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HARVARD COLLEGE
LIBRARY
FROM THE BBQUBST OF
CHARLES SUMNER
OASS OP 1830
Senator Jnm Massadmsetts
VOR BOOKS ULATING TO
POLRICS AND nNB AKTS
From the
Fine Arts Library
Fogg Art Museum
Harvard Univcrsity
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DEK
RHEINPROVINZ
^j^
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHEINPROVINZ
IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMEN
ZWEITER BAND
I.
DIE KUNSTDENKMÄLER DES KREISES REES
^
DÜSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN
1892
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DES KREISES
REES
IM AUFTRAGE
DES PROVINZIALVERBANDES DER RHEINPROVINZ
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMEN
MIT 6 TAFELN UND 75 ABBILDUNGEN IM TEXT
^
DÜSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN
1892
PA 7<^5.// (^)
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JAN 9 19Ci; |
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A
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
VORBEMERKUNG.
Waren die wichtigsten Kunstschätze des linksseitigen Uferlandes am deutschen
Niederrhein durch die Bemühungen Bkissei^s, Schoitens, Wolffs schon geraume
Zeit bekannt, so blieben die Denkmaler am rechten Ufer vergessen und unbeachtet
mit Ausnahme der Werke der Kleinkunst, die durch aus'm Weerth ihre Publikation
gefunden hatten. So sucht das vorliegende Heft seinen Schwerpunkt in der Dar-
stellung und erstmaligen Veröffentlichung der Denkmäler von Elten, Emmerich, Wesel.
Bei der Behandlung der zeitlich vor dem Mittelalter liegenden Erdwerke und Wall-
befestigungen musste eine gewisse Einschränkung eintreten. Die Frage nach Be-
stimmung und Ursprung dieser Anlagen kann nur im Zusammenhang mit der Er-
forschung der südlichen Kreise und der anstossenden westfälischen Grenzgebiete durch
eine zu erwartende systematische Untersuchung der ganzen Linie ihre Lösung finden.
Eine Reihe der kleineren Land'^vrehren konnte bestimmt als mittelalterlich nachge-
wiesen werden; für die übrigen ergaben sich in der Frage, ob germanische, ob frän-
kische Stammesgrenzen, ob eine Fortsetzung des römischen limes, aus Profilen und
Fundgegenständen keinerlei klare und bestimmte Anzeichen. Das letzte Wort wird
hier erst der Spaten sprechen. So sind in die vorliegende Darstellung alle mutmass-
lich vormittelalterlichen Wallanlagen mit dem vorläufigen Namen der »älteren Grenz-
wehren* bezeichnet, der wie das x in der Mathematik einer Grösse entspricht, die
erst noch gefunden werden soll.
In erster Linie ist der Verfasser dem Gründer und Verwalter des Niederrheini-
schen Museums für Orts- und Heimatskunde zu Wesel, Herrn Gymnasialoberlehrer
Karl Mummenthey, zu Danke verpfiichtet, der seit dem Beginn der Bereisung des
Kreises im Sommer i89i mit unermüdlichem Eifer die Vollendung des Werkes zu
fördern bemüht war. Die Inventarisation erfreute sich der wirksamen Unterstützung
und persönlichen Teilnahme des Herrn Landrates Gescher, des Herrn Kreisbauinspek-
tors HiLLENKAMP, sowie des Bürgermeisters der Stadt Wesel, Herrn Dr. Fluthgraf.
Der Kommandant der Festung Wesel, Herr Generalmajor v. Carlo wiTZ, gestattete
bereitwilligst die eingehende Aufnahme der der militflrischen Verwaltung unterstehen-
den Gebäude. Dem kenntnissreichen Erforscher der Rheinebene von Wesel bis Elten,
Herrn Kaplan J. J. Sluyter in Rees, verdankt der Unterzeichnete eine Reihe wert-
voller Beiträge, Herrn Lehrer Gaecks in Krudenburg Nachrichten über Krudenburg
und Schwartzenstein.
VI VORBEMERKUNG
Herr Generaldirektor Nering-Boegel in Isselburg und Herr August Lancelle
in Emmerich stellten in der liebenswürdigsten Weise ihre reichen Kenntnisse und ihre
Bibliotheken in den Dienst des Unternehmens. Herr Sylvester Festen zu Rees
gestattete die Benutzung seiner reichen Sammlung älterer Flurkarten und Pläne. Bei
der Aufnahme der Willibrordikirche in Wesel fand der Verfasser weitgehende Unter-
stützung bei Herrn Regierungsbaumeister Lehmgrübner; Herr Architekt Theodor
Gelsing in Emmerich stellte mit rühmenswerter Liberalität Aufnahmen der Münster-
kirche zu Emmerich und der Pfarrkirche zu Hochelten zur Verfügung. Bei der Be-
schreibung des Schatzes der Münsterkirche zu Emmerich stand Herr Domkapitular
ScHNÜT(iEN in Köln dem Verfcisser mit seinem sachkundigen Rat zur Seite.
Weiterhin gebührt der Dank des Verfassers Seiner Durchlaucht dem Fürsten
Nicolaus Leopold zu Salm -Salm in Anholt, Seiner Durchlaucht dem Fürsten Otto
Adalbert zu Salm - Horstmar in Koesfeld, der Freifrau Amalie von Widden-
^ HORST -SoNSFELD ZU Schloss Hueth, Herrn Bürgermeister Maassen zu Schermbeck,
dem Herrn Dechanten Troost, Herrn Pfarrer Aengenvoort und Herrn Kaplan Koth
zu Emmerich, den Herren Pfarrern Braam zu Hochelten, Henrichs zu Domick,
Wesselmann zu Haffen, Gietmann zu Haldem, Dr. Boelitz, Kisselstein und
Roelofs zu Wesel, Herrn Beigeordneten Müller, Herrn Dr. med. E. Eichelberg,
' Herrn Steuerrat Born, Herrn Architekten Otter, Herrn Sekondelieutenant Irgahn,
i Herrn B. Schmithals in Wesel, Herrn Geheimen Archivrat Dr. Harless und Herrn
^ Regierungs- und Baurat Hasenjäger zu Düsseldorf, Herrn Professor Dr. Nordhoff
zu Münster i. W., Herrn Professor Dr. aus'm Weerth in Kessenich bei Bonn, Herrn
Dr. Firmenich -RicHARTz in Bonn, Herrn Rcligionslehrer Dr. Schölten in Kleve.
Die Abbildungen Nr. 5, 6, 9, i7, 25, 26, 2 7, 29, 3o, 3i, 36y 37, 57 sind nach Zeich-
nungen des Herrn Architekten Adolf Baum in Köln, Nr. 4i, 5o, 58, 65, 66, 67, 74, 75
nach Zeichnungen des Herrn Architekten Friedrich Pützer in Aachen, Nr. 10, 11,
12, i3, i4, i5, 32, 33, 34, 35 nach Zeichnungen des Herrn Architekten Theodor Gel-
sing in Emmerich, Nr. 59, 60 nach Zeichnungen des Herrn Kreisbauinspektors Hillen-
KAMP, Nr. 61, 62, 63, 64 nach Zeichnungen des Herrn Architekten Otter in Wesel,
Nr. i, 2, 3, 4, 18, i9, 21, 23, 42, 43, 48, 49, 5i, 52, 55, 56, 7o, 7i nach Zeichnungen und
Aufnahmen des Verfassers, Nr. 16, 47 nach Vorlagen des Herrn Professors aus'm
Weerth in Kessenich, Nr. 7, 8, 20, 22, 38, 39, 4o sowie die Tafeln I~VI nach Auf-
nahmen des Hofphotographen Anselm Schmitz in Köln hergestellt. Die Karte des
Kreises Rees hat Herr Landmesser Heinrich Künkler zu Bonn angefertigt.
Zu den Kosten der Drucklegimg haben der Kreis Rees und die Stadt Wesel
in Anerkennung des grossen Nutzens dieser Veröffentlichungen Beitrüge gespendet.
Bonn, im Dezember i892.
PAUL CLEMEN.
EINLEITUNG.
Der Kreis Rees bildet den nordöstlichen, zwischen den Rhein, die Provinz
Westfalen und das Königreich, der Niederlande hineingeschobenen Grenzstreifen des
Regierungsbezirks Düsseldorf. Er wird nördlich von der niederländischen Provinz
Gelderland, östlich von dem zum Regierungsbezirk Münster gehörigen Kreise Borken,
südlich von dem Kreise Ruhrort begrenzt, von dem er durch die Lippe getrennt
wird; jenseits des Rheines im Westen liegen die Kreise Moers und Kleve. Er um-
fasst die Städte Emmerich, Isselburg, Rees, Wesel nebst 4o Landgemeinden mit einer
Einwohnerzahl von (i89o) 65836 Seelen.
Das Hauptgebiet des Kreises gehörte zu dem ehemaligen Herzogtum Kleve,
das nach dem Erlöschen des klevischen Mannesstammes mit dem Herzog Johann
Wilhelm im Jahre 1624 durch den Düsseldorfer Vertrag an das Haus Brandenburg
gelangt war. Während der linksrheinische Teil von Kleve schon 1 794 an Frankreich
verloren ging, wurde das rechtsrheinische Gebiet erst 1806 an Frankreich abgetreten
und zum Grossherzogtum Berg geschlagen; die Stadt Wesel mit ihrem Rayon wurde
am 21. Januar 1808 französischer Besitz und mit dem Roerdepartement, Arrondisse-
ment Kleve, vereinigt. Durch das kaiserliche Dekret vom i4. Dezember 1810 wurden
die nördlich der Lippe gelegenen Teile des Grossherzogtums Berg dem französischen
Kaiserreich einverleibt und zu dem Departement Ober-Issel geschlagen, von dem
das Gebiet des jetzigen Kreises aber am 28. April 181 1 wieder getrennt wurde, um
dem neugebildeten Departement der Lippe als Arrondissement Rees zugeteilt zu
werden. Das Gebiet des ehemaligen Frauenstiftes Elten im Norden des Kreises,
dessen Territorialhoheit sich indessen nur über die Gemeinden Hoch- und Nieder-
Elten und den Eltenberg erstreckte, wurde 1802 durch den Reichsdeputationshaupt-
schluss an Preussen als Entschädigung für die Abtretung des linksrheinischen Kleve
überwiesen. Nach der Besetzung durch Frankreich im Jahre 1806 wurde die Prin-
zessin Laetitia, die Tochter Murats, durch kaiserliches Dekret zur Äbtissin ernannt
und stand dem Stift vor, bis es 181 1 von Napoleon aufgehoben und mit dem Lippe-
departement vereinigt ward.
Nachdem im November 18 13 die Heere der Verbündeten von diesem Besitz
genommen, wurde das Gebiet des Kreises drei Jahre lang von der provisorischen
Regierungs- Kommission zu Münster verwaltet, bis am 22. April 18 16 die Verwaltung
an die Königl. Regierung in Kleve überging. Durch den Grenztraktat vom 7. Oktober
18 16 wurden von dem Königreich der Niederlande die Gemeinden Klein -Netterden,
1
1
2 EINLEITUNG
Spelberg, Legnieer und Borghees an Preussen abgetreten, wogegen die ehemals Kle-
vischen Gemeinden s'Grävenward, Spyck, Lobith, Kysward und Bilandswerd an die
Niederlande kamen. Nachdem endlich im Jahre i823 die Bürgermeisterei Scherm-
beck von dem ehemaligen Kreise Dinslaken abgetrennt worden, war die Bildung des
Kreises Rees in seinem jetzigen Territorialstande vollendet.
Emmerich und Elten, zusammen mit den jetzt auf dem linken Rheinufer ge-
legenen Orten Kellen und Brienen, bildeten das ursprüngliche Archidiakonat Emme-
rich, das zur Diöcese Utrecht gehörte. Alle übrigen Pfarreien gehörten zum Kölnischen
Dekanat Xanten. Schermbeck lag im Münsterischen Gebiet; als Filial der Kölnischen
Pfarrei Drevenack gehörte es aber zur Kölnischen Diöcese.
Von ihrem niederrheinischen Hauptwaffenplatze aus, Castra vetera auf dem
Fürstenberg bei Xanten, hatten die römischen Legionen ihre Züge nach dem Osten
imtemommen, zu beiden Seiten der Lippe liefen römische Heerstrassen hin, die alte
Lippemündung selbst war befestigt, ein ganzes System von Befestigungen, Grenzwehren
und Wällen erstreckte sich nach dem Osten zu.
Zur Zeit der ersten römischen Invasion hatten hier die Menapier ihre Sitze,
später, nach ihrer unglücklichen Wanderung über den Rhein, die Usipeten und die
Chamaver. Der ganze Landstrich, zumal die mittlere Hetter, stellte in den ersten
Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung ein meilenweites sumpfiges Terrain dar,
der westliche Streifen wurde durch den Ostrhein abgetrennt, der von Bislich durch
das Sonsfelder, Aspeler und Millinger Meer bis Elten führte; nach der jetzigen west-
fälischen Grenze zu zog sich undurchdringlicher Buschwald.
Unter der Herrschaft der Franken lief mitten durch den Kreis die Grenze
zwischen dem Herzogtum Ripuarien und der Grafschaft Hamaland. Zum Düffelgau,
dem nördlichsten Teile Ripuariens, gehörten Wesel, Bislich, Hamminkeln, Mehr,
HafTen, Haldem, zur Hetter, die eine Unterabteilung des DüfTelgaues darstellte, die
späteren Pfarrbezirke Bienen, Millingen, Praest, Domick, Vrasselt Den Nordzipfel mit
Elten, Emmerich, Kellen, Brienen nahm der mit dem ursprünglichen Archidiakonat
von Emmerich identische Gau Leomerike ein, der neben dem Isselgau und dem
Veluwegau zur Grafschaft Hamaland geschlagen war. Es war der Grenzstreifen der
Franken gegen die sächsische Bevölkerung, vom 6. Jahrhundert an zugleich ihr Kampf-
platz. Ungeheure weitausgedehnte Erdbefestigungen, Wälle und Wallburgen geben
noch Kunde von der Zeit der Stammeskämpfe am Niederrhein.
Unter den Klevischen Grafen und Herzögen nahm das rechte Rheinufer teil
an den Blüteperioden einer grossartig gesteigerten Baulust. Von der Zeit an, da der
heilige Willibrord zuerst hier das Evangelium gepredigt, bis zum Ende des 12. Jahr-
hunderts entsteht ein monumentaler Bau neben dem andern. Nur zwei, das Münster
zu Emmerich und die Abteikirche zu Elten, haben den Stürmen der Zeit getrotzt,
die grosse Abteikirche zu Rees ist verschwunden, von der ehemaligen romanischen
Willibrordikirche zu Wesel sind erst in den letzten Jahren die Fundamente wieder
EINLEITUNG 3
aufgedeckt worden. Die zweite grosse Blütezeit der kirchlichen und profanen Archi-
tektur im iS. Jahrhundert begann mit der Herrschaft Adolphs II. von Kleve. Der
erste Klevische Herzog selbst ging mit seinem Beispiele voran: in Wesel, Schermbeck,
Isselburg errichtete er starke und umfangreiche Burgen, die Mauerringe und Befesti-
gungen aller seiner Städte erneuerte er; in seiner Regierungszeit liegen die Keime
jenes raschen Aufblühens der Städte und des Bürgertums, das seinen sprechendsten
Ausdruck in einer rein bürgerlichen Kunstthätigkeit fand: die grosse Kalkarer Bild-
schnitzerschule erhielt ihre Gegenstücke in Emmerich und Wesel. Für die kirchliche
Architektur am Ausgange dieser Periode bezeichnen die Höhepunkte die Aldegundis-
kirche zu Emmerich, die Matena- und die Willibrordikirche zu Wesel Die grossen
rechtsrheinischew Kirchenbauten sind nicht unversehrt auf uns gekommen wie der
Viktorsdom zu Xanten, die Nikolaipfarrkirche zu Kaikar. Die letzten Wellen des
niederländischen Bildersturms schlugen bis nach Emmerich, und die Weseler Kirchen,
wiewohl von der grossen Bewegung der Bilderstürmerei verschont, wetteifern in nüch-
terner Nacktheit mit den holländischen Domen. Die bewegliche Klage Vondels wird
lebendig, die der Dichter über den Untergang von SL Katharina in Amsterdam an-
stimmte: Een Koninghs Bruit, na d'overrompelingh
Van eenig Rijck, berooft op hare staetsi
Van sluierpracht, gesteente, parle, en ringh,
En jammerlijck mishandelt, en geschonden.
Seit dem Ende des i4. Jahrhunderts erst war der ganze Landstrich nördlich
der Lippe mit Ausnahme von Elten Eigentum der Grafen von Kleve geworden. Die
Herrschaft Ringehberg war schon 1257 an Kleve übergegangen, wie 1210 die Graf-
schaft Dinslaken; im Jahre i392 wurde endlich auch die Grafschaft Aspel, die sich
seit dem 11. Jahrhundert im Besitz des erzbischöflichen Stuhles zu Köln befunden
hatte, an Kleve abgetreten. Wesel selbst gehörte zum Landdrostenamt Dinslaken,
das nördliche Gebiet zu den Amtmannschaften Rees und Hetter, Bislich, Emmerich
und Limmers.
Die spätere Geschichte des Kreises ist auf das engste mit den Schicksalen
der Stadt Wesel verknüpft, der eigentlichen Hauptstadt des Kreises, die durch ihre
kommerzielle und militärische Bedeutung die alte Landeshauptstadt Kleve rasch über-
flügelt hatte.
Ob Kleve gleich das Haupt, ist Wesel doch das Herz
In diesem Herzogtum, drum ist es auch umgeben
Mit einer starken Brust — man sieht es wieder leben
Durch reiche Nahrungs - Kraft nach überstandnem Schmerz.
singt der Magister Kayser in seinem Klevischen Pamass. Der Ort, ursprünglich eine
Villa im Besitz der Abtei Echtemach, später der Herzöge von Brabant, erst seit 11 63
lö im erblichen Banne der Grafen von Kleve, erscheint schon in der Mitte des 1 2. Jahr-
hunderts am Rheinhandel beteiligt, nach der Erhebung zur Stadt im Jahre I24i blüht
3
4 EINLEITUNG
er rasch empor, mit Freiheiten und Privilegien von den Grafen von Kleve freigebig
ausgestattet. Seit dem Jahre iJSo war die Stadt Mitglied des Hansabundes. Wesel
bildete den Stapelplatz für das aus dem Süden kommende Holz- und Steinmaterial.
Um die Wende des i5. Jahrhunderts schuf hier eine blühende Bildhauerschule die
steinernen Kunstwerke, die noch die Pfeiler des Xantener Doms zieren. Am Beginn
des i6. Jahrhunderts lebte hier der Maler Johannes Jodoci, Apelleie artis pictor in-
signis, wie er in einem Kontrakt über sein Hauptwerk, den Hochaltar zu Werden, heisst.
Die von Tournai geflüchteten Wallonen führten 1 549 die Fabrikation von Tapisserien ein.
Am frühesten unter allen niederrheinischen Städten hat sich Wesel der Refor-
mation zugewandt, hier hatte schon i523 Adolf Ciarenbach gepredigt, i568 wurde
hier die erste reformierte Synode abgehalten. Damit war Wesel zur Hochburg und
zum Vorort der Reformation am Niederrhein geworden — die Stadt hat ihre Stellung
bis jetzt zu wahren gewusst. Am Ende des 16. Jahrhunderts beginnen ihre Leiden.
Zuerst im Jahre i586 die Pest, die über die Hälfte der Einwohnerschaft hinwegraffle,
dann' die Brandschatzungen von i586 und i588, endlich die Schrecknisse des fürchter-
lichen Jahres i598. Die Banden des Admirals Franz Mendoza, der durch das Jülicher
Land in's Klevische gezogen war, erschöpften alle Grausamkeiten gegen das unglück-
liche Land — die Schlösser zu Diersfordt, Bellinghoven, Groin, Empel, Hueth, die
Klöster Marienthal und Schiedenhorst wurden ausgeplündert und das flache Land
verheert. Im Jahre i6i4 wurde die Stadt wieder durch die Spanier eingenommen,
i672 von den Franzosen erobert. Der Handel versiechte, der Hafen versandete, der
feste Ring von Mauern und Bastionen drohte die kräftig aufstrebende Stadt in seiner
eisernen Umarmung zu ersticken: erst die Entfestigung Wesels im Jahre i89i hat eine
neue verheissungsvolle Zeit wirtschaftlicher Blüte eröffnet.
Unbedeutende Höhen von Diluvial -Ablagerungen ziehen sich wellenförmig als
Scheidegrenze zwischen der Rhein- und Isselniederung von Südosten nach Nord-
westen und erheben sich nur in dem Eltenberge zu einem stattlicheren, die Gegend
weithin beherrschenden Bergrücken. Der Boden der Niederung wechselt vom schwer-
sten Alluvialboden bis zum leichtesten Sandboden. Festes Gestein fehlt dem Kreise.
Nur in den Isselniederungen findet sich der Rasen eisenstein in grosser Menge, auf
dem der Betrieb der Isselburger Hütte basiert. Wie in den Nachbarkreisen Kleve
und Moers war somit die Bauthätigkeit auf den Backstein und den Tuff" angewiesen,
für den der Rhein eine breite und bequeme Handelsstrasse darstellte.
EINLEITUNG
LITTERATUR.
I. Zusammenfassende Darstellungen. Egbert Hopp, Kurtze Beschreibung
des Landes sampt angehenckter Genealogia der Graffen und Hertzogen zu Cleve, Cleve
i65S, 2. Aufl. Wesel i78i. Holland. Ausg.: Körte Beschryving van het geheele Land
van Cleve, Nymwegen i783. — W. Teschenmacher, Annales Cliviae, Juliae, Mon-
tium, Marcae, Westphalicae, Ravensbergae, Geldriae et Zutphaniae, Frankfurt u. Leipzig
i72i (abgekürzt mit: Teschenmacher, Ann.). — Henricus Gualterius Eskes,
Historie van het land van Cleve. Met een kleine beschrijvning van alle steden, dor-
pen, kloosters en kasteelen benevens eenen aanhang van Gelderland, Meurs en Raven-
steyn. — Matthaeus Broverius van Nidek en Isaac le Long, Kabinet van
Nederlandsche en Kleefsche outheden, bestaande in steden, dorpen, sloten, adelyke
huysen, kloosters, kerken, godshuysen, poorten, en andere voomaame stadts- en landt-
gebouwen, geopent door Isaac le Long, en in 3oo verscheide printtafereelen ver-
toont door Abraham Rademaker, Amsterdam i 732 (2. Ausg. Dortrecht i77i). —
J. DE Beijer, Het verheerlykt Kleefschland; of Kabinet van Kleefsche oudheden en
gezigten, van steden, dorpen, slotten, adelyke huizen, kerken, torens, poorten en
andere voornaame stad- en land-gebouwen in Kleefschland, Amsterdam i792. —
Christ. Friedr. Meyer, Ansichten einer Reise durch das Clevische und einen Teil
des Holländischen, Düsseldorf i797. — Aug. Christ. Borheck, Geschichte der
Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg und Ravensberg, Duisburg 1800. — Ders., Archiv
f. d. Geschichte, Erdbeschreibung, Staatskunde und Altertümer der deutschen Nieder-
rhein. Lande, Elberfeld 1800, L- — Sommer, Handbuch der älteren und neueren
bäuerlichen Rechtsverhältnisse in dem ehemaligen Grossherzogtum Berg, Königl.
Westfäl. u. Französisch- Hanseatisch -Preussischen Provinzen in Rheinland -Westfalen,
Hammi83o. — F. v. Restorff, Topographisch-Statistische Beschreibung der Königl.
Preussischen Rheinprovinzen, Berlin i83o, S. 457. — W. von der Nahmer, Ent-
wickelung der Territorial- und Verfassungs Verhältnisse der deutschen Staaten an
beiden Ufern des Rheins, Frankfurt a. M. i832, S. 789. — O. v. Mülmann, Statistik
des Regierimgsbezirks Düsseldorf, Iserlohn i864, I, S. 334, 365. — Statistische Dar-
stellung des Kreises Rees, nach amtlichen Quellen bearbeitet [unter Landrat Dön-
hoff], Wesel i863. — Benzenberg, Über Provinzialverfassung mit besonderer Rück-
sicht auf die vier Länder Jülich, Cleve, Berg und Mark, Hamm i8i9, 2 Bde. — J. A.
NijHOFF, Gedenkwaardigheden uit de geschiedenis van Gelderland door onuitgegeven
oorkonden opgehelderd en bevestigd, Amheim i83o — 1862, 6 Bde. (abgekürzt: Nij-
HOFF, Ged.). — Ders., Bijdragen voor vaderlandsche geschiedenis en oudheidkunde,
Amheim i837 — 1856, 10 Bde. — Nieuwe reeks i858 — 1877, 9 Bde. — Provinzial-
Recht des Herzogthums Cleve ostseits Rhein und der Grafschaften Essen, Werden,
Elten, der Herrschaft Broich und Klein-Netterden, Berlin i837. — Scom, Samm-
lung der Gesetze und Verordnungen der ehemaligen Herzogtümer Jülich, Cleve-
6 EINLEITUNG
Berg, 2 Bde., Düsseldorf 1822. — F. H. W[estermann], Rückblick auf die Geschichte
des Herzogtums Cleve überhaupt und der Stadt Wesel insbesondere, Wesel i83o. —
J. F. Knapp, Regenten- und Volksgeschichte der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg
und Ravensberg von Karl dem Grossen bis auf die Vereinigung mit der Preussischen
Monarchie, Crefeld i836, 3 Bde. — F. Char, Geschichte des Herzogtums Cleve seit
der ersten historischen Kenntnis bis auf unsere Zeit, Cleve i845.
2. Römisch-germanische Urgeschichte. Friedrich Bird, Über die Be-
deutsamkeit der Gegend des Niederrheins zur Zeit der römischen Herrschaft, mit
besonderer Beziehimg auf Wesel und Umgegend, Wesel 1826. — C. v, W., Über die
Römerstrassen am rechten Ufer des Nieder- Rheins, von dem Winterlager Vetera aus-
gehend, zur Veste Aliso, über die pontes longi und zu der niederen Weser, Berlin
i834. — Spenrath u. Mooren, Altertümliche Merkwürdigkeiten der Stadt Xanten
und ihrer Umgebung, 2 Bde., (auch unter dem Titel : Geschichtsforscher und Bewahrer
der Altertümer am Niederrhein), Crefeld i837. — Fiedler, Geschichte und Alter-
tümer des unteren Germaniens und des Landes am Niederrhein, I. Römische Denk-
mäler der Gegend von Xanten und Wesel am Niederrhein und an der Lippe, Essen
1824. — Ders., Antiquarische Mitteilungen vom Niederrhein: Neue Mitteilungen des
Thüringisch - Sächsischen Altertumsvereins auf dem Gebiete historisch - antiquarischer
Forschungen I, 3, i834, S. 83. — A. Dederich, Beiträge zur Römisch -deutschen
Geschichte am Niederrhein, Emmerich i85o. — Ders., Geschichte der Römer und
Deutschen am Niederrhein, insbesondere im Lande der Chamaver oder Hamalande,
Emmerich i854. — Ders., Beiträge zur ältesten Geschichte des clevischen Landes zur
Zeit der Römerherrschaft und der Normannenfahrten : G}Tnnasialprogramm Emmerich
1860. — J. A. OoRT, Oude wegen en landweren in Limburg en aangrenzende ge-
westen, Leiden i884. — Alphabetische naamlijst, behoorende bij de kaart van de in
Nederland, Beigiß en een gedeelte der aangrenzende landen gevonden romeinsche,
germaansche of gallische oudheden, benevens de romeinsche en anderen oude wegen,
enz. begonnen door wylen C. J. C. Reuvens, voortgezet door C. Leemans en J. L.
F. Janssen, Leiden i845. — Dederich, Chorographisches, das Clevische Land und
die Stadt Cleve betreffend, aus der Zeit des Geographus Ravennas: Ann. h. V. N. II,
S. 23o. — Mooren, Über die Nachkommenschaft der ersten Ansiedler in der unteren
Rheingegend: Ann. h. V. N. XXXVI, S. i. — Jacob Schneider, Der Eltenberg und
Montferland bei Emmerich, Emmerich i845. — Ders., Neue Beiträge zur alten Ge-
schichte und Geographie der Rheinlande, Düsseldorf 1860 — i89o, Heft i — 14. Vor
allem Heft 2, Der Kreis Rees unter den Römern, Düsseldorf 1 868. — Ders., Die alten
Heer- und Handelswege der Germanen, Römer und Franken im Deutschen Reiche,
Düsseldorf 1882 — i89o, Heft i — 9. — W. Eng. Giefers, Römerspuren an der Lippe,
aufgedeckt von Fr. W. Schmidt, v. Zuydtwyck, L. Hölzermann und Fr. Hülsen-
beck, Paderborn 1868. — L. Hölzermann, Lokaluntersuchungen der Kriege der Römer
und Franken, sowie der Befestigungsmanieren der Germanen, Sachsen imd des spä-
teren Mittelalters, Münster i878. Dazu Westföl. Zs. XXXVI, S. 202. — W. Fricke,
EINLEITUNG 7
Geschichtlich -kritische Feldzüge durch das nordöstliche Westfalen, Minden i.W. i889.
— A. Fahne, Die Landwehr oder der limes imperii Romani am Niederrhein: Berg. Zs.
IV, S. I. — V. Veith, Römischer Grenzwall an der der Lippe: B. J. LXXXIV, S. i.
3. Territorialgeschichte. Johannes Blaspeil, Disputatio politica de du-
catu Cliviae, Harderwyk i65o. — Herm. Stangefeld, Annales circuli Westphalici,
sive opus chronologicum et historicum rerum omnium maxime notabilium sub hoc
seculo gestarum a Christo nato ad a. i596 deductum, Köln i656. — Vitus Frid.
A Seckendorf, Historia Lutheranismi, sive commentarius historicus et apologeticus
de Lutheranismo, Frankfurt u. Leipzig i692, 2 Bde. — Batavia sacra sive res gestae
apostolicorum vironun, qui fidem Bataviae primum intulerunt, in duas partes divisa,
Brüssel i7i4. — Johann Hobbeling, Beschreibung des ganzen Stifts Münster, Dort-
mund i742, S. &i. — Jod. Herm. Nunning, Monumentorum Monasteriensium decuria
prima, Wesel i747. — Cameralistische und historische Beiträge zur Beschreibung
des Lippeschen Landes: Neues westfälisches Magazin zur Geographie, Historie und
Statistik von P. F. Weddigen, HL Bd., Leipzig i792, Heft 9, S. 23. — B. Mensinck,
Die Cyriacusfeier zu Borken oder der Sieg über die Grafen von Geldern und seine
Verbündeten, Emmerich i844. — E. v. Schaumburg, Die Schlacht im Cleverhamm:
Ann. h. V. N. IX, S. 81. — Den Spaenschen ende Arragoenschen Spiegel, Rostock
i599. — Erschreckliche böse Zeitung dessen, kurtz nothwendig und wahrhafftiger
Bericht, was sich in den Niederlendischen Westphälischen Kreyss innerhalj^ drey
Monat zugetragen, Flugbl. von i599 (vgl. Beitr. z. Gesch. v. Stift u. Stadt Essen XIII,
S. 83). — J. D. V. Steinen, Westfälische Geschichte, Lemgo i7i5, 1, S. 333, 54o. —
W. Crecelius, Nachrichten -über den Einfall der Spanier in den niederrheinisch-
westfälischen Kreis i598: Berg. Zs. XXIV, S. 23. — Die Grafen und Herzöge von
Cleve: Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Niederrheins IV, S. 385. — Über-
blick über die niederrheinisch - westfälische Territorialgeschichte bis zum Anfange des
iS.Jh.: Berg. Zs. II, S. i. — Jos. Hansen, Westfalen und Rheinland im 1 5. Jahr-
hundert, I. Bd., Publikationen aus den Kgl. Preuss. Staatsarchiven XXXIV, Leipzig
1888. — E. V. Schaumburg, Die Begründung der Brandenburg. - Preuss. Herrschaft
am Niederrhein und in Westfalen und der Jülich - Clevische Erbfolgestreit, Wesel i859.
— Paul Hassel, Die Anfänge der Brandenburgischen Politik in den Rheinlanden:
Zs. für Preuss. Geschichte und Landeskunde IX, S. 32i. — Mestwerdt, Zur Clevi-
schen Geschichte in der Zeit der französischen Herrschaft (i794 — i8i4): Gymnasial-
programm Kleve i883. — Bartholdus van Akerlaecken, De oude, groote ende
warachtighe genealogien der hertogen van Gelre, Gulick, Cleve, Berge ende graven
van der Marck, Nimwegen i655. — Dederich, Neue Forschungen über die ältesten
Klevischen, Geldernschen und Zütphenschen Grafen: Gymnasialprogramm Emmerich
i864. — A. J. C. Kremer, De graven in Hameland en de oorsprong der graven van
Nassau, Gelre, Cleve en Zutphen, Amheim i873.
4. Zur Geschichte von Gelderland. Jon. van Someren, Herstelde oudt-
heyt ofte beschryvinghe van Batavia, wesende een gedeelte van't hertoghdom Gelre
8 EINLEITUNG
ende graafschap HoUandt, Nimwegen i6S7. — Hedendaagsche Historie of tegen-
woordige Staat van alle Volkeren. XIII. Beschrijving van Gelderland, Amsterdam
i74i. — Geographische beschrijving van de provincie van Gelderland, Amsterdam
i772. — J. Knippenberg, Historia ecclesiastica ducatus Geldriae, Brüssel i7i9, —
Continuatio historiae ecclesiasticae ducatus Geldriae, Brüssel 1806. — G. van Hasselt,
Kronijk van Amhem, Arnheim i79o. — Ders., Oorsprong van het hof van Gelder-
land, Arnheim i793. — Ders., Geldersche Bijzonderheden, Arnheim 1808. I. Oor-
sprong van het geslacht van Byland. — Ders., Stof voor eene Geldersche Historie
der heidenen, Arnheim i8o5. — W. A. van Spaen, Oordeelkundige inieiding tot de
Historie van Gelderland, Utrecht 1801 — i8o5, 4 Bde. — Ders., Historie van Gelder-
land, Utrecht i8i4. — L. A. J. W. Sloet, Bijdragen tot de Kennis van Gelder-
land, Arnheim i852 — 1855. — A. Ver Huell, Gelderland, Teekeningen en prenten
(nicht im Handel). Arnheim i883. — J. W. Staats Evers, Kronick van Amhem, I,
1233 — 1789; II, i789— 1868, Arnheim 1868— 1876. — Ders., Beschrijving van Am-
hem, Arnheim 1868. — Ders., Arnhem in en omstreeks i572, Arnheim i872. — Ders.,
Bijdragen tot de geschiedenis der regtspleging in Gelderland, bijzonder te Arnhem.
— Ders., Gelderland's voormalige steden (darunter s'Heerenberg), Arnheim i89i. —
R. A. Baron van Hoevell-Nyenhuis, Ludolf van s'Heerenberg, Heer van Hedel
en zijne Afstammelingen. — R. W. Tadama, De waarheid angaande Ludolf van den
Berg, ^mheim i847. — Willem graaf van dem Berg en zyne Tijdgenooten, Zütphen
i846. — C. A. Serrure, Histoire de la souverainete de s'Heerenberg, 2 Bde., Haag
u. Gent 1 859 — 1860.
5. Zur Kenntnis der benachbarten Archiv-e und Sammlungen. J. A.
NijHOFF, Overzigt van het archief afkomstig van het graafschap Kuilenburg, Arn-
heim i836. — P. NijHOFF, Tijdrekenkundig register van oorkonden, bemstende in
hed oud- archief der gemeente Hattem, Arnheim i854. — Ders., Registers op het
archief, afkomstig van het voormalig hof des vorstendoms Gelre en graafschaps Züt-
phen, Arnheim i856. — Ders., Inventaris van het oud archief der gemeente Nij-
megen, Arnheim i864. — Ders., Inventaris van het oud archieif der gemeente Am-
hem, Arnheim i864. — Über die kleineren Nachbararchive vgl. das Register der
Kronijk van het Historisch Genootschap gevestigd te Utrecht i877, p. 6. — Th. A.
J. Abeleven en A. M. van Voorthuysen, Catalogus van het Museum van oud-
heden te Nijmegen, Nymwegen i889. — J. W. Staats Evers, Catalogus van het
Amhemsche Museum van oudheden, Arnheim 1881. — Tadama, Verslag aver het
oude grafelijke Bergsche archief te s'Heerenberg, i843. — H. Keussen, Das fürstlich
hohenzollemsche Archiv zu s'Heerenberg bei Emmerich: Ann. h. V. N. XI, S. i7i.
Dazu Wd. Zs. I, S. 398.
6. Kirchengeschichte. Kurtzer und warhaflfter Bericht der Differentien
zwischen dem Herrn Churfürsten zu Brandenburg und dem Herrn Pfaltzgraffen zu
Newburg . . . über das Religionwesen in den Gülichschen, Clevischen und zugehörigen
Landen, i663, p. 36. — J. D. v. Steinen, Kurtze und generale Beschreibung der
8
EINLEITUNG 9
Reformationshistorie des Hertzogtums Cleve, Lippstadt i727. — J. P. Berg, Refor-
mationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, herausgegeben
von LuDW. Tross, Hamm 1826. — C. H. E. v. Oven, Über die Entstehung und
Fortbildung des evangelischen Cultus in Jülich, Berg, Cleve und Mark, Essen 1828. —
Ders., Die Presbyterial- und Synodal -Verfassung in Berg, Jülich, Cleve und Mark,
Essen 1829. — J. A. v. Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich,
Berg, Cleve und Meurs, III. Bd. vop C. H. E. v. Oven, Solingen i837. — Heinrich
Heppe, Geschichte der evangelischen Kirche von Cleve -Mark und der Provinz West-
falen, Iserlohn 186 7. — Ed. Demmer, Geschichte der Reformation am Niederrhein
und die Entwickelung der evangelischen Kirche daselbst bis zur Gegenwart, Aachen
188S. — Max Lehmann, Preussen und die katholische Kirche seit i64o: Publikationen
aus den Kgl. Preussischen Staatsarchiven, Leipzig i878, I. — L. Keller, Die Gegen-
reformation in Westfalen und am Niederrhein: Publikationen aus den Kgl. Preussi-
schen Staatsarchiven, Leipzig i887, Bd. IX. u. XXXIII. — H. Qu. Janssen en J. J.
van Toorenenbergen, Acten van classicale en synodale vergaderingen der verstrooide
gemeenten in het land van Cleef, sticht van Keulen en Aken, i57i — 1589: Werken
der Mamix-Vereeniging, serie II, deel 2, Utrecht 1882. — Floss, Zum Clevisch-
Märkischen Kirchenstreit, Bonn i883. — X. G. Schneemann, Die preuss. Kirchen-
politik in Kleve -Mark: Stimmen aus Maria -Laach XXV, S. 29, 1 25, 5 11. — H. Ver-
loren VAN Themaat, Geschiedenis der Vicarien in de provincie Utrecht en der
geestelijke of gebeneficieerde goederen in het algemeen, na de Reformatie: Bijdragen
en mededeelingen van het historisch genootschap te Utrecht IV, p. 98.
7. Wasserstrassen und Deichrechte. Verzameling van rapporten verbaalen
en verdere stukken, betreffende de doorsnydingen en werken, welken, sedert de Con-
ventie van den Jaare i77i, op de boven rivieren. tusschen Emmerik en Arnheim
zyn aangelegd, Haag i798, 3 Bde. — Grosses Kartenwerk über den Niederrhein von
F. Beijerinck, gez. von Hendrik van Straelen, Text: Explicatie behoorende bij
de Kaart der Boven -Rivieren, zamengestcld in de jaren i8o5 en 1806 door den land-
meter F. Beijerinck. — P. H. Kemper, Repertorium der literatuur van de water-
straat van Nederland, Haag i883. — Schlichting, Die Deiche am Niederrhein:
Erbkams Zs. für Bauwesen 1881, S. 283, 39i. — J. H. L. van der Schaaff, Oud-
Geldersche waterrechten: Gelderscher Volks-Almanak i867, p. 69. — Reglement op
het beheer der rivierpolders in de provincie Gelderland, Tiel 1880. — Der Rhein-
strom und seine wichtigsten Nebenflüsse von den Quellen bis zum Austritt des
Stromes aus dem Deutschen Reich. Eine hydrographische, wasserwirtschaftliche und
wasserrechtliche Darstellung, Berlin 1 889. — Aug. Chambalu, Die Strom Veränderungen
des Niederrheins seit der vorrömischen Zeit, Köln i892. — J. J. Sluyter, Rheinläufe,
Spycke, Uferhöfe, Furthe, Warde und Horste: Nrh. G. i883, S. I23 ff".; i884, S. 9 ff".
Vgl. weiterhin die Litteraturangabe unter Emmerich und Wesel und zu den
Kunstdenkmälem des Kreises Kleve.
lO EINLEITUNG
ABKÜRZUNGEN
für die häufiger genannten Werke.
Lacomblet, ÜB. — Th. J. Lacombleti Urkundenbuch fttr die Geschichte des Niederrheins, Düssel-
dorf 1840—1857, 4 Bde.
Binterim u. Mooren, £. K. — Binterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köln, in Dekanate
eingeteilt, Mainz 1828—1830, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln bis
zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren I, Dflsseidorf 1892.
Binterim u. Mooren, D. C — Binterim u. Mooren, Rheinisch -westfälischer diplomatischer Codex,
Mainz 1830, 2 Bde.
Sloet, Oork. — L. A. J. W. Baron Sloet, Oorkondenboek der graafschappen Gelre en Zutfen tot
op den slag van Woeringen, 5. Juni 1288, 'sGravenhage 1872 — 1876.
B. J. — Jahrbücher des Vereinsf von Alterthumsfreunden im Rheinlande, I (1841)— XCII (1892).
Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins flir den Niederrhein, I (1855) — LIV (1892).
Berg. Zs. — Zeitschrift des Bergischen Geschieh ts Vereins, I (1868)— XXVII (1891).
WestfaL Zs. — [Westfälische] Zeitschrift fttr vaterländische Geschichte und Altertumskunde,
I (1888)— L (1892).
Picks Ms. — Monatsschrift für rheinisch -westfälische Geschichtsforschung und Alterthumskunde, heraus-
gegeben von Richard Pick, I u. II (1875, 76). — Monatsschrift fttr die Geschichte Westdeutsch,
lands, herausgegeben von dems., III (1877)— VII (1881).
Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift fttr Geschichte und Kunst, herausgegeben von Hettner und
Lamprecht, I (1882)— XI (1892).
Nrh. — Der Niederrhein. Wochenblatt fttr niederrheinische Geschichte und Altertumskunde, 1878,
1879, 1884—1886.
Nrh. G. — Niederrheinischer Geschichtsfreund, I (1879)— VI (1884).
Aus'm Weerth, Kd. — E. aus'm Weerth, Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den. Rhein-
landen, Leipzig 1857—1868, 5 Bde. Tafeln und Text.
Brambach, C. l. R. — W. Brambach, Corpus inscriptionem Rhenanarum, Elberfeld 1867.
«Äv
lO
ASPEL.
RÖMISCHE FUNDE. Dicht vor dem jetzigen Kloster Aspel liegt noch ein
80 Fuss hoher kegelförmig aufgeworfener Hügel, von einem tiefen Graben umgeben,
ursprünglich durch einen Rundturm gekrönt, auf Flurkarten um i58o im Besitz des
Herrn Silvester Festen auf Pannofen bei Rees als ,dat ronde wehr und den Aspelsen
tom* bezeichnet (Schneider, Kr. Rees S. 55). Der römische Ursprung ist zweifelhaft.
Eine alte Strasse, vermutlich vom Monterberg herkommend, führt über Aspel direkt
nach Werth an der Issel (Schneider S. 4i) und weiter Aach Bocholt, wo sie in dem
Etappenlager endet (Schneider in Picks Ms. VI, S. 3o8. — Jahresbericht des West-
fälischen Pro vinzial Vereins für Wissenschaft und Kunst i878, S. 201). Vgl. Sluyter
in Nrh. G. 1880, S. 129. — Schneider ebenda S. i49.
SCHLOSS. Teschenmacher, Ann. p. 499. — Jon. Molanus, Natales Sanc-
torum Belgii, Leiden i595, Bl. i92^ — Gelenius, De magnitudine Coloniae, Köln
i645, p. 7i. — VAN SucHTENHORST, Geldersse Geschiedenissen, Amheim i659, V,
p. 59. — Dederich, Geschichte der Römer und Deutschen am Niederrhein S. 24 1. —
Ders., Die h. Irmgardis : Ann. h. V. N. I, S. 64. — A. J. C. Kremer, De graven in
Hamaland, Amheim 18 73, p. 38. — J. J. Sluyter, Irmingardis, Gräfin von Aspel:
Nrh. G. 1880, S. 89. ■— Ders., Haus Aspel: Niederrhein. Volksbote 1886, Nr. 37. —
Hofesrecht von Aspel vom J. i499: v. Steinen, Gesch. der Grafschaft Mark, S. i776,
Nr. i5. — J. J. Sluyter, Das Hofrecht von Aspel: Nrh. G. VI, S. 66, 75.
Handschriftl. Qu. In der Kgl. Bibl. zu Berlin: Bericht van natuir unndt
eigenschaflft der Rossgueder im ampt von Aspell im Cod. Boruss. fol. i5o.
Aspel war im 10. Jh. die Residenz von Godizo, Grafen von Aspel und Heim-
bach. Nach seinem Tode geriet es zeitweilig in den Besitz Balderichs, des Grafen
von Uplage und Germenseel, nach ihm an Gewehard, den zweiten Gemahl der Witwe
Godizos, endlich an die Gräfin Irmgardis (Lacomblet, U B. I, Nr. 242. Vgl. über sie
Kunstdenkmäler d. Kr. Kempen S. 125). Im J. loii wurde es durch Bischof Adel-
boldus von Utrecht belagert (Alpertüs, De diversitate temporum b. II, c. 3 : Mon.
Germ. SS. IV, p. 7io: . . . ex altera parte palude et stagno interiecto inaccessibilis
erat .... firmitatem loci et altitudinem turrium . . .).
Von io5o — 1392 befand es sich im Besitz des erzbischöflichen Stuhles zu Köln.
Das alte Schloss ging 1237 zu Grunde, als der Graf von Kleve in das Kölnische
Gebiet einfiel und Aspel durch den Verrat seines Kastellans einnahm (Annal. Colon,
maximi, Mon. Germ., SS. XVII, p. 847 : castrum archiepiscopi Haspele, prope Res
sitiun, per traditionem castellani eiusdem castri cepit et confringit. Vgl. Sloet, Oork.
Nr. 6o5). Das Schloss war schon 1243 durch Lupert von Swansbule wieder neuerbaut
(Lacomblet, U B. II, Nr. 2 79), 1 249 wird die bisher Haldem inkorporierte Kapelle
mit Rees vereinigt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Rees 25). Es bildete seitdem wieder-
holt ein Kölnisches Pfandobjekt: I289 wurde es cum turribus et portis an den Grafen
Adolph von Berg verpfändet (Lacomblet, U B. II, Nr. 865), i32i an Dietrich von
Römische
Funde
Schloss
Litteratur
Geschichte
II
12
KREIS REES
Schloss
Abbruch
Beschreibung
Ältere Burg
Kleve, i33i wieder eingelöst (Lacomblet, U B. III, Nr. i88, 258. — Mitteilungen aus
dem Stadtarchiv von Köln V, S. 77), i392 kam es wiederum an die Grafen von Kleve
(Lacomblet, U B. III, S. 968, Anm. 3; vgl. IV, Nr. 253. — Hansen, Rheinlande und
Westfalen im i5.Jh. I, Nr. 4o5. — Dazu Gert van der Schuren ed. Schölten
S. ii7. — Chron. degenealog.: Seibertz, Quellen III, S. 349. — Lacomblet, Archiv
IV, S. 262). Herzog Adolph von Kleve Hess es wider die Bestimmungen des Pfand-
vertrages verfallen (Hansen a. a. O. I, Urk. Nr. 73, 85) und i444 die Befestigungen
abbrechen. Im J. i47o bewilligt Herzog Johann von Kleve 200 Unkelsteine von dem
verfallenen Bau zu Aspel zum Mauerbau in Rees (Rees, Stadtarchiv, Urk. Nr. i35.
— Ratsprotokoll von i47o: Henrichs im Nrh. G. i883, S. 3S), Im Besitz des späteren
Hauses Aspel finden sich die Herren von Töven (jetzt noch heisst ein Ackerkomplex
zwischen dem Aspeler Meer, dem Schmalen Meer und der Rees -Weseler Landstrasse das
Tövener Feld), von Lychendorp, von Hasselt, von Dungelen, von Schrieck (diese noch
i652 in den Rechnungen der Reeser Ziegeleien) ; 1682 wurde es im spanischen Erbfolge-
krieg in Brand geschossen, i85i von den Kreuzschwestem angekauft und in ein Kloster
verwandelt, dessen Kirche i856 eingeweiht ward (Niederrhein. Volksbote i856, Nr. 33).
Von dem älteren Bau sind nur noch Fundamente der Vorburg erhalten, die
unter dem jetzigen Hause liegen. Unter dem zweistöckigen, nach dem Brand von
1682 erneuerten und mit einer zwiebeiförmigen Haube mit Glockenstuhl versehenen
viereckigen Turm, der über der gewölbten Durchfahrt ein mit einer flachen Tonne
überspanntes Turmzimmer enthält, liegen die mächtigen Grundmauern eines Rund-
turmes, um den ein 9o cm breiter Gang im Halbkreis herumgeführt ist, der die unter-
irdische Vermittelung zwischen den beiden Trakten bildet. Unter dem älteren Teile
liegen vier mit Tonnengewölben überspannte kellerartige Gemächer, die durch schmale
Türen verbunden sind. Die beiden nach 1682 errichteten, im stumpfen Winkel an
den Thorturm stossenden zweistöckigen Gebäude entbehren aller architektonischen
Bedeutung.- Im linken Trakt einfache Stuckdecken und Malereien des 18. Jh.
Der i444 abgebrochene Hauptteil der Burg lag auf der im jetzigen Park befind-
lichen, um 6 m künstlich aufgeschütteten Insel, die noch Fundamente einer Turm-
mauer zeigt und einer runden Cisteme. Das ganze Schloss ist in einer Zeichnung
auf einer Flurkarte um i58o im Besitz des Herrn Silvester Festen auf Pannofen bei
Rees erhalten. Vom Kirchhof i o m nach Nordwesten entfernt befand sich eine Ere-
mitage, von der i85i noch die Fundamente sichtbar waren. In dem zur Bäckerei
eingerichteten Seitengebäude eine alte Herdplatte, 1,27x0,61 m gross mit der In-
schrift: M. H. c. z. c. H. I. B. (Maximilian Heinrich Churfürst zu Cöln Herzog in
Baiem t 1688). Vgl. Sluyter in der Niederrhein. Zeitung für Stadt und Land
1889, Nr. 47,48.
BELLINGHOVEN.
Schloss
Geschichte
SCHLOSS. Das Schloss wurde von Dietrich von Bellinghoven erbaut und
i32 5 von diesem dem Grafen Dietrich VIII. von Kleve zum Offenhaus aufgetragen
(Lacomblet, U B. III, Nr. 208). Der Hof kam i48i in den Besitz derer von Bemsaw,
die i492 und i497 auch das Schloss kauften. Im J. i598 wurde es durch die Spanier
gänzlich ausgeplündert (J. D. v. Steinen, Westfäl. Geschichte, Lemgo i7i5, I, S. 333,
543, 563. — Publikationen aus den Kgl. Preuss. Staatsarchiven XXXIII, 3. Teil, S. 208.
— Berg. Zs. XXIV, S. 23) und wohl kurz nachher neuerbaut.
12
BIENEN l3
Die letzte des Geschlechtes von Bemsaw, Margareta Gertrud Maria, heiratet
den Grafen Franz Kaspar Adrian von Scheltardt, der noch i697 lebte. Zu Anfang
des 18. Jh. vom Marquis Wilhelm Adrian von und zu Hoensbroech angekauft, kam
es i773 an einen Herrn von Manger, weiter an die Familien Luyken. Münster und
Haniel. Die jetzige Besitzerin ist Fräulein Olga Haniel in Ruhrort.
Das Schloss (Fig. 1 ) ist ein mächtiger zweistöckiger Bau, der, ahnlich wie Schloss 1
Ringenberg, auf einem regelmassigen rechteckigen von Graben umgebenen Terrain
gelegen ist. Das Herrenhaus umfasst drei rechtwinkelig aneinander stossende Flügel,
in der Mitte erhebt sich der allein im Unterbau von der allen Burg stammende vier-
stöckige Turm, der mit einer geschweiften Haube und einer hölzernen Gallerie ab-
geschlossen ist. Der dritte Flügel neben dem Eingange ist niedriger und spater
angebaut. An den beiden freien Seiten des Burgterrains erheben sich zwei kleine
viereckige Türmchen. Das Portal in dem grösseren Flügel wird von vier Pilastem
eingerahmt. Diese und die einfachen Stuckornamente zeigen die Formen des 18. Jh.
BIENEN.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. ss. Coamae et Damiani m.). ^
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchivi Urk. von iSl5 an. — Hs. Chronik
von Pfarrer Wagelaar.
Die Kirche wird i332 zuerst genannt {Ann. h. V. N. LH, S. i48. — Binterim
u. Mooren, E. K, I, S. i83), das Patronatsrecht war mit Haus Anholt verbunden
{TiBUS, Gründungsgeschichte S. aio, Anm. 477).
Ii
KREIS REES
Kathol.
Pfarrkirche
Beschreibung
Inschriften
Hochftlur
Taufstein
Im J. i366 war man mit dem Neubau beschäftigt — die Emmericher raubten
damals das Bauholz vom Kirchhof (Emmerich, Stadtarchiv, Urk. Nr. 39. — Wassen-
BERG, Embrica p. 94. — Dederich, Annalen der Stadt Emmerich S. in). Der ein-
schiffige Bau wurde von i5i5 — i5i6 in einen dreischiffigen verwandelt, das Mittel-
schiff mit neuen Gewölben versehen (Urk. i von i5i5 im Pfarrarchiv: behufs tym-
meringhe ons kerspel kerken), das südliche Seitenschiff trägt die Zahl i5i4. Die
Kirche wurde i856 neu verputzt, 1886 renoviert.
Der kleine dreistöckige Turm der dreischiffigen, 2 7,4o m langen, 1 i,5o m breiten
Kirche gehört noch dem i3. oder i4. Jh. an und zeigt im Oberstock eine schlichte
Gliederung durch Rundbogen. Das Material ist bis zum zweiten Stockwerk Tuff, im
obersten Geschoss Ziegel, das Erdgeschoss mit Backsteinabsteifungen versehen. Das
Mittelschiff besteht ganz aus Tuff, ebenso das südliche Seitenschiff, das nördliche
bis zu den Sohlbänken der Fenster, darüber Tuff mit Ziegelbändem, oben Ziegel.
Die achtseitigen aus der Mauerstärke konstruierten zwei Pfeilerpaare, die die durch
einfache Blenden belebten Scheidemauem tragen, entbehren der Basen und Kapitale.
Die Rippen der Stemgewölbe im Mittelschiff mit skulptierten Blattkapitälen auf 1 m
langen Dreiviertelssäulen, die mit einer Maske abschliessen. In den nach O gerade
abgeschlossenen Seitenschiffen zweiachsige Fenster und je ein Portal; im nördlichen
Seitenschiff die Rippen auf polygonalen Konsolen, im südlichen auf skulptierten Blatt-
konsolen, im Chor mit skulptierten Blattkapitälen auf Dreiviertelssäulchen, im Chor-
abschhiss in der Mitte abgebrochen.
Über dem nördlichen Seitenportal die Inschrift vom Anfang des 16. Jh. (Bin-
terim u. Mooren, E. K. I, S. i95. — Niederrhein. Volksbote i85o, Nr. 36. — Ann.
h. V. N. XI, S. i57, Anm.4):
OLIM SUNT OSSA BEENHORST OCCISAQUE FOSSA,
NAM TUNC PRAVORUM FUERAT SPELUNCA LATRONUM,
SIC SUMPSIT NOMEN EX OSSIBUS HIS SIBI BEENEN.
ANNO NONGENTO BEENEN ECCLESIAM FESTO LAMBERTI DEDICASSE MEMENTO
(9oo, i7. September).
Über dem südlichen Portal die Inschrift: int iaer ons heren mv^xiv ambrosii
(i5i4, 4. April).
Barocker unschöner Hochaltar mit handwerkmässiger Wiederholung des
jRu^ensschen Bildes: Christus zwischen den Schachern, im Museum zu Antwerpen.
Im Aufsatz Auferstehung.
Taufstein, achtseitiges schlichtes Becken auf vierseitigem Untersatz, ohne
Plinthe, i5.Jh.
BISLICH.
Kathol.
Pfarrkirche
Geschiebte
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Johannis bapt).
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 28 Urk. vom J. i4oo ab. — Einkünfle-
verzeichnis von i429 an. — Liber parochialis ecclesiae s. Johannis bapt. Bislicensis
i642. — Visitationsprotokolle von i7i6 ab.
Die Kirche wird zwischen 11 87 und ii9i zuerst genannt (Düsseldorf, Staats-
archiv, Urk. Fürstenberg 5). Der Grundstock des Baues stammt aus dieser Zeit. Der
Turm wurde i47i errichtet (v. DoRXHsche Inschriftensammlung auf der Fahnen-
burg BL 99"). Nach der Zerstörung bei der Rheinüberschwemmung im J. 1688 (Visi-
tationsprotokoll von i7i6 im Pfarrarchiv: A. 1688 per inundantiam Rheni funditus
i4
BRUCKHEES
l5
eversa et profanata, modo autem per industriam meam ad multo nitidior praestan-
tiorque reaedificata) zum Teil erneuert. Gründlich restauriert im J. i885 durch Bau-
meister Hanemann in Münster.
Dreischiffiger Tuffbau, im Lichten 35,5m lang, 1 5,2 5 m breit, das Chor 7,4om
breit Die ganze Anlage verrät die dreischiffige romanische Pfeilerbasilika des 12. Jh.
Jedem Mittelschiffgewölbe entsprechen jetzt zwei Seitenschiffgewölbe. Das Mittelschiff
war aber ursprünglich mit einer grossen, niedrigen, aus Tuff aufgeführten Tonne ein-
gedeckt, die erst i885 abgebrochen ward. Die Pfeiler haben Vorlagen erhalten, in
den Seitenschiffen ruhen die Rippen der hier nicht durch Gurte getrennten Gewölbe
auf Konsolen. Die Scheidemauem sind nur durch Horizontallisenen und Rundfenster
gegliedert Das Chor entstammt ganz dem i5.Jh., die Fenster sind zweiachsig, die
Rippen ruhen auf 2,5 o m langen mit Masken abschliessenden Diensten. Nur die
Aussenmauer zeigt am Chorhaus noch den vorgekragten Rundbogenfries. Der drei-
stöckige Turm, an dessen Südseite ein neues achtseitiges Treppentürmchen angebaut
worden, besteht wie die Westfa^ade aus Backstein.
Hochaltar, vortrefflich geschnitzter modemer hölzerner Schnitzaltar von Langen-
berg in Goch, mit künstlerisch bedeutendem Aufbau.
Sakramentshäuschen von Sandstein, spätgothisch, vom Ende des i5. Jh., am
Fusse das gut durchgeführte Relief der Auferstehung. Der Schrank ist einfach von
Stabwerk umgeben. Der sehr hohe Aufsatz erhebt sich in drei Etagen, gekrönt durch
eine Fiale mit einem Pelikan.
In der Turmvorhalle eingemauert zwei Weih Wasserbecken des i5.Jh., das
eine mit gothischer Ornamentik, das andere mit dem Schweisstuch der h. Veronika.
Anbetung der Könige, interessantes deutsches Gemälde des 16. Jh., mit
weitgedehntem Hintergrund.
Guter kupferner Kronleuchter des 16. Jh., gekrönt durch einen Goliath mit
Schwert und Schild, unten mit Löwenkopf und Ring.
Kupferner Lavabokessel des 16. Jh., mit Köpfen an den Ausflussröhren.
Kasel mit alten Stäben um i5oo (beschnitten), in Plattstich und Lasurmanier,
die Figuren appliziert: Madonna, Petrus, Paulus, Jakobus, Ursula, Petrus, Johannes.
Glocken. Die erste von i458 mit der Inschrift: katerin a ys myn naem,
MYN GHELUYT SY GODE BEQUAEM. MCCCCLVIII.
Die zweite i777 von Herman Spicker gegossen.
In der v. Dorth sehen Inschriftensammlung Bl. 112 sind eine grosse Zahl von
Epitaphien aufgeführt.
Im PFARRHAUSE: Porträt des: Adolphus victoriosus I. dux Cliviae, fun-
davit Cartusiam prope Wesaliam, regnavit a. 54. ob. i448. Brustbild mit Schwert in
geschnitztem Rahmen, Kopie des i7.Jh. nach Original des i5.Jh.
Kathol.
Pfarrkirche
Beschreibung
Hochaltar
Sakraments-
häuschen
Weihwasser-
becken
Gemälde
Kronleuchter
Lavabokessel
Kasel
Glocken
Epitaphien
Gemälde
BRUCKHEES.
RÖMISCH E FUNDE. Eine Urne mit Bronzespirale. Vgl. Reuvens, Leemans
en Janssen, Romeinsche, Germaansche of Gallische oudheden p. i3. — Schneider
i. d. Ann. h. V. N. VI, S. 88.
HAUS BRUCKHEES, wahrscheinlich an der Stelle der zwischen 82? und
838 erwähnten villa Hese iuxta Embrica sita gelegen (Sloet, Oork. Nr. 28. — Re-
Römische
Funde
Haus
Bruckhees
Geschichte
i5
KREIS REES
gistram libri praej>ositurae maioris ecciesiae Traiectensis p. 7S), schon i336 (Dederich
S. 62) im Besitz des Geschlechtes de Bniychese erwähnt, i4i7 im Besitz des Junker
Wilhelm von der Leck, darnach in den Händen der Herren van Elss und der Familie
Rickers, seit 1 7oa von Rickers, ein rittennässiges Gut mit adeligen Freiheiten (Dederich
S. 354). Der jetzige Besitzer ist Baron Thooft.
Das erhaltene Haus ein einfacher zwebtöckiger Backsteinbau vom J. 1680, Ober
der Thür die Wappen der Familie Rickers (vor ihrer Nobüitierung), an den Haus-
ecken auf den Hinterpranken hockende Löwen als Schildhalter, an der Fa^^ade sechs
durchlaufende Pilaster mit einfachen Kämpfern. An der Rückseite ein schlankes vier-
stöckiges Treppentürmchen.
Im oberen Saal sechzehn Gemälde aus der i. H. des 18. Jh., Brustbilder, zum
Teil vortreffliche Stücke, Porträts üppiger und stolzer Herren und Damen aus der
Familie von Rickers.
BRÜNEN.
Fi(. 3. DrOnen.
■EVANGELISCHE PFARR-
KIRCHE. TiBus. Gründungsge-
schichte S. 2i3, ioo4, 1028. — Kle-
visches Heberegister; Ann. h. V. N.
XXXI, S, i33. — V. Reckling-
hausen, Ref. -Gesch. III, S. io3. —
E. Demmer, Gesch. der Reforma-
tion S. i5S5.
Zuerst genannt im J. i27i:Suether
von Ringenbei^ schenkt das Patro-
nat der Pfarrkirche dem Frauen-
klostcr zu Wesel (Lacomblet, U B.
II, Nr. 6o9. — Bestätigungsurk. bei
WiLMANS, U B. III, Nr. 888, 106S).
Der Patron der Kirche war der h.
Petrus, nur eine unverbürgte Ober-
lieferung nennt den h. Lindger als
Gründer und Patron (TiBUS S. 1029).
Brünen gehörte von Anfang an zum
Bistum Münster (Tibus S. 2 i3) und
zum Amte Bochoil, der langjährige
Streit zwischen Münster und Kleve
ward iS72 so entschieden, dass
Brünen zum Territorium von Kleve
kommen, aber der geistlichen Juris-
diktion Münsters unterstehen solle
(Lacomblet, ÜB. IV, Nr. 575). Der
Turm und das nördliche Seitenschiff
gehören dem i3.Jh. an, das Lang-
haus ward inschriftlich i478 erbaut
Seit 1S80 reformiert.
DIERSFORDT
l7
Zweischifliger Bau, 26,20 m lang, ii,3om breit. Evangei.
Der in drei Stockwerken sich erhebende Westturm ist in Tuff aufgeführt mit Beschreibung
Gusswerkkem und zeigt über einem schmalen Ziegelbande eine neue niedrige Pyra- Äusseres
midenhaube. In den beiden oberen Geschossen je drei rundbogige Blenden, im
obersten ein verwittertes Doppelfenster mit zwei gekuppelten Säulchen; im unteren
ein im Kleeblattbogen geschlossenes Portal (Fig. 2), in rotem Sandstein erneuert, mit
Ecksäulchen, romzinischen Kapitalen und Rundstab, darunter die rundbogige Thür-
Öffnung, zur Seite zwei schlichte Blenden. Wendeltreppe in der Mauerstärke.
Langhaus und Seitenschiff sind gleichfalls von Tuff aufgeführt, am Seitenschiff
die Streben einmal, am Chor zweimal abgetreppt, mächtiges Sockelgesims und Hori-
zontallisene, die Sakristei später in Backstein angebaut. Über dem südlichen Seiten-
portal am Langschiff die Inschrift: anno domini i478.
Im Inneren ist die Turmhalle durch ein Gratgewölbe geschlossen, der Bogen inneres
nach dem Langhaus zeigt romanische Kämpfer. Nach dem nördlichen Seitenschiff
zu zwei Rundsäulen und zwei Halbsäulen mit runder Basis und rundem Kapital. Im
Seitenschiff die Rippen auf Diensten, die an der Horizontallisene aufsetzten, die unter
den (ursprünglichen) Fenstern hinlief Auf den Säulenkapitälen nach dem Mittelschiff
ein alter Dienst mit je einem durch einen Kopf oder einen Löwen gebildeten Kapital
(Fig. 3). An der Südseite des Mittelschiffes die Dienste mit polygonalem Kapital über
den Sohlbänken absetzend. Auf einem der Kapitale zwei Männchen mit einer Keule.
Glocke von i472 mit guter spätgothischer Kante und der Inschrift: sanctus
PETRUS VOCOR. ANNO DOMINI MCCCCLXXII. DUM TRAHOR, AUDITE. VOCO VOS AD
GAUDIA VITE. DEFUNCTOS PLANGO. VIVOS VOCO. FULGURA FRANGO. JOHAN VAN
DORPMUNDE GOIT MICH.
Glocke
DIERSFORDT.
RÖMISCHE FUNDE. Schneider, Kr. Rees S. 67. In der Nähe sind zwei
römische Warten nachgewiesen, die eine südlich vom Hofe Schoikamp am Rande
des Diersfordter Busches, der Mittelhügel nur 4 m im Durchmesser, der Graben i m
breit, mit kreisförmigem Wall, 4o Schritt im Umfang; die andere nach Fluiren (am
Krähenberg, Flur 24) zu in Gestalt eines natürlichen kegelförmigen Hügels, der Hügel
9 m im Durchmesser, der Graben i,5 m breit. In der Fluirener Haide wurden rö-
mische Münzen entdeckt (Bird, Niederrhein S. 67. — Fiedler, Gesch. und Alter-
tümer S. i69). In Fluiren selbst ist die Burg Lippermünd anzunehmen — vor der
Veränderung des Stromlaufes zwischen i53o und i59o lag hier die Mündung — , wahr-
scheinlich schon ein römisches Kastell, als Brückenkopf und Vorwerk für Castra vetera
errichtet (Bird S. 38). Fundamente wurden daselbst noch i75o entdeckt (vgl. auch
Mooren, Altertümliche Merkwürdigkeiten der Stadt Xanten I, S. 63. — v. Veith,
Vetera castra S. i4. — Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. 75. — Fiedler, Beitr. zur
Geschichte Wesels S. 2).
Am Westende des Diersfordter Busches, der Kuphaide gegenüber, wurde schon
1801 und 1802 eine bedeutende Anzahl von Kannen und Urnen gefunden (Bird
S. 43). Die Heerstrasse, die von Bislich über Peddenberg nach Schermbeck führt, ist
jenseits Diersfordt in der sandigen Haide mit den drei Wällen noch deutlich sichtbar
(Schneider, Neue Beiträge XI, S. 8).
2
i7
Römische
Funde
Lippermünd
l8 KREIS SEES
Von der von Mehr kommenden Grenzwehr sind die Reste von Wällen noch
ungefähr 200 m südhch der Bergefordt und etwa loom südöstlich von der Dryen-
kathe und südlich des Schoikamphofes sichtbar. Der mittlere Wall ist 4o m (so) breit,
die seitlichen Gräben 12 ra breit und i — 2 m tief, von dem Eisgraben bis zur alten
Heerstrasse mit je zwei Reihen von Eichenstümpfen besetzt. Femer sind westlich
des Heerenberg-Denkmales dicht an der Chaussee drei Walle von je 5 m Breite und
vier Gräben mit flachen Escarpen von je 3 m Breite erkenntlich.
Die Rftmerstrasse von Bislich her (Schneider S. 44. — Ders., Heer- u. Handels-
wege VIII, S. I. — C. V. MüFFLiNG, Über die Römerstrassen S. 27), der ,Hooge Weg',
ist jetzt ausgebaut, setzt sich neben der erwähnten Grenzwehr am Veen nach Fluiren
fort und läuft nach der Grenzwehr am Isselerbruch, die sie bei Huvermannshof er-
reicht. Die Strasse von Lippmannshof her (Schneider S. 47) ist bei Vonschenhof
und bei Schoikampshof noch sichtbar, durchschneidet die Wesel -Reeser Chaussee auf
der Ellerschen Haide und führt weiter auf Hamminkeln zu.
SCHLOSS. Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv zu Köln: Museum Alfte-
rianum LXVI, foi. iS3.
Das Schloss wird im i4.Jh. als adeliges Haus genannt. Hilla, die Tochter des
Ritters Dirk von Hessen, brachte es an Adolf von Wylach, der es i4oi von Graf
Dietrich von der Mark nach dem Tode Stevens von der Kemnaden (BiRD, Bedeut-
samkeit der Gegend des Niederrheins S. 37) zu Lehen empfing. Diesem folgte i443
sein Sohn Dierck, i498 Adolf, dann wieder ein Dietrich, Adolf und Dietrich von Wilich
und Diersfordt. Des letzteren Tochter Johanna brachte das Schloss dem Elbert von
Palant auf Selem zu. Ihre Tochter Johanna heiratete Johann Hermann Herrn von
Wilich und brachte so Diersfordt und Selem zurück an Dirk von Wilich. Johann
Hermann starb 1680, sein Nachfolger war Dietrich, dessen Nachfolger wieder Dietrich
von Wilich, der es bei seinem Tode i73i seiner Tochter hinterliess, die i746 Wilhelm
Helmer von Grapendorp heiratete. In der 2. H. des 18. Jh. wurde das Schloss, das
wie Bellinghoven, Groin, Empel, Hueth und die Schlösser südlich der Lippe unter
dem Admiral Franz Mendoza im J. i598 durch die Spanier ganzlich ausgeraubt
(J. D. V. Steinen, Westph. Geschichte, Lemgo i7iS, I, S. 543. — Berg. Zs. XXIV,
S. 23) und zum zweiten Male am 23. Okt. i6zi erstürmt worden war (Düsseldorf,
DIERSFORDT
l9
Staatsarchiv, Cod. A. So, vol. VII, Bl. ii5b), im Äusseren und Inneren von Alexander Schios«
Hermann von Wilich umgebaut. Im J. i83i ging das Schloss von den Wilich an
den Grafen Anton von Stolberg über. Jetziger Besitzer Graf Friedrich zu Stolberg-
Wemigerode.
Das Schloss liegt mitten im alten Rhein auf einem erhöhten Terrain, das mit Be«chreibung
doppelten, 20 m breiten durch einen Zwischenraum von 35 m getrennten Gräben um-
geben ist Die Wirtschaftsgebäude liegen ihm getrennt gegenüber, ursprünglich, wie
im Haag und in Wissen (Kunstdenkmäler d. Kr. Geldern S. 28, io5), eine eigene
Vorburg. Erhalten ist von dem alten Bau nur ein dreistöckiges Backsteingebäude des
i5. Jh. mit vorstehenden Giebeln, bestehend aus zwei grösseren und einem schmäleren
und niedrigeren Stockwerk. An der dem Graben zugekehrten Ausserimauer eine Reihe
weit vorstehender Träger, auf denen ursprünglich ein hölzerner Wehrgang aufsass.
Das Herrenhaus war ursprünglich ein fast quadratischer Bau mit drei Türmen. Bei
der Erneuerung im 18. Jh. wurde der ganze südliche Teil angefügt, der Turm dem
nördlichen entsprechend dreistöckig errichtet, aber nicht eingebimden, nach den
Gräben zu ein breiter Balkon. Der Mittelbau ist zweistöckig mit fünf Fenstern Front,
die Türme haben niedrige geschweifte Hauben erhalten. Die alte Gestalt zeigen
zwei im Schloss befindliche Gemälde des i7. u. 18. Jh., das eine mit Gärten und
weiter Umgebung.
Die im Hof freigelegene Kapelle ist ein interessanter Rokokobau aus Back- Kapelle
stein mit Haustein von i775. Der Fa^ade, die sich über dem hohen Sockelgesims auf-
baut, tritt ein Risalit mit zwei Halbsäulen vor, die den mit Metopen und Triglyphen
gegliederten Architrav tragen. Vierseitiges Türmchen mit gewölbtem Dach und rüben-
förmiger Spitze. Der Aufbau zur Seite noch mit barocken Voluten. Über dem Portal
die Inschrift: Alexander Hermann Reichsfreiherr von wylich, herr von diers-
FORT, SEHLEM, WYLACK, BIESENHORST, ERBHOFMEISTER DES HERTZOGTUMS CLEVE,
DROST ZU ISERLOHN UND ALTENA, COADJUTOR DES DEUTSCHEN ORDENS ZU UTRECHT,
DES JOHANNITER ORDENS RITTER, ERBAUTTE DIESE KIRCHE ZUR EHRE GOTTES MDCCLXXV.
Vgl. V. Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 2i7.
Das Schloss ist von prachtvollen Waldungen umgeben, von den alten Park- Umgebung
anlagen sind noch die herrlichen Alleen erhalten. Die Lindenallee vor dem Schlosse
ist mindestens i5o Jahre alt, die Rosenallee besteht aus 1802 Buchen, die Veenallee,
deren Buchen i53 Ringe zählten, musste leider i883 geschlagen werden.
Im Inneren eine Reihe von Zimmern und Sälen mit Stuckdecken und Stuck- Einrichtung
leisten des 18. Jh., mit der ganzen steifen Magerkeit des deutschen Rokoko und
beginnenden Klassizismus ausgestattet. Die Wände eines nach N gelegenen zwei-
fenstrigen Zimmers sind mit grau in grau gemalten Leinwandgemälden bedeckt, die
Geschichte von Eros und Psyche darstellend, vortreffliche Arbeiten unter französi-
schem Einflüsse aus der Schule Davids — die liebliche und reizvolle Schönheit der
Formen tritt bei dem Mangel aller Farbe nur noch mehr hervor. Ein links vom Ein-
gang gelegenes Wohnzimmer mit mythologischen Einzelfiguren auf farbigem Grunde.
Die übrigen Räume sind nur mit schmalen Leisten verziert.
Das Schloss enthält eine ganze Sammlung von Porträts des i7. u. 18. Jh., zum Gemälde
grössten Teil Bildnissen derer von Wylich, ziemlich gleich grossen Brustbildern. Als
besonders wertvoll zu nennen die Porträts des i759 verstorbenen Generalfeldmarschalls
Christoph Wilhelm von Kalckstein, der Elisabet Helene Brandtin von Lindau, geb. Gans
von Putlitz, i675 — i72i, und der Christophora Eva Lucretia von Kalckstein, geb.
Brandtin von Lindau, i7oo — 1729, die beiden letzteren i722 von Antoine Pesne gemalt.
i9
20
KREIS REES
DORNICK.
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung;
Tabernakel
Taufstein
Skulpturen
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. JoH. Bapt).
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 3o Urk. vom J. i4oo an, Heberegister.
— Im Stiftsarchiv zu Xanten: Visitationsprotokolle von i754 (Reg. IV, c).
Der Ort wird zwischen 1188 und ii9i zuerst erwähnt (Sloet, Oork. Nr. 372,
429), die Kirche zuerst i332 (Ann. h. V. N. LH, S. i46; vgl. Binterim u. Mooren,
E. K. I, S. 2 55; II, S. 5; Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Emmerich, S. Martin 37o),
doch bestand schon im i3.Jh. ein Bau, von dem noch der Unterbau des Turmes
erhalten ist. Im i5.Jh. ein Langhaus angebaut, i59o wurde dieses durch die Staatischen
verbrannt, nur der Chor blieb stehen (Notiz des Lehrers JOH. Schaüstein vom J. i784
im Pfarrarchiv). Im i7.Jh. wurde dafür 'ein mächtiges weitausladendes Querschiff ein-
gefügt, dem der Turm direkt vortritt.
Kreuzförmiger Bau, i9,8o m lang, der Chor 6,22 m breit, das Querschiff i8,65 m,
die Turmhalle 4,68 m.
Der dreistöckige Backsteinturm hat einen neuen Mantel erhalten. Die unteren
beiden Geschosse gehören noch dem romanischen Bau an und sind durch Vertikal-
lisenen und Rundbogenfries gegliedert, im zweiten Stock vermauerte romanische
Doppelfenster mit Sandsteinsäule. An der Südseite ein aus fünf Seiten des regel-
mässigen Achtecks konstruierter Treppenturm angebaut.
Der Chor gehört dem gothischen Bau des i5. Jh. an, er enthält einachsige
Fenster, seine Rippen ruhen mit Blattkapitälen auf durchgeführten Diensten. Das
flachgedeckte Kreuzschiff ist innen durch einfache Blenden belebt, nach N und S je
ein grosses spitzbogiges Fenster.
Tabernakel in Gestalt eines schlichten Wandschrankes mit einfacher Stab-
werkgliederung, 2. H. des i5.Jh.
Taufstein (Abb! aus'm Weerth, Kd. Taf. IV, 8. — Ann. h. V. N. III, S. 45),
1,8 m hoch, von Sandstein, 2. H. des i5. Jh., achtseitiger Schaft mit einfachen Blenden
auf quadratischer Plinthe, an vier korrespondierenden Seiten des achtseitigen Beckens
in Basreliefs die Erschaffung der Eva, Beschneidung, Taufe Christi, Kreuzigung, an
den übrigen mit Vierpässen verziert. Die unteren Seiten des Beckens mit reichem
Masswerk verziert. Eng verwandt dem Taufstein in Ginderich (Kunstdenkmäler d. Kr.
Moers S. 21), aber sauberer in der Ausführung.
Madonna, 1,20 m hoch, um i49o — i5oo, bedeutendes Werk aus der Schule
von Emmerich, neu polychromiert, ursprünglich Leuchterfigur, auf Kopf mit Halb-
mond stehend. Der zierliche Kopf setzt scharf gegen den Hals ab, der Oberkörper
ist überschlank, zart, biegsam, weich, durch das grosse in etwas gebrochenen Parallel-
falten herabsinkende Gewand trefflich durchmodelliert, mit den zierlichen und doch
runden, etwas gespreizten Fingern hält sie das nackte Kind mit der Traube.
S. Anna selbdritt, derbe, kräftig ausgeführte Gruppe um iSoo, ähnlich der
im Münster zu Emmerich (s. u.).
S. Ludgerus, steife Einzelfigur aus der 2. H. des i5. Jh. mit energischen Zügen,
mit Stab und Kirchenmodell.
S. Agnes und S. Antonius, neu polychromierte Holzfiguren um i52o, beide
knieend und anbetend, ursprünglich zur Seite einer Mittelfigur aufgestellt.
20
DREVENACK 2 1
Glocken: I. JOHANNIS IS min NAEM, min GELUEIT IS VOER GODT BEQUAEM. ICmhol.
DEN LEVENDIGEN ROEP ICK, DIE DOEDEN OVERLUEI (so) ICK l544. GlLkln
2. JOSEPHUS, DONATUS. ALEXIUS PETIT ME FECIT A. l782.
3. MARIA ELISABETHA. ALEXIUS PETIT ME FECIT A. l783.
HAUS WENGE (Dederich, Annalen Emmerichs S. 35i) lag ehemals an der Haus Wenge
Mündung des alten Rheins in den Hauptstrom, im Besitz derer von Wischel, von
Wylack, von der Recke, im J. 1606 noch bewohnt (Urk. im Pfarrarchiv), im i7.Jh.
vom Rhein weggespült.
DREVENACK.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Über die Steeger Römi.che u.
_, 1 r 1 Germanische
Burgwart vgl. unter Schermbeck. Die grosse äusserste ältere Grenzwehr führt von AnUgen
Loikum über Huvermannshof nach Peddenbei^ nördlich von Drevenack (Schneider,
Kr. Rees S. 32). Sie ist am besten erkennbar nördlich der Landstrasse nach Pedden-
berg am Südrand der schwarzen Haide (der Weg führt kurz hinter Buddendick, süd-
lich der Strasse und Haus Klotz, im rechten Winkel nach N ab). Über die Gestalt
der Landwehr vgl. ausführlich unter Loikum. Karten bei Schneider a. a. O. und bei
V. Veith i. d. B. J. LXXXIV, Taf. i. Ausserdem angegeben auf der Charte des
Herzogthiuns Cleve von F. L. Güssefeld, Nürnberg! 777.
Ausserdem lief von Obrighoven auf Drevenack zu ein Arm einer weiteren Grenz-
wehr, deren Ansatz an jene erstere nicht nachweisbar, die aber in der Aufnahme der
Obrighovener Landwehren vom J. i735 (Wesel, Stadtarchiv, caps. 35i, Nr. 5) deutlich
mit vier und fünf Gräben eingezeichnet ist.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Schon I29i unter den Besitzungen Evangei.
des Johanneshospitals zu Wesel en^ähnt (Lacomblet, U B. II, Nr. 9i4), noch i38o Geschichte
als capella genannt (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 267), erst im i5. Jh. als ecclesia
(ebenda II, S. 18), Mutterkirche von Neuschermbeck und Tochterkirche von Spellen ^
(TiBUS, Gründungsgeschichte S. 224), ursprünglich dem h. Sebastian geweiht.
Zweischiffiger Backsteinbau des iS.Jh., 2i,9om lang, 11,2 5 m breit (das östliche Beschreibung
Joch des niedrigeren nördlichen Seitenschiffes vom J. i85i), zwei vierseitige Pfeiler
mit abgefassten Kanten, die Rippen auf Maskenkonsolen ruhend. Der dreistöckige aus
unregelmässigen Grauwackebruchsteinen aufgeführte Westturm stammt noch aus dem
i3.Jh., im Oberstock ein romanisches Doppelfenster mit Mittelsäule und Würfel kapital.
Glocken. Die erste von i52o mit der Inschrift: anno domini mcccccxx. Glocken
SANCTUS JOHANNES. SANCTE- SEBASTIANE, TUIS FAMULIS PETE DONA SALUTIS ET TEM-
PESTATIS PROFUGE SATHANICAS. WOLTERUS WESTERHUIS ME FECIT.
Die zweite mit der Inschrift: in honorem et gloriam dei et ecclesiae usum
CONFICI FECERUNT THOMAS METMAN INVARIATAE AUGUSTANAE CONFESSIONIS PASTOR.
ANNO 1623 JOSEPH JULLIEN ME FECIT. BERNT KOLCKMAN KERCKMESTER. EVERHARD
SCHULT ZU LOOSEN, HERMAN THO LUIL, JOHAN SCHOL, BERNDT MOLLMAN, PROVISOREN.
Zwei frühmittelalterliche Memoriensteine des 9. — 10. Jh.; eingemauert (Ann. Memonensteine
h. V. N. IV, S. 264):
' -f im iD
SEPTEMBRIS
e ADAiELIT
LAICA
(quarta idus Septembris obiit Adahelit laica).
21
2 2 KREIS REES
Evmigel. ini KAL. MART e
Pfarrkirche
GERSWIDT LAIC
^ ANIMA EIUS
SIT IN PACE AM.
(quarta Kai. Martii obiit Gerswidt laica, änima eius sit in pace. Amen. Nicht A ß)-
Schio.« SCHLOSS. Ann. h. V. N. XXXI, S. i32. Das castellum de Dravewinkel wird
unter den Lehen genannt, die Kleve von Köln hielt (zwischen i3ii und i3i4), es
wird zuerst 12? 7 (Urk. i. d. Farragines des Gelenius VIII, fol. 459, Köln, Stadtarchiv)
und 1284 (Lacomblet, Archiv IV, S. 387) erwähnt. Reste nicht vorhanden.
EMMERICH.
Littemtur Teschenmacher, Ann. p. i4S. — Hopp, Kurtze Beschreibung S. 95. — M.
Merian, Topographia Westphaliae p. 25. — Blaeu, Theatrum urbium Belgiae regiae
II. — Abraham Säur, Stätte- Buch p. 45o. — M. Z. van Boxhorn, Theatr. Holland,
p. 333. — E. Wassenberg, Embrica, sive urbis Embricensis descriptio, Kleve i667,
Ausgabe mit und ohne Karte. — Ders., E panegyricis et prosphoneticis miscellanea,
S. P. Q. Embricensi dedicata, Brüssel i649. — Menso Alting, Notitia Gennaniae
inferioris, Amsterdam i7oi, II, p. 48. — Jurata pacta et contractus super advocatia
et protectione capituli et civitatis Embricensis, o. J., nach i6o9 (erhalten i. d. Farra-
gines des Gelenius XX, fol. 573, Köln, Stadtarchiv). — Het juichende Emmerik over
den herstelden vrede, gesloten te Hubertsburg in Saxen, Amsterdam i763. — A. van
Slichtenhorst, XIV boeken van de Geldersse geschiedenissen, Amheim i654, p. 356,
420. — Andries Schoemaker, Körte Beschrijving van het Graafschap en Hertogdom
Kleef. Met de Afbelding der meeste Steden van dat Hertogdom, i728 mit Abb. —
Reize längs den Neder-Rhijn over het Loo . . ., Keulen, Dusseldorp tot Bon, Kampen
i785, p. 45. — Matth. Brouerius van Nidek en Jsaac le Long, Kabinet van
Nederlandsche oudheden VI, p. 29i. — Fran^gis Halma u. Matth. Brouerius
VAN Nidek, Tooneel der verenigde Nederlanden en onderhorige Landschappen,
Leeuwarden i725, I, p. 281. — Franc. Xav. Merbeck, Emmerik, Emmerich 1824
(Übersetzung von Wassenberg mit Fortsetzung bis zum i9. Jh.). — Andreas Dede-
rich, Annalen der Stadt Emmerich, Emmerich i867. — Verzameling van rapporten
verbaalen en verdere stukken betreffende de doorsnydingen en werken, welken
tusschen Emmerik en Amhem zyn aangelegd, Haag i798, 2 Bde. — A. Tibus, Der
Gau Leomerike und das Archidiakonat von Emmerich in seiner ursprünglichen Aus-
dehnung und kirchlichen Einrichtung, Münster 1 877. — Ders., Zur Geschichte der
Stadt Emmerich. Eine bedeutsame alte Urkunde herausgegeben und erklärt, Münster
1882. Dass. i. d. Nrh. G. 1881, S. i53 flf., 1882, S. 6 ff. — v. Mülmann, Statistik I,
S. 4i4. — W. DiLLENBURGER, Geschichte des Gymnasiums zu Emmerich: Programm
des Gymna.siums, Abt i u. 2, i846 u. i848, 3. Abt. von J. Klein i853. — Fr. Reiffen-
BERGii e soc. Jesu presbyteri historia societatis Jesu ad Rhenum inferiorem, Köln
i764. — Krafft, Aufzeichnungen des Schweizer Reformators Bullinger über sein
Studium zu Emmerich und Köln i5i6 — 1522. Dazu Sybels Histor. Zs. XXIV, S. 206.
— R. Heinrichs, Der niederrheinische Humanist und Schulmann Matthias Breden-
bach (Rektor in Emmerich seit i533), Frankfurt a. M. i89o. — J. Koehler, Rück-
blick auf die Entwickelung des höheren Schulwesens in Emmerich. Festschrift zur
22
EMMERICH
23
Erinnerung an die Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Gymnasiums, Emmerich
1882. — B. Liesen, Zur Klostergeschichte Emmerichs bei Beginn des 16. Jh.: Beilage
zum Osterprogramm des Kgl. Gymnasiums zu Emmerich i89i. — Der Name Emrica
und nicht Embrica: Weddigens Westphäl. Magazin zur Geographie, Historie und
Statistik III, i787, S. 285. — Dahlmann, Emmerich: L. Lerschs Niederrheinisches
Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Poesie i843, S. i. — Jac. Schneider, Die älteste
Geschichte von Emmerich bis zur Mitte des i3.Jh.: Ann. h. V. N. VI, S. 9i; vgl-
XIII, S. 278; XV, S. 247. — Dederich, Zur Urgeschichte von Emmerich: 33 Artikel
im Emmericher Bürgerblatt vom 9. Nov. i85i bis 28. Okt. 1SS2; Kreisblatt des Kreises
Rees i85i, Nr. 92 ff. — Ders., Geschichte von Emmerich bis zur Erhebung zur Reichs-
stadt: Emmericher Bürgerblatt i859, Nr. 102, io4; 1860, Nr. i — 5. — Ders., Über die
Namen : Picks Ms. IV, S. 7 1 6. — Ders., Zur Topographie von Emmerich : Picks Ms.
V, S. 243. — Ders., Die alte Herrschaft der Hekeren: Ann. h. V. N. XVI, S. 2o9.
— Ders., Die ältesten Trümmer des Rittergeschlechts der Hekeren: Picks Ms. VII,
S. 5oi. — Ders., Der Emmericher Goliath: Emraericher Bürgerblatt 1 863, Nr. 3, 4. —
Ders., Der Goliath von Emmerich: Picks Ms. I, S. 281; VI, S. 182. — Ders., Die
Gräfin von Wartenburg oder Katschen Rickers aus Emmerich: Emmericher Bürger-
blatt i863, Nr. i9 — 21. — Ders., Emmericher Annalen von i5o8 — i5o9: Ann. h.V. N.
XLVIII, S. 188. — Ders., Kriegsereignisse in den J. i598 u. iS99: Emmericher Bürger-
blatt i863, Nr. 9 — 13.
Handschrift 1. Qu. Im Stadtarchiv (inventarisiert und als Depositum dem
Staatsarchiv zu Düsseldorf übergeben): 333 Urk. von 1233 — 1778, i4 aus dem i3.,
58 aus dem i4. Jh. Im Nachtrag (von Nr. 284 an) Urk. des Nonnenklosters Marien-
kamp, des Jesuitenkollegs, des Kreuzherrenkonvents.
Historische Handschr.: Privilegienbuch der Stadt, Pap. kl. fol., enthaltend
die auf Verfassung und Gerechtsame der Stadt bezüglichen Urk. von 1233 — 1622,
116 BL, Bl. 58 — 7o die privilegia eccl. coli. s. Martini Embricensis, die Ordnung up
die geistlichen cloester vom 5. März i5o7; eine weistümliche Aufzeichnung: van Dycken,
geschrieben Anfang des 16. Jh. (A. 54»). — KoUektaneen der Stadt, Pap. fol., ge-
schrieben von Canon. Peter Rossmeulen, mit Kopien von Urk., Rechtsgewohn-
heiten, Statuten von 1233 — 1699 (A. II). — Arnoldus Berck, De antiquitate oppidi
Embricensis, i7.Jh. (A. 44). — Liber diversorium, Pap. fol. 352 Bl., Kopiar von Urk.,
Erlassen, Heberegistem, Steuerlisten von i377 — 161 2, dazu Aufzeichnungen über Ge-
treidepreise und Brotgewicht (A. III), ähnliche auch A. I, fol. i3. — Copiae diver-
sarum literarum continentium de rescriptis opidi Embricensis i438 — 1649, Pap. fol.
(A. IV). — Bürgerbuch der Stadt mit Bürgerlisten von i427 — 1663 und vorausgeschick-
tem Statut und Eidesformular (A. V). — Der ghevangen buek, ind helt in, wat schoide
ind verluys die stat van Emrik ind oir burger by oren heren tot voil tyden heben
gehadt, Urk. und Aufzeichnungen von i447 — i45o, über die der Stadt von den Landes-
herren zugefügten Verluste, Pap. fol. 32 Bl. (A. V). — Der visscher boeck: ind helt
in, wo die visscher tot Emrik dat water tot Emrik hörende van ailtz bevischt hebn, mit
weistümlichen Aufzeichnungen über die Fischereigerechtsame der Stadt im Rhein und
den Streit mit Griethausen i444 — 1449, Statuten der Fischersodalität von i499 etc.
(A. 7). — Tolboek, Sammelband, Pap. 24 Bl. von i388 — i4o6, mit Aufzeichnungen über
Donnerbüchsen, Gewichte, Steuern, Gerechtsame, Zollrollen etc. (A. 8). — Gildeboek
der Schippers - Gilde von 1627 mit Statuten, Erlassen und Listen der Brüder (A. 9).
Hansasachen (B. i — 8) von i496 an, Recesse von i5o7 an mit Abschriften
älterer Stücke von i3o7.ab, Korrespondenzen in Hanseatischen Angelegenheiten von
Littertl tur
Handschriftl.
Quellen
Düsseldorf
23
24 KREIS REES
Handschrifti. i572 — 1628. — Rentmeistcrei- und Kämmereirechnuneren von i57i an, Ratsprotokolle
Quellen ° .. ' r
von 1627 an, SchöfFengerichtsprotokoIle von i523 an. — Über die Akten vgl. Ilgen,
Rhein. Archiv S. i45. Drei Urbare bei Lamprecht, Verzeichn. rhein. Urbarialien S. 4i.
Emmerich In Emmerich selbst noch aufbewahrt: Maass- und Proportionirliche Delinea-
tion aller unterm Richter Ampt Emrich gehörigen Bow- und Weylandereyen etc. sambt
darin erfindtlichen Adlichen Häusern und garten, i724 vom Georaeter Theod. Bucker
gefertigt. — Katasterkarten der Bauernschaft Huthum, i8.Jh. — Briefe der Hanse-
städte Wesel, Köln, Lübeck an Emmerich von i569 an.
Köln Im Stadtarchiv zu Köln: Plebiscita oppidi Embricensis vulgari lingua exposita
et approbata (Farragines des Gelenius XI, fol. 329).
Xanten Im Stiftsarchiv zu Xanten: Dick - Ordnungh des Fürstendoms Cleve von
i575 (Pels V, Bl. i9).
Ansichten und Ansichten und Pläne.
Pläne
1. Ansicht von Wemei HoUar (Ann. h. V. N. XXXIII, S. i73).
2. Ansicht im Städtebuch von Braun u. Hogenberg II, pl. 34, 3o,5 xi7,7 cm.
3. Stich bei P. Bertius, Rerum German. commentar., Amsterdam i632, III,
p. 52 2, Ansicht vom Rhein aus, bez.: embrick, i8,9xi4cm.
4. Gemälde im Rathause, i7.Jh. (s. u.).
5. Stich bei M. Merian, Topographia Westphaliae p. 25, doppelseitige An-
sicht, 3ix8,6cm, oben auf einem Band mit der Inschrift: embrica. Emmerich i 64 7.
Darunter das Wappen. Am linken Ufer das Fort Oranien.
6. Stich bei Merian p. 72. Ansicht vor der Befestigung, 3ixi9,6cm, bez.:
EMBRICA. Emmerich mit Wappen.
7. Grosser Plan bei Jo. Blaeu, Theatr. urb. Belgiae regiae, Köln i659,
IL am Ende.
8. Stich nach Braun u. Hogenberg, 2 1,2X27 cm, bez.: statt Emmerich
VON GRAFF MORITZEN EINGENOMMEN UND BESETZT. Geller 1 6 14.
9. Grosser Plan um i63o, bez. : emmeryck, quer fol.
IG. Plan von G. C, Stich bei Wassenberg, 59x4 1,2 cm, bez. oben: stadt
EMMERICH, rechts imd links das alte und neue Siegel. Ungenaue Aufnahme aus der
Vogelperspektive, gegenüber Fort Oranien.
11. Seltener Stich des i7.Jh., 1 2,5x8,8 cm, Ansicht vom Rheine, bez. oben:
EMBRicA DECORA, im Vordergründe Ufer mit Fähre.
12. Ansicht der Übergabe an die Franzosen am 10. Juni i672, gez. v. Beaulieu,
gestochen von Ä le Clerc, 43 x 33 cm (Muller, Beredeneerde Beschrijving I, Nr. 2356).
i3. Grundriss bei Lieuwe van Aitzema, Historien onses tyds beheizende saken
van Staat en oorlogh, Amsterdam i685, I, p. 298.
i4. — 17. Vier Stiche von A. Rademaker im Kabinet van Nederlandsche en
Kleefsche Gudheden VI, p. 29 1, Nr. 289—292.
18. — 21. Vier kolorierte Zeichnungen vom J. i737 von /. de Betjer im Besitz
von Herrn Aug. Lancelle zu Emmerich: ryngesicht langens de stadt emmerik.
ryngesicht, emmerik en de Münster kerck. de st. martinus kerck te em-
merik. MARKT TOT EMMERIK.
22. — 28. Acht Stiche von Paul van Liender nach J. de Beijer vom J. i74o in
Het verheerlykt Kleefschland pl. 34 — 37.
29. Stich des 18. Jh., i5,4xio,8cm, Ansicht vom Rhein, bez. oben auf Band
mit: emmerick, im Vordergrund Ufer mit einzelnen Reitern.
24
EMUERICH aS
RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. i
Dem Steinalter gehören einige Steinwerkzeuge an, zwei Messer, das eine aus
Feuerstein, das andere aus Serpentin, noch im Gymnasium zu Emmerich (Ann.
h. V. N. VI, S. 86).
Über die römischen Münzfunde vgl. Reuvens, Leemans en Janssen, Romein-
sche, Germaansche of Gallische Oudheden in Nederland, Belgie enz. p. 26. — Fiedler,
Geschichte und Altertümer des unteren Germaniens S. i7i. — Westphal. Magazin IX,
S. i7o. — MiNOLA, Übersicht S. 344. — B. J. IX, S. z i,3. Angeblich auch ein Apollo-
kopf und zwei römische Schilder hier gefunden (Guse, Kurze Beschreibung zweier
Schilder, Dessau i784), aber zweifelhaft, vgl. Schneider i. d. Ann. h. V, N. VI, S. It4.
Über die Römerstrasse von Emmerich nach Elten vgl. Schneider, Kr. Rees
S. 35. Die Hauptstrasse hiess von Elten bis kurz vor Vrasselt der , Hellweg'. In
Vrasselt ging sie rechts ab durch das Dorf und zog sich links von der Chaussee in die
Fig. a. Emmtrich Gtuadriu der AMcguudriki
Felder. Sie geht weiter durch den Millinger Bruch und durchschneidet bei der Prinzen-
brücke die Landwehr. Bis nach Haldern sind alle Spuren verschwunden (vgl. dort).
Germanische Grüber wurden in dem Nierenberg, zehn Minuten östlich von
Emmerich, i8S4 bei Anlage des Eisen bahn da mm es abgetragen, entdeckt mit roh aus
Erde geformten, leicht gebrannten braungraucn Urnen, nur Knochenreste enthaltend.
Vgl. Janssen i. d. B.J. IX, S.37; XXIII, S.i73. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI,
S. 89, ii4; i. d. B.J. XXII, S, i4o. — Ders-, Kr. Rees S. iS. Vgl, B.J. LXI, S. i7o.
ALDEGUNDISKIRCHE. Kabinet van Nederlandsche oudheden VI, p.3oS. ^
— Wassenberg p. 1 53. — Merbeck p. 93. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI,
S. iTo. — A. TiBUS, Das Alter der Kirchen zum h. Martinus und zur h. Aldegundis
in Emmerich, Münster i87S. Dazu Ann. h. V. N. XXVIII, S. 35i. — Patrocinium
der h. Aldegundis: Nrh, G. 1883, S. i75.
Handschriftl. Qu. Im Kirchenarchiv: Annotatio, r. d. pastoris, officialis et
canonici Embricensis Petri Rosmeulen de eccles. S. Aldegundis Embricae incepta
a. i7oo die so. JulÜ.
Die Aldegundiskirche ist die ursprüngliche Pfarrkirche von Emmerich, zugleich
die ursprüngliche Taufkirche des Sprengeis, an ihr , residierte der Archipresbyter oder
26
KREIS REES
Neubau
Westturm
Aidegundis- der Archidiakon, der eben ihr Pleban war und dies bis ii45 blieb. Im T- Ii45 heisst
sie parochialis ecclesia vetus (Tibus, Zur Geschichte der Stadt Emmerich S. i4), noch
bis in das i4. Jh. vetus ecclesia — olde kerk (Sloet, Oork. Nr. 348, 562, 629, 972. —
Wassenberg, Embrica p. i58. — Urk. von i333 im Archiv zu Domick). Ausführlich
Tibus, Alter der Kirchen S. 22, 39. — Ders., Gau Leomerike S. 65, 74.
Die alte Aldegundiskirche bestand noch, durch den Brand von i439 beschädigt
und notdürftig wiederhergestellt (Urk. vom J. i45o im Archiv zu Schloss Hueth), im
J. i478 (Lacomblet, U B. IV, Nr. 4oi), und zwar selbständig: im J. i439 hatte der
Pfarrer Heinrich von S. Aldegundis die Inkorporation seiner Pfarrkirche in das S. Mar-
tinsstift für unnötig und unvorteilhaft erklärt (Emmerich, Stadtarchiv in Düsseldorf,
Urk. Nr. 9o). Der vollständige Neubau nach einem bald erweiterten Plane erfolgte
im J. i483 unter Herzog Johann Adolph von Kleve. Wassenberg berichtet p. i53:
Hac vero ecclesia parochiali civica, vel incendio absumpta vel civium Embricensium
crescente numero et monasteriorum quorundam templis decore iam surgentibus ob
angustiam destructa, longe amplissima a. i483 . . cum artificiosa et ob altitudinem spec-
tabili ac admirabili quadam turre sub eiusdem divae Aldegundis patrocinio exstructa
est. Vgl. Th. Ray, Animae illustres Juliae, Cliviae p. 59.
Der West türm, der Stolz der Stadt — ,bij den welken geen toren, van Straats-
burg of tot den Ocean toe in hoogte te vergelijken was* sagt Merbeck — , wurde am
2. Sept. 1 65 1 vom Blitz getroffen und brannte aus, die stehen gebliebenen Mauern
wurden am i9. Dez. 1660 durch einen heftigen Sturmwind umgeworfen und zerstörten
einen Teil des Schiffes, im J. 1661 wurde das Mauerwerk wiederhergestellt (Merbeck
p. 98). Der Turm erhielt bei der gründlichen Restauration im J. i854 eine neue pyra-
midenförmige Haube, ohne dass man die Vorbilder der erhaltenen holländischen
Türme beachtet hätte.
Der imponierende Turm (Fig. 6) ist aus Tuff aufgeführt und erhebt sich in zwei
Stockwerken auf quadratischer Grundfläche, um dann in das Achteck übergeführt zu
werden, ähnlich dem Turm der Kirche zu Apierbeck bei Horde. Im unteren Ge-
schoss das grosse Hauptportal mit steinernem Mittelpfosten und Stabwerkeinfassimg
(in Haustein erneut). In der Auskehlung der Gewände stehen zwei dünne Rund-
säulchen, deren Blattkapitäle ehemals Figuren trugen. Das Portalfenster ist fünfachsig
mit verstärktem Mittelpfosten, im Abschluss erneutes Masswerk mit Fischblasenmotiven.
Zur Seite je eine grosse einachsige spitzbogige Blende mit ausgekehlten Gewänden.
Auf dem Portalsturz die (erneute) Inschrift: anno domini mcccclxxxiii is dit
WERCK angelaecht. ANNO DOMINI MDCCCLIV IS DIES WERCK DEM ALTEN GLEICH
erneuert. Der erste Stock schliesst mit einem kleinen in Haustein erneuerten Klee-
blattbogen fr ies ab; der zweite Stock, der drei zweiachsige Fenster mit Fischblasen-
motiven zeigt, mit dem gleichen Fries, über dem sich aber eine aus Haustein erneute
Gallerie mit vier Eckpfeilern und Fialen erhebt. Den Kanten des achtseitigen dritten
Geschosses treten Dreiviertelssäulen vor, mit einem Kapital gekrönt, die einen übereck
gestellten Halbpfeiler tragen, auf dem wiedenmi der Wasserspeier ruht. Die Wand-
fiächen selbst werden durch einen gestelzten KJeeblattbogenfries abgeschlossen und
durch eine grosse spitzbogige Blende eingerahmt, innerhalb derselben eine zweiachsige
Blende mit Hausteinachsen und Masswerk, das mittlere Feld als wirkliches Licht durch-
gebrochen. Die Krönung bildet eine achtseitige Gallerie mit acht Pfeilern und Fialen,
die die neue achtseitige Turmhaube umgeben. Südlich ist an den Turm ein Back-
stein treppen türmchen angebaut, das in drei Stockwerken bis zur Mitte des zweiten
Turmgeschosses reicht
Beschreibang
Turm
26
EMMERICH
Fig. 6. 1
:r Aldcfundlikitc
Das Langhaus ist aus Backstein aufgeführt. Die Pultdächer der Seitenschiffe
setzen direkt unter dem Satleidach des Mittelschiffes auf, sind aber flacher als dieses,
über dem Chor ein kleiner achtseitiger Dachreiter von Zinkblech. Die sieben Joche
der Seitenschiffe zeigen nach Aussen zweiachsige Fenster mit abfallenden Sohlbänken,
zweimal abgetreppte Strebepfeiler und Horizontallisenen. Die beiden Westjoche sind
a7
28
KREIS REES
Inneres
Aidegundis. abgeschrägt. Die Strebepfeiler des dritten Joches von W aus sind übereck gestellt —
ein Beweis für die spätere, ursprünglich nicht geplante Anfügung der Joche neben
dem Turm. Nach dem ursprünglichen Plane sollte der Turm an die Stelle des jetzigen
ersten Westjoches nach dem Turm treten, dessen Gewölbe tiefer als die der übrigen
Mittelschiffjoche ist und anderen Grundriss zeigt. Noch ehe man aber an die Fun-
damentierung der Ostpfeiler des ursprünglich geplanten Turmes ging, wurde der Plan
geändert: der Westturm ward um ein Joch nach W gerückt und an die (bereits
vollendeten) Seitenschiffe je zwei Joche mit abweichender Gewölbezeichnung angefügt
Dies auch der Grund für die auffallend langgestreckte Form des Grundrisses. Gleich-
zeitig mit den neuen Seitenjochen sind die Seitenchörchen und der Chor. Die ersteren
liegen mit ihrem Dach tiefer als die Seitenschiffe : niedrige mit Schiefer verkleidete ver-
tikale Flächen verdecken den Übergang. Die Streben sind an den Seitenchörchen
zweimal, am Hauptchor dreimal abgetreppt. An der Südseite des Chores ist ein kleiner
aus fünf Seiten des regelmässigen Achtecks konstruierter Treppenturm eingefügt, der
auf das Dach führt. Die moderne Sakristei, als eigener Kapellenbau errichtet, liegt
völlig frei an der Südseite der Kirche.
Im Inneren (Grundriss Fig. 5) öffnet sich die durch ein Stemgewölbe mit
grossem Mittelloch eingewölbte Turmvorhalle mit einem riesigen Spitzbogen gegen
das Mittelschiff. Der Turm ruht auf zwei mächtigen Pfeilern, die ehemals vorhandenen
oder nur geplanten Nord- und Südmauem fehlen. In das südliche der abgeschrägten
Westjoche ist der kleine Treppen türm eingebaut Im Mittelschiff ruhen die Rippen
der reichgegliederten Stern- und Netzgewölbe durchweg mit länglichen skulptierten
Kapitalen mit zwei Reihen Blätter auf i m langen Diensten, die zur Seite der Gurte
mit Köpfen abschliessen. Die sechs Pfeilerpaare mit niedrigen polygonalen Basen
werden durch zwei durcheinander geschobene Rechtecke mit ausgerundeten Kanten
gebildet. Die Arkaden sind einfach abgefasst, die Scheidemauem unbelebt In den
Seitenschiffen, die zwei Drittel der Höhe des Mittelschiffes haben, wechseln Stem-
gewölbe mit einfachen Kreuzgewölben. Die Rippen ruhen mit skulptierten Blattkapi-
tälen, kleiner als die im Mittelschiff und nur mit einer Reihe Blätter versehen, auf l m
langen Diensten mit Menschenköpfen auf Konsolen. Zweiachsige Fenster mit altem
verschiedenen Masswerk, Horizontallisenen die Sohlbänke fortsetzend. In den beiden
Seitenchörchen ruhen alle Rippen ohne Dienste auf Konsolen, die aus Blattkapi-
tälen mit unten angesetztem Menschenkopf bestehen.
Der Chor zeigt im Chorhaus zwei Stemgewölbe und im Abschluss ein fein-
gezeichnetes Netzgewölbe. Die scharfprofilierten Rippen mit neuaufgesetzten ver-
goldeten Rosetten setzen mit länglichen skulptierten Blattkapitälen auf Dreiviertels-
säulchen auf, die im Chorabschluss bis zu der unter den Fenstersohlbänken sich hin-
ziehenden Lisene herabgeführt sind, an der Seite nach i m Länge mit einer Konsole
abschliessen, die durch die Halbfigur eines ein Spruchband haltenden Engels gebildet
wird. Nach den beiden Seitenchörchen hin öffnen sich zwei niedrige Spitzbogen mit
ausgerundeten Arkaden. Im Abschluss drei zweiachsige Fenster mit altem Masswerk,
das mittlere von innen versetzt
Die Wirkung der Kirche wird stark beeinträchtigt durch die bedeutende Auf-
schüttung des Bodens, auf dem sie steht. Das Missverhältnis von Höhe und Länge,
durch die ursprünglich nicht beabsichtigte Erweiterung nach W bedingt, wird dadurch
noch verstärkt. Von monumentaler Wirkung ist nur der Westturm.
Hochaltar, um vier Stufen erhöht, schöner Barockaltar mit gutem Abschluss.
Das Mittelfeld flankiert von zwei gewimdenen Säulenpaaren. Gemälde der Kreuzi-
Chor
Hochaltar
28
giing, dunkles, recht gutes Werk der 2. H. des i7.Jh. Im Autsatz stehend S. Aide- t
gundis, rechts und links je ein grosser posaunenblasender Engel in Jüngling^estalt
Auf dem Aufsatz balancieren EDgelsßguren.
Chorstühle. 4,9o m lang, siebensitzig auf jeder Seite ohne Rücklehne, um i4So.
Die Armlehnen ausgeschweift wie an den Chorstühlen der Münsterkirche mit kleinen
Fig 7 und B. EmmciKli. Ald((UDdi>kirche. S. Ainei und S. KiihiiiM Tom Meiner vaa EmmErlch.
Säulchen und starken, durchweg durch Krabben gebildeten Knäufen. Die Miseri-
kordien mit Tierfiguren, einzelne erneut. Die Vorderseiten der Pulte mit schlichten
Riefelungen. Die Wangenstücke barock.
Die Holzskulpturen der Aldegundiskirche sind von hoher Bedeutung für die
Geschichte der Kalkar-Emmericher Bildschnitzerschule.
39
3o KREIS REES
Aidegundis- S. Agncs (Fig 7), i,4o m hoch, mit langen, zur Seite des feinen zierlichen
k i r c h c
Köpfchens mit dem kleinen Mund, dem hohen runden Hals herabfallenden Locken,
schmalschulteriger Figur mit kleinen Brüsten, in der zierlichen Hand ein Buch haltend.
Der an den Schultern eng anliegende Mantel ist in einem schönen und monumen-
talen Faltenwurf um den ganzen Unterkörper herumgelegt. Rechts neben ihr ein
springendes Lämmchen.
S. Katharina (Fig. 8), i,4o m hoch, das Gegenstück zur vorigen von demselben
Meister mit schönem überaus lieblichen Antlitz, in der Linken eine Palme haltend,
in der Rechten das Schwert mit dem Rad auf den König setzend, wie die h. Agnes
neu polychromiert. Der leicht nach links ausgebogene Körper ist in ein langes bis
zum Knöchel herabsinkendes Gewand gehüllt, um den Oberkörper eng, doch mit
Längsfalten anschliessend, die Formen vortrefflich durchmodelliert. Äusserst zierliche,
graziöse Hände. Beide Figuren sind Stücke ersten Ranges von einem ausserordent-
lichen Liebreiz der Erscheinühg, alle Formen fliessend und geschwungen ohne irgendwie
süsslich zu werden.
Zwei Madonnen figuren, i,5om hoch, von einem Marienleuchter wie in
Kaikar (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 73), Kempen (Kunstdenkmäler d. Kr. Kem-
pen S. 74) und anderswo, zwei Halbfiguren stehend auf einem menschlichen Kopf,
auf dem linken Arm das winzige nackte Kind und zugleich eine Traube, in der
Rechten ein (ergänztes) Scepter haltend. Die Madonna mit kleinem spitzen Mund,
langem Hals, hohem schmalschultrigen, kleinbrüstigen Oberkörper, sehr zierlichen
Händen. Die beiden Figuren der hh. Agnes und Katharina bilden die Hauptwerke
des Meisters von Emmerich, vielleicht identisch mit dem i49i genannten beldensnider
Rahe van Eymerick (B. J. LHI, S. 62). Von demselben Meister im erzbischöflichen
Museum zu Utrecht eine i,32 m hohe Madonnenstatuette, auf beiden Armen ein
nacktes Kind mit einer Traube haltend (Kronleuchterhalbfigur, ganz im Stil der
Emmericher Madonna), in der ehemaligen Sammlung August Hartel in Strassburg die
66 und 69 cm hohen Holzfiguren der hh. Katharina und Barbara (Auktionskatalog
Heberle i89o, Nr. 4i7 u. 4i8, Taf. 6), weiterhin die Madonna zu Hüthum (s.u.).
Fünf 1,20 m hohe Holz figuren aus einer grösseren Serie, Albertus Magnus
mit Buch imd Mitra, S. Christoph mit vortrefflicher Behandlung von Haar und Bart,
Jakobus mit Muschelhut, Stab und Buch, Johannes der Evangelist und S. Sebastian,
tüchtige aber ziemlich nüchterne Arbeiten um i5oo.
S. Katharina, 75 cm hoch mit hoher Krone, in der Linken ein Buch, in der
Rechten ehemals das Schwert. Unter ihren Füssen zusammengekauert ein König
Vortreffliche Figur aus dem Ende des iS.Jh.
S. Antonius imd ein bärtiger Heiliger mit Buch, in Flammen stehend (ganz
ähnliche Skulpturen in Harlem, bischöfliches Museum Nr. 77), tüchtige Skulpturen
vom Anfang des iS.Jh.
Pieta, 65 cm hoch, Anfang des 16. Jh., neu polychromiert, hart, die Mutter
den dürren Leichnam des Sohnes auf den Knieen haltend und sein Haupt mit der
rechten Hand stützend.
S. Anna, die neben ihr sitzende kleinere Maria aus einem Buche lesen lehrend,
steife 9o cm hohe Holzgruppe um 1 5oo.
Kruzifixus, 9o cm hoch, i7. Jh., aus braunem Holz, der straffe sehnige Körper
in seiner pathetischen Haltung sehr sorgfältig durchgeführt.
Christus triumphans, barocke Figur, neu übermalt, in der Linken das Kreuz,
die Rechte erhebend, mit kühn freiflattemdem Mantelzipfel.
3o
EMMERICH
3l
Kopie der Kreuzabnahme Christi von Rubens in wirklicher Grösse.
Gemälde: Joseph und Maria auf Holz, lebensgrosse Figuren, sehr verblichen,
2. H. des i7.Jh., vlämisch.
Gemälde der Anbetung der Hirten mit in den Wolken schwebenden Engeln.
Tüchtiges ehemaliges Altarblatt in lebensgrossen Figuren, i7.Jh.
Gemälde der Himmelfahrt Maria, i7. Jh., vlämisch, beschädigt. Unten die
Jünger um das Grab versammelt, oben Maria von Engeln getragen emporschwebend.
Grabsteine. 28 Platten, meist aus Blaustein, als Flurbelag in der Turmhalle
imd im Langhaus, meist völlig ausgetreten und unleserlich. Erkennbare Inschriften:
1 . IND lAER ONS HEREN MCCCCXXXVI UP DEN XII. DACH IN DEN MERZE STARKE
KATHERINA VAN RISVVICK. BID VOER SE. (l436, 12. MärZ.)
2. A. l593 DEN 3l. MAII ||'| FICK VAN DER STEGEN ! ' j I MEISTER DER STAT
DOESBORCH. A. 9l GARTRUIT VAN DER STRATEN SIN HUISFROW. In der Mitte: EVER-
HARDT VAN DER STECHEN. WENDELINA SOEREN SEIN HUISFROW OP DACH PONTIANII
(i9. November) anno i599. elisbet bruins.
3. JACOBUS INGEN GADEM VICARIUS ECCLES. OB. l5l4 8. DEC. (DeDERICH S. 364).
Monstranz, 82,5 cm hoch, von vergoldetem Silber, eines der grössten und
prächtigsten Werke der klevischen Hofgoldschmiedekunst, um i5oo. Auf sechsblätte-
rigem reichprofilierten Fuss und sechsseitigem Aufsatz mit Eckstreben, dessen einzelne
Felder zwischen zwei durchbrochenen gothischen Fenstern je einen musizierenden
Engel enthalten, erhebt sich der Schaft mit dem durch sechs rhombenförmige Rosetten
verzierten Knauf Der Glascylinder ist flankiert von zwei auffällig breiten Strebe-
systemen, aus je drei Strebepfeilern bestehend, durch Bogen und Nasen verbunden,
links Petrus, rechts Paulus. Der sechsseitige Aufsatz ruht auf einer durch eine Balu-
strade abgeschlossenen Platte. Den sechsseitigen Baldachin tragen sechs gänzlich frei-
stehende Strebepfeiler. In der Mitte Christus als Weltenrichter, zwischen Maria, Jo-
hannes dem Täufer, und zwei posaunenblasenden Engeln. Unter den Kielbögen je
ein Engelchen, zur Seite Johannes der Evangelist und S. Katharina. In der Krönung
die neue Statuette der h. Aldegundis. Wertvolle edelsteinbesetzte Lunula. An der
Monstranz ehemals befestigt eine ovale Medaille mit zwei Porträts und den Inschriften :
joanes wilhel. d. g. d. jul. clivi. et mon. Revers: antho. d. g. d. jul. cl. et
MONT. NAT. LOT.
Ciborium, 54 cm hoch, von vergoldetem Silber, um 1600, mit späten und sehr
reichen Renaissanceformen. Auf dem runden Fuss drei getriebene Darstellungen:
Jesus und die Samariterin, Isaak und Rebekka am Brunnen, Moses das Wasser aus
dem Felsen schlagend. Auf der Kuppe in Kartouchen zwischen Fruchtstücken und
Engelsköpfchen die entsprechenden typologischen Scenen: Abraham und die drei
Engel bei Tisch, Abraham und Melchisedech, das Passahmahl der Juden. Auf dem
Deckel in drei ovalen Feldern der Fall Jerichos, der Mannahregen, die grosse Wein-
traube. Auf acht freistehenden Säulen ruhende Baldachinen, darunter doppelseitige
Madonnenstatuette, darüber Kruzifix. Drei Marken, nur eine erkenntlich: F in ge-
wöhnlichem spitzen Schild.
Kelch, 20,5 cm hoch, von i5o4, auf achtseitiger Rose mit der Inschrift:
S. QUIRINS BROEDERSCAP HEBBEN DESEN KELCK GEAUCHT (?) INT lAER ONS HEREN
MCCCCC ENDE IUI.
Kelch, 2 1 cm hoch, von vergoldetem Silber, Anfang des i7.Jh.
Kelch, 21 cm hoch, auf sechsseitiger Rose, von der S. Annabruderschaft
gestiftet.
Aldegundis«
kirche
Gemälde
Grabsteine
Monstranz
Ciborium
Kelche
3l
32
KREIS REES
AldegundiS'
kirche
Glockea
Münster«
kirche
Litteratut
HandschrHtL
Quellen.
Emmerich
Glocken. Die gröbste von i498, i,45 m hoch, umgeben von einem kleeblatt-
besetzten Fries, die Worte getrennt durch Rosetten und stilisierte Lilien. Inschrift:
QUANDO RENASCEBAR FUERAM VOCITATA MARIA
UNDE MED SONITU FUGIUNT HOMINI NOCITURA
CLERUS ED (so) SANCTA VISITAT ET LAICUS
GERHARDUS DE WOU ME FECIT ANNO DOMINI MCCCCXCVIII.
Die zweite von i498, i,32 m hoch, mit der Inschrift: aldegundis vocor. ma-
TREM SEQUOR ET VOLO LAÜDES, UT POPULUS CHRISTO CONVENIENS CELEBRET. GER-
HARDUS DE WOU ME FECIT ANNO DOMINI MCCCCXCVIII.
Die dritte von i337 mit der Insthrift in auf Blättchen aufgesetzten Majuskeln:
SUM NUNCUPER. B. MARIA. DEFUNCTOS PRODO, VOCO VIVOS, FULMINA PELLO, NAMQUE
SONO PLACIDA (so). NOSTRI FECERE CONCIVES HIC FIERI ME ANNO M TER« TER'^ SEP-
TEM SUPERADDE.
MÜNSTERKIRCHE S. MARTIN. Wassenbergp.57. — Merbeck p.2 7.
— Kabinet van Nederlandsche oudheden VI, p. 3oi. — Dederich S. 45. — Kölner
Domblatt i844, S. iio. — G. Kinkel u. Pieper im Evangel. Kalender, Jahrbuch f.
i857, Berlin i856. — V. Quast i. d. Zs. f. christl. Archäologie und Kunst II, S. i88.
— G. Kinkel, Gesch. d. bildenden Künste S. i43, 233. — Lot2, Kunsttopographie I,
S. i96. — Ann. h. V. N. II, S. 43. — aus'm Weerth, Kd. II, S. 3. — B. J. LIII,
S. 46. — A. Dederich, Beitr. zur röm. deutschen Gesch. am Niederrhein. Zum Besten
des Reparaturbaues der Münsterkirche, Emmerich i85o, S. 8i. — Sauerland, Emme-
richer Annalen des Joh. Schölten mit Kalendarium der Emmericher Martinskirche von
i5o8 — i5o9: Ann. h. V. N. XLVIII, S. i88. — Eyck tot Zuylichem, Kort overzigt
van den bouwtrant der middeleeuwsche Kerken in Nederland: Berigten van het histo-
risch gezelschap te Utrecht i849, II, p. 67, 92. — H. W. Brewer, Some churches in
the neighbourhood ofCleves: Transactions of the Royal Institute of British architects
new. ser. VII, i89i, p. 3o7, Grundriss Fig. i36.
Handschriftl. Qu. Im ehemaligen Stiftsarchiv, jetzt Pfarrarchiv: Kopiar
von 234 BL, Perg. fol. in Perg.-Bd., geschrieben Anfang des i5. Jh., fortgesetzt bis ins
i6.Jh., der alte Teil von 1284 — i4i2, bez.: In isto libro continentur copiae litterarum
redituum ecclesiae Embricensis. Wichtige Quelle. — Specificatio reddituum, censum et
proventum altarium conscripta manu d. Jacobi Veboet confratris, Pap. 4^ in Perg.-Hülle,
38 BL, Ende des iS.Jh. — Nomina eorum, qui contribuerunt pro restauratione eccle-
siae s. Martini coUapsae a. i37o. Wichtig für die Baugeschichte, enthält die Namen
aller Schenkgeber von i37o an, von verschiedenen Händen. Beginnt: A. MCCCLXX
fuit haec memoria incepta. Dit zyen dyghene, dy erfenisse habben ghegheven te volst
ter tymeringhe. — Copia libri statutorum ecclesiae coUegiatae S. Martini Embricensis,
Pap. 4® min. in Lederband, geschr. i56o ad usum d. Conradi Harenbergh. Von 3o"
an Abschriften von Urkunden von i4i4 ab, darnach: De stabilibus pactis et partibus
duorum vel plurimorum canonicorum Embricensium, quia libri quidam sunt robusti
quidam perditi et neglecti ex iniuria vel potius malignitate temporis. Sammlungen
histor. und biograph. Notizen und liturg. Miscellen. — Copien Buich vour den aelden
Vuirdischen Fundationen vnde Stifftongen, Pap., 4®, i6o9 durch Joh an van Vuirden
geschrieben. — Legerboeck von Theodor Oerinck, Pastor von S. Aldegund, i678.
— Protocollum capituli Embricensis i672 incipiens, Pap. fol. -— Kalendarisches Ver-
zeichnis der Toten und Sterbetage, um i5oo, wertvoll für die Lokalgeschichte. —
Kirchenrechnungen der Martinikirche, i5i4, Pap. 4®, defekt — Aktenheft, betr. den
Versuch der Reformierten, i68o die Kirche S. Martini zu erwerben. — Niederdeutsche
32
EMMERICH 33
Hs. der Dialoge des Cäsar von Heisterbach, Ende des iS.Jh. — Über drei Urbare ""/
vgl. Lamprecht, Verzeichnis rheinischer Urbarialien S. S.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: S82 Urk, von ii3i — i7o5, 2 aus dem 12,, f",
i7 aus dem i3.,. 298 aus dem i4., i4i aus dem iS., 93 aus dem [6. Jh. — Kopiar
von Urk. über die Übertragung der Jurisdiktion an den Grafen von Geldern 1 133
(B. 12z). — - Ges. Nachrichten der Privilegien, Statuten und Disziplinen des Kapitels
vom l4.— l9.Jh. (B, R. XXV, 1). — Ges. Nachrichten über <iie Vikaricn der Martini-
und Aldegundiskirche (B. R. XXV, 4). — Ältere Einkünfteregister der Kirchenfabrik-
Thesaurarie (B. R. XXV, 20). — Rechnungen des Martinikapitels i583 — [7oo (B. R.
XXV, 47). — Register und Rechnungen in 2 Konvoluten (B. R. XXV, 46). Vgl.
Ilgen, Rhein. Archiv S. 74. — C. A. H. Bcrkhardt, Hand- und Adressbuch der
deutschen Archive I, S. 20.
Im Archiv des Hoogen Raad van Adel zu 'sGravenhage: Liber memoriarum
inter canonicos Embricenses, scriptus per me Andream Iserem, vicarium s. Michaelis
a. i53o (VAN SPAENsche Sammlung, portefeuille Nr. 73).
In der Bibliothek des Sir Thomas Phillips zu Cheltenham: Cod. 12244, 4'»,
iS. Jh., Fundatio fratnim Embric.-Clivorum.
Im Stadtarchiv zu Köln: Insignia coUegiatae ecclesiae S. Martini Embricensis
von 1233 ab (Farragines des Gelenius XI, fol. 323).
8
33
34 KREIS REES
Im Besitz des Herrn Pflaum auf der Fahnenburg bei Düsseldorf: Beschreibung
des Chores, der Epitaphien etc. in der v. DoRTHschen Inschriftensammlung Bl. 1 59, i63.
In der Bibliothek des Bergischen Geschichts Vereins zu Elberfeld: Copia sta-
tutorum coli. eccl. d. Martini Embricensis von Adam Löwerman i66i, 4", 36i S.
(Hs. 26). — Requisitiones manuum ac locationes ... in et ad curtes Asterloo et
Emmerick i^Ta.
Die Martinikirche ist die zweite Kirche der Sladt, sie war eine Abzweigung des
Pfarrbezirks der S. Aldegundiskirche. Die erste Erwähnung findet sie in einer Urk. vom
J, 1 145 {TiBtjs, Zur Geschichte von Emmerich S. 2, i5. — Nrh. G. i88i, S. iS3), in
der Theodorich, Abt von Kamp, den durch die Nachlässigkeit des Propstes Rutger
verschuldeten Einsturz der Kirche rügt. Es ist bezeichnend für die an Zerstönmgen
überreiche Geschichte des Baues, dass an ihrer Spitze die Nachricht von einem Zu-
sammenbruch steht. Die Kirche stand damals noch kein Jahrhundert: die Krypta
stammt aus der Mitte oder der i. H. des 1 1 . Jh. und da die doppelten Seiten kapellen
einen gemeinsamen Plan verraten, ist der ganze Ostteil in seiner ursprüngUchen An-
lage dieser Zeit zuzuweisen (der Hochchor, eminentior locus, bestand schon ii45).
34
EMMERICH J5
Die Kirche scheint nach der ruina und destractio des J. Ii45 in grösserem Umfange
als Kreuzkirche mit zwei Westtürmen wiederhergestellt. Wassenberg p. 58 nennt sie
pulcherrima, magnifica, amplissiina, e topho vivoque lapide in formam crucis structa,
quatuor aequales partes exhibens, cum duabus turribus in frontispicio respicente Rhe-
num, qui tum longius ab urbe fluxit (Ähnlich Merbeck p. 39).
Aber schon nach wenig Jahren begann die Zerstörung. Im J. 1227 hatten die
Bürger einen Graben mitten durch die Immunität des Kapitels und die Häuser der
Kanonichen gezogen {Wassenberg p. 65. — Dederich S. 9o. — Ann. h. V. N. VI,
S. loo): der Rhein brach sich stürmisch eine neue Bahn und wälzte seine Fluten
direkt auf die Südwestecke der Kirche zu; in den Verheerungen der J. [j33 — 1237.
ging der westliche Teil der Kreuzkirche zu Grunde,
Schon im Laufe des i4.Jh. wurden eine Reihe Neubauten durchgeführt. Eine
weite Ausdehnung nach W war durch den veränderten Rheinlauf für alle Zeiten ver-
boten: die Westfaijade mit den flankierenden Türmen war verloren. Von dem Lang-
haus ward nur ein Joch ausser der
Vierung bewahrt und dieses mit ei-
nem grossen Tuffgiebel nach W ab-
geschlossen, an der Südwestecke ward
wohl schon damals ein kunstvolles
Krippwerk und der mächtige Eis-
brecher erbaut.
Am Ende des 14. Jh. erfolg-
ten neue Zerstörungen durch den
Rhein. Die Hs. des Stiftsarchivs
berichtet ausführlich darüber: a, d.
MCCCLXX, cum ecclesia Embri-
censis in structuris et edificiis pate-
retur ruinam ... Es beginnt eine
neue Bauperiode: im I. i4oS ver- , ..„,..„ , .. .. ,
^ ' ■' Fig. U. Emirtrigh. Grundn» der Kryp« Jtt M<lnilerk<tch«.
leiht Innocenz VII. den ersten Ab-
lass für alle, die zum Bau beisteuern
, (Düsseldorf, Staatsarchiv, S. Martin, Urk. Nr. 335). Vom Beginn des iS.Jh, giebt sich
die Absicht kund, den Bau anstatt nach W nach N zu verlängern. Von hohem Wert
für die Baugeschichte sind zwei Urkunden aus den J. i4i4 und i424, die den Zu-
stand der Kirche ziemlich genau beschreiben. Die erste , vom Bischof Friedrich
von Utrecht ausgestellt (Düs.seldorf, Staatsarchiv, S. Martin, Urk. Nr. 355, — Lacom-
BLET, ÜB. II, S, il8, Anm, i): Cum igitur — ipsa ecclesia collegiala ac parochialis
s. Martini Embricensis a retroactis temporibus citra et adhuc per continuos Reni flu-
minis ibidem pusillo relicto littore dccurrentis no.xins effluxus in ediRcüs ac turribus
suis proch dolor devastata cemitur et periculosius infestatur, adeo quod non solum
conser\'atione sed etiam reformatione novae turris sive campanilis pro campanis pul-
sandis indigeat necessarie sumptuosis; quinimo nisi sibi singults annis non modicis
subveniatur laboribus et expensis, ipsa proptcr dicti fluminis infestatione pcnitus tcndal
ad ruinam. In der zweiten (Düsseldorf, Urk. 366. — Lacomblet, U B, II, S. 1 18) be-
richtet das Kapitel: Cum ipsa Embricensis ecclesia dudum tam per ignis inccndia
perhorrenda quam propter pemiciosissimos Reni fluminis voraginales discursus, bases
eiusdem a longis retroactis temporibus hiemaüum siquidem glacierum quamsepius
terribili permixta congerie non cessanter sed dictim periculosius cunquassantes, adeo
35
36
KREIS REES
Brand
Bau des
Südwestteils
Münster, dcvastata extitit, quod nedum tectis aut muralibus suis viciata, sed et turribus quon-
Icirche , * ^
dam celsis magnaque fundi emunitatis parte pusillo scilicet trium vel quatuor tantum
passuum littore relicto deabsortis lamentabiliter corrosa fide discemitur oculata ....
Necessitate igitur non modica perurgente tectis pro posse taliter qualiter reformatis
atque navis ex altera ipsius ecclesie parte dicto flumine remotiore turris seu cam-
panilis fundamentis procura tis, necnon contra dictum Reni fluminis impulsum mire
sumptuoso defensionis lignorum quamplurimorum conglutinatorum ingenio non sine
magnorum trabium ad hec sociatorum propugnaculo studiosius applicato . . .
Der Bau schritt rasch nach Norden vor, aber die grosse Feuersbrunst in der Nacht
vom 3o. auf den 3i. Mai i439 zerstörte dafür den ganzen hinteren südwestlichen Teil
aufs neue. Die Hs. des Stiftsarchivs enthält zum Beginn die Eintragung: Incendit
posterior pars ecclesiae divi Martini Embricensis cum maxima ruina post aut circa
mediam noctis festi salvatoris d. n. Jesu Christi i439 (nach der Chronik des Johann
Kerkhörde: Deutsche Städtechroniken XX, I, S. 62, erfolgte der Einsturz des Kerke-
tom durch Überschwemmung).
Der nördliche Teil mit dem Turme scheint um die Mitte des i5. Jh. vollendet
gewesen zu sein und zwar zunächst einschiffig, doch war bereits für eine Erweiterung
nach Westen Sorge getragen.
Im J. 1488 hören wir wieder von Bauten an dem Südwestteil (Urk. von Papst
Eugen IV. vom J. i488 im Stiftsarchiv), der Westgiebel war wieder aufgeführt und
ausgeflickt worden. Gegen das Ende des Jahrhunderts wurde dann auch die geplante
Erweiterung des Nordschiffes nach Westen durchgeführt und ein südwestliches Seiten-
schiff nicht, wie früher geplant, nur neben dem Langschiff, sondern auch neben dem
Turm selbst errichtet. In der i. H. des 16. Jh. ward der Südgiebel der Kirche auf-
geführt. Im Laufe des i7.Jh. wurde sodann der ganze ältere romanische Teil einem
Umbau unterzogen, die Apsis mit langen spitzbogigen Fenstern versehen, alle Ge-
wölbe erneuert. Das westliche Seitenschiff des Nordarmes wurde erst im i9.Jh. ab-
gebrochen.
Nachdem schon i863 durch den damaligen Kreisbauinspektor Cuno durch Slüier
revidierte Aufnahmen mit Kostenanschlag hergestellt worden waren, wird die Kirche
seit i874 unter Leitung des Architekten Theodor Gehing in Emmerich einer einsichts-
vollen und gründlichen Restauration unterzogen.
Der ältere romanische Bau war aus Tuff aufgeführt. Der allein noch voll-
Romanischer B*u g^^j^^jg erhaltene östliche Teil (im Grundriss Fig. 10 tiefschwarz), aus Chorhaus mit
Apsis bestehend, zeigt am Chorhaus nach Süden und Norden eine Gliederung durch
drei grosse Rundbogenfenster mit doppelt abgetreppten Gewänden. Unter ihnen liegt
eine zweite Reihe von je drei kleineren Rundbogenblenden, die im Süden durch das
Dach der Seitenkapelle verdeckt sind. Der Chorabschluss ist aus fünf Seiten des
regelmässigen Achtecks konstruiert und war ursprünglich wohl durch drei oder fünf
schmale rundbogige Fenster erleuchtet, die schmalen Flächen sind unter dem Dach
mit einem Rundbogenfries verziert. Bei dem Umbau des i7.Jh. wurden drei grosse
spitzbogige Fenster eingebrochen, derart, dass die Mitte der seitlichen Fenster gerade
auf einen der stumpfen Winkel zu stehen kam.
Im Norden und Süden sind an das Chorhaus die niedrigeren Seitenkapellen
B und C angebaut, die in einen ein wenig eingerückten dreiseitigen Chorabschluss
nach Osten auslaufen. Die nördliche Kapelle zeigt an der Nordseite die Gliederung
durch drei grosse Rundbogenblenden im oberen Geschoss und eine im unteren Ge-
schoss; das Pultdach, dessen Spuren erkennbar sind, fehlt. Die südliche Seitenkapelle
Restauration
Beschreibung
36
EMMERICH 37
ist im J. i877 ganz neu aufgemauert worden, aber streng nach dem alten Muster, in
die Südwand sind zwei Rundbogenfenster gebrochen worden.
Im Inneren ist der Chor A um fünf Stufen nach dem Mittelschiff zu erhöht und
mit einem flachen Tonnengewölbe überspannt, das aus Holzverschalung besteht. Der
Ansatz der alten Wölbung ist direkt über der erneuten auf dem Kirchenboden sicht-
bar; an dem Absatz der Aussenmauem sind in jene machtige ausladende Steine ein-
gebunden, die der alten Tonne als Träger dienten. Dieses Gewölbe lag aber unter
den auf der Nord- und Südseite befindlichen Fenstern, die auch im Inneren als Blenden
erkennbar, sind. Ihre Bedeutung ist rätselhaft. Einen praktischen Zweck konnten sie
nicht haben. Ihr Ursprung scheint dieser zu sein: Bei der Anlage der romanischen
Kreuzkirche mussten alle vier Arme, um die Gesanitwirkung nicht zu zerstören, gleich-
hoch sein. Für das Chorhaus brauchte man aber diese Höhe nicht; um nun die
EMM — .
Fi« 12 Emmerich. Ungtschniit der MUniierkitche
Langmauem einerseits zu beleben, andererseits zu entlasten, wurden die sechs Blenden
eingefügt, die dieser Annahme nach von vornherein nicht als Fenster geplant waren.
Die nördlich vom Chor gelegene um 1 1 Stufen erhöhte Kapelle B ist mit einer
aus kleinen Tuffstein qua dem errichteten Tonne eingewölbt, die Apsis mit einem Ge-
wölbe von weil grösseren Blöcken, nach Osten ist spater ein grosses viereckiges Fenster
eingebrochen worden. Die südliche als Sakristei dienende Kapelle C ist mit einer neuen
Tonne versehen worden.
Unter dem Chor liegt die dreischiffige Krypta {Grundriss Fig. ii) mit Ihren
beiden vertieften Nebenkapellen. Die vierfach verschiedene Höhenlage macht den
Querschnitt (Fig. [3) dieses Ostteiles zu einem baulich höchst interessanten. Den Ab-
stieg vermitteln die unter der nördlichen und südlichen Seitenkapelle gelegenen Unter-
kapellen, gegen das Langhaus um 6 Stufen vertieft, ehemals gegen dieses geöffnet.
Die südliche scheint schon im i6. Jh. bei der Errichtung der endgültigen südlichen
Abschlussmauer des Südarmes vermauert worden zu sein, um vor dem Eingang einen
AlUr aufzustellen; nur eine kleine Öffnung neben diesem ist Übrig geblieben. Die
nördliche Seitenkapclle zeigt die Formensprache des l4.Jh. im Inneren: zwei Kreuz-
37
38 KREIS REES
gcwölbe, deren Rippen auf polygonalen Kapitalchen ruhen, in den Ecken auf Menschen-
kiSpfen, die um eine Stufe erhölite halbrunde Apsis mit Ostfenster Ist von einem go-
thischen Stemgewölbe überspannt; den Schlufsstein verziert das Lamm mit der Kreuies-
fahne. Die südliche Kapelle ist in ihrer westlichen Hälfte mit einem rippentosen
Kreuzjoch überspannt, der östliche Teil beim Umbau erneut und mit einem dreifachen
Betongewülbe auf Eisenkonstniktion versehen worden.
Die eigentUche Krypta selbst wird von flachen Kreuzgewölben ohne Gurte
und Rippen umspannt. In ihrem östlichen Teil bt sie durch fünf Rund bogen fenster
mit stark nach innen abgeschrägten Gewänden erhellt, die sich nach unten als Blenden
fortsetzen (zur Zeit bis zur Höhe von 1,20 m mit Backsteinen versetzt). An den Übrigen
Seiten und an der Westwand nur grosse rundbogige Blenden. An den Wanden 65 cm
breite Pilaster mit einfachen Kämpfern. Die Gewölbe ruhen auf drei Paaren von
Bündelpfeilern {Fig. |4) die durchweg verschieden sind. Es sind meist Haustein-
monolithe, Sie haben alle dieselbe niedrige, 4o cm hohe Basis, aus l5 cm hoher
Plinthe und zwei .WuLsten bestehend, ihre Höhe bt i,73 m ohne Basis und Kapital,
das letztere ist mit dem Kämpfer 45 cm hoch. Der Boden war ehemals um 63 cm
angeschüttet. Das erste PfeilerjJaar besteht aus vier nebeneinander gestellten Säulen,
die ein aus vier Würfelkapitälen gebildetes Kapital tragen. Das zweite Paar besteht
38
EMUERICH
39
^
aus acht nebeneinander gestellten und einen Kern umgebenden Halbsäulchen mit einem
ahnlichen Kapital, das dritte Paar aus Säulen mit 16 Riefelungen und einfachen Würfel-
kapitalen. Alle Kapitale tragen die gleiche Deckplatte und sind nach unten mit einem
Rundstab abgeschlossen. Die Krypta besass — wie die zu Hersfeld und zu Abding-
hof — zwei Eingange, von Norden und Süden, nur der südliche ist erhalten: durch
die 1,80 m starke Mauer führt eine Treppe von 11 Stufen hernieder. Die Krypta
steht zusammen mit den Krypten von Vreden und Freckenhorst unter dem Formen-
eiiitiiöse der Abdinghofer Krypta {J. B. Nordhoff, Die Baugenealogie der Abdinghof-
scben Krypta zu Pader-
born; B,J. LXXXXIII,
S. 116, 123).
In der Apsis noch
der alte romanbche Flur-
belag aus der Mitte des
12. Jh. {Fig. iS) fast voll-
ständig erhalten, beste-
hend aus wechselnden
Platten von weissem und
blauem Na murer Stein
mit der Inschrift: DE[di-
' catum h]oc altare do-
MINO IN HONOREM SANC-
TAE MARIAS ET OMNIUM
jusTORUM, ein durch sein
Alter höchst merkwürdi-
gesWerk. Ober die ganze
Gruppe dieser Flurmosai-
ken vgl. Deschamps de
Pas, Essai sur le pavage
des cglises anlcrieurement
au quinzieme siede: An-
nal. archeol. XI, p. 55;
XII, p. i37. — Alfred
Rame, Etudes sur Ics car- ■ h <( ■ 1 h ■
relagesemailes: Ann. arch,
XII, p. z8i. — Ed. de
Barthelemy, Notice sur quelques carrelagcs histories, Paris l852. — aus'm Weerth,
Der Mosaikfussbnden von St. Gereon zu Köln, Bonn i874.
Der Westteil des ehemaligen romanischen Baues zeigt im Äusseren nichts
mehr von romanischen Mauern. Der Westgicbel ist ganz von Tuff aufgeführt, der
Unterbau von Backstein erneut. Das grosse dreiachsige Fenster zeigt erneutes zier-
liches Masswerk mit fein pro filierter zwölfspeichiger Rose und ist zu zwei Fünfteln
versetzt. Die Nord- und Südmauer des Westarmes sind aus Backstein errichtet. Der
südliche Giebel ist geschweift, mit Horizonlallisenen und kleinen Türmchen versehen
und zeigt die Formen der i. H. des 16. Jh. {Fig. 9).
Im Inneren (Grundriss Fig. 10) gehören noch die Vierungspfeilcr dem alten
romanischen Bau an, mit Ausnahme des nordwestlichen Pfeilers, der bei einer der
Zerstörungen durch den Rhein zusammenbrach. Die Vierungspfeiler zeigen einfache
39
4o
KREIS REES
Müaster<
kir che
Kämpferprofile, die um die in den Ecken der Vierung D herablaufenden Dienste ver-
kröpft sind. An dem nordwestlichen Pfeiler bricht dieser Dienst in halber Höhe mit
einer spätgothischen traubenförmigen Konsole ab. Der ehemalige südliche Kreuzarm
und das Westjoch sind ebenso wie die Vierung D mit einer flachen, an den Seiten
geneigten hölzernen Decke überspannt, die beiden westlichen Seitenjoche haben neue
flache Decken mit eingespannten Schienen erhalten. An der Westseite des ehemaligen
südlichen Kreuzarmes sind die alten romanischen Gesimse in der Höhe der Horizon-
tallisene der Westwand erhalten, nach Süden schliesst er mit zwei grossen dreiachsigen
Fig. 15. Emmerich. Romanischer Flurbebg im Chor der Münsterktrche.
Nordteil
Turm
gothischen Fenstern ab. Der Westarm ist von dem südlichen Seitenjoch durch einen
niedrigen 96 cm breiten Spitzbogen getrennt, der unter dem früheren (sichtbaren)
älteren Bogen eingespannt worden ist. Der an der Südwestecke befindliche runde
Eisbrecher F ist durch einen als Rumpelkammer dienenden Raum zugänglich.
Das i5,6om lange, 10,12 m breite nördlicheSchiff bildet mit dem Turm eine
weit einheitlichere Anlage für sich. Der in drei Stockwerken sich erhebende mächtige
Backstein türm 'ruht auf einem hohen Sockel mit Hausteinabdeckung und ist in
den beiden unteren Geschossen durch je drei spitzbogige zweiachsige Blenden mit
altem schönen Masswerk belebt (zum Teil ausgebrochen). Das ursprüngliche Haupt-
portal mit steinernem Mittelpfosten lag ehemals nach N unter dem grossen dreiachsigen
4o
EMMERICH
4l
Inneres
Mittelfenster, jetzt ist im O ein kleines Portal mit Kielbogen angefügt. Das zweite Münster.
Stockwerk schliesst mit einer in ihrer wirkungsvollen Einfachheit überraschenden über-
deckten Gailerie auf einer Rundbogenfries vorkragung ab, auf jeder Seite mit je zehn
zweimal abgetreppten Rundbogenfenstern. An der Südostecke ist das achtseitige
Treppentürmchen bis zur Höhe des zweiten Geschosses heraufgeführt, um dessen
Kopf die Gailerie herum verkröpft ist. Es findet seine Fortsetzung von der Mitte
der Südseite des dritten Stockwerkes aus, das über einem mit drei Rundfenstern ver-
zierten Sockel durch drei Spitzbogenblenden belebt ist.
Das nördliche Schiff selbst zeigt im Äusseren an der Ostseite dreiachsige Nördi. Schiff
Fenster und zweimal abgetreppte Strebepfeiler aus Tuff, nur im oberen Drittel aus
Backstein bestehend. An der Westseite erscheint der rohe nicht vernarbte Ansatz
des weggebrochenen Seitenschiffes. Die mittlere in der Westmauer befindliche Säule
stand ursprünglich ganz frei. Die beiden Arkaden ihr zur Seite sind beim Abbruch
einfach mit Backsteinen versetzt worden. Das Seitenschiff setzte sich auch westlich
vom Turme fort, wo über den Blenden die Ansätze von zwei Kreuzjochen sichtbar sind.
Im Inneren ist der Turm mit einem ausserordentlich reichen Stemgewölbe ver-
sehen, dessen Rippen mit skulptierten Blattkapitälen auf ganz kurzen Dienststumpfen
ruhen, die mit einem Knopf abschliessen. Nach W und O ist die Mauer durch eine
grosse spitzbogige Blende belebt, die eine zweite aufnimmt, im N spendet das mäch-
tige dreiachsige in der Mitte bereits einmal geschlossene Portalfenster mit seinem
Fischblasenmasswerk Licht. Die Turmhalle öffnet sich nach dem Nordschiffe mit
einem dessen Höhe erreichenden Bogen (Gurtbreite 2,26 m). Die drei Sterngewölbe
des Nordschiffes ruhen mit ihren Rippen an der Ostseite auf 60 cm langen Diensten
mit skulptierten Blattkapitälen, die mit Menschenköpfen abschliessen, an der West-
seite werden sie von vier Rundsäulen, aus Haustein und Backstein aufgemauert, ge-
tragen, von denen die beiden mittleren ehemals vollkommen freistanden, die beiden
anderen nur als Halbsäulen hervortraten. Auf den Säulen sitzt ohne weiteres ein
Halbpfeiler auf, dem zwei kleine Dienste mit skulptierten Blattkapitälchen zur Seite
treten, auf denen die Diagonalrippen ruhen, während die Gurtrippen direkt aus den
Halbpfeilem hervorwachsen.
Hochaltar, um i7oo, barocker Aufbau von feinen, dekorativ wirkungsvollen
Formen, lediglich in dunkelem braunen Holze, von je drei Säulen flankiert mit den
Holzfiguren der hh. Martinus und Willibrord. Im Aufbau Christus das Kreuz tragend.
Chorstühle (Fig. 16. — Abb. und Details bei aus'm Weerth, Kd. Taf IV, i — 6;
I, S. 8. — V. Quast i. d. Zs. f christl. Archäol. u. Kunst II, S. 161), zweireihig auf
jeder Seite, hinten je zehn, vorn acht Sitze, 8,20 m lang, 3,5o m hoch, in die Mauer
eingelassen, die hintere Wand aus einem Balken. Die Rückwand mit vorgekragtem
Baldachin, der mit einem ganz einfachen Profil abschliesst (die alte Balustrade ver-
schwunden). Über den Sitzen zieht sich zunächst eine Reihe von Feldern hin, die
durch gewundene Säulchen getrennt sind, nach oben durch einfache Stabwerkverzie-
rung abgeschlossen, ähnlich wie in Kaikar (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 7 i, Fig. 36),
aber bei weitem nicht so fein, die Stäbe nicht gerundet, sondern in einer Art von
Laubsägearbeit. Die obere Reihe mit einer Reihe von Wappentafeln mit prächtig
stilisierten Helmdecken, die wie gothisches Blattwerk gekerbt und leicht geschwungen
sind, zwischen ihnen ehemals auf Baldachinen kleine Holzfigürchen (verschwunden). Die
Wappen beziehen sich auf die Ahnen des Geschenkgebers, des Stiftspropstes Grafen
Moritz von Spiegelberg, dessen Wappen, der Hirsch, in der Mitte erscheint, zur Seite
die Wappen von Hoya, von der Lippe, von der Mark, von Sachsen, von Oldenburg.
Hochalur
Chorstühle
4i
KREIS REES
EMMERICH
43
Die Wangenstücke der hinteren Reihe sind nach dem Altar zu durchbrochen
und schliessen nach vom mit einer gewundenen Säule ab, die ehemals eine Statuette
trug. Die obere Hälfte zeigt spätgothisches Gitterwerk, die untere Blendfenster mit
den späten Motiven des Kielbogens und der Fischblase. An den westlichen Wangen-
stücken rechts die Figur der h. Magdalena, links Johannes der Täufer. Die Arm-
lehnen sind ausgebaucht und von polygonalen Säulchen getragen. Auf dem ge-
schw^ungenen Teil sitzt eine Krabbe auf, noch häufiger aber ein hockendes Menschen-
oder Tierfigürchen.
Die Wangenstücke der vorderen Reihe zeigen die Gestalten der vier Kirchen-
väter. Nach dem Mittelgange zu nur gothisches Stabwerk. Interessant die acht Ab-
schlussgruppen der Zargenstücke, auf den äusseren je zwei Geschöpfe einen Schild
mit den Leidenswerkzeugen Christi haltend, wilde Männer, Löwen, Hunde, Adler.
Auf den inneren: ein Adler im Kampf mit einer Bestie, zwei kämpfende Hunde, zwei
Bären einen Bienenstock zwischen sich haltend und Honig naschend, zwei Affen einen
kleinen Hund zwischen sich haltend.
Die Miserikordien übertreffen durch ihren Formenreichtum die allerübrigen
niederrheinischen Chorstühle. Es sind zunächst hockende Tierfiguren, dann wie in
Kempen, Straelen und Kleve Scenen aus der Tierfabel : Fuchs und Gans, Katze und
Mäuse, ein Knabe, den Schweinen Rosen vorwerfend.
Die Zeit der Entstehung, i486, giebt die Inschrift auf zweien der Wangenstücken:
ANNO DOMINI MCCCCLXXXVi. Sie sind eine Stiftung des Propstes Grafen Moritz von
Spiegelberg (Wassenberg p. 55), der bereits i483 starb (Dillenburger, Gesch. des
Gymnasiums S. ii). Die Emmericher Chorstühle sind die reichsten und ausgedehn-
testen ihrer Gattung am Niederrhein, sie haben nicht die monumentale Wirkung des
Xantener Gestühls (Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. io8), noch die Feinheit der
figürlichen Durchbildung der Klever Chorstühle (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. io7),
aber sie übertreffen jene durch die geistreiche Mannigfaltigkeit der Tierbilder und die
Schönheit der omamentalen Felder. Fast vollständig identisch mit den Emmericher
Chorstühlen sind die vom gleichen Meister i5o9 gearbeiteten in der Abteikirche zu
Kappenberg (A. Nagel i. d. Zs. f. Bauwesen XXXI, 1881, Bl. 60, S. 438).
Kupferner Taufbrunnen, Gelbguss, aus der Mitte des 16. Jh. (aus'm Weerth,
Kd. Taf. II, 4; I, S. 5. — Katalog der Ausstellung der kunstgewerblichen Altertümer
zu Düsseldorf 1880, S. i95, Nr. 755"). Das Becken i m hoch, der Aufsatz 1,20 m.
Runder Fuss mit vier gewundenen, besonders angehefteten Löwenfüssen. Das Becken,
an den Seiten abwechselnd mit Rosetten und Engelsköpfchen besetzt, wird getragen
von vier Stützen, die in geflügelte weibliche Oberkörper auslaufen. Der Aufsatz wird
getragen von vier mit Knäufen und Ausbauchungen versehenen Renaissancesäulen,
darunter: S. Willibrordus, S. Martinus, S. Paulus und ein Bischof. Als Krönung die
Taufe Christi in massiven Figuren. Johannes, Christus und der die Gewänder hal-
«tende Engel sind in der Haltung hart und steif, in der Haarbehandlung primitiver
als die sonstigen menschlichen Figuren und stammen wohl von älteren Gussformen.
