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Full text of "Geschichte des fürstlichen hauses Liectenstein"

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listoristlie 'Perlte 

a\:9 Um SSertage 

Qon HD« firattmitUer^ k. k. I^af- niiit ^nioersltütsbni^tiQnMer in Qüiem 



SSon bemfclBcn SSerfoffer: 

«efd)id)te bea fur|llid)en J^aufea ?ied)tenHein. 2 Sanbc. l. 33anb. gr. 8. 

1868. 5fl. — 10 M, 

«met^, ailfreb «itter tion, !. !. C^ofcat^. (Sefd)id)te IHaria aderepa'a. 

1.— 8. S3anb. gr. 8. 1863—1877. A3 fl. 50 kr. — 87 3f. 

1,— 3. ©anb: iWariaSt^crcUa'« crjlc Slcgterunggja^rc 1740— 1748. 

gr. 8. 1863-1865. 13 ß. öO ikr. — 27 3f. 

4. S5anb: Sparta S^^ercfta nad^ beut @rbfoIgcfricge 1748—1766. 

(jr. 8. 1870. 6 /. — 10 M. 

5. 6. iBanb: 2Rarta S^erefta unb ber ftebeniä§rtge ^rteg 1756 bU 

1763. gr. 8. 1875. 12 fl. — 24 Af. 

7. 8. S5anb: SDiarta X^crcfta*« letzte fRcgicrungSsctt 1763—1780. 

1. 2. 53anb. gr. 8. 1876. 1877. 13 fl, — 26 M. 

Ißxxn} (Sugen «on SJaD0T)en. 9?ad^ bcn ^anbfd^riftlid^cn OucHcn ber 

faiferlid^en 3lrd)it)c. 1663—1736. aKit ^ortvätö unb ©c^la^tpläncn. 
SRcuc Slu^gabc. 3 Sänbc. gr. 8. 1864. 10/. — 20 M. 

lilaritt ai)ere(itt unb ^urie ^ntoinette. Sf}x Sriefroed^fcl. 3^citc 

öcrme^rte ^(uflagc. ÜRit Sricfcn bc3 Slbbe SJermonb on ben (trafen 
aWcrct). gr. 8. 1866. . 4:fl. — SM. 

?Mttrie 5^ntoinette, ^Jofef n. unb ?eopolb IL 3^r »riefrocc^fcl. 

gr. 8. 1866. Sfl. — Q M. 

?3ettumttrd)tti0 unb iSonnenfela. gr. 8. 1868. i fl. — 2 M. 

^ofef II. unb Aatl)ttrintt üon Mu^Unb. 3^r Sricfmed^fcl. gr. 8. 

1869. 5fl. — 10 M. 

J^ofef II. unb fettpolb üon aoscttUtt. 3^r Sricfmcd^fcl öon 1781 

6i« 1790. 2 33änbe. gr. 8. 1872. l fl. 50 kr. — 15 M. 

»eer, Br. aibolf, f. !. aWiniftcrialrat^. jTofef II., feopalb IL unb 
Attuni^. 3^r Sriefmcc^fcl. gr. 8. 1873. 6^ — 12 M. 

griebenfel^, &n%tn t>* jJofef IBebeua mn Sd^ttrberg. Scitrögc jur ä^iU 
gefd^ic^te ©icbenbürgenö im 19. 3fa^r§unbert. 2Xf)tiU. Tlit bcm Silbniffc 
unb gacfimile S3ebcu3\ 1783—1858. gr. 8. 1876/77. 11 fl. — 22 M. 

%tltiinni, ^tinviify. jktaftv ^url IV. unb fein Slnt^eil am gciftigcn 
Scben feiner ä^W. gr. 8. 1876. sfl,^QM. 

geifert, Sofef 3lle|* %tti^tn t>on. plaria fouife^ (Irjl)erjaötn mn 
löefterreid)^ ^aiferin ber 3frttnj0fen. SlWit Scnü<jung Don SSriefen an 
i^rc Sftcrn unb Don ©c^riftpüden be« f. f. ^ou^-, ©of= unb ©toat^s 
»rc^iöe«. W\t 2 Silbniffcn u. 2 gocfimilc. gr. 8. 1873. 6/. — 12 M. 

^tUtoalt, %v* tiott* plajrimilian I. Aaifer uon |Kfj:ic0. ©ein ?ebcn, 
SBirlen unb fein S^ob, nebfl einem Sbrig ber @cfd^ic^te be^ Saiferreic^^. 
2 Sänbe. 8. 1869. 4/. — 8 M. 



O^efdjidjtc 



b e ^ f ü r ft n (^ e n ^ a u f e ö 



^iec^fen^ein. 



©efd^ii^tc 



öes fttr|ifi(Jen ^ auf z 5 



fitii^ttn^eUh 



S3ou 



fürftlid^ (icd^tenflciit. 8tb(iot]^e!at unb @a(etie«!Z)irector, $icebicectoc beö f. E. ö(lettei(i^ifd^en 

Snufeumd füc ^imfl unb dnbufkie in SBten :c. 



Zweiter 28anb. 



SBien, 1877. 
HD i l I) e l m ^ r a u in u l l c r 

!. !. ^cf== unb Uniüetfitätöbudjl&änbrcv. 



sv^ 






y-i. 



I >•' vfiii <•«■ ^'ti l>^• iil\iv<. 



§ n N 1" t. 



©eite 
I. ^bfdiuitt. jDer Stammbaum bee 5|lerretd)ifd)cn ^aufed ffied)- 

tenpcin im ("ed)e|el)ntcn ,3al)rl)unbert 1 

II. 5lbf(^uitt. P'xt llad)komtnnifd)aft gcmrtdj» VII. uon ^ied)* 

tcnflein-Uikoldburg (^tcicrccfcr ÜÜuic) 13 

III. 2tbfd)nitt. mt llad)kommenrd)aft (ttljnßopl)» III. (^füfolö- 

burger 2u\\e) 37 

a. SÖolfgang I. unb !2eou^arb I. 39. — b. 2)cr ältere ^wd^ 
ober bie 9^ad)!ümmenf(^aft SBolfgaugö I. 46. — c. 2)er 
jüngere ^wexQ ober bie S^ad^fommenfc^aft $!eon^arbö I. 69. 

IV. Slbfc^iütt. Die llttd)kommcnrd)ttft (Scorgs V. (gelbsbergcr 

!^inie) 77 

a. §artmaun I. unb @eorg ^artniann I. 79. — b. ^art- 
mann II. 86. — c. ^artmanuö II. ©efc^mifter 100. 

V. Ibfc^initt. 4?ür|l ßarl 1 125 

a. (Srfte ^}>criobc. griK)c 3^it- Samilicncinigung, ginan3ange= 
legcnljcitcn 127. — b. 3^üeite ^}.>criobc. Unter Ä'aifer 9lubolf 
unb 3JJatt^ia«. ^r^ebung in ben gürftenftanb 141. — 

c. S)ritte ^>eriübc. ^on ber Sr^ebung in ben gürftenftanb 
bii8 gum 5luöbru(^ be8 breigigjä^rigen Krieges 166. — 

d. 2)ic (Snuerbung düu ^^roppau 175. -— e. SBicrte "^3criobe. 
gürft Äarl in ^ö^men n)äl)renb t^^ 3lufftaubcö 187. — 
f. Sc^te iücbcnöia^rc. ©ütereriücrbuugen. 2^öcl)ter 220. 

VI. ^21 bfd^ni tt. ^iirft ^Urimilinn 1 243 

VII. ^Ibfc^nitt. ^ürjl (5unbad;er 267 

VIII. ^bfdjnitt. ßnxfi .fiarl «ufcbius . 301 

IX. 5lbfd)nitt. ßxix^ 3ol)anu ^bam ;?lnbrfad 321 



X. "Äbfcijuitt. iAaria ilifrf*i:. ::rr.::.-: ■:::-.:■: r.:: ?::::;- -'7 

XI. ^bfdinitt. iürfl öirtaiain I. i-.i 'r:^r *:r!r:*rT f jü- 

badtrr» lladtkominnirjia^ ifa* •Hir.3:.:i7. II. 5iä-*5 Ä:r.- ^-T 

j8ri lagen. I. ^itwibcn .Si.':r ."^:T::::i-:r II. :-. :-:-. 'Hz'::: 
Marl oon VicAter/ieir. ;>>v. — II. rrn-Jir. :::■ t7:-:::t". 
00 n Ulm über ein'esur.^ ?« ?:r:r:»? ;:::- : : :::r. r; : 
Äcbcflcn .JiH). - III. rr:::::r. «ii: :t "J.t: :::::3 II. :- 
bcn J\ürficn Marl scn i:L'r :.•::-;::: -<:?i. — IV. rrr::.-. : 
Matfer J\erbinanDÄ II. ir. i?iir::r:.:ir, ?,'- „•.:r::::'::" ::ir 
bor Jj^efrciung cen .»ir:ni? ■>,':3. — V. rir::j:: \:-. r 
J^rbinanb* II. an iKiritni.tir. rjr. •^■.:r ::-.':::- :*.-r ::: 
(Siimabmc uon v.>^Lae 3^4. - vi. ä.::;2:: i.:? :>? ^2r-:::: 
Üarl (SiuVbiu^ onuracrti*" r: •::::::: c-'i::: '!".:■? ?.:i~ -.''". 
— VII. ^tammiiVl ?:* j^icrrj-rvi :r. '!*.:.:■".*;: „::r:::v':i':" 
^Jii ro li»bur j. ä. .'^i: l':i\ — V III . : . c : i t. ::::':. : ; r "? .': r: : :: 
^iediteiifiein. ? ic l'i iii c ^i** Ix iLr*": ::: X .: r . I. — I \ . :?. r : : r. :: 
tafcl ber J^ürüeii Viel* :.*::•": ,•:::. Z".: i ■.:•.■..• ^m ^.i :•:::•. 
(^unbadcT. 



I. 'g^ßfc^nttt 



Der Stammbaum hs 0|}erretd|t|'d)en ^mfts 
£ted)ten|}ein im fedjd^ejinten 3at)rl)uit5ert. 



^aitt, «ic^tenflcin. II. «ti. 



c^rci ginien marcn c^, mit meldten ba^ 5RifoI^burger ober 
öfterrcid^ifd^c §au« Sicd^tenfteiu in baö fed^öjcl^nte Qa^r^unbcrt 
l^inübcrging, bie ©ö^nc bcr brei Srübcr ^einvid^ö VII., (^i)xU 
ftopl^^ ni. unb ®corgö V. SSou biefen brcien [tarb ß^riftopl^ 
fclbft erft 1506. ^mi biefcr Linien aber erlofd^cn bereite ttjicber 
im Saufe beö fed^öjel^uten Qal^r^unbertö, ttja^ öon ber|enigen 
ßl^riftopl^^ aöerbing^ nur in einem uneigcntüd^cn ©inne gilt; 
fie erlofd^ für bie ®efd^i(i)tc unb für baö §auö, reid^te aber 
nod^ in einigen ®Iiebern, meldte an bcn neuen ß^rcn be^ ^aufe^ 
nid^t tl^eünal^mcn, bi^ gegen ba^ (5nbc bc^ fiebsetjuten Qa^r^ 
l^unbcrt^. S)at)on abgefcl^en, mar eö nur bie 8inie be^ iüngftcn 
jener brei Srüber, ®corgö V., njeld^c in ba^ ficbjcl^ntc Qal^r^ 
l^unbert l^inüberging unb gtuar tDicbcrum mit brei örübern, öon 
benen bie fürfttid^e ©efd^id^tc be^ ^aufe^ beginnt. 

§)einrid^ VII., tueld^er mit 3lgnc^ öon ©tal^remberg öcr* 
mäl^It genjefen tuar, ^interlie§ naä) l^anbfd^riftlid^en 5luf jeid^nungcn 
im lied^tcnfteinifd^cn 5lrd^iö i) brei ©öl^ne Ocorg, ©cbaftian 
unb Sra^mu^, unb eine S^od^ter Slifabctl^, meldte bei bem 
2^obe be^ 3Sater^ (1483) fämmtlid^ nod^ jung gettjefcn fein 
muffen, ba Ocorg, bcr fed^fte biefc^ 5Ramen^, 1480, Sra^mu^ 
aber erft 1483 geboren fein fott. Slu^er il^ncn nennt ^ol^encdt^) 



^) Sßalbcrg, ©enealogia beS burd)(aud)tigjien $aufc8 öon 2ied)tcn= 
fictn, 177Ö. 

2) I. 609. 

1* 



— 4 — 

nod^ einen ©ol^n ßl)riftoj3]^ unb eine lod^ter ^Barbara, meldte, 
toit e^ l^eigt, lebig ftarb. ©eibe fennen aber bie Urfnnben beö 
lied^tenfteinifd^en Slrd^idö nid^t, nod^ finbet fid^ fonft eine fd^rift^ 
lid&e yia(i)x\ä)i über fie, megl^alb il^re @|:iftenj in B^^'f^I J" S'^^^n 
ift. Qn bem bereite im erften Sanbe biefe^ SBerfeö ') ermöl^nten 
Jl^eilung^öertrage dorn ^al^re 1504, ber nod) näl^er jn befpred^en 
fein n)irb, finben fid^ nnr bie ©ruber ©eorg unb ßraömu^; alfo 
meber ©ebaftian, t)on bem eö l^ei^t, ba§ er jung geftorben fei, 
nod^ ßl^riftoj)]^, menn er überl^aujjt ejiftirt f^at, rnnren bamal^ 
am geben, ßlifabetl^, bie in SBalberg'ö ©enealogia al§ einzige 
Jod^ter aufgefül^rt mirb, öermal^Ite fid^ mit SBolfgang t)on SRogen^ 
borf, m^ im 3a^re 1508 gefd^nV, fie ftarb am 21. 5luguft 1517 2). 
3Son ben beiben SSrübern ®eorg VI. unb @raömu^ l^atte 
nur ber erftere ^Kad^fommenfd^aft, unb aud^ biefer nur 2^öd^ter. 
®eorg, meld^er 1548 ftarb, öermäl^lte fid^ im Qal^re 1518 mit 
3KagbaIena, Jod^ter SBolfgangö don 'ißoll^eim unb l^atte mit 
il^r dier Jöd^ter 3lnna, ©ufanna, Senigna unb SWartl^a^). 
SSon biefen dermä^Ite fid^ STnna 1535 mit g^ol^ann VI. don 
8ied^tenftein*TO!oIöburg, ©ufanna im ^oijvt 1542 ebenfaüö mit 
einem SSetter, ®eorg ^artmann I. don ßied^tenftein , Senigna 
1535 mit Otto don 8ied^tenftein*3Äurau, don bem bereite im erften 
Sanbe bie 9?ebe getdefen. 3)?art^a dermäl^Ite ftd^ 1534 in erfter 
&)t mit 3»ol^ann don 8omni^ unb 3Äeferitfd^, ideld^er 1537 ftarb, 
unb in gttjeiter (Sl^e mit !Dietmar don Sofenftein. ©jjäter foü fie 
nod^ gtdeimal dermäl^It unb erft 1577 geftorben fein*). (Sra^- 
muö dermä^lte fid^ im ^öl^re 1509 mit S3arbara, 2^od^ter be^ 
®rafen 'ißeter ^) don @t. (Seorgen unb "ißöfing. ÜDiefe (ii)t blieb 
Ünberloö. f») SKit ben SCöd^tern ©eorgö erlofd^ bemnad^ bie Sinie 

1) @citc Ö05, 

2) ^ol^cnecf a. a. D. 

3) 2)ie8 ift bie Sieil^cnfolge in Sßatbcrg'8 ©encalogia. 
*) S^iad) CEol^n auf ber 2:abettc. 

5) ©0 bei äßalberg. 

ö) Merbing« tüirb im ^fal^rc 1647 eine tatl^arina öon ?icd^tenjlcin 
urfunblid) iinb au^brücflid) aH £od)ter be9 @ra9mu9 t)on !^ied)tenftein 



— o — 



§einrid^^ VII. bereite im brittcn Oefd^lcd^te. Qm ©tammbaum 
3ufammengcfa|t, finb bic 3lngc^örigcn bic folgcnbcn: 

§ctnric^ VII. 

1446—1483. 

®cm. 2(gnc8 öon ©tal^rcmbcrg. 



®eorg VI. 

1480 t 1548 
bem. SWagba* 
aa ö. ^oll^cim 



©cbaftian SUfabct^ (S^riftoj)^? Sarbara? (Sraömii^ 

öcrm. 1508 *1483 tl524 

tl517 @cm. ©röfln 

®cm. SBolf- Barbara ö. 

gang t>. 9?o= @t. ©corgcn 

gcnborf u. ^öfing 



2lnna 

(öcrm. 1535) 

em. ^fol^aun VI. 

D. ?icci^tcnftcin= 

Sfiifolgburg 



©ufanna 

(ticvm. 1542) 

@cm. @corg ^ovt- 

mann ö. !üicd)tcn= 

ftcin:=^ifot«b. 



©cnigna 

(öcrm. 1535) 

@cm. Otto t). 2icd)^ 

tcnftcin=9?iurau 



(öcrm. 1534) 
1. @cm. 3ol^ann 

t). Somni^ u. 

aKcfcritfd^ (tl537), 

2. @. (1540) 2)ict- 

mar ö. Sofcnftcin. 



5[uc^ bie Sinie ß^riftopl^^ III. laffcn bie ©encalogcn im 
britten ®cfd^Icd^t, ober rid^tiger gefngt, naä) jtüci ®encrationen 
crlöfd^cn. 2)ic Urfunben beö lied^tcnfteinifd^cn Slrd&iöö nennen 
öon feinen nnmittelbaren 5Wad^!ommen nur jtüei @i)]^ne 355 olf* 
gang I. unb Seonl^arb I. ^o^enerf ^) nennt au^erbem nod^ 
eine Jod^ter SRofina, tüeld^e fid^ mit Sfiartin t)on ^oll^eim öer^ 
mäl^lte, tüä^renb ß^riftop^ mö) SBalberg'^ ©enenlogia eine 
!£od^ter 5Ramen^ ßl^riftina ^atte, mlä)C Qaro^Ian) t)on So^codi^ 
l^eirat^ete. SBoIfgang, geboren 1473 unb geftorben 1525, dermäl^Ite 



crmäl^nt. 2)icfcr @ra§mug niar Dberftl^ofjägcrmeiftcr t>e^ Äönig« gcrbinanb 
unb wirb in bcn Urfunben bc« ginanjminiftcrium« tion 1539—1553 mc^r= 
fad^ erttJäl^nt. @r l^attc eine @(^tt)cftcr 3(|3otIonia imb feine !5;o(i^ter tatl^a^ 
rina mar §offräulein bei ben !5;öd)tern Äönig gerbinanb«. S)a aber (Sra«* 
mu8 öon Sied^tenftein, ber (Sol^n .^einrid^«, bereit«, n)ic auger 3^^ifcl ft^^t, 
1524 ftarb, fo mug ber 33ater Äat^orinen« ein anberer fein, ^n ber 
Zljai ift e« fo. @r ift ein 5lnge^öriger be« 2:iro(er §aufe8 Sicd^tenftcin« 
(Saftelcorn. 

1) I. 613. 



— 6 — 

ftc^ 1498 mit@cnoöcfa®rafin öon ©d^aumburg, S^od^tcr be^ ®rafen 
Ulric^, unb ^interlicg auö bicfcr &ft jiDci @ö^nc unb jtoci 
lochtet: 3o^ann VI., SBolf ß^riftop^, SÖtargarct^a imb 
Barbara. SSon ben bcibcn Jöc^tern ftarb Ü)Zargarct^a, wtläft 
im 3^^rc 1502 geboren toar, unötrma^lt, ^Barbara, meldte erft 
1514 geboren toar, erl^ielt 1534 Qo^ann öon SSuc^^im jum 
®ema^I. SBolf ß^riftoj))^, melc^er 1511 geboren »ar, öer^ 
mahlte ftd^ mit Satl^arina t)on Samberg, meldte fid^ nac^ i^red 
©ema^te frühem Üobe, ber im Qal^re 1553 erfolgte, »ieber mit 
einem ^errn öon 'ißolbrife öer^eirat^ete. 9Bolf G^riftoj)^ ^inter^ 
Iie§ feine ^inber. Dagegen erfreute ftd^ fein alterer ©ruber 
Qo^ann VI. einer ga^Ireicfieu iKad^fommenfd^aft. S)erfelbe, 
geboren 1500 unb geftorben 1552, l^atte ftd^ in crfter (S^e mit 
3lnna, loc^tcr ®eorg^ VI. üon 8iecf|tenftein, im ^affxt 1535 
öerma^lt. 9lu^ biefer Sl^e flammten brei ®ö^ne: ©eorgVIL, 
Söoifgang n. unb 3ol^ann VII., nebft einer Jocfiter ^DZagba- 
Icna. 9tad^ Slnna^ !£obe üer^eirat^ete fid^ 3o^ann VI. in 
jtoeiter S^e mit (Sftl^er öon ÜDietricfiftein, don »clcfier er brci 
Äinber ^atte: Qo^ann Slbam, 3>ol^anu ©igiömunb ^oft* 
l^umuö imb ©enoöefa. Sßalberg'^ ®eneaIogia fügt (nac^ 
einem ©rabftein ju Si^grub) biefen nocfi jmei Jöd^ter be^ 5Ramenö 
Slifabetl^ l^inju, bie aber beibe in frül^efter Äinbl^eit 1547 ge- 
ftorben. 3Son ben genannten fünf ©ö^nen 3ol^annö VI. toar 
e^ aber nur SBoIfgang II., toeld^er ^tad^fommenfd^aft l^interlie§. 
Der ältefte, ®eorg VII., geboren 1535 unb geftorben 1574, 
toar (1559) mit ßleonora t)on Äunig^berg ober ßönigöberg 
üermä^It, 3[o]^ann VII., toelc^er 1566 ober 1567 ftarb, fd^eint 
unöer^eiratl^et geblieben ju fein ; 3[o^ann Slbam unb g^ol^ann 
©igiömunb ^oft^umuö ftarben beibe in jugenblid^em 2llter, 
erfterer 1569. 5Die ältere SCod^ter 3Äagbalena toar in erfter S^e 
mit Sflbert üon ffuenring öermä^lt, unb fobanu (1560) in jtoeiter 
mit äbam SBolf öon ^iegf ; bie gleite, ©cnoöefa, juerft (1571) 
mit 3ol^anu üon Soöcodife unb in jtoeiter S^e 1598 mit bem 
Burggrafen ^einrid^ t)on Do^na; fic ftarb 1601. ffiolfgang II. 



— 7 — 

bcr jmeitc ©ruber, bcr mic gejagt allein 9iaci^!ommenfd^aft l^inter* 
lie§ (geboren 1536 unb geftorben 1585), tüar mit öenigna üon 
öud^l^eim öer^eiratl^et. @r l^atte mit i^r einen ®ol^n griebrid^, 
ber aber bereite alö ffinb ftarb, unb gtüei Jöd^ter Slnna unb 
aWagbalena, öon benen bie erftere unöermä^lt au^ bem Scben 
fcfiieb, bie gtüeite aber üerlobte ftcfi guerft mit Qol^ann ß^riacuö 
t)on ^ol^eim unb ^eirat^ete nac^ beffen tüä^renb be^ ©rautftanbe^ 
erfolgtem !£obe im Qial^re 1583 Slbam üon ©ternberg. 3Äit 
biefen Jöd^tern @eorg^ VII. erlofd^ bie 5Kaci^lommenfc^aft SBolf* 
gang^ I. äßir feieren nun gu beffen jüngerem ©ruber Seonl^arb L, 
bem gleiten ©ol^ne (Jl^riftojjl^ö III., gurüd. 

Seonl^arb I., geboren 1482 unb geftorben 1534, mar mit 
Äatl^arina don ßgernal^ora unb Soöcoöife öerl^eiratl^et unb l^atte 
mit i^r gmei ©öl^ne: ßl^riftoj)]^ IV. unb Seon^arb IL ^ol^en^^ 
ed '), bei bem übrigen^ an biefer ©teile befonbere SSertoirrung 
l^errfd^t, nennt nod^ eine STod^ter ©lifabetl^, üermä^lt mit Äonrab 
t)on ©uttenftein, tüeld^c im liec^tenfteinifcfien 3lrd^it) nid^t t)or* 
fommt. Seon^arb II. ftarb giemlid^ jung unb unbefannt. Slud^ 
ßl^riftoj)^ IV., tüeld^er (nad^ getoö^nlid^en 9?ad^rid^ten) ebenfalls 
n)ic fein SSater mit einer Äat^arina t)on 33oöcot)i| ober (öielleicfit 
rid^tiger) mit Satl^arina ,t)on ®uttenftein öermä^lt mar, fcfireiben 
bie ©enealogen feine ^fiac^fommenfd^aft gu; bennod^ l^atte er 
Äinber. ©eine erfte ß^e blieb aüerbingö finberlo^. 3lfö er 
aber feine ®üter öerfauft l^atte, mie fpäter berid^tet werben foü, 
begab er fid^ etma um ba^ ^a^x 1576 ober 1577 nad^ 'ißolen 
unb l^eiratl^ete bort ein abelige^ gräulein Slnna öon ®or^fa, 
mit melc^er er fpäter gu ^leuftabt in SÄäl^ren lebte. Sluö biefer 
(Sl^e ftammten gmei ©ö^ne, ßl^riftoj)^ unb Qio^ann, üon benen 
aber ber gleite lieber in jungen ^a\)xtn ftarb. Srfterer öer^ 
fjeirat^cte fid^ 1627 mit einer SBittme ©alomena SSorgitin t)on 
3bulcge unb l^atte mit i^r einen ©ol^n Sernl^arb, geboren im 
9(a]^re 1630. üDiefer Sernl^arb öerl^eirat^ete , fid^ mieber mit 



2(. a. Q. 614. 



— 8 — 

einer 5lnge^örigen be^ §nufe^ Slltringcn, beren 35orname nid^t 
belannt gctüorben ift, unb ^atte auö biefer ßl^e imi ©öl^ne 
SBajfimilian ^ünxicS) unb ffarl SBill^cIm. SSeibe ftarben afö Offi^ 
jiere in ben lürfcnfriegen, leitetet bei bem ©türm auf SSelgrab 
im Sa^rc 1688. 3)?it i^nen enbete bie Sinie ef)riftop^ö III., 
beren le^te 2lngef)örigen burd^ bie ©d^ulb ßl^riftopl^ö IV. in 
Unbebeutenbl^cit öerfanfen unb an ber im Slnfange be^ fieb* 
jel^nten Qal^rl^unbcrtö bem ^aufe ert^eilten ©tanbeöer^öl^ung 
feinen Slntl^eil nal^men. ÜDarum finb fie ööüig in SSergeffenl^eit 
geratf)en. 

!Der t)oüe ©tammbaum ber ßl^riftojjl^'fdicn ginie ift bem* 
nacfi ber folgenbe: 



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— 10 — 

$)tx iüngftc @o]^n -©covg^ IV., nämlic^ ©corg V., geboren 
1447, geftorben 1484 unb üennäl^lt mit SKgneö öon (Sdart^au, 
ftiftete bie britte ^aujitUnie, toelcfie in ber öierten ©eneration 
nacS) x\)m bie gürftentoürbe erlangte. (Sr felbft l^atte jtüei ©öl^ne, 
§artmann L unb 3>o^önn, tüeld^er lefeterer {ung, lebig unb 
unbefannt ftarb. §artmann, melc^er 1539 ftarb, toar in erfter 
ßl^e (feit 1507) mit Slmalia ®räfin öan ^ol^enlol^e, Üod^ter 
beö ®rafen ®ottfrieb, öermäl^It, bod| blieb biefe S^e finberloö. 
9iacf| il^rem im Qa^re 1510 erfolgten 2^obe, öer^eiratl^ete er fid^ 
tüiebernm 1511 mit Qol^anna t)on 3Äainberg, ©ern^arbö öon 
3)?ainberg Jodjter. 5[uö biefer &jt ftammten brei ©ö^ne: 
@eorg §artmann I., ^ol^ann ß^riftoj)]^ unb ©ebaftian. 
Der britte ift lebig unb unbefannt geblieben ; 3>o]^ann (S^riftoj)]^, 
geboren 1515, ftarb 1543 finberloö! alöibalb nacfi feiner 3Ser* 
mä^lung mit 3J?arianna t)on Somnife unb 3)?eferitfcf| (1542). 

Um fo jal^lreidiere 9?ad^fommenfcf|aft l^atte ber ältefte ©ruber 
®eorg §artmann I., meld^cr (geboren 1513 unb geftorben 1562) 
©ufanna don 8ied|tenftein, ®eorg^ VI. jttjeite 2^od^ter, gel^eiratl^et 
l^atte. 3luö biefer Sl^e entftammten breijel^n Äinber, neun ©öl^ne 
unb fünf 2^öd^ter, t)on benen aber ber größte 2^^eil tüieber in 
jungen Qal^ren ftarb. Slud^ tüar e^ ber ältefte ©ol^n allein, 
tüeld^er 5Kad|!ommenfc^aft l^atte. Sie Sieil^e ber S)inber ®eorg 
§artmann^ ift urfunblicfi genau bie folgenbe: 1. §artmann IL, 
geboren 1544, geftorben 1585, öermäl^lt 1568 mit ber ®räfin 
Slnna 3Karia üon Drtenburg; 2. ©ebaftian, geboren 1545, ge^ 
ftorben 1574, öermäl^lt mit 2lmalia t)on Sucfi^eim; 3. ®eorg 
(Sra^mu^, 1547 geboren unb 1592 unöermäl^lt geftorben; 
4. ^einrid^, ber erfte biefe^ 3iamen^, tüeld^er nur öom ^lal^re 
1548 bi^ 1551 lebte; 5. Slnna ©ufanna, geboren 1549 unb 
1568 mit bem ®rafen Sernl^arb üon ^arberf üermäp; 6. @u* 
fanna 3!o^cinna, geboren nod| 1549 unb 1551 bereite tüieber 
geftorben; 7. öftrer, geboren 1551, blieb unt)ermät)lt; 8. §ein* 
rid^, ber gtüeite ober ber jüngere biefeö 3tamenö, geboren 1554 
unb geftorben 1585; 9. J^i^i^i^i^iil Sltbrec^t I, geboren 1555 



— 11 — 

unb im uäd^ftcu ^a\)xc tüicbcr au^ bcm Scbcu gcfd^iebeu; .10. Qxu 
bit^, geboren 1557 unb im Qci^re 1579 mit ^elml^art 3»örger 
dcrmäp; 11.3>of)ann ©ejjtimiu^, geboren 1558, im ^al^re 
1590 mit Slnna ®räfin ®alm öermä^lt, aber bereite 1595 
finberloö geftorben; 12. griebricfi 2llbrecf|t IL, geboren 1561, 
ftarb ebenfalls fel^r iung; 13. ®eorg §artmann IL, geboren 
1562 unb geftorben 1585. 

33on aßen biefen tjatte, toxt gefagt, nur ber ältefte (Sol^n 
|)artmann II. ?lad^fommenfd|aft, unb itoax fünf ©öl^ne unb 
öicr SCöc^ter. @ie toaren: 1. Sari, geboren 1569, im Slnfange 
be^ aia^re^ 1597 ober nötiger tüo^l fcf|on 1592 ober 1593 
mit 5[nna ©diembera t)on SSo^coöife öermäl^It unb geftorben 
1627; 2. 3Karia @ufanna, geboren 1570 unb im ^äf^xt 1580 
tüicber geftorben; 3. 3lol^anna, 1571 geboren unb geftorben; 

4. Sa t Marina, geboren 1572 unb im ^a^xt 1592 mit äßolf 
SBiIf)eIm don 3SoI!erftorf, bem legten feinet ®efd^Icd|teö, dermäl^It ; 

5. SBeüart, geboren 1574 unb geftorben 1577; 6. 3>ubit^, 
geboren 1575 unb im 3>a]^re 1595 mit Qoad^im t)on B'^J^^^^o^f 
dcrmäl^lt; 7. ®eorg Sßolfgang, geboren 1576 unb geftorben 
1579; 8. aÄajimilian, geboren 1578 unb 1597 mit Satf)arina 
t)on ©o^coöife dermäl^lt, unb geftorben 1643; cnblid^ 9. ©un^' 
bader, geboren 1580 unb geftorben 1653, in erfter (Sf)e mit 
2(gncö ®räfin t)on Oftfrieölanb (1604) t)ermäf)It, in jmeiter 
(1618) mit eiifabet^ gucretia, Softer bcö §ergog^ Slbam Senjet 
don Stefd^en. ©er ältefte unb ber iüngfte, Sari unb ©unbacfer, 
grünbeten gttjei neue Sinien, bie tüir aber tüie i^re eigene ®efd^id^te 
einem folgeubcn 2lbfd^nitt öorbel^altcn. 33i^ ba^in ift ber (Stamm* 
bäum ber Sinie ®eorg^ V. ber folgenbe: 



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n. ocßfc^nift. 



Die llad)kominen|'d)aft ^ftnnd)6 VII. tion 
fied)ten|lein-llJHobbur0. 



(Äffifttcfift 5iitif.) 



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Jllcöor bic Scben^umftänbc ber beiben ©öl^ne ^cinrid^ö VII., 
®eorg^ VI. unb (Sra^mu^, in Setrad^tung gu jicl^en finb, crfd^eint 
e^ nötf)ig auf bic bereite in ber Siograjjl^ic (S^riftoj)^« III. 
cmäl^nte ©rbcinigung, meldte bic brei Linien im 3al^re 1504 
aufrid^teten, gurücfjuf ommen. Slfö bic SScrtrctcr erfd^cincn cincrfcit^ 
ber alte ß^riftoj))^ III., tücld^cr aU ber Slclteftc an Qa^ren ju^ 
gleid^ al^ baö ^aupt be^ gangen ^anfeö gilt, jum jmeiten bie 
beiben ©rüber ®eorg unb (Sra^mu^, unb gum britten, aU 3Ser* 
treter ber iüngften Sinie, |)artmann I. 3la6) biefem 3Sertrage 
tl^eilten bie brei 'ißörteien unter fic^ att il^re ©d^Iöffer, ^err^ 
f(^aften, ©täbte, WUxttt, geften unb Dörfer, ©tüdte, ©ülten 
unb ®üter, n)ic fie il^re SSorfal^ren genügt unb genoffen f)aben '). 

©arnad^ erhielt ß^rifto:}}^, alö ber Sleltefte, auf feinen 2ln* 
tl^eil „bie ^errfd^aft 9?ifoIöburg, ba^ @d|Io§ bafelbft mitfammt 
ber ©tabt, ba^ @cf|Io| SRafcfienftein 2), ba« ©djlog aWaibburg, 
bie ^efte Sunbenburg, bie gefte ^ol^enau, bie gefte Ulrid^öfirdien, 
mit alten unb ieben il^ren S>^Qt^öx\inQmf Obrigfeiten, §errlid^:= 
feiten, J^eil^eitcn, 8anbgericf|ten, ^Renten, 3M^^f ®ülten, ®e^ 
treibe, 35}ein, 3^^nten, ^arfrec^ten, !Dienften, SSogteien, Sßautl^en, 
^öljern, SBunnen, 2luen, äöilbbal^nen, Laiben, gifc^tüeiben, 
gifd^ereien, 3Kü^len, 2ßüt)Ifd^lägen, ©een, aSogel, ©eflügel unb 



?icd^tcnftcin. 2Crd|tt) in SBicn E. 6. 

2) @o im Original; in bcn 5lbfd)riftcn auä) Sflajicnftcin unb 
9taf))enftein. 



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fonft aßen anöercir -^tuuiimp:?! iiiö iuiirnumnquüi. uic ite $f- 
imunt un^ gcfniT^n ntüip*!i urracr* £^i jcilert i*CTJrni 
®eorg un^ ssniiäimi^ ^c.ini uii iir jcnrüinnncr iirftini iw 
^errfc^aft unD iJie 5aröt 3tc!i^'^ ;:i. Tmur 3iir SüLirfiUrr 

mit aßen »^udsftrjhrrripni . nw: ^u u :aei cir^^c^iäui mii>ni 
finb. 3""^ ^T:^i^= rrinvii: iprmnniii lie ^trrühcr:^ :2tuiiM nnb 

barg, bif jjycnc ur.> iprrniiit^ ilcTL-Jjinir onr Lltm iäpnra 3"= 
ge^övnngcn. 

(So ivurbe ferner :r ^oi-xr: >£iTnifi3f xjjliprniDAiL, feit rin 
[ebcr für fidb feinen Är,:i«t- rx ^rrrrx i*rr5»rx ^*ÄDf, mt i^n 
bie (Sefanmitfteii hn'e^en, ilv Mt rr xiäc* Imioii m^j^cbeii 
bürfe o^ne ilM^fen un^ ^,-en ^rr -r^^^^=: l^nzilif^rT ^» fviufc», 
nnb »enu il^n "Jlotli o>fT ^^n^': lüriAr arznitf, üfc cüoc* ^tee 
jn entlcbigen, er folcbe^ ;uerri ^rx: ii:>rrci: änirfWrüien anju* 
bieten ^abe. rie VelK» *^hfT, iwlAf ^a* ^wu* ü1* fol<6c^ an 
Sc^Iöffern, $)err|(^fien, SiMen, Julien, ^ftrn mb @ütem 
üon gövften, :8i)(^öfen unb 'Valuten irüiie, folle aUcmal brr 
äeltefte für bie übrigen empfangen: ehcnio foüe herSdtcfte l)ie 
8e^n »erleiden, meiere ba^ ^Mu^ ^n wrleiJ^cn Iwhe, ö* folgen 
bann noc^ eine 3iei^c »eiterer ^frimmungen über bie ^tgift 
ber Xöc^ter am bem $au)e, XDtliic, um ba^ (Si^fammtDermdgen 
nic^t }u Derringern, auf bie beftimmte Summe Don 2000 @ulben 
ungarifc^ atö IDia^imum feftgefe^t »irb, über ^^onnunbfc^oft, 
Srbfc^aft, über etmaige :i^erf(§n>enbung einzelner iDhtglieber, 
über etreitigfeiten nnb frieblid^en 3.Vrglei(6, enblid^ über bie 
gemeinfame Ü^flege nnb l^ertDaltung ber (yifc^teic^, nebft i^rer 
(Mrftgniffe, toa^ aße^ im (Sinjelnen nic^t »eiter au^efü^rt 
torrben foß. 

9ladf biefer (^beinigung erhielten bie brei l^inien brei 
fMu|rtfi(Kr toomdf man fie andb benennen fann, q(^ bie t>on 
Slriorrf, *)li(otöbnrg unb i^elböberg. 



— 17 — 

33ic Sinic öon ©tcicrctf, cigcntlid^ bic ältcfte, bilbctcn 
®eorg VI. utib Sraömu^, ba ©cbaftian, i^r Srubcr, bei ber 
S^l^eilung ftd^crlid^ fd^on gcftorbcn »ar. 5Rad^ einer l^anbfd^rift* 
lid^en Quette ') fott ®eorg im ^aijxt 1480 unb Sra^mu« 1483, 
alfo im S^obeöjal^r be^ SSatcrö geboren fein, e^ ift aber auö* 
brüdlid^ bagegen gu bemerlen, ba§ in ber Srbeinigung ßra^muö 
ftet^ juerft genannt toirb. 

®eorg VT. fd^eint bie friegerifd^e 8uft feinet 3Sater^ geerbt 
ju l^aben unb üon bem unrul^igen ganböfned^tgeift jener ^di, 
bem fo öiele 3Äitglieber beö äbefö, unb nid^t bie untücfitigften, 
JRul^m unb SKnfel^en üerbanften, mitergriffen Sorben ju fein. 
35ie ^txi feiner Qugenb unb feiner erftarlenben mannlid^en 
ßraft föttt in bie betüegtefte ^eriobe be^ Saifer^ aWajimilian. 
©d^on im ^oijxt 1499 madjte er neungel^niäl^rig ben Ärieg 
aKajimilianö gegen bie ©d^meiger mit unb tourbe üon Seon^rb 
Don gefö gum SSefel^löl^aber be^ ©d^Ioffe^ gürftenberg eingefcfet 2). 
3>m 3>al^re 1502 erfd^eint er al^ Slrtitteriemeifter beö ßaifer«, 
benn e^ finbet fid^ in bem aJiemorienbucfi beö Sefeteren bie SSlotiif 
baß ®eorg üon 8ied|tenftein uml^crreiten foKe, ob in aßen 
ganben bie Süc^fen unb ba^ ^cu^ nad^ ber neuen Drbnung 
njol^l üertoa^rt fei 3). ©obann na^m er feit bem ^a\)xt 1507 
an ben gelbjügen Äaifer aWa^imilianö gegen bie JRe^publi! 3Senebig 
öielfadien, njal^rfdieinlicfi ununterbrod^cnen Slntl^eil afö einer ber 
^auptjeute neben SDiarj ©ittid^ t)on (Smb^, ®eorg t)on ®oIbedE, 
®eorg t)on gronböberg unb anberen. 2llö ber S^aifer im 3a^re 
1508 nad^ ^Italien 30g unb fid| gegen SSicenga toenbete, toar eö 
-®ct)rg Don Sied^tenftein, ber mit bem gürften don Slnl^alt einen 
Serg' oberl^alb 3Sicenja eroberte, t)on bem auö fie in bie ©tabt 
l^inabfel^en fonnten. ©ie befe^ten ben Serg mit einigen ©tüdfen 



1) Salbcrg, Sl^ronologio, in Ucbcreinftimmung mit ber Eingabe 
feine« ©rabfteine« in ber 2Jlid^ae(er ^ird)e gu SBien, tt)onad^ er im neun* 
unbfcd^Sgigften S^al^re feine« Slltcr« 1548 geftorben. 

2) ©tuttgorter SBibnot^cI X. 208 ((S^mcl Url. gur ®efd). 3Jla^imilian«). 

3) ^orma^r, Stafd^cnbud^ 1827, 204. 

^altz, 8ie(^tenflein. II. m. 2 



— 18 — 

unb loarfcn ftürmenbc l^anbtoel^ren ^crab, mußten bcnfctbcn aber 
»icbcr aufgeben, alö fie üon atten ©eiten umjingelt tourbcn. 
Üapfer fd^Iugen fie fid^ burcfi *). SSalb barauf öerlieg ber Äaifer 
ba^ f)eer unb lief @ijt öou Irautfo^n, SKarj ©itticfi öon (SmbÄ 
unb ®eorg öon ®olbecf gu ^aujjtleuten gurüd. Irautfol^n lieg 
fid^ gegen ben $Rat^ beö friegöerfa^renen SKarj ©itticfi öon ben 
3Senetianern in einen f)inter]^alt loden unb erlitt eine öoßftän* 
bige 9lieberlage, in tüeld^cr SDZarj ©ittid^ unb ®eorg öon ©olbed 
nebft anberen §auj3tleuten ju ©efangenen gemadit unb nad^ 
3Senebig gefül^rt tourben. Ob ®eorg üon 8ied|tenftein mit in 
biefer @d^lacf|t toar unb baö ©d^idfal feiner Oenoffen t^eitte, 
tüirb nicf|t gefagt. Qm nädiften Qia^re mar er toie ®eorg öon 
©olbed »ieberum mit bem Äaifer. 

!Diefe^ ^ai)x 1509 toar ba^ beö großen Sunbeö gegen 
3Senebig, ber l^igue öon ßambra^, meldte ber Äaifer, ber ^a|)ft 
imb Äönig gubtüig XIL abgefc^Ioffen l^atten. ^Da ber beutfc^e 
$Reid|ötag nid|t beitrat, fo bot SKajimilian feine Srblanbe auf. 
!J)aö 8anb ob ber @nn^ betöittigte öon jttjeil^unbert 'ißfunb Ferren* 
®ü(ten ein gerüfteteö 'ißferb unb gtöei gulfned^te. Oberfter gelb* 
l^auptmann barüber töar ®eorg öon ©c^erffenberg unb mit il^m 
toaren ^aujjtleute ®eorg öon 8iecf|tenftein, afö ^err öon ©teieredC 
ein Defterreidier, fobann bie SSrüber äöill^elm unb Sßolfgang 
öon S>^it\nQ, (Sebaftian öon Iraun unb Sld^ag öon Sofenftein 2). 
35er Äaifer getüann töicber, tca^ er im öorigen ^oijxt öerloren 
l^atte, unb fd^idttc fid^ an, bie ®tabt ^abua gu belagern. Sei 
biefer ©elegenl^eit fto^en töir töieber auf ®eorg. Sllö ber Äaifer, 
fo lefen toir^), ben Singriff auf bie ©tabt befdjloffen ^atte, 
fcfiidtte er in ber grül^e beö 3Korgcnö ®eorg öon 8iecf|tenftein 
mit feinen gtöcil^unbert 'ißferben unb @eorg öon ©olbedE mit 
öier 55äf)nlcin bcutfc^er Änec^te fammt einem großen ©efd^ü^c 
an bie ©rüde unb 3Sorftabt ©anta Grocc. 5Dicfe töurbe 

^) R"9öcr, (S^rcnf))icgcr 1246. 
2) ^jJrcunl^ubcr, Annales 189. 
^) SuQQcr, e^rcufpicQcl 1266. 



— 19 — 

ungcad^tct bc^ ftarfcn äßibcrftanbcö ber SScnctianer unter bicicm 
ffltutöcrgiegeu erobert uub ber iJ^inb barau^ öerjagt. ®er Äaifer 
l^atte Slnfang^ bie 3lb[id^t gehabt, t)on ^ier auö ben Singriff 
fortgufefeen, änberte aber ben ^lan. S)ie nad^folgenben Sreig* 
niffe bie[eö Sriegeö muffen tt)ir ^ier übergel^en, ba tt)ir bon 
®eorg öon ßied^tenftein gunäd^ft feine tpeitere ©rtoä^nung finben. 

3m Qa^re 1511 begegnen tt)ir i^m tpieber in bem italie* 
ni[d^en Selbgug, unb gtoar mit bem 2^itel eine^ oberften 8elb== 
]^au^)tmann^. !DamaIö befet)Iigte er neben bem fflifd^of ßt)rifto^)]^ 
t)on ßaibad^ unb ß^riftoj)^ t)on SRogenborf bie fai[erlid^en 
Xriipptiif tod6)t mit ben grangofcn unter 8a "»ßaliffe öerbünbet 
im 2^ret)ijanijd^en an ber ^iaöe ftanben '). 

SSon ^ier auö mod^ten aber bie beut[d(ien |)auj)tleute ben 
SSorfd^Iag, mit i^ren 5Cru^)|3en nad) ijtiaul ju' giet)en unb biefe 
^robinj bem Äaifer tt)ieber ju untertt)erfen, toä^renb bie gran= 
gofen bei Zvtt)i\o ftet)en bleiben foüten, um bie Singriffe ber 
SSenetianer abjutt)e^ren. !Den iJtanjofen gefiel Slnfangö biefer 
"?Jlan nidjt, bo6) tourbe er enblid), nad^bem fie für je^n 5Cage 
it)re 3iiftiwimung gegeben Ratten, in Sluöfü^rung gebrad^t. IDie 
ÜDeutfd^en jogen gegen griaul unter 2lnfüt)rung beö ßaibad^er 
©ifd^ofö unb ®eorgö t)on Sied^tenftein, t)on benen toir einen 
SSerid^t an ben Saifer ^aben, batirt auö bem 8ager gu „ßolo^ 
rita bei ber äöeiben" (©an 33ito?) bom 21. ®ej)tember 15112). 
©adle unb ^orbenone (Ifd^^tfd^e^I unb 'ißortenatt)) nebft anberen 
Drtfd^aftcn ^ulbigten bem Äaifer fofort, fobann ergab fid^ SBeiben, 
in lüeld^em Drte bie 33enctianer auf fcfineüem SRücfgug t)icl 
©efd^üfe unb "»ßulöer afö ©eute für bie ©ieger jurücEliegen. 
Tili bem ©efd^üfe, baö man ^ier erbeutet ^atte unb gu bem man 
toeitere^ ©efd^üfe unb aud^ Stiegööolf auö ®örj befteüt t)atte, 
rüdfte man auf ©rabiöca, baö nur bon öier^unbert SReitern, 
jiüei^unbert 3ßann gu gug unb einigen Sauern t)ertl)eibigt 



^) Stehet, Scriptores IL 546. 

2) ©tuttöarter Sibliot^cf X. 332 (S^mel). 



2* 



— 20 - 

tourbe uiib t>a^ mau atöbalb mit bem Dcnetianifc^n Sefe^($^ber 
in feine f)önbe ju bekommen ^offte. 92a(^ bcr (Sinna^me Don 
&xah\^ca, meinte man, muffe bad ganje fauler ifanb unb au(^ 
SiDtbafe fatten. X)o(^ n)erbe man Eaum in je^n Xagen fertig 
toerben fdnueu, unb bie unter}ei(^neten ^fe^tö^aber, ber 9if(^6f 
unb @eorg, baten ba^er ben Saifer, an ben franjöfifc^en S^Ib^ 
^errn Üa ^aliffe }u fc^reiben, bag feine Ungelegen^it entft&nbe, 
toenn i^r 3^9 ft(^ um fünf S^age t)n\päU, ^üx ben SInfang 
tDfnigftend ^atte auc^ btefer 3ug ben beabftc^tigten ßrfolg; au(^ 
Ubine ergab ftc^ unb ®rabt^ca U)urbe beft&rmt unb eingenommen 
unb ber oenetianifc^e ^efe^I^^aber 9((oid 3){ocenigo gefangen 
genommen. @an} i^iaul U)urbe für ben ßaifer erobert, bo(^ 
fiel ed no(^ in bemfelben ^afjxt ben SJeuctianern koieber in 
bie f)dnbe. 

(Sttoa^ oor biefe Segebeu^eitcu, aber U)a]^rf(^ciuli(^ in ba^^ 
felbe 3a^r unb in jene 3^*^/ olö ©eorg öou 8ie(^teuftein mit 
ben ^i^anjofen gegen SSeuebig ftanb, fällt ein fraujöpfd^er ©rief, 
unterjeid^net öon Siigault b'Durette, au^ S^rient öom 11. äuguft 
o^ne ^affx haiixt, \Doxin bie ^Reibung gemad^t U)irb, bag ®eorg 
öon gied^tenftein gur 3^^l""9 f^*"^^ ^icgööölfer bie ©umme 
öon brei* bi^ öiertaufenb S^^alcrn verlangt l^abe, unb bag il^m 
biefetbe aud^ au^beja^lt toorben fei 0- ^^^ ^^ben toeiter no(^ 
bie ytaäfxi^i auö biefem Saläre, ba§ er mit äßill^elm öon JRogen* 
borf ftrieg^üolf ^erbeigefül^rt; afö ©eorg t)on gronb^berg öor 
Jreöifo ftanb^). J)ieö toar eben t)or bem Slufbrud^ uad^ griaul 
gefd^l^eu. 

Qm ^dffxt 1512, afö ®afton t)on x^oiic bie ©d^Iad^t öon 
{Raoenna gegen bie SSenetianer unb ©panier mit §ülfe ber 
beutfd^en ganb^fned^te getpann, toar ®eorg nid^t in Italien, 
toenigften« nid^t bei jenen Segebenl^eiten. gr toar öielmel^r in 
biefem ^al^re mit ber 9)Jad^t beö fd^iüöbifd^en S3unbeö afö oberfter 



^) Stuttgarter ©ibliot^cl X. 47ö. 

2) epauflcnbcrö, 3lbcl^f|)ic9cl II. 234. t>3ö. 



— 21 — 

|)au^)tmann neben ©eorg t)on ??ronb^berg auf ©efcl^l be^ Äaifer^ 
gegen bie S3urg ^o^enfraig ober ^o^enM^en im |)egau gegogen. 
Qn biefe gelfenburg, meldte für uneinnehmbar galt, ^atte fid^ 
eine 3lnja^l SRaubritter unb ßanbfriebenöbred^er gett)otfen, toeld^e 
in^befonbere bie ©täbte beläftigten. 311^ [te aber eine 5lnja^I 
S3ürger t)on Saufbeuern, toeld^e gum 9)Jarft nad^ Sonftanj jogen, 
abfingen unb nad^ ^ol^enfra^en führten, ba forberte ber Äaifer 
ben fd^tt)äbifd^en SSunb auf, baö 9?aubneft gu jerftören. ÜDie 
beiben ©eorge, iji^onb^berg unb Sied^tenftein, fammelten al^balb 
ad^ttaufenb Sanb^fned^te au^ ®d^tt)aben unb 5Cirol unb [dringen 
i^r Sager t)or ber ijelf^nburg auf. 5Der Äaifer fd^idfte i^nen 
au^ Qnn^brudE unb Sinbau einige feiner beften Oefd^ütjftüdfe, 
bie auf einem 9j!ad^bar^ügel, bon too auö bie ©urg gu erreid^en 
tt)ar, aufgepflanjt tt)urben. 5Die ©tüdte tt)urben gegen bie Södferei, 
bie 2Ke]^It)orrät^e unb bie Äüd^e gerid^tet, unb balb fanf aud^ 
ein SE^eil ber 3D?auer an biefer ®teße gufammeu. 2ltö aud^ eineö 
ber ^äupttx öertounbet tourbe, entfanf biefen ber Wlntf), fte 
entflogen bei 5Rad^t bie gelfen ^erab, unb i^re Äned^te übergaben 
am näd^ften SEage bie ©urg, tt)eld^e t)on ®runb auö gerftört 
tourbe. ®ie ©täbte Jjriefen i^re (Sriöfer, Sied^tenftein unb gronb^^ 
berg, unb ein ganböfned^t, ber babei tt)ar, brad^te bie ©egeben^ 
^eit in ein Sieb unb erhielt i^ren 9?uf baburd^ lange im 9)Junbe 
beö SJolfe« 0- 

3m Qa^re 1513 mar ®eorg t)on gied^tenftein tt)ieber in 
Italien unb na^m Z^tH an bem fü^nen ^nQt gegen 33enebig, 
ber mit ber fiegreid^en ^d^lad^t bei SSicenga enbete. gür biefen 
gelbgug l^atten bie bi<)Iomatifd^en ©d^ad^jüge eö fo herbeigeführt, 
ba§ ber Äaifer mit ben ®^)aniern vereint gegen bie SSenetianer 
ftanb. 2KajcimiIian öerorbnete ate Oberften über ba^ beutfd^e 
gußöolf ®eorg öon gied^tenftein, ®eorg t)on gronböberg, bie 
SBaffenbrüber t)om vorigen Qa^re, nebft §anö 3atob öon ganbau. 



1) ©^angenbcrg, a. a. D., guggcr, @]^rcnf|)icgcl 1290, ©ar* 
tl^olb, gronböbcrg lis. 



— 22 — 

ÜDiefe fül^rten [cdi^taufcnb beutfdie l^anböfncd^tc mä) Italien, 
mit bcncn fid^ bic 9tcfte öon 5Deut[d^cu, bic auö ber ©d^tad^t 
öon SRaöenua übrig geblieben mareu, vereinigten. ®ie ©jjanier 
befehligte ber SSicefönig öon ^ieapel, ®raf 9?aimunb t)on Sar* 
bona, ©obann toaren bei bem §eere beö Saiferö grennb §erjog 
grid^ t)on S3rQunfdE)tt)eig, gürft SRubolf öon Sln^alt, ®raf §o^er 
üon 2KanöfeIb, ber 3Karfgraf öon ^eöcara, ^roöper Solonna u. a. 
Sitte biefe bamalö bereite berühmten Äriegö^elben tparen fid^ ein* 
anber mol^tbelannt unb befrennbet anö öerfd^iebenen gemeinfamen 
gelbjügen, atte t)oü ^iegöerfa^rung, fo baß „ein jeber t)on fid^ 
[elbft tpußte, maö feinet S^l^unö toäre, bal^er e^ bei i^nen nid^t 
t)iel Sefe^lenö ober Slnfd^affen^ brandete" *)• Wm ^abua, in 
toeldliem bie SSenetianer lagen, mä^renb fte in ber Umgegenb bie 
bewaffneten ^Bauern anfgebrad^t Ratten, entbrannte ber erfte 
Sampf, in lüetdEiem ®eorg öon gronb^berg (Gelegenheit l^atte, 
mit ^unbertfünfjig beutfd^en i^uß^i^dEiten bie ge^nfad^e ^aifl be* 
tpaffneten ßanböolfeö ju fd^lagen. Slfö bie SSerbünbeten bann 
aber im Sager ju SSerona ftanben unb ^ier bie SSeronefer 
fd^üfeten, biö fte i^ren äßein unb i^re grud^t eingeerntet Ratten, 
öeranlape fie beö Äaiferö Segat, ber ßarbinal äßatt^öu^ bon 
©aljbnrg, ju einem 3^9^ fl^fl^n SSenebig, tt)äl|renb bie |)au^)t* 
madEjt ber SSenetianer unter il^rem beften gelb^errn S3artolommeo 
2ltt)iano unt^ätig bei ^abua ftanb. 2ln bem 3uge bet^eiligten fid^ 
ber fjjanifd^e SSicelönig t)on ^taptl mit fünfge^n gö^nlein ®pa* 
nier, fobann fieben gä^nlein ÜDeutfd^er, jebe^ fünf^unbert Äned^te 
ftarf, unter ben brei genannten Dberften ®eorg bon Siedeten* 
ftein, Oeorg t)on gronb^berg unb §anö Qafob t)on Sanbaii; 
fiebenl^unbert fpanifdie ge^arnifd^te SReiter befel)tigte ber 3D?arf* 
graf ^erbinanb bon ^eöcara, bie beutfd^en ge^arnifd^ten unb 
leidsten 9?eiter ber Oberfte "ip^itibert ©uggar. 5lud^ nahmen fie 
an Oefd^üfe jtPölf tJcilconen mit fid^. 5Kad^ (Sinna^me mehrerer 
fteiner Drtfd^aften gelangten fie bi^ nad^ 3Keftre unb jum gort 



Suggcr, @^rcnf|)icgcl 1303. 



— 23 — 

SJiargl^cra, bon mo ftc Äugeln mä) SScnebig ^inübcrfd^irftcn, 
babon aud^ einige einfd^lugen unb großen ©d^reden verbreiteten. 
ÜDa beriefen bie SSenetianer eilenbö i^reu iJ^lb^errn Sllöiano 
l^erbei, ber ben ©eutfd^en unb Spaniern, bie mittlermeile ba^ 
©eftabe beö 2Keereö tt)ieber verließen, ben SRüdjug abju[d^neiben 
unb [ie in bem burd^fd^nittenen 2^errain ber §)ügel gtoifd^en ben 
©ümpfen unb glüffen öottftänbig ju öernid^ten ^offte. 3»n ber 
ST^at geriet^en bie SSerbünbeten aud^ in eine fel^r gefa^röotte 
Sage, afö i^nen 2fit)iano am S3acd^iglione, tt)o ber enge "»ßaß öon 
Dlmo gegen SSicenga [id^ ^injie^t, guöorgefommen toar. SSor 
it)nen ftanben bie SSenetianer [iegeöftd^er in ®dE)Iad^torbnung, 
l^inter i^nen beiüaffneteö Sanbbolf, gur ©eite ©ebirge unb un* 
toegfame^ 8anb ober berlegte SÖSege. ®ie berbrad^ten eine elenbe 
9lad^t im freien in unmittelbarer 5Kä^e beö geinbeö. Qnbeffen 
berjagten fie nid^t. ,,®eorg bon Sied^tenftein, ®eorg bon gronb^* 
berg unb |)anö Qafob bon Sanbau ^aben einanber tröftlid^ gu* 
gef^)rod^en unb mit ben Dberften SRaimunb bon ßarbona SSice* 
roi; ^rofjjer unb 2lntonio be Solumna, fammt bem 3D?arfgrafen 
bon ^e^cara enblid^ befd^Ioffen, fie tt)otten nid^t bor fid^, tt)eil 
bie geinbe im SSort^eil lögen, fonbern ein menig hinter fid^ au^ 
ber (Snge in bie äßeite, unb fid^ auf bie redete |)anb auf ©affano 
»enben, unb tt)enn bie SSeneter nad^eilten unb mit i^nen fd^lagen 
toottten, fo möd^ten fie ftd^ beffer auf toeitem gelb ertt)e]^ren. 
3Benn aber bie geinbe nid^t nad^rücEten, fo toottten fie SSicenga 
berlaffen unb über ba^ S^rientifd^e Oebirge loieber auf SSerona 
giel^en, tt)iett)o^l fie beforgten, bie geinbe toürben eö bor^er ein* 
nel^men, ba fie eine Keine ©efafeung barin gelaffen, unb l^aben 
in berfelben ©tunbe ben 2^rog bor i^nen gefd^idtt, mieber um* 
gelehrt, ben iJ^inben ben 9?ü(fen gefe^rt, n)etd^e^ gar gefäl^rlid^ 
mar, unb in il^rer ©d^ladEitorbnung ftiü in ber 5Kad^t auö bem 
gager l^inter fid^ gett)id^en unb bei bem ÜDörflein ßreajjo ftitt 
gehalten" *). Unter bem ©d^u^e eine^ bidfen 3ltM§ gelang biefer 



') ^Icigncr, gronb«bcrg (1699) 17. 



— 24 — 

^lan öottfommen, fo ba^ -SlWano bcn Slbjug erft mcrftc, al^ 
c^ ju [pät lüar. (Sr f otök "i^nen bi^ ßtea^jo, tt)o ein cbcneö 
SEl^al, mit Sergen umgebihx, t)pU ©tauben unb ^tdm tt)ar, unb 
griff fie ^ier an. ®p erfolgte am 7. Dctober bie ©d^Iad^t, 
toeld^e burd^ bie <^tanb^aftig!eit unb 5£apferfeit beö beutfd^en 
i5u§t)oIK unb feiner Dberften fo glüdlid^ für bie SSerbünbeten 
entfd^ieben tourbe, bap bie SSenctianer fedjöunbjtpanjig §aupt* 
leute, fünftaufenb 3fiann, barunter öier^unbert Äüri|er nebft 
bierunbjmanjig ©tüden ®efd)üfe unb fonft nod^ öiel öorne^me 
Oefangene verloren. J)ie SSerbünbeten tüenbeten fid^ bann nad^ 
SSerona in bie äöinterquartiere ')• 

3m Qal^re 1516 toar ®eorg öon 8ied)tenftein toieber in 
©eutfd^lanb t^ötig. ^^xani t)on ©idingen ^atte burd^ feinen 
Ärieg gegen bie ©tabt SBormö bie 9teid^^ad^t auf fid^ gejogen, 
unb ber Äaifer mad^te ®eorg jum |)au|3tmann be^ Ärieg^öolf^, 
ba^ gegen ©idtingen gefanb't mürbe 2). gö fam aber nid^t gur 
ÜDurd^fü^rung ber 9?eid)^ad^t. Dagegen riefen i^n bie ©reigniffe 
beö nädiften ^afjvt^ mieber auf ben italienifd^en ^ieg^fd^auplafe. 
granjofen unb SSenetianer unter Dbet t)on Öautrec belagerten 
SSerona, in lüetd^em 3D?arco 3lntonio öon Solonna befehligte unb 
neben it)m ®eorg öon ijtonböberg mit öiertaufenb beutfd^en 
Sriegöfnedt)ten. @ö tüar eine ber bentoürbigften Belagerungen 
jiener ^dt, lüobei t)on beiben ©eiten atte^ aufgeboten tpurbe, tt)aö 
bie bamalige Srieg^funft öermod^te, biö man förmlid^ auf beiben 
©eiten faft ermübete. Slber bie Dauer ber Belagerung ^atte aud^ 
bie 5Rot^ in ber ©tabt hervorgerufen; ba erfdjienen bie Befreier, 
nad^bem ber Äaifer fd^on vorder Briefe in bie ©tabt gefd^idtt 
l^atte, ba§ er fein Äriegööotf nid)t öerlaffen tüerbe. ®eorg t)on 
8ied)tenftein l^atte t)om Äaifer ben Sluftrag erhalten, nadibem er 
jut)or fd)on Breöcia entfefet ^atte, aud^ Berona gu befreien. 
3Äit ad^ttaufenb 3Jtann, einer äßenge "SProdiant unb Bie^, mit 



1) @|)angcnbcrg, 0. a. O. II. 234; S3ort^otb a. a. O. 150. 

2) @^angenberg, a. a. O. 



— 25 — 

a)?e^l unb Ää[e, in göffcrn t)et|)ajft, ^ög er über ba^ ©ebirge 
in baö SE^al jtt)i[d^en Bergamo ititS^^re^cia unb mad^te großen 
dianä) nnb geuer bei SEag unb 5Rac$f, .bftmit bie ©etagerten in 
ber ®tabt SSerona fä^en, baß bie §ülfe im 3lngugc fei; über^ 
bie^ gelang eö ®eorg, burd^ bie S3auern ©riefe in bie @tabt 
ju fenben, tpeld^e feine Slnfunft melbeten. ©arauf^in mad^ten 
nod^ bie belagerten einen 2lu^fatt in ba^ feinblid^e Sager, tobte* 
ten biete ßeute unb feierten mit erbeutetem "?Jrot)iant in bie ©tabt 
jurüd. S)a bie gran^ofen alfo bie ©efafeung in ber ©tabt un* 
übertt)inblid^ fallen imb ein neueö beutfd^eö ^ieg^öolf im 5ln* 
marfd^ tt)u§ten, ^oben fie bie ©etagerung auf unb gogen ab. 
®eorg aber gog mit aßen feinen Zvnpptn unb aüem ^roöiant 
in bie befreite ®tabt ein. 3n SSerona blieb er fobann n)enige SEage, 
wed^felte einige gä^nlein Srieg^öol! unb lehrte mieber nad^ 
J)eutfd^Ianb jurüdf, nad^bem er feinen 3luftrag in öottftänbig 
gelungener äßeife au^gefü^rt fjattt •). 

ÜDieö mar, fo öiel toie tt)ir toiffen, bie lefete SÖSaffentl^at 
au^ bem trieg^teben Oeorg^, ba^ i^n jum langjäl^rigen SÖSaffen* 
genoffen unb f^eunbe ber ^riegö^elben jener ^tit, eine^ gronb^* 
berg, ber (Smbfer, Sanbau, @alm, 9togenborf u. a. gemad^t 
l^atte. 3^^^ maä)i i^n eine fd^riftlidEie 5Rad^rid^t ju einem ober* 
ften |)auj)tmann bei ber ©etagerung öon äßien im Qa^vt 15292); 
eö toar aber too^l nur bie 5Kot]^ be^ SSatertanbeö, toeld^e ben 
t)on ben Slnftrengungen ga^Ireid^er gelbjüge im fjjäteren Sllter 
gefd^tt)äd^ten Äriegömann ttieber ju ben SÖSaffen rief, dagegen 
betl^eitigte er fid^ im Qa^re 1519 an ben politifd^en §önbeln 
feinet engeren SSaterlanbeö nad^ bem 2^obe Äaifer 3JiajimiIian^. 
3lfö bie Sanbftäube bie t)on bemfelben cingefefete SRegentfd^aft nid^t 
anerfennen toottten unb eine ©efanbtfd^aft an i^ren neuen §errn, 
ben Äönig Äarl, nad^ ©j)anien fd^idten, jeid^nete ®eorg mit 
ben Siebten t)on Sambad^ unb SÖSiüering, mit bem ®rafen ®eorg 



1) $Äeigncr, a. a. O. 24. 

2) SBalbcrg, Genealogia. 



— 26 — 

t)on ©d^aunibcrg u. a. im Slamen affer öicr ©tönbc bcn 
©d^abloöbricf für bie ©cfanbtcn ^). 

äßaö fonft nod^ t)on ®corg t)ou Öied^tcnftcin befannt ift, 
befd^ränft fid^ in bcr ^aujjtfad^c auf ©efd^öft^* unb gamilien* 
angelcflcn^eitcn, baöon nur ginige« angeführt toerben foü, ba 
afie^rere« unbebeutenben Slnfauf betrifft. 3m Qa^re 1523 erl^ielt 
er mit feinem Sruber Sraömu« unb feinen SSettern burd^ ßöntg 
gerbinanb I. bie 93ele^nung mit Saumgarten, JReid^enftein, 
§agenberg unb ben übrigen ße^en be« $aufe« in Oefterreid^, 
tt)etd^e Selel^nung 1525 nad^ bem 2^obe öon ©ra^mu« erneuert 
tt)urbe2). SSom ^affxt 1524, batirt t)on SÖien, ift ber SSertrag 
gmifd^en ®eorg unb ©ra^muö' 3ßitttt)e S3arbara, gebornen ©röfin 
t)on ®t. ©eorgen unb "?Jöfing, barnad^ er if)r freie SBol^nung in 
SBien jufprad^, 1000 ^f unb für i^re fa^renbe ^abe unb 483 ^funb 
j[äf)rlid^ gum Unterhalt ^). ^laä) bem SEobe be« ßra^mu« tourben 
aud^ bie jtoifd^en ben brei Sinien mittlertt)eile entftanbenen Qrrun* 
gen unb ©treitigfeiten in S3egug auf ben alten Sl^eilung^öertrag 
burd^ gütlid^en SSergleid^ beigelegt ^). !Den fd^ieb^rid^terlid^en 2lu«* 
fprud^ tl^aten Oeorg öon S3ud^^eim, ber SanbmarfdEiaff t)on Defter* 
reid^, ferner 3i0f)ann t)on 3i^^ötin auf ®tra§ni^, SBill^elm öon 
3etting, ©eorg gagelberger, ©abriet SSogt t)on ©d^önau unb 
8eo ©d^nedtenreiter afö erbetene unb eriüäl^Ite ©d^ieb^rid^ter. 
ÜDie Parteien tt)aren einerfeit« ®eorg, anbererfeit« Seonl^arb 
nebft Sodann, bem ®o^ne Söoifgang«, unb britten« ^artmann. 
ÜDie $au|3t^)unfte be« SSertrage« toaren bie folgenben. S^^^^P 
würbe beftimmt, bap äffe« nad^ bem alten SSertrage befte^en 
bleiben foffe unb ein jeber SE^eil ba«j[enige behalte, toa« i^m 
nad^ ber Srbeinigung öon 1504 jugefaffen fei. ©obann tourbe 
ber ©treit gefd^Iid^tet, tt)eld^er über §)otgungen entftanben war, 
öon beren (Srtrag gienl^art unb ^an^ an ®eorg, fotoie an 



') ^rcunf)ubcr, Armales Styrenses 211. 

2) 2icd)tcnjl. Slrd^iö in SBien, A. 30. 31. 

3) (Sb. L. * 26. 
*) (gb. E. 7-10. 



— 27 — 

§artmann {äl^rlid^ eine gciüiffc ®ummc 3U jal^tcn Ratten. 
®ic[c ©ummcn lüarcn meistere ^a^xt nid)t mi^bejal^It worbcn. 
®ie ©d^ieb^rid^tcr beftimmtcn nidit bIo§ bic Sluöjal^tung bcr 
fälligen ®elbcr, fonbcrn auä) bic ^ortbaucr bcr Qal^re^jal^tung, 
lüonad^ §artmann 392 ^funb unb ®eorg 220 ^funb nebft 
ctlid^cn ©d^ittingcn unb Pfennigen {ä^rtid^ erhielten, ^n Setreff 
eineö ©treite^ über bic ^tf)tnUn unb ©ergred^te ju ^erren* 
S3aumgartcn, "»ßoi^borf, ^üttenborf unb Sanjenborf mürben bie 
Seftimmungen aufredet erhalten, tpeld^e fd^on in einer frul^eren 
(SntfdEieibung burd^ $anö öon SSud^^eim, Oeorg öon 9?ottal u. a. 
getroffen morben waren. (Sin britter §auptt)unft be^ ©treiteö 
betraf bie 2^eid^e, bie getl^eilt werben fottten, unb eö würbe 
au^gemad^t, ba§®eorg, „al^ öon bem ätteften SSater ^erftammenb", 
bie ^ttk^nriQ in brei 5£]^eile öorne^meu foße, bag ^artmann, 
ber ©ol^n be^ jüngften SSater^, bie erfte SBa^l l^abe, geonl^arb 
unb Qo^ann, bie öom mittleren SSater ftammten, bie gweite, 
für ©eorg aber ber britte 5£^eil bleibe, ©obann würbe nod^ 
bie JDreit^eilung be^ JDorfe^ 9?eint^al, wetd^eö nid^t mit in bie 
alte 2^^eilung gefommen war, au^gefjjrodfien, fowie bie ®emein* 
famfeit ber ©d^ulbbriefe t)or ber Srbeinigung unb einiget Slnbere. 
ÜDer SSertrag batirt t)on 2KifteIbad^, ?5teitag nad^ ®t. SSeit be^ 
3a^re^ 1524. 

3m Qal^re 1526 begleitete ®eorg mit feinem Steffen 3o* 
l^ann ben Sönig gerbinanb jur Krönung nad^^rag; fie blieben 
bort 3Wei 3Wonate mit fed^^je^n gerüfteten ^ferben, bie fie mit 
ftd^ gefül^rt l^atten. ^ür iebeö ^ferb erhielten fie einen 3Jionat^^ 
folb t)on ge^n Oulben rl^einifd^, ber i^nen am 11. Qanuar 1527 
angewiefen würbe *). 

®ie nädEifte bebeutenbere Slad^rid^t über Oeorg, berfelben 
Queße entnommen, enthält bie erften Sleußerungen eine^ langen 
Streitet über bie ^errfd^aft SRuttenftein, bie bei ber (Srbeinigung 
mit an ®eorg gefaüen war. S)aö ©d^Iog $Ruttenftein, weld^eö 



1) Krd^iö bc« ginongminift. 



— 28 — 

öor ni(^t gar langer 3^»^ öon bem §aufe SJafffcc an gict^tcn^ 
ftein gefommen mar, ffaüt \ammt ben baju gehörigen 3Rörften 
SkiBenbac^ unb ^önig^miefen, aüc brei beifammen im ^üffU 
üiertel gelegen, ft^on jur ^cit C^riftop^ III. einen ©treitpunft 
jtt)if(^en bem §an|e gied^tenftein unb bem Äaifer gebilbet *). 
C^riftop^ ^atte im 3al^re 1492, „um 9iu^e unb ©emat^ gu 
^aben", mit SBefenftein aud^ SRuttenftein übergeben muffen, too^ 
gegen i^m Äaifer gtiebrid^ nid^t bloß anbere Se^en öerl^eigen, 
foba(b fold^e lebig loürben, fonbern i^m aud^ t)erf:t)rod^en l^atte, 
i^m in Sejug auf SÖSeigenbad^ unb Äönigötoiefen, bie fein freiet 
(gigen feien, feine 3!n:ung ju mad^en. 1493 öerfprad^ i^m ÜKaji* 
milian aud^ bie 9?üdtgabe öon 9?uttenftein, fobalb baöfelbe in 
feine $önbe lomme. Qu ber Zfjai ift biefe 9?üdtgabe aud^ erfolgt, 
toie au^ ber J^eitung öon 1504 unb bem factifc^en Sefi^e 
^erüorgel^t, toie eö aber faft fd^eint, nid^t o^ne bie S3ebingung 
einer ial^rlid^en S^^f^i^O- ^Denn im Qial^re 1532 l^eigt e^, ba§ 
@eorg fd^on 3ici^re lang baö bafür bebungene Seftanbgelb ni^i 
beja^It ^abe, unb eö tt)irb i^m am 17. gebruar be^ genannten 
Qa^re^ t)on ber nieberöfterreid^ifd^en Kammer aufgetragen, 9?utten* 
ftein mit allen baju gehörigen ßeuten, ©rüuben unb ©ütern, 
mit allen ©egeug^, Urbarbüd^ern unb 9?egiftern abjutreten. ^a- 
gegen toenbete er fid^ mit einem fd^riftlid^en ®efud^ im 5lj)ril 
an bie föniglid^e afiajeftät. Qitoa^ fpater l^eigt e^, ®eorg t)on 
Siet^tenftein l)obe fid^ eineö SSergel^enö fd^ulbig gemad^t, e^ fei 
i^m beg^alb eine ©elbftrafe t)on 1400 ®ulben auferlegt unb er 
fei ber 5ßufeung ber jtt)ei 3Wär!te Äönig^lüiefen unb SÖSeißenbat^ 
öerluftig erftärt lüorben. ^Dagegen fam Qo^ann öon Sied^tenftein, 
®eorg^ 5Weffe unb ®d^tt)icgerfo^n, im Sljjrit 1544 mit bem ©e^^ 
fud^e ein, eö möge bie (Saöft güttid^ beigelegt unb ausgeglitten 
»erben. J)ieS ®efud^ tourbe am 15. 3Kai beSfelben Qal^reS ber 
nieberöfterreid^ifd^en Kammer gum S3erid^t übergeben, ^tnt^ 
aSergelien, beffen fid^ ®eorg fd^ulbig gemad^t ^aben foß, fann 



J) e. 33b. I. 601. 



— 29 — 

nur bic Slid^tjal^Iung be^ au^bcbuugencn S3cftanbflclbc^ gctpcfcn 
fein. 3lm 6. Quni 1545 toicberijoltc Qo^ann fein ®efud^ ol^nc 
2lnttt)ort ju erhalten. Slm 21. 2Rai 1546 befahl aber tönig 
gerbinanb, t)on ®eorg^ ©trafgetb t)on 1400 ©ulben an ben 
35octor ber 9?ed^te ^^itipp ®unbl, ber tpa^rfd^einlid^ ben ^roceg 
gegen ®eorg geführt ^atte, 600 ©ulben ju jal^len. gin neuer 
föniglic^er (Sriag in biefer Streitfrage batirt bom 17. 3Wärg 
1547 unb e^ toirb barin bie Kammer beauftragt, mit ben 
Ferren t)on Sied^tenftein um ba^ ©d^tog 9tuttenftein ju ^anbeln 
unb unter weld^en :33ebingungen jugleid^ bie erlüä^nten jtpei 
3Äärfte an S^riftop^ t)on Äaunife gegeben toerben fottten. Sin 
f^)äterer (Srla^ öom 14. ©eptember be^felben 3!cif)re^ au^ ^rag 
batirt, gibt bie 5Waci^rid^t, ba§ bie Sntfdieibung beö Urt^eifö 
gegen ®eorg au^gefaßen fei, bag berfelbe bie 5Kufeungen t)on ben 
gtoei 2Kärften, weld^e in ®umma 10.660 unb etlid^e ©ulben 
betrugen, öerloren unb nod^ einen "^Jönfatt t)on 1400 ©ulben 
baju gu ga^Ien l^abe ; biefeö ®elb fotte afö ©nabenremuneration 
öerbienten äßännern gulommen ; beg^alb foße aud^ Qo^ann t)on 
Sied^tenftein, ®eorg^ Sleffe, feiner betpiefenen tpittigen unb treuen 
unb nüfelid^en ©ienfte tpegen t)on biefem S3etrage 3000 ®ulben 
unb ferner für einen Ärieg^au^jug 1500 ®ulben, im ®anjen 
alfo 4500 ®ulben erhalten; ber nod^ bleibenbe 9?eft aber fotte 
jur 3wrü(Jtöjung be^ ©d^loffeö 9tuttenftein öerlüenbet tperben. 
J)a ®eorg bie groge ©umme nid^t gleid) erlegen fonnte, fo 
baten am 21. äJJar^ 1548 feine ©d^lüiegerfö^ne Qotjann t)on 
Sied^tenftein unb ^Dietmar t)on 8ofenftein anftatt ®eorgö um 
SSerlängerung bcö 5£ermine^ äur (Sriegung ber Slufeung unb 3u* 
ftettung ober 5lbtretung beö ©d^Ioffeö 9tuttenftein, tpenigftenö 
bi^ näd^fte "^Jfingften, tt)aö i^nen aud^ jugeftanben tourbe. ^Darauf 
berid^tete bie S^ammer im Slpril be^felben Qal^reö, bag ®eorg 
t)on ber ®efammtfumme bereite 4300 ®ulben tt)ir!(id^ erlegt 
l^abe. ÜDie ®ad^e toav aber l^iermit nid^t abgetl^an. 2lm 8. äßai 
beöfelben Qa^reö mad^te toieber Qol^ann t)on Sied^tenftein bie 
Slnjeige, ba| burd^ gottlofe Seute ber |)errfd^aft SRuttenftein 



— 30 - 

(Jifci^iDäffer unb SRciögeiaibc ganj öevöbct toürben, unb bat babci, 
anstatt ©corgö, um Slbftcüung bicfc^ Unfugs, toorauf i^m bcr 
©cfd^cib tpuvbc, ba§ bic[c ©ad^c an bic eigene aufgcftetttc ßom* 
miffiou gcmicfcu tporbeu fei. Söiebcrum bat ®eorg öou Siedeten- 
ftein am 25. SÜlai 1548 um 25crläugerung be^ ä^^I^^^Ö^^^^^i"^^ 
auf ctlid^c iDJouate, aud^ melbctc cv, bag er bereit fei, ba^ ©d^log 
SRutteufteiu jum Äauf anjubieten. 

Qu bcmfelbeu Qa^re 1548 aber ftarb (Seorg, ot)ue baß 
ber lauge ©treit gu eublic^em Sluötrage gebracht toorbeu, toorauf 
t)ou föuiglid^er @eite eiue orbeutlidt)e ©d^äfeuug beö ©d^Ioffeö 
SRutteuftein unb feiuc^ ©ufouuueu^ augcorbuet tourbe, um bar* 
über mit beu Srben (Seorgö gu öer^aubeln. !Diefe bateu aber 
um Sluffc^ub, bi« fie fic^ felber, uamlic^ ^o^auu, äöolf ß^rifto^)^ 
unb ®eorg ^artmann, unter einanber öcrglid^eu Ratten. 35arnad^ 
mod^teu Qo^ann unb ®eorg ^artmann im Quui 1249 baö 
®efud^, man möge fie im ^efifee t)on SRuttenftein, baran i^nen 
t)iel gelegen fei, belaffen, inbem fie bie 10.000 Bulben erlegen 
tooüten; bie föniglid^e aJJajeftat möge fie bat)er mit SRuttenftein 
belehnen. Darauf aber erfolgte am 14. Dctober beöfelben Qal^re^ 
bie 3lnttt)ort, ba^ ber £önig gefounen fei, bie genannte ^err* 
fc^aft nadt) t)orl)ergegangener ©d^ä^ung burc^ Äauf an ft(^ ju 
bringen. 2lm 3. Dctober 1550 tpurbe toieber befol)len, auö ber 
Srlagöfumme ®eorgö an Qo^ann t)on 8iedt)tenftein bie 4500 ®ul* 
ben au^jugal)len, tpelc^e i^m am 14. ©ejjtember 1547 öer- 
f^)rod^en toorben maren, unb e^ tPurbe begl^alb an bie Srbeu 
®eorg^ gefd^rieben, bereu einer toieber eben Qo^ann war. 3ol)ann 
»erlangte aber biefe ©ummc öon ber nieberöfterreic^ifd^en Sammer 
auöbejal)lt unb rid^tete nod^ im 3>uni 1551 unb 2)iarj 1552 
toieberl)olte ®efud^e barum an ben Söuig. 2lm 20. SDJai 1551 
^eißt eö in einem föuiglid^en fflefd^eibe, bag eine ©d^äfeung öon 
SRuttenftein erfolgt, biefelbe iebod^ ju l)od) fei. 2lm 23. 3iuni 
be^felben Qa^rcö bitten »ieberum bie ^crren öon gied^tenftein 
um eine neue ©c^atjung, tooju aud^ ber 2luftrag ert^eilt tourbe. 
3ebod^ tourbe berfelbe nid^t öoüjogen, fo ba§ ®eorg ^artmann 



— 31 — 

toicbcr am 26. 9[uli 1553 bittet, bie ©d^ä^ung no6) öor Anfang 
bc^ SBintcr^ öorncl^mcn laffen gu tpottcn. ®aju tourbc anä) bcr 
Stuftrag crt^eilt. 5Kcuc SScrtPidlungcn entftanbcn im Qal^rc 1555 
in bic[cr Slngclegcn^cit, al^ bic SSerorbnctcn in Oeftcrrcid^ ob 
bcr @nn^ eigene ®üter ber ^erren öon Sied^tenftein in S3efd^Iag 
nal^men, tt)eil fie wegen ber ©teucrn bon Äönigötoiefen unb 
3Bei|enbad^ im JRüdftanb fid^ befanben. Slatürlid^ l^atten fie 
baöon bie ©teuern nid^t bejal^lt, »eil biefe ®üter fid^ bereite, 
obtt)o]^I ber ©treit unau^geglid^en tt)ar, factifd^ in föniglid^en 
^änben befanben. (Snblid^, alö ®eorg |)artmann t)on 8ied^ten=* 
ftein bie SSer^anblung über 9?uttenftein in Slnregung brad^te, 
lam ber SSerlauf t)on 9?uttenftein befinitit) ju ©tanbe. Qm 
gebruar 1556 geigt bie Kammer gu äßien in einem ©d^reiben 
an, ba§ ber Sauf ber §errfd^aft 9?uttenftcin mit ben |)erren 
öon Sied^tenftein mirllid^ befd^loffen unb ein Saufbrief barüber 
verfaßt fei, aud^ ba| bie nod^ irrigen 5lrti!el babei abgel^anbelt 
»erben foßen. 5lm 13. 3Wärg 1556 öerfauften ®eorg |)artmann 
unb Sl^riftop]^ öon gied^tenftein, SSettern unb SSormünber t)on 
Qol^annö ©öl^nen ©eorg, SBoIfgang, Qo^ann unb ^[ol^ann Slbam, 
einftimmig bie |)errfd)aft 9?uttenftein bem Äaifer um bie ©umme 
öon 8394 ©utben, toeld^er fie balb barauf an iJ^rbinanb ^tU 
frieb t)on 2Keggau pfanbtt)eife öerfd^rieb. 

©0 enbete mit bem SSerlufte 9tuttenfteinö biefer lange 
©treit; ber fid^ über ben 5£ob ®eorg^ ^inauögog. 2lu^ ben 
legten Seben^ial^ren ®eorg^ ift nid)t SSiete^ nad^gutragen. ^m 
gial^re 1540 faufte er t)on $anö ©tarl^aufer ben $of Äettel^^ 
brunn, ber beffen freiem ©gen iüar, mit aßen 3w9^^örungen 
t)on ©ülten, ^tf^nkUf S3ergmer!en, |)ot3ungen u. f. tt). ^). ^n 
bemfelben Qa^re (roieberl^ott 1544) öermadEjte er feinem Steffen 
unb ©d^tt)iegerfo^n Qo^ann öon gied^tenftein bie §errfd^aft ^xU 
fer^borf unb orbnete babei an, bag baö |)eirat]^öt)ermäd^tni§ t)on 
ßra^muö' SÖ3itttt)e fflarbara, gebornen ©räfin bon ^öfing, toeld^eö 



») SÄcJJcrt. fol. 162. 



— 32 — 

i^r auf SBilfcr^borf öcrfd^ricben , öou feinen übrigen ®ütern 
gejault toerben fotte 0- liefern feinen Sibam übertrug er aud^ 
im Qa^re 1543 bie SSoümad^t, atte gelten unb ©el^abfd^aften 
be^ ^aufe^ gu »erleiden, toeld^e yjlaö)t fonft i^m afö bem älteften 
be^ |)aufe^ guftanb. SSJal^rfd^einlid^ eine golge ber öielen ^etb== 
güge unb ffrieg^ftrapagen, füpe er fid^ Ieibe^f(i^tt)a(i^ unb Iran! 
unb jur Stuöübung jener @^ren^)flid^t nid^t me^r fräftig genügt). 
!J)ie^ ift aud^ tt)o]^l ber Orunb, »arum er in bem ©treit über 
JRuttenftein mel^rmafö burd^ feinen ®dt)tt)iegerfo]^n vertreten toar. 
©eorg ftarb am 6. 2luguft 1548 im neununbfed^öjigften 
Qal^re feinet 5llter^, toie auf feinem ©rabftein in ber®t.2Kid^aefö* 
lird^e ju SÖSien gu lefen ift, too er begraben liegt. (Sr l^atte fid^ 
im Qa\)xt 1518 mit äWagbalena, SEod^ter SÖSoIfgang^ öon ^ol^ 
^eim, öermäp unb l^atte öon il^r öier Xö6)kx, aber feine ©öl^ne. 
!J)iefe öier S^öd^ter waren, wenn wir fie in ber d^ronologifd^en 
golge il^rer SSermäl^Iung auffül^ren: SKartl^a, Stnna, S3enigna 
unb ©ufanna^). äJiartl^a öermäl^Ue fid^ 1534 mit Qo^ann t)on 
ber Somnife unb 3D?eferife, öerlor i^ren ®emal aber bereite 1537 
unb l^eiratl^cte wieberum 1540 Dietmar öon gofenftein^), bem 
wir fd^on ate ©d^wiegerfo^n unb SSertreter ®eorg^ begegnet 
finb. 2lnna bermä^Ite fid^ im Qa^re 1535 (ber ^eirat^^brief^) 
batirt t)om 11. 5luguft) mit il^rem SSettcr Qol^ann VI., bem 
älteften ®o^ne SÖSoIfgangö I. unb |)au|3t ber gtoeiten ßinie. 
SEBenige SEage barauf (ber |)eiratl^öbrief batirt t)om 16. Sluguft ß) 
öermäpe fid^ bie britte Slod^ter Senigna mit Otto bon Siedeten* 
ftein*9Jiurau au^ bem fteirifd^en |)aufe'^). ©ufanna l^eiratl^ete 
erft 1542, unb gwar ebenfaßö einen SSetter, ®eorg |)artmann 



1) G. 26. 27. 

2) R. 18. 

3) 3n 2Balberg'8 ©cnealogio fmb fic in folgcnbcr SÄci^c aufgefül^rt: 
3(nna, @ufanna, ^cnigno, SWartl^o. 

*) D. 27; Q. 11. 
*) D. 29. 
6) D. 28. 

'') e. Sb. I. 266 bicfcg SBerlc«. 



— 33 — 

Don gicd^tcnftein, baö |)aupt bcr brittcn Sinic 9- Sttte V66)ktf 
mit Hu^nal^mc bon Slnna, Qal^ann^ ®cmapn, fd^eincn ben SSatcr 
überlebt ju l^aben. 9)Jit Oeorg enbcte männlid^erfeitö bie ältefte 
Sinie be^ C)ciufe^, ba aud^ fein ©ruber Sra^mu^, ber fd^on 
längere ^dt bor i^m gcftorben mar, feine 5Rad^!ommen ^inter^ 
laffen l^atte. 

3Son ©raömu^ wiffen wir berl^ältnißmägig fel^r menig. 
SSielleid^t toax er, oblüol^I i^n bie alte ©eneatogie 1483 geboren 
fein läßt, ber ältefte ©ruber, ba er in ber Srbeinigung öon 
1504 guerft genannt tt)irb. %\xä) fjjielte er feine 9toße, bie über 
bie ©teüung unb ©ebeutnng im §aufe l^inau^ging. 3»n ber 
ertüäl^nten Srbeinigung ift feiner oben bereite gebadet morben. 
Qm ^af)vt 1509 ^eirat^ete er ju Ungarifd^^SlItenburg Sarbara, 
geborne ®räfin üj)n ®t. ©eorgen unb ^öfing, 2^od^ter ©imonö 
unb ®d^tt)efter ^eter^ trafen üon ®t. ©eorgen unb ^öfing, 
bamaligen 3Boitt)oben in (Siebenbürgen 2). 

3m Qal^re 1513 üerfaufte er mit feinen SSettern SBolfgang 
unb Seon^arb an bie Sanbftänbe t)on 5Kieber*Defterreid^ ein in 
ber ^errengaffe gu SBien gelegene^ ^auö^)^ 5lu^ biefem tourbe 
ba^ ältefte Sanb^auö ber nieberöfterreidjifc^en ©tänbe. @ö be^ 
fanb fid^ auf bemfelben ^lafee, mo ba^ l^eutige Sanbl^au^ ftel^t, 
nur ba§ biefe^ einen größeren ^lafe einnimmt, ba nod^ ber* 
fd^iebene Oebäube baju gefauft morben finb. 

3m Saläre 1523 tt)urbe Sra^mu^ fammt feinen SSettern 
Don gerbinanb mit bem §of bon ^oiöborf, ber gefürfteten 



1) M. 18. 

2)^0. 24. 

3) gifeingcr, SScrfud) einer ®cfd^id)tc bcö alten mcbcröftcrreid)ifd)cn 
8anb§aufc8, im ^r^iö für öflerr. ®efd)., S8b. 41, @. 119. gi^^inger 
nennt bie brei Sied^tenftciner irrtl^ümlid) ©ebrüber, aud) tonnte bcr britte 
nid^t ©ernl^arb fein, tüie @. 119 gu Tefen, ba ein fo(d)er nid)t ejciftirte. 
Senn SBeiglcrn (2:o|)ogr. III. 140) (Sra«mu8 unb ®eorg, Ferren gu 
@teierccf, a(ö bie frül^ercn ©eptjer nennt, fo ift i>a^ nid^t fo unrid^tig, njie 
gtljingcr meint, benn jebcnfattö ttjaren hüi>e SBrübcr gcmeinfame WliU 
bcjiljer, nur niar @eorg auf feinen Äriegöjügen obttjefcnb. 

§al!e, Sict^tenftctn. Il.Sb. 3 



— 34 — 

Srciung, beu 3^^"tcn unb ®ültcn bclcl^nt, bc^glcid^en mit bcn 
®ültcn, SBciu:^ unb ©ctrcibcgcl^ntcn ju SBUl^cImöborf 0- 3n 
bcmiclbcn Qal^rc ücrfauftc er bcm Äapitcl auf bcm ^ctcr^bcrgc 
gu Srünn 72 ®ulbcu jal^rlid^cr 3*"^^^ i^ Dürnl^olg. Sraömu^ 
ftarb fc^on im Qal^rc 1524 ol^nc §intcrlaffung üou Äinbcrn. 
@cine SBitttoc S3arbara crl^iclt in bicfcm Qal^rc i^rc 2lbfcrtigung 
burd^ il^rcn ©d^toagcr ®corg, bcr il^r freie SBol^nung in SBien, 
ia^rlid^ 483 ^funb unb 1000 ^funb für i^re fa^renbe §abe, 
nebft einigem SBein unb Äorn jutoieö^). 

