungen, mit reichgegliederter sehr fein durchgeführter Landschaft. Der Maler 



98 



j 



REES 99 

wagt sich an schwierige koloristische Probleme: bei der Darstellung, wie der nackte Pfarrhaus 
Leichnam des h. Crispinus auf einem Mühlsteine schwimmend angetrieben wird, spiegeln 
sich die Leiche, die Brücke und alle Zuschauer im Wasser. Ein anderes Bild giebt 
das kulturhistorisch bemerkenswerte Interieur einer Schuhmacherwerkstatt. 

Die Aussenseiten sind in einer Art Grisaillemalerei ausgeführt, nur das Fleisch 
farbig. Vier grosse Einzelfiguren der Madonna, Christi und zweier Apostel mit vor- 
züglicher, in grossen Motiven arrangierter Gewandung und bedeutenden Köpfen. 

Im SPITAL die Mittelbilder zweier niederländischer Trip ty che n aus dem Spitai 
Anfang des 1 6. Jh. Das erste aus der Antwerpener Schule, darstellend Christus am Gemälde 
Kreuz, darüber Gottvater zwischen Engeln, um den Kruzifixus schwebend drei Engel 
mit Kelchen, den Kreuzesfuss umklammernd Maria Magdalena, links Maria, rechts 
Johannes, zur Linken die Kreuztragung, zur Rechten die Grablegung. Im Hinter- 
grund Felslandschaft und Stadt. 

Das zweite mit einer Taufe Christi, wertvolles Werk vom Anfang des i6. Jh., 
den Harlemer Gemälden verwandt, in der Ausführung der Landschaft Jan Joest nahe- 
stehend (vgl. Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 59). Christus steht gebückt im Wasser, 
links kniet Johannes, am Ufer ein Engel mit den Gewändern. Von rechts eine Gruppe 
von sieben Pharisäern mit phantastischen Kopfbedeckungen, • in den Wolken Gott- 
vater. Den Hintergrund bildet eine mit vollendeter Kunst durchgeführte offene Land- 
schaft mit Bergen und Felsengruppen. 

Die SAMMLUNG des Herrn Kaplans J. T. Sluyter enthält eine Reihe mittel- Sammlung 

^ r J J / Sluyter 

massiger Gemälde, darunter zwei gute Kniefiguren der hh. Barbara und Ursula, um 
i5oo (übermalt) und vier niederrheinische Holztafeln, um i53o, mit dem Abendmahl, 
der Himmelfahrt, dem Pfingstfest und der Gefangennahme Christi. 

NONNENKLOSTER vom dritten Orden des h. Franziskus. Niederrhein. Nonnen. 

■TT » 1 ftf- ■».▼ - kloitcr 

Volksbote i85i, Nr. 42. 

Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 87 Urkunden von 
1436 — 1794. — Kopiar B i86, Pap. foL, i78 Bl. 

Erbaut im J. i436, i459 die Kirche eingeweiht, dem h. Johannes Ev., der h. Ursula 
und ihren Gefährtinnen geweiht. Die Kirche (in der Fallstrasse) von i8i7 — 1828 als 
Pfarrkirche benutzt, 1828 nebst den Klostergebäuden zur kathol. Volksschule einge- 
richtet. Erhalten die östliche Chorwand und der Dachreiter. 

RATHAUS (Fig. 5o). Das alte Rathaus, das i4o6 zuerst genannt wird (Stadt- R«thaus 
archiv, Urkunde 63), ward um die Mitte des iS.Jh. durch einen Neubau ersetzt; im 
J. i45o wird ein Haus zwischen dem Kirchhof und altem Rathaus abgebrochen, um 
dem Neubau Platz zu schaffen (Stadtarchiv, Urkunde I25. — R. Schölten, Papst 
Eugen IV. u. d. Klevisphe Landesbistum S. 3o). Restauriert i869 und i872 von Cuno. 

Der spätgothische dreistöckige imponierende Tuffbau ist die wirkungsvollste, 
wenn auch nicht die symmetrischste Anlage neben den niederrheinischen Stadthäusern 
zu Kaikar, Rheinberg, Wesel. Der hohe Unterbau zeigt nach der Marktseite keinerlei 
Gliederung. Die Durchfahrt ist durch drei Stemgewölbe eingedeckt mit durcheinander 
geschobenen Rippen, die ehemals auf skulptierten Köpfen ruhten. Die Freitreppe an 
der Marktfa<^ade ist bei der Restauration des J. i872 gänzlich erneut worden. Der 
Bau hat nach dem Markt sieben, nach dem Kirchhof fünf Achsen. Die Fenster haben 
einfache Steinkreuze, die oberen Quadrate mit Vierpass, über der mittleren Thür ein 
gedrückter Eselsrücken mit einer Kreuzblume, darunter das Reeser Wappen (erneut). 
Um das Dach läuft ein vorgekragter Zinnenfries, die Zinnen mit Hausteinabdeckung, 



99 



7* 



lOO KREIS REES 

die Vorkragungen mit in Haustein erneuten Nasen. An den Ecken auf Pendentife 
achtseilige Ecktürmchen. An der Ostseite erhebt sich ein stattlicher achtseitiger Glocken- 
turm, gleichfalls mit einem vorgekragten nasenbesetzten Fries unter dem Dache. Der 
Turm trug ehemals einen achtseitigen geschweiften Helm mit offener achtseitiger 



Laterne, bei der Restauration durch einen reichen Aufbau mit Nachahmung hollän- 
discher Formen ersetzt. 

Glocken. Die Stundenglocke an dem i67l von Hetman Jacobs zu Emmerich 
gefertigten Uhrwerk trägt die Inschrift: verbuh Domin'i manet in eternum. An- 
tonius DE BORCH TOT UTRECHT ME FECiT A. D. i56i. Die Viertelstundenglocke von 

too 



iS6.i mit der Inschrift: A. D. mccccclxih goet wellem hachman mv toe clef. 

ONSE HAEP STET IN DEN NAM DES HEREN: F5AL. LXVI. 

Bildnis des grossen Kurfürsten in ganzer Figur, die Linke eingestemmt, in der 
Rechten den Maisch allstab. Ähnlich dem Porträt in Kleve (Kunstdenkmäler d. Kr. 
Kleve S. 117). 

Holztafel mit den Brustbildern von sechs Klevischen Herzögen, nach alteren 
gleichzeitigen Portrats, Wiederholung der gleichen Tafel in Kleve und Emmerich (s. o. 
S.55, Taf. II). ' 

Bildnis des Kurfürsten Friedrich I., in ganzer Figur, mit der Rechten auf das 
Klever Schloss im Hintergrunde weisend, das dort mit Vorbau und drei Türmen sicht- 
bar ist, bez. unten rechts: j. d. fecit i699. 

Vier zinnerne Ratsherrenkrüge mit den Wappen von Rees. 

Zwei grosse eichene mit Eisenbändem beschlagene Laden des iS.Jh., zwei- 
händiges Richtschwert des i6. Jh. 

Kupferner Siegelstempel {genau Sluvter i. Nrh, i878, S. ui, ii4) rund, 
68 cm Durchmesser, mit dem h. Petrus, zur Seite eine kräftige Fiale, darüber ein 



Fig. 51. Rcei. Rnw der Sudibeluliiuii[eii. 

WimiKjrg, Umschrift: sigillum sivitatis (so) ressensis., l3.Jh. (auf dem hölzernen 
Griff die (neuere) Zahl lilz. 

STADTBEFESTIGUNGEN. Im J. 1228 gestattet der Kölner Er^bischof ^ 
Heinrich von Molenark, dass die Bürger von Rees ihre Stadt befestigen und verleiht 
ihnen dieselben Privilegien wie denen von Neuss (Stadtarchiv, Urk. 2). Die Befestigung 
wurde sofort auf der Rheinseite begonnen, I289 musste zur Sicherung gegen den 
Strom noch eine besondere Rheinmauer aufgeführt werden (Urk. i3). In der T. H. 
des i4. Jh. wurden die Werke verbessert und verstärkt, die KiHner Erzbischöfe ge- 
währen hierzu i32i und r334 besondere Freiheiten (Urk. i9, i6}. Schon i465 und 
wieder i569 wurden die Befestigungen durch Rheindurchbruch beschädigt (Br. van 
NiDEK, Kabinet van Nederlandsche Outheden VI, p. 278). 

Erst von den Holländern, die von i6i4 an Rees besetzt hielten, wurde die 
Stadt von 1616 an in eine Festung nach dem niederländischen System verwandelt 
(M. Merian, Topographia Westphaliae p. 58. — Em. van Meteren, Niederländische 
Historien, Amheim i6i4, I, p. 1108). Über die Belagerung vom J. i67a vgl. Petrus 
Valkenieb, 't verwerd Europa I, p. 4i3, 

Von den inneren Befestigungen sind noch die vier Thoranlagen erhalten. 
Von dem früher dreiteiligen Delllhor an der Post steht nur noch ein Mauerrest. 
Das Rheinthor ist ein einfacher zweistöckiger Backsteinbau vom J. 1600 mit ge- 



I02 



KREIS REES 



Be. 
festigungen 



Rondel 



Türme 



Landwehren 



wundener tonnengewölbter Durchfahrt, über dem Portal die Wappen von Kleve und 
Rees und die Inschrift: 

OCCUPAT HISPANUS RESAM DUM LONGIUS AEQUO, 
GERMANUS MILES ME QUATIT HISCE GLOBIS. 
FORMA QUA PLACUI CUNCTIS AESTATE SEQUENTI 
HAC ME RESSENSES RESTITUERE PATRES. 

Das Krahnthor nach dem Rhein zu ist ein schlichter zweistöckiger Bau mit 
verwitterten Wappen, ehemals mit zwei Kreuzgewölben in der Durchfahrt. Von dem 
Fallt hör nach Nordosten ist in der Fallstrasse nur eine grosse spitzbogige Blende 
in der Mauer erhalten. 

An der Südostecke der Stadt bildete ein gewaltiges 8 m hohes, vorgeschobenes 
Bollwerk, das , Rondel*, jetzt mit Linden bestanden, den Stützpunkt und zugleich 
einen Eisbrecher, daneben ein zierliches sechsseitiges Wächtertürmchen mit vorge- 
kragtem Backsteinfries und späterer Haube, dem ein gleiches an der Südwestseite der 
Stadt entspricht. Diese Befestigung wurde schon i47o unter Herzog Johann von Kleve 
begonnen (Stadtarchiv, Urk. i35). 

Von der ältesten Befestigung sind zwei Türme bemerkenswert, deren Technik 
ganz mit der am Zollturm zu Rheinberg übereinstimmt (Kunstdenkmäler d. Kr. Moers 
S. 58). Die am Südostende der Stadt gelegene Turmmühle zeigt im Unterbau 
sechs Reihen von grossen bossenartigen Basaltblöcken, dazwischen eine Reihe Back- 
steine mit kleinem Haustein-Sockelgesims. Der in der Mitte der Rheinseite (Fig. 5 1 ) 
der Fähre gegenüber gelegene Toelderstorn zeigt fünf Reihen Basalt, getrennt durch 
je eine Reihe von Backsteinen. An seiner Westseite setzte ehemals mit Pendentifs 
ein sechsseitiger Treppenturm auf, . In dem nach Westen angrenzenden, hier bis zur 
ganzen Höhe von 6 m erhaltenen Teile der Stadtmauer drei grosse Entlastungsbögen. 
Die Mauer zum Teil mehrmals eingerückt, der obere Rand wieder vorgekragt mit 
kleinem Klötzchenfries. Unregelmässige Abstufungen und Streben. 

LANDWEHREN. Das Reeser Bruch (Reisserbroek), an der linken Seite des 
Ostrheines gelegen, ursprünglich ein grosser Sumpf, durch Anlegung mehrerer be- 
deutender Abzugsgräben entwässert, ist mit Ausnahme der der Stadt Rees zugewen- 
deten westlichen Seite mit Landwehren von 6o — 8o Fuss Breite umgeben, bestehend 
aus drei Gräben und zwei zwischenliegenden, teilweise mit Pappeln bepflanzten Wällen 
(onse landweren: Urk. v. i4S7 : Nrh. G. i88o, S. 43). Auf Merkators Karte des Herzog- 
tums Kleve findet sich ein ähnliches Grabenwerk auf der Reeser Seite des Bruches. 
Vgl. im übrigen S. 57 und 66. 



RINGENBERG. 



Evangel. 
Kirche 



EVANGELISCHE KIRCHE. Die capella in Castro Ringenberg gehörte 
ursprünglich zur Pfarrei Dingden (Tibus, Gründungsgesch. S. 21 5), später war sie 
Filiale von Hamminkeln (Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 5). Vgl. v. Reckling- 
hausen, Ref.-Gesch. III, S. 2o4. 

Schlichter achteckiger Backsteinbau des i7.Jh. mit kleinen Fenstern. Sie er- 
hält einen eigenartigen m^erischen Schmuck durch die grossen hölzernen Epita- 
phien der Herren von Spaen, zum Teil von künstlerischer Komposition mit schönen 
Trophäen. 



102 



RINGENBERG lo3 

1. Epitaph von Alexander, Freiherm von Spaen und Ringenberg, Herrn zu ^»'"?''- 
Moylandt, Till, Hamminkeln etc., ChurfÜratlich Brandenburgischer Geheimer Estats- Ep[i»piii«i 
und Kriegsrat, General-Feldmarschall, Clevisch- und Markischer Regierungspräsident, 

t 2S. Okt. i69a. 

2. Epitaph von Frau Anna von Wilich o. J. 

3. Epitaph von Johanna Reichsfreifrau von Spaen und Ringenbei^, f 2- Nov. 1 7o5. 

4. Epitaph von Alexander Bernhard Reichsfreiherm von Spaen, Herrn zu Ringen- 
berg, Kgl. Preuss. Generallieutenant von der Cavallerie und Drost der Aemter Goch, 
Gennep und Asperden, geb. i4. Dez. l669, t H- Dez. i745. 

5. Grabstein des Generalmajors Alexander Zwederus a Spaen, t 3. Nov. i768. 

6. u. 7. Zwei Epitaphien von ungenannten Mitgliedern der Familie von Spaen, 
t den 4. Sept. i676 und 4. Aug. i67i. 



Fii- 93. SchlDH Ristenbert. 

SCHLOSS. Teschenmacher p. i8i. — Schölten im Anhang zu Gert van 
DER Schuren S. 34o. — Tibus, Gründungsgeschichte S. 216, ioa4. — Schloss und 
Herrschaft Ringenbei^ und deren Besitzer: v. Ledebür, Archiv XII, S. 58. — Fahne, 
Geschichte der Köln., Jülich.' und Beig. Geschlechter II, S. 118. 

Handschriftl. Qu. In der fürstlichen Rentkammer zu Koesfeldi 10 Ur- 
kunden von 16S6 ab. — Bericht über das castrum Ringenbei^ vom J. 1661, latein und 
deutsch, mit eingerückten Urkunden von izS7 ab (Abschrift im Bürgermeistereiarchiv 
zu Ringenberg). 

Im Stadtarchiv zu Köln: Kurze Geschichte im Museum Alfterianum LXVIII, 
El. i79. 

Das castrum Ringenberg war in der i. H. des i3. Jh. von den Dynasten von 
Dingden erbaut worden {Niesert, Münster. U B. II, S. 448. — Binterim u. Mooren. 
D. C. I, S. i36. — V. Ledebur, Archiv X, S. 43; XI, S. 29o), die von 1223 — 1242 ab- 
wechselnd unter dem Namen de Dingede und de Ringelenbei^, seit i342 nur mehr 

io3 



unter dem letzten Namen erscheinen {TiBUs, Gründungsgeschichte S. loaS). Im J. i a4" 
trug Sueder sein Schloss dem Erzbischof Konrad zu Lehen auf (Lacomblet, U B. II, 
Nr, 322), IjS7 verkaufte er es dem Bischof Otto II. von Münster (Wilmanns,- U B, III, 
Nr. 6 t 8). 

Die Tochter Sueders III. von Ringenberg, Beatrix, ward iiS? mit Diedrich 
Luf, Enkel des Grafen Dietrich VI. von Kleve, verlobt (Schölten S, i96. Unrichtig 



'1 




H Filnicn Oho AdalbctI 



Teschenmacher p. i8[). Dadurch kam slot ind lant van Ringhenberch an Kleve 

{Gert VAN DER -Schuren p. 53. — Chronica comitum: Seibertz, Quellen II, S. zu): 
1 304 belehnte Bischof Gerhard von Münster den Dietrich Lof (Wilmanns, U B. Nr. 736), 
i29o ward dies von Rudolf von Habsburg Dietrich VIII. bestätigt (Teschenmacher 
a. a. 0.). Der Streit über das Schloss zwischen Herzog Adolf von Kleve und Bischof 
Arnold von Münster ward i437 durch Herzog Philipp von Burgund beigelegt (L. Drie- 
SEN i. d. Westßll. Zs. XV, S. i98). Im J. i396 war das Schloss an Bernhard von Wisch, 

to4 



SCHERMBECK lo5 

i442 an Rütger von Hönnepel (Hansen, Westfalen und Rheinland im i5.Jh.: Pub- Schioss 
likationen a. d. Kgl. Preuss. Staatsarchiv XXXIV, S. 434), i46o an Otto von Wylich, 
vor i466 an Heinrich von Batenburg (Lacomblet, U B. IV, Nr, 332), i5i3 an Die- 
drich von Wylack, i538 an Theodor von Hetterscheydt, i562 pfandweise an Wilhelm 
Quad, Herrn zu Reckum (Museum Alfterianum LXVIII, BI. i79), i57o an Johann von 
Aldenbockum, i574 an Wilhelm Quad von Wickerad gekommen. Ende des 16. Jh. ward 
es zum Sitz eines Drostenamtes eingerichtet. Im J. 1629 wurde das Schioss von den Zerstörung 
Holländern unter Hauterive eingenommen und im Laufe des dreissigjährigen Krieges 
völlig zerstört (Hopp S. 79). Kurfürst Friedrich Wilhelm übergab das ,ruinirte, demo- 
lierte, auch ganz und gar zum Steinhauffen verfallene Haus* i648 dem Jakob von Spaen 
als Mannlehen (F. H. W., Rückblick auf die Geschichte des Herzogtums Kleve S. 2i4), 
dessen Nachfolger Alexander von Spaen das Schioss 1661 von Grund auf neuerbaute. Neubau 
Der jetzige Besitzer ist Fürst Otto Adalbert zu Salm-Horstmar. 

Das Schioss (Fig. 62) zeigt durchweg die Formen des i7.Jh. Es ist ein mit Beschreibung 
grosser Regelmässigkeit auf dem alten erhöhten fast quadratischen Burgterrain errich- 
teter Bauj bestehend aus einem Mitteltrakt und zwei Seitenflügeln, an den Ecken 
flankiert von hohen dreistöckigen Rundtürmen mit flachen Zwiebelhauben. An den 
anderen beiden Ecken des Quadrates entsprachen diesen viereckige Türme, ähnlich 
wie in Schioss Bellinghoven, von denen nur die Umfassungsmauern noch erhalten 
sind. Der ehemalige Haupteingang mit grossem Portal und Freitreppe von zehn 
Stufen befand sich im Mitteltrakt, der jetzt unbewohnt liegt, über den Zugängen zu 
den Seitenflügeln schmale niedrige Giebel, an dem einen das von Spaensche Wappen. ^ 
Auf den Schornsteinen dieses Flügels sehr schöne schmiedeeiserne Aufsätze für Wetter- 
fahnen mit der Zahl 1661. 

Eine kolorierte Federzeichnung im Besitz des regierenden Fürsten zu Salm-Horst- 
mar (Fig. 53) vom Ende des i7.Jh. zeigt das Schioss noch mit sämtlichen Vorbauten. 



SCHERMBECK. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE RESTE. Die grosse am rechten Römische u. 
Ufer der Lippe hinführende Römerstrasse lief von Lippmannshof am Rhein über Reste 
Kapellen nach der Steeger Burgwart und weiter südlich zwischen Schermbeck und 
der Lippe vorüber nach Haltern zu (beste Karte bei v. Veith i. d. B. J. LXXXIV, 
Taf. I. — Vgl. Schneider, Die römischen Militärstrassen an der Lippe: Neue Bei- 
träge XI, S. 7). 

Zwischen Drevenack und Schermbeck befindet sich hart am Ufer der Lippe die Steege» Burgwart 
als , Steeger Burgwart* bezeichnete Wallbefestigung (Fig. 54). Sie besteht aus einer 
gegen die Lippeniederung vorspringenden umwallten Landzunge, ursprünglich von der 
Lippe umflossen, die durch einen Doppelwall und einen 35 Schritt entfernten Vor- 
wall vom Festland abgeschnitten ist. Die ganze Befestigung ist 200 m lang i^d 75 m 
breit, ,von einer Cohorte zu verteidigen, bei einem Lagerraum für drei Cohorten' 
(v. Veith i. d. B. J. LXXXIV, S. 8). Da der gegenüber liegende Uferrand gleichfalls 
befestigt ist, so kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass das Werk zur Deckung 
der über die Lippe führenden Brücke angelegt ist (Hölzermann, Lokaluntersuchungen 
über die Kriege der Römer und Franken S. 72, mit ungenauer Aufnahme Taf. X). 
Vgl. auch Fiedler, Römische Denkmäler S. i72. — Schneider i. d. Korr. -Blatt des 

io5 



KREIS REES 



frrr^>x 



/ är^rh 







Gesamt Vereins der deutschen Geschieh ts vereine XV, S. 39. — Jul. Evelt, Beitrage 
zur Geschichte der Stadt Dorsten und ihrer Nachbarschaft: WestfJi. Zs. XXIII, S. i. — 
Th. Bergk, Zur Geschichte und Topographie der römischen Rheinlande S. i3, A. 2. 
— J, AsBACH i. ti. B. J. LXXXV, S. i4. — Kunstdenkmäler d. Kr Moers S. 74. 

Die Waliburg wird jetzt von der Venlo- Hamburger Bahn durchschnitten. Die 
Anlage ist jener der Iburg bei Driburg, dem Brunberg bei Höxter, dem Lager bei 

106 



SCHERMBECK 



io7 



ßorkeloh und den übrigen westfillischen Wallbefestigungen verwandt (Aufnahmen bei 
Hölzermann a. a. O. und W. Fricke, Geschichtliche kritische Feldzüge durch das 
nordöstliche Westfalen, Minden i889, S. 98 if.). Vor allem stimmt sie in Grundriss 
und Profilen mit der Aseburg und der Burg bei Rüssel überein, die Schuchhardt 
(Drei Römerkastelle an der Hase : Mitteilungen des historischen Vereins zu Osnabrück 
i89i, S. 3iS) bestimmt als römisch anspricht. Auffallend ist allerdings noch die An- 
lage der Vorburg und der Mangel eines fundamentierten Mauerringes (Wochenschrift 
für klassische Philologie i892, 8. Juni). Bei Schermbeck selbst erhob sich am Fusse 
des bösen Berges ein wahrscheinlich römischer Wart türm, in Gestalt eines quadra- 
tischen Hügels mit abgestumpften Ecken (jetzt zerstört. — Abb. bei Hölzermann 
S. 89, Taf. XX), ganz entsprechend der Anlage der Hügel bei Gartrop (Abb. i. d. 
Kunstdenkmälem d. Kr. Ruhrort), der Hohenburg bei Nordherringen und dem Hügel 
bei Gündewigs Hofe bei Lippborg (Schmidt i. d. Westfäl. Zs. X, S. 284). Zwei ähn- 
liche Hügel waren bis vor wenigen Jahren noch östlich von Krudenburg auf einer 
ehemaligen Lippeinsel sichtbar, mit verfaulten HolzpfUhlen an der Südseite. Bei der 



Römische u- 

Germanische 

Reste 



Wartturm 




Fig. 5SS. Schermbeck. Grundriss der evangel. Pfarrkirche. 



Abtragung des einen Hügels wurden 7 — 9 Urnen gefimden (Mitteilung des Herrn 
Lehrers Gaecks in Krudenburg). Vgl. Schneider, Neue Beiträge V, S. 24; XI, S. 5. 

Die äusserste und grösste der älteren Grenzwehren führt von Peddenberg bei Grenswehren 
Drevenack bis Kleinchen bei Schermbeck, wo sie, noch vor dem Orte, in spitzem Winkel 
nach Süden abbiegt und bei dem Hause Brüggemann über die Lippe setzt (Schnei- 
der, Kr. Rees S. 32. — Über die Fortsetzung: Kunstdenkmäler d. Kr. Ruhrort unter 
Galen und Hünxe. — Profile bei Hölzermann, Taf. VH, i u. 2). 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Tibus, Gründungsgeschichte S. 11 33, 
1285. — Nrh. G. i883, S. i59. — v. Recklinghausen, Ref.-Gesch. IV, S. 200. 

In dem i4i7 zuerst genannten Neu-Schermbeck (Lacomblet, UB. IV, Nr. io5) 
bestand eine Kapelle als Filiale von Drevenack, die, nachdem dieses zur selbständigen 
Pfarre geworden, gleichfalls zur Pfarrkirche tit. s. Georgii erhoben ward. Die Kirche 
wurde im Anfang des i5. Jh. erbaut. Im benachbarten Alt-Schermbeck, jetzt zur Provinz 
Westfalen gehörig, schon 799 genannt, bestand eine der ältesten Kirchen des Landes, 
die katholisch blieb, während Schermbeck um i58o den Lutheranern eingeräumt ward. 

Zweischiffiger gothischer Baclcsteinbau (Fig. 55), im Lichten i8,7om lang, io,5om Beschreibung 
breit, mit dreistöckigem Westturm in Backstein und Hausteineckverklammerung mit 



EvAngel. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



io7 



io8 



KREIS REES 



EvanffcL 
Pfurrkirche 



Inneres 



Hochaltar 



Würdifunf 



vierseitigem Dach. Dieser zeigt im Erdgeschoss nach W das grosse Portal mit Portal- 
fenster, nach N und S je zwei einachsige spitzbogige Blenden, in den oberen Ge- 
schossen ist er durch einfache Blenden belebt. 

Im Inneren ruht die Scheidemauer, die durch einfache spitzbogige Blenden 
gegliedert ist, auf zwei Rundsäulen mit 85 cm Durchmesser ohne Basis mit einfach 
profiliertem Kapital, auf denen schmale abgefasste Halbpfeiler ruhen, deren polygonale 
Kämpfer die Rippen der Gewölbe tragen, die an der Nordseite auf einfachen poly- 
gonalen Konsolen ruhen. Im südlichen Seitenschiff die Rippen an der Aussenmauer 
auf polygonalen Konsolen, an den Säulen auf dem Kapital. Nach S zwei neue Seiten- 
portale. Im Chor die Rippen auf polygonalen Konsölchen, die Fenster ohne Mass- 
werk. Die Turmhalle öffnet sich in einem Bogen von der Höhe des Mittelschiffes. 
Hochaltar. Roher Rokokoaufbau mit stümperhaftem Bild der Kreuzigung. 
Darunter ein grosses Triptychon auf Eichenholz mit Goldgrund, das Mittelfeld 
2,i6 m breit, i,6o m hoch, mit der Jahreszahl i5o6, leider schwer beschädigt, die 

Rückseiten völlig abgeblättert, 
an den Innenseiten, zumal über 
den Bretterfugen, die Farbe 
völlig abgesprungen. 

Auf der Haupttafel in der 
Mitte die Kreuzigung. Christus, 
das Haupt gesenkt am Kreuz 
zwischen den grausam zu- 
sammengekrümmten Schachern, 
über dem zur Linken ein Engel, 
über dem zur Rechten ein 
Teufel. Links im Vordergrunde 
eine Gruppe von drei Frauen, 
in der Mitte Maria zusammen- 
brechend und von Johannes 
gestützt. Rechts eine ent- 
sprechende Gruppe von zwei Pharisäern. Hinter dem Kreuz eine grosse Reitergruppe, 
zum Teil in prachtvoller reicher Gewandung, von links sticht Longinus mit der Lanze 
in die Seite Christi. Im Vordergrunde rechts als Seitengruppe: Grablegung und Sal- 
bung des Leichnams Christi. Der Hintergund mit offener Landschaft und der Stadt 
Jerusalem zeigt in kleineren Gruppen den Tod des Verräters, die Kreuztragung, die 
Kreuzannagelung, die Kreuzabnahme. 

Auf den Innenseiten der Flügel rechts die Gruppe der Auferstehung, im 
Hintergrunde die Höllenfahrt, und das Pfingstfest in einer offenen Halle, im Hinter- 
grunde Ausblick auf die Himmelfahrt. Auf einer Säule die Inschrift: i5o6. Links im 
Vordergrunde Christus vor Pilatus, im Hintergrande die drei kleineren Scenen der 
Gefangennahme, Geisselung und Domenkrönung. Auf den kleinen oberen Tafeln 
S. Kornelius und S. Hubertus. Auf den Rückseiten der Flügel rechts S. Georg den 
Drachen tötend, links die Verkündigung Maria, auf den kleinen Tafeln S. Georg und 
S. Antonius. 

In etwas matten verhältnismässig hellen, aber fein zusammengestimmten Farben 
gemalt. Die Köpfe zum Teil mit scharfem Realismus charakterisiert, vor allem die 
breiten Gesichter ältlicher Personen mit unrasiertem Kinn, oft eine dicke gleichsam 
geschwollene Nase (Fig. 56). Das Inkarnat bleich und ungesund. Tüchtige mit grossem 




Vig. 86. Schermbeck. Köpfe aus dem Hochaltar von 1506. 



108 



SCHERMBECK 



io9 



EpiUph 



laaehrift 



Geschick komponierte Arbeit eines westfälischen Meisters aus der nächsten Nähe des Ev«ngei. 

. Pfarrkirche 

Heinrich Dümvegge, auch verwandt mit dem grossen Altarwerk aus Amelsbüren m der 
Sammlung des Kunstvereins zu Münster (Nr. 8i — 83), der Tafel Nr. i37 in der Gallerie 
zu Budapest und dem Tafelbild zu Maria in der Schnurgasse in Köln (Phot. Schmitz). 
Dazu gute Holzpredella mit spätgothischen Schnitzereien. 

Sandstein-Epitaph des Johann und der Katharina Areck vom J. i645, an 
dfer Nordseite des Chores, wirkungsvolles und wohlerhaltenes Barockmonument. In 
dem von zwei Marmorsäulen mit korinthischen Kapitalen eingefassten Mittelfeld 
knieen einander gegenüber links Johannes Areck auf einem Kissen, in spanischem 
Mantel und Kragen, rechts seine Gattin Katharina von Loe in Kragen und Haube, 
beides schwerfällige und etwas unförmliche Figuren, darüber ein Halbrund mit einer 
Darstellung der Auferstehung in Basrelief. Über dem Architrav ein Aufsatz mit einer 
vortrefflichen Reliefdarstellung des jüngsten Gerichtes, gekrönt von einem durch- 
brochenen Giebel, auf dessen Abdeckungen rechts und links je ein Putto ruht, in 
der Mitte eine Figur der Charitas. Über den Säulen je eine allegorische weibliche 
Figur. Die obere und die untere Darstellung von Wappen eingefasst, die unteren 
mit den Unterschriften: recken, kemnade, schulenburg, wittenhorst, langen, 

SCHUNGEL, HARDENBERG, DRACHENFELS, BÖTZELER, ALDENBUCKUM, SMULLING, HON- 
SELER, BILANDT, DORFT, LANGERADT, HEKEREN, HORST, KEUNER. 

Unter den Figuren die Inschrift: memoriae et honori joannis areck theo- 

DORI ARECK, MARSCALCI MARCH. ET CONSIL. ILLUSTRISSIMI PRINCIP. JUL. CLIV. ET 
MUNT., SATRAPAE IN UNNA ET CAMEN, ET MECHTILD. AB OSSENBROCH FILII, VIRI UT 
STEMMATIS SPLENDORE ITA VARIAR. RER. SCIENTIA NOBIUSSIMI, AULICI CAROLI FRED. 
CLIV. DUCIS, QUI ROMAE IN EIUS ULNIS EXPIRAVIT ANNO 75., DIGNISSIMI LEG ATI GUIL. 
PRINC. CLIV. PATRIS AD ALB. FRED. BORUSSIAE DUCEM, SATRAPAE VESAL. DINSL. ET 
SCHERMB., ILLUSTRISSIMO PRINC. JUL. ET MUNT. EIUSQUE H. F. JOANNS GUIL. A CON- 
SILIIS INTIMIS, NOBILISSIMAE CATH. A LOE IN FONDERN MARITI, THEODORI ET GUIL. 
ARECK FRATRUM PARENTIS, QUI PIE OBIIT XII. JAN. ANNO MDCVL, CUM VIXISSET 
ANNOS LX, PRAEFUISSET CONSILIIS PRINC. XIX, IN CONIUGIO FLORUISSET XXIV. CATH. 
A LOE IN FONDERN CUM SUPERSTITIBUS FILIIS P. C. 

Inschrift Stein, 54x4ocm gross, an der Nordseite des Chores eingemauert inschrifmcb 
mit Chronikon in roten und schwarzen Kapitalen, in dem je zwei Zeilen zusammen- 
gehören und jedesmal i7o4 ergeben. 

IsTo gerVVInVs tVMVLo IaCet eCCe sVpInVs 

serVat AT absqVe soLo seCVLa Laeta poLo 

CLarVs IVre bonVs VIDV\e CVnCtIsqVe patronVs 

pVpILLo Vt frater peCtore CoiDe (?) (corde) patkr 

ILLe IVVentVtIs reCtor MonItorqVe saLVtI 

CVsTos eCCLesIae fVLsIt VbIqVe pIe. 

nVnC reqVIeM stratVs pLorat post fVnera natVs 

ABRAE (so) gerVVInVs possIDe atqVe sInVs. 

C ♦ ♦ B. 

Weitere Inschriften in der v. Dorth sehen Inschriftensammlung auf der Fahnen- 
burg, Bl. 357—365. 

Holztafel vom J. i596 mit den zehn Geboten, zu unterst ein Putto mit Stunden- 
uhr und Totenkopf. Links und rechts Wappen der Herren von Loe und von Reck. 

Grabstein des am 12. Januar 1606 gestorbenen Johan von der Recke. 

Glocken. Die grösste mit der Inschrift: johan petit et filius johan petit 
ME fuderunt in hunx i744. 



Holzuifel 

Grabstein 
Glockeo 



io9 



HO KREIS REES 

JLrungei Die zwcitc mit drei Inschriften: i. SOLI deo gloria. als mich ein puls und 

PfarrKirche 

SCHLAG VOM TON UND KLANG GEBRACHT, SO HAT EIN SCHICKSAL AUCH AUFS NEUE 

MICH GEBRACHT. 2. K. M. I. H. EISCHER. GERHARD TITZHOF. EBERH. GOGGEN. AUGUST 
V. BERGEN. P. KOSTEN. J. HALFMAN. J. G. CRAMER. J. W. BAROP. PASTORES AMBR. 
BOLL (so). 3. GOTT ERHALTE DIESE KLOCKE, DAS SIE UNS ZUM HIMMEL LOCKE. GE- 
GOSSEN DURCH VOIGT l766. 

Reformierte Frühere REFORMIERTE KIRCHE, jetzige SCHULE, kleiner achtseitiger 

Barockbau von Backstein, auf dem Dach ein vierseitiges geschiefertes Türmchen. 

Schios« SCHLOSS. Klevisches Heberegister: Ann. h.V. N. XXXI, S. i33. Das Schloss 

wurde von Herzog Adolf IL von Kleve erbaut und i4i7 zuerst genannt (Lacomblet, 
U B. IV, Nr. io5); im J. i42o erhielt der um die Burg entstandene Ort Weichbilds- 
rechte. Es war wiederholt Klevische Residenz (Hansen, Rheinland und Westfalen im 
i5.Jh. I, Nr. i47 von i445) und Sitz eines Richters, der dem Landdrostenamt Dins- 
laken unterstand (Mülmann, Statistik S. 338). Von der alten Burg ist nur in der Nord- 
ostecke ein niedriger Turm erhalten aus Haustein auf quadratischer Grundlage und 
das ehemals mit einer Zugbrücke versehene Thorgebäude. 



SCHLEDENHORST. 

Kloster Ehemaliges CISTERCIENSERI NNENKLOSTER. Teschenm acher, Ann. 

p. 182. — Mooren, Kloster Schiedenhorst bei Rees: Ann. h. V. N. XIII, S. 29o. — 
J. J. Sluyter i. Nrh. i878, S. i3o, iSi. — Ders. i. d. Rheinisch -Westfäl. Volkszeitung 
1888, Nr. 3o. — Heimatskunde 1880, S. 98. 

Handschriftl. Qu. Im Stiftsarchiv zu Xanten: Kurze Chronik bei Pels 
I, fol, 358. — Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 4o Urk. von i24o — 1796. Über 
die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. I23. 

Getchichte Bernhard von Rees schenkt sein Gut bei Empel in der Schiedenhorst, auf dem 

er eine Kirche gegründet, an das Kloster Gevelsberg, die Schenkung wird i24o be- 
stätigt (Ann. h. V. N. XIII, S. 293, Urk. i). Von Gevelsberg aus wird hier ein Cister- 
cienserinnenkloster gegründet. Abt Heinrich von Schaag stellte i459 die klösterliche 
Zucht wieder her. Im J. i598 von den Spaniern geplündert und verwüstet (J. D. 
V. Steinen, Westßll. Gesch., Lemgo i7i5, I, S. 533, 544. — Berg. Zs. XXIV, S. 23). 
Die Kirche wurde nach der Aufhebung im J. 1802 abgebrochen, nur die Fundamente 
Reste sind noch sichtbar. Von den Klostergebäuden steht nur noch die Priorswohnung. 



VRASSELT. 

Römische RÖMISCHE FUNDE. Eine Urne mit einer Konstantinsmünze gefunden 

^""^^^^ (Janssen i. d. B. J. IX, S. 37. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI, S. 88). 

Kapelle KAPELLE (tit. s. Antonii abb.). 

Im J. 12 18 zuerst genannt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Emmerich, S. Martin 5). 
Im J. i37o als Tochterkirche von S. Aldegundis in Emmerich gestiftet und i37i ein- 
geweiht (Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i58. — Dederich, Annalen S. 322. — 

HO 



J 



WERTHERBRUCH — WESEL m 



Wassenberg p. i57). Einschiffige Kapelle, der Ostteil aus dem i8. Jh., der West- K.pcii« 
teil modern. 

Holzfigur des h. Antonius, i. H. des i5. Jh., 60 cm hoch, schmalschulterig mit Skuipmr 
feinen Gewandmotiven. 

Zwei Küpferleuchter, 27,5 cm hoch, 16. Jh. Leuchter 



WERTHERBRUCK 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Fr. Reigers, Einige Vorbemer- Evangei. 
kungen über die Herrschaft Werth: Westfäl. Zs. XLV, S. i. Filial von Haldern, mit ^^'"^»'*^**' 
diesem vor i3i8 von Rees abgetrennt (Tibus, Alter der Kirchen in Emmerich S. 39). 
Erbaut in der 2. H. des i5. Jh., als Pfarrkirche 1 547 erwähnt (Düsseldorf, Staatsarchiv, 
B i85, Bl. II 7*), i58o von den Reformierten eingenommen, 1888 im Inneren renoviert. 

Zweischiffiger Backsteinbau, 25,7o m lang, 12,1 5 m breit, mit dreistöckigem West- Bcicfcrcibung 
türm, der im Untergeschoss ein vermauertes Westportal, im zweiten drei, im dritten 
zwei Blenden zeigt Die Streben sind am Mittelschiff zweimal, am nördlichen Seiten- 
schiff einmal abgetreppt. Im Inneren zwei einfache Pfeiler. Die Rippen ruhen im 
Chor auf skulptierten Engelsfigürchen als Konsolen, in der nördlich anstossenden 
Sakristei wie im Seitenschiff zur Seite der Gurte auf Blattkonsolen, im Hauptschiff - 
mit Blattkonsolen auf langen Diensten. Die Nordfenster zum Teil vermauert, alle 
Fenster des Masswerkes beraubt. 



WESEL. 

1. Allgemeine Darstellungen. P. Th. A. Gantesweiler, Chronik der Littewur 
Stadt Wesel (vom J. i795), Wesel 1881. Dazu v. Sybels Histor. Zs. XLVIII, S. i48. D^fnciuTiie 
— [Bernhardus Crachtius], Oratio de coniuratione quorundam Catelinarum in 

urbem Vesaliam, Wesel i64o. — Teschenm acher, Ann. p. i42. — Egbert Hopp 
S. 45. — Hermann Ewichius, Vesalia, sive civitatis Vesaliensis descriptio, Wesel 1668. 
Dazu Berg. Zs. I, S. i77. — ^ M. Merian, fopographia Westphaliae p. 72. — Joh. 
Nie. Sellius, Vesalia obsequens sive inauguratio Friderici Guilielmi, marchionis Bran- 
denb., Wesel i669. — Ders., Panegyris sive Vesalia gratulans domino Friderico Guil- 
elmo, Wesel 1686 fol. — Ausführliche Beschreibung der Stadt Wesel: Westfäl. Magazin 
für Geographie, Historie und Statistik, ed. P. F. Weddigen, Bielefeld i786, 7. Heft, 
S. i65. — Soüterius, Dancksegginge van weghen de groote Victorie over de ver- 
maerde Stadt Wesel o. J. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Kampen i785, 
p. 56. — V. MüLMANN, Statistik I, S. 457. — aus*m Weerth, Kd. II, S. 9. — Lotz, 
Kunsttopographie I, S. 622. 

2. Politische Geschichte. Waerachtighe Beschriivinghe van het belegeren PoUtwche 
ende mnemen der Stadt Wesel, Utrecht 161 4. — Kort ende waerachtigh verhael van 

de heerlycke ende onvoorsiene Viktorie, deur't veroveren van de stercke Stadt van 
Wesel, s'Gravenhage 1629. — Eeenige consideratien op de inneminge van Wesel, 
«^Gravenhage 1629. — A. Schmidt, Beschreibung der Affaire bey der Königl. Preuss. 
Festung Wesel am 9. Nov. i794, Berlin i795. — Der frohe Tag. Ein Vorspiel zur 

III 



en 



112 



KREIS REES 



Littcmtur 



Innere 
Geschieh te 



Kirchen» 
geschichte 



Feier des Geburtsfestes unseres Königs, Wesel i798. — Prolog zur Feifer des Ge- 
burtstags unseres Königs Friedrich Wilhelm III., Wesel 1 799. — Von dem spanischen 
Feste zu Wesel: Weddigens Westphäl. Magazin zur Geographie, Historie und Sta- 
tistik III, i787, S. 484. — B. W. Lambrecht, Leer-rede op den jaerlykschen Gedenk- 
tag van de verlossing der stad Wesel mit de onderdrucking der Spänjarden, ujtge- 
sproken den 1 9. Augustus 1 8o4, Wesel 1 8o4. — Ein spanisches Bussfest in Wesel : 
Berg. Zs. XII, S. 87. — Friedrich Bird, Das spanische Blut, oder die Eroberung 
von Wesel den i9. Aug. 1629, Wesel o. J. — R. Goecke, Napoleon I. in Wesel; Zs. 
für preuss. Geschichte und Landeskunde XV, S. 9o. — Ders., Der Tod der elf Schill- 
schen Offiziere in Wesel, ebenda XV, S. 95. — F. H. W., Rückblick auf die Geschichte 
des Herzogtums Kleve überhaupt und der Stadt Wesel im Besonderen, Wesel i83o. — 
J. N. Perwez, Defense des officiers de la troupe de Schill ou justification de Schill 
et de ses adherens, Lüttich i8i4, Wesel i83S. — Fr. Fiedler, Die Enthüllung des 
Denkmales bei Wesel am 3i. März i83S. — Ders., Die Verurteilung und Hinrichtung 
der elf preussischen Offiziere vom Schillschen Corps, Wesel i835. 

3. Innere Geschichte. Fiedler, Beiträge zur Geschichte Wesels. Inschriften. 
Jahresbericht des Gymnasiums i848. — Die ältesten Privilegien der Stadt: Kreis- 
Anzeiger von Wesel 16. Febr. i859. — Privilegien und Statutenbuch Wesels vom J. 1628 : 
Wigands Archiv für die Geschichte und Altertumskunde Westfalens IV, S. 4o5. — 
V. Kamptz, Die Provinzial- und statutar. Rechte der Preuss. Monarchie III, S. 74. — 
Riccius, Entwurf von .Stadtgesetzen S. i84. — Frensdorff, Dortmunder Statuten 
und Urteile, Beil. XV. — L. v. Ledebur, Über die Weinschenken in Wesel : Anzeiger 
für Kunde der deutschen Vorzeit N. F. i858 V, S. 342. — Drei Huldigungstage der 
Stadt Wesel: Berg. Zs. II, S. i24. — Wolters, Das Stadtrecht von Wesel: Berg. Zs, 
IV, S. 33. — Die villa Wiselensis u. d. curtis Wiselensis: Berg. Zs. V, S. i85. — Die 
Statuten des Wullenampts zu Wesel aus dem J. i426: Berg. Zs. IX, S. 77. — Wald- 
weistum: Lacomblet, Archiv III, S. 262. — Klevisches Heberegister: Ann. h. V. N. 
XXXI, S. 128. — Reinhold, Verfassungsgeschichte Wesels im Mittelalter: Gierkes 
Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte XXIII, Breslau 1888. 
Dazu Litterar. Centralblatt 1888, Nr. 45. — W. Harless, Zur Geschichte der Stadt 
Wesel, insbesondere ihrer Schöffengeschlechter: Berg. Zs. XXIV, S. 57. — Franz 
Fiedler, Aus der Geschichte des Klevischen Landes vor und nach dem 25. März i6o9, 
Wesel i859. — Zur Geschichte der Stadt: Berg. Zs. XXIV, S. 57. — Peter Minnewit 
aus Wesel: Berg. Zs. IV, S. 2o9. — Die .Beguinenhäuser. Wesels: Berg. Zs. IV, S. 85. 

4. Kirchengeschichte. Theodorus Strackius, Historia ecclesiastica et 
reipublicae Vesaliensis, vorgedruckt d. Vindiciae catholicae pro catechismi Palatino- 
Belgici perpetua et constanti orthodoxia, Arnheim i53i. — Reformatio d. episcopi 
Hermanni archiep. Colon, pro ministris verbi Dei in ecclesia S. Willibrordi, Köln i544. 
Gedruckt zu Marburg i545. — Jaspar a Jennep, Epitome, Wahrhaftige Beschreibung 
der vornehmsten Händel, die in geist- und weltlichen Sachen vom J. i5oo — 1559 
sich zugetragen haben, Köln i559. — Predicatie voor de wonderbare veroveringhe 
der Stadt Wesel, Leeuwarden i63o. — Wern. Teschenmacher, Repetitio brevis catho- 
licae et orthodoxae religionis, quae singulari Dei beneficio ante seculum a papatu re- 
formata in Cliviae, Juliae, Montium ducatibus . . . tradita est, Wesel i63S. — Ders., 
Catholicae et orthodoxae in Cliviae, Juliae, Montium, Marchiae et Ravensbergiae pro- 
vinciarum religionis integro seculo successionis auctarium, in quo Conradi Heresbachii 
vita exhibetur, Wesel i635. — Gründlicher Bericht über das Kirchen- und Religions- 
wesen in den Fürstentümern Gülich, Kleve u. Berg o. O. u. J. (i649). — Th. Strackius, 



112 



J 



WESEL Il3 

Historia anabaptistica Conrad! Heresbachii, Amsterdam i657. — Christ. Cochius, Littemtur 
Christlicher Seegens -Wunsch an die Gemeine der Stadt Wesel bey meiner Valet- 
Predigt, Colin a. d. Spree i687. — Hermann Hamelmann, Historia renati evangelii 
per Westphaliam und Continuatio histor. eccles. oder Historia renati evangelii in aula 
Vesaliensi, Dusseldorpiensi etc. i. d. Opera genealogico-historica Herm. Hamelmanni, 
ed. E. Cas. Wasserbach, Lemgo 1 7 1 1 . — Abgenöhtigte Antwort eines zeitlichen 
Ministerij in der Evangel. Ref. Gemeine zu Wesel auf des Ernst Christoph Hochmann 
de Hochenau Defensional-Schrifft, zusamt einem historischen Bericht vom Schaden 
und Nutzen der Kirchen-Spaltungen oder Sekten, Wesel i7io. — Friedens -Warheit, 
das ist christliche Gedanken über eine unter dem Namen des Reformirten Ministerii 
zu Wesel anno i7io aussgegangene Schriflft. Von einem Liebhaber der Warheit und 
des Friedens, Frankfurt i7ii. — Recepisse des beim christlichen Consistorio Refor- 
mirter Gemeine alhie zu Wesel am 3i. Martii i7io eingereichten hochmännischen 
Handschreibens, Wesel i7ii. — Ernst Salomon Cyprianus, Historia Evangelica, 
Gotha i7o9. — Val. Ernst Loescher, Ausführliche Historia motuum zwischen den 
Evangelisch-Lutherischen und Reformierten, Frankfurt und Leipzig ilzS — 24, 3 Bde. 

— JoH. Tom. Brosius, Annales Juliae Montiumque comitum, marchioniun et ducum, 
Köln i73i, 3 Bde. — Adriaan J. Gravesande, Tweehondert jarige gedachtnus van 
het eerste synode der nederlandsche Kerken gehouden te Wesel d. 3. Nov. i568, 
Middelburg i769. 

J. G. Sardemann, Geschichte der Reformation der Stadt Wesel vom Anfang 
der Kirchenverbesserung bis zu Ostern i54o, Wesel i84o. — Ders., Zur Geschichte 
der Armenpflege in der evangelischen Kirche: Bonner Monatsschrift i849 (Weseler 
Armenordnungen von i58i u. i6i4). — Ders., Das Diakonissenamt in der reformier- 
ten Gemeinde zu Wesel von i57S — i6io: Fliedners Armen- und Krankenfreund i8S4. 

— Ders., Johann Brantius, Rektor an der höheren Schule in Wesel iS84 — 1620: Zs. 
des Berg. Geschichtsvereins IV, S. 1 iS. — Ders., Geschichte der ersten Weseler Klasse, 
oder der reformierten Gemeinden des ehemal. Herzogtums Kleve, besonders ihres pres- 
byterialen Lebens gegen Ende des 16. Jh., Wesel i859. Dazu C. Krafft i. d. Theolog. 
Arbeiten a. d. rheinisch -wissenschaftlichen Predigerverein IH, S. i44. — Albrecht 
Wolters, Reformationsgeschichte der Stadt Wesel bis zur Befestigung ihres Bekennt- 
nisses durch die Weseler Synode, Bonn 1866. Dazu v. Sybels Historische Zs. XXIV, 
S. 206; Zs. für preussische Geschichte und Landeskunde VI, S. 284. — Ders., Konrad 
von Heresbach und der Klevische Hof seiner Zeit nach neueren Quellen, Elberfeld 
i867. — Die Versuche der Ultra -Protestanten in Wesel, Wesel o. J. — C. Krafft, 
Über die Quellen der Geschichte der evangelischen Bewegung am Niederrhein zur Zeit 
der Reformation im 16. Jh.: Theolog. Arbeiten I, S. i. — Ders., Zur rheinischen Mar- 
tyrologie: ebenda VIII, S. i3o. — Ders. Über Ciarenbach: ebenda V, S. 1. — Ders., 
Geschichte der beiden Märtyrer der evangelischen Kirche Ad. Ciarenbach und Peter 
Fliesteden, Elberfeld 1886. — J. H. Withof, Conrad Heresbachs Leben: Wöchentliche 
Duisburger Adresse- und Intelligenzzettel i744, Nr. 3o ff. — J. F. Janssen, De neder- 
landsche hervormden in Kleefschland, voral te Wezel in de XVI. eeuw: Archief voor 
Kerkel. geschied. V. deel. — H. Graisz, Bericht über die Wiedertäufer zu Wesel: 
Berg. Zs. I, S. 385. — C. Krafft, Der Niederländer Heinrich Bomelius zu Maer und 
Wesel als Historiker: Picks Ms. II, S. 224. — J. P. Berg, Ref.-Gesch., Hamm 1826, 
S. 3. — Ed. Demmer, Geschichte der Reformation am Niederrhein, Aachen i885, 
S. 2. — V. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 85, 87, 94, io7, 200. — H. Heppe, 
Geschichte der evangelischen Kirche von Kleve-Mark, Iserlohn i867, III, S. 12. 

8 
Ii3 



li4 



KREIS REES 



Handschriftl. 
Quellen 

Stadtarchiv 



Littcrattir 5. Schulgcschichtc. Placact inhoudende verbot ende condemnatie van der 

Schulgeschichte Universityt ende Schole van Wezele nu al nieuwe opgericht in den lande van Cleve, 
ghegeven te Brussele den VII. in Maerte int jaer i544, Wesel i544. — Quirini 
Rheinerii Alemarii, Ludi litterarii Ves. rectoris programma de schola Ves. publica, 
Wesel i545. Dazu J. G. Sardemann, Ober einige im i6. Jh. in Wesel gedruckte 
Schriften: Berg. Zs. II, S. 358. — Pierre Dubournais, L*ecole des fiUes ou societe 
charitable etc. etablie dans cette ville sous le nom de Jungfrauen -Verein, Wesel i836. 

— JuL. Heidemann, Vorarbeiten zu einer Geschichte des höheren Schulwesens in 
Wesel, i5i6 — 1543: Gymnasialprogramm Wesel i853. — Kleine, Geschichte des 
Weseler Gymnasiums. Festschrift zur Einweihung des neuen Gymnasialgebäudes, 
Wesel 1882. — Nachricht über das Schulmeisterseminarium zu Wesel: Weddigens 
Westphäl. Magazin II, i786, Heft 8, S. 3i7. . 

Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv (dem Staatsarchiv zu Düsseldorf über- 
geben): 2 Sog Urk. von I24i — 1859. Über die Akten ausführlich Ilgen, Rhein. Archiv 
S. i49. Die gesamten Archivalien sind in Kapseln eingeordnet. Repertorium vom 
J. i79i vom Stadtsekretär Conrad Duden (enthält noch die aus dem Archiv der 
evangelischen Gemeinde in Wesel abgegebenen Archivalien). — Stadtrechnungen 
(Rep. II, i7 — 28) vom J. i342 ab, vollständig erhalten (es fehlen nur i444 u. i473). 

— Ratsprotokolle (Rep. II, i — 11) von i47o — 1476, i484 — i5i4, i52o — 1549, i553 
bis i564, von i568 ab vollständig (Ratsprotokolle von i5i6 — 1601 in den v. Dorth- 
schen Hsn. Düsseldorf, Staatsarchiv, A. 5o, Bd. 21 u. 22). — Libri missivarum (Rep. II, 
12 — 16) von i496 — 1499, von i5i8 ab vollständig. — Magistratsedikte von i687 ab 
vollständig (Rep. II, 3i). — Leprosenhausrechnungen von i4i8 ab (Rep. III, 18). — 
Rechnimgen des h. Geist- Hospitals von i47i ab (Rep. III, 22). — Rechnungen des 
S. Johannis-Gasthaus von i427 ab (Rep. III, 36). 

An histor. Handschr.: 1. Ältestes Bürgerbuch (caps. 38, 4), 57 Bl. Perg. 
von i3o8 — 1383, mit Urk. von i322 ab, einigen Privilegien und Ratsbeschlüssen (vgl. 
Reinhold S. 2), beginnend: Titulus libri discrecionis oppidi Weselensis. — 2. Bürger- 
buch von i3o8 — 1678 (caps. 38, 5), 162 Bl. Perg., das ältere i35o ablösend, vorwiegend 
Aufzeichnungen der ?. H. des i4.Jh. enthaltend, mit Rentenverzeichnis, Kopiar und 
einzelnen histor. Nachrichten. — Catalogus consulum et questorum Vesaliensium de 
a. I29i — i7o2, von J. Beitzer (caps. 38, 6). — Privilegienbuch des Hendrich ter 
Smitten Amoldi vom . J. i659 (caps. 249, 1 1). — Privilegien der Stadt und Urkunden- 
auszüge von i539 — 1563, I24i — 1522, defekt, Pap. (caps. 249, 1 2). — Arnold von 
Anrath, Über die Begebenheiten im Herzogtum Kleve von i586 — 1621, 4^ Pap. 
(caps. 342, 16). Dasselbe in dem Sammelband v. Dorths, Düsseldorf, Staatsarchiv, 
A. 5o, Bd. VII. — Privilegia et statuta Wesaliensium von 1277 — i48i, Hs. Pap., 
iS.Jh., 8^ 49 BL (A. 81)! — Statuten und Privilegienbuch, iS.Jh., 4^ i43 BL, voran- 
gehend: Spiegel des raids (A. 8i*). — Privilegien von 1277 — 1446, spätere Verordnun- 
gen, i5. Jh., 46 BL, beginnend: Wat vur und ha die Grauen imd Hertogen van Cleve 
der Stadt Wesel verlehent unnd gegeuen (A. 80). — Sammelband von Anton von 
DoRTH i64S, ,Privilegia imd vryheiden, welche die graven und hertzoghe van Cleve 
der Stadt Wesell gegeben haben, wie auch noch unterschiedene ordinancien und be- 
felchen mehr*, am Schluss von Bl. 297 an annalistische Aufzeichnimgen (A. 79). 

Unter den Akten: Caps. i9o, i — 3 Akta wegen der Stadt Landwehren 18. Jh. 

— Caps. i69 Klöster und Stifter, Privilegien des Johanniterordens (i), der Domini- 
kaner (4), Karthäuser (9), Augustiner (5, 6), Prämonstratenser (7). — Caps. 3oi, i 
Akta über Haus Wylack und seine Demolition im J. i587. — Caps. 3i9 — 338 Akta 



Historische 
Hsjidschriften 



il4 



I 



WESEL 



115 



DOsseldorf 



Xanten 



Emmerich 



Köln 



Wien 



über Zünfte und Innungen. — Caps. i55 — 167 Landtagssachen iS86 — i79i. — Caps. Littcmtur 
357 — 369 Akta über den siebenjährigen Krieg. — Caps. 35 1 — 353 Pläne und Abbil- 
dungen, darunter zehn Karten der Feldmark vom J. i543. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Handschriftliche Sammlungen des Predigers 
Anton v. Dorth zu Wesel um i65o (A. 5o, 22 4® -Bde.), äusserst wichtige Materialien- 
sammlung. Inhaltsangabe bei Ilgen, Rhein. Archiv S. 162. Bd. VII enthält Auszüge 
aus dem Diarium des Heinrich von Weseken über Klevische Begebnisse von i596 
bis i632. Abdruck von Auszügen wünschenswert. — Privilegien der Stadt von 1277 
bis i347, Hs. des i5. Jh. (A. i35). — Privilegien, Hs. des 16. Jh. (A. 247). 

Im Stiftsarchiv zu Xanten: Akta auswärtiger Klöster 4—6, 16. Jh., mit Ab- 
schrift von Urk. des i5. u. 16. Jh. — Kopiebuch der Privilegien der Stadt Wesel vom 
J. i524, beginnend mit dem J. I277 (fis. 97). — Notatilia de civitate Wesaliensi ex 
manuscriptis rev. d. Johannis Dusseldorflf praep. Xant. (Sammelband Pels I, B1. 445), 
mit kurzer Chronik des 16. Jh., zumal über die Kirchen. 

Im Stadtarchiv zu Emmerich: Verhandlungen und Recesse der Hansestädte 
zu Wesel, Mai i554 (B. ad 2). 

In der Herzogl. Bibl. zu Wolfenbüttel: Christliche Konfession der Stadt Wolfenbüttel 
Wesel (Cod. 8. 6. Ang. f.). Vgl. Westfäl. Zs. XIII, S. 292. 

Im Stadtarchiv zu Köln: Privilegien von Wesel, halb vermodertes Heft des 
16. Jh., 67 Bl. mit Index, bez.: Hier navolghen die Privilegien van Wesel. Geschrieben 
per me Hermannum Heissmann Berckensem a. i529 (Farragines des Gelenius XVI, 
Bl. 28). — Urk. von 1277—1469 in Original und Abschrift (Farragines VIII, Bl. 459). 

Im Geh. K. K. Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien: Sammelband 645 
(Reichssachen i36), i7. Jh., fol., i52 Bl., Bl. i38: Instruktion und Memorialis unnd 
Punkten, warin die Statt Nieder Weesell wegen der op den Rhein unnd Lippen- 
stroom . . . abgangk der commercien beschweert worden (Westfäl. Zs. XLII, S. i56). 

In der Kgl. Bibl. zu Berlin: Cod. Boruss. 4®, 201, Weselscher Stadt Privile- 
gien, i5.Jh., Pap. 35 BL, Privilegien von 1277, am Schluss Magistratsbeschlüsse von 
i35o und niederrheinisches Gedicht über die Richter und Regenten der Stadt. — 
Cod. Boruss. oct. H. EwiCHii 1. Enchiridium collectaneorum de statu patriae Cliviae 
nostrae sub Romanis, mit einer Reihe von Inschriften. 

Im Besitz des Herrn Pflaum auf der Fahnenburg b^i Düsseldorf: Inschriften- Fahnenburg 
Sammlung Antons v. Dorth, Pap., 4^, mit vollständigen Abschriften aller in Wesel 
befindlichen Inschriften und Epitaphien, wichtig für die Stadt- und Kulturgeschichte. 
Veröffentlichung wünschenswert. 

In der Bibl. des Berg. Geschichtsvereins zu Elberfeld: Auszüge aus den 
Weseler Ratsprotokollen, Bouterweks Collectanea minora, Bd. VI. — Eine (ver- 
lorene) Beschreibung der Stadt Wesel von Arnold van Lehnhof, bis 1680 im Besitz 
von Johann Mauritz zu Vliessingen, erwähnen Adrian J. Gravesande, Tweehondert- 
jarige gedachtnus p. 98 und J. P. Berg, Ref. -Gesch. S. XXXI. 

Ansichten und Pläne: 

1. Stich bei Braun u. Hogenberg, Beschreibung und Contrafaktur der vor- 
nembster Stät der Welt, Köln i572, I, pl. 23, 46,7 x 11,8 cm, S. Willibrordikirche noch 
mit hohem Turm. 

2. Ansicht aus der Vogelperspektive ebenda IV, pl. i9, 47,6x34,5 cm, rechts 
unten in Kartouche bez.: hermannus hammelman. wesalia in ducatu clivensi, 

XJRBS CLARA OPIBUS, DIGNITATE, AEDIFICIIS ET MERCATURA, QUAM NAVIGIO IN FLÜ- 

mine rheno exercet (Abb. Fig. 68). 

ii5 



Berlin 



Elberfeld 



Ansichten und 
Pläne 



Il6 KREIS REES 

Ansichien und 3. Plan voD A. MerkatoY, bez.: eygentliche Beschreibung und Gelegenheit 

Plan« 

DER STATT WESELL MIT IHREN VORSTETTEN, ALLES IN PLATTER FORMEN GESTALT 

DURCH ARNOLD MERKATOR, ANNO l582 D. I. JULI. 

4. Abbildung des Steenweghs mit dem Hause Wylack vom J. i587, kolorierte 
Zeichnung, 64 x 46 cm (abgebildet Gantesweiler, Taf. zu S. 32, Original im Nieder- 
rhein. Museum). 

5. Plan der Stadt Wesel vom Ingenieurkapitän Abraham van Nieveit i6ii (Stadt- 
archiv, Caps. 35 1, 2). 

6. Abbildung von Wesel mit dem Staatischen Lager bei W. Baudart van 
Deynse, De Nassausche Oorlogen, Amsterdam 161 5, Nr. 2 23. 

7. Abbildung bei P. Bertius, Rer. German. libri III, Amsterdam i632, p. 7oo, 
i9,5xi4cm, Ansicht vom Rhein. 

8. Ansicht von W, Hollar bei M. Merian, Topographia Westphaliae p. 7i, 
3 1,7 X 11,5 cm, Ansicht vom Rhein, am linken Ufer der Zeichner, bez.: vesalia. 
WESEL, w. HOLLAR DELiN. (Ann. h. V. N. XXXIII, S. i73. — G. Parthey, Wenzel 
Hollar, Berlin i853, S. 188, Nr. 9oo. — Vgl. auch J. B. Engelmann, Der erneuerte 
Merian, 1826, S. 34 1). 

9. Ansicht von Wesel mit Windmühle rechts, 54 x 93 cm, Unterschrift: zu wesel, 
Nr. 20 der Folge ,Amoenissimae eflfigies i635* von W. Hollar (Ann. h. V. N. XXXIII, 
S. i74. — Fehlt bei Parthey). 

10. Plan der Befestigung von Wesel, bez.: vesalia, nieder wesel, mit zwei 
Wappen, 3i,7 x i9,5 cm, bei Merian p. 7i. 

11. Stich von Fr. Hogenberg, bez.: kaart v. wesel, belegerd door spinola 
(Muller, Beredeneerde Beschrijving van Nederlandsche historieplaten I, p. 57, Nr. 432). 

12. Plan der Befestigungen, 3 1,6X23,5 cm, ohne eingezeichnete Häuser (Fig. 69), 
bez.: VESALIA, w. hond. feg. Rechts der Rhein mit dem ältesten Kastell (überein- 
stimmend mit Plan Nr. 10). 

i3. Grosser Plan, 33X25 cm, von H. Hondius, mit holländischer und franzö- 
sischer Beschreibung. 

i4. Plan der Stadt, 52,3x4 1,2 cm, mit Einzeichnung der Gebäude aus der 
Vogelperspektive, bez. rechts oben in Kartouche: vesalia vulgo wesel, rechts unten 

F. DE WIT EXCUDIT AMSTELODAMI, rCChtS: LIPS FORT. 

i5. Karte der Umgebung von Wesel vom J. 1620 von N, Geilkerck, 27 x 76 cm, 

bez.: EYGENTL. AFBEELD V. H. LEGHER V. E. H. M. HEEREN STATEN (MULLER I, Nr. l424), 

16. Dieselbe kleiner, 22x27 cm, von C. /. Visscher, mit der Unterschrift: wäre 

AFBEELD. V. H. GEHEELE LEGER D. E. H. HEEREN STATEN (MüLLER I, Nr. l425). 

i7. Derselbe Plan, 22 x 28 cm, von C./. Visscher, bez.: afbeeld v. d. stercke 

STADT WESEL (MULLER I, Nr. l426). 

18. Vierteiliger Plan vom J. 1620, 27x35 cm, von P.v.d.Keere, bez.: beschrij- 

VINGE DER 3 LEGERS (MULLER I, Nr. l42 7). 

i9. Abbildung der Einnahme durch Spinola, 3ox4i cm, Stadtplan mit franzö- 
sischer Auslegung A — O (Muller, Suppl. I29i E). 

20. Plan der Festung, 18 x 1 2,8 cm, mit dem Rhein und Burich, links Feldlager, bez. : 

ABRISS des STADISCHEN FELDT LAGERS VNTER PRINTZ MORITZEN VON ORANIEN (l64o). 

21. Grundriss, 27 x22 cm, mit breiter Beschreibung am Rande, bez.: eigent- 
liche ABBILDUNG UND GRÜNDTLICHE VERZEICHNUS DESS LAGERS DER HERRN STADEN 

UNTER DEM COMMANDO . . . DESS HERR MAÜRITII. 

116 



WESEI. Il7 

22. Grundriss mit Umgebung 39,6X27,6 cm, links Abbildung der Einnahme Ansichten und 
durch van Dieden, rechts Kartouche mit: de wyt vermaerde Stadt wesel door 

VERRASSCHINGE DES NACHTS ALDUS VEROVERT . . . D. l9. AUG. l629, geStOchen VOn 

67. / Visscher (F. Muller I, p. 222, Nr. i64o). 

23. Nachstich, 36,5 x 2? cm, mit einfacherer Kartouche aus Kommelyn, Fre- 
derick Hendrick van Nassauw, i65i. 

24. Nachstich, 34,3x2 7,2 cm, im Gegensinne, wohl von D. Stoop, aus Komme- 
lyn, Ausgabe von i652. 

2 5. Grundriss mit Umgebung, 25,8 x 23,5 cm, am Ufer die ,Grose Schantz', ,Lips 
Fort* und ,Burick* oben rechts Kartouche, verkleinerter Nachstich nach Cl./. Visscher. 

26. Profil der Stadt, 11x42 cm, bez. : wesel gewonnen i 9. aug. 1629 (Muller I, 
Nr. i646). 

2 7. Plan der Stadt, 23,2 xi5 cm, oben rechts Kartouche, lange holländische und 
französische Unterschrift: kort verhael van de veroveringe der stadt wesel 
op den i9. AUG. 1629 . . . Amsterdam, bei Cl. J. Visscher 1629. 

28. Grundriss bei Lieuwe van Aitzema, Historien onses tyds beheizende saken 
van Staat en oorlogh, Amsterdam i685, I, p. 25o. 

29. Grosser Plan der Befestigungen bei Jo. Blaeu, Theatr. urb. Belgiae reg., 
Köln i659, II, am Ende. 

30. Ansicht der Stadt, i4,4x7,2cm, von der Rheinseite, dicht gedrängt, vom 
J. i699, in Meissners Thesaurus. 

3i. Grosser Plan der erweiterten Befestigungen, 60,2 x46,5 cm, bez. rechts oben: 

PLAN VERITABLE DE LA VILLE ET CITADELLE DE WESEL l727, Amsterdam, chez 

Covens et Mortier. 

32. Plan von Wesel nach i738, wobey eine Specifikation gefüget ist, was annoch 
bei der Fortification nach dem allergnädigst approbirten Projekt übrig bleibet (Archiv 
der Kgl. Fortifikation Nr. 7). 

ZZ, Handzeichnung: Plan der Citadelle van Wezel, zoo als de zelve gebleven 
is by het sligten der stads werken in de jaare i756, von / H. Camp, 47X28 cm 
(Niederrhein. Museum). 

34. Handzeichnung: 57x4o cm, Plan de la ville, citadelle et environs de Wesell, 
18. Jh. (Niederrhein. Museum). 

RÖMISCHE FUNDE. Nach Ewichius war Wesel ein Dorf der Menapier, Römische 
am Caösischen Walde gelegen und Lupia genannt. Wesel war aber wahrscheinlich 
weder unter den Römern noch unter den Germanen ein bedeutender Ort, auch nicht 
mit Lippermund identisch (Bird, Bedeutsamkeit des Niederrhein, S. 28), denn seine 
Lage an zwei Flüssen erhielt Wesel erst durch den zwischen i53o und i59o ver- 
änderten Rheinlauf. Lippermund lag wahrscheinlich an der Stelle von Fliu-en (Funde 
dort: Bird S. 3i. — B. J. III, S. i5. — Korr. -Blatt des Gesamtvereins XV, S. 39, 
s. o. S. 1 7). Reste des alten Rheinlaufes sind noch das Bellinghovener, das Hagener, 
das Sonsfelder, das Bartels und das Aspeler Meer; weiterhin das Empeler und das 
Millinger Meer. 

östlich von der Stadt zeigt der Müssenberg eine 1860 entdeckte, gut erhaltene Befestigungen 
kreisförmige Erd verschanzung (Wesels Vergangenheit und Zukunft S. 2). An der 
Römerstrasse in der Nähe der Offenberger Mühle wurden i887 beim Aufwerfen einer 
Grube angeblich die Grundmauern eines römischen Lagers entdeckt, das ein grosses 
Viereck mit vier Türmen bildete. Riesenhafte Skelette und alle Arten von Waffen 
wurden gefunden, Münzen, Haushaltungsgegenstände und Küchengeräte (Korr. -Blatt 

Ii7 



Il8 



KREIS REES 



Römische 
Funde 



Strassen 



Landwehren 



Dominikaner 
kirche 



HandschriftL 
Quellen 



Geschichte 



des Gesamtvereins XXXV. S. 68. — Frankfurter Journal i887, Nr. i8i. — Korr.-Blatl 
der Wd. Zs. VI, S. 1 53). Der Verbleib der Fundstücke ist nicht nachweisbar. 

östlich von Wesel bei den Aaperhöfen überschreitet die von Köln kommende 
Römerstrasse die Lippe und führt nordwärts nach Brünen (Schneider, Kr. Rees 
S. 38, 48). Sie ist über Bocholt hinaus genau festgestellt durch die Untersuchungen 
des Klosterkammerpräsidenten Herwig in Hannover (s. o. S. 1 1 . — Wochenschrift für 
klass. Philologie i892, 8. Juni). An der Lippe ist sie noch sichtbar mit den drei paral- 
lelen Wällen, dessen mittelster 8 — lo Fuss hoch und 12 — 14 Fuss breit ist. Zwischen 
Obrighoven imd Schwan trennt sich die grosse Römerstrasse nach Holland ab und führt 
über Kapellen und Schoikamp nach Haldem und weiter nach Elten (s. o. S. 63, 66). 
Die grosse am rechten Ufer der Lippe hinlaufende Römerstrasse führt von Castra vetera 
über Lippmanshof, Kapellen nach der Steeger Burgwart (s. o. S. 106). Beste Karte von 
V. Veith, B. J. LXXXI V, Taf. I. Ausführlich Fr. Fiedler, Geschichte und Altertümer 
des unteren Germaniens, Essen 1824, S. i64: Die römischen Linien an der Lippe. 

Die Landwehren, die bis zum J. i855 in grosser Anzahl, jetzt nur noch in spär- 
lichen Resten, Wesel umgeben, scheinen mittelalterlichen Ursprungs zu sein und sind 
keinesfalls römisch (so Fahne i. d. Berg. Zs. IV, S. 16, wo genaue Beschreibung). Sie 
werden zum ersten Male in dem 43. Privileg der Stadt vom J. i42i genannt und als 
Gebietsgrenzen bezeichnet, als ,binnenste Landwehren' (Reinhold, Verfassungsgesch. 
Wesels S. 11, A. 6), um in den Aufnahmen von i593, i64o, i687, i735 regelmässig 
als Grenzscheiden aufgezählt zu werden (Wesel, Stadtarchiv: Stadt Wesell Erben Buch 
von denen umb Wesell gelegenen Ländereyen binnen der Landwehr i735. — Regle- 
menten wegen des Brüchten -Wesens .... in der Stadt Wesel i687), i576 als ,alde 
Grafft' (Fahne, Geschlecht Mumm III, S. 329). 

Ehemalige DOMINIKANERKIRCHE, jetzige KATHOL. PFARR- 
KIRCHE (tit assumpt. s. Mariae v.). Westphäl. Magazin II, i788, 7, S. i7i. — 
Gantesweiler S. 67. — Fiedler, Inschriften S. 3, 18. 

Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Annales conventus Wesaliensis ord. 
praed., geschrieben i72o von Prior Antonius Stoverman, von p. 61 ab von P. Chri- 
stophorus Schwers, fol., 94 S., wertvolle und eingehende bis i72i geführte Chronik, 
im i7.Jh. erweitert zu einer vortrefflichen sehr ausführlichen Kirchengeschichte, die 
die politischen wie kirchlichen Verhältnisse Wesels und des Klever Landes eingehend 
würdigt, von vier verschiedenen Händen bis 1801 weitergeführt — Im Stiftsarchiv 
zu Xanten: Kurze Chronik des Klosters, Pels, Sammelbd. I, Bl. 35 1. — Im Staats- 
archiv zu Düsseldorf: 20 Urk. von i436 — i7i3. — Kopiar B 2o3, vom J. i6i4, 
mit Nachrichten über die Stiftung i354. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. I29. 

Im J. I29i gestattete Graf Theoderich VIII. von Kleve die Niederlassung 
(Chronik, Urkunde in Abschrift eingerückt), 1295 ward mit dem Bau der Kirche be- 
gonnen und diese 1296 eingeweiht. Durch den Brand von i354 wurde das Kloster 
zerstört, aber sofort wieder aufgebaut. Die Chronik berichtet: A. i354 VII. Augusti 
civitas Wesaliensis media ex parte cum templo nostro et monasterio igne vastissimo 
absumpta est, verum illustrissimi comitis de Marca Theoderici liberalissima donatione 
et ope largissimisque impensis Ludovici de Foro, episcopi Fogiensis, et Theodorici de 
Wischel, episcopi Naturensis, qui ambo ex hoc monasterio prodierant, de novo et in- 
tegro aedificatur ac in pristinam formam redigitur. (Vgl. auch Chronica comitum: 
Seibertz, Quellen II, S. 243.) Der neue Turm wurde im J. i773 errichtet. Das neue 
Klostergebäude war i73i erbaut worden, nachdem i73o die nördliche Seitenmauer 
eingestürzt war. 



118 



WESEL 



Il9 



Kanzel 



Chorstühle 



Pieta 



Porträt 



Grabsteine 



Die Kirche ist ein überaus langgestreckter einschiffiger Backsteinbau, 5o,2o mi>ominikancr. 

.^ K tr c iie 

lang, i2,4o m breit, der Chor i9,23 m lang. Das aus sechs Kreuzjochen bestehende Beschreibung 
Langhaus zeigt völlig nach innen gezogene links 2 m, rechts 2,4o m tiefe Streben, die 
mit rundbogigen Durchgängen versehen sind. Auf der Nordseite sind in die so ent- 
stehenden tiefen Zwischenräume Emporen eingebaut. Nach Süden einachsige Fenster, 
nach Westen über dem mit horizontalem Sturz geschlossenen Portal ein zweiachsiges 
Portalfenster. Im Chorhaus ruhen die scharfprofilierten Rippen auf sehr einfachen 
Konsolen, im Chorabschluss auf einfachen Diensten, an den Chorhaus und Chorab- 
schluss trennenden Stellen auf drei Diensten mit einfachen polygonalen Kapitälchen. 

Kanzel, sechsseitiges Rokokogehäuse des 18. Jh., mächtiger Baldachin mit ge- 
schwungenen Balken, gekrönt von einem posaunenblasenden Engel. 

Chorstühle, sechsseitig auf jeder Seite mit Rückwand, die Armlehnen in freier 
Anlehnung an die gothischen Vorbilder gestaltet, Rokoko des 1 8. Jh. 

Pieta, 7o cm hoch, Anfang des i5. Jh., schmalschulterige Madonna mit dem 
steifen Leichnam Christi auf dem Schosse, durch Farbenüberzug verdorben. 

Porträt Herzogs Adolph L von Kleve, Brustbild, Kopie des i7.Jh. nach 
Original des iS.Jh., bez.: adolph herzog von cleve anno i44i. Übereinstimmend 
mit den Kopien in Emmerich (s. o. S. 55), Rees (s. o. S. loi), Kleve (Kunstdenk- 
mäler d. Kr. Kleve S. 1 1 6). Kostbarer geschnitzter hölzerner Rahmen aus gewunde- 
nen Akanthusblättem mit dem Wappen von Kleve. Die Gebeine Adolphs von Kleve 
nebst denen seiner Gattin Maria von Burgund, seiner Tochter Katharina, seiner 
Schwester Katharina, der Mutter des Herzogs Wilhelm, Maria, wurden i59o von der 
Karthause hierher übertragen (Chronik p. i7). 

Der bei der Übertragung gelegte Grabstein (nördlich vom Hochaltar) trägt die 
Inschrift: anno mdxc, die xxviii. octob. e cartusia insulae reginae coeli in 

HOC MONUMENTUM TRANSLATI FUERUNT ILLÜSTRISS. PP. ADOLPHUS CLIVIAE DUX PRI- 
MUS, MARIA BURGUNDA CONIUNX, CATHARINA FILIA, CATHARINA ADOLPHI SOROR, 
MARIA GUILELMI PRINCIPIS MATER. PSL. XXIIII (für XXV, l3): ANIMAE EORUM IN 
BONIS DEMERENTÜR ET SEMEN EORUM HEREDITET TERRAM. 

Die Grabplatte des Grafen Dietrich vom J. i4o6 ist verschwunden. Die Chronik 
berichtet p. 4: Anno i4o6, 25. Maij obiit illustrissimus comes Clivensis, ante summum 
altare sepultus, cui superpositus lapis lamina cuprea comitis effigiem et insignia in 
magna forma referente obductus, cum hac subscriptione : 

Dederich de Marca vir nobilis hie iacet arca, 
Natus Gelrensis, Arbarch (so), Marcaque Clivensis 
Anno milleno quadringeno quoque sexto, 
Urbani festo discessit. Rex memor esto 
Atque Maria pia sit tibi propitia. Amen. 
Die ehemalige Inschrift des Grabdenkmales der Herzogin Maria bei Fiedler, 
Inschriften S. 22. 

An der Nordseite des Chores befanden sich umfangreiche historische Gemälde 
aus der Geschichte des Klosters von I29i — 1354 in sechs Feldern mit interessanten 
Unterschriften, die i7i5 erneut wurden (Chronik p. 55. — Fiedler, Inschriften S. 26). 
In der Sakristei, die aus einem Teile des alten Kreuzganges besteht: 
Kelch, um i5lo — i52o, kostbare und wertvolle Arbeit der klevischen Hof- 
goldschmiede, gleich der Monstranz in S. Aldegundis zu Emmerich (s. o. S. 3i), von 
vergoldetem Silber, 21 cm hoch, mit sechsseitigem Schaft und reichem Knauf. Der 
letztere mit wechselnden Pasten von blauem Email und Krystall. Auf dem ä jour 



Gemälde 



Sukristei 
Kelch 



119 



I20 KREIS REES 

Dominikaner, durchbrochenen Fuss das Klevisch-Märkische Wappen. Auf den Blättern der sechs- 

k I rc n s 

seitigen Rose in gegossenen, ciselierten und aufgelöteten Figuren die Kreuzigung, 
Kreuzabnahme, Grablegung, Christus am ölberge, Christus vor Pilatus, die Kreuz- 
tragung. Darüber in vortrefflich gezeichnetem Abschluss die hh. Maria Magdalena, 
Agnes imd zwei Engel (Katalog der Ausstellung der kunstgewerblichen Altertümer zu 
Düsseldorf 1880, S. i4o, Nr. 584. — Gute Abbildung mit Details bei Chr. W. Schmidt, 
Kirchenmöbel und Utensilien Taf. 9. — aus*m Weerth, Kd. Taf. XXI, 8, 8"). 
Parament« Kasel von rotem Genueser Sammetbrokat mit Granatapfelmuster auf goldenem 

Grund, die Früchte, ursprünglich fris6s en or, stark beschädigt, im i7.Jh. beschnitten. Mit 
vortrefflichen Stickereien aus der 2. H. des i5.Jh., die Figuren appliziert und in sorg- 
fältigem Plattstich ausgeführt, überschlank, zierlich, mit eckig gebrochenem Faltenwurf. 
Auf dem Kreuz die Madonna, Johannes der Täufer, die h. Barbara, auf dem Stab der 
h. Jakobus und die h. Katharina. Mit den Wappen der Cuylenburg-Leck, Egmond, 
Güterswyck und Bentheim. Stifter war hiemach ein Sprössling des Johan von Cuylen- 
burg und Leck (t i452) und der Aleid von Güterswyck (t i448). Vgl. Bock, Ge- 
schichte der liturgischen Gewänder I, S. 260. 

Kasel von violettem Sammet mit in Goldkördeichen aufgenähtem Granatapfel- 
muster (wie in Rees, s. o. S. 97) des i7. Jh., darauf gesetzt ältere Stäbe aus der i. H. 
des i5. Jh., in trefflicher Zeichnung: auf dem Kreuz die Kreuzigung, S. Anna, S. Jo- 
hannes Ev., S. Antonius, S. Katharina und S. Barbara, auf der Vorderseite S. Georg, 
S. Maria Magdalena und eine stark beschädigte dritte Figur. 

Kasel von grünem Sammetbrokat mit Granatapfelmuster auf ausgehobenem 
Grunde, darauf eine breite Kölner Borde, von der Mitte des iS. Jh., mit den Einzel- 
figuren: Regina coeli, S. Johannes, S. Agnes, S. Paulus, Jacobus, Matheus, Petrus und 
den Wappen des Herzogs Arnold von Geldern -Jülich und «einer Gemahlin Katharina, 
Tochter Herzog Adolfs von Kleve, deren Tochter Katharina (t i477) wahrscheinlich 
die Stifterin war. 

Violette Kasel mit alten Stäben, vom Ende des iS.Jh., die Figuren, ai^f ge- 
musterten Goldfädengrund aufgesetzt und in Plattstich und Überfangstich ausgeführt, 
beschnitten und stark beschädigt. 

Kasel von neuem Stoff mit alten Stäben, um i5oo, je drei Heiligenfiguren in 
Applikation. 

'"llrch""' FRATERHERRENKIRCHE, jetzige KATHOL. PFARRKIRCHE (tit. 

s. Martini ep.). EwiCHius p. 26. — Gantesweiler S. 98. — Westphäl. Magazin II, 
i786, 7, S. i72. — A. MiRAEUS, Regulae et constitutiones clericorum in congregationc 
viventium, Antwerpen i638. — K. Hirsche in Herzogs Realencyklopädie f. Protestant. 
Theologie II, i878, S. 7i4. 756. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Fr. M. Hagemann, Geschichte des 
Fraterhauses zu Wesel, i872, Hs. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 38 Urkunden von i4o8 — 1777. — Über 
die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. i3o. 
Geschichte Gegründet i435 durch Johan von CoUick, den Rektor des Fraterherrenkonvents 

in Münster, dessen Schwester i436 ihr in der Niederstrasse belegenes Haus schenkte 
(Xanten, Stiftsarchiv, Pels, Sammelbd. I, Bl. 355). Im J. i447 ward die Bewilligung 
gegeben, eine dem h. Martinus geweihte Kapelle mit drei Altären zu bauen, 1 5 2 1 
wurden die Fundamente zu der jetzigen Kirche nördlich der Ritterstrasse gelegt. 
Beschrabung Der Ostteil der Kirche gehört noch dem alten dreischiffigen Backsteinbau von 

1S21 an, der Westteil ist in den letzten Jahrzehnten erneuert worden und ruht auf 

120 



WESEL 



r2l 



Hochaltar 



Chorstühle 



je zwei freistehenden achtseitigen Pfeilern. Der lange Chor an der Südseite mit drei F'^terhe«"«-«« 

kirche 

grossen spitzbogigen Blenden, an der Nordseite mit Fenstern ohne Masswerk; im Chor- 
abschluss drei zweiachsige Fenster mit erneutem Masswerk; die beiden alten gerad- 
linig geschlossenen Seitenschiffjoche sind durch niedrige Bögen angeschlossen. 

Hochaltar (Taf. V), interessantes Schnitzwerk der Kalkarer Schule, wahrschein- 
lich von einheimischen Weseler Meistern um i5io gefertigt, voll von starkem Realis- 
mus, der dem feierlichen Vortrag des Ganzen indessen keinen Eintrag thut, neben 
dem Annenaltar zu Kaikar (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 66) das einzige nieder- 
rheinische Altarwerk in lebensgrossen Figuren. Bedeutende, energisch durchgearbeitete 
Köpfe und reiche, doch nicht barocke Gewandung. Die Skulpturen neu polychromiert 
in imschönem neuen Aufsatz. In der Mitte die Grablegung. Der Leichnam Christi 
von den beiden Alten in den Sarg gelegt, hinter diesem Maria mit zwei Frauen, links 
Johannes, rechts Maria Magdalena. An der Vorderseite des Sarges drei Medaillons 
in Hochrelief: Christus erscheint der Maria, der Maria Magdalena, Christus bei den 
Jüngern von Emmaus; links die Beweinung des Leichnams Christi, der im Schosse 
des Johannes ruht. Zur Rechten, schmerzhaft die Hände ringend, Maria, über sie ge- 
beugt Maria Magdalena. Zur Seite die beiden Alten von der mittleren Darstellung. 
Den hinteren Abschluss bildet die pyramidenförmig aufsteigende Gruppe der Kreuz- 
abnahme in kleineren Figuren. Rechts die Auferstehung. Christus, in der Linken 
die Kreuzesfahne, mit dem Bahrtuch bekleidet, steigt aus dem Sarg, um den fünf 
Kriegsknechte schlummern, nur einer mit einer Geste des Erstaunens. Im Hintergrund 
die Gruppe der Himmelfahrt. 

Chorstühle, viersitzig auf beiden Seiten, 2,85 m breit, nach i5oo, Baldachin 
mit erneutem Abschluss. Die Armlehnen mit Pfeilerchen unter und über der ge- 
schweiften mit einem Krabbenknauf besetzten Wandung. Der Schmuck ganz auf die 
Wangenstücke verlegt: in der unteren Hälfte spätgothische Blenden mit Rose im 
Masswerk, gothischen Distelblumen in den Zwickeln, in der oberen Hälfte die frei- 
stehenden Figuren der vier grossen Kirchenväter, die Rückseite flach behandelt. 

Lebensgrosse Holzfigur des h. Martinus, vorzügliches frühes Werk der Kölner 
Schule um i45o, vom Stil der Kalkarer Arbeiten weit entfernt, in der Linken einen 
Stab, mit der Rechten dem Bettler zur Seite einen Mantel reichend, sehr schmal- 
schulterigc hagere Gestalt, ältlicher durchgeistigter Kopf mit fein durchgearbeitetem 
Kinn und Hals. 

Gemälde, Holz, Christus Kranke heilend, gutes vlämisches italienisierendes 
Werk der i. H. des i6. Jh. 

Vor dem Altar Grabstein: anno i699 20. Junii obiit nobilis et generosus 

DOMINUS JOANNES CLANT QUONDAM DUM VIVERET IN EXERCITU SERENISSIMI ELEC- 
TORIS BRAND. SUPREMUS VIGILIARUM PRAEFECTUS. R. I. P. 

In der Sakristei: Sechs Holztafeln, 48 x 69 cm, niederrheinische Bilder, um 
1620, unter westfälischem Einflüsse, mit Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi. 

Kupferleuchter des iS.Jh., 34 cm hoch, mit breiter flacher unterer Schale, 
getragen von drei stark stilisierten Löwen, langer dünner stiftartiger Aufsatz, hoch- 
interessantes Stück von seltenen Formen. Ähnliche bei Viollet-le-Duc, Dict. rais. 
du mobilier franc^ais II, p. 60. 

Kupferleuchter des i5. Jh., 3o cm hoch, auf drei Löwen ruhend, mit reichen 
Knäufen, die Kerzendelle mit Zinnenkranz von der gewöhnlichen Form. 

Messingleuchter, 36,5 cm hoch, ohne Löwen, von iSoi, mit der Inschrift: me 

FRATER WILHELMUS NAGEL AD ALTARE SANCTE CRUCIS EMIT ANNO DOMINI MCCCCCI. 



Skulptur 



Gemälde 



Grabstein 



Gemälde 



Leuchter 



121 



122 KREIS R££S 

Fraterherren. Renaissancckelch, 23 cm hoch, Ende des i6. Jh., von vergoldetem Silber. 

kirch 6 

j^^igij Fuss mit sechsseitiger Rose, die Blätter zu Medaillons eru-eitert mit den getriebenen 
Darstellungen: Verkündigung, Geburt Christi, Anbetung der Könige, Kreuzigung imd 
den typologischen Darstellungen der Opferung Isaaks imd der ehernen Schlange. Um 
den runden Knauf die Inschrift: grate pro parentibus fratris adriani de wiell. 
Gleichzeitige Patene (Katalog der Ausstellung der kunstgewerbl. Altertümer zu Düssel- 
dorf i88o, S. i43, Nr. 588, 589). 
Larabokessci Kupfemer Lavabokessel des i5.Jh., mit Köpfen an den Ausfiussrohren. 

Paramente Kasel vou (cmeutem) rotem Sammet mit gestickten Stäben, um i49o, auf dem 

Kreuz die Kreuzigung, Maria, Johannes, Johannes der Täufer, Petrus, Agnes, auf dem 
Stab Andreas, Jakobus, Katharina auf einem Grund von Goldfäden in Überfangstich 
appliziert und in Plattstich ausgeführt, von guter Zeichnung. 

Kasel von (erneuter) violetter Seide mit schlecht restaurierten Stäben, um i5oo. 

Kasel von hellblauem Lyoner Seidenstoff mit eingewebten Silberblumen, um i7oo. 

Der Stifter hatte ausdrücklich die Pflege der Buchmalerei im EUoster gewünscht 
und empfohlen. Die Annalen des Dominikanerklosters (Archiv der Dominikanerkirche) 
berichten p. 5 : hac expressa addita conditione, ut manuum labore victum et amictum 
sibi compararent, libros nempe sacros in membranis a se quoque factis quam nitide 
describerent et operimentis suis impingerent Von den gemalten Handschriften des 
Klosters ist keine mehr an Ort und Stelle erhalten, wohl aber enthält die Bibliothek 
die vierbändige, i48i cura optimorum Johannis de Colonia Nicolai Jenson zu Venedig 
auf Pergament gedruckte Postilla venerabilis fratris Nicolai de Lyra mit prachtvollen 
venetianischen Randverzierungen und Gemälden (beschrieben in den Bilderhand- 
schriften der Rheinprovinz). 
Matenakirche M ATEN A KI RCHE. EwiCHius p. 23. — Gantesweiler S. 76. — Westphäl. 

Magazin II, i786, 7, S. i68. — [Arnoldus van Leenhof], Treur-en Trost-Lied by 
gelegenheid van het droevige, nogtans seer geluckige instorten van de Matenase tooren 
en waardoomiym een derde gedeelte van het seer eierlyke verwelffel der Kercke is 
ingeslagen, Wesel i7o3. — Ders., Vreugde galm over de Wederopbouving van den 
tooren der Matenasche Kerk, Wesel i7i2. 
Hand»chrifti. Handschriftl. Qu. Im Archiv der evangel. Gemeinde: Originalurkunde 

betr. die Erhebung der Matenakirche zur Parochialkirche von i429 (B. 62, 3, 4). 
— Instrumentum consecrationis alt. Antonii et Nicolai i429 (B. 62, 5). — Donatio 
Heinrich Schnellardts an S. Antonii Capelle i4o7 (B. 62, 6). — Akten über die Re- 
paratur des eingestürzten Gewölbes i775 (B. XXV, 4). — Akten über die Reparatur 
vom J. i843 (B. 24 u. 25). — Rechnungen der Matenakirche (B. 33) i. R. i434 bis 
i468, Perg. schmal fol., 2. i469 — i5oo, Pap. schmal fol., 3. iSoi — i53o (für i53o die 
Willibrordikirchenrechnung eingeheftet), 4. i53i — i56o, 5. 1S61 — i58o, 6. 1S81 — i6o5, 
7. 1606— 1636, gross fol. Von den folgenden fehlen nur i659, i687, 1688, i7oo, i7o3, 
i7oS — i7o8. 

Allgemeine historische Quellen. Denkwürdige Sachen, betreffend unsere 
Stadt- und Landsachen, gecoUekteerd durch Bernhardum Brantium (B. 65, i), 4®, 
9i8 S. mit Register. Dokumente aus der Reformationszeit. — Underscheidliche not- 
wendige Religions -Artikeln, allen frommen Hertzen der Augsburgischen confession 
zugethan nutzlich zu lesen (Hauptmomente aus der Geschichte der lutherischen Ge- 
meinde zu Wesel bis i89o), 4® (B. 65, 2). — Dokumente und Excerpte, betr. die 
Stadt i5i7 — 1567 (B. 65, 3). — Index Brantianus, Foliobd., mit den Hauptdaten 
der politischen und kirchlichen Geschichte des klevischen Landes bis i599 (B. 65, 5). 

122 



123 



— Ewichii Über de originibus gentium Cli- 
viam, Juliam, Geldriam, Montes, Marchiam 
colentium. Bl. i': Sum Hermanni Ewkhü 
Vesaliensis i635. Das Ewich guth schafft 
rechten muht (B, 65, 4). — Schöffenbriefe 
i35o— i7oo (ß. 6z, i8). - Urkunden, 
Rechte, Privilegien der Stadt Köhi, belr. 
das von ihr ausgeübte Patronat in der 
vormals reformierten Gemeinde (A. 8), — 
Sehr ausführliches Aktenmateriai zur Ge- 
schichte der evangelischen Gemeinden, der 
lutherischen Gemeinden 1 5 aS — i6oo (A.3), 
1S2S — i63S (B. VI, 4), 1600— 1817 (A. 4, 
5), der reformierten Gemeinde iSiS — i8i7 
(A. 6), der reformierten Gememde der 
Wallonen, Engländer und Franzosen zu 
Wesel 1 544— 1806 (A. 7), über das Weseler 
Glaubensbekenntnis 1S61— 63 (B. II, i). — 
Acta generalia, Kirchensachen iSzS — 1802 
(B. VI, 1 —3). — Drei Foliobde. Pap. (B.64, 
I, 2, 3) Sammlung von Aktenstücken, betr. 
das reformierte Kirchenwesen iSo7 — 1632, 
l59o— iS97, iS98— 1620. 

Die Kirche in der Votstadt Matena 
entstand aus einer den hh. Nikolaus und 
Anton geweihten KAPELLE, die bereits 
13S2 erbaut war. Sie ist noch erhalten 
als besonderer Bau nordwestlich von der 
Kirche, schlichter einschiffiger Backstein- 
bau mit hübschem Btendfenster an der 
Westfa^ade (EwiCHius p. z3. — Fiedler, 
Inschriften S. 16). 

Im iS.Jh. machte das Wachsen der 
Bevölkerung einen umfangreichen Neubau 
notwendig. Im J. i429 ward die Kapelle 
zur Pfarrkirche erhoben (Archiv B, 6, 2, 
3, 4) und noch im selben Jahre mit dem 
Bau begonnen, der aber erst in der 2. H. 
des iS. Jli. eine' Förderung erfuhr. Im 
J. i47o ward mit dem Turm begonnen, 
der l474 bis zur Balustrade fertig stand, 
die Gewölbe des südlichen Seitenschiffes 
wurden 1477 fertiggestellt, der Chor i5o8 

(GaNTESWEILER S. 78). ^i« B7. Wh,1. Tur»i der M..ei«ki«h.. 

In den J. 1623 (Souterius, Dank- 
segginge p. 29) und i7o3 ward die Turmhaube zerstört, das erste Mal durch Brand, 
das zweite Mal durch einen Sturmwind, der zugleich einen Teil der Kirche beschädigte, 
erst i7i2 ward die Haube wiederhergestellt (Leenhof a. a. 0.). 

123 



124 



KREIS REES 



M» tenakirche 



Beschreibung 



Turm 



Lnnghflus 



Inneres 



Chor 



Epitaphien 



Die längst schadhaften Gewölbe im Mittelschiff stürzten i775 zusammen (Archiv 
B. XXV, 4); von i757 — 1763 diente die Kirche als französisches Mehlmagazin, i835 
wurden die Seitenschiffgewölbe herausgeschlagen, weil die Widerlager nach aussen 
gewichen waren; bei der gründlichen Reparatur von i843 wurden sie durch Gewölbe 
von Holzverschalungen mit Mörtelverputz ersetzt. 

Die Matenakirche ist ein dreischiffiger gothischer Bau von 59,6o m Länge und 
23,9o m Breite, das Mittelschiff 9,75 m breit, die Turmvorhalle 9,6o m im Geviert und 
besteht aus Backstein, mit Ausnahme der aus Tuff aufgeführten Westfa^ade. 

Der eingebaute Westturm (Fig. 57) tritt um 20 cm vor und ist in dem ganzen 
hohen unteren Stockwerk mit einem Mantel von grossen unregelmässigen Haustein- 
blöcken umgeben, nur bis zu der unteren Horizontallisene ist dafür Tuff eingetreten. 
Das ganze untere Geschoss wird von der riesigen Portalblende eingenommen, deren 
Gewände viermal abgetreppt sind und vier durchlaufende Rundstäbe zeigen. Die Ge- 
wände, die zum grossen Teil aus schlechtem Brauneberger Kalkstein hergestellt sind, 
sind gänzlich verwittert. Vermauertes Doppelportal mit Mittelpfosten und horizontalem 
Sturz, darüber Portalblende mit fünf freien Achsen, in der Mitte bereits einmal ge- 
schlossen, das obere Masswerk ausgebrochen. Die beiden oberen mit einem ver- 
witterten Tuffmantel versehenen Stockwerke sind durch je drei zweiachsige Blenden 
mit altem Masswerk (Fischblasenmotive) belebt, die oberen Mittelblenden durch Fenster 
ersetzt. Der Turm wird durch eine steinerne Gallerie abgeschlossen mit vier vierseiti- 
gen Pfeilern auf jeder Seite, die nach unten in Halbpfeilem ihre Fortsetzung finden, 
die wiederum auf Säulen ruhen, unter denen hockende menschliche Figuren Kon- 
solen bilden. Die Balustrade und die achtseitige Haube in Eisenkonstruktion erst 
1882 aufgesetzt. An der Nordseite ein eingebautes achtseitiges Treppentürmchen von 
Tuff. Die Westfa^ade zeigt zur Seite des Turmes je ein zweiachsiges Fenster. 

Das Langhaus ist aus Backstein errichtet, die Streben zweimal abgetreppt, unter 
den Fenstersohlbänken eine Horizontallisene. Das Masswerk erneut Die nördlichen 
und südlichen vom Turm gelegenen Joche zeigen auch äusserlich die spätere Ein- 
fügung, die Strebepfeiler zeigen eine abweichende Gestalt und Quaderverklammerung. 
In dem schmalen Obergaden des Mittelschiffes ovale Fensterlöcher. An der Südseite 
des Chores ein vierstöckiges Treppentürmchen, über dem ersten Stockwerk aus dem 
Viereck ins Achteck übergeführt. 

Im Inneren ruhen die Scheidemauem auf sieben Paaren achtseitiger Pfeiler 
mit einfachen Basen, denen nach Norden und Süden eine Dreiviertelssäule vortritt, 
die mit polygonalen Kapitälchen abschliesst. Die Arkadenbögen sind reich profiliert, 
die Scheidemauem belebt durch eine ^Horizontallisene und eine zweiachsige Blende, im 
Masswerk mit einem Vierpass, der als Fenster äusserlich in dem schmalen Obergaden 
des Mittelschiffes erscheint. Die zweiachsigen Fenster der Seitenschiffe zeigen im er- 
neuten Masswerk Fischblasenmotive, an den Aussenmauem Dreiviertelssäulen, die den 
Diensten an den Aussenseiten der Pfeiler entsprechen. Der Turm ruht auf zwei mäch- 
tigen vielfach und reich profilierten Pfeilern, die Bögen sind mit Backsteinen versetzt 

Im Chor fünf grosse zweiachsige, in der Mitte bereits einmal geschlossene Fenster, 
das nördliche über dem Eingange zur Sakristei gelegene in der unteren Hälfte als 
Blende behandelt. Unter den Fenstern im Flachbogen geschlossene Blenden, die Drei- 
viertelssäulchen in den Ecken abgeschlagen. 

Eine Reihe von steinernen Epitaphien, darunter reich vergoldet mit Wappen 
und Trophäen, des am 3o. April i736 verstorbenen Generalmajors Christoph von 
Bardeleben und des am 28. August i733 verstorbenen Conrad Wilhelm von der Mosell. 



124 



WESFL laS 

Verschwundene Inschriften bei Fiedler, Inschriften S. 16, und in der vonm»i 
DoRTHschen Inschriftensammlung auf der Fahnenburg Bl, 383. Die berühmten Chor- ' 
Stühle {EwiCHius p. i4: fratrum sedilta artificiosissimis sculpturis ornata), sind nicht 
erhalten, ebensowenig wie eine wohl von Amdl von'Lonnwert um [488 gemalte Tafel 
(Nordhoff i. d, B. J. LIII, S. 62). 

Glocke, i,i5 m hoch, mit schöner pbstischer Fruchtguirlande und den Wappen 
von Preussen und Wesel. Inschrift: johann swvs me kecit anno i7o3. 



Fig. SS. WchL. Chonniicht dir WillibrordiViichc. 

WILLIBRORDIKIRCHE. B, Lohmann, Die Willibrordikirclie in Wesel, v 
Wesel i865. — Baur, Rede bei der Grundsteinl^ung zum Ausbau der Willibrordi- 
kirche zu Wesel am Lutherfeste den 11. November 1 883, Wesel 18 83. ~ Ewichius 
p. i9. — Gantesweiler S. 56. — Westphäl. Magazin II, i786, 7, S. 166. — Prisac 
im Kölner Domblatt l844, Nr. 100. — Tmus, Die Pfarre Cleve, Kleve l878, S. iS, 
a3 ff. — LoTZ, Kunsttopographie I, S. 622. — Otte, Kunstarchäologie II, S. 3o5. 

Handschriftl. Qu. Im Archiv der evangel. Gemeinde: Versattungen, 
d. i. Gemeindebeschlüsse, was jeder zum Bau der Willibrordikirche beitragen soll, 
i424— 1473, Pap., schmal fol. (B. XXVI, 1). — Versatinge, wat malk ellix jars geuen 
sat to tymmeringen der kerken i447 (B. XXVI, 1»). — In dit buk sint sunte Wü- 

iz5 



126 



KREIS REES 



Wiiiibrordi. brords brieve van oirre renten registrirt, Perg. fol., i5. Jh., 64 Bl., mit den Urkunden 
von i3ii an (B. XXVI, 2). — Rhentten van heuschem und lendern S. Wiiiibrordi, 
Perg., ausserdem Stiftungsbriefe und Memorien, iS.Jh. (B. XXVI, 3). — S. Wiiiibrordi 
Briefe und Rentenbuch, 16. Jh., Pap., Verschreibungen zu gunsten der Kirche von 
i399 an (B. XXVI, 4). — Lager und Copienbuch der Kirchen S. Wiiiibrordi Brieff 
und Siegel, Pap., i7. Jh. (B. XXVI, 5). — Rentenbuch des 16. Jh., Perg. (B.XXVI,5«). 
— Rechnung Diedrichs ther Heyden, was ich zu dem Gestühl in S. Willibrord em- 
pfangen und ausgegeben anno 1606 (B. XXII, 12). — Rechnungen der S. Willibrordi- 
kirche, wichtige Quelle für die Baugeschichte: B. 37. i. Rechnungen von i4oi — i44o, 
2. i44i — 1484, Perg. schmal fol., 3. i485 — -1509, Pap., 4. i5io — i5i9, 5. i52o — 1535, 
6. i536 — i56o, 7. i56i — 1585, 8. i586 — i6i5. Von den späteren fehlen nur 1660, 
166S — i67o, i675— 1677, i697. 

Im Stiftsarchiv zu S. Martin in Emmerich: Fundationsbüchlein der i534 
gestifteten vicaria S. Mariae in der Willibrordikirche. 
Urgeschichte Eine Kirche bestand in der villa Wisele schon im ersten Jahrtausend. Der Codex 

aureus Eptemacensis bringt zu einer Urkunde Karl Martells die Eintragung: De 
ecclesia Wesele in eodem pago sita eadem firmamus (Heidemann i. d. Berg. Zs. V, 
S. 188), die auf Verhältnisse vor dem J. io65 Bezug nimmt, denn in diesem Jahre 
giebt Heinrich IV. die Kirche in der villa Wesele und alles was in dieser villa zu 
Echtemach gehört, der genannten Abtei zurück (reddere). Vgl. Mittelrhein. U B. I, 
Nr. 4i5. — Reinhold, Verfassungsgeschichte Wesels S.S. 

Auf dem 1122 von ihnen dem neugegründeten Kloster Kappenberg geschenkten 
Hofgut Wesel (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 97. — Erhard, Regesta bist. West- 
faliae I, Nr. 449) hatten die Grafen Gottfried und Otto von Kappenberg um 112$ 
ein Prämonstrsftenserkloster errichtet (Xanten, Stiftsarchiv, Pels I, fol. 359. — Bin- 
terim u. Mooren, D. C. I, S. 100, i35. — Gantesweiler S. 27. Vgl. Chronica co- 
mitum: Seibertz, Quellen II, S. 166. — Tibus, Die Pfarre Kleve S. i5, 24), das ii53 
bestätigt ward (Erhard, Reg. II, S. 32, Nr. i795). 
Romanischer Bau Der Ort war rasch herangewachsen, sodass schon nach wenig Jahren mit dem 

Bau einer grösseren, wie die im Ostteil aufgefundenen Fundamente beweisen, ziemlich 
umfangreichen romanischen Pfarrkirche begonnen werden konnte, die 1 1 8 1 durch den 
Erzbischof Philipp von Heinsberg eingeweiht ward (Gantesweiler S. 58). Die Pfarr- 
kirche lag mit einem Teile der Stadt auf dem Grunde des Herrenhofes, eines ur- 
sprünglich fränkischen Salhofes (Ann. h. V. N. XXXI, S. 128). Im J. 1261 schenkt 
Lof, der Bruder des Grafen von Kleve, die Pfarrkirche, 1277 Graf Dietrich von Kleve 
auch das Patronat der Kirche an das Prämonstratenserkloster (Lacomblet, U B. IV, 
Nr. 668, 673. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 336. — Urk. von I277 im Original 
i. d. Farragines des Gelenius VIII, fol. 459, Köln, Stadtarchiv). 

Etwa gleichzeitig mit den Entwürfen zum Neubau der Matenakirche ward unter 
dem baulustigen Herzog Adolph der Plan zu einem umfassenden gothischen Neubau ge- 
fasst, der i424 begann (Archiv B. XXVI, i). Zunächst ward zu Beginn des i5.Jh. ein Er- 
weiterungsbau notwendig. Nach dem Ausweis der Kirchenrechnungen wurde i4o6 bis 
i4i4 durch Meister Geliss, den Schöpfer des Rathauses, die Chorkammer erbaut, i4i2 
der Kirchhof angelegt (Lohmann S. 8). Der Plan zu einem vollständigen gothischen Neu- 
bau kam erst in der 2. H. des i5. Jh. zur Durchführung. Man begann mit der Westseite. 

Im J. i47o, gleichzeitig mit. dem Bau des Matenakirchturms, wurde der Turm 
errichtet, nach den Abmessungen des Turmes der Salvatorkirche zu Duisburg. Die 
Nordostseite der Kirche war i5o6 vollendet nach der Inschrift, die sich an der Nord- 



Pläne zum 
Neubau 



Neubau 



126 



WESEL 12? 

ostecke (an der Stelle des Kirchhofes) befindet (s. u.), die nördlichen Seitenschiffe wiiiibrordi. 
nach der Jahreszahl im Gewölbe i5o9. Die libraria sive bibliotheca (Ewichius p. 20) 
Hess Konrad von Heresbach errichten. 

Im J. 1S21 war der stattliche Nordgiebel vollendet (Ewichius p. 20. — Gantes- 
WEILER S. 60), der südliche wurde unter der Regierung des Herzogs Johann III. von 
Kleve (i52i — 1537) fertig gestellt. Ewichius berichtet p. 20: At quamquam septentrio- 
nalis extremi lateris transtra fuerant perfecta, frontispicio tamen altissimo, et quod 
Italici mirarentur architecti quodque dempta omni caetera structura per se consistere 
posset, exomata ibi est ecclesia, a. i52i sumptibus a civitate tum propriis tum collectis 
extraneis per commendationem Carthusianorum prati Vesaliensis, Coloniae eiusque in 
dioecesi erogati eo adhibitis. 

Im J. i522 wurde der Grundstein zu den ,Siebenkapellen', dem Chorumgang Bau des Chores 
gelegt in Gegenwart des Herzogs Johann III. von Kleve (Lohmann S. 8). Kurz darauf 
geriet indessen der Bau ins Stocken. Der Chorumgang wurde nie ausgeführt, die 
Rundsäulen des Hochchores wurden durch Ziegelmauem verbunden — auch das 
Mittelschiff und die Kreuzarme blieben unvollendet und ohne Gewölbe, von den 
Strebebögen waren nur die Ansätze vorhanden. 

Nachdem schon i526 der Sturm einen Teil des Turmes niedergeworfen hatte Beschädigungen 
(Chronik von Dietrich Westhoff: Deutsche Städtechroniken XX, S. 42o), ward der 
Turm i594 vom Blitz getroffen und brannte bis auf das Mauen^'erk ab (Gantesweiler 
S. 58), an seiner Stelle ward die niedrige noch heute erhaltene Holzhaube gesetzt. 

Die Altäre wurden 1612 entfernt (Berg. Zs. II, S. 83), i658 ein geschmackloser 
Eingang an der Marktseite angebracht mit der Inschrift (Gantesweiler p. 66): 

DA, bone christe, tui sint tuta sacraria templi, 

NUN CLAUDENDA PIIS, NUNC ADAPERTA PIIS. 
VERBA SONENT AETERNA PATRIS TUA SYMBOLA, CHRISTE, 
HIC HABITENT POPULI VOTA PRECESQUE SIMUL. 

Die ersten Schritte zur Restauration geschahen i858 durch eine vollständige Restaumtion 
Aufnahme des Baues seitens des damaligen Kreisbaumeisters Giersberg in Kleve. Im 
J. 1868 wurde Architekt -^/«^^^ in Essen mit der Anfertigung eines Entwurfes für den 
Ausbau betraut. Nachdem i878 der Geh. Oberbaurat Giersberg und Professor Bergan 
und 1880 der Geh. Oberbaurat Adler abermals in Gutachten für die Erhaltung des 
Baudenkmals eingetreten waren, wurde 1880 auf Grund des Flügge%c\\&n Entwurfes, 
aber unter wesentlichen Vereinfachungen, nach Anweisungen des Geh. Oberbaurates 
Adler das Bauprojekt aufgestellt. Die Restaurationsarbeiten begannen i883 und sind 
noch nicht abgeschlossen. Die neugebildete Hütte der Willibrordikirche erhielt einen 
festen geschulten Arbeiterstamm durch Übernahme einer Anzahl von Steinmetzen, Ver- 
setzen! und Polierern von der Kölner Hütte. Die Gesamtkosten von 1 37 1000 Mark 
wurden aufgebracht durch einen Zuschuss von 27oooo Mark aus dem allerhöchsten 
Dispositionsfonds, einen Beitrag der Provinz von 5 0000 Mark und der evangelischen 
Gemeinde zu Wesel von 120000 Mark; 100 000 Mark ergaben Sammlungen und Haus- 
kollekte, den Rest von 83 1 000 Mark die mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers 
veranstalteten Lotterien. Die örtliche oberste Bauleitung führte von 1882 — 1885 der 
damalige Regierungsbaumeister Schröder, von i885 — 1887 der Kreisbauinspektor Bau- 
rat Mertens, 188 7 der Regierungsbaumeister Mecum, von i887 ab der Kreisbauinspektor 
Hillenkamp. Zur besonderen Bauleitung war ihnen der schon an den Entwurfsarbeiten 
in hervorragendem Masse beteiligte Architekt Otter beigegeben, seit i889 ausserdem 
der Regierungsbaumeister Lehmgrübner 

127 



128 KREIS REES 

Wiiiibrordi- Der Tomaxiische Bau (Hillenkamp i. d. Rhein. -Westfäl. Volksztg. vom 3i. Juli 

Romaniseher Bau i89i) ist noch in den Fundamenten innerhalb der gothischen Anlage in einzelnen 

Resten erhalten (in den Grundriss Fig. 59 eingezeichnet). Der Boden lag etwa 2 m imter 
dem jetzigen Fussboden, in der Höhe des Pflasters der Niederstrasse. 