Niederländischer Guss, verwandt dem künstlerisch bedeutenderen und älteren Tauf-
becken in Herzogenbusch (Hezenmans, De St.-Janskerk te 'sHertogenbosch, 1866,
p. i63) und vor allem dem i527 gegossenen Taufbecken in der S. Walburgiskirche
zu Zutphen (hier gleichfalls für die krönende Gruppe ältere Formen benutzt), den
Taufbrunnen in Notre Dame zu Hai (Reusens, Elements d'archeol. ehret. II, p. 33 1),
Notre Dame zu Diest und Saint Pierre in Löwen (1888 auf der kunsthistorischen
Ausstellung in Brüssel. — Beissel i. d. Stimmen aus Maria Laach XXXVI, S. 56).
Münster,
kirche
Würdigung
Taufbrunnen
43
KREIS REES
Hierzu ein schöner schmiedeeiserner Krahn des i6.Jh. mit fOnf gut stilisierten
eisernen Blumen auf der horizontalen Tragstange {ähnlich in Herzogenbusch}.
■-' Romanischer Leuchter (Fig. i7) von Bronze, l,ao m hoch, aus dem ii.Jh.,
ein interessantes und durch die einfache und wirkungsvolle edle Form sich besonders
y.iiT Nachbildung empfehlendes Werk. Der Fuss auf drei Löwenkiauen, über denen sich
kopfarlige Knäufe erheben. Die drei Seitenfclder sind geteilt und mit je einem Paar
verschlungener Ungeheuer in Rankenwerk verziert. Der Schaft besteht aus einzelnen
Cylindern und Knilufen, die auf eine eiserne Stange aufgesetzt sind. Ähnliche Formen
bei Reusens, Elements d'archcol. ehret. I, p. 429.
Hölzerner bekleideter Kruzifixus (Fig. l8. — aus'm Weerth, Taf. II, S;
I, S. S. ~ Ann. h. V, N. III, S, 46), 80 cm h.>ch, auf einem i.aS m hohen Holzkreuze,
eine der frühesten erhaltenen grossen plastischen Darstellungen. Der Corpus ist aus
Eichenholz geschnitzt und
war ehemals mit vergol-
detem Silbcrbleth verklei-
det, das in einzelnen Blät-
tern getrieben und aufge-
stiftet war. Nur am Kopf,
der zur Aufnahme von
Reliquien bestimmt war,
erhalten. Die Hände und
Füsse mit Kupferblech
überzogen. Das Kreuz ist
mit dünnen Streifen von
vetgoldetem Kupferblech
bekleidet mit früh roma-
nischen Palmette nfriesen.
Der bärtige Kopf würdig
und feierlich mit grossen
offenen Augen, der Kör-
per in Ärmeltunika mit
Gürtel. Das Werk ist
ebensowenig eine karo-
lingische Arbeit wie das Kruzifix von Obernkirchen (G. Schönermark [. d, Zs. f
chrisll. Kunst I, S. 3 1 3), sondern gehört der i. H. des 1 1 . Jh. an. An eine Darstellung
der h. Wilgefortis (Dederich S. i47. — Ann. h. V. N. XXIV, S. 3j6) ist hier nicht
zu denken. Verwandt dem Kruzifix in S. Maria in Lyskirchen zu Köln (Fr. Bock,
Das heilige Köln, Taf 36, io4}.
Holzfigur des h. Christophorus in der Turmhalle, dem Eingange gegenüber
: beinahe doppeller Lcbensgriisse, in der alten Polychromierung geschickt 1
Ende
1S.JI1
Stamm gestützt, auf dt
den Hüften und Weich
Haar und Bart,
Madonnenbild
sprünglich gutes
überarbeitet,
Pieta, 92 cm hoch.
den Knieen nackten Beinen, die Linke auf einen
rechten Schulter das Kind mit der Weltkugel tragend, in
dürftig durchgebildet, der Kopf mit sorgfaltig behandeltem
fein«
D m hoch, auf Halbmond, am Eingang des Chores, ur-
npfundenes Werk von der Mitte des 1 5. Jh., aber stark
1 polychromiert, steif, Ende des iS. Jh.
Am Triumphbogen ein lebensgrosser Kruzifixus, neu polj-chromiert, auf
neuem Kreuz, mit schönem auf die reclite Schulter gesenkten locken umwallten Kopf
und weicher Behandlung des Fleisches vom Anfang des 16. Jh.
Kleine Figur des h. Wi!
1 polychromiert.
Ho
uppe.
halber Lebensgrösse vom Ende des i5. Jh.,
1: S. Franziskus vor dem Kruzifixe knieend, neu poly-
chromiert.
In der sUdl. Unter-
kapelt e finden sich die un-
deutlichen Reste eines Cy-
klus von Wandgemälden
aus der Mitte des ii.Jh.
An der Nord mauer erkenn-
bar: Christus vor Pilatus.
Pilatus sitzt mit gespreizten
Beinen auf seinem Thron,
in der Linken ein Spruch-
band, die Rechte halb er-
hoben, mit Spitzhaube. Vor
ihm Christus nimbiert, von
zwei Häschern gehalten, in
blauem Untergewand mit
rotem über die linke Schul-
ter geworfenen Mantel, die
Hände flach nach vom ge-
halten. Die Kriegsknechte
um ihn mit jüdischen Spitz-
hüten, Spiessen und Stan-
gen. An der Südmauer:
Christus in der Vorhölle.
Rechts Adam als Patriarch
mit weissem Haar und Bart,
neben zwei anderen nack-
ten Figuren, ihnen die Linke
entgegenstrecke nd, Christus
mit der Rechten die Kreuz-
fahne Ober dieSchulter hal-
tend. Der Grund blau, in ''' """*"= ■ i«ner nm <ui m et uDstir irc *.
der Mitte hell, am Rande
ein dunkeler Streifen. Die erdigen Töne sind fast verblichen: das Inkarnat braunrot
mit weissen Lichtem.
Im Chor an der Südseite die Einzclfiguren des h. Martinus zu Ross, graziöse
Jugendliche Gestalt, und des h. Willibrordus mit Stab und Kirche, an der Nordscite
der untere Teil einer Kreuzigung, links Maria und Johannes, rechts der Hauptmann
und die Kriegsknechte, starke schwarze Vorzeichnungen mit leichten Übermalungcn,
beide aus dem l4.Jh., aber von verschiedenen Händen.
Epitaph im Stile der älteren Epitaphien im Kreuzgange von Xanten (Kunst-
denkmäler d. Kr. Moers S. i44y, von iSi9, am Turmpfeiler, im Bildersturm verstümmelt,
45
46 KREIS REES
mit gutem Basrelief der Verklärung Christi. Inschrift: d. wesselus HUNIKCK, HUiUS
SACRAE AEDIS CANON. ET SENIOR, HIC SITUS EST ET IPSIUS PATER. OB. AN. MDXIX
NAT. DO. (zS. Dezember).
Daneben das Epitaph der am 27. Mai i58S verstorbenen Agnes de Groot (ab-
gedruckt Wassenberg p. 87).
An dem Pfeiler links vom Chor das Epitaph de.s am 24. Juli i433 hier ver-
storbenen Herzogs Gert von Schleswig (Wassenberg p. 87. — Dederich S. i8j):
INT lAER ONS HEREN MCCCCXXXIII OP
SUNTE IACOPE5 AVENT DO 5TAERF HER-
TOGHE GEERT VAN SLESWUG (so) GREVE
TO HOLSTEN TO STARUEREN UND TO
SCHOWENBORCH. BiD VOER DE ZILE.
Zwei spätgoth. getriebene Messing-
leuchter des i5. Jh., 4i cm hoch, mit
drei Knäufen von reinen und schönen
Formen. In der südlich vom Chor be-
findlichen Sakristei werden die folgenden
Kunstwerke aufbewahrt:
Relief in weissem Marmor (Fig. l9),
Süd französische Arbeit vom Anfang des
iS.Jh., 46X25 cm, ursprünglich polj-
chromiert und vergoldet. Unten eine
langgestreckte Figur auf dem Sterbelager,
die Hände flach über der Brust gefaltet,
rechts vor ihr eine Gestall mit Tonsur,
Buch und Spruchband ohne Insclirift
(Maria und Petrus?). Darüber Gottvater
thronend, beide Hände halb erhoben,
in seinem Scliosse das Kreuz mit dem
Leib Christi, zur Seite Engel, Rauch-
fasser schwingend.
Holztafel mildern Porträt des Bern.
Louwerman vom J. iS92 in Halbfigur,
durch das Fenster rechts Aussicht auf
die Stadt mit der Münsterkirche. Unter-
schrift: ADM. R. D. BERN. LOUWERMAN,
Fi(. 19. Emnuridi. Reliaf in d« Mttuttrkitcl», AD S. MARTINUM EMBRICAE DECANU5,
SOCIETATEM JESU PRIMUS IN HANC UR-
BEM ET DOMUM SUAH SUSCEPIT A. l592, l4. APRII.IK, (WaSSENBERG p. 77, 84. —
W. Dillenburger, Gesch. des Gymnasiums S. i.)
i.« Willibrordi-Arche (Taf I. — Fig. 20. — aus'm Weerth, Kd. Taf. III, 1, 2;
Text I, S. 7. ~ V. Quast i. d. Zs. f. christl. Archäologie und Kunst II, S. 186. —
Ann. h. V. N. III, S. 46; VI, S. 1 10).
Der alte Schrein 35,5 cm breit, 33 cm hoch, Gesamthöhe 62 cm, Gesamtlänge
49 cm. Die Arche, eines der wertvollsten und jedenfalls das früheste und interessan-
teste Goldschmiede werk des Niederrheins, gehört in ihrer jetzigen Gestalt drei ver-
schiedenen Zeiten an. Den Grundstock bildet der alte Reliquienschrein auf einem
ausgehöhlten Kern von Eichenholz, der die Reliquien birgt, zum Teil in Sackchen
46
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mit gutem B.i
SACRAE AEDr
NAT. DO. (2S.
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gedruckt W^
An d(
stürben en H
eh. Willibrordiarche in der MQnsterkirche.
EMMERICH 47
von gelbem arabischem Seidendamast des 9. oder lo. Jh. mit dem Muster eines grossen
Vogels eingenäht. Die Vorderseite des taschenförmig gestalteten Kernes ist bedeckt
mit vergoldetem Silberblecli, das in getriebener Arbeit die vier Evangelistensymbole
zeigt, die Körper stark eingedrückt — die Flügel und Mahnen sind mit dem Schlicht-
hammer in auffallender Weise geriefelt. Breite Bänder von Goldblech mit Goldfiligran
und Edelsteinen in Kästchenfassung, darunter einzelne römische Gemmen und ein
byzantinischer Glasfluss umrahmen die einzelnen Felder. Die Röckseite {Fig. lo) zeigt
eine Rotkupferplatte, die mit Schmelztirnis (email brun, der braune Grund mit Leinöl
überzogen und gebrannt, die gravierten Linien darnach vergoldet) in der Mitte Christus
am Kreuze zeigt, mit Kreuznimbus, bärtig (der untere Kiirper durch das Schloss ver-
deckt), zur Seite wiederum die Evangclistensymbole. Über Christus steht: jesvs naza-
RENVS REX jvDAEORVM. Umschrift: he svnt reliqvi.k yvAS .sanctvs vviLi.mRnRuvs
ROUE A PAPA SERGIO ACCEPiT ET EMBRiKAM (?) TKANSPORTAViT. Von den .schmalen
Seitenflachen sind nur die oberen mit Rosettenmustern versehenen getriebenen ver-
goldeten Silberblech streifen alt, die unteren im 16.JI1. erneuert.
Um das J. i4oo erhielt die Arche einen Aufsatz in Gestalt einer Kreuzigungs-
gruppe aus vergoldeten gegossenen Silberstatuetten. Um 1S20 endlich wurde die Arche
zur Monstranz eingerichtet {ilie lunula wurde am allen Sclirein befestigt) und mit einem
6 cm hohen durchbrochenen silbernen Untersatz mit gothischen Gitterfenstern, kleinen
47
KREIS REES
n Apostel figürchen und Zinnen brüst« ng versehen, der von drei knieenden Engels-
figuren getragen wird, nur die mittlere mit Flügeln und einem Spnichbande: Ecce panis
AKGELORUM. Türmchen bilden die hinteren Stützen. Um den Fuss der alten Arche
wurde ein Fries von gebogenen und verschnittenen Laubornamenten gelegt, mit auf-
gelötetem Draht zur Nervenbildung, das Ganze technisch virtuos durchgeführt. Gedrehte
Melallkördelchen halten den ganzen Bau wie Anker zusammen.
Der in der Inschrift genannte Papst kann nur Sergius I. {678— 7oi) sein, der
Zusatz S. bei Willibrordus
deutet auf eine Anferti-
gung nach seinem Tode
(739). Die Arche gehört in
ihrer ursprünglichen Form
noch dem 8. oder 9. Jh. an
und steht in einer Linie
mit den stilistisch nahe ver-
wandten merowingischen
Goldschmiedearbeiten, vor
allem dem ReliquienkJIsl-
chen in St. Benoit-sur-
Loire (Bulletin monumen-
tal XLVL p. 854), dem
Reliquiar Pippins von Aqui-
tanien im Schatze zu Con-
ques (Ch. de Linjvs i. d.
Gazette archeologiqueVIII,
p.37, pl. 6,37,38) und dem
Reliquiar von Herford {Ch.
DE Linas, Emaillerie, me-
tallurgie, toreutique, cera-
mique, Paris i88i, p. io9),
deren getriebene Arbeiten
mit der Emmericher Arche
technisch übereinstimmen.
Auch das Gotdfiligran und
die Fassung der Steine wei-
sen auf das 8. oder 9.Jh.,
Vgl. P. Clemen, Merow. u.
\g. mcnc . irncr > »cienberg in der Muutuklrchi. Karol. PlaStik : B. J. XCII,
S.4o, Die Rückseite gehört
wohl der gleichen Zeit an: das eniail brun, das allerdings erst im i i.Jh. {SchnOtgen
in Kunst und Gewerbe XX, t886, S. i94) weitere Verbreitung erhält (die Technik be-
schrieben bei Theophilus, Schedula diversar. artium I. III, c. 7o, ed. Ilgen p. 279),
kommt doch schon im 9. Jh. vor, so auf dem Deckel des Wessobrunner Kodex in
München (W. A, Neumann, Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig- Lüneburg
S. 54), die Zeichnung der Rückseite weist, zumal durch die stilistische Übereinstimmung
mit frühkarolingischen und merowingischen Bilderhandschriften, auf diese Zeit. Die
palflographische Untprsucliung der Inschrift bietet keine bestimmten Fingerzeige: die
reine und runde Form der Kapitalen weist nur auf die Zeit vor dem ii.Jh,
48
Eine hochinteressante Notiz enthalt Pels in seinem Sammelband V, Bl. i92 Mumter-
(Xanten, Stiftsarchiv) i Anno i6o4 Embricae in templo S. Martini post summum altare luchiiti
repertuni fuit antiquissima tabula quadratis et vix legibilibus literis his versibusi
ANTISTES PRIMUS WILLIBRORDUS, QUOD BENE SCIMUS,
CONSECRAT IN MISSA CORPUS CHRISTI, QUOD IN ISTA
ARCA SERVATUR A CUNCTIS ET VENERATUR.
D DUO CC, QUANDO DEUS INCOLA TERRAE,
ADDE QUASI NUMERO SEPTUAGINTA DIES.
Die Inschrift ungenau auch Wassenberg p. 55. —
Düsseldorf, Staatsarchiv, Cod. A.36, BI.46» und
A. 44, BI. 6». — Merbeck p, a7. Auf der Willi-
brordi -Arche beschworen die Grafen und Her-
zöge die Privilegien der Stadt (Düsseldorf, Staats-
archiv, Urkunde Emmerich 4 1).
Kalvarienberg (Fig. ii), 44,5 cm hoch, K.i™™ab«,
von vergoldetem Silber, nur der Kruzifixus ge-
gossen und unvergoldet, die übrigen Figuren und
der Fuss getrieben. Das durch schöne Umrisse
ausgezeichnete Werk gehört der Zeit um i4So bis
l46o an, der Fuss entstammt dem l6.Jh. Hinter
Christi Haupt und am Fusse des Kreuzes Me-
daillons mit Reliquien. Auf dem Fuss in Email
die Wappen derer von Loe und von Honnepel
(wahrscheinlich Wessel von LoC zu Vonderen und
seine Gemahlin Margaretha von Honnepel gen.
Impel), geschenkt von Petrus de Mera (Wassen-
berg p. 55).
Silberne Madonnenstatuette um i48o
(Fig. iz), 28 cm hoch, auf sechsseitigem Fuss, ge- «UmT*
trieben. Ein vortreffliches Werk: die Mutter senkt
das von freifliessenden Locken umwallte Köpf-
chen auf die rechte Schulter, beide Arme tragen
das nackte Kind, das in der Rechten einen Apfel
hält. Eckiger Faltenwurf, die Rückseite etwas
flach. Auf dem Fuss emailliertes Wappen: roter
Hirsch in Silber, das Wappen des Schenkgebers, -.,. „ , ''''■ ^ ^"""f'^,, ,- .
Grafen Moritz von Spiegelberg (Merbeck p. 26}.
der i483 starb.
Armreliquiar, 52 cm hoch, um 1S20, von vergoldetem Rotkupfer und Silber, Reiiquiite
ruhend auf einem von vier aufgesprungenen Pinienäpfeln getragenen Fuss. Der Arm
steif aufgerichtet, die realistisch durchgebildete Hand (die Falten genau ausgeprägt)
ausgestreckt Spätgothisches Fenster mit Fisch blasen masswerk. Inschrift: r. d. Pr. d.
JOHANNES INGENWINKEL, XANCTENSIS ET DAVENTRIENSIS PRAEP0S1TUS ET ARCHIDIA-
CONUS Hüius ECCLESiAE, ME FiERi FECiT ET DANAviT i52, |. (Katalog dcr Ausstellung
der kunstgewerblichen Altertümer in Düsseldorf 1880, S. l77, Nr. 7o3».)
Silbernes Reliquiar, 37 cm hoch (Fig. 23), um iSio, ähnlich dem zu Elten
{s. u.). Der Fuss in Gestalt einer sechsblätterigen Rose graviert mit spü^othischen,
mit dem Zirkel gezeichneten Ornamenten, ebenfalls sechsseitiger Knauf. Der mittlere
i
' 49
5o KREIS REES
horizontale Glascylinder mit runden Abschlufsstücken, die unter Baldachinen die zier-
lichen massiv silbernen Figuren der hh. Thomas und Bartholomäus ent-
halten. Die Stütze und der Aufsatz durch reiches gebogenes und ver- BSQ 1^
schnittenes Laubwerk gebildet. In dem krönenden Baldachin die Gestalt %iy U J
des h. Matthias. Auf dem Fuss die Marke und das Beschauzeichen:
Reliquienkästchen von Rotkupfer, um iSoo, i4cm hoch, iS.icm lang, 7,8 cm
breit, Kirchenform, getragen von vier kleinen Löwen, aussen im Feuer vergoldet, innen
mit Zinkblecheinsatz, ganz einfach gra-
viert, auf den Deckel aufgesetzt ein An-
hänger des i6.Jh. Inschrift; wilhel-
MUS BIERMAN PRESBITER FIERI ME FE-
ciT {Katalog der Ausstellung der kimst-
ge werblichen Altertümer zu Düsseldorf
1880, S. 188, Nr. 73o).
Turmreliquiar, 36 cm hoch, von
Silber, nach 1 5oo, im Glascylinder in
Goldblechgefassteine Kreuzpartikel, zur
Seite zwei Streben mit Fialen, Abschluss
mit durchbrochenersechsseitiger Haube.
Turmreliquiar von schlechtver-
goldetem Kupfer mit silbernem Aufsatz,
auf achtseitiger Rose ein achtseitiger
Aufbau mit durchbrochenen Wänden
und achtseitigem Türmchen.
Rokokoreliquiar, Silber, 4o,S cm
hoch, 18. Jh.
Kelch von vergoldetem Silber, als
Willibrordskelch bekannt, i4,i cm hoch;
die Kuppa hat i3 cm Durchmesser (Abb.
AUS'M Weerth, Kd. Taf. II, 6, 6'; I,
S. 6. — Labarte, Hist des arts indu-
striels, Album II, pl. i46. — Katalog
der Ausstellung der kunstgewerblichen
Altertümer zu Düsseldorf 1880, S. i38,
Nr. 572, 573), aus der Mitte des i3. Jh.
(nicht früher). Runder Fuss und runder
Fig. 23. Emnerich. RdiquienbthtiUtr In der Müniicrliirche. ir f „-, ■ r u , ■ . ni ..
' ^ Knauf mit emfachen getnebenen Blatt-
ornamenten, in drei Reihen von der
Mitte ausgebreitet. Die gleichzeitige Patene hat iS cm Durchmesser.
1 Weihrauchfass, 23 cm hoch, von Silber getrieben, Anfang des 16. Jh. (Katalog
der Ausslellung der kunstgewerblichen Altertümer zu Düsseldorf 1880, S. i9S, Nr. 7SS).
Violette Kasel (neuer Stoff), mit alten Stäben, um i5oo. Auf dem Gabelkreuz
auf gemusterten Goldgrund die Verkündigung und Einzelfiguren unter Baldachinen
mit gothischen Esetsrücken: Augustinus, Johannes, Kornelius, Paulus, in Plattstich, für
die Gesichter der Leinengrund ausgespart. Auf der Vorderseite einfache Kölner Borde.
Niederrheinische Arbeit
Violette Kasel (neuer Stoff), mit schmalen Stäben mit dürftiger Stickerei der
1. H. des 16. Jh.: Christus am Kreuz.
EMMERICH
5l
Kapelle in rotem Sammetbrokat, vom Anfang des i7.Jh., mit reliefartig auf-
gelegtem Granatapfelmuster abwechselnd in gerippter und Veloursmusterung auf glattem
geköperten Satingrund. Die Kasel mit Streifen in schwerer goldener Bouillonstickerei
auf Sammetgrund versehen, in der Mitte Christus am Kreuz in Applikation und mit
engem Plattstich bedeckt.
Glocken. Die grösste 1,20 m hoch von i434. Inschrift: maria. mccccxxxiiii.
CUM SONG LONGE JHESUS NAZARENUS REX JUDEORUM MARTINI PRECIBUS FUGAX GENUS
OMNE MALORUM.
Die zweite von i434 mit der Inschrift: Quos voce, salva, rege; mala dum
SONO QUEQUE PRECANTE WILBRORDO PELLE PIE CRISTE JHESU NAZARENE. MARIA.
MCCCCXXXIIII.
Die dritte von i5o8 mit der Inschrift: anno domini mv^viil jesus maria
JOANNES.
Im PFARR HAUSE. Gemälde: Triptychon von Holz, gutes niederlän-
disches Werk vom J. i596, in der Mitte Christus am Kreuz zwischen Maria und
Johannes vor dunkelem landschaftlichen Hintergrund, auf den Flügeln der Donator mit
dem h. Franziskus, seine Gattin mit der h. Katharina. Inschrift auf dem Holzrahmen:
A. l596 DIE 22. OCT. GEHT CLARISSIMUS CONSULTISSIMUSQUE VIR MR. FRANCISCUS
VAN NESSE HARLEMENS. J. V. L. ET IN SENATU HOLLANDIAE PHILIPPI CATHOLICI REGIS
QUONDAM CAUSARUM REVISOR, CUIUS ANIMA REQUIESCAT IN SANCTA FACE.
Grosses Porträtstück, lebensgross, Kniefiguren, darstellend zwei alte Frauen
und zwei Männer zu Tisch sitzend, in scharfer Charakteristik, vom J. i692. Inschrift:
CONVIVIUM FRATRUM ET SORORUM lUBILATORUM DEPICTUM A. l692. EMERICUS KRIET,
PETRONELLA KRIET, THOMAS KRIET, LEIDE EBBEN.
EVANGELISCHE KIRCHE. Dederich S. 462. — Wassenberg p. 261.
— V. Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 248.
Handschriftl. Qu. Im Archiv der evangelischen Gemeinde: Kort verhaal
van den aanvang en verderen bloy onser Emmeriksche gereformeerde gemeente.
Alles uit oude gedenkschriften en boeken byeen gezamelt, Handschrift um i73o. Vgl.
W. Vielhaber i. d. Theologischen Arbeiten a. d. Rheinisch -Wissenschaftl. Prediger-
verein VII, S. 9i. — Protokollbücher von i574 an.
Eine reformierte Gemeinde wird zuerst i574 erwähnt. Die neue Kirche wurde
im J. i697 begonnen- und den i4. April i7i5 eingeweiht (Dederich S. 467). Der
Architekt war Arnold van der Leen,
Die Kirche ist ein schwerfälliger Backsteinbau auf quadratischer Grundlage mit
wenig vorspringenden Risaliten, schlichten, holzverkleideten flachen Giebeln und einem
achtseitigen Dachreiter mit hölzernem offenen Gockenstuhl und geschieferter Haube
über der Vierung. Im Inneren sind durch zwei freistehende vierseitige ungegliederte
Pfeiler zwei mit Gratgewölben überspannte quadratische niedrige Kapellen in den
Ecken abgetrennt, deren Gurte auf einfachen Kämpfern ruhen. Die grossen in zwei
Reihen gestellten Fenster der Aussenmauern sind nach innen leicht ausgeschrägt.
Die Decke wird durch zwei ineinandergeschobene Tonnengewölbe von Bretterver-
schalung gebildet Nur der gut profilierte stark betonte Architrav verleiht dem Ab-
schluss der Wände einige Wirkung.
Kanzel, frei in der Mitte stehend mit geschnitztem durchbrochenen Geländer
und wirkungsvollem Schalldeckel, messingener Pulthalter und zwei drehbare Leuchter.
Grosser holländischer Messingkronleuchter, um i7oo, eines der grössten
bekannten Exemplare mit drei Reihen von je acht Armen. Drei kleinere ebensolche
mit doppelköpfigem Adler.
MQnster.
kirche
Glocken
Pfarrhiius
Gemälde
Evang el.
Kirche
HandschriftL
Quellen
Geschichte
Beschreibung
Kanxel
Kronleuchter
5i
*•
52 KREIS REES
Evangei. InschriftcTi am Architrav: anno domini mdcxcvii ex senioribus curatores
Inschriften HUIUS OPERIS FUERUNT: JACOBUS MULLER J. U. D. ET CONSUL, HENRICUS KNOPS, GYS-
BERTUS SMITH. ARCHITECTUS ARNOLDUS VAN DER LEEN. — ANNO MDCXCVII PASTORES
ECCLESIAE REFORMATAE EMB. CURATORES HUIUS OPERIS FUERUNT JOH. MARTINUS
CRAMER ET JACOBUS TRIBOLER.
Schifferbank Schiffcrbank im Ostteile, an der Rücklehne blühender Baum in rundem
Schild, von i7i5, auf der Lehne als Abschluss eine hölzerne Arche Noßh, darüber
reichverzierter schmiedeeiserner zweiarmiger Rokokoleuchter mit meisterhaft durch-
geführten fein gearbeiteten Ranken, inschriftlich vom J. i773.
Pcsihaus PESTHAUS (Dederich S. 38o), 1606 in der Nähe des alten, i576 errichteten
Pesthauses Bellen horststrasse Nr. 49 erbaut, mit hübschem Renaissance -Sandsteinsturz
und der Inschrift: limodochium scholae embric. hac domo auctum a. d. 1606.
Armenhäuser Von den ARMENHÄUSERN, deren Emmerich durch fromme Stiftungen
eine ganze Fülle besass (genaue Aufzählung bei Dederich S. 362 ff.), sind noch eine
Reihe erhalten, schlichte einstöckige Bauten mit Inschriften. Dife Vurdenschen Häuser
(Neuer Steinweg 3i3) tragen die Inschrift: dese armenhuiser, van her wilhem
VAN VURDEN ANNO l525 GESTIFT ENDE FUNDIRT, SYN ANNO l6o7 WEDERUMB REPA-
RIRT ENDE VERNIET WORDEN.
Augustines.en. AUGUSTIN ESSEN KON VENT S. AGNES. Wassenberg p. i59. —
Merbeck S. loi. — Dederich S. 239.
Quellen Handschriftl. Qu. Im Besitz des Herrn Ferdinand van Rossum: Chronik
des Klosters, i5o3 vollendet, bezeichnet: Dat leven ende wanderinghe der eerwer-
digher goddienstichgher susteren toe Embrich van sente Agniten cloester, welch cloester
ghesticht en ghefondiert is int jaer ons heren MCCCC en XIX. Herausgegeben von
B. Liesen: Zur Klostergeschichte Emmerichs: Beilage zum Osterprogramm des Kgl.
Gymnasiums zu Emmerich i89i. Über Akten im Staatsarchiv zu Düsseldorf vgl. Ilgen,
Rhein. Archiv S. 74.
Der im J. i4i9 gestiftete, i46i der Regel des h. Augustinus, i475 der 3. Regel
des h. Franziskus unterstellte, 18 il aufgehobene Konvent war der grösste der Stadt
und bestand aus zwölf grossen Gebäuden. Im J. 1820 abgebrochen; der Platz, auf
dem er stand, heisst der Nonnenplatz.
Kreuzherren. KREUZ H ERRENKLOST ER. C. R. Hermans, Annales canon. regul. s.
Icloster
Augustini ord. s. crucis, Herzogenbusch i858, II, S. 39o, 39i; III, S. 162, i94, 6i5. —
Wassenberg p. 180. — Merbeck p. 112. — Ann. h. V. N. IX, S. 3oi. — Dederich
S. 3o7 ausführlich. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 3o7. Errichtet im J. i478 durch
Heinrich Sessinck (Düsseldorf, Staatsarchiv, S. Martin, Urk. 446. — Lacomblet, U B.
IV, Nr. 4oi), die Kapelle im J. i482 erbaut, i483 das Kloster. Die Kirche i83i ab-
gebrochen. In dem unter dem Prior Heinrich Gissens i789 gebauten neuen Flügel
des Klosters befindet sich jetzt das Amtsgericht.
Kloster KLOSTER MARIENKAMP. Wassenberg p. i99. — Merbeck p. 122.
— Dederich S. 242. — Programm des Emmericher Gymnasiums i848, S. 5o. Über
Urkunden im Staatsarchiv zu Düsseldorf vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 74.
Im J. i475 gestiftet (Ecke der Baustrasse und Paterstege, an der Stelle des Kon-
viktgebäudes), im J. i6o7 dem Jesuitenkollegium abgetreten, 18 18 abgebrochen. Die
Jesuitenschule war i592 gegründet worden (Dederich S. 4o7, 5o3). Handschriftliche
Quellen zur Geschichte der Jesuiten in Emmerich bieten Cod. A. i55 des Staatsarchivs
zu Düsseldorf, Memoriale benefactorum i592 — 1642 und Cod. Boruss. hist. 4®, 21 der
Kgl. Bibliothek zu Berlin: Teschenmacher, Ann. eccles. reformat. Cliviae p. 792.
52
STADTMAUERN. Im J. i233 war Emmerich zur Reichsstadt erhoben worden Si.
(Lacomblet, üb. II, Nr. i9l}, noch im selben Jahr begann die Einschliessung der *
Stadt durch Mauern, die bis i237 dauerte (Sloet, Oork. Nr. 608. — Lacomblet,
U B. II, Nr. 227. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI, S. 100). Auf der Landseite
standen drei Thore, das Steinthor, Lowenthor und Wasserthor (Dederich S. 86},
1247 wurden neue Gräben angelegt, i3S3 wird die Steinpforte (Düsseldorf, Staats-
archiv, S. Martin, Urk. 7i), i389 die Wehrpforte zuerst genannt (Düsseldorf, Staats-
archiv, Cod. A. 8).
Nach den vergebUchen Belagerungen im J. iSi9 und iSai durch Herzog Karl Vei
wurden die Werke 1 534 verstärkt (Dederich S.3i6. — Nijhoff, Ged.VI, III, Nr. i773:
graven ind wallen gemaickt, van der Steenpoirte äff wes ain die Vallop, ind idt meeyste
deel van eenen stenen bolwcrck ain der Stcynpoirten, ind een gantze steen bolwerck
ain die Leuwpoirten gemaickt, haemeyen dair buyten gehangen, dairtoe moelen). Vgl.
auch A. VAN SUCHTENHOBST, Geldersse geschiedenisse p. 42o: . . . hameyboomen met
yzere beuten ende dwarsse houten. In den J. i598 und iS99 hatte die Stadt durch
die Spanier zu leiden, i6l4 wurde sie von Moritz von Nassau besetzt (Wassenberg
p. 245) und neu befestigt. Er legte acht Bollwerke an, das Rheinthor-, Steinthor-,
Oranien-, Nassau-, Löwenthor-, Blasbalg-, Landwehr- und Wasserthor -Bollwerk,
dazwischen Ravelins, oberhalb der Stadt eine Redoute, gegeiiüber auf dem linken
Rheinufer das Fort Oranien, das schon i665 von den Generalstaaten geschleift ward.
Im J. i672 verstärkt, i794 durch Vandamme bombardiert.
Nördlich von der Münsterkirche setzt sich die Stadtmauer an der Nordwestecke
des Westschiffes fort in der Höhe von 7 — 8 m. Nach 55 Schritt ein nach innen offener,
mit einer leichten Vorkragung versehener Halbrundturm, daneben in der Richtung nach
Süden ein versetztes nmdbogiges Portal. Um sS Schritt südlich von der Sakristei ein
viereckiger Vorsprung, der ehemals einen Turm trug (hinter der Dechantei). Die Stadt-
mauer nach dem Rhein zu ist allenthalben von Hausern durchbrochen, die zum Teil
auf der Mauer errichtet sind. Ein Turm ist nur noch erhalten in dem Hause Am
53
54
KREIS REES
Christophs
thor
Alte Thore
Burg
Stadtmauern Rhein 77o ®/^, dreistöckig, von Backsteinen, mit zierlichem durcheinandergeschobenen
Rundbogenfries unter dem Dach. Der Stumpf eines ehemaligen Halbturmes in dem
Hause des Herrn Lancelle (Am Rhein 7 7 1 ) mit der verwitterten Jahreszahl 1 4 1 4. An
der Nordseite ist die Stadtmauer in dürftigen Resten und in einer sehr geringen Höhe
(3 m) mit inneren schmalen Streben erhalten.
Das CHRISTOPHSTHOR enthält an der Innenseite in einer Blende ein
Überlebensgrosses, neu polychromiertes vortreffliches Steinbild des h. Christophorus
vom Anfang des i6.Jh. Der Heilige, mit der Rechten auf einen Stamm gestützt,
die Linke eingestemmt, auf der linken Schulter das Kind, schreitet mühsam aufrecht,
unter seinen linken Arm hält er ein Männchen festgedrückt, ein zweites in der Gürtel-
tasche. Gut durchgearbeiteter Kopf mit auf starke Schattenwirkung berechneter Be-
handlung von Haar und Bart
Eine Vorstellung der Jossen Emmericher Aussenthore geben die Stiche Paul
van Lienders nach den Zeichnungen J. de Beijers im Verheerlykt Kleefschland, Taf. 35,
I, 2. Die Steen Poort wie die Leeuw Poort (Fig. 24) bestehen hier aus einem mittel-
alterlichen Doppel thor, einem viereckigen Backsteinturm mit achtseitigen Eck türmchen
und einem äusseren Thor von zwei achtseitigen Türmchen. Vor dieser Befestigung
liegt ein neues, von Moritz von Nassau im Halbrund errichtetes Thor.
BURG (Dederich S. i3o, 344). Im J. i355 stellt Reinold III. von Geldern
dem Grafen Johann von Kleve anheim, ,eene borg doen tymberen an dye stat van
Emberike' (Lacomblet, U B. III, Nr. 543). Im J. i37o ist der Bau vollendet (La-
comblet, U B. III, Nr. 7i6, 1002. — Nijhoff, Ged. II, Nr. i72). Der einzige Rest
der Burg ist der grosse viereckige Turm des jetzigen Postgebäudes.
RATHAUS (Dederich S. i87, 347), unter Herzog Adolf erbaut, einst mit
vielen Statuen verziert und mit hohem Türmchen. Im Ratssaale befand sich eine
Tafel mit den auch sonst vorkommenden Versen (Wassenberg p. 243. — Die In-
schrift mit einigen Abweichungen auch Berlin, Kgl. BibL, Cod. Boruss. 4°, 201, Bl. 32*>):
Die eyn Stadt sullen regieren
sullen dese punten hantieren,
eyndrechtich sijn met trouwen
gemeyn urbaer aenschouwen,
oer vryheyt niet laeten breecken,
om gemeyn urbaer duck spreecken,
die Stadt bevelen den vroden,
gemeyn gelt naw hoeden,
en keyren ter meister baten,
toe vrienden halden die omsaten,
dat recht halden alle gelijck,
wall den armen als den rijck,
vast te halden oer Statuten,
en den quaden werpen uten.
getru sijn oeren herren,
Dit sijn der alder wijser leeren,
waer eyn gebryckt van desen,
daer steet die Stadt in vreesen.
Diligite iustitiam vos qui iudicatis terram.
Sapient. L Anno 1 5 64.
Rathaus
Inschrift
54
54 KRKIS RLES
Stadtmauern."-'., " ' ' ,. «Irci •■'."... v<ni ßüi kstiriiien, mit zirrluht'm (lui "
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• • ' •: • •' ''iiiaut-r »n thirftiL,'» ii Kr.^ioh Liiiil in clw •
■■ i' ii ' -1.1'! 'f n t:'\\ ilt^-ii.
Christophs. .. * "' ^Tlh'R cntl-.'jjt ;in d«-: Iniicuscit» .•
i'' 1 iitiii '. i'.rt »I« ^ k.'v "ht'-n auf cii>
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li* A.Tiii liii'l «T ';'M Axciiiii 'i- ■« ■••N'^.rJri-' kt, ein / .
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Alte Thore *. • : '"'Üuni: ^' i :>' . »-^srii Kiniiirri- I.« i "^ ':>-' iitliorr << ;
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■ • . ! >..|)|whL(,r •• •?; ' Mf»- .' ii;(.'n 1\.« . ■• ' ? rni mit aiht
• .. « 1 . a; ctu^x r'*n i •• ^ •. /w.i a«Kl.J'. »• '» '.i-'m« licu. \ .
'1 ncuos, v(«n ^' ":*• ' .1 X. ^^au u» I' i f an^ t'rrirhtclo
Burg l:l R(; (PU'!K. . -.,'iv...3U Ii.i \.^]:> vtMlt'Rcii.:
••"! ^ »r.ifrii Ti'h;'!- ><j. f\!<\«- air'iH ?'i^ .*•• j '• !-• ri: ([«mh tvmln'
■ rik--' 'L\'< •';*5 ( . ' [!.. M^ \r. ^4^» *"• ). k^To i>t d'T
»T'i, r 1'. iM. X:. ; ':, \ >n2 S-\\: '• ;• < Jrd II Xr. l7.*'
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Rathaus K A 1 H A l *> i 1 >i r)1 i* ... .1 S. ' ^7, ,^ - 'i a'-t-T Il.TZ«>g Ad«"."
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Inschrift . * i lüit d'h .i\\' U ^ >' M V «r' ' )!ni\ •,..!• ?• \' : :i iWAS^KNr.)
v ' • ^t ll ^* v':> :\-'n :V \' :- liuiiizt 11 ara ^ V> v\ \. K\:l I>i'.>l.. C'ud. l'nr .-
'i "••■ti dl'*-«' :•'• \l. n i ..j/:' ^' p,
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! '. - ;. T.t« i tr» ' . ' «Ml
, 'j. ..■ \:i M'' a» i a« i.m ii. n\\vt n,
* 1« vi iijf * 'a* J '.j lyrri • i^'.ri.
• i 1'': b« VC- n d<. n m- ■ b^n,
i i .' ' !• «l(;it Il«i\V llOi' 1 1;,
c-i t.^-' :' ii ter mci^t«;r i>a*« n,
t- •« \ ' MMi'^n haldcn tlir Minsaten.
•b.i • . b.ilden alle ;;' Ijj' i^.
*. ■ .' Ti Tincii als den r";( k,
.-J Tr :-.'<i-n tax* statutrn,
' a n i{uadri\ v,r'-p**n i:t«.!i.
_:• '• '.• •'Ml <)iTcn li'Tn n,
! '.' -. \ d' T ald ^i v\ijs<.,r Ic^Tcn,
V.. ♦ ->»: >;« bf \ kt van dr-'n,
'i.'« •■ ^i- (^t d.»: siadt in vre. --rn.
I*:'!uJU* iuMititun vds qui iiidü lU*^ fern.ni.
>ap'5'rn. . . Ann«) iS«'» 4.
54
EMMERICH 55
Im Sitzungssaal Gemälde (Taf. II), Hok, darstellend sechs klevische Herzöge
nach älteren Originalen, die genau kopiert sind. Genau das gleiche Bild wie im Rat-
hause zu Kleve (Kunstdenkmaler d. Kr. Kleve S. Ii6) und zu Rees, besser erhalten
als das erste, besonders der Hintergrund: die Stadt Kleve mit dem Schloss. Dar-
gestellt sind: Adolphus Victoriosus, Johannes I. Betlicosus, Johannes II. Duk Cliviae,
Johannes III. Dux Cliviae, Wiihelmus Dux Cliviae, Johannes Wilhelmus Dux Cliviae.
Es sind wahrscheinlich Kopien der ursprünglich im Klever Schloss bewahrten gleich-
zeitigen Portrats {BuGGENHAGEN, Nachrichten tiber die zu Kleve gesammelten Alter-
tümer S. 4i).
Gemälde, die Stadt darstellend, Leinwand i,83xi,ozm, vom Rhein aus. Die
Befestigung ziemlich gut erhalten, die alte Schule neben der Münsterkircbe wie auf
dem Stich von i647.
Portrat des Grossen Kurfürsten, Wiederholung des im Klever Rathause be-
findlichen {Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 1 17). Der Kurfürst steht ganz gerüstet, die
Linke in die Seite gestemmt, die Rechte mit dem Marschallsstab auf den Krönungs-
mantel gestützt. Im Hintergrund Feldlager.
SS
56
KREIS REES
Grosses allegorisches Gemälde der gleichen Zeit, koloristisch bedeutende
Leistung. Dargestellt die Massigkeit und die Gerechtigkeit in zwei schönen lebens-
grossen Frauengestalten en face. Unterschrift: convenimus ambae.
DIE BARONIE (Fig. iS. — Dederich S. 349), so genannt nach dem Baron
von Droste -V ischering, der sie am Ende des l7. Jh. kaufte, ursprünglich im Besitz
der Herren von Hoen und von Dorth, 1822 im Besitz der Aldegundis- und Martini-
kirche; der jetzige Besitzer ist Herr Hessling. Das zu Beginn des 16. Jh. in seiner
gegenwärtigen Gestalt errichtete Haus giebt eine Vorstellung von den untergegangenen
Emmericher Burgen, dem Haus von Aswijn, der Burg der Herren von Rijswijk und
der Zwaluwenburg. Der malerische Bau (Baustrasse 38) liegt völlig frei zwischen
Garten und der Stadtmauer und besteht aus einem langen zweistöckigen Backstein-
trakt mit geschwungenem Giebel und kleinen Klötzchen frieaen und zwei kleinen ein-
stöckigen Anbauten mit at^elreppten
Giebeln.
Nach der Strasse zu liegt ein ein-
stöckiger Vorbau ( Baustrasse 3 9) mit
einem durch einen flachen Bogen abge-
schlossenen Durchgang und der Jahres-
zahl 1662.
HOF VON HOLLAND (Fig. 27),
machtiger Backsteinbau vom J. 16S0, vier-
stöckig, mit zwei Stockwerken in dem
sechsmal abgetreppten Giebel, der sich
imponierend dem Markt zuwendet Por-
tal mit Renaissance-Hausteineinfassung,
flankiert von zwei hockenden Löwen als
Schildhaltem. Inschrift ano i65o in
Eisenankem. Ein entsprechender Giebel
in Ziegelrohbau nach dem Rhein zu.
Jetzige Besitzerin Frau Witwe Kreunen.
ALTE STADTWAGE(Altenmarkt
445) mit einer skulptierten Wage, den
Eimern des Stadtwappens und der In-
schrift: A. D. i548. Besitzer HerrW. Th.
Hövelmann.
Dem i6.Jh. gehören noch eine grössere Reihe malerischer BACKSTEIN-
HÄUSER an, von schwerfälligen, etwas gedrückten Verhältnissen, meist mit grossem
Hausflur und abgetreppten Giebeln. So Kirchstrasse 348, der Giebel viermal ab-
getreppt mit durchlaufenden Lisenen und übereck gestellten Pfeilerchen, Gasthaus-
strasse 555, 724, 745, 747.
Unter den RENAISSANCEBAUTEN vom Ende des 16. und Anfang des
i7. Jh. sind vor allem drei hervorzuheben. Das Löwenstein sehe Haus in der Stein-
strasse Nr. 76o mit siebenmal abgetreppten Giebeln und zwei dem Satteldach vor-
tretenden Ziergiebeln mit geschweifter Hauste in ein fassung, das ganze ein machtiger,
in der Strasse in seiner Wirkung unterdrückter Bau. Das Portal i79o erneut Sodann
Neuer Steinweg 339 mit dem der ölstrasse zugekehrtem einfacheren Renaissancegiebel
in verwitterter geschwungener Sandsteineinfassung (Abb. Westdeutsches Gewerbeblatt I,
S. 779). Endlich das Haus Am Rhein 7717« mit prächtigem Renaissancegiebel, der
56
EUUERICH 57
Oberstock gegliedert durch vier Pilaster, die mittleren mit jonischen Kapitalen, die
äusseren auf Konsolen mit Köpfen ruhend. Der fein abgestufte, künstlerisch durch-
geführte Aufsatz zeigt in dem oberen Medaillon einen grossen skulptierten Kopf.
LANDWEHREN. Das Emmericher Gebiet wird im engeren und weiteren l
Umkreis von Landwehren umschlossen, die samtlich erst dem Mittelalter entstammen.
Die Landwehr von Klein - Netterden bis Meghelen bildete die Bezirltsgrenze des
Amtes in der Hetter. In der ,Paiinge tho unde ind amptz in der Hetter* vom J. i542
(Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i7o) genau beschrieben. Zuerst genannt in
einer Urkunde von i37o (Ar-
chiv zu Hueth, Fase. B. 3o. ,'^ ^
— Ann, h, V. N. XL S. 160, ' — -_J:^.^ "^^^
Anm. 1). A. TiBUS, Der Gau ., -.' _-^7^'^~"^^^ r}
Leomerike S. 43 erklart den ^>_' ' i'' ^^ i€
Ausdruck ,in hengemunde' in - —- ■- ■ ' ^ -er _
der Urkunde von \^^^ bei
Sloet, Oork. Nr. 6z9 Rlr
Grenz wall (aus haga und
mundi), der den Gau Leo-
merike und das fränkische
Hamaland von dem Herzog-
tum Ripuarien trennte. ,In
hengemunde' ist aber ein
Schreibfehler Sloets für ,et
hengemunde' (richtig bei La-
COMBLET, U B. II, Nr. 266
und in der alten Abschrift
in Emmerich, Archiv von
S. Martin) — hengemunde
heisst hier nur Erbschaft
(Bischof OtloIII. von Ut-
recht verleiht den Erbschafls-
zehnten in Netterden). Die
Östt. Grenze des Amtes (auf
der Schneider sehen Karte
nicht angegeben) wurdedurch
die ,tote Lander* von Esser- Fic. 3?. Kninnicb. Hof von Hoiknd.
den gebildet (J. J. Sluyter
i. Nrh. G. i879, S. i3; 1880,
S. 43; i884, S. 10). , Sie beginnt bei dem Rees zunächst liegenden Haus der Bauer-
schaft Esserden ,am Donk', in Gestalt eines Wasserweges, der die Rees - Emmerich er
Landstrasse begrenzt, am Wege von Rees nach Millingen sich nach links wendet und
sich schliesslich mit dem aus dem .schmalen Meere' kommenden Wasserwege vereinigt,
um mit demselben zusammen in das Millinger Meer zu gehen. Die ,tote Lander' war
von i4iS — 1459 die Grenze des Reeser Pfarrbezirkes, ist jetzt noch ungefähr die
Grenze der Bürgermeisterei Rees, bildete die Grenze zwischen Amt Aspel und Amt
Hetter und zwischen den Deichschauen Rees und Oberhetter. Die kleineren zwischen
Rees und Emmerich gelegenen Landwehren sind überhaupt erst im l7.Jh. gezogene
Weidegrenzen (Düsseldorf, Staatsarchiv, Kopiar ß. 186, Urk. des i7.Jh.: dese graefl"
57
58
KREIS REES
Landwehr nach
s' Heerenberg
Landwehr
Adolphs L
Landwehren hor langhs mct de jonge dorne hegge en prellingen . . . dese graeflf heeft een jonge
hegge en prellingen, maer geen aerdwalle).
Zwischen dem Emmericher Gebiete und dem Territorium der Herren von dem
Berge zog sich eine Landwehr hin, die noch in dem Abwässerungsgraben zwischen
dem Klosterberge und dem Bremerschen Wege, vom alten s'Heerenbergischen Wege
bis zur neuen s'Heerenberger Landstrasse zwischen der sogen. Nollenburg und dem
van Nossum sehen Hause erhalten ist. Sie fand ihre Fortsetzung von der Baal sehen
Mühle nach der Löwenmühle vor dem Löwenthor und hinter dem ehemaligen Nieren-
berge nach der grossen Landwehr (Lander). Vgl. Dederich S. 88. Dieser Graben,
fossatum Embricense, wird schon I237 genannt (Urk. bei Wassenberg p. 5i, 253. —
Ann. h. V. N. XI, S. 89), er wird i4i7 wieder erwähnt und endlich i534 verstärkt
(NijHOFF, Ged. VI, III, Nr. i773. — Lacomblet, U B. IV, Nr. 533). Von Tibus
(Alter der Kirchen von Emmerich S. 5o) kaum richtig als der Stadtgraben gedeutet.
Eine zweite Landwehr hatte Herzog Adolph von Kleve errichtet, die einen
Teil des grossartigen Befestigungssystemes bildete, mit dem er sein Land umgab (Gert
VAN DER Schuren ed. Schölten S. i37. — Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 120).
Im J. i4i7 trifft Lieff von Stutwick mit Emmerich einen Vergleich wegen des Zuges
und der Unterhaltung des Landwehrgrabens (Stadtarchiv, Urk. 68), i435 schliesst die
Stadt mit Wilhelm van der Leeke, Herrn ten Berge einen Vertrag über die Unter-
haltung der Landwehr an der Holtsteege (Stadtarchiv, Urk. 84 von i437 mit wört-
licher Einrückung der älteren). Herzog Adolf beurkundet i439 einen neuen Vergleich
zwischen Stadt und Junker Wilhelm von der Berge -Bylant über Graben und Reinigen
der Landwehr, das auf demselben stehende Holz, sowie Errichtung und Unterhaltung
von Notbrücken (Stadtarchiv, Urk. 92, 93; Urk. i3o von i469). In einer Urkunde vom
J. i49o (Stadtarchiv, Urk. i44) wird diese Landwehr ausdrücklich ,des Herzogs Schlag*
genannt — zwischen der Riet und der herzoglichen Landwehr wird in diesem Jahr
eine dritte Landwehr und Gracht genannt. Der von Netterden bis Emmerich durch
Herzog Adolf gezogene Kanal ,die Lander* (Landwehr) genannt, vertilgte die Vallog-
schen Sümpfe und bereitete die grosse Fruchtbarkeit des Hetterdistriktes vor (Wassen-
berg p. io3. — Dederich, Geschichte der Römer und Deutschen S. 10).
EMPEL.
Haus Empel
Geschichte
HAUS EMPEL. Sluyter, Haus Empel: Sonntagsbeilage zur Rhein. -Westfäl.
Volkszeitung i89o, Nr. 10 — 17.
Als ältester Besitzer des Hauses erscheint der Ritter Bemard von Rees im J. i24o
(Köln, Stadtarchiv, Mus. Alfterianum LXVH, fol. i67. — Mooren i. d. Ann. h. V. N.
Xin, S. 27o), 1256 wird es als Emple genannt (Lacomblet, U B. H, Nr. 425), im
folgenden Jahrhundert besitzen es die Herren von Hönnepel; Lutzo von Hönnepel
stiftet i339 in der Kapelle zu Empel eine Vikarie (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Rees
108). Im J. i349 und i356 erkennt Rutger von Hönnepel die Burg zils Offenhaus
und Lehen des Kölner Erzstiftes an (Lacomblet, U B. IH, Nr. 474, 563). Sara von
Hönnepel, die Tochter Rutgers und der Elisabet von Hetterscheid bringt i48i das
Schloss an ihren Gatten Heinrich von Diepenbroick, das Geschlecht heisst seitdem
auch von der Impel oder von Empel (Niederrhein. Volksbote i85i, Nr. 24). Im
J. i598 wurde von den Spaniern der Vorhof niedergebrannt und das Schloss ausge-
58
L
EUPEL 59
plündert (Publikationen aus dem Königl. Preuss. Staatsarchiv XXXIII, II, S. ao8. — '
J. D. V. Steinen, WestphaJ. Gesch. I, S. 544. — Beig. Zs. XXIV, S. a3). In der Mitte
des i8.Jh. verkauft der Reichsgraf Friedrich v. Grondsfeld und Diepenbroick Empel
an Christoph Ludwig v. Seckendorf; es folgen als Besitzer die von Meier, von Oppeln,
von Raesfeld, seit l83o die Familie von Weiler. Der jetzige Besitzer ist Herr Ober-
förster Eduard von Weiler.
Der , Heidenturm' zu Empel wurde vor 1826 abgebrochen, er erhob sich auf
einem Pfahlrost in vier Stockwerken in der Höhe von 100 Fuss, die drei unteren
Geschosse waren gewölbt, das obere hiess der Heidentempel, in der Mauerstärke eine
Treppe. Der Bau war entschieden nicht römisch, sondern eine frühmittelalterliche
Fig. 18. H*iu Enpal. Pcitul.
Anlage (Bird, Über die Bedeutung der Gegend des Niederrheins, Wesel 1826, S. 65.
— Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i4S).
Dem alten Bau gehört noch ein runder Backsteinlurm mit sechsseitigem Pyra-
midendach an, der nördlich an den Haupttrakt stösst; in der westlichen Verlängerung
zeigt sich von diesem ein Mauerrest. Der aus zwei rechtwinkelig an ei na nders lossenden
Flügeln bestehende zweistöckige Hauptbau ist rS7o umgebaut worden; er zeigt nach
dem Hofe einen starken Architrav mit Zahnschnitt. In der Ecke ist nach dem Hofe
zu ein prachtiger Renaissanceerker (Fig. 29) vom J. i57o angebaut, dreiteilig mit
kandierten Pilastem, am oberen und unteren Ende mit Masken, auf reich verzierten
Trägem; der musch eiförmige Aufsatz gestützt durch zwei Faune mit Bocksfüssen.
Inschrift: anno domini iS7o. übet got deinen Hern über alles, und deinen
NEHESTEN ALS DICH SELBS.
59
6o KREIS REES
1 Im J. 1 7oo erhielt der Schlosshof einen neuen Abschluss (Fig. aS) durch eine
geschweifte Mauer, die mit dem östlichen runden Backsteinturm in Verbindung ge-
setzt ward. Auf der Brüstung je sechs Büsten römischer Imperatoren, feiste runde
Köpfe. Das wirkungsvolle Portal fassen zwei hohe bossierte Pfeiler ein, die von zwei
sitzenden Minerven gekrönt werden, hässliche Figuren mit groben Köpfen. Dem
#
Fig. 29. Hiui Empil vom Hofe iiu.
Portal gegenüber ein zweites Halbrund, in das die alte Lindenallee einmündet, die
von einem vorderen Rondel direkt auf das Thor zuführt.
Zwei grössere von demselben Bildhauer gefertigte Skulpturen, ehemals in Empel
aufgestellt, ein Krieger zu Ross und eine vom Pferde sinkende Amazone befinden
sich jetzt im Schlosshof zu Anholt. Es sind sehr dürftige Wiederholungen der Gruppen
im Falazzo Famese in Rom.
60
HAFFEN
6l
HAUS GROIN. Bröring i. Ann. h. V. N. XI, S. i59. — Sluyter, Haus Haut Groin
Groin: Niederrh. Volksbote 1 886, XXXVH, Nr. 26. — Ders. i. Nrh. G. i879, S. i33;
1880, S. 5, i3, 21.
Als ältester Besitzer erscheint i44o Theodoricus von Groin (Anniversar des Geschichte
Kreuzherrenklosters Marienfrede bei Dingden). Auf Elisabet von Hönnepel, gen. Impel,
Erbin zu Groin, t i579, folgen die von Eickell und von Diepenbroick. Im J. i598
durch die Spanier geplündert (Berg. Zs. XXIV, S. 23). Nach einer Mitteilung von
Gerhard Johann von Eickell, Herrn zu Groin und Eyll vom J. 1 663 (Rees, Stadtarchiv),
hatte Groin damals 1 5o Jahre unbewohnt gestanden, es wurde durch Johann Hermann
Freiherm von Diepenbroick, t i694, abgebrochen. Auf einer Flurkarte vom J. i574, Untergang
im Besitz des Herrn Sylvester Festen im Pannofen bei Rees, ist Groia abgebildet als
langes zweistöckiges Gebäude mit zwei gothischen Seitengiebeln, in der Mitte ein
runder Turm, der Wirtschaftshof und der Thorbau abgetrennt und von Gräben umgeben.
Die Gemeinde Groin grenzt nach Norden an die Gemeinde Huri, von welcher Landwehr
sie durch die das Bett des ehemaligen Rheinstromes durchziehenden Aspel - Empeler
Landwehr getrennt wird.
HAFFEN.
Römische
Funde
Kathol.
Pfarrkirche
Gctchichte
RÖMISCHE FUNDE. Bei dem Meckenhof, eine Viertelstunde von der
Kirche, wurden in den zwanziger Jahren Urnen, Thränenkrüge und Münzen gefunden
(Fiedler, Römische Denkmäler S. 112. — Bird, Bedeutsamkeit des Niederrheins
S.62. — B. J. XXXVI, S.84. — Nrh. G. 1880, Nr. 22). Die Strasse von Haffen nach
Wesel hiess noch i58o ,Heerstrait*.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Lamberti m.). Fundationen
der Kirche: Nrh. G. 1880, S. i4i; 1882, S. i34. — J. J. Sluyter, Das verschwundene
Renen: Nrh. G. 1 883, S. 25, 33. — Ders. i. d. Rheinisch -Westfälischen Volkszeitung,
Unterhaltungsbeilage 1888, Nr. 11.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Gute Pfarrchronik, i842 von Wilhelm
Cruse geschrieben. — 11 Perg.-Urk. von i594 an.
Der Ort wird io3i zuerst als Hafti genannt (Falcke, Trad. Corb. p. 458). Die
ursprüngliche Pfarre war Reinen, Reenen, Reene (Binterim u. Mooren, E. K. I,
S. 1 94), das von den Fluten des Rheines allmählich weggespült ward (Tibus, Grün-
dungsgeschich te S. 210, von der der , Kirchenkamp* noch erhalten ist). Im J. 1229
und 1246 wird sie im Besitz des Stiftes Xanten erwähnt (Binterim u. Mooren, D. C.
I, S. i99, 227. — Bröring i. Ann. h. V. N. XI, S. i54, 162). Im J. i452 wird die
Kirche von Renen zum letzten Male erwähnt; die Pfarrkirche zu Haffen muss aber
schon vor dieser Zeit erbaut sein, denn in einer Urkunde vom J. i446 wechseln die
Ausdrücke ,Pfarre Haffen' und ,Pfarre Renen'. Von i63o — 1633 war sie vorübergehend
von den Protestanten eingenommen (Chronik Johann Düsseldorfs im Stiftsarchiv
zu Xanten. — v. Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 2i5. — E. Demmer, Geschichte
der Reformation S. Si).
Schlichter zweischiffiger Bau, 2 2,5o m lang, 12,25 m breit, von Backstein, mit Beschreibung
dreistöckigem, im zweiten und dritten Stock mit grossen spitzbogigen Blenden ver-
zierten Turm. Im Inneren zwei polygonale Pfeiler mit abgefassten Kanten und
Diensten nach N und S, denen an den Aussenmauem ebensolche Dreiviertelssäulchen
61
63
KREIS REES
KithoL entsprechen. Polygonale Kapitalchen, Horizontallisenen unter den einachsigen Fenstern,
skulptierte Schlufssteine, das nördliche Seitenschiff halb so hoch wie das Mittelschiff.
Tiufiian Taufstein, altes sechsseitiges Becken des iS.jh., der Fuss neu.
skuipLur Gute neu polychrom ierte Figur der Maria Magdalena, um iSzo, aus der
Schule von Kaikar,
wiadgemäMc Wandgemälde (Fig.3ou.3i) an den Scheidemauem, vom Anfang des iS.Jh.,
18S2 entdeckt, l856 vom Maler BüchUmann modernisiert (Sluyter i. Niederrh. Volks-
bolen i856, Nr. 3i). Der Charakter des iS.Jh. ist durch die Restauration verloren,
nur in Haltung und Bewegung hewahrt. Dargestellt die zwölf Apostel mit ihren
Symbolen in lebensgrossen Einzelfiguren von grosser Vornehmheit mit bedeutenden
bartigen Köpfen, unter dem Einflüsse der Schule von Köln entstanden.
Kelch Romanischer Kelch von vergoldetem Silber, Anfang des i3. Jh. (aus'm Weerth,
Kd. Taf. XXI, 6, 60). Bedeutendes Werk von schönen Verhältnissen. Auf den runden
Fuss vier Medaillons mit je vier Nägeln aufgestiftet, mit den in hohem Relief ge-
triebenen Darstellungen der
Verkündigung, der Geburt
Christi, der Kreuzigung, der
drei Frauen am Grabe. Zwi-
schen den Medaillons gra-
viert je die Halbfigur eines
ein Rauchfass schwingenden
Engels. Der Knauf einfach
mit zehn Rippen. Ganz ver-
wandte Werke in S. Aposteln
zu Köln (Fr. Bock, Das hei-
lige Köln, S.Aposteln Taf. 28,
Fig. 9z) und im Germani-
schen Museum zu Nürnberg
{Anzeiger f. Kunde d. deut-
schen Vorzeit N. F. XX, 1 873,
Sp. 162).
Gothische Monstranz aus der a. H. des iS.Jh., der Fuss mit sechsseitiger
Rose, interessanter durchbrochener runder Knauf mit Masswerk, zur Seite des Glas-
cylinders drei Strebepfeiler mit musizierenden Engeln und kleinen Heil ige nfigürchen.
Sechsseitiger Aufsatz und kegelförmiger, mit einem Kruzifix abschliessender Helm.
Über ein verschwundenes Bild des h. Christoph vgl. Baudri, Organ fQr
Christi. Kunst VIII, S. 76. — G. W. van Heukelum, Van sunte Cristoffels beeiden,
Utrecht 186S, p. 7.
HAUS AVERSFORTH, im J. i677 erbaut, ursprünglich im Besitz der Familie
von Manjel, jetzige Besitzerin Frau van Achthoven. Kleiner niedriger zweistöckiger
Backsteinbau mit geschweiften und abgetreppten Giebeln, mit kleinem Wirtschaftshof,
von wohlerhaltenen Graben umgeben, Über dem Portal das preussische Wappen. Vor
der Brücke eine malerische Lindenrotunde. Im Garten ein Paar barocke Steinfiguren,
Die einfache Ausstattung des 18. Jh. ist fast vollständig erhalten. Im Erdgeschoss
Kamin mit Stuckarbeit: Trophäen und Putten. Eine Reihe mittelmSssiger Portrats
von viamischen und hollandischen Meistern des l7. u. iS.Jh., darunter zwei recht gute
KniestUcke in alten geschnitzten Rahmen und das Bildnis eines jungen Mannes mit
langem goldenen Gelock und rotseidenem Mantel in Jagdkostüm. Einige gute Stillleben.
63
p— «V
Kathol.
Pfarrkirch
Taufstdn
Skulptur
Wandgemälc
Kelch
Monstr
Han
Avers'
Autsts
HALDERN
63
HALDERN.
GERMANISCHE UND RÖMISCHE FUNDE. Germanische Gräber
mit gegen dreissig rohen Urnen bei Haldem entdeckt (Bröring i. d. Ann. h. V. N.
XI, S. i47. — BiRD, Über die Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins S. 63,
Taf. I, C, Nr. i — 3), jetzt im Provinzialmuseum zu Bonn. Eine römische Schanze, be-
stehend aus natürlichem Sandhügel mit kreisförmigem Wall von 6o Schritt Umfang
findet sich nördlich von Haldem (Schneider, Kr. Rees S. 65). Die Römerstrasse von
Elten her (vgl. u.) wird bei Haldem wieder sichtbar und folgt bis Kapellen der Rich-
tung der heutigen Chaussee. Hinter Kloppenberg sind in östlicher Richtung die Reste
der Römerstrasse zu verfolgen bis zum Durchschnitt auf der Landstrasse von Wesel
nach Hamminkeln.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Georgi m.). J. Stürm, Über
Haldern: Nrh. G. i88o, S. 23. — Tibus, Gründungsgeschichte S. 21 9.
Die Kirche war im i3. Jh. eine Kapelle mit pfarrlichen Rechten (Eskes im Kerke-
lyk Leesblad ten dienste der catholyke Nederlanders II, Nr. XI, Art. 4. — Ann. h. V. N.
IV, S. 256), hervorgegangen aus der Kapelle zu Aspel (Ann. h. V. N. XI, S. i47, i64).
Das Patronat besass seit 1229 die Kapitelskirche zu Rees (Düsseldorf, Staatsarchiv,
Urk. 22, 25), i3i8 wird sie zuerst als Pfarre erwähnt (Lacomblet, U B. III, Nr. i7i).
Der Turm der Kirche stammt aus dem i3. Jh., das Langhaus und die obere Hälfte
des Turmes wurden im i5. Jh. neu aufgesetzt, die Gewölbe und die Turmhaube nach
dem Brand von i672 erneuert
Vierstöckiger Turm, bis über die Hälfte aus Tuff bestehend, im Erdgeschoss
mit dreimal abgetrepptem im Spitzbogen geschlossenen Portal, zur Seite zwei schmale
spitzbogige Blenden. Im zweiten Stockwerk vier mit Kleeblattbögen geschlossene
Blenden, im dritten vier Rundbogenblenden. Die Vertikallisenen über diese hinaus-
geführt, im vierten drei schlichte einachsige Spitzbogenblenden. Die schmäleren nörd-
lichen und südlichen Seitenflächen sind im Unterstock durch zwei grosse Blenden,
im zweiten und dritten durch nur je drei Blenden belebt.
Das alte dreischiffige Langhaus wird zur Zeit durch einen dreischiffigen gothischen
Neubau von Wiethase erzetzt. Der alte Bau zeigt noch einen Teil der Aussenmauem
der romanischen Basilika von Tufl", im N bis zu dem (von den Fenstern durchschnit-
tenen) romanischen Fries, im S bis zu der Horizontallisene unter den Fenstern. Der
übrige Teil in Backstein. Die Verhältnisse des Inneren sind schwerfällig und gedrückt
mit tiefen Gurtbögen, im Mittelschiff die Rippen mit skulptierten Blattkapitälen ehe-
mals auf Dreiviertelssäulen aufsetzend. Die Fenster und die Wölbungen der Seiten-
schiffe zeigen die rohen Formen des i7.Jh.
Triptychon vom alten Hochaltar, jetzt über der Sakristei aufbewahrt. Die
Mitteltafel 2,4o m breit, i,42 m hoch, Leinwand mit sehr starkem Kreidegrund auf
Holz aufgezogen, aufgeklappt 4,8o m breit, in altem schlichten Holzrahmen.
Auf dem Mittelbild (Taf. III) im Mittelfelde eine grosse figurenreiche Kreuzi-
gungsdarstellung. Christus und die Schacher an hohen Kreuzstämmen zufgehängt, den
Fuss des mittleren Kreuzes umklammernd Maria Magdalena, links im Vordergrunde
Maria, von Schmerzen überwältigt, zusammenbrechend, gestützt von Johannes, um-
geben von vier heiligen Frauen. Grosse Reitergruppe, darin zur Rechten der Haupt-
mann, mit der Rechten nach Christus weisend: Veri filius Dei erat iste, links Longinus
Germanische
u. Rftmiache
Funde
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
Turm
Neubau
Triptychon
Mittelbild
63
64
KREIS REES
Kathol.
Pfarrkirche
Flügel
Würdigung
Monstranz
Glocken
mit dem Speer, rechts Stephaton mit dem Schwammstab zu Ross. Die Kostüme der
Reiter sind niederrheinische, besonders die Kappen und Filzhauben bezeichnend,
mehrfach der burgundische Hut. Zur Seite links Christus vor Pilatus, Kreuztragung,
rechts Kreuzabnahme und Höllenfahrt.
Auf den Innenseiten der Flügel je vier Scenen. Links i. die Grablegung:
Der in Tücher gehüllte Leichnam wird in den steinernen Sarkophag gelegt, im Vorder-
grunde knieend Maria Magdalena. 2. Die Auferstehung: Christus steigt mit der Kreuz-
fahne aus dem Sarge, um den die vier Kriegsknechte schlummern, zwei derselben
halbwach mit Geberden des Erstaunens. 3. Die drei Frauen am Grabe: Im Vorder-
grunde Maria Magdalena mit dem Salbgefäss, diese allein nimbiert. 4. Christus er-
scheint der Maria Magdalena im Garten. Der Garten, der Blumengrund und der
geflochtene Zaun im Hintergrunde sehr sorgfältig ausgeführt.
Rechts 1. Christus in Gethsemane, im Garten betend. Im Vordergrunde die
drei Jünger sehlummemd. 2. Gefangennahme Christi, die Häscher mit derben und
groben Köpfen. 3. Geisselung Christi in offener Halle mit Ausblick auf eine Land-
schaft. 4. Domenkrönung und Verspottung Christi, der eine Häscher mit burgundischer
Lappenmütze.
Die Aussenseiten der Flügel enthalten wiederum je vier Scenen. Rechts
I. Die Taufe Christi: Christus ganz nackt im Wasser, rechts Johannes, links ein weiss-
gekleideter Engel, Christi Gewand tragend. 2. Johannes von einer Kanzel herab pre-
digend, der König Herodes sich unwillig abwendend. 3. Johannes ist von einem
Kriegsknechte enthauptet worden, die Tochter des Herodes betrachtet nachdenklich
das Haupt in der Schüssel. 4. Herodes mit seiner Gattin an reichbesetzter Tafel.
Die Tochter setzt die Schüssel mit dem Haupte des Täufers vor ihm nieder.
Links vier Scenen aus der Legende eines Heiligen, i. Der Heilige zum Bischof
gekrönt. 2. Er verrichtet das erste Messopfer. 3. Er erweckt durch sein Gebet einen
Toten auf. 4. Er empfängt die Sterbesakramente, zu seinen Häupten Engel.
Die Innenseiten sind auf Goldgnmd gemalt, die sehr stark beschädigten und
abgeblätterten Aussenseiten haben natürlichen ungemusterten Hintergrund. Die Farben
sind durchweg hell und licht, mit tiefen Schatten und scharfen Umrissen, in den Ge-
wändern besonders ein lebhaftes Rosa und ein frisches Grün, die Landschaft in Saft-
grün. Die Gestalten überschlank, mit sehr schmalen Schultern, auffallend langen Unter-
schenkeln, die Hände gelenkig schmal, mit hölzernen Fingern, die Gesichter teilweise
mit groben, stumpfen Nasen. Maria Magdalena regelmässig mit goldblondem durch-
gekämmten aufgelösten Haar, teilweise schwere gemusterte Brokatgewänder. Das be-
deutende Werk gehört der westfälischen Schule an, steht aber leicht unter nieder-
ländischem Einfluss; es hat grosse Verwandtschaft mit der Schule von Soest, insbe-
sondere der grossen Kreuzigungstafel Nr. 1222 im Museum zu Berlin. Verhandlungen
über den Erwerb des Bildes sind von Köln und Berlin eingeleitet.
Monstranz von vergoldetem Silber, 79,5 cm hoch, vom Anfang des 16. Jh.
(leicht restauriert). Der Mittelbau erhebt sich auf sechsseitiger Rose und sechsseitigem
Schaft mit doppeltem Strebesystem, in jedem zwei massive Heiligenfigürchen. Im Auf-
satz die Doppelfigur einer Madonna, darunter der h. Georg, den Drachen tötend. Das
Gerüst ganz im Geiste der Gothik, nur die Putten und Engelsfigürchen im Aufsatz
atmen Renaissancegeist.
Glocken (Nrh. G. 1880, S. 24). Alle drei mit der Inschrift: unter Bedienung
DES WOHLGEBORNEN HERREN DROSTEN FRIEDRICH WILHELM VON UNI) ZUR HOEVE,
HERREN ZU POLLWICK UND RESPEKTIVE PASTOREN PETREN HETTERSCHEIDT, KIRCHEN-
64
HAMMINKELN 65
MEISTEREN ABER DIDERTCHEN HENSELER UNDT OHTT BOUMANS. DOOR DAT VIER BIN Kathol.
ICK GEVLOTEN, PETER VAN TRIER EN RUTGER TECKEL HEBBEN MY GEGOTEN. ANNO "" *'^° *
i673. Die grösste ausserdem mit der Inschrift: tria sunt omnia. jesus maria
JOSEPH. SALVATOR MUNDI, SALVA NOS. Die Zweite: S. MARIA ORA PRO NOBIS. Die
dritte: s. georgi intercede pro nobis.
SCHLOSSSONSFELD. J. J. Sluyter i. d. Rheinisch -Westfälischen Volks- s c h i o . «
•^ '' Sonsfeld
Zeitung 1888, Nr. 3i. — Fahne, Denkmale und Ahnentafeln in Rheinland und West-
falen III, S. i3i, t34. — Ders., Geschichte der Köln., Jülich, und Berg. Geschlechter I,
S. 46o; II, S. 206. — Strange, Beiträge z. Genealogie d. adel. Geschlechter, Heft XII.
— Das Stammschloss der schon I259 vorkommenden Herren von Suntfelde, seit i5oo
von den Herren von Wittenhorst zu Sonsfeld, später einfach Wittenhorst- Sonsfeld
genannt, lag am unteren Ende des Bellinghover-Sonsfelder Meeres in dem Winkel,
welchen die Haffensche Wardlei mit diesem Meere bildete. Eine dreifache Reihe
von Gräben umschliesst es. Das Schloss wurde in der i. H. des 18. Jh. abgebrochen,
weil König Friedrich Wilhelm I. dem Freiherm von Wittenhorst -Sonsfeld ein neues
Schloss zu bauen beabsichtigte, was dann unterblieb. Das innerhalb der Gräben
gelegene vierseitige Terrain ist 36 m breit und 44 m tief. Die Gerichtsbarkeit von
Sonsfeld, im klevischen Landtagsabschiede vom 23. Okt. 1666 förmlich anerkannt, er-
streckte sich über Haus Sonsfeld und die Bauernschaften Helderlo, Sonsfeld, Witten-
horst und Töwen.
HAMMINKELN.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Klevisches Heberegister: Ann. h. Evngd.
V. N. XXXI, S. i34. — Nrh. G. i883, S. 87. — Tibus, Gründungsgeschichte S. 220, ^^""^'"***
226. — V. Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 2o4.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urk. von 1622 an. — Catalogus pastorum
von i582 an. — Lagerbuch des Pastors Wesseler von i77o.
Eine Pfarrkirche zu Hamminkeln wird bereits 11 54 und ii7o genannt als Besitz Geschichte
von Xanten (Tibus S. 220. — Erhard, Cod. Nr. 299), dessen Rechte 1220 und 1225
noch ausdrücklich bestätigt werden (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. i7i, i9i. —
Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Xanten R. I, 34. — Sloet, Cork. Nr. 485). Die Kirche
ist anfangs des i5.Jh. erbaut, zwischen i6o9 und 1624 den Lutherischen und Refor-
mierten eingeräumt.
Schlichter zweischiffiger Tuff bau, 22,80 m lang, 7 m breit, aussen durchweg neu Beschreibung
verputzt, mit dreistöckigem, in den beiden oberen Geschossen mit je zwei spitzbogigen
Fenstern versehenem Westturm. Zwei achtseitige Pfeiler mit einfacher Basis trennen
das Mittelschiff von dem niedrigeren nördlichen Seitenschiff. Die Rippen ruhen im
Mittelschiff auf polygonalen Konsolen mit einem Kopf darunter, im Chor mit skulp-
tierten Blattkapitälen auf in der Höhe der Sohlbänke mit Köpfen abschliessenden
Diensten. Unter den Fenstern Flachbogenblenden.
Bei der Restauration wurden an der Scheidemauer Wandgemälde — jüngstes Wandgemälde
Gericht und Apostelfiguren — vorgefunden, die aber wieder überstrichen worden sind.
Glocke mit der Inschrift: Mathias elsner pastor ecclesiae reformatae. Glocke
JOHANNES WOLTERUS PASTOR AUGUSTANAE CONFESSIONIS. JOHANNES ISING ET ANTONI
BLANCKEN KIRCHMEISTERE ZU HAMMINCKEL ANNO l693.
6
65
66
KREIS REES
RÖCHELTEN.
R ömische
Anlagen
Warte
Brunnen
Funde
Grenxwchr
RömeritraMen
Ältere
Grenzwehren
Bisherige
Erwähnungen
RÖMISCHE ANLAGEN. Jacob Schneider, Der Eltenberg und Montfer-
land bei Emmerich. Ein Beitrag zur Geschichte des römischen Befestigungswesens
auf der rechten Rheinseite, Emmerich 1 845. — Ders., Kreis Rees S. 63. — Dederich,
Geschichte der Römer und Deutschen S. 54. — Janssen, Oudheidkund. Mededeel.
III, p. 244. — Reuvens, Leemans en Janssen, Alphabetische naamlijst p. 25. —
F. W. Schmidt i. d. Westfäl. Zs. XX, S. 260. — Brambach, C. I. R., Nr. i4i, i42.
Was schon Stephanus Pighius, Wassenberg, Teschenmacher, Fiedler an-
nahmen, ist durch Schneider nachgewiesen worden: dass auf dem Eltenberge, der
neben dem Fürstenberge bei Xanten, dem Monterberge bei Kaikar und dem Klever
Schlossberge die ansehnlichste Höhe darstellte, eine bedeutende römische Warte stand.
An der Nord- und der Westseite ist das Bergplateau abgestossen, an der Stelle, wo
eine Schlucht südlich nach dem Rheine zuläuft, um 20 Fuss. Die Warte korrespon-
dierte mit Montferland bei s'Heerenberg und dem Klever Schlossberge (vgl. B. J.
XXXIX, S. i73. — L. J. F. Janssen, Over de oudste vaderlandsche schansen, be-
paaldelijk de Huneschans aan het Udeler-Meer: Nijhoff, Bijdr. IV, p. 7i). Boll-
werke und Mauerreste sind nicht vorhanden, der einzige Rest ist der 72 m tiefe
Drususbrunnen, aus grossen Tuffsteinblöcken im Halbrund aufgeführt, das Becken
mit einem Durchmesser von i,5o m, die Einfassung 28 cm breit, dessen Wände in der
Tiefe aus festem Basalt bestehen. Der Schacht ist mehrmals ausgebessert worden;
der römische Ursprung freilich durch nichts bezeugt. An dem Brunnenhäuschen die
moderne Inschrift: m. drusi ger. imp. r. puteus. aed. a. xii. a. chr. Ein unter-
irdischer Gang in den Berg wurde i835 aufgedeckt.
Am westlichen Abhang sind Urnen und Thränenfläschchen, sowie Ziegel der
6. Legion gefunden (Schneider S. i9. — Gelderscher Volks -Almanak voor i842, p. 2o7),
dazu Münzen aus der frühen Kaiserzeit. Auf den im Osten und Nordosten von Elten
gelegenen Höhen, der Elten sehen Haide, wurden Urnen von verschiedener Grösse
gefunden, deren Zeit nicht festzustellen ist (Schneider, Kr. Rees S. i4, 69. — B. J.
XXXVI, S. 83). An der Südseite des Berges vorbei führt die erste der drei älteren
Grenzwehren im Kreise Rees, die am alten Rheinufer bei Hauberg beginnt und über
Borghees und Emmerich nach Huisberden und Till bei Kaikar sich zieht (Kunst-
denkmäler d. Kr. Kleve S. i48. — Schneider, Neue Beiträge VII, S. 5); der römische
Ursprung ist höchst zweifelhaft.
Die den Rhein entlang ziehende grosse Römerstrasse ist von Babberich, wo
sie aus Holland austritt, über Elten, Emmerich, Vrasselt, Haldem, Mehrhoog bis Fluiren
in ihrem Laufe in der Hauptsache festgestellt — unsicher ist nur ihr Verlauf von der
Fluirener Haide an (vgl. unter Wesel). Zwischen Elten und Emmerich sind alle Reste
verschwunden. Eine zweite Römerstrasse setzt bei Hauberg über den Rhein und
geht über Elten nach Norden. Wallreste nahe der Grenze bei Sassenryck nachweisbar
(Schneider, Kr. Rees S. 34, 39).
Bei Elten beginnt zugleich der östliche Arm der älteren Grenzwehren, die
das Gebiet des Kreises Rees nach O zu durchschneiden. Er führt hart an der hollän-
dischen Grenze hin bis Netterden und weiter über Meghelen nach Isselburg, wo er
die Yssel erreicht. Diese Grenzwehren sind nacheinander von A. Fahne, Die Land-
wehr oder der limes imperii Romani am Niederrhein: Berg. Zs. IV, i867, S. 1,
66
HOCHELTEN 67
Schneider, Kr. Rees, 1868, S. 18, und v. Veith, Römischer Grenzwall an der Lippe: Römische
B. J. LXXXIV, i887, beschrieben worden, ohne dass einer auf den andern Rücksicht
genommen hätte. Alle drei sehen in diesen Wallanlagen den limes transrhenanus, mit
dem Germanicus zwischen 2 u. 4 n. Chr. das Land zwischen Aliso und den> Rhein be-
festigte (novis limitibus aggeribusque Tac, Ann. II, 7), den Tiberius im J.io (Velleius Pat.,
Hist. Rom. II, 120: aperit limites) und Germanicus im J. i4 n. Chr. {Tacitus, Ann. I, 5o:
limitem a Tiberio coeptum scindit) bei den Zügen nach O überschreiten mussten. Vgl.
über die Bestimmung der limites auch Fiedler, Rom. Denkmäler S. 166. — Schneider,
Neue Beiträge VII, S. 5; VIII, S. i9. — Ders., Heer- und Handelswege VI, S. 18.
Die Frage des römischen Ursprungs scheint nur für die äusserste und grösste Ursprung
an der Issel hingeführte Grenzwehr in Betracht zu kommen, obwohl gerade auch
hier die mit ihr in unmittelbarer Verbindung stehenden Wallbefestigungen, vor allem
bei den Schwienumshöfen und an der Fortsetzung der Grenzwehr südlich der Lippe
bei dem Hofe Bergerschult bei Hünxe, die beide entschieden nicht römisch sind, auf
Entstehung in germanisch-fränkischer Zeit hindeuten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass
die ältere römische Grenzwehr später als Stammesgrenze zwischen dem sächsischen
imd fränkischen Gebiete diente und zu ihrer Befestigung damals die Wallburgen hinter
der Grenzwehr angelegt wurden. Die römische Grenz wehr setzt indessen wahrschein-
lich erst bei Isselburg selbst ein; der Zug bis zur Quappenburger Landwehr ist mittel-
alterlichen Ursprungs (vgl. ausführlich unter Emmerich S. 57). Die Frage über die
Bestimmung der Grenzwehren wie der zu erwähnenden Wallburgen und ihren zeit-
lichen Ursprung muss bis zu einer systematischen Untersuchung der Befestigungsreste
am Niederrhein offen bleiben. Aus den dürftigen Ergebnissen der bisherigen Unter-
suchungen können weitgehende Schlüsse nicht gezogen werden.
EhemaUge ABTEIKIRCHE, jetzige KATHOLISCHE PFARRKIRCHE Abteikirchc
(tit s. Viti m.)
A. Fahne, Das fürstliche Stift Elten, Bonn i85o. — N. C. Kist, Het Necro- Littcr«tur
logium en het Tijnsboek van het adelijk Jufferen-stift te Hoog- Elten, medegedeeld
uit het onuitgegeven oorspronkelijk handschrift; benevens eene Geschiedenis der abdij,
Leyden i853: Nieuw Archief voor Kerk. Geschiedenis van Kist en Roijaards II,
p. 7i. Dazu NijHOFF, Bijdragen voor vaderlandsche geschiedenis en oudheidkunde
X, p. 67. — P. NijHOFF, Tijdrekenkundige opgave van eenige oorkonden betreffende
het adelijk Jufferenstift te Elten: Bijdragen n. r. V, p. 42. — M. Z. van Boxhorn,
Theatr. Holland, p. 333. — Egb. Hopp p. 55. — Teschenmacher p. 201. — A. van
Slichtenhorst, XIV boeken van de Geldersse geschiedenissen, Arnheim i654, p. 27o.
— Menso Alting, Notitia Germaniae inferioris, Amsterdam i7oi, II, p. 7. — Fun-
dationes et fata monasterii Altenensis : Ant. Matthaeus, Veteris aevi analecta, Haag
i738, III, p. 425. — Matthaeus Brouerius van Nidek en Isaak le Long, Kabinet
van Nederlandsche en Kleefsche Gudheden, Dordrecht i77i, VI, p. 3i3 ausführlich mit
Abb. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Kampen i785, p. 34. — Gudheden van
Utrecht III, p. 334. — L. Ph. C. van den Bergh, Handboek der middel-nederlandsche
Geographie, Leiden i852, p. 188. — W. Moll, Kerkgeschiedenis van Nederland voor
de Hervorming, Arnheim i864, I, p. 32 5. — W. A. Immink, Geschiedenis der vestiging
van de nieuwe evangelische gemeende te Elten bij Cleef, Amsterdam 1860, mit der
Geschichte der Abtei bis 1802, p. i5: Staatsregt van Elten. — aus'm Weerth, Kd. I,
S. I. — Über den Namen: Joh. Is. Pontani et Petri Scriverii epistolae: Ant. Mat-
thaeus, Veteris aevi analecta II, Nr. 10, p. 382. — Über Münzen von Elten: v. Lede-
BUR, AUgem. Archiv IX, p. 242.
67
e Handschrift!. Qu. Im Pfarrarchiv: Descriplio situs castelli, abbatiae etc. et
iUustria ecciesiae collegiatae montis Eltensis, von A. G. Goebels cati. pastor. Intere&sante
Chronik, bis t79i geführt, mit Abschriften von Urkunden, darunter Kaisenirkunden
von Otto I. an, Verzeichnis der Fürstäbtissinnen seit 986, der Kanoniker seit ia4i.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: i54Urk. von l3iS— l8l2. — Kartular des
i6.Jh. (B. 59), voran Bl i — 6 kurze Geschichte, Abschr. von Kaiserurkunden etc. —
Über ein Urbar des i8.]h. : Lamprecht, Verzeichnis rhein. Urbarialien S.S. — Über
die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. 4i.
Im Provinzialarchiv zu Arnheim: Zeugenaussage über das Recht der Erb-
vogtei, das die Staaten über Hörige und Leute von Ehen haben, vom J. i6Sa {P.
NijHOFF, Registers op liet archief afkomstig van het voormalig hof des vorslendoms
Gelre, Arnheim i8S6).
Auf dem im J. 944 zuerst genannten Ehenberge {Sloet, Oork. Nr. 86. —
Stumpf, Kaiserurkunden Nr. ii6. — Mon. Germ. Dipl. I, l4l, Nr. 59. — Köpke-
DOmmler, Otto L, S. i33) stiftet Graf Wichmann von Hamaland (Waitz, Über den
Grafen Wichmann: Anhang zu Dönniges, Kaiser Otto I., S. 2i9. — van Spaen, In-
leid ing I, p. 37. — Dederich, Römer und Deutsche am Niederrhein S. »5i. — L.
Driesen i. d. Wesltäl. Zs. XV, S, 4o) um das J. 963 eine Christo und dem h. Vitus
geweihte Abteikirche und ernannte dort seine älteste Tochter Luilgardis zur Äbtissin
(ein anderes Jahr im Chron. Cliv.: Seibertz, Quellen II, S. i49 und bei Alpertus,
De divcrsitate temporum I. I, c. i : Mon. Germ. SS. IV, p. Tot),
Die Schenkung wird am 29. Juni 968 {Lacomblet, U B. I, Nr. ilo. — Mon
Germ. Dipl. I, 49i, Nr. 358: monasterium sororum Deo sacratarum quod Wichmannus
comes in litore Reni in comitatu Hainelant, cuius nomen loci Eltena, et a fundamento
usque construxit et rcligioso deo sacratarum collegio multis suarum opum facultatibus
ditavit — VAN Spaen I, p. 62. — Sloet, Oork, Nr. lo3. — Bondam, Charterboek I.
Nr. 5i) und am 3. August 97o (Mon. Germ. Dipl. I, 539, Nr. 397. — Lacomblet,
U B. I, Nr. 112. — Sloet, Oork. Nr. lo4) von Otto I. und am i4. Dezember 973
von Otto II. (Mon. Germ. Dipl. II, 79, Nr. 67. — Lacomblet I, Nr. iiS. — Si-OET
Nr. 106) bestätigt. Dieselbe ward indessen durch die jüngere Tochter Wichmanns, Adela
und ihren Gcmabl Balderich von Kleve angefochten, der zwischen 99o und 996 das
68
H OCH E I.TEN 69
Kloster erstürmte (Albertus, De diversitate temporum, 1, 1, c. I., Mon. Germ. SS. IV, '
p. 7oo; Cum armata manu montem Eltnae subito occupat. Cum oppjdani repentino
metu perculsi fuga salutem quaererent, in monasterio se abdiderunt, expugnatoque
monasterio et iaculi.<i altaribus traiectis ... — Vgl. Kist, Necrologium p. S3. —
Dederich, Römer und Deutsche am Niederrhein S. 26[, — Sloet, Oork. Nr. itz).
Otto III. schlichtete zwar 996 den langen Streit {Lacom-
BLET, U ß. I, Nr. 127. — Sloet, Oork. Nr. ii6), aber auf die
Kunde von seinem Tode nahm Balderich aufs neue das Kloster
ein {Alfertus, I. I, c. 4: rupit tidem et hostili manu adgressus
ad montem Eltnae, Valium, qui ecciesiam ad instar castelli am-
biebat, scidit familiamque omnem sibi servire coSgit. — Sloet,
Oork. Nr. liS).
Heinrich II. regelte die Eltenschen Angelegenheiten, wahr-
scheinlich, als er im August looi in Nymwegen weilte (Böhmer,
Regesten Nr. 9o3. — Hirsch, Heinrich II, I, S. 388), erst 101 7
starb die unversöhnliche Feindin des Stiftes Adela (Vita Mein-
werci c. i4o: Mon. Germ, SS. XI, p. i3S. — Necrologium Ab-
dinghovense: Eccard, Hist. genealogita princ. Saxoniae p. 33.
— Necrol. eccles. Colon, mai. : Boehmer, Fontes III, p. 343).
Die Kirche ward von der fünften Äbtissin Irmgardis (iioo
bis II 29) wieder aufgebaut und im J. 11 29 eingeweiht (Lacom-
blet, U B. I, S. 2oi. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 106, —
Teschenmacher, Cod. dipl. p. 3o. — Erhard, Reg. hist. Westfal.
II, p. 5, Nr. 1S12). Nachricht über diesen Neubau gab eine In-
schrift im Giebel, die Lacomblet, U B. I, S. 2o3, Anm. i aus
den (verlorenen) Kollektaneen des Stiftsarchivs mitteilt; ihr Text
ist zwei Urkunden entnommen, die die Chronik von Goebel-S
im Pfarrarchiv mit einigen Abweichungen wiedergiebt: Dyt nae-
beschreven is die schriefft, die gehouwen is in den vyrkantigen
steen, stainde beneden in der gevelen der hallen: Notum sit
Omnibus Christi fidelibus, quod Wichmannus comes ecciesiam
hanc in honore beati Viü martiris edificavit, dilapsam Irmgardis
abbaiissa felicis memoriae reedificavit et novissime diebus istis
Lotharius rex (ad) memoriam sui et contectalis (G.: conthoralis)
sue Richize (G.i Richwidis) donans ei singulis annis duo talenta
gravis monete de Tousburch (donans — Tousburch fehlt bei G.)
eam dotavit [Et ut hec traditio stabilis esset litterarum traditione
et sigilli impressione confirmavit.] Anno M^C" vicesimo nono
dedicta est hec ecclesia a Lymaro Mindensi episcopo. Fig-33. Hochtu™.
Im J. 1S8S ward das Kloster im holländischen Religions-
krieg durch die holländischen Truppen niedergebrannt und ver-
wüstet (GOEBELS, Descriptio p.7. — Fahne S. 38). Die Äbtissin Grafin Agnes von
Limburg begann i6i4 den Wiederaufbau der Abtei und errichtete i634 eine Kapelle.
Die l639 von den Staatischen auf dem Ellenberge bei dem Gruthause angelegte Kapelle
ward i649 abgetragen und mit dem Material die Abtei um ein Stockwerk erhöht.
Die Kirche stand bis i67i verödet, die Gewölbe waren durchweg eingestürzt —
so zeigt sie noch der Stich von A. Rademater im Kabinet van Nederlandsche Oud-
heden p. 3i3 (s. o. S.67). Im J. [67i begann die Gräfin Maria Sophia von Salm-
69
7o KRBIS REES
5 Reifferscheid die Restauration (Inschrift s. u.), die i677 abgeschlossen war. Das Stift
ward im J, 181 1 aufgehoben, nachdem die Prinzessin Laetitia, die Tochter Murats,
fünf Jahre lang als letzte Äbtissin über dasselbe regiert hatte. Die Kirche wurde
i889 durch Theodor Gehing aus Emmerich restauriert
Der mächtige, in fünf Stockwerken sich erhebende Westturm {Fig. 33) zeigt eine
reiche und mannigfahige Gliederung durch Pilaster und Blenden, die Fenster sind mit
Ausnahme derjenigen in der Glockenstube vermauert. Tuff, nach W stark verwittert.
Im zweiten Geschoss ein kleines rundbogiges Fenster mit verwitterten romanischen Eck-
säulen. Im Inneren übereinander drei Kl osterge wölbe ohne Rippen mit einer steilen,
85 cm breiten Treppe in der Mauerstärke. Im dritten Stock in der Südwand merkwür-
dige Nischen zur Entlastung. Im obersten stark verjüngten Geschoss betragt die Mauer-
dicke nur noch 60cm. Erneute achtseitige geschieferte Turmhaube. An der Südwestecke
des Turmes zwei 2,9o m lange strebenartige Ansätze verschwundener Baulichkeiten.
Das nördliche Seitenschiff öffnet sich nach W in einem i67i wieder aufgerich-
teten romanischen Portal, mit drei Rundsaulen mit Mittelring in den abgeschrägten
i ^- JI H-H-M I I I I I M I I I 1 I I I l -
Gewänden, mit überkleisterten Würfelkapitälen, rechts und links je eine Säule mit
gewickeltem dreiteiligen Knauf. Ober dem Portal das Wappen der Äbtissin Marie
Sophie von Salm-Reifferscheidt, auf der flachen Abdachung zwei dürre barocke Löwen,
im Tympanon eine barocke Kartouche mit der Inschrift: anno i67i haben die hoch-
WURDIGST UND HOCHGEBORNE FURSTINNE UND FRAUW FRAUW MARIA SOPHIA VON
GOTTESGNADEN ZU EI.TEN, VREDEN UND BORCHORST ÄBTISSIN, GEBORNE GRAFFIN ZU
SALM UND REIFFERSCHEIDT, FRAW ZU BETBUHR, DYCK, ALFFTER UND HACKENBROICH,
DIESE ÜBER DIE ACHTZICH UND MEHR JAHREN VERWUESTETE UND RUINIRTE COLLEGIAT-
KIRCHE AUSS IHRO SELBST EIGENEN MITTELEN ZUR EHREN GOTTES WIEDER AUFF-
ERBAUWEN LASSEN.
Das nördliche Seitenschiff ist an der Nordseite bei der Restauration durch
starke Backsteinstrebepfeiler gestützt worden und hat dreiteilige romanische Fenster
mit erneuten Säulchen erhalten. Das gemeinsame Satteldach bei dieser Gelegenheit
in ein Sattel- und ein Pultdach zerlegt. Im S stösst an die Kirche eine vielfach ge-
flickte Tuffmauer mit vorgesetzten Back stein streben, zur Seite die Reste zweier gothischer
Pfeiler mit Blattkapitälen, der letzte Rest des Abteigebiludes (Fig. 3z).
Das Innere (Fig, 34, 35) zeigt mit Ausnahme des spätgothischen mit schmalen
Rippen und gutge meisselten Blattkapitalen versehenen Chores durchweg die schweren
7o
MOCHEI.TEN
7l
Formen und die phantastischen Ornamente des romanischen Baues vom J. i ii9. Die t
drei, durch breite Gurte getragenen Kreuzjoche des Mittelschiffes haben gedrückte
Kreuzgewölbe ohne Rippen. Der Ansatz der alten Gewölbe ist Über den jetzigen
noch auf dem Söller erkennbar. Die Gurte ruhten ursprünglich auf mächtigen dicken
Säulen; bei dem Umbau vom J. i67l wurden an der Südseite die beiden östlichen
Säulen durch zwei aus fünf Seiten des regelmassigen Achteckes konstruierte Pfeiler
mit polygonalen Kämpfern und Basen ersetzt. Die Gliederung der Südwand ist nur
noch im östlichen Joch erkennbar.
Die nördliche Scheidemauer ruht auf zwei starken rechteckigen Pfeilern, denen
nach N und S wiederum dicke Rundsaulen vortreten. Die dem Mittelschiff zugekehrten
entbehren der Basen, tragen aber prächtige romanische Kapitale, im Formenreichtum
denen im Grossmünster zu Zürich verwandt (F. Keller in den Mitteilungen der
antiquarischen Gesellschaft zu Zürich I, Taf. ii, i3), die mitsamt dem Kämpfer um
den ganzen Halbpfeiler verkröpfl sind. Die Grundform ist die des Würfels, der Kampfer
ist durch eine früh romanische Ranke, einfachen oder doppelten Palmetten fries ver-
ziert, das Halbrund des Würfels selbst gefüllt durch basreliefartige Skulpturen von
pflanzlichen Ornamenten mit geriefelten und ausgekehlten Blättern oder durcheinander
geschlimgenen Drachen. An den Ecken sind Blatter oder menschliche verzierte zähne-
fletschende Köpfe angebracht (Fig. 36).
Die Arkadenbögen (Fig. 34) werden im östlichen Joch von einer Säule mit ein-
fachem Wflrfelkapital getragen, im nächsten Joch nur von einem vierseitigen Pfeiler
mit schmalem Gesims, dem ein gleiches auf beiden Seiten des Bogens entspricht Im
dritten Westjoch nur ein niedriger Bogen. Hier wird im Langschiff der Raum ein-
7l
= genommen durch die hochinteressante alte Nonnenempore, die aus fünf einfachen
steinernen Säulen mit Wurzelkapitäl und breitausladendem Kämpfer besteht. Eine
ahnliche ehemals in S. Pierre zu Utrecht (F. W. M. Eyck van Zuylichem, Les eglises
romanes du royaume des pays-bas, Utrecht i858, pl. VI, 2, p. i4). Die Scheidemauern
selbst sind durch je zwei gekuppelte Bleodfenster belebt, getrennt durch eine Mittel-
süule mit Würfelkapital und reich profilirtem Kämpfer. Die beiden Bc^n sind von
einer rechtwinkeligen Blende eingeschlossen, nach oben mit einem schrägen Palmetten-
fries verziert (Fig. 37).
Im nördlichen Seitenschiff wurden bei der Erneuerung im J. i883 die Rund-
saulen nicht wieder eingesetzt, nur an den Tragpfeilem sind diese erhalten, gekrönt
-Ä^r-
durch schwere Würfel kapitale mit Tropfen in den Ecken. Der Eingang nach Westen
liegt um fünf Stufen erhöht, ebenso das östliche Joch, das nach dem Mittelschiff zu
mit einer barocken Holzgallerie abschüesst.
Hochaltar, barocker Holzaufbau vom Ende des i7. Jh., im Mittelfeld ein Ge-
mälde der Kreuzigung, darüber das Salm-Reilferscheidsche Wappen. Über dem Bal-
dachin eine Strahlensonne mit der Taube, umgeben von sieben Engelsköpfchen, zur
Seite zwei allegorische Figuren.
Chorstühle, barock, viersitzig rechts und links, Kommunionbank, Kanzel,
von einfachen aber gutgezeichneten Formen, hüsslich polychromiert
Taufstein des i3. Jh., nur das 18 cm hohe Becken mit 9o cm Seitenlange er-
halten, mit verwitterten Skulpturen auf den Seiten, deutlich nur zwei symmetrisch mit
den Köpfen zusammengestellte Hunde. Der cylindrbche Trager fehlt
73
HOCHELTEN 73
Steinfigur des Abraham als Seelensammler (Fig. 38), i,o5 m hoch, rohe '
Skulptur des ii.Jh. (bez. als h. Machutus), mit langgelocktem, vollbärtigem Kopf, en
face auf einem Throne sitzend, in eng anliegenden Gewandern mit eingekerbten Falten,
mit beiden Händen auf dem Schosse das kleine die Seele darstellende ganz bekleidete
Kind haltend, das die Linke auf die Brust legt und den Kopl aufwärts hebt. Die
beiden Köpfe ganz überarbeitet, die Gruppe roh überschmierl.
Pieta des i8. Jh. an der Südseite, davor ein guter schmiedeeiserner 1,20 m hoher
Kerzenhalter mit feinem Fuss und geschwungenem Rankenabschluss.
Das bedeutendste Werk des Eltener Schatzes war das grosse Kuppelreliquiar,
das von Elten über Domick und Anholt in die Sammlung Soltykoff zu Paris und von
FIs. 37. HocheUen. Ronuniicha rricH lui dem UitlalichiR der Süfukitche.
da für S3 55o Franken in das South -Ken sington Museum zu London kam (Caitois i. d.
Annal. archeol. XX, p. 3o7; XXI, p. loS, i48; XXIL p. S. — Abb. Labarte, Hist. des
arts industriels III, p. 4a; Album pl. 43. — Fkrd. DE Lasteyrie, Hist. de l'orfevrerie,
Paris |87S, p. lii. — Garnier, Hist. de la verrerie p. 4i7. — Catalogue de la collec-
tion Soltykoff 1861, Nr. i3z. — Eleventh Report of the Science and Art Departe-
ment of the Committee of Council on education, London i864, p. i93. — Baudri,
Organ für christl. Kunst III, S. i95). Über die Wanderungen und den Ursprung
B. Sammler in Alte und Neue Welt, Einsiedeln 1880, S. 10. — Niederrhein. Volks-
bote I.Jan. i864. — Sluyter i. d. Niederrhein, Zeitung i889, Nr. 53. Das aus der
Wende des 12. u, i3.Th. stammende Reliquiar ist fast identisch mit dem im Weifen-
schatz befindlichen (W. A. Neumann, Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig-
LOneburg, Wien i89l, S. l76, i78). Erhalten sind die folgenden Werke des Schatzes:
73
74 KREIS BEES
= T. Statuette des h. Michael, aus Silberblech getrieben, nur die Haare und
die Rander der Rüstung vergoldet, ohne den Hotzfuss 56 cm hoch (Fig. 39), eine
schlanke zierliche Gestalt, mit beiden Händen dem Drachen zu seinen Füssen den
Speer in den Rachen stossend, der Kopf realistisch durchgeführt reit derber Nase und
hasslich vorstehendem Kinn. Auf dem Drachen ein Medaillon mit der Umschrift: lucia
DE KERPEK ABBATissA lind dem emaillierten Wappen der Stifterin. Von i4oo — 1420,
2. Armreliquiar, 46 cm hoch, mit in Silber getriebener Hand. Der vergoldete
Fuss mit gutgefassten Steinen um den unteren Rand, ruhend auf drei kleinen knieenden
Engelsgestalten, DieSäume mit
aufrecht stehendem Blattwerk
verzierL Der Ärmel ■ — durch
das Gitter Durchsicht auf einen
eingelegten Armknochen — ist
mit leichten Gravierungen be-
deckt. Die drei ersten ausge-
streckten Finger mit Ringen.
3. Sechsseitiges Reliquiar
in Monslranzenform, 53,5 cm
hoch, von vergoldetem Silber
(Abb. aus'm Weerth, Kd.
Taf. H, 2). Eines der treff-
lichsten Werke des Schatzes
aus der 1. H. des iS.Jh. Auf
dem durch eine sechsseitige
Rose gebildeten, am Rande
ä jour durchbrochenen Fuss
erhebt sich eine Kugel von
braunem Achat, über ihr der
sechsseitige Schaft, am Knauf
sechs runde Pasten mit Email-
rosetten. Die sechs Seiten des
Gehäuses, mit einem Klee-
blattbogen abgeschlossen, sind
mit blauem Email geftillt, vor
ihnen in massiven vergoldeten
Figürchen (zum Teil verloren)
je eine Scene aus der Passions-
geschichte. An den Ecken
Strebepfeiler mit Statuetten von auf Drachen stehenden Königen unter Baldachinen.
Der sechsseitige freie Turmaufsatz trug ursprünglich wohl eine kleine Kreuzigungsgruppe.
4. Reliquiar, 42 cm hoch, aus leicht vergoldetem Silber, auf sechsseiligem Fuss
und sechsseitigem Schaft, der Knauf mit acht Rosetten. Das sechsseitige Gehäuse
mit einfachen gravierten gothischen Fenstern, 1. H. des i5,Jh.
5. Reliquiar, 38 cm hoch, Silber, in Monstranzenform, nach i4oo, auf sechs-
seitiger Rose, in der Mitte als Cylinder ein geschnittener (älterer) Bergkrystall, gefasst
mit ringförmigen Verzierungen, zwei Streben zur Seite und einfacher Aufsatz.
6. Reliquiar, 4o cm hoch, auf rundem, an der Seite gitterartig durchbrochenen
Fuss, der Knauf zwischen sechs kleinen fialengeschmückten Streben mit sechs runden
74
Fl;. 38 HacbcLien. Sicinfipu d« Abnhiia
r
HOCHELTEN 75
Emailpasten verziert; unter dem kegelförmigen mit einem Kreuz abschliessenden Helm '
ein orientalisches Flaschchen aus Bei^krystall geschnitten.
7. Reliquiar, ai cm hoch, von Silber, auf sechsseitiger Rose mit einfachem
Knauf, unter dem sechsseiligen Pyramidendach ein achtseitiges Krystallgehäuse, oben
und unten von zwei Silbers Ire ifen mit aufgelötetem Filigran eingefasst.
8. Reliquiar, 27 cm hoch, von Silber, von der gleichen Form wie Nr. 4 u. 5,
auf dem sechsseitigen Stern ein von drei dünnen Streben eingefasster Glascylinder
mit einem Fläschchen de oleo Mariae.
9. Reliquiar, zicmhoch,
Silber, auf sechsseitigem Stern,
Glascylinder mit Reliquien des
h, Vincentius, auf dem Helm eine
antike Gemme mit dem Bildnis
einer römischen Kaiserin.
10. Reliquiar, 36 cm hoch,
Silber, i. H. des iS.Jh. (Abb.
Aus'M Weerth, Kd. Taf. 11, 3.
— Labarte, Histoire des arts
industriels, Album VI, pl. i47,
Nr. i7), auf sechsseitiger spitz-
blätteriger Rose, auf dem Fusse
leichte Gravierungen gothischer
Blätter, sechsseitiger Knauf mit
kleinen runden Rosetten. Als
Mittelstück ein liegender Krystall-
cylinder mit dreiteiligem Aufsatz,
in der Mitte ein übereck gestell-
ter, mit dem Kruzifixus gekrönter
Pfeiler, seitlich zwei mit Fialen
gekrönte, durch Vergitterungen
verbundene Streben. Ähnliche
Formen wie dieses in Emme-
rich (Abb. 23), Werden, Saint-
Jacques zu Löwen (ReuSens,
Elem. d'archeol. chr^tienne II,
p.378). in der Sammlung Spitzer ^<t-39. Hoch.ii«. siib«.u.«ei,e d« h. Mkh«!,
in Paris (CoUection Spitzer I,
p. i33, Nr. iiS).
11. Reliquiar, 21 cm hoch, in Gestalt eines liegenden Cylinders, der auf vier
silbernen Beinen mit Füssen ruht, oben ein vierseitiges Türmchen mit Kreuz. An
den runden Abschlussfeldern die Figuren der Madonna und des h. Viktor. Angehängt
ein graviertes und emailliertes Wappen. Entspricht dem Reliquiar in S. Ursula zu Köln
(Fr. Bock, Das heilige Köln, S. Ursula, Taf. VI, z5).
iz. Krystallreliquiar (Fig. 4o), lo,5 cm hoch, in Gestalt eines aus Kryslall
geschnittenen Fisches, orientalische Arbeit des 11. Jh., Ende des i4.Jh. in Deutsch-
land, mit vergoldetem Kopf und drei silbernen Füssen versehen.
l3. Muschelreliquiar, 27,5 cm hoch, Silber, um iSoo, auf sechsblätterigem
ovalen Fuss eine Perlmutterschale mit ovalem Silberdeckel, auf der die Inschrift gra-
75
76 KREIS REES
= viert steht: hier in is behalden van sunt "mathiis. Darüber eine Krystallkugel
mit der massiven Statuette des Heiligen mit Hellebarde und Buch.
i4. Reliquiar in Krugform, 34 cm hoch, auf einfachem runden Silberfuss eine
Kokosnuss mit silbernem Deckel, auf dem mit ausgebreiteten Flügeln, ein Kreuz in
den Armen, ein massiver vergoldeter Engel kniet, i. H. des 16. Jh.
i5. Hornrcliquiar, 24 cm hoch, 37 cm lang, Ende des iS.Jh. Ein schwarzes
Hörn von zwei silbernen Bändern umschlungen, mit gravierten Distel blattmotiven,
zwischen denen die zwölf Könige Judas sitzen, getragen von zwei Paar Füssen mit
Fig. Mi. Hochtlicn Kiyiullicliqaiiir.
Adlerklauen. Als Abschluss die massive Doppelfigur der Madonna mit dem Kinde,
treffliche Statuette mit stark ausgebogener Hüfte. Auf dem Deckel ein rundes Me-
daillon mit der in der Zeichnung vortrefflichen Gravierutig der Krönung der Maria.
Inschrift: seli.of (?) daert help sancta anna.
16. Agraffen. Frühgothisches Pektorale (Taf IV), aus dem Anfang des i4.Jh.
silberne Platte von i4cm Durchmesser, mit einem dünnen vergoldeten Plättchen belegt,
voll leichter architektonischer Gravierungen. Auf den Eckblattem aufgestiftet silberne
Rosctien, In der Mitte unter einem dreiteiligen vorgekragten golhischen Baldachin die
prächtige schlanke Figur des h. Vitus, in der Linken die Palme in der Rechten das
Schwert, zu seinen Füssen der Hund, zur Linken Wappen des Heinrich von Berg (t i3 1 2)
71
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RÖCHELTEN
77
Monstmns
zur Rechten das der Hedwig von Randerath (t i3o5), in den edlen Linien der Zeich- Abieikirche
nung und der reizvollen Ausführung ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst.
i7. Kreisrundes Pektorale von i5 cm Durchmesser, Ende des i4. Jh., der Rand
vergoldet, in der Mitte in Silber getrieben Christus zwischen Maria und Joharmes auf
einem mit grünem Email bedeckten Berge stehend. Wappen des Wilhelm von Bronck-
horst (t um i38o) und der Gräfin Kunigunde von Moers. Stilistisch verwandt der
Agraffe im bischöflichen Museum zu Münster (Nr. 73) und im Münsterschatz zu Essen.
i8. Pektorale (Taf. IV) mit geschwungenem Rahmen, i3,8cm im Durchmesser,
vergoldetes Silber. Das Mittelfeld gefüllt durch eine Burg in reicher Architektur, in
stärkstem Relief herausgearbeitet, in der Mitte des geöffneten Thores steht ein Schild-
träger, von dem linken Turm über ihm beugt sich ein Mann herunter (Kunsthisto-
rische Ausstellung zu Köln i876, Nr. 60 1, falsch als aus Kempen stammend bezeich-
net). Verwandtes Stück mit Scenen der Kindheitsgeschichte Christi in der ehemaligen
Sammlung Felix zu Leipzig (Katalog Nr. 61 7, Atlas Taf. i3). Die Darstellung und
die Einrahmung des Mittelfeldes erinnert auffällig an die grossen Monilien Lud-
wigs I. von Ungarn im Domschatz zu Aachen, die zwischen i34o und i367 und
zwar wohl in Klausenburg gefertigt wurden (Abb. Pulszky, Radisics et Mulinier,
Chefs d'oeuvre d'orfevrerie ayant figure a l'exposition de Budapest I, p. 23. —
Jos. Hampel, Die Metallwerke der ungarischen Kapelle im Aachener Münsterschatze:
Zs. des Aachener Geschichts Vereins XIV, S. 54. — Ders. in Archaeologiai Ertesitö
1888, p. i93).
i9. Monstranz, 59 cm hoch (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. I, i. — Labarte,
Album II, pl. i47, Nr. i5), aus vergoldetem Silber, i. H. des iS.Jh., auf geschweiftem,
mit Rosetten besetzten Fuss ein sechsseitiger Schaft und sechsseitiger Knauf mit weit-
hervorstehenden silbernen Rosetten. Der mittlere Glascylinder, in dem ein knieender
Engel die Lunula trägt, flankiert von zwei leuchtertragenden Engeln und einem aus je
zwei Pfeilern bestehenden doppelten Strebesystem, im oberen Aufbau die Madonna
mit dem Kind. Auf dem Untersatz und dem Aufsatz des Glascylinders aufgestiftete
silberne Rosetten.
20. Kelch, 21 cm hoch (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. II, i. — Grösser mit
Details bei Chr. W. Schmidt, Kirchenmöbel und Utensilien Taf 7), die Cuppa mit
einem oberen Durchmesser von i3,2 cm, von vergoldetem Silber, um i3oo. Der runde
Fuss von i4,8 cm Durchmesser trägt fünf Medaillons mit den getriebenen Darstellungen
des Kruzifixus und der vier Evangelistensymbole, die Zwickel zwischen ihnen mit
feinstem Filigran ausgefüllt, den runden Schaft umgeben fünf kleine getriebene Engels-
figürchen. Der runde Knauf zeigt frühgothische Masswerkverzierung in fünf Feldern.
Die Kuppe ohne Schmuck.
21. Paten e, von vergoldetem Silber, 1 7,8 cm im Durchmesser, mit vertiefter
sechsblätteriger Rose dazu gehörig.
22. Einfaches silbernes Weihrauchschiffchen des 16. Jh.
23. Silbenies Reliquienkreuz des 18. Jh., 29 cm hoch, mit leichten Gravie- RcUquicnkrei«
Hingen, in der Mitte ein älteres Kreuz von Bergkrystall mit einer Kreuzpartikel, am
Fusse die Marke br.
24. Barockes silbernes Kruzifix, i,o5cm hoch, auf Ebenholzfuss. Kruzifix
25. Spätgothisches silbernes Weihrauchfass, 24 cm hoch, von der gewöhn- Weihrauchfan
liehen Kapellenform, aber fein ausgearbeitet, nach den Seiten zu durchbrochene
Fenster, die untere Hälfte graviert (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. I, 2. — Labarte,
Album II, pl. i47, Nr. 12).
Kelch
Patene
Weihrauch-
schiflfchen
77
78
KREIS REES
Abtetkirche
WeihwAMer-
ke««el
Pfarrhaua
Skulpturen
Äbtissinnen'
wohnunf
Inschrift
26. Weihwasserkessel aus dem Anfang des i5. Jh., mit Halbfiguren von
Engeln als Schildhaltem (Abb. aus'm Weerth Taf. I, 4. — Otte, Handbuch der
Kunstarchäologie I, S. 262). — Das von aüs'm Weerth, Kd. Taf. 1,3—3«» abgebildete
Reliquiar mit Krystallcylinder und der Umschrift: margriet en agkes van kerpek
gesustere ist seitdem verschwunden.
Im PFARRHAUSE; Polychromierte Terrakottatafel (Abb. aus'm Weerth,
Kd. Taf I, 5), 3 1 X 4o cm, in neuem Hoizrahmen, mit der Darstellung der Verkün-
digung, meisterhafte Arbeit um i5oo (G>'psabguss von Haas in Kleve). Maria sitzt
rechts auf einer Bank, ein Buch im Schoss, die Rechte vor der Brust, auf dem Tisch
links vor ihr ein Spruchband. Von links der Engel mit einem Stab in der Rechten,
durch das geöfihete Fenster stiehlt sich von links oben ein Sonnenstrahl nach dem
Ohr der Jungfrau. Fast dasselbe Relief an der Domthür zu Konstanz.
Holztäfelchen, 38xi4cm, Ende iS.Jh., h. Anna selbdritt, handwerkmässig.
Das grosse zweistöckige Gebäude der ehemaligen ÄBTISSINNENWOH-
NUNG mit fünf Fenstern Front, abgewaimten Dach, viermal abgetrepptem Giebel über
dem Portal mit einem Löwen als obersten Schildhalter, südlich von der Kirche am Ab-
hang gelegen, die ganze Landschaft beherrschend, trägt die Inschrift: anna salome
Fürstin zu essen, custerin zu elten, gravin zu salm und reiferschedt i667.
An der westlich davon gelegenen Wirtschaft des H. Geerlings die Inschrift:
MARIA FRANCISCA, DERO KEYSERLICHEN HOCHGRAFF. UND FREYWELTLICHEN STIFF-
TERN ELTEN UND VREDEN DECHANTINNE UND PRÖBSTINNE, GEBORNE GRAFFINNE ZU
MANDERSCHEYDT UND BLANCKENHEIM, FRÄULLEIN ZU JUNCKENROEDT, DAUN UND ERPE.
HUETH.
Schloss
HandschriftL
Quellen
Geschiebte
SCHLOSS. HandschriftL Qu. Im Archiv der Unterherrschaft Hueth, dem
Staatsarchiv zu Düsseldorf übergeben: 446 Urk. von i3o4 — 1799 in 24 Packeten und
65 Aktenkonvolute, betreffend die Jurisdiktion Hueth, Bienen, Ossenberg, Wenge,
Praest, Domick, Wehl, sowie den Lehnshof zu Hueth. — Lehnsbuch des Hauses
Hueth, angelegt i692, weitergeführt bis i792, 336 Fol. — Nachrichten und Akten über
das Fürstentum Minden, das Ravensbergische, Akten des Kriegsminister v. Borke. —
Verzeichnisse der Bibliothek, der Kunstsammlung und des Archives i77o — i79i. —
Rechnung des Drosten zu Gennep über Erbauung der dortigen Burg i5i2 — i5i8
(II. C, i). — Schatzregister des Amtes Hetter i559 (IL C, 2). — Verheerung von
Uedem i685 — 86 betr. (IL C, 12). — Akten über die Erbauung des Amphitheaters
und Fontainenhauses zu Kleve i73i (IL C, 38. Vgl. Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve
S. 1 19). Über die Akten vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. i4o. — Ann. h. V. N. XI, S. 25o.
— Lamprecht, Verzeichnis rhein. Urbarialien S. 43.
Im Stadtarchiv zu Köln: Kurze Chronik im Mus. Alfterianum LXVII, fol. i54.
Das Schloss wurde in der Mitte des i4.Jh. von Rutger von Hekeren erbaut
(über das Geschlecht Dederich i. d, Ann. h. V. N. XVI, S. 2o9; Picks Ms. VII,
S. 5oi) und von diesem i364 dem Erzbischof Engelbert III. von Köln als Lehen und
Offenhaus aufgetragen (Lacomblet, U B. III, Nr. 656). Im i5.Jh. kam es an Adolph
von Wilich, dessen zweiter Sohn Giddert die mittlere Huetische Linie der Wilich
stiftete. Sein Sohn war Christoph, sein Enkel Otto, sein Urenkel Christoph von Wilich,
der die Linie der Grafen von Wilich und Herren von Lottum fortsetzte. Sein Sohn
78
79
Johann Sigiaraund, sein Enkel Philipp Karl, von dessen Söhnen Johann Christoph
Graf von Wilich und Lottum Herr zu Hueth ward und i7z7 zu Hueth begraben
wurde. Im J. iS98 war das Schloss durch die Spanier ausgeplündert, die Stalle und
Wirtschaftshöfc niedergebrannt worden (Berg. Zs. XXIV, S. i3). Um i74o kaufte
Friedrich Wilhelm Freiherr von Borke das Schloss an, es folgten ihm im Besitz die
Herren von Galen, die Grafen von der Recke, endlich die Herren von Widdenhorsl-
Sonsfeld. Die jetzige Besitzerin ist Freifrau Amalie von Widdenhorst-Sonsfeld.
Das Schloss (Fig. 4i) zerfällt in Herrenhaus und Vorburg und liegt auf einem :
rechteckigen von Gräben eingeschlossenen Burgterrain. Von dem alten Bau des
14, Jh. stammen noch der mittlere und östliche Haupttrakt mit dem gewaltigen runden
Eckturm, mit s,5o m starken Mauern, im Inneren ein sechsseitiges Kuppelgewölbe
mit zierlichem Schlufsstein und sehr hübschen polygonalen Konsolen, darunter ein
mit einer flachen Kuppel überspanntes Verliess. In der Ecke führt in der Mauer-
starke eine Wendeltreppe empor. Östlich stiess an den Haupttrakt ehemals ein langer
bis zum Ende der Hauptburg geführter Seitenflügel an, der nur zur Hälfte erhalten
ist Im Erdgeschoss, dessen Mauern i,So m stark sind, befinden sich drei Kreuz-
gewölbe ohne Rippen mit Gurten, von dem abgebrochenen Teile sind noch die keller-
artigen Gewölbe des Erdgeschosses erhalten, mit mächtigen Tonn enge wölben und schiefs-
schartenartigen Fenstern nach beiden Seiten. Über den Küchenräumen des Ostflügels
ein hoher Saal, der Königssaal, i89l umgebaut. Der Hauptbau ist in der 2. H. des
18. Jh. mit dem Westflügel erneut und mit abgcwalnitem gebrochenen Dach mit flachem
Holzgiebel versehen worden. Der der Fai^ade vortretende, noch i742 erhaltene Treppen -
türm wurde abgebrochen, alle gothischen Giebel niedergelegt.
79
KREIS REES
Die Vorbur^ besteht wie in Gastendonk (Kunstdenkmäler d. Kr. Kempen S. 122)
und Winnenthal (Kunst den km äler d. Kr. Moers S. 7 2) aus zwei Seitenflügeln und runden
Ecktürmchen mit Kegeldachem und kleinen Backstein friesen. Der südwestliche Turm
und der westliche Flügel gehören dem alteren Bau an — der Flügel zeigt denselben
kleinen Backstein fries an dem etwas vorgekragten zweiten Stockwerk wie der Ostftögel
des Herrenhauses, der Turm hat ein gedrücktes Kuppelgewölbe und eine Mauer-
starke von 1,60 m.
Die alte Gestalt des Hauses zeigt eine im Archiv aufbewahrte kleine Zeich-
nung vom J. i667 (Fig. 43) und ein Stich von Paul van Ltender nach einer Zeich-
nung von J. de Beijer vom J. i742 in Het verheerlykt Kleefschiand pl. 38, 1. Gleich-
zeitiger Grundriss auf einer Katasterkarte der Herrlichkeit Bienen von i74i in der
Bürgermeisterei Vrasselt (Fig. 42. Der Grundriss der jetzigen Gebäude punktiert ein-
gezeichnet).
Die Haupträume tragen noch die Spuren der Rokokoausstaltung, die das Schloss
unter den Grafen von Borke in der 2. H. des 18. Jh. erhalten. Die Bibliothek im
ersten Stock ist fast unberührt bewahrt geblieben. In dem links neben der Eingangs-
halle gelegenen Saale vlämische
Gobelins aus der 2. H. des
1 7. Jh. mit dem Wappen derer
von Borke, darstellend Landschaft
mit Schlössern, im Vordergrund
Bauemscenen. Der Hauptsaal
enthalt Rokoko -Ausmalungen.
Ein Kamin im Westflügel tragt
dreimal die (erneute) Inschrift:
ANNO i4io in Rokoko - Umrah-
mung. Eine grössere Anzahl tüch-
tiger Familienporträts des 1 7. und
L>gcpi>n von j. 1741 z.ichnung vom J. 1667. 18. Jh. ist durch das Schloss zer-
streut, darunter Kniestücke des
Kriegsminbters Grafen von Borke mit seinen beiden Frauen Auguste und Helene, ein
grosses Bild Ludwigs XIV., Friedrich Wilhelm I., ein interessantes Porträt Friedrichs
des Gro-ssen im Alter von vierzehn Jahren mit Perücke.
HÜTHUM.
KAPELLE (tit s. Georgii m.).
Der Ort wird zuerat 1206 genannt (Dederich, Ann. S. 602) und liegt auf dem
Territorium der alten Herrschaft van Hekeren. Die Kapelle wurde i767 unter C. Gevc-
lieng erbaut
Einschiffiger flachgedeckter Backsleinbau des 18. Jh., 1808 restauriert.
Niederländisches Trip tychon der i. H. des 16. Jh., gutes Werk mit feinen Einzel-
figuren, stark abgeblättert. In der Mitte die Anbetung der Hirten, auf den Seilen-
flügeln die Verkündigung und die Anbetung der drei Könige.
Madonna, 1,20 m hoch, um i48o — l49o, Holz, vortreffliches und feines Werk
der Emmericher Schnitzschule, den Figuren in S. Aldegundis zu Emmerich nahe ver-
ISSELBURG 8l
wandt. Die Madonna, eine sehr schlanke Gestalt, mit hochsitzenden, nur leise ange- Kapelle
deuteten Brüsten, schmalem Köpfchen, langem, dünnen Hals, und lang herabfallenden
an den Schläfen festgedrückten Locken, hält auf dem linken Arm das Kind im Hemd-
chen mit einer Traube in der Linken, mit der Rechten nach dem Apfel (erneut)
fassend, den ihm die Mutter darbietet, der reiche Faltenwurf in grossen charakteristi-
schen Motiven.
S. Barbara, 85 cm hoch, Holz, mit Buch und Turm, Arbeit der Kalkarer
Schule vom Ende des i5.Jh.
Madonna und S. Johannes, 9o cm hoch, handwerkmässige Arbeiten um i5oo.
ISSELBURG.
M. J. Kaiser, Parnassus Clivensis, Kleve i7o4, HI, S. 218. — A. Lohmann, uttemtur
Geschichtliche Nachrichten über Isselburg, ein Rückblick beim Neubau der katho-
lischen Pfarrkirche, Isselburg i878. — Wilh. Fischer, Geschichtliches aus und über
Isselburg nebst einigen geschichtlichen Nachrichten über die evangelische Gemeinde
daselbst, Wesel 1860. — v. Mülmann, Statistik I, S. 427.
RÖMISCHE FUNDE. Bei Isselburg erreicht der äussere östliche Arm der Römische
älteren Grenzwehren, der von Elten über Netterden und Meghelen kommt, die Issel.
Er heisstim Anfang bis Quappenburg die Quappenburger Lcmdwehr und erscheint
als einfacher Wall mit zwei Gräben (Schneider S. 2 7). Der ganze Wall bis Issel-
burg scheint nicht über das 12. Jh. zurückzugehen und bildete die Bezirksgrenze der
Hetter (s. o. S. 57 u. 66). In Isselburg mündet zugleich der nur dürftig erhaltene
zweite Strang der Grenzwehr, der über Hülshorst und Fuhrmannshof in fast gerader
Linie südlich nach Capellen zu führt. Der auf der Schneider sehen Karte einge-
zeichnete Verbindungswall von Isselburg nach Schiedenhorst ist nirgends mehr sicht-
bar, im oberen (nördlichen) Teile läuft in der Richtung desselben ein einfacher Ent-
wJlsserungsgraben, die wallartigen Anschüttungen bei Schiedenhorst bezeichnen das
alte Rheinbett vor dem J. 1000. Bei Haus Heidkamp, eine Viertelstunde von Issel-
burg in der Richtung auf Haldern, befindet sich ein natürlicher Sandhügel mit kreis-
runder Schanze von 4o Schritt Umfang (Schneider, Kr. Rees S. 58).
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Die Reformation wurde i57o ein- Evan^ei.
geführt (J. v. Steinen, Ref.-Gesch. S. 56. — Lohmann S. 9. — Fischer S. 26. —
V. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 2o9). Die ältere lutherische Kirche ging
1624 zu Grunde (Inschrift s. u.), der zweite Bau, schon i7o7 ein ,sehr schlechtes und
geringes Gebäu* genannt, ging i779 zu Grunde. Der Neubau wurde t832 vollendet,
nachdem 1828 die beiden Gemeinden vereinigt worden waren.
Von dem älteren Bau steht nur der i777 errichtete Turm, von Backstein, vier-
stöckig, mit einfachen Blenden. Der anstossende Saalbau ist ganz schlicht und flach-
gedeckt. An einem Balken die Inschrift: anno 1624 den 24. febrü. hat das his- Inschrift
panische volck diese stad ausgeraubt und gantz abgebrandt ohn zwei Häuser.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Bartholomaei ap.). Kathoi.
In Isselburg stand im i5. Jh. eine Kapelle mit pfarrlichen Rechten, für die Ocsciiichie
der Herzog von Kleve das Präsentationsrecht besass (Lohmann S. 8). Im J. i785
wurde eine neue Kirche erbaut und diese von i877 — 1879 durch einen schönen
einschiffigen Kreuzbau von August Rincklake und Kaspar Pickel ersetzt.
6
81
PrurrWIich.
8z KREIS REES
Christus, Maria und Johannes, 7ocm hoch, roh Eiche, um iSoo. Maria
und Johannes von grossartiger Schönheit der edlen Gewandung, Maria mit krampf-
haft gefallenen Händen, Johannes mit einer Rolle in der Rechten, die Linke erstaunt
erhebend, alle drei Figuren etwas ausgeschwungen, die Nasen auflällig aufgebogen.
Glocke mit der Inschrift: me fudit g. voigt. isselburg t78i.
BURG. Herzog Adolph von Kleve errichtete im J. i44i auf Klevtechem Ge-
biete in der Hetter eine starke Burg, ,dye Ysselborch', um mit ihr gegen das an-
grenzende Kölnische Gebiet
einen stärkeren Rückhalt zu
haben {Gert van der Schu-
ren ed. Schölten p. i37,
— Cronicon de genealogia:
Seibertz, Quellen HI, S.36l.
— Teschenmacher, Ann.
p. i83. — Hopp p. 9i. —
Lacomblet, U B. IV, Nr.i53).
Den Einwendungen des Köl-
ner Erzbischofes zum Trotz
blieb die Burg stehen (J. Hax-
SEN, Rheinlande und Westfalen
im iS.Jh. I, Urk. 73,85, 4o7).
Schon i448 wurde sie von Her-
zog Adolph seinem ältesten
Sohne Johann abgetreten {La-
comblet, ÜB. IV, Nr.zßS).
Das Bollwerk, das ,tuschen
den Weerde ind der Yssel-
borch' errichtet war, wurde
i4So von den Münsterschen
erobert (Gert van der Schu-
ren p. i73). Die Burg blieb
als adeliger Sitz bestehen, im
J. 1600 den Herren von Me-
verden zuständig (Köln, Stadt-
archiv, Museum Alfterianum
Pi,, «. I.«lbu.,. R.„d,urn. d« .h™l[g« fl=f„,iBuaj. L^VII, fol. l74), bis Sie 7024
bei der Zerstörung durch
die Spanier zu Grunde ging
(v. Schaumburg, Begründung der Brandenburg. - Preuss. Herrschaft am Niederrhein
S. 74, i87). Das neu aufgebaute Schloss bewohnten die kurfürstlich Brandenburgi-
schen Drosten von der Hetter,- deren letzter, Herr van der Hove, 1681 starb. An der
Stelle des Schlosses liegt jetzt die Villa des Herrn Nering-Boegel, Generaldirektors
der Isselburger Eisenhütte.
BEFESTIGUNGEN. Die Stadt ist wahrscheinlich gleichzeitig mit der Er-
bauung der Burg und der Erteilung der Privilegien (Teschenmacher, Ann. p, i83)
von Herzc^ Adolph i44i befestigt worden. Nach einer Katasterkarte des 18. Jh. im
Bärgermeisteramte besass sie vier Rundtürme und drei Thore, die ,groosse Port', die
, Boh wen - Port* und die ,Issel - Port'. Die Mauer war ursprünglich 20 Fuss hoch und
83
KRUDENBÜRG 83
5 Fuss dick. Im J. 1624 wurde die Stadt durch die Spanier eingenommen und bis Be.
auf zwei Häuser niedergebrannt, i672 durch die Franzosen demoliert, endlich i697
durch eine Feuersbrunst wieder in Asche gelegt. Erhalten sind nur zwei der Rund-
türme. Zunächst einer der malerischen Ecktürme des Mauerringes an der Nordseite
der katholischen Kirche (Fig. 44), dreistöckig, von Backstein, mit Zinnenkranz, und
ein zweiter dreistöckiger als Mühlenturm mit einfacher Schiefsscharten des i7.Jh.
KRUDENBÜRG.
SCHLOSS. Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv zu Wesel (jetzt in Dussel- Schioi»
dorf) : Historische relatio wegen des freyadlichen hausses Crudenburg, Pap. fol. (Caps. 342,
10). — Im Besitz des Herrn E. Benninghoff zu Krudenburg: Chronik vom J. i735.
Die Burg wird i338 von Dietrich zu dem Berge, wohnhaft auf Haus Bcrgschult Ge«chichte
bei Hünxe, dem Grafen Dietrich IX. zu Lehen aufgetragen, i'363 verkauft sie Graf
Johann als Offenhaus an Ritter Rutger von Boetzlar (Lacomblet, U B. III, Nr. 638),
i392 belehnt Dietrich von der Mark mit dem Schlosse den Ritter Goswin Stecke.
Im J. i47o erbt es Carda von Gehmen, die Gattin seines Sohnes. Durch ihre zweite
Heirat kommt es i5o2 an Graf Johan von Holtstein-Schauenburg, i64i an Alexander
Freiherm dann Grafen von Velen und zu Megen. Im J. i683 kommt es an Johann
Sigismund Freiherm von der Heiden, den Gemahl der Anna Magdalena von Velen, 1 734
durch Heirat an August Friedrich Freiherrn von Grävenitz, i783 an Sigismund Karl
Ludwig Freiherm von Strünkede. Im J. 1826 ging das Haus über an die Familie
Benninghoff, in deren Besitz es sich noch heute befindet.
Von dem ehemals ,in quadro massiv gebauten* Schloss steht nur der alte Turm,
der aber i664 erneut worden ist (Inschrift: a. g. v. v. i664: Alexander Graf von Velen),
die übrigen Gebäude wurden i596 durch den Grafen Adolf von Holtstein-Schauen-
burg erneut (Bird, Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins S. 54). Der Bau war
eine durchaus regelmässige Anlage — das Herrenhaus abgetrennt im Wasser liegend
hinter der rechtwinkeligen Vorburg.
HAUS SCHWARZENSTEIN. Ausführlich A. Fahne, Das Geschlecht Hhus
Mumm, Düsseldorf 1 880, III, S. 273, 3o8— 3i8.
Das Haus war ein alter landtagsfähiger Sitz im Herzogtum Kleve, ursprünglich
freies Erbe, nur einige Stücke Lehen der Herrschaft Krudenburg. Im J. i429 ver-
kaufen Philipp von Schwarzenstein imd seine Gattin Aleid das Haus an Sueder von
Ringenberg, dieser i454 an Elisabeth aus dem Edelgeschlecht Stecke, Goswin Stecke,
ihr Erbe i468 an Rötger Amelong. Haus und Burg blieben im Besitz des in Wesel
ansässigen Geschlechtes Amelong, bis i5i4 Roeloff Mumm aus Amheim die Besitzung
erwarb. Roeloff Hess das verfallene Schloss wiederherstellen, in den Händen seiner
Familie blieb es bis i7o2, wo es durch Heirat mit der Witwe des Johann Mumm an
Johann Bernhard von Rethrath kam. Das Schloss wechselte rasch die Besitzer, kam
i7i3 an Johann Franz von Crone, i7i6 an Johann Sigismund von der Heiden, i724
an Georg Joachim von Blankenburg, i735 an August Friedrich von Grävenitz, i739
an Johann Sigismund von Struenkede, danach an die Viktor, Loehr, Schneider, bis
es i776 wieder an ein altes Weseler Geschlecht, die Familie Eichelberg, gelangte.
Jetziger Besitzer ist Herr Dr. med. Eichelberg in Wesel. Das auf dem rechten Lippe-
ufer gelegene Schloss wurde vor drei Jahren abgebrochen und durch einen Neubau
S3
84 KREIS REES
ersetzt Nur der alte 18 m hohe Turm erhalten, an dem sich das Mummsche Wappen
mit der Jahreszahl i5i7 befindet. Auf der Karte von Arnold Mercator vom J. i576,
.Hanss Schwär tzeste in', sind neben dem Turm zwei rechtwinkelig aneinanderstossende
Trakte sichtbar.
LOIKUM.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Die «uwerete und
bedeutendste der alteren Grenzwehren des Kreises führt von Isselburg bis Wcrth an
der Issel entlang, biegt bei den Schwienumshöfen südlich von Loikum im stumpfen
Winkel nach Südsüdost und führt in gerader Linie, immer der Issel folgend, auf
Huvermannshof zu, wo sie nach Osten ausbiegt und Ober Peddenberg nach Scherm-
84
LOIKUM
85
beck weiterläuft (vgl. über den weiteren Lauf unter Drevenack und Schermbeck und Römische u.
Schneider, Kr. Rees S. 22). Bis nach Loikum besteht die Grenzwehr in einem Wall An Ingen
mit zwei Gräben. Der um das Wertherbruch (ehemals ein See) herumführende Wall
heisst noch jetzt der Seewall. Nördlich des Schwieniunshofes, wo die Strasse von
Loikum nach Hamminkeln sie durchschneidet, ist das Profil deutlich sichtbar. Der
Wall hat hier noch die sehr bedeutende Breite von 8,5o m bei einer Höhe von 3,5o m.
Hinter dem Schwienumshofe besitzt sie drei Wälle mit vier Gräben, weiterhin vier
Schnitt nach JB.
Schnitt nädi CD
Schnitt nach EF
Schnitt nach GH
MttMfti 1 : 1000
!■ H IM
Fig. 46k Erdwerk bei den Schwienumshöfen.
Wälle mit fünf Gräben. Die Grenzwehren sind eingezeichnet in die Katasterkarten
von Loikum vom J. i733 (im Besitz von S. Festen zu Rees), der südliche Teil bei
Huvermannshof ist genau aufgenommen in den J. i735 u. i794 (Wesel, Stadtarchiv,
Karten caps. 35 t, Nr. 5, 16). In der ältesten Karte der Lackhausener Landwehr von
Huvermannshof, bis zum Uhlengatt an der Issel beim Funder erscheinen bis Huver-
mannshof nur zwei Gräben, dann sechs, vom Brünenschenbruch an wieder vier und
fünf. Nördlich, nach Hamminkeln zu, sind sechs Gräben eingezeichnet bis zum Schmitt-
hausener Baum. Die Hamminkelner Strecke beschrieben schon in der Ringelbergischen
Brock-Ordnungh vom J. i388 (Düsseldorf, Staatsarchiv, Weselscher Privilegienband
A. 80, Bl. 32«).
85
86
KREIS REES
Römisch« u.
Germanische
Anlagen
Kathol.
Pfarrkirche
Besohreibung
Taufstein
Glocken
Bei dem Schwinumshof (jetzt Schwieningshof, aber schon in Urk. von i5i5
Schwinumshof genannt: Wesel, Stadtarchiv, Rep. II, caps. i9,i) befindet sich in un-
mittelbarer Verbindung mit der Grenzwehr und der Issel eine riesige Erdbefestigung,
die entschieden nicht römisch ist (Abb. 4i u. 42). Sie besteht aus zwei ovalen Erd-
aufschüttungen, die beide von einem halbrunden Wall umgeben waren (der eine nord-
westlich jetzt in zwei Stücke zerrissen). Der ausgehobene Boden lag in der Höhe
der Isselsohle, (jetzt der Wasserzufluss durch eine Schleuse am nördlichen Ende re-
guliert). Die Wälle erheben sich noch bis zu 3 m Höhe. Die ganze Befestigung ist
jetzt mit fast undurchdringlichem Buschholz bestanden. Die Anlage ist entschieden
nicht römisch, sondern gehört wie die Befestigung am Hof Bergschult bei Hünxe
(Grundriss i. d. Kunstdenkmälem d. Kr. Ruhrort) und der bei dem Ickter Hof bei
Hain (Grundriss i. d. Kunstdenkmälem d. Kr. Düsseldorf) gelegenen Schanze der
germanisch-fränkischen Periode an. Wünschenswert wäre die Durchschneidung der
beiden Haupthügel durch Versuchsgräben (Bericht a. d. Kgl. Regierung in Düsseldorf
vom 28. August i873 s. N. 336 1. — Korr. -Blatt des Gesamtvereins der deutschen
Geschichtsvereine XV, S. 39. — v. Mülmann, Statistik I, S. 42?. — Schneider, Neue
Beiträge IV, S. 26, Fig. 9 schematisch).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit s. Antonii abb.). Nrh. G. i883,
S. 96. Loikum war Filiale von Hamminkeln (BrÖring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. 1 64),
eine Kirche bestand schon im i4.Jh., Ende des i5.Jh. erfolgte ein Neubau.
Zweischiffiger schlichter Backsteinbau, 2o,4o m lang, io,4o m breit, in den letzten
Jahrzehnten nach Osten verlängert (der alte Teil nur 9,i5 m lang). Dreistöckiger West-
turm, im Obergeschoss mit zwei Spitzbogenblenden, nördlich ein achtseitiges Treppen-
türmchen angebaut. Im Inneren zwei ehemals achtseitige Pfeiler mit niedrigen Basen,
die Rippen auf polygonalen Konsolen ruhend, die Scheidemauer ungegliedert.
Taufstein aus Namurer Blaustein, Ende des i3.Jh., rundes Becken mit vier
Köpfen auf Mittelcylinder mit vier Ecksäulen, die auf Tierköpfen mit grossen Augen
und fletschendem Maul stehen, an jeder Seite drei ornamentierte Medaillons (Kunst-
denkmäler d. Kr. Kempen S. 16. — Korr. -Blatt des Gesamtvereins XV, S. 39).
Glocken, i. soli deo gloria. johann schweys me fecit monasterii i73i.
2. i ! I VOS VOCAT HAEC SACRATA TIBI PATRONE TUERE [?] ANTONI ET PULSA
NOXIA QUAEQUE [p]rOCUL. ME FUDERUNT CHRISTIAN ET RÖTGERUS VOIGT FRATRES
A. l773. W. RECHTMAN PASTOR, H. MEYERING KIRCHMEISTER.
MARIENTHAL.
Augustiner-
kloster
Quellen
Geschichte
Ehemaliges AUGUSTINERKLOSTER. Tibus, Gründungsgeschichte S. 223,
io3i. — JoDOCus Hermann Nünning (i675 — 1753), Monumentorum Monasterien-
sium decuria I, p. 248.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Protokollbuch mit Chronik aus dem
i9. Jh. — Taufregister von i7io an. — Kopiar des Klosters Marienbaum (Kunst-
denkmäler d. Kr. Moers S. 34).
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Kopiar (B. i3i), fol., 444 Bl., geschrieben
i5ii durch den Notar Goswin Averbach, mit Urkunden von I295 ab, mit Index;
wichtig. — Kopiare B. i3ia und B. i3i^. — Specificatio omnium redituum (Reg. i67).
Das Augustinerkloster Marienthal (sanctae Mariae in valle) war 1253 von Sueder
von Ringenberg in einem Ort, qui dicitur Beylere, an der Haie und Issel, gestiftet
86
MEHR
87
Kloster«
kirche
worden (Lacomblet, U B. II, Nr. 459). Im L i256 scheint die Einweihung statt- Augustiner
k 1 o s t e r
gefunden zu haben (Wilmans, U B. III, Nr. 599. — Tibus S. io3i). Es war geweiht
der Jungfrau Maria, dem Ev. Johannes imd dem h. Vincentius.
Im J. i323 kauft das Kloster von Theodor von Lankeren eine Wiese, ,der
lüttiker Beylardt* genannt, i345 wird Kirche und Kloster dorthin verlegt Von i587
bis i592 hatte der Orden vorübergehend das Kloster verlassen, P. Augustinus Ulrici
stellte es i6i9 — 1643 wieder her. Im J. i839 die Kirche als Parochialkirche der
Katholiken der Umgegend anerkannt.
Die ehemalige KLOSTERKIRCHE, jetzige PFARRKIRCHE (tit. assumpt.
b. Mariae v.) ist ein einschiffiger gothischer Backsteinbau von i345, 36,3o m lang,
8,35 m breit. Die westliche Fa^ade zeigt wie die Minoritenkirche in Puisburg eine
grosse Portalblende, über dem im Flachbogen geschlossenen Eingang auf gothischen
Kapitalen drei interessante Steinfiguren, um i4oo, die Madonna zwischen einem Bischof
mit Buch und einer weiblichen Heiligen in Dreiviertellebensgrösse. Die Rippen im
Chor auf dünnen, im Langhaus auf stärkeren Dreiviertelssäulchen mit polygonalen
Kapitälchen, das erste und dritte Paar nur i m lang und mit Konsole abschliessend.
Schlichte einachsige Fenster, nur nach Osten ein zweiachsiges.
Die südlich an den Chor anstossende Sakristei, mit grossen Kreuzgewölben,
bildet einen Teil des ursprünglichen Kapitelsaales. Von dem Anfangs des i7. Jh. her-
gestellten Kreuzgang ist eine Seite mit sechs durch Gurte getrennten Jochen erhalten.
Chorstühle, zweiachsig auf beiden Seiten, Mitte des i5.Jh., hinten vier, vorn
drei Sitze, grösste Länge 2,9o m. Die Rückwand mit einfachen Füllungen, die Wan-
dungen mit Pfeilerchen und Krabben, die Miserikordien mit grinsenden Mönchs-
köpfen als Konsolen. An den hinteren Wangenstücken die vier grossen Kirchen-
väter in Basrelief
Lebensgrosse Kreuzigungsgruppe, Holz, derb, neu polychromiert, Ende des
i4.Jh.; hochinteressante Skulptur. Christus mit magerem Körper und fest angezogenem
Lendentuch: in den Schlufs.stücken des Kreuzes die Evangelistensymbole in Basrelief.
Maria die Hände vor der Brust gefaltet, den Kopf vom Schleiertuch bedeckt, schmal-
schulterige Figur mit schmalem Gesichtchen und weichem, fleischigen Kinn. Johannes
beide Hände mit schmerzlichem Erstaunen zur Seite erhebend, weniger gelungen.
Sitzfiguren der Madonna und Gottvaters, in überreicher Gewandung, Ende
des i5.Jh., 65 cm hoch.
Lebensgrosser thronender Christus in hartem Faltenwurf, Ende des i5.Jh.,
die Rechte segnend erhoben, in der Linken die Weltkugel.
Holzbild eines h. Bischofs, um i5oo, Almosen austeilend.
Zwei Kupferleuchter des i5.Jh. Leuchter
CborstOhle
Skulpturen
MEHR.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Bei dem Bauerngut Römische u.
Krusdik wurde 1822 ein hoher viereckiger, angeblich römischer Turm abgebrochen, Anlagen
nach der Beschreibung bei Bird (Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins S. 59)
scheint es vielmehr ein mittelalterlicher Rest gewesen zu sein. Über den römischen
Münzfund von Mehrhoog^vgl. Schneider, Heer- und Handelswege VI, S. 21. — B. J.
LXXIV, S. i9o.
87
88
KREIS REES
R ömlsche u.
Germanische
Anlagen
Grciizwehren
Ka thol.
Pfarrkirche
Beschreibung
Turm
Inneres
Kanzel
Memoriensteine
An die erste der älteren Grenzwehren, die von Hauberg über Emmerich nach
Huisberden und Till führt (s. o. S. 66) setzt zwischen Hechelten und Voorthuysen die
äussere und bedeutendste Grenzwehr an, die nach Osten an Netterden und Meghelen
vorbei führt. Von Meghelen aus läuft der erste westliche Arm in südöstlicher Rich-
tung über Millingen, Empel, Mehr nach Diersfordt (Schneider, Neue Beiträge VH,
S. 6, vgl. ausführlich unter Diersfordt S. i8). Die Wehr besteht aus Hauptwall mit 3,4 m
Kronenbreite und Seitenwall von i,9 m Kronenbreite, der zweite Seitenwall ist zerstört.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Vincentii m.). Nrh. G. i883,
S. 96. — J. Mooren, Über einige christliche Denkmäler am Niederrhein: Ann. h. V*
N. II, S. 38, 43.
Zuerst im J. i332 erwähnt (Ann. h. V. N. LII, S. i47), Tochterkirche von Haffen-
Reenen (Chronik Johann Düsseldorfs im Stiftsarchiv zu Xanten).
Die Kirche wurde um i5oo von Tuff neu erbaut. Der reichgegliederte vier-
stöckige Turm, bis zur Höhe des dritten Geschosses mit übereck gestellten viermal
abgetreppten Streben zeigt ein durch die beiden unteren Stockwerke durchgehendes
zweiachsiges Portalfenster. Die drei oberen Stockwerke sind von Vertikallisenen mit
Rundbogenfries eingerahmt, im dritten Geschoss eine einachsige gothische Blende, im
vierteil zwei Doppelfenster mit Mittelpfeiler. Im Norden ein aus fünf Seiten des regel-
mässigen Achtecks konstruiertes Treppentürmchen.
Der 34,1 3 m lange, i3,52 m breite dreischiffige spätgothische Bau zeigt im'- Inne-
ren vier Paare von viereckigen, an den Kanten abgefassten Pfeilern, denen nach dem
Mittelschiff zu ein Dienst vortritt. Die Turmhalle öffnet sich mit einem hohen Bogen
gegen das Mittelschiff. Die Gewölbe sind durchweg einfache Stemgewölbe. Im Chor
ruhen die Rippen mit Blattkapitälen auf Diensten, die unter den Sohlbänken mit
einem Kopf abschliessen, am westlichen Ende des Chorabschlusses treten den alten
Diensten noch zwei kurze 8o cm lange Dienste zur Seite. Die Scheidemauem ent-
behren der Gliederung. In den niedrigen Seitenschiffen ruhen die Rippen mit poly-
gonalen Deckplatten auf Blattkapitälchen, die mit einem skulptierten Kopf abschliessen.
Nach Osten ist an die beiden Seitenschiffe in der 2. H. dieses Jahrhunderts je ein wei-
teres Joch angefügt und die Mauer nach dem Chorhaus hin durchbrochen worden.
Kanzel, vom Anfange des 16. Jh., sechsseitiges Gehäuse mit gothischem Stabwerk
und den Namen der vier Evangelisten, im 18. Jh. mit Untersatz versehen, restauriert.
Frühmittelalterliche Memoriensteine des 9. — 10. Jh., an der Aussenseite ein-
gemauert (Ann. h. V. N. III, S. 39, So, i74; IV, S. 262), in die Inschriftfläche des ersten
ein Kreuz geschlagen: -f ili ID mr
OBIIT fVV
lverad-
LAICA
(ante diem tertium Idus Martii obiit Vulverad laica).
+ VI • IDVS
novembris
benIi., zdo
ET FILIA El
REGINLIND
MIGRAVER- T
AD X RM +
(-h Ante diem sextum idus Novembris Ben . . zdo et filia eins Reginlind migraverunt
ad Christi requiem). Über die ganze Gruppe dieser Memoriensteine Ann. h. V. N.
IV, S. 261, — Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. i49, i5o.
88
MILLINGEN 89
RYSWICKSHOF (J. J. Sluyter, Schrieck und Ryswick: Nrh. G. 1880, S. 26). Ry.wick.hof
Der Sitz der im iS.Jh. zuerst genannten Familie von Ryswick liegt auf der ehemaligen
Insel Laerward bei Hagenshof, um i5oo aus dem Besitz derer von Laer^'ard an
Amt von Dunen übergehend, dessen Tochter Mechtild 1 536 den Humanisten Konrad
Heresbach heiratete, der hier bis i576 lebte. Heresbach baute i538 ein neues Land-
haus, seit i7o5 im Besitz der Familie Wurmius, späterhin der Familien Hövelmann,
Haase und Althof in Dinslaken. Der jetzige Besitzer ist Herr Johann Baumann, der
i876 das neue Gebäude aufgeführt hat. Inschriften bei Sluyter a. a. O.
MILLINGEN.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Quirini m.). Nrh. G. i883, S. 1 10. Kaihoi.
Die Kirche zu Millingen ist die älteste im Kreise; schon 7 20 wird eine basilica
domnae nostrae Mariae in der dem Grafen Ebroin gehörigen villa Millingi genannt
(BoNDAM, Charterboek I, Nr. 2. — Sloet, Oork. Nr. 6. — Würth-Paquet, Table
analytique Nr. 33. — Vgl. Dederich i. d. Ann. h. V. N. II, S. 253, 264. — van
Spaen, Inleiding I, p. i7. — Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. i46). Durch die Neben-
einanderstellung mit Nütterden, Cleverham, Donsbrüggen, Mehr ist es wahrscheinlich,
dass hier Millingen im Kreise Rees, nicht Millingen in der Düffel genannt wird (Sloet,
Oork. Nr. i3. — Cod. Lauresham. dipl. I, p. 112. — van den Bergh, Geographie
p. 2o5). Im J. io69 bestätigt Papst Alexander II. der Abtei von Echtemach die
Kirche (Mittelrh. ÜB. I, Nr. 369, 622. — Sloet, Oork. Nr. i79, 3 10). Im J. 1120
untersteht sie der Scholasterie zu Xanten (Xanten, Stiftsarchiv, Lib. rub. fol. i7^; Pels
IV, fol. 4o7, Urk. R. I, i. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 85). Die Kirche zu
Beginn des i5.Jh. als Säulenbasilika erneut, späterhin ein breiterer Ostteil angefügt.