Ueber biefe il^re 9lbfertigung erl^ob fid^ fpäter ©treit, ba 
fic il^r auf SBilfer^borf angetoiefen toar, biefe^ aber burd^ ®eorg 
an feinen ©d^toiegerfol^n 3lo]^ann tiberlaffen tourbe. So tourbe 
bann in einem SSertrag öon 1552 au^gemac^t •'^), ba§ bie öer^ 
fd^iebenen Jlngel^örigen be^ §aufe^, unter toelc^e bie Sefifeungen 
öon ®eorg unb Sra^niu^ öert^eilt toorben toaren, il^r jeber 
feinen SEl^eil jä^rlid^ jufd^icten foßten. Barbara erfd^eint in 
biefem SSertrag afö bie äßitttoe üon Äafpar 3i^i^otin, ben pe alfo 
in jtociter &}t gel^eiratl^et l^atte. Qu britter üermä^Ite fie fid^ 
mit Äafpar üon ®ragott)^f^ unb ftarb im Qa^re 1578. 

Qu bem ertoäl^nten SSertrag üon 1552 tourben noc^ anbere 
^unlte auögemad^t, roeld^e über bie §interlaffenfd^aft ®eorgö 
ftreitig toaren. @ö ttjurbe beftimmt, ba§ öon ®eorg^ ©d^ulben 
bie (Srben, nämlid^ 3i0^ann, SBolf Sl^riftopl^/ S^riftopl^ unb 
®eorg §artmann, ein jeber feinen gebül^renben 5lnt^eil iqaljkn 
fotte; bie lebigen ®rünbe unb ®e]^ölje betreffenb, foße e^ bei 
ben SE^eilregiftern bleiben; ebenfo foße e^ taut ber ©nigung 
gefc^eöen, ttjenn ßiner feinen Z\)t\l öerfaufen ttjoße; ttjenn öon 
®eorg S3aarfd^aft gefunben toerbe, fo foße fie aßen §erren öon 
Sie^tenftein gufte^en; auc^ feine gö^rnig foße get^eilt ttjerben; 
toa^ eine §errfd^aft an SBertl^ bie anbere übertreffe, baö foße 
herausgegeben ober fo öiel ®ülten angettjiefen ttjerben. Ql^rerfeitS 

1) B. 68. 

2) L. 26. 

3) L. 41. 



35 — 



crl^obcn aber auc^ bie S^öc^tcr ®eorg^ il^rc 9lnfprüd^c an bic 
^intcrlaffcnfc^aft il^rc^ SSatcrö, unb c^ tourbc im ^affxt 1558 
jtoifd^cn i^ncn cincrfcitö unb bcn fammtlid^cn §crrcn öon 8icd^* 
tcnftein anbcrcrfcitö au^gcmad^t, ba§ i^ncn für aßc 5lnforbcrun^ 
gen 10.600 ®ulbcn auöbcgal^lt ttjerbcn foßtcn 0- 



Sßalbcrg, ©cncal. 



8* 



m. ^bfiffuiti 



Die ilöd)liomwenf4)aft €l)vxfiop\)$ III. 



(3lißoteeurger ^iitie.) 



•<38S>" 



a. IDolfgang I imb £(onl^arb I. 

^n bcr ©rbtl^eilung im gia^rc 1504 l^atte noc^ (^\)xU 
ftop]^ in. fclbft t^eilgenommcn, toä^rcnb bic bciben anbeten 
ßinien burd^ feine Steffen vertreten tüaren. Q^m mar Slifoföburg 
ate §auptfife gugefaßen. Sei feinem im ^ai)xt 1506 erfolgten 
2:obe l^interlieg er jttjei ©ö^ne: SBoffgang L unb geon^arb I. 

SBoIfgangö I. ®cburt tüirb in ba^ ^afjx 1473 gefefet. 
3m 3»a]^re 1498 l^eiratl^ete er bie ®räfin ©enoöefa öon ©c^aum* 
berg, Zoä)itx beö ®rafen Ulrid^, toie au^ mel^reren Urfunben 
l^eröorgel^t ^). 3m Saläre 1504 übergab il^m fein SSater Sl^riftopl^ 
nad^ ber S^^eilung mit feinen Steffen ju eigener SSerttjaltung 
„au^ üöterlid^er Siebe unb SEreuc bie JJeften Ulrid^^firc^en, 
^ol^enau, ^alternborf unb bie §olben gu gaßenftein, Dttentl^al, 
S^räffenl^ofen, 9llt* unb Sleu^SRuper^borf unb aßen feinen ®e* 
traibge^nt, ju ®ro|en=^®d^tt)eintt)art, äßaueröborf, Öbern^©ieben* 
brunn, ®lingenborf, ßnjeröborf bei ber SDonau, §ertenftätten, 
Äagran, Sipelbau, äßeigbierbaum, SReint^al, §üttenborf, gangen* 
borf unb §abern; item aßen ben äßeinge^ent gu SÄiftelbac^, 
§errenbaumgarten, gallenftein, Sllten^SRuper^borf unb ^o^^borf" 
u. a.2). 3m Seigre 1506 üerliel^ i^m Äaifer äßafimilian ben 
©ife ^ringenborf mit aßer S^ft^^^rung, fottjie ben §of gu 
^oi^borfs). 3m 3al^re 1507 öerliel^ er felber ben §of gu 



1) 3. 58. 2icd)tcnji. ^rd^iö D. 19. 20. 

2) R. 16. 

3) B. 52. 67. 



— 40 — . 

eingrub an SKcb^art ®opl unb 1508 bcn §Df ju SBilfcti?^ 
borf an §au^ ÜDirn^) unb ®^lo6 unb Scfife gu ©uttcnbrunn 
an Qalob öon Slrbcrg ^). 9lu^ bcn Qal^rcn twn 1509 bi^ 1519 
gicbt t§ Urlunben über öcrfd^icbcnc 5lnfaufc, bic er mad^te, bod^ 
finb biefe ®üter fammtüd^ mä)t üon Sebeutung unb l^eute nid^t 
me^r im Sefife be^ §aufeö. 3fm Qal^re 1513 üerlaufte er mit 
feinem SSctter ©raömu^ unb feinem ©ruber geon^arb ba^ in 
gemeinfamem Sefife befinblid^e §auö in ber §errengaffc an bic 
nicberöfterreid^ifd^cn Sanbftänbc, toie fc^on oben crttja^nt. Qm 
3lal^rc 1515 bcttjißigtc er ben Sinttjo^nern be^ Drteö bergen in 
äßä^ren in ber ®t. Slicolaifapeöe eine ctoige SWcffe, baju bic 
Sapläne üon ben §errcn Don gicd^tcnftcin jebeömal einjufefeen 
feien ^). 3m Qal^rc 1520 machte er einen S^aufd^ mit bem 2lbt 
Senebict unb bem SonDent be^ Älofterö ju ben ©d^otten in 
SBien: SBolfgang erhielt ba^ 2)orf ^ouberg bei Ulrid^^firc^en 
unb gab bafür feine Srb^olben ju ©tammeröborf unb ®eraö^ 
borf fammt ber bortigen 3Sogtei^). 

SÄit feinem S3ruber Seonl^arb ging SBolfgang im 3ti^rc 
1514 eine S^l^eilung ein^), toonad^ er gum Z\)tHt bic ®ütcr 
crl^ielt, tocld^e il^m fd^on fein SSatcr 1504 übcrlaffcn ^attc, nam* 
lid^ Dor aßem ba^ ©d^log Ulric^öfirc^en unb baju baö ®c^Io§ 
3)iaibburg, toä^rcnb an Öeonl^arb bic ©c^löffcr Sunbenburg unb 
§o]^enau fielen; ©d^log, ©tabt unb ^crrfd^aft Slifol^burgfoßtcn 
bciben gcmciftfam fein, bic ßinlünfte in gleiche §älften get^cilt, 
unb ba^ ©c^Io§ bciben ^ur äßo^nung bienen, worüber bie Ur* 
funbe nod^ öerfd^iebenc nähere Seftimmungen enthält. 3^^i 
Saläre fpäter, öom Qa^re 1516, batirt ein anberer SSertrag, 
ben bie ©ruber SBolfgang unb Seon^arb cinerfeit^ mit i^rem 



1) C. 48. 

2) C. 47. 

3) Söurmbranb, Sott. 7. 
*) Aa. 42. 43. 

5) S. 10 u. §auött)irt§, @cfd^. ber %htei gu bcn ©d^ottcn 53. 

6) E. 6. 



41 — 



•5,» 



SScttcr ^artmcmn, anbererfeit^ über öerfd^icbcnc ©trcitigfcitcu 
abfd^loffcn, bic nod) auö bcr erftcn örbcinigung öon 1504 i^rcn 
Urfprung herleitete«, (gö tourben barin ftreitige fünfte über ben 
^ti)\\i unb baö Sergred^t gu ^oi^borf unb ^erren^^öaumgarten 
au^geglid^en, über 2lecfer ju ^au^brunn, über SBiefen unb §olg^ 
gelb ju ^albernborf, über ba^ nic^t get^eilte ®ut SReint^al unb 
Derfd^iebeneö 5lnbere ^). 

3n ben politifd^en Slngelegenl^eiten be^ ßanbeö ober in 
friegerifdfien Segebenl^eiten finbet fid^ öon SäJoIfgang feine @r* 
toäl^nung 2). 2luc^ toiffen tt)ir nid^t bie genaue ^tit [eineö S^obe^. 
SDie lefete Slad^ric^t ift bie beö SEaufd^öertrageö mit ben ©c^otten 
im Sö^re 1520; ttjal^rfd^einlid^ ftarb er in eben biefem ^af^xt, 
benn au^ bemfelben batirt ein SSertrag jtt)i[c^en Seon^arb unb 
feinem Steffen Qol^ann, SBolfgang^ ®o^n, ttjonad^ er biefeö 
feinet Steffen ®üter brei ^al^re in 3Sertt)attung übernal^m^). 
Qol^ann toar alfo bei bem S^obe feinet SSater^ nod^ unmünbig. 
2)amit ftimmt genau, ba§ er im ^af)xt 1524 felbftftänbig, ju* 
gleich mit feinem Dnlel Seon^arb, mit ben §äuptern bcr anberen 
Sinien be^ §aufe^ ben SSertrag eingebt ^). 

5Die ©eburt geonl^arb^ I. ttjirb in ba^ gia^r 1482 ge^ 
fefet. 3Die erfte Stad^rid^t Don i^m ift biejenige au^ bem Qa^re 
1513 in S3etreff be^ ^au^berlaufe^ an bie nieberöfterreic^ifd^en 
ganbftänbe, bie bereite ertoö^nt ttjorben. ßbenfo ift fc^on ber 
SEl^eilung mit feinem S3ruber äßoifgang im 3fa^re 1514 gebac^t. 
Qm nöd^ften Qal^re ttjo^nte Seon^arb ben großen SSermä^lung^^^ 
feierlidfifeiten ju SBien bei unb na^m al^ einer ber Kämpfer an 
bem großen S^urniere t^eil, ba^ am 25. 3inli auf bem §ofe gu 



1) L. 24. 

2) @in Sßolfgang öon I2iccl)tcnftcin, ttjcld^cr 1525 in ben ©algburgcr 
§önbc(n jener Seit (bei «ud^^ola, gerbinanb I. 8. S8b. 112. 339; 9. «b. 
630) a(ö ^bgefanbter ÄÖnig gerbinanbö crfd^eint, gel^ört bem 2^iro(cr §aufe 
Sied^ tenftein*(5afle(corn an. 

3) L. 25. 
*) E. 7. 



— 42 — 

SBicn abgcl^altcn tourbc. ©eine ©cgncr toaxtn ein $crr au^ 
SScrona unb S^riftopl^ äßinborfcr 0. 

5lu(j^ bc^ 3ScrgIcic^cö mit §artmann öom ^aifxt 1516, 
bcn er unb fein Sruber SBolfgang eingingen, alte ©treitigfeitcn 
abgumad^en, ift bereite gebadet toorben. Qm Qal^re 1520 über* 
nal^m ßeonl^arb bie SSertoaltung ber ®üter feinet S'Zeffen Qol^ann, 
alteften ©ol^ne^ öon SBoIfgang, gegen Slbred^nung auf brei 
3fa]^re2). c^^ bemfelben Qal^re laufte er bie SDörfcr !Curtoni^ 
unb ganb^^ut ^), öerlaufte aber an feinen SSetter §artmann ba^ 
ganje ^ol^enau mit bem SÄarlt, 9tenten, ©ülten, 3^^"^^"/ i^o^em 
unb nieberem ©erid^t unb aöer fonftigen 3w9^^örung, toeld^e^ 
aöe^ Selben Don Defterreic^ tt)ar, unb beögleid^en ttjieber bie 
®üter ÜDurtonife unb ganböl^ut^). 2lu^ mar eö in biefem 
3ia^re, bag Seon^arb unb Qol^ann ttjegen ber ^olgungen gu 
gunbenburg, 2)urtonife unb ßanbö^ut unb attem ®c^ölg in ber 
§errfd^aft Ulrid^^ürd^en eine SEl^eilung eingingen ^). Sinige Qal^rc 
fpäter (1524) l^atte geon^arb mit SDoctor Qol^ann ©toola, 6ano* 
nicuö ber Dlmüfeer Äird^e, über ba^ ^atronat ber !Dorffirc^c 
S3ilott)ife unb befouber^ toegen Ernennung eineö ^farrerö eine 
3tt)iftig!eit, toeld^e burd^ ®eorg üon Somnife unb Qol^ann Dfoto^I^ 
üon SDabratoife beigelegt tourbe^). SDeö SSergleid^e^ üon bem* 
felben Qal^re, toomit bie fämmtlid^en ©treitigfeiten unter ben 
gied^tenfteinern, bie fid^ feit ber erften Srbeinigung üon 1504 
erlauben l^atten, georbnet ttjerben foöten, ift fd^on in ber ®e* 
fd^id^tc ®eorg^ VI. gebadet toorben. Qnbeffen beenbete aud^ 
biefer SSertrag ben ©treit nic^t üößig. §artmann einerfeit^ unb 
gcon^arb unb Qo^ann anbererfeit^ fd^Ioffen im nac^ften Qa^rc 
1525 einen neuen SSertrag in ac^t fünften, ber fid^ üorjug^toeife 



1) guggcr, S^rcnfpicgct 1335. 

2) L. 25. 

3) H. * 11. 

*) H. O. 33. Cc. 11. 1'2. Sin bicfcr ©tcUe Xurbonife gcf^ncbcn. 

5) Cc. 25. 

6) Paprotzkius enucleatiis, 80 u. 12.J. 



— 43 — 

auf bic ©treitpunftc l^infid^tlid^ ber Sntfd^öbigungigclbcr bcjog ^). 
SDicfcm folgte ein gtüeiter im Qal^re 1527 toieberum über ben* 
felben ©egenftanb, toorin man auf ben urfprünglid^en SSertrag 
jurüdging 2). Qm Qa^re 1531 tourbe Seonl^arb fammt feinem 
Steffen Qol^ann mit bem ®ife ^ringenborf unb feiner 3^9^- 
l^örung öon Sönig gerbinanb I. belehnt 3). Qu bemf elben Qa^re 
toar er auf bem mö^rifc^en Sanbtage gu Qglau, ber in ®egen* 
toart beö Äönig^ gerbinanb abgehalten tourbe. 2luf biefem 8anb* 
tage tooßte man eine JRebifion ber Sanbrec^t^artifel öorne^men, 
ttjeld^e bielfad^ in ber borau^gegangenen 3^it SWobificationen er* 
fahren l^atten, fo ba§ man mitunter nid^t tt)u|te, toeld^e S'Zorm 
bie rid^tige fei. Qn bie ju biefem 3^^^^ gufammengefefete Som* 
miffion tourbe aud^ Seonl^arb berufen 4). 

SBie fein S3ruber SBoIfgang betl^eiligte fid^ auc^ geon^arb 
nid^t an ben größeren politifd^en Segebenl^eiten, bagegen fd^eint 
er, unb ebenfo aud^ fein 5Reffe Qol^ann, ein eifriger Sln^änger 
ber ^Reformation gettjefen ju fein, ttjeld^e fc^on in ben jttjanjiger 
3ia^ren in Defterreid^ unb SÄä^ren öiele greunbe, unb ganj 
befonber^ unter bem 9lbel gefunben ^atte. 2luf toeld^em SBege 
Seonl^arb baju lam ober burc^ toen er ju ber reformatorifd^en 
Ueberjeugung geführt tourbe, ttjiffeu tt)ir nic^t, aber öerfd^iebene 
SE^atfad^en, toeld^e un^ erjä^It ttjerben, fpredfien beutlid^ genug, 
obttjo^l fie nid^t ol^ne SBiberfprud^ untereinanber überliefert finb. 
(gö ^ei|t fogar, ba| Slifolöburg ju jener ^tii ein ^auptfife ber 
©c^i^matifer gettjefen fei^). 

3m Qal^re 1526 fam Saltl^afar §ubmet)er bon griebberg 
(ober tt)ie er aud^ gefd^rieben ttjirb : ^ubmer ober §ubmör), baö 
§aupt ber SBiebertäufer in ber ©c^ttjeij, ber bort fc^on mit 



») L. 27. 

2) L. 28. 

3) B. 71. 

*) ©d^riftcn ber l^iji.^jlat. ©cction ber mäl^r.^^tcf. ©cfcttfd^aft. 
5. §cft. 180. 

5) aJlittcrborfcr, Hist. Univ. Vienn. Saec. II. 137. 



— 44 — 

^tüingli in ©treit gctoefcn, mS) S'iiloföburg, gcon^arb^ 5Rcftbcnj. 
@r mod^tc bcn S3obcn fd^on öorbcrcitct finben, bcnn fein 9luf* 
cntl^alt fanb feine ©d^toicrigfeit, öielmcl^r fammcitc er aföbalb 
jal^Ireic^e Slnl^änger um fic^ ^). ©r rül^mt felbft bie öorl^anbenen 
^rebiger beö Drte^, 3lo^ann ©pitalme^er unb D^ttjalb ®la^tt, 
baß fie „fo maiinli^ unb troftlid^ baö 8ic^t eöangelifc^er Älar^ 
fjtxi angcigen unb auf beu Sergenftoct ftecfen, bergleic^en er nod) 
an feinem Ort ȟgte nod^ gefe^en auf Srben". ^ubme^er 
brad^te einen ÜDrucfer mit fic^ unb ließ mel^rere ©d^riften öon 
S'Zifoföburg ergel^en, bie befonber^ gegen 3ti)ingli gerid^tet ttjaren. 
!I)ie erfte, batirt öom 3!a^re 1526, fü^rt ben Xitel: „@in ®e* 
fpred^ ©alt^afar §übmör^ bon gribberg, 2)octor^, auf SÄe^fter 
Ulric^^ 3^i"9l^"^ ju 3"^^ SEaufbüc^lein, öon bem Äinber* 
tauf" u. f. to. unb i[t beiben Ferren öon giec^tenftein gu S'ZifoI^^ 
bürg, geonl^arb unb Qol^ann, gettjibmet. 5lud^ eine anbere ©d^rift 
über baö 5lbenbma^t : „Sin aiufeltige Unberrid^t, auf bie SBort : 
SDa^ ift ber 8eib mein in bem Slac^tmal S^rifti. 5D. Salt^. 
^uebmör, üon f^ibberg. Slifoteburg 1526", tüurbe öon §ub^ 
me^er an Seon^arb jugeeignet, unb i^m barin großem 8ob toegen 
feiner Siebe jur SBa^rl^eit ert^eilt, mit Ermunterungen jur 53c* 
ftänbigfeit unb ®ebulb in ben beöorftel^enben SErübfalen. !Dic 
©c^riften unb bie Se^ren §ubme^er^^ mad^ten ein folc^e^ 5luf* 
fe^en, baß SEaufenbe au^ ben umliegenben Dertern l^erbeüamen, 
um fid^ in feiner Slä^e in unb um S'Zifol^burg l^auölid^ nieber** 
julaffcn. ÜDie ©emeinbe ber «ruber foö l^ier aßein auf 12.000 
geftiegen fein. Slber eben biefe große 5lu^breitung l^ier unb in 
Oefterreic^ rief aud^ fd^neöe ©egenmaßregeln ^eröor. Saum mar 
^i¥^H S^rbinanb 'nad^ bem 5Eobe feinet ©c^toager^, be^ 
Äönig^ gubtüig, bei SWo^acg auc^ §err öon SWäl^ren gettjorben, 
al^ er, nad^bem er ettoa^ freie §anb erl^alten, au^ fofort 
SWaßregeln gegen bie SBiebertäufer ergriff. Die SSerfoIgungen, 
öon benen biefe nun getroffen ttjorben, ttjerben in einer l^anb* 



') ^Raupad^, (Srtäutcrtcö cöangcl. Ocjicrrcid^. 1. gortfc^ung 51 ff. 



— 45 — 

fc^riftlid^cn S^ronil ber SBicbcrtäufer, bic öon einem i^rer ®eift== 
lid^en öerfa^t tüorben, alfo erjäp i). Qn ber erften gaftentood^e 
1528 begann bie SSerfoIgung in Oefterreic^ burc^ Äönig ger* 
binanb. ©ein ^rofog gog im 8anbe um^er, nal^m mehrere 
Srüber gefangen, anbete, bie er auf ber ©trage ober im gelbe 
ergriffen, lieg er föpfen, bie in ben ÜDörfern, meldte nid^t ab^ 
ftel^en tooöten, an ben i^ürfäulen aufhängen, ©o flol^en öielc 
auö Defterreid^ nad^ SKäl^ren, in^befonberc uad^ Siilol^burg. 
„9lfö ber föniglid^e Sanböogt bie JJlüd^tigen auc^ in SWäl^ren 
verfolgte, unb beg^alb öiele auö btn (9tiIoIöburger) SDörfern in 
bie SBälber flogen, festen fic^ bie öefifeer öon Siilotöburg 8in^ 
l^art unb §an^ öon ßiec^tenftein für bie ©ruber gur SÖel^r, 
ttjoburd^ e^ üon weiterer 3Serfolgung in Tläf)vtn ablam. . . . 
Site bic SSerfolgung in Defterreid^ nac^lieg, fd^idften bie §erren 
öon Siec^tenftein Soten in bie Serge unb an bic l^eimlic^en 
Orte ber SBälber, ba bie grommen l^ingeflol^en toaren, unb 
liegen il^nen fagen, bag jiebermann ttjieber in fein §auö unb 
^erberg gießen lönne." (5ö fam aber barnac^ gu S^ifoföburg 
unter bie ©ruber felber ©treit burc^ ben ^iiiWQ öon gcuten 
au^ Sägern unb ©c^toaben ; gegen biefe unb i^ren 2ln]^ang er*« 
Härte fic^ ber fc^on genannte Pfarrer gu Slüol^burg unb rietl^ 
ben ©einen ab, irgenb etttja^ mit ^tmn gu fc^affen gu l^aben; 
aud^ bebeutete il^nen Sinl^art öon Siec^tenftein, ba fie eine eigene 
©emeinbe aufrichten ttjoöten, bag fie feine Sefifeungen räumen 
fottten. SDic^ g^fc^^^ benn audfi; bie einen öerfauften i^re §abe, 
unb ti)aö bie anberen gurüdftiegen, lieferten il^nen nac^l^er bie 
Ferren öon Siec^tenftein au^. ®egen 200 ^erfonen, bie Äinber 
nic^t mitgerechnet, gogen im 3ßärg 1528 auö unb lagerten 
gtüifc^en Untere ADannotoife unb äWufd^au. ^ier erfd^ien, fo ^eigt 
cö, Seonl^arb, bem e^ ttjo^l nic^t gleichgültig toar, bag fo öiele 
8eute feine §errfd^aft öerliegen, nod^ einmal bei i^nen, unb rebete 



^rd^iö für tunbc ö|lcrr. ©cfd^id^t^qucttcn 1850. 2. S8b. 1. §cft. 
76 ff. (2)ic Siebertäufer in TO^ren öon @regor SÖoln^.) 



— 46 — 

il^ncn ju, ba§ fie i)'dittn in 9iifoföbiivg bleiben fönnen. ©ie aber 
jogen weiter bi^ nai) Slnfterlife, begleitet öon Sinl^art nad^ Untere 
Söifternife, tt)o er fie noc^ mit einem Slrunf labte unb auf ber 
bortigen örücfe mautl^frei madfite. Qn 2lufterlife tüurben fie bon 
ben §crren öon Äaunife aufgenommen, (gtwa^ Dor biefen 6r* 
eigniffen fd^on l^atte Seon^arb auf Sefe^l Äönig gerbinanb^ ben 
Salt^afar §ubmet)er gefangen nad^ äßien fd^idfen muffen, fo 
ergäp unfere S^ronif, too berfelbe am 10. 3Rärj 1528 berbrannt 
tourbe, toä^renb man feine grau in bie T)onau ftür^te unb er* 
tränite. 3lacli) ber oben erttjäl^nten ©arftettung bei 9taupad^*) 
toar bie 5lu^lieferung fd^on im ^a^re 1527 gefd^el^en. 

Seonl^arb madfite fein Seftament^), ba^ aber feine S3e=^ 
ftimmung bon öebeutung enttjält, im 9lal^re 1531, ttjenn anberö 
biefeö 3lö^t: rid^tig angegeben ift, ba im Documente felber fein 
ÜDatum borfommt. Seon^arb^ SEob mirb aber in ba^ 3a^r 1534 
gefefet. ©eine nod^ unmünbigen Sinber ß^riftopl^ IV. unb 
8eonl^arb II. famen unter bie S5ormunb[c^aft i^reö Dnfel^ §art= 
mann I. SSebor ttjir aber üon ben Seben^umftänben berfelben 
ober bielme^r üon benen ß^riftopl^^ IV., ber für bie gamilie 
fo berl^ängnißboö ttjurbe, fprcd^en, üerfolgen toxx ben älteren 
3tt)eig ber 8inie ß^riftopl^^ III., bie S'lad^fommenfd^aft SBolf* 
gang^ I. 

b. Der älitxt ^mxi ober bie ttad^kommenrd^aft IDolfgangd I, 

SBolfgang I. l^atte jur Sia^fommenfc^aft jtoei SEöd^ter, 
äWargaretl^a unb Sarbara, bon benen bereite oben gefprod^en 
toorben, unb bie beiben ©ö^ne 3!o^ann VI. unb SBolf ßl^ri* 
ftop^, toeld^e il^n überlebten. 

öol^ann VI. ttjar im 3fal^re 1500 geboren unb bei bem 
Jobe feineö 3Sater^ erft jtoangig ^afjxt alt, toegl^alb er feine 
®üter uod^ auf fernere brei 3a^re feinem Ol^eim gepnl^arb gur 



1) 21. a. O. 66. 

2) G. 41. 



— 47 — 

SSertüaltung übergab. ÜDeffeu ift bereite gebac^t tüorbcn, fotüic 
ber 3Scrträgc uub (Einigungen, bie er mit feinen Oheimen 8eon* 
^arb unb §artmann 1524, 1525 unb 1527 einging, be^gleic^en 
fein 3Ser^öItni§ ju ®eorg VI. öon Sied^tenftein, beffen SEoc^ter 
Slnna er im Qa^re 1535 ^eiratl^ete, fott)ie ju bem langen ©treite, 
ben ®eorg über ba^ ©d^tog JRnttenftein ju fül^ren l^atte. grü^ 
finben wir Qo^ann im SDienfte Äönig JJerbinanb^. 3m 3>cil^te 
1526 begleitete er benfelben mit fec^^jel^n gerüfteten ^ferben jur 
Ärönung nac^ ^rag, unb blieb bort jtt)ei ajtonate, toofür il^m 
am 11. 3lrtnuar 1527 ber fämmtUd^e Äoftenauftoanb au^ju* 
galten öerorbnet tourbe. 3lm 7. 9toöember benfelben ^al^re^ 
befahl Sönig gerbinanb ttjieberum, ba§ 3fo^ann bon gied^tenftein 
bafür, baß er i^m mit öfterreic^if(f)cn ^ferben eine ^tii lang 
gebienet l^abe, ber ®olb bon 3308 ©ulben rl^einifc^ gebühre, 
toorüber il^m eine Obligation auszufertigen fei. äßir l^aben in 
ber ©efc^id^te beS ©treiteS über SRuttenftein gefe^en, ba| äl^n* 
lid^e gäße \iä) nod^ f^jäter toieber^olen. ^n biefer 3^'^ fci^eint 
er bie ©egiel^nngen feinet Dl^eimS 8eont)arb ju ber neuen Seigre 
unb i^ren ^rebigern getl^eitt ju l^aben. ©ie oben ermähnte 
©d^rift §ubme^er'S über bie Äinbertnufe mar aud^ Qo^ann bon 
gied^tenftein getoibmet. 

!Die S^ürfenfriege ttjaren eS, bie 3o^ann mel^rere 3ßale in 
bie SDienfte Äönig gerbinanbS riefen, ttjenn toir aud^ nidE|t ttjiffen, 
ttjeld^en perfönlid^en Slntl^eil er an ben ©d^lad^ten unb Ääm^jfen 
na^m. ÜDaö erfte 2)tal muß eS alsbalb nad^ ber Berufung 
gerbinanbö auf ben ungarifd^en SE^ron gemefen fein unb Qol^ann 
bamalS bie gerüfteten Defterreid^er mit Äönig gerbinanb jur 
Krönung nad^ ®tu^ltt)ei§enburg gefül^rt l^aben i). ^m ^a\)xt 
1529, alö mit ber Belagerung äßienS bie l^ödfifte ©efa^r bro^te, 
berief ber bamalige mäl^rifc^e 8anbeSl)au^3tmann Qol^ann bon 
^ernftein einen Sanbtag nac^ S3rünn unb toö^lte für bie 16.000 
SKäl^rer, bie gegen bie SEürfen bett)affnet werben fottten, adE|t 



J) %xö)\t) f. Äunbc öpcrr. @cfd|. XXII. 87. Slnm. 73. 



— 50 — 

ADer gamilien* ober ^riDatna(f)rid^ten aii^ Qol^ann^ geben 
ift fc^ou jum Z\)c\l gebac^t toorben. CS^ fei noc^ ßiuigeö ijxn^ 
jugefügt. ^m ^a\)xt 1536 bevfefete er (Sii^grub, 3)iißott)ife unb 
einige ©tücfe jn 9ti!ol^bnrg a\\ ben diaii) bon Omüfe. Qm 
Sa^re 1537 bürgte er für SBill^elm bon SRogenDorf tüegen einer 
©umme, bie ^einrid^ Don gomnife nnb 2)Jeferife bemfelben öor* 
geftrecft ^atte, unb ebenfo 1539 für §an^ günffird^er oon 
©teinabrunn gegen ben 35octor SBolfgang Sapler ^). 3m Qal^re 
1538 Derfaufte er mit feinem ©ruber SBolf ß^riftopl^ bie öon 
il^nen gemeinfam befeffenen ®üter gu galfenftein unb 2llt-9iuper^^ 
borf fammt ben S3ergre(f)ten unb äßeingel^nten an i^ren SSettcr 
^artmann^). 9ln benfelben öerfauften fie aud^ im gleid^en 
Qal^re, aber bie^mal nid^t il^m ju eigen, fonbern alö SSormunb 
für Seon^arb^ Äinber, il^re ®eftfeungen ju ÜDraffenl^ofen ^). @ben 
im gleichen Qai)xt gingen aud^ bie beiben ©ruber eine Sll^eilung 
über bie ®üter ein, bie fie biö^er al^ Don il^rem 3Sater l^cr^ 
rül^renb, gemeinfam befeffen Ratten, ttjorüber fid^ bie au^fül^rlid^en 
SRegifter finben *). Sei biefer ©elegenl^eit ttjurbe bann aud^ unter 
2)iittt)irfung ^artmann^, alö SSormunbe^, ©d^log unb ©tabt 
5Rifoföburg unter ben 9lad^!ommen Sl^riftopl^^ III. getl^eilt, fo 
ba| bie eine §älfte an Qo^ann unb äßolf S^rifto^)^, bie anbcre 
an ßl^riftop]^ IV. unb Seon^arb II. fam. 2ludE) barüber finb 
bie genaueften Seftimmungen erhalten ^). 

ÜDiefe^ Sal^r 1538 fd^eint fel^r toid^tig für bie Drbnung 
Der gamilienangelegenl^eiten gettjefen ju fein. 5Sn einem weiteren 
SSergleic^ tourben [treitige fünfte jmifd^en g^ol^ann unb Sßolf 
S^rifto^)]^ einerfeit^ unb ^artmann anbererfeit^ beigelegt. !Car* 
nad^ fottten bie 3^^^^^^^ ö^" SJiärften an bie beiben §erren 
Don' Slüolöburg fallen, bie bon Reiben unb SBeiben unb auö 



1) T. 18. 19. 

2) Cc. 16. 

3) Cc. 19. 

*) Cc. 17. 18. 
5) Cc. 13. 14. 



— 51 — 

I 

bem ©el^ölj an ^artmann; awä) fotttcn um SÄiftelbad^ unb 
bcnad^bartc ÜDörfcr bic ®rönjfteine berid^tigt iDcrbeu ^). ^xod 
3a]^rc f^ätcr, 1540, ipurbcn in einem SSergleid^ glDifd^en ^art- 
mann, §an^ unb SBolf Sl^riftop^ unb ben Äinbern Seonl^arb^ 
ein 3SergIeid^ getroffen über bie Dörfer SRotten^eim, Ober* unb 
ißieber^Sbenfelb, bie, tueil fie öbe Dörfer tuareu, nid^t in bie 
©rbt^eilung gelommen^). ^n bemfetben Qa^re erhielt er üon 
feinem ©d^ttjiegeröater ®eorg bie ^errfd^aft SBilfer^borf gnge* 
fd^rieben^). 3m 3al^re 1542 üerl^eirat^ete fid^ 3ol^ann jum 
jttjeiten ü)ZaIe mit ßftl^er, S^od^ter ©igmunb^ t)on ÜDietrid^ftein*). 
SSJann feine erfte ©ema^lin, Slnna t)on gied^tenftein, geftorben, 
ift nid^t belannt. 3>n bemfetben 3a^re errid^tete er einen SSer- 
trag mit Sl^rifto^^ öon B^'^^Ö tuegen ber ^t\)X[tt\\ ju §ert^ 
ftetten unb Äagran, folDie tuegen ber oben gefte §eitigenberg 
neben ber ^errfd^aft Ulrid^^fird^en, iDeld^e er burd^ red^tlid^e 
©rienntnip l^atte abtreten muffen^). 1543 übergab i^m ®eorg 
Don gied^tenftein, ber bamalige Sleltefte be^ §aufe^, ber, toit 
oben berid^tet, Irönllid^ unb leibe^fd^tuad^ gelDorben ttjar, ba^ 
9ted^t, an feiner ©tette bie 8e^en be^ §aufe^ ju üerlei^en <^), 
unb überlieg i^m 1544 SBitfer^borf, ba^ er il^m 1540 juge* 
fd^rieben l^atte, nunmehr in äöirflid^Ieit '). ^ut SSergrögerung 
t)on SSJilfer^borf laufte Qo^ann im folgenben Qa^re einen ba== 
felbft am Ort gegen ÜWiftelbad^ ju gelegenen §of afö freiet 
eigen, fottjie 1550 bie SÄü^le ju SBilfer^borf »). 3m 3a^re 
1547 ipar aud^ Qol^anu üon Sied^tenftein unter ben ©löubigern 
S^riftop^^ t)on SRogenborf, ber ju ben 2^ürfen gefloi^en ttjar, 
unb bem al^ Sanbe^üerrät^er bie ®üter eingejogen iDerben 






L. 


29. 


') 


L. 


94. 


') 


G. 


26. 


') 


D. 


32. 


') 


L. 


36. 


') 


R. 


17. 


') 


R. 


18. 


') 


H. 


§. 61. 62. 



4* 



— 52 — 

I 

foßten. Äönig gerbinanb ließ am 21. Januar bcö genannten 
3al^re^ bie ©löubiger aufforbern, fid^ ju melben *). 6ö tourbe 
aber im folgenben Raffte burd^ einen SSergleid^ beftimmt, baß 
bie ®üter ber gamilie ttjieber jugefteHt werben foHten, iebod^ 
unter ber öebingung, üon benfelben bie ©laubiger mit i^ren 
gorberungen gufrieben gu fteflen^). %U ®eorg VI. im Qal^re 
1548 geftorben tt)ar, einigten fid^ bie übrigen 3[nge^örigen be^ 
§au[e^, nämlid^ Qo^ann, SBolf ßl^riftopl^, ß^rifto^l^ unb 8eon* 
^arb einerfeit^ unb ®eorg §artmann al^ ®o^n §artmann^ I. 
anbererfeit^, burd^ einen 3Sertrag im folgenben Qal^re ba^in, 
bap bie Srbfd^aft folle getl^eilet »erben, jebod^ folle ®eorg §art* 
mann juüor 4000 ^funb üorau^bejal^lt erhalten 3). Qebod^ 
n)urbe bie 2^^eilung erft im 3a^re 1551 vorgenommen unb eine 
genaue ©d^ätjung angefteöt^). ÜDie ^interlaffenfd^aft beftanb au^ 
ben t)ier §errfd^aften ©teieredt, 9teid^enftein , ©ürn^olg unb 
©oftaö, nad^bem 3Bilfer^borf bereite früher an 3o^ann ge^ 
fommen voax. ^n ber ©d^ätjung itjurbe ©teieredt auf 50.555 
^funb Pfennig betoert^et, SReid^enftein auf 15.920, !©ürn^olä 
auf 22.574, ©oftatt auf 14.107 ^funb nebft einigen ©d^iQingen 
unb Pfennigen, fo ba^ ber SSJert^ ber gangen §interlaffenfd^aft 
103.158 ^funb betrug, n)onad^ auf einen {eben ber fünf Srben 
ber SSJert^ üon 20.631 ^funb nebft einigen ©d^iöingen unb 
Pfennigen ju fommen ^atte. !Der 3Sertrag tourbe im 3a^re 1552 
n)ieber aufgenommen unb ©nige^ nä^er beftimmt ^). @^ tonxht 
barin Seftimmung getroffen über ben Unterhalt öon (Sra^mu^' 
SSöittttje, Barbara üon ®t. ©eorgen unb ^öfing, ber auf ber 
§err[d^aft SSJilfer^borf öerfid^ert gettjefen toax; ferner über 
®eorg^ ^interlaffene ©d^ulben, baran jebcr feinen 2^^eil tragen 
folle, über bie Saarfd^aft unb bie fal^renbe §abe ®eorg^ u. f. n).*^). 

1) Slrd^it) für ^unbc öflcrr. ®cfd^. XXII. 184. 

2) Slrc^iö be« ginongminifl. 

3) L. * 38. 

4) Cc. 80. 
B) L. * 41. 
6) L. * 41. 



— 53 — 

3i0l^ann ftarb 1552 al^ faifcrlid^cr diatij unb oberftcr ©^nbicu^ 
in aWä^rcn, nur um jtoei ^af)xt üon feinem jüngeren ©ruber 
SBolf ß^riftop^ überlebt, ^n feinem S^eftament fefete er feine 
©ö^ne ju red^tmäligen Srben atter feiner ®üter ein, Da fie 
aber unmünbig tuaren, gab er i^nen jum 3Sormunb nid^t feinen 
©ruber äöolf S^riftop^, ben nunmehrigen 5lelteften be^ C^aufe^, 
fonbern „au^ befonberen ©rünben" feinen SSetter ®eorg f)art* 
mann unb bat bie SRöm. faif. ÜWaieftät afö oberften ©d^ufe^errn 
atter ^u^ittett, ba ®eorg |)artmann o^ne^in mit ber 3Sertt)altung 
feiner eigenen ®üter t)iel ju t^un l^abe, i^m t)on Slmt^toegen 
feine greunbe D^toalb grei^errn üon Stj^ing, Slnbrea^ t)on 
©ud^eim unb ^oad^im üon ©d^önlird^en ju ©eiftönben gu geben, 
©einer ©emal^lin erlaubte er bi^ jur SWünbigleit feiner Sinber 
Si^grub ju betoo^nen unb ju genießen/ aud^ feine 2^od^ter ^la^^ 
balena au^ erfter (S^e foüe bei il^r bleiben, ©einen 8eib ^ie^ 
er iw eingrub in ber Sird^e üor bem ^rebigtftu^l begraben ^). 
2Bolf ß^riftop]^ tüar im ^ai)xt 1511 geboren. !Damit 
ftimmt, ba§ bie erfte urfunblid^e 9lad^rid^t t)on i^m in ba^ ^a\)x 
1536 fällt; fie betrifft ben 3Serfa(ä öon ®^grub, ber fd^on oben 
bei 3>o^ann ertuäl^nt itjorben. 2lud^ fonft ift feiner fd^on me^r* 
fad^ in ben fjamilienüertrögen gebadet tDorben. 3nt ^a^xt 1539 
^atte SBolf ß^rifto^l^ bie (S^re, ben Äönig gerbinanb bei ®e* 
legen^eit einer !Durd^reife auf Slifoföburg gu betüirtl^en. ®er 
Äönig übernad^tete auf bem ©d^loffe, unb gab bann, um fid^ 
ber ritterlid^en §au^frau für bie gute Slufna^me erlenntlid^ ju 
bettjeifen, ben Auftrag (17. Sl^ril 1539) ad^tje^n ©üen Sltla^ 
JU faufen unb berfelben al^ ^räfent ju fd^idEen^). 2lu^ einem 
©d^reiben 2Bolf ß^riftopl^^ toegen ©eja^lung ber i^m untere 
fte^enben 9teiterei öom Januar 1547 erfe^en toir, bag berfelbe 
in biefem gefd^id^tlid^ fo benItDürbigen Qa^re militärifd^ in ben 
©ienften ^önig fjerbinanb^ ftanb^). Qm gebruar 1549 fd^ritten 



1) G. 31. 

2) SCrd^it) bc6 ginonjminifl. 

3) ebenbofclbjl. 



— 54 — 

Qol^ann unb SBolf ß^riftopl^ bei bcr SRcgierimg barutn ein, bag 
man i^nen ben ©alniter nm ben alten ^rei^ öon 10 fl. ab* 
nehmen möge ober i^nen geftatten foQe, benfetben uac^ ^rag 
joff* unb maut^frei abjufü^ren *). @^ ift nic^t befannt, ob biefem 
©efud^e mittfa^rt mürbe. 9?ad^ bem lobe feinet 33ruber^ ^to^ann 
1552 l^atte il^m aU bem 3lelteften ba^ Siedet ber Scle^nung mit 
ben Selben be^ f)aufe^ gebührt, er aber übertrug ba^fetbe in 
biefem 3lal^re auf feinen SSetter @eorg ^artmaun 2), ba^ f)aupt ber 
britten ober öielmel^r jüngeren Sinie, ba bie erfte männlid^erfeit^ 
bereite au^geftorbcn mar. @^ ift nid^t nad^jumeifen, meldte ©rünbe 
il^n baju bewogen ^aben; maljrfd^einlid^ lag bie Urfad^e mit in 
einer fd^toierigen !(?age feiner SSermögen^üer^attniffe, benn, mie 
fc^on oben berid^tet, ^atte er mit feinem ©ruber 3i0^ann öigen* 
t^um be^ §aufe^ unb feiner Sinie ju üerfetjen ober ju öerfaufen 
gehabt. Sud^ bie bereite erttjä^nte 2^^eihmg t)on i)?i!ol^bur9 
fd^eint barauf ^injutueifen. ^m näd^ften 3»ö^re 1553 üerfaufte 
er ferner an feinen SSetter ®eorg §artmann ben falben 5lnt^eil 
ber bebeutenben |)errfd^aft ©teieredE, ber i^m au^ ber 2^^eilung 
ber ®üter @eorg^ jugefaöen mar 3), unb ba3u üerfegte er in 
bemfetben ^ffxt ben ©etreibege^nt ju 3)iiftelbac^ unb SReintl^aH). 
9[nbeffen entriß i^n balb ber 2^ob biefen SSer^ältniffen, bie, tt)ie 
e^ fd^eint, für ben gamitienbefi^ nid^t o^ne ©efal^r toaren. 
933olf (Sl^rifto^^ ftarb eine^ ^töfetid^en S^obe^ in golge eine^ 
®turjeÖ mit bem ^ferbe bei einem ^Rennen in ber 5Wä^c öon 
©ürnl^olj. SDian brad^te i^n fterbenb nac^ "^Jau^ram, h)o er 
nod^ in berfetben 5Wad^t am 23. Quli 1553 feinen ®eift auf* 
gab^). SBolf S^riftop^ ^interlie^ feine Äinber. @r mar mit 
Äat^arina öon Samberg öer^eiratl^et getoefen, bie fid^ nad^ bem 
2^obe i^re^ ©ema^lö mieber mit einem §errn öon ^olbrig bermä^lte. 



*) Slrd^iü bc8 ginangminijl. 

2) R. 19. 

3) I. 153. 

*) Sßalberg'd Genealogia. 
5) (gbcnbofclbp. 



— 00 — 

Um fo jal^lrcid^er toar bic 9Jad^f ommenfd^aft feinet ^rubcr^ 
3o^ann VI., ber, toic bereite oben mitget^cilt toorben, mit [einen 
jttjei ©ema^Iinnen fieben ober gar neun Äinber gehabt ^atte. 
(5^ toaren fünf ©ö^ne unb gtuei (ober öier) SEöd^ter. SSon bie[en 
überlebten i^n außer jtoei 2^öd^tern iDenigften^ öier @ö^ne: 
@eorg VII., 2Bolfgang II., Oo^ann VII. unb 3o^ann 5lbam. 
®er fünfte, 3o^ann ©igi^munb ^oftl^umu^, ftarb in früher 
9[ugenb, unb jttjei SEöd^ter, beibe be^ ^iamen^ Stifabet^ (toenn 
anber^ biefe ^iad^rid^t rid^tig ift) ftarben bereite al^balb nad^ 
il^rer (Geburt im 9[a^re 1547. J)ie beiben überlebenben Slöd^ter 
toaren 3D?agbalena unb ©enoöefa. 

®eorg VII. luar im Qa^re 1535 geboren, ba^er er, nod^ 
unmünbig, nad) teftamentari[d)er SSerfügung feinet SSater^, luie 
iDir oben gefe^en, mit feinen Srübern unter bie SSormunbfd^aft 
be^ Onfel^ ®eorg §artmann trat. J)iefe bauerte bi^ 1556, in 
»elc^em ^a\)xt ®eorg für fid) unb [eine Srüber an ®eorg 
^artmann liegen gefd^el^ener Sted^nung^ablegung für bie SSormunb* 
fd^aft eine @d^ab(o^üer[ci^reibung auöftettte '). 3lu^ biefem 3a^re 
[d^on ^aben n)ir üon i^m eine öereinjelte S^ieg^nad^rid^t. Darnach 
nal^m er an bem ungarifd^en tjelbjuge t^eit unb ^atf unter 9licoIauö 
t)on SottttJ^l ba^ ©d^loß Sarot^na an ber ^t)\\m erftürmen, ju 
beffen Eroberung er nid^t ba^ SBenigfte beigetragen l^atte. J)ar* 
nad^ tDurbe i^m mit feinen S'ned^ten bie Settjad^ung biefe^ 
©d^loffe^ übertragen 2). 2lu^ einer anberen Duette ift ju ent* 
nel^men, ba| er fid^ über^au^t im 2^ürfenfriege au^gejeic^net 
l^abe unb aud^ mit ber Slrmee Äaifer ^erbinanb^ bei ber 
Belagerung t)on ©jiget^ unb anberen Orten getuefen fei 3). 
©onft ftanb er mit gerbinanb in anberen Bejie^ungen. ^aä)^ 
bem er fammt ben übrigen 5lnge^örigcn be^ f)aufe^ Sied^tenftein 
bemfelben 1556 ba^ lange beftrittene 9?uttenftein, toie fd^on oben 
erjä^lt tDorben, üerlauft ^atte, ^etitionirte er am 12. gebruar 



1) T. 21. 

2) (gpangcnbcrg, 2(bcl«f|)icgcl II. 246. 

3) SSolbcrg'g Genealogia. 



— 56 — 

1558 um ^rinjenborf, ttjcld^^, bcr Äaifcr i^ncn auf^ 5Weue in 
©nabcn öcrlei^cn möge, ba fic c^ fc^on Dörfer bcfcffen Ratten. 
!Dcr Saifer tuittigte and) in biefc^ ®cfuc^ unter bem 29. gebruar 
1560, unb e^ tourbe am 26. aRärj bellten 3a^re^ ber $Rc* 
gierung aufgetragen, über ba^ *2imt^le^en ^ringenborf ben Se^en^* 
brief in @r. üJiajeftät iWamen au^jufertigen unb ben §erren 
t)on Sied^tenftein jujuftetlen ^). gerner bat @eorg für fid^ unb 
feine S3rüber am 30- Dctolber 1559, bag i^nen bie Summe 
t)on 4500 ©ulben, tod^t ber Saifer nod^ i^rem feiigen 3Sater 
fd^ulbe, mit t>tn S^n\m au^gega^tt mxbt, ober ba§ il^nen für 
bie gange ©umme öon 16.200 ©ulben, toetd^c fie gu forbern 
l^ätten, bie ©d^aumburgifc^en Selben üerliel^en ttjürben. ©iefe^ 
@efuc^ toieberl^olten fie am 4. SIKärg 1560. ©ie beriefen fic^ 
hierbei auf i^re 2lbftammung üon ©enoöefa öon ©d^aumburg, 
i^rer ®rogmutter. J)ie gamilie ber ©rafen t)on ©d^aumburg 
nämlid§ tuar 1559 mit Söolfgang II. au^geftorben ; 3?ad^fommen 
tueiblid^erfeit^ tuaren nur ba üon einer ©d^tuefter biefe^ SBolf* 
gang, 2lnna, 2^od^ter @eorg^, lueld^e mit @ra§mu^ t)on ©tar^em^* 
berg öermä^lt getoefen, unb öon ®enot)efa, ©d^mefter ®eorg^ 
unb 2^od^ter Ulrid^^ III., toeld^e, tuie oben bemerlt, SBoIfgang I. 
t)on l^iec^tenftein ge^eiratl^et ^atte. 2lnf^rüd^e an ba^ ©d^aum* 
burgifd^e Srbe l^atten alfo einerfeit^ bie ©tar^emberge, anbcrcr* 
feit^ bie 9?ad^Iommen Söolfgang^ I. unb ber ©enooefa, nämlid^ 
i^re Snfel @eorg VII., Söoifgang II. unb bereu ©efd^mifter, gu 
ergeben. J)ie le(}teren motzten atfo i^re Slnf^rüd^e. dß ttjurbc 
i^nen aber (23. ÜDecember 1560) öom Äaifer nid^t^ toeiter be^ 
toittigt afö bie Slu^ga^Iung ber anerlannten ©d^ulb t)on 4500 ®ul* 
ben, lüeld^e in ber 3Beife erfolgen fottte, ba§ i^nen t)on @nbe 
be^ ^a^vt^ 1560 angefangen jebe^ ^a^v taufenb ©ulben au^* 
gegal^lt toerben fottten. ^n Sejug auf biefe ©d^ulb finben fid§ 
nod^ einige 9?ad^rid^ten auö bem folgenben Qa^re, bie ^itte ber 
trüber t)on Sied^tenftein aber, fie im 53efifee ber ©d^aumburgifd^en 



^rc^iö bcö ginongminifl. 



— 57 — 

Se^cn ju laffcn, iDurbc i^ncn im, ^\iü 1561 auf^ 3lcuc gönjlid^ 
abgefd^lagcn. J)ic ©d^ulb fd^eint aber bcmiod^ nid^t bcjal^lt 
ttjorbeu JU fciu, ober ttjenigfteu^ nid^t öottftäubig, benu im 3>wli 
1565 bitten bic Sied^tenfteinifd^en ©ruber erneuert enttoeber um 
3a^lung ober ba§ i^nen bie ©d^iilb auf Slbfd^lag i^rer bi^^er 
fd^ulbigen ganbfteuer angenommen tijerbcn möge i). (Sin Sefd^eib 
barauf finbet fid^ nid^t öor. 

©erfelben Duette entftammen über ®eorg VII. nod^ bie 
f olgenbeif ?lad§rid^ten. ^m ©ecember- 1567 ^eigt e^, bag in 
ben 3SergIeid^ tuegen be^ ©d^loffe^ Steid^eiiftein auf 30?ann^^ unb 
SSJeib^perfonen für bie Ferren öon Sied^tenftein getuittigt toorben 
fei. 3lm 16. Sluguft 1568 öerfaufte ®eorg ba^ i^m juge^örige 
®d^Io§ !Diett)q^l^rab (b. i. bie 3Waibenburg auf ben $olauer 
Sergen) fammt bem baju gehörigen J)orfe, ®rünben, SSöäffern, 
Sfiutjungen unb Siedeten bem §errn S^riftop^ Äeretfd^in ober 
Äerecjen^ oon Äaniafelb, bem ©ol^ne be^ Äüufer^ t)on 5WiIofö* 
bürg, um 5000 2^^aler. ^n einer jtoeiten Urfunbe öom 12. 5yio* 
öember be^felben 3a^re^ beftötigt äBenjel §obiqf^ oon §obiq, 
oberfter ^ofrid^ter in ber SWarfgraffd^aft 3Wä^ren, baß ber §err 
S^riftopl^ Äerecjen^ in ©egentoart be^ Sanbmarfd^att^ Sernl^arb 
öon 8i^pa unb anberer be^ Ferren* unb 9titterftanbe^ belannt ^abe, 
bag er ba^ oom §errn ®eorg öon Sied^tenftein gelaufte @d^lo| 
DiettJCjti^rab unb baju gel^örige Dorf §orn^:=3Biftonice (Ober*» 
Söifterni^ an ben ^otauer Sergen) al^ ein föniglid^e^ Äron* 
lef)en erfenne. !Die Semü^ungen um bie ©d^aumburgifd^en Selben, 
toeld^e, toic toir oben gefe^en l^aben, bi^l^er erfolglos geblieben 
ttjaren, führten enblid^ jum ^kk, benn am 12. (September 1572 
tourben ber nieberöfterreid^ifd^en Kammer bie ge^enöträger ber 
©d^aumburgifd^en 8e^en in Defterreic^ belannt gegeben, unb e^ 
beflnbet fid^ unter i^nen SBoIf oon 8ied§tenftein, b. i. 2öolf=* 
gang II., al^ Se^en^träger für fid^ felbft unb anftatt feinet 
Sruber^ ®eorg, unb ©enoöefa öon So^cot)i<^, geborne öon 



%xä)i\3 be« ginonjminip. 



— 58 — 

Siec^tenftein, afö Snfcl ber ©cuoöcfa üon Sied^tenftein, gcborncn 
t)on ©d^aumburg (bic anbeten ©efd^mifter toaren bereite gc* 
ftovben): barnad^ fei ber Öe^en^brief einjurid^ten. 2tm 1. Qjuli 

1573 erfd^eint ®eorg öon Sied^tenftein al^ ßommiffär in einer 
©trcitfad^e jtuifd^en ben Untert^anen be^ f)errn üon ^a^^en^ 
l^eim jn ÜDröfing nnb benen jn 3^P^^^^övf, unb unterm 2. ^mi 

1574 erging nod^ an i^u ba^ 9iefcript, bag er bie 10.000 ®\iU 
ben, bie man feinem S3ruber fc^nlbig fei, bei ber !aif. ÜWajeftät 
annel^men unb ein 3»al^r lang ftiff liegen laffen fotte. 5)ie^ toax 
fein S^obe^ia^r. 

J)a^ Sied^tenfteinifc^e 2lrd^it) giebt nod^ einige 5Wad^ric^ten 
über i^n, gamilienfad^en betreffenb. ^m Qal^re 1559 bettjittigte 
er mit feinen ©rübern SBolfgang unb 3»ol^ann an ®eorg §art=* 
mann einen gtedf ganbe^ ju bem mittleren Si^gruber 2^eic^, 
bamit er biefen 2^eid^ orbenttid^ mad^en laffen möge •). Qu bem:= 
felben ^af)n am 25. 3»li oermäl^lte er fid^ mit Sleonore, ber 
2^od^ter @eorg^ üon Ä^inig^berg (luie fie in ber Urlunbe ^eißt) 
ober ^önig^berg 2). J)iefe ©leonora üermä^lte fid^ nac^ ®eorg^ 
lobe, mit tueld^em bie Sl^e finberlo^ blieb, tuieber mit Otto 
üon 3i"iC"i>orf unb ftarb 1591. Qm Qal^re 1565 üerfaufte er 
um 8700 ©ulben an feinen ©ruber Sßolfgang feinen 3lnt^eil 
an ber §errfd^aft SBilfer^borf, bie, toie oben bemerft lüorben, 
ebenfalls ®eorg VI. gel^ört ^atte, unb üon biefem nod^ bei 
feinen Seb^eiten an feinen ©d^tüiegerfol^n 3»ol^ann VI., ben SSater 
ber beiben ©rüber, abgetreten toar^). ^m Qa^re 1568 ftarb 
üon ben ©rübern 3io^ann VII. unb bie Ueberlebenben, einer* 
feit« ®eorg für fid^ unb ^ofjam 3lbam, anbererfeit« SBolfgang 
fd^toffen einen ©ertrag über feine §interlaffenfd^aft, tooüon meiter 
unten nod^ bie 5Rebe fein toirb^). 3»nt folgenben ^af)xt fjatit 
®eorg fid^ lüieber mit SBolfgang über bie ^interlaffenfd^aft üon 



1) R. 20. 

2) D. 50. 

3) H. §. 64. 
*) L. 47. 



— 59 — 

§an^ 2lbam jii öergfcid^en, todä)t gctl^cilt tourbe *). Qm ^aipct 
1572 ttjarcn, luic fd^on mitgct^eilt, bcn gied^tenfteinifd^cn ©c- 
fd^tüiftern bic ©c^aumburgifd^en ?e^cn juerfannt, e^ fauften aber 
im ^afjxt 1573 bic ©rüber ®eorg unb 3Bolfgang i^rer ©d^luefter 
Oenoöefa unb bereu ©ema^l 3>o^ann üou So^cooitj \\a6) ber^ 
fd^iebenen Errungen unb ©treitigfeiten i^reu Slut^eil barau, 
[oitjie aud^ beu Slnt^eil berfelbeu m ber SSerlaffenfd^aft ber 
aubereu ©d^toefter 3)Jagbaleua, tueld^e iu erfter @^e mit Sltbert 
t)ou tueuring, fobauu mit Slbam äBolf öon Srieg ober Äreig 
auf Qo^IatDife üermä^lt getuefeu ujar, um 9000 ®ulben ab 2). 
3Bie [d^ou ermähnt, ftarb @eorg VII. im Qal^re 1574 ol^ue 
Äinber ju l^iutertaffen, uad^bem er fd^ou im ^ai^xt 1571 fciu 
SCeftament gemad^t l^atte. 3»n bemfelbeu öermad^te er alte feiue 
®üter an feineu ©ruber Söotfgang unb beffeu Äinber, für bcn 
2^obe^fatt berfelben aber an ®eorg §artmann; feinem 3Setter 
ß^riftop^ öermac^tc er nur ^unbert 2^^aler, bamit foöe berfelbe 
jufrieben fein unb in alle 3w^""ft W t^in^n Slnf^rud^ an bie 
@üter ^aben ; feiner ©ema^lin (SIeonora beftimmte er nod^ über 
i^r §eirat^^gut 10.000 ®ulben, t)on beu Srben au^juja^ten; 
feineu 8eib ^ie^ er ju äöitfer^borf (er lebte auf SRingeföborf) 
„el^rlic^ unb d^riftlid^, aber o^ne atte ärgerlid^e unb ^ä^ftlic^e 
Zeremonie" beftatten^). SSon bem ^a^xt 1574 beftel^en jltjei 
SSertröge feiner SBitttue Eleonore, bie l^ier toie im S^eftament 
t)on Ä^in^berg genannt toirb, mit i^rem ©d^tuager SBolfgang 
iDegen i^rer fal^renben ^abe, il^re^ öeirat^^üermäd^tniffe^ unb 
eine^ gegate^ t)on 10.000 ®ulben, toeld^e^ i^r ©ema^I il^r be^ 
ftimmt l^atte^). 

äöolfgang IL, auc^ lurjujeg SBoIf genannt, 3»ol^ann^ VI. 
jttjeiter ©o^n, ujar nad^ getoö^nlid^er Slngabe im Qa^re 1536 
geboren. 9?ad^ ber Sluffd^rift eine^ gamiliengemälbe^ aber, baö 



') 


L. 


48. 




') 


L. 


62. 




') 


G. 


34. 




*) 


L. 


* 53. 


54. 



— 60 ~ 

fic^ auf ©d^log 9iaab^ an ber Z\iat)a befinben fott, unb \f)n 
3lnno 1583 in feinem 46. Qa^re barfteltt, lann er crft 1537 
geboren fein ^). SriDä^nt toirb er fobann jum erften 3Kale in 
bem gamilienöertrag t)on 1552. Slud^ bei bem 3SerIauf üon 
9iuttcnftein 1556 tüirb er genannt. 1565 laufte er feinet 
©rubere ®corg 2lnt^eil an SBilfer^borf. 3»n bemfelben Qal^rc 
ttjurbe er bei ben Sanbred^ten in Oefterrcic^ angeftettt, unb e^ 
ttjurbe be^^alb unter bem 16. unb 17. ^[anuar 1565 ber nieber^ 
öfterreid^ifd^en Kammer bebeutet, bag Äaifer 3Wa5imilian II. ben 
§errn äBoIf öon Sied^tenftein ju einem ^Seifitjer bei ben öanb^* 
redeten in Defterreid^ an* unb aufgenommen l^abe, ba^ er in 
(Sibe^^flic^t ju nehmen fei, unb bag i^m bie ©eifi^eramt^befot 
bung öon 200 fl. r^einifd^ oom 17. 3icmuar biefe^ Qal^re^ an 
au^ ben ©efätten be^ nieberöfterreid^ifd^cn SSicebomamte^ bejal^lt 
tüerben fotte. ^voti 3>a^re barauf, irie unter bem 7. 3!onuar 
1567 angezeigt tourbe, legte SSJoIfgang biefe^ 2lmt aber »ieber 
nieber^). 2(u^ berfelben Quelle ift nod^ bie SrtDö^nung eine^ 
Streitet ju entnehmen, ben er mit bem neuen ©efifeer öon 
SRuttenftein, §elfrieb öon 30?eggau, tt)ie e^ l^ei^t, toegen SRutten* 
ftein unb n)egen feiner eigenen §errfd^aft SReid^enftein ^atte. 2lm 
23. Sluguft eben biefe^ ^af)xt^ 1565 bat SBolfgang für ftd^ 
unb feine ©ruber jur 2luögleid^ung biefe^ Streitet eine (Som* 
miffion öerorbnen ju toottcn, unb e^ ttjurbe il^m barauf am 
6. September bebeutet, ba| §err oon ^o^enedE ju biefer Unter* 
fud^ung beftimmt fei. J)a^ SBeitere ift unbefannt. ^m Qafjxt 
1566 öerlie^ er an ®eorg 3leu]^äufer al^ ge^en^träger für feinet 
«rubere «alt^afar tinber bie gefte ^rinjenborf 3). 1568 fd^log 
er, mie bereite erttjöl^nt, einen 3Sertrag mit feinen Srübern 
®eorg unb §an^ 2lbam über i^rc^ ©rubere §an^ ^interlaffen* 
fd^aft; im folgenben 3>ci^re aber einen jtoeiten mit ®eorg über 
be^ nunmel^r öerftorbenen §an^ Slbam @rbe. 3»n bemfelben 



1) (S ^ m c ( , Ocfd^id^töforfd^er II. 577. 

2) %xä)it) bc« ginonjminift. 

3) C. 52. 



— 61 — 

Qa^rc fauftc er öon bcn SSerorbnctcn in Dcftcrrcid^ unter ber 
Snn^ einige Untert^anen ju 9teint^al, einige 3^l^nten bafelbft 
unb ju Sernl^arb^t^al , jmei S^^eile betreibe ju gid^tentoart, 
toeld^e ®üter n)egen $an^ günflird^er'ö au^ftönbiger ganbfteuer 
eingebogen ttjaren '), im folgenben Qa^re ein l^albe^ 8e^en üon 
feinem Untert^an ©tep^an ganger ju äöilfer^borf 2), unb 1572 
ebe.nbort eine Sel^aufung mit aUem ^au^rat^^). Qm Qal^re 
1573 faufte er öon feinem 3Setter ®eorg Sra^mu^ bie bemfelbcn 
gehörige §alfte öon JReint^aP). 5lud^ finben tt)ir, ba| er in 
biefem Qal^re me^rfad^ ®elb au^lie^, fo 1568 an Silber unb 
®eorg üon fiuenring 500 2^^aler, unb 1569 bürgte er für SSeit 
Sllbred^t Don Sud^l^eim um 2500 ®ulben. 3Son biefem ejiftirt 
aud^ eine ©d^ablo^erflörung gegen SBolfgang au^ bem 3al^re 
1565 um 1400 SC^aler, unb S^riftop^ «alt^afar öon ber I)ürr 
-gab 1564 an äöolfgang eine ©d^ablo^üerfd^reibung für 3000 @ul^ 
ben. SSlad) attem biefem fd^eint e^, al^ ob äöoifgang in guten 
finanjiefleu SSer^ättniffen fid^ befunben ^abe. Um fo auffaflenber 
ift e^, ba§ er al^balb barnad^ ben @ig feinet SSater^, bie §err* 
fd^aft ©i^grub (er felbft too^nte auf SSJitfer^borf) üerfaufte. 

2lm 9. aWärj 1571 traten für SBolfgang feine SSettern 
§artmann unb ®eorg Sra^mu^ oon Sied^tenftein unb für 
e^riftop^ t)on Äeretfd^in, ben @o^n bt^ täufer^ öon 3l\toW 
bürg, aU Käufer feine beiben 53urggrafen auf 5Wifol^burg Safpar 
©omogt) unb 30?att^ia^ ®ag^ jufammen unb berebeten ben 
folgenben SSerfauf^üertrag ^). SBolfgang öon Sied^tenftein öer* 
fauft bie §errfc^aft Si^grub mit allen ä^oe^örungen, toie pe 
öon ben SWarfgrafen öon ÜWä^ren ju Se^en rül^rt unb e^emal^ 
ber §errfd^aft 9li!ol^burg incorporirt getoefen, an S^riftopl^ 
Serctfd^in öon Äaniafelb auf 5Wifol^burg um bie ©umme öon 



«) 


H. 


t 


26. 


') 


H. 


§. 


66. 


=) 


H. 


§. 


66. 


*) 


H, 


t 


26. 


') 


H. 


b 


6. 



— 62 — 

55.000 XticHtv ncbft 600 'Bucaten, einem guten türfif^en unb 
»ier anbeten guten "^Sferben, unb nu^erbem 200 ®ulben, toeld^e 
an bie üon Ober^SSßiftrife ju jal^len finb. 35on biefer ©umme 
pnb 20.000 Jl^aler auf ben fommenben ^ol^anniötag (24. 3uni) 
behielten 3ö^^ 1571 ju erlegen, bie übrige ©umme öon 
35.000 Spater auf benfelben Sag be« nad^ften 3al^re^ 1572. 
^ad) ßrlegung ber erften State [offe §err äöoifgang bie ^^' 
[d^aft mit ©nfommen unb 5Rufeungen abtreten, 8e^en unb Unter^^ 
tränen aber bi^ jur Erlegung ber jteeiten unb legten State in 
feiner ©emalt erl^alten. SBürbe ß^riftop^ bie jtoeite üoHe ^att 
nid^t am beftimmten 2^age erlegen, [o faöe bie ^errfd^aft, fotoeit 
fie abgetreten, an SBolfgang toieber jurücf, bi^ ber fiaufer bie 
DoOe ©umme mit ben ^\n\tn unb aufgelaufenen Soften gejault 
^abe. ÜDie erfte ©umme üon 20.000 Sanier mup erlegt toorben 
fein, benn am 24. 3uni 1571 ftetlte ß^riftop^ üon fieretfd^in, 
toit au^gemad^t teorben tear, einen ©d^ulbbrief über bie gleite 
State öon 35.000 Jl^aler au^ mit ben foeben angegebenen Se* 
bingungen *). 

!Dennod^ fam, toie au^ Urfunben beö ginonjminifterium^ 
^erDorgel^t, ber Sauf nid^t ju ©tanbe, ober öielme^, er tourbe 
lieber rüdCgangig gemad^t. ^Die Untertl^anen Don @i$grub näm- 
lid^, um ni^t unter einen fremben $erm gu gelangen, matten 
fid^ an^ifd^ig, ftd^ felbft Don Sied^tenftein lo^julaufen, unb 
»enbeten pd^ beg^alb an bie faif. 3Äaieftöt mit ber grIlSrung, 
im gaH ber fiaifer afö Sanbe^fürft unb ge^n^^err ftd^ um biefen 
Sauf angune^men geruhe, fo mürben fie bie fiauffumme atöbalb 
aufbringen. !Die Sitte rourbe i^nen gema^rt unb i^nen C^Jrag, 
2. a)lai 1571, alfo nod^ oor (Srlegung ber 20.000 Il^aler öon 
©eiten g^riftop^ Don ^retfd^in) }u loiffen gegeben, bag fie ftd^ 
mit ber fraglid^en ©umme öerfe^en follten, ba ber fiaifer i^nen 
bie f)errfd^aft ßiögrub mit aßen ©eföHen, 9Jufeungen unb 6in* 
fommen (bie ©d^äfee, öergtoerfe, geiftlid^e unb ipeltlid^e Se^en 

>) N. 31. 



— 63 — 

auögcnommen) auf öicriinbjltjnnjig ^al)xt cinjugeben gnäbigft 
bctoittigen iDotte. 2lm 6. 3)Zai erging juglcid^ an SBolfgang ein 
©einreiben, bag fid^ bie Untert^anen gu eingrub felbft ablöfen 
unb ber öerabrebete Äauf gtuifc^en i^m unb bem Äeretfd^in ein^ 
jufteöen fei. 3>m 3iuni iDurben bann üon Seiten beö Äaifer^ 
§an^ SBil^elm öon SRogenborf unb ^elm^arb 3>örger aU Som^ 
miffäre nad^ Siögrub gefenbct, um ben Sauf iDirlUc^ rüdgängig 
ju mad^en. ®iefe^ gefd^a^ aud^. SCBolfgang fteötc feine §err* 
fd^aft eingrub ber laif. äßaieftät jur SSerfügung, unb biefe fen* 
bete am 7. ^[uti 1572 jur luirflid^en Ueberna^me afö ßommiffäre 
§an^ ©d^aber unb ®eorg ©efeenftotten. 2lm 2. ^\xl\ be^felben 
^af)xt^ erhielt SBolfgang über ein ßa^ital t)on 23.100 J^aler, 
»eld^e er nod^ ju forbern l^atte, t)om §offammer*^räfibenten 
eine SSerfd^reibung mit ber 3Serfid^erung, ba| i^m biefe gorberung 
lünftigen 9[o^anni^ »aptifta (1573) fidler entrid^tet toerbe. — 
@o !am bie §errfd^aft ©i^grub au^ ben §änben äBoIfgang^, 
nid^t aber für lange au^ bem ^aufe, benn bereite 1575 faufte 
fie §artmann t)on ßied^tenftein t)om Äaifer toieber gurüdE. 

3>m ^a^vt 1574 faufte Söolfgang öom ©rafen Ulrid^ t)on 
§arbedE ben ÜWarlt Sber^borf an ber ^at)a unb empfing bar* 
über, ba er öfterreic^ifd^e^ ßel^en toar, üou Äaifer aWajimilian 
bie Sele^nung ^). !De^gleid^en faufte er 1577 ba^ ÜDorf Deben* 
ftreifning öon feinem 3Setter ^artmann^). '^m Qal^re 1572 
am 12. September erhielt er für feinen ©ruber ®eorg unb 
feine ©d^tuefter ©enoöefa bie 53ele]^nung mit ben Se^en au^ bem 
©d^aumburgifd^en Srbe, über tueld^e^ Srbe er fid^ fammt feinem 
©ruber ®eorg, toie fd^on oben ertoal^nt, 1573 mit ber ©d^toefter 
au^einanberfetjte. 9[m ^a^vt 1582 erfd^eint er unter ben SScr:' 
orbneten ber Sanbfd^aft Defterreid^ unter ber ©nn^^)^ m^j) j^e* 
gleitete nod^ in bemfelben Qa^re al^ freitoittiger gaöalier ben 
Srj^erjog JDiatt^ia^ auf beffen Steife nad^ äug^burg jur3ufammen* 



1) H. §. 68. 69; B. 80. 

2) H. §. 70. 

3) 3lrd^iö bc« ginangminijl. 



— 64 — 

fünft mit «aifcr JRubolf % unb am 15. 2Wära 1584 tourbc ber 
nicberöfterrcid^ifd^cn Stcgierung unb Kammer mitgctl^cilt , baß 
®c. ÜWaieftät bcn SCBolfgang §crrn öon Sicc^tenftcin in Slnfel^ung 
feiner treu geleiftcten ©ienfte unb au^gejeic^neten S^ugenben ben 
SRat^^titel au^ eigener öetoegung ju öerlei^en gerul^t l^aben^). 
SBie bamafö fammtlid^e Slngel^örige be^ §aufe^ Siedeten* 
ftein unb tt)ie überl^aupt ber größere unb angefel^enere 2^^eil be^ 
öfterreic^ifc^en Slbete, fo belannte fid^ aud^ SBoIfgang öffentlid^ gur 
eöangelifd^en Seigre. JBei ber im 3a^re 1580 t)om 13. bi^ jum 
22. (September tl^eil^ ju gelböberg, t^eil^ gu Snjer^borf im 
gangent^al abgel^altenen cöangelifd^en Sird^enoifitation im SSiertel 
Unter^üWan^art^berg finben fid^ bie folgenben Slngel^örigen beö 
§aufe^ gied^tenftein angeführt: ®eorg (Sra^mu^, ®eorg §art=^ 
mann, §an^ ©e^timiu^, §artmann, §einrid^ unb SBotfgang 3). 
SBeifet fd^on bie Slb^altung ber SSifitation ju gelb^berg auf 
innigen 3wfammen^ang l^in, fo tüiffen toir aud^, baß SCBolfgang 
jur Herbeiführung ber SSifitatiou felbft mitgetoirft ^atte. T)k 
©tönbe 3lieberöfterreid^^ Ratten einmüt^iglid^ ben geleierten 
2^^eoIogen Dr. Sacmeifter t)on SRoftodE gu biefer 3Sifitation be* 
rufen. ÜDerfelbe nal^m bie Slufforberung an unb !am im Ouni 
1580 in Defterreid^ an, too er öon ben ©täuben junad^ft auf 
bem ©d^loß atobaun näc^ft SBien bei Sload^im öon ßanbau ein* 
logirt tourbe. §ier^er lamen ju i^m ju ben SSerl^anblungen 
bie 2lbgeorbneten ber ©täube, nämlid^ brei au^ bem Ferren* 
ftanbe : §an^ SBit^elm üon Stogenborf, SBil^elm Don §offfirc^en 
unb äöolfgang öon ßied^tenftein ; au^ bem Siitterftanbe : SJBolf 
ßl^riftopie ^^^ (Snjer^borf ju ©njer^borf im Sangent^al, Sranj 
öon ®era ju Üßid^elftetten unb ©iegmunb Seifer ju Äamer. 
ÜDer ©octor l^ielt il^nen eine ^rebigt unb beantwortete i^re 
SSorfragen bejüglid^ ber 3Sifitation, ob bie t)on ben ©täuben 
ap^robirte ÜDeclaration^fd^rift über bie (Srbfünbe nod^ mehreren 



^^cöcn^iUcr, Sinn. I. 239. 

2) SCrd^iö bc« ginongminijl. 

3) 'iRaupaö), (göongcl. Ocftcrrcid^, 2. gortf. 300. 



— 65 — 

^rcbigern üorjulcgen fei unb ob fie in bcr SSifitation t)on attcn 
©ciftlid^en unterfd^rieben toerben fotte. SSon bicfeu fragen ttjurbc 
bic erftc mit Stein, bic itotitt mit ^a beantwortet, 'äuä) Der* 
langten bie 3lbgeorbneten üon !Dr. Sacmeifter eine ©rflärung, 
bag er, toenn fie i^n feiner jetzigen SSer^flid^tnngen erlebigten, 
bei il^nen in Defterreid^ M ©uperintenbent bleiben tootte, iDor^ 
über er i^nen jebod^ feine beftimmte 3uf^^^*"n9 O^^b 0- — äBir 
finben bei ©elegen^eit biefer Äird^enüifitation brei eoangelifd^e 
Pfarrer auf ben Sefitjungen äBoIfgang^ erlDä^nt: 5Kicolau^ 
Sedier gu SBotfer^borf, Äilian 3)?eifner ju Se^etebrunn unb 
SBolfgang SSieredel ju Dber*®ülg. 2Son biefen mad^te ber 8etä* 
tere, toeld^er frül^er ju 9iegen^burg ^rebiger getoefen, üon bort 
1574 entlaffen unb nod^ in bemfelben So^te t)on äöolfgang öon 
gied^tenftein angeftettt toar, ben SSifitatoren einige ©d^luierigfeit, 
ba er über bie Srbfünbe abtoeid^enber Slnfid^t tuar^). 5WicoIau^ 
Sedier iDar erft 1580 t)on SSSolfgang au^ S^l^üringen berufen 
iDorben. 

g[m 3!a^re 1581 f)Mt SBolfgang einen ©treit mit ber 
^Regierung in ^ird^enangelegenl^eiten. @r l^atte in Defterreid^ ob 
ber @nn^ im ^au^rudEüiertel gtoei gilialürd^en , 2lfd^ad^ unb 
^ätjbad^, toeld^e jur §au^t^farre ^arrfird^en gehört l^atten, öon 
berfelben getrennt unb ber benachbarten eüangelifd^en 'ißfarre 
^aibad^ einverleibt. ^Darüber befd^toerte fid^ ber fatl^otifd^e 
Pfarrer ju ^arrfird^en unb toenbete fid^ an ben 53ifd^of öon 
^affau, ber ein.Iaiferlid^e^ Stefcript ertuirlte, toonad^ äBolfgang 
bie Filialen ttjieber i^rer red^tmä|igen f)au^tpfarre jurüdEftetten 
fotte^). ^uä) 1585 vertrat SBolfgang nod^ einmal bie (Bad)t 
ber ©öangelifd^eu. !Damal^ ivar bie ^Regierung bereite bcbad^t, 
bem Umfid^greifen ber ^Reformation Sin^alt ju t^un unb fie 
l^atte biefelbe in SBien, toenigften^ öffentlid^, öollfommen untere 
brüdft, aud^ allen SBienern verboten, ju ben ^rebigten ber 



') sr. a. D. 123. 

2) 31. 0. D. 314. 

3) a. 0. D. III. 10. 

^alit, Siec^tenftein. U. Sb. 



— 66 — 

fDQngelifc^en ©tiftUc^en in ber '^kc^barfc^aft ^inau^juge^n. 
Damals ffattt befonbcr^ bcr '^Sfarrer }u ßnjcröborf, melc^e^ 
einem ^(n^önger ber 9ieformation, 9[bQm oon @e^er, gehörte, 
auBerorbentlic^ Diel B^I^^f ^'^f^ ^^- ^^^ i^ geftatten, tourbe 
Don 6rj^er}og (Smft bem $errn Don @e^er auf^ iltac^brücflic^fte 
verboten, unb biefe^ 93erbot aufrecht erhalten, felbft atö bie 
<2tönbe ftt^ barüber befc^werten. Oe^er felbft »urbe mit feinem 
^rebiger oor ben Srj^erjog gerufen, unb lefeterer, al^ er ftd^ 
toeigerte, ade biejenigen, toelc^e nic^t ;ur Pfarre @n}er^borf ge^ 
^örten, Don feiner $rebigt au^^ufc^liegen, gefangen gefegt. !Da 
toar e^ i^BoIfgang Don ^iec^tenftein, bamatö 93erorbneter ber 
©taube, unb mit i^m gran^ oon ®era, welche bie Befreiung 
be^ ©eiftlid^en bett)ir!ten, inbem fte ftc^ verbürgten, ba^ er ftd^ 
auf jebc äufforberung fteßen werbe *). 

!Diefe^ 3a^r 1585 ift aut^ ba^ Jobe^ja^r SBoIfgang« 2). 
93erma^(t loar er mit Senigna Don Suc^^eim, küelc^e i^n 
überlebte. Ueber bie Srbft^aft unb i^re mütterlichen ®üter oer^ 
gli(^ fie fit^ mit ben Srben äBoIfgang^, erhielt bafür 13.108 ®nU 
ben au^beja^lt^) unb fteßte bann am 24. 3uni 1585 an 
^artmann unb ®eorg (Sra^mu^ eine Quittung über ade i^re 
Stnfprüc^e au^^). ©ie felbft ftarb 1588. ßin @ö^n unb eine 
S^oc^ter au^ biefer @^e, ^^riebrid^ unb ^nna, toaren bereite 
üor ben Steltern geftorben, ber erftere al^ ^nb, bie anbere 
ipenigften^ unDer^eirat^et. @ine jtoeite S^oc^ter, SRagbalena, 
aber überlebte ben Sater. @ine ^anbfc^riftlic^e 9(ufjei(^nung ber 
Siec^tenfteinifc^en Sibliot^ef lägt fie juerft mit ß^riaf üon ^oU 
^eim Derlobt fein ^) ; fie ^eirat^ete aber 1583 Slbam üon ©tern* 
bergö), ftarb jebod^ bereite 1586 aW bie jüngfte unb üorlefete 



») 31. a. O. I. 172; t^eöen^iUcr, Annales II. 378. 

2) G. 36; M. 24. 

3) L. 73. 
*) Dd. 51. 

^) S3erg(. aud^ SBurmbranb, 177. 
6) D. 51. 62. 



— 67 — 

Slnge^örige be^ älteren ^\t)t\Qt^ ber S^rifto^j^fd^en ginie, überlebt 
allein öon einer ©d^toefter il^re^ SSaterö. 

35er britte @o^n 3>o^ann^ Vl mar g^o^ann VII., beffen 
fd^on einige 3Jtale bei feinen ©rübern ®eorg VII. nnb SBolf* 
gang II. gebadet »orben ift. Die erfte 5Rad^rid^t öon 1556, 
gu toeld^er ^tit er jebenfall^ nod^ unmünbig toar, betrifft ben 
SSerfauf ber §errfd^aft SRuttenftein, 1559 tüirb feiner gebadet 
bei ber ©etüilligung eine^ ©tüd Sanbe^ an ®eorg §artmann 
jur SSergrögerung be^ mittleren Siögruber 2ieid^e^. SSom 4. De== 
cember be^ ^ai)xt^ 1566 batirt fein S^eftament 0- ^cl^ biefem 
2ieftament öermad^te er feinem 53ruber ®eorg ba^ ©d^log SDZaib^^ 
bürg unb ba^ Sigen Cber^äBifternife, feinem 53rnber §an^ 5[bam 
baö Sigen 50iittatoi<ä unb an SBolfgang feinen Slnt^eil an ben 
©ütern, bie ju 5Wifoföburg gelegen, ^n biefem S^eftamente fprid^t 
er Don feiner fd^töeren Äranf^eit. äöal^rfd^einlid^ ift g^ol^ann 
aud^ im Qal^re 1566 ober al^balb im folgenben 3al^re geftorben. 
9[n einem SSertrage feiner Srüber ®eorg, SBolf unb §an^ 
Slbam mit i^rem SSetter §artmann bon bemfelben g^a^re 1566 
töirb feiner nid^t gebadet, Dermutl^lid^ toegen feiner ^anfl^eit, 
unb jtüei Qal^re f^jäter (1568) f daliegen bie benannten einen 
SSertrag über feine, g^o^ann^ |)interlaffenfd^aft2). 'Diefer SSer* 
trag entl^ält naivere SBeftimmungen über einjelne jerftreute Reinere 
53efifeungeu, barüber ba^ S^eftament feine beftimmte Verfügung 
getroffen l^atte. 

9lud^ ber Dierte 53ruber Sol^ann Slbam ftarb in jungen 
Qal^ren. Slud^ feiner gefd^iel^t bei bem 3Ser!auf öon 9iuttenftein 
jum erften 9D?ale ßrtoöl^nung unb fobann 1566 unb 1568 in 
ben eben angefül^rten Verträgen, g^m folgenben gial^re 1569 
mug er bereite geftorben fein, benn in biefem g^al^re fd^loffen 
SBolfgang unb ®eorg einen SSertrag über feine §interlaffen* 
fd^aft, tüonad^ biefelbe ju gleid^en 2i^eiten getl^eilt »erben folle. 



1) G. 32. 

2) L. 46. 47. 

5* 



— 68 - 

Uegcnbc unb fa^reube ^abt, ®üter töic ©ilbcrgcfc^irr »). @r foö 
20 g^a^rc alt getöorben fein 2). SSon bcm iüngfteu Srubcr 3 ^ a n n 
©igi^muub ^oftl^umu^, bcr in icbem JJattc jung gcftorbcn, 
finbct fid^ töeücr feine ßmä^nung. 

SSon ben beiben S^öd^tern Qo^ann^ VI. SWagbalena unb 
©enoöefa mar bie erftere in erfter @^e bermäp mit Sllbert 
don Äuenring, m6) beffen 2^obe Dermäl^lte fie [\ä) 1560 in 
jtoeiter @^e mit 9lbam SBoIf don ^ieg ober ^eig auf Qo^la^ 
tt)ife, einem böl^mifc^en Sbelmanne. @ic mug bereite oor 1573 
geftorben fein, ba in einem bereite ertoä^nten SSertragc biefc^ 
5ta^re^ jtoifd^en bem ©emal^I il^rer ©d^toefter ©enobefa, 3»o^ann 
don 53o^codit5, unb anbererfeit^ äBoIfgang unb ®eorg üon 
Sied^tenftein don einer ^iegifd^en Srbfd^aft bie 5Rebe ift, bie fid^ 
auf 3)ZagbaIena bejiel^t. ©enodefa l^eirat^ete im ^afyci 1571 
Qo^ann don 53o^codife auf aWä^rifd^^^SErübau, ber i^r 6000 ®\xU 
htn ^tixai^^Qxit derfd^rieb 3). ^m näd^ften g^al^re tourbe fie mit 
SBoIfgang unb ®eorg aU Snfel ber ©enodefa don ©d^aumburg, 
SBoIfgang^ I. ©emal^Iin, afö Se^en^tröger für bie öfterreid^ifc^en 
©d^aumburgifd^en Se^en ber ^Regierung ^jräfentirt, tdonac^ bcr 
ßel^en^brief ausgefertigt tourbe^). ©ie erl^ielt aber für i^rcn 
Slntl^eil don ben Srübern 9000 ®ulben auSgejap, tt)ie fc^bn 
oben mitgetl^eilt. 1589 ftarb i^r ©emal^I Qlol^ann don So^co** 
di<ä als ber letzte ber 2^rübauer Sinie biefeS bebeutenben f)aufe^. 
Sine ©d^toefter beSfelben, Äunigunbe, tdar mit gio^ann 3i^^otin 
auf Sunbenburg dermäl^It getdefen, aber bamafö bereite 3Bitttt)e. 
Ql^rem ©ol^ne l^atte ^ol^ann don 53oScodi<ä bie ®üter be^ f)aufeS 
l^interlaffen, unb feine SBitttde ©enodefa mugte fid^ barüber mit 
Äunigunbe dergleid^en ^). ©enodefa derl^eirat^ete fic^ im Qal^rc 
1598 jum gtdeiten 9D?aIe mit bem 53urggrafen f)einrid^ oon 



J) L. 48. 

2) Söalbcrg, Genealogia. 

3) D. 69; Q. 16. 

*) ^rd^iö bc8 ginanjminift.. 
5) L. 136. 



— 69 — 

©ol^na; ftc ftarb aber bereite 1601^). @ic mar bic leiste be^ 
älteren 3^^*9^^ ^^^ ß^riftopl^fd^en 8inie ju Siifoteburg, ber alfo 
mit t^r ju Snbe ging. 

c. 2)er titngere 3nidg ober bie lladikommenfdiaft £eonl|arb0 1. 

35er jüngere Si^ti^ ber ßl^riftop^fd^en 8inie l^atte jum 
©tammDater Seonl^arb L, töeld^er mit Äat^arina don 53o^codi<ä 
üer^eiratl^et getoefen. Slu^ biefer S^e ftammten gtoei @öl^ne, 
(Ef)xx\topf)IV, nnb geonl^arbll. Der lefetere ftarb in jungen 
Qal^ren, toie^ e^ fd^eint, no6) unmünbig, benn al^ fold^er toirb 
er 1552 julefet ertoäl^ut. Sr !ommt überl^aupt nur ein |3aar 3ßal 
in ben SSerträgen bor, nämlid^ 1549 unb 1552 in benen über bie 
^interlaffenfd^aft ®eorg^ VI. 1542 fott er an ber Uniderfität 
SBien ftubirt l^aben^); er mügte aber bamatö nod^ fel^r jung, 
^öc^ften^ dierjel^n Qal^re alt getoefen fein. 

Sl^riftopl^ IV., ber ältere S3ruber, ift für bie ®efd^id&te 
be^ §aufe^ Sied^tenftein don ^öd^ft derJ^ängnißdoKer Sebeutung, 
inbem burd^ feine ©c^ulb bie bebeutenbfte Sefifeung be^ §aufe^ 
toeld^e mehrere Qa^r^unberte ber eigentlid^e @ife getoefen tdar 
nämlid^ 5RiIoföburg, derloren ging. Slud^ S^riftop^ ift juerft in 
ben 3Serträgen don 1549 unb 1552 ertoäl^nt. 35er erftere be* 
ftimmt bie 2il^eitung ber §interlaffenfd^aft ®eorg^ VI., tdodon 
alfo aud^ Sl^riftopl^ feinen Slnt^eil erhielt, ber jtoeite entl^ält 
einige Slebenbeftimmungen, bie bamit in SSerbinbung ftanben. 
dß ift für ba^ golgenbe bemerlen^toertl^, bag babei bie S3eftim*= 
mung einer früheren Sinigung toieber^olt tdurbe, toonad^ ber 
eine fein grbt^eil nur mit äöiffen unb äBillen ber anberen 
derfaufen folle. ^u biefer 3^'^ f^^^^^ (51^rifto|3l^ nod^ unter ber 
SSormunbfd^aft don ®eorg ^artmann, tdeld^e bi^ jum ^af)vt 
1555 bauerte. SSon biefem Qal^re ift bie 3lbred^nung, laut toeld^er 



1) b'(Slöcrt, SWä^r. u. fd^lcftfd^c (S^ronifcn, bc8 9lat^8^crrn @corg 
2ubtt)ig (S^ronif öon örünn 62 (Oucffcnfd^riftcn jur @cfd^. SWäl^ren« jc). 

2) 9iau|)aci^, eöangcl. Ocftcrr., gortf. I. Xi^di, @. 90. 



— 70 — 

nad^ Uebcrnabe ber ®ütcr ®corg §artmann mä) 2588 ©ulbcn 
an S^riftopl^ au^jujal^Icu l^attc^). 3Sott ber ^dt au fd^cint 
ß^riftop^ ein fel^r !oftfpielige^ geben neful^rt ju l^aben. 5Rod^ 
im Qa^re 1555 derfaufte er an ®eorg §)artmann fein §auö 
gu äöien unb feinen Slntl^eil an bem ©arten biefe^ $öufe^, 
jugleid^ atte Untert^anen, ^Sergred^te, ^ti^nit, ©el^ölje, bie er 
um ^ötjlein^borf, ©rinjing, ^iugborf, ^eiligenftabt, Serd^tl^olb^* 
borf, 3ßöbling unb anberen Orten befug 2)^ 1556 ^j^^j) ^ ^lit 
bei bem SScrIauf ber ^errfd^uft SHuttenftein ertöäl^nt, toeld^er 
3Serfauf, toie oben erjä^lt, Dom gefummten |)aufe auf J)rängen 
be^ Äaifer^ gefd^a^. ^m näd^ften ^ai)xc aber öer^jfönbete er für 
ein ©arlel^en Don 3000 Jl^alern ©über ba^ ©täbtd^en 2^rad^tim 
mit aller 3w9^^örung an Slmbroftu^ Don Ctter^felb 3). 1558 
fott er laut Urfunbe^) feine §errfd^aft J)örnl^olj an 53ern]^arb 
Don 3i^^ötin Derfuuft l^aben; bie ®ad^e muß aber »ieber rüd^ 
gängig gemad^t fein, ba S^riftopl^ atebalb toieber im 53eftfe Don 
^errfd^aft unb ©d^loß Dürnl^olj erfd^eint unb beibe^ feinem 
3Setter ®eorg §artmann Derfauft. !Caun finben ftd^ au^ biefen 
gia^ren nod^ Derfd^iebene unbebeutenbe 3Sertröge jum 2^^eil mit 
®eorg ^artmann, jum S^^eil mit anberen ^erf onen ; im 3>ö^re 
1560 gefd^al^ e^ aber, baß er ©d^loß unb ^errfd^aft 9tifotö* 
bürg Derfaufte^). 

35er Säufer Dou 9?ifoföburg toar ein reid^er Ungar, 8abi^* 
lau^ Don Seretfd^in ober Äerecjenti, ber al^ Äauffumme 60.000 
böl^mifd^e J^aler gal^lte. !Cer Sauf gefd^a^ fidler o^ne äBiffen 
unb äBiUen ber Slgnaten, benen nad^ ben alten Verträgen 
9iifoteburg l^ätte juerft angeboten »erben muffen. 5Rod^ auf^ 



1) L. 106. 

2) Sßalbcrg, Genealo^a. 

3) ^Ird^iö bc8 ginangminiji. 
*) I. 185. 

^) 2)ic bctrcffenbc Urfunbc fdicint auö bem Sieditcnpeinifd^cn "äx^xt) 
ab^anbcn gefommcn gu fein. 2)ie folgcnbe 2)arftcttung l^ält jtdj bal^cr an 
SBalbcrg'ö Genealogia, ber bie ^auptfadje nodj au« ben Urfunbcn 
fci^ö|)fcn fonntc. 