Die Westfront bestand aus fünf Schichten von Basalt und Tuflf, war mit Tuff- 
steinen bekleidet. Ecken und sonstige Hauptbauteile bestanden aus Quadern und be- 
arbeiteten Werkstücken. Die innerhalb des Chores gelegene halbrunde Apsis war an 
den Schranken mit einer zierlichen Säulenstellung geschmückt; die nur 5 cm starke 
Wandfiillung bestand aus Werksteinplatten, vielleicht aus Tuffstein. 

Von Resten der reichen Absidenarchitektur sind noch erhalten ein ausserordent- 
lich schön gegliedertes und mit vortrefflich ausgeführtem romanischen Blattwerk ge- 
schmücktes Sockelstück, von edelster Zeichnung, die Basis mit Eckblatt (Fig. 6o). 
Weiterhin ein etwas grösseres Säulenkapitäl mit gut gearbeitetem romanischen Blatt- 
werke, femer der Ansatz eines halbrunden Wandsäulchens mit einem Knauf. 




• o 



i' % 



C 




Fig. 99. Wesel. Fundamente der romanischen Willibrordikirche. 

Weatturm Die Wilübrordikirche ist im Lichten 64, 5 o m lang und 36 m breit. Der in 

zwei ausserordentlich hohen Absätzen sich erhebende 5o m hohe West türm zeigt im 
Unterstock das riesige fünfachsige Portalfenster mit reich profilierten, fünf durch- 
laufende Rundstäbe aufweisenden Gewänden, eine grosse Rose im Masswerk. Über 
dem horizontalen Sturz des Portals selbst mit einfach gegliederten steinernen Mittel- 
pfosten befindet sich zunächst ein rechtwinkeliges verblendetes Feld, rechts und links 
ursprünglich je drei Figürchen, von denen nur die Konsolen erhalten sind. Der 
Unterstock zeigt, abweichend von den verwandten Bauten des Matenakirchturms und 
des Salvatorkirchturms in Duisburg, zur Seite des Mittelfensters noch je zwei ein- 
achsige Blenden, wodurch die Wirkung des ersteren etwas abgeschwächt wird. Der 
Oberstock wird durch je drei lange zweiachsige Blenden belebt, deren einzelne Felder 
durch einfache nasenbesetzte Bogenabschlüsse in drei Teile zerlegt werden. Nörd- 
lich erhebt sich ein achtseitiges eingebautes Treppentürmchen. Ein 46 m hoher 
kupferner Helm ist in der Ausführung begriflfen. 
Seitenschiffe Die Seitenschiffc sind nach Westen durch einfache Blenden belebt Die Lang- 

seiten zeigen zunächst neben dem Turm zwei schmale Joche mit je zwei zweiachsigen 
Fenstern, nur an der Südwest- und Nordwestecke eine freiaufsteigende Fiale (Grundriss 
Fig. 63). Die Südwestecke ist unten leicht abgefasst. Es folgen sodann nach Osten 

128 



WE<>EL 



129 






ip^-.^ 



ZU drei weitere Joche bis zum Querarm. Im ersten Joch der Südseite das prächtige, wiiijbrordi 
den ganzen omamentalen Formenreichtum der Spätgothik atmende Südportal, das südportli 
die ganze Wandfläche einnimmt Über dem im Flachbogen geschlossenen Portal 
ein krabbenbesetzter Eselsrücken, und zwei halbe, an die Strebepfeiler angelehnte • 
Kielbögen, der mittlere in die Mittelachse der Portalfenster auslaufend, die wiederum 
mit Kielbögen geschlossen sind. Alle Bogen sind an der unteren Seite mit einem 
maschenartigen Geflecht von Distelblattranken besetzt, die Blüten symmetrisch ein- 
ander gegenübergestellt. Der obere Teil des Portal fensters mit reich profilierten 
Wandungen, das Masswerk in nasenbesetzten Rund- , , 

Stäben. Drei kleine Baldachine und Konsolen für 
Figuren. Rechts und links je zwei Fialen, das innere 
Paar an den Innen- und Südseiten mit einer Nische 
für eine Figur. Die weiteren Joche westlich und öst- 
lich von dem Querarm mit dreiachsigen Fenstern. 
In den unmittelbar an den Querarm grenzenden 
Jochen ist je ein Licht der Fenster durch das 
Treppentürmchen und den Strebepfeiler eingenom- 
men. Die Seitenschiffjpche sind mit eigenen an 
den Aussenseiten abgewalmten Satteldächern ein- 
gedeckt. Das Strebesystem besteht aus zwei Bögen 
mit in gleicher Achse liegenden einfach ausgehöhl- 
ten Wasserrinnen, die den Schub der Mittelschiff*- 
gewölbe aufnehmen, und zwei freistehenden Pfeilern, 
der innere äusserst einfach, der äussere über dem 
um den ganzen Bau herumgeführten ziemlich hohen 
Sockelgesims dreimal abgetreppte Strebepfeiler ge- 
krönt von übereck gesetztem kleinen Pfeiler mit 
einer Mittel- und vier Eckfialen; einfache Steinrinne 
als Wasserspeier. Das südliche Seitenschiff* läuft in 
ein Halbchörchen aus mit zweiachsigen Fenstern, 
das eine Licht des östlichen durch den Strebepfeiler 
des Chores verdeckt 

Die Südseite des südlichen Querarmes wird 
von kräftigen zweimal abgetreppten Strebepfeilern 
eingerahmt, mit kleinen Giebeldächern, über denen 
mit Fialen abgeschlossene übereck gestellte Pfeiler 

sich erheben. Hinter dieser Fiale erhebt sich sodann ein zweiter gleichfalls oben mit 
einer übereck gestellten Fiale abschliessender Pfeiler. Über dem durch einen horizon- 
talen Sturz geschlossenen Portal ein dreiachsiges Portalfenster, in der unteren Hälfte 
als Blende behandelt. Über dem in der Höhe des Dachrandes der Seitenschiffe 
durchlaufenden Horizontalgesims dann das imponierende fünfachsige Südfenster mit 
stärkerem Mittelpfosten, in den beiden unteren Bogen je zwei Vierpässe, die Rose 
mit Fischblasen- oder Seifenblasenmotiven. Die reichen Auskehlungen der Fenster- 
gewände vermeiden stark hervortretende Stabprofile und behalten die Gestalt des 
Kreissegments bei. Der abschliessende Kielbogen läuft in eine hohe Kreuzblume aus, 
die die den Giebel abschliessende Gallerie noch überragt. Ausserordentlich reich und 
originell ist die Blendenarchitektur des Giebels, der an den Schrägseiten durch eine 
schräg aufsteigende^ nach unten mit einem Kleeblattbogenfries besetzte Blendbalustrade 






Südlicher Giebel 



Flg. 60. Weael. 
Details der romanuchen WilUbrordikirche. 



129 



9 



KREIS REES 

verziert ist und in eine Fiale 
ausläuft Die dreieckige Fläche 
wird durch drei Spitzbogen- 
blenden belebt, über denen sich 
zwei dicht mit Krabben besetzte 
Kielbögen erheben, die wieder- 
um mit einem Kielbogen ab- 
schliesscn. An der Westseite 
des Querarmes erhebt sich ein 
aus vier Seiten des Sechsecks 
konstruierter Treppenturm,' um 
den das Dachgesims der Seiten- 
joche verkröpft ist; über einer 
Reihe von Fenstern dann eine 
durchbrochene Gallerie. Der 
obere, etwas eingerückte Auf- 
satz mit zwei Horizontallisenen, 
kleinen Giebelchen und Wasser- 
speiern an den Ecken des sechs- 
seitigen Pyramidendaches. 

Die Nordseite ist der Süd- 
seite entsprechend behandelt. 
Das äusserste östliche Joch ist 
als Sakristei ausgestaltet und in 
zwei Stockwerken errichtet, die 
äusserste Eckfiale im Nordosten 
zugleich als Schornstein benutzt. 
Die Fenster sind an der Nord- 
und Ostseite der Sakristei durch 
beide Stockwerke in einen Rah- 
men gesetzt und nur in der 
Trennung der beiden Geschosse 
abgeschlossen. An dem Eck- 
pfeiler im Nordosten die In- 
schrift: 

DA REQUIEM CUNCTIS DEUS HIC 
ET UBIQUE SEPULTIS, 

UT SINT IN REQUIE PROPTER TÜA 
VULNERA QUINQUE. lSo6. 

Die Nordseite (Fig. 6i) des 
nördlichen Querarms ist wie die 
Südseite ausgebildet. In den 
mit schärferen Hohlprofilen ver- 
sehenen Gewänden des Portals 
'" erhebt sich in der mitl- 

ciii^il]il[(ji>(ii leren Auskehlung noch 

je eine schlanke Rund- 

üchifTigiebEl dei WilUbrordilürcha. Säule, in ein Kapital 



WESEL l3l 

auslaufend als Träger fQr eine Steinügur. Der Giebel weicht von dem südlichen etwas ^ 
ab. Nicht drei, sondern zwei grosse Blenden, darüber ein einziger krabbenbesetzter 
Kielbogen. Der Abschluss der schrägen Flachen gleicht dem des Südgicbels, nur sind 
hier noch mehr Fialen angebracht, die die schräge Linie hinaufklettern. 

Der Obergaden des Chores (Fig. 62) schliesst mit der durchbrochenen, in den 
einzelnen Abschnitten durchweg verschieden ausgestalteten Balustrade ab, die um den 
ganzen Bau einschliesslich der Querarme herumgeführt ist, an den Ecken am Chor 
kleine Fialen mit Wasserspeiern, unter der Gallerie ein feingegliedertes Hohlstabprofil. 
Der siebenseitige Chorum- 
gang, mit einfachen ein* 
achsigen Fenstern, wird von 
einer durchlaufenden stei- 
nernen Gallerie mit wech- 
selndem Mass werk abgC' 
schlössen. An den Ecken 
die dreimal abgetreppten 
Strebepfeiler mit ziemlich 
massivem, an den Ausaen- 
wanden mit leichter Blen- 
denarchitektur geschmück- 
tem Aufsatz, dem kleine 
mit übereck gestellten Fi- 
alen gekrönte Pfeiler vor- 
treten. Die leicht und ele- 
gant geschlagenen Strebe- 
bögen überführen denSchub 
der Gewölbe des Chores von 
jeder Ecke nach je zwei 
Ecken des Umganges, die 
Wasserspeier sind im Ge- 
gensatz zu den Seiten- 
schiffen hier reicher als 
Tierfiguren, Hunde und 
Drachen ausgebildet, unter 
denen noch je ein Löwen- 
kopf sitzt. 

Im Inneren (Grund- tig.ta. W«>L Ob*r(*(l*B du Chom d« WiUibrordikirchc. 

riss Fig. 63) ruht der Turm 

auf zwei machtigen sehr reich gegliederten Pfeilern, deren scharfe Profile in den Ar- 
kadenbögen ihre Fortsetzung finden, während die an den Ecken stehenden Dienste 
als Trager der Rippen dienen. Besonders glänzend entfaltet sich die Wirkung dieser 
Gliederung von Westen, der Turmvorhalle aus gesehen: dem durch das Westportal 
Eintretenden erscheint das Innere eingefasst von einem zweiten ausserordentlich reichen 
Rahmen. Die Turmhalle selbst ist mit einem Kreuzgewölbe überdeckt und zeigt nach 
Norden und Süden zu je ein dreiachsiges Blendfenster. 

Im Langhaus treten den das Mittelschiff tragenden Säulen, die der Kapitale 
entbehren, je ein alter und zwei junge Dienste nach dem Mittelschilf zu vor, die mit 
einem gemeinsamen Kapital unter polygonaler Deckplatte abschUessen und die Rippen 

i3i ■ 



KREIS REES 



Fis. 63. W<»l. GTudii» der Willibrordjkirchc. 



WESEL 



i33 



der drei Kreuzgewölbe tragen. Die Scheidewände sind belebt durch Horizontallisenen 
und zweiachsige, bis zu zwei Dritteln der Höhe nur als Blenden behandelte Fenster, 
in der Mitte bereits einmal geschlossen. 

Die die Seitenschiffe trennenden Säulen sind völlig rund mit einfacher runder 
Basis und schmalem Kapital unter polygonaler Platte. An der Nordseite bestehen 
diese Kapitale aus spätgothischen stark unterarbeiteten Blattkränzen wie in den Chor- 
umgängen, an der späteren Südseite aus einer liegenden Renaissanceguirlande, die 
mit Bändern umschnürt ist. An den inneren Säulenreihen setzen die Rippen der 
inneren Seitenschiffgewölbe mit einem reich skulptierten Blattkapitäl auf einer i m 
langen Dreiviertelssäule auf, die mit einem einfachen Knauf abschliesst. Die beiden 
ersten südlichen Joche der äusseren südlichen Seitenschiffe sind sehr einfache Kreuz- 
gewölbe, die übrigen und die inneren weit reicher gestaltet. Die den Diagonalrippen 
zur Seite tretenden Nebenrippen zeigen die für den Niederrhein typische Art des Auf- 
sitzens auf kleinen nasengeschmückten Spitzbogen, Knäufen oder skulptierten Köpfchen, 



Willibrordi. 
kirche 



Stützen 



^ ^ "1 ^ ^ li!" ^ ^^ ^ 1 










sr 




\ 



Fig. 64. Wesel. Steinmetzieichen aus der Willibrordikirche. 

um das für das Auge störende Zusammenströmen von allzuviel Linien in einem Punkte 
zu verhindern. 

Das Querschiff wird aus drei grossen von Stemgewölben überdeckten, durch 
Gurte getrennten Jochen gebildet. Nach N und S je ein ftinfachsiges, nach O und 
W zu je zwei fünfachsige Fenster nebeneinander, diese in der Mitte bereits einmal 
geschlossen. Den Querarmen zugewendet, an den äusseren Säulen wiederum wie im 
Mittelschiff und Chor drei mit einem Kapital abschliessende Dienste. Die Vierung 
ruht auf vier kräftigen zwölfseitigen Pfeilern, auf 75 cm hoher Basis und mit zierlichen 
jungen Diensten an den Ecken, die bis zur Höhe hinaufgeführt sind. Die Pfeiler 
enthalten in sauberer Ausführung eine Reihe von Steinmetzzeichen (Fig. 64). 

Der Ost teil der Kirche zeichnet sich durch einen grösseren Formenreichtum 
aus. Der Chor wird von acht Säulen getragen, denen nach innen, wie im Mittel- 
schiff, ein alter und zwei junge Dienste vortreten, die mit einem reich skulptierten 
Kapital' mit freigearbeitetem Blattwerk abschliessen, darüber ein schmaler Kämpfer. 
Die Rippenansätze sind bis zur Trennung der Rippen aus einem Stein gebildet und 
tief in die Mauer eingebunden, um hier wirksam den Schub aufzunehmen. Reiche 



Querschiff 



Ostteil 



l33 



I34 KREIS REES 

■ Stemgewölbe mit offenen Schlulssteinen. Die Fenster des Obergadens sind fünfachsig 
mit einem starken Mittelpfusten, altem, überall verschiedenem Masswerk, meist tnit 
Fischblasenmotiven, das untere Drittel der Fenster versetzt. Im Abschluss selbst nur 
zweiachsige Fenster, 

Der Chorumgang zeigt in dem erst in der letzten Restauration angefügten Teile 
(im Grundriss Fig. 63 sind alle neuen Bauteile schraffiert) einfache Gewölbe mit hüb- 
schen Rosetten, die Rippen in den Ecken teilweise mit Überschneidung; reicher und 
kühner sind die Gewölbe der älteren Teile ausgestaltet. Die Ecksäule der ersten 
inneren nördlichen Seitenkapelle (zugleich Ecksaule der mit einem Stemgewölbe über- 
spannten Sakristei) schliesst mit einem rundumgeführten reizvoll behandelten skulpüer- 
ten Blattkapitäl unter polygonaler Platte ab. An den Aussenmauem sind je ein alter 
und zwei junge Dienste herabgeführt, mit reich skulptiertem Blattkapital abschliessend, 
an den freien Säulen setzen die Rippen auf einer fünfteiligen Konsole auf Über 
dem mit Rundstaben profilierten Ein- 
gang zur Sakristei eine dreiachsige 
Blende, neben ihr führt eine kleine 
nmdbogige Thür zu dem hier aufstei- 
genden Treppentunn, Das erste nörd- 
liche Stemgewölbe des Umganges zeigt 
in den Ecken spitz zulaufende, nach 
unten gerichtete, völlig freigearbeitete 
omamentale Blumen (Fig. 65), in der 
Mitte ab eine Art zweites freischweben- 
des Gewölbe ein nur aus dem Geripfie 
bestehender überaus kühner achtseiti- 
ger Stern aus acht, mit doppelten Klee- 
blattbögen besetzten flachen Rund- 
bögen gebildet. Das nächste Gewölbe 
ist einfacher, nur mit hübscher Mittel- 
^ „,^ ' rosette, das dritte wieder mit einem 

Fig, 61 weiei. ähnlichen vierseitigen freischwebenden 

Rg»H« .ui d.n. chonimni-g dw wiiiibrotdikirehe. Jätern und dreiseitigen meisterhaft aus- 

geführten Rosetten. An der Südseite 
ist das äussere östliche Gewölbe mit dreiseitigen Rosetten besetzt, in der Mitte mit 
einem grösseren, von vier Fischblasen erfüllten Medaillon (mit Resten von Wand- 
malereien s. u.). Das zweite und erste Gewölbe wurde durch einfache Sterne ge- 
bildet, mit Mittelmedaillon und vier- und dreiseitigen Rosetten besetzt. 

Die westlich an die Sakristei anstossende nördliche Seitenkapelle zeigt ein in 
der Durchfühmng noch vollendeteres freischwebendes Rippennetz, das aber nicht 
unter ein anderes gespannt ist. Zierliche Krabben und Blüten, die Blätter immer 
mehrmals gewunden und gedreht, von vortrefflicher Ausführung, fünf skulptierte Scblufs- 
steine, der mittlere mit einem Wappen (der Fischergilde?), die übrigen mit knieenden 
Engelsfiguren in reicher faltiger Gewandung, die Leidens werk zeuge Christi tragend, 
ursprünglich polychromiert. Das südliche Seitenchörchen stützen drei Säulen mit frei- 
gearbeiteten Kapitälchen unter polygonaler Platte (Fig. 66 u. 67). Von der westlichen 
Säule laufen nach beiden Seilen reich profilierte Gurte hin, nach O findet sich ein 
fein gemeisseltes Konsölchen, auf dem die Rippen ruhen. Die zwei Joche trennen- 
den Rippen sind durchw^ etwas kraftiger und schwerer gehalten als die übrigen. 

l34 



WESEL l3S 

Das Gewölbe in der ersten Seitenkapelle von W aus ist verhältnismässig einfach mit wiiiibro. 
grossem mittleren Medaillon und Rosetten, die Rippen selbst hier schon vielfach ge- 
schwungen und au^erundet. In der zweiten ein fast völlig freischwebendes Rippen- 
netz unter das eigentliche Gewölbe gezogen. Die in die Wölbungen eingebundenen 
Rippen sind schön geschwungen und spiralförmig gewunden, überdies sehr reich pro- 
filiert, das untere freischwebende Netz mit acht im Flachbogen geschwungenen Haupt- 
rippen und freigearbeiteten Blumen und Rosetten. Eine gewundene mit Zickzackmuster 
versehene Säule verbindet den Mittelpunkt des freien Gewölbes mit dem massiven 
Gewölbescheitel. In diese ist ein Eisenhalter eingeschraubt, ausserdem sind eine Reihe 
senkrechter eiserner Bänder eingesetzt. Die aus Backstein aufgemauerten Kappen haben 
sich teilweise sehr stark gesetzt und gelockert, so dass grosse Lücken entstanden sind. 

Die den Hochchor umgebenden steinernen Chorschranken sind in den ersten ciio"cbr.o 
westlichen Interkolumnien rechts massiv und geschlossen, links mit sechs Blenden ver- 
sehen, im oberen Teil mit nasenbesetzten Rundbogenfenstem mit je drei gewundenen 



Flg. 66 u. 67. W«hI Kupiitle aiu den Cbotlupdleii d« Willibrotdikirche. 

senkrechten Eisenstangen. Die nächsten beiden östlichen Interkolumnien enthalten 
in der Mitte eine Thür, an der Südseite mit zwei kleinen Engelsfigürchen, an der 
Nordseite mit einfachen Frührenalssanceomamenten an den Kragsteinen des horizon- 
talen Sturzes. Rechts und links von der Thür je drei rundbogige Fenster, in jedem 
drei alte gewundene Ebenstäbe. 

Das Material des Baues bildete ursprünglich in den Hausteinarbeiten am ah*" 
Äusseren Baumberger Stein aus der Nähe von Münster i. W,; die Gewände, Pfosten 
und Masswerke der Blenden am Tunn bestanden aus Tuff, die Gesimse, einige grosse 
Konsolen, das Gewände des Westportales und die Eckquadern der Turmkanten aus 
Drachenfelser Trachyt. Alle Süsseren Mauerflachen waren mit Tuffsteinen in Ziegel- 
format verblendet Im Inneren bestehen die Säulen und Dienste aus Ruhrsandstein, 
die beiden östlichen Turmpfeiler sind mit einem starken Hausteinmantel aus Drachen- 
felser Trachyt umkleidet, der Kern besteht aus Ziegel- und Tuffmaterial. Die Kapitale, 
Konsolen, die Rippen und die grossem Druck ausgesetzten Anfänger der Stemgewölbe 
bestanden aus Tuff. 

Bei der Restauration erwies sich die Tuffstein Verblendung bis zu einer Tiefe Neu« 
von 3 — 5 cm als so ausgewettert, dass ein blosses Abscharrieren unmöghch erschien, 

135 



i36 



KREIS REES 



wiiiibrordi- um eine gesunde Mauerfläche zu schaffen. So musste die ganze Verblendung erneuert 
"'"- werden. Für die Herstellung der Aussenarchitektur wurde Obemkirchener Sandstein 
gewählt, für alle neuen Architekturteile im Inneren Udelfanger Sandstein, für die Rippen 
der neuen Gewölbe Brohlthaler Tuff, nur für die Anfäi^ger der Gewölbe wieder Udel- 
fanger Material. 
Würdigung Die WilHbrordikirche ist nächst dem Dome zu Xanten die bedeutendste gothische 

Anlage des Niederrheins und die glänzendste Leistung der unter holländischem Ein- 
flüsse stehenden ostkle vischen Bauschule, die ihren Ausdruck in S. Salvator zu Duis- 
burg, in S. Willibrord und der Matenakirche zu Wesel, im Langschiff des Xantener 
Domes, in S. Aldegundis zu Emmerich findet, im Gegensatz zu der westklevischen durch 
Kaikar, Kleve, Kranenburg, Goch, Geldern, Straelen vertretenen Schule. Der Haupt- 
unterschied der beiden Baugruppen liegt in Material und der dadurch bedingten 
Verschiedenheit der Formensprache: die westklevische hat ausschliesslich Backstein- 
bauten aufzuweisen, die ostklevische beinahe ausschliesslich Hausteinbauten. In der 
Anlage der Kreuzkirche mit mächtigen Kreuzgiebeln gleicht die WilHbrordikirche der 
Salvatorkirche zu Duisburg, sie übertrifft aber alle Genossinnen in der Ausgestaltung 
des Chores, in dem sich sowohl der kölner wie der holländische Einfluss, vor allem 
das Vorbild der Groote Kerk zu Arnheim zeigen. Wie am Dom zu Utrecht, an der 
Stephanskirche zu Nymwegen oder an der St. Janskerk .zu Herzogenbusch war ein 
Kapellenkranz geplant, dessen Fundamente bei der Restauration unter dem Strassen- 
pflaster blossgelegt wurden, dessen Herstellung jedoch unterblieb. Vor allem sind die 
Formen des Westturmes charakteristisch für diese Gruppe von Bauten: zu unterst ein 
riesiges Portalfenster, wie es ausserdem an der Matenakirche und der Salvatorkirche 
in fast den gleichen Abmessungen wiederkehrt, und dann der eigentümliche Abschluss 
der Turmgallerie, deren Pfeiler auf Halbpfeilern, diese wieder auf Säulen mit Kragsteinen 
ruhen, ein ganz speziell holländisches Motiv, wie es vor allem an der Walburgiskerk 
zu Zutphen und der Nieuwe Kerk zu Delft sich zeigt. Die enge Verwandtschaft mit 
Duisburg ist urkundlich beglaubigt: man nahm für den Turm die Abmessungen des 
Salvatorkirchturms zum Vorbild. Von der grössten Vollkommenheit und Schönheit der. 
Zeichnung und Durchführung — leider nicht von der grössten Solidität — sind die 
anmutigen und kühnen Gewölbe im Ostteil, in denen jede Rosette mit auserlesenem 
Geschmack gezeichnet ist. Ähnliche freischwebende Gewölbenetze finden sich noch 
an der Stadtkirche zu Pirna (Steche, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und 
Kunstdenkmäler Sachsens, Pirna S. 62, Taf. 6), in St. Leonhard' zu Frankfurt a. M., in 
der Schlosskirche zu Meisenheim, vor allem in der Pfarrkirche zu Ingolstadt (Dohme, 
Geschichte der deutschen Baukunst S. i85. — Abb. bei Riehl und v. Bezold, Die 
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, I, Atlas). 

Lettner, interessantestes durchbrochenes gitterartiges Holzschnitzwerk des Died- 
fich ther Heyden (Archiv B. XXII, 12) vom J. l6o4 (EwiCHius p. 21. — Gantesweiler 
S. 62), in fünf Felder zerfallend, ein jedes mit fünf oder drei Stützen, die aus wechseln- 
den kanellierten geschwellten Säulen oder kanellierten Säulen mit mittlerem Knauf be- 
stehen. Die Felder getrennt durch kanellierte Pilaster, darüber ein schmales Kapital 
mit Eierstab, am Unterbau eine schön modellierte Kartouche mit rundem Mittelschild, 
verziert mit Putten und Fruchtranken. Den oberen Abschluss bildet ein weit vor- 
gekragter Architrav, auf der unteren Seite kasettiert. An der Westseite lehnen sich 
an den Lettner die einfachen sechssitzigen Renaissance -Chorstühle an. 

Orgel von i645 (Gantesweiler S. 62. — Ewichius p. 21), interessanter und 
durch die guten Verhältnisse wirkungsvoller dreiteiliger Aufbau. 



Lettner 



Orgel 



l36 



WESEL 



l37 



Grosses Epitaph des i574 verstorbenen Otto von Münchhausen* im südlichen wiiiibrordi 

* Ici r c h o 

Querarm, Stein, ursprünglich polychromiert, im Aufsatz die Alliancewappen von Münch- Epitaphien 
hausen und von Rheden, der krönende Architrav mit dem geschweiften durchbroche- 
nen Giebel getragen von Kriegergestalten als Karyatiden, zur Seite je eine sitzende 
allegorische weibliche Figur. Das Mittelfeld wird von kanellierten Säulen flankiert, 
diesen zur Seite eine männliche Karyatide. In der Mitte die Inschrift: nobilitate 
VIRTUTE AC pietate praestanti ottoni a munchausen, hilmari, viri domi 
militiaeque eximii, germaniae decoris f. fratres moerentes h. m. m. fratri 
amoris ergo p. 

nobilis hoc saxo tegitur munchausiüs heros 

otto, vesalii dignus honore soli, 
quem vix emensum vitae tria lustra duoque 

sustulit immerita parca maligna nece. 
hei mihi quam praestans pietatis imago paternae, 

quod decüs illustri in stirpe futurus erat, 
quam pater hilmarus prius illustraverat armis 

agmina ducendo belgica et austriaca, 
quam porro illustrant variis virtutibus istaec 

justa suo fratri qui monumenta locant. 
hinc vivet pater hilmarus, hinc filius otto, 
hinc vivent fratres laudibus usque suis, 
vix. an. xxvl m.iiild.xx. 
decessit an. m.d.lxxiiii. xii. mail 
Umgeben von den Wappen derer von Werpe, von Wede, von Hasberg, von 
Steinberg, von Rutenberg, von Casterode, von Schulenburg, von Holte, von Barner, 
von Gwicheld und zwei weiteren. Darunter auf einer von zwei schwebenden Gestal- 
ten gehaltenen Tafel die Inschrift: dis monument habn die edle und ehrenfeste 

HANS, STATIUS, HILMAR UND CORT VON MUNCHHAUSEN, GEBRÜDER, DES HERREN 
OBRISTEN HILMARS SELIGEREN SÖHNE, OTTO VON MUNCHHAUSEN, IHREN LIEBEN BRUDER 
SELIGEREN ZU EHREN SETZEN LASSEN, DER GELEBT 26. JAHR 18. WOCHEN 5. TAGE UND 
ANNO l574 DEN 12. MAI SELIG IN CHRISTO ENTSCHLAFEN. 

Denkstein des Peregrinus Bertie, Sohn des Grafen Richard Bertie und seiner 
Gemahlin Katharina, Herzogin von Suffolk, geb. am 12. Okt. i555 in Wesel; erneuert 
1680 (Inschrift bei Fiedler, Inschriften S. i3. — Gantesweiler S. 63). 

Epitaph des Konrad von Heresbach (t i4. Okt. i576) und seiner Gemahlin 
Mechtilde von Dunen mit den Wappen und den Inschriften: conrado heresbachio 
jurisc: mechtildi a dunen coniugi con. heresbacHii (Fiedler, Inschriften S. i4). 

Eine sehr bedeutende Sammlung von Epitaphien, wichtig durch eine Reihe von Inschriften 
kirchengeschichtlich und litterargeschichtlich bedeutenden Namen, enthält die v. Dorth- 
sche Inschriftensammlung auf der Fahnenburg Bl. i9i, 2o3, 283 — 348. Einige gedruckt 
bei Fahne, Das Geschlecht Mumm I, S. 92. 

Eine Reihe von vorhandenen Grabsteinen sowie einzelne Skulpturen sind zur 
Zeit (während der Dauer der Restauration) unzugänglich. 

Deckengemälde. Nach Hillenkamp, Was unter der Tünche sass: Rhein.- Deckengemälde 
Westföl. Volkszeitung vom 3 1 . Juli 1 89 1 . Die Gewölbe waren, noch während am Chor 
gebaut wurde, von den einzelnen Weseler Gilden und Zünften ausgemalt worden, 
deren Embleme hier angebracht sind. In der nördlichen Seitenkapelle sind an den 
Rippen die Schlufsstücke, Kreuzungen und Endblumen durch Gold, Grün, Rot, Gelb, 
Schwarz und Blau hervorgehoben. In den Kappen Rankenbänder, die in kreuzblumen- 



i37 



i38 



KREIS REES 



Im Süden 



wiuibrordi. artige Blätterbildungen auslaufen: die Motive bilden frei und zierlich angeordnete 
Stengel, Rohr- und Binsenkolben. 
Im Norden Das dem Kreuzschiff westlich zunächst belegene äussere nördliche Joch hat die 

S. Sebastiani-Schützengilde im J. i5o9 ausmalen lassen. In dem äussersten nördlichen 
Zwickel das Martyrium des h. Sebastian. Im nächsten Joch die Reste zweier männ- 
licher Gestalten. In dem nach Westen anstossenden Joch haben die Schneider ihr 
Wappen mit der grossen Schere angebracht. In der Mitte eine weibliche Heilige in 
schöner Gewandung mit grossem Schleier. Die Blattomamente, die hier in der Art 
von Makartbouquets aus den Ecken hervorwachsen, sind von einem ausserordent- 
lichen Reichtum der Formen und graziösester Zeichnung — der Reichtum an Motiven 
und phantastischen Blüten ist fast unerschöpflich. 

Das zweite Gewölbe des inneren nördlichen Seitenschiffes ist von den Fleischern 
ausgemalt. Als Schildhalter ihres Wappens erscheint ein stolzer rechtsgewendeter Adler 
von prachtvoller heraldischer Zeichnung. 

Von den beiden südlichen Seitenschiffen ist nur das innere durch reiche Malerei 
ausgezeichnet. Das Rippenwerk farbig behandelt. Das äussere östliche Feld zeigt 
in seinem Schlussringe die Sinnbilder der vier Evangelisten mit Namensinschriften. 
Die den Schlussring bildende Rippe ist schwarz gefärbt, in den durch das Masswerk 
gebildeten Fenstern die Symbole. Besonders reich waren die westlich vom Querschiff 
gelegenen Joche bemalt, die Gewölbekappen jedoch so schadhaft, dass sie ersetzt 
werden mussten. In dem zierlichsten Blattwerk schwebten Engelsfiguren mit Albe und 
Stola bekleidet, die auf Spruchbändern Worte des Gloria hielten. 

Im I. Joch in den vier Kappen: gloria in excelsis deo — et in terra 
FAX HOMiNiBUS BONAE voLUNTATis. — LAUDAMUS TE. Bischof mit lockigem Haar, 
Vespermantel und Hirtenstab. — benedicimus te. 

Im 2. Joch : adoramus te — glorificamus te. — In den beiden letzten Kappen 
nur Reste von Blattwerk. 

Im 3. Joch: gratias agimus tibi. Der Engel mit goldenem Lockenhaar, die 
grünlichen Flügel mit Pfauenaugen. — Engelkopf mit goldenem Haar. — domine 

DEUS — REX CELESTIS. 

Im 4. Joch: deus pater omnipotens. — domine fili unigenite — jesu 
CHRiSTE — DOMINE DEUS. Der Schlussring zwischen dem 4. und S. Joch enthielt 
das AGNUS DEi in Stein gearbeitet, mit der Kreuzfahne. 

Im 5. Joch: filius patris — qui tollis peccata mundi, Miserere nobis. 

— QUI tollis peccata mundi — SUSCIPE deprecationem nostram. 

JOHANNITER KOMTHUREI, jetziges Proviantamt. EwiCHius p. 22.— 
Gantesweiler S. 7o. 

Handschr. Qu. Im Stiftsarch. zu Xanten: Acta auswärtiger Klöster 5, Pacht- 
register des 16. Jh. — Im Proviantamt: Gesch. der Gebäude Acta 39 (tit. IX, sect. I, Nr. 2). 

Das I29i vom Ratsherr Heinrich von Loenen gestiftete Franziskanerkloster ward 
i3o7 auf Ansuchen Hermanns von Mainz den Johanniter- Malteserrittem übergeben, 
die i4i8 durch ihren Ordensbruder Johann von Cruze eine Reihe ansehnlicher Gebäude 
um die I29i errichtete Johanniskirche erbauen Hessen. Im J. 1806 ward die Johanniter- 
kommende aufgehoben imd die Gebäude der Militäradministration überwiesen, 18 14 
bei der Besitznahme Wesels zu Magazinen eingerichtet und 1820, 1822 und 1829 im 
Inneren zu diesem Zwecke ausgebaut. 

Die alte einschiffige Johanniskirche mit rechtwinkeligem Chorabschluss ist 
nur in den Aussenmauem erhalten, die alten Fenster sind vermauert imd neue ein- 



Johanniter- 
komthurei 



Geschichte 



Kirche 



i38 



WESEL l39 

gebrochen. Zweimal abgetreppte Streben, zum Teil ehemals nach innen gezogen. Johanniter- 
Nach Osten zu (nach der Mühlenstrasse) fünf schmale Blenden im Giebel. Die fünf 
grossen Kreuzgewölbe mit scharfprofilierten Rippen und skulptierten Schlufssteinen sind 
über dem Speicher noch erhalten. An die Kirche ist i4i8 nach dem Hofe zu eine hohe 
zweistöckige Sakristei angebaut worden, im Erdgeschoss mit zwei durch Gurten ge- 
trennten Gewölben, das südliche ein zierliches Stemgewölbe, dessen Rippen auf Kon- 
sölchen aufsetzen. Den Schlufsstein des nördlichen Joches bildet ein bärtiger Kopf. 
Nach Westen stossen noch zwei niedrige mit Kreuzjochen überspannte Räume an, 
nach Osten das Treppenhaus. 

Der der Kirche gegenüber auf der Nordseite des Hofes gelegene Ordens- Remter 
rem t er enthielt ehemals übereinander zwei grosse und geräumige Säle. Im oberen 
Räume an der West- und Ostseite je ein Kamin, der im Westen mit steinernem Aufsatz; 
die flache Balkendecke liegt auf Querbalken, die mit Wandbolen und Winkelbändem 
auf Kragsteinen ruhen. Sieben Fenster mit Steinkreuzen an den Aussenseiten, in den 
Fensterwandungen niedrige Sitze. An der Ostseite des grossen unteren Sitzungssaales 
das 2,60 m breite, fast verblichene Wandgemälde der Kreuzigung, von i5oo, in fast Wandgemälde 
lebensgrossen Figuren, gut in der Haltung, mit grossartigen Köpfen, die Nimben ur- 
sprünglich mit Gold und Inschriften, landschaftlicher Hintergrund. An den Wänden 
hatten die Komthure Franz von Sonnenburg und Johann Jakob von Pallandt i663 
die Namen und Wappen sämtlicher Ordensmeister anbringen lassen. An der Ostseite 
darunter die Inschrift: 

PRO CHRISTI PUGNARE FIDE HOC SUNT ORDINE SCRIPTI 
CONSUETI. VIVANT, TURCICA GENS PEREAT. 

An dem fünfseitigen Treppenturm nach dem Hof zu eine Inschrifttafel mit 
der Inschrift: anno domini mccccxviii fuit haec domus aedificata per fratrem 

JOHANNEM CRUZE BALIVUM WESTPHALIAE .... DIVA VIRGO MELITENSIUM ORDINIS 

commendator. Darüber ein von zwei Engeln gehaltenes Band und die Wappen des 
Johanniterordens und des Erbauers. 

Untergegangene Klosteranlagen: 

PRÄMONSTRATENSERKLOSTER AVERDORP, im J. 11 25 errichtet icio.ter 

Averdorp 

(vgl. oben S. 126), im J. iS87 von den Bürgern mit der Vorstadt gleichen Namens zer- 
stört (Bericht über die Niederreissung Wesels, Stadtarchiv, Ratsprotokoll vom 9. Juli 
i587. — Bericht Caps. i44, Nr. 7, 22). Vgl. ausführlich Ewichius p. 18. — Gantes- 
weiler S. 29. — Sacri et canonici ordinis Praemonstratensis annales, Nancy i734, II,. 
p. 1068. — J. D. V. Steinen, Kurze Beschreibung der hochadeligen Gotteshäuser 
Kappenberg und Scheda wie auch des hochadeligen Stifts Avemdorp, Dortmund i74i, 
S. 35. — J. Heidemann, Statut vom J. 1666: Berg. Zs. V, S. 201. — Binterim u. 
Mooren, E. K. I, S. i25. 

AUGUSTINERKLOSTER. Ewichius p. 22. — Gantesweiler S. 74. — Augustiner. 

^ kloster 

Nrh. i879, S. 44. In der Ritterstrasse dem Fraterhause gegenüber gelegen, i325 als 
Tochterstiftung des Klosters Marienthal angelegt, die Kirche i334 erbaut (Xanten, 
Stiftsarchiv, Pels, Sammelbd. I, Bl. 353), i553 von Marienthal getrennt, 1628 die Kon- 
gregation durch die holländische Besatzung vertrieben (Ann. d. Dominikanerklosters p. 5). 

KARTHÄUSERKLOSTER AUF DER GRAFENINSEL. Teschen- K.rthäu^s^er. 
MACHER p. 296. — Gantesweiler S.36. — Nrh.G. 1882 S.49. — Ausfuhrlich R. Schöl- 
ten, Das Karthäuserkloster Insula Reginae Coeli auf der Grave bei Wesel : Ann. h. 
V. N LH, S. 61. 

i39 



l4o 



KREIS REES 



Karthauser- 
klotter 



Gründung 



Klotter 
M a r i c n g a r l e n 



Be. 

festigungen 

Quellen 



Älteste 
Befestigung 



Erweiterungs« 
bnuten bis 1614 



Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 247 Urk. von i4i9 
bis i793. — Kopiar B. i58, 292 Bl., geschrieben von Joannes Mauritius van deSandt 
im J. 1682, mit Urk. von i4i9 ab. — Über die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. i3o. 

Das Kloster ward von Herzog Adolph I. sofort nach seiner Standeserhöhung 
im J. i4i7 begonnen und i4i9 am 2. Febr. dotiert. Der KJosterbau wurde i426 voll- 
endet (Gert van der Schuren ed. Schölten p. io4), die einschiffige Kirche i428 
eingeweiht. In den J. i583, i584 und i586 wurde das Kloster zerstört und verwüstet, 
zuerst durch die Geusen, dann durch die Kölner, endlich durch die Moersischen; 
i59o wurde die Kirche, nachdem die Gebeine der fürstlichen Persönlichkeiten in die 
Dominikanerkirche überführt worden waren (s. o. S. 11 9), von den Weseler Bürgern 
demoliert und abgetragen. 

KLOSTER MARIEN GARTEN. (Ganteswfiler S. 9o. — Die Beguinen- 
häuser Wesels: Berg. Zs. IV, S. 85.) Im J. i43i vom Magistrat in der Matena gestiftet, 
1612 aufgehoben; die i462 erbaute Kirche 1612 den Wallonen überwiesen, 1629 von 
den Jesuiten eingenommen, i774 auf Abbruch verkauft; die Klostergebäude 161 2 dem 
Gymnasium überwiesen. Inschriften daselbst in der v. Dorth sehen Inschriftensamm- 
lung BL i77. 

BEFESTIGUNGEN. Ewichius p. 24 ausführlich. 

Handschriftl. Qu. In der Kgl. Fortifikation zu Wesel: R. Pagenstecher, 
Fortifikatorische Geschichte der Festung Wesel (i833 — 1835), Hs. weitergeführt von 
Ingenieur-Hauptmann Schmidt. — Mappe mit 26 Plänen (vgl. oben S. 11 7). — Fran- 
zösische Memoires über die Festung (Fach 26): Rapport sur les travaux et dispositions 
ä faire pour mettre la place de Wesel en etat de siege, redige par l'ordre de S. E. 
M. le Duc de Valmy i8o9. — Memoire rais. sur la Situation actuelle des fortifications 
de Wesel i8i3. — Mem. sur les places de Wesel et d'Emmerich 1806. — Verzeichnis 
der Kommandanten und Gouverneure von i6i4 an. 

Die Geschichte der Festung Wesel giebt besser als die irgend einer anderen 
niederrheinischen Stadt zugleich eine Entwicklung des rheinischen Befestigungsbaues 
durch sechs Jahrhunderte. 

1. Älteste Befestigung von i385 — 1582. Mit dem J. i385 beginnt die Um- 
mauerung der Altstadt; in diesem Jahre Hess der Stadtrentmeister Rudgerus Spare- 
maker die alte Klosterpforte (Rheinthor) bauen, zugleich wurde die Mauer zwischen 
Steinthor (am Ende der Niederstrasse) und Vieh thor errichtet, i39i wurde das Stein- 
thor als Innenthor aufgeführt, das Fischerthor und die alte Mauer zwischen Stein- 
und Klosterthor angelegt, i392 ein viereckiger Turm auf dem Löwen thor errichtet 
Das Viehthor wurde erst i4o3, das Kreuzthor i5oo erbaut. 

Die Vorstadt Matena wurde im Anfang des 16. Jh. mit einem eigenen Mauer- 
ring umzogen. Das alte Brünner Thor wurde i525, das Damische Thor i527 erbaut 
Im J. 1 568 wurde das Rondel am Damischen Thore erbaut, 1 573 die alte Mauer zwischen 
Löwen- und Kreuzthor abgebrochen und neu errichtet, i578 der Wall am Kreuzthor 
angefangen, i58o fortgeführt und erweitert, i58i das Fundament zum Rondel am 
Löwenthor gelegt. Abbildung dieser Befestigungen auf dem Plan von Hermann Hammel- 
man (s. o. S. Ii5 Nr. 2. — Fig. 68). 

2. Erweiterungsbauten bis zum J. i6i4. Am 7. Mai i582 beschlossen die 
in der Willibrordikirche versammelten Bürger, auf mehrfaches Anraten des Landes- 
fürsten, die Stadt in eine Notfeste zu verwandeln. 

Das Fiesgensbollwerk wurde sofort begonnen und noch im selben Jahre voll- 
endet, die alten Türme repariert und die Gräben erweitert. Am i4. August i582 reichte 



i4o 



WESEL ] 4 1 

der Fortressmeister Johann Kompütt drei Pläne ein, doch beschloss man am ii. August 
nur, die zerfallene Festung zu reparieren. Den ,auf dem Steinwege' wohnenden Bürgern 
wurde erlaubt, diese Vorstadt zu befestigen. 

Das Kasemattenbollwerk wurde i583 erbaut (Kontrakt im Stadtarchiv). 
Meister Anil Bayerschen errichtete es für 4ooo Karolin. Gulden, jedoch ohne Mauer- 
arbeit; das Tausend Steine zu legen wurde für 48 Albus verdungen. Der Wall am 
Kreuzthor wurde i584 — 1585 erbaut, der Wall zwischen Kloster- und Steinthor i586, 
i587 der Stadtgraben vom Steinthor nach dem Fl esgensboll werke, iS9o das Bollwerk 
am Sleinthore vollendet, i595 das neue Steinlhor erbaut, i597 der Wall zwischen 
Löwen- und Klosterthor, lS98 der Graben von der Gurtspforte bis zur Stadimauer. 



Im J. 1601 ward ein äusseres Brüner Thor von Holz erbaut, i6o4 das Bollwerk, 160S 
das Rondel an der Klosterpforte. Schon am i5. Aug. iS9z reichte der herzogliche 
Baumeister Joh. voti Pasqualin drei neue Entwürfe ein: er verlangte geräumige Bastionen 
mit langen Flanken, breiten und tiefen Gräben, einen breiten und gut bestrichenen 
gedeckten Weg, hohe Kavaliere und breite Wallrücken — sie blieben unbeachtet wie 
die am 6. Aug. 1611 vom Ingen ieurkapitain Abraham van NUvelt eingereichten Pläne 
(erhalten im Archiv Nr. 4). 

3. Spanisch-Niederländische Befestigungen l6l4— 1680. Die SpanierSi 
l^en i6i4 eine neue Befestigung an. Vor den alten Werken errichteten sie Aussen- 
werke, am rechten Rheinufer eine grosse Schanze und gegenüber eine Redoute, die sie 
durch eine Schiffsbrücke verbanden. Auch an der Lippe wurde eine grosse Schanze 
errichtet. Zur Bewässerung der Festungsgraben gruben sie den Isselkanal. Die Nieder- 

I4[ 



l42 



KREIS REES 



Be- 
festigungen 



Umgettaltung 
der Festung 



länder, die 1629 Wesel eingenommen, vollendeten die Entwürfe der Spanier: i634 
wurde das alte Brüner Thor geschlossen, und ein neues nicht weit davon mit Durch- 
brechung des Walles erbaut, 1 64o wurde mit Meister Bemdt von Jülich ein Kontrakt 
über die eingestürzte Kurtinenmauer zwischen den Bollwerken am Stein- und Fischer- 
thor abgeschlossen. 

4. Gänzliche Umgestaltung der Festung nach dem Systeme Vaubans 
und Coehoms 1680 — 1763. Der grosse Kurfürst beabsichtigte, die Stadt auf das stärkste 
zu befestigen nach den Grundsätzen Vaubans. Den Plan machte 1680 der Haupt- 
mann Dupuy (Fig. 69). Im J. i687 wurde mit dem Bau der Citadelle begonnen, i696 




Fig. 69. Wesel. 
Grundriss der spanischen Befestigungen v. J. 1614 (punktiert eingezeichnet die Erweiterungsplaae Dupuys t. J.1680)« 



Verminderung 
der Werke 



das Löwen thor demoliert, i728 das Mehlmagazin am Berliner Thor errichtet Im 
J. i737 wurden verbraucht (Baumaterialienrechnung im Stadtarchiv): i85 Latten für 
die Bedeckung der Pallisaden, 38o Stück Bord zur Ziegelei und zur Bedachung des 
Klever Thores, 2125 Eichenbretter zu Brücken- und Laufdielen, io54zweizöllige eichene 
Planken zur Reparatur der Citadellenbrücke, 4572 Malter Kalk, 680 Tonnen Cement, 
55o Kubik Fuss Hartstein, i 25oooo Stück Ziegel, 100 000 Pallissaden, 7754 Pallissaden- 
leisten. Von i689 — 1 72 1 war der Hauptmann von Corbin der Leiter der Festungsarbeiten, 
seit 1 7 20 der berühmte de Bodt, der Erbauer des Berliner Thores (s. u.). 

5. Verminderung der Werke nach dem siebenjährigen Kriege i763 — 1788. 
Am 6. Juni i763 kam Friedrich IL nach Wesel und befahl Schleifung mehrerer Werke. 
Die Contregarden vor den Bastionen 3, S, 6, 7, 8, das Ravelin vor dem Berliner 



l42 



Thor und samtliche Lünetten, Enveloppen und der gedeckte Weg der Stadtbefestigung, 
die ausserste Enceinte der Citadelle vom Berliner Thor bis zur Lippemündung wurden 
eingeebnet. 

6. Wiederherstellung der Werke i788 — 1806. König Friedrich Wilhelm II. 
befahl am i3. Nov. i787 die Wiederherstellung. Der Major von Sc/iö/er arbeitete die 
Plane aus zur Anlage eines Raveiins vor dem Berliner Thor, des Glacis und des ge- 
deckten Weges um die Stadtbefestigung, der Pallissadierung des gedeckten Weges, 
zur Heistellung der Raveiins, Contregarden, Escarpen und Contrescarpen. Die Ar- 
beiten wurden von i788 — 1806 vollendet. 

7. Französische Anlagen 1806 — i8i4. Auf der Rheininsel wurde die Cita- 
delle Bonaparte errichtet, auf dem linken Rheinufer die Citadelle Napoleon, spater 
Fort Blücher, deren Kosten allein 2 9o9l20 Pres, betrugen. Wesel sollte nach Napo- 
leons Planen die nördliche Grenze des Reiches decken, Belgien und die linke Seite 
der Rheinbund! ander flankieren. Die Befestigung des rechten Rheinufers sollte als 
Brückenkopf angesehen, in dieser Bestimmung erhalten und möglichst verbessert werden. 



auf dem linken Ufer sollte eine neue Festung nebst Citadelle angelegt und die Büde- 
richer Insel als der Kern des Ganzen betrachtet werden. Napoleon schreibt am 
i7. März i8o9: La citadelle Bonaparte sembte la partie la plus forte de la place de 
Wesel et les choses ont ete arrangees pour que la citadelle de Wesel, la citadelle Bona- 
parte et la citadelle Napoleon forment une place tres-forte. Ainsi l'ennemi ne s'arnu- 
sera pas ä prendre la ville, puisqu' apres l'avoir prise il n'aura rien du tout. 

8. Erneuerungsbauten i8i4— 1834. 

An der i687 begonnenen Citadelle ist der i7i8 erbaute, i8i3 erneute Thor- Cit. 
bau von architektonischem Interesse. Der der Stadt zugekehrte sehr wirkungsvolle 
mit bossenartigen Querbändem versehene, ganz aus rotem Sandstein errichtete Mittel- 
teil zeigt ein machtiges Portal in einem Mittelrisalit zwischen zwei Halbsaulen, seitlich 
an der Faijade je einen Pilaster, dazwischen grosse Nischen. Der stark betonte Ar- 
chitrav mit der Attika, das hervortretende Sockelgesims heben die Umrisse nur noch 
mehr hervor. Die Durchfahrt ist mit 3'/^ Kreuzjochen überwölbt. Im Inneren treten 
dem Mittelbau zwei Flügel zur Seite, die ähnlich wie das Berliner Thor im unteren 
Stockwerk Arkaden enthalten. 

An Stelle der iSsl vollendeten Damischen Pforte ward l7i8 die grösste und »"«■" 
künstlerisch bedeutendste der Weseler Thoranlagen begonnen, das Berliner Thor 

143 



I44 KREIS REEB 

(Gahtesweiler S. 47. — Westphal. Magazin II, i786, 7, S. 277. — Antiquarius des 
Rheinstroms II, S. 845. — Kleefsche Waterlust, Amsterdam i7S2, p, a38. — Fiedler, 
Inschriften S. 24. — Corn. Gurlitt, Geschichte des Barockstiles und des Rococo in 
Deutschland II, II, S. 4i4). Es wurde nach den Planen von Jean de Bodt errichtet und 
nach vierjähriger Arbeil i722 vollendet Nach einem Bericht des Majore von Schöler 
an K5nig Friedrich Wilhelm II. vom 22. Dec. i787 betrugen die Kosten 7ooooThalcr. 
Im J. [79i ward das Aussenthor seiner Attika mit der Inschrift und der krönenden 
Skulpturen beraubt. Das Thor, mit einem für die damalige Zeit ausserordentlichen 
Kostenaufwand hergestellt, galt im ganzen 18. jh. und mit Recht als ein Meister- 
werk der Ingenieurkunst. Der Baron Pöllnitz sagt in seinen Memoiren in einem am 
i. Sept. i732 zu Kleve geschriebenen Briefe: Ce qui merite dans cette ville l'attention 



d'un voyageur, c'est la porte de Beriin, dont Mr. Bodt a donnc les dessins. Je n'ai 
rien vu aüleurs de plus beau et de plus parfait en ce genre, und der Chronist Wesels 
nennt es ein Meisterstück in der Baukunst, das von Kennern mit Recht bewundert wird. 
Der künstlerische Wert des Bauwerkes liegt nicht so sehr in dem plastischen 
Schmuck, der an der Aussenseite etwas akademisch gehalten ist, als in der vollendeten 
Linienführung und den äusserst harmonischen wirkungsvollen Verhältnissen. Die beiden 
geschweiften Flügel leiten das Auge von selbst zu dem mächtigen Mittelbau über, der 
stammige Aussenbau, abweisend und einladend zugleich in seinem pathetischen Skulp- 
turenschmuck und seiner toskanischen Ordnung, erhält wiederum von den kahlen 
Rückseiten der Flügel den passenden Hintergrund. Der interessante Bau, mit dem 
die Namen dreier preussisdier Herrscher verknüpft sind, konnte als ein geschicht- 
liches Monument den künftigen Geschlechtern leider nicht intakt erbalten bleiben als 
letzte glanzende Erinnerung an das eingeschlossene Wesel : die beiden Flügel mussten 
l89« den Arbeiten der Stadterweiterung weichen. Er ist das letzte Werk aus der 



WESEL 1 45 

preussischen Periode Jean dt Bodl's (i67o — l74S), der hier an den Hulbkreisarkaden 
einem seiner früheren Werke, dem Hofabschluss des Stadtschlosses zu Potsdam, folgte, 
einem Motiv, das er selbst als Neuerung aus England, wahrscheinlich von der Gateway 
am Queenscollege zu Oxford, eingeführt hatte (Corn. Gurlitt II, II, S. 378, 397, 4io. 
— L. DussiEüx, Les artistes fran^ais ä I'etranger, Paris i856, p. 56). 

Der Thtjrbau ist aus Backsteinen und Bentheimer Bruchstein errichtet. Der 
der Stadt zugewendete nischenförmig ausgerundete Mittelbau (Fig. 7i) wird von 
zwei i,5o m breiten Risaliten 
llankiert, von denen eine Platte 
mit einer Trophäe im Flach- 
relief sich abhebt, darüber Tro- 
phäen mit aufgepflanzten Har- 
nischen. Über dem um den 
ganzen Bau herumgeführten 
stark votgekragten Archilrav 
erhebt sich der reiche Skulp- 
turenschmuck, zunächst eine 
Trophäe, in der Mitte ein 
Amazonenschild mit Medusen- 
liaupt und ein rfimbcher Helm, 
darüber zwei auf die Brüstung 
gelehnte sich reckende stark 
liewegte Gefangene, nur mit 
einem Manteltuch, das lose um 
ihre Glieder geschwungen ist, 
bekleidet, zwischen ihnen in 
einer Kartouche ein Schild mit 
dem gekrönten Nanieiiszug f. r. 
und der Kette des Schwarzen 
Adlerordens, darüber zwei Act- 
lerfJlnge und ein Busch von Pal- 
menwedeln. Die ganze Gruppe 
überaus wirkungsvoll, in der 
Bewegung wie den Umrissen 
gleich gelungen, unter Sc/iliiler- 
schem Einflüsse koncipiert, der 

eine Gefangene direkt an die ^- jj wt«i AuiKumiiicht dei Berliner i'hore» 

Figur vom Denkmal des Grossen 
Kurfürsten in Berlin erinnernd. 

Die geschweiften Flügel mit je siebeii z,So m breiten Bogen. Während die 
grossen viereckigen Pfeiler selbst keine Kanten Verblendung zeigen, ist der B<.>gcn von 
einem Hausteinrahmen eingefasst, eben.so zieht sicli um die Höhe der Pfeiler ein 
Band herum. Als Schlufsstein eine Trophäe. In dem Umgang flache Gratgewiilbe, 
in den Seitenflügeln vom je drei gedrückte Kreuzgewölbe mit Gurten dazwischen. 

Die Durchfahrt besitzt eine Breite von 4,5o m, die mittlere Kuppel eine solche 
von 8,io m. Die erslere ist mit flachen Timnen überspannt, in den seitlichen Wan- 
dungen Halbrund nischen, mit einem Helm als Schlufsstein gekrönt. Die grosse flache 
Mittelkuppel ist sehr sorgfUltig aus im Kreise gelegten Ziegeln aufgemauert, durrh 

145 



■ 46 KREIS REES 

den ganzen Innenbau ist eine Horizontalliscne geiegt. Die ganze Knnstrukliun der 
Kuppel und der Durchfahrt Ut äusserst beachtenswert durch die geneigte Richtung 
des Ganzen, der alle horizontalen Profile folgen mussten: die Schwierigkeit der Kuppel- 
bildung ist mit Virtuosität Überwunden. 

Der Aussenbau {Fig. Ts), dessen Wirkung durch den halb zugeschütteten Sorkel 
und die mangelnde Attika etwas beeinträchtigt ist, wird von einem Architrav gekrönt 
mit Metopen und Triglyphen, in den ersteren Trophäen. Über dem mittleren Risalit 
ist der Architrav weit vorgekragt, an den Seiten nur bandartig an den Mauern hin- 
gezogen, wahrend die kassetierte. an der Unterseite mit Tropfen versehene Deck- 
platte weit vorsteht. Das Portal wird flankiert von zwei Paaren von dorischen Sauten 



mit flacher Basis aul hohem Sockel. Zwischen ihnen stehen zwei überlebensgrosse 
Sandsteinfiguren, links die Minerva, auf den Schild gestützt, in der Rechten einen 
Speer, das helmbekrflnte Haupt nach innen gewandt, rechts Herkules, die Keule ge- 
schultert, das Lftwenfell, das ihm von der Schulter herabsinkt, über einen Eichenklotz 
geworfen, mächtiges lockiges Haupt auf muskulösem Körper. Über ihnen zwei Flach- 
reliefs. Links ein Adler der über einer bergigen Landschaft der durch die Wolken 
brechenden strahlenden Sonne entgegen fliegt, mit der Inschrift: sük soli cedit; rechts 
ein ruhender Löwe, den machtigen Kopf nach vom gekehrt, zwischen Lorbeer und 
Eiche, mit der Inschrift: in ipsa QUiete timendus. Im Tympanon des Portalesein 
Relief, den Rhein und die Lippe darstellend, auf durch wehende Schilfwedel gebildetem 
unruhigen Hintergrunde (nicht Neptun und Ceres). Das Relief ist flach und schwäch- 
lich, die übrigen Skulpturen kraftig und tüchtig, wenngleich akademisch ausgearbeitet 
Bis i79z ward der Aussenbau gekrönt von einer grossen Trophäe mit dem preiLS.sischen 

146 



Wappen, flankiert von zwei Gestalten der posaunenblasenden Fama, darunter auf der .Be- 

Attika die Inschrift: urbis et arcis munimenta a friderico wilhelmo electore Ehim.uge 

BRANDENBURGICO SUSCEPTA, A FRIDERICO I. REGE BORUSSIAE AMPLIATA, FRIDERICUS 
WILHELMUS BORUSSIAE REX, FRIDERICI I. FILIUS FRIDERICI WILHELMI NEPOS DIGN^ 

REGIO NOMINE MUNiFiCENTiA ABSOLviT MDCcxxii (die Platte jetzt in em/elnen Stöcken 
auf dem allen Judenkirrhhofe erhalten). Der ganze phstische Schmuck ist eme Ver 
herrlichung des brandenburgisch-preussischen Geistes 

Das KleverThor (Fig, 73) lag am Ende der Niederstrasse und stand an der Kiev« i 
Stelle des Steinthnres, das i39o als Innenthor im J i39S als Aussenthor erbaut 



Fif. 74. WchL Kamundanliu. 

worden war (GantesWeii.er S. 4o). Es ward im J. 1 7oo errichtet Die krönenden 
Skulpturen wurden nie aufgesetzt, l757 und i763 von den Franzosen verstümmelt 
und spater verkauft. 

Massiger gedrungener Barockbau auf schweren breiten Pfeilern, mit drei Durch- 
gängen, mit flachen Gurten und gedrückten Gratenge wölben, an den Aussenseiten sechs 
Pilasler mit starken Bossagen, als Krönung der preussische Adler, an der Innenseite 
ein flaches Giebelfeld mit einem i8S7 restaurierten Relief unter reichen profilierten 
Gesimsen. Die Skulptur ist nach Erfindung wie Ausführung durchaus mittelmassig 
und stellt eine Apotheose des prachtliebenden Kurfürsten Friedrich III. dar. Dieser 
thront in der Mitte unter einem Baldachin auf einem Thron, über dem der Kurhut 
angebracht, ab römischer Imperator, den Kranz einem von links sich nahenden Krieger 

10« 
I47 



i48 



KREIS REES 



Beschreibung 



Ruthau« 
Geschichte 



^ .Be. reichend. Rechts neben ihm ein Putto mit Füllhorn, Minerva auf den Schild gestützt 

festigungen ^^ , o » 

Herkules auf dem Löwenfell, auf die Keule gelehnt, ein jugendlicher Mars, endlich 
der ruhende Rhenus. In den Ecken römische Kriegergestalten und Trophäen (die 
Deutung von Fiedler verkehrt). 
Kommandantur KOMMANDANTUR, ehemals HERZOGLICHES SCHLOSS. 

Geschichte Im J, i4i7 von Herzog Adolph errichtet gleich den Schlössern zu Dinslaken, 

Kaikar, Isselburg, Schermbeck u. s. w. (Gert van der Schuren, ed. Schölten p. i37. 
— Chronicon de genealogia: Seibertz, Quellen III, S. 36 1). Die Burg blieb die zweite 
Klevischc Residenz; im J. i649 ward sie von dem Statthalter Fürsten Johann Moritz 
von Nassau-Siegen ausgebaut und restauriert (L. Driesen, Leben des Fürsten Johann 
Moritz von Nassau, Berlin i849, S. 295. — Georg Galland, Der Grosse Kurfürst 
und Moritz von Na.ssau, Frankfurt i892, S. 43). 

Von dem alten Bau (Fig. 74) ist noch der Haupttrakt erhalten, ein zweistöckiger 
mächtiger Backsteinbau mit fünfmal abgetrepptem Giebel und sechs Fenstern Front, 
mit originellem Zinnenkranze, aufsitzend auf einem gestelzten, vorgekragten Rund- 
bogenfries. — Der Dachrand befindet, sich direkt über den Kragsteinen. Das dem 
Hofe zugekehrte stattliche Portal, von Pilastern eingerahmt, gekrönt von einem Architrav 
mit Triglyphen und Giebel, stammt aus dem J. i649. Im unteren Stockwerk schlichte 
Stuckdecken aus der Zeit des Fürsten Johann Moritz, in der Mitte mit dem Branden- 
burgischen Adler. 

RATHAUS (Fig. 75. — Ewichius p. 25. — Gantesweiler S. 8i. — Fiedler, 
Inschriften S. 6. — Illustrierte Zeitung XXVIII, S. 4oi mit Abb.), an Stelle des alten 
i354 abgebrannten Baues in den J. i39o — 1396 erbaut, die vordere und hintere Fa^ade 
errichtet von Meister Gr/iss (Ewichius p. 2 5). ,Meyster der stat en der kerken* war 
damals Meister Conraet (Wesef, Stadtarchiv caps. 38,5 Bl. i5i". — Düsseldorf, Staats- 
archiv Hs. A. 79 BI. 3oo^). Im J. l683 restauriert, die Freitreppe i698 hinzugefügt, das 
Bc$chreibung Portal i74o cmeut, i783 — 1784 die Fac^aden restauriert Die dem Markt zugekehrte 
dreigeschossige Hauptfac^ade zeigt eine Sandsteinverkleidung. Im Untergeschoss links 
das Portal, zu dem die barocke Freitreppe hinaufführt, mit Eisengeländer und zwei 
freistehenden als Leuchterträger dienenden Pfeilern mit den Wappen Wesels und 
Preussens. Über den ziemlich tief herabgeführten Fenstern je eine oder zwei mit fein- 
profiliertem Stabwerk eingefasste Blenden mit fächerblattförmigem, nasenbesetztem Ab- 
schluss. Im zweiten Stockwerk über dem Portal ein grosses rundbogiges dreiteiliges 
Fenster, darüber drei kleine Bogenfenster, zwischen ihnen zw-eimal, von Löwen ge- 
halten, das Weseler Wappen. In den übrigen grossen Fenstern, die verschiedene Breite 
besitzen, steinerne Pfosten. Den oberen Abschluss bilden Kielbögen, zwischen den 
Fenstern je eine Konsole mit (erneuten) Steinfiguren deutscher Kaiser (ehemals 
S. Maria, S. Anton, S. Christophorus. S. Willibrord, die h. drei Krmige). Die unregel- 
mässige Gliederung der Fenster findet im oberen dritten Geschoss und in der dariiber 
sich erhebenden Attika ihre Fortsetzung, dort durch kleine Pilaster, die mit übereck - 
gestellten Pfeilerchen und Fialen abschliessen. Die Attika selbst ist durch schmale 
Blenden belebt und durch einen Kleeblattbogen fri es auf Kielbogen abgeschlossen. 
Über dem Portal ein kleines achtseitiges Türmchen mit acht Rundfensterchen mit 
Nasen, die Seitenfelder durch einen Rundbogenfries abgeschlossen, gekrönt durch eine 
achtseitige geschweifte barocke Haube. 

Die dem Fischmarkte zugekehrte Rückseite des Rathauses wiederholt diese 
Fenstergliederung in einfacheren Formen, nur entbehren die oberen Stockwerke der 
Steinkreuze. Zwischen der ersten und zweiten Fensterreihe vier skulptierte Steine, 



Rückseite 



i48 



Fig. TB. Wclsl. MurVlbgidi del Rnlhi 



i5o 



KREIS REBS 



Sani 



Gerichubild 



Rathaus das Wcsclcr Wappen zweimal mit Adlern und je einmal mit Löwen und einem wilden 

Mann als Schildhaltem. 
Inschriften An den Bogen des inneren Hofes die Inschriften: aedific. a. i39o. curia, 

SI CURAE EST, PARIET TIBI CURIA CURAS, VIVIT SECURE, CUI NUN EST CURIA CURAE. 

RENOV. A. i683. Auf der anderen Seite: Votum et valedictio per xi. annos in 

HAC URBE RECEPTORUM EXULUM 24. FEBRUARII l578. CONSERVA, DOMINE, VESALIAM 
INCLYTAM HOSPITIUM ECCLESIAE TÜAE. 

Im zweiten Stockwerk ein grosser Saal mit alten querliegenden Tragbalken und 
Stuckornamenten von i74o, im oberen Stock der Sitzungssaal, von Architekt Otter in 
Wesel i883 mit erlesenem Geschmack neu hergestellt. 

Gerichtsbild (Taf. VI. — Phot Wilh. Meyer, Wesel), Holz, i,43 m breit, 
1,21 m hoch. Eines der Hauptwerke des Meisters Heinrich Dünwegge aus Dortmund, 
um i52o, auf Bestellung des Rates von Wesel gemalt ( Woltm ann -Woermann, Ge- 
schichte der Malerei S. 5oi mit Abb. — Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei 
S. 528. — Scheibler i. d. Zs. f. bildende Kunst XVIII, S. 60. — Kunstdenkmäler d. 
Kr. Moers S. iii. — Fiedler, Inschriften S. 10), am nächsten verwandt dem gleich- 
zeitigen, aus Kaikar stammenden Bild der h. Sippe im Museum zu Antwerpen (Nr. 1 23, 
Photographie Nr. 94), auf dem einige Typen genau wiederkehren. Auf der oberen 
Bank sitzen sechs Schöffen, alle bartlos, in der Mitte der Richter, in pelzverbrämtem 
Goldbrokatgewand, die Kappe schief aufs Ohr gesetzt, sich lebhaft gestikulierend 
zu dem Angeklagten wendend und auf das links oben sichtbare jüngste Gericht weisend. 
Der Angeklagte steht zwischen dem Teufel und einem Dominikanermönch. Der Richter 
redet den Angeklagten folgendermassen an: 

siet hier beschüt wael, wat gy duit, 

SWERT NIET VALSELICK UM TYTLICK GUET, 
WANT GOT DE HEER, DIE WEIT DAT WAEL, 
INT LESTE GERICHT HE U ORDELLEN SAEL. 

Der Mönch spricht: 

SWAER NIET VALSELICK, WAT GHI DUET, 
GY VERLIEST GOT, DAT EWIGHE GUET. 

Der Teufel spricht: 

HALD UP DIE HANT, WILT Ü NIET SCAMEN, 
SWERT IN ALRE DÜEVEL NAMEN. 

Das Kolorit ist warm und leuchtend. Die Köpfe, in deren Charakteristik das 
Hauptverdienst des Meisters liegt, sind durchweg mit der grössten Sorgfalt modelliert 
und zum Teil prächtige Porträts ersten Ranges, alt, ernst, streng, mit finster zusammen- 
gekniffenem Munde, unrasiertem Kinn. 
Inschrift Ein Pergamentstreifen mit Goldinschrift in Holzrahmen, Ende des iS.Jh., 

enthält die Mahnung an die Richter: respicite causas hominum et non personas, 

VOS lUSTE lUDICANTES, UT lUSTICIA VESTRA STET IN STATERA, JUDICIUM [reCtjE IM- 
PONITE. 

Gemälde Gemälde, Holz, 1,52 x62 cm, mit den Brustbildern der sechs Herzöge von 

Kleve, im Hintergrund Stadt und Schloss Kleve, Wiederholung des in Kleve, Rees, 
Emmerich (s. o. S. 55, Taf. H) befindlichen Stückes. 

Porträt des Kurfürsten Johann Sigismund, 2,ioxi,3om, ganz gerüstet, mit 
Scepter und Schwert, mit Perücke, Schnurrbart und Knebelbart, Geschenk des Kur- 
fürsten vom J. i6i4 (F. H. W., Rückblick auf die Geschichte des Herzogtums Kleve 
S. 128), i892 restauriert. 



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WESEL I 5 I 

Porträt des Kurfürsten Georg Wilhelm, 2,i7xi,37, in jugendlichem Alter, Rathaus 
ganz gerüstet, in der Rechten den Marschallstab, Kurhut mit dem Scepter links auf 
dem Tisch. 

Porträt des Grossen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, 2,18 x i,35 m, in Rüstung 
und Hermelinmantel, die rechte Hand auf das Scepter gestützt, die Linke in die 
Seite gestemmt. 

Porträt des Königs Friedrich L, 2,i6xi,36m, in Rüstung und Hermelin- 
mantel, in der Rechten das Scepter, auf dem Tisch die Königskrone. 

Porträt des Königs Friedrich Wilhelm L, in Lebensgrösse, mit Rüstung 
und Hermelinmantel, in der rechten Hand das Scepter, daneben auf dem Tisch die 
Königskrone. 

Porträt des Königs Friedrich IL, i,37xi,o6 m, Kniestück, in blauem Waffen- 
rock, die linke Hand auf dem Degengriff, in der Rechten den Krückstock, der Drei- 
master links auf dem Tisch. 

Porträt des Königs Friedrich Wilhelm H., i,42 x i,iom, Kniestück, in blauem 
reichgestickten Waffenrock, die rechte Hand hält den Federhut, die Linke zeigt auf 
einen Monumentalbau im Hintergrunde. 

Porträt des Königs Friedrich Wilhelm HL, i,3oXo,95m, Kniestück, in 
blauem Waffenrock, in der rechten Hand Hut mit grossem Federbusch, die Linke 
auf dem Degengriff', bez.: j. j. Rousseau fec. Kopie von te Peerdt, 

Neuere Porträts von Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. 

Zwei Pokale von vergoldetem Silber, 36,5 cm hoch, mit i8,5 cm hohem Deckel, Pokale 
im J. i578 der Stadt Wesel von den deutschen und französischen Niederländern ver- 
ehrt, denen die Stadt während der religiösen Bedrückungen Schutz und Gastfreund- 
schaft gewährte (Gantesweiler S. 259 mit Tafel. — Fiedler, Inschriften S. 6). Es 
sind Meisterwerke der Kölner Goldschmiedekunst, von ausserordentlicher Schönheit 
in Komposition und Aufbau und einer wundervollen Weichheit der Formen und 
Schärfe der Umrisse in der Behandlung der getriebenen Arbeit. Auf hohem Fuss mit 
reichverziertem, mit drei freien Henkeln versehenem Knauf, erheben sich die Kelche, 
die mit Kartouchen, Festons und Masken verziert sind. Der Deckel mit drei Kar- 
touchen mit Köpfen und Festons. Als Krönung die Gestalten von stehenden lang- 
bärtigen Ratsherren mit Stab und Schild: hospes fui et collegistis me. mat. xxv. 

CONSERVA DOMINE WESALIAM INCLYTAM HOSPITIUM ECCLESIAE TUAE. Auf dem Rand 

des Deckels die Inschrift: amplissimo senatui populoque wesaliensi belgico- 
GERMANi (auf dem zweiten: galli) propter puram evangelii professionem patria 

PULSI OB ACCEPTUM IN PERSECUTIONE HOSPITAI.ITATIS BENEFICIUM HOC GRATI ANIMI 

TESTIMONIUM D. D. A. EXiLii XI. ET CHRISTO NATO i578. Auf dem Mantel drei Scenen 
in Basrelief, auf demeinen: I. Mose 18, I. Könige i7, Ev. Luc. i9, 2; auf dem anderen: 
I. Mose i9, 1, IL Könige 4, 8, Apostelgesch. 16, i4. Im Inneren der Deckel Relief: 
Kampf zweier Reiter. An einem der Deckel befestigt eine Denkmünze mit der In- 
schrift: REGIA RES IDEOQUE MEUM EST SUCCURRERE LAPSIS. ReverS: VESALIA AB 
HISPANO CONTRA lUS ET FIDEM OCCUPATA, DEI OPT. MAX. MANU, EXIGUIS QUIPPE 
COPIIS, IMPERIO FRED. HENR. PR. ARAUS., DUM IPSE SILVAM DUCIS OPPUGNAT, EO MISSIS, 
CAESO CAPTOQUE PRAESIDIO IN PRISTINAM LIBERTATEM RESTITUTA ET CUM ILLA SIMUL 
PATRIA AB HOSTE, VISCERA EIUS INSIDENTE, LIBERATA EST XIX. SEXTIL. MDCXXIX. 

Die beiden Becher tragen verschiedene Marken. Ihr Meister ist Gillis Sibrechi von 
Köln (J. B. Nordhoff i. d. B. J. LXXVII, S. i5i. — Marc Rosenberg, Der Gold- 
schmiede Merkzeichen, Frankfurt i89o, S. i38, Nr. 5o8). 

i5i 



!D2 KREIS REES 

Biankenburger B L A N K EN B U R G E R HOF, jetziges GARNISON-LAZARETH, im 

16. Jh. erbaut, ursprünglich im Besitz der FamiHe von J Ockern, zu Anfang des 18. Jh. im 
Besitz des Gouverneurs Generals von der Heiden, dann des Obersten von Blankenburg, 
daher Blankenburger Hof genannt. Nach seinem Tode ging der Bau an die Familie 
von Strünkede zu Krudenhurg über, von der es i776 die Kleve-Märkischen Landst'lnde 
kauften. Im J. i892 zum grössten Teile abgebrochen, 
ücschreibung Der ältere Bau des 16. Jh. zeigt nach dem alten Lazarethhof zu zwei geschweifte 

Giebel mit Ecktürmchen, über den rechtwinkeligen Fenstern sichtbare Entlastungs- 
bögen in Kielbogen form. An diesen Bau ist ein um i7oo errichteter Trakt angesetzt 
mit zweistöckigem Treppenhaus. Der dem Hofe zugekehrten Fa(;ade tritt ein inter- 
essanter durch zwei Pilaster gegliederter Risalit vor, unten in Haustein, oben in Back- 
steinbossagen. An der Fa(^:ade auf Konsolen sechs Büsten römischer Imperatoren, um 
i7oo, feiste Köpfe mit zusammengekniffenen Brauen, Theaterhelm und Schultermantel. 
An der Rückseite des Gebäudes vier Trophäen. 

Privaihäuscr Eine Reihe gothischer PRIVATHÄUSER des iS.Jh. sind noch in der Stadt 

erhalten, vor allem Nr. i4o am Markt, die Giebel meist verputzt, die sich aber durch 
nichts auszeichnen und weder die Originalität der Kalkarer und Gocher, noch der 
Emmericher Häuser erreichen. Einzelne derbe Stuckdecken des i7. u. 18. Jh. haben 
sich, nur stark überstrichen, erhalten, vor allem in dem Hause des Herrn Carl Zaudy, 
Breite Brückstrasse 260, eine Decke mit der Darstellung des Urteils Salomonis, ein 
Werk von Jan Hansche, dem Verfertiger der Decke im Hause ,Zum Grossen Kurfürsten' 
in Kleve (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 118 mit Abb.), weiterhin im Hause der 
Herren W. Westhofl' (Breite Brückstrasse 266), J. Tenhaeff (Hohe Strasse 448), A. 
Rigaud (Fischmarkt 1276), E. Boss (Grosser Markt i54), J. Ridder (Rheinstrasse 
1298), bei Frau Tenbrink (Hohe Strasse 477), Voss (Breite Brückstrasse 2 76), Welsch 
(Grosser Markt i54). 

Am Entenmarkt lag das Haus der Bärss gen. Olischläger (mit 3 goldenen 
Barschen in Blau), im i7.Jh. bekannt als das Haus des Gerhardt Sternenberg gen. 
Düsseldorf, später nur HAUS DÜSSELDORF genannt, um i653 mit Glasgemälden 
verziert, die römische Kaiser, Sibyllen und Inschriften enthielten (die Inschriften bei 
Fahne, Denkmale und Ahnentafeln I, S. 88 — 92, 96). 

Nicdcrrhein. N I E D E R R H EI N ISO H ES MUSEUM für Orts- und Heimatskunde, im 

W 

J. i889 gegründet durch die Bemühungen von Karl Mummenthey, nach dem Vorbilde 
der von ihm in Altena im Süderlande ins Leben gerufenen Stiftung. Die Samm- 
lungen zerfallen in eine vorgeschichtliche und eine geschichtliche Abteilung, die erste 
Süll in Fundstücken, Zeichnungen und Modellen die frühen Kulturperioden des Nieder- 
rheins illustrieren, die zweite soll neben Werken der bildenden Kunst auch Äusserungen 
des Gewerbefleisses, des niederrheinischen Lebens in Haus und Feld, Gemeinde und 
Staat enthalten. 
Sammlungen Das Museuin, dem bei der bedeutenden Zukunft Wesels auch eine über den 

Umfang der kleinen niederrheinischen Sammlungen hinausgehende Ausdehnung be- 
schieden ist, befindet sich erst in seinen Anfängen. Unter den im Gebäude der 
früheren französischen Kirche vereinigten Altertümern befindet sich eine Kollektion 
römischer Thongefässe aus Xanten (vgl. Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. 80), acht 
graublaue Grabumen von der verschiedensten Form und Grösse, dann eine Reihe 
von römischen Hcnkelkannen, weiterhin fünf bauchige graue Urnen, zum Teil geriefelt 
und neun römische T<")pfchen, Kännchen und Henkelkannen von gelblichem und grauem 
Thrm, ein germanisches Steinbeil von Diersfordt, römische Ziegelplatten etc. 

l52 



WESEL 



l53 



Sammlung 
Küchel 



Gemälde 



Von späteren Gegenständen eine Anzahl interessanter eiserner und hölzerner Niederrhein 

1 T- j j c Ti • 1 1 • Museum 

Laden und Truhen mit kompliziertem Schloss, vom Ende des i5. Jh., eme kleme 
Wafifensammlung, Glasgemälde aus dem Hohehause, Hoheitszeichen vom Brüner Thor 
mit dem preussischen Adler, allerlei schmiedeeiserne Arbeiten, eine 2 m hohe, 1,60 m 
breite schmiedeeiserne Platte mit den Wappen Wesels und Preussens und der Inschrift : 

VESALIA l69l. SUB AUSPICIIS V. CL. DD. COSS. PETRI BRAHM ET ANDEAE (so) KUHLEN 
J. U. DRUM NECNON DD. QUAESTORUM HENRICl ALENDT ET HENRICI BAUMELSTER HAEC 

LAMiNA POSITA. Endlich eine hübsche und geschmackvoll arrangierte Zusammen- 
stellung älterer häuslicher Geräte vom Niederrhein. Die Sammlung der Bücher und 
Karten enthält bereits wertvolles Studienmaterial für die Geschichte Wesels. 

Die Privatsammlung des Herrn B. Küchel im Hotel Dornbusch enthält 
eine Reihe bemerkenswerter Altertümer und Kunstwerke, die von dem Besitzer mit 
auserlesenem Geschmack aufgestellt sind. Unter den Altertumsfunden zu nennen eine 
i3 cm hohe Grabume mit merkwürdigen schraffierten Ornamenten. Weiterliin eine 
bedeutende Sammlung von chinesischem, japanesischem, Delfter Porzellan, eine Reihe 
von Schmucksachen, Medaillen, endlich eine Kollektion von Möbeln, Schränkchen 
und Schnitzereien des i7. und 18. Jh. 

Im Kasino des 8. westfäl. Infanterieregiments Nr. '5 7 befindet sich als Geschenk 
des Prinzen Albrecht von Preussen seit i889 das i,35>^o93 m grosse Porträt (Knie- 
stück) des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, i762 von / G. Ziesenis gemalt, in 
der Uniform des preussischen Infanterieregiments Nr. 5, das er von i755 — 1766 inne 
hatte. Der Herzog ist in Lebensgrösse dargestellt, er stützt die Rechte auf den 
Marschallstab und stemmt die Linke in die Seite, über der Uniform trägt er das 
Johanniterkreuz und den Stern des englischen Bathordens. Das Bild stammt aus der 
von den Franzosen geplünderten braunschweigischen Gemäldegallerie zu Salzdahlum. 

Vor den Thoren der Stadt ist den hier am 16. Sept. i8o9 erschossenen Schill- Schiiidenkmai 
sehen Offizieren ein Denkmal gesetzt. Es ist i833 nach Schinkels Zeichnung in Berlin 
gegossen, wiegt 95 Centner und zeigt eine trauernde Borussia, auf den Richtblock 
gestützt und den Schleier haltend, ihr gegenüber eine geflügelte Viktoria, mit der 
Rechten einen Lorbeerkranz über das Richtbeil haltend. Auf der Rückseite: sie 

STARBEN AI^ PREUSSEN UND HELDEN. 

Ein grosses und prächtiges plastisches Werk, eines der Hauptwerke der Kaikar- Kaivarieiiberg 
Xantener Schule, offenbar verwandt dem Berendonk sehen Stationsweg in Xanten (Kunst- 
denkmäler d. Kr. Moers S. i o i ), war der bei dem Kloster Averdorp vor den Thore 
der Stadt i5oi errichtete Kalvarienberg mit Stationen und Kapelle. Die Chronik 
Dusseldorffs (Xanten, Stiftsarchiv, Pels I, Bl. 454) berichtet: Pulcherrimae devotionis 
raonumentum fuit erectum et fundatum ad instar montis Calvariae ad formam, latitu- 
dinera, distantiam etc. Hierosilymitanam. Insigne erat sacellum et tria altaria, summum, 
quod referebat depositionem Christi de cruce et sepulturam, apud fratres sive im 
Fraterhause Kirch adservatur (der oben S. 1 2 1 beschriebene Hochaltar, vgl. Taf. V). 
Versus civitatem et portam crucis Septem erant devotionis aedicula historias crucifixi 
eiusque sanguineas geniculationes referentes. Ad portam Viesporte erat depicta sancta 
Veronica strophyolo excipiendo sanguineos [jro nobis effusos sudores et benedictam 
faciem. Der Kalvarienberg ward am 3. Jan. i5oi geweiht (Pels I, fol. 423. — EwiCHius» 
Vesalia p. 2?), er ist jetzt vor den Thoren von Dinslaken aufgestellt (Kunstdenkmäler 
d. Kr. Ruhrort). 



i53 



i54 



KREIS REES KARTE 




aaA/0 \> AA/i/O^^' 



i54 



I. Ortsregister. 



(Die Starkeren Ziffern bezeichnen die Seite, wo ttber den Ort im Zusammenhange gehandelt wird.) 



Seite 

Aaper Höfe 118 

Aldensulen 92 

Altschermbeck 107 

Anholt, Haus 13 

Aspel - Empeler Landwehr 61 

Aspel, Grafschaft 3 

Aspel, Kloster 11 

Aspel, Schloss 11, 12, 63 

Aspeler Meer 2, 12, 117 

Averdorp, Kloster 139 

Aversforth, Haus 62 

Baalsche Mühle 58 

Babberich 66 

Bartelsmeer 117 

Bellinghoven, Schloss 4, fS 

Bellingho vener Meer 66, 117 

Bergefordt 18 

Bergerschult, Hof 67 

Beylardt, der lüttike = Marienthal 87 

Beylere ^ Marienthal 86 

Bienen 13 

Bilandtwerd 2 

Bislich 3, 14, 17, 18 

Bocholt 11, 118 

Boi^hees vgl. Bruckhees. 

Bremerscher Weg 58 

Brienen 2 

Bruckhees, Haus 2, 16, 66 

Brüggemann, Haus 107 

Brünen 16, 118 

Brünenscher Bruch 85 

Buddendick 21 

Caßsischer Wald 117 

Diersfordt, Schloss 4, 17, 88 

Diersfordter Busch 17 

Dlngden 102 

Donsbrüggcn 89 



Seite 

Domick 2, 20, 93 

Drevenack 2, 21, 107 

Drevenack, Schloss 22 

Diyenkathe 18 

Düffelgau 2 

EUersche Halde 18 

Eisgraben 18 

Elten vgl. Hochelten und Niederelten. 

Eltenberg 4, 66, 67 

Eltensche Halde 66 

Emmerich 1, 2, 3, 22, 58, 66, 88 

Emmerich, Amtmannschaft 3 

Emmerich, Archldiakonat 2 

Empel, Schloss 4, 58, 88 

Empeler Meer 117 

Fluiren 17, 18, 66, 117 

Fluirener Haide 17, 66 

Fuhrmannshof 81 

Funder 85 

Gartrop 107 

s'Grävenward 2 

Grenzwehren 18, 21, 58, 61, 66, 81, 84, 85, 86, 

88, 102, 107, 118 

Groln, Haus 4, 61, 

Haffen 2, 61, 88 

Hagener Meer 117 

Hagenshof 89 

Haldem 2, 11, 63, 66, 81, 111, 118 

Haltern 105 

Hamaland, Gau 2 

Hamminkeln 2, 18, 63, 65, 85, 102 

Haubeiig 66, 88 

Heerenberg - Denkmal 18 

s'Hecrenberger Weg, alter 58 

Heerstrait, Römerstrasse 61 

Heidkamp, Haus 81 

Helderlo, Bauerschaft 65 



iSS 



i56 



KREIS REES 



Seite 

HcUwe^, Rönierstrasse 25 

des Herzog'S Schlag, Landwehr 58 

Hetter, Amtmannschaft 3 

Hetter, Landstrich 2, 58, 81 

Hocheltcn 25, 63, 66, 81, 88, 118 

Holtstecgc 58 

Hooge Weg, Römerstrasse 18 

Hueth, Schloss 4, 78 

Hüthum 80 

Hülshorst 81 

Huisberden 66. 88 

Huri, Gemeinde 61 

Huvermannshof 18, 21, 84, 85 

Isselburg 1, 3, 66, 67, 81, 84 

Isselburg, Schloss 82 

Isselburger Eisenhütte 82 

Isseler Bruch 18 

Isselgau 2 

Junkermannshof 91 

Kapellen 63, 81, 105, 118 

Kellen 2 

Klein -Netterden 1 

Kleinchen 107 

Kleve 3 

Kleverham 89 

Kloppeuberg 63 

Klosterberg 58 

Klotz, Haus 21 

Krähenberg 17 

Krudenburg, Schloss 83, 107 

Krusdik, Bauerngut 87 

Kuphaide 17 

Kj'sward 2 

Lackhausener Landwehr 85 

Laerward, Insel 89 

Spaldorf, Haus 17 

Lander = grosse Landwehr 58 

Landwehren s. CJrenzwehren. 

Landwehr, grosse 58 

Legmeer 2 

Leomerike, Gau 2 

Limmers, Amtmannschaft 3 

Lippermünd, Burg 17, 117 

Lippmannshof 18, 105, 118 

Lobith 2 

Löwenmühle hei Emmerich 58 

Loikum 21, 84 



Seite 

Lupia = Wesel 117 

Mariengarten, Kloster 140 

Marienkamp, Kloster 52 

Marienthal, Kloster 4, 86 

Meckenhof 61 

Meghelen 66, 81, 88 

Mehr 2, 18, 87, 88, 89 

Mehrhoog 66, 87 

Millingen 2, 88, 89 

Millinger Bruch 25 

Millinger Meer 2, 117 

Müsenberg bei Wesel 117 

Netterden 58, 66, 81, 88 

Niederelten 91 

Nierenberg 25 

Neuschermbeck 21, 107 

Nollenburg 58 

von Nassumsches Haus 58 

Nütterden 89 

Obrighoven 21, 118 

Obrighovener Landwehren 21 

Offenberg, Haus 93 

OflFenberger Mühle 117 

Ostrhein, ehemaliger ' . 91, 102 

Peddenberg 17, 21, 84, 107 

Praest 2, 92» 93 

Prinzenbrücke 25 

Quappenburg 81 

Quappenburger Landw^ehr 67, 81 

Reene-Reinen = Reenen 61, 88 

Recs 1, 2, 11, 12. 63, 93, 111 

Rees, Amtmannschaft 3 

Reeser Bruch 102 

Rhein, alter 19, 81, 117 

Riet, Landwehr 58 

Ringenberg 102 

Ringenberg, Herrschaft 3 

Ringenberg, Schloss 103 

Ripuarien, Herzogtum 2 

Römerstrassen 11, 17, 18, 25, 58, 61, 63, 66, 

81, 84, 105, 117, 118 

Ryswickshof 89 

Sassenryk , 66 

Schermbeck 2, 3, 17, 84, 105 

Schermbeck, Schloss 110 

Schiedenhorst, Kloster 4. 81, 110 

Schmales Meer 12 



i56 



VERZEICHNISSE 



i57 



Seite 

Schmitthausener Baum 85 

Schoikamp, Hof 17, 18, 118 

Schwan 118 

Schwarze Haide 21 

Schwarzenstein, Haus 83 

Schwieningshof = Schwienumshof 86 

Schwienumshöfe 67, 84, 85, 86 

Seewall, I^andwehr 85 

Sonsfeld, SchJoss 65 

Sonsfelder Meer 2, 65, 117 

Speiberg: 2 

Spellen 21 

Spyck 2 

Steegcr Bui^wart 105, 118 

Sulen 92 



Seite 

Till 66, 88 

Tövener Feld 12 

Uhlengatt 85 

Vallog'schc Sümpfe 58 

Veen 18 

Veluwegau 2 

Vonschenhof 18 

Voorthuysen 88 

Vrasselt 2, 25, 66, 110 

Wenge, Haus 21 

Werth 11, 84 

Werther Bruch 85, 111 

Wesel 1, 2, 3, 4, 61, 63, 111 

Xanten, Dekanat 2 



IL Sammlungen. 



Küchel in WVael 

Niederrhein. Museum in Wesel 



Seite 
. . 153 Sluyter, Kaplan in Rees 
. . 152 



Seite 
99 



III. Abbildungen im Text. 



Fij^. 1. Bellinjjhoven, Schloss 

Fiff. 2. Brünen, Portal der Pfarrkirche . 

Fi^. 3. Brünen, Kapitale a. d. Pfarrkirche 

Fifj. 4. Diersfordt, Schloss 

Fijf. 5. Emmerich, Grundriss der Alde- 
^undiskirche 

Fij2^. 6. Emmerich, Turm der Aldegundis- 
kirche 

Fig-. 7 u. 8. Emmerich, Aldeitjundiskirche, 
S. Apnes und S. Katharina vom 

Meister von Emmerich 

9. Emmerich, Ansicht der Münster- 
kirche 

10. Emmerich, Grundriss der Münster- 
kirche 

11. Emmerich, Grundri.ss der Krypta 
der Münsterkirche 

L2. Emmerich, Läng^sschnitt d. Münster- 
kirche 

13. Emmerich, Querschnitt des Ostteils 
der Mtinsterkirche 

14. Emmerich, Säulen der Krypta . . 



Fi^. 

F'lfT. 

Fipr. 
Fip. 

F'\<r. 

Fig. 



Seite 




13 


Fiff. 15. 


16 




16 


Fij^. 16. 


18 






FiR. 17. 


25 






Fifr. 18. 


27 






Fiff. 19. 


29 


Fig. 20. 


33 


Fig. 21. 


34 


Fig. 22. 


35 


Fig. 23. 


37 


Fig. 24. 




Fig. 25. 


38 


Fig. 26. 


39 





Seite 



Emmerich, Romanischer Flurhelag 

im Chor der Münster kirche .... 40 

Emmerich, Chorgestühl vom J. 1486 

in der Münsterkirche 42 

Emmerich, Romanischer Leuchter 

in der Münsterkirche 44 

Emmerich, Hölzerner Kruzifixus in 

der Münsterkirche 45 

Emmerich, Relief in der Münster- 
kirche 46 

Emmerich, Rückseite der W^llli- 

brordi -Arche 47 

Emmerich, Silberner Kalvarienberg 

in der Münsterkirche 48 

Emmerich, Silb. Madonnenstatuette 

in der Münsterkirche 49 

Emmerich, Reliquienbehälter in der 

Münsterkirche 50 

Emmerich, Die Leeuwport i. J. 1745 53 

Emmerich, Die Baronie 55 

Emmerich, Vorderer Giebel von 
der Baronie 56 



i57 



i58 



KREIS REES 



Seite 
Fig. 27. Emmerich, Hof von Holland ... 57 

Fig. 28. Empel, Haus, Portal 59 

Fig. 29. Haus Empel vom Hofe aus ... 60 
Fig. 30 u. 31. Haffen, Wandgemälde in 

der kathol. Pfarrkirche 62 

Fig. 32. Hochelten, Grundriss der Stifts- 
kirche 68 

Hochelten, Turm der Stiftskirche 69 
Hochelten, Längsdurchschnitt der 

Stiftskirche 70 

Hochelten, Querschnitt der Stifts- 
kirche 71 

Hochelten, Kapitale aus dem Mittel- 
schiff der Stiftskirche 72 

Hochelten, Romanische Friese aus 
dem Mittelschiff der Stiftskirche . 73 
Hochelten, Steinfigur des Abraham 

als Seelensammler 74 

Hochelten, Silberstatuette des h. 

Michael 76 

Hochelten, Krystallreliquiar .... 76 

Hueth, Schloss 79 

Hueth, Lageplan vom J. 1741 . . 80 
Hueth, Zeichnung vom J. 1667 . 80 
Isselburg, Rundturm der ehemal. 

Befestigung 82 

Loikum, Erdwerk bei denSchwie- 

numshöfen, Grundriss 84 

Loikum, Erdwerk bei den Schwie- 

numshöfen, Querschnitte 85 

Millingen, Sakramentshäuschen . 90 
Rees, Ansicht der Stadt vom J. 
1737 im Besitz des Herrn Sylvester 

Festen zu Rees 94 

Fig. 49. Rees, Madonnenbild in der kathol. 

Pfarrkirche 96 

Fig. 50. Rees, Rathaus 100 

Fig. 51. Rees, Reste der Stadtbefestigungen 101 

Fig. 62. Ringenberg, Schloss 103 

Fig. 53. Schloss Ringenberg am Ende des 
17. Jh. nach einer Zeichnung im 



Fig. 


33. 


Fig. 


34. 


Fig. 


35. 


Fig. 


36. 


Fig. 


37. 


Fig. 


38. 


Fig. 


39. 


Fig. 


40. 


Fig. 


41. 


Fig. 


42. 


Fig. 


43. 


Fig. 


44. 


Fig. 


45. 


Fig. 


46. 


Fig. 


47. 


Fig. 


48. 



Seite 

Besitz des Fürsten Otto Adalbert 

zu Salm-Horstmar 104 

Fig. 54. Schermbeck, Steeger Burgwart 106 

Fig. 55. Schermbeck, Grundriss der evangel. 

Pfarrkirche 107 

Fig. 56. Schermbeck, Köpfe aus dem Hoch- 
altar von 1506 108 

Fig. 57. Wesel, Turm der Matenakirche . 123 

Fig. 58. Wesel, Choransicht der Willibrordi- 

kirche 125 

Fig. 59. Wesel, Fundamente d. romanischen 

WiUibrordikirche 128 

Fig. 60. Wesel, Details der romanischen 

Wülibrordikirche 129 

Fig. 61. Wesel, Nördlicher Kreuzschif%iebel 

der WiUibrordikirche 130 

Fig. 62. Wesel, Obergaden des Chores der 

WiUibrordikirche 131 

Fig. 63. Wesel, Grundriss der WiUibrordi- 
kirche 132 

Fig. 64. Wesel, Steinmetzzeichen aus der 

WiUibrordikirche 133 

Fig. 65. Wesel, Rosette a. d. Chorumgang 

der WiUibrordikirche 134 

Fig. 66 u. 67. Wesel, Kapitale aus den Chor- 
kapellen der WiUibrordikirche . . 135 

Fig. 68. Wesel, Ansicht der Stadt aus der 
Vogelperspektive von Hermann 
Hammelman vom J. 1572 .... 141 

Fig. 69. Wesel, Grundriss der spanischen 
Befestigungen vom J. 1614 (punk- 
tiert eingezeichnet die Erweite- 
rungspläne Dupuys vom J. 1680) 142 

Fig. 70. Wesel, Innenansicht des Berliner 

Thores 143 

Fig. 71. Wesel, Grundriss d. Berliner Thores 144 

Fig. 72. Wesel, Aussenansicht des Berliner 

Thores 145 

Fig. 73. Wesel, Ansicht des Klever Thores 146 

Fig. 74. Wesel, Kommandantur ...... 147 

Fig. 75. Wesel, Marktfa^ade des Rathauses 149 



IV. Tafeln. 



Seite 

%■ 

Taf. I. Emmerich, Willibrordiarche i. d. 

Münsterkirche 46 

Taf. II. Emmerich, Porträts der sechs kle- 

K vischen Herzöge 55 

Taf. III. Haldern, Mittelbild des Tripty- 

chons 63 



Seite 



Taf. IV. Hochelten, Agraffen aus dem 

Schatz der Stiftskirche 76 

Taf. V. Wesel, Hochaltar in der Frater- 

j herrenkirche 121 

Taf. VI. Wesel, Gerichtsbild von Heinrich 

Dünwegge im Rathause 150 



i58 



r 



Papier von J. W. Zanders in B.Gladbach. 

Lichtdrucke von Ans. Schmitz, Hofphotograph in Koia. 

Photocypien von Meisenbach, Ripfarth & Co. in Mitnchen. 

Autotypien von Angerer & Göschl in Wien. 

Druck von L. Schwann in Düsseldorf. 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER 



RHEINPROVINZ 



^*> 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER 



RHEINPROVINZ 



IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES 



HERAUSGEGEBEN 
VON 

PAUL CLEMEN 



ZWEITER BAND 

II. 

DIE KUNSTDENKMÄLER DER STADT DUISBURG 

UND DER KREISE 

MÜLHEIM A. D. RUHR UND RUHRORT 



^ 



DÜSSELDORF 
DRÜCK UND VERLAG VON L. SCHWANN 

1893 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER STADT 



DUISBURG 



UND DER KREISE 



Mülheim a. d, rühr und Ruhrort 



IM AUFTRAGE 



DES PROVINZIALVERBANDES DER RHEINPROVINZ 



HERAUSGEGEBEN 
VON 

PAUL CLEMEN 



MIT 3 TAFELN UND 28 ABBILDUNGEN IM TEXT 



^ 



DÜSSELDORF 

DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN 

1893 



ALLE RECHTE VORBEHALTEN 



VORBEMERKUNG. 

In dem vorliegenden Hefte konnte bei der geringen Zahl der erhaltenen Denk- 
mäler der gesamte Monumentenschatz von drei Kreisen zusammengefasst werden. Für 
die Darstellung der römischen und germanischen Anlagen gilt auch hier, was schon 
in der Vorbemerkung zu den Kunstdenkmälem des Kreises Rees auseinandergesetzt 
wurde: es konnten nur vorläufige Zusammenstellungen von Fundberichten gegeben 
werden, die vormittelalterlichen Erdbefestigungen mussten bis zu ihrer systematischen 
Erforschung einfach als ältere Grenzwehren bezeichnet werden. Es ist zu hoffen, dass 
sich die beiden Vereine für Orts- und Heimatskunde zu Wesel und Dorsten einer 
eingehenden Einzeluntersuchung ihres Arbeitsgebietes nach dieser Richtung hin wid- 
men werden. 

In erster Linie ist der Bearbeiter Herrn Hauptmann E. v. Oidtman in Koblenz 
zu Dank verpflichtet, dem er ausführliche Mitteilungen zur Geschichte der einzelnen 
Rittersitze verdankt und der, wie bisher schon öfter, seine umfassenden heraldischen 
und genealogischen Kenntnisse in den Dienst des Unternehmens stellte. Die Voll- 
ständigkeit in den bibliographischen Angaben ist dem liebenswürdigen Entgegenkommen 
des Herrn Wilhelm Grevel in Düsseldorf zu verdanken. Die Vorarbeiten wurden 
in zuvorkommendster Weise gefördert in Duisburg durch den Oberbürgermeister Herrn 
Lehr, im Kreise Mülheim a. d. Ruhr durch den verstorbenen Herrn Landrat Haniel, 
wie durch dessen Nachfolger Herrn Dr. Conze, im Kreise Ruhrort durch Herrn Land- 
rat Hammacher. In Mülheim erfreute sich der Verfasser der liebenswürdigen Unter- 
stützung des Herrn Pastors Hermann Richter. Weiterhin gebührt sein Dank den 
Herren Kammerherm Freiherm Gustav von Plettenberg-Mehrum auf Mehrum 
und Freiherm von Nagel auf Gartrop, dem Königlichen Kreisbauinspektor Herrn 
Hillenkamp und Herrn Gymnasialoberlehrer Mummenthey in Wesel, den Herren 
Pfarrern Terlinden in Duisburg, zur Linden in Dinslaken, Richter in Gahlen, 
KlOsges in Hambom, Herrn Stöcker auf Schloss Broich, Herrn de Fries in Dins- 
laken, Herrn Lehrer Gaecks in Krudenburg, Herrn Karl Mummenthey Sohn in Wesel. 

Die Abbildungen Nr. 9, lo, 1 1, 12 sind nach Zeichnungen des Herrn Regierungs- 
baumeisters Ludwig Arntz in Köln, Nr. 2, 3, 5, 6, 22, 23, 24 nach Zeichnungen des 
Herrn Architekten Friedrich Pützer in Aachen, Nr. 4, 8, i3, 26 sowie Taf. I nach 



VI VORBEMERKUNG 

Zeichnungen des Herrn Architekten Adolf Baum in Köln, Nr. i, i4, i5, i6, i7, i8, i9, 
25, 27, 28 nach Zeichnungen und Aufnahmen des Verfassers, Nr. 7 nach einer von 
Herrn Domkapitular Schnütgen zur Verfügung gestellten Vorlage hergestellt; die 
Lichtdrucke Taf. II u. III wurden in der Kunstanstalt von B. Kühlen in M.-Glad- 
bach angefertigt. 

Durch den mit erfreulicher Bereitwilligkeit seitens der Stadtverordnetenversamm- 
lung zu Duisburg gewährten Beitrag konnten die Kosten für den Druck der der Stadt 
Duisburg gewidmeten Beschreibung gänzlich gedeckt werden. Auch der Kreisausschuss 
des Kreises Ruhrort hat einen erheblichen Beitrag zu den Druckkosten des entsprechen- 
den Teiles dieses Heftes gespendet. 



Rom, im März i893. 



PAUL CLEMEN. 



EINLEITUNG. 

Das Gebiet der Stadt Duisburg und der Kreise Ruhrort und Mülheim a. d. Ruhr, 
das bis zum Jahre i873 einen einzigen Kreis darstellte und erst infolge des raschen 
Aufblühens der Industrie in drei Teile zerlegt werden musste, liegt im Wesentlichen 
zwischen Ruhr und Lippe und wird nördlich vom Kreise Rees, südlich von den Kreisen 
Essen und Düsseldorf, östlich von dem zur Provinz Westfalen gehörigen Kreis Reck- 
linghausen begrenzt; jenseits des Rheines, im Westen, liegt der Kreis Moers. Es um- 
fasst die Städte Duisburg, Ruhrort, Dinslaken, Mülheim a. d. Ruhr und Oberhausen 
neben 2 1 Landgemeinden im Kreise Ruhrort und 1 1 Landgemeinden im Kreise Mül- 
heim. Die Einwohnerzahl der Stadt Duisburg betrug 1 89 2 62182, die des Kreises 
Ruhrort i892 82269, die des Kreises Mülheim i89o 98 io9 Einwohner. 

Die Stadt Duisburg und der jetzige Kreis Ruhrort hatten den Südzipfel des 
vormaligen Herzogtums Kleve gebildet, während das Gebiet von Mülheim a. d. Ruhr 
zum Herzogtum Berg gehörte. Im Jahre i8o5 kam der ostrheinische Teil von Kleve, 
im folgenden Jahre auch das Herzogtum Berg an Frankreich, durch die Rhein- 
bundsakte vom 12. Juli 1806 wurde aus den beiden Herzogtümern mit Hinzuziehung 
weiterer deutscher Gebietsteile das Grossherzogtum Berg gebildet, das bis zum Ende 
des Jahres 18 13 bestand. Das uns beschäftigende Gebiet wurde dem Rheindeparte- 
ment, Arrondissement Essen, einverleibt und bildete die Kantone Duisburg und Dins- 
laken. Bei der Neuorganisation im Jahre 18 16 wurde aus den Bürgermeistereien 
Dinslaken, Duisburg, Ruhrort, Holten, Götterwickersham, Gahlen und Schermbeck, das 
bis dahin zum Kreise Rees gehört hatte, der zum Regierungsbezirk Kleve gehörige 
Kreis Dinslaken gebildet, während die Bürgermeisterei Mülheim a. d. Ruhr dem Kreise 
Essen zugeteilt ward, der einen Teil des Regierungsbezirks Düsseldorf bildete. Im 
Jahre 1821 wurde der Regierungsbezirk Kleve mit dem Regierungsbezirke Düsseldorf 
vereinigt, 1823 wurde aus den Kreisen Dinslaken und Essen der neue Kreis Duisburg 
gebildet, bei welcher Gelegenheit Schermbeck an Rees zurückgelangte, i859 wurde der 
neue Kreis Essen abgetrennt und i873 und i887 endlich das Gebiet aufs neue zerlegt. 

Die Kirchen gehörten ursprünglich sämtlich zu dem, einen Teil der alten Erz- 

diöcese Köln bildenden Dekanat Duisburg, das dem Archidiakonat des Propstes von 

Xanten unterstand. Durch die Bulle ,de salute animarum* vom Jahre 182 1 kamen die 

Pfarren der Stadt Duisburg und des jetzigen Kreises Ruhrort an die Diöcese Münster 

und wurden dem Dekanat Wesel zugeteilt, während die Pfarren des jetzigen Kreises 

Mülheim a. d. Ruhr zu dem kölnischen Dekanat Essen geschlagen wurden. 

1 
161 



2 EINLEITUNG 

Der nördliche Grenzstreifen des Kreises Ruhrort an der Lippe hin wurde von 
einer der römischen Hauptstrassen durchschnitten, auf der die Legionen nach Osten 
marschierten; befestigte Brückenköpfe imd Warttürme geben noch jetzt von den mili- 
tärischen Anlagen der Römer Kunde. Nachdem die Sigambrer durch Augustus auf 
die linke Rheinseite verpflanzt worden waren, siedelten in dem Flachland zwischen 
Ruhr und Lippe die Tenkterer, berühmt durch die Zucht ihrer flüchtigen Rosse, deren 
Abkömmlinge noch bis in unser Jahrhundert im Duisburger Walde geschont wurden. 
Der flache Höhenrücken, der das Gebiet des Kreises gegen das Land der roten Erde 
abgrenzt, trägt noch heute riesige Wallanlagen, die an die Zeit der Stammeskämpfe 
an der Grenzscheide zwischen Sachsen- und Frankenland erinnern. Die grosse äussere 
' Grenzwehr, die den Kreis Rees nach Osten einrahmte, findet ihre Fortsetzung süd- 
lich der Lippfe; die Wallburg bei Hünxe ist die bedeutendste derartige Anlage am 
ganzen Niederrhein. Im Duisburger Gebiete wohnten die Attuarier imd Brukterer — 
noch unter der fränkischen Herrschaft, unter der das Land zwischen Lippe und Ruhr 
zum Herzogtum Ripuarien gehörte und den Duisburger Gau und den wohl von diesem 
geschiedenen Ruhrgau bildete, ist der Name der Attuarier an der Mündung der 
mit dem grössten Teil ihres Laufes dem Gau Boroktara angehörigen Ruhr lebendig. 

Um diese Zeit tritt die Stadt Duisburg zuerst aus dem Dunkel hervor. Auf 
eine grosse fränkische Ansiedelung, die wahrscheinlich auf den Trümmern einer rö- 
mischen Burg errichtet war, weist das ausgedehnte Gräberfeld, das sich vor den Thoren 
der Stadt ausbreitet Um den fränkischen Königssitz und die Pfalz, die an der Stelle 
des jetzigen Rathauses zu suchen ist, krystallisierte sich allmählich eine bedeutende 
städtische Anlage, die als Reichsstadt bis zum Beginn des 1 3. Jahrhunderts gänzlich 
selbständig dastand. Der Rhein floss ursprünglich hart an der Stadt vorüber, die 
Handelsschifle konnten direkt an ihren Mauern anlegen. Erst seit der Rhein- imd 
Ruhrkanal die Flüsse, die sich von der Stadt entfernt hatten, wieder mit ihr vereinigt 
hat, ist sie wieder in die Reihe der Hafenstädte eingetreten. Im Laufe des i3. Jahrhun- 
derts büsste die Stadt allmählich ihre Reichsunmittelbarkeit ein. Schon 1 2o4 war sie an 
den Herzog Heinrich von Lothringen und Brabant zum ersten Male verpfändet worden, 
im Jahre i29o gab Rudolf von Habsburg sie als Aussteuer seiner Nichte Margaretha 
an den Grafen Dietrich von Kleve. Damit begann die klevische Herrschaft in Duisburg. 

Den klevischen Grafen musste daran gelegen sein, auch die übrigen kleineren 
Gebiete zwischen Ruhr und Lippe, die ihr Territorium von der Stadt Duisburg schieden, 
in ihre Gewalt zu bringen. Das Land Dinslaken, das, ursprünglich im Besitze einer 
eigenen Dynastenfamilie, schon 1210 durch Hadewig, die letzte Erbtochter aus dem 
Geschlechte der Edelherren von Dinslaken dem klevischen Hause zugebracht worden 
war, wurde nach verschiedenen Erbteilungen des gräflichen Hauses erst i338 durch 
Dietrich VIIL dauernd mit der Grafschaft Kleve verbunden. Im selben Jahre erwarb 
Graf Dietrich die Gerichte zu Hünxe, Götterswick und Galen, wie schon drei Jahre 
vorher die Herrschaften Spellen und Holten. 

162 



EINLEITUNG 3 

Eine selbständige Entwickelung nimmt auf der anderen Seite das Gebiet von 
Malheim a. d. Ruhr, dessen Schicksale auf das engste mit denen des Herzogtums Berg 
verwoben sind. Der Ort Mülheim selbst bildete einen der ältesten Bestandteile der 
Grafschaft, seit i38o des Herzogtums Berg und war eines der vier Kirchspiele des 
Bergischen Amtes Angermund. Nur vorübergehend war er von i399 — 1444 an Kleve 
verpfändet. Die Herrschaft Broich, in der Mülheim gelegen war, war eine Bergische 
Unterherrschaft, ehemals im Besitz der Herren von Broich, danach der Grafen von 
Limburg und als diese i5o8 ausgestorben waren, der Grafen von Dhaun, der Grafen 
von Leiningen- Heidesheim. 

In der ersten Hälfte des i5. Jahrhunderts nahm das Land Teil an dem gross- 
artigen Aufschwimg der bürgerlichen Baukunst, der auf die Anregung des ersten 
klevischen Herzogs Adolph zurückging. Das Schloss zu Ruhrort ward unter ihm er- 
weitert, der alte Dynastensitz zu Dinslaken ausgebaut. Am Ende des Jahrhunderts 
w^uchs dann in Duisburg der Turm der Salvatorkirche empor, als mächtiger südlichster 
Grenzpfeiler der klevischen Kunstschule. 

Der Ruf Duisburgs als Handelsstadt tritt allmählich in den Hintergrund gegen 
seinen Ruhm als Stadt der Gelehrsamkeit. Ein alter klevischer Spruch charakterisiert 
die sieben Hauptstädte des Herzogtums in der folgenden Weise: 

Clivia sublimis, Vesalia fortis, olim hospitalis, 

Embrica decora, Calcaria civilis, Santena antiqua regalis, 

Reesa über, Duisburgum doctum. 

In der südlichen Chorkapelle der Salvatorkirche hängen zwei Epitaphien ein- 
ander gegenüber, das Gerhard Merkators tmd das Johannes Claubergs, der erste der 
grosse kaiserliche Geograph, der im 1 6. Jahrhundert hier lehrte und wirkte, der andere 
der erste Rektor Magnificus der schon durch Herzog Wilhelm geplanten, aber erst 
durch den grossen Kurfürsten im Jahre i655 eröffneten Universität. 