Das Patronat gehörte dem Hause Empel (TiBUS, Gründungsgeschichte S. 211).
Die 27,5o m lange, i9,75 m breite dreischiffige Kirche besteht aus zwei deutlich Beschreibung
getrennten Teilen. Der ältere Teil ist aus Tuff erbaut, der spätere nur bis zu den
Sohlbänken der Fenster aus Tuff, darüber aus Backstein, der vierstöckige Turm ist
vom ersten Drittel des zweiten Geschosses ab in Ziegel aufgemauert. Im Turm durch
die beiden Untergeschosse durchgeführt das grosse Portal fenster, die beiden oberen
Stockwerke mit je drei einachsigen Blenden. Südlich ist ein aus fünf Seiten des
regelmässigen Achtecks konstruiertes, bis zur Höhe des zweiten Stockwerkes reichen-
des Treppentürmchen aufgeführt.
Das alte Langhaus trugen Säulen mit einfachen runden Kapitalen, von denen
nur ein Paar erhalten ist, die Rippen ruhen im Mittelschiff auf aus Laubwerk ge-
bildeten, mit Köpfen abgeschlossenen Konsolen, an den Scheidemauem spitzbogigc
Blenden. Der neue Chor mit zwei rechtwinkelig abgeschlossenen Seitenchörchen in
der Form von Kreuzarmen, an das nördliche eine kleine Backsteinkapelle angefügt.
Die Rippen ruhen mit skulptierten Blattkapitälen auf i m langen Diensten.
Sakramentshäuschen von Sandstein (vortreffliche Abb. bei aus'm Weerth, Sakrament«.
Kd. Taf. V, i), um i5oo. Auf vierseitigem Schaft erhebt sich das vierseitige Gehäuse,
an den drei freien Seiten mit Eisengittem, eingefasst von Stabwerk, in der Auskehlung
mit Rosetten besetzt, gekrönt von Wimpergen, darin die Sitzbilder der Madonna,
Johannes d. Ev., des h. Quirinus. Der vierseitige durchbrochene Aufsatz mit fünf kleinen
Heiligenfigürchen steigt in zwei Stockwerken auf. Reste alter Bemalung und Vergoldung.
89
KREIS REE5
rif. AI. MilUnico. Silini
An der Südseite merkwürdigerweise ein zweites
Sakramentshäuschen, einfacher im Aufbau, aber
geistreicher in der Einzel durch bildung {Fig. 47. —
AUS'M Weerth, Kd. Taf. V, 3).
Der achtseitige reich profilierte Schaft läuft oben
in einen vierseitigen Pfeiler aus: Ecksäulchen mit
KielbOgen flankieren ihn. Das Gehäuse ist von ein-
fachem Stabwerk eingerahmt, an den Seiten die
Figuren der hh. Quirinus und Johannes Ev, Der
weit vorgekragte viereckige Baldachin ist übereck
aufgesetzt und auf jeder Seite mit fünf durcheinander-
geschobenen freigearbeiteten Kielbogen abgeschlossen.
In der Mitte des überaus luftigen mit einer Pyra-
midfe abgeschlossenen Aufsatzes erhebt sich eine ge-
wundene Säule.
Achtseitiger Taufstein, i,zoni hoch, Ende des
1 5. Jh., mit kelchartigem Becken, an den acht Seiten
je ein dreiachsiges Fenster mit reichem Masswerk.
Um den oberen Band ein fein gemeisselter Fries.
Epitaph von Henricus ab Elverick und Sibylla
domicella a Rasfeit, Mitte des i6. Jh., mit Alliance-
wappen in Renaissancerahmen (Nrh. G. 1881, S. 3).
Spä^othischer kupferner Kronleuchter des
16. Jh., ahnlich dem zu Goch (Kunstdenkmaler des
Kreises Kleve S. 3l), mit unten acht, oben vjer
Armen, abschliessend unten mit einem Löwenkopf,
oben mit einem knieenden Engel als Schildhalter,
vortreflfliches reiches Werk von glücklichsten Ver-
haltnissen.
Ciborium (Abb. .\us'm Weerth, Kd. Taf V, a),
aus der i. H. des iS.Jh., schöne durch die Reinheit
der Formen wertvolle niederrheinische Goldschmiede-
arbeit mit sechsseitigem reich profilierten und gravier-
ten, auf Löwen ruhenden Fuss, das Gehäuse mit
den gravierten Einzelfiguren von sechs Propheten in
charaktervoller einfacher Zeichnung, hoher turmartiger
Aufsatz mit grossem Kruzifi.x, Jetzt zur Monstranz
eingerichtet mit grosser Lunula.
Glocken. Die grösste von lSo9 mit schöner
spa^olhischer Kante und zwei Relief bildem des
h. Quirinus: sum tuba magna dei divi sub Nomike
PATRIS QUIRINI, POPULLOS (So) AD SUA TEMPLA VO-
CANS. WALTERUSWESTERHUS MEKECITA. D. MCCCCCIX.
Die zweite von i429 mit der Inschrift: Sancte
QUIRINUS 15 MIN NAEM, DAT VOSC (?) GADE SIU BE-
QUAEM. AVE MARIA. ANNO DOMINI MCCCCXXIX.
Die dritte i696 von Peler von Trier gegossen,
i875 in Gescher umgegossen.
9o
NIEDERELTEN
9l
Die vierte von i5o9 mit der Inschrift: anne per merita cuiüs cum nomine
FUNGENS CLANGOREM DEDERO, DEUS ADVERSANTIA TOLLE. A. D. MDIX.
JUNKERMANNSHOF, am rechten Ufer des ehemaligen Ostrheins (SLUYXERjunicermanns
i. Nrh. G. 1881, S. 2), altertümlicher, ursprünglich von Gräben umgebener Backsteinbau
des 16. Jh., an der Fa^ade das Elverick-Raesfeldsche Alliancewappen mit der Unter-
schrift: ANNO l565 3o. MAY.
NIEDERELTEN.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Martini ep.). Als Pfarrkirche K.ihoi.
zuerst im J. i3i3 erwähnt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Emmerich, S. Martin 26),
die Kirche um i45o neuerbaut, t864 — 1865 restauriert.
Dreischiffiger gothischer Bau mit Pfeilern und eingebautem Westturm, der untere Beichreibung
Stock des Turmes, die südliche Aussenmauer, die Hälfte der nördlichen Aussenmauer
von Tuff', alles übrige von Backstein. Der dreistöckige Turm ist durch sehr stark
vortretende übereck gestellte Strebepfeiler gestützt und enthält im Erdgeschoß über
dem Doppelportal mit steinernem Mittelpfosten ein grosses dreiachsiges Portalfenster,
in den beiden oberen Stockwerken je zwei zweiachsige Blenden mit altem Haustein-
masswerk von reichen späten Formen, über dem abschliessenden Rundbogen fr ies eine
erneute Hausteingallerie mit i|i kleine Fialen auslaufenden Pfeilern. Die südlichen
Seitenschiffe zeigen aussen zweimal abgetreppte Streben und eine Horizontallisene.
Im S ist i865 an das südliche Seitenschiff* eine hohe zweistöckige Kapelle angebaut.
Das nördliche Seitenschiff" schliesst mit einem kleinen Chor ab und ist an der Nord-
westecke abgeschrägt.
Im Inneren ruhen die Gewölbe auf zwei freistehenden Pfeilerpaaren, deren inneres
Grundriss aus zwei durcheinandergeschobenen Rechtecken mit ausgerundeten Kanten
besteht, auf 75 cm hohen polygonalen Basen, aber ohne Kapitale. Die Diagonalrippen
ruhen in der Höhe der Scheitel der Arkadenbögen auf kleinen polygonalen Konsölchen.
Die Rippen der durch Gurte getrennten Kreuzgewölbe in den Seitenschiffen ruhen
mit polygonalen Platten auf kleinen Konsolen. Die Fenster der Seitenschiflfe sind
durchweg zweiachsig. In dem durch sieben zweiachsige, in der Mitte schon einmal
geschlossene Fenster erhellten Chor ruhen die Rippen mit skulptierten Blattkapitälen
auf Dreiviertelssäulen. Der eingebaute Turm wird von zwei mächtigen Pfeilern ge-
tragen, deren 3, 1 5 m breite Bogenöffhung nach dem Mittelschiff" viermal abgetreppt
ist, die Kanten noch besonders ausgerundet. Zur Seite zwei kleinere von Kreuz-
gewölben überspannte Joche.
Glocken. Die erste von 1S12: in honore beatissime anne matris marie Glocken
ET SANCTI VITI PATRONI NOSTRI CAMPANA NOBILISSIME ABATTISSE ELSA (?) RENY (?)
COMITISSE CONVENTUS ELTENSIS ME FECIT PER SEGEWINUM HATYSEREN (?) ANNO MV^
ET DUODECIMO.
Die zweite von i473: maria heit ic, den levendigen roep ic, den doden
BESCREV IC, HAGEL ENDE DONRE BRECK IC. MCCCCLXXIII. GERIT VAN WOU.
Von dem i679 gegründeten FRANZISKANESSENKLOSTER steht nur Kloster
noch die 1681 errichtete sieben Joch lange einschiffige Klosterkirche, ein Backsteinbau
mit grossen vermauerten spitzbogigen Fenstern. Die anstossenden Klostergebäude
dienen als Volksschule. Nachrichten in der Handschriftlichen Chronik von Goebels
(Röchelten, Pfarrarchiv) und bei Dederich, Annalen S. 4o5.
9i
92
KREIS REES
PRAEST.
KathoL
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
Hochaltar
Chorgestühl
Piscina
Tau&tein
Lavabokcssel
Wandmalereien
Glocken
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Johannis bapt). J. J. Sluyter
i. d. Rhein. -Westföl. Volkszeitung 1888, Nr. 10.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Lagerbuch, Ende des i7.Jh. von Pastor
Hermann Spaen geschrieben. Die Kirche trat an die Stelle der schon i332 (Ann.
h. V. N. LH, S. i46; zuerst erwähnt 11 20: Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 86. —
Sloet, Oork. Nr. 335) genannten Pfarrkirche zu Sulen, das allmählich vom Rhein
hinweggespült wurde (vgl. darüber Niederrhein. Volksbote i863, Nr. 4, 5. — Nrh. G.
i879, S. i3). Im J. i45i wurde die Kirche nach dem landeinwärts gelegenen Alden-
sulen verlegt, endlich i5oi in Praest eine neue gebaut (TiBUS, Gründungsgeschichte
S. 210). Im Lagerbuch die Notiz: Postquam ecclesia nostra propter Rhenum ex
Rosow in Aldenzuelen translata est, iterum propter Rhenum ex Aldenzuelen in
Praest sub r. d. pastore Henrico Roost translata est et i5oi dominica post octavam
assumptionis b. M. v. (29. August) consecrata.
Schlichter einschiffiger Bau, 23 m lang, 7,55 m breit, mit dreistöckigem West-
turm, die beiden oberen Stockwerke mit Vertikallisenen und Rundbogenfries, ähn-
lich wie die Pfarrkirche von Mehr, das obere mit zwei Doppelfenstern, das mittlere
mit einer zweiachsigen Blende, das untere mit dem Portal fenster, im Norden an-
stossend ein aus fünf Seiten des regelmässigen Achtecks konstruierter Treppenturm.
Das Material ist bis zur Höhe des ersten Geschosses am Turm und am Langhaus
Tuff, darüber Backstein. Im Inneren drei schmale Kreuzjoche und Stemgewölbe als
Abschluss. Einachsige Fenster, die Rippen ruhen auf 3o cm langen mit Konsolen
abschliessenden Dreiviertelssäulchen.
Barocker Hochaltar des i7. Jh. Als Mittelbild Gemälde der Taufe Christi,
im Aufsatz schlechte Verkündigung. Rechts und links zwei kleine 65 cm hohe Holz-
figuren eines h. Bischofs und der h. Katharina, mittelmässige^ Leistungen der Emme-
richer Schnitzschule.
Spätgothisches Chorgestühl, sieben Sitze auf jeder Seite, 2,4o m lang, von
i523. Auf dem einen hinteren Wangenstück das Wappen Christi, gehalten von Greif
und Affe, darunter: anno mcccccxxiii., auf dem anderen die Verkündigung Maria,
als Abschluss Simson den Löwen zerreissend. Das Pult sehr einfach mit figurierten
Zargenstücken.
Piscina hinter dem Altar in der Ostwand des Chores, auf zwei Säulen ruhender
steinerner Rundbogen.
Einfacher sechsseitiger kelchfömiiger Taufstein des i5.Jh.
Kupferner Lavabokessel des 16. Jh.
Reste von Wandmalereien, die man vor 20 Jahren aufdeckte, wurden wieder
übertüncht (Zs. für christl. Archäol. und Kunst I, S. 39).
Glocken. Die grösste von i633 mit der Inschrift: anno millesimo sexcen-
TESIMO TRICESIMO TERTIO NOMEN EGO A CHRISTI ASSUMO PRAECONE JOHANNES. OFFI-
CIUM EST PLANGAM ET QUEMQUE VOCABO MEUM. DAGOBERTUS (so) EGIDII EXPENSIS
SIMON HELLINGH FECIT. HEINRICH WILHELM VON DER HOEVEN, HEER ZU POLWICH UND
LICHTENBERGH, DROST IN DIE HETTER ETC. ETC., RUTGERUS TÜCKINGH RICHTER DA-
SELBSTEN. GOERT VAN ROSSOM, DERICK PERSICKMAN, PASTOR UND KERCKMEISTER Ai-
HIER IN PRAEST.
92
REF.S
93
Die zweite von i694: erneuert im jähr i694 unterm hochwolg. Herren
CONRADO VON DE REECKE, GERICHTSHERREN IN PRAEST UND DORNICK. PASTORE
THEODOR BITTER XANTENSI, THEOD. ELBERS UND JOHAN SCHMITZ KIRCHMEISTREN, ZUM
DINST DER KIRCHEN ZU PRAEST.
Von dem HAUSE OFFENBERG, einst einem stattlichen Rittersitz, im 16. Jh.
erbaut, bestehen nur noch die Gräben. Das erhaltene Vorgebäude ist Tagelöhner-
wohnung. Zwei Ansichten vom J. i745 in Het verheerlykt Kleefschland pl. 29, I. 2;
Grundriss auf der Karte von Offenberg, Praest und Domick in der Bürgermeisterei Vrasselt.
Hftus
Offenberg
REES.
Erich Liesegang, Recht und Verfassung von Rees, Trier i89o (Ergänzungs-
heft VI zur Wd. Zs.). — Abraham Säur, Stätte-Buch. — Teschenmacher, Ann.
p. i72. — Hopp p. 86. — Broverius van Nidek, Kabinet van Nederlandsche Out-
heden, Amsterdam i733, VI, p. 278. — v. Mülmann, Statistik I, S. 444. — Gort ver-
hael van de handelingen tot Rees anno MDCXXXV in Junio tusschen den paepe
Stalenum ende Egbert Grim, Pastor van de kercke Christi uyt Groot Britannien, Wesel
i635. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Kampen i785, p. 5i. — Zur Chronik
der Stadt Rees: Niederrhein. Volksbote 1860, Nr. 32, 34, 36, 37. — J. J. Sluyter,
Über das Wappen der Stadt Rees: Nrh. i878, S. i5. — Ders., Name Ursprung und
Alter von Rees: Nrh. i878, S. 61; i879, S. 21. — Ders., Der Bär von Rees: Nrh.
i879, S. 6, 37. — Ders., Das älteste Siegel der Stadt Rees: Nrh. i878, S. 112, ii4;
Abb. bei Endrulat, Niederrh. Städtesiegel V, Nr. i9, 20. — Ders., Die todte Lander
von Esserden, Beitrag zur Geographie von Rees: Nrh. G, i879, S. 22. — Ders., Ein
Beschluss des Reeser Magistrats von i457: Nrh. G. 1880, S. 43. — Ders., Der Sankti-
Spiritus- Armenhof zu Rees: Nrh. G. 1881, S. i72. — Ders., Die Rynwickstrasse zu
Rees: Nrh. G. 1882, S. 73. — Ders., Der Geldersche Kaaj und der weisse Turm zu
Rees: Nrh. G. i883, S. i4. — Ders., Das verschwundene Rhenen bei Rees: Nrh. G.
i883, S. 25. — Ders., Verzeichnis sämtlicher Bürgermeister seit i394: Nrh. G. i884,
S. i59. — Ders., Die Einnahme von Rees durch die Franzosen i652: Niederrhein. Volks-
bote i885, 12. Dez, — Schölten, Beiträge zur Geschichte der Stadt Rees: Nrh. G.
1881, S. 44. — L. Henrichs, Zur Geschichte der Stadt Rees (Stadtrechtsbestimmungen):
Nrh. G. i883, S. 4, 38, 47. — Sluyter, Das Edelgeschlecht von Rees: Nrh. G. i878,
S. i3o, i46, i58. — Ders., Henricus Gualterius Eskes von Rees: Nrh. G. i879, S. 78.
— Ders.. Die Familie de Ciaer: Nrh. G. 1882, S. 3. — Schölten, Anna le Ciaire:
Nrh. G. 1882, S. 102. — De S. Dentlino puero confessore Resae in Clivia: Acta Sanc-
torum i4. Juli III, p. 689. — Der h. Dentlinus zu Rees: Nrh. G. i883, S. 65. — Sein
Patrocinium: Nrh. G. i883, S. i75.
Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv (inventarisiert von Dr. R. Schölten):
210 Urkunden von 11 42 an (die älteste gedruckt Ann. h. V. N. XI, S. 168). — Land-
tagsakten von i58o ab, defekt. — Flurkarten des Amtes Rees vom» J. i734. — Vgl.
Wd. Zs. I, S. 393. — Berg. Zs. V, S. i89. — C. A. H. Burkhardt, Handbuch der
deutschen Archive I, S. 62. — Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Stadtrechte, i5.Jh.
(A. 248).
Ansichten und Pläne, i. Grosser Plan der Befestigungen bei Jo. Blaeu,
Theatr. urb. Belgiae regiae, Köln i659, II, am Ende.
Littenitur
Handichriftl
Quellen
Ansichten
93
94
KREIS REES
Ansichten
Germanische
Funde
2. Grundriss der Festung bei Merian, Topographie der Niederlande p. 282.
3. Stich von A. Rademaker vom J. i632 bei Broverius van Nidek, Kabinet
van Nederlandsche outheden VI, p. 2 78, Nr. 288.
4. Grosses Gemälde der Einnahme von Rees durch Ludwig XIV. im Schlosse
zu Versailles (Vorzimmer zum Spiegelsaale), nebst der Reeserschanz, bez.: la prise
de rees. 18. Juni i672.
5. Stich der Belagerung von i672, von h Clerc.
6. Stich der Einnahme von Rees von Jeremias Wolff nach Zeichnung von Joh,
Aug. Connfius in Vorstellung einiger Conquestes Ludovici XIIII Königs in Frankreich
und Navarren, 28,7 x 26 cm.
7. Plan der Stadt mit kolorierter Ansicht vom J. i737 von / S. Bucker im
Besitz des Herrn Sylvester Festen zu Rees (Fig. 48).
8. Kolorierte Federzeichnung der Stadt, gez. von C. T. Trott, i764, 72X49 cm,
im Rathause, bez. : LA ville rees etant occupe par les FRANgois dans la Situ-
ation DE l'anne 1762, genau angegeben die Befestigungen der einzelnen Thore.
GERMANISCHE FUNDE. Bröring, Alte Gräber, ein Beitrag zur Ge-
schichte der Stadt Rees und Umgegend : Ann. h. V. N. XI, S. 1 4o. Auf dem Wanwicker
Fig^. 48. Rees. Ansicht der Stadt vom J. 1737 im Besitz des Herrn Sylvester Festen zu Rees.
K'nthol.
Pfarrkirche
Litteratur
Handschriftl.
Quellen
Felde, eine Viertelstunde von Rees, wurde seit i838 ein grosser, wie es scheint germani-
scher oder frühchristlicher Begräbnisplatz aufgedeckt, bestehend aus einer Reihe von Gru-
ben, teils frei geworfen, teils mit Mauerwerk geputzt oder mit Pfählen durchsetzt, mit
Knochenresten, Asche, Kohlen und Waffen (die letzteren verschwunden, eine genauere
Bestimmung also unmöglich). Auf dem Felde lag bis i59o eine Kapelle zum h. Georg.
Ehemalige KOLLEGIATKIRCHE, jetzige PFARRKIRCHE (tit. assumpt.
b. Mariae v.).
EsKES im Kerkelyk Leesblad ten dienste der catholyke Nederlanders II, Nr. XI,
Art. 4. — J. J. Sluyter, Die ehemalige Kollegiatkirche und die jetzige Pfarrkirche
zu Rees: Nrh. i878, S. i8i; i879, S. 25. — Ders., Irmingard, Gräfin von Aspel:
Nrh. G. 1880, S. 83, io5. — Ders., Stiftungsurkunde der Pfarrstelle: Nrh. G. i884,
S. 45. — Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i54. — Irmgardis, eine Reliquie aus
deutscher Vorzeit: Niederrhein. Volksbote i85o, Nr. 3i, 34, 36, 39; i85i, Nr. 6, 11, 12.
— Die h. Irmgardis: Rhein. Kirchenblatt i85i, Nr. 3o.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden von ii9o ab (die älteste ge-
druckt Ann. h. V. N. XI, S. i69). — Verzeichnisse der Vikarieneinkünfte von i542 ab.
— Armenrechnungen von 1666 ab. — Taufregister von i633 an, Trauregister von
1627. — Kirchliche Notizen über Rees und Umgegend, i842 angelegt von Stephan
VAN Haag, fortgeführt von J. J. Sluyter.
94
REES
95
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: S21 Urkunden von io4i — 1774. — Kopiar,
i5i Bl., von i5i2 (B. i85), bez. Registrum capittuli Reessensis, mit Index. — Memorien-
register, Pap. fol. (A. 237) von i529, mit Kalendar, Präsenzbuch und Heberegister, am
Schluss Kopiar. — Vier Memorienregister, iS.Jh. i37 Bl. 4« (A. 211), i5. Jh. i35 Bl.
4» (A. 212), i5. Jh.3i Bl. fol. (A. 2i3), 16. Jh. 4» (A. 2i4). — Über die Akten Ilgen,
Rhein. Archiv S. 11 9. Über sieben Urbare Lamprecht, Verzeichnis rheinischer Ur-
barialien S. 29.
Als Stifterin und Erbauerin der Reeser Koliegiatkirche nennt die Tradition die
Gräfin Irmgardis von Aspel, die im J. 10 10 (nach Teschenm acher, Ann. p. i72, vgl.
NoRRENBERG, Geschichte von Süchteln S. 5) den Bau begann und ihn io4o abschloss.
Im Chor der alten Kirche befand sich unter dem Bild der h. Irmgardis die Inschrift:
ANNO MILLENO CHRISTI PARITER QUADRAGENO
CONDIDIT HOC TEMPLUM FOELIX YRMGARDIS AMENUM
OBTULIT IDQUE PIE QUOD PROTEGAT IPSA MARIE.
(Teschenmacher a. a. O. — Nrh. G. i878, S. 181. — Nach Lacomblet, U B. I,
S. to9, Anm. i dieselben Verse im Liber memoriarum zu Rees, wahrscheinlich gemeint
die Hs. A. 237 zu Düsseldorf, Staatsarchiv, wo die Verse sich von einer Hand des
i7. Jh. finden). Die Schenkungen werden schon von Erzbischof Anno IL von Köln
(io56 — io75) und seinen Nachfolgern bestätigt (Lacomblet, U B. I, Nr. 222, 242, 397).
Den alten Bau zerstörte der Brand vom J. 1245 (Hopp p. 98).
Ein Neubau wurde wahrscheinlich sofort in Angriff genocimen. Der Chor ge-
nügte im i5. Jh. dem Bedürfnis des Kapitels nicht mehr und wurde durch einen
grösseren gothischen Chor i458 ersetzt. Am Chor befand sich das Chronikon:
eXstrVCtVs ChorVs est MarIae reLIqVIsqVe patronIs,
ChrIsto LaVs et Eis parIter trIbVantVr honores (i458).
Ausserdem befand sich am Chor ,oben im Bogen dess Gewelbs* die Inschrift
(Düsseldorf, Staatsarchiv, Hs. A. 94):
QUADRINGENTENO MILLENO CUM L ET OCTO
FIT NOVUS ISTE CHORUS, lUBILANDO RITE CANORUM (so),
LAUS HING FELICI SIT CREBRA DEI GENITRICI,
POSTEA CENTENO QUADRENO CALCE NOVATUR.
Die Holländer, die von 16 14 — 1672 Rees besetzt hielten, nahmen 1628 die
Kirche in Besitz, zerstörten die Altäre bis auf einen, übertrugen die Grabsteine in
die 1622 erbaute reformierte Kirche und machten aus dem Chor ein Zeughaus. Der
Lettner wurde abgebrochen, i6S7 das Tabernakel, das schönste im Klever Lande,
als Steinmaterial verkauft, i665 auch der Chorumgang und die Heiligengeistkapelle
niedergerissen. Erst i672 wurde die Kirche wieder den Katholiken übergeben.
Nachdem 181 1 vier Pfeiler zusammengestürzt waren, begann man 181 7 mit dem
Abbruch der ganzen Kirche und ersetzte sie durch einen im Schinkel sehen Geist ge-
haltenen Neubau, der 1828 eingeweiht wurde.
Die Kirche war neben dem Xantener Dom die bedeutendste Anlage des Klever
Landes. Sie hatte fünf Schiffe und war auf zwei Westtürme berechnet, von denen
nur der nördliche ausgeführt war (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. 85 von i329). Der
später angefügte Chor, nur aus Hochchor und Umgang bestehend, überragte das
Mittelschiff um ein bedeutendes. Sie besass eine Krypta mit einem Altar des h. Jo-
hannes Ev., der noch i388, i442 und i462 genannt wird (Nrh. i879, S. 26).
Die alte kostbare Ausstattung ist in unverantwortlicher Weise verschleudert
worden. Der kupferne Leuchter auf dem Hochchor, mit zwölf Armen, ein jeder mit
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Zerstörung
Abbruch
Wiirdigunif
95
yß KREIS REES
einer Apostelstatuette als Kerzenhatter, wurde als Metall verkauft (Nrh. |878, S. i89).
Die Kirche besass einen grossen Hochaltar, ,auf weldiein das I^ben und Leiden Christi
sehr künstlich ausgeschnitten xu sehen ist' (Schütte, Hs. im Besitz von Dr. Schölten,
g 26a, vgl. Kunstdenkmaler d. Kr. Kleve S. 9o), die Gruppen sind verkauft worden,
einzelne der Flügel im Pfarrhause {s. u.). Einen Grabstein des Arndt van Bucholt er-
wähnt Fahne, Dynasten von Bocholt, Cod. dipl. S. iSo. Das Epitaphium des i579
verstorbenen Henr. Uranius bei Hüpsch, Epigramm atographia I, S. 47.
Die im Inneren nicht
wirkungslose Kirche ist
dreischiffig, die Seiten-
schiffe sind fJach gedeckt,
das Mittelschiff von einer
.Tonne überspannt, auf die
eine Kasettiening aufgemalt
ist Fünf Säulenpaare mit
vergoldeten korinthischen
Kapitalen tragen die Decke.
Die drei gleich hohenSchiffe
haben jedes an der Ostseite
Apsiden, in der Mitte lapsis
vier hohe Pilaater mit ko-
rinthischen Kapitalen. An
der Westfa^ade zwei hohe,
mit rhombischen Hauben
eingedeckte Türme.
Madonnenbild {Figur
49), 1,10 m hoch, Holz,
neu polychrom iert, Sitzbild
von grosser Feierlichkeit
und Würde auf reich ver-
ziertem gothischen Thron,
die Madonna mit Krone
und Scepter (beide erneut)
in d. Rechten, ganz flachem
Oberkörper, steif aufrecht
sitzend, auf ihrem linken
Knie das mit einem langen
Fig. «. b™. M.da-n™biid in d« L.Ü.0I. Pr.„ki«h.. Hemdchen bekleidete
ebenfalls gekrönte Kind.
Die Figur ist das älteste und bedeutendste der niederrheinischen MadonnenbUder
dieser Gattung, aus der Mitte des i4. Jh., am nächsten verwandt dem zu Kleve
(Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 97), ähnliche zu Ginderich (Kunstdenk mal er d. Kr.
Moers S. 2i) und zu Weeze (Kunstdenkmäler d. Kr. Geldern S. 98). Das Bild wurde
bei den — schon i322 vorkommenden, die letzte i838 — feierlichen Prozessionen
mit den darin aufbewahrten Reliquien getragen. Niederrhein. Volksbote i85i, Nr. ti.
— J. J. Sluyter i. Nrh. i878, S. 93.
Hölzerne Gruppe des h. Georg zu Ross, den Drachen tötend, mit der knieen-
den Königstochter, interessantes fast lebensgros.ses Werk der Kalkarer Schnitzschulc
96
REES
^1
(auf dem Speicher, Aufstellung in der Kirche wünschenswert) um i S3o, in alter Poly-
chrpmierung, von grossem Wurf.
Figur einer knieenden Heiligen, i,o6 m hoch, mit lang herabfliessenden Locken
und turbanartiger Haube, die Arme abgebrochen, vortreffliches Stück der Kalkarer
Schnitzschule um i53o.
Lebensgrosser Christus, Anfang des i6. Jh., im heiligen Grabe liegend, steif, in
alter Bemal ung.
Ciborium, 64,5 cm hoch, aus vergoldetem Rotkupfer, vom J. .i396, dem Millinger
(s. o. S. 9o) verwandt. Der achtseitige stemenförmige Fuss ruht auf kleinen Löwen.
Die Felder graviert, vier mit den Evangelistensymbolen. Die übrigen omamental, auf
einem der Donator mit dem Kruzifix: domine Miserere mei. Jede der acht Seiten
des mit Eckpfeilerchen und Fialen versehenen Gehäuses zeigt unter einem gothischen
Bogen eine der acht Seligpreisungen, der Grund ausgestochen, die Figuren ganz flach,
gleichsam nur an den Rändern modelliert und graviert. Den Aufsatz bildet ein acht-
seitiger mit einem Kruzifix abschliessender Turm. Inschrift: ANjfO domini mcccxcvi
V. KAL. marcii (26. Februar) obiit Johannes de colonia canonicus reyssensis
ET EIUS BONIS PROCURATUM EST HOC VAS, CUIÜS ANIMA REQUIESCAT CUM OMNIBUS
lUSTIS IN SANCTA FACE. AMEN.
Monstranz (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf IV; I, S. 12), 9i,S cm hoch, vom
Anfang des 1 6. Jh., das reichste und, sowohl durch die gelungenen Verhältnisse wie
die feine Durchführung bedeutendste Werk der klevischen Hofgoldschmiedekunst, der
Monstranz in S. Aldegundis zu Emmerich (s. o. S. 3i) verwandt. Auf dem a jour
durchbrochenen Fuss erhebt sich der sechsseitige reichverzierte Schaft ohne Knauf,
mit aufstrebenden Rippen versehen. Zur Seite des Glascylinders zwei Strebesysteme,
in eine Fülle von Fialen, zum Teil gewunden, auslaufend. Nach innen je ein Engel
mit dem Spruchband, nach aussen zwei grosse und drei kleine Heiligenfiguren. Den
unteren Abschluss dieser Seitenbauten bildet verschnittenes spätgothisches Laubwerk
mit dem Paradiesesapfel. Über dem Baldachin Christus mit dem Kreijz in den Armen,
im Aufsatz aus Kelchen herauswachsend sechs Engel mit den Leidenswerkzeugen.
Der Turmhelm schliesst mit einem Kreuz ab.
Kupferner romanischer Leuchter des i3. Jh., auf drei Füssen mit Löwenklauen,
von höchst einfachen, aber wirkungsvollen Formen.
Kupferner Leuchter des i4. Jh., 26,5 cm hoch.
Barocker getriebener Kelch mit der Inschrift: s. albericus Fischer professus
NEO-CELLAE FIERI FECIT ANNO l7l7.
Ciborium, 33 cm hoch, barock, getrieben.
Kapelle der 2. H. des i7.Jh., von rotem Sammet, auf den mit Goldkördeichen
ein Granatapfelmuster aufgenäht ist (derselbe Stoff in Wesel s. u.) mit Stäben in nieder-
rheinischer Stickerei um i54o — i57o, ein Geschenk derer von Loe und von Haes,
der violetten Kapelle Siberts von Riswick im Dom zu Xanten verwandt (Kunst-
denkmäler d. Kr. Moers S. i38, Taf VIII). Die Stickereien in Überfangstich in Lasur-
manier und Plattstich. Auf der Rückseite der Kasel der erste Tempelgang Maria,
die Verkündigung, Visitatio, Geburt Christi, Anbetung der Könige, das Pfingstfest,
zu Unterst die merkwürdige Darstellung der Vermählung Christi mit der knieenden
h. Brigitta. Der Zwischenraum zwischen den einzelnen Medaillons gefüllt durch ge-
schwungene Ranken. Auf der Vorderseite die Krönung Maria, ihre Himmelfahrt,
Maria und Maria Magdalena, S. Augustinus und S. Brigitta. Der Chormantel enthält
auf den Stäben je fünf grosse Medaillons, rechts die Verklärung Christi, Christus und
Kathol
Pfurrkirche
Ciborium
Monstrani
Leuchter
Kelch
Ciborium
Parnmente
97
98
KREIS REES
Kathol.
Pfarrkirche
Glocken
Evangel.
Kirche
Glocken
Pfarrhaus
Gemälde
die grosse Sünderin, Christus und die Samariterin, Darstellung Christi im Tempel,
Beschneidung. Links die Auferstehung, die Kreuztragung, Christus am ölberg, der
Einzug in Jerusalem, Christus und Nikodemus, die Darstellungen getrennt durch sym-
metrische Arabesken. Die spätere Kappe (gleichzeitig mit dem Stoff) zeigt ein grosses
von zwei Engeln getragenes Mittelmedaillon mit der h. Brigitta, der die Madonna
erscheint. Die Dalmatiken mit den Brustbildern von Heiligen.
Kasel des i7.Jh. von rotem Sammet mit breiten Stäben in silberner und gol-
dener Bouillonstickerei auf rosa Seidengrund. Dazu ein Velum mit goldener Bouillon-
stickerei und guter Goldspitze.
Kasel von neuem Stoff mit Stäben der Mitte des i7. Jh., Stickereien in engstem
sorgfclltigstem Plattstich, mit dem Faden modelliert, nach malerischen Kompositionen,
ohne den Charakter des Stoffes zu berücksichtigen, in den Farben vorzüglich erhalten.
Auf dem Kreuz : die Kreuzigung, Dornenkrönung, Kreuztragung, Geisselung, Christus am
Ölberge, auf dem Stab die Auferstehung, Christus und Maria Magdalena, die Jünger
von Emmaus, der imgläubige Thomas. Genau J. J. Sluyter i. Nrh. G. i879, S. 53.
Glocken. Die grösste i789 von Christian Voigt in Isselburg gegossen, mit
längerer Aufschrift.
Die zweite von i64i mit der Aufschrift: door dat vier ben ik gevloeten,
PETER VAN TRIER ENDE JOHANN PHILIPPSEN HEBBEN MY GEGOETEN. IK ROEP DE
GEMEENDE TEZAMEN, GM TE PRIESEN EN TE LOEVEN GODES NAMEN. PETER COEST,
TYDLIKER BOERGERMEESTER, ANTONIUS MOMM ENDE JOHANN SELLER, TYDLIKE KERK-
MEESTERS, ANNO 161I.
Die dritte von i782, die vierte von i789.
Das Messglöckchen im Dachreiter i4o4 gegossen, i859 von Petit und Edel^
brock umgegossen.
EVANGELISCHE, ehemals REFORMIERTE KIRCHE, 1624 erbaut,
merkwürdiger fiachgedeckter Backsteinbau, mit vier Säulen in der Mittelachse, die spitz-
bogige Arkaden tragen, die Querbalken auf zierlichen Kragsteinen ruhend. Bossiertes
Portal mit den Marken und den Namen der Steinmetzen Hermen Bolte und Johan
Christian, Über dem Portal in Kartouche die Inschrift: jesus mat. 21. mein haus
IST EIN bethaus. PSALM 2 7. EINS BITTE ICH VOM HERREN, DAS HETTE ICH GERNE,
DAS ICH IM HAUSE DES HERN BLEIBEN MÖGE MEIN LEBENLANG ZU SEHWE DIE SCHONE
GOTTESDIENSTE DES HERREN UND SEINEN TEMPEL ZU BESUCHEN. Vgl. Nrh. G. 1880,
S. 8i. — VON Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 211.
Glocken, aus der katholischen Pfarrkirche stammend (Nrh. i878, S. 186. —
Nrh. G. i879, S. 58). Die grössere von i483 mit der Inschrift: gherardus de wou
ME FECrr MCCCCLXXXIII. MARIA IS MIN NAEM.
Die kleinere mit der Inschrift: door dat vier ben ik gevloeten, peter van
TRIER HEEFT MY GEGOETEN l646.
PFARRHAUS, ehemals Ulffts Hof, Sitz des Geschlechtes von Ulfft, das hier
und auf Schloss Lakhausen bei Empel ansässig war, alter Edelhof in Backstein, be-
stehend aus Mittelbau und zwei Seitenflügeln, 16. Jh., mit abgetreppten und einfach
geschweiften Giebeln.
Im Pfarrhause: Flügel des ehemaligen Hochaltars, acht Tafeln, 92X37 cm
gross (auseinandergesägt), um 1S20 von einem stark unter fränkischem Einflüsse stehen-
den westfälischen Nachahmer des Dünwegge (Scheibler i. d. Zs. f. bild. Kunst XVIII,
S. 61). Auf den Vorderseiten die Legende der hh. Crispinus und Crispinianus in vier
Darstellungen, mit reichgegliederter sehr fein durchgeführter Landschaft. Der Maler
98
j
REES 99
wagt sich an schwierige koloristische Probleme: bei der Darstellung, wie der nackte Pfarrhaus
Leichnam des h. Crispinus auf einem Mühlsteine schwimmend angetrieben wird, spiegeln
sich die Leiche, die Brücke und alle Zuschauer im Wasser. Ein anderes Bild giebt
das kulturhistorisch bemerkenswerte Interieur einer Schuhmacherwerkstatt.
Die Aussenseiten sind in einer Art Grisaillemalerei ausgeführt, nur das Fleisch
farbig. Vier grosse Einzelfiguren der Madonna, Christi und zweier Apostel mit vor-
züglicher, in grossen Motiven arrangierter Gewandung und bedeutenden Köpfen.
Im SPITAL die Mittelbilder zweier niederländischer Trip ty che n aus dem Spitai
Anfang des 1 6. Jh. Das erste aus der Antwerpener Schule, darstellend Christus am Gemälde
Kreuz, darüber Gottvater zwischen Engeln, um den Kruzifixus schwebend drei Engel
mit Kelchen, den Kreuzesfuss umklammernd Maria Magdalena, links Maria, rechts
Johannes, zur Linken die Kreuztragung, zur Rechten die Grablegung. Im Hinter-
grund Felslandschaft und Stadt.
Das zweite mit einer Taufe Christi, wertvolles Werk vom Anfang des i6. Jh.,
den Harlemer Gemälden verwandt, in der Ausführung der Landschaft Jan Joest nahe-
stehend (vgl. Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 59). Christus steht gebückt im Wasser,
links kniet Johannes, am Ufer ein Engel mit den Gewändern. Von rechts eine Gruppe
von sieben Pharisäern mit phantastischen Kopfbedeckungen, • in den Wolken Gott-
vater. Den Hintergrund bildet eine mit vollendeter Kunst durchgeführte offene Land-
schaft mit Bergen und Felsengruppen.
Die SAMMLUNG des Herrn Kaplans J. T. Sluyter enthält eine Reihe mittel- Sammlung
^ r J J / Sluyter
massiger Gemälde, darunter zwei gute Kniefiguren der hh. Barbara und Ursula, um
i5oo (übermalt) und vier niederrheinische Holztafeln, um i53o, mit dem Abendmahl,
der Himmelfahrt, dem Pfingstfest und der Gefangennahme Christi.
NONNENKLOSTER vom dritten Orden des h. Franziskus. Niederrhein. Nonnen.
■TT » 1 ftf- ■».▼ - kloitcr
Volksbote i85i, Nr. 42.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 87 Urkunden von
1436 — 1794. — Kopiar B i86, Pap. foL, i78 Bl.
Erbaut im J. i436, i459 die Kirche eingeweiht, dem h. Johannes Ev., der h. Ursula
und ihren Gefährtinnen geweiht. Die Kirche (in der Fallstrasse) von i8i7 — 1828 als
Pfarrkirche benutzt, 1828 nebst den Klostergebäuden zur kathol. Volksschule einge-
richtet. Erhalten die östliche Chorwand und der Dachreiter.
RATHAUS (Fig. 5o). Das alte Rathaus, das i4o6 zuerst genannt wird (Stadt- R«thaus
archiv, Urkunde 63), ward um die Mitte des iS.Jh. durch einen Neubau ersetzt; im
J. i45o wird ein Haus zwischen dem Kirchhof und altem Rathaus abgebrochen, um
dem Neubau Platz zu schaffen (Stadtarchiv, Urkunde I25. — R. Schölten, Papst
Eugen IV. u. d. Klevisphe Landesbistum S. 3o). Restauriert i869 und i872 von Cuno.
Der spätgothische dreistöckige imponierende Tuffbau ist die wirkungsvollste,
wenn auch nicht die symmetrischste Anlage neben den niederrheinischen Stadthäusern
zu Kaikar, Rheinberg, Wesel. Der hohe Unterbau zeigt nach der Marktseite keinerlei
Gliederung. Die Durchfahrt ist durch drei Stemgewölbe eingedeckt mit durcheinander
geschobenen Rippen, die ehemals auf skulptierten Köpfen ruhten. Die Freitreppe an
der Marktfa<^ade ist bei der Restauration des J. i872 gänzlich erneut worden. Der
Bau hat nach dem Markt sieben, nach dem Kirchhof fünf Achsen. Die Fenster haben
einfache Steinkreuze, die oberen Quadrate mit Vierpass, über der mittleren Thür ein
gedrückter Eselsrücken mit einer Kreuzblume, darunter das Reeser Wappen (erneut).
Um das Dach läuft ein vorgekragter Zinnenfries, die Zinnen mit Hausteinabdeckung,
99
7*
lOO KREIS REES
die Vorkragungen mit in Haustein erneuten Nasen. An den Ecken auf Pendentife
achtseilige Ecktürmchen. An der Ostseite erhebt sich ein stattlicher achtseitiger Glocken-
turm, gleichfalls mit einem vorgekragten nasenbesetzten Fries unter dem Dache. Der
Turm trug ehemals einen achtseitigen geschweiften Helm mit offener achtseitiger
Laterne, bei der Restauration durch einen reichen Aufbau mit Nachahmung hollän-
discher Formen ersetzt.
Glocken. Die Stundenglocke an dem i67l von Hetman Jacobs zu Emmerich
gefertigten Uhrwerk trägt die Inschrift: verbuh Domin'i manet in eternum. An-
tonius DE BORCH TOT UTRECHT ME FECiT A. D. i56i. Die Viertelstundenglocke von
too
iS6.i mit der Inschrift: A. D. mccccclxih goet wellem hachman mv toe clef.
ONSE HAEP STET IN DEN NAM DES HEREN: F5AL. LXVI.
Bildnis des grossen Kurfürsten in ganzer Figur, die Linke eingestemmt, in der
Rechten den Maisch allstab. Ähnlich dem Porträt in Kleve (Kunstdenkmäler d. Kr.
Kleve S. 117).
Holztafel mit den Brustbildern von sechs Klevischen Herzögen, nach alteren
gleichzeitigen Portrats, Wiederholung der gleichen Tafel in Kleve und Emmerich (s. o.
S.55, Taf. II). '
Bildnis des Kurfürsten Friedrich I., in ganzer Figur, mit der Rechten auf das
Klever Schloss im Hintergrunde weisend, das dort mit Vorbau und drei Türmen sicht-
bar ist, bez. unten rechts: j. d. fecit i699.
Vier zinnerne Ratsherrenkrüge mit den Wappen von Rees.
Zwei grosse eichene mit Eisenbändem beschlagene Laden des iS.Jh., zwei-
händiges Richtschwert des i6. Jh.
Kupferner Siegelstempel {genau Sluvter i. Nrh, i878, S. ui, ii4) rund,
68 cm Durchmesser, mit dem h. Petrus, zur Seite eine kräftige Fiale, darüber ein
Fig. 51. Rcei. Rnw der Sudibeluliiuii[eii.
WimiKjrg, Umschrift: sigillum sivitatis (so) ressensis., l3.Jh. (auf dem hölzernen
Griff die (neuere) Zahl lilz.
STADTBEFESTIGUNGEN. Im J. 1228 gestattet der Kölner Er^bischof ^
Heinrich von Molenark, dass die Bürger von Rees ihre Stadt befestigen und verleiht
ihnen dieselben Privilegien wie denen von Neuss (Stadtarchiv, Urk. 2). Die Befestigung
wurde sofort auf der Rheinseite begonnen, I289 musste zur Sicherung gegen den
Strom noch eine besondere Rheinmauer aufgeführt werden (Urk. i3). In der T. H.
des i4. Jh. wurden die Werke verbessert und verstärkt, die KiHner Erzbischöfe ge-
währen hierzu i32i und r334 besondere Freiheiten (Urk. i9, i6}. Schon i465 und
wieder i569 wurden die Befestigungen durch Rheindurchbruch beschädigt (Br. van
NiDEK, Kabinet van Nederlandsche Outheden VI, p. 278).
Erst von den Holländern, die von i6i4 an Rees besetzt hielten, wurde die
Stadt von 1616 an in eine Festung nach dem niederländischen System verwandelt
(M. Merian, Topographia Westphaliae p. 58. — Em. van Meteren, Niederländische
Historien, Amheim i6i4, I, p. 1108). Über die Belagerung vom J. i67a vgl. Petrus
Valkenieb, 't verwerd Europa I, p. 4i3,
Von den inneren Befestigungen sind noch die vier Thoranlagen erhalten.
Von dem früher dreiteiligen Delllhor an der Post steht nur noch ein Mauerrest.
Das Rheinthor ist ein einfacher zweistöckiger Backsteinbau vom J. 1600 mit ge-
I02
KREIS REES
Be.
festigungen
Rondel
Türme
Landwehren
wundener tonnengewölbter Durchfahrt, über dem Portal die Wappen von Kleve und
Rees und die Inschrift:
OCCUPAT HISPANUS RESAM DUM LONGIUS AEQUO,
GERMANUS MILES ME QUATIT HISCE GLOBIS.
FORMA QUA PLACUI CUNCTIS AESTATE SEQUENTI
HAC ME RESSENSES RESTITUERE PATRES.
Das Krahnthor nach dem Rhein zu ist ein schlichter zweistöckiger Bau mit
verwitterten Wappen, ehemals mit zwei Kreuzgewölben in der Durchfahrt. Von dem
Fallt hör nach Nordosten ist in der Fallstrasse nur eine grosse spitzbogige Blende
in der Mauer erhalten.
An der Südostecke der Stadt bildete ein gewaltiges 8 m hohes, vorgeschobenes
Bollwerk, das , Rondel*, jetzt mit Linden bestanden, den Stützpunkt und zugleich
einen Eisbrecher, daneben ein zierliches sechsseitiges Wächtertürmchen mit vorge-
kragtem Backsteinfries und späterer Haube, dem ein gleiches an der Südwestseite der
Stadt entspricht. Diese Befestigung wurde schon i47o unter Herzog Johann von Kleve
begonnen (Stadtarchiv, Urk. i35).
Von der ältesten Befestigung sind zwei Türme bemerkenswert, deren Technik
ganz mit der am Zollturm zu Rheinberg übereinstimmt (Kunstdenkmäler d. Kr. Moers
S. 58). Die am Südostende der Stadt gelegene Turmmühle zeigt im Unterbau
sechs Reihen von grossen bossenartigen Basaltblöcken, dazwischen eine Reihe Back-
steine mit kleinem Haustein-Sockelgesims. Der in der Mitte der Rheinseite (Fig. 5 1 )
der Fähre gegenüber gelegene Toelderstorn zeigt fünf Reihen Basalt, getrennt durch
je eine Reihe von Backsteinen. An seiner Westseite setzte ehemals mit Pendentifs
ein sechsseitiger Treppenturm auf, . In dem nach Westen angrenzenden, hier bis zur
ganzen Höhe von 6 m erhaltenen Teile der Stadtmauer drei grosse Entlastungsbögen.
Die Mauer zum Teil mehrmals eingerückt, der obere Rand wieder vorgekragt mit
kleinem Klötzchenfries. Unregelmässige Abstufungen und Streben.
LANDWEHREN. Das Reeser Bruch (Reisserbroek), an der linken Seite des
Ostrheines gelegen, ursprünglich ein grosser Sumpf, durch Anlegung mehrerer be-
deutender Abzugsgräben entwässert, ist mit Ausnahme der der Stadt Rees zugewen-
deten westlichen Seite mit Landwehren von 6o — 8o Fuss Breite umgeben, bestehend
aus drei Gräben und zwei zwischenliegenden, teilweise mit Pappeln bepflanzten Wällen
(onse landweren: Urk. v. i4S7 : Nrh. G. i88o, S. 43). Auf Merkators Karte des Herzog-
tums Kleve findet sich ein ähnliches Grabenwerk auf der Reeser Seite des Bruches.
Vgl. im übrigen S. 57 und 66.
RINGENBERG.
Evangel.
Kirche
EVANGELISCHE KIRCHE. Die capella in Castro Ringenberg gehörte
ursprünglich zur Pfarrei Dingden (Tibus, Gründungsgesch. S. 21 5), später war sie
Filiale von Hamminkeln (Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 5). Vgl. v. Reckling-
hausen, Ref.-Gesch. III, S. 2o4.
Schlichter achteckiger Backsteinbau des i7.Jh. mit kleinen Fenstern. Sie er-
hält einen eigenartigen m^erischen Schmuck durch die grossen hölzernen Epita-
phien der Herren von Spaen, zum Teil von künstlerischer Komposition mit schönen
Trophäen.
102
RINGENBERG lo3
1. Epitaph von Alexander, Freiherm von Spaen und Ringenberg, Herrn zu ^»'"?''-
Moylandt, Till, Hamminkeln etc., ChurfÜratlich Brandenburgischer Geheimer Estats- Ep[i»piii«i
und Kriegsrat, General-Feldmarschall, Clevisch- und Markischer Regierungspräsident,
t 2S. Okt. i69a.
2. Epitaph von Frau Anna von Wilich o. J.
3. Epitaph von Johanna Reichsfreifrau von Spaen und Ringenbei^, f 2- Nov. 1 7o5.
4. Epitaph von Alexander Bernhard Reichsfreiherm von Spaen, Herrn zu Ringen-
berg, Kgl. Preuss. Generallieutenant von der Cavallerie und Drost der Aemter Goch,
Gennep und Asperden, geb. i4. Dez. l669, t H- Dez. i745.
5. Grabstein des Generalmajors Alexander Zwederus a Spaen, t 3. Nov. i768.
6. u. 7. Zwei Epitaphien von ungenannten Mitgliedern der Familie von Spaen,
t den 4. Sept. i676 und 4. Aug. i67i.
Fii- 93. SchlDH Ristenbert.
SCHLOSS. Teschenmacher p. i8i. — Schölten im Anhang zu Gert van
DER Schuren S. 34o. — Tibus, Gründungsgeschichte S. 216, ioa4. — Schloss und
Herrschaft Ringenbei^ und deren Besitzer: v. Ledebür, Archiv XII, S. 58. — Fahne,
Geschichte der Köln., Jülich.' und Beig. Geschlechter II, S. 118.
Handschriftl. Qu. In der fürstlichen Rentkammer zu Koesfeldi 10 Ur-
kunden von 16S6 ab. — Bericht über das castrum Ringenbei^ vom J. 1661, latein und
deutsch, mit eingerückten Urkunden von izS7 ab (Abschrift im Bürgermeistereiarchiv
zu Ringenberg).
Im Stadtarchiv zu Köln: Kurze Geschichte im Museum Alfterianum LXVIII,
El. i79.
Das castrum Ringenberg war in der i. H. des i3. Jh. von den Dynasten von
Dingden erbaut worden {Niesert, Münster. U B. II, S. 448. — Binterim u. Mooren.
D. C. I, S. i36. — V. Ledebur, Archiv X, S. 43; XI, S. 29o), die von 1223 — 1242 ab-
wechselnd unter dem Namen de Dingede und de Ringelenbei^, seit i342 nur mehr
io3
unter dem letzten Namen erscheinen {TiBUs, Gründungsgeschichte S. loaS). Im J. i a4"
trug Sueder sein Schloss dem Erzbischof Konrad zu Lehen auf (Lacomblet, U B. II,
Nr, 322), IjS7 verkaufte er es dem Bischof Otto II. von Münster (Wilmanns,- U B, III,
Nr. 6 t 8).
Die Tochter Sueders III. von Ringenberg, Beatrix, ward iiS? mit Diedrich
Luf, Enkel des Grafen Dietrich VI. von Kleve, verlobt (Schölten S, i96. Unrichtig
'1
H Filnicn Oho AdalbctI
Teschenmacher p. i8[). Dadurch kam slot ind lant van Ringhenberch an Kleve
{Gert VAN DER -Schuren p. 53. — Chronica comitum: Seibertz, Quellen II, S. zu):
1 304 belehnte Bischof Gerhard von Münster den Dietrich Lof (Wilmanns, U B. Nr. 736),
i29o ward dies von Rudolf von Habsburg Dietrich VIII. bestätigt (Teschenmacher
a. a. 0.). Der Streit über das Schloss zwischen Herzog Adolf von Kleve und Bischof
Arnold von Münster ward i437 durch Herzog Philipp von Burgund beigelegt (L. Drie-
SEN i. d. Westßll. Zs. XV, S. i98). Im J. i396 war das Schloss an Bernhard von Wisch,
to4
SCHERMBECK lo5
i442 an Rütger von Hönnepel (Hansen, Westfalen und Rheinland im i5.Jh.: Pub- Schioss
likationen a. d. Kgl. Preuss. Staatsarchiv XXXIV, S. 434), i46o an Otto von Wylich,
vor i466 an Heinrich von Batenburg (Lacomblet, U B. IV, Nr, 332), i5i3 an Die-
drich von Wylack, i538 an Theodor von Hetterscheydt, i562 pfandweise an Wilhelm
Quad, Herrn zu Reckum (Museum Alfterianum LXVIII, BI. i79), i57o an Johann von
Aldenbockum, i574 an Wilhelm Quad von Wickerad gekommen. Ende des 16. Jh. ward
es zum Sitz eines Drostenamtes eingerichtet. Im J. 1629 wurde das Schioss von den Zerstörung
Holländern unter Hauterive eingenommen und im Laufe des dreissigjährigen Krieges
völlig zerstört (Hopp S. 79). Kurfürst Friedrich Wilhelm übergab das ,ruinirte, demo-
lierte, auch ganz und gar zum Steinhauffen verfallene Haus* i648 dem Jakob von Spaen
als Mannlehen (F. H. W., Rückblick auf die Geschichte des Herzogtums Kleve S. 2i4),
dessen Nachfolger Alexander von Spaen das Schioss 1661 von Grund auf neuerbaute. Neubau
Der jetzige Besitzer ist Fürst Otto Adalbert zu Salm-Horstmar.
Das Schioss (Fig. 62) zeigt durchweg die Formen des i7.Jh. Es ist ein mit Beschreibung
grosser Regelmässigkeit auf dem alten erhöhten fast quadratischen Burgterrain errich-
teter Bauj bestehend aus einem Mitteltrakt und zwei Seitenflügeln, an den Ecken
flankiert von hohen dreistöckigen Rundtürmen mit flachen Zwiebelhauben. An den
anderen beiden Ecken des Quadrates entsprachen diesen viereckige Türme, ähnlich
wie in Schioss Bellinghoven, von denen nur die Umfassungsmauern noch erhalten
sind. Der ehemalige Haupteingang mit grossem Portal und Freitreppe von zehn
Stufen befand sich im Mitteltrakt, der jetzt unbewohnt liegt, über den Zugängen zu
den Seitenflügeln schmale niedrige Giebel, an dem einen das von Spaensche Wappen. ^
Auf den Schornsteinen dieses Flügels sehr schöne schmiedeeiserne Aufsätze für Wetter-
fahnen mit der Zahl 1661.
Eine kolorierte Federzeichnung im Besitz des regierenden Fürsten zu Salm-Horst-
mar (Fig. 53) vom Ende des i7.Jh. zeigt das Schioss noch mit sämtlichen Vorbauten.
SCHERMBECK.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE RESTE. Die grosse am rechten Römische u.
Ufer der Lippe hinführende Römerstrasse lief von Lippmannshof am Rhein über Reste
Kapellen nach der Steeger Burgwart und weiter südlich zwischen Schermbeck und
der Lippe vorüber nach Haltern zu (beste Karte bei v. Veith i. d. B. J. LXXXIV,
Taf. I. — Vgl. Schneider, Die römischen Militärstrassen an der Lippe: Neue Bei-
träge XI, S. 7).
Zwischen Drevenack und Schermbeck befindet sich hart am Ufer der Lippe die Steege» Burgwart
als , Steeger Burgwart* bezeichnete Wallbefestigung (Fig. 54). Sie besteht aus einer
gegen die Lippeniederung vorspringenden umwallten Landzunge, ursprünglich von der
Lippe umflossen, die durch einen Doppelwall und einen 35 Schritt entfernten Vor-
wall vom Festland abgeschnitten ist. Die ganze Befestigung ist 200 m lang i^d 75 m
breit, ,von einer Cohorte zu verteidigen, bei einem Lagerraum für drei Cohorten'
(v. Veith i. d. B. J. LXXXIV, S. 8). Da der gegenüber liegende Uferrand gleichfalls
befestigt ist, so kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass das Werk zur Deckung
der über die Lippe führenden Brücke angelegt ist (Hölzermann, Lokaluntersuchungen
über die Kriege der Römer und Franken S. 72, mit ungenauer Aufnahme Taf. X).
Vgl. auch Fiedler, Römische Denkmäler S. i72. — Schneider i. d. Korr. -Blatt des
io5
KREIS REES
frrr^>x
/ är^rh
Gesamt Vereins der deutschen Geschieh ts vereine XV, S. 39. — Jul. Evelt, Beitrage
zur Geschichte der Stadt Dorsten und ihrer Nachbarschaft: WestfJi. Zs. XXIII, S. i. —
Th. Bergk, Zur Geschichte und Topographie der römischen Rheinlande S. i3, A. 2.
— J, AsBACH i. ti. B. J. LXXXV, S. i4. — Kunstdenkmäler d. Kr Moers S. 74.
Die Waliburg wird jetzt von der Venlo- Hamburger Bahn durchschnitten. Die
Anlage ist jener der Iburg bei Driburg, dem Brunberg bei Höxter, dem Lager bei
106
SCHERMBECK
io7
ßorkeloh und den übrigen westfillischen Wallbefestigungen verwandt (Aufnahmen bei
Hölzermann a. a. O. und W. Fricke, Geschichtliche kritische Feldzüge durch das
nordöstliche Westfalen, Minden i889, S. 98 if.). Vor allem stimmt sie in Grundriss
und Profilen mit der Aseburg und der Burg bei Rüssel überein, die Schuchhardt
(Drei Römerkastelle an der Hase : Mitteilungen des historischen Vereins zu Osnabrück
i89i, S. 3iS) bestimmt als römisch anspricht. Auffallend ist allerdings noch die An-
lage der Vorburg und der Mangel eines fundamentierten Mauerringes (Wochenschrift
für klassische Philologie i892, 8. Juni). Bei Schermbeck selbst erhob sich am Fusse
des bösen Berges ein wahrscheinlich römischer Wart türm, in Gestalt eines quadra-
tischen Hügels mit abgestumpften Ecken (jetzt zerstört. — Abb. bei Hölzermann
S. 89, Taf. XX), ganz entsprechend der Anlage der Hügel bei Gartrop (Abb. i. d.
Kunstdenkmälem d. Kr. Ruhrort), der Hohenburg bei Nordherringen und dem Hügel
bei Gündewigs Hofe bei Lippborg (Schmidt i. d. Westfäl. Zs. X, S. 284). Zwei ähn-
liche Hügel waren bis vor wenigen Jahren noch östlich von Krudenburg auf einer
ehemaligen Lippeinsel sichtbar, mit verfaulten HolzpfUhlen an der Südseite. Bei der
Römische u-
Germanische
Reste
Wartturm
Fig. 5SS. Schermbeck. Grundriss der evangel. Pfarrkirche.
Abtragung des einen Hügels wurden 7 — 9 Urnen gefimden (Mitteilung des Herrn
Lehrers Gaecks in Krudenburg). Vgl. Schneider, Neue Beiträge V, S. 24; XI, S. 5.
Die äusserste und grösste der älteren Grenzwehren führt von Peddenberg bei Grenswehren
Drevenack bis Kleinchen bei Schermbeck, wo sie, noch vor dem Orte, in spitzem Winkel
nach Süden abbiegt und bei dem Hause Brüggemann über die Lippe setzt (Schnei-
der, Kr. Rees S. 32. — Über die Fortsetzung: Kunstdenkmäler d. Kr. Ruhrort unter
Galen und Hünxe. — Profile bei Hölzermann, Taf. VH, i u. 2).
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Tibus, Gründungsgeschichte S. 11 33,
1285. — Nrh. G. i883, S. i59. — v. Recklinghausen, Ref.-Gesch. IV, S. 200.
In dem i4i7 zuerst genannten Neu-Schermbeck (Lacomblet, UB. IV, Nr. io5)
bestand eine Kapelle als Filiale von Drevenack, die, nachdem dieses zur selbständigen
Pfarre geworden, gleichfalls zur Pfarrkirche tit. s. Georgii erhoben ward. Die Kirche
wurde im Anfang des i5. Jh. erbaut. Im benachbarten Alt-Schermbeck, jetzt zur Provinz
Westfalen gehörig, schon 799 genannt, bestand eine der ältesten Kirchen des Landes,
die katholisch blieb, während Schermbeck um i58o den Lutheranern eingeräumt ward.
Zweischiffiger gothischer Baclcsteinbau (Fig. 55), im Lichten i8,7om lang, io,5om Beschreibung
breit, mit dreistöckigem Westturm in Backstein und Hausteineckverklammerung mit
EvAngel.
Pfarrkirche
Geschichte
io7
io8
KREIS REES
EvanffcL
Pfurrkirche
Inneres
Hochaltar
Würdifunf
vierseitigem Dach. Dieser zeigt im Erdgeschoss nach W das grosse Portal mit Portal-
fenster, nach N und S je zwei einachsige spitzbogige Blenden, in den oberen Ge-
schossen ist er durch einfache Blenden belebt.
Im Inneren ruht die Scheidemauer, die durch einfache spitzbogige Blenden
gegliedert ist, auf zwei Rundsäulen mit 85 cm Durchmesser ohne Basis mit einfach
profiliertem Kapital, auf denen schmale abgefasste Halbpfeiler ruhen, deren polygonale
Kämpfer die Rippen der Gewölbe tragen, die an der Nordseite auf einfachen poly-
gonalen Konsolen ruhen. Im südlichen Seitenschiff die Rippen an der Aussenmauer
auf polygonalen Konsolen, an den Säulen auf dem Kapital. Nach S zwei neue Seiten-
portale. Im Chor die Rippen auf polygonalen Konsölchen, die Fenster ohne Mass-
werk. Die Turmhalle öffnet sich in einem Bogen von der Höhe des Mittelschiffes.
Hochaltar. Roher Rokokoaufbau mit stümperhaftem Bild der Kreuzigung.
Darunter ein grosses Triptychon auf Eichenholz mit Goldgrund, das Mittelfeld
2,i6 m breit, i,6o m hoch, mit der Jahreszahl i5o6, leider schwer beschädigt, die
Rückseiten völlig abgeblättert,
an den Innenseiten, zumal über
den Bretterfugen, die Farbe
völlig abgesprungen.
Auf der Haupttafel in der
Mitte die Kreuzigung. Christus,
das Haupt gesenkt am Kreuz
zwischen den grausam zu-
sammengekrümmten Schachern,
über dem zur Linken ein Engel,
über dem zur Rechten ein
Teufel. Links im Vordergrunde
eine Gruppe von drei Frauen,
in der Mitte Maria zusammen-
brechend und von Johannes
gestützt. Rechts eine ent-
sprechende Gruppe von zwei Pharisäern. Hinter dem Kreuz eine grosse Reitergruppe,
zum Teil in prachtvoller reicher Gewandung, von links sticht Longinus mit der Lanze
in die Seite Christi. Im Vordergrunde rechts als Seitengruppe: Grablegung und Sal-
bung des Leichnams Christi. Der Hintergund mit offener Landschaft und der Stadt
Jerusalem zeigt in kleineren Gruppen den Tod des Verräters, die Kreuztragung, die
Kreuzannagelung, die Kreuzabnahme.
Auf den Innenseiten der Flügel rechts die Gruppe der Auferstehung, im
Hintergrunde die Höllenfahrt, und das Pfingstfest in einer offenen Halle, im Hinter-
grunde Ausblick auf die Himmelfahrt. Auf einer Säule die Inschrift: i5o6. Links im
Vordergrunde Christus vor Pilatus, im Hintergrande die drei kleineren Scenen der
Gefangennahme, Geisselung und Domenkrönung. Auf den kleinen oberen Tafeln
S. Kornelius und S. Hubertus. Auf den Rückseiten der Flügel rechts S. Georg den
Drachen tötend, links die Verkündigung Maria, auf den kleinen Tafeln S. Georg und
S. Antonius.
In etwas matten verhältnismässig hellen, aber fein zusammengestimmten Farben
gemalt. Die Köpfe zum Teil mit scharfem Realismus charakterisiert, vor allem die
breiten Gesichter ältlicher Personen mit unrasiertem Kinn, oft eine dicke gleichsam
geschwollene Nase (Fig. 56). Das Inkarnat bleich und ungesund. Tüchtige mit grossem
Vig. 86. Schermbeck. Köpfe aus dem Hochaltar von 1506.
108
SCHERMBECK
io9
EpiUph
laaehrift
Geschick komponierte Arbeit eines westfälischen Meisters aus der nächsten Nähe des Ev«ngei.
. Pfarrkirche
Heinrich Dümvegge, auch verwandt mit dem grossen Altarwerk aus Amelsbüren m der
Sammlung des Kunstvereins zu Münster (Nr. 8i — 83), der Tafel Nr. i37 in der Gallerie
zu Budapest und dem Tafelbild zu Maria in der Schnurgasse in Köln (Phot. Schmitz).
Dazu gute Holzpredella mit spätgothischen Schnitzereien.
Sandstein-Epitaph des Johann und der Katharina Areck vom J. i645, an
dfer Nordseite des Chores, wirkungsvolles und wohlerhaltenes Barockmonument. In
dem von zwei Marmorsäulen mit korinthischen Kapitalen eingefassten Mittelfeld
knieen einander gegenüber links Johannes Areck auf einem Kissen, in spanischem
Mantel und Kragen, rechts seine Gattin Katharina von Loe in Kragen und Haube,
beides schwerfällige und etwas unförmliche Figuren, darüber ein Halbrund mit einer
Darstellung der Auferstehung in Basrelief. Über dem Architrav ein Aufsatz mit einer
vortrefflichen Reliefdarstellung des jüngsten Gerichtes, gekrönt von einem durch-
brochenen Giebel, auf dessen Abdeckungen rechts und links je ein Putto ruht, in
der Mitte eine Figur der Charitas. Über den Säulen je eine allegorische weibliche
Figur. Die obere und die untere Darstellung von Wappen eingefasst, die unteren
mit den Unterschriften: recken, kemnade, schulenburg, wittenhorst, langen,
SCHUNGEL, HARDENBERG, DRACHENFELS, BÖTZELER, ALDENBUCKUM, SMULLING, HON-
SELER, BILANDT, DORFT, LANGERADT, HEKEREN, HORST, KEUNER.
Unter den Figuren die Inschrift: memoriae et honori joannis areck theo-
DORI ARECK, MARSCALCI MARCH. ET CONSIL. ILLUSTRISSIMI PRINCIP. JUL. CLIV. ET
MUNT., SATRAPAE IN UNNA ET CAMEN, ET MECHTILD. AB OSSENBROCH FILII, VIRI UT
STEMMATIS SPLENDORE ITA VARIAR. RER. SCIENTIA NOBIUSSIMI, AULICI CAROLI FRED.
CLIV. DUCIS, QUI ROMAE IN EIUS ULNIS EXPIRAVIT ANNO 75., DIGNISSIMI LEG ATI GUIL.
PRINC. CLIV. PATRIS AD ALB. FRED. BORUSSIAE DUCEM, SATRAPAE VESAL. DINSL. ET
SCHERMB., ILLUSTRISSIMO PRINC. JUL. ET MUNT. EIUSQUE H. F. JOANNS GUIL. A CON-
SILIIS INTIMIS, NOBILISSIMAE CATH. A LOE IN FONDERN MARITI, THEODORI ET GUIL.
ARECK FRATRUM PARENTIS, QUI PIE OBIIT XII. JAN. ANNO MDCVL, CUM VIXISSET
ANNOS LX, PRAEFUISSET CONSILIIS PRINC. XIX, IN CONIUGIO FLORUISSET XXIV. CATH.
A LOE IN FONDERN CUM SUPERSTITIBUS FILIIS P. C.
Inschrift Stein, 54x4ocm gross, an der Nordseite des Chores eingemauert inschrifmcb
mit Chronikon in roten und schwarzen Kapitalen, in dem je zwei Zeilen zusammen-
gehören und jedesmal i7o4 ergeben.
IsTo gerVVInVs tVMVLo IaCet eCCe sVpInVs
serVat AT absqVe soLo seCVLa Laeta poLo
CLarVs IVre bonVs VIDV\e CVnCtIsqVe patronVs
pVpILLo Vt frater peCtore CoiDe (?) (corde) patkr
ILLe IVVentVtIs reCtor MonItorqVe saLVtI
CVsTos eCCLesIae fVLsIt VbIqVe pIe.
nVnC reqVIeM stratVs pLorat post fVnera natVs
ABRAE (so) gerVVInVs possIDe atqVe sInVs.
C ♦ ♦ B.
Weitere Inschriften in der v. Dorth sehen Inschriftensammlung auf der Fahnen-
burg, Bl. 357—365.
Holztafel vom J. i596 mit den zehn Geboten, zu unterst ein Putto mit Stunden-
uhr und Totenkopf. Links und rechts Wappen der Herren von Loe und von Reck.
Grabstein des am 12. Januar 1606 gestorbenen Johan von der Recke.
Glocken. Die grösste mit der Inschrift: johan petit et filius johan petit
ME fuderunt in hunx i744.
Holzuifel
Grabstein
Glockeo
io9
HO KREIS REES
JLrungei Die zwcitc mit drei Inschriften: i. SOLI deo gloria. als mich ein puls und
PfarrKirche
SCHLAG VOM TON UND KLANG GEBRACHT, SO HAT EIN SCHICKSAL AUCH AUFS NEUE
MICH GEBRACHT. 2. K. M. I. H. EISCHER. GERHARD TITZHOF. EBERH. GOGGEN. AUGUST
V. BERGEN. P. KOSTEN. J. HALFMAN. J. G. CRAMER. J. W. BAROP. PASTORES AMBR.
BOLL (so). 3. GOTT ERHALTE DIESE KLOCKE, DAS SIE UNS ZUM HIMMEL LOCKE. GE-
GOSSEN DURCH VOIGT l766.
Reformierte Frühere REFORMIERTE KIRCHE, jetzige SCHULE, kleiner achtseitiger
Barockbau von Backstein, auf dem Dach ein vierseitiges geschiefertes Türmchen.
Schios« SCHLOSS. Klevisches Heberegister: Ann. h.V. N. XXXI, S. i33. Das Schloss
wurde von Herzog Adolf IL von Kleve erbaut und i4i7 zuerst genannt (Lacomblet,
U B. IV, Nr. io5); im J. i42o erhielt der um die Burg entstandene Ort Weichbilds-
rechte. Es war wiederholt Klevische Residenz (Hansen, Rheinland und Westfalen im
i5.Jh. I, Nr. i47 von i445) und Sitz eines Richters, der dem Landdrostenamt Dins-
laken unterstand (Mülmann, Statistik S. 338). Von der alten Burg ist nur in der Nord-
ostecke ein niedriger Turm erhalten aus Haustein auf quadratischer Grundlage und
das ehemals mit einer Zugbrücke versehene Thorgebäude.
SCHLEDENHORST.
Kloster Ehemaliges CISTERCIENSERI NNENKLOSTER. Teschenm acher, Ann.
p. 182. — Mooren, Kloster Schiedenhorst bei Rees: Ann. h. V. N. XIII, S. 29o. —
J. J. Sluyter i. Nrh. i878, S. i3o, iSi. — Ders. i. d. Rheinisch -Westfäl. Volkszeitung
1888, Nr. 3o. — Heimatskunde 1880, S. 98.
Handschriftl. Qu. Im Stiftsarchiv zu Xanten: Kurze Chronik bei Pels
I, fol, 358. — Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 4o Urk. von i24o — 1796. Über
die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. I23.
Getchichte Bernhard von Rees schenkt sein Gut bei Empel in der Schiedenhorst, auf dem
er eine Kirche gegründet, an das Kloster Gevelsberg, die Schenkung wird i24o be-
stätigt (Ann. h. V. N. XIII, S. 293, Urk. i). Von Gevelsberg aus wird hier ein Cister-
cienserinnenkloster gegründet. Abt Heinrich von Schaag stellte i459 die klösterliche
Zucht wieder her. Im J. i598 von den Spaniern geplündert und verwüstet (J. D.
V. Steinen, Westßll. Gesch., Lemgo i7i5, I, S. 533, 544. — Berg. Zs. XXIV, S. 23).
Die Kirche wurde nach der Aufhebung im J. 1802 abgebrochen, nur die Fundamente
Reste sind noch sichtbar. Von den Klostergebäuden steht nur noch die Priorswohnung.
VRASSELT.
Römische RÖMISCHE FUNDE. Eine Urne mit einer Konstantinsmünze gefunden
^""^^^^ (Janssen i. d. B. J. IX, S. 37. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI, S. 88).
Kapelle KAPELLE (tit. s. Antonii abb.).
Im J. 12 18 zuerst genannt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Emmerich, S. Martin 5).
Im J. i37o als Tochterkirche von S. Aldegundis in Emmerich gestiftet und i37i ein-
geweiht (Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i58. — Dederich, Annalen S. 322. —
HO
J
WERTHERBRUCH — WESEL m
Wassenberg p. i57). Einschiffige Kapelle, der Ostteil aus dem i8. Jh., der West- K.pcii«
teil modern.
Holzfigur des h. Antonius, i. H. des i5. Jh., 60 cm hoch, schmalschulterig mit Skuipmr
feinen Gewandmotiven.
Zwei Küpferleuchter, 27,5 cm hoch, 16. Jh. Leuchter
WERTHERBRUCK
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Fr. Reigers, Einige Vorbemer- Evangei.
kungen über die Herrschaft Werth: Westfäl. Zs. XLV, S. i. Filial von Haldern, mit ^^'"^»'*^**'
diesem vor i3i8 von Rees abgetrennt (Tibus, Alter der Kirchen in Emmerich S. 39).
Erbaut in der 2. H. des i5. Jh., als Pfarrkirche 1 547 erwähnt (Düsseldorf, Staatsarchiv,
B i85, Bl. II 7*), i58o von den Reformierten eingenommen, 1888 im Inneren renoviert.
Zweischiffiger Backsteinbau, 25,7o m lang, 12,1 5 m breit, mit dreistöckigem West- Bcicfcrcibung
türm, der im Untergeschoss ein vermauertes Westportal, im zweiten drei, im dritten
zwei Blenden zeigt Die Streben sind am Mittelschiff zweimal, am nördlichen Seiten-
schiff einmal abgetreppt. Im Inneren zwei einfache Pfeiler. Die Rippen ruhen im
Chor auf skulptierten Engelsfigürchen als Konsolen, in der nördlich anstossenden
Sakristei wie im Seitenschiff zur Seite der Gurte auf Blattkonsolen, im Hauptschiff -
mit Blattkonsolen auf langen Diensten. Die Nordfenster zum Teil vermauert, alle
Fenster des Masswerkes beraubt.
WESEL.
1. Allgemeine Darstellungen. P. Th. A. Gantesweiler, Chronik der Littewur
Stadt Wesel (vom J. i795), Wesel 1881. Dazu v. Sybels Histor. Zs. XLVIII, S. i48. D^fnciuTiie
— [Bernhardus Crachtius], Oratio de coniuratione quorundam Catelinarum in
urbem Vesaliam, Wesel i64o. — Teschenm acher, Ann. p. i42. — Egbert Hopp
S. 45. — Hermann Ewichius, Vesalia, sive civitatis Vesaliensis descriptio, Wesel 1668.
Dazu Berg. Zs. I, S. i77. — ^ M. Merian, fopographia Westphaliae p. 72. — Joh.
Nie. Sellius, Vesalia obsequens sive inauguratio Friderici Guilielmi, marchionis Bran-
denb., Wesel i669. — Ders., Panegyris sive Vesalia gratulans domino Friderico Guil-
elmo, Wesel 1686 fol. — Ausführliche Beschreibung der Stadt Wesel: Westfäl. Magazin
für Geographie, Historie und Statistik, ed. P. F. Weddigen, Bielefeld i786, 7. Heft,
S. i65. — Soüterius, Dancksegginge van weghen de groote Victorie over de ver-
maerde Stadt Wesel o. J. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Kampen i785,
p. 56. — V. MüLMANN, Statistik I, S. 457. — aus*m Weerth, Kd. II, S. 9. — Lotz,
Kunsttopographie I, S. 622.
2. Politische Geschichte. Waerachtighe Beschriivinghe van het belegeren PoUtwche
ende mnemen der Stadt Wesel, Utrecht 161 4. — Kort ende waerachtigh verhael van
de heerlycke ende onvoorsiene Viktorie, deur't veroveren van de stercke Stadt van
Wesel, s'Gravenhage 1629. — Eeenige consideratien op de inneminge van Wesel,
«^Gravenhage 1629. — A. Schmidt, Beschreibung der Affaire bey der Königl. Preuss.
Festung Wesel am 9. Nov. i794, Berlin i795. — Der frohe Tag. Ein Vorspiel zur
III
en
112
KREIS REES
Littcmtur
Innere
Geschieh te
Kirchen»
geschichte
Feier des Geburtsfestes unseres Königs, Wesel i798. — Prolog zur Feifer des Ge-
burtstags unseres Königs Friedrich Wilhelm III., Wesel 1 799. — Von dem spanischen
Feste zu Wesel: Weddigens Westphäl. Magazin zur Geographie, Historie und Sta-
tistik III, i787, S. 484. — B. W. Lambrecht, Leer-rede op den jaerlykschen Gedenk-
tag van de verlossing der stad Wesel mit de onderdrucking der Spänjarden, ujtge-
sproken den 1 9. Augustus 1 8o4, Wesel 1 8o4. — Ein spanisches Bussfest in Wesel :
Berg. Zs. XII, S. 87. — Friedrich Bird, Das spanische Blut, oder die Eroberung
von Wesel den i9. Aug. 1629, Wesel o. J. — R. Goecke, Napoleon I. in Wesel; Zs.
für preuss. Geschichte und Landeskunde XV, S. 9o. — Ders., Der Tod der elf Schill-
schen Offiziere in Wesel, ebenda XV, S. 95. — F. H. W., Rückblick auf die Geschichte
des Herzogtums Kleve überhaupt und der Stadt Wesel im Besonderen, Wesel i83o. —
J. N. Perwez, Defense des officiers de la troupe de Schill ou justification de Schill
et de ses adherens, Lüttich i8i4, Wesel i83S. — Fr. Fiedler, Die Enthüllung des
Denkmales bei Wesel am 3i. März i83S. — Ders., Die Verurteilung und Hinrichtung
der elf preussischen Offiziere vom Schillschen Corps, Wesel i835.
3. Innere Geschichte. Fiedler, Beiträge zur Geschichte Wesels. Inschriften.
Jahresbericht des Gymnasiums i848. — Die ältesten Privilegien der Stadt: Kreis-
Anzeiger von Wesel 16. Febr. i859. — Privilegien und Statutenbuch Wesels vom J. 1628 :
Wigands Archiv für die Geschichte und Altertumskunde Westfalens IV, S. 4o5. —
V. Kamptz, Die Provinzial- und statutar. Rechte der Preuss. Monarchie III, S. 74. —
Riccius, Entwurf von .Stadtgesetzen S. i84. — Frensdorff, Dortmunder Statuten
und Urteile, Beil. XV. — L. v. Ledebur, Über die Weinschenken in Wesel : Anzeiger
für Kunde der deutschen Vorzeit N. F. i858 V, S. 342. — Drei Huldigungstage der
Stadt Wesel: Berg. Zs. II, S. i24. — Wolters, Das Stadtrecht von Wesel: Berg. Zs,
IV, S. 33. — Die villa Wiselensis u. d. curtis Wiselensis: Berg. Zs. V, S. i85. — Die
Statuten des Wullenampts zu Wesel aus dem J. i426: Berg. Zs. IX, S. 77. — Wald-
weistum: Lacomblet, Archiv III, S. 262. — Klevisches Heberegister: Ann. h. V. N.
XXXI, S. 128. — Reinhold, Verfassungsgeschichte Wesels im Mittelalter: Gierkes
Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte XXIII, Breslau 1888.
Dazu Litterar. Centralblatt 1888, Nr. 45. — W. Harless, Zur Geschichte der Stadt
Wesel, insbesondere ihrer Schöffengeschlechter: Berg. Zs. XXIV, S. 57. — Franz
Fiedler, Aus der Geschichte des Klevischen Landes vor und nach dem 25. März i6o9,
Wesel i859. — Zur Geschichte der Stadt: Berg. Zs. XXIV, S. 57. — Peter Minnewit
aus Wesel: Berg. Zs. IV, S. 2o9. — Die .Beguinenhäuser. Wesels: Berg. Zs. IV, S. 85.
4. Kirchengeschichte. Theodorus Strackius, Historia ecclesiastica et
reipublicae Vesaliensis, vorgedruckt d. Vindiciae catholicae pro catechismi Palatino-
Belgici perpetua et constanti orthodoxia, Arnheim i53i. — Reformatio d. episcopi
Hermanni archiep. Colon, pro ministris verbi Dei in ecclesia S. Willibrordi, Köln i544.
Gedruckt zu Marburg i545. — Jaspar a Jennep, Epitome, Wahrhaftige Beschreibung
der vornehmsten Händel, die in geist- und weltlichen Sachen vom J. i5oo — 1559
sich zugetragen haben, Köln i559. — Predicatie voor de wonderbare veroveringhe
der Stadt Wesel, Leeuwarden i63o. — Wern. Teschenmacher, Repetitio brevis catho-
licae et orthodoxae religionis, quae singulari Dei beneficio ante seculum a papatu re-
formata in Cliviae, Juliae, Montium ducatibus . . . tradita est, Wesel i63S. — Ders.,
Catholicae et orthodoxae in Cliviae, Juliae, Montium, Marchiae et Ravensbergiae pro-
vinciarum religionis integro seculo successionis auctarium, in quo Conradi Heresbachii
vita exhibetur, Wesel i635. — Gründlicher Bericht über das Kirchen- und Religions-
wesen in den Fürstentümern Gülich, Kleve u. Berg o. O. u. J. (i649). — Th. Strackius,
112
J
WESEL Il3
Historia anabaptistica Conrad! Heresbachii, Amsterdam i657. — Christ. Cochius, Littemtur
Christlicher Seegens -Wunsch an die Gemeine der Stadt Wesel bey meiner Valet-
Predigt, Colin a. d. Spree i687. — Hermann Hamelmann, Historia renati evangelii
per Westphaliam und Continuatio histor. eccles. oder Historia renati evangelii in aula
Vesaliensi, Dusseldorpiensi etc. i. d. Opera genealogico-historica Herm. Hamelmanni,
ed. E. Cas. Wasserbach, Lemgo 1 7 1 1 . — Abgenöhtigte Antwort eines zeitlichen
Ministerij in der Evangel. Ref. Gemeine zu Wesel auf des Ernst Christoph Hochmann
de Hochenau Defensional-Schrifft, zusamt einem historischen Bericht vom Schaden
und Nutzen der Kirchen-Spaltungen oder Sekten, Wesel i7io. — Friedens -Warheit,
das ist christliche Gedanken über eine unter dem Namen des Reformirten Ministerii
zu Wesel anno i7io aussgegangene Schriflft. Von einem Liebhaber der Warheit und
des Friedens, Frankfurt i7ii. — Recepisse des beim christlichen Consistorio Refor-
mirter Gemeine alhie zu Wesel am 3i. Martii i7io eingereichten hochmännischen
Handschreibens, Wesel i7ii. — Ernst Salomon Cyprianus, Historia Evangelica,
Gotha i7o9. — Val. Ernst Loescher, Ausführliche Historia motuum zwischen den
Evangelisch-Lutherischen und Reformierten, Frankfurt und Leipzig ilzS — 24, 3 Bde.
— JoH. Tom. Brosius, Annales Juliae Montiumque comitum, marchioniun et ducum,
Köln i73i, 3 Bde. — Adriaan J. Gravesande, Tweehondert jarige gedachtnus van
het eerste synode der nederlandsche Kerken gehouden te Wesel d. 3. Nov. i568,
Middelburg i769.
J. G. Sardemann, Geschichte der Reformation der Stadt Wesel vom Anfang
der Kirchenverbesserung bis zu Ostern i54o, Wesel i84o. — Ders., Zur Geschichte
der Armenpflege in der evangelischen Kirche: Bonner Monatsschrift i849 (Weseler
Armenordnungen von i58i u. i6i4). — Ders., Das Diakonissenamt in der reformier-
ten Gemeinde zu Wesel von i57S — i6io: Fliedners Armen- und Krankenfreund i8S4.
— Ders., Johann Brantius, Rektor an der höheren Schule in Wesel iS84 — 1620: Zs.
des Berg. Geschichtsvereins IV, S. 1 iS. — Ders., Geschichte der ersten Weseler Klasse,
oder der reformierten Gemeinden des ehemal. Herzogtums Kleve, besonders ihres pres-
byterialen Lebens gegen Ende des 16. Jh., Wesel i859. Dazu C. Krafft i. d. Theolog.
Arbeiten a. d. rheinisch -wissenschaftlichen Predigerverein IH, S. i44. — Albrecht
Wolters, Reformationsgeschichte der Stadt Wesel bis zur Befestigung ihres Bekennt-
nisses durch die Weseler Synode, Bonn 1866. Dazu v. Sybels Historische Zs. XXIV,
S. 206; Zs. für preussische Geschichte und Landeskunde VI, S. 284. — Ders., Konrad
von Heresbach und der Klevische Hof seiner Zeit nach neueren Quellen, Elberfeld
i867. — Die Versuche der Ultra -Protestanten in Wesel, Wesel o. J. — C. Krafft,
Über die Quellen der Geschichte der evangelischen Bewegung am Niederrhein zur Zeit
der Reformation im 16. Jh.: Theolog. Arbeiten I, S. i. — Ders., Zur rheinischen Mar-
tyrologie: ebenda VIII, S. i3o. — Ders. Über Ciarenbach: ebenda V, S. 1. — Ders.,
Geschichte der beiden Märtyrer der evangelischen Kirche Ad. Ciarenbach und Peter
Fliesteden, Elberfeld 1886. — J. H. Withof, Conrad Heresbachs Leben: Wöchentliche
Duisburger Adresse- und Intelligenzzettel i744, Nr. 3o ff. — J. F. Janssen, De neder-
landsche hervormden in Kleefschland, voral te Wezel in de XVI. eeuw: Archief voor
Kerkel. geschied. V. deel. — H. Graisz, Bericht über die Wiedertäufer zu Wesel:
Berg. Zs. I, S. 385. — C. Krafft, Der Niederländer Heinrich Bomelius zu Maer und
Wesel als Historiker: Picks Ms. II, S. 224. — J. P. Berg, Ref.-Gesch., Hamm 1826,
S. 3. — Ed. Demmer, Geschichte der Reformation am Niederrhein, Aachen i885,
S. 2. — V. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 85, 87, 94, io7, 200. — H. Heppe,
Geschichte der evangelischen Kirche von Kleve-Mark, Iserlohn i867, III, S. 12.
8
Ii3
li4
KREIS REES
Handschriftl.
Quellen
Stadtarchiv
Littcrattir 5. Schulgcschichtc. Placact inhoudende verbot ende condemnatie van der
Schulgeschichte Universityt ende Schole van Wezele nu al nieuwe opgericht in den lande van Cleve,
ghegeven te Brussele den VII. in Maerte int jaer i544, Wesel i544. — Quirini
Rheinerii Alemarii, Ludi litterarii Ves. rectoris programma de schola Ves. publica,
Wesel i545. Dazu J. G. Sardemann, Ober einige im i6. Jh. in Wesel gedruckte
Schriften: Berg. Zs. II, S. 358. — Pierre Dubournais, L*ecole des fiUes ou societe
charitable etc. etablie dans cette ville sous le nom de Jungfrauen -Verein, Wesel i836.
— JuL. Heidemann, Vorarbeiten zu einer Geschichte des höheren Schulwesens in
Wesel, i5i6 — 1543: Gymnasialprogramm Wesel i853. — Kleine, Geschichte des
Weseler Gymnasiums. Festschrift zur Einweihung des neuen Gymnasialgebäudes,
Wesel 1882. — Nachricht über das Schulmeisterseminarium zu Wesel: Weddigens
Westphäl. Magazin II, i786, Heft 8, S. 3i7. .
Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv (dem Staatsarchiv zu Düsseldorf über-
geben): 2 Sog Urk. von I24i — 1859. Über die Akten ausführlich Ilgen, Rhein. Archiv
S. i49. Die gesamten Archivalien sind in Kapseln eingeordnet. Repertorium vom
J. i79i vom Stadtsekretär Conrad Duden (enthält noch die aus dem Archiv der
evangelischen Gemeinde in Wesel abgegebenen Archivalien). — Stadtrechnungen
(Rep. II, i7 — 28) vom J. i342 ab, vollständig erhalten (es fehlen nur i444 u. i473).
— Ratsprotokolle (Rep. II, i — 11) von i47o — 1476, i484 — i5i4, i52o — 1549, i553
bis i564, von i568 ab vollständig (Ratsprotokolle von i5i6 — 1601 in den v. Dorth-
schen Hsn. Düsseldorf, Staatsarchiv, A. 5o, Bd. 21 u. 22). — Libri missivarum (Rep. II,
12 — 16) von i496 — 1499, von i5i8 ab vollständig. — Magistratsedikte von i687 ab
vollständig (Rep. II, 3i). — Leprosenhausrechnungen von i4i8 ab (Rep. III, 18). —
Rechnimgen des h. Geist- Hospitals von i47i ab (Rep. III, 22). — Rechnungen des
S. Johannis-Gasthaus von i427 ab (Rep. III, 36).
An histor. Handschr.: 1. Ältestes Bürgerbuch (caps. 38, 4), 57 Bl. Perg.
von i3o8 — 1383, mit Urk. von i322 ab, einigen Privilegien und Ratsbeschlüssen (vgl.
Reinhold S. 2), beginnend: Titulus libri discrecionis oppidi Weselensis. — 2. Bürger-
buch von i3o8 — 1678 (caps. 38, 5), 162 Bl. Perg., das ältere i35o ablösend, vorwiegend
Aufzeichnungen der ?. H. des i4.Jh. enthaltend, mit Rentenverzeichnis, Kopiar und
einzelnen histor. Nachrichten. — Catalogus consulum et questorum Vesaliensium de
a. I29i — i7o2, von J. Beitzer (caps. 38, 6). — Privilegienbuch des Hendrich ter
Smitten Amoldi vom . J. i659 (caps. 249, 1 1). — Privilegien der Stadt und Urkunden-
auszüge von i539 — 1563, I24i — 1522, defekt, Pap. (caps. 249, 1 2). — Arnold von
Anrath, Über die Begebenheiten im Herzogtum Kleve von i586 — 1621, 4^ Pap.
(caps. 342, 16). Dasselbe in dem Sammelband v. Dorths, Düsseldorf, Staatsarchiv,
A. 5o, Bd. VII. — Privilegia et statuta Wesaliensium von 1277 — i48i, Hs. Pap.,
iS.Jh., 8^ 49 BL (A. 81)! — Statuten und Privilegienbuch, iS.Jh., 4^ i43 BL, voran-
gehend: Spiegel des raids (A. 8i*). — Privilegien von 1277 — 1446, spätere Verordnun-
gen, i5. Jh., 46 BL, beginnend: Wat vur und ha die Grauen imd Hertogen van Cleve
der Stadt Wesel verlehent unnd gegeuen (A. 80). — Sammelband von Anton von
DoRTH i64S, ,Privilegia imd vryheiden, welche die graven und hertzoghe van Cleve
der Stadt Wesell gegeben haben, wie auch noch unterschiedene ordinancien und be-
felchen mehr*, am Schluss von Bl. 297 an annalistische Aufzeichnimgen (A. 79).
Unter den Akten: Caps. i9o, i — 3 Akta wegen der Stadt Landwehren 18. Jh.
— Caps. i69 Klöster und Stifter, Privilegien des Johanniterordens (i), der Domini-
kaner (4), Karthäuser (9), Augustiner (5, 6), Prämonstratenser (7). — Caps. 3oi, i
Akta über Haus Wylack und seine Demolition im J. i587. — Caps. 3i9 — 338 Akta
Historische
Hsjidschriften
il4
I
WESEL
115
DOsseldorf
Xanten
Emmerich
Köln
Wien
über Zünfte und Innungen. — Caps. i55 — 167 Landtagssachen iS86 — i79i. — Caps. Littcmtur
357 — 369 Akta über den siebenjährigen Krieg. — Caps. 35 1 — 353 Pläne und Abbil-
dungen, darunter zehn Karten der Feldmark vom J. i543.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Handschriftliche Sammlungen des Predigers
Anton v. Dorth zu Wesel um i65o (A. 5o, 22 4® -Bde.), äusserst wichtige Materialien-
sammlung. Inhaltsangabe bei Ilgen, Rhein. Archiv S. 162. Bd. VII enthält Auszüge
aus dem Diarium des Heinrich von Weseken über Klevische Begebnisse von i596
bis i632. Abdruck von Auszügen wünschenswert. — Privilegien der Stadt von 1277
bis i347, Hs. des i5. Jh. (A. i35). — Privilegien, Hs. des 16. Jh. (A. 247).
Im Stiftsarchiv zu Xanten: Akta auswärtiger Klöster 4—6, 16. Jh., mit Ab-
schrift von Urk. des i5. u. 16. Jh. — Kopiebuch der Privilegien der Stadt Wesel vom
J. i524, beginnend mit dem J. I277 (fis. 97). — Notatilia de civitate Wesaliensi ex
manuscriptis rev. d. Johannis Dusseldorflf praep. Xant. (Sammelband Pels I, B1. 445),
mit kurzer Chronik des 16. Jh., zumal über die Kirchen.
Im Stadtarchiv zu Emmerich: Verhandlungen und Recesse der Hansestädte
zu Wesel, Mai i554 (B. ad 2).
In der Herzogl. Bibl. zu Wolfenbüttel: Christliche Konfession der Stadt Wolfenbüttel
Wesel (Cod. 8. 6. Ang. f.). Vgl. Westfäl. Zs. XIII, S. 292.
Im Stadtarchiv zu Köln: Privilegien von Wesel, halb vermodertes Heft des
16. Jh., 67 Bl. mit Index, bez.: Hier navolghen die Privilegien van Wesel. Geschrieben
per me Hermannum Heissmann Berckensem a. i529 (Farragines des Gelenius XVI,
Bl. 28). — Urk. von 1277—1469 in Original und Abschrift (Farragines VIII, Bl. 459).
Im Geh. K. K. Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien: Sammelband 645
(Reichssachen i36), i7. Jh., fol., i52 Bl., Bl. i38: Instruktion und Memorialis unnd
Punkten, warin die Statt Nieder Weesell wegen der op den Rhein unnd Lippen-
stroom . . . abgangk der commercien beschweert worden (Westfäl. Zs. XLII, S. i56).
In der Kgl. Bibl. zu Berlin: Cod. Boruss. 4®, 201, Weselscher Stadt Privile-
gien, i5.Jh., Pap. 35 BL, Privilegien von 1277, am Schluss Magistratsbeschlüsse von
i35o und niederrheinisches Gedicht über die Richter und Regenten der Stadt. —
Cod. Boruss. oct. H. EwiCHii 1. Enchiridium collectaneorum de statu patriae Cliviae
nostrae sub Romanis, mit einer Reihe von Inschriften.
Im Besitz des Herrn Pflaum auf der Fahnenburg b^i Düsseldorf: Inschriften- Fahnenburg
Sammlung Antons v. Dorth, Pap., 4^, mit vollständigen Abschriften aller in Wesel
befindlichen Inschriften und Epitaphien, wichtig für die Stadt- und Kulturgeschichte.
Veröffentlichung wünschenswert.
In der Bibl. des Berg. Geschichtsvereins zu Elberfeld: Auszüge aus den
Weseler Ratsprotokollen, Bouterweks Collectanea minora, Bd. VI. — Eine (ver-
lorene) Beschreibung der Stadt Wesel von Arnold van Lehnhof, bis 1680 im Besitz
von Johann Mauritz zu Vliessingen, erwähnen Adrian J. Gravesande, Tweehondert-
jarige gedachtnus p. 98 und J. P. Berg, Ref. -Gesch. S. XXXI.
Ansichten und Pläne:
1. Stich bei Braun u. Hogenberg, Beschreibung und Contrafaktur der vor-
nembster Stät der Welt, Köln i572, I, pl. 23, 46,7 x 11,8 cm, S. Willibrordikirche noch
mit hohem Turm.
2. Ansicht aus der Vogelperspektive ebenda IV, pl. i9, 47,6x34,5 cm, rechts
unten in Kartouche bez.: hermannus hammelman. wesalia in ducatu clivensi,
XJRBS CLARA OPIBUS, DIGNITATE, AEDIFICIIS ET MERCATURA, QUAM NAVIGIO IN FLÜ-
mine rheno exercet (Abb. Fig. 68).
ii5
Berlin
Elberfeld
Ansichten und
Pläne
Il6 KREIS REES
Ansichien und 3. Plan voD A. MerkatoY, bez.: eygentliche Beschreibung und Gelegenheit
Plan«
DER STATT WESELL MIT IHREN VORSTETTEN, ALLES IN PLATTER FORMEN GESTALT
DURCH ARNOLD MERKATOR, ANNO l582 D. I. JULI.
4. Abbildung des Steenweghs mit dem Hause Wylack vom J. i587, kolorierte
Zeichnung, 64 x 46 cm (abgebildet Gantesweiler, Taf. zu S. 32, Original im Nieder-
rhein. Museum).
5. Plan der Stadt Wesel vom Ingenieurkapitän Abraham van Nieveit i6ii (Stadt-
archiv, Caps. 35 1, 2).
6. Abbildung von Wesel mit dem Staatischen Lager bei W. Baudart van
Deynse, De Nassausche Oorlogen, Amsterdam 161 5, Nr. 2 23.
7. Abbildung bei P. Bertius, Rer. German. libri III, Amsterdam i632, p. 7oo,
i9,5xi4cm, Ansicht vom Rhein.
8. Ansicht von W, Hollar bei M. Merian, Topographia Westphaliae p. 7i,
3 1,7 X 11,5 cm, Ansicht vom Rhein, am linken Ufer der Zeichner, bez.: vesalia.
WESEL, w. HOLLAR DELiN. (Ann. h. V. N. XXXIII, S. i73. — G. Parthey, Wenzel
Hollar, Berlin i853, S. 188, Nr. 9oo. — Vgl. auch J. B. Engelmann, Der erneuerte
Merian, 1826, S. 34 1).
9. Ansicht von Wesel mit Windmühle rechts, 54 x 93 cm, Unterschrift: zu wesel,
Nr. 20 der Folge ,Amoenissimae eflfigies i635* von W. Hollar (Ann. h. V. N. XXXIII,
S. i74. — Fehlt bei Parthey).
10. Plan der Befestigung von Wesel, bez.: vesalia, nieder wesel, mit zwei
Wappen, 3i,7 x i9,5 cm, bei Merian p. 7i.
11. Stich von Fr. Hogenberg, bez.: kaart v. wesel, belegerd door spinola
(Muller, Beredeneerde Beschrijving van Nederlandsche historieplaten I, p. 57, Nr. 432).
12. Plan der Befestigungen, 3 1,6X23,5 cm, ohne eingezeichnete Häuser (Fig. 69),
bez.: VESALIA, w. hond. feg. Rechts der Rhein mit dem ältesten Kastell (überein-
stimmend mit Plan Nr. 10).
i3. Grosser Plan, 33X25 cm, von H. Hondius, mit holländischer und franzö-
sischer Beschreibung.
i4. Plan der Stadt, 52,3x4 1,2 cm, mit Einzeichnung der Gebäude aus der
Vogelperspektive, bez. rechts oben in Kartouche: vesalia vulgo wesel, rechts unten
F. DE WIT EXCUDIT AMSTELODAMI, rCChtS: LIPS FORT.
i5. Karte der Umgebung von Wesel vom J. 1620 von N, Geilkerck, 27 x 76 cm,
bez.: EYGENTL. AFBEELD V. H. LEGHER V. E. H. M. HEEREN STATEN (MULLER I, Nr. l424),
16. Dieselbe kleiner, 22x27 cm, von C. /. Visscher, mit der Unterschrift: wäre
AFBEELD. V. H. GEHEELE LEGER D. E. H. HEEREN STATEN (MüLLER I, Nr. l425).
i7. Derselbe Plan, 22 x 28 cm, von C./. Visscher, bez.: afbeeld v. d. stercke
STADT WESEL (MULLER I, Nr. l426).
18. Vierteiliger Plan vom J. 1620, 27x35 cm, von P.v.d.Keere, bez.: beschrij-
VINGE DER 3 LEGERS (MULLER I, Nr. l42 7).
i9. Abbildung der Einnahme durch Spinola, 3ox4i cm, Stadtplan mit franzö-
sischer Auslegung A — O (Muller, Suppl. I29i E).
20. Plan der Festung, 18 x 1 2,8 cm, mit dem Rhein und Burich, links Feldlager, bez. :
ABRISS des STADISCHEN FELDT LAGERS VNTER PRINTZ MORITZEN VON ORANIEN (l64o).
21. Grundriss, 27 x22 cm, mit breiter Beschreibung am Rande, bez.: eigent-
liche ABBILDUNG UND GRÜNDTLICHE VERZEICHNUS DESS LAGERS DER HERRN STADEN
UNTER DEM COMMANDO . . . DESS HERR MAÜRITII.
116
WESEI. Il7
22. Grundriss mit Umgebung 39,6X27,6 cm, links Abbildung der Einnahme Ansichten und
durch van Dieden, rechts Kartouche mit: de wyt vermaerde Stadt wesel door
VERRASSCHINGE DES NACHTS ALDUS VEROVERT . . . D. l9. AUG. l629, geStOchen VOn
67. / Visscher (F. Muller I, p. 222, Nr. i64o).
23. Nachstich, 36,5 x 2? cm, mit einfacherer Kartouche aus Kommelyn, Fre-
derick Hendrick van Nassauw, i65i.
24. Nachstich, 34,3x2 7,2 cm, im Gegensinne, wohl von D. Stoop, aus Komme-
lyn, Ausgabe von i652.
2 5. Grundriss mit Umgebung, 25,8 x 23,5 cm, am Ufer die ,Grose Schantz', ,Lips
Fort* und ,Burick* oben rechts Kartouche, verkleinerter Nachstich nach Cl./. Visscher.
26. Profil der Stadt, 11x42 cm, bez. : wesel gewonnen i 9. aug. 1629 (Muller I,
Nr. i646).
2 7. Plan der Stadt, 23,2 xi5 cm, oben rechts Kartouche, lange holländische und
französische Unterschrift: kort verhael van de veroveringe der stadt wesel
op den i9. AUG. 1629 . . . Amsterdam, bei Cl. J. Visscher 1629.
28. Grundriss bei Lieuwe van Aitzema, Historien onses tyds beheizende saken
van Staat en oorlogh, Amsterdam i685, I, p. 25o.
29. Grosser Plan der Befestigungen bei Jo. Blaeu, Theatr. urb. Belgiae reg.,
Köln i659, II, am Ende.
30. Ansicht der Stadt, i4,4x7,2cm, von der Rheinseite, dicht gedrängt, vom
J. i699, in Meissners Thesaurus.
3i. Grosser Plan der erweiterten Befestigungen, 60,2 x46,5 cm, bez. rechts oben:
PLAN VERITABLE DE LA VILLE ET CITADELLE DE WESEL l727, Amsterdam, chez
Covens et Mortier.
32. Plan von Wesel nach i738, wobey eine Specifikation gefüget ist, was annoch
bei der Fortification nach dem allergnädigst approbirten Projekt übrig bleibet (Archiv
der Kgl. Fortifikation Nr. 7).
ZZ, Handzeichnung: Plan der Citadelle van Wezel, zoo als de zelve gebleven
is by het sligten der stads werken in de jaare i756, von / H. Camp, 47X28 cm
(Niederrhein. Museum).
34. Handzeichnung: 57x4o cm, Plan de la ville, citadelle et environs de Wesell,
18. Jh. (Niederrhein. Museum).
RÖMISCHE FUNDE. Nach Ewichius war Wesel ein Dorf der Menapier, Römische
am Caösischen Walde gelegen und Lupia genannt. Wesel war aber wahrscheinlich
weder unter den Römern noch unter den Germanen ein bedeutender Ort, auch nicht
mit Lippermund identisch (Bird, Bedeutsamkeit des Niederrhein, S. 28), denn seine
Lage an zwei Flüssen erhielt Wesel erst durch den zwischen i53o und i59o ver-
änderten Rheinlauf. Lippermund lag wahrscheinlich an der Stelle von Fliu-en (Funde
dort: Bird S. 3i. — B. J. III, S. i5. — Korr. -Blatt des Gesamtvereins XV, S. 39,
s. o. S. 1 7). Reste des alten Rheinlaufes sind noch das Bellinghovener, das Hagener,
das Sonsfelder, das Bartels und das Aspeler Meer; weiterhin das Empeler und das
Millinger Meer.
östlich von der Stadt zeigt der Müssenberg eine 1860 entdeckte, gut erhaltene Befestigungen
kreisförmige Erd verschanzung (Wesels Vergangenheit und Zukunft S. 2). An der
Römerstrasse in der Nähe der Offenberger Mühle wurden i887 beim Aufwerfen einer
Grube angeblich die Grundmauern eines römischen Lagers entdeckt, das ein grosses
Viereck mit vier Türmen bildete. Riesenhafte Skelette und alle Arten von Waffen
wurden gefunden, Münzen, Haushaltungsgegenstände und Küchengeräte (Korr. -Blatt
Ii7
Il8
KREIS REES
Römische
Funde
Strassen
Landwehren
Dominikaner
kirche
HandschriftL
Quellen
Geschichte
des Gesamtvereins XXXV. S. 68. — Frankfurter Journal i887, Nr. i8i. — Korr.-Blatl
der Wd. Zs. VI, S. 1 53). Der Verbleib der Fundstücke ist nicht nachweisbar.
östlich von Wesel bei den Aaperhöfen überschreitet die von Köln kommende
Römerstrasse die Lippe und führt nordwärts nach Brünen (Schneider, Kr. Rees
S. 38, 48). Sie ist über Bocholt hinaus genau festgestellt durch die Untersuchungen
des Klosterkammerpräsidenten Herwig in Hannover (s. o. S. 1 1 . — Wochenschrift für
klass. Philologie i892, 8. Juni). An der Lippe ist sie noch sichtbar mit den drei paral-
lelen Wällen, dessen mittelster 8 — lo Fuss hoch und 12 — 14 Fuss breit ist. Zwischen
Obrighoven imd Schwan trennt sich die grosse Römerstrasse nach Holland ab und führt
über Kapellen und Schoikamp nach Haldem und weiter nach Elten (s. o. S. 63, 66).
Die grosse am rechten Ufer der Lippe hinlaufende Römerstrasse führt von Castra vetera
über Lippmanshof, Kapellen nach der Steeger Burgwart (s. o. S. 106). Beste Karte von
V. Veith, B. J. LXXXI V, Taf. I. Ausführlich Fr. Fiedler, Geschichte und Altertümer
des unteren Germaniens, Essen 1824, S. i64: Die römischen Linien an der Lippe.
Die Landwehren, die bis zum J. i855 in grosser Anzahl, jetzt nur noch in spär-
lichen Resten, Wesel umgeben, scheinen mittelalterlichen Ursprungs zu sein und sind
keinesfalls römisch (so Fahne i. d. Berg. Zs. IV, S. 16, wo genaue Beschreibung). Sie
werden zum ersten Male in dem 43. Privileg der Stadt vom J. i42i genannt und als
Gebietsgrenzen bezeichnet, als ,binnenste Landwehren' (Reinhold, Verfassungsgesch.
Wesels S. 11, A. 6), um in den Aufnahmen von i593, i64o, i687, i735 regelmässig
als Grenzscheiden aufgezählt zu werden (Wesel, Stadtarchiv: Stadt Wesell Erben Buch
von denen umb Wesell gelegenen Ländereyen binnen der Landwehr i735. — Regle-
menten wegen des Brüchten -Wesens .... in der Stadt Wesel i687), i576 als ,alde
Grafft' (Fahne, Geschlecht Mumm III, S. 329).
Ehemalige DOMINIKANERKIRCHE, jetzige KATHOL. PFARR-
KIRCHE (tit assumpt. s. Mariae v.). Westphäl. Magazin II, i788, 7, S. i7i. —
Gantesweiler S. 67. — Fiedler, Inschriften S. 3, 18.
Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Annales conventus Wesaliensis ord.
praed., geschrieben i72o von Prior Antonius Stoverman, von p. 61 ab von P. Chri-
stophorus Schwers, fol., 94 S., wertvolle und eingehende bis i72i geführte Chronik,
im i7.Jh. erweitert zu einer vortrefflichen sehr ausführlichen Kirchengeschichte, die
die politischen wie kirchlichen Verhältnisse Wesels und des Klever Landes eingehend
würdigt, von vier verschiedenen Händen bis 1801 weitergeführt — Im Stiftsarchiv
zu Xanten: Kurze Chronik des Klosters, Pels, Sammelbd. I, Bl. 35 1. — Im Staats-
archiv zu Düsseldorf: 20 Urk. von i436 — i7i3. — Kopiar B 2o3, vom J. i6i4,
mit Nachrichten über die Stiftung i354. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. I29.
Im J. I29i gestattete Graf Theoderich VIII. von Kleve die Niederlassung
(Chronik, Urkunde in Abschrift eingerückt), 1295 ward mit dem Bau der Kirche be-
gonnen und diese 1296 eingeweiht. Durch den Brand von i354 wurde das Kloster
zerstört, aber sofort wieder aufgebaut. Die Chronik berichtet: A. i354 VII. Augusti
civitas Wesaliensis media ex parte cum templo nostro et monasterio igne vastissimo
absumpta est, verum illustrissimi comitis de Marca Theoderici liberalissima donatione
et ope largissimisque impensis Ludovici de Foro, episcopi Fogiensis, et Theodorici de
Wischel, episcopi Naturensis, qui ambo ex hoc monasterio prodierant, de novo et in-
tegro aedificatur ac in pristinam formam redigitur. (Vgl. auch Chronica comitum:
Seibertz, Quellen II, S. 243.) Der neue Turm wurde im J. i773 errichtet. Das neue
Klostergebäude war i73i erbaut worden, nachdem i73o die nördliche Seitenmauer
eingestürzt war.
118
WESEL
Il9
Kanzel
Chorstühle
Pieta
Porträt
Grabsteine
Die Kirche ist ein überaus langgestreckter einschiffiger Backsteinbau, 5o,2o mi>ominikancr.
.^ K tr c iie
lang, i2,4o m breit, der Chor i9,23 m lang. Das aus sechs Kreuzjochen bestehende Beschreibung
Langhaus zeigt völlig nach innen gezogene links 2 m, rechts 2,4o m tiefe Streben, die
mit rundbogigen Durchgängen versehen sind. Auf der Nordseite sind in die so ent-
stehenden tiefen Zwischenräume Emporen eingebaut. Nach Süden einachsige Fenster,
nach Westen über dem mit horizontalem Sturz geschlossenen Portal ein zweiachsiges
Portalfenster. Im Chorhaus ruhen die scharfprofilierten Rippen auf sehr einfachen
Konsolen, im Chorabschluss auf einfachen Diensten, an den Chorhaus und Chorab-
schluss trennenden Stellen auf drei Diensten mit einfachen polygonalen Kapitälchen.
Kanzel, sechsseitiges Rokokogehäuse des 18. Jh., mächtiger Baldachin mit ge-
schwungenen Balken, gekrönt von einem posaunenblasenden Engel.
Chorstühle, sechsseitig auf jeder Seite mit Rückwand, die Armlehnen in freier
Anlehnung an die gothischen Vorbilder gestaltet, Rokoko des 1 8. Jh.
Pieta, 7o cm hoch, Anfang des i5. Jh., schmalschulterige Madonna mit dem
steifen Leichnam Christi auf dem Schosse, durch Farbenüberzug verdorben.
Porträt Herzogs Adolph L von Kleve, Brustbild, Kopie des i7.Jh. nach
Original des iS.Jh., bez.: adolph herzog von cleve anno i44i. Übereinstimmend
mit den Kopien in Emmerich (s. o. S. 55), Rees (s. o. S. loi), Kleve (Kunstdenk-
mäler d. Kr. Kleve S. 1 1 6). Kostbarer geschnitzter hölzerner Rahmen aus gewunde-
nen Akanthusblättem mit dem Wappen von Kleve. Die Gebeine Adolphs von Kleve
nebst denen seiner Gattin Maria von Burgund, seiner Tochter Katharina, seiner
Schwester Katharina, der Mutter des Herzogs Wilhelm, Maria, wurden i59o von der
Karthause hierher übertragen (Chronik p. i7).
Der bei der Übertragung gelegte Grabstein (nördlich vom Hochaltar) trägt die
Inschrift: anno mdxc, die xxviii. octob. e cartusia insulae reginae coeli in
HOC MONUMENTUM TRANSLATI FUERUNT ILLÜSTRISS. PP. ADOLPHUS CLIVIAE DUX PRI-
MUS, MARIA BURGUNDA CONIUNX, CATHARINA FILIA, CATHARINA ADOLPHI SOROR,
MARIA GUILELMI PRINCIPIS MATER. PSL. XXIIII (für XXV, l3): ANIMAE EORUM IN
BONIS DEMERENTÜR ET SEMEN EORUM HEREDITET TERRAM.
Die Grabplatte des Grafen Dietrich vom J. i4o6 ist verschwunden. Die Chronik
berichtet p. 4: Anno i4o6, 25. Maij obiit illustrissimus comes Clivensis, ante summum
altare sepultus, cui superpositus lapis lamina cuprea comitis effigiem et insignia in
magna forma referente obductus, cum hac subscriptione :
Dederich de Marca vir nobilis hie iacet arca,
Natus Gelrensis, Arbarch (so), Marcaque Clivensis
Anno milleno quadringeno quoque sexto,
Urbani festo discessit. Rex memor esto
Atque Maria pia sit tibi propitia. Amen.
Die ehemalige Inschrift des Grabdenkmales der Herzogin Maria bei Fiedler,
Inschriften S. 22.
An der Nordseite des Chores befanden sich umfangreiche historische Gemälde
aus der Geschichte des Klosters von I29i — 1354 in sechs Feldern mit interessanten
Unterschriften, die i7i5 erneut wurden (Chronik p. 55. — Fiedler, Inschriften S. 26).
In der Sakristei, die aus einem Teile des alten Kreuzganges besteht:
Kelch, um i5lo — i52o, kostbare und wertvolle Arbeit der klevischen Hof-
goldschmiede, gleich der Monstranz in S. Aldegundis zu Emmerich (s. o. S. 3i), von
vergoldetem Silber, 21 cm hoch, mit sechsseitigem Schaft und reichem Knauf. Der
letztere mit wechselnden Pasten von blauem Email und Krystall. Auf dem ä jour
Gemälde
Sukristei
Kelch
119
I20 KREIS REES
Dominikaner, durchbrochenen Fuss das Klevisch-Märkische Wappen. Auf den Blättern der sechs-
k I rc n s
seitigen Rose in gegossenen, ciselierten und aufgelöteten Figuren die Kreuzigung,
Kreuzabnahme, Grablegung, Christus am ölberge, Christus vor Pilatus, die Kreuz-
tragung. Darüber in vortrefflich gezeichnetem Abschluss die hh. Maria Magdalena,
Agnes imd zwei Engel (Katalog der Ausstellung der kunstgewerblichen Altertümer zu
Düsseldorf 1880, S. i4o, Nr. 584. — Gute Abbildung mit Details bei Chr. W. Schmidt,
Kirchenmöbel und Utensilien Taf. 9. — aus*m Weerth, Kd. Taf. XXI, 8, 8").
Parament« Kasel von rotem Genueser Sammetbrokat mit Granatapfelmuster auf goldenem
Grund, die Früchte, ursprünglich fris6s en or, stark beschädigt, im i7.Jh. beschnitten. Mit
vortrefflichen Stickereien aus der 2. H. des i5.Jh., die Figuren appliziert und in sorg-
fältigem Plattstich ausgeführt, überschlank, zierlich, mit eckig gebrochenem Faltenwurf.
Auf dem Kreuz die Madonna, Johannes der Täufer, die h. Barbara, auf dem Stab der
h. Jakobus und die h. Katharina. Mit den Wappen der Cuylenburg-Leck, Egmond,
Güterswyck und Bentheim. Stifter war hiemach ein Sprössling des Johan von Cuylen-
burg und Leck (t i452) und der Aleid von Güterswyck (t i448). Vgl. Bock, Ge-
schichte der liturgischen Gewänder I, S. 260.
Kasel von violettem Sammet mit in Goldkördeichen aufgenähtem Granatapfel-
muster (wie in Rees, s. o. S. 97) des i7. Jh., darauf gesetzt ältere Stäbe aus der i. H.
des i5. Jh., in trefflicher Zeichnung: auf dem Kreuz die Kreuzigung, S. Anna, S. Jo-
hannes Ev., S. Antonius, S. Katharina und S. Barbara, auf der Vorderseite S. Georg,
S. Maria Magdalena und eine stark beschädigte dritte Figur.
Kasel von grünem Sammetbrokat mit Granatapfelmuster auf ausgehobenem
Grunde, darauf eine breite Kölner Borde, von der Mitte des iS. Jh., mit den Einzel-
figuren: Regina coeli, S. Johannes, S. Agnes, S. Paulus, Jacobus, Matheus, Petrus und
den Wappen des Herzogs Arnold von Geldern -Jülich und «einer Gemahlin Katharina,
Tochter Herzog Adolfs von Kleve, deren Tochter Katharina (t i477) wahrscheinlich
die Stifterin war.
Violette Kasel mit alten Stäben, vom Ende des iS.Jh., die Figuren, ai^f ge-
musterten Goldfädengrund aufgesetzt und in Plattstich und Überfangstich ausgeführt,
beschnitten und stark beschädigt.
Kasel von neuem Stoff mit alten Stäben, um i5oo, je drei Heiligenfiguren in
Applikation.
'"llrch""' FRATERHERRENKIRCHE, jetzige KATHOL. PFARRKIRCHE (tit.
s. Martini ep.). EwiCHius p. 26. — Gantesweiler S. 98. — Westphäl. Magazin II,
i786, 7, S. i72. — A. MiRAEUS, Regulae et constitutiones clericorum in congregationc
viventium, Antwerpen i638. — K. Hirsche in Herzogs Realencyklopädie f. Protestant.
Theologie II, i878, S. 7i4. 756.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Fr. M. Hagemann, Geschichte des
Fraterhauses zu Wesel, i872, Hs.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 38 Urkunden von i4o8 — 1777. — Über
die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. i3o.
Geschichte Gegründet i435 durch Johan von CoUick, den Rektor des Fraterherrenkonvents
in Münster, dessen Schwester i436 ihr in der Niederstrasse belegenes Haus schenkte
(Xanten, Stiftsarchiv, Pels, Sammelbd. I, Bl. 355). Im J. i447 ward die Bewilligung
gegeben, eine dem h. Martinus geweihte Kapelle mit drei Altären zu bauen, 1 5 2 1
wurden die Fundamente zu der jetzigen Kirche nördlich der Ritterstrasse gelegt.
Beschrabung Der Ostteil der Kirche gehört noch dem alten dreischiffigen Backsteinbau von
1S21 an, der Westteil ist in den letzten Jahrzehnten erneuert worden und ruht auf
120
WESEL
r2l
Hochaltar
Chorstühle
je zwei freistehenden achtseitigen Pfeilern. Der lange Chor an der Südseite mit drei F'^terhe«"«-««
kirche
grossen spitzbogigen Blenden, an der Nordseite mit Fenstern ohne Masswerk; im Chor-
abschluss drei zweiachsige Fenster mit erneutem Masswerk; die beiden alten gerad-
linig geschlossenen Seitenschiffjoche sind durch niedrige Bögen angeschlossen.
Hochaltar (Taf. V), interessantes Schnitzwerk der Kalkarer Schule, wahrschein-
lich von einheimischen Weseler Meistern um i5io gefertigt, voll von starkem Realis-
mus, der dem feierlichen Vortrag des Ganzen indessen keinen Eintrag thut, neben
dem Annenaltar zu Kaikar (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 66) das einzige nieder-
rheinische Altarwerk in lebensgrossen Figuren. Bedeutende, energisch durchgearbeitete
Köpfe und reiche, doch nicht barocke Gewandung. Die Skulpturen neu polychromiert
in imschönem neuen Aufsatz. In der Mitte die Grablegung. Der Leichnam Christi
von den beiden Alten in den Sarg gelegt, hinter diesem Maria mit zwei Frauen, links
Johannes, rechts Maria Magdalena. An der Vorderseite des Sarges drei Medaillons
in Hochrelief: Christus erscheint der Maria, der Maria Magdalena, Christus bei den
Jüngern von Emmaus; links die Beweinung des Leichnams Christi, der im Schosse
des Johannes ruht. Zur Rechten, schmerzhaft die Hände ringend, Maria, über sie ge-
beugt Maria Magdalena. Zur Seite die beiden Alten von der mittleren Darstellung.
Den hinteren Abschluss bildet die pyramidenförmig aufsteigende Gruppe der Kreuz-
abnahme in kleineren Figuren. Rechts die Auferstehung. Christus, in der Linken
die Kreuzesfahne, mit dem Bahrtuch bekleidet, steigt aus dem Sarg, um den fünf
Kriegsknechte schlummern, nur einer mit einer Geste des Erstaunens. Im Hintergrund
die Gruppe der Himmelfahrt.
Chorstühle, viersitzig auf beiden Seiten, 2,85 m breit, nach i5oo, Baldachin
mit erneutem Abschluss. Die Armlehnen mit Pfeilerchen unter und über der ge-
schweiften mit einem Krabbenknauf besetzten Wandung. Der Schmuck ganz auf die
Wangenstücke verlegt: in der unteren Hälfte spätgothische Blenden mit Rose im
Masswerk, gothischen Distelblumen in den Zwickeln, in der oberen Hälfte die frei-
stehenden Figuren der vier grossen Kirchenväter, die Rückseite flach behandelt.
Lebensgrosse Holzfigur des h. Martinus, vorzügliches frühes Werk der Kölner
Schule um i45o, vom Stil der Kalkarer Arbeiten weit entfernt, in der Linken einen
Stab, mit der Rechten dem Bettler zur Seite einen Mantel reichend, sehr schmal-
schulterigc hagere Gestalt, ältlicher durchgeistigter Kopf mit fein durchgearbeitetem
Kinn und Hals.
Gemälde, Holz, Christus Kranke heilend, gutes vlämisches italienisierendes
Werk der i. H. des i6. Jh.
Vor dem Altar Grabstein: anno i699 20. Junii obiit nobilis et generosus
DOMINUS JOANNES CLANT QUONDAM DUM VIVERET IN EXERCITU SERENISSIMI ELEC-
TORIS BRAND. SUPREMUS VIGILIARUM PRAEFECTUS. R. I. P.
In der Sakristei: Sechs Holztafeln, 48 x 69 cm, niederrheinische Bilder, um
1620, unter westfälischem Einflüsse, mit Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi.
Kupferleuchter des iS.Jh., 34 cm hoch, mit breiter flacher unterer Schale,
getragen von drei stark stilisierten Löwen, langer dünner stiftartiger Aufsatz, hoch-
interessantes Stück von seltenen Formen. Ähnliche bei Viollet-le-Duc, Dict. rais.
du mobilier franc^ais II, p. 60.
Kupferleuchter des i5. Jh., 3o cm hoch, auf drei Löwen ruhend, mit reichen
Knäufen, die Kerzendelle mit Zinnenkranz von der gewöhnlichen Form.
Messingleuchter, 36,5 cm hoch, ohne Löwen, von iSoi, mit der Inschrift: me
FRATER WILHELMUS NAGEL AD ALTARE SANCTE CRUCIS EMIT ANNO DOMINI MCCCCCI.
Skulptur
Gemälde
Grabstein
Gemälde
Leuchter
121
122 KREIS R££S
Fraterherren. Renaissancckelch, 23 cm hoch, Ende des i6. Jh., von vergoldetem Silber.
kirch 6
j^^igij Fuss mit sechsseitiger Rose, die Blätter zu Medaillons eru-eitert mit den getriebenen
Darstellungen: Verkündigung, Geburt Christi, Anbetung der Könige, Kreuzigung imd
den typologischen Darstellungen der Opferung Isaaks imd der ehernen Schlange. Um
den runden Knauf die Inschrift: grate pro parentibus fratris adriani de wiell.
Gleichzeitige Patene (Katalog der Ausstellung der kunstgewerbl. Altertümer zu Düssel-
dorf i88o, S. i43, Nr. 588, 589).
Larabokessci Kupfemer Lavabokessel des i5.Jh., mit Köpfen an den Ausfiussrohren.
Paramente Kasel vou (cmeutem) rotem Sammet mit gestickten Stäben, um i49o, auf dem
Kreuz die Kreuzigung, Maria, Johannes, Johannes der Täufer, Petrus, Agnes, auf dem
Stab Andreas, Jakobus, Katharina auf einem Grund von Goldfäden in Überfangstich
appliziert und in Plattstich ausgeführt, von guter Zeichnung.
Kasel von (erneuter) violetter Seide mit schlecht restaurierten Stäben, um i5oo.
Kasel von hellblauem Lyoner Seidenstoff mit eingewebten Silberblumen, um i7oo.
Der Stifter hatte ausdrücklich die Pflege der Buchmalerei im EUoster gewünscht
und empfohlen. Die Annalen des Dominikanerklosters (Archiv der Dominikanerkirche)
berichten p. 5 : hac expressa addita conditione, ut manuum labore victum et amictum
sibi compararent, libros nempe sacros in membranis a se quoque factis quam nitide
describerent et operimentis suis impingerent Von den gemalten Handschriften des
Klosters ist keine mehr an Ort und Stelle erhalten, wohl aber enthält die Bibliothek
die vierbändige, i48i cura optimorum Johannis de Colonia Nicolai Jenson zu Venedig
auf Pergament gedruckte Postilla venerabilis fratris Nicolai de Lyra mit prachtvollen
venetianischen Randverzierungen und Gemälden (beschrieben in den Bilderhand-
schriften der Rheinprovinz).
Matenakirche M ATEN A KI RCHE. EwiCHius p. 23. — Gantesweiler S. 76. — Westphäl.
Magazin II, i786, 7, S. i68. — [Arnoldus van Leenhof], Treur-en Trost-Lied by
gelegenheid van het droevige, nogtans seer geluckige instorten van de Matenase tooren
en waardoomiym een derde gedeelte van het seer eierlyke verwelffel der Kercke is
ingeslagen, Wesel i7o3. — Ders., Vreugde galm over de Wederopbouving van den
tooren der Matenasche Kerk, Wesel i7i2.
Hand»chrifti. Handschriftl. Qu. Im Archiv der evangel. Gemeinde: Originalurkunde
betr. die Erhebung der Matenakirche zur Parochialkirche von i429 (B. 62, 3, 4).
— Instrumentum consecrationis alt. Antonii et Nicolai i429 (B. 62, 5). — Donatio
Heinrich Schnellardts an S. Antonii Capelle i4o7 (B. 62, 6). — Akten über die Re-
paratur des eingestürzten Gewölbes i775 (B. XXV, 4). — Akten über die Reparatur
vom J. i843 (B. 24 u. 25). — Rechnungen der Matenakirche (B. 33) i. R. i434 bis
i468, Perg. schmal fol., 2. i469 — i5oo, Pap. schmal fol., 3. iSoi — i53o (für i53o die
Willibrordikirchenrechnung eingeheftet), 4. i53i — i56o, 5. 1S61 — i58o, 6. 1S81 — i6o5,
7. 1606— 1636, gross fol. Von den folgenden fehlen nur i659, i687, 1688, i7oo, i7o3,
i7oS — i7o8.
Allgemeine historische Quellen. Denkwürdige Sachen, betreffend unsere
Stadt- und Landsachen, gecoUekteerd durch Bernhardum Brantium (B. 65, i), 4®,
9i8 S. mit Register. Dokumente aus der Reformationszeit. — Underscheidliche not-
wendige Religions -Artikeln, allen frommen Hertzen der Augsburgischen confession
zugethan nutzlich zu lesen (Hauptmomente aus der Geschichte der lutherischen Ge-
meinde zu Wesel bis i89o), 4® (B. 65, 2). — Dokumente und Excerpte, betr. die
Stadt i5i7 — 1567 (B. 65, 3). — Index Brantianus, Foliobd., mit den Hauptdaten
der politischen und kirchlichen Geschichte des klevischen Landes bis i599 (B. 65, 5).
122
123
— Ewichii Über de originibus gentium Cli-
viam, Juliam, Geldriam, Montes, Marchiam
colentium. Bl. i': Sum Hermanni Ewkhü
Vesaliensis i635. Das Ewich guth schafft
rechten muht (B, 65, 4). — Schöffenbriefe
i35o— i7oo (ß. 6z, i8). - Urkunden,
Rechte, Privilegien der Stadt Köhi, belr.
das von ihr ausgeübte Patronat in der
vormals reformierten Gemeinde (A. 8), —
Sehr ausführliches Aktenmateriai zur Ge-
schichte der evangelischen Gemeinden, der
lutherischen Gemeinden 1 5 aS — i6oo (A.3),
1S2S — i63S (B. VI, 4), 1600— 1817 (A. 4,
5), der reformierten Gemeinde iSiS — i8i7
(A. 6), der reformierten Gememde der
Wallonen, Engländer und Franzosen zu
Wesel 1 544— 1806 (A. 7), über das Weseler
Glaubensbekenntnis 1S61— 63 (B. II, i). —
Acta generalia, Kirchensachen iSzS — 1802
(B. VI, 1 —3). — Drei Foliobde. Pap. (B.64,
I, 2, 3) Sammlung von Aktenstücken, betr.
das reformierte Kirchenwesen iSo7 — 1632,
l59o— iS97, iS98— 1620.
Die Kirche in der Votstadt Matena
entstand aus einer den hh. Nikolaus und
Anton geweihten KAPELLE, die bereits
13S2 erbaut war. Sie ist noch erhalten
als besonderer Bau nordwestlich von der
Kirche, schlichter einschiffiger Backstein-
bau mit hübschem Btendfenster an der
Westfa^ade (EwiCHius p. z3. — Fiedler,
Inschriften S. 16).
Im iS.Jh. machte das Wachsen der
Bevölkerung einen umfangreichen Neubau
notwendig. Im J. i429 ward die Kapelle
zur Pfarrkirche erhoben (Archiv B, 6, 2,
3, 4) und noch im selben Jahre mit dem
Bau begonnen, der aber erst in der 2. H.
des iS. Jli. eine' Förderung erfuhr. Im
J. i47o ward mit dem Turm begonnen,
der l474 bis zur Balustrade fertig stand,
die Gewölbe des südlichen Seitenschiffes
wurden 1477 fertiggestellt, der Chor i5o8
(GaNTESWEILER S. 78). ^i« B7. Wh,1. Tur»i der M..ei«ki«h..
In den J. 1623 (Souterius, Dank-
segginge p. 29) und i7o3 ward die Turmhaube zerstört, das erste Mal durch Brand,
das zweite Mal durch einen Sturmwind, der zugleich einen Teil der Kirche beschädigte,
erst i7i2 ward die Haube wiederhergestellt (Leenhof a. a. 0.).
123
124
KREIS REES
M» tenakirche
Beschreibung
Turm
Lnnghflus
Inneres
Chor
Epitaphien
Die längst schadhaften Gewölbe im Mittelschiff stürzten i775 zusammen (Archiv
B. XXV, 4); von i757 — 1763 diente die Kirche als französisches Mehlmagazin, i835
wurden die Seitenschiffgewölbe herausgeschlagen, weil die Widerlager nach aussen
gewichen waren; bei der gründlichen Reparatur von i843 wurden sie durch Gewölbe
von Holzverschalungen mit Mörtelverputz ersetzt.
Die Matenakirche ist ein dreischiffiger gothischer Bau von 59,6o m Länge und
23,9o m Breite, das Mittelschiff 9,75 m breit, die Turmvorhalle 9,6o m im Geviert und
besteht aus Backstein, mit Ausnahme der aus Tuff aufgeführten Westfa^ade.
Der eingebaute Westturm (Fig. 57) tritt um 20 cm vor und ist in dem ganzen
hohen unteren Stockwerk mit einem Mantel von grossen unregelmässigen Haustein-
blöcken umgeben, nur bis zu der unteren Horizontallisene ist dafür Tuff eingetreten.
Das ganze untere Geschoss wird von der riesigen Portalblende eingenommen, deren
Gewände viermal abgetreppt sind und vier durchlaufende Rundstäbe zeigen. Die Ge-
wände, die zum grossen Teil aus schlechtem Brauneberger Kalkstein hergestellt sind,
sind gänzlich verwittert. Vermauertes Doppelportal mit Mittelpfosten und horizontalem
Sturz, darüber Portalblende mit fünf freien Achsen, in der Mitte bereits einmal ge-
schlossen, das obere Masswerk ausgebrochen. Die beiden oberen mit einem ver-
witterten Tuffmantel versehenen Stockwerke sind durch je drei zweiachsige Blenden
mit altem Masswerk (Fischblasenmotive) belebt, die oberen Mittelblenden durch Fenster
ersetzt. Der Turm wird durch eine steinerne Gallerie abgeschlossen mit vier vierseiti-
gen Pfeilern auf jeder Seite, die nach unten in Halbpfeilem ihre Fortsetzung finden,
die wiederum auf Säulen ruhen, unter denen hockende menschliche Figuren Kon-
solen bilden. Die Balustrade und die achtseitige Haube in Eisenkonstruktion erst
1882 aufgesetzt. An der Nordseite ein eingebautes achtseitiges Treppentürmchen von
Tuff. Die Westfa^ade zeigt zur Seite des Turmes je ein zweiachsiges Fenster.
Das Langhaus ist aus Backstein errichtet, die Streben zweimal abgetreppt, unter
den Fenstersohlbänken eine Horizontallisene. Das Masswerk erneut Die nördlichen
und südlichen vom Turm gelegenen Joche zeigen auch äusserlich die spätere Ein-
fügung, die Strebepfeiler zeigen eine abweichende Gestalt und Quaderverklammerung.
In dem schmalen Obergaden des Mittelschiffes ovale Fensterlöcher. An der Südseite
des Chores ein vierstöckiges Treppentürmchen, über dem ersten Stockwerk aus dem
Viereck ins Achteck übergeführt.
Im Inneren ruhen die Scheidemauem auf sieben Paaren achtseitiger Pfeiler
mit einfachen Basen, denen nach Norden und Süden eine Dreiviertelssäule vortritt,
die mit polygonalen Kapitälchen abschliesst. Die Arkadenbögen sind reich profiliert,
die Scheidemauem belebt durch eine ^Horizontallisene und eine zweiachsige Blende, im
Masswerk mit einem Vierpass, der als Fenster äusserlich in dem schmalen Obergaden
des Mittelschiffes erscheint. Die zweiachsigen Fenster der Seitenschiffe zeigen im er-
neuten Masswerk Fischblasenmotive, an den Aussenmauem Dreiviertelssäulen, die den
Diensten an den Aussenseiten der Pfeiler entsprechen. Der Turm ruht auf zwei mäch-
tigen vielfach und reich profilierten Pfeilern, die Bögen sind mit Backsteinen versetzt
Im Chor fünf grosse zweiachsige, in der Mitte bereits einmal geschlossene Fenster,
das nördliche über dem Eingange zur Sakristei gelegene in der unteren Hälfte als
Blende behandelt. Unter den Fenstern im Flachbogen geschlossene Blenden, die Drei-
viertelssäulchen in den Ecken abgeschlagen.
Eine Reihe von steinernen Epitaphien, darunter reich vergoldet mit Wappen
und Trophäen, des am 3o. April i736 verstorbenen Generalmajors Christoph von
Bardeleben und des am 28. August i733 verstorbenen Conrad Wilhelm von der Mosell.
124
WESFL laS
Verschwundene Inschriften bei Fiedler, Inschriften S. 16, und in der vonm»i
DoRTHschen Inschriftensammlung auf der Fahnenburg Bl, 383. Die berühmten Chor- '
Stühle {EwiCHius p. i4: fratrum sedilta artificiosissimis sculpturis ornata), sind nicht
erhalten, ebensowenig wie eine wohl von Amdl von'Lonnwert um [488 gemalte Tafel
(Nordhoff i. d, B. J. LIII, S. 62).
Glocke, i,i5 m hoch, mit schöner pbstischer Fruchtguirlande und den Wappen
von Preussen und Wesel. Inschrift: johann swvs me kecit anno i7o3.
Fig. SS. WchL. Chonniicht dir WillibrordiViichc.
WILLIBRORDIKIRCHE. B, Lohmann, Die Willibrordikirclie in Wesel, v
Wesel i865. — Baur, Rede bei der Grundsteinl^ung zum Ausbau der Willibrordi-
kirche zu Wesel am Lutherfeste den 11. November 1 883, Wesel 18 83. ~ Ewichius
p. i9. — Gantesweiler S. 56. — Westphäl. Magazin II, i786, 7, S. 166. — Prisac
im Kölner Domblatt l844, Nr. 100. — Tmus, Die Pfarre Cleve, Kleve l878, S. iS,
a3 ff. — LoTZ, Kunsttopographie I, S. 622. — Otte, Kunstarchäologie II, S. 3o5.
Handschriftl. Qu. Im Archiv der evangel. Gemeinde: Versattungen,
d. i. Gemeindebeschlüsse, was jeder zum Bau der Willibrordikirche beitragen soll,
i424— 1473, Pap., schmal fol. (B. XXVI, 1). — Versatinge, wat malk ellix jars geuen
sat to tymmeringen der kerken i447 (B. XXVI, 1»). — In dit buk sint sunte Wü-
iz5
126
KREIS REES
Wiiiibrordi. brords brieve van oirre renten registrirt, Perg. fol., i5. Jh., 64 Bl., mit den Urkunden
von i3ii an (B. XXVI, 2). — Rhentten van heuschem und lendern S. Wiiiibrordi,
Perg., ausserdem Stiftungsbriefe und Memorien, iS.Jh. (B. XXVI, 3). — S. Wiiiibrordi
Briefe und Rentenbuch, 16. Jh., Pap., Verschreibungen zu gunsten der Kirche von
i399 an (B. XXVI, 4). — Lager und Copienbuch der Kirchen S. Wiiiibrordi Brieff
und Siegel, Pap., i7. Jh. (B. XXVI, 5). — Rentenbuch des 16. Jh., Perg. (B.XXVI,5«).
— Rechnung Diedrichs ther Heyden, was ich zu dem Gestühl in S. Willibrord em-
pfangen und ausgegeben anno 1606 (B. XXII, 12). — Rechnungen der S. Willibrordi-
kirche, wichtige Quelle für die Baugeschichte: B. 37. i. Rechnungen von i4oi — i44o,
2. i44i — 1484, Perg. schmal fol., 3. i485 — -1509, Pap., 4. i5io — i5i9, 5. i52o — 1535,
6. i536 — i56o, 7. i56i — 1585, 8. i586 — i6i5. Von den späteren fehlen nur 1660,
166S — i67o, i675— 1677, i697.
Im Stiftsarchiv zu S. Martin in Emmerich: Fundationsbüchlein der i534
gestifteten vicaria S. Mariae in der Willibrordikirche.
Urgeschichte Eine Kirche bestand in der villa Wisele schon im ersten Jahrtausend. Der Codex
aureus Eptemacensis bringt zu einer Urkunde Karl Martells die Eintragung: De
ecclesia Wesele in eodem pago sita eadem firmamus (Heidemann i. d. Berg. Zs. V,
S. 188), die auf Verhältnisse vor dem J. io65 Bezug nimmt, denn in diesem Jahre
giebt Heinrich IV. die Kirche in der villa Wesele und alles was in dieser villa zu
Echtemach gehört, der genannten Abtei zurück (reddere). Vgl. Mittelrhein. U B. I,
Nr. 4i5. — Reinhold, Verfassungsgeschichte Wesels S.S.
Auf dem 1122 von ihnen dem neugegründeten Kloster Kappenberg geschenkten
Hofgut Wesel (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 97. — Erhard, Regesta bist. West-
faliae I, Nr. 449) hatten die Grafen Gottfried und Otto von Kappenberg um 112$
ein Prämonstrsftenserkloster errichtet (Xanten, Stiftsarchiv, Pels I, fol. 359. — Bin-
terim u. Mooren, D. C. I, S. 100, i35. — Gantesweiler S. 27. Vgl. Chronica co-
mitum: Seibertz, Quellen II, S. 166. — Tibus, Die Pfarre Kleve S. i5, 24), das ii53
bestätigt ward (Erhard, Reg. II, S. 32, Nr. i795).
Romanischer Bau Der Ort war rasch herangewachsen, sodass schon nach wenig Jahren mit dem
Bau einer grösseren, wie die im Ostteil aufgefundenen Fundamente beweisen, ziemlich
umfangreichen romanischen Pfarrkirche begonnen werden konnte, die 1 1 8 1 durch den
Erzbischof Philipp von Heinsberg eingeweiht ward (Gantesweiler S. 58). Die Pfarr-
kirche lag mit einem Teile der Stadt auf dem Grunde des Herrenhofes, eines ur-
sprünglich fränkischen Salhofes (Ann. h. V. N. XXXI, S. 128). Im J. 1261 schenkt
Lof, der Bruder des Grafen von Kleve, die Pfarrkirche, 1277 Graf Dietrich von Kleve
auch das Patronat der Kirche an das Prämonstratenserkloster (Lacomblet, U B. IV,
Nr. 668, 673. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 336. — Urk. von I277 im Original
i. d. Farragines des Gelenius VIII, fol. 459, Köln, Stadtarchiv).
Etwa gleichzeitig mit den Entwürfen zum Neubau der Matenakirche ward unter
dem baulustigen Herzog Adolph der Plan zu einem umfassenden gothischen Neubau ge-
fasst, der i424 begann (Archiv B. XXVI, i). Zunächst ward zu Beginn des i5.Jh. ein Er-
weiterungsbau notwendig. Nach dem Ausweis der Kirchenrechnungen wurde i4o6 bis
i4i4 durch Meister Geliss, den Schöpfer des Rathauses, die Chorkammer erbaut, i4i2
der Kirchhof angelegt (Lohmann S. 8). Der Plan zu einem vollständigen gothischen Neu-
bau kam erst in der 2. H. des i5. Jh. zur Durchführung. Man begann mit der Westseite.
Im J. i47o, gleichzeitig mit. dem Bau des Matenakirchturms, wurde der Turm
errichtet, nach den Abmessungen des Turmes der Salvatorkirche zu Duisburg. Die
Nordostseite der Kirche war i5o6 vollendet nach der Inschrift, die sich an der Nord-
Pläne zum
Neubau
Neubau
126
WESEL 12?
ostecke (an der Stelle des Kirchhofes) befindet (s. u.), die nördlichen Seitenschiffe wiiiibrordi.
nach der Jahreszahl im Gewölbe i5o9. Die libraria sive bibliotheca (Ewichius p. 20)
Hess Konrad von Heresbach errichten.
Im J. 1S21 war der stattliche Nordgiebel vollendet (Ewichius p. 20. — Gantes-
WEILER S. 60), der südliche wurde unter der Regierung des Herzogs Johann III. von
Kleve (i52i — 1537) fertig gestellt. Ewichius berichtet p. 20: At quamquam septentrio-
nalis extremi lateris transtra fuerant perfecta, frontispicio tamen altissimo, et quod
Italici mirarentur architecti quodque dempta omni caetera structura per se consistere
posset, exomata ibi est ecclesia, a. i52i sumptibus a civitate tum propriis tum collectis
extraneis per commendationem Carthusianorum prati Vesaliensis, Coloniae eiusque in
dioecesi erogati eo adhibitis.
Im J. i522 wurde der Grundstein zu den ,Siebenkapellen', dem Chorumgang Bau des Chores
gelegt in Gegenwart des Herzogs Johann III. von Kleve (Lohmann S. 8). Kurz darauf
geriet indessen der Bau ins Stocken. Der Chorumgang wurde nie ausgeführt, die
Rundsäulen des Hochchores wurden durch Ziegelmauem verbunden — auch das
Mittelschiff und die Kreuzarme blieben unvollendet und ohne Gewölbe, von den
Strebebögen waren nur die Ansätze vorhanden.
Nachdem schon i526 der Sturm einen Teil des Turmes niedergeworfen hatte Beschädigungen
(Chronik von Dietrich Westhoff: Deutsche Städtechroniken XX, S. 42o), ward der
Turm i594 vom Blitz getroffen und brannte bis auf das Mauen^'erk ab (Gantesweiler
S. 58), an seiner Stelle ward die niedrige noch heute erhaltene Holzhaube gesetzt.
Die Altäre wurden 1612 entfernt (Berg. Zs. II, S. 83), i658 ein geschmackloser
Eingang an der Marktseite angebracht mit der Inschrift (Gantesweiler p. 66):
DA, bone christe, tui sint tuta sacraria templi,
NUN CLAUDENDA PIIS, NUNC ADAPERTA PIIS.
VERBA SONENT AETERNA PATRIS TUA SYMBOLA, CHRISTE,
HIC HABITENT POPULI VOTA PRECESQUE SIMUL.
Die ersten Schritte zur Restauration geschahen i858 durch eine vollständige Restaumtion
Aufnahme des Baues seitens des damaligen Kreisbaumeisters Giersberg in Kleve. Im
J. 1868 wurde Architekt -^/«^^^ in Essen mit der Anfertigung eines Entwurfes für den
Ausbau betraut. Nachdem i878 der Geh. Oberbaurat Giersberg und Professor Bergan
und 1880 der Geh. Oberbaurat Adler abermals in Gutachten für die Erhaltung des
Baudenkmals eingetreten waren, wurde 1880 auf Grund des Flügge%c\\&n Entwurfes,
aber unter wesentlichen Vereinfachungen, nach Anweisungen des Geh. Oberbaurates
Adler das Bauprojekt aufgestellt. Die Restaurationsarbeiten begannen i883 und sind
noch nicht abgeschlossen. Die neugebildete Hütte der Willibrordikirche erhielt einen
festen geschulten Arbeiterstamm durch Übernahme einer Anzahl von Steinmetzen, Ver-
setzen! und Polierern von der Kölner Hütte. Die Gesamtkosten von 1 37 1000 Mark
wurden aufgebracht durch einen Zuschuss von 27oooo Mark aus dem allerhöchsten
Dispositionsfonds, einen Beitrag der Provinz von 5 0000 Mark und der evangelischen
Gemeinde zu Wesel von 120000 Mark; 100 000 Mark ergaben Sammlungen und Haus-
kollekte, den Rest von 83 1 000 Mark die mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers
veranstalteten Lotterien. Die örtliche oberste Bauleitung führte von 1882 — 1885 der
damalige Regierungsbaumeister Schröder, von i885 — 1887 der Kreisbauinspektor Bau-
rat Mertens, 188 7 der Regierungsbaumeister Mecum, von i887 ab der Kreisbauinspektor
Hillenkamp. Zur besonderen Bauleitung war ihnen der schon an den Entwurfsarbeiten
in hervorragendem Masse beteiligte Architekt Otter beigegeben, seit i889 ausserdem
der Regierungsbaumeister Lehmgrübner
127
128 KREIS REES
Wiiiibrordi- Der Tomaxiische Bau (Hillenkamp i. d. Rhein. -Westfäl. Volksztg. vom 3i. Juli
Romaniseher Bau i89i) ist noch in den Fundamenten innerhalb der gothischen Anlage in einzelnen
Resten erhalten (in den Grundriss Fig. 59 eingezeichnet). Der Boden lag etwa 2 m imter
dem jetzigen Fussboden, in der Höhe des Pflasters der Niederstrasse.
Die Westfront bestand aus fünf Schichten von Basalt und Tuflf, war mit Tuff-
steinen bekleidet. Ecken und sonstige Hauptbauteile bestanden aus Quadern und be-
arbeiteten Werkstücken. Die innerhalb des Chores gelegene halbrunde Apsis war an
den Schranken mit einer zierlichen Säulenstellung geschmückt; die nur 5 cm starke
Wandfiillung bestand aus Werksteinplatten, vielleicht aus Tuffstein.
Von Resten der reichen Absidenarchitektur sind noch erhalten ein ausserordent-
lich schön gegliedertes und mit vortrefflich ausgeführtem romanischen Blattwerk ge-
schmücktes Sockelstück, von edelster Zeichnung, die Basis mit Eckblatt (Fig. 6o).
Weiterhin ein etwas grösseres Säulenkapitäl mit gut gearbeitetem romanischen Blatt-
werke, femer der Ansatz eines halbrunden Wandsäulchens mit einem Knauf.
• o
i' %
C
Fig. 99. Wesel. Fundamente der romanischen Willibrordikirche.
Weatturm Die Wilübrordikirche ist im Lichten 64, 5 o m lang und 36 m breit. Der in
zwei ausserordentlich hohen Absätzen sich erhebende 5o m hohe West türm zeigt im
Unterstock das riesige fünfachsige Portalfenster mit reich profilierten, fünf durch-
laufende Rundstäbe aufweisenden Gewänden, eine grosse Rose im Masswerk. Über
dem horizontalen Sturz des Portals selbst mit einfach gegliederten steinernen Mittel-
pfosten befindet sich zunächst ein rechtwinkeliges verblendetes Feld, rechts und links
ursprünglich je drei Figürchen, von denen nur die Konsolen erhalten sind. Der
Unterstock zeigt, abweichend von den verwandten Bauten des Matenakirchturms und
des Salvatorkirchturms in Duisburg, zur Seite des Mittelfensters noch je zwei ein-
achsige Blenden, wodurch die Wirkung des ersteren etwas abgeschwächt wird. Der
Oberstock wird durch je drei lange zweiachsige Blenden belebt, deren einzelne Felder
durch einfache nasenbesetzte Bogenabschlüsse in drei Teile zerlegt werden. Nörd-
lich erhebt sich ein achtseitiges eingebautes Treppentürmchen. Ein 46 m hoher
kupferner Helm ist in der Ausführung begriflfen.
Seitenschiffe Die Seitenschiffc sind nach Westen durch einfache Blenden belebt Die Lang-
seiten zeigen zunächst neben dem Turm zwei schmale Joche mit je zwei zweiachsigen
Fenstern, nur an der Südwest- und Nordwestecke eine freiaufsteigende Fiale (Grundriss
Fig. 63). Die Südwestecke ist unten leicht abgefasst. Es folgen sodann nach Osten
128
WE<>EL
129
ip^-.^
ZU drei weitere Joche bis zum Querarm. Im ersten Joch der Südseite das prächtige, wiiijbrordi
den ganzen omamentalen Formenreichtum der Spätgothik atmende Südportal, das südportli
die ganze Wandfläche einnimmt Über dem im Flachbogen geschlossenen Portal
ein krabbenbesetzter Eselsrücken, und zwei halbe, an die Strebepfeiler angelehnte •
Kielbögen, der mittlere in die Mittelachse der Portalfenster auslaufend, die wiederum
mit Kielbögen geschlossen sind. Alle Bogen sind an der unteren Seite mit einem
maschenartigen Geflecht von Distelblattranken besetzt, die Blüten symmetrisch ein-
ander gegenübergestellt. Der obere Teil des Portal fensters mit reich profilierten
Wandungen, das Masswerk in nasenbesetzten Rund- , ,
Stäben. Drei kleine Baldachine und Konsolen für
Figuren. Rechts und links je zwei Fialen, das innere
Paar an den Innen- und Südseiten mit einer Nische
für eine Figur. Die weiteren Joche westlich und öst-
lich von dem Querarm mit dreiachsigen Fenstern.