— 71 — 

fatfenber x% bn^ er überl^au^Jt möglid^ toar, töäl^renb bie ©öl^nc 
Qo^anu^ VI. nod^ lebten, bie bod^ ben älteren 3^^^9 ^^^ 
5Wi!oI^burger 8inie bilbeten. !Ciefe l^atten 9iifoföbnrg tool^I ge* 
tl^cilt, töie oben ertöäl^nt, aber e^ ift nid^t befannt, bag fie 
il^ren Slntl^eil aufgegeben l^ätten. Die ©ad^e ift alfo nod^ bunfel, 
unb l^at fid^ in Jebem gatte fel^r übereilt jugetragen. @^ l^eigt 
bal^er, ba§ bie Agnaten ber Slbtretung ber §errfd^aft opponirt 
Ratten, attein Saifer gerbinanb genel^migte ben 3Serfauf in einem 
@|)rud^e nod^ öom Qal^re 1560, unb befahl, bag ®eorg ^art^^ 
mann al^ bamaliger Sel^en^träger be^ §aufe^ binnen ad^t 2^agen 
bie Selben über Stifoteburg uieberlege, bamit gabi^Iau^ Don 
Seretfd^in nad^ Uebergabe ber gelten bie gel^en^pflid^t leiften unb 
9iiloteburg in S3eftfe nel^men !önne. !Diefer SSefel^l ift tüo^l 
ibentifd^ mit einer SSerorbnung Äaifer gerbinanb^ ^), töonad^ 
berfelbe bie 5lbtretung ber |)errfd^aft 5RifoI^burg an ß^riftop^ 
bon gied^tenftein (b. 1^. töo^l don ©eiten ber Slgnaten, toenn e^ 
nid^t Iftier l^ei^en f oll : don Sl^rifto^)]^ don gied^tenftein an 8abi^* 
lau^ don Äeretfd^in) unb bem jtoifd^en bem Könige 3Rajimilian 
unb bem don gied^tenftein beg^alb aufgefetzten Sauf* unb 9Ser* 
laufcontracf genel^migt. 3Son ben betreffenben Urhmben ift leiber 
nid^t^ im gied^tenfteinifd^en Slrd^id erl^alten. 

!Cie gied^tenfteinifd^en Slgnaten leifteten nun bie 5Rieber* 
legung ber gelten, aber mit bem 53eifa<ä, bag biefelben il^ren 
5Rcd^ten barauf nid^t nad^t^eilig fein folle, unb fie erl^oben gu^ 
gleid^ 2lnf|)rüd^e auf ben dierten S^l^eiT ber Stilol^burger SBälber 
unb 3>ogben. üDarauf^in !am aud^ an bie l^ierju beftellten ßom^ 
miffarien bie faiferlid^e 5Refolution, ba^ fie trad^ten follten, biefe 
Slnfprüd^e auf gütlid^em äBege beizulegen, unb ba§ ba^ Ueber^^ 
geben ber gelten ol^ne Slbbrud^ an ben Siedeten, bie fie auf biefe 
§errfd^aft l^aben, ftattfinben folle. |)ierüber tdurbe toeiter nid^t^ 
derl^anbelt, tdegen ber SBälber jebod^ !am im näd^ften ^a^xt 
1561 ein SSergleid^ jtoifd^en bem Säufer unb ben §erren don 



') 'äxä)xt> bc8 ginangminift. 



— 72 — 

gicd^teuftein ju ©taube. 8abi^Iau^ dou S'erctfd^in l^attc and) üom 
3Scrfäufer CSI^riftopl^ Dou ßicd^tenftciu Derlangt, ba^ il^m aßc 
^riDilcgia, 3SerIcil^ungcn unb fonftigc Urfunbcn über iJiifoI^burg 
ausgeliefert töürben. !Dicfem S3egel^reu l^at aber Äaifer gerbinanb 
uid^t eutfprod^en, unb fpäter l)at Saifer äliajimilian 11., aU 
iiim bie betreffenbe« Urfunben uad^ äöien gefaubt toorbeu waren, 
biefelben an §artmann dou ßied^teufteiu uuderfel^rt toieber jurüd* 
gefteüt. !Ca^er beflubeu fie fid^ uod^ l^eute im fiiet^teufteiuifd^en 
Slrd^id, mit SluSna^mc berjenigen, toeld^e fid^ auf beu 3SerfQuf 
bejiel^en. 

®o ging alfo bie ©tamml^errfd^aft 5Ri!olS6urg au« bem 
Seftfe be« ^aufeS Sied^tenftein in beu dou gabiSlau« Seretfd^in 
über. !Diefer ftarb aber balb barauf unb ^interlie^ bie $err* 
fd^aft feinem ©ol^ue S^riftopl^, nad^ beffeu fiuberlofem 2^obe 
1572 fie afö l^erreulofe« 8el^eu au S'aifer äliaj^imilian II. l^eim* 
fiel. Diefer derfaufte fie 1576 an Slbam dou Dietrid^fteiu, iebot^ 
mit 3luSua^me „beS dierteu 2:^eifö in ber @tabt 9iifoI«burg 
fammt beu Uutertl^aneu iu beu 3Sorftäbteu, fo jur ^errfc^aft 
©«grub geprig getdefeu, unb tdeld^e befagter Äaifer 5Diajimilian 
ein ^al)x bedor, uämlid^ 1575, au ^artmauu dou Siec^tenftein 
derfauft ^atte". SJou biefem SSerfauf dou ßiSgrub wirb uod^ 
f|3äter gu f^jred^eu feiu ^). Slbam don Dietrid^ftein, be« Äaifer« 
Oberftl^ofmeifter, erhielt aber 9?ifoföburg uid^t als ein Se^en,- 
fonberu, tdeuu aud^ uid^t fofort, bod^ im uäd^ftcn ^a^xt als 
freies Sigeu. 

Sl^rifto^)]^ dou Sied^tenfteiu fd^eiut nad^ bem 3Serlufte don 
WfolSburg 2lnfangS bie 3lbftd^t gehabt ju l^aben, fid^ auS 
J)üru]^olj einen fefteu @i|§ ju fd^affeu unb fic^ bort ju arron* 
biren, beun er taufte 1560 bort einen §of äugen dor bem 
3)?arft*^). 2lud^ laufte er im uäd^fteu ^aljxt ein §auS gu 



*) ^n bem Kaufbrief über (Siögrub öom 3a^rc lö7ö iji biefcr 
dierte ^Iftil ber Untcrt^anen gu 9^ifo(8burg üom SScrfaufc aufgenommen, 
fd)cint aber al^balb barnad) bennoc^ mitücrfauft lüorbcn gu fein. 

2) I. 166. 



— 73 — 

3naim'). ©leid^jcitig aber tt)ar er Bereite toieber gejtöungen, 
aud^ !Dürn]^ol3 ju Derfaufen, toeld^e^ töenigften^ n\6)t bem ^aufe 
entging, fonbern an ®eorg §artmann don Sicd^tenftein fam, 
bem S^rifto^)^ bebeutenbe ©nmmen fd^nlbete. ^n ber betreffen^? 
ben Sanfabrebe dorn 9[a^re 15612) ^eißt e^, baß e^rifto|3^ 
feinem SSetter ®eorg §artmann angeboten l^abe, il^m feine §err* 
fc^aft ÜDürn^oIj fäuflid^ gn uberlaffen, toeß^alb ein SSefd^Inßtag 
auf ben 9. 3Jtai 1561 angefefet tourbe. 9Son ber Sauffummc 
fotte biejenige Summe abgejogen töerben, toeld^e ßj^rifto^)]^ feinem 
SSetter fd^ulbe, augerbem nod^ 2000 2^^aler, bie ®eorg §art* 
mann an S^rifto^))^ Dormafö geliel^en ^abe. äBenn ftd^ aber 
beibe §erren mit i^ren baju berufenen greunben, tt)a^ jebod^ 
nid^t ju ertoarten, über ben Äauf^Dergleid^ nid^t einigen fönnten, 
fo fott ni(f|t^beftott)eniger §errn ®eorg §artmann bie fd^ulbige 
Summe don 2000 Jl^aler . baar erlegt »erben unb ebenfo fotte 
berfelbe toegen ber anberen ©d^ulben jufriebengeftettt toerben, 
tdeß^alb i^m ß^riftopl^ l^iermit feine §errfd^aft J)ürn]^oIj der* 
pfanbe unb derfd^reibe. ^m näd^ften Qal^re be!ennt S^rifto|3^ 
aud^ toirf lid^ ben 3Ser!auf 3) don ®\it unb |)errf(f|aft Dürn^olj, 
ba^ er don faiferlic^er SWajeftät afö bö^mifd^em Äönig unb 
SDtarfgraf don SKäl^ren ju Selben trage, nämlid^ ba^ ®di)lo% 
ba^ ©töbtel fammt bem 3Keierl^of, bem Sraul^au^, 5Diaut^en, 
SJtül^Ien, atten ^Dörfern unb fonftigen B^g^^örungen, bie fämmt* 
lic^ aufgejä^lt »erben. !Die Sauffumme betrug 20.000 ©d^odf 
©rofd^en, in guten böl^mifd^en ©rofd^en jal^Ibar, für toeld^e 
©umme fid^ ßj^rifto^)]^ döttig bejal^It befennt. 

Sine golge be^ 3SerIufte^ feiner ©eft|§ungen tdar für 
ßl^rifto^)]^, bag er nun nid^t me^r ber Se^en^tröger ber gamilie 
fein fonnte, tdeld^e^ er bi^l^er afö Sleltefter be^ ^aufe^ getoefen 
toar. Qn einem gamiliendertrage ^) tdurbe bal^er au^gemad^t, 



») I. 173. 
') I. 172. 
3) H. §. 73. 
*) L. 44. 



— 74 — 

bag ßl^riftop]^ bicfc^ Siedet; bie gelten ju empfangen unb ju 
derlei^en, einem anbcren äRitgliebe be^ ^aufeö übertrage, unb 
er übertrug eö 1563 an ^artmann *). 5Rad^bem er aud^ 35ürn* 
l^olj Derfauft, fd^eint er junad^ft in S3rünn gelebt ju ^aben unb 
trat bann in bie firieg^bienfte be^ Äaifer^. Sr bientc im ^af^xt 

1566 al^ SRittmeifter in Ungarn gegen bie S^ürfen unter bem 
gelbmarfd^att §an^ don SRueber, ber ein 9teitercor|3^ don 
1000 ajiann befel^ligte. Willi bemfelben tourbe er am 22. Januar 

1567 Derabfd^iebet, atö eine äöaffenru^e eingetreten toar. ß^ri* 
ftop^ fprad^ babei feinen au^ftönbigen Ärieg^folb an unb tourbe 
bei biefer ©elegenl^eit dou SRueber alß ein treuer, red^tlid^er unb 
ta^jferer ^eger em^jfol^len. ß^ tourben bal^er 1500 2^l^aler unb 
500 ©ulben i^m angetoiefen. @^ Ratten aber aud^ bie ^aupU 
Icute unb 9ieiter, bie unter i^m gebient l^atten, nod^ gorberungen 
auf il^ren rüdfftanbigen @oIb, ben ß^riftopl^, loenigftcn^ gum 
Xfitil, dorau^bega^lt ju ^aben fd^eint. Äaifer 3Rajimilian befennt 
fid^ bal^er am 20. ^pxxl 1567 an 6]^rifto|3]^ don ?ied^tenftctn 
al^ getdefenen SRittmeifter im oberen ^ei^ Ungarn^ unb an 
beffen Sefe^föleute unb ^Heiter, bie unter i^m geftanben toaren, 
fd^ulbig für bie Summe don 32.912 ©ulben. !Der Saifer ge* 
lobt, biefcn 53etrag auf fünftigen ©artl^olomau^tag in ber ©tabt 
S3re^lau auöjal^len ju laffen. !Die fd^leftfd^e Sammer erl^ielt 
ba^er ben «efe^l, an ß^rifto»)^ fogleid^ al« Slbfc^lag 1500 J^aler 
JU jal^len, toeld^er S3efe^l am 31. ^vli unb 22. Sluguft er* 
neucrt tdurbe. S]^rifto|3l^ fd^eint felbft ba^ nötl^ige ®elb jum 
S^l^eil geliehen gu l^aben, benn e^ derlangte ein getdiffer @ci|3io 
don Slrd^ don jenen faiferlid^en ®elbern bie Summe don 
1400 ©ulben, bie er il^m dorgeftredft l^atte. S^ erging bal^er am 
13. 3ßörj 1567 bie SSerorbnung, ba^ man, toeil ß^rifto|3l^ don 
Sied^tenftein gegentdärtig ju gal^len undermögenb fei, mit bem 
don 2lrd^ unter^anbeln unb il^n jur ®ebulb deranlaffen möge; 
tt)enn berfelbe aber barauf beftänbe, fein ®elb fogleid^ ju 

') R. 21. 



— 75 — 

erhalten, fo foffe baSfelbe ß^riftoj)]^ »on Siedfitenftein au8 feiner 
au^ftänbigeit ji|)ferifd^en Srieg^befolbung abgcgogcn toerben ^). 

3laä) bicfem begab ftd^ S^riftopl^ nad^ ^olen imb ging 
bort eine jtoeite @^e ein. ^aä) ben getööl^nlid^en Stad^rid^ten 
toar er mit S'atl^arina don S3o^codi<ä derl^eirat^et getoefen. (Sine 
alte Stammtafel nennt fie aber Sat^arina don ©uttenftein, 
unb biefe^ ift dielleid^t rid^tiger, ba feine 9D?ntter eine Satl^a^ 
rina öon S3o^codi<ä toar, nnb fomit tpol^l eine Stamen^Der^ 
töed^^Iung dorliegt. !Diefe feine erfte ©emal^Iin ftarb fd^on frül^ 
unb finberlo^. @ö mug um ba^ ^ai)x 1576 ober 1577 getoefen 
fein, afö ßl^rifto^)^ fid^ nad^ $oIen begab. SBaö ficfi injtöifd^en 
mit il^m ereignet l^at, ift nid^t befannt, töie benn alle bi^l^er 
befanuten 5Rad^rid^ten über biefe 3^'* ^^^ ^" feinen 2^ob im 
3>al^re 1585 fd^tüeigen. 9lud^ im fürftlid^en 5[rd^id finbet fid^ 
gegenwärtig nid^t^; bod^ l^aben 3BaIberg nod^ urfunblid^e 
3eugniffe dorgelegen, au^ benen er golgenbe^ mittl^eilt. Qu 
äBarfd^au fam ßf|rifto|3^ an ben §of unb töurbe bort mit einem 
|)oInifd^en gräulein, 2lnnaDon®or^!a2), ber 2^od^ter eine^ Sbel* 
mannet, 9iicoIau^ öon ®or^f^, bie fid^ bei ber ßaftettanin don 
5Ra!el auffielt, befannt. 35iefe ^eiratl^ete er mit äöiffen unb 
SBitten i^rer Sleltern unb in ©egentoart ja^Ireid^er polnifd^er 
Sbelleute. Sine 3^'^ lang ließ er fie nad^ il^rer SSerl^eirat^ung 
bei i^ren Sleltern, brad^te fie bann aber nad^ Steuftabt in 
Wd\)xtn. §ier in Steuftabt tourben i^m gtoei ©öl^ne geboren, 
SJ^rifto^)]^ imb 3>ol^anne^. 8e|§terer ftarb fd^on al^ Sinb, ber 
erftere aber überlebte i^n. ß^riftopl^, ber SJater, don bem toir 
nad^ biefem toeiter nid^t^ l^ören, ftarb im ^af)xt 1585. S^ri^- 
fto|3]^, ber ®o^n, befaß einen greil^of in ber SSorftabt don 
©traßni^ä. SBa^rfd^einlid^ ift e^ biefer ß^rifto^))^ don Siedeten* 
ftein, ber mit in bie mä^rifd^e SRebettion dertdidelt tdurbe unb 



1) ^v6)xt> bc« ginangminijl. ; öcrgl. ^fiotigcnblatt ber 3ttab. ber 
Siffenfc^. 1859, 310. 312. 

2) 3^ci barauf ftd) bejiel^cnbe Urfunben befanbcn ftdj früher im 
3lr^it); f. 9?cp. E. 53. 



— 76 — 

feine ^nti^eilnal^me mit bem oierten S^l^eil feinet 93evmögend }u 
bugcu ^attc. J)Q^fcI6c betrug nur 400 SCI^aler*). @r Dcrmft^ltc 
fic^ 1627 auf bcm ©traßuifecr ©d^lo^ mit ©alomcna Sorjitin 
üon 36ulcjc, tocld^e eine SBitttoe Don Qol^anneö SRetiftein üon 
3Sorgelit mar. 

2lu^ biefer (S^e tourbc im ^af)xc 1630 ein @ol^n geboren, 
ber ben Flamen S3ern]^arb erl^ielt. g^l^n lie^ gürft ©unbader 
bon gied^tenftein ju ©raj ftubiren unb fud^te il^m ein ßanonicat 
gu berfd^affen. J)iefer neigte aber nid^t gum geiftlid^en ©tanbe, 
fonbern berma^Ite [id^ fpäter mit einer Dame au^ ber gamilie 
oon ältringen, bereu 3Sornamc nidfet genannt toirb, unb erhielt 
oon il^r jtt)ei ©öl^ne, aßajimilian ^einrid^ unb Sari SBil* 
l^elm. Seibe toibmeten fid^ bem 5Diüitärbienfte unb fäm|3ften mit 
in ben 2^ürlenlriegen. aJiajimilian toar Hauptmann im ge^lifc^en 
^Regiment gu guß unb geid^nete fid^ in berfd^iebenen gelbgügen 
au^. S3eibe S3rüber mad^ten ben ©türm auf S3elgrab mit unb 
ber lungere, Äarl äöil^elm, fanb babei einen ritterlid^en 2iob 
(1688). ©iefer ^atte guerft 1682 in Ungarn im ^Regiment be^ 
©rafen 8obron gebient unb ftanb nad^^er atö SRittmeifter unter bem 
batierifd^en ©cneral 8a 2^our, mit bem er berfd^iebene gclbgüge 
in Ungarn mitmad^te. 2lud^ ber ältere ©ruber fanb balb barauf 
feinen 2iob, unb gtoar in Siebenbürgen, tt)o er ein faiferlit^e^ 
Sommanbo l^atte. @r ertranf bei bem Uebergange über einen ging. 

@o enbete biefe gleite ^auptlinie be^ §aufe^ Siec^tenftein, 
bie 5Rad^!ommenfd^aft ß^rifto|3l^ö III., toeld^e ba^ ©tammfc^Ioß 
9iifoteburg, ba^ il^r bei ber S^^eilung gugefaßen toar, fc^fec^t 
betoal^rt l^atte. @d^on feit bem 3SerIufte be^felben tbar fie bößig 
in SSergeffenl^eit geratl^en, gumal bie 5Rad^fommen, gänglic^ ber* 
mögen^(o^ getborben, an ben fürftlic^en @l^ren be^ $aufe^ nid^t 
me^r tl^eilnal^men. 



@(i^nften ber §ift.*jiat. (Scctton ber mä^r.^fd^lcf. ©cfcttfd^. XVI. 
192. 272. 



IT. 'gCüfcenttf. 



Die ltad)ltommenfd)aft (6iOtp V. 



(3Ffn)«efrget ^iiitt.) 



«$»- 



a. jQartmatttt I. nn) (Seorg j^artmann I. 

jartmann I., ®corg^ V. ©ol^u, beginnt bie britte ober 
jüngftc Sinie, mlä)tv bei ber Srbt^eihmg don 1504 gelböberg 
afö §au:ptft<ä gugefattcn töar. Sr i[t l^ier ber erfte biefe^ 5Wamen^ 
genannt, obtöol^l bie älteren ©enealogien il^n anber^ bejeid^nen, 
bie ^artneibe mitjö^lenb; bei il^m jum erften 5ütale erfd^eint 
aber ber iJiame in biefer gorm unb tpirb \o in ber gamilie 
bleibenb. @r ^atte einen ©ruber 3>o^anne^, öon bem aber 
töeiter nid^t^ berid^tet töirb, al^ bag er {ung geftorben i[t. Slud^ 
§artmann^ ©eburt^ja^r ift un^ unbefannt. J)ie erfte ?lad^rid^t 
don i^m ift bie bei ber ertoäl^nten Jl^eilung öon 1504, ju 
toeld^er ^dt er bereite maiorenn mar. ^m Qal^re 1507 der* 
mci^lte er ftd^ mit Slmalia ©räfin öon ^o^enlol^e, be^ ®rafen 
©ottfrieb 2^od^ter^). lieber ba^ |)eiratl^^gut berfelben öon 
2000 ®ulben ftettt i^m i^r ©ruber $ani8 in biefem Qa^re 
einen ©d^ulbbrief au^^). Slmalia ftarb aber bereite nad^ tpenigen 
g^al^ren unb 1511 fd^Iog ^artmann eine jtoeite &)t mit 3>o* 
^anna, ©ernl^arbö don 9D?ainberg S^od^ter^). Slud^ biefe ßl^e 
bauerte nid^t lange; 3>o]^anna ftarb bereite 1521. 5Wur au^ biefer 
@^e ^atte §artmann Sinber, unb gtuar bie brei ©öl^ne: ®eorg 
§artmann I., Qo^ann ß^riftop^ unb ©ebaftian. 



') 


D. 


22. 


23. 


') 


N. 


27. 




') 


D. 


2Ö. 


26. 



— 80 — 

2lu^ bcn 3>a^reu 1507 uub 1509 giebt c^ mir uubcbcu* 
tenbe ^aä)xiä)kn über ©ütcraufäufe, tpeld^e ^artmann gu 
aWiftelbad^ mad^tc. ^m S^a^re 1514 fd^Iid^tetc «aifer 3ßaji^ 
milian einen ©treit, ben §artmann mit bem Stifte ^eiligen* 
freuj l^atte über Untert^anen be^ Unteren jn Sßiftelbad^ unb 
^ageiiberg toegen 9iobott nnb ©teuer, toeld^e^ atte^ §artmann 
ju 9ied^t erfannt tourbe ^). üDe^ 3Sertrage^ mit feinen SSettern 
SBoIf unb geon^arb, ber in ba^ ^al)x 1516 faßt, ift bereite 
gebadet. 3>n bemfelben Qal^re geftattete ber 53ifd^of ®eorg don 
SBicn |)artmann unb feiner gamilie fid^ il^ren Seid^töater nad^ 
Selieben gu tpä^len^). 1518 faufte ^artmann ben Srübern 
SCrud^feB auf @tä<ä i^re ^olben ju Äefeeföborf ab 3) unb 1520 
erfaufte er öon feinem SSetter Seonl^arb erft bie gtoei !Börfer 
2^tt)erbonit5 (!Curtoni<ä) unb ganb^l^ut ^) unb bann |)ol^enau mit 
bem 9D?arft, ber 9D?ü^Ie unb allen anberen ä^Ö^'^örungen ^). 
^Dagegen öerlauftc er im folgenben g^a^re bie JJefte Cbcr* 
SBalter^borf an 9D?erten ©iebenbürger, ben S3ürgermeifter ju 
SBien^). 35er Selel^nungen mit ben öfterrcid^ifc^en Selben burc^ 
Sönig iJerbiuanb in ben 3fal^ren 1523 unb 1525, bei tpeld^er 
letzteren §artmann nad^ bem 2^obe feinet SJetterö Sra^mu^ al^ 
ber 5leltefte be^ §aufe^ erfd^eint imb bie S3e(e^nung für feine 
SSettcrn em^jfängt, ift bereite gebadet tporben, ebenfo be^ bajtoifd^en 
fattenben SSertrage^ don 1524 unb ber anberen SJerträge öon 
1525 unb 1527. ^n bem Qa^re 1525 erhielt er öon Sönig 
gubtoig Don Ungarn ate 3Jtar!grafcn don SUtäl^ren bie 48ele^* 
nung mit ben mä^rifd^en ©ütern Stifoföburg, 3Raibburg, !Bürn* 
l^olj, Softel, Sunbenburg aW Vertreter ber gamilie''), unb üon 



') 


H. 


§. 61. 


') 


Aa 


. 44. 


') 


H. 


t 21. 


*) 


H. 


* 11. 


') 


H. 


O. 33. 


«) 


I. 


149. 


') 


B. 


87. 



— 81 — 

Äönig gcrbinnnb bic 9Scr(cil^iiiig öon ^oiöborf mit ®ülteu unb 
3el^ntcn, unb be^glcidicn bie ©etrcibc* unb 3Keinjef|nten gu 
SBH^elmöborf ')• 

3ßäf|rcnb bcr 93clngcrung öon SiMcn tüurbc §)artmnnn 
don Sönig ^J^vbinanb mit ber ©efdjüfeung üon 9)Jä^ren betraut 
unb in bicfcr Sigcnfd^aft ficf)ertc er bie ©rängen unb SBel^ren 
an ber äWarc^ mit ©räben unb ©efeftigungen, um einen ©nfatt 
bcr J^ürfen ju üer^inbern 2). Um biefe ^tit trat er auc^ in 
S3cjief|ung ju bem berühmten Sßilibalb ^irf Reimer, inbem 
J^fd^erte, ber ©aumeifter Sarl^ V. gu äöien, feine @(i)rift über 
bie SSelagerung SBien^ an $artmann fd^idte unb if|n babei bat, 
an Sßilibalb ^irfl^eimer in 9lürnberg Diel S^renbe^ ju jagen. 
SBafirjd^einlicf) ging ^artmann mit bem Äönig iJ^rbinanb nad^ 
5Rürnberg ober fonft tt)o er ^irf^eimer ju treffen f|atte^). 
*^irf^eimer antwortete barauf an Stfd^erte. 3»m näd^ften ^af)xt 
1530 begleitete ^artmann ben Äönig gerbinanb alö Äammer^ 
^err auf ben tt)ettf|iftorifd^en $Reid)^tag gu 2lugöburg^). %x\ä) 
toirb er beö Saifer^ 3tat^ genannt. 1537 erhielt er üon Sönig 
gerbinanb bie 93ele^nung mit ben mä^rifd)en ®ütern^) unb 
1538 erfaufte er öon Qo^finn unb Sßolf ß^riftopfi, feinen 
Steffen, bie ^olben, ©ergred)t unb SEBeinge^nt gu galfenftein 
unb §)o^enruper^borf. %i\ä) tt)ar er, toie fd^on bemerft, bei bem 
9iifoföburger S^eilöertrage be^felben ^^al^reö tl^ätig getoefen. 

§artmannö Seftament fammt Sobicitt, in toeld^em er 
unter anberem bem ©pital gu iJ^'b^berg 4000 ®ulben öer^ 
mad^t, batirt Dom 3»a^re 1539, unb biefeö 3»a^r ift aud^ bie 
getoöfinlid^e Sobe^anna^me, febodC) mu| er erft im näd^ften 3»a^re 
geftorben fein, ba er 1540 nocf) eine ©elel^nung öom 3(bte don 
aJiölf empfingt) unb au^ biefem 3>ö^re ein 9lad)trag gur 

») B. 69. 

2) SBolbcrg, Genealogia. 

3) SSud^^ola, gcrbinanb I. 3. «Bb. 599. 
*) &., a. 0. O. 662. 

») B. 88. 
6) B. 73. 
Ofalle, Sie(^tenflein. IL 9b. 6 



— 82 — 

I^eifung öon 1538 bcn SSefife ber ©örfer 9totl^cnf|cim, SDbtx^ 
unb 9licber^Sbenfclb, itjeld^e nid^t in bie J^eilung gefommen 
tüQvcn, regelt ')• 

^Qvtmann I. I^intevlieg bei feinem Sobe jtoei @öl^ne, 
®eorg ^avtmann I. unb Oiol^ann CSl^riftop^; ber britte 
©üf|n ©ebaftian, welcher jung geftorben, ift im Uebrigcn un* 
befannt geblieben. Slud^ öon :3o^ann (S^riftop^ tüiffen toir toenig 
me^v, alö baß er im ^aljve If)!;') geboren \vav unb 1543, 
alfo wenige ^a\)xc nad^ feinem 33ater ftarb, nad^bem er fid^ im 
3ial^re öorfier mit SÖlarianno, Soc^ter SBenjelö öon ber ßomni^ 
unb 9)iejeritfc^, üermä^lt ^atte-). 3Ba^ fonft nod^ öon i^m be^ 
fannt ift, tüirb in ber ®efd)ic^tc feinet Sruberö crtüö^nt toerbcn. 

®eorg ^artmann I. toax im ^ia^re 1513 geboren unb 
öermäl)lte fid) 1542 mit ©ufanna, ber Sod^ter feinet O^eimö 
®eorg VI. dou l^ied^tenftein ju ©teieredf. 3lu^ biefer Sl^e tnU 
fprogen jal^Ireidöe ©öl^ne unb Üöd^ter, üon bencn iebod^ nur 
einer, ^artmann II., ^ind^fommenfd^aft l^atte.-^^n biefer <)flangte 
fid^ ba^ $au^ fort nadf) beut 3(u^fterben ber beiben alteren 
Sinien ju ©teieredt unb 9lifoIöburg. 

@^ ift fd)on üielfac^ ©efegenl^eit gewefen, ®eorg ^art* 
mann^ im SJerlauf ber ®efdf)id)te feiner SJcttern ju ertoal^nen, 
barunter befonberö in bem langen »Streite über baö ®d^lo^ 
SRuttenftein, ber mit bem SJerfaufe be^felben an Äaifer JJerbi* 
nanb enbetc. 3im ^af)xc 1542 fcölop er mit feinem ©ruber 
9[ol^aun (S^riftop^ einen SJertrag über eine gemeinfame $of* 
l)altung gu J^elböbcrg, bn 9;o^ann gl^riftopfi getoünfd^t l^atte, 
mit feinem ©ruber jufammen auf i^elb^berg gu leben 3). ^m 
Ola^re 1543 fertigte er feine« ©ruber« ^ofiann g^riftop^ SSJitttoe 
iDiarianna für il)re SOiorgengabe, ^eiratl^«gut unb fonftige än^ 
fprüd)e mit 4(X)0 *i|Jfunb ab unb erhielt bafür bie Abtretung 



1) L. 04. 

■^) D. ai. .SS. 

3) 1j. * 32. 



— 83 — 

bcr ^ervfd^aft |)ol)cnau ^). SSom Qa^re 1544 ftetttc töni« gcr* 
biuanb einen 9?et)er^ nn ®eorg ^artmann nn^, baß il^m bie 
UeberantiDortung unb ^crau^gabe etlicher gefangener ^erfonen 
an feinen Steilheiten, 9?ed^ten nnb Obrigfeiten nnüergriffen nnb 
ofine ©d^aben fein foffe 2). ^\\ ba^ ^aljv 1549 fällt ber frf)on 
ertoäl^nte JJamilienöertrag über bie §interlaffenfd^aft feinet 
©d^iDiegeröaterö ®eorg VI., tüonarf) biefelbe gett)eilt, jebod^ dor 
aUcr J^^eilnng an ®eorg ^artmann 4000 ®ulben, tt)ot)l ba^ 
§eiratf|^gnt feiner ®emaf|lin ©ufanna, au^geja^lt »erben foüten*"^). 
^ton 3nl^re fpäter, 1551, übergab er biefe ©unime öon 4000 
®ulben feiner ®emat)lin ^). ^i\ biefer ^dt ftanb er mefirfad^ in 
93er^anblungen mit ber §)offammer über SSorrät^e öon ©alniter, 
ben er anf feinen ©efi^nngen gewann. 1551 icie 1555 bot er 
fie Sönig S^rbinanb jum Sanfe an. ^n beni letzteren ^a\)xt 
ijatU er tinnbert ßentner ju ®rünn liegen, für bie er einen 
^aßbrief jum SSerfanf berfelben in Oefterreid^ ob nnb unter 
ber ßnn^ verlangte, falfö ber Sönig fie nic^t gegen aüfogleid^e 
S3ejaf|Iung übernet)nien »otte'^). 1552 erlaubte it)ni Äönig ger* 
binanb gu 9lifol^burg 33ier ju brauen ß). ^m Qal^re 1552 nad^ 
bcm Sobe 3io^önn^ VI. erhielt ®eorg §)artniann ba^ SRed^t 
bie Selben be^ $aufe^ ju öerlei^en öon SEBolf S^riftopl^ über* 
tragen, tt)clcf)em afö bem nunmehrigen Slelteften biefe^ §)aufe^ 
ba^ SRed^t zugefallen war. SSßoIf ß^riftopl^, wal^rfd^einlirf) bamal^ 
fd^on franf, mod^te fid^ gu fd^toad^ füf|Ien. ^n golge beffen 
labete ®eorg $artmann burcf) einen 2lnfd)lag in 8inj alte 
Sel^en^leute be^ §)aufe^ nad^ ©teieredt ein, bort bie 8e^en gu 
empfangen unb bie Sel^en^pflid^t gu tl^un^). 211^ balb barauf 



>) L. * 34. 

2) Bb. 22. 9ie^crtoriutn. (S)icfc Urfunbe ift im ?icd|tcnfteinifd|cn 
^rd^iü nid)t mcl^r aufjufinbcn.) 

3) L. 38. 
*) G. 60, 

5) 5lrd^iü he^ J^^^^n^minift. 

6) X. 68. 

^) @covg §ortmanu^ Sel^enbudi. 9Kanufcr. 

6* 



— 84 — 

1554 SSBoIf ß^riftopl^ ftavb, fonntc @corg ^artmaun, nunmcl^r 
fclbft bcr Slelteftc, biefe^ Oicd^t im eigenen Flamen üben. 1553 
t)atte er a\\6) üon SBoIf (Söt:ifto<)f| ba^ l^albe ©teierecf öelanft '), 
beffen anbete ^älftc i^m gehörte afö SOiiterbe an ®eorg^ §inter* 
laffenfc^nft. T'aljtx nennt fid^ (Seorg $artmann im Sel^enbnd^ 
öon 1554 §err nnf gelb^berg nnb ®teierecf. 31(0 Sleltefter 
empfing er auc^ 1554 bie le^te Sele^nnng mit 3li!oföbnrg, 
»elc^e^ balb baranf, »ie bereite oben erjä^ft »orben, bem §aufe 
verloren ging. 'iDamal^ mar er anrf) 23ormnnb ber ®ö^ne feinet 
SSetter^ ^^ol^ann VI. 2), unb ^atte fid^ für biefelben mit il^rer 
SOhitter @ftt)er, gebornen üon 'Dietrid^ftein, ju üergleid^en, 1554-^). 
3lud^ tüar er (S^riftop^^ IV. nnb feinet Srnber^ SJormunb. 
?für biefe 33ormunbfc^aft legte er bem erfteren 1555 9ied^cn* 
fc^aft ab ^). T}k anbere SJormunbfd^aft enbete 155G, nnb ®eorg 
$artmann erhielt bafür nad^ abgelegter Oied^nung öon ®eorg VII. 
bie @d)abIo^er!lärnng •»). ^Dennod^ erl^ob fid^ ein Streit barüber, 
tüeld^er bnrc^ einen ©d^iebi^fprnd^ Äaifer 3)iajcimilian^ 1568 
an^geglidien tüurbe. T)ie @ntfcf)eibnng fprac^ (Seorg §artnmnn 
nod^ 30.000 ®nlben jn, bie it)m feine ^upitten gn galten 
Ratten ^). Sind) gtoifdien (S^rifto^)t) nnb ®eorg §)artmann erl^oben 
fid^ üerfc^iebene ©treitpunfte, bie im ^a^re 1559 burd^ eine 
SJergleid^nng beigelegt iDnrben^). J)arin l^eißt e^, bag frühere 
SJerträge, »onad) G^riftopl^ 7000 ®nlben an ®eorg §)artmann 
fd^ulbig bleibe, in Äraft bleiben fotten; ferner folle jener an 
biefen 500 ®ulben jaulen toegen ber 'iKu^ungen ber ^cljnttn gu 
9ieintl|al, 9iaöen^bnrg unb 33ern^arbött)al, tüegen ber 9?uttcn== 
fteinifc^en ausgaben unb anberer Urfac^en; ba^ !©orf 9?cint^al, 



I. 179. 

2) A. 34. 

3) L. 112. 
*) L. 106. 
^) T. 21. 

6) F. .32. .33. 
"0 L. 43. 



— 85 — 

baö in feine S^eiUmg auföenommen, foHe nunmel^r getl^eilt 
»erben ; toenn S^rifto<)f| JRcint^al öerfaufen toottc, fo fotte ®eorg 
^artmann ben SJorfauf l^abcn; ©efd^ü^, "^ulüer nnb kugeln 
auf 5Rifol^burg, gelböberg nnb SBilfer^borf fotten orbcntlic^ 
dcrjcid^net, unb toenn bem ^aifer ettoa^ baöon derfnuft »erbe, 
getfieilt »erben u. f. ». 

2Bie ®eorg $artmann bem Slerar ©aluiter anbot unb 
aud^ ffrieg^munition an ^ulüer, SSIei unb Äugeln für ben Äaifer 
in grage ftanben, fo lieferte er bemfelben aud^ SEBein, ©etreibe 
unb anbcre^, unb ^atte bafür im ^►o^re 1557 eine iJorberung 
don 4480 ®ulben, »eldie i^m am 21. g^uli 1558 auf bie ?anb^ 
fc^aft^gefälle in OefterreidE) unter ber @nn^ angetoiefen tourben '). 
3>m ^a\)xz 1556 üerfaufte ®eorg §)artmann ^auöram an 2lm* 
brofiu^ öon Otter^borf, toeld^er SSerfauf burd^ Äaifer Serbinanb 
beftätigt tourbe^). ^w bemfelben ^föi^re bürgte er für bie SSer- 
orbneten üon 9lieber^Oefterreid^ an ^eter ^alft) um bie ©umme 
öon 11.100 ®ulben\). 1559 am 2. ^f^nuar befennt fid^ toieber 
Äaifer gerbinanb al^ @eorg $artmann^ @dE)ulbner um ein ÜDar* 
lelien öon 4592 ®ulbeu unb gelobt it)m, feinen Srben ober bem 
3>n]^aber biefe^ ©riefet biefe^ ÜDarle^en au^ ber üon ben öftere 
reid^ijd^en ©täuben auf bem Sanbtage öertoiüigten ©umme mit 
10 *^ercent 3>ntereffen in gettjiffen Serminen »ieber gu beäat)leu ^). 
3u biejer 3cit ^atte ®eorg ^artmann einen ©treit über ba^ iJi^auen^ 
Itofter ju^ulgaru, beffen 33ogtei uubObrigfeit er beanfprud)te unb 
ausübte. J)a hierüber 33efc^tt)erbe geführt tourbe, fo tt)urbc ®eorg 
^artmann aufgeforbert (12. J^uni 1559) fein SRed^t dor einer 
aufgeftellten ßommiffion gu erttjeifen, unb biefe fprad^ i^m am 
21. aJJarg 1560 bie 35ogtei ööffig ab^). ^m ^a^re 1559 er-^ 
»eiterte ®eorg ^artmann ben mittleren (Siögruber 2^eid^, tt)oju 



1) 2lrd)iö bc« ginangminift. 

2) I. 169. 171. 

3) T. 22. 

*) 5lrd^iö bc« ginonjminift. 

5) 21. 0. O. 



— 86 — 

i^m ©corg, SBolfgang iinb §an^, bic 33rfibcr dou Vicd^tenftein, 
ein Stüd Öanbc^ abtraten '). 

9Son bcn 5?ad^rid^ten, bie nod) über ®eorg ^artmann biß 
ju feinem 2^obe ejciftiren, ift bic bebentenbfte biejenige über ben 
2(nfauf don iTürn^oIi im ^affvt 15G2 don feinem SSetter G^ri- 
fto))^, ber bereite bei ben SRitt^eitungen über ben te^teren au^- 
fü^rlic^ bef<)roc^en ift. ©eorg ^artmann ftarb in bemfelben ^alfxt 
1562 am 12. ^nü unb towxht ju getb^berg begraben. @^ ^eigt, er 
fei bon feiner Öinie ber erfte geroefen, »etd^cr bcr Slugoburgi^ 
fd^en Gonfeffion guget^an mar. Seinem SJetter (S^riftop^. bcm 
SSerfc^menber gegenüber, mng man i^m »efentlic^ ba^ SSerbienft 
jufprec^en, bie @üter be^ ^aufeö nac^ firäften erhalten unb ge* 
fiebert JU ^aben. 



b. i^artmann n. 

®eorg .f)artmann ^atte bon feiner ©cma^lin Sufanna 
breije^n Äinber. Sie »aren nac^ ber ^olge i^rer ©eburt: 

§ortmann, geboren 1544, geftorben 1585; 

©ebaftian (1545 — 1574?); 

@eorg Sra^mii^ (1547—1592); 

.^einric^ ber öftere (1548 — 1551); 

Snna Sufanna, geboren 1549; 

©ufanna ^o^anna (1549 — 1551); 

ßft^er, geboren 1551; 

.^einric^ ber jüngere (1554—1585); 

griebric^ 2l(brec^t ber ältere (1555 — 1556); 

3ubit^, geboren 1557; 

3o^onn @eptimiu^ (1558 — 1595); 

griebric^ Sllbred^t ber iüngere, geboren 1561; 

@eorg ^artmann (1562 — 1585). 

») E. 20. 



— 87 — 

3Son bicfen ftarbcu bereite öov bcm 3Sater in |ugcnblid^cm 
ober finblid^cm Sllter |)eiurici^ bcr ältere, ©iifanna g^o^anua 
unb Qlriebrid^ Sllbred^t ber ältere tt)ie ber jiüugere. 2lud^ öon 
ben übrigen ©ö^nen erreid^te feiner ein ^o^e^ 3llter, nnb nur 
einer üon i^nen, ^artmann, ber erftgeborne, ^atte Slad^fornmen. 

^artmann IL toar bei bem Sobe feinet 3Sater^ crft 
ac^tje^n ^affxt alt, bod^ frf)eint er alfogleid^ für münbig erflärt 
ju fein, benn im ^ai)xt 1563 erhielt er öon Äaifer gerbinanb 
bie 33elef|nung mit ben ©ütern in Defterreid^ ^), nad^bem S^ri== 
^topij fein SJetter i^m ba^ 9?ed^t aße Se^en ju ert^eilen unb ju 
em<)fangen, baö i^m al^ bem älteften gebührte, übertragen 
^atte^). g^ ift ba^ einigermajsen auffattenb, ba bie SJcttern ber 
älteren Sinie, tocld^e nod^ lebten, an 3>a^ren älter toaren al^ 
^artmann. ©^ fd^eint aber, al^ ob eine bebeutenbe *ißerfönlic^^ 
feit fid^ frü^ in i^m geltenb genmdCit l^abe, eine ^erfönlid^feit, 
toie fie nad^ ben SJerluften, tüeld^e ba^ gamilienbcfi^t^um burd^ 
S^riftopl^ IV. erlitten ^atte, um fo nöt^iger erfd^ien. ^m ^af)vt 
1566 fdCilo^ ^artmann mit feinen SSettern , g^o^annö VI. 
©ö^nen, einen SSergleid^, tüorin in 29 Slrtifeln eine SDienge 
©treitpunfte georbnet ttjurben ^). Sarin ^ei§t e^, bag bie ®üter 
in ber SBad^au bei SSßien feine 3"9^^örung ber §errfd^aft SBi^ 
fer^borf fein fotten ; ferner tüirb ©eftimmung über ba^ §eirat^^* 
t)ermäd^tni§ ber ©ittttje ^o^annö, Sft^er oon ©ietrid^ftein, ge* 
troffen, an tüeld^e §artmann 300 ©ulben auöjuja^len ^at; 
ha^ ©efd^ü^ foße in fünf I^cile get^eilt ttjerben, aber baö neue 
§errn ^artnmnn bleiben; bie ©ruber f offen 4237 (Bulben an 
§artmann au^ja^len ; SReint^al foffe, wie fd^on früher beftimmt, 
get^eilt toerben; loegcn ©d^irmung ber 3Sogtci ju älJiftelbac^, 
loeld^e ^nrtmann beanfprud^e, foffen bie Urfuuben nac^gefe^en 
unb barnad^ entfc^ieben »erben; unb fo oerfc^iebene^ 3lubere. 
3>m ^f^^i^c 1567 faufte §artmann üerfd^iebene ®üUen unb 

») A. 36. 

2) R. 21. 

3) L. 60. 



— 88 — 

3e^ntcn jii ^t\ntf)al, »cld^c SBolf ß^rifto^)^« SBitttüc, ßatl^arina 
öon Sambcrg gcfiört l^attcn, iinb toeldic i^r toegen au^ftc^enbcr 
nid^t bejal^Iter ©teuer öon ben SSerorbneten öon 9?ieber*Oefters 
reid^ eingejogeu tüorben toareu '). 3h bemfelbeu ^afire crl^ielt 
er dou feinem ©ruber ®eorg (Sra^mu^ ©eneralüollniad^t in aßen 
3lngelegen^eiten beöfelben. 

^m Qa^re 1568 üerl^eirat^ete fid^ |)Qrtmaun mit ®räfin 
2lnna äWaria üon Ortenburg, Sod^ter beö ®rafen Äarl unb 
ajiaj imiliann, geboruen ®räfin |)aag ^), letztere au^ einer gamilic 
ftammenb, toeld^e um {ene ^dt au^ftarb, toonad^ bie ©raffd^aft 
^aag ben ^erjogen üon 33at)ern ju Se^en gegeben tüurbe. 3>n 
biefe ^affxt 1568 unb 1570 fallen mel^rere SSerträge §art* 
mann^ unb feiner ©ruber mit i^rer 3)iutter ©ufanna über 
beren Unterl^alt ^). 1569 öerfauften ^artmann unb feine ©ruber 
baö iDorf Surbonit^ an ^o^ann öon 3i^^>^ti"^)- ^^ ^af)vt 
1570 tüurben auf^ ?Jeue üerfdEiiebcne iJömilienangelegen^eiten 
unb ©treitigfeiten beglid)en; ein SSertrag betraf bie S^eilung 
ber üäterlidEien ®üter unter 3usie^ung öon®erid^t^commiffarien'^). 
3ln biefem ©ertrage nahmen einerfeit^ bie brei ©rüber ^art^^ 
mann, ©ebaftian unb ®eorg für fic^ felber S^eil, anbererfeitö 
bie brei jüngeren nodC) unmünbigen ©rüber ^mxid), <5>o^ann 
©e<)timiu^ unb ®eorg ^artmann, öertreten burd^ i^re 3J?utter 
©ufanna, burd^ ben ®rafen ©ern^arb öon ^arbedt, ©eit Sllbred^t 
öon ©udEi^eim unb SBoIfgang üon ßied^tenftein auf (Siögrub 
unb Sßilferöborf. ^aä) biefer S^eilung erl^ielt ®eorg ^artmann 
al^ ber jüngfte ber ©rüber bie §)errfd^aft !Dürnl^oIi mit einigen 
^Dörfern, 3>o^ann ©eptimiu^ ^errenbaumgarten, ©d^rättcnbcrg 
unb Äe^el^borf, ^einrid^ bie §errfd^aft §)o]^enau nebft der* 
fdCiiebenen 35örfern, barunter ^au^brunn unb 3lltlid^tentoart^ 



') 


H. 


t 22. 


') 


D. 


54. 


') 


L. 


96. 97. 


') 


I. 


155. 


') 


T. 


27. 



— 89 - 

®corg @ra^mu^ bie §crrf(i)aft SRaöen^burg mit Sanb^l^ut, 33etn* 
l^arb^t^al unb SReiutöal, ©ebaftiau beu üBarft äWiftcIbad^, bic 
!Dörfcr *ißoi^borf, Sangenborf unb einige anbere, §artmaun 
enblid^ afö ber ältefte ben |)anptfi^, bie ^errftiiaft iJctb^berg 
mit ©arfd^ent^al, Ober* unb Unter^Semenau unb ©ifd^of^toart. 
3>n einem anbeten SSergleid^ tourbe tüiebev über ben Unterl^alt 
ber aJiutter beftimmt, über bie ©d^ulben ber grau Äat^arina 
don 8ie(i)tenftein, gebornen öon Öambcrg, toegeu ©teierecf, tüegen 
ber Urfunben ju iJ^lb^bcrg, njcgen ber ©tiimefter Subita unb 
tt)a^ bie älteren ©ruber ben jüngeren f|erau^geben fottten '). 
SWit ^atl^arina, tüeld^e fidC) toieber mit einem |)errn öon ^olbrij 
öerl^eirat^et ^atte, toaren in ben ^a^ren 1572 unb 1576 neue 
SSerträge nöt^ig gcttjorben, um i^re 2lnfprü(i)e ju begleicf)en 2). 
Qm ^a^re 1571 am 17. 3>«"i Ifint ^artmann, bamalö 
erft fiebenunbjtoaniigiä^rig, afö be[olbeter Seifiger in ben 9?e* 
giment^rat^ öon 5Kieber*Defterreicf) unb blieb in bemfelben biö 
jum ^aijxt 1574 3). o^xn ^aijxt 1572 begannen SSer^anblungen 
über bie |)errf(i)aft ©ürn^olj, tüelc^e ®eorg |)artmann öon 
ßl^rifto^)^ erfauft l^atte unb bie nun ber Äaifer ju erwerben 
iDünfd^te. ßi§ erhielt be|^alb im 9luguft 1572 ber $offammer* 
präfibent öon ©trein ben faiferlid^en Sluftrag, über J)ürn^ot3 
toegen erblid^en SSerfaufcö in SSer^anblungen einjutreten. !Der 
SSerfauf mu| aud^, obtool^I feine Urfunbe barüber üor^anben ju 
[ein fd^eint, ju ©taube gefommen fein, benn fpäter finbet firf) 
ß^riftopfi öon Jeuffenbad^ im ©eft^e biefer §errjc^aft, bem fic 
|)artmann für fidC) unb feine 33rüber auf^ 9leue im ^a\)xc 
1577 lüieber abfauft. @^ erging barüber am 17. October beö 
genannten ^^^re^ an bie bö^mifdCie Kammer ber ®efef|l, biefe 
|)errfc^aft ber Sanbtafel für ^artmann öon ßied^tenftein ein* 
juöerleiben unb i^n in bie 9lu^nie|ung berfelben einjufe^en. 
J)ann tourbe ec am 4. JJoöember erinnert, bag er ben Äauf* 



^) L. 49. 

2) L. 80. 

3) ^flotigcnblatt ber f. %Uh, ber Siffcnfd^. 1851. 229. 



— 90 - 

fc^illing don 27.000@u(ben e^ften^ ;u beja^fen ffabt, and) xonxt^ am 
28. iRoDember bfm öerru dou ^krnftcin aufgetragen, bic SRclation 
über biefen Serfauf batbmöglid^ft an bie 9tegierung einjufenben *). 
9Za(^ einer Urfunbe be^ Sied^tenfteinifc^en 3(rc^iD^-) ^^A ber 
flaifer Dürn^olj, ba^ bi^ ba^in ge^en gemefen »ar, noä) im 
genannten 3ö^re 1577 afö ©igen an ^artmann unb feinen 
©ruber @eorg ^artmann, unb am 17. gebruar 1578 erging 
in biefer ©ejiel^nng ber 53efe^( nn bie bö^mifc^e fiammer, bic 
^errfd^aft JJürn^oli au^ bem Se^en- inö (^beigent^um ju tran^^ 
feriren unb §errn f)artmann üon Siec^tenftein barüber einen 
neuen ÜRajeftat^brief au^juftcücn. ^lic^t^beftotoeniger fc^eint 
toieber anberö beftimmt »orben ju fein, benu wenige läge 
barnac^, am 24. gebruar, ^eißt c^ toieber in fnifertic^er 3Scr* 
orbnung, ^artmann don giec^tenftein fotte ber gefc^c^enen SScr^^ 
gkic^ung nac^ bic ^errfc^aft Dürn^olj toieber an ß^riftop^ don 
Jeuffenbad^ übergeben, »ogegen biefer in fed^^ SDZonaten barauf 
für I)ürn^oIi 7000 ®u(ben ertegen foüe*»). 

^artmann »ar bielfac^ in Slngelcgen^citen ber Oiegierung 
befc^äftigt, unb jum öftern ^attc er i^r Summen barjulei^en. 
1572 ^attc ber Staat eine tlulei^e don 23.000 ®u(ben auf^ 
genommen, toofür fic^ etliche ^erren afö S3ürgen derfd^rieben 
Ratten; mit S3cjng barauf tüurbc an ^artmann don Siedeten* 
ftein unb SRein^arb @trein am 22. October don brei $of* 
fammerrat^en bie ©d^ablo^^altung jugefic^ert unb am 20. ÜDc* 
cember be^felben 3o^^cö tourbe ^artmann derfproc^en, i^m in 
einem 3a^re 1877 ®ulben gu jaulen. 3nt ^aifxt 1573 tourbc 
^artmann gum faiferlic^cn (Sommiffär befteüt, um ©rengftreitig* 
feiten jtdifd^en Oefterreic^ unb 3Jiä^ren tdegcn ber ©tabt 8aa 
ju berichtigen, ßbenfo tourbe er im 3»ni beöfelben ^a^reö al^ 
ßommiffär toegen ber SSJirt^fc^aftöangelegen^eiteu auf ben $err* 
fc^aften (Somorn unb Ungarifd^^^Slttenburg nad^ Ungarn gefc^idt, 



») %x6)\\) he^ ginangminift. 

2) X. 67. 

3) 3trc^iö be« giuonjminift. 



— 91 — 

um in bcr bafür befteßtcit ßommiffion bcu 35orfi§ ju führen, 
boc^ riefen i^n (§nbe biefe^ ^af)xt^ eigene bringenbe ©efc^äfte 
Don ber genannten Slufgabe jurücf '). Qnbeffen tt)ar er bei ber 
Slbfaffung be^ SSmä)k§ barüOer am 14. September 1574 toieber 
antüefenb. tlm 25. gebruar bc^fclben 3*0^^^^ erhielten bie §of^ 
fammerrät^e ben ®efe^(, an ^artmann 2000 ®ulben auf fünf* 
tigen ®eorgi gal^lbar anjutüeifen unb i^m afö getüefenen JRegie* 
rung^rat^e feine rüdftänbige Scfolbung auöjuja^Ien. 5lm 9. SDiai 
be^felben 3ici^re^ erhielt er a(^ faiferlic^er ßommiffär ben 3luf* 
trag, bie ^errfcf)aft ^auöram ju übernehmen unb an ?5riebricf| 
öon 3i^^'^tin ju übergeben 2). 

33alb baruad^ ^atte §artmann eine alte unb toic^tige 33e* 
fi^ung be^ §aufe^, Si^grub näm(i(i), toeld^e^ Söoifgang II. 
toenige ^aijxt öor^er (1572), tt)ie oben berid^tet, bem ^aifer 
öerfauft ^attc, tüieber ju erwerben. J)iefc ^errfc^aft tourbc 
§artmann am 17. ÜJiärj 1575 jum Äauf angetragen, unb 
bicfer Sauf fam tüirfliti) burd^ einen 3SergIei(i) im 3>uni ju 
©taube 3). 3n bem Kaufbriefe toerben unter ben Oegenftänben, 
ml(i)t al^ jur ^errfcf)aft Si^grub gehörig wn'b mitüerfauft auf* 
gejault toerben, ertt)ä^nt : bie gefte ju ßi^grub, ber merte S^eil -*) 
an aßen Siedern unb (äe^öljen in ben brei §err)(i)aften 9li!oIö* 
bürg, ©ögrub unb $au^ram, awä) ba^ C)oIggeIb, tüeldieö bie 
Untert^anen in ben brei §errf(i)aftcn jä^rlic^ ju jat|Ien ijabtw; 
ber öierte S^eil ber äBilbba^n in äffen ®el^ölgen biefer brei 
§errfd^aften ; bie SBeinfc^enfe auf bem 3)iarf t ©iögrub mit bem 
3iegelftabel bafelbft, ber SBarft (Sii^grub unb bai^ J)Drf Wdotoit^ 
fammt äffen basu gehörigen ^Renten, ®ülten, Obrigfeiten, $err* 
lid^feiten, 9lu^ungen, 9?ed^ten, SBein, ©etreibeje^nten, 3Biefen, 



2) 21. a. O. 

3) iOiec^tcnft. 2lrc^iö. H. b 1-'. 

*) @ö ift baran 311 erinnern, mie oben in bcr ©efc^ic^tc 2Öo(fgong8 
eviä\){t ttjorben, baß bie Untertl^anen öon @i«grub fidi (o«gc!ouft Ratten, 
al8 bie §crrfc^oft (Sigcnt^um be^ Äaifcr« geworben mor. 



- 90 - 

f(i)it(ing öou 27.000®ulben e^cftcn^ 311 bejahten l^abe, a\\6) tourbc am 
28. 9?oöcmber bem ^crrn öou ^cruftcin aufgetragen, bic SRelatiou 
über biefeu SSerfauf balbmöglid^ft au bic ^Regierung eiujufeubeu ^). 
^ai) eiucr Urfuube beig SiedEiteufteinifc^cu %xä)\t)^^) gab ber 
Äaifer ^Dttru^olj, ba^ bi^ bal^iu Sc^cu gelDcfcn tüar, \\o6) im 
geuauuteu Qa^re 1577 al^ (Sigeu au |)artmauu uub feiueu 
SSruber ®eorg |)artmauu, uub am 17. gebruar 1578 crgiug 
iu biefer 93ejie^uug ber 33efel)t au bie bö^mifd^e Kammer, bie 
^errftiiaft ©üru^olj au^ bem 8e^eu* in^ (Srbeigcut^um ju trau^=» 
fcrireu uub f)erru ^artmauu öou Sied^teufteiu barüber eiueu 
ueueu 3Jiaicftät^brief au^juftetteu. 5Wi(i)töbeftott)euiger fd^eiut 
toiebcr auber^ beftimmt tüorbeu ^u jeiu, bcuu ujeuige Sage 
baruad^, am 24. gebruar, l^eißt e^ tüicber iu faiferlicfier SScr- 
orbuuug, |)artmauu öou 8iecf)teufteiu fotte ber gcfdie^eueu 2Scr^ 
gteid^uug nati) bie |)errfc^aft ®üru^o(j lieber au ß^riftop^ öon 
J^euffcnbad^ übergcbcu, toogegeu biefer iu fed)^ SDJouateu barauf 
für T)üru^oIä 7000 ®u(beu erlegeu foae*^). 

^artmauu tüar öiclfad^ iu 3lugelegeu^eiteu ber 9tegieruug 
befc^äftigt, uub jum öfteru ^atte er i^r ©ummeu barjulei^eu. 
1572 ^atte ber Staat eiue Slulei^e üou 23.000 ®ulbeu auf* 
geuommeu, toofür fic^ etliche ^erreu al^ S3ürgeu üerfc^riebeu 
^atteu; mit S3ejug barauf tourbe au ^artmauu öou Siedeten* 
fteiu uub SReiu^arb ©treiu am 22. October öou brci $of* 
fammerrät^eu bie ©d^ablo^^altuug jugefic^ert uub am 20. ÜDe* 
cember be^felbeu 3ia^reö »urbe §artmauu öerfprod^eu, i^m iu 
eiuem 3^a^re 1877 ®ulbeu ju gal^Ieu. 3ni 3a^re 1573 tourbc 
§artmauu jum faiferlid^eu ßommiffär befteüt, um ©reujftreitig- 
feiteu gwifd^eu Oefterreid^ uub 3Jiä^reu tüegeu ber ©tabt 8aa 
ju berid^tigeu. Sbeufo tourbe er im 3wni beöfelbeu 3al^re^ alß 
ßommiffär tuegeu ber SSJirt^fc^aft^augelegeu^eiteu auf beu ^err* 
fd^aftcu Somoru uub Uugarifc^^SKtenburg uad^ Uugaru gefc^icft, 



*) %xd^\\) bc« ginangminift. 

2) X. 67. 

3) %v6)it) beg ginanjminift. 



— 91 — 

um in bcr bafür beftcßten ßornmiffion beu SSorfife ju führen, 
bod^ riefen i^u (5nbe biefe^ ^af)xt^ eigene bringenbc Oefd^äfte 
öon ber genannten Slufgabe jurücf '). Qnbeffen tt)ar er bei ber 
Slbfaffung be^ ©erid^te^ barüOer am 14. September 1574 tüieber 
antoefenb. Slm 25. gebruar be^felben ^atfrc^ erl^ielten bic ^of=* 
fammerrät^e ben ©efe^I, an ^artmann 2000 ©ulben auf fünf* 
tigen Oeorgi jal^Ibar anjuweifen unb i^m al^ getoefenen 9tegie* 
rung^rat^e feine rücfftänbige Scfolbung au^jujal^Ien. 3lm 9. ÜJiai 
be^felben 3ici^re^ erhielt er al^ faiferlid^er ßommiffär ben Stuf*' 
trag, bie ^errfd^aft ^au^ram gu übernehmen unb an ?5riebricf| 
üon 3i^^ö^i^ J" übergeben 2). 

33alb barnac^ ^atte §)artmann eine a(te unb toic^tige 53e* 
fi^ung be^ |)aufe^, Si^grub nämlid^, tüelc^e^ SBoIfgang II. 
wenige 3a^re öor^er (1572), ö)ie oben berichtet, bem Saifer 
üerfauft ^atte, tüieber ju ertoerben. J)iefe |)errfc^aft würbe 
§artmann am 17. 3}Järj 1575 jum Äauf angetragen, unb 
biefer Äauf fam wirHid^ burd^ einen SSergleid^ im 3>uni ju 
©taube 3). ^n bem Kaufbriefe werben unter ben ©egenftönben, 
weldEie al^ jur |)errfd^aft ßi^grub gehörig unb mitüerfauft auf* 
gejault werben, erwähnt : bie gefte ju ßi^grub, ber üierte S^eil ^) 
an äffen Siedern unb (Se^öljen in ben brei ^errfd^aften 9li!oIö* 
bürg, ßiögrub unb *i|jauöram, audf) ba^ C^ö^SÖ^^^^ weld^e^ bie 
Untert^anen in ben brei ^errfdCiaften jä^rlid^ ju jal^Ien ^aben; 
ber öierte J^eil ber äBilbba^n in äffen Oe^öljen biefer brei 
§errfd)aften ; bie SBeinfc^enfe auf bem 3)iarft ßiögrub mit bem 
3iegelftabel bafelbft, ber 9Karft m^xiib unb baiS SDorf aWilowife 
fammt äffen baju gehörigen 3tenteu, ©ülten, Obrigfciten, §)err* 
lid^feiten, 9lu^ungen, Steckten, SBein, ®etreibejc^nten, SBiefen, 



2) 21. a. O. 

3) Jüiec^tcnft. %x(^i\), H. b 1-'. 

*) @« ift barau gu erinnern, mie oben in bcr ©efc^ic^tc 2Öo(fgang« 
eviä\){t njorben, baß bie Untert^anen öon (Si^grub fid) Io«ge!auft Rotten, 
al8 bic §crrfc^oft (Sigeut^um bcö Ä'aiferö geworben mor. 



— 82 — 

St)eilung öoii 1538 beu Sefife ber ©örfer 9iotl^euI)cim, Dbcr^^ 
unb 5Jiicber^SbenfeIb, \vd6)t nicf)t in bic S^eiluug öefommen 
toarcu, regelt '). 

^Qvtmanu I. f|intevlie| bei feinem Jobe gtüei ©öl^ne, 
®eorg §)nvtmann I. unb ^o^nnn (Sl^riftopl^; ber britte 
©ol^n ©ebaftian, ipelc^er jung geftorben, ift im Uebrigen an- 
befnnnt geblieben. Slud^ öon 3>o^ann (£^riftopt) iciffcn tt)ir toenig 
me^r, aU baß er im ^al)xt lölo geboren \mx unb 1543, 
alfo wenige ^([\)xc narf) feinem 3Snter ftarb, nad^bem er fid^ im 
^Ci\)xt öorl^er mit SOiarionno, S^oditer Söenjefö öon ber ßomni^ 
unb ü)iejeritfd^, öermäl^U ^atte-). äöa^ fonft nod^ öon i^m be^ 
fannt ift, tüirb in ber ®efd)ici^te feinet Sruberö ertt)ä^nt tüerben. 

®eorg §artmann I. tüar im ^aljxc 1513 geboren unb 
öermäl)lte fid) 1542 mit ©ufanna, ber Jod^ter feinet Ol^eim^ 
®eorg VI. tjon Sied^tenftein ju ©teieredt. 3lu^ biefer (St)e ent* 
fpro§en jal^lreicfie ©öl^ne unb Söc^ter, öon benen jebod^ nur 
einer, ^artmann II., 9lad^fommenfcf)aft l^atte.-3(n biefer ^)flanjte 
fid^ ba^ §au^ fort nad^ bem Slu^fterben ber beiben älteren 
Sinien ju ©teiercdt unb 9lifoföburg. 

6^ ift fd^on üielfnd) ©elegenl^eit getüefen, ®eorg ^axU 
mann^ im SJerlauf ber ©efd^id^te feiner SJettern ju ertoäl^nen, 
barunter befonberö in bem langen ©treite über baö ©d^Io| 
JRuttenftein, ber mit bem SJerfaufe beöfelben an Äaifer gerbi^ 
nanb enbete. ^m ^af)xt 1542 fc^lo^ er mit feinem 93ruber 
3iOl^ann S^riftopli einen SJertrag über eine gemeinfame §)of* 
l)altung gu iJ^lb^berg, ba 3iol|ann ß^rifto^)^ getoünfd^t l^atte, 
mit feinem S3ruber gufammen auf iJ^lb^berg gu leben 3). Qm 
3ia^rc 1543 fertigte er feinet ©rubere Qofiann (5^riftopl| SSßitttüe 
äWarianna für i^re 3Jiorgengabe, |)eiratl)^gut unb fonftige Sin- 
fprüd^e mit 4000 "»jjfunb ab unb erl)ielt bafür bie Slbtretuug 



1) L. 94. 

2) D. 31. .S3. 

3) L. * 32. 



— 83 — 

bcr $crv)d^aft |)oI)cnau '). SSom Qa^vc 1544 [teilte tönig ger* 
biimnb einen 3?eöer^ nn ®eorg ^artmann au^, baß il^m bie 
Ueberantttjortung nnb §)eran^gabe etlid^er gefangener ^erfonen 
an feinen Steilheiten, SRediten unb Obrigfeiten nnöergriffen nnb 
ofine ©d^aben fein fotte 2). ^n ba^ ^aljx 1549 fäüt ber fd^on 
ernjäl)nte ganiilienöertrag über bie §)interlaffenf(i^aft feinet 
©cötDiegerüater^ ®eorg VI., tüonad^ biefelbe gct^eilt, jeborf) öor 
aller 2^t)eitnng an ®eorg §)artmann 4000 ®ulben, h)ot)l ba^ 
§)eirat^^gnt feiner @emaf|lin ©ufanna, an^gejal^ItlDerbenfoütcn-'*). 
^mi ^([ffxt fpäter, 1551, übergab er biefe ©urnme öon 4000 
©niben feiner ©emal^Iin ^). 3^1 biefer 3^it ftanb er me^rfad^ in 
35ert)anblnngen mit ber ^offammer über 3Sorrötf|e öon ©alniter, 
ben er anf feinen öefifenngen getüann. 1551 tüie 1555 bot er 
fie tönig gerbinanb jum tanfe an. ^n bein (enteren ^a\fxt 
ijatU er l)nnbert ßentner ju ®rnnn liegen, für bie er einen 
•^aßbrief gnm SSerfanf berfelben in Defterreid^ ob nnb unter 
ber ßnn^ verlangte, fatt^ ber tönig fie nic^t gegen aßfogleid^e 
33ejaf|Iung übernel^men ttjotte'^). 1552 erlaubte i^m tönig iJ^r^ 
binanb ju 9lifol^burg 33ier ju brauen ^'). Qm Qal^re 1552 nad^ 
bcm Sobe 3iol^annö VI. erhielt ®eorg ^artmann ba^ JRed^t 
bie 8ef|en be^ §aufe^ ju öerlei^en öon 2Bolf Sl^riftopl^ über* 
tragen, weldEiem al^ bem nunmehrigen Slelteften biefe^ §aufe^ 
ba^ SRed^t jngefatten \mx. SSßolf ßI)riftopl^, tüal^rfd^einlid^ bamal« 
fd)on franf, morf)te firf) ju fd^toad^ füllen. 3n golge beffen 
labete @eorg ^artmann burd^ einen 2lnfcf)Iag in 8inj atte 
Sel^enöleute be^ §aufe^ nad^ ©teieredt ein, bort bie Selben ju 
em^jfangen unb bie gel^en^pflid^t ju tl^un^). 3llö balb barauf 

>) L. * 34. 

2) Bb. 22. 9ie^ertorium. (S)icfc Urfunbc ift im !Oicd|tcnftcinifd^cn 
%vd)\t) nid)t mcl^r aufjufiubcu.) 

3) L. 38. 
*) G. 60. 

5) 5(rd)iö beö giuanjminift. 

6) X. 68. 

'') @eovg §artmaun^ Scl^cnbud). 9Kanufcr. 

6* 



— 96 — 

örübcrn bic fo ttjiditige ^txx\6)C[^t ©tcicrcd in Obcr^Ocfterreid), 
bic eine 3^it lang bcr ®i^ ber älteren Sinie bc^ §aufe^ ge^ 
ttjefcn unb nuö ber ^^i^terlaffenfdiaft ®eorgö VI. an bic jüngfte 
Sinie gefommen lüar. ®ie lüar bei bcr ®d|ä^ung oon 1551 auf 
50.555 ^funb Pfennige gefdiäfet lüorben. ©er Saufcontrnct ift 
leiber nid|t erhalten, bod| gc^t auö einem fpäteren 3Sertrnge') 
t)on 1589 jiüifdicm htn bamaligen 3lngc^örigcn bcr JJamilie 
einerjeitö unb Söoifgang ^ötger anbcrcrfeitö liegen B^^tung ber 
jdiulbig gebliebenen ©umme ^eroor, baß bic Äauffumme 30.000 
®ulben rl^einifc^ betrug. Säufer njaren bie brei SBrüber §elm^ 
^nrt, Söoifgang unb Sern^arb Borger, üon benen ^elm^art 
mit §nrtmann^ ®cl^tt)cfter ^ubitl^ üermäl^It njar. Srl^alten ift 
nud) ein 9tet)er^ ber brei Srüber, worin fie ber gamilie 8ied^* 
tenftein bn^ SSorfauf^rcdit ücrfprecl^en, faüö einmal fie ober i^re 
3iad)lommen ©teiered wieber oerfaufen fottten, fottjic ein 53e* 
fenntni^ SBolfgang ^örger'ö oom ^ai)xt 1590, ba§ er bie brief^ 
lidien Urfunben über ©teiered üon ®eorg Sraömu^ üon Siedeten:* 
ftein ausgeliefert erhalten ijcibt 2). g^cner SieüerS batirt oou 1581 
unb bejie^t fid^ auf ben SSerfauf im vorausgegangenen Qal^re ^). 
3m näd)ften 3>a^ve 1582 oerfaufte §artmann aud^ bie anbere 
oberöfterreid^ifd)e auS ©eorgS VI. ^interlaffenjdiaft l^errül^renbe 
§errfdt)aft 9?eidt|enftein an §auS oon §eimb, njobei bie Sammer 
interüeniren mu^te, ba ber Säufer bie ge^enStafC nid^t jaulen 
njottte ^). 

^artmann folgte gleid^ feinem 3Sater bcr SlugSburgifdtien 
Sonfeffion unb, tt)ie eS fd^eint, mit Sifer, benn er betl^eiligte 
fid) in üorragenber ©tettung an ben rcligiöfen 3lngelegen^eiten. 
9luf feinen ®ütern waren eine Slnja^I coangelifc^er "Pfarrer an^ 
geftettt, bie meiftenS auS !Deutfd)Ianb gefommen waren, ©o war 
in ben ^a^ren oon 1571 bis 1578 Pfarrer ju gelbSberg SDJagifter 



L. ö8. 

2) B. 89. 

3) Bb. 49. 

*) Wc6)it> bc8 ginan^minifl. 



- 97 — 

3o]^anne^ ^ubej, ttjcld^er in Snlt^afar ®raöc einen ©iaconuö 
annal^m. 3>^in folgte Sllcfiuö S3reönicernö, lücldier dorl^er ©uper* 
intenbent in @ad6fen^3lltenbnrg geiücfen iüar, bicfe^ 3[mt aber 
afö Sln^ängcr be^ glaciuö ^atte nicberlcgen muffen. 6r ftarb 
1581 3u gelböbcrg. gin anberer glacinner, SKagifter äWartinu^ 
SBoIf, lüurbe 1576 öon §artmann erft nad) 9lIt*8idE)tenn)art, 
bann \\aä) ÜDobermann^borf berufen, njo 1581 9ticoIau^ Qung 
fein 3iac^foIgcr ttjurbe. 5Wac^ Sllt^gic^tennjart tarn 1580 SE^oma^ 
©iftelma^r, ein geborner ^fälgcr. ^n bemfelben ^t^^te würben 
t)on ^artmann *^aulu^ JJrand nad| 9)iiIott)ife, 3>ol^ann SBeiß, 
ein gaufi^er, naä) ^errenbaumgarten unb 1581 SJiagiftcr ®eorg 
§irfd)er, ein ©iebenbürger, aber auf bcn Unioerfitäten üon 
äBittenberg unb granffurt gebilbet, unb fpäter Pfarrer ju 
JJürftenttjalbe, an SBreöniceru^' ©tetle nac^ gelb^berg afö "Pfarrer 
berufen ^). 3m Qa^re 1578 na^m ^artmann alö a)iitglieb beö 
9lu^fd|uffe^ unb ber ^Deputation ber ©tänbe an ben 3Ser]^anb* 
hingen S^l^eil, njeld^e jnjifdien bem Äaifer 9tubolf unb ben 8anb^ 
ftönben üon 3iieber * Defterreic^ über religiöfe 9lngelegen^eiten 
gefül^rt würben. ÜDie ©tänbe Slug^burgifd^er Sonfeffion hielten 
bamafö eöangelifd^en ®otte^bienft in i^rem ganb^aufe gu Söien, 
ber aud^ t)on dielen ©ürgern ber ©tabt befud^t würbe. I)er 
Äaifer wollte biefen ©otte^bienft nur im ©c^ull^aufe bulben, t)or 
aßem aber bie ^rebiger unb unter i^nen ^ofua Dpi^ abge^ 
fd^afft wiffen. 9tad)bem bie SSerl^anblungen mehrere 3D?onate 
gebauert unb ju feinem frieblid^en Slu^gleid^ geführt l^atten, 
erfolgte eine faifertid^e ^^^uptrefolution, weldtie ben ©otteöbienft 
abfd^affte unb bie ^rebicanten auö feinen ganben derwie^^), 
9lud^ ber mä^rifd^en ©ruber nal^m fic^ ^artmann in biefem 
3>a^re an. ©en S3eWo]^nern ber ©tabt ®a^a würbe öom Äaifer 
afö ©eifttid^er ein 2Köndt| au^ bem Slofter Söelel^rab gefenbet, 
um bie Pfarre gu übcrnel^mcn. ®ie aber wenbeten fid^ an ben 



^) 9?au|3arf), (Söangcl. Ocflcrrcidf), bcfonbcr« im 2. S3b. 146 ff, 
2) 5(. a. O. I. gortf. 287 ff. 

SfoHe, ?iecDtenftein. II. ©b. 7 



— 98 — 

l^anbtag, ber fic^ gcrabe 511 jener 3^it in Srünn öerfammette, 
unb biefer ücreinte fic^ gu einer görbitte bei bem Äaifer, ttjelc^er 
and) golge gegeben würbe. X^ie 53itt|c^rift, bic im 3iamen aller 
au^gefteßt würbe, war üon jtoölf ^errcn unb breije^n SRittern 
unterfc^rieben, unb unter btn erfteren befanb fic^ aud^ §art^ 
mann oon Öiec^tenftein '). ^toti 3a^t:e fpäter, 1580 , na^m 
^artmann t^ätigen 3(nt^eil an ber ^irc^enoifitation, welche bie 
eüangelifc^en ©tänbe oon 5iieber^Cefterrei(^ auf i^ren eigenen 
^errfd^aften unb ®ütern anorbneten unb ju welcher, wie bereite 
oben berührt »orben, Xx. Sacmeifter üon 9iofto(f berufen 
toorben war. J)ie SSifitation in bem SSiertel unter bem 3}?an^ 
^art^berg foßte gu ^elb^berg, t^eit^ auc^ gu (Snger^borf im 
i<angentl^at abgel^alten werben, unb e^ waren bagu au^ bem 
§errenftanbc §artmann üon Öiec^tenftein unb SBoIf ß^riftop^ 
üon ßngeröborf beputirt worben, unb üon ©eiftlic^en außer bem 
3)r. Sacnieifter unb gweien anberen aud) ber 9)iagiftcr ©redniceruö, 
weld^er bamal^, wie t)oxi)\n erwähnt, Pfarrer gu gelb^berg war. 
(S^ erging üon Seiten ber ©täube eine äufforberung an bie 
Ferren unb i'anbleute, i^re ©eiftlic^en gur Prüfung (e^ ^anbelte 
fid^ befonber^ um ben ©treit über bie Srbfünbe) an ben be^ 
geidineten Ort gu fenbeu unb wenn möglid^ felber gugegen gu 
fein. 953ie ebenfalls oben bei ben 9Zad)rid)ten über SBoIfgang 
üon i^iec^tenftein erwähnt worben, fanb biefe SSifitation in bem 
SSiertel unter bem 9)?an^art^berg, weld^e^ gulefet an bie Steige 
fam, in ben klagen üom VI. bi^ gum 22. (September ftatt. @^ 
werben babei auger ben Slnge^örigen bc^ §aufe^ fiiec^tenftein 
aud^ bie Slltl^an, ß^ging, §arbegg, ^erberftein, §offirc^er, 3>ör* 
ger, Sanbau, öud^eim, 9togenborf, ®alm, 2^raun, B^ßi^Ö/ 
3ingenborf afö Sln^önger ber Slugöburgifc^en (Sonfeffion genannt. 
T)\t Prüfungen begannen am 13. September gu JJelb^berg unter 
3Sorfi^ üon §artmann t)on 8ied)tcnftein al§ erftem ©irector. Sin 
biefem 3:age würben bie folgcnben l'ied^tenfteinifd)en Pfarrer geprüft: 



^) Ci^inbcli), @c|d). ber bö^m. «rttbcr, II. 247. 



— 99 — 

3Kartin SBoIf ju 3^obcrmannlSbor^ Gl^riftop^ 3ßer(fet ju m-^ 
grub, Saltl^afar ©cucfciibcrg gu §au«fird|cu, SEl)oma^ Dieftcl* 
ma^r ju SHt^gid^tcimart, Ottmar ©c^il^eibcr ju Scrnl^arbö^ 
tl^al (unter ®corg ßraömu^), Salt^afar ®raöe, ©iaconuö ju 
iJclb^bcrg unb 9ticoIau^ SBcc^cr ju äöolffer^borf (unter SBoIf^ 
gang oon 8ied|tenftein). 3)Zan lüar mit ber Prüfung jufrieben. 
3n ben folgenben 2^agen lüurben nod^ bie 8icc^tenfteinifd)cn 
Pfarrer Qol^ann ©d^Ieefifd) ju ßanbö^ut (unter ®corg (5ra^== 
mu^), SBolfgang 3Siere(feI ju C>bcr*®ulj, Äilian 3)?ei^'ner gu 
Äefeet^brunn (beibc unter SBolfgang) unb 3[o]^ann SBeiß ju 
§errenbaumgarten (unter §artmann) geprüft. 2lm 18. ©ep* 
tember befd^Iog bie Sommiffion, il^ren ®i^ nad) Snjeröborf ju 
oerlegen unb bort weiter gu jjrüfen. §ier tDurbc bie Prüfung 
am 22. September gefd)loffen unb barauf ein öeric^t unb 
^rotofoü an bie 3Serorbneten in SBien abgefenbet ^). 

^artmann ftarb gu (Si^grub am 11. October 1585, erft 
einunbüiergig 3a^re alt, unb lüurbe gu gelb^berg begraben, 
fid^erlid) üon aßen Seiten betrauert, t)om Äaifer nic^t minber 
toie üon feinen greunben unb feiner JJamilie. 5ür bie lefetere 
toürbe fein frül^er 2^ob ein großer SSerluft geiüejen fein, toenn 
er nic^t größere @ö^ne ^interlaffen ptte, mii)t ba^ $auö 
?iec^tenftein gu neuen Sl^ren fül^ren joüten. Seoor aber üon 
biefen bie 9tebc fein tDirb, ift nod^ gu berichten, »aö an 3laä)^ 
rid^ten über ^artmann^ ®efc^tt)ifter, jo üiele t)on il^nen gu 
reiferen Qa^ren famen, l^interlaffen ift. ^artmann^ ©emal^Iin 
Slnna 3Jiaria, gebornc ®räfin üon Drtenburg, überlebte i^n. 
3>l^rcr ift fc^on afö SBittlüe in S3egug auf ben SSerfauf oon @iö* 
grub gebad)t tDorben. ®ie l^atte il^ren ®i^ auf SBilferöborf, tt)o 
i^r im ^a^tre 1590 eine Slngal^I ©ebäube, barunter Sird^e unb 
3Weier^of, abbrannten. ®ie rid^tete begl^alb eine Sitte an bie 
Kammer um Unterftüfeung, unb e^ erging auc^ unter bem 
4. September be^ genannten Qa^rc^ eine 9tefoIution an bie 



Slaupac^, a. o. O. II. 299 ff. 

7» 



— 100 — 

öon Sorneuburg, i^r Sau^otj äum 3öieberaiifbau ber Äirc^c unb 
bcd Ü)icierl^ofe^ ju SBilfcr^borf erfolgen gu laffen. @ie ftarb im 
3a^re 1604»). 

G. iQartmaitii$ II. (Sefc^ioißer. 

©ebaftian, biefe^ i)iamenö ber jtoeite in ber J^ötnitie, 
ber glüeite ©ol^n ®eorg ^artmaniiig, tourbe im ^a^re 1545 
geboren 2). :3m ial)xc 1568 erfd^eint er, »ie fd^on oben berid^tet, 
alö ^tuQt unb SDiittler in bem S^eilüertrage ber brei igiec^ten- 
fteinifd^en ©ruber ®eorg, §an^ äbam unb äöolfgnng über bie 
^interlaffenfd^aft il^re^ ©rubere Qo^aun unb be^gleic^en in bem 
nac^ften ^at}xt bei ber 2^^eilung ber ®üter be^ mittlerlüeile 
ebenfaß^ öerftorbenen ©rubere §an^ Slbam. ^m ^aijxt 1570 
war il^m bei ber Ü^eilung unter ben nod^ lebenben fedö^ örü* 
bern ber ÜKarft SWiftetbac^ mit einigen Dörfern jugefatten, »ie 
bereite oben in ber ©ejd^ic^te ^artmann^ erwähnt njorben, feinem 
jüngeren ©ruber ^einric^ aber bie §errfd^aft §o^enau. 33i^ ju 
beffen SSoßjäl^rigfeit aber l^atte laut ©ertrag ^) mit feiner SDJuttcr 
unb ben befteßten ßommiffarien, ©ernl^arb ®raf ^arbegg unb 
SBoIfgang oon Siec^tenftein, ©ebaftian aud^ biefe ^errfd)aft gu 
übernel^men, in eigener 9tec^nung gu dcrnjalten, bafür aber an 
^einrid^ jcü^tlid^ bie ©umme oon 1800 ®ulben au^guga^Ien. 
3fm nädEiften Qal^re barauf üer^eiratl^ete er fid^ mit Slmalia, 
Slnbrea^' t)on ©ud^l^eim S^oc^ter^). ^nx §oc^geit, tDÜ6)t am 
12. October ftattfanb, lub er burd^ einen Slbgeorbneten ben 
Saifer ein, bei berfelben erfd^einen gu njotten, unb biefer fanbte 
§einrid^ üon ©tar^emberg al^ feinen ©tcttüertreter feine ®lüdf* 
»ünfd^e bargubringen ^). !Die ferneren 9?ad^ric^ten, bie tt)ir über 



^) %vä)it) bc8 ginongminift. 

2) @corg ^artmann« i^cl^cnbud). 9Kanufcr. 

3) W. 9. 
*) D. 38. 

^) 5lrd)iü bc« ginangminift. 



— 101 — 

©cbaftian bi^ ju feinem frühen 2^obe l^aben, finb ganj uube* 
beuteub. Sr ftarb im ^a^xt 1574 '). ©ie «ruber t^eilten im 
folgenben Qa^re feine ^interlaffenfd^aft, bie auf 32.000 ®ulben 
gefd^ä^t ttjurbe 2) uub fdiloffcn einen 35ertrag mit feiner 953itttt)e 
über i^re Slbfertigung ^). 

(5ttt)a^ genauer lauten bie 9tadE)rid|ten über ben britten 
©ruber ®eorg Sraömu^, ber itjenigften^ ein Sllter t)on fünf* 
unbüier^ig Sauren erreichte. 6r tt)ar im Qa^re 1547 geboren 
unb blieb lebig. T)k erfte (5rtt)ä^nung oon i^m gefd^ie^t im 3al^re 
1562 in einem 3Sergleid|e ber ©ruber mit i^rer aWutter ©ufanna. 
3im 3»a^re 1567 gab er feinem ©ruber ^artmann ©eneral^ 
üottmad^t in allen feinen 3lngclegen^eiten ju ^anbeln^), nja^ 
ttja^rfdieinlic^ baburd) öeranlagt lüar, ba§ er frül^ in faiferlid)e 
Äriegöbienfte trat, ^m ^ai)xt 1570, in ttjeld^em er bei ber er^ 
ttJä^nten ST^eilung ber ©rüber bie §errfd|aft 9taöenöburg nebft 
ben Dörfern ©erntjarb^tl^al unb 9teint^al unb bem SWarft 
8anb^l)ut erhielt, lüar er bereite faiferlid)cr 9tittmeifter unb ftanb 
bamafö auf äßartgelb. (ä^ erging am 17. 3)iärj 1570 folgenber 
©efe^I be^ Saiferö SKajimilian: „2Bir ^aben ben eblen unferen 
9?ittmeifter unb lieben getreuen Sra^mu^ öon 8ied)tenftein fein 
t)on unö l^abenbe^ SSBartgelb, bamit er ju eud| hierin öertDiefen, 
bi^ auf ben 1. STag Slpril bicfeö 3a^re^ beja^len ju laffen 
gnäbiglid) bewilliget; be§^alb i^r biefen unfern ©efel^l ju t)ott* 
jiel^en ^abct". (Sin gleicher Sluftrag erfolgte am 6. 9Jiai 1571, 
bem 9tittmeifter ßraömu^ üon 8ied|tenftein 300 ©ulben Söart* 
gelb au^juja^Ien ^). 3m Qa^re 1576 tourbe er unter ßommanbo 
ßa^par^ t)on ®d)önberg al^ Oberftlieutenant unb 9tittmeifter 
über 1500 ^ferbe bcftettt«). 1582 erhielt er bie ©eftaUung afö 



') G. 72. 

2) L. 59. 

3) L. 93. 
*) Q. 13. 

*) 5lrd)iü be« ginanjminift. 
6) Z. 6. 



— 102 — 

Dbcrftcr ©tattmeiftcr unb Äammcrl^crr be^ ßrjl^crjog^ Ü)?aji* 
milian *), bcffcn ©d^idfal in ^olcn er t^citte. ^m ^ß^tc 1587 
nämtic^ toax bcr ßrj^crjog SWafimitian üon einer Partei in 
^olen gum Sönig getoal^It toorben, ttjft^renb bie anbere Partei 
ben fc^tDebifc^en ^rinjen ©igi^munb crlüa^It ^atte. Ta biefer 
burd^ »ibrige 3Binbe an ber §erüber!nnft nad^ ^oten eine ^di 
lang abgehalten toar, fo »ar SWajimitian ber erfte, »etc^er bei 
ber Ärönung^ftabt Ärafau anlangte. 35iefe aber ^ing ber fc^toe* 
bifc^en Partei an, oertoeigerte bem Srj^erjog ben Sinlaß unb 
mugte barum belagert werben. 9)iittlertt)ei(e tt)ar aber ©igi^munb 
l^erübergefommen, bie Gegenpartei l^attc nntcr bem ©roßfanjler 
3i0^ann S^w^oi^^i ^^^ §^^^ gerüftet, bem ber Srj^erjog entgegen* 
rücfte. Sr fa^ aber nur ju balb, baß er ju fc^ttjad) fei, njottte 
\i6) auf fd^Iefifd^eö ©ebiet jurüdjiel^en, na^m aber bennoc^ bie 
©c^Iac^t an. J)ie 9teiter ^Jiajimilianö fdihigen Slnfang^ bie* 
jenigen bcr ^olen in bie Slnc^t, würben bann aber i^rerfeit^ 
t)on ber Ucbermad^t ber ^olen geworfen, aßajimilian mußte fid^ 
mit ben ©einen in bie fdtilefifc^e @tabt ^itfd^en, in bereu 5Jäl^e 
bie ©djtad^t ftattgefunben l^atte, jurüdEjic^en, würbe l^ier aber 
mit fold^em i^iad^brudf üon ben ^olen belagert unb beftürmt, 
baß er fidt) bereite am fotgenben läge, am 25. ^unuar 1588, 
ergeben mußte. ®eorg Sra^muö oon Sied^tenftein ^atte bicfe gange 
Unternehmung mitgemad^t unb t^eilte ba^cr auc^ ba^ 8oo^ ber 
©efangenfc^aft. @o erhielt er auc^ in ®Icid)em im folgenben 
3[al^re bie J^t^ei^eit, afö Unterl^anbtungen ju einem grieben^fd^Iuß 
jwifc^en Defterrcid^ unb ^okn führten, in golge beffen ber 
Srj^erjog an^ feiner ®cfangenfdt|aft entlaffen würbe ^). 

SSor biefem unglüdflid^en 3"9^ "«^ ^oUn l^atte ®eorg 
Sra^mu^ 1587 unter ßommanbo beö 8agaru^ ©d^wenbi unb 
be^ ®rafcn öon ®alm in Ungarn gegen bie STürfen gelämpft 
unb fid^ babci außerorbentlic^ auögegeid^nct '^). 3n SoIg^ beffen 



1) z. />. 

2) Äl)Cücu^iUcr, Annales III. 609. 717. 
^) Salberg, Genealogia. 



— 10e3 — 

genoß er ein folc^e^ 3Sertrauen, ba§ i^in im ^alfxt 1591 ba^ 
©encralcommanbo in 9iaab, ber tt)id)tigften geftung in Ungarn, 
weit fie Oefterreic^ bcdte, übertragen tünrbe. l^eiber ftarb er 
[c^on ttjäl^renb biefe^ ßornmanboö 1591 in ber Slütl^e feiner 
^a\)xtf nmfome^r bebaucrt, al^ nad^ feinem S^obe bie geftung 
in bie §änbe ber 2:ürfcn fiel. — 'Die gamiliennac^rid^ten über 
i^n finb nic^t öon njefentlid^cr ©cbentung. "Jiac^ bem lobe feinet 
©rnber^ ^artnmnn erfd^eint er al^ ber ^auptoertreter feiner 
gamitie, ba^er and^ afö ©laubiger bc^ Saifer^ in öejug auf 
jene grogc, oben ertoä^ntc ®umme, n)eld)c ^artmann unb feine 
trüber bem Saifer gcliefien fjatten. ^n biefer Slngelegen^eit 
erhielt ber Unterfämmerer üon 3)iä^ren am 26. September 1586 
hcn 3luftrag, bcbad^t ju fein, njie §err ®eorg ßra^mu^ oon 
Sied^tenftcin üon feinen 67.925 ®ulben, bie er ju forbern l^atte, 
bod^ njenigften^ mit ber §älfte befriebiget ttjerben fönne. Da 
aber njegen ©elbmangcl bie 3^^'"^^9 ^^'^^ erfolgen fonnte, 
würbe ®eorg (Sra^muö am 24. October beöfetben ^ai)xt^ be- 
nac^riditigt, bag er für ein ^a^r länger ®ebulb l^aben möge. 
3(m 16. 9iot)ember unb 2. December würbe bem Unterfämmerer 
in aJiäl^ren Wieberum aufgetragen, in 5lbfd)lag auf bie nunmehr 
JU 58.222 Sanier angewad^fene ijorberung auö ben Gontri* 
bution^gefäßen 18.000 J^aler ju jaulen. Da bie^ ebenfatti^ 
nid^t gefc^e^en fonnte, fo würbe (Öcorg ßra^mu^ wieber erfud)t, 
ba^ er unb feine trüber biefe @umme bei ^l^vtx ÜJfajeftät 
gegen 3intereffen auf mehrere ^a^re ftiü liegen laffen mögen, 
Slttein, ba bie |)erren oon 8ied)tenftein, wie e^ fc^eint, bringenb 
®elb beburften unb 1589 aufi^ :Jieue um 3^^1^i^9 einfamen, 
fo erhielt ber Unterfämmerer öon äßä^ren im Februar biefe^ 
3a^re^ ben ©cfe^t, wa^ er in ber fi^affe liegen l)abe, nämlid^ 
bie ©umme öon 31.386 Üfjaler, fogleid) ju bejal^len unb für 
ba^ Uebrige auf fernere 3^'^ mit ©ebulb ju öerweifen. ®eorg 
Sra^mu^ unb fein ©ruber 3o^ann ©eptimiuö oerftanben fid^ 
baju, 30.000 ST^aler auf ?lbfd^lag ju nehmen, unter ber SSe- 
bingung, bag i^nen ber Ueberreft innerljalb 3»f^f|^c^f^ift in jWei 



— 104 — 

Xermtnen ge^a^lt »erbe. 3(m 2^. äuguft 1590 enblic^ toirb bcm 
Unttrtämmtrtr in :D2a^fn \u loiffen get^an, ba§ bie ^errcn 
toon $if(^tenftein ij^e DöQigen ^ueftanbte toegen ganj jufricben 
gefteUt fften. So cnbete btefe Angelegenheit, Don meiert iDtr 
bann nic^to »eiter erfahren. 3" bemfelben ^afpct 1590 erhielt 
@eoTg 6ra0mu0 über ha^ Torf (Sbereborf, ha^ er frü^r üon 
£^o(fgang Don äied^tenftein erfauft ^atte, bie faiferlic^e ^ele^^ 
nung ■) unb be^Ieic^en burc^ ben trafen lUrid^ Don ^arbecf 
alö branbenburgiid^en ^e^nötrager bie Sele^nung mit bem iSlaxh 
?JeufiebeI on ber ^atfa ^). 2cin Jeftament batirt Dom 28. ü)iai 
1591^1. 3n biefem Xeftament iDill er e« in ber ^auptfac^ 
ganj nQ(^ bem Srauc^e bee ^ufee unb ben &rbeinigungen ge« 
galten iDiffen; bie Sd^enfungen, bie er mac^t, ftnb a(fo ganj 
priDater ?!atur. I^arunter bennbet ftd^ auc^ an X^a^ beutfc^e 
9tegiment ju ^?rag ein fielc^ fammt 500 X^a(er für (frric^tung 
i^r Sirene, ,,ben iDoUen fte Don i^rem, menn e^ ü^otte^ 3Bitte 
geiDeft nmre, Cberften Dorlieb nehmen", äud^ ftarb er noc^ in 
biefem ^o^re, unb jwar unDermö^lt. Seine ^interlaffenfc^aft 
würbe am 2^. 3(uguft jiDÜc^n feinen "Jieffen, ^artmanne Söhnen, 
unb feinem Sruber öane Septimiue geteilt ^). Tad 9Ser* 
mögen, nyeld^e^ @eorg &:aemue ^interlies, beftanb in ber ^err« 
fc^ft ^aDeneburg mit allen ^errlid^feiten unb ^o^tten, bem 
S(^lo§, bem I^orf unb ü)kier^of, nebft aßem fonftigen ^u* 
be^ör, beegleic^n bem Üßarft Sem^rböt^af mit aQen feinen 
f)errlid^feiten, @erid^t, i^tu^ungen, 3^^"^^" "• I- ^v cbenfo in 
ben bciben Crtfc^aften ßbenfelb, bem a)iartt ganbe^ut, 9iein* 
t^l, ben S^ingörten ju Sd^rattenberg unb Silaioi^; in ber 
f)err)(^aft ^o^enau mit bem Sd^loß unb aUem fonftigen 3^- 
be^ör Don öerrlic^feiten unb ?i Übungen, in 3lbeborf, ^uebrunn, 
Sd^önftrap, ^alternborf, Tobernftorf, ^3i(i^teun)art, dtingeftorf, 



') 


A. 