Die industrielle Bedeutung des Ruhrmündungsgebietes nahm erst in der ersten 
Hälfte unseres Jahrhunderts ihren Anfang. Für Ruhrort ist das Geburtsjahr dieser 
neuen Zeit das Jahr 1822, in dem das kleine Bassin in der Altstadt zum Hafen erweitert 
wurde, der bald der grösste Flusshafen unseres ganzen Kontinentes werden sollte, für 
Duisburg das Jahr i83i, in dem der Freihafen eröffnet und die Handelskammer er- 
richtet wurde. 

Zwischen Lippe und Ruhr liegt die Grenze des rechtsrheinischen Gebirgsstockes 
gegen das niederrheinische Flachland. Der ganze nördliche Teil zeigt, wie die Kreise 
Moers, Kleve und Rees, nur Alluvium in den Thalniederungen und diluviale Ablage- 
rungen von grobkörnigem GeröUe, Sand, Lehm und Löss auf dem mit Haide und 
Buschwald bestandenen unwirtlichen breiten Höhenzuge, der sich östlich längs der 
westfälischen Grenze hinzieht. In der Ausbiegung der Ruhr nach Süden finden aber 
die Höhen der Kreise Düsseldorf und Mettmann ihre Fortsetzung. Von Mülheim zieht 
sich nordöstlich in der Richtung auf Frohnhausen die Grenzlinie des produktiven 

i63 



4 EINLEITUNG 

Kohlengebirges, über dessen kompakten Stock nur ein spitzwinkeliges Dreieck von 
flötzleerem Sandstein hinweggreift, dessen Spitze Essen und dessen Grundlinie die 
Ruhr zwischen Mellinghofen und Icten bildet. Das produktive Kohlengebirge wird 
nach Norden durch ein schmales Band von Unterpläner und Oberpläner abgeschlossen. 
Während somit durch die geologische Physiognomie des Bodens der ganze Nordteil 
unseres Gebietes auf die Verwendung der Hausteinsurrogate, Backstein oder Tuff, 
angewiesen war, fand in dem südlichen Teil der flötzleere Sandstein, der sich den 
jüngsten Schichten des Culm nähert, eine lebhafte Anwendung. Der Charakter des 
schlecht zu bearbeitenden Materiales verbot von selbst die Entwickelung und Aus- 
gestaltung reicherer Zierformen. 



LITTERATUR. 

1. Zusammenfassende Darstellungen. Egbert Hopp, Kurtze Beschreibung 
des Landss sarapt angehenckter Genealogia der Graffen und Hertzogen zu Cleve, Cleve 
i655, 2. Aufl. Wesel 1 78 1. Holland. Ausg.: Körte Beschr)'ving van het geheele Land 
van Cleve, Ny m wegen 1 783. — W. Teschenm acher, Annales Cliviae, Juliae, Mon- 
tium, Marcae, Westphalicae, Ravensbergae, Geldriae et Zutphaniae, Frankfurt u. Leipzig 
i72i (abgekürzt mit: Teschenmacher, Ann.). — J. Th. Brosius, Juliae Montiumque 
comitum marchionum et ducum annales, Köln i73i, 3 Bde. (abgekürzt mit: Brosius, 
Ann.). — C. J. Kremer, Akademische Beiträge zur Jülich -Bergischen Geschichte, 
Mannheim i776. — Aug. Christ. Borheck, Geschichte der Länder Cleve, Mark, 
Jülich, Berg und Ravensberg, Duisburg i8oo. — Ders., Archiv f. d. Geschichte, Erd- 
beschreibung, Staatskunde und Altertümer der deutschen Niederrhein. Lande, Elber- 
feld i8oo, I. — Sommer, Handbuch der älteren und neueren bäuerlichen Rechtsver- 
hältnisse in dem ehemaligen Grossherzogtum Berg, Königl. Westßll. u. Französisch- 
Hanseatisch-Preussischen Provinzen in- Rheinland -Westfalen, Hamm i83o. — F. von 
Restorff, Topographisch-Statistische Beschreibung der Königl. Preussischen Rhein- 
provinzen, Berlin 1 83o, S. 44 1 . — W. von der Nahmer, Entwickelung der Territorial- 
und VerfassungsverhältnLsse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins, 
Frankfurt a. M. i832, S. 789. — J. F. Knapp, Regenten- und Volks - Geschichte der 
Länder Kleve, Mark, Jülich, Berg und Ravensberg, Krefeld i836. — O. v. Mülmann', 
Statistik des Regierungsbezirks Düsseldorf, Iserlohn i864, I, S. 334, 365. — Benzen- 
berg, Über Provinzialvcrfassung mit besonderer Rücksicht auf die vier Länder Jülich, 
Cleve, Berg und Mark, Hamm i8i9, 2 Bde. — Provinzial-Recht des Herzogtums Cleve 
ostseits Rhein und der Grafschaften Essen, Werden, Elten, der Herrschaft Broich und 
Klein-Netterden, Berlin i837. — Scotti, Sammlung der Gesetze und Verordnungen 
der ehemaligen Herzogtümer Jülich, Cleve, Berg, 2 Bde., Düsseldorf 1822. — Statistik 
des Kreises Duisburg pro i859, 1860 und 1861 [unter Landrat Kessler], Duisburg i864. 

i64 



EINLEITUNG 5 

— Phillipus Clüverus, Germania antiqua, Leiden 1616, III, p. 4i. — Marx. 
Zeillerus, Itinerarium Germaniae, Strassburg i632, p. 623. — Carol. Th. Summer- 
mann, Prima pandectarum pars, in qua vera et genuina iuris Romani praxis in summo 
Camerae Imperii iudicio . ., praecipue autem Clivensibus et Marcanis foris ostendi- 
tur . . ., Amsterdam i7i4. — Rive, Über das Bauemgüterwesen, Köln 1824, I, S. 339. 

— V. Kamptz, Die Provinzial- u. statutarischen Rechte der Preussischen Monarchie, 
Berlin 1828, III, S. 5. — F. Char, Geschichte des Herzogtums Cleve seit der ersten 
historischen Kenntnis bis auf unsere Zeit, Kleve i845. — C. F. Meyer, Ansichten 
einer Reise durch das Clevische im J. i794, Düsseldorf i797. — J. Grunert, Schil- 
derung des sittlichen und bürgerlichen Zustandes Westphalens am Ende des 18. Jh., 
Frankfiirt a. M. i8o3. — J. J. Lenzen, Beyträge zur Statistik des Grossherzogtums 
Berg, Düsseldorf 1802, S. 29. — J. A. Engels, Denkwürdigkeiten der Natur und 
Kunst, Religion und Geschichte, SchiffTahrt und Handlung in den niederrheinisch- 
westfälischen Provinzen, Werden 181 7, Elberfeld 18 18. — Hermann Altgelt, Ge- 
schichte der Grafen und Herren van Meurs, Düsseldorf i848. — H. A. v. Kamp, 
Das Schloss und die Herrschaft Broich, Mülheim i85i. — Klanke u. Richter, Ge- 
schichte der Bergischen Unterherrschaft Broich sowie der Stadt Mülheim a. d. Ruhr, 
Mülheim i89i. 

2. Römisch-germanische Urgeschichte. Friedrich Bird, Über die 
Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins zur Zeit der römischen Herrschaft, 
mit besonderer Beziehung auf Wesel und Umgegend, Wesel 1826. — L. v. Ledebur, 
Das Land und Volk der Brukterer, Berlin 1827, S. 3oo. — C. v. W., Über die 
Römerstrassen am rechten Ufer des Nieder-Rheins, von dem Winterlager Vetera aus- 
gehend, zur Veste Aliso, über die pontes longi und zu der niederen Weser, Berlin 
i834. — Spenrath u. Mooren, Altertümliche Merkwürdigkeiten der Stadt Xanten 
und ihrer Umgebung, 2 Bde., auch unter dem Titel : Geschichtsforscher und Bewahrer 
der Altertümer am Niederrhein, Crefeld i837. — Fiedler, Geschichte und Alter- 
tümer des unteren Germaniens und des Landes am Niederrhein, I. Römische Denk- 
mäler der Gegend von Xanten und Wesel am Niederrhein und an der Lippe, Essen 
1824. — Ders., Antiquarische Mitteilungen vom Niederrhein: Neue Mitteilungen des 
Thüringisch-Sächsischen Altertumsvereins auf dem Gebiete historisch - antiquarischer 
Forschungen I, 3, i834, S. 83. — A. Dederich, Beiträge zur Römisch - deutschen 
Geschichte am Niederrhein, Emmerich 18S0. — Ders., Geschichte der Römer und 
Deutschen am Niederrhein, insbesondere im Lande der Chamaver oder Hamalande, 
Emmerich i854. — Ders., Beiträge zur ältesten Geschichte des clevischen Landes zur 
Zeit der Römerherrschaft und der Normannenfahrten : Gymnasialprogramm Emmerich 
1860. — Jacob Schneider, Neue Beiträge zur alten Geschichte und Geographie der 
Rheinlande, Düsseldorf 1860 — i89o, Heft i— 14. Vor allem Heft HI: Der Kreis Duis- 
burg unter den Römern, Düsseldorf i87i. — Ders., Die alten Heer- und Handelswege 
der Germanen, Römer und Franken im Deutschen Reiche, Düsseldorf 1882 — i89o, Heft 
1-9. — W. Eng. Giefers, Römerspuren an der Lippe, aufgedeckt von Fr.W. Schmidt, 

i65 



6 EINLEITUNG 

V. ZüYDTWYCK, L. Hölzermann und Fr. Hülsenbeck, Paderborn 1868. — L. Hölzer- 
mann, Lokaluntersuchungen der Kriege der Römer und Franken, sowie der Befesti- 
gungsmanieren der Germanen, Sachsen und des späteren Mittelalters, Münster i878. 
Dazu Westfäl. Zs. XXXVI, S. 202. — P. F. J. Müller, Beitrag zur Bestimmung der 
Grenzen zwischen den Franken und Sachsen der Vorzeit, Duisburg 1 8o4. — W. Fricke, 
Geschichtlich-kritische Feldzüge durch das nordöstliche Westfalen, Minden i. W. i889. 

— A. Fahne, Die Landwehr oder der limes imperii Romani am Niederrhein: Berg. 
Zs. IV, S. I. — V. Veith, Römischer Grenzwall an der Lippe: B. J. LXXXIV, S. i. 

— Watterich, Geschichte der Germanen des Niederrheins S. 126, i44, i5i. 

3. Politische Geschichte. Den Spaenschen ende Arragoenschen Spiegel, 
Rostock i599. — Erschreckliche böse Zeitung dessen, kurtz noth wendiger und wahr- 
hafiliger Bericht, was sich in den Niederlendischen Westphälischen Kreyss innerhalb 
drey Monat zugetragen, Flugbl. von i599 (vgl. Beitr. z. Gesch. v. Stift u. Stadt Essen 
XIII, S. 83). — J. D. V. Steinen, Westfälische Geschichte, Lemgo i7i5, 1, S. 333, 54o. 

— Copey newer Zeitung und Bericht, welcher gestalt die Burgundischen Hertzogen 
Wilhelm zu Gülich, Geldern, Cleve und Bergen widerumb gewaltig überzogen und die 
Feldschlacht verloren, i543. — Michaelis ab Isselt, De hello Coloniensi libri IV, 
hoc est rerum ab electione Gebhardi Truchsesii in archiepiscopum Coloniensem 
gestarum enarratio, Köln 1620. — Theatrum Europaeum oder ausführliche und wahr- 
haftige Beschreibung aller und jeder denkwürdigen Geschichten, so sie sich hin und 
wieder in der Welt, fümemblich aber in Europa und Teutschland en, sowohl im Re- 
ligion- als Profanwesen vom Jahre Christi 161 7 zugetragen hat, beschrieben durch 
Joh. Phil. Abelinum, Frankfurt 1662 ff, 21 Bde. — N. Kindlinger, Münsterische 
Beiträge zur Geschichte Deutschlands, Münster 1 787. — Staatliche Verhältnisse am 
Niederrhein bis zum Jahre 1288: Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Nieder- 
rheins III, S. i, II. — Jos. Hansen, Westfalen und Rheinland im iS. Jh., I. Bd.: 
Publikationen aus den Kgl. Preussischen Staatsarchiven XXXIV, Leipzig 1888. — 
Beiträge zur Geschichte von Stadt imd Stift Essen, herausgegeben von dem histori- 
schen Verein für Stadt und Stift Essen I (1880)— XIII (i892). — W. Creceliüs, 
Nachrichten über den Einfall der Spanier in den niederrheinisch -westfälischen Kreis 
iS98: Berg. Zs. XXIV, S. 23. — Die Grafen und Herzöge von Cleve: Lacomblet, 
Archiv IV, S. 385. — Überblick über die niederrheinisch -westfälische Territorialge- 
schichte bis zum Anfange des iS.Jh. : Berg. Zs. II, S. i. — E. v. Schaumburg, Die 
Begründung der Brandenburg. -Preuss. Herrschaft am Niederrhein und in Westfalen 
und der Jülich -Clevische Erbfolgestreit, Wesel i859. — Paul Hassel, Die Anfänge 
der Brandenburgischen Politik in den Rheinlanden: Zs. für Preuss. Geschichte und 
Landeskunde IX, S. 32i. — Mestwerdt, Zur Clevischen Geschichte in der Zeit der 
französischen Herrschaft (i794 — 181 4): Gymnasialprogramm, Kleve i883. 

4. Kirchengeschichte. Kurtzer und warhafiler Bericht der Diflferentien 
zwischen dem Herrn Churfürsten zu Brandenburg und dem Herrn Pfaltzgrafifen zu 

166 



EINLEITUNG 7 

Newburg\ . . über das Religionswesen in den Gülichschen, Clevischen und zugehörigen 
Landen, i663, p. 36. — J. D. v. Steinen, Kurtze und generale Beschreibung der 
Reformationshistorie des Hertzogtums Cleve, Lippstadt i727. — J. P. ßERG, Refor- 
mationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, herausgegeben 
von LuDW. Tross, Hamm 1826. — C. H. E. v. Oven, Über die Entstehung 'und 
Fortbildung des evangelischen Cultus in Jülich, Berg,* Cleve und Mark, Essen 1828. — 
Ders., Die Presbyterial- und Synodal -Verfassung in Berg, Jülich, Cleve imd Mark, 
Essen 1829. — J. A. v. Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich, 
Berg, Cleve imd Meurs, HL Bd. von C. H. E. v. Oven, Solingen i837. — Heinrich 
Heppe, Geschichte der evangelischen Kirche von Cleve -Mark und der Provinz West- 
falen, Iserlohn i867. — Ed. Demmer, Geschichte der Reformation am Niederrhein 
und die Entwickelung der evangelischen Kirche [^ daselbst bis zur Gegenwart, Aachen 
i885. — Max Lehmann, Preussen unddie katholische Kirche seit i64o: Publikationen 
aus den Kgl. Preussischen Staatsarchiven, Leipzig i878, 1. — L. Keller, Die Gegen- 
reformation in Westfalen und am Niederrhein: Publikationen aus den Kgl. Preussi- 
schen Staatsarchiven, Leipzig i887, Bd. IX. u. XXXIII. — H. Qu. Janssen en J. J. 
van Toorenenbergen, Acten van classicale en synodale vergaderingen der verstrooide 
gemeenten in het land van Cleef, sticht van Keulen en Aken, i57i — 1589: Werken 
der Mamix-Vereeniging, serie II, deel 2, Utrecht 1882. — Floss, Zum Clevisch- 
Märkischen Kirchenstreit, Bonn i883. — X. G. Schneemann, Die preuss. Kirchen- 
politik in Kleve -Mark: Stimmen aus Maria -Laach XXV, S. 29, 1 25, 5 11. 

Zu vergleichen die Litteraturangaben zu Duisburg und zu den Kunstdenkmälem 
der Kreise Rees und Essen. 



i67 



8 EINLEITUNG 



ABKÜRZUNGEN 

für die häufiger genannten Werke. 

Lacomblet, ÜB. — Th. J. Lacomblet, Urkundenbach fttr die Geschichte des Niederrheins, Dussel« 
dorf 1840—1857, 4 Bde. 

Binterim u. Mooren, E. K. — Binterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köki, in Dekanate 
eingeteilt, Mainz 1828—1880, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln bis 
zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren I, Düsseldorf 1892. 

Binterim u. Mooren, D. C. — Binterim u. Mooren, Rheinisch - westfälischer diplomatischer Codex, 
Mainz 1830, 2 Bde. 

Sloet, Oork. — L. A. J. W. Baron Sloet, Oorkondenboek der graafschappen Gelre en Zutfen tot 
op den slag van Woeringen, 5. Juni 1288, 'sGravenhage 1872 — 1876. 

B. J. — Jahrbücher des Vereins von Ahertumsfreunden im Rheinlande, I (1841) — XCII (1892). 

Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855) — LIV (189*2). 

Berg. Zs. — Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, I (1868)— XXVIII (1892). 

Westfäl. Zs. — [Westfälische] Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, 
I (1838)— L (1892). 

Picks Ms. — Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Altertumskunde, heraus- 
gegeben von Richard Pick, 1 u. II (1875, 76). — Monatsschrift für die Geschichte Westdeutsch- 
lands, herausgegeben von dems., III (1877)— VII (1881). 

Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift fUr Geschichte und Kunst, herausgegeben von Hettner und 
Lamprecht, I (1882)— X (1891), von Hettner u. Hansen, XI (1892). 

Nrh. — Der Niederrhein. Wochenblatt für niederrheinische Geschichte und Altertumskunde, 1878, 
1879, 1884—1886. 

Nrh. G. — Niederrheinischer Geschichtsfreund, I (1879)— VI (1881). 

Aus'm Weerth, Kd. — E. aus'm Weerlh, Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rhein- 
landen, Leipzig 1857—1868, 5 Bde. Tafeln und Text. 

Brambach, C. I. R. — W. Brambach, Corpus inscriptionem Rhenanarum, Elberfeld 1867. 



^ 



168 



STADT DUISBURG 



mf 



DUISBURG. 

JOH. Tybii, Annalium sive antiquitatum originisque veteris Duisborgi libri tres: 
Teschenmacher, Ann. p. iS3— i78. — Hopp p. 73. — C.V.Weise, Denkwürdig- 
keiten der Stadt Duisburg am Rhein aus alten und mittleren Zeiten, Duisburg i769. 

— C. J. Kremer, Geschichte des rheinischen Franziens, herausgegeben von Andreas 
Lamev, Mannheim 1 778. — Joh. Hildebrand Withofius, Oratio de origine et 
antiquitate urbis Duisburgensis ad Rhenum, vorgedruckt dem Praemetium crucium 
criticarum, Leiden |749. — Dera., Das Duisburgische bishero ungedruckte Chronicon: 
Woclientliche Duisburgische Adresse- und Intelligenzzettel i74o, Nr. VH ff. (erschienen 
von i736— 1767), mit Benutzung der Chronik des Ambr. Moer, im Anfang ungenau. 

— Ders., Acta sacrorum seculaeium academiae Duisburgensis, Duisburg 1 7 56, — Duis- 
burgische ütterarische Nachrichten I, voni78i; II, vom 782. — Duisburger gelehrte und 
gemeinnützige Beiträge, a Bde., Dubburg i797— 1799. — Geographische und historische 
Beschreibung von der Stadt Duisburg: P. Fl. Weddigens Neues westfkl. Magazin zur 
Geographie, Historie und Statistik III, i79i, S. 6io. — Chronik der Stadt Duisburg: 
Weddigens Neues fortgesetztes westfäl. Magazin I, i798. S. 3i6. — Jura municipalia 
cum summariis, quibus adiecta sunt quaedam diSerentia concordantiae iuris civilis et 
ordinationis Montensis, variae questiones, notae et sententiae scabinorum, Duisburg 
i66i. — Joh. Clauberg et Marx. Hundius, Disputationes selectae theol. acad. 
Duisburgensis, Duisburg i665. — Miscellanea Duisburgensia edita, inedita, vetera, nova, 
theologica, historica, philologica, 2 Bde., Duisburg i733 — i73S. — Der Duisburgischen 
gelehrten Gesellschaft Schriften, nebst einigen gelehrten Neuigkeiten, Duisburg i76l. 

— J. Pet. Berg, Symbolae literariae ad incrementum scientiarum, Duisburg i763 bis 
1 764. — D. G, (Daniel Gerdes), CoDcilium edendorum miscellaneorum Duisburgen- 
sium, Duisburg o. J. {l732). — Mart. Zeillerus, Itinerar, Germaniae, Strassburg 
i63j, p. 6j3. — Berg, Museum Duisburgense, Haag i784, 2 Bde. — Duisburg: West- 

I7l 



1 2 DUISBURG 

Litterntur fälischcr Anzeiger i799, S. i579. — Scom, Clevisch - Märkische Gesetzessammlung!, 
S. 3 20, 566, 668. — Hermann, Zs. für die Lande zwischen Weser und Maas 1824, 
S. 258. — Friedr. G. Stael s. F. G. a Blechen, Dissertatio de communione bono- 
rum inter conjuges Duisburgenses. — Büehl, Darstellung der in dem Sprengel des 
Kgl. Land- und Stadtgerichts zu Duisburg in Betreff der ehelichen Gütergemeinschaft 
vorhandenen Provinzialgesetze : Jahrbücher der Preuss. Gesetzgebung XXIX, Heft 58. 

— A. Chr. Borheck, Geschichte der Länder Kleve, Mark, Jülich, Berg, nebst einer 
Geschichte der Stadt Duisburg am Rhein, Duisburg 1800. — O. F. Kleine, Diplomata 
Duisburgensia historica, ex autographis codicibus nunc primum accurate edita, 2 Bde., 
Duisburg i839 — i84o. — Duisburg und Umgebung, 10 Photographien, Duisburg i89o. 

— Barthold, Geschichte der deutschen Städte I, S. 28; II, S. i64; III, S. 72, io4, 
122. — Hugo, Die Mediatisierung der deutschen Reichsstädte, Karlsruhe i838, S. 54. 

— Lacomblet, Archiv III, S. 11, 100. — H. G. Gengler, Codex iuris municipalis 
Germaniae medii aevi, Erlangen i863, I, S. 943. — H. Averdunk, Duisburg zur Zeit 
des Jülich -Clever Erbfolgestreites: Gymnasialprogramm zu Duisburg i883, i884, i885. 

— Grenzstreitigkeiten zwischen Duisburg und der Herren von Broich i58i: Nrh. G. 
i883, S. i3i. — F. V. Borries, Die älteste Geschichte des Duisburger Waldes, Duis- 
burg 1866. — Hermann Genthe, Duisburger Altertümer, Duisburg 1881 (Gymnasial- 
programm und Beitr. zur Geschichte der Stadt Duisburg I). Dazu Berg. Zs. XVII, 
S. 235; Sybels Histor. Zs. XLIX, S. 3i2. — F. Baumbach, Die Duisburger Münzen, 
Duisburg 188 1. Dazu Berg. Zs. XVII, S. 235. — Über die Münzen v. Ledebur, Allg. 
Archiv für die Geschichtskunde des preussischen Staates IX, S. 24 1. 

Nähere Darstellung des Überganges der Franzosen am Niederrhein bei Eichel- 
camp und Duisburg, Frankfurt i796. — Leidenfrost, Duisburgs Freude über den 
herrlichen Frieden seines ehrwürdigen Königs: Duisburgische Adresse- u. Intelligenz- 
zettel 1 763, Nr. XVII ff. — Freiherr v. Wakkerbart, Rheinreise, Halberstadt i794, 
S. 348. — L. H. C. Nonne, Wanderungen durch Duisburgs Fluren, Duisburg 1808 
(i89o neu aufgelegt). — Evangelische Weihe des neuen Totenhofes der Stadt Duis- 
burg, Duisburg 1821. — Der Duisburger Katechismus und das Allgemeine Landrecht, 
Duisburg i844. — B. Vennewald, Die kathol. Gemeinde zu Duisburg seit der Re- 
formation, Duisburg 1 87 1. — Duisburgs Handel im Mittelalter: Allgemeine Unterhal- 
tungsblätter i83o, Beibl. 10, S. 220. — Die sogen. Nachbarschaften in Duisburg: West- 
ßllischer Anzeiger i8o5, S. i594. 

Breusing, Georg Kremer, genannt Mercator, der deutsche Geograph (5. März 
i5i2 bis 2. Dez. i594), Duisburg i869. Dazu C. Krafft i. d. Theolog. Arbeiten III, 
S. 84. — H. ScHÜLKE, Das Mercatordenkmal in Duisburg: Deutsche Bauzeitung i879> 
S. i5. — W. Crecelius, De codice epistularum Johannis Molani, rectoris olim Duis- 
burgensis, commentariolus, Duisburg i87o. — Spee, Aus dem Reisejoumal des E. H. 
D. Stosch (i74o— 1742): Berg. Zs. XV, S. i9i. — W. Köhnen, Zur Geschichte des 
Duisburger Gymnasiums: Gymnasialprogramm i85o/5i. — Ernst Friedländer, Stadt 
Duisburg, Urkundliche Beiträge I u. II: Picks Ms. VI, S. 548; VII, S. 487. — H. Aver- 
dunk, Altes Verzeichnis der Bürgermeister Duisburgs bis 16 14 und die zwei ältesten 
Stadtrechnungen: Gymnasialprogramm i885. — Urkunden von 1288 und i348 in Bor- 
hecks Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung der deutschen Nieder-Rheinlande I, 
1800, S. 5o. — C. Krafft, Auszüge aus den Ratsprotokollen von i543 — i55i: Theo!. 
Arbeiten I, S. 5i. — Der gestohlene Schatz der h. Barbara -Schützen -Kompagnie: 
Heimath i877, S. 59. — Ludwig Stiefel, Die Duisburger Stadtrechnungen von i4i7: 
Beitr. zur Geschichte der Stadt Duisburg II, i883. — Endrulat, Niederrheinische 

^72 



DUISBURG 



l3 



Städtesiegel, Taf. III, 8; IV, 9. — v. Mülmann, Statistik I, S. 448. — Lotz, Kunst- 
topographie I, S. i88. — Lacomblet, Archiv f. d. Gesch. d. Niederrheins III, S. 1 1. 

Handschriftl. Qu. Das Stadtarchiv zu Duisburg, eines der bedeutend- 
sten am Niederrhein (geordnet von Prof. Averdunk), enthält drei Abteilungen, das 
eigentliclie Stadtarchiv, das Archiv des Gasthauses, das Archiv des Waisenhauses. — 
983 Urkunden von II29 ab, darunter 34 Kaiserurkunden von Friedrich I. bis Ferdi- 
nand II. — Unter den Akten: Reichssachen, Akten über Münz- und Steuerwesen 
aus dem i6. Jh., Handschriften der Stadtköhren, Weistümer, Flurbücher von i459 ab, 
Erbenbuch des Duisburger Waldes von i5i9 ab, Nachrichten über die Muttergottes- 
bruderschaft im Minoritenkloster i396 — 1573, die Sakramentsgilde daselbst von i4o8 
ab, Litteralien des Gasthauses, betreffend die Beziehungen zur Abtei Hambom aus 
dem i4.Jh. — Zunftstatuten (N. I. A) des Wollenamts von i472, der Leinenweber von 
i446, der Schröder off doickscheirer (Tuchscherer) von i457, der Fassbinder von i596. 
Vgl. Averdunk bei Ilgen, Rhein. Archiv S. i7i. 

Stadtrechnungen von i4o7, i4i6 — i4i7, i427, i434, i443, i448, i45o, i45i, i454, 
i46i, i47o, 1472, 1478, i486, i487, i49i, i495, i496, i497, i499, sowie 2 undatierte, 
i5io, i532, i54o, i553, i567— 1568, i583— 1584, i6o3 — i6o4, 1622 — 1623, i639 — i64o, 
1653 — 1654, i669 — i67o, i699 — i7oo. 

Im Besitz des Herrn Rittmeisters a. D. E. v. Zur Mühlen in Münster i.W.: 
Histor. Sammelbd., 4® Pap., Anfang des 16. Jh., enthält zuerst die KoELHOFFsche Chronik 
bis i499, Verzeichnis der Osnabrücker Bischöfe, der Duisburger Proconsulen i5o2 bis 
i55o, den Ursprung der Grafen von Kleve, Mark u. a., dann Bl. 182 der alten Berech- 
nung bis 225 die Duisburger Chronik des Johann von Wassenberg (geb. 12. Sept. i454 
nach Bl. i34), von i474 bis zum J. i5o7 in einem Zuge niedergeschrieben, geführt bis 
l5i7, dieülteste Geschichte der Stadt, auf die die ganze .spätere Historiographie zurück- 
geht. Veröffentlichung von Th. Ilgen i. d. deutschen Städtechroniken vorbereitet. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Jura municipalia von Duisburg: Statuten, 
Köhren, Gewohnheiten von 1662 (A. 82). — Altes Duisburger Kuerbuch nebst Wald- 
ordnungen von 1 5 18 und i572, darunter ein Abschnitt: Von den landtweren und ge- 
meinen velden, mit Urkunden von 11 55 an, zuletzt: Verzeichnungh von den gerechten 
und Statuten, so von alters her zu Duissburg gebrucht und gehalten worden is (A. 82 a). 

Sammelband A. 45, zuerst: Antiquitates urbis Duisburgensis deque illis histori- 
corum quorundam testimonia consignata per Georgium Weymannum ibid. reipubl. 
secretarium a. MDLXXX, die Chronik von 1 145 an bis i57i, im Wesentlichen überein- 
stimmend mit der Fassung Täcks bei v. Dorth und Withofs. Angeschlossen: Bella 
et expcdiliones Clivensium ab anno i357 usque ad a. i539 ex rationum libris Vesa- 
liensium, mit wichtigen Nachrichten. 

Sammclband A. 5o, vol. IX, i665 geschrieben von A. v. Dorth, am Beginne: 
Summarischer Begriff aller Privilegien und Freyheiten, welche vormahlen von römischen 
Keisern .... der Statt Duissburgh gegeben worden, von Georg Weymann und Alex. 
Tack, sodann Chronik bis i579 nach Tack (»Sequentia scripsi ex AI. Tackii Duis- 
burgensis diario*) mit Benutzung von Weymann (Inschrift auf einem der Blätter: 
Coli. hist. des Georgius Weymann. secr. Duisburg), fortgeführt bis 1661. 

In der Kgl. Bibl. zu Berlin: Cod. Boruss. fol. 57o. Chronik von Ambros. 
MoER, von Bl. 5" identisch mit Cod. 578, Bl. i — 14". Bl. i5": Extractum clausularum 
quarundam privilegiorum civitatis Duisburgensis von 1279 ab. Bl. 21": De reb. cons. 
Duisburg, von 1275 — 161 4. ' Bl. 26 — 34«: Verzeichnisse der Sterbetage bekannter 
Duisburger Bürger von i346 — 16 13. — Cod. Boruss. fol. 578, i7. Jh. Civitatis Duis- 



Litteratur 



Hflndschrifil. 
Quellen 

Duisburg 



Münster 



Düsseldorf 



Berlin 



173 



I4 



DUISBURG 



Handschrift!. 
Quellen 



Hannover 



London 



Ansichten uud 
Pläne 



Römische u. 

Germanische 

Funde 



Grabfeld 



Funde in der 
Sudt 



burgensis, quod vetus Teutoburgum est, primordia rerumque eius historicarum testi- 
monia collecta ab Ambrosio Moer quondam consule ibidem a. i575 Bl. i — 13. Bl. i4*: 
De rebus consulum Duisburgensium von 1275 an. Bl. i6* — 34: Insignis mon. s. Lud- 
geri Werthinensis ann. et cat. abb. — Cod. Boniss. 4® 21. Annal. eccles. reformat. 
eccles. Cliviae, Juliae, Montium, von Teschenm acher, p. i78. 

Im Geh. Staatsarchiv zu Berlin: Rollenstreifen mit Bruchstück der Stadt- 
rechnung von i438 und von i467 (publiziert Picks Ms. VI, S. 548). 

In der Kgl. Bibl. zu Hannover: Jura municipalia . . . der Stadt Duessburg, 
Hs. des i7.Jh., 2o7 Bl. (Bodemann, Hsn. der Bibl. zu Hannover S. 288). 

Im Brit. Museum zu London: Cod. Addit. 22 794, 16. Jh., Bl. 54 — 82, ge- 
schrieben von Cornelius Gualterus, Duisburger Chronik bis i58o. Vgl. Hobbeling» 
Beschreibung des Stifts Münster, Vorbericht p. VIII. — Neues Archiv der Gesellschaft 
für ältere Deutsche Geschichtskunde IV, S. 367. 

Ansichtenund Pläne: i. G rosse Ansicht aus der Vogelperspektive bei Braun 
u. HoGENBERG, Städtebuch II, Taf. 34, 2i,2Xi4,5, gutes Bild der Stadtbefestigung 
mit 4 Doppelthoren und 28 Türmen. 

2. Doppelseitiger Plan bei M. Merian, TopographiaWestphaliae p. 21, bez. oben: 
DUISSBURG, links das Wappen. 

3. Ansicht in M. Z. Fidus Achates oder Getreuer Reis-Gefert, Ulm i653. 

4. Grosser Abriss der Stadt \on Johannes de Corput, vom J. i567, bez. oben: ve- 
RissiMA exactissimaque topographia duisburgi urbis antiquissimae, veter. 

FRANCOR. REGIAE, ATQUE ETIAM IPSISSIM. AD VIV. EFFIGIES, ITA UT NIHIL DESIT. 

Sehr selten. Genaue Beschreibung: J. H. Withof, Sonderbahre Nachricht von der 
Persohn, Leben und Schicksal Johannis Corputii und dessen alten, aber dabey curiösen 
Abriss der Stadt Duisburg: Wöchentliche Duisburgische Adresse- und Ii\telligentz- 
Zettel i74o, Nr. V, VI. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Hermann Genthe, 
Duisburger Altertümer, Beitr. zur Geschichte der Stadt Duisburg I. — M. Wilms, 
Altertümer der Umgegend von Duisburg: B. J. LII, S. i, Taf. IV— VII. — Wilms u. 
V. Quast i. d. Verhandlungen des internationalen Congresses für Altertumskunde zu 
Bonn 1868, S. 37. 

Von der Wedau bis zum Duissemschen Walde zieht sich ein ausgedehntes ger- 
manisches Grabfeld hin, eines der bedeutendsten am Niederrhein, auf dem seit 
dem Ende des 18. Jh. allerlei Funde gemacht wurden (v. Haupt im Beiblatt der Köln. 
Zeitung 1820, Nr. i5 und 16. — Ders , Unsere Vorzeit, Frankfurt a. M. 1828, S. 11 9. 
— - B. J. LII, S. 3) und auf dem von i867 — 1872 durch Herrn Dr. Wilms, seit i877 
durch Herrn Feiden (B. J. LXXIII, S. i54) systematisch gegraben wurde. Die letzten 
Funde (1880), 21 Urnen und Reste von Bronzeschmuck, gelangten in den Besitz des 
Gymnasiums zu Duisburg. 

Das Grabhügelfeld beginnt südlich bei Grossenbaum und erfüllt das Buchholz 
und die Wedau, jedoch nur in dem der alten Landwehr zugewendeten Teile. Zwischen 
dem Bahnkörper der Rhein. Bahn und dem neuen Friedhof und südlich der Bahn 
ist noch eine Reihe von Grabhügeln erhalten (gegen 1 20), kurz vor Monningshof noch 
sieben. Zwischen Poot- und Dickeisbach bis nach Neudorf hin sind die Gräber am 
dichtesten gesäet. Abbildungen der Urnen bei Genthe Taf. II, III. Das Grabfeld 
wurde vom i. bis in das 4. Jh. benutzt. 

Am Zusammenstoss der Düsseldorfer- und der Friedrich -Wilhelmstrasse wurde 
i867 auf den Grundstücken der Herren Karl Böniger und Karl Müller ein kleinerer 



i74 



DUISBURG 



l5 



fränkischer Friedhof der Merovingerzeit aufgedeckt mit Reihengräbem, in denen neben 
einzelnen römischen Gefässen fränkische Thongeftlsse, ausserdem ein Schwert, zehn 
Lanzen, Klingen, ein Schildbuckel und weitere Waffenreste gefunden wurden. B. J. 
LH, S. 33. — Genthe S. 57. Die Thongefässe gehören etwa dem 6. bis 8. Jh. an. 

Über römische Münzfunde Genthe S. 65. Im J. i868 wurde ein Bronzemedaillon 
mit dem Reliefporträt des Augustus gefunden (Abb. B. J. LH, S. 25), dessen Echtheit 
angezweifelt worden ist. Weise, Denkwürdigkeiten der Stadt Duisburg, Duisburg i769, 
S. i7 berichtet: Es sollen zwaren zwischen Duisburg und der Ruhr sich noch einige 
Merkmahle eines alten Schlosses entdecken lassen. Die von Schneider, Kr. Duis- 
burg S. i4 angegebene Schanze bei Schlechtendalshof war wahrscheinlich nur eine 
Aufschüttung für ein altes Fergenhäuschen (Genthe S. 6). 

Die dritte der grossen älteren Grenzwehren, die von Altstaden an der Ruhr 
nach Neudorf führt, durchschneidet die Wedau und endete wahrscheinlich westlich 
vom Musfelder Hof am Rhein (Schneider, Kr. Duisburg S. 8, Taf. II. — B. J. LH, 
S. 8, ig). Die kleineren, nur aus Graben und Wall bestehenden Landwehren um die 
Stadt sind entschieden mittelalterlichen Ursprungs. Vgl. den Abschnitt: Von den landt- 
weren und gemeinen velden in dem Kuerbuch (Düsseldorf, Staatsarchiv, A. 82»). Die 
körte lantwer wurde, wie Wassenberg, Chronik Bl. i9i^ ausdrücklich berichtet, erst 
]5o6 gebaut. 

Die grosse römische Heerstrasse von Wesel (vgl. unter Spellen und Eppinghoven) 
führt über Düsseren und den Musfelder Hof nach Süden. Über die Fortsetzung von 
Grenzwehr und Strasse nach Süden und Südosten vgl. Schneider, Neue Beiträge VI, 
i874 und XIV, i89o. Dazu die Bemerkungen von Wilms i. d. B. J. LH, S. 9. 

BEGUINENKIRCHE, Ecke der Beekstrasse und des Beguinengässchens, 
schlichter rechtwinkeliger geschieferter Saalbau mit sechsseitigem geschieferten Dach- 
reiter, nebst den drei Trakten des anstossenden Beguinenhofes im J. i728 erbaut. 

JOHANNESKIRCHE, bis Juli i89i Kirche der evangelischen Gemeinde, 
i786 erbaut, rechtwinkeliger Saalbau mit flacher Decke und je fünf Fenstern an der 
Langseite. 

MARIENKIRCHE (evang.), ursprünglich vor der Stadt gelegen und Sitz 
des Deutschordens, zwischen ii5i und 11 56 gegründet (Lacomblet I, Nr. 268), 11 87 
durch Erzbischof Philipp von Heinsberg von der Salvatorkirche abgetrennt (Teschen- 
MACHER, Ann. p. i5i. — Withof, Intelligenz - Zettel i74o, Nr. 22), i475 mit einem 
neuen Chor versehen (Withof, Intelligenz - Zettel i74o, Nr. 4i) und neu ausgeschmückt 
(Wassenberg Bl. 182*), i479 mit einer neuen liberarie, i487 die S. Annenkapelle 
angebaut (Wassenberg Bl. i84»), i5o8 eine zweite Kapelle (Wassenberg Bl. i97^), 
im J. 1800 neugebaut. Einfacher flachgedeckter Saal, im Norden und Süden mit je 
drei Fenstern, fünfstöckiger Turm mit geschieferter Haube auf hölzernem Aufsatz. 

Glocken. Die erste von i7o5 mit der Inschrift: fusa anno salutis mdccv 
sub regimine d. d. henrini (so) wintgens et doctoris joannis adriani schleg- 

TENDAL, CONSULUM DUISBURG., UT ET SUB DIREC. DOM. DEPUT. ABRAHAMI E STAHL 

ET JOHANNIS SCHMALHUSEN. 

QUA DISRUPTA NOVO SONITU CAMPANA NOVETUR, 
FUNERIBUS RARO, PESTIS PRECIBUSQUE FREQUENTER 
lUDICIIS lUSTI THALAMIS OPTATA lUVENTAE, 
LAETA DIU RESONET PATRIISQUE IMMURMURET AGRIS. 

Die zweite mit schöner Renaissancekante und der Inschrift: johan swys me 

FECIT VESALIAE ANNO l7l5. SOLI DEO GLORIA. 



Römische u. 

GermKnische 

Funde 



Grenzwehren 



Heerstrassen 



Beguinen 
kirche 



Johannes« 
kirche 



Marienkirche 



Glocken 



i75 



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;y<v. ^ ». r';-:.. .>•.-:• ^ -^i i'.i. .^■.r.*--.2ä Liris- ir:»rL:> VÄrü>r-e ^nrdulis c::lectiis et 
'>''vr:*-% '<. :7:3. ?>_:■. f I, '..•^z.'^'^.'-z.i r^I: tir-^rn " >t ri^rhen X.-tizen. giebt für das 
:: -.'--; .0 j'., ^.^ ^Vt^r-i'-r* ir. R^^-e^ter^ zum Teil ir. A'r-^.lrirt. rni :T. Jb- historische 
l^ * /^ *i -.VT *.", K '-••:r4'r^ :..:.:•-, p. ;52 au-i'li.rL.Le E-eri.Lte übier die Bilder- 
>s* .rr/.'"-;. li- i7>2. ^^* : ts2 -^T.'i z\it Ge-jeni* 3.n v n ir.Jeren Hunden fortgesetzt 
\', *^,:/\':.'' \ J.z/.'Ä. '.:.", d'rr Kir- :.e mit den; a : -^el r-.«. henen • Kreuzgang in der 

'^vwv.*, Jji^ J, «205 -A-jr-i'-n die Miri'.riten von Ma^Jeturj nach Dai>buTg berufen, wo 

•,e ;? *f ':e;fj V/n \V:i!r;3rn v'>n Lirnb-jrg ü.r.en üh-era-ies^-nen Terrain 1272 ein Kloster 
',"/;? -Vrf,, tl^'i die Stelle einer früheren Lin-jl'Ur^v:hen Burg einnahm (JoH. Tybius 
vi 1 h'/ iih*iu\f Uhf. Ann. p. i65'. Die Kir. he wur»ie bald nachher errichtet Im 
J ;3i'5 A'-rden in ihr v:' h-> Altäre erwähnt 

#^.»vs>./^3< Iffi J, |/'^|3 wird die Kirche v^in den Biiderstürraem geplündert (Lib. mem. v. 

ilz'i p. 12,1, die Brüder kehren erst i6i5, nachdem die Spanier Duisburg eingenommen, 
'/if'i'k ilM*, ni*:uu p, 25;: im J. 1624 wird der Kreuzgang repariert, i638 das alte Rc- 
Ui^'jnnut ;d/;/ebr'K hen, i645 die Fenster der Kirche repariert, i647 das Kapitelhaus 
/icd'rJierj^eHtellt, i65o werden drei neue Altare in der Kirche geweiht 

Die ait/r Ausstattung der Kirche war im Bildersturm vom J. i6i3 zu Grunde 
U/"//iU'/t'U. Der Liber mcmorabilium enthält darüber folgende interessante Aufzeichnung: 
Vtrut'T das von dem chor in der kirchen von 5 altaren die taffeien abgerissen, zer- 
V M;<j./eri, ym nicht gemacht, und das gehöltz, und andere materialia noch alda gelegen, 
i\t'r predjgstuhl auch zcrhawen, das orgel verwüstet und die bleye pfeifen daraus 
fiiitj^'-noliriieri, oben auff dem lehn von 2 altaren auch die taffeien herabgenohmen, 
/erv hlaj^en und mit dem gestühls und höltzeren brustlehnen herunter geworffen; 
niitten in der kirchen unser lieben frawen bild, so an einer ketten gehangen, ab- 
;;< l.'is->en, zerliacket und das cisenwerck hinwcggenohmen ; das crucifix, so in der höhe 

i76 



i7 



zwischen dem chor und schilf der kirchen auff dem litter gestanden, zeirüttelc, das 
es krumb in der mitten gehangen, die mörder aber, so auff der seyten gewesen, 
herunter gez<^en. Das sie auch in der sacristey gewesen, und daraus i7 meesgewand 
gut und biss die wohl in 3o jähr, wie der rhentmeister im closter referirt, nit ge- 
bnmcht, genehmen, die in berührter sacristey siehende aus der kirchen genohmene 
bilder verdorben, und von der biblio- 
thek etliche bOcher, doch nit viel, ent- 
frembt. Vgl. auch Borhecks Archiv für 
Geschichte, Erdbeschreibung u. s. w. I, 
1800, S. 67. 

Die Kirche ist ein !8,7o m langer, 
10 m breiter zweischifiiger frühgothi- 
scher Backsteinbau mit 18 m langem, 
7 m breitem Chor. Wie die Minoriten- 
kirche zu Kleve (Kunstdenkmaler d. Kr. 
Kleve S. io7) zeichnet sie sich durch 
die ausserordentliche Länge bei ver- 
hältnismässig geringer Breite aus und 
ist wie alle Minoritenkirchen von der 
grössten, durch die Regel des Ordens 
geforderten Schlichtheit, Das Äussere 
bt gänzlich neu verputzt, die hohe 
Westfaijade {Fig. i) zeigt ein Doppel- 
portal mit steinernen Mittelpfosten, über 
demselben ein Feld mit vier Blenden, 
darüber das grosse dreiachsige Portal- 
fenster. Auf dem Langhaus ein ge- 
schieferter sechsseitiger Dachreiter, der 
Chor niedriger als das Langhaus, das 
Seitenschiff unter eigenem Dach, Im 
Chor ruhen die eigentümlich hohl ge- 
gliederten Rippen mit runden Kapitäl- 
chen auf durchgeführten Diensten, im 
westlichen Joch des Chorhauses treten 
einer Halbsäule drei Dienste vor, auf 
denen die Quer- und Diagonalrippen, 
sowie die Schildbögen ruhen, die Dienste 
der letzteren nur 3o cm lang. Das Lang- 
haus (nicht in der Achse des Chores ^''-^ Dui.bfg. ui«..i.«i.iKh* 
gelegen) besteht aus fünf Jochen, die 

Rippen ruhen mit runden Kapitälchen auf Dreiviertelssäulchen vor stark vortretenden 
Halbpfeilem. Einachsige flachprofilierte bis zur Hälfte versetzte Fenster. Die erst 
über dem Kafsims aus der unteren stärkeren Mauer sich entwickelnden Strebepfeiler 
sind grösstenteils nach Innen gezogen, wo sie sich zu Blenden zusammen wölben. Unter 
den Fenstern als Fortsetzung der Sohlbänke eine breite Horizontallisene. Das nörd- 
liche Seitenschiff mit eingezogener niedriger hölzerner Empore, ist erst im 1 7. Jh. an- 
gebaut, die ehemalige nördliche Aussenmauer dazu mit Spitzbogen von der halben 
Höhe der Gewülbesch eitel durchbrochen. 




I77 



i8 



DUISBURG 



Minoriten- 
kirche 

Chorgestühl 
Skulpturen 



Salvator- 
kirche 



HandschriftL 
Quellen 



Koblenz 



Düsseldorf 



Urgeschichte 



Neubau 



Reste des Chorgestühles des 1 5. Jh., im ganzen zehn Sitze erhalten, von den 
einfachsten Formen, nur ein einziger Knauf (Bauer mit Eiern) erhalten, die Miseri- 
kordien mit Thierdarstellungen. 

Holzfiguren der hh. Augustinus und Andreas, in halber Lebensgrösse, Ende 
des iS.Jh. 

Holzfiguren der h. Drei Könige, I,l5 m hoch, nach iSoo, mit realistischen 
Köpfen, neu polychromiert. 

Holzbilder der vier Evangelisten, 63 cm hoch, i7. Jh. 

SALVATOR KIRCHE (evangel.). Fiorillo, Geschichte der zeichnenden 
Künste in Deutschland, Hannover 18 1 7, II, S. 85. — Borheck S. 5o, 59, 63. — Kugler, 
Geschichte der Baukunst III, S. 378. — Lotz, Kunsttopographie I, S. 188. — Otte, 
Kunstarchäologie II, S. 285. 

Handschrift!. Qu. Im Kirchenarchiv, aufgestellt in der Chorkammer, 
1888 geordnet von J. Rosier: 492 Pergamenturkunden (ungeordnet) in Kiste iio und 
III, die älteste von i3o6. — Lagerbuch (Nr. 2), Pap. fol., Abschrift vom 18. Jh. nach 
dem 1 48 1 auf Befehl des Rats zusammengestellten Original, enthält die Verzeichnisse 
der sämtlichen Güter und Renten der Salvatorkirche, des Gasthauses, des Klosters 
vom 3. Orden S. Franzisci, der S. Joestsgilde, der S. Annengilde, der S. Jakobsgilde, 
weiterhin des Siechenhauses, der S. Marienkirche, des Beguinenhauses» der Armen- 
Häuserken. — Duissburgische Stadtsrechten, Hs. des i7. Jh. (Nr. 3), Pap. fol., mit ge- 
nauem Register am Schluss (originale asservatum in curia). — Rechnungen des Gast- 
hauses von i455 — 1487, i529 — 1549, i56o — 1567, 1621 — 1622 u. s. w. (R. 112). — 
Duisburgisches Konsistorial- Aktenbuch von i635 ab, 8 Bde. — Li vre du consistoire de 
l'eglise reformee fran^oise de Duisbourg i696 — i7oo. — Historische KoUektaneen und 
Notizen des Schulmeisters Küpper zu Düssern von 1726, Rektor an der Marienkirche 
von i747 an, ohne historischen Wert. — Taufregister der Salvatorkirche von 16 12 ab, 
i3 Bde. — Taufregister der Marienkirche von i665 ab. 

Im Pro vinzial- Kirchenarchiv zu Koblenz: Vermischte Kirchensachen über 
Duisburg i567 — 1764. — Corpus constitutionum Marchicarum, 3 Bde. — Protokoll- 
buch der französischen Gemeinde zu Duisburg i696 — 1699. — Acta classis Duisburg, 
syn. Cliv. syn. gener. i72o — i74i. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Hs. A. i53, 8*^, Ausführlicher Bericht des 
Ritterlichen Teutschen Ordens Hauss zu Duissburg, Bl. 8^ Von der Teutschen Ordens 
Kirch ad Salvatorem zu Duissburg. — Inventar der Briefschaften von i552 (Reg. 
B. VIII^) und des ganzen Hausrates aus den J. i555, i558, i566, i568, i57o, i57i, 
i633. Das zweite vom J. i558 wird in der Sammlung rheinischer Inventare zum Ab- 
druck kommen. Vgl. Lamprecht, Verzeichnis niederrhein. Urbarialien S. 7. 

Die erste Erwähnung der Kirche fällt in das J. 11 87: Erzbischof Philipp von 
Heinsberg trennt in diesem Jahre einen Teil vom alten Pfarrbezirk ab und üben;v'eist 
ihn dem Johanniterorden (Withof, Intelligenz - Zettel i74o, Nr. 22), 11 89 wird dies 
durch Klemens III. bestätigt (Lacomblet, U B. I, Nr. 5 1 8). 

Der Grundstein zu der jetzt stehenden Kirche ward i4iS gelegt, im J. i426 
der neue Chor angebaut (Teschenmacher, Ann. p. 1 5 1 : aditus, seu novus chorus 
templo annexus est. — Berlin, Cod. 578, Bl. ii«: adytum, quod chorum vocant). Der 
Turm war i467 soweit fertig, dass die Glocken aufgehängt werden konnten, brannte 
aber noch in demselben Jahre nieder. Der neue Turm wird i479 unter Friedrich 
Specht durch Johannes Haller begonnen, am i7. April i5o7, nachdem i5o6 ein Un- 
wetter grossen Schaden gethan (Wassenberg Bl. i9o"), ward das Dach begonnen, 



i78 



DUISBURG 



l9 



Salvator- 
kirche 



Inschrift 



Chronik des 
Baues 



am 1 9. Juli die eiserne Spitze mit dem Kreuz imd Hahn aufgesetzt, i5i3 die steinerne 
Balustrade vollendet. Die Baugeschichte bei Teschenmacher a. a. O.; Ambrosius 
MoER, Berlin, Cod. 578 und 5 80, Bl. 10^. Daselbst auch die Gründungsinschrift: 

ANNO MILLENO QUATER CCCC ET QUINTO DENO 
HAEC DOMUS ERECTA EINEM LAETANTER ADEPTA. 
M CCCC QUATERNO DECIES SEX X QUOQUE NONO 
TURRIS EN INCEPTA NEC VISIO PLACET INEPTA. 
QUI LAPIDEM DEMISIT PRIMUM, GENU SIBI LAESIT, 
FREDERICUS SPECHT, DESIT CRUENTIA DUM FERVESCIT 
JO DOMUS ARTISTAE HAN HALRE NOTAT ISTE, 
METRORUM SISTE JOHANNES CANEFACTOR ISTE (so). 

Auch WiTHOF (Intelligenz - Zettel i74o, Nr. 39) giebt diese »schlechten unbe- 
schabten, imd nach der ehemaligen Barbarey in den Wissenschaften riechenden Verse* 
und bemerkt: ,Wan das Gebäude nicht besser gerathen wäre als diese, sonderlich am 
Ende wegen ihrer Hesslichkeit fast unverständliche Narren - Fratzen, dergleichen doch 
damals in aller Welt gebräuchlich waren, mögte es um das erste schlecht stehen und 
gestanden haben*. 

Ambrosius Moer (Berlin, Cod. 578, Bl. 1 1«; 58o, Bl. 12«) giebt die Baugeschichte 
noch ausführlicher. Die Angaben der zwar früheren, aber weniger ausführlichen 
W ASSENBERG sehen Chronik sind daneben bemerkt. 

A. i467 in nocte Palmarum (22. März) combusta est et funesto incendio periit 
antiqua turris templi S. Salvatoris Duisburgi et campanae igni liquefactae defluxere; 
contigit autem hoc incendium incuria vigilis oscitantis Adolphi Liefappelen, dum can- 
delam secum ardentem negligentius custodit. 

A. d. i475 novus chorus tandem extructus est ad templum parochiale S. Mariae 
sanctique Joannis Babtistae Duisburgi, quod possident ibidem fratres hospitales S. Joannis. 

A. d. i479 prima fundamenta turris templi Salvatoris auspicatus est Fredericus 
Specht, fabricae huius praefectus, hie pro more primum eins fundamenti lapidem 
posuit, ipsi autem architecto nomen erat M. Johannes Haller (Wassenberg Bl. i83"). 

A. d. i493 tunc primum sunt suspensae tres campanae in turrim templi S. Sal- 
vatoris, quae pridem a. i467 in coemeterio ibidem aere caldario fusae erant in aestate, 
quo anno pestis Duisburgi multos homines absumpsit (Wassenberg Bl. i84^). 

A. d. i5o5 in aestate impositum est turris S. Salvatoris basi lapides quadrati 
operis pinnaculura, id est pyramis lignea circumquaque contenta tabulis. 

A. d. i5o7 die i7. Aprilis ceptum est tectum turris Salvatoris materiatum (so) 
asseribusque consolidatum vestiri tegulis scissilibus, anno eodem die Julii 1 9. super impo- 
situs est vestigio (so) turris eiusdem orbis aeneus cum cruce ferrea, quae ex eo extat, suo- 
que petaso galli formam exprimente, qui flatus ventorum indicat (Wassenberg Bl. i9i^). 

A. d. i5i3 die i9. Junii additus est summis turris Salvatoris parietibus lapideus 
ambitus ad prospectum in omnes partes et ad omandam coronandamque turrim 
transennae instar cancellis ex solido lapide interlucens. Sic tandem spatio triginta 
quattuor annorum eius turris structura perfecta et consumata est. 

Im J. 16 13 am 8. Juni brannte die Turmhaube ab (Withof, Intelligenz -Zettel 
i74i, Nr. 21). An ihre Stelle ward 1682 durch Meister Grevenbroeck die jetzt noch 
erhaltene niedrige Holzhaube gesetzt. Im J. i72o ward auf akademische Kosten ein 
Observatorium academicum auf dem Salvatorturm errichtet. 

Das im J. i464 in der Kirche aufgestellte wunderthälige Salvatorbild (Berlin, Saivatorbiid 
Cod. 578, Bl. 1 1^), neben dem Ktanenburger das bekannteste und am meisten besuchte 



i79 



a» 



DUISBURG 




Fig. 3. DuiibuTf. 



Mirakelbild am Niederrhein, wurde i555 aus der Kirche entfernt, nachdem diese s« 
fünf Jahre vorher, i55o, von den Reformierten eingenommen worden war. Teschen- 
MACHER berichtet in den handschriftlichen Ann. eccl. reformat. ecci. Cliviae (Berlin, 
Kgl. Bibliothek, Cod. Boruss. 4" zi, p. i78): A. iSSS ahn ii Februarii ist der grosse 
Oelgötz oder dass höltzeme Crucifix, welches der Salvator genant worden, in der 
grossen Kirchen auff cyfferige ahnmahnung Petri a Benden Neufcirchiani von einem 
ehrsamen Rath, der darumb einmüthig in die Kirch selbst gangen, die grosse ab- 
götterey, so damit getrieben, zu verhüten, abgenehmen und in dass Koelhauss weg- 
geschaffet worden. Vgl. Withof, Intelligenz-Zettel i74i, Nr. i4 und ausführlich JOH. 
Tybius bei T eschen MAC HER, Ann. p. i67. 

Die Kirche ist auf einem gegen den alten Markt hin bedeutend erhöhten Terrain b«" 
errichtet, der mächtige Westturm (Fig. 3) beherrscht jenen vollkommen. Er steht auf 
einem 5 m hohen Unterbau mit Ziegelaufmauerung und Brüstung. Ursprünglich sollten 
hier, wie an der alten Kirche zu Mülheim a. d. Ruhr, Treppen !i in aufführen. In seinem 



Aufriss gleicht der Westturm fast vollständig dem Matenakirchturm zu Wesel (Kunst- 
denkmaler d. Kr. Rees S. 123). 

Das ausserordentlich hohe Untergeschoss zeigt nach Westen ein einziges im- 
ponierendes Portal fensler, dessen Wirkung bei der erhöhten Lage noch weit besser 
als in Wesel zur Geltung kommt. Über dem Doppelportal mit Steinpfosten und 
horizontalem Sturz zuerst vier mit Kleeblaltbiigen geschlossene Blenden, darüber das 
dreiachsige, in der Mitte bereits einmal geschlossene Portalfenster mit Fischblasen- 
motiven im Masswerk. Das zweite und dritte Turmgeschoss ist durch Je drei zwei- 
achsige, mit Nasen an den Schlussbögen versehene Blenden belebt, die mittlere des 
oberen Stockes für den Glockenstuhl zum Fenster ausgebildet. An der Südseite ist 
ein aus fünf Seiten des regelmUssigen Achtecks konstruierter Treppenturm, um den 
die die einzelnen Stockwerke des Turmes trennenden Horizontal lisenen herum ver- 
kröpft sind, errichtet. Der Turm trug ursprünglich eine steinerne Balustrade, deren 
Pfeiler auf kurzen Halbpfeilem ruhen, die wieder auf mit Kopfkonsolen absetzenden 
Säulen lagern — ganz wie in Wesel, Zutphen, Delft. An den Ecken alte Wasser- 
speier. Das Material ist Tuff, der aber sehr stark verii'ittert ist, das Masswerk fast 
überall herausgefallen. 

iSl 



Auf dem Turm die malerische geschieferte Haube vom J. 1682, zuerst ein vier- 
seitiger Aufsatz mit von Brettern versetzten Halbrundfenstern, dann ein achtseitiges 
geschweiftes Dach, darüber eine grosse Birne oder Zwiebel mit vier kleinen Fenstern, 
hohem Aufsatz mit Metallknopf und schmiedeeiserner Wetterfahne. 

Die Kirche ist ein dreischifiiger spätgothischer Tuffbau mit Querschiff, im Lich- 
ten 58 m lang, 3i,im breit, der Chor 2o,4 m lang, 8,1 m breit, das Querschiff 6,4 m 
breit. Die Nordseite {Fig. 5) wendet sich dem grossen und offenen Salvatorkirchhof, 
der rings mit Hausem umgeben ist (an der hinaulTilhrenden Steintreppe die Zahl 
i6o6), frei zu und ist dementsprechend etwas reicher behandelt als die durch die 



Nähe der Häusermassen in ihrer Wirkung beeinträchtigte Südseite. Der Langhausbau 
voni4iS und der Chorbau von i47o sind im Äusseren deutlich geschieden. Im 
Langhaus zeigt der Obergaden des Mittelschiffes fünf zweiachsige Fenster, im Mass- 
werk einfache Rosetten mit Fischblasen. Das nördliche Seitenschiff ist mit einem 
flachen Pultdach überdeckt und zeigt in der Einteilung der Joche eine auffallende 
Mannigfaltigkeit. Die nördlich vom Turm in der Flucht des Seitenschiffes gelegene 
Kapelle, die Chorkammer, ist durch ein dreiachsiges Fenster erleuchtet, die übrigen 
Joche durch zweiachsige Fenster, nur das westlich vom Seitenportal gelegene durch 
ein einachsiges. Die Streben bestehen aus stark vortretenden Pfeilern mit Giebelchen 
von Hausteinabdeckungen, auf die zweimal übereckgestellte kleine vierseitige Pfeiler 
aufsetzen; nur die das Portal flankierenden haben den Saum des Pultdaches über- 

181 



DUISBURG 



23 



Kreuzschiff 



Chor 



Südseite 



Inneres 
rurmvorhalle 



ragende Fialen. Das Portal selbst mit horizontalem Sturz und Stabwerkumrahmung Saivator. 

Ici r c h e 

wird von einem zweiachsigen Portalfenster und einem krabbenbesetzten, in eine Kreuz- 
blume auslaufenden, mit Masswerk verblendeten Wimperg gekrönt. 

Die weit vortretenden Kreuzarme mit abgewalmten Dach zeigen wie der West- 
turm zwischen den Strebepfeilern den einfachen, aber wirkungsvollen Schmuck eines 
einzigen grossen durchlaufenden dreiachsigen Fensters über einem Doppelportal, die 
Lichter in der Mitte bereits einmal geschlossen. An der Ostseite des nördlichen 
Kreuzarmes ein aus fünf Seiten des regelmässigen Achtecks konstruiertes Treppen- 
türmchen mit achtseitigem Pyramidendach. 

Der nördliche Seitenchor ist zweijochig, geradlinig geschlossen und mit einem an 
der Ostseite abgewalmten Satteldach versehen. Die Strebepfeiler sind von Fialen gekrönt. 

Am Chor zeigten die Strebepfeiler zunächst über der Horizontallisene, die 
ebenso wie das Sockelgesims um den ganzen Bau, selbst um den Turm herumgeführt 
und verkröpft ist, eine Gliederung durch Fensterstab werk in zwei Blenden, über jeder 
ein Wimperg mit starken Krabben und Kreuzblume, darüber zweimal übereckgestellte 
Pfeiler, die Wandungen mit einfachen Kleeblattbogenblenden, beide in Fialen aus- 
laufend — der obere Pfeiler tritt etwas gegen den mittleren zurück, so zwar, dass 
die Fiale noch halbiert erhalten ist. Zweiachsige einfache Fenster. 

Der einfacheren Südseite fehlt das zweite Portal, infolgedessen sind auch die 
Streben einfacher gebildet und erheben sich nicht über den Saum des Daches. Der 
mit einem Satteldach eingedeckte südliche Seitenchor zeigt einen dreiseitigen Chor- 
abschluss und kleine Streben. 

Im Inneren ist zunächst die Turmvorhalle durch eine Backsteinmauer gegen 
das Langhaus abgeschlossen, ebenso die nördliche Chorkammer, die südliche ist durch 
einen Bretterverschlag abgetrennt. Die Vorhalle zeigt über dem nördlichen und süd- 
lichen Spitzbogen je eine fünfachsige Blende mit drei Vierpässen. Das ursprünglich 
darüber aufsitzende Klostergewölbe ist herausgeschlagen. 

Das Langhaus ruht auf fünf Pfeilerpaaren mit abgefasstcn Kanten, denen 
nach Norden und Süden je ein Dienst vortreten, ohne Kapital, mit einfacher Basis, 
nur die beiden Vierungspfeiler sind reicher gegliedert. Die Arkaden sind einfach, 
aber wirkungsvoll profiliert. Die Scheidemauem sind durch Horizontallisenen belebt, 
über denen sich hohe zweiachsige Fenster erheben, die zur Hälfte versetzt und als 
Blenden behandelt sind. Mit Ausnahme des vierten Pfeilerpaares von Westen aus 
laufen neben dem alten Dienst von den skulptierten Blattkapitälen an junge Dienste 
bis zu der Horizontallisene hinab. Einfache skulptierte Schlufssteine, in der Vierung 
eine Radrosette. 

In den Seitenschiffen ruhen die Rippen mit reich skulptierten Blattkapitälen Seitenschiffe 
auf Diensten, unter den zweiachsigen Fenstern der Aussenmauern befinden sich im 
Flachbogen geschlossene Blenden. Die Schlufssteine sind ähnlich wie an der Willi- 
brordikirche zu Wesel mit vierstrahligen Rosetten verziert. Das Querschiff mit 
seinen vier quadratischen Kreuzjochen zeigt in beiden Querarmen nach Westen je 
eine grosse fünfachsige Blende, ähnlich der in der Turmvorhalle, im Masswerk mit zwei 
Vierpässen und einem Dreipass, nach Osten im nördlichen Querraum eine einfache, 
im südlichen eine dreiachsige Blende. In den Ecken sind wie an den Vierungspfeilern 
Dreiviertelssäulchen herabgeführt, die mit Blattkapitälen abschliessen, die Vierung 
selbst ist von Chor und Langhaus durch Gurte getrennt. 

Im Chor B, dessen Abschluss durch fünf zweiachsige, in der Mitte geschlossene 
und an den Schlufsstellen mit Nasen verzierte Fenster mit Fischblasenmasswerk erleuch- 



Langhaus 



Chor 



i83 



24 DUISBURG 

tet ist, ruhen die Rippen mit leicht und zierlich skulptierten, stark unterarbeiteten Blalt- 
kapitalcn auf einem alten und zwei jungen Diensten. An dem mittleren Halbpfeiler- 
paar im Chorhaus schliessen diese in der Höhe der als Fortsetzung der Sohlbänke 
im Chor herumgeführten Horizotitallisene mit einer reich skulptierten Konsole ab, im 
Norden nur ornamental, im Süden mit einer hockenden menschlichen Figur in Blatt- 
werk. An der Südseite und im Churabschluss, nicht an der Nordseite, unter den 
Fenstern grosse mit Flachbogen abgeschlossene Blenden mit Stabwerkeinfassung. Die 
dreiachsigen Fenster der beiden Joche des Chorhauses sind zur unteren Hälfte als 
Blenden behandelt. 
X Das südliche Seitenchörchen D zeigt einen drei-seitigen Abschluss. Um in- 

dessen durch eine Thür eine Verbindung mit dem Chor zu ermöglichen, ist hier ein 
kurzer vierseitiger Pfeiler aufgeführt und durch ein un regelmässiges Pendentif ein 
kleiner Anbau geschaffen worden. Die Rippen ruhen auf einem alten und zwei jungen 

Diensten, die am Chor- 
abschluss heruntergeführt 
sind, an der Südseite an 
der Horizontallisene un- 
vermittelt abbrechen, wah- 
rend sie an der Nordseite 
auf ausserordentlich reich 

ausgestalteten Konsolen 
ruhen (Fig. 6). Unter der 
Deckplatte ein dreigeteiltes 
Blattkapital mit mensch- 
lichen Figürchen, Sirenen, 
zu Unterst der kurze Stumpf 
■" ~ eines Dienstes, der mit ei- 

nem verzerrten Menschen- 
kopf als Konsole abschltessL 
Das nördliche Seitenchör- 
ri, 6. Ddiburg. Deuiu .u. d« s.iT.i«kiKi». ^hen C ist abgeschlossen 

und dient als Heizkammer. 
Einfaches Sakramentshäuschen von Sandstein an der Nordseite des Chores, 
zwei Schränke, mit krabbenbesetztem Wimperg, Mitte des iS. Jh. 

Reste des Chorgestühles, a. H. des i5. Jh., im Bildersturm von i6l3 ver- 
stümmelt, nur die eine hintere elfsitzige Reihe erhalten, mit ganz einfachen Armlehnen, 
oben und unten mit Säulen, die Krabben herausgeschlagen. Die Rückwand mit 
übergebogenem Baldachin und einfacher Stabwerkgliederung. Die Wangenstücke ent- 
hielten ehemals zu unterst eine Heiligenfigur in Hochrelief, zu oberst unter reich pro- 
filiertem Eselsrücken eine solche in freier Figur, alles herausgeschlagen. 

Renaissancekanzel von l664, sechsseitiges Gehäuse mit grossem Schalldeckel. 
Taufstein des iS. Jh. aus grauem Granit, o,9o m hoch mit einem Durch- 
messer von 1,12 m, sechsseitig, auf jeder Seite ein Dreipass mit au^epicktem Grund, 
rundes Becken. 

Zwei kupferne Kerzenhalter vom Anfang des i6. Jh. im Chor. 
In der (jetzt flach gedeckten) Chorkammer (Sakristei) zwöli Holzfiguren, 
interessante niederrheinische Schnitzereien vom Ende des iS. Jh., von dem Schul- 
charakter der westfälischen, Kölnischen und Kalkarer Schule abweichend. Zunächst 

184 



Christus, 55 cm hoch, in der Linken die Weltkugel mit hohem Kreuz, die Rechte 
segnend erhoben, mit kühn übergeworfenem Mantel. Sodann elf Apostel, 4o cm hoch, 
mit ihren Symbolen, grosse gelockte Köpfe, starker, fast akademisch wirkender Falten- 
wurf, durch den fast überall aufgenommenen Gewandzipfel etwas unruhig wirkend. 
Weiss überpinselL 

Wand- und Deckenmalereien (Bund, Kunstfunde in der Salvatorkirche ; v 
Deutsches Kunstblatt i883, Nr. II, 12. — G. Humann in Kunst und Gewerbe I, 
188S, Nr. I, und in der Zs. für christliche Kunst I, Sp. 261/62 mit Abb. u. Tafel). 
Die Salvatorkirche ist in den ersten Jahrzehnten des 16. Jh. etwa gleichzeitig mit der 
Wilübrordikirche zu Wesel (Kunstdenkmaler d. Kr. Rees S. i37) ausgemalt worden. 
Erhalten sind die Figur d^ Salvators 
auf einer Kappe des Chores, ein Christo- 
phorus am nordwestlichen Vierungs- 
pfeiler, Gestalten von grossem und 
vornehmen Wurf (Photographien von 
Risse Nachf. in Duisburg), sechs En- 
getüguren mit Ornamenten und Spruch- 
bändern auf den Gewölben des Lang- 
schiffes (Abb. Zs. für christliche Kunst 
I, Tafel i3) und eine aus dem Gottes- 
lamm, den Evangelistensymbolen, eini- 
gen Ornamenten und Überresten von 
Engelfiguren bestehende Darstellung, 
die das durch je zwei parallele, sich 
kreuzende Rippen in neun Felder zer- 
legte westliche Joch des nördlichen 
Seitenschiffes schmückt Die Malereien 
bieten gute omamentale Vorbilder. 
Unter der Christoph orusfigur eine in- 
teressante, mittelst der Schablone auf- 
getragene Flachen Verzierung, ein gutes 
Beispiel einer einfachen spätgothischen 
Wandverkleidung (Fig. 7). 

ZweiRokokokonsolen mit bär- 
tigen Riesen, die eine Muschel tragen, 
Holz, polychrom! ert. 

Die Salvatorkirche enthalt eine Fülle steinerner und hölzerner Epitaphien 
und Gedächtnistafeln, zum grossen Teil von Duisburger Gelehrten und Professoren, 
für die niederrheinische Gelehrtengeschichte von Interesse. 

I. Epitaph des Gerardus Mercator in einfacher Renaissanceeinrahmung in 
schwarzem Holz mit dem Brustbild des Mercator mit langem weissen Bart, Globus 
und Zirkel, darüber sein Wappen (Goldener Globus in rotem Felde). 

Inschrift: D. o. M. s. gerardus mercator hic situs est juliacensium pro- 

VINCIA ORIÜNDUS, NATUS RUPELMUNDAE FLANDRORUM A. D. MDXH V. MARTII, CAROLI 
V, ROM. IMP. DOMESTICUS, GULIELMl PATRIS AC JOAN. GULIELMl FIL. CLIVENS. JULIAC. 
ETC. DUCUM COSMOGRAPHUS, MATHEMATICORUM 5UI TEMPORIS F.\CILE PRINCEFS, QUI 
GLOBIS ARTIFICIOSIS, RADIO, DIMEN51S COELUM AC TERRAM INTERIüS AC EXTERIUS, 
QUA LICUIT, DEMONSTRAVIT, A VARIA DOCTRINA, THEOLOGIA IMPRIMIS LAUDATUS, 

i85 



1 



26 



DUISBURG 



SaWator« 
kirche 



Epitaph 
Claubergs 



Weiter« 
Epitaphien 



PIETATE, VIRTUTE, INTEGRITATE VITAE MORUMQUE COMITATE DEO ET HOMINIBUS 
CHARUS. UXORES BINAS HABUIT, QUARUM PRIOR BARBARA SCHELLEKENS LOVANIENSIS, 
FAEMINA LECTISSIMA, PROPE MARITUM SEPULTA, IPSI TRES FILIOS TOTIDEMQUE FILIAS 
PEPERIT, EX POSTERIORE VERO GERTRUDA VIRLINGS NULLOS LIBEROS SUSCEPIT. AN. 
MDLII LOVANIO TEUTOBURGUM UNA CUM FAEMINA HABITATUM VENIT, UBI AN. MDXCIV 
II. DECEMB. OBIIT AETATIS LXXXII. 

Darunter: 

AD LECTOREM: QUISQUIS ADES METUIS, NE FORTE SEPULTO 

SIT MERCATORI TANTULA TERRA GRAVIS. 

OMNIS TERRA VIRO LEVIS EST, QUI TOTA QUOD USQUAM 

TERRARUM EST HUMERIS PONDERA GESSIT ATLAS. 

MEMORIAE ET GRATITUDINIS ERGO HAEREDES HOC MONUMENTUM POSUERE. 

Vgl. WiTHOF, Intelligenz - Zettel i74i, Nr. i8, 28. — Köln, Stadtarchiv, Museum 
Alfterianum XLVII, Bl. 84. 

2. Epitaph des Johannes Clauberg, Pendant zu dem eben genannten, mit dem 
Brustbilde des Verstorbenen und seinem Wappen. 

Inschrift: D. M. v. CL. JOH. claubergi soling. mont. s. s. theol. et phil. d. 

CELEBERRIMI, ACADEMIAE DUISBURG. IN CLIVIS AUSPICIIS SER. ELECT. BRANDENB. 
ERECTÄE RECT. ET PROF. PRIMI ET PRIMARII, PflRSPICACIA INGENII, ERUDITIONIS SOLI- 
DITATE, DEXTERITATE DOCENDI OMNIBUSQUE VIRTUTUM EXPERIMENTIS ORNATISSIMI, 
NATI MDCXXII M. FEBR. D. XXIV., DENATI MDCLXV M. JAN. D. XXXI., BENE PER OMNIA 
DE SP MERITI SIBI ET SUIS POSTERISQUE FORUM VIDUA MAESTISSIMA CATHARINA MER- 
CATORIS, MAONI ILLIUS GERHARDI MERCATORIS EX PRONEPTE FILIA, PIETATE ERGA 
CONIUGEM OPTIMUM. H. M. P. C. 

Darunter: 

MYSTA DEO, SOPHIAE STATOR, VIRTUTIBUS ATLAS, 

GLORIA DUISBURGO, SOLQUE SCLINGA TUUS, 
AD SUPEROS ABIENS CLAUBERGIUS HUIC DEDIT URNAE 

EXUVIAS, FACIEM MENS OVAT ANTE DEI. 
HORA RUIT, TU LECTOR ABI ET MEDITARE AETERNITATEM. 

Weiterhin die Epitaphien der folgenden Persönlichkeiten: 
Im südlichen Seitenschiff: 

3. Friedrich Wilhelm von Rohsen, Erbherr auf Parchmien, Oberstlieutenant zu 
Fuss, t 16. Juni i7o2. 

4. Joh. Vleugels, Oberstlieutenant, t 1 3. Juni i7o2. 

5. Paul Heinrich von Hertzberg, Hauptmann, f 3o. Juni i7o2. 
An der Westmauer des Mittelschiffes: 

6. Luffried Schlegtendal, Candidat der Rechte, t i- Dec. i7o2. 

7. Arnold Adolph von Momm, Rat des Fürsten zu Sachsen - Meiningen, 
t i9. Aug. 1728. 

8. Heinrich Jakob Conte, Dr. der Medizin, t 24. Mai i7o7. 

9. Clemens Berg, Prof. der Moral und Politik, t 2. Aug. i7o8. 

10. Frau Anna Caterina von Falbrück, f 9. April i7o7. 

1 1. Christoph Friedrich Crellius, Prof. der Theologie u. Philosophie, t 29. April 1 7oo. 
In der Turmvorhalle: 

12. Wilhelm Crusius, Prof. jur. et phil., t 25. Okt. i7oo. 

i3. Richard von Raesfeld, Richter zu Ruhrort, t i9. Dec. i7o6. 

i4. Clarilia (so) Juliana von Bohwinckell, t i9. Okt. i7o2. 

iS. Johan Wilhelm Barbeck, t i3. Dec. i725. 

16. Heinrich Christian de Hennin, Dr. med., t 21. Juli i7o4. 



186 



DUISBURG 27 

Im nördlichen Seitenschiff: SaUator- 

k i f c h c 

1 7. Adrian Ludolph a Becker, Prof. der Mathematik u. Philosophie, 1 1 2. März 1 7o4. 

18. Georg Hermann von Bergen, t 8. Nov. i7oo. 
i9. Melchior Schöne, t 22. März i7o3. 

20. Johan Dietherich Holtman, t 24. Dec. i64o. 

21. Maria Wolff, geb. von Lintzenig, t 29. April i69i. 

22. Agnes Johanna von Hennin, t 21. Dec. i6o3. 

23. Everwin Sluiter, t 28. Dec. i69i. 

Eine Reihe der Epitaphien, auch mehrere nicht erhaltene, in Abschrift in der 
V. DoRTH sehen Inschriftensammlung auf der Fahnenburg S. 387, 4o4, 4o5. 

WiTHOF erwähnt noch weitere Inschriften. Zur Erinnerung an den misslungenen Verschwundene 

Inschrittea 

Uberrumpelungsversuch des Erzbischofs Dietrich am 12. März i445 (Intelligenz -Zettel 
i74o, Nr. 4o) an der Thür der Sakristei: 

M, QUOQUE BIS DUO C, QUATER X, SIMUL VqUE RESOLVE, 

GREGORII FESTO, SEMPER DUYSBORCH MEMOR ESTO; 

PRAESUL AGRIPPINAE TUUS HOSTIS TUNC INOPINE 

IN TUA FOSSATA MURUMQUE PER APPODIATA 

NOCTURNIS HORIS VINCERE TE STUDUIT. 

SED SALV ATORIS PRAESENS TUM DEXTERA FUIT 

TRISTEQUE TULIT ONUS DE TE TUUS IPSE PATRONUS. 

Zur Erinnerung an den Brand des Turmes vom 22. März i467 befand sich eben- 
daselbst die Inschrift (Intelligenz - Zettel i74o, Nr. 4o): 

M. C. QUATERNO, DECIES SEX, SEPT. SIMUL ANNO 

FESTO PALMARUM MEDIO NOCTISQUE TUARUM 

EN CAMPANARUM TURRIS SIMUL ATQUE NOLARUM 

SONI TURBANTUR, AST IGNI SIMUL NICHILANTUR 

NEGLECTU VIGILIS; CUR DUYSBORCH PRAESTO MEMOR SIS: 

NE TUA COMMITTAS TEMULENTIS (go) ATQUE LIGURIS, 

NE PEREANT RURSUS TIBI CAMPANAE, QUOQUE TURRIS. 

Ambrosius Moer bringt in seiner 

Chronik (Berlin, Cod. 578, Bl. 5«) eine INCOLE<::V3-*PlAs-MSOö7nTI^NTIV 

höchst merkwürdige Inschrift als vetusta 

lapis inscriptio Duisburgi iuxta foros ex- HVSEllTIWTHELOhEV- DISP6II- «P 

trinsecus pariete inserta und giebt die fol- /NNI-CCtA-?PK?01MS- HELE-feS 'OB 

gende Lesung dazu: Incolae cum terris et SE(5i^-1^^-/Vr'|/\ciVIPI-A\R0l-M.L0 

E-C3-/NI|(!^P-EIsHECSRA-XE5S/!TPIB-V 

preter nundinas celebres, obsequuntur enim FEIKRIAPRISnOK/NI' VILtREPbVMA 
ad munimen civitatis in muro et vallo. 

Est quidem antiquitus eis haec gratia concessa, temporibus vero Henrici iraperatoris 
et christiani villa renovata. 

WiTHOF (Intelligenz - Zettel i74o, Nr. XX) giebt ebenso ,die Inscription, die vor- 
mals über der Thür der grossen Salvator- Kirchen nach Süden oder der Mittags -Seiten 
soll eingemauret, von dannen aber hemachmals nach dem Rahthause gebracht seyn*. 

Glocken. Die grössere mit schöner breiter barocker Kante. Inschrift: alexius Glocken 

ET PETRUS PETIT ME FUDERUNT ANNO l765. 

Die kleinere von i467 mit der Relieffigur der Madonna und der h. Katharina. 
Inschrift: anno domini mcccclxvii. katerina heit ich, johan van dorpmunde 

GOET MICH. D£0 GRATIAS. 

l87 



mansionibus attincntium Husel non dant 
theloneum Dispergii per anni circulum 



28 



DUISBURG 



Kreuibrüder 
kon vent 



Nonnen- 
kloster 



Kloster 
Düsseren 



Stadt- 
be festigunge 

Älteste Stadt 



Erweiterung 



Verschwundene Klosteranlagen: 

KREUZBRÜDERKONVENT VALLIS S. PETRI. Borheck S. 57. — 
C. R. Hermans, Annales canon. regul. S. Augustini ord. s. crucis, Herzogenbusch 
i852, III, S. i64, 194,545. 

Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 63 Urkunden von 
i42o — 1783. — Florilegium aus verschiedenen Kirchenvätern als Regelbuch zusammen- 
gestellt von Thomas Dornberg, i5.Jh. 

Das Kloster war ursprünglich mit Franziskanern vom 3. Orden besetzt und wurde 
i498 von den Kreuzbrüdem eingenommen (Xanten, Stiftsarchiv, Pels, Sammelband I, 
Bl. 354. — WiTHOF, Intelligenz -Zettel i74o, Nr. 4i. — Wassenberg, B1. i83*>). 

NONNENKLOSTER MONS S. ELISABETHAE. Ein Franziskanessen- 
konvent von der 3. Regel des h. Franziskus schon i4i9 erwähnt (Mitteilungen aus 
dem Stadtarchiv von Köln XVI, S. loi, Nr. 9335). Vgl. ausführlich Borheck im Archiv 
für die Geschichte des deutschen Niederrheins I, S. 254. 

KLOSTER DÜSSEREN, Borheck S. 34. 

Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: i55 Urkunden von 
1234 — 1784. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 73. 

Als adeliges Frauenkloster des Cistercienserordens, genannt Via Coeli, im Duis- 
burger Walde 1234 von dem Bürger Alexander Tacke gegründet und von Erzbischof 
Heinrich von Molenark bestätigt. Vgl. Teschenmacher p. i88. — Withof, Intelli- 
genz-Zettel i74o, Nr. 27. — Köln, Stadtarchiv, Museum Alfterianum LXVI, Bl. i68. 
— Xanten, Stiftsarchiv, Pels, Sammelbd. I, Bi. 358; I243 an die Ruhr verlegt. 

STADTBEFESTIGUNGEN. Die älteste Stadt, io65 noch curtis Tusburch 
(Lacomblet, U B. I, Nr. 2o5), 1 129 regia villa (Lacomblet I, Nr. 3o5) genannt, hatte 
sich um Pfalz und Königshof gebildet. Die Ansiedelung wurde von den deutschen 
Königen gefördert. Im J. Ii45 bestätigt König Konrad III. domos sive edificationes, 
quas circa palatium et curiam regalem sive supra forum locaverant . . . ut et idem 
locus Duisburg ab habitatoribus ipsius tanto studiosius coleretur et nobis ibidem cu- 
riam habentibus, principibus et familiaribus nostris ceu in aliis locis regalibus fieri solet, 
aptiora hospitia invenirentur (Lacomblet, U B. I, Nr. 353). Die WEYMANNsche und 
die MoERsche Chroniken geben die Notiz wieder, setzen aber zu curia regalis hinzu: 
up der borgh. Diese älteste Ansiedelung mit ihrer ovalen Einfassung ist noch auf 
den älteren Stadtplänen (s. o. S. i4, Nr. i u. 2) deutlich erkennbar. Urkunden von 
1280 und i29o erwähnen diversas structuras in oppido predicto vel circa forum vel 
atrium (Kleine, Diplomata Nr. S, i4). 

Von der i. H. des i5. bis in die ersten Jahrzehnte des 16. Jh. wurde dann der 
en^'eiterte Mauerring der inzwischen bedeutend angewachsenen Stadt verstärkt und neu 
ausgebaut. Ambr. Moer Bl. ii*>: A. d. i439 angefangen zu bawen den Muller tom in 
der statt mauern. Wassenberg Bl. 188*: A. d. i5o4 wart der Suedentom ende dat 
stormhuis onser Liever Vrouwen binnen Duisborch gans nie gespart ende mit nien 
leien gedeckt. Bl. 200»: A. d. i5o9 waert der toem in der stadtmuren bi den Minre- 
broederen nie gespart ende gedeckt ende afgereit, dair eirst gein gespaert op en stonde. 

In diesem Zustande zeigt die zweite Stadtbefestigung der Plan bei Braun u. 
HoGENBERG (s. o. Nr. I ) mit vier Doppelthoren, Aussen- und Innenthor durch Parallel- 
mauern verbunden, und 28 Türmen; die Mauer, ähnlich wie Neuss, innen mit grossen 
rundbogigen Entlastungsblenden, die den Laufgang tragen. Im 16. Jh. befanden sich 
an der Rheinseite an den Mauern noch die eisernen Ringe, in denen die Taue der 



18S 



DUISBURG 



29 



hier anlegenden Handelsschiffe befestigt wurden (B. Mollerus, Rheni a primis fon- 
tibus ad oceanum Germanicum descriptio, Köln i596, V, p. 208). 

UNIVERSITÄT. Joannes Raveni, Academia quae est Duisburgi Clivorum Universität 
dedicata anno i655, Duisburg i656. — Th. v. Mörner, Die Universität Duisburg, Littcr«tur 
vornehmlich zur Zeit ihres Stifters: Zs. für preussische Geschichte V, S. 542. — Kurz- 
gefasste Nachricht, wie die Kgl. Universität zu Duisburg das 100 jähr. Andenken ihrer 
Stiftung gefeiert habent Duisburgische Adresse- u. Intelligenz-Zettel i755, Nr. 47 — 5o. 
— Werner Hesse, Beitr. zur Gesch. der früheren Universität Duisburg, Duisburg i879. 
Dazu C. Krafft in den Theologischen Arbeiten des Rheinisch -Westfälischen Prediger- 
vereins IV, S. 128. — Zur Geschichte der Universität Duisburg: Materialien zur geist- 
lichen und weltlichen Statistik des niederrheinischen und westfälischen Kreises, Erlangen 
i78i, I, II, S. 395. — Martinus Hundius, Christliche Erinnerung bey feyerlicher 
Inauguration und Einweyhung der löblichen Universität Duisburg im Fürstenthumb 
Cleve, Duisburg i655. — C. Krafft in den Theologischen Arbeiten VIII, S. 181. 
Vgl. die Instruktionen vom 4. Oktober i555 bei Lossen, Briefe von Andreas Masius, 
Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde II, S. 218, und das 
Register daselbst unter Duisburg. 

Herzog Wilhelm der Reiche hatte schon in den fünfziger Jahren des 16. Jh. Geschichte 
den Entschluss gefasst, in Duisburg eine Universität zu gründen (Teschenmacher, 
Ann. p. i5i. — Withof, Intelligenz -Zettel I74i, Nr. i5) — und zu diesem Zwecke 
von Papst Pius IV. eine Bulle vom 10. April 1S62 erwirkt (Lacomblet, U B. IV, 
Nr. 564. — Lacomblet, Archiv V, S. 266). aber erst nach einem Jahrhundert kam 
der Plan zur Durchführung. Unter dem grossen Kurfürsten ward vom 4. — 14. Okt. 
l655 durch den Fürsten Moritz von Nassau die Universität feierlich eingeweiht, nach- 
dem schon i65i der erste Rektor Johann Clauberg (Epitaph s. o. S. 26) die Vor- 
lesungen begonnen hatte (Teschenmacher, Cod. dipl. Nr. i9 — 22. — Ludw. Driesen, 
Leben des Fürsten Johann Moritz von Nassau-Siegen S. i83). — Im J. i659 (Wit- 
hof i74i, Nr. 36) wurde das sogen, kleine Auditorium hinter der Salvatorkirche zum 
Gebrauch der Universität eingerichtet, 166 7 das grosse Auditorium, der eigentliche 
Universitätsbau in der Beeckstrasse, das ursprüngliche Katharinenkloster, eingeweiht 
und mit folgender Inschrift versehen: academia duisburgensis. natura multos 

FECIT lUDICES, PAUCOS ARTIFICES. ANNO CHRISTI l667 (WiTHOF l74l, ,Nr. 4o). Die 

Kirche ward zum Hörsaale eingerichtet, hinter diesem befand sich ein Zimmer für 
den akademischen Senat, das mit der Bibliothek in Verbindung stand. Das der Uni- 
versität gehörige grosse und kleine dritte Ordenshaus diente als Professorenwohnung. 

Am 18. Okt. 18 18 wurde die Universität, die nur noch drei Professoren zählte, Aufhebung 
aufgehoben, ihre Bibliothek der neugegründeten Universität zu Bonn überwiesen. Im 
Juli i89o sind die letzten Reste des Universitätsgebäudes in der Universitätsstrasse, 
die zuletzt als Packhaus eines Kolonialwarengeschäftes gedient hatten, abgebrochen 
worden. 

ROKOKO-WOHNHAUS Beeckstrasse 21, von verputztem Backstein, zwei- Wohnhaus 
stöckiger stattlicher Bau, die Fenster in Rokokoeinrahmung, über dem Portal ein 
Relief- Fass zwischen Reben. Jetziger Besitzer Herr August Majert. Die übrigen 
älteren Wohnhäuser umgebaut und ohne architektonische Bedeutung. 

SAMMLUNG VORGESCHICHTLICHER ALTERTÜMER im Gym- s.mmiung 
nasium. Vgl. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins XXXVII, S. 61. — Gyninasial- 
programm 1881. Vgl. oben S. i4. 



i89 



KREIS 
MÜLHEIM A. D. RUHR 



BROICH. 



SCHLOSS. Kremer, Akademische Beiträge zur Jülich-Bergischen Geschichte, 
I. Geschichte der Grafen und Herren von Limburg an der Lenne und an der Ruhr, 
Mannheim i776. — v. Mülmann, Statistik I, S. 437. — H. A. v. Kamp, Das Schloss 
und die Herrschaft Broich, Mülheim i85i. — Klanke u. Richter, Geschichte der 
bergischen Unterherrschaft Broich sowie der Stadt Mülheim a. d. Ruhr, Mülheim i89i. 

— H. Kühne, Schloss Broich un sin Vöartid, Mülheim i876. — Kurze Präliminar- 
Information, ob die Lehnherrschaft . . . Bruch der Natur sei, dass die Tochter . . . 
derselben i^hig, i674. Vgl. Lünig, Bibliotheca deductionum I, p. 232. — Über die 
Succession in der Herrschaft, nach Aussterben des gräfl. Falkensteinischen Hauses: 
T. U. V. Gramer, Wetzlarische Nebenstunden, Teil LXXXIH. S. 20, 4i. — Protokoll, 
was sich am 5. Okt. bis 10. Okt. i598 bei der Belagerung von Broich zugetragen: Berg. 
Zs. XXni, S. i78. — Vergleiche von 1661, i778 und i787: D. A. C. Borhecks Bibl. 
für die Geschichte, Erdkunde etc. des niederrhein. Deutschlands!, 1801, Nr. 9 — 11. 

— J. J. Lenzen, Beyträge zur Statistik des Grossherzogtums Berg, Düsseldorf 1802, I, 
S. 48. — Barsch, Eiflia illustrata I, S. 2 25, 389. — Mertens, Geschieh tl. Nachrich- 
ten bei Martin, Wegweiser Düsseldorf S. 92. — v. Ledebur, Allgem. Archiv S. 8. — 
V. Steinen, Westfäl. Geschichte HI, S. 79o. — Rive, Über das Bauemgüten^^esen, 
Köln 1824, I, S. 3Si. — L. Henrichs, Grenzstreitigkeit zwischen Duisburg und den 
Herren von Broich im J. i58i: Nrh. G. i883, S. i3i. 

Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 455 Urkunden von 
i2 7o ab. — Die Litteralien und Akten mit reichen Nachrichten zur Geschichte der 
Herren von Broich, Limburg, von Leiningen u. a. verzeichnet bei Ilgen, Rhein. Archiv 
S. i38. Vgl. Klanke u. Richter S. 2o7 — 24 1. — Manualakten des Justizrats Keller 
zu Hamm, i839 — i85i, mit reichen historischen Nachrichten, verlorenen Urkunden in 
Abschriften u. s. w. (A. 95). Vgl. Lamprecht, Niederrhein. Urbarialien S. 4o. 

Das Schloss war der Sitz der Herren von Broich, deren erster, Burchard, schon 
im J. io93 erscheint. Der letzte Herr von Broich, Dietrich, starb kinderlos im J. i372, 
ihm folgte Dietrich V. von Hohenlimburg, der Gemahl seiner einzigen Schwester 
Lukard. Dieser trug i377 sein Schloss dem Grafen Wilhelm 11. von Berg zu Lehen 
auf (Kremer, Akademische Beiträge II, S. i58. — Lünig, Corp. iur. feud. H, col. i325), 
was Dietrich von Broich schon i369 gethan hatte (die Übernahme des Lehens ward 
verhindert durch die von i368 — 1377 bestehende Verpßlndung des Hauses an den 
Herzog Eduard von Geldern). Vgl. Lacomblet, U B. HI, Nr. 795. 

Dietrich von Hohenlimburg scheint das Schloss erweitert und ihm den neuen 
Palas angebaut zu haben: bei der Erbteilung im J. i4i3 erhält sein Sohn Wilhelm L 
das obere (ältere) Haus mit dem Turm, Dietrich VI. das untere mit dem Steinhaus. 
Die Herrschaft Broich blieb von i377 — i4o8 bergi.sches Lehen, Allod bis i432, von 
i432 — 1443 klevisches Lehen, i443 — 1446 kölnisches und bergisches Allod, i446 bis 

8 
i93 



Schloss 
Litteratur 



Hflndschriftl. 
Quellen 



Geschichte 
Ältester Bau 



Erweiterung 
um 1400 



34 



KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR 



Schlots 



Eroberung 



Plünderung 



Erweiterung 
im 17. Jh. 



Letzte Besitzer 



Beschreibung 

Hochschloss 

Thorbau 



i478 zur Hälfte bergisches Lehen, zur Hälfte kölnisches Allod, von da an nur noch 
bergisches Lehen (Klanke u. Richter S. 28). 

Im J. i443 wurde das Schloss von dem Erzbischof Dietrich von Köln, Herzog 
Gerhard IL von Jülich und Berg und dem Bischof von Lüttich erobert. Die beiden 
Hauptgegner beschlossen das Schloss gemeinsam zu besitzen (Brosius, Annales Juliae, 
Montiumque comitum II, p. 5i. — Kremer, Akademische Beiträge II, S. 66. — 
Deutsche Städtechroniken XIII, S. 18S; XX, S. 66. — Lacomblet, U B. IV, S. 3oo. 
— Hansen, Rheinland und Westfalen im i5. Jh. I, Nr. 4o5); im J. i444 jedoch schon 
wurde bestimmt, der Erzbischof solle für gemeinsame Rechnung an dem Schloss 
Broich und dessen Festungswerken 6000 Gulden verbauen. Im J. i446 erhielt die 
alte Linie von Limburg das Schloss zurück. Die Bauten des Erzbischofs scheinen 
sich nur auf die Befestigungen bezogen zu haben. 

Nach dem Aussterben der Grafen von Limburg, deren Mannesstamm i5o8 mit 
Johann IV. erlosch,, ging das Schloss über auf die von Dhaun, Grafen zu Falkenstein 
und Herren zu Oberstein. Sowohl bei dem Plünderungszuge der Banden des Ad- 
mirals Franz Mendoza durch das klevische Land im J. i598 wie im Laufe des dreissig- 
jährigen Krieges hatte Broich schwer zu leiden (Em. van Meteren, Niderlendischer 
Historien ander Theil, Amheim i634, Bl. 388^). 

Wilhelm Wirich (1623 — 1682) erweiterte in den J. i644 — 1648 das Schloss zum 
zweiten Male und baute das alte beschädigte Hochschloss gründlich um, von den 
vier Türmen, die er erbaute, hat sich nur einer erhalten. Die Trümmer der alten 
Hofkapelle Hess er abtragen. 

Nachdem die Grafen von Dhaun -Falkenstein 1682 mit ihm ausgestorben, kam 
das Schloss durch Vergleich mit den Lehensherren an die Grafen von Leiningen- 
Heidesheim, deren letzter, Graf Christian Karl Reinhard, i766 starb und das Schloss 
seiner ältesten Tochter Marie Louise Albertine, der Gemahlin des Prinzen und Land- 
grafen Georg Wilhelm von Hessen - Darmstadt, hinterliess. Unter ihr wurden in den 
Jahren i78o und i797 Erweiterungsbauten vorgenommen. Nach ihrem Tode war das 
Schloss von 1 8 1 8 bis 1 834 Eigentum des Landgrafen Georg Karl von Hessen, Ende der 
5oer Jahre ging es an Herrn Eduard Stöcker über, der auf dem Hochschloss sich ein 
modernes Wohnhaus errichtete und sich noch jetzt im Besitz des Schlosses befindet. 

Schloss Broich stellt nächst Schloss Kleve und Schloss Burg a. d. Wupper und 
den linksrheinischen Wasserburgen die bedeutendste Hofburg am Niederrhein dar, 
die den ganzen Bergrücken Mülheim gegenüber an der linken Seite der Ruhr mit 
ihren weitgedehnten Anlagen beherrschte. 

Der älteste Teil der Burg (im Grundriss Taf. I tiefschwarz) ist das im Osten, 
hart am Abhang auf dem höchsten Teil des Hügels gelegene Hochschloss, das 
freilich nur zum Teil erhalten ist. Zunächst der mächtige, einen Peripherie -Ausschnitt 
darstellende Thorbau A, aus Bruchstein in starker Mörtelbettung (Kohlensandstein 
der Flötzleerer) aufgerichtet, mit einer zwischen i,65 und i,4o m wechselnden Mauer- 
stärke. An diesen Thorbau sind später unter Wilhelm Wirich zwei viereckige Türme 
B und B angesetzt worden, gleichfalls aus Bruchstein, aber in kleinerer Schichtung von 
horizontalen Platten und ohne einzubinden, nur einige grössere Blöcke wurden dem 
Mittelbau eingefügt. Das ehemalige spitzbogige etwas vorspringende Portal ist noch 
erkenntlich über dem neuen im Flachbogen geschlossenen Portal Wilhelm Wirichs, 
Darüber die Inschrift: w. w. v. d. g. z. f. v. l. h. z. o. b. v. r. etc. a. i648 (Wil- 
helm Wirich von Dhaun, Graf zu Falkenstein und Lottum, Herr zu Oberstein, Broich 
und Reipolzkirchen). Nach der Ostseite wurde gleichzeitig der Trakt N angebaut. 



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wahrend W die neue, erst von dem jetzigen Eigentümer errichtete Villa darstellt An 
den Turm B wurde im iS.Jh. aus dunkelroten kleinen Ziegeln mit breiten Fugen ein 
schmaler Ansatz angefügt. An der Südseite des Thorbaues erhob sich ursprünglich 
ein mächtiger viereckiger Turm, jetzt abgebrochen und der Boden asphaltiert. Unter 
dem Asphaltbelag ist das unterirdische Gewölbe noch erhalten, bestehend aus vier 
durch Gurte getrennte Gratgewölbe, gestützt durch einen mächtigen Mittelpfeiler mit 
Kämpfer. In einer Ecke führte ursprünglich eine Wendeltreppe in das Erdgeschoss 
des Turmes. Der alte Bergfried (im Grundriss punktiert) stand in der Mitte des 
Hofes, er war völlig rund, sehr stark und besass ein Kuppelgewölbe: seine Fundamente 
wurden bei der Gartenanlage aufgedeckt. Das ganze Hochschloss wurde von einer 



überaus starken Mauer umgeben, die zum Teil nach Osten zur Schildmauer erweitert Schild.» 
ist und nach dem , Hagen' im Nordosten eine Höhe von 12 m besitzt Sie war mit einer 
Abböschung aufgemauert, hinter ihr zog sich ein Graben hin. Da das Terrain sehr 
kieshaltig ist und zu hoch liegt, konnte dieser schwerlich mit Wasser gefüllt werden 
— er besass also wohl nur eine steile Escarpe und einen Pallisadenzaun. Die Schild- 
mauer besitzt mit Tonnen eingewölbte kasematten artige Gelasse mit 1,60 m hohem 
Eingang, nach aussen sich verengend, mit einer schmalen Schiefsscharte. Die Gewölbe 
sind soi^fältig au^;emauert, in der Mauer befinden sich Fugen für vorzulegende Balken, 
Von dem jetzt als Küche dienenden nördlichen Teil des Thorbaues A, an den die 
Schildmauer direkt anstösst, zieht sich ein mannshoher i m breiter, 5 m langer Gang 
nach aussen hin, eine alte Ausfallspforte, jetzt mit Ziegeln versetzt. Auf der Höhe 
der Mauer läuft ein Laufgang mit einer steinernen Brüstung von 1 m Starke und 

l9S 



36 



KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR 



Palas 



Ehemaliger 
Thorbau 



Schloss ursprünglich i,6o — i,8o m Höhe, bestimmt, den hölzernen Wehrgang aufzunehmen. 
An der Südostseite zeigt die Ringmauer, hier nur i,So m stark, deren Kohlensandstein 
durch den atmosphärischen Einfluss teilweise eine rote Färbung angenommen hat, eine 
Bresche, die von der kölnisch -bergischen Belagerung herrührt. Das Mauerw'erk ergänzt 
in feinem Weisskalkmörtel mit durchgesiebtem Sand und leichter Gypsbeimengung. 
Der zweiten Bauperiode gehört der Palas F an, der an der Südseite des Aussen- 
hofes erbaut wurde. Im Zusammenhang damit musste auch der Mauerring erweitert 
und nach Süden, Osten und Westen eine zweite Mauer aufgeführt werden. Der Palas 
gehört in seinen Fundamenten durchweg noch dem 1 4. Jh. an und ist aus Bruchsteinen 
in dünner Lagerung aufgeführt. An der Ostecke wurde bei G, wo die Mauer i,7o m 
dick ist und ein polygonaler Turm zur Flankenbestreichung angebracht war, bei dem 
Umbau ein neuer chorartiger Abschluss angefügt Der Palas barg ursprünglich wahr- 
scheinlich im Unter- wie im Oberstock die grossen durchgehenden Rittersäle, von 
denen nur ein Teil des unteren erhalten ist, mit mächtigen Kreuzgewölben, mit scharf- 
profilierten Rippen, durch Gurte getrennt, und einer stämmigen Rundsäule mit einfach 
profiliertem Kapital in der Mitte. Der westliche Teil dieses Saales musste dem Neu- 
bau der grossen Treppe zum Opfer fallen, die gleichzeitig mit dem in sehr schlechter 
Technik aus Backstein mit Verputz angefügten Risalit H i797 von der Landgräfin von 
Hessen -Darmstadt errichtet wurde. An der Stelle von H erhob sich früher ein Rund- 
turm mit einer Wendeltreppe, ebenso führte in dem Erker J eine Wendeltreppe empor. 
An dem halb abgefallenen Verputz des Giebels eine nicht mehr leserliche Inschrift. 
Die grossen Fensteröffnungen des ersten Stockes sind durchweg erneuert. Der 
Palas besitzt im oberen Geschoss i4 Achsen. Zwischen dem Palas und dem alten 
Burgring, der hier 9 m hoch erhalten ist, wurde ein Bogengang errichtet von zw^ei 
Rundbogen in Haustein mit Backsteinbalustrade. Ursprünglich erhob sich ein ähn- 
licher Bogen auch am Palas selbst. Zwischen beiden schwebte die Wohnung des 
Thorwarts (die Balkenlöcher noch in der Mauer erhalten). Der neue Mauerring um- 
zog das ganze jetzige Burgterrain und ist an der Südöstseite noch erhalten, während 
er an der Nord Westseite i644 erneut ward. Der Südosteckturm Q nach der Strasse zu 
war als Wächterturm eingerichtet, zweistöckig über dem Unterbau, mit Wendeltreppe 
zur Seite, mit steinernem Kamin — noch jetzt bis auf das Dach ziemlich erhalten. 
Nach Südwesten auf der Höhe war ein höchst merkwürdiges Von^'erk errichtet, be- 
stehend aus einem viereckigen Bau von zwei starken Rundtürmen flankiert und 
einem angebauten Halbturm, die sogen. , Veränderung*, die dem Bahnhof Broich 
weichen musste. 

Die dritte Bauperiode unter Wilhelm Wirich brachte eine abermalige Erweite- 
rung des Burgterrains mit sich. Es ward der ganze grosse Vorhot, der »Viehhof*, 
der jetzt von der neuen Strasse zum Bahnhof Broich durchschnitten wird, in den 
Bereich des Schlosses einbezogen und mit einer weiteren Mauer umgeben, die in- 
dessen nur 75 cm stark ist und einfache Schiefsscharten besitzt. Auch die ganze 
Nord Westseite des alten Mauerringes wurde erneut. In der Nordwestecke wurde der 

Schief hacke Ruudturm K, die ,Schief hacke*, aus Bruchsteinen errichtet, mit zwei Kuppelgewölben 
von Backsteinen übereinander, nach innen geradlinig abgeschnitten. In der Mauer 
im ,Küchengärtchen* daneben die Inschrift: anno i644 haben wir w[ilhelm] w[irich] 
v[on] D[haun] G[raf] z[u] F[alkenstein] dise ganze seite durch gottes bey- 

STANDT NEW AUS DEM FUNDAMENT HERAUS BIS OBEN ZU LASSEN UFMAUERN. GOTT 
DER ALMACHTIGE WOLLE UNS WEITER SEINEN GOTTLICHEN SEGEN UND GEDEIEN VER- 
LEIHEN. Die Mauer besitzt hier nur eine Stärke von 2,3 o m, ist an der Aussenseite 



Vorhof und 
Ringmauer 



i96 



MÜLHEIM A. D. RUHR 



37 



oben abgeschrägt und hat eine Brustwehr von 1,20 m oberer Breite. Der Schloss- Schioss 
hof wurde mit Kaien gepflastert mit einzelnen Querbändern von sorgfältig mit dem 
Hammer gerichteten Pflastersteinen. Gleichzeitig wurde der Thorbau des alten Hoch- 
schlosses renoviert und mit den beiden Ecktürmen versehen. Der äussere südliche 
Mauerring erhielt zugleich einen neuen Thorbau P, ' ein einfaches zweistöckiges Ge- 
bäude, der Unterbau aus groben Kohlensandsteinbruchsteinen in gelblicher Mörtel- 
bettung, der Oberbau in Backstein erneut Die Durchfahrt ist mit zwei flachen Grat- 
gewölben und breiten Gurten eingedeckt. An der Aussenseite ein altes fragmentiertes 
Eichenbohlenthor mit Eisenbändem und Nagelkuppen erhalten. 

Das im Südwest an den Palas angebaute Gebäude L wurde wohl auch schon' 
unter Wilhelm Wirich errichtet, dann von den Leiningen ausgebaut und endlich von 
der Landgräfin von Hessen -Darmstadt restauriert. Es ist ein imregelmässiger Trakt 
mit gebrochenen Mansardendächem, nach Osten mit einem Halbrund, darin das 
Wappen von Hessen -Darmstadt (von i78o). An der äussersten Südwestecke erhebt 
sich ein mit einer kegelförmigen Haube gedeckter Rundturm. 

Im Besitz des Herrn Stöcker: Porträts von Wilhelm Wirich von Dhaun, Graf 
zu Falkenstein (161 3 — 1682); Carl Alexander von Dhaun, Graf zu Falkenstein (1623 
bis i659); Anna Elisabeth, Gräfin von Broich, Gräfin von Waldeck, Gemahlin des Wil- 
helm Wirich (t 29. Mai i647); Johanna Magdalena, Gräfin zu Leiningen und Dax- 
burg, geborene Gräfin zu Hanau — durchweg Gemälde oder Kopien von / A, Bartels, 



Bauten 
des 18. Jh. 



Porträts 



MÜLHEIM A. D. RUHR. 



J. J. Lenzen, Bey träge zur Statistik des Grossherzogtums Berg, Düsseldorf 1802, 
S. 29. — Borheck, Bibliothek für die Geschichte des Niederrheins 1801, S. 38, 42, 
45, 101,125. — J. A, Engels, Denkwürdigkeiten der Natur und Kunst ... in den 
niederrheinisch - westfälischen Provinzen, Werden 181 7. — G. Zietzschmann, Die Ent- 
wicklung des höheren Schulwesens der Stadt Mülheim a. d. Ruhr i835 — 1885: Pro- 
gramm des Realgymnasiums i885. — H. A. v. Kamp, Das Schloss und die Herrschaft 
Broich S. 38, 58, 100, io7, i9i, 206, 22?. — Klanke u. Richter, Geschichte der 
bergischen Unterherrschaft Broich, sowie der Stadt Mülheim a. d. Ruhr, Mülheim i89i. 

— Lacomblet, Archiv I, S. 211, 24o, 296. — Benzenberg, Über Provinzialverfassung 
I, S. II. — V. MüLMANN, Statistik I, S. 437. — Die Kanalisation der Ruhr (geschicht- 
lich): Rheinisch -Westfäl. Zeitung 1 5. Juli 1 887. 

Ansichten: i. Prospekt des Schlosses Bruch und Mühlheim sambt der gegend, 
18. Jh., aus der Vogelperspektive (Nachbildung bei v. Kamp und Klanke -Richter). 

2. Stich in Punktiermanier, koloriert, vom Ende des 18. Jh., Ansicht von der 
Ruhr auf die Stadt und Broich, 47,5 x 33 cm. 

3. Stich bei J. A. Engels. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. nativitatis b. M. v.). Binterim u. 
Mooren, E. K. II, S. 12. — W. Wolff, Geschichtliche Entwicklung der katholischen 
Gemeinde in Mülheim an der Ruhr, herausgegeben von J. Erkelenz, Mülheim 1 880. 

— H. A. V. Kamp, S. 38. — Klanke -Richter S. 242, TilZ, 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 9 Urkunden von i4i9 — i5o6, Kauf- 
briefe der Grafen von Limburg- Styrum, Kopien betr. Styrum i593 — 1766 (Ilgen, 
Rhein. Archiv S. i77). 



LiUeralur 



Ansichten 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Handschriftl. 
Quellen 



i97 



KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR 



I. Rubr. EnintelUcbc Phnknchc. 



MÜLHEIM A. D. RÜHR 39 

Die alte Kirche, an deren Stelle die jetzige grosse evangelische Kirche steht, wurde KathoL 

- _ - . . .11,.,^ «.1 Pfarrkirche 

nach i589 von den Reformierten eingenommen — ein katholischer Gottesdienst begann Geschichte 
erst i763 wieder, die Kirche ward von i856 — 1872 als Erweiterungsbau aufgeführt 

GRÖSSERE EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Herm. Richter, Grössere 

e vangel 

Kurze Chronik der evangelisch -lutherischen Gemeinde zu Mülheim a. d. Ruhr, Mül- Pfarrkirche 
heim 1882. — Ein niederrheinisches Original, oder Leben des Pastor Joh. Peter Neu- 
mann, Olpe 1866. — H. A. V. Kamp S. 38. — Klanke- Richter, S. 246, 296. 

Handschrift!. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Nachrichten über Handschrifti. 

Qaellen 

das Patronat vom iS.Jh. bis i777. — Cession des Patronats an die reformierte Ge- 
meinde 1662 (Unterherrschaft Styrum VI, 2). 

Mülheim wird zuerst io93 genannt (Lacomblet, U B. I, Nr. 247). Die älteste Geschichte 
Kirche auf dem ,Alten Hof* und ,Maurengut*, dem von Natur hierzu geschaffenen 
erhöhten mittleren Hügel der Stadt errichtet, wird zuerst i38i erwähnt (Wulff S. ii). 
Am Ende des 16. Jh. wurde sie von den zuerst i589 in Mülheim auftretenden Refor- 
mierten eingenommen (Teschenmacher, Ann. eccl. p. 2o9, Berlin, Kgl. Bibl., Cod. 
Boruss. 4®, 21). Noch i6o9 verteidigten sich in der Kirche die Spanier gegen den 
niederländischen General de Marquette. In den J. i87o/7i wurde die Kirche gänz- 
lich umgebaut durch Architekt Flügge in Essen. 

Der dreischiffige Bau liegt auf einem hochgelegenen Kegel, der nach der ,Delle* Beschreibung 
zu künstlich mit einer 4,So — 5 m hohen Mauer gestützt ist. Eine Treppe von zwölf, 
zweimal acht und zweimal sechs Stufen führt zum Kirchplatze empor. An der Süd- 
seite sind über die niedrige Seitenstrasse zwei breite steinerne Bogen gespannt, über 
die die zweiten Stockwerke der hier anstossenden alten Häuser direkt zugänglich sind. 
Von der Ecke der Bogen- und Kettwicherstrasse ist ein Durchgang nach dem Kirch- 
hofe gebrochen, die »Mausefalle* genannt: der Eingang, vor dem früher die Landgräfin 
von Hessen (s. o. S. 34) begrüsst zu werden pflegte. 