In den unmittelbar an den Querarm grenzenden
Jochen ist je ein Licht der Fenster durch das
Treppentürmchen und den Strebepfeiler eingenom-
men. Die Seitenschiffjpche sind mit eigenen an
den Aussenseiten abgewalmten Satteldächern ein-
gedeckt. Das Strebesystem besteht aus zwei Bögen
mit in gleicher Achse liegenden einfach ausgehöhl-
ten Wasserrinnen, die den Schub der Mittelschiff*-
gewölbe aufnehmen, und zwei freistehenden Pfeilern,
der innere äusserst einfach, der äussere über dem
um den ganzen Bau herumgeführten ziemlich hohen
Sockelgesims dreimal abgetreppte Strebepfeiler ge-
krönt von übereck gesetztem kleinen Pfeiler mit
einer Mittel- und vier Eckfialen; einfache Steinrinne
als Wasserspeier. Das südliche Seitenschiff* läuft in
ein Halbchörchen aus mit zweiachsigen Fenstern,
das eine Licht des östlichen durch den Strebepfeiler
des Chores verdeckt
Die Südseite des südlichen Querarmes wird
von kräftigen zweimal abgetreppten Strebepfeilern
eingerahmt, mit kleinen Giebeldächern, über denen
mit Fialen abgeschlossene übereck gestellte Pfeiler
sich erheben. Hinter dieser Fiale erhebt sich sodann ein zweiter gleichfalls oben mit
einer übereck gestellten Fiale abschliessender Pfeiler. Über dem durch einen horizon-
talen Sturz geschlossenen Portal ein dreiachsiges Portalfenster, in der unteren Hälfte
als Blende behandelt. Über dem in der Höhe des Dachrandes der Seitenschiffe
durchlaufenden Horizontalgesims dann das imponierende fünfachsige Südfenster mit
stärkerem Mittelpfosten, in den beiden unteren Bogen je zwei Vierpässe, die Rose
mit Fischblasen- oder Seifenblasenmotiven. Die reichen Auskehlungen der Fenster-
gewände vermeiden stark hervortretende Stabprofile und behalten die Gestalt des
Kreissegments bei. Der abschliessende Kielbogen läuft in eine hohe Kreuzblume aus,
die die den Giebel abschliessende Gallerie noch überragt. Ausserordentlich reich und
originell ist die Blendenarchitektur des Giebels, der an den Schrägseiten durch eine
schräg aufsteigende^ nach unten mit einem Kleeblattbogenfries besetzte Blendbalustrade
Südlicher Giebel
Flg. 60. Weael.
Details der romanuchen WilUbrordikirche.
129
9
KREIS REES
verziert ist und in eine Fiale
ausläuft Die dreieckige Fläche
wird durch drei Spitzbogen-
blenden belebt, über denen sich
zwei dicht mit Krabben besetzte
Kielbögen erheben, die wieder-
um mit einem Kielbogen ab-
schliesscn. An der Westseite
des Querarmes erhebt sich ein
aus vier Seiten des Sechsecks
konstruierter Treppenturm,' um
den das Dachgesims der Seiten-
joche verkröpft ist; über einer
Reihe von Fenstern dann eine
durchbrochene Gallerie. Der
obere, etwas eingerückte Auf-
satz mit zwei Horizontallisenen,
kleinen Giebelchen und Wasser-
speiern an den Ecken des sechs-
seitigen Pyramidendaches.
Die Nordseite ist der Süd-
seite entsprechend behandelt.
Das äusserste östliche Joch ist
als Sakristei ausgestaltet und in
zwei Stockwerken errichtet, die
äusserste Eckfiale im Nordosten
zugleich als Schornstein benutzt.
Die Fenster sind an der Nord-
und Ostseite der Sakristei durch
beide Stockwerke in einen Rah-
men gesetzt und nur in der
Trennung der beiden Geschosse
abgeschlossen. An dem Eck-
pfeiler im Nordosten die In-
schrift:
DA REQUIEM CUNCTIS DEUS HIC
ET UBIQUE SEPULTIS,
UT SINT IN REQUIE PROPTER TÜA
VULNERA QUINQUE. lSo6.
Die Nordseite (Fig. 6i) des
nördlichen Querarms ist wie die
Südseite ausgebildet. In den
mit schärferen Hohlprofilen ver-
sehenen Gewänden des Portals
'" erhebt sich in der mitl-
ciii^il]il[(ji>(ii leren Auskehlung noch
je eine schlanke Rund-
üchifTigiebEl dei WilUbrordilürcha. Säule, in ein Kapital
WESEL l3l
auslaufend als Träger fQr eine Steinügur. Der Giebel weicht von dem südlichen etwas ^
ab. Nicht drei, sondern zwei grosse Blenden, darüber ein einziger krabbenbesetzter
Kielbogen. Der Abschluss der schrägen Flachen gleicht dem des Südgicbels, nur sind
hier noch mehr Fialen angebracht, die die schräge Linie hinaufklettern.
Der Obergaden des Chores (Fig. 62) schliesst mit der durchbrochenen, in den
einzelnen Abschnitten durchweg verschieden ausgestalteten Balustrade ab, die um den
ganzen Bau einschliesslich der Querarme herumgeführt ist, an den Ecken am Chor
kleine Fialen mit Wasserspeiern, unter der Gallerie ein feingegliedertes Hohlstabprofil.
Der siebenseitige Chorum-
gang, mit einfachen ein*
achsigen Fenstern, wird von
einer durchlaufenden stei-
nernen Gallerie mit wech-
selndem Mass werk abgC'
schlössen. An den Ecken
die dreimal abgetreppten
Strebepfeiler mit ziemlich
massivem, an den Ausaen-
wanden mit leichter Blen-
denarchitektur geschmück-
tem Aufsatz, dem kleine
mit übereck gestellten Fi-
alen gekrönte Pfeiler vor-
treten. Die leicht und ele-
gant geschlagenen Strebe-
bögen überführen denSchub
der Gewölbe des Chores von
jeder Ecke nach je zwei
Ecken des Umganges, die
Wasserspeier sind im Ge-
gensatz zu den Seiten-
schiffen hier reicher als
Tierfiguren, Hunde und
Drachen ausgebildet, unter
denen noch je ein Löwen-
kopf sitzt.
Im Inneren (Grund- tig.ta. W«>L Ob*r(*(l*B du Chom d« WiUibrordikirchc.
riss Fig. 63) ruht der Turm
auf zwei machtigen sehr reich gegliederten Pfeilern, deren scharfe Profile in den Ar-
kadenbögen ihre Fortsetzung finden, während die an den Ecken stehenden Dienste
als Trager der Rippen dienen. Besonders glänzend entfaltet sich die Wirkung dieser
Gliederung von Westen, der Turmvorhalle aus gesehen: dem durch das Westportal
Eintretenden erscheint das Innere eingefasst von einem zweiten ausserordentlich reichen
Rahmen. Die Turmhalle selbst ist mit einem Kreuzgewölbe überdeckt und zeigt nach
Norden und Süden zu je ein dreiachsiges Blendfenster.
Im Langhaus treten den das Mittelschiff tragenden Säulen, die der Kapitale
entbehren, je ein alter und zwei junge Dienste nach dem Mittelschilf zu vor, die mit
einem gemeinsamen Kapital unter polygonaler Deckplatte abschUessen und die Rippen
i3i ■
KREIS REES
Fis. 63. W<»l. GTudii» der Willibrordjkirchc.
WESEL
i33
der drei Kreuzgewölbe tragen. Die Scheidewände sind belebt durch Horizontallisenen
und zweiachsige, bis zu zwei Dritteln der Höhe nur als Blenden behandelte Fenster,
in der Mitte bereits einmal geschlossen.
Die die Seitenschiffe trennenden Säulen sind völlig rund mit einfacher runder
Basis und schmalem Kapital unter polygonaler Platte. An der Nordseite bestehen
diese Kapitale aus spätgothischen stark unterarbeiteten Blattkränzen wie in den Chor-
umgängen, an der späteren Südseite aus einer liegenden Renaissanceguirlande, die
mit Bändern umschnürt ist. An den inneren Säulenreihen setzen die Rippen der
inneren Seitenschiffgewölbe mit einem reich skulptierten Blattkapitäl auf einer i m
langen Dreiviertelssäule auf, die mit einem einfachen Knauf abschliesst. Die beiden
ersten südlichen Joche der äusseren südlichen Seitenschiffe sind sehr einfache Kreuz-
gewölbe, die übrigen und die inneren weit reicher gestaltet. Die den Diagonalrippen
zur Seite tretenden Nebenrippen zeigen die für den Niederrhein typische Art des Auf-
sitzens auf kleinen nasengeschmückten Spitzbogen, Knäufen oder skulptierten Köpfchen,
Willibrordi.
kirche
Stützen
^ ^ "1 ^ ^ li!" ^ ^^ ^ 1
sr
\
Fig. 64. Wesel. Steinmetzieichen aus der Willibrordikirche.
um das für das Auge störende Zusammenströmen von allzuviel Linien in einem Punkte
zu verhindern.
Das Querschiff wird aus drei grossen von Stemgewölben überdeckten, durch
Gurte getrennten Jochen gebildet. Nach N und S je ein ftinfachsiges, nach O und
W zu je zwei fünfachsige Fenster nebeneinander, diese in der Mitte bereits einmal
geschlossen. Den Querarmen zugewendet, an den äusseren Säulen wiederum wie im
Mittelschiff und Chor drei mit einem Kapital abschliessende Dienste. Die Vierung
ruht auf vier kräftigen zwölfseitigen Pfeilern, auf 75 cm hoher Basis und mit zierlichen
jungen Diensten an den Ecken, die bis zur Höhe hinaufgeführt sind. Die Pfeiler
enthalten in sauberer Ausführung eine Reihe von Steinmetzzeichen (Fig. 64).
Der Ost teil der Kirche zeichnet sich durch einen grösseren Formenreichtum
aus. Der Chor wird von acht Säulen getragen, denen nach innen, wie im Mittel-
schiff, ein alter und zwei junge Dienste vortreten, die mit einem reich skulptierten
Kapital' mit freigearbeitetem Blattwerk abschliessen, darüber ein schmaler Kämpfer.
Die Rippenansätze sind bis zur Trennung der Rippen aus einem Stein gebildet und
tief in die Mauer eingebunden, um hier wirksam den Schub aufzunehmen. Reiche
Querschiff
Ostteil
l33
I34 KREIS REES
■ Stemgewölbe mit offenen Schlulssteinen. Die Fenster des Obergadens sind fünfachsig
mit einem starken Mittelpfusten, altem, überall verschiedenem Masswerk, meist tnit
Fischblasenmotiven, das untere Drittel der Fenster versetzt. Im Abschluss selbst nur
zweiachsige Fenster,
Der Chorumgang zeigt in dem erst in der letzten Restauration angefügten Teile
(im Grundriss Fig. 63 sind alle neuen Bauteile schraffiert) einfache Gewölbe mit hüb-
schen Rosetten, die Rippen in den Ecken teilweise mit Überschneidung; reicher und
kühner sind die Gewölbe der älteren Teile ausgestaltet. Die Ecksäule der ersten
inneren nördlichen Seitenkapelle (zugleich Ecksaule der mit einem Stemgewölbe über-
spannten Sakristei) schliesst mit einem rundumgeführten reizvoll behandelten skulpüer-
ten Blattkapitäl unter polygonaler Platte ab. An den Aussenmauem sind je ein alter
und zwei junge Dienste herabgeführt, mit reich skulptiertem Blattkapital abschliessend,
an den freien Säulen setzen die Rippen auf einer fünfteiligen Konsole auf Über
dem mit Rundstaben profilierten Ein-
gang zur Sakristei eine dreiachsige
Blende, neben ihr führt eine kleine
nmdbogige Thür zu dem hier aufstei-
genden Treppentunn, Das erste nörd-
liche Stemgewölbe des Umganges zeigt
in den Ecken spitz zulaufende, nach
unten gerichtete, völlig freigearbeitete
omamentale Blumen (Fig. 65), in der
Mitte ab eine Art zweites freischweben-
des Gewölbe ein nur aus dem Geripfie
bestehender überaus kühner achtseiti-
ger Stern aus acht, mit doppelten Klee-
blattbögen besetzten flachen Rund-
bögen gebildet. Das nächste Gewölbe
ist einfacher, nur mit hübscher Mittel-
^ „,^ ' rosette, das dritte wieder mit einem
Fig, 61 weiei. ähnlichen vierseitigen freischwebenden
Rg»H« .ui d.n. chonimni-g dw wiiiibrotdikirehe. Jätern und dreiseitigen meisterhaft aus-
geführten Rosetten. An der Südseite
ist das äussere östliche Gewölbe mit dreiseitigen Rosetten besetzt, in der Mitte mit
einem grösseren, von vier Fischblasen erfüllten Medaillon (mit Resten von Wand-
malereien s. u.). Das zweite und erste Gewölbe wurde durch einfache Sterne ge-
bildet, mit Mittelmedaillon und vier- und dreiseitigen Rosetten besetzt.
Die westlich an die Sakristei anstossende nördliche Seitenkapelle zeigt ein in
der Durchfühmng noch vollendeteres freischwebendes Rippennetz, das aber nicht
unter ein anderes gespannt ist. Zierliche Krabben und Blüten, die Blätter immer
mehrmals gewunden und gedreht, von vortrefflicher Ausführung, fünf skulptierte Scblufs-
steine, der mittlere mit einem Wappen (der Fischergilde?), die übrigen mit knieenden
Engelsfiguren in reicher faltiger Gewandung, die Leidens werk zeuge Christi tragend,
ursprünglich polychromiert. Das südliche Seitenchörchen stützen drei Säulen mit frei-
gearbeiteten Kapitälchen unter polygonaler Platte (Fig. 66 u. 67). Von der westlichen
Säule laufen nach beiden Seilen reich profilierte Gurte hin, nach O findet sich ein
fein gemeisseltes Konsölchen, auf dem die Rippen ruhen. Die zwei Joche trennen-
den Rippen sind durchw^ etwas kraftiger und schwerer gehalten als die übrigen.
l34
WESEL l3S
Das Gewölbe in der ersten Seitenkapelle von W aus ist verhältnismässig einfach mit wiiiibro.
grossem mittleren Medaillon und Rosetten, die Rippen selbst hier schon vielfach ge-
schwungen und au^erundet. In der zweiten ein fast völlig freischwebendes Rippen-
netz unter das eigentliche Gewölbe gezogen. Die in die Wölbungen eingebundenen
Rippen sind schön geschwungen und spiralförmig gewunden, überdies sehr reich pro-
filiert, das untere freischwebende Netz mit acht im Flachbogen geschwungenen Haupt-
rippen und freigearbeiteten Blumen und Rosetten. Eine gewundene mit Zickzackmuster
versehene Säule verbindet den Mittelpunkt des freien Gewölbes mit dem massiven
Gewölbescheitel. In diese ist ein Eisenhalter eingeschraubt, ausserdem sind eine Reihe
senkrechter eiserner Bänder eingesetzt. Die aus Backstein aufgemauerten Kappen haben
sich teilweise sehr stark gesetzt und gelockert, so dass grosse Lücken entstanden sind.
Die den Hochchor umgebenden steinernen Chorschranken sind in den ersten ciio"cbr.o
westlichen Interkolumnien rechts massiv und geschlossen, links mit sechs Blenden ver-
sehen, im oberen Teil mit nasenbesetzten Rundbogenfenstem mit je drei gewundenen
Flg. 66 u. 67. W«hI Kupiitle aiu den Cbotlupdleii d« Willibrotdikirche.
senkrechten Eisenstangen. Die nächsten beiden östlichen Interkolumnien enthalten
in der Mitte eine Thür, an der Südseite mit zwei kleinen Engelsfigürchen, an der
Nordseite mit einfachen Frührenalssanceomamenten an den Kragsteinen des horizon-
talen Sturzes. Rechts und links von der Thür je drei rundbogige Fenster, in jedem
drei alte gewundene Ebenstäbe.
Das Material des Baues bildete ursprünglich in den Hausteinarbeiten am ah*"
Äusseren Baumberger Stein aus der Nähe von Münster i. W,; die Gewände, Pfosten
und Masswerke der Blenden am Tunn bestanden aus Tuff, die Gesimse, einige grosse
Konsolen, das Gewände des Westportales und die Eckquadern der Turmkanten aus
Drachenfelser Trachyt. Alle Süsseren Mauerflachen waren mit Tuffsteinen in Ziegel-
format verblendet Im Inneren bestehen die Säulen und Dienste aus Ruhrsandstein,
die beiden östlichen Turmpfeiler sind mit einem starken Hausteinmantel aus Drachen-
felser Trachyt umkleidet, der Kern besteht aus Ziegel- und Tuffmaterial. Die Kapitale,
Konsolen, die Rippen und die grossem Druck ausgesetzten Anfänger der Stemgewölbe
bestanden aus Tuff.
Bei der Restauration erwies sich die Tuffstein Verblendung bis zu einer Tiefe Neu«
von 3 — 5 cm als so ausgewettert, dass ein blosses Abscharrieren unmöghch erschien,
135
i36
KREIS REES
wiiiibrordi- um eine gesunde Mauerfläche zu schaffen. So musste die ganze Verblendung erneuert
"'"- werden. Für die Herstellung der Aussenarchitektur wurde Obemkirchener Sandstein
gewählt, für alle neuen Architekturteile im Inneren Udelfanger Sandstein, für die Rippen
der neuen Gewölbe Brohlthaler Tuff, nur für die Anfäi^ger der Gewölbe wieder Udel-
fanger Material.
Würdigung Die WilHbrordikirche ist nächst dem Dome zu Xanten die bedeutendste gothische
Anlage des Niederrheins und die glänzendste Leistung der unter holländischem Ein-
flüsse stehenden ostkle vischen Bauschule, die ihren Ausdruck in S. Salvator zu Duis-
burg, in S. Willibrord und der Matenakirche zu Wesel, im Langschiff des Xantener
Domes, in S. Aldegundis zu Emmerich findet, im Gegensatz zu der westklevischen durch
Kaikar, Kleve, Kranenburg, Goch, Geldern, Straelen vertretenen Schule. Der Haupt-
unterschied der beiden Baugruppen liegt in Material und der dadurch bedingten
Verschiedenheit der Formensprache: die westklevische hat ausschliesslich Backstein-
bauten aufzuweisen, die ostklevische beinahe ausschliesslich Hausteinbauten. In der
Anlage der Kreuzkirche mit mächtigen Kreuzgiebeln gleicht die WilHbrordikirche der
Salvatorkirche zu Duisburg, sie übertrifft aber alle Genossinnen in der Ausgestaltung
des Chores, in dem sich sowohl der kölner wie der holländische Einfluss, vor allem
das Vorbild der Groote Kerk zu Arnheim zeigen. Wie am Dom zu Utrecht, an der
Stephanskirche zu Nymwegen oder an der St. Janskerk .zu Herzogenbusch war ein
Kapellenkranz geplant, dessen Fundamente bei der Restauration unter dem Strassen-
pflaster blossgelegt wurden, dessen Herstellung jedoch unterblieb. Vor allem sind die
Formen des Westturmes charakteristisch für diese Gruppe von Bauten: zu unterst ein
riesiges Portalfenster, wie es ausserdem an der Matenakirche und der Salvatorkirche
in fast den gleichen Abmessungen wiederkehrt, und dann der eigentümliche Abschluss
der Turmgallerie, deren Pfeiler auf Halbpfeilern, diese wieder auf Säulen mit Kragsteinen
ruhen, ein ganz speziell holländisches Motiv, wie es vor allem an der Walburgiskerk
zu Zutphen und der Nieuwe Kerk zu Delft sich zeigt. Die enge Verwandtschaft mit
Duisburg ist urkundlich beglaubigt: man nahm für den Turm die Abmessungen des
Salvatorkirchturms zum Vorbild. Von der grössten Vollkommenheit und Schönheit der.
Zeichnung und Durchführung — leider nicht von der grössten Solidität — sind die
anmutigen und kühnen Gewölbe im Ostteil, in denen jede Rosette mit auserlesenem
Geschmack gezeichnet ist. Ähnliche freischwebende Gewölbenetze finden sich noch
an der Stadtkirche zu Pirna (Steche, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und
Kunstdenkmäler Sachsens, Pirna S. 62, Taf. 6), in St. Leonhard' zu Frankfurt a. M., in
der Schlosskirche zu Meisenheim, vor allem in der Pfarrkirche zu Ingolstadt (Dohme,
Geschichte der deutschen Baukunst S. i85. — Abb. bei Riehl und v. Bezold, Die
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, I, Atlas).
Lettner, interessantestes durchbrochenes gitterartiges Holzschnitzwerk des Died-
fich ther Heyden (Archiv B. XXII, 12) vom J. l6o4 (EwiCHius p. 21. — Gantesweiler
S. 62), in fünf Felder zerfallend, ein jedes mit fünf oder drei Stützen, die aus wechseln-
den kanellierten geschwellten Säulen oder kanellierten Säulen mit mittlerem Knauf be-
stehen. Die Felder getrennt durch kanellierte Pilaster, darüber ein schmales Kapital
mit Eierstab, am Unterbau eine schön modellierte Kartouche mit rundem Mittelschild,
verziert mit Putten und Fruchtranken. Den oberen Abschluss bildet ein weit vor-
gekragter Architrav, auf der unteren Seite kasettiert. An der Westseite lehnen sich
an den Lettner die einfachen sechssitzigen Renaissance -Chorstühle an.
Orgel von i645 (Gantesweiler S. 62. — Ewichius p. 21), interessanter und
durch die guten Verhältnisse wirkungsvoller dreiteiliger Aufbau.
Lettner
Orgel
l36
WESEL
l37
Grosses Epitaph des i574 verstorbenen Otto von Münchhausen* im südlichen wiiiibrordi
* Ici r c h o
Querarm, Stein, ursprünglich polychromiert, im Aufsatz die Alliancewappen von Münch- Epitaphien
hausen und von Rheden, der krönende Architrav mit dem geschweiften durchbroche-
nen Giebel getragen von Kriegergestalten als Karyatiden, zur Seite je eine sitzende
allegorische weibliche Figur. Das Mittelfeld wird von kanellierten Säulen flankiert,
diesen zur Seite eine männliche Karyatide. In der Mitte die Inschrift: nobilitate
VIRTUTE AC pietate praestanti ottoni a munchausen, hilmari, viri domi
militiaeque eximii, germaniae decoris f. fratres moerentes h. m. m. fratri
amoris ergo p.
nobilis hoc saxo tegitur munchausiüs heros
otto, vesalii dignus honore soli,
quem vix emensum vitae tria lustra duoque
sustulit immerita parca maligna nece.
hei mihi quam praestans pietatis imago paternae,
quod decüs illustri in stirpe futurus erat,
quam pater hilmarus prius illustraverat armis
agmina ducendo belgica et austriaca,
quam porro illustrant variis virtutibus istaec
justa suo fratri qui monumenta locant.
hinc vivet pater hilmarus, hinc filius otto,
hinc vivent fratres laudibus usque suis,
vix. an. xxvl m.iiild.xx.
decessit an. m.d.lxxiiii. xii. mail
Umgeben von den Wappen derer von Werpe, von Wede, von Hasberg, von
Steinberg, von Rutenberg, von Casterode, von Schulenburg, von Holte, von Barner,
von Gwicheld und zwei weiteren. Darunter auf einer von zwei schwebenden Gestal-
ten gehaltenen Tafel die Inschrift: dis monument habn die edle und ehrenfeste
HANS, STATIUS, HILMAR UND CORT VON MUNCHHAUSEN, GEBRÜDER, DES HERREN
OBRISTEN HILMARS SELIGEREN SÖHNE, OTTO VON MUNCHHAUSEN, IHREN LIEBEN BRUDER
SELIGEREN ZU EHREN SETZEN LASSEN, DER GELEBT 26. JAHR 18. WOCHEN 5. TAGE UND
ANNO l574 DEN 12. MAI SELIG IN CHRISTO ENTSCHLAFEN.
Denkstein des Peregrinus Bertie, Sohn des Grafen Richard Bertie und seiner
Gemahlin Katharina, Herzogin von Suffolk, geb. am 12. Okt. i555 in Wesel; erneuert
1680 (Inschrift bei Fiedler, Inschriften S. i3. — Gantesweiler S. 63).
Epitaph des Konrad von Heresbach (t i4. Okt. i576) und seiner Gemahlin
Mechtilde von Dunen mit den Wappen und den Inschriften: conrado heresbachio
jurisc: mechtildi a dunen coniugi con. heresbacHii (Fiedler, Inschriften S. i4).
Eine sehr bedeutende Sammlung von Epitaphien, wichtig durch eine Reihe von Inschriften
kirchengeschichtlich und litterargeschichtlich bedeutenden Namen, enthält die v. Dorth-
sche Inschriftensammlung auf der Fahnenburg Bl. i9i, 2o3, 283 — 348. Einige gedruckt
bei Fahne, Das Geschlecht Mumm I, S. 92.
Eine Reihe von vorhandenen Grabsteinen sowie einzelne Skulpturen sind zur
Zeit (während der Dauer der Restauration) unzugänglich.
Deckengemälde. Nach Hillenkamp, Was unter der Tünche sass: Rhein.- Deckengemälde
Westföl. Volkszeitung vom 3 1 . Juli 1 89 1 . Die Gewölbe waren, noch während am Chor
gebaut wurde, von den einzelnen Weseler Gilden und Zünften ausgemalt worden,
deren Embleme hier angebracht sind. In der nördlichen Seitenkapelle sind an den
Rippen die Schlufsstücke, Kreuzungen und Endblumen durch Gold, Grün, Rot, Gelb,
Schwarz und Blau hervorgehoben. In den Kappen Rankenbänder, die in kreuzblumen-
i37
i38
KREIS REES
Im Süden
wiuibrordi. artige Blätterbildungen auslaufen: die Motive bilden frei und zierlich angeordnete
Stengel, Rohr- und Binsenkolben.
Im Norden Das dem Kreuzschiff westlich zunächst belegene äussere nördliche Joch hat die
S. Sebastiani-Schützengilde im J. i5o9 ausmalen lassen. In dem äussersten nördlichen
Zwickel das Martyrium des h. Sebastian. Im nächsten Joch die Reste zweier männ-
licher Gestalten. In dem nach Westen anstossenden Joch haben die Schneider ihr
Wappen mit der grossen Schere angebracht. In der Mitte eine weibliche Heilige in
schöner Gewandung mit grossem Schleier. Die Blattomamente, die hier in der Art
von Makartbouquets aus den Ecken hervorwachsen, sind von einem ausserordent-
lichen Reichtum der Formen und graziösester Zeichnung — der Reichtum an Motiven
und phantastischen Blüten ist fast unerschöpflich.
Das zweite Gewölbe des inneren nördlichen Seitenschiffes ist von den Fleischern
ausgemalt. Als Schildhalter ihres Wappens erscheint ein stolzer rechtsgewendeter Adler
von prachtvoller heraldischer Zeichnung.
Von den beiden südlichen Seitenschiffen ist nur das innere durch reiche Malerei
ausgezeichnet. Das Rippenwerk farbig behandelt. Das äussere östliche Feld zeigt
in seinem Schlussringe die Sinnbilder der vier Evangelisten mit Namensinschriften.
Die den Schlussring bildende Rippe ist schwarz gefärbt, in den durch das Masswerk
gebildeten Fenstern die Symbole. Besonders reich waren die westlich vom Querschiff
gelegenen Joche bemalt, die Gewölbekappen jedoch so schadhaft, dass sie ersetzt
werden mussten. In dem zierlichsten Blattwerk schwebten Engelsfiguren mit Albe und
Stola bekleidet, die auf Spruchbändern Worte des Gloria hielten.
Im I. Joch in den vier Kappen: gloria in excelsis deo — et in terra
FAX HOMiNiBUS BONAE voLUNTATis. — LAUDAMUS TE. Bischof mit lockigem Haar,
Vespermantel und Hirtenstab. — benedicimus te.
Im 2. Joch : adoramus te — glorificamus te. — In den beiden letzten Kappen
nur Reste von Blattwerk.
Im 3. Joch: gratias agimus tibi. Der Engel mit goldenem Lockenhaar, die
grünlichen Flügel mit Pfauenaugen. — Engelkopf mit goldenem Haar. — domine
DEUS — REX CELESTIS.
Im 4. Joch: deus pater omnipotens. — domine fili unigenite — jesu
CHRiSTE — DOMINE DEUS. Der Schlussring zwischen dem 4. und S. Joch enthielt
das AGNUS DEi in Stein gearbeitet, mit der Kreuzfahne.
Im 5. Joch: filius patris — qui tollis peccata mundi, Miserere nobis.
— QUI tollis peccata mundi — SUSCIPE deprecationem nostram.
JOHANNITER KOMTHUREI, jetziges Proviantamt. EwiCHius p. 22.—
Gantesweiler S. 7o.
Handschr. Qu. Im Stiftsarch. zu Xanten: Acta auswärtiger Klöster 5, Pacht-
register des 16. Jh. — Im Proviantamt: Gesch. der Gebäude Acta 39 (tit. IX, sect. I, Nr. 2).
Das I29i vom Ratsherr Heinrich von Loenen gestiftete Franziskanerkloster ward
i3o7 auf Ansuchen Hermanns von Mainz den Johanniter- Malteserrittem übergeben,
die i4i8 durch ihren Ordensbruder Johann von Cruze eine Reihe ansehnlicher Gebäude
um die I29i errichtete Johanniskirche erbauen Hessen. Im J. 1806 ward die Johanniter-
kommende aufgehoben imd die Gebäude der Militäradministration überwiesen, 18 14
bei der Besitznahme Wesels zu Magazinen eingerichtet und 1820, 1822 und 1829 im
Inneren zu diesem Zwecke ausgebaut.
Die alte einschiffige Johanniskirche mit rechtwinkeligem Chorabschluss ist
nur in den Aussenmauem erhalten, die alten Fenster sind vermauert imd neue ein-
Johanniter-
komthurei
Geschichte
Kirche
i38
WESEL l39
gebrochen. Zweimal abgetreppte Streben, zum Teil ehemals nach innen gezogen. Johanniter-
Nach Osten zu (nach der Mühlenstrasse) fünf schmale Blenden im Giebel. Die fünf
grossen Kreuzgewölbe mit scharfprofilierten Rippen und skulptierten Schlufssteinen sind
über dem Speicher noch erhalten. An die Kirche ist i4i8 nach dem Hofe zu eine hohe
zweistöckige Sakristei angebaut worden, im Erdgeschoss mit zwei durch Gurten ge-
trennten Gewölben, das südliche ein zierliches Stemgewölbe, dessen Rippen auf Kon-
sölchen aufsetzen. Den Schlufsstein des nördlichen Joches bildet ein bärtiger Kopf.
Nach Westen stossen noch zwei niedrige mit Kreuzjochen überspannte Räume an,
nach Osten das Treppenhaus.
Der der Kirche gegenüber auf der Nordseite des Hofes gelegene Ordens- Remter
rem t er enthielt ehemals übereinander zwei grosse und geräumige Säle. Im oberen
Räume an der West- und Ostseite je ein Kamin, der im Westen mit steinernem Aufsatz;
die flache Balkendecke liegt auf Querbalken, die mit Wandbolen und Winkelbändem
auf Kragsteinen ruhen. Sieben Fenster mit Steinkreuzen an den Aussenseiten, in den
Fensterwandungen niedrige Sitze. An der Ostseite des grossen unteren Sitzungssaales
das 2,60 m breite, fast verblichene Wandgemälde der Kreuzigung, von i5oo, in fast Wandgemälde
lebensgrossen Figuren, gut in der Haltung, mit grossartigen Köpfen, die Nimben ur-
sprünglich mit Gold und Inschriften, landschaftlicher Hintergrund. An den Wänden
hatten die Komthure Franz von Sonnenburg und Johann Jakob von Pallandt i663
die Namen und Wappen sämtlicher Ordensmeister anbringen lassen. An der Ostseite
darunter die Inschrift:
PRO CHRISTI PUGNARE FIDE HOC SUNT ORDINE SCRIPTI
CONSUETI. VIVANT, TURCICA GENS PEREAT.
An dem fünfseitigen Treppenturm nach dem Hof zu eine Inschrifttafel mit
der Inschrift: anno domini mccccxviii fuit haec domus aedificata per fratrem
JOHANNEM CRUZE BALIVUM WESTPHALIAE .... DIVA VIRGO MELITENSIUM ORDINIS
commendator. Darüber ein von zwei Engeln gehaltenes Band und die Wappen des
Johanniterordens und des Erbauers.
Untergegangene Klosteranlagen:
PRÄMONSTRATENSERKLOSTER AVERDORP, im J. 11 25 errichtet icio.ter
Averdorp
(vgl. oben S. 126), im J. iS87 von den Bürgern mit der Vorstadt gleichen Namens zer-
stört (Bericht über die Niederreissung Wesels, Stadtarchiv, Ratsprotokoll vom 9. Juli
i587. — Bericht Caps. i44, Nr. 7, 22). Vgl. ausführlich Ewichius p. 18. — Gantes-
weiler S. 29. — Sacri et canonici ordinis Praemonstratensis annales, Nancy i734, II,.
p. 1068. — J. D. V. Steinen, Kurze Beschreibung der hochadeligen Gotteshäuser
Kappenberg und Scheda wie auch des hochadeligen Stifts Avemdorp, Dortmund i74i,
S. 35. — J. Heidemann, Statut vom J. 1666: Berg. Zs. V, S. 201. — Binterim u.
Mooren, E. K. I, S. i25.
AUGUSTINERKLOSTER. Ewichius p. 22. — Gantesweiler S. 74. — Augustiner.
^ kloster
Nrh. i879, S. 44. In der Ritterstrasse dem Fraterhause gegenüber gelegen, i325 als
Tochterstiftung des Klosters Marienthal angelegt, die Kirche i334 erbaut (Xanten,
Stiftsarchiv, Pels, Sammelbd. I, Bl. 353), i553 von Marienthal getrennt, 1628 die Kon-
gregation durch die holländische Besatzung vertrieben (Ann. d. Dominikanerklosters p. 5).
KARTHÄUSERKLOSTER AUF DER GRAFENINSEL. Teschen- K.rthäu^s^er.
MACHER p. 296. — Gantesweiler S.36. — Nrh.G. 1882 S.49. — Ausfuhrlich R. Schöl-
ten, Das Karthäuserkloster Insula Reginae Coeli auf der Grave bei Wesel : Ann. h.
V. N LH, S. 61.
i39
l4o
KREIS REES
Karthauser-
klotter
Gründung
Klotter
M a r i c n g a r l e n
Be.
festigungen
Quellen
Älteste
Befestigung
Erweiterungs«
bnuten bis 1614
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 247 Urk. von i4i9
bis i793. — Kopiar B. i58, 292 Bl., geschrieben von Joannes Mauritius van deSandt
im J. 1682, mit Urk. von i4i9 ab. — Über die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. i3o.
Das Kloster ward von Herzog Adolph I. sofort nach seiner Standeserhöhung
im J. i4i7 begonnen und i4i9 am 2. Febr. dotiert. Der KJosterbau wurde i426 voll-
endet (Gert van der Schuren ed. Schölten p. io4), die einschiffige Kirche i428
eingeweiht. In den J. i583, i584 und i586 wurde das Kloster zerstört und verwüstet,
zuerst durch die Geusen, dann durch die Kölner, endlich durch die Moersischen;
i59o wurde die Kirche, nachdem die Gebeine der fürstlichen Persönlichkeiten in die
Dominikanerkirche überführt worden waren (s. o. S. 11 9), von den Weseler Bürgern
demoliert und abgetragen.
KLOSTER MARIEN GARTEN. (Ganteswfiler S. 9o. — Die Beguinen-
häuser Wesels: Berg. Zs. IV, S. 85.) Im J. i43i vom Magistrat in der Matena gestiftet,
1612 aufgehoben; die i462 erbaute Kirche 1612 den Wallonen überwiesen, 1629 von
den Jesuiten eingenommen, i774 auf Abbruch verkauft; die Klostergebäude 161 2 dem
Gymnasium überwiesen. Inschriften daselbst in der v. Dorth sehen Inschriftensamm-
lung BL i77.
BEFESTIGUNGEN. Ewichius p. 24 ausführlich.
Handschriftl. Qu. In der Kgl. Fortifikation zu Wesel: R. Pagenstecher,
Fortifikatorische Geschichte der Festung Wesel (i833 — 1835), Hs. weitergeführt von
Ingenieur-Hauptmann Schmidt. — Mappe mit 26 Plänen (vgl. oben S. 11 7). — Fran-
zösische Memoires über die Festung (Fach 26): Rapport sur les travaux et dispositions
ä faire pour mettre la place de Wesel en etat de siege, redige par l'ordre de S. E.
M. le Duc de Valmy i8o9. — Memoire rais. sur la Situation actuelle des fortifications
de Wesel i8i3. — Mem. sur les places de Wesel et d'Emmerich 1806. — Verzeichnis
der Kommandanten und Gouverneure von i6i4 an.
Die Geschichte der Festung Wesel giebt besser als die irgend einer anderen
niederrheinischen Stadt zugleich eine Entwicklung des rheinischen Befestigungsbaues
durch sechs Jahrhunderte.
1. Älteste Befestigung von i385 — 1582. Mit dem J. i385 beginnt die Um-
mauerung der Altstadt; in diesem Jahre Hess der Stadtrentmeister Rudgerus Spare-
maker die alte Klosterpforte (Rheinthor) bauen, zugleich wurde die Mauer zwischen
Steinthor (am Ende der Niederstrasse) und Vieh thor errichtet, i39i wurde das Stein-
thor als Innenthor aufgeführt, das Fischerthor und die alte Mauer zwischen Stein-
und Klosterthor angelegt, i392 ein viereckiger Turm auf dem Löwen thor errichtet
Das Viehthor wurde erst i4o3, das Kreuzthor i5oo erbaut.
Die Vorstadt Matena wurde im Anfang des 16. Jh. mit einem eigenen Mauer-
ring umzogen. Das alte Brünner Thor wurde i525, das Damische Thor i527 erbaut
Im J. 1 568 wurde das Rondel am Damischen Thore erbaut, 1 573 die alte Mauer zwischen
Löwen- und Kreuzthor abgebrochen und neu errichtet, i578 der Wall am Kreuzthor
angefangen, i58o fortgeführt und erweitert, i58i das Fundament zum Rondel am
Löwenthor gelegt. Abbildung dieser Befestigungen auf dem Plan von Hermann Hammel-
man (s. o. S. Ii5 Nr. 2. — Fig. 68).
2. Erweiterungsbauten bis zum J. i6i4. Am 7. Mai i582 beschlossen die
in der Willibrordikirche versammelten Bürger, auf mehrfaches Anraten des Landes-
fürsten, die Stadt in eine Notfeste zu verwandeln.
Das Fiesgensbollwerk wurde sofort begonnen und noch im selben Jahre voll-
endet, die alten Türme repariert und die Gräben erweitert. Am i4. August i582 reichte
i4o
WESEL ] 4 1
der Fortressmeister Johann Kompütt drei Pläne ein, doch beschloss man am ii. August
nur, die zerfallene Festung zu reparieren. Den ,auf dem Steinwege' wohnenden Bürgern
wurde erlaubt, diese Vorstadt zu befestigen.
Das Kasemattenbollwerk wurde i583 erbaut (Kontrakt im Stadtarchiv).
Meister Anil Bayerschen errichtete es für 4ooo Karolin. Gulden, jedoch ohne Mauer-
arbeit; das Tausend Steine zu legen wurde für 48 Albus verdungen. Der Wall am
Kreuzthor wurde i584 — 1585 erbaut, der Wall zwischen Kloster- und Steinthor i586,
i587 der Stadtgraben vom Steinthor nach dem Fl esgensboll werke, iS9o das Bollwerk
am Sleinthore vollendet, i595 das neue Steinlhor erbaut, i597 der Wall zwischen
Löwen- und Klosterthor, lS98 der Graben von der Gurtspforte bis zur Stadimauer.
Im J. 1601 ward ein äusseres Brüner Thor von Holz erbaut, i6o4 das Bollwerk, 160S
das Rondel an der Klosterpforte. Schon am i5. Aug. iS9z reichte der herzogliche
Baumeister Joh. voti Pasqualin drei neue Entwürfe ein: er verlangte geräumige Bastionen
mit langen Flanken, breiten und tiefen Gräben, einen breiten und gut bestrichenen
gedeckten Weg, hohe Kavaliere und breite Wallrücken — sie blieben unbeachtet wie
die am 6. Aug. 1611 vom Ingen ieurkapitain Abraham van NUvelt eingereichten Pläne
(erhalten im Archiv Nr. 4).
3. Spanisch-Niederländische Befestigungen l6l4— 1680. Die SpanierSi
l^en i6i4 eine neue Befestigung an. Vor den alten Werken errichteten sie Aussen-
werke, am rechten Rheinufer eine grosse Schanze und gegenüber eine Redoute, die sie
durch eine Schiffsbrücke verbanden. Auch an der Lippe wurde eine grosse Schanze
errichtet. Zur Bewässerung der Festungsgraben gruben sie den Isselkanal. Die Nieder-
I4[
l42
KREIS REES
Be-
festigungen
Umgettaltung
der Festung
länder, die 1629 Wesel eingenommen, vollendeten die Entwürfe der Spanier: i634
wurde das alte Brüner Thor geschlossen, und ein neues nicht weit davon mit Durch-
brechung des Walles erbaut, 1 64o wurde mit Meister Bemdt von Jülich ein Kontrakt
über die eingestürzte Kurtinenmauer zwischen den Bollwerken am Stein- und Fischer-
thor abgeschlossen.
4. Gänzliche Umgestaltung der Festung nach dem Systeme Vaubans
und Coehoms 1680 — 1763. Der grosse Kurfürst beabsichtigte, die Stadt auf das stärkste
zu befestigen nach den Grundsätzen Vaubans. Den Plan machte 1680 der Haupt-
mann Dupuy (Fig. 69). Im J. i687 wurde mit dem Bau der Citadelle begonnen, i696
Fig. 69. Wesel.
Grundriss der spanischen Befestigungen v. J. 1614 (punktiert eingezeichnet die Erweiterungsplaae Dupuys t. J.1680)«
Verminderung
der Werke
das Löwen thor demoliert, i728 das Mehlmagazin am Berliner Thor errichtet Im
J. i737 wurden verbraucht (Baumaterialienrechnung im Stadtarchiv): i85 Latten für
die Bedeckung der Pallisaden, 38o Stück Bord zur Ziegelei und zur Bedachung des
Klever Thores, 2125 Eichenbretter zu Brücken- und Laufdielen, io54zweizöllige eichene
Planken zur Reparatur der Citadellenbrücke, 4572 Malter Kalk, 680 Tonnen Cement,
55o Kubik Fuss Hartstein, i 25oooo Stück Ziegel, 100 000 Pallissaden, 7754 Pallissaden-
leisten. Von i689 — 1 72 1 war der Hauptmann von Corbin der Leiter der Festungsarbeiten,
seit 1 7 20 der berühmte de Bodt, der Erbauer des Berliner Thores (s. u.).
5. Verminderung der Werke nach dem siebenjährigen Kriege i763 — 1788.
Am 6. Juni i763 kam Friedrich IL nach Wesel und befahl Schleifung mehrerer Werke.
Die Contregarden vor den Bastionen 3, S, 6, 7, 8, das Ravelin vor dem Berliner
l42
Thor und samtliche Lünetten, Enveloppen und der gedeckte Weg der Stadtbefestigung,
die ausserste Enceinte der Citadelle vom Berliner Thor bis zur Lippemündung wurden
eingeebnet.
6. Wiederherstellung der Werke i788 — 1806. König Friedrich Wilhelm II.
befahl am i3. Nov. i787 die Wiederherstellung. Der Major von Sc/iö/er arbeitete die
Plane aus zur Anlage eines Raveiins vor dem Berliner Thor, des Glacis und des ge-
deckten Weges um die Stadtbefestigung, der Pallissadierung des gedeckten Weges,
zur Heistellung der Raveiins, Contregarden, Escarpen und Contrescarpen. Die Ar-
beiten wurden von i788 — 1806 vollendet.
7. Französische Anlagen 1806 — i8i4. Auf der Rheininsel wurde die Cita-
delle Bonaparte errichtet, auf dem linken Rheinufer die Citadelle Napoleon, spater
Fort Blücher, deren Kosten allein 2 9o9l20 Pres, betrugen. Wesel sollte nach Napo-
leons Planen die nördliche Grenze des Reiches decken, Belgien und die linke Seite
der Rheinbund! ander flankieren. Die Befestigung des rechten Rheinufers sollte als
Brückenkopf angesehen, in dieser Bestimmung erhalten und möglichst verbessert werden.
auf dem linken Ufer sollte eine neue Festung nebst Citadelle angelegt und die Büde-
richer Insel als der Kern des Ganzen betrachtet werden. Napoleon schreibt am
i7. März i8o9: La citadelle Bonaparte sembte la partie la plus forte de la place de
Wesel et les choses ont ete arrangees pour que la citadelle de Wesel, la citadelle Bona-
parte et la citadelle Napoleon forment une place tres-forte. Ainsi l'ennemi ne s'arnu-
sera pas ä prendre la ville, puisqu' apres l'avoir prise il n'aura rien du tout.
8. Erneuerungsbauten i8i4— 1834.
An der i687 begonnenen Citadelle ist der i7i8 erbaute, i8i3 erneute Thor- Cit.
bau von architektonischem Interesse. Der der Stadt zugekehrte sehr wirkungsvolle
mit bossenartigen Querbändem versehene, ganz aus rotem Sandstein errichtete Mittel-
teil zeigt ein machtiges Portal in einem Mittelrisalit zwischen zwei Halbsaulen, seitlich
an der Faijade je einen Pilaster, dazwischen grosse Nischen. Der stark betonte Ar-
chitrav mit der Attika, das hervortretende Sockelgesims heben die Umrisse nur noch
mehr hervor. Die Durchfahrt ist mit 3'/^ Kreuzjochen überwölbt. Im Inneren treten
dem Mittelbau zwei Flügel zur Seite, die ähnlich wie das Berliner Thor im unteren
Stockwerk Arkaden enthalten.
An Stelle der iSsl vollendeten Damischen Pforte ward l7i8 die grösste und »"«■"
künstlerisch bedeutendste der Weseler Thoranlagen begonnen, das Berliner Thor
143
I44 KREIS REEB
(Gahtesweiler S. 47. — Westphal. Magazin II, i786, 7, S. 277. — Antiquarius des
Rheinstroms II, S. 845. — Kleefsche Waterlust, Amsterdam i7S2, p, a38. — Fiedler,
Inschriften S. 24. — Corn. Gurlitt, Geschichte des Barockstiles und des Rococo in
Deutschland II, II, S. 4i4). Es wurde nach den Planen von Jean de Bodt errichtet und
nach vierjähriger Arbeil i722 vollendet Nach einem Bericht des Majore von Schöler
an K5nig Friedrich Wilhelm II. vom 22. Dec. i787 betrugen die Kosten 7ooooThalcr.
Im J. [79i ward das Aussenthor seiner Attika mit der Inschrift und der krönenden
Skulpturen beraubt. Das Thor, mit einem für die damalige Zeit ausserordentlichen
Kostenaufwand hergestellt, galt im ganzen 18. jh. und mit Recht als ein Meister-
werk der Ingenieurkunst. Der Baron Pöllnitz sagt in seinen Memoiren in einem am
i. Sept. i732 zu Kleve geschriebenen Briefe: Ce qui merite dans cette ville l'attention
d'un voyageur, c'est la porte de Beriin, dont Mr. Bodt a donnc les dessins. Je n'ai
rien vu aüleurs de plus beau et de plus parfait en ce genre, und der Chronist Wesels
nennt es ein Meisterstück in der Baukunst, das von Kennern mit Recht bewundert wird.
Der künstlerische Wert des Bauwerkes liegt nicht so sehr in dem plastischen
Schmuck, der an der Aussenseite etwas akademisch gehalten ist, als in der vollendeten
Linienführung und den äusserst harmonischen wirkungsvollen Verhältnissen. Die beiden
geschweiften Flügel leiten das Auge von selbst zu dem mächtigen Mittelbau über, der
stammige Aussenbau, abweisend und einladend zugleich in seinem pathetischen Skulp-
turenschmuck und seiner toskanischen Ordnung, erhält wiederum von den kahlen
Rückseiten der Flügel den passenden Hintergrund. Der interessante Bau, mit dem
die Namen dreier preussisdier Herrscher verknüpft sind, konnte als ein geschicht-
liches Monument den künftigen Geschlechtern leider nicht intakt erbalten bleiben als
letzte glanzende Erinnerung an das eingeschlossene Wesel : die beiden Flügel mussten
l89« den Arbeiten der Stadterweiterung weichen. Er ist das letzte Werk aus der
WESEL 1 45
preussischen Periode Jean dt Bodl's (i67o — l74S), der hier an den Hulbkreisarkaden
einem seiner früheren Werke, dem Hofabschluss des Stadtschlosses zu Potsdam, folgte,
einem Motiv, das er selbst als Neuerung aus England, wahrscheinlich von der Gateway
am Queenscollege zu Oxford, eingeführt hatte (Corn. Gurlitt II, II, S. 378, 397, 4io.
— L. DussiEüx, Les artistes fran^ais ä I'etranger, Paris i856, p. 56).
Der Thtjrbau ist aus Backsteinen und Bentheimer Bruchstein errichtet. Der
der Stadt zugewendete nischenförmig ausgerundete Mittelbau (Fig. 7i) wird von
zwei i,5o m breiten Risaliten
llankiert, von denen eine Platte
mit einer Trophäe im Flach-
relief sich abhebt, darüber Tro-
phäen mit aufgepflanzten Har-
nischen. Über dem um den
ganzen Bau herumgeführten
stark votgekragten Archilrav
erhebt sich der reiche Skulp-
turenschmuck, zunächst eine
Trophäe, in der Mitte ein
Amazonenschild mit Medusen-
liaupt und ein rfimbcher Helm,
darüber zwei auf die Brüstung
gelehnte sich reckende stark
liewegte Gefangene, nur mit
einem Manteltuch, das lose um
ihre Glieder geschwungen ist,
bekleidet, zwischen ihnen in
einer Kartouche ein Schild mit
dem gekrönten Nanieiiszug f. r.
und der Kette des Schwarzen
Adlerordens, darüber zwei Act-
lerfJlnge und ein Busch von Pal-
menwedeln. Die ganze Gruppe
überaus wirkungsvoll, in der
Bewegung wie den Umrissen
gleich gelungen, unter Sc/iliiler-
schem Einflüsse koncipiert, der
eine Gefangene direkt an die ^- jj wt«i AuiKumiiicht dei Berliner i'hore»
Figur vom Denkmal des Grossen
Kurfürsten in Berlin erinnernd.
Die geschweiften Flügel mit je siebeii z,So m breiten Bogen. Während die
grossen viereckigen Pfeiler selbst keine Kanten Verblendung zeigen, ist der B<.>gcn von
einem Hausteinrahmen eingefasst, eben.so zieht sicli um die Höhe der Pfeiler ein
Band herum. Als Schlufsstein eine Trophäe. In dem Umgang flache Gratgewiilbe,
in den Seitenflügeln vom je drei gedrückte Kreuzgewölbe mit Gurten dazwischen.
Die Durchfahrt besitzt eine Breite von 4,5o m, die mittlere Kuppel eine solche
von 8,io m. Die erslere ist mit flachen Timnen überspannt, in den seitlichen Wan-
dungen Halbrund nischen, mit einem Helm als Schlufsstein gekrönt. Die grosse flache
Mittelkuppel ist sehr sorgfUltig aus im Kreise gelegten Ziegeln aufgemauert, durrh
145
■ 46 KREIS REES
den ganzen Innenbau ist eine Horizontalliscne geiegt. Die ganze Knnstrukliun der
Kuppel und der Durchfahrt Ut äusserst beachtenswert durch die geneigte Richtung
des Ganzen, der alle horizontalen Profile folgen mussten: die Schwierigkeit der Kuppel-
bildung ist mit Virtuosität Überwunden.
Der Aussenbau {Fig. Ts), dessen Wirkung durch den halb zugeschütteten Sorkel
und die mangelnde Attika etwas beeinträchtigt ist, wird von einem Architrav gekrönt
mit Metopen und Triglyphen, in den ersteren Trophäen. Über dem mittleren Risalit
ist der Architrav weit vorgekragt, an den Seiten nur bandartig an den Mauern hin-
gezogen, wahrend die kassetierte. an der Unterseite mit Tropfen versehene Deck-
platte weit vorsteht. Das Portal wird flankiert von zwei Paaren von dorischen Sauten
mit flacher Basis aul hohem Sockel. Zwischen ihnen stehen zwei überlebensgrosse
Sandsteinfiguren, links die Minerva, auf den Schild gestützt, in der Rechten einen
Speer, das helmbekrflnte Haupt nach innen gewandt, rechts Herkules, die Keule ge-
schultert, das Lftwenfell, das ihm von der Schulter herabsinkt, über einen Eichenklotz
geworfen, mächtiges lockiges Haupt auf muskulösem Körper. Über ihnen zwei Flach-
reliefs. Links ein Adler der über einer bergigen Landschaft der durch die Wolken
brechenden strahlenden Sonne entgegen fliegt, mit der Inschrift: sük soli cedit; rechts
ein ruhender Löwe, den machtigen Kopf nach vom gekehrt, zwischen Lorbeer und
Eiche, mit der Inschrift: in ipsa QUiete timendus. Im Tympanon des Portalesein
Relief, den Rhein und die Lippe darstellend, auf durch wehende Schilfwedel gebildetem
unruhigen Hintergrunde (nicht Neptun und Ceres). Das Relief ist flach und schwäch-
lich, die übrigen Skulpturen kraftig und tüchtig, wenngleich akademisch ausgearbeitet
Bis i79z ward der Aussenbau gekrönt von einer grossen Trophäe mit dem preiLS.sischen
146
Wappen, flankiert von zwei Gestalten der posaunenblasenden Fama, darunter auf der .Be-
Attika die Inschrift: urbis et arcis munimenta a friderico wilhelmo electore Ehim.uge
BRANDENBURGICO SUSCEPTA, A FRIDERICO I. REGE BORUSSIAE AMPLIATA, FRIDERICUS
WILHELMUS BORUSSIAE REX, FRIDERICI I. FILIUS FRIDERICI WILHELMI NEPOS DIGN^
REGIO NOMINE MUNiFiCENTiA ABSOLviT MDCcxxii (die Platte jetzt in em/elnen Stöcken
auf dem allen Judenkirrhhofe erhalten). Der ganze phstische Schmuck ist eme Ver
herrlichung des brandenburgisch-preussischen Geistes
Das KleverThor (Fig, 73) lag am Ende der Niederstrasse und stand an der Kiev« i
Stelle des Steinthnres, das i39o als Innenthor im J i39S als Aussenthor erbaut
Fif. 74. WchL Kamundanliu.
worden war (GantesWeii.er S. 4o). Es ward im J. 1 7oo errichtet Die krönenden
Skulpturen wurden nie aufgesetzt, l757 und i763 von den Franzosen verstümmelt
und spater verkauft.
Massiger gedrungener Barockbau auf schweren breiten Pfeilern, mit drei Durch-
gängen, mit flachen Gurten und gedrückten Gratenge wölben, an den Aussenseiten sechs
Pilasler mit starken Bossagen, als Krönung der preussische Adler, an der Innenseite
ein flaches Giebelfeld mit einem i8S7 restaurierten Relief unter reichen profilierten
Gesimsen. Die Skulptur ist nach Erfindung wie Ausführung durchaus mittelmassig
und stellt eine Apotheose des prachtliebenden Kurfürsten Friedrich III. dar. Dieser
thront in der Mitte unter einem Baldachin auf einem Thron, über dem der Kurhut
angebracht, ab römischer Imperator, den Kranz einem von links sich nahenden Krieger
10«
I47
i48
KREIS REES
Beschreibung
Ruthau«
Geschichte
^ .Be. reichend. Rechts neben ihm ein Putto mit Füllhorn, Minerva auf den Schild gestützt
festigungen ^^ , o »
Herkules auf dem Löwenfell, auf die Keule gelehnt, ein jugendlicher Mars, endlich
der ruhende Rhenus. In den Ecken römische Kriegergestalten und Trophäen (die
Deutung von Fiedler verkehrt).
Kommandantur KOMMANDANTUR, ehemals HERZOGLICHES SCHLOSS.
Geschichte Im J, i4i7 von Herzog Adolph errichtet gleich den Schlössern zu Dinslaken,
Kaikar, Isselburg, Schermbeck u. s. w. (Gert van der Schuren, ed. Schölten p. i37.
— Chronicon de genealogia: Seibertz, Quellen III, S. 36 1). Die Burg blieb die zweite
Klevischc Residenz; im J. i649 ward sie von dem Statthalter Fürsten Johann Moritz
von Nassau-Siegen ausgebaut und restauriert (L. Driesen, Leben des Fürsten Johann
Moritz von Nassau, Berlin i849, S. 295. — Georg Galland, Der Grosse Kurfürst
und Moritz von Na.ssau, Frankfurt i892, S. 43).
Von dem alten Bau (Fig. 74) ist noch der Haupttrakt erhalten, ein zweistöckiger
mächtiger Backsteinbau mit fünfmal abgetrepptem Giebel und sechs Fenstern Front,
mit originellem Zinnenkranze, aufsitzend auf einem gestelzten, vorgekragten Rund-
bogenfries. — Der Dachrand befindet, sich direkt über den Kragsteinen. Das dem
Hofe zugekehrte stattliche Portal, von Pilastern eingerahmt, gekrönt von einem Architrav
mit Triglyphen und Giebel, stammt aus dem J. i649. Im unteren Stockwerk schlichte
Stuckdecken aus der Zeit des Fürsten Johann Moritz, in der Mitte mit dem Branden-
burgischen Adler.
RATHAUS (Fig. 75. — Ewichius p. 25. — Gantesweiler S. 8i. — Fiedler,
Inschriften S. 6. — Illustrierte Zeitung XXVIII, S. 4oi mit Abb.), an Stelle des alten
i354 abgebrannten Baues in den J. i39o — 1396 erbaut, die vordere und hintere Fa^ade
errichtet von Meister Gr/iss (Ewichius p. 2 5). ,Meyster der stat en der kerken* war
damals Meister Conraet (Wesef, Stadtarchiv caps. 38,5 Bl. i5i". — Düsseldorf, Staats-
archiv Hs. A. 79 BI. 3oo^). Im J. l683 restauriert, die Freitreppe i698 hinzugefügt, das
Bc$chreibung Portal i74o cmeut, i783 — 1784 die Fac^aden restauriert Die dem Markt zugekehrte
dreigeschossige Hauptfac^ade zeigt eine Sandsteinverkleidung. Im Untergeschoss links
das Portal, zu dem die barocke Freitreppe hinaufführt, mit Eisengeländer und zwei
freistehenden als Leuchterträger dienenden Pfeilern mit den Wappen Wesels und
Preussens. Über den ziemlich tief herabgeführten Fenstern je eine oder zwei mit fein-
profiliertem Stabwerk eingefasste Blenden mit fächerblattförmigem, nasenbesetztem Ab-
schluss. Im zweiten Stockwerk über dem Portal ein grosses rundbogiges dreiteiliges
Fenster, darüber drei kleine Bogenfenster, zwischen ihnen zw-eimal, von Löwen ge-
halten, das Weseler Wappen. In den übrigen grossen Fenstern, die verschiedene Breite
besitzen, steinerne Pfosten. Den oberen Abschluss bilden Kielbögen, zwischen den
Fenstern je eine Konsole mit (erneuten) Steinfiguren deutscher Kaiser (ehemals
S. Maria, S. Anton, S. Christophorus. S. Willibrord, die h. drei Krmige). Die unregel-
mässige Gliederung der Fenster findet im oberen dritten Geschoss und in der dariiber
sich erhebenden Attika ihre Fortsetzung, dort durch kleine Pilaster, die mit übereck -
gestellten Pfeilerchen und Fialen abschliessen. Die Attika selbst ist durch schmale
Blenden belebt und durch einen Kleeblattbogen fri es auf Kielbogen abgeschlossen.
Über dem Portal ein kleines achtseitiges Türmchen mit acht Rundfensterchen mit
Nasen, die Seitenfelder durch einen Rundbogenfries abgeschlossen, gekrönt durch eine
achtseitige geschweifte barocke Haube.
Die dem Fischmarkte zugekehrte Rückseite des Rathauses wiederholt diese
Fenstergliederung in einfacheren Formen, nur entbehren die oberen Stockwerke der
Steinkreuze. Zwischen der ersten und zweiten Fensterreihe vier skulptierte Steine,
Rückseite
i48
Fig. TB. Wclsl. MurVlbgidi del Rnlhi
i5o
KREIS REBS
Sani
Gerichubild
Rathaus das Wcsclcr Wappen zweimal mit Adlern und je einmal mit Löwen und einem wilden
Mann als Schildhaltem.
Inschriften An den Bogen des inneren Hofes die Inschriften: aedific. a. i39o. curia,
SI CURAE EST, PARIET TIBI CURIA CURAS, VIVIT SECURE, CUI NUN EST CURIA CURAE.
RENOV. A. i683. Auf der anderen Seite: Votum et valedictio per xi. annos in
HAC URBE RECEPTORUM EXULUM 24. FEBRUARII l578. CONSERVA, DOMINE, VESALIAM
INCLYTAM HOSPITIUM ECCLESIAE TÜAE.
Im zweiten Stockwerk ein grosser Saal mit alten querliegenden Tragbalken und
Stuckornamenten von i74o, im oberen Stock der Sitzungssaal, von Architekt Otter in
Wesel i883 mit erlesenem Geschmack neu hergestellt.
Gerichtsbild (Taf. VI. — Phot Wilh. Meyer, Wesel), Holz, i,43 m breit,
1,21 m hoch. Eines der Hauptwerke des Meisters Heinrich Dünwegge aus Dortmund,
um i52o, auf Bestellung des Rates von Wesel gemalt ( Woltm ann -Woermann, Ge-
schichte der Malerei S. 5oi mit Abb. — Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei
S. 528. — Scheibler i. d. Zs. f. bildende Kunst XVIII, S. 60. — Kunstdenkmäler d.
Kr. Moers S. iii. — Fiedler, Inschriften S. 10), am nächsten verwandt dem gleich-
zeitigen, aus Kaikar stammenden Bild der h. Sippe im Museum zu Antwerpen (Nr. 1 23,
Photographie Nr. 94), auf dem einige Typen genau wiederkehren. Auf der oberen
Bank sitzen sechs Schöffen, alle bartlos, in der Mitte der Richter, in pelzverbrämtem
Goldbrokatgewand, die Kappe schief aufs Ohr gesetzt, sich lebhaft gestikulierend
zu dem Angeklagten wendend und auf das links oben sichtbare jüngste Gericht weisend.
Der Angeklagte steht zwischen dem Teufel und einem Dominikanermönch. Der Richter
redet den Angeklagten folgendermassen an:
siet hier beschüt wael, wat gy duit,
SWERT NIET VALSELICK UM TYTLICK GUET,
WANT GOT DE HEER, DIE WEIT DAT WAEL,
INT LESTE GERICHT HE U ORDELLEN SAEL.
Der Mönch spricht:
SWAER NIET VALSELICK, WAT GHI DUET,
GY VERLIEST GOT, DAT EWIGHE GUET.
Der Teufel spricht:
HALD UP DIE HANT, WILT Ü NIET SCAMEN,
SWERT IN ALRE DÜEVEL NAMEN.
Das Kolorit ist warm und leuchtend. Die Köpfe, in deren Charakteristik das
Hauptverdienst des Meisters liegt, sind durchweg mit der grössten Sorgfalt modelliert
und zum Teil prächtige Porträts ersten Ranges, alt, ernst, streng, mit finster zusammen-
gekniffenem Munde, unrasiertem Kinn.
Inschrift Ein Pergamentstreifen mit Goldinschrift in Holzrahmen, Ende des iS.Jh.,
enthält die Mahnung an die Richter: respicite causas hominum et non personas,
VOS lUSTE lUDICANTES, UT lUSTICIA VESTRA STET IN STATERA, JUDICIUM [reCtjE IM-
PONITE.
Gemälde Gemälde, Holz, 1,52 x62 cm, mit den Brustbildern der sechs Herzöge von
Kleve, im Hintergrund Stadt und Schloss Kleve, Wiederholung des in Kleve, Rees,
Emmerich (s. o. S. 55, Taf. H) befindlichen Stückes.
Porträt des Kurfürsten Johann Sigismund, 2,ioxi,3om, ganz gerüstet, mit
Scepter und Schwert, mit Perücke, Schnurrbart und Knebelbart, Geschenk des Kur-
fürsten vom J. i6i4 (F. H. W., Rückblick auf die Geschichte des Herzogtums Kleve
S. 128), i892 restauriert.
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I
WESEL I 5 I
Porträt des Kurfürsten Georg Wilhelm, 2,i7xi,37, in jugendlichem Alter, Rathaus
ganz gerüstet, in der Rechten den Marschallstab, Kurhut mit dem Scepter links auf
dem Tisch.
Porträt des Grossen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, 2,18 x i,35 m, in Rüstung
und Hermelinmantel, die rechte Hand auf das Scepter gestützt, die Linke in die
Seite gestemmt.
Porträt des Königs Friedrich L, 2,i6xi,36m, in Rüstung und Hermelin-
mantel, in der Rechten das Scepter, auf dem Tisch die Königskrone.
Porträt des Königs Friedrich Wilhelm L, in Lebensgrösse, mit Rüstung
und Hermelinmantel, in der rechten Hand das Scepter, daneben auf dem Tisch die
Königskrone.
Porträt des Königs Friedrich IL, i,37xi,o6 m, Kniestück, in blauem Waffen-
rock, die linke Hand auf dem Degengriff, in der Rechten den Krückstock, der Drei-
master links auf dem Tisch.
Porträt des Königs Friedrich Wilhelm H., i,42 x i,iom, Kniestück, in blauem
reichgestickten Waffenrock, die rechte Hand hält den Federhut, die Linke zeigt auf
einen Monumentalbau im Hintergrunde.
Porträt des Königs Friedrich Wilhelm HL, i,3oXo,95m, Kniestück, in
blauem Waffenrock, in der rechten Hand Hut mit grossem Federbusch, die Linke
auf dem Degengriff', bez.: j. j. Rousseau fec. Kopie von te Peerdt,
Neuere Porträts von Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I.
Zwei Pokale von vergoldetem Silber, 36,5 cm hoch, mit i8,5 cm hohem Deckel, Pokale
im J. i578 der Stadt Wesel von den deutschen und französischen Niederländern ver-
ehrt, denen die Stadt während der religiösen Bedrückungen Schutz und Gastfreund-
schaft gewährte (Gantesweiler S. 259 mit Tafel. — Fiedler, Inschriften S. 6). Es
sind Meisterwerke der Kölner Goldschmiedekunst, von ausserordentlicher Schönheit
in Komposition und Aufbau und einer wundervollen Weichheit der Formen und
Schärfe der Umrisse in der Behandlung der getriebenen Arbeit. Auf hohem Fuss mit
reichverziertem, mit drei freien Henkeln versehenem Knauf, erheben sich die Kelche,
die mit Kartouchen, Festons und Masken verziert sind. Der Deckel mit drei Kar-
touchen mit Köpfen und Festons. Als Krönung die Gestalten von stehenden lang-
bärtigen Ratsherren mit Stab und Schild: hospes fui et collegistis me. mat. xxv.
CONSERVA DOMINE WESALIAM INCLYTAM HOSPITIUM ECCLESIAE TUAE. Auf dem Rand
des Deckels die Inschrift: amplissimo senatui populoque wesaliensi belgico-
GERMANi (auf dem zweiten: galli) propter puram evangelii professionem patria
PULSI OB ACCEPTUM IN PERSECUTIONE HOSPITAI.ITATIS BENEFICIUM HOC GRATI ANIMI
TESTIMONIUM D. D. A. EXiLii XI. ET CHRISTO NATO i578. Auf dem Mantel drei Scenen
in Basrelief, auf demeinen: I. Mose 18, I. Könige i7, Ev. Luc. i9, 2; auf dem anderen:
I. Mose i9, 1, IL Könige 4, 8, Apostelgesch. 16, i4. Im Inneren der Deckel Relief:
Kampf zweier Reiter. An einem der Deckel befestigt eine Denkmünze mit der In-
schrift: REGIA RES IDEOQUE MEUM EST SUCCURRERE LAPSIS. ReverS: VESALIA AB
HISPANO CONTRA lUS ET FIDEM OCCUPATA, DEI OPT. MAX. MANU, EXIGUIS QUIPPE
COPIIS, IMPERIO FRED. HENR. PR. ARAUS., DUM IPSE SILVAM DUCIS OPPUGNAT, EO MISSIS,
CAESO CAPTOQUE PRAESIDIO IN PRISTINAM LIBERTATEM RESTITUTA ET CUM ILLA SIMUL
PATRIA AB HOSTE, VISCERA EIUS INSIDENTE, LIBERATA EST XIX. SEXTIL. MDCXXIX.
Die beiden Becher tragen verschiedene Marken. Ihr Meister ist Gillis Sibrechi von
Köln (J. B. Nordhoff i. d. B. J. LXXVII, S. i5i. — Marc Rosenberg, Der Gold-
schmiede Merkzeichen, Frankfurt i89o, S. i38, Nr. 5o8).
i5i
!D2 KREIS REES
Biankenburger B L A N K EN B U R G E R HOF, jetziges GARNISON-LAZARETH, im
16. Jh. erbaut, ursprünglich im Besitz der FamiHe von J Ockern, zu Anfang des 18. Jh. im
Besitz des Gouverneurs Generals von der Heiden, dann des Obersten von Blankenburg,
daher Blankenburger Hof genannt. Nach seinem Tode ging der Bau an die Familie
von Strünkede zu Krudenhurg über, von der es i776 die Kleve-Märkischen Landst'lnde
kauften. Im J. i892 zum grössten Teile abgebrochen,
ücschreibung Der ältere Bau des 16. Jh. zeigt nach dem alten Lazarethhof zu zwei geschweifte
Giebel mit Ecktürmchen, über den rechtwinkeligen Fenstern sichtbare Entlastungs-
bögen in Kielbogen form. An diesen Bau ist ein um i7oo errichteter Trakt angesetzt
mit zweistöckigem Treppenhaus. Der dem Hofe zugekehrten Fa(;ade tritt ein inter-
essanter durch zwei Pilaster gegliederter Risalit vor, unten in Haustein, oben in Back-
steinbossagen. An der Fa(^:ade auf Konsolen sechs Büsten römischer Imperatoren, um
i7oo, feiste Köpfe mit zusammengekniffenen Brauen, Theaterhelm und Schultermantel.
An der Rückseite des Gebäudes vier Trophäen.
Privaihäuscr Eine Reihe gothischer PRIVATHÄUSER des iS.Jh. sind noch in der Stadt
erhalten, vor allem Nr. i4o am Markt, die Giebel meist verputzt, die sich aber durch
nichts auszeichnen und weder die Originalität der Kalkarer und Gocher, noch der
Emmericher Häuser erreichen. Einzelne derbe Stuckdecken des i7. u. 18. Jh. haben
sich, nur stark überstrichen, erhalten, vor allem in dem Hause des Herrn Carl Zaudy,
Breite Brückstrasse 260, eine Decke mit der Darstellung des Urteils Salomonis, ein
Werk von Jan Hansche, dem Verfertiger der Decke im Hause ,Zum Grossen Kurfürsten'
in Kleve (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 118 mit Abb.), weiterhin im Hause der
Herren W. Westhofl' (Breite Brückstrasse 266), J. Tenhaeff (Hohe Strasse 448), A.
Rigaud (Fischmarkt 1276), E. Boss (Grosser Markt i54), J. Ridder (Rheinstrasse
1298), bei Frau Tenbrink (Hohe Strasse 477), Voss (Breite Brückstrasse 2 76), Welsch
(Grosser Markt i54).
Am Entenmarkt lag das Haus der Bärss gen. Olischläger (mit 3 goldenen
Barschen in Blau), im i7.Jh. bekannt als das Haus des Gerhardt Sternenberg gen.
Düsseldorf, später nur HAUS DÜSSELDORF genannt, um i653 mit Glasgemälden
verziert, die römische Kaiser, Sibyllen und Inschriften enthielten (die Inschriften bei
Fahne, Denkmale und Ahnentafeln I, S. 88 — 92, 96).
Nicdcrrhein. N I E D E R R H EI N ISO H ES MUSEUM für Orts- und Heimatskunde, im
W
J. i889 gegründet durch die Bemühungen von Karl Mummenthey, nach dem Vorbilde
der von ihm in Altena im Süderlande ins Leben gerufenen Stiftung. Die Samm-
lungen zerfallen in eine vorgeschichtliche und eine geschichtliche Abteilung, die erste
Süll in Fundstücken, Zeichnungen und Modellen die frühen Kulturperioden des Nieder-
rheins illustrieren, die zweite soll neben Werken der bildenden Kunst auch Äusserungen
des Gewerbefleisses, des niederrheinischen Lebens in Haus und Feld, Gemeinde und
Staat enthalten.
Sammlungen Das Museuin, dem bei der bedeutenden Zukunft Wesels auch eine über den
Umfang der kleinen niederrheinischen Sammlungen hinausgehende Ausdehnung be-
schieden ist, befindet sich erst in seinen Anfängen. Unter den im Gebäude der
früheren französischen Kirche vereinigten Altertümern befindet sich eine Kollektion
römischer Thongefässe aus Xanten (vgl. Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. 80), acht
graublaue Grabumen von der verschiedensten Form und Grösse, dann eine Reihe
von römischen Hcnkelkannen, weiterhin fünf bauchige graue Urnen, zum Teil geriefelt
und neun römische T<")pfchen, Kännchen und Henkelkannen von gelblichem und grauem
Thrm, ein germanisches Steinbeil von Diersfordt, römische Ziegelplatten etc.
l52
WESEL
l53
Sammlung
Küchel
Gemälde
Von späteren Gegenständen eine Anzahl interessanter eiserner und hölzerner Niederrhein
1 T- j j c Ti • 1 1 • Museum
Laden und Truhen mit kompliziertem Schloss, vom Ende des i5. Jh., eme kleme
Wafifensammlung, Glasgemälde aus dem Hohehause, Hoheitszeichen vom Brüner Thor
mit dem preussischen Adler, allerlei schmiedeeiserne Arbeiten, eine 2 m hohe, 1,60 m
breite schmiedeeiserne Platte mit den Wappen Wesels und Preussens und der Inschrift :
VESALIA l69l. SUB AUSPICIIS V. CL. DD. COSS. PETRI BRAHM ET ANDEAE (so) KUHLEN
J. U. DRUM NECNON DD. QUAESTORUM HENRICl ALENDT ET HENRICI BAUMELSTER HAEC
LAMiNA POSITA. Endlich eine hübsche und geschmackvoll arrangierte Zusammen-
stellung älterer häuslicher Geräte vom Niederrhein. Die Sammlung der Bücher und
Karten enthält bereits wertvolles Studienmaterial für die Geschichte Wesels.
Die Privatsammlung des Herrn B. Küchel im Hotel Dornbusch enthält
eine Reihe bemerkenswerter Altertümer und Kunstwerke, die von dem Besitzer mit
auserlesenem Geschmack aufgestellt sind. Unter den Altertumsfunden zu nennen eine
i3 cm hohe Grabume mit merkwürdigen schraffierten Ornamenten. Weiterliin eine
bedeutende Sammlung von chinesischem, japanesischem, Delfter Porzellan, eine Reihe
von Schmucksachen, Medaillen, endlich eine Kollektion von Möbeln, Schränkchen
und Schnitzereien des i7. und 18. Jh.
Im Kasino des 8. westfäl. Infanterieregiments Nr. '5 7 befindet sich als Geschenk
des Prinzen Albrecht von Preussen seit i889 das i,35>^o93 m grosse Porträt (Knie-
stück) des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, i762 von / G. Ziesenis gemalt, in
der Uniform des preussischen Infanterieregiments Nr. 5, das er von i755 — 1766 inne
hatte. Der Herzog ist in Lebensgrösse dargestellt, er stützt die Rechte auf den
Marschallstab und stemmt die Linke in die Seite, über der Uniform trägt er das
Johanniterkreuz und den Stern des englischen Bathordens. Das Bild stammt aus der
von den Franzosen geplünderten braunschweigischen Gemäldegallerie zu Salzdahlum.
Vor den Thoren der Stadt ist den hier am 16. Sept. i8o9 erschossenen Schill- Schiiidenkmai
sehen Offizieren ein Denkmal gesetzt. Es ist i833 nach Schinkels Zeichnung in Berlin
gegossen, wiegt 95 Centner und zeigt eine trauernde Borussia, auf den Richtblock
gestützt und den Schleier haltend, ihr gegenüber eine geflügelte Viktoria, mit der
Rechten einen Lorbeerkranz über das Richtbeil haltend. Auf der Rückseite: sie
STARBEN AI^ PREUSSEN UND HELDEN.
Ein grosses und prächtiges plastisches Werk, eines der Hauptwerke der Kaikar- Kaivarieiiberg
Xantener Schule, offenbar verwandt dem Berendonk sehen Stationsweg in Xanten (Kunst-
denkmäler d. Kr. Moers S. i o i ), war der bei dem Kloster Averdorp vor den Thore
der Stadt i5oi errichtete Kalvarienberg mit Stationen und Kapelle. Die Chronik
Dusseldorffs (Xanten, Stiftsarchiv, Pels I, Bl. 454) berichtet: Pulcherrimae devotionis
raonumentum fuit erectum et fundatum ad instar montis Calvariae ad formam, latitu-
dinera, distantiam etc. Hierosilymitanam. Insigne erat sacellum et tria altaria, summum,
quod referebat depositionem Christi de cruce et sepulturam, apud fratres sive im
Fraterhause Kirch adservatur (der oben S. 1 2 1 beschriebene Hochaltar, vgl. Taf. V).
Versus civitatem et portam crucis Septem erant devotionis aedicula historias crucifixi
eiusque sanguineas geniculationes referentes. Ad portam Viesporte erat depicta sancta
Veronica strophyolo excipiendo sanguineos [jro nobis effusos sudores et benedictam
faciem. Der Kalvarienberg ward am 3. Jan. i5oi geweiht (Pels I, fol. 423. — EwiCHius»
Vesalia p. 2?), er ist jetzt vor den Thoren von Dinslaken aufgestellt (Kunstdenkmäler
d. Kr. Ruhrort).
i53
i54
KREIS REES KARTE
aaA/0 \> AA/i/O^^'
i54
I. Ortsregister.
(Die Starkeren Ziffern bezeichnen die Seite, wo ttber den Ort im Zusammenhange gehandelt wird.)
Seite
Aaper Höfe 118
Aldensulen 92
Altschermbeck 107
Anholt, Haus 13
Aspel - Empeler Landwehr 61
Aspel, Grafschaft 3
Aspel, Kloster 11
Aspel, Schloss 11, 12, 63
Aspeler Meer 2, 12, 117
Averdorp, Kloster 139
Aversforth, Haus 62
Baalsche Mühle 58
Babberich 66
Bartelsmeer 117
Bellinghoven, Schloss 4, fS
Bellingho vener Meer 66, 117
Bergefordt 18
Bergerschult, Hof 67
Beylardt, der lüttike = Marienthal 87
Beylere ^ Marienthal 86
Bienen 13
Bilandtwerd 2
Bislich 3, 14, 17, 18
Bocholt 11, 118
Boi^hees vgl. Bruckhees.
Bremerscher Weg 58
Brienen 2
Bruckhees, Haus 2, 16, 66
Brüggemann, Haus 107
Brünen 16, 118
Brünenscher Bruch 85
Buddendick 21
Caßsischer Wald 117
Diersfordt, Schloss 4, 17, 88
Diersfordter Busch 17
Dlngden 102
Donsbrüggcn 89
Seite
Domick 2, 20, 93
Drevenack 2, 21, 107
Drevenack, Schloss 22
Diyenkathe 18
Düffelgau 2
EUersche Halde 18
Eisgraben 18
Elten vgl. Hochelten und Niederelten.
Eltenberg 4, 66, 67
Eltensche Halde 66
Emmerich 1, 2, 3, 22, 58, 66, 88
Emmerich, Amtmannschaft 3
Emmerich, Archldiakonat 2
Empel, Schloss 4, 58, 88
Empeler Meer 117
Fluiren 17, 18, 66, 117
Fluirener Haide 17, 66
Fuhrmannshof 81
Funder 85
Gartrop 107
s'Grävenward 2
Grenzwehren 18, 21, 58, 61, 66, 81, 84, 85, 86,
88, 102, 107, 118
Groln, Haus 4, 61,
Haffen 2, 61, 88
Hagener Meer 117
Hagenshof 89
Haldem 2, 11, 63, 66, 81, 111, 118
Haltern 105
Hamaland, Gau 2
Hamminkeln 2, 18, 63, 65, 85, 102
Haubeiig 66, 88
Heerenberg - Denkmal 18
s'Hecrenberger Weg, alter 58
Heerstrait, Römerstrasse 61
Heidkamp, Haus 81
Helderlo, Bauerschaft 65
iSS
i56
KREIS REES
Seite
HcUwe^, Rönierstrasse 25
des Herzog'S Schlag, Landwehr 58
Hetter, Amtmannschaft 3
Hetter, Landstrich 2, 58, 81
Hocheltcn 25, 63, 66, 81, 88, 118
Holtstecgc 58
Hooge Weg, Römerstrasse 18
Hueth, Schloss 4, 78
Hüthum 80
Hülshorst 81
Huisberden 66. 88
Huri, Gemeinde 61
Huvermannshof 18, 21, 84, 85
Isselburg 1, 3, 66, 67, 81, 84
Isselburg, Schloss 82
Isselburger Eisenhütte 82
Isseler Bruch 18
Isselgau 2
Junkermannshof 91
Kapellen 63, 81, 105, 118
Kellen 2
Klein -Netterden 1
Kleinchen 107
Kleve 3
Kleverham 89
Kloppeuberg 63
Klosterberg 58
Klotz, Haus 21
Krähenberg 17
Krudenburg, Schloss 83, 107
Krusdik, Bauerngut 87
Kuphaide 17
Kj'sward 2
Lackhausener Landwehr 85
Laerward, Insel 89
Spaldorf, Haus 17
Lander = grosse Landwehr 58
Landwehren s. CJrenzwehren.
Landwehr, grosse 58
Legmeer 2
Leomerike, Gau 2
Limmers, Amtmannschaft 3
Lippermünd, Burg 17, 117
Lippmannshof 18, 105, 118
Lobith 2
Löwenmühle hei Emmerich 58
Loikum 21, 84
Seite
Lupia = Wesel 117
Mariengarten, Kloster 140
Marienkamp, Kloster 52
Marienthal, Kloster 4, 86
Meckenhof 61
Meghelen 66, 81, 88
Mehr 2, 18, 87, 88, 89
Mehrhoog 66, 87
Millingen 2, 88, 89
Millinger Bruch 25
Millinger Meer 2, 117
Müsenberg bei Wesel 117
Netterden 58, 66, 81, 88
Niederelten 91
Nierenberg 25
Neuschermbeck 21, 107
Nollenburg 58
von Nassumsches Haus 58
Nütterden 89
Obrighoven 21, 118
Obrighovener Landwehren 21
Offenberg, Haus 93
OflFenberger Mühle 117
Ostrhein, ehemaliger ' . 91, 102
Peddenberg 17, 21, 84, 107
Praest 2, 92» 93
Prinzenbrücke 25
Quappenburg 81
Quappenburger Landw^ehr 67, 81
Reene-Reinen = Reenen 61, 88
Recs 1, 2, 11, 12. 63, 93, 111
Rees, Amtmannschaft 3
Reeser Bruch 102
Rhein, alter 19, 81, 117
Riet, Landwehr 58
Ringenberg 102
Ringenberg, Herrschaft 3
Ringenberg, Schloss 103
Ripuarien, Herzogtum 2
Römerstrassen 11, 17, 18, 25, 58, 61, 63, 66,
81, 84, 105, 117, 118
Ryswickshof 89
Sassenryk , 66
Schermbeck 2, 3, 17, 84, 105
Schermbeck, Schloss 110
Schiedenhorst, Kloster 4. 81, 110
Schmales Meer 12
i56
VERZEICHNISSE
i57
Seite
Schmitthausener Baum 85
Schoikamp, Hof 17, 18, 118
Schwan 118
Schwarze Haide 21
Schwarzenstein, Haus 83
Schwieningshof = Schwienumshof 86
Schwienumshöfe 67, 84, 85, 86
Seewall, I^andwehr 85
Sonsfeld, SchJoss 65
Sonsfelder Meer 2, 65, 117
Speiberg: 2
Spellen 21
Spyck 2
Steegcr Bui^wart 105, 118
Sulen 92
Seite
Till 66, 88
Tövener Feld 12
Uhlengatt 85
Vallog'schc Sümpfe 58
Veen 18
Veluwegau 2
Vonschenhof 18
Voorthuysen 88
Vrasselt 2, 25, 66, 110
Wenge, Haus 21
Werth 11, 84
Werther Bruch 85, 111
Wesel 1, 2, 3, 4, 61, 63, 111
Xanten, Dekanat 2
IL Sammlungen.
Küchel in WVael
Niederrhein. Museum in Wesel
Seite
. . 153 Sluyter, Kaplan in Rees
. . 152
Seite
99
III. Abbildungen im Text.
Fij^. 1. Bellinjjhoven, Schloss
Fiff. 2. Brünen, Portal der Pfarrkirche .
Fi^. 3. Brünen, Kapitale a. d. Pfarrkirche
Fifj. 4. Diersfordt, Schloss
Fijf. 5. Emmerich, Grundriss der Alde-
^undiskirche
Fij2^. 6. Emmerich, Turm der Aldegundis-
kirche
Fig-. 7 u. 8. Emmerich, Aldeitjundiskirche,
S. Apnes und S. Katharina vom
Meister von Emmerich
9. Emmerich, Ansicht der Münster-
kirche
10. Emmerich, Grundriss der Münster-
kirche
11. Emmerich, Grundri.ss der Krypta
der Münsterkirche
L2. Emmerich, Läng^sschnitt d. Münster-
kirche
13. Emmerich, Querschnitt des Ostteils
der Mtinsterkirche
14. Emmerich, Säulen der Krypta . .
Fi^.
F'lfT.
Fipr.
Fip.
F'\<r.
Fig.
Seite
13
Fiff. 15.
16
16
Fij^. 16.
18
FiR. 17.
25
Fifr. 18.
27
Fiff. 19.
29
Fig. 20.
33
Fig. 21.
34
Fig. 22.
35
Fig. 23.
37
Fig. 24.
Fig. 25.
38
Fig. 26.
39
Seite
Emmerich, Romanischer Flurhelag
im Chor der Münster kirche .... 40
Emmerich, Chorgestühl vom J. 1486
in der Münsterkirche 42
Emmerich, Romanischer Leuchter
in der Münsterkirche 44
Emmerich, Hölzerner Kruzifixus in
der Münsterkirche 45
Emmerich, Relief in der Münster-
kirche 46
Emmerich, Rückseite der W^llli-
brordi -Arche 47
Emmerich, Silberner Kalvarienberg
in der Münsterkirche 48
Emmerich, Silb. Madonnenstatuette
in der Münsterkirche 49
Emmerich, Reliquienbehälter in der
Münsterkirche 50
Emmerich, Die Leeuwport i. J. 1745 53
Emmerich, Die Baronie 55
Emmerich, Vorderer Giebel von
der Baronie 56
i57
i58
KREIS REES
Seite
Fig. 27. Emmerich, Hof von Holland ... 57
Fig. 28. Empel, Haus, Portal 59
Fig. 29. Haus Empel vom Hofe aus ... 60
Fig. 30 u. 31. Haffen, Wandgemälde in
der kathol. Pfarrkirche 62
Fig. 32. Hochelten, Grundriss der Stifts-
kirche 68
Hochelten, Turm der Stiftskirche 69
Hochelten, Längsdurchschnitt der
Stiftskirche 70
Hochelten, Querschnitt der Stifts-
kirche 71
Hochelten, Kapitale aus dem Mittel-
schiff der Stiftskirche 72
Hochelten, Romanische Friese aus
dem Mittelschiff der Stiftskirche . 73
Hochelten, Steinfigur des Abraham
als Seelensammler 74
Hochelten, Silberstatuette des h.
Michael 76
Hochelten, Krystallreliquiar .... 76
Hueth, Schloss 79
Hueth, Lageplan vom J. 1741 . . 80
Hueth, Zeichnung vom J. 1667 . 80
Isselburg, Rundturm der ehemal.
Befestigung 82
Loikum, Erdwerk bei denSchwie-
numshöfen, Grundriss 84
Loikum, Erdwerk bei den Schwie-
numshöfen, Querschnitte 85
Millingen, Sakramentshäuschen . 90
Rees, Ansicht der Stadt vom J.
1737 im Besitz des Herrn Sylvester
Festen zu Rees 94
Fig. 49. Rees, Madonnenbild in der kathol.
Pfarrkirche 96
Fig. 50. Rees, Rathaus 100
Fig. 51. Rees, Reste der Stadtbefestigungen 101
Fig. 62. Ringenberg, Schloss 103
Fig. 53. Schloss Ringenberg am Ende des
17. Jh. nach einer Zeichnung im
Fig.
33.
Fig.
34.
Fig.
35.
Fig.
36.
Fig.
37.
Fig.
38.
Fig.
39.
Fig.
40.
Fig.
41.
Fig.
42.
Fig.
43.
Fig.
44.
Fig.
45.
Fig.
46.
Fig.
47.
Fig.
48.
Seite
Besitz des Fürsten Otto Adalbert
zu Salm-Horstmar 104
Fig. 54. Schermbeck, Steeger Burgwart 106
Fig. 55. Schermbeck, Grundriss der evangel.
Pfarrkirche 107
Fig. 56. Schermbeck, Köpfe aus dem Hoch-
altar von 1506 108
Fig. 57. Wesel, Turm der Matenakirche . 123
Fig. 58. Wesel, Choransicht der Willibrordi-
kirche 125
Fig. 59. Wesel, Fundamente d. romanischen
WiUibrordikirche 128
Fig. 60. Wesel, Details der romanischen
Wülibrordikirche 129
Fig. 61. Wesel, Nördlicher Kreuzschif%iebel
der WiUibrordikirche 130
Fig. 62. Wesel, Obergaden des Chores der
WiUibrordikirche 131
Fig. 63. Wesel, Grundriss der WiUibrordi-
kirche 132
Fig. 64. Wesel, Steinmetzzeichen aus der
WiUibrordikirche 133
Fig. 65. Wesel, Rosette a. d. Chorumgang
der WiUibrordikirche 134
Fig. 66 u. 67. Wesel, Kapitale aus den Chor-
kapellen der WiUibrordikirche . . 135
Fig. 68. Wesel, Ansicht der Stadt aus der
Vogelperspektive von Hermann
Hammelman vom J. 1572 .... 141
Fig. 69. Wesel, Grundriss der spanischen
Befestigungen vom J. 1614 (punk-
tiert eingezeichnet die Erweite-
rungspläne Dupuys vom J. 1680) 142
Fig. 70. Wesel, Innenansicht des Berliner
Thores 143
Fig. 71. Wesel, Grundriss d. Berliner Thores 144
Fig. 72. Wesel, Aussenansicht des Berliner
Thores 145
Fig. 73. Wesel, Ansicht des Klever Thores 146
Fig. 74. Wesel, Kommandantur ...... 147
Fig. 75. Wesel, Marktfa^ade des Rathauses 149
IV. Tafeln.
Seite
%■
Taf. I. Emmerich, Willibrordiarche i. d.
Münsterkirche 46
Taf. II. Emmerich, Porträts der sechs kle-
K vischen Herzöge 55
Taf. III. Haldern, Mittelbild des Tripty-
chons 63
Seite
Taf. IV. Hochelten, Agraffen aus dem
Schatz der Stiftskirche 76
Taf. V. Wesel, Hochaltar in der Frater-
j herrenkirche 121
Taf. VI. Wesel, Gerichtsbild von Heinrich
Dünwegge im Rathause 150
i58
r
Papier von J. W. Zanders in B.Gladbach.
Lichtdrucke von Ans. Schmitz, Hofphotograph in Koia.
Photocypien von Meisenbach, Ripfarth & Co. in Mitnchen.
Autotypien von Angerer & Göschl in Wien.
Druck von L. Schwann in Düsseldorf.
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHEINPROVINZ
^*>
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHEINPROVINZ
IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMEN
ZWEITER BAND
II.
DIE KUNSTDENKMÄLER DER STADT DUISBURG
UND DER KREISE
MÜLHEIM A. D. RUHR UND RUHRORT
^
DÜSSELDORF
DRÜCK UND VERLAG VON L. SCHWANN
1893
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER STADT
DUISBURG
UND DER KREISE
Mülheim a. d, rühr und Ruhrort
IM AUFTRAGE
DES PROVINZIALVERBANDES DER RHEINPROVINZ
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMEN
MIT 3 TAFELN UND 28 ABBILDUNGEN IM TEXT
^
DÜSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN
1893
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
VORBEMERKUNG.
In dem vorliegenden Hefte konnte bei der geringen Zahl der erhaltenen Denk-
mäler der gesamte Monumentenschatz von drei Kreisen zusammengefasst werden. Für
die Darstellung der römischen und germanischen Anlagen gilt auch hier, was schon
in der Vorbemerkung zu den Kunstdenkmälem des Kreises Rees auseinandergesetzt
wurde: es konnten nur vorläufige Zusammenstellungen von Fundberichten gegeben
werden, die vormittelalterlichen Erdbefestigungen mussten bis zu ihrer systematischen
Erforschung einfach als ältere Grenzwehren bezeichnet werden. Es ist zu hoffen, dass
sich die beiden Vereine für Orts- und Heimatskunde zu Wesel und Dorsten einer
eingehenden Einzeluntersuchung ihres Arbeitsgebietes nach dieser Richtung hin wid-
men werden.
In erster Linie ist der Bearbeiter Herrn Hauptmann E. v. Oidtman in Koblenz
zu Dank verpflichtet, dem er ausführliche Mitteilungen zur Geschichte der einzelnen
Rittersitze verdankt und der, wie bisher schon öfter, seine umfassenden heraldischen
und genealogischen Kenntnisse in den Dienst des Unternehmens stellte. Die Voll-
ständigkeit in den bibliographischen Angaben ist dem liebenswürdigen Entgegenkommen
des Herrn Wilhelm Grevel in Düsseldorf zu verdanken. Die Vorarbeiten wurden
in zuvorkommendster Weise gefördert in Duisburg durch den Oberbürgermeister Herrn
Lehr, im Kreise Mülheim a. d. Ruhr durch den verstorbenen Herrn Landrat Haniel,
wie durch dessen Nachfolger Herrn Dr. Conze, im Kreise Ruhrort durch Herrn Land-
rat Hammacher. In Mülheim erfreute sich der Verfasser der liebenswürdigen Unter-
stützung des Herrn Pastors Hermann Richter. Weiterhin gebührt sein Dank den
Herren Kammerherm Freiherm Gustav von Plettenberg-Mehrum auf Mehrum
und Freiherm von Nagel auf Gartrop, dem Königlichen Kreisbauinspektor Herrn
Hillenkamp und Herrn Gymnasialoberlehrer Mummenthey in Wesel, den Herren
Pfarrern Terlinden in Duisburg, zur Linden in Dinslaken, Richter in Gahlen,
KlOsges in Hambom, Herrn Stöcker auf Schloss Broich, Herrn de Fries in Dins-
laken, Herrn Lehrer Gaecks in Krudenburg, Herrn Karl Mummenthey Sohn in Wesel.
Die Abbildungen Nr. 9, lo, 1 1, 12 sind nach Zeichnungen des Herrn Regierungs-
baumeisters Ludwig Arntz in Köln, Nr. 2, 3, 5, 6, 22, 23, 24 nach Zeichnungen des
Herrn Architekten Friedrich Pützer in Aachen, Nr. 4, 8, i3, 26 sowie Taf. I nach
VI VORBEMERKUNG
Zeichnungen des Herrn Architekten Adolf Baum in Köln, Nr. i, i4, i5, i6, i7, i8, i9,
25, 27, 28 nach Zeichnungen und Aufnahmen des Verfassers, Nr. 7 nach einer von
Herrn Domkapitular Schnütgen zur Verfügung gestellten Vorlage hergestellt; die
Lichtdrucke Taf. II u. III wurden in der Kunstanstalt von B. Kühlen in M.-Glad-
bach angefertigt.
Durch den mit erfreulicher Bereitwilligkeit seitens der Stadtverordnetenversamm-
lung zu Duisburg gewährten Beitrag konnten die Kosten für den Druck der der Stadt
Duisburg gewidmeten Beschreibung gänzlich gedeckt werden. Auch der Kreisausschuss
des Kreises Ruhrort hat einen erheblichen Beitrag zu den Druckkosten des entsprechen-
den Teiles dieses Heftes gespendet.
Rom, im März i893.
PAUL CLEMEN.
EINLEITUNG.
Das Gebiet der Stadt Duisburg und der Kreise Ruhrort und Mülheim a. d. Ruhr,
das bis zum Jahre i873 einen einzigen Kreis darstellte und erst infolge des raschen
Aufblühens der Industrie in drei Teile zerlegt werden musste, liegt im Wesentlichen
zwischen Ruhr und Lippe und wird nördlich vom Kreise Rees, südlich von den Kreisen
Essen und Düsseldorf, östlich von dem zur Provinz Westfalen gehörigen Kreis Reck-
linghausen begrenzt; jenseits des Rheines, im Westen, liegt der Kreis Moers. Es um-
fasst die Städte Duisburg, Ruhrort, Dinslaken, Mülheim a. d. Ruhr und Oberhausen
neben 2 1 Landgemeinden im Kreise Ruhrort und 1 1 Landgemeinden im Kreise Mül-
heim. Die Einwohnerzahl der Stadt Duisburg betrug 1 89 2 62182, die des Kreises
Ruhrort i892 82269, die des Kreises Mülheim i89o 98 io9 Einwohner.
Die Stadt Duisburg und der jetzige Kreis Ruhrort hatten den Südzipfel des
vormaligen Herzogtums Kleve gebildet, während das Gebiet von Mülheim a. d. Ruhr
zum Herzogtum Berg gehörte. Im Jahre i8o5 kam der ostrheinische Teil von Kleve,
im folgenden Jahre auch das Herzogtum Berg an Frankreich, durch die Rhein-
bundsakte vom 12. Juli 1806 wurde aus den beiden Herzogtümern mit Hinzuziehung
weiterer deutscher Gebietsteile das Grossherzogtum Berg gebildet, das bis zum Ende
des Jahres 18 13 bestand. Das uns beschäftigende Gebiet wurde dem Rheindeparte-
ment, Arrondissement Essen, einverleibt und bildete die Kantone Duisburg und Dins-
laken. Bei der Neuorganisation im Jahre 18 16 wurde aus den Bürgermeistereien
Dinslaken, Duisburg, Ruhrort, Holten, Götterwickersham, Gahlen und Schermbeck, das
bis dahin zum Kreise Rees gehört hatte, der zum Regierungsbezirk Kleve gehörige
Kreis Dinslaken gebildet, während die Bürgermeisterei Mülheim a. d. Ruhr dem Kreise
Essen zugeteilt ward, der einen Teil des Regierungsbezirks Düsseldorf bildete. Im
Jahre 1821 wurde der Regierungsbezirk Kleve mit dem Regierungsbezirke Düsseldorf
vereinigt, 1823 wurde aus den Kreisen Dinslaken und Essen der neue Kreis Duisburg
gebildet, bei welcher Gelegenheit Schermbeck an Rees zurückgelangte, i859 wurde der
neue Kreis Essen abgetrennt und i873 und i887 endlich das Gebiet aufs neue zerlegt.
Die Kirchen gehörten ursprünglich sämtlich zu dem, einen Teil der alten Erz-
diöcese Köln bildenden Dekanat Duisburg, das dem Archidiakonat des Propstes von
Xanten unterstand. Durch die Bulle ,de salute animarum* vom Jahre 182 1 kamen die
Pfarren der Stadt Duisburg und des jetzigen Kreises Ruhrort an die Diöcese Münster
und wurden dem Dekanat Wesel zugeteilt, während die Pfarren des jetzigen Kreises
Mülheim a. d. Ruhr zu dem kölnischen Dekanat Essen geschlagen wurden.
1
161
2 EINLEITUNG
Der nördliche Grenzstreifen des Kreises Ruhrort an der Lippe hin wurde von
einer der römischen Hauptstrassen durchschnitten, auf der die Legionen nach Osten
marschierten; befestigte Brückenköpfe imd Warttürme geben noch jetzt von den mili-
tärischen Anlagen der Römer Kunde. Nachdem die Sigambrer durch Augustus auf
die linke Rheinseite verpflanzt worden waren, siedelten in dem Flachland zwischen
Ruhr und Lippe die Tenkterer, berühmt durch die Zucht ihrer flüchtigen Rosse, deren
Abkömmlinge noch bis in unser Jahrhundert im Duisburger Walde geschont wurden.
Der flache Höhenrücken, der das Gebiet des Kreises gegen das Land der roten Erde
abgrenzt, trägt noch heute riesige Wallanlagen, die an die Zeit der Stammeskämpfe
an der Grenzscheide zwischen Sachsen- und Frankenland erinnern. Die grosse äussere
' Grenzwehr, die den Kreis Rees nach Osten einrahmte, findet ihre Fortsetzung süd-
lich der Lippfe; die Wallburg bei Hünxe ist die bedeutendste derartige Anlage am
ganzen Niederrhein. Im Duisburger Gebiete wohnten die Attuarier imd Brukterer —
noch unter der fränkischen Herrschaft, unter der das Land zwischen Lippe und Ruhr
zum Herzogtum Ripuarien gehörte und den Duisburger Gau und den wohl von diesem
geschiedenen Ruhrgau bildete, ist der Name der Attuarier an der Mündung der
mit dem grössten Teil ihres Laufes dem Gau Boroktara angehörigen Ruhr lebendig.
Um diese Zeit tritt die Stadt Duisburg zuerst aus dem Dunkel hervor. Auf
eine grosse fränkische Ansiedelung, die wahrscheinlich auf den Trümmern einer rö-
mischen Burg errichtet war, weist das ausgedehnte Gräberfeld, das sich vor den Thoren
der Stadt ausbreitet Um den fränkischen Königssitz und die Pfalz, die an der Stelle
des jetzigen Rathauses zu suchen ist, krystallisierte sich allmählich eine bedeutende
städtische Anlage, die als Reichsstadt bis zum Beginn des 1 3. Jahrhunderts gänzlich
selbständig dastand. Der Rhein floss ursprünglich hart an der Stadt vorüber, die
Handelsschifle konnten direkt an ihren Mauern anlegen. Erst seit der Rhein- imd
Ruhrkanal die Flüsse, die sich von der Stadt entfernt hatten, wieder mit ihr vereinigt
hat, ist sie wieder in die Reihe der Hafenstädte eingetreten. Im Laufe des i3. Jahrhun-
derts büsste die Stadt allmählich ihre Reichsunmittelbarkeit ein. Schon 1 2o4 war sie an
den Herzog Heinrich von Lothringen und Brabant zum ersten Male verpfändet worden,
im Jahre i29o gab Rudolf von Habsburg sie als Aussteuer seiner Nichte Margaretha
an den Grafen Dietrich von Kleve. Damit begann die klevische Herrschaft in Duisburg.
Den klevischen Grafen musste daran gelegen sein, auch die übrigen kleineren
Gebiete zwischen Ruhr und Lippe, die ihr Territorium von der Stadt Duisburg schieden,
in ihre Gewalt zu bringen. Das Land Dinslaken, das, ursprünglich im Besitze einer
eigenen Dynastenfamilie, schon 1210 durch Hadewig, die letzte Erbtochter aus dem
Geschlechte der Edelherren von Dinslaken dem klevischen Hause zugebracht worden
war, wurde nach verschiedenen Erbteilungen des gräflichen Hauses erst i338 durch
Dietrich VIIL dauernd mit der Grafschaft Kleve verbunden. Im selben Jahre erwarb
Graf Dietrich die Gerichte zu Hünxe, Götterswick und Galen, wie schon drei Jahre
vorher die Herrschaften Spellen und Holten.
162
EINLEITUNG 3
Eine selbständige Entwickelung nimmt auf der anderen Seite das Gebiet von
Malheim a. d. Ruhr, dessen Schicksale auf das engste mit denen des Herzogtums Berg
verwoben sind. Der Ort Mülheim selbst bildete einen der ältesten Bestandteile der
Grafschaft, seit i38o des Herzogtums Berg und war eines der vier Kirchspiele des
Bergischen Amtes Angermund. Nur vorübergehend war er von i399 — 1444 an Kleve
verpfändet. Die Herrschaft Broich, in der Mülheim gelegen war, war eine Bergische
Unterherrschaft, ehemals im Besitz der Herren von Broich, danach der Grafen von
Limburg und als diese i5o8 ausgestorben waren, der Grafen von Dhaun, der Grafen
von Leiningen- Heidesheim.
In der ersten Hälfte des i5. Jahrhunderts nahm das Land Teil an dem gross-
artigen Aufschwimg der bürgerlichen Baukunst, der auf die Anregung des ersten
klevischen Herzogs Adolph zurückging. Das Schloss zu Ruhrort ward unter ihm er-
weitert, der alte Dynastensitz zu Dinslaken ausgebaut. Am Ende des Jahrhunderts
w^uchs dann in Duisburg der Turm der Salvatorkirche empor, als mächtiger südlichster
Grenzpfeiler der klevischen Kunstschule.
Der Ruf Duisburgs als Handelsstadt tritt allmählich in den Hintergrund gegen
seinen Ruhm als Stadt der Gelehrsamkeit. Ein alter klevischer Spruch charakterisiert
die sieben Hauptstädte des Herzogtums in der folgenden Weise:
Clivia sublimis, Vesalia fortis, olim hospitalis,
Embrica decora, Calcaria civilis, Santena antiqua regalis,
Reesa über, Duisburgum doctum.
In der südlichen Chorkapelle der Salvatorkirche hängen zwei Epitaphien ein-
ander gegenüber, das Gerhard Merkators tmd das Johannes Claubergs, der erste der
grosse kaiserliche Geograph, der im 1 6. Jahrhundert hier lehrte und wirkte, der andere
der erste Rektor Magnificus der schon durch Herzog Wilhelm geplanten, aber erst
durch den grossen Kurfürsten im Jahre i655 eröffneten Universität.
Die industrielle Bedeutung des Ruhrmündungsgebietes nahm erst in der ersten
Hälfte unseres Jahrhunderts ihren Anfang. Für Ruhrort ist das Geburtsjahr dieser
neuen Zeit das Jahr 1822, in dem das kleine Bassin in der Altstadt zum Hafen erweitert
wurde, der bald der grösste Flusshafen unseres ganzen Kontinentes werden sollte, für
Duisburg das Jahr i83i, in dem der Freihafen eröffnet und die Handelskammer er-
richtet wurde.
Zwischen Lippe und Ruhr liegt die Grenze des rechtsrheinischen Gebirgsstockes
gegen das niederrheinische Flachland. Der ganze nördliche Teil zeigt, wie die Kreise
Moers, Kleve und Rees, nur Alluvium in den Thalniederungen und diluviale Ablage-
rungen von grobkörnigem GeröUe, Sand, Lehm und Löss auf dem mit Haide und
Buschwald bestandenen unwirtlichen breiten Höhenzuge, der sich östlich längs der
westfälischen Grenze hinzieht. In der Ausbiegung der Ruhr nach Süden finden aber
die Höhen der Kreise Düsseldorf und Mettmann ihre Fortsetzung. Von Mülheim zieht
sich nordöstlich in der Richtung auf Frohnhausen die Grenzlinie des produktiven
i63
4 EINLEITUNG
Kohlengebirges, über dessen kompakten Stock nur ein spitzwinkeliges Dreieck von
flötzleerem Sandstein hinweggreift, dessen Spitze Essen und dessen Grundlinie die
Ruhr zwischen Mellinghofen und Icten bildet. Das produktive Kohlengebirge wird
nach Norden durch ein schmales Band von Unterpläner und Oberpläner abgeschlossen.
Während somit durch die geologische Physiognomie des Bodens der ganze Nordteil
unseres Gebietes auf die Verwendung der Hausteinsurrogate, Backstein oder Tuff,
angewiesen war, fand in dem südlichen Teil der flötzleere Sandstein, der sich den
jüngsten Schichten des Culm nähert, eine lebhafte Anwendung. Der Charakter des
schlecht zu bearbeitenden Materiales verbot von selbst die Entwickelung und Aus-
gestaltung reicherer Zierformen.
LITTERATUR.
1. Zusammenfassende Darstellungen. Egbert Hopp, Kurtze Beschreibung
des Landss sarapt angehenckter Genealogia der Graffen und Hertzogen zu Cleve, Cleve
i655, 2. Aufl. Wesel 1 78 1. Holland. Ausg.: Körte Beschr)'ving van het geheele Land
van Cleve, Ny m wegen 1 783. — W. Teschenm acher, Annales Cliviae, Juliae, Mon-
tium, Marcae, Westphalicae, Ravensbergae, Geldriae et Zutphaniae, Frankfurt u. Leipzig
i72i (abgekürzt mit: Teschenmacher, Ann.). — J. Th. Brosius, Juliae Montiumque
comitum marchionum et ducum annales, Köln i73i, 3 Bde. (abgekürzt mit: Brosius,
Ann.). — C. J. Kremer, Akademische Beiträge zur Jülich -Bergischen Geschichte,
Mannheim i776. — Aug. Christ. Borheck, Geschichte der Länder Cleve, Mark,
Jülich, Berg und Ravensberg, Duisburg i8oo. — Ders., Archiv f. d. Geschichte, Erd-
beschreibung, Staatskunde und Altertümer der deutschen Niederrhein. Lande, Elber-
feld i8oo, I. — Sommer, Handbuch der älteren und neueren bäuerlichen Rechtsver-
hältnisse in dem ehemaligen Grossherzogtum Berg, Königl. Westßll. u. Französisch-
Hanseatisch-Preussischen Provinzen in- Rheinland -Westfalen, Hamm i83o. — F. von
Restorff, Topographisch-Statistische Beschreibung der Königl. Preussischen Rhein-
provinzen, Berlin 1 83o, S. 44 1 . — W. von der Nahmer, Entwickelung der Territorial-
und VerfassungsverhältnLsse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins,
Frankfurt a. M. i832, S. 789. — J. F. Knapp, Regenten- und Volks - Geschichte der
Länder Kleve, Mark, Jülich, Berg und Ravensberg, Krefeld i836. — O. v. Mülmann',
Statistik des Regierungsbezirks Düsseldorf, Iserlohn i864, I, S. 334, 365. — Benzen-
berg, Über Provinzialvcrfassung mit besonderer Rücksicht auf die vier Länder Jülich,
Cleve, Berg und Mark, Hamm i8i9, 2 Bde. — Provinzial-Recht des Herzogtums Cleve
ostseits Rhein und der Grafschaften Essen, Werden, Elten, der Herrschaft Broich und
Klein-Netterden, Berlin i837. — Scotti, Sammlung der Gesetze und Verordnungen
der ehemaligen Herzogtümer Jülich, Cleve, Berg, 2 Bde., Düsseldorf 1822. — Statistik
des Kreises Duisburg pro i859, 1860 und 1861 [unter Landrat Kessler], Duisburg i864.
i64
EINLEITUNG 5
— Phillipus Clüverus, Germania antiqua, Leiden 1616, III, p. 4i. — Marx.
Zeillerus, Itinerarium Germaniae, Strassburg i632, p. 623. — Carol. Th. Summer-
mann, Prima pandectarum pars, in qua vera et genuina iuris Romani praxis in summo
Camerae Imperii iudicio . ., praecipue autem Clivensibus et Marcanis foris ostendi-
tur . . ., Amsterdam i7i4. — Rive, Über das Bauemgüterwesen, Köln 1824, I, S. 339.
— V. Kamptz, Die Provinzial- u. statutarischen Rechte der Preussischen Monarchie,
Berlin 1828, III, S. 5. — F. Char, Geschichte des Herzogtums Cleve seit der ersten
historischen Kenntnis bis auf unsere Zeit, Kleve i845. — C. F. Meyer, Ansichten
einer Reise durch das Clevische im J. i794, Düsseldorf i797. — J. Grunert, Schil-
derung des sittlichen und bürgerlichen Zustandes Westphalens am Ende des 18. Jh.,
Frankfiirt a. M. i8o3. — J. J. Lenzen, Beyträge zur Statistik des Grossherzogtums
Berg, Düsseldorf 1802, S. 29. — J. A. Engels, Denkwürdigkeiten der Natur und
Kunst, Religion und Geschichte, SchiffTahrt und Handlung in den niederrheinisch-
westfälischen Provinzen, Werden 181 7, Elberfeld 18 18. — Hermann Altgelt, Ge-
schichte der Grafen und Herren van Meurs, Düsseldorf i848. — H. A. v. Kamp,
Das Schloss und die Herrschaft Broich, Mülheim i85i. — Klanke u. Richter, Ge-
schichte der Bergischen Unterherrschaft Broich sowie der Stadt Mülheim a. d. Ruhr,
Mülheim i89i.
2. Römisch-germanische Urgeschichte. Friedrich Bird, Über die
Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins zur Zeit der römischen Herrschaft,
mit besonderer Beziehung auf Wesel und Umgegend, Wesel 1826. — L. v. Ledebur,
Das Land und Volk der Brukterer, Berlin 1827, S. 3oo. — C. v. W., Über die
Römerstrassen am rechten Ufer des Nieder-Rheins, von dem Winterlager Vetera aus-
gehend, zur Veste Aliso, über die pontes longi und zu der niederen Weser, Berlin
i834. — Spenrath u. Mooren, Altertümliche Merkwürdigkeiten der Stadt Xanten
und ihrer Umgebung, 2 Bde., auch unter dem Titel : Geschichtsforscher und Bewahrer
der Altertümer am Niederrhein, Crefeld i837. — Fiedler, Geschichte und Alter-
tümer des unteren Germaniens und des Landes am Niederrhein, I. Römische Denk-
mäler der Gegend von Xanten und Wesel am Niederrhein und an der Lippe, Essen
1824. — Ders., Antiquarische Mitteilungen vom Niederrhein: Neue Mitteilungen des
Thüringisch-Sächsischen Altertumsvereins auf dem Gebiete historisch - antiquarischer
Forschungen I, 3, i834, S. 83. — A. Dederich, Beiträge zur Römisch - deutschen
Geschichte am Niederrhein, Emmerich 18S0. — Ders., Geschichte der Römer und
Deutschen am Niederrhein, insbesondere im Lande der Chamaver oder Hamalande,
Emmerich i854. — Ders., Beiträge zur ältesten Geschichte des clevischen Landes zur
Zeit der Römerherrschaft und der Normannenfahrten : Gymnasialprogramm Emmerich
1860. — Jacob Schneider, Neue Beiträge zur alten Geschichte und Geographie der
Rheinlande, Düsseldorf 1860 — i89o, Heft i— 14. Vor allem Heft HI: Der Kreis Duis-
burg unter den Römern, Düsseldorf i87i. — Ders., Die alten Heer- und Handelswege
der Germanen, Römer und Franken im Deutschen Reiche, Düsseldorf 1882 — i89o, Heft
1-9. — W. Eng. Giefers, Römerspuren an der Lippe, aufgedeckt von Fr.W. Schmidt,
i65
6 EINLEITUNG
V. ZüYDTWYCK, L. Hölzermann und Fr. Hülsenbeck, Paderborn 1868. — L. Hölzer-
mann, Lokaluntersuchungen der Kriege der Römer und Franken, sowie der Befesti-
gungsmanieren der Germanen, Sachsen und des späteren Mittelalters, Münster i878.
Dazu Westfäl. Zs. XXXVI, S. 202. — P. F. J. Müller, Beitrag zur Bestimmung der
Grenzen zwischen den Franken und Sachsen der Vorzeit, Duisburg 1 8o4. — W. Fricke,
Geschichtlich-kritische Feldzüge durch das nordöstliche Westfalen, Minden i. W. i889.
— A. Fahne, Die Landwehr oder der limes imperii Romani am Niederrhein: Berg.
Zs. IV, S. I. — V. Veith, Römischer Grenzwall an der Lippe: B. J. LXXXIV, S. i.
— Watterich, Geschichte der Germanen des Niederrheins S. 126, i44, i5i.
3. Politische Geschichte. Den Spaenschen ende Arragoenschen Spiegel,
Rostock i599. — Erschreckliche böse Zeitung dessen, kurtz noth wendiger und wahr-
hafiliger Bericht, was sich in den Niederlendischen Westphälischen Kreyss innerhalb
drey Monat zugetragen, Flugbl. von i599 (vgl. Beitr. z. Gesch. v. Stift u. Stadt Essen
XIII, S. 83). — J. D. V. Steinen, Westfälische Geschichte, Lemgo i7i5, 1, S. 333, 54o.
— Copey newer Zeitung und Bericht, welcher gestalt die Burgundischen Hertzogen
Wilhelm zu Gülich, Geldern, Cleve und Bergen widerumb gewaltig überzogen und die
Feldschlacht verloren, i543. — Michaelis ab Isselt, De hello Coloniensi libri IV,
hoc est rerum ab electione Gebhardi Truchsesii in archiepiscopum Coloniensem
gestarum enarratio, Köln 1620. — Theatrum Europaeum oder ausführliche und wahr-
haftige Beschreibung aller und jeder denkwürdigen Geschichten, so sie sich hin und
wieder in der Welt, fümemblich aber in Europa und Teutschland en, sowohl im Re-
ligion- als Profanwesen vom Jahre Christi 161 7 zugetragen hat, beschrieben durch
Joh. Phil. Abelinum, Frankfurt 1662 ff, 21 Bde. — N. Kindlinger, Münsterische
Beiträge zur Geschichte Deutschlands, Münster 1 787. — Staatliche Verhältnisse am
Niederrhein bis zum Jahre 1288: Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Nieder-
rheins III, S. i, II. — Jos. Hansen, Westfalen und Rheinland im iS. Jh., I. Bd.:
Publikationen aus den Kgl. Preussischen Staatsarchiven XXXIV, Leipzig 1888. —
Beiträge zur Geschichte von Stadt imd Stift Essen, herausgegeben von dem histori-
schen Verein für Stadt und Stift Essen I (1880)— XIII (i892). — W. Creceliüs,
Nachrichten über den Einfall der Spanier in den niederrheinisch -westfälischen Kreis
iS98: Berg. Zs. XXIV, S. 23. — Die Grafen und Herzöge von Cleve: Lacomblet,
Archiv IV, S. 385. — Überblick über die niederrheinisch -westfälische Territorialge-
schichte bis zum Anfange des iS.Jh. : Berg. Zs. II, S. i. — E. v. Schaumburg, Die
Begründung der Brandenburg. -Preuss. Herrschaft am Niederrhein und in Westfalen
und der Jülich -Clevische Erbfolgestreit, Wesel i859. — Paul Hassel, Die Anfänge
der Brandenburgischen Politik in den Rheinlanden: Zs. für Preuss. Geschichte und
Landeskunde IX, S. 32i. — Mestwerdt, Zur Clevischen Geschichte in der Zeit der
französischen Herrschaft (i794 — 181 4): Gymnasialprogramm, Kleve i883.
4. Kirchengeschichte. Kurtzer und warhafiler Bericht der Diflferentien
zwischen dem Herrn Churfürsten zu Brandenburg und dem Herrn Pfaltzgrafifen zu
166
EINLEITUNG 7
Newburg\ . . über das Religionswesen in den Gülichschen, Clevischen und zugehörigen
Landen, i663, p. 36. — J. D. v. Steinen, Kurtze und generale Beschreibung der
Reformationshistorie des Hertzogtums Cleve, Lippstadt i727. — J. P. ßERG, Refor-
mationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, herausgegeben
von LuDW. Tross, Hamm 1826. — C. H. E. v. Oven, Über die Entstehung 'und
Fortbildung des evangelischen Cultus in Jülich, Berg,* Cleve und Mark, Essen 1828. —
Ders., Die Presbyterial- und Synodal -Verfassung in Berg, Jülich, Cleve imd Mark,
Essen 1829. — J. A. v. Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich,
Berg, Cleve imd Meurs, HL Bd. von C. H. E. v. Oven, Solingen i837. — Heinrich
Heppe, Geschichte der evangelischen Kirche von Cleve -Mark und der Provinz West-
falen, Iserlohn i867. — Ed. Demmer, Geschichte der Reformation am Niederrhein
und die Entwickelung der evangelischen Kirche [^ daselbst bis zur Gegenwart, Aachen
i885. — Max Lehmann, Preussen unddie katholische Kirche seit i64o: Publikationen
aus den Kgl. Preussischen Staatsarchiven, Leipzig i878, 1. — L. Keller, Die Gegen-
reformation in Westfalen und am Niederrhein: Publikationen aus den Kgl. Preussi-
schen Staatsarchiven, Leipzig i887, Bd. IX. u. XXXIII. — H. Qu. Janssen en J. J.
van Toorenenbergen, Acten van classicale en synodale vergaderingen der verstrooide
gemeenten in het land van Cleef, sticht van Keulen en Aken, i57i — 1589: Werken
der Mamix-Vereeniging, serie II, deel 2, Utrecht 1882. — Floss, Zum Clevisch-
Märkischen Kirchenstreit, Bonn i883. — X. G. Schneemann, Die preuss. Kirchen-
politik in Kleve -Mark: Stimmen aus Maria -Laach XXV, S. 29, 1 25, 5 11.
Zu vergleichen die Litteraturangaben zu Duisburg und zu den Kunstdenkmälem
der Kreise Rees und Essen.
i67
8 EINLEITUNG
ABKÜRZUNGEN
für die häufiger genannten Werke.
Lacomblet, ÜB. — Th. J. Lacomblet, Urkundenbach fttr die Geschichte des Niederrheins, Dussel«
dorf 1840—1857, 4 Bde.
Binterim u. Mooren, E. K. — Binterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köki, in Dekanate
eingeteilt, Mainz 1828—1880, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln bis
zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren I, Düsseldorf 1892.
Binterim u. Mooren, D. C. — Binterim u. Mooren, Rheinisch - westfälischer diplomatischer Codex,
Mainz 1830, 2 Bde.
Sloet, Oork. — L. A. J. W. Baron Sloet, Oorkondenboek der graafschappen Gelre en Zutfen tot
op den slag van Woeringen, 5. Juni 1288, 'sGravenhage 1872 — 1876.
B. J. — Jahrbücher des Vereins von Ahertumsfreunden im Rheinlande, I (1841) — XCII (1892).
Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855) — LIV (189*2).
Berg. Zs. — Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, I (1868)— XXVIII (1892).
Westfäl. Zs. — [Westfälische] Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde,
I (1838)— L (1892).
Picks Ms. — Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Altertumskunde, heraus-
gegeben von Richard Pick, 1 u. II (1875, 76). — Monatsschrift für die Geschichte Westdeutsch-
lands, herausgegeben von dems., III (1877)— VII (1881).
Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift fUr Geschichte und Kunst, herausgegeben von Hettner und
Lamprecht, I (1882)— X (1891), von Hettner u. Hansen, XI (1892).
Nrh. — Der Niederrhein. Wochenblatt für niederrheinische Geschichte und Altertumskunde, 1878,
1879, 1884—1886.
Nrh. G. — Niederrheinischer Geschichtsfreund, I (1879)— VI (1881).
Aus'm Weerth, Kd. — E. aus'm Weerlh, Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rhein-
landen, Leipzig 1857—1868, 5 Bde. Tafeln und Text.
Brambach, C. I. R. — W. Brambach, Corpus inscriptionem Rhenanarum, Elberfeld 1867.
^
168
STADT DUISBURG
mf
DUISBURG.
JOH. Tybii, Annalium sive antiquitatum originisque veteris Duisborgi libri tres:
Teschenmacher, Ann. p. iS3— i78. — Hopp p. 73. — C.V.Weise, Denkwürdig-
keiten der Stadt Duisburg am Rhein aus alten und mittleren Zeiten, Duisburg i769.
— C. J. Kremer, Geschichte des rheinischen Franziens, herausgegeben von Andreas
Lamev, Mannheim 1 778. — Joh. Hildebrand Withofius, Oratio de origine et
antiquitate urbis Duisburgensis ad Rhenum, vorgedruckt dem Praemetium crucium
criticarum, Leiden |749. — Dera., Das Duisburgische bishero ungedruckte Chronicon:
Woclientliche Duisburgische Adresse- und Intelligenzzettel i74o, Nr. VH ff. (erschienen
von i736— 1767), mit Benutzung der Chronik des Ambr. Moer, im Anfang ungenau.
— Ders., Acta sacrorum seculaeium academiae Duisburgensis, Duisburg 1 7 56, — Duis-
burgische ütterarische Nachrichten I, voni78i; II, vom 782. — Duisburger gelehrte und
gemeinnützige Beiträge, a Bde., Dubburg i797— 1799. — Geographische und historische
Beschreibung von der Stadt Duisburg: P. Fl. Weddigens Neues westfkl. Magazin zur
Geographie, Historie und Statistik III, i79i, S. 6io. — Chronik der Stadt Duisburg:
Weddigens Neues fortgesetztes westfäl. Magazin I, i798. S. 3i6. — Jura municipalia
cum summariis, quibus adiecta sunt quaedam diSerentia concordantiae iuris civilis et
ordinationis Montensis, variae questiones, notae et sententiae scabinorum, Duisburg
i66i. — Joh. Clauberg et Marx. Hundius, Disputationes selectae theol. acad.
Duisburgensis, Duisburg i665. — Miscellanea Duisburgensia edita, inedita, vetera, nova,
theologica, historica, philologica, 2 Bde., Duisburg i733 — i73S. — Der Duisburgischen
gelehrten Gesellschaft Schriften, nebst einigen gelehrten Neuigkeiten, Duisburg i76l.
— J. Pet. Berg, Symbolae literariae ad incrementum scientiarum, Duisburg i763 bis
1 764. — D. G, (Daniel Gerdes), CoDcilium edendorum miscellaneorum Duisburgen-
sium, Duisburg o. J. {l732). — Mart. Zeillerus, Itinerar, Germaniae, Strassburg
i63j, p. 6j3. — Berg, Museum Duisburgense, Haag i784, 2 Bde. — Duisburg: West-
I7l
1 2 DUISBURG
Litterntur fälischcr Anzeiger i799, S. i579. — Scom, Clevisch - Märkische Gesetzessammlung!,
S. 3 20, 566, 668. — Hermann, Zs. für die Lande zwischen Weser und Maas 1824,
S. 258. — Friedr. G. Stael s. F. G. a Blechen, Dissertatio de communione bono-
rum inter conjuges Duisburgenses. — Büehl, Darstellung der in dem Sprengel des
Kgl. Land- und Stadtgerichts zu Duisburg in Betreff der ehelichen Gütergemeinschaft
vorhandenen Provinzialgesetze : Jahrbücher der Preuss. Gesetzgebung XXIX, Heft 58.
— A. Chr. Borheck, Geschichte der Länder Kleve, Mark, Jülich, Berg, nebst einer
Geschichte der Stadt Duisburg am Rhein, Duisburg 1800. — O. F. Kleine, Diplomata
Duisburgensia historica, ex autographis codicibus nunc primum accurate edita, 2 Bde.,
Duisburg i839 — i84o. — Duisburg und Umgebung, 10 Photographien, Duisburg i89o.
— Barthold, Geschichte der deutschen Städte I, S. 28; II, S. i64; III, S. 72, io4,
122. — Hugo, Die Mediatisierung der deutschen Reichsstädte, Karlsruhe i838, S. 54.
— Lacomblet, Archiv III, S. 11, 100. — H. G. Gengler, Codex iuris municipalis
Germaniae medii aevi, Erlangen i863, I, S. 943. — H. Averdunk, Duisburg zur Zeit
des Jülich -Clever Erbfolgestreites: Gymnasialprogramm zu Duisburg i883, i884, i885.
— Grenzstreitigkeiten zwischen Duisburg und der Herren von Broich i58i: Nrh. G.
i883, S. i3i. — F. V. Borries, Die älteste Geschichte des Duisburger Waldes, Duis-
burg 1866. — Hermann Genthe, Duisburger Altertümer, Duisburg 1881 (Gymnasial-
programm und Beitr. zur Geschichte der Stadt Duisburg I). Dazu Berg. Zs. XVII,
S. 235; Sybels Histor. Zs. XLIX, S. 3i2. — F. Baumbach, Die Duisburger Münzen,
Duisburg 188 1. Dazu Berg. Zs. XVII, S. 235. — Über die Münzen v. Ledebur, Allg.
Archiv für die Geschichtskunde des preussischen Staates IX, S. 24 1.
Nähere Darstellung des Überganges der Franzosen am Niederrhein bei Eichel-
camp und Duisburg, Frankfurt i796. — Leidenfrost, Duisburgs Freude über den
herrlichen Frieden seines ehrwürdigen Königs: Duisburgische Adresse- u. Intelligenz-
zettel 1 763, Nr. XVII ff. — Freiherr v. Wakkerbart, Rheinreise, Halberstadt i794,
S. 348. — L. H. C. Nonne, Wanderungen durch Duisburgs Fluren, Duisburg 1808
(i89o neu aufgelegt). — Evangelische Weihe des neuen Totenhofes der Stadt Duis-
burg, Duisburg 1821. — Der Duisburger Katechismus und das Allgemeine Landrecht,
Duisburg i844. — B. Vennewald, Die kathol. Gemeinde zu Duisburg seit der Re-
formation, Duisburg 1 87 1. — Duisburgs Handel im Mittelalter: Allgemeine Unterhal-
tungsblätter i83o, Beibl. 10, S. 220. — Die sogen. Nachbarschaften in Duisburg: West-
ßllischer Anzeiger i8o5, S. i594.
Breusing, Georg Kremer, genannt Mercator, der deutsche Geograph (5. März
i5i2 bis 2. Dez. i594), Duisburg i869. Dazu C. Krafft i. d. Theolog. Arbeiten III,
S. 84. — H. ScHÜLKE, Das Mercatordenkmal in Duisburg: Deutsche Bauzeitung i879>
S. i5. — W. Crecelius, De codice epistularum Johannis Molani, rectoris olim Duis-
burgensis, commentariolus, Duisburg i87o. — Spee, Aus dem Reisejoumal des E. H.
D. Stosch (i74o— 1742): Berg. Zs. XV, S. i9i. — W. Köhnen, Zur Geschichte des
Duisburger Gymnasiums: Gymnasialprogramm i85o/5i. — Ernst Friedländer, Stadt
Duisburg, Urkundliche Beiträge I u. II: Picks Ms. VI, S. 548; VII, S. 487. — H. Aver-
dunk, Altes Verzeichnis der Bürgermeister Duisburgs bis 16 14 und die zwei ältesten
Stadtrechnungen: Gymnasialprogramm i885. — Urkunden von 1288 und i348 in Bor-
hecks Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung der deutschen Nieder-Rheinlande I,
1800, S. 5o. — C. Krafft, Auszüge aus den Ratsprotokollen von i543 — i55i: Theo!.
Arbeiten I, S. 5i. — Der gestohlene Schatz der h. Barbara -Schützen -Kompagnie:
Heimath i877, S. 59. — Ludwig Stiefel, Die Duisburger Stadtrechnungen von i4i7:
Beitr. zur Geschichte der Stadt Duisburg II, i883. — Endrulat, Niederrheinische
^72
DUISBURG
l3
Städtesiegel, Taf. III, 8; IV, 9. — v. Mülmann, Statistik I, S. 448. — Lotz, Kunst-
topographie I, S. i88. — Lacomblet, Archiv f. d. Gesch. d. Niederrheins III, S. 1 1.
Handschriftl. Qu. Das Stadtarchiv zu Duisburg, eines der bedeutend-
sten am Niederrhein (geordnet von Prof. Averdunk), enthält drei Abteilungen, das
eigentliclie Stadtarchiv, das Archiv des Gasthauses, das Archiv des Waisenhauses. —
983 Urkunden von II29 ab, darunter 34 Kaiserurkunden von Friedrich I. bis Ferdi-
nand II. — Unter den Akten: Reichssachen, Akten über Münz- und Steuerwesen
aus dem i6. Jh., Handschriften der Stadtköhren, Weistümer, Flurbücher von i459 ab,
Erbenbuch des Duisburger Waldes von i5i9 ab, Nachrichten über die Muttergottes-
bruderschaft im Minoritenkloster i396 — 1573, die Sakramentsgilde daselbst von i4o8
ab, Litteralien des Gasthauses, betreffend die Beziehungen zur Abtei Hambom aus
dem i4.Jh. — Zunftstatuten (N. I. A) des Wollenamts von i472, der Leinenweber von
i446, der Schröder off doickscheirer (Tuchscherer) von i457, der Fassbinder von i596.
Vgl. Averdunk bei Ilgen, Rhein. Archiv S. i7i.
Stadtrechnungen von i4o7, i4i6 — i4i7, i427, i434, i443, i448, i45o, i45i, i454,
i46i, i47o, 1472, 1478, i486, i487, i49i, i495, i496, i497, i499, sowie 2 undatierte,
i5io, i532, i54o, i553, i567— 1568, i583— 1584, i6o3 — i6o4, 1622 — 1623, i639 — i64o,
1653 — 1654, i669 — i67o, i699 — i7oo.
Im Besitz des Herrn Rittmeisters a. D. E. v. Zur Mühlen in Münster i.W.:
Histor. Sammelbd., 4® Pap., Anfang des 16. Jh., enthält zuerst die KoELHOFFsche Chronik
bis i499, Verzeichnis der Osnabrücker Bischöfe, der Duisburger Proconsulen i5o2 bis
i55o, den Ursprung der Grafen von Kleve, Mark u. a., dann Bl. 182 der alten Berech-
nung bis 225 die Duisburger Chronik des Johann von Wassenberg (geb. 12. Sept. i454
nach Bl. i34), von i474 bis zum J. i5o7 in einem Zuge niedergeschrieben, geführt bis
l5i7, dieülteste Geschichte der Stadt, auf die die ganze .spätere Historiographie zurück-
geht. Veröffentlichung von Th. Ilgen i. d. deutschen Städtechroniken vorbereitet.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Jura municipalia von Duisburg: Statuten,
Köhren, Gewohnheiten von 1662 (A. 82). — Altes Duisburger Kuerbuch nebst Wald-
ordnungen von 1 5 18 und i572, darunter ein Abschnitt: Von den landtweren und ge-
meinen velden, mit Urkunden von 11 55 an, zuletzt: Verzeichnungh von den gerechten
und Statuten, so von alters her zu Duissburg gebrucht und gehalten worden is (A. 82 a).
Sammelband A. 45, zuerst: Antiquitates urbis Duisburgensis deque illis histori-
corum quorundam testimonia consignata per Georgium Weymannum ibid. reipubl.
secretarium a. MDLXXX, die Chronik von 1 145 an bis i57i, im Wesentlichen überein-
stimmend mit der Fassung Täcks bei v. Dorth und Withofs. Angeschlossen: Bella
et expcdiliones Clivensium ab anno i357 usque ad a. i539 ex rationum libris Vesa-
liensium, mit wichtigen Nachrichten.
Sammclband A. 5o, vol. IX, i665 geschrieben von A. v. Dorth, am Beginne:
Summarischer Begriff aller Privilegien und Freyheiten, welche vormahlen von römischen
Keisern .... der Statt Duissburgh gegeben worden, von Georg Weymann und Alex.
Tack, sodann Chronik bis i579 nach Tack (»Sequentia scripsi ex AI. Tackii Duis-
burgensis diario*) mit Benutzung von Weymann (Inschrift auf einem der Blätter:
Coli. hist. des Georgius Weymann. secr. Duisburg), fortgeführt bis 1661.
In der Kgl. Bibl. zu Berlin: Cod. Boruss. fol. 57o. Chronik von Ambros.
MoER, von Bl. 5" identisch mit Cod. 578, Bl. i — 14". Bl. i5": Extractum clausularum
quarundam privilegiorum civitatis Duisburgensis von 1279 ab. Bl. 21": De reb. cons.
Duisburg, von 1275 — 161 4. ' Bl. 26 — 34«: Verzeichnisse der Sterbetage bekannter
Duisburger Bürger von i346 — 16 13. — Cod. Boruss. fol. 578, i7. Jh. Civitatis Duis-
Litteratur
Hflndschrifil.
Quellen
Duisburg
Münster
Düsseldorf
Berlin
173
I4
DUISBURG
Handschrift!.
Quellen
Hannover
London
Ansichten uud
Pläne
Römische u.
Germanische
Funde
Grabfeld
Funde in der
Sudt
burgensis, quod vetus Teutoburgum est, primordia rerumque eius historicarum testi-
monia collecta ab Ambrosio Moer quondam consule ibidem a. i575 Bl. i — 13. Bl. i4*:
De rebus consulum Duisburgensium von 1275 an. Bl. i6* — 34: Insignis mon. s. Lud-
geri Werthinensis ann. et cat. abb. — Cod. Boniss. 4® 21. Annal. eccles. reformat.
eccles. Cliviae, Juliae, Montium, von Teschenm acher, p. i78.
Im Geh. Staatsarchiv zu Berlin: Rollenstreifen mit Bruchstück der Stadt-
rechnung von i438 und von i467 (publiziert Picks Ms. VI, S. 548).
In der Kgl. Bibl. zu Hannover: Jura municipalia . . . der Stadt Duessburg,
Hs. des i7.Jh., 2o7 Bl. (Bodemann, Hsn. der Bibl. zu Hannover S. 288).
Im Brit. Museum zu London: Cod. Addit. 22 794, 16. Jh., Bl. 54 — 82, ge-
schrieben von Cornelius Gualterus, Duisburger Chronik bis i58o. Vgl. Hobbeling»
Beschreibung des Stifts Münster, Vorbericht p. VIII. — Neues Archiv der Gesellschaft
für ältere Deutsche Geschichtskunde IV, S. 367.
Ansichtenund Pläne: i. G rosse Ansicht aus der Vogelperspektive bei Braun
u. HoGENBERG, Städtebuch II, Taf. 34, 2i,2Xi4,5, gutes Bild der Stadtbefestigung
mit 4 Doppelthoren und 28 Türmen.
2. Doppelseitiger Plan bei M. Merian, TopographiaWestphaliae p. 21, bez. oben:
DUISSBURG, links das Wappen.
3. Ansicht in M. Z. Fidus Achates oder Getreuer Reis-Gefert, Ulm i653.
4. Grosser Abriss der Stadt \on Johannes de Corput, vom J. i567, bez. oben: ve-
RissiMA exactissimaque topographia duisburgi urbis antiquissimae, veter.
FRANCOR. REGIAE, ATQUE ETIAM IPSISSIM. AD VIV. EFFIGIES, ITA UT NIHIL DESIT.
Sehr selten. Genaue Beschreibung: J. H. Withof, Sonderbahre Nachricht von der
Persohn, Leben und Schicksal Johannis Corputii und dessen alten, aber dabey curiösen
Abriss der Stadt Duisburg: Wöchentliche Duisburgische Adresse- und Ii\telligentz-
Zettel i74o, Nr. V, VI.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Hermann Genthe,
Duisburger Altertümer, Beitr. zur Geschichte der Stadt Duisburg I. — M. Wilms,
Altertümer der Umgegend von Duisburg: B. J. LII, S. i, Taf. IV— VII. — Wilms u.
V. Quast i. d. Verhandlungen des internationalen Congresses für Altertumskunde zu
Bonn 1868, S. 37.
Von der Wedau bis zum Duissemschen Walde zieht sich ein ausgedehntes ger-
manisches Grabfeld hin, eines der bedeutendsten am Niederrhein, auf dem seit
dem Ende des 18. Jh. allerlei Funde gemacht wurden (v. Haupt im Beiblatt der Köln.
Zeitung 1820, Nr. i5 und 16. — Ders , Unsere Vorzeit, Frankfurt a. M. 1828, S. 11 9.
— - B. J. LII, S. 3) und auf dem von i867 — 1872 durch Herrn Dr. Wilms, seit i877
durch Herrn Feiden (B. J. LXXIII, S. i54) systematisch gegraben wurde. Die letzten
Funde (1880), 21 Urnen und Reste von Bronzeschmuck, gelangten in den Besitz des
Gymnasiums zu Duisburg.
Das Grabhügelfeld beginnt südlich bei Grossenbaum und erfüllt das Buchholz
und die Wedau, jedoch nur in dem der alten Landwehr zugewendeten Teile. Zwischen
dem Bahnkörper der Rhein. Bahn und dem neuen Friedhof und südlich der Bahn
ist noch eine Reihe von Grabhügeln erhalten (gegen 1 20), kurz vor Monningshof noch
sieben. Zwischen Poot- und Dickeisbach bis nach Neudorf hin sind die Gräber am
dichtesten gesäet. Abbildungen der Urnen bei Genthe Taf. II, III. Das Grabfeld
wurde vom i. bis in das 4. Jh. benutzt.
Am Zusammenstoss der Düsseldorfer- und der Friedrich -Wilhelmstrasse wurde
i867 auf den Grundstücken der Herren Karl Böniger und Karl Müller ein kleinerer
i74
DUISBURG
l5
fränkischer Friedhof der Merovingerzeit aufgedeckt mit Reihengräbem, in denen neben
einzelnen römischen Gefässen fränkische Thongeftlsse, ausserdem ein Schwert, zehn
Lanzen, Klingen, ein Schildbuckel und weitere Waffenreste gefunden wurden. B. J.
LH, S. 33. — Genthe S. 57. Die Thongefässe gehören etwa dem 6. bis 8. Jh. an.
Über römische Münzfunde Genthe S. 65. Im J. i868 wurde ein Bronzemedaillon
mit dem Reliefporträt des Augustus gefunden (Abb. B. J. LH, S. 25), dessen Echtheit
angezweifelt worden ist. Weise, Denkwürdigkeiten der Stadt Duisburg, Duisburg i769,
S. i7 berichtet: Es sollen zwaren zwischen Duisburg und der Ruhr sich noch einige
Merkmahle eines alten Schlosses entdecken lassen. Die von Schneider, Kr. Duis-
burg S. i4 angegebene Schanze bei Schlechtendalshof war wahrscheinlich nur eine
Aufschüttung für ein altes Fergenhäuschen (Genthe S. 6).
Die dritte der grossen älteren Grenzwehren, die von Altstaden an der Ruhr
nach Neudorf führt, durchschneidet die Wedau und endete wahrscheinlich westlich
vom Musfelder Hof am Rhein (Schneider, Kr. Duisburg S. 8, Taf. II. — B. J. LH,
S. 8, ig). Die kleineren, nur aus Graben und Wall bestehenden Landwehren um die
Stadt sind entschieden mittelalterlichen Ursprungs. Vgl. den Abschnitt: Von den landt-
weren und gemeinen velden in dem Kuerbuch (Düsseldorf, Staatsarchiv, A. 82»). Die
körte lantwer wurde, wie Wassenberg, Chronik Bl. i9i^ ausdrücklich berichtet, erst
]5o6 gebaut.
Die grosse römische Heerstrasse von Wesel (vgl. unter Spellen und Eppinghoven)
führt über Düsseren und den Musfelder Hof nach Süden. Über die Fortsetzung von
Grenzwehr und Strasse nach Süden und Südosten vgl. Schneider, Neue Beiträge VI,
i874 und XIV, i89o. Dazu die Bemerkungen von Wilms i. d. B. J. LH, S. 9.
BEGUINENKIRCHE, Ecke der Beekstrasse und des Beguinengässchens,
schlichter rechtwinkeliger geschieferter Saalbau mit sechsseitigem geschieferten Dach-
reiter, nebst den drei Trakten des anstossenden Beguinenhofes im J. i728 erbaut.
JOHANNESKIRCHE, bis Juli i89i Kirche der evangelischen Gemeinde,
i786 erbaut, rechtwinkeliger Saalbau mit flacher Decke und je fünf Fenstern an der
Langseite.
MARIENKIRCHE (evang.), ursprünglich vor der Stadt gelegen und Sitz
des Deutschordens, zwischen ii5i und 11 56 gegründet (Lacomblet I, Nr. 268), 11 87
durch Erzbischof Philipp von Heinsberg von der Salvatorkirche abgetrennt (Teschen-
MACHER, Ann. p. i5i. — Withof, Intelligenz - Zettel i74o, Nr. 22), i475 mit einem
neuen Chor versehen (Withof, Intelligenz - Zettel i74o, Nr. 4i) und neu ausgeschmückt
(Wassenberg Bl. 182*), i479 mit einer neuen liberarie, i487 die S. Annenkapelle
angebaut (Wassenberg Bl. i84»), i5o8 eine zweite Kapelle (Wassenberg Bl. i97^),
im J. 1800 neugebaut. Einfacher flachgedeckter Saal, im Norden und Süden mit je
drei Fenstern, fünfstöckiger Turm mit geschieferter Haube auf hölzernem Aufsatz.
Glocken. Die erste von i7o5 mit der Inschrift: fusa anno salutis mdccv
sub regimine d. d. henrini (so) wintgens et doctoris joannis adriani schleg-
TENDAL, CONSULUM DUISBURG., UT ET SUB DIREC. DOM. DEPUT. ABRAHAMI E STAHL
ET JOHANNIS SCHMALHUSEN.
QUA DISRUPTA NOVO SONITU CAMPANA NOVETUR,
FUNERIBUS RARO, PESTIS PRECIBUSQUE FREQUENTER
lUDICIIS lUSTI THALAMIS OPTATA lUVENTAE,
LAETA DIU RESONET PATRIISQUE IMMURMURET AGRIS.
Die zweite mit schöner Renaissancekante und der Inschrift: johan swys me
FECIT VESALIAE ANNO l7l5. SOLI DEO GLORIA.
Römische u.
GermKnische
Funde
Grenzwehren
Heerstrassen
Beguinen
kirche
Johannes«
kirche
Marienkirche
Glocken
i75
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'>''vr:*-% '<. :7:3. ?>_:■. f I, '..•^z.'^'^.'-z.i r^I: tir-^rn " >t ri^rhen X.-tizen. giebt für das
:: -.'--; .0 j'., ^.^ ^Vt^r-i'-r* ir. R^^-e^ter^ zum Teil ir. A'r-^.lrirt. rni :T. Jb- historische
l^ * /^ *i -.VT *.", K '-••:r4'r^ :..:.:•-, p. ;52 au-i'li.rL.Le E-eri.Lte übier die Bilder-
>s* .rr/.'"-;. li- i7>2. ^^* : ts2 -^T.'i z\it Ge-jeni* 3.n v n ir.Jeren Hunden fortgesetzt
\', *^,:/\':.'' \ J.z/.'Ä. '.:.", d'rr Kir- :.e mit den; a : -^el r-.«. henen • Kreuzgang in der
'^vwv.*, Jji^ J, «205 -A-jr-i'-n die Miri'.riten von Ma^Jeturj nach Dai>buTg berufen, wo
•,e ;? *f ':e;fj V/n \V:i!r;3rn v'>n Lirnb-jrg ü.r.en üh-era-ies^-nen Terrain 1272 ein Kloster
',"/;? -Vrf,, tl^'i die Stelle einer früheren Lin-jl'Ur^v:hen Burg einnahm (JoH. Tybius
vi 1 h'/ iih*iu\f Uhf. Ann. p. i65'. Die Kir. he wur»ie bald nachher errichtet Im
J ;3i'5 A'-rden in ihr v:' h-> Altäre erwähnt
#^.»vs>./^3< Iffi J, |/'^|3 wird die Kirche v^in den Biiderstürraem geplündert (Lib. mem. v.
ilz'i p. 12,1, die Brüder kehren erst i6i5, nachdem die Spanier Duisburg eingenommen,
'/if'i'k ilM*, ni*:uu p, 25;: im J. 1624 wird der Kreuzgang repariert, i638 das alte Rc-
Ui^'jnnut ;d/;/ebr'K hen, i645 die Fenster der Kirche repariert, i647 das Kapitelhaus
/icd'rJierj^eHtellt, i65o werden drei neue Altare in der Kirche geweiht
Die ait/r Ausstattung der Kirche war im Bildersturm vom J. i6i3 zu Grunde
U/"//iU'/t'U. Der Liber mcmorabilium enthält darüber folgende interessante Aufzeichnung:
Vtrut'T das von dem chor in der kirchen von 5 altaren die taffeien abgerissen, zer-
V M;<j./eri, ym nicht gemacht, und das gehöltz, und andere materialia noch alda gelegen,
i\t'r predjgstuhl auch zcrhawen, das orgel verwüstet und die bleye pfeifen daraus
fiiitj^'-noliriieri, oben auff dem lehn von 2 altaren auch die taffeien herabgenohmen,
/erv hlaj^en und mit dem gestühls und höltzeren brustlehnen herunter geworffen;
niitten in der kirchen unser lieben frawen bild, so an einer ketten gehangen, ab-
;;< l.'is->en, zerliacket und das cisenwerck hinwcggenohmen ; das crucifix, so in der höhe
i76
i7
zwischen dem chor und schilf der kirchen auff dem litter gestanden, zeirüttelc, das
es krumb in der mitten gehangen, die mörder aber, so auff der seyten gewesen,
herunter gez<^en. Das sie auch in der sacristey gewesen, und daraus i7 meesgewand
gut und biss die wohl in 3o jähr, wie der rhentmeister im closter referirt, nit ge-
bnmcht, genehmen, die in berührter sacristey siehende aus der kirchen genohmene
bilder verdorben, und von der biblio-
thek etliche bOcher, doch nit viel, ent-
frembt. Vgl. auch Borhecks Archiv für
Geschichte, Erdbeschreibung u. s. w. I,
1800, S. 67.
Die Kirche ist ein !8,7o m langer,
10 m breiter zweischifiiger frühgothi-
scher Backsteinbau mit 18 m langem,
7 m breitem Chor. Wie die Minoriten-
kirche zu Kleve (Kunstdenkmaler d. Kr.
Kleve S. io7) zeichnet sie sich durch
die ausserordentliche Länge bei ver-
hältnismässig geringer Breite aus und
ist wie alle Minoritenkirchen von der
grössten, durch die Regel des Ordens
geforderten Schlichtheit, Das Äussere
bt gänzlich neu verputzt, die hohe
Westfaijade {Fig. i) zeigt ein Doppel-
portal mit steinernen Mittelpfosten, über
demselben ein Feld mit vier Blenden,
darüber das grosse dreiachsige Portal-
fenster. Auf dem Langhaus ein ge-
schieferter sechsseitiger Dachreiter, der
Chor niedriger als das Langhaus, das
Seitenschiff unter eigenem Dach, Im
Chor ruhen die eigentümlich hohl ge-
gliederten Rippen mit runden Kapitäl-
chen auf durchgeführten Diensten, im
westlichen Joch des Chorhauses treten
einer Halbsäule drei Dienste vor, auf
denen die Quer- und Diagonalrippen,
sowie die Schildbögen ruhen, die Dienste
der letzteren nur 3o cm lang. Das Lang-
haus (nicht in der Achse des Chores ^''-^ Dui.bfg. ui«..i.«i.iKh*
gelegen) besteht aus fünf Jochen, die
Rippen ruhen mit runden Kapitälchen auf Dreiviertelssäulchen vor stark vortretenden
Halbpfeilem. Einachsige flachprofilierte bis zur Hälfte versetzte Fenster. Die erst
über dem Kafsims aus der unteren stärkeren Mauer sich entwickelnden Strebepfeiler
sind grösstenteils nach Innen gezogen, wo sie sich zu Blenden zusammen wölben. Unter
den Fenstern als Fortsetzung der Sohlbänke eine breite Horizontallisene. Das nörd-
liche Seitenschiff mit eingezogener niedriger hölzerner Empore, ist erst im 1 7. Jh. an-
gebaut, die ehemalige nördliche Aussenmauer dazu mit Spitzbogen von der halben
Höhe der Gewülbesch eitel durchbrochen.
I77
i8
DUISBURG
Minoriten-
kirche
Chorgestühl
Skulpturen
Salvator-
kirche
HandschriftL
Quellen
Koblenz
Düsseldorf
Urgeschichte
Neubau
Reste des Chorgestühles des 1 5. Jh., im ganzen zehn Sitze erhalten, von den
einfachsten Formen, nur ein einziger Knauf (Bauer mit Eiern) erhalten, die Miseri-
kordien mit Thierdarstellungen.
Holzfiguren der hh. Augustinus und Andreas, in halber Lebensgrösse, Ende
des iS.Jh.
Holzfiguren der h. Drei Könige, I,l5 m hoch, nach iSoo, mit realistischen
Köpfen, neu polychromiert.
Holzbilder der vier Evangelisten, 63 cm hoch, i7. Jh.
SALVATOR KIRCHE (evangel.). Fiorillo, Geschichte der zeichnenden
Künste in Deutschland, Hannover 18 1 7, II, S. 85. — Borheck S. 5o, 59, 63. — Kugler,
Geschichte der Baukunst III, S. 378. — Lotz, Kunsttopographie I, S. 188. — Otte,
Kunstarchäologie II, S. 285.
Handschrift!. Qu. Im Kirchenarchiv, aufgestellt in der Chorkammer,
1888 geordnet von J. Rosier: 492 Pergamenturkunden (ungeordnet) in Kiste iio und
III, die älteste von i3o6. — Lagerbuch (Nr. 2), Pap. fol., Abschrift vom 18. Jh. nach
dem 1 48 1 auf Befehl des Rats zusammengestellten Original, enthält die Verzeichnisse
der sämtlichen Güter und Renten der Salvatorkirche, des Gasthauses, des Klosters
vom 3. Orden S. Franzisci, der S. Joestsgilde, der S. Annengilde, der S. Jakobsgilde,
weiterhin des Siechenhauses, der S. Marienkirche, des Beguinenhauses» der Armen-
Häuserken. — Duissburgische Stadtsrechten, Hs. des i7. Jh. (Nr. 3), Pap. fol., mit ge-
nauem Register am Schluss (originale asservatum in curia). — Rechnungen des Gast-
hauses von i455 — 1487, i529 — 1549, i56o — 1567, 1621 — 1622 u. s. w. (R. 112). —
Duisburgisches Konsistorial- Aktenbuch von i635 ab, 8 Bde. — Li vre du consistoire de
l'eglise reformee fran^oise de Duisbourg i696 — i7oo. — Historische KoUektaneen und
Notizen des Schulmeisters Küpper zu Düssern von 1726, Rektor an der Marienkirche
von i747 an, ohne historischen Wert. — Taufregister der Salvatorkirche von 16 12 ab,
i3 Bde. — Taufregister der Marienkirche von i665 ab.
Im Pro vinzial- Kirchenarchiv zu Koblenz: Vermischte Kirchensachen über
Duisburg i567 — 1764. — Corpus constitutionum Marchicarum, 3 Bde. — Protokoll-
buch der französischen Gemeinde zu Duisburg i696 — 1699. — Acta classis Duisburg,
syn. Cliv. syn. gener. i72o — i74i.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Hs. A. i53, 8*^, Ausführlicher Bericht des
Ritterlichen Teutschen Ordens Hauss zu Duissburg, Bl. 8^ Von der Teutschen Ordens
Kirch ad Salvatorem zu Duissburg. — Inventar der Briefschaften von i552 (Reg.
B. VIII^) und des ganzen Hausrates aus den J. i555, i558, i566, i568, i57o, i57i,
i633. Das zweite vom J. i558 wird in der Sammlung rheinischer Inventare zum Ab-
druck kommen. Vgl. Lamprecht, Verzeichnis niederrhein. Urbarialien S. 7.