54. 


') 


A. 


44. 


') 


G. 


43. 


*) 


Cc. 34. 



— 105 — 

9BaItcr^borf. Sitte biefe ®ütcr befaß uad| bem aSertrage Qo^ann 
©eptimiu^ attein. J)a aber ber anbete 2i^eil, bie ©ö^ne feinet 
Sriiber^ §artmann, ben Slnfprud^ an bie §alfte Ratten, fo trat 
Qo^ann ©eptimiuö i^nen bafür bie ^errfd^aft ^errenbaumgarten 
fammt attem B^Ö^^örigen unb atten baöon abl^cingigen Ort- 
fdiaftcn ab. ©ottte aber biefeö ben jungen Srübern uic^t ge* 
nügen, jo erflärte fid^ ^o^ann ©eptimiu^ noc^ bereit, üon ber 
Srbfc^aft feinet ©rubere ®eorg (Sraömuö nod| 9teint^al nebft 
einigen (Sinfünftcn unb 9?ed|teii üon anberen Drtfdiaften ab^ 
jutreten. 

(So folgt nun öon ben Sinbern ®eorg ^artmann^, lüelc^e 
tß ju längerem geben braditen, bie ältefte lod^ter 2lnna ®n^ 
fanna. ®ie lüar 1549 geboren, oerfieiratl^cte fid| 1568 mit 
bem ©rafen Sernl^arb t)on |)arbecf unb ftarb im ^o^re 1596 '). 
9Son ben beiben näd^ftfolgenben ©c^lüeftern ©ufanna ^o^anna 
unb (Sft^er ftarb bie erfte, tt)ie oben angegeben, ganj jung; bie 
jtüeite, t)on lüeldier tt)ir btn lobei^tag nid)t toiffen, blieb lebig. 

^tinxid) (geboren 1554 unb geftorben 1585), ba^ ac^te 
in ber ^Reihenfolge ber Äinber ®eorg ^artmann^, war eigent* 
lid) ber jüngere feinet 5iamen^, benn eö ^atte fd^on einen 
alteren ©ruber ^cinrid^ gegeben, geboren 1548, aber bereite 
1551 lüieber geftorben. 3^m erging e^ ä^nlid^ tt)ie feinem 
©ruber ®eorg (Sra^mu^. 9loc^ jünger al^ biefer ereilte if|n 
unerlüartet ein attgu früher 2^ob unb entriß i^n feiner 8auf* 
ba^n, bie er fd)on in jungen Qa^ren mit großen ß^ren t)erfolgt 
l)atte. ^i)m lüar bei ber I^eilung be^ däterlid^en dvbtß bie 
§errfd)aft ^o^enau jugefatten, 3lnfang^, fo lange er unmünbig 
war, unter ber 3SerJt)altung feinet ©rubere ©ebaftian. ©d^on 
frü^ trat er in laiferlid^e ©ienfte. ^m g^a^re 1582 mar er 
Äammer^err beö Srj^erjog^ aßatt^ia^^ unb begleitete benfelben 
gur 3iifömmen!unft mit Äaifer SRubolf auf ben Sieic^^tag nad^ 
Slugöburg. Unter bcnen, bie freitt)ittig im Oefolge be^ (Srj^ergog^ 

') Cc. 38. 



— 106 — 

toareu, befanbeii fit^ and) Ö^inrid^^ jüngerer Sruber ®eorg 
$artmann unb 2öotfgang üon i^ied^tenftein '). 3^^^ 3ö^re 
barauf, 1584, »urbe §etnri(^ al^ faiferüc^er ©cfanbtcr mit 
reichen ^fc^enfen }um Sultan 9(murat^ nad^ (Ionftantinope( 
gefc^icft, nat^bem üorl^er eine SSerlangerung bee SBaffenftiUftanbe^ 
auf ac^t ^affxt abgefc^toffen »orben. Unter bcn bamaligen 95er* 
^altuiffen war biefer Sluftrag nid^t o^ne Sd^toierigfeit unb jeigt, 
toeldie^ SJertrauen fic^ §einric^ bereite ertoorben ^aben mußte. 
(5r 5ä^(te bamal^ breißig ^af)xt unb »ar mittlertoeile Oberft* 
l^ofmeifter be^ ßrj^erjog^ 3)iattl^ia^ getDorben, ben er in ben 
junäc^ft oorau^gegangenen ^t^^^^n nic^t üerlaffen gu ^aben 
fc^eint. Seine ^nftruction, bic fid^ im Öied^tenfteinifc^en %vä)\t) 
nebft anberen auf biefe Steife bejüglic^en ÜDocumenten erhalten 
^at^), ift t)on Äaifer 9tuboIf am legten ;iuli 1584 ju ^rag 
au^gefteßt »orben. Sie lautete ba^in, baß er bie SJere^rung an 
Äleinobien unb ©efd^enfeu, welche ber Äaifer im ac^tial^rigen 
Stieben bem Sultan berjproc^cn, biefem ju überbringen ^abe, 
tt)ie nic^t minber auc^ bie anberen ©efc^enfe, »etdtie für bie 
^afc^a^ unb anbere ^erfonen beftimmt »aren. ^n ®ran foüe 
er bem Sanb[c^a! baö !aifer(id^e Schreiben überreid^en unb i^n 
erfuc^en unb ermahnen, ba§ er feinerfeit^ ben abgefd^Ioffenen 
(trieben unberbrüd^Iic^ l^alte, infonber^eit auc^ feine ^ieg^böllcr 
an Streifereien unb ^Räubereien in t>a^ faiferüc^e ®ebiet oer* 
^inbere, unb bann bcmfelben bie i^m gugebac^ten ©efc^enfe ein=^ 
^änbigen. Sle^nlid) lautete ber Sluftrag für ben "ißajd^a in Dfen, 
bem ber ©efanbte ebenfalls ßrebengfd)reiben ju überliefern l^atte 
mit ber Srma^nung, aller bem grieben guttjiberlaufenben $anb* 
lungen fidt) ju enthalten unb ben Seinigen bie ßinfäüe, ba^ 
SRauben unb ^lünbern nic^t ju geftatten, »ogcgen er fid^ be^* 
felben bon Seite ber Äaiferlic^en gu berfe^en f^aht, meldte alle^ 
jur ßr^altung beö guten grieben^ unb ber 3lad^barjc^aft t^un 
njürben. ÜDarnac^ i)ait er il^m tt)ie aud^ feinen Seuten bie 



>) H^cüen^illcry Annales I. 239. 
2) X. 57. 



— 107 — 

®cfd|enfc ju überreidicn unb il^n um ©cleitöleiitc unb fonft im* 
gefäumtc görberung feiner Steife anjuge^en. Slngefornmen einige 
S^agreifen oor ßonftantinopel, fotte ber ®efanbte bem bortigen 
faiferlic^en Drator ^anl J^tei^errn t)on S^feing 5Wac^ric^t geben, 
in ßonftantinopet bei il^m einfetten unb alle ©efd^enfe nad^ bem 
3Serjeicl^ni6 il^m uberanttt)orten. ÜDer Drator werbe i^n fobann 
bei bem ©ultan, bem ®ro§t)ejier unb ben "ißafc^aö präfentiren, 
njie e^ ber Sraud^ fei, ttjonac^ ber ©efanbte feine Stüdfe^r \0' 
balb t^unlic^ einjuriditen l^abe. ©ie ©efd^enfe an S^Ieinobien, 
bie jufammen einen SBert^ üon ettt)aö über 9200 ®ulben Ratten, 
beftanben in Sunfttoerfen öon U^ren, ©erätl^en unb SBaffen* 
ftüden. i?ur ben ©ultan j. ©. ttjaren beftimmt ein U^rttjerf im 
Sert^ öon 100 ®ulben mit ber gigur einer Jungfrau barauf, 
ber ein Sin^orn in ben ®d^oo§ fpringet, eine anbere U^r in 
gorm eine^ Sötoen, ber ben ^aii)tn auffperrt unb bie 9lugen 
öerbre^t, mit einem 9Äanne, ber i^n fü^rt, unb jttjei Slffen, bie 
einanber pritfc^en, 113 ®ulben ttjert^; ein filberneö öergolbeteö 
SBeden mit bagu gehöriger Äanne, 347 ®ulben ttjert^; jtoei 
ä^nlid^e ©egenftänbe im SBert^e öon 344 ®ulben; jttjei gro§e 
35oppeltrinfgefd)irre, jebe^ üon 191 ®ulben SBert^; eine ^o^e 
üergolbete ©diale, 144 ®ulben ttjert^; ein dergolbeter Sedier 
für 142 ®ulben; jtüei ^o^e filberne SSBafferfrüge öon italie* 
nifdier 3lrbeit, jeber 169 ®ulben ttjert^ ; gttjei oergolbete glafd^en, 
jebe im SBert^e t)on ett^a 155 ®ulben; jttjei runbbaudiige gol* 
bene glafdicn, für 148 ®ulben jebe; enbtic^ eine oergolbete tür:= 
fifc^e glafd)e mit geftod^ener Slrbeit im SBert^e öon 105 ®ulben ; 
alle 16 ©tüde gufammengenommen 2624 ®ulben toert^. 5le^n* 
lid^ waren bie ®efd|enfe, welche bie "ißafc^a^ unb bie anberen 
•ißerfonen, tt)ie j. ©. bie !DoImetfd^e, erhielten, nur geringer an 
3a^I. 3lu^erbem waren aud| ®elbgefd|enfe jur 3Sert^eiIung be* 
ftimmt, bie jufammen eine ©umme öon 66.000 2:^aler ober 
74.829 ®ulben au^mad^ten. ÜDat)on erl^ielt ber ©ultan felbft 
45.000 schaler, ber ©roBüejier 7000 ®ulben unb nac^ SSer* 
^ältniß bie übrigen "^erfonen. 



— 108 -- 

3Son bcr Steife ^einrid^^ üon Siec^tenftein nad^ ßonftan^ 
tinopel ift ein fe^r au^fü^rlic^er ^rid^t üor^anben, ber leiber 
mit ber änhinft in ber türfifc^n pauptftabt enbet. "^tv Seric^t 
ift niebergefd^rieben üon einem ber Segleiter ^einrid^^, Ü)ield^ior 
Sefolt, unb abgebrucft in ber „^leutoe ß^onica lürcfifd^er 
•Jlation" (granffurt 1590) öon §an^ gewenflau üon SlmeU 
beum, »eld^er ebenfalls einer ber ©enoffen biefer ^at^xt xoax. 
Weiteren ^atte ^einrid^ fd^on auf frühen ^ugenbreifen in Se- 
fanQon fennen gelernt unb i^m feitbem eine freunbfd^aftlic^c 
ßrinnerung bewahrt, ^m golgenben ift ba^ äßefentlid^fte au^ 
bem Serid^te mitget^eilt. 

Da^ ®efolge ^inrid^^ üon Siec^tenftein beftanb im ®angcn 
au^ etiDa neunzig "ißerfonen. Unter ben Ferren, bie i^n beglei* 
teten, befanben fic^ fein jüngerer Sruber ®eorg ^artmann, 
jtoei grei^erren üon ©ietric^ftein, Sari unb SBill^elm, ferner 
SBolf Ungnab greifen: ju ®ounecf, §au^ lUrid^ üon ©tar^m^ 
berg, ©igmunb 8ubtt)ig üou ^otl^eim, ^ector öon (5lfe, ®eorg 
Slnbrea^ öon ©ud^^eim unb änbere, bie fammtlid^ au be^ ®e* 
fanbten 2^afel fpciftcu. 3" *^"^Ji gehörten auc^ f)an^ Selüenflau 
unb Ü)?eId^ior ©efolt. ß^ »aren bann toeiter im ©efolge üier 
Äammeriunfer üon äbel, unter benen audö ein "Jiürnberger ^a* 
trijier S3urf^arb Söffel^olj oon Äolberg, üierje^n jüngere ^erren 
oom äbel, unter i^nen ein ^Mxii unb ein SRebern, fobann ein 
©tatlineifter, Äüd^enmcifter, Sellermcifter, ©olmetjc^, lafelbeder, 
Slpot^efer, ©c^mieb, ©c^neiber, eine Slnja^l Äöd^e, 9iiemer unb 
wer fonft auf fo »eiter SReifc burd^ barbarifirte Sauber nöt^ig 
fc^ieu. Der SSorreiter unb Sutfd^er »arcn üierunbbrei^ig, 

e^ toav am 26. 2luguft 1584, aU fid^ ber faiferlid^e ®e* 
fanbte oom §ofe unb ben ßrj^erjogen ßrnft, 3)?attl^ia^ unb 
aWajimilian oerabfd^iebete, »orauf er am näc^ften Jage im 
ganb^aufe gu SBien ein groge^ äbfd^ieböbanquet gab. 5)ie Slbfal^rt 
gefc^a^ aber erft am 30., unb jlüar »urbe bcr crfte S^l^cil bcr 
Steife ju ©d^iff auf bcr Donau jurüdfgclegt. ©onntag ben 
1. ©eptember traf man in Gomorn ein unb fenbete Sotfd^aft 



— 109 — 

nac^ ®ran jum türfijc^cn ©nubfd^nfbcg, \i)n üon bcr Slnfunft 
be^ faifcrlidien ©cfanbtcn an feineu ©rangen ju benadiric^tigen. 
S3iö nun bie 2lnttt)ort gurüdfam, ^atte mau ^tit bie geftung 
gu befid^tigen, lüelc^e bamafö unter beut S3efe]^l be^ Oberften 
äubrea« Sielman t)on Äietmanöed [taub. 9)iitttertt)eile !am bie 
5Wad^rid^t, baß bie 2iürfen eine ^albe ©tunbe uutet^alb ßomorn 
an ber ©ränge »arteten, btn ®ejanbten gu empfangen, unb man 
brad^ tt)ieberum gu ©c^iff auf, begleitet öon einer 9lbt^eitung 
t)on 300 3Äann beutfdien Stieg^öolf^ unb 19 Keinen ÜDonau* 
fc^iffen, jebe^ mit glüei Sanonen unb einer Slbt^eilung 9tafabiften, 
ungarifc^er mit ®d)ilb unb 8ange bewaffneter ^iegöleute, befe^t. 
ÜDie J^ürfen, ebenfalls t)on ga^Ireidien fleinen Stiegöfdjiffen ge* 
leitet, karteten am Sanbe. ÜDer @anbfd)afbeg l^atte feinen ^of- 
meifter gum ßmpfang gefdiidt, „einen oerfd^mifeten 3)?ann 
angufel^en, boc^ pflid)". 'Dtadti bem erften Empfange ttjurbe 
ein gemeinfame^ ijrü^ma^l eingenommen, worauf man ttjieber 
bie ©Griffe beftieg, bie 9teife fortgufe^en. 'Dabei brannten bie 
beutfd^en ©d^üt^en i^rc S3üc^fen loö, bie ©d^iffe löften il^rc 
Sanonen, bie Surfen traten beögleid)en unb ließen if|re 9)?ufif 
fpielen, fo baß fic^ bcr Oberft Sielman^edE äußerte, eö fei nie 
ein ©efanbter, fo tauge er im SBefe^I fei, fo ftattlic^ empfangen 
tDorben. ©pät 9lbenbö am 4. ©eptember fam man in ®ran an, 
unb ba e^ gu geftlic^feiten gu fpät war, fd^idEte ber S3eg SBein 
unb 3SictuaIien auf bie ©dtiiffe unb ließ feine 2WufiI nad^ bem 
Slbenbeffen fpielen. ÜDe^ näc^ften Sßorgenö in ber i^rü^e erfd^ie- 
neu bei ben ©d^iffen ac^t fc^öne ^ferbe t)om S3eg gefenbet, 
weldtie ber ©efanbtc mit feinen öorne^mftcn Ferren beftieg, um 
ftc^ im feierlichen 3^19^ i^^^ S^9 J^^ begeben. 3Sorauf ritten bie 
t)om §errenftanb^ bann bie Wiener unb bie 9teifeoffigiere, bann 
bie t)om 3lbel, Wetdtie bie 'ißerfon beö ©efanbten bebienten. 
S5iefem gunöd)ft, ber nun folgte, gingen feine üier Äammer^ 
iunfer t)om 3lbel vorauf, ber eine mit einem türfifd)en ©äbel, 
ber gweite mit einem S3ufifan, ber britte mit einem ©d^afan, 
ber üierte mit einer ungarifd^en §adfc. hieben bem ©efanbten 



— 110 — 

ging fein ^ofmciftcr, bann folgten einige Jürfen, Qanitfd^aren 
unb ber türfifc^e §ofmcifter mit feinem ®efinbe. iälan brauchte 
me^r afö eine SSiertelftunbe, um ju bem §ofe be^ ©anbfd^afbeg 
ju gelangen. Diefer empfing ben ©efanbten l^öflid^ft unb nal^m 
auö feinen ^änben bie ©riefe beö Saifer^ nebft jtoei oergolbeten 
©itberfannen, bie mit S^l^alern gefüllt waren. ÜDer ©efanbte 
fprac^ italienifc^, »elc^e^ in ba^ Ungarifc^e überfe^t »urbc. 
ÜDarauf trugen gtoei türfifd)e 3)iener ©dualen mit ©d^erbet 
l^erum, tDeld^ee aber „faft untiebtic^ gu trinfen tt)ar", unb nur, 
»eil @i^ barin lag, bei ber großen §i^e ertraglid^ tourbe. 
3igeunerifd^e ©Jjiedeute, bie öor bem ©efanbten l^ergingen, ge=^ 
leiteten bann ben 3^g gu ben ©d^iffen toieber gurüd. 35od^ 
^atte man 3^'* ^^^ ^^^ ©raner ©c^lo^ unb bie ©omürd^e 
angufe^en. 2(1^ mau t)om l^anbe fticg, bienteu tt)ieber eine änga^l 
türfifd)er ©d^iffe gur S3egleitung. 

(SJegen 5lbenb be^ 5. ©cptember gelangte man nad^ Ofen, 
©inan ^afd^a, »elc^er bafelbft befehligte, fd^icfte gttjangig ©d^iffe 
gum ©mjjfange entgegen. Diefe breiteten fid^ über bie üDonau 
au^ unb brannten it|re ©tücfe lo^; ba^felbe tl^aten bie türfifd^en 
©d^iffe, »eld^c gum ®eleit gebleut Ratten. ÜDa e^ gum ganben 
gu fpät »ar, fd^idfte ber ^afd)a, wie e^ gu ßomorn gefd^e^en 
war, Sebenömittel auf bie ©d^iffe, feiner ber Seute aber, welche 
bicfelben trugen, wollte bie feinigen au^ ben Rauben geben, bi^ 
fie ber ©efanbte felbft gefeiten l^atte. 2lm anbern aWorgen würbe 
ber ©efanbte oom ^afd^a mit aller *^rac^t empfangen; Seute 
unb "ißferbe ^tte er il^m gu ben ©d^iffen gefd^icft, Qanitfc^aren 
unb anbere bewaffnete bilbetcn ©palier ; er felbft, umgeben oon 
ben üorncl^mften ^JJerfonen geiftlid^en unb weltlichen ©täubet in 
reid^fter Sleibung fag auf einer 33anf, t)or weld^er Ztpp\(i)t auö* 
gebreitet waren, unb lie§ ben ©efanbten auf einem befonberen 
©tu^l neben fid^ fi^en. ©iefer überreid^te i^m bie ©riefe beö 
Äaiferö, welche ber *^afd^a fügte unb gu befonberer Sieöereng an 
feinen lurban l^ielt, unb barauf ba^ für il^n beftimmte faifer^^ 
lic^e ©efd^enf, wclc^e^ ber ^afc^a mit einer golbgefc^mücften 



— 111 — 

ungarifcfien ober türfifd^cn 3Jiente an ben ©efanbtcn crttjicbertc; 
bicfer legte fie fogleid^ an, inbem er bie feinige abnehmen lie^. 
äßä^renb ber "»Pafci^Q \xä) bann gurüdjog, würben bem ®efanbten 
nodi allerlei ©pielleute unb ©anfler öorgefü^rt, bie i^n aud^ 
bi^ jum ©diiffe begleiteten. (Sinige baöon trugen rot^e fja^nen 
unb Ratten bie ©taugen baöon in ben 8eib unter bie auf== 
geft^nittene ^aut gefto^en; anbere Ratten \xä) in gleicfier SBeife 
ben @äbel burd^ bie §aut geftoßen unb trugen i^n wie hinter 
einem ®ürtel ; ein anberer ^atte e^ ebenfo mit einer glinte ge^^ 
mad^t; anbere Ratten fiebern in ber So^jf^aut fteden ober fie 
l^atten lange ©d^werter burd^ bie ®df|Iäfen geftogen. SDiit 
©d^ttJämmen ba^ flie^enbe S3lut abwifd^enb, tanjten fie fo öor 
bem ®efanbten, bi^ fie am ©dfiiffe mit einer S3elo^nung abge* 
fertigt würben '). ®egen Slbenb famen nod^ anbere ©auller unb 
SRinger. Slm näd^ften Jage würbe bie ©tabt befid^tigt, unb 
gegen 9?adf|mittag polten ©dfiiffe M ^afd^a, ber ein geborner 
Florentiner ober 3)iailänber war, ben ©efanbten ju bemfelben 
unb beibe Ratten eine me^rftünbige Unterrebung. ®egen Slbenb 
mad^ten bie Jürlen ein ©d^ie^en unb geuerwerl auf ber J)onau. 
!J)ie Slbreife öon Ofen fottte am ©onntag ftattfinben, bod^ würbe 
fie burdi ©türm öerjögert. 3""^ Slbfd^iebe fdfienfte ber '^afd^a 
bem ®efanbten einen gefangenen S^riften, ber au^ Seipjig ge^^ 
bürtig war. 

2lm 10. ©eptember öerlie^ §einridf| öon Sied^tenftein Ofen 
mit ber ganjen SKaffe feinet ©efolge^. SBian ^atte erwartet, 
bag ber ^afc^a fie nidfit alle weiterliefen laffen werbe, weil 
bi^^er bei feiner ©efanbtfd^aft fo öiele "ißerfonen gewefen: fie 
burften aber atte bie weitere fjal^rt mitmad^en. J)ie ©efanbt- 
fd^aft befanb fidf) auf fünf ©djiffen unb ert|ielt öon fedi^ tür= 
fifd^en ba^ ®eleite, be^gleidien öon einem S3eg, ber aud^ ferner 
bei i^nen blieb, unb anberen ©tanbeöperfonen, fowie öon brei 



^) 3m gcnonntcn Scrfc gu @. 118 pnbct ftd) eine 5lbbilbung 
biefer ©ceue. 



— 112 — 

Sjaiifd^cn, b. i. §ofbieuern bcö Sultan^, unb brei ^anitfcfiarcn, 
lüelc^e al^ gü^rcr mit uad^ ßonftautinopel ge^cn fottten, fammt 
bereu S)ieuern. Ol^ne befoubere Unfälle ober 33egebenl^eiten fu^r 
man bie Donau ^inab, inbem mau [idi öou ^dt ju ^cit Der* 
proöiantiren mußte, ba bie ©egeub ju beibeu ©eiteu, obwohl 
grüu uub luftig aujufe^eu, bot^ öbe unb »enig beiDo^nt war. 
3utt)eilen lam ein ©diiff in bie iOiü^len am Ufer, gutt)eilen in 
bie Strubel. 2lm 16. erreidjte man ^eteriüarbein unb ßarloiüi^, 
tt)o man einen SBein faub fo gut, \m man i^n feit SBien nid^t 
getrunlen ^atte. Slud^ ^ier tt)ie anberött)o mußten bie S^riften 
Sebenömittel auf bie @(f|iffe bringen, bot^ würbe i^nen ba^ an 
ber ©teuer, bie fie bem ©ultan ju gal^Ien l^atten, abgejogen. 
35ie 3la(f|t blieben fie ber SfJünbung ber Stl^eiß gegenüber in 
©alanlemen, ido wie gewö^nlid^ bie türlifd^e Begleitung gur 
Unterhaltung allerlei barbarifd^e ©piele trieb. 3lm nödiften 
Stage lam man natf) S3elgrab, ido man bie ©cfiiffe öerlaffen 
unb fi(f| jur Sanbreife ruften mußte. J)ie §erren fuhren in 
fünf Sutfd^en, bann lam be^ ©efanbten Leerwagen, unb barauf 
ad^t Sanbfutfd^en, gu benen ber §ofmeifter in S3elgrab nod^ brei 
aufnel^men mußte, jnjei für bie ^ödfie unb bie Äüdfie, eine für 
bie kaufen. 

2lm 19. ©e^Jtember na^m bie Sanbreife il^ren 2lnfang; 
ba^ erfte Sager würbe in Ä1ein*S3ulcon)ar in Serbien aufge* 
jdfilagen, ba^ gweite in ®roß*S3uIcon)ar, ba^ britte in SSabafd^in, 
ba^ öierte in g^agobna. 9Kan fanb ba^ 8anb fel^r unbeiüol^nt, 
fo baß man nur atte fünf bi^ fedf)^ 9KeiIen auf eine ßaraöan^* 
ferai ftieß, unb aud^ biefe waren meift fd^Ied^t. Srft S^agobna fd^ien 
ein befferer Ort ju fein, mit fteinernen ßaraöanferaien, 3Kofdf|een, 
Srunnen unb S3äbern au^ SKarmor, weld^e lefetere fid^ übrigen^ 
an allen Orten fanben. 2lm fünften 5Eage lam man nad^ S3a* 
rafin; auf bem äBege ba^in l^atte man bie 5Diorat)a gu ^jaffiren, 
weld^e Serbien unb Bulgarien trennt, ^n Sarafin fanb man 
eine beffere, mit S3Iei gebedfte ßarabanferai mit 3iniinern babei, 
wä^renb bie gewö^nlid^en nur ein J)adE| für etlidie l^unbert 



— 113 — 

^fcrbe finb ; bic 8cutc mögen fid^ babei bereifen, tt)ie fic f öimen. 
S3ci bcr fed^^tcu ßaraöanfcrai, |)Qffaii '^afdia genannt, erl^ob 
fid^ ein ©treit jlDifd^cn ben begleitenben dürfen unb bem J)oI* 
metfdi be^ ©efanbten, ^eter §oröat, ber öon einem ber J^janfd^en 
bei bem Sinftetten ber ^ferbe beleibigt unb mit bem gu§e ge^ 
ftogen tpurbe. ©er ©efanbte verlangte öon ht\i Xnxttn S3e* 
ftrafung be^ ©d^ulbigen unb erflärte, augenblidlid^ einen S3oten 
mit feiner S3efd^tt)erbe jum ^afd^a jurüdfcfiiden ju tootten; er 
iperbe öon 9?iffa, bem näd^ften JRul^eorte, nicfit toeiter reifen, 
bi^ er ®enugt^uung erhalten, ober aber er totvbt mit allen 
©efd^enlen toieber jurüdfe^ren. S)ie Stürfen legten fitf) aufö 
S3itten für i^ren Äameraben, bodi getoä^rte ber ®efanbte nicfit 
e^er 23erjei^ung, al^ biö bie Saftonabe ober Sarabajjaba ju* 
geftanbcn unb atte^ jur Sjecntion bereit n)ar. S)ie t^eftigfeit 
it§ ®efanbten nüfete i^m aucfi in anberer SBeife. J)ie begleiten- 
ben Stürfen Ratten ben 3luftrag öom ^afd^a ertjalten, bie 2tbtn^^ 
mittel für bie ©efanbtfd^aft ju beforgen, unb e^ toar il|nen ju 
biefem 3^^^^ ^^"^ 9^ö§^ ©umme ®elbe^ mitgegeben »orben. 
@ie aber fauften fd^ledit unb ungenügenb ein unb bel^ielten ba^ 
erf^jarte ®elb für ficf). Sei biefer ®clegen^eit mad^te i^nen ber 
©efanbte aud^ barüber crnftlid^ 23orftettungen, toa^ ben ge= 
njünfd^ten (Srfolg l^atte. 

J)ie fiebente J^agereife ging bi^ tWiffa an bem gleid^namigen 
gluffe gelegen, einer alten, eliemalö bebeutenben, öon ben J^ürfen 
aber arg öertoüfteten @tabt, wo man inbeß in einem @pital 
bequeme Unterfunft fanb unb ben folgenben J^ag 5Raft mad^te. 
3Son ba ging eö bann toeiter auf ber ad^ten Sagereife über baö 
®ebirg nad^ Suritfd^e^ma, einem dfiriftlidf) butgarifd^en ÜDorfe, 
auf ber neunten nadf) ^irot, auf ber je^nten nad^ Dragomanli, 
auf ber elften nadfi <Sopi)\a, einer anfe^ntid^en §anbeföftabt, n)o 
man »ieber für einen 2^ag 5Raft mad^te. 2ln biefem J^age, e^ 
n)ar ber 1. October, traf gerabe bie franjöfifd^e Sotfd^aft ein, 
roeld^e öon Sonftantinopet jurüdfam. 23on ^ier ging eö immer 
l^ö^er unb toAUx inö ®ebirg, junäd^ft nad^ (Sßifliffa, bann nad^ 

^alte, Siet^tcnftcin. II, «b. 8 



— 114 — 

®clbcrbcnb, einem fd^led^ten bulgarifd^en ß^riftenborfe, auf tod(i)tv 
dd^vt man ben ^ödiften 'ißunit bc^ SÖege^ über ben S3alfan 
erreid^te. $ier öerließ man Bulgarien unb betrat J^racien. 3)2an 
^atte ^Bulgarien ein fcfiöne^ unb angene^me^ Öanb gefunben, 
öott gelber, SBeiben, ®t^'ol], Serge, I^äler, glüffe unb Säd^e, 
aber fe^r fcfiled^t bebaut unb bie Ortfd^aftcn jum J^eil t)er== 
lüüftet. T)ie d^riftlid^en SJuIgaren treiben öiel SBeinbau, bie 
J^rauben finb gut, aber ber 3Bein f(f|(ed^t au^ äKangel an Vettern, 
an^ SSernacfiläffigung unb gaul^eit. 2luf ber öier^e^nten Jage^ 
reife fam man nad^ Jatar S3ajar, \x>o ber neu ernannte "ißafd^a 
öon Jeme^ttjar mit großem ®efofge öon Setoaffneten, äBögen, 
3)taule}eln unb ^ameelen ber Oefanbtfd^aft entgegenfam. 3Kit 
ber fünfzehnten Ja^rt erreicfite man bie große Stabt "^^ilip* 
po^jel an ber SJlari^a, bem alten §ebruö, gelegen. |)ier mad^te 
man tüieberum einen SJafttag, bodf) fonnte man benfelbeu nic^t 
jur S3efidf|tigung ber @tabt t)ern)enben, ba bie Stürfen ba^ 
Sairamfeft feierten unb e^ gefä^rlidi toar, auöjuge^en. ÜDer 
nädfifte 2^ag (7. October) n)ar ©onntag, unb wegen eine^ Un=^ 
tüo^Ifein^ be^ ©efanbten öerbradfite man aud^ biefen Jag in 
•^J^ilippopel. 3>n t)ier »eiteren ÜEagreifen, bie jum S^eil an ber 
ajiarifea entlang führten, erreid^te man Slbrianopel o^ne Unfall, 
obtpo^l biefe ®egenb toegen bee 9täuberuntt)efen^ herrufen toax, 
§ier lag man nad^ ber ®en)o^n^eit am 12. October ftitt, unb 
befic^tigte bie groge ©tabt, bie größte auf ber ganjen jScifivt, 
toeld^e mit i^rer Sage, mit i{|rem ®efd^äft, mit i^ren ®ebäuben, 
jumal mit i^ren beiben großen üRofdEieen unb bem ^alaft be^ 
©ultan^ ben JReifenben ein ganj befonbere^ S^ntereffe bot. 

^n weiteren fieben J^agereifen erreidfite bie ©efanbtfc^aft 
fobann Sonftantinopel auf ber fedfi^unb^toanjigften 5Eage^fa]^rt. 
5Die Stationen toaren §apfala, Spibaba, Surgafd^, 5Efd^urIi, 
tt)o man juerft ba^ 3Keer fa^, ferner ©ilibria unb 'ißonte ^iccolo. 
SSon öurgafc^ auö ^atte ber ©efanbte einen öoten nad^ Son* 
ftantinopel öorau^gefdfiidt unb bem faiferlidfien Orator, grei^errn 
•ißaul t)on S^feing, feine Slnlunft melben laffen. Qu fjolge beffen 



— 115 — 

fd^idtc biefer feinen 3)iebicu^ mit jiüci anbeten Seuten ju SBaffer 
bem ®e[anbten entgegen ; fie trafen i^n 3ia(f|t^ in ©ilibria. Sfn 
©ilibria t^eilte fid^ am folgenben Slage ber ^mq, inbem ber 
©efanbte mit bem 3)?ebicuö nnb einigen anbeten fetten fid^ 
auf ein ©d^iff begab, bie Uebtigen abet an bet Süfte entlang 
jogen, bi^ Slbenb^ ^onte ^iccolo etteidit lüutbe. Stuf bet legten 
(?a^tt t)on ^iet biö Sonftantinopel — am 19. Detobet — ttaf 
junödift bet Otatot ein jut SSegtügung, unb balb fa^ man 
aud^ eine ©c^aat Jütfen galten, bie jum Smpfange gefdiidft 
toaten. dß toat in ^etfon bet ^afd^a bet Sljaufc^en fammt bem 
SStumbeg unb einem öotnc^men !Dtagoman mit ettüa öietjig 
teidf) gefleibeten 5Ejaufdf|cn obet üotne^men §ofbienetn, atte^ gu 
^fetbe. !Diefe ritten nun bem 3uge bet ©efanbtfc^aft t)ot, ebenfo 
bet Otatot mit einigen feinet ^fetbe, unb fo routbe bet ®e* 
fanbte in bie ©tabt ßonftantinopel geleitet. 3la6) faft jtoei* 
monatlid^et 9teife ttjat ba^ ^id etteidfit. 

^ietmit enbet leibet bie SReifebefdEiteibung 3)teIdf|iot SJefoIt^. 
@t etjä^It nidfit^ tüeitet öon bem (Smpfange bei bem ©ultan, 
nodf) öon bem Slufent^alt in Sonftantinopel unb toa^ fidf) babei 
eteignete. T)aß SBenige, iDaö biö^et bat)on belannt iDat, unb 
befonbet^ ba^ ttautige Snbe biefet JJa^tt, betid^tet ^an^ Sötoen* 
flau, bet, tt)ie oben mitgett|eilt, ebenfalls ein 2:^eilnet|met biefet 
5Reife njat, au einet anbeten ©teile feinet tütfifd^en S^tonila ^). 
©eine SÖiitt^eilungen laffen fidf) au^ einigen S3tiefen be^ Siedeten* 
fteinifdfien 9ltdf|it)^ etgänjen. 

5RidE|t lange nad^ Uebetteid^ung bet ©efd^enle öetfiel §ein=* 
tic^ in eine langwierige Ätanf^eit. ©ein iunget Stubet ®eotg 
^attmann ^atte SBien fd^on ftani üetlaffen. §eintidf| fdjteibt 
fibet i^n in einem ©tiefe an §attmann t)on 8iedf|tenftein am 
5. ©ecembet öon ßonftantinopel au^: „ÜRein S3tubet S^otg 
^attmann l^t bie SReife ^etein unb bie ^dt übet, fo toit l^iet 
fein, iDenig gefunbet ©tunben gehabt, unb ift betmagen abgeje^tt, 



1) II. 118 ff. 

8* 



— 116 — 

bag bic T^octorcö meinen, cö fei nid^t fd^Ied^te 3ln5ei9un9 ber 
•^J^tifi^ oor^anben. ^]t mir aud^ toeiß @ott fe^r leib, lag mir 
auc^ fein Sc^toac^^eit nid^t weniger a(^ meine eigene angelegen 
fein. §ätte i^n gern, al^ er fc^toad^ öon 3Bien fort, oon Somorn 
unb bann and^ oon Ofen toieber ^urüdgefd^icft, ^at it)m aber 
für ein ®pott folc^e^ angezogen unb fotoo^I toa« au^jufte^en 
i^m getrauet toie ein anberer". T^ann fä^rt er fort, auf feinen 
eigenen 3^1'^^^^^ übergel^enb : „'Die 6ur unb bie @e(egen^eit ber 
3Kebicorum ift fd^Ied^t aß&ier. ®ott ber ättmöc^tige tootte unfer 
Hrjt fein unb burc^ feine milbe SJarm^eriigfeit fein billig 3ovn 
gegen un^ faüen laffen. Die ^J)iebici l^aben mir geratl^en, ba^ 
Sab ju ^rufa (Sruffa) in Sit^^nien ^u gebraudien, mug aber, 
bietoeil bie iefeige ^tit unbequemlid^ ju baben, e^ aud^ feine 
SBirfung nid|t ber ^6i ^at, be^ grüpng^ erwarten t^un. SBitt 
aföbann ©elegcnl^eit crfe^en, tt)ie id^ an ben Ort gelangen möge. 
Der attmöditige ®ott tootle ju biefem 23orl^aben feinen Segen 
geben !" @^ folgen bann in biefem ©riefe Älagen über 
ba^ tl^eure geben in ßonftantinopel, toeld^e^ §einric^ öeranlagt 
^atte, bebeuteube Summen ®elbeö aufjune^men, fotoie einige 
3)Jitt^eilungen in Sejug auf bie 23ern)altung feiner ®üter, bie 
in Obl^ut feinet Sruberö ftanben. 

2lm 3. !December ^atte §einrid^ an Äaifer SRuboIf, fotoie 
audi an ben Srj^erjog ÜKatt^ia^ gefd^rieben. Der fiaifer ant* 
»ortete i^m barauf öon ^rag unterm 31. ^^nuar 1585: 
„(Sbler lieber getreuer, S3ir ^aben auö beinem Dom 3. December 
an un^ getrauen ©dfireiben, fottjo^l auc^ au^ unfern Orator^ 
^auln, g^ei^errn öon @^^ing ^Relation beineu toibernjartigen 
3uftanb unb ©d^tüad^^eit ju gnäbigftem äWitleiben öernommen, 
unb nit unterlaffen, ben türüfdfien Äaifer felbft tüie aud^ ben 
5Dieffid^ Saffa unter aubern infouber^eit ju erfudien, tt)a^ ju 
grl^olung beiner ©efunb^eit bienftlidf) fein möge, unb bu be- 
gehren tüerbeft, in bcmjelbeu bir alle gute §ülf ju erweifeu, 
tüie bxi öon gebadetem Oratorn, afö bem n)ir fold^er unferer 
©d&reibeu Sppeien jufommen laffen, me^rer^ berne^men toirft. 



— 117 — 

©ouft finb tt)ir mit beiuev 23errid^tuug gnäbiglicfi n)oI)I jufricbcn 
unb bir bancbeu mit Ouabcn lüo^l geneigt". 6in ä^nlicfie^ 
©d^reiben beö Srj^erjog^ äKatt^ia^ t)om 9. a)?ärj iDirb f(i|tt)er== 
lidl m6) in ^einricf)^ §änbe gelangt fein. ®egen @nbe beö 
g^al^re^ 1584 erl^ielt er nocfi einen S^rman beö ©nltanö, ber 
il^m bie Srloubnig ert^eilte, bie »armen Säber t)on Sruffa jn 
befncfien unb alle türlifcfien Beamten antüie^, i^m bort in allem, 
lüaö er braudie, be^ülflid^ gu fein. Slber eö lam nicfit me^r 
bagu. 2lm 19. Januar 1585 fcf)on ftarb fein junger S3rnber 
®eorg §artmann, feiner Sranl^eit enblit^ erliegenb. §einrid^ 
l^ielt fi(f| nodi bi^ jum SJeginn beö grü^lingö unb fd^iffte fid^, 
ol^ne bie S3aber öon Sruffa ju befudfien, auf bem öenetianifdfien 
©d^iffe „©ilibrea" ein, um auf bem ©eetoege in bie §eimat^ 
gu gelangen. J)en größten J^eil feinet ®efoIge^ mit ben SutfdEien 
l^atte er längft ju Sanbe nad^ §)aufe gefdfiidEt. S3ei i^m war 
auger ben iDienern aud^ ber me^rgenannte §)an^ öon 8ött)en^ 
Hau, eben ber Herausgeber ber türfifd^en ®efd^idf|ten, ben |)ein^ 
rid^ fid^ auSbrüdflidi für bie 9teife ^atte fommen laffen. Sin 
©direiben beSfelben, nadf|träglidf| an |)artmann öon 8iedf|tenftein 
lüegen §einrid^S Steftament geridfitet, giebt nodf) einige ÜJiit- 
tl^eilungen über feine legten Stage. J)aö ©c^iff löar nur bis 
©attipoli gefommen, ido bie ^anf^eit baS ©d^Iimmfte befürd^ten 
ließ, baS bann audf) eintrat. „@o öiel nun erftlid^", fdfireibt 
§anS öon ßötoenflau, „gemefteS J^eftament anbetrifft, lann 
@tt). ®naben ic^ nicf)t öer^alten, bag ttjo^lgebad^ter §err feiig 
öier Jage öor feinem 3lbfd|ieb auS biefer Sßelt in unfer aller 
®egentt)ärtig, außer beS '^rocuratorS *), ber bamafö ben ganjen 
J^ag ju ©ilibrea ^erum fpajiren gegangen, nadi einer ^errlid^en 
©elenntniß feineS ©laufeenS unb 5ErofteS, barauf er ber §err 
feiiger als ein Sl^rift ju fterben gebadfit, alle Legaten, tt)ie fie 
im legten Sßitten öerjeic^net, münblic^ öerorbnet, aud^ barauf 



^) 3o]^annc« @taffclb, „ber fx6) ^rocurotor genannt", einer ber 
^ufnjartenben bei ^einrid[). 



— 118 — 

atten bie §anb geboten iinb Urlaub öon un^ flenommen, bem 
3)iüulici^ befohlen, öcfagtcn legten SBitteu in ©c^rift ju bringen, 
©arauf i6) unb SDtünlid^ geantwortet, e^ wäre ot|ne 3loti), wir 
njottten bcn §errn ©ebrübern nad^ nnferer 2lnfunft in Oefter* 
reicf) atteiS munblid^ anzeigen, jiDeifelten nid^t, 9;l^ro ®naben 
tüürben unferm S3ericf)t andi o^ne fd^riftlid^en ©t^ein ©tauben 
geben. §)aben e^ autf) nit^t fd^riftlic^ faffen tooticn, in 9)ieinung, 
ber §crr würbe e^ öergeffcn. 2lber am britten Jag ^ernad^ ^at 
ber §err feiiger Dom 3)iünli(f| bie ©d^rift geforbert, unb ba 
Wir abermalen n)ieberl)olten, waö oben fte^et, warb er etwaö 
barüber bewegt, fprad^ aber mit biefen SBorten : „„^i) bittend} 
um ®otte^wil(en, öer^inbert mid^ an meinem legten 2i3itten nidfit. 
mU ei8 ber aKünlidi nid^t t^un, fo befehlt c^ bem Sifd^of"". 
35a wir nun be^ §errn feligcn Bewegung unb (Srnft gefe^en, 
l^at un^ nid^t Wollen gebüren, htn blöben franfen §errn me^r 
gu betrüben, fonbern l^aben^ laffen gefd^e^cn. Unb ^at folgenbe^ 
gemelter S3ifdf|of *) bem §)errn feiigen ba^ ßonce^Jt öon SBort 
ju äBort, wie e^ t)on il^m abgefd^rieben unb öom §errn felbft 
unterjeid^net, im S3eifein unfer aller, audf) be^ ^rocuratorö öor* 
gelefen; barauf gefragt, ob bie^ 3>^r ®naben äßeinung unb 
legter äBill, ob 3»^r ®naben barinnen etwa^ üeränbern, minbern 
ober mehren wollten. 2öa^ hierauf ber §)err feiig gcfagt unb 
befohlen, ^aben 6uer ©naben au^ be^ Sifd^of^ fiiriftlid^er 33e== 
fenntnig aui| feiner unb ber anberen münbtlid^er Sluöfag genug*^ 
fam ju öerne^men. Unb l^ab bieö alle^ Suer ®naben unter* 
tl^änig öermelben wollen, bamit Suer ©nabcn einen wa^rl^aftigen 
beftänbigen S3erid^t l^aben, wie bie 2^eftamentöfai|en ergangen." 
©a^ erwähnte fd^riftliiie ©elenntnig S3ifdE|ofö ift bem öon 
il^m gefiiriebenen unb öon |)einrid^ unterjeiiincten J^eftamente 2) 



r 



^) @cboftian ^ifd)of öon (Sonfiong, früher ^ofbicncr gricbrid^ ^rcu* 
ncr'ö, fd)cint crft gu (£onftontino))cl in bcn 2)icnft ^cinrid^s getreten 
gu fein. 

2) „§cinrid() ^err öon !üied)tcnftcin gu 9^t!o(öburg eigener Stil im 
Xobtbett", G. 38. 



— 119 — 

angefügt. 3>n bicfem legten SBitteu bebenft §)einri(f| feine Diener 
unb Segleiter, §anö öon Sötoenllau j. 33. mit 800 ©ucaten. 
>Diefe ^o^e ©umme war mit burcf) Umftänbe veranlaßt tüorben, 
beren Sönjenllan in ber ?5ort[efeung be^ oben erwähnten ©riefet, 
ber t)on SBien ben 18. Sl^jril 1586 batirt, in folgenber Sßeife 
gebenft: „SBa^ aber meine "ißerfon anbelangt, fo »iffen @uer 
®naben felbft ficfi gnäbig jn erinnern, »eldiermagen öiel unb 
ttjo^lgemelter §)err feiiger öier 3)Zonat guöor unb e^e bann bie 
ßonftantinopolitanift^e Steife angegangen, mir unb §an^ S^rifto^)^ 
@d^ör öon @d^n)arjenberg gefcfirieben unb begeljrt, wir lüoüten 
unö an^ero gen SBien öerfügen unb gebadete 9teife mit Reifen 
»erbringen. Darauf \6) micfi al^balb nacfi 5Rot^burft al^ auf 
eine groge SReife öerfe^en. Unb »eil id^ toegen bamal^ in SBeft* 
pl^alen unb am St^einftrom fci^n)ebenben Stieget ben nädiften 
3Beg auf Oeftreid^ ju nic^t ^ab jie^en f önnen, l^ab id^ burdf) Slieber- 
f adfifen, 3)?edEIenburg, Sommern, ^reu^en, ^olen, ®df|Iefien, 9Kä^ren 
einen leiten Unmeg audfi fonft »egen einer anbern Urfad^ nehmen 
muffen, barauf mir nid^t ein ®eringe^ gegangen. Dann ic^ 
erftlidi 200 I^aler unb l^unbert ©onnenironen gu mir genommen 
unb folgenb^ in ©d^fefien toegen |)errn Raufen öon Sitlit^, fo 
mir fd^ulbig, 100 Stl^aler empfangen, ^ai) unferer äBieberfunft 
in biefer ©tabt äBien, fann guer Knaben iä) nadf) äBa^r^eit 
beridfiten, baß in biefen neun äßonaten mir über bie fünfjig 
2^^aler, fo idö öon Suer ®naben empfangen, nod^ me^r bann 
l^unbert I^aler aufgegangen. @ott idf| bann mit (S^ren ju ben 
5IKeinigen tüieber ^eimfommen, ttjeig \ä) ju meiner Slu^rüftung 
mit '^ferben unb anberer 9lot^burft, aud^ jur 3^^^ii"9 "i^t 
öiel toeniger gu nehmen, bann 200 J^aler. SBeldfieö atteö, 
gnöbiger §)err, n)ie e^ jum Sl^eil biefe gluei Qa^re aufgegangen, 
jum Jl^cil nod^ aufgeben toirb, »eil idf| öom §errn feiigen 
fd^riftlid^ ju biefer 9teife erforbert, bin id^ tröftlidier ^nt)tx^x6)t, 
Suer ©naben mir al^ einem 3lrmen öom Slbel nidfit »erben ju 
merllic^em ©dfiabeu gereid^en laffen, fonbern öielmel^r mid^ 
laffen genießen ber unfäglid^en 3)iül|e, Slrbeit unb öetrübnif. 



— 120 _ 

fo iä) auf bicfcr 9tci)c mit foldicm Uuüerbruß Qu^geftanbeu, baß 
a\i6) bcr §err fcligcr im Slobtbctt fagte (lücld^c^ ic^ glcid^tool^l 
nid^t mir ju citclcm 9tul^m toitt öermelbet ^abeu), er fönntc bic 
Xxtxi fo id^ i^m bcm §errn betoicficn, uidit öcrgeltcn, fonbcrn 
lüünfd^c, ®ott im §immcl tüottc c^t^un". 

3lm 13. S[^)ril war ba^ ©d^iff in ©aüipoli angelommcn, 
tt)o, lüic gefagt, §cinric^ö Sranfl^cit jum Slcibcu glüang. „Unb 
lücil bic ©d^toadi^cit nunmehr bicjUcbcrl^aub genommen, ift er 
bafclbft mit nid^t geringem öctT:ithni§ ber ©einen am 16. S[^)ril 
in ftetem Öeten unb Slnrufung ®otte0 gleid^wie entfd^lafen unb 
f)ai alfo gang fcliglid^ anftatt be^ betrübten jeitlid^en ba^ grenben* 
reidi unb etoig toäl^renb geben erltihgt." §an^ öon Öömenflau 
na^m bie ©orge für feine Seerbigung auf fid^. @r lieg il^n in 
ber ^irdie ®t. 3)iarcu^ gu ©attipoli begraben unb ^interlieg 
bem 23orftel^er biefer ^ird^e, einem gelehrten gried^ifc^en 3Äönd^, 
eine 9fnfdf|rift in beutfdier, gried^ijdier, lateinifdEier unb italie* 
nifd^er ©pradfie auf fein .®rab gn fetten, bi^ bie S3rüber beö 
SSerftorbenen i^m ein beffereö ÜDenImal erriditet l^atten. S)ie 
beutfdie Snfd^rift lautete: „3>m S^a^r 1585 nadf) ber S^riften 
3a^If am 16. Jage 2lprili^, ift feliglid^ an^ biefem gum ewigen 
lieben öerfd^ieben, ber ttjo^lgeborne §err, $err §einric^ §err 
t)on 8iedE|tenftein, t)on 5Rifoföburg: Äaifer 9tuboIffen be^ anbern 
2lbgefanbter an ber O^manifdEi 'Porten, begraben att^ie in 
@. 3Karjen Äird^ in ©attipoli, neben ber Stiegen, bei @. ^aufö 
83efe^rung ben 20. Slprili^, im ^a^r, tt)ie oben angegeigt". 

©0 foftete biefe ga^vt gtoeien eblen Slngel^örigen be^ §aufe^ 
gied^tenftein, öon benen ber eine gu fd^önen Hoffnungen berec^:^ 
tigte, ber anbere mitten im l^aufe ber dfyctn ftanb, ba^ geben. 

2lud^ Qol^ann @e^)timiu^ ober ©eptimu^, »ie er ge* 
lüöl^nlid^er in ben Urlunben genannt toirb, ba^ elfte in ber 
9?ei^enfoIge ber Äinber ®eorg ^artmann^, fd^eint eine unge* 
toöl^nlid^e "ißerfönlic^Ieit gettjefen gu fein. @r toibmete fid^ fleißig 
htn @tubien unb fud^te auf großen Steifen bie SBelt fennen gu 
lernen, fo baß er baburc^ einen großen 9tuf erlangte unb ^an^ 



— 121 ~ 

Öötüeullau t)on i^m fagen fouute, „er ^abc fo glüdlidi bcu 
größeren Z\)ti\ ber SBeh burd^reifet, bog i^m bie^fattö feiner 
feinet ©tanbe^ unter ben- Deutfdien jn unferen ^dttn öorju^ 
jie^en" *). Seiber ift baö au^ faft atte^, »q^ baöon belannt ift. 
Slufjeid^nungen öon biefen SReifen ftnb nid^t auf unfere ^tit 
gefommen. 

^ol^ann ©eptimlu^ toax am 27. J)eccmber 1558 geboren, 
©ei ber J^eilung öon 1570 erhielt er, toie fd^on oben mit== 
get^eilt »orben, afö feinen ^-nt^eil bie ^errfc^aft §)errenbaum* 
garten mit ©dfirättenberg unb . Äefeeföborf. (5r ftubirte ju 8au* 
fanne, too er ttjegen feinet Sftiße^ unb feiner gortfd^ritte allen 
S)eutfd^en afö 3Äufter anfgeftettt'tourbe. iWad^ öottenbeten ©tubien 
begann er im jtoanjigften ^a^vt, 1578, feine Steifen unb befudite 
nodi in bemfelben ^aijxt fämmtUdie l^cilige Orte in ^aläftina 
unb 3>^tufalem, worüber i^m öom ©uarbian beö Älofter^ auf 
bem S3erge 3'ön in 3(ctufalem, 'ißater 3>^remiaö öon Srijen, 
ein latcinifdfie^ 2ltteft au^geftettt n)urbe'^). @r jog bann weiter 
burd^ ba^ SÖiorgenlanb, ganj Sleg^pten, burc^ 3lorbafrifa unb 
befudite öon "»Portugal an alle c^riftlid^en Öänber Suropa^^), 
Sfm S^a^re 1580 wirb 3[o^ann ©eptimiu^ bei ©elegen^eit ber 
^ird^enüifitation ju tjclb^berg mit unter benjenigen §erren t)om 
3lbel aufgejä^It, weldfie ber eöangeli[d|en Öc^re anl^ingen ; e^ folgt 
aber nid^t barau^, bag er anwefenb war, unb alfo öon feinen 
^Reifen fdf|on jurüdEgele^rt gewefen. 3^benfattö mu§ feine SRüd* 
fel^r f^jäteften^ balb barnad^ ftattgefunben l^aben, benn im Qa^rc 
1581 erhielt er öon Äaifer $RuboIf bie Sewißigung eine^ 3Äarfte« 
für §errenbaumgarten ^). 3n bemfelben ^aljvt madfite er aud^ 



1) 5lür!ifd)c S^ronif I. 120. 

2) Aa. 98. 

3) S 1 b c r g , Genealogia. ^ad) § o v m a l) v unb anbcrcn begleitete 
er feinen iöruber §cinric^ nad) (5^onftantino|)e( unb fott bofclbft geftorben 
fein. 2)ic« bcrut)t auf einer SScrn)cd[)ölung. 3o]^ann ©c^jtimiuö ttjor nid[)t 
mit auf bicfer gal^rt, nodb war er über]^au))t ©efanbter hti ber Pforte. 

4) X. 54. 



— 114 — 

®clbcrbcnb, einem fd^Iecfiten bulgarifd^en S^riftcnborfe, auf »eld^er^ 
(?Q^rt man ben ^öcfiften '^unft beö SiJege^ über ben S3alfau 
erreichte. $ier öerließ man öulgarieu unb betrat I^racicu. 3)ian 
^atte ^Bulgarien ein fd^öneö unb angene^me^ öanb gefunben, 
öott gelber, SBeiben, ®e^ölj, Serge, I^äler, ^Hiffe unb S3äc^e, 
aber fel^r fcfilec^t bebaut unb bie Ortfd^aften jnm J^eil t)er* 
njüftet. T)ie cfiriftlid^en ^Bulgaren treiben öiel SBeinbau, bie 
Strauben finb gut, aber ber SBein fd^Ied^t au^ üRangel an feuern, 
au^ SSernad^Iäffigung unb gaul^eit. Sluf ber öierjc^nten Sage- 
reife lam man nac^ Statar S3ajar, tüo ber neu ernannte '^afd^a 
t)on Ztmt^toax mit großem ®efolge t)on Settjaffneten, SBägen, 
3)taulefeln unb ^ameelen ber Oefanbtfd^aft eutgegenfam. 3Kit 
ber fünfzehnten ga^rt erreidjte man bie große Stabt "iß^ilip* 
poptl an ber SJlari^a, bem alten §ebruö, gelegen, ^ier mad^te 
man tüieberum einen 9tafttag, bocfi fonnte man benfelben nidjt 
jur S3efi(f|tigung ber @tabt üertoenben, ha bie dürfen ba^ 
SJairamfeft feierten unb eö gefä^rlicf) toar, auöjuge^en. ©er 
nad^fte Sag (7. October) ttjar ©onntag, unb wegen eine^ Un* 
ttjo^lfein^ beö ©efanbten üerbracfite man autf) biefen Jag in 
^^ilippopel. 9fn öier »eiteren ÜEagreifen, bie jum S^eil an ber 
äJiarifea entlang führten, errei(f te man 2lbrianopel o^ne Unfaß, 
obtoo^l biefe ©egenb toegeu beö 9täuberuntt)efen^ öerrufen toar. 
§ier lag man nac^ ber ®en)o^n^eit am 12. October ftitt, unb 
befid^tigte bie große ©tabt, bie größte auf ber ganjen gal^rt, 
toeldfie mit i^rer Sage, mit i^rem ®efd^öft, mit i^ren ©eböuben, 
jumal mit i^ren beiben großen üRofd^een unb bem ^alaft be^ 
©ultan^ ben SReifenben ein ganj befonbere^ Qntereffe bot. 

3>n weiteren fieben J^agereifen erreidfite bie ®efanbtfd^aft 
fobann Sonftantinopel auf ber fedfi^unbgtüanjigften 5Eage^fa]^rt. 
!J)ie Stationen toaren §apfala, (Sßlibaba, Surgafc^, J^fd^urli, 
tt)o man juerft ba^ 3Keer fa^, ferner ©ilibria unb ^onte ^iccolo. 
23on öurgafd^ au^ l^atte ber ©efanbte einen SJoten nad^ ßon* 
ftantinopel öorau^gefd^idft unb bem faiferlidfien Orator, greil^errn 
•ißaul öon S^feing, feine Slnlunft melben laffen. 3>n golge beffen 



— 115 — 

fd^idtc biefcr feinen 3)icbicu^ mit jtüei anberen Senten ju SBaffer 
bem ®e[anbten entgegen ; fie trafen i^n ^a6)t^ in @i(ibria. ^n 
©ilibria t^eilte fid^ am folgenben Slage ber ^mq, inbem ber 
©efanbte mit bem 3)?ebicu^ nnb einigen anbeten §erren fid^ 
auf ein ©c^iff begab, bie Uebrigen aber an ber Süfte entlang 
jogen, bi^ Slbenb^ ^onte ^iccolo erreicfit würbe. 2luf ber legten 
ga^rt öon l^ier bi^ Sonftantinopel — am 19. Dctober — traf 
junädift ber Orator ein jur Segrüguitg, unb balb fa^ man 
aud^ eine @c^aar 2^ürfen galten, bie jum Sm^jfange gefd^idt 
»aren. So toar in ^erfon ber ^afd^a ber Sljaufdfien fammt bem 
SSrumbeg unb einem öorne^men !Dragomau mit ettoa öierjig 
reidf) gefleibeten Jjaufd^en ober öorne^men §)ofbienern, atte^ gu 
^ferbe. J)iefe ritten nun bem ^\iQt ber ©efanbtfd^aft t)or, ebenfo 
ber Orator mit einigen feiner ^ferbe, unb fo rourbe ber ®e* 
fanbte in bie ©tabt Sonftantinopel geleitet. 9lac^ faft jtoei* 
monatlid^er 9teife toar ba^ 3^^^ erreid^t. 

hiermit enbet leiber bie 9teifebefd^reibung SÖield^ior SJefolt^. 
Sr erjä^It niditö iDeiter öon bem (Smpfange bei bem ©ultan, 
nodi öon bem 3lufent^alt in ßonftantinopel unb toa^ fidi babei 
ereignete. I)aö 3Benige, »a^ biö^er baöon belannt toar, unb 
befonber^ ba^ traurige Snbe biefer fja^rt, berid^tet ^an^ Sötoen* 
flau, ber, iDie oben mitget^eilt, ebenfalls ein Sl^eilne^mer biefer 
5Reife iDar, an einer anberen ©teile feiner türlifd^en S^ronifa ^). 
©eine SÖiitt^eilungen laffen fic^ au^ einigen ©riefen beö 8iedE|ten* 
fteiuifd^en 3lrd^it)^ ergangen. 

5Ridf|t lange nad^ Ueberreidfiung ber ©efd^enfe verfiel §)ein^ 
ridi in eine langwierige Sranl^eit. ©ein junger ©ruber ®eorg 
^artmann ^atte SBien fd^on franf öerlaffen. §einrid^ fc^reibt 
über i^n in einem ©riefe an |)artmann t)on Sied^tenftein am 
5. December öon ßonftantinopel auö: „ÜWein ©ruber 3»org 
§artmann l^at bie 9teife herein unb bie ^dt über, fo toir l^ier 
fein, iDenig gefunber ©tunben gehabt, unb ift bermagen abgejc^rt, 



») II. 118 ff. 

8* 



— 116 — 

bn§ bic 35octorcö meinen, eö fei nic^t fcfilec^te Slnjeigung bcr 
^\)t\]xß t)or{|anben. 3ft mir ax\6) toeip ®ott fe^r leib, Ia§ mir 
Qud^ fein ©ditüad^^eit nic^t toeniger al^ meine eigene angelegen 
fein. §ätte i^n gern, alö er f(f|tt)ad^ öon äBien fort, öon ßomorn 
unb bann and^ öon Ofen lüieber jnrüdgefc^idt, i)at iijxn aber 
für ein @pott folcfieö angezogen nnb foiüo^I nja^ au^jnfte^en 
i^m getrauet lüie ein anberer". 35ann fä^rt er fort, auf feinen 
eigenen 3^f^ö"^ überge^enb : „^k Sur unb bie (Gelegenheit ber 
3Äebicorum ift fcfiled^t attfiier. ®ott ber 3lttmö(f|tige lüottc unfer 
Slrjt fein unb burc^ feine milbe Sarm^erjigfeit fein bittig 3orn 
gegen un^ fallen laffen. Die 3)tebici ^aben mir gcrat^en, ba^ 
Sab ju ^rufa (Sruffa) in Sit^^nien t^w gebraucfien, muß aber, 
bielüeil bie jiefeige 3^^^ uubequemlid^ ju baben, eö aud^ feine 
3Birfung nid^t ber ^tit \)at, be^ grüpng^ ertüarten t^un. SBid 
aföbann ©elegenl^eit erfe^en, wie ic^ an ben Ort gelangen möge. 
S)er attmädfitige ®ott tüoße ju biefem SSor^aben feinen ©egen 
geben !" @^ folgen bann in biefem ©riefe Stagen über 
ba^ t^cure geben in ßonftantinopel, iDeldfie^ f)einric^ veranlaßt 
^atte, bebeutenbc Summen @elbe^ aufäune^men, fotüie einige 
3)Jitt^eiIungen in Sejug auf bie SSerttjaltung feiner ®üter, bie 
in Db^ut feinet ©rubere ftanben. 

3lm 3. !December ^atte §einrid^ an Saifer 9tuboIf, fotoie 
audf) an ben Srj^crjog ÜKatt^iaö gefd^rieben. S)er Äaifer ant=^ 
»ortete i^m barauf t)on ^rag unterm 31. 3[rtnuar 1585: 
„Sbler lieber getreuer, S3ir ^aben au^ beinem Dom 3. J)ecember 
an un^ getrauen ©d^reiben, fottjo^l aud^ au^ unfern Orator^ 
^auln, fjrei^errn t)on ß^feing 9ieIation beinen tüibernjärtigeu 
3uftanb unb @d^tt)ad^l^eit ju gnäbigftem ÜWitleiben öeruommeu, 
unb nit uuterlaffen, hcn türfifd^en Äaifer felbft tüie aud^ ben 
3KeffidE| S3affa unter anbern infonber^eit ju erfuc^en, tt)aö gu 
Srl^olung beincr ®efunb^eit bienftlid^ fein möge, unb bu be- 
getreu »erbeft, in bemfelben bir alle gute ^ülf ju erweifen, 
tt)ie bu t)on gebadetem Oratorn, al^ bem tt)ir folc^er unferer 
©d&reiben Sopeien julommen laffen, mel^rcr^ öerne^men »irft. 



— 117 — 

@onft fiub lüir mit beiner SSerric^tung gimbiglitf) n)ol)I jufvieben 
unb bir banebcn mit ®nabeu lüo^t geneigt". ®n ä^nlicfieö 
©(fireiben be^ gri^erjog^ äßatt^iaö öom 9. 3)Zärg lüirb fcf)U)er- 
lii) no(f| in ^einrid^^ §önbe gelangt fein. ®cgen Snbe beö 
3>al)re^ 1584 erhielt er nod^ einen t^ernmn beö ©nitanö, ber 
i^m bie Sriaubnig ert^eilte, bie ttjarmen S3äber öon 83ruffa ju 
bcfnd^en unb alle türfifd^en Beamten antüieö, i^m bort in allem, 
tt)a^ er braucfie, be^Iflicfi ju fein. Slber eö lam nicfit me^r 
bagu. 3lm 19. 9fanuar 1585 fcf)on ftarb fein junger S3rnber 
®eorg ^artmann, feiner Sranl{|eit enbticfi erliegenb. §einrid^ 
l^ielt fid^ mä) biö jum ©eginn beö grü^ling^ unb fdfiiffte fidf), 
ol^ne bie Saber öon 33ruffa ju befud^en, auf bem öenetianifdfien 
©c^iffe „©ilibrea" ein, um auf bem ©eetoege in bie §eimatl§ 
ju gelangen. !Cen größten Xijdl feinet ®efoIge^ mit bcn Äutfdfien 
^atte er löngft ju ßanbe nad^ §)aufe gefdfiidEt. S3ei i^m tüar 
außer ben Wienern aud^ ber me^rgenannte §an^ öon 8ön)en= 
Hau, eben ber Herausgeber ber türfifc^en ®efd^idf|ten, ben §ein^ 
ric^ fid^ auSbrüdflid^ für bie Steife ^atte fommen laffen. Sin 
©d^reiben beSfelben, nadf|träglidf| an |)artmann öon Sied^tenftein 
wegen §einrid^S Jeftament geridfitet, giebt nodi einige ÜJiit- 
t^eilungen über feine legten Stage. ©aö ©c^iff toar nur bis 
®attipoIi gelommen, too bie ^anl^eit baS ©dfilimmfte befürditen 
ließ, baS bann aud^ eintrat, „©o öiel nun erftlid^", fd^reibt 
|)anS öon Sötoenllau, „gemefteS Seftament anbetrifft, lann 
(5tt). ®naben id^ nid^t öer^alten, baß tüo^lgebad^ter $err feiig 
öier 2^age öor feinem 2lbfd|ieb auS biefer Sßelt in unfer aller 
©egentüörtig, außer beS '^rocuratorS *), ber bamalS ben ganzen 
Sag ju ©ilibrea ^erum fpajiren gegangen, nadi einer ^errlid^en 
SBefenntniß feineS ®lau6euS unb SrofteS, barauf er ber §err 
feiiger als ein ß^rift ju fterben gebadfit, alle Legaten, tüie fie 
im legten SBillen öerjeid^net, münblic^ öerorbnet, aud^ barauf 



^) 3o]^annc« @toffclb, „ber fidj) ^rocurator genannt", einer ber 
llufwartenben bei $cinrid[). 



a. (Erfte }ßtmk* Jx^t M« ^amiltettetntguttg. ^ittan^ 

^arl I., |)artmann§ IL älteftcr @o^n, gilt mit 9ted^t 
aU bcr Scgrünbcr ber erneuerten SKnd^t unb be§ gegenwärtigen 
3lnfe^en§ be^ |)nufeö. SSietleidit ^nt feit ben 3^iten ^lOl^nnnö, 
be^ großen ^ofmeifterö, fein 9KitgIieb ber i^nmilie Sied^tenftein 
tiefer unb entfd)eibenber in bie ®efd)i(i^te beö 8anbeö eingegriffen. 
Äarl aber tl^at e^ auf einem größeren (S(i^anpla(}e, unb er war 
barin gtücflid^er al^ ber §ofmeifter, baß bie iJ-rüd^te feiner 2ln^ 
ftrengungen, wenn aud) nid^t nnbeftrittcn, ber gamilie getua^rt 
blieben, roä^rcnb biefcr nocfi in feinen alten 2^agen 3D?a(i^t unb 
®lücf gefd^eitert fa^. 

a^ waren bie unrn^igften unb gefa^rdoßftcn ^dUn be^ 
|)aufeö Oefterreid^, in meldte Äarlö männlid^c Qaf)vt fielen. 
Snergifd), getuaubt, mit njeitem ftaat^männifd^en ©lid begabt, 
^ielt er ju ber "ißartci, meldte politifd^ betrad^tet bie mobcrnen 
3;been für fid^ l^atte, unb tueld^e Oefterreid)^ 3"^"^^f^ t^^fl- 3" 
Dem Kampfe ber ©tanbe mit bcm 8anbe^fürften, in bem Kampfe 
ber Sauber mit bem |)aufe Oefterreid), ftanb er jn bem le(}teren, 
ol^ne ^tüti^d in ber Srfenntniß, tpie fo diele anbere biefer 3cit, 
baß bie überlommenen unb leine^ttjeg^ überall gut begrünbeten 
5Red)tc ber ©täube dor ber mobernen ©taat^ibee nid^t mel^r 
befte^en fönnten unb, fo ober fo, früher ober fpftter, bod^ einmal 
erliegen müßten. Sei fold^cr politifd^cr ©teßung unb Ueber^ 
jeugung fonnte er afö Muger Staatsmann, burd^ feine ®eburt 



— 128 — 

fd^on einer ber erften in jtoei Säubern, bem 9iegentcnl^aufe 
atterbiug^ in fo überaus unruhigen unb gefa^rdoßen ^ziUn \tffx 
toid^tige J)ieufte leiften. J)iefe^ lohnte i^m mit bem gürftentitcl, 
ber in feinem §aufc erblich blieb, unb ermöglid^te unb erleid^* 
terte i^m ben @rtt)erb tociter, auögebe^uter Sef{(}ungen, gegen 
toeld^e ba^ faft derfd^toinbet, toa^ er ererbt ^atte. ©ein äntl^cil 
an bem @rbe tt)ar ^^elb^berg unb Saumgarten in Oefterreid^, 
Si^grub in 3Ää^ren gett)efen. 

Äarl toar im ^a\)vt 1569 geboren unb tourbe im edan^» 
gelifd^en ®Iauben, bem bamal^ nod^ äße 3)iitgtieber beö §aufe^ 
anfingen, erjogen. ©eine 3lugenbbilbung, fo diel fid^ badon in 
Srfa^rung bringen läßt, mug ben ^öd^ften ©tanbe^anforberungen 
Jener 3^it — unb fie toaren feine^toeg^ gering — entfpred^cnb 
gett)efen fein, dx erhielt feinen §auptunterrid)t in (Sibenfd^üg in 
ber berühmten ©d^ule ber mäl^rifd^en trüber, an toeld^er 3Känncr 
don bebeutenbem tt)iffenfd^aftlidfien JRange leierten. ®ic ©d^ule 
tt)ar 1575 gegrünbct unb [taub bamafö, al^ Äarl biefelbe, 
»a^rfd^einlid^ jugleid^ mit Sari don 3ic^'otin befud^te, unter ber 
Leitung don (g^rom 9iübigcr, einem ber erften ©elel^rtcn ber 
3eit, ber dorl^er JRector ber ©d^ule in 3^^<^öu, bann ^rofeffor 
ber ^l^ilofopl^ie unb ber gried^ifdien ©prad^e in SBittenberg ge^ 
idefen toar. (S^rom JRübiger mar im ^ö^re 1588 aud^ Äarte 
don gied^tenftein Se^rer^). @ö lag, tt)ie Sl^lumefef^ an ber 
angeführten ©tette fagt, im Qntereffe ber ©enioren ber ©rüber* 
unität, iebe 3Äü^e auf bie Silbung eine^ iungen 'Mannte gu 
dertt)enben, ber burd^ ®eburt, JRang unb 9ieid^tl^um berufen 
toar, an ber ^Regierung be^ Sauber t^eitjune^men. ©o ift an^ 
junc^men, ba^ Äarl don Sied^tenftein bie dotte »iffenfd^afttid^e 
SBilbung erhielt, tdie fie jungen \?euteu bamal^ getoäl^rt tocrbcn 
fonnte unb tt)ic fie in gett)iffen Greifen be^ 2lbel^ aud) geforbert 
ttjurbe. ©eine Saufba^n, feine I^ätigfeit, ba^ Sßenige, roa^ 
fd^riftlid^ don i^m erl^alten ift, bereifen ba§ doßftänbig. 



J) (5^(umcfef^, 3ierotin 132. 



— 129 — 

©hjcl^citcn au^ bcr 3>u9enbjcit ^arfö über bic 2lrt feinet 
Unterrid^te^ unb feiner Srjiel^ung finb leiber nid^t befannt. 
!Dieienigen iungen ^erreu dorn 5lbel, tod6)t eine (Srjiel^uug er* 
hielten tt)ie Äarl, tourbeu ju tt)eiterer 2lu^bitbung unb jur ®e* 
lüinnung don SBeltfenntniß auf SReifen ober nad^ frcmben 
Uniderfitäten unb ju berühmten (Selel^rten be^ gleichen rcligiöfcn 
©efcuntniffe^ gefd)icft. ®er Slbcl ber Srüberunität fanbte ge^ 
iDö^nlid^ bie ®ö^ne nad^ ©afel unb (Senf, tt)o bort (Sr^näu^, 
^ier Seja lehrten unb bie jungen Sadaliere aud^ in i^r §au^ 
aufnal^men. Sart, fo lägt fid^ mit gutem (Srunbe dermutl^en, 
[tubirte njenigften^ eine 3^^^ lang in ®enf, benn don l^ier trat 
er mit feinem Sibcnfd^i^jer äWitfd^üIer unb ganb^manne Sari 
don 3ic^otin, ber längere 3^'^ ^" ^(i\tl unb ®enf fid^ aufge* 
l^atten ^atte, eine Steife burd^ JJranfreid^ an, befonber^ audfi, 
um bie gelehrten unb bie mit il^rcn ße^rern befreunbeten 5IWänner 
ju befudien ^). 5IWit il^nen tt)ar aud^ ^ö^o^Iatt) don Subna. yia6) 
bem lagebud^ 3^^^^^^^^^^ ^^^^ ^^^^ ^^^^ ^^ ©ommer be^ Qal^re^ 
1588 gett)efen. SBie tdeit bie beiben jungen mä^rifc^en |)erren 
auf biefer SReife beifammen tdaren, unb ob Sied^tcnftein mit 
3ierotin jurücf gefeiert , ift nid^t ju beftimmcn. @^ fd^eint aber 
tdol^I ber JJatt getdefen ju fein, unb Äart bie näd^fte 3cit barauf 
in SBien jugebrad^t ju ^aben, benn ^ier befud^te i^n lieber fein 
greunb 3i^^otin im folgenben ^lO^re 1589 2). 

511^ Äarl bei ber 8iedf|tenfteinifd^en S^eilung im 3>a^re 
1591 3) bie oben angegebenen ®ütcr übernahm, tdar fein O^eim 
3lo^ann ©eptimiu^ ber ©enior unb Se^en^träger be^ §aufe§. 
^Jiad^ bem Sobe be^felben, 1595, idaren bie brei ©rüber Sart, 
SJiayimilian unb ®unbacEer nod^ bie einzigen männlid^en ®Iieber 
don ®eorg |)artmann^ I. 3tad^fommenfdf|aft unb Sari fomit 
ba^ §aupt be^ §aufe^. 3»n JJolge beffen erl^ielt er 1596 don 



^) e^rumcljfi), a. a. O. 139. 3)ic Sa^rcSga^Icn auf ©. 140 unb 
141 lauten l^icr öcrtuirtt, öcrmutl^nd) burd^ 3)ru(ff eitler. 

2) @b., a. a. O. @. 155. 

3) 2icd)tcnft. %vd)ir) Cc. 37. 

^alte, Sieditenftein. II. ©b. 9 



— 130 — 

Äaifcr SRuboIf bic Sclc^uung mit bcn gamilicngtttern •). 93or^er, 
im 3ö^rc lb\Vd, tt)ar er Äricge^auptmauu be^ ^rabifc^er ^cife« 
öctücfcu unb 1595 lüurbc er bereite jum Öeififeer be^ Öanbred^t^ 
crtüäp unb in ba^ i?anbre(f|t eingeful^rt. T)a^ Sanbrcc^t, bie 
oberfte SSertpattungöbe^örbe, crtoä^lte feine -öiitglieber felbft. @^ 
tt)ar bamafö bie proteftantifd^e *^artei faft einjig ^errfd^enb, unb 
Äarl t)on Siec^tenftein unb mit i^m ein §err don SRupa tourben 
crnjä^lt afö ©lieber ber örüberunität. Sie gleid^seitig üom 
Saifer dorgefd^lagenen fatI)oIifc^en Ü)Mtglieber tourben jurücf* 
gcwicfen^). Slber balb barnad), befonber^ und) bem Sobe be^ 
bamaligen l^anbc^^auptmann^ griebric^ t)on 3*^^*^^'^^/ begann 
auc^ im 3lbel unb im Sanbred)t bic fat^olifc^c "ißartei [ic^ 
mä(f|tiger ^u regen, nacfibem [ie im Sanbe, üor aßcm burd^ bie 
Semü^ungen be^ ©ifd^of^ ©tani^lau^ üon Omü^ |d)on bc* 
beutenb ©oben gewonnen ^atte. Sefanntlid^ toar e^ bann ber 
(Sarbinal }^vani öon J)ietrid^ftein, nad)bem er am 26. 9)Zai 1599 
jum Sifd^of öon Olmüfe ertoä^It n)ar, toetd^er bie fat^olifd^e 
®egenbett)egung leitete unb in SDiö^ren jum ©iege führte. Sine 
^olge feiner S3emü^ungen unb feiner ^reunbfc^aft ttjar e^ aud^ 
njo^I öor aßem, ba6 Äarl öon 8ied)tenftein nod^ in bemfelben 
3ia^re jum Satl^olici^mu^ übertrat, ttjelc^em Seifpiel feine Srüber 
folgten. SSom 7. September 1599 batirt ba^ ^Danffd^reiben, 
ttjeld^e^ il^m ^apft (Sternen^ VII. burd^ ben Garbinal don Diet^ 
ridjftein bafür jufanbte. Sari trat nic^t blog äugcrlic^ jum 
fat^olifd^en ©lauben jurüdf, fonbern er toax in aller SKeife be== 
mü^t, benfelben n^ieber auf feinen ^errfd^aften unb Sefifeungen 
jum atteingüttigen ju mactien. Sine SRei^e 33riefe, fott)o^l üon 
^apft ßlemenö VII. ttjie üon ^aul V. erfennen ba^, fon)ie 
and) feine fonftige SKirffamfeit auf ben i^anbtagen unb in ber 
"ißoliti! banfbar an*^). ©ie reichen bi^ jum ^a^re 1608. 



^) ?icd)tcnft. 2(rd)it) A. 69. 

2) e^lumc^ftj, @. 189. 

3) l'icd)tcnft. %xd)\\) Aa. 111. 



- 131 — 

©c^on dou bei* 3^^*^ ö"/ öö§ S'^^'I fdbftftönbig tt)urbc uiib 
ju feinem Srbe gelangte, jeigte er fid) in Sejng auf feine ®ütcr 
al^ ben au^gcjeidineten 33ern)altev nnb fingen ßvnjcrber nnb 
SSerme^rer, a\^ meldier er erft ben eigentlid^en ®rnnb jnm 
9?eid^t^nm feinet |)anfc^ legte. 5)hir fo tüar e^ i^m möglicfi, 
öon frü^ an für bie öeburfniffe be^ Äaifer^ nnb be^ 8anbe§ 
ftetö ^öc^ft bebentenbe ©nmmen jnr SSerfügnng jn ^aben, n^ie 
fpäter no(f| im Sinjelnen gejeigt tüirb. 3lbcr er tüar öor aßem 
bebadit ©orge jn tragen, baß baö ^ntereffe be^ ganjen |)anfe^ 
Öied^tenftein nic^t ferner bie ©efa^r laufe, bnrd^ forttüä^renbe 
Üt^eilnngeu n^ie im fec^^jel)nten 3>a^i^^""^crt ober tt)ie tt)enige 
3;a^t:je^nte öorl^er burc^ S^riftop^^ Sntfrembung nnb 93eränge^ 
rung ber 5?amiliengüter jn ®rnnbe gerid^tet ju tüerben. 

Äarl tüar ba^er in aller SÖeife bemüht, bie gemeinfamen 
^Familienangelegenheiten jn orbnen nnb feftjnftellen, in^befonbere 
bnrd^ eine neue ©rb- nnb iJamilieneinigung auf einer anberen 
nnb fidlerer n S3afi^, al^ jene öon 1504 getüefcn tüar. 3^1 Qal^re 
1598 (23. 3i"li JU gelbiSberg) Ratten bie brei Srüber eine neue 
©djä^ung ber gefammten ijamiliengüter öorgenommen nnb bar^ 
nad^ \)tn 3lnt^eil eine^ jeben feftgeftcllt 0- Sari erhielt bie 
§errfd^aften gelböberg nnb ^errenbanmgarten, bereu Sinfünfte 
auf 98.163 ®nlbcn feftgefefet waren, Sölajimilian erl^ielt 9f{aüen^^ 
bürg nnb ^o^enau mit 98.195 ®ulben nnb ®nnbacfer SBilfer^- 
borf nnb ^Ringel^borf mit 97.688 ®ulben; bie |)errfd^aft @i^'^ 
grub blieb nuDertl^eilt ber SDZutter bi^ ju i^rem Sobe, ebenfo 
bie beibcn |)äufer in äßien nnb einiget 3lnbere. 3lud^ würben 
mel)rfad^ SSercinbarnngen über bie Abtragung ber ©d^ulben ge^ 
troffen, ©o waren allerbing^, wie e^ nac^ bem bi^^erigen 
gamilienbran^ nic^t anber^ fein fonnte, bie ®üter breifa^ 
gett)eilt. Sari lag aber baran, bie einjelnen ®lieber nnb B^^cige 
ber gamilie afö ein ®anxeö jn öcrbinben nnb auf ewige 3^*ten 
JU Derptcn, baß jemafö etwa^ t)on biefem gamilienbefifec in 



') L. * 70. 

9* 



^ 132 — 

frcmbe ^äiibe gclaugc. 3" biefem 3^^cEe tüotttc er bic neue 
(Srbeiiiigung errid)ten, bereu tüefeutlid^ftc öeftimmuugeu in ber 
Uuöeräugerlid)feit beö gamilieubefi^e^, fott)ie in ber (Srttjeiteruug 
ber 9ted)te beö gamilicu^aupte^ uub in ber Uebertraguug ber^ 
felben üou bem an Qal^ren älteften SKitgtiebe ber gamitie auf 
bcn "ißrimogeuitu^ beftaubeu. 33i%r njar ber 3leltefte ber ßl^ef 
be§ ^aufe^ gctüefen, feine SSorrcd^te l^atten aber tüol^I faum in 
anberem alö in ber Begabung unb Smpfangung ber Se^cn be* 
ftanben. ®auj anberö lauteten bie Seftimmungen be§ neuen 
SScrtrage^. 

ÜDie ©ad^e n^ar aber nid^t leidet ju betüerffteßigen, bcnn 
ber SSertrag erforberte nid^t blog bie 3"pi"i^i^i^9 ^^^ ^aifer«, 
fonberu aud^ ber Saubftänbe, unb gerabe bie Primogenitur lief 
ben bi^f)erigen ®ctüol)n^eiten in 9Zieber^Oefterreid^ jutt)iber. 2lud^ 
tt)ar niittlevtüeile Äarl JJü^rer uub ^aupt ber latl^olifdien Partei 
gett)orben, uub er ^atte barum bie biö ba^in mäd^tigere *^artei 
ber "ißroteftanten in ben Saubtagen gegen fid^. Unb fo baucrten 
bie Semü^ungen Sarl^ tro^j be^ pcrfönlid)en Sinfd^reiten^ Äaifer 
$RuboIf^ burd) Derfdjiebene 3Jriefe mehrere Qa^re fort, bi« er 
enblid^ 1606 jum ^kk gelaugte. 3lud^ fd^eint e^ nad^ ben der* 
fdjiebenen @nttt)ürfen, bie im Slrd^iö enthalten finb, atö ob ber 
SiUl^alt dielfad) geänbert idorben fei. @o enthalten bie früheren 
@nttt)ürfe bie geftftettung be^ fat^olifd)cn ©laubeniS al§ beö 
einjig gültigen ©efenntniffe^ in ber gamilie tüie auf ben gami* 
liengütern in au^fü^rlid^en Seftimmuugen ; bic^ aber ift in ber 
eigeutlid^en Srbeinigung ganj unb gar ^intüeggclaffen. 

35er SSertrag ') njurbc am 29. September be^ 3a^re§ 
1606 ju gelb^berg don ben brci Srübern unterjeid^net unb ent* 
^ält im SBefentlid^en bie folgeuben ©eftimmungen. ^ar( erfd^eint 
babei al^ ^err auf gdb^berg, |)errenbaumgarten, Slumenau, 
"ißro^ui^, 9luffce unb Sjcrnal^ora, al^ faiferlictier 2)taieftät ®e* 
Reimer ^ati), Dberfter ^ofmeifter, Kämmerer unb Saubc^^aupt* 

1) E. 12. 



— 133 — 

mann Don 3)tä^ren, ÜJiajimilian al^ ^evr auf Staüen^burg, 
§o^cnau, ^Jutfd^olDife, "ißofori^ unb 'iRoDirab unb afö faifcrlid^er 
JRcic^^^ofrat^, ®unbacfer mit bem Zitd al^ ®raf jn Stittbcrg, 
ali^ §err auf SSöilferi^borf, aWiftclbac^, ^oljigborf unb dUnQ^l^^^ 
borf, laifcrlidier SKajcftät §of!ammerrat^, Äämmcver be« (Srj* 
l^crjog^ aJtatt^ia^ unb SSerorbncter ber ?anbfd)aft Ocfterrcid^ 
unter bcr Snn^. 

W\t ©erufung auf bcn SSertrag Don 1504, bcr im Saufe 
ber ^cikn fc^led^t gel^alten tporben, tüoburc^ diele ©tüde dom 
§aufe ab^anben gelommen, tt)irb al^ ^totd ber Srbeinigung bie 
er^altung be^g Sefifee^ unb be^ 3lnfe^eni3 bei^ §aufei8 ^ingeftetlt, 
unb mit bem SSerfpredien ber Sreue, fiiebc unb ßinigfeit für 
fic^ unb i^re 9lad^Iommen ^aben fid) bie brei ©ruber biefem 
ftricteften gibeicommiß untcrttjorfen. darunter foKen gehören 
al^ gamiliengüter : JJelb^berg, ^errenbaumgarten, JRaden^burg, 
§o^enau, SRiftelbad^, SRingel^borf, Si^grub, Slumenau unb 
*ißroBnife mit altem, tüa^ an ®d)Iöffern, ©täbten, 3D?ärften, ©ör* 
fern u. f. tt). baju gehört, atteö alö eine unt^eilbare äWaffe für 
bie brei ©rüber unb i^re Stadilommen. !Da^ §anpt ber gamilie, 
tüeld^e^ bie 3luffid^t unb ba^ 3u^ ber ©irection übt, ift fortan 
nid^t me^r ber 3leltefte, fonbern ber Srftgeborne in ber IHnie 
be^ Srftgebornen ; beibc SRedjte, ba^ ber ©irection unb ba^ ber 
ßrftgeburt, finb niemals ju trennen. 

Sie SRed^te unb ber 33efi^ be^ Srftgebornen tt)erben in 
folgenber Sßeife beftimmt: gür feine Unfoften, SJiü^en u. f. tu. 
erhält er bie Sinfünfte ber ®üter iJelb^berg, ^errenbaumgarten, 
©tumenau unb ^ro^ni^, bie beß^alb bie ©ejeid^nung Srft* 
geburt^güter führen; er l^at bie Öe^en be^ §aufe^ ju dcrlei^en, 
aber aud^ auf ben ©eftanb berfclben ju ad^ten unb bie bamit 
derbunbenen ^flid^ten ju derfel^en; er ^at ba^ gemeinfame *ȧa* 
tronat^red^t in geiftlid^en ADingen ju üben, al^ Sel^en^träger für 
fic^ unb bie Slgnaten bie Selben ^n empfangen unb bie Urfunbcn 
barüber in Rauben ju behalten ; menn er felbft (mit 18 ^iCi^ren) 
münbig ift, fo ift er 35ormunb aßer minberiä^rigcn ©ruber, 



— 134 — 

©c^tDcftcrn, SSetterii, ^nfeii u. f. tt). J)ic 9tegicrung bcö .^nufe^ 
gcbül)rt i^in burc^ bae SRcc^t bei* (irftgcburt; al6 „^tcgiercr" 
ift er gütlicher Sc^ieb^vic^tcr in Sömilicnftrcitigfcitcii ober Ob^ 
manu beö ertoä^Uen ©c^iebegeriditee, worüber bie C5inigung noc^ 
öer|d)iebene S3eftimmungen feftfefet. 

"Jiatürlid^ ift für je^t Äarl al^ ber (Srftgeborne bcr „Stc* 
gicrer" be^ §öufe^; befonbere ©eftimmungcn fefeen bann bic 
©ucceffion nad^ bem 9te(f|te ber Srftgeburt auf baö genaucfte 
feft, fo ba^ nacfi bem Sluöfterben ber ganjen männlid^cn el)c* 
lidien ÜDefceubenj Sartö bie SRegierung auf iDJafimilian unb feine 
S)efcenbcnj unb üon biefer auf ®unbacfer unb feine Sinie über* 
gel^t. Sari erl^ält öon ben oben al^ gamilienbefi^ fcftgefteßten 
®ütern nocfi bie ^errfci^aft Si^grub, bei SDJajimilian bleiben 
^o^enau unb JRaden^burg, bei ©nnbacfer Söilfereborf, 9iingcfö^ 
borf unb 9)iiftelbad^, atte^ al^ J^ibeicommiB üerftanben; aud^ 
bleiben fie im ^ibeicommiß unb alten Scftimmungen beiSfelben 
untertüorfen, felbft tüenn ber (Jinjelne feinen Sefi^ unter feine 
®ö^ne tl)eilt. Stirbt eine Sinie an^, fo n^irb ber 33efife unter 
bie anberen get^eilt, abgefe^en üon bem, njuiS ber Primogenitur 
gebührt. 93eräußerungen, 2lbtrennungen finb in feiner 3Bei)e er* 
laubt, ba ber ganje Sefitj alö ^^ibeicommig ber gamilie al^ 
fold^er gehört unb ber (Sinjelne nur ben usus fructus I^at. 
©c^ulben unb SSerpfänbungen finb burd^ befonbere Seftimmun* 
gen befd^ränft. SSeränberungen bcr @üter finb nur in jtt)ei 
JJäßen erlaubt, crften^ mnn burd^ JaufcC) ober fonft ttjie ber 
3Jefi^ gebeffert njirb, ober ttjenn ein ä)JitgIieb burd^ vis major 
underfctjulbet in folc^e 92otf) getommen, ba^ über feinen Sefife 
derfügt toerben mug. 3lber auc^ t)ierübcr finb Scftimmungen 
feftgefefet, njeld^e ba^ 3>ntereffe ber gamilie fc^ü^en. 

dß folgen weiter in bem langen unb au^füt)rlid^en 23er* 
trage, ber für iebe^ (Siuäelne mit größter Umfielt forgt, ©e* 
ftimmungen über bie ©ucceffion^fä^igfeit beö (Siuäelnen, wona^ 
icber auiggefd^loffen ift, ber nid^t in öotler red^ter (5^e geboren, 
foipic bie ©eiftlic^en unb bie weiblidien 3lnget)örigen ber Samilie. 



— 135 — 

6^ folgen cnblic^ tüciterc Scftimmungca über bie iüngeren 
Bö\)\K, über ba^ ^cirat^^gut ber 2:öd^ter, über bie 25ormunb* 
fc^aft iinb bie aJiunbigfeit (bie mit üoKenbelem ad^tjc^nten 
^a\)xt eintritt) unb jum ©c^lup ba^ Slngelöbnig ber brei 33ruber 
anf biefe SJereinignng für fid^ unb il^rc 9?ad)fommen. 