Von der Kirche stammt der aus Bruchsteinen (Kohlensandstein) in unregel- Tum 
massiger Schichtung mit mächtigen Eckquadem aufgeführte fünfstöckige Turm noch 
aus dem iS.Jh. Das Untergeschoss, das einen neuen Sockel erhalten hat, enthält 
das mit Hausteineinrahmung imd einem Backsteinkranz umgebene Westportal, das 
zweite und dritte Geschoss — ein jedes mit schmaler Horizontallisene — sind etwas 
eingerückt und mit kleinen spitzbogigen Fenstern mit abgeschrägten Gewänden ver- 
sehen. Das oberste Stockwerk ist aus Backstein aufgesetzt, verputzt und hat nur zwei 
grössere spitzbogige Öffnungen für den Glockenstuhl. Der aus Bruchsteinen erbaute 
Chor gehört gleichfalls noch dem alten Bau an: er zeigt ein Sockelgesims, zweimal ^^^^ 
abgetreppte Streben, aber keinerlei Horizontallisenen. Im Chor ruhen die Rippen 
ohne Kapitale auf Diensten. Die zweiachsigen Fenster sind im Norden und Süden 
zur Hälfte versetzt. Ein Grundriss der Kirche von i76S in der Sakristei zeigt das 
südliche Seitenschiff* im ersten Joch eingerückt und vier einfache Pfeilerpaare. 

Grabsteine des am 3. Febr. i632 verstorbenen Dietrich von Lipperheide und Grabsteine 
der am 29. Jan. i63i verstorbenen Mecheldt von Lipperheide mit Alliancewappen und 
AhnenaufschwÖrungen. 

KLEINERE EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Die Kirche war Kleinere 

C V B R ff C 1 

i658 als schlichter einschiffiger Bau errichtet worden (Richter S. 65 ausführlich — Pfurrkirciie 
Alte Abb. von i765 in der Chorkammer). Über dem Eingang war das Broichsche 
Wappen eingemauert, gehalten von zwei Putten, mit der Inschrift: Wilhelm wyrich 
V. D. G. z. F. V. L. H. z. o. B. V. R. i6S5 (Wilhelm Wyrich von Dhaun, Graf zu Falken- 
stein imd Limburg, Herr zu Oberstein, Broich und Reipholzkirchen). Die kleine 

i99 



4o KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR 

Kleinere Glockc War von i6zi, die grosse von i694. Im J. 1881 durch einen lichten und ge- 
pf.rrViteiie räumtgen Neubau von Augiai Harul ersetzt. 
Betgiiclie HaiiKT Mülheim bezeichnet die äusserste nördliche Grenze des bergischen Hauses, 

dessen Eigentümlichkeiten hier schon vollständig ausgebildet sind. Die Kennzeichen 
sind vor allem Fachwerkbau, Schiefer Verkleidung, Vorkragimg des Oberstockes. Solche 
altere Häuser Anden sich noch am Alten Markt: der Oberstock nur 3o — 4o cm vor- 
, _^ _ gekragt mit einem schrägen 

, ' " ^=- , _ ^ " . Balken, der Sockel verputzt, 

'-■"■} "' ' .' ~ , - und beide Stockwerke mit 

■ ' ■^ ---■',' -i querliegenden Schieferplat- 

,, - ' -.-"■""'. ,■ - _ ten bekleidet In der Kett- 
- ■ , , ' ,. ^ wiger- und der Bogenstrasse 

finden sich noch einige mit 
weit vorgekragtem Oberstock 
auf Absteifungen von Quer- 
balken. Besonders gut giebt 
diesen Typus das Geburts- 
haus Gerhard Tersteegens 
wieder {Tainerstrasse Nr. 1 ), 
wo der nur auf einer Seite 
mit Schiefer Verkleidung ver- 
sehene Oberstock nach bei- 
den Seiten vorspringt Ausser- 
dem Bacbstrasse 3 mit leicht 
geschnitzten Bai ken und star- 
kem aus schweren Bruchstei- 
nen aufgeführten Unterbau; 
vor dem Hause ein Vorplatz, 
zu dem neun Stufen hinauf- 
führen. Fachwerkhäuser mit 
angestrichenen Balken, nur 
an der Wettereeite geschie- 
fert, finden sich in grösse- 
rer Anzahl. An der Nord- 
seite der grösseren Kirche 
Fig. 10. Muihtim ■. d. Ruht. Die Hölle liegtdie , Hölle', ein schmaler, 

kaum mannsbreiter Durch- 
schlupf, zu dem fünfzehn Stufen vom Kirchhof hinabführen (Fig. 10); die anslossen- 
den Hauser mit den vorgekraglen oberen Stockwerken sind für die Mülheimer Bauart 
sehr charakteristisch. 

SAARN. 

GeMVni'.'h'e RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Die vierte der grossen 

Funrte Grenzwehren zwischen Lippe und Ruhr setzt bei Saarn Über die Ruhr. An der 
Westseite des Saamberges erscheint sie als tiefer Graben (Schneider, Kr. Duisburg 
S. 7. — Ders., Neue Beiträge VH, S. 7. — Vgl. unter Slyrum und Walsum). 



SAARN 4l 

Im J. i87z wurde bei dem Bau der Mülheim -Kettwiger Zweigbahn ein wahr- i 
scheinlich frankisches Graberfeld blossgelegt, in dem eine Reihe von Aschenumen 
und ThongefUssen, sieben Lanzenspitzen, fünf Schwerter, ein Dolchmesser, ein Schild- 
buckel u. s. w. entdeckt wurden (Esselen i. d. B. J. LIII, S. 3oo, — Rhein- und Ruhr- 
zeitung i873, 3o. August). 

Ehemalige CISTERCIENSERINNEN- ABTEI MARIA-SAAL. 

Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 42 Urkunden von 
I2z3— i69i, 8 aus dem i3., i3 aus dem i4., i9 aus dem i5. und i6. Jh. Vgl. Ilgen, 
Rhein. Archiv S. 122. 



Das Kloster wurde im J-i2i4 gegründet (Cron. mon. Camp. ed. Keussen: 
Ann. h. V, N. XX, S. 2i9. — Jongelinus, Notitiae abbatiarum ordinis Cistertiensis II, 
p. 5) und im J.1223 durch Papist Honorius III. bestätigt {Urk. i). Die Kirche stammt 
aus der Zeit der Gründung und hat sich ohne Umbauten erhalten. Vgl. weiter 
Lacomblet II, Nr. i75. — Sloet, Oork. Nr. Si3. — Berg. Zs. XIII, S. 228. Das 
Kloster wurde 1808 säkularbiert (Klanke - Richter, Geschichte der Herrschaft Broich 
S. 48), die Kirche dient jetzt als katholische Pfarrkirche. 

Der Hauptteil der schlossartig an dem Abhang gelegenen Klostergebäude, die f 
eine sehr grosse, weitläufige Anlage darstellten, ist noch erhalten und in die Tapeten- 
fabrik NiederhofT (Besitzer Herr Kleinkamm) umgewandelt. Das aus zwei Trakten 
bestehende schmucklose Äbtissinnen haus wurde im J. i729 von der Äbtissin Maria 
Theresia von Reuschenberg errichtet. An dem nördlichen Giebel des einen Flügels 
die Inschrift: die hochwOrdige hochwolgebohrne maria theeesia freiin von 



42 



KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR 



Abtei 
Maria<Saal 



Kloster» 
kirche 



REUSCHENBERG ZU SILLIKUM DES FREIADLICHEN CLUSTERS ZU MARIA SAEL IN SAHRN 

ABDissiN. Der Klosterhof fand nach Norden seinen Abschluss durch eine grosse 
offene Durchfahrt und ein kleines Pförtchen. Die im Westen gelegenen langgezogenen 
Wirtschaftsgebäude tragen die Zahl i755. 

Ein Wohnhaus der Äbtissin mit der gleichen Inschrift, jetzt Wohnung des Herrn 
Dr. Pankok, befindet sich im Ort. 

Die der i. H. des i3. Jh. angehörende, im i8. Jh. umgebaute KLOSTER- 
KIRCHE ist als katholische Pfarrkirche (tit. assumptionis b. Mariae v.) erhalten. 
Der hochinteressante einschiffige romanische Bau, im Lichten 23,8 m lang, S^Z m 
breit, ist aus Bruchsteinen aufgeführt und zeigt an den beiden Langseiten (Fig. ii) 
eine einfache Gliederung durch Rundbogcfifries und breite, im iS.Jh. als Widerlager 
verstärkte Vertikallisenen, das Chorhaus ist mit Ziegeln geflickt, der über dem Triumph- 
bogen aufgeführte Giebel besteht aus Tuff. Der Grundriss (Fig. 1 2) zeigt eine sehr 




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Fig. 12. Saarn. Grundriss der Klosterkirche. 



Aliäre 



auffallende scharfe Abtrennung des Chorhauses mit der anstossenden Apsis vom Lang- 
haus. Die Apsis ist halbrund gewölbt und durch drei schmale rundbogige Fenster 
erleuchtet (das mittelste vermauert). Das Chorhaus besitzt ein Gratgewölbe, in den 
Ecken starke runde Dreiviertelssäulen mit hoher runder Basis und rundem Kapital mit 
viereckiger Deckplatte, die Schildbögen zeigen einen Rundstab, nach Süden grosses 
dreiachsiges Fenster, kleines altes Fenster nach Norden. Der breite Triumphbogen 
zeigt eine reich gegliederte Basis mit zwei Wülsten und ein starkes Kämpferprofil. In 
den zwei durch einen schmalen Gurt getrennten Kreuzjochen des Langhauses treten 
die starken Rippen mit Hohlprofil weit hervor und ruhen in den Ecken auf starken 
Dreiviertelssäulen, in der Mitte auf einer runden Konsole mit kurzem Dienststumpf. 
Die Schildbögen mit Rundstäben, in den Langmauern je ein grosses spitzbogiges Fenster 
mit abgeschrägten Gewänden und abfallenden Sohlbänken, nach Norden vermauert 
Drei Rokokoaltäre aus der Mitte des 18. Jh., der Hochaltar mit grossem vom 
Pelikan gekrönten Tabernakel. Auf den schräggestellten Seitenaltären die Holzfiguren 
der hh. Joseph und Petrus — das ganze Ensemble mit der abschliessenden Kom- 
munionbank nicht ungeschickt komponiert. 



202 



STYRUM 



43 



An der Nordseite des Chores ein romanisches Wandtabernakel von ganz ein- Kloster- 
fachen Formen, durch die Seltenheit merkwürdig, mit schlichter Stabwerkeinfassung, T«bcriuikei 
als oberer Abschluss ein Dreieck mit Kreis und Vierpass. 

Hölzerner Kruzifixus, 8o cm hoch, vom Ende des i4. Jh., an den Christus Kru«fixuB 
von Dinslaken (s. u. Taf. III) erinnernd, hagerer Körper mit überlangen, dürren Unter- 
schenkeln, gekreuzten Füssen, die Knie zur Seite heraufgezogen, das Gewand die 
Oberschenkel deckend. 

Massige hölzerne Pieta, 9o cm hoch, um iSoo. Picu 

Sitzbänke mit guten geschnitzten Rokokowangenstücken von i7S9. Sitzbänke 

Schmiedeeiserner Kerzenhalter als Wandleuchter mit vergoldeten Guirlanden, Kenenhaiter. 
treffliche Rokokoarbeit um i7So. 

Kapelle von roter Seide aus dem i8. Jh. mit grossen eingewebten goldenen Paramcnte 
und silbernen Blumen, mit alten Schnüren und Troddeln. 

Kasel aus Lyoner Seidenbrokat, hellblau mit Silberblumen, mit dem Wappen 
der Äbtissin von Reuschenberg und der Zahl i752. 

Auf dem Speicher ein hübscher Rokokoaltar, darin eine 8o cm hohe Pieta Skulptur 
vom Anfang des i6. Jh. in alter Polychromierung. 



STYRUM. 



GERMANISCHE UND RÖMISCHE ANLAGEN. J. Schneider, Kr. 
Duisburg, S. 6. — Ders., Neue Beiträge VII, S. 7. 

Die dritte der grossen römischen Grenzwehren des Kreises Duisburg, die von 
Walsum (s.u.) über Sterkrade nach Süden führt, macht nördlich von Styrum eine scharfe 
Schwenkung nach Westen. In der Entfernung von i^/^ km nördlich von Styrum 
liegen an der Landwehr zwei Hügel, Schanzenknappen genannt, zum Teil abgegraben 
(Schneider, Taf. I, Fig. 8). Nördlich von Styrum setzt an diese Grenzwehr eine 
weitere an, die im Bogen das Mülheimer Land umschliesst, an Landermann vorüber- 
führt, bei Saam die Ruhr zum ersten Male überschreitet und bei Altstaden auf die 
letztgenannte Landwehr trifft (vgl. imter Saam und Walsum). Über die Römerstrasse 
von Sterkrade nach Styrum vgl. Schneider S. 12. Über die weiteren Anlagen nach 
Südosten vgl. Schneider, Lokal Untersuchungen über die Denkmäler des Altertums 
im Kreise Essen: Neue Beiträge IV, i873. 

SCHLOSS. Johannes a Beer-Schwort, Westphälisch -Adelich Stammbuch, 
1624, S. 495, im Anhang zu Hobbeling, Beschreibung des Stifts Münster, Dortmund 
i742. — Kremer, Akademische Beiträge, Mannheim i776, I. — H. A. v. Kamp, 
Das Schloss und die Herrschaft Broich S. 29, 210. — J. Schmidt, Geographie und 
Historie des Herzogtums Berg . . ., der Grafschaft Limburg . . ., Coesfeld i8o4. — 
RiVE, Über das Bauemgüterwesen I, § i44. — Über die Limburg-Styrumsche Lehn- 
kammer: J. U. V. Cramer, Wetzlarische Nebenstunden XI, Abh. 9; LXIX, Abh. 6, 
§55. — V. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte II, S. 65i; III, S. 2o4. 
— F. J. PiELER, Das Ruhrthal, Werl 1881, S. 322. 

Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 260 Urkunden von 
i323 — 1836. — Die Akten in 9 Abteilungen: i. Dynasten, Verfassung und Verwal- 
tung; 2. Steuern und Geßllle; 3. Schulden der Herrschaft; 4. Marken, Jagd und 
Fischerei; 5. Ruhrkribben, Mühlen, Bergwerke; 6. Patronats- und Kirchensachen; 



Römische u. 

Germanische 

Anlagen 



Schloss 



Handschrifil. 
Quellen 



203 



44 KREIS UOlHEIM A. D. RUHR 

7. Verhältnis zu Broich; 8. Verhandlungen der Styrumer Mannkammer, darunter 
3 Bande Lagerbücher mit den Belehnungen von i35o — 1694 {Nr. 295); 9. Goterwesen 
der Herrschaft. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. i37, Lamprecht, Urbarialien S. 49. 

Styrum wird zuerst io67 genannt (Lacomblet I, Nr. io7). Der Sitz, den die 
Grafen von Styrum im i3. Jh. hier inne hatten, wird nur als Hofgut, curtis, bezeichnet 
(Lacomblet, U B. II. Nr. 372; IV, Nr. 643, Urk. von 1200 und 12S1). Das Schloss 
wurde 1289 von Eberhard I. von Limburg -Styrum, dem Sohne Dietrichs I. von Lim- 
burg, dem Stifter der Limburger Linie, als einfache Kemenade errichtet Im i4. und 
iS.Jh. wurde das Herrenhaus ausgebaut, endlich 16S8 durch den Grafen Hennann 
Georg zu Limburg wiederum gründlich umgebaut, die Türme mit geschweiften Hauben, 
ausserdem der ganze Bau mit einer neuen Ummauerung, mit Thorgebaude und Kapelle 
versehen. Das Schloss verfiel im 1 8. Jh. unter den schwer verschuldeten Grafen von 
Styrum und wurde i77S der Jesuitenmission vermacht; im J. iSo9 starb der letzte Graf 
von Ijraburg- Styrum. Der jetzige Besitzer ist Herr August Thyssen in Styrum. 



Ffi. 13. Schio» Styrum. 

Der aus K oh lensandsteinbruchs leinen aufgeführte Palas (Fig. i3) besteht aus 
einem Längstrakt und einem westlich anstossenden Seitentrakt. Der Haupttrakt ent- 
hielt ursprünglich im ersten Stock den durchgehenden Rittersaal, jetzt verbaut. Vor 
dem Haupttrakt ist 16S8 durch Hermann Georg Graf zu Limburg, ein sechsseitiger 
dreistöckiger Treppen türm mit geschweifter sechsseitiger Schieferhaube aufgeRlhrt 
worden. In dem Seitenflügel ist noch die alte Küche mit machtigem Kamin er- 
halten. Der ganze Bau verputzt und mit modernen Fenstern. 

An dem niedrigen mit Ziegeldach gedeckten einstöckigen Thorgebäude über der 
flachgedeckten Durchfahrt die Zahl 16S8 und die Wappen des Grafen Hermann Georg 
zu Limburg und seiner Gattin Maria Gräfin von Hoya (je vier Schilde). 

Die im stumpfen Winkel anstossende flachgedeckte Kapelle (jetzt Wagenremise) 
mit Balkendecke des 1 7. Jh. birgt die mit einer Ilachen Tonne überspannte Totengruft, 
die durch eine Treppe in der Mitte der Kapelle zugängig ist. Reste von Holzsargen 
und menschliche Gerippe sind pietätlos darin verstreut. 

Siebenzig Schritt nach Westen von der Eingangsseite ist ein dreistöckiger Turm 
mit geschieferter Haube und achtseitigem Aufsatz türmchen erhalten, an den wieder nach 
Westen ein runder Treppenturm mit einer Wetterfahne angebaut ist, jeUt zur Gärtner- 
wohnung dienend. Reste der alten Befestigungsmauer aus Bruchsteinen sind östlich von 
dem Thorgebäude noch erhalten. 



KREIS RUHRORT 



BEECK 



EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Das Kirchspiel wird schon 1282 Evanffd. 
genannt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Werden 57), die Pfarrkirche wird i3o6 durch Geschichte 
Erzbischof Heinrich II. von Köln den Präbenden des Stifts Essen inkorporiert (Lacom- 
BLET, ÜB. III, Nr. 44). Die Kirche im iS.Jh. erbaut. 

Dreischiffige gothische Backsteinkirche, 26,60 m lang, 12,80 m breit, das Mittel- Beschreibung 
schiff 6,60 m breit mit vierstöckigem ungegliederten Westturm und wenig betontem 
Kreuzschiff, die Kreuzarme höher als die Seitenschiffe, aber niedriger als das Mittel- 
schiff, nur im Süden um 1,10 m über das Seitenschiff vorstehend. Die fünf Pfeiler- 
paare sind viereckig, an den Kanten abgefasst, die Rippen setzen mit polygonalen 
Kapitälchen auf 3o cm langen dünnen Dreiviertelssäulchen auf, die Arkaden sind sehr 
einfach profiliert, in den Scheidemauem Rundfenster. Im Chor ruhen die Rippen 
mit polygonalen Kapitälchen auf herabgeführten Dreiviertelssäulchen, Flachbogen- 
blenden unter den achsenlosen Fenstern. Der ganze Bau ist äusserst kahl, die Seiten- 
schiffe erscheinen dürftig neben dem mächtigen Mittelschiff 

Glocken. Die erste von i458 mit der Inschrift: sancta maria heit ich. Glocken 

O REX GLORIAE CHRISTE VENI CUM FACE DELIS (für de Celis). HOMO |l| | FACTUS 
EST ET VERBUM CARD FACTUM EST. JOHANN VAN DORPMUNDE GOET MYCH ANNO 
DOMINI MCCCCLVIII. 

Die zweite von i5oi mit der Inschrift: sancta maria vocor. gerardus de 

WOU ME FECIT ANNO DOMINI MCCCCCI. 



DINSLAKEN. 



M. Merian, Topographia Westphaliae p. i9. — Teschenmacher, Ann. p. iSo. 
— Hopp p. 49. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Kampen 1 7 85, p. 81. — 
Westfälisches Magazin VII, S. i85, i94. — Scom, Clevisch - Märkische Gesetzessamm- 
lungen I, S. i83, i84, 186, 2o9, 297. — Borheck, Bibliothek für die Geschichte des 
niederrheinischen Deutschlands 1801, S. i9. — Endrulat, Niederrheinische Städte- 
siegel Taf. III, 7. — Fr. Bird, Über die Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins, 
Wesel 1826, S. 47. — Statistik des Kreises Duisburg S. 11. — v. Mülmann, Statistik I, 
S. 4o8. — J. J. Sluyter i. d. Rhein. -Westfäl. Volkzzeitung 1888, Nr. 6. — Lacom- 
blet, Archiv IV, S. 387. 

Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv (jetzt im Staatsarchiv zu Düsseldorf): 
i75 Urkunden von i342 — i7i7. — Kopiarium von Stadtrechten, Privilegien, Verord- 
nungen, Stiftungsbriefen und Übertragungen von Dinslaken, i5. — 16. Jh., Pap. 4" (Reg. 
166). — Real- und Pachtbuch der Stadt Dinslaken, mit aiphabet. Register der Ver- 
pflichteten, Mitte des i7.Jh., Pap. fol. in Lederband (Reg. i67) — Kopiar der Stadt- 



Litteratur 



Handschriftl. 
Quelltfn 



2o7 



48 



KREIS RUHRORT 



Handschriftl. 
Quellen 



Römische 
Funde 



K R t h o 1. 
Pfarrkirche 



Handschriftl. 
Quellen 



Geschichte 



Beschreibung 



Inneres 



rechte und Privilegien, iS. — 18. Jh., 272 Bl., sehr sorgfältig geschrieben, in Holzband 
(A. i96). Einzelne Urkunden aus dem Stadtarchiv im Sammelband des Jon. Ursinus 
(t 1616) im Archiv der Kgl. Regierung zu Arnsberg (Crecelius i. d. Berg. Zs. XXIII, 
S. i78). — Im Bürgermeistereiamt: Concepten aller brieven und cedeln, durch 
mich Jacobum Edingium itzigen Secretarium der Stadt Dinsslaken publiciert und in 
dise form bracht. Begonnen i585, Pap. fol., am Anfang kurze Stadtchronik des 16. Jh. 
in Annalenform. — Protokollbücher von i587 — i7o8. 

RÖMISCHE FUNDE. Bird S. 49 vermutet in dem Schlossberge eine rö- 
mische Warte. Im Hof des Kastells wurden allerdings Tuffsteinfundamente aufgedeckt 

und römische Urnen gefunden (Bird S. 49, 89, 
Abb. Taf I, Nr. 4 u. 5, jetzt im Provinzial- 
museum zu Bonn). 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE 
(tit. s. Vincentii m.). Freudenhammer, Zur 
Kirchengeschichte am Niederrhein: Nrh. G. 
1882, S. 116; i883, S. ii9. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 63 
Urkunden von i4i4 an. — Ordinacio missa- 
rum in festis fratemitatis v. gloriosae Mariae, 
gestiftet von Pastor Gerardus Kolckmans, 1 1 452, 
Hs. des i5. Jh., sauber geschrieben, darnach 
registrum defunctorum und kurze Chronik. 

In Dinslaken stand ursprünglich nur eine 
Kapelle, i4i4 als ,de heiliger capelle to Dyns- 
laken* (Urkunde im Pfarrarchiv) genannt, die 
einen Altar s. Martini besass (Urkunde i3 im 
Staatsarchiv). Im J. i436 erst wird Dinslaken 
von der Mutterkirche zu Hiesfeld abgetrennt; 
der Herzog von Kleve bestätigt dies noch im 
selben Jahr, der päpstliche Legat erst i449 
(Urkunde im Pfarrarchiv und im Kopiar B. 1 25^ 
des Klosters Marienkamp); der erste Pfarrer 
wird schon i437 erwähnt. Die Kirche wurde 
um die Mitte des Jahrhunderts neu aufgeführt, 
im J. i487 noch wird eine Stiftung gemacht yn 
tymeringe der kercken, nementlicken an dat leydaick opter zuet ziden, die tsamen 
nye gedeckt und gesparret (Urkunde im Pfarrarchiv). 

Die Kirche (Grundriss Fig. i4) ist eine dreischiffige gothische Hallenkirche von 
Backstein mit Säulen als Stützen, im Lichten mit dem Turm 3o,8o m lang, i4,37 m 
breit, der Westbau i9,65 m breit. Der dreischiffige eingebaute Turm zeigt im Erd- 
geschoss ein hohes Portal fenster, die beiden oberen Geschosse sind durch einfache 
spitzbogige Blenden belebt. Den Abschluss bildet eine hässliche hölzerne Haube mit 
vier bretterverschalten Giebeln. Die drei Schiffe sind durch ein gemeinsames geschie- 
fertes Satteldach überdeckt. Eine ganz abweichende Gliederung zeigt der Chor, über 
dessen einachsigen Fenstern sich noch je eine viereckige Blende findet mit zwei Achsen, 
deren spitzbogiger Abschluss oben durcheinandergeschoben ist. 

Im Inneren setzen die Rippen direkt auf den einfachen runden Kapitalen 
der basenlosen Säulen auf, an den Aussenmauern ruhen sie auf einfachen Kapitälchen. 




.. H U. U U l U I'- 

Fig. 14. Dinslaken. Grundriss der kathol. Pfarrkirche. 



208 



DINSLAKEN 49 

In den aii den Turm angebauten Seitenkapellen je zwei zweiachsige Fenster, an den 
Ostmauem der Seitenschiffe je eine einachsige Blende, in den Langseiten einfache 
einachsige Fenster. Der mit einem Steragewölbe überdeckte Chor ist um eine Stufe 
erhöht und durch fünf einachsige Fenster erleuchtet, die beiden seitlichen bis zur 
Hälfte versetzt. 

Hochaltar, grosses niederländisches Schnitzwerk mit gemalten Flügeln, wahr- 
scheinlich der Brüsseler 
Schule angehörig, um i49o, 
der Schrank 3,3o m breit, 
i,S5 m hoch. Das Schnitz- 
werk in den J. iSSa — 1854 
restauriert, die Gemälde 
i883 von Äschenbroich in 
Düsseldorf. 

Der geschnitzte Schrein 
enthalt als grosse Mittel- 
gruppe die Kreuzigung 
unter drei zierlichen Bal- 
dachinen. Um den Fuss 
der drei Kreuze neun 
reichgekleidete Reiter mit 
einer Art von Turbanen, un- 
ten links Afaria zusammen- 
brechend, von Johannes 
und drei Frauen gestützt. 
Zur Seite links die Gefan- 
gennahme, Geisselung und 
Kreuztragung, rechts die 
Kreuzabnahme , Grable- 
gung und Auferstehung. 
Die Baldachine auf Kiel- 
bögen noch streng archi- 
tektonisch gehalten, die 
Figuren schlank und kno- 
chig mit durchgearbeiteten 
Köpfen, besonders auffal- 

, \ , , , , Fig. la. DEulik«. HDligEictuititc Engel >li Wippnh.llcr Chriid. 

Icnd vorstehenden Joch- 
beinen, zum Teil in sehr 

starker Bewegung, aber nicht aufbogen, von einem ernsten Realismus erfüllt, die 
Gewander in grossen auf die Ferne berechneten Massen. 

Die Innenseiten der Flügel mit je drei Szenen. Links I. das h. Abendmahl, 
2. Einzug Christi in Jerusalem, 3, Christus am ölberg, 4. die Himmelfahrt — Christus 
am oberen Rande nur von den Knieen ab sichtbar, auf dem Hügel die Fusstapfen, 
5, Pfingstfest. 6. Christus und die Jünger von Emmaus. Gutgezeichnete Figuren mit 
realistischen, teilweise etwas harten Köpfen, groben, aufgeworfenen Nasen, die Männer 
mit breiten, sinnlichen Lippen. Die Gewandung in reichem, noch ziemlich eckigem 
und schematischem Geföitel. Das Kolorit ist tief, warm, leuchtend, ohne irgendwie 
grell zu werden, mit besonderer Vorliebe für Purpurrot, der Boden und die Land- 

i 

9o9 



So KREIS RÜHRORT 

Schaft in saftigem braunlichen Tod, der Himmel am Horizont ganz hell, nach dem 
oberen Rande rasch in ein dunkles Grün übergehend. 

Auf den Aussenseiten der Flügel die vier Evangelisten, alle in einer Zelle 
mit einem Fenster im Hintergrunde, auf einer hölzernen, mit einem Goldteppich ver- 
hängten Bank sitzend. Links S. Markus in grauem pelzgefütterten Gewand und weisser 
Pelzkappe mit rotem heraushängenden Tuchlappen, bartlos. Dann S. Matthaus, grau- 
bärtig mit Locken, in der Rechten ein Buch, in rotem Rock und grünem Mantel, 
Rechts S. Johannes in grünem Rock und weisslichem Mantel, bartlos, hell, jugend- 
lich, fein. Endlich S. Lukas in lilafarbenem Rock und kurzem grünen Überwurf, mit 
lilafarbener Kappe, bartlos (Taf. II). Die vier hochbedeutenden Bilder stellen schmale 
längliche Einzelfiguren dar mit abfallenden Schultern, dünnen knochigen Händen und 
aulTallend dürren Oberarmen. Die Gewänder sind noch etwas eckig gebrochen. Meister- 
haft ist die Durcharbeitung der harten, knochigen, falligen Gesichter mit lederner, 
runzliger Haut, besonders auHällig in 
den Partieen um die Augen. 

Südlicher Seitenaltar, wirkungs- 
volles barockes Werk des i7.Jh. von 
schönen Umrissen mit Mittelgemälde 
der Himmelfahrt Maria: die Madonna 
steigt, von Engeln getragen, mit aus- 
gebreiteten Armen empor. Im Auf- 
satz Christus als guter Hirt. Darüber 
der h. Komelius. * 

Taufstein, i,o8 m hoch, iS.Jh., 
von Sandstein, sechsseitig, in Kelch- 
form mit schlichten spätgothischen 
Füllungen. 

Zwei hölzerne Engel, 7o u. 78 cm 
hoch, als Wappenhalter Christi(Fig. iS), 
der kleinere im linken Arm die Marter- 
säule, in beiden Händen einen Schild 

Fi(. 16. DiubkcD. Thürcbni na Tibitukcl . L ■ . , ^ 

mit Geissei und Rute, der grössere 
einenStechlielm tragend, dessen Helm- 
deckenwulst durch die Dornenkrone ersetzt wird. Gesenkte Lockenköpfe, hohe Flügel, 
die Gewandung in eckigen und scharfen Brüchen, aber grossarlig und sehr wirkungs- 
voll; bedeutende Arbeiten der Kalkarer Schule um iSro, ähnliche zu Sonsbeck und zu 
Xanten (Kunstdenk mal er d. Kr, Moers S. 67, i a3). 

Durchbrochener 2 m hoher hölzerner Baldachin in der südlichen Seiten- 
kapelle, einfacher als der am Choreingang von S. Reinold in Dortmund, über fünf Seiten 
des regelmassigen Achtecks aufsteigend, die fünf Seiten mit je einem durchbrochenen 
Gilterfenster mit prächtig ornamentierter Rose, abgeschlossen durch einen sechsseitigen 
durchbrochenen Helm mit einer Kreuzblume. 

Überlebensgrosser Kruzifixus, um l4oo (Taf HI), wertvolle Holzschnitzerei, 
neu polychromiert auf erneutem Kreuz. Der lange dürre Körper mit eingefallenem 
Bauch, ganz flachem Brustkasten und schmalen .sehnigen Armen, die Knie aus- 
gebogen und zur Seite heraufgezogen, das in feines Gefaltel gelegte Gewand die 
Oberschenkel bedeckend. Der längliche von den herabfallenden Lockensträhnen 
eingerahmte Kopf ist von grosser Schönheit und voll starker Empfindung des 

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Dinslaken. Fldgelbilder vom Hochaltar in der katholischen Pratrkirchc 



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Dinslaken. Kruzifix in der katholischen Pfarrkirche. 



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DINSLAKEN " 5 1 

tiefsten Schmerzes. Ein nahe verwandter gleich grosser Kruzifixus im Münster zu K«thoi. 

T-» 1 /*! . T-»..i A 1 \ • • • •»«■ Pfarrkirche 

Roermond (Abguss im Rijksmuseum zu Amsterdam), em weiterer im Münster zu 

Essen, ein schwächerer in der Kirche zu Marienthal (Kunstdenkmäler d. Kr. 

Rees S. 87). 

Hölzernes Thürchen, ehemals am Tabernakel (Fig. i6), Ende des i5. Jh., xhürchen 

52x96 cm gross, mit scharf geschnittener Rose durch Fischblasenmotive und in 

Blattknospen auslaufende Nasen gebildet. 

Wassergefäss, Gelbguss, i6.Jh., i9cm hoch. Wassergeräss 

Das Kopiar im Bürgermeistereiarchiv enthält einige verlorene Inschriften des Inschriften 

iS.Jh., Bl. 1^: Etzliche alte carmina, wannehr zu Dinsslack ein kirspels kirch gesatzt. 

ANNO MILLENO QUADRINGENTOQUE VIGENO 

ADIUNCTO PRIMO DINSLACH GAUDEBAT IN ILLO: 

FÖNS IBI ERIGITÜR OLEUM SACRUMQUE LOCATUR, 

PASTOR CREATUR NOVUS ET FIT FILIA MATER. 

BRANDT ZU DINSLACK. 

ANNO MILLENO QÜADRINGENT SEXTO VIGENO (so) 

WALPURGIS FESTO DINSLACH RUIT IGNE MALIGNO. 

QUATUOR TUNC PUERI SUNT PRO DOLOR IGNE CREMATI. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Im J. i649 wurde eine Kapelle er- Evangei. 
baut (Stiftungsurkunde im Pfarrarchiv), nachdem schon von 1 6 1 1 an ein evangelischer 
Prediger in Dinslaken geweilt und in der Gasthauskirche gepredigt hatte. Die alte 
Kirche brannte i7i7 ab, der Neubau war i722 abgeschlossen. 

Schlichter einschiffiger Bau, auf jeder Langseite vier rundbogige Fenster, im Beschreibung 
Chor drei Fenster. Flache Decke mit einfachen Stuckleisten. Die zweistöckige, kräftig 
gegliederte Fa^ade überragt der eingebaute Turm, über dem Portal die Inschrift: 

l722 GEHET DURCH MICH IN GOTTES HAUS IN DER FURCHT DES HERREN EIN UND AUS. 

Kanzel, i723 gestiftet von Gustav Friedrich von Ullrich, Churpfalz. Obrister Kaiwei 
Lieutenant. 

Glasgemälde über der Kanzel, in sorgfältiger Ausführung das Preussische GUtgemäide 
Wappen darstellend, mit zwei wilden Männern als Schildhaltern. 

Hölzerne Totentafeln der Rentmeister des Fürstentums Moers und Landes Totcntafein 
Dinslaken mit ihren gemalten Wappen: Johann Mauritz von Achen, t 6. Jan. i734; 
Frantz Anthon Werner von Muntz, f 20. Nov. i73i; Johann Ludwig von Achen, 
t 12. April i7ii; Werner Wilhelm von Achen, t 3. Jan. i724. 

Zwei holländische Kronleuchter, Gelbguss des i7.Jh., der eine mit sechs Kronleuchter 
Armen in zwei Reihen, zu oberst ein Gewappneter mit Schwert und Schild. 

Glocken. I. VrBS HAEC VInCeNTIo PATRONO PRAESTAT HONORES Vt pLebI Glocken 

In DVro teMpore VoVenIat i785. a. w. davidis Bürgermeister, h. t. hagdorn 
scheffen, l. v. doore scheffen, j. l. tiban pastor, j. peters capellan, j. a. 
hagdorn vicarius, g. haveland kirchmeister, g. tiban kirchmeister. alexius 
petit met syne twe zoone me fuderunt. 

2. ChrIstI CVLtores CaMpanae VoCe VoCantVr, hI pIe ConVenIant 
FESTA saCrata sVa (i785). 

3. ACRI SUB PULSU CIVES LAUDATE MARIANI, TUNC ERITIS FAUSTI VESTRAQUE 
FATA FLUENT. ALEXIUS PETIT MET SYNE TWE ZOONE ME FUDERUNT l785. 

4. IK BEN GEGOTEN VAN JOHANN PETER EN HENDRIK VAN TRIER GEBROEDER 
ANNO I6S4. 

Kalvarienberg vor der Stadt nach dem Hause Bärenkamp zu aufgerichtet, Kaivanenbcrg 
im J. i652 von Wesel hierher versetzt, das Ende einer der umfänglichsten Kunst- 

211 



52 KREIS RUHRORT 

ETSBffei. Schöpfungen der Kalkarer Schule bildend (Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. i53), vom 
J. i5o7, der Xanten er Kreuzigungsgruppe und den Figuren zu Marienbaum und 
Kevelaer eng verwandt und wohl vom gleichen Meister (Kunstdenkmäler d. Kr. 
Moers S. io3). Christus und die beiden Schacher sind lebensgrosse Figuren an sehr 
hohen steinernen Kreuzen, mit Eisenstangen gestützt, Christus mit schlankem schönen 
Körper und schmerzlichem sehr sorgfältig behandelten Kopf, die Schacher realistisch 
charakterisiert mit eng anliegenden kurzen Hosen. Inschrift : renovat. vot. et sump- 

TIBÜS. T. D. P. D. l652. VIEL WAXDELEN FEINDE DES CREUTS CHRISTI, WELCHER 
END IS DAS VERDAMNUS. PHILIP. 3. V. l8. DAS MAN HIR AM CHREÜTS HANGEN SEHT, 
IS CHRISTI GEDACHTENIS. ER IST SELBER NIT DAROM. ANBIDDE NOCH HOLT OF STEN, 
AUFF CHRISTUM UND SEIN LEIDE RICHT DEIN HERTS ALEIN. RENOVAT. 1681. 

Kapdic In der kleinen viereckigen Kapelle daneben zwei kleine 4ocm hohe Holz- 

figürchen der hh. Katharina und Johannes Bapt, um i5oo. 

Kio.ter AUGUSTINESSENKLOSTER MARIENKAMP. 

amp Handschriftl. Qu. Im kathol. Pfarrarchiv: Liber conventus regularissarum 

yn Dynslaycken pro memoriali piorum inscriptorum recordacione, Hs. des iS.Jh., am 
Anfang Chronik: Dye taffei des eirsten begv-n des cloisters. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 62 Urkunden von i42i bis zum 18. Jh. — 
Kopiar B. 126 a — c, a) aus dem i7.Jh., beginnt mit dem Privileg a. i349, b) der 
wichtigste Teil, i94 Bl., iS. Jh., c) iS.Jh. — Unter den Akten: Reg. 39*, Kopiar der 
Privilegien; Reg. 4o, Kopiar der Erwerbungsurkunde; Reg. 4i, Urkunden des iS.Jh.; 
Reg. 42, Lagerbuch von i59o — 1737. 

Geschichte Das Kloster, das ursprünglich unter Neuss stand, wurde i434 von Arnold von 

Loesen gegründet. Die Chronik berichtet: In den jaren ons heren, doe men schref 
MCCCC en vierenderdich, des anderen dages na sunte Johannes baptisten dach, ys 
begunnen ind angehaven dyt gods hu}"^ yn Marienkamp genant bjTinen der nyer 
Stadt Dynslaicken geleigen van der geistlicker persoene Suster Hillen van Nm^s ende 
suster Geesa Holdermans gesusteren des convents toe Broicken, die dusse stede be- 
gont ind angenamen hebben levende duechlicken in simpeler gehoersamheit onder 
den eerwerdigen priester heer Amden van Loysen, die der tyt regierden die kercke 
van Dynslacken van wegen des pastoirs van Histueltz, her Bernd Kroen gebieten. 
Dusse en^'eerdige her Amt van Loysen heft dusse susteren angenamen onder s}ti 
^ bewarynge ende is der bychtvader gewest ind is by den susteren geblcven ind heft 
sy regiert myt sorchvoldicheid in alre disciplinen des geistlicken levens. Im J. i457 
nahm die Vorsteherin Hille die Regeln des Ordens der Regularissen an. 
Reste Unbedeutende Reste des Klosters befinden sich in der Klostergasse neben 

der Synagoge. 
Be- STADTBEFESTIGUNGEN. Dinslaken war I273 zur Stadt erhoben worden 

(nach Fahne bei v. Mülmann I, S. 4o8 schon 1220), doch wurde der Mauerring erst 
im Anfang des iS.Jh. unter Herzog Adolph I. ausgebaut (Urkunde 35, 5i im Stadt- 
archiv). Reste der Stadtmauern aus dem iS.Jh. sind vom Walsuuier Thor (i532 zuerst 
genannt: Stadtarchiv, Urkunde 11 3) an, vor allem hinter der evangelischen Lehrerwoh- 
nung sichtbar, die Stadtmauer war 2,5o— 3 m hoch, alle 10 m ein breiter äusserer 
Strebepfeiler, mit schräg gelagerten Backsteinschichten, den Stadtgraben bildet hier 
ein Arm des Rothbaches. 

Schioss SCHLOSS. Das Schloss war der Sitz der Dvnasten von Dinslaken, die zuerst 

II 63 auftreten (Antonius de Dincelachen: Erhard, Cod. dipl. p. 100, Nr. 33o), im 
i3.Jh. schon als grossere Familie (Wilmans, Westfäl. ÜB. III, Nr. 774, 1298. — 

212 



Geschichte 



l 



DINSLAKEN 



53 



V. Ledebur, Allg. Archiv V, S. i68), auch als Burgmänner von Holte (Wilmans III, Schio«s 
Nr. 1297), im i4.Jh. als Verwalter des Stiftes Osnabrück (JoH. Hobbeling, Beschrei- 
bung des ganzen Stifts Münster, Dortmund i742, S. 226). 

Schloss, Stadt und Herrschaft brachte Graf Dietrich VI. von Kleve (1202 bis 
1260) durch die Heirat mit Mechtildis, der Erbtochter des letzten Dynasten von 
Dinslaken, an Kleve (Gert van der Schuren ed. Schölten p. S2). Während des 
i4. und iS.Jh. diente das Schloss abwechselnd mit Winnenthal und Monreberg als 
Witwensitz des gräflichen Klevischen Hauses und als Ausstattung für jüngere Söhne 
(Lacomblet, U B. III, Nr. 322; IV, Nr. i85. — Hopp p. So. — Chron. de geneal.: 
Seibertz, Quellen III, S. 339). 

Eine Erweiterung des ursprünglich wohl nur unbedeutenden Schlosses geschah Neubau 
durch den baulustigen Herzog Adolph I. (i394 — 1448), der den mächtigen Rund- 



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Fig. 17. Dinslaken. Schloss. 

türm aufführte. Gert van der Schuren nennt unter den trefflichsten seiner Bauten 
den herrlichen Turm zu Dinslaken (Gert van der Schuren ed. Schölten S. i37: 
Dat treflickste van wemtliker tymmeryngen disselven hertoghen Adolphs is geweist 
. . . den herliken toem to D^Tislaken. Unrichtig die Bemerkung S. 262). Der Turm 
noch i539 als magna turris genannt (Deutsche Städtechroniken XX, S. 4o3). Ebenso 
Chron. de geneal: Seibertz, Quellen III, S. 362: in Castro Dinslaken aulas aedifi- 
cari fecit. Der ältere Hauptbau ging wahrscheinlich 162? bei der Zerstörung durch 
die Niederländer zu Grunde (Merian p. i9). 

Seit das Herzogtum Kleve an Brandenburg gekommen, diente das Schloss als 
Wohnung der Rentmeister des Landes Dinslaken, wie schon vorher die Richter des 
Landes dort sassen (Quellen zur Geschichte der Stadt Köln VI, S. 62. — Mitteilungen 
aus dem Stadtarchiv von Köln IX, S. 74, Nr. 47o5). Der jetzige Eigentümer ist Herr 
Friedrich de Fries. 



2l3 



54 



KREIS RUHRORT 



Schloss 
Beschreibuag 



Ältester Teil 



HauB 
Bärenkamp 

Geschichte 



Man gelangt zu dem ehemals von einer breiten Wasserfläche wie von einem 
See umgebenen Schlosse auf einem 46 Schritt langen Damm, mit steinernem Ge- 
länder des i8. Jh. Eine schmale Brücke auf zwei Bogen führt zu dem Thorbau mit ab- 
gewalmtem Satteldach, dessen Aussenmauer mit mächtigen Basaltblöcken bossenartig 
verkleidet ist. Das rundbogige Thor steht in einer viereckigen Umrahmung. Der 
daneben sich erhebende riesige Rundturm Herzogs Adolphs ist 1820 nach aussen zum 
Teil abgebrochen und nur nach dem Hofe bis zur halben Höhe erhalten (Bird S. 48). 
Er besteht aus durchschnittlich 60 x 5o cm grossen Basaltblöcken in einer sehr reich- 
lichen Mörtelbettung mit Tuffkrumen. Der aufgesetzte Teil bestand zum grössten 
Teil aus Backsteinen. 

Der älteste Teil liegt östlich von dem fast rechtwinkeligen und nur an der 
Südwestecke abgestumpften Burghofe. Der nach dem Garten vorspringende Trakt 

ruht auf einem schwe- 
ren Tonnengewölbe , aus 
grossen sorgfältig abge- 
passten Tufiplatten beste- 
hend mit • 2,3o m starken 
Mauern (ein Loch vom Gar- 
ten hineingebrochen) — die 
Technik deutet noch auf 
das 12. Jh. Die in dem 
Hauptbau gelegene ehema- 
lige Kapelle, von der noch 
zwei Gurte und ein Ton- 
nengewölbe vorhanden, ist 
jetzt zur Küche eingerich- 
tet. Das ganze Herrenhaus 
ist im Laufe der letzten 
zwei Jahrhunderte wieder- 
holt verändert worden, nach 
i77o umgebaut, jetzt ein 
schlichter Backsteinbau mit 
einfacher Innenraumeintei- 
lung ohne irgendwie archi- 
tektonisch bemerkenswerte 
Gliederung der Fenster und Thüren. Der südliche lange Wirtschaflshof ist erst i7o9 
errichtet worden. Am Kellereingang die Inschrift: hier liegt der edele Reben- 
saft / DER DIE MÜDEN HERTZEN LABT / UND DEN MENSCHEN MIT NEWER KRAFT / ZUR 

FROLiGKEiT BEGABT i7o9 (vgl. Jos. PoHL, Hausinschriftliche Sprüche in den Rhein- 
landen: Picks Ms. IV, S. 249). 

HAUS BÄREN KAMP. J. J. Sluyter i. d. Rheinisch -Westfälischen Volks- 
zeitung i887, Nr. 47; i889, Nr. 4. Der Hof, der i435 und i436 als Birckenkamp oder 
Berkenkamp erscheint und dessen Name daher mit Vari campus (Romberg, Meine 
Lebens- und Amtserfahrungen) nichts zu thun hat, gehörte i5i9 dem Jan van der 
Eick, 1S66 dem Loeff ingen Haeff und dem Sander van Wefert, später den Ingen 
Haeff oder Ingen Haffen, auch Ingenhoven (Fahne, Denkmale und Ahnentafeln in 
Rheinland und Westfalen III, S. 2 7) allein. Das Haus wurde in der i. H. des i7. Jh. 
von Ludolf ingen Haffen neuerbaut. Im 18. Jh. im Besitz des Melchior Detlef von 




Fig. 18. Dinslaken. Grundriis dei Schlosses. 



2l4 



EPPINGHOVEN 55 

Köppern aus dem Hause Schmuggerow (Epitaph in Hiesfeld, s. u.). Es war lange Haus 
Zeit der Sitz der Familie von Buggenhagen, die i89o ausstarb. Der jetzige Eigen- 
tümer ist Herr Baron von Köppern auf Steinfeld. 

Zweistöckiger Backsteinbau mit Mitteltrakt, der nach der Hinterseite weit ver- Beschreibung 
längert ist, während er der Fa^ade nur risalitartig vortritt, mit abgewalmtem Sattel- 
dach. Durch den Mittelbau führt ein Gang zu dem die ganze Breite des Traktes 
einnehmenden Hauptsaal. Kleine, um acht Stufen erhöhte Veranda vor dem Portale. 
Das Herrenhaus liegt am Ende einer schönen Baumallee, die dem Blick auf den an 
sich einfachen Bau einen feinen malerischen Reiz verleiht. In einem Fenster das 
Wappen von: luedolff ingen haeffn zum berckamp, anna van beeck, bleut. 
ANNO i637. 

EPPINGHOVEN. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Die grosse römische Römische u. 
Heerstrasse von Wesel nach Duisburg geht dicht an Eppinghoven östlich vorüber. Funde 
Wenig südlich bei Philippshof wurden römische Gräber aufgedeckt. Im sog. Kirchen- 
busch liegt an der Strasse eine Schanze (Schneider, Kr. Duisburg S. 9, Taf. I, Fig. i3. 
— Ders., Neue Beiträge V, S. 25). 

Eine Viertelstunde südöstlich . vom Hause Wohnung, hinter Enth, unmittelbar 
am Rothbach, liegt eine zeitlich nicht näher zu bestimmende Wallbefestigung, be- 
stehend aus einem Quadrat mit abgerundeten Ecken von 3o — 4o m Seitenlänge, um- 
geben von doppelten Gräben. 

KATHOL. PFARRKIRCHE (tit. s. Tohannis ev.). Nrh. G. i883, S. 120. Kathoi. 

__ , 1 . /. , ^ T T-kr. 1 . ^ TT 1 1 ^ M Pfarrkirche 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 20 Urkimden von i32/ an. 

Schon 1281 schenkt die Frau von Holte dem Johanniterordenshause zu Walsum Geschichte 
die Kapelle zu Eppinghoven (Urkunde 2). Im J. i327 übergeben Graf Dietrich von 
Kleve und Mechtild der Kapelle ihr daneben gelegenes Gut ,int Nist', jetzt Niss- 
manner Hof (Pfarrarchiv, Urkunde i. — Düsseldorf, Staatsarchiv, Urkunde Herren- 
stründen 57). Das Patronat der capella de Eppinchaven giebt i349 Graf Johann von 
Kleve dem Johanniterordenshause zu Walsum (Lacomblet, U B. III, Nr. 48 1. — 
TiBUS, Die Pfarre Kleve S. 16). 

Die Kirche wurde im J. i45o neugebaut. Einschiffiger Backsteinbau, i7,5om Beschreibung 
lang, 5,20 m breit, mit dreistöckigem Westturm, im Unterstock teilweise von Tuff, 
das Schiff mit drei Kreuzjochen und dem Chorabschluss. Die Rippen auf kleinen 
Säulchen mit skulptierten Kapitalen und Maskenkonsolen. Im Chor unter den Fenstern 
Flachbogenblenden mit Nasen. 

Ganz verwitterte Inschrift an der südlichen Kapelle: mccccl an der c Inschrift 

RA MEN. 

Madonnenbild, um i4So, 78 cm hoch, sehr zart und schlank, mit einfältig Skulptur 
lieblichem Lächeln, verstümmelt. 

Monstranz von vergoldetem Silber, 62 cm hoch, Anfang des 16. Jh., auf sechs- Monstran« 
seitigem Fuss mit feingearbeitetem doppelten Strebesystem und der Figur Johannes 
des Täufers im Aufsatz. 

Glocken. Die grösste von i52o mit der Inschrift: anno domini mcccccxx. Glocken 

PROCUL OMNIA PELLO. NOMEN PETIS: EST JOHANNES. NOXIA MORTALES (so) AD SACRA 
TEMPLA CITO. 

21S 



56 KREIS RUHRORT 

Die zweite aus dem i4.Jh. mit der schwer leserlichen Spiegelinschrift: orä pro 

NO BIS BEATA VIRGO KATHRINA. 

jien.e. CISTERCI ENSERINNENK LOSTER, Filiale der Abtei Saarn, u3l ge- 

gründet (Lacomblet II, Nr. i7S), 1808 säkularisiert. Reste nicht vorhanden. Über 
die reichen handschriftlichen Quellen im Staatsarchiv zu Düsseldorf Ilgen, Rhein. 
Archiv S. 75. Vgl. Lacomblet, U B. II, Nr. iS7, 216, 222, 235. 483, 5i8, S24, S9o, 
602. 854, 961. 
-. HAUS WOHNUNG. Das Haus befand sich zuerst im Besitz eines gleich- 

namigen Geschlechtes. Die letzte Erbtochter, Ida von der Wohnung, Tochter des 
Ritters Hermann (t i444 zu Wesel) war vermählt mit dem klevischen Rat Johann 
van der Kapellen, Drost zu Wesel. Das Gut blieb bis in den Anfang des i7.Jh. im 
Besitz der von der Kapellen. Durch die Heirat der Tochter Baltasais von der Kapellen 

(t iS9i), Sofie, mit Johann von 
/' , - , Domick kam das Haus an die 

' ■ ^ ■ Domick und zwar an Johanns 

Sohn Wilhelm von Domick zu 
Laakhausen, der i647 bei der 
klevischen Ritterschaft aufge- 
schworen wird {Fahne, Denk- 
male und Ahnentafeln III, 
S. 43, 1 23). Durch die Ver- 
mahlung der Elisabeth, Erb- 
tochter des Freiherm Kasjiar 
von Domick, mit Hermann 
Adolf von Nagel zu Vomholz 
kam Wohnung i765 an diesen, 
der i79i Namen und Wappen 
des erloschenen Geschlechtes 
Domick zu dem seinigen hin- 
zunahm. Der jetzige Besitzer 
ist der Freiherr vonNagel-Dor- 
nick zu Vomholz bei Oelde. 
Das Herrenhaus besteht aus 
einem machtigen Mittelbau, 
der nach dem Hofe zu dreistöckig ist, mit vortretender Plattform und Freitreppe von 
12 Stufen, nach der Aussenseite, wo das Dach um so viel tiefer gesenkt ist, zweistöckig. 
Zur Seite je ein rechtwinkelig anstossender Seitentrakt, in dem links gelegenen die 
Kapelle. Der Mittelbau wird flankiert von zwei dreistöckigen viereckigen Türmen mit 
geschieferten barocken Zwiebelhauben, auf die ein achtseitiges Türmchen aufgesetzt 
ist Das ganze Schloss ist von wohlerhaltenen Gräben umgeben. Der Backsteinmantel 
ist in den J. i869 — i87o mit Cement neu ausgefugt worden. Den früheren Zustand 
des Schlosses stellt ein Gemälde auf Haus Steprath bei Walbeck (Kr. Geldern) dar. 
In der Kapelle eine wertvolle gravierte Bronzeplatte mit den knieenden 
' Figuren eines Ritters mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn, in der Höhe die 
Dreieinigkeit, Gottvater, Christus und die Taube, die Gesichter farbig aufgemalt. Auf 
dem bronzenen Rahmen die Wappen der Nuenrode, Zuulen, Derthusen, Niievclt, 
Aemstel, Yselstein, Montfoort. Inschrift: anno xv=liii den xviii. ianüarii sterf 

JOOST VAN AEMSTELL VAN MYNDEN, HEER TOT LOEWESLOET, DIE DE WILLE HAD 
116 



;. 19, Epi^nghoven. Hmu WohDUDf. 



G AHLEN 57 

JOSEPH A (?) AMELIS DOCHTER UTEN ENGDAER. HY BY WAR EEN ZOEN, DIE NAE ZYN Hau« 

Wo hnun? 
DOOT GHEBOREN ENDE NA HEM GHENOEMPT IS ENDE LEYT ONDER DESE ZARCK. 

In einem der Zimmer Gobelins vom Anfang des i7. Jh., sieben grosse Felder, Gobelins 
Waldscenen mit vorherrschendem Blau grün, Gelb und Braun. 

Holztafel mit den Halbfiguren von Elbert van Horst, t 1606 und Johanna Gemälde 
van Amhem, t i6o9. 

Die Gemäldesammlung enthält vor allem 52 Porträts aus dem i7. u. 18. Jh., 
ziuneist westfälische Adelige darstellend, zum Teil stark beschädigt. Sodann zwei Holz- 
tafeln mit den Halbfiguren eines kurzbärtigen und eines bartlosen Mannes in schwarzem 
Rock und schwarzem Barett, mit weissem Kragen, feine, vortrefflich modellierte Bild- 
nisse mit auffallend bleichem Inkarnat von einem unbekannten niederländischen Meister 
um i55o. Sodann ein charakteristisches Stück von Hieronymns Bosch, einen Quack- 
salber auf einer Dorfkirmes darstellend, um ihn gedrängt eine Menge Bauern mit 
derben Köpfen, eingestreut allerlei phantastische Scenen. Weiter ein grosses vlämisches 
Gemälde in lebensgrossen Halbfiguren, darstellend einen Alten imd einen jugendlichen 
Knappen mit Glas und Fiedel aus dem Anfang des i7.Jh. Porträts Friedrichs des 
Grossen, auf seinen Stock gestützt, die Linke in die Seite gestemmt, im Hintergrunde 
Sanssouci, Franz Josephs von Österreich, der Kaiserin Maria Theresia. 

Hs. des Sachsenspiegels, Perg., Ende des 1 4. Jh., i6,5x25cm, zweispaltig Hs. des ' 
zu 28 Zeilen, beginnend: Hier beghint die tafel van den spiegel van Zassen, mit *^ »«»«p»«««* 
344 Kapitelüberschriften, am Schluss: Hier beghint alle leenrecht. Bilder in Dcckmalerei 
auf Goldgrund. 

GAHLEN. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Zwischen Gahlen und i'omische u. 
Dorsten liegt die jetzt als Cäsarslager bekannte Anlage (Abbe Mann, A dcscription of Funde 
what is called a Roman camp in Westphalia: Archaeologia XIII, i8o7, p. i mit Tafel 
(Grundriss). — Rheinisch -Westphäl. Anzeiger i8o3, Nr. 72; i8o4, Nr. 96. — Fiedler, 
Römische Denkmäler der Gegend von Xanten und Wesel, Essen 1824, S. i73. — Bird, 
Über die Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins, Wesel 1826, S. 56. — v. M., 
Römerstrassen der rechten Rheinseite. — Schneider, Neue Beiträge XI, S. 6. — 
Hölzermann, Lokaluntersuchungen, die Kriege der Römer und Franken betr. S. 5). 

Fiedler beschreibt es als ,grosses regelmässiges Viereck, von einem Graben cssariager 
und Aufwürfen umgeben. Der innere Raum dieser Fläche war mit runden, kegel- 
förmigen Erdhügeln, welche seit der Teilung der Gemeinheiten leider zerstört und 
abgetragen sind, besetzt, so dass jeder Hügel, einer wie der andere gestaltet, im 
Viereck seitwärts und vorwärts, etwa 10 Schritte von dem andern entfernt lag. Vorn 
befand sich zu dieser sonderbaren Hügelstätte der Eingang, frei von Graben und 
Aufwurf, etwa 20 Schritte breit und offen. Gerade vor diesem Eingange waren zu 
beiden Seiten noch zwei solche runde Erdhügel angebracht. Das Ganze war wunder- 
bar anzuschauen un^ kein Werk des Zufalls In einigen dieser Hügel, welche 

man aufgrub, hat man römische Münzen und Urnen gefunden*. 

Mann sieht das Lager nicht in dem Begräbnisplatz, sondern in dem daneben 
liegenden oblongen Platz, der nach Westen durch einen hohen Wall befestigt ist. 

F. W. Schmidt i. d. Westfäl. Zs. XX, S. 261, bemerkt hierzu, der alte, eine 
halbe Stunde westlich von Dorsten auf der Galenschen Haide liegende Gräberplatz 

2l7 



58 



KREIS RUHRORT 



Römische u. 

Germiinisclie 

Fund« 



Grenzwehr 



Hohloeken 



Heerst-asse 



Evangel. 
Pfarrkirche 

Geschichte 



Beschreibung 



Sakraments« 
häuschen 

Kronleuchter 



Glocke 



habe niemals den Namen Cäsars oder Römerlager geführt und sei unter dieser Be- 
nennung in der Gegend gänzlich unbekannt. Auffällig ist, dass niemals römische Mün- 
zen oder bestimmt römische Altertümer zum Vorschein gekommen sind. Von den 
grösseren und kleineren Grabhügeln waren 1 838 noch dreissig vorhanden (nach Mann 
alle rund bis auf zwei). Hölzermann bezeichnet die Anlage noch als römischen 
Stationspunkt der südlichen Lippestrasse. 

Die Anlage, deren Durchforschung der gemeinsamen Arbeit der Vereine für 
Orts- und Heimatskunde zu Wesel und Dorsten vorbehalten werden muss, liegt vor 
dem Rittersberge. Die Landwehr läuft von dem kleinen Knie, das sie bei Schaf- 
kamp macht, geradenwegs auf den linken Flügel der Befestigung zu. Deutlich sicht- 
bar sind zwei rechtwinkelig aneinanderstossende wallartige Aufschüttungen, die eine 
I20, die andere i3o Schritt lang, die zweite westliche an dem westlichen Ende sich 
zu einem bollwerkartigen Hügel erweiternd, der ,der grospe Driesch' heisst. An der 
äussersten Grenze der Anlage nach Norden zu liegt der Herchenhof. Innerhalb der 
Wälle sind noch sieben aus Kies aufgeschüttete Hügel sichtbar. Nachgrabungen haben 
durch den Verein für Orts- und Heimatskunde zu Dorsten (vgl. die Jahresberichte 
i89i, i892) stattgefunden. Eine systematische Untersuchung steht noch aus. 

Eine zweite, offenbar germanische Befestigungsanlage bildet Hohloeken, loo Schritt 
von der Strasse nach Dorsten gegenüber Schüllingshof gelegen, in der Nähe des Baum- 
bachs oder Vombachs (Wodansbach?), der einzige unbebaute Fleck im Acker, ein 
mit Buschwerk bestandener Hügel von 80 Schritt Durchmesser, in der Mitte eine 
kreisnmde, nogh dreiviertel Meter hohe Aufschüttung von 3o Schritt Durchmesser, 
ein äusserer Ringgraben nicht zu entdecken. 

Die über Schermbeck führende grosse römische Heerstrasse (Kunstdenkmäler 
d. Kr. Rees S. io5) setzt südlich vom Hofe Grünewald über die Lippe und geht am 
Schafkamp, am Fusse der Hardt, vorbei zur Kirchheller Haide, wo sie in die Pro- 
vinz Westfalen eintritt (Schneider, Kr. Duisburg S. 10). Über die Heerstrasse des 
linken Lippeufers vgl. Schneider, Neue Beiträge XI, S. 3. — B. J. IV, S. 78. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Nrh. G. i883, S. 120. Gahlen wird 
I23i zuerst genannt (Wilmans, U B. Nr. 292), über die späteren Übertragungen 
Lacomblet, UB. III, Nr. 2o7, 324), i38o zuerst als Pfarre erwähnt (Binterim u. 
Mooren, E. K. I, S. 26?). An den aus dem i4. Jh. stammenden Turm wurde im 
i5. Jh. ein neues Langhaus angebaut, im 16. Jh. ein nördliches Seitenschiff, die beiden 
Westjoche desselben später erneut. 

Zweischiffiger gothischer Bau, i9 m lang, 10,10 m breit, mit aus grossen Hau- 
steinblöcken in ziemlich unregelmässigem Verband aufgerichteten Westturm mit Eck- 
quaderverklammerung und Tuffkem. Aus dem gleichen Material die Südseite, die 
Streben und die Nordseite mit dem Seitenschiff in Backstein. Im Inneren zwei 
achtseitige Pfeiler ohne Kapitale, im Chor die Rippen mit polygonalen Kapitalen, 
einige mit Masken, auf kurzen Dreiviertelssäulen, im Langhaus auf polygonalen Kon- 
solen, das Seitenschiff nur im Ostjoch mit Rippen. 

Spätgothisches Sakramentshäuschen von Sandstein, Ende des iS.Jh. 

Holländischer kupferner Kronleuchter des 16. Jh., oben mit Doppeladler, 
ein zweiter mit einer nackten sitzenden Figur (Ganymed), auf dessen Schultern der 
Adler sitzt. 

Glocke mit der Inschrift: PS. i5o. lobet den Herren mit hellen cymbeln, 

LOBET ihn mit WOLKLINGENDEN CYMBELN. M. HERMANNUS RUSBERG PASTOR. BERN- 
HARD V. GALEN GENANT HALSWICK, HERMAN. VON SEVENER DIRECTORES. ANNO l64l. 



2l8 



GARTROP 



59 



GARTROP. 



RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Der sechste, Ost- Römi.chcu. 
lichste und wichtigste Arm der sechs Grenzwehren aus dem Kreise Rees, der von Anlagen 
Peddenbeig über Kleinchen nach Pisort führt, setzt beim Hofe Schulte Bamum über Grenwehr 
die Lippe, führt östlich von Haus Gartrop, Hünxe und Blumberg nach Süden, biegt 
bei Püttmannshof nach Südwesten ab und endet nördlich von Hiesfeld am Kuhbruch, 
wo er auf die innere Grenzwehr stösst, die von Buchholt nach Mühlenbruch führt 
(s. u. unter Spellen). Vgl. Schneider, Kr. Duisburg S. 4 und Karte. Die Grenzwehr 
ist vollkommen sichtbar von der Lippe bis zum Gartroper Mühlenbach, und bei 
Hünxe vom Hofe Schult am Berge bis bei Hiesfeld; eine Stunde vor Dinslaken .ver- 
schwinden alle Spuren. Dicht an der Lippe ist die Landwehr im Busch noch voll- 
ständig erhalten — sie besteht aus vier Dämmen: der innere abgetreten, der breiteste 
jetzt als Fahrweg dienend. Über Bestimmung und Anlage der Landwehr ausführlich 
Schneider S. i5. 

Die Grenzwehr beginnt an der Lippe bei dem Hofe Schulte Bamum, dem 
Hofe Brüggemann gegenüber. Direkt neben ihrem Ansatz nach Westen erhebt sich 
eine gegen 6 m hohe bewaldete Anschüttung, einer zweiten ebensolchen auf dem 
rechten Ufer der Lippe gegenüber. Beide stellen die Brückenköpfe dar. Zwischen Brückenköpfe 
ihnen zieht sich eine Furt hin mit hartem Boden und Mergelbänken, trotz des ziem- 
lich starken Gefälles (noch jetzt Wildfurt für Hochwild). An der Stelle, wo die Strasse 
nach Dorsten sich am meisten dem Wasser nähert, sind die Balkenköpfe einer alten 
Brücke ein Viertel Meter unter dem gewöhnlichen Wasserspiegel erkennbar. Eine 
zweite alte Furt, die Balkenfurt, ist i km weiter östlich nachzuweisen, gleichfalls mit 
steinigem Untergrund. 

An der Lippe beginnen an der Innenseite der Landwehr die merkwürdigen ErcUchanien 
Erdschanzen, die diese Grenzwehr nach Süden begleiten. Zunächst bei dem Hofe 
Schulte Bamum zwei je von einem Wall mit Graben eingeschlossene Hügel (Schneider, 
Kr. Duisburg Taf. II, Fig. i. — Ders., Neue Beiträge V, S. 26). 

Zwei grössere und bedeutendere Wallbefestigungen, die beinahe intakt — der 
innere Graben noch mit Wasser gefüllt — erhalten sind, liegen im Gartroper Busch 
selbst (Fiedler, Römische Denkmäler S. i73. — Schneider, Kr. Rees Taf II, 2. — 
Ders., Neue Beiträge V, S. 24, 26. — Hölzermann, Lokaluntersuchungen Taf. XXI, 
S. 88). Die grössere am Mühlenbach besteht aus zwei Hügeln, von beinahe recht- 
winkeliger Gestalt mit abgestumpften Ecken, um die sich ein hufeisenförmiger Wall 
legt, der an der Westseite nur schlecht erhalten ist Die Länge der ganzen Anlage 
beträgt 97 m, die Breite 72,5 m, die Einzelmasse und Profile sind aus der Abbildung 
ersichtlich (Fig. 20). Die zweite kleinere Schanze (Fig. 21) besteht lediglich aus einer 
rechtwinkeligen 33 m langen und 23 m breiten, 5 m hohen Aufschüttung, die von 
einem 18 m breiten hufeisenförmigen Wall umgeben ist. 

SCHLOSS. Das Schloss befand sich schon im 16. Jh. im Besitz des Geschlechtes 
von Huchtenbroek oder Huchtenbruk (Urkunden von 1S22 bei Fahne, Geschlecht 
Mumm, ÜB. S. 242. — Ders., Denkmale und Ahnentafeln III, S. 47, io7. — Ders., 
Gesch. der Köln., Jülich, und Berg. Geschlechter I, S i79. — Genealogie bei v. Steinen, 
Westphäl. Gesch. IV, S. 865). Neuerbaut vom Baron Albrecht Georg von Huchten- 
broik (i635 — 17 16) im J. i675, die Kapelle errichtet i698. Im J. i696 kam das Schloss 



Sch OBS 
Geschichte 



2l9 



KREIS RUHRORT 



durch Heirat an Ludwig Alexander Rollmann, Reichsfreiherrn Quadt von Wickralh, 
im J. 1800 durch Heirat an Paul David Moritz Freiherrn von Nageil zu Ampsen (die 
Genealogie bei Fahne, Köln. Geschlechter I, S. 299; H, S. loo. — Ders., Weslftl. 




Schnitt C-D 



1= soo 



Geschlechter S. 3o6. — Dere., Herren von Hövel I, II, S. 111). In den letzten Jahr- 
zehnten gänzlich umgebaut 

Zierliches zweistöckiges Backsteinschlösschen mit ehemaligem Innenhof, der jetzt 
in einen Lichthof verwandelt ist. An dem Mittelrisalit das von zwei Säulen flankierte 
Portal, darüber die Wappen der Huchtenbruch, Heiden, Bemsau von i67S. An der 



gOtterwickersham 



■-f-1 



Kapelle die Inschrift: albert georg ab huchtenbruch has'deo stirpis loco di- 
CAViT AEDES ANNO l698. Auf den den Eingang zum Schlosshof flankierenden Pfeilern, 
links eine Minerva mit Me- 
dusenscliild, Eule und Speer, A 

rechts eine weibliche Gestalt, 
mit Schild und Schlangen- 
stab mitFlügeln, vom gleichen 
Meister vie die Skulpturen in 
Empel und Anholt (Kunst- 
denkmaier d. Kr. Rees S. 60). 
Im Inneren ist einigen 
Räumen noch die reizvolle 
Wand- u. Deckendekoration 
des Rokoko erhalten geblie- 
ben. Eine Reihe pracht- 
voller holländischer Möbel des 
i7.Jh., darunter zwei Truhen 
mit heraldisch. Schnitzereien, 
ein obeliskartiger Ofen von 
weissem Porzellan, um l7oo, 
und eine grössere Reihe von 
Familienportrats, meist der 
Linie Quadt von Wickrath 
angehSrig, Portrat des Er- 
bauers Albrecht Georg von 
Huchtenbruch, Brustbild von 
i675, Herzog Karl Theodor 
von Kleve -Jülich -Berg, im 
Hintergrunde das Klever 
Schloss, und seine Gemahlin, 
Kniestücke. 




Massitab für die Schnille 

=t — t=t — 1= 



■i — t — 1 



GOTTERWICKERSHAM. 



Authentica et publica instrumenta et documenta, quibus decanus et capitulum 
b, V. Mariae Rcscnsis ius indubitatum, possessioncm trecentorum annorum continuam 
praedii sui Wormgötterswick contra D. Wiihelmi Ferdinand! ab Eiferen inexcusabiles 
machinationes toti mundo et postentati exhibent, i63i. Urkunden von iSil ab, — 
Kurtzer, wahrer Bericht Herrn Dechandts vnd Capittularen der Collegiat Kirchen 
vnaer Lieben Frawen zu Reess wegen angeregter Kirchen aigenthumbh vnnd Erbs 
Wormgutterswick ihm Kerspel Gotterswick Fürsten thumbhs Cleve gelegen, von welchem 
Wilhelm Ferdinand von Efferen durch eine vnuerantwortlige hochstrafflige subreption 
vnnd darauff erfolgte Kayserl. Commission ahm i5. Aprilis negst litten gemelte Kirch 
Verstössen lassen, aber auff nachfolgendts entdeckte vorangerechte subreption . . . 
ahm 23. Maij restituirt, bey voriger possession manutenirt vnd die Kommission 
solemniter verworffen worden, i63o. — Warhaffter Gegenbericht vnd abgenöttigte 



62 



KREIS RUHRORT 



Litterfttur 



Evangel. 
Pfarrkirche 

Geschichte 



Beschreibung 



Glocken 



Rittersitz 



Ehrenrettung Wilhelm Ferdinandts von Efferen wieder die von Herren Dechandt zu 
Reess D. Johann Dusseldorpio lauffenden i63i. Jahrs in öffentlichen truck aussgebene 
hochverbottene famosschrifft vnd vnuerantwortliche injurien. Gedruckt im Jahr 1 63 1. 
(Erhalten i. d. Farragines des Gelenius VIII, Köln, Stadtarchiv.) — B. H. Vogt, 
Religionsprobe, wie dieselbe Anfangs von dem Pastor Schmidt zu Gotterswickershamm 
verfasset . . . . , Berlin i754. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Binterimu. Mooren, E.K.I,S. 254. 

Götterwickersham gehört zu den ältesten Orten im Kreise: schon ioo3 erwirbt 
Erzbischof Heribert von Köln hier Güter und schenkt sie ioi9 der Abtei Deutz 
(Kremer, Urkundensammlung III, S. ii. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S, 64. — 
Lacomblet, U B. I, Nr. i4o). Der Hof Gotterswick wird ii38 durch Theodor von 
Ulft an die Abtei Kamp geschenkt (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. I29, i83. — 
Lacomblet, UB. I, Nr. 328, 332. — Sloet, Oork. Nr. 27i). 

Das Patronat der Pfarrkirche wird i349 dem Johanniter -Ordenshause zu Walsum 
durch Graf Johann von Kleve geschenkt (Lacomblet, U B. III, Nr. 48 1. — Düssel- 
dorf, Staatsarchiv, Urkunde Herrenstründen 1 10). Der Ort i447 niedergebrannt (Deutsche 
Städtechroniken XX, I, S. 92). 

Von der alten Kirche steht nur der romanische aus Tuff aufgeführte, aussen 
stark verwitterte und neu verputzte Turm aus dem i3. Jh., die Turmhalle ehemals 
mit einfachem Gratgewölbe (ausgeschlagen), die derben Eckpfeiler zeigen schlichte 
Plinthen. In den oberen Geschossen je zwei Doppelfenster mit verwittertem Mittel- 
pfosten. Das in der i. H. des i9. Jh. erbaute dreischiffige Langhaus von Backstein, mit 
fünf grossen spitzbogigen Fenstern mit eisernem Mass werk auf jeder Seite, neu verputzt 

Glocken, i. psalm i5o. laudate dominum ix (für in) cymbalis et bene 

SONANTIBUS. anno i642 in MAIO MARTINUS WILICHIUS IVDEX, THOMAS HACHALLIUS 
PASTOR, JOHANN SCHÖLTE ET ADOLPH FRERICKS AEDILES ME FIERI FECERUNT. 
2. ME FECIT JAN ALBERT DE GRAVE AMSTELODAMI ANNO DOMJNI l723. 

Der R'ITTERSITZ GÖTTERSWICKERSHAM (Fahne, Denkmale und 
Ahnentafeln des Geschlechts Mumm I, S. 81) war der Sitz der Edelherren von Gotters- 
wick, die noch jetzt als Fürsten von Bentheim- Steinfurt fortblühen (ihre Stammfolge 
bei Fahne, Köln., Jülich., Berg. Geschlechter I, S. i56). Er kam dann an die Herren 
van Loen, der Besitz wurde in den So er Jahren durch einen Herrn Lindgens zer- 
splittert. Das Hauptgebäude ist das jetzige Pfarrhaus, über dessen Thür sich noch 
das van Loen sehe Wappen befindet. 



HAMBORN. 



Römische 
Funde 



Kloster 
Litteratur 



RÖMISCHE FUNDE. Eine römische Strasse setzt bei Stockum über den 
Rhein und führt zwischen Hambom und Bruchhausen vorbei nach Osten vorüber 
an Tellmannshof und Gross-Hoxhof (Schneider, Kr. Duisburg S. 11). 

Ehemaliges PRÄMONSTRATENSERKLOSTER. Sacri et canonici or- 
dinis Praemonstratensis annales, Nancy i734, I, p. 628, 792. — Teschenmacher, Ann. 
p. i77. — Nachrichten von der hochadeligen Prämonstratenserabtei Hambom, nebst 
Cod. dipl. Hambomensis: D. A. C. Borhecks Bibliothek für die Geschichte, Erd-, 
Staatskunde . . . des niederrheinischen Deutschlands I, 1801, Nr. 3. — Cod. diplom. 
Hambomensis, Urkunden von 11 39 ab: Ebenda S. i9, 36. — Ders., Archiv 1800, S. 9o: 



222 



HAMBORN 63 

Gestühl in der Herrn Abts von Hambom Kapelle. — Die Abtei Hambom; Thusnelda, 
Unterhai Cungsblatt für Deutsche 1816, Nr. aS. — Kloster Hamborn: Essener Zeitung, 
28. Aug. i883; Rhein. -Westläl. Zeitung, April 1S88. — Tibus, Die Pfarre Kleve S. i5- 
— Nachrichten über Klöster des Prämonstratenserordens : Ann. h. V. N. II, S, |43, 
i67. — BiNTERiM u. Mooren, E. K. I, S. 128. — Blatter aus der Geschichte der 
Abtei Hambom: Heiniatskunde i879, S. 6. — Korrespondenzblatt des Gesaintver- 
eins XH, S. 55. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Lagerbücher des Kirchenfonds von l7io, 
i773, des Armenfonds von 1668, l73!, Kirchenregister von i773. 

Im Stiftsarchiv zu Xanten: Urkunden und kurze Chronik bei Pels, Sammel- 
band I, Bl. 35o, 364. 



Im Stadtarchiv zu Köln: Abbates in Hambom bis i554 in den Farragines 
des Gelenius XX, Bl. 686. — Kurze Chronik im Museum Alfterianum LXVII, Bl. loi. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 163 Urkunden von Ii39— i7oi. — B. ii5, 
Kopiar, iS.Jh., nS Bl, fol, mit Urkunden von i33o an. — Unter den Akten (vgl. 
Ilgen, Rhein. Archiv S. 83); Fragment einer älteren Waldordnung im Hämmerholze 
(Reg. i33), Akten über die Unterhaltung der Baulichkeiten (Reg. i7o), Protokolle des 
Hambomer Hofgerichtes, 16. — 18. Jh. (Reg. i7z, 18S), Akta über die Aufhebung der 
Abtei i8o4— 1806, 3 Bde. (Reg. i9i), Archivreperlorium vom J. l696 (Reg. l9a). 

Das Kloster wurde ii37 von dem Edelherren Gerhard Herrn zu Wickrath aus 
dem Stamme der Grafen von Hochsladen auf seinem Allod gestiftet, von Erzbischof 
Bruno II. von Kftln eingerichtet und il39 von Erzbischof Arnold I. bestätigt, nach 
den Regeln des h. Augustinus und der Konstitution des h. Norbertus (Borheck, 
Bibliothek für die Geschichte XL, S. 44. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 1 18, 

323 



64 



KREIS RUHRORT 



Zerstörangen 



Beschreibung 



Turm 



Kloster i33, 257. — Lacomblet, U B. I, Nr. 333. — Tibus, Die Pfarre Kleve S. i5). Im 
J. i544 unternimmt Abt Wilhelm von Waizenhorst eine bedeutende Erweiterung der 
Kirche, die sein Nachfolger Arnold von Hain durchführte (Annales I, p. 796). 

Unter Abt Christoph von Huysen verbrannten die Holländer i58i und 1SS2 
einen grossen Teil, der Abtei, i587 zum dritten Male. Der Turm brannte nieder 
und zerschlug im Zusammenbruch die Gewölbe der Kirche, die völlige Wiederher- 
stellung erfolgte erst langsam (noch i665 nicht beendet: Urkunde 160 in Düsseldorf). 
Der 37. Abt, Johann Albert von Heerdt (i694 — i7o5), stellte die verfallenen Kloster- 
gebclude wieder her. 

Das Kloster wurde im J. i8o3 aufgehoben. Der letzte Abt Karl Adalbert 
Freiliorr von Beyer starb i842 als Weihbischof von Köln. Die Kirche ^oirde nach 
Pia en von Zindel und Flügge in den siebziger Jahren restauriert. 

Die Kirche (Ansicht Fig. 22) ist eine dreischiffige gothische Hallenkirche von 
39,80 m lichter Länge und 18,10 m lichter Breite mit vortretendem Westturm. Die 
beiden Seitenschiffe sind von verschiedener Breite, das südliche 7,iom, das nördliche 
3,4o m breit. Das Material ist Tuff. Der vierstöckige Turm zeigt im Erdgeschoss ein 
grosses spitzbogiges, abgetrepptes Fenster über dem rechtwinkelig geschlossenen Portal, 
im dritten Geschoss einfache Gliederung durch Vertikallisenen und Rundbogenfries, 
das obere, nach dem Brand von i587 erneute Geschoss besteht aus Backstein. 
Innere» Das Laughaus aussen mit zweimal abgetreppten Strebepfeilern und Horizontal- 

lisenen unter den Sohlbänken. Das südliche Seitenschiff ist durch ein eigenes Sattel- 
dach überdeckt, das nördliche und das Mittelschiff durch ein gemeinsames Satteldach, 
derart aber, dass die Scheidemauer über der nördlichen Pfeilerstellung gleichfalls 
bis zur Höhe der Aussenmauern aufgeführt ist und auf ihr die ersten Schrägbalken 
errichtet sind. Die vier Pfeilerpaare sind quadratisch, an den Kanten abgefasst, mit 
einfacher Basis, die nach dem Mittelschiff zu zum grossen Teil abgeschlagen ist. Nach 
Norden und Süden treten den Pfeilern abgefasste Vorlagen vor, bei drei Pfeilern in 
halber Höhe abgeschlagen, auf denen die Rippen der nicht durch Gurte getrennten 
einfachen Kreuzgewölbe aufsetzen. Gleiche Vorlagen auch an den Aussenmauern. 
Das südliche Seitenschiff ist um ein Joch länger als das nördliche und schliesst mit 
einem grossen dreiachsigen Fenster ab, während die Aussenmauern sonst durchweg 
nur zweiachsige Fenster enthalten. Unter den Horizontallisenen an der südlichen 
Aussenmauer Flachbogenblenden. Das nördliche Schiff ist mit Ausnahme des öst- 
lichen Joches nach i587 vollständig neu aufgeführt worden, durch zweiachsige Fenster 
mit einfach durchgeschobenen Stäben nur in der oberen Hälfte der Aussenmauer ver- 
sehen, während die untere ganz ungegliedert geblieben ist. 
Drgeibühne In den Westbau ist eine steinerne Orgel bühne eingebaut, die sich noch durch 

das nördliche Schiff erstreckt, im Mittelschiff mit drei Kreuzgewölben überdeckt ist 
und mit einer steinernen Masswerkbrüstung abschliesst. 
Hochaltar Hochaltar, barock, aus der 2. H. des i7.Jh., von unschönen Verhältnissen, 

zur Seite Johannes der Täufer und der Evangelist, im Aufsatz die Madonna zwischen 
S. Norbertus und S. Ludovikus, darüber Christus zwischen kleinen Posaunenengeln. 
Das Mittelbild, die Kreuzabnahme darstellend, ist ein gutes Werk der Rubensschule, 
koloristisch sehr wirkungsvoll mit fein studiertem Beleuchtungseffekt, gut modelliert, 
nur die Köpfe etwas derb mit einem Stich ins Gemeine. Der Leichnam Christi, sich 
weiss und kalt von dem dunklen Hintergrunde ablösend, gleitet vom Kreuz herab, 
unten kniet Johannes, ihn auffangend, links neben ihm Maria, mit einer Geberde des 
tiefsten Schmerzes die Wange an die herabhängende Hand des Sohnes drückend. 



224 



BAMBotllT 6$ 

Die Füsse Christi stützt ein bärtiger Alter. Unten rechts zwei weinende Frauen, auf 
den Leitern zwei halbnackte Münner. 

Oberer AbschJuss eines Sandstein -Tabernakels des iS.Jh. 

Chorstühle, barock, fünfsitzig, mit einfachem Baldachin. Zwei barocke 
Dreisitze. 

Taufstein von Sandstein, achtseitig in Kelchfonn auf achtseitigem Schaft, die 
einzelnen Seiten mit späten Mass werk motiven und dem Klevisch-Bergischen Wappen, 
Ende des iS.Jh. Der alte Taufstein aus dem Anfang des i4.Jh., von Blaustein, acht- 
seitig, an vier korrespondierenden Ecken mit roh gemeisselten Köpfen, auf cylindri- 
schem Schaft, steht jetzt im Kreuzgang. 

In der Kirche verstreut eine grössere Anzahl von Gemälden des i7. u. l8,Jh. 

Im Chor Hnks eine recht gute Wiederholung der Madonna mit dem Kinde und 
dem kleinen Johannes von Rubens. Maria hält mit beiden Armen das nackte Kind, 



das auf einem Felsen vorsprunge steht, links die Halbfigur des kleinen Johannes, jenem 
mit beiden Händen ein Spruchband darreichend. 

Derbe und band werk massige Kopie des Betl eh emitischen Kindermordes von Rubens. 

Domenkrönung und Verspottung Cliristi, vlämisches Gemälde der 2. H, des 
i7.Jh. in fast lebensgrossen Figuren. 

Gemälde der h. Katharina von Siena und des h. Dominikus in ganzen Figuren. 

Weitere Gemälde und Skulpturen ohne Wert. 

Bild der h. Anna selbdritt. So cm hoch, aus der Mitte des iS.Jh., von Eichen- 
holz, unbemalt, im J. iS87 {Heimatskunde i879, S. 7) verstümmelt. 

Glocke mit reichem Renaissancefries, aus Zierleisten zusammengesetztem Kreuz 
und der InsChrift: wiLH. GODEF. AR. HYLLEN cano. et fast, in HAMBOREN, GERHART 

INGEN LACK UND JURGEM UFF DER LANDTSCHEIT K. M. l638. 

Weisse Kapelle {der weisse Seidenstoff erneut), mit Stäben vom Anfang des 
16. Jh. Auf dem Kreuz der Kasel oben Gottvater, in der Mitte Christus am Kreuz, 

it 

32$ 



unten Maria, Johannes und Maria Magdalena; die Körper, Kilpfe und Hände aus- 
gespart, ganz leise mit Zeichnung versehen, die Gewander in Uberfangstich in Lasur- 
manier. Zwei Dalmatikcn mit den Einzelfiguren von drei Heiligen auf jedem der 
Stäbe, auf den Grund appliziert. 

Kapelle von rotem ungemusterten Sammet mit Stickereien in Uberfangstich 
in Lasurmanier, um i S4o, von ausgesproclien niederrheinischem Charakter, den Sticke- 
reien der Kasel Siberts von Riswick in Xanten (Kunstdenk maier d. Kr. Moers S. i38, 
Taf. VIII) und den Stickereien zu Kaikar {Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 76) und 
Rees {Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. 97) verwandt. Die Zeichnung ist von ausser- 
ordentlicher Sorgfalt, die Behandlung der Gewandung von grosser Schönheit Jedes 
Feld von frühen Renaissanceoma- 
menten eingefasst Die Kasel mit 
einer grossen mittleren Darstellung 
des Abendmahles, die Dalmatikcn 
mit je drei Heiligen nebeneinander 
unter spätgothischen Kielbogen. Auf 
den i4,5 cm breiten Stäben des Chor- 
mantels je drei Szenen aus dem Le- 
ben Christi, auf der Kappe die Spei- 
sung derViertausend. Die Baldachine 
in Uberfangstich mit dicken plastisch 
wirkenden mittleren Knäufen. Für 
die Köpfe ist der Stoff au^espart, 
die Zeichnung ist leicht eingenäht 
und durch Farbe herausgearbeitet. 
Kasel von violettem Saramet- 
brokat vom Ende des i6.Jh. mit 
sehr grossem Granatapfelmuster (das 
Dessin o,65xi,6o m gross), mit 
prachtvollen figürlichen Stickereien, 
die Figuren appliziert, die Gewän- 
der in Lasurmanier. Auf dem Kreuz 
auf einem Grund von rolem Sammet 
Fig. 34. H«mborii. Romi>i>itch<i Kupiiii im Krcui|>iite. der Stammbaum Jesse in schönge- 

schwungenen Ranken, mit acht aus 
Blütenkelchen herauswachsenden Halbfiguren, endend mit Christus, auf dem Stab filnf 
Halbfiguren. Die dazugehörigen Dalmatiken von anderem lilafarbigem grossgemuster- 
ten Grund mit zwei Streifen von matt-goldbraunem Sammet, auf die je drei Kniefiguren 
von Propheten und Sibyllen mit grossen flandrischen Hauben aufgeselzt sind. Vgl. 
Katalog d. Ausstell, kirchl. Kunst Webereien u. Stickereien in Krefeld i887, Nr. Si — 53. 
U Von den Klostergebauden ist noch nach Norden zu der zweistöckige acht- 

zehn Achsen lange Haupttrakt erhalten, in der Mitte mit hohem Backsteingiebel, jetzt 
zu den Wohnungen der Geistlichen umgebaut. Ein in der nördlichen Ecke anstossen- 
der chorarliger Erker tragt die Jahreszahl i56i, die anslossende Scheune die Zahl i769. 
Über dem Eingang zu dem im Südwesten gel^enen Wirtschaftshof das Hambornsche 
Wappen mit der Zahl [788. 

Der älteste Teil der ganzen Abtei ist der aus Tuff aufgeführte romanische 
Kreuzgang, von dem an der Nordseite des grasbewachsenen Klosterhofes, der mit 

226 



HIESFELO 67 

dem ausgetrockneten Ziehbrunnen in der Mitte verlassen trauert, noch eine Reihe Kloster 
von Bogen erhalten sind. Er gehört noch der Mitte des 12. Jh. an (Fig. 23). Das 
System war durch den Wechsel von je zwei Bogen von Doppelfenstern mit einem 
breiteren und einem schmäleren Steinpfeiler gegeben. Der Doppelbogen ruhte in 
der Mitte auf einem Kragstein — die Mauer trug hier ein Paar gekuppelter mono- 
lither Säulchen mit einfachen Kelchkapitälen und einem rechtwinkeligen Kämpfer 
über der reichprofilierten Deckplatte. Die in die grossen Rundbogen eingeschriebe- 
nen Rundfenster wurden durch eine einzige Mittelsäule getrennt. Nur drei und eine 
halbe Arkade sind erhalten, darüber sind aus Backstein im 16. Jh. die niedrigen 
Klostergebäude mit vorgekragtem Dach und kleinen Fenstern aufgesetzt. Im Gange 
selbst sind sieben der Kreuzgewölbe erhalten, an der Aussenmauer Vorlagen mit 
einfach profiliertem Kämpfer, an den Innenmauem Konsolen. An der äussersten 
Nordostecke ist noch eines der reicheren reizvollen romanischen Kapitaler erhalten 
(Fig. 24). Der Ostteil des Kreuzganges ist nur mit einem Ziegeldach eingedeckt, über 
dem westlichen erheben sich die ehemaligen Zellen, niedrige und winkelige Anlagen 
mit vier vorgeschobenen, als Aborte dienenden Risaliten. Der West- und Ostteil sind 
flach gedeckt. 

Vierzehn stark beschädigte Gemälde des i7. Jh. ohne Wert. Gemälde 

Viereckige hölzerne Toten tafeln von zehn Äbten von Hamborn von Johannes Totenufein 
Wimarus a Bredenbach, f i694, bis Franz Ferdinand b. de Dunckel, t i782, mit 
Wappen und Umschrift. 



HIESFELD. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. An Hiesfeld selbst Römi.che u. 
führte die innere (westliche) Grenzwehr des Kreises Duisburg vorüber, etwas nördlich Anlagen 
am Kuhbruch mündet in sie die äussere östliche. Von dieser zweigt sich in der 
Buschhauser Haide ein Nebenarm ab, der im Bogen um Hiesfeld herumführt und 
bei dem Hause Bollwerk auf die südliche grosse von Walsum kommende Grenzwehr 
trifft (Schneider, Kr. Duisburg S. 6. — Ders., Neue Beiträge VII, S. 7). 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Nrh. G. i883, S. 120. — Binterim Evungei. 

__ ^ -r^ T ^ .-« Pfarrkirche 

u. Mooren, E. K. I, S. 253. 

Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Handschriftl. Chronik von Hiesfeld 
vom Pfarrer Ewh (i856 — 1866) in zwei Bänden. 

Die Kirche bestand schon im i3. Jh. und war Mutterkirche von Dinslaken, das Geschichie 
erst i436 (s. o. S. 48) von ihr abgetrennt wurde. Der Turm stammt noch vom ältesten 
Bau, das Langhaus wurde im iS. Jh. errichtet. Evangelisch seit i585. 

Einschiffige Backsteinkirche, 22,20 m lang, 6,5om breit, mit einachsigen Fenstern Beschreibung 
und unregelmässigen Auflagerungen der Rippen auf Konsolen und Vorlagen. Drei- 
stöckiger Westturm von Backstein mit einfachen romanischen Rundbogenblenden in 
den beiden oberen Geschossen. 

Wandgemälde, die Kreuzigung darstellend, 1886 aufgefunden, aber wieder Wandgemälde 
übertüncht (Essener Zeitung, 2 1 . Juli 1 886). 

Drei holländische Messingkronleuchter des i7.Jh. Kronleuchter 

Epitaph des Herrn Melchior Detlof von Koppem aus dem Hause Schmug- Epitaph 
gerow, Erbherr auf Bärenkamp, f i3. Mai i793 und seiner Gattin, t 22. März i789. 

22? 



6S 



KREtS ftÜHRÖRT 



fcvangel. 
Pfarrkirche 

Glocken 



Glocken. Die erste von i49o mit der Inschrift: jesus maria anna kathe- 

RINA IS MIN NAME, MIN GHELUT SI GADE BEQUAME. DE LEVENDIGEN ROPE IK, DE 
DODEN BESCREIGE IK. GHERARDUS DE WOU ME FECIT ANNO DOMINI MCCCCXC. . 

Die zweite von i52o mit der Inschrift: est maria nomen michi. sacros 

PULSOR IN usus, COGO SONANS HOMINES AD PIETATIS OPUS. TÜNC TEMPORE THEODE- 
RICUS STUYR PASTOR IN HISVELT. WOLTERUS WSETERHUES (für WeSterhues) ME FECIT 
ANNO DOMINI MCCCCCXX. 



HOLTEN. 



Evangel. 
Pfarrkirche 



Beschreibung 



Glocken 



Schlots 
Litteratur 



Geschichte 



EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Nrh. G. i883, S. 128. 

Ursprünglich zu Walsum gehörig (s. u.). Die neue Pfarrkirche i3i9 erbaut 
(Lacomblet» UB. III, Nr. i75. — Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Herrenstründen 5o). 

Dreischiffige frühgothische Kirche, 3o m lang, i5,5o m breit, unter gemein- 
samem Satteldach, mit dreistöckigem Westturm, in den beiden oberen Geschossen 
mit einfachen spitzbogigen Blenden. Die zwei Pfeilerpaare bestehen im Grundriss 
aus zwei durcheinander geschobenen Rechtecken mit abgefassten Kanten, im Mittel- 
schiff ruhen die Rippen der nicht durch Gurte getrennten Kreuzgewölbe mit skulp- 
tierten Kapitalen auf kurzen Dreiviertelssäulen, diese auf einer unten schräg abge- 
schlagenen, an den Kanten abgefassten Pfeilervorlage. In den niedrigeren Seiten- 
schiffen die Rippen auf Blattkonsolen, im Chor auf polygonalen Konsolen. Die 
Fenster sind der Achsen beraubt, die Scheidemauern durch spitzbogige Blenden be- 
lebt. Die Formensprache ist durchweg einfach und schlicht. 

Glocken. Die erste von i453 mit der schwer leserlichen Inschrift: claes macke 

TUE SILVEREN BESUYNEN (? = tubae), DA DU DAT VOLCK MEDE TO HOPEN ROPPES AN 
DE DOR DES TABERNAKELS. NUMERI X. ANNO DOMINI MCCCCLIII. 

Die zweite von i453 mit der Inschrift: anno domini dccccliii (so) claes 

POTGEITER VAN DORTMEND GOT MY. ROEPE ENDE EN HOER NIET UP, VERHEUE DIN 
STEMME ALS EN BESUNE. ESAIE LVIII. 

Die dritte von 1S22 mit der Inschrift: anno domini mcccccxxii. sanctus 

JOHANNES HEIDT ICK, DE LEVENDIGHEN ROP ICK, DE DODEN BESCHREL (so) ICK. 

SCHLOSS. Teschenmacher, Ann. p. 180. — Die Stadt und ehemalige Burg 
Holte: V. Ledebur, Allgemeines Archiv für die Geschichte des preussischen Staates 
V, i83i, S. i55. — Borheck, Archiv für die Geschichte der deutschen Nieder-Rhein- 
lande I, S. 234. — v. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte in der 
Preussischen Monarchie, Berlin 1828, III, S. 7i. — Statistik des Kreises Duisburg 
S. 12. — Jahrbücher der Preussischen Gesetzgebung LVIII, S. i93. 

Das Schloss war der Stammsitz der Herren von Holte, Holze oder Holtho, 
deren erster, Everwin, iiSi (Teschenmacher, Ann. p. 181), 1166 (Kremer, Akad. 
Beiträge II, S. 226, 229), ii7o (Niesert, Münster. U B. II, S. 224), 11 73 (Binterim u. 
Mooren, D. C. I, S. i4S) genannt wird. Die klevische Linie der Herren von Holte 
starb um 1285 aus (unrichtig Zedler, Universallexikon XIII, S. 677). 

Die Vorburg des Hauses war im i3.Jh. kölnisches Offenhaus, von dem Erz- 
bischof Philipp von Heinsberg zur Hälfte erworben (L. Korth i. d. Mitteilungen 
aus dem Stadtarchiv von Köln XII, S. 62), und ward noch i3oo dem Erzbischof als 
solches bestätigt (Lacomblet, U B. II, Nr. io65), schon 1266 erscheint an der Spitze 
der Burgmannschaft Burchardus Mathalare. Kurz darauf, vor i3o7, errichtet Engel- 



228 



HÜNXE 69 

brecht, Herr von Arberg, Sohn des Grafen Everard von der Mark, Gemahl der Erb- Schio«s 
tochter Mechtild von Holte (Düsseldorf, Staatsarchiv, Hs. A. 36, Bl. 2o4), einen nuwen 
buwe zu Holte (Lacomblet, U B. IH, Nr. 57), i335 wird Burg und Stadt von Graf 
Adolph von der Mark dem Grafen Dietrich VKI. von Kleve zu Lehen aufgetragen 
(Teschenmacher, Cod. dipl. p. 23. — Lacomblet, U B. HI, Nr. 3o2). Späterhin der 
Sitz der Amtmänner von Holte, von i447 — 1557 an die von Loß verpfändet. Das 
Schloss, das i598 durch die Truppen des Admirals Franz Mendoza ruiniert, i63i 
durch den Brand zerstört ward, wurde am Ende des i7.Jh. wieder hergestellt. 

Die Burg lag auf einem künstlich aufgeschütteten vierseitigen Hügel und war im Kcste 
Viereck aufgeführt, die Fundamente sind deutlich erkennbar. Erhalten sind nur zwei 
rechtwinkelig aneinanderstossende Flügel von dem Bau des i7.Jh., dreistöckig, aus Back- 
stein errichtet, mit Rokokoleisten und Cementpilastem. Eigentum der Civilgemeinde. 



HÜNXE. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Die äusserte und Römi.che u. 
bedeutendste Grenzwehr, die vom Hofe Schulte Bamum nach Püttmannshof südlich AnUgen 
führt (vgl. unter Gartrop S. 59), ist bei Hünxe bis in die Nähe von Hiesfeld deutlich 
erhalten. An der Grenze von Hünxe und dem Hünxer Wald erscheint sie in drei 
Wällen, von denen der innere der breiteste ist (der neben diesem nach Westen 
ursprünglich wie bei Gartrop herlaufende Wall ist offenbar abgetreten). Vgl. Schneider, 
Kr. Duisburg S. 5, Taf I, Fig. 3, 4. — Ders., Neue Beiträge VII, S. 6, i7. — A. Fahne, 
i. d. Berg. Zs. IV, S. i9. Diese drei Wälle sind in der ganzen Bruchhauser Haide 
erhalten. 

Eine römische Strasse führt über Krudenburg, Hünxe und Dinslaken und mündet Strawe 
südlich von Altenrade in die Wesel -Duisburger Heerstrasse (Schneider S. ii). Der 
grosse Heerweg des linken Lippeufers von Castra vetera nach Aliso führt vom alten 
Rhein über Grüselmannshof, Welmen, Buckholt, Hünxe und Gartrop bis in die Nähe 
von Gahlen, wo er sich in zwei Arme teilt (J. Schneider, Die römischen Militär- 
strassen an der Lippe: Neue Beiträge XI, S. 4). 

Dicht bei dem Hofe Schult am Berge, eine Viertelstunde südlich von Hünxe, 
im Busch wald versteckt, liegt die grösste und ausgedehnteste der niederrheinischen 
Wallburgen (Fig. 25. — Schneider, Kr. Duisburg S.S. — Ders., Neue Beiträge V, Waiiburg 
S. 2 7, Taf I, mit ganz schematischer Zeichnung), die direkt hinter der grossen Grenz- 
wehr gelegen ist. Die ganze Anlage hat eine Längenausdehnung von 3io m und 
eine Breitenausdehnung von 260 m. Die Mitte bilden zwei runde Hügel, von denen 
der südliche an seiner Nordseite ausgerundet erscheint Der mittlere Haupthügel, 
dessen Wände steil aufsteigen, hat eine Höhe von 4,5o — 5 m von der Sohle des 
noch rundum mit Wasser und Moorboden gefüllten Grabens aus, der an der Süd- 
seite 16,20 m, an der Nordseite 22 m breit ist; zwischen den beiden Hügeln ver- 
engt er sich zu 10 m Breite. Der zweite Hügel, nur etwa 3 — 3,5o m hoch, hat einen 
Durchmesser von i5 m. 

Um die beiden Hügel legt sich zunächst ein ovaler Ringwall und sodann ein 
breiter wohlerhaltener hufeisenförmiger Wall, ähnlich wie in dem Erdwerk an den 
Schwienumshöfen (Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. 84) und am Ickter Hof bei Düssel- 
dorf (Aufnahme in den Kunstdenkmälem d. Kr. Düsseldorf), der an der Nordseite 

229 



7o 



KREIS RUHRORT 



■ völlig offen ist, eine durchschnittliche Breite von um und eine Höhe von 2,4o m 
besitzt Um die ganze Anlage legt sich sodann noch ein weiterer ovaler Wall. Das 
an einigen Stellen wohl erhaltene Terrain zeigt im Westen und Osten ein schmales 
Hochplateau als Lagerplatz hinter dem erst am Rande sich steiler erhebenden Schutz- 




^yu¥/^ 




% 



V. 




wall. Nach Süden biegt der äussere Wall weit aus, um hier einen dritten grösseren 
aber niedrigeren rechteckigen Hügel einzurahmen, auf dem jetzt der Hof Schult am 
Berge sich erhebt. 

Die ganze Anlage steht in unmittelbarem Zusammenhange mit der Grenzwehr 
und diente sowohl rein kriegerischen Zwecken, wie zur Bergung der Landleute und 



HÜNXE 



7l 



des Viehs, als Reduit, worauf das eingeschlossene Vorterrain weist. Sie wurde noch 
während des Mittelalters benutzt; an der Stelle des Bauernhofes stand vermutlich das 
Burghaus der Herren zu dem Berge, bis zum J. i338 die Herren des Gerichtes von 
Hünxe (Lacomblet, U B. HI, Nr. 324, 366; IV, Nr. i9o). Die Wallburg ist wahrschein- 
lich eine fränkisch -germanische Anlage aus dem 4. — 8. Jh. n. Chr. Nachgrabungen 
wünschenswert. Es ist wahrscheinlich, dass der im Ruhrorter Kreise gelegene Teil 
der Grenzwehr im iS.Jh. teilweise als Landesgrenze diente, die von Herzog Adolph 
von Kleve befestigt wurde (Gert van der Schuren ed. Schölten S. i37. — Kunst- 
denkmäler d. Kr. Kleve S. 120, d. Kr. Rees S. 58). Möglicherweise wurde auch das 
Kastell Bergerschulthof damals als Warte in die Befestigungslinie hineingezogen. Vgl. 
Th. Ray, Animae illustres Juliae, Neuburg i663, p. 166: patriam universam terreis 
loricis seujaggeribus vulgo Landicken circumscripsit; in limitaneis vero oris receptibus 
rodeutas, Warten (ut vocant) firmavit. 



Römische a. 

Germanisch c 

AnIngen 



Ursprung 




>^JMU^ 



l-M—i—t -^-i f t— <-- f--f--t = 



Fig 26. Hünxe. Grundriss der evangelischen Pfarrkirche. 



Nordöstlich von dem Orte ist an der Lippe ein einfacher Warthügel, die 
,Hünxer Burgwart* genannt, erhalten, eine kegelförmige von einem Graben um- Hünxer Burgwart 
gebene Aufschüttung. (Schneider, Neue Beiträge V, S. 24; XI, S. 5. — Fiedler, 
Römische Denkmäler S. i73. — Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. io7.) Der zweite früher 
daneben befindliche Hügel abgetragen. Nach Osten beim Hause Simson kamen 
mehrere germanische Gräber mit verschiedenen Antikaglien zum Vorschein, weitere 
auf den Tester Bergen entdeckt. 

Auf dem westlich von Hünxe, genau in der Mitte zwischen Hünxe und Buckholt 
vorspringenden zungenartigen nördlichen Ausläufer der Testerberge, ,Katterbcrgs- 
köppel* genannt, befindet sich eine grössere Wallburg. Der Bergrücken fällt nach 
drei Seiten steil ab, an der offenen Seite ist er durch einen noch 1,20 m hohen Wall 
mit davorliegendem 1,20 m tiefen Graben geschützt (Entfernung von der Wallkrone 
bis zur Grabensohle 9 m), die von drei Durchgängen durchschnitten sind. Der 
eingeschlossene Raum ist 9i m lang, im Norden 20 m, im Süden 57 m breit. Vgl. 
Schneider, Kr. Duisburg S. 11. — Ders., Neue Beiträge V, S. 11, Taf. I, Fig. i9. 



Katteibergs« 
köppel 



23 I 



72 KREIS RUHRORT 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Nrh. G. i883, S. 128. 
Handschrirtl. Qu. Im Pfarrarchiv: 1 4 Urkunden von i424 an. — Catalo- 
gus pastoruto von i444 an. — Lagerbuch mit einzelnen Notizen, i723 vom Pastor 
Reinhard Kaspar Ritter angelegt 

Im Stadtarchiv zu Wesel (Düsseldorf, Staatsarchiv): Verzeichnis der Geist- 
lichen von i444 an (caps. 342, 10). 

Der Ort wird zuerst I23i erwähnt (Wii.mans, U B. Nr. 29?. — Tibus, Grün- 
dungsgeschichte S. 664), die Kirche i38o {Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 26?, 27i), 
Patron war der h. Suitbertus. Zwischen 1600 u. 1610 wurde die Reformation eingeführt 
Die Kirche (Grundriss Fig. 26) war ehemals eine dreischiffige romanische Säulen- 
'" basilika aus Tuff, von der nur der Westturm und das erste westliche ,Säulenpaar, jetzt 
an den Seiten abgeplattet, erhalten sind. Der Turm zeigt in den beiden unteren Ge- 
schossen vermauerte romanische Fenster. Im i4. Jh. wurde das dritte Turm geschoss 
in Backstein aufgesetzt mit schmalen durch zwei Rundbogen geschlossenen Blenden, 
spitzbogigen Fenstern mit Nasen und achtseitigem Helm, ausserdem erhielt der Turm 

nach Westen zur Absteifung 
.. ' einen breiten Mantel, durch 

den das fünfmal abgetreppte 
grosse Hauptportal gebro- 
chen ist 

Gleichzeitig wurde das 
Langhaus durch einen drei- 
schiffige n golhi sehen Bau mit 
Pfeilern ersetzt Den vier 
,' Pfeilerpaaren mit ausgerun- 
deten Kanten treten nach 
innen Dienste vor, auf denen 
mit skulptierten Blattkapi- 
talen die Rippen der nicht 
durch Gurte getrennten 
Kreuzgewölbe ruhen. In 
den Seitenschiffen nur an den Aussenmauern Dreiviertelssäulen, an den Pfeilern selbst 
einfache Konsolen. Die Arkadenbögen sind sehr einfach profiliert, die Scheidemauem 
unbelebt. Das Mittelschiff zeigt an den Aussenmauern direkt unter dem Satteldach 
einen einfachen Rundbogen fries. Die im Norden anslossende alte Sakristei mit poly- 
gonalen Kapitalen und Dreiviertelssäulen bildete ehemals eine Kapelle mit einer Altar- 
mensa an der Ostseite. 

Vier kleine holländische messingene Kronleuchter des iT.Jh. 
Im Chor grosses Epitaph des letzten Barons von Huchtenbruch, von Sandstein, 
auf mächtigem Unterbau mit Kartnuche und ovalem Schild, rechts und links Engclchen 
mit den Emblemen des Todes. Auf dem Sarkophag in der Mitte stehen vor einem 
ausgebreiteten Vorhang die lebensgrossen Büsten eines stattlichen Mannes mit zwei 
Frauen, gute Portrütskulpluren, darüber die Wappen der Diepenbruch, Huchtenbruck, 
Quadt von Wickradt Inschrift: monumentum illustrissimo atque generosissimo 

D. D. ALBRECHTO GEORGIO BARONl DE HUCHTENBRUCK, D. DE GARTROP, BADELEUW, 
GAHLEN, BUHl. ETC., MAI. REG. BORUSS. ET CAMERARIO HAEREDITARIO DUC. CLIV. ET 
FUND.^TORI ECCLESIAE GARTROPIENSIS BEATISSIMO, QUI VIXIT DEO PIE, PROXIMO lUSTE 
SIBIQUE TEMPERANTER, NATUS A. AERIS CHRIST. MDCXXXV Vll, CAL. AUG., 

233 



Fig. 27. Htlnu. Ilergcrichu1tho€ 



HÜNXE 



73 



MDCCXVI VII. CAL. FEBR. ULTIMUS EX ANTIQUISSIMA PARITER AC AMPLISSIMA HUCHTEN- 
BRUCHIANORUM FAMILIA, NEC NON ILLUSTRISSIMIS GENEROSISSIMISQUE CONIUGIBUS D. 
D. GERDRUTHAE SOPHIAE BARONI DE DIEPENBRUCH A EMPEL UT ET D. ANNAE LOUYSIAE 
BARONI DE QUADT A WICKRAD, QUARUM ALTERA DENATA A. AERIS CHRIST. MDCXCII, 
ALTERA NATA MDCLXX, DENATA MDCXCV, IN PERENNEM MEMORIAM CONSECRATUM. 

Glocken. Die erste von i52o mit der Inschrift : d. mcccccxx. jhesus. maria. 

JOHANNES. NE ROGO TAM FELIX PRAETERVOLET HORA, QUO TE NON RERIS TEMPORE 
POSSE MORI. 

Die zweite mit der Inschrift: gloria in excelsis deo. temp. past. r. c. ritter 

ET T. T. TRIPPLER ET CONSIST. UHLENBRUCK, SCHEPERS, SCHWARTZ, WITTEN, SCHLEGER, 
HONDELMAN, NOTTELBUS, SPICKERHOF, SCHOEL, 
FELDKAMP, JORDEMAN, FLÜGEL. ANNO l77o HA- 
BEN MICH GEGOSSEN CHRISTIAN VOIGT UND RÖT- 
GERÜS VOIGT GEBRÜDER IN ISSELBURG. 

BERGER SCHULT HOF. Von den 
grossen Bauernhöfen im östlichen Teile des 
Kreises, die dem niedersächsisch -westfälischen 
Typus folgen, giebt der aus dem i8.Jh. stam- 
mende Berger Schult Hof eine gute Vorstellung. 
Der Bau (Fig. 27, Hinteransicht) besteht aus 
Fachwerk von roh behauenen Balken mit Back- 
stein imd ist mit einem grossen aus gewunde- 
nen Ziegeln bestehenden Satteldach eingedeckt. 
Von der Ostseite tritt man in die mit Kieseln 
gepflasterte Küche (Grund riss Fig. 28), von der 
rechts und links je eine Thür in die Wohnräume, 
links das eigentliche Wohnzimmer, rechts das 
Schlafzimmer führt. Das letztere, die Upkammer, 
unter dem sich der Keller befindet, liegt um 
zwei Stufen erhöht. Den Hintergrund der Küche 
füllt die mächtige Herdstelle: ein hoher Kamin 
mit gusseisemer Platte, von glasierten Thonschei- 
ben umgeben, in der Höhe Bretter für Teller. 
Von der Küche gelangt man direkt in den 
grossen Mittelraum, der als Tenne und Scheuer 
dient, darüber auf Stöckelboden das Korn und 
Heu. An die Rückwand des Kamins ist noch 

die Viehküche angebaut, an die Wohnräume schliessen sich die Mägde- und die 
Knechtekammer an, im Süden noch die Waschküche, die übrigen Seiten werden ein- 
genommen durch die Stallungen, den Kuhstall, den Pferdestall und den Füllen- und 
Kälberstall. Ober der Küche ist nur eine einzige gleich grosse Kammer gelegen. 

Der Hof Berger Schult ist ein vortrefflicher Typus des westlichen westfälischen 
Hauses, dessen Gebiet, in den Kreis Ruhrort hineinragend, nur die hinteren einsamen 
Höhen einnimmt, während die Bauernhöfe in dem Alluvialboden der Rheinniederung 
den niederrheinischen Typus zeigen. Es sind nur einige alte Häuser, nicht über das 
i7. Jh. zurückgehend, erhalten, bei Gartrop, zwischen Gahlen und Gartrop, bei Hies- 
feld. Die Grenze der Einzelhofbewirtschaftung zieht sich weiter südlich von Alsum, 
Beeck nach Styrum, Mülheim, Altenessen hin (Lamprecht i. d. Berg. Zs. XVI, 1880, 
S. i9i). Für den Typus des Hauses vgl. P. F. Weddigen, Über den Ravensberger 



Evangel. 
Pfarrkirche 




t= 



^« 



Fig. 28. HUnxe. Gruadriss von Bergerschulthof. 