Die erste Erwähnung der Kirche fällt in das J. 11 87: Erzbischof Philipp von
Heinsberg trennt in diesem Jahre einen Teil vom alten Pfarrbezirk ab und üben;v'eist
ihn dem Johanniterorden (Withof, Intelligenz - Zettel i74o, Nr. 22), 11 89 wird dies
durch Klemens III. bestätigt (Lacomblet, U B. I, Nr. 5 1 8).
Der Grundstein zu der jetzt stehenden Kirche ward i4iS gelegt, im J. i426
der neue Chor angebaut (Teschenmacher, Ann. p. 1 5 1 : aditus, seu novus chorus
templo annexus est. — Berlin, Cod. 578, Bl. ii«: adytum, quod chorum vocant). Der
Turm war i467 soweit fertig, dass die Glocken aufgehängt werden konnten, brannte
aber noch in demselben Jahre nieder. Der neue Turm wird i479 unter Friedrich
Specht durch Johannes Haller begonnen, am i7. April i5o7, nachdem i5o6 ein Un-
wetter grossen Schaden gethan (Wassenberg Bl. i9o"), ward das Dach begonnen,
i78
DUISBURG
l9
Salvator-
kirche
Inschrift
Chronik des
Baues
am 1 9. Juli die eiserne Spitze mit dem Kreuz imd Hahn aufgesetzt, i5i3 die steinerne
Balustrade vollendet. Die Baugeschichte bei Teschenmacher a. a. O.; Ambrosius
MoER, Berlin, Cod. 578 und 5 80, Bl. 10^. Daselbst auch die Gründungsinschrift:
ANNO MILLENO QUATER CCCC ET QUINTO DENO
HAEC DOMUS ERECTA EINEM LAETANTER ADEPTA.
M CCCC QUATERNO DECIES SEX X QUOQUE NONO
TURRIS EN INCEPTA NEC VISIO PLACET INEPTA.
QUI LAPIDEM DEMISIT PRIMUM, GENU SIBI LAESIT,
FREDERICUS SPECHT, DESIT CRUENTIA DUM FERVESCIT
JO DOMUS ARTISTAE HAN HALRE NOTAT ISTE,
METRORUM SISTE JOHANNES CANEFACTOR ISTE (so).
Auch WiTHOF (Intelligenz - Zettel i74o, Nr. 39) giebt diese »schlechten unbe-
schabten, imd nach der ehemaligen Barbarey in den Wissenschaften riechenden Verse*
und bemerkt: ,Wan das Gebäude nicht besser gerathen wäre als diese, sonderlich am
Ende wegen ihrer Hesslichkeit fast unverständliche Narren - Fratzen, dergleichen doch
damals in aller Welt gebräuchlich waren, mögte es um das erste schlecht stehen und
gestanden haben*.
Ambrosius Moer (Berlin, Cod. 578, Bl. 1 1«; 58o, Bl. 12«) giebt die Baugeschichte
noch ausführlicher. Die Angaben der zwar früheren, aber weniger ausführlichen
W ASSENBERG sehen Chronik sind daneben bemerkt.
A. i467 in nocte Palmarum (22. März) combusta est et funesto incendio periit
antiqua turris templi S. Salvatoris Duisburgi et campanae igni liquefactae defluxere;
contigit autem hoc incendium incuria vigilis oscitantis Adolphi Liefappelen, dum can-
delam secum ardentem negligentius custodit.
A. d. i475 novus chorus tandem extructus est ad templum parochiale S. Mariae
sanctique Joannis Babtistae Duisburgi, quod possident ibidem fratres hospitales S. Joannis.
A. d. i479 prima fundamenta turris templi Salvatoris auspicatus est Fredericus
Specht, fabricae huius praefectus, hie pro more primum eins fundamenti lapidem
posuit, ipsi autem architecto nomen erat M. Johannes Haller (Wassenberg Bl. i83").
A. d. i493 tunc primum sunt suspensae tres campanae in turrim templi S. Sal-
vatoris, quae pridem a. i467 in coemeterio ibidem aere caldario fusae erant in aestate,
quo anno pestis Duisburgi multos homines absumpsit (Wassenberg Bl. i84^).
A. d. i5o5 in aestate impositum est turris S. Salvatoris basi lapides quadrati
operis pinnaculura, id est pyramis lignea circumquaque contenta tabulis.
A. d. i5o7 die i7. Aprilis ceptum est tectum turris Salvatoris materiatum (so)
asseribusque consolidatum vestiri tegulis scissilibus, anno eodem die Julii 1 9. super impo-
situs est vestigio (so) turris eiusdem orbis aeneus cum cruce ferrea, quae ex eo extat, suo-
que petaso galli formam exprimente, qui flatus ventorum indicat (Wassenberg Bl. i9i^).
A. d. i5i3 die i9. Junii additus est summis turris Salvatoris parietibus lapideus
ambitus ad prospectum in omnes partes et ad omandam coronandamque turrim
transennae instar cancellis ex solido lapide interlucens. Sic tandem spatio triginta
quattuor annorum eius turris structura perfecta et consumata est.
Im J. 16 13 am 8. Juni brannte die Turmhaube ab (Withof, Intelligenz -Zettel
i74i, Nr. 21). An ihre Stelle ward 1682 durch Meister Grevenbroeck die jetzt noch
erhaltene niedrige Holzhaube gesetzt. Im J. i72o ward auf akademische Kosten ein
Observatorium academicum auf dem Salvatorturm errichtet.
Das im J. i464 in der Kirche aufgestellte wunderthälige Salvatorbild (Berlin, Saivatorbiid
Cod. 578, Bl. 1 1^), neben dem Ktanenburger das bekannteste und am meisten besuchte
i79
a»
DUISBURG
Fig. 3. DuiibuTf.
Mirakelbild am Niederrhein, wurde i555 aus der Kirche entfernt, nachdem diese s«
fünf Jahre vorher, i55o, von den Reformierten eingenommen worden war. Teschen-
MACHER berichtet in den handschriftlichen Ann. eccl. reformat. ecci. Cliviae (Berlin,
Kgl. Bibliothek, Cod. Boruss. 4" zi, p. i78): A. iSSS ahn ii Februarii ist der grosse
Oelgötz oder dass höltzeme Crucifix, welches der Salvator genant worden, in der
grossen Kirchen auff cyfferige ahnmahnung Petri a Benden Neufcirchiani von einem
ehrsamen Rath, der darumb einmüthig in die Kirch selbst gangen, die grosse ab-
götterey, so damit getrieben, zu verhüten, abgenehmen und in dass Koelhauss weg-
geschaffet worden. Vgl. Withof, Intelligenz-Zettel i74i, Nr. i4 und ausführlich JOH.
Tybius bei T eschen MAC HER, Ann. p. i67.
Die Kirche ist auf einem gegen den alten Markt hin bedeutend erhöhten Terrain b«"
errichtet, der mächtige Westturm (Fig. 3) beherrscht jenen vollkommen. Er steht auf
einem 5 m hohen Unterbau mit Ziegelaufmauerung und Brüstung. Ursprünglich sollten
hier, wie an der alten Kirche zu Mülheim a. d. Ruhr, Treppen !i in aufführen. In seinem
Aufriss gleicht der Westturm fast vollständig dem Matenakirchturm zu Wesel (Kunst-
denkmaler d. Kr. Rees S. 123).
Das ausserordentlich hohe Untergeschoss zeigt nach Westen ein einziges im-
ponierendes Portal fensler, dessen Wirkung bei der erhöhten Lage noch weit besser
als in Wesel zur Geltung kommt. Über dem Doppelportal mit Steinpfosten und
horizontalem Sturz zuerst vier mit Kleeblaltbiigen geschlossene Blenden, darüber das
dreiachsige, in der Mitte bereits einmal geschlossene Portalfenster mit Fischblasen-
motiven im Masswerk. Das zweite und dritte Turmgeschoss ist durch Je drei zwei-
achsige, mit Nasen an den Schlussbögen versehene Blenden belebt, die mittlere des
oberen Stockes für den Glockenstuhl zum Fenster ausgebildet. An der Südseite ist
ein aus fünf Seiten des regelmUssigen Achtecks konstruierter Treppenturm, um den
die die einzelnen Stockwerke des Turmes trennenden Horizontal lisenen herum ver-
kröpft sind, errichtet. Der Turm trug ursprünglich eine steinerne Balustrade, deren
Pfeiler auf kurzen Halbpfeilem ruhen, die wieder auf mit Kopfkonsolen absetzenden
Säulen lagern — ganz wie in Wesel, Zutphen, Delft. An den Ecken alte Wasser-
speier. Das Material ist Tuff, der aber sehr stark verii'ittert ist, das Masswerk fast
überall herausgefallen.
iSl
Auf dem Turm die malerische geschieferte Haube vom J. 1682, zuerst ein vier-
seitiger Aufsatz mit von Brettern versetzten Halbrundfenstern, dann ein achtseitiges
geschweiftes Dach, darüber eine grosse Birne oder Zwiebel mit vier kleinen Fenstern,
hohem Aufsatz mit Metallknopf und schmiedeeiserner Wetterfahne.
Die Kirche ist ein dreischifiiger spätgothischer Tuffbau mit Querschiff, im Lich-
ten 58 m lang, 3i,im breit, der Chor 2o,4 m lang, 8,1 m breit, das Querschiff 6,4 m
breit. Die Nordseite {Fig. 5) wendet sich dem grossen und offenen Salvatorkirchhof,
der rings mit Hausem umgeben ist (an der hinaulTilhrenden Steintreppe die Zahl
i6o6), frei zu und ist dementsprechend etwas reicher behandelt als die durch die
Nähe der Häusermassen in ihrer Wirkung beeinträchtigte Südseite. Der Langhausbau
voni4iS und der Chorbau von i47o sind im Äusseren deutlich geschieden. Im
Langhaus zeigt der Obergaden des Mittelschiffes fünf zweiachsige Fenster, im Mass-
werk einfache Rosetten mit Fischblasen. Das nördliche Seitenschiff ist mit einem
flachen Pultdach überdeckt und zeigt in der Einteilung der Joche eine auffallende
Mannigfaltigkeit. Die nördlich vom Turm in der Flucht des Seitenschiffes gelegene
Kapelle, die Chorkammer, ist durch ein dreiachsiges Fenster erleuchtet, die übrigen
Joche durch zweiachsige Fenster, nur das westlich vom Seitenportal gelegene durch
ein einachsiges. Die Streben bestehen aus stark vortretenden Pfeilern mit Giebelchen
von Hausteinabdeckungen, auf die zweimal übereckgestellte kleine vierseitige Pfeiler
aufsetzen; nur die das Portal flankierenden haben den Saum des Pultdaches über-
181
DUISBURG
23
Kreuzschiff
Chor
Südseite
Inneres
rurmvorhalle
ragende Fialen. Das Portal selbst mit horizontalem Sturz und Stabwerkumrahmung Saivator.
Ici r c h e
wird von einem zweiachsigen Portalfenster und einem krabbenbesetzten, in eine Kreuz-
blume auslaufenden, mit Masswerk verblendeten Wimperg gekrönt.
Die weit vortretenden Kreuzarme mit abgewalmten Dach zeigen wie der West-
turm zwischen den Strebepfeilern den einfachen, aber wirkungsvollen Schmuck eines
einzigen grossen durchlaufenden dreiachsigen Fensters über einem Doppelportal, die
Lichter in der Mitte bereits einmal geschlossen. An der Ostseite des nördlichen
Kreuzarmes ein aus fünf Seiten des regelmässigen Achtecks konstruiertes Treppen-
türmchen mit achtseitigem Pyramidendach.
Der nördliche Seitenchor ist zweijochig, geradlinig geschlossen und mit einem an
der Ostseite abgewalmten Satteldach versehen. Die Strebepfeiler sind von Fialen gekrönt.
Am Chor zeigten die Strebepfeiler zunächst über der Horizontallisene, die
ebenso wie das Sockelgesims um den ganzen Bau, selbst um den Turm herumgeführt
und verkröpft ist, eine Gliederung durch Fensterstab werk in zwei Blenden, über jeder
ein Wimperg mit starken Krabben und Kreuzblume, darüber zweimal übereckgestellte
Pfeiler, die Wandungen mit einfachen Kleeblattbogenblenden, beide in Fialen aus-
laufend — der obere Pfeiler tritt etwas gegen den mittleren zurück, so zwar, dass
die Fiale noch halbiert erhalten ist. Zweiachsige einfache Fenster.
Der einfacheren Südseite fehlt das zweite Portal, infolgedessen sind auch die
Streben einfacher gebildet und erheben sich nicht über den Saum des Daches. Der
mit einem Satteldach eingedeckte südliche Seitenchor zeigt einen dreiseitigen Chor-
abschluss und kleine Streben.
Im Inneren ist zunächst die Turmvorhalle durch eine Backsteinmauer gegen
das Langhaus abgeschlossen, ebenso die nördliche Chorkammer, die südliche ist durch
einen Bretterverschlag abgetrennt. Die Vorhalle zeigt über dem nördlichen und süd-
lichen Spitzbogen je eine fünfachsige Blende mit drei Vierpässen. Das ursprünglich
darüber aufsitzende Klostergewölbe ist herausgeschlagen.
Das Langhaus ruht auf fünf Pfeilerpaaren mit abgefasstcn Kanten, denen
nach Norden und Süden je ein Dienst vortreten, ohne Kapital, mit einfacher Basis,
nur die beiden Vierungspfeiler sind reicher gegliedert. Die Arkaden sind einfach,
aber wirkungsvoll profiliert. Die Scheidemauem sind durch Horizontallisenen belebt,
über denen sich hohe zweiachsige Fenster erheben, die zur Hälfte versetzt und als
Blenden behandelt sind. Mit Ausnahme des vierten Pfeilerpaares von Westen aus
laufen neben dem alten Dienst von den skulptierten Blattkapitälen an junge Dienste
bis zu der Horizontallisene hinab. Einfache skulptierte Schlufssteine, in der Vierung
eine Radrosette.
In den Seitenschiffen ruhen die Rippen mit reich skulptierten Blattkapitälen Seitenschiffe
auf Diensten, unter den zweiachsigen Fenstern der Aussenmauern befinden sich im
Flachbogen geschlossene Blenden. Die Schlufssteine sind ähnlich wie an der Willi-
brordikirche zu Wesel mit vierstrahligen Rosetten verziert. Das Querschiff mit
seinen vier quadratischen Kreuzjochen zeigt in beiden Querarmen nach Westen je
eine grosse fünfachsige Blende, ähnlich der in der Turmvorhalle, im Masswerk mit zwei
Vierpässen und einem Dreipass, nach Osten im nördlichen Querraum eine einfache,
im südlichen eine dreiachsige Blende. In den Ecken sind wie an den Vierungspfeilern
Dreiviertelssäulchen herabgeführt, die mit Blattkapitälen abschliessen, die Vierung
selbst ist von Chor und Langhaus durch Gurte getrennt.
Im Chor B, dessen Abschluss durch fünf zweiachsige, in der Mitte geschlossene
und an den Schlufsstellen mit Nasen verzierte Fenster mit Fischblasenmasswerk erleuch-
Langhaus
Chor
i83
24 DUISBURG
tet ist, ruhen die Rippen mit leicht und zierlich skulptierten, stark unterarbeiteten Blalt-
kapitalcn auf einem alten und zwei jungen Diensten. An dem mittleren Halbpfeiler-
paar im Chorhaus schliessen diese in der Höhe der als Fortsetzung der Sohlbänke
im Chor herumgeführten Horizotitallisene mit einer reich skulptierten Konsole ab, im
Norden nur ornamental, im Süden mit einer hockenden menschlichen Figur in Blatt-
werk. An der Südseite und im Churabschluss, nicht an der Nordseite, unter den
Fenstern grosse mit Flachbogen abgeschlossene Blenden mit Stabwerkeinfassung. Die
dreiachsigen Fenster der beiden Joche des Chorhauses sind zur unteren Hälfte als
Blenden behandelt.
X Das südliche Seitenchörchen D zeigt einen drei-seitigen Abschluss. Um in-
dessen durch eine Thür eine Verbindung mit dem Chor zu ermöglichen, ist hier ein
kurzer vierseitiger Pfeiler aufgeführt und durch ein un regelmässiges Pendentif ein
kleiner Anbau geschaffen worden. Die Rippen ruhen auf einem alten und zwei jungen
Diensten, die am Chor-
abschluss heruntergeführt
sind, an der Südseite an
der Horizontallisene un-
vermittelt abbrechen, wah-
rend sie an der Nordseite
auf ausserordentlich reich
ausgestalteten Konsolen
ruhen (Fig. 6). Unter der
Deckplatte ein dreigeteiltes
Blattkapital mit mensch-
lichen Figürchen, Sirenen,
zu Unterst der kurze Stumpf
■" ~ eines Dienstes, der mit ei-
nem verzerrten Menschen-
kopf als Konsole abschltessL
Das nördliche Seitenchör-
ri, 6. Ddiburg. Deuiu .u. d« s.iT.i«kiKi». ^hen C ist abgeschlossen
und dient als Heizkammer.
Einfaches Sakramentshäuschen von Sandstein an der Nordseite des Chores,
zwei Schränke, mit krabbenbesetztem Wimperg, Mitte des iS. Jh.
Reste des Chorgestühles, a. H. des i5. Jh., im Bildersturm von i6l3 ver-
stümmelt, nur die eine hintere elfsitzige Reihe erhalten, mit ganz einfachen Armlehnen,
oben und unten mit Säulen, die Krabben herausgeschlagen. Die Rückwand mit
übergebogenem Baldachin und einfacher Stabwerkgliederung. Die Wangenstücke ent-
hielten ehemals zu unterst eine Heiligenfigur in Hochrelief, zu oberst unter reich pro-
filiertem Eselsrücken eine solche in freier Figur, alles herausgeschlagen.
Renaissancekanzel von l664, sechsseitiges Gehäuse mit grossem Schalldeckel.
Taufstein des iS. Jh. aus grauem Granit, o,9o m hoch mit einem Durch-
messer von 1,12 m, sechsseitig, auf jeder Seite ein Dreipass mit au^epicktem Grund,
rundes Becken.
Zwei kupferne Kerzenhalter vom Anfang des i6. Jh. im Chor.
In der (jetzt flach gedeckten) Chorkammer (Sakristei) zwöli Holzfiguren,
interessante niederrheinische Schnitzereien vom Ende des iS. Jh., von dem Schul-
charakter der westfälischen, Kölnischen und Kalkarer Schule abweichend. Zunächst
184
Christus, 55 cm hoch, in der Linken die Weltkugel mit hohem Kreuz, die Rechte
segnend erhoben, mit kühn übergeworfenem Mantel. Sodann elf Apostel, 4o cm hoch,
mit ihren Symbolen, grosse gelockte Köpfe, starker, fast akademisch wirkender Falten-
wurf, durch den fast überall aufgenommenen Gewandzipfel etwas unruhig wirkend.
Weiss überpinselL
Wand- und Deckenmalereien (Bund, Kunstfunde in der Salvatorkirche ; v
Deutsches Kunstblatt i883, Nr. II, 12. — G. Humann in Kunst und Gewerbe I,
188S, Nr. I, und in der Zs. für christliche Kunst I, Sp. 261/62 mit Abb. u. Tafel).
Die Salvatorkirche ist in den ersten Jahrzehnten des 16. Jh. etwa gleichzeitig mit der
Wilübrordikirche zu Wesel (Kunstdenkmaler d. Kr. Rees S. i37) ausgemalt worden.
Erhalten sind die Figur d^ Salvators
auf einer Kappe des Chores, ein Christo-
phorus am nordwestlichen Vierungs-
pfeiler, Gestalten von grossem und
vornehmen Wurf (Photographien von
Risse Nachf. in Duisburg), sechs En-
getüguren mit Ornamenten und Spruch-
bändern auf den Gewölben des Lang-
schiffes (Abb. Zs. für christliche Kunst
I, Tafel i3) und eine aus dem Gottes-
lamm, den Evangelistensymbolen, eini-
gen Ornamenten und Überresten von
Engelfiguren bestehende Darstellung,
die das durch je zwei parallele, sich
kreuzende Rippen in neun Felder zer-
legte westliche Joch des nördlichen
Seitenschiffes schmückt Die Malereien
bieten gute omamentale Vorbilder.
Unter der Christoph orusfigur eine in-
teressante, mittelst der Schablone auf-
getragene Flachen Verzierung, ein gutes
Beispiel einer einfachen spätgothischen
Wandverkleidung (Fig. 7).
ZweiRokokokonsolen mit bär-
tigen Riesen, die eine Muschel tragen,
Holz, polychrom! ert.
Die Salvatorkirche enthalt eine Fülle steinerner und hölzerner Epitaphien
und Gedächtnistafeln, zum grossen Teil von Duisburger Gelehrten und Professoren,
für die niederrheinische Gelehrtengeschichte von Interesse.
I. Epitaph des Gerardus Mercator in einfacher Renaissanceeinrahmung in
schwarzem Holz mit dem Brustbild des Mercator mit langem weissen Bart, Globus
und Zirkel, darüber sein Wappen (Goldener Globus in rotem Felde).
Inschrift: D. o. M. s. gerardus mercator hic situs est juliacensium pro-
VINCIA ORIÜNDUS, NATUS RUPELMUNDAE FLANDRORUM A. D. MDXH V. MARTII, CAROLI
V, ROM. IMP. DOMESTICUS, GULIELMl PATRIS AC JOAN. GULIELMl FIL. CLIVENS. JULIAC.
ETC. DUCUM COSMOGRAPHUS, MATHEMATICORUM 5UI TEMPORIS F.\CILE PRINCEFS, QUI
GLOBIS ARTIFICIOSIS, RADIO, DIMEN51S COELUM AC TERRAM INTERIüS AC EXTERIUS,
QUA LICUIT, DEMONSTRAVIT, A VARIA DOCTRINA, THEOLOGIA IMPRIMIS LAUDATUS,
i85
1
26
DUISBURG
SaWator«
kirche
Epitaph
Claubergs
Weiter«
Epitaphien
PIETATE, VIRTUTE, INTEGRITATE VITAE MORUMQUE COMITATE DEO ET HOMINIBUS
CHARUS. UXORES BINAS HABUIT, QUARUM PRIOR BARBARA SCHELLEKENS LOVANIENSIS,
FAEMINA LECTISSIMA, PROPE MARITUM SEPULTA, IPSI TRES FILIOS TOTIDEMQUE FILIAS
PEPERIT, EX POSTERIORE VERO GERTRUDA VIRLINGS NULLOS LIBEROS SUSCEPIT. AN.
MDLII LOVANIO TEUTOBURGUM UNA CUM FAEMINA HABITATUM VENIT, UBI AN. MDXCIV
II. DECEMB. OBIIT AETATIS LXXXII.
Darunter:
AD LECTOREM: QUISQUIS ADES METUIS, NE FORTE SEPULTO
SIT MERCATORI TANTULA TERRA GRAVIS.
OMNIS TERRA VIRO LEVIS EST, QUI TOTA QUOD USQUAM
TERRARUM EST HUMERIS PONDERA GESSIT ATLAS.
MEMORIAE ET GRATITUDINIS ERGO HAEREDES HOC MONUMENTUM POSUERE.
Vgl. WiTHOF, Intelligenz - Zettel i74i, Nr. i8, 28. — Köln, Stadtarchiv, Museum
Alfterianum XLVII, Bl. 84.
2. Epitaph des Johannes Clauberg, Pendant zu dem eben genannten, mit dem
Brustbilde des Verstorbenen und seinem Wappen.
Inschrift: D. M. v. CL. JOH. claubergi soling. mont. s. s. theol. et phil. d.
CELEBERRIMI, ACADEMIAE DUISBURG. IN CLIVIS AUSPICIIS SER. ELECT. BRANDENB.
ERECTÄE RECT. ET PROF. PRIMI ET PRIMARII, PflRSPICACIA INGENII, ERUDITIONIS SOLI-
DITATE, DEXTERITATE DOCENDI OMNIBUSQUE VIRTUTUM EXPERIMENTIS ORNATISSIMI,
NATI MDCXXII M. FEBR. D. XXIV., DENATI MDCLXV M. JAN. D. XXXI., BENE PER OMNIA
DE SP MERITI SIBI ET SUIS POSTERISQUE FORUM VIDUA MAESTISSIMA CATHARINA MER-
CATORIS, MAONI ILLIUS GERHARDI MERCATORIS EX PRONEPTE FILIA, PIETATE ERGA
CONIUGEM OPTIMUM. H. M. P. C.
Darunter:
MYSTA DEO, SOPHIAE STATOR, VIRTUTIBUS ATLAS,
GLORIA DUISBURGO, SOLQUE SCLINGA TUUS,
AD SUPEROS ABIENS CLAUBERGIUS HUIC DEDIT URNAE
EXUVIAS, FACIEM MENS OVAT ANTE DEI.
HORA RUIT, TU LECTOR ABI ET MEDITARE AETERNITATEM.
Weiterhin die Epitaphien der folgenden Persönlichkeiten:
Im südlichen Seitenschiff:
3. Friedrich Wilhelm von Rohsen, Erbherr auf Parchmien, Oberstlieutenant zu
Fuss, t 16. Juni i7o2.
4. Joh. Vleugels, Oberstlieutenant, t 1 3. Juni i7o2.
5. Paul Heinrich von Hertzberg, Hauptmann, f 3o. Juni i7o2.
An der Westmauer des Mittelschiffes:
6. Luffried Schlegtendal, Candidat der Rechte, t i- Dec. i7o2.
7. Arnold Adolph von Momm, Rat des Fürsten zu Sachsen - Meiningen,
t i9. Aug. 1728.
8. Heinrich Jakob Conte, Dr. der Medizin, t 24. Mai i7o7.
9. Clemens Berg, Prof. der Moral und Politik, t 2. Aug. i7o8.
10. Frau Anna Caterina von Falbrück, f 9. April i7o7.
1 1. Christoph Friedrich Crellius, Prof. der Theologie u. Philosophie, t 29. April 1 7oo.
In der Turmvorhalle:
12. Wilhelm Crusius, Prof. jur. et phil., t 25. Okt. i7oo.
i3. Richard von Raesfeld, Richter zu Ruhrort, t i9. Dec. i7o6.
i4. Clarilia (so) Juliana von Bohwinckell, t i9. Okt. i7o2.
iS. Johan Wilhelm Barbeck, t i3. Dec. i725.
16. Heinrich Christian de Hennin, Dr. med., t 21. Juli i7o4.
186
DUISBURG 27
Im nördlichen Seitenschiff: SaUator-
k i f c h c
1 7. Adrian Ludolph a Becker, Prof. der Mathematik u. Philosophie, 1 1 2. März 1 7o4.
18. Georg Hermann von Bergen, t 8. Nov. i7oo.
i9. Melchior Schöne, t 22. März i7o3.
20. Johan Dietherich Holtman, t 24. Dec. i64o.
21. Maria Wolff, geb. von Lintzenig, t 29. April i69i.
22. Agnes Johanna von Hennin, t 21. Dec. i6o3.
23. Everwin Sluiter, t 28. Dec. i69i.
Eine Reihe der Epitaphien, auch mehrere nicht erhaltene, in Abschrift in der
V. DoRTH sehen Inschriftensammlung auf der Fahnenburg S. 387, 4o4, 4o5.
WiTHOF erwähnt noch weitere Inschriften. Zur Erinnerung an den misslungenen Verschwundene
Inschrittea
Uberrumpelungsversuch des Erzbischofs Dietrich am 12. März i445 (Intelligenz -Zettel
i74o, Nr. 4o) an der Thür der Sakristei:
M, QUOQUE BIS DUO C, QUATER X, SIMUL VqUE RESOLVE,
GREGORII FESTO, SEMPER DUYSBORCH MEMOR ESTO;
PRAESUL AGRIPPINAE TUUS HOSTIS TUNC INOPINE
IN TUA FOSSATA MURUMQUE PER APPODIATA
NOCTURNIS HORIS VINCERE TE STUDUIT.
SED SALV ATORIS PRAESENS TUM DEXTERA FUIT
TRISTEQUE TULIT ONUS DE TE TUUS IPSE PATRONUS.
Zur Erinnerung an den Brand des Turmes vom 22. März i467 befand sich eben-
daselbst die Inschrift (Intelligenz - Zettel i74o, Nr. 4o):
M. C. QUATERNO, DECIES SEX, SEPT. SIMUL ANNO
FESTO PALMARUM MEDIO NOCTISQUE TUARUM
EN CAMPANARUM TURRIS SIMUL ATQUE NOLARUM
SONI TURBANTUR, AST IGNI SIMUL NICHILANTUR
NEGLECTU VIGILIS; CUR DUYSBORCH PRAESTO MEMOR SIS:
NE TUA COMMITTAS TEMULENTIS (go) ATQUE LIGURIS,
NE PEREANT RURSUS TIBI CAMPANAE, QUOQUE TURRIS.
Ambrosius Moer bringt in seiner
Chronik (Berlin, Cod. 578, Bl. 5«) eine INCOLE<::V3-*PlAs-MSOö7nTI^NTIV
höchst merkwürdige Inschrift als vetusta
lapis inscriptio Duisburgi iuxta foros ex- HVSEllTIWTHELOhEV- DISP6II- «P
trinsecus pariete inserta und giebt die fol- /NNI-CCtA-?PK?01MS- HELE-feS 'OB
gende Lesung dazu: Incolae cum terris et SE(5i^-1^^-/Vr'|/\ciVIPI-A\R0l-M.L0
E-C3-/NI|(!^P-EIsHECSRA-XE5S/!TPIB-V
preter nundinas celebres, obsequuntur enim FEIKRIAPRISnOK/NI' VILtREPbVMA
ad munimen civitatis in muro et vallo.
Est quidem antiquitus eis haec gratia concessa, temporibus vero Henrici iraperatoris
et christiani villa renovata.
WiTHOF (Intelligenz - Zettel i74o, Nr. XX) giebt ebenso ,die Inscription, die vor-
mals über der Thür der grossen Salvator- Kirchen nach Süden oder der Mittags -Seiten
soll eingemauret, von dannen aber hemachmals nach dem Rahthause gebracht seyn*.
Glocken. Die grössere mit schöner breiter barocker Kante. Inschrift: alexius Glocken
ET PETRUS PETIT ME FUDERUNT ANNO l765.
Die kleinere von i467 mit der Relieffigur der Madonna und der h. Katharina.
Inschrift: anno domini mcccclxvii. katerina heit ich, johan van dorpmunde
GOET MICH. D£0 GRATIAS.
l87
mansionibus attincntium Husel non dant
theloneum Dispergii per anni circulum
28
DUISBURG
Kreuibrüder
kon vent
Nonnen-
kloster
Kloster
Düsseren
Stadt-
be festigunge
Älteste Stadt
Erweiterung
Verschwundene Klosteranlagen:
KREUZBRÜDERKONVENT VALLIS S. PETRI. Borheck S. 57. —
C. R. Hermans, Annales canon. regul. S. Augustini ord. s. crucis, Herzogenbusch
i852, III, S. i64, 194,545.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 63 Urkunden von
i42o — 1783. — Florilegium aus verschiedenen Kirchenvätern als Regelbuch zusammen-
gestellt von Thomas Dornberg, i5.Jh.
Das Kloster war ursprünglich mit Franziskanern vom 3. Orden besetzt und wurde
i498 von den Kreuzbrüdem eingenommen (Xanten, Stiftsarchiv, Pels, Sammelband I,
Bl. 354. — WiTHOF, Intelligenz -Zettel i74o, Nr. 4i. — Wassenberg, B1. i83*>).
NONNENKLOSTER MONS S. ELISABETHAE. Ein Franziskanessen-
konvent von der 3. Regel des h. Franziskus schon i4i9 erwähnt (Mitteilungen aus
dem Stadtarchiv von Köln XVI, S. loi, Nr. 9335). Vgl. ausführlich Borheck im Archiv
für die Geschichte des deutschen Niederrheins I, S. 254.
KLOSTER DÜSSEREN, Borheck S. 34.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: i55 Urkunden von
1234 — 1784. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 73.
Als adeliges Frauenkloster des Cistercienserordens, genannt Via Coeli, im Duis-
burger Walde 1234 von dem Bürger Alexander Tacke gegründet und von Erzbischof
Heinrich von Molenark bestätigt. Vgl. Teschenmacher p. i88. — Withof, Intelli-
genz-Zettel i74o, Nr. 27. — Köln, Stadtarchiv, Museum Alfterianum LXVI, Bl. i68.
— Xanten, Stiftsarchiv, Pels, Sammelbd. I, Bi. 358; I243 an die Ruhr verlegt.
STADTBEFESTIGUNGEN. Die älteste Stadt, io65 noch curtis Tusburch
(Lacomblet, U B. I, Nr. 2o5), 1 129 regia villa (Lacomblet I, Nr. 3o5) genannt, hatte
sich um Pfalz und Königshof gebildet. Die Ansiedelung wurde von den deutschen
Königen gefördert. Im J. Ii45 bestätigt König Konrad III. domos sive edificationes,
quas circa palatium et curiam regalem sive supra forum locaverant . . . ut et idem
locus Duisburg ab habitatoribus ipsius tanto studiosius coleretur et nobis ibidem cu-
riam habentibus, principibus et familiaribus nostris ceu in aliis locis regalibus fieri solet,
aptiora hospitia invenirentur (Lacomblet, U B. I, Nr. 353). Die WEYMANNsche und
die MoERsche Chroniken geben die Notiz wieder, setzen aber zu curia regalis hinzu:
up der borgh. Diese älteste Ansiedelung mit ihrer ovalen Einfassung ist noch auf
den älteren Stadtplänen (s. o. S. i4, Nr. i u. 2) deutlich erkennbar. Urkunden von
1280 und i29o erwähnen diversas structuras in oppido predicto vel circa forum vel
atrium (Kleine, Diplomata Nr. S, i4).
Von der i. H. des i5. bis in die ersten Jahrzehnte des 16. Jh. wurde dann der
en^'eiterte Mauerring der inzwischen bedeutend angewachsenen Stadt verstärkt und neu
ausgebaut. Ambr. Moer Bl. ii*>: A. d. i439 angefangen zu bawen den Muller tom in
der statt mauern. Wassenberg Bl. 188*: A. d. i5o4 wart der Suedentom ende dat
stormhuis onser Liever Vrouwen binnen Duisborch gans nie gespart ende mit nien
leien gedeckt. Bl. 200»: A. d. i5o9 waert der toem in der stadtmuren bi den Minre-
broederen nie gespart ende gedeckt ende afgereit, dair eirst gein gespaert op en stonde.
In diesem Zustande zeigt die zweite Stadtbefestigung der Plan bei Braun u.
HoGENBERG (s. o. Nr. I ) mit vier Doppelthoren, Aussen- und Innenthor durch Parallel-
mauern verbunden, und 28 Türmen; die Mauer, ähnlich wie Neuss, innen mit grossen
rundbogigen Entlastungsblenden, die den Laufgang tragen. Im 16. Jh. befanden sich
an der Rheinseite an den Mauern noch die eisernen Ringe, in denen die Taue der
18S
DUISBURG
29
hier anlegenden Handelsschiffe befestigt wurden (B. Mollerus, Rheni a primis fon-
tibus ad oceanum Germanicum descriptio, Köln i596, V, p. 208).
UNIVERSITÄT. Joannes Raveni, Academia quae est Duisburgi Clivorum Universität
dedicata anno i655, Duisburg i656. — Th. v. Mörner, Die Universität Duisburg, Littcr«tur
vornehmlich zur Zeit ihres Stifters: Zs. für preussische Geschichte V, S. 542. — Kurz-
gefasste Nachricht, wie die Kgl. Universität zu Duisburg das 100 jähr. Andenken ihrer
Stiftung gefeiert habent Duisburgische Adresse- u. Intelligenz-Zettel i755, Nr. 47 — 5o.
— Werner Hesse, Beitr. zur Gesch. der früheren Universität Duisburg, Duisburg i879.
Dazu C. Krafft in den Theologischen Arbeiten des Rheinisch -Westfälischen Prediger-
vereins IV, S. 128. — Zur Geschichte der Universität Duisburg: Materialien zur geist-
lichen und weltlichen Statistik des niederrheinischen und westfälischen Kreises, Erlangen
i78i, I, II, S. 395. — Martinus Hundius, Christliche Erinnerung bey feyerlicher
Inauguration und Einweyhung der löblichen Universität Duisburg im Fürstenthumb
Cleve, Duisburg i655. — C. Krafft in den Theologischen Arbeiten VIII, S. 181.
Vgl. die Instruktionen vom 4. Oktober i555 bei Lossen, Briefe von Andreas Masius,
Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde II, S. 218, und das
Register daselbst unter Duisburg.
Herzog Wilhelm der Reiche hatte schon in den fünfziger Jahren des 16. Jh. Geschichte
den Entschluss gefasst, in Duisburg eine Universität zu gründen (Teschenmacher,
Ann. p. i5i. — Withof, Intelligenz -Zettel I74i, Nr. i5) — und zu diesem Zwecke
von Papst Pius IV. eine Bulle vom 10. April 1S62 erwirkt (Lacomblet, U B. IV,
Nr. 564. — Lacomblet, Archiv V, S. 266). aber erst nach einem Jahrhundert kam
der Plan zur Durchführung. Unter dem grossen Kurfürsten ward vom 4. — 14. Okt.
l655 durch den Fürsten Moritz von Nassau die Universität feierlich eingeweiht, nach-
dem schon i65i der erste Rektor Johann Clauberg (Epitaph s. o. S. 26) die Vor-
lesungen begonnen hatte (Teschenmacher, Cod. dipl. Nr. i9 — 22. — Ludw. Driesen,
Leben des Fürsten Johann Moritz von Nassau-Siegen S. i83). — Im J. i659 (Wit-
hof i74i, Nr. 36) wurde das sogen, kleine Auditorium hinter der Salvatorkirche zum
Gebrauch der Universität eingerichtet, 166 7 das grosse Auditorium, der eigentliche
Universitätsbau in der Beeckstrasse, das ursprüngliche Katharinenkloster, eingeweiht
und mit folgender Inschrift versehen: academia duisburgensis. natura multos
FECIT lUDICES, PAUCOS ARTIFICES. ANNO CHRISTI l667 (WiTHOF l74l, ,Nr. 4o). Die
Kirche ward zum Hörsaale eingerichtet, hinter diesem befand sich ein Zimmer für
den akademischen Senat, das mit der Bibliothek in Verbindung stand. Das der Uni-
versität gehörige grosse und kleine dritte Ordenshaus diente als Professorenwohnung.
Am 18. Okt. 18 18 wurde die Universität, die nur noch drei Professoren zählte, Aufhebung
aufgehoben, ihre Bibliothek der neugegründeten Universität zu Bonn überwiesen. Im
Juli i89o sind die letzten Reste des Universitätsgebäudes in der Universitätsstrasse,
die zuletzt als Packhaus eines Kolonialwarengeschäftes gedient hatten, abgebrochen
worden.
ROKOKO-WOHNHAUS Beeckstrasse 21, von verputztem Backstein, zwei- Wohnhaus
stöckiger stattlicher Bau, die Fenster in Rokokoeinrahmung, über dem Portal ein
Relief- Fass zwischen Reben. Jetziger Besitzer Herr August Majert. Die übrigen
älteren Wohnhäuser umgebaut und ohne architektonische Bedeutung.
SAMMLUNG VORGESCHICHTLICHER ALTERTÜMER im Gym- s.mmiung
nasium. Vgl. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins XXXVII, S. 61. — Gyninasial-
programm 1881. Vgl. oben S. i4.
i89
KREIS
MÜLHEIM A. D. RUHR
BROICH.
SCHLOSS. Kremer, Akademische Beiträge zur Jülich-Bergischen Geschichte,
I. Geschichte der Grafen und Herren von Limburg an der Lenne und an der Ruhr,
Mannheim i776. — v. Mülmann, Statistik I, S. 437. — H. A. v. Kamp, Das Schloss
und die Herrschaft Broich, Mülheim i85i. — Klanke u. Richter, Geschichte der
bergischen Unterherrschaft Broich sowie der Stadt Mülheim a. d. Ruhr, Mülheim i89i.
— H. Kühne, Schloss Broich un sin Vöartid, Mülheim i876. — Kurze Präliminar-
Information, ob die Lehnherrschaft . . . Bruch der Natur sei, dass die Tochter . . .
derselben i^hig, i674. Vgl. Lünig, Bibliotheca deductionum I, p. 232. — Über die
Succession in der Herrschaft, nach Aussterben des gräfl. Falkensteinischen Hauses:
T. U. V. Gramer, Wetzlarische Nebenstunden, Teil LXXXIH. S. 20, 4i. — Protokoll,
was sich am 5. Okt. bis 10. Okt. i598 bei der Belagerung von Broich zugetragen: Berg.
Zs. XXni, S. i78. — Vergleiche von 1661, i778 und i787: D. A. C. Borhecks Bibl.
für die Geschichte, Erdkunde etc. des niederrhein. Deutschlands!, 1801, Nr. 9 — 11.
— J. J. Lenzen, Beyträge zur Statistik des Grossherzogtums Berg, Düsseldorf 1802, I,
S. 48. — Barsch, Eiflia illustrata I, S. 2 25, 389. — Mertens, Geschieh tl. Nachrich-
ten bei Martin, Wegweiser Düsseldorf S. 92. — v. Ledebur, Allgem. Archiv S. 8. —
V. Steinen, Westfäl. Geschichte HI, S. 79o. — Rive, Über das Bauemgüten^^esen,
Köln 1824, I, S. 3Si. — L. Henrichs, Grenzstreitigkeit zwischen Duisburg und den
Herren von Broich im J. i58i: Nrh. G. i883, S. i3i.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 455 Urkunden von
i2 7o ab. — Die Litteralien und Akten mit reichen Nachrichten zur Geschichte der
Herren von Broich, Limburg, von Leiningen u. a. verzeichnet bei Ilgen, Rhein. Archiv
S. i38. Vgl. Klanke u. Richter S. 2o7 — 24 1. — Manualakten des Justizrats Keller
zu Hamm, i839 — i85i, mit reichen historischen Nachrichten, verlorenen Urkunden in
Abschriften u. s. w. (A. 95). Vgl. Lamprecht, Niederrhein. Urbarialien S. 4o.
Das Schloss war der Sitz der Herren von Broich, deren erster, Burchard, schon
im J. io93 erscheint. Der letzte Herr von Broich, Dietrich, starb kinderlos im J. i372,
ihm folgte Dietrich V. von Hohenlimburg, der Gemahl seiner einzigen Schwester
Lukard. Dieser trug i377 sein Schloss dem Grafen Wilhelm 11. von Berg zu Lehen
auf (Kremer, Akademische Beiträge II, S. i58. — Lünig, Corp. iur. feud. H, col. i325),
was Dietrich von Broich schon i369 gethan hatte (die Übernahme des Lehens ward
verhindert durch die von i368 — 1377 bestehende Verpßlndung des Hauses an den
Herzog Eduard von Geldern). Vgl. Lacomblet, U B. HI, Nr. 795.
Dietrich von Hohenlimburg scheint das Schloss erweitert und ihm den neuen
Palas angebaut zu haben: bei der Erbteilung im J. i4i3 erhält sein Sohn Wilhelm L
das obere (ältere) Haus mit dem Turm, Dietrich VI. das untere mit dem Steinhaus.
Die Herrschaft Broich blieb von i377 — i4o8 bergi.sches Lehen, Allod bis i432, von
i432 — 1443 klevisches Lehen, i443 — 1446 kölnisches und bergisches Allod, i446 bis
8
i93
Schloss
Litteratur
Hflndschriftl.
Quellen
Geschichte
Ältester Bau
Erweiterung
um 1400
34
KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR
Schlots
Eroberung
Plünderung
Erweiterung
im 17. Jh.
Letzte Besitzer
Beschreibung
Hochschloss
Thorbau
i478 zur Hälfte bergisches Lehen, zur Hälfte kölnisches Allod, von da an nur noch
bergisches Lehen (Klanke u. Richter S. 28).
Im J. i443 wurde das Schloss von dem Erzbischof Dietrich von Köln, Herzog
Gerhard IL von Jülich und Berg und dem Bischof von Lüttich erobert. Die beiden
Hauptgegner beschlossen das Schloss gemeinsam zu besitzen (Brosius, Annales Juliae,
Montiumque comitum II, p. 5i. — Kremer, Akademische Beiträge II, S. 66. —
Deutsche Städtechroniken XIII, S. 18S; XX, S. 66. — Lacomblet, U B. IV, S. 3oo.
— Hansen, Rheinland und Westfalen im i5. Jh. I, Nr. 4o5); im J. i444 jedoch schon
wurde bestimmt, der Erzbischof solle für gemeinsame Rechnung an dem Schloss
Broich und dessen Festungswerken 6000 Gulden verbauen. Im J. i446 erhielt die
alte Linie von Limburg das Schloss zurück. Die Bauten des Erzbischofs scheinen
sich nur auf die Befestigungen bezogen zu haben.
Nach dem Aussterben der Grafen von Limburg, deren Mannesstamm i5o8 mit
Johann IV. erlosch,, ging das Schloss über auf die von Dhaun, Grafen zu Falkenstein
und Herren zu Oberstein. Sowohl bei dem Plünderungszuge der Banden des Ad-
mirals Franz Mendoza durch das klevische Land im J. i598 wie im Laufe des dreissig-
jährigen Krieges hatte Broich schwer zu leiden (Em. van Meteren, Niderlendischer
Historien ander Theil, Amheim i634, Bl. 388^).
Wilhelm Wirich (1623 — 1682) erweiterte in den J. i644 — 1648 das Schloss zum
zweiten Male und baute das alte beschädigte Hochschloss gründlich um, von den
vier Türmen, die er erbaute, hat sich nur einer erhalten. Die Trümmer der alten
Hofkapelle Hess er abtragen.
Nachdem die Grafen von Dhaun -Falkenstein 1682 mit ihm ausgestorben, kam
das Schloss durch Vergleich mit den Lehensherren an die Grafen von Leiningen-
Heidesheim, deren letzter, Graf Christian Karl Reinhard, i766 starb und das Schloss
seiner ältesten Tochter Marie Louise Albertine, der Gemahlin des Prinzen und Land-
grafen Georg Wilhelm von Hessen - Darmstadt, hinterliess. Unter ihr wurden in den
Jahren i78o und i797 Erweiterungsbauten vorgenommen. Nach ihrem Tode war das
Schloss von 1 8 1 8 bis 1 834 Eigentum des Landgrafen Georg Karl von Hessen, Ende der
5oer Jahre ging es an Herrn Eduard Stöcker über, der auf dem Hochschloss sich ein
modernes Wohnhaus errichtete und sich noch jetzt im Besitz des Schlosses befindet.
Schloss Broich stellt nächst Schloss Kleve und Schloss Burg a. d. Wupper und
den linksrheinischen Wasserburgen die bedeutendste Hofburg am Niederrhein dar,
die den ganzen Bergrücken Mülheim gegenüber an der linken Seite der Ruhr mit
ihren weitgedehnten Anlagen beherrschte.
Der älteste Teil der Burg (im Grundriss Taf. I tiefschwarz) ist das im Osten,
hart am Abhang auf dem höchsten Teil des Hügels gelegene Hochschloss, das
freilich nur zum Teil erhalten ist. Zunächst der mächtige, einen Peripherie -Ausschnitt
darstellende Thorbau A, aus Bruchstein in starker Mörtelbettung (Kohlensandstein
der Flötzleerer) aufgerichtet, mit einer zwischen i,65 und i,4o m wechselnden Mauer-
stärke. An diesen Thorbau sind später unter Wilhelm Wirich zwei viereckige Türme
B und B angesetzt worden, gleichfalls aus Bruchstein, aber in kleinerer Schichtung von
horizontalen Platten und ohne einzubinden, nur einige grössere Blöcke wurden dem
Mittelbau eingefügt. Das ehemalige spitzbogige etwas vorspringende Portal ist noch
erkenntlich über dem neuen im Flachbogen geschlossenen Portal Wilhelm Wirichs,
Darüber die Inschrift: w. w. v. d. g. z. f. v. l. h. z. o. b. v. r. etc. a. i648 (Wil-
helm Wirich von Dhaun, Graf zu Falkenstein und Lottum, Herr zu Oberstein, Broich
und Reipolzkirchen). Nach der Ostseite wurde gleichzeitig der Trakt N angebaut.
i94
flB
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CO
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wahrend W die neue, erst von dem jetzigen Eigentümer errichtete Villa darstellt An
den Turm B wurde im iS.Jh. aus dunkelroten kleinen Ziegeln mit breiten Fugen ein
schmaler Ansatz angefügt. An der Südseite des Thorbaues erhob sich ursprünglich
ein mächtiger viereckiger Turm, jetzt abgebrochen und der Boden asphaltiert. Unter
dem Asphaltbelag ist das unterirdische Gewölbe noch erhalten, bestehend aus vier
durch Gurte getrennte Gratgewölbe, gestützt durch einen mächtigen Mittelpfeiler mit
Kämpfer. In einer Ecke führte ursprünglich eine Wendeltreppe in das Erdgeschoss
des Turmes. Der alte Bergfried (im Grundriss punktiert) stand in der Mitte des
Hofes, er war völlig rund, sehr stark und besass ein Kuppelgewölbe: seine Fundamente
wurden bei der Gartenanlage aufgedeckt. Das ganze Hochschloss wurde von einer
überaus starken Mauer umgeben, die zum Teil nach Osten zur Schildmauer erweitert Schild.»
ist und nach dem , Hagen' im Nordosten eine Höhe von 12 m besitzt Sie war mit einer
Abböschung aufgemauert, hinter ihr zog sich ein Graben hin. Da das Terrain sehr
kieshaltig ist und zu hoch liegt, konnte dieser schwerlich mit Wasser gefüllt werden
— er besass also wohl nur eine steile Escarpe und einen Pallisadenzaun. Die Schild-
mauer besitzt mit Tonnen eingewölbte kasematten artige Gelasse mit 1,60 m hohem
Eingang, nach aussen sich verengend, mit einer schmalen Schiefsscharte. Die Gewölbe
sind soi^fältig au^;emauert, in der Mauer befinden sich Fugen für vorzulegende Balken,
Von dem jetzt als Küche dienenden nördlichen Teil des Thorbaues A, an den die
Schildmauer direkt anstösst, zieht sich ein mannshoher i m breiter, 5 m langer Gang
nach aussen hin, eine alte Ausfallspforte, jetzt mit Ziegeln versetzt. Auf der Höhe
der Mauer läuft ein Laufgang mit einer steinernen Brüstung von 1 m Starke und
l9S
36
KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR
Palas
Ehemaliger
Thorbau
Schloss ursprünglich i,6o — i,8o m Höhe, bestimmt, den hölzernen Wehrgang aufzunehmen.
An der Südostseite zeigt die Ringmauer, hier nur i,So m stark, deren Kohlensandstein
durch den atmosphärischen Einfluss teilweise eine rote Färbung angenommen hat, eine
Bresche, die von der kölnisch -bergischen Belagerung herrührt. Das Mauerw'erk ergänzt
in feinem Weisskalkmörtel mit durchgesiebtem Sand und leichter Gypsbeimengung.
Der zweiten Bauperiode gehört der Palas F an, der an der Südseite des Aussen-
hofes erbaut wurde. Im Zusammenhang damit musste auch der Mauerring erweitert
und nach Süden, Osten und Westen eine zweite Mauer aufgeführt werden. Der Palas
gehört in seinen Fundamenten durchweg noch dem 1 4. Jh. an und ist aus Bruchsteinen
in dünner Lagerung aufgeführt. An der Ostecke wurde bei G, wo die Mauer i,7o m
dick ist und ein polygonaler Turm zur Flankenbestreichung angebracht war, bei dem
Umbau ein neuer chorartiger Abschluss angefügt Der Palas barg ursprünglich wahr-
scheinlich im Unter- wie im Oberstock die grossen durchgehenden Rittersäle, von
denen nur ein Teil des unteren erhalten ist, mit mächtigen Kreuzgewölben, mit scharf-
profilierten Rippen, durch Gurte getrennt, und einer stämmigen Rundsäule mit einfach
profiliertem Kapital in der Mitte. Der westliche Teil dieses Saales musste dem Neu-
bau der grossen Treppe zum Opfer fallen, die gleichzeitig mit dem in sehr schlechter
Technik aus Backstein mit Verputz angefügten Risalit H i797 von der Landgräfin von
Hessen -Darmstadt errichtet wurde. An der Stelle von H erhob sich früher ein Rund-
turm mit einer Wendeltreppe, ebenso führte in dem Erker J eine Wendeltreppe empor.
An dem halb abgefallenen Verputz des Giebels eine nicht mehr leserliche Inschrift.
Die grossen Fensteröffnungen des ersten Stockes sind durchweg erneuert. Der
Palas besitzt im oberen Geschoss i4 Achsen. Zwischen dem Palas und dem alten
Burgring, der hier 9 m hoch erhalten ist, wurde ein Bogengang errichtet von zw^ei
Rundbogen in Haustein mit Backsteinbalustrade. Ursprünglich erhob sich ein ähn-
licher Bogen auch am Palas selbst. Zwischen beiden schwebte die Wohnung des
Thorwarts (die Balkenlöcher noch in der Mauer erhalten). Der neue Mauerring um-
zog das ganze jetzige Burgterrain und ist an der Südöstseite noch erhalten, während
er an der Nord Westseite i644 erneut ward. Der Südosteckturm Q nach der Strasse zu
war als Wächterturm eingerichtet, zweistöckig über dem Unterbau, mit Wendeltreppe
zur Seite, mit steinernem Kamin — noch jetzt bis auf das Dach ziemlich erhalten.
Nach Südwesten auf der Höhe war ein höchst merkwürdiges Von^'erk errichtet, be-
stehend aus einem viereckigen Bau von zwei starken Rundtürmen flankiert und
einem angebauten Halbturm, die sogen. , Veränderung*, die dem Bahnhof Broich
weichen musste.
Die dritte Bauperiode unter Wilhelm Wirich brachte eine abermalige Erweite-
rung des Burgterrains mit sich. Es ward der ganze grosse Vorhot, der »Viehhof*,
der jetzt von der neuen Strasse zum Bahnhof Broich durchschnitten wird, in den
Bereich des Schlosses einbezogen und mit einer weiteren Mauer umgeben, die in-
dessen nur 75 cm stark ist und einfache Schiefsscharten besitzt. Auch die ganze
Nord Westseite des alten Mauerringes wurde erneut. In der Nordwestecke wurde der
Schief hacke Ruudturm K, die ,Schief hacke*, aus Bruchsteinen errichtet, mit zwei Kuppelgewölben
von Backsteinen übereinander, nach innen geradlinig abgeschnitten. In der Mauer
im ,Küchengärtchen* daneben die Inschrift: anno i644 haben wir w[ilhelm] w[irich]
v[on] D[haun] G[raf] z[u] F[alkenstein] dise ganze seite durch gottes bey-
STANDT NEW AUS DEM FUNDAMENT HERAUS BIS OBEN ZU LASSEN UFMAUERN. GOTT
DER ALMACHTIGE WOLLE UNS WEITER SEINEN GOTTLICHEN SEGEN UND GEDEIEN VER-
LEIHEN. Die Mauer besitzt hier nur eine Stärke von 2,3 o m, ist an der Aussenseite
Vorhof und
Ringmauer
i96
MÜLHEIM A. D. RUHR
37
oben abgeschrägt und hat eine Brustwehr von 1,20 m oberer Breite. Der Schloss- Schioss
hof wurde mit Kaien gepflastert mit einzelnen Querbändern von sorgfältig mit dem
Hammer gerichteten Pflastersteinen. Gleichzeitig wurde der Thorbau des alten Hoch-
schlosses renoviert und mit den beiden Ecktürmen versehen. Der äussere südliche
Mauerring erhielt zugleich einen neuen Thorbau P, ' ein einfaches zweistöckiges Ge-
bäude, der Unterbau aus groben Kohlensandsteinbruchsteinen in gelblicher Mörtel-
bettung, der Oberbau in Backstein erneut Die Durchfahrt ist mit zwei flachen Grat-
gewölben und breiten Gurten eingedeckt. An der Aussenseite ein altes fragmentiertes
Eichenbohlenthor mit Eisenbändem und Nagelkuppen erhalten.
Das im Südwest an den Palas angebaute Gebäude L wurde wohl auch schon'
unter Wilhelm Wirich errichtet, dann von den Leiningen ausgebaut und endlich von
der Landgräfin von Hessen -Darmstadt restauriert. Es ist ein imregelmässiger Trakt
mit gebrochenen Mansardendächem, nach Osten mit einem Halbrund, darin das
Wappen von Hessen -Darmstadt (von i78o). An der äussersten Südwestecke erhebt
sich ein mit einer kegelförmigen Haube gedeckter Rundturm.
Im Besitz des Herrn Stöcker: Porträts von Wilhelm Wirich von Dhaun, Graf
zu Falkenstein (161 3 — 1682); Carl Alexander von Dhaun, Graf zu Falkenstein (1623
bis i659); Anna Elisabeth, Gräfin von Broich, Gräfin von Waldeck, Gemahlin des Wil-
helm Wirich (t 29. Mai i647); Johanna Magdalena, Gräfin zu Leiningen und Dax-
burg, geborene Gräfin zu Hanau — durchweg Gemälde oder Kopien von / A, Bartels,
Bauten
des 18. Jh.
Porträts
MÜLHEIM A. D. RUHR.
J. J. Lenzen, Bey träge zur Statistik des Grossherzogtums Berg, Düsseldorf 1802,
S. 29. — Borheck, Bibliothek für die Geschichte des Niederrheins 1801, S. 38, 42,
45, 101,125. — J. A, Engels, Denkwürdigkeiten der Natur und Kunst ... in den
niederrheinisch - westfälischen Provinzen, Werden 181 7. — G. Zietzschmann, Die Ent-
wicklung des höheren Schulwesens der Stadt Mülheim a. d. Ruhr i835 — 1885: Pro-
gramm des Realgymnasiums i885. — H. A. v. Kamp, Das Schloss und die Herrschaft
Broich S. 38, 58, 100, io7, i9i, 206, 22?. — Klanke u. Richter, Geschichte der
bergischen Unterherrschaft Broich, sowie der Stadt Mülheim a. d. Ruhr, Mülheim i89i.
— Lacomblet, Archiv I, S. 211, 24o, 296. — Benzenberg, Über Provinzialverfassung
I, S. II. — V. MüLMANN, Statistik I, S. 437. — Die Kanalisation der Ruhr (geschicht-
lich): Rheinisch -Westfäl. Zeitung 1 5. Juli 1 887.
Ansichten: i. Prospekt des Schlosses Bruch und Mühlheim sambt der gegend,
18. Jh., aus der Vogelperspektive (Nachbildung bei v. Kamp und Klanke -Richter).
2. Stich in Punktiermanier, koloriert, vom Ende des 18. Jh., Ansicht von der
Ruhr auf die Stadt und Broich, 47,5 x 33 cm.
3. Stich bei J. A. Engels.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. nativitatis b. M. v.). Binterim u.
Mooren, E. K. II, S. 12. — W. Wolff, Geschichtliche Entwicklung der katholischen
Gemeinde in Mülheim an der Ruhr, herausgegeben von J. Erkelenz, Mülheim 1 880.
— H. A. V. Kamp, S. 38. — Klanke -Richter S. 242, TilZ,
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 9 Urkunden von i4i9 — i5o6, Kauf-
briefe der Grafen von Limburg- Styrum, Kopien betr. Styrum i593 — 1766 (Ilgen,
Rhein. Archiv S. i77).
LiUeralur
Ansichten
Kathol.
Pfarrkirche
Handschriftl.
Quellen
i97
KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR
I. Rubr. EnintelUcbc Phnknchc.
MÜLHEIM A. D. RÜHR 39
Die alte Kirche, an deren Stelle die jetzige grosse evangelische Kirche steht, wurde KathoL
- _ - . . .11,.,^ «.1 Pfarrkirche
nach i589 von den Reformierten eingenommen — ein katholischer Gottesdienst begann Geschichte
erst i763 wieder, die Kirche ward von i856 — 1872 als Erweiterungsbau aufgeführt
GRÖSSERE EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Herm. Richter, Grössere
e vangel
Kurze Chronik der evangelisch -lutherischen Gemeinde zu Mülheim a. d. Ruhr, Mül- Pfarrkirche
heim 1882. — Ein niederrheinisches Original, oder Leben des Pastor Joh. Peter Neu-
mann, Olpe 1866. — H. A. V. Kamp S. 38. — Klanke- Richter, S. 246, 296.
Handschrift!. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Nachrichten über Handschrifti.
Qaellen
das Patronat vom iS.Jh. bis i777. — Cession des Patronats an die reformierte Ge-
meinde 1662 (Unterherrschaft Styrum VI, 2).
Mülheim wird zuerst io93 genannt (Lacomblet, U B. I, Nr. 247). Die älteste Geschichte
Kirche auf dem ,Alten Hof* und ,Maurengut*, dem von Natur hierzu geschaffenen
erhöhten mittleren Hügel der Stadt errichtet, wird zuerst i38i erwähnt (Wulff S. ii).
Am Ende des 16. Jh. wurde sie von den zuerst i589 in Mülheim auftretenden Refor-
mierten eingenommen (Teschenmacher, Ann. eccl. p. 2o9, Berlin, Kgl. Bibl., Cod.
Boruss. 4®, 21). Noch i6o9 verteidigten sich in der Kirche die Spanier gegen den
niederländischen General de Marquette. In den J. i87o/7i wurde die Kirche gänz-
lich umgebaut durch Architekt Flügge in Essen.
Der dreischiffige Bau liegt auf einem hochgelegenen Kegel, der nach der ,Delle* Beschreibung
zu künstlich mit einer 4,So — 5 m hohen Mauer gestützt ist. Eine Treppe von zwölf,
zweimal acht und zweimal sechs Stufen führt zum Kirchplatze empor. An der Süd-
seite sind über die niedrige Seitenstrasse zwei breite steinerne Bogen gespannt, über
die die zweiten Stockwerke der hier anstossenden alten Häuser direkt zugänglich sind.
Von der Ecke der Bogen- und Kettwicherstrasse ist ein Durchgang nach dem Kirch-
hofe gebrochen, die »Mausefalle* genannt: der Eingang, vor dem früher die Landgräfin
von Hessen (s. o. S. 34) begrüsst zu werden pflegte.
Von der Kirche stammt der aus Bruchsteinen (Kohlensandstein) in unregel- Tum
massiger Schichtung mit mächtigen Eckquadem aufgeführte fünfstöckige Turm noch
aus dem iS.Jh. Das Untergeschoss, das einen neuen Sockel erhalten hat, enthält
das mit Hausteineinrahmung imd einem Backsteinkranz umgebene Westportal, das
zweite und dritte Geschoss — ein jedes mit schmaler Horizontallisene — sind etwas
eingerückt und mit kleinen spitzbogigen Fenstern mit abgeschrägten Gewänden ver-
sehen. Das oberste Stockwerk ist aus Backstein aufgesetzt, verputzt und hat nur zwei
grössere spitzbogige Öffnungen für den Glockenstuhl. Der aus Bruchsteinen erbaute
Chor gehört gleichfalls noch dem alten Bau an: er zeigt ein Sockelgesims, zweimal ^^^^
abgetreppte Streben, aber keinerlei Horizontallisenen. Im Chor ruhen die Rippen
ohne Kapitale auf Diensten. Die zweiachsigen Fenster sind im Norden und Süden
zur Hälfte versetzt. Ein Grundriss der Kirche von i76S in der Sakristei zeigt das
südliche Seitenschiff* im ersten Joch eingerückt und vier einfache Pfeilerpaare.
Grabsteine des am 3. Febr. i632 verstorbenen Dietrich von Lipperheide und Grabsteine
der am 29. Jan. i63i verstorbenen Mecheldt von Lipperheide mit Alliancewappen und
AhnenaufschwÖrungen.
KLEINERE EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Die Kirche war Kleinere
C V B R ff C 1
i658 als schlichter einschiffiger Bau errichtet worden (Richter S. 65 ausführlich — Pfurrkirciie
Alte Abb. von i765 in der Chorkammer). Über dem Eingang war das Broichsche
Wappen eingemauert, gehalten von zwei Putten, mit der Inschrift: Wilhelm wyrich
V. D. G. z. F. V. L. H. z. o. B. V. R. i6S5 (Wilhelm Wyrich von Dhaun, Graf zu Falken-
stein imd Limburg, Herr zu Oberstein, Broich und Reipholzkirchen). Die kleine
i99
4o KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR
Kleinere Glockc War von i6zi, die grosse von i694. Im J. 1881 durch einen lichten und ge-
pf.rrViteiie räumtgen Neubau von Augiai Harul ersetzt.
Betgiiclie HaiiKT Mülheim bezeichnet die äusserste nördliche Grenze des bergischen Hauses,
dessen Eigentümlichkeiten hier schon vollständig ausgebildet sind. Die Kennzeichen
sind vor allem Fachwerkbau, Schiefer Verkleidung, Vorkragimg des Oberstockes. Solche
altere Häuser Anden sich noch am Alten Markt: der Oberstock nur 3o — 4o cm vor-
, _^ _ gekragt mit einem schrägen
, ' " ^=- , _ ^ " . Balken, der Sockel verputzt,
'-■"■} "' ' .' ~ , - und beide Stockwerke mit
■ ' ■^ ---■',' -i querliegenden Schieferplat-
,, - ' -.-"■""'. ,■ - _ ten bekleidet In der Kett-
- ■ , , ' ,. ^ wiger- und der Bogenstrasse
finden sich noch einige mit
weit vorgekragtem Oberstock
auf Absteifungen von Quer-
balken. Besonders gut giebt
diesen Typus das Geburts-
haus Gerhard Tersteegens
wieder {Tainerstrasse Nr. 1 ),
wo der nur auf einer Seite
mit Schiefer Verkleidung ver-
sehene Oberstock nach bei-
den Seiten vorspringt Ausser-
dem Bacbstrasse 3 mit leicht
geschnitzten Bai ken und star-
kem aus schweren Bruchstei-
nen aufgeführten Unterbau;
vor dem Hause ein Vorplatz,
zu dem neun Stufen hinauf-
führen. Fachwerkhäuser mit
angestrichenen Balken, nur
an der Wettereeite geschie-
fert, finden sich in grösse-
rer Anzahl. An der Nord-
seite der grösseren Kirche
Fig. 10. Muihtim ■. d. Ruht. Die Hölle liegtdie , Hölle', ein schmaler,
kaum mannsbreiter Durch-
schlupf, zu dem fünfzehn Stufen vom Kirchhof hinabführen (Fig. 10); die anslossen-
den Hauser mit den vorgekraglen oberen Stockwerken sind für die Mülheimer Bauart
sehr charakteristisch.
SAARN.
GeMVni'.'h'e RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Die vierte der grossen
Funrte Grenzwehren zwischen Lippe und Ruhr setzt bei Saarn Über die Ruhr. An der
Westseite des Saamberges erscheint sie als tiefer Graben (Schneider, Kr. Duisburg
S. 7. — Ders., Neue Beiträge VH, S. 7. — Vgl. unter Slyrum und Walsum).
SAARN 4l
Im J. i87z wurde bei dem Bau der Mülheim -Kettwiger Zweigbahn ein wahr- i
scheinlich frankisches Graberfeld blossgelegt, in dem eine Reihe von Aschenumen
und ThongefUssen, sieben Lanzenspitzen, fünf Schwerter, ein Dolchmesser, ein Schild-
buckel u. s. w. entdeckt wurden (Esselen i. d. B. J. LIII, S. 3oo, — Rhein- und Ruhr-
zeitung i873, 3o. August).
Ehemalige CISTERCIENSERINNEN- ABTEI MARIA-SAAL.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 42 Urkunden von
I2z3— i69i, 8 aus dem i3., i3 aus dem i4., i9 aus dem i5. und i6. Jh. Vgl. Ilgen,
Rhein. Archiv S. 122.
Das Kloster wurde im J-i2i4 gegründet (Cron. mon. Camp. ed. Keussen:
Ann. h. V, N. XX, S. 2i9. — Jongelinus, Notitiae abbatiarum ordinis Cistertiensis II,
p. 5) und im J.1223 durch Papist Honorius III. bestätigt {Urk. i). Die Kirche stammt
aus der Zeit der Gründung und hat sich ohne Umbauten erhalten. Vgl. weiter
Lacomblet II, Nr. i75. — Sloet, Oork. Nr. Si3. — Berg. Zs. XIII, S. 228. Das
Kloster wurde 1808 säkularbiert (Klanke - Richter, Geschichte der Herrschaft Broich
S. 48), die Kirche dient jetzt als katholische Pfarrkirche.
Der Hauptteil der schlossartig an dem Abhang gelegenen Klostergebäude, die f
eine sehr grosse, weitläufige Anlage darstellten, ist noch erhalten und in die Tapeten-
fabrik NiederhofT (Besitzer Herr Kleinkamm) umgewandelt. Das aus zwei Trakten
bestehende schmucklose Äbtissinnen haus wurde im J. i729 von der Äbtissin Maria
Theresia von Reuschenberg errichtet. An dem nördlichen Giebel des einen Flügels
die Inschrift: die hochwOrdige hochwolgebohrne maria theeesia freiin von
42
KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR
Abtei
Maria<Saal
Kloster»
kirche
REUSCHENBERG ZU SILLIKUM DES FREIADLICHEN CLUSTERS ZU MARIA SAEL IN SAHRN
ABDissiN. Der Klosterhof fand nach Norden seinen Abschluss durch eine grosse
offene Durchfahrt und ein kleines Pförtchen. Die im Westen gelegenen langgezogenen
Wirtschaftsgebäude tragen die Zahl i755.
Ein Wohnhaus der Äbtissin mit der gleichen Inschrift, jetzt Wohnung des Herrn
Dr. Pankok, befindet sich im Ort.
Die der i. H. des i3. Jh. angehörende, im i8. Jh. umgebaute KLOSTER-
KIRCHE ist als katholische Pfarrkirche (tit. assumptionis b. Mariae v.) erhalten.
Der hochinteressante einschiffige romanische Bau, im Lichten 23,8 m lang, S^Z m
breit, ist aus Bruchsteinen aufgeführt und zeigt an den beiden Langseiten (Fig. ii)
eine einfache Gliederung durch Rundbogcfifries und breite, im iS.Jh. als Widerlager
verstärkte Vertikallisenen, das Chorhaus ist mit Ziegeln geflickt, der über dem Triumph-
bogen aufgeführte Giebel besteht aus Tuff. Der Grundriss (Fig. 1 2) zeigt eine sehr
-»—— I — t I
H 1 » 1-
fSl
*•
Fig. 12. Saarn. Grundriss der Klosterkirche.
Aliäre
auffallende scharfe Abtrennung des Chorhauses mit der anstossenden Apsis vom Lang-
haus. Die Apsis ist halbrund gewölbt und durch drei schmale rundbogige Fenster
erleuchtet (das mittelste vermauert). Das Chorhaus besitzt ein Gratgewölbe, in den
Ecken starke runde Dreiviertelssäulen mit hoher runder Basis und rundem Kapital mit
viereckiger Deckplatte, die Schildbögen zeigen einen Rundstab, nach Süden grosses
dreiachsiges Fenster, kleines altes Fenster nach Norden. Der breite Triumphbogen
zeigt eine reich gegliederte Basis mit zwei Wülsten und ein starkes Kämpferprofil. In
den zwei durch einen schmalen Gurt getrennten Kreuzjochen des Langhauses treten
die starken Rippen mit Hohlprofil weit hervor und ruhen in den Ecken auf starken
Dreiviertelssäulen, in der Mitte auf einer runden Konsole mit kurzem Dienststumpf.
Die Schildbögen mit Rundstäben, in den Langmauern je ein grosses spitzbogiges Fenster
mit abgeschrägten Gewänden und abfallenden Sohlbänken, nach Norden vermauert
Drei Rokokoaltäre aus der Mitte des 18. Jh., der Hochaltar mit grossem vom
Pelikan gekrönten Tabernakel. Auf den schräggestellten Seitenaltären die Holzfiguren
der hh. Joseph und Petrus — das ganze Ensemble mit der abschliessenden Kom-
munionbank nicht ungeschickt komponiert.
202
STYRUM
43
An der Nordseite des Chores ein romanisches Wandtabernakel von ganz ein- Kloster-
fachen Formen, durch die Seltenheit merkwürdig, mit schlichter Stabwerkeinfassung, T«bcriuikei
als oberer Abschluss ein Dreieck mit Kreis und Vierpass.
Hölzerner Kruzifixus, 8o cm hoch, vom Ende des i4. Jh., an den Christus Kru«fixuB
von Dinslaken (s. u. Taf. III) erinnernd, hagerer Körper mit überlangen, dürren Unter-
schenkeln, gekreuzten Füssen, die Knie zur Seite heraufgezogen, das Gewand die
Oberschenkel deckend.
Massige hölzerne Pieta, 9o cm hoch, um iSoo. Picu
Sitzbänke mit guten geschnitzten Rokokowangenstücken von i7S9. Sitzbänke
Schmiedeeiserner Kerzenhalter als Wandleuchter mit vergoldeten Guirlanden, Kenenhaiter.
treffliche Rokokoarbeit um i7So.
Kapelle von roter Seide aus dem i8. Jh. mit grossen eingewebten goldenen Paramcnte
und silbernen Blumen, mit alten Schnüren und Troddeln.
Kasel aus Lyoner Seidenbrokat, hellblau mit Silberblumen, mit dem Wappen
der Äbtissin von Reuschenberg und der Zahl i752.
Auf dem Speicher ein hübscher Rokokoaltar, darin eine 8o cm hohe Pieta Skulptur
vom Anfang des i6. Jh. in alter Polychromierung.
STYRUM.
GERMANISCHE UND RÖMISCHE ANLAGEN. J. Schneider, Kr.
Duisburg, S. 6. — Ders., Neue Beiträge VII, S. 7.
Die dritte der grossen römischen Grenzwehren des Kreises Duisburg, die von
Walsum (s.u.) über Sterkrade nach Süden führt, macht nördlich von Styrum eine scharfe
Schwenkung nach Westen. In der Entfernung von i^/^ km nördlich von Styrum
liegen an der Landwehr zwei Hügel, Schanzenknappen genannt, zum Teil abgegraben
(Schneider, Taf. I, Fig. 8). Nördlich von Styrum setzt an diese Grenzwehr eine
weitere an, die im Bogen das Mülheimer Land umschliesst, an Landermann vorüber-
führt, bei Saam die Ruhr zum ersten Male überschreitet und bei Altstaden auf die
letztgenannte Landwehr trifft (vgl. imter Saam und Walsum). Über die Römerstrasse
von Sterkrade nach Styrum vgl. Schneider S. 12. Über die weiteren Anlagen nach
Südosten vgl. Schneider, Lokal Untersuchungen über die Denkmäler des Altertums
im Kreise Essen: Neue Beiträge IV, i873.
SCHLOSS. Johannes a Beer-Schwort, Westphälisch -Adelich Stammbuch,
1624, S. 495, im Anhang zu Hobbeling, Beschreibung des Stifts Münster, Dortmund
i742. — Kremer, Akademische Beiträge, Mannheim i776, I. — H. A. v. Kamp,
Das Schloss und die Herrschaft Broich S. 29, 210. — J. Schmidt, Geographie und
Historie des Herzogtums Berg . . ., der Grafschaft Limburg . . ., Coesfeld i8o4. —
RiVE, Über das Bauemgüterwesen I, § i44. — Über die Limburg-Styrumsche Lehn-
kammer: J. U. V. Cramer, Wetzlarische Nebenstunden XI, Abh. 9; LXIX, Abh. 6,
§55. — V. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte II, S. 65i; III, S. 2o4.
— F. J. PiELER, Das Ruhrthal, Werl 1881, S. 322.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 260 Urkunden von
i323 — 1836. — Die Akten in 9 Abteilungen: i. Dynasten, Verfassung und Verwal-
tung; 2. Steuern und Geßllle; 3. Schulden der Herrschaft; 4. Marken, Jagd und
Fischerei; 5. Ruhrkribben, Mühlen, Bergwerke; 6. Patronats- und Kirchensachen;
Römische u.
Germanische
Anlagen
Schloss
Handschrifil.
Quellen
203
44 KREIS UOlHEIM A. D. RUHR
7. Verhältnis zu Broich; 8. Verhandlungen der Styrumer Mannkammer, darunter
3 Bande Lagerbücher mit den Belehnungen von i35o — 1694 {Nr. 295); 9. Goterwesen
der Herrschaft. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. i37, Lamprecht, Urbarialien S. 49.
Styrum wird zuerst io67 genannt (Lacomblet I, Nr. io7). Der Sitz, den die
Grafen von Styrum im i3. Jh. hier inne hatten, wird nur als Hofgut, curtis, bezeichnet
(Lacomblet, U B. II. Nr. 372; IV, Nr. 643, Urk. von 1200 und 12S1). Das Schloss
wurde 1289 von Eberhard I. von Limburg -Styrum, dem Sohne Dietrichs I. von Lim-
burg, dem Stifter der Limburger Linie, als einfache Kemenade errichtet Im i4. und
iS.Jh. wurde das Herrenhaus ausgebaut, endlich 16S8 durch den Grafen Hennann
Georg zu Limburg wiederum gründlich umgebaut, die Türme mit geschweiften Hauben,
ausserdem der ganze Bau mit einer neuen Ummauerung, mit Thorgebaude und Kapelle
versehen. Das Schloss verfiel im 1 8. Jh. unter den schwer verschuldeten Grafen von
Styrum und wurde i77S der Jesuitenmission vermacht; im J. iSo9 starb der letzte Graf
von Ijraburg- Styrum. Der jetzige Besitzer ist Herr August Thyssen in Styrum.
Ffi. 13. Schio» Styrum.
Der aus K oh lensandsteinbruchs leinen aufgeführte Palas (Fig. i3) besteht aus
einem Längstrakt und einem westlich anstossenden Seitentrakt. Der Haupttrakt ent-
hielt ursprünglich im ersten Stock den durchgehenden Rittersaal, jetzt verbaut. Vor
dem Haupttrakt ist 16S8 durch Hermann Georg Graf zu Limburg, ein sechsseitiger
dreistöckiger Treppen türm mit geschweifter sechsseitiger Schieferhaube aufgeRlhrt
worden. In dem Seitenflügel ist noch die alte Küche mit machtigem Kamin er-
halten. Der ganze Bau verputzt und mit modernen Fenstern.
An dem niedrigen mit Ziegeldach gedeckten einstöckigen Thorgebäude über der
flachgedeckten Durchfahrt die Zahl 16S8 und die Wappen des Grafen Hermann Georg
zu Limburg und seiner Gattin Maria Gräfin von Hoya (je vier Schilde).
Die im stumpfen Winkel anstossende flachgedeckte Kapelle (jetzt Wagenremise)
mit Balkendecke des 1 7. Jh. birgt die mit einer Ilachen Tonne überspannte Totengruft,
die durch eine Treppe in der Mitte der Kapelle zugängig ist. Reste von Holzsargen
und menschliche Gerippe sind pietätlos darin verstreut.
Siebenzig Schritt nach Westen von der Eingangsseite ist ein dreistöckiger Turm
mit geschieferter Haube und achtseitigem Aufsatz türmchen erhalten, an den wieder nach
Westen ein runder Treppenturm mit einer Wetterfahne angebaut ist, jeUt zur Gärtner-
wohnung dienend. Reste der alten Befestigungsmauer aus Bruchsteinen sind östlich von
dem Thorgebäude noch erhalten.
KREIS RUHRORT
BEECK
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Das Kirchspiel wird schon 1282 Evanffd.
genannt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Werden 57), die Pfarrkirche wird i3o6 durch Geschichte
Erzbischof Heinrich II. von Köln den Präbenden des Stifts Essen inkorporiert (Lacom-
BLET, ÜB. III, Nr. 44). Die Kirche im iS.Jh. erbaut.
Dreischiffige gothische Backsteinkirche, 26,60 m lang, 12,80 m breit, das Mittel- Beschreibung
schiff 6,60 m breit mit vierstöckigem ungegliederten Westturm und wenig betontem
Kreuzschiff, die Kreuzarme höher als die Seitenschiffe, aber niedriger als das Mittel-
schiff, nur im Süden um 1,10 m über das Seitenschiff vorstehend. Die fünf Pfeiler-
paare sind viereckig, an den Kanten abgefasst, die Rippen setzen mit polygonalen
Kapitälchen auf 3o cm langen dünnen Dreiviertelssäulchen auf, die Arkaden sind sehr
einfach profiliert, in den Scheidemauem Rundfenster. Im Chor ruhen die Rippen
mit polygonalen Kapitälchen auf herabgeführten Dreiviertelssäulchen, Flachbogen-
blenden unter den achsenlosen Fenstern. Der ganze Bau ist äusserst kahl, die Seiten-
schiffe erscheinen dürftig neben dem mächtigen Mittelschiff
Glocken. Die erste von i458 mit der Inschrift: sancta maria heit ich. Glocken
O REX GLORIAE CHRISTE VENI CUM FACE DELIS (für de Celis). HOMO |l| | FACTUS
EST ET VERBUM CARD FACTUM EST. JOHANN VAN DORPMUNDE GOET MYCH ANNO
DOMINI MCCCCLVIII.
Die zweite von i5oi mit der Inschrift: sancta maria vocor. gerardus de
WOU ME FECIT ANNO DOMINI MCCCCCI.
DINSLAKEN.
M. Merian, Topographia Westphaliae p. i9. — Teschenmacher, Ann. p. iSo.
— Hopp p. 49. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Kampen 1 7 85, p. 81. —
Westfälisches Magazin VII, S. i85, i94. — Scom, Clevisch - Märkische Gesetzessamm-
lungen I, S. i83, i84, 186, 2o9, 297. — Borheck, Bibliothek für die Geschichte des
niederrheinischen Deutschlands 1801, S. i9. — Endrulat, Niederrheinische Städte-
siegel Taf. III, 7. — Fr. Bird, Über die Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins,
Wesel 1826, S. 47. — Statistik des Kreises Duisburg S. 11. — v. Mülmann, Statistik I,
S. 4o8. — J. J. Sluyter i. d. Rhein. -Westfäl. Volkzzeitung 1888, Nr. 6. — Lacom-
blet, Archiv IV, S. 387.
Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv (jetzt im Staatsarchiv zu Düsseldorf):
i75 Urkunden von i342 — i7i7. — Kopiarium von Stadtrechten, Privilegien, Verord-
nungen, Stiftungsbriefen und Übertragungen von Dinslaken, i5. — 16. Jh., Pap. 4" (Reg.
166). — Real- und Pachtbuch der Stadt Dinslaken, mit aiphabet. Register der Ver-
pflichteten, Mitte des i7.Jh., Pap. fol. in Lederband (Reg. i67) — Kopiar der Stadt-
Litteratur
Handschriftl.
Quelltfn
2o7
48
KREIS RUHRORT
Handschriftl.
Quellen
Römische
Funde
K R t h o 1.
Pfarrkirche
Handschriftl.
Quellen
Geschichte
Beschreibung
Inneres
rechte und Privilegien, iS. — 18. Jh., 272 Bl., sehr sorgfältig geschrieben, in Holzband
(A. i96). Einzelne Urkunden aus dem Stadtarchiv im Sammelband des Jon. Ursinus
(t 1616) im Archiv der Kgl. Regierung zu Arnsberg (Crecelius i. d. Berg. Zs. XXIII,
S. i78). — Im Bürgermeistereiamt: Concepten aller brieven und cedeln, durch
mich Jacobum Edingium itzigen Secretarium der Stadt Dinsslaken publiciert und in
dise form bracht. Begonnen i585, Pap. fol., am Anfang kurze Stadtchronik des 16. Jh.
in Annalenform. — Protokollbücher von i587 — i7o8.
RÖMISCHE FUNDE. Bird S. 49 vermutet in dem Schlossberge eine rö-
mische Warte. Im Hof des Kastells wurden allerdings Tuffsteinfundamente aufgedeckt
und römische Urnen gefunden (Bird S. 49, 89,
Abb. Taf I, Nr. 4 u. 5, jetzt im Provinzial-
museum zu Bonn).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE
(tit. s. Vincentii m.). Freudenhammer, Zur
Kirchengeschichte am Niederrhein: Nrh. G.
1882, S. 116; i883, S. ii9.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 63
Urkunden von i4i4 an. — Ordinacio missa-
rum in festis fratemitatis v. gloriosae Mariae,
gestiftet von Pastor Gerardus Kolckmans, 1 1 452,
Hs. des i5. Jh., sauber geschrieben, darnach
registrum defunctorum und kurze Chronik.
In Dinslaken stand ursprünglich nur eine
Kapelle, i4i4 als ,de heiliger capelle to Dyns-
laken* (Urkunde im Pfarrarchiv) genannt, die
einen Altar s. Martini besass (Urkunde i3 im
Staatsarchiv). Im J. i436 erst wird Dinslaken
von der Mutterkirche zu Hiesfeld abgetrennt;
der Herzog von Kleve bestätigt dies noch im
selben Jahr, der päpstliche Legat erst i449
(Urkunde im Pfarrarchiv und im Kopiar B. 1 25^
des Klosters Marienkamp); der erste Pfarrer
wird schon i437 erwähnt. Die Kirche wurde
um die Mitte des Jahrhunderts neu aufgeführt,
im J. i487 noch wird eine Stiftung gemacht yn
tymeringe der kercken, nementlicken an dat leydaick opter zuet ziden, die tsamen
nye gedeckt und gesparret (Urkunde im Pfarrarchiv).
Die Kirche (Grundriss Fig. i4) ist eine dreischiffige gothische Hallenkirche von
Backstein mit Säulen als Stützen, im Lichten mit dem Turm 3o,8o m lang, i4,37 m
breit, der Westbau i9,65 m breit. Der dreischiffige eingebaute Turm zeigt im Erd-
geschoss ein hohes Portal fenster, die beiden oberen Geschosse sind durch einfache
spitzbogige Blenden belebt. Den Abschluss bildet eine hässliche hölzerne Haube mit
vier bretterverschalten Giebeln. Die drei Schiffe sind durch ein gemeinsames geschie-
fertes Satteldach überdeckt. Eine ganz abweichende Gliederung zeigt der Chor, über
dessen einachsigen Fenstern sich noch je eine viereckige Blende findet mit zwei Achsen,
deren spitzbogiger Abschluss oben durcheinandergeschoben ist.
Im Inneren setzen die Rippen direkt auf den einfachen runden Kapitalen
der basenlosen Säulen auf, an den Aussenmauern ruhen sie auf einfachen Kapitälchen.
.. H U. U U l U I'-
Fig. 14. Dinslaken. Grundriss der kathol. Pfarrkirche.
208
DINSLAKEN 49
In den aii den Turm angebauten Seitenkapellen je zwei zweiachsige Fenster, an den
Ostmauem der Seitenschiffe je eine einachsige Blende, in den Langseiten einfache
einachsige Fenster. Der mit einem Steragewölbe überdeckte Chor ist um eine Stufe
erhöht und durch fünf einachsige Fenster erleuchtet, die beiden seitlichen bis zur
Hälfte versetzt.
Hochaltar, grosses niederländisches Schnitzwerk mit gemalten Flügeln, wahr-
scheinlich der Brüsseler
Schule angehörig, um i49o,
der Schrank 3,3o m breit,
i,S5 m hoch. Das Schnitz-
werk in den J. iSSa — 1854
restauriert, die Gemälde
i883 von Äschenbroich in
Düsseldorf.
Der geschnitzte Schrein
enthalt als grosse Mittel-
gruppe die Kreuzigung
unter drei zierlichen Bal-
dachinen. Um den Fuss
der drei Kreuze neun
reichgekleidete Reiter mit
einer Art von Turbanen, un-
ten links Afaria zusammen-
brechend, von Johannes
und drei Frauen gestützt.
Zur Seite links die Gefan-
gennahme, Geisselung und
Kreuztragung, rechts die
Kreuzabnahme , Grable-
gung und Auferstehung.
Die Baldachine auf Kiel-
bögen noch streng archi-
tektonisch gehalten, die
Figuren schlank und kno-
chig mit durchgearbeiteten
Köpfen, besonders auffal-
, \ , , , , Fig. la. DEulik«. HDligEictuititc Engel >li Wippnh.llcr Chriid.
Icnd vorstehenden Joch-
beinen, zum Teil in sehr
starker Bewegung, aber nicht aufbogen, von einem ernsten Realismus erfüllt, die
Gewander in grossen auf die Ferne berechneten Massen.
Die Innenseiten der Flügel mit je drei Szenen. Links I. das h. Abendmahl,
2. Einzug Christi in Jerusalem, 3, Christus am ölberg, 4. die Himmelfahrt — Christus
am oberen Rande nur von den Knieen ab sichtbar, auf dem Hügel die Fusstapfen,
5, Pfingstfest. 6. Christus und die Jünger von Emmaus. Gutgezeichnete Figuren mit
realistischen, teilweise etwas harten Köpfen, groben, aufgeworfenen Nasen, die Männer
mit breiten, sinnlichen Lippen. Die Gewandung in reichem, noch ziemlich eckigem
und schematischem Geföitel. Das Kolorit ist tief, warm, leuchtend, ohne irgendwie
grell zu werden, mit besonderer Vorliebe für Purpurrot, der Boden und die Land-
i
9o9
So KREIS RÜHRORT
Schaft in saftigem braunlichen Tod, der Himmel am Horizont ganz hell, nach dem
oberen Rande rasch in ein dunkles Grün übergehend.
Auf den Aussenseiten der Flügel die vier Evangelisten, alle in einer Zelle
mit einem Fenster im Hintergrunde, auf einer hölzernen, mit einem Goldteppich ver-
hängten Bank sitzend. Links S. Markus in grauem pelzgefütterten Gewand und weisser
Pelzkappe mit rotem heraushängenden Tuchlappen, bartlos. Dann S. Matthaus, grau-
bärtig mit Locken, in der Rechten ein Buch, in rotem Rock und grünem Mantel,
Rechts S. Johannes in grünem Rock und weisslichem Mantel, bartlos, hell, jugend-
lich, fein. Endlich S. Lukas in lilafarbenem Rock und kurzem grünen Überwurf, mit
lilafarbener Kappe, bartlos (Taf. II). Die vier hochbedeutenden Bilder stellen schmale
längliche Einzelfiguren dar mit abfallenden Schultern, dünnen knochigen Händen und
aulTallend dürren Oberarmen. Die Gewänder sind noch etwas eckig gebrochen. Meister-
haft ist die Durcharbeitung der harten, knochigen, falligen Gesichter mit lederner,
runzliger Haut, besonders auHällig in
den Partieen um die Augen.
Südlicher Seitenaltar, wirkungs-
volles barockes Werk des i7.Jh. von
schönen Umrissen mit Mittelgemälde
der Himmelfahrt Maria: die Madonna
steigt, von Engeln getragen, mit aus-
gebreiteten Armen empor. Im Auf-
satz Christus als guter Hirt. Darüber
der h. Komelius. *
Taufstein, i,o8 m hoch, iS.Jh.,
von Sandstein, sechsseitig, in Kelch-
form mit schlichten spätgothischen
Füllungen.
Zwei hölzerne Engel, 7o u. 78 cm
hoch, als Wappenhalter Christi(Fig. iS),
der kleinere im linken Arm die Marter-
säule, in beiden Händen einen Schild
Fi(. 16. DiubkcD. Thürcbni na Tibitukcl . L ■ . , ^
mit Geissei und Rute, der grössere
einenStechlielm tragend, dessen Helm-
deckenwulst durch die Dornenkrone ersetzt wird. Gesenkte Lockenköpfe, hohe Flügel,
die Gewandung in eckigen und scharfen Brüchen, aber grossarlig und sehr wirkungs-
voll; bedeutende Arbeiten der Kalkarer Schule um iSro, ähnliche zu Sonsbeck und zu
Xanten (Kunstdenk mal er d. Kr, Moers S. 67, i a3).
Durchbrochener 2 m hoher hölzerner Baldachin in der südlichen Seiten-
kapelle, einfacher als der am Choreingang von S. Reinold in Dortmund, über fünf Seiten
des regelmassigen Achtecks aufsteigend, die fünf Seiten mit je einem durchbrochenen
Gilterfenster mit prächtig ornamentierter Rose, abgeschlossen durch einen sechsseitigen
durchbrochenen Helm mit einer Kreuzblume.
Überlebensgrosser Kruzifixus, um l4oo (Taf HI), wertvolle Holzschnitzerei,
neu polychromiert auf erneutem Kreuz. Der lange dürre Körper mit eingefallenem
Bauch, ganz flachem Brustkasten und schmalen .sehnigen Armen, die Knie aus-
gebogen und zur Seite heraufgezogen, das in feines Gefaltel gelegte Gewand die
Oberschenkel bedeckend. Der längliche von den herabfallenden Lockensträhnen
eingerahmte Kopf ist von grosser Schönheit und voll starker Empfindung des
3IO
Dinslaken. Fldgelbilder vom Hochaltar in der katholischen Pratrkirchc
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Dinslaken. Kruzifix in der katholischen Pfarrkirche.
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DINSLAKEN " 5 1
tiefsten Schmerzes. Ein nahe verwandter gleich grosser Kruzifixus im Münster zu K«thoi.
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Roermond (Abguss im Rijksmuseum zu Amsterdam), em weiterer im Münster zu
Essen, ein schwächerer in der Kirche zu Marienthal (Kunstdenkmäler d. Kr.
Rees S. 87).
Hölzernes Thürchen, ehemals am Tabernakel (Fig. i6), Ende des i5. Jh., xhürchen
52x96 cm gross, mit scharf geschnittener Rose durch Fischblasenmotive und in
Blattknospen auslaufende Nasen gebildet.
Wassergefäss, Gelbguss, i6.Jh., i9cm hoch. Wassergeräss
Das Kopiar im Bürgermeistereiarchiv enthält einige verlorene Inschriften des Inschriften
iS.Jh., Bl. 1^: Etzliche alte carmina, wannehr zu Dinsslack ein kirspels kirch gesatzt.
ANNO MILLENO QUADRINGENTOQUE VIGENO
ADIUNCTO PRIMO DINSLACH GAUDEBAT IN ILLO:
FÖNS IBI ERIGITÜR OLEUM SACRUMQUE LOCATUR,
PASTOR CREATUR NOVUS ET FIT FILIA MATER.
BRANDT ZU DINSLACK.
ANNO MILLENO QÜADRINGENT SEXTO VIGENO (so)
WALPURGIS FESTO DINSLACH RUIT IGNE MALIGNO.
QUATUOR TUNC PUERI SUNT PRO DOLOR IGNE CREMATI.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Im J. i649 wurde eine Kapelle er- Evangei.
baut (Stiftungsurkunde im Pfarrarchiv), nachdem schon von 1 6 1 1 an ein evangelischer
Prediger in Dinslaken geweilt und in der Gasthauskirche gepredigt hatte. Die alte
Kirche brannte i7i7 ab, der Neubau war i722 abgeschlossen.
Schlichter einschiffiger Bau, auf jeder Langseite vier rundbogige Fenster, im Beschreibung
Chor drei Fenster. Flache Decke mit einfachen Stuckleisten. Die zweistöckige, kräftig
gegliederte Fa^ade überragt der eingebaute Turm, über dem Portal die Inschrift:
l722 GEHET DURCH MICH IN GOTTES HAUS IN DER FURCHT DES HERREN EIN UND AUS.
Kanzel, i723 gestiftet von Gustav Friedrich von Ullrich, Churpfalz. Obrister Kaiwei
Lieutenant.
Glasgemälde über der Kanzel, in sorgfältiger Ausführung das Preussische GUtgemäide
Wappen darstellend, mit zwei wilden Männern als Schildhaltern.
Hölzerne Totentafeln der Rentmeister des Fürstentums Moers und Landes Totcntafein
Dinslaken mit ihren gemalten Wappen: Johann Mauritz von Achen, t 6. Jan. i734;
Frantz Anthon Werner von Muntz, f 20. Nov. i73i; Johann Ludwig von Achen,
t 12. April i7ii; Werner Wilhelm von Achen, t 3. Jan. i724.
Zwei holländische Kronleuchter, Gelbguss des i7.Jh., der eine mit sechs Kronleuchter
Armen in zwei Reihen, zu oberst ein Gewappneter mit Schwert und Schild.
Glocken. I. VrBS HAEC VInCeNTIo PATRONO PRAESTAT HONORES Vt pLebI Glocken
In DVro teMpore VoVenIat i785. a. w. davidis Bürgermeister, h. t. hagdorn
scheffen, l. v. doore scheffen, j. l. tiban pastor, j. peters capellan, j. a.
hagdorn vicarius, g. haveland kirchmeister, g. tiban kirchmeister. alexius
petit met syne twe zoone me fuderunt.
2. ChrIstI CVLtores CaMpanae VoCe VoCantVr, hI pIe ConVenIant
FESTA saCrata sVa (i785).
3. ACRI SUB PULSU CIVES LAUDATE MARIANI, TUNC ERITIS FAUSTI VESTRAQUE
FATA FLUENT. ALEXIUS PETIT MET SYNE TWE ZOONE ME FUDERUNT l785.
4. IK BEN GEGOTEN VAN JOHANN PETER EN HENDRIK VAN TRIER GEBROEDER
ANNO I6S4.
Kalvarienberg vor der Stadt nach dem Hause Bärenkamp zu aufgerichtet, Kaivanenbcrg
im J. i652 von Wesel hierher versetzt, das Ende einer der umfänglichsten Kunst-
211
52 KREIS RUHRORT
ETSBffei. Schöpfungen der Kalkarer Schule bildend (Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. i53), vom
J. i5o7, der Xanten er Kreuzigungsgruppe und den Figuren zu Marienbaum und
Kevelaer eng verwandt und wohl vom gleichen Meister (Kunstdenkmäler d. Kr.
Moers S. io3). Christus und die beiden Schacher sind lebensgrosse Figuren an sehr
hohen steinernen Kreuzen, mit Eisenstangen gestützt, Christus mit schlankem schönen
Körper und schmerzlichem sehr sorgfältig behandelten Kopf, die Schacher realistisch
charakterisiert mit eng anliegenden kurzen Hosen. Inschrift : renovat. vot. et sump-
TIBÜS. T. D. P. D. l652. VIEL WAXDELEN FEINDE DES CREUTS CHRISTI, WELCHER
END IS DAS VERDAMNUS. PHILIP. 3. V. l8. DAS MAN HIR AM CHREÜTS HANGEN SEHT,
IS CHRISTI GEDACHTENIS. ER IST SELBER NIT DAROM. ANBIDDE NOCH HOLT OF STEN,
AUFF CHRISTUM UND SEIN LEIDE RICHT DEIN HERTS ALEIN. RENOVAT. 1681.
Kapdic In der kleinen viereckigen Kapelle daneben zwei kleine 4ocm hohe Holz-
figürchen der hh. Katharina und Johannes Bapt, um i5oo.
Kio.ter AUGUSTINESSENKLOSTER MARIENKAMP.
amp Handschriftl. Qu. Im kathol. Pfarrarchiv: Liber conventus regularissarum
yn Dynslaycken pro memoriali piorum inscriptorum recordacione, Hs. des iS.Jh., am
Anfang Chronik: Dye taffei des eirsten begv-n des cloisters.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 62 Urkunden von i42i bis zum 18. Jh. —
Kopiar B. 126 a — c, a) aus dem i7.Jh., beginnt mit dem Privileg a. i349, b) der
wichtigste Teil, i94 Bl., iS. Jh., c) iS.Jh. — Unter den Akten: Reg. 39*, Kopiar der
Privilegien; Reg. 4o, Kopiar der Erwerbungsurkunde; Reg. 4i, Urkunden des iS.Jh.;
Reg. 42, Lagerbuch von i59o — 1737.
Geschichte Das Kloster, das ursprünglich unter Neuss stand, wurde i434 von Arnold von
Loesen gegründet. Die Chronik berichtet: In den jaren ons heren, doe men schref
MCCCC en vierenderdich, des anderen dages na sunte Johannes baptisten dach, ys
begunnen ind angehaven dyt gods hu}"^ yn Marienkamp genant bjTinen der nyer
Stadt Dynslaicken geleigen van der geistlicker persoene Suster Hillen van Nm^s ende
suster Geesa Holdermans gesusteren des convents toe Broicken, die dusse stede be-
gont ind angenamen hebben levende duechlicken in simpeler gehoersamheit onder
den eerwerdigen priester heer Amden van Loysen, die der tyt regierden die kercke
van Dynslacken van wegen des pastoirs van Histueltz, her Bernd Kroen gebieten.
Dusse en^'eerdige her Amt van Loysen heft dusse susteren angenamen onder s}ti
^ bewarynge ende is der bychtvader gewest ind is by den susteren geblcven ind heft
sy regiert myt sorchvoldicheid in alre disciplinen des geistlicken levens. Im J. i457
nahm die Vorsteherin Hille die Regeln des Ordens der Regularissen an.
Reste Unbedeutende Reste des Klosters befinden sich in der Klostergasse neben
der Synagoge.
Be- STADTBEFESTIGUNGEN. Dinslaken war I273 zur Stadt erhoben worden
(nach Fahne bei v. Mülmann I, S. 4o8 schon 1220), doch wurde der Mauerring erst
im Anfang des iS.Jh. unter Herzog Adolph I. ausgebaut (Urkunde 35, 5i im Stadt-
archiv). Reste der Stadtmauern aus dem iS.Jh. sind vom Walsuuier Thor (i532 zuerst
genannt: Stadtarchiv, Urkunde 11 3) an, vor allem hinter der evangelischen Lehrerwoh-
nung sichtbar, die Stadtmauer war 2,5o— 3 m hoch, alle 10 m ein breiter äusserer
Strebepfeiler, mit schräg gelagerten Backsteinschichten, den Stadtgraben bildet hier
ein Arm des Rothbaches.
Schioss SCHLOSS. Das Schloss war der Sitz der Dvnasten von Dinslaken, die zuerst
II 63 auftreten (Antonius de Dincelachen: Erhard, Cod. dipl. p. 100, Nr. 33o), im
i3.Jh. schon als grossere Familie (Wilmans, Westfäl. ÜB. III, Nr. 774, 1298. —
212
Geschichte
l
DINSLAKEN
53
V. Ledebur, Allg. Archiv V, S. i68), auch als Burgmänner von Holte (Wilmans III, Schio«s
Nr. 1297), im i4.Jh. als Verwalter des Stiftes Osnabrück (JoH. Hobbeling, Beschrei-
bung des ganzen Stifts Münster, Dortmund i742, S. 226).
Schloss, Stadt und Herrschaft brachte Graf Dietrich VI. von Kleve (1202 bis
1260) durch die Heirat mit Mechtildis, der Erbtochter des letzten Dynasten von
Dinslaken, an Kleve (Gert van der Schuren ed. Schölten p. S2). Während des
i4. und iS.Jh. diente das Schloss abwechselnd mit Winnenthal und Monreberg als
Witwensitz des gräflichen Klevischen Hauses und als Ausstattung für jüngere Söhne
(Lacomblet, U B. III, Nr. 322; IV, Nr. i85. — Hopp p. So. — Chron. de geneal.:
Seibertz, Quellen III, S. 339).
Eine Erweiterung des ursprünglich wohl nur unbedeutenden Schlosses geschah Neubau
durch den baulustigen Herzog Adolph I. (i394 — 1448), der den mächtigen Rund-
'■-'..r'
Fig. 17. Dinslaken. Schloss.
türm aufführte. Gert van der Schuren nennt unter den trefflichsten seiner Bauten
den herrlichen Turm zu Dinslaken (Gert van der Schuren ed. Schölten S. i37:
Dat treflickste van wemtliker tymmeryngen disselven hertoghen Adolphs is geweist
. . . den herliken toem to D^Tislaken. Unrichtig die Bemerkung S. 262). Der Turm
noch i539 als magna turris genannt (Deutsche Städtechroniken XX, S. 4o3). Ebenso
Chron. de geneal: Seibertz, Quellen III, S. 362: in Castro Dinslaken aulas aedifi-
cari fecit. Der ältere Hauptbau ging wahrscheinlich 162? bei der Zerstörung durch
die Niederländer zu Grunde (Merian p. i9).
Seit das Herzogtum Kleve an Brandenburg gekommen, diente das Schloss als
Wohnung der Rentmeister des Landes Dinslaken, wie schon vorher die Richter des
Landes dort sassen (Quellen zur Geschichte der Stadt Köln VI, S. 62. — Mitteilungen
aus dem Stadtarchiv von Köln IX, S. 74, Nr. 47o5). Der jetzige Eigentümer ist Herr
Friedrich de Fries.
2l3
54
KREIS RUHRORT
Schloss
Beschreibuag
Ältester Teil
HauB
Bärenkamp
Geschichte
Man gelangt zu dem ehemals von einer breiten Wasserfläche wie von einem
See umgebenen Schlosse auf einem 46 Schritt langen Damm, mit steinernem Ge-
länder des i8. Jh. Eine schmale Brücke auf zwei Bogen führt zu dem Thorbau mit ab-
gewalmtem Satteldach, dessen Aussenmauer mit mächtigen Basaltblöcken bossenartig
verkleidet ist. Das rundbogige Thor steht in einer viereckigen Umrahmung. Der
daneben sich erhebende riesige Rundturm Herzogs Adolphs ist 1820 nach aussen zum
Teil abgebrochen und nur nach dem Hofe bis zur halben Höhe erhalten (Bird S. 48).
Er besteht aus durchschnittlich 60 x 5o cm grossen Basaltblöcken in einer sehr reich-
lichen Mörtelbettung mit Tuffkrumen. Der aufgesetzte Teil bestand zum grössten
Teil aus Backsteinen.
Der älteste Teil liegt östlich von dem fast rechtwinkeligen und nur an der
Südwestecke abgestumpften Burghofe. Der nach dem Garten vorspringende Trakt
ruht auf einem schwe-
ren Tonnengewölbe , aus
grossen sorgfältig abge-
passten Tufiplatten beste-
hend mit • 2,3o m starken
Mauern (ein Loch vom Gar-
ten hineingebrochen) — die
Technik deutet noch auf
das 12. Jh. Die in dem
Hauptbau gelegene ehema-
lige Kapelle, von der noch
zwei Gurte und ein Ton-
nengewölbe vorhanden, ist
jetzt zur Küche eingerich-
tet. Das ganze Herrenhaus
ist im Laufe der letzten
zwei Jahrhunderte wieder-
holt verändert worden, nach
i77o umgebaut, jetzt ein
schlichter Backsteinbau mit
einfacher Innenraumeintei-
lung ohne irgendwie archi-
tektonisch bemerkenswerte
Gliederung der Fenster und Thüren. Der südliche lange Wirtschaflshof ist erst i7o9
errichtet worden. Am Kellereingang die Inschrift: hier liegt der edele Reben-
saft / DER DIE MÜDEN HERTZEN LABT / UND DEN MENSCHEN MIT NEWER KRAFT / ZUR
FROLiGKEiT BEGABT i7o9 (vgl. Jos. PoHL, Hausinschriftliche Sprüche in den Rhein-
landen: Picks Ms. IV, S. 249).
HAUS BÄREN KAMP. J. J. Sluyter i. d. Rheinisch -Westfälischen Volks-
zeitung i887, Nr. 47; i889, Nr. 4. Der Hof, der i435 und i436 als Birckenkamp oder
Berkenkamp erscheint und dessen Name daher mit Vari campus (Romberg, Meine
Lebens- und Amtserfahrungen) nichts zu thun hat, gehörte i5i9 dem Jan van der
Eick, 1S66 dem Loeff ingen Haeff und dem Sander van Wefert, später den Ingen
Haeff oder Ingen Haffen, auch Ingenhoven (Fahne, Denkmale und Ahnentafeln in
Rheinland und Westfalen III, S. 2 7) allein. Das Haus wurde in der i. H. des i7. Jh.
von Ludolf ingen Haffen neuerbaut. Im 18. Jh. im Besitz des Melchior Detlef von
Fig. 18. Dinslaken. Grundriis dei Schlosses.
2l4
EPPINGHOVEN 55
Köppern aus dem Hause Schmuggerow (Epitaph in Hiesfeld, s. u.). Es war lange Haus
Zeit der Sitz der Familie von Buggenhagen, die i89o ausstarb. Der jetzige Eigen-
tümer ist Herr Baron von Köppern auf Steinfeld.
Zweistöckiger Backsteinbau mit Mitteltrakt, der nach der Hinterseite weit ver- Beschreibung
längert ist, während er der Fa^ade nur risalitartig vortritt, mit abgewalmtem Sattel-
dach. Durch den Mittelbau führt ein Gang zu dem die ganze Breite des Traktes
einnehmenden Hauptsaal. Kleine, um acht Stufen erhöhte Veranda vor dem Portale.
Das Herrenhaus liegt am Ende einer schönen Baumallee, die dem Blick auf den an
sich einfachen Bau einen feinen malerischen Reiz verleiht. In einem Fenster das
Wappen von: luedolff ingen haeffn zum berckamp, anna van beeck, bleut.
ANNO i637.
EPPINGHOVEN.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Die grosse römische Römische u.
Heerstrasse von Wesel nach Duisburg geht dicht an Eppinghoven östlich vorüber. Funde
Wenig südlich bei Philippshof wurden römische Gräber aufgedeckt. Im sog. Kirchen-
busch liegt an der Strasse eine Schanze (Schneider, Kr. Duisburg S. 9, Taf. I, Fig. i3.
— Ders., Neue Beiträge V, S. 25).
Eine Viertelstunde südöstlich . vom Hause Wohnung, hinter Enth, unmittelbar
am Rothbach, liegt eine zeitlich nicht näher zu bestimmende Wallbefestigung, be-
stehend aus einem Quadrat mit abgerundeten Ecken von 3o — 4o m Seitenlänge, um-
geben von doppelten Gräben.
KATHOL. PFARRKIRCHE (tit. s. Tohannis ev.). Nrh. G. i883, S. 120. Kathoi.
__ , 1 . /. , ^ T T-kr. 1 . ^ TT 1 1 ^ M Pfarrkirche
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 20 Urkimden von i32/ an.
Schon 1281 schenkt die Frau von Holte dem Johanniterordenshause zu Walsum Geschichte
die Kapelle zu Eppinghoven (Urkunde 2). Im J. i327 übergeben Graf Dietrich von
Kleve und Mechtild der Kapelle ihr daneben gelegenes Gut ,int Nist', jetzt Niss-
manner Hof (Pfarrarchiv, Urkunde i. — Düsseldorf, Staatsarchiv, Urkunde Herren-
stründen 57). Das Patronat der capella de Eppinchaven giebt i349 Graf Johann von
Kleve dem Johanniterordenshause zu Walsum (Lacomblet, U B. III, Nr. 48 1. —
TiBUS, Die Pfarre Kleve S. 16).
Die Kirche wurde im J. i45o neugebaut. Einschiffiger Backsteinbau, i7,5om Beschreibung
lang, 5,20 m breit, mit dreistöckigem Westturm, im Unterstock teilweise von Tuff,
das Schiff mit drei Kreuzjochen und dem Chorabschluss. Die Rippen auf kleinen
Säulchen mit skulptierten Kapitalen und Maskenkonsolen. Im Chor unter den Fenstern
Flachbogenblenden mit Nasen.
Ganz verwitterte Inschrift an der südlichen Kapelle: mccccl an der c Inschrift
RA MEN.
Madonnenbild, um i4So, 78 cm hoch, sehr zart und schlank, mit einfältig Skulptur
lieblichem Lächeln, verstümmelt.
Monstranz von vergoldetem Silber, 62 cm hoch, Anfang des 16. Jh., auf sechs- Monstran«
seitigem Fuss mit feingearbeitetem doppelten Strebesystem und der Figur Johannes
des Täufers im Aufsatz.
Glocken. Die grösste von i52o mit der Inschrift: anno domini mcccccxx. Glocken
PROCUL OMNIA PELLO. NOMEN PETIS: EST JOHANNES. NOXIA MORTALES (so) AD SACRA
TEMPLA CITO.
21S
56 KREIS RUHRORT
Die zweite aus dem i4.Jh. mit der schwer leserlichen Spiegelinschrift: orä pro
NO BIS BEATA VIRGO KATHRINA.
jien.e. CISTERCI ENSERINNENK LOSTER, Filiale der Abtei Saarn, u3l ge-
gründet (Lacomblet II, Nr. i7S), 1808 säkularisiert. Reste nicht vorhanden. Über
die reichen handschriftlichen Quellen im Staatsarchiv zu Düsseldorf Ilgen, Rhein.
Archiv S. 75. Vgl. Lacomblet, U B. II, Nr. iS7, 216, 222, 235. 483, 5i8, S24, S9o,
602. 854, 961.
-. HAUS WOHNUNG. Das Haus befand sich zuerst im Besitz eines gleich-
namigen Geschlechtes. Die letzte Erbtochter, Ida von der Wohnung, Tochter des
Ritters Hermann (t i444 zu Wesel) war vermählt mit dem klevischen Rat Johann
van der Kapellen, Drost zu Wesel. Das Gut blieb bis in den Anfang des i7.Jh. im
Besitz der von der Kapellen. Durch die Heirat der Tochter Baltasais von der Kapellen
(t iS9i), Sofie, mit Johann von
/' , - , Domick kam das Haus an die
' ■ ^ ■ Domick und zwar an Johanns
Sohn Wilhelm von Domick zu
Laakhausen, der i647 bei der
klevischen Ritterschaft aufge-
schworen wird {Fahne, Denk-
male und Ahnentafeln III,
S. 43, 1 23). Durch die Ver-
mahlung der Elisabeth, Erb-
tochter des Freiherm Kasjiar
von Domick, mit Hermann
Adolf von Nagel zu Vomholz
kam Wohnung i765 an diesen,
der i79i Namen und Wappen
des erloschenen Geschlechtes
Domick zu dem seinigen hin-
zunahm. Der jetzige Besitzer
ist der Freiherr vonNagel-Dor-
nick zu Vomholz bei Oelde.
Das Herrenhaus besteht aus
einem machtigen Mittelbau,
der nach dem Hofe zu dreistöckig ist, mit vortretender Plattform und Freitreppe von
12 Stufen, nach der Aussenseite, wo das Dach um so viel tiefer gesenkt ist, zweistöckig.
Zur Seite je ein rechtwinkelig anstossender Seitentrakt, in dem links gelegenen die
Kapelle. Der Mittelbau wird flankiert von zwei dreistöckigen viereckigen Türmen mit
geschieferten barocken Zwiebelhauben, auf die ein achtseitiges Türmchen aufgesetzt
ist Das ganze Schloss ist von wohlerhaltenen Gräben umgeben. Der Backsteinmantel
ist in den J. i869 — i87o mit Cement neu ausgefugt worden. Den früheren Zustand
des Schlosses stellt ein Gemälde auf Haus Steprath bei Walbeck (Kr. Geldern) dar.
In der Kapelle eine wertvolle gravierte Bronzeplatte mit den knieenden
' Figuren eines Ritters mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn, in der Höhe die
Dreieinigkeit, Gottvater, Christus und die Taube, die Gesichter farbig aufgemalt. Auf
dem bronzenen Rahmen die Wappen der Nuenrode, Zuulen, Derthusen, Niievclt,
Aemstel, Yselstein, Montfoort. Inschrift: anno xv=liii den xviii. ianüarii sterf
JOOST VAN AEMSTELL VAN MYNDEN, HEER TOT LOEWESLOET, DIE DE WILLE HAD
116
;. 19, Epi^nghoven. Hmu WohDUDf.
G AHLEN 57
JOSEPH A (?) AMELIS DOCHTER UTEN ENGDAER. HY BY WAR EEN ZOEN, DIE NAE ZYN Hau«
Wo hnun?
DOOT GHEBOREN ENDE NA HEM GHENOEMPT IS ENDE LEYT ONDER DESE ZARCK.
In einem der Zimmer Gobelins vom Anfang des i7. Jh., sieben grosse Felder, Gobelins
Waldscenen mit vorherrschendem Blau grün, Gelb und Braun.
Holztafel mit den Halbfiguren von Elbert van Horst, t 1606 und Johanna Gemälde
van Amhem, t i6o9.
Die Gemäldesammlung enthält vor allem 52 Porträts aus dem i7. u. 18. Jh.,
ziuneist westfälische Adelige darstellend, zum Teil stark beschädigt. Sodann zwei Holz-
tafeln mit den Halbfiguren eines kurzbärtigen und eines bartlosen Mannes in schwarzem
Rock und schwarzem Barett, mit weissem Kragen, feine, vortrefflich modellierte Bild-
nisse mit auffallend bleichem Inkarnat von einem unbekannten niederländischen Meister
um i55o. Sodann ein charakteristisches Stück von Hieronymns Bosch, einen Quack-
salber auf einer Dorfkirmes darstellend, um ihn gedrängt eine Menge Bauern mit
derben Köpfen, eingestreut allerlei phantastische Scenen. Weiter ein grosses vlämisches
Gemälde in lebensgrossen Halbfiguren, darstellend einen Alten imd einen jugendlichen
Knappen mit Glas und Fiedel aus dem Anfang des i7.Jh. Porträts Friedrichs des
Grossen, auf seinen Stock gestützt, die Linke in die Seite gestemmt, im Hintergrunde
Sanssouci, Franz Josephs von Österreich, der Kaiserin Maria Theresia.
Hs. des Sachsenspiegels, Perg., Ende des 1 4. Jh., i6,5x25cm, zweispaltig Hs. des '
zu 28 Zeilen, beginnend: Hier beghint die tafel van den spiegel van Zassen, mit *^ »«»«p»«««*
344 Kapitelüberschriften, am Schluss: Hier beghint alle leenrecht. Bilder in Dcckmalerei
auf Goldgrund.
GAHLEN.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Zwischen Gahlen und i'omische u.
Dorsten liegt die jetzt als Cäsarslager bekannte Anlage (Abbe Mann, A dcscription of Funde
what is called a Roman camp in Westphalia: Archaeologia XIII, i8o7, p. i mit Tafel
(Grundriss). — Rheinisch -Westphäl. Anzeiger i8o3, Nr. 72; i8o4, Nr. 96. — Fiedler,
Römische Denkmäler der Gegend von Xanten und Wesel, Essen 1824, S. i73. — Bird,
Über die Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins, Wesel 1826, S. 56. — v. M.,
Römerstrassen der rechten Rheinseite. — Schneider, Neue Beiträge XI, S. 6. —
Hölzermann, Lokaluntersuchungen, die Kriege der Römer und Franken betr. S. 5).
Fiedler beschreibt es als ,grosses regelmässiges Viereck, von einem Graben cssariager
und Aufwürfen umgeben. Der innere Raum dieser Fläche war mit runden, kegel-
förmigen Erdhügeln, welche seit der Teilung der Gemeinheiten leider zerstört und
abgetragen sind, besetzt, so dass jeder Hügel, einer wie der andere gestaltet, im
Viereck seitwärts und vorwärts, etwa 10 Schritte von dem andern entfernt lag. Vorn
befand sich zu dieser sonderbaren Hügelstätte der Eingang, frei von Graben und
Aufwurf, etwa 20 Schritte breit und offen. Gerade vor diesem Eingange waren zu
beiden Seiten noch zwei solche runde Erdhügel angebracht. Das Ganze war wunder-
bar anzuschauen un^ kein Werk des Zufalls In einigen dieser Hügel, welche
man aufgrub, hat man römische Münzen und Urnen gefunden*.
Mann sieht das Lager nicht in dem Begräbnisplatz, sondern in dem daneben
liegenden oblongen Platz, der nach Westen durch einen hohen Wall befestigt ist.
F. W. Schmidt i. d. Westfäl. Zs. XX, S. 261, bemerkt hierzu, der alte, eine
halbe Stunde westlich von Dorsten auf der Galenschen Haide liegende Gräberplatz
2l7
58
KREIS RUHRORT
Römische u.
Germiinisclie
Fund«
Grenzwehr
Hohloeken
Heerst-asse
Evangel.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
Sakraments«
häuschen
Kronleuchter
Glocke
habe niemals den Namen Cäsars oder Römerlager geführt und sei unter dieser Be-
nennung in der Gegend gänzlich unbekannt. Auffällig ist, dass niemals römische Mün-
zen oder bestimmt römische Altertümer zum Vorschein gekommen sind. Von den
grösseren und kleineren Grabhügeln waren 1 838 noch dreissig vorhanden (nach Mann
alle rund bis auf zwei). Hölzermann bezeichnet die Anlage noch als römischen
Stationspunkt der südlichen Lippestrasse.
Die Anlage, deren Durchforschung der gemeinsamen Arbeit der Vereine für
Orts- und Heimatskunde zu Wesel und Dorsten vorbehalten werden muss, liegt vor
dem Rittersberge. Die Landwehr läuft von dem kleinen Knie, das sie bei Schaf-
kamp macht, geradenwegs auf den linken Flügel der Befestigung zu. Deutlich sicht-
bar sind zwei rechtwinkelig aneinanderstossende wallartige Aufschüttungen, die eine
I20, die andere i3o Schritt lang, die zweite westliche an dem westlichen Ende sich
zu einem bollwerkartigen Hügel erweiternd, der ,der grospe Driesch' heisst. An der
äussersten Grenze der Anlage nach Norden zu liegt der Herchenhof. Innerhalb der
Wälle sind noch sieben aus Kies aufgeschüttete Hügel sichtbar. Nachgrabungen haben
durch den Verein für Orts- und Heimatskunde zu Dorsten (vgl. die Jahresberichte
i89i, i892) stattgefunden. Eine systematische Untersuchung steht noch aus.
Eine zweite, offenbar germanische Befestigungsanlage bildet Hohloeken, loo Schritt
von der Strasse nach Dorsten gegenüber Schüllingshof gelegen, in der Nähe des Baum-
bachs oder Vombachs (Wodansbach?), der einzige unbebaute Fleck im Acker, ein
mit Buschwerk bestandener Hügel von 80 Schritt Durchmesser, in der Mitte eine
kreisnmde, nogh dreiviertel Meter hohe Aufschüttung von 3o Schritt Durchmesser,
ein äusserer Ringgraben nicht zu entdecken.
Die über Schermbeck führende grosse römische Heerstrasse (Kunstdenkmäler
d. Kr. Rees S. io5) setzt südlich vom Hofe Grünewald über die Lippe und geht am
Schafkamp, am Fusse der Hardt, vorbei zur Kirchheller Haide, wo sie in die Pro-
vinz Westfalen eintritt (Schneider, Kr. Duisburg S. 10). Über die Heerstrasse des
linken Lippeufers vgl. Schneider, Neue Beiträge XI, S. 3. — B. J. IV, S. 78.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Nrh. G. i883, S. 120. Gahlen wird
I23i zuerst genannt (Wilmans, U B. Nr. 292), über die späteren Übertragungen
Lacomblet, UB. III, Nr. 2o7, 324), i38o zuerst als Pfarre erwähnt (Binterim u.
Mooren, E. K. I, S. 26?). An den aus dem i4. Jh. stammenden Turm wurde im
i5. Jh. ein neues Langhaus angebaut, im 16. Jh. ein nördliches Seitenschiff, die beiden
Westjoche desselben später erneut.
Zweischiffiger gothischer Bau, i9 m lang, 10,10 m breit, mit aus grossen Hau-
steinblöcken in ziemlich unregelmässigem Verband aufgerichteten Westturm mit Eck-
quaderverklammerung und Tuffkem. Aus dem gleichen Material die Südseite, die
Streben und die Nordseite mit dem Seitenschiff in Backstein. Im Inneren zwei
achtseitige Pfeiler ohne Kapitale, im Chor die Rippen mit polygonalen Kapitalen,
einige mit Masken, auf kurzen Dreiviertelssäulen, im Langhaus auf polygonalen Kon-
solen, das Seitenschiff nur im Ostjoch mit Rippen.
Spätgothisches Sakramentshäuschen von Sandstein, Ende des iS.Jh.
Holländischer kupferner Kronleuchter des 16. Jh., oben mit Doppeladler,
ein zweiter mit einer nackten sitzenden Figur (Ganymed), auf dessen Schultern der
Adler sitzt.
Glocke mit der Inschrift: PS. i5o. lobet den Herren mit hellen cymbeln,
LOBET ihn mit WOLKLINGENDEN CYMBELN. M. HERMANNUS RUSBERG PASTOR. BERN-
HARD V. GALEN GENANT HALSWICK, HERMAN. VON SEVENER DIRECTORES. ANNO l64l.
2l8
GARTROP
59
GARTROP.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Der sechste, Ost- Römi.chcu.
lichste und wichtigste Arm der sechs Grenzwehren aus dem Kreise Rees, der von Anlagen
Peddenbeig über Kleinchen nach Pisort führt, setzt beim Hofe Schulte Bamum über Grenwehr
die Lippe, führt östlich von Haus Gartrop, Hünxe und Blumberg nach Süden, biegt
bei Püttmannshof nach Südwesten ab und endet nördlich von Hiesfeld am Kuhbruch,
wo er auf die innere Grenzwehr stösst, die von Buchholt nach Mühlenbruch führt
(s. u. unter Spellen). Vgl. Schneider, Kr. Duisburg S. 4 und Karte. Die Grenzwehr
ist vollkommen sichtbar von der Lippe bis zum Gartroper Mühlenbach, und bei
Hünxe vom Hofe Schult am Berge bis bei Hiesfeld; eine Stunde vor Dinslaken .ver-
schwinden alle Spuren. Dicht an der Lippe ist die Landwehr im Busch noch voll-
ständig erhalten — sie besteht aus vier Dämmen: der innere abgetreten, der breiteste
jetzt als Fahrweg dienend. Über Bestimmung und Anlage der Landwehr ausführlich
Schneider S. i5.
Die Grenzwehr beginnt an der Lippe bei dem Hofe Schulte Bamum, dem
Hofe Brüggemann gegenüber. Direkt neben ihrem Ansatz nach Westen erhebt sich
eine gegen 6 m hohe bewaldete Anschüttung, einer zweiten ebensolchen auf dem
rechten Ufer der Lippe gegenüber. Beide stellen die Brückenköpfe dar. Zwischen Brückenköpfe
ihnen zieht sich eine Furt hin mit hartem Boden und Mergelbänken, trotz des ziem-
lich starken Gefälles (noch jetzt Wildfurt für Hochwild). An der Stelle, wo die Strasse
nach Dorsten sich am meisten dem Wasser nähert, sind die Balkenköpfe einer alten
Brücke ein Viertel Meter unter dem gewöhnlichen Wasserspiegel erkennbar. Eine
zweite alte Furt, die Balkenfurt, ist i km weiter östlich nachzuweisen, gleichfalls mit
steinigem Untergrund.
An der Lippe beginnen an der Innenseite der Landwehr die merkwürdigen ErcUchanien
Erdschanzen, die diese Grenzwehr nach Süden begleiten. Zunächst bei dem Hofe
Schulte Bamum zwei je von einem Wall mit Graben eingeschlossene Hügel (Schneider,
Kr. Duisburg Taf. II, Fig. i. — Ders., Neue Beiträge V, S. 26).
Zwei grössere und bedeutendere Wallbefestigungen, die beinahe intakt — der
innere Graben noch mit Wasser gefüllt — erhalten sind, liegen im Gartroper Busch
selbst (Fiedler, Römische Denkmäler S. i73. — Schneider, Kr. Rees Taf II, 2. —
Ders., Neue Beiträge V, S. 24, 26. — Hölzermann, Lokaluntersuchungen Taf. XXI,
S. 88). Die grössere am Mühlenbach besteht aus zwei Hügeln, von beinahe recht-
winkeliger Gestalt mit abgestumpften Ecken, um die sich ein hufeisenförmiger Wall
legt, der an der Westseite nur schlecht erhalten ist Die Länge der ganzen Anlage
beträgt 97 m, die Breite 72,5 m, die Einzelmasse und Profile sind aus der Abbildung
ersichtlich (Fig. 20). Die zweite kleinere Schanze (Fig. 21) besteht lediglich aus einer
rechtwinkeligen 33 m langen und 23 m breiten, 5 m hohen Aufschüttung, die von
einem 18 m breiten hufeisenförmigen Wall umgeben ist.
SCHLOSS. Das Schloss befand sich schon im 16. Jh. im Besitz des Geschlechtes
von Huchtenbroek oder Huchtenbruk (Urkunden von 1S22 bei Fahne, Geschlecht
Mumm, ÜB. S. 242. — Ders., Denkmale und Ahnentafeln III, S. 47, io7. — Ders.,
Gesch. der Köln., Jülich, und Berg. Geschlechter I, S i79. — Genealogie bei v. Steinen,
Westphäl. Gesch. IV, S. 865). Neuerbaut vom Baron Albrecht Georg von Huchten-
broik (i635 — 17 16) im J. i675, die Kapelle errichtet i698. Im J. i696 kam das Schloss
Sch OBS
Geschichte
2l9
KREIS RUHRORT
durch Heirat an Ludwig Alexander Rollmann, Reichsfreiherrn Quadt von Wickralh,
im J. 1800 durch Heirat an Paul David Moritz Freiherrn von Nageil zu Ampsen (die
Genealogie bei Fahne, Köln. Geschlechter I, S. 299; H, S. loo. — Ders., Weslftl.
Schnitt C-D
1= soo
Geschlechter S. 3o6. — Dere., Herren von Hövel I, II, S. 111). In den letzten Jahr-
zehnten gänzlich umgebaut
Zierliches zweistöckiges Backsteinschlösschen mit ehemaligem Innenhof, der jetzt
in einen Lichthof verwandelt ist. An dem Mittelrisalit das von zwei Säulen flankierte
Portal, darüber die Wappen der Huchtenbruch, Heiden, Bemsau von i67S. An der
gOtterwickersham
■-f-1
Kapelle die Inschrift: albert georg ab huchtenbruch has'deo stirpis loco di-
CAViT AEDES ANNO l698. Auf den den Eingang zum Schlosshof flankierenden Pfeilern,
links eine Minerva mit Me-
dusenscliild, Eule und Speer, A
rechts eine weibliche Gestalt,
mit Schild und Schlangen-
stab mitFlügeln, vom gleichen
Meister vie die Skulpturen in
Empel und Anholt (Kunst-
denkmaier d. Kr. Rees S. 60).
Im Inneren ist einigen
Räumen noch die reizvolle
Wand- u. Deckendekoration
des Rokoko erhalten geblie-
ben. Eine Reihe pracht-
voller holländischer Möbel des
i7.Jh., darunter zwei Truhen
mit heraldisch. Schnitzereien,
ein obeliskartiger Ofen von
weissem Porzellan, um l7oo,
und eine grössere Reihe von
Familienportrats, meist der
Linie Quadt von Wickrath
angehSrig, Portrat des Er-
bauers Albrecht Georg von
Huchtenbruch, Brustbild von
i675, Herzog Karl Theodor
von Kleve -Jülich -Berg, im
Hintergrunde das Klever
Schloss, und seine Gemahlin,
Kniestücke.
Massitab für die Schnille
=t — t=t — 1=
■i — t — 1
GOTTERWICKERSHAM.
Authentica et publica instrumenta et documenta, quibus decanus et capitulum
b, V. Mariae Rcscnsis ius indubitatum, possessioncm trecentorum annorum continuam
praedii sui Wormgötterswick contra D. Wiihelmi Ferdinand! ab Eiferen inexcusabiles
machinationes toti mundo et postentati exhibent, i63i. Urkunden von iSil ab, —
Kurtzer, wahrer Bericht Herrn Dechandts vnd Capittularen der Collegiat Kirchen
vnaer Lieben Frawen zu Reess wegen angeregter Kirchen aigenthumbh vnnd Erbs
Wormgutterswick ihm Kerspel Gotterswick Fürsten thumbhs Cleve gelegen, von welchem
Wilhelm Ferdinand von Efferen durch eine vnuerantwortlige hochstrafflige subreption
vnnd darauff erfolgte Kayserl. Commission ahm i5. Aprilis negst litten gemelte Kirch
Verstössen lassen, aber auff nachfolgendts entdeckte vorangerechte subreption . . .
ahm 23. Maij restituirt, bey voriger possession manutenirt vnd die Kommission
solemniter verworffen worden, i63o. — Warhaffter Gegenbericht vnd abgenöttigte
62
KREIS RUHRORT
Litterfttur
Evangel.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
Glocken
Rittersitz
Ehrenrettung Wilhelm Ferdinandts von Efferen wieder die von Herren Dechandt zu
Reess D. Johann Dusseldorpio lauffenden i63i. Jahrs in öffentlichen truck aussgebene
hochverbottene famosschrifft vnd vnuerantwortliche injurien. Gedruckt im Jahr 1 63 1.
(Erhalten i. d. Farragines des Gelenius VIII, Köln, Stadtarchiv.) — B. H. Vogt,
Religionsprobe, wie dieselbe Anfangs von dem Pastor Schmidt zu Gotterswickershamm
verfasset . . . . , Berlin i754.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Binterimu. Mooren, E.K.I,S. 254.
Götterwickersham gehört zu den ältesten Orten im Kreise: schon ioo3 erwirbt
Erzbischof Heribert von Köln hier Güter und schenkt sie ioi9 der Abtei Deutz
(Kremer, Urkundensammlung III, S. ii. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S, 64. —
Lacomblet, U B. I, Nr. i4o). Der Hof Gotterswick wird ii38 durch Theodor von
Ulft an die Abtei Kamp geschenkt (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. I29, i83. —
Lacomblet, UB. I, Nr. 328, 332. — Sloet, Oork. Nr. 27i).
Das Patronat der Pfarrkirche wird i349 dem Johanniter -Ordenshause zu Walsum
durch Graf Johann von Kleve geschenkt (Lacomblet, U B. III, Nr. 48 1. — Düssel-
dorf, Staatsarchiv, Urkunde Herrenstründen 1 10). Der Ort i447 niedergebrannt (Deutsche
Städtechroniken XX, I, S. 92).
Von der alten Kirche steht nur der romanische aus Tuff aufgeführte, aussen
stark verwitterte und neu verputzte Turm aus dem i3. Jh., die Turmhalle ehemals
mit einfachem Gratgewölbe (ausgeschlagen), die derben Eckpfeiler zeigen schlichte
Plinthen. In den oberen Geschossen je zwei Doppelfenster mit verwittertem Mittel-
pfosten. Das in der i. H. des i9. Jh. erbaute dreischiffige Langhaus von Backstein, mit
fünf grossen spitzbogigen Fenstern mit eisernem Mass werk auf jeder Seite, neu verputzt
Glocken, i. psalm i5o. laudate dominum ix (für in) cymbalis et bene
SONANTIBUS. anno i642 in MAIO MARTINUS WILICHIUS IVDEX, THOMAS HACHALLIUS
PASTOR, JOHANN SCHÖLTE ET ADOLPH FRERICKS AEDILES ME FIERI FECERUNT.
2. ME FECIT JAN ALBERT DE GRAVE AMSTELODAMI ANNO DOMJNI l723.
Der R'ITTERSITZ GÖTTERSWICKERSHAM (Fahne, Denkmale und
Ahnentafeln des Geschlechts Mumm I, S. 81) war der Sitz der Edelherren von Gotters-
wick, die noch jetzt als Fürsten von Bentheim- Steinfurt fortblühen (ihre Stammfolge
bei Fahne, Köln., Jülich., Berg. Geschlechter I, S. i56). Er kam dann an die Herren
van Loen, der Besitz wurde in den So er Jahren durch einen Herrn Lindgens zer-
splittert. Das Hauptgebäude ist das jetzige Pfarrhaus, über dessen Thür sich noch
das van Loen sehe Wappen befindet.
HAMBORN.
Römische
Funde
Kloster
Litteratur
RÖMISCHE FUNDE. Eine römische Strasse setzt bei Stockum über den
Rhein und führt zwischen Hambom und Bruchhausen vorbei nach Osten vorüber
an Tellmannshof und Gross-Hoxhof (Schneider, Kr. Duisburg S. 11).
Ehemaliges PRÄMONSTRATENSERKLOSTER. Sacri et canonici or-
dinis Praemonstratensis annales, Nancy i734, I, p. 628, 792. — Teschenmacher, Ann.
p. i77. — Nachrichten von der hochadeligen Prämonstratenserabtei Hambom, nebst
Cod. dipl. Hambomensis: D. A. C. Borhecks Bibliothek für die Geschichte, Erd-,
Staatskunde . . . des niederrheinischen Deutschlands I, 1801, Nr. 3. — Cod. diplom.
Hambomensis, Urkunden von 11 39 ab: Ebenda S. i9, 36. — Ders., Archiv 1800, S. 9o:
222
HAMBORN 63
Gestühl in der Herrn Abts von Hambom Kapelle. — Die Abtei Hambom; Thusnelda,
Unterhai Cungsblatt für Deutsche 1816, Nr. aS. — Kloster Hamborn: Essener Zeitung,
28. Aug. i883; Rhein. -Westläl. Zeitung, April 1S88. — Tibus, Die Pfarre Kleve S. i5-
— Nachrichten über Klöster des Prämonstratenserordens : Ann. h. V. N. II, S, |43,
i67. — BiNTERiM u. Mooren, E. K. I, S. 128. — Blatter aus der Geschichte der
Abtei Hambom: Heiniatskunde i879, S. 6. — Korrespondenzblatt des Gesaintver-
eins XH, S. 55.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Lagerbücher des Kirchenfonds von l7io,
i773, des Armenfonds von 1668, l73!, Kirchenregister von i773.
Im Stiftsarchiv zu Xanten: Urkunden und kurze Chronik bei Pels, Sammel-
band I, Bl. 35o, 364.
Im Stadtarchiv zu Köln: Abbates in Hambom bis i554 in den Farragines
des Gelenius XX, Bl. 686. — Kurze Chronik im Museum Alfterianum LXVII, Bl. loi.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 163 Urkunden von Ii39— i7oi. — B. ii5,
Kopiar, iS.Jh., nS Bl, fol, mit Urkunden von i33o an. — Unter den Akten (vgl.
Ilgen, Rhein. Archiv S. 83); Fragment einer älteren Waldordnung im Hämmerholze
(Reg. i33), Akten über die Unterhaltung der Baulichkeiten (Reg. i7o), Protokolle des
Hambomer Hofgerichtes, 16. — 18. Jh. (Reg. i7z, 18S), Akta über die Aufhebung der
Abtei i8o4— 1806, 3 Bde. (Reg. i9i), Archivreperlorium vom J. l696 (Reg. l9a).
Das Kloster wurde ii37 von dem Edelherren Gerhard Herrn zu Wickrath aus
dem Stamme der Grafen von Hochsladen auf seinem Allod gestiftet, von Erzbischof
Bruno II. von Kftln eingerichtet und il39 von Erzbischof Arnold I. bestätigt, nach
den Regeln des h. Augustinus und der Konstitution des h. Norbertus (Borheck,
Bibliothek für die Geschichte XL, S. 44. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 1 18,
323
64
KREIS RUHRORT
Zerstörangen
Beschreibung
Turm
Kloster i33, 257. — Lacomblet, U B. I, Nr. 333. — Tibus, Die Pfarre Kleve S. i5). Im
J. i544 unternimmt Abt Wilhelm von Waizenhorst eine bedeutende Erweiterung der
Kirche, die sein Nachfolger Arnold von Hain durchführte (Annales I, p. 796).
Unter Abt Christoph von Huysen verbrannten die Holländer i58i und 1SS2
einen grossen Teil, der Abtei, i587 zum dritten Male. Der Turm brannte nieder
und zerschlug im Zusammenbruch die Gewölbe der Kirche, die völlige Wiederher-
stellung erfolgte erst langsam (noch i665 nicht beendet: Urkunde 160 in Düsseldorf).
Der 37. Abt, Johann Albert von Heerdt (i694 — i7o5), stellte die verfallenen Kloster-
gebclude wieder her.
Das Kloster wurde im J. i8o3 aufgehoben. Der letzte Abt Karl Adalbert
Freiliorr von Beyer starb i842 als Weihbischof von Köln. Die Kirche ^oirde nach
Pia en von Zindel und Flügge in den siebziger Jahren restauriert.
Die Kirche (Ansicht Fig. 22) ist eine dreischiffige gothische Hallenkirche von
39,80 m lichter Länge und 18,10 m lichter Breite mit vortretendem Westturm. Die
beiden Seitenschiffe sind von verschiedener Breite, das südliche 7,iom, das nördliche
3,4o m breit. Das Material ist Tuff. Der vierstöckige Turm zeigt im Erdgeschoss ein
grosses spitzbogiges, abgetrepptes Fenster über dem rechtwinkelig geschlossenen Portal,
im dritten Geschoss einfache Gliederung durch Vertikallisenen und Rundbogenfries,
das obere, nach dem Brand von i587 erneute Geschoss besteht aus Backstein.
Innere» Das Laughaus aussen mit zweimal abgetreppten Strebepfeilern und Horizontal-
lisenen unter den Sohlbänken. Das südliche Seitenschiff ist durch ein eigenes Sattel-
dach überdeckt, das nördliche und das Mittelschiff durch ein gemeinsames Satteldach,
derart aber, dass die Scheidemauer über der nördlichen Pfeilerstellung gleichfalls
bis zur Höhe der Aussenmauern aufgeführt ist und auf ihr die ersten Schrägbalken
errichtet sind. Die vier Pfeilerpaare sind quadratisch, an den Kanten abgefasst, mit
einfacher Basis, die nach dem Mittelschiff zu zum grossen Teil abgeschlagen ist. Nach
Norden und Süden treten den Pfeilern abgefasste Vorlagen vor, bei drei Pfeilern in
halber Höhe abgeschlagen, auf denen die Rippen der nicht durch Gurte getrennten
einfachen Kreuzgewölbe aufsetzen. Gleiche Vorlagen auch an den Aussenmauern.
Das südliche Seitenschiff ist um ein Joch länger als das nördliche und schliesst mit
einem grossen dreiachsigen Fenster ab, während die Aussenmauern sonst durchweg
nur zweiachsige Fenster enthalten. Unter den Horizontallisenen an der südlichen
Aussenmauer Flachbogenblenden. Das nördliche Schiff ist mit Ausnahme des öst-
lichen Joches nach i587 vollständig neu aufgeführt worden, durch zweiachsige Fenster
mit einfach durchgeschobenen Stäben nur in der oberen Hälfte der Aussenmauer ver-
sehen, während die untere ganz ungegliedert geblieben ist.
Drgeibühne In den Westbau ist eine steinerne Orgel bühne eingebaut, die sich noch durch
das nördliche Schiff erstreckt, im Mittelschiff mit drei Kreuzgewölben überdeckt ist
und mit einer steinernen Masswerkbrüstung abschliesst.
Hochaltar Hochaltar, barock, aus der 2. H. des i7.Jh., von unschönen Verhältnissen,
zur Seite Johannes der Täufer und der Evangelist, im Aufsatz die Madonna zwischen
S. Norbertus und S. Ludovikus, darüber Christus zwischen kleinen Posaunenengeln.
Das Mittelbild, die Kreuzabnahme darstellend, ist ein gutes Werk der Rubensschule,
koloristisch sehr wirkungsvoll mit fein studiertem Beleuchtungseffekt, gut modelliert,
nur die Köpfe etwas derb mit einem Stich ins Gemeine. Der Leichnam Christi, sich
weiss und kalt von dem dunklen Hintergrunde ablösend, gleitet vom Kreuz herab,
unten kniet Johannes, ihn auffangend, links neben ihm Maria, mit einer Geberde des
tiefsten Schmerzes die Wange an die herabhängende Hand des Sohnes drückend.
224
BAMBotllT 6$
Die Füsse Christi stützt ein bärtiger Alter. Unten rechts zwei weinende Frauen, auf
den Leitern zwei halbnackte Münner.
Oberer AbschJuss eines Sandstein -Tabernakels des iS.Jh.
Chorstühle, barock, fünfsitzig, mit einfachem Baldachin. Zwei barocke
Dreisitze.
Taufstein von Sandstein, achtseitig in Kelchfonn auf achtseitigem Schaft, die
einzelnen Seiten mit späten Mass werk motiven und dem Klevisch-Bergischen Wappen,
Ende des iS.Jh. Der alte Taufstein aus dem Anfang des i4.Jh., von Blaustein, acht-
seitig, an vier korrespondierenden Ecken mit roh gemeisselten Köpfen, auf cylindri-
schem Schaft, steht jetzt im Kreuzgang.
In der Kirche verstreut eine grössere Anzahl von Gemälden des i7. u. l8,Jh.
Im Chor Hnks eine recht gute Wiederholung der Madonna mit dem Kinde und
dem kleinen Johannes von Rubens. Maria hält mit beiden Armen das nackte Kind,
das auf einem Felsen vorsprunge steht, links die Halbfigur des kleinen Johannes, jenem
mit beiden Händen ein Spruchband darreichend.
Derbe und band werk massige Kopie des Betl eh emitischen Kindermordes von Rubens.
Domenkrönung und Verspottung Cliristi, vlämisches Gemälde der 2. H, des
i7.Jh. in fast lebensgrossen Figuren.
Gemälde der h. Katharina von Siena und des h. Dominikus in ganzen Figuren.
Weitere Gemälde und Skulpturen ohne Wert.
Bild der h. Anna selbdritt. So cm hoch, aus der Mitte des iS.Jh., von Eichen-
holz, unbemalt, im J. iS87 {Heimatskunde i879, S. 7) verstümmelt.
Glocke mit reichem Renaissancefries, aus Zierleisten zusammengesetztem Kreuz
und der InsChrift: wiLH. GODEF. AR. HYLLEN cano. et fast, in HAMBOREN, GERHART
INGEN LACK UND JURGEM UFF DER LANDTSCHEIT K. M. l638.
Weisse Kapelle {der weisse Seidenstoff erneut), mit Stäben vom Anfang des
16. Jh. Auf dem Kreuz der Kasel oben Gottvater, in der Mitte Christus am Kreuz,
it
32$
unten Maria, Johannes und Maria Magdalena; die Körper, Kilpfe und Hände aus-
gespart, ganz leise mit Zeichnung versehen, die Gewander in Uberfangstich in Lasur-
manier. Zwei Dalmatikcn mit den Einzelfiguren von drei Heiligen auf jedem der
Stäbe, auf den Grund appliziert.
Kapelle von rotem ungemusterten Sammet mit Stickereien in Uberfangstich
in Lasurmanier, um i S4o, von ausgesproclien niederrheinischem Charakter, den Sticke-
reien der Kasel Siberts von Riswick in Xanten (Kunstdenk maier d. Kr. Moers S. i38,
Taf. VIII) und den Stickereien zu Kaikar {Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 76) und
Rees {Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. 97) verwandt. Die Zeichnung ist von ausser-
ordentlicher Sorgfalt, die Behandlung der Gewandung von grosser Schönheit Jedes
Feld von frühen Renaissanceoma-
menten eingefasst Die Kasel mit
einer grossen mittleren Darstellung
des Abendmahles, die Dalmatikcn
mit je drei Heiligen nebeneinander
unter spätgothischen Kielbogen. Auf
den i4,5 cm breiten Stäben des Chor-
mantels je drei Szenen aus dem Le-
ben Christi, auf der Kappe die Spei-
sung derViertausend. Die Baldachine
in Uberfangstich mit dicken plastisch
wirkenden mittleren Knäufen. Für
die Köpfe ist der Stoff au^espart,
die Zeichnung ist leicht eingenäht
und durch Farbe herausgearbeitet.
Kasel von violettem Saramet-
brokat vom Ende des i6.Jh. mit
sehr grossem Granatapfelmuster (das
Dessin o,65xi,6o m gross), mit
prachtvollen figürlichen Stickereien,
die Figuren appliziert, die Gewän-
der in Lasurmanier. Auf dem Kreuz
auf einem Grund von rolem Sammet
Fig. 34. H«mborii. Romi>i>itch<i Kupiiii im Krcui|>iite. der Stammbaum Jesse in schönge-
schwungenen Ranken, mit acht aus
Blütenkelchen herauswachsenden Halbfiguren, endend mit Christus, auf dem Stab filnf
Halbfiguren. Die dazugehörigen Dalmatiken von anderem lilafarbigem grossgemuster-
ten Grund mit zwei Streifen von matt-goldbraunem Sammet, auf die je drei Kniefiguren
von Propheten und Sibyllen mit grossen flandrischen Hauben aufgeselzt sind. Vgl.
Katalog d. Ausstell, kirchl. Kunst Webereien u. Stickereien in Krefeld i887, Nr. Si — 53.
U Von den Klostergebauden ist noch nach Norden zu der zweistöckige acht-
zehn Achsen lange Haupttrakt erhalten, in der Mitte mit hohem Backsteingiebel, jetzt
zu den Wohnungen der Geistlichen umgebaut. Ein in der nördlichen Ecke anstossen-
der chorarliger Erker tragt die Jahreszahl i56i, die anslossende Scheune die Zahl i769.
Über dem Eingang zu dem im Südwesten gel^enen Wirtschaftshof das Hambornsche
Wappen mit der Zahl [788.
Der älteste Teil der ganzen Abtei ist der aus Tuff aufgeführte romanische
Kreuzgang, von dem an der Nordseite des grasbewachsenen Klosterhofes, der mit
226
HIESFELO 67
dem ausgetrockneten Ziehbrunnen in der Mitte verlassen trauert, noch eine Reihe Kloster
von Bogen erhalten sind. Er gehört noch der Mitte des 12. Jh. an (Fig. 23). Das
System war durch den Wechsel von je zwei Bogen von Doppelfenstern mit einem
breiteren und einem schmäleren Steinpfeiler gegeben. Der Doppelbogen ruhte in
der Mitte auf einem Kragstein — die Mauer trug hier ein Paar gekuppelter mono-
lither Säulchen mit einfachen Kelchkapitälen und einem rechtwinkeligen Kämpfer
über der reichprofilierten Deckplatte. Die in die grossen Rundbogen eingeschriebe-
nen Rundfenster wurden durch eine einzige Mittelsäule getrennt. Nur drei und eine
halbe Arkade sind erhalten, darüber sind aus Backstein im 16. Jh. die niedrigen
Klostergebäude mit vorgekragtem Dach und kleinen Fenstern aufgesetzt. Im Gange
selbst sind sieben der Kreuzgewölbe erhalten, an der Aussenmauer Vorlagen mit
einfach profiliertem Kämpfer, an den Innenmauem Konsolen. An der äussersten
Nordostecke ist noch eines der reicheren reizvollen romanischen Kapitaler erhalten
(Fig. 24). Der Ostteil des Kreuzganges ist nur mit einem Ziegeldach eingedeckt, über
dem westlichen erheben sich die ehemaligen Zellen, niedrige und winkelige Anlagen
mit vier vorgeschobenen, als Aborte dienenden Risaliten. Der West- und Ostteil sind
flach gedeckt.
Vierzehn stark beschädigte Gemälde des i7. Jh. ohne Wert. Gemälde
Viereckige hölzerne Toten tafeln von zehn Äbten von Hamborn von Johannes Totenufein
Wimarus a Bredenbach, f i694, bis Franz Ferdinand b. de Dunckel, t i782, mit
Wappen und Umschrift.
HIESFELD.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. An Hiesfeld selbst Römi.che u.
führte die innere (westliche) Grenzwehr des Kreises Duisburg vorüber, etwas nördlich Anlagen
am Kuhbruch mündet in sie die äussere östliche. Von dieser zweigt sich in der
Buschhauser Haide ein Nebenarm ab, der im Bogen um Hiesfeld herumführt und
bei dem Hause Bollwerk auf die südliche grosse von Walsum kommende Grenzwehr
trifft (Schneider, Kr. Duisburg S. 6. — Ders., Neue Beiträge VII, S. 7).
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Nrh. G. i883, S. 120. — Binterim Evungei.
__ ^ -r^ T ^ .-« Pfarrkirche
u. Mooren, E. K. I, S. 253.
Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Handschriftl. Chronik von Hiesfeld
vom Pfarrer Ewh (i856 — 1866) in zwei Bänden.
Die Kirche bestand schon im i3. Jh. und war Mutterkirche von Dinslaken, das Geschichie
erst i436 (s. o. S. 48) von ihr abgetrennt wurde. Der Turm stammt noch vom ältesten
Bau, das Langhaus wurde im iS. Jh. errichtet. Evangelisch seit i585.
Einschiffige Backsteinkirche, 22,20 m lang, 6,5om breit, mit einachsigen Fenstern Beschreibung
und unregelmässigen Auflagerungen der Rippen auf Konsolen und Vorlagen. Drei-
stöckiger Westturm von Backstein mit einfachen romanischen Rundbogenblenden in
den beiden oberen Geschossen.
Wandgemälde, die Kreuzigung darstellend, 1886 aufgefunden, aber wieder Wandgemälde
übertüncht (Essener Zeitung, 2 1 . Juli 1 886).
Drei holländische Messingkronleuchter des i7.Jh. Kronleuchter
Epitaph des Herrn Melchior Detlof von Koppem aus dem Hause Schmug- Epitaph
gerow, Erbherr auf Bärenkamp, f i3. Mai i793 und seiner Gattin, t 22. März i789.
22?
6S
KREtS ftÜHRÖRT
fcvangel.
Pfarrkirche
Glocken
Glocken. Die erste von i49o mit der Inschrift: jesus maria anna kathe-
RINA IS MIN NAME, MIN GHELUT SI GADE BEQUAME. DE LEVENDIGEN ROPE IK, DE
DODEN BESCREIGE IK. GHERARDUS DE WOU ME FECIT ANNO DOMINI MCCCCXC. .
Die zweite von i52o mit der Inschrift: est maria nomen michi. sacros
PULSOR IN usus, COGO SONANS HOMINES AD PIETATIS OPUS. TÜNC TEMPORE THEODE-
RICUS STUYR PASTOR IN HISVELT. WOLTERUS WSETERHUES (für WeSterhues) ME FECIT
ANNO DOMINI MCCCCCXX.
HOLTEN.
Evangel.
Pfarrkirche
Beschreibung
Glocken
Schlots
Litteratur
Geschichte
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Nrh. G. i883, S. 128.
Ursprünglich zu Walsum gehörig (s. u.). Die neue Pfarrkirche i3i9 erbaut
(Lacomblet» UB. III, Nr. i75. — Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Herrenstründen 5o).
Dreischiffige frühgothische Kirche, 3o m lang, i5,5o m breit, unter gemein-
samem Satteldach, mit dreistöckigem Westturm, in den beiden oberen Geschossen
mit einfachen spitzbogigen Blenden. Die zwei Pfeilerpaare bestehen im Grundriss
aus zwei durcheinander geschobenen Rechtecken mit abgefassten Kanten, im Mittel-
schiff ruhen die Rippen der nicht durch Gurte getrennten Kreuzgewölbe mit skulp-
tierten Kapitalen auf kurzen Dreiviertelssäulen, diese auf einer unten schräg abge-
schlagenen, an den Kanten abgefassten Pfeilervorlage. In den niedrigeren Seiten-
schiffen die Rippen auf Blattkonsolen, im Chor auf polygonalen Konsolen. Die
Fenster sind der Achsen beraubt, die Scheidemauern durch spitzbogige Blenden be-
lebt. Die Formensprache ist durchweg einfach und schlicht.