3eigt Äarl üon Öiec^tenftein burd^ biefe ßrbeiuigung, bie, 
ttjie bie tüicber^olten ßnttuürfe, bie ja^lreid^cn Sorrecturen unb 
atanbbenicrfungen t)on feiner ^anb betpeifcn, al^ fein eigenfte^ 
aKert, alö eine ©d^öpfung feinet |)erjen^ betrachtet »erben mu^, 
jeigt er babnrd^, wie er bebac^t tüar, Sefife unb Slnfe^en ber 
gamilie auf etüigc 3^*^^" 3" erhalten, fo lernt man if)n auc^ 
anbercrfeit^ in feinem Scftreben fennen, mit ^lug^eit unb ©par* 
famteit feinen 3Jefife ju eriueitern unb burd^ üerme^rten Steic^* 
tt)um, bnrc^ ftctö bereite Mittel feinen tüac^fenben politifd^en 
©nfluß 3u ftü^en unb ju l)eben. ^a^ (SlücE fam feiner Älug* 
l^eit JU $ülfe, unb bie Unrul|e, ber Süed^iel be^ ^efi^jeö in 
biefen fc^wanfcnben 3^'^^^^/ fott)ie nic^t minber bie 23erbicnfte, 
bie er fic^ in fo fc^tuicriger (Spoc^e ertüarb, Derfc^afften i^m 
günftige ®elegent)eit. 

kleinere 2lnfänfe, bie er fd^on in ben erften 3>ti^ten nad^ 
feiner @elbftftänbig!cit mnd^te, feien ^ier nur ern3ät)nt. ßinen 
fe^r bebeutenbcn 3"^^^^'^ ^^^^' erhielt fein S3efi^ burc^ feine 
9Serf)eirat^ung mit einer ber beiben (Srbtöcliter beö §aufe^ 
©c^embera öon 33o^coöi|j auf Sutfc^oöi^. 'Der le^te männliche 
9lnge^örige biefei^ altberü^mten unb l^odiangefe^enen mä^rifdien 
§aufe^, 3o^(i"" ©c^embera, ftarb am 29. Max 1597 unb tüurbe 
JU Srünn im iDJinoritenflofter ju ©t. 3of)anne^ bcigefe^jt '). @r 



') b'(S(ücvt, 9[)Jä^vifd)c unb fd)(crifd)c e()ronifcn I. 41. 3)cv Ict3te 
ber 2:viibaiicv l'inic bcv «Sdjcmbcvo, cbcnfalliö ein 3ol)aiin, wax il^m nic^t 
(oiige 3UÜ0U (1589) im lobe üovaiifgcgancjcu. Gi* wav mit (^enoüefa üon 
Vied)tenftcin ücvmäl)U gciucfcu; fie überlebte i^n unb l^eiratljete in stueitcr 
S^e, iüie oben angegeben, einen Ü^urggrafen üon !J)o]^na. 5lud) bie iöefi^un- 
gen biefer l'inie (Xrübau, §o^euftabt, (Sifenberg), iueldje mit jnjeien ßrb^ 
töd)tern junädjft an hau :^?am äi^'^otin fielen, tamen fpöter, tüie gejcigt 
werben wirb, an Marl öon !i*ied)tenftein. 



— 136 — 

hinterließ au^ feiner itt)eiten &)t mit Slnna don Srajef nur 
jtpei Zö6)kx, Slnna Wlaxia unb Äat^arina, toeld^e fic^ mit ben 
beiben Sicd^tenfteinifd^eu Srübern Sari unb SDZafimilian öer* 
mäpen. Sie SSermä^lung SKajimilian^ fanb im ^a^vt 1597 
ftatt ; au^ biefem Qa^re ift bie §eirat^^abrebe, weld^e im giec^- 
tenftcinifd^en 3lrd)iü erl^altcn ift. ADiejenigc Äarl^ finbet fid^ nic^t 
me^r dor, nod^ giebt fouft ein !Document einen fidleren ^ctoti^, 
toann bie SSermö^lung ftattgefunben ^at. Sartö erfte^ Sinb 
Slnna 3D?aria tt)urbe am 7. ÜDecembcr 1597 geboren, unb man 
möd^te barau^ fd^liegen, baß feine SSermä^lung im Slnfang be^* 
felben Qal^re^ nid^t lange üor bem Sobe be^ ®d^tt)iegerüaterö, 
üiellcid^t gleid^jeitig mit ber feinet Sruber^ ftattgefunben ^abe. 
Slttein e^ giebt 2lnbeutungen, meldte minbeften^ feine SettJerbung 
in eine frühere 3^^^ üerfe^en. ©d^on dom ^affxt 1592 (SBicn, 
ben 15. 3lulO ftnbet fid^ ein eigenl^änbigeö ©d^reiben be^ Srj* 
^erjogö SKattl^ia^ *) an S^ol^ann don ©oöcodi^, ideld^e^ fo lautet: 
„Sieber don ©d^embera. 9iad^bem mein Äämmerer Sfarl don Siec^* 
tcnftein ein erlidfjö anbringen unb S3egern an euc^ ju tl^un, fo bitt 
id^ benfelben aud^ don meinetwegen tt)ol bedol^en ju l^aben unb 
in fo einer d)riftlid)en fad) im mit tdilfärigcr 2lnttt)ort entgegen* 
gc^en, baö tüill id^ gegen eud^ ^intüiber mit allem gueten er:* 
fennen. äWat^ia^". 3luf biefem S3rief [te^t don Äarlö eigener 
|)anb: „% SKeiner ^eirat. grj: 3Kat^ia^". 

'Jiic^t unmöglid) mag bie |)eirat^ fd^on ju biefer ^tit ober 
nic^t lange barnac^ ftattgefunben ^aben. 3lfö ber alte ©c^em* 
bera im 2lnfange 1596 (Süontag dor 8id)tme§) fein Seftament 
mad^te, fefete er barin Ä^arl don gied^tenftein al^ ben ^aupt* 
dollftredter ein, o^ne aKerbing^ i^n al^ feinen ©c^tt)iegerfo^n ju 
bejeic^nen, nod^ feiner Söditer ju gebenfen. J)iefe^ Seftament 
besiegt fid^ nid^t auf bie ®üter, fonbern auf bie Segate für feine 
Beamten unb feine X)ienerfd^aft. Sr derfte^t fid^ am ©d^luß ju 
§ervn Sari don 8icd)tenftein, ba§ er alle Sebingungen pünltlid^ 



J) 10icd)tcnft. 2lrdj)iü in i8utfd)0Ui^. 



— 137 — 

crfüKen iDcrbc. §ieraii^ ift tool^I auf eine frühere 35ermäf)Umg 
ju fc^Iiegen. 

©ci einer Il^eilung ber ®üter unter bie beiben @d^tt)eftcrn 
famen auf 2lnna, unb alfo an Sari öon Sicc^tcnftein, bie §err* 
fd^aften ßjerna^ora unb 3luffce, auf Sat^arina 53utfd^odi^ unb 
•ißoforitä. ©^ fd^eint aber, afö ob bie ©eftfeergreifung nid^t ganj 
o^ne @d)tt)icrigfeit öor fid^ gegangen fei, unb bag don anbercr 
Seite barauf 5lnfprüdf|e erhoben toorben. Sßenjel ©d^embera 
nämlid^, be§ legten Qo^ann 9Sater, fdtieint bcn Sluögang feinet 
§aufe^ dorauögefe^en unb be^^alb feine ®üter bem aWinoriten* 
flofter ju @t. 3>o^ann in S3rünn dermad)t ju ^aben, ober e^ 
lüurbe ba§ toenigften^ don bem Älofter bel^auptet. 3i0^ann, ber 
®o^n — ^ier fpielt fd^on bie ®age herein — fott in ®orgc 
für feine Söd^ter ba^ ju dereitetn gefudjt ^aben; er ging in 
ba^ genannte Softer, lieg fid^ unter bem 3Sorn)anbe, bie @ad^e 
dottenb^ in SRid)tigfeit ju bringen, bie Urlunben geben unb njarf 
fie in^ Saminfeuer. @o lautet bie ©age ober (Srjö^lung, ml6)t 
noc^ ^injufügt, bag §err ©d^embera für biefc Sl^at mit befon* 
beren |)öllenftrafen belegt tt)orben, ba| i^n ber leufel burc^ 
eine §ö^le, ba^ fogenannte ©d^emberaloc^, entführt l^abe, unb 
bag er nod^ derurtl^eilt tt)orben, allnäd^tlic^ in ©eftalt eine^ 
fd^tt)arjen feuerfprü^enben SRoffe^ fein el^emalige^ §au^ in Srünn 
JU derlaffen. Die ©age tritt ^ier tt)ie fo oft an ben Slu^gang 
eineö berül^mten §aufe§. 

SSßa^ an Jl^atfäd^lid^em ber (ärjäl^lung ju ®runbe liegt, 
ift unbcfannt; aud^ njeig man iirfunblid^ nid^tö oon einem 
^rojeffe, ben ba^ Äloftcr gegen |)errn ©d)embera angeftrengt 
l^aben, unb in njeldiem e^, tt)eil ba^ (Serid^t a!at^olifd^ njar, 
abgett)iefcn fein fott. 9tic^tig ift nur, bag bie So^codife i^re 
Familiengruft in ber Sird^e Ratten ; übrigen^ n^aren fie jnr ^üt 
i^reö 2lu^gang^ nid)t fat^olifc^ unb bie beiben (Srbtöd^ter Slnna 
unb Sat^arina traten erft nac^ i^rer SScr^eirat^ung jum fat^o^ 
lifd^en (glauben über. 3lur ba§ ift ^öd^ft auffattenb, baß dier 
SBoc^en nac^ bem SCobe bc^ legten Qo^ann ©c^embera, am 



— 138 - 

28. 3"Hi 1597, in Slbtüefcu^eit bc^ ©uavbiaue Äarl üon gie(^* 
tenftein plö^Iic^ in bcm 3)iiuovitcuflofter cvfc^ien unb c^ ab* 
fperrcu lic^; erft m6) einer SScrmitthiug jtt)if(i^en if)m unb bem 
(Suarbian burd^ ben öifc^of ©taniölauö lieg er ci3 am 4. Slnguft 
wieber öffnen. !Die Urfacfie biefe^ ©d^ritte^ ift döüig unbelauut; 
ob £arl bie don SBenjel ©d^embera auögeftettten ©d^enfunge* 
urfunben gefud^t unb gcfunben, ober ob ein anbere^ 3)JotiD i^n 
ju biefem 33organge betüogen I)abe, baüou ift nid^t^ befannt. @ö 
tt)urben aber fpäter — toenigften^ ift nic^t^ barüber beridjtet — 
don anberer ©eite fcinerlei Slnfprüd^e auf bie ^interlaffenfc^aft 
bcr ©o^codifee auf 53utfd^oüi(ä me^r erl^oben; fie blieb unbeftritten 
im S3efi^ ber Öied^tenfteinifd^en 33rüber ^). 

Diefe bebeutenbe Srttjerbung fefete Äarl don 8ied)tenftein 
umfome^r in ben ©taub ben ©elbderlegen^eiten be^ ©taateö in 
iebem 3lugenblidE ju §ülfe ju fommen. Die bereite in biefem 
^uctie mel^rfad^ benutzten 2lu^3üge auö bem Slrc^id bcö Sinang* 
minifterium^ toeifen nad^, ba^ t^ don ^aljx ju 3fci^v gefc^iel^t. 
2lm 13. gebruar 1595 lieferte er (betreibe inö iJelblager. 2lm 
5. December 1596 dcrfdiricb er fid^ für ben Saifer al^ Bürgen 
unb B^^I^^' ^'"^^ Darlel^en^ don 1000 fl., tdeld^e^ Sof)u^latt) 
:öorjita geliehen l^atte, unb im 3lpril bei3 folgcnben 3af)re^ f)atte 
er tüieber eine bebeutenbe Quantität §afer für baö ^rodiant* 
tdefen ju liefern, ^m ^a\)x^ 1598 gett)äf)rte er felbft mit feinen 
örübern SKay unb ©unbacfer jufammen bem Äaifer 9iubolf 
ein Darleihen don 100.000 S^alern. Die Slufbringung biefer 
bebentenben ©unime (eö fommt öfter dor, bag fie, bie äugen* 
blicflic^en 33ebürfniffe ber Siegierung ju befricbigcn, eigene ®üter 
derpfänbeteu) fd^eiut i^nen felbft einige ©d)tt)ierigfeit gemad^t 
ju l)aben, benn am 23. ä)?ai ertl)eilte ber 3feid)öpfennigmeifter 
an ^a6)ax\a^ ©ei^fofler ben Sluftrag, er foüe jur 33eja^lung 
ber Deutfd^en unb Söattonen in ®ran biö in 60.000 Sl^aler 



1) (5^lumc<3!i), JU bcr ^övünncr (Sljvonif bei b'^lücvt o. a, O. 
@.40 ff., bei^QL 2Sü(nt), fird;(. Xopograpljic üon SQM^ren A. I. B. 107; 
9luprcd)t, öcfdjiic^tc bcr Drben§t(öftcr in TO^rcn U4, 



— 139 — 

auticipiren, ba cv bie 9ä3iebevbcjal)Iuug an& ben gicc^teiiftcinifd^cn 
100.000 Sfiakru unfel^lbav ju erlüartca I)abe. äWittlcrtoeilc 
lüurbcii öou ^arl cinfttDcileu 80.000 X^aler auf biefc^ 1)ar* 
le^eu cvfcgt uub i^m am 4. 3>uui bebeutet, ba^ il^m barüber 
gtoei SJcrfctiveibungeu, jebe gu 40.000 SC^aler einge^äubigt njerben 
foKcu, 'uub ba^ i^m bie eiueu 40.000 I^alev dou beu ©täubeu 
uub ©täbteu 3)Jä^reu^ md) in bemfelbeu ^alfxt, bie auberen 
aber mit @id)erl)cit iu jtüei 3>a]^rcu begal^It iDüvbcu. 3lu^ SBeitc^ 
rem ift ju erfe^eu, ba§ auc^ bcr 9ieft auf bie 100.000 Z\)aUx 
öou beu giec^teufteiuifd^eu 33rüberu ober üou Sari ricfitig erlegt 
ttjurbe. 9tur erfolgte bie SRüdja^luug jum I^eil iu auberer 
SBeife, uämlid) burcfi beu Sauf be^ ©täbtleiu^ 5lufpi^ fammt 
beu Dörferu Slciu^ uub ®ro^^@tartt)ife uub bem jum Slofter 
SBele^rab gc^örigeu ÜDorfe ^riflad^, tüeldie juiautmeu auf 
56.000 S^alcr gefd^ä^t tüurbeu. |)ierbei mu^te Sari aber eiue 
©utfc^äbiguug au bie Slebtiffiu jum Söuig^flofter iu Srüuu, 
fott)ie au bie 9lebtifftu iu SBele^rab überue^meu. !Cie obige 
Summe tüurbe öou bem Darte^eu abgejogeu, mit ber SSerfic^e- 
ruug, baß ber SReft iu jtüei 3>ö^reu gejal^U toerbeu folle. Da 
bie Sauffumme erlegt tDar, uub bie ®tabt uid)t fofort über* 
gebeu tt)urbe, fo erhielt Sari uod^ am 13. Slpril 1599 bie ^alb- 
jäf)rlid^cu Qutereffeu mit 1680 S^aler au^gejal^lt. Siue Summe 
Dou 16.666 schaler, ttjeld^e Sari fd^ou früher auf Slufpife bar* 
gelie^eu ^atte, follte iuuer^alb ^roei 3a^t:eu iu jtt)ei |)älfteu 
jurücfgejal^lt werbeu. 

3lm 30. 3>nni 1598 tüurbe bem Saifer ]n tuiffeu getrau, 
bap Sari öou Sied^teufteiu 1050 ®utbeu jum ^roöiaut ^er* 
gelief)eu t)abe, uub im uäd^fteu ^ai)x^ ^atteu bie 3Jrüber öou 
Sied^teufteiu für Derfd^icbcue Öieferuugeu jum ^rodiauttuefeu eiue 
gorbcruug üou 45.000 @ulbeu, lüoöou i^iieu auf 2lbfd^Iag 
20.000 beja^lt iDurbeu, tüä^reub (mittelft 3Serfd)reibuug öom 
13. 3lpril 1599) i^ueu bie übrige Summe öom ^a^vt 1600 
an auö beu Siergrofd^eugefäHeu iu 9)?ä^reu iu jtoei ^a\)vn\ 
au^geja^lt tüerbeu foßte, tt)ofür fic^ bie Stäbte Olmü^, 33rüuu, 



— 130 — 

^aifcr 9tuboIf bie Sclc^nung mit bcn J^amilicngtiteru •). 33or^er, 
im 3ö^rc 151)3, Xüax er Äricg^f)auptmauu be^ ^rabifc^cr Srcije« 
gctüefcu unb 1595 iDurbe er bereite jum 3Jeififeer be^ Sanbreditö 
crlüä^lt unb in ba^ Saubred^t eingeführt. Da^ Sanbred^t, bie 
oberftc SSertüaltung^be^örbe, crtüä^lte feine SPJitglieber felbft. @^ 
wax bamal^ bie proteftantifc^e Partei faft einjig ^errfd^enb, unb 
Äart don 8ied)tenftcin unb mit i^m ein §err don SRupa tüurben 
ernjö^lt afö ©lieber ber örüberunität. !Dic gleid^seitig üom 
Äaifer dorgef(f|Iagenen fat^olifd^en 3)JitgUeber würben jurücf^ 
gett)iefcn2). 3lber balb barnad^, befonbcr^ und) bem Sobe be^ 
bamaligen Sanbc^^auptmann^ griebrid^ öon 3'^^^^'"/ begann 
and) im 3lbel unb im 8anbred)t bie fat^olifc^c "ißartei fid| 
mädfitiger ^\i regen, nad^bcm fie im Öanbe, dor aßcm burd) bie 
Semü^ungen be^ 33ifd^of^ ©tani^lanö üon Dlmü^ fd^on be^ 
bcutenb ©oben getdonnen ^ntte. Sefanntlic^ toar e^ bann ber 
ßarbinal ?5^an3 don J)ietrid^ftein, nad)bem er am 26. 9)Zai 1599 
jum S3ifd^of don Dlmü^ ertüä^It tdar, tdeld)er bie fat^olifd^c 
®egenbeidegung leitete unb in SDiä^ren jum ©iegc führte. Sine 
5oIge feiner S3emü^ungen unb feiner ^reunbfd^aft tt)ar e^ aud^ 
idof)l dor attem, baß Äarl don Sied^tcnftein nod^ in bemfelben 
3(a^re jum Satl^olici^mu^ übertrat, tüeld^em 3JeifpieI feine Srüber 
folgten. SSom 7. September 1599 batirt ba^ ©anffd^reiben, 
tdeld^e^ il^m ^apft ßlemen^ VII. burd^ ben ßarbinal don Diet^ 
ridjftein bafür jufanbtc. Äarl trat nic^t bIo§ äußerlich jum 
fat^olifc^en ©lauben jurüdf, fonbern er tdar in atter SBeifc be^ 
mu^t, bcnfelben tüieber auf feinen §errfd^aften unb 33efifeungen 
jum atteingültigen ju mad^en. Sine SReil^e 33riefe, fott)o^l don 
"»ßapft Siemens VII. mie don ^aul V. crfennen baö, fottjie 
aud^ feine fonftige SKirffamfeit auf ben ^^anbtagen unb in ber 
•ißolitif banfbar an^). ©ie reichen bi^ jum ^af)xt 1608. 



1) ?icd)tcnfl. 2(rd)iö A. 69. 

2) (S^Iumc^ftj, @. 189. 

3} 2icd)tcnft. %vd)ir) Aa. 111. 



- 131 — 

@cf)on t)on bev ^cit au, ba^ Savl fdbftftäubig tüurbe unb 
ju feinem 6rbe gelangte, jcigte er fidt) in Sejug auf feine ®üter 
afö ben auögejeidtineten SSeriDaltev unb fingen ßviücrber nnb 
SSerme^rer, ali^ tüelcfier er erft ben eigentlidtien ®vunb jnm 
Steid^t^um feinet ^anfe^ legte. 9iur fo irar e^ i^m möglidt), 
öon frü^ an für bie öebürfniffe be^ Äaifer^ nnb beö ganbeö 
ftct^ I)öd)ft bebeutenbe ©ummen jnr SSevfügnng ju l^aben, tüie 
fpäter nocf) im ßinjclnen gezeigt tüirb. Slber er irar t)or attem 
hc\)aä)t ®orge jn tragen, bag ba^ ^ntereffe be^ ganzen §anfe^ 
Öied^tenftein nid)t ferner bie Oefal^r lanfe, bnrd) forttoöl^renbe 
J^eifnngen tok im fedt)^3el)nten 3iaW"^i^^^t ^^^^ ^^^ toenige 
Sia^rjel^nte üorl^er bnrdt) S^riftopt)ö ©ntfrembung unb 35erän^e^ 
rung ber ?$amiliengüter gn ®runbe geridjtet ju tüerben. 

S^arl tüar ba^er in aller SBeife bemüht, bie gemeinfamen 
?5amilienangelegen]^eiten ju orbnen unb feftjuftefien, in^befonbere 
burd^ eine neue ©rb- unb gamilieneinigung auf einer anberen 
unb fidlerem 33afiö, al^ jene üon 1504 gemefen tüar. 3nt ^(ii)xt 
1598 (23. 3nli ju iJelbiSberg) Ratten bie brei S3rübcr eine neue 
®d^ä^^ung ber gefammten g-amiliengüter üorgenommen unb bar^ 
und) ben 2lnt^eil eine^ jeben feftgefteßt ^). Sari erl)ielt bie 
§errfcf)aften gelb^berg unb |)errenbaumgarten, bereu Sinfünfte 
auf 98.163 ®ulbcn feftgefe^t toaren, SÜfajimilian erhielt Siaüenö* 
bürg unb §o^enau mit 98.195 ®ulben unb ©nnbacfer äßilfer^* 
borf unb $RingeI^borf mit 97.688 ©ulben; bie §errfd)aft eiÖ== 
grub blieb uuüert^eilt ber 3)Jutter biö ju i^rem SCobe, ebenfo 
bie beibcn |)äufer in SBien unb einigeiS Slnbere. 5lud) tüurben 
mel^rfacf) SSereinbarnngen über bie Abtragung ber ©d^ulben ge^ 
troffen. ®o waren aßerbingö, tüie eö nad) bem bii^^erigen 
gamilienbraud^ nid)t anben^ fein konnte, bie ®üter breifad) 
get^eilt. tarl lag aber baran, bie einjelnen ©lieber unb ^mi^c 
ber gamilie al^ ein ©anje^ ju ücrbinben unb auf etüige 3eiten 
JU öer^üten, baß iemafö ettüa^ t)on biefem gamilienbefi^je in 



') L. * 70. 

9* 



f 



— 132 — 

frembc ^äiibc gelange. 3" biefein ^totdt tüoßte er bie neue 
(Srbeiuigung errid)ten, bercn tüefcntlicfifte Seftimmungen in ber 
Unüeräußerlid^feit bc^ ^amilienbcfifeeö, fotüie in ber ßrtüciterung 
ber 9?ed)te be^ gamilicntiaupteö unb in ber Uebertragung bcr== 
felben üon bem an Qf^^tren älteften 3)JitgIiebe ber ijamilie auf 
bcn Primogenitur bcftanben. Si^^er tüar ber 5leltefte ber S^ef 
ber §aufer gciDefen, feine 35orred)te Ratten aber tt)ot)I laum in 
anberem alö in ber Begabung unb Smpfangung ber Sc^en bc=' 
ftanben. ©anj auberö (auteten bie ©eftimmungen be^ neuen 
3Sertrager. 

J)ie ©ad^e tüar aber nid^t leidjt ju betüeriftefligen, benn 
ber SSertrag erforberte uid^t bloj^ bie ^^^ftinitnung beö Saiferö, 
fonbern aud^ ber Sanbftänbe, unb gerabe bie Primogenitur lief 
bcn bi^^erigen ®ctt)oI)n]^eiten in 9licber=Oefterreic^ gutoiber. 2ludE) 
tüar mittlertüeile S^arl ^nffxcx unb §aupt ber latl^olifdien Partei 
getüorben, unb er l^atte barum bie biö bat)in mädEjtigere Partei 
ber ^roteftanten in ben Saubtagen gegen fid^. Unb fo bauerten 
bie Semüt)ungen Äarl^ trot^ be^ perfönlid^en Sinfd^reitenö Saifer 
9tuboIf^ burc^ üerfc^iebene ©riefe mel^rere ^ai)xz fort, bi^ er 
enblid) 1606 gum ß'^^I^ gelangte. 2lud^ fc^eint eö nad^ ben üer^^ 
fdjiebenen Snttüürfen, bie im 3lrc^it) enthalten finb, alö ob ber 
Qnl^alt üielfad) geänbert n^orben fei. ©o enthalten bie früheren 
gnttüürfe bie geftfteßuug be^ fatt)oIifd)en ©tauben^ alö be^ 
einjig gültigen 33e!enntniffeö in ber gamilie tüie auf ben gami^ 
tiengütern in au^fit^rlidien Seftimmungen ; bie^ aber ift in ber 
eigentlidien Srbeinigung gang unb gar ^intüeggelaffen. 

J)er 35ertrag >) tüurbe am 29. September beö ^a\)xz^ 
1606 ju gelb^berg üon ben brei Srübern unterjeid)net unb ent* 
^ält im 3BefentUdt)en bie folgenben S3eftimmungen. Sar( erfdtieint 
babei afö §err auf ijelb^berg, ^errenbaumgarten, S3himenau, 
^rogni^, 2luffee unb ßjerna^ora, aU faiferlid^er ÜWaieftät ®e* 
Reimer 9tat^, Dberfter ^ofmeifter, Kämmerer unb Öanbe^^aupt:* 

») E. 12. 



— 133 — 

mann öon 3)Jä^ren, 3)iafimilian al^ §err auf SRaücnöburg, 
§o^enau, Sutfdiomife, ^oforife uiib *iKot)irab uiib alö faiferlid^cr 
$Rcid)ig^ofrat^, ©uubacfer mit bcm ZM al^ ®raf ju Stittberg, 
al^ |)err auf SBilfen^borf, SKiftcIbad), ^o^öborf uub mngtU^^ 
borf, !aiferlid)ev äKajeftät ^offammerrat^, Äämmerer be^ ßrj* 
^crjog^ 3}Jattt)ia^ uub SScrorbueter ber ^aubfd^aft Ocfterreic^ 
uutcr ber (Snuö. 

3Kit ©erufuug auf beu 35ertrag öon 1504, ber im 8aufe 
ber ^dkw fd^Iec^t gehalten tüorbeu, tüoburd) öiele ©tücfe öom 
§aufe abl^anben gelommeu, tüirb afö 3^^^ ^^^ Srbeiuiguug bic 
(Sr^altuug be^ Sefit^eig uub M Slufe^en^ be^ §aufe^ ^iugefteßt, 
unb mit bem 35crfpred^eu ber Streue, Siebe unb Siuigfeit für 
fid) uub i^rc 9?ad)fommeu ^abeu fid^ bie brci S3rüber bicfem 
ftrictefteu gibeicommiß uuteriDorfeu. ^Darunter fotteu ge^örcu 
al^ gamilieugüter : gelb^berg, ^erreubaumgarteu, SRaüeu^burg, 
§o]^euau, SKiftelbad^, 9tiugeI^borf, (Si^grub, S3Iumeuau uub 
^roßuife mit attem, ma^ au ©d^Iöfferu, ©tobten, 3Kär!teu, ÜDör- 
fern u. f. tt). baju gel^ört, attcö atö eiuc unt^cilbare SWaffe für 
bie brei S3rüber uub i^re ^Zad^fommcu. 3)a^ §aupt ber Familie, 
tpeld^e^ bie Sluffid^t unb ba^ ^n^ ber S)irection übt, ift fortan 
nidjt mct)r ber 5lelte[te, fonbern ber Srftgeborue in ber i^inie 
be^ (Srftgeboruen ; beibe SRedjte, ba^ ber ©irection unb ba^ ber 
Srftgeburt, finb niemals ju trennen. 

J)ie Siedete unb ber S3cfit^ beö Srftgcbornen tüerben in 
folgenber äßeife beftimmt: ^ür feine Unfoften, 9)iüt)en u. f. tu. 
erhält er bie ®n!ünfte ber ®üter gelb^berg, ^errenbaumgarten, 
Slumeuau uub ^ro^ui^, bie be^t)alb bie öejeid^nuug Srft* 
geburt^güter füt)ren; er ^at bie Öe^en be^ §aufe^ ju üerlei^eu, 
aber aud) auf ben ©eftaub berfelben ju ad)ten unb bie bamit 
öerbunbenen ^flid^tcn ju üerfe^en; er l^at baö gemeinfame ^a* 
tronat^rcd^t in geiftlicfien !j)ingeu ju üben, afö Sel^en^tröger für 
fidtl unb bie Slgnaten bie Selben ^ju empfangen unb bie Urfunben 
barüber in §äuben ju behalten; ireuu er felbft (mit 18 Qa^ren) 
münbig ift, fo ift er SSormunb aßer minberiä^rigen S3rüber, 



— 134 — 

®(f)tt)eftern, 93ettern, Snfeii u. f. tt). T)k Stegierung bcö |)nii|e^ 
gebührt it)m burd) baö $Red)t ber (Svftgcbuvt ; al<^ „9icgiever" 
ift er gütlicher ®d)iebövic^ter in i^amilicnftvcitigfcitcu ober Ob* 
inanii bc^ cmö^lteii ©ci^ieb^gerid)tc^, tüorüber bie Siuiguug noc^ 
t)er|d)iebcnc S3eftimmuugen feftfefet. 

^fJatürlid) ift für je^t Äart al^ bcr (Srftgeboriie bcr „$Rc* 
gicrer" be^ ^ßiife^; befonbere Seftimmungcu fc|3en bann bic 
©ucccffion uad^ bcm 9tedt)te bcr ßrftgcbiirt auf baö gcimueftc 
fcft, fo ba^ nai) bem 2lu^ftcrben ber gaiiäcu mäunlicf)en elje- 
liefen S)efcenbenj Äarl^ bie ^Regierung auf iDfajimitiau uub feine 
©efcenbenj unb t)on biefer auf ©uubacfer uub feine Sinie über* 
ge^t. S'arl erhält üou ben oben alö i^cinuneubefits feftgeftettten 
®ütern nodt) bie ^errfd^aft Si^grub, bei !iDia^*inulian bleiben 
^o^enau unb Staüen^burg, bei ©uubacfer SBilferöborf, 9tingclö* 
borf unb 9)JifteIba(i^, atte^ al^ ?5ibeicommiB üerftanben; aurf) 
bleiben fic im gibeicommiß unb aßen S3eftimnuingen beiSfclben 
untern^orfen, felbft menn ber ©njcine feinen öefi^s unter feine 
Sö^ne tt)eilt. Stirbt eine ßinie a\\^, fo tüirb ber Sefife unter 
bie anberen gett)eilt, abgefe^cn t)on bein, waiS ber Primogenitur 
gebührt. SSeräußerungen, Slbtrennungen finb in feiner SBeife er* 
laubt, ba ber ganje Sefife alö gibeicommi| ber gamilic atö 
foldier get)ört unb ber ßinjelne nur ben usus fructus l^t. 
®d)ulben unb SSerpfäubungen finb burd^ befonbere S3eftimmun* 
gen befdtiränft. 3Seränberungen ber ®üter finb nur in jn)ei 
gälten erlaubt, erfteuö irenn burd^ 5£aufc^ ober fonft toie ber 
Sefife gebeffert iüirb, ober n^enn ein 2Kitglieb burd) vis major 
uuüerfd^ulbet in folc^e Sflott) gefommen, bag über feinen Sefig 
öerfügt n^erben mu^. 2lber auc^ I)ierüber finb Seftimmungen 
feftgefe^t, tüeldfie ba^ ^ntereffe ber gamilie fdjütsen. 

@^ folgen tüeiter in bem langen uub au^fü^rfidien 3Ser* 
trage, ber für jebe^ (äinjelne mit größter Umfidt)t forgt, Se* 
ftimmungen über bie ©uceeffion^fätjigfeit be^ ßinjelnen, tüonadti 
ieber auögefd)loffen ift, ber nic^t in öotler redjter &)c geboren, 
fowie bie ®eiftlicf|en unb bie tt)eibli(^eu 3lngel)örigeu ber gamilie. 



— 135 — 

@^ folgen ciiblic^ tocitere Scftimmungen über bic jüngeren 
®ö^ne, über baö ^eiratl^^gut ber 5Eöc^ter, über bie SSormunb* 
fc^aft unb bie iDiünbigfeit (bie mit üoßenbetem ad)tjet)ntcn 
^aijvc eintritt) unb jum ®d)lu| baö 3lngelöbni^ ber brei Srüber 
auf biefe SSereinigung für ficf) unb il^re 9tad)fommen. 

3eigt S'arl üon ßiec^tenftein burd) biefe ßrbeinignng, bie, 
tt)ic bie tüieber^olten ßnttoürfe, bie ja^Ireic^en ßorrectnren unb 
9tanbbemerfungen öon feiner ^anb betocifen, al^ fein eigenfte^ 
äöerf, alö eine ®d)öpfung feinet §erjen^ betrad^tet merben mu§, 
jeigt er baburd), wie er bebad)t iDar, SSefifj unb 3lnfe^en ber 
gamilie auf etüige 3^'^^" J" erhalten, fo lernt man i^n aud^ 
anbererfeit^ in feinem S3eftreben fcnnen, mit Ähigl^eit unb ©par* 
famfeit feinen öefife 3U eriüeitern unb bnrd^ üermet)rten 9teic^* 
tl^um, burd) ftctö bereite iDfittel feinen wad^fenben politifdtien 
ßinfluß 3u ftü^en unb ju l)eben. I)a^ &IM tarn feiner ^lug* 
l^eit ju ^ülfe, unb bie Unrul)e, ber SBedifel be^^ öefi^e^^ in 
biefen fc^tt)anfenben ^dim, folDie nic^t minber bie 3Serbienfte, 
bie er fid^ in fo fdimieriger ßpoc^e ern^arb, öerjdiafften i^m 
günftige ®elegent)eit. 

kleinere Slnfäufe, bie er fc^on in ben erften 3»tt^ren nad^ 
feiner ©elbftftänbigfeit machte, feien fjier nur erlDäl^nt. Siuen 
fe^r bebeutcnben 3"^^^^)^ aber erfjielt fein S3efi^ burc^ feine 
SSer^eirat^ung mit einer ber beiben Srbtöd^ter be^ ^aufeö 
(Sd^embera t)on S3o^cot)ife auf Sut)d)ot)i^. 'Der le^te männlid)e 
Slnge^örige biefeö altberü^mten unb ^od)angefe^enen mä^rifc^en 
§aufe^, Oo^finn @d)cmbera, ftarb am 29. iDJai 1597 unb n^urbe 
ju S3rünn im iDfinoritenfloftcr ju ©t. 3»o^anne^ beigefe^t '). @r 



') b'ölüevt, 9Jlä^vifd)c unb fd)(cfifcl)e S^vonÜcn I. 41. 2)ei' le^tc 
ber Xvübaiiei' IHnie ber (Sd)embera, ebeufattö ein 3ot)anu, niar it)m uid)t 
(angc juüor (1589) im Xobe üoraufgegaugen. (Sr wax mit (^enoüefa üon 
l'icdjtcufteiu üermäl)lt geiuefcn; fie überlebte it)n unb l)eiratl)ete in jnjeitcr 
@^e, iüie oben angegeben, einen Jöurögrafen üon 2)ot)na. %\\d) bie iBefifeun- 
gen biefer UMnie (Xriibau, §oI}enftabt, (Sifenberg), iüe(d)e mit jnieien dxh^ 
töd)tern junädjft an ha^ .sjau^ ä^^votin fielen, !amen fpätcr, njic gegeigt 
werben lüirb, an ^lar( üon Sied;tenftcin. 



— 146 — 

abrat^eu jii muffen, ha mit biefer ©tctie bie 5Refibeuj in ^rag 
unb öicl 3lnftt)anb Dcrbunben fei, toomit eine Slnfpielung auf 
bie ga^Ireic^cn ©djulben beö SarbinaK gemeint fein fottte. ÜDie 
geheimen 9iät^e glaubten für bie ^roteftor^toürbe öielme^r bie 
(Sanbibatur be^ Sarbinafö ^araöicino, ber bem Äaifer gro^e 
3)ienfte geleiftct l^atte, unterftüt^en gu muffen. ®o öermod^te 
2)ietrid^ftein feine SBünfdie nid)t burd^jufefeen ; er fd^ob bie §aupt* 
fd)ulb Äarl t)on Siec^tenftein ju ^). 

3m Uebrigen ift tüenig befannt, totlä)t ©tettnng unb Sc=^ 
beutung Sari am ^ofe 9tuboIfö einnahm, nod) tt)aö fein perfön^^ 
tidie^ 3Sert)ättniB ju bem Äaifer betrifft, ©ic^erlid^ l^atte aud^ 
er unter ben ©eltfamfeiten be^ S'aiferö gu teiben, unter feinem 
2Jiißtrauen, feiner 3)ienfd^enf(^eu unb 2lbgefd)Ioffen^eit, toie c^ 
bcnn aucf) gelegentlid) l^eißt, ba^ jutüeilen ÜKonate vergingen, 
tüä^renb tüeld^er er ben Äaifer nic^t ju fc^en belam^). !j>en* 
nodt) fann fein Sinfluß, feine Sebeutung bei §ofe nid^t gering 
gett)efen fein, ^m ßiec^tenfteinifd^en Slrd^io in Sutfd^omife ^aben 
fid) ja^Ireidie ©riefe an i^n auö biefer ^dt erhalten; fie aOe 
enthalten für it)n perfönlid) fel^r tüenig ober gar nid^tö 3>nter* 
effante^, aber fie jeigen boc^, ba^ man fid^ öon atten ©eilen in 
ben öerfc^iebenften, faft burd^gängig privaten 2lngelegen^eiten an 
i^n tüanbte, in benen man t)on feiner gürfprad^e bei bem Äaifer 
Srfolg ertüartete. J)ic ©riefe finb jum großen SCl^eil t)on fämmt^ 
lid^en Srj^erjogen jener ^di gefc^rieben, öon beutfd^en Äur^ 
fürften unb mandien anberen bebeutenben ^erfönlic^Ieiten. 5Die 
einen empfel^len ^crfonen in i^ren 2lngelegenl^eiten ober gur 
Slnfteaung, xok j. SS. ber S'urfürft öon S'ötn ben ©eneral 
©pinola unb ben ®rafen ©elgiojofo, nad^l^erigen ßommanbiren* 
ben in Ungarn, empfiehlt, anberc entl^alten eigene SBünfd^c unb 
©egc^ren. ©iner ber intereffanteften barunter (batirt ®rag, 
18. October 1601) ift t)on ber ßrj^erjogin 3Karia, ber iDhitter 



S^tumcfeft), a. a. O. 247 ff. 
2) (Sb., a. a. D. ao7 2(nm. 



— 147 — 

Äaifer gerbinanb^ II., in Slngelegcn^eit i^rcr Xoä)kx aWaria 
e^riftina, bic auf mm\ä) Saifcr JRubolfö ©igi^munb ©at^or^ 
öon ©icbcnbürgcn ge^cirat^ct l^attc unb, nadjbcm i^r bie 35cr^ 
f^nrcd^ungcn nid^t gct)altcn tüarcn, in 9?ot^ unb ©dtjulben gc- 
tätigen xoax. „©o t)at nn^ für gut angefcl^en", l^ci|t e^ im 
9lnfang be^ ©riefet, „fold^ unfcr Obliegen @ud^ alö l^ödfift^ 
gcbacfiter Q^rer faiferlidicn 3)iaie[tät unb giebben (geheimen 
9iatl^, bic Q^r nit allein bei berfelben t)or anbern ben freien 
3ugang ^abt, fonbern aud) t)on 3>^nt in bem, tt)a^ 3>^r für* 
bringet, mit toißigfter Slubienj gnäbigft öernommen tüerbet, bem^^ 
jenigen großen SSertrauen nad^, baö id) unb genannter geliebter 
®ol^n (gerbinanb) ju eud) tragen unb ^aben, ber Sänge nad^, 
bod^ aufö fürjefte e^ fein fönncn, ju entbedfen, beö SSerfe^enö, 
3>^r »erbet unö bamit fo jtüar tüitlfal^ren, al^ \o\x eö l^in* 
n)ieber gegen eud^ in atten ®naben ju crfennen nit unterlaffen 
tooüen". — 5Erotj foldien 9Scrtrauenö, bcffen fid^ S'arl bemnad) 
bei bem Saifer erfreuen mußte, finbet fidti bod) nidjtö öon per== 
fönlidtien ©unftbejeugungen auö biefer 3^^^^ ^^^^ "^^^ haijxn 
ju red^nen ift, ha^ er unb feine S3rüber „tüegen i^rer t)ortreff== 
lid^cn SigenfdEiaften unb treu geleifteten ÜDienfte" im Qa^re 1603 
(ober fd^on 1602) ba^ ginbigenat öon Ungarn burd^ ben Saifer 
erl^ielten i). 

Sari öon 8ied)tenftein blieb in feiner ©teüe atö ©el^eim* 
rat^ am §ofe gu ^rag biö jum Qa^re 1604. Si^ bal^in l^atten 
fid^ bie 2lngelegenl^eiten beö 8anbeö SWä^ren in augerorbentlid^er 
SBeife üeränbert. 3)ie *ißartei ber fatl^olifd^en 9?eftauration »ar 
ööüig gum ©iege gefommen, alle Sanbe^ämter in ben Rauben 
öon Äatt)oIifen, baburd) ber Sinfluß beö §ofe^ außerorbentlid^ 
getoac^fen. ®leid)jeitig feufjte aber aud) ba^ 8anb unter ben 
^Jolgen unb geiben be^ fc^Iedjt geführten 2^ür!en!riegeö, unter 
ben 2lu^fc^tt)eifungen ber burdijie^enben unb im ßanbe tüeilenben 
faiferlid^en ^Regimenter, unter ben räuberifd^en unb barbarifd^en 



•) ^Ird^iö be« ginongminift. 

10* 



— 148 — 

Sinfättcn türlifcf)cr §orbcn, unb cnblic^ unter bcr fd^Ic(^ten unb 
corrumpirten SSemaltung be^ ganbcöl^auptmauneö ßabiölau^ 
öon Scria. 

3im Qa^rc 1604 tüurbc ©er!a öoti feiner ©tette afö Sanbeö^ 
Hauptmann burd) ben Saifer enthoben unb Äarl t)on Siedeten- 
ftein an feine ©teile berufen, fei eö, ba| e^ bem Äaifer um 
einen tüd^tigen SWanu an ber ©pi^e ber öertt)irrten Sanbe^* 
angelegen^eiten SKä^renö gu tl^un tt)ar, ober ba§, mt e^ bei 
ßt)Iumefeft) ^ei§t '), bie fpanifdtic Partei i^n au^ bem gel^eimen 
Statine unb ber Umgebung beö S'aiferö entfernt l^aben toottte. 
J)iefelbe Partei j^atte' it)n fd^on frül^er al^ ©efanbten nac^ @ng* 
lanb fenben tooKen, ber *ißlan \x>ax aber an bem äßiberftrebcn 
Äarte gefdtieitert. Äarl nal^m bie neue Berufung an unb tourbe 
bnrc^ faiferlidie Sommiffäre in feierlidier ©i^ung ber ©täube 
in fein neueö 2lmt eingeführt. 5lm 28. SWärg nal^m er alö 
Sanbe^^auptmann an einer ^roceffion in Sriinn Zi)t\l^). 5lm 
12. unb 16. ©eptember 1604 erfud)te er um bie 2lntt)eifung 
feiner Sefolbung; bicfe tüurbc il^m aud^ mit ber gett)ö^nlid^eu 
©umme öon 1600 ®ulben ^u J^eil. 2lm 3. Wläxi 1605 er^ 
ging an ben 9?entmeiftcr in ÜWä^ren ber S3efe^I, ba| er dorn 
ÜKärj 1604 angefangen |)crrn Äarl t)on 8ied)tenftein bie nam* 
lidtie ©efolbung unb Unterhaltung reichen foße, \otlä)t bie frü^e* 
ren Sanbe^l^auptleute genoffen Ratten ^). , 

3u ben ©d^tüierigfeiten feiner ßanbe^^auptmannfd^aft, 
»eld^e in ben bamaligen 3^f^^^^^^i^ ^^^ 8anbe^ lagen, famen 
nodti augerorbenttid^e 3^itumftanbe. 5lud^ ba^ perfönlid^c S5er* 
l^ältni§ jum ßarbinal !Cietric^ftein erfd)tt)erte bie 2lufgabe. 5Daö 
gefpannte 35er^ciltni|, baö fd^on toä^renb be^ *ißrager 9lufent* 
l^alte^ fid^ gejeigt ^atte, mu|te nodti bebeutung^öotter »erben, 
ba nun beibe fraftöoße, energifc^e ^erfönlid^feiten nebeneinanbcr 
»irlten unb jeber ber erfte fein »ottte. dß tarn bagu, ba§ ber 



51. a. O. 324. 

2) Sülöl^r. Oucttcnfd^riftcn I. in bcr 3(nm. gur SSrünncr Sl^ronif 95. 

3) '^xd)\t) bc« ginangminift. 



— 149 — 

Sarbinal, bcr übcrl^aupt mit ©d^ulbcn bebrücft »ar, anä) an 
S'arl Don gicd^tcnftein ein Kapital öon 13.000 ©ulben unb ein 
att)eite^ öon 40.000 Oulben fdiulbete. S)ie JRüdfforberung t)er== 
anlaßte einen garten ©rieftüedifel. %\\ä) nodti anbete Heine 
^Reibungen gab e^ ')• Qnöbefonbere aber blieb bie^ 9SerpItni§ 
nid^t o^ne @influ§ auf bie S^ieg^begeben^eiten, bie über 9)Zäl^ren 
bamal^ l^creinbrad^en. 

I)ie 9Dfigtt)irt]^fcf)aft bcr faiferlid^en gelb^erren unb Statt* 
l^alter in Ungarn Ijatte ber Srl^ebung ©tep^an Soc^fat)^^ nur 
ju fel^r 35orfd6ub gcteiftet. ©d^on ftreiften bie Ungarn unb 
©iebenbüger nad) ÜWä^ren l^iuein. öocöfa^ rechnete auf bie 
(Streitigleiten unb baö aJiißöergnügen in ÜKä^ren felbft unb 
glaubte, baß bie ©täube fid) mit it)m ergeben tt)ürben, um ba^ 
3i0d) SRubotf^ abjutüerfcn. @r fd^rieb an fie in biefem ©inne 
uub brol^te mit bem ©nfatt feiner Ungarn, faü^ bie SWäl^rer 
ba^ Sünbniß mit i^m auöfd^Iagen tüürbcn. Slttein er üerredfincte 
fidtl barin. !Cie ©täube fd^idten feine ©riefe an ben Saifer unb 
öerfid^erten benfelben i^rer Ergebenheit. 9?id^t^beftott)eniger mad^te 
9f?uboIf feine 5lnftalt, ben bebro^ten ÜKöt)rern §ülfe ju fenben, 
fo baß Sari t)on giec^tenftcin al^ Öanbe^l^auptmann fid^ geuötl^igt 
fa^, mit bem Sanbe fclbftftänbig gu l^anbetn. ÜDa öou ^rag 
auö feine 2lufforberung jur 35erfammlung be^ Sanbtageö fam, 
fo berief er für ben 15. 9JJai (1605) ben Ferren* unb ^Ritter* 
ftanb nad^ |)rabifc^. ^n biefer SSerfammlung tüurbe Sari öon 
8ied)tenftcin jum gelbl^errn ernannt unb i^m biö jum nädtiften 
Öanbtage außerorbentlidie SSottmad^t gegeben; auc^ tüurbe ein 
©idt|ert)citöau^fd)uß ertuäl^lt, um 5Eruppen au^jul^eben unb ©teuern 
au^jufdireiben. @rft üom 23. 3Kai batirt eine 3lrt 35ottmad^t 
öon ©eiten beö Äaifer^ für Sari unb eine 2lufforberung für 
bie ©täube, mit i^m gemeinfam in ben fd^toeren 3^iten ba^ 
9löt^ige ju t^un^). 



1) a^lumt^ttj, a. a. O. 339. 

2) ?icd)tcnft. %v^\t> in SSutfdjionjil?. 



~ 140 ~ 

3naim, 3glau, unb anbete al^ SSürgcn [teßten. am 23. Quti 
1599 erlegte Äarl mieberum ein J^arle^en öon 30.000 fl. 
in ba^ ^offriegöja^Iamt, \od6)t Summe i^m au^ ber mä^rifd^en 
Äriegöcontribution ju iSl\ä)atM micber gejal^It tüerben foßte, 
moju im September ein tüeitere^ SDarlel^en in ©ilbergefd^irr 
lam, im SBertl^ öon 8199 3:t)alern. ^m nädtiften ^al^re 
(16. October 1600) [teßte Äarl [ic^ afö ©ürgen für eine Ärieg^^ 
ja^Iung mx 137.772 Bulben, um |)obi^I^'ö 500 ^Reiter unb 
ba^ Sreunerifdie ^Regiment beutfd^er Änedtite befriebigen ju lönnen, 
be^gleid^en in bem näd^ften ^c^^ve für derjdtiiebene größere 
Summen, einmal für 117.333 Bulben jur ©eja^lung be^ ^ieg^- 
\)olU, für ein S)arle^en öon 100.000 SE^alern, für ein anbere^ 
öon 24.000 unb ein britteö öon 100.000 ®ulDen, toä^renb er 
felbft mit feinen örübern am 15. SJJärj 1601 eine Summe 
öon 100.000 S^alern alö ©arteten in ba^ ^ieg^ja^Iamt er^ 
(cgte. 3)afür tüurbeu it)m §t)pott)efen auf öerfdiiebene SReid)^- 
le^en, Supfen, Stül^Ungen, ^otüen gegeben, unb im 5<iß bieje 
nid)t mit SRec^t erl^alten toerben fönuten, auf bie ^errfdiaft 
Stet)er in Defterreic^. 

9lud) in ben folgenben S^l^ren fu^r S'arl don 8ied)tenftein 
fort mit ©elbbarle^en in ftaatlidtjcn 35erlegenl^eiten. ü)fe^rfad^ 
erfc^eint er aU Sürge für Summen, bie öon anberen bargeliel^cn 
tüerben. 2lm 12. ^^nuar 1602 tüirb ber ^ofja^lmeifter burdti 
faiferlidien @rla| baran erinnert, baß Äarl unb feine S3rüber 
mit it)rer auöftänbigen ^roüiantfd)uIb 5u 42.430 SC^alcrn auf 
bie bö^mifdtien ßontribution^reftanjen jur 3^0'wng üertüiefen 
tDorben finb. 2lm 30. äWärj tüirb bem SRentbiener in äJiäl^ren 
auferlegt, bie an Sari t)on 8ied)tenftein nod) au^ftänbigen ^\u 
teteffen üom ^aijxt 1601 mit 6663 ®ulben ju bejahten unb 
bie t)on ben 265.838 ®ulben bi^ auf fünftigen ©eorgi noc^ ge* 
bü^renben ^ntereffen mit 7975 ®ulben. 2lm 28. aWärg 1602 
befenntSaifer^Rubolf, bap Sari gu Ärieg^auiSgaben 100.000 Sanier 
liergelie^en l^abe, bie nod) in bemfelben :^al^re auiS ber üon ben 
mäl^rifd^en Stäuben ben^illigten Summe für ben ^elbgug rürfge^al^lt 



— 141 — 

tücrbcn foüen. ^m ^a^rc 1603 lieferte Sari für 16.200 ®ulbeu 
©etreibe unb anbereu ^roöiant für bie SCruppen. 9lm 4. Slugnft 
erhielt bie bö^mifdtie Sammer ben S3efe]^I, in 2lbfd^lag feiner 
öerjd^iebenen bei ©einer SKaieftät fte^enben ®eIbpoften i^m 
30.000 S^aler au^juja^Ien, unb am 24. Slugnft ber JReid^ö^ 
pfennigmeifter benfelben Sefe^l für 10.000 SE^aler. !Cie fömmt== 
lidien ^orberungen Äarl^ t)on 8ied)tenftein beliefeu fid^ im ^af)xt 
1605 laut einer Slbred^nung am 20. unb 28. 3Wai auf 
410.000 ®ulben, tüoöon 318.473 nebft einem Bufd^Iag öon 
30.000 ®ulben am 7. 3Zot)ember auf bie ©raffdiaft ®Iatj Der* 
fid^ert tt)urbeu. 2lugerbem aber, ba§ Äarl fo mit feinem eigenen 
35ermögen ^elfenb eintrat, biente er auc^ bei ja^Ireic^en 3Ser== 
^anblungen über S)arlei^en, gieferungen, bei ü)Jilitärja]^Iungen 
unb ä^nlic^en 2lngelegent)eiten alö erfter Sommiffär beö Saifcr^. 
@oId)eö Qcfc^ci]^ audti in ben folgenben 3^al^ren, tüo er afö Sanbeö* 
Hauptmann öon SKäl^ren fungirte. SSon ben ©elbangelegenl^eitcn 
ber folgenben 3»a^re, bie ununterbrodien fortgel^en, fei nur er* 
tüöl^nt, ba§ im Qal^re 1609 feine gorberungen t)on 70.000 SEl^alcr 
®Ia^er SSerfidierung, bann üon 195.000 5E^alern auf ba^ Surg* 
grafenamt in ^rag, auf bie böt)mifd^en nnb fdjlefifd^en Äammer* 
gefätte angetoiefen tüerben. 



b. Bmcite )lertoüe. Unter ftaifer Huüolf un) Jtattl)ia9. (Erlicbund 

in htn Mxfitnfianh. 

Sei meitem bebeutfamer afö atte bie ertüätjuten Slu^^ülfen 
in finanjicßen 3SerIegen^eiten maren bie S)ienfte, tücldtie Äarl 
t)on 8ied)tenftein bei §of unb in ben öffentlid^en 2lngelegent)eitcn 
bcm Saifer 9?uboIf ju leiften öermoditc. 3(m ^ai)xc 1593 n^ar 
er Srieg^^auptmann be^ ^rabifd^er Steifet, 1595 tüurbe er S3ei' 
fit^er be^ Sanbred^tc^ unb 1599 Oberftlanbric^ter üon Wdifxtn. 
Dodf) fd)on im folgenben 3>ftt)re tüurbe er beö Oberftlanbric^ter* 
amteö tüieber entbunben, nic^t o^nc eine bebenflic^e 8üdEe unb 



— 142 — 

SSerlcgcn^eit ju l^intcrlaffen ^), um in bic pcrjönlic^eu J^ienftc 
be^ Saifcr^ ;}u treten. Sr tüurbe al^ ®et)eimrat^ uub SJemalter 
beö Dberft^ofmeifteramte^ iiadti *ißrag berufen, mo ^ofiutriguen 
burc^ bie (Sntfernung beö oertrauteften ^iener^ Saifer SRubolf^, 
9Kolf Stumpf, bei bem iüiigtrauen uub ber ilielanc^olic beö 
Äaiferö arge S5ertt)irrung ^erüorgerufen l^atte'^). Sari foßte fie 
mit fefter §aub mieber in^ ®leicf)e bringen. 

S)iefe Berufung ^tüang it)n, feinen bleibcnben Slufent^att 
in ^IJrag t^w net)men unb einen tl^euren §au^^alt ju fül^ren, 
beffen Soften fid^ auf jä^rlic^ 30.000 S^aler beliefen 3). d^ 
betrug ber (Se^alt feinet Slmte^ nur 4000 (Bulben, bagegen 
tüurben bie eigenen (linfünfte au^ feinem 33efi^ bereite auf mel^r 
at^ 40.000 SEl^aler gefc^äfet. ®o beridtjtete ber fpanifrfie ®efanbte 
©an CSIemente^). Da^ 2lmt bcö Obcrftl^ofmeifter^ irar baö erfte 
am §ofe; ber Dbcrft^ofmeifter ^ntte ba^ ^räfibium be^ ge^ 
{)eimen 9tat^e^ unb bie l^eitung be^ tüic^tigftcn Xf)tiM beö 
!aiferlid)en §au^t)alte^. 

fi'arl^ 33orgänger ®raf SErautfon tüar gefallen, tüeil er 
fid) mit jum Organ berer gemacfit l}atte, bie mit Sinberftäubniß 
Spanien^ unb ber fpanifdtien Partei bem Saifer in feinem 
trüber 3)tatt^ia^ einen ßoabiutor an bie ©eite fefeen rooUitn, 
ein ^(au, bem SRuboIf auf^ 2leu^erfte miberftrebte. Äarl bon 
Siec^tenftein afö ^Jlacfifolger fonnte bal^er in feinem gaß ein 
2lnl)änger ber fpanifc^en Partei fein*^). 2lucf) bie S3riefe, tt)eld)e 
üon Srj^erjog aWattI)iaö an it)n auö biefer ^di batiren, obtüo^I 
politifc^ unbebeutenb, jeigen gerabe bepalb, ba^ jn)ifd)en i^m 
unb biefem (Srjl^ergog nur nod^ ein inbifferente^ SSerl^ältnij^ 
ejiftirte, ein gteidieö tüie mit jebem anberen Srjl^erjoge. Triefe 
©tettung be^ neuen Dberftt)ofmeifter^ erflärt eö and) tt)ot)I, marum 

») (£t)lumc^!l), ^icrütiu 223. 

2) t^cücul^ttnev, V. 2222. 

3) S^Uimetjf^, a. a. O. 246. 

*) ©inbelt), 9hiborf II. iBb. I. 175. ^cbcnfatfö s« ^n^M^ gegriffen. 
^) dh., a. a. O. I. 47. 



— 143 — 

bcr Snifer il)ii im folgenbcu ^nl)ve 1601 a\^ ©cfaiibteii an 
^öniQ §ciurid^ IV. t)ou gvanfvcid) fdtjicfeu woüic, um bcnfelbeu 
jur §ülfc gegen bie SCürfen ju bctuegen. Sltlein bic befannte 
^olitif ^einrid^^, fein SSerl^ältniß jn ben 3lfat^oIi!en, aud) benen 
J)entfc^Ianb^ nnb Defterrcid^^, ließen einen folc^en SSerfurf) öon 
Dornljerein a(ö refultatloö erfcfieinen, n^cnn er aud^ bem Äaifer 
in feiner bamaligeu Stimmung gegen Spanien tt)ünfd^en^tt)ert]^ 
tt)ar. @^ blieb atfo bei ber bloßen Slbfic^t. Spanien feinerfeitö 
fc^eint fidt) 3)?üt)e gegeben ju ^aben, £arl für fid) ju gett)innen, 
tt)enigften^ berichtet ber franjöfifdie ©efanbtc in ^rag in biefem 
Sinne, nnb fagt, baß ber fpanifc^e §of i^m ba^ golbene SSlie^ 
öerleil^en tt)otte ')• 

^artö eigene S^mpat^ien, abgefe^en öon feiner politifd^en 
Stellung am |)ofe, n^aren fc^tüerlid^ Äönig ^einric^ IV. juge* 
tt)anbt. @r verfolgte gerabe bamal^ fat^olifd^e 9teftauration^* 
tenbenjen nnb ging bamit um, eine Sd)nle jur ©ilbung ber 
mä^rifd^en 3>ugenb ju errichten, meldje ben 3»cfuiten übergeben 
tt)erben follte. @r wollte fie auf eigene Soften botiren unb er^ 
galten, erbat fiel) aber öom Äaifer alö Si^ unb Socal biefer 
Slnftalt bie ^robftei 9taigern bei «rünn. S)iefeö Softer, eine 
Filiale be^ Senebictinerftifte^ Sregnotü (Sruna) bei ^rag, 
»eldieö ebenfalls t)on ber Sluf^ebung bebro^t tüor, befanb fidti 
bamalö in einiger SSerlegen^eit tüegen ftreitiger 2i5at)l eiiie^ neuen 
Slbte^, in tüeldtie Saifer Stubolf mit feinem ©efe^l perfönlid^ ein^ 
grifft), ^cx Saifer, bei bem Älofter felbft auf 3Biberftreben 
fto^enb, mochte umfomel^r geneigt fein, bem äßnnfc^e Äarl^ 3U 
entfpredien, unb betüilligte it)m in ber Stl^at bie Sd^enfung mit 
einem JRefcripte t)om 14. 9loüember 1601 an bie bö^mifd^e 
Sammer ^). dß t)ei^t barin : „3ßir wollen eud) in ®naben nidtjt 
üerl)alten; bemnac^ Un^ . . . ßarl §err öon 8iedt|tenftein ge- 
^orfamft ju erfennen geben, wie er be^ eigentlidien unb gewiffen 



^) Sl)(umet5f^, 0. a. O. 233. 

2) 3)ubif, @cfd)id)tc üon ^Ra^gcrn, IL 107 ff. 105. 110. 

3) 3lrd)iü bc6 ginangminift. 



— 154 — 

lange ^t\t in unterfc^icbtic^eu Öanbcöamtcm, unb beöorab in 
SScrtoaltung bc« Obcrftcn ^ofmciftcramt^, mic aud^ bei biefem 
offenen ftrieg »iber gemeiner CE^riften^eit ßrbfeinb ben Surfen 
mit SScrpfanbnng feiner §ab unb ®üter unb ÜDarlei^ung an* 
fe^ntic^er Summen ®elbe^ jn ßr^altung ber ©ranjen, auc^ 
3^rer faiferl. SKajeftät merflid^en ^ni^ unb SSer^ütung großen 
Sd^abenö geJ^orfamlidti ergcigt unb betoiefen, ba^felbe norf) taglic^ 
tl^ut unb l^infül^ro noä) t^uu fann, mag unb foü, ben 5Eitcl 
unb ba^ ^rabicat „„^oä)^ unb SBo^Igeboren"", alfo unb ber^ 
geftalt gnäbigft bctDittiget, baß nidtit allein ^f)m, fonbern auc^ 
einem ^tbtn, toeld^er fünftig bic Primogenitur ber §errn öon 
Öied^tenftein öon 9licoföburg ^aben toürbe, in 3^rer SKajeftat 
unb !t)ero 3lad^Iommen iWamen jeberjeit: „r,3)em $od^* unb 
SEßol^Igebornen Unfrem lieben ©etreuen"" gegeben unb gefd^rieben 
»erben fotte"*). T)k 3SerIeil^ung biefeö S^itel^, beffen »eitere 
(Sonfequenjen fid^ fpäter geigen werben, für ben Primogenitur 
erfolgte atfo nod^ öor bem testen 3lb|d^luB ber oben befprod^enen 
(Jamiliencinigung, tüeldtie ba^ JRec^t be^ Primogenitur erft in 
ber gamilie ^erfteüte, eine Slngelcgeu^eit, um bereu S)urd^fü^rung 
unb 5lner!ennung Äaifer JRubolf felbft fid^ perfönlid^ bemil^t 
^atte. )iloä) im 3a^re 1607 erhielt Äart öon Saifer 9iubolf 
einen ^alatinatrbrief, ber i^m auö ber bi)t)miidf)en wie auö ber 
5Reid^rfaujlei ausgefertigt tourbe'^). J)iefer ©rief ücrlie^ i^m 
unb jcbem Primogenitur ber ^aufer nac^ il^m üerfc^icbenc 
9?ec^te : 3iotare ju ernennen, Legitimationen aurjufteüen, ju abop* 
tiren, ©Hatten ju befreien, ^infamirte in i^rer Unbefd^olten^eit 
tüieber ^erjufteüen, ferner SDJünjen ju fd^Iagen, 3Bodt|en* unb 
3ia^rmärfte abju^alten, bie 'Jlamen ber ©täbte unb Ortfd^af* 
ten JU oeränbern, ©d^Iöffer ju erbauen, enblid^ !Coctoren, 
SDiagifter, Sicentiaten, ^accalaureen, Poetae laureati ju er* 
nennen u. f. to. 



') 2(rd)iö m giuongminift. ; tUcc^tcnft. %vd)\t) X. 59. 
2) IHccfetcnft. 2(rc^iü X. Gl. 



~ 155 — 

Srofe bicfcr »icbcr^oltcn ©iinftbcjcugung finbcu »ir Äarl 
öon Siec^tcnftciu nun balb in bcm au^brcd^cnbcn ©trcit jtDifd^cn 
bcm S'aifcr unb feinem ©ruber SDkttl^ia^ auf Seiten be^ Öefe:^ 
teren. 3>m §erbfte be^ Qa^reö 1607 traf il^n öößig bic Ungnabc 
be^ Äaifer^, nad^ ber getüöl^nlid^en 2lnna^me beßl^alb, »eil ber* 
felbe (öermut^lid^ burd^ feinen alten ®egner Serfa) öon bem 
bebcutenben 9lnt^eile erfal^ren, ben Sari an bem i^m öerJ^a^ten 
Söiener ^rieben genommen ^atte. Uebrigeo^ fdtieint feine ©tel* 
lung in ^rag fd^on öorl^er ^ödtift nnbel^aglidti getoefcn gu fein 
unb er fein §el^I barauö gemad^t ju l^aben. @r l^atte mit barauf 
geredtinet, burdti feine perfönlid^e Slntoefenl^eit jnr SSega^Iung ber 
großen ©ummen ju gelangen, toeldfie er ju ©taat^jtoedfen ge* 
Helfen l^atte, allein er fal^ fid) barin getäufd^t. ßbenfotoenig öer* 
mod^te er auf ben @ang ber Sreigniffe irgenb Sinfluß ju 
getDinnen unb bie 3)inge in Setuegung ju fe^en. @^ »ar i^m 
unmöglid^, jum Äaifer gu gelangen, unb er tüar ju ftolj, beß^alb 
um bie ®unft ber Sammerbiener ju tüerben. Da unter ben 
Umftänben im gelfteimen 9?at^e, beffen ^räfibium er führte, 
nid^t^ JU t^un xoax unb bie Sefdjtüffe frud)tloö verliefen, fo 
fümmerte er fid^ aud^ toenig barum. ÜDen SSortDürfen, bie i^m 
beßl^alb gemadjt tüurben, entgegnete er mit ber f^rage, »dö er 
ba t^un folle; eö fei fein ®elb üor^anben unb feine SKittel baö* 
felbe l^erbeijufd^affen. Diefe SBorte tourben bem Äaifer l^inter^^ 
brad^t, unb ein ©treit, ber fidti in golge beffen jtoifd^en i^nen 
er^ob, führte ben S3rudt| unb bie ^Trennung ^erbei. ©o wirb 
erjä^lt '). Äarl legte fein 2lmt al^ Oberft^ofmeifter nieber unb 
na^m jugleid^ feine tt)irflid)e Sntlaffung al^ Sanbe^^auptmann 
öon 3Käl^rcn. ^n biefer lefeteren ©tellung erl^ielt er feinen alten 
Oegner Sabi^Iauö üon Serfa jum ^Jlad^folger, ber fd^on an ber 
^erbeifül^rung ber faiferlid^en Ungnabe bet^eiligt getoefen ju 
fein fd^cint. ©ein iWad^folger im Dberft^ofmeifteramt unb im 
^räfibium be^ geheimen 9?atl^cö ttJurbe ber ßarbinal öon 



1) ©inbcl^, 0. 0. O. I. 176. 



— 156 — 

Dictric^ftcin, bcr ftc^ nic^t minbcr fd^on früher ale fein ©egner 
Ocgcigt ^at. 

fiarl Don Siec^tenfteiu blieb nac^ bem ^ruc^e mit bem 
Äaifcr, fclbft tocnn er getooßt ^atte, nic^t^ anberc^ übrig, ate 
fic^ an ben ßrj^erjog 3)?att^iaÖ anjiifc^IieBen, ber bamate im 
©egriff ftanb, feinen eigenen Streit nnb ben Streit feinet 
^anfe^ mit bem Äaifer jnr (Sntfd^eibnng jn führen. @in freunb* 
fc^afttic^ere^ 3$er^aItniB ;n)i)(^en beiben mag fic^ tpo^l fc^on 
toa^renb ber ^^ieben^öer^anblungen, too pe lange in na^er 33e* 
rö^rung ftanben, gebilbet ^aben. SEßie toeit unb ob Sari überhaupt 
fc^on an jenen Sefprec^ungen jn SBien t^eilgenommen ^atte, 
toelc^e ben Sc^nfe beiS ^anfeö unb ber öfterreid^ifc^en 8anber 
gegen bie gfeic^ unfähige unb gefa^rlid^e ^olitif be^ Saifer^ 
betrafen, barüber fehlen bie ?lad^tt)cifc. OÄöglic^ertDeife bebcutetc 
fein Sßicbereintritt in ba^ Cberft^ofmeifteramt noc^ einen 3Ser* 
fud^, ben Äaifer in befferc unb öcrftönbigere Sahnen ju lenlen. 
3n jebem gaße »ar biefcr SScrfud^, toenn er gemacht toar, 
gän}(ic^ fe^Igefd^Iagen, unb bie Ueberjeugung baüon na^m i^m 
atteö Sebcnfcn rücffid^tiSIo^ mit bem Saifer ju brechen. 

Sßcnn Äarl fid^ nun nac^ SBien begab unb für ben 
grj^erjog fofort einer feiner t^atigften unb toirffamften greunbc 
»urbe, fo t^at er nur baöfelbc, toa^ mc^r ober »eniger öon 
©eiten jebeö änbercn gefd^a^, bcr e^ mit Oeftcrreid^ unb 3Ää^ren 
gut unb aufrichtig meinte, ©clbft Äarl öon ^i^^ötin, baö Ilugc 
unb befonnene §aupt ber ^roteftanten, öerbanb fid^ mit Äarl 
öon Sied^tcnftcin, bem gü^rer beö fat^olifd^en äbelö, für bie* 
felbe ®ad^e. 

35ie SSer^ältniffe lagen fo, bag bcr (Srj^erjog 5IRatt^iaö 
gur ©clbftpife greifen mugte, foßten nid^t fein §auö unb bie 
gänbcr mit i^m gu ®runbe gc^cn. I)er Äaifcr ^agte feinen 
Sruber, begünftigtc an feiner ©teße bie Srj^erjogc gerbinanb 
unb geopolb unb ftrebte barnad^, jenem bie 3?ad^f olge im 5Reid^ toie 
in ben (Srblanben ju entjie^en. Der 3^^^"^ ^i^ abgefd^Ioffcnem 
unb bod^ nid^t anerfanntehi gtiebcn toar für bie Sanbe unerträglid^ ; 



— 157 — 

fic Ratten mit bcu laifcrlic^cn ^Regimentern, bic im Sanbe blieben 
unb toie ^einbe Rauften, aüc ©d^rcden bc^ ^iegeö in ^erma* 
nenj. ®tntt bie Sänber fid^ erholen gu laffen, forbcrte ber 
Snifcr nene unb neue Sriegöftenern, toä^renb man gleic^geitig 
ben ^lan öerfolgte, bie SReligiouÖfrei^eit toie bie @elbftftänbig=^ 
leit beö ganbe^ unb bie 9?eci^te ber ©tanbe gu öernid^ten. !Der 
nid^terfüüte iJrieben ^ielt Ungarn in beftänbiger ©ä^rung, ein 
neuer Slufftanb, ber uniüieberbringlici^ mit Ungarn^ ööüigem 
SJerlufte bro^te, lonnte jeben Slugenblid gum Sluöbrud^ lommen. 
Sbcnfo [tauben bie S^ürfcn ju neuen (Sinfötten bereit. 3Sergebenö 
^atte eö 3)iatt^iad tt)ieber^olt in münblid^er Unterrebung öer^ 
fud^t, ben Saifer auf anbere SEBege gu bringen ; »ergebend iparen 
aße anberen ga^Ireid^en Semü^ungen geipefen. 35er Äaifcr folgte 
nid^t, noc^ öermod^te er fic^ aufguraffen, bie eigenen äBunfc^e 
encrgifd^ burd^gufül^ren. Unter biefen Umftanben fd^icn nic^t^ 
übrig gu bleiben, al^ fid^ felbft gu Reifen. 

3Ser]^anblungen unb SSerfud^e aüer 2lrt, ben ©treit ber 
©ruber inö ®leid^e gu bringen, gingen ben SEBinter öon 1607 
auf 1608 ununterbrod^en fort. 5Kic^t^beftott)eniger ttjurben auf 
©eite beö Srgl^ergog^ bie SSorbereitungen getroffen unb bie 
SRüftungen begonnen, aU ob bie enblid^e ©ntfd^eibung burd^ ®e^ 
toalt ftattfiuben muffe. §ier trat nun bie 3Kittt)ir!ung Äarlö 
öon Sied^tenftein ein, ber für bie näc^fte ^tii neben Sle^l beö 
©rgl^ergogö l^auptfäd^lid^fter SRatl^geber ttjurbe. @r lie^ ®elb l^er 
unb bot feinen Srebit an, um S^ruppen gu »erben '), öor aßem 
aber toar eö feine aufgäbe, baö 8anb SKä^ren ober ttjenigften^ 
ben 2lbel für bie ©ad^e beö Srgl^ergog^ gu gclDinnen. 2ßic öoll^ 
ftönbig baö Sej^tere gelang, geigte fid^, afö bie ©ad^e im ^rü^* 
ling beö ^aijxt^ 1608 gur Sntfd^eibung lam. $Da e^ fid^ in 
bicfem gälte nid^t um bie '^Jerfon beö ßrgl^ergog^ Wlatti)\a^ 
l^anbelte, fonbern um bie 9?ed^te be^ Sanbe^, ttjeld^e burd^ bie 
•^Jolitil beö '^Jrager §ofe^ unb i^rer SSertreter entttjeber in t^rage 



^) ^urtcr, gcrbinanb V. 170. 



— 158 — 

gcftcttt ober fc^on öcriüci^tct iDaren, fo ftanb bcr ganjc Slbcl 
öottftöubig juinmmen. 9lttc rcligiöfcn Streitfragen fc^toiegen; baö 
3icl iDar nur ein politifd^eö, uub fo gingen bie ^roteftanten 
§anb in §anb mit ber lat^olifd^en Partei, nnb Äarl öon 3^^* 
rotin jeigte fic^ nic^t minber t^ätig, nid^t minber entfc^Ioffen 
aU Äarl öon !i?iec^tenftein. 

J)ie (Sntfd^eibung, toeld^e fid^ lange ^injog, tDurbe burd^ 
bcfonbere Umftänbe ^erbeigefül^rt. 35er ganbeö^auptmann öerla, 
bem bie Stimmung unb bie '^Jläne ber ®egner leineötDegö un* 
belannt toaren, fud^te fid^ ju fid^ern, inbem er ba^ faiferlid^c 
^Regiment unter bem Oberften 2^iü^ herbeirief unb in ber 9iäl^c 
öon 33rünn lagern lieg. Da verbreiteten fic^ beftimmte ©erüc^tc, 
ba§ 5Eiü^ ben SInftrag l^abe, bie §änpter unb ^\x\)xtx beö 9lbefö 
in i^ren SBo^nungen ju überfallen, gefangen gu nel^men ober 
gu tobten; ©olbaten foüten l^eimlid^ bei ^ad)i in bie ©tabt 
Srünn eingelaffen unb i^nen bie ^äufer bereite bejeid^net toorben 
fein. Sei fo bro^enber ®efal^r glaubte man nid^t länger gögern 
ju bürfen. 2luf ben 7. iöiärj Ratten fid^ eine groge Slnjal^I 
Ferren unb ^Ritter auf ^'^^ötin'ö unb Öiec^tenftein'^ Slufforbe* 
rung in örünn öerfammelt, njä^renb baö Sanbred^t feine ©ifeun* 
gen l^ielt, tro^jbem baö ®erüd^t ging, ba§ in ber '^a(^t öorl^er 
bie ©olbaten Zxüt)^^ in bie ©tabt eingelaffen »orben. 5ln jenem 
Jage, afö bie ©ifeung mitten im ®ange toar, crfd^ien plöfelid^ 
Äarl öon gied^tenftein in berfelben an ber ©pifee öon fec^^jig 
betoaffneten Ferren unb ^Rittern, toenbete fid^ an ben antoefen^ 
ben SBerfa unb »erlangte, ba§ baö ganbred^t mit il^nen bie 
ßage be^ ganbeö berat^en fotte, ba baöfelbe öon ben größten 
©efa^ren bebro^t fei. J)er SSorgang toar nid^t ungetoöl^nlid^, 
ba§ in 3lugenbliden brol^enber ®efa^r t>a^ Sanbred^t fid^ mit 
©tänbegliebern öerftärlte. 33erfa leugnete bie ©efa^ren unb 
fprad^ gied^tenftein baö Siedet ab, im 9Zamen ber Slnbercn gu 
fpred^en, toorauf aber aße 2ln»efenben benfelben für il^rcn ©ort* 
fü^rer erüörten. Serfa fud^te auögutt)eid^en unb öertoie^ umfonft 
auf einen ganbtag, ben er einberufen tooße, unb too man allein 



— 159 — 

politifd^c fragen ju öev^anbelu bcrcd^tigt fei, allein er \a^ fic^ 
genötl^igt, bie SSerfammcItcn auf beu näd^ften 2)iorgen toiebcr 
cinjuberufcu. 

gür bie 5Ka(^t fürd^tete man ben angelünbigten Ueberfaß 
unb blieb, njäl^renb jüngere ^erren bie ©tabt burd^ritten, be- 
waffnet in einem ©aft^of beifammen mit SSorberat^ung für ben 
näd^ften Jag. öerfa mugte am anbcrn Ü)torgen erft jur SSer* 
fammlung gerufen »erben, ba er öon felber nid^t erfd^ien. Äarl 
öon Sied^tenftein toar aud^ bieömal ber SBortfül^rer. Serla 
weigerte fid^ entfd^ieben, an ben 33erat^ungen Jl^eil ju nehmen, 
worauf i^m aüe Älagepunfte, bie man gegen i^n l^atte, öor^ 
gel^alten würben. Sied^tenftein fd^loß mit ber Srflärung, ba§ er 
nic^t länger im Slmte bleiben lönne, unb forberte alle ^eififeer 
be^ ganbred^teö auf, au^ ben ©d^ranfen ^erau^jutreten unb fid^ 
mit il^m unb htn ©einen ju öereinigen. ©o gefc^al^ eö aud^, 
fie traten aüe biö auf jwei ^erauö unb bewiefen baburc^ bie 
öoße (Sinmüt^ig&it ber '^Partei. 5!)ie oberfte SSerwaltung^be^örbe 
be^ Sanbe^ billigte bamit baö SJorgel^en ber Sanb^erren. 9iid^t 
fo gelang e^, bie ©tabt Srünn ju gewinnen, ja bie ^erren 
fül^Iten fogar i^re ©id^erl^eit in ber ©tabt bebrol^t, unb fie be== 
fc^loffen, fic^ in 2lufterlit5 auf^ 3?eue ju öerfammeln. 2lm Slbenb 
be^ 8. SWärj fuhren fie l^inau^ unb hielten ant 9. im SRat^* 
l^aufe eine ©ifeung, wo ßarl öon gied^tenftein nebft brei anberen 
Ferren erwäl^It würbe, um über bie Sage be^ 8anbeö SBerid^t 
JU erftatten. 9iad^ il^rem 2lntrage würbe befc^Ioffen, taufenb 
SReiter jum ©c^utj beö Sanbeö unb ju eigener perfönlic^er ©ic^er* 
l^eit gu werben unb eine neue ^wf^^^^^^^u^^ft öon allen oier 
©täuben am 13. 2lprU in (Sibenfc^i^j ju l^alten. ©leic^geitig 
jc^rieben bie SJerfammelten an htn Äaifer, »erlangten 53er!a'ö 
2lbfe(5ung unb beriefen fic^ auf jenen ärtifel beö Sanbfrieben^ 
oon 1579, ber baiS §Rec^t beö äBiberftanbc^ bei SSerfaffung^^ 
oerlej^ungen gewä^rleifte. ©ie oerfud^ten il^re SRed^tfertigung unb 
baten fc^Iicglic^ um bie SBeftätigung ber beiben grieben mit ben 
Ungarn unb S^ürfen. ©leic^jeitig fd^rieben fie an bie ©öl^men 



— 160 — 

unb SWäl^rcr. 3n aßen ©einreiben, toic in aüem J^un fud^ten 
fie legale iJormcn einzuhalten. 3lm 11. Wdxi trennten fie fid^ 
unb öcrlie^en 2lufterli(5, um fid^ in (Sibenfd^ij^ »icber jufammen^ 
jufinben, bodt) foütc eö fd^on früher gefc^el^en. ÜDer ''prager §of 
fuc^te öor bcm öoßftänbigen Sruc^ noc^ eine 33erfö^nung, unb 
ber Saifer fanbte ju biefem ^totdt bcn ßarbinal öon ÜDietric^- 
ftein unb äßil^elm öon ©laöata nac^ 33rünn. Sie ^erren 
fd^rieben einen Sanbtag nad^ Srünn auf ben 27. aWärg auö, 
bod^ erflärtcn bie ßanb^erren, nur unter ber Sebingung an 
bemfelben t^eilgune^men, bag Serfa nid^t erfd^eine unb i^re 
©id^erl^eit in ber i^nen feinbfeligen ©tabt geh)ö^rleiftet toerbe. 
Da^ gefc^a^. Der Sanbtag fam fomit am 29. SDiärj ju ©taube, 
aber bie ©täube gingen auf ben SSorfd^lag öon ©eiten beö 
Saifer^, leinen anberen ©egenftanb afö einen ©enerallanbtag in 
''Prag gu öer^anbeln, nid^t ein. ©ie fa^en öielmel^r, ba§ e^ fid^ 
nur barum l^anble, il^nen gegenüber ^tii gu gewinnen, unb be* 
fräftigten barum al^ Sanbtag bie 48efd^lüffe, toeld^e fie gu 
Slufterlife nur afö vereinigte ©tanbeögenoffen gefaxt Ratten. 

Obtt)o^I ber ^aifer t>m 5Eag öon (Sibenfc^ife öerbot unb 
bie ©täbte biefem 33efe]^Ie folgten, famen bennod^ bie übrigen 
©täube, ^erren, Prälaten unb ^Ritter, in.. großer 3^^! X^wi 
13. 2lpril bortl^in. 3Äan befd^Io^ fofort bie Slbfefjung be^ 8anbe^=^ 
^auptmannö gabiölau^ öon 4Ber!a unb fefete ftatt feiner eine 
proöiforifd^e SRegierung ein, an bereu ®pi^t ate !Director ein* 
ftimmig Sari öon gied^tenftein ernannt tourbe. Sßeiter tourbe 
bie proöiforifd^e SRegierung ermäd^tigt, Zxnpptn anjutt)erben, 
toogu bie ®elber öotirt tDurben, unb bie Berufung cineö ganbef * 
aufgebotö h)urbe angeorbnct. ©o rüftete fid^ Wlä^vtn, bie eigene 
©ad^e gu fiebern, unb ben (Srgl^ergog SWattl^iaö, beffen Slnlunft 
ertoartet würbe, gu empfangen unb in bem gemeinfamen Untere 
nehmen mit SEruppen gu unterftüj^en. Ungarn, Oefterreid^ unb 
aWäl^ren waren einig ; nur bie öö^mcn fteßten fic^ auf bie ©eite 
SRubolfö. SIm 17. Slpril crfd^ienen bie ©efanbten be^ (Srgl^crgogö 
in gibcnfc^ife, am 19. würbe ber öunb mit il^nen abgefd^toffen. 



— 161 — 

!t)ann fd^ricb man an ben Äaifcr, alle ©d^rittc, bie man get^art 
l^atte, gu rcd^tfcrtigcn. 2lm 21. löftc fic^ bcr ganbtag »icbcr auf 
unb bic proöiforifc^c Sicgicrung begann i^re aBirtfamfeit •). 

Söä^renb fo in Wfläffxtn burd^ ^itxotin'^ unb Sicc^tenftein'^ 
Semü^ungen bic SDinge gut (Sntfd^cibung fameu, l^atte aud^ ber 
Srjl^crjog 3)iatt^iaö feinen (Sntfd^lu| feftgeftcöt, nad^bem aße 
SSerfud^e jur SJerf ö^nung unb 3^t>ifd^cnt)er^anblungen fe^Igcfd^Iagen 
toaren. @r crlannte iaß SJerbienft, toeld^eö fic^ ^arl öon 8iec^== 
tenftein in SWä^ren um i^n ertoorben l^atte. (Singebenl beffen 
fanbte er feinen SSruber SWajimilian öon gied^tenftein ju i^m, 
i^n feinet Seifaü^ über ben glänjenben (Srfolg gu öerfid^ern, 
mit bem er bie mäl^rifd^en ©tänbe auf feine ©eite gebrad^t 
l^abe, einen (Srfolg, ber i^n bered^tigte, mit ^uöerfid^t auf ben 
glüdlid^en 9luögang gu rechnen. @r forberte il^n gugleid^ gur 
ungefäumten (Srrid^tung einer Srieg^mad^t auf; baö öfterreic^ifd^e 
unb ungarifd^e ^ieg^öolf fei gttjar gerüftet, aber ol^ne bie mäJ^- 
rifd^e Seil^ülfe nic^t ftarf genug. @^ fei befd^loffen, bag öon ben 
SSerbünbeten fein Xffäl me^r ol^ne ben anbern ^anbeln njerbe. 
@r benad^ric^tigt il^n ferner, toaö an Kriegsmaterial öor^anben, 
unb baß ©igmunb öon ^erberftein gu feinem gelbmarfd^aü be^ 
ftimmt fei. ßr t^eilt il^m mit, baß SRec^tfertigungSfd^reiben an 
ben "^Japft, ben König öon Spanien, an bie Srg^ergoge unb an 
bie dürften beS did6)t^ öerfa^t feien, unb biüigt fd^lie^lid^ feine 
unb ber mä^rifd^en ©tänbe ßorrefponbeng mit ben ©d^lefiern 
unb anberen njid^tigen ^erfonen^). 

Srg^ergog 3Katt^ia« öerließ SBien am 15. SIpril, rüdtte in 
langfamen SEagmärfc^en mit feinen STruppen gegen bie mäl^rifd^e 
©ränge unb traf am 23. öor 3^^^*«^ ein, h)o er öon Karl bon 
Sied^tenftein unb Karl öon ^i^^^otin — jeber biefer ^erren toax 
mit „einer ftattlid^en geibguarbia" umgeben — empfangen 
»urbe. 33on 3»oim auS erlägt er ein SÜianifeft über bie Urfac^en 



^) S)ic au^fü^rlid^e 2)arfiettung aller tief er SJorgängc bei (Sl^lu» 
mc^f^, a. a. O. dap. VII. 

2) §urter, a. a. D. V. 237. 

\yalte, 8icd)tciiftein. II. «b. 11 



— 162 — 

feincö 3"9f^ ""^ öcr^ci^t bcu iDiä^revii bic ®c»al^rung il^rcr 
SBünfd^e, bic ßr^attung i^rcr i^rci^citcn, 9?ed^tc unb ®ett)ol^n* 
Reiten. Ä^arl öon l^iec^tenftcin blieb nun bei bem ©ril^crjoge. 
2(m 30. 3lprit öertießcn [ic 3»öi^^ ^^"^ trafen am 5. SWai in 
^glnu ein, am 10. in (Sga^Iau, ipo^in ber ßrj^erjog bic bö^* 
mifdien ^erren, frcilid^ umfonft, befteüt ^atte. §icr ftcßtcn flc^ 
anc^ bic ©efanbten beö Saiferö ju Untcr^anblungcn ein, ber 
ßarbinal !3Dietric^[tein unb ber ©clrctör beö fpanifdicn ®c* 
fanbten ^ebro öon aWontanana, ,totlA)tx in^befonberc Sart öon 
\<icc^tenftein nod^ üor hm SScr^anblungcn günftig jn ftimmcn 
fud^te '). äßäl^renb bie Unter^anblungen unb bic Untcrl^änbter 
^in unb ^er gingen, rüdte 3)iattl^ia^ mit feiner Slrmcc öormärt^, 
tDar am 16. in Solin unb ftanb am 19. njcnigc Wltikn oon 
•^Jrag in Sö^mifd^==33rob. ©Icid^jcitig ücrfammeltcn fic^ bic 
böl^mifd^en ©täube in ?rag unb traten atö britter Factor in 
bie 3Sertt)i(fIung ein, h)eber für ben (^rj^erjog nod^ für ben Äaifer, 
fonbern i^re eigenen ^kU, il^ren eigenen 33ort^eiI öerfolgcnb. 

S^ ift ^ier nic^t bie 3lufgabe, bem ®ang ber SJerl^anb^ 
lungen unb Gegebenheiten in bicfem »eltbcfannten Streite gu 
folgen. Sari öon ßiec^tenftein nal^m aUerbing^ Jl^cil baran 
ate einer ber crften unb üorne^mften SRat^geber bc^ Srjl^criog^ 
3Batt^ia^, aber im 3SerfoIg nicf|t fo Dortretenb, n)ic er c^ in 
SKä^ren auf ben 33erfammlungen öon ©rünn, Slufterlife unb 
Sibenfd^i^ getrau ^atte. ^iefe 9?oUe fiel bieömal Sari öon 
3ierotin ;;u, ber in^befonbere bie SSer^anblungen mit ben bö^* 
mijd^en ©täuben führte. 35oci^ al^ am 11. 3»uni einerfeitö bie 
faiferlic^en unb bö^mifc^en ©efaubten, anbererfeit^ bie be^ Srj* 
^erjogö unb feiner 33erbünbeten auf bem ©c^loffe T)\iitl ju* 
fammentraten, xoax anä) Sari öon Sied^tenftein unter ben Icfeteren; 
neben i^m 3i<^i^'^tin, ^obife unb anbere öon minbcr bebeutenbem 
5Ramen. 2llö ber ©rj^erjog am 15. mit feinem Sager ''prag biö 
auf eine 3)ieite nä^er rücfte, töurben bort bei Sieben bie 



1) ©inbel^, o. a. D. I. 215. 



— 163 — 

S5cr^anblungcn in 3^^^^^ fortgcfcfet, biö fic am 24. Quni cnb=^ 
lid^ jum Slbfc^liig führten. Unter ben Unterieid^nern bcr Urlunbcn 
ftc^t Sari öon Sicc^tcnftcin an ber ©pij^c alö bcrienigc, ber mit 
fiarl öon ^i^^^otin öorjug^njcife bic 3Ser]^anbIungcn geleitet l^atte. 
!t)ic 3Serbünbeten erreid^ten im Süefentlid^en, toa^ fie getoünfd^t 
l^atten, ber Srj^ergog bie SRegiernng öon Ungarn, Oefterrcid^ 
unb a)iä^ren, bic Wläijxtx bie (Srfüüung ber SKünfd^e unb iJor* 
berungen öon Sibenfd^i^, in^befonbere il^re 9lutonomie öon Sö^- 
men, worauf Sied^tenftcin toie ^^^^otin perfönlic^ beftanben 
waren '). ^aä) 2lbfc^Iu§ ber 33erträge fe^rte ber (Srjl^ergog 
SKattl^iaÖ nad^ SKien jurüd, unb Sari öon 3ici^otin würbe auf 
bem mä^rifc^en Öanbtagc, bem er Öeric^t erftattete, jum Sanbeö* 
Hauptmann ernannt. 

!Derfelbe Öanbtag, welcher am 16. g^uli ftattfanb, lub 
burd^ eine eigene, öon Sari öon Sied^tenftein geführte ©efanbt-- 
fc^aft'-') junad^ft SWatt^iaö ein nac^ SKäl^ren gu fommen unb 
bie ^ulbigung entgegenjunel^men. SRatt^ia^ brac^ am 22. 3luguft 
öon SiSien auf nnh würbe an ber Sanbeögränje bei !Dürn^olj 
öon einer 'Deputation ber ßanbftänbe empfangen, art beren ©pifee 
Wieberum Sarlöon gied^tenftein ftanb. ®ie fotite i^n witifommen 
l^ei^en unb mit ben ^anbe^priöilegien belannt mad^en, auf ba§ 
fid^ berfelbe bem ©rauche gemftß nod^ öor bem Sintritt in baö 
8anb auf bie SSerfaffung öerpflid^te 3). 2lm 25. langte er in 
SBrünn an, ^icrotin war öor allem bemüht gewefen, bie poli* 
tifd^e (ginigleit jwifd^en ben SSerbünbeten ju erl^alten, unb fo 
würbe äWattl^iaö mit großem 3iubel empfangen unb mit tieften 
gefeiert. 5lm 28. Sluguft gab Sari öon Sied^tenftein ein Sanquet, 
bei welchem 2)iatt]^iaö, ber ßarbinal !Dietrid^ftein unb öiele 8anb* 
Ferren jugegen waren. !Die 3Serl^anblungen beö Sanbtageö bauer^ 
ten öom 26. biö jum 30. 2luguft. üKatt^ia^ gewährte äße 
politifc^en SBünjd^e ber SWä^rer unb öerfprad^ auc^ bie SReligion^^ 



^) ©inbcltj, a. o. D. I. 223. 

2) Ciucttcnfd^riftcn gur ©efd^id^tc TO^rcn«, 3glaucr (Sl^ronit 262. 

11* 



— 164 — 

frei^cit toenigftcnö t^atfac^Iic^ eintreten ^u laffen. ÜKan trennte 
jtc^ in guter Stimmung unb ßintroc^t. 

So ^atte Sari nid^t am loenigften ba}u beigetragen, ba§ 
Srj^eriog 3)?att^ia^, jefet ßönig öon Ungarn, jum erftrebten 
3iele gcfommen »ar, unb nid^t am »enigften l^atte er ftd^ um 
bie Sefricbigung unb Seru^igung bee Öanbe^ ü)Jä^ren öerbient 
gemacht. 3tunme^r forberte er bie ßrfüßung alter Oted^te unb 
SSerfprec^imgen. Äaifer 9tuboIf ^atte, toie oben bargeftettt, fd^on 
im 3a^re 1606 an Sari unb feine >Rad^foIger in ber ^rimo^* 
genitur beö §aufe^ Sied^tenftein ben litel „^oc^ unb Sßo^I* 
geboren" oerlic^en. Sari begrönbete barauf ben änfprud^ auf 
ben Jitel unb ben ©taub einee JJöi^ftcn, aßein bamal^ »ä^renb 
ber Sviebenööer^anblungen mit ben Ungarn fanb (Srj^ergog 
üRatt^ia« bie ©ac^e nid^t opportun unb betoog Sari gum 2luf* 
jc^ub. @^ ift barüber ') ein cigen^änbiger ©rief be« Srgl^ergogö 
oor^anben, toorin bcrfclbe au^fprid^t, bag biefer äuffc^ub o^ne 
^rajubij unb 9lad^t^cil für bie ^^^""f^ K^" f^tle. Der ©rief 
ift o^ne Datum, mug aber ju jener ^t\t ber 3Ser^anbIungen 
in äöien im Qa^r 1606 gefc^rieben worben fein. 9iunme^r, ba 
Sari ben SScrbienften um baö 8anb unb ba^ §auö Defterrcid^ 
bie perfönlic^en SSerbienfte um ben Srj^ergog SWattl^iaö ^inju* 
gefügt l^atte, er^ob bcrfelbc leinen SBibcrfpruc^. Slm 21. Sluguft 
würbe ber nicberöfterreid^ifd^en ^Regierung intimirt, ha^ ©eine 
römifd^ laifcrlid^c SJiajeftät anjuorbnen geruht ^aben, ba§ ^ffxtm 
geheimen Statine unb obcrften ^ofmeiftcr §errn Sari bon ?iec^* 
tenftein öon 3>^rer ^Regierung unb anbercn ^o^cn unb nieberen 
©erid^ten unb Sanjieien ^infüro ber 2^itel: ^odf^ unb SBo^I* 
geborner i^nv^t ju ben anbcren ^räbicaten in aüen ©c^riften, 
2^itclu unb ^anblungen gegeben toerben foße ^), Die 3lnorbnung 
ber faiferl. SWaieftat, auf toeld^e fid^ biefer (Srla^ begießt, ift 
eben bie 33erteil^ung btß ZikU öon „§oc^^ unb äöol^Igeboren" 



1) ^id^tcnflcin. 2[rd^iö X. 58. 