Glocken 



Berger 
Schult Hof 



Westfälische 
Bauernhäuser 



Litteratur 



233 



74 KREIS RUHRORT 

Bcrgcr Baucr: Westphäl. Magazin II, Heft 5, S. 49. Ausführlich R.Henning, Das deutsche 

Sch ult Hof 

Haus in seiner historischen Entwickelung : Quellen und Forschungen zur Sprach- und 
Kulturgeschichte der germanischen Völker XLVII, Strassburg 1882. Dazu Litterar. 
Centralblatt 1881, Nr. 39; Peez i. d. Allg. Zeitung i883, Beilage i64; Meringer i. d. 
Allg. Kunstchronik i883, Nr. 39. — Henning, Die deutschen Haustypen: Quellen 
und Forschungen LV, 2, Strassburg 1886. Dazu Weinhold in Behagels Litteratur- 
blatt 1882, Nr. 11. — Aug. Meitzen, Das deutsche Haus in seinen volkstümlichen 
Formen: Verhandlungen des deutschen Geographentages 1882. Dazu Litterar. Central- 
blatt 1 883, Nr. 39; Allg. Zeitung i883, Beilage 28. — Gust. v. Bezold, Der nieder- 
sächsische Wohnhausbau und seine Bedeutung für die allgemeine Baugeschichte: Allg. 
Bauzeitung 1881, Nr. 9 — 10. — Arendt, Beschreibung eines älteren westfälischen 
Bauernhauses: Archiv des historischen Vereins für Niedersachsen i85o, S. ii7. — 
Wichtig auch G. Laudans Untersuchungen über den nationalen Hausbau: Korre- 
spondenzblatt des Gesamtvereins VI, Nr. 8, 9; VII, Nr. 12, Beilage; VIII, Nr. 12, 
Beilage; X, Nr. i, 2, Beilage. — Zur Frage der Aufnahme und Beschreibung älterer 
Wohnhäuser: Korrespondenzblatt XXVII, S. 29. — Karl Brandi, Das Osnabrückische 
Bauernhaus: Mitteil, des Histor. Vereins zu Osnabrück XVI, i89i. 



MEHRUM. 

Römische RÖMISCHE FUNDE. In unmittelbarer Nähe des Hauses auf einem ehe- 

mals eine Insel bildenden Terrain, im Garten des Ackerers H. Moeltgen an der 
sogen. ,Geest* nach Ostsüdosten wurde 1888 i m tief im diluvialen Boden ein grosser 
römischer Bronzefund der frühen Kaiserzeit gemacht, bestehend aus vier kupfernen 
Gefässen von 29 — 34 cm Durchmesser, gefüllt mit Knochenresten und Salbenfläschchen, 
mit abnehmbaren Deckeln und Henkeln, der obere Rand mit vollständig erhaltener 
Ciselierung in künstlerischer Ausführung. Die massiven Henkel zeigen Frauen- und 
Pferdeköpfe von grosser Schönheit Neben den Kupfergefässen eine 62 cm lange 
Schwertklinge, ein Dolch mit Griff, eine Lanzenspitze, verschiedene Stücke von zer- 
brochenen Terrakottaschalen. Für 1200 Mark durch Vermittelung des Freiherm von 
Plettenberg für das Provinzialmuseum in Bonn erworben (Inv.-Nr. 5577 — 56o4). Vgl. 
B.J. LXXXVII, S. 216. — Ausführlich A. Fürtwängler, Die Bronzeeimer von Mehrum: 
Festschrift zum Sojährigen Jubiläum des Vereins von Altertumsfreunden, Bonn i89i, 
S. 23, Taf. II und III. Über die römische Heerstrasse vgl. Korrespondenzblatt des 
Gesammtvereins XV, S. 39. 

Schios» SCHLOSS. Falkenheiner, Beitrag zur Geschichte der Familie von Pletten- 

berg: Westfäl. Zs. VI, S. 349. — v. Steinen, Westfäl. Geschichte IV, S. 8i3. — Vgl. 
Fahne, Geschichte der Köln., Jülich, und Berg. Geschlechter I, S. 333. — Strange, 
Beitr. zur Genealogie der adeligen Geschlechter II, S. 2 7. — Abb. in der Duncker- 
schen Publikation der Rittergüter und Schlösser. — Von Biebrich nach Antwerpen, 
Düsseldorf 1892, S. 62. 

Geschichte Der Ort zuerst 1 144 genannt (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. I23). Das Schloss 

befand sich im Besitz eines gleichnamigen Rittergeschlechts und kam 1282 durch die 
Heirat von Hedwig von Merheim (Mehrem, Mehrum) mit Ritter Jakob von Felden 
gen. Clouth an die Felden, nach ihnen an die von Neuhoff gen. Ley. Durch die 
Vermählung von Lutwina von Neuhoff mit Wilhelm von Lutzenraide gelangte es i582 

234 



MEIDERICH 



75 



an die Lutzenraide. Johanna von Lutzenraide heiratete 1625 Konrad von Strünkede, Schioss 

ihre Tochter Araalia Elise Wilhelm von Ketzgen, deren Sohn Wilhelm Salenlin 1688 

als Herr von Mehrum erscheint; seine Tochter Almuth Luise brachte das Haus an 

ihren Gatten Wessel Wirich von imd zu Bodelschwingh. Zu Anfang des i9.Jh. kam 

es endlich durch Heirat der Christine Luise von Bodelschwingh mit Karl Wilhelm Frei- 

herm von Plettenberg- Bodelschwingh an die Plettenberg, i83i an die Linie Pletten- 

berg-Heeren. Der jetzige Besitzer ist der Freiherr Gustav von Plettenberg-Mehrum. 

Das Schioss, ein Backsteinbau des i5. Jh., war im J. i598 durch die Spanier zwei- 
mal hintereinander geplündert worden (Historisch -Arragonischer Spiegell von i599. 
— J. D. V. Steinen, Westßll. Gesch. I, S. 545. — W. Crecelius i. d. Berg. Zs. XXIV, 
S. 23). Im J. i695 erneuert, in den letzten Jahrzehnten restauriert und erweitert. 

Das Herrenhaus ist ein stattlicher zweistöckiger Backsteinbau, bestehend aus Beschreibung 
einem Mittelbau und zwei wenig vorspringenden rechtwinkelig anstossenden Flügeln 
mit leicht abgetreppten und geschweiften Giebeln. Der Eingang war ursprünglich von 
der Seite. Der dem Mittelbau vortretende Turm, der aus dem Viereck in das Achteck 
übergeführt ist, war ursprünglich nur halb so hoch und wurde i844 erhöht, die zier- 
lichen Mansardengiebel zur Seite wurden erst durch den jetzigen Besitzer angefügt. 
Der südliche Flügel trägt die Inschrift: b. l. i695 (Bertram Lützenrodt). An Stelle der 
i857 angebauten Orangerie befand sich ursprünglich eine Mauer, die nach Südwesten 
zu lief und einen rechtwinkeligen Raum, wahrscheinlich einen Garten abtrennte, in der 
äussersten Ecke wurde i89i noch Mauerwerk gefunden. Die Wirtschaftsgebäude und das 
Pächterhaus wurden i859 neu aufgeführt, weitere Anbauten stammen aus dem J. i878. 

Im Inneren eine Reihe vortrefflicher niederländischer Porträts, darunter zwei kleine Gemälde 
Kniestücke eines Herrn und einer Dame in der Art des Nikolas Maes, die Bildnisse Frie- 
drich Wilhelms I. und seiner Gemahlin, eine Anzahl kleiner holländischer Genrescenen 
und Stillleben, ein grosses Bild von B. van Eyckens i6g$, eine Küche darstellend, voll von 
Wild, als Staffage ein Koch, der dem die Küchenmagd umarmenden Jäger droht 



MEIDERICH. 



EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Herm. Joh. Graeber, Tausend- 
jährige Geschichte von Meiderich von 874 — 1874, besonders in kirchlicher Beziehung, 
Moers i877. — Nrh. G. i883, S. 128. — Hermann, Zs. für die Lande zwischen Weser 
und Maas 1824, S. 258. — Rive, Über das Bauemgüterwesen, Köln 1824, I, S. 348. 
— Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der 
Gemeinde Meiderich für die J. i885 — i89o, mit geschichtlicher Einleitung. 

Die Kirche zu Meiderich, die älteste im ganzen Kreise, schenkt schon 874 
Regenberga, die Tochter des Ritters Gerricus, an das neugegründete Kloster zu Gerres- 
heim (Lacomblet, U B. I, S. 58. — Vgl. die Urkunde von i3ii: Berg. Zs. VI, S. 77). 
In der Mitte des 11. Jh. ward eine neue Kirche erbaut, die wohl i384 bei der Zer- 
störung des Ortes durch die Dortmunder stark beschädigt wurde (Chronik des Dietrich 
Westhoff: Deutsche Städtechroniken XX, S. 247). In Meiderich befand sich wahr- 
scheinlich die nachfolgende Inschrift (A. Fahne, Die Grafschaft und freie Reichsstadt 
Dortmund, Köln i859, S. 325): 

M C TER AC ANNO QUARTO SIMUL OCTUAGENO 

PESTIS EVV ALDORUM FIT MEIDERICH DEPOPULATUM 

PER TREMONIENSES DESTRUITURQUE CIVES. 



Evangel. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



235 



76 



KREIS RUHRORT 



Eva n gel. Der zweitc Bau war (wie sich bei dem Abbruch 1862 ergab) eine romanische 

Pfarrkirche . 

Neubauten dreischiffige Kirche mit schweren Rundbogen, der Obergaden mit Vertikallisenen und 
Rundbogenfries. Nach i384 waren zwei Seitenschiffe angefügt worden. Der Turm 
ist i5o2 erbaut, nach der Inschrift: i5o2 op st. juris tag is de erste steen an 
DIESEN thurm gelag. Langhaus und Chor wurden 1862 abgebrochen und am 16. Sept. 
i863 der Neubau des Stadtbaumeisters Freyse in Essen eingeweiht. Die Gemeinde 
war i6o9 zur Reformation übergetreten. 
GciiterKcschichic Über die Geistergeschichte zu Meiderich vom J. i437 des Johannes de Essendia 

vgl. Van Amt Buschmann unn Henrich sym alden vader dem geyst, eyn wonderlich 
Myrakell, dat geschyet ys yn dem land van Cleve bei Düyssberg tzo Meyerich, o. J. 
(vor I Sog, spätere Auflagen i5oo, i5o5, i5o9, i5i5). Über die Schrift Harzheim, 
Bibl. Col. p. i69. — L. Ennen in der belletristischen Beilage zu den Kölner Blättern 
i863, Nr. 21 4. — A.Kaufmann in Pfeifers Germania XI, S. 4ii. Deutsche Hs. 
vom J. i437 ehemals im Besitz des Herrn Pfarrers Graeber zu Meiderich, lateinische 
im Cod. B. 120, i5.Jh., der Landesbibliothek zu Düsseldorf. Neue Ausgabe von 
WiLH. Seelmann im Jahrbuch des Vereins für niederd. Sprachforschung VI, S. 32. 



RUHRORT. 



Litteratur 



Handschriftl. 
Quellen 

Ansichten 



M. Merian, Topographia Westphaliae p. 61. — Jo. Blaeu, Theatrum urbium 
Belgiae regiae, Köln i659, II. — Hermann, Zs. für die Lande zwischen Weser und 
Maas 1824, S. 258. — Scotti, Clevisch-Märkische Gesetzessammlung I, S. 272, 354. — 
Weddigens Westföl. Magazin VII, S. i94; VIII, S. 255. — [Habeck], Geschichte der 
Stadt Ruhrort nebst historischen Urkunden von einem alten Ruhrorter, Ruhrort 1882. 

— K. RöSEN, Geschichtliche Nachrichten über Ruhrort, insbesondere über die kath. 
Gemeinde daselbst, Duisburg 1882. — H. v. Eicken, Zur Geschichte der Stadt Ruhr- 
ort: Berg. Zs. XVII, S. i. — Statistik d. Kr. Ruhrort S. 10. — Kottenhahn, Mit- 
teilungen aus den Urkunden der Stadt Ruhrort: Rhein- und Ruhrzeitung 18. Jan. i875. 

— F. Baldus, Übersichtsplan von dem Ruhrorter Hafen und der Stadt Ruhrort, 
Ruhrort 1886. — Julius Greve, Die Kanalisierung der Ruhr von Wetter bis Ruhr- 
ort. Denkschrift über die Bedeutung der Ruhr- Kanalisierung . . ., Berlin i887. — Paul 
Rohns, Ruhrkanalisierung oder Emscher Kanal. Entgegnung auf die Denkschrift über 
die Bedeutung der Ruhrkanalisierung, Hannover 1 888. — Endrulat, -Niederrheinische 
Städtesiegel, Taf. V, 21. — v. Mülmann, Statistik I, S. 449. 

Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv: i4 Urkunden von i438 ab (gedruckt 
in der Geschichte der Stadt Ruhrort, Anhang S. 181). Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. t79. 

Ansichten und Pläne: 1. Ansicht der Burg und Grundriss von Stadt und 
Burg bei Merian, Topographia Westphaliae p. 61, Stich von Wenzel Hollar (Ann. 
h. V. N. XXXIII, S. 172). — Parthey, Wenzel Hollar Nr. 77o, S. 162. 

2. Kleiner Stich, 5,5 x 4,2 cm, Ansicht des Schlosses, vom zwei Bettlerinnen, von 
Cl. J. Visscher. 

3. Ansicht der Eroberung Ruhrorts durch Martin Schenk vom J. i587, Stich 
von Fr, Hogenberg Ser. 9, 106, Nr. 286 (Muller, Beredeneerde Beschrijving van Neder- 
landsche Historiepia ten I, p. 52). 

4. Nachstich, verkleinert bei Wilh. Baudart van Deynse, De Nassausche Oor- 
logen, Amsterdam 161 5, Nr. i9o. 



236 



RUHRORT 



77 



5. Stich von Fr. Hogenberg, bez.: veldslag voor ruhrort door spinola (i6o5), 
Ser. 10, Nr. 358 (Muller I, p. 55). 

6. Verkleinerter Nachstich bei Baudart Nr. 267. 

7. Grosser Plan, 49,5 x 37 cm bei Jo. Blaeu, Theatr. urb. Belgiae regiae, Köln 
i659, II am Schluss, in die neuen Befestigungen der alte Mauerring mit der Burg 
stärker eingezeichnet. 

8. Karte von Ruhrort und Umgebung, i735 vom Landmesser A. Neuwertz ge- 
zeichnet, Kopie von 1826, im Rathaus. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Maximiliani e. m.). Rosen 
a.a.O. — Habeck, S. i3i, i55. — Über die kathol. Gemeinde: Rhein. -Westfäl. An- 
zeiger, Korrespondenzblatt 1827, S. 57. 

Ruhrort besass seit dem i4. Jh. nur eine Kapelle — die i844 abgebrochene Alt- 
städter Kirche — und war Filiale von Haien, das schon am Ende des 9. Jh. unter 
den Besitzungen der Abtei Werden (Lacomblet, Archiv V, S. 267. — Sloet, Oork. 
Nr. 74), dann unter den Besitzungen der Abtei Deutz erscheint (Lacomblet, Archiv 
V, S. 267. — Sloet, Oork. Nr. 3o2). Erst i489 wurde Ruhrort von Haien abgetrennt, 
weil der Rhein sich zwischen beiden Orten ausgedehnt hatte (Habeck, Urk. 12, S. 201. 

— Nrh. G. i883, S. 120. — v. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. i76); i493 gewährt 
der Herzog von Kleve die Erbauung eines Pfarrhauses in Ruhrort (Stadtarchiv, Urk. 1 1 . 

— Habeck, Urk. i3, S. 2o3). Haien, dessen Lage auf den Karten von Gerhard Merkator 
und Wilhelm Blaeu noch genau angegeben ist, wurde l583 durch den Rhein ver- 
schlungen (B. J. VII, S. 161. — Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. 26. — v. Mülmann, 
Statistik II, S. 287. — v. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 286. — Duisburger 
wöchentliche Adresse- und Intelligenzzettel i756, Nr. 37. — Rhein. Provinzialblatt, 
N. F. I, S. 2 23; II, S. 293). 

Seit i55i die Stadt der Reformation beigetreten, werden in Ruhrort keine katho- 
lischen Einwohner erwähnt bis i749; i782 wurde zum ersten Male wieder Gottes- 
dienst abgehalten, i785 wurde die erste, 1829 an ihrer Stelle die zweite, i845 die 
dritte Kirche errichtet, die i869 — i87i durch Architekt Heinrich Wiethase in Köln 
einen stattlichen Anbau erhielt. 

Chorstühle, aus Sterkrade stammend, von i483, in vier Teile getrennt, im 
ganzen 15 Sitze enthaltend, ein Stück zu 3,5o m, eines zu 2,7o m, zwei zu 2 m Länge, 
stark restauriert (neu die Rückwand, die Wangenstücke bis auf zwei und die Pulte). 
Unter den Armlehnen kleine Ecksäulchen, auf den geschwungenen trennenden Wan- 
dungen Krabben, hockende Tiere oder Menschenfiguren. Auf einem der alten Wangen- 
stücke die Inschrift: anno domini mcccclxxxiii. 

Holzfigur des h. Nikolaus, i m hoch, vom Ende des iS.Jh., niederländische 
Arbeit, in der alten Polychromierung erneut. 

SCHLOSS. Habeck S. 9i5. Das Haus Ruhrort wurde zwischen i372 und 
i38o von Graf Engelbrecht von der Mark zum Schutze des von den moersischen 
Grafen verliehenen und mit dem Homberger Wert verbundenen Zolles erbaut (Urk. 
von i38o und i392 bei Habeck S. i89, i9i. — Lacomblet, U B. III, Nr. 846, 963. 

— Berg. Zs. XVII, S. 4), unter Herzog Adolph I. von Kleve (i394 — 1448) wurde das 
Haus zu einem festen Schlosse umgebaut und erweitert (Gert van der Schuren ed. 
Schölten p. i37. — Cronicon de genealogia: Seibertz, Quellen III, S. 36 1). Es steht 
in einer Linie mit den übrigen Schlossbauten des Herzogs zu Wesel, Schermbeck, 
Dinslaken, Isselburg, Werden, Büderich, Orsoy, Sonsbeck, Griethausen, Huissen. Adolph 



Ansichten 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Neubauten 



Chorstahle 



HoLcfigur 



Schloss 
Geschichte 



237 



78 



KREIS RÜHRORT 



Schloss 



Reste 



baute das Schloss, wie Theodor Ray sagt: suis impendiis, non ex provincialium sudore 
sanguineque (Animae illustres Juliae Cliviae Montium Marchiae, Neuburg i663, p. i66). 

Das Schloss war Wohnsitz des herzoglichen Amtmanns, i4i7-wird zuerst Heinrich 
Stecke als solcher genannt, i446 Heinrich von der Horst, i449 Johann van Hanxlede, 
i46o Heinrich von Diepenbrock. 

Im J. i587 wurde das Schloss von Martin Schenk von Nideggen erobert und 
neu befestigt (Ferber, Geschichte der Familie Schenk von Nydeggen, Köln 1860, 
S. 232), 1606 von den Spaniern erobert, 1629 von den Holländern, bald darauf von 
den Brandenburgern, i63i zwar entfestigt, aber aufs neue verstärkt (Blaeu a. a. O.), 
i635 wieder von den Holländern, von denen es arg demoliert ward (Düsseldorf, 
Staatsarchiv, Hs. A. 36, Bl. 206). Am 6. Juni i636 befahl der Kurfürst Georg Wilhelm 
den Abbruch des Kastells (Habeck, Urk. 18, S. 2i3), das bis zum J. i64o geschleift war. 
Der letzte starke Turm wurde durch den Eisgang vom J. i656 zerstört. 

Mauerwerk von dem Kastell wurde 1820 bei der Errichtung der Drehbrücke 
am Mund des alten Hafens aufgedeckt (genaue Aufnahmen bei der Königl. Regierung 
in Düsseldorf). Die Ruine eines früheren Eckturmes wurde i754 beim Beginn des 
Kohlenhandels als Magazin benutzt. Über die Reste vgl. Habeck S. 24. Die inneren, 
nach i437 errichteten Festungsmauern (Lacomblet, U B. IV, Nr. 222), deren äusserer 
Ring nach der Demolierung des Schlosses gefallen w^ar, wurden x\nfang dieses Jahr- 
hunderts ganz beseitigt, das Weidethor nebst dem Rathaus und dem städtischen Gefäng- 
nis — ehedem ein ,halber Mond*, d. i. eine Barbakane — wurden erst 1 853 abgebrochen. 



SPELLEN. 



Römifche 
Funde 



Grenzwehr 



Heeritrasse 



Altertiimsfunde 



RÖMISCHE FUNDE. In der Bauerschaft Buckholt -Welm am rechten Ufer 
der Lippe von Wesel aufwärts sind in der Nähe des Foeckingshofes Urnen und Münzen 
gefunden worden (Bird, Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins S. 52). 

Von den fünf inneren Grenzwehren des Kreises Rees (vgl. Schneider, Der 
Kreis Rees unter den Römern, — Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. 58, 66, 81, io5, 11 7) 
setzen zwei über die Lippe, die eine bei dem Dorfe Buckholt, die südlich bis zum 
Hofe Mühlenbruch läuft. Nördlich von Hiesfeld mündet in sie der sechste äusserste 
und grösste östliche Arm der Grenzwehr, bei Mühlenbruch endet sie an der von Wal- 
sum nach Ostnordosten laufenden Grenzwehr. Sie ist als 3 m breiter Wall mit zwei 
Gräben nördlich von der Strasse sichtbar, die von Spellen nach der Wesel -Vorder 
Landstrasse führt und ebenso 200 Schritt südlich hinter der Ober-Emmelsumer neuen 
Schule, wo sie als Weg dient; im Süden liegt Busch wald, im Norden ist dieser abgeholzt. 

Die grosse römische Heerstrasse setzt bei den Aaperliöfen über die Lippe, wo 
am linken Flussufer in der Haide die Strassenreste in der Form von drei Wällen zu 
Tage treten (Schneider S. 8, Taf. I, Fig. 10, 11. — Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. 1 18). 
Sie durchschneidet dann die Spellener Haide und führt über Eppinghoven, Kreyenberg, 
Altenrade, Neumühl, wo sie die Emscher überschreitet, Düsseren nach dem Duis- 
burger Walde. 

Über römische Altertumsfunde bei Spellen und Vörde vgl. Schneider a. a. O. 
S. 8, 9. In der Spellener Haide zwischen Lohmannshof und Grüselmann liegen ver- 
einzelt germanische Gräber. Bei dem Hofe Schulte Voss liegt auf einem natürlichen 
Sandhügel eine aus einem kreisförmigen Walle bestehende Schanze (Schneider S. 10, 



238 



STERKRADE 



79 



Taf. I, Fig. i8. — Neue Beiträge V, S. 2 7). In Spellen (Spelleda) suchten Bernh. 
MoFLLER, Descript. Rheni fluminumque influentium, Köln 1 57 1 und Schaten, Hist. 
Westphal. p. 1 24 das- Heim der Velleda. Vgl. L. v. Ledebur, Land und Volk der 
Brukterer S. 3i9. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Petri ap.). Nrh. G. i883, S. i59. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Catalogus pastorum von i59i an mit 
kurzer Chronik. 

Zuerst i38o genannt (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 267), Mutterkirche von 
Wallach und Drevenak (Tibus, Gründungsgeschichte S. 2 24). Spellen bildete mit Borth 
und Wallach ehemals ein zusammenhängendes, durch den Rhein noch nicht getrenntes 
Territorium (Picks Ms. VII, S. 458. — Ann. h. V. N. XXIV, S. i7o). Im i4. Jh. als 
einschiffige Kirche erbaut. Als dreischiffiger Bau im i5. Jh. enÄ'eitert, im J. i77i nach 
einem Brande umgebaut. Zur Zeit durch H. Wiethase und W. Sültenfuss restauriert. 

Von dem romanischen Bau steht nur der Stumpf des Turmes, der bei dem 
Neubau im i5.Jh. umgebaut wurde. Der Turm ist vierstöckig, in den unteren drei 
Stockwerken durch je zwei spitzbogige Blenden belebt, im oberen mit einem Doppel- 
fenster mit Mittelsäule und Würfel kapital. Das Material ist in der unteren Hälfte Tuff 
mit je einer Ziegelschicht nach sechs Lagen von Tuffsteinen, in der oberen Hälfte 
Backstein (an der Vorderseite tiefer herabgehend als auf den übrigen Seiten). 

Das südliche Seitenschiff, das zuerst angebaut wurde, zeigt noch die teilweise 
Verwendung von Tuffquadern. Lange sehr schmale Pfeiler von der Mauerstärke, zwei- 
achsige Fenster. In den Seitenschiffen Gurte, im Mittelschiff die Gewölbe nur durch 
scharfprofilierte Querrippen getrennt. 

Spätgothisches Tabernakel im Chor, ganz einfach, Sandstein, i5. Jh. 

Kupferner holländischer Kronleuchter des i7. Jh., ursprünglich mit sechs 
Armen (nur drei erhalten) mit interessanter Krönung, bestehend in einem gut mo- 
dellierten dahersprengenden Centaur. 

Römischer Inschriftstein, in die Kirchhofmauer eingesetzt, 5ox6icm grosse 
gesprungene Grauwackenplatte. Vgl. v. Quast i. d. Korrespondenzbl. des Gesamtver. 
XIII, S. 7i. — Fiedler i. d. B. J. XXXVI, S. 52. — Brambach, C. I. R. Nr. 239. 

EVANGELISCHE KIRCHE. Die lutherische Gemeinde i683 gestiftet, die 
Kirche i69o — i7oo erbaut, der Turm neu i88o. 

Glocke mit der Inschrift: Magdalena heit ich — in ere gotts luden ich. 



Römische 
Funde 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Beschreibung 



Tabernakel 
Kronleuchtei 



Inschrift 



Evangel. 
Kirche 



Glocke 



STERKRADE. 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Clementis p.m.). Teschen- 
M ACHER p. 182. — V. Steinen, Westphälische Geschichte III, S. 34o. — Borhecks 
Archiv 1801, S. 20. — v. Ledebur, Allgem. Archiv fiir die Geschichte des preussischen 
Staates V, i83i, S. i58. — Nrh. G. i883, S. i59. 

Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 73 Urkunden der 
Cistercienserinnenabtei von i24o — 1801. — Unter den Akten (56 Nummern): Gewinn- 
buch der Abtei von i554 — 1626, gesammelte Gewinn- und Pachtbriefe über die 
Güter etc. der Abtei von 162? — i7oo, desgl. von i768 — 1789 (Reg. 5o). 

Im Pfarrarchiv: Series pastorum von i487 ab. 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Handschriftl. 
Quellen 



239 



8o 



KREIS RUHRORT 



Kaihoi. Die vormalige Äbtissin zu Düsseren (s. o. S. 28), Reginwidt, errichtet i24o aut 

Geschichte ihrem Allode ein Frauenkloster des Cistercienserordens (Chron. mon. Camp. : Ann. h. V. 
N. XX, p. 288, 327. — Lacomblet, U B. II, Nr. 2S1. — Ann. h. V. N. XXXV, S. 12. 
— Xanten, Stiftsarchiv, Pels I, Bl. 358). Der neu gegründeten Abtei schenkt I255 die 
Edelfrau Mathiidis von Holte das ius patronatus ecclesiae in Stirkerode (Lacomblet, 
ÜB. II, Nr.4i4. — Ann. h. V. N. XXXV, S.48), die Kirche bestand also bereits damals. 

Im J. 12 78 befreien die Grafen von der Mark die villa Sterkrade, die die Abtei 
von dem Stifte Werden erworben, von ihrer Vogteischaft. Das Kloster wurde 1806 (?) 
aufgehoben, die Klostergebäude 181 9 verkauft (Allgemeine politische Nachrichten, 
Essen i8i9, Nr. i4). 
Neubau Die jetzige Pfarrkirche ist ein dreischiffiger romanischer Neubau, in den J. 1868 

bis i872 unter Leitung des Regierungsbaurats Krüger und der Kreisbaumeister Benoit 
und Hertens von den Baumeistern Hammer und Freudenberg errichtet. Der nordöst- 
Roman. Turm liehe an den Chor anstossende Turm, der jetzt eine Wendeltreppe im Inneren ent- 
hält, stammt indessen noch von der ältesten im 12. Jh. errichteten Pfarrkirche (er war 
der Westturm, die alte Kirche lag weiter nach Osten). Der schlanke romanische Bau 
ist vierstöckig, im Untergeschoss ganz ohne Gliederung, im zweiten jede Seite durch 
Vertikallisenen und Rundbogenfries in zwei Felder geteilt, im dritten durch zwei 
grosse rundbogige Blenden gegliedert, jede Seite des vierten Geschosses, von Vertikal- 
lisenen und Rundbogenfries eingerahmt, enthält je ein Doppelfenster mit Mittelsäule 
und Würfelkapitäl, darüber Spitzgiebel mit (erneutem) rhombischen Dach. 

Zwei Kastenstühle aus der 2. H. des i5. Jh., ursprünglich je viersitzig mit 
niedrigem Pult, an der Vorderseite mit einfachen Fugen, acht Wangenstücke mit Kiel- 
bogenumrahmung und grossen Krabben. 



Knstenstühle 



WALSUM. 



Getmanische 

u. Römische 

Anlagen 

Grenzwehr 



KathoL 
Pfarrkirche 

Handschriftl. 
Quellen 



GERMANISCHE UND RÖMISCHE ANLAGEN. J. Schneider, Der 
Kreis Duisburg S. 6. — Ausführlicher Neue Beiträge IX, S. i9. 

Der südliche Teil des Kreises Duisburg ist wiederum durch eine eigene Grenz- 
wehr gegen Osten abgeschlossen, die dritte grosse Wallanlage des Kreises. Sie be- 
ginnt am Rheine bei Walsum, nimmt bei Mühlenbruch die Buckholt -Hiesfelder, bei 
Bollwerk die kleine Hiesfelder Landwehr auf, führt an dem Hof op den Dyk vorbei, 
an Sterkrade, Gross -Hoxhof vorüber nach Süden; dicht über Styrum (vgl. unter Stynim) 
biegt sie scharf nach Westen aus, setzt südlich von Heiderhof bei Altstaden über die 
Lippe und führt von dort direkt auf Neudorf zu — sie endete offenbar westlich von 
der Wedau am Rhein (vgl. unter Duisburg). Reste sind noch sichtbar im Park des 
Schlosses Oberhausen und bei Styrum. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tits.Dionysiim.). Nrh.G. i883, S.i67. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden von i5o3 an. — Kirchen- 
rechnungen von i5o3 an. — Register der Einkünfte von i524, wichtige Hs., nach 
einem älteren Register geschrieben. — Register vom Anfang des 16. Jh., beginnend: 
Volgett hir nahvolinge der erven unnd guderen dem huse Sanckt Johanns Ordenns 
tho Walsum thobehorich, mit Notizen über die rechtlichen Beziehungen zwischen den 
Höfen und Walsum nach Gewohnheitsrecht. — Lagerbuch von 1662, angelegt unter 
Pastor Johannes Schölten, zwei Bände, Pap. 4^ 



24o 



WALSUM 



8l 



Im Stiftsarchiv zu Xanten: Akten des i6. und i7. Jh. über das Pastorat 
(Reg. IV, 1.). 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Urkunden unter den Urkunden der Johan- 
niterordenskommende Herrenstründen. — Kopienbuch der Urkunden der Johanniter- 
kommende zuWalsum 1281 — 1562, 24 Urkunden, 16. Jh. (B. i32 72)- — Nachrichten über 
Patronat, Pastorat, Vikarienstiftungen, i7. — 19. Jh. (Deutsch-Ordens-Komraende i — 14). 

Eine Kirche zu Walsum besteht schon 1269, in diesem Jahre erscheint ein 
Fredericus pastor ecclesiae de Walsheim als Zeuge in einer Urkunde (Ann. h. V. N. 
XXXVIII, S. 27). Im J. 1281 schenkt die Edelfrau Mechtild von Holte, weil ihr Sohn 
das Gelübde, nach dem heiligen Lande zu pilgern, nicht erfüllt hatte, dem Johanniter- 
orden die Kirche mit der Dotation und dem Zehnten zu einer Niederlassung (La- 
COMBLET, ÜB. II, Nr. 757). Das Ordenshaus war I292 vollendet (Lacomblet II, 
S. 447, Anm. i), der Streit über das Patronat ward i3i9 dahin geschlichtet, dass Graf 
Engelbert II. von der Mark dem Johanniterorden zu Walsum die Pfarrkirche abtrat, 
nachdem eine neue Pfarre in Holte errichtet war (Lacomblet III, Nr. i75). Im J. i7oi 
brannte der Turmhelm nieder. Die Kirche wurde 1880 — 1882 nach einem Plane von 
Heinrich Wiethase neu aufgeführt. 

Glocken. Die grösste von i458 mit der Inschrift: sanctus Johannes heit 
ICH. s. DioNisius, s. lambertus. ö rex gloriae christe veni cum face, johan 
van dorpmunde goit MI anno DOMINI MCCCCLViii. Auf der Achse des hölzernen 
Stuhles die Zahl i685. Die kleinere nur mit dem Alpha und Omega ohne Inschrift. 

Der ehemalige KOMMENDENHOF als ,Kommelerhof noch neben der Pfarre 
erhalten, ebenso nach Südosten zu einige Parzellen unter dem Namen , Kommendenland*. 



ICnthol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Neubau 



Glocken 



K ommenden< 
hof 



■"^x^^Mjß*- 



a4t 



a 



1. Ortsregister. 



(Die Starkeren Ziffern bezeichnen die Stelle, wo über den Ort im Zusammenhftnge gehandelt wird.) 



Seite 

Aaper Höfe 78 

Alsum 73 

Altenessen 73 

Altenrade 69, 78 

Altstaden 43, 80 

Angermund, Amt 3 

Baerenkamp, Haus 54 

Balkenfurt bei Gartrop 59 

Bauernhäuser 73 

Baumbach = Vombach 58 

Beeck 47, 73 

Berg, Grafschaft, Herzogtum 3 

Berger Schult Hof = Hof Schult am Berge 69, 73 

Bollwerk, Haus 67, 80 

Boroktara, Gau 2 

Broich, Herrschaft 3 

Broich, Schloss 33 

Bruchhausen 62 

Bruchhauser Wald 69 

Brüggemann, Hof 59 

Buckholt 69, 71, 78 

Buckholt-Wehn, Bauerschaft 78 

Buschhauser Haide 67 

Cäsars Lager bei Gahlen 57 

Düsseren, Kloster 28, 78 

Duisburg 1, 2, 3, 11, 55 

Duisburg, Dekanat 1 

Duisburger Gau 2 

Duisburger Wald 2, 78 

Dinslaken 1, 3, 47, 69 

Dinslaken, Land 2 

Dinslaken, Schloss 52 

Enth 55 

Eppinghoven 56, 78 

Eppinghoven, Kloster 56 

Essen, Dekanat 1 

Frohnhausen 3 

Gahlen 1, 57, 69, 73 

Gahlen, Gericht 2 

Gartrop, Schloss 69, 69, 73 

Gartrop, Wallbefestdgungen 69 



243 



Seite 

Gartroper Busch 59 

Geest bei Mehrum 74 

Götterswick, Gericht 2 

Götterwickersham 1, 61 

Götterwickersham, Rittersitz 62 

Gräberfelder 41, 55, 57, 71, 78 

Grenzwehren 2, 40, 43, 58, 59, 67, 69, 70, 71, 

78, 80 

Grosser Driesch 58 

Grosshoxhof 62, 80 

Grünewald, Hof 58 

Grüselmannshof 69, 78 

Hardt 58 

Hambom 62 

Hamborn, Kloster 62 

Heiderhof 80 

Herchenhof 58 

Hiesfeld 67, 69, 73, 78 

Hohloeken, Befestigungsanlage 58 

Hünxe 2, 69, 71 

Hünxe, Gericht 2 

Hünxer Burgwart •..,.. 71 

Hünxer Wald 69 

Holten 1, 68 

Holten, Herrschaft 2 

Holten, Schloss 68 

Katterbergsköppel, Wallburg 71 

Kirchenbusch 55 

KirchheUer Haide 58 

Kleinchen 59 

Kommelerhof = Kommendenhof 80 

Kommendenhof = Kommelerhof 80 

Kreyenberg 78 

Krudenburg 69 

Kuhbruch 67 

Landermann 43 

Lohmannshof 78 

Maria-Saal, Abtei 41 

Mehrum 74 

Mehrum, Schloss 74 

Meiderich 75 

6» 



84 



STADT DUISBURG, KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR UND RUHRORT 



Seite 

Mons S. Elisabethae, Kloster bei Duisburg 28 

MUhlenbach bei Gartrop 59 

Mühlenbruch, Hof 78, 80 

Mülheim a. d. Ruhr 1, 3, 37, 73 

Neudorf 80 

Neumühl 78 

Nistmangerhof =ä int Nist 65 

Ober-Emmelsum 78 

Oberhausen 1 

Oberhausen, Schloss 80 

Op den^Dyck, Hof 80 

Peddenberg 59 

Philippshof 55 

Pisort 59 

Püttmannshof 69 

Ripuarien, Herzogtum 2 

Rittersberg 58 

Römerstrassen 43, 55, 68, 62, 69, 78 

Rothbach 55 

Ruhrort 1, 3, 76 

Ruhrort, Schloss 77 

Ruhrgau 2 

Saarn 40, 43 

Saamberg 40 

Schafkamp 58 

Schanzenknappen bei Styrum 43 



Seite 

Schermbeck 1, 58 

Schult am Berge, Hof = Berger Schult- 

Hof 69, 73 

Schulte -Bamum, Hof 59, 69 

SchüUingshof 58 

Simson, Haus 71 

Spellen 78 

Spellen, Herrschaft 2 

Spellener Haide 78 

Sterkrade 43, 79, 80 

Stockum 62 

Styrum, Schloss 43, 73, 80 

Tester Berge 71 

Tillmannshof 62 

Vallis S. Petri, Konvent bei Duisburg ... 28 

Voeckingshof 78 

Vörde 78 

Vombach := Baumbach 58 

Wallburgen 55, 58, 59, 69, 71, 78 

Walsum 43, 55, 67, 68, 78. 80 

Wedau 80 

Welmen 69 

Wesel 55 

Wesel, Dekanat 1 

Wohnung, Haus 55, 56 

Xanten, Archidiakonat 1 



n. Sammlungen. 



Seite I Seite 

Gymnasium in Duisburg 29 | von Plettenberg-Mehrum, Freiherr auf 

von Nagel-Dornick, Freiherr auf Haus Schloss Mehrum 75 

Wohnung 57 I 



in. Abbildungen im Text. 



Seite 
Fig. 1. Duisburg, Siegel der Stadt. . . 11 

Fig. 2. Duisburg, Minoritenkirche 17 

Fig.. 3. Duisburg, Westansicht der Salvator- 

kirche 20 

Fig. 4. Duisburg, Grundriss der Salvator- 

kirche 21 

Fig. 5. Duisburg, Nordansicht der Salvator- 

kirche 22 

Fig. 6. Duisburg, Details aus der Salvator- 

kirche 24 

Fig. 7. Duisburg, Spätgothische Flächen- 

verzienmg in der Salvatorkirche . 25 



Seite 



Fig. 8. Broich, Schloss 35 

Fig. 9. Mülheim a. d. Ruhr, Evangel. 

Pfarrkirche 38 

Fig. 10. Mülheim a. d. Ruhr, Die Hölle . 40 

Fig. 11. Saarn, Klosterkirche 41 

Fig. 12. Saarn, Grundriss der Klosterkirche 42 

Fig. 13. Styrum, Schloss 44 

Fig. 14. Dinslaken, Grundriss der kathol. 

Pfarrkirche 48 

Fig. 15. Dinslaken, Holzgeschnitzte Engel 

als Wappenhalter Christi 49 

Fig. 16. Dinslaken, Thürchen v. Tabernakel 50 



244 



VERZEICHNISSE 



85 



Seite 

Fig. 17. Dinslaken, Schloss 53 

Fig. 18. Dinslaken, Grundriss des Schlosses 54 
Fig. 19. Eppinghoven, Haus Wohnung . 56 
Fig. 20. Gartrop, Grössere Wallburg . . 60 
Fig. 21. Gartrop, Kleinere Wallburg .... 61 
Fig. 22. Hamborn, Ansicht der Kloster- 
kirche 63 

Fig. 23. Hamborn, Reste des Kreuzgangs 65 



Seite 
Fig. 24. Hamborn, Romanisches Kapital im 

Kreuzgange 66 

Fig. 25. Hünxe, Wallburg am Berger- 

schulthofe 70 

Fig. 26. Hünxe, Grundriss der evangel. Pfarr- 
kirche 71 

Fig. 27. Hünxe, Beigerschulthof 72 

Fig. 28. Hünxe, Gnmdriss V. Bergerschulthof 73 



IV. Tafeln. 



Taf. L 
Taf. il. 



Seite I Seite 

Broich, Grundriss des Schlosses 34 Taf. III. Dinslaken, Kruzifix in der kathol. 

Dinslaken, Flügelbilder v. Hoch- Pfarrkirche . • 50 

altar in der kathol. Pfarrkirche. . 50 ! 



^ 



245 



Papier von J. W. Zanders in B.Gladbach. 

Lichtdrucke von B. Kühlen in M.Gladbach. 

Phototypien von Meisenbach, Kipparth & Co. in München. 

Autotypien von Angerer & Göschl in Wien. 

Druck von L. Schwann in. Düsseldorf. 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER 



RHEINPROVINZ 



a?*» 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER 



RHRINPROVINZ 



IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES 



HERAUSGEGEBEN 
VON 

PAUL CLEMEN 



ZWEITER BAND 



III. 



DIE 
KUNSTDENKMALER DER STADT UND DES KREISES ESSEN 



^ 



DÜSSELDORF 
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN 

1893 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER STADT UND DES KREISES 



ESSEN 



IM AUFTRAGE 



DES PROVINZIALVERBANDES DER RHEINPROVINZ 



HERAUSGEGEBEN 



VON 



PAUL CLEMKN 



MIT 4 TAFELN UND 47 ABBILDUNGEN IM TEXT 



^ 



DÜSSELDORF 
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN 

1893 



ALLE RECHTE VORBEHALTEN 



VORBEMERKUNG. 

Das vorliegende Heft, mit dem der zweite Band seinen Abschluss erreicht, 
sucht seinen Schwerpunkt in der Behandlung der beiden ältesten kirchlichen Bau- 
werke des Niederrheins, der Münsterkirche zu Essen und der Abteikirche zu Werden, 
die zugleich baugeschichtlich unter sämtlichen architektonischen Monumenten der 
Rheinprovinz in der vordersten Reihe stehen. 

Bei der Untersuchung und Beschreibung beider Bauwerke erfreute sich der Ver- 
fasser der Unterstützung zweier durch jahrelange Studien mit ihnen vertrauten Ge- 
lehrten. In erster Linie ist er Herrn Architekten Georg Humann in Essen zum 
wärmsten Danke verpflichtet, der seit dem Beginn der Bereisung des Kreises im 
Herbst i89i mit unermüdlichem Eifer die Vollendung des Werkes zu fördern bemüht 
war; die Darstellung der Baugeschichte des Essener Münsters beruht in der Haupt- 
sache auf seinen Forschungen. Da eine umfassende Publikation des Schatzes der 
Essener Münsterkirche in Lichtdruck tafeln, von Herrn Humann im Auftrage des 
Kirchenvorstandes unternommen, in Aussicht steht, konnte die Behandlung dieser 
Kunstschätze bei der Abmessung der Zahl der Abbildungen und der Abgrenzung des 
Textes eine gewisse Einschränkung erfahren. Ebenso darf der Verfasser für die Ge- 
schichte der Werdener Abteikirche auf eine zukünftige Publikation verweisen. Herr 
Professor Wilhelm Effmann in Freiburg (Schweiz) ist seit Jahren mit dem Abschluss 
eines umfangreichen Werkes über Werden und die karolingisch-ottonische Früharchi- 
tektur beschäftigt. Das Erscheinen dieser reich illustrierten Veröffentlichung abzuwarten, 
war bei dem planmässigen Vorschreiten der Denkmälerstatistik ausgeschlossen, der 
Verfasser konnte aber durch die Güte des genannten Autors von dessen wichtigsten 
Forschungsergebnissen Kenntnis nehmen und diese für seine, in manchen Punkten 
freilich abweichende Darstellung der Baugeschichte verwerten. 

Die Vorarbeiten wurden ausserdem in der zuvorkommendsten Weise gefördert 
durch den Königlichen Landrat des Kreises Essen, Herrn Geheimen Regierungsrat 
Freiherrn von Hövel, und durch Herrn Oberbürgermeister Zweigert in Essen. Die 
Vollständigkeit in der Zusammenstellung des weit zerstreuten historischen Materiales 
ist dem Entgegenkommen des Herrn Wilhelm Grevel in Düsseldorf zu danken, der 
seine reiche Bibliothek wie seine handschriftlichen Sammlungen bereitwilligst zur Ver- 
fügung stellte. Bei der Aufnahme der Werdener Abteikirche wurde der Verfasser 
durch Herrn Regierungsbaumeister Senz aufs bereitwilligste unterstützt. Der letzte 
Darsteller der Geschichte der Abtei, Herr Anstaltspfarrer Dr. Jacobs in Werden, 
stellte seine reichen historischen Kenntnisse in den Dienst des Unternehmens. Herr 
Professor Dr. Geuer, der Vorsitzende des historischen Vereins für Stadt und Stift 



VI VORBEMERKUNG 

Essen, ermöglichte die Benutzung des städtischen Archives in Essen, Herr Professor 
Dr. aus'm Weerth in Kessenich stellte in der liebenswürdigsten Weise seine Materialien 
an Abbildungen und Notizen zur Geschichte des Schatzes der Essener Münsterkirche 
zur Verfügung, dessen Untersuchung auch durch Herrn Kaplan Goebel in Essen 
bedeutend erleichtert wurde. 

Weiterhin ist der Unterzeichnete zum Danke verpflichtet dem Herrn Freiherrn 
Maximilian von Vitinghoff, gen. Schell zu Schellenberg, Herrn Freiherrn Franz 
VON ScHiRP zu Baldeney, dem Königlichen Kreisbauinspektor, Herrn Baurat Spillner, 
sowie Herrn Architekten P. Zindel in Essen, Herrn Domkapitular Schnütgen in 
Köln, Herrn Professor Averdunk in Duisburg, Herrn Geh. Archivrat Dr. Harless 
in Düsseldorf, Herrn Staatsarchivar Dr. Ilgen zu Münster i. W., den Herren Pfarrern 
Dechanten Gisbertz in Werden, Dr. Beising und Reyners in Essen, Kaplan Hellings 
in Werden, Herrn Bürgermeister Soldan in Werden, Herrn Postbauinspektor Prinz- 
hausen in Aachen, Herrn Dr. Redlich in Düsseldorf, Herrn Dr. Voullieme in Bonn. 

Die Abbildungen Nr. la, 2 7, 28, 29, 3o, 3i sind nach Zeichnungen des Herrn 
Landbauinspektors Ludwig Arntz in Köln, Nr. 2, 6, i3, i4, t5, 36, 37 nach Zeich- 
nungen des Herrn Architekten Friedrich Pützer in Aachen, Nr. 3, 4, 8, 9, 1 1, 5 
nach Aufnahmen des Herrn Architekten Zindel in Essen, die ersten von dem Kirchen- 
vorstand der Münsterkirche, die letzte von Herrn Zindel selbst der Kommission zur 
Veröffentlichung überlassen, hergestellt. Es wurden femer vervielfältigt: Nr. 7 und 42 
nach den von Herrn Domkapitular Schnütgen zur Verfügung gestellten Vorlagen, 
Nr. 22, 23, 24, 4i, 47 nach Vorlagen des Herrn Professors Dr. aus'm Weerth in 
Kessenich, Nr. 25 und 26 nach Aufnahmen des Herrn Creyfelds in Köln, Nr. 43, 44, 
45 nach Aufnahmen des Herrn Wippermann in Werden, Nr. 32, 33, 34, 35 nach 
den von dem Königlichen Kreisbauinspektor Herrn K. Hesse in Biedenkopf der 
Kommission und dem Denkmälerarchiv der Provinz auf Grund der im Centralblatt 
der Bauverwaltung vom 3i. Januar i89i veröffentlichten Bitte überwiesenen Auf- 
nahmen, Nr. 38, 39, 4o sowie Taf HI nach den von Herrn Regierungsbaumeister 
Senz in Werden zur Verfügung gestellten Vorlagen, Nr. 46 nach einer photographischen 
Aufnahme desselben Herrn. Die Lichtdrucktafeln I, H und IV sind in der Kunst- 
anstalt von B. Kühlen in M.- Gladbach angefertigt worden. 

Die Stadtverordneten -Versammlung zu Essen und der Kreisausschuss des Land- 
kreises Essen haben sich in einsichtsvoller Würdigung der Bedeutung und Nützlich- 
keit der Denkmälerstatistik deren Förderung durch Bewilligung namhafter Geldbeiträge 
angelegen sein lassen. Ein gleich grosser Beitrag, der die Druckkosten und zum Teil 
die Vervielfältigung der Illustrationen der dem Kreise im zweiten Hefte dieses Bandes 
gewidmeten Beschreibung deckt, Ist auch noch nach dem Erscheinen jenes Heftes 
von dem Ausschusse des Kreises Mülheim a. d. Ruhr bewilligt worden. 

Venedig, im Juni i893. 

PAUL CLEMEN. 



I 

J 



EINLEITUNG. 

Der Kreis Essen umfasst den nordwestlichen Stock des rheinisch -westfälischen 
Kohlengebirges in der grossen Krümmung der Ruhr, seine Grenzen bilden die folgen- 
den Kreise : im Norden Ruhrort, im Westen Mülheim an der Ruhr, im Süden Düssel- 
dorf und Mettmann, im Osten die westfälischen Kreise Gelsenkirchen und Hattingen. 
Er umfasst ausser der Stadt Essen, die mit 85 211 Einwohnern {i892) unter selbstän- 
diger Verwaltung steht, die Städte Kettwig, Steele, Werden nebst 21 Landgemeinden 
und hat eine Einw^ohnerzahl (i892) von i7465i Seelen. 

Der Kreis besteht aus den Gebieten der alten Abteien Werden und Essen, 
die infolge des Reichsdeputationshauptschlusses vom Jahre i8o3 an Preussen gefallen 
waren. Drei Jahre darauf, nach der Bildung des Grossherzogtums Berg, verlangte 
aber Frankreich Essen und Werden ,als von Alters her zu Kleve gehörig*. Die beiden 
Territorien wurden noch 1806 von den französischen Truppen besetzt und ihre Ver- 
einigung mit dem Grossherzogtum wurde am 21. Januar 1808 durch einen besonderen 
Vertrag besiegelt. Nachdem das Grossherzogtum an Frankreich gefallen war, wurden 
die Kantone Essen und Werden dem zum Rheindepartement gehörigen Arrondisse- 
ment Essen zugeteilt. Im November 18 13 rückten die Truppen der Verbündeten in 
Essen ein, die förmliche Besitznahme durch Preussen erfolgte am 5. April 18 iS, im 
folgenden Jahre wurden die nunmehr als Grafschaften bezeichneten Stifter Essen und 
Werden der Provinz Kleve -Berg und der Königlichen Regierung zu Düsseldorf über- 
wiesen. Der neugebildete Kreis Essen, der ausser Essen und Werden noch die frühere 
bergische Unterherrschaft Broich enthielt, war von 1823 — i8S9 mit dem ehemaligen 
Kreise Dinslaken zum Kreise Duisburg vereinigt. Er wurde i859 in seinen jetzigen 
Grenzen abgetrennt und nachdem i873 die Stadtgemeinde Essen aus dem Kreise aus- 
geschieden worden, war der Landkreis Essen in seinem heutigen Umfange ausgestaltet. 

Als die Legionen Cäsars zum erstenmal das rechte Rheinufer betraten, sassen 
an den Ufern der Ruhr und nordwärts bis zur Lippe hin die Sigambrer, in den 
ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung die Tenkterer, hinter die sich an 
der Emscher herab bis nach Borbeck hin die Brukterer schoben. Die Grenze zwischen 
Sachsen und Franken ging mitten durch das Gebiet des Kreises: noch heute ist die 
Sprachgrenze deutlich und scharf nachzuweisen. Nur gering aber sind die Spuren, 
die die lange erste Kulturperiode bis zur Einführung des Christentums in dem Land- 
strich hinterlassen hat, spärliche Grenzwehren und Erdwälle, die sich mit den Befesti- 
gungsanlagen der nördlichen Kreise nicht messen können. 

1 

249 



ä EINLEITUNG 

Aus dem Dunkel der Vorzeit treten im 9. Jahrhundert erst die beiden Orte 
hervor, die die frühesten und bedeutendsten Kulturmittelpunkte des Niederrheins 
darstellen, Werden imd Essen. Im Jahre 802 gründete Ludgerus, ein Liebling Karls 
des Grossen, an der landschaftlich schönsten Stelle des Ruhrthaies eine Kirche und 
ein Kloster nach den Regeln des h. Benediktus. Auf seinem Oberhofe Essen stiftete 
vor 874 Alfrid, der Bischof von Hildesheim, eine Kirche und ein Nonnenkloster. 

Bis zum i4. Jahrhundert dauert die lange Blütezeit der beiden Stifter an. Die 
grossen Kirchenbauten der karolingischen Aera wurden erst in der zweiten Hälfte 
dieser Periode durch monumentale Neubauten ersetzt : Werden erhielt in der zweiten 
Hälfte des i3. Jahrhunderts seine neue Abteikirche, der Neubau zu Essen begann 
wenige Jahrzehnte später — zwischen beiden aber liegt als ein scharfer Einschnitt 
der siegreiche Einzug des gothischen Stiles in Deutschland. Essen wie Werden sind 
durch eine Reihe von Fäden mit Obersachsen und seiner Kultur verknüpft: der Abt 
von Werden war zugleich Abt von Helmstädt, Essen war schon durch die Person 
seines Gründers mit Hildesheim verbunden, ein Jahrhundert hindurch diente die Äb- 
tissinnenwürde von Essen zur Versorgung von Prinzessinnen des sächsischen Königs- 
hauses, die ihre Kirche mit kostbaren Kimstwerken des Bronzegusses, der Gold- 
schmiedekunst, der Buchmalerei ausstatteten, welche möglicherweise in einer der sächsi- 
schen Kunststätten, etwa in Hildesheim oder Magdeburg, hergestellt waren. 

Nachdem am Ende des i5. Jahrhunderts innere Streitigkeiten und die äusserste 
Misswirtschaft die beiden Stifter arg geschädigt hatten, sehen wir nach i5oo eine 
neue kurze künstlerische Blüte, die aber am Ende des Jahrhunderts jäh abbricht 
Essen wie Werden stehen damals vollständig unter kölnisch -niederländischem Ein- 
flüsse, der seinen glänzendsten Ausdruck in den grossen Hochaltären der beiden 
Kirchen findet. Die neuen Gedanken der Renaissance, des Humanismus und der 
Reformation fanden in Werden einen günstigen Boden; die Reformation, der der Abt 
Hermann Duden sich günstig zuneigte, ward bald verfolgt; aber erst der Beginn des 
dreissigjährigen Krieges und der Einzug der Spanier gab das Signal zur allgemeinen 
Unterdrückung. Durch zwei Jahrzehnte hindurch bildete das Gebiet der beiden Ab- 
teien den Tummelplatz der Kriegsvölker — hintereinander hausten hier Spanier, 
Holländer, Schweden, Hessen, Brandenburger und Kaiserliche. Nur langsam konnte 
sich das unglückliche Land von den Brandschatzungen erholen. 

In der Mitte des 18. Jahrhunderts findet sich dann eine dritte kurze Blüte, die 
der Prachtliebe der Fürstäbtissinnen und der Äbte ihre Geburt verdankte. Hinter 
der grossartigen Bauthätigkeit, die die rheinischen Kurfürsten in Düsseldorf und Köln 
entfaltet hatten, sollte Essen und Werden nicht zurückstehen. So entstand der Um- 
bau des Essenschen Sommersitzes Borbeck, wuchs in Steele die riesige Anlage ^^ 
Waisenhauses empor, beides Schöpfungen der baulustigen Äbtissin Franziska Christine» 
während in Werden eine neue und geräumige Residenz neben der im Inneren nw' 
barocker Pracht schonungslos ausgeschmückten Abteikirche entstand. 

25o 



^ 



EINLEITUNG 3 

Die Preussischen Rechte an den beiden Stiftern hatten sich allmählig aus der 
Vogtei entwickelt. Die ältesten Vögte von Essen waren die 'Grafen von Altena und 
Berg, dann die Grafen von Isenbyrg, bis am Ende des i3. Jahrhunderts die Vogtei 
an die Grafen von der Mark überging, von welchen sie wieder an die Herzöge von 
Kleve kam. Auch die Werden sehe Vogtei gelangte von den Grafen von Altena an 
die Grafen von der Mark und von diesen i4oi an Kleve. Nach dem Erlöschen des 
Klevischen Regentenhauses kam i6o9 die Vogtei an Kur- Brandenburg, das freilich 
thatsächlich erst 1624 und 1666 von den beiden Gebieten Besitz ergreifen konnte. 
Vergebens suchten sich Abt und Fürstäbtissin der immer drohender anwachsenden 
Macht Preussens zu entziehen. Das ganze 18. Jahrhundert ist erfüllt von Streitig- 
keiten, Prozessen, Verträgen, Vergleichen. So konnte der Reichsdeputationshaupt- 
schluss nur erfüllen, was die vorhergehenden Jahrhunderte vorbereitet hatten. 

Erst von der Mitte unseres Jahrhunderts datiert der unerhört rasche wirtschaft- 
liche Aufschwung des Landes, der der Stadt Essen, die noch vor fünfzig Jahren ein 
unbedeutendes Landstädtchen war, innerhalb weniger Jahrzehnte einen Weltruf ver- 
schaffte. Die Namen der ersten Grossindustriellen Deutschlands, Alfred und Friedrich 
Krupp, haben den Ruhm der kleinen reichsunmittelbaren Herrscher von Werden und 
Essen verdunkelt. An Stelle der kirchlichen und municipalen Gebäude, die in Städten 
von langsamer und stetiger historischer Entwickelung das architektonische Bild be- 
herrschen und bestimmen, treten rauchende Hochöfen und das zahllose Heer riesiger 
Fabrikschomsteine dominierend in den Vordergrund. Aber der Kreis hat doch noch 
genug von bedeutenden Geschichts- und Kunstdenkmälem bewahrt, um den Faden 
einer Pflege der geistigen Lebensmacht, die in der Kunst liegt, jederzeit wieder an- 
knüpfen zu können. 

Der rasche Aufschwung ist den Schätzen zu danken, die der Boden des Kreises 
zu Tage gefördert hat. Wohl begann der Kohlenbergbau schon im i5. Jahrhundert, 
wurden Poch- und Schmelzwerke schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts angelegt, 
aber erst die wissenschaftliche Erkenntnis der unerschöpflichen Reichtümer des Bodens 
konnte die metallurgische Grossindustrie hervorrufen. Den Grundstock des Kreises 
bildet das produktive Kohlengebirge, in das nur von Essen nach Mülheim zu eine 
Mulde von flötzleerem Sandstein eingreift. Das Kohlengebirge wird direkt von den 
Schichten der Kreideformation, dem oberen und unteren Pläner bedeckt, während 
die ganze Reihe der marinen Ablagerungen fehlt. Bei Borbeck, Frintrop und Stoppen- 
berg treten kleine versprengte Partien von Lenneschiefer zu Tage, der flache nordöst- 
liche Teil des Kreises wird durch Diluvium gefüllt. Für die Bauthätigkeit bot allein der 
flötzleere Sandstein das geeignete Material, der hier im Gegensatz zu dem Nachbar- 
kreise Mülheim auch bei monumentalen und an Zierformen reichen Anlagen Verwen- 
dung fand. 



25l 



EIKLEITUKG 



LITTER ATUR. 

W. Teschenmacher, Annales Cliviae, Juliae, Montium, Marcae, Westphalicae, 
Ravensbergae, Geldriae et Zutphaniae, Frankfurt und Leipzig i72i (abgekürzt mit: 
Teschenmacher, Ann.). — J. Th. Brosius, Juliae Montiumque comitum marchio- 
num et ducum annales, Köln i73i, 3 Bde. (abgekürzt mit: Brosius, Ann.). — C. J. 
Kremer, Akademische Beiträge zur Jülich - Bergischen Geschichte, Mannheim i776. 

— Aug. Christ. Borheck, Geschichte der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg und 
Ravensberg, Duisburg 1800. — F. v. Restorff, Topographisch -Statistische Beschrei- 
bung der Königl. Preussischen Rheinprovinzen, Berlin 1 83o, S. 449. — W. von der 
Nahmer, Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen 
Staaten an beiden Ufern des Rheins, Frankfurt a. M. i832, S. 789, 8i3. — J. F. Knapp, 
Regenten- und Volks-Geschichte der Länder Kleve, Mark, Jülich, Berg und Ravens- 
berg, Krefeld i836. — O. v. Mülmann, Statistik des Regierungsbezirks Düsseldorf, 
Iserlohn i864, I. — Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark. — 
W. Tobien, Denkwürdigkeiten aus der Vergangenheit Westfalens, Elberfeld i869 u. i873. 

— Franz Darpe, Geschichte der Stadt Bochum, Bochum 1888 — 1 889, 3 Bde. — Stati- 
stik des Kreises Essen für die Jahre i859 — 1861, Essen i863. — Statistik des Land- 
kreises Essen für die Jahre i875 — 1880, Essen i883 (mit histor. Übersicht von W. 
Grevel). — W. Velten, Beschreibnng des Stadt- und Landkreises Essen, Essen i887. 

— F. Ph. Funcke, Geschichte des Fürstentums und der Stadt Essen, Elberfeld i85i. 

— Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, herausgegeben von dem histor. 
Verein für Stadt und Stift Essen I (1880)— XIV (i892). — Alb. Schuncken, Ge- 
schichte der Reichsabtei Werden a. d. Ruhr, Köln i865. — W. Flügge, Chronik der 
Stadt Werden, Düsseldorf i887, dazu Ergänzungsheft I und IL* — Beiträge zur Ge- 
schichte des Stifts Werden, herausgegeben von dem histor. Verein für das Gebiet 
des ehemaligen Stifts Werden I (i89o), II (i892). — A. Tibus, Gründungsgeschichte 
der Stifter, Pfarrkirchen, Klöster und Kapellen im Bereiche des alten Bistums Münster 
mit Ausschluss des ehemaligen friesischen Teils. I. Die vom h. Ludger gegründeten 
Kirchen, Münster 186 7 — 1880. 

Chr. E. Weise, Über die Sekularisation deutscher geistlicher Reichsländer, 
Leipzig i798. — [Hardung], Staatsrechtliche Untersuchungen über die Gewalt der 
neuen Regenten in den säkularisierten Landesteilen, Düsseldorf i8o5 (unterdrückt). — 
Provinzialrecht des Herzogtums Cleve ostseits Rhein und der Grafschaften Essen, 
Werden, Elten, der Herrschaft Broich und Klein - Netterden, Berlin i837. — J. A. 
Engels, Denkwürdigkeiten der Natur und Kunst, Religion und Geschichte, Schiflf- 
fahrt und Handlung, Werden 181 7, Elberfeld 18 18. — J. J. Lenzen, Beyträge zur 
Statistik des Grossherzogtums Berg, Düsseldorf 1802. — J. Schmidt, Geographie und 
Geschichte des Herzogtums Berg und seiner Herrschaften, . . des ehemaligen Stiftes 
Essen und Werden . . . ., Crefeld i8o4. — De statu civitatis Essensis et controveisiis 



EINLEITUNG 5 

cum principe abbatissa illius loci: de Ludolff, Symphor. Consultat. et Decis. II, 
miscell. n. V, p. 282 und in dessen Observationes forenses I, obs. 33. — Über den 
Wechsel der Gesetzgebung im Stift Essen : Jahrbücher der Preussischen Gesetzgebung 
XIX, S. 9, 39. — V. Kamptz, Die Provincial- und statutarischen Rechte in der Preuss. 
Monarchie, Berlin 1827, II, S. 562. — C. D. Biester, Entwickelung der Rechtsverhält- 
nisse der verschiedenen Arten der Bauerngüter in der Provinz Essen, Essen 18 18. — 
Über die Essenschen Hobs- und Behandigungsgüter: v. Gramer, Wetzlarische Neben- 
stunden IX, Abh. 7. — de Ludolff, Observationes forenses I, obs. loi: de variis 
feudorum qualitatibus, speciatim abbatiarum Hervordiensis, Essenensis et Werdensis. 

P. Fr. J. Müller, Bestimmung der Grenzen zwischen den Franken und Sachsen 
der Vorzeit, Essen i8o4. — Ders., Über das Güterwesen, Düsseldorf 18 16. — Jacob 
Schneider, Neue Beiträge zur alten Geschichte und Geographie der Rheinlande, 
Düsseldorf 1860 — i89o, Heft i — 14. Vor allem Heft IV: Lokal -Untersuchungen über 
die Denkmäler des Altertums im Kreise Essen, Düsseldorf i873. — Jos. Bender, Das 
Kölnische Westfalen: Westfäl. Zs. XIX, S. i. — Werneke, Die Grenze der sächsischen 
und fränkischen Mundart zwischen Rhein und Weser: Westßll. Zs. XXXIII, S. 33. — 
G. W. H. Sethe, Urkundliche Entwickelung der Natur der Leibgewinnsgüter, Düssel- 
dorf 18 10. — RiVE, Über das Bauemgüterwesen, Köln 1824, 1, S. 322. — J. P. Berg, 
Reformationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, herausge- 
geben von LuDW. Tross, Hamm 1826. — C. H. E. v. Oven, Über die Entstehung 
und Fortbildimg des evangel. Cultus in Jülich, Berg, Cleve und Mark, Essen 1828. — 
J. A. V. Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich, Berg, Cleve und 
Meurs, III. Bd. von C. H. E. v. Oven, Solingen i837. — Ed. Demmer, Geschichte 
der Reformation am Niederrhein und die Entwickelung der evangel. Kirche daselbst 
bis zur Gegenwart, Aachen i885. 

Zu vergleichen die Litteraturangaben unter Essen und Werden und zu den Kunst- 
denkmälem der Kreise Duisburg, Mülheim a. d. Ruhr und Ruhrort. 



253 



EIKLETTUNG 



ABKÜRZUNGEN 

für die häufiger genannten Werke. 

Lacomblet, {J3. — Th. J. Lacomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrhetns, Düssel- 
dorf 1840—1857, 4 Bde. 

Binterim u. Mooren, £. K. — Btnterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köln, in Dekuate 
eingeteilt, Mamz 1828—1880, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln bis 
zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren, I, Düsseldorf 1892. 

Binterim u. Mooren, D. C. — Binterim u. Mooren, Rheinisch - westfälischer diplomatischer Codex, 
Mainz 1880, 2 Bde. 

Sloet, Oork. — L. A. J. W. Baron Sloet, Oorkondenboek der graafschappen Gehe en Zatfeo tot 
op den slag van Woeringen, 5. Juni 1288, 'sGravenhage 1872 — 1876. 

B. J. — Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, I (1841) — XCUI (1892). 

Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855) — LV (1892). 

Berg. Zs. — Zeitschrift des Bergischen GeschichUvereins, I (1868)— XXVIII (1892). 

WestßLl. Zs. — [Westfiliische] Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Ahertumskunde, 
I (1888)— L (1892). 

Picks Ms. — Monatsschrift für rheinisch-westflUische Geschichtsforschung und Altertumskunde, herans- 
gegeben von Richard Pick, I u. II (1875, 76). — Monatsschrift für die Geschichte Westdeutsch- 
lands, herausgegeben von dems., III (1877)— VII (1881). 

Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kirnst, herausgegeben von Hettner und 
Lamprecht, I (1882)— X (1891), von Hettner u. Hansen, XI (1892). 

Nrh. — Der Niederrhein. Wochenblatt für niederrheinische Geschichte und Altertumskunde, 1878, 
1879, 1884—1886. 

Nrh. G. — Niederrheinischer Geschichtsfreund, I (1879)— VI (1884). 

Aus'm Weerth, Kd. — E. aus'm Weerth, Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rhein- 
landen, Leipzig 1857—1868, 5 Bde. Tafeln und Text. 

Brambach, C. L R. — W. Brambach, Corpus inscriptionem Rhenanarum, Elberfeld 1867. 




z54 



STADT ESSEN 



•^^ 



ESSEN. 

I. Allgemeine Darstellungen. M. Merian, Topographia Westphaliae, p. aS. 

— T ESCHEN MACH ER, Ann. p. izi. — ScHATEN, Annales Paderbomenses I, p. i75. — i 
Magazin von und für Dortmund I, i796, S. i9S. — N. Kindlinger, Münsterische 
Beitrage zur Geschichte Deutschlands, Münsteri787, II, S. 355. — Ders., Fragmente zur 
Geschichte der Vögle und der Vogte i des Stifts Essen: Westphalia, Zs. für Geschichte 
und Altertumskunde Westphalens und Rheinlands II, 182S, S. 9, i7, 2S, 33, 53, 80, 87. 

— C. F. Meyer, Ansichten einer Reise durch das Clevische im J. i794, Düsseldorf 
i797. — J. Grüner, Schilderung des sittlichen und bürgerlichen Zustandes West- 
phalens am Ende des 18. Jh., Frankfurt a. M. i8o3. — v. Ledebur, Bruchstücke zur 
Geschichte des Stiftes Essen, aus einer alteren Hs. mitgeteilt: Westphalia III, 1826, 
S. 2o3, 217, 2l9, 227. — Einzelne Urkunden: Westphalia II, S. 36, 55, 61; III, S. 12S, 
i9i.2oo,2o6,2i7, 223,232. 239,264, 281,286,294,319. — F. PH. FtracKE, Geschichte 
des Fürstentums und der Stadt Essen, Elberfeld 18S1. — Devens, Statistik S. i. — 
Grevel, Obersicht S. 5. — v. MOlmann, Statistik I, S. 4i5. — W. Velten, Beschrei- 
bung des Stadt- und Landkreises Essen, Essen i887. — Ders., Fremdenführer durch 
die Stadt Essen und ihre romantische Umgebung, Essen i887. — Urkunde über die 
Grundsteinlegung zum neuen Rathause, Essen |884. — Die für die Gemeindeverwal- 
tung der Stadt Essen geltenden reglementarischen Bestimmungen, Essen i874. — Bilder 
aus der Geschichte Essens: Essener Volkskalender Glückauf i876 — 1880. — Gerh. 
LoEBKER, Wanderungen durch die Mark und das Ruhrthal, Münster i883, S. 18. 

Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, herausgegeben von dem histor, 
Verein für Stadt und Stift Essen. I, (unter dem Titel: Drei Vortrage, gehalten am 
16. Dec. 1880); Seemann, Der Bauernsturm von 1662. Müllers, Die Marmorsäule 
in der Münsterkirche zu Essen. W. Grevel, Das Gerichtswesen im Stift Relling- 
hausen. Dazu v. Sybels Histor. Zs. XLIX, S. 3i3. — II. W. Grevel, Die Anfänge 
der Eisenindustrie im Stift Essen. Ders., Die Anfänge der Gufsstahlfabrikation im Stift 
Essen. — III. W. Gbevel, Der Essendische Oberhof Ehrenzell (Phitipsenburg). — 
IV. JuL. Heideuank, Empfang der Fürstin Franziska Christina in Essen am 6. Juni 
i737, O. Seemann, Noch einmal der Bauernsturm von 1662. — V. O. Seemann, 

257 



lO KREIS ESSEN 

Litteratur Die Äbtissinnen von Essen. Nach dem Brüsseler Katalog mit Varianten und Anmer- 
kungen. — VI. W. Grevel, Obersicht der Geschichte des Landkreises Essen (Ab- 
druck aus der Statistik des Landkreises Essen für die J. i875 — 1880). — VIL W. 
Grevel, Die Militärorganisation im Stift Essen. — VIIL Büscher, Die Statuten der 
früheren Gilden, Ämter und Zünfte binnen der Stadt Essen. — IX. Jul. Heidemann, 
Die Beguinenkonvente Essens. — X. O. Seemann, Über einige Hexenprozesse im 
Stift Essen, S. ii3. — XL W. Baumann, Die Essener Schützen und der Schützenzug 
nach Welheim, S. 87. — XII. H. Goossens, Geschichte der spanischen Einfälle in 
Stadt und Stift Essen zu Ende des 16. und am Anfang des i7.Jh. W. Grevel, 
Der Anfang der Reformation in der Stadt Essen, S. 95. — XIIL W. Grevel, Elisa- 
betha, Gräfin von Manderscheidt und Blankenheim, Fürstäbtissin von i575 — 1578. 
Ders., Der Anfang der Reformation in der Stadt Essen II, S. 99. F. Geuer, Der 
Kampf um die Essensche Vogtei, S. io5. — XIV. F. Geuer, Ein Äbtissinnenstreit im 
Stift Essen, S. 49. Ders., Zur Geschichte des Stadtrates von Essen, S. 7i. Fr. Arens, 
Die beiden Kapitel des Stiftes Essen, S. 10 1. 

Äbtissinnen. 2. Äbtissinuenkatalog. Der Äbtissinnenkatalog ist in verschiedenen Fassun- 

katftlofir 

gen erhalten. Lateinisch in Berlin, Kgl. Bibl., Man. Boruss. fol. i77, i6. Jh., Wirici 
HiLTROP catalogus abbatissarum regalis ecclesiae Assindiensis i6i4 — 1644, abgedruckt 
bei Seibertz, Quellen II, S. 455. — Stangefol, Op. chronolog. circuli Westphalici II, 
p. i53. — DiTMAR bei Teschenmacher, Ann. p. 247. — Gabr. Bucelinüs, Germania 
topo. chrono, stemmatographica sacra et profana, Augsburg 1662, II, p. i43 (Abschrift 
mit einigen Abweichungen Hs. A. 63 in Düsseldorf, Staatsarchiv). — Deutsche aus- 
führliche Hs. im Cod. i4742 der Bibl. du roi zu Brüssel, publiziert von Seemann in 
den Beitr. V. — Kürzere (bis i6i4) in den Farragines des Geleniüs VIII, Bl. 47o 
(Köln, Stadtarchiv). Weitere Hsn. im Staatsarchiv zu Düsseldorf und im Stiftsarchiv 
zu Essen. — Verzeichnis einiger Äbtissinnen des Stifts: J. Strange, Beiträge zur 
Genealogie der adeligen Geschlechter, Köln 1 864, VII, S. ii,42. — W. J. Biesten, 
Les deux demieres princesses abbesses d'Essen et de Thom: Publications de la societe 
d'archeologie dans le duche de Limbourg XIII, p. I24. 
Politische, und 3. PoHtische- Und Verfassungsgeschichte. Actenmässiger Extractus in 

geschichte Sachen zu Essen Fürstin Abbtissin contra Bürgermeister und Rath daselbst, 1 73o. — 
Genuina facti spedes, die Vertrettung des Stiffl- Essendischen Reichs -MannschafFts- 
Contingents betreffend, Düsseldorf 1 735. — Schiffer, Von den Hobs- und Behan- 
digungsgütem im Stift Essen, Köln 1 7 77. — Heberegister des Stiftes Essen: Allgem. 
litterar. Anzeiger, Leipzig i799, S. iio. — Ders. bei Dorow, Denkmäler alter Sprachen 
und Kunst, Berlin 1824, I, S. 38. — Heberolle des Stiftes Essen: Lacomblets Archiv I, 
S. 9. — Harless, Die ältesten Nekrologien und Namensverzeichnisse des Stiftes Essen: 
Lacomblets Archiv N. F. I, S. 63. — H. J. Litzinger, Die Verfassung des Hoch- 
stifts Essen nach dem Vergleiche von i794: Jahresbericht des Kgl. Gymnasiums zu 
Essen i85i/52. — Über die Rechtsverhältnisse in der Stadt Essen: Jahrbücher der 
Preussischen Gesetzgebung XIX, S. 98; XXI, S. 343. — Die Schutz- und Schirm- 
pakten, wie selbige im J. t648 zwischen sr. Churf. Durchl. zu Brandenburg und der 
Frau Äbtissin zu Essen etc. erneuert und bestätiget worden. Mitgeteilt durch H. J. 
Litzinger, Gymnasialprogramm Essen i843. — Warheit, Rettung vnnd in iure et facto 
wolbegründeter Absatz . . . bewahrend der Stadt Essen summarische Remonstration etc., 
dass die Stadt Essen ein Immediat-Reichs-Stadt sey, o. O. u. J., fol. — Hofesrechte 
des Stifts Essen vom J. i454 bei J. U. v. Gramer, Wetzlarische Nebenstunden IX, 
S. i57; V. Steinen, Westphälische Geschichte VI, S. i7S2; v. Hymmen, Beiträge III, 

258 



ESSEN II 

S. 385; Jahrbücher der PreussLschen Gesetzgebung XIX, S. 96. Reformation der Hofes- Liuer.tur 
rechte bei Lünig, Corpus iuris feudal. German. I, p. 2o4. Weitere Revisionen bei 
N. KiNDLiNGER, Von der Hörigkeit, Anl. 20«, 20^ 86, 87, i32, i37, i38, i44, i48, 1S6, 
i72^. Churbrandenburgisches Edikt vom 3i. Aug. i678 über die Essenschen Hofes- 
rechte bei ScoTTi, Clevisch- Märkische Landesgesetze I, S. 554. — Fr. Gerss, Höfe 
und Hofesrechte des ehemaligen Stifts Essen: Berg. Zs. XI, S. i74; XJI, S. 121. — 
JuL. Heidemann, Das Hofesrecht im Stift Essen und Rellinghausen : Berg. Zs. VII, 
S. 298. — W. Harless, Eine Essener Stadtchronik von i593 — 1622: Berg. Zs. XI, 
S. i4i. — GoossENS, Geschichte der spanischen Einfälle in Stadt und Stift Essen am 
Ende des 16. und am Anfang des i7. Jh., Berlin i888. — H. Pfannenschmid, Über 
,Festchen* im ehemaligen Stift Essen: Berg. Zs. XI, S. io3. — Büscher, Die Statuten 
der früheren Gilden, Ämter und Zünfte binnen der Stadt Essen: Essener Ztg., 2. Bl. 
1881, Nr. 258, 264, 27o, 276, 282, 288, 294, 3oo, 3o5; 1882 Nr. 6, 12, 18, 24, 3o, 36, 42, 48. 

4. Kirchengeschichte. Acta Essendensia, worinnen enthalten: I. Die Ver- Kirchen. 

• ^ geichichte 

anlassung des in der Evangelisch -lutherischen Gemein der Stadt Essen anno i7oi 
entstandenen und biss ins Jahr i7o5 continuirten Kirchen-Streits; IL Die von Herrn 
Johanne Mercker, pastore daselbst, vorgetragene streitige Lehr-Sätze, etc., Mülheim 
a. Rhein 1 7o6. — Histor. Remarques über die neuesten Sachen in Europa, LII. Woche, 
29. Dec. i7o5 (üb. Joh. Mercker). — Vorläufiger Bericht von der eigentlichen Be- 
schaffenheit und wahrhaften Ursachen des in der Stadt Essen von seinem Prediger- 
dienst removierten Pastors Herrn Johannis Merckers, Mülheim a. Rh. 1 7oS. — Clar- 
MUNDUS Clericus, Kurze Abfertigung jenes Förderers der Essendischen Zeitungen 
in seinen Desiderandis, die Hermhuter betreff., Dortmund i747. — Kurze Beleuch- 
tung neugewagter Kapuzinaden am sogenannten Portiunculafeste im Stifte zu Essen, 
Frankfurt 1802. — Baedeker, Die 200jährige Jubelfeier der märkischen Synode, 
Hagen 18 12, S. i57. — D. Baedeker, Über die Einführung der Reformation in den 
evangelischen Gemeinden der Grafschaft Mark, Dortmund i838, S. 100. — K. Maass, 
Erinnerung an die evangelischen Pfarrer Baehrens und Hengstenberg in Essen, Essen 
i843. — Wächtler, Geschichte der evangelischen Gemeinde zu Essen und ihrer An- 
stalten, Essen i863. Dazu C. Krafft in den Theolog. Arbeiten aus dem Rheinisch- 
Wissenschaftl. Predigerverein IH, S. i37. — Ders., Die Feier des 3oo jährigen Refor- 
mationsjubiläums der evangelischen Gemeinde zu Essen, Essen i863. — Ders., Ur- 
kunden aus den ersten Jahren der Reformation in der freien Reichsstadt Essen i56i 
bis i576: Theolog. Arbeiten VI, S. 106. — F. G. H. J. Baedeker u. H. Heppe, Ge- 
schichte der evangelischen Gemeinden der Grafschaft Mark, Iserlohn i87o, S. 492; 
Nachtrag, Leipzig i89o, S. 120. — H. Heppe, Geschichte der evangelischen Kirche 
Rheinlands und Westfalens II, S. 492. 

5. Schulgeschichte und Vermischtes. F. W. Wilberg, Geschichte des Schuijjeschichte 
Gymnasiums zu Essen, Gymnasialprogramm Essen i845. — Beiträge zur Geschichte 

des Gymnasiums zu Essen, Jahresbericht des Gymnasiums 1862/63. — J. H. Zopf, 
Programma de fastigio domus Austriacae, Essener Programm, Duisburg 1 7 24. — — , 
Kurtze Nachricht von der gegenwärtigen Verfassung des Gymnasii zu Essen, Essen 
i752. — Wilhelm Buddeberg, Friedrich Laar, Essen i842. — J. B. Deussen, Fest- 
schrift zur Feier der 25 jährigen Vereinigung der gewerblichen Fortbildungsschule mit 
der Realschule, Essen i889. — Festschrift zur Feier des 25 jährigen Bestehens der 
Reallehranstalt, Essen i889. — Geschichte der evangelisch -lutherischen Gemeine und 
ihrer Schulen zu Essen, Gymnasialprogramm Essen 181 5. — J. H. Zopf, Solemnia 
saecularia oder Denckmal der Essendischen Jubel -Freude über das zweyhundert- 

259 



12 KREIS ESSEN 

Litterator jährige Gcdächtniss des im J. i555 den 2 5. Sept. zu Augspurg geschlossenen Reli- 
gions- Friedens, Essen i755. Dazu Essener Allgem. Polit. Nachrichten i83o, Nr. 5o, 5i. 

— Ders., Denkmal der doppelten Jubelfreude über die vor 200 Jahren, als den 
28. April i563 in der kaiserlichen Reichsstadt Essen geschehene Kirchenreform wie 
auch den allgem. Frieden vom i5. Febr. i763, Essen 18 13. — E. F. W. Baehrens, 
Geschichte der evangelisch - lutherischen Gemeinde und ihrer Schulen zu Essen, Essen 
181 5. — Gründung einer Schule in der Stadt Essen: Westphalia II, 1825, S. 95. — 
Urkundlicher Beitrag der Schulen in Essen: Westphalia III, 1826, S. 7o. — Festschrift 
zur fünfzigjährigen Gedenkfeier der am i. Mai 1824 erfolgten Anerkennung des Gym- 
nasiums zu Essen, Essen i874. — Tophoff, Nachrichten über die höheren Schul- 
anstalten, welche in Essen vor der Vereinigung derselben zu dem jetzigen Gymnasium 
(181 9) bestanden haben, Gymnasialprogramm Essen 1862. — Renier Chalon, Mon- 
naies de l'abesse d*Essen: Revue de la numismatique Beige IV, 2. serie, i854 — Zur 
Essener Münzgeschichte in alter Zeit: Essener Zeitung i877, Nr. io7, 2. Bl. — Über 
die Münzen: v. Ledeburs ADgem. Archiv IX, S. 243. — W. Baumann, Die Essener 
Schützen und ihre Feste, Essen i89o. — A. Waldthausen, Beiträge zur Geschichte 
der Familie Waldthausen, Essen i884. — Endrulat, Niederrheinische Städtesiegel 
Taf. XI, 1, 2. — W. Grevel, Der Oberhof Ehrenzell oder die Philipsenburg: Essener 
Zeitung 1880, Nr. 29o, 296. — Die Alfredi- Quelle bei Essen: Essener Volkszeitimg, 
i5. Aug. 188 7. — Oesterley, Litteratur der Urkundensammlungen I, S. 2o3. 

Haadschrifti. H audschriftl. Qu. ImStadtarchiv [kurzes Inventar vorhanden, A. (I), B. (II)] : 

SudtarchiY A. I, Gefach I«, Kaiserurkunden für die Stadt von i378, i486, i5o7, i56o, i566, i579. 

— i'' Kaiserurkunden für das Leprosen- und Siechenhaus, das Paradies, das Hospital 
S. Spiritus von i379, i475, i486, i523, i579, 1623. 

A. I, Gefach 2. Statuten, Verordnungen des Magistrats, darunter A. 2. i. statuta 
Essendensia publicata a. 1666 necnon ordinatio procuratorum publicata a. 1680 aucta- 
que a. i685. — A. 2. 2. Statuten von 1668, confirmierte Kirchenordnung der evange- 
lisch-lutherischen Gemeinde von i664. — A. 2. 3. Statuta Essendensia von 1668, Rats- 
ordnung der Stadt von i722, Processordnung von i699 etc. — o. N. Ordnung imd 
Rolle der Vier und Zwantziger oder Vorsteher der Gemeinde. — o. N. Sammelbd. 
Pap. in Perg. 4^, von i467 — i54o, Eintragungen chronikalischer Art von verschiede- 
nen Stadtsekretären mit historischen Notizen und Protokollen, darin Mitteilungen über 
die Unruhen von i49i — 1495 und das Interdikt. — o. N. Convolut von Statuten 
i576 — 1769. — A. I, Gefach 3 u. 4. Streitigkeiten zwischen Äbtissin und Stadt. — 
« A. 4, Gefach 20. Fürstl. Essensche resp. stift. Gesetze und Verordnungen, i. Hofes- 
rechte des Stiftes von i454, Pap. fol. 2. Reformation der Hofesrechte von i454, Pap. 
fol. 3. Hobs-recht inn Stift Essen, Pap.-Bd. in Perg. bis i56i, mit Eintragungen sämt- 
licher Hofrechtstagungen bis i665. 4. Fürstl. Essendische Hof-Ordnung i58i. 5. Essen- 
dische Hobs-Rechte i678. Hofesrechte von Essen und Rellinghausen, 16. Jh. 

A. 5, Gefach 22. Gerichtsprotokolle i538 — 1546, i57i — 1573, 1601 — i6o3, i6i3 
bis 1618, i63i — 1632, i639 — i64o, i649 — 1653, 1660 — 1662, von i665 bis zur Mitte 
des 18. Jh. 

B. I, Gefach i, 6. Memorienstiftungsrechnungen von i569 ab. — B. 2, Gefach i, 4. 
Rechnungen des Paradieses von i553 ab. — B. 2, Gefach 4. Rechnungen des Leprosen- 
hauses von i5i4 ab. — B. 3, Gefach 3. Kirchenrechnungen der Gertrudiskirche von 
16 18 — i8o3. — B. 4, Gefach i. Angelegenheiten der reformierten Gemeinde in Essen. 

— B. 4, Gefach 2. Urkunden über die Johannis- und Münsterkirche (23 Stück), i Bd. 
Abschriften von Essener Urkunden von Jul. Heidemann. Briefe von und an Äbtis- 

260 



ESSEN 



I3 



sinnen i5 — ijS.Jh., von i4i7 an, loo Stück Briefe von und an Stadt Essen von i326 Handichrifti. 

ab, I4. — l6.Jh. Vgl. W. ZS. I, S.4lO. Quellen 

Im ehemaligen Stiftsarchiv, jetzigem Pfarrarchiv (ursprünglich geordnet, Süfwarchiv 
die Ordnung aber wieder aufgegeben): Urkunden von 1297 ab. — Register der Ein- 
künfte von i395 und i426, fragmentarisch (sect. II, caps. 2, Nr. 11). — Compendium 
fundatorum festorum et anniversariorum reverendi capituli dd. canonicorum Essen- 
densium sub manu d. canonici Broehl. Sehr ausführlich, wichtige Quelle. — Ein kurzer 
Catalogus abbatissarum Essendensis. — Cathalogus fundationum rev. capituli dd. cano- 
nicorum collegiatae ecclesiae Essendiensis. — Catalogus omnium anniversariorum totius 
anni, i7.Jh. — Copia litterarum pro novis altaristis, in Perg.-Bd., Anfang des 16. Jh., 
mit Urkunden von i44o — i5o5. — Kalender, Perg. fol., 9 BL, mit Nekrologium, kurzen 
Biographieen der Schenker, Verzeichnis der Altäre, iS. Jh. — Einkünfteverzeichnis der 
Kanoniker, Perg. fol. min, iS.Jh. — Rentenverzeichnis: Dusse nabeschreven renten 
sollen boeren den kyrchmeisteren sunte Johans kyrchen tot behouff der getymmers 
der vurgeschreven kyrchen, mit Urkunden von i42i — 1482, fortgesetzt bis Anfang 
des i7.Jh. — Liber memoriarum octo seniorum vicariorum, qualiter olim servatae fue- 
runt ab a. Chr. i488 et per annos subsequentes, zwischen i492 und i5oo, in Form eines 
Kaiendars mit verschiedenen Eintragungen. — Einkünfteverzeichnis von i536, Pap. 
fol. in Perg.-Bd., mit vielen Abschriften von Urkimden. — Registrum proventuum 
altaris s. Salvatoris in collegiata ecclesia Essendiensi a. d. i492, am Schluss: Initium 
sectae Lutheranae irrepentis in ecclesiam s. Gertrudis oppidi Essendiensis von i56i 
bis i657, Verzeichnis der Altarfundationen. — Verzeichnis der i74o vorhandenen 
,Ziehrathen zu behueff der bildtnüss der allersehligsten jungffrau Maria aufm Altar 
B. M. V.* — Teilweises Schatzinventar vom J. i645. — Kettenbuch (,Katenat*), Perg., 
128 Bl. fol.» lat, von 100» ab deutsch, wichtige Quelle, enthält zunächst das Verzeich- 
nis von 16 Höfen mit ihren Abgabepflichten, darnach Bona et observationes, consue- 
tudines eccl. Assindensis, sehr ausführlich (Beschreibung i. d. Beiträgen XIV, S. io9). 
Das letztere in der Schatzkammer aufbewahrt Vgl. Wd. Zs. I, S. 4 10. 

In der Bibliothek des historischen Vereins: Register des Hauptarchivs Histor. Verein 
der Stadt Essen, von Kindlinger vom J. 1800, aus 5 Registraturen bestehend: Haupt- 
oder Stammarchiv, Reichsarchiv, Landesarchiv, Hobs- und Behandigungsarchiv, Geist- 
liches Archiv, mit Urkunden von 877 ab, mit vollständigen Regesten (5^, 4«). — Re- 
gistratur des Stift Essenschen Landes -Archives in 4 Abteilungen, darin eine Reihe 
von Weistümem aufgezählt (5^, 4t>). 

In der Landesbibliothek zu Düsseldorf: C. 47. Ordinarius canonicorum Düsseldorf 
ecclesiae Assindensis, Hs. von i5i3. — D. i. Missale mit Kalender und Nekrolog, ^"****^*^**°'***^ 
9. Jh. (gedruckt Lacomblet, Archiv VI, S. 69). — B. 80. GREGORS-Homilien mit Hebe- 
register (gedruckt Lacomblet, Archiv I, S. 12. — Müllenhoff u. Scherer, Denk- 
male deutscher Poesie und Prosa S. 483). 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 982 Urkunden von 874 — i8o9. Über die Sunuarchiv 
Akten und Hsn. Ilgen, Rhein. Archiv S. 43. — i. Kapitularsachen, 2. Geistliche 
Sachen, darin Nachrichten über die Klöster, die Münsterkirche, ihre Vikarien und 
Officien, Kapellen, und die dem Patronat der Äbtissin untergebenen Pfarren und Bene- 
ficien; 3. Reichs- und Kreistagsachen; 4. Schirm vogtei; 5. Regierungssachen; 6. Grenz- 
sachen; 7. Landständische Sachen; 8. Militärsachen; 9. Steuersachen; 10. Judenschaft; 
11. Flüsse; 12. Bergwerke; i3. Forst- und Markensachen; i4. Jagd und Fischerei; 
1 5. Wege; 16. Stadt Essen; i7. Stadt Steele; 18. Herrschaft Breisig; 1 9. Lehensachen; 
20. Kameralsachen; 21. Register über das Güterwesen; 22. Stiftsgüter in specie. — 



261 



i4 



KREIS ESSEK 



Mttntter 



Handschriftu Im einzelnen unter I, i*» u. i^: Inventar des Nachlasses der Gräfin Sibylfe von Mont- 
fort (ti55i) und der Gräfin Elisabet von Sain (t i588). — II, 12: Kirchenschatz; 
Administration der Kirchenfabrik i795 — i8o3; Kirchenrechnungen von i4i4, i4i6, 
i453, i47i, i5o3, i5i5, i53o, i53i, i535, i537— 1543, i545, i546, i547, i554— 1557, 
i559 — 1572, i575— 1583, i597— 1632, i676, i679— 1684, 1686, i687, i689— 1699, 
u. s. w. bis 1802. 

Unter den Kameralsachen (Nr. 20) Rentmeistereirechnungen über die Gefälle 
der Abtei von 1600 ab. Der Katenat, Hs. A. 62, 116BI., mit Urbar der sämtlichen 
Oberhöfe, vorher Aufzeichnungen über Rechte und Einkünfte der capellani honorii, 
der Kapellen, der dem Patronat der Äbtissin unterstellten Pfarrkirchen etc. (Lamp- 
recht, Verzeichnis niederrhein. Urbarialien S. 9). — Das rote Buch (A. 62*), Hs. des 
i5. Jh., enthält zum Teil die im Katenat beschriebenen Oberhöfe und Ämter. — Das 
schwarze Buch (B. 67), Hs. des 16. Jh., enthält das Ceremonielle bei der Einführung 
einer Äbtissin, Verzeichnis der von der Äbtissin abhängigen Lehen, Nachrichten über 
Jagd und Fischereigerechtsame. — Ältere Hofesrechte von i454 (Reg. 21, 5). — Pro- 
tokollbücher der Behandigungen (Reg. 21,6 — 19). — Kopiare des 16. u. i7.Jh. (Reg. 
21, 20 u. 42). Über weitere Urbare Lamprecht, Verz. niederrhein. Urbarialien S. 8. 

Hs. A. 63 Memorabilia des adligen Damenstiftes Essen vom Canonicus A. W. 
Brockhoff, 18. Jh. — A. 2o9 Chronik, was sich zu Essen von i593 — 1622 zugetragen, 
von Everhard Wittgen. — A. 238 J. Fassbender, Beschreibung der Entstehung 
der Rentei Essen. 

Im Staatsarchiv zu Münster i. W.: KiNDLiNGERsche Handschriftensammlung 
Bd. CIV: Nachrichten über Stiftung des Stiftes Essen im J. 877, Kaiserl. Schenkimgen 
und Verleihungen an dasselbe. Belehnung der Äbtissin mit den Regalien von 899 bis 
i793. Vogteigerechtigkeit. Güter- imd Renten -Verzeichnisse. Verschiedene Stifts- 
Angelegenheiten. Befestigung der Stadt Essen und Rechte derselben. Bescheinigimgen 
über die adelige Herkunft mehrerer Stiftsfräulein. Verzeichnis derselben von 1222 bis 
i444. Testamente u. a., Markenrecht, Belehnungen, Reichssteuern. Päpstliche Privi- 
legien. — Bd. CV. Wahl der Äbtissinnen, deren Bestätigungen, Eidesleistungen, Re- 
galien u. s. w. — Bd. GVL Nachrichten über die Vogtei, Streitigkeiten mit Kleve. — 
Bd. GVn. Essensche Urkunden von 997 — i72i. — Bd. GVHL Urkunden über die 
Stadt und das Gebiet von Essen, sowie über Rellinghausen. — Bd. CIX. Nekrolo- 
gium des Stifts Essen, Verzeichnis der Äbtissinnen. — Bd. CX. Urkundliche Auszüge 
zur Geschichte des Stifts; Reichs-, Kreis- und Landessachen, Schatzungsregister. — 
Bd. CXI. Über die Landesgrenze von Essen, Hexenprozesse, Handwerkergilden und 
Privilegien. — Bd. CXII. Verzeichnis der Essenschen Lehngüter nach alphabetischer 
Ordnung. Lehenprotokolle von i4i3 — 1488. Register über die Belehnungen, Nach- 
richten von einzelnen Lehenshöfen. — Bd. CXIH. Weitere Nachrichten über die 
Lehngüter. — Bd. CXIV. Einkünfte der Abtei nach alten Verzeichnissen, alte Hof- 
rechte einiger Oberhöfe. Abschrift des sog. Essenschen Kettenbuches, Abgaben und 
Dienste der Höfe, Gewohnheiten und Rechte im Stift Essen. — Bd. CXV, CXVI, 
CXVII, CXVin. Vermischte Nachrichten über Güter und Höfe. — Bd. CXXIIL 
Die Essendischen Höfe Arweiler, Gudesberg, Holzweiler, Kirdorf, Paffendorf, Ver- 
zeichnisse der zugehörigen Güter, Hof- und Lehensleute, deren Rechte imd Pflich- 
ten, verschiedene Weistümer dieser Oberhöfe, Verpachtungen derselben, Reverse, Ver- 
gleiche des Stifts mit deren Besitzern. 

In der Kgl. Bibl. zu Hannover: Hs. XXII, i354. Privilegien von Essen (vgl. 
Westfäl. Zs. XIII, S. 27i; XLIV, S. 89). 



Hannover 



262 



ESSEN iS 

Im Staatsarchiv zu Hannover: Privilegienbestätigungen für Essen von i37o, H»nd«chrifti. 
i379, i4i7 (Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde XI, S. 455). 

Im Stadtarchiv zu Köln: Gesetze und Bestimmungen der Reichsstadt Essen. Köln 
Hs. des i7.Jh. (i. d. Farragines des Gelenius XVI, Bl. 27). 

Im Stiftsarchiv zu Xanten: Des kayserlichen freyweldtlichen Stifts Essen Xamen 
hovesrechten, Abschrift vom J. i723 nach dem Essener Lagerbuch, gen. das Rote 
Buch, Bl. 281 (Pels, Sammelbd. IV, Bl. 564). 

Ansichten und Pläne: i. Ansicht bei Braun u. Hogenberg, Städtebuch III, Ansichien und 

Dl" 

pl. 4o, 4 1,5 X i4,5 cm, oben links in Kartouche: civitatis essensis exactiss. descrip., 
mit Angabe der Stadtmauer (Fig. i). Nachbildung, Zeichnung von G. A. Fischer als 
Beilage zur Berg. Zs. XXVIII. 

2. Ansicht bei Merian, Topographia Westphaliae p. 25, 3i,5Xio,3 cm, mit 
Mauerring. 

3. Ansicht in Meissners Thesaurus, D. 54, 1 4,5 x 7 cm, bez.: essend im ber- 
gischen LAND. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Südlich vom Dorfe Buer, Römische u. 
zwischen Essen und Westerholt, sind germanische Gräber mit Urnen gefunden worden Funde 
(A. Fahne, Die Dynasten von Bocholtz I, S. 243). 

Im J. i875 wurde bei der Zeche Helene und Amalie in der Gemeinde Alten- 
essen eine fränkische oder sächsische Grabstätte aufgedeckt, darin zwei Urnen, drei 
eiserne Schwerter, ein Schwert mit Goldverzierung, eine eiserne Lanzenspitze. Dem Pro- 
vinzialmuseum zu Bonn überwiesen. Vgl. B. J. LXIV, S. i9i. — Grevel, Übersicht S. 3. 

Ein Grabhügel befand sich früher auf der Frintorper Höhe. Die Römerstrasse 
von Ruhrort, die bei Lipperheiderdamm in den Kreis eintritt, geht unter dem Namen 
,alte Römerstrasse' bis Essen und weiter nach Westfalen (Schneider, Neue Beiträge 
III, S. 10; IV, S. 6). Von einer anderen Römerstrasse waren i873 in einer Waldparzelle 
noch Gräben und Wälle erhalten (Schneider III, S. i3; IV, S. 7), jetzt verschwunden. 
Eine dritte Strasse führte von Werden über Essen nach Norden (Schneider, Neue 
Beiträge IV, S. 7). 

MÜNSTERKIRCHE. Prisac im Kölner Domblatt i844, Nr. 100, loi. — Die Münster. 
Münsterkirche in Essen: Baudris Organ für christl. Kunst i85i, S. 89; i852, S. 3 mit uttcrmur 
Taf. — V. Quast, Die Münsterkirche in Essen: Zs. für christl. Archäologie und Kunst 
I, S. I mit Taf. und Abb. im Texte. — Die Münsterkirche in Essen, die gemeinsame 
Pfarrkirche für die katholischen Pfarren S. Johann und S. Gertrud, Essen i863. — 
G. Humann, Die Kunst des 10. Jh. in Essen: Kunst und Gewerbe XX, 1886, S. 36o. 

— Ders., Die deutsche Kunst zur Zeit der sächsischen Kaiser: Archiv für kirchliche 
Baukunst und Kirchenschmuck XII, i889. — Ders., Einzelne kunstgeschichtlich merk- 
würdige Einzelheiten im Münster zu Essen: B. J. LXXX, S. i84, Taf V. — Ders., 
Der Westbau der Münsterkirche zu Essen: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der 
deutschen Geschichtsvereine i885, Nr. 11. — Ders., Der Westbau des Essener Münsters, 
Essen i89o. Dazu Dehio im Repertorium für Kunstwissenschaft XIV, S. 161; Clemen 
im Korrespondenzblatt der Wd. Zs. IX, S. 285. — Ders., Über die Entstehung des 
Würfelkapitäls: B. J. LXXXIII, S. i73. — Ders., Die ältesten Bauteile des Münsters 
zu Essen: B. J. LXXXXIII, S. 89. — Ders. in der Zs. für christl. Kunst II, S. 29 1. — 
Dehio u. v. Bezold, Die kirchliche Baukunst des Abendlandes I, S. i55, i7i, i95, 
2i7; Taf. 4i, Fig. 5, 6, 7. — Förster, Baukunst II, S. ZI, mit 3 Taf. — Kallen- 
bach u. Schmitt, Die christl. Kirchenbaukunst des Abendlandes, i85o, Taf. IV, 4, 5. 

— KuGLER, Geschichte der Baukunst II, S. 3o4, 3i5; III, S. 379. — Schnaase, Ge- 

263 



KR£IS ESSEN 



ESSEN 



I7 



schichte der bildenden Künste IV, S. 373. — Denkmäler der Baukunst, von den Stu- Mnnster- 

^_ Kirche 

dierenden der Kgl. Bauakademie Lief. 5, Taf. 20. — Essenwein, Handbudi der 
Architektur II, III, S. i32. — aus'm Weerth, Kd. II, S. i9.. — Otte, Handbuch der 
Kunstarchäologie I, S. 97; II, S. 33, 45, 68, 286. — Dohme, Geschichte der deutschen 
Baukunst S. 1 1, 22. — F. J. Pider, Das Ruhrthal, Werl 1881, S. 295. — Die Münster- 
kirche zu Essen: Echo der Gegenwart i856, 26. Juli. — Die Gründung der Abtei 
Essen: Essener Zeitung 1880, Nr. 284. — Einiges zur Baugeschichte des Essener 
Münsters: Essener Zeitung 1881, Nr. 60. — Über die Restauration ausführlich: Cen- 
tralblatt für Bau Verwaltung I, S. i56; Essener Zeitung i5. Aug. i884; 6. Jan. i885; 
Rhein. -Westfäl. Volksztg., Jan. i885, 1 7. Dez.' 1 885; Essener Volksztg., 24. Okt. 1 885. 

Alfrid, der vierte Bischof von Hildesheira, gründete auf seinem Gute Astnide Geschichte 
ein Frauenkloster, das schon von 868 — 863 bestand (Müllenhoff u. Scherer, 
Denkmäler deutscher Poesie und Prosa S. 543. — G. Humann i. d. B. J. LXXXXIII, 
S. 98) und eine Kirche zu Ehren der h. Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria und der 
hh. Cosmas und Damianus, die erst 874 vollendet gewesen zu sein scheint (Lacom- 
BLET, U B. I, Nr. 69. — Funcke, Urkunden I, S. 243. — Dümmler, Geschichte des 
ostfränkischen Reiches I, S. 8o7. — Fr. Arens i. d. Beiträgen XIV, S, loi). Im 
i3. Jh. galt als das Jahr der Gründung 866 (im Äbtissinnenkatalog wird zu 126S an- 
gegeben, dass seit der fundatio Alfridi 399 Jahre verflossen seien). 

Im J. 944 oder 946 wurde das Kloster und wohl auch die Kirche durch einen Emer Brand 
Brand teilweise zerstört (Annal. Colon.: Mon. Germ. SS. I, p. 98; XVI, p. 73 1). Der 
Brand scheint die westliche Vorhalle und den Ostchor vernichtet zu haben, während 
die Wände des Langhauses stehen blieben (B. J. LXXXI, S. 1 1 2). 

Gegen das Ende des 10. Jh. wurde an die alte westliche Vorhalle der Alfrids- Baude»i3.jh. 
basilika der Westbau angefügt und gleichzeitig ein neuer geradlinig geschlossener Chor 
an das Querschiff im Osten angesetzt. Dem mittleren Chor traten zwei geradlinig ab- 
geschlossene Seitenchöre zur Seite. Unter dem mittleren Chor wurde die Krypta 
errichtet. Gleichzeitig erhielt wahrscheinlich das Langhaus über den Seitenschiffen 
Emporen (Humann, Westbau S. 28). 

Auf diese Krypta weist anscheinend die in dem Essener Missale D. i. der 
Landesbibliothek zu Düsseldorf befindliche, aus dem Ende des 10. Jh. stammende Ein- 
tragung: Dedicatio criptae (S.Januar) (Harless in Lacomblets Archiv VI, S. 64, 68, 
— Humann, Westbau S. 3i). Als Bauherrin hat Humann (Westbau S. 33) die kunst- 
sinnige Äbtissin Mathilde II. (974 — 10 11) wahrscheinlich gemacht. 

Schon nach einem halben Jahrhundert wurde eine Erweiterung des Chores nötig. Erweiterung von 
Die Äbtissin Theophanu durchbrach die Aussenmauern der alten Krypta und fügte 
einen neuen geradlinig geschlossenen Teil an, über dem sich der neue Chor erhob. 
Die Krypta wurde io5i durch den Erzbischof Hermann eingeweiht nach der in ihr be- 
findlichen Inschrift (s. u.). Der Äbtissinnenkatalog berichtet (Seemann S. 4) : Theophanu 
hatt die kruffl (crypta) unter dem hohen chor zu Essen bawen und fundiren lassen. 

Um die Mitte des 12. Jh. fand ein Umbau des Ostteiles statt. Unter der 23. Umbau des 12. jh 
Äbtissin Ermentrud (ii4o — 11 48) hatte die Kirche viel zu leiden. Damals möglicher- 
weise wurden Querschiff und Chor mit auf Ecksäulen ruhenden romanischen Grat- 
gewölben versehen, von denen nur das südliche noch erhalten ist; ausserdem wurden 
die Innenseiten der Querarme umgebaut und durch sie und die anstossenden Seiten- 
chöre ein Laufgang geführt, die Seitenschiffe erhielten wahrscheinlich gleichzeitig Em- 
poren, auf die dieser Laufgang führte (vgl. Dehio, Kirchliche Baukunst S. 2 1 7 ; Re- 
pertorium XIV, S. 162). 

265 



l8 KREIS ESSEN 

Münster. Bis ZU! Mitte dcs i3. Jh. bestand die Abteikirchc in dieser Form: die Aassen- 

kirche "^ 

mauem des dreischiffigen Langhauses noch von dem Alfridsbau herrührend, nach 
dem Brande von 944 mit neuen flachen Balkendecken versehen, überragt von dem 
Westbau und dem io5i erweiterten Chor, dessen Umfassungsmauern sich um 2 m 
über die flachen Decken der Seitenarme des Alfridschen Querschiftes erhoben, das 
nur im Innern um ii5o erneuert worden war. Die Kirche war um diese Zeit bereits 
sehr baufällig, im J. 1246 bittet der Erzbischof von Köln um Almosen für den Wieder- 
aufbau der den Einsturz drohenden Kirche (Lacomblet, U B. II, p. XVIII). Da 
Brand von 1275 zerstörtc ein grosser Brand im J. 1262, I265 oder I275 (das letztere Jahr am wahr- 
scheinlichsten: Seemann S. ZZ) den ganzen alten Bau. Der Äbtissinnenkatalog be- 
richtet : Bei dieser abtissin (Mathilde) zeit ist die kirch und abdey mit allen beiliegenden 
häusem durch versäumung des beckerss abgebrandt a. 1265. Bucelinus II, p. i45 
berichtet: A. 1262 coepit Mechtildis abbatissa magnis sumptibus incendio pene con- 
sumptam ecclesiam restaurare in ea forma, in qua modo conspicitur. 
Neubau Der von Mathilde noch selbst begonnene Neubau des Langhauses wurde erst 

des Langhauses v i . • -r» . tt i / /^ ^ \ , •• 

unter der Abtissm Beatnx von Holte (1292 — i3i7) abgeschlossen. Äbtissinnenkatalog 
(Seemann S. ig): Bei regierung dieser abtissinn ist die münsterkirche mit der abtey 
von grundt aufl" wieder erbawet. Als Architekt (artifex seu magister fabrice) erscheint 
im J. i3o4 der Meister Martin, ein Bruder des Schlosskaplans zu Monterberg (Ann. 
h. V. N. XXXI, S. i39. — Essener Zeitung 1881 Nr. 60). In einzelnen Bauperioden 
wurde bis zur Mitte des i4. Jh. der Bau von Langhaus und Hochchor durchgeführt. 
Der Gräfinnenchor und der hohe Dachreiter auf der Vienmg wurden erst unter der 
Abtissin Elisabeth von Beeck (i426 — 1445), nachdem ein neuer Brand diese Teile 
zerstört hatte, in ihrer heutigen Form errichtet. Abtissinn enkatalog ed. Seemann 
S. i5: Diese abtissin hat den hohen chor der münsterkirchen, so hiebevor durch den 
brandt verwüstet, mit gehauwenen steinen auflTühren . . lassen. Bei zeiten dieser ab- 
tissinne ist der hohe thurm nebens dem hohen chor a. i439 durch Gerharden de 
Molheimb erbawet. Diese Nachricht ist insofern irrig, als der Gräfinnenchor mit dem 
hohen Chor verwechselt worden ist. Die Düsseldorfer Hs. A. 63, Bl. 8*», berichtet aus- 
drücklich : Chorum virginum e secto quadrato lapide ante coUapsum reparari et erigi 
curavit, iuxta chorum excelsam turrim. Der Hochchor selbst ist etwa ein Jahrhundert 
früher entstanden (Bucelinus II, p. i46 ausdrücklich: ecclesiam Assindiensem mag- 
nifice complevit). Im J. i454 wurde das Gewölbe der Vierung erneut (Beiträge I, S. i3), 
im Laufe des 16. und i7. Jh. die Bedachung verschiedentlich umgestaltet. 
Bauten des 17 Jh. Über Rcstaurationcn im 1 7. Jh. berichtet der Äbtissinnenkatalog ed. Seemann S. 22 : 

bei Zeiten der abtissin Maria Clara (161 4 — 1^44) ultimo fere anno ist die münsterkirche 
überall mit neuem bley bedecket und "mit nöthigem holzwerk reparirt; S. 23: bei zeiten 
der abtissin Anna Salonie (um i65o) ist der grosse glockenthurm mit bley renovirt und 
darauff die uhrglock ad 3 man hoch ungefehr elevirt. Die alte Einrichtung der Kirche 
blieb bis i752 bestehen — in diesem Jahre wurden die meisten Altäre entfernt und 
durch schwerfilllige barocke Bauten ersetzt, die erst der letzten Restauration wichen. 
Restauration Die Restauration (Centralblatt für Bauverwaltung I, S. i56. — Essener Zeitung 

August i884, 6. Jan. i885) begann i848 auf Anregung von v. Quast. Die Gewölbe in 
Chor und Langhaus wurden ausgebessert und neu geputzt, etwas später sodann die 
südliche Umfassungsmauer nebst den gothischen Masswerkfenstem und Strebepfeilern 
wiederhergestellt, i877 die Taufkapelle und die Krypta restauriert. Nachdem die 
Gefahr, in der i879 der Bau durch die Bodenbewegung infolge des unter der Stadt 
betriebenen Bergbaues geschwebt, beseitigt war, wurde 1880 mit einer neuen gründ- 

266 




Fig. 3. Em«b Gruniliin der Manitnkirche. 






20 KREIS ESSEN 

M Unit er- Hchcn Restauration durch den Architekten Zindel begonnen, die mit mustergültiger 

kir ch e 

Pietät durchgeföhrt worden ist Das ursprünglich einen einzigen niedrigen Sattel bildende 
Dach wurde in mehrere Dächer gruppiert, ein neuer 25 m hoher Dachreiter aufgesetzt 
Bei der folgenden Beschreibung werden, der Übersichtlichkeit halber, die ein- 
zelnen Bauteile nach der Zeit ihrer Entstehung angeführt. 

B«ubc«chreibung Die Alfridsbasilika (ausführlich Humann, Westbau S. 3) war ein dreischiffiger 

Aifridsbasiiik« flachgedeckter Bau mit westlicher Vorhalle und breitem östlichen Querschiff, dem eine 
grosse Mittelapsis und zwei kleinere Seitenapsiden vortraten (Grund riss Humann, "West- 
bau S. 4. — B. J. LXXXII, Taf. V). Die Längsmauem enthielten an den Innenseiten 
einen besonderen Schmuck durch je i6 Nischen, von denen an der Nordseite 12, aller- 
dings zum Teil vermauert, an der Südseite 7 erhalten sind. Der Bau bestand aus Ruhr- 
sandstein, die Basen und Kämpfer der Pilaster zwischen den Nischen sind aus Kalk- 
stein, die trennenden Pfosten und die Kuppeln von Tuff. Die drei Nischen der west- 
lichen Vorhalle waren höher als die des Langhauses — die seitlichen Räume des 
letztem waren ehemals wohl in gleicher Höhe wie der mittlere Teil mit einer flachen 
Decke versehen, worauf die an der Nordwestecke des südlichen und an der Südwest- 
ecke des nördlichen Teils des Querschiffes befindlichen Überreste von je einem Pilaster 
mit derbem Kapital deuten (B. J. LXXXH, S. 112; LXXXXHI, S. 92, 94 mit Abb.). 