Glocken. Die erste von i453 mit der schwer leserlichen Inschrift: claes macke
TUE SILVEREN BESUYNEN (? = tubae), DA DU DAT VOLCK MEDE TO HOPEN ROPPES AN
DE DOR DES TABERNAKELS. NUMERI X. ANNO DOMINI MCCCCLIII.
Die zweite von i453 mit der Inschrift: anno domini dccccliii (so) claes
POTGEITER VAN DORTMEND GOT MY. ROEPE ENDE EN HOER NIET UP, VERHEUE DIN
STEMME ALS EN BESUNE. ESAIE LVIII.
Die dritte von 1S22 mit der Inschrift: anno domini mcccccxxii. sanctus
JOHANNES HEIDT ICK, DE LEVENDIGHEN ROP ICK, DE DODEN BESCHREL (so) ICK.
SCHLOSS. Teschenmacher, Ann. p. 180. — Die Stadt und ehemalige Burg
Holte: V. Ledebur, Allgemeines Archiv für die Geschichte des preussischen Staates
V, i83i, S. i55. — Borheck, Archiv für die Geschichte der deutschen Nieder-Rhein-
lande I, S. 234. — v. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte in der
Preussischen Monarchie, Berlin 1828, III, S. 7i. — Statistik des Kreises Duisburg
S. 12. — Jahrbücher der Preussischen Gesetzgebung LVIII, S. i93.
Das Schloss war der Stammsitz der Herren von Holte, Holze oder Holtho,
deren erster, Everwin, iiSi (Teschenmacher, Ann. p. 181), 1166 (Kremer, Akad.
Beiträge II, S. 226, 229), ii7o (Niesert, Münster. U B. II, S. 224), 11 73 (Binterim u.
Mooren, D. C. I, S. i4S) genannt wird. Die klevische Linie der Herren von Holte
starb um 1285 aus (unrichtig Zedler, Universallexikon XIII, S. 677).
Die Vorburg des Hauses war im i3.Jh. kölnisches Offenhaus, von dem Erz-
bischof Philipp von Heinsberg zur Hälfte erworben (L. Korth i. d. Mitteilungen
aus dem Stadtarchiv von Köln XII, S. 62), und ward noch i3oo dem Erzbischof als
solches bestätigt (Lacomblet, U B. II, Nr. io65), schon 1266 erscheint an der Spitze
der Burgmannschaft Burchardus Mathalare. Kurz darauf, vor i3o7, errichtet Engel-
228
HÜNXE 69
brecht, Herr von Arberg, Sohn des Grafen Everard von der Mark, Gemahl der Erb- Schio«s
tochter Mechtild von Holte (Düsseldorf, Staatsarchiv, Hs. A. 36, Bl. 2o4), einen nuwen
buwe zu Holte (Lacomblet, U B. IH, Nr. 57), i335 wird Burg und Stadt von Graf
Adolph von der Mark dem Grafen Dietrich VKI. von Kleve zu Lehen aufgetragen
(Teschenmacher, Cod. dipl. p. 23. — Lacomblet, U B. HI, Nr. 3o2). Späterhin der
Sitz der Amtmänner von Holte, von i447 — 1557 an die von Loß verpfändet. Das
Schloss, das i598 durch die Truppen des Admirals Franz Mendoza ruiniert, i63i
durch den Brand zerstört ward, wurde am Ende des i7.Jh. wieder hergestellt.
Die Burg lag auf einem künstlich aufgeschütteten vierseitigen Hügel und war im Kcste
Viereck aufgeführt, die Fundamente sind deutlich erkennbar. Erhalten sind nur zwei
rechtwinkelig aneinanderstossende Flügel von dem Bau des i7.Jh., dreistöckig, aus Back-
stein errichtet, mit Rokokoleisten und Cementpilastem. Eigentum der Civilgemeinde.
HÜNXE.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Die äusserte und Römi.che u.
bedeutendste Grenzwehr, die vom Hofe Schulte Bamum nach Püttmannshof südlich AnUgen
führt (vgl. unter Gartrop S. 59), ist bei Hünxe bis in die Nähe von Hiesfeld deutlich
erhalten. An der Grenze von Hünxe und dem Hünxer Wald erscheint sie in drei
Wällen, von denen der innere der breiteste ist (der neben diesem nach Westen
ursprünglich wie bei Gartrop herlaufende Wall ist offenbar abgetreten). Vgl. Schneider,
Kr. Duisburg S. 5, Taf I, Fig. 3, 4. — Ders., Neue Beiträge VII, S. 6, i7. — A. Fahne,
i. d. Berg. Zs. IV, S. i9. Diese drei Wälle sind in der ganzen Bruchhauser Haide
erhalten.
Eine römische Strasse führt über Krudenburg, Hünxe und Dinslaken und mündet Strawe
südlich von Altenrade in die Wesel -Duisburger Heerstrasse (Schneider S. ii). Der
grosse Heerweg des linken Lippeufers von Castra vetera nach Aliso führt vom alten
Rhein über Grüselmannshof, Welmen, Buckholt, Hünxe und Gartrop bis in die Nähe
von Gahlen, wo er sich in zwei Arme teilt (J. Schneider, Die römischen Militär-
strassen an der Lippe: Neue Beiträge XI, S. 4).
Dicht bei dem Hofe Schult am Berge, eine Viertelstunde südlich von Hünxe,
im Busch wald versteckt, liegt die grösste und ausgedehnteste der niederrheinischen
Wallburgen (Fig. 25. — Schneider, Kr. Duisburg S.S. — Ders., Neue Beiträge V, Waiiburg
S. 2 7, Taf I, mit ganz schematischer Zeichnung), die direkt hinter der grossen Grenz-
wehr gelegen ist. Die ganze Anlage hat eine Längenausdehnung von 3io m und
eine Breitenausdehnung von 260 m. Die Mitte bilden zwei runde Hügel, von denen
der südliche an seiner Nordseite ausgerundet erscheint Der mittlere Haupthügel,
dessen Wände steil aufsteigen, hat eine Höhe von 4,5o — 5 m von der Sohle des
noch rundum mit Wasser und Moorboden gefüllten Grabens aus, der an der Süd-
seite 16,20 m, an der Nordseite 22 m breit ist; zwischen den beiden Hügeln ver-
engt er sich zu 10 m Breite. Der zweite Hügel, nur etwa 3 — 3,5o m hoch, hat einen
Durchmesser von i5 m.
Um die beiden Hügel legt sich zunächst ein ovaler Ringwall und sodann ein
breiter wohlerhaltener hufeisenförmiger Wall, ähnlich wie in dem Erdwerk an den
Schwienumshöfen (Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. 84) und am Ickter Hof bei Düssel-
dorf (Aufnahme in den Kunstdenkmälem d. Kr. Düsseldorf), der an der Nordseite
229
7o
KREIS RUHRORT
■ völlig offen ist, eine durchschnittliche Breite von um und eine Höhe von 2,4o m
besitzt Um die ganze Anlage legt sich sodann noch ein weiterer ovaler Wall. Das
an einigen Stellen wohl erhaltene Terrain zeigt im Westen und Osten ein schmales
Hochplateau als Lagerplatz hinter dem erst am Rande sich steiler erhebenden Schutz-
^yu¥/^
%
V.
wall. Nach Süden biegt der äussere Wall weit aus, um hier einen dritten grösseren
aber niedrigeren rechteckigen Hügel einzurahmen, auf dem jetzt der Hof Schult am
Berge sich erhebt.
Die ganze Anlage steht in unmittelbarem Zusammenhange mit der Grenzwehr
und diente sowohl rein kriegerischen Zwecken, wie zur Bergung der Landleute und
HÜNXE
7l
des Viehs, als Reduit, worauf das eingeschlossene Vorterrain weist. Sie wurde noch
während des Mittelalters benutzt; an der Stelle des Bauernhofes stand vermutlich das
Burghaus der Herren zu dem Berge, bis zum J. i338 die Herren des Gerichtes von
Hünxe (Lacomblet, U B. HI, Nr. 324, 366; IV, Nr. i9o). Die Wallburg ist wahrschein-
lich eine fränkisch -germanische Anlage aus dem 4. — 8. Jh. n. Chr. Nachgrabungen
wünschenswert. Es ist wahrscheinlich, dass der im Ruhrorter Kreise gelegene Teil
der Grenzwehr im iS.Jh. teilweise als Landesgrenze diente, die von Herzog Adolph
von Kleve befestigt wurde (Gert van der Schuren ed. Schölten S. i37. — Kunst-
denkmäler d. Kr. Kleve S. 120, d. Kr. Rees S. 58). Möglicherweise wurde auch das
Kastell Bergerschulthof damals als Warte in die Befestigungslinie hineingezogen. Vgl.
Th. Ray, Animae illustres Juliae, Neuburg i663, p. 166: patriam universam terreis
loricis seujaggeribus vulgo Landicken circumscripsit; in limitaneis vero oris receptibus
rodeutas, Warten (ut vocant) firmavit.
Römische a.
Germanisch c
AnIngen
Ursprung
>^JMU^
l-M—i—t -^-i f t— <-- f--f--t =
Fig 26. Hünxe. Grundriss der evangelischen Pfarrkirche.
Nordöstlich von dem Orte ist an der Lippe ein einfacher Warthügel, die
,Hünxer Burgwart* genannt, erhalten, eine kegelförmige von einem Graben um- Hünxer Burgwart
gebene Aufschüttung. (Schneider, Neue Beiträge V, S. 24; XI, S. 5. — Fiedler,
Römische Denkmäler S. i73. — Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. io7.) Der zweite früher
daneben befindliche Hügel abgetragen. Nach Osten beim Hause Simson kamen
mehrere germanische Gräber mit verschiedenen Antikaglien zum Vorschein, weitere
auf den Tester Bergen entdeckt.
Auf dem westlich von Hünxe, genau in der Mitte zwischen Hünxe und Buckholt
vorspringenden zungenartigen nördlichen Ausläufer der Testerberge, ,Katterbcrgs-
köppel* genannt, befindet sich eine grössere Wallburg. Der Bergrücken fällt nach
drei Seiten steil ab, an der offenen Seite ist er durch einen noch 1,20 m hohen Wall
mit davorliegendem 1,20 m tiefen Graben geschützt (Entfernung von der Wallkrone
bis zur Grabensohle 9 m), die von drei Durchgängen durchschnitten sind. Der
eingeschlossene Raum ist 9i m lang, im Norden 20 m, im Süden 57 m breit. Vgl.
Schneider, Kr. Duisburg S. 11. — Ders., Neue Beiträge V, S. 11, Taf. I, Fig. i9.
Katteibergs«
köppel
23 I
72 KREIS RUHRORT
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Nrh. G. i883, S. 128.
Handschrirtl. Qu. Im Pfarrarchiv: 1 4 Urkunden von i424 an. — Catalo-
gus pastoruto von i444 an. — Lagerbuch mit einzelnen Notizen, i723 vom Pastor
Reinhard Kaspar Ritter angelegt
Im Stadtarchiv zu Wesel (Düsseldorf, Staatsarchiv): Verzeichnis der Geist-
lichen von i444 an (caps. 342, 10).
Der Ort wird zuerst I23i erwähnt (Wii.mans, U B. Nr. 29?. — Tibus, Grün-
dungsgeschichte S. 664), die Kirche i38o {Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 26?, 27i),
Patron war der h. Suitbertus. Zwischen 1600 u. 1610 wurde die Reformation eingeführt
Die Kirche (Grundriss Fig. 26) war ehemals eine dreischiffige romanische Säulen-
'" basilika aus Tuff, von der nur der Westturm und das erste westliche ,Säulenpaar, jetzt
an den Seiten abgeplattet, erhalten sind. Der Turm zeigt in den beiden unteren Ge-
schossen vermauerte romanische Fenster. Im i4. Jh. wurde das dritte Turm geschoss
in Backstein aufgesetzt mit schmalen durch zwei Rundbogen geschlossenen Blenden,
spitzbogigen Fenstern mit Nasen und achtseitigem Helm, ausserdem erhielt der Turm
nach Westen zur Absteifung
.. ' einen breiten Mantel, durch
den das fünfmal abgetreppte
grosse Hauptportal gebro-
chen ist
Gleichzeitig wurde das
Langhaus durch einen drei-
schiffige n golhi sehen Bau mit
Pfeilern ersetzt Den vier
,' Pfeilerpaaren mit ausgerun-
deten Kanten treten nach
innen Dienste vor, auf denen
mit skulptierten Blattkapi-
talen die Rippen der nicht
durch Gurte getrennten
Kreuzgewölbe ruhen. In
den Seitenschiffen nur an den Aussenmauern Dreiviertelssäulen, an den Pfeilern selbst
einfache Konsolen. Die Arkadenbögen sind sehr einfach profiliert, die Scheidemauem
unbelebt. Das Mittelschiff zeigt an den Aussenmauern direkt unter dem Satteldach
einen einfachen Rundbogen fries. Die im Norden anslossende alte Sakristei mit poly-
gonalen Kapitalen und Dreiviertelssäulen bildete ehemals eine Kapelle mit einer Altar-
mensa an der Ostseite.
Vier kleine holländische messingene Kronleuchter des iT.Jh.
Im Chor grosses Epitaph des letzten Barons von Huchtenbruch, von Sandstein,
auf mächtigem Unterbau mit Kartnuche und ovalem Schild, rechts und links Engclchen
mit den Emblemen des Todes. Auf dem Sarkophag in der Mitte stehen vor einem
ausgebreiteten Vorhang die lebensgrossen Büsten eines stattlichen Mannes mit zwei
Frauen, gute Portrütskulpluren, darüber die Wappen der Diepenbruch, Huchtenbruck,
Quadt von Wickradt Inschrift: monumentum illustrissimo atque generosissimo
D. D. ALBRECHTO GEORGIO BARONl DE HUCHTENBRUCK, D. DE GARTROP, BADELEUW,
GAHLEN, BUHl. ETC., MAI. REG. BORUSS. ET CAMERARIO HAEREDITARIO DUC. CLIV. ET
FUND.^TORI ECCLESIAE GARTROPIENSIS BEATISSIMO, QUI VIXIT DEO PIE, PROXIMO lUSTE
SIBIQUE TEMPERANTER, NATUS A. AERIS CHRIST. MDCXXXV Vll, CAL. AUG.,
233
Fig. 27. Htlnu. Ilergcrichu1tho€
HÜNXE
73
MDCCXVI VII. CAL. FEBR. ULTIMUS EX ANTIQUISSIMA PARITER AC AMPLISSIMA HUCHTEN-
BRUCHIANORUM FAMILIA, NEC NON ILLUSTRISSIMIS GENEROSISSIMISQUE CONIUGIBUS D.
D. GERDRUTHAE SOPHIAE BARONI DE DIEPENBRUCH A EMPEL UT ET D. ANNAE LOUYSIAE
BARONI DE QUADT A WICKRAD, QUARUM ALTERA DENATA A. AERIS CHRIST. MDCXCII,
ALTERA NATA MDCLXX, DENATA MDCXCV, IN PERENNEM MEMORIAM CONSECRATUM.
Glocken. Die erste von i52o mit der Inschrift : d. mcccccxx. jhesus. maria.
JOHANNES. NE ROGO TAM FELIX PRAETERVOLET HORA, QUO TE NON RERIS TEMPORE
POSSE MORI.
Die zweite mit der Inschrift: gloria in excelsis deo. temp. past. r. c. ritter
ET T. T. TRIPPLER ET CONSIST. UHLENBRUCK, SCHEPERS, SCHWARTZ, WITTEN, SCHLEGER,
HONDELMAN, NOTTELBUS, SPICKERHOF, SCHOEL,
FELDKAMP, JORDEMAN, FLÜGEL. ANNO l77o HA-
BEN MICH GEGOSSEN CHRISTIAN VOIGT UND RÖT-
GERÜS VOIGT GEBRÜDER IN ISSELBURG.
BERGER SCHULT HOF. Von den
grossen Bauernhöfen im östlichen Teile des
Kreises, die dem niedersächsisch -westfälischen
Typus folgen, giebt der aus dem i8.Jh. stam-
mende Berger Schult Hof eine gute Vorstellung.
Der Bau (Fig. 27, Hinteransicht) besteht aus
Fachwerk von roh behauenen Balken mit Back-
stein imd ist mit einem grossen aus gewunde-
nen Ziegeln bestehenden Satteldach eingedeckt.
Von der Ostseite tritt man in die mit Kieseln
gepflasterte Küche (Grund riss Fig. 28), von der
rechts und links je eine Thür in die Wohnräume,
links das eigentliche Wohnzimmer, rechts das
Schlafzimmer führt. Das letztere, die Upkammer,
unter dem sich der Keller befindet, liegt um
zwei Stufen erhöht. Den Hintergrund der Küche
füllt die mächtige Herdstelle: ein hoher Kamin
mit gusseisemer Platte, von glasierten Thonschei-
ben umgeben, in der Höhe Bretter für Teller.
Von der Küche gelangt man direkt in den
grossen Mittelraum, der als Tenne und Scheuer
dient, darüber auf Stöckelboden das Korn und
Heu. An die Rückwand des Kamins ist noch
die Viehküche angebaut, an die Wohnräume schliessen sich die Mägde- und die
Knechtekammer an, im Süden noch die Waschküche, die übrigen Seiten werden ein-
genommen durch die Stallungen, den Kuhstall, den Pferdestall und den Füllen- und
Kälberstall. Ober der Küche ist nur eine einzige gleich grosse Kammer gelegen.
Der Hof Berger Schult ist ein vortrefflicher Typus des westlichen westfälischen
Hauses, dessen Gebiet, in den Kreis Ruhrort hineinragend, nur die hinteren einsamen
Höhen einnimmt, während die Bauernhöfe in dem Alluvialboden der Rheinniederung
den niederrheinischen Typus zeigen. Es sind nur einige alte Häuser, nicht über das
i7. Jh. zurückgehend, erhalten, bei Gartrop, zwischen Gahlen und Gartrop, bei Hies-
feld. Die Grenze der Einzelhofbewirtschaftung zieht sich weiter südlich von Alsum,
Beeck nach Styrum, Mülheim, Altenessen hin (Lamprecht i. d. Berg. Zs. XVI, 1880,
S. i9i). Für den Typus des Hauses vgl. P. F. Weddigen, Über den Ravensberger
Evangel.
Pfarrkirche
t=
^«
Fig. 28. HUnxe. Gruadriss von Bergerschulthof.
Glocken
Berger
Schult Hof
Westfälische
Bauernhäuser
Litteratur
233
74 KREIS RUHRORT
Bcrgcr Baucr: Westphäl. Magazin II, Heft 5, S. 49. Ausführlich R.Henning, Das deutsche
Sch ult Hof
Haus in seiner historischen Entwickelung : Quellen und Forschungen zur Sprach- und
Kulturgeschichte der germanischen Völker XLVII, Strassburg 1882. Dazu Litterar.
Centralblatt 1881, Nr. 39; Peez i. d. Allg. Zeitung i883, Beilage i64; Meringer i. d.
Allg. Kunstchronik i883, Nr. 39. — Henning, Die deutschen Haustypen: Quellen
und Forschungen LV, 2, Strassburg 1886. Dazu Weinhold in Behagels Litteratur-
blatt 1882, Nr. 11. — Aug. Meitzen, Das deutsche Haus in seinen volkstümlichen
Formen: Verhandlungen des deutschen Geographentages 1882. Dazu Litterar. Central-
blatt 1 883, Nr. 39; Allg. Zeitung i883, Beilage 28. — Gust. v. Bezold, Der nieder-
sächsische Wohnhausbau und seine Bedeutung für die allgemeine Baugeschichte: Allg.
Bauzeitung 1881, Nr. 9 — 10. — Arendt, Beschreibung eines älteren westfälischen
Bauernhauses: Archiv des historischen Vereins für Niedersachsen i85o, S. ii7. —
Wichtig auch G. Laudans Untersuchungen über den nationalen Hausbau: Korre-
spondenzblatt des Gesamtvereins VI, Nr. 8, 9; VII, Nr. 12, Beilage; VIII, Nr. 12,
Beilage; X, Nr. i, 2, Beilage. — Zur Frage der Aufnahme und Beschreibung älterer
Wohnhäuser: Korrespondenzblatt XXVII, S. 29. — Karl Brandi, Das Osnabrückische
Bauernhaus: Mitteil, des Histor. Vereins zu Osnabrück XVI, i89i.
MEHRUM.
Römische RÖMISCHE FUNDE. In unmittelbarer Nähe des Hauses auf einem ehe-
mals eine Insel bildenden Terrain, im Garten des Ackerers H. Moeltgen an der
sogen. ,Geest* nach Ostsüdosten wurde 1888 i m tief im diluvialen Boden ein grosser
römischer Bronzefund der frühen Kaiserzeit gemacht, bestehend aus vier kupfernen
Gefässen von 29 — 34 cm Durchmesser, gefüllt mit Knochenresten und Salbenfläschchen,
mit abnehmbaren Deckeln und Henkeln, der obere Rand mit vollständig erhaltener
Ciselierung in künstlerischer Ausführung. Die massiven Henkel zeigen Frauen- und
Pferdeköpfe von grosser Schönheit Neben den Kupfergefässen eine 62 cm lange
Schwertklinge, ein Dolch mit Griff, eine Lanzenspitze, verschiedene Stücke von zer-
brochenen Terrakottaschalen. Für 1200 Mark durch Vermittelung des Freiherm von
Plettenberg für das Provinzialmuseum in Bonn erworben (Inv.-Nr. 5577 — 56o4). Vgl.
B.J. LXXXVII, S. 216. — Ausführlich A. Fürtwängler, Die Bronzeeimer von Mehrum:
Festschrift zum Sojährigen Jubiläum des Vereins von Altertumsfreunden, Bonn i89i,
S. 23, Taf. II und III. Über die römische Heerstrasse vgl. Korrespondenzblatt des
Gesammtvereins XV, S. 39.
Schios» SCHLOSS. Falkenheiner, Beitrag zur Geschichte der Familie von Pletten-
berg: Westfäl. Zs. VI, S. 349. — v. Steinen, Westfäl. Geschichte IV, S. 8i3. — Vgl.
Fahne, Geschichte der Köln., Jülich, und Berg. Geschlechter I, S. 333. — Strange,
Beitr. zur Genealogie der adeligen Geschlechter II, S. 2 7. — Abb. in der Duncker-
schen Publikation der Rittergüter und Schlösser. — Von Biebrich nach Antwerpen,
Düsseldorf 1892, S. 62.
Geschichte Der Ort zuerst 1 144 genannt (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. I23). Das Schloss
befand sich im Besitz eines gleichnamigen Rittergeschlechts und kam 1282 durch die
Heirat von Hedwig von Merheim (Mehrem, Mehrum) mit Ritter Jakob von Felden
gen. Clouth an die Felden, nach ihnen an die von Neuhoff gen. Ley. Durch die
Vermählung von Lutwina von Neuhoff mit Wilhelm von Lutzenraide gelangte es i582
234
MEIDERICH
75
an die Lutzenraide. Johanna von Lutzenraide heiratete 1625 Konrad von Strünkede, Schioss
ihre Tochter Araalia Elise Wilhelm von Ketzgen, deren Sohn Wilhelm Salenlin 1688
als Herr von Mehrum erscheint; seine Tochter Almuth Luise brachte das Haus an
ihren Gatten Wessel Wirich von imd zu Bodelschwingh. Zu Anfang des i9.Jh. kam
es endlich durch Heirat der Christine Luise von Bodelschwingh mit Karl Wilhelm Frei-
herm von Plettenberg- Bodelschwingh an die Plettenberg, i83i an die Linie Pletten-
berg-Heeren. Der jetzige Besitzer ist der Freiherr Gustav von Plettenberg-Mehrum.
Das Schioss, ein Backsteinbau des i5. Jh., war im J. i598 durch die Spanier zwei-
mal hintereinander geplündert worden (Historisch -Arragonischer Spiegell von i599.
— J. D. V. Steinen, Westßll. Gesch. I, S. 545. — W. Crecelius i. d. Berg. Zs. XXIV,
S. 23). Im J. i695 erneuert, in den letzten Jahrzehnten restauriert und erweitert.
Das Herrenhaus ist ein stattlicher zweistöckiger Backsteinbau, bestehend aus Beschreibung
einem Mittelbau und zwei wenig vorspringenden rechtwinkelig anstossenden Flügeln
mit leicht abgetreppten und geschweiften Giebeln. Der Eingang war ursprünglich von
der Seite. Der dem Mittelbau vortretende Turm, der aus dem Viereck in das Achteck
übergeführt ist, war ursprünglich nur halb so hoch und wurde i844 erhöht, die zier-
lichen Mansardengiebel zur Seite wurden erst durch den jetzigen Besitzer angefügt.
Der südliche Flügel trägt die Inschrift: b. l. i695 (Bertram Lützenrodt). An Stelle der
i857 angebauten Orangerie befand sich ursprünglich eine Mauer, die nach Südwesten
zu lief und einen rechtwinkeligen Raum, wahrscheinlich einen Garten abtrennte, in der
äussersten Ecke wurde i89i noch Mauerwerk gefunden. Die Wirtschaftsgebäude und das
Pächterhaus wurden i859 neu aufgeführt, weitere Anbauten stammen aus dem J. i878.
Im Inneren eine Reihe vortrefflicher niederländischer Porträts, darunter zwei kleine Gemälde
Kniestücke eines Herrn und einer Dame in der Art des Nikolas Maes, die Bildnisse Frie-
drich Wilhelms I. und seiner Gemahlin, eine Anzahl kleiner holländischer Genrescenen
und Stillleben, ein grosses Bild von B. van Eyckens i6g$, eine Küche darstellend, voll von
Wild, als Staffage ein Koch, der dem die Küchenmagd umarmenden Jäger droht
MEIDERICH.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Herm. Joh. Graeber, Tausend-
jährige Geschichte von Meiderich von 874 — 1874, besonders in kirchlicher Beziehung,
Moers i877. — Nrh. G. i883, S. 128. — Hermann, Zs. für die Lande zwischen Weser
und Maas 1824, S. 258. — Rive, Über das Bauemgüterwesen, Köln 1824, I, S. 348.
— Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der
Gemeinde Meiderich für die J. i885 — i89o, mit geschichtlicher Einleitung.
Die Kirche zu Meiderich, die älteste im ganzen Kreise, schenkt schon 874
Regenberga, die Tochter des Ritters Gerricus, an das neugegründete Kloster zu Gerres-
heim (Lacomblet, U B. I, S. 58. — Vgl. die Urkunde von i3ii: Berg. Zs. VI, S. 77).
In der Mitte des 11. Jh. ward eine neue Kirche erbaut, die wohl i384 bei der Zer-
störung des Ortes durch die Dortmunder stark beschädigt wurde (Chronik des Dietrich
Westhoff: Deutsche Städtechroniken XX, S. 247). In Meiderich befand sich wahr-
scheinlich die nachfolgende Inschrift (A. Fahne, Die Grafschaft und freie Reichsstadt
Dortmund, Köln i859, S. 325):
M C TER AC ANNO QUARTO SIMUL OCTUAGENO
PESTIS EVV ALDORUM FIT MEIDERICH DEPOPULATUM
PER TREMONIENSES DESTRUITURQUE CIVES.
Evangel.
Pfarrkirche
Geschichte
235
76
KREIS RUHRORT
Eva n gel. Der zweitc Bau war (wie sich bei dem Abbruch 1862 ergab) eine romanische
Pfarrkirche .
Neubauten dreischiffige Kirche mit schweren Rundbogen, der Obergaden mit Vertikallisenen und
Rundbogenfries. Nach i384 waren zwei Seitenschiffe angefügt worden. Der Turm
ist i5o2 erbaut, nach der Inschrift: i5o2 op st. juris tag is de erste steen an
DIESEN thurm gelag. Langhaus und Chor wurden 1862 abgebrochen und am 16. Sept.
i863 der Neubau des Stadtbaumeisters Freyse in Essen eingeweiht. Die Gemeinde
war i6o9 zur Reformation übergetreten.
GciiterKcschichic Über die Geistergeschichte zu Meiderich vom J. i437 des Johannes de Essendia
vgl. Van Amt Buschmann unn Henrich sym alden vader dem geyst, eyn wonderlich
Myrakell, dat geschyet ys yn dem land van Cleve bei Düyssberg tzo Meyerich, o. J.
(vor I Sog, spätere Auflagen i5oo, i5o5, i5o9, i5i5). Über die Schrift Harzheim,
Bibl. Col. p. i69. — L. Ennen in der belletristischen Beilage zu den Kölner Blättern
i863, Nr. 21 4. — A.Kaufmann in Pfeifers Germania XI, S. 4ii. Deutsche Hs.
vom J. i437 ehemals im Besitz des Herrn Pfarrers Graeber zu Meiderich, lateinische
im Cod. B. 120, i5.Jh., der Landesbibliothek zu Düsseldorf. Neue Ausgabe von
WiLH. Seelmann im Jahrbuch des Vereins für niederd. Sprachforschung VI, S. 32.
RUHRORT.
Litteratur
Handschriftl.
Quellen
Ansichten
M. Merian, Topographia Westphaliae p. 61. — Jo. Blaeu, Theatrum urbium
Belgiae regiae, Köln i659, II. — Hermann, Zs. für die Lande zwischen Weser und
Maas 1824, S. 258. — Scotti, Clevisch-Märkische Gesetzessammlung I, S. 272, 354. —
Weddigens Westföl. Magazin VII, S. i94; VIII, S. 255. — [Habeck], Geschichte der
Stadt Ruhrort nebst historischen Urkunden von einem alten Ruhrorter, Ruhrort 1882.
— K. RöSEN, Geschichtliche Nachrichten über Ruhrort, insbesondere über die kath.
Gemeinde daselbst, Duisburg 1882. — H. v. Eicken, Zur Geschichte der Stadt Ruhr-
ort: Berg. Zs. XVII, S. i. — Statistik d. Kr. Ruhrort S. 10. — Kottenhahn, Mit-
teilungen aus den Urkunden der Stadt Ruhrort: Rhein- und Ruhrzeitung 18. Jan. i875.
— F. Baldus, Übersichtsplan von dem Ruhrorter Hafen und der Stadt Ruhrort,
Ruhrort 1886. — Julius Greve, Die Kanalisierung der Ruhr von Wetter bis Ruhr-
ort. Denkschrift über die Bedeutung der Ruhr- Kanalisierung . . ., Berlin i887. — Paul
Rohns, Ruhrkanalisierung oder Emscher Kanal. Entgegnung auf die Denkschrift über
die Bedeutung der Ruhrkanalisierung, Hannover 1 888. — Endrulat, -Niederrheinische
Städtesiegel, Taf. V, 21. — v. Mülmann, Statistik I, S. 449.
Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv: i4 Urkunden von i438 ab (gedruckt
in der Geschichte der Stadt Ruhrort, Anhang S. 181). Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. t79.
Ansichten und Pläne: 1. Ansicht der Burg und Grundriss von Stadt und
Burg bei Merian, Topographia Westphaliae p. 61, Stich von Wenzel Hollar (Ann.
h. V. N. XXXIII, S. 172). — Parthey, Wenzel Hollar Nr. 77o, S. 162.
2. Kleiner Stich, 5,5 x 4,2 cm, Ansicht des Schlosses, vom zwei Bettlerinnen, von
Cl. J. Visscher.
3. Ansicht der Eroberung Ruhrorts durch Martin Schenk vom J. i587, Stich
von Fr, Hogenberg Ser. 9, 106, Nr. 286 (Muller, Beredeneerde Beschrijving van Neder-
landsche Historiepia ten I, p. 52).
4. Nachstich, verkleinert bei Wilh. Baudart van Deynse, De Nassausche Oor-
logen, Amsterdam 161 5, Nr. i9o.
236
RUHRORT
77
5. Stich von Fr. Hogenberg, bez.: veldslag voor ruhrort door spinola (i6o5),
Ser. 10, Nr. 358 (Muller I, p. 55).
6. Verkleinerter Nachstich bei Baudart Nr. 267.
7. Grosser Plan, 49,5 x 37 cm bei Jo. Blaeu, Theatr. urb. Belgiae regiae, Köln
i659, II am Schluss, in die neuen Befestigungen der alte Mauerring mit der Burg
stärker eingezeichnet.
8. Karte von Ruhrort und Umgebung, i735 vom Landmesser A. Neuwertz ge-
zeichnet, Kopie von 1826, im Rathaus.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Maximiliani e. m.). Rosen
a.a.O. — Habeck, S. i3i, i55. — Über die kathol. Gemeinde: Rhein. -Westfäl. An-
zeiger, Korrespondenzblatt 1827, S. 57.
Ruhrort besass seit dem i4. Jh. nur eine Kapelle — die i844 abgebrochene Alt-
städter Kirche — und war Filiale von Haien, das schon am Ende des 9. Jh. unter
den Besitzungen der Abtei Werden (Lacomblet, Archiv V, S. 267. — Sloet, Oork.
Nr. 74), dann unter den Besitzungen der Abtei Deutz erscheint (Lacomblet, Archiv
V, S. 267. — Sloet, Oork. Nr. 3o2). Erst i489 wurde Ruhrort von Haien abgetrennt,
weil der Rhein sich zwischen beiden Orten ausgedehnt hatte (Habeck, Urk. 12, S. 201.
— Nrh. G. i883, S. 120. — v. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. i76); i493 gewährt
der Herzog von Kleve die Erbauung eines Pfarrhauses in Ruhrort (Stadtarchiv, Urk. 1 1 .
— Habeck, Urk. i3, S. 2o3). Haien, dessen Lage auf den Karten von Gerhard Merkator
und Wilhelm Blaeu noch genau angegeben ist, wurde l583 durch den Rhein ver-
schlungen (B. J. VII, S. 161. — Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. 26. — v. Mülmann,
Statistik II, S. 287. — v. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 286. — Duisburger
wöchentliche Adresse- und Intelligenzzettel i756, Nr. 37. — Rhein. Provinzialblatt,
N. F. I, S. 2 23; II, S. 293).
Seit i55i die Stadt der Reformation beigetreten, werden in Ruhrort keine katho-
lischen Einwohner erwähnt bis i749; i782 wurde zum ersten Male wieder Gottes-
dienst abgehalten, i785 wurde die erste, 1829 an ihrer Stelle die zweite, i845 die
dritte Kirche errichtet, die i869 — i87i durch Architekt Heinrich Wiethase in Köln
einen stattlichen Anbau erhielt.
Chorstühle, aus Sterkrade stammend, von i483, in vier Teile getrennt, im
ganzen 15 Sitze enthaltend, ein Stück zu 3,5o m, eines zu 2,7o m, zwei zu 2 m Länge,
stark restauriert (neu die Rückwand, die Wangenstücke bis auf zwei und die Pulte).
Unter den Armlehnen kleine Ecksäulchen, auf den geschwungenen trennenden Wan-
dungen Krabben, hockende Tiere oder Menschenfiguren. Auf einem der alten Wangen-
stücke die Inschrift: anno domini mcccclxxxiii.
Holzfigur des h. Nikolaus, i m hoch, vom Ende des iS.Jh., niederländische
Arbeit, in der alten Polychromierung erneut.
SCHLOSS. Habeck S. 9i5. Das Haus Ruhrort wurde zwischen i372 und
i38o von Graf Engelbrecht von der Mark zum Schutze des von den moersischen
Grafen verliehenen und mit dem Homberger Wert verbundenen Zolles erbaut (Urk.
von i38o und i392 bei Habeck S. i89, i9i. — Lacomblet, U B. III, Nr. 846, 963.
— Berg. Zs. XVII, S. 4), unter Herzog Adolph I. von Kleve (i394 — 1448) wurde das
Haus zu einem festen Schlosse umgebaut und erweitert (Gert van der Schuren ed.
Schölten p. i37. — Cronicon de genealogia: Seibertz, Quellen III, S. 36 1). Es steht
in einer Linie mit den übrigen Schlossbauten des Herzogs zu Wesel, Schermbeck,
Dinslaken, Isselburg, Werden, Büderich, Orsoy, Sonsbeck, Griethausen, Huissen. Adolph
Ansichten
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Neubauten
Chorstahle
HoLcfigur
Schloss
Geschichte
237
78
KREIS RÜHRORT
Schloss
Reste
baute das Schloss, wie Theodor Ray sagt: suis impendiis, non ex provincialium sudore
sanguineque (Animae illustres Juliae Cliviae Montium Marchiae, Neuburg i663, p. i66).
Das Schloss war Wohnsitz des herzoglichen Amtmanns, i4i7-wird zuerst Heinrich
Stecke als solcher genannt, i446 Heinrich von der Horst, i449 Johann van Hanxlede,
i46o Heinrich von Diepenbrock.
Im J. i587 wurde das Schloss von Martin Schenk von Nideggen erobert und
neu befestigt (Ferber, Geschichte der Familie Schenk von Nydeggen, Köln 1860,
S. 232), 1606 von den Spaniern erobert, 1629 von den Holländern, bald darauf von
den Brandenburgern, i63i zwar entfestigt, aber aufs neue verstärkt (Blaeu a. a. O.),
i635 wieder von den Holländern, von denen es arg demoliert ward (Düsseldorf,
Staatsarchiv, Hs. A. 36, Bl. 206). Am 6. Juni i636 befahl der Kurfürst Georg Wilhelm
den Abbruch des Kastells (Habeck, Urk. 18, S. 2i3), das bis zum J. i64o geschleift war.
Der letzte starke Turm wurde durch den Eisgang vom J. i656 zerstört.
Mauerwerk von dem Kastell wurde 1820 bei der Errichtung der Drehbrücke
am Mund des alten Hafens aufgedeckt (genaue Aufnahmen bei der Königl. Regierung
in Düsseldorf). Die Ruine eines früheren Eckturmes wurde i754 beim Beginn des
Kohlenhandels als Magazin benutzt. Über die Reste vgl. Habeck S. 24. Die inneren,
nach i437 errichteten Festungsmauern (Lacomblet, U B. IV, Nr. 222), deren äusserer
Ring nach der Demolierung des Schlosses gefallen w^ar, wurden x\nfang dieses Jahr-
hunderts ganz beseitigt, das Weidethor nebst dem Rathaus und dem städtischen Gefäng-
nis — ehedem ein ,halber Mond*, d. i. eine Barbakane — wurden erst 1 853 abgebrochen.
SPELLEN.
Römifche
Funde
Grenzwehr
Heeritrasse
Altertiimsfunde
RÖMISCHE FUNDE. In der Bauerschaft Buckholt -Welm am rechten Ufer
der Lippe von Wesel aufwärts sind in der Nähe des Foeckingshofes Urnen und Münzen
gefunden worden (Bird, Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins S. 52).
Von den fünf inneren Grenzwehren des Kreises Rees (vgl. Schneider, Der
Kreis Rees unter den Römern, — Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. 58, 66, 81, io5, 11 7)
setzen zwei über die Lippe, die eine bei dem Dorfe Buckholt, die südlich bis zum
Hofe Mühlenbruch läuft. Nördlich von Hiesfeld mündet in sie der sechste äusserste
und grösste östliche Arm der Grenzwehr, bei Mühlenbruch endet sie an der von Wal-
sum nach Ostnordosten laufenden Grenzwehr. Sie ist als 3 m breiter Wall mit zwei
Gräben nördlich von der Strasse sichtbar, die von Spellen nach der Wesel -Vorder
Landstrasse führt und ebenso 200 Schritt südlich hinter der Ober-Emmelsumer neuen
Schule, wo sie als Weg dient; im Süden liegt Busch wald, im Norden ist dieser abgeholzt.
Die grosse römische Heerstrasse setzt bei den Aaperliöfen über die Lippe, wo
am linken Flussufer in der Haide die Strassenreste in der Form von drei Wällen zu
Tage treten (Schneider S. 8, Taf. I, Fig. 10, 11. — Kunstdenkmäler d. Kr. Rees S. 1 18).
Sie durchschneidet dann die Spellener Haide und führt über Eppinghoven, Kreyenberg,
Altenrade, Neumühl, wo sie die Emscher überschreitet, Düsseren nach dem Duis-
burger Walde.
Über römische Altertumsfunde bei Spellen und Vörde vgl. Schneider a. a. O.
S. 8, 9. In der Spellener Haide zwischen Lohmannshof und Grüselmann liegen ver-
einzelt germanische Gräber. Bei dem Hofe Schulte Voss liegt auf einem natürlichen
Sandhügel eine aus einem kreisförmigen Walle bestehende Schanze (Schneider S. 10,
238
STERKRADE
79
Taf. I, Fig. i8. — Neue Beiträge V, S. 2 7). In Spellen (Spelleda) suchten Bernh.
MoFLLER, Descript. Rheni fluminumque influentium, Köln 1 57 1 und Schaten, Hist.
Westphal. p. 1 24 das- Heim der Velleda. Vgl. L. v. Ledebur, Land und Volk der
Brukterer S. 3i9.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Petri ap.). Nrh. G. i883, S. i59.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Catalogus pastorum von i59i an mit
kurzer Chronik.
Zuerst i38o genannt (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 267), Mutterkirche von
Wallach und Drevenak (Tibus, Gründungsgeschichte S. 2 24). Spellen bildete mit Borth
und Wallach ehemals ein zusammenhängendes, durch den Rhein noch nicht getrenntes
Territorium (Picks Ms. VII, S. 458. — Ann. h. V. N. XXIV, S. i7o). Im i4. Jh. als
einschiffige Kirche erbaut. Als dreischiffiger Bau im i5. Jh. enÄ'eitert, im J. i77i nach
einem Brande umgebaut. Zur Zeit durch H. Wiethase und W. Sültenfuss restauriert.
Von dem romanischen Bau steht nur der Stumpf des Turmes, der bei dem
Neubau im i5.Jh. umgebaut wurde. Der Turm ist vierstöckig, in den unteren drei
Stockwerken durch je zwei spitzbogige Blenden belebt, im oberen mit einem Doppel-
fenster mit Mittelsäule und Würfel kapital. Das Material ist in der unteren Hälfte Tuff
mit je einer Ziegelschicht nach sechs Lagen von Tuffsteinen, in der oberen Hälfte
Backstein (an der Vorderseite tiefer herabgehend als auf den übrigen Seiten).
Das südliche Seitenschiff, das zuerst angebaut wurde, zeigt noch die teilweise
Verwendung von Tuffquadern. Lange sehr schmale Pfeiler von der Mauerstärke, zwei-
achsige Fenster. In den Seitenschiffen Gurte, im Mittelschiff die Gewölbe nur durch
scharfprofilierte Querrippen getrennt.
Spätgothisches Tabernakel im Chor, ganz einfach, Sandstein, i5. Jh.
Kupferner holländischer Kronleuchter des i7. Jh., ursprünglich mit sechs
Armen (nur drei erhalten) mit interessanter Krönung, bestehend in einem gut mo-
dellierten dahersprengenden Centaur.
Römischer Inschriftstein, in die Kirchhofmauer eingesetzt, 5ox6icm grosse
gesprungene Grauwackenplatte. Vgl. v. Quast i. d. Korrespondenzbl. des Gesamtver.
XIII, S. 7i. — Fiedler i. d. B. J. XXXVI, S. 52. — Brambach, C. I. R. Nr. 239.
EVANGELISCHE KIRCHE. Die lutherische Gemeinde i683 gestiftet, die
Kirche i69o — i7oo erbaut, der Turm neu i88o.
Glocke mit der Inschrift: Magdalena heit ich — in ere gotts luden ich.
Römische
Funde
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
Tabernakel
Kronleuchtei
Inschrift
Evangel.
Kirche
Glocke
STERKRADE.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Clementis p.m.). Teschen-
M ACHER p. 182. — V. Steinen, Westphälische Geschichte III, S. 34o. — Borhecks
Archiv 1801, S. 20. — v. Ledebur, Allgem. Archiv fiir die Geschichte des preussischen
Staates V, i83i, S. i58. — Nrh. G. i883, S. i59.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 73 Urkunden der
Cistercienserinnenabtei von i24o — 1801. — Unter den Akten (56 Nummern): Gewinn-
buch der Abtei von i554 — 1626, gesammelte Gewinn- und Pachtbriefe über die
Güter etc. der Abtei von 162? — i7oo, desgl. von i768 — 1789 (Reg. 5o).
Im Pfarrarchiv: Series pastorum von i487 ab.
Kathol.
Pfarrkirche
Handschriftl.
Quellen
239
8o
KREIS RUHRORT
Kaihoi. Die vormalige Äbtissin zu Düsseren (s. o. S. 28), Reginwidt, errichtet i24o aut
Geschichte ihrem Allode ein Frauenkloster des Cistercienserordens (Chron. mon. Camp. : Ann. h. V.
N. XX, p. 288, 327. — Lacomblet, U B. II, Nr. 2S1. — Ann. h. V. N. XXXV, S. 12.
— Xanten, Stiftsarchiv, Pels I, Bl. 358). Der neu gegründeten Abtei schenkt I255 die
Edelfrau Mathiidis von Holte das ius patronatus ecclesiae in Stirkerode (Lacomblet,
ÜB. II, Nr.4i4. — Ann. h. V. N. XXXV, S.48), die Kirche bestand also bereits damals.
Im J. 12 78 befreien die Grafen von der Mark die villa Sterkrade, die die Abtei
von dem Stifte Werden erworben, von ihrer Vogteischaft. Das Kloster wurde 1806 (?)
aufgehoben, die Klostergebäude 181 9 verkauft (Allgemeine politische Nachrichten,
Essen i8i9, Nr. i4).
Neubau Die jetzige Pfarrkirche ist ein dreischiffiger romanischer Neubau, in den J. 1868
bis i872 unter Leitung des Regierungsbaurats Krüger und der Kreisbaumeister Benoit
und Hertens von den Baumeistern Hammer und Freudenberg errichtet. Der nordöst-
Roman. Turm liehe an den Chor anstossende Turm, der jetzt eine Wendeltreppe im Inneren ent-
hält, stammt indessen noch von der ältesten im 12. Jh. errichteten Pfarrkirche (er war
der Westturm, die alte Kirche lag weiter nach Osten). Der schlanke romanische Bau
ist vierstöckig, im Untergeschoss ganz ohne Gliederung, im zweiten jede Seite durch
Vertikallisenen und Rundbogenfries in zwei Felder geteilt, im dritten durch zwei
grosse rundbogige Blenden gegliedert, jede Seite des vierten Geschosses, von Vertikal-
lisenen und Rundbogenfries eingerahmt, enthält je ein Doppelfenster mit Mittelsäule
und Würfelkapitäl, darüber Spitzgiebel mit (erneutem) rhombischen Dach.
Zwei Kastenstühle aus der 2. H. des i5. Jh., ursprünglich je viersitzig mit
niedrigem Pult, an der Vorderseite mit einfachen Fugen, acht Wangenstücke mit Kiel-
bogenumrahmung und grossen Krabben.
Knstenstühle
WALSUM.
Getmanische
u. Römische
Anlagen
Grenzwehr
KathoL
Pfarrkirche
Handschriftl.
Quellen
GERMANISCHE UND RÖMISCHE ANLAGEN. J. Schneider, Der
Kreis Duisburg S. 6. — Ausführlicher Neue Beiträge IX, S. i9.
Der südliche Teil des Kreises Duisburg ist wiederum durch eine eigene Grenz-
wehr gegen Osten abgeschlossen, die dritte grosse Wallanlage des Kreises. Sie be-
ginnt am Rheine bei Walsum, nimmt bei Mühlenbruch die Buckholt -Hiesfelder, bei
Bollwerk die kleine Hiesfelder Landwehr auf, führt an dem Hof op den Dyk vorbei,
an Sterkrade, Gross -Hoxhof vorüber nach Süden; dicht über Styrum (vgl. unter Stynim)
biegt sie scharf nach Westen aus, setzt südlich von Heiderhof bei Altstaden über die
Lippe und führt von dort direkt auf Neudorf zu — sie endete offenbar westlich von
der Wedau am Rhein (vgl. unter Duisburg). Reste sind noch sichtbar im Park des
Schlosses Oberhausen und bei Styrum.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tits.Dionysiim.). Nrh.G. i883, S.i67.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden von i5o3 an. — Kirchen-
rechnungen von i5o3 an. — Register der Einkünfte von i524, wichtige Hs., nach
einem älteren Register geschrieben. — Register vom Anfang des 16. Jh., beginnend:
Volgett hir nahvolinge der erven unnd guderen dem huse Sanckt Johanns Ordenns
tho Walsum thobehorich, mit Notizen über die rechtlichen Beziehungen zwischen den
Höfen und Walsum nach Gewohnheitsrecht. — Lagerbuch von 1662, angelegt unter
Pastor Johannes Schölten, zwei Bände, Pap. 4^
24o
WALSUM
8l
Im Stiftsarchiv zu Xanten: Akten des i6. und i7. Jh. über das Pastorat
(Reg. IV, 1.).
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Urkunden unter den Urkunden der Johan-
niterordenskommende Herrenstründen. — Kopienbuch der Urkunden der Johanniter-
kommende zuWalsum 1281 — 1562, 24 Urkunden, 16. Jh. (B. i32 72)- — Nachrichten über
Patronat, Pastorat, Vikarienstiftungen, i7. — 19. Jh. (Deutsch-Ordens-Komraende i — 14).
Eine Kirche zu Walsum besteht schon 1269, in diesem Jahre erscheint ein
Fredericus pastor ecclesiae de Walsheim als Zeuge in einer Urkunde (Ann. h. V. N.
XXXVIII, S. 27). Im J. 1281 schenkt die Edelfrau Mechtild von Holte, weil ihr Sohn
das Gelübde, nach dem heiligen Lande zu pilgern, nicht erfüllt hatte, dem Johanniter-
orden die Kirche mit der Dotation und dem Zehnten zu einer Niederlassung (La-
COMBLET, ÜB. II, Nr. 757). Das Ordenshaus war I292 vollendet (Lacomblet II,
S. 447, Anm. i), der Streit über das Patronat ward i3i9 dahin geschlichtet, dass Graf
Engelbert II. von der Mark dem Johanniterorden zu Walsum die Pfarrkirche abtrat,
nachdem eine neue Pfarre in Holte errichtet war (Lacomblet III, Nr. i75). Im J. i7oi
brannte der Turmhelm nieder. Die Kirche wurde 1880 — 1882 nach einem Plane von
Heinrich Wiethase neu aufgeführt.
Glocken. Die grösste von i458 mit der Inschrift: sanctus Johannes heit
ICH. s. DioNisius, s. lambertus. ö rex gloriae christe veni cum face, johan
van dorpmunde goit MI anno DOMINI MCCCCLViii. Auf der Achse des hölzernen
Stuhles die Zahl i685. Die kleinere nur mit dem Alpha und Omega ohne Inschrift.
Der ehemalige KOMMENDENHOF als ,Kommelerhof noch neben der Pfarre
erhalten, ebenso nach Südosten zu einige Parzellen unter dem Namen , Kommendenland*.
ICnthol.
Pfarrkirche
Geschichte
Neubau
Glocken
K ommenden<
hof
■"^x^^Mjß*-
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a
1. Ortsregister.
(Die Starkeren Ziffern bezeichnen die Stelle, wo über den Ort im Zusammenhftnge gehandelt wird.)
Seite
Aaper Höfe 78
Alsum 73
Altenessen 73
Altenrade 69, 78
Altstaden 43, 80
Angermund, Amt 3
Baerenkamp, Haus 54
Balkenfurt bei Gartrop 59
Bauernhäuser 73
Baumbach = Vombach 58
Beeck 47, 73
Berg, Grafschaft, Herzogtum 3
Berger Schult Hof = Hof Schult am Berge 69, 73
Bollwerk, Haus 67, 80
Boroktara, Gau 2
Broich, Herrschaft 3
Broich, Schloss 33
Bruchhausen 62
Bruchhauser Wald 69
Brüggemann, Hof 59
Buckholt 69, 71, 78
Buckholt-Wehn, Bauerschaft 78
Buschhauser Haide 67
Cäsars Lager bei Gahlen 57
Düsseren, Kloster 28, 78
Duisburg 1, 2, 3, 11, 55
Duisburg, Dekanat 1
Duisburger Gau 2
Duisburger Wald 2, 78
Dinslaken 1, 3, 47, 69
Dinslaken, Land 2
Dinslaken, Schloss 52
Enth 55
Eppinghoven 56, 78
Eppinghoven, Kloster 56
Essen, Dekanat 1
Frohnhausen 3
Gahlen 1, 57, 69, 73
Gahlen, Gericht 2
Gartrop, Schloss 69, 69, 73
Gartrop, Wallbefestdgungen 69
243
Seite
Gartroper Busch 59
Geest bei Mehrum 74
Götterswick, Gericht 2
Götterwickersham 1, 61
Götterwickersham, Rittersitz 62
Gräberfelder 41, 55, 57, 71, 78
Grenzwehren 2, 40, 43, 58, 59, 67, 69, 70, 71,
78, 80
Grosser Driesch 58
Grosshoxhof 62, 80
Grünewald, Hof 58
Grüselmannshof 69, 78
Hardt 58
Hambom 62
Hamborn, Kloster 62
Heiderhof 80
Herchenhof 58
Hiesfeld 67, 69, 73, 78
Hohloeken, Befestigungsanlage 58
Hünxe 2, 69, 71
Hünxe, Gericht 2
Hünxer Burgwart •..,.. 71
Hünxer Wald 69
Holten 1, 68
Holten, Herrschaft 2
Holten, Schloss 68
Katterbergsköppel, Wallburg 71
Kirchenbusch 55
KirchheUer Haide 58
Kleinchen 59
Kommelerhof = Kommendenhof 80
Kommendenhof = Kommelerhof 80
Kreyenberg 78
Krudenburg 69
Kuhbruch 67
Landermann 43
Lohmannshof 78
Maria-Saal, Abtei 41
Mehrum 74
Mehrum, Schloss 74
Meiderich 75
6»
84
STADT DUISBURG, KREIS MÜLHEIM A. D. RUHR UND RUHRORT
Seite
Mons S. Elisabethae, Kloster bei Duisburg 28
MUhlenbach bei Gartrop 59
Mühlenbruch, Hof 78, 80
Mülheim a. d. Ruhr 1, 3, 37, 73
Neudorf 80
Neumühl 78
Nistmangerhof =ä int Nist 65
Ober-Emmelsum 78
Oberhausen 1
Oberhausen, Schloss 80
Op den^Dyck, Hof 80
Peddenberg 59
Philippshof 55
Pisort 59
Püttmannshof 69
Ripuarien, Herzogtum 2
Rittersberg 58
Römerstrassen 43, 55, 68, 62, 69, 78
Rothbach 55
Ruhrort 1, 3, 76
Ruhrort, Schloss 77
Ruhrgau 2
Saarn 40, 43
Saamberg 40
Schafkamp 58
Schanzenknappen bei Styrum 43
Seite
Schermbeck 1, 58
Schult am Berge, Hof = Berger Schult-
Hof 69, 73
Schulte -Bamum, Hof 59, 69
SchüUingshof 58
Simson, Haus 71
Spellen 78
Spellen, Herrschaft 2
Spellener Haide 78
Sterkrade 43, 79, 80
Stockum 62
Styrum, Schloss 43, 73, 80
Tester Berge 71
Tillmannshof 62
Vallis S. Petri, Konvent bei Duisburg ... 28
Voeckingshof 78
Vörde 78
Vombach := Baumbach 58
Wallburgen 55, 58, 59, 69, 71, 78
Walsum 43, 55, 67, 68, 78. 80
Wedau 80
Welmen 69
Wesel 55
Wesel, Dekanat 1
Wohnung, Haus 55, 56
Xanten, Archidiakonat 1
n. Sammlungen.
Seite I Seite
Gymnasium in Duisburg 29 | von Plettenberg-Mehrum, Freiherr auf
von Nagel-Dornick, Freiherr auf Haus Schloss Mehrum 75
Wohnung 57 I
in. Abbildungen im Text.
Seite
Fig. 1. Duisburg, Siegel der Stadt. . . 11
Fig. 2. Duisburg, Minoritenkirche 17
Fig.. 3. Duisburg, Westansicht der Salvator-
kirche 20
Fig. 4. Duisburg, Grundriss der Salvator-
kirche 21
Fig. 5. Duisburg, Nordansicht der Salvator-
kirche 22
Fig. 6. Duisburg, Details aus der Salvator-
kirche 24
Fig. 7. Duisburg, Spätgothische Flächen-
verzienmg in der Salvatorkirche . 25
Seite
Fig. 8. Broich, Schloss 35
Fig. 9. Mülheim a. d. Ruhr, Evangel.
Pfarrkirche 38
Fig. 10. Mülheim a. d. Ruhr, Die Hölle . 40
Fig. 11. Saarn, Klosterkirche 41
Fig. 12. Saarn, Grundriss der Klosterkirche 42
Fig. 13. Styrum, Schloss 44
Fig. 14. Dinslaken, Grundriss der kathol.
Pfarrkirche 48
Fig. 15. Dinslaken, Holzgeschnitzte Engel
als Wappenhalter Christi 49
Fig. 16. Dinslaken, Thürchen v. Tabernakel 50
244
VERZEICHNISSE
85
Seite
Fig. 17. Dinslaken, Schloss 53
Fig. 18. Dinslaken, Grundriss des Schlosses 54
Fig. 19. Eppinghoven, Haus Wohnung . 56
Fig. 20. Gartrop, Grössere Wallburg . . 60
Fig. 21. Gartrop, Kleinere Wallburg .... 61
Fig. 22. Hamborn, Ansicht der Kloster-
kirche 63
Fig. 23. Hamborn, Reste des Kreuzgangs 65
Seite
Fig. 24. Hamborn, Romanisches Kapital im
Kreuzgange 66
Fig. 25. Hünxe, Wallburg am Berger-
schulthofe 70
Fig. 26. Hünxe, Grundriss der evangel. Pfarr-
kirche 71
Fig. 27. Hünxe, Beigerschulthof 72
Fig. 28. Hünxe, Gnmdriss V. Bergerschulthof 73
IV. Tafeln.
Taf. L
Taf. il.
Seite I Seite
Broich, Grundriss des Schlosses 34 Taf. III. Dinslaken, Kruzifix in der kathol.
Dinslaken, Flügelbilder v. Hoch- Pfarrkirche . • 50
altar in der kathol. Pfarrkirche. . 50 !
^
245
Papier von J. W. Zanders in B.Gladbach.
Lichtdrucke von B. Kühlen in M.Gladbach.
Phototypien von Meisenbach, Kipparth & Co. in München.
Autotypien von Angerer & Göschl in Wien.
Druck von L. Schwann in. Düsseldorf.
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHEINPROVINZ
a?*»
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHRINPROVINZ
IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMEN
ZWEITER BAND
III.
DIE
KUNSTDENKMALER DER STADT UND DES KREISES ESSEN
^
DÜSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN
1893
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER STADT UND DES KREISES
ESSEN
IM AUFTRAGE
DES PROVINZIALVERBANDES DER RHEINPROVINZ
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMKN
MIT 4 TAFELN UND 47 ABBILDUNGEN IM TEXT
^
DÜSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN
1893
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
VORBEMERKUNG.
Das vorliegende Heft, mit dem der zweite Band seinen Abschluss erreicht,
sucht seinen Schwerpunkt in der Behandlung der beiden ältesten kirchlichen Bau-
werke des Niederrheins, der Münsterkirche zu Essen und der Abteikirche zu Werden,
die zugleich baugeschichtlich unter sämtlichen architektonischen Monumenten der
Rheinprovinz in der vordersten Reihe stehen.
Bei der Untersuchung und Beschreibung beider Bauwerke erfreute sich der Ver-
fasser der Unterstützung zweier durch jahrelange Studien mit ihnen vertrauten Ge-
lehrten. In erster Linie ist er Herrn Architekten Georg Humann in Essen zum
wärmsten Danke verpflichtet, der seit dem Beginn der Bereisung des Kreises im
Herbst i89i mit unermüdlichem Eifer die Vollendung des Werkes zu fördern bemüht
war; die Darstellung der Baugeschichte des Essener Münsters beruht in der Haupt-
sache auf seinen Forschungen. Da eine umfassende Publikation des Schatzes der
Essener Münsterkirche in Lichtdruck tafeln, von Herrn Humann im Auftrage des
Kirchenvorstandes unternommen, in Aussicht steht, konnte die Behandlung dieser
Kunstschätze bei der Abmessung der Zahl der Abbildungen und der Abgrenzung des
Textes eine gewisse Einschränkung erfahren. Ebenso darf der Verfasser für die Ge-
schichte der Werdener Abteikirche auf eine zukünftige Publikation verweisen. Herr
Professor Wilhelm Effmann in Freiburg (Schweiz) ist seit Jahren mit dem Abschluss
eines umfangreichen Werkes über Werden und die karolingisch-ottonische Früharchi-
tektur beschäftigt. Das Erscheinen dieser reich illustrierten Veröffentlichung abzuwarten,
war bei dem planmässigen Vorschreiten der Denkmälerstatistik ausgeschlossen, der
Verfasser konnte aber durch die Güte des genannten Autors von dessen wichtigsten
Forschungsergebnissen Kenntnis nehmen und diese für seine, in manchen Punkten
freilich abweichende Darstellung der Baugeschichte verwerten.
Die Vorarbeiten wurden ausserdem in der zuvorkommendsten Weise gefördert
durch den Königlichen Landrat des Kreises Essen, Herrn Geheimen Regierungsrat
Freiherrn von Hövel, und durch Herrn Oberbürgermeister Zweigert in Essen. Die
Vollständigkeit in der Zusammenstellung des weit zerstreuten historischen Materiales
ist dem Entgegenkommen des Herrn Wilhelm Grevel in Düsseldorf zu danken, der
seine reiche Bibliothek wie seine handschriftlichen Sammlungen bereitwilligst zur Ver-
fügung stellte. Bei der Aufnahme der Werdener Abteikirche wurde der Verfasser
durch Herrn Regierungsbaumeister Senz aufs bereitwilligste unterstützt. Der letzte
Darsteller der Geschichte der Abtei, Herr Anstaltspfarrer Dr. Jacobs in Werden,
stellte seine reichen historischen Kenntnisse in den Dienst des Unternehmens. Herr
Professor Dr. Geuer, der Vorsitzende des historischen Vereins für Stadt und Stift
VI VORBEMERKUNG
Essen, ermöglichte die Benutzung des städtischen Archives in Essen, Herr Professor
Dr. aus'm Weerth in Kessenich stellte in der liebenswürdigsten Weise seine Materialien
an Abbildungen und Notizen zur Geschichte des Schatzes der Essener Münsterkirche
zur Verfügung, dessen Untersuchung auch durch Herrn Kaplan Goebel in Essen
bedeutend erleichtert wurde.
Weiterhin ist der Unterzeichnete zum Danke verpflichtet dem Herrn Freiherrn
Maximilian von Vitinghoff, gen. Schell zu Schellenberg, Herrn Freiherrn Franz
VON ScHiRP zu Baldeney, dem Königlichen Kreisbauinspektor, Herrn Baurat Spillner,
sowie Herrn Architekten P. Zindel in Essen, Herrn Domkapitular Schnütgen in
Köln, Herrn Professor Averdunk in Duisburg, Herrn Geh. Archivrat Dr. Harless
in Düsseldorf, Herrn Staatsarchivar Dr. Ilgen zu Münster i. W., den Herren Pfarrern
Dechanten Gisbertz in Werden, Dr. Beising und Reyners in Essen, Kaplan Hellings
in Werden, Herrn Bürgermeister Soldan in Werden, Herrn Postbauinspektor Prinz-
hausen in Aachen, Herrn Dr. Redlich in Düsseldorf, Herrn Dr. Voullieme in Bonn.
Die Abbildungen Nr. la, 2 7, 28, 29, 3o, 3i sind nach Zeichnungen des Herrn
Landbauinspektors Ludwig Arntz in Köln, Nr. 2, 6, i3, i4, t5, 36, 37 nach Zeich-
nungen des Herrn Architekten Friedrich Pützer in Aachen, Nr. 3, 4, 8, 9, 1 1, 5
nach Aufnahmen des Herrn Architekten Zindel in Essen, die ersten von dem Kirchen-
vorstand der Münsterkirche, die letzte von Herrn Zindel selbst der Kommission zur
Veröffentlichung überlassen, hergestellt. Es wurden femer vervielfältigt: Nr. 7 und 42
nach den von Herrn Domkapitular Schnütgen zur Verfügung gestellten Vorlagen,
Nr. 22, 23, 24, 4i, 47 nach Vorlagen des Herrn Professors Dr. aus'm Weerth in
Kessenich, Nr. 25 und 26 nach Aufnahmen des Herrn Creyfelds in Köln, Nr. 43, 44,
45 nach Aufnahmen des Herrn Wippermann in Werden, Nr. 32, 33, 34, 35 nach
den von dem Königlichen Kreisbauinspektor Herrn K. Hesse in Biedenkopf der
Kommission und dem Denkmälerarchiv der Provinz auf Grund der im Centralblatt
der Bauverwaltung vom 3i. Januar i89i veröffentlichten Bitte überwiesenen Auf-
nahmen, Nr. 38, 39, 4o sowie Taf HI nach den von Herrn Regierungsbaumeister
Senz in Werden zur Verfügung gestellten Vorlagen, Nr. 46 nach einer photographischen
Aufnahme desselben Herrn. Die Lichtdrucktafeln I, H und IV sind in der Kunst-
anstalt von B. Kühlen in M.- Gladbach angefertigt worden.
Die Stadtverordneten -Versammlung zu Essen und der Kreisausschuss des Land-
kreises Essen haben sich in einsichtsvoller Würdigung der Bedeutung und Nützlich-
keit der Denkmälerstatistik deren Förderung durch Bewilligung namhafter Geldbeiträge
angelegen sein lassen. Ein gleich grosser Beitrag, der die Druckkosten und zum Teil
die Vervielfältigung der Illustrationen der dem Kreise im zweiten Hefte dieses Bandes
gewidmeten Beschreibung deckt, Ist auch noch nach dem Erscheinen jenes Heftes
von dem Ausschusse des Kreises Mülheim a. d. Ruhr bewilligt worden.
Venedig, im Juni i893.
PAUL CLEMEN.
I
J
EINLEITUNG.
Der Kreis Essen umfasst den nordwestlichen Stock des rheinisch -westfälischen
Kohlengebirges in der grossen Krümmung der Ruhr, seine Grenzen bilden die folgen-
den Kreise : im Norden Ruhrort, im Westen Mülheim an der Ruhr, im Süden Düssel-
dorf und Mettmann, im Osten die westfälischen Kreise Gelsenkirchen und Hattingen.
Er umfasst ausser der Stadt Essen, die mit 85 211 Einwohnern {i892) unter selbstän-
diger Verwaltung steht, die Städte Kettwig, Steele, Werden nebst 21 Landgemeinden
und hat eine Einw^ohnerzahl (i892) von i7465i Seelen.
Der Kreis besteht aus den Gebieten der alten Abteien Werden und Essen,
die infolge des Reichsdeputationshauptschlusses vom Jahre i8o3 an Preussen gefallen
waren. Drei Jahre darauf, nach der Bildung des Grossherzogtums Berg, verlangte
aber Frankreich Essen und Werden ,als von Alters her zu Kleve gehörig*. Die beiden
Territorien wurden noch 1806 von den französischen Truppen besetzt und ihre Ver-
einigung mit dem Grossherzogtum wurde am 21. Januar 1808 durch einen besonderen
Vertrag besiegelt. Nachdem das Grossherzogtum an Frankreich gefallen war, wurden
die Kantone Essen und Werden dem zum Rheindepartement gehörigen Arrondisse-
ment Essen zugeteilt. Im November 18 13 rückten die Truppen der Verbündeten in
Essen ein, die förmliche Besitznahme durch Preussen erfolgte am 5. April 18 iS, im
folgenden Jahre wurden die nunmehr als Grafschaften bezeichneten Stifter Essen und
Werden der Provinz Kleve -Berg und der Königlichen Regierung zu Düsseldorf über-
wiesen. Der neugebildete Kreis Essen, der ausser Essen und Werden noch die frühere
bergische Unterherrschaft Broich enthielt, war von 1823 — i8S9 mit dem ehemaligen
Kreise Dinslaken zum Kreise Duisburg vereinigt. Er wurde i859 in seinen jetzigen
Grenzen abgetrennt und nachdem i873 die Stadtgemeinde Essen aus dem Kreise aus-
geschieden worden, war der Landkreis Essen in seinem heutigen Umfange ausgestaltet.
Als die Legionen Cäsars zum erstenmal das rechte Rheinufer betraten, sassen
an den Ufern der Ruhr und nordwärts bis zur Lippe hin die Sigambrer, in den
ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung die Tenkterer, hinter die sich an
der Emscher herab bis nach Borbeck hin die Brukterer schoben. Die Grenze zwischen
Sachsen und Franken ging mitten durch das Gebiet des Kreises: noch heute ist die
Sprachgrenze deutlich und scharf nachzuweisen. Nur gering aber sind die Spuren,
die die lange erste Kulturperiode bis zur Einführung des Christentums in dem Land-
strich hinterlassen hat, spärliche Grenzwehren und Erdwälle, die sich mit den Befesti-
gungsanlagen der nördlichen Kreise nicht messen können.
1
249
ä EINLEITUNG
Aus dem Dunkel der Vorzeit treten im 9. Jahrhundert erst die beiden Orte
hervor, die die frühesten und bedeutendsten Kulturmittelpunkte des Niederrheins
darstellen, Werden imd Essen. Im Jahre 802 gründete Ludgerus, ein Liebling Karls
des Grossen, an der landschaftlich schönsten Stelle des Ruhrthaies eine Kirche und
ein Kloster nach den Regeln des h. Benediktus. Auf seinem Oberhofe Essen stiftete
vor 874 Alfrid, der Bischof von Hildesheim, eine Kirche und ein Nonnenkloster.
Bis zum i4. Jahrhundert dauert die lange Blütezeit der beiden Stifter an. Die
grossen Kirchenbauten der karolingischen Aera wurden erst in der zweiten Hälfte
dieser Periode durch monumentale Neubauten ersetzt : Werden erhielt in der zweiten
Hälfte des i3. Jahrhunderts seine neue Abteikirche, der Neubau zu Essen begann
wenige Jahrzehnte später — zwischen beiden aber liegt als ein scharfer Einschnitt
der siegreiche Einzug des gothischen Stiles in Deutschland. Essen wie Werden sind
durch eine Reihe von Fäden mit Obersachsen und seiner Kultur verknüpft: der Abt
von Werden war zugleich Abt von Helmstädt, Essen war schon durch die Person
seines Gründers mit Hildesheim verbunden, ein Jahrhundert hindurch diente die Äb-
tissinnenwürde von Essen zur Versorgung von Prinzessinnen des sächsischen Königs-
hauses, die ihre Kirche mit kostbaren Kimstwerken des Bronzegusses, der Gold-
schmiedekunst, der Buchmalerei ausstatteten, welche möglicherweise in einer der sächsi-
schen Kunststätten, etwa in Hildesheim oder Magdeburg, hergestellt waren.
Nachdem am Ende des i5. Jahrhunderts innere Streitigkeiten und die äusserste
Misswirtschaft die beiden Stifter arg geschädigt hatten, sehen wir nach i5oo eine
neue kurze künstlerische Blüte, die aber am Ende des Jahrhunderts jäh abbricht
Essen wie Werden stehen damals vollständig unter kölnisch -niederländischem Ein-
flüsse, der seinen glänzendsten Ausdruck in den grossen Hochaltären der beiden
Kirchen findet. Die neuen Gedanken der Renaissance, des Humanismus und der
Reformation fanden in Werden einen günstigen Boden; die Reformation, der der Abt
Hermann Duden sich günstig zuneigte, ward bald verfolgt; aber erst der Beginn des
dreissigjährigen Krieges und der Einzug der Spanier gab das Signal zur allgemeinen
Unterdrückung. Durch zwei Jahrzehnte hindurch bildete das Gebiet der beiden Ab-
teien den Tummelplatz der Kriegsvölker — hintereinander hausten hier Spanier,
Holländer, Schweden, Hessen, Brandenburger und Kaiserliche. Nur langsam konnte
sich das unglückliche Land von den Brandschatzungen erholen.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts findet sich dann eine dritte kurze Blüte, die
der Prachtliebe der Fürstäbtissinnen und der Äbte ihre Geburt verdankte. Hinter
der grossartigen Bauthätigkeit, die die rheinischen Kurfürsten in Düsseldorf und Köln
entfaltet hatten, sollte Essen und Werden nicht zurückstehen. So entstand der Um-
bau des Essenschen Sommersitzes Borbeck, wuchs in Steele die riesige Anlage ^^
Waisenhauses empor, beides Schöpfungen der baulustigen Äbtissin Franziska Christine»
während in Werden eine neue und geräumige Residenz neben der im Inneren nw'
barocker Pracht schonungslos ausgeschmückten Abteikirche entstand.
25o
^
EINLEITUNG 3
Die Preussischen Rechte an den beiden Stiftern hatten sich allmählig aus der
Vogtei entwickelt. Die ältesten Vögte von Essen waren die 'Grafen von Altena und
Berg, dann die Grafen von Isenbyrg, bis am Ende des i3. Jahrhunderts die Vogtei
an die Grafen von der Mark überging, von welchen sie wieder an die Herzöge von
Kleve kam. Auch die Werden sehe Vogtei gelangte von den Grafen von Altena an
die Grafen von der Mark und von diesen i4oi an Kleve. Nach dem Erlöschen des
Klevischen Regentenhauses kam i6o9 die Vogtei an Kur- Brandenburg, das freilich
thatsächlich erst 1624 und 1666 von den beiden Gebieten Besitz ergreifen konnte.
Vergebens suchten sich Abt und Fürstäbtissin der immer drohender anwachsenden
Macht Preussens zu entziehen. Das ganze 18. Jahrhundert ist erfüllt von Streitig-
keiten, Prozessen, Verträgen, Vergleichen. So konnte der Reichsdeputationshaupt-
schluss nur erfüllen, was die vorhergehenden Jahrhunderte vorbereitet hatten.
Erst von der Mitte unseres Jahrhunderts datiert der unerhört rasche wirtschaft-
liche Aufschwung des Landes, der der Stadt Essen, die noch vor fünfzig Jahren ein
unbedeutendes Landstädtchen war, innerhalb weniger Jahrzehnte einen Weltruf ver-
schaffte. Die Namen der ersten Grossindustriellen Deutschlands, Alfred und Friedrich
Krupp, haben den Ruhm der kleinen reichsunmittelbaren Herrscher von Werden und
Essen verdunkelt. An Stelle der kirchlichen und municipalen Gebäude, die in Städten
von langsamer und stetiger historischer Entwickelung das architektonische Bild be-
herrschen und bestimmen, treten rauchende Hochöfen und das zahllose Heer riesiger
Fabrikschomsteine dominierend in den Vordergrund. Aber der Kreis hat doch noch
genug von bedeutenden Geschichts- und Kunstdenkmälem bewahrt, um den Faden
einer Pflege der geistigen Lebensmacht, die in der Kunst liegt, jederzeit wieder an-
knüpfen zu können.
Der rasche Aufschwung ist den Schätzen zu danken, die der Boden des Kreises
zu Tage gefördert hat. Wohl begann der Kohlenbergbau schon im i5. Jahrhundert,
wurden Poch- und Schmelzwerke schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts angelegt,
aber erst die wissenschaftliche Erkenntnis der unerschöpflichen Reichtümer des Bodens
konnte die metallurgische Grossindustrie hervorrufen. Den Grundstock des Kreises
bildet das produktive Kohlengebirge, in das nur von Essen nach Mülheim zu eine
Mulde von flötzleerem Sandstein eingreift. Das Kohlengebirge wird direkt von den
Schichten der Kreideformation, dem oberen und unteren Pläner bedeckt, während
die ganze Reihe der marinen Ablagerungen fehlt. Bei Borbeck, Frintrop und Stoppen-
berg treten kleine versprengte Partien von Lenneschiefer zu Tage, der flache nordöst-
liche Teil des Kreises wird durch Diluvium gefüllt. Für die Bauthätigkeit bot allein der
flötzleere Sandstein das geeignete Material, der hier im Gegensatz zu dem Nachbar-
kreise Mülheim auch bei monumentalen und an Zierformen reichen Anlagen Verwen-
dung fand.
25l
EIKLEITUKG
LITTER ATUR.
W. Teschenmacher, Annales Cliviae, Juliae, Montium, Marcae, Westphalicae,
Ravensbergae, Geldriae et Zutphaniae, Frankfurt und Leipzig i72i (abgekürzt mit:
Teschenmacher, Ann.). — J. Th. Brosius, Juliae Montiumque comitum marchio-
num et ducum annales, Köln i73i, 3 Bde. (abgekürzt mit: Brosius, Ann.). — C. J.
Kremer, Akademische Beiträge zur Jülich - Bergischen Geschichte, Mannheim i776.
— Aug. Christ. Borheck, Geschichte der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg und
Ravensberg, Duisburg 1800. — F. v. Restorff, Topographisch -Statistische Beschrei-
bung der Königl. Preussischen Rheinprovinzen, Berlin 1 83o, S. 449. — W. von der
Nahmer, Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen
Staaten an beiden Ufern des Rheins, Frankfurt a. M. i832, S. 789, 8i3. — J. F. Knapp,
Regenten- und Volks-Geschichte der Länder Kleve, Mark, Jülich, Berg und Ravens-
berg, Krefeld i836. — O. v. Mülmann, Statistik des Regierungsbezirks Düsseldorf,
Iserlohn i864, I. — Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark. —
W. Tobien, Denkwürdigkeiten aus der Vergangenheit Westfalens, Elberfeld i869 u. i873.
— Franz Darpe, Geschichte der Stadt Bochum, Bochum 1888 — 1 889, 3 Bde. — Stati-
stik des Kreises Essen für die Jahre i859 — 1861, Essen i863. — Statistik des Land-
kreises Essen für die Jahre i875 — 1880, Essen i883 (mit histor. Übersicht von W.
Grevel). — W. Velten, Beschreibnng des Stadt- und Landkreises Essen, Essen i887.
— F. Ph. Funcke, Geschichte des Fürstentums und der Stadt Essen, Elberfeld i85i.
— Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, herausgegeben von dem histor.
Verein für Stadt und Stift Essen I (1880)— XIV (i892). — Alb. Schuncken, Ge-
schichte der Reichsabtei Werden a. d. Ruhr, Köln i865. — W. Flügge, Chronik der
Stadt Werden, Düsseldorf i887, dazu Ergänzungsheft I und IL* — Beiträge zur Ge-
schichte des Stifts Werden, herausgegeben von dem histor. Verein für das Gebiet
des ehemaligen Stifts Werden I (i89o), II (i892). — A. Tibus, Gründungsgeschichte
der Stifter, Pfarrkirchen, Klöster und Kapellen im Bereiche des alten Bistums Münster
mit Ausschluss des ehemaligen friesischen Teils. I. Die vom h. Ludger gegründeten
Kirchen, Münster 186 7 — 1880.
Chr. E. Weise, Über die Sekularisation deutscher geistlicher Reichsländer,
Leipzig i798. — [Hardung], Staatsrechtliche Untersuchungen über die Gewalt der
neuen Regenten in den säkularisierten Landesteilen, Düsseldorf i8o5 (unterdrückt). —
Provinzialrecht des Herzogtums Cleve ostseits Rhein und der Grafschaften Essen,
Werden, Elten, der Herrschaft Broich und Klein - Netterden, Berlin i837. — J. A.
Engels, Denkwürdigkeiten der Natur und Kunst, Religion und Geschichte, Schiflf-
fahrt und Handlung, Werden 181 7, Elberfeld 18 18. — J. J. Lenzen, Beyträge zur
Statistik des Grossherzogtums Berg, Düsseldorf 1802. — J. Schmidt, Geographie und
Geschichte des Herzogtums Berg und seiner Herrschaften, . . des ehemaligen Stiftes
Essen und Werden . . . ., Crefeld i8o4. — De statu civitatis Essensis et controveisiis
EINLEITUNG 5
cum principe abbatissa illius loci: de Ludolff, Symphor. Consultat. et Decis. II,
miscell. n. V, p. 282 und in dessen Observationes forenses I, obs. 33. — Über den
Wechsel der Gesetzgebung im Stift Essen : Jahrbücher der Preussischen Gesetzgebung
XIX, S. 9, 39. — V. Kamptz, Die Provincial- und statutarischen Rechte in der Preuss.
Monarchie, Berlin 1827, II, S. 562. — C. D. Biester, Entwickelung der Rechtsverhält-
nisse der verschiedenen Arten der Bauerngüter in der Provinz Essen, Essen 18 18. —
Über die Essenschen Hobs- und Behandigungsgüter: v. Gramer, Wetzlarische Neben-
stunden IX, Abh. 7. — de Ludolff, Observationes forenses I, obs. loi: de variis
feudorum qualitatibus, speciatim abbatiarum Hervordiensis, Essenensis et Werdensis.
P. Fr. J. Müller, Bestimmung der Grenzen zwischen den Franken und Sachsen
der Vorzeit, Essen i8o4. — Ders., Über das Güterwesen, Düsseldorf 18 16. — Jacob
Schneider, Neue Beiträge zur alten Geschichte und Geographie der Rheinlande,
Düsseldorf 1860 — i89o, Heft i — 14. Vor allem Heft IV: Lokal -Untersuchungen über
die Denkmäler des Altertums im Kreise Essen, Düsseldorf i873. — Jos. Bender, Das
Kölnische Westfalen: Westfäl. Zs. XIX, S. i. — Werneke, Die Grenze der sächsischen
und fränkischen Mundart zwischen Rhein und Weser: Westßll. Zs. XXXIII, S. 33. —
G. W. H. Sethe, Urkundliche Entwickelung der Natur der Leibgewinnsgüter, Düssel-
dorf 18 10. — RiVE, Über das Bauemgüterwesen, Köln 1824, 1, S. 322. — J. P. Berg,
Reformationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, herausge-
geben von LuDW. Tross, Hamm 1826. — C. H. E. v. Oven, Über die Entstehung
und Fortbildimg des evangel. Cultus in Jülich, Berg, Cleve und Mark, Essen 1828. —
J. A. V. Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich, Berg, Cleve und
Meurs, III. Bd. von C. H. E. v. Oven, Solingen i837. — Ed. Demmer, Geschichte
der Reformation am Niederrhein und die Entwickelung der evangel. Kirche daselbst
bis zur Gegenwart, Aachen i885.
Zu vergleichen die Litteraturangaben unter Essen und Werden und zu den Kunst-
denkmälem der Kreise Duisburg, Mülheim a. d. Ruhr und Ruhrort.
253
EIKLETTUNG
ABKÜRZUNGEN
für die häufiger genannten Werke.
Lacomblet, {J3. — Th. J. Lacomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrhetns, Düssel-
dorf 1840—1857, 4 Bde.
Binterim u. Mooren, £. K. — Btnterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köln, in Dekuate
eingeteilt, Mamz 1828—1880, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln bis
zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren, I, Düsseldorf 1892.
Binterim u. Mooren, D. C. — Binterim u. Mooren, Rheinisch - westfälischer diplomatischer Codex,
Mainz 1880, 2 Bde.
Sloet, Oork. — L. A. J. W. Baron Sloet, Oorkondenboek der graafschappen Gehe en Zatfeo tot
op den slag van Woeringen, 5. Juni 1288, 'sGravenhage 1872 — 1876.
B. J. — Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, I (1841) — XCUI (1892).
Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855) — LV (1892).
Berg. Zs. — Zeitschrift des Bergischen GeschichUvereins, I (1868)— XXVIII (1892).
WestßLl. Zs. — [Westfiliische] Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Ahertumskunde,
I (1888)— L (1892).
Picks Ms. — Monatsschrift für rheinisch-westflUische Geschichtsforschung und Altertumskunde, herans-
gegeben von Richard Pick, I u. II (1875, 76). — Monatsschrift für die Geschichte Westdeutsch-
lands, herausgegeben von dems., III (1877)— VII (1881).
Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kirnst, herausgegeben von Hettner und
Lamprecht, I (1882)— X (1891), von Hettner u. Hansen, XI (1892).
Nrh. — Der Niederrhein. Wochenblatt für niederrheinische Geschichte und Altertumskunde, 1878,
1879, 1884—1886.
Nrh. G. — Niederrheinischer Geschichtsfreund, I (1879)— VI (1884).
Aus'm Weerth, Kd. — E. aus'm Weerth, Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rhein-
landen, Leipzig 1857—1868, 5 Bde. Tafeln und Text.
Brambach, C. L R. — W. Brambach, Corpus inscriptionem Rhenanarum, Elberfeld 1867.
z54
STADT ESSEN
•^^
ESSEN.
I. Allgemeine Darstellungen. M. Merian, Topographia Westphaliae, p. aS.
— T ESCHEN MACH ER, Ann. p. izi. — ScHATEN, Annales Paderbomenses I, p. i75. — i
Magazin von und für Dortmund I, i796, S. i9S. — N. Kindlinger, Münsterische
Beitrage zur Geschichte Deutschlands, Münsteri787, II, S. 355. — Ders., Fragmente zur
Geschichte der Vögle und der Vogte i des Stifts Essen: Westphalia, Zs. für Geschichte
und Altertumskunde Westphalens und Rheinlands II, 182S, S. 9, i7, 2S, 33, 53, 80, 87.
— C. F. Meyer, Ansichten einer Reise durch das Clevische im J. i794, Düsseldorf
i797. — J. Grüner, Schilderung des sittlichen und bürgerlichen Zustandes West-
phalens am Ende des 18. Jh., Frankfurt a. M. i8o3. — v. Ledebur, Bruchstücke zur
Geschichte des Stiftes Essen, aus einer alteren Hs. mitgeteilt: Westphalia III, 1826,
S. 2o3, 217, 2l9, 227. — Einzelne Urkunden: Westphalia II, S. 36, 55, 61; III, S. 12S,
i9i.2oo,2o6,2i7, 223,232. 239,264, 281,286,294,319. — F. PH. FtracKE, Geschichte
des Fürstentums und der Stadt Essen, Elberfeld 18S1. — Devens, Statistik S. i. —
Grevel, Obersicht S. 5. — v. MOlmann, Statistik I, S. 4i5. — W. Velten, Beschrei-
bung des Stadt- und Landkreises Essen, Essen i887. — Ders., Fremdenführer durch
die Stadt Essen und ihre romantische Umgebung, Essen i887. — Urkunde über die
Grundsteinlegung zum neuen Rathause, Essen |884. — Die für die Gemeindeverwal-
tung der Stadt Essen geltenden reglementarischen Bestimmungen, Essen i874. — Bilder
aus der Geschichte Essens: Essener Volkskalender Glückauf i876 — 1880. — Gerh.
LoEBKER, Wanderungen durch die Mark und das Ruhrthal, Münster i883, S. 18.
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, herausgegeben von dem histor,
Verein für Stadt und Stift Essen. I, (unter dem Titel: Drei Vortrage, gehalten am
16. Dec. 1880); Seemann, Der Bauernsturm von 1662. Müllers, Die Marmorsäule
in der Münsterkirche zu Essen. W. Grevel, Das Gerichtswesen im Stift Relling-
hausen. Dazu v. Sybels Histor. Zs. XLIX, S. 3i3. — II. W. Grevel, Die Anfänge
der Eisenindustrie im Stift Essen. Ders., Die Anfänge der Gufsstahlfabrikation im Stift
Essen. — III. W. Gbevel, Der Essendische Oberhof Ehrenzell (Phitipsenburg). —
IV. JuL. Heideuank, Empfang der Fürstin Franziska Christina in Essen am 6. Juni
i737, O. Seemann, Noch einmal der Bauernsturm von 1662. — V. O. Seemann,
257
lO KREIS ESSEN
Litteratur Die Äbtissinnen von Essen. Nach dem Brüsseler Katalog mit Varianten und Anmer-
kungen. — VI. W. Grevel, Obersicht der Geschichte des Landkreises Essen (Ab-
druck aus der Statistik des Landkreises Essen für die J. i875 — 1880). — VIL W.
Grevel, Die Militärorganisation im Stift Essen. — VIIL Büscher, Die Statuten der
früheren Gilden, Ämter und Zünfte binnen der Stadt Essen. — IX. Jul. Heidemann,
Die Beguinenkonvente Essens. — X. O. Seemann, Über einige Hexenprozesse im
Stift Essen, S. ii3. — XL W. Baumann, Die Essener Schützen und der Schützenzug
nach Welheim, S. 87. — XII. H. Goossens, Geschichte der spanischen Einfälle in
Stadt und Stift Essen zu Ende des 16. und am Anfang des i7.Jh. W. Grevel,
Der Anfang der Reformation in der Stadt Essen, S. 95. — XIIL W. Grevel, Elisa-
betha, Gräfin von Manderscheidt und Blankenheim, Fürstäbtissin von i575 — 1578.
Ders., Der Anfang der Reformation in der Stadt Essen II, S. 99. F. Geuer, Der
Kampf um die Essensche Vogtei, S. io5. — XIV. F. Geuer, Ein Äbtissinnenstreit im
Stift Essen, S. 49. Ders., Zur Geschichte des Stadtrates von Essen, S. 7i. Fr. Arens,
Die beiden Kapitel des Stiftes Essen, S. 10 1.
Äbtissinnen. 2. Äbtissinuenkatalog. Der Äbtissinnenkatalog ist in verschiedenen Fassun-
katftlofir
gen erhalten. Lateinisch in Berlin, Kgl. Bibl., Man. Boruss. fol. i77, i6. Jh., Wirici
HiLTROP catalogus abbatissarum regalis ecclesiae Assindiensis i6i4 — 1644, abgedruckt
bei Seibertz, Quellen II, S. 455. — Stangefol, Op. chronolog. circuli Westphalici II,
p. i53. — DiTMAR bei Teschenmacher, Ann. p. 247. — Gabr. Bucelinüs, Germania
topo. chrono, stemmatographica sacra et profana, Augsburg 1662, II, p. i43 (Abschrift
mit einigen Abweichungen Hs. A. 63 in Düsseldorf, Staatsarchiv). — Deutsche aus-
führliche Hs. im Cod. i4742 der Bibl. du roi zu Brüssel, publiziert von Seemann in
den Beitr. V. — Kürzere (bis i6i4) in den Farragines des Geleniüs VIII, Bl. 47o
(Köln, Stadtarchiv). Weitere Hsn. im Staatsarchiv zu Düsseldorf und im Stiftsarchiv
zu Essen. — Verzeichnis einiger Äbtissinnen des Stifts: J. Strange, Beiträge zur
Genealogie der adeligen Geschlechter, Köln 1 864, VII, S. ii,42. — W. J. Biesten,
Les deux demieres princesses abbesses d'Essen et de Thom: Publications de la societe
d'archeologie dans le duche de Limbourg XIII, p. I24.
Politische, und 3. PoHtische- Und Verfassungsgeschichte. Actenmässiger Extractus in
geschichte Sachen zu Essen Fürstin Abbtissin contra Bürgermeister und Rath daselbst, 1 73o. —
Genuina facti spedes, die Vertrettung des Stiffl- Essendischen Reichs -MannschafFts-
Contingents betreffend, Düsseldorf 1 735. — Schiffer, Von den Hobs- und Behan-
digungsgütem im Stift Essen, Köln 1 7 77. — Heberegister des Stiftes Essen: Allgem.
litterar. Anzeiger, Leipzig i799, S. iio. — Ders. bei Dorow, Denkmäler alter Sprachen
und Kunst, Berlin 1824, I, S. 38. — Heberolle des Stiftes Essen: Lacomblets Archiv I,
S. 9. — Harless, Die ältesten Nekrologien und Namensverzeichnisse des Stiftes Essen:
Lacomblets Archiv N. F. I, S. 63. — H. J. Litzinger, Die Verfassung des Hoch-
stifts Essen nach dem Vergleiche von i794: Jahresbericht des Kgl. Gymnasiums zu
Essen i85i/52. — Über die Rechtsverhältnisse in der Stadt Essen: Jahrbücher der
Preussischen Gesetzgebung XIX, S. 98; XXI, S. 343. — Die Schutz- und Schirm-
pakten, wie selbige im J. t648 zwischen sr. Churf. Durchl. zu Brandenburg und der
Frau Äbtissin zu Essen etc. erneuert und bestätiget worden. Mitgeteilt durch H. J.
Litzinger, Gymnasialprogramm Essen i843. — Warheit, Rettung vnnd in iure et facto
wolbegründeter Absatz . . . bewahrend der Stadt Essen summarische Remonstration etc.,
dass die Stadt Essen ein Immediat-Reichs-Stadt sey, o. O. u. J., fol. — Hofesrechte
des Stifts Essen vom J. i454 bei J. U. v. Gramer, Wetzlarische Nebenstunden IX,
S. i57; V. Steinen, Westphälische Geschichte VI, S. i7S2; v. Hymmen, Beiträge III,
258
ESSEN II
S. 385; Jahrbücher der PreussLschen Gesetzgebung XIX, S. 96. Reformation der Hofes- Liuer.tur
rechte bei Lünig, Corpus iuris feudal. German. I, p. 2o4. Weitere Revisionen bei
N. KiNDLiNGER, Von der Hörigkeit, Anl. 20«, 20^ 86, 87, i32, i37, i38, i44, i48, 1S6,
i72^. Churbrandenburgisches Edikt vom 3i. Aug. i678 über die Essenschen Hofes-
rechte bei ScoTTi, Clevisch- Märkische Landesgesetze I, S. 554. — Fr. Gerss, Höfe
und Hofesrechte des ehemaligen Stifts Essen: Berg. Zs. XI, S. i74; XJI, S. 121. —
JuL. Heidemann, Das Hofesrecht im Stift Essen und Rellinghausen : Berg. Zs. VII,
S. 298. — W. Harless, Eine Essener Stadtchronik von i593 — 1622: Berg. Zs. XI,
S. i4i. — GoossENS, Geschichte der spanischen Einfälle in Stadt und Stift Essen am
Ende des 16. und am Anfang des i7. Jh., Berlin i888. — H. Pfannenschmid, Über
,Festchen* im ehemaligen Stift Essen: Berg. Zs. XI, S. io3. — Büscher, Die Statuten
der früheren Gilden, Ämter und Zünfte binnen der Stadt Essen: Essener Ztg., 2. Bl.
1881, Nr. 258, 264, 27o, 276, 282, 288, 294, 3oo, 3o5; 1882 Nr. 6, 12, 18, 24, 3o, 36, 42, 48.
4. Kirchengeschichte. Acta Essendensia, worinnen enthalten: I. Die Ver- Kirchen.
• ^ geichichte
anlassung des in der Evangelisch -lutherischen Gemein der Stadt Essen anno i7oi
entstandenen und biss ins Jahr i7o5 continuirten Kirchen-Streits; IL Die von Herrn
Johanne Mercker, pastore daselbst, vorgetragene streitige Lehr-Sätze, etc., Mülheim
a. Rhein 1 7o6. — Histor. Remarques über die neuesten Sachen in Europa, LII. Woche,
29. Dec. i7o5 (üb. Joh. Mercker). — Vorläufiger Bericht von der eigentlichen Be-
schaffenheit und wahrhaften Ursachen des in der Stadt Essen von seinem Prediger-
dienst removierten Pastors Herrn Johannis Merckers, Mülheim a. Rh. 1 7oS. — Clar-
MUNDUS Clericus, Kurze Abfertigung jenes Förderers der Essendischen Zeitungen
in seinen Desiderandis, die Hermhuter betreff., Dortmund i747. — Kurze Beleuch-
tung neugewagter Kapuzinaden am sogenannten Portiunculafeste im Stifte zu Essen,
Frankfurt 1802. — Baedeker, Die 200jährige Jubelfeier der märkischen Synode,
Hagen 18 12, S. i57. — D. Baedeker, Über die Einführung der Reformation in den
evangelischen Gemeinden der Grafschaft Mark, Dortmund i838, S. 100. — K. Maass,
Erinnerung an die evangelischen Pfarrer Baehrens und Hengstenberg in Essen, Essen
i843. — Wächtler, Geschichte der evangelischen Gemeinde zu Essen und ihrer An-
stalten, Essen i863. Dazu C. Krafft in den Theolog. Arbeiten aus dem Rheinisch-
Wissenschaftl. Predigerverein IH, S. i37. — Ders., Die Feier des 3oo jährigen Refor-
mationsjubiläums der evangelischen Gemeinde zu Essen, Essen i863. — Ders., Ur-
kunden aus den ersten Jahren der Reformation in der freien Reichsstadt Essen i56i
bis i576: Theolog. Arbeiten VI, S. 106. — F. G. H. J. Baedeker u. H. Heppe, Ge-
schichte der evangelischen Gemeinden der Grafschaft Mark, Iserlohn i87o, S. 492;
Nachtrag, Leipzig i89o, S. 120. — H. Heppe, Geschichte der evangelischen Kirche
Rheinlands und Westfalens II, S. 492.
5. Schulgeschichte und Vermischtes. F. W. Wilberg, Geschichte des Schuijjeschichte
Gymnasiums zu Essen, Gymnasialprogramm Essen i845. — Beiträge zur Geschichte
des Gymnasiums zu Essen, Jahresbericht des Gymnasiums 1862/63. — J. H. Zopf,
Programma de fastigio domus Austriacae, Essener Programm, Duisburg 1 7 24. — — ,
Kurtze Nachricht von der gegenwärtigen Verfassung des Gymnasii zu Essen, Essen
i752. — Wilhelm Buddeberg, Friedrich Laar, Essen i842. — J. B. Deussen, Fest-
schrift zur Feier der 25 jährigen Vereinigung der gewerblichen Fortbildungsschule mit
der Realschule, Essen i889. — Festschrift zur Feier des 25 jährigen Bestehens der
Reallehranstalt, Essen i889. — Geschichte der evangelisch -lutherischen Gemeine und
ihrer Schulen zu Essen, Gymnasialprogramm Essen 181 5. — J. H. Zopf, Solemnia
saecularia oder Denckmal der Essendischen Jubel -Freude über das zweyhundert-
259
12 KREIS ESSEN
Litterator jährige Gcdächtniss des im J. i555 den 2 5. Sept. zu Augspurg geschlossenen Reli-
gions- Friedens, Essen i755. Dazu Essener Allgem. Polit. Nachrichten i83o, Nr. 5o, 5i.
— Ders., Denkmal der doppelten Jubelfreude über die vor 200 Jahren, als den
28. April i563 in der kaiserlichen Reichsstadt Essen geschehene Kirchenreform wie
auch den allgem. Frieden vom i5. Febr. i763, Essen 18 13. — E. F. W. Baehrens,
Geschichte der evangelisch - lutherischen Gemeinde und ihrer Schulen zu Essen, Essen
181 5. — Gründung einer Schule in der Stadt Essen: Westphalia II, 1825, S. 95. —
Urkundlicher Beitrag der Schulen in Essen: Westphalia III, 1826, S. 7o. — Festschrift
zur fünfzigjährigen Gedenkfeier der am i. Mai 1824 erfolgten Anerkennung des Gym-
nasiums zu Essen, Essen i874. — Tophoff, Nachrichten über die höheren Schul-
anstalten, welche in Essen vor der Vereinigung derselben zu dem jetzigen Gymnasium
(181 9) bestanden haben, Gymnasialprogramm Essen 1862. — Renier Chalon, Mon-
naies de l'abesse d*Essen: Revue de la numismatique Beige IV, 2. serie, i854 — Zur
Essener Münzgeschichte in alter Zeit: Essener Zeitung i877, Nr. io7, 2. Bl. — Über
die Münzen: v. Ledeburs ADgem. Archiv IX, S. 243. — W. Baumann, Die Essener
Schützen und ihre Feste, Essen i89o. — A. Waldthausen, Beiträge zur Geschichte
der Familie Waldthausen, Essen i884. — Endrulat, Niederrheinische Städtesiegel
Taf. XI, 1, 2. — W. Grevel, Der Oberhof Ehrenzell oder die Philipsenburg: Essener
Zeitung 1880, Nr. 29o, 296. — Die Alfredi- Quelle bei Essen: Essener Volkszeitimg,
i5. Aug. 188 7. — Oesterley, Litteratur der Urkundensammlungen I, S. 2o3.
Haadschrifti. H audschriftl. Qu. ImStadtarchiv [kurzes Inventar vorhanden, A. (I), B. (II)] :
SudtarchiY A. I, Gefach I«, Kaiserurkunden für die Stadt von i378, i486, i5o7, i56o, i566, i579.
— i'' Kaiserurkunden für das Leprosen- und Siechenhaus, das Paradies, das Hospital
S. Spiritus von i379, i475, i486, i523, i579, 1623.
A. I, Gefach 2. Statuten, Verordnungen des Magistrats, darunter A. 2. i. statuta
Essendensia publicata a. 1666 necnon ordinatio procuratorum publicata a. 1680 aucta-
que a. i685. — A. 2. 2. Statuten von 1668, confirmierte Kirchenordnung der evange-
lisch-lutherischen Gemeinde von i664. — A. 2. 3. Statuta Essendensia von 1668, Rats-
ordnung der Stadt von i722, Processordnung von i699 etc. — o. N. Ordnung imd
Rolle der Vier und Zwantziger oder Vorsteher der Gemeinde. — o. N. Sammelbd.
Pap. in Perg. 4^, von i467 — i54o, Eintragungen chronikalischer Art von verschiede-
nen Stadtsekretären mit historischen Notizen und Protokollen, darin Mitteilungen über
die Unruhen von i49i — 1495 und das Interdikt. — o. N. Convolut von Statuten
i576 — 1769. — A. I, Gefach 3 u. 4. Streitigkeiten zwischen Äbtissin und Stadt. —
« A. 4, Gefach 20. Fürstl. Essensche resp. stift. Gesetze und Verordnungen, i. Hofes-
rechte des Stiftes von i454, Pap. fol. 2. Reformation der Hofesrechte von i454, Pap.
fol. 3. Hobs-recht inn Stift Essen, Pap.-Bd. in Perg. bis i56i, mit Eintragungen sämt-
licher Hofrechtstagungen bis i665. 4. Fürstl. Essendische Hof-Ordnung i58i. 5. Essen-
dische Hobs-Rechte i678. Hofesrechte von Essen und Rellinghausen, 16. Jh.
A. 5, Gefach 22. Gerichtsprotokolle i538 — 1546, i57i — 1573, 1601 — i6o3, i6i3
bis 1618, i63i — 1632, i639 — i64o, i649 — 1653, 1660 — 1662, von i665 bis zur Mitte
des 18. Jh.
B. I, Gefach i, 6. Memorienstiftungsrechnungen von i569 ab. — B. 2, Gefach i, 4.
Rechnungen des Paradieses von i553 ab. — B. 2, Gefach 4. Rechnungen des Leprosen-
hauses von i5i4 ab. — B. 3, Gefach 3. Kirchenrechnungen der Gertrudiskirche von
16 18 — i8o3. — B. 4, Gefach i. Angelegenheiten der reformierten Gemeinde in Essen.
— B. 4, Gefach 2. Urkunden über die Johannis- und Münsterkirche (23 Stück), i Bd.
Abschriften von Essener Urkunden von Jul. Heidemann. Briefe von und an Äbtis-
260
ESSEN
I3
sinnen i5 — ijS.Jh., von i4i7 an, loo Stück Briefe von und an Stadt Essen von i326 Handichrifti.
ab, I4. — l6.Jh. Vgl. W. ZS. I, S.4lO. Quellen
Im ehemaligen Stiftsarchiv, jetzigem Pfarrarchiv (ursprünglich geordnet, Süfwarchiv
die Ordnung aber wieder aufgegeben): Urkunden von 1297 ab. — Register der Ein-
künfte von i395 und i426, fragmentarisch (sect. II, caps. 2, Nr. 11). — Compendium
fundatorum festorum et anniversariorum reverendi capituli dd. canonicorum Essen-
densium sub manu d. canonici Broehl. Sehr ausführlich, wichtige Quelle. — Ein kurzer
Catalogus abbatissarum Essendensis. — Cathalogus fundationum rev. capituli dd. cano-
nicorum collegiatae ecclesiae Essendiensis. — Catalogus omnium anniversariorum totius
anni, i7.Jh. — Copia litterarum pro novis altaristis, in Perg.-Bd., Anfang des 16. Jh.,
mit Urkunden von i44o — i5o5. — Kalender, Perg. fol., 9 BL, mit Nekrologium, kurzen
Biographieen der Schenker, Verzeichnis der Altäre, iS. Jh. — Einkünfteverzeichnis der
Kanoniker, Perg. fol. min, iS.Jh. — Rentenverzeichnis: Dusse nabeschreven renten
sollen boeren den kyrchmeisteren sunte Johans kyrchen tot behouff der getymmers
der vurgeschreven kyrchen, mit Urkunden von i42i — 1482, fortgesetzt bis Anfang
des i7.Jh. — Liber memoriarum octo seniorum vicariorum, qualiter olim servatae fue-
runt ab a. Chr. i488 et per annos subsequentes, zwischen i492 und i5oo, in Form eines
Kaiendars mit verschiedenen Eintragungen. — Einkünfteverzeichnis von i536, Pap.
fol. in Perg.-Bd., mit vielen Abschriften von Urkimden. — Registrum proventuum
altaris s. Salvatoris in collegiata ecclesia Essendiensi a. d. i492, am Schluss: Initium
sectae Lutheranae irrepentis in ecclesiam s. Gertrudis oppidi Essendiensis von i56i
bis i657, Verzeichnis der Altarfundationen. — Verzeichnis der i74o vorhandenen
,Ziehrathen zu behueff der bildtnüss der allersehligsten jungffrau Maria aufm Altar
B. M. V.* — Teilweises Schatzinventar vom J. i645. — Kettenbuch (,Katenat*), Perg.,
128 Bl. fol.» lat, von 100» ab deutsch, wichtige Quelle, enthält zunächst das Verzeich-
nis von 16 Höfen mit ihren Abgabepflichten, darnach Bona et observationes, consue-
tudines eccl. Assindensis, sehr ausführlich (Beschreibung i. d. Beiträgen XIV, S. io9).
Das letztere in der Schatzkammer aufbewahrt Vgl. Wd. Zs. I, S. 4 10.
In der Bibliothek des historischen Vereins: Register des Hauptarchivs Histor. Verein
der Stadt Essen, von Kindlinger vom J. 1800, aus 5 Registraturen bestehend: Haupt-
oder Stammarchiv, Reichsarchiv, Landesarchiv, Hobs- und Behandigungsarchiv, Geist-
liches Archiv, mit Urkunden von 877 ab, mit vollständigen Regesten (5^, 4«). — Re-
gistratur des Stift Essenschen Landes -Archives in 4 Abteilungen, darin eine Reihe
von Weistümem aufgezählt (5^, 4t>).
In der Landesbibliothek zu Düsseldorf: C. 47. Ordinarius canonicorum Düsseldorf
ecclesiae Assindensis, Hs. von i5i3. — D. i. Missale mit Kalender und Nekrolog, ^"****^*^**°'***^
9. Jh. (gedruckt Lacomblet, Archiv VI, S. 69). — B. 80. GREGORS-Homilien mit Hebe-
register (gedruckt Lacomblet, Archiv I, S. 12. — Müllenhoff u. Scherer, Denk-
male deutscher Poesie und Prosa S. 483).
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 982 Urkunden von 874 — i8o9. Über die Sunuarchiv
Akten und Hsn. Ilgen, Rhein. Archiv S. 43. — i. Kapitularsachen, 2. Geistliche
Sachen, darin Nachrichten über die Klöster, die Münsterkirche, ihre Vikarien und
Officien, Kapellen, und die dem Patronat der Äbtissin untergebenen Pfarren und Bene-
ficien; 3. Reichs- und Kreistagsachen; 4. Schirm vogtei; 5. Regierungssachen; 6. Grenz-
sachen; 7. Landständische Sachen; 8. Militärsachen; 9. Steuersachen; 10. Judenschaft;
11. Flüsse; 12. Bergwerke; i3. Forst- und Markensachen; i4. Jagd und Fischerei;
1 5. Wege; 16. Stadt Essen; i7. Stadt Steele; 18. Herrschaft Breisig; 1 9. Lehensachen;
20. Kameralsachen; 21. Register über das Güterwesen; 22. Stiftsgüter in specie. —
261
i4
KREIS ESSEK
Mttntter
Handschriftu Im einzelnen unter I, i*» u. i^: Inventar des Nachlasses der Gräfin Sibylfe von Mont-
fort (ti55i) und der Gräfin Elisabet von Sain (t i588). — II, 12: Kirchenschatz;
Administration der Kirchenfabrik i795 — i8o3; Kirchenrechnungen von i4i4, i4i6,
i453, i47i, i5o3, i5i5, i53o, i53i, i535, i537— 1543, i545, i546, i547, i554— 1557,
i559 — 1572, i575— 1583, i597— 1632, i676, i679— 1684, 1686, i687, i689— 1699,
u. s. w. bis 1802.
Unter den Kameralsachen (Nr. 20) Rentmeistereirechnungen über die Gefälle
der Abtei von 1600 ab. Der Katenat, Hs. A. 62, 116BI., mit Urbar der sämtlichen
Oberhöfe, vorher Aufzeichnungen über Rechte und Einkünfte der capellani honorii,
der Kapellen, der dem Patronat der Äbtissin unterstellten Pfarrkirchen etc. (Lamp-
recht, Verzeichnis niederrhein. Urbarialien S. 9). — Das rote Buch (A. 62*), Hs. des
i5. Jh., enthält zum Teil die im Katenat beschriebenen Oberhöfe und Ämter. — Das
schwarze Buch (B. 67), Hs. des 16. Jh., enthält das Ceremonielle bei der Einführung
einer Äbtissin, Verzeichnis der von der Äbtissin abhängigen Lehen, Nachrichten über
Jagd und Fischereigerechtsame. — Ältere Hofesrechte von i454 (Reg. 21, 5). — Pro-
tokollbücher der Behandigungen (Reg. 21,6 — 19). — Kopiare des 16. u. i7.Jh. (Reg.
21, 20 u. 42). Über weitere Urbare Lamprecht, Verz. niederrhein. Urbarialien S. 8.
Hs. A. 63 Memorabilia des adligen Damenstiftes Essen vom Canonicus A. W.
Brockhoff, 18. Jh. — A. 2o9 Chronik, was sich zu Essen von i593 — 1622 zugetragen,
von Everhard Wittgen. — A. 238 J. Fassbender, Beschreibung der Entstehung
der Rentei Essen.
Im Staatsarchiv zu Münster i. W.: KiNDLiNGERsche Handschriftensammlung
Bd. CIV: Nachrichten über Stiftung des Stiftes Essen im J. 877, Kaiserl. Schenkimgen
und Verleihungen an dasselbe. Belehnung der Äbtissin mit den Regalien von 899 bis
i793. Vogteigerechtigkeit. Güter- imd Renten -Verzeichnisse. Verschiedene Stifts-
Angelegenheiten. Befestigung der Stadt Essen und Rechte derselben. Bescheinigimgen
über die adelige Herkunft mehrerer Stiftsfräulein. Verzeichnis derselben von 1222 bis
i444. Testamente u. a., Markenrecht, Belehnungen, Reichssteuern. Päpstliche Privi-
legien. — Bd. CV. Wahl der Äbtissinnen, deren Bestätigungen, Eidesleistungen, Re-
galien u. s. w. — Bd. GVL Nachrichten über die Vogtei, Streitigkeiten mit Kleve. —
Bd. GVn. Essensche Urkunden von 997 — i72i. — Bd. GVHL Urkunden über die
Stadt und das Gebiet von Essen, sowie über Rellinghausen. — Bd. CIX. Nekrolo-
gium des Stifts Essen, Verzeichnis der Äbtissinnen. — Bd. CX. Urkundliche Auszüge
zur Geschichte des Stifts; Reichs-, Kreis- und Landessachen, Schatzungsregister. —
Bd. CXI. Über die Landesgrenze von Essen, Hexenprozesse, Handwerkergilden und
Privilegien. — Bd. CXII. Verzeichnis der Essenschen Lehngüter nach alphabetischer
Ordnung. Lehenprotokolle von i4i3 — 1488. Register über die Belehnungen, Nach-
richten von einzelnen Lehenshöfen. — Bd. CXIH. Weitere Nachrichten über die
Lehngüter. — Bd. CXIV. Einkünfte der Abtei nach alten Verzeichnissen, alte Hof-
rechte einiger Oberhöfe. Abschrift des sog. Essenschen Kettenbuches, Abgaben und
Dienste der Höfe, Gewohnheiten und Rechte im Stift Essen. — Bd. CXV, CXVI,
CXVII, CXVin. Vermischte Nachrichten über Güter und Höfe. — Bd. CXXIIL
Die Essendischen Höfe Arweiler, Gudesberg, Holzweiler, Kirdorf, Paffendorf, Ver-
zeichnisse der zugehörigen Güter, Hof- und Lehensleute, deren Rechte imd Pflich-
ten, verschiedene Weistümer dieser Oberhöfe, Verpachtungen derselben, Reverse, Ver-
gleiche des Stifts mit deren Besitzern.
In der Kgl. Bibl. zu Hannover: Hs. XXII, i354. Privilegien von Essen (vgl.
Westfäl. Zs. XIII, S. 27i; XLIV, S. 89).
Hannover
262
ESSEN iS
Im Staatsarchiv zu Hannover: Privilegienbestätigungen für Essen von i37o, H»nd«chrifti.
i379, i4i7 (Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde XI, S. 455).
Im Stadtarchiv zu Köln: Gesetze und Bestimmungen der Reichsstadt Essen. Köln
Hs. des i7.Jh. (i. d. Farragines des Gelenius XVI, Bl. 27).
Im Stiftsarchiv zu Xanten: Des kayserlichen freyweldtlichen Stifts Essen Xamen
hovesrechten, Abschrift vom J. i723 nach dem Essener Lagerbuch, gen. das Rote
Buch, Bl. 281 (Pels, Sammelbd. IV, Bl. 564).
Ansichten und Pläne: i. Ansicht bei Braun u. Hogenberg, Städtebuch III, Ansichien und
Dl"
pl. 4o, 4 1,5 X i4,5 cm, oben links in Kartouche: civitatis essensis exactiss. descrip.,
mit Angabe der Stadtmauer (Fig. i). Nachbildung, Zeichnung von G. A. Fischer als
Beilage zur Berg. Zs. XXVIII.
2. Ansicht bei Merian, Topographia Westphaliae p. 25, 3i,5Xio,3 cm, mit
Mauerring.
3. Ansicht in Meissners Thesaurus, D. 54, 1 4,5 x 7 cm, bez.: essend im ber-
gischen LAND.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Südlich vom Dorfe Buer, Römische u.
zwischen Essen und Westerholt, sind germanische Gräber mit Urnen gefunden worden Funde
(A. Fahne, Die Dynasten von Bocholtz I, S. 243).
Im J. i875 wurde bei der Zeche Helene und Amalie in der Gemeinde Alten-
essen eine fränkische oder sächsische Grabstätte aufgedeckt, darin zwei Urnen, drei
eiserne Schwerter, ein Schwert mit Goldverzierung, eine eiserne Lanzenspitze. Dem Pro-
vinzialmuseum zu Bonn überwiesen. Vgl. B. J. LXIV, S. i9i. — Grevel, Übersicht S. 3.
Ein Grabhügel befand sich früher auf der Frintorper Höhe. Die Römerstrasse
von Ruhrort, die bei Lipperheiderdamm in den Kreis eintritt, geht unter dem Namen
,alte Römerstrasse' bis Essen und weiter nach Westfalen (Schneider, Neue Beiträge
III, S. 10; IV, S. 6). Von einer anderen Römerstrasse waren i873 in einer Waldparzelle
noch Gräben und Wälle erhalten (Schneider III, S. i3; IV, S. 7), jetzt verschwunden.
Eine dritte Strasse führte von Werden über Essen nach Norden (Schneider, Neue
Beiträge IV, S. 7).
MÜNSTERKIRCHE. Prisac im Kölner Domblatt i844, Nr. 100, loi. — Die Münster.
Münsterkirche in Essen: Baudris Organ für christl. Kunst i85i, S. 89; i852, S. 3 mit uttcrmur
Taf. — V. Quast, Die Münsterkirche in Essen: Zs. für christl. Archäologie und Kunst
I, S. I mit Taf. und Abb. im Texte. — Die Münsterkirche in Essen, die gemeinsame
Pfarrkirche für die katholischen Pfarren S. Johann und S. Gertrud, Essen i863. —
G. Humann, Die Kunst des 10. Jh. in Essen: Kunst und Gewerbe XX, 1886, S. 36o.
— Ders., Die deutsche Kunst zur Zeit der sächsischen Kaiser: Archiv für kirchliche
Baukunst und Kirchenschmuck XII, i889. — Ders., Einzelne kunstgeschichtlich merk-
würdige Einzelheiten im Münster zu Essen: B. J. LXXX, S. i84, Taf V. — Ders.,
Der Westbau der Münsterkirche zu Essen: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der
deutschen Geschichtsvereine i885, Nr. 11. — Ders., Der Westbau des Essener Münsters,
Essen i89o. Dazu Dehio im Repertorium für Kunstwissenschaft XIV, S. 161; Clemen
im Korrespondenzblatt der Wd. Zs. IX, S. 285. — Ders., Über die Entstehung des
Würfelkapitäls: B. J. LXXXIII, S. i73. — Ders., Die ältesten Bauteile des Münsters
zu Essen: B. J. LXXXXIII, S. 89. — Ders. in der Zs. für christl. Kunst II, S. 29 1. —
Dehio u. v. Bezold, Die kirchliche Baukunst des Abendlandes I, S. i55, i7i, i95,
2i7; Taf. 4i, Fig. 5, 6, 7. — Förster, Baukunst II, S. ZI, mit 3 Taf. — Kallen-
bach u. Schmitt, Die christl. Kirchenbaukunst des Abendlandes, i85o, Taf. IV, 4, 5.
— KuGLER, Geschichte der Baukunst II, S. 3o4, 3i5; III, S. 379. — Schnaase, Ge-
263
KR£IS ESSEN
ESSEN
I7
schichte der bildenden Künste IV, S. 373. — Denkmäler der Baukunst, von den Stu- Mnnster-
^_ Kirche
dierenden der Kgl. Bauakademie Lief. 5, Taf. 20. — Essenwein, Handbudi der
Architektur II, III, S. i32. — aus'm Weerth, Kd. II, S. i9.. — Otte, Handbuch der
Kunstarchäologie I, S. 97; II, S. 33, 45, 68, 286. — Dohme, Geschichte der deutschen
Baukunst S. 1 1, 22. — F. J. Pider, Das Ruhrthal, Werl 1881, S. 295. — Die Münster-
kirche zu Essen: Echo der Gegenwart i856, 26. Juli. — Die Gründung der Abtei
Essen: Essener Zeitung 1880, Nr. 284. — Einiges zur Baugeschichte des Essener
Münsters: Essener Zeitung 1881, Nr. 60. — Über die Restauration ausführlich: Cen-
tralblatt für Bau Verwaltung I, S. i56; Essener Zeitung i5. Aug. i884; 6. Jan. i885;
Rhein. -Westfäl. Volksztg., Jan. i885, 1 7. Dez.' 1 885; Essener Volksztg., 24. Okt. 1 885.
Alfrid, der vierte Bischof von Hildesheira, gründete auf seinem Gute Astnide Geschichte
ein Frauenkloster, das schon von 868 — 863 bestand (Müllenhoff u. Scherer,
Denkmäler deutscher Poesie und Prosa S. 543. — G. Humann i. d. B. J. LXXXXIII,
S. 98) und eine Kirche zu Ehren der h. Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria und der
hh. Cosmas und Damianus, die erst 874 vollendet gewesen zu sein scheint (Lacom-
BLET, U B. I, Nr. 69. — Funcke, Urkunden I, S. 243. — Dümmler, Geschichte des
ostfränkischen Reiches I, S. 8o7. — Fr. Arens i. d. Beiträgen XIV, S, loi). Im
i3. Jh. galt als das Jahr der Gründung 866 (im Äbtissinnenkatalog wird zu 126S an-
gegeben, dass seit der fundatio Alfridi 399 Jahre verflossen seien).
Im J. 944 oder 946 wurde das Kloster und wohl auch die Kirche durch einen Emer Brand
Brand teilweise zerstört (Annal. Colon.: Mon. Germ. SS. I, p. 98; XVI, p. 73 1). Der
Brand scheint die westliche Vorhalle und den Ostchor vernichtet zu haben, während
die Wände des Langhauses stehen blieben (B. J. LXXXI, S. 1 1 2).
Gegen das Ende des 10. Jh. wurde an die alte westliche Vorhalle der Alfrids- Baude»i3.jh.
basilika der Westbau angefügt und gleichzeitig ein neuer geradlinig geschlossener Chor
an das Querschiff im Osten angesetzt. Dem mittleren Chor traten zwei geradlinig ab-
geschlossene Seitenchöre zur Seite. Unter dem mittleren Chor wurde die Krypta
errichtet. Gleichzeitig erhielt wahrscheinlich das Langhaus über den Seitenschiffen
Emporen (Humann, Westbau S. 28).
Auf diese Krypta weist anscheinend die in dem Essener Missale D. i. der
Landesbibliothek zu Düsseldorf befindliche, aus dem Ende des 10. Jh. stammende Ein-
tragung: Dedicatio criptae (S.Januar) (Harless in Lacomblets Archiv VI, S. 64, 68,
— Humann, Westbau S. 3i). Als Bauherrin hat Humann (Westbau S. 33) die kunst-
sinnige Äbtissin Mathilde II. (974 — 10 11) wahrscheinlich gemacht.
Schon nach einem halben Jahrhundert wurde eine Erweiterung des Chores nötig. Erweiterung von
Die Äbtissin Theophanu durchbrach die Aussenmauern der alten Krypta und fügte
einen neuen geradlinig geschlossenen Teil an, über dem sich der neue Chor erhob.
Die Krypta wurde io5i durch den Erzbischof Hermann eingeweiht nach der in ihr be-
findlichen Inschrift (s. u.). Der Äbtissinnenkatalog berichtet (Seemann S. 4) : Theophanu
hatt die kruffl (crypta) unter dem hohen chor zu Essen bawen und fundiren lassen.
Um die Mitte des 12. Jh. fand ein Umbau des Ostteiles statt. Unter der 23. Umbau des 12. jh
Äbtissin Ermentrud (ii4o — 11 48) hatte die Kirche viel zu leiden. Damals möglicher-
weise wurden Querschiff und Chor mit auf Ecksäulen ruhenden romanischen Grat-
gewölben versehen, von denen nur das südliche noch erhalten ist; ausserdem wurden
die Innenseiten der Querarme umgebaut und durch sie und die anstossenden Seiten-
chöre ein Laufgang geführt, die Seitenschiffe erhielten wahrscheinlich gleichzeitig Em-
poren, auf die dieser Laufgang führte (vgl. Dehio, Kirchliche Baukunst S. 2 1 7 ; Re-
pertorium XIV, S. 162).
265
l8 KREIS ESSEN
Münster. Bis ZU! Mitte dcs i3. Jh. bestand die Abteikirchc in dieser Form: die Aassen-
kirche "^
mauem des dreischiffigen Langhauses noch von dem Alfridsbau herrührend, nach
dem Brande von 944 mit neuen flachen Balkendecken versehen, überragt von dem
Westbau und dem io5i erweiterten Chor, dessen Umfassungsmauern sich um 2 m
über die flachen Decken der Seitenarme des Alfridschen Querschiftes erhoben, das
nur im Innern um ii5o erneuert worden war. Die Kirche war um diese Zeit bereits
sehr baufällig, im J. 1246 bittet der Erzbischof von Köln um Almosen für den Wieder-
aufbau der den Einsturz drohenden Kirche (Lacomblet, U B. II, p. XVIII). Da
Brand von 1275 zerstörtc ein grosser Brand im J. 1262, I265 oder I275 (das letztere Jahr am wahr-
scheinlichsten: Seemann S. ZZ) den ganzen alten Bau. Der Äbtissinnenkatalog be-
richtet : Bei dieser abtissin (Mathilde) zeit ist die kirch und abdey mit allen beiliegenden
häusem durch versäumung des beckerss abgebrandt a. 1265. Bucelinus II, p. i45
berichtet: A. 1262 coepit Mechtildis abbatissa magnis sumptibus incendio pene con-
sumptam ecclesiam restaurare in ea forma, in qua modo conspicitur.
Neubau Der von Mathilde noch selbst begonnene Neubau des Langhauses wurde erst
des Langhauses v i . • -r» . tt i / /^ ^ \ , ••
unter der Abtissm Beatnx von Holte (1292 — i3i7) abgeschlossen. Äbtissinnenkatalog
(Seemann S. ig): Bei regierung dieser abtissinn ist die münsterkirche mit der abtey
von grundt aufl" wieder erbawet. Als Architekt (artifex seu magister fabrice) erscheint
im J. i3o4 der Meister Martin, ein Bruder des Schlosskaplans zu Monterberg (Ann.
h. V. N. XXXI, S. i39. — Essener Zeitung 1881 Nr. 60). In einzelnen Bauperioden
wurde bis zur Mitte des i4. Jh. der Bau von Langhaus und Hochchor durchgeführt.
Der Gräfinnenchor und der hohe Dachreiter auf der Vienmg wurden erst unter der
Abtissin Elisabeth von Beeck (i426 — 1445), nachdem ein neuer Brand diese Teile
zerstört hatte, in ihrer heutigen Form errichtet. Abtissinn enkatalog ed. Seemann
S. i5: Diese abtissin hat den hohen chor der münsterkirchen, so hiebevor durch den
brandt verwüstet, mit gehauwenen steinen auflTühren . . lassen. Bei zeiten dieser ab-
tissinne ist der hohe thurm nebens dem hohen chor a. i439 durch Gerharden de
Molheimb erbawet. Diese Nachricht ist insofern irrig, als der Gräfinnenchor mit dem
hohen Chor verwechselt worden ist. Die Düsseldorfer Hs. A. 63, Bl. 8*», berichtet aus-
drücklich : Chorum virginum e secto quadrato lapide ante coUapsum reparari et erigi
curavit, iuxta chorum excelsam turrim. Der Hochchor selbst ist etwa ein Jahrhundert
früher entstanden (Bucelinus II, p. i46 ausdrücklich: ecclesiam Assindiensem mag-
nifice complevit). Im J. i454 wurde das Gewölbe der Vierung erneut (Beiträge I, S. i3),
im Laufe des 16. und i7. Jh. die Bedachung verschiedentlich umgestaltet.
Bauten des 17 Jh. Über Rcstaurationcn im 1 7. Jh. berichtet der Äbtissinnenkatalog ed. Seemann S. 22 :
bei Zeiten der abtissin Maria Clara (161 4 — 1^44) ultimo fere anno ist die münsterkirche
überall mit neuem bley bedecket und "mit nöthigem holzwerk reparirt; S. 23: bei zeiten
der abtissin Anna Salonie (um i65o) ist der grosse glockenthurm mit bley renovirt und
darauff die uhrglock ad 3 man hoch ungefehr elevirt. Die alte Einrichtung der Kirche
blieb bis i752 bestehen — in diesem Jahre wurden die meisten Altäre entfernt und
durch schwerfilllige barocke Bauten ersetzt, die erst der letzten Restauration wichen.
Restauration Die Restauration (Centralblatt für Bauverwaltung I, S. i56. — Essener Zeitung
August i884, 6. Jan. i885) begann i848 auf Anregung von v. Quast. Die Gewölbe in
Chor und Langhaus wurden ausgebessert und neu geputzt, etwas später sodann die
südliche Umfassungsmauer nebst den gothischen Masswerkfenstem und Strebepfeilern
wiederhergestellt, i877 die Taufkapelle und die Krypta restauriert. Nachdem die
Gefahr, in der i879 der Bau durch die Bodenbewegung infolge des unter der Stadt
betriebenen Bergbaues geschwebt, beseitigt war, wurde 1880 mit einer neuen gründ-
266
Fig. 3. Em«b Gruniliin der Manitnkirche.
20 KREIS ESSEN
M Unit er- Hchcn Restauration durch den Architekten Zindel begonnen, die mit mustergültiger
kir ch e
Pietät durchgeföhrt worden ist Das ursprünglich einen einzigen niedrigen Sattel bildende
Dach wurde in mehrere Dächer gruppiert, ein neuer 25 m hoher Dachreiter aufgesetzt
Bei der folgenden Beschreibung werden, der Übersichtlichkeit halber, die ein-
zelnen Bauteile nach der Zeit ihrer Entstehung angeführt.
B«ubc«chreibung Die Alfridsbasilika (ausführlich Humann, Westbau S. 3) war ein dreischiffiger
Aifridsbasiiik« flachgedeckter Bau mit westlicher Vorhalle und breitem östlichen Querschiff, dem eine
grosse Mittelapsis und zwei kleinere Seitenapsiden vortraten (Grund riss Humann, "West-
bau S. 4. — B. J. LXXXII, Taf. V). Die Längsmauem enthielten an den Innenseiten
einen besonderen Schmuck durch je i6 Nischen, von denen an der Nordseite 12, aller-
dings zum Teil vermauert, an der Südseite 7 erhalten sind. Der Bau bestand aus Ruhr-
sandstein, die Basen und Kämpfer der Pilaster zwischen den Nischen sind aus Kalk-
stein, die trennenden Pfosten und die Kuppeln von Tuff. Die drei Nischen der west-
lichen Vorhalle waren höher als die des Langhauses — die seitlichen Räume des
letztem waren ehemals wohl in gleicher Höhe wie der mittlere Teil mit einer flachen
Decke versehen, worauf die an der Nordwestecke des südlichen und an der Südwest-
ecke des nördlichen Teils des Querschiffes befindlichen Überreste von je einem Pilaster
mit derbem Kapital deuten (B. J. LXXXH, S. 112; LXXXXHI, S. 92, 94 mit Abb.).
KreuMchifiarme Eine sonst bei karolingischen Bauten nicht weiter nachgewiesene Form hatten
die Nord- und Südseiten der Kreuzschiffarme, die innen dreiseitig abschliessen, mit
einem mittleren Portal und rundbogigen Nischen in den seitlichen schrägen Flächen.
Die Querschiffarme hatten nach Westen oberhalb der Dächer der Seitenschiffe je ein
Fenster, die (unter dem Putz) eingeschnitten in die sichtbaren Spitzbögen erhalten
sind. Bei der gothischen Umgestaltung bUeben die oberen Teile der Mauer bestehen,
wurden nur abgestützt und dann mit gothischen Bögen unterfangen (Humann i. d.
B.J. LXXXXHI, S. 9i).
Alte An den Kreuzschiffarmen sind noch Reste der alten Omamentation erhalten. Um
das ganze Querschiff scheint sich ein 5o cm hoher aus Stuck (nicht Gips) hergestellter
Fries mit kaum erkenntlichen breiten steifen antikisierenden Blattmotiven gezogen zu
haben, der an der Ostseite des südlichen Armes von u an (Grundriss Fig. 3) 1,80 m
unter den Trägem des Dachstuhles, erkenntlich ist. An der Innenseite derselben Mauer
nach Westen ist 2,20 m unter dem Dachstuhl ein gemalter Zickzackfries (gebrochenes
Band) in Rot und Grün erkenntlich, der unter der flachen Balkendecke hinlief, deren
Fuge sich direkt darüber befindet. Die kleinen Seitenabsiden können nur sehr niedrig
gewesen sein, da unter dem Stuckfries sich noch ein kleines Blendfenster befindet.
Erweiterungsbau Vou dem Erweiterungsbau des 10. Jh., der über der älteren Krypta errichtet
wurde, sind unter dem Dachstuhl noch Reste nachweisbar, die Nord- und Südmauer
des vierseitigen Chorhauses. Zwischen p und u und zwischen w und o sind Mauern
erhalten von Tuff mit je drei Fenstern mit stark abgeschrägten Gewänden (äusserstc
Breite 75 cm), zwischen ihnen kleine Kämpfer. Die Gewände zeigen Reste von
Malerei: auf weisser grüngesäumter Grundfläche rote vierseitige Sterne.
Wesibau Der West bau (Grundriss Fig. 3. — Querschnitt Fig. 4) ist rechteckig und m
drei kleinere Rechtecke zerlegt, in deren mittelstes ein dreiseitiger Chor eingefügt ist
Der zwischen Chorwand und Westmauer befindliche Raum, der sich mit drei grossen
Bügen nach dem Chore zu öffnet, ist in zwei Geschosse geteilt. In den westlichen
Abschrägungen des unteren Raumes liegen die Zugänge zu den Treppentürmen, ^^
der Westmauer befindet sich eine rechteckige Blende. Die Gratgewölbe des Raumes
sind mittelst Durchdringung von Tonnengewölben gebildet.
368
Die darüber gelegene Empore, durch vier Fensterchen erhellt, zeigt in der
Westmauer eine Nische mit zwei kleinen Seitennischen und in den Treppen türmen
grosse Nischen, in die kleine Vertiefungen gebrochen sind. Die drei grossen Bögen
sind mit doppelten Säulenstellungen ausgefüllt. Je zwei, mit attischen Basen, korin-
thischen Kapitalen und würfelförmigen Aufsätzen versehene Säulen, die durch kleine
Bögen verbunden sind, tragen einen schmalen Architrav, auf dem sich wiederum
ein zweites Säulenpaar erhebt, welches mit abgeschrägten Würfelaufsätzen gegen die
Laibungen der grossen Gurtbßgen stösst. Die oberen Säulen zeichnen sich durch
eine eigenartige Form der Basen (ohne eigentliche Plinthe) aus, ihre Kapitale zeigen
einen einfachen ausgezackten Kelch, während die unteren Kapitale reiche korinthische
Kompositkapitale nachahmen (Abb. Humann, Westbau S. lo u. 1 1). Die drei Bögen
tragen eine Halbkuppel, nach Osten mit einem Triumphbogen abschliessend, der auf
zwei Halbpfeilem mit Bossen kapitalen ruht, über denen sich wieder niedrige Würfel-
aufsätze mit Deckplatten erheben.
Die beiden freien Pfeüer des Chores sind durch je zwei Bögen abgestützt, die
nach den Umfassungsmauern und zwar deren stärkstem Teil zur Seite der Treppen-
türme geschlagen sind. Zwischen die Bögen sind dreieckige Gratgewölbe eingefügt.
Die hohen Belastungsmauem, die über den Bögen errichtet sind, schliessen kleine Em-
poren ein von hufeisenförmigem Grundriss mit kleinen Nischen in den Wänden, nach
dem Räume G mit zweiachsigen, nach den dreieckigen Seitenraumen mit einachsigen
Arkaden geöffnet, mit flacher Holzdecke. Die Saulchen der Arkaden zeigen attische
Basen und jonische Kapitale Über einem unteren Kelche.
Der über dem Westchor sich erhebende dreistöckige Glockenturm (Fig. z) enthalt
in den beiden unteren Geschossen je ein Rechteck mit an der Westseite abgeschr^ten
Ecken, während das oberste Geschoss aussen durch ansteigende drebeitige Flächen,
innen durch Pendentifs in ein oblonges Achteck übergeführt wird. Die beiden unteren
Turmgeschosse zeigen einfache Gliederung durch Nischen und Blenden, während jede
Seite des Achtecks von einem von einer rundbogigen Blende eingeschlossenen roma-
nischen Doppelfenster durchbrochen wird, dessen Säulen attische Basen und korin-
thisierende Kapitale mit ein oder zwei Blaltreihen zeigen. Die äussere Gliederung
369
23 KREIS ESSEN
besteht in schwachen Pilastem, die mit steilen Schrägen über dem reichen Sockel-
gesims aufsetzen und mit Bossenkaijitalen den Architrav tragen. Die Verbindung der
Geschosse des Mittelbaues bilden die an den Ecken vortretenden achtseitigen Sliegen-
türme, deren Stufen auf ansteigenden Tonnengewölben ruhen und weder in das Mauer-
werk noch in die Spindel eingreifen.
1 Die rechteckigen Seitenschiffe des Westbaues H und J sind an zwei Innen-
seiten mit Laufgangen versehen, die an der Nord- und Südseite von je drei auf Pfeiler-
vorsprüngen und zwei Säulen ruhenden Rundbögen getragen werden (die Schafte im
Norden rund, im Süden achtseitig). Die westlichen Arme der !
■änge erweii
sich zu {von gedrückten, mit Gurtbögen verstärkten Tonnen getragenen) Empi*'*'''
deren Abschrügungen auf Pendenlifs ruhen. Die unteren Stockwerke öffnen sich mit
grossen rundbogigen Portalen — die eigentliche Thür mit horizontalem SturK S'^'
schlössen — gegen die Vorhalle, in die acht Stufen hinaufführen. Im zweiten Ge-
schoss in den Westmauem Nischen, in denen die Durchgänge zu den Wendeltreppe''
liegen. Über diesen im Mauerwerk schmale Durchgänge mit Tonnen überdeckt-
mg Die Aussenglied erung der Seitenschiffe des Westbaues besteht aus einer schlich"
ten Stellung von Pilastern im ersten Stockwerk über einem schmalen Gur^esim-*. •"
mit jonischen Kapitalen einen Architrav tragen. Das Gurtgesims setzt sich um die
Treppentürme fort, ebenso wie das grosse Gurtgesims des Mittelbaues. Das zweite
Stockwerk des Mittelbaues ist nach aussen durch eine reiche Ghederung von Vertikal-
lisenen und Rundbogenfries ausgezeichnet, während das untere nur durch drei grosse
Rundbögen abgeschlossen ist.
Der aus dem lo.Jh. stammende ältere Teil der Krypta (im Grundriss Fig. 5
liefschwarz angelegt) ist durch neun Joche von aus Ruhrsandstein bestehenden Grat-
gewülben überdeckt, die aus zwei durcheinander geschobenen Tonnen gebildet sind.
Die vier i,6S m hohen Kalk Steinpfeiler, deren abgefassten Kanten Rundstabe vortreten,
liiiben eine iScm hohe aus Plinthe und Schmiege bestehende Basis und einen i7 cm
hohen einfachen dreimal abgetreppten Kämpfer. An den Aussenwanden finden sich
in der westlichen Hälfte noch schmale Halbpfeiler, sowie in den westlichen Jochen
an der Nord- und Südseite i,5S m hohe, 46 cm tiefe Nischen.
Der zweite, IoSj eingeweihte Teil der Krypta (im Gryndriss Fig. 5 schraffiert),
der sich um den alten Bau beruraJegt, wird von vier i,6om hohen Pfeilern getragen
auf Basen mit auffallend breiter, flacher Schmiege ^und dem gleichen Kampfer wie
im alteren Teil. Der PfeiJerkem hat in der Mitte jeder Seite eine Rinne erhalten,
den Kanten treten Ecksaulchen vor, stärker ab die Rundstabe im alteren Teil, die
Würfel kapitale tragen, deren Halbrund Verzierung sich um den Pfeilerkem fortsetzt.
(Abb. Zs. für christliche Arch. I, Taf i, S. 1 1, i 2. — Otte, Roman. Baukunst S. l69. —
Humann i.d. B. J.LXXX, S. i85, Taf S. — B. J. LXXXVIII, S. 182, Abb. 8). Die aus
Ruhrsandstein zusammengesetzten Gewölbe bestehen au<! durcheinander geschobenen
27 1
24
KREIS ESSEN
Münster. Tonnen, die nur in A und B (nicht in dem entsprechenden C) ein vollständiges Kreuz-
gewölbe bilden, während sich die übrigen Joche als Tonnen mit eingeschnittenen
Kappen darstellen. Die gleiche ängstliche und befangene Konstruktion herrscht auch
bei den Gurtbögen, die durchweg einen Halbkreis mit der gleichen Scheitelhöhe bil-
den. Bei kürzerer Spannweite der Sehne wurde der Bogen gestelzt. An der öst-
lichen Aussenmauer findet sich an den gestelzten Teilen der Halbpfeiler zwischen je
zwei Kämpfern die unten wiedergegebene Stiftungsinschrift. Die Decke der Krypta
enthält bei O O grosse achtseitige, jetzt mit einem Eisengitter geschlossene Öffnun-
gen, die die Verbindung mit dem Hochchor herstellen. Um diese Öffnungen regel-
mässig zu gestalten und zugleich auch von den seitlichen Zugängen aus den Blick auf
den Altar in der Krypta zu ermöglichen, ist der ehemals geradlinig rechtwinkelige Ab-
schluss der Aussenmauer der älteren Krypta aufgegeben und diese abgeschrägt worden.
Wandgiicderunj Von feiner künstlerischer Wirkung ist der Abschluss der Nord- und der Südmauer
unter den achtseitigen Durchbrechungen. Das Viereck ist durch Pendentifs in das
Oktogon übergeführt (Fig. 6). Die Aussenmauer ist durch zwei Rundbogen geglie-
dert, die in der Mitte auf einer monolithen Säule mit Basis ohne Eckblatt und inter-
essantem Kapital ruhen, das unten aufrecht stehende Akanthusblätter zeigt, darüber
je zwei Blattkelche, aus denen wieder Voluten herauswachsen. Auf dem Kapital sitzt
ein kleiner Pfeiler mit weitausladendem Kämpfer auf, der wieder mit einem Penden-
tif an die parallel der Aussenmauer laufende Seite des Oktogons ansetzt. In der Süd-
mauer befinden sich vier alte Fenster mit sehr stark abfallenden Sohlbänken, denen
nach Norden (wo die Keller der Abteigebäude anstossen) nur Blenden entsprechen,
die nach Osten führenden Fenster sind erneut. Bei d führt eine Treppe zur Kirche
herauf, der entsprechende Aufgang bei c ist vermauert. In die Aussenmauer der
alten Krypta sind bei u u zwei Nischen gebrochen.
Bei der Restauration wurde das aus Tuffstein und Gussmörtel regelrecht kon-
struierte Gewölbe mit einer Ziegelschicht bedeckt, die einen Belag von Mettlacher
Fliesen erhielt. Für die Einfassung der Achtecke wurden die alten Profilsteine wieder
benutzt. Die Stufen der Kryptentreppe sind aus Baumberger Fliesstein hergestellt
Über den Kämpfern der vier Halbpfeiler an der Ostseite auf 4o x 4o cm grossen
Kalksteinplatten in 22 cm hohen Kapitalen die folgenden dem 11. Jh. angehörigen In-
schriften (v. Quast im Correspondenzblatt des Gesamtvereins I, S. 37) von Norden
nach Süden, die i., 3., 4. auf Altäre bezüglich, die 2. die Gründungsinschrift enthaltend.
1. IN HAG ÄRA HABENTUR RELIQUIAE SANCTORUM CHRISTOPHORI CYRINI CYRIACI
CORNELII CYPRIANI PANCRACII NEREI ACHILLEII (so).
2. ANNO INCARNACIONIS DOMINICAE MILLESIMO LI. INDICTIONE IUI. V. JD. SEPT.
DEDICATUM EST HOC ORATORIUM A VENERABILI ARCHIEPISCOPO HERIMANNO PRECATU
NOBILISSIMAE SORORIS SUAE THEOPHANU ABBATISSAE.
3. IN HOC ALTARI CONTINENTUR RELIQUIAE SANCTORUM JOHANNIS BAPTISTAE
JOHANNIS EVANGELISTAE MATHIE (so) [e] VVANGELISTAE QUINTINI MARTIRIS DIONISII
RUSTici SANCTORUM CLEMENTis BLASii iNNOCENTiuM GORGONii (sanctorum innocen-
tium gehört zusammen und an das Ende der Inschrift).
4. IN ISTA ÄRA HABENTUR RELIQUIAE SANCTORUM JOHANNIS PAULI MAURICII
EXUPERH (so) LANDBERHTI CRISPINI CRISPINIANI SEBASTIANI ALBANI.
Das Querschiff enthält noch die Reste des romanischen Einbaues aus der
Mitte des 12. Jh. in Gestalt der vier Vierungspfeiler, von denen die beiden östlichen
wahrscheinlich noch einen von der Alfridsbasilika herrührenden Kern enthalten. Die
Gewölbe in der Vierung wie in F und A ruhen auf starken Ecksäulen mit Eckblatt-
basen, die reich skulptierte stark unterarbeitete Kapitale tragen, bedeckt mit vortrefT-
Restaumtion
Inschriften
QiierschiiT
272
ESSEN 25
lieh stilisierten romanischen Ranken mit Menschen- und Tierfigürchen, die Kapitale Münster,
aus dem Klever Schloss (Kimstdenkmäler d. Kr. Kleve S. ii4) noch übertreffend.
Von den romanischen Gewölben ist nur F alt, aus Ruhrsandstein bestehend und der
Rippen entbehrend. Die Vierung B ist i4S4 durch ein gothisches Gewölbe ersetzt
worden, E ist in Ziegeln erneut worden, als beim gothischen Umbau der Kirche '
dieser Teil des QuerschifFes zugleich mit dem nördlichen Seitenchor nach Norden
hin zum Gräfinnenchor erweitert wurde (Humann i. d. B. J. LXXXII, S. 120). Das
alte Gewölbe in A ist erst bei der letzten Restauration erneuert worden. Das Joch
A wird nach C und D zu abgeschlossen durch gestelzte Spitzbogen, die auf kleinen
Kämpfern aufsetzen, welche um die Pfeilervorlagen verkröpft sind. Bei der Anlage
des Gräfinnenchores musste auch der alte nördliche Zugang zur Krypta in Wegfall
kommen. Dieser wurde aber später wieder als Zugang benutzt zu einem i76i unter
dem Gräfinnenchor angelegten rechteckigen mit einem Tonnengewölbe überspannten
Räume. An der Scheidemauer zwischen den Pfeilern p und u befindet sich nach D
zu ein merkwürdiges Gesims, das auf eine Bogenstellung zu deuten scheint, die ehe-
mals in der Art von Chorschranken den Hauptchor gegen die Seitenchörchen ab-
grenzte. In der südlichen Vorlage des Pfeilers u findet sich eine Nische in der
Höhe des Umganges. Von besonderem Interesse ist das erhaltene frühgothische Ge-
wölbe in D, in dem die Brüche der einzelnen Dreiecke (keine vollständigen sphärischen
Dreiecke) rechtwinkelig auf die mit Rundstäben verzierten Schildbögen stossen. In
der Südostecke ruhen hier die Rippen auf einem Dienst mit frühgothischem Kapital,
in den übrigen Ecken auf einer Konsole mit schlichtem fein empfundenen dreiteiligen
Blatte. Die Zwickel bestehen aus Tuffsteinen, deren Fugen senkrecht, nicht diagonal,
zu den Schildbögen stehen.
Die beiden Seitenchörchen sind nach Osten durch je ein grosses zweiachsiges Seitenchörchen
spitzbogiges Fenster erhellt, dessen Stäbe nicht gekehlt, sondern einfach gefasst sind,
das alte Masswerk mit drei in Kreise eingezeichneten einfachen Vierpässen noch erhal-
ten. In dem Fenster in D tritt die Umfassungsmauer des Hochchores vor das äussere
nördliche Licht: der Hochchor war demnach ursprünglich nicht in dieser Breite ge-
plant. Nach Süden befindet sich in D ein einfaches einachsiges Fenster, die Pfosten
nur gefasst, mit Dreipass, in C nach Norden ein spätgothisches einachsiges Fenster
mit Fünfpass.
Der dreiseitige Abschluss der Nord- und Südseite des Querschiffes der Alfrids- Abschius^ d«
° Querschiflfes
basilika war bei dem Umbau um ii5o gleichfalls verändert worden. Der Umbau ist
an der Südseite völlig erhalten. Um den Laufgang einzuschalten, wurden die seit-
lichen Nischen niedriger gemacht und über ihnen ein Bogen geschlagen, der den
Laufgang und die Mauer in zwei Geschosse zerlegt, von einem Rundstab eingefasst,
der auf zwei Ecksäulchen mit zierlichen romanischen Kapitalen und Eckblattbasen
ruht. Von den Scheiteln der beiden Nischen wurde gleichfalls nach der Höhe je ein
Bogen geschlagen, dessen Centrum in der Achse der Thüröffnung liegt, und der sich
wie ein Pendentif über die Portälnische legt. Das obere Geschoss der Aussenmauer
wurde gleichzeitig erneuert, die (unter dem Putz erhaltenen) grossen Nischen wurden
bei Anlage der Gewölbe tiefer geschlossen; das mittlere Fenster ist erst nach dem
Anbau der Schatzkammer erneut worden.
An der Nordseite ist der Abschluss niedergelegt worden bei der Einfügung des
Gräfinnenchores, der ehemals in der Höhe des Chores selbst lag, zu dem jetzt zehn
Stufen hinaufführen. Bei der letzten Restauration ist die Orgelbühne hier eingesetzt
und die gleiche Architektur wie an der Südseite ergänzt worden, in C ist eine ganz
273
26 KREIS ESSEN
neue Bogenstelliing einjjefügt. Der Grüfinnencliür selbst Iiat das Niveau des Lang-
schilfes erhalten.
Um das Joch D ist ein romanischer Umgang herumgeführt, der durch eine
Thür in der Nordostecke mittelst einer Treppe vom Chor aus zugängig ist. Er ruht
auf grossen Rundbogen, die AbschrSgungen der Ecken auf Pendentifs. In der Süd-
ostecke ein interessanter romanischer Pfeiler eingemauert, bestehend aus übereck
gestelltem viereckigen Kern mit je zwei gekuppelten Säulchen an jeder Seite mit reich-
gegliederter Deckplatte (Schmiege, Karnies, Plinthe, Kamies hintereinander), jedes
der Saulchen mit einem zierlichen Koinpositkapitäl gekröilt. In der Mitte der Ost-
wand ein achtseitiger Pfeiler mit (erneutem) frühgothischein Blattkapital.
Der im i4.]h. errichtete Hoch-
chor (Ansicht Fig. 7. — Quer-
schnitt Fig. 8. — Längsschnitt
Fig. 9) wird von zwei Säulen ge-
tragen mit achtseitiger Base und
Kelch kapitalen. Die Säulen ver-
lassen die durch das Langhaus
angegebene Achse und treten
mehr nach der Mitte zusammen.
Hierdurch sind die schmalen
rechteckigen Gewölbejoche ver-
mieden und wird zugleich dem
Mittelschiff ein höchst wirkungs-
voller Abschluss gegeben. An
der östlichen Aussenmauer ent-
sprechen den Säulen Halbsaulen,
die Kapitale aus Stein mit drei
Reihen gut stilisierter Blatter tra-
gen (an den freistehenden Säu-
len sind diese aus Cement ange-
klebt), an den Pfeilern o und p je
ein alter Dienst mit zwei jimgen
Diensten zur Seite, mit Kapita-
len von ausserordentlich schönen
Fig 7 E..en. Blick .uf deu Hochchor der Müniinkirche. g^th. Blattkränzen. Reich und
hohl profilierte Gurte trennen
die Kreuzjoche, bei m und n nur von Rippenbreite. Die Ostmauer ist von einem
grossen dreiachsigen Mittelfenster mit Fünfpass (dieser erneut) und zwei DreipAssen
in Masswerk und zwei einachsigen Fenstern durchbrochen, nach Norden und Süden
je ein zwei- und ein einachsiges Fenster, nach der Nordseite zu ein Drittel der Höhe
versetzt Bei q befinden sich neben der mittleren Halbsäule noch zwei kleine ganz
kurze Dienststümpfe, die an der Südseite fehlen.
Das Langhaus (Längsschnitt Fig. 9) wird von drei Paaren freistehender aus
grossen Ruhrsandsteinquadern aufgemauerter Säulen getragen, denen im Osten und
Westen Halbsüulen entsprechen. Die Säulen haben eine i,oS m hohe Basis, zunächst
achtäeitig in zwei Stockwerken, darüber mit einer runden Wulst. Entsprechend ist das
runde Kelchkapitäl gestaltet, erst rund, darüber eine achtseitige Deckplatte. Die nörd-
liche und südliche Hälfte des I.:anghauses sind nicht gleichzeitig, sondern zeigen be-
374
deutende Abweichungen. Die nördliche Seite scheint die frühere zu sein. Hier sind
die Kapitale der Säulen etwas feiner profiliert, vor allem ist der obere Saum des
Kelches schmäler als an der Südseite. Die Strebepfeiler sind auf beiden Seiten zur
Hälfte nach innen gezogen, ähnlich wie in den Minoritenkirchen des i3. Jh., nur an
der Nordseite mehr als an der Südseite, wodurch auch die Bögen über dem Umgang
an der Südseite schmäler ausgefallen sind. An der Nordseite entsprechen den Säulen
des Mittelschiffes gemauerte Halbsäulen vom gleichen Durchmesser, die nicht direkt
in die (inneren) Strebepfeiler übergehen, sondern von ihnen durch eine leichte Schmiege
getrennt werden. Die Kapitale entsprechen gleichfalls denen der Mittelschiffsäulen,
nur bei k ist der Kelch mit zwei Reihen vortrefflich stilisierter frühgothischer Blätter
bedeckt: stark gekrümmte und unterarbeitete gleichsam angeklebte Eichen blatte r. An
der Südseite entspricht den
Säulen ein polygonaler Pfeiler- "^^^"^^ ^
kern, dem ein alter Dienst als
Quergurt träger und zwei junge
Dienste als Rippenträger vor-
treten, jeder mit seiner beson-
deren polygonalen Basis und
besonderem Blattkapital.
Der an der Innenseite
der Aussenmauern herumge-
führte Umgangdurchbricht die
inneren Teile der Strebepfei-
ler mit schmalen Thürchen.
An der Nordseite fällt seine
ganz verschiedene Höhe und
die verschiedene Profilierung
der Gesimse sehr stark auf.
Das Mauerwerk zeigt an
der Aussenseite Schichten
von meist viereckigen, leicht
mit dem Hammer gerichteten
Kohlensand Steinblöcken, aber
in ganz unregelmässiger Lage-
rung und verschiedenen Grössen. Unter dem grossen östlichen Mittelfenster am Chor
ein breiter, die ganze Breite des Mittelschiffes einnehmender Entlastungsbogen. Die
dreimal abgetreppten Strebepfeiler bestehen aus grossen Kohlensandsteinquadem in
ganz regelmässigem Verband. Das unter den Sohlbänken laufende Horizontalgesims,
das um die Streben verkröpft ist, ist wie die Fenstergewände erneut. An der Süd-
seite der Kirche sind die zweimal abgetreppten Streben, um die das Horizontalgesims
verkröpfl ist, mit Giebel däche rchen gekrönt, der ganze Mantel ist hier aus Ruhrsand-
steinquadem erneut. Die Nordseite ist gleichfalls gänzlich erneut und hat einen einen
Fuss starken Mantel erhalten. Die Konsolen an der Nordmauer im Kreuzgang sind
nach den alten, ehemals hier befindlichen erneut.