2) 5(rc^iö bc« ginangminift. 



— 165 — 

im 3a^rc 1606. tönig matiijia^ begnügte fid} aber nidit mit 
foldiem Sriag, fonbern er fteüte nod^ eine eigcntlid^e Urlunbe 
über bie Sr^ebung in ben gürftenftanb auö"). $Dicfc Urtunbe 
batirt öom 20. ©eccmber 1608, jö^It bie SSerbicnfte beö |)aufe« 
Sied^tenftein feit alten ^üttn unb Äarlö in^befonbere anf, unb 
beruft fid} ebenfalls auf bie obige Jitelöerlei^ung burd^ Saifer 
atubolf afö bie Ouette beö neuen ©tanbcö. J)oc^ Ö^fd^ö^ cö 
nicf|t fogleid^, bag ber 2^itel auc^ allgemein in ben Slnffci^riften, 
3ufd^riften unb Slnreben gegeben njurbe, benn nod^ am 5. SWärj 
1610 n)urbe öom §of ber löniglid^en §offammcr belannt ge* 
geben unb in (Erinnerung gebrad^t, ba§ ©eine 3)?aieftät ber 
Sönig SDJattl^ia^ nod^ im ^aijxt 1608 i^ren geheimen 9iatl^ unb 
Äämmerer Äarl öon Sied^tcnftein au^ l^öd^fteigener 3Seranlaffung 
in ben gürftenftanb erhoben ^abe^). 

@on)cit fie Oefterreid^ unb SWäl^ren betrifft, gefd^a^ bie 
Slnerfennung öor allem baburd^, bag im ^al^re 1612 bem 
Primogenitur unb SRegierer be^ ^aufe^ Sicd^tenftein bie erfte 
©teile im ^errenftanbe beiber ?änber auf ben Sanbtagen ein* 
geräumt njurbe. !©ier g^fd^o^ für Oefterreid^ auf Slnfud^cn 
Sari« felber am 30. aKai 1612; bie erfte ©teüe h)urbe i^m 
unb feinen 9iad^folgern „in ööüiger SSerfammlung bcö löblid^en 
§errenftanbe^ auf fein freunblid^eö (Srfud^en öon atten im löb* 
lid^en ^errenftanb öernjiüigt unb in (SrttJägung feiner löniglid^en 
^riöilegien unb fonft gegebenen, aud^ öon 3i^rer faiferl. SKaieftät 
publicis actibus felbft beftätigten ^rärogatiöcn, unb 3^nen 
^erren SSerorbnetcn felbften, ba§ fie i^n alö eine fürftlid^e ^erfon 
betituliren foüten, befd^e^en" ^). ^m mäl^rifd^en 8anbtage ge* 
fd^a^ bie gleid^e (Sr!(ärung ber öier ©tänbe, ba§ tarl afö SRegierer 
be^ §aufeg Sied^tenftein im Sanbtage unb im ganbred^te ben 
erften "ipia^ öor atten §errenftanb^perfonen unb ben oberften 



1) Sicd^tcnftcin. 2lrci^iö X. 58. 

2) 2(rd)iü bc« ginangminift. 



3) SBurmbranb, (SoIIcctanca 209 ff.; gied^tcnpein. SCrd^iö X. 70. 



— 166 — 

ganbe^bcamtcn mit SCu^na^mc bc^ Olmü^cr Sifd^of^ cinnc^* 
mcn foöc *). 

§icrgu tarn im ^a\)xt 1618 öon taifcrlic^cr ®cilc nod^ 
eine neue S^itulatur ober ein neue^ ^räbicat, toelc^e^ bie S^ren* 
bejeic^nungen öoßenbete. Unter bem 6. äuguft biefe^ ^a^re^ 
tourbe ber I. I. ^offanjlei mitget^cilt, bng Sc. 3)Jajeftat l^öd^ft* 
i^rem gel^eimeu SRat^ Surften ßarl öon Siec^tenftein neben 
anberen feinen gebül^renben Stiteln auc^ ba^ ^rabicat „O^cim"* 
öerliel^en ^aben ; toeßl^alb biefer 2^itel bei allen 3Sorfommenl^eiten 
ben übrigen beizufügen fei 2). 

c, Dritte ^txioht* ))oit )er Crliebiiitg in den /ürfttttßattb die 
}um ^nebriit^ be6 bret!Stgiäl|rigett ftriegee« 

!Die (Sr^ebung in ben gürftenftanb bezeichnet für Äarl 
bon Sicd^tenftein tDo^I ein erreic^teö 3'^! fü^ l^i^c Seftrebnngen, 
toenn nud^ nid^t baö le^tc, bod^ faum einen 3lbfd^nitt in feiner 
politifc^en 2^^äligfeit. S)a er fid^ einmal an Äönig üRattl^iaÖ 
angefd^toffen l^atte unb in feinem $Rat^e blieb, fo fuc^te er aud^ 
biefetbe ^olitif, tDclc^e jur Scru^igung unb (Sintrac^t ber brei 
gänber Ungarn, Oefterreid^, ÜJfä^ren geführt, toelc^e ÜÄattl^ia^ 
an ba^ 3'^^ f^'"^^ äBünfc^e ^attc gelangen laffen, nod^ ferner 
aufrecht gu erl^alteu. hierin njurbe er öon ben bi^^erigen ®e* 
noffcn 3'^^*^^'"/ ^^"^ Krisen Sanbe^^auptmann Don SÖial^ren, 
unb 3>ßic^^tij^, bem ^alatinuö unb bcbcutenbften ^ixiixtx ber Un* 
garn, unterftüfet. Slüein fie fanben in bem 33ifd^of Äleöl, bem 
einflugrcid^ften SRat^gcber be^ Äönig^ 2)iatt^ia^, eine @egen* 
mad^t, bie fic^ ftär!er geigte afö bie i^re. Äarl öon ?ied^ten^ 
ftein toar eö, bem biefer perfönlid^e SBiberftrcit mit Sle^I jufiel, 
ba er neben i^m im Statte be^ Äöuigö fa§. @^ ^anbelte fid^ 
babei feineötoeg^ um bie bloge Sefriebigung be^ ©i^rgeige^, toer 



2)cmut^, ©efd^id^tc ber ?onbtafcl in mäl^vm LXXL; Sicd^* 
tcnp. Slrc^iö X. 71. 

2j 3lrd^iü ht^ ginonjminift. 



— 167 — 

bie erfte Stoße ^u fpicieu unb ben örößten (Sinfluß ju üben 
^abc, fonberu in ber 'Xijai nm einen politifd^en ^arteientampf, 
für Äarl nnb feine ©enoffen in^befonbere nm bie ^oi'tfül^rung 
jener ^otitif, weldie iDiatt^inö jnm Siege geführt ^atte. Unb 
biefe ftnnb ernftlid^ in grnge bnrd^ ben ©treit, ber fic^ jnjifc^en 
9Jiatt^ia^ nnb ben ©tänben t)on Oefterreidi er^ob. 

3nrncfgefe^rt öon feinem ^xiQt gegen "ißrag, »erlangte 
SBatt^ia^ in ©cmä^^eit beö SSertrage^ mit bcm Äaifer bie ^nU 
bignng ber ©tänbe öon 5Wieber* unb Ober^Oeftcrreid^ ttjie öon 
SDMl^ren. "Die lefeterc erreid^te er, n)ie baö oben berid^tet toorben, 
unb and^ in Ungarn ttjurbe er im Stoöembcr gehont. SIßcin 
in Oefterreid^ »erlangten bie proteftantifd^en ©tänbe öor aller 
^ulbigung bie ®eh)ä^rung ber öoüen SReligionöfrei^eit, tocld^c 
ja bie Urfad^c genjefen n)ar, h)e§^alb fie fid^ öon äiubolf lo^^ 
gefagt unb 9Watt^iaö nnterftüj^t Ratten. STttein 2«att^iaig töoHte 
biefelbe in feiner Söeife jugebcn, unb fo jogen bie proteftantifd^cn 
9)titglieber ber ©täube auö äßien nadi bem ©täbtc^cn |)orn, 
um bort ungeftörter in einer 2(rt t)on feccffioniftifd^em perma* 
nenten 8anbtag unter gü^rung beö ftrengcn ßalöiniften Jfd^cr* 
nembi berat^en unb befd^lie^en ju fönncn. 3ln bie „^orner", 
tüie fie feitbem in ber ®efd^id^te genannt ttjerbcn, fd^loffen fidi 
bie Ober^Oefterreid^er an. T)a€ ttjar nun ber §auptpunlt be^ 
©treite^, ber auc^ ben SRat^ be^ Sönigö SWattl^iaö entjnjeite. 

!Die SSerlegen^eit, ttjelc^e für SKatt^ia^ auö bicfcm ©treite 
mit ben „§ornern" entftanb, ipar um fo größer unb bebentungö^ 
öoüer, al^ bie 3^i^ictt:ad^t in ben abgetretenen Säubern für ^qifer 
JRuboIf bie ^ii^^i^f^t öergrögerte, ba^, tt)aö er öerloren l^attc, 
»iebcrgett)innen ju fönnen, al^ fie ferner bie 2lu^fid^t auf ben 
bö^mifd^en 2^^ron unb auf ben Äaifertl^ron, öon toeld^en beiben 
JRuboIf feinen ©ruber au^fdiliegen löoöte, für 3Jiatt^ia^ öer* 
ringerte. S'inr erftarfenb in bem 33efife unb burd^ bie ©intrad^t 
beffen, ttja^ er errungen ^atte, !onnte er ^offcn, btw äBiberftanb, 
ber i^m um jene Srone genmd^t löurbe, gu befiegen. äBcnn er 
bie töefentlid^fte gorberung ber §)orner, bie freie JReligionöübung, 



— 168 — 

bfloiQigt l^ttc — unb er tonnte ee, o^ne im ©eringften feiner 
Wladft }U »ergeben — fo nmre ber j^riebe mit leichter ^Dlnffc 
^rjufteden geioefen. SKott^iad glaubte bie 'J)2ä^rer unb bie 
Ungarn auf feiner Seite }u ^aben, aUein biefe^.ioenn fie aud^ 
ben ejtremen Sd^ritt ber Cefterreid^er nic^t biüigten, ftanben 
bo(3^ in ber Sadft felbft }u biefen unb öertoeigerten bie WH'iU 
»irfung gegen bie ^orner. fiarl öon Öied^tenftcin, ber in biefer 
ängelegenl^eit im Gönner 1609 nac^ Clmüg gereift »ar, unb 
3ierotin felbft, ber barauf ^u gleichem ^totdc wad) ©ien lam, 
riet^en 3Katt^ia^ ^ur ^ac^giebigfeit, ira^renb fie anbererfeitö bie 
§omer öon i^er §artnacfigfeit abzubringen unb jur 3)ii(berung 
ber gorm ^u bringen trachteten. 9Wit aller ßntfd^ieben^eit tiaten 
fie für biefe ^otitif ein, boc^ öermoc^ten fie nic^t Sle^r^ Sinflug 
ju übertoinben, ber jebe iWad^giebigleit in ber äteligionefrage 
öer^inberte. So jog \\6) bie ©ad^c 9Ronate lang ^in, bi^ enb- 
tic^ im (Jebruar 1609 ernftlid^c SSer^anblungcn in SSJicn be* 
gannen unb am 19. SDtarj äßatt^iae fid^ boc^ ju einer nac^^ 
giebigen 9tefolution entfd^ließen mu^te. 3Sor]^cr gab e^ nod^ in 
einer ber legten Si^ungcn be^ geheimen ^ai\)tß eine augerft 
heftige @cene jtoifd^en Äarl unb bem ©rj^erjog Seopolb, ber 
mit Äleöl aller 9Jac^giebigIcit in ber 9ieligionefragc fic^ toiber* 
fcfetc 0. 

2^ro|bem baß Äarl bon gied^tcnftein unb feine politifc^en 
©enoffen cnblid^ in biefem Streite gefiegt Ratten, gingen bie 
!Dinge am §ofe beö Äönigö SDiatt^iaö nid^t nac^ feinem Sßunfd^e. 
Älc^l behauptete fid^ nad^ wie bor im unbcbingtcn SSertrauen 
feine« ^crrn, unb Äarl jog fid^ unmut^ig unb grotlenb aföbalb, 
fc^on im Slpril, nad^ (Siögrub jurüdf unb mieb ben §of. 5)a«* 
felbe traten bie ®rafen Sreuner unb §arrad^, bie mit i^m unb 
auf feiner Seite im SRatl^c be« Sönig« 3)iatt^iag su SÖSien ge* 
toefen. äßanc^e« SBort, ba« ber Unmutig fpred^cn ließ, tourbe 
aufgefangen unb toeitcr berbreitet. 



^) ©inbcl^, a. a. £). I. 305; (Sl^lumcljf tj, o. a. O. 559. 



/' 



-^ 169 — 

I)a^ attcö cntöing bcm fi'aifer 9?uboIf nid^t, bcr, unt^ätig 
toie er tont, bcnnod^ auf bcr Sauer lag unb Jebe ©elegenl^eit gu 
ergreifen fud^te, bic fid^ nur flüd^tig ober mit fd^lDad^cm §off* 
nungöfd^immcr barbot, bie öerlornen Sänber bem ücrl^a^teu 
Sruber toieber ju entreißen. @o glaubte er jefet in ber (inU 
fcrnung be^ grottenben Sari öon ßied^tenftein öom SBiener |)ofe 
eine folc^e Gelegenheit gefunben ju l^aben ; er glaubte biefen im 
ganbe einpu^reid^ften unb bebeutenbften ßaüalier in ber 5E^at 
für fid^ jur SReftauration feiner ^errfd^aft njieber gewinnen ju 
!önnen, gumal, toenn er il^m öolte SSergei^ung bafür anböte, 
ba§ er öor aüem eö geh)efen, ber alö ber einflußreid^fte unb 
t^ätigfte ^T^cunb öon OÄattl^iaö ben ©taub ber 35inge l^erbei* 
gefül^rt ^atte. ®o fanben im Saufe be^ ^a^xt^ 1609 SSer* 
l^anblungen ftatt, inbem Saifer 9?uboIf ben geheimen 5Rat^ 
9Jiollart an Sari nad^ ©ögrub fanbte. 2lltein er täufd^te fid^ 
ööüig in feinen (Srnjartungen. Sari beabfid^tigte in feinem galle 
bie SReftauration 9?ubolfö in ber §errfd^aft ber brei öerlornen 
Sauber. @r fannte bie ^erfon unb ben ß^arafter be^ Saiferö 
ju gut, feinen SBanfelmut^, feine llnjuöerlöffigfeit unb Unlenf^ 
famfeit, feinen ©igenfinn, feine förperlid^e unb geiftige @d^h)äd^e, 
um ic nod^ ben ©cbanlen ju liegen, afö !önne er feine B^^^^^ft 
nod^ einmal an benfclben Inüpfen. Die 3Serfucf|e aWottart^^ 
fd^tugen bal^er gänjlic^ fe^l. @^ jeigte fid^ aud^ babei, ba§ Sari 
bie oben angebcutcten Sleu^erungen beö UnlDiüenö nid^t getl^an 
^atte, um fid| mit bem ^rager §ofe ju öerfö^nen, fonbern ^a^ 
fie öiclmel^r auf SJJiattl^iaö bered^net gettjefen ttjaren. 

T)tm\ Sari öon Sied^tenftcin badete feineöttjeg^ an völlige 
9tu^c unb politifd^e ^^^^ödfgejogenl^eit in bcr Sinfamfeit öon 
(Si^grub. (Sr ttjollte feine Senntnig ber ^^f^önbe, fein perfön* 
lic^e^ 2lnfel^en, feinen (Sinflug nid^t unbenül^t laffen; er tt)ottte 
fie aud^ inbirect unb ungeforbert im !Dicnfte beö §aufe^ Oefter* 
reid^ öertoertl^en, baö er »ie anbere flar fel^enbe Söpfe bamate 
auf baö C^öd^fte bebro^t erfannte. ©ein 3*^^ ^^^ ^^"^ 3Scr=^ 
fö^nung jtt)ifd^en bem Saifer unb bem Sönig, bie ^eftfteltung 



- 170 — 

bcr Slad^folgc mä) bcm 2:obe bc^ taifer« unb bc« Sönig^ 
aWatt^iaö ober nad^ bcm Slu^ftcrbcn biefer 8inic be« §aufc^ 
^ab^burg. (Sr ^offtc bicfciS 3'^^/ ^^^ ^c^' l><^§ ^i»^ SßibertDiüe 
bcö taifcr« 3iiibo!f boppclt ]d^tt)ierig mad^tc, gimäd^ft mit ^ülfe 
Spanien^ unb beö ßrj^crgogö Sllbrcc^t gu erreid^cn. Dic^ toar 
bie Urfad^e gu bcn 3Scr^aubIuugcu, bie er im Qa^^c 1609 mit 
bem fpanifc^cn ®cfanbtcu 3"^*9ö 1^"^ ^^^^^ 2lgentcu bc^ (Srj^ 
iftxiOQß Sllbrcc^t, ^etcr öon 3Sifc^cr, führte, ipcldjcr lefeterc im 
ÜWai bc^ genannten ^a^xt^ nai) (Siögrub tarn. Sari fd^lug bei 
biefer Gelegenheit aud^ eine ^ufcimmenlunft ber ©rgl^erjoge unb 
5Reid^öfürften in ^rag öor, um bamit au^ ben Saifer gu toirfen, 
gugleid^ aber aud^ SReformen in ber 3Sern)aItung be^ 3"nern, 
in ber 9lbminiftration beö .^ofe^, ber 3»uftig, ber ^inangen unb 
beö Kriege« 0- 

2)er Äönig öon «Spanien aber h)ie ber Srg^ergog Sllbrec^t 
ertannten gugleid^, ba^ biefe^ 3'^' ""^' i^i erreichen fei, njenn 
Äarl öon gied^tenftein fic^ nic^t öon ÜWatt^iaö trenne unb fid^ 
gugleid^ mit ffle^I öerföl^ne. SSifc^er fuc^te biefe 3Serfö^nung gu 
©taube gu bringen; er ging be^l^alb felbft nad^ SBien unb öon 
bort gu Äarl. 3luf beiben ©eiten tt)ax man bereit. SKatt^iaö 
fc^idfte ein eigen^änbige^ ©d^reiben an Sari unb forbeite il)n 
auf, in bie alte ©tcöung gurüdfgufel^ren. T^k^ tl^at er aud^ im 
October 1609. gür furge ^tii ftettte fic^ bann ein leiblic^e^ SSer* 
^ältnig gtüifd^en i^m unb Sle^I ^er, ber auf bie ^läne Sarlö 
eingugel^en unb SKatt^ia^ bafür gu genjinnen trachtete. 9lber 
ba(b l^atte fid^ Sari über feinen alten ®egner toieber gu betlagen, 
ba5 berfelbe feineöiüegö feinem SSerfpred^en nad^fäme, fonbern 
Sintelgüge mad^e unb au^lDeic^e. 

Slber bie !Dinge lamen fo, ba§ ÜRatt^ia^ felbft ber 3Ser* 
fö^nung geneigt njurbe unb felbft ber Saifer fid^ bagu herbeiließ, 
ßö »ar für aßatt^iaö eine ^tii nid^t geringer SJerlegenl^eiten 
gefommen. !Die ^orner ©treitigfciten brol^ten unter Sle^r^ 



«) (£^(ume(5f9, 3icrotiu 670 ff. 



— 171 — 

fd^roffcu !at]^oU[c^cn Seftrcbungcn toiebcr aufjulcben; in fel^r 
ernftcr iJragc [taub bie ^JZac^folgc im 9teic^ ober in Söl^mcn, 
totld)t ^ai[cr 9tuboIf offen einem ber anbeten Srjl^erjoge, bem 
begünftigtcn «eopolb, jutoenben toottte; eö entftanbcn felbft an^ 
ber Unabl^ängigfcit nnb 3[foIirt^eit ber Sänber, beren ^errfc^aft 
iWattl^ia^ jngefaüeii tt)ar, ©c^toierigfeiteu. Ungarn toar gegen 
bie 2:ürfeii nur burc^ bie Unterftüljung ber übrigen Sänber unb 
befonber^ be^ $Reid^eö behauptet. S)iefe Unterflüfeung blieb bei ber 
feinbfeligen ©efinnung be^ Saiferö döHig auö unb 3)htt]^iaö fal^ fic^ 
auf feine eigenen unjulänglic^en WlViüd angetoiefen. ^Da^ 5ltte^ 
mad^te il^n einer SSerföl^nung mit feinem faiferlic^en Sruber 
geneigt unb lieg il^n biefelbe alö ertoünfd^t erfd^eincn. 

Äaifer ätubolf ^atte nid^tö Weniger alö ben gleichen SBunfc^, 
bod^ trieben il^n bie Dinge don felber ju einem Slu^gleic^. SSßenn 
er fid^ enblid^ nad^ langem SSßiberftreben , nad^ oftmaligem 
@d^tt)anfen unb SBiberrufen baju derftanb, auf ben urfprünglid^ 
don Äarl don 8ied)tenftein aufgefteltten Oebanfen einjuge^en unb 
einen gürftencondent nac^ ^rag ju berufen, fo gefd^al^ eö, toeil 
er benfelben ju feinen SBünfd^en unb ^itUn benü^en tdoöte. J)er 
Sondent foöte dor allem ben ©treit mit feinem ©ruber in 
feinem @inne fd^lid^ten unb fobann einige anbere i^t^agen löfen, 
toie j. 33. ben 3[ülid^er ßrbfolgeftreit, ber fammt Union unb 8iga 
au(^ in bie öfterreid^ifd^en Slngelegenl^eiten ^incinfpielte. 3>m 
3lpril be^ ^ai)xt^ 1610 trat ber ßondent tdirflid^ jufammen; 
e^ nal^men an i^m bie Äurfürften unb bie Srjl^erjoge t^eil, unb 
einige anbere (dürften, tdie ber ^erjog don Sraunfd^njeig, mel^r 
jufäöig. ÜDie 9totle, toeld^e auc^ bem (dürften Äarl don Siec^- 
tenftein bei bemfelben jufiel, jeigt, baß er fid6 im doöen 33ertrauen 
beö Äönigö SDfatt^iaö befanb, unb ba§ feine dorau^gegangenen 
Unterl^anblungen mit ben @e]anbtcu Spanien^ unb beö ßrj^erjog^ 
Sllbred^t nid^t gegen baö Qutereffe beö Äönig^ 3Kattl^ia^ gerichtet 
getdefen fein fonnten, tt)ie man tt)o^l angenommen l|at. 

3llö ber Sondeut derfammelt tt)ar unb ber Saifer bemfelben 
feinen SBiUen in Setreff feinet ©rubere funbgegeben, ^ielt 



— 172 — 

bcrfelbe cö für not^tocnbig, 3Katt^iaö nac^ ^rag ju perfönlit^en 
SScrl^anblungen cinjulaben. SKattl^ia^ cntfd^ulbigtc [it^ jtt)ar, 
fd^idtc aber an [einer ©tette eine ®efanbt[c^aft, an beren ©pifee 
gürft Äarl don Siec^tenftcin ftanb. 'iWeben i^m toaren bie ^liU 
glieber Ulrid^ don Abenberg, ber ungarifd^e SSicefanjler, unb jo^ 
bann §elfrid^ öon 3)?eggau unb 9tic^arb öon ©tarl^emberg '). 
ÜDa ber Äaifer auf unbebingte SRücfgabe ber entriffenen Sänber 
beftanb, auf tt>ctc^e 3Katt^ia«, felbft toenn er getooüt ijäüt, fd^on 
beßl^alb nid^t eingel^en fonnte, toeil bie ©täube ber Sauber e^ 
nic^t jugegeben f|ätteu, fo fül^rten bie SSerl^anblungen ju feinem 
JRefuItat. Die Oefanbten [teilten fid^ auf ben ©taubpunft ber 
Siebener SScrträge don 1608 unb tooüten biefetben nic^t in 
iJrage fommen taffen; fie üerlangteu auc^ bie Slufl^ebung ber 
gefal^rbro^enben 3tüftungen, toeld^e ©rjl^erjog geopolb im Stuf- 
trage be^ ^aifer^ in feinem Siöt^um ^affau aufteilte, unb er* 
Härten il^ren ^errn, ben ^öuig 3Kattl^ia«, nur ju perföulid^er 
®enugtf|uung erbötig. Der ßoudent erfanute, bag auf biefe 
SBeife man nid^t jum ^kk fomme, unb befc^Ioß feinerfeit« in 
SBien mit bem Sönig 3Jiatt^ia« ju unterl^anbeln, enttoeber auf 
Orunblage ber $RüdEgabe ber Sauber ober über eine anbere 2lrt 
ber ©enugtl^uung. Der Surfürft don Solu, ©rj^erjog g^vbinanb 
unb ber §erjog don Sraunfc^tdeig reiften al« 3(bgefanbte bc« 
Goudent« nad^ 2Bien, tt)o bie erfte Sonferenj am 5. Quii ftatt* 
fanb. gür 5IKattf|ia« führten bie SSer^anblungen tdicberum iJürft 
Sari, fobanu Sleöl, Jrautfon, SWeggau unb Stenberg. Die 
^rager Oefaubten erfanntcn balb, bag an bie $RüdEgabe ber 
Sauber nid^t gu benfen fei, unb fo fam enblic^ nad^ dielen @nt* 
tdürfen unb Semü^ungen, in^befonbere don ©citen be« §erjog« 
don Sraunfc^toeig, ein SSertrag gu ©taube, ber am 30. ©ep^» 
tember 1610 don SWattl^ia« unterjeid^net tourbe unb biefem lie§, 
tt)a« er ^atte. Der Saifer begnügte fid^ im ffiefentlic^en mit 
ber i^ormalität ber 3lbbitte. 

') ©inbcl^, 0. 0. O. II. I3l. 134. 



— 173 — 

'Cicfcr SScrtrag ftettte fo tuenig bic Einigung jtuifd^en 
9tuboIf unb SKatt^ia^ l^er, afö er bie Parteien am §ofc bc^ 
(enteren aufhob. 5Rad^ tt)ic dor blieben gurft Sari unb Älcöl 
perfönlic^e tt)ie politifd^e Oegner. Qu ben bebeutungööollen @r^ 
eigniffcn be^ Qa^reö 1611 tuar e^ tuicber Stc^l, mlä)tx in ben 
SSorbergrunb tritt. Slfö nad^ bem üerunglncften Unternel^mcn 
Srj^erjog Scopolb^ mit feinen ^affauer Gruppen, bie Slntoritat 
be^ Äaifer^ in Sö^men unb toenn möglich auc^ in ben übrigen 
Sänbern l^erjuftellen, Äönig 3Katt^ia^ feinen jtteiten gelungenen 
3ug nad^ ^rag unternal^m, feinen Srubcr gur Slbbanfung ober 
gur 3lbtretung don Sö^men gu öeranlaffen, fd^eint Äleöl fein 
öorgüglic^fter 9?atl^geber getoefen gu fein. Sllö SDiattl^ia^ am 
15. 3Wärg in 3glau eintraf, tt)ar gürft Sari toenigften^ nod^ 
in feinem (befolge '). Sei ben 33er]^anblungen tritt er nid^t 
toeiter dor, e^ ^eißt felbft, bag er toegcn angeblid^er ©^mpatl|ien 
für ben Saifer nid^t mitreifen burfte, toa^ aber burd^ feine 
5lnh)efen^eit nod^ in 3>glöu tüiberlegt erfc^eint^). Sei ber 
Srönung be^ Sönigö a)iatt^ia^ in "ißrag tt)irb feiner nic^t ge* 
bad^t, ebenfotuenig bei ber ^ulbigung in ©c^lefien gu Sre^lau, 
toä^renb toeld^er ^dt er eine anbere 51Kiffion für Sönig JDlattl^iaÖ 
au^gufü^ren l^atte. 

!Diefe neue e^rendolle 51Kiffion beftanb in ber @inl|olung 
ber Sraut beö Sönig^ 51Katt^ia^, ber ßrj^ergogin 2lnna, Joditer 
be^ Srgl^ergogÖ gerbinanb in 2:irol. 2lm 30. 5Rot)ember 1611 
traf er mit i^r in Sber^borf bei SSßien ein"^), too fie gum erften 
SDiale üon bem il^r beftimmten ®emal)l befud^t tourbe. 2lm 1. T)e^ 
cember fanb ber feierlid^e ©ngug in SBien ftatt. 

^nbeß befc^ränfte fid^ bie J^ätigfeit Sari« don gied^ten^ 
ftein nid^t auf fold^e, toenn aud^ e^rendolle 3lufgaben. SBie er 



1) ©inbcl^, 0. a. O. II. 248. 

2) (Sl^rumcfef^, äicrotin 746. 

3) t^Cöcn^iricr, Annales Ferdinande! VII. 373. 



— 174 — 

früher ]d)on bcmül^t gftocffn toar, bic Ginigfcit im i^aufc ^aM== 
bürg ^juftcttfn unb ju erhalten, fo ging fein öcftrcbcn jfgt 
aufö iRcuc ba^in, ein Uebereinlommen ber (Sr^^erjoge gu Stanbe 
ju bringen, baö in golge äffe 3toM*tigfeiten unmöglich machte, 
ober in frieblic^r SBeife au^glic^. Q^ [oUte ein Familienrat^ 
gegrunbet werben, nic^t aUein um ben Streitigfeiten Dorjubeugen, 
fonbem auc^ bie not^loeubigen äiegierung^reformen burc^jufü^ren. 
gürft fiarl unb file^I l^atten gemeinfam ben äntrag geftefft, 
bod) fanb ber ^(an, ben ^ürft Sari auearbeitete, nic^t ganj 
be^ Ie|teren SeifaK. ^ad) biefem ^lane foüte be^ fiönig« Auto- 
rität befeftigt toerben unb er auf bie Siebe feiner Uutertl^aneu 
bebat^t fein; Orbnung unb Sparfamfeit muffe in ben §au^^alt 
ber ^Regierung eingeführt toerben; ein Steprafentant ber Srj^r- 
goge foüe ]\d) bei üJiatt^iaö aufhalten unb roenu er Uebergriffc 
toa^nel^me, bem Könige unb feinen 9?at^en ^orfteUungen machen. 
Sine 3w^öcfnal^me ber in 3teligion^angeIegen^eiten gemachten 
ßoncefponen tourbe in biefem ^lane nic^t empfohlen, biefelbe 
bielme^* atö unmöglich ^ingefteUt, aßein bod^ inbirect 3)?aB^ 
nal^men öorgcfd^Iagen, bie auf i^re ©infd^ranfung abgielten. 
görft Sari, ber auf feinen eigenen Oütern ben Satl^olici^muö 
toicber l^ergefteHt l^atte, roürbe aud^ l^ier, glei(^ Sle^I, fd^arfere 
TOa^egetn üorgefd^Iagcn l^aben, toenn er nid^t bie 3SerbcrbIi(^- 
feit einer fold^en ^olitif erfannt ^ätte. ©ein ^(an fanb ben 
©eifatt ber Srjl^ergoge (Jerbinanb unb 3Raj:imilian, bie i^m banfen 
liegen, nid^t aber ben öon Äle^I, ber mit bemfelben eine SSt^ 
fc^ränfung feiner 9)iad^t fürchtete. @r arbeitete i^m alfo entgegen, 
unb mit Srfolg, fo bag ber (Familienrat]^ fic^ auf ein innere^ 
i^au^gefefe unb barauf befc^ranfte, bag üJiattl^ia^ afö Sanbibat 
be^ paufe^ für bic Äaiferfrone aufgefteüt tourbc *). aRerfioürbig 
ift noc^ an bem ^fane be^ dürften Äarl, bag er ben SJorfd^Iag 
mad^te, 5lbel unb SSoIf gu trennen unb fid^ auf ba^ le^tcre im 
©egenfafee gu btm proteftantifd^en Slbel gu ftü^en. gö toar aUer- 



») S^rumefef^, 0. 0. £). 7i)-.>. 



bineö bie 3fit gcfommeii, \va tS roicberum im Sanböorf ju 
gäE)nii begann. 

^iod) baiicrteii bie Jefte Don Söiiig liBiatt^iaS' SJevmä^Iiiiig 
in mtn, als bie 3iQd)i;ic^t Dom Xobt ffnifev 9tubolfS (t 20. 3a= 
iiuar 1(312) eintraf. SÜit^reiib aJiattliiaS nac^ ^rag reifte, 
fenbele et Satl Don ßicditenfteiii als Mbgefanbtcn iiai) Srantfi'Tt 
uorauf, bout bie aiugeUgeii^ett ber SaifevWa^l uiib Stöiiiing jii 
orbneii '). 9I(tf|eTeS übet btcfe ©enbmig finbet ftd) niii)t, no{t) 
gefi^ic^t bei ^^eDeni)iller in ber nnöfil^rtit^en Darftetluiig uiib 
Öefc^reibnug ber fcöminggbegebeii^citen jk Srnnffiivt beö ^üvften 
S'arl ßriDüfinitng. 

Uekv^anpt erfii)cint berftibe in ben näi^ften 3a^ven »nlet 
bcv SKcgicriing beä SJaifcrö ä)iattt)!aö fe^r feiten in ßffenlliiiten 
9lngckgenl)etten. ^m ^a^tc 1613 fiingirle er alö fnijerlic^er 
i^ommiffär bei beni Snnbtoge in äl}ai)reii unb im Qaljrc 1614 
als Sommiffär bei ber ^egelnng beö SommerroefenS, bie im 
auftrage beS ffaifei-ß oorgeiiommen ninrbe^). Ein um fo be^ 
beiitnnggUDlIert« fäcelgniß für bie Familie föÜt in biefc 3^11, 
Hämlit^ bie tsnuerbiing Don !j:vof)pau. 

d, Bie Sruierbnng uoii Siopau- 

9ia4 ber Sriangung unb Slnerfeiinnng beS fürftiic^eu 
Xitelö innSte Äarl Don Öieii)tcnftein baran gelegen fein, bnmit 
ber 2ilel nic^t l)lo§ SEitcl bleibe, fonöent ftd) auf einen Wirf' 
lici)eii ^efilj, auf ein niirflic^eö Sürftentfjnm gvünbe, nud) biefeS 
ba^n ju erl)alten. 9lnbererfeite badjfc ber Äaifer iHintt^iaö baran, 
bie n)ittlicl)en nnb großen Sierbieafte, bie fit^ Sart nm i^n er: 
morben ^Qttc, ancfi in entfprcc^enbct Süieije jn belohnen. t5r 
fonnte öem einen wie bem nnberen, bem äßnnfc^c bc8 Büfflc" 
nnb bem eigenen naci) Scioljnung beäfelbcn nidit beffer entfpreetjen, 



') äßnllieig, Geaealog'iii. 
ä) SidiiD Bf« giiianjmini^. 



— 176 — 

ale buxd) bic 35crlcil^ung eincö tDirflid^cn gürftcnt^umö. !Dicfc 
3)?otiöc toirftcn jufammcu »). 

@e fam noc^ l^inju, baß bereite fd^on ju ben 3^<t^n Saifer 
atubolfe bif grogc ^crrft^aft ^rbubig an Äarl öon §ic(^tcnftcin 
t)erfpro(^fii roat, beffen t)oüt Uebertragung ©(^mierigteit machte. 
35a mit i^rcm ©cfife Äarl bo(^ ui(^t jur ßrffiüung feinet 
ä^unfc^ee }u gelangen Dermoc^te, fo tonnte man jte nie älequi^ 
Dalent gegen ba^ gürftent^um au^ bem ^erfprec^en (öfen. 

6^ fragte fit^ aber, toelc^eö gürftentl^um foßte e^ fein, 
meld^e^ loar frei, um Der(ief|en ju loerben, über loelc^e^ ^atte 
ber ^aifer 9)ktt^ia^ ba^ Stecht ber Verfügung, loeld^e^ loar 
meber }u grog noc^ }u unbebeutenb, um bem ^rotdt }u genügen. 
X)ie|e gragen toerben in einem au^fü^rlit^en ^jpofe erörtert, 
iDelc^e^ ber fd^lefifd^e $icefan}(er Sc^önaid^ Derfa^te unb in ber 
gtoeiten ^alfte be^ 3>a^e^ 1613 bem fiaifer öorlegte^). 

SHö toirflid^ me^r ober toeniger oerfügbar erfd^ienen bar- 
nad^ nur bie fd^lcfifd^en gürftcntl^ümer, bercn je^n jur fönig- 
litten fiammer gel^örten, fec^^ größere unb oier Heinere. Sei 
ben größeren erhoben ftc^ mannigfach älnftanbe unb <S(^toierig« 
feiten, unb eö blieb nur eineö ber Heineren, nämlid^ <Sagan, 
3Rünfterberg, 3iamölau ober 2^roppau übrig. 35on biefen aber 
erf(^ien toieberum baö gürftent^um S^roppau bannige gu fein, 
loelc^e^ am meiften ben Sebingungen entfprac^. @d toar in 
frül^eren ^tittn gum öftcrn bergeben toorben unb ^atte ieftt 
roeiter feinen §errn al^ ben Saifer; e^ fc^ien factifd^ bamatö 
}u feinem anberen Sanbe }u gel^ören, ba^er man annahm, bag 
bie ©tanbe beö ganbe^ ben neuen §errn guttoiHig annel^men 
toürben; eö toar augerbem ju ben übrigen gied^tenfteinifc^cn 
Sefi^ungen öon atten am beften gelegen. ®o fd^ien lein 



>) SDubif, Xroppou« ©tcttung gu 3Ro^rcn 139 ff., wo ottc« gol* 
genbe, freilid^ ))om mäl^rifd^en ©tanbpunft au9, urtunblid^ unb au^fft^rlid^ 
erläutert ip. 

2) 3)0« Original bcfinbct fic^ im 3(r(^iö bc« aRinificrium« be« 
3nncm, f. 2)ubif, o. o. £). 



— 177 — 

^inbcrnig objutoaltcn, ba^ tJürftentl^um ober ^ergogtl^um ^roppau 
gegen Sebirung feiner Slnfprüd^c auf bie ^errfc^aft 'ißarbnbife, 
beren materiellen SBertl^ man üiel f|ö^er anfd^lug, bem (dürften 
Äarl ju öerlei^en. 

©^ gef(^af| aud^ fo. ®ang bem obigen Slntrage gemäß ge* 
toäl^rte Saifer SDiattfiia^ an Äarl öon l^ied^tenfteln „ju befto 
anfel^nlid^er unb befferer ^alt unb gü^rung feinet fürftli(^cn 
©tanbeö" mit aller fürftUc^en ©ignität unb ^ol^eit, „ingtei(^en 
mit aßen benen ^riöilegii^ unb grei^eiten, tt)ie folc^eö gürften^ 
tl^um dor ^cxttn ben ^erjogen ju 2:roppau unb anbern güi^ftcn 
in ©c^lefien eignet unb guftel^et". Die SSerleil^ung gefd^a^ für 
Äarl^ unb feiner beiben Srüber legitime Defcenbenj nad^ bem 
Siedete ber "ißrimogenitur. Der neue gürft foüte gleid^ ben 
anbern (dürften in ©d^lefien bei ben ^ürftentagen unb bem 
Dberred^te ®ife unb ©timme l^aben. Sr erl^ielt bie ^anpU 
mannfd^aft im Sroppauifd^en unb baö SRed^t, bie im dürften* 
tl^ume ju erfaufenben ®üter leljen^toeife ober fonft mit 3Jor^ 
bel^alt ber ©rbuntert^änigfeit unb Quri^biction ju hergeben, 
foüte aber bafür mit 125.000 J^alern bie ^fanbfummen er* 
legen, bie auf ben S'ammergütern, ber ©tabt unb bem ©d^Ioffe 
j^roppau don Saifer $Rubolf l^er l^afteten. Diefe toaren nämlic^ 
1596 an ben 9teid^^^of* unb trieg^ratf} Sart^olomäu^ ^m 
unb 1604 an ben befannten Oeneral ®eorg Safta üerpfänbet 
tt)orben. ©eibe toaren geftorben, aber il^re ?lnfprüdE)e an bie 
Srben übergegangen. Die toirflid^e Summe, toeld^e gürft Äarl 
jur Sefriebigung ju beja^Ien l^atte unb bejal^Ite, betrug 159.000 
®ulben, öon benen er 9000 au^ ben Kammern toieber gejal^It 
erl^alten foHte, toa^ aber in ben näd^ften fed^^ Qa^ren nid)t 
gefd^a^ 0- 

am enbe M ^a^re« 1613 am 28. December fam ber 
35ertrag über S^roppau jtoifd^en bem Äaifer SKattl^ia^ unb bem 
dürften in ging gu ©tanbe^). Die fc^lefifd^e unb laufi^ifd^e 

1) Wc(i)i)i) bc8 ginonjminip. 

2) ?ic^tcnficin. 3(rci^iö H. §. 1. 

^altt, Sied)tenftein. Il.Sb. 12 



— 178 — 

^offanjlci fül^rtc bic 35cr^anblungcn. Am 2. Januar 1614 
crl^iclt ber obcrftc ^aiHJtmann üon ©c^Icficn, fiarl üon ÜJiunfter^ 
berg bon Sing auö bcn Stuftrag, im 5Kamen bcö Äaifcr^ bcm 
dürften bon gicd^tcnftcin bic Scl^en^ppid^t abjunc^men, „gum 
tDcnigftcn bcd ©(^loffeö unb bcr ®tabt fammt bcr Äammcr* 
guter l^alben'', unb be^gleid^en lourbe am folgenben ^age il^m 
bic SBcifung ausgefertigt, bcm götpen ©tabt, ©d^log unb bie 
8anb|d^aft gu übergeben. ^xiQUxd) tourbc bcm föniglic^en Dberamt 
in ©c^leficn intimirt, eine eigene Sommiffton nac^ Sroppau gu 
fd^icfcn unb bem neuen tJurften ®i^ unb ©timme bei bcm Ober- 
redete einguröumen. Am 4. Januar empfing gürft Äarl bcn 
ge^cnSbrief auS beS ÄaiferS Rauben. 35er gel^enSbrief tt)ar auS^ 
gefteöt „auS Sö^aimbifd^cr töniglid^er 3Äad^t unb ÖJctoalt als 
rcgicrcnbcr Söl^aimbifd^er Äönig unb Oberfter ^ergog in ©d^lc* 
fien". Die Benennung lautet: „Unfer götftentl^um 2:roppau 
in ©c^lcficn gelegen", tt)aS mit Segug auf bie Darftettung beS 
9?ad^foIgenben auSbrücflid^ ertoal^nt fei. Die SScrleil^ung gcfc^al^ 
mit SSorbel^alt „ber königlichen unb lanbeSförftlid^en Obrigfeit 
über ben Sefifeer fold^eS iJürftentl^umS, fottjol^l aller ©ierftcuer, 
gemeiner Slnlagen, Oranggöüc unb aüe anbere Obmägigfeit unb 
§errlid^lciten, fo unS unb borge^enben Königen gu S3öt|cim unb 
Oberften i^ergogen in ©d^lcfien, toeld^e bie tJürften befi^n unb 
inncl^alten, bis bero gugcftanben unb gcbül^ret ^aben". J)cr gurft 
fotte ferner bic Stitterbienfte leiftcn, unb bei iebeSmaligem Sefife* 
tDCd^fel „bie gelten bei UnS unb unferen 5Ra(^fommen lunftigen 
Königen gu Söl^cim unb Oberften §ergogcn in ©c^leficn gu 
fuc^cn unb aud^ bie ScI^cnSpflic^t gleich anbern ^ergogen in 
©(Rieften gu leiften fd^ulbig fein" 0- t^^rft Äarl fteßte ben »ecberS 
für biefen. ge^enSbrief gu SreSlau am 28. april 1614 auS^). 
aber baS fjürftcntl^um Jroppau toar nid^t fo leicht in 
Scpft genommen, ober bcr neue JJürft toar nic^t fo leidet im 



») ?icd^tcnficin. Slrd^iö A. 48. 
2) 2)ubif, 0. 0. £). 160. 



— 179 — 

ganbc auerfannt, aW bcr Scl^cn^bricf auögcftettt tuar. Der 8c^cnÖ^ 
brief umging ober migad^tetc bie ©d^toierigleiten, bie factifd^ 
öorl^anbcn toaren. ÜDa^ §ergogtf|um ober (Jürftentl^um Jroppau 
»ar ein bcftrittene^ 8anb, infofern ob e^ eigentlid^ ju SDMl^ren 
ober ju ©d^Iefien gef|öre. Der Sel^en^brief betrad^tete e^ o^ne 
SBeitere^ alö fd^lefifd^eö 8anb unb al^ \olä)t^ tool^l gur Ärone 
Söl^men, aber nid^t jur 5IKarfgraf[d^aft aWäl^ren gel^örig, ba^er 
er öon ^aifer SIKatt^ia^ au^gefteüt toar afö Äönig öon Söhnten 
unb Oberften ^erjog in ©d^lcfien unb nid^t ate 3Rarfgrafen 
t)on 3Ka^ren. Damit fonnten tool^I bie fd^Iefifd^en ©taube ju* 
frieben fein, nid^t aber bie mäl^rifc^en, bie fort unb fort Jroppau 
ate gu 3Kft^ren gel^örig in Slnfprud^ genommen fiatten. SDiit 
i^nen toaren bie brei oberen ©täube öon Jroppau, bie ^erren, 
bie ®eiftlid)cn, bie JRitter, nur nid^t bie ©töbter, bie ©tabt 
Jroppau felbft, meldte gu ©d^lefien l^iclten. 3»ene brad^ten gu^ 
bem nod^ ^ridilegien üor, toonad^ ba^ 8anb S^roppau unmittel* 
bar unter bem Könige gu [teilen ^abe unb nid^t toieber an einen 
anberen |)erren afö gelten »ergeben ttjerben foüe. Diefe^ tt)ar 
aber öfter gefd^el^en, unb barauf beruft fid^ ber oben angeführte 
aSorfd^lag be^ Sangter^ ©d^önaic^. 

e^ lögt fid^ mffl nid^t in Slbrebe fteüeu, baß ba« 8anb 
S^roppau in ben älteften ^txkn ber ©efd^ic^te biefer Sauber gu 
3Rä^ren gcred^net tt)urbe, mit bem e^ einen großen 2:]^eil ber 
SeööHerung, bie Oerid^t^einrid^tung unb fonft mandierlei ge* 
meinfam l^atte. Sbenfotoenig läßt fid^ öerfennen, baß ber Sauf 
ber Oefd^id^te e^ mel^r unb me^r gu ©c^lcfien l^inüberbrad^te 
unb e^ mel^r an beffen fpecietter ©efc^id^te unb ^olitif tl|eil* 
nel^men ließ, afö an ber SDial^ren^. ©o l^atten gu ber 3^it, 
ate ba^ gürftentl^um an Äarl öon Siec^tenftein gegeben toerben 
[oQte, bie ©d^lefier minbeften^ an SEl^atfäc^lid^feit unb ^erfommen 
für fic^, toa^ bie mäl)rifd^en unb gum Slieil aud^ bie Sroppauer 
an altem Sted^t i^rerfeit^ in Slnfprud^ nahmen. 

Die SJerbinbung Sroppau^ mit ©d^lefien begann, ate 
iRiclaö II., ber ^rgem^ölibe, öon bem bö^mifd^en Könige 3o^<inn 

12* 



— 180 — 

bcm Öufcmburgcr 1318 bamit bclel^nt würbe. 3iiclae II. ^Ira- 
tfjttt änna, bie iod^ter be^ ^iaftcn ^rjcm^^l, ^^09^ oon 
dtatibor, uitb erlieft in $oIge biefer ^irat^ jugleic^ dtatibor, 
ein unbcbingt |(^Iefi|t^eö ^crjogt^um. Dal^cr bie erfte 3Serbin* 
bung: Xroppau Don WHa\)xtn abgetrennt unter einem eigenen 
i^er^og, ber jugleic^ [c^Iefifc^er ^ergog loar. 9?atibor ^atte feine 
(ientralregierung in ^re^lau, unb fo tDar e^ natürlich, menn 
Quc^ atdbalb Sroppmt bal^in graüitirte. ^n ber golbenen Sönüt 
ftettte fiarl IV. bae SJerl^ältniB öon Jroppau feft ald unmittel* 
bareö Äronle^en ber Srone Sö^men; e^ tourbe itoar nici^t gu 
©t^kften gerechnet, aber auc^ n\d)t ju iDM^ren. äl^ bie mal^* 
rifd^en ©tänbe bie ®efal^r bemerften, öerfe^Iten fie gtoar nid^t, 
bei Derfd^iebenen ©elegenl^eiten ben red^tlic^en 3"1^^^^^^^n9 
gmifd^en Siroppau unb 9)M]^ren gu betonen, jte fonnten aber 
nid^t öer^inbem, bag bie Trennung immer toeiter, bie Segie^ung 
gu ©d^Ieften immer enger tourbe. 

«tö 1367 bie ©ö^ne mcM' U. um ba« Srbe ftritten, 
tDurbe ber ©treit burt^ fiarl IV. ba^in gefc^Iid^tet, bag ^o^ann, 
ber altefte, gtoar baö mütterliche @rbe allein erl^ielt, allein in 
©emeinfamfeit mit feinen Srübern au(^ im Scftfe öon Jroppau 
blieb. 35erfd^icbentlid^ fommt eö nun in ber folgenben ^txt 
bereite unter ben fd^lepfd^en ^ergogtl^ümern öor, tool^ingegen 
auc^ ber ma^rifd^e 3ufammen]^ang nic^t in äSergeffen^eit gerät^. 
yioä) entfd^iebener tourbe bie Hinneigung gu ©d^lefien in ber 
fd^toanfenben ^criobe, tocldie bem äuögange biefe^ ^rgem^^libi* 
fd^en görften^aufeö biö 1526 folgte. Sroppau fam t)on ben 
^rgem^^liben an bie ©ö^ne ®eorgö bon ^obiebrab, erhielt aber 
einen neuen Ober^errn in SDiattl^ia^ ßoröinu^ burd^ ben ^rieben 
bon Dlmü^ 1479. Sin biefen öertaufc^te SSictorin, @eorg« 
©ol^n, fein ^örftent^um Sroppau 1485 gegen einige Sep^ungen 
in ©laöonien, tpomit ber S'iufeungöbefife unb bie Dberlel^en^* 
^errlid^feit gum crften 3)iale in eine unb biefelbe ^anb fielen. 
Sin Hauptmann öerwaltete ba^ gürftcnt^um, biö e^ na(^ bem 
Sobe be^ ^önig^ ü)2attl)iaö feinem naturlid^en ©o^ne Qol^ann 



— 181 — 

Soröinuö gufiel ; ba^ Oberlc^en^rcd^t fam an aSlabi^lato II. 
jurüd unb 1501 burd^ Xavi\di) mit ^ol^ann gordinuö aud) bcr 
SSeptj. SBtabi^tan) belcl^ntc aber mit 2^roppau feinen ©ruber 
©igi^munb, ber feit 1504 aud^ ©tattl^alter üon gang ©d^lefien 
toar. 3Kit ber SBal^l ©igi^munb^ jum polnifd^en Könige 1506 
faßt ba^ ^örftentl^um toieberum alö erlebigteö Selben an SBIabi^* 
lato gurücf. ÜDa^ toaren bie gefä^rlid^ften 3citen für ben mä^* 
rifd^en ©tanbpunit be^ 3wf<^"i'"^"^<^"9^ ^^^ 3Wäl^ren unb 
5j:roppau; le^tere^ toirb toieber^olt birect alö fd^Iefifd^e^ dürften* 
tl^um bejeid^net, unb feine Ferren nennen fic^ ttjo^l gar §erjoge 
in ©d^lefien gu Jroppau. SBtabi^lato üerliel^ ba^ Sötftcntl^um 
nid^t toeiter, er f|attc felbft bie offenbare ?lbftd^t, e§ mit Ungarn 
gu vereinigen, bocumentirte aber bod^, toie bie ÜDinge herüber 
unb l^inüber fdEjtoanfen unb fo gang in^ Ungetoiffe gerat^en, ben 
SEroppauifd^en ©täuben — nid^t ben 3ufammen^ang mit 3)Ja^ren, 
»ol^l aber ba^ SSerfprec^en für fic^ tt)ie für feine 5Kad^folger, 
baö gürftentl^um 2^roppau toeber gu derfd^enfen, nod^ gu der* 
faufen, gu derfeljen ober gu derpfänben, gu entfremben, gu der* 
taufc^en ober gu derfd^reiben, fonbern e^ ftetö in eigener 33er* 
»altung gu betialten^ noc^ fottten bie Sroppauer ©täube angel^alten 
»erben fönnen, au^er bem Sönige don Sö^men irgenb jemanb 
anberem bie SSafattenpflid^t gu leiften '). ÜDiefe Urfuube ift dom 
3iO]^re 1511. ajian fie^t, don ber SSerbinbung mit 3Jiät)ren ift 
nid^t mel^r bie SRebc, nur don bem 3ufammeu^ang mit ber Ärone 
©ö^men. !Die S^roppauer ©täube fonnten fic^ freiließ fpäter 
bem (dürften S'arl don ßied^tenfteiu gegenüber barauf berufen, 
aber SBIabiölatu felbft mad^te fid) fo tdenig barauö, ba^ er dier 
Qal^re fpäter, afö er Safimir don 2^efc^eu gum ©tattt|alter don 
Jroppau ernannte, biefe^ gürftentl^um afö gu Ungarn gehörig 
betrad^tete 2). SBurbe bie Urfunbe fc^on gur 3^^^ '^^^^^ ®"^^ 
ftel^ung fo mi^ac^tet, unb gtdar don benen, bie fie au^gefteüt 



2)ubil, a. a. O. 72. 
2) @b., 0. a. O. 70, 



— 182 — 

l^atten, um lote me( tDfniger tonnte fte ein ^a^t^unbert fpater 
auf ^ead^tung rechnen, ba e^ nid^t blog 9Et3tberfprud^ gab, |on^ 
bem ber $!auf ber !Dinge bie entgegengefe^te Stid^tung na^m. 

ßaftmir öon 2^ef(^en oertDaltetc S^roppau unter bem minber* 
längen Äönig gubtoig. dla6) beffen Sobe fiel ber 33efi^ unb 
ba^ Oberle^en^rec^t an fiönig gerbinanb atö Oemal^I öon 
Subtoig^ ©d^toefter 5lnna unb Äönig öon ©ö^men unb Ungarn. 
(So blieb nun faft ein 3>öi^r^unbert bei i^m unb feinen ^aä)^ 
folgern in ruhigem Sefi^ unb lourbe nic^t weiter üerliel^en, boc^ 
fanb gegen baö SSerfprec^en SBtabiöIatoö 11., oon bem öor^in 
bie SRebe getoefen, eine 35erpfänbung unter Äaifer 9tuboIf ftatt, 
toenn aud^ nur eine tl^eiltoeife. Zxoi^ be^ ruhigen ©ep^ö im 
§aufe ber ^ab^burger tourbe bie 33erbinbung mit ©c^Iefien im 
Saufe beö fed^^jel^nten 3al^r^unbert^ nur enger, unb bie^ fam 
in^befonbere mit baburd^, bag Iroppau in bie finangielte ßin^ 
t^eilung unb in bie Sefteuerungöfreife öon ©d^lefien mit ein^ 
begogen tourbe. 6^ jal^lte mit ben Sd^lefiern jur 2:ürfenfteuer 
unb fteßte mit il^nen bie S^ürfen^ülfe ; eö jß^lte in bem ent* 
fpred^enben 3Jert)ättniffe, unb gtuar in einem bei toeitem l^ö^eren 
@rabe al^ SÄä^ren, unb e^ lieferte feine ©teuern nad^ Sre^Iau 
gur Kammer an ben ©ife ber fd^lefifd^en ßentralregierung ab. 
S)ie Äaifer begünftigten biefeö SJer^ältnig, tl^eifö toeil bie ©teuer* 
quoten für ©d^Iefien l^ö^er toaren, t^eite toeil bie ©d^Iefier ftd^ 
ergebener unb toißfäl^riger jeigten, al^ bie fo oft unjufriebenen 
unb ttjibertt)ittigen Sö^men unb 3Rä^rer. 

'Die^ atte^ tourbe eingefät)rt unb e^ blieb aud^ babei, ob* 
too^I bie S^roppauer felbft, b. 1^. bie brei oberen ©täube ber 
Ferren, ©eiftlid^en unb SRitter, bagegen proteftirten unb il^rer* 
feit^ bie alte SSerbinbung mit 3Kaf|ren ^erjuftetten trad^teten. 
©ie ©d^lefier felbft getoö^nten fid^ burd^ ba^ factijd^e 3Ser^ältni| 
Sroppau al^ einen J^eil i^re^ ganbeö gu betrad^ten, unb aud^ 
bie ©ürger in S^roppau, bie beutfc^ unb proteftantifd^ toaren, 
geigten fid^ gang bamit eiuöerftanben. ®erabe unter ber SRegie* 
rung bon SÄattl^ia^ geftaltete fic^ ber ©treit gum förmlichen 



— 183 — 

^rojc^, ber nur ba^in cntfd^ieben tpurbc, bag eine SRefolution 
M Äaifer^ au^ ^rag öom 7. 5Kot)ember 1612 beftimmte, bag 
bie S^roppauer nad^ tt)ie bor i^re Steuern an ba^ Oeneralfteuer* 
amt nad^ ©d^lefien abguliefern l^ätten; bie JJrage aber, ob 
S^roppau ju SRäl^ren ober gu ©d^lefien gel^öre, tourbe, atö babon 
gar nid^t alterirt, unentfd^ieben gelaffen. 3Äit ber Uebertragung 
be^ (Jürftentl^um^ an ben tJürften Sari bon Sied^tenftein tourbe 
fie aber eine abfolut bringenbe, benn ber gürft war al^ ^erjog 
t)on 2^roppau auöbrüdftid^ juni dürften in ©d^Iefien ernannt, mit 
@i^ unb ©timme im [d^le[i[d^en Dberred^te. 

2lu^ biefer furjen gefd^iditlid^en ©arfteßung gef|t jebenfaßö 
l^eröor, ba§ bie ©inge fßr hm ntxitn §crrn bon Sroppau fe^r 
[d^toierig lagen. Der Se^en^brief betrad^tete Sroppau ol^ne 
SBeitere^ al^ fd^Iefifd^e^ gürftent^um unb ^atte infofern aud^ 
feine guten ©rünbe bafür, al^ bie factifd^en 33erl^ältniffe feit 
anbert^alb Qa^r^unberten biefer 3luffaffung günftig toaren, unb 
biefelbe fid^ auc^ urfunblid^ in mand^erlei SBeife [tütjen ließ. 
5luc^ toaren bie ©c^lefier felbft mit biefer eublid^en Söfung ber 
grage einberftanben. Slnbererfeitö ttjaren e^ aber brei ber bier 
©taube be§ 8anbe§ felber nid^t : [ie [luvten [ic^ auf bie alte, in 
früheren 3^'^^^^ beftanbene 33erbinbung jujifd^en Sroppau unb 
SKä^ren, auf ba^ SSerfpred^en ber Unmittelbarfeit, ba^ il^nen 
burd^ SJlabiölatt) gegeben mar, unb fie fanben Unterftüfeung in 
ben ©täuben SDMl^renö felbft, meldte eine red^tlidie 9?erbinbuug 
tpenigften^ nic^t aufgeben sollten, toä^renb bie factifd^e lange 
nid^t mel^r ejiftirt l^atte. 

Um ben neuen dürften in 2^roppau einzuführen, ernannte 
ber Äaifer eine Sommiffion au^ ben brei Ferren Sari bon 
3Künfterberg, 9?icolau^ bon Surg^au^ unb ®eorg 9tubolf bon 
3eblife. gürft Sari l^ielt am 14. a)iai 1614 in Sroppau feinen 
feierlid^en ©iujug, auf^ freubigfte bon ben bürgern ber ©tabt be== 
ttjillfommt, tocld^e i^m am 21. SKai ^ulbigten unb bafür bie 3^* 
fid^erung ber freien JReligion^übung nac^ bem 9tubolfinifd^en 
aJiajeftät^brief ert(ielten. 3lud^ erhielten fie au^ bem 3^"9^öwf^ 



— 184 — 

bic SBaffen toicber jurüd, bic if|ncu in golge gcfd^cl^ener Slcc^tung 
tpcgeu religiöfer ©trcitigfeiten einige Qal^rc früher genommen 
ttjaren. SSliö^t fo gut ging e^ mit ben brei oberen ©tänben. 
ÜDiefc l^atten fd^on öor bem Sinjuge ^arfö dergcben^ bie Bürger 
für fid^ ju gewinnen gefuc^t. ®ie toiefen bie ^ulbigung auf ba^ 
beftimmtefte jurüd unb faxten auf einer 3wiö^"^^tt^ii"ft Ju 
SBagftabt ben Sefd^lug, in feiner SBeife ber Sommiffion gu 
SBiüen gu fein. !Diefe begnügte pd^ bamit, i^nen anjujeigen, 
bag ^arl don Sied^tenftein baö 8anb tfiatfäd^Iid^ bereite über* 
nommen l^abe, baß i^m üon ber ©tabt, bem ©d^log, ben Sam* 
mergutöuntert^anen ge^ulbigt ttjorben, unb ba§ e^ il^re ^flid^t 
fei, i^n gleichfalls afö i^ren §errn anjunel^men, toibrigenfattS 
fte crnftlid^e SDJittel don ©eiten beS SaiferS ju gewärtigen 
Ratten, ©iefe 3Äitt^eiIung gefc^al^ am 23. SKai. 2ln bemfelben 
Sage erftattete bie ßommiffion bem Äaifer ©erid^t über bie doü* 
jogene Uebergabe beS i^ürftcntl^umö unb derließ fobann baSfelbe. 
!Die brei ©tänbe aber befiarrtcn auf if|rem äßiberftanbe, unb 
fd^icften eine ©efanbtfd^aft nad^ Srünn, um üon ben mäl^rifc^en 
©täuben fid^ Seiftanb ju erbitten, bie fid^ aud^ auf il^re ©eitc 
fteüten. 

3n golge bcffen befdEjIoffen bie 2^roppauifc^en ©tänbe in 
Uebereinftimmung mit btn mäfirifd^en am 10. 3>uni 1614 einen 
^roteft unb fenbeten im ^\xü eine @efanbtfd^aft an ben Saifer 
nac^ Sinj mit einem don Äarl don 3i^^otin abgefaßten SDiemo* 
rial, fid^ jugleid^ barüber beflagenb, baß Sari don Sied^tenftein 
ungead^tet beS obfd^toebenben ©treiteö jum fdE)lefifdE)en dürften* 
tage nad^ SreSlau gegangen fei, aöbort fic^ gegen dürften unb 
©tänbe dcrrederfirt unb ol^ne alle ßfception baS gürftent^um 
2^roppau ©d^lefien jugeeignet ^abe. ©leic^jeitig befd^loffen auc^ bie 
mäl^rifd^en ©tänbe eine eigene Oefanbtfd^aft, mit bem ßarbinal 
Dietrid^ftein an ber ©pi(äe, bem alten ®egner Sied^tenfteinS, an 
baS faiferlid^e ^oflager in ber gleichen Slngelegen^eit ju fc^iden. 
9lic^t minber nal|men fic^ bie bö^mifd^en Deputirten, toeld^e gum 
©enerallanbtag nad^ Sing gefommen waren, ber 5j:roppauer ©ad^e 



— 185 — 

an unb ttJönfc^ten bcn ©treit an einem beftimmten S^age, längften« 
in brei 3ßonaten, aufgetragen. 5lnbererfeitö rühren [id^ bie 
fd^Iefifd^en ©tänbe, unterftüfet üom 35icefanjler ©d^önaic^. 3lud^ 
ber Sifd^of ^e^t erfc^eint auf ©cite be^ dürften «arl. Der 
Saifer erfannte barauf am 6. (September, bag er nid^t ben 
^ridilegien eine^ 8anbe^ l^abe na^etreten motten, unb berief gur 
2luÖgleid^ung eine Sagfa^rt auf ben 24. 9?ot)ember be^felben 
Sal^re^ an fein ^oftager. Dagu tourben aud^ gürft Äarl, 
fobann ^arl oon 3Künfterberg unb ätubolf don ^Mii^ ein* 
gelaben. @^ fottten jugleid^ bie Etagen entfd^ieben toerben, 
tool^in 2:roppau gehöre, ob gu 3Kä^ren ober gu ©d^tefien, unb 
ob ^arl üon Sied^tenftein mit 9?ed^t im S3ef% be^felben bleiben 
fönne. Damit mar bie (Gegenpartei nid^t jufrieben; fie f|ielt 
ben 2^ermin für ju furg, um bie nötl^igen Documente jur 33e* 
toeiöfül^rung l^erbeijubringen, eine ©ac^e, gu ber fie längft ^tit 
gehabt l^ätte unb gu ber fie tool^l üerpflidEitet getoefen ttjäre. @ie 
toottte ba^er lieber ben ©enerallanbtag in ^rag abwarten. ®ie 
n>ar e^ alfo, toelc^e ben Streit l^inauögog. aWattl^ia« blieb aber 
bei feinem @ntfdE)Iu§, unb @nbe 9loüember erfdEjienen bie Slbgc^ 
orbneten ber bet^eiligten Sauber in SBien. Die ®öf|mcn be* 
l^arrten audE) l^ier auf i^rem SSerlangen, bie ©ac^e gu vertagen 
unb bie @ntfd)eibung auf ben näc^ften ^rager ©enerallanbtag 
gu öerlegen. Der Saifer gab aud^ barin nad^, bag bie Stage, 
tool^in Sroppau gel^öre, bort entfd^ieben toerben fotte, bagegen 
fotte eine eigene Sommiffion unter SSorfifj be^ ßarbiualö don 
Dietrid^ftein nad^ Jroppau fommen, um bort ben ©treit gtoifd^en 
ben Sroppauifd^en ©täuben unb bem dürften Sied^tenftein auö* 
gugleid^en. 

Diefe (Sntfc^eibung lautete entfd^ieben nid^t gu Ounften 
be^ (dürften nodE) ber fd^lefifd^en ©täube, ©ie fonnten toeber don 
bem Oenerallaubtag in ^rag nod^ don einer ßommiffion unter 
bem 3Sorfi(ä beö Sarbinalö ettoa^ @uteÖ erwarten. Dennod^ finb 
dielmel)r bie brei 2^roppauifd^en ©täube nid^t bamit einderftanben, 
fo ba^ bie (Sommiffion aud^ tdirMid^ nid^t dottgogen tdurbe. 



— 186 — 

!Dagegen red^nete man Don jfner @fttf auf ben bö^mifd^en @e^ 
nerallanbtag, ben bie^mal aud^ bie ma^tfc^n ®tanbe befd^icfen 
tDOÜitn, aber gegen ben dittKx^, bog fte nid^t baju tytvpfliä)^ 
itt feien. 

3)er ©enerallanbtag begann im aWonat 3uli 1615, aber 
e^ gab auf bemfelben fo Diel an mid^tigen fingen ju t^un unb 
gu Der^anbeln, 93orboten ber großen, balb au^bred^nben ^ata« 
ftrop^, bog an bie S^roppauifd^e 3(ngelegen^eit menig gebadet 
»erben fonnte. S5ie Iroppauer oberen ©taube überreid^teu i^r 
^romemoria gegen ben Surften gied^tenfteiu unb bie S5ö^men 
öerfprad^eu e^ gu unterftüfeen, aber ber Sanbtag enbete unb lieg 
biefe Slngelegen^eit Doltig unerlebigt. f^actifd^ iDur Sari t)on 
Sied^tcuftein ^ö^^ ^^u Iroppau; felbft unter bem toiberftrebcn^ 
ben 2lbel toarcn üiele, bie fid^ gern für i^n crflart Ratten. @r 
^anbelte aud^ aU ^ürft be^ Sauber unb na^m S^^eil am fd^Ieft- 
fc^en gürftentage. Suf bemjenigen, toeld^er am 14. 3)ccember 
1615 eröffnet »urbe, bat er bie fc^Iefifc^en ©tänbe, ben 2^rop* 
pauer bürgern einen I^eil ber alten ©c^äfeung nac^jufe^en. 
©eine Sitte tourbe erfüllt unb i^m bie neue 35ert^eilung über* 
tragen. !Diefe benüfetc er jum 35ortl^eiI ber i^m treu ergebenen 
Sürger, toorin ber Slbel neuen ®runb jur Sefd^toerbe fanb. 

3Bie ftreitig unb üertoidtelt baö Siecht um Jroppau ftanb, 
jcigt ber Umftanb, bag felbft Sö^men Slnfpruc^ barauf er^ob. 
Summen unb äßal^rer Derglic^en fic^ aber in einer Unterrebuug 
auf bem ^rager Sc^log am 14. Quni 1616 ba^in, bag eö 
jmar urfprünglic^ unb red^ttic^ einen Xf)t\l äßä^ren^ bilbe, bag 
eö aber in feinem SSerl^altnig gu Sö^men bemfelben, b. ^. ÜRä^* 
reu, coorbinirt unb nic^t fuborbinirt fei, bafe eö unmittelbar 
unter ber bö^mifc^en Ärone ftel^e. J)er Saifcr toagtc feine @nt* 
fc^eibung, öertröftete auf bie gortfefeung beö ^rogeffcö unb 
forberte bie ©c^Iefter, bie untt)ittig über bie Soften tourben, jur 
äbfaffung einer auöfül^rlic^en ^Information auf. !Diefe ©d^rift, 
in toeld^er alle fünfte be^ ^rojeffe^ beleud^tet n)erben, bie ©teU 
lung be^ 0ürfteut^umö Jroppau, bie öermeintlic^eu SRcd^te 



— 187 — 

SWö^rcnö auf baiSfclbc, baö SRcd^t bcö Äaifcrö, bcn gürftcn 
Sicc^tenftcin bamit ju belehnen, tocr Siid^tcr fei in biefem ©trcitc 
uub tt)ic bcrfclbc ju cntfd^cibcn, n)urbc bcm Äaifcr im ©cptcmbcr 
1616 übergeben *). SSJiebcrum gab Üßatt^iaö aud^ hierauf feine 
beftimmte (Sutfd^eibung, fonbern verlegte bie 2^ag[afeung toegen 
ber allgemeinen ungünftigen unb bro^enben S5erl^ältniffe auf 
fpötere ^txitw, 

ÜDie ©ad^e ftanb ööttig unentfd^ieben, alö bie bö^mifd^e 
Siebettion auöbra(^ unb ben fingen in biefen Sauben eine ganj 
anbete SBenbung gab. !Die Iroppauer Slngelcgenl^eit, bereu S5er* 
toidlung unb ©c^toierigfeit in il^ren Ur[ad^en burd^ ben ®ang 
ber ©efd^id^tc, burd^ bie öon ben Segebenl^citeu l^erbeigefü^rte 
35erfd^iebung tl^atfäd^lid^er SSerl^ältniffe öerurfad^t toar, fonnte 
ni(^t burd^ einen 9ied^tö[prud^, fonbern nur burd^ neue ßreig* 
niffe, burc^ ben Sauf ber J)inge eutf(^ieben toerben. Die 9iieber* 
n)erfung ber bö^mifd^en SRebettion unb ber ftänbifd^en f)en:Iid^^ 
feit burd^ bie @d^tad^t am n)eigen 3erge eutfd^ieb natürlid^ aud^ 
gegen bie Jroppauer ©täube. @ie löfte bie J?rage ju ®uuften 
beö J^ürften Äarl oon Sied^tenftein unb ber ©d^Iefter. Äarl unb 
baö f)auö 8ie(^tenftein blieben unbeftritten im Sefife öon Iroppau 
unb biefeö n)urbe mit ©d^lefien öerbunben; beibe^ tourbe im 
Qal^re 1622 au(^ oon ben Jroppauer ©täuben auöbrüdtlid^ 
anerlannt. 

6. Vierte ))enoI)e. /ürft ftarl iit 6öl|meit toälirenl) ke i^ufllanilee. 

©eit bem Jobe beö Äaiferö Siubolf erfd^eint gürft Äarl 
faft gänjlid^ unbetl^eiligt an atten politifd^en Slngelegenl^eiteu biö 
gum Sluöbrud^e beö grogen Äampfeö, ber fid^ fd^ou längft öor* 
bereitete. 3Ba^ il^n jur 9Jul^e betoog, mar gett)i§ nid^t attein bie 
©orge für feine ®üter unb feine eigenen 5lngelegcnl^eiten, mod^te 
aud^ SEroppau öiel ©d^toierigfeiten bieten. ÜDaö |)auptmotio ift 



^) <Sic ift bei 2)ubif, a. a. £). 6. 177 abgcbrurft unb bef^rod)cn. 



— 188 — 

getoi§ in ber unbcfc^ränftcn |)crrfc^aft ju fud^cii, totld)t fein 
alter ®egner Garbinal ftle^I nnter bem alternben unb frönfeln- 
ben Äaifcr WilaUffia^ ausübte. J)a beibc Siiöalen »aren unb 
niemaK ^armonirten, fo fließen Äarfö Semül^ungen ftetö auf 
ben nid^t ju bemaltigenben Sinflug feinet in ber ®unft be^ 
Äaiferö ftarferen ^tebenbul^Ierö. Sr gog eö ba^er öor, fid^ ganj 
jurücfjugie^en unb feine 3^'^ abjutoarten. 3iur einmal tourbe 
er öon Äaifer SDJatt^ia^ felbft herbeigerufen. !Da^ tt)ar jur 
Tönung be^ Srjl^ergog^ ^erbinanb ald bö^mifc^en ^önigd nac^ 
*J}rag im Qal^re 1617. Die ßinlabungöfc^reiben lauten außerft 
bringenb unb forbern ben gürften auf jur Sefpred^ung n)id^tigfter 
Slngelegenl^eiten am beftimmten 2^age unb gur beftimmten ©tunbe 
JU ^rag im ©c^Ioffe ftd^ einjufinben, tt)enn nid^t ®otteö SDiac^t 
unb bie jtoingenbfte 9Jot^tt)enbigfeit il^n abl^ielten *). 5lfö erfter 
fianbftanb äßöl^ren^ toar fd^on feine ®egentt)art allein bei ber 
Ärönung beö neuen bö^mifd^en fiönigö öon l^öd^fter SBid^tigfeit. 
gürft Sari erfd^ien, bod^ toiffen toir ni(^tö öon feiner Il^ätig* 
feit. Sei ber Ärönung felbft ^atte er einen beöorjugten @ife 
neben bem f)erjog öon ©ad^fcn*?auenburg, nid^t burd^ faiferlic^e 
®nabe, fonbern burd^ bie ©tänbe felbft gegeben, toa^ il^m fo 
toid^tig fd^ien, baß er biefen Umftanb unb feineu ^lafe burd^ 
eine eigenl^änbige 3^i^i^w"9 f"^ \^^^^ ^ad^f ommen aufbetoal^rt ^at. 
S3ejeid^nenb ift eö für fein 35erl^altniß ju Sarbinal Sleöl, 
in tt)eld^em fidler ba^ 3)Zotii) feiner 3urüdtgejogenl)eit lag, baß 
er, oon ber bö^mifd^en Krönung abgefel^en, jum erften aJiale 
toieber auf ber politifd^en 5lrena erfd^ien, fobalb burd^ bie dxi^ 
l^erjoge gerbinanb unb aJiajimilian ber ©turg Sle^r^ l)erbei* 
geführt tt)ar. 2ln ber Einleitung ju bemfelben, fon)ie an ben 
SSorgängen babei fd^eint er aber nid^t bet^eiligt getoefen ju fein. 
Slu(^ befd^ulbigt i^n beffeu feine ©timmc. 2llö eö ftd^ aber für 
ben Äaifer 3Wattl)iaö barum ^anbelle, biejenigen, toeld^e bie 
JRatl^geber ju bem gen)altfamen, toihtx fein SBiffen unb SBoQen 



') ?icd|tenftcin. %v^i\) X. 16. 



— 189 — 

gefd^el^cncn ©d^ritt Qttot\t\\, jur SRcd^enfd^aft jii jic^cn, Sgö^n* 
bcrg nömlid^, iJcrbinanbö 3Kiniftcr, uub ©tabiou, SKajimiliau^ 
obcrftcn tömmcrcr, ba lüar cö gürft Sari (1618) mit bcm 
ßarbinal Dietrid^ftein, mit Iraiit[ou iinb bcm Obcrftcn Saiu, 
ml6)t oon icbcm ©d^rittc bicfcr Slrt abrictf|cn. @o unterblieb 
cö aud^, unb Älcöl fe^rtc nid^t lüicbcr ju Äaifcr 3Watt^iaö jurüdf '). 
!Dic gcfal^röottcn ^tittn, ml6)t bamal^ fd^on für Ocfter* 
rcid^ begonnen l^attcn unb mit bcm 2^obe beö Äaiferö 3)Jattl^iaö 
fid^ in einem ®rabe fteigerten, n)ic [ie bi^ bal)in niemals ba^ 
f)auö §aböburg betroffen fiattcn, fonnten einen fraftootten unb 
energifd^en ©taatömann nid^t länger in Unt^ätigfeit laffcn. ÜDie 
3eit ber Wlu^t n)ar öorüber unb fottte biö an fein ßnbe nid^t 
lüieberfc^ren. ^n einem Kampfe, n)o baö Äaiferl^auö biö auf 
ba^ Sleugerfte bebrol^t tt)ar, tt)o Söl)men abfiel, ftd^ in bem 
Äurfürftcn öon ber "^falg einen neuen Äöuig ertoä^lte unb feine 
Ärieg^fd^aaren jtoeimal öor bie Jl^ore Söienö fanbte, tt)o 3Wä]^ren 
unb ©d^lefien fd^n)anften unb enblid^ fic^ ber 9tebettion an* 
fd^loffen, Ober* unb 9iieber*Oefterretd^ jeben Slugenblidt bem 
Seifpiele Sö^menö folgen fonnten, Ungarn unb Siebenbürgen 
mit ©abriel Setl^len an ber ©pifee mit allen aufrül^rerifd^en 
unb gegnerifd^en ©lementen in ben öfterreid^ifd^en ßrblanben im 
S5nnbe ftanben : in einem fold^en Kampfe f onnte für einen 3Kann 
tt)ie gürft Äarl oon gied^tenftein bie SBa^l feiner ©tettung 
feinen Slugenblidf fdjioanfenb fein, ©eine ganje SSergangenl^eit, 
feine politifdtie Ueberjeugung fonnten i^n nur auf bie ©eite be^ 
Saiferö rufen, felbft n)enn er baburdi, toie eö n)irflid| gefd^al^, 
alte feine Seftfeungen, bie alten toie bie neuen, tod6)t eine ^tii 
lang in bie §änbe ber 9Jebellen fielen, ^ätte auf baö ©piel 
fefeen fotten. SBie er felbft, fo entfd^ieben ftd^ aud^ feine ©ruber 
äWajimilian unb ©unbadfer. Sitte brei ttjaren fofort im !Dienfte 
beö ^aiferiS gerbinanb t^ötig. 2lfö ber ©treit mit ben «öl)men 
jum tt)irflid^en Sluöbrud^ fam unb in einen Äriegöguftanb 



») t^Cöcn^iUcr, Annales IX. 202. 



— 190 — 

überging, toar Surft Sari in ^affttn unb t)cr^inbcrte bort mit 
anbercn ^itgliebcm ber Stänbe, in^befonbcrr mit bem Sorbinal 
Don !Dtetri(J^ftetn, ^rl Don 3i^^(>iin unb bem ^nbe^^uf^tmann 
Sabi^Iau^ Goppel Don Sobfoioi^ ben abfad biefe^ iBanbe^, ml^ 
Söl^mcn auf feine Seite gu bringen trad^tete *). Die ©rfolg* 
(oftgfeit i^e^ eigenen ^mü^n^ oerantapte aber fobann bie 
!Directoren ber bö^mifc^n Slegierung i^ren @eneral, ben @rafen 
^inric^ Sltatt^ia^ S^^um, mit 2^ruppen nad^ ^a^ren ju fenben, 
um mit ©eioalt ^ erreid^en, toa^ ben Briefen unb ben 3ntri^ 
guen mißlungen mar. Unter ben bro^nben SSer^öItniffen t>tt' 
fummelten ftd^ bie fat^oHfc^en ^itglieber ber @tanbe unb bie« 
ienigen, »elc^e eö mit bem Äaifer hielten, in Srünn, bie 
eoangelifd^en aber, bie auf Seiten Sö^men^ ftanben, in 3^^^^^. 
Sltö nun S^^um mit feiner ^2ac^t gegen Srünn rücfte, jogen 
bie (enteren mit i^m. ^Durd^ einen ^anbftreid^ bemächtigten fie 
fic^ mit ben Sö^men ber @tabt unb anberten unb orbneten 
mit ©eioalt aüt^ ju i^rem unb ber Sö^men SßiQen. 3)ie 
$)öu))ter ber Äaiferlid^en, ^üx^t Äarl toie ber ßarbinal J)ietric^* 
ftein, l^obfoioi^ unb ^xtxotin, lourben anfangt gefangen gefegt 
unb i^nen mit ben ^Dro^ungen bed 9lergften ba^ ©elöbnig ab« 
genöt^igt, nic^t au^ ber @tabt }u entioeic^en unb nic^t^ loiber 
bie neue 9tegierung gu unternehmen ; SKä^ren ftanb feitbem auf 
Seiten Sö^menö^), j)ein dürften Äarl gelang c^ nid&töbefto« 
tocniger fxdf nac^ äßien gu retten, »ofür er üon ber neuen 
ategierung mit ber Verbannung unb mit bem 3SerIuft feiner 
@üter bebrol^t lourbe. 9lnfang^ lourbe il^m ein 2^ermin Don 
üier SBoc^en^) gefegt, innerl^alb beffen er ber Sonföberation 
beijutreten l^ätte. Diefeö tl^at er natürlid^ nic^t, unb eö tourbe 



1) ^ilarg, Moraviae bist. III. 107. 

2) Olmü^cr (Sl^ronif in ben ©d^riften ber l^iftor.-jlotijl. @ection ber 
f. f. mäl^r.*fd^tef. ©cfettfd^aft I. 1. §cft, @. 5. 6. XVI. 16. — Theatmm 
Europaeum I. 113 ff. — ^ilorg, Mor. bist III. 111. 

3) Ober öon öicr 3Wonaten: ©d^riftcn ber ^iflor.^flotijl. @cction ber 
mä^r.^d^lef. ©efcttfc^aft XVI. 18. (gb. öl. 



— 191 — 

bann bc[d^Ioffen, ba§ er innerhalb cine^ Qal^rcö feine ®üter ju 
verlaufen unb bann auöjutoanbern l^abe. J)aö l^inberte nid^t, 
bag noc^ n)ä]^renb ber ^tii feine SJeftfeungen öon ben bö^mifd^en 
Iruppen geplünbert unb öertoüftet tourben, tt)aö in ber ijolge 
nod^ einige ÜRale gefd^a^ '). 2lfö Surfürft griebrid^ öon ber 
^falj fid^ aud^ in ©djlefien ^ulbigen lieg, tt)urbe and^ S^roppau 
bem t^öT^ftcn Sari, ber fid^ auf bein ganbtage feiner SBal^I 
toiberfefet l^atte, abgefprod^en unb für ben Slugenblidt genommen 2). 
gürft Sari biente iDö^renbbeg nad^ SÄatt^ia^' Jobe bem 
neuen Saifer in ben öfterreid^ifd^en Slngelegen^eiten. 511^ ber* 
innige, ber (feit ber Sr^ebung in ben ijürftenftanb) ben erften 
^la^ unter ben ©täuben 9Jieber*=Defterreic^^ einnal^m, tvax i^m 
eine bebeutcnbe 9ioQe in ben Slngelegenl^eiten biefeö (grblanbeö 
ftet^ gefid^ert. 2lud^ biefeö 8anb befanb fid^ in äl^nlid^em B^^f^^"^ 
n)ie Söl^men unb 3Wö]^ren. ÜDer eine Il^eil ber ©tänbe, bie 
Unfatl^olifd^en, bie eö jum größten Jl^eil mit ben SSöl^men l^iel* 
ten, feccffionirten toieberum nad^ f)orn unb fpäter nac^ 9tefe. 
®ie anbcren, toelc^e bem Saifer treu geblieben toaxtn, bie Satl^o* 
lifc^en unb mit il^nen aud^ mand^e ber ^roteftanten, famen ju 
Sßien im lanbftanbifd^en ©ebäube jufammen. ©ie öerl^anbelten 
bort nid^t bloß über bie (Srbl^ulbigung unb ben 3tt)ift mit ben 
ftönbifd^en ©enoffen in f)orn, fonbern aud^ über bie firiegö* 
unb grieben^angelegen^eiten, über ben Seiftanb, ber bem Saifer 
gegen ben brol^enb l^eranjiel^enben ©abriel S3etl^Ien, fotoie anberer* 
feitö gegen bie Sö^men unter I^urn ju leiften n)öre. @ie bil* 
beten einen Sluöfd^ug üon je ad^t ^erfonen auö jebem ber brei 
©tönbe, ber im §aufe beö dürften !?ied^tenftein feine Seratl^uu'* 
gen l^ielt. 3Wan befd^Iog, eine Jruppenmad^t oon fed^öl^unbert 
äteitern unb einem ^Regiment ju tjug aufguftetten unb bamit 
gur f)ölfte auf ber einen, gur $)älfte auf ber anberen ©eite ber 
®onau JU agiren. !Die ÜRittel bagu tootlten fte felbft burd^ 



») Ä^cöcnl^iUcr, IX. 685; 3)ubif, SWä^ren« ©efc^id^tSqucttcn 
189. 199; ^urter, Ä. gcrbinanb VIII. 80. 91. 
2) @n3, boö O^^jalanb, I. 121. 



— 192 — 

eine 3Scrtl)eilung aufbringen. T)er Oberbefehl lourbe bem t^ürften 
^arl übertragen an ©teile be^ Dberften ^»offird^en, ber eö mit 
ber ©egenpartei l^ielt '). gürft ^arl nal^m aud^ in ber 2:i^at 
an ben kämpfen 2^^eil, bie bamafö unter Sucquo^ unb J)am* 
pierre gegen öetl^Ien unb I^urn ftattfanben 2). SSergebenö aber 
»ar eö getoefen, bie ^orner jum 53eitritt gu biefen 53eid)lüffen 
ju ben)egen. @benfott)enig gelang eö trofe aller SSermittlung, um 
mlä)t \xdi) gürft Äarl nad^ beiben ©eiten l^in SWül^e gab, in 
ber ijrage ber Srb^nlbigung eine Sinigung ju erlangen. S)ie 
feceffionirenben ©tänbe, todä)t ftd| öon §orn nad^ 9tefe begaben 
unb bort i^re ©eratl^ungen fortfefeten, oertoarfen alle SSorfd^lage 
jur S5erföl)nung. Qnbeffen blieb ein Jl^eil ber 5Widt)tfatl^olifen 
bem Äaifer getreu unb erfd^ien mit bei ber $)ulbigung, bie enb* 
lid^ am 13. 3iuli 1620 ju SBien ftattfanb3). 

S5ei biefer $)ulbigung toar nod| ijürft Äarl in Söien an* 
n)efenb ^). 3»nbeffen l^atte er fd^on öorl^er (bie ©eftattung batirt 
Dom 27. gjuni ^) einen 2luftrag öon ©eiten be^ Äaiferö erl^alten, 
ber il^n auf ben Sriegöfd^auplafe rief. @r fottte fid^ in baö gelb* 
lager ber faijerlid^en Slrmee, bie unter bem ßommanbo be^ ©rafen 
Sucquo^ ftanb, begeben, unb bort toie in bem öon ben firieg^* 
leuten befehlen fianbe bie cioilen 2lngelegenl^eiten in bie |)anb 
nel^men. ©pejiett ging fein 2luftrag bal^in, nad^ äßöglid^feit 
im Säger ju fein, tt)o immer eö fein möge, „mit bem ©eneral* 
oberften, afö bem baö Äriegötoefen anöertraut, gute Sorrefpon* 
bcnj ju galten unb atteö ba^, toa^ er jur SSeförberung be^ 
laiferlid^en !Dienfteö für gut, nüfelid^ unb notl)n)enbig befinben 
toerbe, anjuorbnen unb inö SBerf ju fe^en". 3" \^^^^^ Unter* 
ftütjung n)urben i^m patente mitgegeben an bie ©tobte, 3)iärfte 
unb 2lemter beö 8anbe^, um il^m ^ülfe unb Seiftanb gu Iciftcn, 



1) beilud, Laorea Austriaca 230. 

2) ^ilara, Mor. bist. III. 122. 

3) Theatrum Europ. I. 360. 

*) ülonbor^, Acta publ. II. 887. 
^) ^icd^tenjlein. %v^\\) Y. 10. 



— 193 — 

tt)o er bereit bebürfen n)erbe. (Sin befonberer Sluftrag begog ftd^ 
nod^ auf biejeuigen ganbftäube, tod6)t bi^ ba^in bic @rbl)ulbi* 
guiig oertoeigert Ratten, gürft Äarl fotte tradjten, [ic jur ^nU 
bigung unb 9lnfud^ung ber faiferlidien ®uabe ju betüegen, 
gugleid^ aber auf bie ®üter ber 9tebeüeu 2ld|t geben unb fte, 
im iJatte fie eingenommen unb öom ^ieg^öolf »ieber öerlaffen 
n)erben fotften, burd^ eine 53efa^ung bem Äaifer gu fidiern. J)ie 
9>nftruction ttjar gunad^ft für Oefterreidi ausgefertigt, fie fottte 
aber auSgebe^nt n)erben, fobalb baS laiferlidie §eer in ein anbereS 
fianb einbringe, ttjaS benn mit bem (Sinmarfd^ in Summen 
gefd^a^. ©leid^jeitig mit ber Qnftruction für ben gürften erhielt 
aud^ öucquo^ ein faiferlid^eS ©direiben, »omit er öon bem 
Sluftrage beSfelben in Senntni§ gefefet unb aufgeforbert tüirb, 
mit i^m guteS ßinöernel^men gu pflegen unb if|n in aßen feinen 
Slnorbnungen gu unterftü^en. 

3llSbaIb nad^ ber §ulbigung in SBien begab fid^ gürft 
Äarl in baS Sager Sucquo^'ö, ber im Segriff ftanb fidE) mit 
ber Slrmee beS ^ergogS äKajcimilian öon Sägern gu vereinigen. 
!t)ie ^Bereinigung gefdEja^ @nbe Sluguft. ©obann rüdften beibe 
Slrmeen in 33ö^men ein, mit i^nen Surft Äarl, ber bie ßrlDei^ 
terung feiner öeftattung am 20. Sluguft erhalten l^atte. @r 
folgte i^nen in i^ren lang[amen Settjegungen gegen ^rag unb 
na^m bort SC^eil an ber entfd^eibenben <Sä)laä)i am ttjei^en 
4Berge ben 7. 9ioöember 1620. 2Bie berid^tet toivb, xvav fein 
3(ntl)eil nidEjt blo^ Der eineS 3^^f^^^^^^- ®'^^^ ^anbfd^riftlid^en 
Duette gufolge ^ ^ar er eS, ber ben birecten ^mq gegen ^rag 
veranlagte unb ben §ergog 3KajimiIian unb ben Orafen Sucquo^ 
bagu beipog, ber enblid^ im ^iegörat^, ido bie SJieinungen 
fd^iDanfenb n)aren, ob man fofort, als man htn ^einb bei "ißrag 
erreidjt l)atte, angreifen ober eine beffere ®elegenl)eit abttjarten 



1) SBalbcrg, Genealogia bcö §aufcö ?ie(i)tcnftcin; gu ücvglcidicn 
ift bamit tucitcr unten ber S3ricf, ben gürft iTarl im gebruar 1626 gu 
feiner S^edjitfcvtigung gegen bic 5lnfd)u(bigungen an ben ^eidjitöater be« 
Äaifer« fd^vieb. 

%aUe, 8ie(^tenftein. II. m. 13 



— 194 — 

fotlc, entfdjicb, inbcm er bcr Sliifid^t bee §crjog^ 9)2ajimilian 
beitrat, »eld^er — gegen 33ucquo^ — jum fofortigen angriff 
riet^. J^erfelbe führte bcnn aud| binnen einer ©tnnbe ben 
öottftänbigften ©ieg l^erbei, mli)tx über baö ©d^icffal Sö^men^ 
für Sa^r^unberte entfdjieb. 2lm folgenben Xnge 9)?orgen^ ent^ 
flo^ Snrfürft i^ithxiä) unb gürft Äarl ^ielt mit §erjog äßajci* 
milian, Ziüt) unb Sucquo^ feinen Sinjug in bie eroberte ©tabt. 

Qn ber @tabt l^atte junad)ft §erjog 3)iajimilian al^ 
©teöoertreter beö Äaiferö in feinen infurgirten ganben baö oberftc 
politifd^e unb militärifdie ßommanbo übernommen unb bie üer^ 
fdjiebenen ^Deputationen be^ fianbe^, bie ®nabe fud^enb ober 
gur §ulbigung erfdjienen, empfangen. @r aber looöte, ba§ 
foloo^l gwtft Äarl tt)ie aud^ Sucquo^ atten fold^en 9lctcn an* 
loo^nten'). (So ttjurbe aud| ber iJürft herbeigerufen, alö bie 
böf|mifd|en ©täube bie Urfunben aller Verträge unb Sünbniffe, 
bie fte mit Oabriel ©etl^Ien unb ben ©täuben ber anberen 
öfterreidlifdEien gänber gefd^loffen l^atten, perfönlid^ ausliefern 
mußten. 3lud^ übernal)m ^ürft Äarl bie ^oninfignien. Siner 
Deputation ber lutfierifdien ©eiftlid^en, bie bei il)m erfd^ien, 
fügte er bie unge^inberte 3luöübung il)rer ^Religion ju; nur über 
bie ßalüiniften, bie einftttjeilen il^ren ©otteSbienft einjuftetten 
l^ätten, lüerbe loeiter entfdiieben lüerben. 