KreuMchifiarme Eine sonst bei karolingischen Bauten nicht weiter nachgewiesene Form hatten 

die Nord- und Südseiten der Kreuzschiffarme, die innen dreiseitig abschliessen, mit 
einem mittleren Portal und rundbogigen Nischen in den seitlichen schrägen Flächen. 
Die Querschiffarme hatten nach Westen oberhalb der Dächer der Seitenschiffe je ein 
Fenster, die (unter dem Putz) eingeschnitten in die sichtbaren Spitzbögen erhalten 
sind. Bei der gothischen Umgestaltung bUeben die oberen Teile der Mauer bestehen, 
wurden nur abgestützt und dann mit gothischen Bögen unterfangen (Humann i. d. 
B.J. LXXXXHI, S. 9i). 
Alte An den Kreuzschiffarmen sind noch Reste der alten Omamentation erhalten. Um 

das ganze Querschiff scheint sich ein 5o cm hoher aus Stuck (nicht Gips) hergestellter 
Fries mit kaum erkenntlichen breiten steifen antikisierenden Blattmotiven gezogen zu 
haben, der an der Ostseite des südlichen Armes von u an (Grundriss Fig. 3) 1,80 m 
unter den Trägem des Dachstuhles, erkenntlich ist. An der Innenseite derselben Mauer 
nach Westen ist 2,20 m unter dem Dachstuhl ein gemalter Zickzackfries (gebrochenes 
Band) in Rot und Grün erkenntlich, der unter der flachen Balkendecke hinlief, deren 
Fuge sich direkt darüber befindet. Die kleinen Seitenabsiden können nur sehr niedrig 
gewesen sein, da unter dem Stuckfries sich noch ein kleines Blendfenster befindet. 

Erweiterungsbau Vou dem Erweiterungsbau des 10. Jh., der über der älteren Krypta errichtet 

wurde, sind unter dem Dachstuhl noch Reste nachweisbar, die Nord- und Südmauer 
des vierseitigen Chorhauses. Zwischen p und u und zwischen w und o sind Mauern 
erhalten von Tuff mit je drei Fenstern mit stark abgeschrägten Gewänden (äusserstc 
Breite 75 cm), zwischen ihnen kleine Kämpfer. Die Gewände zeigen Reste von 
Malerei: auf weisser grüngesäumter Grundfläche rote vierseitige Sterne. 
Wesibau Der West bau (Grundriss Fig. 3. — Querschnitt Fig. 4) ist rechteckig und m 

drei kleinere Rechtecke zerlegt, in deren mittelstes ein dreiseitiger Chor eingefügt ist 
Der zwischen Chorwand und Westmauer befindliche Raum, der sich mit drei grossen 
Bügen nach dem Chore zu öffnet, ist in zwei Geschosse geteilt. In den westlichen 
Abschrägungen des unteren Raumes liegen die Zugänge zu den Treppentürmen, ^^ 
der Westmauer befindet sich eine rechteckige Blende. Die Gratgewölbe des Raumes 
sind mittelst Durchdringung von Tonnengewölben gebildet. 

368 



Die darüber gelegene Empore, durch vier Fensterchen erhellt, zeigt in der 
Westmauer eine Nische mit zwei kleinen Seitennischen und in den Treppen türmen 
grosse Nischen, in die kleine Vertiefungen gebrochen sind. Die drei grossen Bögen 
sind mit doppelten Säulenstellungen ausgefüllt. Je zwei, mit attischen Basen, korin- 
thischen Kapitalen und würfelförmigen Aufsätzen versehene Säulen, die durch kleine 
Bögen verbunden sind, tragen einen schmalen Architrav, auf dem sich wiederum 
ein zweites Säulenpaar erhebt, welches mit abgeschrägten Würfelaufsätzen gegen die 
Laibungen der grossen Gurtbßgen stösst. Die oberen Säulen zeichnen sich durch 
eine eigenartige Form der Basen (ohne eigentliche Plinthe) aus, ihre Kapitale zeigen 
einen einfachen ausgezackten Kelch, während die unteren Kapitale reiche korinthische 
Kompositkapitale nachahmen (Abb. Humann, Westbau S. lo u. 1 1). Die drei Bögen 
tragen eine Halbkuppel, nach Osten mit einem Triumphbogen abschliessend, der auf 
zwei Halbpfeilem mit Bossen kapitalen ruht, über denen sich wieder niedrige Würfel- 
aufsätze mit Deckplatten erheben. 



Die beiden freien Pfeüer des Chores sind durch je zwei Bögen abgestützt, die 
nach den Umfassungsmauern und zwar deren stärkstem Teil zur Seite der Treppen- 
türme geschlagen sind. Zwischen die Bögen sind dreieckige Gratgewölbe eingefügt. 
Die hohen Belastungsmauem, die über den Bögen errichtet sind, schliessen kleine Em- 
poren ein von hufeisenförmigem Grundriss mit kleinen Nischen in den Wänden, nach 
dem Räume G mit zweiachsigen, nach den dreieckigen Seitenraumen mit einachsigen 
Arkaden geöffnet, mit flacher Holzdecke. Die Saulchen der Arkaden zeigen attische 
Basen und jonische Kapitale Über einem unteren Kelche. 

Der über dem Westchor sich erhebende dreistöckige Glockenturm (Fig. z) enthalt 
in den beiden unteren Geschossen je ein Rechteck mit an der Westseite abgeschr^ten 
Ecken, während das oberste Geschoss aussen durch ansteigende drebeitige Flächen, 
innen durch Pendentifs in ein oblonges Achteck übergeführt wird. Die beiden unteren 
Turmgeschosse zeigen einfache Gliederung durch Nischen und Blenden, während jede 
Seite des Achtecks von einem von einer rundbogigen Blende eingeschlossenen roma- 
nischen Doppelfenster durchbrochen wird, dessen Säulen attische Basen und korin- 
thisierende Kapitale mit ein oder zwei Blaltreihen zeigen. Die äussere Gliederung 

369 



23 KREIS ESSEN 

besteht in schwachen Pilastem, die mit steilen Schrägen über dem reichen Sockel- 
gesims aufsetzen und mit Bossenkaijitalen den Architrav tragen. Die Verbindung der 
Geschosse des Mittelbaues bilden die an den Ecken vortretenden achtseitigen Sliegen- 
türme, deren Stufen auf ansteigenden Tonnengewölben ruhen und weder in das Mauer- 
werk noch in die Spindel eingreifen. 
1 Die rechteckigen Seitenschiffe des Westbaues H und J sind an zwei Innen- 

seiten mit Laufgangen versehen, die an der Nord- und Südseite von je drei auf Pfeiler- 
vorsprüngen und zwei Säulen ruhenden Rundbögen getragen werden (die Schafte im 




Norden rund, im Süden achtseitig). Die westlichen Arme der ! 



■änge erweii 



sich zu {von gedrückten, mit Gurtbögen verstärkten Tonnen getragenen) Empi*'*''' 
deren Abschrügungen auf Pendenlifs ruhen. Die unteren Stockwerke öffnen sich mit 
grossen rundbogigen Portalen — die eigentliche Thür mit horizontalem SturK S'^' 
schlössen — gegen die Vorhalle, in die acht Stufen hinaufführen. Im zweiten Ge- 
schoss in den Westmauem Nischen, in denen die Durchgänge zu den Wendeltreppe'' 
liegen. Über diesen im Mauerwerk schmale Durchgänge mit Tonnen überdeckt- 
mg Die Aussenglied erung der Seitenschiffe des Westbaues besteht aus einer schlich" 

ten Stellung von Pilastern im ersten Stockwerk über einem schmalen Gur^esim-*. •" 



mit jonischen Kapitalen einen Architrav tragen. Das Gurtgesims setzt sich um die 
Treppentürme fort, ebenso wie das grosse Gurtgesims des Mittelbaues. Das zweite 
Stockwerk des Mittelbaues ist nach aussen durch eine reiche Ghederung von Vertikal- 
lisenen und Rundbogenfries ausgezeichnet, während das untere nur durch drei grosse 
Rundbögen abgeschlossen ist. 

Der aus dem lo.Jh. stammende ältere Teil der Krypta (im Grundriss Fig. 5 
liefschwarz angelegt) ist durch neun Joche von aus Ruhrsandstein bestehenden Grat- 
gewülben überdeckt, die aus zwei durcheinander geschobenen Tonnen gebildet sind. 
Die vier i,6S m hohen Kalk Steinpfeiler, deren abgefassten Kanten Rundstabe vortreten, 
liiiben eine iScm hohe aus Plinthe und Schmiege bestehende Basis und einen i7 cm 



hohen einfachen dreimal abgetreppten Kämpfer. An den Aussenwanden finden sich 
in der westlichen Hälfte noch schmale Halbpfeiler, sowie in den westlichen Jochen 
an der Nord- und Südseite i,5S m hohe, 46 cm tiefe Nischen. 

Der zweite, IoSj eingeweihte Teil der Krypta (im Gryndriss Fig. 5 schraffiert), 
der sich um den alten Bau beruraJegt, wird von vier i,6om hohen Pfeilern getragen 
auf Basen mit auffallend breiter, flacher Schmiege ^und dem gleichen Kampfer wie 
im alteren Teil. Der PfeiJerkem hat in der Mitte jeder Seite eine Rinne erhalten, 
den Kanten treten Ecksaulchen vor, stärker ab die Rundstabe im alteren Teil, die 
Würfel kapitale tragen, deren Halbrund Verzierung sich um den Pfeilerkem fortsetzt. 
(Abb. Zs. für christliche Arch. I, Taf i, S. 1 1, i 2. — Otte, Roman. Baukunst S. l69. — 
Humann i.d. B. J.LXXX, S. i85, Taf S. — B. J. LXXXVIII, S. 182, Abb. 8). Die aus 
Ruhrsandstein zusammengesetzten Gewölbe bestehen au<! durcheinander geschobenen 

27 1 



24 



KREIS ESSEN 



Münster. Tonnen, die nur in A und B (nicht in dem entsprechenden C) ein vollständiges Kreuz- 
gewölbe bilden, während sich die übrigen Joche als Tonnen mit eingeschnittenen 
Kappen darstellen. Die gleiche ängstliche und befangene Konstruktion herrscht auch 
bei den Gurtbögen, die durchweg einen Halbkreis mit der gleichen Scheitelhöhe bil- 
den. Bei kürzerer Spannweite der Sehne wurde der Bogen gestelzt. An der öst- 
lichen Aussenmauer findet sich an den gestelzten Teilen der Halbpfeiler zwischen je 
zwei Kämpfern die unten wiedergegebene Stiftungsinschrift. Die Decke der Krypta 
enthält bei O O grosse achtseitige, jetzt mit einem Eisengitter geschlossene Öffnun- 
gen, die die Verbindung mit dem Hochchor herstellen. Um diese Öffnungen regel- 
mässig zu gestalten und zugleich auch von den seitlichen Zugängen aus den Blick auf 
den Altar in der Krypta zu ermöglichen, ist der ehemals geradlinig rechtwinkelige Ab- 
schluss der Aussenmauer der älteren Krypta aufgegeben und diese abgeschrägt worden. 
Wandgiicderunj Von feiner künstlerischer Wirkung ist der Abschluss der Nord- und der Südmauer 

unter den achtseitigen Durchbrechungen. Das Viereck ist durch Pendentifs in das 
Oktogon übergeführt (Fig. 6). Die Aussenmauer ist durch zwei Rundbogen geglie- 
dert, die in der Mitte auf einer monolithen Säule mit Basis ohne Eckblatt und inter- 
essantem Kapital ruhen, das unten aufrecht stehende Akanthusblätter zeigt, darüber 
je zwei Blattkelche, aus denen wieder Voluten herauswachsen. Auf dem Kapital sitzt 
ein kleiner Pfeiler mit weitausladendem Kämpfer auf, der wieder mit einem Penden- 
tif an die parallel der Aussenmauer laufende Seite des Oktogons ansetzt. In der Süd- 
mauer befinden sich vier alte Fenster mit sehr stark abfallenden Sohlbänken, denen 
nach Norden (wo die Keller der Abteigebäude anstossen) nur Blenden entsprechen, 
die nach Osten führenden Fenster sind erneut. Bei d führt eine Treppe zur Kirche 
herauf, der entsprechende Aufgang bei c ist vermauert. In die Aussenmauer der 
alten Krypta sind bei u u zwei Nischen gebrochen. 

Bei der Restauration wurde das aus Tuffstein und Gussmörtel regelrecht kon- 
struierte Gewölbe mit einer Ziegelschicht bedeckt, die einen Belag von Mettlacher 
Fliesen erhielt. Für die Einfassung der Achtecke wurden die alten Profilsteine wieder 
benutzt. Die Stufen der Kryptentreppe sind aus Baumberger Fliesstein hergestellt 

Über den Kämpfern der vier Halbpfeiler an der Ostseite auf 4o x 4o cm grossen 
Kalksteinplatten in 22 cm hohen Kapitalen die folgenden dem 11. Jh. angehörigen In- 
schriften (v. Quast im Correspondenzblatt des Gesamtvereins I, S. 37) von Norden 
nach Süden, die i., 3., 4. auf Altäre bezüglich, die 2. die Gründungsinschrift enthaltend. 

1. IN HAG ÄRA HABENTUR RELIQUIAE SANCTORUM CHRISTOPHORI CYRINI CYRIACI 
CORNELII CYPRIANI PANCRACII NEREI ACHILLEII (so). 

2. ANNO INCARNACIONIS DOMINICAE MILLESIMO LI. INDICTIONE IUI. V. JD. SEPT. 
DEDICATUM EST HOC ORATORIUM A VENERABILI ARCHIEPISCOPO HERIMANNO PRECATU 
NOBILISSIMAE SORORIS SUAE THEOPHANU ABBATISSAE. 

3. IN HOC ALTARI CONTINENTUR RELIQUIAE SANCTORUM JOHANNIS BAPTISTAE 
JOHANNIS EVANGELISTAE MATHIE (so) [e] VVANGELISTAE QUINTINI MARTIRIS DIONISII 

RUSTici SANCTORUM CLEMENTis BLASii iNNOCENTiuM GORGONii (sanctorum innocen- 
tium gehört zusammen und an das Ende der Inschrift). 

4. IN ISTA ÄRA HABENTUR RELIQUIAE SANCTORUM JOHANNIS PAULI MAURICII 
EXUPERH (so) LANDBERHTI CRISPINI CRISPINIANI SEBASTIANI ALBANI. 

Das Querschiff enthält noch die Reste des romanischen Einbaues aus der 
Mitte des 12. Jh. in Gestalt der vier Vierungspfeiler, von denen die beiden östlichen 
wahrscheinlich noch einen von der Alfridsbasilika herrührenden Kern enthalten. Die 
Gewölbe in der Vierung wie in F und A ruhen auf starken Ecksäulen mit Eckblatt- 
basen, die reich skulptierte stark unterarbeitete Kapitale tragen, bedeckt mit vortrefT- 



Restaumtion 



Inschriften 



QiierschiiT 



272 



ESSEN 25 

lieh stilisierten romanischen Ranken mit Menschen- und Tierfigürchen, die Kapitale Münster, 
aus dem Klever Schloss (Kimstdenkmäler d. Kr. Kleve S. ii4) noch übertreffend. 
Von den romanischen Gewölben ist nur F alt, aus Ruhrsandstein bestehend und der 
Rippen entbehrend. Die Vierung B ist i4S4 durch ein gothisches Gewölbe ersetzt 
worden, E ist in Ziegeln erneut worden, als beim gothischen Umbau der Kirche ' 
dieser Teil des QuerschifFes zugleich mit dem nördlichen Seitenchor nach Norden 
hin zum Gräfinnenchor erweitert wurde (Humann i. d. B. J. LXXXII, S. 120). Das 
alte Gewölbe in A ist erst bei der letzten Restauration erneuert worden. Das Joch 
A wird nach C und D zu abgeschlossen durch gestelzte Spitzbogen, die auf kleinen 
Kämpfern aufsetzen, welche um die Pfeilervorlagen verkröpft sind. Bei der Anlage 
des Gräfinnenchores musste auch der alte nördliche Zugang zur Krypta in Wegfall 
kommen. Dieser wurde aber später wieder als Zugang benutzt zu einem i76i unter 
dem Gräfinnenchor angelegten rechteckigen mit einem Tonnengewölbe überspannten 
Räume. An der Scheidemauer zwischen den Pfeilern p und u befindet sich nach D 
zu ein merkwürdiges Gesims, das auf eine Bogenstellung zu deuten scheint, die ehe- 
mals in der Art von Chorschranken den Hauptchor gegen die Seitenchörchen ab- 
grenzte. In der südlichen Vorlage des Pfeilers u findet sich eine Nische in der 
Höhe des Umganges. Von besonderem Interesse ist das erhaltene frühgothische Ge- 
wölbe in D, in dem die Brüche der einzelnen Dreiecke (keine vollständigen sphärischen 
Dreiecke) rechtwinkelig auf die mit Rundstäben verzierten Schildbögen stossen. In 
der Südostecke ruhen hier die Rippen auf einem Dienst mit frühgothischem Kapital, 
in den übrigen Ecken auf einer Konsole mit schlichtem fein empfundenen dreiteiligen 
Blatte. Die Zwickel bestehen aus Tuffsteinen, deren Fugen senkrecht, nicht diagonal, 
zu den Schildbögen stehen. 

Die beiden Seitenchörchen sind nach Osten durch je ein grosses zweiachsiges Seitenchörchen 
spitzbogiges Fenster erhellt, dessen Stäbe nicht gekehlt, sondern einfach gefasst sind, 
das alte Masswerk mit drei in Kreise eingezeichneten einfachen Vierpässen noch erhal- 
ten. In dem Fenster in D tritt die Umfassungsmauer des Hochchores vor das äussere 
nördliche Licht: der Hochchor war demnach ursprünglich nicht in dieser Breite ge- 
plant. Nach Süden befindet sich in D ein einfaches einachsiges Fenster, die Pfosten 
nur gefasst, mit Dreipass, in C nach Norden ein spätgothisches einachsiges Fenster 
mit Fünfpass. 

Der dreiseitige Abschluss der Nord- und Südseite des Querschiffes der Alfrids- Abschius^ d« 

° Querschiflfes 

basilika war bei dem Umbau um ii5o gleichfalls verändert worden. Der Umbau ist 
an der Südseite völlig erhalten. Um den Laufgang einzuschalten, wurden die seit- 
lichen Nischen niedriger gemacht und über ihnen ein Bogen geschlagen, der den 
Laufgang und die Mauer in zwei Geschosse zerlegt, von einem Rundstab eingefasst, 
der auf zwei Ecksäulchen mit zierlichen romanischen Kapitalen und Eckblattbasen 
ruht. Von den Scheiteln der beiden Nischen wurde gleichfalls nach der Höhe je ein 
Bogen geschlagen, dessen Centrum in der Achse der Thüröffnung liegt, und der sich 
wie ein Pendentif über die Portälnische legt. Das obere Geschoss der Aussenmauer 
wurde gleichzeitig erneuert, die (unter dem Putz erhaltenen) grossen Nischen wurden 
bei Anlage der Gewölbe tiefer geschlossen; das mittlere Fenster ist erst nach dem 
Anbau der Schatzkammer erneut worden. 

An der Nordseite ist der Abschluss niedergelegt worden bei der Einfügung des 
Gräfinnenchores, der ehemals in der Höhe des Chores selbst lag, zu dem jetzt zehn 
Stufen hinaufführen. Bei der letzten Restauration ist die Orgelbühne hier eingesetzt 
und die gleiche Architektur wie an der Südseite ergänzt worden, in C ist eine ganz 

273 



26 KREIS ESSEN 

neue Bogenstelliing einjjefügt. Der Grüfinnencliür selbst Iiat das Niveau des Lang- 
schilfes erhalten. 

Um das Joch D ist ein romanischer Umgang herumgeführt, der durch eine 
Thür in der Nordostecke mittelst einer Treppe vom Chor aus zugängig ist. Er ruht 
auf grossen Rundbogen, die AbschrSgungen der Ecken auf Pendentifs. In der Süd- 
ostecke ein interessanter romanischer Pfeiler eingemauert, bestehend aus übereck 
gestelltem viereckigen Kern mit je zwei gekuppelten Säulchen an jeder Seite mit reich- 
gegliederter Deckplatte (Schmiege, Karnies, Plinthe, Kamies hintereinander), jedes 
der Saulchen mit einem zierlichen Koinpositkapitäl gekröilt. In der Mitte der Ost- 
wand ein achtseitiger Pfeiler mit (erneutem) frühgothischein Blattkapital. 

Der im i4.]h. errichtete Hoch- 
chor (Ansicht Fig. 7. — Quer- 
schnitt Fig. 8. — Längsschnitt 
Fig. 9) wird von zwei Säulen ge- 
tragen mit achtseitiger Base und 
Kelch kapitalen. Die Säulen ver- 
lassen die durch das Langhaus 
angegebene Achse und treten 
mehr nach der Mitte zusammen. 
Hierdurch sind die schmalen 
rechteckigen Gewölbejoche ver- 
mieden und wird zugleich dem 
Mittelschiff ein höchst wirkungs- 
voller Abschluss gegeben. An 
der östlichen Aussenmauer ent- 
sprechen den Säulen Halbsaulen, 
die Kapitale aus Stein mit drei 
Reihen gut stilisierter Blatter tra- 
gen (an den freistehenden Säu- 
len sind diese aus Cement ange- 
klebt), an den Pfeilern o und p je 
ein alter Dienst mit zwei jimgen 
Diensten zur Seite, mit Kapita- 
len von ausserordentlich schönen 
Fig 7 E..en. Blick .uf deu Hochchor der Müniinkirche. g^th. Blattkränzen. Reich und 

hohl profilierte Gurte trennen 
die Kreuzjoche, bei m und n nur von Rippenbreite. Die Ostmauer ist von einem 
grossen dreiachsigen Mittelfenster mit Fünfpass (dieser erneut) und zwei DreipAssen 
in Masswerk und zwei einachsigen Fenstern durchbrochen, nach Norden und Süden 
je ein zwei- und ein einachsiges Fenster, nach der Nordseite zu ein Drittel der Höhe 
versetzt Bei q befinden sich neben der mittleren Halbsäule noch zwei kleine ganz 
kurze Dienststümpfe, die an der Südseite fehlen. 

Das Langhaus (Längsschnitt Fig. 9) wird von drei Paaren freistehender aus 
grossen Ruhrsandsteinquadern aufgemauerter Säulen getragen, denen im Osten und 
Westen Halbsüulen entsprechen. Die Säulen haben eine i,oS m hohe Basis, zunächst 
achtäeitig in zwei Stockwerken, darüber mit einer runden Wulst. Entsprechend ist das 
runde Kelchkapitäl gestaltet, erst rund, darüber eine achtseitige Deckplatte. Die nörd- 
liche und südliche Hälfte des I.:anghauses sind nicht gleichzeitig, sondern zeigen be- 

374 



deutende Abweichungen. Die nördliche Seite scheint die frühere zu sein. Hier sind 
die Kapitale der Säulen etwas feiner profiliert, vor allem ist der obere Saum des 
Kelches schmäler als an der Südseite. Die Strebepfeiler sind auf beiden Seiten zur 
Hälfte nach innen gezogen, ähnlich wie in den Minoritenkirchen des i3. Jh., nur an 
der Nordseite mehr als an der Südseite, wodurch auch die Bögen über dem Umgang 
an der Südseite schmäler ausgefallen sind. An der Nordseite entsprechen den Säulen 
des Mittelschiffes gemauerte Halbsäulen vom gleichen Durchmesser, die nicht direkt 
in die (inneren) Strebepfeiler übergehen, sondern von ihnen durch eine leichte Schmiege 
getrennt werden. Die Kapitale entsprechen gleichfalls denen der Mittelschiffsäulen, 
nur bei k ist der Kelch mit zwei Reihen vortrefflich stilisierter frühgothischer Blätter 
bedeckt: stark gekrümmte und unterarbeitete gleichsam angeklebte Eichen blatte r. An 
der Südseite entspricht den 

Säulen ein polygonaler Pfeiler- "^^^"^^ ^ 

kern, dem ein alter Dienst als 
Quergurt träger und zwei junge 
Dienste als Rippenträger vor- 
treten, jeder mit seiner beson- 
deren polygonalen Basis und 
besonderem Blattkapital. 

Der an der Innenseite 
der Aussenmauern herumge- 
führte Umgangdurchbricht die 
inneren Teile der Strebepfei- 
ler mit schmalen Thürchen. 
An der Nordseite fällt seine 
ganz verschiedene Höhe und 
die verschiedene Profilierung 
der Gesimse sehr stark auf. 

Das Mauerwerk zeigt an 
der Aussenseite Schichten 
von meist viereckigen, leicht 
mit dem Hammer gerichteten 
Kohlensand Steinblöcken, aber 
in ganz unregelmässiger Lage- 
rung und verschiedenen Grössen. Unter dem grossen östlichen Mittelfenster am Chor 
ein breiter, die ganze Breite des Mittelschiffes einnehmender Entlastungsbogen. Die 
dreimal abgetreppten Strebepfeiler bestehen aus grossen Kohlensandsteinquadem in 
ganz regelmässigem Verband. Das unter den Sohlbänken laufende Horizontalgesims, 
das um die Streben verkröpft ist, ist wie die Fenstergewände erneut. An der Süd- 
seite der Kirche sind die zweimal abgetreppten Streben, um die das Horizontalgesims 
verkröpfl ist, mit Giebel däche rchen gekrönt, der ganze Mantel ist hier aus Ruhrsand- 
steinquadem erneut. Die Nordseite ist gleichfalls gänzlich erneut und hat einen einen 
Fuss starken Mantel erhalten. Die Konsolen an der Nordmauer im Kreuzgang sind 
nach den alten, ehemals hier befindlichen erneut. 

Die AlfridsbasiUka nimmt unter den karolingischen Bauten durch die ganz einzig 
dastehende Gliederung Jer Schmalseiten des östlichen Quersciiißes einen besonderen 
Rang ein. Die westliche, ein zweites Querschiff andeutende Vorhalle erinnert an 
S. Emmeram in Regensburg, die Nischenarchitektur der Langseiten teilt sie mit S. Stephan 

275 



28 



KREIS ESSEN 



Mttfitter« 
kirche 






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KüMtler 



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C: 

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und S. Emmeram zu R^ensburg, der 
Luciuskirche und der Krypta der Abtei- 
kirche zu Werden, der Ludgerikapelle zu 
Helmstadt (Dehio u. v. Bezold, Die kirch- 
liche Baukunst des Abendlandes Taf. 1 7o, 
9, lo, ii), der Stiftskirche zu Meschede 
(Nordhoff i. d. B. J. LXXXXIII, S. 1 1 1), 
und S. Georg in Köln. 

Der Westbau, in Anlage wie Durchfah- 
rung gleich hohe Bewunderung weckend, 
ist eine Nonnenempore, verwandt dem 
um das J. looo entstandenen Westbau zu 
Corvei und vielleicht dessen Vorbild (J. B. 
Nordhoff, Corvei und die westfälisch- 
sächsische Früharchitektur: Repertorium 
für Kunstwissenschaft XI, S. i46, 1 57, 396, 
4o3), ,eines der merkwürdigsten Inkunabel- 
werke der deutschen BaukunstS das ,geist- 
reichst komponierte und sorgfältigst aus- 
geführte rheinische Bauwerk des lo. Jh.* 
(Dehio im Repertorium XIV, S. i6i; Die 
kirchliche Baukunst I, S. i9S). 

Als Urheber sind deutsche, nicht aus- 
ländische Künstler anzusehen. Der West- 
bau ist keine Wiederholung der Aachener 
Palastkapelle, sein verdienter Erforscher 
Humann geht aber zu weit, wenn er (West- 
bau S. 36 und B. J. LXXXXIII, S. io4) 
diesen Einfluss ganz abweisen will (da- 
gegen Dehio im Repertorium XIV, S. 162. 
— Clemen im Korrespondenzblatt der 
Wd. Zs. IX, S. 285). Die doppelte Säulen- 
stellung in den Bögen, die Essen mit 
Aachen und Mana im Kapitol zu Köln 
teilt, ist zu auffällig und selten, als dass 
die Verwandtschaft eine zufällige sein 
könnte. Durch diese Anlehnung wird das 
Verdienst des Essener Künstlers in Nichts 

geschmälert ,Geradedie 
ganz verschiedene Na- 
tur der zu lösenden Auf- 
gabe lässt die Bemü- 
hungen des Essener 
Meisters, Anklänge an 
Aachen, man muss sagen 
zu erzwingen, doppelt 
merkwürdig erscheinen* 
(Dehio). 



376 



ESSEN 99 

Die westliche Vorhalle (Innenansicht Fig. lo. — Grundriss Fig. ii), in der 
ursprünglichen Form aus dem Ende des lo.Jh. stammend (als porticus in dem Essener 
Missale der Landesbibliothek zu Düsseldorf genannt: Harless in LACOMßrJrrs Archiv 
VI, S. 64, 68. — Humann, Westbau S. 3 1) verbindet den Westbau des Münsters mit der 
[ohanniskirche, ,sein Zusatz krönt gleichsam das ganze Werk des Westbaues' (Nordhoff 
im Repertorium XI, S. 397). Er besteht aus zwei Säulengängen, jetzt mit Pultdächern 
überdeckt, die sich mit einer von je vier Säulen getragenen Bogenslellung nach dem 
Atrium öffnen. Die ganze Anlage ist durchgreifend erneuert. Die verjüngten Säulen 
sind bis auf eine, die aus drei Stücken zusammengesetzt ist, Monolithe aus rotem 
Sandstein, sie zeigen attische Basen ohne Eckbtälter und (Oberarbeitete) mächtige 
Würfelkapitale von Kalkstein mit einfach profilierter Deckplatte darüber. Die Bogen- 
stellung ist in Tuff ausgeführt, der Rundbogen fr ies unter den Pultdächern gänzlich 
erneut. Die Dächer ruhen auf horizontalen Balken, die im Südschiff in die Mauer 
eingebunden sind, während sie im Nordschiff an der Aussenmauer auf einem auf 

Kragsteinen aufruhenden 
Querbalken lagern. Die süd- 
liche Aussenseite (Fig. 2) zeigt 
zur Seite des grossen rund- 
bogigen Mittel portal es je drei 
Nbchen, die in kleinen Blen- 
den stehen, durch Pilaster mit 
schlichtem Kämpfer getrennt. 
Die Blenden und die Wöl- 
bungen der Nischen sind in 
Tuff erneut, wahrend das Ma- 
terial des Hauptbaues Ruhr- 
sandstein ist. Die Thür hat 
dreimal den Platz gewechselt. 
An der Südwestecke isl ein 
Treppentürmchen eingebaut, 

die nördl. Aussenseite (ganz- ^«' *"■ ^""'- V'orh.H« dn Müaiwtlirohe. 

lieh erneut) ist durch Vertikal- 

iisenen und Rund bogen friese in fünf Felder zerlegt, über dem mittleren Portal ein 
Giebelchen, das Portal neu eingefasst mit Ecksäulchen und Rundstab. An der Innen- 
seite derselben Mauer zwei Nischen, die im Süden fehlen. 

An der Osiseite der Johanniskirche in dem Vorhofe unter einem verwitterten 
hölzernen Baldachin des 18. Jh. ein steinerner Kruzifixus (Fig. iz) in Lebensgrösse, 
ein edles gothisches Werk um i4oo, das Haupt auf die rechte Schulter geneigt, der 
Leib sehr schlank, der Rippenansatz stark betont, ohne genaue Kenntnis des anato- 
mischen Baues, ahnlich dem zu Dinslaken (Kunstdeiikmäler d. SL Duisburg und d. Kr. 
Mülheim a. d. Ruhr und Ruhrort S. So, Taf. HI). 

An den südlichen Kreuzarm stOsst die Taufkapelle T an, über der sich die 
Schatzkammer befindet. Die letztere ist mit einem schweren Kreuzgewölbe über- 
deckt und nur durch zwei kleine Rundbogen fenster von Westen erhellt. Die Tauf- 
kapelle, um drei Stufen tiefer liegend als das Querschiff, ist mit einem Gratgewölbe 
überspannt und zeigt Ecksäulen mit Eckblatibasen und Würfelkapitälen mit Bogen- 
verzierung. An der Nord- und Ostwand je eine Nische. Nach Westen eine grosse 
Nische, die oben in eine Blende absetzt, mit einem kleinen rundbogigen Fenster in 

277 



KREIS ESSEN 



der Mitte, eingerahmt von einem Rnudstab init Ecksaulchen, entsprechend der gleichen 
Gliederung an der Aussenseile. 

An diesen Bau ist ein zweiter /weistückiger romanischer Bau gefügt, jünger als 
T und ursprünglich von aussen mittelst einer Treppe zuganglich, der wahrscheinlich 
als Archiv diente {jetzt Wächterwohnung), im oberen Teile durch vier kreisrunde 
und vier quadratische Fenster erhellt. In einem der letzteren eine Fensterplatte mit 

dem NamenvvENDEL- 
BOLnvs (Humann i.d. 
B. J. LXXX, S, 187. 
Taf.V). Ursprünglich 
aus Kohlensandstein 
errichtet, die Vertikal- 
lisenen und Bögen au.i 
Tuff. 

Die Sakristei be- 
steht aus drei Räu- 
men, von denen zviti 
durch Stemge wölbe, 
der östliche durch ein 
einfaches Kreuzge- 
wölbe überdeckt sind, 
an der Ostseite unter 
dem Fenster eine Al- 
tarmensa. 

Die goth. Doppel- 
fenster sind in ihrer 
Einfassung gÄnzlich 
neu, nach Osten er- 
halten ein altes go- 
thisches Fenster mit 
geradliniger Stabwerk- 
einfassung. Über der 
Thür zur Sakristei im 
Hochchor die In- 
schrift r HOC SACRA- 
RIUM CONSTRÜCTUM 

EST ANNO 1S24. Die 

^■J 1 '' ■ ''' ^ ' ' ■ ^ -'"--•- gleiche Jahreszahl er- 

Fig. 11. EiieD. giebt die in der Sa- 

cn-dri» d« MumwrkitcKc .ni, Vorh»ii=, jah.ü.ijj,ch. -«d Kr«u.p.Bg. kristeiangeheftetePef- 

gamentiirkunde: Anno 
domini millesimo quingentesimo vicesimo quarto, die sanctorum Petri et Pauli aposto- 
lorum consecrata est hec capella ad honorem salvatoris n<)Stri domini Jesu Christi et 
bealae Mariae virginis matris eius iiecnon sanctorum Petri et Pauli apostolorum, 
I.azari, Mariae Magdalenae et Marthae, Odiliae, Erasmi et omnium sanctorum. Dedi- 
catio semper erit servanda dominica prima post Kiliani. Soli Deo gloria. 

Der an der Nordseite der Kirche gel^ene Kreuzgang wurde nebst dem Abtei- 
gebäude unter der Äbtissin Beatrix von Holte (i29z — [3i7) neu errichtet und zeigt 

278 



ESSEN .1 1 

in seinen alten Teilen die frdhgothischen Formen. Nur der östliche, den Ableige- 
bäuden eingemauerte Teil ist in seiner alten Gestalt erhallen (Ansicht Fig. i3). Er be- 
steht aus sieben Spitzbögen, die durch kräftige vierseitige Pfeiler mit schmaler Basis 
getrennt werden. In jeden der Bögen sind Kwei schmalere Spilzbftgen eingefügt, ge- 
tragen durch kurze monolithe Säulen, die wahrscheinlich noch von dem ültereii 
Kreuzgang stammen, mit schmaler attischer Basis und romanischen Blattkapitfllen von 
aufsteigenden Akanthusblattern. Der OstteÜ besitzt noch den alten Bodenbelag, ober 
den .sich die Fensterbänke nur um 1 5 cm erheben. 

Der übrige Teil des Kreuzgnngcs ist bei den letzten Restaurationen glinzlich erneut 
wordeii. Er besteht an der Süd- und Westseite aus je sieben Jocheii, an der Nord- 
seite bricht er nach dem ersten Joch ab. 
Die FensteröfTnungen sind an der Westseite 
einachsig, über dem Mittelpfosten ein Me- 
daillon mit verschiedenem Masswerk, die 
Pfeiler vierseitig, an der Kante leicht ab- 
gefasst, die Gewi'ilbe Stemge wölbe, die 
scharf priLifilierten Rippen wachsen aus 
der Wand heraus. An der Südseite die 
Form ensp räche einfacher und früher, die 
Rippen auf Blattkonsolen ruhend, die Ge- 
wölbe Kreuzgewölbe. 
Ausstattung der Münsterkirche. 

Ehemaliger Hochaltar, im nörd- 
lichen Seitenchürchen aufgestellt, Reli- 
quienschrank mit Flügeln, der Schrank 
a,6S m hoch, 3,SS m breit. Die Predella 
I m hoch, 2,7o m breit, die Bilder der 
Flügel {ohne Rahmen) i,3S m hoch, i,S3 m 
breit. Der in drei Stockwerke zerlegte 
Reliquienschrank, gold, rot und blau poly- 
chromiert, enthalt in der Mitte eine grosse, 
mit einem krabbenbesetzten Kielbogen ab- 
geschlossene Blende, die eine polychro- 

mierte Holzstatuette der Madonna, vor p. ,, p 

einer Strahlensonne auf der Mondsichel Kruiifii in da Vorhalle der Muojurkiiohe 

stehend, enthalt. Die einzelnen Abteilun- 
gen sind durch Reihen von Baldachinen gekrönt, deren unterer und oberer Ab- 
schluss Kanten von durchlaufendem reichen spätgothischen Blatterwerk bilden, das 
ausgezeichnete kunstgewerbliche Vorbilder abgiebt. In den einzelnen Feldern Reli- 
quien, zumeist Schädel in roten Sammthüllen mit Stickerei, durch (erneuerte) rote 
Eisengitter abgeschlossen. 

Die Flügel enthalten die Gemälde des Burlholomueus dt Bntyn, im J. iSzz be- 
stellt, iS24 vollendet und iSzS aufgestellt. Der Äbtissinnenkatolog berichtet {See- 
mann S, i7): n. i5i2 ist die tallel (piclura) auf dem hohen chor in summo altari bei 
den weitberümten Meister Bruin bedingt zu mahlen und a. iSaS auffgehangen, kostet 
allein zu mahlen 247 goldgulden (bei Braun u. Hogenberg, Städtebuch III, p. 4o; 
Georg Bruin), Der Vertrag vom 1 7. Juli 1S22 und eine Generalquittung vom 20. Dec. 
i52S im Stiftsarchiv Reg, II, caps. i4 erhalten (den Text giebt P. Ci.emen, Zu Bar- 

a79 



32 KREIS ESSEN 

tholomäus de Brujii: Repertorium für Kunstwissenschaft XV, S. i45}. Vgl. Baudris 
Organ für christl. Kunst l85 i, S. 29. — Woltmann -Woermann, Geschichte der Mal«ei 
II, S. 498. — Merlo, Nachrichten von kölnischen Künstlern S. 73. — Janitschek, 
Geschichte der deutschen Malerei S. 5i3. — LObke, Geschichte der deutschen Kunst, 
S. 7o5. — FiRMENiCH-RiCHARTZ, Bartholomäus Bruyn und seine Schule S. So, loS. 
Lichtdruck nachbildun gen der vier Tafeln wird die zu erwartende grosse Publikation 
von G. Humann bringen. 

Auf der Innenseite des linken Flügels die Geburt Christi. Maria in reichem 
dunkelblauen Gewände und weissem Kopftuch mit gefalteten Händen knieend vor 
dem auf einer Art Kiste liegenden nackten Kinde, von der anderen Seite Joseph mit 
einer Kerze, dahinter eine Reihe von Engeln, in reichen Gewändern knieend, an- 



Fis. 13. EucQ. KicuisiBf an der Müiut<rkii«1ic. 

betend und musizierend, mit küstlichen Köpfen, wie auf den Aorentinischen und 
venezianischen Geburtsbild em. Im Hintei^und Ruine mit Renaissancearchitektur, i" 
der Mitte Ausblick auf offene Landschaft, durch die Thüre Hirten herbeieilend. Oben 
in den Lüften vier musizierende Engel, die zur Rechten ganz als kölnische Engel 
die links wie italienische Putten. Hinter der Madonna kleiner die Stifterin, Äbtissin 
Monika von Oberstein. 

Auf der Innenseite des rechten Flügels die Anbetung der Könige. Im Vorder- 
grunde sitzt in tiefdunkelblauem Gewände die Madonna mit rundem Gesicht und 
weissem Kopftuch, in beiden Händen das nackte, nur mit einem dünnen Schlei^' 
bekleidete Kind haltend, vor ihr knieend der älteste der Könige in pelzverbräniiero 
Mantel von purpurnem Sammtbrokat, in der rechten Hand sein Barett, mit der linte" 
die Hand des Kindes an seine Lippen führend, hinter ihm stehend die beiden an- 
deren Könige, zur Rechten Joseph, Als Hintergmnd reiche Renaissancehalle, 1'"''* 



ESSEN 33 

ein Bogen mit Durchblick auf eine blühende Landschaft Die Halle füllt eine Groppe m 
Zuschauer, einige mit flachen schwarzen Baretts, wahrscheinlich Porträts wie auf dem 
Xantener Bilde. Rechts in der Ecke ein Täfelchen mit der Zahl iSaS. 

Auf der Aussenseite des linken Flügels die Kreuzigung in offener Landschaft, *"! 
links vom die zusammenbrechende Maria von Johannes gestützt, neben ihr zwei 
Frauen, rechts neben dem Kreuzstamm knieend Maria Magdalena, Gruppe von Kriegern 
und Reitern, an einem Hügel zur Linken Judas erhangt. Auf der Aussenseite des 
rechten Flügels die Kreuzabnahme. In weiter düsterer felsiger Landschaft einsam bis 
zum oberen Rande ragend das Kreuz, vom der Leichnam Christi, realistisch wieder- 
gegeben, langau^estreckt, von Johannes gestützt, Maria Magdalena führt knieend die 
schlaff herabhängende Hand Christi an die Lippen. Links vier, rechts zwei weitere 
Figuren als Zuschauer mit vor- 
trefflich modellirten Köpfen. 

Die beiden Innenseiten * 

sind warm und leuchtend im 
Ton, von hohem koloristi- 
schen Reiz, besonders durch 
das dunkle Blau und Rot, die 
Gestalten in weichen ruhigen 
Umrissen gezeichnet. Der Re- 
naissancecharakter ist sehr 
stark, namentlich in den Put- 
ten, der Parklandschaft bei 
der Anbetung der Könige ent- 
wickelt. Die Aussenseiten sind 
auch dem Charakter der Dar- 
stellungen angemessen, schwe- 
rer und trüber in den Farben, 
etwas nüchterner und weniger 
geschlossen in der Komposi- ' 
tion, bei der Kreuzabnahme 
schauen die Seitenfiguren teil- 

nahmloszu. DasWerk bezeich- '*' "'"■ """"•' ompoinipi» im a 

net den glänzenden Höhe- 
punkt der Jugendperiode des Künstlers und steht an Frische weit über dem Xan- 
tener Altarwerke (KunsldenkmSler d. Kr. Moers S. io5). Die Flügel sind i839 durch 
Professor Basen mit Unterstützung des rheinischen Kunstvereins und des Königs von 
Preussen für iSoo Thaler schlecht restauriert yp'orden. Das zweite Flügelpaar, das nur 
in der Fassionszeit benutzt ward, ist erst in den letzten Jahren untergegangen, die 
,cleyn flc^Uen' von der Predelle, die die Quittung nennt, sind nicht erhallen. Das 
kostbare Werk, das einen prachtvollen Abschluss des Hochchores abgeben würde, ist 
von seinem Platz im Chor entfernt und in den Gräfinnenchor versetzt worden, wo 
zumal die Aussenseiten in unmittelbarer Nahe der Mauer langsam aber sicher ver- 
kommen, wahrend seine Stelle ein kleiner sorgsam gearbeiteter, aber unbedeutender 
Hochaltar von Verhacgm einnimmt. 

Der ehemals in der Vierung aufgestellte Dreikönigsaltar wurde 1808 der Pfarr- D"i 
Idrche zu Pfaffendorf im Kreise Bergheim geschenkt, woselbst er sich noch befindet 
(Organ für christl. Kunst XII, S. 261). Über den nicht erhaltenen Kreuzaltar vgl. S. 46. 

S 



34 KREIS JESSEN 

Die beiden Pfeiler bei o im südlichen Seitenschiff sind durch einen flachen 
Bogen verbunden mit hohlprofiiierter Stabeinfassung. Der Bogen ist mit fünf kleinen 
jjj. nasenbesetzten Kleeblattbögen verziert, mit Krabben und Kreuzblumen geschmüctt, 
die Pfosten zwischen ihnen auf menschlichen Büsten ruhend, dahinter eine Stab- 
werkbalustrade mit Fensternachahmung. Den beiden Pfeilern treten kleine vierseitige 
Pfeilerchen vor, darauf die in Drei viert ellebensgrösse ausgeführten Statuen der hh. 
Kosmas und Damianus, in langen Gewändern, ein jeder mit einer flachen Haube, in 
der äusseren Hand ein Schwert, in der inneren eine turmartige Büchse, bärtig, laag- 
gelockt, in Brust und Schultern ziemlich schmal, die langen Mantel von edlem Wud, 
gute Skulpturen um i38o — i4oo. 

In der Blende eine Gruppe des h. Grabes, beinahe lebensgrosse Sleinfiguren, 
um iSao, im Stile der Berendonk sehen Skulpturen in Xanten {Kunstdenkmäler d. Kr. 
Moers S. loo) aber steifer und härter. In der Mitte auf später barocker Tumba ruheDd 

der langausgestreckte Leich- 
nam Christij tun ihn sieben 
Figuren, in der Mitte Maria 
von Johannes gehalten. 

Säule im Westbau (Mül- 
lers i. d. Beitragen I, S. u), 
S,i8 m hoch, aus zwei Teilen 
bestehend, der untere kürzer, 
von Sandstein mit Kanncl- 
luren, der obere, leicht ver- 
jüngt, von poliertem braun- 
^ gelben Marmor, die Basis 
S, attisch, grosses aus zwei Tei- 
len bestehendes Komposü- 
kapital (Fig. i4). Die Saule 
ist antik, stammt wahrschein- 
lich aus Julien und kam 
Fif. IB. Buch. Atfndiarkapiu( !■ dti Mumierkirohe möglicherweise Über Magde- 

burg nach Essen {HüMANK 
in Kunst u. Gewerbe XX, S.36i). Sie stand ursprünglich im Oslbau unter der Vierung 
hinter dem Kreuzaltar und trug das goldene Reliquien kreuz der Äbtissin Ida (s.u-). 
Vgl. Fr. Arens i. d. Beiträgen XIV, S. ii7, Anm. 2. 

Kompositkapitäl aus der 2. H. des 10. Jh. (Abb. Huuann i. d. B. J. LXXX 
S. i89, Taf.V, 6; Westbau S.z8; Korrespondenz blatt l884, Heft 11). als Träger eines 
gothischen pokal form igen Weihwasserstein es dienend. 

Grab des h. Alfrid {Fig. i5), um 1280 — i3oo, l,oS m hoch, 2,oS m lang, 
65 cm breit, von Kalkstein. Die Tumba, ganz ähnlich der des h. Gerricus in Gen^" 
heim, enthält an jeder der Langseiten sieben, an jeder der Schmalseiten zwei mit 
Krabben besetzte und mit Kreuzblumen abschliessende spitzbogige Blenden, zwischen 
ihnen zweimal abgetreppte Pfeilerchen mit Fialen. Die Stäbe schon leicht gekenlt, 
innen ein Rundslab herumgeführt. Vgl. Essener Volksztg., 24. Okt. 188S. 

Grabstein des 9. oder 10. Jh. mit der Inschrift: lil non sept alburo 08, 'J* 
den Ecken mit Palmettenverzierungen (Abb. Huhann i. d. B. J. LXXX, S. 188, Taf. ^'^)' 

Sarg aus rotem Sandstein, 188S entdeckt, auf der Sat^iatte die Inschri'^^ 
KL NOVEUBR BiLO OBiiT (HuMANN ebenda S. l9l). 

283 



J 



bssem 35 

Ober dem Eingang zur Taufkapetle ein 60 cm hoher schwebender Engel aus 
Sandstein, mit aufgerichteten Flügeln, das bekleidete Christkind in den Armen haltend, 
vollkommene mid als Abschluss höchst wirkungsvolle Figur um i5oo. 

Steife Holzfiguren der hh. Se- 
bastian und Rochus, 1,10 m hoch, neu 
polychromiert, Ende des i5. Jh. 

Lebensgrosse Hoizfiguren der 
hh. Kosmas und Damianus (Fig. 16) 
im Hochchor, mit Schwert und Büchse, 
in der alten Polychromierung geschickt 
erneut, in langen gut drapierten Män- 
teln mit stark durchgearbeiteten ältlichen 
Köpfen, bartlos, vom Ende des iS.Jh. 

Grabstein der Äbtissin Elisa- 
beth von Berge { Äbtissinnen kalalog 
ed. Seemann S. ai), vom J. 16 14, von 
schwarzem und weissem Marmor, jetzt 
im nördlichen SeitenschilT eingemauert 
Die Äbtissin auf dem Rücken liegend 
mit steifem Kragen und Reifrock, über 
ihr von zwei Engeln mit umgekehrten 
Fackeln gehatten ihr Wappen, zur Seite 
ihre Aufschwörung. Umschrift: int iaer 

NACH DER GEBtJRT CHRISTI l6l4 DEN 
iS. JANÜARn IST DIE HOCHWIRDIGH 
HOCH UND WOLGEBORNE FÜRSTIN UND 
FRAUW FRAUW ELISABETH, DES KAY- 
SERLICHEN FREYWELTLICHEN STIFTES 
ESSEN, AUCH ZUE FR ECKENHORST UND 
HOTTULN ABDISSINN, GEFORNE GRA- 
VINNE ZUE DEM BERGH, IN GOTT SE- 
LIGLICH ENTSCHLAFFEN, DEREN SEELE 
DER ALMICHTIGE GNEDIG SEI, 

Im Hochchor reichgeschnitzter 
hölzerner ehemals vergoldeter Tisch, 
Stil Louis XV. Unter den Figuren der 
hh. Kosmas und Damianus reichge- 
schnitzte barocke Konsolen. 

Wandgemälde im Westbau. ^ 

(W. Tönnissen, Alte Wandmalereien 
in der Münsterkirche zu Essen: B. J. 
LXXXIL S. 134. — Ders. in Prüfers 

Archiv für kirchl. Kunst XL Nr. 11). ^'' "■ ^'°- Hoi^fisw d„ h, Ko.™.. 

Im J. I883 kam ein Cyklus von Wand- 
gemälden aus der 1. H. des 11. Jh. im Westbau zum Vorschein, zwar nur in dürftigen 
Resten erhalten, aber durch die Zeitstellung — sie sind die frühesten in den Rhein- 
landen — wie die ikonographischen Beziehungen — Verbindung der traditionellen 
neutestamentlichen Darstellungen mit Bildern aus der Engel^eschichte — von beson- 
derem kunsthistorischen Wert. 

8« 

983 



36 KREIS ESSEN 

Die grosse mittlere Hangekuppel des Westbaues enthielt eine einzige grosse 
Darstellung des jüngsten Gerichtes auf tiefblauem ro^esäumten Grunde. In der Mitte, 
zu unterst war die Auferstehung der Toten dargestellt, die aus den Sargen, deren 
Deckel zurückgeschlagen sind, aufsteigen, die ganze Darstellung durch eine Mauer 
eingeschlossen. Über ihnen wahrscheinlich S. Michael, darüber in Mandorla Christus 
thronend. Nach Norden Adam und Eva kennüich. 

Die beiden apsidenartigen Nischen der mittleren Empore zeigen gleichfalls zwei 
grössere Darstellungen, nach Norden eine schlecht erhaltene Darstellung: Christus und 
die Apostel, von denen nicht viel mehr als die Köpfe erkennbar sind (Fig. i7). Die 
in dem Gewölbezwickel darüber be- 
findliche Gestalt halt ein Spruchband 
mit der Inschrift (nisi) V{i)D(e)RO IN 
M(a)N(i)B(us) (Joh. XX, aS). Damach 
war in der genannten Nische die Scene 
zwischen Chrbtus und Thomas dar- 
gestellt. In der gegenüber im Süden 
gelegenen Nische war Christus bei den 
jQngem von Emmaus abgebildet, auf 
^em Tisch drei Schüsseln, die eine mit 
einem Fisch, der eine Jünger wendet 
sich, die Hände anbetend erhebend, 
Christo zu, der ihm das Brot reicht 
' Die Mauerflachen der dreiteiligen 

Sangerlribünen im Umgang trugen zur 
Seite der oberen Fenster wie in den 
Zwickeln der unteren Bogen die fol- 
genden Bilder: Im Norden zur Seite 
des oberen Doppelfensters ein Engel in 
kurz geschürztem Gewand, der einen 
mit Reisestab versehenen Jüngling an 
der Hand führt, also wohl Raphael 
mit Tobias. Gegenüber eine knieendc 
Mannergestalt, den Kopf einem hinter 
ihr stehenden Engel zugewendet, mit 

Fig 17. E.«„ R««d„W.„ds™äld=WW«.W ^^^ Inschrift: EGRESSVS SVM VT DO- 

CEREU TE, demnach Gabriel, dem Pro- 
pheten Daniel erscheinend {Fig. 18). Die entsprechenden Darstellungen im Süden ent- 
halten zwei Engel, der eine auf einer Leiter vor einem schlafenden Manne stehend: 
das Gesicht Jakobs von der Himmelsleiter. In den Zwickeln der unteren Bögen je 
eine mannliche, nicht naher zu beslimmende Einzelfigur. An den Kappen des drei- 
eckigen Gewölbes im Norden wiederum eine Darstellung des auferstandenen Christus 
unter seinen Jüngern, im Süden Petri grosser Fischzug (?). 

Die Gurtbögen, welche — auf jeder Seite zwei — zwischen die filnf Haupt- 
räume der Empore eingespannt sind, trugen je fünf runde Medaillons mit blaugrauem 
Grunde, wahrend die Laibungen gelb mit roten Säumen bemalt waren. Im äusseren 
südlichen Gurt sind drei Medaillons ganz, zwei teliweise erhalten, im inneren Reste 
von drei, im inneren nördlichen Gurt eines vollständig, Reste von zwei, im äusseren 
zwei ganz, Reste von drei. Dargestellt ist zumeist eine lehrende Figur mit Zuhörern, 

384 



ESSEM 37 

wohl Apostel. Im äusseren südlichen Bogen erkenntlich Philippus und der Kämmerer 
der äthiopischen Königin. 

Die Zwickel der doppelten Saulenstellung innerhalb des mittleren grossen Rund- 
bogens tragen in rotbraunen Säumen auf kobaltblauem Grunde weibliche Brustbilder 
en face mit gelben Nimben, die Köpfe schema- 
tisch, aber sorgfältig ausgeführt, wahrscheinlich die 
Porträts der Äbtissinnen (Fig. i9). Die Laibungen 
dieser B^en zeigten als Verzierung dunkelrot- 
braunen Grund mit gelb aufgemalten die Mosaik- 
technik nachahmenden Punkten, von gelben Rän- 
dern eingeschlossen, die mittlere mit einem, die 
seitlichen mit drei Medaillons. In der Laibung 
des grossen nördlichen Rundbogens gelbe vier- 
blätterige Sterne auf rotem Grunde (dasselbe 
Motiv wie in Werden, s. u.), eines der Medaillons 
zeigt das Brustbild einer mit einer Reifenkrone ge- 
schmückten Gestalt en face in rötlichem Mantel 
mit braungelbem Saum, vielleicht einer der sächsi- 
schen Prinzessinnen. Weitere dürftige Reste sind 
nicht zu deuten. 

Die Technik besteht in starker rotbrauner 
und schwärzlicher Konturvorzeichnung, skizzierend 
aufgetragen, von Farben nur zwei verschiedene 
Töne von Blau (hell und dunke!) für den Grand 
gebraucht, ausserdem Ockergelb und Rot in zwei 
Tönen, rein und bräunlich, für einzelne Gewänder 
noch weiss. 

In dem östlich von der Vierung gelegenen ^ 

Gewölbejoche sind 1881 bei dem durch die in 
der Längsachse entstandenen Risse notwendig 
gewordenen Abbruch Deckenmalereien zum 
Vorschein gekommen, die auf dem erneuten Ge- 
wölbe nach den aufgefundenen Resten durch den 
Maler Stummel aus Kevelaer wiederhergestellt 
worden sind (Fig. zo. — W, Heilermann, Kosmas 
und Damianus: B. J. LXXIII, S. 89, Taf. V, mit 
Darstellung des Befundes bei der Aufdeckung). 
Die Gemälde gehören dem Ende des 12. Jh. an, 
sie sind etwas jünger, als die zu Brauweiler und 
Schwarzrheindorf; doch erscheint es aus stilkriti- 

^ , , , , „ . Fig. IS. EutD. Diniil und Gibria], 

sehen Gründen ausgeschlossen, sie erst der Zeit Windgemiiii. >ui dem Wotbiu. 

nach dem Brande von 1 265 zuzuweisen. 

Dargestellt sind vier Scenen aus der Legende der hh. Kosmas und Damianus, 
der alten Patrone der Kirche. An der Südseite: sie werden ins Meer geworfen, an 
der Westseite: sie werden ins Feuer geworfen, an der Nordseite: sie werden, an 
Kreuzen hängend, gesteinigt und mit Pfeilen beschossen, an der Ostseite enthauptet 
(genaue Erklärang bei Heilermann a. a. 0.). Die Figuren waren in gelben Linien 
entworfen, mit vielen Pentimenti, die Gewänder meist rot, alles Nackte gelb, der 

28S 



38 KREIS ESSEN 

Hintergrund blau. Die Schildbögen trugen einfache Blattfriese, der Gurtbogen ein 
fortlaufendes Blattomament mit phantastischen Tierfiguren'; beide wurden bei der 
Restauration durch reicheren Farbenschmuck ersetzt. 
" Aus der Mitte des i4. Jh. sind an den Kreuzschiffpfeilern Reste von Wand- 

malereien erhalten (durch Äwmme/ wiederhergestellt). Am nordöstlichen Pfeiler ein 
grosser Salvator mundi (Fig. ii) nach rechts geneigt, in beiden Händen haltend ein 
langes dünnes Spruchband mit der Inschrift: Hic est pakis QVl de celo DESCENorr 
ET QUi MANDUCAT. Der Mantel in reichem Wurf, die Saume erhaben im Putz mo- 
delliert. An den Pfeiler gegenüber die Madonna mit dem Spruchband: ex hoc 

BEATAM ME DJCENT OMNES GENEBATIONES (gänzlich emeut). 



Vig. 19 Euch. Putrül einer Ibouin iiu dem Wcitbaii. 

An dem ersten Pfeiler nach Westen übereinander drei Bilder, zuerst ein jugend- 
licher König mit der Überschrift propheta und dem Spruchband: Hic EST deus 

DEUS NOSTER IK ETERNUM ET IN SECULIJM SECULI; IP5E REGET NOS IN SECULA. Dann 

der h. Ambrosius mit dem Spruchband : illa que fuerunt in utero virginis sufTT 
IN HOC. Endlich der h. Augustinus mit dem Spruchband: tu es deus abscondfits 
IN HOC pake. An der Ostseite des Pfeilers Eusebius und Paulus (emeut), an dem 
östlichen Pfeilerpaar Laurentius und Stephanus (emeut). Die ganze Kirche wird 
augenblicklich durch Friedrich Stumme! ausgemalt. Die Fenster haben neue Glas- 
gemälde von de Belktine in Gent erhalten. 

Im Hochchor über dem Eingang zur Sakristei niederländisches Gemälde um 
iSoo, Holz, Maria Magdalena in ganzer Figur. 

«86 



4o KREIS ESSEN 

Kreuzigung mit zwei fast ganz abgeblätterten Nebenscenen, Anfang i6. Jh., 

ohne Wert 

Himmelfahrt Christi, Holz, i. Hälfte des i7.Jh., deutsche Arbeit. 

Kniestück, den h. Engelbert darstellend, neben ihm auf einem Tisch eine Rolle 

mit Ansicht der Münsterkirche. 

Im südlichen Querschiff zwei Ölgemälde 
auf Leinwand in barockem Rahmen, vortreff- 
liche Werke nach 1 7oo, mit fein abgewogenem 
Halbdunkel in virtuoser Behandlung, darstellend 
das Martyrium des h. Stephan sowie Christus 
und Thomas. 

Vier lebensgrosse handwerkmassige Heiligen- 
bilder vom alten Hochaltar. 

Barockes Epitaph der Anna Salome von 
Salm und Reifferscheid von weissem Marmor 
auf der Orgelbühne. In der Mitte vor einem 
Tischchen, über dem sich ein Kruzifix erhebt, 
nach rechts gewendet die Verstorbene in 
Lebensgrosse knieend. In der Krönung ihr 
Wap{>en zwischen zwei allegorbchen Figuren, 
neben den seitlichen Pfeilern, an denen die 
Aufechwörung der Toten angebracht, zwei 
weitere Figuren stehend, unter dem unteren 
Architrav zwei Engel mit ausgebreiteten Flügeln, 
halb schwebend, halb stützend, zwischen ihnen 
eine Muschel. 

Epitaph der am i6. Nov. i69i verstorbe- 
nen Äbtissin Anna Catharina von Salm und 
ReifTerscheid (jetzt durch die Orgel verdeckt). 
Siebenarmiger Leuchter von Bronze, 
2,35 m hoch, 2 m breit, auf Basis von weissem 
Marmor von 58 cm Höhe und quadratischer 
Grundfläche mit 84 cm Seitenlange (Fig. la. — 
aus'm Weerth, Kd. Taf XXVIII, vortreffliche 
Abb., II, S.36. — CHR.W. Schmidt, Kirchen- 
möbel und Utensilien Taf. i9 mit Grundriss 
des Fusses. — Annales archeologiques iSSi, 
p. 295, pl.; i8S8, p. 3ai. — v. Quast i. d. 
Zs. für Christi. Archäologie und Kunst I, S. 14; 
II, S. 259. — ScHNAASE, Geschichtc der bil- 
denden Künste IV, S. 668. — Baudri, Organ 

wig(iK«nKide>uid.H(»hchor<)<rMDuicrkirchc. für christl. Kunst II, S. i9, Taf. — Otte, Hand- 
buch d. Kunstarchaologie I, S, i65. — Humann 

i. d. B. J, LXXX, S. 184 über die Details. — Seemanns Kunsthistorische Bilderbogen 

Taf 149, 5). 

Der Leuchter ist ein Geschenk der Äbtissin Mathilde II. (974 — loi i). Um den 

untersten Knauf befindet sich die Inschriftr t mahthild abbatissa me fieri IUSSIT 

ET CHRISTO CONSECRAViT f (Facsimile bei aus'm Weerth, Kd. II, S.36). Der deutsche 



Äbtissinnenkatalog berichtet (Seeuann S. 4): , Diese abtissin het auch die kuüTer oder 
die 7 grosse leuchter gegeben, welche vor s. crucia aliar stehen.' Der Leuchter ist in 
einzelnen Cylindem und Trommeln gegossen, die mit starken Eisenstangen zusammen- 




gesetzt sind (nur die unter den Leuchtertellem hingeführte horizontale Stange ist 
späterer Zusatz). Die Bronze war ehemals vergoldet, in die Knäufe waren Krystalle 
und Edelsteine eingefügt (jetzt durch farbige Glasflüsse ersetzt). Die Ciselierung ist 



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Münste 
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KREIS ESSEN 



Münster« 
kirche 



Würdigung 



Ausstattung der 
Krypta 

Skulpturen 



Epitaphien 



Schatzkaminer 



mit technischer Virtuosität durchgeführt. Der Leuchter ruht mit vier Löwenfüssen auf 
dem marmornen Untersatz. Die sechs Dübellöcher, die sich in dessen Seiten befin- 
den, weisen auf ehemaligen Metallbeschlag. Die nägelartig rund herum auf den Unter- 
satz aufgesetzten Löwenköpfe sind verlötet. An den vier Ecken des Fusses ehemals 
die vier Winde, zwei abgebrochen, nur der Aquilo ganz erhalten, sitzende halbnackte 
menschliche Gestalt mit Spruchband aber Tierkopf mit Hörnern. E. aüs'm Weerth 
(Das Siegeskreuz der byzantinischen Kaiser Konstantinus VIL Porphyrogenitus imd 
Romanus IL, S. i9) hatte schon auf die Verwandtschaft dieser Figürchen mit denen 
am Fusse der Bemwardssäule zu Hildesheim hingewiesen, G. Hümann (Die Kunst 
des IQ. Jh. in Essen: Kunst und Gewerbe XX, 1886, S. 36o) sucht die Verwandtschaft 
mit den Hildesheimer Werken abzuweisen. Der Leuchter steht in der vollendeten 
Ausbildung der Ornamentik über den Hildesheimer Arbeiten. Von den bekannten 
romanischen siebenarmigen Leuchtern im Dom zu Braunschweig, in S. Gangolf zu 
Bamberg, in der Bustorfkirche zu Paderborn, im Dom zu Prag und in Klosterneu- 
burg, steht der erstere dem Essener am nächsten (Kallenbach, Album mittelalter- 
licher Kunst, Heft 2, Nr. 6. — Görges, Beschreibung vom S. Blasius-Dom zu Braun- 
schweig Taf. 3. — W. A. Neumann, Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig- 
Lüneburg, Abb.) 

In der Krypta auf dem Altar Pieta, Holz, 9o cm hoch, Ende des i5. Jh., 
neu polychromiert. 

Holzfiguren der h. Elisabeth, i m hoch, des h. Johannes Evangelist, 1,10 m 
hoch, nach i5oo, in eckigem Faltenwurf, beachtenswert die auf dem Saum einge- 
schlagenen hölzernen Nägelköpfe. Figuren der Maria Magdalena, 1,10 m hoch, vom 
Anfang des 16. Jh., des h. Antonius und einer weiblichen Heiligen aus der Mitte des 
i5. Jh. in alter Polychromierung. Reste barocker Figuren. 

Epitaph der Äbtissin Katharina von Tecklenburg, gravierte Bronzctafel, 
78x57 cm hoch, in Holzrahmen; unter von zwei Pilastem getragenem Bogen die 
Wappen des Grafen Otto von Tecklenburg und der Gräfin Irmgard von Rietberg 
mit frei behandelten Helmdecken. Zwischen den Wappen vor dem Kruzifix knieend 
die Äbtissin mit Spruchband: o her erbarm dich meiner. Oben Kartouche mit: 
H. G. M. G. i56o. Links Täfelchen mit: selich seind die fridtfertigen dan sie 

werden GOTTES KINDER HEISSEN. MATHAEI 5. CAP. RechtS KartOUChe mit: ANNO 
l56o DEN 9. MARTII OP DEN MIDDACH STARF DIE EDEL UND WALGEBAREN KATRINA 
V. G. GNADEN DES KEISERLIKEN FREIWELTL. STIEFTES ESSEN ABDIS, GEBAREN GRAFIN 
ZG TEKENBORGH, WELKE IM FRIDE REGIERT UNT IN FRIT GESTORVEN IS, DER SEL 
GOT GNADE. 

Epitaph der Gräfin Agnes von Bichlingen, gravierte Bronzetafel mit aus- 
gehobenem Grunde, i,i5xo,83 cm, aus zwei Stücken bestehend, in der Mitte in 
gothischer Umrahmung das prächtig gezeichnete Alliancewappen der Beichlingen und 
Mannsfeld, in den vier Ecken Vierpässe mit weiteren Wappen. Umschrift: in dem 

JAIR UNSERS HEREN DUYSENT VYFFHUNDERT UND DREINDDERTTICH OP DES HILLIGEN 
SACR AMENTSDACH, DEN TWELFFTEN DACH DES MAINDTS JUNII, IST GESTORVEN DIE 
EDELL UND WAILGEBOREN AGNES GRAEFFIN ZO BICHLINGEN, DES VRYEN WERLTLICHEN 
STIFFTS ESSEN PRAESTINNE, WELCHER SIELE GOTT ALMECHTICH IN DEM FREDE WILL 
LAITEN RASTEN. 

Schatzkammer. 

aus'm Weerth, Kd. II, S. 22. — Die Kunstschätze der Münsterkirche zu Essen: 
Baudris Organ für christl. Kunst II, i852, S. i7, 26. — Die goldene Kammer der 
Münsterkirche: Essener Volksztg., i885, Nr. 120. — Vgl. kunsthistor. Ausstellung zu 



29o 




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29o 



ESSEN 



43 



Köln, i876, Nr. 535, 538, 539, 543—46, 557—62, 575—79, 58 1, 583. — Didron, Quel- 
ques jours en Allemagne: Ann. archeol. XVIII, p. 273 — 87, 3i3 — 3o. 

Den wertvollsten Teil des Schatzes bilden die vier grossen goldenen Vortrag- 
kreuze (Abb. Taf. I u. IL — aus'm Weerth, Kd. Taf. XXIV u. XXV, i — 4; XXVI, 
I — 4. — Labarte, Recherches sur la peinture en email. — Ders., Histoire des arts in- 
dustriels II, p. I IG. — Kugler, Zur Geschichte des Emails: Deutsches Kunstblatt i858, 
S. 69. — E. Garnier, Histoire de la verrerie et de remaillerie, Tours i886, p. 396. 

— V. Quast, Beiträge zur Geschichte der ältesten Arbeiten in Schmelzwerk: Zs. für 
Christi. Archäologien. Kunst II, S. 259. — Baudris Organ II, S. i7. — Bucher, Ge- 
schichte der technischen Künste I, S. i9. — G. Humann, Die Kunst des lo. Jh. in 
Essen: Kunst u. Gewerbe XX, i886, S. 36o. — Otte, Handbuch der Kunstarchäologie I, 
S. i52. — J. V. Falke, Geschichte des deutschen Kunstgewerbes S. 35. — Rohault 
DE Fleury, La messe V, p. i3o. 

Als verwandte Arbeiten zu vergleichen vor allem das Lotharkreuz in Aachen 
(aus'm Weerth, Taf. XXXIX, i. — Bock, Pfalzkapelle I, Fig.'i5, i6), das in einer 
deutschen Werkstatt zwischen dem Ende des lo. und dem Anfang des 1 1. Jh. angefertigte 
Kreuz von Velletri (Borgia, De cruce Velitema 1 78o. — Verkleinerung bei Martigny, 
Dictionnaire des antiquites chretiennes p. 2i6. — Kraus, Realencyklopädie II, S. 242. 

— Stockbauer, Kunstgeschichte des Kreuzes S. 220. — Grimouard de Saint -Lau- 
rent i. d. Revue de Tart chretien X, p. i), das Soltykoff kreuz (7234 — 60) des South- 
Kensington Museums. — Abb. J. Hungerford Pollen, Gold and Silver Smith's 
Work, London i883, p. 94), das Prachtkreuz des Museums zu Ronen (Revue des arts 
decoratifs i889, II, portefeuille), das Kreuz aus der Abtei von Frassinovo im Museo 
civico zu Modena, das Kreuz von S. Peter zu Fritzlar (Rohault de Fleury, La 
messe V, pl. 4o9. — Katalog der Ausstellung kunstgewerblicher Altertümer in Düssel- 
dorf 1880, Nr. 6o3), die beiden Gertrudenkreuze des Weifenschatzes (Neumann, Re- 
liquienschatz S. 93, 97), das Giselakreuz der reichen Kapelle zu München (Neumann 
S. loi. — Labarte, Hist. I, p. i43; II, p. ii5, Album pl. ii3), das Goldkreuz zu 
Münster (Rohault de Fleury, La messe V, pl. 4o9, p. i3o), das Kreuz der Kirche 
zu Senden (Lübke, Die mittelalterliche Kunst in Westfalen S. 4 12), das Kreuz der 
Johanneskirche zu Herford (Düsseid. Katalog 1880, Nr. 603**), als echt byzantinische 
Arbeit des 10. Jh. das Sevastianoffsche Kreuz in der Sammlung Botkin in Petersburg 
(Labarte, Hist. III, p. 424. — Schulz, Sammlung Swenigorodskoi S. 4i. — Kopie von 
Owtschinikoff im Suermondt- Museum zu Aachen). — Vgl. femer van Drival, La croix 
d'Oisy 6t autres croix anciennes: Revue de Tart chretien II, p. 3o6, 348, 48 1 ; III, p. 49. 
Weiterhin Revue de Tart chretien XIV, p. 34o. 

Alle vier Kreuze sind unter byzantinischem Einflüsse entstanden, zeigen Nach- 
ahmung byzantinischer Werke, drei von ihnen enthalten auch echt byzantinische Emails, 
die ganze Arbeit ist aber eine deutsche und kann ebensowohl am Rhein (Köln oder 
Trier) wie in Hildesheim angefertigt sein, worauf mannigfaltige Beziehungen verweisen. 
Alle vier sind cruces Stationales. Das Theophanukreuz ist von Labarte (Hist. d. arts 
ind. II, p. iio) ohne Grund als byzantinische Arbeit bezeichnet worden, in den Re- 
cherches sur la peinture en email p. i58 als deutsche Arbeit, ebenso als byzantinisch 
von J. Schulz (Der byzantinische Zellenschmelz, Frankfurt i89o, S. 5i). 

I. Erstes Mathildenkreuz, 44 cm hoch (Taf. I, 3. — aus*m Weerth, Kd. 
Taf. XXIV, i; II, S. 23, 29. — Otte, Handbuch I, S. i54, Fig. 56. — v. Falke S. 35, 
Fig. IG, Köln. Ausstellung Nr. 557), Holzkem, auf der Vorderseite mit Goldblech, an 
den Seiten und auf der Rückseite mit Rotkupferblech überzogen, die beiden Seiten- 



Münster 

kirche 



Kreuze 



Verwandte 
Arbeiten 



Ursprung 



Erstes 
Mathildenkreuz 



29 1 



44 KREIS ESSEN 

arme und der untere stark beschädigt. In der Mitte der schlanke Christuskörper mit 
langem Lendentuch, hinter dem bärtigen leicht zur Seite geneigten Haupt Nimbus 
von Filigran mit drei Steinen. Die Eckstücke, auf die dreieckige Felder aufgesetzt 
sind, mit starkem Goldfiligran bedeckt Unter dem Trittbrett, auf dem die Füsse mit 
zwei Nägeln befestigt sind, die Schlange. Die Ränder besetzt abwechselnd mit einem 
grossen ovalen oder viereckigen Edelstein und zwei kleinen Perlen. Über dem Kreuz 
Inschrift in Grubenemail (blaue Füllung): jesus nazarenus rex judeorum, unter 

ihm ein Täfelchen in deut- 
schem Zellenemail, auf rotem 
Boden in blauem Grunde 

MAHTHILD ABBA Und OTTO 

DUX darstellend, gemeinsam 
das von ihnen geweihte Kreuz 
auf hoher Stange haltend. 
Die Rückseite im 12. Jh. gra- 
viert (Fig. 23), ähnlich der 
Gravierung auf dem vierten 
Kreuz. Der Fuss auf einer 
Krystaltkugel. Die Schenk- 
geberin ist die Äbtissin Ma- 
thilde II. (974—1011), die 
Tochter von Ottos I. Sohne 
Ludolf Da ihr Bruder Otto, 
HerzogvonBaiemund Schwa- 
ben, schon 982 starb, ist die 
Enistehungszeit des Kreuzes 
auf 974—982 bestimmt Un- 
richtig die Angabe des Äb- 
tissinnenkataloges, der sie eint 
Tochter Ottos II. nennt, und 
die Meinung Kuglers, der 
dies und das folgende Kreuz 
für eine Stiftung der Äbtissin 
Mathilde III. und des Her- 
zogs Otto von Nordheim halt 
(vgl. B., Wer war die Ge- 
schenkgeberin der mit dem 
Namen Mathilde bezeichne- 
Fig 23. E«™. RUci<«.p.viBüD|; dt. .«!=,. Mai}.ud«i.r.u.«. ten Kreuze in Essen: Baudris 

Organ XIV, S. i7o,283). 
2. Zweites Mathildenkreuz, 45 cm hoch {Taf. I, 1. — aus'm Weerth, Kd. 
' Taf. XXIV, 2, II, S. 27,3o. — Köln. Ausstellung Nr. 558), Holzkern, vom mit Gold- 
blech, auf den Schmalseiten und der Rückseite mit Rotkupferblech überzogen, das in 
Gravierung des 12. Jh. in der Mitte das Lamm, auf den Ecken die vier Evangelisten- 
symbole zeigt (Abb. aus'm Weerth Taf. XXVI, 2). In der Mitte aufgestiftet der 
gegossene und vergoldete bärtige Kruzifixus, der Nimbus mit kleinen Perlen besetzt 
Die Eckstücke sind mit Filigran bedeckt und mit einzelnen grossen Steinen in der- 
selben Fassung wie beim ersten Kreuz besetzt, der überladene Rand enthält mit ovalen 

^92 



ESSEN 45 

oder rechteckigen Steinen abwechselnd kleine rechtwinkelige Plättchen von byzan- Münster, 
tinischem Zellenemail mit geometrischen Teppichmustem. Zur Seite des Christus und 
am Fusse weit gröbere deutsche Zellenemails, oben Sonne und Mond, imten in grü- 
nem Gnmde die Madonna mit dem Kinde auf dem Schosse thronend, vor der die 
Stifterin mit dem Kreuz auf einem Stabe kniet. Die Inschrift lautet links: mathild 
ABBATi(ssa), darüber a h h l v m (wahrscheinlich: Accipe has hostias; largire, virgo 
Maria . . . ), die drei auf der rechten Seite stehenden Zeichen nicht zu deuten. 

Auf dem linken Kreuzarm ein antiker Intaglio (Krieger vor Herme), auf dem rech- 
ten ein antiker Cameo (Kleopatra mit Schlange), unter dem Kreuz ein Cameo mit einem 
Löwen. Der Fuss auf geschnittenem Krystall (Abb. aus'm Weerth, Taf. XXXIX, lo). 

3. Theophanukreuz, 45 cm hoch (Taf. II, i. — aus'm Weerh, Kd. Taf. Theophanukreiw 
XXIV, 3; II, S. 28, 3o. — Köln. Ausstellung Nr. 56o), Holzkern, mit vergoldetem Rot- 
kupfer überzogen, auf der Rückseite graviert in der Mitte die Halbfigur des bärtigen 

Christus, in den Ecken die Evangelistensymbole (aus'm Weerth, Taf. XXVI, 3), 
unter dem Fuss ein 7 cm hoher geschnittener Krystall (Abb. aus'm Weerth, Taf 
XXXIX, 9). Die Kreuzarme sind der Länge nach in drei Streifen zerlegt, der mittlere 
ist mit Goldfiligran Überkleidet, die seitlichen in Goldfiligran abwechselnd mit einem 
von vier Perlen umgebenen ovalen Stein und einem Zellenemail. Auf den Eckstücken 
je zwei Emailtäfelchen, oben mit Adlern, links mit Löwen, rechts mit Greifen, am 
Fusse mit Bäumen. In der Mitte auf einer aufgesetzten kreisrunden mit Filigran be- 
setzten Platte ein mit lilienförmigen Zähnen gehaltener grosser ovaler Bergkrystall. 
Die auf den Schmalseiten der Arme befindliche Inschrift: ed . t . . egali genere 
NOBiLissA THEOPHA . . . HOC s . . . (Edita regali genere nobillissima Theophanu hoc 
Signum dedit) weist auf die Äbtissin Theophanu (io39 — io54) als Geschenkgeberin. 
Die Emails, die in den breiten goldenen Stegen eine Vorbereitung des Grubenschmelzes 
zeigen, zwischen die die Goldlamellen des Zellenschmelzes eingesetzt sind, sind erst 
nachträglich und zwar wohl in Essen selbst aufgenietet, da für sie in dem Filigrannetz 
nicht überall Rarun gelassen ist. Die geschwungene Form deutet ausserdem, zumal 
bei den oberen sechs auf die Arme aufgesetzten Emails, auf ursprüngliche Zugehörig- 
keit zu einem kreisförmigen Gegenstand. Diese sechs Stücke weichen auch in der 
Farbengebung mit dem krystallinisch grünen Grunde und der Ornamentik ziemlich 
von den übrigen Emails des Theophanukreuzes ab. Auf der Paxtafel (s. u. Nr. 7. 
— Taf. II, 3) finden sich vier zugehörige Emails von der gleichen Grösse, Form, 
Farbe und Zeichnung. Alle zehn Stücke zusammen bilden einen Zweidrittelkreis, der 
genau als Nimbus auf das Haupt der Essener Madonna, (s. u. Nr. 6. — Fig. 24) 
passt, deren Nimbus in der That fehlt, während der emaillierte Nimbus des Kindes 
erhalten ist. (Ähnliche emaillierte Nimben in der Sammlung Swenigorodskoi : Schulz, 
Der byzantin. Zellenschmelz Taf. 16, i9, 20). 

4. Viertes Prozessionskreuz, 46 cm hoch (Taf. II, S. — aus*m Weerth, Kd. ^ viertel 

^__ . . ^ ,, Prozessionskreuz 

Taf. XXIV, 4; II, S. 28, 3i. — Köln. Ausstellung Nr. 559.), Holzkem, auf der Vorder- 
seite mit Goldblech überzogen, auf den Schmalseiten und auf der Rückseite mit gra- 
vierten Rotkupferplatten des 1 2. Jh., auf der Rückseite Lamm und Evangelistensymbole, 
der Grund wie bei dem 2. u. 3. Kreuze punziert (Abb. aus'm Weerth, Taf. XXVI, 4). 
Die Ausführung des feineren Filigrans und die Fassung der Steine und Perlen in 
hohen aufgebogenen, mit einem Goldkördeichen umwundenen Kasetten, bei den 
grösseren Steinen auch mit übergreifenden Zähnen (en cabochon) ist hier vollendeter 
und kunstvoller als bei den übrigen Kreuzen. Auf dem mittleren Streifen grosse ovale 
Steine und Perlen, am Fusse ein Cameo mit Kopf aus Chalcedon. Auf dem 16 cm 

293 



46 



KREIS ESSEN 



Munster» 
kirche 



Emails 



Idakreuz 



Theophanu« 
handschrift 

Vorderseite 



Elfenbein 



breiten Rande abwechselnd ein von vier Perlen eingefasster ovaler Stein mit 7 x lo cm 
grossem Täfelchen von byzantinischen Zellenemails, die wie bei dem zweiten Mathilden- 
kreuz geometrische Teppichmuster imd einige pflanzliche Motive zeigen. Das Mittel- 
feld und die vier Eckstücke bedeckt mit einheimischen Zellenemails, auf den Ecken 
die vier Evangelistensymbole, in der Mitte der Gekreuzigte zwischen Maria und Johannes 
mit Sonne und Mond. 

Die Ausführung des figürlichen Emails verrät dieselben ungeübten deutschen 
einheimischen Hände wie bei den beiden Mathildenkreuzen: die auf den Rand auf- 
gesetzten Zellenemails, unvergleichlich feiner und mit vollkommener Beherrschung 
der Technik ausgeführt, sind sicher von ganz anderen Künstlern gefertigt und mit 
grösster Wahrscheinlichkeit als byzantinische Importartikel zu bezeichnen (genau die- 
selben geometrischen Zickzackmuster an sicher byzantinischen Arbeiten: Schulz, Die 
byzantinischen Zellenemails der Sammlung Swenigorodskoi S. 38, Taf.; Der byzan- 
tinische Zellenschmelz Taf. i7), die dort fabrikmässig — wie heute die MiUefiori — 
hergestellt, ins Ausland versandt und hier vdn den Goldschmieden zur Ausschmückung 
ihrer Arbeiten verwendet wurden. Das vierte Kreuz reiht sich durch die enge Ver- 
wandtschaft mit dem zweiten Kreuze den übrigen Mathildenkreuzen an, und ist wahr- 
scheinlich gleichfalls eine Stiftung der Mathilde, übertrifft aber die beiden anderen 
durch die Feinheit der Ausführung und die geschmackvolle Verteilung des Schmuckes. 
Dass die gleichen Emails auch auf anderen Arbeiten — so vor allem am Haupt des 
h. Oswald in Hildesheim — vorkommen, bedingt noch keine enge Verwandtschaft 
zwischen diesen und den Essener Arbeiten. 

Ein fünftes grosses goldenes Kreuz befand sich ehemals auf der Marmorsäule 
im Westbau, eine Schenkung der Äbtissin Ida (um 1 1 20). Der Äbtissinnenkatalog 
berichtet: (Seemann S. 6): Haec abtissa auream crucem in columna marmorea dedit 
cum hac inscriptione : Ida abatissa me fieri fecit. Das Kreuz ist verloren, die Inschrift 
ist noch erhalten, eine 5 2 x 1 5 cm grosse auf Holz aufgeheftete Tafel von vergoldetem 
Kupferblech mit der Inschrift in grossen Kapitalen: f istam crucem ida abbatissa 
FIERI lUSSiT \* Vgl. Beiträge I, S. i3. Am Fusse des Kfeuzaltares, hinter dem die 
Säule stand, befand sich eine Tafel mit neun Hexametern, enthaltend das Verzeich- 
nis der in dem Kreuz enthaltenen Reliquien (Beiträge XIV, S. 11 7, i47). 

5. Deckel der Evangelienhandschrift der Theophanu vom J. io39, 
26 X 35,5 cm gross, mit ii,7 x i7 cm grossem Elfenbein in der Mitte (Taf. I, 2. — aus*m 
Weerth, Kd. Taf. XXVII, i; II, S. 32. — Baudris Organ II, S. 18, Nr. i. — Schnaase 
IV, S. 656. — Köln. Ausstellung Nr. 562). Der Holzkem des Deckels ist mit Gold- 
blech überzogen, das in sorgfältig getriebenen Figuren zu oberst in der Mandorla 
thronend den bartlosen Christus mit Buch und Kreuzstab zwischen zwei Engeln mit 
Sonne und Mond zeigt, auf den Seiten unter rundbogigen Arkaden Petrus und Paulus 
und Kosmas und Damianus, zu unterst zwischen zwei Säulen, um die die zurück- 
geschlagenen Vorhänge geschlungen sind, die en face thronende Madonna, zu deren 
Füssen die Schenkgeberin mit der Beischrift: theophanu abbatissa knieend die 
Handschrift niederlegt, von links S. Pinnosa, von rechts S. Walburga. Der schmale Rand 
ist mit feinem Goldfiligran besetzt, die abfallende Schmiege mit getriebenem entarteten 
Akanthusblattfries. Das Elfenbein ist von einem Rahmen umgeben, der zwischen 
Filigran ovale Steine in Kasettenfassung zeigt, nach den Ecken diagonale breite Streifen 
mit grösseren Steinen. 

Die Elfenbeintafel, mit Geschick behandelt auf glattem Grund mit harten parallelen 
Schnitten, ist von einem Akanthusblattfries umgeben und zeigt in den Ecken die Ge- 



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stalten der vier Evangelisten mit ihren Symbolen, in der Höhe die Himmelfahrt, in 
der Mitte die Kreuzigung — neben Chrbtus Longinus und Stephaton, Maria und 
Johannes, Ecciesia und Synagoge, am Rande die Schacher und die aus den Gräbern 
steigenden Toten, — zu unterst die Geburt Christi. Vgl. Westwood, A descriptive 
catalogue of the fictile ivories in the South Kensingtou Museum p. 448. 

Die Rückseite des Einbandes ist mit gepresslem Purpurleder überzogen, mit 
silbernen Eckstücken und Mittelmedaillon des i8. Jh. Die Hs. enthält jetzt die An- 
fänge der vier Evangelien (für die Fronleichnamspro Zession), ausserdem einen kurzen 
Abtissinnenkatalog, 1688 geschrieben, bis 1826 fortgeführt. Inschrift: theophanu, eze- 

UNI COMITI5 PALATINI FILIA, „ . 



1 



ABBATIS5A ASMIDENSI5, MXXXIX 
FIERI PECIT. FRÄNSISCA CHRIS- 
TINA PRINCEPS, EODEM SAN- 
GUIME ORTA, EADEM DIGNITATE 
ABBATIALI AUCTA, SEPTEM SAE- 
CULORUM ETATE MINOR, SEPTEM 
TITÜLORUM SPLENDORE MAIOR, 
ANNO CHRISTI MDCCXXVII, RE- 
CIMINIS FRIMO, AVITAE LIBE- 
RALITATJS MONUMENTUM REFICI 

MANDAViT. Über die ursprüng- 
lich im Einband enthaltene Hs. 
vgl. unten. 

6. Madonnenatatuette 
{Fig. »4. — aus'mWeerth, Taf. 
XXIV, 5; II, S. 3i. — Köln. 
Ausstellung Nr. 56i), aus Gold- 
blech getrieben über sehr mor- 
schem Holzkem, 75 cm hoch, 
vom Anfang des 11. Jh. Die 
Madonna sitzt auf einem vier- 
beinigen lehnenlosen Sessel (die 
vier runden Beschläge am Stuhl 
über dem Sitz fehlen), ihre . 
Rechte halt einen reich ge- 
schmückten Apfel, mit der Lin- j _ _ I 

ken stutzt sie das altliche, in Ttg. 2*. Euen. Mudonneiuuti» au Goldblech. 

lange Gewänder gehüllte Kind, 

das, stark zurückgelehnt, ein Buch mit der Linken an sich drückt Die Augen sind 
in Email eingesetzt, die Dppen rot bemalt, die Ärmel, das Buch, der Apfel mit 
Steinen verziert. Der Nimbus des Kindes ist noch der ursprüngliche, mit Zellenemails 
verziert, durch drei viereckige mit Steinen en cabochon und Perlen geschmücke Platten 
unterbrochen, der Nimbus der Madonna ist in einzelne Teile aufgelöst und auf das 
Theophanu kreuz (s. o. Nr. 3) und die Paxtafe! (h. u. Nr. 7) aufgesetzt. Der Adler- 
schmuck auf der Brust der Madonna mit dem reichen Anhänger ist spätere romanische 
Zuthat Überaus charakteristisch ist die Gewandung, der Mantel durchaus wie ein 
antikes Gewandstück um den Rücken gelegt. Die auf dem Haupte der Madonna be- 
findliche Krone {Taf. II, 2) besteht aus einem Reifen mit drei lilienblattförmigen Auf- 
sätzen, ist mit schweren Steinen, am Rande mit Perlen dicht besetzt und stammt aus 



395 



KREIS ESSEN 



ESSEN 49 

dem 13. JL Das Bild ist am nächsten verwandt der etwa gleichzeitigen 65 cm hohen 
Madonnenstatuette im Schatze zu HÜdesheim (Nr. 82) und der Statuette von Conques 
{RoHAULT DE Fleury, La mcsse II, pl. i59, p. iTi). 

7. Paxtafel (Taf.II,3. — Köln. Ausstellung Nr. 611), ii,5 x i3,5 cm, in Gestalt 
eines vierseitigen Kastens mit Holzkern, in der Mitte mit einem grossen flachge- 
schliffenen Bergkryslall, der eine Kieuzpartikel enthält. Der breite Rahmen mit Gold- 
blech verkleidet, das mit feinem Filigran bedeckt ist. Der innere Saum um den 
Krystall besonders aufjgestiftet und mit Filigran und Steinen besetzt. Der Rahmen 
enthalt vier Zellenemails vom Nimbus der Madonna (Nr. 6, die übrigen am Theophanu- 
kreuz Nr. 3), vier kleinere Emails in den Ecken, dazwischen grössere Steine und 



Fii. 26. Eutn. Kopfieliquirr du h. Muriiu. 

Perlen. Die aus dem 11. Jh. stammende Tafel im Anlange des l4.Jh. mit dreiteiligem 
Aufsatz (mit in cabochon gefassten Steinen besetzt) und Untersatz nebst Hübe für 
eine Stange versehen. 

8. Prachtschwert (Fig. aS, 3. — aus'm Weerth, XXVII, 2; II. S. 3S), die 1 
Scheide 84 cm lang, der Griff noch i;,5 cm lang. Die Scheide, um 1 100, besteht aus 
dünnen Holzplattchen, mit Goldblech belegt, das in getriebener Arbeit Ranken mit 
Löwen, Adlern und Greifen zeigt. Das Schwert, um i4oo, die Klinge graviert mit 
Darstellung der hh. Kosmas und Damianus und der Inschrift: gladius cum quo 
FUERUNT DECOLLATi PATRONi NOSTRi. Aus derselben Zeit die Einfassung der Scheide, 

9. Armreliquiar (Fig. z5. 4. — Köln. Ausstellung Nr. 535), 46 rm hoch, Anfang ■ 
des 12. Jh., Holzkern, mit dünnem Silberblech überzogen, roh imd hart modelliert. 
Auf dem Rücken der Hand Medaillon mit Hand auf Kreuz und Umschrift: dextera 

297 



5o 



KREIS ESSEN 



Munster- 
Icirche 



Kopfreliquiar 



Agraffen 



Reliquinr 



Ostensorium 



DEi. Die Säume des inneren und äusseren Ärmels aus vergoldeten Rotkupferstreifen, der 
obere 2,5 cm breit mit einfachem gravierten Ornament, der untere mit der Inschrift: 
SANCTE BASiLi SERVE DEI vivi BENEDic Nos uud einer I cm breiten romanischen Ranke. 

10. Armreliquiar (Fig. 25, 2. — Köln. Ausstellung Nr. 538), 72 cm hoch, ent- 
haltend den Arm des h. Kosmas, um i3oo. Die zierlich aufgerichtete Hand von 
Silber hält mit spitzen Fingern das Modell eines sechsseitigen gothischen Türmchens. 
Der Fuss von Rotkupfer mit vier Löwenklauen. Um den Arm drei breite Bänder 
gezogen von Silberblech mit aufgelötetem Filigran und ungeschliffenen Steinen. Auf 
der einen Seite ein Thürchen, darauf in Niello die Donatorin en face, die Hände 
über der Brust gefaltet mit der Umschrift: Beatrix abba asnidensis de holthe me 

FIERI FECIT (l292 — 1326). 

11. Armreliquiar (Fig. 25, i. — Köln. Ausstellung Nr. 539), 55 cm hoch, ent- 
haltend den Arm des h. Quintinus, i5. Jh. Der Untersatz getragen von vier kleinen 
Engelsfigürcheii mit den Leidenswerkzeugen Christi, umwunden von einer freigearbei- 
teten geschnittenen Blattranke, mit einer nicht völlig zu entziffernden Inschrift. Der 
faltige Ärmel mit vergoldeten Gravuren bedeckt, auf der einen Seite ein zweiachsiges 
Fenster, darüber das Wappen derer von Castell. Die Hand mit unter die Finger- 
nägel geschlagenen Eisennägeln. 

12. Armreliquiar, 53 cm hoch, von vergoldetem Silber, i5.Jh., der Untersatz 
von drei reizenden massiven musizierenden Engelsfigürchen getragen, auf dem Ärmel 
graviert ein spätgothisches Stoffmuster. 

i3. Kopfreliquiar des h. Marsus (Fig. 26), von vergoldetem Rotkupferblech, 
Ende des i5. Jh. Bartloser, besonders um Auge und Nase gut und weich modellierter 
Kopf mit reicher Lockenfülle. Auf dem priesterlichen Kleide grosse ungeschliffene 
Steine in spätgothischer Fassung. 

i4. Sechzehn Agraffen der Essener Äbtissinnen, jetzt auf einem Bande von 
rotem Sammet befestigt, das auf der Abb. 26 um die Schulter des Kopfreliquiars ge- 
legt ist, alle mit Goldemail bedeckt, das farbig auf den getriebenen und gravierten 
Grund aufgetragen ist, besetzt mit Perlen und echten Steinen, einige mit figürlichen 
Darstellungen, im Entwurf wie in der technischen Ausführung gleich vollendet, von 
sehr bedeutendem Werte. Vortreffliche farbige Publikation von A. Verhaegen, Collier 
en or conserve dans le tresor de Teglise d'Essen in der Revue de Fart chretien 188 7, 
3. Heft, Taf. 3 u. 4 (Köln. Ausstellung Nr. 618). 

i5. Agraffe (Abb. aus'm Weerth, Taf. XXIV, 6. — Köln. Ausstellung Nr. 6o3), 
von vergoldetem Silber, um i5oo, in der Form eines Vierpasses mit durchgeschobenem 
achtseitigen Stern, die Einfassung mit reich profiliertem Stab werk. In der Mitte unter 
reichem spätgothischen Baldachin mit umgebogenen Blumen die Madonna, zur Seite 
die hh. Kosmas und Damianus. 

16. Reliquiar, 44,5 cm hoch, aus vergoldetem Rotkupfer, um i4oo, mit Fuss 
von sechsseitigem Stern und sechsseitigem Knauf. Der Behälter bestehend aus einem 
hortizontalen und einem vertikalen Cylinder mit Reliquien der hh. Komelius und 
Simeon. Über dem mittleren Cylinder ein kegelförmiges Türmchen mit einer Madonnen- 
statuette, zur Seite des liegenden Cylinders würfelförmige Aufsätze mit emailliertem 
Grunde, auf denen vierseitige Türmchen mit den Figuren der hh. Kosmas und Da- 
mian stehen. 

i7. Ostensorium in Monstranzenform, 49 cm hoch, von vergoldetem Silber, 
aus der 2. H. des i5. Jh., der glatte Fuss auf der Seite ä jour durchbrochen, zierlicher 
sechsseitiger Knauf mit Zinnen und Ecktürmchen, über dem Glascylinder, der einen 



298 



ESSEN 



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Zahn der h. ApoUonia enthält, ein sechsseitiger zweigeschossiger Aufbau mit offenem Münster, 
einachsigen Fenster, auf dem Dach als Krönung ein Engel, im ganzen ziemlich schwer- ■"""« 
fällig und plump (Köln. Ausstellung Nr. 578). 

i8. Monstranz, 58 cm hoch, von vergoldetem Silber, Mitte des i5.Jh., mit Monstranz 
glattem Fuss aus der sechsblättrigen Rose (zwei Blätter zugespitzt), der Knauf mit 
sechs aufgesetzten Rosetten, der Glascylinder oben und unten von Gitterwerk einge- 
fasst, über der Kuppel vierseitiger Aufsatz mit silberner Madonnenstatuette, zur Seite 
zwei durchbrochene Strebepfeiler mit je einer Heiligenfigur. 

i9. Ostensorium in Monstranzenform, 46,5 cm hoch, von vergoldetem Rot- Ostensorium 
kupfer, vom J. i458. Auf dem aus der sechsblättrigen Rose konstruierten glatten Fuss 
die Inschrift: dedit ai.bertüs past... .r anno m cccc lviii. Über dem Cylinder 
vierseitiger durchbrochener Aufsatz, von einem Kreuz gekrönt, die Strebepfeiler mit 
rohen Gravuren. 

20. Monstranz, 78 cm hoch, von vergoldetem Silber, i4 Pfund schwer, aus Monstram 
der 2. Hälfte des i4.Jh. Der sechsseitige Stemfuss (vier Blätter, zwei mit je zwei 
Spitzen) mit gothischen Gravuren bedeckt. Um den auffallend massigen und schweren 

Schaft ein prächtig durchgearbeiteter sechsseitiger Knauf mit den Figürchen der Ma- 
donna, Christi, der hh. Kosmas, Damian, Petrus, Paulus unter Giebeln auf emailliertem 
Grunde. Der Unterbau des Glascylinders mit dem Schaft durch zwei grosse ge- 
schnittene Krabben verbunden. Das doppelte Strebesystem zur Seite des Glascylinders 
besteht aus übereck gestellten vierseitigen Pfeilerchen, die Krönung des Ganzen bildet 
ein vierseitiges durchbrochenes Türmchen, gekrönt von einem Pelikan (Köln. Aus- 
stellung Nr. 546). 

21. Ostensorium, 56 cm hoch, von vergoldetem Silber, vom J. i385. Der Ostensorium 
Fuss in Gestalt einer vierblättrigen gedrückten Rose mit reichen gothischen gravierten 
Blattarabesken, am Rande durchbrochen, mit der Inschrift: Elizabeth de nassauwe 

ABBA. ESSENDiENSis MCCCLXXXV. Der Sechsseitige Knauf mit kleinen Fensterchen, 
der Schaft in den Untersatz übergeführt durch verschnittenes Blattwerk (Motiv das 
wenig stilisierte Weinblatt), an den Ecken durch schlanke langgewandete Engelsfigür- 
chen mit Sonne und Mond in den Händen. Auf dem polygonalen Untersatz der 
kreisrunde Reliquienbehälter, zur Seite ein doppeltes Strebesystem, das Ganze gekrönt 
durch ein zierliches vierseitiges dreistöckiges Türmchen, im zweiten Stock an den 
Ecken mit musizierenden Engelsfigürchen, darüber eine langgewandete weibliche Fi- 
gur mit Spruchband und Lilie. Auf dem Untersatz reizvolle musizierende Engels- 
figürchen, mit ausgebreiteten Flügeln knieend, von höchster Anmut in ihren über- 
schlanken Formen, mit Harfen, Handpauken, Dudelsack und Glocken (Köln. Aus- 
stellung Nr. 575). 

22. Monstranz, 62 cm hoch, von vergoldetem Silber, um i4oo — i43o, durch Monstranz 
seine schlanken, graziösen und reinen Formen ausgezeichnetes Werk. Der Fuss in 

Gestalt eines dreiseitigen Sternes, am Rande k jour durchbrochen, auf eine Rotkupfer- 
platte der gleichen Gestalt aufgelegt, deren Blätter zwischen die des ersten Fusses 
treten. Alle sechs Blätter besetzt mit grossen Medaillons mit email champleve. Der 
äusserst zierliche sechsseitige Schaft von der Gestalt eines Pfeilerbündels mit hervor- 
tretenden Diensten ist ähnlich der Monstranz von Donauwörth (Abb. Ferd. de Las- 
TEYRiE, Histoire de rorfevrerie p. 252, Fig. 49. — Bucher, Geschichte der tech- 
nischen Künste II, S. 261) durch drei Stützen abgestreift. Über dem mit drei massiven 
Figürchen verzierten Knauf schliesst der Schaft mit drei Greifen ab, die mit Kopf 
und Flügeln den sechsseitigen Aufsatz tragen. Zur Seite des Glascylinders ein drei- 

4* 

299 



S7 



KREIS ESSEN 



Münster- 
kirche 



Reliquiare 



Kreus 



Reliquiare 



Kelche 



Reliquien« 
kästchen 



Faches Strebesystem, die Halbkuppel gekrönt von einem zweistöckigen offenen Turm- 
bau mit den Figuren der Madonna und des h. Antonius (Köln. Ausstellung Nr. 543). 

23. Kreuzreliquiar, 4o cm hoch, vom Anfange des iS.Jh. Auf dem Fuss 
in Gestalt des sechsseitigen Sternes erhebt sich der dünne sechsseitige Schaft, der das 
Kreuz trägt, dessen Balken aus Achaten mit ovalen Opalen an den Ecken bestehen, 
in der Mitte ein Medaillon mit einem Krystall, hinter dem die Reliquien geborgen 
sind (Köln. Ausstellung Nr. 58i). 

24. Reliquiar, 33 cm hoch, von Rotkupfer, feine Arbeit, um i4oo. Auf dem 
Fuss in Gestalt des sechsseitigen Sternes zweimal die gleichen Wappen. Der runde 
Schaft trägt einen sechsseitigen, von fein stilisierten Blättern gestützten Knauf, dessen 
Pasten sechs jugendliche Köpfe vortreten. Den Hauptkörper bildet ein achtseitiges 
horizontales Krystallgefäss, über dem sich eine grosse rote Koralle erhebt (Köln. Aus- 
stellung Nr. 544). 

25. Kreuz, 1,20 m hoch, vom Ende des iS.Jh., von Holz, der Schmuck von 
Silber. An den Ecken schöne Eckstücke von vierblätterigen Rosen mit durchbrochenem 
Masswerk, im Mittelmedaillon die reliefierten Figuren der vier Evangelisten Symbole. 
Der 65 cm hohe getriebene Christuskörper mit dem auf die rechte Schulter, gesenkten 
Haupt, ziemlich weich in den Formen, enthält Reliquien. Sehr beachtenswerte und 
wirkungsvolle Arbeit. Das Kreuz enthält die ehemals in dem Kreuz der Äbtissin Ida 
(noch i454 restauriert) befindlichen Reliquien (Beiträge I, S. i3). 

26. Reliquiar, 44,5 cm hoch, von vergoldetem Silber, ursprünglich ein gothisches 
Ostensorium, um 1 5 00, von dem der Schaft mit seiner interessanten Überführung, der 
mittlere Baldachin und die Streben erhalten sind. Im J. i643 wurden zwei senkrechte 
Glascylinder eingefügt, zwischen denen sich zwei ovale, auf beiden Seiten mit Glas- 
platten abgeschlossene Kästchen befinden. Als Krönung die Figuren der Madonna 
und der hh. Kosmas und Damian. Inschrift: maria clara dei gratia abbatissa 

NATA EX COMITIBÜS DE SPAIR ME FIERI FECIT ANNO l643. 

27. Getriebenes silbernes Rokokoreliquiar, 45 cm hoch, Mitte des 18.^. mit 
Strahlensonne. 

28. Kelch, 16,5 cm hoch, interessantes Werk des i4. Jh., auf vollständig rundem 
und plattem Fuss, auf dem ein kleiner Kruzifixus aufgestiftet ist, der Knauf mit sechs 
ehemals mit blauem Email verzierten Pasten, der Schaft rund mit leicht gravierten 
Bändern, spitze Kuppe. Inschrift des 18. Jh.: calix m. ecclesiae essendensis. 

29. Kelch, 22 cm hoch, von vergoldetem Silber, um i5oo, der Fuss in Gestalt 
der sechsblätterigen Rose, um die eine zweite ebensolche gelegt ist, auf einem der 
Blätter aufgestiftet eine Kreuzigungsgruppe. Der Schaft als spätgothisches Säulen- 
bündel mit vortretenden Diensten. Inschrift: dominus Johannes vorman dedit 

ISTUM CALICEM CANONICUS ESSENDENSIS. 

30. Kelch, i9 cm hoch, von vergoldetem Silber, Anfang des 16. Jh., auf dem 
Fuss graviert die hh. Kosmas und Damianus und die Inschrift: calix dominorum 

CANONICORUM DIACONORUM ECCLESIAE ASSUNDENSIS. 

3i. Reliquienkästchen von Holz mit abgewalmtem Dach, vom Ende des 12. Jh., 
von hohem Interesse durch die Vereinigung von Schnitzerei, Intarsia und Metallbeschlä- 
gen, an den Seitenflächen in einem breiten Rahmen mit in Kerbschnitt ausgeführtem 
polychromierten Palmettenfries verziert. Das Kästchen diente seit dem i5.Jh. zur Auf- 
bewahrung der Reliquien des h. Alfrid. Ausführliche Beschreibung mit farbiger Abbildung 
von G. HuMANN in Kunst und Gewerbe XIII, i879, S. 2i7. Ein ähnliches Kästchen im 
Schatz der Kathedrale zu Chur (Mitteil. d. antiquar. Gesellsch. zu Zürich XI, Taf. VII, 2). 



3 00 



ESSEN 



53 



32. Kasel und zwei Dalmatiken von neuem roten Sammet mit flandrischen 
Stickereien um i520 von grosser Schönheit, auf Goldgrund in Plattstich, mit dem 
Faden modelliert. Auf dem Kreuz der Kasel der Stammbaum Christi, in der Mitte 
die Madonna, auf dem Stab der Vorderseite die Madonna mit den anbetenden drei 
Königen. Die Dalmatiken enthalten auf den Längsstreifen der Vorderseiten die Einzel- 
figuren von je drei Heiligen, auf der Rückseite je zwei, in der Mitte die Wappen 
Christi, auf Grund von Flockstich, auf dem Riegel der einen die Verkündigung Maria, 
der anderen die Madonna zwischen den hh. Katharina und Barbara in feiner Bouillon- 
stickerei. 

Zwei kleinere Elfenbeintafeln des 1 1. Jh. (abg. aus*m Weerth, Kd. Taf. 26, 6), 
im Stile den Quedlinburgem ähnlich, eng verwandt den Platten der Sammlung Rohde 
Hawkins (Westwood, Catalogue p. i57), sind zur Zeit nicht nachweisbar. 

An Bilderhandschriften (ausführlicher beschrieben in den »Bilderhandschriften 
der Rheinprovinz*) bewahrt der Schatz (Humann i. d. Wd. Zs. HI, S. 4i8): 

Evangelienhandschrift des 8. Jh., i87 Bl., 23 x 34 cm, kostbares Werk der 
Schule von Corbie, mit reichverzierten Kanonestafeln, Initialen und Titelbild mit 
Brustbild Christi und den vier Evangelistensymbolen. Vgl. ausführlich G. Humann, 
Ein Evangeliar der Münsterkirche zu Essen: Berg. Zs. XVH, S. 121, mit 5 Taf — 
Ann. h. V. N. XXXVIH, S. 1 45. 

Evangeliar aus der i. H. des 11. Jh., 35,5X25,5 cm, mit einfachen Kanones- 
tafeln, vor jedem Evangelium drei Zierblätter, auf dem ersten das Bild des Evangelisten. 
Den Deckel der Handschrift bildet die Platte mit dem Elfenbein (s. o. S. 46, Nr. 5). 

Evangeliar aus dem 11. Jh., 21x16 cm, die Kanonestafeln von Gold- und 
Silberranken umzogen, vor jedem Evangeliar zwei Zierblätter. 

Glocken. Die älteste aus dem i3.Jh. mit der Inschrift in frühgothischen Ma- 
juskeln: DUM SONG SIGNO CHRISTUM DE LIGNO CLAMANTEM. Die zweite VOn l546 

mit guten Renaissanceomamenten, Reliefs: Madonna (zweimal), Christus mit Lamm 
und Wappen. Inschrift: jesus, maria, s. cosmas, s. damianus, s. Marcus, s. chri- 

STOFFORUS. DAVIT PSALMO NONO: PERIIT MEMORIA EORUM CUM SONITU ET DOMINUS 
IN ETERNUM PERMANET. — SIBILLA GEBAREN GRAFIN TZO MUNTFORT UND ROTEN- 
FELTZ, ABDISSE TZO ESSEN, CATRINA GEBAREN GRAFIN TZO TECKELENBORCH, COSTERSSE 
VAN GÖTZ GEN ADEN. — TZO ESSEN GERHARDUS WESSEL WERCKMESTER l546. 

Im Dachreiter zwei Glocken, die erste von i525 mit der Inschrift: wei gut 

WEL DEINEN, DEI BIDDE VOR DE KRESTEN SEILEN. ANNO l525. Die ZWeite VOn 160O mit 

der Inschrift: nunquam te crastina fallet hora. dr. Joannes a geldren, cano- 

NICUS ET AEDILIS ECCLESIAE ASSNIDENSIS, FIERI FECIT ANNO 1 60O. JOHANN NEELMAN 
VON BOEIST GÖEIS MICH. 

Der goldene Schrein der hh. Marsus und Lugtrudis, der von der Äbtissin 
Theophanu (io39 — ioS4) gestiftet worden war, nachdem Mechtild IL die Reliquien 
des h. Marsus nach Essen gebracht, ist nicht erhalten. Die Inschrift davon giebt nur 
der lateinische Äbtissinnenkatalog (Bucelinus II, p. i43): 

HOC OPUS EXIMIUM GEMMIS AUROQUE DECORUM 

MECHTILDIS VOVIT, QUAE THEOPHANUM QUOQUE SOLVIT, 

ABBATISSA BONA MECHTILDIS CHRISEA DONA 

REGI DANS REGUM, QUAE REX DEPOSCIT IN AEVUM 

SPIRITUS OTTONIS PASCIT CAELESTIBUS ORIS. 

Eine Abschrift ex ipsa perigraphe sacrae tumbae enthält das Stiftsarchiv sect. II, 
Caps. i4, Nr. 3: 



Münster* 
kirche 

Pararoentc 



Bilder, 
handschrifien 



Glocken 



Goldener 
Schrein 

Inschrift 



3oi 



54 



KREIS ESSEN 



Mänster- 
kirche 



Giebebeite 



Reliquien 



Hoc opus eximium gemmis auroque decorum 
Mathildis vovit, Theophanu quod bene solvit, 
Regi dans regum Mathildt haec crysea dona 

um 

Spiritus Ottonis pauset caelestibus o 

Am Fusse der Tumba die Verse (Bucelinus II, p. i43): 

HOCCE DECUS GEMMIS COSMA DAMIANEQUE VOBIS 

FECIT MATHILDIS MEREANS AETERNA CADUCIS 

THEOPHANU CAELIS ETC 

Die genannte Abschrift im Archiv und ebenso im Museunv Alfterianum XL VII, 
Bl. 8i^ (Köln, Stadtarchiv) giebt die Ansicht einer Giebelseite. 



DOMINA 
MATHILDT 

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EFFIGIES 

OTTONIS II. 

IMPERATORIS 



ME FIERI 
lUSSIT. 

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Quae sie latine interpretor: 



Una in Christo 
firma germanitas. 



Untergegangene 
Denkmäler 



Grabschrift 



Evangeliar 



Imperator 

Romanorum gloriosus 

Otto {Bvio%og "Orrw) 

Tumba horum sanctorum mero ex auro gemmisque pretiosissimis et penitus raris 
elaborata. Donum Ottonis secundi imperatoris et Theophaniae Augustae eius coniugis; 
tunc Ascetenio Assindiensi coUatum, quando ibi Mathildis, eorundem Augustorum filia 
illustrissima, tum pietate tum generis splendore praesedit. In den Farragines des Ge- 
LENius XXI, Bl. 673 (Köln, Stadtarchiv) findet sich eine Specificatio reliquiarum in 
tumba inventarum von i5oi. Vgl. F. Gerss, Das Heiligtum von Essen: Berg. Zs. XI, 
S. io8. Das Compendium fundatorum festorum im Stiftsarchiv (vgl. o. S. i3) enthält 
zum 6. Okt.: S. Marsi reliquiae praesertim in aurea hyerotheca a Mechtilda antistita, 
filia Ottonis rev. imperatoris et Theophana dono datae sunt caputque eiusdem sancti 
in argentea theca asservatur (s. o. S. 5o Nr. i3) cuius et statua in summo choro erecta 
ad columnam prope sacrarium conspicitur. 

Über weitere zu Grunde gegangene Denkmäler enthalten die verschiede- 
nen Fassungen der Äbtissinnenkataloge noch weitere Nachrichten: 

Das Grab der ersten, nach 878 gestorbenen Äbtissin Gerswida trug die Inschrift 
(Bucelinus II, p. i43): 

QUISQUIS IN HOC TEMPLO CHRISTUM REVERENTER ADORAS, 

SIS SIMUL IPSE MEMOR GERSUIDAE ISTHIC TUMULATAE. 

HAEC.ALIIS DIVES, PAUPER SIBI REBUS, ALUMNIS 

PRIMA MONASTERIUM FUNDANS EREXERAT ISTUD 

EXEMPLISQUE REGENS SANCTIS MONUMENTA RELIQUIT. 

(desiderantur aliqua.) 

CLARA SUI RERUM LUCRIS ET DOGMATE 

OBIIT CHRISTI FAMULA 3. KAL.JAN. 