Die AlfridsbasiUka nimmt unter den karolingischen Bauten durch die ganz einzig
dastehende Gliederung Jer Schmalseiten des östlichen Quersciiißes einen besonderen
Rang ein. Die westliche, ein zweites Querschiff andeutende Vorhalle erinnert an
S. Emmeram in Regensburg, die Nischenarchitektur der Langseiten teilt sie mit S. Stephan
275
28
KREIS ESSEN
Mttfitter«
kirche
W
A
3
KüMtler
c •
3
•»
M
o
9
C:
3
«•
A
•*
JT
o
A
und S. Emmeram zu R^ensburg, der
Luciuskirche und der Krypta der Abtei-
kirche zu Werden, der Ludgerikapelle zu
Helmstadt (Dehio u. v. Bezold, Die kirch-
liche Baukunst des Abendlandes Taf. 1 7o,
9, lo, ii), der Stiftskirche zu Meschede
(Nordhoff i. d. B. J. LXXXXIII, S. 1 1 1),
und S. Georg in Köln.
Der Westbau, in Anlage wie Durchfah-
rung gleich hohe Bewunderung weckend,
ist eine Nonnenempore, verwandt dem
um das J. looo entstandenen Westbau zu
Corvei und vielleicht dessen Vorbild (J. B.
Nordhoff, Corvei und die westfälisch-
sächsische Früharchitektur: Repertorium
für Kunstwissenschaft XI, S. i46, 1 57, 396,
4o3), ,eines der merkwürdigsten Inkunabel-
werke der deutschen BaukunstS das ,geist-
reichst komponierte und sorgfältigst aus-
geführte rheinische Bauwerk des lo. Jh.*
(Dehio im Repertorium XIV, S. i6i; Die
kirchliche Baukunst I, S. i9S).
Als Urheber sind deutsche, nicht aus-
ländische Künstler anzusehen. Der West-
bau ist keine Wiederholung der Aachener
Palastkapelle, sein verdienter Erforscher
Humann geht aber zu weit, wenn er (West-
bau S. 36 und B. J. LXXXXIII, S. io4)
diesen Einfluss ganz abweisen will (da-
gegen Dehio im Repertorium XIV, S. 162.
— Clemen im Korrespondenzblatt der
Wd. Zs. IX, S. 285). Die doppelte Säulen-
stellung in den Bögen, die Essen mit
Aachen und Mana im Kapitol zu Köln
teilt, ist zu auffällig und selten, als dass
die Verwandtschaft eine zufällige sein
könnte. Durch diese Anlehnung wird das
Verdienst des Essener Künstlers in Nichts
geschmälert ,Geradedie
ganz verschiedene Na-
tur der zu lösenden Auf-
gabe lässt die Bemü-
hungen des Essener
Meisters, Anklänge an
Aachen, man muss sagen
zu erzwingen, doppelt
merkwürdig erscheinen*
(Dehio).
376
ESSEN 99
Die westliche Vorhalle (Innenansicht Fig. lo. — Grundriss Fig. ii), in der
ursprünglichen Form aus dem Ende des lo.Jh. stammend (als porticus in dem Essener
Missale der Landesbibliothek zu Düsseldorf genannt: Harless in LACOMßrJrrs Archiv
VI, S. 64, 68. — Humann, Westbau S. 3 1) verbindet den Westbau des Münsters mit der
[ohanniskirche, ,sein Zusatz krönt gleichsam das ganze Werk des Westbaues' (Nordhoff
im Repertorium XI, S. 397). Er besteht aus zwei Säulengängen, jetzt mit Pultdächern
überdeckt, die sich mit einer von je vier Säulen getragenen Bogenslellung nach dem
Atrium öffnen. Die ganze Anlage ist durchgreifend erneuert. Die verjüngten Säulen
sind bis auf eine, die aus drei Stücken zusammengesetzt ist, Monolithe aus rotem
Sandstein, sie zeigen attische Basen ohne Eckbtälter und (Oberarbeitete) mächtige
Würfelkapitale von Kalkstein mit einfach profilierter Deckplatte darüber. Die Bogen-
stellung ist in Tuff ausgeführt, der Rundbogen fr ies unter den Pultdächern gänzlich
erneut. Die Dächer ruhen auf horizontalen Balken, die im Südschiff in die Mauer
eingebunden sind, während sie im Nordschiff an der Aussenmauer auf einem auf
Kragsteinen aufruhenden
Querbalken lagern. Die süd-
liche Aussenseite (Fig. 2) zeigt
zur Seite des grossen rund-
bogigen Mittel portal es je drei
Nbchen, die in kleinen Blen-
den stehen, durch Pilaster mit
schlichtem Kämpfer getrennt.
Die Blenden und die Wöl-
bungen der Nischen sind in
Tuff erneut, wahrend das Ma-
terial des Hauptbaues Ruhr-
sandstein ist. Die Thür hat
dreimal den Platz gewechselt.
An der Südwestecke isl ein
Treppentürmchen eingebaut,
die nördl. Aussenseite (ganz- ^«' *"■ ^""'- V'orh.H« dn Müaiwtlirohe.
lieh erneut) ist durch Vertikal-
iisenen und Rund bogen friese in fünf Felder zerlegt, über dem mittleren Portal ein
Giebelchen, das Portal neu eingefasst mit Ecksäulchen und Rundstab. An der Innen-
seite derselben Mauer zwei Nischen, die im Süden fehlen.
An der Osiseite der Johanniskirche in dem Vorhofe unter einem verwitterten
hölzernen Baldachin des 18. Jh. ein steinerner Kruzifixus (Fig. iz) in Lebensgrösse,
ein edles gothisches Werk um i4oo, das Haupt auf die rechte Schulter geneigt, der
Leib sehr schlank, der Rippenansatz stark betont, ohne genaue Kenntnis des anato-
mischen Baues, ahnlich dem zu Dinslaken (Kunstdeiikmäler d. SL Duisburg und d. Kr.
Mülheim a. d. Ruhr und Ruhrort S. So, Taf. HI).
An den südlichen Kreuzarm stOsst die Taufkapelle T an, über der sich die
Schatzkammer befindet. Die letztere ist mit einem schweren Kreuzgewölbe über-
deckt und nur durch zwei kleine Rundbogen fenster von Westen erhellt. Die Tauf-
kapelle, um drei Stufen tiefer liegend als das Querschiff, ist mit einem Gratgewölbe
überspannt und zeigt Ecksäulen mit Eckblatibasen und Würfelkapitälen mit Bogen-
verzierung. An der Nord- und Ostwand je eine Nische. Nach Westen eine grosse
Nische, die oben in eine Blende absetzt, mit einem kleinen rundbogigen Fenster in
277
KREIS ESSEN
der Mitte, eingerahmt von einem Rnudstab init Ecksaulchen, entsprechend der gleichen
Gliederung an der Aussenseile.
An diesen Bau ist ein zweiter /weistückiger romanischer Bau gefügt, jünger als
T und ursprünglich von aussen mittelst einer Treppe zuganglich, der wahrscheinlich
als Archiv diente {jetzt Wächterwohnung), im oberen Teile durch vier kreisrunde
und vier quadratische Fenster erhellt. In einem der letzteren eine Fensterplatte mit
dem NamenvvENDEL-
BOLnvs (Humann i.d.
B. J. LXXX, S, 187.
Taf.V). Ursprünglich
aus Kohlensandstein
errichtet, die Vertikal-
lisenen und Bögen au.i
Tuff.
Die Sakristei be-
steht aus drei Räu-
men, von denen zviti
durch Stemge wölbe,
der östliche durch ein
einfaches Kreuzge-
wölbe überdeckt sind,
an der Ostseite unter
dem Fenster eine Al-
tarmensa.
Die goth. Doppel-
fenster sind in ihrer
Einfassung gÄnzlich
neu, nach Osten er-
halten ein altes go-
thisches Fenster mit
geradliniger Stabwerk-
einfassung. Über der
Thür zur Sakristei im
Hochchor die In-
schrift r HOC SACRA-
RIUM CONSTRÜCTUM
EST ANNO 1S24. Die
^■J 1 '' ■ ''' ^ ' ' ■ ^ -'"--•- gleiche Jahreszahl er-
Fig. 11. EiieD. giebt die in der Sa-
cn-dri» d« MumwrkitcKc .ni, Vorh»ii=, jah.ü.ijj,ch. -«d Kr«u.p.Bg. kristeiangeheftetePef-
gamentiirkunde: Anno
domini millesimo quingentesimo vicesimo quarto, die sanctorum Petri et Pauli aposto-
lorum consecrata est hec capella ad honorem salvatoris n<)Stri domini Jesu Christi et
bealae Mariae virginis matris eius iiecnon sanctorum Petri et Pauli apostolorum,
I.azari, Mariae Magdalenae et Marthae, Odiliae, Erasmi et omnium sanctorum. Dedi-
catio semper erit servanda dominica prima post Kiliani. Soli Deo gloria.
Der an der Nordseite der Kirche gel^ene Kreuzgang wurde nebst dem Abtei-
gebäude unter der Äbtissin Beatrix von Holte (i29z — [3i7) neu errichtet und zeigt
278
ESSEN .1 1
in seinen alten Teilen die frdhgothischen Formen. Nur der östliche, den Ableige-
bäuden eingemauerte Teil ist in seiner alten Gestalt erhallen (Ansicht Fig. i3). Er be-
steht aus sieben Spitzbögen, die durch kräftige vierseitige Pfeiler mit schmaler Basis
getrennt werden. In jeden der Bögen sind Kwei schmalere Spilzbftgen eingefügt, ge-
tragen durch kurze monolithe Säulen, die wahrscheinlich noch von dem ültereii
Kreuzgang stammen, mit schmaler attischer Basis und romanischen Blattkapitfllen von
aufsteigenden Akanthusblattern. Der OstteÜ besitzt noch den alten Bodenbelag, ober
den .sich die Fensterbänke nur um 1 5 cm erheben.
Der übrige Teil des Kreuzgnngcs ist bei den letzten Restaurationen glinzlich erneut
wordeii. Er besteht an der Süd- und Westseite aus je sieben Jocheii, an der Nord-
seite bricht er nach dem ersten Joch ab.
Die FensteröfTnungen sind an der Westseite
einachsig, über dem Mittelpfosten ein Me-
daillon mit verschiedenem Masswerk, die
Pfeiler vierseitig, an der Kante leicht ab-
gefasst, die Gewi'ilbe Stemge wölbe, die
scharf priLifilierten Rippen wachsen aus
der Wand heraus. An der Südseite die
Form ensp räche einfacher und früher, die
Rippen auf Blattkonsolen ruhend, die Ge-
wölbe Kreuzgewölbe.
Ausstattung der Münsterkirche.
Ehemaliger Hochaltar, im nörd-
lichen Seitenchürchen aufgestellt, Reli-
quienschrank mit Flügeln, der Schrank
a,6S m hoch, 3,SS m breit. Die Predella
I m hoch, 2,7o m breit, die Bilder der
Flügel {ohne Rahmen) i,3S m hoch, i,S3 m
breit. Der in drei Stockwerke zerlegte
Reliquienschrank, gold, rot und blau poly-
chromiert, enthalt in der Mitte eine grosse,
mit einem krabbenbesetzten Kielbogen ab-
geschlossene Blende, die eine polychro-
mierte Holzstatuette der Madonna, vor p. ,, p
einer Strahlensonne auf der Mondsichel Kruiifii in da Vorhalle der Muojurkiiohe
stehend, enthalt. Die einzelnen Abteilun-
gen sind durch Reihen von Baldachinen gekrönt, deren unterer und oberer Ab-
schluss Kanten von durchlaufendem reichen spätgothischen Blatterwerk bilden, das
ausgezeichnete kunstgewerbliche Vorbilder abgiebt. In den einzelnen Feldern Reli-
quien, zumeist Schädel in roten Sammthüllen mit Stickerei, durch (erneuerte) rote
Eisengitter abgeschlossen.
Die Flügel enthalten die Gemälde des Burlholomueus dt Bntyn, im J. iSzz be-
stellt, iS24 vollendet und iSzS aufgestellt. Der Äbtissinnenkatolog berichtet {See-
mann S, i7): n. i5i2 ist die tallel (piclura) auf dem hohen chor in summo altari bei
den weitberümten Meister Bruin bedingt zu mahlen und a. iSaS auffgehangen, kostet
allein zu mahlen 247 goldgulden (bei Braun u. Hogenberg, Städtebuch III, p. 4o;
Georg Bruin), Der Vertrag vom 1 7. Juli 1S22 und eine Generalquittung vom 20. Dec.
i52S im Stiftsarchiv Reg, II, caps. i4 erhalten (den Text giebt P. Ci.emen, Zu Bar-
a79
32 KREIS ESSEN
tholomäus de Brujii: Repertorium für Kunstwissenschaft XV, S. i45}. Vgl. Baudris
Organ für christl. Kunst l85 i, S. 29. — Woltmann -Woermann, Geschichte der Mal«ei
II, S. 498. — Merlo, Nachrichten von kölnischen Künstlern S. 73. — Janitschek,
Geschichte der deutschen Malerei S. 5i3. — LObke, Geschichte der deutschen Kunst,
S. 7o5. — FiRMENiCH-RiCHARTZ, Bartholomäus Bruyn und seine Schule S. So, loS.
Lichtdruck nachbildun gen der vier Tafeln wird die zu erwartende grosse Publikation
von G. Humann bringen.
Auf der Innenseite des linken Flügels die Geburt Christi. Maria in reichem
dunkelblauen Gewände und weissem Kopftuch mit gefalteten Händen knieend vor
dem auf einer Art Kiste liegenden nackten Kinde, von der anderen Seite Joseph mit
einer Kerze, dahinter eine Reihe von Engeln, in reichen Gewändern knieend, an-
Fis. 13. EucQ. KicuisiBf an der Müiut<rkii«1ic.
betend und musizierend, mit küstlichen Köpfen, wie auf den Aorentinischen und
venezianischen Geburtsbild em. Im Hintei^und Ruine mit Renaissancearchitektur, i"
der Mitte Ausblick auf offene Landschaft, durch die Thüre Hirten herbeieilend. Oben
in den Lüften vier musizierende Engel, die zur Rechten ganz als kölnische Engel
die links wie italienische Putten. Hinter der Madonna kleiner die Stifterin, Äbtissin
Monika von Oberstein.
Auf der Innenseite des rechten Flügels die Anbetung der Könige. Im Vorder-
grunde sitzt in tiefdunkelblauem Gewände die Madonna mit rundem Gesicht und
weissem Kopftuch, in beiden Händen das nackte, nur mit einem dünnen Schlei^'
bekleidete Kind haltend, vor ihr knieend der älteste der Könige in pelzverbräniiero
Mantel von purpurnem Sammtbrokat, in der rechten Hand sein Barett, mit der linte"
die Hand des Kindes an seine Lippen führend, hinter ihm stehend die beiden an-
deren Könige, zur Rechten Joseph, Als Hintergmnd reiche Renaissancehalle, 1'"''*
ESSEN 33
ein Bogen mit Durchblick auf eine blühende Landschaft Die Halle füllt eine Groppe m
Zuschauer, einige mit flachen schwarzen Baretts, wahrscheinlich Porträts wie auf dem
Xantener Bilde. Rechts in der Ecke ein Täfelchen mit der Zahl iSaS.
Auf der Aussenseite des linken Flügels die Kreuzigung in offener Landschaft, *"!
links vom die zusammenbrechende Maria von Johannes gestützt, neben ihr zwei
Frauen, rechts neben dem Kreuzstamm knieend Maria Magdalena, Gruppe von Kriegern
und Reitern, an einem Hügel zur Linken Judas erhangt. Auf der Aussenseite des
rechten Flügels die Kreuzabnahme. In weiter düsterer felsiger Landschaft einsam bis
zum oberen Rande ragend das Kreuz, vom der Leichnam Christi, realistisch wieder-
gegeben, langau^estreckt, von Johannes gestützt, Maria Magdalena führt knieend die
schlaff herabhängende Hand Christi an die Lippen. Links vier, rechts zwei weitere
Figuren als Zuschauer mit vor-
trefflich modellirten Köpfen.
Die beiden Innenseiten *
sind warm und leuchtend im
Ton, von hohem koloristi-
schen Reiz, besonders durch
das dunkle Blau und Rot, die
Gestalten in weichen ruhigen
Umrissen gezeichnet. Der Re-
naissancecharakter ist sehr
stark, namentlich in den Put-
ten, der Parklandschaft bei
der Anbetung der Könige ent-
wickelt. Die Aussenseiten sind
auch dem Charakter der Dar-
stellungen angemessen, schwe-
rer und trüber in den Farben,
etwas nüchterner und weniger
geschlossen in der Komposi- '
tion, bei der Kreuzabnahme
schauen die Seitenfiguren teil-
nahmloszu. DasWerk bezeich- '*' "'"■ """"•' ompoinipi» im a
net den glänzenden Höhe-
punkt der Jugendperiode des Künstlers und steht an Frische weit über dem Xan-
tener Altarwerke (KunsldenkmSler d. Kr. Moers S. io5). Die Flügel sind i839 durch
Professor Basen mit Unterstützung des rheinischen Kunstvereins und des Königs von
Preussen für iSoo Thaler schlecht restauriert yp'orden. Das zweite Flügelpaar, das nur
in der Fassionszeit benutzt ward, ist erst in den letzten Jahren untergegangen, die
,cleyn flc^Uen' von der Predelle, die die Quittung nennt, sind nicht erhallen. Das
kostbare Werk, das einen prachtvollen Abschluss des Hochchores abgeben würde, ist
von seinem Platz im Chor entfernt und in den Gräfinnenchor versetzt worden, wo
zumal die Aussenseiten in unmittelbarer Nahe der Mauer langsam aber sicher ver-
kommen, wahrend seine Stelle ein kleiner sorgsam gearbeiteter, aber unbedeutender
Hochaltar von Verhacgm einnimmt.
Der ehemals in der Vierung aufgestellte Dreikönigsaltar wurde 1808 der Pfarr- D"i
Idrche zu Pfaffendorf im Kreise Bergheim geschenkt, woselbst er sich noch befindet
(Organ für christl. Kunst XII, S. 261). Über den nicht erhaltenen Kreuzaltar vgl. S. 46.
S
34 KREIS JESSEN
Die beiden Pfeiler bei o im südlichen Seitenschiff sind durch einen flachen
Bogen verbunden mit hohlprofiiierter Stabeinfassung. Der Bogen ist mit fünf kleinen
jjj. nasenbesetzten Kleeblattbögen verziert, mit Krabben und Kreuzblumen geschmüctt,
die Pfosten zwischen ihnen auf menschlichen Büsten ruhend, dahinter eine Stab-
werkbalustrade mit Fensternachahmung. Den beiden Pfeilern treten kleine vierseitige
Pfeilerchen vor, darauf die in Drei viert ellebensgrösse ausgeführten Statuen der hh.
Kosmas und Damianus, in langen Gewändern, ein jeder mit einer flachen Haube, in
der äusseren Hand ein Schwert, in der inneren eine turmartige Büchse, bärtig, laag-
gelockt, in Brust und Schultern ziemlich schmal, die langen Mantel von edlem Wud,
gute Skulpturen um i38o — i4oo.
In der Blende eine Gruppe des h. Grabes, beinahe lebensgrosse Sleinfiguren,
um iSao, im Stile der Berendonk sehen Skulpturen in Xanten {Kunstdenkmäler d. Kr.
Moers S. loo) aber steifer und härter. In der Mitte auf später barocker Tumba ruheDd
der langausgestreckte Leich-
nam Christij tun ihn sieben
Figuren, in der Mitte Maria
von Johannes gehalten.
Säule im Westbau (Mül-
lers i. d. Beitragen I, S. u),
S,i8 m hoch, aus zwei Teilen
bestehend, der untere kürzer,
von Sandstein mit Kanncl-
luren, der obere, leicht ver-
jüngt, von poliertem braun-
^ gelben Marmor, die Basis
S, attisch, grosses aus zwei Tei-
len bestehendes Komposü-
kapital (Fig. i4). Die Saule
ist antik, stammt wahrschein-
lich aus Julien und kam
Fif. IB. Buch. Atfndiarkapiu( !■ dti Mumierkirohe möglicherweise Über Magde-
burg nach Essen {HüMANK
in Kunst u. Gewerbe XX, S.36i). Sie stand ursprünglich im Oslbau unter der Vierung
hinter dem Kreuzaltar und trug das goldene Reliquien kreuz der Äbtissin Ida (s.u-).
Vgl. Fr. Arens i. d. Beiträgen XIV, S. ii7, Anm. 2.
Kompositkapitäl aus der 2. H. des 10. Jh. (Abb. Huuann i. d. B. J. LXXX
S. i89, Taf.V, 6; Westbau S.z8; Korrespondenz blatt l884, Heft 11). als Träger eines
gothischen pokal form igen Weihwasserstein es dienend.
Grab des h. Alfrid {Fig. i5), um 1280 — i3oo, l,oS m hoch, 2,oS m lang,
65 cm breit, von Kalkstein. Die Tumba, ganz ähnlich der des h. Gerricus in Gen^"
heim, enthält an jeder der Langseiten sieben, an jeder der Schmalseiten zwei mit
Krabben besetzte und mit Kreuzblumen abschliessende spitzbogige Blenden, zwischen
ihnen zweimal abgetreppte Pfeilerchen mit Fialen. Die Stäbe schon leicht gekenlt,
innen ein Rundslab herumgeführt. Vgl. Essener Volksztg., 24. Okt. 188S.
Grabstein des 9. oder 10. Jh. mit der Inschrift: lil non sept alburo 08, 'J*
den Ecken mit Palmettenverzierungen (Abb. Huhann i. d. B. J. LXXX, S. 188, Taf. ^'^)'
Sarg aus rotem Sandstein, 188S entdeckt, auf der Sat^iatte die Inschri'^^
KL NOVEUBR BiLO OBiiT (HuMANN ebenda S. l9l).
283
J
bssem 35
Ober dem Eingang zur Taufkapetle ein 60 cm hoher schwebender Engel aus
Sandstein, mit aufgerichteten Flügeln, das bekleidete Christkind in den Armen haltend,
vollkommene mid als Abschluss höchst wirkungsvolle Figur um i5oo.
Steife Holzfiguren der hh. Se-
bastian und Rochus, 1,10 m hoch, neu
polychromiert, Ende des i5. Jh.
Lebensgrosse Hoizfiguren der
hh. Kosmas und Damianus (Fig. 16)
im Hochchor, mit Schwert und Büchse,
in der alten Polychromierung geschickt
erneut, in langen gut drapierten Män-
teln mit stark durchgearbeiteten ältlichen
Köpfen, bartlos, vom Ende des iS.Jh.
Grabstein der Äbtissin Elisa-
beth von Berge { Äbtissinnen kalalog
ed. Seemann S. ai), vom J. 16 14, von
schwarzem und weissem Marmor, jetzt
im nördlichen SeitenschilT eingemauert
Die Äbtissin auf dem Rücken liegend
mit steifem Kragen und Reifrock, über
ihr von zwei Engeln mit umgekehrten
Fackeln gehatten ihr Wappen, zur Seite
ihre Aufschwörung. Umschrift: int iaer
NACH DER GEBtJRT CHRISTI l6l4 DEN
iS. JANÜARn IST DIE HOCHWIRDIGH
HOCH UND WOLGEBORNE FÜRSTIN UND
FRAUW FRAUW ELISABETH, DES KAY-
SERLICHEN FREYWELTLICHEN STIFTES
ESSEN, AUCH ZUE FR ECKENHORST UND
HOTTULN ABDISSINN, GEFORNE GRA-
VINNE ZUE DEM BERGH, IN GOTT SE-
LIGLICH ENTSCHLAFFEN, DEREN SEELE
DER ALMICHTIGE GNEDIG SEI,
Im Hochchor reichgeschnitzter
hölzerner ehemals vergoldeter Tisch,
Stil Louis XV. Unter den Figuren der
hh. Kosmas und Damianus reichge-
schnitzte barocke Konsolen.
Wandgemälde im Westbau. ^
(W. Tönnissen, Alte Wandmalereien
in der Münsterkirche zu Essen: B. J.
LXXXIL S. 134. — Ders. in Prüfers
Archiv für kirchl. Kunst XL Nr. 11). ^'' "■ ^'°- Hoi^fisw d„ h, Ko.™..
Im J. I883 kam ein Cyklus von Wand-
gemälden aus der 1. H. des 11. Jh. im Westbau zum Vorschein, zwar nur in dürftigen
Resten erhalten, aber durch die Zeitstellung — sie sind die frühesten in den Rhein-
landen — wie die ikonographischen Beziehungen — Verbindung der traditionellen
neutestamentlichen Darstellungen mit Bildern aus der Engel^eschichte — von beson-
derem kunsthistorischen Wert.
8«
983
36 KREIS ESSEN
Die grosse mittlere Hangekuppel des Westbaues enthielt eine einzige grosse
Darstellung des jüngsten Gerichtes auf tiefblauem ro^esäumten Grunde. In der Mitte,
zu unterst war die Auferstehung der Toten dargestellt, die aus den Sargen, deren
Deckel zurückgeschlagen sind, aufsteigen, die ganze Darstellung durch eine Mauer
eingeschlossen. Über ihnen wahrscheinlich S. Michael, darüber in Mandorla Christus
thronend. Nach Norden Adam und Eva kennüich.
Die beiden apsidenartigen Nischen der mittleren Empore zeigen gleichfalls zwei
grössere Darstellungen, nach Norden eine schlecht erhaltene Darstellung: Christus und
die Apostel, von denen nicht viel mehr als die Köpfe erkennbar sind (Fig. i7). Die
in dem Gewölbezwickel darüber be-
findliche Gestalt halt ein Spruchband
mit der Inschrift (nisi) V{i)D(e)RO IN
M(a)N(i)B(us) (Joh. XX, aS). Damach
war in der genannten Nische die Scene
zwischen Chrbtus und Thomas dar-
gestellt. In der gegenüber im Süden
gelegenen Nische war Christus bei den
jQngem von Emmaus abgebildet, auf
^em Tisch drei Schüsseln, die eine mit
einem Fisch, der eine Jünger wendet
sich, die Hände anbetend erhebend,
Christo zu, der ihm das Brot reicht
' Die Mauerflachen der dreiteiligen
Sangerlribünen im Umgang trugen zur
Seite der oberen Fenster wie in den
Zwickeln der unteren Bogen die fol-
genden Bilder: Im Norden zur Seite
des oberen Doppelfensters ein Engel in
kurz geschürztem Gewand, der einen
mit Reisestab versehenen Jüngling an
der Hand führt, also wohl Raphael
mit Tobias. Gegenüber eine knieendc
Mannergestalt, den Kopf einem hinter
ihr stehenden Engel zugewendet, mit
Fig 17. E.«„ R««d„W.„ds™äld=WW«.W ^^^ Inschrift: EGRESSVS SVM VT DO-
CEREU TE, demnach Gabriel, dem Pro-
pheten Daniel erscheinend {Fig. 18). Die entsprechenden Darstellungen im Süden ent-
halten zwei Engel, der eine auf einer Leiter vor einem schlafenden Manne stehend:
das Gesicht Jakobs von der Himmelsleiter. In den Zwickeln der unteren Bögen je
eine mannliche, nicht naher zu beslimmende Einzelfigur. An den Kappen des drei-
eckigen Gewölbes im Norden wiederum eine Darstellung des auferstandenen Christus
unter seinen Jüngern, im Süden Petri grosser Fischzug (?).
Die Gurtbögen, welche — auf jeder Seite zwei — zwischen die filnf Haupt-
räume der Empore eingespannt sind, trugen je fünf runde Medaillons mit blaugrauem
Grunde, wahrend die Laibungen gelb mit roten Säumen bemalt waren. Im äusseren
südlichen Gurt sind drei Medaillons ganz, zwei teliweise erhalten, im inneren Reste
von drei, im inneren nördlichen Gurt eines vollständig, Reste von zwei, im äusseren
zwei ganz, Reste von drei. Dargestellt ist zumeist eine lehrende Figur mit Zuhörern,
384
ESSEM 37
wohl Apostel. Im äusseren südlichen Bogen erkenntlich Philippus und der Kämmerer
der äthiopischen Königin.
Die Zwickel der doppelten Saulenstellung innerhalb des mittleren grossen Rund-
bogens tragen in rotbraunen Säumen auf kobaltblauem Grunde weibliche Brustbilder
en face mit gelben Nimben, die Köpfe schema-
tisch, aber sorgfältig ausgeführt, wahrscheinlich die
Porträts der Äbtissinnen (Fig. i9). Die Laibungen
dieser B^en zeigten als Verzierung dunkelrot-
braunen Grund mit gelb aufgemalten die Mosaik-
technik nachahmenden Punkten, von gelben Rän-
dern eingeschlossen, die mittlere mit einem, die
seitlichen mit drei Medaillons. In der Laibung
des grossen nördlichen Rundbogens gelbe vier-
blätterige Sterne auf rotem Grunde (dasselbe
Motiv wie in Werden, s. u.), eines der Medaillons
zeigt das Brustbild einer mit einer Reifenkrone ge-
schmückten Gestalt en face in rötlichem Mantel
mit braungelbem Saum, vielleicht einer der sächsi-
schen Prinzessinnen. Weitere dürftige Reste sind
nicht zu deuten.
Die Technik besteht in starker rotbrauner
und schwärzlicher Konturvorzeichnung, skizzierend
aufgetragen, von Farben nur zwei verschiedene
Töne von Blau (hell und dunke!) für den Grand
gebraucht, ausserdem Ockergelb und Rot in zwei
Tönen, rein und bräunlich, für einzelne Gewänder
noch weiss.
In dem östlich von der Vierung gelegenen ^
Gewölbejoche sind 1881 bei dem durch die in
der Längsachse entstandenen Risse notwendig
gewordenen Abbruch Deckenmalereien zum
Vorschein gekommen, die auf dem erneuten Ge-
wölbe nach den aufgefundenen Resten durch den
Maler Stummel aus Kevelaer wiederhergestellt
worden sind (Fig. zo. — W, Heilermann, Kosmas
und Damianus: B. J. LXXIII, S. 89, Taf. V, mit
Darstellung des Befundes bei der Aufdeckung).
Die Gemälde gehören dem Ende des 12. Jh. an,
sie sind etwas jünger, als die zu Brauweiler und
Schwarzrheindorf; doch erscheint es aus stilkriti-
^ , , , , „ . Fig. IS. EutD. Diniil und Gibria],
sehen Gründen ausgeschlossen, sie erst der Zeit Windgemiiii. >ui dem Wotbiu.
nach dem Brande von 1 265 zuzuweisen.
Dargestellt sind vier Scenen aus der Legende der hh. Kosmas und Damianus,
der alten Patrone der Kirche. An der Südseite: sie werden ins Meer geworfen, an
der Westseite: sie werden ins Feuer geworfen, an der Nordseite: sie werden, an
Kreuzen hängend, gesteinigt und mit Pfeilen beschossen, an der Ostseite enthauptet
(genaue Erklärang bei Heilermann a. a. 0.). Die Figuren waren in gelben Linien
entworfen, mit vielen Pentimenti, die Gewänder meist rot, alles Nackte gelb, der
28S
38 KREIS ESSEN
Hintergrund blau. Die Schildbögen trugen einfache Blattfriese, der Gurtbogen ein
fortlaufendes Blattomament mit phantastischen Tierfiguren'; beide wurden bei der
Restauration durch reicheren Farbenschmuck ersetzt.
" Aus der Mitte des i4. Jh. sind an den Kreuzschiffpfeilern Reste von Wand-
malereien erhalten (durch Äwmme/ wiederhergestellt). Am nordöstlichen Pfeiler ein
grosser Salvator mundi (Fig. ii) nach rechts geneigt, in beiden Händen haltend ein
langes dünnes Spruchband mit der Inschrift: Hic est pakis QVl de celo DESCENorr
ET QUi MANDUCAT. Der Mantel in reichem Wurf, die Saume erhaben im Putz mo-
delliert. An den Pfeiler gegenüber die Madonna mit dem Spruchband: ex hoc
BEATAM ME DJCENT OMNES GENEBATIONES (gänzlich emeut).
Vig. 19 Euch. Putrül einer Ibouin iiu dem Wcitbaii.
An dem ersten Pfeiler nach Westen übereinander drei Bilder, zuerst ein jugend-
licher König mit der Überschrift propheta und dem Spruchband: Hic EST deus
DEUS NOSTER IK ETERNUM ET IN SECULIJM SECULI; IP5E REGET NOS IN SECULA. Dann
der h. Ambrosius mit dem Spruchband : illa que fuerunt in utero virginis sufTT
IN HOC. Endlich der h. Augustinus mit dem Spruchband: tu es deus abscondfits
IN HOC pake. An der Ostseite des Pfeilers Eusebius und Paulus (emeut), an dem
östlichen Pfeilerpaar Laurentius und Stephanus (emeut). Die ganze Kirche wird
augenblicklich durch Friedrich Stumme! ausgemalt. Die Fenster haben neue Glas-
gemälde von de Belktine in Gent erhalten.
Im Hochchor über dem Eingang zur Sakristei niederländisches Gemälde um
iSoo, Holz, Maria Magdalena in ganzer Figur.
«86
4o KREIS ESSEN
Kreuzigung mit zwei fast ganz abgeblätterten Nebenscenen, Anfang i6. Jh.,
ohne Wert
Himmelfahrt Christi, Holz, i. Hälfte des i7.Jh., deutsche Arbeit.
Kniestück, den h. Engelbert darstellend, neben ihm auf einem Tisch eine Rolle
mit Ansicht der Münsterkirche.
Im südlichen Querschiff zwei Ölgemälde
auf Leinwand in barockem Rahmen, vortreff-
liche Werke nach 1 7oo, mit fein abgewogenem
Halbdunkel in virtuoser Behandlung, darstellend
das Martyrium des h. Stephan sowie Christus
und Thomas.
Vier lebensgrosse handwerkmassige Heiligen-
bilder vom alten Hochaltar.
Barockes Epitaph der Anna Salome von
Salm und Reifferscheid von weissem Marmor
auf der Orgelbühne. In der Mitte vor einem
Tischchen, über dem sich ein Kruzifix erhebt,
nach rechts gewendet die Verstorbene in
Lebensgrosse knieend. In der Krönung ihr
Wap{>en zwischen zwei allegorbchen Figuren,
neben den seitlichen Pfeilern, an denen die
Aufechwörung der Toten angebracht, zwei
weitere Figuren stehend, unter dem unteren
Architrav zwei Engel mit ausgebreiteten Flügeln,
halb schwebend, halb stützend, zwischen ihnen
eine Muschel.
Epitaph der am i6. Nov. i69i verstorbe-
nen Äbtissin Anna Catharina von Salm und
ReifTerscheid (jetzt durch die Orgel verdeckt).
Siebenarmiger Leuchter von Bronze,
2,35 m hoch, 2 m breit, auf Basis von weissem
Marmor von 58 cm Höhe und quadratischer
Grundfläche mit 84 cm Seitenlange (Fig. la. —
aus'm Weerth, Kd. Taf XXVIII, vortreffliche
Abb., II, S.36. — CHR.W. Schmidt, Kirchen-
möbel und Utensilien Taf. i9 mit Grundriss
des Fusses. — Annales archeologiques iSSi,
p. 295, pl.; i8S8, p. 3ai. — v. Quast i. d.
Zs. für Christi. Archäologie und Kunst I, S. 14;
II, S. 259. — ScHNAASE, Geschichtc der bil-
denden Künste IV, S. 668. — Baudri, Organ
wig(iK«nKide>uid.H(»hchor<)<rMDuicrkirchc. für christl. Kunst II, S. i9, Taf. — Otte, Hand-
buch d. Kunstarchaologie I, S, i65. — Humann
i. d. B. J, LXXX, S. 184 über die Details. — Seemanns Kunsthistorische Bilderbogen
Taf 149, 5).
Der Leuchter ist ein Geschenk der Äbtissin Mathilde II. (974 — loi i). Um den
untersten Knauf befindet sich die Inschriftr t mahthild abbatissa me fieri IUSSIT
ET CHRISTO CONSECRAViT f (Facsimile bei aus'm Weerth, Kd. II, S.36). Der deutsche
Äbtissinnenkatalog berichtet (Seeuann S. 4): , Diese abtissin het auch die kuüTer oder
die 7 grosse leuchter gegeben, welche vor s. crucia aliar stehen.' Der Leuchter ist in
einzelnen Cylindem und Trommeln gegossen, die mit starken Eisenstangen zusammen-
gesetzt sind (nur die unter den Leuchtertellem hingeführte horizontale Stange ist
späterer Zusatz). Die Bronze war ehemals vergoldet, in die Knäufe waren Krystalle
und Edelsteine eingefügt (jetzt durch farbige Glasflüsse ersetzt). Die Ciselierung ist
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KREIS ESSEN
Münster«
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Würdigung
Ausstattung der
Krypta
Skulpturen
Epitaphien
Schatzkaminer
mit technischer Virtuosität durchgeführt. Der Leuchter ruht mit vier Löwenfüssen auf
dem marmornen Untersatz. Die sechs Dübellöcher, die sich in dessen Seiten befin-
den, weisen auf ehemaligen Metallbeschlag. Die nägelartig rund herum auf den Unter-
satz aufgesetzten Löwenköpfe sind verlötet. An den vier Ecken des Fusses ehemals
die vier Winde, zwei abgebrochen, nur der Aquilo ganz erhalten, sitzende halbnackte
menschliche Gestalt mit Spruchband aber Tierkopf mit Hörnern. E. aüs'm Weerth
(Das Siegeskreuz der byzantinischen Kaiser Konstantinus VIL Porphyrogenitus imd
Romanus IL, S. i9) hatte schon auf die Verwandtschaft dieser Figürchen mit denen
am Fusse der Bemwardssäule zu Hildesheim hingewiesen, G. Hümann (Die Kunst
des IQ. Jh. in Essen: Kunst und Gewerbe XX, 1886, S. 36o) sucht die Verwandtschaft
mit den Hildesheimer Werken abzuweisen. Der Leuchter steht in der vollendeten
Ausbildung der Ornamentik über den Hildesheimer Arbeiten. Von den bekannten
romanischen siebenarmigen Leuchtern im Dom zu Braunschweig, in S. Gangolf zu
Bamberg, in der Bustorfkirche zu Paderborn, im Dom zu Prag und in Klosterneu-
burg, steht der erstere dem Essener am nächsten (Kallenbach, Album mittelalter-
licher Kunst, Heft 2, Nr. 6. — Görges, Beschreibung vom S. Blasius-Dom zu Braun-
schweig Taf. 3. — W. A. Neumann, Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig-
Lüneburg, Abb.)
In der Krypta auf dem Altar Pieta, Holz, 9o cm hoch, Ende des i5. Jh.,
neu polychromiert.
Holzfiguren der h. Elisabeth, i m hoch, des h. Johannes Evangelist, 1,10 m
hoch, nach i5oo, in eckigem Faltenwurf, beachtenswert die auf dem Saum einge-
schlagenen hölzernen Nägelköpfe. Figuren der Maria Magdalena, 1,10 m hoch, vom
Anfang des 16. Jh., des h. Antonius und einer weiblichen Heiligen aus der Mitte des
i5. Jh. in alter Polychromierung. Reste barocker Figuren.
Epitaph der Äbtissin Katharina von Tecklenburg, gravierte Bronzctafel,
78x57 cm hoch, in Holzrahmen; unter von zwei Pilastem getragenem Bogen die
Wappen des Grafen Otto von Tecklenburg und der Gräfin Irmgard von Rietberg
mit frei behandelten Helmdecken. Zwischen den Wappen vor dem Kruzifix knieend
die Äbtissin mit Spruchband: o her erbarm dich meiner. Oben Kartouche mit:
H. G. M. G. i56o. Links Täfelchen mit: selich seind die fridtfertigen dan sie
werden GOTTES KINDER HEISSEN. MATHAEI 5. CAP. RechtS KartOUChe mit: ANNO
l56o DEN 9. MARTII OP DEN MIDDACH STARF DIE EDEL UND WALGEBAREN KATRINA
V. G. GNADEN DES KEISERLIKEN FREIWELTL. STIEFTES ESSEN ABDIS, GEBAREN GRAFIN
ZG TEKENBORGH, WELKE IM FRIDE REGIERT UNT IN FRIT GESTORVEN IS, DER SEL
GOT GNADE.
Epitaph der Gräfin Agnes von Bichlingen, gravierte Bronzetafel mit aus-
gehobenem Grunde, i,i5xo,83 cm, aus zwei Stücken bestehend, in der Mitte in
gothischer Umrahmung das prächtig gezeichnete Alliancewappen der Beichlingen und
Mannsfeld, in den vier Ecken Vierpässe mit weiteren Wappen. Umschrift: in dem
JAIR UNSERS HEREN DUYSENT VYFFHUNDERT UND DREINDDERTTICH OP DES HILLIGEN
SACR AMENTSDACH, DEN TWELFFTEN DACH DES MAINDTS JUNII, IST GESTORVEN DIE
EDELL UND WAILGEBOREN AGNES GRAEFFIN ZO BICHLINGEN, DES VRYEN WERLTLICHEN
STIFFTS ESSEN PRAESTINNE, WELCHER SIELE GOTT ALMECHTICH IN DEM FREDE WILL
LAITEN RASTEN.
Schatzkammer.
aus'm Weerth, Kd. II, S. 22. — Die Kunstschätze der Münsterkirche zu Essen:
Baudris Organ für christl. Kunst II, i852, S. i7, 26. — Die goldene Kammer der
Münsterkirche: Essener Volksztg., i885, Nr. 120. — Vgl. kunsthistor. Ausstellung zu
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A \' \'ni r.ti. 1;. S. J2. — Da KuiisiSi-liätze dei ^Lin^r^rki ■
\ 'I'RI^ < '• :• fir '1»n-:; Kunst II, \>).^2, S. i7, 26. — Dit: j>(./Ulr:JC 1'.
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29o
ESSEN
43
Köln, i876, Nr. 535, 538, 539, 543—46, 557—62, 575—79, 58 1, 583. — Didron, Quel-
ques jours en Allemagne: Ann. archeol. XVIII, p. 273 — 87, 3i3 — 3o.
Den wertvollsten Teil des Schatzes bilden die vier grossen goldenen Vortrag-
kreuze (Abb. Taf. I u. IL — aus'm Weerth, Kd. Taf. XXIV u. XXV, i — 4; XXVI,
I — 4. — Labarte, Recherches sur la peinture en email. — Ders., Histoire des arts in-
dustriels II, p. I IG. — Kugler, Zur Geschichte des Emails: Deutsches Kunstblatt i858,
S. 69. — E. Garnier, Histoire de la verrerie et de remaillerie, Tours i886, p. 396.
— V. Quast, Beiträge zur Geschichte der ältesten Arbeiten in Schmelzwerk: Zs. für
Christi. Archäologien. Kunst II, S. 259. — Baudris Organ II, S. i7. — Bucher, Ge-
schichte der technischen Künste I, S. i9. — G. Humann, Die Kunst des lo. Jh. in
Essen: Kunst u. Gewerbe XX, i886, S. 36o. — Otte, Handbuch der Kunstarchäologie I,
S. i52. — J. V. Falke, Geschichte des deutschen Kunstgewerbes S. 35. — Rohault
DE Fleury, La messe V, p. i3o.
Als verwandte Arbeiten zu vergleichen vor allem das Lotharkreuz in Aachen
(aus'm Weerth, Taf. XXXIX, i. — Bock, Pfalzkapelle I, Fig.'i5, i6), das in einer
deutschen Werkstatt zwischen dem Ende des lo. und dem Anfang des 1 1. Jh. angefertigte
Kreuz von Velletri (Borgia, De cruce Velitema 1 78o. — Verkleinerung bei Martigny,
Dictionnaire des antiquites chretiennes p. 2i6. — Kraus, Realencyklopädie II, S. 242.
— Stockbauer, Kunstgeschichte des Kreuzes S. 220. — Grimouard de Saint -Lau-
rent i. d. Revue de Tart chretien X, p. i), das Soltykoff kreuz (7234 — 60) des South-
Kensington Museums. — Abb. J. Hungerford Pollen, Gold and Silver Smith's
Work, London i883, p. 94), das Prachtkreuz des Museums zu Ronen (Revue des arts
decoratifs i889, II, portefeuille), das Kreuz aus der Abtei von Frassinovo im Museo
civico zu Modena, das Kreuz von S. Peter zu Fritzlar (Rohault de Fleury, La
messe V, pl. 4o9. — Katalog der Ausstellung kunstgewerblicher Altertümer in Düssel-
dorf 1880, Nr. 6o3), die beiden Gertrudenkreuze des Weifenschatzes (Neumann, Re-
liquienschatz S. 93, 97), das Giselakreuz der reichen Kapelle zu München (Neumann
S. loi. — Labarte, Hist. I, p. i43; II, p. ii5, Album pl. ii3), das Goldkreuz zu
Münster (Rohault de Fleury, La messe V, pl. 4o9, p. i3o), das Kreuz der Kirche
zu Senden (Lübke, Die mittelalterliche Kunst in Westfalen S. 4 12), das Kreuz der
Johanneskirche zu Herford (Düsseid. Katalog 1880, Nr. 603**), als echt byzantinische
Arbeit des 10. Jh. das Sevastianoffsche Kreuz in der Sammlung Botkin in Petersburg
(Labarte, Hist. III, p. 424. — Schulz, Sammlung Swenigorodskoi S. 4i. — Kopie von
Owtschinikoff im Suermondt- Museum zu Aachen). — Vgl. femer van Drival, La croix
d'Oisy 6t autres croix anciennes: Revue de Tart chretien II, p. 3o6, 348, 48 1 ; III, p. 49.
Weiterhin Revue de Tart chretien XIV, p. 34o.
Alle vier Kreuze sind unter byzantinischem Einflüsse entstanden, zeigen Nach-
ahmung byzantinischer Werke, drei von ihnen enthalten auch echt byzantinische Emails,
die ganze Arbeit ist aber eine deutsche und kann ebensowohl am Rhein (Köln oder
Trier) wie in Hildesheim angefertigt sein, worauf mannigfaltige Beziehungen verweisen.
Alle vier sind cruces Stationales. Das Theophanukreuz ist von Labarte (Hist. d. arts
ind. II, p. iio) ohne Grund als byzantinische Arbeit bezeichnet worden, in den Re-
cherches sur la peinture en email p. i58 als deutsche Arbeit, ebenso als byzantinisch
von J. Schulz (Der byzantinische Zellenschmelz, Frankfurt i89o, S. 5i).
I. Erstes Mathildenkreuz, 44 cm hoch (Taf. I, 3. — aus*m Weerth, Kd.
Taf. XXIV, i; II, S. 23, 29. — Otte, Handbuch I, S. i54, Fig. 56. — v. Falke S. 35,
Fig. IG, Köln. Ausstellung Nr. 557), Holzkem, auf der Vorderseite mit Goldblech, an
den Seiten und auf der Rückseite mit Rotkupferblech überzogen, die beiden Seiten-
Münster
kirche
Kreuze
Verwandte
Arbeiten
Ursprung
Erstes
Mathildenkreuz
29 1
44 KREIS ESSEN
arme und der untere stark beschädigt. In der Mitte der schlanke Christuskörper mit
langem Lendentuch, hinter dem bärtigen leicht zur Seite geneigten Haupt Nimbus
von Filigran mit drei Steinen. Die Eckstücke, auf die dreieckige Felder aufgesetzt
sind, mit starkem Goldfiligran bedeckt Unter dem Trittbrett, auf dem die Füsse mit
zwei Nägeln befestigt sind, die Schlange. Die Ränder besetzt abwechselnd mit einem
grossen ovalen oder viereckigen Edelstein und zwei kleinen Perlen. Über dem Kreuz
Inschrift in Grubenemail (blaue Füllung): jesus nazarenus rex judeorum, unter
ihm ein Täfelchen in deut-
schem Zellenemail, auf rotem
Boden in blauem Grunde
MAHTHILD ABBA Und OTTO
DUX darstellend, gemeinsam
das von ihnen geweihte Kreuz
auf hoher Stange haltend.
Die Rückseite im 12. Jh. gra-
viert (Fig. 23), ähnlich der
Gravierung auf dem vierten
Kreuz. Der Fuss auf einer
Krystaltkugel. Die Schenk-
geberin ist die Äbtissin Ma-
thilde II. (974—1011), die
Tochter von Ottos I. Sohne
Ludolf Da ihr Bruder Otto,
HerzogvonBaiemund Schwa-
ben, schon 982 starb, ist die
Enistehungszeit des Kreuzes
auf 974—982 bestimmt Un-
richtig die Angabe des Äb-
tissinnenkataloges, der sie eint
Tochter Ottos II. nennt, und
die Meinung Kuglers, der
dies und das folgende Kreuz
für eine Stiftung der Äbtissin
Mathilde III. und des Her-
zogs Otto von Nordheim halt
(vgl. B., Wer war die Ge-
schenkgeberin der mit dem
Namen Mathilde bezeichne-
Fig 23. E«™. RUci<«.p.viBüD|; dt. .«!=,. Mai}.ud«i.r.u.«. ten Kreuze in Essen: Baudris
Organ XIV, S. i7o,283).
2. Zweites Mathildenkreuz, 45 cm hoch {Taf. I, 1. — aus'm Weerth, Kd.
' Taf. XXIV, 2, II, S. 27,3o. — Köln. Ausstellung Nr. 558), Holzkern, vom mit Gold-
blech, auf den Schmalseiten und der Rückseite mit Rotkupferblech überzogen, das in
Gravierung des 12. Jh. in der Mitte das Lamm, auf den Ecken die vier Evangelisten-
symbole zeigt (Abb. aus'm Weerth Taf. XXVI, 2). In der Mitte aufgestiftet der
gegossene und vergoldete bärtige Kruzifixus, der Nimbus mit kleinen Perlen besetzt
Die Eckstücke sind mit Filigran bedeckt und mit einzelnen grossen Steinen in der-
selben Fassung wie beim ersten Kreuz besetzt, der überladene Rand enthält mit ovalen
^92
ESSEN 45
oder rechteckigen Steinen abwechselnd kleine rechtwinkelige Plättchen von byzan- Münster,
tinischem Zellenemail mit geometrischen Teppichmustem. Zur Seite des Christus und
am Fusse weit gröbere deutsche Zellenemails, oben Sonne und Mond, imten in grü-
nem Gnmde die Madonna mit dem Kinde auf dem Schosse thronend, vor der die
Stifterin mit dem Kreuz auf einem Stabe kniet. Die Inschrift lautet links: mathild
ABBATi(ssa), darüber a h h l v m (wahrscheinlich: Accipe has hostias; largire, virgo
Maria . . . ), die drei auf der rechten Seite stehenden Zeichen nicht zu deuten.
Auf dem linken Kreuzarm ein antiker Intaglio (Krieger vor Herme), auf dem rech-
ten ein antiker Cameo (Kleopatra mit Schlange), unter dem Kreuz ein Cameo mit einem
Löwen. Der Fuss auf geschnittenem Krystall (Abb. aus'm Weerth, Taf. XXXIX, lo).
3. Theophanukreuz, 45 cm hoch (Taf. II, i. — aus'm Weerh, Kd. Taf. Theophanukreiw
XXIV, 3; II, S. 28, 3o. — Köln. Ausstellung Nr. 56o), Holzkern, mit vergoldetem Rot-
kupfer überzogen, auf der Rückseite graviert in der Mitte die Halbfigur des bärtigen
Christus, in den Ecken die Evangelistensymbole (aus'm Weerth, Taf. XXVI, 3),
unter dem Fuss ein 7 cm hoher geschnittener Krystall (Abb. aus'm Weerth, Taf
XXXIX, 9). Die Kreuzarme sind der Länge nach in drei Streifen zerlegt, der mittlere
ist mit Goldfiligran Überkleidet, die seitlichen in Goldfiligran abwechselnd mit einem
von vier Perlen umgebenen ovalen Stein und einem Zellenemail. Auf den Eckstücken
je zwei Emailtäfelchen, oben mit Adlern, links mit Löwen, rechts mit Greifen, am
Fusse mit Bäumen. In der Mitte auf einer aufgesetzten kreisrunden mit Filigran be-
setzten Platte ein mit lilienförmigen Zähnen gehaltener grosser ovaler Bergkrystall.
Die auf den Schmalseiten der Arme befindliche Inschrift: ed . t . . egali genere
NOBiLissA THEOPHA . . . HOC s . . . (Edita regali genere nobillissima Theophanu hoc
Signum dedit) weist auf die Äbtissin Theophanu (io39 — io54) als Geschenkgeberin.
Die Emails, die in den breiten goldenen Stegen eine Vorbereitung des Grubenschmelzes
zeigen, zwischen die die Goldlamellen des Zellenschmelzes eingesetzt sind, sind erst
nachträglich und zwar wohl in Essen selbst aufgenietet, da für sie in dem Filigrannetz
nicht überall Rarun gelassen ist. Die geschwungene Form deutet ausserdem, zumal
bei den oberen sechs auf die Arme aufgesetzten Emails, auf ursprüngliche Zugehörig-
keit zu einem kreisförmigen Gegenstand. Diese sechs Stücke weichen auch in der
Farbengebung mit dem krystallinisch grünen Grunde und der Ornamentik ziemlich
von den übrigen Emails des Theophanukreuzes ab. Auf der Paxtafel (s. u. Nr. 7.
— Taf. II, 3) finden sich vier zugehörige Emails von der gleichen Grösse, Form,
Farbe und Zeichnung. Alle zehn Stücke zusammen bilden einen Zweidrittelkreis, der
genau als Nimbus auf das Haupt der Essener Madonna, (s. u. Nr. 6. — Fig. 24)
passt, deren Nimbus in der That fehlt, während der emaillierte Nimbus des Kindes
erhalten ist. (Ähnliche emaillierte Nimben in der Sammlung Swenigorodskoi : Schulz,
Der byzantin. Zellenschmelz Taf. 16, i9, 20).
4. Viertes Prozessionskreuz, 46 cm hoch (Taf. II, S. — aus*m Weerth, Kd. ^ viertel
^__ . . ^ ,, Prozessionskreuz
Taf. XXIV, 4; II, S. 28, 3i. — Köln. Ausstellung Nr. 559.), Holzkem, auf der Vorder-
seite mit Goldblech überzogen, auf den Schmalseiten und auf der Rückseite mit gra-
vierten Rotkupferplatten des 1 2. Jh., auf der Rückseite Lamm und Evangelistensymbole,
der Grund wie bei dem 2. u. 3. Kreuze punziert (Abb. aus'm Weerth, Taf. XXVI, 4).
Die Ausführung des feineren Filigrans und die Fassung der Steine und Perlen in
hohen aufgebogenen, mit einem Goldkördeichen umwundenen Kasetten, bei den
grösseren Steinen auch mit übergreifenden Zähnen (en cabochon) ist hier vollendeter
und kunstvoller als bei den übrigen Kreuzen. Auf dem mittleren Streifen grosse ovale
Steine und Perlen, am Fusse ein Cameo mit Kopf aus Chalcedon. Auf dem 16 cm
293
46
KREIS ESSEN
Munster»
kirche
Emails
Idakreuz
Theophanu«
handschrift
Vorderseite
Elfenbein
breiten Rande abwechselnd ein von vier Perlen eingefasster ovaler Stein mit 7 x lo cm
grossem Täfelchen von byzantinischen Zellenemails, die wie bei dem zweiten Mathilden-
kreuz geometrische Teppichmuster imd einige pflanzliche Motive zeigen. Das Mittel-
feld und die vier Eckstücke bedeckt mit einheimischen Zellenemails, auf den Ecken
die vier Evangelistensymbole, in der Mitte der Gekreuzigte zwischen Maria und Johannes
mit Sonne und Mond.
Die Ausführung des figürlichen Emails verrät dieselben ungeübten deutschen
einheimischen Hände wie bei den beiden Mathildenkreuzen: die auf den Rand auf-
gesetzten Zellenemails, unvergleichlich feiner und mit vollkommener Beherrschung
der Technik ausgeführt, sind sicher von ganz anderen Künstlern gefertigt und mit
grösster Wahrscheinlichkeit als byzantinische Importartikel zu bezeichnen (genau die-
selben geometrischen Zickzackmuster an sicher byzantinischen Arbeiten: Schulz, Die
byzantinischen Zellenemails der Sammlung Swenigorodskoi S. 38, Taf.; Der byzan-
tinische Zellenschmelz Taf. i7), die dort fabrikmässig — wie heute die MiUefiori —
hergestellt, ins Ausland versandt und hier vdn den Goldschmieden zur Ausschmückung
ihrer Arbeiten verwendet wurden. Das vierte Kreuz reiht sich durch die enge Ver-
wandtschaft mit dem zweiten Kreuze den übrigen Mathildenkreuzen an, und ist wahr-
scheinlich gleichfalls eine Stiftung der Mathilde, übertrifft aber die beiden anderen
durch die Feinheit der Ausführung und die geschmackvolle Verteilung des Schmuckes.
Dass die gleichen Emails auch auf anderen Arbeiten — so vor allem am Haupt des
h. Oswald in Hildesheim — vorkommen, bedingt noch keine enge Verwandtschaft
zwischen diesen und den Essener Arbeiten.
Ein fünftes grosses goldenes Kreuz befand sich ehemals auf der Marmorsäule
im Westbau, eine Schenkung der Äbtissin Ida (um 1 1 20). Der Äbtissinnenkatalog
berichtet: (Seemann S. 6): Haec abtissa auream crucem in columna marmorea dedit
cum hac inscriptione : Ida abatissa me fieri fecit. Das Kreuz ist verloren, die Inschrift
ist noch erhalten, eine 5 2 x 1 5 cm grosse auf Holz aufgeheftete Tafel von vergoldetem
Kupferblech mit der Inschrift in grossen Kapitalen: f istam crucem ida abbatissa
FIERI lUSSiT \* Vgl. Beiträge I, S. i3. Am Fusse des Kfeuzaltares, hinter dem die
Säule stand, befand sich eine Tafel mit neun Hexametern, enthaltend das Verzeich-
nis der in dem Kreuz enthaltenen Reliquien (Beiträge XIV, S. 11 7, i47).
5. Deckel der Evangelienhandschrift der Theophanu vom J. io39,
26 X 35,5 cm gross, mit ii,7 x i7 cm grossem Elfenbein in der Mitte (Taf. I, 2. — aus*m
Weerth, Kd. Taf. XXVII, i; II, S. 32. — Baudris Organ II, S. 18, Nr. i. — Schnaase
IV, S. 656. — Köln. Ausstellung Nr. 562). Der Holzkem des Deckels ist mit Gold-
blech überzogen, das in sorgfältig getriebenen Figuren zu oberst in der Mandorla
thronend den bartlosen Christus mit Buch und Kreuzstab zwischen zwei Engeln mit
Sonne und Mond zeigt, auf den Seiten unter rundbogigen Arkaden Petrus und Paulus
und Kosmas und Damianus, zu unterst zwischen zwei Säulen, um die die zurück-
geschlagenen Vorhänge geschlungen sind, die en face thronende Madonna, zu deren
Füssen die Schenkgeberin mit der Beischrift: theophanu abbatissa knieend die
Handschrift niederlegt, von links S. Pinnosa, von rechts S. Walburga. Der schmale Rand
ist mit feinem Goldfiligran besetzt, die abfallende Schmiege mit getriebenem entarteten
Akanthusblattfries. Das Elfenbein ist von einem Rahmen umgeben, der zwischen
Filigran ovale Steine in Kasettenfassung zeigt, nach den Ecken diagonale breite Streifen
mit grösseren Steinen.
Die Elfenbeintafel, mit Geschick behandelt auf glattem Grund mit harten parallelen
Schnitten, ist von einem Akanthusblattfries umgeben und zeigt in den Ecken die Ge-
294
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stalten der vier Evangelisten mit ihren Symbolen, in der Höhe die Himmelfahrt, in
der Mitte die Kreuzigung — neben Chrbtus Longinus und Stephaton, Maria und
Johannes, Ecciesia und Synagoge, am Rande die Schacher und die aus den Gräbern
steigenden Toten, — zu unterst die Geburt Christi. Vgl. Westwood, A descriptive
catalogue of the fictile ivories in the South Kensingtou Museum p. 448.
Die Rückseite des Einbandes ist mit gepresslem Purpurleder überzogen, mit
silbernen Eckstücken und Mittelmedaillon des i8. Jh. Die Hs. enthält jetzt die An-
fänge der vier Evangelien (für die Fronleichnamspro Zession), ausserdem einen kurzen
Abtissinnenkatalog, 1688 geschrieben, bis 1826 fortgeführt. Inschrift: theophanu, eze-
UNI COMITI5 PALATINI FILIA, „ .
1
ABBATIS5A ASMIDENSI5, MXXXIX
FIERI PECIT. FRÄNSISCA CHRIS-
TINA PRINCEPS, EODEM SAN-
GUIME ORTA, EADEM DIGNITATE
ABBATIALI AUCTA, SEPTEM SAE-
CULORUM ETATE MINOR, SEPTEM
TITÜLORUM SPLENDORE MAIOR,
ANNO CHRISTI MDCCXXVII, RE-
CIMINIS FRIMO, AVITAE LIBE-
RALITATJS MONUMENTUM REFICI
MANDAViT. Über die ursprüng-
lich im Einband enthaltene Hs.
vgl. unten.
6. Madonnenatatuette
{Fig. »4. — aus'mWeerth, Taf.
XXIV, 5; II, S. 3i. — Köln.
Ausstellung Nr. 56i), aus Gold-
blech getrieben über sehr mor-
schem Holzkem, 75 cm hoch,
vom Anfang des 11. Jh. Die
Madonna sitzt auf einem vier-
beinigen lehnenlosen Sessel (die
vier runden Beschläge am Stuhl
über dem Sitz fehlen), ihre .
Rechte halt einen reich ge-
schmückten Apfel, mit der Lin- j _ _ I
ken stutzt sie das altliche, in Ttg. 2*. Euen. Mudonneiuuti» au Goldblech.
lange Gewänder gehüllte Kind,
das, stark zurückgelehnt, ein Buch mit der Linken an sich drückt Die Augen sind
in Email eingesetzt, die Dppen rot bemalt, die Ärmel, das Buch, der Apfel mit
Steinen verziert. Der Nimbus des Kindes ist noch der ursprüngliche, mit Zellenemails
verziert, durch drei viereckige mit Steinen en cabochon und Perlen geschmücke Platten
unterbrochen, der Nimbus der Madonna ist in einzelne Teile aufgelöst und auf das
Theophanu kreuz (s. o. Nr. 3) und die Paxtafe! (h. u. Nr. 7) aufgesetzt. Der Adler-
schmuck auf der Brust der Madonna mit dem reichen Anhänger ist spätere romanische
Zuthat Überaus charakteristisch ist die Gewandung, der Mantel durchaus wie ein
antikes Gewandstück um den Rücken gelegt. Die auf dem Haupte der Madonna be-
findliche Krone {Taf. II, 2) besteht aus einem Reifen mit drei lilienblattförmigen Auf-
sätzen, ist mit schweren Steinen, am Rande mit Perlen dicht besetzt und stammt aus
395
KREIS ESSEN
ESSEN 49
dem 13. JL Das Bild ist am nächsten verwandt der etwa gleichzeitigen 65 cm hohen
Madonnenstatuette im Schatze zu HÜdesheim (Nr. 82) und der Statuette von Conques
{RoHAULT DE Fleury, La mcsse II, pl. i59, p. iTi).
7. Paxtafel (Taf.II,3. — Köln. Ausstellung Nr. 611), ii,5 x i3,5 cm, in Gestalt
eines vierseitigen Kastens mit Holzkern, in der Mitte mit einem grossen flachge-
schliffenen Bergkryslall, der eine Kieuzpartikel enthält. Der breite Rahmen mit Gold-
blech verkleidet, das mit feinem Filigran bedeckt ist. Der innere Saum um den
Krystall besonders aufjgestiftet und mit Filigran und Steinen besetzt. Der Rahmen
enthalt vier Zellenemails vom Nimbus der Madonna (Nr. 6, die übrigen am Theophanu-
kreuz Nr. 3), vier kleinere Emails in den Ecken, dazwischen grössere Steine und
Fii. 26. Eutn. Kopfieliquirr du h. Muriiu.
Perlen. Die aus dem 11. Jh. stammende Tafel im Anlange des l4.Jh. mit dreiteiligem
Aufsatz (mit in cabochon gefassten Steinen besetzt) und Untersatz nebst Hübe für
eine Stange versehen.
8. Prachtschwert (Fig. aS, 3. — aus'm Weerth, XXVII, 2; II. S. 3S), die 1
Scheide 84 cm lang, der Griff noch i;,5 cm lang. Die Scheide, um 1 100, besteht aus
dünnen Holzplattchen, mit Goldblech belegt, das in getriebener Arbeit Ranken mit
Löwen, Adlern und Greifen zeigt. Das Schwert, um i4oo, die Klinge graviert mit
Darstellung der hh. Kosmas und Damianus und der Inschrift: gladius cum quo
FUERUNT DECOLLATi PATRONi NOSTRi. Aus derselben Zeit die Einfassung der Scheide,
9. Armreliquiar (Fig. z5. 4. — Köln. Ausstellung Nr. 535), 46 rm hoch, Anfang ■
des 12. Jh., Holzkern, mit dünnem Silberblech überzogen, roh imd hart modelliert.
Auf dem Rücken der Hand Medaillon mit Hand auf Kreuz und Umschrift: dextera
297
5o
KREIS ESSEN
Munster-
Icirche
Kopfreliquiar
Agraffen
Reliquinr
Ostensorium
DEi. Die Säume des inneren und äusseren Ärmels aus vergoldeten Rotkupferstreifen, der
obere 2,5 cm breit mit einfachem gravierten Ornament, der untere mit der Inschrift:
SANCTE BASiLi SERVE DEI vivi BENEDic Nos uud einer I cm breiten romanischen Ranke.
10. Armreliquiar (Fig. 25, 2. — Köln. Ausstellung Nr. 538), 72 cm hoch, ent-
haltend den Arm des h. Kosmas, um i3oo. Die zierlich aufgerichtete Hand von
Silber hält mit spitzen Fingern das Modell eines sechsseitigen gothischen Türmchens.
Der Fuss von Rotkupfer mit vier Löwenklauen. Um den Arm drei breite Bänder
gezogen von Silberblech mit aufgelötetem Filigran und ungeschliffenen Steinen. Auf
der einen Seite ein Thürchen, darauf in Niello die Donatorin en face, die Hände
über der Brust gefaltet mit der Umschrift: Beatrix abba asnidensis de holthe me
FIERI FECIT (l292 — 1326).
11. Armreliquiar (Fig. 25, i. — Köln. Ausstellung Nr. 539), 55 cm hoch, ent-
haltend den Arm des h. Quintinus, i5. Jh. Der Untersatz getragen von vier kleinen
Engelsfigürcheii mit den Leidenswerkzeugen Christi, umwunden von einer freigearbei-
teten geschnittenen Blattranke, mit einer nicht völlig zu entziffernden Inschrift. Der
faltige Ärmel mit vergoldeten Gravuren bedeckt, auf der einen Seite ein zweiachsiges
Fenster, darüber das Wappen derer von Castell. Die Hand mit unter die Finger-
nägel geschlagenen Eisennägeln.
12. Armreliquiar, 53 cm hoch, von vergoldetem Silber, i5.Jh., der Untersatz
von drei reizenden massiven musizierenden Engelsfigürchen getragen, auf dem Ärmel
graviert ein spätgothisches Stoffmuster.
i3. Kopfreliquiar des h. Marsus (Fig. 26), von vergoldetem Rotkupferblech,
Ende des i5. Jh. Bartloser, besonders um Auge und Nase gut und weich modellierter
Kopf mit reicher Lockenfülle. Auf dem priesterlichen Kleide grosse ungeschliffene
Steine in spätgothischer Fassung.
i4. Sechzehn Agraffen der Essener Äbtissinnen, jetzt auf einem Bande von
rotem Sammet befestigt, das auf der Abb. 26 um die Schulter des Kopfreliquiars ge-
legt ist, alle mit Goldemail bedeckt, das farbig auf den getriebenen und gravierten
Grund aufgetragen ist, besetzt mit Perlen und echten Steinen, einige mit figürlichen
Darstellungen, im Entwurf wie in der technischen Ausführung gleich vollendet, von
sehr bedeutendem Werte. Vortreffliche farbige Publikation von A. Verhaegen, Collier
en or conserve dans le tresor de Teglise d'Essen in der Revue de Fart chretien 188 7,
3. Heft, Taf. 3 u. 4 (Köln. Ausstellung Nr. 618).
i5. Agraffe (Abb. aus'm Weerth, Taf. XXIV, 6. — Köln. Ausstellung Nr. 6o3),
von vergoldetem Silber, um i5oo, in der Form eines Vierpasses mit durchgeschobenem
achtseitigen Stern, die Einfassung mit reich profiliertem Stab werk. In der Mitte unter
reichem spätgothischen Baldachin mit umgebogenen Blumen die Madonna, zur Seite
die hh. Kosmas und Damianus.
16. Reliquiar, 44,5 cm hoch, aus vergoldetem Rotkupfer, um i4oo, mit Fuss
von sechsseitigem Stern und sechsseitigem Knauf. Der Behälter bestehend aus einem
hortizontalen und einem vertikalen Cylinder mit Reliquien der hh. Komelius und
Simeon. Über dem mittleren Cylinder ein kegelförmiges Türmchen mit einer Madonnen-
statuette, zur Seite des liegenden Cylinders würfelförmige Aufsätze mit emailliertem
Grunde, auf denen vierseitige Türmchen mit den Figuren der hh. Kosmas und Da-
mian stehen.
i7. Ostensorium in Monstranzenform, 49 cm hoch, von vergoldetem Silber,
aus der 2. H. des i5. Jh., der glatte Fuss auf der Seite ä jour durchbrochen, zierlicher
sechsseitiger Knauf mit Zinnen und Ecktürmchen, über dem Glascylinder, der einen
298
ESSEN
5l
Zahn der h. ApoUonia enthält, ein sechsseitiger zweigeschossiger Aufbau mit offenem Münster,
einachsigen Fenster, auf dem Dach als Krönung ein Engel, im ganzen ziemlich schwer- ■"""«
fällig und plump (Köln. Ausstellung Nr. 578).
i8. Monstranz, 58 cm hoch, von vergoldetem Silber, Mitte des i5.Jh., mit Monstranz
glattem Fuss aus der sechsblättrigen Rose (zwei Blätter zugespitzt), der Knauf mit
sechs aufgesetzten Rosetten, der Glascylinder oben und unten von Gitterwerk einge-
fasst, über der Kuppel vierseitiger Aufsatz mit silberner Madonnenstatuette, zur Seite
zwei durchbrochene Strebepfeiler mit je einer Heiligenfigur.
i9. Ostensorium in Monstranzenform, 46,5 cm hoch, von vergoldetem Rot- Ostensorium
kupfer, vom J. i458. Auf dem aus der sechsblättrigen Rose konstruierten glatten Fuss
die Inschrift: dedit ai.bertüs past... .r anno m cccc lviii. Über dem Cylinder
vierseitiger durchbrochener Aufsatz, von einem Kreuz gekrönt, die Strebepfeiler mit
rohen Gravuren.
20. Monstranz, 78 cm hoch, von vergoldetem Silber, i4 Pfund schwer, aus Monstram
der 2. Hälfte des i4.Jh. Der sechsseitige Stemfuss (vier Blätter, zwei mit je zwei
Spitzen) mit gothischen Gravuren bedeckt. Um den auffallend massigen und schweren
Schaft ein prächtig durchgearbeiteter sechsseitiger Knauf mit den Figürchen der Ma-
donna, Christi, der hh. Kosmas, Damian, Petrus, Paulus unter Giebeln auf emailliertem
Grunde. Der Unterbau des Glascylinders mit dem Schaft durch zwei grosse ge-
schnittene Krabben verbunden. Das doppelte Strebesystem zur Seite des Glascylinders
besteht aus übereck gestellten vierseitigen Pfeilerchen, die Krönung des Ganzen bildet
ein vierseitiges durchbrochenes Türmchen, gekrönt von einem Pelikan (Köln. Aus-
stellung Nr. 546).
21. Ostensorium, 56 cm hoch, von vergoldetem Silber, vom J. i385. Der Ostensorium
Fuss in Gestalt einer vierblättrigen gedrückten Rose mit reichen gothischen gravierten
Blattarabesken, am Rande durchbrochen, mit der Inschrift: Elizabeth de nassauwe
ABBA. ESSENDiENSis MCCCLXXXV. Der Sechsseitige Knauf mit kleinen Fensterchen,
der Schaft in den Untersatz übergeführt durch verschnittenes Blattwerk (Motiv das
wenig stilisierte Weinblatt), an den Ecken durch schlanke langgewandete Engelsfigür-
chen mit Sonne und Mond in den Händen. Auf dem polygonalen Untersatz der
kreisrunde Reliquienbehälter, zur Seite ein doppeltes Strebesystem, das Ganze gekrönt
durch ein zierliches vierseitiges dreistöckiges Türmchen, im zweiten Stock an den
Ecken mit musizierenden Engelsfigürchen, darüber eine langgewandete weibliche Fi-
gur mit Spruchband und Lilie. Auf dem Untersatz reizvolle musizierende Engels-
figürchen, mit ausgebreiteten Flügeln knieend, von höchster Anmut in ihren über-
schlanken Formen, mit Harfen, Handpauken, Dudelsack und Glocken (Köln. Aus-
stellung Nr. 575).
22. Monstranz, 62 cm hoch, von vergoldetem Silber, um i4oo — i43o, durch Monstranz
seine schlanken, graziösen und reinen Formen ausgezeichnetes Werk. Der Fuss in
Gestalt eines dreiseitigen Sternes, am Rande k jour durchbrochen, auf eine Rotkupfer-
platte der gleichen Gestalt aufgelegt, deren Blätter zwischen die des ersten Fusses
treten. Alle sechs Blätter besetzt mit grossen Medaillons mit email champleve. Der
äusserst zierliche sechsseitige Schaft von der Gestalt eines Pfeilerbündels mit hervor-
tretenden Diensten ist ähnlich der Monstranz von Donauwörth (Abb. Ferd. de Las-
TEYRiE, Histoire de rorfevrerie p. 252, Fig. 49. — Bucher, Geschichte der tech-
nischen Künste II, S. 261) durch drei Stützen abgestreift. Über dem mit drei massiven
Figürchen verzierten Knauf schliesst der Schaft mit drei Greifen ab, die mit Kopf
und Flügeln den sechsseitigen Aufsatz tragen. Zur Seite des Glascylinders ein drei-
4*
299
S7
KREIS ESSEN
Münster-
kirche
Reliquiare
Kreus
Reliquiare
Kelche
Reliquien«
kästchen
Faches Strebesystem, die Halbkuppel gekrönt von einem zweistöckigen offenen Turm-
bau mit den Figuren der Madonna und des h. Antonius (Köln. Ausstellung Nr. 543).
23. Kreuzreliquiar, 4o cm hoch, vom Anfange des iS.Jh. Auf dem Fuss
in Gestalt des sechsseitigen Sternes erhebt sich der dünne sechsseitige Schaft, der das
Kreuz trägt, dessen Balken aus Achaten mit ovalen Opalen an den Ecken bestehen,
in der Mitte ein Medaillon mit einem Krystall, hinter dem die Reliquien geborgen
sind (Köln. Ausstellung Nr. 58i).
24. Reliquiar, 33 cm hoch, von Rotkupfer, feine Arbeit, um i4oo. Auf dem
Fuss in Gestalt des sechsseitigen Sternes zweimal die gleichen Wappen. Der runde
Schaft trägt einen sechsseitigen, von fein stilisierten Blättern gestützten Knauf, dessen
Pasten sechs jugendliche Köpfe vortreten. Den Hauptkörper bildet ein achtseitiges
horizontales Krystallgefäss, über dem sich eine grosse rote Koralle erhebt (Köln. Aus-
stellung Nr. 544).
25. Kreuz, 1,20 m hoch, vom Ende des iS.Jh., von Holz, der Schmuck von
Silber. An den Ecken schöne Eckstücke von vierblätterigen Rosen mit durchbrochenem
Masswerk, im Mittelmedaillon die reliefierten Figuren der vier Evangelisten Symbole.
Der 65 cm hohe getriebene Christuskörper mit dem auf die rechte Schulter, gesenkten
Haupt, ziemlich weich in den Formen, enthält Reliquien. Sehr beachtenswerte und
wirkungsvolle Arbeit. Das Kreuz enthält die ehemals in dem Kreuz der Äbtissin Ida
(noch i454 restauriert) befindlichen Reliquien (Beiträge I, S. i3).
26. Reliquiar, 44,5 cm hoch, von vergoldetem Silber, ursprünglich ein gothisches
Ostensorium, um 1 5 00, von dem der Schaft mit seiner interessanten Überführung, der
mittlere Baldachin und die Streben erhalten sind. Im J. i643 wurden zwei senkrechte
Glascylinder eingefügt, zwischen denen sich zwei ovale, auf beiden Seiten mit Glas-
platten abgeschlossene Kästchen befinden. Als Krönung die Figuren der Madonna
und der hh. Kosmas und Damian. Inschrift: maria clara dei gratia abbatissa
NATA EX COMITIBÜS DE SPAIR ME FIERI FECIT ANNO l643.
27. Getriebenes silbernes Rokokoreliquiar, 45 cm hoch, Mitte des 18.^. mit
Strahlensonne.
28. Kelch, 16,5 cm hoch, interessantes Werk des i4. Jh., auf vollständig rundem
und plattem Fuss, auf dem ein kleiner Kruzifixus aufgestiftet ist, der Knauf mit sechs
ehemals mit blauem Email verzierten Pasten, der Schaft rund mit leicht gravierten
Bändern, spitze Kuppe. Inschrift des 18. Jh.: calix m. ecclesiae essendensis.
29. Kelch, 22 cm hoch, von vergoldetem Silber, um i5oo, der Fuss in Gestalt
der sechsblätterigen Rose, um die eine zweite ebensolche gelegt ist, auf einem der
Blätter aufgestiftet eine Kreuzigungsgruppe. Der Schaft als spätgothisches Säulen-
bündel mit vortretenden Diensten. Inschrift: dominus Johannes vorman dedit
ISTUM CALICEM CANONICUS ESSENDENSIS.
30. Kelch, i9 cm hoch, von vergoldetem Silber, Anfang des 16. Jh., auf dem
Fuss graviert die hh. Kosmas und Damianus und die Inschrift: calix dominorum
CANONICORUM DIACONORUM ECCLESIAE ASSUNDENSIS.
3i. Reliquienkästchen von Holz mit abgewalmtem Dach, vom Ende des 12. Jh.,
von hohem Interesse durch die Vereinigung von Schnitzerei, Intarsia und Metallbeschlä-
gen, an den Seitenflächen in einem breiten Rahmen mit in Kerbschnitt ausgeführtem
polychromierten Palmettenfries verziert. Das Kästchen diente seit dem i5.Jh. zur Auf-
bewahrung der Reliquien des h. Alfrid. Ausführliche Beschreibung mit farbiger Abbildung
von G. HuMANN in Kunst und Gewerbe XIII, i879, S. 2i7. Ein ähnliches Kästchen im
Schatz der Kathedrale zu Chur (Mitteil. d. antiquar. Gesellsch. zu Zürich XI, Taf. VII, 2).
3 00
ESSEN
53
32. Kasel und zwei Dalmatiken von neuem roten Sammet mit flandrischen
Stickereien um i520 von grosser Schönheit, auf Goldgrund in Plattstich, mit dem
Faden modelliert. Auf dem Kreuz der Kasel der Stammbaum Christi, in der Mitte
die Madonna, auf dem Stab der Vorderseite die Madonna mit den anbetenden drei
Königen. Die Dalmatiken enthalten auf den Längsstreifen der Vorderseiten die Einzel-
figuren von je drei Heiligen, auf der Rückseite je zwei, in der Mitte die Wappen
Christi, auf Grund von Flockstich, auf dem Riegel der einen die Verkündigung Maria,
der anderen die Madonna zwischen den hh. Katharina und Barbara in feiner Bouillon-
stickerei.
Zwei kleinere Elfenbeintafeln des 1 1. Jh. (abg. aus*m Weerth, Kd. Taf. 26, 6),
im Stile den Quedlinburgem ähnlich, eng verwandt den Platten der Sammlung Rohde
Hawkins (Westwood, Catalogue p. i57), sind zur Zeit nicht nachweisbar.
An Bilderhandschriften (ausführlicher beschrieben in den »Bilderhandschriften
der Rheinprovinz*) bewahrt der Schatz (Humann i. d. Wd. Zs. HI, S. 4i8):
Evangelienhandschrift des 8. Jh., i87 Bl., 23 x 34 cm, kostbares Werk der
Schule von Corbie, mit reichverzierten Kanonestafeln, Initialen und Titelbild mit
Brustbild Christi und den vier Evangelistensymbolen. Vgl. ausführlich G. Humann,
Ein Evangeliar der Münsterkirche zu Essen: Berg. Zs. XVH, S. 121, mit 5 Taf —
Ann. h. V. N. XXXVIH, S. 1 45.
Evangeliar aus der i. H. des 11. Jh., 35,5X25,5 cm, mit einfachen Kanones-
tafeln, vor jedem Evangelium drei Zierblätter, auf dem ersten das Bild des Evangelisten.
Den Deckel der Handschrift bildet die Platte mit dem Elfenbein (s. o. S. 46, Nr. 5).
Evangeliar aus dem 11. Jh., 21x16 cm, die Kanonestafeln von Gold- und
Silberranken umzogen, vor jedem Evangeliar zwei Zierblätter.
Glocken. Die älteste aus dem i3.Jh. mit der Inschrift in frühgothischen Ma-
juskeln: DUM SONG SIGNO CHRISTUM DE LIGNO CLAMANTEM. Die zweite VOn l546
mit guten Renaissanceomamenten, Reliefs: Madonna (zweimal), Christus mit Lamm
und Wappen. Inschrift: jesus, maria, s. cosmas, s. damianus, s. Marcus, s. chri-
STOFFORUS. DAVIT PSALMO NONO: PERIIT MEMORIA EORUM CUM SONITU ET DOMINUS
IN ETERNUM PERMANET. — SIBILLA GEBAREN GRAFIN TZO MUNTFORT UND ROTEN-
FELTZ, ABDISSE TZO ESSEN, CATRINA GEBAREN GRAFIN TZO TECKELENBORCH, COSTERSSE
VAN GÖTZ GEN ADEN. — TZO ESSEN GERHARDUS WESSEL WERCKMESTER l546.
Im Dachreiter zwei Glocken, die erste von i525 mit der Inschrift: wei gut
WEL DEINEN, DEI BIDDE VOR DE KRESTEN SEILEN. ANNO l525. Die ZWeite VOn 160O mit
der Inschrift: nunquam te crastina fallet hora. dr. Joannes a geldren, cano-
NICUS ET AEDILIS ECCLESIAE ASSNIDENSIS, FIERI FECIT ANNO 1 60O. JOHANN NEELMAN
VON BOEIST GÖEIS MICH.
Der goldene Schrein der hh. Marsus und Lugtrudis, der von der Äbtissin
Theophanu (io39 — ioS4) gestiftet worden war, nachdem Mechtild IL die Reliquien
des h. Marsus nach Essen gebracht, ist nicht erhalten. Die Inschrift davon giebt nur
der lateinische Äbtissinnenkatalog (Bucelinus II, p. i43):
HOC OPUS EXIMIUM GEMMIS AUROQUE DECORUM
MECHTILDIS VOVIT, QUAE THEOPHANUM QUOQUE SOLVIT,
ABBATISSA BONA MECHTILDIS CHRISEA DONA
REGI DANS REGUM, QUAE REX DEPOSCIT IN AEVUM
SPIRITUS OTTONIS PASCIT CAELESTIBUS ORIS.
Eine Abschrift ex ipsa perigraphe sacrae tumbae enthält das Stiftsarchiv sect. II,
Caps. i4, Nr. 3:
Münster*
kirche
Pararoentc
Bilder,
handschrifien
Glocken
Goldener
Schrein
Inschrift
3oi
54
KREIS ESSEN
Mänster-
kirche
Giebebeite
Reliquien
Hoc opus eximium gemmis auroque decorum
Mathildis vovit, Theophanu quod bene solvit,
Regi dans regum Mathildt haec crysea dona
um
Spiritus Ottonis pauset caelestibus o
Am Fusse der Tumba die Verse (Bucelinus II, p. i43):
HOCCE DECUS GEMMIS COSMA DAMIANEQUE VOBIS
FECIT MATHILDIS MEREANS AETERNA CADUCIS
THEOPHANU CAELIS ETC
Die genannte Abschrift im Archiv und ebenso im Museunv Alfterianum XL VII,
Bl. 8i^ (Köln, Stadtarchiv) giebt die Ansicht einer Giebelseite.
DOMINA
MATHILDT
t
MIA
EN
XSi
niT02
KA2
lÄ
EFFIGIES
OTTONIS II.
IMPERATORIS
ME FIERI
lUSSIT.
ÄY
ro
KPA
TQP
PQM
AIQN
EO
Quae sie latine interpretor:
Una in Christo
firma germanitas.
Untergegangene
Denkmäler
Grabschrift
Evangeliar
Imperator
Romanorum gloriosus
Otto {Bvio%og "Orrw)
Tumba horum sanctorum mero ex auro gemmisque pretiosissimis et penitus raris
elaborata. Donum Ottonis secundi imperatoris et Theophaniae Augustae eius coniugis;
tunc Ascetenio Assindiensi coUatum, quando ibi Mathildis, eorundem Augustorum filia
illustrissima, tum pietate tum generis splendore praesedit. In den Farragines des Ge-
LENius XXI, Bl. 673 (Köln, Stadtarchiv) findet sich eine Specificatio reliquiarum in
tumba inventarum von i5oi. Vgl. F. Gerss, Das Heiligtum von Essen: Berg. Zs. XI,
S. io8. Das Compendium fundatorum festorum im Stiftsarchiv (vgl. o. S. i3) enthält
zum 6. Okt.: S. Marsi reliquiae praesertim in aurea hyerotheca a Mechtilda antistita,
filia Ottonis rev. imperatoris et Theophana dono datae sunt caputque eiusdem sancti
in argentea theca asservatur (s. o. S. 5o Nr. i3) cuius et statua in summo choro erecta
ad columnam prope sacrarium conspicitur.
Über weitere zu Grunde gegangene Denkmäler enthalten die verschiede-
nen Fassungen der Äbtissinnenkataloge noch weitere Nachrichten:
Das Grab der ersten, nach 878 gestorbenen Äbtissin Gerswida trug die Inschrift
(Bucelinus II, p. i43):
QUISQUIS IN HOC TEMPLO CHRISTUM REVERENTER ADORAS,
SIS SIMUL IPSE MEMOR GERSUIDAE ISTHIC TUMULATAE.
HAEC.ALIIS DIVES, PAUPER SIBI REBUS, ALUMNIS
PRIMA MONASTERIUM FUNDANS EREXERAT ISTUD
EXEMPLISQUE REGENS SANCTIS MONUMENTA RELIQUIT.
(desiderantur aliqua.)
CLARA SUI RERUM LUCRIS ET DOGMATE
OBIIT CHRISTI FAMULA 3. KAL.JAN.
Die Äbtissin Suanahild (um io7o) hatte ein kostbares Evangeliar geschenkt,
dessen Deckel, ähnlich der Tumba eine Inschrift in griechischen Lettern trug (BucE-
302
ESSEN 55
LINUS II, p. l44): EXTAT HODIE ASSINDIAE LIBER QUATUOR EVANGELIORUM AURO Münster-
ET GEMMIS ORNATUS, IN CUIUS FRONTISPICIO DEPICTA EST IMAGO DEIPARAE VIRGINIS
GESTANTIS CHRISTUM INFANTEM, AD CUIUS PEDES A DEXTRA ET A SINISTRA DUAE
VESTALES VIRGINES PROCUMBENTES CONSPICIUNTUR CUM HAC INSCRIPTIONE: SUANE-
HILDIS ABBATISSA, BRIGIDA. ADDITO HOC VERSU RITHMICO GRAECIS FERE CHARAC-
TERiBUS EXORNATO : A^ ÜPOnPISiM NATQM &EP NßlTPSiM VlPm
nPfrPATQM. AD PROPRIUM NATUM TER NOSTRUM VIRGO PREGRATUM.
Zur Erinnerung an den Neubau des Langhauses befanden sich dort zwei Glas- Giaigemäide
gemälde mit Darstellungen des Königs Rudolph von Habsburg und der Äbtissin Ma-
thilde BucELiNUS II, p. i45: Superest adhuc perantiqua fenestra vitrea, ...cum hac
inscriptione:
MECHTILDIS ABBATISSA, HUIUS CONVENTUS OLIM MATER PIA . . . .. JANUA PATET,
QUAE PARATAE SUNT, INTRENT. SERVITE DOMINO IN TIMORE. MECHTILDIS DE HAR-
DENBERG.
Versus antiqui in eadem fenestra circa effigiem Rudolphi:
ANNO MILLESIMO DOMINI DECIESQUE VICENO
CUM SEXAGENO QUINTO CURRENTEQUE DENO,
GREX HIC COMBUSTA RECTRICE FIDE BONA NOTA
FORMA SUB CERTA FUNDENS IN NOS SUA VOTA
INNOVANDO STATUM IURIS SOLITUM QUOQUE MOREM.
Vgl. auch Seemann S. 33.
Das Epitaph der i36o verstorbenen Äbtissin Katharina von der Mark trug die Grabschriften
Inschrift (Bucelinus II, p. i46):
GRATIA DIVINA SICUT lUSSIT CATHARINA
VIRTUTUM LATRIX ET EARUM SEMPER AMATRIX,
ISTHIC PRAELATA, QUAM NOBILIBUS GENERATA,
DE MARCA DICTA, CARNALI MOLE RELICTA,
oh! HEU NATURAE SOLVEBAT DEBITA DURAE.
MCCCL SIMUL X, COSMAE FESTO VOCAT HANG REX.
Die Inschrift vom Grabmal der i525 verstorbenen Äbtissin Moena von Ober-
stein (Seemann S. i7. — Bucelinus II, p. i47) lautete:
ILLUSTRIS moena DE LAPIDE SANGUINE CLARA
ABBATISSA PIA MORITUR MAI DIE QUINTA.
TOHANNISKIRCHE. Essener Zeitung i887, i6. Aug. — Fr. Arens i. d. Johanni..
o o kirche
Beiträgen XIV, S. 121. Ursprünglich schloss der porticus, die Vorhalle, nach Westen
mit einem einfachen Oratorium ab (dedicatio oratorii in porticu S. Johannis baptistae,
Eintragung im Essener Missale des lo.Jh: Harless in Lacomblets Archiv VI, S. 64,
68). Die Kapelle war vermutlich der h. Walburg, als zweiter ehemaliger Patronin
(neben der h. Gertrud), ausserdem dem h. Johannes Bapt. geweiht (vgl. Seemann S. 8).
Bei einem ersten Erweiterungsbau wurde von den Arkaden der Vorhalle auf jeder
Seite ein Stück abgeschnitten.
Die alte Pfarrkirche (tit. s. Johannis) wurde unter der Äbtissin Sophia von Geschichte
Gleichen (i 459 — 1 489) abgebrochen und i47i neu aufgebaut. Der Äbtissinnenkatalog
berichtet (Seemann S. 16): Bey dieser zeit ist die pfarrkirch s. Joannis abgebrochen
und wieder mit gehawenen steinen erbawet a. i47l.
Die Kirche (Ansicht Fig. 2, Grundriss Fig. 1 1 A) ist ein dreischiffiger gothischer Beschreibung
Hallenbau aus grossen Kohlensandsteinblöcken von fast quadratischer Form, mit drei
Satteldächern überdeckt, im Westen über dem mittleren risalitartig mit übereckgestellten
Streben vorspringenden Schiff ein sich über dem Dachgesims noch um zwei Stock-
werke erhebender mit achtseitiger geschieferter Haube gekrönter Turm, im Oberstock
3o3
56
KREIS ESSEN
Johunnis
kirche
Inneres
Ausstattung
Hochaltar
Chorgestühl
Taufstein
Glocken
Gertruden
kirche
Monstranz
an jeder Seite zwei nasenbesetzte Fenster. An der West-, Nord- und Südseite über
dem ziemlich hohen Sockelgesims je drei grosse spitzbogige Fenster mit abgeschräg-
ten Gewänden (das Masswerk herausgeschlagen), nach Westen zwei mit Flachbogen
überspannte Thüren. An der Nord- und Südseite, i,5om unter dem Dachgesims hin-
laufend, eine zweite Horizontallisene. An der Nordseite die Sakristei, später Anbau
von i763, das Obergeschoss schlecht aus Fachwerk.
Das Innere wird von vier unregelmässig gebildeten Pfeilern getragen. Das im
Osten eingebaute alte Oratorium (Fig. 1 1, S. 3o) bestimmte die Breite des östlichen
Mitteljoches. Um dieses mit den inneren Trägem des Westturmes, dem die Breite eines
Drittels der Fagade bestimmt war, in Verbindung zu setzen, mussten die mittleren
Gurte in den Längsachsen eine schräge Richtung erhalten. Von dem alten Oratorium
sind noch die * nördliche und die südliche Aussenmauer erhalten, aus sorgfältig ab-
gepassten Hausteinen errichtet, in die nördliche Mauer später eine geradlinig ge-
schlossene Thür und zwei Fenster mit abgeschrägten Gewänden gebrochen, darüber
nach Norden eine grosse Öffnung für die Orgel, nach Süden eine kleinere für eine
eingebaute hölzerne Tribüne. Nach Osten eine grosse spitzbogige Blende, in ihr ver-
mauert drei schmale Fenster und ein Rundfenster. Das Sterngewölbe ruht mit Kelch-
kapitälchen auf Dreiviertelssäulen, die in Mannshöhe über dem Boden mit polygonaler
Konsole oder Kopf abschliessen. Die beiden Seitenjoche liegen um zwei Stufen tiefer,
in beide sind im i8. Jh. Emporen eingespannt, wobei die Gewölbe ausgebrochen
wurden. Die beiden Turmpfeiler zeigen ganz unregelmässigen Grundriss mit 9o cm
hoher um 1 2 cm vorstehender polygonaler Basis. Die Rippen wachsen ohne Ansätze
aus ihnen hervor.
Die Ausstattung ist in dem dürftigen Barock um i7oo gehalten, in der Gesamt-
wirkung von hübschen Verhältnissen, an einzelnen Stellen derb und verdorben durch
den hässlichen grünen und weissen Anstrich.
Hochaltar, mit grossem Aufbau, gekrönt von der Figur des Auferstandenen,
im Mittelbild die Kreuzigung zwischen zwei Paaren gewundener Säulen. An den Seiten
auf Konsolen die Figuren der hh. Nepomuk und Joseph.
Chorgestühl, ursprünglich auf jeder Seite 10 Sitze, mit Löwenköpfen und
Festons, i699 von Georg Dollar in Münster gefertigt (Arens i. d. Beiträgen XIV,
S. III, Anm. 3), zwei Nebenaltäre, Orgel und Kanzel in der gleichen Ausführung.
Taufstein, i,iom hoch, von Granit, schweres Becken mit Spitzbogenfries und
kurzem cylindrischen Stumpf, iS.Jh.
Die drei Glocken sind im J. i787 von Henricus und Everardm Petit gegossen
worden, die erste dem S. Joannes Evangelista, die zweite dem S. Joannes Baptista ge-
weiht, die dritte ohne Heiligennamen.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Gertrudis), von Architekt ^/«^Tif-
lake erbaut und im J. i877 vollendet, dreischiffiger frühgothischer Bau. Vgl. Deutsche
Bauzeitung X, S. I23.
Monstranz (aus'm Weerth, Kd. Taf. XXIX, i; II, S. 37), 9icm hoch, von
vergoldetem Silber, mit der Jahreszahl 1621, ausserordentlich reich in Gliederung und
Schmuck. Auf dem Fuss graviert der Baum Jesse, der Knauf mit sechs kleinen
Figürchen, jedes unter reichem architektonischen Aufbau, auf dem sechsseitigen Unter-
satz zur Seite des Glascylinders zwei hohe Strebesysteme mit den Statuetten der hh.
Petrus und Paulus, Sebastian und Christoph. In dem dreistöckigen sechsseitigen Auf-
satz die Figuren der h. Gertrud, Gottvaters, Christi und des h. Geistes, der oberste
Baldachin in spätgothischer Manier ausgebogen.
3o4
Kelch, i7 cm hoch, Ende des i3. Jh., von dünnem vergoldeten Silber, mit '
rundem Knauf und Schaft.
Kelch, 18 cm hoch, Anfang des l4.Jh., mit rundem Fuss und gothischem Knauf.
Kelch, iS cm hoch, iS.Jh., mit Fus-s aus achtseitigem Stern.
Kelch, 16 cm hoch, i4.Jh., mit rundem Fuss und Knauf mit sechs Pasten.
Renoviert 1621.
Kelch, i7 cm hoch, i4.Jh., von der gleichen Form, bezeichnet calix s. stephani.
Es bestanden in Essen eine weibhche Kongregation genannt Konvent beim •
Turm, eine zweite genannt Kloster im ZwölfUng, ein Nonnenkonvent genannt im
Dunkhaus, eine weibliche Kongregation genannt zum neuen Hagen, ein Kloster zum
alten Hagen, später Congregation de notre Dame, ein JesuilenkoUegium, Von den
Gebäuden und Kapellen dieser
geistlichen Anstalten sind bemer-
kenswerte Überreste nicht erhalten.
MARKTKIRCHE (ev.).
Fr. Arens i. d. Beitr. XIV, S. ia6.
Die Kirche wurde in der
2. H. des 1 1. Jh. erbaut, wahrschein-
lich 1066 vollendet (Funke, Gesch.
von Essen S. Si. — Evelt i. d.
Westfäl. Zs. XXXI, S, l3i) und der
h. Gertrud geweiht. Eine durch-
greifende Umgestaltung und Ver-
grßsserung erfolgte am Ende des
iS.Jh. Der Äbtissinnenkatalog be-
richtet (Seemann S. 16): St. Ger-
truden pfarrkirch ist nach dem
markt heraus erweitert a" l478.
Im J. iSaa wurde die Kirche dem
Kanon ichenkapilel der Stiftskirche
inkorporiert (Düsseldorf, Staatsar-
chiv, Urkunde Essen 4oo'''"), iS63
von den Reformierten eingenom-
men. Im J. i786 wurde das süd-
liche Seitenschiff umgebaut, seiner
Gewölbe beraubt, die Aussenmauer erhöht und eine kleine Vorhalle angeftigt Gleich-
zeitig wurde wohl das Masswerk aus den Fenstern herausgeschlagen.
Dem romanischen Bau gehört noch das Mittelschiff mit dem eingebauten ge-
waltigen Westturra und zum Teil das nördliche Seitenschiff an, das letztere jedoch
im iS.Jh. umgebaut und erweitert.
Der Turm ruht. auf kolossalen schweren Mauern, die Turmhalle ist mit einem
Gratgewölbe überspannt, in der Ecke kleine Eckpfeiler mit Kämpfern; es öffnet sich
nur mit einem einzigen niedrigen Rundbogen gegen das Mittelschiff. Die Pfeiler des
romanbchen Baues wurden ursprünglich durch zwei durcheinandergeschobene Recht-
ecke mit in die Ecken gestellten Diensten gebildet, sie sind indessen nur zum Teil
erhalten. Die Rippen der Kreuzgewölbe ruhen auf den Diensten mit Kelch kapitalen
unter polygonaler Plinthe, die Pfeiler selbst zeigen ein reichgegliedertes Kämpfer-
gesims. Die Quergurte im Mittelschiff zeigen Rundbögen, die Arkaden Spitzbogen.
3oS
der HuktLItche.
58
KREIS ESSEN
Kapuiiner
kloster
Geschiebt«
Kirche
Ausstattung
Marktkirche Im nördlichen Seitenschiff an Stelle der Gurte eine Rippe, die als Dienst an der
Aussenmauer herabgeführt ist, ihr zur Seite zwei ganz kurze Dienststümpfe för die
Diagonalrippen. Die Rippen des romanischen Mittelschiffes zeichnen sich durch ihre
schwere und plumpe Profilierung vor denen des gothischen Seitenschiffes aus.
Im Ausseren zeigt der fünfstöckige Turm im obersten Geschoss auf jeder Seite
vier durch Vertikallisenen getrennte und Rundbogenfriese geschlossene Blenden, die
mittleren mit Rundbogenfenster. Das Mittelschiff und das nördliche Seitenschiff sind
von einem gemeinsamen Satteldach überspannt, während das südliche Seitenschiff sein
besonderes Dach besitzt.
Ehemaliges KAPUZINERKLOSTER, jetziges KATHOL. KRANKEN-
HAUS. Das Kloster hiess ursprünglich Kloster Kettwig, 1288 gestiftet durch den
Essenschen Kanonikus Heinrich de Kettwig, es wurde 161 5 von den Kapuzinern ein-
genommen, die neue Klosterkirche i746 eingeweiht (nicht i764: Fr. C. L. Meyer,
Werden und Helmstädt S. 7o). Im J. i83i aufgehoben und der katholischen Gemeinde
übergeben.
Einschiffiger, mit einem Tonnengewölbe überdeckter Bau mit je vier Fenstern
in den Langseiten. Im Westgiebel über dem Portal in einer Nische die lebensgrosse
Figur der Madonna, das nackte Kind mit einem Speer die Schlange unter den Füssen
der Mutter durchbohrend. Am Giebel die Zahl mdccxlvi.
Hochaltar, riesiger, aber flacher und leerer Aufbau der Mitte des 18. Jh.,
zwei Seitenaltäre von der gleichen Form. Wertlose bemalte Holzfiguren der hh.
Johann von Nepomuk, Joseph, Anna, Michael.
Abteigebäude ABTEIGEBÄUDE. WiLH. Grevel, Das Abteigebäude zu Essen: Essener
Zeitung 1882, Nr. 277, i883, 7., 29. Febr., i7. März. — Essener Volkszeitung i883,
Nr. 2, 39, 69, 7o. — Rhein. -Westfäl. Zeitung i883, Nr. 65, 2. Bl.
Das alte Gebäude war im J. I265 abgebrannt und wurde unter der Äbtissin
Beatrix von Holte (1 29 1 — i3i7) neu aufgeführt (Seemann, Äbtissinnenkatalog S. 10).
Der grosse Saal in der Abtei wurde unter Elisabeth von Beeck (i426 — 1445) erbaut
(Seemann S. i5). Das Kapitelshaus der Kanonichen wurde i5i6 errichtet. Die capella
s. Panthaleonis in aula abatiali Hess Elisabeth von Manderscheid (i588 — 1598) erneuern.
Den versus meridiem (nach dem jetzigen Zeughaus zu) gelegenen Teil Hess Anna Salome
i658 aufrichten (Münster, Staatsarchiv, Kindlingersche Sammlung CIX, p. 77).
Das Abteigebäude diente schon seit dem i4. Jh. nicht mehr als Residenz, son-
dern nur noch zu Repräsentationszwecken und Festlichkeiten (so i377 für Karl IV.).
Im J. i787 war es ganz unbewohnbar, 181 5 wurde das Stadt- und Landgericht hinein-
verlegt, 1823 beim Abbruch des Steeler Thores ein Teil demoliert, endlich i883 das
Ganze niedergelegt. Veröffentlichung der letzten Reste in den Beiträgen zu erwarten.
Das RATHAUS, ein gothischer Prachtbau, i878 vom Architekten Paul Ztndei
in Essen begonnen, mit neueren Skulpturen, Gemälden und Glasgemälden reich aus-
geschmückt, enthält von älteren Werken nur
Drei Holzfiguren der hh. Kosmas, Damian und Sebastian, 55 cm hoch, vom
Ende des i5.Jh., mit fein durchgeführten Köpfen.
Wächte rhorn in Tubaform aus dem 16. Jh.
Zwei stählerne zweischneidige Richtschwerter des 16. Jh.
Rathaus
Skulpturen
Hörn
Schwert
3o6
KREIS ESSEN
^^3^
BALDENEY.
SCHLOSS. F. A. Humann, Der Rittersitz Baldeney: Berg. Zs. VII, S. 75. schioss
Vorher in der Essener Zeitung i863, Nr. i5. — v. Steinen, Westfälische Geschichte
IV, S. 735. — Grevel, Übersicht S. 25. — L. Bender, Der Isenberg S. io6. —
V. Mering, Geschichte der Burgen in Rheinland I, S. 1 1 o. — Flügge, Chronik von
Werden S. 73. — Jacobs, Geschichte der Pfarreien im Stift Werden S. 8o.
Baldeney war Werdensches Lehengut, ursprünglich im Besitz derer von Leytene. Ocschichie
Theodor und Eberhard von der Leiten stiften i337 hier eine Kapelle. Durch Heirat
kam das Gut im Anfange des i5.Jh. an den Ritter Kraft Stecke zu Mylendonk und
Meiderich, darnach an die von Vitinghoff, i563 an die von Eyll, 1612 an die von Neu-
hoff, i655 an die von Drimborn. Im J. i737 gelangte es an die Generalin von der
Leiten, die es i747 ihrem Vetter, dem Freiherrn Franz Ernst von Bodlenberg gen.
von Schirp übermachte. Im Besitz der Familie ist das Haus bis heute geblieben. Der
jetzige Besitzer ist der Freiherr Franz von Schirp.
Den Grundstock des Schlosses bildet der aus Ruhrsandstein aufgefiihrte schwere Beschreibung
dreistöckige Bergfrid, an den sich von drei Seiten spätere Anbauten angelehnt
haben. Die Fenster sind neu euigesetzt, über dem Portal das Wappen der Schirp.
Die im Westen und Osten anstossenden Wohngebäude sind in diesem Jahrhundert
gänzlich umgebaut.
BORBECK.
RÖMISCHE ANLAGEN. Nach Hölzermann, Lokaluntersuchungen S. 122, Römische
ist der Borbecker Friedhof angeblich ein römisches Lager. Spuren nicht nachweisbar.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Dionysii m.). Schon i3i3 ge- K.thou
P f Ä rrlcirchc
nannt (Kampschulte, Kirchlich-polit. Statistik, Lippstadt i869, S. 102). Ursprung-
lieh Filiale der Johanniskirche zu Essen, im i4. Jh. neu erbaut unter der Abtissm
Katharina von der Mark (i 336 — i36o). Vgl. Äbtissinnenkatalog ed. Seemann S. ii. —
Koester, Streitschrift S. 1 1. — Grevel S. 74. In den J. 1861 — 1864 ersetzt durch
einen dreischiffigen gothischen Neubau von Regierungsbaurat Krüger nach einem
reicher gehaltenen Plan von Vincenz Statz,
Madonnenbild, Holz, Ende des iS.Jh., neu polychromiert, lebensgross, mit sknipmr
i zierlichem Faltenwurf.
I Epitaph der i598 verstorbenen Äbtissin von Essen, Elisabeth von Mander- Epitaph
j scheid und Blankenstein, kunstvoll aus Baumberger Stein gearbeitet (Seemann, Äbtis-
I Sinnenkatalog S. 20: ,gar zierlich und artig ausgehauen*), Mittelfeld zwischen zwei
I kanellierten Säulen, die einen reichen Architrav mit Muschelaufsatz und drei Statuetten
I tragen, mit der Darstellung der vor einem Kruzifix knieenden Äbtissin. Über ihr
3o9
6a KREIS ESSEH
Schild mit: ih te domine cokfido, nok erubescah quoniam sferavi ik te. Dar-
unter Inschrift in Kartouche: IM jähr iS98, sambstag den 2. may, ist die hoch-
würdige UND WOLGEBORNE FÜRSTINE UND FRAUWE EUSABBTH, DES KATS. FREIWELT-
LICHEN STIFFT ESSEN ABTISIN, GEBORME GRAFEIH ZUR MANDERSCHEID UND BLANKEH-
HEIM IN DEN HERRN SELIGLICH ENTSCHLAFFEN, IHRES ALTERS ACHT UND FÜNFFZIG
lAHB, DER SELEN GOTT GNEDIG.
SCHLOSS. Grevel, Übersicht S. i5. — Borbeck war ursprünglich ein Oberhof
im Besitz der Herren de Borbeke (noch 1257 genannt: Wiluans, Westfäl. ÜB. III,
Nr. 63o), der 122? durch Ritter Hermann an die Äbtissin Adelheid von Essen ab-
getreten ward {Westphalia III, 1826, S. 2S4). Die Burg wird zuerst i372 erwähnt: in
Eis. S8. Borb«k. Anuchl d« ScMouei.
diesem Jahre verlegt Karl IV. hierher den Essener Freistuhl (Lacomblet, UB. III,
Nr. 734). In den J. iS9o und i593 hatte das Schloss in den Kriegsunruhen schwer
zu leiden. Die Äbtissin Elisabeth von Manderscheid und Blankenheim {i588 — 1598)
Hess das Schloss daher neu in Stand setzen {Äbtissinnenkatalog ed. Seemann S. i9).
Von da an war es neben Steele Sommerresidenz der Essener Äbüssinnen. Im J. 1 744
erfolgte durch die Äbtissin Franziska Christina, Pfalzgräfin bei Rhein, der letzte durch-
greifende Umbau. Ein i79o geplanter (Düsseldorf, Staatsarchiv, Stift Essen Reg. V, 2)
Neubau unterblieb. Im J. i8o4 wurde es an den Grafen von der Recke -Vollmestein
verkauft und kam von diesem an die Reichsfreiherren von Fürstenberg. Der jetzige
Besitzer ist der Herr Reichsfreiherr Leopold von Fürstenberg auf Hugenpoet bei
Mintard. Das Hauptschloss {Fig. 28) ist ein rechtwinkeliger dreistöckiger Bau, an
der Fa9ade von zwei vierstöckigen Ecktürmen mit quadratischem Grundriss flankiert.
Die ganze Aussenarchitektur zeigt die nüchternen Formen des Umbaues vom J. i744.
3lo
BREDENEY — HEISINGEN 63
Der Giebel ist geschweift, die Turme tragen geschweifte Hauben mit kleinen poly- Schiois
gonalen Aufsätzen, jede der Längsseiten zeigt je acht Fenster und sechs Mansarden,
auf dem Dache ein kleiner achtseitiger Dachreiter mit Schelle. Das ganze Schloss ist
von tiefen imd breiten Gräben umgeben und nur zugänglich auf einer i3 m langen
Brücke mit zwei an den Kanten abgefassten Mittelpfeilem, die je drei Kugeln tragen.
Die Brücke führt auf das Hauptportal zu, über dem, von zwei Löwen gehalten, das
Essen sehe Wappen angebracht ist. Darunter die Inschrift: von gottes gnaden fran-
ZISCA CHRISTINA PFALZGRÄFIN BEY RHEIN UND D. H. R. R. FÜRSTIN UND ÄBTISSIN DER
KAYSERLICHEN FREIWELTLICHEN STIFTER ESSEN UND THORN, IN BAYERN, ZU GÜLICH,
CLEVE UND BERG HERZOGIN, FUERSTIN ZU MOERS, GRAFIN ZU VELDENZ, SPONHEIM,
DER MARCK UND RAVENSBERG, FRAV ZU RA VENSTEIN, BREYSIG, RELLINGHAUSEN
H . . . RE . . . (erloschen) anno i744.
Westlich von dem vor dem Schloss gelegenen Rasenplan die schlossartigen Wirt- wiruchnfw.
g^ebäude
Schaftsgebäude, i842 vom Reichsfreiherrn Klemens von Fürstenberg errichtet. Im
Giebel eingemauert einige Renaissanceköpfe aus Schloss Horst (Kr. Dorsten). Das
prächtige schmiedeiseme Gitter am Eingange zum Vorhof, vom Ende des i7. Jh.,
stammt von Schloss Hugenpoet bei Mintard.
BREDENEY.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Der äussere Arm der Römische u.
älteren Grenzwehren, die durch den Kreis Ruhrort führen, durchschneidet unter dem Funde
Namen ,Landwehr* einen Teil des Kreises (Schneider, Lokaluntersuchungen im Kr.
Essen S. i). Spuren sind bei dem Hause ,auf der Landert*, westlich von Bredeney,
erkennbar, Wallreste an der Bredeney- Kettwiger Chaussee. Jenseits der Ruhr in Form
eines Grabens in dem ,TälchenS durch das die Velberter Chaussee führt, sichtbar bis
zum Hause Kimmeskamp ,an der unteren Landwehr*. Die alte Strasse, die bei Kettwig
die Ruhr überschneidet, folgt der Bredeney- Rellinghausener Chaussee (Schneider S. 7).
KAPELLE in der Klüse (tit s. Aegidii). Grevel, Übersicht S. 24, 75. — Kapelle
Flügge, Chronik S. 247. — Jacobs, Geschichte der Pfarreien S. 78.
Der Ort 875 zuerst genannt (Crecelius i. d. Berg. Zs. VI, S. 36), im J. io36 Geschichte
hier eine Kapelle geweiht (Schuncken, Geschichte der Abtei Werden S. 67).
Die jetzige Kapelle ist ein spätgothischer Bau aus dem i5. oder i6.Jh., im J. i777 Beschreibung
erneut, bestehend aus einem Querschiff, 4,2o m lang und 3,65 m breit, und einem
kurzen 6,35 m langen, 2,80 m breiten Langschiff, flachgedeckt mit sichtbarer Balken-
lage. Die romanischen Zierformen später eingesetzt.
Inschrift mit Chronikon, das zweimal die Zahl i777 ergiebt: Inschrift
aLoIsIVs broCkhoff CanonICVs essenDIensIs has aeDes qVa reCtor
CapeLLae restaVrarI feCIt,
qVas sVo tVteLa et patroCInIo sanCtI aegIDII serVet oMnIpotens.
HEISINGEN.
HAUS HEISINGEN. Grevel, Übersicht S. 24. — Flügge, Chronik von h.us
Werden S. 77. — Jacobs, Geschichte der Pfarreien S. 89. — A. Fahne, Geschichte
der Herren Staßl von Holstein.
3ii
64
KREIS ESSEN
Hftuf
Quellen
Geschichte
Bfischretbung
Inschrifien
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Akten Reg. Werden
VIII. b. 2972- — Verzeichnis der vom Junker Staßl von Holstein i592 — i6o5 er-
hobenen Gefälle. — Registrum redituum der Ländereyen des Hausses Heissingen,
von i738.
Heisingen wird schon 796 genannt (Lacomblet, U B. I, Nr. 6, i7, 48. —
Crecelius in der Berg. Zs. VI, S. 9). Der Haupthof, später Rittersitz, ursprünglich
Hof Kofeld genannt, war im i5. u. i6. Jh. im Besitz der Herren Stael von Holstein,
(Fahne a. a. O. S. 26, i72), die i556 als Staill tho Hesingen erscheinen. Im J. i7o9
verkauft Johann Georg Graf von der Hauben, Gemahl der Amalie Eleonore Staßl
von Holstein das Haus an den Abt Coelestin von Werden, der es gründlich restau-
rieren Hess (Schunken S. 2o7). Im J. 1802 die Besitzung zerstückelt Das Haus
angekauft vom Freiherrn von Diergardt in Viersen, darnach von der Zeche Wasser-
schneppe.
Das Haupthaus liegt auf dem Rande des Plateaus nach den Wiesen der Ruhr
hin und ist ein schlichter zweistöckiger Bau mit abgewalmtem Dach, das seltsam
grosse Zwiebelknöpfe trägt und verzierte runde Mansardenfenster. Hinter dem Ge-
bäude fällt der Abhang steil ab.
Breiter und geräumiger Wirtschaftshof, aus drei rechtwinkelig aneinander stossen-
den Trakten bestehend. Über dem grossen Portal die Inschrift: reverendissimüs
et ILLUSTRISSIMUS dominus D. BENEDICTUS S. R. I. ABBAS WERDINENSIS ET HELM-
STADIENSIS ME EXTRUXIT A. l||4|||.
Über der Thür die Inschrift: reverendissimüs et illustrissimus dominus
CAELESTINÜS, MONASTERIORUM IMPERIALIUM ET IMMEDIATORUM EXEMPTORUM WER-
DINENSIS ET HELMSTADIENSIS ABBAS, HANG ARGEM CUM OMNIBUS lURIBUS ET PER-
TINENTIIS IMPERIALI ABBATIAE S. LUDGERI INGORPORAVIT ANNO MDGGIX EAMQUE
VETUSTATE GOLLAPSAM RESTAURA VIT ET IN MELIOREM FORMAM APTARI FEGIT.
Ahnlich die Inschrift über einem Kamin im ersten Stock (Flügge, Chronik
2. Ergänzungsheft, Anhang).
ISENBERG.
Ger mimische
Funde
Schloss
Litteraiiir
Geschichte
GERMANISCHE FUNDE. Bei Aufräumung der Fundamente eines Turmes
fünf Urnen (?) entdeckt. Grevel, Übersicht S. 2.
SCHLOSS. Harless, Die Burg Isenberg bei Werden: Berg. Zs. I, S. 265. —
L. Bender, Der Isenberg und die Geschichte seines Hauses, Langenbeig i864, 1883.
Dazu Harless in der Berg. Zs. II, S. 266. — Cregelius, Die zwei Isenberge: Berg.
Zs. VII, S. 82. — V. Merino, Geschichte der Burgen im Rheinlande I, S. iio, u5. —
Grevel, Übersicht S. i7, 26. — Sghunken, Geschichte von Werden S. io4. — J. A.
Engels, Die Reise nach Werden S. i5i. — Flügge, Chronik von Werden S. 75, i99.
Das Schloss Alt-Isenberg bei Hattingen an der Ruhr, zuerst im J. 1200 erwähnt
Lagomblet, U B. IV, Nr. 643), nach dem Chronicon Honselerianum (Berlin, Kgl.
Bibl., Cod. Boruss. fol. 57o, p. i45) im J. 1208 erbaut, der Stammsitz der Grafen von
Altena-Isenberg, war nach der Ächtung des Grafen Friedrich 12 25 oder 1226 zer-
stört worden und wurde nicht wieder hergestellt (Kremer, Akad. Beiträge II S. i35.
— Kindlinger in der Westphalia I, 1825, S. 28. Beide mit falscher Datierung).
Von Friedrichs ältestem Sohne, Graf Dietrich — nicht schon vom Abt Liudbert von
3l2
ISENBERG
65
Werden um 1 1 20 — wurde zum Schutz seiner Vogtei über Rellinghausen ein neues
Schloss auf dem 47o Fuss hohen Bromberge an der Ruhr errichtet. Aber schon 1 247
musste er auf das neue Schloss zu gunsten des Erzstifts Köln verzichten (Lacom-
BLET, ÜB. II, Nr. 323), 1248 trat der Abt von Werden als Lehnsherr den Grund
und Boden des Schlosses ab mit Ausnahme zweier Wohnungen (Lacomblet, U B. II,
Nr. 339. — Kremer a. a. O. II, Nr. 49). Die Burg wurde 1288 durch Graf Adolph
von der Mark zerstört (Lacomblet, U B. II, S. 532. — Levold v. Northoff, Chro-
nik: Seibertz, Quellen I, S. 29). Das Schloss wurde indessen wieder aufgebaut (dieser
Bau ganz unabhängig von dem in geringer Entfernung gelegenen Haus zum Vitinghoffe),
bestand noch im i5.Jh., wie eine ausführliche Beschreibung im Archiv zu Schellen-
berg bekundet (Blätter zur näheren Kunde Westphalens i869, Nr. 8, S. 69. — Bender
S. 81), und ging erst im 16. Jh. zu Grunde.
Die Beschreibung lautet: Det hues van den Isenberg ligt in det revier van de
Roer op enen hohen berge, in det suden tegen det closter Relinghusen, tegen norden
utsehende na en plat feldt, na osten tegen de berge un strüeke, so ok na westen.
Et is gen togang anders als ut dem felde na dem huese, en grefte in de velsen ge-
hauen mot man overgohen un dan dor de grote tom met de obtreckende bnigge.
Det erste oder onderhues hefft 8 tomen dick van steenen mit syne woningen, stelle
vor perde un det andere vehe, det husgesin over 4oo syn in desen ondehuse, so vor
de rovers acht hebben moten; van deren plas gabt men met i5 trappen na det
hoverhus, ock dür enen tom, da de Juncker wont, veer tomen stöhn op de ecke un
de tom an de brugge is de viffle; ob desen plas kan men te ganze revier van de
Roer oversyn im det hues hefft so veel kammers, dat ock so as ob det onderhues
4oo mans wonen kunnen. De kellers syn in de steenen gehauen, un met 274 trappen
is men in de tyt wen de pott geen water hebt gegoen
Ruinen in grösserer Ausdehnung decken den Rand des Hochplateaus nach
der Ruhr zu, sie gestatten aber keine Rekonstruktion des Grundrisses. Die mäch-
tigen abgesprengten Stücke weisen auf eine Zerstörung durch Pulver. Erhalten ist
vor allem das Fundament des Bergfrides, 5,5o m im Viereck im Lichten, die 1,80 m
starken Mauern bis 2,5o m hoch aufstehend. Genau nach Süden ein 4,8o m hoher,
1,65 m starker Rest der Ringmauer. Die ganze Terrasse unter der jetzt dort befind-
lichen Restauration ruht auf altem Mauerwerk. Nach Westen zu finden sich die
Reste von zwei parallel laufenden Mauern, mit einer Art von Thorturm und Vorburg.
In den Addenda zum Äbtissinnen katalog von Essen (Seemann S. 3o) die An-
merkung: Bei Zerstörung der bürg Isenburg ist folgende inskription auff der pforte
geschrieben gefunden : constrüctum furto durabit tempore curto. Da man aber
den autorem davon nicht hat können antreffen, ist die meinung, der teuffei soll dies
Carmen geschrieben haben.
Das HAUS VITINGHOFF, der eigentliche Stammsitz der Familie Viting-
hoff*, lag am Kortenbusch nahe bei dem Schlosse Neu-Isenburg und war wahrschein-
lich von den Grafen von Limburg auf ihrem alten Allodium beim neuen Isenberg
erbaut worden. (Grevel, Übersicht S. i7. — Berg. Zs. II, S. 26?; VII, S. 82. —
Vgl. die Urk. von i37o bei Lacomblet, U B. III, Nr. 697). Bei der Erbteilung der
Brüder Wilhelm und Dietrich von Limburg im J. i4i2 fällt es dem ersteren als dat
slaet to dem Vitinckhoeve zu (v. Steinen, Westfälische Geschichte XXXI, S. i332),
später i454 und i5oi dem Kapitel von Rellinghausen verkauft (Grevel S. 2 7).
Nur Gräben und Wälle, die ein Rechteck umgeben, dicht bewachsen mit Buschholz,
sind erhalten.
Schloss
Alle
Beschreibung
Ruinen
Inschrift
Hnus
Vitinghoff
3i3
66
KREIS ESSEN
KETTWIG.
Litteratur
Germanische
Funde
Evangel.
Pfarrkirche
Turm
Inschrift
Kanzel
Kathol.
Pfarrkirche
Brücke
Ka ttenturm
W. Grevel, Übersicht S. 23. — Hermann, Zs. für die Lande zwischen der
Weser und Maas 182?, S. 663; 1828, S. 665; 1829, S. 552. — Nrh. G. i883, S. 128.
— J. M. D. L. Deegen, Denkmal einer Jubelfeier, begangen in der evangel. Gemeinde
zu Kettwig den 20. Juli 1821, Essen 182 1. — A. Chr. Borheck, Archiv für deutsche
Gesch., Erdbeschreibung etc. der deutschen Nieder-Rheinlande 1, 1800, S. 42. — F. Floth-
MANN, Aus vergangenen Tagen : Kettwiger Zeitung 1886, Nr. 1 12, i38, i4o, i4i, i43, i48,
i5o. — V. MüLMANN, Statistik I, S. 432. — Jacobs, Gesch. der Pfarreien S. 76. —
Flügge, Chronik von Werden S. 7i. — v. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. i64.
GERMANISCHE UND RÖMISCHE FUNDE. Vgl. Kettwiger Zeitung
1886, Nr. i4o. Germanische Gräber wurden bei den Hinninghofer Höhen gefunden,
hinter der Meisenburg Urnen mit Knochenresten. Auf dem , Boxmörder' im »Sonnen-
schein* eine Schwertklinge und eine Lanzenspitze gefunden.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Der Ort wird zuerst io52 genannt
(Lacomblet, U B. I, Nr. 188. — Crecelius, Tradit. Werdin.: Berg. Zs. VI, S. 59. —
Förstemann, Ortsnamen, S. 937). Die Kirche wird i372 zuerst erwähnt (Lacomblet,
U B. III, Nr. 73 1), i387 das Kirchspiel genannt (Grevel S. 23 Anm. 6). Die Kirche
war dem h. Petrus geweiht. Das Jus patronatus hatte im i7.Jh. der Kurfürst von
Brandenburg (Engels, Reise nach Werden S. 100).
Der vierstöckige Turm der Kirche, aus Bruchsteinen von Kohlensandstein mit
grossen unregelmässigen Eckquadem errichtet, stammt aus dem i4. Jh., das Langhaus,
ein grosser saalartiger Bau wurde im J. i72o errichtet. An jeder der Langseiten drei
grosse rundbogige Fenster, an der Süd- und an der Nordseite einfaches Portal, von
Pilastem eingefasst, im Süden die Inschrift: nVnC porro sIt ChrIstVs operIs
fVnDaMen et fInIs (i72o).
Kanzel, interessantes Schnitzwerk aus dem 18. Jh., freistehendes sechsseitiges
Gehäuse auf einem Palmbaum, durch einen horizontalen Gang mit geschnitztem Ge-
länder mit der Mauer verbunden.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Petri ap.). Die Gemeinde i8o3
neu gegründet, die Kirche 1826 begonnen, i83o eingeweiht. Vgl. Westfälischer An-
zeiger 1806, Nr. 56. — Rheinisch -Westfälischer Anzeiger 1826, Nr. io4, Beilage. —
Essener Zeitung 1880, Okt. — Jacobs S. 76.
BRÜCKE über den Mühlenkanal, i785 erbaut mit dem Wappen des Abtes
Bernard von Werden und dem Chronikon : pro opportVnIorI rVrae transItV pons
oLIM CoLLapsVs sVb bernarDo abbate resVrgIt. Vgl. F. Flothmann in der
Kettwiger Zeitung 1886, Nr. i4i. Das Wappen der Werdener Abtei mit der Jahres-
zahl i725 auch an der früheren Abteimühle, die jetzt zu den Fabrikgebäuden der
Firma Joh. Wilh. Scheidt gehört.
KATTENTURM, Haus Oefte gegenüber hart an der Ruhr gelegen, der
letzte Rest der Burg Luttelnau, die schon I295 genannt wird und deren Besitzer
später die Herren v. Oefte waren. Die Burg wahrscheinlich schon im i4. Jh. zerstört.
(Grevel, Übersicht S. 28. — Vgl. Kunstdenkmäler des Kr. Mettmann unter Oefte)-
Von dem Kastell sind an der Ruhr auf einem kleinen Hügel die Mauern eines
dreistöckigen Turmes erhalten, mit 1,80 m unterer Mauerstärke, das Erdgeschoss ehe-
mals mit Tonnengewölbe versehen, im zweiten Stock die Reste eines Kamins una
zwei schartenartige Fenster.
3i4
RELLINGHAUSEN 67
RELLINGHAUSEN.
W. Grevel, Übersicht S. lo. — Das Hofesrecht im Stift Rellinghausen: Berg. LitteratuT
Zs. VII, S. 284. — Fr. A. Humann, Das Stift Rellinghausen: Berg. Zs. VII, S. 6i
(zuerst erschienen in der Essener Zeitung 1862, Nr. 243, 2 58, 393). — Ders., Die Isen-
berger Vogtei von Rellinghausen und die Entstehung der freien Herrschaft Biefang:
Essener Zeitung 1862, Nr. 243. — Ders., Rellinghausen, seine Klosterstiftung und
älteste Gerichtsverfassung: Essener Zeitung 1862, Nr. 258. — W. Grevel, Das Ge-
richtswesen im Stift Rellinghausen: Beiträge II, S. i5. — Karsch, Zur Geschichte des
Stiftes Rellinghausen im Zeitalter des 3ojährigen Krieges: Beiträge IV, S. 24. — Grevel,
Die neue Bürgermeisterei Rellinghausen und die Grenze zwischen Alt -Sachsen und
Alt -Franken: Essener Zeitung 1 876, Nr. 2 u. 3. — Akten imd geschichtsmässige Auf-
klärung über die Immunität, Exemtion und Immediätät des Kayseriichen - Freyiveltlich-
Adelichen Damenstifts zu Rellinghausen, i777. — Gerichtswesen und Hexenprozesse
im Stift Rellinghausen: Rhein. -Westßil. Ztg. 6. April i889.
Ehemaliges ADELIGES FRÄULEINSTIFT. Zu Rellinghausen, das 947 und Fräulein. t.ft
974 als selbständiger Oberhof genannt (Lacomblet, U B. I, Nr. 97, 1 17) wird, gründete
Äbtissin Mathildis II. von Essen um das J. 1000 eine Kapelle, an die sich bald ein
Nonnenkloster anschloss (Äbtissinnenkatalog ed. Seemann S. 3), das im i3.Jh. in ein
adeliges Fräuleinstift überging. Erst die Essener Äbtissin Adelheid (12 16 — I24i) gab
dem Konvent einen eigenen Propst aus dem Prämonstratenserorden, was ihre Nachfol-
gerin I24i bestätigte (Lacomblet, U B. II, Nr. 255). Das Stift wurde i8o4 aufgehoben,
im selben Jahr in veränderter Form wiederhergestellt und erst 181 1 endgültig aufgelöst.
Die ehemalige STIFTSKIRCHE, jetzt KATHOLISCHE PFARR. Stiftskirche
KIRCHE (tit. s. Lamberti m.) wurde 1822 bis auf den Turm abgebrochen und von
1826 — 1838 durch eine neue ersetzt, die i852 konsekriert ward.
Der alte romanische Turm ist fünfstöckig, aus Bruchsteinen von Kohlensandstein Turm
errichtet, ohne Horizontalgliederung, im letzten Stock ehemals mit Rundbogenfries und
Vertikallisenen (abgeschlagen), im vierten und fünften Geschoss nach Süden mit je
zwei kleinen rundbogigen Fenstern. Die Turmvorhalle von 5 m im Quadrat mit einem
Gratgewölbe überdeckt, an den Seiten Schildbögen, nach Westen zu zwei Dienste.
Taufstein, mächtiges rundes Becken des 12. Jh., ähnlich dem zu Stoppenberg Taufstcin
(s. u.), 7o cm hoch, i m im Durchmesser mit vier sehr kleinen Eckköpfen.
Romanisches steinernes Weih was serbecken, halbrund, mit Zickzackfries. Weihwasser.
Die Kirche liegt auf einem Hügel, der nach Norden in der Entfernung von
23 Schritt um S m äufgemauert ist. Der geringe Raum nach Westen (nur 16 Schritt)
spricht gegen die Annahme einer angeblich vorhanden gewesenen Kreuzkirche mit
Vierungsturm wie in Bedburg (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 1 2). Von den Stifts-
gebäuden sind gleichfalls nur Reste vorhanden. Zunächst ein fünfachsiges zweistöckiges
Gebäude von Kohlensandstein mit flachem Satteldach überdeckt, das »Steinhaus* Steinhaus
genannt, ursprünglich mit grossen, von Flachbögen überspannten Fenstern, in die
kleinere in Backsteinrahmen eingesetzt sind. Im Keller grosse 5 m breite Tonnen-
gewölbe. Diesem gegenüber in dem Garten der Kaplanei lag das Stiftshaus, von Stiftthaus
dem sich Fundamente vorgefunden haben.
Das Grabmal der Äbtissin Mathilde (t loii), eine tiefe mit Bruchsteinen aus- Grabmal
gemauerte Gruft mit der Inschrift: mechtildis sororum nostrarum fidissima cura
3i5
68 KREIS ESSEN
Stiftskirche (Berg. Zs. VII, S. 67), wurde bei dem Neubau entdeckt. Im i7.Jh. waren noch die
Enden von drei weiteren Zeilen erhalten : . . . quae transivit . . vis ornanda fide-
LES . . . HUIC MISERERE DEUS (BüCELINUS II, p. l44).
Kreuz Das Stift besass als Geschenk der Äbtissin Theophanu von Essen (io39 — io56)
ein Prachtkreuz, ähnlich den in Essen erhaltenen. Seemann S. 5. — Bucelinus II,
p. i44: i3. Donavit Theophanu abbatissa ecclesiae Rellinckhausanae argenteam auro
obductam crucem cum hac inscriptione et antiquo clypeo Palatinatus Rheni:
Christe Deus! Votum Theophanae cerne benignum
Qui crucis hoc mire Signum fecit redimire.
Pro servis dominum credimus quo flamine passum,
Qui nunquam meruit vulnera sustinuit.
Disce redemptoris pietatem, disce fidelis,
Haec, homo, perpendas, quae fuerit pietas.
Su Annen- ST. AN NEN KAPELLE. Vgl. ausführlich Niederrheinisch -Westfäl. Kreis-
k»pelie *^ .,
kalender, Köln i766, S. i3o. — Grevel, Übersicht S. 75.
Im J. i5i6 in kleinerem Mafsstabe erbaut, zur Erinnerung an einen Diebstahl
von Hostien, die in einem Domstrauch wiedergefunden wurden, i7o7 ersetzt durch
einen einschiffigen Bau mit dreiseitigem Abschluss, gedrücktem Tonnengewölbe, auf
dem gewalmten Satteldach kleiner Dachreiter mit Schelle.
Gemälde Gemälde des i7.Jh., darstellend die Legende vom Hostiendiebstahl, mit der
Inschrift: contigit anno i5i6.
Ev.ngei EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. J. Karsch, Geschichte der evangel.
Pfarrkirche •' ' ^
Gemeinde Rellinghausen : Beiträge X, S. i. — Baedeker u. Heppe, Geschichte der
evang. Gemeinden der Grafschaft Mark, Iserlohn i879, S. 5o6; Nachtrag S. 122.
Der erste Bau, i67o vollendet, wurde von den französischen Truppen in den
nächsten drei Jahren verbrannt, von i772 — 1775 wurde an Stelle der baufälligen
hölzernen zweiten Kirche ein neuer massiver Bau errichtet.
Gcrichtshatis TURM vou dem Gerichtshaus, 6,5o m im Quadrat, die Mauern 80 cm
stark, aus dem i4. oder i5. Jh., aus schweren und grossen Kohlensandsteinblöcken
(an den Aussenseiten leicht verwittert) aufgemauert, mit Epheu dicht umzogen. Eigen-
tum der Civilgemeinde.
SCHELLENBERG.
Schioss SCHLOSS. Grevel, Übersicht S. 16. — L. Bender, Der Isenberg S. 106.
Q"«^*«n Handschriftl. Qu. Im Archiv zu Schloss Schellenberg: 4oo Urkunden
von i325 ab, das Familienarchiv beginnend mit i432 (genaues Repertorium vom J. i8o4,
die Urkunden benutzt von Lacomblet). Nachrichten über die Herren von Vitinghoff
gen. Schell und die Güter Schellenberg, Ripshorst, Wittringen, Burg, [Heck, Overfel-
dingen. — Geschichte von Schellenberg von HumAnn vom J. i864.
Getchichtc Das Haus hiess ursprünglich nur das ,Haus aufm Berge* und war im Besitz
der Herren von Broich, ^^on denen es an die Familie von der Horst kam. Im J. i3i3
verkauft Heinrich von der Horst das Haus an Noldo von Kückelsheim (Lacomblet,
ÜB. III, Nr. 586), i388 geht es durch Heirat über an Pilgrim von der Leiten und
i452 an Johann von dem Vitinghoff gen. Schele. Im J. i477 bei der Erbteilung
zwischen Cord und Bemdt von dem Vitinghove erhielt Cord das Haus auf dem Berge,
3i6
^■:,
. Schcllmb«!. AniiElii <
der die Schellenberge r Linie der Familie stiftete. Der jetzige Besitzer ist der Erbdrost im
Fürstentum Essen und Ritte rhauptraann Maximilian Freiherr von Vit tinghoff gen. Schell,
Das jetzige Schloss (Fig. 39) stammt im wesentlichen aus drei Perioden. Der
älteste Teil ist der Bergfrid mit dem angebauten Steinhaus und der Kapelle, der
aus dem l4. Jh. stammt (im Grundriss Fig. 3o tiefschwarz), im i7. Jh. wurde das Schloss
wiederholt erweitert, zuerst 1660, danach i672 — 1674 (im Grundriss doppelt schraffiert),
der letzte Anbau geschah i8ao (im Grundriss einfach schraffiert).
Fig. 30. SehEllcnbuf. GruDdriu dc<
7o KREIS ESSEN
Der älteste Teil C erhebt sich in vier Stockwerken, die beiden oberen unverändert
mit kleinen Fenstern und unbenutzt, die unteren 1820 umgebaut mit den Wappen der
von Spee-Vitinghotr. Die Kapelle A wird von vier Kreuzgewölben aberwölbt, von
einem schweren Mittelpfeiler mit Kämpfer getragen. Der nördliche Teil gehört noch
dem alteren Bau an, die Gewölbe des südlichen sind in Holzverschalung erneut Die
einachsigen gothischen Fenster neu eingefasst. Äusserlich zeichnet sich die Kapelle
durch ein im i7. Jh, aufgesetztes achtseitiges geschweiftes Dach mit achtseitigem Türm-
chen aus. Die Kapelle wurde i67o umgebaut nach der an der Aussenseite befind-
lichen Inschrift: anno i67o. Wilhelm frantz von vrriNGHOFF genannt schell,
DER HOHEN THUMSTIFFTER PADERBORN UND MUNSTER RESPECT. THUMCANTOR SENIOR.
Der im J. 1660 angefügte Anbau, der die Wappen der Vitinghoff-Ossenbroeck
tragt, schliesst mit einem dreistöcki-
'' '• "' gen vierseitigen, von einer geschweif-
ten Haube gekrönten Türmchen ab,
das im unteren sehr tief liegenden
Geschoss eine offene Renaissance-
halle zeigt, deren Rundbogen auf
schweren Rundsaulen ruhen.
Der grosse Speisesaal B enthalt
eine barocke magere Stuckdecke
und Stuckomamente an den Wan-
den, über den Thüren die vier
Elemente, dazwischen allerlei Jagd-
trophaen und Musikembleme, in
der Mitte der Decke ein grosses
Ölgemälde der Flora, umgeben von
vier Eckmedaillons mit weiblichen
allegorischen Gestalten. Der süd-
liche dreistöckige Trakt, mit flachem
Dach und kleinen Türmchen, mit
fünf Achsen und südlicher Veranda
wurde erst l8io angefügt.
Fi(j3l. Sch.ii=nb«g. p.viiioo,Ton.j.i674. Dgr nördliche Anbau ist mit
dem Thor durch eine Mauer ver-
bimden, auf der sieben wirkungsvolle Büsten und drei allegorische Gestalten aufge-
pflanzt sind, dazu zwei Löwen als Schildhalter, alle aus dem i7. Jh. stammend. In
die Mauer ist ein ovaler Gedenkstein eingelassen (ehemals über der Thür des
Binnenhofes) mit der Inschrift:
CHRISTUS REX REGUM, QUI NOS DOMINATUR IN AEVUM,
PROTEGAT HANC AEDEM NECNON SINE CRIMINE PLEBEM,
UT LICEAT DIVOS SUPERORUM SCANDERE CLIVOS.
HOC, PATER (oronipiotens), rogo te per Stigmata christi,
PURPUREUMQUE ROREM, FUSUM IN MONTE CRUOREM
AETERNUMQUE FLAMEN SIC OPTO MEDULLIBUS. AMEN.
In dem Park, dessen herrlicher Baumschmuck dem Orkan des Sommere i89i
zum grössten Teil zum Opfer gefallen ist, nach Süden ein hübscher barocker Pavillon
von t674 (Fig. 3i), achtseitig, mit grosser zwiebeiförmiger Haube und achtseiligem
Türmchen (die Bedachung i892 erneut), über der Thür, zu der eine Freitreppe mit
SCHEPPEN — STEELE
7l
Steinerner Brüstung hinaufführt, das Vitinghoffsche Wappen und die Inschrift: Wil-
helm FRANZ VON VITTINGHOFF GENANNT SCHELL ZU PADERBORN UND MUNSTER. Ein
zweiter vierseitiger Pavillon nach Westen zu.
Von den dem Hauptbau gegenüber gelegenen Wirtschaftsgebäuden stammt die
hintere Wand mit den- Wappen der Vitinghoff-Bönen vom J. 1660, der Vorderbau
mit der Holzgallerie und den Wappen der Vitinghoff-Galen wurde i78o erneut. Der
im Süden sich vorschiebende Trakt wurde i672 errichtet.
Schlots
SCHEPPEN.
HAUS. Grevel, Übersicht S. 26. — Flügge, Chronik von Werden S. i3. Haus
Ursprünglich mit Baldeney zusammengehörig und Werdensches Lehengut, im i4. Jh. ***' **^**'*
im Besitz derer von Scheppen, darnach derer von der Leiten, weiter derer von Steepe,
von Vitinghoff, von Eyll, von Neuhoff, von Drimbom kam es an die Freiherren
von der Reck, i7i7 an den Freiherm Friedrich von Bottlenberg gen. Schirp, end-
lich an den Freiherm von Ritz. Jetziger Besitzer ist Herr Landrat August Freiherr
von Hövel zu Essen.
Das Haus besteht aus vier rechtwinkelig aneinanderstossenden, aus Bruchsteinen Beschreibung
von Kohlensandstein erbauten Trakten, der vordere zweistöckig, ehemals mit grossen
Doppelfenstern mit Steinpfosten (drei erneuert), abgewalmtem Ziegeldach, flankiert von
zwei dreistöckigen Türmen mit stumpfem Pyramidendach. Über der nindbogigen
Durchfahrt das Wappen ausgebrochen. Rechts vom Eingang die flachgedeckte Ka- KapcUc
pelle, vor dem (erneuten) Altar Grabstein der am 2 7. Aug. i786 verstorbenen Frau
Theodore von Ritz geb. Freiin von Bottlenberg gen. Schirp. Totenschilder des Joh«
Wilhelm von Bottlenberg gen. Schirp (f 18. Aug. i783), und der Anna Kasparina von
Schirp (t 10. Febr. i767).
STEELE.
W. Grevel, Übersicht S. 9, 74. — Ders., Materialien zur Geschichte der Stadt Littcratur
Steele, Steele i879 und Ruhrbote i878, Nr. 95, i879, Nr. 100. Darunter: Die alten
Thore der Stadt Steele. — Ders., Die Statuten der früheren Gilden und Ämter in
der Stadt Steele: Essener Zeitung 1882, Nr. 116, 122, I27, i33, i39, i45. — Ders.,
Die märkischen Gemeinden des Kirchspiels Steele: Hattinger Zeitung i885, 10. Nov.
— v. MüLMANN, Statistik I, S. 45i. — Devens, Statistik des Kr. Essen S. 11. — En-
DRULAT, Niederrhein. Städtesiegel, Taf XI, S. 36. — J. D. v. Steinen, Westphälische
Geschichte I, S. 533; XVI, S. 274. — Baedeker, Über die Einführung der Refor-
mation in der Grafschaft Mark, Dortmund i838, S. 47, 58. — W. Grevel, Der Reichs-
tag zu Steele unter Otto dem Grossen: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift
Essen X, i887, S. i. — Ders., Die Anfönge der Stadt Steele: Beiträge X, S. 53. Mit
Anhang, Die ältesten Statuten der Stadt Steele.
Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv (Wd. Zs. I, S. 4io): Bürgerbuch mit Quellen
den ältesten Statuten und Ordnungen von i549 — i7o2, 39 beschriebene, 59 unbe-
schriebene Blätter. — 8 Perg.-Urk. von i575 — i75i. — Akten von i643 an. — Ver-
schiedene Urkunden und Akten im Besitz des Herrn Wilhelm Grevel zu Düsseldorf
3i9
72 KREIS ESSEN
K.thoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Laurentii m.). Nach Fahne
P f a rricirche
(bei V. MüLMANN a. a. O.) war ein Teil der alten Pfarrkirche noch romanisch. Die
erste Erwähnung findet sie im J. i3i4 (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urkunden Essen
Nr. i59), sie war Filiale von Essen (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 449).
Die alte Kirche wurde i87o abgebrochen und i87o — 1873 durch einen präch-
tigen dreischiffigen gothischen Neubau von August Rinklake ersetzt. Nach Entwürfen
von Tüsshatis in Düsseldorf (Chor) und Jansens in Utrecht (Langhaus und Oktogon)
ausgemalt von Maler Büskens.
wiii.enhi.us K AT HOL. WAISENHAUS, gegründet für Waisenkinder des Essener Stifts-
gebietes von der Äbtissin Franziska Christina (i726 — 1776) um die Mitte des i8.Jh.,
i794 eingeweiht.
Ein mächtiger Bau aus Kohlensandstein errichtet, nur die Fac^ade architektonisch
ausgeschmückt, die der Chausseestrasse zugekehrte Fac^ade zeigt zwei lange zwei-
stöckige siebenachsige Flügel, an jedem Ende eine Art von vorspringendem Pavillon
mit gebrochenem Dach. In der Mitte springt die Kirche nach der Strasse zu vor,
der wieder ein Risalit mit abgerundeten von Pilastem eingefassten Kanten vortritt.
Der wirkungsvolle Giebel ist geschweift und mit Horizontalgesimsen versehen, ein aus
dem Viereck in das Achteck übergeführtes Türmchen mit anmutiger Glockenhaube
schliesst ihn ab. Das Portal zeigt eine zierliche Rokokoeinrahmung, darüber ein ovales,
zur Seite je ein rundbogiges Fenster.
Ausstattung Die innere Ausstattung der flachgedeckten Kirche ist sehr einfach. Der Haupt-
bau bildet ein Achteck, an das nach Osten ein Chorhaus mit halbrundem Abschluss
angefügt ist.
Drei grosse Rokokoaltäre, der mittlere mit Säulen, die seitlichen mit Pilastem,
alle drei mit Strahlensonnen im Aufsatze. Zur Seite des Hauptaltares, der ein Bild mit
der Himmelfahrt Maria enthält, die Holzfiguren der hh. Franziska und Christina, auf
dem linken Seitenaltare ein Bild des h. Joseph, auf dem rechten eines des h. Aloysius.
Über den drei Beichtstühlen und dem seitlichen Eingang interessante Aufsätze,
je eine Spitzpyramide mit Putten.
Im Mittelgang der Grabstein der Gründerin, der i776 verstorbenen Äbtissin
Franziska Christina, ihr Totenschild an der Wand.
Schiosi Das SCHLOSS der Essener Äbtissinnen, ,auf der Luft*, an der Stelle des jetzigen
katholischen Pfarrhauses befindlich, wurde i699 errichtet (Kindlinger, E^ensche
Registratur I, II. Abt., i I.Fach, Nr. 35), im i9. Jh. abgebrochen.
Düsseldorf
STOPPENBERG.
Fräuicinstifi ADELIGES FRÄULEINSTIFT. Grevel, Übersicht S.i 3.— Th. Lindner,
Anno IL, der Heilige, Leipzig i869, S. ii5.
Quellen Hau ds ch ri f tl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 49 Urkunden von
io73 — i8o5. — Kalender vom Ende des iS.Jh. (Hs. A. 21 5), mit gleichzeitigen und
späteren Aufzeichnungen über die Stiftungen und Schenkungen, am Schluss Urbar,
9 Seiten, bez. : Dyt synt dye rente inde guede, dye in dye praesencie hört to Stopen-
berch in dat capittel, vom J. i493. — Bona, redditus et proventus ecclesie et capituli
in Stopenberge in hoc libro tamquam auctentico continentur successive conscripta
(Reg. 12), Perg., fol.. Notarielle Kopie des Stiftsregisters von i357, i527 geschrieben,
3 20
73
am Schluss in 37 Abschnitten: Statuta ind aide lavelyche gewonheyt Vgl. Ilgen, f'»
Rhein. Archiv S. ■IS. — Lamprecht, Verzeichnis niedenheinischer Urbarialien S. 9.
Im Geh. Staatsarchiv zu Münster: Statuta des Kapitels von Stoppenbei^
vom J. i6ii {KiNDUNGERsche Sammlung CXVII, p. 463).
Im J. io73 wurde durch die Äbtissin Suanehild von Essen (Äbtissinnenkatalog c
ed. Seemann S. S) in monte, quem vulgari lingua vocant Stophenberch, ein Oratorium
gebaut, das Erzbbchof Anno II. von Köln noch im selben Jahre einweihte {Lacou-
BLET, U B. I, Nr. 217. — Westphalia II, i8a6, S. 62; III, S. 25o).
Die Kirche, die Anfangs nur Hülfspfarrkirche für Essen war, ward schon im
1 1. Jh. in ein grosses Nonnenkloster verwandelt, wie die grosse Empore ausweist.
Erst 1224 (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urkunde 2. — Lacomblet, U B. II, Nr, 116) er-
Pil. 33. Sloppcnbcrg. Südiuichi ia Süfiikiichc.
fahren wir bestimmt, dass sich ein weiblicher Konvent daran angeschlossen habe,
der bb 122S mit Rellinghausen einen gemeinsamen Praepositus hatte (Lacomblet,
U B. II, Nr. aSS). Im J. 122? nimmt Kaiser Heinrich VII die ecciesia s. Marie bea-
tique Nicolai in seinen besonderen Schutz {Lacomblet II, Nr. i47). Das Stift wurde
am 3. Mai i8o3 aufgelöst (Essener Allgemeine Politische Nachrichten i8o3, Nr. 36),
darnach freilich reorganisiert und erst unter der Grossherzoglich Bergischen Herrschaft
endgültig aufgehoben. Das romanische Kapitelshaus wurde 1826 auf den Abbruch
verkauft
Die STIFTSKIRCHE, jetzige KATHOLISCHE PFARRKIRCHE s.i
(tit. s. Nicolai ep.), ist eine hochinteressante dreischiffige romanische Ffeilerbasilika °j
mit quadratischem Chorhaos, Apsis und kleinem Westbau. Das Material ist Kohlen-
sandsteinbruchstein, die Kanten und Lisenen von sorgfältig abgepassten Quadern, die
Bogen von Tuff. Der ursprüngliclie Bau bestand nur aus drei Quadraten mit Seiten-
schiffen, (je zwei kleine Quadrate auf ein Mittelquadrat) neben den beiden westlichen
331
c und hatte möglicherweise einen geradlinigen Abschluss. Die Apsb gehört jedenfalls
einer zweiten Bauperiode an, da der an der Südseite des Chorhauses sichtbare
Schmuck von Vertikallisenen und Rundbogen sich auch an der Ostseite und zwar
hinter der Apsis fortsetzt
Mit der Apsis zusammen wurde im iz. Jh. der Westbau angefügt und damit die
Empore erweitert. Zugleich wurden an Stelle der früheren flachen Holzdecke Ge-
wölbe eingesetzt Da aber für Widerlager nicht gesorgt war, gab der Bau nach aussen
nach. Im iS.Jh. wurde das nördliche Seitenchürchen (jetzt Sakristei) angebaut, im
J. i676 wurden die Fenster zum Teil umgeändert und der südliche Windfang vor-
gebaut. Der ganze Bau ist stark gewichen, die Aussenmauem hängen nach aussen,
an der Nordseite auf z,5o m Höhe um z5 cm. Sie haben daher sehr starke Streben
Fig. 33. Stoppeobei-g GrandriM der Stiftakirche.
und Absteifungen erhalten. Es ist zweifelhaft, ob die Kirche ursprünglich auf einen
Westturm berechnet war, jetzt besitzt sie nur einen kleinen dreistöckigen südlichen
Glockenturm, der im Untergeschoss romanische Formen zeigt, dessen beide oberen
Stockwerke aber erneut zu sein scheinen.
Im Inneren ist Mittelschiff und Chorhaus mit drei Kreuzgewölben überwölbt,
die aus Ziegeln hergestellt sind und hohlprofiUerte Rippen zeigen. Die einzelnen
Hauptpfeiler sind durch ein verhältnismässig reiches Kämpfergesims gekrönt, wahrend
die Arkadenpf eiler nur in der Längsachse ganz einfache Kämpfer zeigen. Im süd-
lichen Seitenschiff sind an den Aussenmauem noch Vorlagen mit einfach profilierten
Kämpfern angebracht, im nördlichen Seitenschiff treten an ihre Stellen einfache Kon-
solen, die Gewölbe der Seitenschiffe sind einfache Gratgewölbe. Der Westbau bt mit
einem rechteckigen Kreuzgewölbe überdeckt, dessen Rippen nicht auf Kämpfern,
sondern an der Westseite auf runden Diensten ruhen, über deren Kelchkapitalen
noch einfache romanische Blattkapitale eingefügt sind, nach Norden und Süden je
333
STOPPENBERG
75
ein einachsiges Fenster mit neuem Masswerk. Das Mittelschiff zeigt im ersten Joch Stiftskirche
im Obergaden je ein, im zweiten je drei rundbogige P'enster mit stark abfallenden
Sohlbänken. Im Chorhaus in der Nordwand ein einfaches Rundfenster, nach Süden
ist später ein grösseres, tiefer heruntergehendes gebrochen. Die Apsis enthält drei
rundbogige Fenster, das mittlere versetzt.
Fig. 34. Stoppenberg. LingMchnitt der Stiftskirehe.
Die grosse Nonnenempore, neben der zu Elten (Kunstdenkmäler d. Kr. Rees
S. 7o) eine der frühesten am Rhein, wird von vier flachen durch Gurte getrennten Grat-
gewölben überwölbt, die nach Osten auf einem schweren niedrigen Pfeiler (Fig. 33, d)
mit einfachem" Kämpfer, in der Mitte auf einer kräftigen i,4o m hohen Säule (Fig. 33, c)
mit niedriger Basis und merkwürdigem aus dem Würfel herausgeschlagenen Kapital
(das mit dem Würfel selbst
nichts zu thiui hat) ruhen.
Nach Westen zwei kleine
nmdbogige Fenster.
Im nördlichen Seiten-
chörchen ruhen die scharf-
profilierten Rippen auf klei-
nen Konsölchen, in der Mitte
bei s und t auf kurzen Dien-
sten. Der morsche Dachstuhl
hat sich gesenkt, so dass die
Querbalken zimi Teil schon
auf den Gewölbescheiteln auf-
liegen und dadurch die Mau-
ern noch mehr auseinander
drücken.
Taufstein, 95cmhoch,
rundes Becken von schwer-
fälliger Form mit vier sehr
kleinen, nur wenig hervortre-
tendeti Köpfen und kleinen Ansätzen in der Mitte, auf schwerem Mittelcy linder mit
Ecksäulen, von der ganzen bekannten Gruppe (Kunstdenkmäler d. Kr. Kempen S. i6)
wohl der älteste, aus dem 12. Jh.
Empore
Taufstein
Fig. 3S. Stoppenberg. Ostansicht der Stiftskirche.