@(i)on nad| loenigen SCagen feinet 3lufentl^alteö in 'ißrag 
fa^ fid^ ^crjog 3Jiajimilian genöt^igt, eigener Slngelegenl^eiten 
lüegen nad^ Sägern jurüdEjufefiren. 3i"^öd|ft für bie 3^it feiner 
2lbn)efenf|eit, bie aber gu einer befinitioen lourbe, beftettte er \>t\x 
iJürften 2arl gu feinem ©tettoertreter, ju feinem „fubbelegirten 
ßommiffariuS", um bie 3lngelegenl)eiten beS ßanbeS in bie f)anb 
ju nehmen, loie er felber eS ifättc ti)\xn fotfen unb mögen, inS* 
befonbere baS SBerf ber Unterttjerfung Sö^menS gu öottenben, 
biejenigen Greife, bie ficf) nod^ nicf)t unterttjorfen Ratten, gu be* 
ruhigen, unb bie prooiforifcfie §ulbigung ber ©täube unb ©täbte 



^) Theatrum Europ. I. 414; t^cücn^iUer, IX. 1113. 



— 195 — 

anäimcl^mcn, fo iDcit c^ noc^ nid|t gcfc^el^en lüar^). ^nx 3fu^^ 
fü^rung bcffcn unb jum ©c^ufee übcrlie§ er i^m in "^rag feinen 
®eneral liö^ mit einem großen 2:^eil ber ba^erifd^en Slrmee, 
toä^renb Sucquot) mit ber faiferlicf)en 9lrmee nad| 3JJä^ren jur 
Unterttjerfung unb Seru^igung biefeö ganbe^ l^ätte abgießen 
fottcn. fie^tereö aber gefdja^ nidjt, oielmefir blieben bie Äaifer== 
lid^en in "^rag unb Umgegcnb unb fonft in Summen unb über* 
ließen fid^ einer 9Ieif|e oon (Sjceffen. ^erjog ^Jiajcimilian erlie§ 
ba^er nocf) öor feiner 2lbreife am 16. Sloöember eine bringenbe 
Slufforberung an ©ucquo^, ben Uebeln abju^elfen, unb erfucf)te 
jugleicf) ben iJürften ^arl, barauf ju fefien unb ju aditen, bap 
baö 8anb baoor bettjafirt bleibe 2). 5Wid)töbeftott)eniger jog Sucquo^ 
nid^t ab; bie Slrmee blieb unb bie (Sjceffe ^örten nid^t auf. 
gürft ^arl öermodjte i[)nen nid^t ju ttje^ren, fo ba^ ^erjog 
3)iajimilian nod| öon 9Küncf)en au^ ^lage an ben Saifer fül)rt. 
©eine 9)ieinung fei eö gettjefen, fcf)reibt er am 21. 1)ecember3), 
bafe tüä^renb feine burdE) Sranf^eiten unb 2)ZärfdE|e gefdt)tt)äd|te 
5lrmee in 'ißrag in ©arnifon bleibe, bie faiferlicf)e nacf) äWä^ren 
unb @cf)lefien rüdEe, ttjo ber Äurfürft ^riebricf) ficf) täglidE) üer- 
ftärfe; bamit feien ber ^urft öon 8ied|tenftein unb öucquot) 
cinöerftanben getoefen, nur ba§ bie 3lrmee junäcf)ft nad| SWä^ren 
gcl^e. Irofe feiner @rmal)nung fei bie^ aber uidEit gefcf)e^en unb 
nod^ am 10. ©ecember bie Slrmee nicf)t öon "ißrag abgerüdEt 
gettjefen, fo ba§ "ißlünberung unb 9taub forttt)ä^rcnb um fidE) 
griffen. S3ei bem bamaligen 3"ftöiii^^ ^^^ ©olbate^ca in einem 
rebettirten unb eroberten öanbe lag e^ fdjiDerlid^ in ber 3)?adE)t 
eineö Sioilcommiffär^, ber mit ben commanbirenben ©eneralen 
nur „gute^ Sinoernefimen" ju galten fiatte, alten folcf)en Singen 
unb Unjulömmlicf)fciten abgutoe^ren. 3»n einem fpäteren ©riefe 
Dom 13. 3»ouuar 1621 ergebt §erjog 3)kf imilian , ber ben 
"^rager Dingen nur auö ber §erne gufa^ unb klagen ttjegen 



1) Sicditcnftciu. Slrc^iiü R. 43; ^^3atcnt öom 16. 9loöcmber 1620. 

2) @b. SBeil. gu R. 43. 

3) §urter, t. gerbinanb IL VIII. 664. 

13* 



— 196 — 

3li(i)tberücfficf)tigiiug fat^oli[(f|er 3Bün[d|e xooijl nur ju gern jeiit 
Dijv lk% meitere 2lufd|ulbigungen iDcgen bcö fdEiteditcn 5Rcgi^ 
mcitt^, ba^ ber Surft in 33öl)men ^altc. 'Der SrieflDed^jcl 
jtüifd^cn bem Saifcr unb bem dürften Äarl tüä^rcnb feinet 
ganjcn ©tatt^alteramt^, ber nunmehr im Original tüicber auf^ 
gcfunben unb publicirt morbcn '), beftätigt aber foldje 3lnfd|ulbi^ 
gungen nic^t. 

3lm 17. Sioöember mit ber Slbreife be^ ^ergogö 3)?aji* 
milian trat §ür[t fiarl fein 2lmt ate SSermalter ©ö^men^ an. 
SSom 22. be^felben 5Konat^ batirt fein erfter ©rief an ben 
fiaifer, in meldjcm er über aüe^, toaö er getl^an unb angeorbnet 
^at, Seridit erftattet. (So fä^rt er fort bie 1)auer feinet Slmte^ 
f|inburd|. 5)er Äaifer beftätigt ben (Smpfang unb giebt feine 
3uftimmung ober t^eilt bie S3efcf)lüffe unb Slnfic^ten be^ gel^eimen 
9tatl^e^ mit, in toeldiem über bie ©riefe be^ dürften referirt 
unb bcrat^en lüirb. 

3>enem erften 33riefc nad^^) ^^tte gürft Sari gunäd^ft an 
aöe ©täbte unb ^eife ®cf)reiben auögefenbet, fie nad^ bem 
Seifpiele öon 'ißrag jur Unterttjerfung unter ben Saifer aufju^ 
forbern. SSon ben meiften ber näd^ften ©täbtc crfiielt er fofort 
n)iüfä^rige Slnttoorten. ^Darauf »urben ßommiffarien ju il^nen 
abgefenbet, n)elcf)e fie in *i|JflidE)t nahmen, gleid^toie eö mit ^rag 
burd^ ben §erjog 3KapmiIian gefdEje^en ttjar. @ö iDurbe il^nen 
ber 9tat^ erneuert unb i^nen neue 9tid|ter gefegt. 35ie 5Rent* 
meifter unb 3ottcinne^mer n)urben aufgeforbert, über il^re ßaffcn 
53erid|t ju erftatten, bie 3Wünje für ben Saifcr tüieber in 
SC^ötigfeit gefefet, toenn möglid^ Slnlcfien öon ben ©täbten auf- 
genommen. 2lu^ 'ißrag tourbe ba^ ^errenlofe ©efinbel abgefd^afft, 
anberem ber Sintritt in bie ©tabt unterfagt. ©d^rciben er* 



b*@(t)ert, bie ^Bcftrafung ber bö^mifd^cn 9^eBcttion, inSbcfon- 
bcrc bie Sorref^jonbeng gcrbinanb^ II. mit bem gürften Üüed^tcnftein. 
SBrünu 1868. 

2) @B., a. a. O. 1. 



— 197 — 

gingen nad^ 2Kä^rcn, nai) ©d^Ieficn unb in bie Saufi^j, fic t)on 
bcr 9tcbeßion abjuma^ncn, unb bcr Sönig öon 'ißolcn lüurbc 
crfud^t, an bie fd^leftfc^e @ränjc Äriegöüolf jn legen, ba ber 
Äurfürft tJriebricf) in (Sd^Iefien feine j£rn|)pen lüieber fammle 
unb ftärfe. Snblid^ iDurben alle brei ^rager ©täbtc entn)affnet. 
®ieö ift ber Sn^alt be^ erften ©d^reibenö. ^Der Saifer beftätigt 
ben (5m|)fang unter bein 4. !J)ecember mit folgenbem ©d^reiben: 
„gerbinanb bcr 2lnber. §od^geborner O^eim, lieber, getreuer. 
3Bir ^aben au^ beiner Siebben t)om 22. ^fZoöember näd^ft^in 
au^ ^rag an un^ abgegangenem ©d^reiben gnäbigft öernommen, 
lüaö öon berfelben in unterfdEiieblid^en notl^tüenbigen ©ad^en oor 
gute unb nütjlid^e SSorfe^ung befdEie^en unb getrau lüorben ift. 
SBie ttjir unö nun fold^eö alle^ gnäbigft unb gar IDO^I gefallen 
laffen, al^ iDoßen beine Siebben nod£| ferner in Seftellung in* 
mittelft aller 9?ot^n)enbigfeiten continuiren, aud£| barob fein, 
bamit in 3iuftici unb anberen ©ac^en, bi^ ju miUxtv unferer 
gnäbigfter 9tefolution unb SSerfe^ung, gute Orbnung gehalten, 
2Bir aud^ Sine^ unb beö 2lnberen, fo alfo öorge^en möd^tc, 
förberlid^ft berid^tet n)erben mögen, bleiben im Uebrigen T)cmcv 
giebben mit @naben »o^l gebogen. ®atum SBien, 4. !J)ec. 
1620r S)er gürft bebient fid^ in feinen «riefen ftetö ber 5In* 
rebe: ällergnäbigfter ^aifer unb §err, unb unterjeid^net : Suer 
JRöm. S'aif. OKaieftät untert^änigft gel^orfamfter gürft unb !J)icner 
ßarl tJürft öon 8iecf)tenftein. 

!J)ie 9lufgabe, lüeld^e bem gitrften S'arl ju erfüllen oblag, 
lüar eine ebenfo fc^tüierige ttjie mannigfaltige. @r foöte ba^ 
8anb öor allen Unorbnungen unb Sjceffen ber ©olbateöca 
fd^üfeen, i^m SRu^e unb ©id^ev^eit unb Drbnung jurüdfgeben; 
er foüte bie empörten unb allcrbing^ befiegten Sauber unter bie 
5lutorität M ^aifer^ unb Sönig^ jurüdEfütiren, ®t\t% unb ^t(i)t 
aßer Orten lüieberl^erfteßen; er foßte, ttjie e^ al^balb beftimmt 
lüurbe, bie SRebellcu öerfolgen, unb über biejenigen, lüeldEje in 
bie faiferlidie ©eiüalt gerat^en n)aren, ju ®erid^t fi^en, i^re 
®üter einjie^en, ju ®unften be^ faiferlidEjen ©d^a^e^ öertoalten 



— 198 — 

ober fonft nad) faiferlid^cm 3Bißcn über fie verfügen; er fottte 
für Slnlcifien forgen, bie ©teucröcrl^ältniffe orbnen, bie 3)iünj^ 
angclcgen^eiten, bie burd^ ba^ B^^f^^^^^Ö^J^^^t in gänjlid^e 
3errüttung gcrat^en tüarcit, fäubern unb planmäßig lüieber orga* 
nifiren; er mu^te enblid^ crfüßen, tüa^ fonft bem ©tatt^alter 
cine^ Sanbe^ obliegt. 

Unter ben öor^anbcncn Umftänben gel^örte bie 5lnfgabe 
ju ben benfbar fdjlüierigften, unb fcf)tt)erli(f| ^ättc Änifer gerbi=^ 
nanb unter feinen ^^teunben unb ju Jener ^di nidit fel^r laffU 
reid^en 3ln^ängern eine *i|Jerfönlicf)fcit gefunben, bie if|r in ijöfjc^ 
rem ober aud) nur in gleid^em ®rabe geredjt geworben lüäre. 
1)ie 9tebettion ttjar befiegt, aber feine^ttjeg^ öerniditet. SRoä) l^ielt 
fidi ber §einb im Sanbe, ftärfte fid) in ben anberen "^rodinjen 
unb bro^te auf^ neue n)ieber einjufaöen. Die faiferlid^e 9lrmee, 
bie i^rer öeftimmung nad^ i^m entgegenrüdEen unb ben (Sieg 
öoßenben fottte, iDurbe öon i^rem ©eneral nid^t fortgefül^rt, 
fonbern blieb mitten im l^anbe unb überließ ficf) ^Räubereien unb 
(5fceffen aller 9lrt. Sonnte il^nen ein betüö^rter ©eneral toie 
Sucquo^ nid^t fteuern, fo lüar eö nodt) ttjeniger bem Siöilcom^ 
mifför möglid^. 3}Zan barf fidE) ba^er nid^t n)unbern, toenn 
^ergog 3Jiajimilian, lüie oben fd^on angefül^rt, in feinen ©d^reiben 
Slage barüber fü^rt. 2lucf) ber Äaifer fprid^t in einem ©d^reibcn 
oom letzten 5)ecember be^ 3>a^reö 1620 baöon unb forbert ju 
ben ernfteften Sfiitteln auf ^). Der tJürft folle fidE) mit 2^itt^ 
beratl^cn unb vereinigen, um @tabt unb 8anb öon aßen ©etoalt^ 
t^ätigfeiten rein ju l^alten. Sinige §inricf)tungen öon ©olbaten, 
lüeldEje ber ßyceffe überfül^rt ttjaren, frucf)teten für ben Slnfang 
»enig. Die Drbnung fonnte in biefer ©ejie^ung nur langfam 
l)ergefteflt werben, unb aud^ bann tourbc fie forttoä^renb burd^ 
ben Srieg lüicber unterbrod^en, fei e^ burd^ ben Sinfaß ber 
tJeinbe, fei e^ burc^ bie Einlagerung ber eigenen SCruppcn, bie 
nicf)t minber ju klagen 3lnla§ gaben. 



b'ßlöcrt, a. a. £). 9. 



— 199 — 

SBic l^icr, fo [tieBcu aiid^ bie anberen ©eitcn [einer 2luf:= 
gäbe auf bie größten ®d|tüierigfeiten. 'Die Greife S3öl)mcnö lüaren 
jum S^eil uod) in geinbcö §anb, tt)ie äWanöfelb einen großen 
5E^eil befel^t ^iclt; anbere Greife, unb man fann fagen, bie 
meiften, f^mpat^ifirten mit ber SRebeüion. Die Obrigleiten 
ber ©täbte, bie Slmtleute, bie Steuereinnehmer, atte^ lüar unter 
bem Interregnum eingefefet tüorben unb Qtijöxtt ber Gegenpartei 
an. Um ber SSertualtung ficf)er ju fein, mußten fie aße geänbert 
unb erneuert ttjerben. !Da^ Öanb n)ar öon fremben fdjled^ten 
3)iünjen überfd|tt)emmt, bie 9Äünje in ben ^änben ber !Direction 
be^ Slufftanbe^, bann in benen be^ ^urfürften öon ber *?ßfalj 
gctoefen, unb lüa^ fie geprägt, fonnte nicf)t anerfannt toerben. 
Snblid) mußte ber Slutprojeß über bie Sln^änger ber 9teöoIution 
mit feinen ßonfiöcationen unb SReftaurationen, mit bem SSerfauf 
ober ber ©dienfung ber ©üter, bie er naä) fid^ jog, bie fcf)Iecf)* 
teften Seibenfd^aften H)acf)rufen unb bem dürften felbft eine güße 
öon §aß unb 5yieib, öon geinbfdiaft, SSerleumbung unb 35er^ 
folgung unter ben Gegnern unb faft nid|t minber unter ben 
greunben ober "ißarteigenoffen cxtvtdtn, 1)er ^ürft ttjar fid| 
beffen aucf) öoßfommen betuußt bei ber Ueberna^me be^ 3lmte^. 
@o banft er jttjar bem Äaifcr für baö SSertrauen, ba^ er i^m 
mit ber SSerlei^ung biefe^ ^often^ fcf)en!e '), gleicf)tt)0^1 nennt er 
e^ ein „gefä^rlid^e^, mü^efame^ unb öieler forgfältigen SSerant^ 
löortung unterttjorfene^ Söer!" unb bittet in Iaiferlicf)en ©naben 
i^n e^eften^ beöfelben toieber entheben ju tooöen. 

!Die jttjeite ^Relation be^ tJüvften an ben Saifer öom 
9. 1)ecember2) jeigt, lüie er aüfeitig bemüht ift, ben "ißflici^ten 
feinet 2(mte^ nad^julommen. @r fenbet ßommiffarien in bie 
^eife unb 3lemter bie proöiforifdie ^ulbigung anjune^men, bie 
laiferlic^e Slutorität fierjufteßen, bie gegnerifdien Beamten unb 
Obrigkeiten abjufefeen unb neue an i^re @teße ju bringen. Sr 



1) 8d)mbcn öom 11. 2)cccmbcr 1620 bei b'Slöcrt, 5. 

2) ©bcnba, 2. 



— 200 - 

beruft bic ;u bcn Sanbe^gefc^aftcn not^loenbige Sanbtafel unb 
lä§t bic Stanbcmitglicbcr fic^er nad^ ^rag geleiten, ßr fti^afft 
®elber ^rbei, bie Iruppen unb ©arnifonen ju jaulen unb orb* 
net unb Dert^eilt bie Einquartierung gleid^mdgig^ um ben klagen 
iDegen ®ebrücfung unb Ueberbürbung ab}u^elfen. I^ie böl^mifd^e 
Ärone mit ben übrigen JReid^^infignien , »elc^e ber Äurfürft 
griebrid^ in ber ältftabt ^rag l^interlaffen , »erben auf ba^ 
©c^loB gebracht unb in ber SBenjelefapette ber S(6Io§fird^e Der* 
wa^rt. J)ie 33ürger unb @intt)o^ner üon ^rag »erben ent* 
waffnet, il^re SBaffen auf ba^ 3^^9'^^w^ gebrad^t. I^ie pfalg* 
gräflidEie SBJünje toirb abgefd^afft, fotoie bie fd^Iefifd^en unb 
mäl^rifc^en SBJünjen, rocgen äu^rottuug ber übrigen fd^Ied^ten 
9Äünjen ein ©utad^tcn ber SDiünjoerftönbigen bem Saifer guge* 
fenbet. Um ®elb jufammenjubringen, »erben Gommiffarien in 
bie Steife gcfd^icft. ^ie 5lu^fü^rung üon ©über auö bem 8anbe 
toirb öerl^inbert. dm patent forbert bie aufrül^rerifc^en Sauern 
jur Unterwerfung auf, ein anbereö forbert bie 9lngabe aller 
5!Wobilien, bie ben flüd^tigen 9?ebeßen gel^ören. Ucber alle bie* 
jenigen, fo fidE) im ^errcn^ unb 9titterftanb ju ge^orfamer Unter* 
t^änigfeit erbieten, Wirb ein ^rotofott gefül^rt, ba^ fie ju unter* 
fdireiben ^aben. SSou ben SuttüidEjenen werben bie ®üter unb 
f)äufer eingebogen, ju weld^em ^totd in alle Äreife ßommiffare 
gefeubet werben. J^ür Diejenigen aber, bie nid^t entwid^en finb, 
unb fid^ ergeben I)aben, wirb wegen beö 3Serfpred^enö beö f)cr* 
jog^ oon ©a^cvn atte^ bi^ auf bie faiferlid^e 9tcfoIution ber* 
fc^oben. SBcgen be^ barnieberliegenben ^anbelöüerle^r^ ift bie 
SSerfic^erung freier 3"f"^^ Ö^Ö^ben, unb Slnorbnungen finb gc* 
troffen, um fünftige Seraubungen ju bereuten. Die 3>f}uiten 
unb anbere (Seiftlid^e werben in ben ©efitj il)rer ®üter wicber 
eingcfül)rt. SublidE) finb SCruppcuöerfcnbungen gcmad^t, tl^eilö 
gegen 5!Wauöfelb in bie Ocgenb öon ^üfen, t^eifö an bie fd^le* 
fifd^e ®ränje jur etwaigen SSerftärfung be^ Äurfürften bon 
©ad^fen. ^n einem folgenben ©riefe bom 23. ©ecember fügt 
ber Jürft in^befonbere aöe^ l^inju, toaß er jur Se[d^affung bon 



— 201 — 

^robiant unb 3Dlunition, fotüie jur SScrl^inberung üon bcrcn 
5lu^fu^r angeorbnct l^abc, unb giebt naiveren ®eric^t, tt)a^ in bcr 
OJJünjfragc nac^ bcm Statine ber aßünjberftänbigcn, auf bic er 
fid^ beruft, gefd^el^en unb befol^Ien toorben. 

©old^en aüfeitigen unb umfid^tigen Slnorbnungen gegenüber 
bejeigt ber S'aifer in feinem ®riefe Dom 24. December boüe 
Sefriebigung. r,8affen un^ juöörberft fold^e ^Deiner Siebben 
fleißige unb treue ©orgfältigfeit, aud^ in ßinem unb 3lnbern, 
ju unferm guten S5enügen gefd^e^ene 5lnorbnung gnäbigft ge- 
fallen, unb jtüeifeln gar nid^t, @ie nod^. ferner, unferem gnäbig* 
ften gefd^öpften SSertrauen nad^, ^ierinnen continuiren »erbe." 
©einerfeit^ ermal^nt er il^n, öor altem befonbere 3ld^t auf bie 
SRebeÜen gu ^aben, fonjol^l biejenigen, meiere auf flüchtigem 
f?u§e finb, baß fie njenn möglich ergriffen njerben, unb biejeni- 
gen, toeld^e nod^ anroefenb, baß fie nid^t entnjifd^en. 5ludE) er* 
neuert er feine ^ufforberung jur ©orge für bie ©id^erl^eit ber 
Straßen, anerfennenb atte^, tt)a^ bi^^er in biefer Sejiel^ung be* 
reit^ gefd^el^en. 

3>n einem ©dEireiben Dom 3. fjebruar 1621 an bcn 
Äaifer*) giebt ber gürft njeiteren ®erid^t über bie 3JJaßregeln, 
bie er getroffen l^abe. @r melbet, tt)ie gegen btn ®rafcn SWanö- 
felb, ber Sttnbogen, ©d^Iaggentoalb unb anbere Orte aufnjiegle 
unb bebrol^e, Slrieg^öolf gefenbet njorben, baß jur ®cförberung 
ber 33er^anblungen mit ©d^Iefien eine ^erfon ju ben gutge* 
finnten ©täuben uadE) ©d^njeibnil^ unb 3>ciuer gefd^idt lüorben, 
baß bie ^rager burd^ T)arrcid^ung eincö iDödEientlid^en 3)ej3utatö, 
baö bcn ©olbaten ge3a]^lt toerbe, öon ber (Sinquartierung befreit 
njorben unb öerfd^ieben'e^ 3lnbere. 

Sin encrgifd^c^ SSorgel^en gegen bie SRcbetten ftieß aber 
auf öerfd^iebene ^inberniffe, bie ber gürft bereite in einem 
©d^reiben an ben Äaifer öom 17. Scanner erörtert. Srften^ 
füllte er fid^ gebunben burd^ ba^ 33erfpred^en bc^ §erjog^ 



1) b*(Slt)crt, 0. 0. O. 13. 



— 202 — 

9D?afimiIian öon S3al)ern, njclc^e^ bcrfclbc Bei bcr ©iniial^me t)on 
^rag gegeben, njoimdE) im 9lamen be^ Äaifer^ iebermann ol^ue 
Slu^nal^me ©id^er^eit be^ gebend unb ®uteö jugefagt toorbeu 
mar. !Diefer 3^^f^9^ ^önne er o^ne befonberen faiferlid^en Sefe^l 
nic^t jutDiber^aubeln. ©obann l^abe er gefürd^tet, ba^, lüenu 
man tüiber biejenigen, meldte fid^ auf ®nabe unb Ungnabe er* 
geben, mit alter Strenge öerfül^re, bie Sänber ®dE)leften unb 
2Kä^rcn, lüeld^e fid^ noc^ im Slufftanb befanben, fid^ nid^t in 
gleidEier SKeife ergeben, fonbern ju ©d^ritten ber SSerjiüeiflung 
getrieben lüürben. Dritten^ fei e^ unmöglid^ geiüefen, atle 3Ser=^ 
bredjer auf einmal ju ergreifen, tt)eil baju lieber (Sarnifonen 
nod^ ©efängniffe au^gereid^t l^ätten; lüürbe man aber in ^rag 
einen nac^ ben anberen gefangen genommen ^aben, fo Ratten 
fid^ bie auf bem 8anbe fofort flüchtig gemacht. Stic^t^beftolüeniger 
überfenbe er bie ^Öifte berjenigen, bie fid^ befonberö aU Direc* 
toren unb Offijianten be^ Slufftanbe^ l^ätten gebraudEien (äffen, 
unb erfudEie um ©efel^f, toa^ mit i^nen ju gefd^e^en ^abe •). 

3luf bicfe ©ebenfen ging aber ber Slaifer in feiner 5lnttt)ort 
t)om 6. gebruar 1621 2) au^brüdEüd^ nid)t ein. @^ feien anbere 
toid^tige Urfad^en, fagt er, bie baju belüögen „o^ne längeren 
SSerjug foIdEie Slffecuration fortftetlen ju laffen". ^a^er „ift 
unfer geftrenger SBiüe unb Sefe^I neben get^aner not^iüenbiger 
33erfe^ung, unfäumlid^ ju üerorbnen, ba| vermöge beigelegtem 
SSerjeidini^, erftlidE) 3U ^rag atle öon ben geiüefenen T^irectoren 
anlüefenbe, nid^t lüeniger au(i| bie anberen noc^ mit ^inju* 
gefegten ^erfonen, al^ tüeld^e ftd^ am meiften in fd^tt)eren, un* 
öerantwortlid^en Slbfenbungen unb (Jommifftonen lüiber mid^, in 
unb auper 8anbe^, item mit ©teltung unb Slu^fprengung \)oä)^ 
öerfteinerlid^er Schriften , aud^ 3lufU)iegIung be^ gemeinen 
ÜJiannei^ bermagen eifrig gebrauchen taffen, ober in anberen 
aSegen lüiber i^ren (Sib unb ^pid^t fid^ ^o(i|fträfIid^ vergriffen, 



1) b'(Slocrt, a. a. O. il. 
-) (Sbcnbort 21. 



- 203 - 

ju gcfängüd^er §aft, unb jnjar bic öom fraget 5Ritterftanb auf 
bem ^rager ©d^Io^ unb in htw iDeipen Sl^urm unb tt)o bcr* 
glcid^en Suftobien mcl^r finb, bic öom Bürger* unb niebrigcn 
©taub aber auf bcn 5Rat^^äufern cingcjogen unb »ol^l öema^rt 
gehalten »erben : bie Slbtüefenben, f o nid^t pd^tig, burd^ ©d^rei* 
ben, bie ganj unb gar (Snttüid^enen aber per Edictales burd^ 
einen öffentlid^en 5lnfd^Iag citirt unb bie SrfdEieinenben gleid^er 
©eftalt affecurirt njerben, mit ben übrigen annotirten ^erfonen 
tt)irb !Deine ?iebben fid^ alfo öerfic^ern, baß fie berfelben bei 
3SerIu[t 8eib, @^r unb ®ute^ au^ il^ren §äufern unb SBol^* 
nungen in ^rag nid^t ju toeid^en, fonbern ru^ig unb frieblid^, 
bi^ auf unfere njeitere SRefolution aüba ju öerbleiben, aud^ fid^ 
aüe^ böfen ^racticirenö, ©d^reiben^ unb toa^ nur ju irgenb 
unferer Offenfion ober einiger Sluftüiegelung Urfad^e geben fann, 
gäujIidE) gu enthalten, burd^ einen §anbftreid^ angeloben unb 
üerfpred^en. !t)er gntluid^enen ©tabt- unb Sanbgüter, ba e^ nod^ 
nid^t gefd^e^en, fotten aföbalb eingejogen luerben, unb SSßir gtüei* 
fein nid^t, aüe foIdEie, fo üorl^in ajjpre^enbirt feien, nur aüein 
un^ in §anben bi^^ero erhalten, unb feinem reftituirt, nod^ 
eingeräumt toorben; lua^ ber anberen nod^ im ßanbe 3SerbIiebe* 
neu ®üter betrifft, ift eine 5yiotl)burft biefelben in ein SSerjeic^* 
niß gu bringen unb un^ neben bem 33erid^t gu überfenben. 
äöann nun fold^e^ aüeö befc^e^en, njotlen mir aföbann U)eiter 
5lnorbnung ju tl^un toiffen, fteöen fonft ba^ Uebrige, tt)ie unb 
tt)a^ bie 2lj3j3re]^enfton am füglid^ften üorjune^men, in T)einer 
Öiebben öernünftige !Di^cretion unb bleiben 2)ero mit ®naben 
IDO^I gelDogen". 

©0 ber ®rief be^ Äaifer^, bem ba^ SSerjeid^niß ber 
Directoren be^ Slufftanbe^ unb üiefer anberer ^erfonen, bie in 
§aft gu nehmen, beigelegt lüorben. 9JJan fief)t, bem dürften 
Sari lüerben, ungeadtitet feiner Sebenfen, bie genaueften unb 
ftrengften 23er^altung^ma|rege(n öorgefd^rieben, wie er gegen bie 
SKebetlen Dorjuge^en §abe. ©ein eigener „SBitte unb feine !Di^cre* 
tion", lüie ber Äaifer fid^ au^brüdEt, ift auf ba^ ^Detail ber 



— 204 - 

au^fü^rung bcfd^ranft, bic Sinie feinet |)anbcln^ ift auf ba^ 
bcftimmtcftc üorgcgcic^nct. 

Jürft Sari empfing baö Sd^rciben bc^ Saifer^ Dorn 
6. 5ß6ruar, ba^ bcr ^n^aü jucrft nad) J^rc^bcn geführt ^atte, 
ctft am 20. be^fclbcu aKonat^. Sofort fc^tc er fic^ mit Jiß^ 
unb ^aßcnftcin, bcr bamal^ Obcrftcr roax, in 3Scrbinbuug, unb 
nod^ bcnfclbcn Slbcnb tourbcn bicjenigcn ^crfoncn, toclc^c in 
^rag anwcfcnb tüarcn, gefangen genommen unb an bie öom 
Saifer beseid^neteu Derter gebrad^t, enttoeber auf baö "fraget 
©d^loB in ben toeißen Jl^urm ober auf bie SRat^^öufer. ®n 
Sd^reiben be^ ^^ürften Dom 23. gebruar giebt au^fü^rlid^en 
®erid^t barübcr '). X)arnad^ folgt er genau ber 3Sori(^rift; tüo 
er abweidet, tt)ie in Sejug auf eiujelne ^erfonen, bei benen er 
bie ^aft für unnöt^ig unb unöerbient l^alt, giebt er bie ®rünbe 
an ; vorüber i^m 3Ser^altung^maBvegeln fehlen, ba^ überlaßt er 
alle^ bcr faiferlid^en Sntfd^eibung. „äljo foß aud^ nod^ ferner 
ju Surer faif. SKaieftöt gewünfc^tcr, glüdfeliger 9lnl^erfunft (bie 
befd^loffen war unb in äuöfid^t ftanb) unb Difpofition atte« 
unb icbeö falöirt unb unDerlDcnbct bleiben". 3>n einem folgen- 
ben Sd^reiben Dom 27. gebruar^) erbittet er fid^ Sorfc^rift. 
tt)ie e^ mit ben grauen ber SRcbcllen ju galten, bie Don ben 
eingejogenen ©ütern i^r (Sigene^ ober il^rc a)Zitgift ober fonft 
i^ren Unterl^alt öerlangen. 

SBal^rcnb güvft Äarl in ferneren ^Relationen Dom 27. ge* 
bruar, Dom 4. unb 5. SKarj ®erid^t über bie öerjd^iebenen 
minber toid^tigen Sluorbnungen erftattet, bie er getroffen ^abe, 
in^befonbere aud^ über btn 3u[tanb bcr 3Künje unb bie betreff 
fenben 3)JaBregeln, l^atte ber Äaifer bereite am 12. gebruar 
ein orbentlid^e^ ®erid^t^öerfa^ren tüibcr bie 9tebellen angeorbnet 
unb bem dürften baöon 5DZitt^eilung gemad^t ^). Die Gntid^lic§ung 



1) b'glöcrt, 0. a. O. 30. 

2) @bcnbort 33. 

3) 2)icfc« faifcrlid^c ©einreiben öom 12. gcbruor, ouf wcld^c« fic^ 
ber gür|l Äorl in feiner Stntwort oom ö. 3Wärj beruft, befinbet fid^ nic^t 



- 205 — 

baju, bie Scftimmung unb Ernennung ber ^erfoncn, toeld^c 
ba^ ©crid^t ju bilben ijatttn, ba^ attc^ ging t)on SBien au^, 
ol^nc ba^ fjürft Äarl, ber bod^ bcn ©ad^en am näd^ftcn [tanb 
unb ba^ ^räftbium ju füllten f)atte, gu einem SSorfd^Iage ober 
einem ®utad^ten aufgeforbert tt)orben luäre. !t)a^ faiferlid^e 
©d^reiben t)om 12. gebrnar giebt .o^ne SBeitere^ ben ßnlfd^luß 
lunb, ben ^roce§ nnter bem ^räfibium unb ©irectorium be^ 
'Surften ju beginnen, unb forbert i^n auf, benfelben fofort in^ 
SBerf ju fe^en unD mit Sefd^Ieunigung ju fixieren. !Da^ bei== 
liegenbe ©d^reiben *) be^ grei^errn öon Ulm, batirt fd^on öom 
2^age öor^er, giebt bie 9lamen ber Seifiger, bie fofort eingu* 
berufen toären, nämlid^: 3lbam t)on SBalbftein, Dberft^ßanb^of* 
meifter, gticbrid^ t)on S^^allenberg, ^räfibenten be^ Slppeüation^* 
gerid^te^, ß^riftop^ SBrati^falD t)on aJütrowi^, Hauptmann ber 
Keinen ©tabt ^rag, Sßolf äßil^elm fiaiminger t)on Sllbenreutl^, 
Otto SDielanber unb Qo^ann SBenjI, alle brei 5Reid^^^ofrät^e, 
9D?eId^ior ©üneg t)on ^obad^, SBenjel Don glüeffenbad^, Daniel 
Äapr (Äapper), Slppettation^röt^e, enblid^ (^a^par ©d^tt)ab unb 
^aul be @üo, nieberöfterreid^ifd^e SRegiment^rätl^e unb ÜDoctoren 
ber JRed^te. 

©d^reiben unb ÜDecret bcantnjortet 2) ber gürft erft am 
5. SDJärg, nadEibem er mit bcn in ^rag antt)efenben ^erren, bie ju 9Jiit== 
gliebern be^ ©erid^te^ ernannt ttjaren, Serat^ung gepflogen. Daö 
©d^reiben toar am 17. gebruar bereite in feinen §änben, btnn 
an biefem 2^age erlief er in golge bei^ faiferlid^en 3luftrage^ 
eine öffentlid^e ©tation an alle Stl^eilne^mer unb §äupter ber 
SRebeÜion, toeld^e fid^ gepd^tet l^atten, unb forbert fie auf, fid^ 



in ber ©ammlung, toei^e öon b'iSlöert ^crau«öcgcbcn. S)cr gürft ^attc 
c« für fi4 behalten unb in fein eigene« 5lrd)iü gegeben, tt)o e« nod) ^eute 
(Y. 1-2) mit einigen S3ei(agen üor^anben ift, eine« ber wenigen @c|)rift* 
ftüde öon S3ebeutung, bie ba« ?ierf|tenftetn. Irrfiiü öom gürften Äart ht- 
tt)a^rt ^at. 3ur SSeröoUftänbigung ber b'iSlücrt'fciien ©ammhmg geben 
tt)ir bicfe« @d)retben mit ben SBeitagen im ^(nl^ange. 

1) @. In^ang S3eir. 1 u. 2. 

2) b'iSlöert, a. a. O. 37. 



— 206 — 

jum bcftimmtcn Sermine bem unter feinem 33orft^ angeorbneten 
©eric^t^l^of gu [teilen. Sfn feiner 3lnttt)ort an ben S'aifer erflärt 
er fi(i| bereit, bie 3lufgabe ju übernehmen „jur Srjeigung meinet 
gegen ßurer faif. aKajeftät be^arrenben äu^erften, wittigften 
®et)orfam^". !I5od^ mad^t er im Flamen ber bö^mifd^en 2Kit' 
glieber bie SSorfteßung, ba§ ba^ Qnbicium ni(f|t unter bem 
5Ramen eine^ „^räfibenten, fonbern eine^ anftatt ®r. ÜJiajeftät 
felbft repräfentirenben ^Delegaten" geführt lüerben möge, ba e^ 
fonft in Sö^men (Seluo^n^eit geluefen, baß ber Slönig felbft in 
crimine laesae majestatis in eigener ^erfon ju ©erid^t ge- 
feffen, ber Äaifer aber ber f(i|tt)ierigen fonftigen SSer^ältniffe 
toegen öer^inbert fei, nad^ Sö^men ju fommen. 

2luf biefe 35or[tet(ung erfolgte, toie e^ fd^eint, feine auö^ 
brücflid^e (Sntfd&eibung, bod^ ift fie in ber 5lnttt)ort in Umfd^rei^ 
bung entt)alten. 3»n biefem ©d^reiben Dom 13. gebruar ^ banft 
ber Saifer bem dürften für bie 3lnnat)me be^ i^m gegebenen 
3luf traget, bag er fid^ „auf unfer gnabigfte^ Slnfd^affen nnb 
^egcl^ren" fo tt)itlfäl)rig erjeiget. „9Bie wir bann auc^ gu einem 
fold^en jiidicio um mel^rere^ 3lnfe^n^ toitlen, weil wir anberer 
wichtiger ©efd^äften l^alber ni(i|t babei fein lönnen, beiner Sieb* 
ben ^crfon bemfelben unfertwegen ju präftbiren gnäbigft bepu^ 
tirt unb Dcrorbnet l^aben." ^lai) Slblauf ber ßitation, fe^t er 
weiter ^inju, foUe gegen bie flüd^tigen 9tebetten ba^ ßnburt^eil 
»erfaßt, öerlefen, l^ernad^ auf aßen flögen benuncirt unb au^== 
gerufen, fowic ber 3?crurt]^eilten 'JJamen an ben (Salgen gc^ 
fd^lagen werben. :5n einem gweiten 33riefe t)on bemfelben J'atum -) 
t^eilt ber ^aifcr mit, \>a% er ben CEarbinal rietric^ftein jum 
iSommiffär in i)Jal)reu ernannt ^abe unb weift ben ^yürftcn an, 
mit il)m in iVrbinbung ju treten, 

■S>ie nadjften ^iBcrid^tc be^ gürften bejic^en fid^ auf ein* 
jclne minber bcbeutenbc ^tngclegen^eiten : wid^tig für il^n felbft 

•^ iMciiuenficin. Avitiu, a. a. C. f. Anhang; ebenfallxj nidii bei 

^"c■loovt. 

-^ ^'C•luovr 41. 



— 207 — 

uub inöbcfonberc jur ©curt^ciliing bcr fpäteren 9lnflagen, bie 
i^n aud^ öon fat^olifd^cr ©eitc trafen, ift nur, tt)a^ er über 
feine ©tettung gu ben Satl)olifen in einem Seri(i|te an bcn 
Äaifer öom 28. aKärj mitt^eiltO- 'Die Äat^olifen glaubten, 
»eil bie JRebettion eigentfid^ nid^t t)on i^nen, fonbern Don ben 
STfat^oIifd^en ausgegangen, aud^ öon aüen golgen beS SlufftanbeS 
frei ju fein, gürft Sari fanb im SlÜgemeinen i^r Sege^ren nid^t 
unbillig, glaubte fie aber beg^alb nid^t t)on htn ©teuern unb 
5luflagen, fott)ie inSbefonbere t)on ber Einquartierung befreien ju 
lönnen, jumal eS aud^ beS SaiferS Qintention gett)efen, bie gange 
©ac^e nid^t für eine 9ieIigionSangelegenl)eit, fonbern für ein 
9tebeüionStt)efen gu l^alten. !Damit nun lüaren bie Sat^olifd^en 
fe^r unjufrieben, fud^ten aud^ anbere abgu^alten, baS ©ebü^renbe 
gu leiften, unb gingen öon §auS gu §auS ju einer ®efd^n)erbe 
bei bem Saifer aufjul^e^en, obluol^I bod^ feinem, jagt ber gürft, 
bie Sittigfeit öerfagt tüorben fei, ber fid^ mit oernünftiger ^rä* 
tenfion gemelbet l^abe. ^tnn einzelne Unregelmä|igleiten bei 
ber ©nquarticrung üorgefommen unb nid^t fogleid^ wieber gut 
gcmad^t toorben, fo fei baS bie ©c^ulb ber ©olbateSca, „beren 
id^ nid^t ju commanbiren unb alfo bei i^nen feinen ©e^orfam 
gehabt, fonbern aüeS nur bitttt)eife an anbere gelangen laffen 
muffen". @r bittet ben Äaifer, baS in Setrad^t ju jie^cn, totnn 
klagen bei it)m einliefen, unb erfud^t äugleid^ um ®efd^eib, ob 
bie Satl^olifd^en in ©tobten tt)ie auf bem Sanbe öon aüen unb 
ieben Sluflagen unb Kontributionen burd^auS efimirt feien. !DieS 
ber Qn^alt beS ©d^reibenS t)om 28. ä)Zär5. 

ÜDie eigentlid^cn ©crid^te über ben ^roge^ beginnen mit 
einem ©d^reiben beS gürften an ben Äaifer öom 7. SlpriP). 
Darna(i| ftettten fid^ bie gur ßommiffton öerorbneten fremben 
§erren bem dürften am 13. SKärj mit i^ren 3SotImad^ten üor 
unb am 15. conftituirte fid^ baS ©erid^t in erfter ©i^ung. ®ie 



1) b'^rüert, 43. 

2) (gbcnbort, 49. 



— 208 — 

'Doctorcn 3Kclanber unb Äapr übernahmen neben i^rer vSttmme 
alö Seifi^r ba^ ©ecrctariat unb erhielten jur §ülfe gtoei 
Sd^relber, bie in ®b unb ^pid^t genommen mürben. WHan 
bejd^loß einftimmig, einen „föniglid^en 3lnflager unb ^rocurator" 
aufgufteüen unb beftimmte baju einen in ber Streue betoa^rten 
bö^mifd^en (Sbelmann, ^rjibid ^^nifc^ef Don 3lugegb, ber unter 
bem Seiratl^ ber 9teid^^^ofrat^e a)ZeIanber unb SBenjel Dorgu^ 
ge^en ^abe. !J)erfelbe iDie bie 3DlitgIieber legten ben 6ib in bie 
§änbe be« gürften ßarl anftatt beö SaiferiS ab. Die $Rei(^«^ 
^ofratti^ftube im ^IJrager ©c^Iofe tourbe für bie ©i^ungen be^ 
©erid^te^ beftimmt. 

3Ba^ bie angesagten betrifft, fo l^atte bie laiferlid^e 3n^ 
ftruction fie in brei Slaffen getl^eilt, in bie änwejenben unb 
®efangcnen, in bie glüd^tigen unb in bie tt)ät)renb ber Stebettion 
®eftorbenen. Da^ ©eric^t cntft^ieb fic^ o^ne ©aumen, guerft 
bieienigen öorgune^men, meldte al^ Directoren bie ^äupter beö 
Slufftanbe^ gewefen toaren. aßelanber lüurbe bamit beauftragt, 
bie Slrtifel ber 5lnIIage jufammenjufteßen, eine Slrbeit, bie etli(^e 
2^age erforberte, ba in ber SJiotiDirung unb Einleitung ber 
gange gefd^id^tlid^e §ergang gu ergäl^Ien njur. 3lm 27. Sfiärg 
tourben bie Slrtifel aßefanber^ in ©egenwart be^ ^rocurntor^ 
unb 5lnfläger^ in Dotier ©i^ung öorgelefcn unb angenommen. 
2lm 29., aJiontag^, tourben barauf bie angellagten Directoren 
gum erftcn 3Kal Dor ba^ ©erid^t geführt, „jebod^ Dor bie 
©d^ranfen, mit tt)elc^en ber Ort, ba id^ unb Eurer SKaj. mit- 
Derorbnete ßommiffaricn gefeffcn, umfdtiränfet njorben, öffcntlid^, 
ba| männiglid^ fe^en unb l^ören fönnen, voa^ öorgetragen lüurbc". 
Die 3lngcflagten , bie unter ftarfer 33cbcdEung hereingeführt 
lüurben, lüaren: SBil^elm poppet Don 8obfott)i^, ^aul Don 
9tgicgfdE)au, äöengel Don 33ubott)eg, ßafpar ^aplirg, ^rocop Dwor^^ 
fecgfi), griebridE) Dou Siele, 33of)uöIatD Dou 2)iid^aIotDig, §an^ 
Don 3i5o[trotDiä, SSenget ^eliy ^ietipe^!^, Otto dou Sog, 2Wartin 
J^vutDcin, 2^f)cobor Sijt, 9)lnyimilian ^oftialef, S^obiaö ©teffegf, 
ä^alcntiu Äod)au, ^au SdE)ultei^, ßf)ri[top^ ^ober, im ®angen 



— 209 — 

fiebcnjcl^n ^crfoncn. Slad^bcm bic faifcrlid^e 3Sottmad^t bc^ ®c* 
rid^t^^ofc^ vorgetragen — aüe^ gcf^^ci^ in beutfd^er unb bö^* 
ntifd^er ©prad^e -- trat ber fönigli(i|e ^rocurator öor unb 
übergab bie Slnflageartifel unb beantragte bie Unterjud^ung gegen 
bie ßinjetnen burd^ Sommiffarien auö ber SÄitte be^ ®erid^teö 
auf ©runbtage ber Slrtifel. ÜDiefe^ tourbe fofort befd^Ioffen, unb 
barnad^ bie Slngeflagten toieber in il)r ©efängniß jurüdgefül^rt. 
D^nc SSerlDeilen njurbe bie ©pejialunterfud^ung in ben nöd^^ 
ften 2^agen Dorgenommen. 

3Bai^ bie gnjeite ßlaffc, bie pd^tigen SRebetten, betrifft, fo 
»ar i^nen ein Termin jur Stellung gefejjt toorben. 9lad^bem 
biefer mit bem 31. 3Wärj abgelaufen, tourbe aud^ gegen fie in 
einem orbentlid^en SRed^t^berfal^ren vorgegangen, baöon ber gürft 
in biefem Serid^t üom 7. Slpril eine au^fül^rlid^e Sefd^reibung 
giebt. 3Son ben toä^renb ber 9tebeüion unb in berfelben ®e^ 
ftorbenen würben bie Srben öorgelaben, totil e^ fid^ um bie 
ettoaige Sonfi^cirung ber l^interlaffeiten Oüter l^anbelte. ^n 
allem, too nid^t eine beftimmte Qinftruction öorlag, l^olt ber gürft 
nod^ befonberö bie ßntfd^eibung beö Saifer^ ein, fonjie er il^m 
ettt)aige ^toti^tl unb S3ebenfen ber Sommiffion jur SSBitten^^ 
ciu^erung öorlegt. ^n gar feiner SBeife gel^t er t)or o^ne beftimmt 
gegebene 9lid^tfd^nur ober birecte Sefel^le unb 3lufträge. 

ÜDer Äaifer antwortet auf biefen Serid^t am 16. Slprit, 
erflört fid^ mit bem ganjen 3Sorgange au^brüdEfid^ einöerftanben 
unb ermal^nt jur Sefd^Ieunigung be^ ^roceffeö^). ßbenba^felbe 
gefd^iel^t am 14. Sfiai mit bem Serid^t, ben ber gürft über ben 
ferneren 3SerIauf be^ ^rojeffe^ am 29. 3lpril abgefenbet ^atte. 

3lm 17. aßai fonnte ber gürft bereite melben, ba§ bie 
Unterfud^ung gegen bie gefangenen Directoren beenbet fei, unb 
bag baö ®erid^t über jeben (Sinjelnen fein Urt^eil gefällt l^abe. 
(5r überfenbet ba^felbe bem Äaifer jur Seftätigung, jur 3Ser:= 
fd^ärfung ober SWilberung ber ©träfe, mit ^ingufügung 



^) b^igrocrt, 54. 

Of 1 f e , «iec^tenjlein. II. SBD. 14 



— 210 — 

abtocid^cnber SCnftd^tcu ober eiujetncr äcuBcnmgen, in^bcfonbcrc 
aber mit nac^brücflic^er unb au^fü^rlic^er |)eröorl^ebung bcr* 
jenigen fünfte ober X^atfad^en, meiere ben einen ober ben anbe- 
ren ber 3Serurt^eiIten gur ütilberung ber Strafe ober gur S3e^ 
gnabigung empfehlen. !Die^ gefc^ie^t in^befonbcre für äßil^elm 
Goppel öon gobfomife, ^aul äigitfd^an, ^tlvc SBenjel $ietipc^j% 
SEI^eobor ©ift, $an^ äßoftrowi^ unb ^oi^önn ©c^ulte^. 

I)e^ Surften ©rüube unb (Smpfe^Iungen blieben aud^ für 
alle (Senannten mit Slui^ual^me üon ^o^ann ©d^ulte^ bei bem 
ßaifer nid^t o^ne Srfolg. ^e^ fiaifer^ $RefoIution batirt öom 
26. 9D?ai *). „SBir ^aben un^ bie übcrfc^icften Urtt)eile fammt 
^Relation nad^ ber Sänge ablefen laffen unb barauf bie ganje 
©ad^e in fleißige Srtoagung gegogen. SBeil toir benn gnabigft 
fpüren unb üermerfen, ba§ ein groger f^ei§ Don ©einer ßicbben 
unb ben anberen unferen Sommiffarien ^ierinnen angetoenbet, 
atte^ iDol^I unb umftanblid^ berat^fd^Iagt unb ferner bereu gc* 
leifteten ^flid^ten nad^, folc^e ©entengen gefc^öpft finb^ fo laffen 
tt)ir e^ bie^fatt^ bei benfelben alfo bemenben, baß, toic fie öer* 
fagt ftnb, fo aud^ t)or öorgenommener ßfecution in S5eifein ber 
ßonbemnirten fie öffentlid^ publicirt tüerben f ollen." ^tbod) 
luerben bann im ^^olgenben bie ©trafen gelinbert, nämlid^ bie* 
jenigen t)on SSBill^elm Sobfoluife, ^aul JRgitfd^an, ^ietipe^gfi) unb 
3lo]^ann SBoftrotoe^, bei benen bie Sfecution nid^t gu öottgiel^en 
fei, Jebod^ feien il^re ®üter gu confi^ciren unb fie felbft im 
©efängniß gu laffen. 5Ef)eobor ©ift foHe gur ®cridE)t^ftette tok 
gur ßjecution gcbrad^t, jeboiii fobann in feine ^tüt gurüdEgefü^rt 
toerben. !Die Urt^eilc ber Uebrigen: §einrid^ Otto Don 2o% 
©o^u^latt) Don 9Jii§alott)efe, ätSengcl S3uboU)efe, griebrid^ Don 
Siele, ßafpar tapler, 2)2artin grutüein, ^rofop S)tt)orgecgf^, 
3^f)ann ^effeniu^, ^o^ann ©dE)ulte^, aJJajimilian §oftialef, 
S^obia^ ©teffegf, S^riftop^ Sober, SSalcntin SodEian, ©imeon 
©uffifef^, 3>o^önn tuttnauer, 3catf)anael äBobnian^f^, bie gu 



') b'(S(t)ert, 68. 



— 211 — 

bcn erften jum SEobe 3Seriirtf|ciUeii gt^örten, toiirbcn ai[frec^t 
erhalten, ^ödfiftenS in bcn 3icbcnumftä»beii mobificfrt. 3" 'f)"fn 
tarn nlöbnlb iiodi ber ®raf -Oiondjim Slnbrcoö ©erlief, bcr tu 
bec ülaufig gefangen genommen nnb com Äurfürrtcn oon ©ad^[en 
ausgeliefert loav. OH'öem bet Äaifcr fomit bie Jobeöurt^cKr bd 
ftätiflte, »oüle er boi^ bie e^Kiition 6i§ ju feiner näc&ften 
Sfeiotution iitier bie aiiberen no^ nir^t iikrfrt)icftcii Urt^eik 
aufflcJii)oben Wiffeu. aüeßen einer (irieftcrlicfien Scfllcitung bei 
ber (5fccufioit, über Wel(^e ba- ^ürft iiat^gefragt ^afte, entfifiiEb 
ber Saifer ba^in, bn^ beii 23crurt^eitten, obwohl fte burtfigöngig 
atat^olifc^ maren, jiiuä(^ft DerftÖnbige fat^ofifcfie ^rieftcr gefenbet 
nierbeii foHtm; würbe aber ein unfat^oUfi^er begehrt, fo börfe 
eS nur einer öon ber 5Üuggbiivgif(t)en Sonfeffton fein, fein ISnl' 
Diuift uub iJicatbit, audi bann nur inS ©efftngniß nnb nic^t 
jur öffentlidicn SSegieitung. 

^1! einem jweiten ©rfiteibfu ödu bcmfelbcn läge (2G. Süini) 
brängt aber ber Saifer jnr iöefc^leunignng ber übrigen llrl^eile, 
bamit bie öjccntioii DoUjogcii roecben tonne. SRittlerwcile foKcn 
bie SJerurttieiften noc^ oiifS ^^cnc wegen ber SJerbinbuugen, bie 
fie mit beu nnbercn ^roDinjeii unb ^Önbcrn gehabt Ratten, in 
Untcrfuc^iing gcjogen nierben, „mit Sebro^ung, felbft mit 3ür^ 
neljmnng ber 2^oriur" '}. !J)iefe Untec|ui^ung würbe beun nuc^ 
nngeftcllt. 3Jon ben norigen SScvurlVtlniigf", Evft jiDanjig nnb bann 
elf, bie roä^renbbe^ jur 93eftätigung ober SJJüberung in SÖien ein^ 
getroffen Waren, Würben bie ineiften fo angenommen. Wie fie gefätU 
waren, einige Wenige anr^ gemilbert. 'Darnnt^ brängte ber 
Saifer mit ber Sfecuttou. Iffr (eibft Iiatte bie Stbfitftf, im Stnfang 
3uli nnc^ ^rng ju tommen, unb üerlaiigte, bo| bis ba^iu alle 
aiutarbeit gcfdie^En fei. „9ift berowegcn öonnöt^en, ba^ folt^e 
gjecution atßbalb unb o^ne Sßetjiig uub jmnr eine gute 3eit 
üor nufcrer Knfnuft (5. 3uli} oorgeuommeu unb üoüäogen 
metbc". 3" ''f'« ^^"''f foÜEn alle SBorte^tiingen gettoffeu nnb 

>) ö'Sluert, 70. 



^ 



^1 ni 



— 212 — 

Xxüt) um eine genügenbc Sn^a^l ba^erifc^r Solbotcn erfud^t 
toerben, bi^ man nid^td me^ ju beforgen ^be. ©(Reiben be^ 
Äaifet« Dom 2. Sium 1621 »). 

am 12. 3;uni fann ber gürft barauf anttDortcn, bag aüe« 
jur ßjccution öorbcrcitet unb angeorbnet, unb baß bafür ber 
21. 3>uni feftgefe^t fei. Siö ba^in fonnte n^ eine 9lä(fäu^< 
rung bc^ Äaiferö ftattfinben, bie auc^ eintraf. 'Die 9(ntt>efen^it 
ber ba^erifd^en Solbatcu erftört ber gürft nid^t für not^iDenbig^ 
ba beö Dberften üon 3Baüenftein 9iegiment, baö gute 3uc^t unb 
Drbnung ^alte, gugegcu fei unb auc^ 700 fad^fifc^e ^Reiter ^eran* 
gebogen »erben fönnten. Slud^ in SSejug auf eine anberc 6nt* 
fd^eibung beö Äaifer^ erfud^t er um äbönberung, bicjenige 
namlid^, toonad^ bie afat^olifd^en SSerurt^eilten ben Jroft eine« 
©eelforger« Slug^burgifc^er ßonfeffton nur im ©efangniß ^aben 
foüen, nic^t aber auf bem legten Sßegc. ^m ßiuöcrftänbnig mit 
ben übrigen Gommif[arien be« ©erid^te« bittet er, aud^ biefe 
Segleitung jugugefte^en, »a« benn aud^ in ber 3lnttt)ort be« 
Saifer« öom 16. 3;uni gejd^a^ 2). j)er ßaifer betoiüigt ebenfaQö 
bie Umtoanblung ber 2obeöftrafe bei gtoei anberen SSerurtl^eilten 
in ©efangniß, um iDcld^e ber gürft erfud^t ^atte, „»eil biefelben 
mit jiemlid^ ^o^em älter belabcn, t^ifö bie multitudo delin- 
quentium, üermög ber '^Ütd^tt, bie poenam biüig mitigiren 
foüe, bamit nic^t fo üiel Slut Dcrgoffen »erbe". 

3;n ber ertoal^nten antmort be« Saifer« Dom 16. 3;uni 
giebt berfelbe feine ^uftimmung gur Sjecution. „äuö J)r. 8. 
©d^reiben l^aben »ir »eiter öernommen, »a« Dor ein 2^ag gur 
ßjecutiou angefefet, aud^ Jonften ber 5lffecuratiou l^alber Dor 
35erfet)ung befd^e^en foße. 2)Zit »eld^cm einem unb bem anbern 
lüir bann gnäbigft gufricben fein, nur aüein, baß ja aße« mit 
guter Stid^tigfeit unb Drbnung fürgenommeu, auc^ ru^iglid^ 
Doügogen »erbe". T^er gürft ^abe bann, fd^lie§t ber ifaifer. 



1) b'CSlDcrt, 72. 

2) (Sbenbort, 74. 8.s. 



— 211 — 

bcn crftcn jum Sobc SSerurt^eilten gehörten, iDurbcn aufredet 
crl^alten, l^öd^ftcn^ in bcn 9lebcnum[tönben mobificirt. ^u i^nen 
lam al^balb noä) bcr ®raf ^oad^im Slnbrcaö ©d^lid, ber in 
bcr ßanfi^ gefangen genommen unb t)om Änrförften öon ©ad^fen 
ausgeliefert mar. Q^nbem bcr Äaifer fomit bic StobcSurt^eilc bc- 
ftatigte, tüotttc er boä) bic Sjccution biö ju feiner näd^ften 
SRcfoIution über bic anberen mä) nid^t überfc^idten Urtl^eile 
auf gef droben toiffen. Sßegen einer prieftertid^en S3egleitung bei 
ber ßjecution, über toeld^c ber gürft nadEigefragt l^attc, entfd^ieb 
ber Äaifer ba^in, bag bcn SScrurt^eilten, obtüo^l fie burdE)gängig 
afatl^olifd^ toaren, junäd^ft ücrftänbigc fat^olifd^e "ißricftcr gefenbet 
»erben fottten; njürbe aber ein unfatl^olifd^er begehrt, fo bürfe 
eS nur einer öon ber SlugSburgifdticn ßonfeffion fein, fein ßal^ 
öinift unb ^icarbit, aud^ bann nur inS ©cfängniß unb nid^t 
gur öffentlid^cn Begleitung. 

3>n einem jtocitcn ©d^reiben öon bemfelben Stagc (26. aWai) 
brangt aber ber S'aifer jur Sefd^lcunigung bcr übrigen Urt^eile, 
bamit bic Sjccution öoßjogcn tt)crben fönne. SWittlcrlDcilc fotten 
bic SScrurtl^ciltcn nod^ aufS 9lcue njcgen bcr SSerbinbungen, bic 
fie mit bcn anberen ^roöinjcn unb gänbern gehabt ptten, in 
Unterfud^ung gebogen njcrben, „mit S3cbrol^ung, felbft mit gür- 
ncl^mung ber Stortur" ^). !Dicfc Unterfnd^ung tourbe benn aud^ 
angcftellt. SSon bcn borigen 3Scrurtl)cilungen, erft jtuanjig unb bann 
elf, bic tt)ä]^rcnbbc5 jur Seftätigung ober 5DJilberung in SBien ein- 
getroffen toaren, tourben bic meiften fo angenommen, tt)ie fie gefällt 
toaren, einige wenige aud^ gemilbert. !Darnad^ brängte bcr 
^aifer mit ber ßfccution. ßr felbft l^atte bic 5lbfid^t, im Slnfang 
9fuli nad^ ^rag ju fommen, unb verlangte, ba^ bis ba^in alle 
Slutarbeit gcfd^cl^cn fei. „3ft bcronjcgcn öonnöt^en, ba§ fold^c 
Sjccution alSbalb unb o^nc SSerjug unb jtoar eine gute ^üi 
üor unfcrer Slnfunft (5. Quli) vorgenommen unb öoügogcn 
tocrbe". ^n bem Snbc foHen aüc SJorfc^rungen getroffen unb 



1) b^(Slöcrt, 70. 

14* 



— 214 — 

Ccv Äaifcv crttävt fic^ in feinem SRccepiffe t)om 2. 3uli ') 

.*!4iK'i»tuu^cn mit allem, n)a<5 gefd^e^cn, unb rül^mt bie Orbnung 

»•»^ t^v>vfivt)t, bie babci beobachtet morben. Slüein cv geigt [id^ 

iiu ^'v Oyccution allein nnb hcn anberen gleid^jeitig erfolgten 

>:^uatvni \inb Urt^eilen nid^t jufrieben. 3Benn er aud^ öon 

^iK'iUvvu :J obeöftrafen abfegen lüoUe, ba hc^ Dergoffenen Slnte^ 

^Knurt |ci, fo finbe er ex^ bod^ für nöt^ig, and^ bic übrigen, 

u»\'U^)c au bcr ^Rebellion t^eilgcnommen, in^befonberc jene, tt)clc^c 

v^^lKV fd)on in Stemtcrn geftauben unb bei bcm ^fatggrafen 

ucuc Vtcmtcr unb 'iiJürben angenommen, nid^t frei unb unge^ 

Uvoft ju laffcn. .f)icrüber Dcrlangt er öom dürften imb ben 

V^vMumiffarien uuDerjüglic^c Serat^uug unb 23or)c^läge »egen 

^0v^ ^jJrojeffe^ unb ber :Öc)n*afung. raöfelbe verlangt er in 

^^<\\\\\ auf Stäbte unb i5ommunen, lüelc^e an bcm 2lufftanbe 

il)oilgcuümmen, unb cublid) brittcuii^ forbert er, baß fofort gegen 

Mo Cialoiniften unb alle anberen ben verbotenen fd^tüärmerifd^en 

^edeu ange^örigen '^Habicantcn vorgegangen tüerbe, bap aÜe 

^^H'ttbicanten, "^^rofefforen, ec^ulmciftcr auo beut i^^anbc gefd^afft 

UH*vbon, wie ee ja eigentlich fcijon oor^er bcftimmt genjefen, ba^ 

Ci9 am britten Jage nadj ooUjogencr ßfccution gefd^e^en foüe. 

ä>iit biefeu brci (Vorbcrungen beo ^ai)cr)3 finb aber toeber 
bei' Miv\X nod) bie iSommiffaricn einocrftanben, unb ber Jö^f* 
cvl)cbt ba^er und) oorauijgcgangcnen Verätzungen bcr Gommiffion 
iu einem Schreiben bom 14. Oali-) gro^c unb fd^toere Se- 
beuten. Üöürbc ber i^'o^cp jcgt gegen bic übrigen Sln^änger ber 
'){ebcUion fortgejc^U n\\^ ein ftrcugco i^cvfal)rcn gegen bie Gom^ 
uiuucn Dorgcnommcn, jo mürbe bei bcr ?lUgcmciul)cit bcv^ 3Ser^ 
bvcrf)cuö, ba uiemaub me^r fic^ fidjer fül)lc, baö i^^anb sur 
Ceipavation getrieben unb biefc rcipavation fei um fo gefät|r' 
lid)cr, ale bcr lytauofclbcv cincrfcito, bcr iWarfgraf oou ^ägern^ 
borf anbcvcrfcitc^ nod) im V^aubc ftänbcu uub ücr|d)icbeue Stäbte 



1) b'Crlücvt, 04. 
-> ^ibcn^ort 1)5. 



— 213 — 

nad) öoßjogcner @i*ecution ben anbereu ßommiffarieu aujubeiitcn, 
bag fie fid^ nad^ Srünn ju begeben l^ätten, bort bie Slrbeit 
fortjufefeen. ®ie liefen fid^ aber jum S^eil entfd^ulbigen. 

"üaä) ber 3u[timmung be^ Saiferö ging bie Sjecution felbft 
am feftgefefeten SCage, ben 21. ^mxx, öor fic^, njorüber gürft 
S*arl nod^ an bemjelben Sage in aüer Mrjc bem Saifer bt^ 
rid^tct^). „Surer I. aWaj. guäbigftem Scfel^l gu gel^orfamfter 
golg fiub am näd^ftbergangenen ©amftag öffentlid^, in 33eitt)efen 
ber ßonbemnirtcn in loco Judicii, ba ^6) unb bie anbcren 
ßornmiffarien gefeffen, bie ßonbemnirtcn aber Dor ben ©d^rannen 
geftanben, auf @urer faif. 3Kai. *^rager ©d^log, in bereu ^ier^u 
öor biefem beputirten SReic^^l^of SRat^öftuben, barinnen männig* 
lid^ gelaffen, bie Urt^eife unb ßuer SDiaj. hierauf erfolgte fer* 
nere Srflör: unb ®egnabung, publicirt unb abgelefen, unb 
öorl^er eine Oration unb 23ortrag öon 55: a)ZeIanbro in teutfc^er: 
öom ®: ßajjer aber tran^ferirt in bö^mifd^er ©pradEie gehalten 
tt)orben, .... golgenb ift hierauf ^eut frü^ öon fünf U^r biö 
^alb jel^n bie Sjecution auf bem 3lltftätter ^la^, gleid^ am 
Statl^l^au^ auf einer ^icrju aufgerid^teten Sü^ne ju SSßerf ge= 
fteüet unb öottbrac^t toorben, attermagen, tüie fold^e^ bie t)cr== 
faxten unb publicirten Urt^eile unb bie öon (Suer SDZaj. ergan^ 
genen gnäbigften 9tefolutione^ öcrmod^t unb mit fid^ ge= 
brad^t l^aben." 

SSJa^ Surft Äarl in biefem ©d^reiben mit einfad^en furjen 
SBorten berid^tet, ift im Theatrum Eiiropaeum tt)ie in Ä^eöen^ 
^iüer'ig 5lnnalen2) mit aüer Slui^fü^rlid^feit unb SBcitläufigfeit 
erjäl^lt, bie Slamen ber §ingerid^teten unb bie 2lrt i^rcr ©trafen 
angegeben unb alle 3Sorgängc gefd^ilbcrt. S5ei Ä^eöen^iüer finbet 
fid^ aud^ eine 5lb6ilbung in tupferftid^ mit einem ^auptbilb in 
ber aßitte unb öerfdEiiebenen Heineren T)arftcüungen ^erum. 



1) b'@löcrt. 88. 

2) Theatrum Eiiropaeum I. 482 ff.; Ä^cöcn^iUcr, Annales 
IX. 1308 ff. 



— 216 — 

ber ^tbtüion teilgenommen ^aben. Tte öffentltc^n i^^cttien 
ber CSaldtnifc^en unb ^tcarbtfc^n Seelen feien aber abjufteUen. 

3&it in biefen fo loeit greifenben Ratten (^ürft Sari eine 
äßilberung ber ftrengen IDkgregeln bee Saifere Deranlagte, fo 
fu^r er auc^ fpater in bem gleic^n Semü^n fort. X'a aber 
aiit Sntfc^ibung, felbft in jebem ^rfonalfaU, maß bie Se^ 
ftrafung unb ^egnabigung betrifft, ber Saifer fic^ borbe^Iten 
^atte, fo fonnte er nur dorfc^tagen unb ber @nabe empfehlen. 
So empfahl er in einem Schreiben oom 10. Suguft bie :i^ittlDen 
unb ^aifen ber Eingerichteten unb Skrurt^ilten, bie nic^t 
tt)ügten, tt)odon 3U (eben, ba bie @üter unb ^fi|ungen einge- 
jogen toaren ; fo erfuc^t er am 27. September, bie ärreftftrafen 
berer, bie bereite üerurt^lt »aren, in eine ©elbbuße ober fon^ 
ftige Slbfinbung ju üertoanbeln '). Gr ^atte aber mit biefem 
®efuc^ feinen Srfolg. 

!Cer Äaifer feinerfeitö erfanute bie 'Dienfte, »elc^e i^m 
($ürft Äarl in biefen fc^toeren, J^agerfüHteu 3^'^^" unerfc^rodcn 
unb rücffic^teloö um Ounft unb Ungunft geleiftet ^atte, baburd^ 
an, bag er i^n, ber bi^^r nur atö faiferlic^er Gommiffär fungirt 
l^attc, am 17. Januar 1622 gum Statthalter öon Sö^mcn mit 
au^gcbe^nter SSoHmac^t ernanute, ^n bem patent ^ißt e^ 
f olgenbermaßen : „Sir gerbinanb ber Stnbere .... belennen 
mit biefem ©rief öffentlich gegen ^ebermänniglid^, »ie ba§ »ir 
au^ öaterlid^er ^ö^forg ba^in fein bebad^t, bamit »ieberum in 
unferem Srbfönigrcid^ ©ö^im unb bcmfelben einverleibten Säu- 
bern dit6)t unb ©ercd^tigfeit feinen Fortgang gctoinnen unb aUe^ 
in feinen öorigen guten ©taub gebrad^t möchte »erben, ju bem 
@nb tt)ir bann ®. ?. beu dürften Sari öon Sied^teuftein alö 
bcn, »eld^er nid^t aUciu unfern ^od^gee^rtcn SSorfa^rern öiel 
unterfd^ieblid^e angenel^me unb nü|}Iid^e unb ftattlid^e ÜDicnftc 
erjciget, fonbern aud^ gegen un^ in öiele ffiege feine aufrid^tige 
unb beftönbige 2^reu im SBerf ertoiefen, tt)ie er bann nad^ unferer 



1) b*(g(öert, 108. 



— 217 — 

glücfiid^en 3Sictori biö aul^cro in gebaditcm unfercm (Svbfönig^ 
rcidi ©c^cm fcl^r lüol^I, öerftänbiglid^, anfcl^enlid^ unb lobmüvbig 
ju mcvKid^er Seförbcrung , uitfevc^ Qntcrcffc^ gubernirt, mit 
»o^lbcbad^tcm "SRxiti), rcd^tcm Sßiffen, aud) öorgcl^abtcm reid^cn 
diatf) unfcrcr eblcu $Rätl^e auö föniglid^cr Sel^cmbifd^cr SKad^t 
ju unfercm ©tattJ^altcr in oftgcbad^tcm unfern Äönigrcid^ Sc- 
l^em öerorbnet unb bcputirt, t^un ba^ axiä) hiermit in Sraft 
biefe^ Srief^, ba§ ®. 8. im ganjen Äönigreid^ Selbem, in 
^icgö^ al^ Quftij* unb in ©urnma in aßen ©ad^cn, nidfitö 
überall aufgenommen, guberniren, biö^jonircn, rcgircn, bcfcl^len, 
öerbicten unb aütß ba^jcnige, toaö ®. 8. ju Scförberung unfcrcö 
5?ufeen^ unb gi^ommen für gut anfeilen toirb, ol^nc männiglid^c 
SJerl^inberung frei unb fidler tl^un unb laffen fottc unb möge" ...*). 
ÜDiefc Ernennung ttjurbc ben Surfürften unb anbcrcn beutfd)cn 
Surften burd^ bcfonbcre ®d)reiben belannt gcmad)t. ^\x bcni* 
felbcn ^ai)xt am 8. September üerliel^ bcr Saifer aud) baö 
golbene 9SIie§ an ben tjürften S'arP). 

J)er Äaifer toar jtoar auf bie SSorfteßungen beö dürften 
üon einem ftrengercn 3Scrfal^rcn gegen bie nod) nid^t t)erurtl)eil* 
tcn Sfjeilnel^mer ber 5Rebettion abgeftanben, nidfit aber üon einem 
^roje§ über[)aupt gegen [ie. So l^anbelte fid^ babei nid)t blo§ 
um Siedet unb ®cred)tigleit, fonbern aud^ um 9Biebereinbringung 
alfer ber großen Soften, toeld^e ber Ärieg unb bie ^Rebellion 
üerurfad^t l^atten. S33enn ber S'aifer barum bie ©träfe an 8eib 
unb Scben erlief für alle neuen Untcrfud^ungcn, fo ^iclt er bafür 
feft an bcrjenigen an ®elb unb ®ut. ^n biefer Stid^tung gab 
er bie Qnftruction für ben neuen ©erid^t^l^of, bcr unter bem 
Surften nunmel^r auö 3lbam öon 3Ba(bftcin, gricbrid^ üon ZaU 
Icnbcrg unb ©eftma Sörtb^ jufammengefefet tourbe. ^rocurator 
unb Slnllägcr blieb ^rjibecf öon Qenifd^ef, sum ©ecretär unb 
"tßrotofottfü^rer tourbe ber faiferlid^e ©ccretär §anö Regner öon 



b'@(ücrt, 109; Sic(f)tcnftcin. 5lrd)it) Z. 7. 

2) t^ctjcn^illcr, Ann. IX. 1619; !eicd)ten|lcin. %x^it) X. 81. 






*.' h-^nnxniiniir iuzr zrr -nr Tir crmnc: 

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— 219 — 

©trcitigfeitcn aller Slrt, ttjcldic aiiö bcn ßonfi^cationcn unb in 
golge bevfelbcn au^ bcn großen 3Scrmögen^änbcrungcn, an^ bem 
Ucbergang ja^llofcr ®ütcr in neue §änbc l^eröorgingen, nod) 
!eine^tt)cg^ abgefc^loffen. @ie fotttcn burd^ bie 2lnfc^ulbigungen, 
bie ben dürften tjerfönlid^ trafen, unb unter ben obttjaltenben 
Umftänbcn unauöbleiblid) treffen mußten, mä) üiel Slerger be* 
reiten, ©eine große 3lufgabe aber toar mit ber ?iiebertt)erfung 
unb Seftrafung ber 9ftebettcn, mit ber 3wrü(Ifül^rung Söl^menö 
in einen rul^igen unb gcorbneten 3^^^^^^^^ \^ ^^'^ ^^ ^^^^^ ^^^^ 
äußeren geinbe getrübt tourbe, ericbigt. $Die 3iif^i^i>^i^'^^it ^^^ 
Saifer^ mit ber Söfung biefcr 2lufgabe bezeugt bie 3SerIeil^ung 
be^ golbenen SSIieße^, bie Ernennung jum ©tattl^alter unb bie 
33elaffung auf biefem Soften, auc^ nac^ 33eenbigung ber ^au^jt* 
aufgäbe, bi^ an feinen SCob. 

Die 2lufgabe, bie bem dürften alö Statthalter Sö^men^ 
übrig blieb, mar auc^ nadil^cr, tl^eil^ toegen be^ fortbauernbcn 
Äriege^, tf)eitö toegen aller ber Streitfragen, ttjeldie ber 2luf* 
ftanb jurüdgelaffen l^atte, immer noc^ eine fdimierige unb mül^C' 
öolle. ©orge unb 3lrbcitölaft ttjurben noc^ öermel^rt burc^ bie 
^ümmerniffe um feinen eigenen S3efife, ber lüieberl^olt üon ben 
(Sinfältcn feinblidier STruppen, felbft öou ber fc^limmcn 6in* 
quarticrung ber aiBaüenfteinifc^en l^eimgefud^t tourbe unb unter 
it)ren 23crtt)üftungcn fürditerlid^ litt. 

S)ie 8aft feiner Slrbeit ju erleichtern, ^atte ber .Saifer il^m 
f(i)ün am 12. 2JJai 1623, afö er felbft in ^xaQ gemefen unb im 
Segriff ftanb fic^ toieber nad^ ^Jiieber^^Oefterreid) jurüdäubegeben, 
ein 9tegicrung^*(Soltegium an bie Seite gegeben. „!Dal^ero bie 
I)o^e 'Jlotl^burft erforbert", l^eißt e^ in bem Sd^reiben bc^ Äaiferö 
an btw Surften, „baß \m bi^^cro öon S): \i: mit fonberbarer 
5ürficl)tig!eit unb gleiß befd^e^en, alfo aud^ in^ lünftige üon 
bcrfclbcn, bi^ ju (lüill^ (Sott) unfcrer balb glüdlid^en Üöieber* 
äuvüdfunft, ba^ anücrtraute aufgetragene Stattl^alteramt ttjciter 
tt)ot)t ucvi'orgt unb üerfcl)en n^erbe. Diefemimrf) fo fel)en mir 
gnäbigft für gut an, baß Sie um fo ^o^en 8aft^ millen, l^infüro 



— 220 — 

in ^otijci^, >i"ftij^ unb ^-icoöfad^cii, toa^ bic Cuartier unb 
^roöiant anlangt, jum »enigftcn fcc^^ *^Jer|oncn, nämlid^ jtoccn 
l^anboffijicrcr nnb foöicl au^ bcm Sanbrcd^t öom ^crrn^, in^ 
glcid^cn aud^ 9?ittcrftanb, einem l^anboffijier nnb einen Sanb- 
red^tfitjcr; in fiammerfad^en aber nnfere Sö^emifc^c Kammer 
ju fic^ jiel^e, nnb mit beren 9?at^ in obbemelbeten fürlanfenben 
©ad^cn befto fidlerer »erfahre, infonber^eit aber barob fein, bag 
bie nod^ fd^lüebenben ßriminalproceffe jum langften innerhalb 
brei SDionate geiüißlid^ geenbet, aud^ mit bem Siqnibationöproce^ 
jum fd^Iennigftcn »erfahren »erbe. ..." *). 

Die ©rleid^tcrnng, »eld^e bem tjürften hiermit ju SC^eil 
mnrbe, gefc^al) gemig mit feinem öotten 3BilIen unb ßinüerftanb^ 
niß, benn bie Saft ber ja^Ilofcn Slrbeiten, ba^ Unangenehme 
bcrfelben, bem Streit, Slerger unb ©el^äffigfeit folgen mußten, 
l^atten feine ©efunb^eit erfd^üttert. ®d^on im gtü^Iing be^ 
3a]^re^ 1623 ging er auf bcn 9tat^ ber Slerjte nad) Sarl^bab 
unb feierte einigermaßen geftärft jurücf. !J)od^ erfud^te er bereite 
im folgenben Qal^re fd)on am 2. Slpril um einen erneuerten 
Urlaub für eine ßur in Äarlöbab^). 3m ©ommer 1625, ba bic^eft 
in ^rag ttJütl^cte, brad^te er längere ^tit in Sanböberg jn, bod^ 
öerfudfite er üon l^ier njie üon Sarl^bab au^ bie ©efd^äfte fort* 
jufül^ren, unb er behielt fie aud^ in §änbcn bi^ an feinen 5Eob. 

f. £e^te £ebeti6ial)re. C^ütercrttierbiittgen. Söditer. 

9Ba^ bem gürften Äarl nod^ in ben legten ^al^ren in 
feiner ©tattl^alterei üon ©ö^mcn gu t^un oblag, ttjaren au§er ber 
atigemeinen tjül^rung ber inneren Sanbe^angelegen^eiten unb ber 
Orbnung ber arg in SSermirrung gefommenen Steuern unb 
SEajcen, nodfi in^bcfonbcre bie @df|Iid^tung nnb ßntfd^eibung alfer 
ber jal^llofen "^rojeffe unb ©treitigfeiten, toeld^e ber Slnfftanb 



') b^eiöcrt, 163. 
2) (Sbenbort, 185. 



— 219 — 

©treitigfeiten attcr Slrt, ttjcld^c an^ bcn Confiöcationcn unb in 
(Jotge bcrfclbcu au^ bcn großen 3Scrntögcnöänbcrungcn, au^ bcm 
Ucbergang jal^IIofer ®ütcr in neue |)änbe l^erüorgingen, nod) 
leine^ttjcg^ abgcfdiloffen. ®ie fotttcn burd^ bie Stnfd^ulbigungen, 
bie ben dürften perfönlid^ trafen, unb unter ben obttjaltcnben 
Umftänben unausbleiblich treffen mußten, nodi öiel 2lerger be^ 
reiten, ©eine große 3lufgabe aber tt)ar mit ber 9?icbertt)erfung 
unb Seftrafung ber JRcbetten, mit ber 3wrücffül^rung Söl^menS 
in einen rul^igen unb georbneten guftanb, fo toeit er nid^t üom 
äußeren j^tinbt getrübt tourbe, erlebigt. $Die 3^if^i^l>^»^^it ^^^ 
SaiferS mit ber Söfung biefer Slufgabe bcjeugt bie Sertei^ung 
beS golbenen SSIießeö, bie Ernennung jum ©tattl^alter unb bie 
33elaffung auf biefem Soften, auc^ nad) 33eenbigung ber §aupt^ 
aufgäbe, bis an feinen SCob. 

Die Slufgabe, bie bem dürften als Statthalter Sö^menS 
übrig blieb, toax anä) narf)l^cr, t^eilS toegen beS fortbauernbcn 
Krieges, tl)eilS n^egen aller ber Streitfragen, n^eldie ber 3luf* 
ftanb jurüdgclaffcn ^atte, immer noc^ eine fd^mierige unb mü^c- 
öoße. (Sorge unb 3lrbcitSlaft »urben nod^ öermel^rt burd) bie 
Äüminerniffe um feinen eigenen S3efife, ber toieber^olt üon ben 
(Sinfäüen feinblirf)cr SEruppcn, felbft üon ber fc^limmcn öin* 
quartierung ber 3Bat(enfteini]d)en l^eimgefud^t mürbe unb unter 
i^ren 23ern3üftungcn fürc^terlid^ litt. 

Die i?aft feiner 5lrbeit ju crleid)tern, l^atte ber Äaifer it)m 
fd^on am 12. 3Wai 1623, als er felbft in 'ißrag gemcfcn unb im 
Segriff ftanb fid^ miebcr na6) iWieber^^Oefterreid) jurücfjubcgcben, 
ein 9tegierungS*(SolIegium an bie «Seite gegeben. „Dal^ero bie 
\)o\)t 'Jtot^burft erforbert", l^eißt eS in bem ©d^reiben beS ÄaiferS 
an ben tjürftcn, „baß toic biS^ero üon 35: "i: mit fonberbarer 
gürfid^tigleit unb 5kiß bcfd^c^en, alfo aud^ inS lünftige öon 
berfelbcn, bis ju (ipillS (Sott) unfercv balb glücflid^en Üöieber^^ 
iurücEIunft, baS anoertraute aufgetragene Statt^alteramt weiter 
ttjol^l öerforgt unb öerfel^en toerbe. Diefemimd^ fo fel)en n^ir 
gnäbigft für gut an, baß Sie um fo l^o^en fiaftS toillen, l^infüro 



— 222 — 

allem nad^gab, ba^ er leine^tüeg^ gctüittt toax, jeben n\6)t hti)o- 
lifdien ©otteöbicnft ju ^inberu, bic nid)! fatl^olifc^e ©ciftlid^feit 
o^nc SBeitereö auö bem Sanbe gu toeifen, iinb ba§ feine 25or* 
fteßungen bei bem Saifer, bie fid^ auf bie ©taatöraifon grün^ 
beten, bie ba^ SSerl^ältniß beö Äaiferö jum beutfd^en SReid^ unb 
gu ben übrigen beutfd)en dürften in^ 5luge faxten, nid)t ol^ne 
@rfoIg geblieben. Sßeitereö jur Seftätigung giebt §urter *). ^n 
einem JRatl^e, ber 3lnfangö 1622 gu SBien bei bem Saifer ab- 
gel^alten ttjurbe, mar befd^loffen toorben, bie ^rebiger ber 3lug^== 
burgifd)en ßonfeffion nur nod^ bi^ Dftern gu bulben, fobanu 
aud^ il^re Äird()en gu fd^lie^en. ®em tüiberfe^ten [id() biejenigen, 
toeld^e bie (S>a6)t ftaatömännifd^ betrad^teten, gumal alö ber un* 
garifd^e Sanbtag gufammentrat. 3)?an fürd^tete ben fd^limmen 
ßinbrudE auf benfelben. J)er Saifer tootlk, xok er fagte, bei 
feiner 3lnfunft in Söl^menö ^auptftabt jene geute nid^t mel^r 
bort treffen. J)er i^ürft Sied^tenftein aber, toeld^er fd^on an 
ienem 9?at^e tl^eilgenommen l^atte, fteüte ben Sinbrucf entgegen, 
ben eine fold^e SKa^regel bei ber beöorftel^enben SJerfammlung 
be^ JRegen^burger 9ieid)ötage^ auf bie i^örften mad)en mü^te. 
@r betoa^rte aud^ ^ier ben ^jolitifd^en ©tanb^junlt, ben er fd^on 
frül^er ben ftrengeren 3Sorfd)riften beö Äaifer^ gegenüber be- 
Rauptet ^atte. 

©eine 3Sorftcttungen blieben ol^ne Srfolg, tt)aö er aber 
öorau^gefagt l^atte, traf toirfüd^ ein. 3)er gürft Sari erhielt ben 
Sefel^I ber fofortigen ©c^lie^ung ber beiben lutl^erifd^en Sirdfien 
in ^xaq unb bie Sluönjeifung il^rer beutfd^en ^rebiger, tt)a^ atter^ 
bing^ in möglid^ft glim^jflid^er SBeife gefd^el^en foßte. ®er ^nv^ 
fürft öon ©ad^fen, fobalb er baüon gehört ^atte, fenbete fofort 
ein bringenbe^ ©d^reiben an ben gürften unb erfud^te um 2luf* 
fc^ub unb gürfprad^e gur 2lbtt)enbung bei bem Saifer. '^Had) 
bem 3Sorauögegangencn blieb natürlid^ bem ijürften nid^t^ übrig, 
al^ beffenungead^tet bem 53efel^Ie JJolge gu leiften, unb fo gefd^al^ 



^urtcr, taifcr gcrbinanb II. IX. 213. 



— 221 — 

l^intcr [id^ gclaffcn l^attc, bic 5lb^ülfc iiub ^cgleid^ung aßcr bcr 
Slnöelcgcn^citcn, toclc^e ber fortbaucrnbe Stieg anä) für Söhnten 
mit [id^ brad^tc, ber SÖibcrftanb gegen unbered^tigte 2lnfprüd^e, 
bie fid^ auf ©eiteu bcr fiegenben Partei, in^befonbcre and) burdfi 
bie fat^olifd^e ®eiftlic^!eit erl^obcn, bie SBieberl^erftettuug eineö 
fidleren uub georbneten Sefifeftanbeö, ber burd^ bie glud)t fo 
üieler Saubeigeut^ümer, burd^ bie ©trafen uub ßonfiöcationcn 
in unüberfel^baren 3Bed)feI gerat^en gu fein fd^ien. Sitte biefe 
S)inge, bie in bie fpegiette 8anbc^gefd)id^tc Sö^mcn^ gehören, 
barjuftetten, bürfte l^ier in ber gamiliengefd^id^te tt)o^l nid^t am 
Orte fein, äöelc^e perfönlid^e SRotte gürft Sari in biefen Se=^ 
gebenl^eiten fpielte, toie toeit unb in »eld^cr 5[rt er an bcr 
5Kiebcrtt)erfung be^ Slufftanbe^ betl^eiligt njar, toie »eit er jur 
Serul^igung Sö^men^ mittoirfte, ba^ ge^t tool^I ^inlftnglid^ au^ 
ben obigen aWitt^eilungen ^erüor. S)ie autl^entifc^en SlctenftüdEe, 
»eld^e bcr ^ublication b^Slüert^ gu t^erbanfen finb, geigen, baß 
er niemals eigenmäd^tig öcrful^r, ba§ er ftet^ ben g^nftructionen 
unb ^efcl^Ien be^ fiaiferö folgte, unbefümmert barum, ob er 
3lerger, §a§ unb SSerfolgung baburd^ fid^ jujiel^en ttjcrbe. ®ie 
geigen aber ani), ba§ er niemals mit feiner 3)tcinung unb feinem 
9?at^e gurücf^ielt, auc^ tt)o biefelben anber^ lauteten alö bie 
faiferlid^en Slnfid^ten, unb oftmals ^at er baburd^ bie ßntfd)Iüffe 
be^ Saiferö abgeanbert ober gemilbert. 

®ie ©tettung, bie er einnahm, bie Slufgabe, bie er gu löfen 
^atte, mußten unauöbleiblid^ il^m Slnfeinbungen unb 5lnfd^ulbi* 
gungen gugie^en, il^m ^einbe unb 9?ciber attcr 3lrt erttjccf en. 
®ie verbitterten il^m feine legten Qal^re unb mögen mit il^rem 
Slerger unb il^ren Sräntungen baö Snbe feinet geben« befehlen* 
nigt l^aben. 

5Kidf|t am »enigften mar c« bie fat^olifc^e ®ciftlid^!eit, 
unter bereu Slagen unb Slnfd^ulbigungen, bie einerfeit« gum Sur^ 
fürften 9Ka^imiIian, anbererfeit« gum Saifer gerbinanb brangen, 
er gu leiben l^atte. S« ift fc^on oben berichtet »orben, baß ber 
gürft ben 5Reftauration«gelüften ber ©eiftlid^en feine«tt)eg« in 



— 224 — 

burc^ gcorbnctcn öauö^alt im Stanbc gctoefcn ttHxr, feinen Sep^ 
in oermel^ren, baß ber t^örft nunmcl^ ju ben ©ütern, \dcI^ 
i^m gteic^ aubem bic Sanfbarfeit bee Saifere Derlie^, noc^ 
anbete faufte, baraue tourbe i^m eine Cueße groger äergemifie 
unb 93ortt)ürfe. Unb bod^ ^atte man umgelegt bie (Sac^e auc^ 
al§ ein SSerbienft betrad^ten fönnen, ba in biefer frieg^^ unb 
brangdoQen ^tit gar oiele 3efi| unb S3ermögen ganj ober t^il^ 
m\]t eingebüBt Ratten, tt)enige fid^ in fold^en 3$ert)altniffen be^ 
fanben, um im Orogen [ofort mit baaren Summen fauffä^ig ju 
fein, anbere nid^t ben 3Äut^ Ratten, »eil pe bem Seftanb ber 
2)inge nid^t trauten. 

OblDol^I ber Saifer felbft ben Stnfd^ulbigungen »enigftenö 
leine praftifc^e golge gab unb ben dürften Äarl ungefranft in 
feiner bebeutung^üotteu SBirffamleit ließ, fonnte bod^ biefer felbft 
biefelben nid^t unberücffid^tigt laffen. ^n einem ©d^reiben, baß 
er öon Sanb^fron am 15. gebruar 1626 an ben ©eid^toater 
be^ Äaifer^, ben ^ater Qona^ Sabniger, rid^tet *), bricht er in 
bittere 0agen au^. „^aß anlangt meine ^Ibreitung, ba^ etliche 
fold^e fottjeit öertocrfen unb öerneinen, baß id^ baöon nid^t^ be* 
getreu foK, »eiß id^ barauf nidf|t^ anbere^ ju antworten, al^ 
ba^ biefelbe meine Slbreitung enttücber bittig ober unbittig ift; 
ift fie bittig, tt)a^ fd^euen fie inir borgul^altcn ? »orinnen? »eil 
id^ aud^ bi^ dato attein auf gute 9iid^tig{eit, nid^t aber auf 
einige 3[ntt)eifung ober Sega^Iung unb — xoo S3ebenfen babei 
»äre — auf ßommunication ju meiner ©rleiterung noc^ jur 
3eit gebrungen, ift e^ benn ©ad^e, ba§ bemelbte Stbreitung 
biüig, »arum tabeln fie biefelbe? Sl^un fie e^ barum, »eil ^ifxt 
2Ka|eftat mir öiel ®uaben getl^an, ^alte id^ bafür, »aö fie 
get^an, l^atten fie gratis gefd^enft, unb nid^t ba^ id^ e^ faufen 
unb »omit anberen afö meinen öorigen unb nod^ »al^renben 
treuen ÜDienften gal^Ien fotten. @o bin id^ aud^ nid^t attein, ber 
öon 3i^rer SWaieftat gro^e ©uaben empfangen, fonbern finb 

') Satbcrg, Genealogia unb SWanufcr. in ber Sicdjjtcnjl. ©ib(. 



— 225 — 

bcren ttjo^t incl^r, bic, tt)cnn man reitet, toa^ 3>^rc SWajieftat 
i^neu gefd^enfet, man Ql^nen felbft jn nehmen, unb 3Sortl^eiI gu 
brauchen geftattet, nnb gut gel^ei^cn, tooijl fo öiel unb ein SÄe^-- 
rereö befommen, bod) ol^nc 9?u^m gu melben, unb niemanbcn 
meritis ju betra^ireu, 3^rer 3)iaieftat ni(i)t fo nü|lid^ alö id| 
gebienet l^aben, toeig berotoegcn gar nid^t, ttjarum bie Invidia 
beö ^ofeö eben atteine auf mid) il^re 3lbfici^ten l^at. Ql^rer 9Jia* 
jeftät njitt ic^ mit SBerfen, SBorten ober ©ebanfen nie unbanf^ 
bar fein, alö toegen beö, ba| 3^re 9)iaieftät burc^ fold^c grei^ 
gebigfeit, mit meldien biefelbe mir biefe ®naben getrau, Q^r 
aüergnäbigfteö !aiferlid|e^ ®emüt() unb 3lffection unb alfo ein 
flareö S^\ä)tn meiner 'Dienfte 2lnnel^mlicf)!eit fd^einen laffen. 