Die Äbtissin Suanahild (um io7o) hatte ein kostbares Evangeliar geschenkt, 
dessen Deckel, ähnlich der Tumba eine Inschrift in griechischen Lettern trug (BucE- 



302 



ESSEN 55 

LINUS II, p. l44): EXTAT HODIE ASSINDIAE LIBER QUATUOR EVANGELIORUM AURO Münster- 
ET GEMMIS ORNATUS, IN CUIUS FRONTISPICIO DEPICTA EST IMAGO DEIPARAE VIRGINIS 
GESTANTIS CHRISTUM INFANTEM, AD CUIUS PEDES A DEXTRA ET A SINISTRA DUAE 
VESTALES VIRGINES PROCUMBENTES CONSPICIUNTUR CUM HAC INSCRIPTIONE: SUANE- 
HILDIS ABBATISSA, BRIGIDA. ADDITO HOC VERSU RITHMICO GRAECIS FERE CHARAC- 

TERiBUS EXORNATO : A^ ÜPOnPISiM NATQM &EP NßlTPSiM VlPm 

nPfrPATQM. AD PROPRIUM NATUM TER NOSTRUM VIRGO PREGRATUM. 

Zur Erinnerung an den Neubau des Langhauses befanden sich dort zwei Glas- Giaigemäide 
gemälde mit Darstellungen des Königs Rudolph von Habsburg und der Äbtissin Ma- 
thilde BucELiNUS II, p. i45: Superest adhuc perantiqua fenestra vitrea, ...cum hac 
inscriptione: 

MECHTILDIS ABBATISSA, HUIUS CONVENTUS OLIM MATER PIA . . . .. JANUA PATET, 
QUAE PARATAE SUNT, INTRENT. SERVITE DOMINO IN TIMORE. MECHTILDIS DE HAR- 
DENBERG. 

Versus antiqui in eadem fenestra circa effigiem Rudolphi: 

ANNO MILLESIMO DOMINI DECIESQUE VICENO 

CUM SEXAGENO QUINTO CURRENTEQUE DENO, 

GREX HIC COMBUSTA RECTRICE FIDE BONA NOTA 

FORMA SUB CERTA FUNDENS IN NOS SUA VOTA 

INNOVANDO STATUM IURIS SOLITUM QUOQUE MOREM. 

Vgl. auch Seemann S. 33. 

Das Epitaph der i36o verstorbenen Äbtissin Katharina von der Mark trug die Grabschriften 
Inschrift (Bucelinus II, p. i46): 

GRATIA DIVINA SICUT lUSSIT CATHARINA 

VIRTUTUM LATRIX ET EARUM SEMPER AMATRIX, 

ISTHIC PRAELATA, QUAM NOBILIBUS GENERATA, 

DE MARCA DICTA, CARNALI MOLE RELICTA, 

oh! HEU NATURAE SOLVEBAT DEBITA DURAE. 

MCCCL SIMUL X, COSMAE FESTO VOCAT HANG REX. 

Die Inschrift vom Grabmal der i525 verstorbenen Äbtissin Moena von Ober- 
stein (Seemann S. i7. — Bucelinus II, p. i47) lautete: 

ILLUSTRIS moena DE LAPIDE SANGUINE CLARA 
ABBATISSA PIA MORITUR MAI DIE QUINTA. 

TOHANNISKIRCHE. Essener Zeitung i887, i6. Aug. — Fr. Arens i. d. Johanni.. 

o o kirche 

Beiträgen XIV, S. 121. Ursprünglich schloss der porticus, die Vorhalle, nach Westen 
mit einem einfachen Oratorium ab (dedicatio oratorii in porticu S. Johannis baptistae, 
Eintragung im Essener Missale des lo.Jh: Harless in Lacomblets Archiv VI, S. 64, 
68). Die Kapelle war vermutlich der h. Walburg, als zweiter ehemaliger Patronin 
(neben der h. Gertrud), ausserdem dem h. Johannes Bapt. geweiht (vgl. Seemann S. 8). 
Bei einem ersten Erweiterungsbau wurde von den Arkaden der Vorhalle auf jeder 
Seite ein Stück abgeschnitten. 

Die alte Pfarrkirche (tit. s. Johannis) wurde unter der Äbtissin Sophia von Geschichte 
Gleichen (i 459 — 1 489) abgebrochen und i47i neu aufgebaut. Der Äbtissinnenkatalog 
berichtet (Seemann S. 16): Bey dieser zeit ist die pfarrkirch s. Joannis abgebrochen 
und wieder mit gehawenen steinen erbawet a. i47l. 

Die Kirche (Ansicht Fig. 2, Grundriss Fig. 1 1 A) ist ein dreischiffiger gothischer Beschreibung 
Hallenbau aus grossen Kohlensandsteinblöcken von fast quadratischer Form, mit drei 
Satteldächern überdeckt, im Westen über dem mittleren risalitartig mit übereckgestellten 
Streben vorspringenden Schiff ein sich über dem Dachgesims noch um zwei Stock- 
werke erhebender mit achtseitiger geschieferter Haube gekrönter Turm, im Oberstock 

3o3 



56 



KREIS ESSEN 



Johunnis 
kirche 



Inneres 



Ausstattung 



Hochaltar 



Chorgestühl 



Taufstein 



Glocken 



Gertruden 
kirche 



Monstranz 



an jeder Seite zwei nasenbesetzte Fenster. An der West-, Nord- und Südseite über 
dem ziemlich hohen Sockelgesims je drei grosse spitzbogige Fenster mit abgeschräg- 
ten Gewänden (das Masswerk herausgeschlagen), nach Westen zwei mit Flachbogen 
überspannte Thüren. An der Nord- und Südseite, i,5om unter dem Dachgesims hin- 
laufend, eine zweite Horizontallisene. An der Nordseite die Sakristei, später Anbau 
von i763, das Obergeschoss schlecht aus Fachwerk. 

Das Innere wird von vier unregelmässig gebildeten Pfeilern getragen. Das im 
Osten eingebaute alte Oratorium (Fig. 1 1, S. 3o) bestimmte die Breite des östlichen 
Mitteljoches. Um dieses mit den inneren Trägem des Westturmes, dem die Breite eines 
Drittels der Fagade bestimmt war, in Verbindung zu setzen, mussten die mittleren 
Gurte in den Längsachsen eine schräge Richtung erhalten. Von dem alten Oratorium 
sind noch die * nördliche und die südliche Aussenmauer erhalten, aus sorgfältig ab- 
gepassten Hausteinen errichtet, in die nördliche Mauer später eine geradlinig ge- 
schlossene Thür und zwei Fenster mit abgeschrägten Gewänden gebrochen, darüber 
nach Norden eine grosse Öffnung für die Orgel, nach Süden eine kleinere für eine 
eingebaute hölzerne Tribüne. Nach Osten eine grosse spitzbogige Blende, in ihr ver- 
mauert drei schmale Fenster und ein Rundfenster. Das Sterngewölbe ruht mit Kelch- 
kapitälchen auf Dreiviertelssäulen, die in Mannshöhe über dem Boden mit polygonaler 
Konsole oder Kopf abschliessen. Die beiden Seitenjoche liegen um zwei Stufen tiefer, 
in beide sind im i8. Jh. Emporen eingespannt, wobei die Gewölbe ausgebrochen 
wurden. Die beiden Turmpfeiler zeigen ganz unregelmässigen Grundriss mit 9o cm 
hoher um 1 2 cm vorstehender polygonaler Basis. Die Rippen wachsen ohne Ansätze 
aus ihnen hervor. 

Die Ausstattung ist in dem dürftigen Barock um i7oo gehalten, in der Gesamt- 
wirkung von hübschen Verhältnissen, an einzelnen Stellen derb und verdorben durch 
den hässlichen grünen und weissen Anstrich. 

Hochaltar, mit grossem Aufbau, gekrönt von der Figur des Auferstandenen, 
im Mittelbild die Kreuzigung zwischen zwei Paaren gewundener Säulen. An den Seiten 
auf Konsolen die Figuren der hh. Nepomuk und Joseph. 

Chorgestühl, ursprünglich auf jeder Seite 10 Sitze, mit Löwenköpfen und 
Festons, i699 von Georg Dollar in Münster gefertigt (Arens i. d. Beiträgen XIV, 
S. III, Anm. 3), zwei Nebenaltäre, Orgel und Kanzel in der gleichen Ausführung. 

Taufstein, i,iom hoch, von Granit, schweres Becken mit Spitzbogenfries und 
kurzem cylindrischen Stumpf, iS.Jh. 

Die drei Glocken sind im J. i787 von Henricus und Everardm Petit gegossen 
worden, die erste dem S. Joannes Evangelista, die zweite dem S. Joannes Baptista ge- 
weiht, die dritte ohne Heiligennamen. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Gertrudis), von Architekt ^/«^Tif- 
lake erbaut und im J. i877 vollendet, dreischiffiger frühgothischer Bau. Vgl. Deutsche 
Bauzeitung X, S. I23. 

Monstranz (aus'm Weerth, Kd. Taf. XXIX, i; II, S. 37), 9icm hoch, von 
vergoldetem Silber, mit der Jahreszahl 1621, ausserordentlich reich in Gliederung und 
Schmuck. Auf dem Fuss graviert der Baum Jesse, der Knauf mit sechs kleinen 
Figürchen, jedes unter reichem architektonischen Aufbau, auf dem sechsseitigen Unter- 
satz zur Seite des Glascylinders zwei hohe Strebesysteme mit den Statuetten der hh. 
Petrus und Paulus, Sebastian und Christoph. In dem dreistöckigen sechsseitigen Auf- 
satz die Figuren der h. Gertrud, Gottvaters, Christi und des h. Geistes, der oberste 
Baldachin in spätgothischer Manier ausgebogen. 



3o4 



Kelch, i7 cm hoch, Ende des i3. Jh., von dünnem vergoldeten Silber, mit ' 
rundem Knauf und Schaft. 

Kelch, 18 cm hoch, Anfang des l4.Jh., mit rundem Fuss und gothischem Knauf. 

Kelch, iS cm hoch, iS.Jh., mit Fus-s aus achtseitigem Stern. 

Kelch, 16 cm hoch, i4.Jh., mit rundem Fuss und Knauf mit sechs Pasten. 
Renoviert 1621. 

Kelch, i7 cm hoch, i4.Jh., von der gleichen Form, bezeichnet calix s. stephani. 

Es bestanden in Essen eine weibhche Kongregation genannt Konvent beim • 
Turm, eine zweite genannt Kloster im ZwölfUng, ein Nonnenkonvent genannt im 
Dunkhaus, eine weibliche Kongregation genannt zum neuen Hagen, ein Kloster zum 
alten Hagen, später Congregation de notre Dame, ein JesuilenkoUegium, Von den 
Gebäuden und Kapellen dieser 
geistlichen Anstalten sind bemer- 
kenswerte Überreste nicht erhalten. 

MARKTKIRCHE (ev.). 
Fr. Arens i. d. Beitr. XIV, S. ia6. 

Die Kirche wurde in der 
2. H. des 1 1. Jh. erbaut, wahrschein- 
lich 1066 vollendet (Funke, Gesch. 
von Essen S. Si. — Evelt i. d. 
Westfäl. Zs. XXXI, S, l3i) und der 
h. Gertrud geweiht. Eine durch- 
greifende Umgestaltung und Ver- 
grßsserung erfolgte am Ende des 
iS.Jh. Der Äbtissinnenkatalog be- 
richtet (Seemann S. 16): St. Ger- 
truden pfarrkirch ist nach dem 
markt heraus erweitert a" l478. 
Im J. iSaa wurde die Kirche dem 
Kanon ichenkapilel der Stiftskirche 
inkorporiert (Düsseldorf, Staatsar- 
chiv, Urkunde Essen 4oo'''"), iS63 
von den Reformierten eingenom- 
men. Im J. i786 wurde das süd- 
liche Seitenschiff umgebaut, seiner 

Gewölbe beraubt, die Aussenmauer erhöht und eine kleine Vorhalle angeftigt Gleich- 
zeitig wurde wohl das Masswerk aus den Fenstern herausgeschlagen. 

Dem romanischen Bau gehört noch das Mittelschiff mit dem eingebauten ge- 
waltigen Westturra und zum Teil das nördliche Seitenschiff an, das letztere jedoch 
im iS.Jh. umgebaut und erweitert. 

Der Turm ruht. auf kolossalen schweren Mauern, die Turmhalle ist mit einem 
Gratgewölbe überspannt, in der Ecke kleine Eckpfeiler mit Kämpfern; es öffnet sich 
nur mit einem einzigen niedrigen Rundbogen gegen das Mittelschiff. Die Pfeiler des 
romanbchen Baues wurden ursprünglich durch zwei durcheinandergeschobene Recht- 
ecke mit in die Ecken gestellten Diensten gebildet, sie sind indessen nur zum Teil 
erhalten. Die Rippen der Kreuzgewölbe ruhen auf den Diensten mit Kelch kapitalen 
unter polygonaler Plinthe, die Pfeiler selbst zeigen ein reichgegliedertes Kämpfer- 
gesims. Die Quergurte im Mittelschiff zeigen Rundbögen, die Arkaden Spitzbogen. 

3oS 




der HuktLItche. 



58 



KREIS ESSEN 



Kapuiiner 
kloster 

Geschiebt« 



Kirche 



Ausstattung 



Marktkirche Im nördlichen Seitenschiff an Stelle der Gurte eine Rippe, die als Dienst an der 
Aussenmauer herabgeführt ist, ihr zur Seite zwei ganz kurze Dienststümpfe för die 
Diagonalrippen. Die Rippen des romanischen Mittelschiffes zeichnen sich durch ihre 
schwere und plumpe Profilierung vor denen des gothischen Seitenschiffes aus. 

Im Ausseren zeigt der fünfstöckige Turm im obersten Geschoss auf jeder Seite 
vier durch Vertikallisenen getrennte und Rundbogenfriese geschlossene Blenden, die 
mittleren mit Rundbogenfenster. Das Mittelschiff und das nördliche Seitenschiff sind 
von einem gemeinsamen Satteldach überspannt, während das südliche Seitenschiff sein 
besonderes Dach besitzt. 

Ehemaliges KAPUZINERKLOSTER, jetziges KATHOL. KRANKEN- 
HAUS. Das Kloster hiess ursprünglich Kloster Kettwig, 1288 gestiftet durch den 
Essenschen Kanonikus Heinrich de Kettwig, es wurde 161 5 von den Kapuzinern ein- 
genommen, die neue Klosterkirche i746 eingeweiht (nicht i764: Fr. C. L. Meyer, 
Werden und Helmstädt S. 7o). Im J. i83i aufgehoben und der katholischen Gemeinde 
übergeben. 

Einschiffiger, mit einem Tonnengewölbe überdeckter Bau mit je vier Fenstern 
in den Langseiten. Im Westgiebel über dem Portal in einer Nische die lebensgrosse 
Figur der Madonna, das nackte Kind mit einem Speer die Schlange unter den Füssen 
der Mutter durchbohrend. Am Giebel die Zahl mdccxlvi. 

Hochaltar, riesiger, aber flacher und leerer Aufbau der Mitte des 18. Jh., 
zwei Seitenaltäre von der gleichen Form. Wertlose bemalte Holzfiguren der hh. 
Johann von Nepomuk, Joseph, Anna, Michael. 

Abteigebäude ABTEIGEBÄUDE. WiLH. Grevel, Das Abteigebäude zu Essen: Essener 

Zeitung 1882, Nr. 277, i883, 7., 29. Febr., i7. März. — Essener Volkszeitung i883, 
Nr. 2, 39, 69, 7o. — Rhein. -Westfäl. Zeitung i883, Nr. 65, 2. Bl. 

Das alte Gebäude war im J. I265 abgebrannt und wurde unter der Äbtissin 
Beatrix von Holte (1 29 1 — i3i7) neu aufgeführt (Seemann, Äbtissinnenkatalog S. 10). 
Der grosse Saal in der Abtei wurde unter Elisabeth von Beeck (i426 — 1445) erbaut 
(Seemann S. i5). Das Kapitelshaus der Kanonichen wurde i5i6 errichtet. Die capella 
s. Panthaleonis in aula abatiali Hess Elisabeth von Manderscheid (i588 — 1598) erneuern. 
Den versus meridiem (nach dem jetzigen Zeughaus zu) gelegenen Teil Hess Anna Salome 
i658 aufrichten (Münster, Staatsarchiv, Kindlingersche Sammlung CIX, p. 77). 

Das Abteigebäude diente schon seit dem i4. Jh. nicht mehr als Residenz, son- 
dern nur noch zu Repräsentationszwecken und Festlichkeiten (so i377 für Karl IV.). 
Im J. i787 war es ganz unbewohnbar, 181 5 wurde das Stadt- und Landgericht hinein- 
verlegt, 1823 beim Abbruch des Steeler Thores ein Teil demoliert, endlich i883 das 
Ganze niedergelegt. Veröffentlichung der letzten Reste in den Beiträgen zu erwarten. 

Das RATHAUS, ein gothischer Prachtbau, i878 vom Architekten Paul Ztndei 
in Essen begonnen, mit neueren Skulpturen, Gemälden und Glasgemälden reich aus- 
geschmückt, enthält von älteren Werken nur 

Drei Holzfiguren der hh. Kosmas, Damian und Sebastian, 55 cm hoch, vom 
Ende des i5.Jh., mit fein durchgeführten Köpfen. 

Wächte rhorn in Tubaform aus dem 16. Jh. 

Zwei stählerne zweischneidige Richtschwerter des 16. Jh. 



Rathaus 



Skulpturen 

Hörn 
Schwert 




3o6 



KREIS ESSEN 



^^3^ 



BALDENEY. 

SCHLOSS. F. A. Humann, Der Rittersitz Baldeney: Berg. Zs. VII, S. 75. schioss 
Vorher in der Essener Zeitung i863, Nr. i5. — v. Steinen, Westfälische Geschichte 

IV, S. 735. — Grevel, Übersicht S. 25. — L. Bender, Der Isenberg S. io6. — 

V. Mering, Geschichte der Burgen in Rheinland I, S. 1 1 o. — Flügge, Chronik von 
Werden S. 73. — Jacobs, Geschichte der Pfarreien im Stift Werden S. 8o. 

Baldeney war Werdensches Lehengut, ursprünglich im Besitz derer von Leytene. Ocschichie 
Theodor und Eberhard von der Leiten stiften i337 hier eine Kapelle. Durch Heirat 
kam das Gut im Anfange des i5.Jh. an den Ritter Kraft Stecke zu Mylendonk und 
Meiderich, darnach an die von Vitinghoff, i563 an die von Eyll, 1612 an die von Neu- 
hoff, i655 an die von Drimborn. Im J. i737 gelangte es an die Generalin von der 
Leiten, die es i747 ihrem Vetter, dem Freiherrn Franz Ernst von Bodlenberg gen. 
von Schirp übermachte. Im Besitz der Familie ist das Haus bis heute geblieben. Der 
jetzige Besitzer ist der Freiherr Franz von Schirp. 

Den Grundstock des Schlosses bildet der aus Ruhrsandstein aufgefiihrte schwere Beschreibung 
dreistöckige Bergfrid, an den sich von drei Seiten spätere Anbauten angelehnt 
haben. Die Fenster sind neu euigesetzt, über dem Portal das Wappen der Schirp. 
Die im Westen und Osten anstossenden Wohngebäude sind in diesem Jahrhundert 
gänzlich umgebaut. 

BORBECK. 

RÖMISCHE ANLAGEN. Nach Hölzermann, Lokaluntersuchungen S. 122, Römische 
ist der Borbecker Friedhof angeblich ein römisches Lager. Spuren nicht nachweisbar. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Dionysii m.). Schon i3i3 ge- K.thou 

P f Ä rrlcirchc 

nannt (Kampschulte, Kirchlich-polit. Statistik, Lippstadt i869, S. 102). Ursprung- 
lieh Filiale der Johanniskirche zu Essen, im i4. Jh. neu erbaut unter der Abtissm 
Katharina von der Mark (i 336 — i36o). Vgl. Äbtissinnenkatalog ed. Seemann S. ii. — 
Koester, Streitschrift S. 1 1. — Grevel S. 74. In den J. 1861 — 1864 ersetzt durch 
einen dreischiffigen gothischen Neubau von Regierungsbaurat Krüger nach einem 
reicher gehaltenen Plan von Vincenz Statz, 

Madonnenbild, Holz, Ende des iS.Jh., neu polychromiert, lebensgross, mit sknipmr 
i zierlichem Faltenwurf. 

I Epitaph der i598 verstorbenen Äbtissin von Essen, Elisabeth von Mander- Epitaph 

j scheid und Blankenstein, kunstvoll aus Baumberger Stein gearbeitet (Seemann, Äbtis- 

I Sinnenkatalog S. 20: ,gar zierlich und artig ausgehauen*), Mittelfeld zwischen zwei 

I kanellierten Säulen, die einen reichen Architrav mit Muschelaufsatz und drei Statuetten 

I tragen, mit der Darstellung der vor einem Kruzifix knieenden Äbtissin. Über ihr 



3o9 



6a KREIS ESSEH 

Schild mit: ih te domine cokfido, nok erubescah quoniam sferavi ik te. Dar- 
unter Inschrift in Kartouche: IM jähr iS98, sambstag den 2. may, ist die hoch- 
würdige UND WOLGEBORNE FÜRSTINE UND FRAUWE EUSABBTH, DES KATS. FREIWELT- 
LICHEN STIFFT ESSEN ABTISIN, GEBORME GRAFEIH ZUR MANDERSCHEID UND BLANKEH- 
HEIM IN DEN HERRN SELIGLICH ENTSCHLAFFEN, IHRES ALTERS ACHT UND FÜNFFZIG 
lAHB, DER SELEN GOTT GNEDIG. 

SCHLOSS. Grevel, Übersicht S. i5. — Borbeck war ursprünglich ein Oberhof 
im Besitz der Herren de Borbeke (noch 1257 genannt: Wiluans, Westfäl. ÜB. III, 
Nr. 63o), der 122? durch Ritter Hermann an die Äbtissin Adelheid von Essen ab- 
getreten ward {Westphalia III, 1826, S. 2S4). Die Burg wird zuerst i372 erwähnt: in 



Eis. S8. Borb«k. Anuchl d« ScMouei. 

diesem Jahre verlegt Karl IV. hierher den Essener Freistuhl (Lacomblet, UB. III, 
Nr. 734). In den J. iS9o und i593 hatte das Schloss in den Kriegsunruhen schwer 
zu leiden. Die Äbtissin Elisabeth von Manderscheid und Blankenheim {i588 — 1598) 
Hess das Schloss daher neu in Stand setzen {Äbtissinnenkatalog ed. Seemann S. i9). 
Von da an war es neben Steele Sommerresidenz der Essener Äbüssinnen. Im J. 1 744 
erfolgte durch die Äbtissin Franziska Christina, Pfalzgräfin bei Rhein, der letzte durch- 
greifende Umbau. Ein i79o geplanter (Düsseldorf, Staatsarchiv, Stift Essen Reg. V, 2) 
Neubau unterblieb. Im J. i8o4 wurde es an den Grafen von der Recke -Vollmestein 
verkauft und kam von diesem an die Reichsfreiherren von Fürstenberg. Der jetzige 
Besitzer ist der Herr Reichsfreiherr Leopold von Fürstenberg auf Hugenpoet bei 
Mintard. Das Hauptschloss {Fig. 28) ist ein rechtwinkeliger dreistöckiger Bau, an 
der Fa9ade von zwei vierstöckigen Ecktürmen mit quadratischem Grundriss flankiert. 
Die ganze Aussenarchitektur zeigt die nüchternen Formen des Umbaues vom J. i744. 

3lo 



BREDENEY — HEISINGEN 63 

Der Giebel ist geschweift, die Turme tragen geschweifte Hauben mit kleinen poly- Schiois 
gonalen Aufsätzen, jede der Längsseiten zeigt je acht Fenster und sechs Mansarden, 
auf dem Dache ein kleiner achtseitiger Dachreiter mit Schelle. Das ganze Schloss ist 
von tiefen imd breiten Gräben umgeben und nur zugänglich auf einer i3 m langen 
Brücke mit zwei an den Kanten abgefassten Mittelpfeilem, die je drei Kugeln tragen. 
Die Brücke führt auf das Hauptportal zu, über dem, von zwei Löwen gehalten, das 
Essen sehe Wappen angebracht ist. Darunter die Inschrift: von gottes gnaden fran- 

ZISCA CHRISTINA PFALZGRÄFIN BEY RHEIN UND D. H. R. R. FÜRSTIN UND ÄBTISSIN DER 
KAYSERLICHEN FREIWELTLICHEN STIFTER ESSEN UND THORN, IN BAYERN, ZU GÜLICH, 
CLEVE UND BERG HERZOGIN, FUERSTIN ZU MOERS, GRAFIN ZU VELDENZ, SPONHEIM, 
DER MARCK UND RAVENSBERG, FRAV ZU RA VENSTEIN, BREYSIG, RELLINGHAUSEN 

H . . . RE . . . (erloschen) anno i744. 

Westlich von dem vor dem Schloss gelegenen Rasenplan die schlossartigen Wirt- wiruchnfw. 

g^ebäude 

Schaftsgebäude, i842 vom Reichsfreiherrn Klemens von Fürstenberg errichtet. Im 
Giebel eingemauert einige Renaissanceköpfe aus Schloss Horst (Kr. Dorsten). Das 
prächtige schmiedeiseme Gitter am Eingange zum Vorhof, vom Ende des i7. Jh., 
stammt von Schloss Hugenpoet bei Mintard. 



BREDENEY. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Der äussere Arm der Römische u. 
älteren Grenzwehren, die durch den Kreis Ruhrort führen, durchschneidet unter dem Funde 
Namen ,Landwehr* einen Teil des Kreises (Schneider, Lokaluntersuchungen im Kr. 
Essen S. i). Spuren sind bei dem Hause ,auf der Landert*, westlich von Bredeney, 
erkennbar, Wallreste an der Bredeney- Kettwiger Chaussee. Jenseits der Ruhr in Form 
eines Grabens in dem ,TälchenS durch das die Velberter Chaussee führt, sichtbar bis 
zum Hause Kimmeskamp ,an der unteren Landwehr*. Die alte Strasse, die bei Kettwig 
die Ruhr überschneidet, folgt der Bredeney- Rellinghausener Chaussee (Schneider S. 7). 

KAPELLE in der Klüse (tit s. Aegidii). Grevel, Übersicht S. 24, 75. — Kapelle 
Flügge, Chronik S. 247. — Jacobs, Geschichte der Pfarreien S. 78. 

Der Ort 875 zuerst genannt (Crecelius i. d. Berg. Zs. VI, S. 36), im J. io36 Geschichte 
hier eine Kapelle geweiht (Schuncken, Geschichte der Abtei Werden S. 67). 

Die jetzige Kapelle ist ein spätgothischer Bau aus dem i5. oder i6.Jh., im J. i777 Beschreibung 
erneut, bestehend aus einem Querschiff, 4,2o m lang und 3,65 m breit, und einem 
kurzen 6,35 m langen, 2,80 m breiten Langschiff, flachgedeckt mit sichtbarer Balken- 
lage. Die romanischen Zierformen später eingesetzt. 

Inschrift mit Chronikon, das zweimal die Zahl i777 ergiebt: Inschrift 

aLoIsIVs broCkhoff CanonICVs essenDIensIs has aeDes qVa reCtor 

CapeLLae restaVrarI feCIt, 
qVas sVo tVteLa et patroCInIo sanCtI aegIDII serVet oMnIpotens. 



HEISINGEN. 

HAUS HEISINGEN. Grevel, Übersicht S. 24. — Flügge, Chronik von h.us 
Werden S. 77. — Jacobs, Geschichte der Pfarreien S. 89. — A. Fahne, Geschichte 
der Herren Staßl von Holstein. 

3ii 



64 



KREIS ESSEN 



Hftuf 
Quellen 



Geschichte 



Bfischretbung 



Inschrifien 



Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Akten Reg. Werden 
VIII. b. 2972- — Verzeichnis der vom Junker Staßl von Holstein i592 — i6o5 er- 
hobenen Gefälle. — Registrum redituum der Ländereyen des Hausses Heissingen, 
von i738. 

Heisingen wird schon 796 genannt (Lacomblet, U B. I, Nr. 6, i7, 48. — 
Crecelius in der Berg. Zs. VI, S. 9). Der Haupthof, später Rittersitz, ursprünglich 
Hof Kofeld genannt, war im i5. u. i6. Jh. im Besitz der Herren Stael von Holstein, 
(Fahne a. a. O. S. 26, i72), die i556 als Staill tho Hesingen erscheinen. Im J. i7o9 
verkauft Johann Georg Graf von der Hauben, Gemahl der Amalie Eleonore Staßl 
von Holstein das Haus an den Abt Coelestin von Werden, der es gründlich restau- 
rieren Hess (Schunken S. 2o7). Im J. 1802 die Besitzung zerstückelt Das Haus 
angekauft vom Freiherrn von Diergardt in Viersen, darnach von der Zeche Wasser- 
schneppe. 

Das Haupthaus liegt auf dem Rande des Plateaus nach den Wiesen der Ruhr 
hin und ist ein schlichter zweistöckiger Bau mit abgewalmtem Dach, das seltsam 
grosse Zwiebelknöpfe trägt und verzierte runde Mansardenfenster. Hinter dem Ge- 
bäude fällt der Abhang steil ab. 

Breiter und geräumiger Wirtschaftshof, aus drei rechtwinkelig aneinander stossen- 
den Trakten bestehend. Über dem grossen Portal die Inschrift: reverendissimüs 

et ILLUSTRISSIMUS dominus D. BENEDICTUS S. R. I. ABBAS WERDINENSIS ET HELM- 
STADIENSIS ME EXTRUXIT A. l||4|||. 

Über der Thür die Inschrift: reverendissimüs et illustrissimus dominus 

CAELESTINÜS, MONASTERIORUM IMPERIALIUM ET IMMEDIATORUM EXEMPTORUM WER- 
DINENSIS ET HELMSTADIENSIS ABBAS, HANG ARGEM CUM OMNIBUS lURIBUS ET PER- 
TINENTIIS IMPERIALI ABBATIAE S. LUDGERI INGORPORAVIT ANNO MDGGIX EAMQUE 
VETUSTATE GOLLAPSAM RESTAURA VIT ET IN MELIOREM FORMAM APTARI FEGIT. 

Ahnlich die Inschrift über einem Kamin im ersten Stock (Flügge, Chronik 
2. Ergänzungsheft, Anhang). 



ISENBERG. 



Ger mimische 
Funde 



Schloss 
Litteraiiir 



Geschichte 



GERMANISCHE FUNDE. Bei Aufräumung der Fundamente eines Turmes 
fünf Urnen (?) entdeckt. Grevel, Übersicht S. 2. 

SCHLOSS. Harless, Die Burg Isenberg bei Werden: Berg. Zs. I, S. 265. — 
L. Bender, Der Isenberg und die Geschichte seines Hauses, Langenbeig i864, 1883. 
Dazu Harless in der Berg. Zs. II, S. 266. — Cregelius, Die zwei Isenberge: Berg. 
Zs. VII, S. 82. — V. Merino, Geschichte der Burgen im Rheinlande I, S. iio, u5. — 
Grevel, Übersicht S. i7, 26. — Sghunken, Geschichte von Werden S. io4. — J. A. 
Engels, Die Reise nach Werden S. i5i. — Flügge, Chronik von Werden S. 75, i99. 

Das Schloss Alt-Isenberg bei Hattingen an der Ruhr, zuerst im J. 1200 erwähnt 
Lagomblet, U B. IV, Nr. 643), nach dem Chronicon Honselerianum (Berlin, Kgl. 
Bibl., Cod. Boruss. fol. 57o, p. i45) im J. 1208 erbaut, der Stammsitz der Grafen von 
Altena-Isenberg, war nach der Ächtung des Grafen Friedrich 12 25 oder 1226 zer- 
stört worden und wurde nicht wieder hergestellt (Kremer, Akad. Beiträge II S. i35. 
— Kindlinger in der Westphalia I, 1825, S. 28. Beide mit falscher Datierung). 
Von Friedrichs ältestem Sohne, Graf Dietrich — nicht schon vom Abt Liudbert von 



3l2 



ISENBERG 



65 



Werden um 1 1 20 — wurde zum Schutz seiner Vogtei über Rellinghausen ein neues 
Schloss auf dem 47o Fuss hohen Bromberge an der Ruhr errichtet. Aber schon 1 247 
musste er auf das neue Schloss zu gunsten des Erzstifts Köln verzichten (Lacom- 
BLET, ÜB. II, Nr. 323), 1248 trat der Abt von Werden als Lehnsherr den Grund 
und Boden des Schlosses ab mit Ausnahme zweier Wohnungen (Lacomblet, U B. II, 
Nr. 339. — Kremer a. a. O. II, Nr. 49). Die Burg wurde 1288 durch Graf Adolph 
von der Mark zerstört (Lacomblet, U B. II, S. 532. — Levold v. Northoff, Chro- 
nik: Seibertz, Quellen I, S. 29). Das Schloss wurde indessen wieder aufgebaut (dieser 
Bau ganz unabhängig von dem in geringer Entfernung gelegenen Haus zum Vitinghoffe), 
bestand noch im i5.Jh., wie eine ausführliche Beschreibung im Archiv zu Schellen- 
berg bekundet (Blätter zur näheren Kunde Westphalens i869, Nr. 8, S. 69. — Bender 
S. 81), und ging erst im 16. Jh. zu Grunde. 

Die Beschreibung lautet: Det hues van den Isenberg ligt in det revier van de 
Roer op enen hohen berge, in det suden tegen det closter Relinghusen, tegen norden 
utsehende na en plat feldt, na osten tegen de berge un strüeke, so ok na westen. 
Et is gen togang anders als ut dem felde na dem huese, en grefte in de velsen ge- 
hauen mot man overgohen un dan dor de grote tom met de obtreckende bnigge. 
Det erste oder onderhues hefft 8 tomen dick van steenen mit syne woningen, stelle 
vor perde un det andere vehe, det husgesin over 4oo syn in desen ondehuse, so vor 
de rovers acht hebben moten; van deren plas gabt men met i5 trappen na det 
hoverhus, ock dür enen tom, da de Juncker wont, veer tomen stöhn op de ecke un 
de tom an de brugge is de viffle; ob desen plas kan men te ganze revier van de 
Roer oversyn im det hues hefft so veel kammers, dat ock so as ob det onderhues 
4oo mans wonen kunnen. De kellers syn in de steenen gehauen, un met 274 trappen 
is men in de tyt wen de pott geen water hebt gegoen 

Ruinen in grösserer Ausdehnung decken den Rand des Hochplateaus nach 
der Ruhr zu, sie gestatten aber keine Rekonstruktion des Grundrisses. Die mäch- 
tigen abgesprengten Stücke weisen auf eine Zerstörung durch Pulver. Erhalten ist 
vor allem das Fundament des Bergfrides, 5,5o m im Viereck im Lichten, die 1,80 m 
starken Mauern bis 2,5o m hoch aufstehend. Genau nach Süden ein 4,8o m hoher, 
1,65 m starker Rest der Ringmauer. Die ganze Terrasse unter der jetzt dort befind- 
lichen Restauration ruht auf altem Mauerwerk. Nach Westen zu finden sich die 
Reste von zwei parallel laufenden Mauern, mit einer Art von Thorturm und Vorburg. 

In den Addenda zum Äbtissinnen katalog von Essen (Seemann S. 3o) die An- 
merkung: Bei Zerstörung der bürg Isenburg ist folgende inskription auff der pforte 
geschrieben gefunden : constrüctum furto durabit tempore curto. Da man aber 
den autorem davon nicht hat können antreffen, ist die meinung, der teuffei soll dies 
Carmen geschrieben haben. 

Das HAUS VITINGHOFF, der eigentliche Stammsitz der Familie Viting- 
hoff*, lag am Kortenbusch nahe bei dem Schlosse Neu-Isenburg und war wahrschein- 
lich von den Grafen von Limburg auf ihrem alten Allodium beim neuen Isenberg 
erbaut worden. (Grevel, Übersicht S. i7. — Berg. Zs. II, S. 26?; VII, S. 82. — 
Vgl. die Urk. von i37o bei Lacomblet, U B. III, Nr. 697). Bei der Erbteilung der 
Brüder Wilhelm und Dietrich von Limburg im J. i4i2 fällt es dem ersteren als dat 
slaet to dem Vitinckhoeve zu (v. Steinen, Westfälische Geschichte XXXI, S. i332), 
später i454 und i5oi dem Kapitel von Rellinghausen verkauft (Grevel S. 2 7). 
Nur Gräben und Wälle, die ein Rechteck umgeben, dicht bewachsen mit Buschholz, 
sind erhalten. 



Schloss 



Alle 
Beschreibung 



Ruinen 



Inschrift 



Hnus 
Vitinghoff 



3i3 






66 



KREIS ESSEN 



KETTWIG. 



Litteratur 



Germanische 
Funde 



Evangel. 
Pfarrkirche 



Turm 



Inschrift 



Kanzel 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Brücke 



Ka ttenturm 



W. Grevel, Übersicht S. 23. — Hermann, Zs. für die Lande zwischen der 
Weser und Maas 182?, S. 663; 1828, S. 665; 1829, S. 552. — Nrh. G. i883, S. 128. 
— J. M. D. L. Deegen, Denkmal einer Jubelfeier, begangen in der evangel. Gemeinde 
zu Kettwig den 20. Juli 1821, Essen 182 1. — A. Chr. Borheck, Archiv für deutsche 
Gesch., Erdbeschreibung etc. der deutschen Nieder-Rheinlande 1, 1800, S. 42. — F. Floth- 
MANN, Aus vergangenen Tagen : Kettwiger Zeitung 1886, Nr. 1 12, i38, i4o, i4i, i43, i48, 
i5o. — V. MüLMANN, Statistik I, S. 432. — Jacobs, Gesch. der Pfarreien S. 76. — 
Flügge, Chronik von Werden S. 7i. — v. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. i64. 

GERMANISCHE UND RÖMISCHE FUNDE. Vgl. Kettwiger Zeitung 
1886, Nr. i4o. Germanische Gräber wurden bei den Hinninghofer Höhen gefunden, 
hinter der Meisenburg Urnen mit Knochenresten. Auf dem , Boxmörder' im »Sonnen- 
schein* eine Schwertklinge und eine Lanzenspitze gefunden. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Der Ort wird zuerst io52 genannt 
(Lacomblet, U B. I, Nr. 188. — Crecelius, Tradit. Werdin.: Berg. Zs. VI, S. 59. — 
Förstemann, Ortsnamen, S. 937). Die Kirche wird i372 zuerst erwähnt (Lacomblet, 
U B. III, Nr. 73 1), i387 das Kirchspiel genannt (Grevel S. 23 Anm. 6). Die Kirche 
war dem h. Petrus geweiht. Das Jus patronatus hatte im i7.Jh. der Kurfürst von 
Brandenburg (Engels, Reise nach Werden S. 100). 

Der vierstöckige Turm der Kirche, aus Bruchsteinen von Kohlensandstein mit 
grossen unregelmässigen Eckquadem errichtet, stammt aus dem i4. Jh., das Langhaus, 
ein grosser saalartiger Bau wurde im J. i72o errichtet. An jeder der Langseiten drei 
grosse rundbogige Fenster, an der Süd- und an der Nordseite einfaches Portal, von 
Pilastem eingefasst, im Süden die Inschrift: nVnC porro sIt ChrIstVs operIs 
fVnDaMen et fInIs (i72o). 

Kanzel, interessantes Schnitzwerk aus dem 18. Jh., freistehendes sechsseitiges 
Gehäuse auf einem Palmbaum, durch einen horizontalen Gang mit geschnitztem Ge- 
länder mit der Mauer verbunden. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Petri ap.). Die Gemeinde i8o3 
neu gegründet, die Kirche 1826 begonnen, i83o eingeweiht. Vgl. Westfälischer An- 
zeiger 1806, Nr. 56. — Rheinisch -Westfälischer Anzeiger 1826, Nr. io4, Beilage. — 
Essener Zeitung 1880, Okt. — Jacobs S. 76. 

BRÜCKE über den Mühlenkanal, i785 erbaut mit dem Wappen des Abtes 
Bernard von Werden und dem Chronikon : pro opportVnIorI rVrae transItV pons 
oLIM CoLLapsVs sVb bernarDo abbate resVrgIt. Vgl. F. Flothmann in der 
Kettwiger Zeitung 1886, Nr. i4i. Das Wappen der Werdener Abtei mit der Jahres- 
zahl i725 auch an der früheren Abteimühle, die jetzt zu den Fabrikgebäuden der 
Firma Joh. Wilh. Scheidt gehört. 

KATTENTURM, Haus Oefte gegenüber hart an der Ruhr gelegen, der 
letzte Rest der Burg Luttelnau, die schon I295 genannt wird und deren Besitzer 
später die Herren v. Oefte waren. Die Burg wahrscheinlich schon im i4. Jh. zerstört. 
(Grevel, Übersicht S. 28. — Vgl. Kunstdenkmäler des Kr. Mettmann unter Oefte)- 

Von dem Kastell sind an der Ruhr auf einem kleinen Hügel die Mauern eines 
dreistöckigen Turmes erhalten, mit 1,80 m unterer Mauerstärke, das Erdgeschoss ehe- 
mals mit Tonnengewölbe versehen, im zweiten Stock die Reste eines Kamins una 
zwei schartenartige Fenster. 

3i4 



RELLINGHAUSEN 67 



RELLINGHAUSEN. 

W. Grevel, Übersicht S. lo. — Das Hofesrecht im Stift Rellinghausen: Berg. LitteratuT 
Zs. VII, S. 284. — Fr. A. Humann, Das Stift Rellinghausen: Berg. Zs. VII, S. 6i 
(zuerst erschienen in der Essener Zeitung 1862, Nr. 243, 2 58, 393). — Ders., Die Isen- 
berger Vogtei von Rellinghausen und die Entstehung der freien Herrschaft Biefang: 
Essener Zeitung 1862, Nr. 243. — Ders., Rellinghausen, seine Klosterstiftung und 
älteste Gerichtsverfassung: Essener Zeitung 1862, Nr. 258. — W. Grevel, Das Ge- 
richtswesen im Stift Rellinghausen: Beiträge II, S. i5. — Karsch, Zur Geschichte des 
Stiftes Rellinghausen im Zeitalter des 3ojährigen Krieges: Beiträge IV, S. 24. — Grevel, 
Die neue Bürgermeisterei Rellinghausen und die Grenze zwischen Alt -Sachsen und 
Alt -Franken: Essener Zeitung 1 876, Nr. 2 u. 3. — Akten imd geschichtsmässige Auf- 
klärung über die Immunität, Exemtion und Immediätät des Kayseriichen - Freyiveltlich- 
Adelichen Damenstifts zu Rellinghausen, i777. — Gerichtswesen und Hexenprozesse 
im Stift Rellinghausen: Rhein. -Westßil. Ztg. 6. April i889. 

Ehemaliges ADELIGES FRÄULEINSTIFT. Zu Rellinghausen, das 947 und Fräulein. t.ft 
974 als selbständiger Oberhof genannt (Lacomblet, U B. I, Nr. 97, 1 17) wird, gründete 
Äbtissin Mathildis II. von Essen um das J. 1000 eine Kapelle, an die sich bald ein 
Nonnenkloster anschloss (Äbtissinnenkatalog ed. Seemann S. 3), das im i3.Jh. in ein 
adeliges Fräuleinstift überging. Erst die Essener Äbtissin Adelheid (12 16 — I24i) gab 
dem Konvent einen eigenen Propst aus dem Prämonstratenserorden, was ihre Nachfol- 
gerin I24i bestätigte (Lacomblet, U B. II, Nr. 255). Das Stift wurde i8o4 aufgehoben, 
im selben Jahr in veränderter Form wiederhergestellt und erst 181 1 endgültig aufgelöst. 

Die ehemalige STIFTSKIRCHE, jetzt KATHOLISCHE PFARR. Stiftskirche 
KIRCHE (tit. s. Lamberti m.) wurde 1822 bis auf den Turm abgebrochen und von 
1826 — 1838 durch eine neue ersetzt, die i852 konsekriert ward. 

Der alte romanische Turm ist fünfstöckig, aus Bruchsteinen von Kohlensandstein Turm 
errichtet, ohne Horizontalgliederung, im letzten Stock ehemals mit Rundbogenfries und 
Vertikallisenen (abgeschlagen), im vierten und fünften Geschoss nach Süden mit je 
zwei kleinen rundbogigen Fenstern. Die Turmvorhalle von 5 m im Quadrat mit einem 
Gratgewölbe überdeckt, an den Seiten Schildbögen, nach Westen zu zwei Dienste. 

Taufstein, mächtiges rundes Becken des 12. Jh., ähnlich dem zu Stoppenberg Taufstcin 
(s. u.), 7o cm hoch, i m im Durchmesser mit vier sehr kleinen Eckköpfen. 

Romanisches steinernes Weih was serbecken, halbrund, mit Zickzackfries. Weihwasser. 

Die Kirche liegt auf einem Hügel, der nach Norden in der Entfernung von 
23 Schritt um S m äufgemauert ist. Der geringe Raum nach Westen (nur 16 Schritt) 
spricht gegen die Annahme einer angeblich vorhanden gewesenen Kreuzkirche mit 
Vierungsturm wie in Bedburg (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 1 2). Von den Stifts- 
gebäuden sind gleichfalls nur Reste vorhanden. Zunächst ein fünfachsiges zweistöckiges 
Gebäude von Kohlensandstein mit flachem Satteldach überdeckt, das »Steinhaus* Steinhaus 
genannt, ursprünglich mit grossen, von Flachbögen überspannten Fenstern, in die 
kleinere in Backsteinrahmen eingesetzt sind. Im Keller grosse 5 m breite Tonnen- 
gewölbe. Diesem gegenüber in dem Garten der Kaplanei lag das Stiftshaus, von Stiftthaus 
dem sich Fundamente vorgefunden haben. 

Das Grabmal der Äbtissin Mathilde (t loii), eine tiefe mit Bruchsteinen aus- Grabmal 
gemauerte Gruft mit der Inschrift: mechtildis sororum nostrarum fidissima cura 

3i5 



68 KREIS ESSEN 

Stiftskirche (Berg. Zs. VII, S. 67), wurde bei dem Neubau entdeckt. Im i7.Jh. waren noch die 
Enden von drei weiteren Zeilen erhalten : . . . quae transivit . . vis ornanda fide- 

LES . . . HUIC MISERERE DEUS (BüCELINUS II, p. l44). 

Kreuz Das Stift besass als Geschenk der Äbtissin Theophanu von Essen (io39 — io56) 

ein Prachtkreuz, ähnlich den in Essen erhaltenen. Seemann S. 5. — Bucelinus II, 
p. i44: i3. Donavit Theophanu abbatissa ecclesiae Rellinckhausanae argenteam auro 
obductam crucem cum hac inscriptione et antiquo clypeo Palatinatus Rheni: 

Christe Deus! Votum Theophanae cerne benignum 

Qui crucis hoc mire Signum fecit redimire. 

Pro servis dominum credimus quo flamine passum, 

Qui nunquam meruit vulnera sustinuit. 

Disce redemptoris pietatem, disce fidelis, 

Haec, homo, perpendas, quae fuerit pietas. 

Su Annen- ST. AN NEN KAPELLE. Vgl. ausführlich Niederrheinisch -Westfäl. Kreis- 

k»pelie *^ ., 

kalender, Köln i766, S. i3o. — Grevel, Übersicht S. 75. 

Im J. i5i6 in kleinerem Mafsstabe erbaut, zur Erinnerung an einen Diebstahl 
von Hostien, die in einem Domstrauch wiedergefunden wurden, i7o7 ersetzt durch 
einen einschiffigen Bau mit dreiseitigem Abschluss, gedrücktem Tonnengewölbe, auf 
dem gewalmten Satteldach kleiner Dachreiter mit Schelle. 
Gemälde Gemälde des i7.Jh., darstellend die Legende vom Hostiendiebstahl, mit der 

Inschrift: contigit anno i5i6. 

Ev.ngei EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. J. Karsch, Geschichte der evangel. 

Pfarrkirche •' ' ^ 

Gemeinde Rellinghausen : Beiträge X, S. i. — Baedeker u. Heppe, Geschichte der 
evang. Gemeinden der Grafschaft Mark, Iserlohn i879, S. 5o6; Nachtrag S. 122. 

Der erste Bau, i67o vollendet, wurde von den französischen Truppen in den 
nächsten drei Jahren verbrannt, von i772 — 1775 wurde an Stelle der baufälligen 
hölzernen zweiten Kirche ein neuer massiver Bau errichtet. 
Gcrichtshatis TURM vou dem Gerichtshaus, 6,5o m im Quadrat, die Mauern 80 cm 

stark, aus dem i4. oder i5. Jh., aus schweren und grossen Kohlensandsteinblöcken 
(an den Aussenseiten leicht verwittert) aufgemauert, mit Epheu dicht umzogen. Eigen- 
tum der Civilgemeinde. 



SCHELLENBERG. 

Schioss SCHLOSS. Grevel, Übersicht S. 16. — L. Bender, Der Isenberg S. 106. 

Q"«^*«n Handschriftl. Qu. Im Archiv zu Schloss Schellenberg: 4oo Urkunden 

von i325 ab, das Familienarchiv beginnend mit i432 (genaues Repertorium vom J. i8o4, 
die Urkunden benutzt von Lacomblet). Nachrichten über die Herren von Vitinghoff 
gen. Schell und die Güter Schellenberg, Ripshorst, Wittringen, Burg, [Heck, Overfel- 
dingen. — Geschichte von Schellenberg von HumAnn vom J. i864. 

Getchichtc Das Haus hiess ursprünglich nur das ,Haus aufm Berge* und war im Besitz 

der Herren von Broich, ^^on denen es an die Familie von der Horst kam. Im J. i3i3 
verkauft Heinrich von der Horst das Haus an Noldo von Kückelsheim (Lacomblet, 
ÜB. III, Nr. 586), i388 geht es durch Heirat über an Pilgrim von der Leiten und 
i452 an Johann von dem Vitinghoff gen. Schele. Im J. i477 bei der Erbteilung 
zwischen Cord und Bemdt von dem Vitinghove erhielt Cord das Haus auf dem Berge, 

3i6 



^■:, 



. Schcllmb«!. AniiElii < 



der die Schellenberge r Linie der Familie stiftete. Der jetzige Besitzer ist der Erbdrost im 
Fürstentum Essen und Ritte rhauptraann Maximilian Freiherr von Vit tinghoff gen. Schell, 
Das jetzige Schloss (Fig. 39) stammt im wesentlichen aus drei Perioden. Der 
älteste Teil ist der Bergfrid mit dem angebauten Steinhaus und der Kapelle, der 
aus dem l4. Jh. stammt (im Grundriss Fig. 3o tiefschwarz), im i7. Jh. wurde das Schloss 
wiederholt erweitert, zuerst 1660, danach i672 — 1674 (im Grundriss doppelt schraffiert), 
der letzte Anbau geschah i8ao (im Grundriss einfach schraffiert). 




Fig. 30. SehEllcnbuf. GruDdriu dc< 



7o KREIS ESSEN 

Der älteste Teil C erhebt sich in vier Stockwerken, die beiden oberen unverändert 
mit kleinen Fenstern und unbenutzt, die unteren 1820 umgebaut mit den Wappen der 
von Spee-Vitinghotr. Die Kapelle A wird von vier Kreuzgewölben aberwölbt, von 
einem schweren Mittelpfeiler mit Kämpfer getragen. Der nördliche Teil gehört noch 
dem alteren Bau an, die Gewölbe des südlichen sind in Holzverschalung erneut Die 
einachsigen gothischen Fenster neu eingefasst. Äusserlich zeichnet sich die Kapelle 
durch ein im i7. Jh, aufgesetztes achtseitiges geschweiftes Dach mit achtseitigem Türm- 
chen aus. Die Kapelle wurde i67o umgebaut nach der an der Aussenseite befind- 
lichen Inschrift: anno i67o. Wilhelm frantz von vrriNGHOFF genannt schell, 

DER HOHEN THUMSTIFFTER PADERBORN UND MUNSTER RESPECT. THUMCANTOR SENIOR. 

Der im J. 1660 angefügte Anbau, der die Wappen der Vitinghoff-Ossenbroeck 
tragt, schliesst mit einem dreistöcki- 
'' '• "' gen vierseitigen, von einer geschweif- 

ten Haube gekrönten Türmchen ab, 
das im unteren sehr tief liegenden 
Geschoss eine offene Renaissance- 
halle zeigt, deren Rundbogen auf 
schweren Rundsaulen ruhen. 

Der grosse Speisesaal B enthalt 
eine barocke magere Stuckdecke 
und Stuckomamente an den Wan- 
den, über den Thüren die vier 
Elemente, dazwischen allerlei Jagd- 
trophaen und Musikembleme, in 
der Mitte der Decke ein grosses 
Ölgemälde der Flora, umgeben von 
vier Eckmedaillons mit weiblichen 
allegorischen Gestalten. Der süd- 
liche dreistöckige Trakt, mit flachem 
Dach und kleinen Türmchen, mit 
fünf Achsen und südlicher Veranda 
wurde erst l8io angefügt. 
Fi(j3l. Sch.ii=nb«g. p.viiioo,Ton.j.i674. Dgr nördliche Anbau ist mit 

dem Thor durch eine Mauer ver- 
bimden, auf der sieben wirkungsvolle Büsten und drei allegorische Gestalten aufge- 
pflanzt sind, dazu zwei Löwen als Schildhalter, alle aus dem i7. Jh. stammend. In 
die Mauer ist ein ovaler Gedenkstein eingelassen (ehemals über der Thür des 
Binnenhofes) mit der Inschrift: 

CHRISTUS REX REGUM, QUI NOS DOMINATUR IN AEVUM, 

PROTEGAT HANC AEDEM NECNON SINE CRIMINE PLEBEM, 

UT LICEAT DIVOS SUPERORUM SCANDERE CLIVOS. 

HOC, PATER (oronipiotens), rogo te per Stigmata christi, 

PURPUREUMQUE ROREM, FUSUM IN MONTE CRUOREM 
AETERNUMQUE FLAMEN SIC OPTO MEDULLIBUS. AMEN. 

In dem Park, dessen herrlicher Baumschmuck dem Orkan des Sommere i89i 
zum grössten Teil zum Opfer gefallen ist, nach Süden ein hübscher barocker Pavillon 
von t674 (Fig. 3i), achtseitig, mit grosser zwiebeiförmiger Haube und achtseiligem 
Türmchen (die Bedachung i892 erneut), über der Thür, zu der eine Freitreppe mit 



SCHEPPEN — STEELE 



7l 



Steinerner Brüstung hinaufführt, das Vitinghoffsche Wappen und die Inschrift: Wil- 
helm FRANZ VON VITTINGHOFF GENANNT SCHELL ZU PADERBORN UND MUNSTER. Ein 

zweiter vierseitiger Pavillon nach Westen zu. 

Von den dem Hauptbau gegenüber gelegenen Wirtschaftsgebäuden stammt die 
hintere Wand mit den- Wappen der Vitinghoff-Bönen vom J. 1660, der Vorderbau 
mit der Holzgallerie und den Wappen der Vitinghoff-Galen wurde i78o erneut. Der 
im Süden sich vorschiebende Trakt wurde i672 errichtet. 



Schlots 



SCHEPPEN. 

HAUS. Grevel, Übersicht S. 26. — Flügge, Chronik von Werden S. i3. Haus 
Ursprünglich mit Baldeney zusammengehörig und Werdensches Lehengut, im i4. Jh. ***' **^**'* 
im Besitz derer von Scheppen, darnach derer von der Leiten, weiter derer von Steepe, 
von Vitinghoff, von Eyll, von Neuhoff, von Drimbom kam es an die Freiherren 
von der Reck, i7i7 an den Freiherm Friedrich von Bottlenberg gen. Schirp, end- 
lich an den Freiherm von Ritz. Jetziger Besitzer ist Herr Landrat August Freiherr 
von Hövel zu Essen. 

Das Haus besteht aus vier rechtwinkelig aneinanderstossenden, aus Bruchsteinen Beschreibung 
von Kohlensandstein erbauten Trakten, der vordere zweistöckig, ehemals mit grossen 
Doppelfenstern mit Steinpfosten (drei erneuert), abgewalmtem Ziegeldach, flankiert von 
zwei dreistöckigen Türmen mit stumpfem Pyramidendach. Über der nindbogigen 
Durchfahrt das Wappen ausgebrochen. Rechts vom Eingang die flachgedeckte Ka- KapcUc 
pelle, vor dem (erneuten) Altar Grabstein der am 2 7. Aug. i786 verstorbenen Frau 
Theodore von Ritz geb. Freiin von Bottlenberg gen. Schirp. Totenschilder des Joh« 
Wilhelm von Bottlenberg gen. Schirp (f 18. Aug. i783), und der Anna Kasparina von 
Schirp (t 10. Febr. i767). 

STEELE. 

W. Grevel, Übersicht S. 9, 74. — Ders., Materialien zur Geschichte der Stadt Littcratur 
Steele, Steele i879 und Ruhrbote i878, Nr. 95, i879, Nr. 100. Darunter: Die alten 
Thore der Stadt Steele. — Ders., Die Statuten der früheren Gilden und Ämter in 
der Stadt Steele: Essener Zeitung 1882, Nr. 116, 122, I27, i33, i39, i45. — Ders., 
Die märkischen Gemeinden des Kirchspiels Steele: Hattinger Zeitung i885, 10. Nov. 
— v. MüLMANN, Statistik I, S. 45i. — Devens, Statistik des Kr. Essen S. 11. — En- 
DRULAT, Niederrhein. Städtesiegel, Taf XI, S. 36. — J. D. v. Steinen, Westphälische 
Geschichte I, S. 533; XVI, S. 274. — Baedeker, Über die Einführung der Refor- 
mation in der Grafschaft Mark, Dortmund i838, S. 47, 58. — W. Grevel, Der Reichs- 
tag zu Steele unter Otto dem Grossen: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift 
Essen X, i887, S. i. — Ders., Die Anfönge der Stadt Steele: Beiträge X, S. 53. Mit 
Anhang, Die ältesten Statuten der Stadt Steele. 

Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv (Wd. Zs. I, S. 4io): Bürgerbuch mit Quellen 
den ältesten Statuten und Ordnungen von i549 — i7o2, 39 beschriebene, 59 unbe- 
schriebene Blätter. — 8 Perg.-Urk. von i575 — i75i. — Akten von i643 an. — Ver- 
schiedene Urkunden und Akten im Besitz des Herrn Wilhelm Grevel zu Düsseldorf 



3i9 



72 KREIS ESSEN 

K.thoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Laurentii m.). Nach Fahne 

P f a rricirche 

(bei V. MüLMANN a. a. O.) war ein Teil der alten Pfarrkirche noch romanisch. Die 
erste Erwähnung findet sie im J. i3i4 (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urkunden Essen 
Nr. i59), sie war Filiale von Essen (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 449). 

Die alte Kirche wurde i87o abgebrochen und i87o — 1873 durch einen präch- 
tigen dreischiffigen gothischen Neubau von August Rinklake ersetzt. Nach Entwürfen 
von Tüsshatis in Düsseldorf (Chor) und Jansens in Utrecht (Langhaus und Oktogon) 
ausgemalt von Maler Büskens. 
wiii.enhi.us K AT HOL. WAISENHAUS, gegründet für Waisenkinder des Essener Stifts- 

gebietes von der Äbtissin Franziska Christina (i726 — 1776) um die Mitte des i8.Jh., 
i794 eingeweiht. 

Ein mächtiger Bau aus Kohlensandstein errichtet, nur die Fac^ade architektonisch 
ausgeschmückt, die der Chausseestrasse zugekehrte Fac^ade zeigt zwei lange zwei- 
stöckige siebenachsige Flügel, an jedem Ende eine Art von vorspringendem Pavillon 
mit gebrochenem Dach. In der Mitte springt die Kirche nach der Strasse zu vor, 
der wieder ein Risalit mit abgerundeten von Pilastem eingefassten Kanten vortritt. 
Der wirkungsvolle Giebel ist geschweift und mit Horizontalgesimsen versehen, ein aus 
dem Viereck in das Achteck übergeführtes Türmchen mit anmutiger Glockenhaube 
schliesst ihn ab. Das Portal zeigt eine zierliche Rokokoeinrahmung, darüber ein ovales, 
zur Seite je ein rundbogiges Fenster. 
Ausstattung Die innere Ausstattung der flachgedeckten Kirche ist sehr einfach. Der Haupt- 

bau bildet ein Achteck, an das nach Osten ein Chorhaus mit halbrundem Abschluss 
angefügt ist. 

Drei grosse Rokokoaltäre, der mittlere mit Säulen, die seitlichen mit Pilastem, 
alle drei mit Strahlensonnen im Aufsatze. Zur Seite des Hauptaltares, der ein Bild mit 
der Himmelfahrt Maria enthält, die Holzfiguren der hh. Franziska und Christina, auf 
dem linken Seitenaltare ein Bild des h. Joseph, auf dem rechten eines des h. Aloysius. 

Über den drei Beichtstühlen und dem seitlichen Eingang interessante Aufsätze, 
je eine Spitzpyramide mit Putten. 

Im Mittelgang der Grabstein der Gründerin, der i776 verstorbenen Äbtissin 
Franziska Christina, ihr Totenschild an der Wand. 
Schiosi Das SCHLOSS der Essener Äbtissinnen, ,auf der Luft*, an der Stelle des jetzigen 

katholischen Pfarrhauses befindlich, wurde i699 errichtet (Kindlinger, E^ensche 
Registratur I, II. Abt., i I.Fach, Nr. 35), im i9. Jh. abgebrochen. 



Düsseldorf 



STOPPENBERG. 

Fräuicinstifi ADELIGES FRÄULEINSTIFT. Grevel, Übersicht S.i 3.— Th. Lindner, 

Anno IL, der Heilige, Leipzig i869, S. ii5. 
Quellen Hau ds ch ri f tl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 49 Urkunden von 

io73 — i8o5. — Kalender vom Ende des iS.Jh. (Hs. A. 21 5), mit gleichzeitigen und 
späteren Aufzeichnungen über die Stiftungen und Schenkungen, am Schluss Urbar, 
9 Seiten, bez. : Dyt synt dye rente inde guede, dye in dye praesencie hört to Stopen- 
berch in dat capittel, vom J. i493. — Bona, redditus et proventus ecclesie et capituli 
in Stopenberge in hoc libro tamquam auctentico continentur successive conscripta 
(Reg. 12), Perg., fol.. Notarielle Kopie des Stiftsregisters von i357, i527 geschrieben, 

3 20 



73 



am Schluss in 37 Abschnitten: Statuta ind aide lavelyche gewonheyt Vgl. Ilgen, f'» 
Rhein. Archiv S. ■IS. — Lamprecht, Verzeichnis niedenheinischer Urbarialien S. 9. 

Im Geh. Staatsarchiv zu Münster: Statuta des Kapitels von Stoppenbei^ 
vom J. i6ii {KiNDUNGERsche Sammlung CXVII, p. 463). 

Im J. io73 wurde durch die Äbtissin Suanehild von Essen (Äbtissinnenkatalog c 
ed. Seemann S. S) in monte, quem vulgari lingua vocant Stophenberch, ein Oratorium 
gebaut, das Erzbbchof Anno II. von Köln noch im selben Jahre einweihte {Lacou- 
BLET, U B. I, Nr. 217. — Westphalia II, i8a6, S. 62; III, S. 25o). 

Die Kirche, die Anfangs nur Hülfspfarrkirche für Essen war, ward schon im 
1 1. Jh. in ein grosses Nonnenkloster verwandelt, wie die grosse Empore ausweist. 
Erst 1224 (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urkunde 2. — Lacomblet, U B. II, Nr, 116) er- 




Pil. 33. Sloppcnbcrg. Südiuichi ia Süfiikiichc. 



fahren wir bestimmt, dass sich ein weiblicher Konvent daran angeschlossen habe, 
der bb 122S mit Rellinghausen einen gemeinsamen Praepositus hatte (Lacomblet, 
U B. II, Nr. aSS). Im J. 122? nimmt Kaiser Heinrich VII die ecciesia s. Marie bea- 
tique Nicolai in seinen besonderen Schutz {Lacomblet II, Nr. i47). Das Stift wurde 
am 3. Mai i8o3 aufgelöst (Essener Allgemeine Politische Nachrichten i8o3, Nr. 36), 
darnach freilich reorganisiert und erst unter der Grossherzoglich Bergischen Herrschaft 
endgültig aufgehoben. Das romanische Kapitelshaus wurde 1826 auf den Abbruch 
verkauft 

Die STIFTSKIRCHE, jetzige KATHOLISCHE PFARRKIRCHE s.i 
(tit. s. Nicolai ep.), ist eine hochinteressante dreischiffige romanische Ffeilerbasilika °j 
mit quadratischem Chorhaos, Apsis und kleinem Westbau. Das Material ist Kohlen- 
sandsteinbruchstein, die Kanten und Lisenen von sorgfältig abgepassten Quadern, die 
Bogen von Tuff. Der ursprüngliclie Bau bestand nur aus drei Quadraten mit Seiten- 
schiffen, (je zwei kleine Quadrate auf ein Mittelquadrat) neben den beiden westlichen 

331 



c und hatte möglicherweise einen geradlinigen Abschluss. Die Apsb gehört jedenfalls 
einer zweiten Bauperiode an, da der an der Südseite des Chorhauses sichtbare 
Schmuck von Vertikallisenen und Rundbogen sich auch an der Ostseite und zwar 
hinter der Apsis fortsetzt 

Mit der Apsis zusammen wurde im iz. Jh. der Westbau angefügt und damit die 
Empore erweitert. Zugleich wurden an Stelle der früheren flachen Holzdecke Ge- 
wölbe eingesetzt Da aber für Widerlager nicht gesorgt war, gab der Bau nach aussen 
nach. Im iS.Jh. wurde das nördliche Seitenchürchen (jetzt Sakristei) angebaut, im 
J. i676 wurden die Fenster zum Teil umgeändert und der südliche Windfang vor- 
gebaut. Der ganze Bau ist stark gewichen, die Aussenmauem hängen nach aussen, 
an der Nordseite auf z,5o m Höhe um z5 cm. Sie haben daher sehr starke Streben 



Fig. 33. Stoppeobei-g GrandriM der Stiftakirche. 

und Absteifungen erhalten. Es ist zweifelhaft, ob die Kirche ursprünglich auf einen 
Westturm berechnet war, jetzt besitzt sie nur einen kleinen dreistöckigen südlichen 
Glockenturm, der im Untergeschoss romanische Formen zeigt, dessen beide oberen 
Stockwerke aber erneut zu sein scheinen. 

Im Inneren ist Mittelschiff und Chorhaus mit drei Kreuzgewölben überwölbt, 
die aus Ziegeln hergestellt sind und hohlprofiUerte Rippen zeigen. Die einzelnen 
Hauptpfeiler sind durch ein verhältnismässig reiches Kämpfergesims gekrönt, wahrend 
die Arkadenpf eiler nur in der Längsachse ganz einfache Kämpfer zeigen. Im süd- 
lichen Seitenschiff sind an den Aussenmauem noch Vorlagen mit einfach profilierten 
Kämpfern angebracht, im nördlichen Seitenschiff treten an ihre Stellen einfache Kon- 
solen, die Gewölbe der Seitenschiffe sind einfache Gratgewölbe. Der Westbau bt mit 
einem rechteckigen Kreuzgewölbe überdeckt, dessen Rippen nicht auf Kämpfern, 
sondern an der Westseite auf runden Diensten ruhen, über deren Kelchkapitalen 
noch einfache romanische Blattkapitale eingefügt sind, nach Norden und Süden je 

333 



STOPPENBERG 



75 



ein einachsiges Fenster mit neuem Masswerk. Das Mittelschiff zeigt im ersten Joch Stiftskirche 
im Obergaden je ein, im zweiten je drei rundbogige P'enster mit stark abfallenden 
Sohlbänken. Im Chorhaus in der Nordwand ein einfaches Rundfenster, nach Süden 
ist später ein grösseres, tiefer heruntergehendes gebrochen. Die Apsis enthält drei 
rundbogige Fenster, das mittlere versetzt. 




Fig. 34. Stoppenberg. LingMchnitt der Stiftskirehe. 

Die grosse Nonnenempore, neben der zu Elten (Kunstdenkmäler d. Kr. Rees 
S. 7o) eine der frühesten am Rhein, wird von vier flachen durch Gurte getrennten Grat- 
gewölben überwölbt, die nach Osten auf einem schweren niedrigen Pfeiler (Fig. 33, d) 
mit einfachem" Kämpfer, in der Mitte auf einer kräftigen i,4o m hohen Säule (Fig. 33, c) 
mit niedriger Basis und merkwürdigem aus dem Würfel herausgeschlagenen Kapital 
(das mit dem Würfel selbst 
nichts zu thiui hat) ruhen. 
Nach Westen zwei kleine 
nmdbogige Fenster. 

Im nördlichen Seiten- 
chörchen ruhen die scharf- 
profilierten Rippen auf klei- 
nen Konsölchen, in der Mitte 
bei s und t auf kurzen Dien- 
sten. Der morsche Dachstuhl 
hat sich gesenkt, so dass die 
Querbalken zimi Teil schon 
auf den Gewölbescheiteln auf- 
liegen und dadurch die Mau- 
ern noch mehr auseinander 
drücken. 

Taufstein, 95cmhoch, 
rundes Becken von schwer- 
fälliger Form mit vier sehr 
kleinen, nur wenig hervortre- 

tendeti Köpfen und kleinen Ansätzen in der Mitte, auf schwerem Mittelcy linder mit 
Ecksäulen, von der ganzen bekannten Gruppe (Kunstdenkmäler d. Kr. Kempen S. i6) 
wohl der älteste, aus dem 12. Jh. 



Empore 




Taufstein 



Fig. 3S. Stoppenberg. Ostansicht der Stiftskirche. 



323 



1 



76 KREIS ESSEN 

stiftikirche Kasel voD purpumem Sammet, auf den breiten weifsseidenen Stäben die Wappen 

des Job. Dederich v. Neuboff gen. Ley und der Magdalena Maria v. Westrem. 
Glocken Glocken. Die älteste aus dem i4.Jb., obne Jahreszahl: ave maria gratia 

PLENA DOMINUS TECUM. 

2. SANCTA MARIA ET SANCTUS NICOLAUS PATRONI ANNO l694. 

3. S. ANDREAS PATRONUS ANNO l694. 

4. EVERHARDUS PETIT. S. MARGARETHA ANNO l792. 



WERDEN. 

Liuemtur Teschenmacher, Ann. p. 22 1. — M. Merian, Topographia Westphaliae p. 7o. 

Dtrs^cUMgen — Chr. Brower, Sidera illustrium et sanctorum virorum, qui Germaniam praesertim 

magnam olim gestis rebus omarunt, Mainz 1616, p. i9, 76. — Gabriel Bucelinus, 

Germania topo-chrono-stemmatographica sacra et profana, Augsburg 1662, II, p. 3o6. 

— [Cocceji], Kurtze . . . Vorstellung der Befugnuss S. K. Maj. in Preussen als Hertzog 
zu Cleve . . . gegen den vermeintlichen Abt zu Werden, o. O., i7ii. — Jon. Hobbe- 
LiNG, Beschreibung des ganzen Stifts Münster, Dortmund 1 742, S. 93, 226. — Chr. 
Jag. Kremer, Akademische Beiträge zur Gülch-Bergischen Geschichte II, S. i95; III, 
S. I ff. — J. Grüner, Schilderung des sittlichen und bürgerlichen Zustandes West- 
phalens am Ende des 18. Jh., II, S. 66. — Niederrheinisch -Westphälischer Kreis- 
Kalender aus dem J. i766, S. 256. — Beschaffenheit des Stifts Werden im J. i784: 
Weddigens Westphäl. Magazin I, i784, S. 34. — O. Bender, Das Kölnische West- 
phalen S. i7. — Thaler der Äbte zu Werden: Wöchentliche historische Münzbelusti- 
gung, 25. Stück, 21. Juni i74i; Weddigens Westphäl. Magazin I, i784, S. 374. — Y. Z., 
Die Abtei Werden: Aschebergs Niederrheinische Blätter für Belehrung und Unter- 
haltung I, 1801, S. 6o7. — Nachrichten über die Einkünfte des Stifts Werden in älte- 
ren Zeiten: Niesert, Münsterisches Urkundenbuch II, S. io5, i37. — v. Kamptz, Die 
Provinzial- und statutarischen Rechte in der Preussischen Monarchie, Berlin 1827, II, 
S. 575. — Lag Werden a. d. Ruhr in Altsachsen oder in Altfranken?: Möller im 
Pfarrer von Elsey I, Abb. 4, S. 34. — SiG. Abel, Jahrbücher des fränkischen Reiches 
unter Karl dem Grossen, I, S. i83, 220, 383, 393, 49 1. — E. J. K. von Fahnenburg, 
Promemoria, ob der Herzog von Braunschweig-Lüneburg dem Herrn Reichsprälaten 
von Werden und Helmstädt aus dem Vermögen des höchstdemselben zugetheilten 
Klosters Helmstädt eine Pension zu ertheilen schuldig seyen oder nicht, Regensburg i8o3. 

— P. Fr. Jos. Müller, Vertheidigung der Rechte der Abtei Werden gegen die Krone 
Preussen, o. O., i8o7. — L. Meyer, Kurze Nachrichten von den Reichsprälaten der 
beiden Stifter Werden und Helmstädt, Essen 18 10. — Ders., Werden und Helmstädt, 
ehem. kaiserl. freie und unmittelbar exempte Abteien (geschr. 1825, fortgesetzt bis i83o 
von Fr. C. Ludw. Meyer), Düsseldorf i836. Dazu Forst, Bemerkungen und Er- 
gänzungen zu Meyer, Hs. im Kölner Stadtarchiv. — Jon. Adolf Engels, Die Reise 
nach Werden, mit Kupfern, Duisburg 181 3. — Ders., Sammlung kleiner Schriften, 
Krefeld 1827. — Ders., Denkwürdigkeiten der Natur und Kunst, Elberfeld 1818. — 
G. M. de Ludolff, Symphor. Consultat et decis. I, fasc. XX, p. 439. — Ders., ObservaL 
forenses I, p. 439. — Über das Heergewedde im Stift Werden: Westphalia von Tross 
1824, S. i33. — J. U. V. Gramer, Über die wahre Natur der Hobs- und Behandigungs- 
güter in seinen Wetzlarischen Nebenstunden IX, Abb. 7. — C. Simons, Reise des 
Kronprinzen von Preussen durch Rheinland -Westfalen im Herbst i833, Iserlohn i834, 

324 



J 



WERDEN 77 

S. 38. — P. Fr. Jos. Müller, Geschichte der Abtei Werden, 4i6 S., ohne Schluss Litterntur 
und Titel (nicht vollendet, weil konfisziert). — Ders., Beytrag zur Bestimmung der 
Gränzen zwischen den Franken und Sachsen der Vorzeit, Duisburg i8o4, S. 38, 53, 
74, 77. — Vorlesung über die Befreiung Deutschlands von der französischen Herr- 
schaft, Werden i8i3. — Devens, Statistik S. i7. — Grevel, Übersicht S. 22. — v. Mül- 
MANN, Statistik I, S. 456. — Ann. h. V. N. XXXII, S. i99. — R. Hempel, Geschichte 
der evangelischen Gemeinde zu Werden a. d. Ruhr, Werden i85o, Langenberg i883. 
Dazu C. Krafft i. d. Theolog. Arbeiten a. d. Rheinisch - wissenschaftl. Predigerverein 
III, S. i36. — Eine Werdensche Klosterlegende: Berg. Zs. II, S. 27i. — W. Crecelius, 
Bericht des Abtes Konrad II. von Werden über das Eindringen der Refonnation in 
das Stift: Berg. Zs. VII, S. 84. '- — Alb. Schuncken, Geschichte der Reichsabtei 
Werden a. d. R., Köln i865. — Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Nieder- 
rheins III, S. 16. — H. Höfer, Die Benediktinerstiftungen in den Rheinlanden: Studien 
und Mitteilungen aus dem Benediktinerorden IX, S. 463 ; X, 488, 493. — A. TiBUS, 
Gründungsgeschichte der Stifter, Pfarrkirchen, Klöster und Kapellen im Bereiche des 
alten Bistums Münster, Münster i867, I. — W. Flügge, Erinnerung an Werden, 
illustrierter Führer durch Werden und Umgegend, Werden i887. — Ders., Chronik 
der Stadt Werden, Düsseldorf 188 7, dazu Ergänzungsheft I u. II. — P. J. Pider, Das 
Ruhrthal, Werl 1881, S. 3o7. — Gerh. Loebker, Wanderung durch die Mark und das 
Ruhrthal, Münster i883, S. 44. — Geschichte und Rechtsverhältnisse der vormaligen 
Abteischule und jetzigen lateinischen Schule zu Werden a. d. R., Gladbach 1881. — 
Beiträge zur Geschichte des Stifts Werden, herausgegeben von dem historischen Verein 
für das Gebiet des ehemaligen Stifts Werden. I. Kranz, Die Gilden und Ämter der 
Stadt Werden, Werden i89i. IL P.Jacobs, Geschichte der Pfarreien im Gebiet des 
ehemaligen Stifts Werden I, Düsseldorf i892. — Die Schützenfeste der Stadt und ehe- 
maligen freien Reichsabtei, Werden i884. 

Die vitae s. Liudgeri ed. Wilhelm Diekamp: Geschichtsquellen des Bistums ÄUesie Quellen 
Münster IV, 1 88 1 . Mit kritischer Einleitung und ausführlicher Litteraturangabe. Ver- 
zeichnis der Drucke auch bei Potthast, Bibl. bist, medii aevi p. 785 u. Chevalier, 
Repertoire des sources historiques du moyen äge, p. i428. Die vita auct. Altfrido 
deutsch bei Hüsing, Der h. Ludgerus, Münster i878, S. i74 u. Pingsmann, Der h. Lud- 
gerus, Freiburg i879, S. i99. — Fundatio monast. Werthinensis : Ficker, Die Münste- 
rischen Chroniken i85i, S. 352; Diekamp, Vitae Ludgeri, p. 286. — Catalogus abba- 
tum Werthinensium ed. Eckhart, Comment. Franciae oriental. II, p. 9 1 8 ; Bucelinus 
a. a. O. II, p.3o6; Mon. Germ. SS. XIII, p. 288. — Sylloge abbatum Werthinensium ab 
Henningo Hagen elaboratum : Leibnitz, SS. rer. Brunsvic. III, p. 600. — Calendarium 
necrol. Werdinense de 801 — i4oo: Leibnitz, SS. III, p. 747 ; Böhmer, Fontes IV, p.389. 
Vgl. Martene, Coli. VI, p. 679. Notizen aus einer Berliner Hs. im Archiv der Gesell- 
schaft für ältere deutsche Geschichtskunde VIII, S. 842. — Uffingus, Carmen de S. Lud- 
gero: Acta SS. Bolland. 26. Mart. III, p. 659; Diekamp S. 223. — Liber de conversatione 
et miraculis S. Idae : R. Wilmans, Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen I, S. 469. 

— P. W. Behrends, Leben des h. Ludgerus, Neuhaldensleben i843. — L. v. Born- 
STEDT, Der h. Ludgerus und die Bekehrung der Friesen und Westfalen, Münster i842. 

— J. B. Heirmann, De heil. Ludgerus, eerste Bisschop van Münster, Gent 1861. — 
Mone, Übersicht der niederländ. Volkslitteratur, S. 372. — v. Olfers in der Westfäl. 
Zs. XIX, S. 355. — Rettberg, Deutschlands Kirchengeschichte II, S. 425, 538. — 
Strunck, Westphalia sancta ed. Giefers, Paderborn i855, p. 56. — L. Th. W. Pings- 
mann, Der h. Ludgerus, Apostel der Friesen und Sachsen, Freiburg i879, S. 9o. 

3a5 



n 



78 



KREIS ESSEN 



Littentur Herm. Conring, De antiquissimo statu Helmstadii et vidniae coniecturae, Helm- 

stadt i665. — Fr. Aug. Ludewig, Geschichte und Beschreibung der Stadt Helmstedt, 
Helmstedt 182 1. — P. W. Behrends, Geschichte des ehem. Benediktiner Mannsklosters 
S. Ludgeri vor Helmstädt, i842 — 46. — Das S. Ludgerikloster bei Helmstädt: Rett- 
berg, Deutschlands Kirchengeschichte II, S. 479. — Wilh. Diekamp, Das angebliche 
Privileg des h. Ludger für das Kloster Werden: Westföl. Zs. XLI, S. i48. — Speci- 
fication der Hofesrechte, welche die Abdinkhöve zu Werne und Seperade von alters 
her gehabt und gehören nach dem Berkhoff des Abts zu Werden: Westphalia I, 1825, 
S. 66. — K. Ed. Verhoeff, Das Kartularium Werthinense, Geschichte der Stiftimg 
der ehemaligen Benediktinerabtei in Werden a. d. Ruhr im 8. und 9. Jh. : Westfäl. 
Zs. XI, S. I und Münster i849. — Zwei Heberegister der Abtei Werden aus dem 8. 
und 9. Jh.: Lacomblets Archiv II, S. 2o9; III, S. 181. — Zwei Werdener Register 
aus dem i5. und i7.Jh.: Ann. h. V. N. XLIV, S. i98. — Wilh. Crecelius, CoUectae 
ad augendam nominum propriorum Saxonicorum et Frisiorum scientiam spectantes. 
I. Index bonorum et redituum monasteriorum Werdinensis et Helmonstadensis saec. 
X. vel XI. conscriptus, Elberfeld i864 (Gymnasialprogramm). — II". Indices anti- 
quissimi eorum quae monasterio Werdinensi per Westfaliam redibant. pars. I, Elber- 
feld i869. — III«. Traditiones Werdinenses I (auch Berg. Zs. VI, S. i), Berlin i869. 

— III^. Traditiones Werdinenses II (auch Berg. Zs. VII, S. i), Berlin i87o. — Wilh. 
Erben, Die älteren Immunitäten für Werden und Corvei: Mitteilungen des Instituts 
für Österreich. Geschichtsforschung XII, S. 46. — Crecelius, Das Güter- und Ein- 
nahmeregister der Abtei Werden: Neue Mitteilungen des thüring.-sächs. Altertums- 
vereins XI, S. 5i8. — Ders., Aufzeichnung über die von Abt Johann von Werden 
i332 vorgenommenen Belehnungen: Zs. des histor. Vereins für Niedersachsen i87o, 
S. i77; i874, S. 98. — H. Oesterley, Wegweiser durch die Litteratur der Urkunden- 
sammlungen I, S. 546. 

Ansichten Ansichten, i. Grosse Ansicht bei Braun u. Hogenberg, Städtebuch III, 

pl. 4o, 4i,5 X 18,3 cm, links oben Kartouche mit: civitatis werdenae exactis. des- 
CRIP. Vgl. Ann. h. V. N. XXXVI, S. i79. Nachbildung, Zeichnung von G. A. Fischer, 
als Beilage zur Berg. Zs. XXII. 

2. Stich, Ansicht von der Ruhr, 1 7,3x8,7 cm, nach Braun u. Hogenberg, bei 
Merian, Topographia Westphaliae, p. 7o. 

3. Stich von E. Thelott, i7,5xii cm, vom Anfang des i9.Jh., bez.: werden an 
der RUHR IM GROSSHERZOGTUM BERG, Aiisicht vou Abtei und Schloss. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 1 59 Urkunden von i io3 an (geordnet, 
aber ohne Repertorium). — Registrum receptorum et expensorum Theoderici abbatis 
Werdenensis ab a. i477. — Verzeichnis der Geldgeschenke der Abtei von 1600 — i6i3. 

— Annales imperial, immediatarum liberarum et exemptarum ecclesiarum Werdinensis 
et Helmstadensis, von Greg. Overham i724, 484 p. mit Index (Abschrift). — Index 
des alten Stiftsarchives vom J. i782, Pap. fol. — Catalogus abbatum, wohl von Bern- 
hard Rosskamp (t i7o5), in zwei Fassungen. 

Im Stadtarchiv: Städtische Privilegien von 1600 — 1681 (II, i), Kriegsbeschwer- 
den u.a. von 1600 — 1684 (XI, i3, i4), Religionsbeschwerden 1618 — 1774 (XIII, i), 
Städtische Rechnungen von 161 1 ab (XIX, 3 — XXII), Hebezettel der Stadt i5oo bis 
i79o (XXVIII, i), Urkunden von i554 an. 
Düsseldorf Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 679 Urkunden von 802 — 1806, 4 aus dem 

9., 3 aus dem 10., i3 aus dem 11., 16 aus dem 12., 65 aus dem i3.Jh, — 53o Lehens- 
urkunden und Schuldbriefe von i4o2 — 1802. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 49. 



Handschriftl. 
Quellen 

Werden 



326 



WERDEN 



79 



Die Aktenregistratur in i3 Abteilungen: i. Abts wählen, Regalien, Auf- Handschrift!, 
nähme von Konventualen, 2. Pfarrkirchen und Kapellen, 3. Bursfelder Kongregation, * *" 

4. Vogtei über Stift Werden und Herrlichkeit Friemersheim, 5. Abtei und Stadt Helm- 
städt, 6. Stifts- u. Landeshoheit, Wissenschaftliches, 7. Stadt Werden und Dorf Kettwig, 
8. Lehensachen, 9. Hofesverfassung und Hofesgüter, 10. Rechnungen, 11. Reichs- und 
Kreissachen, 12. Kriegslasten, i3. Zunft- und Gewerbesachen. Von alten Rechnun- 
gen erhalten: Computus officiorum parvorum, granarii, fabricae von i33o, i423 bis 
i475 (X, I, 2), Computus cellariae von i432 ab (X, 3), Computus abbatiae von i392 
bis 1438 ff. (X, 4). 

An älteren Heberegistern und Urbaren (vgl. Crecelius, CoUectae Einl. und 
Lamprecht, Verzeichnis niederrhein. Urbarialien S. 33) vor allem Hs. A. 88, Hebe- 
register des IG. — 1 1. Jh., 4°, 4o BL (Lamprecht Nr. i. — Lacomblet, Archiv H, S. 2i7; 
HI, S. i79. — Crecelius, Collect. I, p. 24). — Hs, A. 89, Heberegister des 10. — 11. Jh., 
Sammelbd. 8^ 3o Bl. (Lamprecht Nr. 2). — Hs. A. i33, Heberegister vom J. io32, 
4^ 22 Bl. (Lamprecht Nr. 3). — Hs. A. i34, Prepositure antiquissimum registrum, 
conscriptum tempore Wilhelmi 32. abbatis (t 1160), fol., 32 Bl. (Lamprecht Nr. 5. — 
Berg. Zs. II, S. 3o6). 

An Kopiaren: Hs. B. 5972» Liber privilegiorum maior monasterii Werdinensis, 
um 1 160, fol., 66 BL, enthält die traditiones und privilegia, vom Bl. 4i* ab Heberegistei 
des 12. Jh. (Lamprecht Nr. 4. — Crecelius III", S. 2. — Lacomblet, Archiv II, 

5. 2o9; III, S. 180). — Hs. B. 5974» Liber minor privilegiorum Werdenensis, i4.Jh., fol., 
48 Bl., mit Index, die i. Urkunde von 1002 (Berg. Zs. VI, S. 1; VII, S. i). — Reding- 
HOVENsche Hs. A. 24, Bl. 45* Decani eccl. Werd., 47» Scholastici, Bl. 33 1" Catalogus 
dom. abbatum. 

In der Landesbibl. zu Düsseldorf: Hs. G. 7, Annales imperialiiun imme- 
diatorum monasteriorum Werthinensis et Helmstadensis, a viro historiarum gnaro d. 
Gregorio Overham, praeposito Helmstadensi, quondam cellerario, archivario et priore 
Werthinensi, studiose concinnati, bis i646 geführt, i836 aus der Bibl. Büloviana er- 
worben (Abschrift). 

Im Herzogl. Braunschweig. Landesarchiv zu Wolfenbüttel (vgl. Jacobs Woifenbüuci 
S. 6) : Annales monasteriorum Werthinensis et Helmstadiensis autore Greg. Overham, 
fol., 583 Bl, bis i646 (VII, B. 21), Originalhs. — Cod. Ludgeri Werdinensis. Varia sub 
diversis abbatibus actitata, Urkunden-Abschrift und Auszüge von Ad. Overham (VII, 
B. 22). — Werdensia von der Hand Ad. Overhams, Auszüge aus dem Kalendarium, 
Einkünfteverzeichnisse, alte Grabschriften, Catalogi abbatum etc. (VII, B. 26). Collectanea 
Adolphi Overham in 8 Fol.-Bänden (Inhalt verzeichnet von Ficker in der Westfäl. 
Zs. XIII, S. 276). — Chronicon monasterii Werthinensis 7i9 — 1685 (VII, B. 27). — 
Catalogus abbatum Werdinensium, A^erfasst i693 vom Propst Aemil. Rhamann. — 
Catalogus fratrum Werdinensium professorum de a. i658 — 1774 (VII, B. 2 5). 

In der Herzogl. Bibl. zu Wolfenbüttel (Westfäl. Zs. XIII, S. 29i): Cod. 69o 
Heimst. 4. Kollektaneen Ad. Overhams über Werden und Helmstädt, Bl. i — 8 Wer- 
dener Urkunde aus dem Liber privileg. maior et minor, Bl. in — 161 Abschrift des 
alten registrum praepositurae Werthinensis (Original in Düsseldorf). — Cod. io5. 
Heimst, fol. Pap., i5.Jh., Liber privilegiorum monast. Helmenstadensis, mit vielen Ur- 
künden Werdener Abte aus dem 12. — iS.Jh. 

In der Universitätsbibl. zu Leiden: Cod. Voss. 55, Traditiones Werthin enses, Leiden 
II. Jh., am Ende unvollständig, das erste Werdener Chartular enthaltend (Archiv der 
Ges. für ältere deutsche Geschichtskunde VII, S. 997. — Lacomblet, U B. I, S. xi). 



327 



8o 



KREIS ESSEN 



Handschriftl. 
Quellen 

Hfinnover 



Köln 



München 



Xanten 



Berlin 



Münster 



Abteikirche 
Litteratur 



Geschichte 



In der Kgl. Bibl. zu Hannover: (Westfäl. Zs. XIII, S. 264; XXII, S. 6i5) 
Schrank i3, Markana: Werthinensia, Notizen von Meibom u. Leibnitz mit Urkunden 
in Abschrift. — Chart. 4**, i7.Jh., 12. Bl., Catalogus abbatum bis 16 14, nebst Verzeich- 
nis der zu Werden gehörigen Pfarreien. — Epitaphien der ersten Äbte bis Hilde- 
grim II. — Abtskatalog des 16. u. i7.Jh. 

Im Stadtarchiv zu Köln: Abschriften von Urkunden in den Farragines des 
Gelenius IV, Bl. I — 29. — Observationes ex bibliotheca imperialis liberae abbatiae 
Werdenensis i646: Farragines XIV, Bl. 587. — Catalogus dominorum abbatum Wer- 
theimens. et Helmenstedens. bis i667, fortgeführt bis 181 5: Farragines XX, Bl. 629. 

— Hs. 48, Forst, Materialien zur Geschichte der Abteien Werden und Helmstädt, 
i9.Jh. (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv zu Köln XX, S. 73). 

In der Kgl. Bibl. zu München: In der Redinghovenschen Sammlung, Cod. 
germ. 221 3, Bd. V, Bl. 288« Privüegien von 888 ab, Bl. 297^ Epitaphien; XIV, Bl. 279*, 
285^ 299» Urkunden von 888, i3i7, i5ii, i575, i579; XV, Bl. ii4— 139, Urkunden 
von 802 ab; XVI, Bl. 66« älteste Diplome; XVII, Bl. 96 Index der Urkunden; XXXI, 
Bl. 532 Privilegien. 

Im Stiftsarchiv zu Xanten: Kurzer Abtkatalog von 777 — i78o bei Pels V, 
Bl. 378. 

In der Kgl. Bibl. zu Berlin: Cod. Borrus. fol. 578, Pap., von i58o, Bl. i6«: 
Insignis monasterii s. Ludgeri Uuerthinensis annales et catalogus abbatum, bis i572, 
aus dem Besitz von L. Tross 1826 (vielfach abweichend von Bucelinus u. Overham). 

Im Staatsarchiv zu Münster i. W.: Urkundenabschriften u. a. in der Kind- 
linger sehen Sammlung Bd. XI, XV. 

ABTEIKIRCHE. Reisak, Bau und Ausstattung der jetzigen Abteikirche: 
Der Sprecher, rheinisch-westßll. Anzeiger i834, Nr. 6, S. 89. — Prisac, Kirchen und 
Bauwerke: Kölner Domblatt i844, Nr. 100. — Wulff, Die Abteikirche in Werden 
a. d. Ruhr: Baudris Organ für christliche Kunst XVI, S. 97; XVII, S. 8. — Kölner 
Domblatt 1861, S. 200. — H. Geck, Die Abteikirche zu Werden, Essen i856. Dazu 
KuGLER im deutschen Kunstblatt VII, S. 24o; B. J. XXIX, S. 254; Baudris Organ VI, 
S. 168; V. Quast in der Zs. für christliche Archäologie und Kunst I, S. 47. — Cremer, 
Die Stiftskirche zu Werden: Rombergs Zs. für praktische Baukunst i853, S. i95, 
Taf. 2 7. — Stüler u. Lohde, Die Abteikirche zu Werden: Zs. für Bauwesen VII, 
i857, S. i63, 55 1, Bl. 20—25. Dazu B. J. XXVIII, S. 99. — Kugler, Geschichte der 
Baukunst II, S. 3 16, 339. — LoTZ, Kunsttopographie I, S. 620. — Otte, Geschichte 
der romanischen Baukunst S. i87. — Schnaase, Geschichte der bildenden Künste V, 
S. 363. — Otte, Handbuch der Kunstarchäologie II, S. 9i. — Dohme, Geschichte der 
deutschen Baukunst S. 126, i33. — Dehio u. v. Bezold, Die kirchliche Baukunst des 
Abendlandes Taf. 42, 4, 4«; 44, 6; i7o, i; 182, 4; Text I, S. i64, 1 92, 2x7. — Prinz- 
hausen, Über die Restauration der Abteikirche: Essener Zeitung i883, Nr. 26, 2. Bl. 

— Bericht von Prinzhausen im Kultusministerium zu Berlin, Abschrift in Werden. 

— W. Sauer, Verzeichnis der Reliquien in der Abteikirche: Picks Ms. II, S. 474. — 
W. Diekamp, Die Reliquien des h. Ludger: Westföl. Zs. XL, S. 5o. — Ders. im 
Sonntagsblatt für katholische Christen, Münster 188 1, Nr. 5. — H. Graf, Beiträge zur 
Entstehungsgeschichte der kreuzförmigen Basilika: Repertorium für Kunstwissenschaft 
XV, S. 94. — Ein umfassendes Werk von W. Effmann befindet sich unter der Presse. 

Ludger, der nachmalige Bischof von Münster, der zu Utrecht und York seine 
geistige Ausbildung empfangen, gründete vor dem Jahre 796 in Uuerithina im Wenas- 
walde an der unteren ikuhr (ursprünglicher Name Diapenbeci von dem gleichnamigen 



328 



J 



Bach: Lacomblet, UB. I, Nr. ii, ii, i3, i7, \9) ein Kloster, um die Sachsen im ' 
Christentume zu befestigen. Am i4. Febr. 796 geschieht die erste Schenkung für das 
Kloster {Lacomblet, UB. I, Nr. 6). 






Im J. 800 begann Ludger den Bau einer Kirche {Schenkung vom J. 800 ad 
construendam ecciesiam; Lacomblet, U B. I, Nr. 16), die am 8. Mai 801 noch nicht 
vollendet war. Sie ward wahrscheinlich er^t 8o4 eingeweiht (Jacobs S. i7). Das 
Diplom Karls des Grossen vom 26. April 802, das die Kirche schon vollendet nenni, 

6 

339 



82 KREIS TSSEW 

Abieikirche ist unccht (Lacomblet, U B. I, Nr. 26. — BÖHMER- MÜHLBACHER, Regesten des 
Kaiserreichs unter den Karolingern Nr. 3 So. — Erhard, Regesta bist. Westfal. I, 
p. 82). — Diese erste Kirche war, wie Effmann nachgewiesen hat, die bis in das 18. Jh. 
vorhandene Stephanskirche, die i534 wiederhergestellt wurde (Wolfenbüttel, Herzogl. 
Staatsarchiv, Varia VII, Bd. XXII, p. 3oi. — Bucelinus II, p. 322: ecclesiam anti- 
quam Salvatoris a sanctissimo . . Ludgero olim excitatam et dedicatam ante maiorem 
basilicam iam tum ruinam minitantem solidissime restauravit et quasi novam perfecit). 

Grabeskirche Nach dem Tode des h. Ludger im J. 8o9 wurde östlich (Vita s. Ludgeri I, lib. 

II, c. 8 : extra ecclesiam in parte orientis) von der alten Kirche eine von ihr unab- 
hängige Grabeskirche errichtet, in der sich das Grabmal des h. Ludger befand (Vita 
s. Ludgeri I, lib. III, c. 6: in ea porticu, quae est ante basilicae ianuam, infra quam 
s. sacerdotis sepulchrum susceptum est). Vgl. Diekamp in der Westfäl. Zs. XL, S. 60. — 
Wulff i. Organ f. christl. Kunst 1866, S. 121. — Graf i. Repert. XV, S. io3, A. 36 — 4i. 

Snivatorkirchc Der Bau der grossen Salvatorkirche wurde gleichfalls von Ludger begonnen 

von 875 

(nach dem Wortlaut der Einweihungsurkunde), aber erst 875 vollendet. In diesem 
Jahre kam der Kölner Erzbischof Willibert nach Werden, um mit dem letzten der 
Ludgeriden, dem Abte Hildegrim IL, zusammen die Kirche zu weihen (Niesert, 
Münsterisches ÜB. II, S. 7. — Erhard, Regesta bist. Westfal. III, Nr. 448. — Hu- 
mann in den B. J. LXXXXIII, S. loi. — Düsäfetdorf, Staatsarchiv, Hs. A. 88, Bl. i5«). 
Die Basilika wurde nach Osten über das Grab des h. Ludger hinweggebaut, so dass 
der Hochaltar über der Grabkammer zu liegen kam (Vita s. Ludgeri II, c. i3: cripta 
necdum peracta erwähnt). Sie erstreckte sich, wie die Nachgrabungen der letzten 
Jahre ergaben, von der Ostseite des Westbaues bis zum Abschluss der Choranlage 
und besass kein Querschiff. 

Weatbau von 943 Im J. 943 wurde durch Erzbischof Wigfrid von Köln eine Marienkirche ge- 

weiht. Der Liber privilegiorum maior (Berg. Zs. VI, S. 46) redet Bl. 26 nur von 
einer turris s. Marie, das Kalendar des Cod. lat. 358 saec. XL der Kgl. Bibliothek 
ZU Berlin, Bl. 106, enthält aber die Eintragung: XII. Kai. Sept. Dedicatio ecclesie 
s. Marie sive turris (Westfäl. Zs. XLIV, S. 74). Über die Lage Wulff im Organ 
für christl. Kunst 1866, S. i99. Dieser Marienturm kann nichts anderes sein als der 
spätere Petersturm, turris s. Petri, der jetzige Westturm, der demnach erst aus dem 

Restauration der T. 943 stammt. Im J. io59 Stellt der 20. Abt, Gero, die verfallene Krypta wieder her 

Krypta von 1059 -^ •' ^^ 

und errichtet vier Altäre in ihr. Bucelinus II, p. 3i4: antiquam et coUapsam monu- 
mentis celebratam ac miraculis illustrem Werthinensem criptam restauravit (Cod. 
Boruss. 578 zu Berlin fügt hinzu: maioris ecclesiae), Erzbischof Anno IL von Köln 
weihte sie ein (Th. Lindner, Anno IL, der Heilige, S. iii). 
-.?«*",*i^ Ini J. iii9 zerstörte eine Feuersbrunst den grössten Teil der Kirche (Büceli- 

1119 — 1200 '' o \ 

Nus II, p, 3x5. — Cod. Boruss. 578, Bl. 2i*>. — Overham p. 3o7: coenobium cum 
basilica, prout a primis episcopis fundatoribus constructa fuerat, conflagravit. — 
Schuncken S. 73, io6). Der Neubau der Klosterbaulichkeiten erfolgte sofort unter 
Abt Berengozus (1120 — 11 25). Cod. Boruss. 578, Bl. 21^: Iterum orsus fuit coeno- 
bium igne consumptum reaedificare, domos et habitacula pro fratrum commoditate 
necessaria construere. Ein zweiter Brand erfolgte unter Abt Gerhard von Grafschap 
(1228 — 1252). Overham p. 2 73: basilica Werth. tristi incendio cum multo omatu, 
Sacra supellectile et nonnullis sacris lipsanis conflagrasse legitur. Ein dritter Brand 
äscherte im J. 1256 Kloster und Kirche aufs neue ein (Bucelinus II, p. 3i7. — 
Overham p. 3o7. — Schuncken S. 106), und diesmal vollständig bis auf den West- 
hamcs 1 257"t'lf5 bau und die Krypta. Abt Albero, Graf von Teklenburg (i257 — 1277), imtemahm 

33o 



WERDEN 



83 



Rettauration 
des 19 Jh. 



sofort den Neubau, der achtzehn Jahre in Anspruch nahm: erst I2 75 konnte die Abieikirche 

Kirche durch Albertus Magnus eingeweiht werden (Overham p. 3o8. — Schuncken 

S. io7. — BucELiNUS II, p. 3i7: Hie caepit ecclesiam Salvatoris combustam iterum 

aedificare, quae completa est an. circiter XX. Tota nova basilicae structura a summo 

altari usque ad turrim s. Petri, structura vere basilica in circuitu, id est, ad latera 

diversis quondam sacellis uti etiam supra inferiores utriusque lateris fomices, ubi nunc 

foris fabrefacta peristylii spectatur forma 9 choris Angelorum stipata, totidemque spiri- 

tibus caelestibus erectis altaribus, quorum adhuc quaedam supersunt, quaedam tem- 

poris lapsu collapsa sunt (so). 

Unter Abt Johann III. von Spiegelberg (i382 — 1387) hören wir von einem Restaiiraiioncn 

des 14. u. 19t Jh< 

Neubau des Turmes S. Petri (Bucelinus II, p. 32o. — Schuncken S. i33). Einer 
der Werdener Türme brannte i455 bei einem Donnerwetter aus (Chronik des Johann 
Kerkhörde: Deutsche Städtechroniken XX, I, S. I27). Eine erste Restauration der 
Kirche fand dann unter dem 54. Abt, Johann V., statt (i5i7 — i54o). 

In den J. iS88 und i598 hatte Werden unter den Spaniern zu leiden, 1629, Zerstörungen 
i632 und i633 durch die Schweden, i634 endlich unter den hessischen Truppen. 
Stadt und Kloster wurden geplündert, vom Turm der Salvatorkirche Hess der Haupt- 
mann Wolfesdorf, homo obscurus et infamis, wie Overham p. 475 sagt, die Bleiver- 
deckung abreissen, um Kugeln daraus zu giessen. Die alte Ausstattung, die bei den 
einzelnen Plünderungen des i7.Jh. schwer gelitten hatte, wurde unter Abt Ferdinand, 
Freiherm von Erwitte (i67o — i7o6) durch eine neue reiche barocke Ausstattung ersetzt. 

Die noch nicht abgeschlossene Restaurationsperiode des i9. Jh. begann 1808 
(Ausführlich Flügge S. 23 i). Das Gitter, das den Chor lettnerartig nach Westen 
abschloss, wurde entfernt, der Boden des Chores geebnet, die beiden nach Süden 
in die Kreuzgänge führenden Portale vermauert, das grosse Nordportal offen gelegt. 
Im J. 181 1 wurde die Kirche gekalkt, 1823 der Turm gründlich repariert und mit 
Blei gedeckt Infolge des Besuches des kunstsinnigen Kronprinzen Friedrich Wil- 
helm am 23. Oktober i833 wurde i839 eine umfangreichere Wiederherstellung be- 
gonnen, i844 — 1845 wurden die Kreuzgewölbe über den Emporen eingesetzt und die 
Dächer über denselben hergestellt, die massiv-steinernen Treppen, die zur Orgel und 
zu den Emporen führen, errichtet, i846 — 1847 die Zwiebelhaube des westlichen Turmes 
abgebrochen und durch eine polygonale ersetzt, die Krypta neu überdacht, die Nord- 
portale erneut. In den J. i848 — 1849 wurde das Innere ausgebessert, mit Ocker ange- 
strichen, i85o — i85i um die Krypta ein Entwässerungsgraben angelegt. Die Leitung 
der Arbeiten lag in den Händen des Baumeisters von Lassaux und der Bauinspektoren 
Felderhoff und Oppermann, Die zweite Periode der Restauration der Abteikirche be- 
gann im Juni 1886 nach den von dem damaligen Regierungsbaumeister Prinzhausen 
ausgearbeiteten Projekten. Die Oberleitung der Arbeiten lag in den Händen der 
Kreisbauinspektoren Niedieck und Baurat Spillner in Essen und unterstand der Auf- 
sicht der Königlichen Regierung in Düsseldorf (Regierungs- und Bauräte Lieber und 
Hasenjäger) sowie der Ministerien der öffentlichen Arbeiten und des Kultus (Geheime 
Ober-Bauräte Adler und Persius) Die Spezial-Bauleitung war nacheinander anvertraut 
den Regierungsbaumeistern Nienburg 1886 — 1887, Klehmet 188 7, Kruttge i889 bis An- 
fang i892 und Senz von i892 ab. Von grösseren Arbeiten dieser Periode sind zu 
nennen: das offnen des grossen Westfensters im Hochschiff, die Herstellung des Vie- 
rungsturmes, dessen holzreiches, gedrehtes Dach durch ein eisernes mit Kupfer ge- 
decktes ersetzt wurde, femer die Erneuerung des Hochschiffdaches, dessen First der 
ursprünglichen Anlage entsprechend gesenkt wurde, wobei auch hier die hölzernen 

33 1 



84 KREIS ESSEN 

: Binder einer Eisenkonstruktion weichen musstcn, sowie schliesslich die Versteifung und 
Umdeckung der sämtlichen übrigen Dacher. Die Kosten der genannten Herstellungs- 
arbeiten belaufen sich bis jetzt auf il4ooo Mark. 

Der älteste Teil der jetzigen Kirche ist die nach 8o9 als selbständiger Bau 
errichtete Grabeskirche des h. Liudger, in deren Vorhalle der Heilige (s. o. S. 81) 
beigesetzt worden ist Sie ist zum grössten Teil erhallen in dem östlichen Haupt- 
bau der Krypta. Ursprünglich bestand sie wahrscheinlich aus einem nahezu qua- 
dratbchen Bau, dessen Ostteil im Inneren mit halbrunden Nischen versehen war, wäh- 
rend die Vorhalle als Begräbnisort diente. Der Bau war ausserlich durch Pilastcr und 
Rundbogenblenden gegliedert (Rekonstruierte Ansicht und Grundriss, beide etwas 
phantasievoll, im Organ für christl. Kunst XVI, Beilage zu Nr. 1 1, Bl. II, 23; Beilage zu 
Nr. iS, Bl. IV, i4. Vgl. ausführlich Wulff ebenda S, loO, tu). 



Fig. 37. Werden. InnciuDticht der Ctobcikirch«. 

Nach dem Einsturz im J. io59 fs. o. S. Si) wurde an die Ostseite eine halbrunde 
Apsis angefügt (ihre spätere Ergänzung in die Augen springend, da sie die Blenden- 
architektur jah unterbricht) und gleichzeitig in die Ostmauer ihr zur Seite grössere 
Rund bogen fenster gebrochen, die obere Hälfte der eingestürzten Südseite wurde 
erneut (an der unteren sind die Pilaster noch sichtbar), die nördliche erhielt eine 
75 cm starke Vorlage (die Trenn ungaflachen der beiden Mauern sind in den Fenster- 
laibungen noch sichtbar), später eine zweite 3o cm starke. Die Südmauer ist bei der 
Anlage des Entwässerungsgrabens durch fünf Bogen abgesteift worden. Der Umstand, 
dass die Grabeskirche beinahe die gleiche Eussbodenhöhe mit der alten Peterskirchc 
{der alte Fussboden im Längsschnitt Taf. III eingezeichnet) hatte und ihre Aussenarchi- 
tektur beweisen, dass sie nicht als halb in die Erde versenkte Krypta geplant war. 
if Die Innenseiten der Krypta zeigen im Norden und Süden Nischen mit zweimal 

abgetreppten Gewänden, in die zum Teil kleine Rund bogen fenster eingebrochen sind. 

33t 



WERDEN 85 

Nach Osten in der stärkeren Mauer drei grössere Nischen für Altare, die mittlere ' 
durch die Apsis ersetzt. Die Wandpfeiler haben ganz flache in den Stein hinein- 
geschnittenc in einer Nachahmung des Kerbschnittes gearbeitete Kapitale mit Akan- 
ihusblattmotiven (Abb. Organ für chrbti. Kunst XVI, Beilage zu Nr. 1 7, BI. V, 8). 

Die vier monolithen 2.55 m hohen Säulen auf ihren steilen eckblattlosen attischen 
Basen mit den sorgSLim ausgeführten antikisierenden Blallkapitälen {Abb. Organ für 
christl. Kunst XVI, Beilage zu Nr. i7, BI. V, lo), die beiden östlichen mit zwei Reihen 



von Blattern übereinander, darüber kleine Voluten, die beiden westlichen mit zwei 
Reihen von Akanthusblättem, darüber eine ausgeschweifte Deckplatte mit Mittel- 
köplen, weichen sowohl in der stilistischen Formensprache wie der Ausführung von 
den Wandpfeilem der Krypta und den Kapitalen im Westbau so stark ab, dass sie 
nebst den in Tuffstein ausgeführten Kreuzgewölben dem Erneuerungsbau nach lo59 
zuzuweisen sind. 

Die litterarischen Nachrichten sind bestimmt genug, um darnach die Grabeskirche 
im Ganzen, nicht aber in ihren einzelnen Teilen genau bestimmen zu können. Doch 

333 



86 



KREIS ESSEN 



Abieikirche rein Stilistische Merkmale, einmal die für das 9. und lo.Jh. höchst charakteristische 
Nischenarchitektur (s. u. S. 93), sodann der in die Augen springende Unterschied 
zwischen der technischen Behandlung bei den archaisch unbeholfenen Pilasterkapitälen 
und den freieren Säulenkapitälen, endlich die deutlich zu scheidenden zwei Perioden 
im Mauerwerk scheinen mir, trotz Effmanns Widerspruch, auf den karolingischen Ur- 
spnmg der Anlage hinzuweisen. Die Nachricht von der Wiederherstellung der Krypta 
im J. io59 redet ausdrücklich nur von einer Restauration, nicht von einem Neubau. 
An der eigentlichen, unter dem Chor gelegenen Krypta, die durchaus die Formen 
des Baues von 875 zeigt (s. u. S. 93), ist aber von einer Restauration nichts bemerk- 
bar — die Nachricht kann sich also nur auf die Grabeskirche beziehen. 
Kiypu» Die unter dem jetzigen Chor und unter der Apsis der 875 (nicht erst unter 

Abt Adalwig um io7o, wie Graf a. a. O. S. io5 will) eingeweihten Salvatorkirche 
gelegene eigentliche Krypta (Fig. 38. — Dehio u. v. Bezold, Taf. 42, 4, 4*, i7o, i) 
besteht aus der i,4o m breiten mit einer Tonne überdeckten Grabkammer K, die 
auch von Süden durch einen nur 75 cm breiten Gang zugängig ist und den im 
Halbrund um sie geführten 1,2 5 m breiten, 2,10 m hohen mit Tonnen überspannten 
Gängen 00 in Gussmauerwerk. Die Apsis wurde in der Weise an die Westmauer der 
filteren Grabeskirche angefügt, dass das neue Mauerwerk direkt in jene eingebunden wurde. 

MosMikfiuiboden Die Grabkammer K bewahrt zwei verschiedenartige Reste eines Mosaik fuss- 

bodens aus dem i4. Jh., die beide das Mäandermotiv nachahmen; der eine zeigt auf 
weissem Grunde einfache schwarzblaue Bänder, der andere ist noch durch eine rote 
Mittellinie reicher ausgestaltet (Kalkstein und Ziegelstücke). Abb. Organ für christl. 
Kunst XVI, Beilage zu Nr. 1 3, Bl. III, 18. — E. aus'm Weerth, Der Mosaikfussboden 
in S. Gereon zu Köln, Bonn i873, S. 11. — Ähnliche Muster in Köln, S. Gereon imd 
S. Severin (Abb. bei aus'm Weerth) und in St. Denis (Revue de Tart chretien I, p. 98). 
— In der Tiefe von i5 cm unter dem jetzigen Fussboden der Grabeskirche wurde 
der gleiche Mosaikbodenbelag entdeckt, nach ihm der neue sorgsam hergestellt (Eff- 
mann i. d. Zs. für christl. Kunst I, Sp. 368). 
We»ibiiu Der zeitlich am nächsten stehende Teil ist der 943 vollendete Westbau (Fig. 36 

und 39 A). Der Westturm erhebt sich über der in i m Höhe über dem Ansatz der 
Pultdächer sichtbaren, über die Mauer nicht vorspringenden Horizontallisene in der Höhe 
von drei Stockwerken. In dem untersten befanden sich ehemals nach Norden und Süden 
je zwei hohe rundbogige Fenster, zwei weitere breitere in dem zweiten Geschoss. Beide 
Paare sind vermauert, an die Stelle der oberen sind bedeutend schmälere getreten, 
in denen — in der Mauerstärke — an hölzernen Achsen die Glocken aufgehängt 
sind. Über den Gewölben sind an den Innenseiten der Turmmauern nach Westen, 
Norden und Süden grosse rundbogige Blenden sichtbar. Der grosse Bogen, der sich 
nach dem Langhaus öffnet, ist von einem Entlastungsbogen überwölbt, zwischen 
beiden Bögen ist eine Hand breit Raum gelassen, damit der untere Bogen, sofern 
der obere sich setzen sollte, nicht gedrückt werde. An der Nordwestecke des Turmes, 
befindet sich ein vierseitiger, an der Nordostecke ein halbrunder Vorsprung, deren 
Bestimmung nicht feststeht (Rest eines Treppenturms oder Aufsatz für Skulpturen?). 
oberge»cho8s Das in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts neu aufgesetzte Obergeschoss 

zeigt auf jeder Seite je zwei grosse rundbogige Doppelfenster von schweren und 
wuchtigen Formen, mit zweimal abgetreppten Gewänden und einer Mittelsäule mit 
Würfelkapitäl. Den oberen Abschluss bildet ein Rundbogen fries, darüber ein aus auf- 
steigenden Akanthusblättem gebildeter Fries, der ebenso die acht niedrigen Giebel 
des Turmes einrahmt. Das niedrige Dach ist sechzehnseitig. Vor der Restauration 

334 



J 



WERDEN 



87 



trug der Turm eine einfache Zwie- 
belhaube des i7. Jh. (Abb. i. d. Zs. 
für Bauwesen i8S7, Bl. 21). Die 
früheren Turmhauben sichtbar in 
der Ansicht i (s. o. S. 78). 