323
1
76 KREIS ESSEN
stiftikirche Kasel voD purpumem Sammet, auf den breiten weifsseidenen Stäben die Wappen
des Job. Dederich v. Neuboff gen. Ley und der Magdalena Maria v. Westrem.
Glocken Glocken. Die älteste aus dem i4.Jb., obne Jahreszahl: ave maria gratia
PLENA DOMINUS TECUM.
2. SANCTA MARIA ET SANCTUS NICOLAUS PATRONI ANNO l694.
3. S. ANDREAS PATRONUS ANNO l694.
4. EVERHARDUS PETIT. S. MARGARETHA ANNO l792.
WERDEN.
Liuemtur Teschenmacher, Ann. p. 22 1. — M. Merian, Topographia Westphaliae p. 7o.
Dtrs^cUMgen — Chr. Brower, Sidera illustrium et sanctorum virorum, qui Germaniam praesertim
magnam olim gestis rebus omarunt, Mainz 1616, p. i9, 76. — Gabriel Bucelinus,
Germania topo-chrono-stemmatographica sacra et profana, Augsburg 1662, II, p. 3o6.
— [Cocceji], Kurtze . . . Vorstellung der Befugnuss S. K. Maj. in Preussen als Hertzog
zu Cleve . . . gegen den vermeintlichen Abt zu Werden, o. O., i7ii. — Jon. Hobbe-
LiNG, Beschreibung des ganzen Stifts Münster, Dortmund 1 742, S. 93, 226. — Chr.
Jag. Kremer, Akademische Beiträge zur Gülch-Bergischen Geschichte II, S. i95; III,
S. I ff. — J. Grüner, Schilderung des sittlichen und bürgerlichen Zustandes West-
phalens am Ende des 18. Jh., II, S. 66. — Niederrheinisch -Westphälischer Kreis-
Kalender aus dem J. i766, S. 256. — Beschaffenheit des Stifts Werden im J. i784:
Weddigens Westphäl. Magazin I, i784, S. 34. — O. Bender, Das Kölnische West-
phalen S. i7. — Thaler der Äbte zu Werden: Wöchentliche historische Münzbelusti-
gung, 25. Stück, 21. Juni i74i; Weddigens Westphäl. Magazin I, i784, S. 374. — Y. Z.,
Die Abtei Werden: Aschebergs Niederrheinische Blätter für Belehrung und Unter-
haltung I, 1801, S. 6o7. — Nachrichten über die Einkünfte des Stifts Werden in älte-
ren Zeiten: Niesert, Münsterisches Urkundenbuch II, S. io5, i37. — v. Kamptz, Die
Provinzial- und statutarischen Rechte in der Preussischen Monarchie, Berlin 1827, II,
S. 575. — Lag Werden a. d. Ruhr in Altsachsen oder in Altfranken?: Möller im
Pfarrer von Elsey I, Abb. 4, S. 34. — SiG. Abel, Jahrbücher des fränkischen Reiches
unter Karl dem Grossen, I, S. i83, 220, 383, 393, 49 1. — E. J. K. von Fahnenburg,
Promemoria, ob der Herzog von Braunschweig-Lüneburg dem Herrn Reichsprälaten
von Werden und Helmstädt aus dem Vermögen des höchstdemselben zugetheilten
Klosters Helmstädt eine Pension zu ertheilen schuldig seyen oder nicht, Regensburg i8o3.
— P. Fr. Jos. Müller, Vertheidigung der Rechte der Abtei Werden gegen die Krone
Preussen, o. O., i8o7. — L. Meyer, Kurze Nachrichten von den Reichsprälaten der
beiden Stifter Werden und Helmstädt, Essen 18 10. — Ders., Werden und Helmstädt,
ehem. kaiserl. freie und unmittelbar exempte Abteien (geschr. 1825, fortgesetzt bis i83o
von Fr. C. Ludw. Meyer), Düsseldorf i836. Dazu Forst, Bemerkungen und Er-
gänzungen zu Meyer, Hs. im Kölner Stadtarchiv. — Jon. Adolf Engels, Die Reise
nach Werden, mit Kupfern, Duisburg 181 3. — Ders., Sammlung kleiner Schriften,
Krefeld 1827. — Ders., Denkwürdigkeiten der Natur und Kunst, Elberfeld 1818. —
G. M. de Ludolff, Symphor. Consultat et decis. I, fasc. XX, p. 439. — Ders., ObservaL
forenses I, p. 439. — Über das Heergewedde im Stift Werden: Westphalia von Tross
1824, S. i33. — J. U. V. Gramer, Über die wahre Natur der Hobs- und Behandigungs-
güter in seinen Wetzlarischen Nebenstunden IX, Abb. 7. — C. Simons, Reise des
Kronprinzen von Preussen durch Rheinland -Westfalen im Herbst i833, Iserlohn i834,
324
J
WERDEN 77
S. 38. — P. Fr. Jos. Müller, Geschichte der Abtei Werden, 4i6 S., ohne Schluss Litterntur
und Titel (nicht vollendet, weil konfisziert). — Ders., Beytrag zur Bestimmung der
Gränzen zwischen den Franken und Sachsen der Vorzeit, Duisburg i8o4, S. 38, 53,
74, 77. — Vorlesung über die Befreiung Deutschlands von der französischen Herr-
schaft, Werden i8i3. — Devens, Statistik S. i7. — Grevel, Übersicht S. 22. — v. Mül-
MANN, Statistik I, S. 456. — Ann. h. V. N. XXXII, S. i99. — R. Hempel, Geschichte
der evangelischen Gemeinde zu Werden a. d. Ruhr, Werden i85o, Langenberg i883.
Dazu C. Krafft i. d. Theolog. Arbeiten a. d. Rheinisch - wissenschaftl. Predigerverein
III, S. i36. — Eine Werdensche Klosterlegende: Berg. Zs. II, S. 27i. — W. Crecelius,
Bericht des Abtes Konrad II. von Werden über das Eindringen der Refonnation in
das Stift: Berg. Zs. VII, S. 84. '- — Alb. Schuncken, Geschichte der Reichsabtei
Werden a. d. R., Köln i865. — Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Nieder-
rheins III, S. 16. — H. Höfer, Die Benediktinerstiftungen in den Rheinlanden: Studien
und Mitteilungen aus dem Benediktinerorden IX, S. 463 ; X, 488, 493. — A. TiBUS,
Gründungsgeschichte der Stifter, Pfarrkirchen, Klöster und Kapellen im Bereiche des
alten Bistums Münster, Münster i867, I. — W. Flügge, Erinnerung an Werden,
illustrierter Führer durch Werden und Umgegend, Werden i887. — Ders., Chronik
der Stadt Werden, Düsseldorf 188 7, dazu Ergänzungsheft I u. II. — P. J. Pider, Das
Ruhrthal, Werl 1881, S. 3o7. — Gerh. Loebker, Wanderung durch die Mark und das
Ruhrthal, Münster i883, S. 44. — Geschichte und Rechtsverhältnisse der vormaligen
Abteischule und jetzigen lateinischen Schule zu Werden a. d. R., Gladbach 1881. —
Beiträge zur Geschichte des Stifts Werden, herausgegeben von dem historischen Verein
für das Gebiet des ehemaligen Stifts Werden. I. Kranz, Die Gilden und Ämter der
Stadt Werden, Werden i89i. IL P.Jacobs, Geschichte der Pfarreien im Gebiet des
ehemaligen Stifts Werden I, Düsseldorf i892. — Die Schützenfeste der Stadt und ehe-
maligen freien Reichsabtei, Werden i884.
Die vitae s. Liudgeri ed. Wilhelm Diekamp: Geschichtsquellen des Bistums ÄUesie Quellen
Münster IV, 1 88 1 . Mit kritischer Einleitung und ausführlicher Litteraturangabe. Ver-
zeichnis der Drucke auch bei Potthast, Bibl. bist, medii aevi p. 785 u. Chevalier,
Repertoire des sources historiques du moyen äge, p. i428. Die vita auct. Altfrido
deutsch bei Hüsing, Der h. Ludgerus, Münster i878, S. i74 u. Pingsmann, Der h. Lud-
gerus, Freiburg i879, S. i99. — Fundatio monast. Werthinensis : Ficker, Die Münste-
rischen Chroniken i85i, S. 352; Diekamp, Vitae Ludgeri, p. 286. — Catalogus abba-
tum Werthinensium ed. Eckhart, Comment. Franciae oriental. II, p. 9 1 8 ; Bucelinus
a. a. O. II, p.3o6; Mon. Germ. SS. XIII, p. 288. — Sylloge abbatum Werthinensium ab
Henningo Hagen elaboratum : Leibnitz, SS. rer. Brunsvic. III, p. 600. — Calendarium
necrol. Werdinense de 801 — i4oo: Leibnitz, SS. III, p. 747 ; Böhmer, Fontes IV, p.389.
Vgl. Martene, Coli. VI, p. 679. Notizen aus einer Berliner Hs. im Archiv der Gesell-
schaft für ältere deutsche Geschichtskunde VIII, S. 842. — Uffingus, Carmen de S. Lud-
gero: Acta SS. Bolland. 26. Mart. III, p. 659; Diekamp S. 223. — Liber de conversatione
et miraculis S. Idae : R. Wilmans, Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen I, S. 469.
— P. W. Behrends, Leben des h. Ludgerus, Neuhaldensleben i843. — L. v. Born-
STEDT, Der h. Ludgerus und die Bekehrung der Friesen und Westfalen, Münster i842.
— J. B. Heirmann, De heil. Ludgerus, eerste Bisschop van Münster, Gent 1861. —
Mone, Übersicht der niederländ. Volkslitteratur, S. 372. — v. Olfers in der Westfäl.
Zs. XIX, S. 355. — Rettberg, Deutschlands Kirchengeschichte II, S. 425, 538. —
Strunck, Westphalia sancta ed. Giefers, Paderborn i855, p. 56. — L. Th. W. Pings-
mann, Der h. Ludgerus, Apostel der Friesen und Sachsen, Freiburg i879, S. 9o.
3a5
n
78
KREIS ESSEN
Littentur Herm. Conring, De antiquissimo statu Helmstadii et vidniae coniecturae, Helm-
stadt i665. — Fr. Aug. Ludewig, Geschichte und Beschreibung der Stadt Helmstedt,
Helmstedt 182 1. — P. W. Behrends, Geschichte des ehem. Benediktiner Mannsklosters
S. Ludgeri vor Helmstädt, i842 — 46. — Das S. Ludgerikloster bei Helmstädt: Rett-
berg, Deutschlands Kirchengeschichte II, S. 479. — Wilh. Diekamp, Das angebliche
Privileg des h. Ludger für das Kloster Werden: Westföl. Zs. XLI, S. i48. — Speci-
fication der Hofesrechte, welche die Abdinkhöve zu Werne und Seperade von alters
her gehabt und gehören nach dem Berkhoff des Abts zu Werden: Westphalia I, 1825,
S. 66. — K. Ed. Verhoeff, Das Kartularium Werthinense, Geschichte der Stiftimg
der ehemaligen Benediktinerabtei in Werden a. d. Ruhr im 8. und 9. Jh. : Westfäl.
Zs. XI, S. I und Münster i849. — Zwei Heberegister der Abtei Werden aus dem 8.
und 9. Jh.: Lacomblets Archiv II, S. 2o9; III, S. 181. — Zwei Werdener Register
aus dem i5. und i7.Jh.: Ann. h. V. N. XLIV, S. i98. — Wilh. Crecelius, CoUectae
ad augendam nominum propriorum Saxonicorum et Frisiorum scientiam spectantes.
I. Index bonorum et redituum monasteriorum Werdinensis et Helmonstadensis saec.
X. vel XI. conscriptus, Elberfeld i864 (Gymnasialprogramm). — II". Indices anti-
quissimi eorum quae monasterio Werdinensi per Westfaliam redibant. pars. I, Elber-
feld i869. — III«. Traditiones Werdinenses I (auch Berg. Zs. VI, S. i), Berlin i869.
— III^. Traditiones Werdinenses II (auch Berg. Zs. VII, S. i), Berlin i87o. — Wilh.
Erben, Die älteren Immunitäten für Werden und Corvei: Mitteilungen des Instituts
für Österreich. Geschichtsforschung XII, S. 46. — Crecelius, Das Güter- und Ein-
nahmeregister der Abtei Werden: Neue Mitteilungen des thüring.-sächs. Altertums-
vereins XI, S. 5i8. — Ders., Aufzeichnung über die von Abt Johann von Werden
i332 vorgenommenen Belehnungen: Zs. des histor. Vereins für Niedersachsen i87o,
S. i77; i874, S. 98. — H. Oesterley, Wegweiser durch die Litteratur der Urkunden-
sammlungen I, S. 546.
Ansichten Ansichten, i. Grosse Ansicht bei Braun u. Hogenberg, Städtebuch III,
pl. 4o, 4i,5 X 18,3 cm, links oben Kartouche mit: civitatis werdenae exactis. des-
CRIP. Vgl. Ann. h. V. N. XXXVI, S. i79. Nachbildung, Zeichnung von G. A. Fischer,
als Beilage zur Berg. Zs. XXII.
2. Stich, Ansicht von der Ruhr, 1 7,3x8,7 cm, nach Braun u. Hogenberg, bei
Merian, Topographia Westphaliae, p. 7o.
3. Stich von E. Thelott, i7,5xii cm, vom Anfang des i9.Jh., bez.: werden an
der RUHR IM GROSSHERZOGTUM BERG, Aiisicht vou Abtei und Schloss.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 1 59 Urkunden von i io3 an (geordnet,
aber ohne Repertorium). — Registrum receptorum et expensorum Theoderici abbatis
Werdenensis ab a. i477. — Verzeichnis der Geldgeschenke der Abtei von 1600 — i6i3.
— Annales imperial, immediatarum liberarum et exemptarum ecclesiarum Werdinensis
et Helmstadensis, von Greg. Overham i724, 484 p. mit Index (Abschrift). — Index
des alten Stiftsarchives vom J. i782, Pap. fol. — Catalogus abbatum, wohl von Bern-
hard Rosskamp (t i7o5), in zwei Fassungen.
Im Stadtarchiv: Städtische Privilegien von 1600 — 1681 (II, i), Kriegsbeschwer-
den u.a. von 1600 — 1684 (XI, i3, i4), Religionsbeschwerden 1618 — 1774 (XIII, i),
Städtische Rechnungen von 161 1 ab (XIX, 3 — XXII), Hebezettel der Stadt i5oo bis
i79o (XXVIII, i), Urkunden von i554 an.
Düsseldorf Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 679 Urkunden von 802 — 1806, 4 aus dem
9., 3 aus dem 10., i3 aus dem 11., 16 aus dem 12., 65 aus dem i3.Jh, — 53o Lehens-
urkunden und Schuldbriefe von i4o2 — 1802. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 49.
Handschriftl.
Quellen
Werden
326
WERDEN
79
Die Aktenregistratur in i3 Abteilungen: i. Abts wählen, Regalien, Auf- Handschrift!,
nähme von Konventualen, 2. Pfarrkirchen und Kapellen, 3. Bursfelder Kongregation, * *"
4. Vogtei über Stift Werden und Herrlichkeit Friemersheim, 5. Abtei und Stadt Helm-
städt, 6. Stifts- u. Landeshoheit, Wissenschaftliches, 7. Stadt Werden und Dorf Kettwig,
8. Lehensachen, 9. Hofesverfassung und Hofesgüter, 10. Rechnungen, 11. Reichs- und
Kreissachen, 12. Kriegslasten, i3. Zunft- und Gewerbesachen. Von alten Rechnun-
gen erhalten: Computus officiorum parvorum, granarii, fabricae von i33o, i423 bis
i475 (X, I, 2), Computus cellariae von i432 ab (X, 3), Computus abbatiae von i392
bis 1438 ff. (X, 4).
An älteren Heberegistern und Urbaren (vgl. Crecelius, CoUectae Einl. und
Lamprecht, Verzeichnis niederrhein. Urbarialien S. 33) vor allem Hs. A. 88, Hebe-
register des IG. — 1 1. Jh., 4°, 4o BL (Lamprecht Nr. i. — Lacomblet, Archiv H, S. 2i7;
HI, S. i79. — Crecelius, Collect. I, p. 24). — Hs, A. 89, Heberegister des 10. — 11. Jh.,
Sammelbd. 8^ 3o Bl. (Lamprecht Nr. 2). — Hs. A. i33, Heberegister vom J. io32,
4^ 22 Bl. (Lamprecht Nr. 3). — Hs. A. i34, Prepositure antiquissimum registrum,
conscriptum tempore Wilhelmi 32. abbatis (t 1160), fol., 32 Bl. (Lamprecht Nr. 5. —
Berg. Zs. II, S. 3o6).
An Kopiaren: Hs. B. 5972» Liber privilegiorum maior monasterii Werdinensis,
um 1 160, fol., 66 BL, enthält die traditiones und privilegia, vom Bl. 4i* ab Heberegistei
des 12. Jh. (Lamprecht Nr. 4. — Crecelius III", S. 2. — Lacomblet, Archiv II,
5. 2o9; III, S. 180). — Hs. B. 5974» Liber minor privilegiorum Werdenensis, i4.Jh., fol.,
48 Bl., mit Index, die i. Urkunde von 1002 (Berg. Zs. VI, S. 1; VII, S. i). — Reding-
HOVENsche Hs. A. 24, Bl. 45* Decani eccl. Werd., 47» Scholastici, Bl. 33 1" Catalogus
dom. abbatum.
In der Landesbibl. zu Düsseldorf: Hs. G. 7, Annales imperialiiun imme-
diatorum monasteriorum Werthinensis et Helmstadensis, a viro historiarum gnaro d.
Gregorio Overham, praeposito Helmstadensi, quondam cellerario, archivario et priore
Werthinensi, studiose concinnati, bis i646 geführt, i836 aus der Bibl. Büloviana er-
worben (Abschrift).
Im Herzogl. Braunschweig. Landesarchiv zu Wolfenbüttel (vgl. Jacobs Woifenbüuci
S. 6) : Annales monasteriorum Werthinensis et Helmstadiensis autore Greg. Overham,
fol., 583 Bl, bis i646 (VII, B. 21), Originalhs. — Cod. Ludgeri Werdinensis. Varia sub
diversis abbatibus actitata, Urkunden-Abschrift und Auszüge von Ad. Overham (VII,
B. 22). — Werdensia von der Hand Ad. Overhams, Auszüge aus dem Kalendarium,
Einkünfteverzeichnisse, alte Grabschriften, Catalogi abbatum etc. (VII, B. 26). Collectanea
Adolphi Overham in 8 Fol.-Bänden (Inhalt verzeichnet von Ficker in der Westfäl.
Zs. XIII, S. 276). — Chronicon monasterii Werthinensis 7i9 — 1685 (VII, B. 27). —
Catalogus abbatum Werdinensium, A^erfasst i693 vom Propst Aemil. Rhamann. —
Catalogus fratrum Werdinensium professorum de a. i658 — 1774 (VII, B. 2 5).
In der Herzogl. Bibl. zu Wolfenbüttel (Westfäl. Zs. XIII, S. 29i): Cod. 69o
Heimst. 4. Kollektaneen Ad. Overhams über Werden und Helmstädt, Bl. i — 8 Wer-
dener Urkunde aus dem Liber privileg. maior et minor, Bl. in — 161 Abschrift des
alten registrum praepositurae Werthinensis (Original in Düsseldorf). — Cod. io5.
Heimst, fol. Pap., i5.Jh., Liber privilegiorum monast. Helmenstadensis, mit vielen Ur-
künden Werdener Abte aus dem 12. — iS.Jh.
In der Universitätsbibl. zu Leiden: Cod. Voss. 55, Traditiones Werthin enses, Leiden
II. Jh., am Ende unvollständig, das erste Werdener Chartular enthaltend (Archiv der
Ges. für ältere deutsche Geschichtskunde VII, S. 997. — Lacomblet, U B. I, S. xi).
327
8o
KREIS ESSEN
Handschriftl.
Quellen
Hfinnover
Köln
München
Xanten
Berlin
Münster
Abteikirche
Litteratur
Geschichte
In der Kgl. Bibl. zu Hannover: (Westfäl. Zs. XIII, S. 264; XXII, S. 6i5)
Schrank i3, Markana: Werthinensia, Notizen von Meibom u. Leibnitz mit Urkunden
in Abschrift. — Chart. 4**, i7.Jh., 12. Bl., Catalogus abbatum bis 16 14, nebst Verzeich-
nis der zu Werden gehörigen Pfarreien. — Epitaphien der ersten Äbte bis Hilde-
grim II. — Abtskatalog des 16. u. i7.Jh.
Im Stadtarchiv zu Köln: Abschriften von Urkunden in den Farragines des
Gelenius IV, Bl. I — 29. — Observationes ex bibliotheca imperialis liberae abbatiae
Werdenensis i646: Farragines XIV, Bl. 587. — Catalogus dominorum abbatum Wer-
theimens. et Helmenstedens. bis i667, fortgeführt bis 181 5: Farragines XX, Bl. 629.
— Hs. 48, Forst, Materialien zur Geschichte der Abteien Werden und Helmstädt,
i9.Jh. (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv zu Köln XX, S. 73).
In der Kgl. Bibl. zu München: In der Redinghovenschen Sammlung, Cod.
germ. 221 3, Bd. V, Bl. 288« Privüegien von 888 ab, Bl. 297^ Epitaphien; XIV, Bl. 279*,
285^ 299» Urkunden von 888, i3i7, i5ii, i575, i579; XV, Bl. ii4— 139, Urkunden
von 802 ab; XVI, Bl. 66« älteste Diplome; XVII, Bl. 96 Index der Urkunden; XXXI,
Bl. 532 Privilegien.
Im Stiftsarchiv zu Xanten: Kurzer Abtkatalog von 777 — i78o bei Pels V,
Bl. 378.
In der Kgl. Bibl. zu Berlin: Cod. Borrus. fol. 578, Pap., von i58o, Bl. i6«:
Insignis monasterii s. Ludgeri Uuerthinensis annales et catalogus abbatum, bis i572,
aus dem Besitz von L. Tross 1826 (vielfach abweichend von Bucelinus u. Overham).
Im Staatsarchiv zu Münster i. W.: Urkundenabschriften u. a. in der Kind-
linger sehen Sammlung Bd. XI, XV.
ABTEIKIRCHE. Reisak, Bau und Ausstattung der jetzigen Abteikirche:
Der Sprecher, rheinisch-westßll. Anzeiger i834, Nr. 6, S. 89. — Prisac, Kirchen und
Bauwerke: Kölner Domblatt i844, Nr. 100. — Wulff, Die Abteikirche in Werden
a. d. Ruhr: Baudris Organ für christliche Kunst XVI, S. 97; XVII, S. 8. — Kölner
Domblatt 1861, S. 200. — H. Geck, Die Abteikirche zu Werden, Essen i856. Dazu
KuGLER im deutschen Kunstblatt VII, S. 24o; B. J. XXIX, S. 254; Baudris Organ VI,
S. 168; V. Quast in der Zs. für christliche Archäologie und Kunst I, S. 47. — Cremer,
Die Stiftskirche zu Werden: Rombergs Zs. für praktische Baukunst i853, S. i95,
Taf. 2 7. — Stüler u. Lohde, Die Abteikirche zu Werden: Zs. für Bauwesen VII,
i857, S. i63, 55 1, Bl. 20—25. Dazu B. J. XXVIII, S. 99. — Kugler, Geschichte der
Baukunst II, S. 3 16, 339. — LoTZ, Kunsttopographie I, S. 620. — Otte, Geschichte
der romanischen Baukunst S. i87. — Schnaase, Geschichte der bildenden Künste V,
S. 363. — Otte, Handbuch der Kunstarchäologie II, S. 9i. — Dohme, Geschichte der
deutschen Baukunst S. 126, i33. — Dehio u. v. Bezold, Die kirchliche Baukunst des
Abendlandes Taf. 42, 4, 4«; 44, 6; i7o, i; 182, 4; Text I, S. i64, 1 92, 2x7. — Prinz-
hausen, Über die Restauration der Abteikirche: Essener Zeitung i883, Nr. 26, 2. Bl.
— Bericht von Prinzhausen im Kultusministerium zu Berlin, Abschrift in Werden.
— W. Sauer, Verzeichnis der Reliquien in der Abteikirche: Picks Ms. II, S. 474. —
W. Diekamp, Die Reliquien des h. Ludger: Westföl. Zs. XL, S. 5o. — Ders. im
Sonntagsblatt für katholische Christen, Münster 188 1, Nr. 5. — H. Graf, Beiträge zur
Entstehungsgeschichte der kreuzförmigen Basilika: Repertorium für Kunstwissenschaft
XV, S. 94. — Ein umfassendes Werk von W. Effmann befindet sich unter der Presse.
Ludger, der nachmalige Bischof von Münster, der zu Utrecht und York seine
geistige Ausbildung empfangen, gründete vor dem Jahre 796 in Uuerithina im Wenas-
walde an der unteren ikuhr (ursprünglicher Name Diapenbeci von dem gleichnamigen
328
J
Bach: Lacomblet, UB. I, Nr. ii, ii, i3, i7, \9) ein Kloster, um die Sachsen im '
Christentume zu befestigen. Am i4. Febr. 796 geschieht die erste Schenkung für das
Kloster {Lacomblet, UB. I, Nr. 6).
Im J. 800 begann Ludger den Bau einer Kirche {Schenkung vom J. 800 ad
construendam ecciesiam; Lacomblet, U B. I, Nr. 16), die am 8. Mai 801 noch nicht
vollendet war. Sie ward wahrscheinlich er^t 8o4 eingeweiht (Jacobs S. i7). Das
Diplom Karls des Grossen vom 26. April 802, das die Kirche schon vollendet nenni,
6
339
82 KREIS TSSEW
Abieikirche ist unccht (Lacomblet, U B. I, Nr. 26. — BÖHMER- MÜHLBACHER, Regesten des
Kaiserreichs unter den Karolingern Nr. 3 So. — Erhard, Regesta bist. Westfal. I,
p. 82). — Diese erste Kirche war, wie Effmann nachgewiesen hat, die bis in das 18. Jh.
vorhandene Stephanskirche, die i534 wiederhergestellt wurde (Wolfenbüttel, Herzogl.
Staatsarchiv, Varia VII, Bd. XXII, p. 3oi. — Bucelinus II, p. 322: ecclesiam anti-
quam Salvatoris a sanctissimo . . Ludgero olim excitatam et dedicatam ante maiorem
basilicam iam tum ruinam minitantem solidissime restauravit et quasi novam perfecit).
Grabeskirche Nach dem Tode des h. Ludger im J. 8o9 wurde östlich (Vita s. Ludgeri I, lib.
II, c. 8 : extra ecclesiam in parte orientis) von der alten Kirche eine von ihr unab-
hängige Grabeskirche errichtet, in der sich das Grabmal des h. Ludger befand (Vita
s. Ludgeri I, lib. III, c. 6: in ea porticu, quae est ante basilicae ianuam, infra quam
s. sacerdotis sepulchrum susceptum est). Vgl. Diekamp in der Westfäl. Zs. XL, S. 60. —
Wulff i. Organ f. christl. Kunst 1866, S. 121. — Graf i. Repert. XV, S. io3, A. 36 — 4i.
Snivatorkirchc Der Bau der grossen Salvatorkirche wurde gleichfalls von Ludger begonnen
von 875
(nach dem Wortlaut der Einweihungsurkunde), aber erst 875 vollendet. In diesem
Jahre kam der Kölner Erzbischof Willibert nach Werden, um mit dem letzten der
Ludgeriden, dem Abte Hildegrim IL, zusammen die Kirche zu weihen (Niesert,
Münsterisches ÜB. II, S. 7. — Erhard, Regesta bist. Westfal. III, Nr. 448. — Hu-
mann in den B. J. LXXXXIII, S. loi. — Düsäfetdorf, Staatsarchiv, Hs. A. 88, Bl. i5«).
Die Basilika wurde nach Osten über das Grab des h. Ludger hinweggebaut, so dass
der Hochaltar über der Grabkammer zu liegen kam (Vita s. Ludgeri II, c. i3: cripta
necdum peracta erwähnt). Sie erstreckte sich, wie die Nachgrabungen der letzten
Jahre ergaben, von der Ostseite des Westbaues bis zum Abschluss der Choranlage
und besass kein Querschiff.
Weatbau von 943 Im J. 943 wurde durch Erzbischof Wigfrid von Köln eine Marienkirche ge-
weiht. Der Liber privilegiorum maior (Berg. Zs. VI, S. 46) redet Bl. 26 nur von
einer turris s. Marie, das Kalendar des Cod. lat. 358 saec. XL der Kgl. Bibliothek
ZU Berlin, Bl. 106, enthält aber die Eintragung: XII. Kai. Sept. Dedicatio ecclesie
s. Marie sive turris (Westfäl. Zs. XLIV, S. 74). Über die Lage Wulff im Organ
für christl. Kunst 1866, S. i99. Dieser Marienturm kann nichts anderes sein als der
spätere Petersturm, turris s. Petri, der jetzige Westturm, der demnach erst aus dem
Restauration der T. 943 stammt. Im J. io59 Stellt der 20. Abt, Gero, die verfallene Krypta wieder her
Krypta von 1059 -^ •' ^^
und errichtet vier Altäre in ihr. Bucelinus II, p. 3i4: antiquam et coUapsam monu-
mentis celebratam ac miraculis illustrem Werthinensem criptam restauravit (Cod.
Boruss. 578 zu Berlin fügt hinzu: maioris ecclesiae), Erzbischof Anno IL von Köln
weihte sie ein (Th. Lindner, Anno IL, der Heilige, S. iii).
-.?«*",*i^ Ini J. iii9 zerstörte eine Feuersbrunst den grössten Teil der Kirche (Büceli-
1119 — 1200 '' o \
Nus II, p, 3x5. — Cod. Boruss. 578, Bl. 2i*>. — Overham p. 3o7: coenobium cum
basilica, prout a primis episcopis fundatoribus constructa fuerat, conflagravit. —
Schuncken S. 73, io6). Der Neubau der Klosterbaulichkeiten erfolgte sofort unter
Abt Berengozus (1120 — 11 25). Cod. Boruss. 578, Bl. 21^: Iterum orsus fuit coeno-
bium igne consumptum reaedificare, domos et habitacula pro fratrum commoditate
necessaria construere. Ein zweiter Brand erfolgte unter Abt Gerhard von Grafschap
(1228 — 1252). Overham p. 2 73: basilica Werth. tristi incendio cum multo omatu,
Sacra supellectile et nonnullis sacris lipsanis conflagrasse legitur. Ein dritter Brand
äscherte im J. 1256 Kloster und Kirche aufs neue ein (Bucelinus II, p. 3i7. —
Overham p. 3o7. — Schuncken S. 106), und diesmal vollständig bis auf den West-
hamcs 1 257"t'lf5 bau und die Krypta. Abt Albero, Graf von Teklenburg (i257 — 1277), imtemahm
33o
WERDEN
83
Rettauration
des 19 Jh.
sofort den Neubau, der achtzehn Jahre in Anspruch nahm: erst I2 75 konnte die Abieikirche
Kirche durch Albertus Magnus eingeweiht werden (Overham p. 3o8. — Schuncken
S. io7. — BucELiNUS II, p. 3i7: Hie caepit ecclesiam Salvatoris combustam iterum
aedificare, quae completa est an. circiter XX. Tota nova basilicae structura a summo
altari usque ad turrim s. Petri, structura vere basilica in circuitu, id est, ad latera
diversis quondam sacellis uti etiam supra inferiores utriusque lateris fomices, ubi nunc
foris fabrefacta peristylii spectatur forma 9 choris Angelorum stipata, totidemque spiri-
tibus caelestibus erectis altaribus, quorum adhuc quaedam supersunt, quaedam tem-
poris lapsu collapsa sunt (so).
Unter Abt Johann III. von Spiegelberg (i382 — 1387) hören wir von einem Restaiiraiioncn
des 14. u. 19t Jh<
Neubau des Turmes S. Petri (Bucelinus II, p. 32o. — Schuncken S. i33). Einer
der Werdener Türme brannte i455 bei einem Donnerwetter aus (Chronik des Johann
Kerkhörde: Deutsche Städtechroniken XX, I, S. I27). Eine erste Restauration der
Kirche fand dann unter dem 54. Abt, Johann V., statt (i5i7 — i54o).
In den J. iS88 und i598 hatte Werden unter den Spaniern zu leiden, 1629, Zerstörungen
i632 und i633 durch die Schweden, i634 endlich unter den hessischen Truppen.
Stadt und Kloster wurden geplündert, vom Turm der Salvatorkirche Hess der Haupt-
mann Wolfesdorf, homo obscurus et infamis, wie Overham p. 475 sagt, die Bleiver-
deckung abreissen, um Kugeln daraus zu giessen. Die alte Ausstattung, die bei den
einzelnen Plünderungen des i7.Jh. schwer gelitten hatte, wurde unter Abt Ferdinand,
Freiherm von Erwitte (i67o — i7o6) durch eine neue reiche barocke Ausstattung ersetzt.
Die noch nicht abgeschlossene Restaurationsperiode des i9. Jh. begann 1808
(Ausführlich Flügge S. 23 i). Das Gitter, das den Chor lettnerartig nach Westen
abschloss, wurde entfernt, der Boden des Chores geebnet, die beiden nach Süden
in die Kreuzgänge führenden Portale vermauert, das grosse Nordportal offen gelegt.
Im J. 181 1 wurde die Kirche gekalkt, 1823 der Turm gründlich repariert und mit
Blei gedeckt Infolge des Besuches des kunstsinnigen Kronprinzen Friedrich Wil-
helm am 23. Oktober i833 wurde i839 eine umfangreichere Wiederherstellung be-
gonnen, i844 — 1845 wurden die Kreuzgewölbe über den Emporen eingesetzt und die
Dächer über denselben hergestellt, die massiv-steinernen Treppen, die zur Orgel und
zu den Emporen führen, errichtet, i846 — 1847 die Zwiebelhaube des westlichen Turmes
abgebrochen und durch eine polygonale ersetzt, die Krypta neu überdacht, die Nord-
portale erneut. In den J. i848 — 1849 wurde das Innere ausgebessert, mit Ocker ange-
strichen, i85o — i85i um die Krypta ein Entwässerungsgraben angelegt. Die Leitung
der Arbeiten lag in den Händen des Baumeisters von Lassaux und der Bauinspektoren
Felderhoff und Oppermann, Die zweite Periode der Restauration der Abteikirche be-
gann im Juni 1886 nach den von dem damaligen Regierungsbaumeister Prinzhausen
ausgearbeiteten Projekten. Die Oberleitung der Arbeiten lag in den Händen der
Kreisbauinspektoren Niedieck und Baurat Spillner in Essen und unterstand der Auf-
sicht der Königlichen Regierung in Düsseldorf (Regierungs- und Bauräte Lieber und
Hasenjäger) sowie der Ministerien der öffentlichen Arbeiten und des Kultus (Geheime
Ober-Bauräte Adler und Persius) Die Spezial-Bauleitung war nacheinander anvertraut
den Regierungsbaumeistern Nienburg 1886 — 1887, Klehmet 188 7, Kruttge i889 bis An-
fang i892 und Senz von i892 ab. Von grösseren Arbeiten dieser Periode sind zu
nennen: das offnen des grossen Westfensters im Hochschiff, die Herstellung des Vie-
rungsturmes, dessen holzreiches, gedrehtes Dach durch ein eisernes mit Kupfer ge-
decktes ersetzt wurde, femer die Erneuerung des Hochschiffdaches, dessen First der
ursprünglichen Anlage entsprechend gesenkt wurde, wobei auch hier die hölzernen
33 1
84 KREIS ESSEN
: Binder einer Eisenkonstruktion weichen musstcn, sowie schliesslich die Versteifung und
Umdeckung der sämtlichen übrigen Dacher. Die Kosten der genannten Herstellungs-
arbeiten belaufen sich bis jetzt auf il4ooo Mark.
Der älteste Teil der jetzigen Kirche ist die nach 8o9 als selbständiger Bau
errichtete Grabeskirche des h. Liudger, in deren Vorhalle der Heilige (s. o. S. 81)
beigesetzt worden ist Sie ist zum grössten Teil erhallen in dem östlichen Haupt-
bau der Krypta. Ursprünglich bestand sie wahrscheinlich aus einem nahezu qua-
dratbchen Bau, dessen Ostteil im Inneren mit halbrunden Nischen versehen war, wäh-
rend die Vorhalle als Begräbnisort diente. Der Bau war ausserlich durch Pilastcr und
Rundbogenblenden gegliedert (Rekonstruierte Ansicht und Grundriss, beide etwas
phantasievoll, im Organ für christl. Kunst XVI, Beilage zu Nr. 1 1, Bl. II, 23; Beilage zu
Nr. iS, Bl. IV, i4. Vgl. ausführlich Wulff ebenda S, loO, tu).
Fig. 37. Werden. InnciuDticht der Ctobcikirch«.
Nach dem Einsturz im J. io59 fs. o. S. Si) wurde an die Ostseite eine halbrunde
Apsis angefügt (ihre spätere Ergänzung in die Augen springend, da sie die Blenden-
architektur jah unterbricht) und gleichzeitig in die Ostmauer ihr zur Seite grössere
Rund bogen fenster gebrochen, die obere Hälfte der eingestürzten Südseite wurde
erneut (an der unteren sind die Pilaster noch sichtbar), die nördliche erhielt eine
75 cm starke Vorlage (die Trenn ungaflachen der beiden Mauern sind in den Fenster-
laibungen noch sichtbar), später eine zweite 3o cm starke. Die Südmauer ist bei der
Anlage des Entwässerungsgrabens durch fünf Bogen abgesteift worden. Der Umstand,
dass die Grabeskirche beinahe die gleiche Eussbodenhöhe mit der alten Peterskirchc
{der alte Fussboden im Längsschnitt Taf. III eingezeichnet) hatte und ihre Aussenarchi-
tektur beweisen, dass sie nicht als halb in die Erde versenkte Krypta geplant war.
if Die Innenseiten der Krypta zeigen im Norden und Süden Nischen mit zweimal
abgetreppten Gewänden, in die zum Teil kleine Rund bogen fenster eingebrochen sind.
33t
WERDEN 85
Nach Osten in der stärkeren Mauer drei grössere Nischen für Altare, die mittlere '
durch die Apsis ersetzt. Die Wandpfeiler haben ganz flache in den Stein hinein-
geschnittenc in einer Nachahmung des Kerbschnittes gearbeitete Kapitale mit Akan-
ihusblattmotiven (Abb. Organ für chrbti. Kunst XVI, Beilage zu Nr. 1 7, BI. V, 8).
Die vier monolithen 2.55 m hohen Säulen auf ihren steilen eckblattlosen attischen
Basen mit den sorgSLim ausgeführten antikisierenden Blallkapitälen {Abb. Organ für
christl. Kunst XVI, Beilage zu Nr. i7, BI. V, lo), die beiden östlichen mit zwei Reihen
von Blattern übereinander, darüber kleine Voluten, die beiden westlichen mit zwei
Reihen von Akanthusblättem, darüber eine ausgeschweifte Deckplatte mit Mittel-
köplen, weichen sowohl in der stilistischen Formensprache wie der Ausführung von
den Wandpfeilem der Krypta und den Kapitalen im Westbau so stark ab, dass sie
nebst den in Tuffstein ausgeführten Kreuzgewölben dem Erneuerungsbau nach lo59
zuzuweisen sind.
Die litterarischen Nachrichten sind bestimmt genug, um darnach die Grabeskirche
im Ganzen, nicht aber in ihren einzelnen Teilen genau bestimmen zu können. Doch
333
86
KREIS ESSEN
Abieikirche rein Stilistische Merkmale, einmal die für das 9. und lo.Jh. höchst charakteristische
Nischenarchitektur (s. u. S. 93), sodann der in die Augen springende Unterschied
zwischen der technischen Behandlung bei den archaisch unbeholfenen Pilasterkapitälen
und den freieren Säulenkapitälen, endlich die deutlich zu scheidenden zwei Perioden
im Mauerwerk scheinen mir, trotz Effmanns Widerspruch, auf den karolingischen Ur-
spnmg der Anlage hinzuweisen. Die Nachricht von der Wiederherstellung der Krypta
im J. io59 redet ausdrücklich nur von einer Restauration, nicht von einem Neubau.
An der eigentlichen, unter dem Chor gelegenen Krypta, die durchaus die Formen
des Baues von 875 zeigt (s. u. S. 93), ist aber von einer Restauration nichts bemerk-
bar — die Nachricht kann sich also nur auf die Grabeskirche beziehen.
Kiypu» Die unter dem jetzigen Chor und unter der Apsis der 875 (nicht erst unter
Abt Adalwig um io7o, wie Graf a. a. O. S. io5 will) eingeweihten Salvatorkirche
gelegene eigentliche Krypta (Fig. 38. — Dehio u. v. Bezold, Taf. 42, 4, 4*, i7o, i)
besteht aus der i,4o m breiten mit einer Tonne überdeckten Grabkammer K, die
auch von Süden durch einen nur 75 cm breiten Gang zugängig ist und den im
Halbrund um sie geführten 1,2 5 m breiten, 2,10 m hohen mit Tonnen überspannten
Gängen 00 in Gussmauerwerk. Die Apsis wurde in der Weise an die Westmauer der
filteren Grabeskirche angefügt, dass das neue Mauerwerk direkt in jene eingebunden wurde.
MosMikfiuiboden Die Grabkammer K bewahrt zwei verschiedenartige Reste eines Mosaik fuss-
bodens aus dem i4. Jh., die beide das Mäandermotiv nachahmen; der eine zeigt auf
weissem Grunde einfache schwarzblaue Bänder, der andere ist noch durch eine rote
Mittellinie reicher ausgestaltet (Kalkstein und Ziegelstücke). Abb. Organ für christl.
Kunst XVI, Beilage zu Nr. 1 3, Bl. III, 18. — E. aus'm Weerth, Der Mosaikfussboden
in S. Gereon zu Köln, Bonn i873, S. 11. — Ähnliche Muster in Köln, S. Gereon imd
S. Severin (Abb. bei aus'm Weerth) und in St. Denis (Revue de Tart chretien I, p. 98).
— In der Tiefe von i5 cm unter dem jetzigen Fussboden der Grabeskirche wurde
der gleiche Mosaikbodenbelag entdeckt, nach ihm der neue sorgsam hergestellt (Eff-
mann i. d. Zs. für christl. Kunst I, Sp. 368).
We»ibiiu Der zeitlich am nächsten stehende Teil ist der 943 vollendete Westbau (Fig. 36
und 39 A). Der Westturm erhebt sich über der in i m Höhe über dem Ansatz der
Pultdächer sichtbaren, über die Mauer nicht vorspringenden Horizontallisene in der Höhe
von drei Stockwerken. In dem untersten befanden sich ehemals nach Norden und Süden
je zwei hohe rundbogige Fenster, zwei weitere breitere in dem zweiten Geschoss. Beide
Paare sind vermauert, an die Stelle der oberen sind bedeutend schmälere getreten,
in denen — in der Mauerstärke — an hölzernen Achsen die Glocken aufgehängt
sind. Über den Gewölben sind an den Innenseiten der Turmmauern nach Westen,
Norden und Süden grosse rundbogige Blenden sichtbar. Der grosse Bogen, der sich
nach dem Langhaus öffnet, ist von einem Entlastungsbogen überwölbt, zwischen
beiden Bögen ist eine Hand breit Raum gelassen, damit der untere Bogen, sofern
der obere sich setzen sollte, nicht gedrückt werde. An der Nordwestecke des Turmes,
befindet sich ein vierseitiger, an der Nordostecke ein halbrunder Vorsprung, deren
Bestimmung nicht feststeht (Rest eines Treppenturms oder Aufsatz für Skulpturen?).
oberge»cho8s Das in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts neu aufgesetzte Obergeschoss
zeigt auf jeder Seite je zwei grosse rundbogige Doppelfenster von schweren und
wuchtigen Formen, mit zweimal abgetreppten Gewänden und einer Mittelsäule mit
Würfelkapitäl. Den oberen Abschluss bildet ein Rundbogen fries, darüber ein aus auf-
steigenden Akanthusblättem gebildeter Fries, der ebenso die acht niedrigen Giebel
des Turmes einrahmt. Das niedrige Dach ist sechzehnseitig. Vor der Restauration
334
J
WERDEN
87
trug der Turm eine einfache Zwie-
belhaube des i7. Jh. (Abb. i. d. Zs.
für Bauwesen i8S7, Bl. 21). Die
früheren Turmhauben sichtbar in
der Ansicht i (s. o. S. 78).
Die Aussenmauem der Sei-
tenschiffe des Westbaues schliessen
mit einem Klötzchenfries ab, im
oberen Stockwerk drei vermauerte
Fenster, im unteren gleichfalls drei
Fenster von sehr einfachen For-
men. Der Obergaden der Seiten-
schiffe war ursprünglich durch
grosse rundbogige Blenden geglie-
dert, von denen nur an der West-
seite und an der Nord- und Süd-
seite je eine erhalten sind — an
der Südseite sind in sie zwei
schmale rundbogige Fenster ein-
gebrochen. Die westlichen Schmal-
seiten der beiden Seitenschiffe zei-
gen im Erdgeschoss je eine kleine
vermauerte Thür. Die Westfa9ade
ist durch die Restauration von 1 886
stark verändert worden. Der (er-
neute) Giebel ist durch Rundbogen-
fries eingerahmt und durch drei
Rundfenster belebt, in der Mitte
der Wand zwischen zwei wenig vor-
springenden spitzbogigen Blenden
ein grosses dreiachsiges Fenster
mit einem Sechspass und zwei
Dreipässen im Couronnement des
Masswerks.
In den Seitenschiflfen des
Westbaues befinden sich zwei mit
Tonnen überspannte kapellenartige
Räume, die trennenden schweren
und ungegliederten Pfeiler sind
durch i,i3 m breite etwas abge-
flachte Bögen mit den Aussen-
mauem verbunden. Nach den
Aussenseiten in jeder Tonne je
ein wenig abgeschrägtes Rimd-
bogenfenster.
In dem westlichen massiven
Teil fahren zwei nur 1,20 m breite
Gänge nebeneinander her, die die
Abteile ir che
Aussenmauern
Seitenschiffe
Fig. 39. Werden. Grundriss der Abteikirche.
335
88
KREIS ESSEN
Emporen
Vorhulle
Abteiicirche ZU den Emporcn führenden Treppen enthalten. In den äusseren Gängen wölben sich
unter den Treppen aufsteigende Tonnen, der Raum öffnete sich nach Westen ur-
sprünglich mit einem rundbogigen Portal; dieses wurde später vermauert und dafür
ein kleines Rund bogen fenster eingesetzt.
Die Emporen des Westbaues sind von zwei durch Gurte getrennten Grat-
gewölben überspannt, den Gurten entsprechen an beiden Seiten Halbpfeiler mit ein-
fachen Kämpfern. An der Nordseite des Westturmes sind über den jetzigen Gewöl-
ben der Seitenschiffe bedeutende Ansätze von leicht nach aussen geneigten Tonnen-
gewölben sichtbar. Die Emporen des Langhauses liegen um fünf Stufen höher als
die im Westbau. Letztere öffnen sich nach dem Mittelschiff mit je drei Doppel-
fenstern. Das äussere westliche Paar gehört nebst dem darüber befindlichen Fenster
der Bauperiode vom i3.Jh. an, die beiden unter dem Turm gelegenen Paare haben
die Formen des alten Baues rein bewahrt. Sie zeigen tief herabgehende einfache
Rundbögen, in die die Fensterbögen direkt eingespannt sind. Die Bögen werden
getragen von je einer 2,55 m hohen Säule mit hoher und steiler Basis. Das Kapital
besteht bei einer Säule aus einem doppelten Blätterkranz mit darüber gestellten rohen
Voluten, bei den anderen drei aus umgeklappten pilzartigen Kelchen mit dreimal
abgetreppten Kämpfern, eine Form, in der Dehio u. v. Bezold (S. i93) eine spezifisch
angelsächsische Übung sehen.
Im Westen tritt der Kirche eine mächtige Vorhalle (Fig. 36 und 39, B) vor, die
sich nach Westen mit einem einzigen 5,8o m breiten Rundbogen öffnet, der auf i,o5 m
breiten Halbpfeilern ruht. Vorlagen von gleicher Breite treten an den äusseren Ecken
nach Westen wie Süden und Norden risalitartig vor; um alle zugleich ist der einfache
aus Deckplatte und Schmiege bestehende Kämpfer herum verkröpft. Nach Westen
wird der Bogen von einem (in Backstein erneuten) flachen Giebel gekrönt. Die durch
die wuchtigen Formen und die bedeutenden Spannungen äusserst wirkungsvolle Halle
ist von einem aus Tuffziegeln aufgeführten Kreuzgewölbe getragen, dessen Schildbögen
auf um 25 cm vorstehenden Eckpfeilern ruhen. Die Seiten wände sind durch je ein
romanisches Doppelfenster gegliedert mit schwerem Bogen, einfachem Kämpfer und
Mittelsäule mit Würfel kapital. Eine breite Freitreppe von zwölf Stufen, die den ganzen
Raum der Halle einnimmt, führt zu dem Portal empor, dessen innere Gewände mit
abgefassten Kanten zweimal abgetreppt sind und das in den Abschrägungen je zwei
Säulchen enthält, die sich über den einfachen Kelchkapitälen als Rundstäbe fortsetzen.
Der vordere Teil der Portalgewände bildet eine Tonne, in der drei zu einem Bündel
vereinigte auf Konsolen ruhende Rundstäbe als Gurt herumgeführt sind (Instruktiver
Längsschnitt durch Westbau und Vorhalle bei Dehio u. v. Bezold, Taf. 44, 6). Hinter
dem jetzigen Portal befindet sich, durch das erstere verdeckt, in der Westwand der
Kirche das alte Portal von dem Bau vom J. 943 (angegeben in Taf. III).
Die Vorhalle selbst gehört wahrscheinlich einem der Umbauten des ii. oder 12. Jh.
an. Bei den Restaurationsarbeiten des J. i89i — 1892 ergab sich, dass sie nicht in
den Westbau eingebunden war, und dass die Mauer, an die sie angelehnt ist, ursprüng-
lich mit Malerei bedeckt war.
In der Entfernung von 6,3o m nach Westen zieht sich eine Mauer hin, an der
den Stirnrisaliten der Vorhalle Ansatzstümpfe entsprechen; der Vorhalle gegenüber
öffnet sich eine flache und gedrückte Apsis C von 5 m Sehnenspannung — die ein-
zigen Reste des vor der Vorhalle gelegenen Paradieses.
Neubau Der Neubau des i3.Jh., in den prächtigen Formen des rheinischen Obergangs-
Äusseres stiles aufgeführt, bildet eine dreischiffige Kirche mit Querschiff, achtseitigem Vierungs-
Portal
Paradies
336
9o
KREIS ESSEN
Qaerarme
Abteikirche turm Und Emporen über den niedrigen Seitenschiffen, von denen zwei Gewölbejoche
zusammen einem Mittelschiffjoche entsprechen. Die lichte Länge dieses Teiles beträgt
46,1 m, die lichte Breite 21,2 m, das Querschiff ist 28,4 m lang und 8,8 m breit,
obergaden Der Obergaden des Mittelschiffes ist ' unter dem Dachgesims durch einen Rund-
bogenfries gegliedert und durch vier grosse aus der achtseitigen Rose konstruierte
Rundfenster belichtet. An den Westecken und zwischen dem zweiten und dritten
Fenster eine Vertikallisene (Fig. 36).
Seiteoschiffc Die Seitenschiffe zeigen drei grosse dreiteilige Fenster von höchst einfacher
Gliederung, im Spitzbogen geschlossen, die einzelnen Lichter nur wenig abgeschrägt.
Darüber je ein einfaches rundbogiges Fenster. An der Stelle des vierten westlichen
Fensters befindet sich an der Nordseite ein grosses romanisches Portal, i847 durch-
weg in Haustein erneuert, mit je zwei Säulchen in den abgetreppten Gewänden, die
sich über der durchlaufenden Deckplatte als ornamentierte Rundstäbe fortsetzen. Die
Ornamentik roh und missverstanden (Fig. 36).
Die Querarme setzen in Dachgesims und Rundbogenfries die Gliederung des
Mittelschiffes fort. An den äusseren Kanten der Nordseite sind breite, um 10 cm vor-
stehende Lisenen niedergeführt, die am Fusse die ausserordentliche Breite von i,5om
erreichen. Die Ost- und die Westu'and sind durch je ein grosses rundbogiges Fenster
belebt, die Stirnseiten durch drei Fenster (im Norden in grosse, leicht spitzbogige
Blenden eingebrochen), von denen das mittlere im Norden um i m höher hinauf-
gerückt ist, die die Sohlbänke fortsetzende Horizontallisene schlägt dieselbe treppen-
förmige Abstufung ein. In der Giebelwand darüber drei in Medaillons eingezeichnete
Vierpassfenster. An der Nordseite ist i847 an Stelle des alten ein grosses, prunk-
reiches Portal errichtet worden, mit je drei Säulchen in den abgetreppten Gewänden,
der Giebel darüber getragen von zwei völlig freistehenden Säulen. Das alte Südportal
gleichzeitig vermauert. (Der Sockel liegt 1 m unter dem aufgeschütteten Boden.) Es
zeigt in den Gewänden zwei Säulen mit Ringen, die sich als Rundstäbe fortsetzen,
über der Thüröffnung das Tympanon ganz leer (für Bemalung bestimmt).
Die an die Ostseite eines jeden der Kreuzarme angebaute Apsis war ehemals
nur durch zwei dünne Vertikallisenen an der Seite und einen Rundbogenfries aus
Tuff gegliedert und von einem grossen Rundbogenfenster erhellt. Sie wurden mit
den Seitenschiffen des Chorhauses durch eingefügte runde Treppentürmchen in Ver-
bindung gebracht, um die der Rundbogenfries verkröpft ward.
vicrungiturm Der achtseitige Vierungsturm ist mittelst — im Inneren sichtbarer — Penden-
tifs aus dem Viereck übergeführt, denen im Äusseren Abdeckungen von Niedermen-
diger Basaltlavaplatten mit im stumpfen Winkel gebrochenen Kanten entsprechen. Die
acht Seiten sind durch Vertikallisenen und einen Spitzbogenfries eingeschlossen imd
enthalten je ein einachsiges Fenster von höchster Einfachheit der Gliederung. Auf-
fallend reich im Gegensatz hierzu erscheinen die kleinen Giebelchen darübey. Die
Horizontallisene unter ihnen wie die Giebelgesimse zeigen nebeneinander einen Klötz-
chen- und einen Schuppenfries; jeder Giebel enthält ein dreiteiliges Spitzbogenfenster,
der mittlere gestelzte Bogen von zwei freistehenden Säulchen getragen. Die neue
eiserne mit Kupfer bekleidete Turmhaube ist achtseitig.
Das Chorhaus ist wie das Mittel- und Querschiff im Obergaden imter dem
aus zwei Wülsten und einer Kehle gebildeten Dachgesims mit einem Rundbogenfries
abgeschlossen. An der Ostseite befinden sich drei Rundfenster, darüber ein in ein
Rundmedaillon eingezeichnetes Vierpassfenster. Jede der Längsseiten ist durch zwei
grosse aus der achtblätterigen Rose konstruierte, von einem Rundstab eingefasste Rimd-
Aptiden
Chorhaus
338
WERDEN
9l
Chor
Inneres
Laufhmis
fenster belebt An der Südostecke auf einem vorgekragten Halbrund ein gut stili- Abteikirche
sierter steinerner romanischer Löwe.
Das nördliche Seitenschiff des Chorhauses ist nur an der Längsseite durch einen
Rundbogenfries gegliedert. Die alten romanischen Fensteröffnungen sind zum grossen
Teil vermauert; erhalten ist nur an der Ostseite ein schmales Fenster im Obergaden,
und im Untergeschoss ein kleines, den südlichen Zugang zur Krypta erhellendes Rund-
fenster. Im Hauptgeschoss ist ein grosses spitzbogiges Fenster eingebrochen.
Der Chor ist fünfseitig und mit einem fünfseitigen sternförmigen, mit Zinkblech
verkleideten Dach eingedeckt, über den fünf Feldern in Tuffstein i846 aufgesetzte
Giebelchen mit eigenen Satteldächern. Jede der fünf Seiten ist durch Vertikallisenen
imd aufsteigenden Rundbogenfries eingerahmt und enthält je ein schlankes rundbogiges
Fenster mit herumlaufendem Rundstab.
Das zwischen das Querschiff und den Westbau eingespannte Langhaus (Taf. III)
besteht im Inneren aus zwei Doppeljochen, die durch einen an den Kanten abge-
fassten auf Pfeilervorlagen ruhenden Gurt getrennt sind. Die Hauptpfeiler bestehen
ähnlich den Vierungspfeilem im Grundriss aus zwei durcheinander geschobenen Recht-
ecken, während die Zwischenpfeiler einen einfach quadratischen Grundriss besitzen.
An den Ecken der Doppeljoche steigen Dienste empor, die dazwischen liegenden
Rippenansätze ruhen auf dünneren mit einem Ring versehenen Dreiviertelssäulchen,
die unter der durchlaufenden Horizontallisene mit einer reichskulptierten Konsole ab-
schliessen (Proben Rombergs Zs. für prakt. Baukunst i853, Taf. 2? und Zs. für
Bauwesen i857, Bl. 25).
Die unteren Arkaden zeigen nur nach den Laibungen zu einen Kämpfer, in
die Arkadenbögen ist ein zweiter eingerückter Bogen mit niedrigerem Scheitel einge-
spannt. Die Emporenfenster sind zweiteilig, von einem gemeinsamen Spitzbogen über-
spannt und von einem auf Ecksäulen ruhenden Rundbogen umrahmt, die Fensterbögen,
wiederum mit eingerücktem niedrigen Bogen, ruhen auf zwei gekuppelten Säulchen
mit Blatt- oder Knospenkapitälen unter gemeinsamer Deckplatte. Im Obergaden in
jedem Doppeljoch zwei achtblätterige Rosettenfenster, von einem Kreis mit Rundstab
umrahmt. Die im i7.Jh. zerstörten Gewölbe der Emporen sind i847 erneut worden.
Die Seitenschiffe sind mit einfachen Kreuzgewölben überspannt, deren Rippen
Rundstabprofile mit zwei Kehlen zur Seite zeigen. An den Hauptpfeilem ruhen die
trennenden Gurte auf Vorlagen, denen an den Aussenmauern Halbpfeiler entsprechen,
an den Zwischenpfeilem und entsprechend an den Aussenmauern auf Dreiviertels-
säulen. Der aus Deckplatte, Kehle und Rundstab bestehende Kämpfer ist um die
ganzen Pfeiler und die Wandvorlage herum verkröpft. Die dreiteiligen Fenster zeigen
eine interessante und wirkungsvolle Umrahmung durch Rundstäbe, die vor den beiden
Pfosten auf je einer Säule mit Knospenkapitälen ruhen.
Die Vierung wird von vier schweren reich gegliederten Pfeilern getragen. Die
inneren vier Vierungsbögen selbst ruhen auf stämmigen Halbsäulen. Eine gemeinsame
Deckplatte ist über den Knospenkapitälen um den ganzen Pfeiler verkröpft und wird
nur von den in den Ecken aufsteigenden jungen Diensten durchbrochen, die das
horizontale, an den Seiten auf Klötzchen ruhende Gesims tragen, über dem die aus
dem Viereck in das Achteck überführenden leicht gewölbten Pendentifs aufsetzen,
die nicht aus übergekragten Schichten bestehen, sondern kuppeiförmig gewölbt sind.
Die vier Bogen wände über dem Gesims sind gegliedert und erleichtert durch je drei
Spitzbogenblenden, der mittlere Bogen gestelzt, von Rundstäben eingefasst, mit je
zwei Paaren von gekuppelten Säulchen. Die Kuppel zeigt ähnlich wie der Chor-
Seitenachiffe
Vierung
339
92
KREIS ESSEN
Kreurarme
Chorhaus
Abteikirche abschluss eine Überaus reiche Gliederung, indem alle Kanten at)gefasßt und durch
Rundstäbe ersetzt sind. Die acht breiten Rippen des Gewölbes ruhen auf kurzen
Diensten, die oberhalb der Pendentifs mit Konsolen abschliessen, die acht Bogen-
laibungen werden zweimal von verschieden starken Säulchen mit Rundstäben belebt.
Die einachsigen Fenster selbst haben dafür eine durchaus schwere, einfache Profi-
lierung. Kuppel und Rippen bestehen aus Tuff. Der ganze "Turm befindet sich in
Bewegung. Die Scheitel der Bögen sind schon in der Anlage des i3.Jh. nicht ge-
nügend belastet, da durch die Bögen der grösste Teil des Druckes auf die Ecken
übergeführt wird.
Die beiden Kreuzarme werden überwölbt von quadratischen Klostergewölben
mit Diagonalrippen und senkrecht zu den Schildbögen im Scheitel der Kappen ge-
zogenen Nebenrippen, die wie im Chorhaus aus einem Rundstab mit zwei Kehlen
zur Seite bestehen, während die Rippen im Langhaus das gewöhnliche Schienenprofil
zeigen. Die Diagonalrippen wae die dünnen Rundstäbe der Schildbögen ruhen auf
schlanken Diensten, die Nord- und Südwand ist durch je drei, die Ost- und West-
wand durch je ein höchst einfaches rundbogiges Fenster belebt Die Emporen schliessen
nach dem Querschiff zu mit einfachem Doppelfenster mit zwei gekuppelten Mittelsäulen
von den Dimensionen der Emporenfenster des Chorhauses ab (Fig. 4o). Die kleinen
Seitenapsiden sind von mit drei Ringen versehenen Rundstäben eingerahmt und durch
je ein (vermauertes) Rundbogenfenster erhellt. Daneben öffnet sich der Zugang zur
Krypta — der südliche hat im i5. Jh. eine rechtwinkelige Stabwerkprofilierung erhalten.
Das Chor haus (Taf. III) bildet ein Quadrat, das gegen das Querschiff um zwei
Stufen erhöht ist. Der Altarplatz selbst steigt erst um sechs, dann um eine Stufe auf.
Die Rippen und die Rundstäbe der Schildbögen ruhen in den Ecken wie im Lang-
haus und Querschiff mit Knospenkapitälen auf langen und schlanken Diensten. Die
Rippen sind mit von Anfang an auf Polychromie berechneten Rosetten besetzt. Die
mittlere Rippe ruht an den Längsseiten auf einem dünneren nur bis zwei Drittel der
Höhe herabgeführten, mit einem Ring versehenen Dienste, der mit einem Äffchen und
einem kauernden Menschen abschliesst.
An den Längsseiten setzt sich über dem durchlaufenden Gurtgesims die Gliede-
rung des Langhauses fort. Zuerst die Empore mit je zwei Doppelfenstern mit Eck-
säulen, gekuppelten Mittelsäulen und einrahmendem Rundstab, nur wenig schmäler
als im Langhause und ohne die Abtreppung der inneren Bögen. Darüber je zwei
achtblättrige, von einem Rundstab umrahmte Rosettenfenster.
Der Obergaden über dem Triumphbogen ist von drei Rundfenstem durch-
brochen. Der Triumphbogen selbst gewinnt durch einen mit fünf Ringen versehenen
Rundstab über dünnen Dreiviertelssäulchen an Feinheit der Gliederung.
In dem fünfseitigen Chorabschluss tritt jeder Kante eine Vorlage und dieser
ein alter, die Rippen des Sterngewölbes tragender Dienst vor, dem wieder zwei
schmälere junge Dienste, welche die die Fenster einrahmenden Rundstäbe tragen,
zur Seite treten. Das Knospenkapitäl mit der polygonalen Deckplatte ist nebst zwei
Ringen um das ganze Säulenbündel samt der Vorlage verkröpft. Die Gliederung wird
eine überreiche dadurch, dass der Bogenabschluss über den Fenstern noch ein schmales
Profil erhalten hat und die Fenster selbst von einem weiteren dünnen Rundstab ein-
gefasst sind. Der Chor wird von einer aus fünf Rundbogenkappen gebildeten Halb-
kuppel bedeckt.
Das Material des Westbaues ist Ruhrkohlensandstein in Bruchsteinen, ebenso
das des Baues des i3.Jh., an dem aber die Fenster, Bögen, Gewölbe und profilierten
Chorabschluss
Material
34o
WERDEN
93
Teile aus Brohl thaler Tuff hergestellt sind. Das spätere Westportal besteht aus Tuff. Abteikirche
Bei der Restauration wurde das neue Westfenster 1886 aus Oberkirchener Sandstein
eingefügt, die älteren Teile aus den vierziger Jahren sind in Ruhrkohlensandstein er-
gänzt Der Aufsatz auf dem Westturm besteht aus Backstein mit Tuffverblendung,
der Vierungsturm aus Bruchstein mir Tuffverblendung. Alle Gesimse bestehen aus
Sandstein. Der Langhaus-Dachstuhl und der Helm des Vierungsturmes sind in Eisen
erneuert, Querschiff und Langhaus eingeschiefert, beide Türme mit Kupfer gedeckt.
Die Grabeskirche des h. Ludger, jetzt die äussere Krypta, stellt in ihrer Künstlerische
Würdigung
ursprünglichen P'orm einen der interessantesten karolingischen Bauten dar. Mit der Grabeskirche
Alfridsbasilika und der älteren Krypta zu Essen (s. o. S. 23, 27), S. Stephan und Emme-
ram in Regensburg, der Ludgerikirche zu Helmstädt (Dehio u. v. Bezold, Taf. i7o,
9, 10, 11), der Stiftskirche zu Meschede (B. J. LXXXXIII, S. iii), S. Georg zu Köln,
zeigt sie die dieser Gruppe eigentümliche Nischenarchitektur, die sonst nur vereinzelt
an älteren Bauten Italiens, so der im 8. Jh. umgestalteten Kirche S. Maria in Cos-
medin in Rom (Rohault de Fleury, La messe II, pl. i37) oder in S. Apollinare in
Classe zu Ravenna vorkommt. In ihrer Bestimmung als Grabeskirche nimmt sie eine
durchaus einzigartige Stellung ein. Hohe Bewunderung erweckt die Art und Weise,
wie der Baumeister der Salvatorskirche diese mit der Grabeskirche in Verbindung
brachte. In ähnlicher Weise zog beim Bau einer neuen Klosterkirche zu Helmstädt
Abt Bernhard v. Wefelkoven (11 25 — ii38) die Felicitaskirche als Krypta mit in den
Umfang des Neubaues. In der Anlage der Kathedrale zu Carcassonne schliesst sich
gleichfalls an den Hochchor eine freigelegene niedrige ursprüngliche Grabeskirche
an. Die eigentliche Krypta, die in die Grabeskirche eingreift, zeigt das System Krypm
von mittlerer Grabkammer mit seitlichen Gängen, wie es neben den altchristlichen
Kirchen nur noch der Grundriss von St. Gallen, die Krypten von Konstanz und
Soissons, und etwa das Grab des h. Quentin in der Kirche Saint-Quentin zeigt (Gh.
GoMART in der Revue de l'art chretien V, p. 32o, 326).
Der Neubau der J. 1257 — 1275 ist die letzte und glänzendste Verkörperung des Langhaus
rheinischen Übergangsstiles. In den Formen steht er S. Quirin zu Neuss am nächsten,
dessen achtseitigen Vierungsturm er zumal in der Innengliederung vollständig wieder-
holt, in der Bildung der Emporenfenster, aber nur in diesen, der Abteikirche zu
Gerresheim und dem Langhaus von Limburg a. d. Lahn.
Ausstattung.
Hochaltar (Taf. IV). Alte romanische steinerne Mensa, i,o5 m hoch, i,45 m
breit, 2,55 m lang, mit Ecksäulchen und Rundbogenfries, die Bogen auf Blattkonsolen
ruhend. Der in schwarzem und vergoldetem Holz um i7oo (s. o. S. 83) aufgeführte
sehr wirkungsvolle und bedeutende Oberteil, der nur für den Chorraum etwas allzu
machtvoll erscheint, enthält als Mittelbild eine Darstellung des h. Ludgerus in Ver-
zückung, in reichem Goldrahmen, darüber von zwei Löwen gehalten das Wappen des
Abtes Ferdinand von Erwitte (i67o — i7o6). Den Aufbau tragen Pilaster und gewun-
dene Säulen mit korinthischen Kapitalen, zur Seite stehen Ludgerus und Karl der Grosse.
Im Aufsatz, der mit einem geschweiften durchbrochenen Giebel abschliesst, ein gutes
Mittelmedaillon mit der in Wolken thronenden Madonna, ganz frei herausgearbeitet
und fast an italienische Arbeiten erinnernd, darüber die Gestalt Christi mit der Welt-
kugel zwischen zwei knieenden Engeln.
Hinter dem Altar war schon unter Abt Adalwig (H. Graf im Repertorium XV,
S. io5) auf vier monolithen Säulen ehemals der Schrein des h. Ludgerus ?iufgestellt
Ausstattung
Hochaltar
Schrein
341
94 KREIS ESSEN
e (zwei davon im nördlichen Querschiff). Hinter dem Altar öffnet sich in einer Blende
ein Fenster mit Aussicht auf die Krypta, zur Seite zwei Reliefs aus gelblichem
Sandstein {Fig. 4i. — aus'm Weerth, Kd. Taf. XXIX, 3; II, S. 39), 7o cm hoch,
zwei Geistliche darstellend, H.Jh-, von einem früheren Bau herrührend.
Der ehemalige Hochaltar, dessen Verbleib unbekannt ist, war im J. iSia von
Meister Johannes /oifoci Wesaliensis, insignis Apelleie artis pictor angefertigt und iS4i
durch den Maler Barlkolomaa Fiiscus aus Köln gefimisl worden (Düsseldorf, Staats-
archiv, Reg. Werden II, i, Nr. 7). Der Meister kann mit dem früher von Förster
(Denkmaie XII, S. aS; Geschichte der deutschen Kunst II, S. i53) in die Litteratur
eingefOhrten Meister von Werden nicht identificierl werden.
Seitenaliare in den Seilenabsiden, barock, die geschweiften und durchbrochenen
Aufsatze getragen von je zwei marmorierten Säulen mit vergoldeten Kapitalen, auf
den Kanten in sehr kühnen Posen Jünglingsfiguren, Engel, in fliegenden Gewändern.
Im nördlichen Seitenaltar neues Gemälde der thronenden Madonna von Mintrop,
darüber in reich geschniztem Holzrahmen die h.
Dreifaltigkeit (um 1 7oo), auf dem südlichen Seiten-
allar Himmelfahrt und Gottvater, beide um 1 7oo.
Im Westbau in der nördlichen Seitenkapelle
gothische Mensa, i,8om breit, mit nasen verzierten
Spitzbogenblenden, aus dem 1 4. Jh. Einfache barocke
AlEaraufsätze.
Chorgestühl von dunkler Eiche (ura i7oo},
von schwerföUigen, aber kraftigen und wirkungs-
vollen Formen, zweireihig, mit hoher Rückwand,
die Felder mit polygonaler Einrahmung und Ara-
besken, die trennenden Pilaster mit Frucht- und
Blumenschnüren, unter dem Architrav Engelsköpfe.
Fig 41. Werden. Als Krönung dienen geschweifte Giebel, darüber
Romi.ni.cho Rtii.f. hinier den Hgch.ioir. Medaillons mit den Reliefporträts der Heiligen
S. Rupertus, S. Haimo, S. Wilhelm v. Aquitanien,
S. Reinoidus (nur diese erhalten). Die Wangenstücke der hinteren Reihe mit Karyatiden
und Engelsköpfchen, der vorderen mit sehr reichen Arabesken und Engelsköpfchen. Nur
die eine Hälfte des Gestühls vollständig erhalten, die andere zerteilt in den Seitenschiffen.
Barocke Kanzel, sechsseitiges Gehäuse mit den vergoldeten Figuren der vier
Evangelisten, Treppengelände mit geschnitztem Rankenwerk, über der Thür das Abtei-
wappen, grosser Schalldeckel mit der Gestalt des auferstandenen Christus.
Lebensgrosse Holzfigur der Madonna, iS. Jh., neu bemalt, der schmale
Körper leicht ausgeschweift, mit lieblichem Köpfchen, charakteristisch die steifen und
hölzernen Unterarme mit dem mangelnden Handgelenk, das Kind ganz bekleidet
Im südlichen Querarm entsprechend die stark bewegte barocke Holzfigur
des h. Joseph.
Romanisches Steinrelief, i3. Jh., über den Südeingang der Krypta eingemauert,
mit I4 Heiligen, Fragment {Abb. aus'm Weerth, Taf XXIX, S).
Steinrelief des ausgehenden iS.Jh., im südlichen Eingang der Krypta, So cm
hoch, I m breit, das Martyrium des h. Erasmus darstellend, dem die Gedärme ausge-
wunden werden.
Lebensgrosse bemalte Holz f igu r e n der hh. Erasmus und Johannes von
Neiromuk (um i7oo), unter barocken Baldachinen.
343
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342
Clior der Abteikirchc,
95
Grabstein des Abtes Anton Grimhold (Fig. 42. — W. Effmann i
Christi. Kunst II, Sp. i9 mit Abb.), 3,2o m x i,4S m, an der Nordseite des Chores.
Der Abt ruhend dargestellt, mit dem Hirtenstab im Ann, gut behandelter charakte-
ristischer Kopf. Umschrift: reverendissimo patri Antonio grymolt, ounis virtutis
ET PIETATIS SANCTO CULTOHI . . ., HÜ1US MONASTERII ABBATI SECUNÜO RELIGIOSISSIMO,
SUCCESSOR ET FRATRES M. L. (monumenti loco). ANNO DOMINE lSl7, |3. MENSIS JULII.
Ausserdem im Muttei^otteschore die Grabsteine der Äbte Ferdinand {i67o
bis i7o6) mit lebensgrosser Figur desselben, Coelestin {i7o6— i7i8), Anselm (i757
bis i774), Simon {i7j7) und des Herrn
Ferdinand Wilhelm von Doomigh
(Jahreszahl unkenntlich). Im Apostel-
chore Grabsteine der Äbte Heinrich V.
(l646 — 1667) mit leben^osser Figur
und Adolf IV. (l667—i67o}. Im nörd-
lichen Seitenschiff der Peterekirche
Grabstein des Abtes Conrad II. (1601
bis l6l4). Im Mittelschiff der Peters-
kirche Grabstein der Äbte Heinrich IV.
(lS72 — 1601) und Theodor IL (i7l9
bis 1727).
Die ganze Kirche war nach I27S
prachtig ausgemalt worden. Die 1811
überkalkten Wandgemälde konnten
nicht konserviert bleiben, da der Mörtel
sich ablöste. Erhalten nur die Gestalten
der vier Erzengel in Diakonentracht,
Scepter und Reichsäpfel in den Händen
haltend, auf den Pendentifs der Kuppel.
Über dem Triumphbogen ursprünglich
Maria zwischen Ludgerus und Kari
dem Grossen. Die Dienste waren blau
und von goldenen Bändern spiralisch
umwickelt bemalt, die Kapitale zeigten
vergoldete Blätter auf rotem Grunde.
Die Gewölberippen waren wie die
Dienste blau mit goldenen Bändern
umwickelt oder mit goldenen Sternen Fig. 42. wtrdm. Gribucm d« Abt« amod Grimhold.
besät. An den Gesimsen erschienen
die Farben Rot, Blau und Gold, die I.aibungen der Triforienbögen zeigten gelbe
Rankenverzierungen mit abwechselnd grünen und roten Blättern, in der Vierung
war über den Pendentifs der Kuppel ein Fries gemalt, der grün und violett ge-
maltes palmettenähnliches Laubwerk auf rotem Grunde zeigte (Lohde i. d. Zs. für
Bauwesen l857, S, i7o, farbige Tafel, Bl. z3. — Beissel u. Stummel i. d. Zs. für
Christi. Kunst I, Sp. l67. — Baudris Organ für christI, Kunst XII, S. ao8). Reste der
Bemalung in den Kapellen des Westbaues erhalten: grosse vierteilige Sterne in Rot
und Gelb. Das in der Pfarrkirche bewahrte Missaie von Goswinus de Blanken-
steyn (t i4S7) giebt die an den Vorderseiten der Pfeiler im Mittelschiff befind-
lichen Bilder an: Antonius, Jodocus, Barbara, Ludgerus, Katharina, Maria Magdalena.
343
96
KREIS ESSEN
G«mälde
Grab de«
h. Ludger
Abteikirche Dazu die Eintragung: In anno i5iS hae picturae per dealbationem ecclesiae dele-
tae sunt.
Eine Reihe sehr verblichener und wertloser Gemälde des i7. und l8.Jh. Die
Heiligenbilder von dem Pater Ludger Gebhardsöd er (i678 — i73o) herrührend
(ScHUNCKEN S. 2o3). Im nördlichen Querschiff zwei gute deutsche Gemälde des i6. Jh.,
leider ganz verblichen: Elias mit dem Engel und der Mannaregen, auf dem ersten
als Hintergrund eine ziemlich genaue Ansicht der Abteikirche.
Das Grab des h. Ludger befand sich ursprünglich östlich von der von ihm
errichteten Kirche (s. o. S. 82. — W. Diekamp, Die Reliquien des h. Ludger: Westßll.
Zs. XL, S. 5o), in der Vorhalle der Grabeskirche, in ea porticu, quae est ante basi-
licae ianuam, infra quam s. sacerdotis sepulchrum susceptum est. Vital, lib. II, c.8,
vita II, c. 7, 16, 27,3 1. — H. Graf im Repertorium XV, S. io3, io5. — Cod. Boruss.
578 der Kgl. Bibl. zu Berlin erzählt Bl. i7": A. 8i5 s. Ludgeri sepultura ac monumen-
tum novo templo desuper extructo quasi pyramido splendidius dedicatur atque ab illo
ob illius honorem nomen sortitur monasteriumque s. Ludgeri Werthinensis appellatur et
in hodiernum retinet. Quod successu temporis, a. videlicet 1 1 1 9, igne conflagratum et
denuo per abbates piorum opera extructum atque secundo sub Alberto abbate, anno a
priori incendio centesimo super XXXVII., iterum in favillis redactum, tandem ab ipsius
successore Albcro comite de Teckeneborgh d. d. imp. Rom., regum, ducum ac comi-
tum amplis largitionibus adintus multo magnificentius et splendidius . . . pyramidcm ex
quadrato lapide super aditum templi, quod chorum vocant, in altum eleganter pro-
tensam et a successoribus postea extructam, quam turris S. Petri vocant, quem ad-
modum de praesenti conspicitur (so), conditum fuit, et ab Alberto Magno Ratispo-
nensi ep., a. vid. 1275, consecratum. — Bl. 21* Adaluuigus (1066 — 1081) ossa s. Ludgeri
e crypta in umam argenteam in plerisque locis auro puro obductam et exomatam
collata, et ad summam aram ita ut in fronte per cancellos conspici possit, super duas
columnas marmoreas cum hac rithmatica inscriptione per eum posita sunt.
In summitate dextrae columnae versus australem plagam aurichalco circum-
ducta habetur: confer adaluuigo requiem, deus, in paradiso.
Ad calcem columnae: Qui peragebat opus, quo nitet^iste locus.
In summitate alterae columnae versus septentrionem, similiter arculo ex aurichalco
circumposita : inter coniunctas fidei compage columnas.
In pede: vivorum lapidum, da sibi, christe, locum.
Kürzer die Berichte bei Bucelinus II, ^. 3i4. — Cincinnius, vita Ludgeri:
Geschichtsquellen IV, S. 265. Abbildungen der beiden Tumben möglicherweise in der
Beriiner Hs. der Vita S. Ludgeri (Westföl. Zs. XXXVIII, S. i76). Die Reliquien ruhen
jetzt in einem hölzernen Kasten hinter dem Hochaltar. Erhebungen fanden im J. i8o9
und 1860 statt (Verzeichnis der Reliquien bei Hüsing, Der h. Ludger S. 168 und i. d.
Westfäl. Zs. XL, S. 67. — Vgl. Kölner Domblatt 1861, Nr. 200 und das Reliquien-
verzeichnis i. d. Westßll. Zs. XLIV, S. 78).
Ausser Ludger wurden die vier ersten Ludgeriden in der Krypta beerdigt Die
Tumben wurden i783 entfernt, ihre Lage ist in einer Zeichnung des i7. Jh. im Cod. 64^
Heimst, zu Wolfenbüttel erhalten (Westfäl. Zs. XL, S. 61. — Über den früheren
Zustand Meyer, Werdensche Chronik S. 8. — Pingsmann, Der h. Ludgerus S. 25o).
Drei Steinsärge wurden i889 bei den Nachgrabungen Effmanns aufgedeckt (Jacobs
S. 24, Anm. 2).
Die Inschriften bei Browerus, Vita S. Ludgeri p. 9o. — Bucelinus II, p. 3o8.
— Düsseldorf, Staatearchiv, Reg. Werden II, i. — Wolfenbüttel, Landesarchiv, OwB^
Inschriften
Grabmäler der
Ludgeriden
Epitaphien
344
WERDEK 91
HAMS Coli. XXVI, I. — Berlin, Kgl. Bibl, Cod. Boniss. fol. 578, Bl. i7*, i8*, iS^, i9*. AbtcSklrch«
— Jacobs S. 20:
de s. hildegrimo.
ab eodem cornü versus hortum.
julii tredecimis resolutus carne calendis
hildgrimüs tümulo clauditur opposito:
frater ludgeri, coepiscopus atque beati,
compar huic meritis sicut in officiis.
de s. gerfrido.
ab eodem cornu versus hortum.
gerfridi patris tumbam venerare fidelis,
cuius apud dominum forte viget meritum,
idus septembris persoluit debita carnis
deponens massam pridie corpoream.
de s. thiedgrimo.
a cornu epistolae luxta altare s. ludgeri.
hac recubant fossa thiedgrimi praesulis ossa,
terra tenet corpus, pneuma fovet dominus.
IDIBUS IN FEBRUI SENIS OBIT ASSCILA (Adler) CHRISTI,
PROMERITUS VITAE GAUDIA PERPETUAE.
DE S. ALTFRIDO. *
A CORNU EVANGELII lUXTA ALTARE S. LUDGERI.
ALTFRIDUS TUMULUM PRAESUL SIBl VENDICAT ISTUM,
PNEUMA CREATORI DANS, CINEREM CINERI.
OBIIT IN DECIMIS MAII PATER ISTE CALENDIS
CUIUS NOS SACRIS PROTEGIMUR MERITIS.
Bronzenes Kruzifix, i m hoch (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. 29, 2, 2*; II, Kru«fix
S. 38), durch die Grösse hervorragendes Werk vom Anfang des 12. Jh. (nicht früher),
aus fünf Stücken zusammengesetzt. Der lange hagere Körper bis zu den Knieen von
einem Schurz bedeckt, die Füsse nebeneinander gelegt, das gesenkte Haupt mit den
fest angedrückten Lockensträhnen von finsterem, starrem Ausdruck, in der anatomischen
Durchbildung (Abgrenzung des Rippenkastens, falscher Ansatz des Ohres) unvoll-
kommen.
Elfenbeinpyxis des 6. — 7. Jh. (Fig. 43. — aus'm Weerth, Taf. XXIX, 6; II, Eifenbeinpyxis
S. 4o. — Garrucci, Storia della arte cristiana VI, pl. 447, i, p. 69. — de Rossi im
Bulletino i865, p. 26. — Mitteil, der K. K. Centralkommission i876, S. 5o. — Westwood,
Catalogue of the fictile ivories in the South Kensington Museum p. 474. — Rohault
DE Fleury, La messe V, p. 66. — Max Schmidt, Die Darstellung der Geburt Christi
in der bildenden Kunst i89o, S. 37. — Kraus, Realencyklopädie II, S. 678), derbe
Arbeit mit altchristlichen Reminiscenzen, 10 cm hoch mit Durchmesser von 1 1 cm, der
Boden mit drei alten ornamentierten Silberblechnieten. Auf dem Mantel dargestellt
die Geburt Christi und die Hirten auf dem Felde; der Knabe unter der Hürde wohl
nicht Samson, den Tempel niederreissend (Kraus), sondern ein einfacher Hirt. Sti-
listisch am nächsten stehend die aus Aachen stammende Pyxis der Sammlung Walter
Sneyd in Keele Hall, Newcastle (Rohault de Fleury V, pl. 372).
Reisekelch des h. Ludger (Fig. 44. — aus'm Weerth, Kd. Taf. XXIX, 4; RcUekeich
II, S. 39. — ScHNüTGEN i. d. Ann. h. V. N. XXXII, S. 206. — Th. W. Pingsmann,
Der h. Ludgerus, Freiburg i879, S. 248. — Münsterische Geschichtsquellen IV, S. 276,
Anm. 5. — Martene et Durand, Voyage litteraire III, p. 23. — Meyer, Werden
und Helmstädt S. 6. — Otte, Handbuch der Kunstarchäologie I, S. 221. — Diekamp
7
345
98 KREIS ESSEN
I i. d. Westföl. Zs. XL, S. 69. ~ Katalog tier kunsthistorischen Ausstellung in Küln
i876, Nr. 48o, von Münster Nr. i69, von Düsseldorf Nr. 567. — Rohault de Fleury,
I^ messe IV, p. 99, pi. j95. — Ch. de Linas i. d. Revue de I'art chretien XXXI,
l88l, p. 54), aus Rotkupfer getrieben und vergoldet, 12, a cm hoch mit 7 cm oberem
Durchmesser, durch eine moderne Schraube zusammengehalten. Auf dem trichter-
förmigen Fuss in 9 mm hohen Kapitalen die Inschrift: HiC calix sangvinis DNI nri
iHV XRi (dii: zugleich ein Chronogramm mit der Zahl 788 bildet), um den Rand der
Kuppa die Worte; agitvr hec svmmvs per pocla trivmpkvs. Nächst dem Thassilo-
kelchimStiftKremsraünster(CLE-
MEN i. d. B. J. LXXXXII, S. 65
mit Litt.), der zwischen 777 und
788 entstand, der älteste der deut-
schen Kelche. Im Werdener Re-
liquien Verzeichnis von iSia nicht
erwähnt.
Trinkgefäss von Silber
(aus'm Weerth, Taf. XXIX, 4,
II, S. 39. — Otte I, S. 232. —
DiEKAMP t. d. Westfäl. Zs. XL.
S. 7o. — Abb. Rohault de
Fleury, La messe IV, p. 99,
pl. 295), um den äusseren Rand
leicht vergoldet, lange Zeit als
Patene fälschlich mit dem Kelch
in Verbindung gebracht, 4,5 cm
hoch, mit Durchmesser von i9,7
cm, aus dem 11. — 12. Jh.. Am
Boden eine flache Büchse, um
den Rand die Inschrift in Ma-
juskeln vom Anfang des i3.Jh.:
IN HOC CIPPO CONTINENTÜR SAK*
GUIS S. LUDGERI ET PARS DE CIN-
GULO EIUS, DE CILICIO ElUS, DE
S. HUPERTO, DE S. GEORGIO, DE
socus MAURiTii. Im Reltquien-
Verzeichnis vom J. 1S12 als ,der
Fie 43 w.rden Eiftnbdnpyiii. ^^p 5 Ludgers' erwähnt {Mfln-
sterische Geschichtsquellen IV,
S. 276). Verwandt die Trinkschale des h. Scrvatius in Maastricht (Bock u. Willemsen,
Die mittelalterlichen KunsLschatzc zu Maastricht, Köln i872, S. zi),
» Reliquienkasten (Fig. 45. — Westßll. Zs. XL, S. 7i. — Katalog der Aus-
stellung zu Düsseldorf 1880, Nr. 988) von Eichenholz. 39,4X2iXi2 cm, auf das mit
Bronzestiften im i4. Jh. Beinplalten befestigt sind. Die Rückseite mit feinem rotbraunen
Seidenstoff Überspannt, auf den in Gold und Grün ein romanisches Muster aufgemalt
ist Die Vorderseite und die Schmalseiten zeigen Streifen mit fortlaufendem Flecht-
werk, in den Ecken und am Rand Medaillons, an der Vorderseite drei verschieden
grosse Beinplatten eingesetzt: I.Christus bartlos mit Kreuznimbus, beide Hände flach
zur Seite erhebend, langes Gewand bis zum Knie, unten zwei Drachen, oben zwei
340
Greife. 3. Christus, bartig, Rtehend, Gewand bis zur Mitte des Oberschenkels, unter *
seinen Füssen zwei Drachen, oben zwei Greife, die Arme (abgeschnitten) waren ehe-
mals seitwärts flach ausgestreckt. 3. Engel, bärtig, mit ausgebreiteten Flügeln, die
Hände erhoben, zu seinen Füssen zwei Drachen. Die Schmalseiten mit je vier Feldern,
rechts alle ornamental, links zwei ornamental, im dritten zwei symmetrisch zu einander
gestellte Drachen, im vierten vor einer mannshohen Hand ein Mann, der, vorüber-
gebeugt, sich das Schwert durch die Brust stösst. Auf dem Deckel neun Beintafeln
(eine fehlt), jede mit einem fuchsartigen Tier, das, sich zusammenkrümmend, sich in
den Schwanz beisst Identisch
mit dem , indischen Elfenbein-
kasten mit Elefantenreliefs' (aus'm
Weerth, Kd. II, S.4i, Anm. 2).
Die Beintafeln sind irische oder
angelsächsische Arbeiten des 8.
bis 9. Jh., nahe verwandt mit der
grossen Platte im Musee des
antiquites zu Brüssel Nr. 48 c
{Abb. Weale et Maes, Album
des objets d'art religieux exposes
k Malines en i864 pl. i. — West-
wood, Facsimiles of the rainia-
tures of anglosaxon and irish
manuscripts p. i5o, pl. 5j. —
Clemen i. d. B. J. LXXXXII,
S. 12S), einem Kästchen aus Wal-
rosszahn im Britischen Museum
(G. Stephens, Old- Northern
Runic Monuments, London 1866,
I, p. 47o. — Palaeographical So-
ciety II. pl. 228, 229), von dem
eine Platte {Inv. 25) sich im Bar-
gello zu Florenz befindet, und
einer Elfenbeinplatte des Musee
Cluny (Nr. io54).
Lederner Gürtel des h.
Ludgerus, aus feinem Leder, mit
Pferdehaaren gefiUlt, unbestimm- f's- **- Werden. ReiseVeich d« h Lgdg«.
ten Alters, Schloss von vergolde-
tem Silber mit Gravierungen der Madonna und des h. Ludgerus vom Anfang des 16. Jh.
(DiEKAMP i. d. Westßll. Zs. XL, S. 7a). Wenn auf den Stifter bezüglich, auf starke
Gestalt des Heiligen deutend. Reliquien Verzeichnis von iSi2: De gordel s. Ludgers,
dar men swangere frauen mede umbegordt (Hünsterische Geschichtsquellen IV, S. a76).
Kästchen aus Bein, i4.Jh., 12x8x8 cm, mit Beschlägen von vergoldetem
Rotkupfer, auf dem Schlösschen Löwe und Adler.
Büchse aus Bein gedreht, i4.Jh., i3 cm hoch, mit Rotkupferbeschl^n, sehr
sauber gearbeitet.
Kreuzreliquiar, Ende des i5. Jh., i6,5 cm hoch, aus vei^oldetem Rotkupfer,
in der Mitte ein Krystall.
7"
347
lOO KREIS ESSEK
« Kapitelskreuz, aus vergoldetem Silberblech, 88 cm hoch, i4.Jh., um i7oo neu
gefasst, durch Baeumers restauriert Alt der etwas derbe KmziAxus und der h. Lud-
gerus am Fuss; die getriebenen Eckstücke mit den Evangelistensymbolen und Weih-
lauchfässer schwingenden Engeln barock.
Kupferner Lavabokessel des l5. Jh. mit zwei Ausgussrohren von der üb-
lichen Form.
Kleiner unbestimmter Rest eines Gewandstoffes, bezeichnet: de casula S. lüd-
GERI IN QUA FUIT SEPULTUS.
Stück eines Ärmels von der Grabalba des h. Ludger, byssusartiger orien-
talischer Stoff, bestickt mit systematisch sich wiederholenden, in Gold- und Purpur-
fäden aufs feinste durchgeführten rautenförmigen Mustern, von zwölf ebenso behan-
delten Rosetlchen umgeben, mit Pergamentstreifen des i3. Jh.: manica una de cami-
SIA IN qua SANCTUS LÜDGERUS SEPULTUS lACUlT. DlEKAMP i. d. WeStfSI. Zs. XL,
S. 73. — ScHNüTGEN i. d. Ann. h. V. N. XXXII, S. 206. — Münsterische Geschichts-
quellen IV, S. 277, Anm. 5. — Katalog der Ausstellung k uns Ige werblicher Altertümer
in Düsseldorf 1880, Nr. 523.
Kasel von violettem Sammetbrokat mit reliefartig aufgelegtem Granatapfelmuster,
nach iSoo, auf dem Kreuz der Kruzifixus, darüber Gottvater, darunter Maria und
Johannes, zur Seite die hh. Katharina und Barbara. Die Figuren appliziert und in
Bouiltonstickerei ausgeführt, die Gewander in Lasurmanier und Flockstich, die Ranken
ehemals mit Perien besetzt (Katalog der Düsseldorfer Ausstellung 1880, Nr. 535).
Kasel von neuem rotem Sammet mit i3 cm breiten Kölner Borden besetzt, treff-
liche Arbeit der 2. H. des iS. Jh., mit Gabelkreuz, bestickt mit den Figuren der Ma-
donna und der hh. Servatius, Viktor, Benediktus, Helena. Ursprünglich fttr Xanten
bestimmt. Inschrift: d. henricus muc J! Ileus xanctensis {Katalog der Düssel-
dorfer Ausstellung 1880, Nr. 543).
348
WERDEN lOl
Kasel von purpurnem flandrischem Sammetbrokat mit reliefiertem Granatapfel- Abieikirche
muster von sehr grossem Dessin auf goldenem Grunde, die Früchte frises en or,
Anfang des i6. Jh. Auf den Stäben Christus am Kreuz zwischen drei Engeln, Gott-
vater, Maria, Johannes und S. Ludgerus, Petrus, Stephanus und Paulus.
Psalterium des 1 5. Jh., 29,5 >^ 56 cm, mit Initialen und reichen Miniaturen, Hnndichrifien
i584 zu Xanten neu gebunden. Vgl. Humann i. d. Wd. Zs. III, S. 4i8. Proben und
Titelblatt Zs. für christl. Kunst I, Sp. i75, 229, 281, 293; II, Sp. i9, 343.
Die übrigen wertvollen und zum Teil reich mit Bildern verzierten Werdener
Handschriften sind nach Düsseldorf oder Berlin gelangt. In Berlin vor allem die
vita S. Liudgeri (über ihre Miniaturen Diekamp i. d. Westfäl. Zs. XXXVIII, S. i55).
Die übrigen verzeichnet von Diekamp i. d. Westfäl. Zs. XL, S. 74; XLIV, S. 58.
Vgl. ausserdem Pertz im Archiv VIII, S. 84 1. — Wattenbach im Neuen Archiv
IX, S. 624. — Krabbe, Geschichtl. Nachrichten über die höheren Lehranstalten in
Münster S. 25. — L. v. Bornstedt, Der h. Ludgerus S. i77. — Nordhoff, Buch-
binderkunst und Handwerk in Westfalen: WestßLl. Zs. XXXIX, S. i56, i84.
Glocken. Bis i889 im Vierungsturm aufgehängt sechs Glocken. Die grösste Glocken
von i674 mit der Inschrift in zwei Distichen: laudo deum sanctosque med clan-'" Vierungsturm
GORE PATRONOS, PETRE ET PAULE DIU PROPITIARE MIHI, FULMINA DISPELLAT VENTOS-
QUE TONITRUA, STRIGAS ET MALA CUNCTA PROCUL ME RESONANTE DEUS. Auf dem
Mantel: in honorem sanctorum apostolorum petri et pauli reverendissimus
D. FERDINANDUS ABBAS WERDINENSIS ET HELMSTADIENSIS ME FIERI FECIT ET BENE-
DIXIT A. l674.
Die zweite vom J. i658 mit dem Chronikon: In honoreM sanCtI LVDgerI
REVERENDISSIMUS ET AMPLISSIMUS D. D. HENRICUS DUCKER ME FIERI FECIT. M. AN-
thon PARIS ME FECIT. Mit schönen Spätrenaissanceomamenten verziert.
Die dritte gleichfalls von i658 mit dem Chronikon: aD honoreM sanCtI
GREGORII pVLsOR, reverendissimus et AMPLISSIMUS D. D. HENRICUS DUCKER ME
FIERI FECIT. Mit Ornamenten und Reliefs (Kreuzigung, Madonna) geschmückt.
Die vierte von i748 mit der Inschrift: LeVItae stephano praesens CaMpana
VoVetVr, tVteLa et pater est DVXqVe perennIs erIt. in honorem s. stephani
protomartyris reverendissimus et illustrissimus d. benedictus abbas werdi-
nensis et helmstadiensis me fieri fecit et benedixit. durch feur und flam
bin ich geflosen, carl engelbert und sein sohn peter henrich fuchs haben
mich in collen gegossen l748.
Die fünfte mit der Inschrift: benedictus dei gratia abbas werdinensis et
HELMSTADIENSIS IN HONOREM S. JOANNIS BAPTISTAE ME FIERI FECIT. CARL ENGEL-
BERT UND SEIN SOHN PETER HENRICH FUCHS HABEN MICH IN COLLEN GEGOSSEN l748.
Die sechste i854 umgegossen.
Im West türm befinden sich drei Läuteglocken. Die grösste vom J, i674 mit im w«iturin
der Inschrift: ad tibi petre fieri me fecit honorem ferdinandus praesul. laudo
SONANDO DEUM A. l674. SANCTE PETRE PRINCEPS APOSTOLORUM ORA PRO NOBIS.
Die zweite von i7o5 mit der Inschrift: s. lucius britannorum rex. quot
DEDERO SONITUS TOTIES SANCTISSIME LUCI IN TE TER SANCTUM GLORIFICABO DEUM.
IN TEMPESTATE TU FULMINA, FULGURA ET IGNES HAC PROCUL EX PATRIA ME RESO-
NANTE FüGA. Darnach: reverendissimum capitulum werdinense me fieri fecit
A. d. i7o5.
Die dritte i854 umgegossen.
Die beiden Uhrglocken (unzugänglich) tragen die Inschriften: reverendus d.
JOHANES DE GRONINGA ABBAS HUIUS MONASTERII ME FIERI FECIT A. l537. — Die
zweite: wilhelmus hachman fecit i574.
349
KLEMENSKIRCHE. Schuncken S. 54. — Flügge S. 3 lo. — Jacobs S.3i.
Von Abt Wigger am Bonierberge begonnen, unter Abt Reinher vollendet und
957 durch Erzbischof Bruno von Köln eingeweiht {BUCELINUS II, 3io, 3ii. ^ Cod.
Boruss. 578, Bl. ao*. — Overham p. i37). Im J. i8i5 abgebrochen.
• LUCIUSKIRCHE. Jacobs S. 32. — FlDgge S. 3oo mit Rekonstruktions-
zeichnung.
Die Kirche wurde unter Abt Werinbert (583 — looi) begonnen, unter Abt Gero
von Friemersheim (io5o — io63) im J. io53 vollendet und durch Erzbischof Anno ein-
geweiht (Overham p. i83. — Schu.ncken S. 68). Cod. Boruss. S78 Bl. zo«: Werim-
bertus (l5.) posCquam consenuisset prima novae parochialis ecciesiae prope Werthinara
versus plagam aquilonarem, nunc Nyenkirchen dictae, extruendae iecit fundamenta
sed raorte praeventus quae exoisus fuerat successoribus suis consummenda reliquit,
atque tandem a Gerone, jo. abbate, absoluta sunt. ^ Bl. ii": Gero de Vrimersheim,
20. abbas, . . absolvit structuram parrochialis ecciesiae Newkirchen, quam in honorem
S. Lucii regii Britanniae per S. Annonem a. arch. Colon, dedicari curavit.
Der mittlere Teil der Kirche ist schon vor dem i6. Jh. einmal eingestürzt, bei
dem Umbau wurden die drei Schilfe in ein einziges Langhaus verwandelt In den
J. i775^i78o zum letzten Male restauriert. Nach i8o6 vom Fiskus verkauft und zu
einem Wohnhausc eingerichtet. Neuerdings wieder von der katholischen Gemeinde
angekauft.
V Die Kapelle, deren wichtigste Teile, in Bauten des letzten Jahrhunderts ver-
steckt, noch erbalten sind, war eine hochinteressante dreischiffige Pfeilerbasilika mit
Westturm, Dem Turm trat eine als Nische gewölbte Vorhalle vor. Im Erdgeschoss
wie im ersten Stockwerk mächtige Gratgewölbe mit schwerfälligen Scbildbögen und
Eckkonsolen. Der östliche Abschluss der Kirche bestand in einer grossen mitüeren
35o
WERDEN Io3
Apsis mit zwei seitlichen, nur in die Mauerstärke gebrochenen Conchen. Die Chor- t-
partie zeigte im unteren Stockwerk eine Gliederung durch Nischen, im oberen durch
rundbogige Blenden, welche durch einfache Pilaster mit rohen Schuppenltapitalen ge-
trennt waren. Baugeschichthch steht die Kirche dem durch die alteren Bauten von
Essen, Werden, durch Meschede und Helmstädt vertretenen Typus nahe. Genaue
Aufnahmen wird das Effmannsche Werk bringen.
NIKOLAIKAPELLE. Flücge S. 3oi. — Jacobs S. 64.
Am Markt nördlich von der Kirche errichtet und io47 eingeweiht. Cod. Boruss.
fol. 578 Bl. 21": Geroldus construxit capellam s. Nicolai iuxta forum Werthinense,
quam Hermannus IL dictus nobilis archiepiscopus in honorem s. Nicolai ep. S. mensis
Decembr. a. io47 consecravit, nunc ab omni divino officio desolata Visuntur
ibidem in gradibus ante adytum capellae eis forum ab utraque' i>arte duo leones con-
gestis quadratis saxeis recumbantes, collocati forte ab ipso Geroldo in perpetuam illius
memoriam. Im J. r8o6 bei der Anlage der Chaussee abgerissen.
ABTEIGEBÄUDE. Die alten Klostergebäude, nach den Branden von [ii9,
unter Abt Gerhard von Grafschap ([zz8 — 1252) und laSö wiederhergestellt, wurden
unter Abt Johannes V. {iSi7— iS4o) bedeutend erweitert {Xanten, StifLsarchiv, Pels,
Sammelbd. V, p. 38i: iacta fundamenta variis et heroicis structuris amplissime com-
plevit. — BucELiNus II, p. 3zi. —
OVERHAM p. 44o. — SCHUNKEN ""' "~ —
S. 1S8). Ausserdem baute er die
Bibliothek, einen grossen Teil des
Kreuzganges, das dormitorium und
das abteiliche Haus ,in area' gänz-
lich neu.
Die alten Gebäude wurden '' ' " •""•"'" " ' '« "" *'»*
in der Mitte des 18. Jh. gänzlich
abgebrochen. Der Neubau begann um l745, i7SS war der eine Hauptflögel vollendet,
1764 der zweite, Abt Bernhard IL (i73o — 1798) führte i785 den Bau zu Ende und
fügte i794 noch den Thorbau hinzu. Im J. 181 1 (Flügge S. 3i3) wurde die Abtei
zur Strafanstalt umgestaltet
Die ehemalige Prälatur, die Residenz des Abtes, bildet eine ganz regelmässige 1
Anlage, die sich im Süden der Abteikirchc um den rechtwinkligen Hof mit dem ehe-
maligen Kreuzgange legt (Grundriss bei Flügge, Ergänz ungsheft I, zu S. 48o). Der
frei in der Verlängerung der Hauptaxe gelegene Thorbau (Fig. 46), der erst nach-
träglich durch angefügte feslungsartige Gebäude mit der eigentlichen Residenz ver-
bunden worden ist, ist zweistöckig und dreiteilig und zeigt nach der äusseren Auffahrt
zu eine zierliche, aber etwas kleinlich wirkende Gliederung durch Säulenstellungen,
Architrav und Attika. Darüber die Inschrift: reaeDIkICato aMpLIato eXorna-
toqVe prIVs VtVt oportet CoenobIo (i785) V^:sTIBVLVM hoC beLLo propIVs
SAeVIente bkrn-ardVs abbas ereXIt (i794). Die Rückseite des Thorbaues zeigt
im Unterstock drei offene Bogen, denen je zwei in jedem der niederen Seitenflügel
entsprechen, der Mittelbau zeigt ein gebrochenes Dach mit gedrücktem Giebel.
Der dreistöckigen Parade des Hauptbaues treten in der üblichen Weise zwei
kürzere zweistöckige Flügel zur Seite. Die Wirkung des Mittelteils ist jetzt beeinträch-
tigt durch die quer durch den Hof gezogene neue Mauer. Dem Hauptbau tritt ein
schmaler Risaht vor, in dessen geschwungenem Giebel jetzt das preussischc Wappen
prangt Der Portalbau wird getragen von zwei Säulen, zur Seite der Freitreppe hübsche
35 1
lo4
KREIS ESSEN
Abtei-
f ebände
Kastell
Geschichte
Abbruch
Rokokofülliingen mit Festons. Darauf gesetzt ein romanisches Relief, 5o cm hoch,
1,55 m laDg, einen Löwen hinter einem Hirsch herjagend darstellend (Fig. 47. — AUS*if
Weerth, Taf. XXIX, 7). Über dem Portal die Inschrift: pro DeI honore posterIs
hanC aLaM erIgI feCIt benedictüs dei gratia s. r. i. abbas werdinesis et helm-
STADiENSis (i755). Ober dem Portal des rechten Seitenflügels: reverendissimus
ET ILLUSTRISSIMÜS. D. BENEDICTÜS SACRI ROMANI IMPERn ABBAS WERDINENSIS ET
HELMSTADiENSis HANC ALAM EXTRUXiT ANNO DOMINI ! , '. Über dem Portal des
linken Seitenflügels: InDe ab VMbILICo perfeCIt opVs reverendissimus et illü-
STRISSIMUS D. D. ANSELMUS S. ROM. IMP. ABBAS WERDINENSIS ET HELMSTADIENSIS (l764).'
Eine vierte Inschrifttafel hinter dem Hauptbau eingemauert: qVI sVperIs fa-
VentIbVs feLICIter a fVnDaMentIs InCepIt (i783), Is et feLICIter eVeXIt
In aLtVM, praesVL bernarDVs (i785).
Die Keller unter dem Hauptflügel und das Refektorium überspannt mit schweren
Gratgewölben, im Keller mit Säulen, im Refektorium mit achtseitigem Pfeiler (die
Zahl i746 tragend). Reste der Pfeiler vom Kreuzgange noch nach dem Innenhof,
ebenso in den Isolierstationen des ersten Stockwerkes.
KASTELL. Ein Schloss befand sich schon zu Werden im J. I2i4 (O verkam
p. 248, 243), es war dies die arx antiquior, dicta jVoer* (Schuncken S. 94). Im J. i3oo
wird junckherm Sobbens tome tho Werden zerstört (Lev. v. Northoffs Chronik:
Seibertz, Quellen I, S. 3i).
Das neue Schloss errichtete Herzog Adolph von Kleve (i394 — 1448). Gert
VAN der Schuren (Clevische Chronik ed. Schölten S. i37) nennt es ausdrücklich
dat ny slott to Werdden (vgl. Chronicon de genealogia: Seibertz, Quellen III, S. 36 1).
Das Schloss wurde als Brückenbefestigung ausgebaut von Herzog Johann II. im
J. i479 (Overham p. 4i9. — Schuncken S. i5o). Die neue Ruhrbrücke wurde i545
erbaut, i633 durch die Flut zerstört (Geck, Abteikirche S. 6).
Das Kastell war der interessanteste und architektonisch bedeutendste Bau Herzog
Adolphs (gute Ansicht bei Braun u. Hogenberg, s. o. S. 78). Nachdem es seit
Ende des i8. Jh. als Armenhaus, Gefängnis, Lazareth gedient, musste es i847 den
Bauten der Wieseschen Fabrik weichen (Grundriss bei Flügge S. 3ii). Genaue
Zeichnung in Düsseldorf, Kgl. Reg., Akten gen. I, i, Fach 24, i3.
^
352
KREIS ESSEN KARTE
'enscheid
cH-^L-^xt^
R c^u^
Kreis Essen.
-T TT T-
Ü3"
ffex.fon S-Käniler inBonn.
I. Ortsregister.
(Die stärkeren Ziffern bezeichnen die Stelle, wo über den Ort im Zusammenhange gehandelt wird.)
Seite
Altenessen 15
Baldeney 61
Borbeck 2, 3, 61
Borbeck, Schloss 62
Boxmörder bei Kettwig 66
Bredeney 63
Broich, Unterherrschaft 1
Bromberg 65
Buer 15
Essen 1, 2, 3, 9
Frintrop 3
Frintroper Höhe 15
Grenzwehren 1, 63
Haus auf dem Berge ^= Schellenberg ... 68
Heisingen 63
Heisingen, Haus 63
Helene und Amalie, Zeche 15
Hinninghofer Höhen 66
Isenberg 64
Isenberg, Schloss 64
Kattenturm bei Kettwig 66
Kettwig 1, 66
Seite
Kimmeskamp, Haus 63
Landert, auf der, Haus . . . • .63
Landwehr 63
Landwehr, untere ... 63
Lipperheiderdamm 15
Luttelnau, Burg 66
Meisenburg 66
Oefte, Haus . 66
Rellinghausen 67
Römerstrassen 15
Römerstrassc, alte 15
Schellenberg, Schloss 68
Scheppen, Haus 71
Sonnenschein bei Kettwig 66
Steele ... 1, 2, 71
Steele, Schloss 72
Stoppenberg 3, 72
Tälchen bei Bredeney 63
Vitinghoff, Haus 65
Werden 1, 2. 15, 76
Werden, KasteU 104
Westerholt . . . , 15
IL Abbildungen
Seite
Fig. 1. Essen im 16. Jahrhundert .... 9
Fig. 2. Essen, Ansicht der Münsterkirche
mit der Johanniskirche 16
Fig. 3. Essen, Grundriss der Münsterkirche 19
Fig. 4. Essen, Querschn. durch d. Westbau 21
Fig. 6. Essen, Grundriss der Krypta ... 22
Fig. 6. Essen, Innenansicht der Krypta . 23
Fig. 7. Essen, Blick auf den Hochchor der
Münsterkirche 26
Fig. 8. Essen, Querschnitt durch den Hoch-
chor der Münsterkirche 27
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
im Text
Seite
9. Essen, Längsschn. d. Münsterkirche 28
10. Essen, Vorhalle der Münsterkirche 29
11. E.ssen, Grundriss der Münsterkirche
mit Vorhalle, Johanniskirche und
Kreuzgang 30
12. Essen, Kruzifix in der Vorhalle der
Münsterkirche 31
13. Essen, Kreuzgang an der Münster-
kirche 32
14. Essen, Römisches Kompositkapitäl
im Westbau 33
355
io8
KREIS ESSEN
Seile
Fig. 15. Essen, Alfridsarkopha^ in der
Münsterkirche 34
Fig. 16. Essen, Holzügur des h. Kosmas . 35
Fig. 17. Essen, Reste der Wandgemälde im
Westbau 36
Fig. 18. Essen, Daniel und Gabriel, Wand-
gemälde aus dem Westbau .... 37
Fig. 19. Essen, Porträt einer Äbtissin aus
dem Westbau 38
Fig. 20. Essen, Deckenmalereien im Chor
der Münsterkirche 39
Fig. 2 1 . Essen,\Yandgemälde aus dem Hoch-
chor der MQnsterkirche 40
Fig. 22. Essen, Siebenarmiger Leuchter mit
Details 41
Fig. 23. Essen, Rückengravierung des ersten
Mathildenkreuzes 44
Fig. 24. Essen, Madonnenstatue a. Goldblech 47
Fig. 25. Essen, Armreliquiare und Pracht-
schwert aus der Schatzkammer. . 48
Fig. 26. Essen, Kopfreliquiar des h. Marsus 49
Fig. 27. Essen, Gnmdriss der Marktkirche 57
Fig. 28. Borbeck, Ansicht des Schlosses 62
Fig. 29. Schellenberg, Ansicht des alten
Schlosses von Norden 69
Fig. 30. Schellenberg, Grundriss d. Schlosses 69
Fig. 31. Schellenberg, Pavillon vom J. 1674 70
Seite
Fig. 32. Stoppenberg, Südansicht der
Stiftskirche 73
Fig. 33. Stoppenberg, Grundriss der Stifts-
kirche 74
Fig. 34. Stoppenberg, Längsschnitt d. Stifts-
kirche 75
Fig. 35. Stoppenbeig, Ostansicht der Stifts-
kirche 75
Fig. 36. Werden, Nordwestansicht der
Abteikirche 81
Fig. 37. Werden, Innenansicht der Grabes-
kirche 84
Fig. 38. Werden, Grundriss der Krj^ta und
der Grabeskirche 85
Fig. 39. Werden, Grundriss der Abteikirche 87
Fig. 40. Werden , Querschnitt durch das
Kreuzschiff der Abteikirche .... 89
Fig. 41. Werden, Romanische Reliefs hinter
dem Hochaltar 94
Fig. 42. Werden, Grabstein des Abtes Anton
Grimhold 95
Fig. 43. Werden, Elfenbeinpyxis 98
Fig. 44. Werden, Reisekelch des h. Ludger 99
Fig. 45. Werden, Deckel d. Reliquienkastens 100
Fig. 46. Werden, Thorbau d. Abteigebäudes 102
Fig. 47. Werden, Romanisches Relief im
Abteigebäude 103
IIL Tafeln.
Seite
Taif. 1. Essen, Goldschmiedearbeiten aus
dem Schatz der Münsterkii-che 43
Taf. iL Essen, Goldschmiedearbeiten aus
dem Schatz der Münsterkirche . 47
Seile
Taf. III. Werden, Längsschnitt durch die
Abteikirche 91
Taf. IV. Werden, Chor der Abteikirche . 95
^
356
Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Bande.
S. 12. B ELLIN GH OVEN. Zur Geschichte des Schlosses: Fahne, Geschichte
der Kölnischen Geschlechter II, S. 6, 211.
S. i9. DIERSFORDT. Die Bilder aus der Geschichte von Eros und Psyche
sind wahrscheinlich nach Kompositionen von Lnffitte mit dem Druckverfahren Dufours
um 18 IG hergestellt.
S. 22. DREVENACK. Fahne, Denkmale und Ahnentafeln des Geschlechtes
Mumm I, S. 57 erwähnt eine handschriftl. Notiz A. v. Dorths (t i695): Von alters
ist mehr nicht den eine capelle gewesen, übriges sampt thurm ist nach der hand
daran gebaut. Uffen chor hinderorts dem altar im mittelglass imago crucifixi et Marie.
Ebendaselbst S. 65 Grabdenkmäler der Mumm und Schwarzenstein erwähnt.
S. 22. EMMERICH, v. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte
in der Preussischen Monarchie, Berlin 1828, III, S. 57.
S. 25. Über die kleine vorgeschichtliche Sammlung im Gymnasium vgl. Korre-
spondenzblatt des Gesamtvereins XXXVII, S. 61.
S. 3 1 . Ein Grabstein von Richwin v. d. Sande in der Aldegundiskirche bei
Fahne, Denkmale und Ahnentafeln des Geschlechts Mumm I, S. 29, 33, 47.
S. 32. Über die Münsterkirche S. Martin noch Kugler, Geschichte der Bau-
kunst II, S. 3i7. — Springer, Die Baukunst des christlichen Mittelalters Taf. VIII,
II — 13. Über die Krypta Otte, Geschichte der romanischen Baukunst S. i99.
S. 44. Das hölzerne Kruzifix erwähnt im Katalog der Ausstellung kunstgewerb-
licher Altertümer in Düsseldorf 1880, S. i5i, Nr. 6o9. Die Madonnenstatuette S. 49
ebendaselbst S. i7i, Nr. 668.
S. 58. EMPEL. Vgl. Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülichischen und
Bergischen Geschlechter L S. 186; II, S. 69.
S. 67. HOCHELTEN. v. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte
in der Preussischen Monarchie, Berlin 1827, III, S. 582. — Rive, Über das Bauern-
güterwesen S. 349. — Über die Abteikirche auch Kinkel im Kunstblatt i846, S. i59.
S. 78. HUETH. Die Geschichte des Schlosses ausführlich von J. J. Sluyter
in der Rheinisch -Westfälischen Volkszeitung i889, Nr. 23.
S. 93. REES. V. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte in der
Preussischen Monarchie III, S. 72. — D. A. C. Borheck, Bibliothek für die Ge-
schichte, Erdkunde und Staatskunde . . . des niederrhein. Deutschlands I, 1801, Nr. 8.
S. io3. RINGEN BERG. Zur Geschichte derer von Spaen: Fahne, Denk-
male und Ahnentafeln in Rheinland und Westfalen III, S. 87. Zu den Handschriftl.
Quellen: Im Archiv zu Schloss Anholt: Lehnsregesten von i4o2 an.
357
I lO NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN
S. III. WESEL. Justiz - Punkten der Stadt Wesel, so von Ihro Churfürstl.
Durchlaucht zu Brandenburg .... a. 6. Nov. 1682 publiziert worden, Wesel i644. —
Voyage fait en i8i3 et 181 4 dans le pays entre Meuse et Rhin, Paris 1818, p. 224.
S. 112. Zur Geschichte der Schillschen Offiziere: Wöchentliche Nachrichten i8o9,
Nr. 4o. — Zeitschrift des Düsseldorfer Geschichts Vereins 1882, Nr. 2, S. 16.
S. ii5. Zu den Handschriftl. Quellen: In der Kgl. Staatsbibliothek zu München:
Privilegien der Stadt Wesel von I277 ab in der Redinghoven sehen Sammlung, Cod.
germ. 221 3, Bd. XXII, p. i3o. — Über das Stadtarchiv auch Wd. Zs. I, S. 394.
S. 116. Zu dem Verzeichnis der Ansichten und Pläne hinzuzufügen: 10 ^ Ab-
riss, eigentlicher auch gründtlicher Bericht von der Eroberung der Stadt Wesel den
i9. Aug. 1629 durch Herrn von Dyden, Stich von G. Köler, Nürnberg. — 29*. An-
sicht der Stadt Wesel und von deren Umgebung, i4 x 24 cm, um 1680, bez.: j. peeters
DELiN. G. BOUTTATS FEC. — 35 u. 36. Zwei Pläne mit Darstellungen der Belagerungen
von i757 u. i758 bei du Bois, Camps topographiques de la campagne de MDCCLVII,
en Westphalie, Haag i76o, pl. i und 56. — 37. Plan der Vestung Wesel vom J. i76o,
36 X 22 cm.
S. 1 1 9. Die ehemaligen Inschriften der herzoglichen Grabmäler bei Gelenius,
Farragines XI, p. 24o (Köln, Stadtarchiv) und bei Redinghoven, Cod. germ. 221 3,
Bd. XVII, p. 283 (München, Staatsbibliothek).
S. 120. Die grüne und die rote Kasel der Dominikanerkirche im Katalog der
Ausstellung kunstgewerblicher Altertümer in Düsseldorf 1880, Nr. 544 u. 545.
S. 122. Matenakirche. Deutung des Namens in der Rheinisch -Westfälischen
Volkszeitung i889, Nr. 33.
S. i37. Die sämtlichen Grabsteine der Willibrordikirche sind nach Erscheinen
der , Kunstdenkmäler des Kreises Rees' sorgsam publiciert bei Hillenkamp, Inschriften
und Denkmäler der Willibrordikirche in Wesel, Wesel i893.
S. i5o. In der Beschreibung des Gerichtsbildes gehört die Inschrift: swaer
NIET VALSELiCK u. s. w. ZU dem Engel und nicht zu dem hinter ihm stehenden Mönche.
S. i73. DUISBURG. Der Verfasser verdankt verschiedene Mitteilungen imd
Nachträge zur Geschichte der Duisburger Denkmäler der Güte des Herrn Professor
AvERDUNK in Duisburg, der in einer seit Jahren vorbereiteten »Geschichte der Stadt
Duisburg bis zum Schluss des dreissigj ährigen Krieges* die Entwickelung der Stadt
im Zusammenhange zu behandeln gedenkt. Das Werk soll binnen Jahresfrist er-
scheinen. Die Benutzung der Wassenberg sehen Chronik wurde durch das liebens-
würdige Entgegenkommen des Herrn Staatsarchivars Dr. Th. Ilgen zu Münster i. W.
ermöglicht, der seine, für die Ausgabe in den deutschen Städtechroniken angefertigte
Abschrift der Originalhandschrift dem Verfasser zur Verfügung stellte. Der ältere
Teil des Stadtarchives, geordnet von Dr. Kleine i835 — 1838, vervollständigt durch
Professor Averdunk, wird im Gymnasialgebäude verwahrt, nur die neueren Sachen
im Rathause. Stadtrechnungen sind von i35o an vorhanden.
S. i74. Auch die von Dr. Wilms ausgegrabenen Urnen befinden sich im Besitz
des Gymnasiums. Z. 5 v. u. lies: und bis nach Neudorf hin.
S. i75. Die Beguinenkirche gehörte zu dem S. 188 genannten Kloster Mons
S. Elisabethae. Die Urkunde von i4i9 bezieht sich auf Franziskanerinnen in dem
S. i89 genannten Katharinenkloster, dem späteren Universitätsgebäude.
S. i78. Eine Kirche in Duisburg ohne nähere Bezeichnung schon erwähnt in
dem Heberegister der Abtei Prüm vom J. 893 (Beyer, U B. zur Geschichte der mittel-
rheinischen Territorien I, Nr. i35).
358
NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN III
S. 182. Z. 10 V. u. lies 1426 anstatt i42o.
S. i85. Die Inschrift am Epitaph des Gerardus Mercator auf Schiefer.
S. 188. Die Stadtmauer besteht aus drei an verschiedenen Stellen noch sicht-
baren Bestandteilen. Den möglicherweise noch dem 1 2. Jh. angehörigen Unterteil
bildet eine i,7o — 2,20 m hohe Mauer aus Bruchsteinen. Der zweite etwa 2,7o m hohe
Teil besteht aus Tuffquadern, der letzte Teil aus dem i5. u. 16. Jh. ist ebenso wie
alle späteren Ausbesserungen in Backstein ausgeführt.
S. i93. BROICH. Zu den Handschriftl. Quellen: In der Staatsbibliothek zu
München: Chronik der Herrschaft Broich in Annalenform, ausführlich und wichtig,
in der Redinghoven sehen Sammlung, Cod. germ. 221 3, Bd. XIII, Bl. 374«, LXXVI,
Bl. i79*. — Consultatio iuris super qualitate feudali antiquissimae et celeberrimae
olim Romanorum arcis et speculae Bruchterorum ad Ruram, Schloss Broich, ebenda
Bd. XIII, B1.383«.
S. i94. Z. 7 V. u. lies B und C anstatt B und B. Z. 2 v. u. lies Limburg an-
statt Lottum.
S. i99. Z. 2 u. i4 lies i555 statt i589. Z. 7 lies 246—296 statt 246, 296. Z. 22
statt zwei lies drei steinerne Bogen.
S. 2o4. Z. i3 lies i755 statt i775.
S. 265. ESSEN. Gegen die HumannscIic Datierung der älteren Essener Ba-
silika wenden sich Effmann in der Deutschen Bauzeitung i89o, Nr. 93, und v. Bezold
im Centralblatt der Bauverwaltung i89i, S. 128.
S. 328. Eine Entgegnung auf die Ausführungen von H. Graf bringt ein Auf-
satz von G. Dehio, Zwei Probleme zur Geschichte der Anfänge des romanischen
Baustils: Repertorium für Kunstwissenschaft XII, S. 21 7, 226.
«4ly
359
Gesamtregister zum zweiten Bande.
Vorbemerkung. Das Register zerfällt in die folgenden 13 Hauptabteilungen:
I. Römische Reste. , VII. Werke der Plastik.
II. Germanische und fränkische VIII. Goldschmiedcarbeiten.
Reste. I IX. Glocken.
III. Kirchliche Architektin-. X. Paramente.
IV. Profanarchitektur. XI. Inschriften.
V. Ausstattung der Kirchen. i XII. Künstlerverzeichnis.
VI. Werke der Malerei. XIII. Klösterliche Niederlassungen.
Überall ist die am unteren Rande der Seite befindliche durchlaufende Ziffer
angegeben.
Abkürzungen: Ch. Chor, T. Turm, ug. umgebaut, ag. abgebrochen, n. e. nicht erhalten,
z. zerstört, G. Gemälde, bar. barock, g. gothisch, K. Kelch, M. Monstranz, Cib. Ciborium. Ein Abb.
oder Taf. hinter den Ortsnamen bedeutet, dass von dem genannten Werke eine Abbildung oder
eine Tafel gegeben ist.
I. Römische Reste.
I. Städte, Lager, Kastelle, Warten.
Aspel 11. Borbeck (?) 309. Diersfordt 17.
Dinslaken (?) 208. Fluiren (Lippermünd) 17,
117. Gahlen (?) 217. Haldem 63. Hochelten
66. Mehr (?) 87. Schermbeck 105. Steeger
Burgwart (Abb.) 106. Wesel 117.
2. Grenzwehren (vgl. II, 2 und IV, 8).
Hochelten 66. Hünxe 229. Schermbeck
107. Styrum 203.
3. Römerstrassen.
Aspel 11. Bislich 18. Bocholt 11. Brede-
ney (?) 311. Diersfordt 17. Duisburg 175.
Emmerich 25. Eppinghoven 215. Fluiren 18.
Gahlen 218. Haffen 61. Haldem 63. Ham-
bom 222. Hamminkeln 18. Hochelten 66.
Schermbeck 17, 105. Spellen 238. Styrum
203. W^esel 117.
4. Gräber und Grabfunde.
Bruckhees 15. Diersfordt 17. Dinslaken 208.
Eppinghoven 215. Gahlen 217. Hochelten 66.
Mehrum 234. Spellen 238. Vrasselt 110.
5. Skulpturen
(die Inschriften vgl. unten XI, 1).
Emmerich (?) 25. Mehrum 234.
6. Münzfunde.
Duisburg 175. Emmerich 25. Haffen 61.
Mehrhoog 87. Spellen 238. Vrasselt 110.
IL Germanische und fränkische Reste.
I. Befestigungen und Wallburgen. | Hüthum 81. Katterbergsköppel 231. Loikum
Eppinghoven 215. Gahlen 217. Gartrop (Abb.) 84. Schult am Berge vgl. Hünxe. Schulte
(Abb.) 219. Hohloeken 218. Hünxe (Abb.) 229. Voss 238. Schwenumshof vgl. Loikum. Wesel 117.
8
36i
Ii4
GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE
2. Grenzwehren
(vgl. I, 2 und unten Landwehren IV, 8).
Bredeney 311. Diersfordt 18. Drevenack
21. Duisburg 175. Gartrop 219. Hiesfeld 227.
Hochelten 67. Isselburg 67, 81. Loikum 21,
84. Mehr 18, 88. Obrighoven 21. Saam 200.
Schermbeck 107. Styrum 203. Walsum 240.
3. Gräber und Grabfunde.
Duisburg 174, 175. Emmerich 25. Haldern 63.
Isenberg312. Kettwig 314. Rees 94. Saam 201.
III. Kirchliche Architektur.
1. Bauwerke bis zum Schluss des
9. Jahrhunderts.
Essen, Alfridsbasilika 268. Werden, Grabes-
kirche (Abb.) 332.
2. Bauwerke des romanischen und
des Ubergangsstiles.
A. Einschiffige Bauten.
Saam (Abb.) 201.
B. Pfeilerbasiliken.
Bislich (ug.) 15. Emmerich, Münsterkirche
(ug., Abb.) 32. Essen, Münsterkirche (ug., Abb.)
269, Marktkirche (Abb.) 305. Hochelten (ug.,
Abb.) 67. Meiderich (ag.) 236. Rees (ag.) 95.
Stoppenberg (Abb.) 321. Werden, Abtei kirc he
(Abb., Taf., ug.) 332, Luciuskirche 350.
C. Säulenbasiliken.
Hünxe (ug.) 232. Wesel, WiUibrordikirche
(ag.) 128.
D. Romanische Krypten.
Emmerich, Münsterkirche (Abb.) 35, 38.
Essen, Münsterkirche (Abb.) 270. Werden, Ab-
teikirche (Abb.) 334.
E. Romanische Kapellen.
Werden, Klemenskirche, Nikolaikap. (ag.)351.
F. Reste romanischer Bauten.
Brünen (T.) 17. Götterwickersham (T.) 222.
Haldem (T.) 63. Rellinghausen (T.) 315. Spellen
(T.) 239. Wesel, WiUibrordikirche (Fund.) 128.
3. Gothische Bauwerke.
A, Fünfschiffige Kirchen.
Wesel, WiUibrordikirche (Abb.) 125.
B. Dreischiffige Kirchen.
a) mit Pfeilern.
Beeck 207. Bienen 14. Duisburg (Abb.)
182. Emmerich, Aldegundiskirche (Abb.) 25.
Essen, Abteikirche (Abb.) 268. Essen, Johannis-
kirche (Abb.) 303. Haldem (ug.) 63.
Hambom (Abb.) 223. Holten 228. Hünxe 232.
Mehr 88. Mülheim a. d. Ruhr 199. Nieder-
elten 91. Spellen 239. Wesel, Fraterherren-
kirche 120, Matenakirche 125.
b) mit Säulen.
Dinslaken (Abb ) 208. MUlingen 89.
C. Zweischiffige Kirchen.
Brünen 17. Drevenack 21. Gahlen 218.
Haffen 61. Hamminkeln 65. Loikum 86. Scherra-
beck 107. Wertherbruch 111.
D, Einschiffige Kirchen.
Bredeney 311. Domick (ug.) 20. Duisburg,
Minoritenkirche (Abb.) 176. Emmerich, Münster-
kirche (ug., Abb.) 32. Eppinghoven 215. Hies-
feld 227. Marienthal 87. Praest 92. Wesel,
Dominikanerkirche 119, NikolauskapeUc 123,
Johanniterkirche 138.
E. Hallenkirchen.
Dinslaken (Abb.) 208. Essen, Johanniskirche
(Abb.) 303.
F. Klosteranlagen.
Emmerich 52. Essen 306. Hambom 226.
RcUinghausen 315. Saam 202. Steele 320.
Stoppenberg 321. Werden (Abb.) 350.
G. Reste gothischer Bauten.
Kettwig (T.) 314.
H. Wegkreuze, Kalvarienberge,
Stationen.
Dinslaken 211. Wesel 153.
4. Kirchen des i6., i7. u. i8. Jh.
Dinslaken (1649) 211. Duisburg (1728) 175,
(1780) 175. Emmerich, Evang. K. (1715) 51.
Essen 306. Hüthum (18. Jh.) 80. Kettwig (1720)
314. Mülheim a. d. Ruhr 199. Rees, Evang. K.
(1624) 98. Rellinghausen (1707, 1775) 316.
Ringenberg (17. Jh.) 102. Schermbeck, Ref. K.
110. Vrasselt 110.
362
GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE
Il5
IV. Profanarchitektur.
I. Romanische Burgen und feste
Häuser.
Aspel (ug.) 11. Drevenack (z.) 22.
berg (z.) 312. Luttelnau 314.
Isen-
2. Gothische Burgen und feste
Häuser.
Baldeney (ug.) 309. Broich (Abb., Tai;.) 193.
Diersfordt (Vorburg) 18. Dinslaken (Abb.) 213.
Empel (ug.) 58. Groin (ag.) 61. Heisingen
(ug.) 312. Holten (ug.) 228. Hueth (ug., Abb.)
79. Isselburg (ag.) 82. Krudenburg (ug.) 83.
Mehrum (ug.) 234. Ruhrort (ag.) 238. Schellen-
berg (Abb.) 316. Schermbeck (ug.) 110. Schwar-
zenstein (ug.) 83. Sonsfeld (ag.) 65. Wenge
(z.) 21. Werden (ag.) 352. Wesel (Abb.) 148.
Wohnung (ug., Abb.) 216.
3. Schlösser der Renaissance und
Barockzeit.
Aspel 11. Aversforth (1677) 62. Bären-
kamp 214. Bellinghovcn (Abb.) 12. Borbeck
(1744, Abb.) 310. Broich (ug., Abb., Taf.) 193.
Bruckhees (1680) 16. Diersfordt (18. Jh.) 18.
Empel (ug., 1570, Abb.) 59. Gartrop (1675)
219. Holten 229. Offenberg (ag.) 93. Ringen-
berg (1661, Abb.) 103. Scheppen 319. Steele
(1699, ag.) 320. Styrum (1658, ug., Abb.) 204.
Wesel 152.
4. Schlosskapellen.
Aspel (ag.) 11. Diersfordt (1775) 19. Gar-
trop (1698) 220.
5. Befestigungen, Thore, Türme.
Dinslaken 212. Duisburg 188, 359. Emme-
rich (Abb.) 53. Isselburg (Abb.) 82. Rees
(Abb.) 101. Rcllinghausen 316. Wesel (Abb.),
Berliner Thor, Klever Thor, 140.
6. Rathäuser.
Emmerich (15. Jh.) 54. Essen (1878) 306.
Rees (15. Jh., Abb.) 99. Wesel (1396, Abb.) 148.
7. Wohnhäuser.
A. Gothische.
Emmerich (Abb.) 56. Rcllinghausen 315.
Wesel 152.
B. Der Renaissance und des 17. u. 18. Jh.
Duisburg 189. Emmerich (Abb.) 56. Hoch-
elten 78. Mülheim a. d. Ruhr (Abb.) 200. Rees
98. Wesel 152.
8. Landwehren.
Duisburg 175. Emmerich 57. Empel 61.
Rees 57, 102. Wesel 117.
9. Bauernhäuser.
HOnxe (Abb.) 233. Mehr 89. Mülingen 91.
V. Ausstattung der Kirchen.
I. Altäre.
A. Steinerne Altäre oder ältere steinerne
Mensen.
Werden, Abteikirche 341, 342.
B. Schnitzaltäre.
Dinslaken (Taf.) 209. Essen, Münsterkirche
279. Rees (ag.) 96. Wesel (Taf.) 121.
C. Altäre allein mit Gemälden.
Haldem (Taf.) 63.
D. Altaraufsätze der Barocke und des
Rokoko.
Bienen 14. Dinslaken 210. Emmerich, Alde-
gundiskirche 28, Münsterkirche 41. Essen, Jo-
hanniskirche 304. Hambom 224. Hochelten
72. Praest92. Saam 202. Steele 320. Werden
Abteikirche (Taf.) 341, 342.
2. Sakramentshäuschen und
Tabernakel.
Bislich 15. Domick 20. Duisburg 184.
Gahlen 218. Millingen (Abb.) 89. Saam 203.
Spellen 239.
3. Lettner.
Wesel 136.
4. Chorstühle.
Duisburg, Minoritenkirche (15. Jh.) 178, Sal-
vatorkirche (15. Jh.) 184. Emmerich, Aldegundis-
kirche (1450) 29, Münsterkirche (1486, Abb.)
42. Essen, Münsterkirche (1699) 304. Ham-
bom 225. Hochelten (bar.) 72. Marienthal
(15. Jh.) 87. Praest (1523) 92. Ruhrort (1483)
237. Werden, Abteikirche (1700) 342. Wesel,
Dominikanerkirche (Rok.) 119, Fraterherren-
kirche (1500) 121.
8*
363
ii6
GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE
5. Taufsteine.
A. Becken mit vier Eckköpfen.
Hambom 225. Loikum 86. Rellin^hausen
315. Stoppenberg 323.
B. Romanische unbestimmter Form.
Hechelten 72.
C. Spätgothische.
Bienen 14. Dinslaken 210. Dornick 20. Duis-
burg 184. Emmerich (Bronze) 43. Essen 304.
Haflfen62. Hambom 225. Millingon 90. Praest 92.
6. Kanzeln.
Dinslaken (1723) 211. Duisburg (1664) 184.
Emmerich (bar.) 51. Kettwig (18. Jh.) 314.
Mehr (16. Jh.) 88. Werden (bar.) 342. Wesel
(Rok.) 119.
7. Orgeln und Orgelbühnen.
Wesel 136.
8. Kronleuchter.
Bislich 15. Dinslaken 211. Emmerich 51.
Gahlen218. Hiesfeld 227. Hünxc 232. MUlingen
90. Spellen 239.
9. Standleuchter.
Emmerich 44, 46. Essen (Abb.) 288. Marien-
thal 87. Rees 97. Vrasselt 111. Wesel 121.
lo. Reliquienschreine.
Essen, Münsterkirche (n. e.) 301. Werden,
Abteikirche (n. e.) 344, 346.
II. Schmiedeeiserne Arbeiten.
A. Kerzenhalter.
[ Emmerich 52. Hochelten 73. Saam 203.
B. Andere Arbeiten.
Emmerich (Krahn) 44.
12. Grabdenkmäler und Epitaphien.
Borbeck (1598) 309. Dinslaken (18. Jh.)
211. Duisburg, Salvatorkirche (16.— 18. Jh.) 185.
Emmerich, Aldegundiskirche (1436, 1514, 1593)
31, Münsterkirche (1433, 1519, 1585^ 45. Essen,
Münsterkirche (9.— 10. Jh., 14. Jh., Abb., 1614)
282, 283, (17. Jh.) 288, (16. Jh.) 290. Hambom
227. Hiesfeld 227. Hünxe (1716) 232. Müüngen
(16. Jh.) 90. ReUinghausen (11. Jh , z.) 315.
Ringenberg (17., 18. Jh.) 103. Scheppen (18. Jh.)
319. Schermbeck (1645) 109. Steele (1776)
320. Werden, Abteikirche (1517, Abb., 17.,
18. Jh.) 343, (9. Jh.) 344. Wesel, Willibrordi-
kirche (1590) 119, (1699) 121, (18. Jh.) 124,
(1574, 1555, 1576 u. a.) 137.
i3. Memoriensteine.
Drevenack 21. Essen 282. Mehr 88.
i4. Bodenbelag.
Emmerich, Münsterkirche 39. Werden, Abtei-
kirche 334.
VI. Werke der Malerei.
I. Wandmalerei.
Diersfordt 19, 357. Duisburg (16. Jh., Abb.)
185. Emmerich (12., 14. Jh.) 45. Essen, Münster-
kirche (11., 13., 14. Jh., Abb.) 283. Haffen
(15. Jh., Abb.) 62. Hamminkeln 65. Hiesfeld
227. Praest 92. Werden, Abteikirche (13. Jh.,
n. e.) 343. Wesel, WiUibrordikirche (16. Jh.)
137, (15. Jh.) 139.
2. Tafelgemälde (vgl. V, 1, C).
Bislich 15. Broich 197. Bruckhees 16.
Diersfordt 19. Dinslaken (Taf.) 209. Emmerich
31, 46, 51 (Taf.), 55. Essen 287, 288. Gar-
trop 221. Haldem (Taf.) 63. ' Hambom (17.,
18. Jh.; 225. Hueth 80. Hüthum 80. Rees
98, 99, 101. ReUinghausen 316. Schermbeck
(Abb.) 109. Werden 344. Wesel 119, 121. 150.
151, 153. Wohnung (16.— 18. Jh.) 217.
3. Glasmalereien.
Dinslaken 211.
VII. Werke der Plastik.
1. Steinskulpturen.
Empel 60. Hochelten (Abb.) 73. Marien-
thal 87. Werden, Abteikirche 342, 352. Wesel,
WiUibrordikirche 137, 153.
2. Holzskulpturen.
A. Altäre (s. o. V, 1, B).
B. Einzelfiguren.
Borbeck (15. Jh.) 309. Dinslaken (14., 15. Jh.,
364
GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE
Il7
Abb., Taf.) 210, (1507) 211, 212. Domick (15.,
16. Jh.) 20. Duisburg, Minoritenkirche (15.,
17. Jh.) 178, Salvatorkirche (15. Jh.^ 184. Emme-
rich, Aldegundiskirchc (15., 16. Jh., Abb.) 30,
Münsterkirche (11., 15., 16. Jh., Abb.) 44,
Christophsthor > 16. Jh.) 54. Eppinghoven (16. Jh.)
215. Essen, Münsterkirche (14., 15., 16. Jh.,
Abb.) 277, 282, 283, 290, (Rathaus) 306. Ham-
bom (15. Jh.) 225. Hochelten (Relief um 1500)
78. Hüthum (15. Jh.) 80. Isselbui^r (um 1500)
82. Marienthal (14., 15. Jh.) 87. Rees (14.,
16. Jh., Abb.) 96. Saam (14., 15. Jh.) 203.
Vrasselt (15. Jh.) 111. Werden, Abteikirche
! 15., 18. Jh.) 342. Wesel, Dominikanerkirche
(15. Jh.) 119, Fraterherrenkirche (15. Jh.) 121.
I 3. Bronze- und Kupferarbeiten
(vgl. o. V, 8. Kronleuchter).
A. Lavabokessel.
Bislich 15. Dinslaken 211. Praest 92.
I Werden 348. Wesel 122.
B. Andere Arbeiten.
I Duisburg (Kerzcnhalter) 184. Essen (Leuch-
I ter, Abb.) 288. Werden (Kreuz) 345
4. Elfenbeinarbeiten.
Werden (Pyxis, Kasten, Abb.) 345, 346.
VIII. Goldschmiedearbeiten.
1. Bis zum J. i25o.
Emmerich, Münsterkirchc (Willibrordi -Arche,
Taf., Abb., 9.— 15. Jh.) 46. E.ssen, Münster-
kirche V Vortrags skreuze, Taf., Abb., 10. — 11. Jh.,
Buchdeckel, Madonnenstatue, Abb., Prachtschwert,
Rel., Kästchen, Abb.) 291—297, (Schrein, Evan-
geliar, n. e.) 300. Haffen (K.) 62. Relling-
hausen (Kreuz, n. e.) 316. Werden, Abteikirche
(K., Abb., Trinkgefäss) 345, 346.
2. Von i25o — i55o.
Emmerich, Aldegundiskirche (M., Gib., K.)
31, Münsterkirche (Kalvarienberg, Statuetten, Rel.,
Kästchen, K., Abb.) 49. Essen, Münsterkirche
(Rel., M., K., Ostensorien, Kreuz, Abb.) 298 bis
300, Gertrudenkirche (M., K., 13.— 16. Jh.) 304.
Haifen (M.) 62. Haldem (M.) 64. Hochelten
iRel., Agraflfen, M., K., Kreuze, Taf., Abb.) 73.
Millingen (Gib.) 90. Rees (Gib., M., K.) 97.
Werden, Abteikirche (Rel., Kreuz) 347. Wesel,
Dominikanerkirche (K.) 119.
3. Später als i55o.
Eppinghoven {M.) 215. Essen, Münsterkirche
^Rel., 17., 18. Jh.) 300. Wesel, Fraterherren-
kirche (K.) 122.
IX. Glocken.
13. Jh. Essen 301.
14. Jh. Eppinghoven 216. Stoppenberg 324.
1337. Emmerich 32.
1404. Rees 98.
1429. MiUmgen 90.
1434. Emmerich (2) 51.
1453. Holten (2) 228.
1458. Beeck 207. Bislich 15. Walsum 241,
1467. Duisburg 187.
1472. Brünen 17.
1473. Niederelten 91.
1483. Rees 98.
1490. Hiesfeld 228.
1498. Emmerich (2) 32.
1501. Beeck 207.
1507. Duisburg 176.
1508. Emmerich 51.
1509. MiUingen (2) 90.
1512. Niederelten 91.
1520. Drevenack 21. Eppinghoven 215.
feld 228. Hünxe 233.
1522. Holten 228.
1525. Essen 301.
1537. Werden 349.
1544. Domick 21.
1546. Essen 301.
1561. Rees 100.
1563. Rees 101.
1574. Werden 349.
1600. Essen 301.
1623. Drevenack 21.
1633. Praest 92.
1638. Hambom 225.
1641. Gahlen 218. Rees 98.
1642. Götterwickersham 222.
1646. Rees 98.
Hies-
365
ii8
GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE
1654. Dinslaken 211.
1658. Werden .2) 349.
1673. Haldern (3) 64,
1674. Werden ^2) 349.
1693. Hamminkeln 65.
1694. Praest 93. Stoppenberjf ,2 324.
1696. Millinijen 90.
1703. Wesel 125.
1705. Duisburg 175. Werden 349.
1715. Duisburg 175.
1723. Götterwickersham 222.
1731. Loikum 86.
1744.* Schermbeck 109.
1748. Werden (2) 349.
1765. Duisburg 187.
1766. Schermbeck 110.
1770. Hünxe 233.
1773. Loikum 86.
1777. Bislich 15.
1781. Isselburg 82.
1782. Domick 21. Rees 98.
1783. Domick 21.
1785. Dinslaken 3i 211.
1787. Essen (3) 304
1789. Rees (2) 98
1792. Stoppenberg 324.
X. Paramente.
1. Kasein, Kapellen, Chormäntel. berg 324. Werden ',9., 15., 16. Jh.) 348.
Bislich (1500) 15. Emmerich (1500, 16., (iS.Jh.i 120, (15., 17. Jh.) 122.
17. Jh.) 50. Essen (1520i 301. Hambom (16. Jh.^ 2. Gobelins.
225. Rees (16., 17. Jh.) 98. Saam 203. Stoppen- . Hueth (17. Jh.) 80. Wohnung 217.
Wesel
XL Inschriften.
I. Römische.
Spellen 239.
2. Inschriften vom J. 3oo — 9oo
(vgl. Memoriensteine V, 13).
Emmerich (9. Jh.) 47, 49. Essen 282. Wer-
den (9. Jh.) 344, 345.
3. Romanische (9oo — i25o).
Duisburg (um 1000) 187. Emmerich, Münster-
kirche 12. Jh.) 39. Essen, Münsterkirche (1051)
272, (um 1000) 288, 292, 293, 294, 295, 301,
(um 1070) 330. Rees (1040; 95. Rellinghausen
(1011, um 1050) 315, 316. Werden, Abtei-
kirche (10. Jh.) 345.
4. Gothische (i25o — i5oo).
Dinslaken (1421, 1426 211. Duisburg (1415)
179, (1445, 1467) 187. Emmerich (1483) 26,
(1486) 43, (15. Jh.) 54. Essen, Münsterkirche
(um 1400) 297, (14., 15. Jh.) 298, 299, (1643)
300, (1360) 303, (1525)303. Meiderich (1384)
235. Rees (1458) 95. Wesel (1406^ 119, (1418)
139, (1390) 150.
5. Spätere.
Bienen (16. Jh.) 14. Borbeck (1744) 311.
Bredeney (1777) 311. Dinslaken (1652, 1681-
212. Emmerich (16. Jh.) 50, (1596, 1692) 51,
(1525, 1697) 52. Empel (1570) 59. Gartrop
(1698) 221. Heisingen 312. Hochelten (1671)
70, (1667) 78. Isselburg (1624) 81. KettuTg
(1720, 1785) 314. Rees (1600) 102. Schellen-
berg (1670, 1674) 318, 319. Schermbeck (1704)
109. Werden (18. Jh.) 352, 353. Wesel (1501)
121, (1612) 127, (1506) 130, (1663) 139, (1722)
147, (1578) 151.
XII. Künstlerverzeichnis.
I. Architekten und Steinmetzen.
Adler. Werden 331, Wesel 127.
Bayerschen, Amt. Wesel 141.
Benoit. Sterkrade 240.
Bergau. Wesel 127.
de Bodt, Jean. Wesel 142, 145.
Conraet. Wesel 148.
Cruze, Johann. Wesel 138.
Cuno. Emmerich 36, Rees 99.
Dupuy. Wesel 142.
366
GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE
ll9
Felderhoff. Werden 331.
Flügge. Hambom 224, Wesel 127.
Freudenberg. Sterkrade 240.
GeUss. Wesel 126, 148.
Gelsing, Theodor. Emmerich 36, Hochelten 70.
Giersberg. Wesel 127.
Grevenbroeck. Duisburg 179.
Haller, Johannes. Duisburg 178.
Hammelman, Hermann. Wesel 140.
Hammer. Sterkrade 240.
Hanemann. Bislich 15.
Hartel, August. Mülheim a. d. Ruhr 200.
HiUenkamp. Wesel 127.
von Jülich, Bemdt Wesel 142.
Klehmet. Werden 331.
Kompütt, Johann. Wesel 141.
Kruttge. Werden 331.
Krüger. Borbeck 309, Sterkrade 240.
von Lassaux. Werden 331.
van der Leen, Arnold. Emmerich 51.
Lehmgrübner. Wesel 127.
Martin. Essen 266.
Mecum. Wesel 127.
Mertens. Sterkrade 240, Wesel 127.
Niedieck. Werden 331.
Nienburg. Werden 331.
van Nieveit, Abraham. Wesel 141.
Oppermann. Werden 331.
Otter. Wesel 127, 150.
van Pasqualin, Johann. Wesel 141.
Persius. Werden 331.
Pickel, Kaspar. Isselburg 81.
Prinzhausen. Werden 331.
Rincklake, August. Essen 304, Issclburg 81,
Steele 320.
Schröder. Wesel 127.
Senz. Werden 331.
Spillner. Werden 331.
Statz, Vincenz. Borbeck 309.
Stüler. Emmerich 36.
Sültenfuss, W. Spellen 239.
Vauban. Wesel 142.
Wiethase. Haltern 63, Ruhrort 237, Spellen
239, Walsum 241.
Zindel. Essen 306, Hambom 224.
2. Bildhauer.
Dollar, Georg. Essen 304.
ther Heyden, Diedrich. Wesel 136.
Langenberg. Bislich 15.
Meister von Emmerich. Emmerich (Abb.) 30,
Hüthum 80.
3. Maler.
Aschenbroich. Dinslaken 209.
Bartels, J. A. Broich 197.
Bosch, Hieronymus. Wohnung 217.
de Bruyn, Bartholomäus. Essen 279.
Büchtemann. Haffen 62.
Büskens. Steele 320.
Dünwegge, Heinrich. Rees 98, Schermbeck 10^.
Wesel 150.
Fuscus, Bartholomäus. Werden 342.
Jansens. Steele 320.
Jodoci, Johannes. Werden 342.
Joest, Jan. Rees 99.
von Lorenwert, Arndt. Wesel 125.
Mintrop. Werden 342.
te Peerdt. Wesel 151.
Pesne, Antoine. Diersfordt 19.
Rousseau, J. J. Wesel 151.
Rubens. Emmerich 31, Hambom 224, 225
Stummel. Essen 285.
Tüsshaus. Steele 320.
Ziesenis, J. G. Wesel 153.
Niederrheinische Meister.
Bislich 15. Emmerich (Taf.) 55. Rees 99
Wesel 121, 150.
Niederländische Meister.
Dinslaken (Taf.) 209. Emmerich 31, 51.
Hüthum 80. Rees 99. Wesel 151.
Westfälische Meister.
Haldem (Taf.) 63. Rees 99. Schermbeck
(^Abb.) 108.
4. Gold- und Kunstschmiede.
GUlis, Sibrecht. Wesel 151.
5. Glockengiesser.
de Borch, Antonius. Rees (1561) 100.
Fuchs, Carl Engelbert und Peter Henrich. Werden
(1748) 349.
de Grave, Jan Albert. Götterwickersham (1723)
222.
Hachmann, Wilhelm. Rees (1565) 101, Werden
(1574) 349.
Hatyseren (?), Segewinus. Niederelten (1512) 91.
HelUngh, Simon. Praest (1633) 92.
Jan van Andernach. Duisburg ^1507) 176.
Johannes von Dortmund. Beeck (1458) 207,
Brünen (1472) 17, Duisburg (1467) 187,
Walsum (1458) 241.
Jullien, Joseph. Drevenack (1623) 21.
Neelmann, Johann. Essen (1600) 301.
367
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GESAMTREGISTER ZUM ZWEITEN BANDE
Paris, Anthon. Werden (1658) 349.
Petit, Alexius. Domick (1782, 83) 21.
Petit, Alexius und Söhne. Dinslaken (3, 1785) 211.
Petit, Alexius et Petrus. Duisburg (1765) 187.
Petit, Everardus. Stoppenberg 324.
Petit, Henricus und Everardus. Essen (1787) 304.
Petit, Johann und Johann Sohn. Schermbeck
(1744) 109.
Philippsen, Johann. Rees (1641) 98.
Potgeiter, Claes. Holten (1453) 228.
Schweys, Johann. Duisburg ^1715) 175, Loikum
(1731) 86, Wesel (1703) 125.
Spicker, Hermann. Bislich (1777) 15.
Teckel, Rutger. Haldem (1673) 65.
a Trier, Peter I. Rees (1641) 98, (1646) 98.
van Trier, Peter II. Haldem (1673) 65, Millingen
(1696) 90.
van Trier, Johann Peter und Hendrik. Dinslaken
(1654) 211.
Voigt, Christian. Rees (1789) 98.
Voigt, Christian et Rötgerus. Hünxe (1770) 233,
Loikum (1773) 86.
Voigt, G. Isselburg (1781) 82, Schermbeck
(1766) 110.
Westerhuis, Wolterus. Drevenack •1520) 21,
Hiesfeld (1520 228, MüUngen (1509) 90.
de Wou, Gerhardus. Beeck (1501) 207, Emme-
rich (1498) 32, Hiesfeld (1490) 228, Nieder-
elten (1473) 91, Rees (1483) 98.
XIII. Klösterliche Niederlassungen.
(Da in die Statistik zunächst nur die architektonisch bemerkenswerten Ansiedelungen Aufnahme gefunden haben,
so macht das vorliegende Verzeichnis keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)
1. Augustiner.
Dinslaken 212. Emmerich 52. Marienthal
86. WcÄcl 139.
2. Beguinen.
Duisburg 175, 358. Wesel 140.
3. Cistercienser.
Duisburg 188. Eppinghoven 216. Saarn
201. Schiedenhorst 110. Sterkrade 240.
4. Deutschordenshäuser.
Duisburg 178.
5. Dominikaner.
Wesel 118.
6. Franziskaner.
Duisburg 188. Emmerich 52. Niederelten 91.
Rees 99.
7. Fraterherren.
Wesel 120.
8. Jesuiten.
Emmerich 52.
9. Johanniter.
Walsum 241. Wesel 138.
IQ. Kapuziner.
Essen 306.
1 1. Karthäuser.
Wesel 139.
12. Kreuzherren.
Duisburg 188. Emmerich 52.
i3. Minoriten.
Duisburg 176.
i4. Prämonstratenser.
Hambom 223. Wesel 139.
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