Die Aussenmauem der Sei- 
tenschiffe des Westbaues schliessen 
mit einem Klötzchenfries ab, im 
oberen Stockwerk drei vermauerte 
Fenster, im unteren gleichfalls drei 
Fenster von sehr einfachen For- 
men. Der Obergaden der Seiten- 
schiffe war ursprünglich durch 
grosse rundbogige Blenden geglie- 
dert, von denen nur an der West- 
seite und an der Nord- und Süd- 
seite je eine erhalten sind — an 
der Südseite sind in sie zwei 
schmale rundbogige Fenster ein- 
gebrochen. Die westlichen Schmal- 
seiten der beiden Seitenschiffe zei- 
gen im Erdgeschoss je eine kleine 
vermauerte Thür. Die Westfa9ade 
ist durch die Restauration von 1 886 
stark verändert worden. Der (er- 
neute) Giebel ist durch Rundbogen- 
fries eingerahmt und durch drei 
Rundfenster belebt, in der Mitte 
der Wand zwischen zwei wenig vor- 
springenden spitzbogigen Blenden 
ein grosses dreiachsiges Fenster 
mit einem Sechspass und zwei 
Dreipässen im Couronnement des 
Masswerks. 

In den Seitenschiflfen des 
Westbaues befinden sich zwei mit 
Tonnen überspannte kapellenartige 
Räume, die trennenden schweren 
und ungegliederten Pfeiler sind 
durch i,i3 m breite etwas abge- 
flachte Bögen mit den Aussen- 
mauem verbunden. Nach den 
Aussenseiten in jeder Tonne je 
ein wenig abgeschrägtes Rimd- 
bogenfenster. 

In dem westlichen massiven 
Teil fahren zwei nur 1,20 m breite 
Gänge nebeneinander her, die die 




Abteile ir che 



Aussenmauern 



Seitenschiffe 



Fig. 39. Werden. Grundriss der Abteikirche. 



335 



88 



KREIS ESSEN 



Emporen 



Vorhulle 



Abteiicirche ZU den Emporcn führenden Treppen enthalten. In den äusseren Gängen wölben sich 
unter den Treppen aufsteigende Tonnen, der Raum öffnete sich nach Westen ur- 
sprünglich mit einem rundbogigen Portal; dieses wurde später vermauert und dafür 
ein kleines Rund bogen fenster eingesetzt. 

Die Emporen des Westbaues sind von zwei durch Gurte getrennten Grat- 
gewölben überspannt, den Gurten entsprechen an beiden Seiten Halbpfeiler mit ein- 
fachen Kämpfern. An der Nordseite des Westturmes sind über den jetzigen Gewöl- 
ben der Seitenschiffe bedeutende Ansätze von leicht nach aussen geneigten Tonnen- 
gewölben sichtbar. Die Emporen des Langhauses liegen um fünf Stufen höher als 
die im Westbau. Letztere öffnen sich nach dem Mittelschiff mit je drei Doppel- 
fenstern. Das äussere westliche Paar gehört nebst dem darüber befindlichen Fenster 
der Bauperiode vom i3.Jh. an, die beiden unter dem Turm gelegenen Paare haben 
die Formen des alten Baues rein bewahrt. Sie zeigen tief herabgehende einfache 
Rundbögen, in die die Fensterbögen direkt eingespannt sind. Die Bögen werden 
getragen von je einer 2,55 m hohen Säule mit hoher und steiler Basis. Das Kapital 
besteht bei einer Säule aus einem doppelten Blätterkranz mit darüber gestellten rohen 
Voluten, bei den anderen drei aus umgeklappten pilzartigen Kelchen mit dreimal 
abgetreppten Kämpfern, eine Form, in der Dehio u. v. Bezold (S. i93) eine spezifisch 
angelsächsische Übung sehen. 

Im Westen tritt der Kirche eine mächtige Vorhalle (Fig. 36 und 39, B) vor, die 
sich nach Westen mit einem einzigen 5,8o m breiten Rundbogen öffnet, der auf i,o5 m 
breiten Halbpfeilern ruht. Vorlagen von gleicher Breite treten an den äusseren Ecken 
nach Westen wie Süden und Norden risalitartig vor; um alle zugleich ist der einfache 
aus Deckplatte und Schmiege bestehende Kämpfer herum verkröpft. Nach Westen 
wird der Bogen von einem (in Backstein erneuten) flachen Giebel gekrönt. Die durch 
die wuchtigen Formen und die bedeutenden Spannungen äusserst wirkungsvolle Halle 
ist von einem aus Tuffziegeln aufgeführten Kreuzgewölbe getragen, dessen Schildbögen 
auf um 25 cm vorstehenden Eckpfeilern ruhen. Die Seiten wände sind durch je ein 
romanisches Doppelfenster gegliedert mit schwerem Bogen, einfachem Kämpfer und 
Mittelsäule mit Würfel kapital. Eine breite Freitreppe von zwölf Stufen, die den ganzen 
Raum der Halle einnimmt, führt zu dem Portal empor, dessen innere Gewände mit 
abgefassten Kanten zweimal abgetreppt sind und das in den Abschrägungen je zwei 
Säulchen enthält, die sich über den einfachen Kelchkapitälen als Rundstäbe fortsetzen. 
Der vordere Teil der Portalgewände bildet eine Tonne, in der drei zu einem Bündel 
vereinigte auf Konsolen ruhende Rundstäbe als Gurt herumgeführt sind (Instruktiver 
Längsschnitt durch Westbau und Vorhalle bei Dehio u. v. Bezold, Taf. 44, 6). Hinter 
dem jetzigen Portal befindet sich, durch das erstere verdeckt, in der Westwand der 
Kirche das alte Portal von dem Bau vom J. 943 (angegeben in Taf. III). 

Die Vorhalle selbst gehört wahrscheinlich einem der Umbauten des ii. oder 12. Jh. 
an. Bei den Restaurationsarbeiten des J. i89i — 1892 ergab sich, dass sie nicht in 
den Westbau eingebunden war, und dass die Mauer, an die sie angelehnt ist, ursprüng- 
lich mit Malerei bedeckt war. 

In der Entfernung von 6,3o m nach Westen zieht sich eine Mauer hin, an der 
den Stirnrisaliten der Vorhalle Ansatzstümpfe entsprechen; der Vorhalle gegenüber 
öffnet sich eine flache und gedrückte Apsis C von 5 m Sehnenspannung — die ein- 
zigen Reste des vor der Vorhalle gelegenen Paradieses. 
Neubau Der Neubau des i3.Jh., in den prächtigen Formen des rheinischen Obergangs- 

Äusseres stiles aufgeführt, bildet eine dreischiffige Kirche mit Querschiff, achtseitigem Vierungs- 



Portal 



Paradies 



336 



9o 



KREIS ESSEN 



Qaerarme 



Abteikirche turm Und Emporen über den niedrigen Seitenschiffen, von denen zwei Gewölbejoche 
zusammen einem Mittelschiffjoche entsprechen. Die lichte Länge dieses Teiles beträgt 
46,1 m, die lichte Breite 21,2 m, das Querschiff ist 28,4 m lang und 8,8 m breit, 
obergaden Der Obergaden des Mittelschiffes ist ' unter dem Dachgesims durch einen Rund- 

bogenfries gegliedert und durch vier grosse aus der achtseitigen Rose konstruierte 
Rundfenster belichtet. An den Westecken und zwischen dem zweiten und dritten 
Fenster eine Vertikallisene (Fig. 36). 

Seiteoschiffc Die Seitenschiffe zeigen drei grosse dreiteilige Fenster von höchst einfacher 

Gliederung, im Spitzbogen geschlossen, die einzelnen Lichter nur wenig abgeschrägt. 
Darüber je ein einfaches rundbogiges Fenster. An der Stelle des vierten westlichen 
Fensters befindet sich an der Nordseite ein grosses romanisches Portal, i847 durch- 
weg in Haustein erneuert, mit je zwei Säulchen in den abgetreppten Gewänden, die 
sich über der durchlaufenden Deckplatte als ornamentierte Rundstäbe fortsetzen. Die 
Ornamentik roh und missverstanden (Fig. 36). 

Die Querarme setzen in Dachgesims und Rundbogenfries die Gliederung des 
Mittelschiffes fort. An den äusseren Kanten der Nordseite sind breite, um 10 cm vor- 
stehende Lisenen niedergeführt, die am Fusse die ausserordentliche Breite von i,5om 
erreichen. Die Ost- und die Westu'and sind durch je ein grosses rundbogiges Fenster 
belebt, die Stirnseiten durch drei Fenster (im Norden in grosse, leicht spitzbogige 
Blenden eingebrochen), von denen das mittlere im Norden um i m höher hinauf- 
gerückt ist, die die Sohlbänke fortsetzende Horizontallisene schlägt dieselbe treppen- 
förmige Abstufung ein. In der Giebelwand darüber drei in Medaillons eingezeichnete 
Vierpassfenster. An der Nordseite ist i847 an Stelle des alten ein grosses, prunk- 
reiches Portal errichtet worden, mit je drei Säulchen in den abgetreppten Gewänden, 
der Giebel darüber getragen von zwei völlig freistehenden Säulen. Das alte Südportal 
gleichzeitig vermauert. (Der Sockel liegt 1 m unter dem aufgeschütteten Boden.) Es 
zeigt in den Gewänden zwei Säulen mit Ringen, die sich als Rundstäbe fortsetzen, 
über der Thüröffnung das Tympanon ganz leer (für Bemalung bestimmt). 

Die an die Ostseite eines jeden der Kreuzarme angebaute Apsis war ehemals 
nur durch zwei dünne Vertikallisenen an der Seite und einen Rundbogenfries aus 
Tuff gegliedert und von einem grossen Rundbogenfenster erhellt. Sie wurden mit 
den Seitenschiffen des Chorhauses durch eingefügte runde Treppentürmchen in Ver- 
bindung gebracht, um die der Rundbogenfries verkröpft ward. 

vicrungiturm Der achtseitige Vierungsturm ist mittelst — im Inneren sichtbarer — Penden- 

tifs aus dem Viereck übergeführt, denen im Äusseren Abdeckungen von Niedermen- 
diger Basaltlavaplatten mit im stumpfen Winkel gebrochenen Kanten entsprechen. Die 
acht Seiten sind durch Vertikallisenen und einen Spitzbogenfries eingeschlossen imd 
enthalten je ein einachsiges Fenster von höchster Einfachheit der Gliederung. Auf- 
fallend reich im Gegensatz hierzu erscheinen die kleinen Giebelchen darübey. Die 
Horizontallisene unter ihnen wie die Giebelgesimse zeigen nebeneinander einen Klötz- 
chen- und einen Schuppenfries; jeder Giebel enthält ein dreiteiliges Spitzbogenfenster, 
der mittlere gestelzte Bogen von zwei freistehenden Säulchen getragen. Die neue 
eiserne mit Kupfer bekleidete Turmhaube ist achtseitig. 

Das Chorhaus ist wie das Mittel- und Querschiff im Obergaden imter dem 
aus zwei Wülsten und einer Kehle gebildeten Dachgesims mit einem Rundbogenfries 
abgeschlossen. An der Ostseite befinden sich drei Rundfenster, darüber ein in ein 
Rundmedaillon eingezeichnetes Vierpassfenster. Jede der Längsseiten ist durch zwei 
grosse aus der achtblätterigen Rose konstruierte, von einem Rundstab eingefasste Rimd- 



Aptiden 



Chorhaus 



338 



WERDEN 



9l 



Chor 



Inneres 
Laufhmis 



fenster belebt An der Südostecke auf einem vorgekragten Halbrund ein gut stili- Abteikirche 
sierter steinerner romanischer Löwe. 

Das nördliche Seitenschiff des Chorhauses ist nur an der Längsseite durch einen 
Rundbogenfries gegliedert. Die alten romanischen Fensteröffnungen sind zum grossen 
Teil vermauert; erhalten ist nur an der Ostseite ein schmales Fenster im Obergaden, 
und im Untergeschoss ein kleines, den südlichen Zugang zur Krypta erhellendes Rund- 
fenster. Im Hauptgeschoss ist ein grosses spitzbogiges Fenster eingebrochen. 

Der Chor ist fünfseitig und mit einem fünfseitigen sternförmigen, mit Zinkblech 
verkleideten Dach eingedeckt, über den fünf Feldern in Tuffstein i846 aufgesetzte 
Giebelchen mit eigenen Satteldächern. Jede der fünf Seiten ist durch Vertikallisenen 
imd aufsteigenden Rundbogenfries eingerahmt und enthält je ein schlankes rundbogiges 
Fenster mit herumlaufendem Rundstab. 

Das zwischen das Querschiff und den Westbau eingespannte Langhaus (Taf. III) 
besteht im Inneren aus zwei Doppeljochen, die durch einen an den Kanten abge- 
fassten auf Pfeilervorlagen ruhenden Gurt getrennt sind. Die Hauptpfeiler bestehen 
ähnlich den Vierungspfeilem im Grundriss aus zwei durcheinander geschobenen Recht- 
ecken, während die Zwischenpfeiler einen einfach quadratischen Grundriss besitzen. 
An den Ecken der Doppeljoche steigen Dienste empor, die dazwischen liegenden 
Rippenansätze ruhen auf dünneren mit einem Ring versehenen Dreiviertelssäulchen, 
die unter der durchlaufenden Horizontallisene mit einer reichskulptierten Konsole ab- 
schliessen (Proben Rombergs Zs. für prakt. Baukunst i853, Taf. 2? und Zs. für 
Bauwesen i857, Bl. 25). 

Die unteren Arkaden zeigen nur nach den Laibungen zu einen Kämpfer, in 
die Arkadenbögen ist ein zweiter eingerückter Bogen mit niedrigerem Scheitel einge- 
spannt. Die Emporenfenster sind zweiteilig, von einem gemeinsamen Spitzbogen über- 
spannt und von einem auf Ecksäulen ruhenden Rundbogen umrahmt, die Fensterbögen, 
wiederum mit eingerücktem niedrigen Bogen, ruhen auf zwei gekuppelten Säulchen 
mit Blatt- oder Knospenkapitälen unter gemeinsamer Deckplatte. Im Obergaden in 
jedem Doppeljoch zwei achtblätterige Rosettenfenster, von einem Kreis mit Rundstab 
umrahmt. Die im i7.Jh. zerstörten Gewölbe der Emporen sind i847 erneut worden. 

Die Seitenschiffe sind mit einfachen Kreuzgewölben überspannt, deren Rippen 
Rundstabprofile mit zwei Kehlen zur Seite zeigen. An den Hauptpfeilem ruhen die 
trennenden Gurte auf Vorlagen, denen an den Aussenmauern Halbpfeiler entsprechen, 
an den Zwischenpfeilem und entsprechend an den Aussenmauern auf Dreiviertels- 
säulen. Der aus Deckplatte, Kehle und Rundstab bestehende Kämpfer ist um die 
ganzen Pfeiler und die Wandvorlage herum verkröpft. Die dreiteiligen Fenster zeigen 
eine interessante und wirkungsvolle Umrahmung durch Rundstäbe, die vor den beiden 
Pfosten auf je einer Säule mit Knospenkapitälen ruhen. 

Die Vierung wird von vier schweren reich gegliederten Pfeilern getragen. Die 
inneren vier Vierungsbögen selbst ruhen auf stämmigen Halbsäulen. Eine gemeinsame 
Deckplatte ist über den Knospenkapitälen um den ganzen Pfeiler verkröpft und wird 
nur von den in den Ecken aufsteigenden jungen Diensten durchbrochen, die das 
horizontale, an den Seiten auf Klötzchen ruhende Gesims tragen, über dem die aus 
dem Viereck in das Achteck überführenden leicht gewölbten Pendentifs aufsetzen, 
die nicht aus übergekragten Schichten bestehen, sondern kuppeiförmig gewölbt sind. 
Die vier Bogen wände über dem Gesims sind gegliedert und erleichtert durch je drei 
Spitzbogenblenden, der mittlere Bogen gestelzt, von Rundstäben eingefasst, mit je 
zwei Paaren von gekuppelten Säulchen. Die Kuppel zeigt ähnlich wie der Chor- 



Seitenachiffe 



Vierung 



339 



92 



KREIS ESSEN 



Kreurarme 



Chorhaus 



Abteikirche abschluss eine Überaus reiche Gliederung, indem alle Kanten at)gefasßt und durch 
Rundstäbe ersetzt sind. Die acht breiten Rippen des Gewölbes ruhen auf kurzen 
Diensten, die oberhalb der Pendentifs mit Konsolen abschliessen, die acht Bogen- 
laibungen werden zweimal von verschieden starken Säulchen mit Rundstäben belebt. 
Die einachsigen Fenster selbst haben dafür eine durchaus schwere, einfache Profi- 
lierung. Kuppel und Rippen bestehen aus Tuff. Der ganze "Turm befindet sich in 
Bewegung. Die Scheitel der Bögen sind schon in der Anlage des i3.Jh. nicht ge- 
nügend belastet, da durch die Bögen der grösste Teil des Druckes auf die Ecken 
übergeführt wird. 

Die beiden Kreuzarme werden überwölbt von quadratischen Klostergewölben 
mit Diagonalrippen und senkrecht zu den Schildbögen im Scheitel der Kappen ge- 
zogenen Nebenrippen, die wie im Chorhaus aus einem Rundstab mit zwei Kehlen 
zur Seite bestehen, während die Rippen im Langhaus das gewöhnliche Schienenprofil 
zeigen. Die Diagonalrippen wae die dünnen Rundstäbe der Schildbögen ruhen auf 
schlanken Diensten, die Nord- und Südwand ist durch je drei, die Ost- und West- 
wand durch je ein höchst einfaches rundbogiges Fenster belebt Die Emporen schliessen 
nach dem Querschiff zu mit einfachem Doppelfenster mit zwei gekuppelten Mittelsäulen 
von den Dimensionen der Emporenfenster des Chorhauses ab (Fig. 4o). Die kleinen 
Seitenapsiden sind von mit drei Ringen versehenen Rundstäben eingerahmt und durch 
je ein (vermauertes) Rundbogenfenster erhellt. Daneben öffnet sich der Zugang zur 
Krypta — der südliche hat im i5. Jh. eine rechtwinkelige Stabwerkprofilierung erhalten. 

Das Chor haus (Taf. III) bildet ein Quadrat, das gegen das Querschiff um zwei 
Stufen erhöht ist. Der Altarplatz selbst steigt erst um sechs, dann um eine Stufe auf. 
Die Rippen und die Rundstäbe der Schildbögen ruhen in den Ecken wie im Lang- 
haus und Querschiff mit Knospenkapitälen auf langen und schlanken Diensten. Die 
Rippen sind mit von Anfang an auf Polychromie berechneten Rosetten besetzt. Die 
mittlere Rippe ruht an den Längsseiten auf einem dünneren nur bis zwei Drittel der 
Höhe herabgeführten, mit einem Ring versehenen Dienste, der mit einem Äffchen und 
einem kauernden Menschen abschliesst. 

An den Längsseiten setzt sich über dem durchlaufenden Gurtgesims die Gliede- 
rung des Langhauses fort. Zuerst die Empore mit je zwei Doppelfenstern mit Eck- 
säulen, gekuppelten Mittelsäulen und einrahmendem Rundstab, nur wenig schmäler 
als im Langhause und ohne die Abtreppung der inneren Bögen. Darüber je zwei 
achtblättrige, von einem Rundstab umrahmte Rosettenfenster. 

Der Obergaden über dem Triumphbogen ist von drei Rundfenstem durch- 
brochen. Der Triumphbogen selbst gewinnt durch einen mit fünf Ringen versehenen 
Rundstab über dünnen Dreiviertelssäulchen an Feinheit der Gliederung. 

In dem fünfseitigen Chorabschluss tritt jeder Kante eine Vorlage und dieser 
ein alter, die Rippen des Sterngewölbes tragender Dienst vor, dem wieder zwei 
schmälere junge Dienste, welche die die Fenster einrahmenden Rundstäbe tragen, 
zur Seite treten. Das Knospenkapitäl mit der polygonalen Deckplatte ist nebst zwei 
Ringen um das ganze Säulenbündel samt der Vorlage verkröpft. Die Gliederung wird 
eine überreiche dadurch, dass der Bogenabschluss über den Fenstern noch ein schmales 
Profil erhalten hat und die Fenster selbst von einem weiteren dünnen Rundstab ein- 
gefasst sind. Der Chor wird von einer aus fünf Rundbogenkappen gebildeten Halb- 
kuppel bedeckt. 

Das Material des Westbaues ist Ruhrkohlensandstein in Bruchsteinen, ebenso 
das des Baues des i3.Jh., an dem aber die Fenster, Bögen, Gewölbe und profilierten 



Chorabschluss 



Material 



34o 



WERDEN 



93 



Teile aus Brohl thaler Tuff hergestellt sind. Das spätere Westportal besteht aus Tuff. Abteikirche 
Bei der Restauration wurde das neue Westfenster 1886 aus Oberkirchener Sandstein 
eingefügt, die älteren Teile aus den vierziger Jahren sind in Ruhrkohlensandstein er- 
gänzt Der Aufsatz auf dem Westturm besteht aus Backstein mit Tuffverblendung, 
der Vierungsturm aus Bruchstein mir Tuffverblendung. Alle Gesimse bestehen aus 
Sandstein. Der Langhaus-Dachstuhl und der Helm des Vierungsturmes sind in Eisen 
erneuert, Querschiff und Langhaus eingeschiefert, beide Türme mit Kupfer gedeckt. 

Die Grabeskirche des h. Ludger, jetzt die äussere Krypta, stellt in ihrer Künstlerische 

Würdigung 

ursprünglichen P'orm einen der interessantesten karolingischen Bauten dar. Mit der Grabeskirche 

Alfridsbasilika und der älteren Krypta zu Essen (s. o. S. 23, 27), S. Stephan und Emme- 

ram in Regensburg, der Ludgerikirche zu Helmstädt (Dehio u. v. Bezold, Taf. i7o, 

9, 10, 11), der Stiftskirche zu Meschede (B. J. LXXXXIII, S. iii), S. Georg zu Köln, 

zeigt sie die dieser Gruppe eigentümliche Nischenarchitektur, die sonst nur vereinzelt 

an älteren Bauten Italiens, so der im 8. Jh. umgestalteten Kirche S. Maria in Cos- 

medin in Rom (Rohault de Fleury, La messe II, pl. i37) oder in S. Apollinare in 

Classe zu Ravenna vorkommt. In ihrer Bestimmung als Grabeskirche nimmt sie eine 

durchaus einzigartige Stellung ein. Hohe Bewunderung erweckt die Art und Weise, 

wie der Baumeister der Salvatorskirche diese mit der Grabeskirche in Verbindung 

brachte. In ähnlicher Weise zog beim Bau einer neuen Klosterkirche zu Helmstädt 

Abt Bernhard v. Wefelkoven (11 25 — ii38) die Felicitaskirche als Krypta mit in den 

Umfang des Neubaues. In der Anlage der Kathedrale zu Carcassonne schliesst sich 

gleichfalls an den Hochchor eine freigelegene niedrige ursprüngliche Grabeskirche 

an. Die eigentliche Krypta, die in die Grabeskirche eingreift, zeigt das System Krypm 

von mittlerer Grabkammer mit seitlichen Gängen, wie es neben den altchristlichen 

Kirchen nur noch der Grundriss von St. Gallen, die Krypten von Konstanz und 

Soissons, und etwa das Grab des h. Quentin in der Kirche Saint-Quentin zeigt (Gh. 

GoMART in der Revue de l'art chretien V, p. 32o, 326). 

Der Neubau der J. 1257 — 1275 ist die letzte und glänzendste Verkörperung des Langhaus 
rheinischen Übergangsstiles. In den Formen steht er S. Quirin zu Neuss am nächsten, 
dessen achtseitigen Vierungsturm er zumal in der Innengliederung vollständig wieder- 
holt, in der Bildung der Emporenfenster, aber nur in diesen, der Abteikirche zu 
Gerresheim und dem Langhaus von Limburg a. d. Lahn. 



Ausstattung. 

Hochaltar (Taf. IV). Alte romanische steinerne Mensa, i,o5 m hoch, i,45 m 
breit, 2,55 m lang, mit Ecksäulchen und Rundbogenfries, die Bogen auf Blattkonsolen 
ruhend. Der in schwarzem und vergoldetem Holz um i7oo (s. o. S. 83) aufgeführte 
sehr wirkungsvolle und bedeutende Oberteil, der nur für den Chorraum etwas allzu 
machtvoll erscheint, enthält als Mittelbild eine Darstellung des h. Ludgerus in Ver- 
zückung, in reichem Goldrahmen, darüber von zwei Löwen gehalten das Wappen des 
Abtes Ferdinand von Erwitte (i67o — i7o6). Den Aufbau tragen Pilaster und gewun- 
dene Säulen mit korinthischen Kapitalen, zur Seite stehen Ludgerus und Karl der Grosse. 
Im Aufsatz, der mit einem geschweiften durchbrochenen Giebel abschliesst, ein gutes 
Mittelmedaillon mit der in Wolken thronenden Madonna, ganz frei herausgearbeitet 
und fast an italienische Arbeiten erinnernd, darüber die Gestalt Christi mit der Welt- 
kugel zwischen zwei knieenden Engeln. 

Hinter dem Altar war schon unter Abt Adalwig (H. Graf im Repertorium XV, 
S. io5) auf vier monolithen Säulen ehemals der Schrein des h. Ludgerus ?iufgestellt 



Ausstattung 



Hochaltar 



Schrein 



341 



94 KREIS ESSEN 

e (zwei davon im nördlichen Querschiff). Hinter dem Altar öffnet sich in einer Blende 
ein Fenster mit Aussicht auf die Krypta, zur Seite zwei Reliefs aus gelblichem 
Sandstein {Fig. 4i. — aus'm Weerth, Kd. Taf. XXIX, 3; II, S. 39), 7o cm hoch, 
zwei Geistliche darstellend, H.Jh-, von einem früheren Bau herrührend. 

Der ehemalige Hochaltar, dessen Verbleib unbekannt ist, war im J. iSia von 
Meister Johannes /oifoci Wesaliensis, insignis Apelleie artis pictor angefertigt und iS4i 
durch den Maler Barlkolomaa Fiiscus aus Köln gefimisl worden (Düsseldorf, Staats- 
archiv, Reg. Werden II, i, Nr. 7). Der Meister kann mit dem früher von Förster 
(Denkmaie XII, S. aS; Geschichte der deutschen Kunst II, S. i53) in die Litteratur 
eingefOhrten Meister von Werden nicht identificierl werden. 

Seitenaliare in den Seilenabsiden, barock, die geschweiften und durchbrochenen 

Aufsatze getragen von je zwei marmorierten Säulen mit vergoldeten Kapitalen, auf 

den Kanten in sehr kühnen Posen Jünglingsfiguren, Engel, in fliegenden Gewändern. 

Im nördlichen Seitenaltar neues Gemälde der thronenden Madonna von Mintrop, 

darüber in reich geschniztem Holzrahmen die h. 

Dreifaltigkeit (um 1 7oo), auf dem südlichen Seiten- 

allar Himmelfahrt und Gottvater, beide um 1 7oo. 

Im Westbau in der nördlichen Seitenkapelle 

gothische Mensa, i,8om breit, mit nasen verzierten 

Spitzbogenblenden, aus dem 1 4. Jh. Einfache barocke 

AlEaraufsätze. 

Chorgestühl von dunkler Eiche (ura i7oo}, 
von schwerföUigen, aber kraftigen und wirkungs- 
vollen Formen, zweireihig, mit hoher Rückwand, 
die Felder mit polygonaler Einrahmung und Ara- 
besken, die trennenden Pilaster mit Frucht- und 
Blumenschnüren, unter dem Architrav Engelsköpfe. 
Fig 41. Werden. Als Krönung dienen geschweifte Giebel, darüber 

Romi.ni.cho Rtii.f. hinier den Hgch.ioir. Medaillons mit den Reliefporträts der Heiligen 
S. Rupertus, S. Haimo, S. Wilhelm v. Aquitanien, 
S. Reinoidus (nur diese erhalten). Die Wangenstücke der hinteren Reihe mit Karyatiden 
und Engelsköpfchen, der vorderen mit sehr reichen Arabesken und Engelsköpfchen. Nur 
die eine Hälfte des Gestühls vollständig erhalten, die andere zerteilt in den Seitenschiffen. 
Barocke Kanzel, sechsseitiges Gehäuse mit den vergoldeten Figuren der vier 
Evangelisten, Treppengelände mit geschnitztem Rankenwerk, über der Thür das Abtei- 
wappen, grosser Schalldeckel mit der Gestalt des auferstandenen Christus. 

Lebensgrosse Holzfigur der Madonna, iS. Jh., neu bemalt, der schmale 
Körper leicht ausgeschweift, mit lieblichem Köpfchen, charakteristisch die steifen und 
hölzernen Unterarme mit dem mangelnden Handgelenk, das Kind ganz bekleidet 

Im südlichen Querarm entsprechend die stark bewegte barocke Holzfigur 
des h. Joseph. 

Romanisches Steinrelief, i3. Jh., über den Südeingang der Krypta eingemauert, 
mit I4 Heiligen, Fragment {Abb. aus'm Weerth, Taf XXIX, S). 

Steinrelief des ausgehenden iS.Jh., im südlichen Eingang der Krypta, So cm 
hoch, I m breit, das Martyrium des h. Erasmus darstellend, dem die Gedärme ausge- 
wunden werden. 

Lebensgrosse bemalte Holz f igu r e n der hh. Erasmus und Johannes von 
Neiromuk (um i7oo), unter barocken Baldachinen. 

343 



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342 



Clior der Abteikirchc, 



95 

Grabstein des Abtes Anton Grimhold (Fig. 42. — W. Effmann i 
Christi. Kunst II, Sp. i9 mit Abb.), 3,2o m x i,4S m, an der Nordseite des Chores. 
Der Abt ruhend dargestellt, mit dem Hirtenstab im Ann, gut behandelter charakte- 
ristischer Kopf. Umschrift: reverendissimo patri Antonio grymolt, ounis virtutis 

ET PIETATIS SANCTO CULTOHI . . ., HÜ1US MONASTERII ABBATI SECUNÜO RELIGIOSISSIMO, 
SUCCESSOR ET FRATRES M. L. (monumenti loco). ANNO DOMINE lSl7, |3. MENSIS JULII. 

Ausserdem im Muttei^otteschore die Grabsteine der Äbte Ferdinand {i67o 
bis i7o6) mit lebensgrosser Figur desselben, Coelestin {i7o6— i7i8), Anselm (i757 
bis i774), Simon {i7j7) und des Herrn 
Ferdinand Wilhelm von Doomigh 
(Jahreszahl unkenntlich). Im Apostel- 
chore Grabsteine der Äbte Heinrich V. 
(l646 — 1667) mit leben^osser Figur 
und Adolf IV. (l667—i67o}. Im nörd- 
lichen Seitenschiff der Peterekirche 
Grabstein des Abtes Conrad II. (1601 
bis l6l4). Im Mittelschiff der Peters- 
kirche Grabstein der Äbte Heinrich IV. 
(lS72 — 1601) und Theodor IL (i7l9 
bis 1727). 

Die ganze Kirche war nach I27S 
prachtig ausgemalt worden. Die 1811 
überkalkten Wandgemälde konnten 
nicht konserviert bleiben, da der Mörtel 
sich ablöste. Erhalten nur die Gestalten 
der vier Erzengel in Diakonentracht, 
Scepter und Reichsäpfel in den Händen 
haltend, auf den Pendentifs der Kuppel. 
Über dem Triumphbogen ursprünglich 
Maria zwischen Ludgerus und Kari 
dem Grossen. Die Dienste waren blau 
und von goldenen Bändern spiralisch 
umwickelt bemalt, die Kapitale zeigten 
vergoldete Blätter auf rotem Grunde. 
Die Gewölberippen waren wie die 
Dienste blau mit goldenen Bändern 

umwickelt oder mit goldenen Sternen Fig. 42. wtrdm. Gribucm d« Abt« amod Grimhold. 
besät. An den Gesimsen erschienen 

die Farben Rot, Blau und Gold, die I.aibungen der Triforienbögen zeigten gelbe 
Rankenverzierungen mit abwechselnd grünen und roten Blättern, in der Vierung 
war über den Pendentifs der Kuppel ein Fries gemalt, der grün und violett ge- 
maltes palmettenähnliches Laubwerk auf rotem Grunde zeigte (Lohde i. d. Zs. für 
Bauwesen l857, S, i7o, farbige Tafel, Bl. z3. — Beissel u. Stummel i. d. Zs. für 
Christi. Kunst I, Sp. l67. — Baudris Organ für christI, Kunst XII, S. ao8). Reste der 
Bemalung in den Kapellen des Westbaues erhalten: grosse vierteilige Sterne in Rot 
und Gelb. Das in der Pfarrkirche bewahrte Missaie von Goswinus de Blanken- 
steyn (t i4S7) giebt die an den Vorderseiten der Pfeiler im Mittelschiff befind- 
lichen Bilder an: Antonius, Jodocus, Barbara, Ludgerus, Katharina, Maria Magdalena. 

343 



96 



KREIS ESSEN 



G«mälde 



Grab de« 
h. Ludger 



Abteikirche Dazu die Eintragung: In anno i5iS hae picturae per dealbationem ecclesiae dele- 
tae sunt. 

Eine Reihe sehr verblichener und wertloser Gemälde des i7. und l8.Jh. Die 
Heiligenbilder von dem Pater Ludger Gebhardsöd er (i678 — i73o) herrührend 
(ScHUNCKEN S. 2o3). Im nördlichen Querschiff zwei gute deutsche Gemälde des i6. Jh., 
leider ganz verblichen: Elias mit dem Engel und der Mannaregen, auf dem ersten 
als Hintergrund eine ziemlich genaue Ansicht der Abteikirche. 

Das Grab des h. Ludger befand sich ursprünglich östlich von der von ihm 
errichteten Kirche (s. o. S. 82. — W. Diekamp, Die Reliquien des h. Ludger: Westßll. 
Zs. XL, S. 5o), in der Vorhalle der Grabeskirche, in ea porticu, quae est ante basi- 
licae ianuam, infra quam s. sacerdotis sepulchrum susceptum est. Vital, lib. II, c.8, 
vita II, c. 7, 16, 27,3 1. — H. Graf im Repertorium XV, S. io3, io5. — Cod. Boruss. 
578 der Kgl. Bibl. zu Berlin erzählt Bl. i7": A. 8i5 s. Ludgeri sepultura ac monumen- 
tum novo templo desuper extructo quasi pyramido splendidius dedicatur atque ab illo 
ob illius honorem nomen sortitur monasteriumque s. Ludgeri Werthinensis appellatur et 
in hodiernum retinet. Quod successu temporis, a. videlicet 1 1 1 9, igne conflagratum et 
denuo per abbates piorum opera extructum atque secundo sub Alberto abbate, anno a 
priori incendio centesimo super XXXVII., iterum in favillis redactum, tandem ab ipsius 
successore Albcro comite de Teckeneborgh d. d. imp. Rom., regum, ducum ac comi- 
tum amplis largitionibus adintus multo magnificentius et splendidius . . . pyramidcm ex 
quadrato lapide super aditum templi, quod chorum vocant, in altum eleganter pro- 
tensam et a successoribus postea extructam, quam turris S. Petri vocant, quem ad- 
modum de praesenti conspicitur (so), conditum fuit, et ab Alberto Magno Ratispo- 
nensi ep., a. vid. 1275, consecratum. — Bl. 21* Adaluuigus (1066 — 1081) ossa s. Ludgeri 
e crypta in umam argenteam in plerisque locis auro puro obductam et exomatam 
collata, et ad summam aram ita ut in fronte per cancellos conspici possit, super duas 
columnas marmoreas cum hac rithmatica inscriptione per eum posita sunt. 

In summitate dextrae columnae versus australem plagam aurichalco circum- 
ducta habetur: confer adaluuigo requiem, deus, in paradiso. 

Ad calcem columnae: Qui peragebat opus, quo nitet^iste locus. 

In summitate alterae columnae versus septentrionem, similiter arculo ex aurichalco 
circumposita : inter coniunctas fidei compage columnas. 

In pede: vivorum lapidum, da sibi, christe, locum. 

Kürzer die Berichte bei Bucelinus II, ^. 3i4. — Cincinnius, vita Ludgeri: 
Geschichtsquellen IV, S. 265. Abbildungen der beiden Tumben möglicherweise in der 
Beriiner Hs. der Vita S. Ludgeri (Westföl. Zs. XXXVIII, S. i76). Die Reliquien ruhen 
jetzt in einem hölzernen Kasten hinter dem Hochaltar. Erhebungen fanden im J. i8o9 
und 1860 statt (Verzeichnis der Reliquien bei Hüsing, Der h. Ludger S. 168 und i. d. 
Westfäl. Zs. XL, S. 67. — Vgl. Kölner Domblatt 1861, Nr. 200 und das Reliquien- 
verzeichnis i. d. Westßll. Zs. XLIV, S. 78). 

Ausser Ludger wurden die vier ersten Ludgeriden in der Krypta beerdigt Die 
Tumben wurden i783 entfernt, ihre Lage ist in einer Zeichnung des i7. Jh. im Cod. 64^ 
Heimst, zu Wolfenbüttel erhalten (Westfäl. Zs. XL, S. 61. — Über den früheren 
Zustand Meyer, Werdensche Chronik S. 8. — Pingsmann, Der h. Ludgerus S. 25o). 
Drei Steinsärge wurden i889 bei den Nachgrabungen Effmanns aufgedeckt (Jacobs 
S. 24, Anm. 2). 

Die Inschriften bei Browerus, Vita S. Ludgeri p. 9o. — Bucelinus II, p. 3o8. 
— Düsseldorf, Staatearchiv, Reg. Werden II, i. — Wolfenbüttel, Landesarchiv, OwB^ 



Inschriften 



Grabmäler der 
Ludgeriden 



Epitaphien 



344 



WERDEK 91 

HAMS Coli. XXVI, I. — Berlin, Kgl. Bibl, Cod. Boniss. fol. 578, Bl. i7*, i8*, iS^, i9*. AbtcSklrch« 
— Jacobs S. 20: 

de s. hildegrimo. 

ab eodem cornü versus hortum. 

julii tredecimis resolutus carne calendis 

hildgrimüs tümulo clauditur opposito: 

frater ludgeri, coepiscopus atque beati, 

compar huic meritis sicut in officiis. 

de s. gerfrido. 

ab eodem cornu versus hortum. 

gerfridi patris tumbam venerare fidelis, 

cuius apud dominum forte viget meritum, 

idus septembris persoluit debita carnis 

deponens massam pridie corpoream. 

de s. thiedgrimo. 

a cornu epistolae luxta altare s. ludgeri. 

hac recubant fossa thiedgrimi praesulis ossa, 

terra tenet corpus, pneuma fovet dominus. 

IDIBUS IN FEBRUI SENIS OBIT ASSCILA (Adler) CHRISTI, 
PROMERITUS VITAE GAUDIA PERPETUAE. 

DE S. ALTFRIDO. * 

A CORNU EVANGELII lUXTA ALTARE S. LUDGERI. 

ALTFRIDUS TUMULUM PRAESUL SIBl VENDICAT ISTUM, 

PNEUMA CREATORI DANS, CINEREM CINERI. 

OBIIT IN DECIMIS MAII PATER ISTE CALENDIS 

CUIUS NOS SACRIS PROTEGIMUR MERITIS. 

Bronzenes Kruzifix, i m hoch (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. 29, 2, 2*; II, Kru«fix 
S. 38), durch die Grösse hervorragendes Werk vom Anfang des 12. Jh. (nicht früher), 
aus fünf Stücken zusammengesetzt. Der lange hagere Körper bis zu den Knieen von 
einem Schurz bedeckt, die Füsse nebeneinander gelegt, das gesenkte Haupt mit den 
fest angedrückten Lockensträhnen von finsterem, starrem Ausdruck, in der anatomischen 
Durchbildung (Abgrenzung des Rippenkastens, falscher Ansatz des Ohres) unvoll- 
kommen. 

Elfenbeinpyxis des 6. — 7. Jh. (Fig. 43. — aus'm Weerth, Taf. XXIX, 6; II, Eifenbeinpyxis 
S. 4o. — Garrucci, Storia della arte cristiana VI, pl. 447, i, p. 69. — de Rossi im 
Bulletino i865, p. 26. — Mitteil, der K. K. Centralkommission i876, S. 5o. — Westwood, 
Catalogue of the fictile ivories in the South Kensington Museum p. 474. — Rohault 
DE Fleury, La messe V, p. 66. — Max Schmidt, Die Darstellung der Geburt Christi 
in der bildenden Kunst i89o, S. 37. — Kraus, Realencyklopädie II, S. 678), derbe 
Arbeit mit altchristlichen Reminiscenzen, 10 cm hoch mit Durchmesser von 1 1 cm, der 
Boden mit drei alten ornamentierten Silberblechnieten. Auf dem Mantel dargestellt 
die Geburt Christi und die Hirten auf dem Felde; der Knabe unter der Hürde wohl 
nicht Samson, den Tempel niederreissend (Kraus), sondern ein einfacher Hirt. Sti- 
listisch am nächsten stehend die aus Aachen stammende Pyxis der Sammlung Walter 
Sneyd in Keele Hall, Newcastle (Rohault de Fleury V, pl. 372). 

Reisekelch des h. Ludger (Fig. 44. — aus'm Weerth, Kd. Taf. XXIX, 4; RcUekeich 
II, S. 39. — ScHNüTGEN i. d. Ann. h. V. N. XXXII, S. 206. — Th. W. Pingsmann, 
Der h. Ludgerus, Freiburg i879, S. 248. — Münsterische Geschichtsquellen IV, S. 276, 
Anm. 5. — Martene et Durand, Voyage litteraire III, p. 23. — Meyer, Werden 
und Helmstädt S. 6. — Otte, Handbuch der Kunstarchäologie I, S. 221. — Diekamp 

7 

345 



98 KREIS ESSEN 

I i. d. Westföl. Zs. XL, S. 69. ~ Katalog tier kunsthistorischen Ausstellung in Küln 
i876, Nr. 48o, von Münster Nr. i69, von Düsseldorf Nr. 567. — Rohault de Fleury, 
I^ messe IV, p. 99, pi. j95. — Ch. de Linas i. d. Revue de I'art chretien XXXI, 
l88l, p. 54), aus Rotkupfer getrieben und vergoldet, 12, a cm hoch mit 7 cm oberem 
Durchmesser, durch eine moderne Schraube zusammengehalten. Auf dem trichter- 
förmigen Fuss in 9 mm hohen Kapitalen die Inschrift: HiC calix sangvinis DNI nri 
iHV XRi (dii: zugleich ein Chronogramm mit der Zahl 788 bildet), um den Rand der 
Kuppa die Worte; agitvr hec svmmvs per pocla trivmpkvs. Nächst dem Thassilo- 

kelchimStiftKremsraünster(CLE- 
MEN i. d. B. J. LXXXXII, S. 65 
mit Litt.), der zwischen 777 und 
788 entstand, der älteste der deut- 
schen Kelche. Im Werdener Re- 
liquien Verzeichnis von iSia nicht 
erwähnt. 

Trinkgefäss von Silber 
(aus'm Weerth, Taf. XXIX, 4, 
II, S. 39. — Otte I, S. 232. — 
DiEKAMP t. d. Westfäl. Zs. XL. 
S. 7o. — Abb. Rohault de 
Fleury, La messe IV, p. 99, 
pl. 295), um den äusseren Rand 
leicht vergoldet, lange Zeit als 
Patene fälschlich mit dem Kelch 
in Verbindung gebracht, 4,5 cm 
hoch, mit Durchmesser von i9,7 
cm, aus dem 11. — 12. Jh.. Am 
Boden eine flache Büchse, um 
den Rand die Inschrift in Ma- 
juskeln vom Anfang des i3.Jh.: 

IN HOC CIPPO CONTINENTÜR SAK* 
GUIS S. LUDGERI ET PARS DE CIN- 
GULO EIUS, DE CILICIO ElUS, DE 
S. HUPERTO, DE S. GEORGIO, DE 

socus MAURiTii. Im Reltquien- 
Verzeichnis vom J. 1S12 als ,der 
Fie 43 w.rden Eiftnbdnpyiii. ^^p 5 Ludgers' erwähnt {Mfln- 

sterische Geschichtsquellen IV, 
S. 276). Verwandt die Trinkschale des h. Scrvatius in Maastricht (Bock u. Willemsen, 
Die mittelalterlichen KunsLschatzc zu Maastricht, Köln i872, S. zi), 
» Reliquienkasten (Fig. 45. — Westßll. Zs. XL, S. 7i. — Katalog der Aus- 

stellung zu Düsseldorf 1880, Nr. 988) von Eichenholz. 39,4X2iXi2 cm, auf das mit 
Bronzestiften im i4. Jh. Beinplalten befestigt sind. Die Rückseite mit feinem rotbraunen 
Seidenstoff Überspannt, auf den in Gold und Grün ein romanisches Muster aufgemalt 
ist Die Vorderseite und die Schmalseiten zeigen Streifen mit fortlaufendem Flecht- 
werk, in den Ecken und am Rand Medaillons, an der Vorderseite drei verschieden 
grosse Beinplatten eingesetzt: I.Christus bartlos mit Kreuznimbus, beide Hände flach 
zur Seite erhebend, langes Gewand bis zum Knie, unten zwei Drachen, oben zwei 

340 



Greife. 3. Christus, bartig, Rtehend, Gewand bis zur Mitte des Oberschenkels, unter * 
seinen Füssen zwei Drachen, oben zwei Greife, die Arme (abgeschnitten) waren ehe- 
mals seitwärts flach ausgestreckt. 3. Engel, bärtig, mit ausgebreiteten Flügeln, die 
Hände erhoben, zu seinen Füssen zwei Drachen. Die Schmalseiten mit je vier Feldern, 
rechts alle ornamental, links zwei ornamental, im dritten zwei symmetrisch zu einander 
gestellte Drachen, im vierten vor einer mannshohen Hand ein Mann, der, vorüber- 
gebeugt, sich das Schwert durch die Brust stösst. Auf dem Deckel neun Beintafeln 
(eine fehlt), jede mit einem fuchsartigen Tier, das, sich zusammenkrümmend, sich in 
den Schwanz beisst Identisch 
mit dem , indischen Elfenbein- 
kasten mit Elefantenreliefs' (aus'm 
Weerth, Kd. II, S.4i, Anm. 2). 
Die Beintafeln sind irische oder 
angelsächsische Arbeiten des 8. 
bis 9. Jh., nahe verwandt mit der 
grossen Platte im Musee des 
antiquites zu Brüssel Nr. 48 c 
{Abb. Weale et Maes, Album 
des objets d'art religieux exposes 
k Malines en i864 pl. i. — West- 
wood, Facsimiles of the rainia- 
tures of anglosaxon and irish 
manuscripts p. i5o, pl. 5j. — 
Clemen i. d. B. J. LXXXXII, 
S. 12S), einem Kästchen aus Wal- 
rosszahn im Britischen Museum 
(G. Stephens, Old- Northern 
Runic Monuments, London 1866, 
I, p. 47o. — Palaeographical So- 
ciety II. pl. 228, 229), von dem 
eine Platte {Inv. 25) sich im Bar- 
gello zu Florenz befindet, und 
einer Elfenbeinplatte des Musee 
Cluny (Nr. io54). 

Lederner Gürtel des h. 
Ludgerus, aus feinem Leder, mit 

Pferdehaaren gefiUlt, unbestimm- f's- **- Werden. ReiseVeich d« h Lgdg«. 

ten Alters, Schloss von vergolde- 
tem Silber mit Gravierungen der Madonna und des h. Ludgerus vom Anfang des 16. Jh. 
(DiEKAMP i. d. Westßll. Zs. XL, S. 7a). Wenn auf den Stifter bezüglich, auf starke 
Gestalt des Heiligen deutend. Reliquien Verzeichnis von iSi2: De gordel s. Ludgers, 
dar men swangere frauen mede umbegordt (Hünsterische Geschichtsquellen IV, S. a76). 

Kästchen aus Bein, i4.Jh., 12x8x8 cm, mit Beschlägen von vergoldetem 
Rotkupfer, auf dem Schlösschen Löwe und Adler. 

Büchse aus Bein gedreht, i4.Jh., i3 cm hoch, mit Rotkupferbeschl^n, sehr 
sauber gearbeitet. 

Kreuzreliquiar, Ende des i5. Jh., i6,5 cm hoch, aus vei^oldetem Rotkupfer, 
in der Mitte ein Krystall. 

7" 

347 



lOO KREIS ESSEK 

« Kapitelskreuz, aus vergoldetem Silberblech, 88 cm hoch, i4.Jh., um i7oo neu 

gefasst, durch Baeumers restauriert Alt der etwas derbe KmziAxus und der h. Lud- 
gerus am Fuss; die getriebenen Eckstücke mit den Evangelistensymbolen und Weih- 
lauchfässer schwingenden Engeln barock. 

Kupferner Lavabokessel des l5. Jh. mit zwei Ausgussrohren von der üb- 
lichen Form. 

Kleiner unbestimmter Rest eines Gewandstoffes, bezeichnet: de casula S. lüd- 

GERI IN QUA FUIT SEPULTUS. 

Stück eines Ärmels von der Grabalba des h. Ludger, byssusartiger orien- 
talischer Stoff, bestickt mit systematisch sich wiederholenden, in Gold- und Purpur- 
fäden aufs feinste durchgeführten rautenförmigen Mustern, von zwölf ebenso behan- 
delten Rosetlchen umgeben, mit Pergamentstreifen des i3. Jh.: manica una de cami- 



SIA IN qua SANCTUS LÜDGERUS SEPULTUS lACUlT. DlEKAMP i. d. WeStfSI. Zs. XL, 

S. 73. — ScHNüTGEN i. d. Ann. h. V. N. XXXII, S. 206. — Münsterische Geschichts- 
quellen IV, S. 277, Anm. 5. — Katalog der Ausstellung k uns Ige werblicher Altertümer 
in Düsseldorf 1880, Nr. 523. 

Kasel von violettem Sammetbrokat mit reliefartig aufgelegtem Granatapfelmuster, 
nach iSoo, auf dem Kreuz der Kruzifixus, darüber Gottvater, darunter Maria und 
Johannes, zur Seite die hh. Katharina und Barbara. Die Figuren appliziert und in 
Bouiltonstickerei ausgeführt, die Gewander in Lasurmanier und Flockstich, die Ranken 
ehemals mit Perien besetzt (Katalog der Düsseldorfer Ausstellung 1880, Nr. 535). 

Kasel von neuem rotem Sammet mit i3 cm breiten Kölner Borden besetzt, treff- 
liche Arbeit der 2. H. des iS. Jh., mit Gabelkreuz, bestickt mit den Figuren der Ma- 
donna und der hh. Servatius, Viktor, Benediktus, Helena. Ursprünglich fttr Xanten 
bestimmt. Inschrift: d. henricus muc J! Ileus xanctensis {Katalog der Düssel- 
dorfer Ausstellung 1880, Nr. 543). 

348 



WERDEN lOl 

Kasel von purpurnem flandrischem Sammetbrokat mit reliefiertem Granatapfel- Abieikirche 
muster von sehr grossem Dessin auf goldenem Grunde, die Früchte frises en or, 
Anfang des i6. Jh. Auf den Stäben Christus am Kreuz zwischen drei Engeln, Gott- 
vater, Maria, Johannes und S. Ludgerus, Petrus, Stephanus und Paulus. 

Psalterium des 1 5. Jh., 29,5 >^ 56 cm, mit Initialen und reichen Miniaturen, Hnndichrifien 
i584 zu Xanten neu gebunden. Vgl. Humann i. d. Wd. Zs. III, S. 4i8. Proben und 
Titelblatt Zs. für christl. Kunst I, Sp. i75, 229, 281, 293; II, Sp. i9, 343. 

Die übrigen wertvollen und zum Teil reich mit Bildern verzierten Werdener 
Handschriften sind nach Düsseldorf oder Berlin gelangt. In Berlin vor allem die 
vita S. Liudgeri (über ihre Miniaturen Diekamp i. d. Westfäl. Zs. XXXVIII, S. i55). 
Die übrigen verzeichnet von Diekamp i. d. Westfäl. Zs. XL, S. 74; XLIV, S. 58. 
Vgl. ausserdem Pertz im Archiv VIII, S. 84 1. — Wattenbach im Neuen Archiv 
IX, S. 624. — Krabbe, Geschichtl. Nachrichten über die höheren Lehranstalten in 
Münster S. 25. — L. v. Bornstedt, Der h. Ludgerus S. i77. — Nordhoff, Buch- 
binderkunst und Handwerk in Westfalen: WestßLl. Zs. XXXIX, S. i56, i84. 

Glocken. Bis i889 im Vierungsturm aufgehängt sechs Glocken. Die grösste Glocken 
von i674 mit der Inschrift in zwei Distichen: laudo deum sanctosque med clan-'" Vierungsturm 

GORE PATRONOS, PETRE ET PAULE DIU PROPITIARE MIHI, FULMINA DISPELLAT VENTOS- 
QUE TONITRUA, STRIGAS ET MALA CUNCTA PROCUL ME RESONANTE DEUS. Auf dem 

Mantel: in honorem sanctorum apostolorum petri et pauli reverendissimus 

D. FERDINANDUS ABBAS WERDINENSIS ET HELMSTADIENSIS ME FIERI FECIT ET BENE- 
DIXIT A. l674. 

Die zweite vom J. i658 mit dem Chronikon: In honoreM sanCtI LVDgerI 

REVERENDISSIMUS ET AMPLISSIMUS D. D. HENRICUS DUCKER ME FIERI FECIT. M. AN- 

thon PARIS ME FECIT. Mit schönen Spätrenaissanceomamenten verziert. 

Die dritte gleichfalls von i658 mit dem Chronikon: aD honoreM sanCtI 

GREGORII pVLsOR, reverendissimus et AMPLISSIMUS D. D. HENRICUS DUCKER ME 

FIERI FECIT. Mit Ornamenten und Reliefs (Kreuzigung, Madonna) geschmückt. 

Die vierte von i748 mit der Inschrift: LeVItae stephano praesens CaMpana 
VoVetVr, tVteLa et pater est DVXqVe perennIs erIt. in honorem s. stephani 
protomartyris reverendissimus et illustrissimus d. benedictus abbas werdi- 
nensis et helmstadiensis me fieri fecit et benedixit. durch feur und flam 
bin ich geflosen, carl engelbert und sein sohn peter henrich fuchs haben 
mich in collen gegossen l748. 

Die fünfte mit der Inschrift: benedictus dei gratia abbas werdinensis et 

HELMSTADIENSIS IN HONOREM S. JOANNIS BAPTISTAE ME FIERI FECIT. CARL ENGEL- 
BERT UND SEIN SOHN PETER HENRICH FUCHS HABEN MICH IN COLLEN GEGOSSEN l748. 

Die sechste i854 umgegossen. 

Im West türm befinden sich drei Läuteglocken. Die grösste vom J, i674 mit im w«iturin 
der Inschrift: ad tibi petre fieri me fecit honorem ferdinandus praesul. laudo 

SONANDO DEUM A. l674. SANCTE PETRE PRINCEPS APOSTOLORUM ORA PRO NOBIS. 

Die zweite von i7o5 mit der Inschrift: s. lucius britannorum rex. quot 

DEDERO SONITUS TOTIES SANCTISSIME LUCI IN TE TER SANCTUM GLORIFICABO DEUM. 
IN TEMPESTATE TU FULMINA, FULGURA ET IGNES HAC PROCUL EX PATRIA ME RESO- 
NANTE FüGA. Darnach: reverendissimum capitulum werdinense me fieri fecit 
A. d. i7o5. 

Die dritte i854 umgegossen. 

Die beiden Uhrglocken (unzugänglich) tragen die Inschriften: reverendus d. 

JOHANES DE GRONINGA ABBAS HUIUS MONASTERII ME FIERI FECIT A. l537. — Die 

zweite: wilhelmus hachman fecit i574. 

349 



KLEMENSKIRCHE. Schuncken S. 54. — Flügge S. 3 lo. — Jacobs S.3i. 

Von Abt Wigger am Bonierberge begonnen, unter Abt Reinher vollendet und 
957 durch Erzbischof Bruno von Köln eingeweiht {BUCELINUS II, 3io, 3ii. ^ Cod. 
Boruss. 578, Bl. ao*. — Overham p. i37). Im J. i8i5 abgebrochen. 
• LUCIUSKIRCHE. Jacobs S. 32. — FlDgge S. 3oo mit Rekonstruktions- 

zeichnung. 

Die Kirche wurde unter Abt Werinbert (583 — looi) begonnen, unter Abt Gero 
von Friemersheim (io5o — io63) im J. io53 vollendet und durch Erzbischof Anno ein- 
geweiht (Overham p. i83. — Schu.ncken S. 68). Cod. Boruss. S78 Bl. zo«: Werim- 
bertus (l5.) posCquam consenuisset prima novae parochialis ecciesiae prope Werthinara 
versus plagam aquilonarem, nunc Nyenkirchen dictae, extruendae iecit fundamenta 



sed raorte praeventus quae exoisus fuerat successoribus suis consummenda reliquit, 
atque tandem a Gerone, jo. abbate, absoluta sunt. ^ Bl. ii": Gero de Vrimersheim, 
20. abbas, . . absolvit structuram parrochialis ecciesiae Newkirchen, quam in honorem 
S. Lucii regii Britanniae per S. Annonem a. arch. Colon, dedicari curavit. 

Der mittlere Teil der Kirche ist schon vor dem i6. Jh. einmal eingestürzt, bei 
dem Umbau wurden die drei Schilfe in ein einziges Langhaus verwandelt In den 
J. i775^i78o zum letzten Male restauriert. Nach i8o6 vom Fiskus verkauft und zu 
einem Wohnhausc eingerichtet. Neuerdings wieder von der katholischen Gemeinde 
angekauft. 
V Die Kapelle, deren wichtigste Teile, in Bauten des letzten Jahrhunderts ver- 

steckt, noch erbalten sind, war eine hochinteressante dreischiffige Pfeilerbasilika mit 
Westturm, Dem Turm trat eine als Nische gewölbte Vorhalle vor. Im Erdgeschoss 
wie im ersten Stockwerk mächtige Gratgewölbe mit schwerfälligen Scbildbögen und 
Eckkonsolen. Der östliche Abschluss der Kirche bestand in einer grossen mitüeren 

35o 



WERDEN Io3 

Apsis mit zwei seitlichen, nur in die Mauerstärke gebrochenen Conchen. Die Chor- t- 
partie zeigte im unteren Stockwerk eine Gliederung durch Nischen, im oberen durch 
rundbogige Blenden, welche durch einfache Pilaster mit rohen Schuppenltapitalen ge- 
trennt waren. Baugeschichthch steht die Kirche dem durch die alteren Bauten von 
Essen, Werden, durch Meschede und Helmstädt vertretenen Typus nahe. Genaue 
Aufnahmen wird das Effmannsche Werk bringen. 

NIKOLAIKAPELLE. Flücge S. 3oi. — Jacobs S. 64. 

Am Markt nördlich von der Kirche errichtet und io47 eingeweiht. Cod. Boruss. 
fol. 578 Bl. 21": Geroldus construxit capellam s. Nicolai iuxta forum Werthinense, 
quam Hermannus IL dictus nobilis archiepiscopus in honorem s. Nicolai ep. S. mensis 

Decembr. a. io47 consecravit, nunc ab omni divino officio desolata Visuntur 

ibidem in gradibus ante adytum capellae eis forum ab utraque' i>arte duo leones con- 
gestis quadratis saxeis recumbantes, collocati forte ab ipso Geroldo in perpetuam illius 
memoriam. Im J. r8o6 bei der Anlage der Chaussee abgerissen. 

ABTEIGEBÄUDE. Die alten Klostergebäude, nach den Branden von [ii9, 
unter Abt Gerhard von Grafschap ([zz8 — 1252) und laSö wiederhergestellt, wurden 
unter Abt Johannes V. {iSi7— iS4o) bedeutend erweitert {Xanten, StifLsarchiv, Pels, 
Sammelbd. V, p. 38i: iacta fundamenta variis et heroicis structuris amplissime com- 
plevit. — BucELiNus II, p. 3zi. — 

OVERHAM p. 44o. — SCHUNKEN ""' "~ — 

S. 1S8). Ausserdem baute er die 
Bibliothek, einen grossen Teil des 
Kreuzganges, das dormitorium und 
das abteiliche Haus ,in area' gänz- 
lich neu. 

Die alten Gebäude wurden '' ' " •""•"'" " ' '« "" *'»* 

in der Mitte des 18. Jh. gänzlich 

abgebrochen. Der Neubau begann um l745, i7SS war der eine Hauptflögel vollendet, 
1764 der zweite, Abt Bernhard IL (i73o — 1798) führte i785 den Bau zu Ende und 
fügte i794 noch den Thorbau hinzu. Im J. 181 1 (Flügge S. 3i3) wurde die Abtei 
zur Strafanstalt umgestaltet 

Die ehemalige Prälatur, die Residenz des Abtes, bildet eine ganz regelmässige 1 
Anlage, die sich im Süden der Abteikirchc um den rechtwinkligen Hof mit dem ehe- 
maligen Kreuzgange legt (Grundriss bei Flügge, Ergänz ungsheft I, zu S. 48o). Der 
frei in der Verlängerung der Hauptaxe gelegene Thorbau (Fig. 46), der erst nach- 
träglich durch angefügte feslungsartige Gebäude mit der eigentlichen Residenz ver- 
bunden worden ist, ist zweistöckig und dreiteilig und zeigt nach der äusseren Auffahrt 
zu eine zierliche, aber etwas kleinlich wirkende Gliederung durch Säulenstellungen, 
Architrav und Attika. Darüber die Inschrift: reaeDIkICato aMpLIato eXorna- 
toqVe prIVs VtVt oportet CoenobIo (i785) V^:sTIBVLVM hoC beLLo propIVs 
SAeVIente bkrn-ardVs abbas ereXIt (i794). Die Rückseite des Thorbaues zeigt 
im Unterstock drei offene Bogen, denen je zwei in jedem der niederen Seitenflügel 
entsprechen, der Mittelbau zeigt ein gebrochenes Dach mit gedrücktem Giebel. 

Der dreistöckigen Parade des Hauptbaues treten in der üblichen Weise zwei 
kürzere zweistöckige Flügel zur Seite. Die Wirkung des Mittelteils ist jetzt beeinträch- 
tigt durch die quer durch den Hof gezogene neue Mauer. Dem Hauptbau tritt ein 
schmaler Risaht vor, in dessen geschwungenem Giebel jetzt das preussischc Wappen 
prangt Der Portalbau wird getragen von zwei Säulen, zur Seite der Freitreppe hübsche 

35 1 



lo4 



KREIS ESSEN 



Abtei- 
f ebände 



Kastell 
Geschichte 



Abbruch 



Rokokofülliingen mit Festons. Darauf gesetzt ein romanisches Relief, 5o cm hoch, 
1,55 m laDg, einen Löwen hinter einem Hirsch herjagend darstellend (Fig. 47. — AUS*if 
Weerth, Taf. XXIX, 7). Über dem Portal die Inschrift: pro DeI honore posterIs 
hanC aLaM erIgI feCIt benedictüs dei gratia s. r. i. abbas werdinesis et helm- 
STADiENSis (i755). Ober dem Portal des rechten Seitenflügels: reverendissimus 

ET ILLUSTRISSIMÜS. D. BENEDICTÜS SACRI ROMANI IMPERn ABBAS WERDINENSIS ET 

HELMSTADiENSis HANC ALAM EXTRUXiT ANNO DOMINI ! , '. Über dem Portal des 
linken Seitenflügels: InDe ab VMbILICo perfeCIt opVs reverendissimus et illü- 

STRISSIMUS D. D. ANSELMUS S. ROM. IMP. ABBAS WERDINENSIS ET HELMSTADIENSIS (l764).' 

Eine vierte Inschrifttafel hinter dem Hauptbau eingemauert: qVI sVperIs fa- 
VentIbVs feLICIter a fVnDaMentIs InCepIt (i783), Is et feLICIter eVeXIt 
In aLtVM, praesVL bernarDVs (i785). 

Die Keller unter dem Hauptflügel und das Refektorium überspannt mit schweren 
Gratgewölben, im Keller mit Säulen, im Refektorium mit achtseitigem Pfeiler (die 
Zahl i746 tragend). Reste der Pfeiler vom Kreuzgange noch nach dem Innenhof, 
ebenso in den Isolierstationen des ersten Stockwerkes. 

KASTELL. Ein Schloss befand sich schon zu Werden im J. I2i4 (O verkam 
p. 248, 243), es war dies die arx antiquior, dicta jVoer* (Schuncken S. 94). Im J. i3oo 
wird junckherm Sobbens tome tho Werden zerstört (Lev. v. Northoffs Chronik: 
Seibertz, Quellen I, S. 3i). 

Das neue Schloss errichtete Herzog Adolph von Kleve (i394 — 1448). Gert 
VAN der Schuren (Clevische Chronik ed. Schölten S. i37) nennt es ausdrücklich 
dat ny slott to Werdden (vgl. Chronicon de genealogia: Seibertz, Quellen III, S. 36 1). 
Das Schloss wurde als Brückenbefestigung ausgebaut von Herzog Johann II. im 
J. i479 (Overham p. 4i9. — Schuncken S. i5o). Die neue Ruhrbrücke wurde i545 
erbaut, i633 durch die Flut zerstört (Geck, Abteikirche S. 6). 

Das Kastell war der interessanteste und architektonisch bedeutendste Bau Herzog 
Adolphs (gute Ansicht bei Braun u. Hogenberg, s. o. S. 78). Nachdem es seit 
Ende des i8. Jh. als Armenhaus, Gefängnis, Lazareth gedient, musste es i847 den 
Bauten der Wieseschen Fabrik weichen (Grundriss bei Flügge S. 3ii). Genaue 
Zeichnung in Düsseldorf, Kgl. Reg., Akten gen. I, i, Fach 24, i3. 



^ 



352 



KREIS ESSEN KARTE 



'enscheid 









cH-^L-^xt^ 



R c^u^ 



Kreis Essen. 



-T TT T- 



Ü3" 



ffex.fon S-Käniler inBonn. 



I. Ortsregister. 



(Die stärkeren Ziffern bezeichnen die Stelle, wo über den Ort im Zusammenhange gehandelt wird.) 



Seite 

Altenessen 15 

Baldeney 61 

Borbeck 2, 3, 61 

Borbeck, Schloss 62 

Boxmörder bei Kettwig 66 

Bredeney 63 

Broich, Unterherrschaft 1 

Bromberg 65 

Buer 15 

Essen 1, 2, 3, 9 

Frintrop 3 

Frintroper Höhe 15 

Grenzwehren 1, 63 

Haus auf dem Berge ^= Schellenberg ... 68 

Heisingen 63 

Heisingen, Haus 63 

Helene und Amalie, Zeche 15 

Hinninghofer Höhen 66 

Isenberg 64 

Isenberg, Schloss 64 

Kattenturm bei Kettwig 66 

Kettwig 1, 66 



Seite 

Kimmeskamp, Haus 63 

Landert, auf der, Haus . . . • .63 

Landwehr 63 

Landwehr, untere ... 63 

Lipperheiderdamm 15 

Luttelnau, Burg 66 

Meisenburg 66 

Oefte, Haus . 66 

Rellinghausen 67 

Römerstrassen 15 

Römerstrassc, alte 15 

Schellenberg, Schloss 68 

Scheppen, Haus 71 

Sonnenschein bei Kettwig 66 

Steele ... 1, 2, 71 

Steele, Schloss 72 

Stoppenberg 3, 72 

Tälchen bei Bredeney 63 

Vitinghoff, Haus 65 

Werden 1, 2. 15, 76 

Werden, KasteU 104 

Westerholt . . . , 15 



IL Abbildungen 



Seite 

Fig. 1. Essen im 16. Jahrhundert .... 9 
Fig. 2. Essen, Ansicht der Münsterkirche 

mit der Johanniskirche 16 

Fig. 3. Essen, Grundriss der Münsterkirche 19 

Fig. 4. Essen, Querschn. durch d. Westbau 21 

Fig. 6. Essen, Grundriss der Krypta ... 22 

Fig. 6. Essen, Innenansicht der Krypta . 23 
Fig. 7. Essen, Blick auf den Hochchor der 

Münsterkirche 26 

Fig. 8. Essen, Querschnitt durch den Hoch- 
chor der Münsterkirche 27 



Fig. 
Fig. 
Fig. 



Fig. 
Fig. 
Fig. 



im Text 

Seite 

9. Essen, Längsschn. d. Münsterkirche 28 

10. Essen, Vorhalle der Münsterkirche 29 

11. E.ssen, Grundriss der Münsterkirche 
mit Vorhalle, Johanniskirche und 
Kreuzgang 30 

12. Essen, Kruzifix in der Vorhalle der 
Münsterkirche 31 

13. Essen, Kreuzgang an der Münster- 
kirche 32 

14. Essen, Römisches Kompositkapitäl 

im Westbau 33 



355 



io8 



KREIS ESSEN 



Seile 
Fig. 15. Essen, Alfridsarkopha^ in der 

Münsterkirche 34 

Fig. 16. Essen, Holzügur des h. Kosmas . 35 
Fig. 17. Essen, Reste der Wandgemälde im 

Westbau 36 

Fig. 18. Essen, Daniel und Gabriel, Wand- 
gemälde aus dem Westbau .... 37 
Fig. 19. Essen, Porträt einer Äbtissin aus 

dem Westbau 38 

Fig. 20. Essen, Deckenmalereien im Chor 

der Münsterkirche 39 

Fig. 2 1 . Essen,\Yandgemälde aus dem Hoch- 
chor der MQnsterkirche 40 

Fig. 22. Essen, Siebenarmiger Leuchter mit 

Details 41 

Fig. 23. Essen, Rückengravierung des ersten 

Mathildenkreuzes 44 

Fig. 24. Essen, Madonnenstatue a. Goldblech 47 
Fig. 25. Essen, Armreliquiare und Pracht- 
schwert aus der Schatzkammer. . 48 
Fig. 26. Essen, Kopfreliquiar des h. Marsus 49 
Fig. 27. Essen, Gnmdriss der Marktkirche 57 
Fig. 28. Borbeck, Ansicht des Schlosses 62 
Fig. 29. Schellenberg, Ansicht des alten 

Schlosses von Norden 69 

Fig. 30. Schellenberg, Grundriss d. Schlosses 69 
Fig. 31. Schellenberg, Pavillon vom J. 1674 70 



Seite 

Fig. 32. Stoppenberg, Südansicht der 

Stiftskirche 73 

Fig. 33. Stoppenberg, Grundriss der Stifts- 
kirche 74 

Fig. 34. Stoppenberg, Längsschnitt d. Stifts- 
kirche 75 

Fig. 35. Stoppenbeig, Ostansicht der Stifts- 
kirche 75 

Fig. 36. Werden, Nordwestansicht der 

Abteikirche 81 

Fig. 37. Werden, Innenansicht der Grabes- 
kirche 84 

Fig. 38. Werden, Grundriss der Krj^ta und 

der Grabeskirche 85 

Fig. 39. Werden, Grundriss der Abteikirche 87 

Fig. 40. Werden , Querschnitt durch das 

Kreuzschiff der Abteikirche .... 89 

Fig. 41. Werden, Romanische Reliefs hinter 

dem Hochaltar 94 

Fig. 42. Werden, Grabstein des Abtes Anton 

Grimhold 95 

Fig. 43. Werden, Elfenbeinpyxis 98 

Fig. 44. Werden, Reisekelch des h. Ludger 99 

Fig. 45. Werden, Deckel d. Reliquienkastens 100 

Fig. 46. Werden, Thorbau d. Abteigebäudes 102 

Fig. 47. Werden, Romanisches Relief im 

Abteigebäude 103 



IIL Tafeln. 



Seite 

Taif. 1. Essen, Goldschmiedearbeiten aus 

dem Schatz der Münsterkii-che 43 

Taf. iL Essen, Goldschmiedearbeiten aus 

dem Schatz der Münsterkirche . 47 



Seile 

Taf. III. Werden, Längsschnitt durch die 

Abteikirche 91 

Taf. IV. Werden, Chor der Abteikirche . 95 



^ 



356 



Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Bande. 



S. 12. B ELLIN GH OVEN. Zur Geschichte des Schlosses: Fahne, Geschichte 
der Kölnischen Geschlechter II, S. 6, 211. 

S. i9. DIERSFORDT. Die Bilder aus der Geschichte von Eros und Psyche 
sind wahrscheinlich nach Kompositionen von Lnffitte mit dem Druckverfahren Dufours 
um 18 IG hergestellt. 

S. 22. DREVENACK. Fahne, Denkmale und Ahnentafeln des Geschlechtes 
Mumm I, S. 57 erwähnt eine handschriftl. Notiz A. v. Dorths (t i695): Von alters 
ist mehr nicht den eine capelle gewesen, übriges sampt thurm ist nach der hand 
daran gebaut. Uffen chor hinderorts dem altar im mittelglass imago crucifixi et Marie. 
Ebendaselbst S. 65 Grabdenkmäler der Mumm und Schwarzenstein erwähnt. 

S. 22. EMMERICH, v. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte 
in der Preussischen Monarchie, Berlin 1828, III, S. 57. 

S. 25. Über die kleine vorgeschichtliche Sammlung im Gymnasium vgl. Korre- 
spondenzblatt des Gesamtvereins XXXVII, S. 61. 

S. 3 1 . Ein Grabstein von Richwin v. d. Sande in der Aldegundiskirche bei 
Fahne, Denkmale und Ahnentafeln des Geschlechts Mumm I, S. 29, 33, 47. 

S. 32. Über die Münsterkirche S. Martin noch Kugler, Geschichte der Bau- 
kunst II, S. 3i7. — Springer, Die Baukunst des christlichen Mittelalters Taf. VIII, 
II — 13. Über die Krypta Otte, Geschichte der romanischen Baukunst S. i99. 

S. 44. Das hölzerne Kruzifix erwähnt im Katalog der Ausstellung kunstgewerb- 
licher Altertümer in Düsseldorf 1880, S. i5i, Nr. 6o9. Die Madonnenstatuette S. 49 
ebendaselbst S. i7i, Nr. 668. 

S. 58. EMPEL. Vgl. Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülichischen und 
Bergischen Geschlechter L S. 186; II, S. 69. 

S. 67. HOCHELTEN. v. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte 
in der Preussischen Monarchie, Berlin 1827, III, S. 582. — Rive, Über das Bauern- 
güterwesen S. 349. — Über die Abteikirche auch Kinkel im Kunstblatt i846, S. i59. 

S. 78. HUETH. Die Geschichte des Schlosses ausführlich von J. J. Sluyter 
in der Rheinisch -Westfälischen Volkszeitung i889, Nr. 23. 

S. 93. REES. V. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte in der 
Preussischen Monarchie III, S. 72. — D. A. C. Borheck, Bibliothek für die Ge- 
schichte, Erdkunde und Staatskunde . . . des niederrhein. Deutschlands I, 1801, Nr. 8. 

S. io3. RINGEN BERG. Zur Geschichte derer von Spaen: Fahne, Denk- 
male und Ahnentafeln in Rheinland und Westfalen III, S. 87. Zu den Handschriftl. 
Quellen: Im Archiv zu Schloss Anholt: Lehnsregesten von i4o2 an. 

357 



I lO NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN 

S. III. WESEL. Justiz - Punkten der Stadt Wesel, so von Ihro Churfürstl. 
Durchlaucht zu Brandenburg .... a. 6. Nov. 1682 publiziert worden, Wesel i644. — 
Voyage fait en i8i3 et 181 4 dans le pays entre Meuse et Rhin, Paris 1818, p. 224. 

S. 112. Zur Geschichte der Schillschen Offiziere: Wöchentliche Nachrichten i8o9, 
Nr. 4o. — Zeitschrift des Düsseldorfer Geschichts Vereins 1882, Nr. 2, S. 16. 

S. ii5. Zu den Handschriftl. Quellen: In der Kgl. Staatsbibliothek zu München: 
Privilegien der Stadt Wesel von I277 ab in der Redinghoven sehen Sammlung, Cod. 
germ. 221 3, Bd. XXII, p. i3o. — Über das Stadtarchiv auch Wd. Zs. I, S. 394. 

S. 116. Zu dem Verzeichnis der Ansichten und Pläne hinzuzufügen: 10 ^ Ab- 
riss, eigentlicher auch gründtlicher Bericht von der Eroberung der Stadt Wesel den 
i9. Aug. 1629 durch Herrn von Dyden, Stich von G. Köler, Nürnberg. — 29*. An- 
sicht der Stadt Wesel und von deren Umgebung, i4 x 24 cm, um 1680, bez.: j. peeters 
DELiN. G. BOUTTATS FEC. — 35 u. 36. Zwei Pläne mit Darstellungen der Belagerungen 
von i757 u. i758 bei du Bois, Camps topographiques de la campagne de MDCCLVII, 
en Westphalie, Haag i76o, pl. i und 56. — 37. Plan der Vestung Wesel vom J. i76o, 
36 X 22 cm. 

S. 1 1 9. Die ehemaligen Inschriften der herzoglichen Grabmäler bei Gelenius, 
Farragines XI, p. 24o (Köln, Stadtarchiv) und bei Redinghoven, Cod. germ. 221 3, 
Bd. XVII, p. 283 (München, Staatsbibliothek). 

S. 120. Die grüne und die rote Kasel der Dominikanerkirche im Katalog der 
Ausstellung kunstgewerblicher Altertümer in Düsseldorf 1880, Nr. 544 u. 545. 

S. 122. Matenakirche. Deutung des Namens in der Rheinisch -Westfälischen 
Volkszeitung i889, Nr. 33. 

S. i37. Die sämtlichen Grabsteine der Willibrordikirche sind nach Erscheinen 
der , Kunstdenkmäler des Kreises Rees' sorgsam publiciert bei Hillenkamp, Inschriften 
und Denkmäler der Willibrordikirche in Wesel, Wesel i893. 

S. i5o. In der Beschreibung des Gerichtsbildes gehört die Inschrift: swaer 
NIET VALSELiCK u. s. w. ZU dem Engel und nicht zu dem hinter ihm stehenden Mönche. 

S. i73. DUISBURG. Der Verfasser verdankt verschiedene Mitteilungen imd 
Nachträge zur Geschichte der Duisburger Denkmäler der Güte des Herrn Professor 
AvERDUNK in Duisburg, der in einer seit Jahren vorbereiteten »Geschichte der Stadt 
Duisburg bis zum Schluss des dreissigj ährigen Krieges* die Entwickelung der Stadt 
im Zusammenhange zu behandeln gedenkt. Das Werk soll binnen Jahresfrist er- 
scheinen. Die Benutzung der Wassenberg sehen Chronik wurde durch das liebens- 
würdige Entgegenkommen des Herrn Staatsarchivars Dr. Th. Ilgen zu Münster i. W. 
ermöglicht, der seine, für die Ausgabe in den deutschen Städtechroniken angefertigte 
Abschrift der Originalhandschrift dem Verfasser zur Verfügung stellte. Der ältere 
Teil des Stadtarchives, geordnet von Dr. Kleine i835 — 1838, vervollständigt durch 
Professor Averdunk, wird im Gymnasialgebäude verwahrt, nur die neueren Sachen 
im Rathause. Stadtrechnungen sind von i35o an vorhanden. 

S. i74. Auch die von Dr. Wilms ausgegrabenen Urnen befinden sich im Besitz 
des Gymnasiums. Z. 5 v. u. lies: und bis nach Neudorf hin. 

S. i75. Die Beguinenkirche gehörte zu dem S. 188 genannten Kloster Mons 
S. Elisabethae. Die Urkunde von i4i9 bezieht sich auf Franziskanerinnen in dem 
S. i89 genannten Katharinenkloster, dem späteren Universitätsgebäude. 

S. i78. Eine Kirche in Duisburg ohne nähere Bezeichnung schon erwähnt in 
dem Heberegister der Abtei Prüm vom J. 893 (Beyer, U B. zur Geschichte der mittel- 
rheinischen Territorien I, Nr. i35). 

358 



NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN III 

S. 182. Z. 10 V. u. lies 1426 anstatt i42o. 

S. i85. Die Inschrift am Epitaph des Gerardus Mercator auf Schiefer. 

S. 188. Die Stadtmauer besteht aus drei an verschiedenen Stellen noch sicht- 
baren Bestandteilen. Den möglicherweise noch dem 1 2. Jh. angehörigen Unterteil 
bildet eine i,7o — 2,20 m hohe Mauer aus Bruchsteinen. Der zweite etwa 2,7o m hohe 
Teil besteht aus Tuffquadern, der letzte Teil aus dem i5. u. 16. Jh. ist ebenso wie 
alle späteren Ausbesserungen in Backstein ausgeführt. 

S. i93. BROICH. Zu den Handschriftl. Quellen: In der Staatsbibliothek zu 
München: Chronik der Herrschaft Broich in Annalenform, ausführlich und wichtig, 
in der Redinghoven sehen Sammlung, Cod. germ. 221 3, Bd. XIII, Bl. 374«, LXXVI, 
Bl. i79*. — Consultatio iuris super qualitate feudali antiquissimae et celeberrimae 
olim Romanorum arcis et speculae Bruchterorum ad Ruram, Schloss Broich, ebenda 
Bd. XIII, B1.383«. 

S. i94. Z. 7 V. u. lies B und C anstatt B und B. Z. 2 v. u. lies Limburg an- 
statt Lottum. 

S. i99. Z. 2 u. i4 lies i555 statt i589. Z. 7 lies 246—296 statt 246, 296. Z. 22 
statt zwei lies drei steinerne Bogen. 

S. 2o4. Z. i3 lies i755 statt i775. 

S. 265. ESSEN. Gegen die HumannscIic Datierung der älteren Essener Ba- 
silika wenden sich Effmann in der Deutschen Bauzeitung i89o, Nr. 93, und v. Bezold 
im Centralblatt der Bauverwaltung i89i, S. 128. 

S. 328. Eine Entgegnung auf die Ausführungen von H. Graf bringt ein Auf- 
satz von G. Dehio, Zwei Probleme zur Geschichte der Anfänge des romanischen 
Baustils: Repertorium für Kunstwissenschaft XII, S. 21 7, 226. 



«4ly 



359 



Gesamtregister zum zweiten Bande. 



Vorbemerkung. Das Register zerfällt in die folgenden 13 Hauptabteilungen: 
I. Römische Reste. , VII. Werke der Plastik. 

II. Germanische und fränkische VIII. Goldschmiedcarbeiten. 

Reste. I IX. Glocken. 

III. Kirchliche Architektin-. X. Paramente. 

IV. Profanarchitektur. XI. Inschriften. 

V. Ausstattung der Kirchen. i XII. Künstlerverzeichnis. 

VI. Werke der Malerei. XIII. Klösterliche Niederlassungen. 

Überall ist die am unteren Rande der Seite befindliche durchlaufende Ziffer 
angegeben. 

Abkürzungen: Ch. Chor, T. Turm, ug. umgebaut, ag. abgebrochen, n. e. nicht erhalten, 
z. zerstört, G. Gemälde, bar. barock, g. gothisch, K. Kelch, M. Monstranz, Cib. Ciborium. Ein Abb. 
oder Taf. hinter den Ortsnamen bedeutet, dass von dem genannten Werke eine Abbildung oder 
eine Tafel gegeben ist. 



I. Römische Reste. 



I. Städte, Lager, Kastelle, Warten. 

Aspel 11. Borbeck (?) 309. Diersfordt 17. 
Dinslaken (?) 208. Fluiren (Lippermünd) 17, 
117. Gahlen (?) 217. Haldem 63. Hochelten 
66. Mehr (?) 87. Schermbeck 105. Steeger 
Burgwart (Abb.) 106. Wesel 117. 

2. Grenzwehren (vgl. II, 2 und IV, 8). 

Hochelten 66. Hünxe 229. Schermbeck 
107. Styrum 203. 

3. Römerstrassen. 

Aspel 11. Bislich 18. Bocholt 11. Brede- 
ney (?) 311. Diersfordt 17. Duisburg 175. 
Emmerich 25. Eppinghoven 215. Fluiren 18. 
Gahlen 218. Haffen 61. Haldem 63. Ham- 



bom 222. Hamminkeln 18. Hochelten 66. 
Schermbeck 17, 105. Spellen 238. Styrum 
203. W^esel 117. 

4. Gräber und Grabfunde. 

Bruckhees 15. Diersfordt 17. Dinslaken 208. 
Eppinghoven 215. Gahlen 217. Hochelten 66. 
Mehrum 234. Spellen 238. Vrasselt 110. 

5. Skulpturen 

(die Inschriften vgl. unten XI, 1). 

Emmerich (?) 25. Mehrum 234. 

6. Münzfunde. 

Duisburg 175. Emmerich 25. Haffen 61. 
Mehrhoog 87. Spellen 238. Vrasselt 110. 



IL Germanische und fränkische Reste. 

I. Befestigungen und Wallburgen. | Hüthum 81. Katterbergsköppel 231. Loikum 

Eppinghoven 215. Gahlen 217. Gartrop (Abb.) 84. Schult am Berge vgl. Hünxe. Schulte 

(Abb.) 219. Hohloeken 218. Hünxe (Abb.) 229. Voss 238. Schwenumshof vgl. Loikum. Wesel 117. 

8 

36i 



Ii4 



GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE 



2. Grenzwehren 

(vgl. I, 2 und unten Landwehren IV, 8). 

Bredeney 311. Diersfordt 18. Drevenack 
21. Duisburg 175. Gartrop 219. Hiesfeld 227. 
Hochelten 67. Isselburg 67, 81. Loikum 21, 



84. Mehr 18, 88. Obrighoven 21. Saam 200. 
Schermbeck 107. Styrum 203. Walsum 240. 

3. Gräber und Grabfunde. 

Duisburg 174, 175. Emmerich 25. Haldern 63. 
Isenberg312. Kettwig 314. Rees 94. Saam 201. 



III. Kirchliche Architektur. 



1. Bauwerke bis zum Schluss des 
9. Jahrhunderts. 

Essen, Alfridsbasilika 268. Werden, Grabes- 
kirche (Abb.) 332. 

2. Bauwerke des romanischen und 
des Ubergangsstiles. 

A. Einschiffige Bauten. 
Saam (Abb.) 201. 

B. Pfeilerbasiliken. 

Bislich (ug.) 15. Emmerich, Münsterkirche 
(ug., Abb.) 32. Essen, Münsterkirche (ug., Abb.) 
269, Marktkirche (Abb.) 305. Hochelten (ug., 
Abb.) 67. Meiderich (ag.) 236. Rees (ag.) 95. 
Stoppenberg (Abb.) 321. Werden, Abtei kirc he 
(Abb., Taf., ug.) 332, Luciuskirche 350. 

C. Säulenbasiliken. 

Hünxe (ug.) 232. Wesel, WiUibrordikirche 
(ag.) 128. 

D. Romanische Krypten. 

Emmerich, Münsterkirche (Abb.) 35, 38. 
Essen, Münsterkirche (Abb.) 270. Werden, Ab- 
teikirche (Abb.) 334. 

E. Romanische Kapellen. 
Werden, Klemenskirche, Nikolaikap. (ag.)351. 

F. Reste romanischer Bauten. 
Brünen (T.) 17. Götterwickersham (T.) 222. 
Haldem (T.) 63. Rellinghausen (T.) 315. Spellen 
(T.) 239. Wesel, WiUibrordikirche (Fund.) 128. 

3. Gothische Bauwerke. 

A, Fünfschiffige Kirchen. 
Wesel, WiUibrordikirche (Abb.) 125. 

B. Dreischiffige Kirchen. 

a) mit Pfeilern. 
Beeck 207. Bienen 14. Duisburg (Abb.) 
182. Emmerich, Aldegundiskirche (Abb.) 25. 
Essen, Abteikirche (Abb.) 268. Essen, Johannis- 
kirche (Abb.) 303. Haldem (ug.) 63. 



Hambom (Abb.) 223. Holten 228. Hünxe 232. 
Mehr 88. Mülheim a. d. Ruhr 199. Nieder- 
elten 91. Spellen 239. Wesel, Fraterherren- 
kirche 120, Matenakirche 125. 

b) mit Säulen. 
Dinslaken (Abb ) 208. MUlingen 89. 

C. Zweischiffige Kirchen. 

Brünen 17. Drevenack 21. Gahlen 218. 
Haffen 61. Hamminkeln 65. Loikum 86. Scherra- 
beck 107. Wertherbruch 111. 

D, Einschiffige Kirchen. 

Bredeney 311. Domick (ug.) 20. Duisburg, 
Minoritenkirche (Abb.) 176. Emmerich, Münster- 
kirche (ug., Abb.) 32. Eppinghoven 215. Hies- 
feld 227. Marienthal 87. Praest 92. Wesel, 
Dominikanerkirche 119, NikolauskapeUc 123, 
Johanniterkirche 138. 

E. Hallenkirchen. 

Dinslaken (Abb.) 208. Essen, Johanniskirche 

(Abb.) 303. 

F. Klosteranlagen. 

Emmerich 52. Essen 306. Hambom 226. 
RcUinghausen 315. Saam 202. Steele 320. 
Stoppenberg 321. Werden (Abb.) 350. 

G. Reste gothischer Bauten. 
Kettwig (T.) 314. 

H. Wegkreuze, Kalvarienberge, 
Stationen. 

Dinslaken 211. Wesel 153. 

4. Kirchen des i6., i7. u. i8. Jh. 

Dinslaken (1649) 211. Duisburg (1728) 175, 
(1780) 175. Emmerich, Evang. K. (1715) 51. 
Essen 306. Hüthum (18. Jh.) 80. Kettwig (1720) 
314. Mülheim a. d. Ruhr 199. Rees, Evang. K. 
(1624) 98. Rellinghausen (1707, 1775) 316. 
Ringenberg (17. Jh.) 102. Schermbeck, Ref. K. 
110. Vrasselt 110. 



362 



GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE 



Il5 



IV. Profanarchitektur. 



I. Romanische Burgen und feste 

Häuser. 



Aspel (ug.) 11. Drevenack (z.) 22. 
berg (z.) 312. Luttelnau 314. 



Isen- 



2. Gothische Burgen und feste 

Häuser. 

Baldeney (ug.) 309. Broich (Abb., Tai;.) 193. 
Diersfordt (Vorburg) 18. Dinslaken (Abb.) 213. 
Empel (ug.) 58. Groin (ag.) 61. Heisingen 
(ug.) 312. Holten (ug.) 228. Hueth (ug., Abb.) 
79. Isselburg (ag.) 82. Krudenburg (ug.) 83. 
Mehrum (ug.) 234. Ruhrort (ag.) 238. Schellen- 
berg (Abb.) 316. Schermbeck (ug.) 110. Schwar- 
zenstein (ug.) 83. Sonsfeld (ag.) 65. Wenge 
(z.) 21. Werden (ag.) 352. Wesel (Abb.) 148. 
Wohnung (ug., Abb.) 216. 

3. Schlösser der Renaissance und 

Barockzeit. 

Aspel 11. Aversforth (1677) 62. Bären- 
kamp 214. Bellinghovcn (Abb.) 12. Borbeck 
(1744, Abb.) 310. Broich (ug., Abb., Taf.) 193. 
Bruckhees (1680) 16. Diersfordt (18. Jh.) 18. 
Empel (ug., 1570, Abb.) 59. Gartrop (1675) 
219. Holten 229. Offenberg (ag.) 93. Ringen- 
berg (1661, Abb.) 103. Scheppen 319. Steele 
(1699, ag.) 320. Styrum (1658, ug., Abb.) 204. 
Wesel 152. 



4. Schlosskapellen. 

Aspel (ag.) 11. Diersfordt (1775) 19. Gar- 
trop (1698) 220. 

5. Befestigungen, Thore, Türme. 

Dinslaken 212. Duisburg 188, 359. Emme- 
rich (Abb.) 53. Isselburg (Abb.) 82. Rees 
(Abb.) 101. Rcllinghausen 316. Wesel (Abb.), 
Berliner Thor, Klever Thor, 140. 

6. Rathäuser. 

Emmerich (15. Jh.) 54. Essen (1878) 306. 
Rees (15. Jh., Abb.) 99. Wesel (1396, Abb.) 148. 

7. Wohnhäuser. 

A. Gothische. 

Emmerich (Abb.) 56. Rcllinghausen 315. 
Wesel 152. 

B. Der Renaissance und des 17. u. 18. Jh. 

Duisburg 189. Emmerich (Abb.) 56. Hoch- 
elten 78. Mülheim a. d. Ruhr (Abb.) 200. Rees 
98. Wesel 152. 

8. Landwehren. 

Duisburg 175. Emmerich 57. Empel 61. 
Rees 57, 102. Wesel 117. 

9. Bauernhäuser. 
HOnxe (Abb.) 233. Mehr 89. Mülingen 91. 



V. Ausstattung der Kirchen. 



I. Altäre. 

A. Steinerne Altäre oder ältere steinerne 

Mensen. 
Werden, Abteikirche 341, 342. 

B. Schnitzaltäre. 
Dinslaken (Taf.) 209. Essen, Münsterkirche 
279. Rees (ag.) 96. Wesel (Taf.) 121. 

C. Altäre allein mit Gemälden. 
Haldem (Taf.) 63. 

D. Altaraufsätze der Barocke und des 

Rokoko. 
Bienen 14. Dinslaken 210. Emmerich, Alde- 
gundiskirche 28, Münsterkirche 41. Essen, Jo- 
hanniskirche 304. Hambom 224. Hochelten 
72. Praest92. Saam 202. Steele 320. Werden 
Abteikirche (Taf.) 341, 342. 



2. Sakramentshäuschen und 
Tabernakel. 

Bislich 15. Domick 20. Duisburg 184. 
Gahlen 218. Millingen (Abb.) 89. Saam 203. 
Spellen 239. 

3. Lettner. 
Wesel 136. 

4. Chorstühle. 

Duisburg, Minoritenkirche (15. Jh.) 178, Sal- 
vatorkirche (15. Jh.) 184. Emmerich, Aldegundis- 
kirche (1450) 29, Münsterkirche (1486, Abb.) 
42. Essen, Münsterkirche (1699) 304. Ham- 
bom 225. Hochelten (bar.) 72. Marienthal 
(15. Jh.) 87. Praest (1523) 92. Ruhrort (1483) 
237. Werden, Abteikirche (1700) 342. Wesel, 
Dominikanerkirche (Rok.) 119, Fraterherren- 
kirche (1500) 121. 



8* 



363 



ii6 



GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE 



5. Taufsteine. 

A. Becken mit vier Eckköpfen. 
Hambom 225. Loikum 86. Rellin^hausen 
315. Stoppenberg 323. 

B. Romanische unbestimmter Form. 
Hechelten 72. 

C. Spätgothische. 
Bienen 14. Dinslaken 210. Dornick 20. Duis- 
burg 184. Emmerich (Bronze) 43. Essen 304. 
Haflfen62. Hambom 225. Millingon 90. Praest 92. 

6. Kanzeln. 
Dinslaken (1723) 211. Duisburg (1664) 184. 
Emmerich (bar.) 51. Kettwig (18. Jh.) 314. 
Mehr (16. Jh.) 88. Werden (bar.) 342. Wesel 
(Rok.) 119. 

7. Orgeln und Orgelbühnen. 
Wesel 136. 

8. Kronleuchter. 

Bislich 15. Dinslaken 211. Emmerich 51. 
Gahlen218. Hiesfeld 227. Hünxc 232. MUlingen 
90. Spellen 239. 

9. Standleuchter. 

Emmerich 44, 46. Essen (Abb.) 288. Marien- 
thal 87. Rees 97. Vrasselt 111. Wesel 121. 

lo. Reliquienschreine. 

Essen, Münsterkirche (n. e.) 301. Werden, 
Abteikirche (n. e.) 344, 346. 



II. Schmiedeeiserne Arbeiten. 

A. Kerzenhalter. 
[ Emmerich 52. Hochelten 73. Saam 203. 

B. Andere Arbeiten. 
Emmerich (Krahn) 44. 

12. Grabdenkmäler und Epitaphien. 

Borbeck (1598) 309. Dinslaken (18. Jh.) 
211. Duisburg, Salvatorkirche (16.— 18. Jh.) 185. 
Emmerich, Aldegundiskirche (1436, 1514, 1593) 
31, Münsterkirche (1433, 1519, 1585^ 45. Essen, 
Münsterkirche (9.— 10. Jh., 14. Jh., Abb., 1614) 
282, 283, (17. Jh.) 288, (16. Jh.) 290. Hambom 
227. Hiesfeld 227. Hünxe (1716) 232. Müüngen 
(16. Jh.) 90. ReUinghausen (11. Jh , z.) 315. 
Ringenberg (17., 18. Jh.) 103. Scheppen (18. Jh.) 

319. Schermbeck (1645) 109. Steele (1776) 

320. Werden, Abteikirche (1517, Abb., 17., 
18. Jh.) 343, (9. Jh.) 344. Wesel, Willibrordi- 
kirche (1590) 119, (1699) 121, (18. Jh.) 124, 
(1574, 1555, 1576 u. a.) 137. 

i3. Memoriensteine. 
Drevenack 21. Essen 282. Mehr 88. 

i4. Bodenbelag. 

Emmerich, Münsterkirche 39. Werden, Abtei- 
kirche 334. 



VI. Werke der Malerei. 



I. Wandmalerei. 

Diersfordt 19, 357. Duisburg (16. Jh., Abb.) 
185. Emmerich (12., 14. Jh.) 45. Essen, Münster- 
kirche (11., 13., 14. Jh., Abb.) 283. Haffen 
(15. Jh., Abb.) 62. Hamminkeln 65. Hiesfeld 
227. Praest 92. Werden, Abteikirche (13. Jh., 
n. e.) 343. Wesel, WiUibrordikirche (16. Jh.) 
137, (15. Jh.) 139. 

2. Tafelgemälde (vgl. V, 1, C). 
Bislich 15. Broich 197. Bruckhees 16. 



Diersfordt 19. Dinslaken (Taf.) 209. Emmerich 
31, 46, 51 (Taf.), 55. Essen 287, 288. Gar- 
trop 221. Haldem (Taf.) 63. ' Hambom (17., 
18. Jh.; 225. Hueth 80. Hüthum 80. Rees 
98, 99, 101. ReUinghausen 316. Schermbeck 
(Abb.) 109. Werden 344. Wesel 119, 121. 150. 
151, 153. Wohnung (16.— 18. Jh.) 217. 

3. Glasmalereien. 

Dinslaken 211. 



VII. Werke der Plastik. 



1. Steinskulpturen. 

Empel 60. Hochelten (Abb.) 73. Marien- 
thal 87. Werden, Abteikirche 342, 352. Wesel, 
WiUibrordikirche 137, 153. 



2. Holzskulpturen. 

A. Altäre (s. o. V, 1, B). 
B. Einzelfiguren. 
Borbeck (15. Jh.) 309. Dinslaken (14., 15. Jh., 



364 



GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE 



Il7 



Abb., Taf.) 210, (1507) 211, 212. Domick (15., 

16. Jh.) 20. Duisburg, Minoritenkirche (15., 

17. Jh.) 178, Salvatorkirche (15. Jh.^ 184. Emme- 
rich, Aldegundiskirchc (15., 16. Jh., Abb.) 30, 
Münsterkirche (11., 15., 16. Jh., Abb.) 44, 
Christophsthor > 16. Jh.) 54. Eppinghoven (16. Jh.) 
215. Essen, Münsterkirche (14., 15., 16. Jh., 
Abb.) 277, 282, 283, 290, (Rathaus) 306. Ham- 
bom (15. Jh.) 225. Hochelten (Relief um 1500) 
78. Hüthum (15. Jh.) 80. Isselbui^r (um 1500) 
82. Marienthal (14., 15. Jh.) 87. Rees (14., 
16. Jh., Abb.) 96. Saam (14., 15. Jh.) 203. 
Vrasselt (15. Jh.) 111. Werden, Abteikirche 



! 15., 18. Jh.) 342. Wesel, Dominikanerkirche 
(15. Jh.) 119, Fraterherrenkirche (15. Jh.) 121. 

I 3. Bronze- und Kupferarbeiten 
(vgl. o. V, 8. Kronleuchter). 

A. Lavabokessel. 
Bislich 15. Dinslaken 211. Praest 92. 
I Werden 348. Wesel 122. 

B. Andere Arbeiten. 
I Duisburg (Kerzcnhalter) 184. Essen (Leuch- 

I ter, Abb.) 288. Werden (Kreuz) 345 

4. Elfenbeinarbeiten. 

Werden (Pyxis, Kasten, Abb.) 345, 346. 



VIII. Goldschmiedearbeiten. 



1. Bis zum J. i25o. 

Emmerich, Münsterkirchc (Willibrordi -Arche, 
Taf., Abb., 9.— 15. Jh.) 46. E.ssen, Münster- 
kirche V Vortrags skreuze, Taf., Abb., 10. — 11. Jh., 
Buchdeckel, Madonnenstatue, Abb., Prachtschwert, 
Rel., Kästchen, Abb.) 291—297, (Schrein, Evan- 
geliar, n. e.) 300. Haffen (K.) 62. Relling- 
hausen (Kreuz, n. e.) 316. Werden, Abteikirche 
(K., Abb., Trinkgefäss) 345, 346. 

2. Von i25o — i55o. 

Emmerich, Aldegundiskirche (M., Gib., K.) 
31, Münsterkirche (Kalvarienberg, Statuetten, Rel., 



Kästchen, K., Abb.) 49. Essen, Münsterkirche 
(Rel., M., K., Ostensorien, Kreuz, Abb.) 298 bis 
300, Gertrudenkirche (M., K., 13.— 16. Jh.) 304. 
Haifen (M.) 62. Haldem (M.) 64. Hochelten 
iRel., Agraflfen, M., K., Kreuze, Taf., Abb.) 73. 
Millingen (Gib.) 90. Rees (Gib., M., K.) 97. 
Werden, Abteikirche (Rel., Kreuz) 347. Wesel, 
Dominikanerkirche (K.) 119. 

3. Später als i55o. 

Eppinghoven {M.) 215. Essen, Münsterkirche 
^Rel., 17., 18. Jh.) 300. Wesel, Fraterherren- 
kirche (K.) 122. 



IX. Glocken. 



13. Jh. Essen 301. 

14. Jh. Eppinghoven 216. Stoppenberg 324. 
1337. Emmerich 32. 

1404. Rees 98. 

1429. MiUmgen 90. 

1434. Emmerich (2) 51. 

1453. Holten (2) 228. 

1458. Beeck 207. Bislich 15. Walsum 241, 

1467. Duisburg 187. 

1472. Brünen 17. 

1473. Niederelten 91. 
1483. Rees 98. 
1490. Hiesfeld 228. 
1498. Emmerich (2) 32. 
1501. Beeck 207. 

1507. Duisburg 176. 

1508. Emmerich 51. 

1509. MiUingen (2) 90. 



1512. Niederelten 91. 

1520. Drevenack 21. Eppinghoven 215. 

feld 228. Hünxe 233. 
1522. Holten 228. 
1525. Essen 301. 
1537. Werden 349. 
1544. Domick 21. 
1546. Essen 301. 
1561. Rees 100. 
1563. Rees 101. 
1574. Werden 349. 
1600. Essen 301. 
1623. Drevenack 21. 
1633. Praest 92. 
1638. Hambom 225. 

1641. Gahlen 218. Rees 98. 

1642. Götterwickersham 222. 
1646. Rees 98. 



Hies- 



365 



ii8 



GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE 



1654. Dinslaken 211. 
1658. Werden .2) 349. 

1673. Haldern (3) 64, 

1674. Werden ^2) 349. 

1693. Hamminkeln 65. 

1694. Praest 93. Stoppenberjf ,2 324. 
1696. Millinijen 90. 

1703. Wesel 125. 

1705. Duisburg 175. Werden 349. 

1715. Duisburg 175. 

1723. Götterwickersham 222. 

1731. Loikum 86. 

1744.* Schermbeck 109. 



1748. Werden (2) 349. 

1765. Duisburg 187. 

1766. Schermbeck 110. 
1770. Hünxe 233. 
1773. Loikum 86. 
1777. Bislich 15. 

1781. Isselburg 82. 

1782. Domick 21. Rees 98. 

1783. Domick 21. 
1785. Dinslaken 3i 211. 
1787. Essen (3) 304 
1789. Rees (2) 98 
1792. Stoppenberg 324. 



X. Paramente. 

1. Kasein, Kapellen, Chormäntel. berg 324. Werden ',9., 15., 16. Jh.) 348. 

Bislich (1500) 15. Emmerich (1500, 16., (iS.Jh.i 120, (15., 17. Jh.) 122. 

17. Jh.) 50. Essen (1520i 301. Hambom (16. Jh.^ 2. Gobelins. 

225. Rees (16., 17. Jh.) 98. Saam 203. Stoppen- . Hueth (17. Jh.) 80. Wohnung 217. 



Wesel 



XL Inschriften. 



I. Römische. 
Spellen 239. 

2. Inschriften vom J. 3oo — 9oo 

(vgl. Memoriensteine V, 13). 
Emmerich (9. Jh.) 47, 49. Essen 282. Wer- 
den (9. Jh.) 344, 345. 

3. Romanische (9oo — i25o). 

Duisburg (um 1000) 187. Emmerich, Münster- 
kirche 12. Jh.) 39. Essen, Münsterkirche (1051) 
272, (um 1000) 288, 292, 293, 294, 295, 301, 
(um 1070) 330. Rees (1040; 95. Rellinghausen 
(1011, um 1050) 315, 316. Werden, Abtei- 
kirche (10. Jh.) 345. 

4. Gothische (i25o — i5oo). 
Dinslaken (1421, 1426 211. Duisburg (1415) 
179, (1445, 1467) 187. Emmerich (1483) 26, 



(1486) 43, (15. Jh.) 54. Essen, Münsterkirche 
(um 1400) 297, (14., 15. Jh.) 298, 299, (1643) 
300, (1360) 303, (1525)303. Meiderich (1384) 
235. Rees (1458) 95. Wesel (1406^ 119, (1418) 
139, (1390) 150. 

5. Spätere. 

Bienen (16. Jh.) 14. Borbeck (1744) 311. 
Bredeney (1777) 311. Dinslaken (1652, 1681- 
212. Emmerich (16. Jh.) 50, (1596, 1692) 51, 
(1525, 1697) 52. Empel (1570) 59. Gartrop 
(1698) 221. Heisingen 312. Hochelten (1671) 
70, (1667) 78. Isselburg (1624) 81. KettuTg 
(1720, 1785) 314. Rees (1600) 102. Schellen- 
berg (1670, 1674) 318, 319. Schermbeck (1704) 
109. Werden (18. Jh.) 352, 353. Wesel (1501) 
121, (1612) 127, (1506) 130, (1663) 139, (1722) 
147, (1578) 151. 



XII. Künstlerverzeichnis. 



I. Architekten und Steinmetzen. 
Adler. Werden 331, Wesel 127. 
Bayerschen, Amt. Wesel 141. 
Benoit. Sterkrade 240. 
Bergau. Wesel 127. 



de Bodt, Jean. Wesel 142, 145. 
Conraet. Wesel 148. 
Cruze, Johann. Wesel 138. 
Cuno. Emmerich 36, Rees 99. 
Dupuy. Wesel 142. 



366 



GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE 



ll9 



Felderhoff. Werden 331. 

Flügge. Hambom 224, Wesel 127. 

Freudenberg. Sterkrade 240. 

GeUss. Wesel 126, 148. 

Gelsing, Theodor. Emmerich 36, Hochelten 70. 

Giersberg. Wesel 127. 

Grevenbroeck. Duisburg 179. 

Haller, Johannes. Duisburg 178. 

Hammelman, Hermann. Wesel 140. 

Hammer. Sterkrade 240. 

Hanemann. Bislich 15. 

Hartel, August. Mülheim a. d. Ruhr 200. 

HiUenkamp. Wesel 127. 

von Jülich, Bemdt Wesel 142. 

Klehmet. Werden 331. 

Kompütt, Johann. Wesel 141. 

Kruttge. Werden 331. 

Krüger. Borbeck 309, Sterkrade 240. 

von Lassaux. Werden 331. 

van der Leen, Arnold. Emmerich 51. 

Lehmgrübner. Wesel 127. 

Martin. Essen 266. 

Mecum. Wesel 127. 

Mertens. Sterkrade 240, Wesel 127. 

Niedieck. Werden 331. 

Nienburg. Werden 331. 

van Nieveit, Abraham. Wesel 141. 

Oppermann. Werden 331. 

Otter. Wesel 127, 150. 

van Pasqualin, Johann. Wesel 141. 

Persius. Werden 331. 

Pickel, Kaspar. Isselburg 81. 

Prinzhausen. Werden 331. 

Rincklake, August. Essen 304, Issclburg 81, 

Steele 320. 
Schröder. Wesel 127. 
Senz. Werden 331. 
Spillner. Werden 331. 
Statz, Vincenz. Borbeck 309. 
Stüler. Emmerich 36. 
Sültenfuss, W. Spellen 239. 
Vauban. Wesel 142. 
Wiethase. Haltern 63, Ruhrort 237, Spellen 

239, Walsum 241. 
Zindel. Essen 306, Hambom 224. 

2. Bildhauer. 

Dollar, Georg. Essen 304. 
ther Heyden, Diedrich. Wesel 136. 
Langenberg. Bislich 15. 

Meister von Emmerich. Emmerich (Abb.) 30, 
Hüthum 80. 



3. Maler. 

Aschenbroich. Dinslaken 209. 

Bartels, J. A. Broich 197. 

Bosch, Hieronymus. Wohnung 217. 

de Bruyn, Bartholomäus. Essen 279. 

Büchtemann. Haffen 62. 

Büskens. Steele 320. 

Dünwegge, Heinrich. Rees 98, Schermbeck 10^. 

Wesel 150. 
Fuscus, Bartholomäus. Werden 342. 
Jansens. Steele 320. 
Jodoci, Johannes. Werden 342. 
Joest, Jan. Rees 99. 
von Lorenwert, Arndt. Wesel 125. 
Mintrop. Werden 342. 
te Peerdt. Wesel 151. 
Pesne, Antoine. Diersfordt 19. 
Rousseau, J. J. Wesel 151. 
Rubens. Emmerich 31, Hambom 224, 225 
Stummel. Essen 285. 
Tüsshaus. Steele 320. 
Ziesenis, J. G. Wesel 153. 

Niederrheinische Meister. 

Bislich 15. Emmerich (Taf.) 55. Rees 99 
Wesel 121, 150. 

Niederländische Meister. 

Dinslaken (Taf.) 209. Emmerich 31, 51. 
Hüthum 80. Rees 99. Wesel 151. 

Westfälische Meister. 

Haldem (Taf.) 63. Rees 99. Schermbeck 
(^Abb.) 108. 

4. Gold- und Kunstschmiede. 

GUlis, Sibrecht. Wesel 151. 

5. Glockengiesser. 

de Borch, Antonius. Rees (1561) 100. 

Fuchs, Carl Engelbert und Peter Henrich. Werden 

(1748) 349. 
de Grave, Jan Albert. Götterwickersham (1723) 

222. 
Hachmann, Wilhelm. Rees (1565) 101, Werden 

(1574) 349. 
Hatyseren (?), Segewinus. Niederelten (1512) 91. 
HelUngh, Simon. Praest (1633) 92. 
Jan van Andernach. Duisburg ^1507) 176. 
Johannes von Dortmund. Beeck (1458) 207, 

Brünen (1472) 17, Duisburg (1467) 187, 

Walsum (1458) 241. 
Jullien, Joseph. Drevenack (1623) 21. 
Neelmann, Johann. Essen (1600) 301. 



367 



I20 



GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE 



Paris, Anthon. Werden (1658) 349. 

Petit, Alexius. Domick (1782, 83) 21. 

Petit, Alexius und Söhne. Dinslaken (3, 1785) 211. 

Petit, Alexius et Petrus. Duisburg (1765) 187. 

Petit, Everardus. Stoppenberg 324. 

Petit, Henricus und Everardus. Essen (1787) 304. 

Petit, Johann und Johann Sohn. Schermbeck 

(1744) 109. 
Philippsen, Johann. Rees (1641) 98. 
Potgeiter, Claes. Holten (1453) 228. 
Schweys, Johann. Duisburg ^1715) 175, Loikum 

(1731) 86, Wesel (1703) 125. 
Spicker, Hermann. Bislich (1777) 15. 
Teckel, Rutger. Haldem (1673) 65. 
a Trier, Peter I. Rees (1641) 98, (1646) 98. 



van Trier, Peter II. Haldem (1673) 65, Millingen 
(1696) 90. 

van Trier, Johann Peter und Hendrik. Dinslaken 
(1654) 211. 

Voigt, Christian. Rees (1789) 98. 

Voigt, Christian et Rötgerus. Hünxe (1770) 233, 
Loikum (1773) 86. 

Voigt, G. Isselburg (1781) 82, Schermbeck 
(1766) 110. 

Westerhuis, Wolterus. Drevenack •1520) 21, 
Hiesfeld (1520 228, MüUngen (1509) 90. 

de Wou, Gerhardus. Beeck (1501) 207, Emme- 
rich (1498) 32, Hiesfeld (1490) 228, Nieder- 
elten (1473) 91, Rees (1483) 98. 



XIII. Klösterliche Niederlassungen. 

(Da in die Statistik zunächst nur die architektonisch bemerkenswerten Ansiedelungen Aufnahme gefunden haben, 

so macht das vorliegende Verzeichnis keinen Anspruch auf Vollständigkeit.) 



1. Augustiner. 

Dinslaken 212. Emmerich 52. Marienthal 
86. WcÄcl 139. 

2. Beguinen. 
Duisburg 175, 358. Wesel 140. 

3. Cistercienser. 

Duisburg 188. Eppinghoven 216. Saarn 
201. Schiedenhorst 110. Sterkrade 240. 

4. Deutschordenshäuser. 
Duisburg 178. 

5. Dominikaner. 
Wesel 118. 

6. Franziskaner. 

Duisburg 188. Emmerich 52. Niederelten 91. 
Rees 99. 



7. Fraterherren. 
Wesel 120. 

8. Jesuiten. 
Emmerich 52. 

9. Johanniter. 
Walsum 241. Wesel 138. 

IQ. Kapuziner. 

Essen 306. 

1 1. Karthäuser. 
Wesel 139. 

12. Kreuzherren. 
Duisburg 188. Emmerich 52. 

i3. Minoriten. 
Duisburg 176. 

i4. Prämonstratenser. 

Hambom 223. Wesel 139. 



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