!Da^ aber, tüie meine 3?eiber ausgeben, an fic^ felbft fo 
gro§e ©ad^en fein foüen, erfenne unb befenne id) gmar aud^ bie 
®ad)e felbft für eine gro^e ®nabe; jebod^ gar nid^t biefelbe ju 
oerfleinern, fonbern meinen ?ieibcrn gu tt)iberfpred)en fage id^, 
ba§ e^ bei weitem nicf)t ba^, tt)aö fie üorgeben, benn menn man 
nad)fel^en tt)irb, n^ie tl^euer üor menig ^üt biefe @üter, ba fie 
nod^ in integro statu tüaren, !auft unb üerfanft lüorben, fo 
tpirb man nie anber^ fagen muffen; man bebenfe, toaö id^ öor 
ber ^Rebellion gehabt nnb »a^ id^ jefet l^abe, man fel^e aud^, 
ttja^ anbere jener 3^'^ gel^abt, unb toaß fie jetjt öermögen, unb 
ejaminire bie Proportion be^ Incrementi, man frage, tt)o ein 
jeber ba^ ©einige genommen l^abe, fo toirb^^ [ic^ balb finben. 
3)ieine 5Reitung in acquisito ift leidet gemad)t, man fe^e für^ 
eine, n^a^ id) guöor gel^abt, fürs^ anbere, tt)aö ^\)xt aWaieftät 
mir gefd^cnfet, für^ britte tüa^ id) gefauft, »ol^er id^ ba^ ®elb 
gum Saufen genommen, ejcaminire man meine öorigen @in=^ 
fommen, unb meine nod) üerbleibenbe be^ttjegen gemad)te ©d^ul* 
ben, e^ foöte billig ber 9?eib nid^t fo überfic^tig fein, noc^ fid^ 
ben üon ®ott mir gegebenen ©egen fottjeit irren laffen, bag er 
meine 3Kerita fo gar überfeine. I)enn toer l^at »egen 3>^ter 
2»aieftät in biefer ^Rebellion fo üiel üerlaffen? 2Ber ^at fid^ 
ol^ne SReid^ung eine^ |)elferö §ilf, biö fo lange id) bie ßommiffion 

Sfalfe, Siec^tenfiein. IL !0D, 15 



— 218 — 

JRöffcIfclb bcftcüt. J)ic Gommiffion f^attc bic 5"ft^"Ction, ju 
üerfa^rcn unb ju urt^eilen toa^ yttd)ttm fei, nur baß bic Strafe 
atteiu in @clb unb @ut beftänbe; Scftötigung unb ettoaige 
SKilberung ober ^egnabigung behielt fic^ bcr fiaifer fetbft oor. 
2)iefe öeftimmungen galten aber nur für biejenigcn, »eld^e fic^ 
in golgc ber au^gangenen faifertid^eu patente bei bem dürften 
Öied^tenftein fetbft melbcteu; »er in Stebettion unb Siberftanb 
beharre, toiber ben fotte mit ber orbentlid^en Strafe Criminis 
laesae majestatis öorgegangen »erben. ®o lautet in ber ^aupt- 
fad^e bie <5>nftmction öom 18. ^önuar 1622'). 

5)ie Sriaffung ber patente, ba^ 2lbtt)nrten ber gefteUten 
griften gur Slnmelbung, fobann bic Unterfud^ungen nad^ ben 
gefd^e^eneu Slnmelbungen, bie an ^aljl 202 betrugen, crforber^ 
ten fo üiel 3^it, baß gürft fiarl erft am 10. Sluguft ben erften 
Serid^t über ba^, toa^ in ^olge ber ^nftruction üom 18. ^Januar 
gefd)el^en, einfenben fonnte. J)iefer 53erid^t üerlangt noc^ über 
mand^e prinzipielle JJragen bie laifcrlic^e Sntfd^eibung -). 35er 
Äaifer jeigt ]id) im Söefentlid^en einöerftanben mit allem, toaö 
gefd^e^en unb angeorbnet, unb beftätigt ebenfo auc^ faft regele 
mö^ig bie cinjelncn Urt^eile, bie in nad()foIgenben 53erirf)ten ba^ 
ganjc folgenbe 3cil^^ 1623 einlaufen. 9Kit tl^unlid^fter Sefc^Ieu^ 
nigung »erben bie Urtl^eile beftätigt unb jur ^ublication gurüdt* 
gefenbet. J)ennod^ baucrte ber ^roje§ aütw ju lange, fo ba§ fd^on 
am 19. September 1623 gürft Sari ben SSorfc^lag jur 2luf* 
l)ebung ber „Sonfi^cation^=^(5ommiffion" mad)te, bereu Soften 
fel^r bebeutenb toaren. ^n feiner Slnttoort öom 3. October giebt 

ax\6) ber Saifcr feine 3wft"""^w^9 ^^i^y ^^^ ^^^^ ^^^^^Ö \^^, 
folte fummarifd^ abgemad^t tocrben^). 

Slber aud^ bamit »aren alle bie jal^Uofen Streitfragen, 
bie jum S^eil l^öd^ft öeriüicfelten 3iiftö^i>c, toeld^e bie golgen 
ber JRebellion »aren, noc^ lange nid^t crlebigt. "^rogeffe unb 

») b'ßlücrt, 110. 

2) gbcnbort, 139. 

3) (Sbcnbort, 177. 18-2. 



— 219 — 

©trcitigfcitcn aller Slvt, toü6)C an^ bcu Confi^cationcn unb in 
go(ge bcrfclbcn au^ bcu großen SSermögcns^äuberungen, axiß bem 
Uebcrgang jal^llofcr ®üter in neue §änbe ^eröorgiugen, nod^ 
!eiucött)eg^ abgefc^loffen. ®ie foüteu burd^ bie Stufd^ulbigungeu, 
bic ben i?ür[ten tjcrföulid^ trafen, unb unter ben obttjaltenben 
Umftänben unausbleiblich treffen mußten, nod^ üiel Slerger be* 
reiten, ©eine große 3lufgabe aber toax mit ber ^fJiebertüerfung 
unb Seftrafung ber JRebeßen, mit ber 3wrü(Ifü^rung S3öl^menö 
in einen rul^igen unb georbneten 3uftanb, fo toeit er nid^t öom 
äußeren geinbe getrübt ttjurbe, erlebigt. $Die 3"^^^^^^"^^'^ beS 
S)aiferS mit ber Söfung bicfcr 2lufgabe bezeugt bie 3SerIei^ung 
beS golbcnen SJließeS, bie Ernennung jum Statthalter unb bie 
33elaffung auf biefem Soften, auc^ nad^ öeenbigung ber ^aupt* 
aufgäbe, bis an feinen SCob. 

Die 2lufgabe, bie bem dürften als ©tattl^alter Söl^menS 
übrig blieb, toar and) narf)^er, t^eilS megen beS fortbauernbcn 
Krieges, iijdU toegen alter ber Streitfragen, toeld^e ber Sluf- 
ftanb jurücfgclaffen ^tte, immer nod^ eine fd^mierige unb mül^e- 
öolte. (Sorge unb 3lrbeitSlaft ttjurben nod^ öermel^rt burd^ bic 
Äümmerniffe um feinen eigenen Scfife, ber toieberl^olt öon ben 
(Sinfäüen fcinblid^er STruppen, felbft öon ber fc^limmcn &\u 
quartierung ber aiBatlenfteinifd^en l^eimgefud^t ttjurbe unb unter 
i^ren 23crtoüftungcn fürd^terlic^ litt. 

Die Saft feiner 5lrbcit ju erlcid^tern, l^atte ber S^aifer il^m 
fc^on am 12. 2JJai 1623, als er felbft in ^xaQ getoefen unb im 
Segriff ftanb fic^ n^icber nad^ ^JJiebcr^Ocfterreid^ jurücfjubegcben, 
ein StegicrungS^Goltegium an bic ©eite gegeben. „Da^ero bie 
ijoijt 'Jiotl^burft erforbert", l^eißt eS in bem ©d^reiben beS ÄaiferS 
an ben gürftcn, „baß toie biS^ero üon 35; ß: mit fonberbarer 
gürfid^tigfeit unb gleiß befd^cl)en, alfo aud^ inS fünftige üon 
bcrfclbcn, bis ju (willS ®ott) unfcrer balb glücflid^en Söicber^^ 
jurüdfunft, baS anücrtrautc aufgetragene ©tatt^altcramt tociter 
iDOl^l öerforgt unb ücrfcl^en tocrbe. Diefcmuad) fo fcljen mir 
gnäbigft für gut an, baß ®ie um fo l^ol^en Safts lüillcn, l^infüro 



t 






Sa^)tn )o Ejirr nid|t ;u tv\äitlta, ali ber l^eiHliäiUit &ifats, 
möglii^fter tfr^altung btz äi^ofilfcil^it un& Orrgkic^n ju gr 
fc^nwigcn, toiU nur ;uni Scf(!^lu§ gefragt tfabrii, ob, nu^ 
^^n ^ajq'tdt mii je antxfo^cn vorixn, ia% iif nic^t ball 
unb iDo^l tittili ttfcr unb twffn, al^ t^ ift an^tjc^affct ivoil 
wmt^ltt':' Cb Qudi «inn naiitageii tönnr. bog id| 
^orl^l lim cintü Üfrcu^n^ Älfit^, 3f|rn: 'ü){airftät in timae 
jum '}Ja(^tt)ni gr^anbcll t)iibc? Cb in Den (^üttrii, die mir fiiib 
Dnfauft iDOibcn, ^ur Stbäcuiig unD ^nbliiiig idi mir )rlbft 
^omraiüaricn etTDä^ldy Cb mit ©efi^enEcn ober t:rol)un(|fn 
ober einigem it^orl jenianb ju meinem l'oit^ii ;u l^un migC' 
beutet norben? Cb jeinanb 3d)Ulben, (o ic^ iemanb ju 
genxft, mir gefi^ntt uiib aufgetafien ? Cb &ti<i)mH' ober 
tialität ^Iber iemanb megen ber^uftij beithmeret i)obt?" 

Bier bie Seröältnifie aUjeilig erniägt. uiiler tDel<^en gürft 
äari bie «StattEiaUerjc^äft Sö^mend übernommen, unter meieren 
et in biefer 'Stellung ouege^nrtl, haS ^anb beruhigt unb in ber 
!Ku^e et^lHn, ber wirb bie allgemeine 3Sal)r^it, bie in (einen 
iSe^auplungen Liegt, nit^t in äbrebe fteUen fonnen, menn fi(^ 
nui^ für feinen Slnl^it an bem ^wqt naüt ^rag unb an ber 
enlf(^eibenben @(^[nc^t bie foiiftigen Belege ni(^t beibringen la|fet[. 

2Öaü bie SJerme^ning feineö ererbten Sefi^ftanbeö, bie 
Erwerbung neuer ®ütcr betrifft, fo batirl fie nidjt rrft feit ber 
bö^mifc^en Stdtt^altcrfdiaft. Si^on Don 3"9fnb an, fobalb er 
baS Däterlid)e Stbt angetreten, trachtete er baruai^, ba^fetbe ju 
Dergtößern unb niuvbe in biefem Seftrebrn unterftügt ebenfo 
bur(^ eine glüiflic^e ^firat^, mk bmd) Sparfnmteit unb georb^ 
uelen ^nuä^all. ttn iro^ren ®runb ju bem ferner ungetrübten 
^o^lftanb bcö ^oujeö legte er biirc^ bcu (jrbüerttag Dom ^afjxt 
1606 mit feinen beiben Srübern, roeli^er neue 3:()ei[ungen unb 
bamil ben SJcrluft niter Scnulicugüler auf immer tier^iubcrte. 

$)er urfprünglid)e öcfiß beö j^ürftcn Sari, fein Dolerlii^ 
Qtbt, ffaltt, icie oben in bem erften äbfiiinitt feineS debenä 
rilltet morben, au« ben beibeu §err((^nfteu gelböberg 



— 229 — 

^crrcnbaumgartcn bcftanbcii, nebft bcr 2lntt)artfd^aft auf ©«grub, 
ba« cinftwcilcn bcr äßuttcr öerblieb. !©er crftc gicmlid^ bebcu== 
tcnbc 3lnfauf, biird^ ben er i^n öcrmc^rtc, Qt\ä)a\) im ^a\)xt 
1596, inbcm er üon §an^ 33eru^arb öon günfürd^en bie bem- 
fclben geljörigen S3e[i|ungeu ju ^oi^borf, §erreubaumgarten, 
Stxntt), SBalter^fird^en, 5Reint^a(, »erut^al unb Ääfeeföborf er^* 
ttjarb *). Qm näd^ften ^ai)xt fameu bajii öermögc ber §eirat^ 
bie ©o^coüifeifd^en §crrfci^afteu Sluffee unb S^erua^ora, fott)ie 
öerfd^iebene Heinere Siegenf d^aften, j. ®. mel^rere Käufer in 
gelböberg, bie, tt)ie anbereö Untoid^tige, nid^t aufgejäl^It njerben 
foßen. ^m 3ia^re 1599 faufte er mit feinen S3rübern bie ®tabt 
Slufpife fammt einigen fleineren ©ütern öon ber faiferlid^en §of* 
lammer, bod^ gingen biefelben erft fpäter in feinen factifd^en 
Sefife über 2). ^m Qa^re 1601 faufte er ein ^an^ in SSSien, 
1602 ben §of ju ©dfirattenberg öon §anö S^inaft öon ^idfiten* 
berg unb öon ben Sernfteinifd^en Srben bie §errfd^aften SIu* 
menau unb ^rognitj^). ®o erfd^eint Äarl bei bem Vertrag mit 
feinen örübern öon 1606 al^ §err auf gelböberg, Ferren* 
baumgarten, ©(umenau, ^ro§ni^, Sluffee unb ßjerna^ora. 3n 
biefem ^a\)xt toax e^, ba^ er juerft bie barmJ^erjigen ©ruber 
(Fratres misericordiae) au^ 3>talien ju fid^ nad^ S^lb^berg 
berief unb il^nen bort ba^ ©pital einräumte. 3il^rc orbentlic^e 
bleibenbe 5[nfieblung unb iJunbirung gefdfia^ erft f^Jäter burd^ 
Äart^ ©ol^n unb 9tad()foIger, ben gürften Sari ßufebiuö. ^m 
folgenben Qal^re 1607 erfaufte er öon ^eter Äat^arin bie §err^ 
fd^aft tunftabt um 50.000 ®ulben^). ®d)on einige Qa^re 
früher, aU er nod^ Oberft^ofmeifter bei Äaifer JRubolf in ^rag 
war, fd^äfete ber fpanifd)e ©efanbte (ju gering) bie (Sinfünftc 
au^ feinen ©ütern auf mel^r benn 40.000 2^1^aler. 



Sic^tcnftcin. ^trd^iö H. §. 76. 

2) H. b 10. 

3) Dd. 75. 
*) Dd. 74. 



— 230 — 

X)ie nac^fte groBfre Snocrbung ift bie Don S^roppau, mor- 
fiber au^fü^üc^ berichtet tt)orbfn. Set bem beginn bee bö^« 
tnifc^n ftriege^ ftanben bie (S^Ibangelegen^etten be^ dürften fo 
gfiiiftig, bog er bem ftaifer ein 9(nle^n Don einer falben iDüttion 
©ulben anbot, ß« »urbe (am 24. December 1619) befohlen, 
mit bem ^ö^rften barüber gu Der^anbeln. ^m nac^ften ^afpct, 
1620, bot er abermatö ^unberttaufenb @u(ben an, momit er 
auf bie @raffc^aft äßitterburg DertDiefen tottbcn xooüU. @^ 
iDurbe am 20. 3uni ber Sefe^I ert^eilt, i^m barüber brei 3Ser* 
fc^reibungen ju öerfaffen ^). ^m folgcnben ^ö^re faufte fein 
©ruber Ounbacfer bie beiben 9tebelfengüter SBeiptDaffer unb 
f)ü^nertt)affer (»eld^er Äauf icbod^ rücfgangig »urbc), toaff^ 
renb er felbft burd^ faifcrlic^e ©d^eufung bie ^errfd^aftcu 
aJiäl^rifc^'!£rübau unb f)o^enftabt „fammt ben basu öon 3lltcr^ 
gehörigen unb alienirten ©tücfen unb ©ütern", bann bie §err* 
fc^aften unb Stöbtc iKeuftabt unb ©d^önberg, ©olbeuftein unb 
(gifenberg afö bö^mifc^e^ 8e^cn erl^iclt. !Da^ beeret be^^ taifcr« 
batirt au^ SBien öom 15. 3lönuar 1622, bie (Seffiou Dom 
15. aWörj; am 5. be^fclbcn Sßonat^ njurbc bem Garbinal Diet* 
ric^ftein, ate bamaligem ©tatt^altcr öon äBä^ren, bie Ucber* 
gäbe ber genannten Oüter aufgetragen. 2lm 10. 3Bai würbe in 
!£rübau bem gürften „öon ber ©tabt unb ^errfd^aft im Sei* 
fein ber l^ierju berufenen §erren ßommiffarien more solito 
ber ©el^orfam angelobt" 2). ©(cid^jeitig (am 9. ÜWärg) erl^ielt 
Surft Äarl burd^ faiferlid^e 5RefoIution attc^ ©ilbergeug gefd^enlt, 
loetd^e^ ^faljgraf griebric^ in ^rag ^interlaffen l^atte unb loeld^e^ 
al^ gute Seute mit Sefd^lag belegt loorben war 3). 

SSon jenen ©täbten unb ^errfd^aften blieb bie lanbe^fürft* 
lid^e mä^rifd^e ©tabt ^teuftabt nid^t im ©efifee be^ fürftlid^cn 



^) 2lrd)iö bc« ginangminift. 

2) ?ierf)tcnflein. 2lrd)it) H. 1. 2; %vä)it) bcö ginanjminift. ; 2)lö^r. 
£lucttcnfd)riften I. 1. 329. 

3) Sicd^tcnftcin. Slrd^io X. 78. (S« ift nid)tö baöon crl^altcn gc=^ 
blieben. 



— 231 — 

|)aufcö. ©i^^er ^atte fic feinen anbeten §errn gehabt; bamafö 
aber mit be^ Slufftanbe^ befd^ulbiflt, fottte fie biefe« SRed^t der* 
lieren unb würbe beni iJürften ^arl übergeben. ®ie untertüarf 
fid^, ^örte aber nid^t auf, bagegen fid^ gu derttjal^ren, ba [ie fid^ 
jeneö SSerge^enö unfd^ulbig ttjugte. Später ttjurbe aud^ bie Un* 
fd^ulb anerfannt, unb nod^ Äaifer iJerbinanb II. mad^te 1632 
bie ©d^enfung ttjieber rüdEgängig, fefete bie @tabt in i^re dorige 
tjreil^eit unb l^ob atte^ auf, ttja^ injtüifd^en gefd^e^en ^). äWä^rifd^^ 
SCrübau, §o]^enftabt, ßifenberg waren bagegen nad^ mannig =^ 
fad^en Sefi^ern unb ©d^idffalen im ÜÄittelalter, im fed^^je^nten 
3>a^r^unbert fämmtlid^ im ©efifee ber ©o^coüifee getüefen, jener 
anberen fd^on frül^er au^geftorbencn Sinie, ttjeld^e nid^t t)on ben 
Sied^tenfteiueru, fonbern don bem iungcn Sabi^Iau^ SBelen don 
3ierotin beerbt ttjorben war. J)iefer Sabi^Iau^ würbe einer ber 
tjül^rer be^ mäl^rifd^en 3lufftanbeö unb ber Sanbe^^auptmann 
beffelben. 'Jlad^ ber ©d^lad^t am weisen Serge würbe er flüd^tig, 
unb feine fämmtlid^cn ©ütcr würben cingejogen. 3lud^ bie ®tabt 
©d^önberg war im äJiittclaltcr lanbeöfürftlid^e ©tabt gewefen, 
jebod^ im Slnfang be^ fcd^^jcl^nten 3ia^r^unbevtö an bie 3i^^otin 
gelommen, don weld^en fie 1562 i^re iJveil^cit jurüdEgefauft ^atte. 
•iWid^t^beftoweniger würbe fie 1622 an gürft ^arl mit ben übri=^ 
gen |)errfd^aften übergeben, ©olbenftein war im SÄittelalter im 
öefi|5 ber Söalbfteine gewefen unb lam im fünfjel^nten ^al^x^ 
l^unbert an bie gamilic don 3^öla, bann im fed^^je^nten an 
3ierotin, barnad^ an SBrbna unb würbe enblid^ don biefem 1615 
an |)an^ ^etcrwalb^I^ derfauft. ÜDiefer, ein SE^eilnc^mer beö 
SCufftanbe^, erfreute fid^ nid^t lange beö Sefifeeö. ßr derlor biefe 
§errfd^aft unb feine anberen .©efi^jungen nad^ ber ©d^Iad^t am 
weisen ©erge 2). Sitte biefe @täbte unb §errfd^aften jufammen* 
genommen, na^e bei einanber im Olmüfecr Greife gelegen, bilbeten 



1) SBoln^, üRartgr. m^vtn V. 132. 

2) Ucbcv bie ©cfd^id^tc bicfcr ^cvvfc^iaftcn f. 2öoln^, V. f. ü.; 
he^i. Oucttenfd^viftcii 311V ©cfd^. ÜJiäl^rcn« I. 1. ^I^vonitcu üon Tl.Zxnban 
unb ^Sc^önbcrg. 



~ 232 — 

einen ^öd^ft bebeutenben (Somplej nnb fd^loffen fid^ an bie übrigen 
Sefifeungen, einerfeitö SEroppau, anbererfeit^ 3lnffee öortrefflid^ 
an. 35er gefammte ©d^äfeung^ttjert^ lüar anf 600.000 ®ulben 
angefd^Iagen ^). 

tiefer ßompley don |)errfd^aften, mit tüeld^em bcr ^aifer 
bie SSerbienpe beö gürften Sari um i^n unb baö §au^ §ab^^ 
bürg belohnte, lüar aber nid^t ba^ einjige 3^'^^^^^ f^'"^^ "äntx-^ 
fennung nnb ®an!barleit, nod^ ber einzige SSort^eil, ben gürft 
Sari auö ber äöenbung bcr !Dinge unb auö feinem treuen geft^ 
l^alten an ber laiferlid^en @ad^e jog. J)ie ©d^Iad^t am tüeigen 
Serge unb il^re golge beenbcte nid^t nur ben langen ©treit 
über 2^roppau, in beffcn ungeftörten S3efife ber gürft nod^ nid^t 
^atte gelangen fönnen; ber Äaifer fügte aud^ bem ^erjogtl^um 
Stroppau nodE) ba^ benad^barte fd^lefifd^e ^er^ogtl^um Qägernborf, 
baö gleid^faüö burd^ ben Slufftanb erlebigt ttjorben tt)ar, al^ 
@d^en!ung ^ju. gürft Äarl erhielt e^ al^ SÄanne^Ie^cn für 
fid^ unb feine @rben. 

Sei bem Slu^brud^ be^ 3Iufftanbe^ Ratten fid^, im ®egen^ 
fafe gegen bie Sürgerfd^aft, bie wie im Slnfang fo aud^ je^^t 
bem neuen §erjog treu blieb, bie SEroppauer ©täube gegen ben 
Saifer erhoben, l^atten ben dürften S'arl feinet SRed^teö ober 
feinet Sefi^eö für öerluftig erllärt unb ben 3Barfgrafen Qo^ann 
®eorg öon Sranbenburg, ben bamaligen ^erjog öon 3>cigern* 
borf, ju il^rem gül^rer angenommen. 3lttein nad^ ber ©d^Iad^t 
am ttjeigen Serge unb ber 9iieberttjerfung beö Slufftanbe^ in 
Sö^men unb SKä^ren üermod^tc fie bcr SJiarfgraf nid^t ju 
fd^üfeen, obwohl er bi^ an fein ßnbe (er ftarb pd^tig ju 
l^eutfd^au 1624) ben Ärieg gegen ben Äaifer ju fü{)ren trad^tete. 
^m 3[a{)re 1622 fd^idtte ber Saifer eine Sommiffion nad^ Slroppau, 
ber ftreitigcn @ad^e ein für attemal ein Snbe gu madEien, bie 
©täube 3ur ööttigen Unterttjcrfung unter ben dürften Sari ju 



>) 2)ubil, SWä^rcn« ©cfd^id&tgqucttcn I. 131. 



— 233 — 

bringen unb 2^roppan mit ben fd^lefifd^cn gürftcnt^ümern befinitid 
ju bereinigen. SBeber bic ©tänbc S^ropjjauö wagten einen SBiber* 
ftanb, nod^ erhoben biejenigen SDJä^rcnö in biefem SKoment eine 
@inf))rac^c. 3»n ber 3>n[truction, ttjeld^e ber ßommiffion mitgc* 
geben tDurbe, ^ei§t eö jnr SBarnung ber ©tänbe: „c§ fei aud^ 
3[l^rer f. u. f. 3Äaj[. attergnäbigfter, bod^ enblid^er unb ernfter 
SSSitte unb ©efel^I, ba§ bielangeregte ganbftänbe o^ne aßeö 
»eitere ©ifficultiren unb 2Biberfe<5en ^^re fürftlid^e ®naben, 
ben iJürften bon Sied^tenftcin al^ i^ren redeten natürlid^en Sanbeö- 
fürften unb §errn annehmen, erlenneten, unb 3^rer fürftl. 
®naben bie fd^ulbige Srbeibe^pflidEit unb §ulbigung leifteten 
unb ablegeten. . . ." 3lm 15. Wax^ bc^ielben 3>ö]^reö war bem 
Oberamtöberttjalter beö ^erjogt^um^ ©d^lefien ber ©efe^l ge* 
gebeU; ben iJürften l^ied^ten[tein gegen bie ettüaige Süiberfe^älid^* 
feit ber fd^Iefifd^en ganbftänbe in Jlnfe^ung ber ©effion auf ben 
gürftentagen afö einen tt)ir!Iid^en fd^Iefifd^en Sanbftanb Irdftigft 
3U unterftüfeen. 3lttein unter ben obttjaltenben Umftänbcn fanb 
Don leiner ©eite me^r ein SBiberfprud^ ftatt. ÜDie SEropjjauer 
©täube fügten fid^ nunmehr Dem laiferlid^en SBißen unb hc^ 
jeugten am 11. 3uni 1622 bem dürften gied^tenftein burdE) 
§anbfd^lag i{)rc Untert^änigfeit. 3in ber Srllärung, ttjeld^e bie 
eöangelifd^en ©täube barüber abgaben, ^eißt e^: „©odiel nun 
Ol^re fürftl. ®naben i^ürften don Sied^teuftein anlange, bemnad^ 
nunmehr 3>]^re faif. SKaj. benen langfd^njebeuben unb nad^ unfern 
35orfa^ren auf xm^ coutinuirten ßoutroöerfien burd^ berofelben 
enblid^e JRefolution gnäbigft abge{)olfen, afö feinb gegen obge* 
bad^ter öerfid^erter SSertretuug unb erfolgten ßonfirmation Unfe:* 
rer ^ribilegien ober auf berer üorge^euben SReöer^ wir edan^ 
gelifd^e Oberftänbe be^ untert^äuigcn erbietend, l^od^gebad^te 
g^^rer fürftl. ©naben alle gebül^reubc (S^re unb ®et)orfam gu 
leiften unb für unfern guäbigen |)errn aufjunc^men unb ju 
erfennen" ^). 



2)ubi!, 2:ro|)|)au8 ^tettung ju Tld^ven 208. 337. 



— 234 — 

Diefclbe ßommiffion t)atte aud^ bcn Sliiftrag cr{)alten, bic 
Ueberflabc be^ ^crjofltl^umö ^äfl^vnbovf au bcn dürften S'arl 
ju orbneu. S)icfe^ gürpeut^um bot ttjcuigcr ©d^iüicriglciteu, aU 
2^roj)pau burcf) fciue jiüeifel^aftc ©tcßuug jtDijd^cu 9Ää^rcu uub 
®d)Icfieu gcmad^t ^atte. 3lud^ 3>ögerubovf toar früher im S3efi(ä 
ber ^rjcm^ölibeu gettjcfcu uub ^attc ju 3^^^^^^ ^'^ S^roppau 
beu[elbcu S3cfifecr gehabt. äWit Wdijvtn ijattt eö bie glcid^c 
®erid)t^barlcit get^eilt, aber c^ war uie dou ben ©täubcu bicfer 
SKarfgraffd^aft al^ eiu baju ge{)örigc^ 8aub gleld^ SEropjjau in 
2luf))rucf) geuommcu lüorbeu. "ülaä) t)erfd)icbcutlid^em 3Becf)fel 
feiuer §errcu ttjurbe e^ 1493 t)ou Äöuig SBIabi^Iatt) feinem 
oberfteu Sanjler, bcm (5rei{)erru (Scorg t)ou ©d^ettenberg al^ 
yc^eu gegeben, ber e^ aber 1524 an ben SKarfgrafen ®eorg 
t)on Sranbeuburg üerfaufte. (5^ blieb uuumel^r braubenburgifd^ 
baö gauje \t6)^t\)\\it 3ia{)r^unbert ^inburd^, bi^ ber SD^arlgraf 
3>o{)ann ®eorg al^ einer ber |)auptfü^rer be^ Slufftanbc^ uub 
einer ber tl^ätigften 3ln^äuger beö ^faljgrafeu griebrid^ burd^ 
bie faiferlid^eu äBaffeu Vertrieben uub beö ßanbee für üerluftig 
erflärt ttjurbc. !Da bie ©ettjalt bei^ S'riege^ eutfd^ieben ^atte, 
[o mad^te bie Uebergabe uub bie Sefil^ergreifung burd^ ben 
dürften Äarl t)on gied^tenftein leinerlei ©d^tüierigfeit. J)er Se^en^* 
brief über Säg^tuborf batirt don *i|3rag ben 13. 9Jiai 1623 *). 
gürft Sari fonnte bie ßrb^ulbigung in g^ägernborf uid^t felbft 
dorne^men; er fenbete ®edottmädE|tigte, benen fie geiciftet ttjurbe^). 
Der neue ^erjog betätigte bie greil^eiten ber ©tabt uub be^ 
gaube^, baju aud^ bie SReligion^frei^eit, bie i^uen ttjie ben 2^rop* 
pauern freilid^ alöbalb derloren ging. 

J)ie fat^olifd^e (SJegenreformation in biefen Saubfd^aften 
uub ©tobten ttjurbe, ttjic bie (Sreigniffe bal^iu brängten, jtüar 
fd^on t)om dürften Äarl begonnen, iebod^ erft in ben erften 
3>a^ren ber ^Regierung feinet ©ol^ne^ Äarl @u[ebiuö burd^geful^rt 



>) Xnhit, a. a. £). 210 ff.; üüed^ltenft. ^rd^b A. 6-3. 
2) (Sn^, £)|)|)aloub IV. 18. 



— 235 ~ 

@ö \DCLX baö bie ^ö^cjcit bcr faifcrlld^en SWad^t tt)ä{)rcnb beö 
brci^igiä^rigen Stieget. Äarl [clb[t toax nld^t einmal bie gange 
3cit ^err biefer ©täbte, benn fie fielen in bie ^änbe bänifd^er 
©d^aaren, todä)t afö |)ülf^t)öller mit SWan^felb gefommen waren, 
unb ttjurben erft nad^ bem 2^obe be^ giirften bnrd^ SCBallen[tein 
don i^nen befreit, im ^xili 1627. J)a^ 5Kä^ere biefer Segeben* 
Reiten bleibe ber Öanbe^gefd^id^te überlaffen •). 

'Daö 3>ö^t: 1622 brad^te aber nid^t allein bnrd^ !aiferlid)e 
©d^enfnng eine SSergrö^erung be^ Scfitje^, gürft Sari befanb 
fid^ aud^ nod^ in ber Sage ju Slnfänfen ungead^tet be^ fd^loeren 
3Äi§gefd^idEe^, weld^c^ ber Ärieg über einen großen 2^^eil feiner 
Sefifeungen gebrad^t ^atte. 3>n ^rag laufte er ein gro^eö §auö 
auf ber Sleinfeite, toüä)t^ bem ©rufen SCBil^elm tinöf^ gehört 
l^utte^). g[m giuli be^felben 3[a^re^ laufte er öon ^bie^lutü 
^erjan t)on. ^unufau bie §errfd^aften l^anb^Iron unb Sanbö* 
berg ^). SJon ben 33ormünbern ber Äinber 5lbam^ t)on SBejnif 
(ober Sßrgnif) unb bereu SKutter grau äWagbaleua laufte er 
bie S3efi(jung 2:arnott)la ober 2^^rnau mit bem SHarlte Star* 
nottjla unb bem alten @dE|loffe Limburg um 60.000 ®ulben. 
J)iefe ^errfd^aft, in ber 3M^e don 3)täl^rifd^ 2^rübau gelegen, 
tüurbe mit ber SScriüaltung berfclben vereinigt ^). 

2öeit bebeutenbcr afö alle^ biefer war aber ber Sauf ber 
großen in ber iftiüjc ^ragö gelegenen ©mirjigl^'fd^en |)err* 
fd^aften, ndmlid^ ©d^wargloftelel^, 2lurjinott)cö unb ©Imorefe, 
meldte einen jufammenl^ängenben ßomplef bilbeten. J)iefe Se* 
fifeungen waren aud^ intereffant burd^ it)re ©efd^id^te, in^* 
befonbere burd^ bie @d)idEfale ber letzten Sefij^er. 3luf ben JJeU 
bern oon Softele^ war e^ gewefen, bei Sipan, wo 1434 unter 
aJiein^arb t)on ^}Zeu^au^ bie le^jte 33ernid^tung^fd^lad^t gegen bie 



^) S3crgl. (Snö, D^^atonb an öcvfd^icbcncn stellen; ^icrmoun, 
@efd^. 0. Xvo^jjou uiib ^ägernborf 524. 

2) ^ied^tcnft. 5lv(^iü H. Z. 16, Slcgcft. ©. gol. 220. 

3) H. S. 2 (gol. 209). 

*) H. tt 5 (gol. 192), SBolu^, VI. 782. 



— 236 — 

|)uffiten ftattgefunbcn ^attc. Unter bcn Sujccmburgcrn toaren 
bicfc ©cgcnbcn in fc^r blü^enbcm 3uf^^^^^ gctocfcn. Äönig 
3o^ann ^atte ^oftele^ im ^al^re 1340 an <]|o^ann Don ^}!ad^ob, 
bcr ftc^ bann öon Äoftctc^ nannte, abgetreten. 3o^nn öon 
>Rac^ob öerfaufte Surg unb X)orf toleber at^ löniglid^e^ ge^en 
an 3o^nn öon ©mirjoto, ber pc§ ebenfalls ben "Flamen öon 
Äoftelel ob bem fd^toarsen SBalbe beilegte. Unter bem gelten 
biefe^ §aufe^ tourbe ba^ !Corf Äoftele^ 1489 jur Stabt er^ 
^oben. 1493 beftfet bic |)crrfd^aft aU ööüige^ »Hob Slatoata 
öon ß^lum unb Äoffumberg, aber bie gamilie öerlor e^ toieber 
burc§ (lonfi^cation, aU nad^ ber Sci^lad^t öon 3Rü^Iberg ber 
gleiG^jeitige bo^mifc^e ^[ufftanb, an tueld^em auc!^ T'ion^^ ©latuata 
bet^eiligt getoefen, 1547 burd^ Äönig ^erbinanb rafc^ beftegt 
tourbe. ©d^toarjfoftelel tourbc nun für furje 3^*^ lanbe^fürft^ 
lic^ Domäne, biö e^ 1558 an ^aroi^lato Smir3ijf^ öon Smir- 
jicj, ber fc^on |)err auf bem benad^barten 2ftDore| toar, üer^ 
fauft tourbe. So lam e^ an biefe reiche unb angefe^ene bö^mifc^e 
gamitie, eine ber erften be^ i^anbe^, toelc^ fc^on in ©itfd^in, 
'Jtac^ob, ©roßflal einen anberen l^iJc^ft bebeutenben Sanbcomplej 
befaf. ^aro^tatt) ftarb 1597; i^m folgte fein "Jieffe Sigi^munb 
@mirjic3f^, ber aber ebenfalls bereite 1608 mit |)interlaffung 
breier @ö^ne unb jtoeier Jöd^ter ftarb. 6^ ejiftirte bon bcr 
ganjen gamitie auperbem noc^ ein 35etter Söbrec^t SBenjet. J^ie 
@ö^ne ©igi^munb^ Riefen 3loro^Iatt), älbred^t 3ol^anne^ unb 
|)einri(^ @corg, bic Söc^ter ÜWargaret^a Salomena unb Äatl^a^ 
rina (glifabet^. (Jafi attc ftarben nun binnen tocnigcn 3a^rcn 
^intoeg. ^lac^ bem ßrbgefe^ be^ §aufe^ folgte aüemal bcrjcnige, 
weld^ an 3a^n ber ältefte toar. So folgte auf Sigi^munb 
junöd^ft fein öltcftcr ®o^n ^aro^tato unb nad^ bcffen Sobc 
1611 bcr »cttcr aibred^t SBenjcl, toelc^er 1614 ftarb, ebenfalls 
im »tcr öon ctoa jttmnjig ^afyctn, ^Jlnn erft folgte Stlbrcc^t 
Solenn, bcr j»citc @o^n ©igi^munb«, toclc^er, fo jung er toar, 
eine bcr bcbcutcnbftcn StoQcn in bcr ätebctiion übernahm, bei 
SenftecfhiQ betrugt nwr, unb mit aWan^felb bie gft^ung 



— 237 — 

beö bö^mifd^cn ^ccrcö gegen ©iicquo^ übernal^m. Slber nod^ im 
3a^re 1618 ftarb er im gelblager. S)er britte S3ruber ^einrid^ 
®eorg ttjar blöbfinnig; e^ übernal^m bälget bie SSerwaltung bie 
ältere ©d^wefter ÜKargaret^a @aIomena, weld^e mit ^tinxiä) 
©lawata öon 6^Ium unb toffumberg öermäp ttjar. ©aö 
gefd^a^ aber im SBiberftreit mit i^rer ©d^ttjefter, bie [id^ mit 
einem SReiteroffijier Otto ^umba don SiJartenberg üerl^eirat^et 
^atte nnb gettjaltfam don ®itfd^in, 9Zad^ob unb ben auberen 
^errfd^aften biefer ®egenb ®efi^ ergriff. Äurfürft griebric^ afö 
bamaliger ffönig lie^, ben ©treit gu fd^Iid^ten, Otto Ärumba 
gefangen nehmen nnb fenbete eine ßommijfion mit ^einrid^ 
©laiüata nad^ ®itfd^in. ©Hfabet^ Äatl^arina na^m fie auf in 
baö fefte @d^lo|, aber aföbalb erfolgte eine ^ulüereyplofion, 
ttjeld^e baö ©d^Iog gerftörte unb aßeö Scbenbe barin töbtete. 
Unter ben Stobten waren aud^ bie ^errin unb §einrid^ ©lalüata, 
fo bag bie SBittttje OJiargaret^a ©alomena aufö neue in öeft^ 
trat, für fid^, i^ren ©ot)n Sllbert ©lawata unb i^ren blöbfinni* 
gen Sruber. 9?ad^ ber ©d^lad^t am »eigen Serge unb ber 5lud)t 
beö ^faljgrafen flol^ aber aud^ fie unb lieg bie ^errfd^aften unb 
i^ren Sruber in ©tid^. 

Unter biefen Umftänben war eö 3llbred^t SBalbftein, ber 
nad^l^erige ^ergog üon grieblanb, ttjeld^er wegen ©mirjicjl^f^er 
35erwanbtfd^aft (feine Söhitter war 9Äargaret^a ©mirgicjf^) fid^ 
jur SSormunbfd^aft be^ blöbfinnigen §einrid^ ®eorg berufen 
glaubte unb bie 35erwaltung ber gefammten ©mirjiqf^fd^en 
^errfd^aften in feine ^anb na^m. ®ie ®üter öerfielen nid^t ber 
Sonfi^cation, wo^I weit man ben blöbfinnigen §einrid^ ®eorg 
afö ben eigentlid^en ^errn unb, weil blöbfinnig, afö fd^ulbloö 
betrad^tete. üKargaretl^a ©alomena verlor afö ftüd^tig il^re SRed^tc. 
5Da aber bei jenem auf 9lad^Iommenfdf|aft nid^t ju red^nen war, 
fo übernahm 3llbred^t äBalbftein al^ ©o^n einer ©mirjiqf^ aud^ 
bie 35erfügung über bie §errfd^aften. 3(enen Somplef öon ®itfd^in, 
Slad^ob u. f. w. (§einrid) ®eorg blieb in feinem ©d^ufe auf 
©rogffal) übernahm er felbft in fein gigent^um, ben anberen 



— 239 — 

äßagbalcna SEcrgIa ^). 5Dlc Icfete (Srttjcrbung war bic cineö ^aufcö 
in Srünn noc^ im Slnfangc 1627'-^). 

5Diefcö ^af)x 1627 war ba^ Sobc^^r itß gürftcn ffarl. 
©d^on jttjci 3>o^rc Dörfer (1625) war il^m feine ®ema^lin 
3[nna Söiaria im 2^obe doranfgegangcn. (5r felbft ^atte, wie 
oben mitget^eilt, fcf)on mehrere 3Äale Befreiung don feinen 
Reiben in Äarl^bab gefud^t, nnb wenigftenö nicf)t ganj ol^ne ßr^ 
folg. !Dennod^ rieben il^n ©orgcn nnb 5lrbeit dorjeitig auf, ba 
er bei fonft fräftiger Sonftitution, wie aud^ fein Portrait er* 
fennen lägt, nur ein 2llter üon 57 ^iCi^ren erreid^te. 5Die yiad)- 
rid^ten über bie 3Serwüftung feiner fd^Iefifd^en unb ma^rifd^en 
(SJüter, inöbefonbere burd^ bie SBaßenfteinifd^e @oIbateöca; ob-- 
wo^I er au^brüdElid^ burd^ faiferlid^e ®nabe bie Befreiung feiner 
®üter Don Sinquartierung erhalten ^atte ^), fott mit bie Urfad^e 
ju feinem unerwarteten 2^obe gewefen fein. @r ftarb am 
12. gebruar 1627, SCbenb« jwifd^en 6 unb 7 U^r. ©eine Seid^e 
würbe nad^ SWä^ren gebrad^t unb wenige ^ai)vt barauf in bem 
äBattfa^rtöort SBranau beigefefet, wo fein S3rubcr 9)?aj in ber 
^od^ gelegenen, t)iel dere^rten ^ird^e bie Familiengruft geftiftet 
^atte. @r war bort ber erfte. 

Surft Sari ^interlieg brei Äinber, einen @o^n Äarl (Sufe-- 
biuö, fowie jwei SEöd^ter, Slnna SDkria unb grangi^fa ^Barbara. 
Äarl Sufebiuö würbe fein (grbe unb Slad^fotger in aßen ererbten, 
neu erworbenen unb erweiterten ^errfd^aftcn, ©efifeungen unb 
SBürben, fowie afö ^aujjt, at^ „SRegierer" beö ^aufeö Siedeten* 
ftein nad^ bem gamilieudertrage öon 1606. Da er aber erft 
am 13. September 1611 geboren war, fo befanb er fid^ nod^ 
im 5llter ber Unmünbigfeit, unb eö übernahm ba^er einftweilen 
gürft SD?afimitian, Sartö ndd^fter trüber, SSormunbfd^aft unb 
^Regierung, ßin jweiter ©o^n beö Surften Sari, weld^er in ber 



1) Sicd^tcnftein. ^Ird^iö H. S. 3. 4 (204). 

2) H. Z. 21 (222). 

3) X. 95. 



— 240. — 

I Sianicn Jieintic^ er^nlteii ^atle, 
lüiebcv geftovbeii. 

aJoii bell äiüci lüt^tetii roov bk älteftc 3liittn atfnria ItiÖT 
nm 7. ÜDectmber geboren uiib Der^etraf^ctc fit^ im <^Qf|rc ltil8i) 
mit bem ®vafcii 2)io),'imiliQn Don Tiietric^ftetn. !Cie ^cdueit 
fnnh am 23. Spvil bie^'ä 3n^rf8 iit öiögrnti ftatt. aim 
20. Slpvil gab bev Saijev rini^ erbnltenfv (^inlabiinfl jiiv ^oc^= 
jcit feinem Meiitbienev yoreiij aüciSIini^cr bcn Sliiflrag, bem 
Sroutpnnr ein fileiuob im äüert^e Don 300— 4(KJ ©ulben ju 
Deve^rcn^). Sie ftncb im ^o^ve 163«. Die jroeite 2:o(ftter 
i^nnjiöfa, geboren 1604, »ermö^Ite fiel) mit bem ©rafen SÖJerner 
tiüt), bem !)(effen beS becü^mlen J^elbti^vrii ber £Qti)o[i(t^en 
*?iga. ©ie ^eiral^ fclieinl ntcf)t ganj nact) bem iWuiifc^e be« 
SÖnletö geiuefen jn fein, and) ift cö fraglid», ob bie 2iermQi)luiig 
»od) bei feinen l'cbjeiten ftaitfnnb, benn ber üblii^e 2Jerjtd)t 
i^rerfeitö auf i,'ic!^teii|'teinifd)c örbfdjaft batirt erfl uom Sa^re 
1028. T>amQ[ö mm fie atlcrbingS fii)Dn Berl)eiratt)ft. ISin 3;Q^r 
fpäter, nm 29. Oclobcc 1629, quittitte fie über 50.000 ©uiben 
als er^alteneö miittevlic^eö tsrbe^). 

®raf aöerner S^jerclaeS oon Ziiltf »nr ber jroeite ©o^n 
beö ©rofen 3;qco6 Ii% äderen SrnberS beö i^igiftcii^^encral«, 
mcldiev bic belgiff^en i^nmtliengiiter befa^, 35er ®enernl ^ffwi" 
Üillp Ijaltc Sefißitiigen iti JÖal)ern nnb Oefterreii^ erroorben, 
nnb, bn er feine Sinbet Ijalte, beflimmlc er fie feinem 9(effen 
Sijerner, ber nun nncf) JJeulfciilQub übcrfiebelle, in beit I)ienft 
bc8 Sfnrfürften oou ©a^ern trnt nnb burd) eine Jpeirnt^ mit 
einer angefc^cnen gamilie fcftcreii ®oben geroiiinen Koüte. 'Diee 
erfie^t man anS ben Sriefcn, j. ffl. niiS einem ©dütiben ber 
uieberlänbift^eit ©tattönlterin, 3lnfantin Slam 3fabelta Engenia 
nn ben J^ßi^f'tn SnrI, in loeliiiem fie fiift für beii inngen kernet 
XiÜXi riidfidjtlic^ ber angeregten ißfrmäl)Inng oermeiibet; fie 

') i'ietftletiftein. atdiiu D. BH. 

^) tlxiiio bce ginaujiniiiifl. 

3) i'icd)leiiftm. Srcbiu M. 31. 3-1, 




— 241 — 

tooüt i^m gern ju SBitten fein, aud^ um feinet D^eimö »ißen, 
ber bem allgemeinen SBefen unb ber laiferlid^en 3Äa{eftät fo 
groge ÜDienfte geleiftet l^abe. !Der ©rief batirt ©rüffel t)om 
5. J)ecember 1626, alfo nid^t t)iel über gttjei SKonate öor bem 
SCobe be^ dürften tarl. @cf)on früher Ratten fid^ ber ®eneral 
felbft unb ber grj^eraog 8eo»)oIb (19. Sluguft 1626) in ber 
gleid^en ©ad^e üerwenbet *)• SBa^rfd^einlid^ gab nod^ gürft Äarl 
feine 3"pi^^i«w^^9 wnb bie SSermä^Iung fanb crft nad^ feinem 
2^obe ftatt. SBerner XiUti jog fid^ nad^ ber SSermäl^lung nid^t 
auö bem öffentlid^en icbtn jurüdt. (gr blieb bei feinem O^eim 
biö ju beffen Zob unb üert^eibigte nad^ beffen fd^ttjerer SSer* 
lüunbung 1632 atö Sommanbant bie gefte 3»ngolftabt gegen bie 
Singriffe ©uftad 5lbolfö, ber abjie^en mußte, o^ne fein 3^^! c^* 
reid^t ju ^aben. ^m Sluguft be^felben 3>ö^reö befehligte er bie 
2^ruppen in bem erneuerten Slufftanb ber ©auern in Ober* 
Oefterreid^ unb fd^Iug biefelben in einem entfd^eibenben 2^reffen 
bei ßfferbing am 9. October^). (gr fd^eint aber aud^ anberen 
al^ friegerifd^en Seftrebungen nad^gegangen ju fein. 9?odE| ttjä^* 
renb biefer Sriegöjal^re fanb er 3Kuge, fid^ mit ber ®efd)id^te 
ber gamilie Öied^tenftein, ber er nun üerttjanbt geworben war, 
ju befd^äftigen, unb gab eine genealogifd^e Unterfud^ung barüber 
l^erau^, eine Isagoge chronologica Liechtensteiniae genesis, 
ttjeldfie 1631 in Qngolftabt bei SBil^elm (gber erfd^ien, gleid^* 
jeitig, wie eö fd^eint, feiner bortigen ßommanbantur 3). ©päter 
baute er baö don feinem O^eim ererbte ©d^loß SSoIfer^borf bei 
Snnö in Ober=^Oefterreid^ gang neu unb nannte eö feitbem 



2icd)tcnftein. Slrd^io in ^utfd^oöi^; Ä(o|)^, ZxUtj im brcigig= 
jäl^rigcn Äricg I. 372. 

2) ^urtcr, gcrbinanb II. 10. 33b. 521. 561. Uebcv feinen Slntl^cU 
an bicfem ^auernlriege f. in^befonbere bie Originalmittl^cilungen bei 
(Sgern^, Silber au« ber ^eit ber ^auernunvul^en in £)Bcr^£)efterreid). 
Sing, 1876. 

3) Pfeffingeri Vitriarius II. 548. (Sine alte ^bfd)vift biefer @tamm= 
tafel bcfinbet fid) im ?ied)tenftein. Slrd^iö gu 33utf(i^oöi^, @in gebrucfte« 
@;cem))(ar ift mir nid)t gu ©efid^t gelommen. 

^altt, ?ie(^tenflein. II. ©b. 16 



— 242 — 

Xiütf^bnxQ 0- S5on feiner ©ema^lin granjiöla ©arbara, »elc^c 
1655 ftarb, ^interüeg er öier Sö^ue unb jtoei Söd^ter. 

ffiart. 

1569—1627, öcrm. 1592 (?) mit 2(nna Tlaxia ooii 5Bo«cooi^. f 16'-27. 



^'^ 



Slnna 3Rario. grangisla ©arbara. kavi ßufcbiu«. ^cinric^. 

1597—1638, 1604—1655, öcrm. 1627 1611—1684. f jung, 

öcrm. 1618 mit mit ®raf SBcrncr Sittij. 
©f.SWajcimilian 

2)ictnd^ficin. 



Flitter 8^auß, IL 1249. SBil^crm öon SSoltcr^borf, bcr (e^te 
feine« §aufe«, war mit einer @d)mcjier be« gürpcn Äart, Äat^arina öon 
gied^tenjiein, öermä^tt gemefen. 9?ad) feinem 2^obe (1616) mad)te bcr 
^aifer (1623) mit 95olfer«borf ein ©cfc^enf an ben ©cncral XiHx). 



VI. 'g^ßfcjntti 



Mtfi Manmüian I. 



-Q8&- — 



16* 




ajimllian, §artmannö IL bicrtet; t)on ben über* 
lebenbcn aber bcr jttjcitc ©o^n, ttjar am 6. 5Kot)cmber 1578 
geboren. Sr war alfo neun ^a^xt iünger ate fein trüber 
^arl. Sleunjel^n Qf^^^c war er alt, afö er [id^ 1597 •) mit ber 
^weiten l^interlaffenen S^od^ter unb ßrbin ^[Dl^annö öon ©o^cot)i<5, 
Äat^arina, dermale. ®ie bxa6)k i^m bie ^errfd^aften ©ut* 
fd^oüitj, ^oforitj unb 9lot)i^rab in äßä^ren. ßr felbft be[a§ bon 
feinem däterlid^en @rbe in ijolgc bcr Si^eilung öon 1598 SRaüenÖ* 
bürg unb §o]^enau in ^iieber-Oefterreid^. 

SBie im geben feinet ©rubere Äarl üorttJiegeub ber Staate* 
mann ^erüortritt , fo in bem 3)hjimilian^ ber ^ieg^mann. 
ÜDamit bereinigt fid^, wie bei derfd^iebenen bewährten ©olbaten 
unb gelbl^erren feiner ^üt, eine grofe SReligiofität, bie ebenfo 
im ©tauben^eifer wie in lird^lid^en unb frommen Stiftungen gu 
2iage tritt. üKafimitian conbertirte wie feine ©rüber unb trat 
jur latl^olifd^en Äird^e jurüdf, wofür er 2) ein ))äpftlidöeö ®ratu* 
lation^fd^reiben erhielt. 3m Qfa^re 1601 würbe er jum faifer* 
lid^en 9ieid)öl^ofrat^ mit 58 ©ulben monatlidfier §ofbefoIbung 
unb 300 ©ulben iä^rlid^ befonberer 3^^^9^ ernannt 3). @d^on 
bamafö biente er in ber laiferlid^en 3lrmee unb l^atte in^befon* 
bere Gelegenheit fid^ in Ungarn auöjujeid^nen. Qm ^afjxt 1600 



1) Sicd^tcnpcin. %vd)\t) D. 67. 

2) Ddo. $Rom, 22. Januar 1600, Aa. 90. 

3) Z. 10. 



— 246 — 

toax er bei ber ärmee, »elc^e t>a^ Don ben lürfen belagerte 
ftanifc^a t)er9ebU(^ }u ent)e|en trachtete; aI(ju)(^iDac^ im 93er^ 
gleich mit bem Selogerung^^eer, mußte fte »ieber umte^n, 
unb ftanift^ fiel in bie §änbe ber lürlen. 1604 na^m er in 
bem ^eere be^ ®eneratö Softo an ben ftampfen in ber ©egenb 
Don @ran Xfftil, ba^ Don ben STürfen nac^ bem ^aüt ^ft^ 
angegriffen, aber Don ben ftaiferlic^en jtegreic^ Dert^ibigt iDurbe. 
@benfo iDar er im nac^ften ^affxt bei bem @ntfa| ber ®tabt 
Oebenburg, mld^t Don Soc^fa^ belagert iDurbe, burc^ Safta 
am 13. 3uni 1605 *). SSon Ungarn ging er nac^ STOä^ren, 
iDO^in er Don ben @tanben berufen iDurbe, bie i^m eine 3e- 
ftallung auf fieben 0a^n(ein ober 2100 9)}ann ju 0u§ über^ 
tragen Ratten. @r foBte bie 8eute („^ot^beutfc^e^ gu^Dolf") 
anwerben, bie ^auptleute unb bie anberen Sefe^tö^aber anftetten 
unb bie Zxuppc im !Dienft ber Staube gegen bie (SinfaQe ber 
Ungarn gebrauchen. !Die SeftaQung lautete auf brei 3)2onate ^). 
©ei ben beben tung^Doßen Sreigniffen be^ 3a^re^ 1608, 
an iDelc^en auc^ fein ©ruber Saxl in fo ^erüorragenber SBeife 
bet^eiligt loar, ftanb 3Ka^miIian »ie ba^ fc^on in ber ©efd^id^te 
feinet ©rubere berü^ tDorben, ebenfalls auf ber ©eite unb in 
ben !Dienften be^ @rj^erjog^ SRatt^ia^. ^ad) ben erften günftigen 
(Sreigniffen in 3Wä^ren ^atte er für ben Srg^ergog eine ©enbung 
on feinen ©ruber übernommen, ^ann aber tDurbe er am 
12. 2lpril (ddo. SBien) jum Dberften fjelbjeugmeifter, ba^ ift 
gum ßommanbirenben be^ ganjen ärtiCerietDefenö bei ber ärmee, 
»elt^e aWatt^iaö gegen ©öl^men fül^rte, ernannt^). 3>n biefer 
fe^r Derantto örtlichen unb bebeutenben Stellung, bereu ©efolbung 
1000 rl^einift^e ©ulben monatlich betrug, ^atte er bie änorb* 
nung über bo« „«to^t unb Heine Selbgefd^üfe, 3Wunition unb 
©(^anjjeug, foDiel toir ju biefer Ärieg^ejpebition bereite Derorbnet 



^) ^alhtxQ, Genealogia nad^ eigenl^änbigen ^ufgeid^nungen 9)>{a^« 
miüan^, bie l^eute n\d)t mel^r t^orl^anben ftnb. 

2) gicd^tcnficin. «rd^io Z. 10. 

3) (Sbcnbort. 



— 247 — 

unb uod^ orbncn werben, in ben ^Jort^ügen, ^Belagerungen, 
©d^anjen, ©c^armüfeeln unb ©d^lad^ten u. f. tt)." J)ie|e^ fioni- 
manbo fc^eint er aber erft in SBöl^men übernommen ju l^aben, 
benn toöl^renb "Maiiljiaß am 15. Slpril 1608 öon SBien auf* 
brac^ unb am 23. in 3"^^^" ^^^f ^^ ^^^^ ö'^" ßied^tenftein 
bei il^m crfd^ien, traf äßa^imilian nad^ mel^rfad^en ^lad^rid^ten 
mit brei fjäl^nlein guBöoIf, ba^ gufammen 1200 SKann ftarf 
voax, unb bem nötl^igen ©efc^üfe öon ben möl^rifd^en Dörfern 
l^er am 30. 3)iai bei 3>g(au ein. ®ie lagerten ftc^ im gelb auf 
bem äßeingebirge unb »arteten ber Sefel^le, ob fte weiter nac^ 
öö^men l^ineingie^en follten. !Die^ fd^eint aud^ gejd^e^en ju fein ^), 
3Son feiner Sefolbung afö gelbjeugmeifter, bie er bamal^ nid^t 
erl^ielt, ift nod^ 1613 unb 1618 in (Srläffen an bie ^offammer 
bie SRebe*-^). 5lu(^ an bem ^iege be^ Srjl^ergog^ fjerbinanb 
gegen bie SSenetianer na^m SDia^imilian im ^ai)xt 1612 S^l^eil, 
jugleic^ mit 35ampierre unb Sllbred^t 95i5attenftein ^). 

3m aa^re 1613 war aJiajimilian bei^ Äaiferig ÜKattl^ia« 
9iatl^ unb Oberftftaümeifter. 3»n lefeterer Sigenfd^aft würbe i^m 
(22. (September 1614) aufgetragen, bei ^Reformation be^ Äam* 
merwefen^ fein (Sutad^ten abzugeben, wie bei bem §offtaff eine 
beffere SBirt^fd^aft eingeführt werben fönne ^). ^m änfang be^* 
fclben 3>öl^re^ war er ju SBien bei ben geften, weld^e Äaifer 
SKattl^ia^ wäl^renb ber gafd^ing^geit ju S^ren feinet anwefenben 
(Saftet, be^ Srg^erjog^ gerbinanb, üeranftaltete. @^ gab babei 
allerlei Surnier mit großen allegorifd^en äufjügen. ©ei einem 
berfelben war, begleitet öon S^rompetern, Fußgängern unb ©peer^ 
reitern unb 3Jiufifanten ein S^riump^wagen mit jwei weißen 
gin^örnern, „barauf gefeffen 6arl §err üon §arrad^ unb SKaji* 
milian ^err öon ßiec^tenftein, unb öornen ber ßupibo, hinter 



1) 2)ubi!, ä«ä^rcnö ©cfd^id^t^qucttcn I. 49; mäfjv, Oucttcnfd^r. 
I. 1. 260; (£]^Iumct3f^, 3icrotin 456. 605. 513. 

2) 3lrd)io bc« ginanjminift. 

3) 2)ubil, Wlä^xm^ Ocf^ic^tSqucUcn I. 51. 
*) 3lrd^io be« ginangminift. 



— 248 — 

i^m einer unter einem ©anm 3Senuö fe^enb, an bem Xriumpl^* 
tDagen ift ^nöibia an fetten angebunben, ju gug gefolgt unb 
oier §auptpferbe nad^gefü^rt toorben" '). Slel^nlid^e^ ereignete 
fic^ 1616 ju ^rag bei ber Ärönung ber Äaiferin Slnna jur 
böl^mifc^en Königin. @ö gab babei ^Turniere, 9ting* unb Quin- 
tanrennen, ipobei fid^ aKajimilian afö ber befte betoä^rte unb 
äbenb^ bei bem 5Eanje auf bem großen ©aale im ©d^Iog ju 
■^Jrag öon ber f aiferin ben erften !Danf erhielt 2). Slfö Oberfter 
©taffmeifter be^ Äaifer^ lonnte er bei äffen fold^en ©elegen* 
l^eiten nid^t fel^len. ®o begleitete er aud^ 1613 ben Saifer jum 
9teid^ötag nad^ SRegen^burg unb wirb mit unter benjenigen ge- 
nannt, bie bei bem grogartigen feftlid^en Sin^ug ^u parabiren 
l^atten ^), 

J)ie Gegebenheiten beö 9;f^^ve^ 1618 unb i^re unl^eil* 
fd^lperen ^^oiqtn riefen auc^ 3)Zajimilian wieber auf einen ern^ 
fteren ©d^auplafe. ©elbftöerftanblid^ lonnte er nac^ feiner bi^- 
^erigen §altung in bem großen Kampfe, ber über bie Sänber 
ber bö^mijc^en frone au^brad^, gteid^ feinem ©ruber fid^ nur 
auf bie ©eite be^ Saifer^ gcrbinanb fteffen. ©ein erfter Sluf^ 
trag beftanb barin, nac^ bem 5Eobe be^ Saiferö SKatt^ia^ offe^ 
nod^ übrige nad^ SBö^men beftimmte frieg^üoH für ben faifer 
gerbinanb auf^ 9?eue in @ib gu nel^men ^). 311^ beiüö^rter ©ol^ 
bat erl^ielt er fobann 1619 ba^ "^Jatent gur 5lntt)erbung eine^ 
SRegimente^ öon 500 f üraffieren ^). Wii bicfen ftie§ er gu 
Sucquot)'^ Slrmee ^), bie gunöd^ft gegen bie ©ö^men gu operiren 
l^atte. @r fül^rte aber aud^ al^ Oberftfelbgeugmeifter ba^ ßom* 
manbo ber 3lrtifferie; bie Seftaffung bagu erl^ielt er am 7. Slpril 



») Ä^cOcn^iUcr, VIII. 544. 

2) gbcnbort 941. 

3) @bcnbort 654. 

4) ^^otcnt ddo. Sßicn 25. 3Koi 1619. Sicd^tcnft. Strd^iO Z. 10. 
^) !üicd)tcnft. ^rd^iö Z. 13; t^cocn^idcr, IX. 340. 

ö) Dbcricitncr, SScitrögc gut @cfc^. bc« brcigigjäl^r. Kriege« im 
^rd)io für tunbc öftcrr. @cfc^. XIX. 8. 



— 249 — 

1620 titoa mit bcm gleid^cn ffiortlaut, ipic bic Dom ^al^rc 
1608 unb mit bcr gleid^en monatlid^cn öefolbuug üou taufcnb 
©ulbcn •). aJZit bcr Scfolbung unb bcn Sicfcrungcn l^attc auc^ 
er feine ©d^wierigfeiten. 3lm 27. 5lpril 1620 j. ». würbe i^m 
bebeutet, ba| man i^m tt)ie ben anberen Oberften toieber einen 
3Konat^foIb gu reid^en im 3Berfe ^abe, bag er m mit ber 
weiteren gorberung aber nod^ gebulben folite. 3^ann würbe am 
15. ajZai be^felben g[öl^ve^ ber ^oflrieg^gal^Imeifter erinnert, 
ba| er bem Oberftfelbgeugmeifter §errn 3)ZajimiIian öon 8ied^* 
tenftein au^ ber SSerwiüigung ®r. päpftlid^en §eiligleit 10.000 
®ulben afö eine 3)Zonat^gebül^r für bie Slrtiliterie bargeben folite 2). 

®Ieid^ bei ben erften bebeutungöbotten kämpfen fanb 
3)Zajimilian ©elegen^eit, fid^ au^jugeid^nen. Sucquot) ^atte fic^ 
öor bem bereinigten §eere ber ©ö^men unb Ungarn, ba^ bei 
weitem ftärfer war, gegen 3Bien unb bie !Donau gurüdgegogen. 
Siner ©d^Iad^t au^weid^enb, woffte er mit Senüfeung eine^ 
ftorlen 9lebefö bie 5lrmee über eine lange SSxMt bei ijifd^o 
(gifd^amenb) ^inüberfül^ren unb lieg gur 35edEung einige 9tegi* 
menter am jenfeitigen Ufer gurüdE. Unter biefen befanben fid^ 
auc^ bie ^Regimenter öon aJtapmilian öon Sied^tenftein, SBaüen- 
ftein unb lieffenbad^. 3lfö ber größte 5E^eil beö §eere^ bereite 
l^inüber war, ^ob [td^ ber 5Rebel, worauf ber J^einb mit alter 
3Kad^t bie 3^^ödEgebliebenen angriff unb gegen bie J)onau 
brängte. 5Rur bie äußerfte 3lu^bauer unb Sapferfeit ber Ober* 
ften, weld^e mit l^öd^fter Slu^id^nung unb perfönlid^er ©efal^r 
fod^ten, öermod^te ben angriff aufgul^alten unb mit Erfolg bi^ 
in bie finfenbe 5Rad^t SSBiberftanb gu leiften. @^ gelang, eine 
©d^anje aufguwerfen unb unter bem ©d^u^e berfelben ben öolten 
Uebergang in Drbnung gu bewerfftelligen ^). 

9la(^ bem SRüdEguge ber Söl^men öon SBien übernahm 
3)Zajimilian ba^ Sommanbo in ber ®tabt Srem^, bie wäl^renb 

•) Sicd^tcnft. Strc^iö Z. 10. 

2) %xö)\t> bc8 ginangminift. 

3) Ä^cocn^idcr, IX. 693. 



— 250 — 

bicjcr 3^'^ (^8- 'J^oücmbcr 1619) oon bem bö^mifc^cn Obcrftcu 
ßarpejan, bcr ju bcr Strmcc lÖJanefclb'e gehörte, mit brci* bi^ 
oicrtaufcnb Üflann angegriffen »urbe. aßofimilian, im offenen 
gelbe JU fc^lüad^, Ue§ bie g^inbe biö an bie I^ore ^ranfommcn. 
6^ gelang benfelben, bae erfte I^or mit einer ^Jetarbe gu 
fprengen unb ba^ anbere mit g^uer ju öffnen, allein nun be^ 
gann erft ber eigentlid^e SBiberftanb in ben ©trapen ber ©tabt 
fotoo^I oon Seiten ber Solbaten »ie ber Bürger mit folt^er 
Äraft, ha^ bie ööl^men mit einem SSerlufte öon me^r benn 
jtoei^unbert aJiann wieber l^inau^gefc^lagen würben unb ha^ 
ganje Unternehmen aufgeben mußten »). 3)?ajimilian erhielt für 
biefen Sieg ein eigene^ J)anffc^reiben (1. December 1619) oom 
Äaifer. ©arnae^ oereinigte er ]id) wieberum mit Sucquo^ unb 
nal^m I^eil an ben Äämpfen unb Se^Iat^ten be^ ^af)xt^ 1620 
in Sö^men. 3nefbefonbere fanb er ®elegen^eit, mit ber Slrtifferie 
bei ber Sroberung oon '^Jifel mitjuwirfen, welc^ee nad^ Sröff* 
nung einer Srefd^e erftürmt würbe, ^n ber <Bd)la6)t am weißen 
Serge befel^Iigte aJiajimilian, |o ift wenigften^ bie eine J)ar* 
fteüung, wieber fein ^Reiterregiment, unb, fo fc^neC bie ©d^lad^t 
entfc^ieben war — fte baucrte faum eine Stunbe — fo fanb 
er boc^ (Gelegenheit, gerabe im entfd^eibenben SDioment mit 
feinen ^Reitern einzugreifen, ^m Theatrum Europaeum lautet 
bie 35arftellung baoon alfo*^): 

,,J)emnad^ nun alleö wol^l beftellet, gefc^al^e enblic^ gwifc^en 
jwölf unb ein U^r ber Singriff, unb jwar beiberfeit^ mit großem 
(grnft unb lapferfeit, unb ift ba^ ©efc^üfe mit großem ^at^en 
unb 35onnern unter einanber abgangen. Sine ^albe ©tunbe 
lang ift bie ©c^lac^t auf einem jweifel^ften ^u^gang beftanben, 
unb l^aben beibe Jl^eile mit großem ®rimm unb ©tanb^aftig^' 
feit gegen einanber geftritten. !Dod^ Ifat erftlid^ ba^ Äe^ferift^e 
SSolf angefangen ju wanfen, weil Surft S^riftian^ oon 3ln^alt 



*) ^^cocn^iücr, IX. 696; Theatrum Europ. I. 264; Sßtila^, 
Laurea Austr. 253. 
2; (Sb. I. 410. 



— 251 — 

(lltefter ®o^u mit feiner 9ieuterei mit fold^em Sruft in [ie 9C^ 
fe^et, baß ftc länger nid^t toiberfte^en fonnten, fonbern jnrüd* 
wcid^en mußten. J)a^ero bann bic näd^ften ^Regimenter, ba^ 
■^Jreunerifd^e unb lieffenbad^ifc^e, in ©d^reden famen nnb an* 
fingen in eine Unorbnnng ju gerat^en, fonberlid^ tüeil aud^ ber 
Oberfte *ißreuner gefangen tt)urbe. 3Bie nun ber öon 5Eiüt) biefc 
®efa^r öermerfet, l^at er ben Oberften ßra^en mit fünf^unbert 
9Jeutern jenen gu §ülfe gefd^idet, aud^ finb gürft OKajimilian 
öon Sied^tenftein unb ber Oberfte Sauer mit i^ren Raufen auf 
bie SBö^men gerüdEet. T)a bann be^ gürften öon Sln^alt 9teu* 
terei, fo ^el^n Sornet ftarf war, gefc^Iagen, enblid^ gar gertrennet, 
er, öon Sln^alt, aud^ f eiber üom "^Jferb gefaltet, mit öielen 
SBunben öerlet^et, unb üon SBil^elm 3Serbuga gefangen, ber 
Oberfte *ißreuner aber wieber loögemad^t würbe. SBie bie Un- 
garn — im ^eere ber öö^men — biefe Stieberlage gewahr 
worben, finb fie barüber erfd^rodEen unb angefangen ben S3erg 
ab fid^ in bie glud^t ju begeben, ©a^ero bann bie übrigen bö^* 
mifd^en ^Regimenter aud^ in Unorbnnng gerat^en unb ein jeber 
fid^ mit ber JJIud^t ju retten unterftanben. 311^ aber unterbeffen 
§erjog SKajimitian öon ©a^ern unb ®raf öon Sucquot) mit 
großem Srnft nad^fefeeten unb in ba^ bö^mifd^e Sager einbrad^en, 
ift bie ganje bö^mifd^e Slrmaba gefd^Iagen unb jertrennet worben." 
5Kad^ einer anberen ©arfteltung war e^ 3WajimiIian, weld^er in 
einem ftürmifd^en 3lngriff fic^ auf bie Ungarn warf unb fie 
fofort in bie gluckt fd^lug '). ßine Slnja^I ©lüdfwunfd^fc^reiben, 
weld^e aWajimilian üon teitenben *^erfönlid^feiten, wie §arrad^, 
Srautmann^borf au^ äßien erhielt, bezeugen, weld^en SSßertl^ man 
auf feinen Slnt^eil an ber ©d^lac^t legte 2). 

5Rad^ einer neueren überaus trefflid^en unb grünblic^en 
35arftellung, weld^e bie ©d^Iad^t am weisen Serge burd^ ©inbel^ 
gefunben l^at^), ift aber ber 2lnt^eil 2KajimiIian^ an berfelben 

1) ^ilarg, Moraviae bist. III. 142. 

2) gicd)tenft. Slrc^io Z. 10. 

3) ^U9«b. Mg. äeitung 1876, S^h. 156—168. 



252 



no4 ein toeit btbeutfnmevec 9t:ioe(fn. ©inbetl) ftüfet fic^oüf Mi> 
jc^itbeiic in bru "Strc^iöcu mifflcfiinbciif ^erid)tc, unler bcneii fid) 
aiid) ein Scrit^t aHafimilionö id6ci- befiiibel; betfelbf Wirb 
gegenmörttg im 3tr(^iu ju ^suiiSbriid auf&cronl)i:t. Öiicquo^, bcc 
ju OintoniB nict)t unbeöeutciib OEriDimbct luovbcH imb nur \\i 
aönflcii bfiii ^etn ^elbft folgeii toiiulf, luar am Scltlnclitlage 
lefoiiberS Icibenb mib uom aiJiiiibficku ge^ilagt, tiv fclbfl Wax 
btx ©(^loi^t abgeneigt geroefcu unb i|atte miv anf 3""^^" 
Qiibcrcr jeiiiE ituftimmuiig gegeben. 3ßie oben im Mcn bcß 
dürften Sav\ j^on «ngegebcn, frfirieb f"* biefer (elbft bnö ©er^ 
bieiifl ä«, baß et bie getb^eiTfn jn bcm 3"9f flfßf" ^i^i9 ^^ 
inöbejonbere aucE) jiit 3(nnat)me bet Sdilntf)! am rocijjen Serge 
bciDogcn Ijabe. ®ucqiiol) mnr, beii übeieiuftimmcnben 9Ia(^s 
vic£)teu gcmäfi, bcm Singriff iinb bcr ®tf)(a^t eatgcge» gemefeii. 
aim ®i^lQii)tlQgc feibft mu&tc er ben Oberbefehl über bie Ämfer^ 
lirffen obgebcit. Qv übcttnig i^n nbei; auf Ü)iaj'imi(ian Bon 8iec^= 
teiifiein, ber am TOorgeii beß 8. 'Jioöcmbcr bie taifectii^eu Sirupe 
pEn imter^alb beö oon bcn Sa^mcn bcfcgteii weisen Secgcg auf 
bem reellen Slögel in ©äjtnc^lorbniing auffteüte. ^m 8in!en 
ftanbeii bie iligiften unter Silll). i^ät bie ©i^tac^t felbfl fü^itte 
Sifffcnbat^ baS erfte J^refftn beö tniferlidien $eereö, Sßnfimi' 
lion aber baS jWeite, um bamit naij bem ®ange bet ©t^lactit 
in biefclbe einjitgreifen. Die ©dilac^t uafim einen raf[t)cn SÖcrfauf. 
©in ttitgcnblictlidjer tSrfolg beö @rafen S^utn auf bem öugerften 
rechten JJIugel bev Soifcrlic^tn toutbe fofort micbeu gut gemadit. 
©cfä^rlit^er aber roat ber Eingriff, beu bcr juiigf Inhalt gegen 
bie liufe Seite ber Staiferiit^eu ri(f)tele, bn er bie Megimcnter 
f)ier |d)on in arge 33etlDiming bra(i)te. 3)a gejd)«^ eö on biefem 
'IJuutte, ba^ iflfnjimilian mit bem äiueitcii jJrcffen erfolgreict) 
eingriff, unb e3 tft nia^rfi^einliifi, baß er ftc^ baki, roie bae 
berichtet loirb, im entfd)eibeiibeii 3Jioment felbfl an bie ©piße 
ber Sieiter ftellte unb fie jum ©lege führte. 55er junge Slu^nlt 
rourbe l)ier gefangen, bie ©einen in bie glut^t geje^logEn, iDonai^ 
bie 23ö^mcn nirgcnbö me^r träfligen Stöiberftoub leifteteu. 



— 253 — 

ytaä) bcr ©d^Ind^t toax SWa^imilinn mit in *ißrag unb 
ttbcrnal^m bort auf bem ©d^Iog bic ^oninfignicn, xotlä)t bic 
SHtftäbter in nd^t Jrul^cn bort^in brad^ten '). 5l6cr er blieb 
nid^t lange in ^rag. 3^J"ö^ft erhielt er öon Sucqno^ ben Sluf^ 
trag, ben JJeinb an^ bem feftcn Äarlftein jn vertreiben, m\ä)c^ 
anä) o^ne Äampf gefd^a^. Snglifd^e ^ülf^trnljpen, bie in bem* 
felben lagen, ergaben fid^ gegen freien ^Ib^ng. J)arnad^ erl^ielt 
er ben Sefel^I, nad^ 3Kä^ren fid^ jn begeben, nm bei ber S3e* 
rnl^igung biefe^ l^anbe^, ba^ fid^ imterworfen l^ntte, nnb ber 
Seftrafnng ber 9lnfftänbifd^en mitintoirfen. (S^ ipar jnm (5om== 
miffär biefer Angelegenheiten, tt)ie Äarl öon Sied^tenftein in 
Söl^men, fo ber Sarbinal öon ÜDietrid^ftein in 3)ial^ren ernannt. 
J)a aber ber lefetere jur *ißap[ttt)al^l nac^ SRom jn üerreifen l^atte, 
fo wnrben einfttt)eilen mit ber Seforgnng biefer Slngelegenl^eiten 
ber böl^mifd^e Sanjter ^o|3pel öon 8ob!ott)it5 unb SKajimilian 
üon Sied^tenftein betraut. Der Sarbinal feierte aber balb jurüd 2). 
J)iefer Umftanb mad^te 3)iajimilian toieber frei für bie Iriege^ 
rifd^e 3lction, fo ba§ er an Sucquo^^^ Selbjug gegen Ungarn 
im ^ai)xt 1621 tl^eilnel^men fonnte. 

Sucquo^ l^atte nod^ im Januar 1621 bie Ungarn au^ 
ben öfterreid^ifd^en Sanben vertrieben. 9lad^bem er ben SSBinter 
fobann in ffiien geblieben, trug er mit bem ^^ü^ling ben ffirieg 
nad^ Ungarn l^inüber, nal^m bie ©tabt ^repurg burd^ Sa|3i* 
tutation am 2. fßlai unb aud^ ba^ ©d^log einige 5Eage fpöter. 
Dem gaüe öon ^ißregburg folgten üiele anbere Drtfd^aften unb 
aud^ bie 3infel ©d^ütt, fo ba§ man ftd^ an bie Belagerung be^ 
feften Steu^äufel mad^en fonnte, nad^bem ©abriel ©etl^len ftd^ 
nad^ Safd^au gurüdgeiogcn l^atte. ^n fd^wad^, tiefer in ba^ ü^anb 
einjnrüden, öermod^te Bucquo^ aber aud^ nid^t bie Belagerung 
mit Srfolg ju betreiben, ffiäl^renb e^ in feinem Sager an bem 
9lot^tt)enbigften ju mangeln begann, geben^mittel \i)totx fjtxbtu 
äufd^affen waren, üerftärften fid^ bie Ungarn fort unb fort unb 

^) 33cci\ Mcu bcr (Sql^eqogc I. 730. 
2) Ä^^cöcn^iUcr, IX. 1290. 



— 254 — 

brachten burd^ unauf^örüc^e äu^fäUe ben Saiferlic^n gro^n 
®(^abcn bei. 2)aju rürftc ©etilen mit öerftärftcr Wlladft toithtv 
öor unb fc^lug bic i^m cntgcgcntrctcnbcn Ungarn oon bcr faifcr- 
lid^cn Partei. SBö^rcnb fo bic Sage fic^ ocrfd^Iimmcrtc unb 
bereite bcbcnflid^ ju tocrbcn bro^tc, öerlor Sucquo^, atö er fid^ 
}ur diecogno^cirung jn na^e an bie @tabt getpagt ^atte, burd^ 
einen »u^faß fein geben (10. 3uU 1621). 

Darnach ruar e^ Sßa^imilian Don Siec^tenftetn, bem Dom 
fiaifer, toelc^er ben ^räfibenten beö ^offriegörat^eö , ®rafen 
©tabion JU biefem ^totdt inö Sager fc^irfte, interimiftifc^ ber 
Oberbefehl übertragen tourbe. allein mit bcr gefc^wäd^ten ärmec, 
bcr e^ felbft an Sebenemitteln fehlte, toöre e^ ein t^örid^te^ 
^Beginnen gewefen, bem Dcrftärften unb Don aßen ©eiten^eran* 
bringenben fjeinbc toiberfte^en unb juglcic^ bie Belagerung fort^ 
fe|en gu ujoßen. Die Öage war fd^on bei Uebema^me beö ßom* 
manbo« fel^ fritifc^. ^u bem 3KangeI gefeBte fic^ forttoö^rcnbeö 
9Jegentoetter; bie ©olbaten Ratten i^ren ©olb nid^t erhalten 
unb begannen ben Dienft ju Dcrfagen ; ber fjcinb brängte ^cran, 
unb ]o fa^ fic^ ÜJk^imilian genot^igt, unter ben ungünftigften 
Umftanben ben 9tücfgug mit feinen gcfc^toäd^tcn unb toibcrtoißu 
gen 2:ru|)pen anjutreten. Unter faft forttDä^renbcn Äämpfen, 
an benen ^k^imilian perfönlid^ mit bem Degen in bcr ^anb 
t^eitna^m, führte er bie 5Eruj)pen nad^ ®utta oberhalb Äomorn 
an ber Donau, tt)o er fid^ Derfd^anjte unb nun fcinerfeit^ faft 
eine ^Belagerung ju erbulben ^atte. Die Sortbauer ber Uebel* 
ftänbe jtoang ju roeiterem SRücfjug nad^ ^regburg, nad^bem Sc- 
fafeungen auf ber 3infel ©d^ütt, I^rnau unb anberen Orten 
jurücfgelaffen toaren. ^repurg tourbe talifer Dcrt^ibigt, bod^ 
fonnten bie änftrengungen ber Äaiferlic^en , obtoo^I fie bem 
geinbe manche ©d^lappe beibrachten, nid^t oer^inbern, bap bcr^ 
felbe ftd^ bi^ an bie 9)tar(^ Derbreitete unb im ©üben bcr Donau, 
felbft in ber 9?ö^e ffiien« Diele Ortft^aften Derbrannte *). 



1) Ä^eöcn^iÜcr, IX. 1342; SBalbcrg, Genealogi». 



— 255 — 

3m näc^ftcn ^af)vt 1622 tourbe ^Kafimilian jum ^icgc 
an bic nörblic^cu ©ranjcn bc^ 3tcid^c^ berufen, tt)o in^befonbere 
ber aWarfgraf öon Sägernborf in 3Serbinbung mit bem jungen 
®rafen S^^urn, bcm ©ol^ne be^ §auptfül^rer^ ber öö^men, bie 
®ad^e be^ Surfürften ^^nebrid^ unb jugleid^ feine eigene aufredet 
ju galten trachtete. 5Der ffam|3f tourbe öorjug^weife in ben 
fc^Iefifc^en Sanben geführt. SKajimilian fämpfte l^ier mit im 
Qntereffe feinet §aufe^, benn Sroppau unb ba^ ^erjogtl^um 
feinet Sruber^ waren in ber ©eipalt ber geinbe. Jro|3|3au 
würbe guerft nac^ mel^rtägiger S3elagerung einem Oberften be^ 
jungen Il^urn entriffen. ^Darauf ging ba^ fefte ®ci^Io§ klingen- 
berg burd^ Sfccorb an 2Ka^imiIian über. ©leid^e^ Q^\^(^^ cnb^^ 
lid^ mit ber ^^ftung ®tafe, in toeld^e ftd^ ber junge J^urn 
geworfen l^atte, aber erft nad^bem öerfd^iebene Stürme öerfud^t 
unb bagegen öon ber ©tabt mel^rere blutige Slu^fäüe gemad^t 
worben unb in berfelben baö 3efuiten*Soffegium unb ba^ ^atbc 
©d^Iog burd^ Seuer ju ®runbe gegongen. 35ie Uebergabe erfolgte 
am 26. October 1622. ®raf J^urn erl^ielt mit 500 ber ©eini* 
gen freien Slbgug bi^ an bie Öanbe^gränje *). tjür biefe (Srobe* 
rung, weld^e einen wid^tigen Sanbe^tl^eil jum ©el^orfam jurüdf* 
brad^te, fenbete ber ffiaifer (ddo. 22. tßobember 1622, ffiel«) 
ein Danlfd^reiben an 9WajimiIian 2), cebirte il^m au^ (ärlennt* 
lic^feit fein 9ted^t, ba^ er an ben Sauniftifd^en ®ütern befaß, 
öerwie^ i^n mit ber Scjal^Iung ber ^ieg^foften auf ebenbiefelben 
unb mad^te il^m außerbem ein ©efd^enf öon 100.000 ®ulben, 
ba^ cbenfaff^ au^ ben Äauni^ifc^en ®ütern gal^Ibar ju mad^en 
fei. Der ßarbinal ©ietrid^ftein würbe mit ber 3Soüfü^rung unb 
ber Ueberweifung ber ®üter, öon benen äWa^imilian ben 3)Zel^r* 
betrag über jene ©ummen l^inau^ga^Ien foüte, beauftragt. 

3im folgenben 3al^re, 1623, nal^m äßafimilian nod^ an 
ben Srieg^begeben^eiten 5E^eiI. Da ®abriel Setzten, ber fid^ mit 



1) t^cöcn^iUcr, IX. 1668. 

2) ?icd^tcnp. Strd^io Z. 10. 



— 256 — 

bem ©rafcii I^um Dtreinigt fyiiU, aufe iRcuc lotebtr bro^eitb 
ffcxanrndtt, txffitlt üRcqrtmtUan mit htm @fneral iD^ontenegro 
ben SÖqtffl *j an bie ungarifd^e &xün]t bcn Ungarn entgegen« 
}UTü(ten. @$ fammelte ftd^ an ber Xonau gegen @nbc be^ 
Sommert eine Armee öon 20.000 ü)Jann. Xuc^ bie^mal gingen 
^ier bie (Sreigniffe nic^t glüctlic^ für bie Saiferlic^en, btx^ fc^eint 
^a^imilian nic^t lange babei gett>e)en ju fein, benn mö^renb 
am 29. S'ioöember ein 35ertrag unb SBaffenftiUftanb jmif^n 
ben ftaiferlic^en unter äl'^ontenegro nnb ben Ungarn abgefc^loffcn 
tDurbe, ^atte er bereite am 20. ben 2(uftrag er^lten, in Söl^* 
men ben Oberbefehl über adee au^ bem ^Jttid) nad) Sö^mcn 
^ereinfommenbe faiferlid^e Sriegöool! ju übernehmend). 3Son 
^ieg^begeben Reiten, bie er mit biefen Xvnpptn beftanben, iDirb 
nic^t^ erja^It. 

Ueberl^aupt fc^eint er feitbem für einige ^txi perfönlid^ 
]\d) au^ bem Srieg^bicnfte jurüdgejogen }u ^aben. ^ein 9{egi^ 
ment würbe 1624 an bie elfäffifc^e ©renje gefd^icft ^), ho6) toar 
er felbft fic^erlit^ nic^t babei. SSielmel^ muß er @nbe beö ^a^re^ 
1624 lieber in OKal^rcn commanbirt ^aben. 2lm 27. !Deccmber 
biefe^ ^dtftc^ befiehlt namlic^ ber Äaifer bem ßarbinal 5>iet« 
ric^ftein bie Slu^treibung ber afat^olifd^en ©eiftlic^en au^ äßä^rcn, 
unb öerweift il^n auf bie ^ülfe be^ (Jürften äßaj Siec^tenftein, 
ber mit feinen Iruppen i^m ben nöt^igen militarifc^en öciftanb 
leiften werbe ^). SÖBa^rfc^einlic^ machten il^m and) bie neuerwor* 
benen Sefifeungen öiel gu t^un. @eit 3lnfang 1627 ^atte er 
no(^ baju in SSormuubfd^aft feinet Steffen Sari ßufebiu^ bie 
{Regierung be^ großen Seft^eö feinet Sruberö ju führen, in 
jenen Sriegögeiten feine leidste Aufgabe. 35oc^ erhielt er nad^ 
einer 5Kac^rid^t im Slrd^io be^ fjinanjminifterium^ im ^f^xt 
1628 toieberum ben Oberbefel^I über eine faif erliefe 3lrmee, bie 



1) Ä^cöcn^iUcr, X. 151. 

2) i^iec^tenft. Slrd^iö Z. 10. 

3) Ätjcöcn^iUcr, X. 519. 

*) ad^riftcn ber ^ift.^^ftat. ^cction ber m-^c^C ©cfcttfd^. XVI. 281. 



— 257 — 

\i6) bei @Iafe fammcite. 3Bic unb toic lange er ben ©efel^t 
fül^rte — »aJ^rfd^cinlid^ nur furje 3^^^ ^ if* ^^i^t befannt. 
(Srft 1638 ipirb er unerwartet lieber im faijerlid^en Dienft 
genannt, inbem er ba^ Sommanbo in ©tabt unb ^eftung SRaab 
ju übernel^men l^atte. @r toar bamal^ bereite ad^tunbfänfjig 
3ia^re alt. ffaifer JJ^tbinanb III., ftd^ ber ©ienfte erinnernb, 
bie OKajimilian feinem SJater geleistet l^atte, fd^eint großen 
SSßertl^ auf feinen SBicbereintritt gelegt ju l^aben *). Sie Som* 
manbantfd^aft üon SRaab war burd^ ben 2:ob be^ ©rafen SSBolf 
öon 3Kan^felb erlebigt tt)orben. aJJa^imilian übernal^m fte, ob* 
tt)ol^l er fid^ 5lnfang^ mit feiner ®efunbl^eit gu entfd^ulbigen 
fu(j^te. 3lud^ war er in ber 5E^at wäl^renb biefer 3a^re mel^rere 
aKaie gejwungen, auf SWonate bie geftung gu öerlaffen unb ftc^ 
nad^ *iß^rawart^ in^ Sab ju begeben. !Die ©teüung al^ Som* 
manbant ber wid^tigen ©rängfeftung, bie al^ ber ©d^Iüffel gu 
Defterreid^ galt, war nid^t unbebeutenb ; fte erforberte Srfa^rung 
unb Umfid^t. ®ie begriff in fid^ nid^t bloß ben militärifd^en 
S3efel^l, fonbern aud^ bie ^Regierung unb SSerwaltuug oon SRaab 
unb bem gangen bagu gehörigen 35iftrict nebft aüen befeftigten 
©rängorten, weld^e bem 8anbe gegen bie umliegenben türfifd^en 
^roöiiigeu Ungarn^ ©id^erl^eit bieten fofften. SÄa^imilian erl^ielt 
im (Sangen eine monatlid^e Sefolbung öon 579 ®ulben, wogu 
noc^ eine außerorbentlid^e ^nlaQt öon 2000 ®ulben iäl^rlic^ fam. 
Uebrigen^ waren bie 3^iten feinet ©ouöernement^, ba^ bi^ 
an feinen Job 1643 bauerte, in biefer ©egenb frieblid^. Steine 
©rcingconflicte würben burd^ ©efanbte unb ßorrefponbengen mit 
bem türfifd^cn 3Segier 3)iuftap^a *ißafd^a in Suba freunblic^ft 
beigelegt. 35ie §auptangelegen^eit biefer Qal^re war bie Srwei* 
terung unb SSoItenbung ber geftung^bauten, bei weld^er 3Wangel 
an ®elb ein §auptl^inberniß war. J)ie Sorrefponbengen barüber 
mit bem Äaifer unb bem ^offrieg^rat^ gelten burd^ alte bie 
genannten Qo^re. SÄajimilian brängte fort unb fort unb ließ 



1) @d)rcibcn ddo. 10. 3um 1638, ?icc^tcnft. Slrd^io Z. 11. 
$alte, 8te(l)tenftein. U.iaD. 17 



— 258 — 

biefe Slngelegen^eit nic^t ru^n, bie eine (Sommiffion fam, fi(| 
Don bem 3^1^^"^ ber Tinge ;u überzeugen. ^lebonn mu§tc tDcgei 
bed &cibt^ immer auf« ^Itnc gebrangt unb oer^anbelt locrben 
aWofimilian, ber }u ^tiUn felber ©eiber öorfc^op, ^attc rnblicf 
bie ©enugt^uung, bie 2)efeftigungett)erfe in befriebigenbcm ^u 
ftanbe 5U {e^en, toorüber er fobann ein eigene^ X^anffc^reibfn 
beö ftaiferd erhielt. I^ie ©riefe, bie fid^ im i^ied^tenfteinifc^ 
äre^io befinben, ge^en bie jum 3o"uar be^ ^fl^tee 1643. 
Einige fpötere SSerorbnungen in Setreff feinet CSomnmnbo^, bie 
]id) im 3(r(^it) be^ ^inanjminifterium^ befinben, reid^en 6io in 
ben momt feine« lobcö, april KM3. 

%nd) ^^Q^imilian gelang e« gleid^ feinem ©ruber im 
Vaufe feine« ^^eben«, tDie fd^on au« ben obigen 3)2itt^eilungen 
feiner ftriegerjeit jum 5E^eiIe l^crDorge^t, fie^ auejujeid^nen. Diel« 
(S^ren unb SiiJürben gu erringen unb ben ererbten unb er^ira* 
treten ©efitj betröc^tlid^ ju üerme^ren. Seine Eingebung an bie 
faiferüd^e ®ad^e, bie fie^ fd^on frü^ ebenfo burd^ perföuUd^en 
Dienft unb 5lufopferung, fotoie burd^ bie J^eilna^me au ben 
jat|Irei(^en (Öelbbarle^en, beren oben gebadet toorben, au«fprad^, 
mad^te aud^ it|n ber Belohnungen t^eill^aftig, mit benen Äaifer 
J^erbinanb nac^ (Srringung be« ®iege« an feine ®etrcuen uit^t 
fargte. @« ift fc^on oben ertt)ä^nt toorben, toie er nac^ ber (Sr* 
oberung üon ®lafe ein ®efd^enf öon 100.000 ®ulben erl^ielt. 
2lber biefe« toar nur eine üon üerfd^iebenen ®nabenbegeugungen. 
6« folgte biefem ©efd^enf im Octobcr 1023 bie ßrl^bung in 
ben gürftenftanb •), gugleid^ mit bcrienigen feine« ©ruber« ®un* 
bader. df« tourben babei aud^ feine SSerbienfte in ber ©d^tad^t 
am »eigen ©erge geltenb gemad^t. 3[m ^ai)xt 1628, am 24. 9io^ 
oember, toirb noc^ einmal bem ^ofEammerpräfibenten unb ben 
JRötl^en in Erinnerung gebrad^t, bag ®e. 3){aicftcit bie Ferren 
aßafimilian unb ®unbadEer üon ßied^tenftein in Slnbetrad^t i^re« 
uralten ^errlic^en ®efc^led^te«, ber anfe^nlic^en ©erbienftc foiDo^I 

• 

1) IHcd^tcnp. «rd^io X. 84. 



— 259 — 

öon i^ncn, tt)ic i^ren 35orfa^rcn glcid^ i^rcm Sriiber lücilanb 
Surften Sari jammt i^rcn @rben unb ©ucccfforen „in ben 
©tanb, e^r* nnb äöürbcn bc^ ^cil: »teid^ö gürftcn mit aücn 
unb ieglid^cn ©nabcn, grci^eiten, Sl^rcn, Söürbcn, 35ort^eiIcn, 
*ißrämincnj, ©effion, (Stimme, Stcd^t unb ®ett)o]|n^eitcn, in* 
magcn anbcrn bc^ l^cil: SRcid^^ geborncn ^üvftcn ..." cingefcfet 
l^abc, unb bag il^ncn, fowie aud^ bcm l^intcrlaffenen ©o^nc bc^ 
Surften Äarl, bcm Surften Sari Sufebiu^, ber gebu^renbe 
3?eid^^fürftcntitel gegeben unb gefd&rieben »erbe ^). ^m Qa^re 
1628 ipurbe i^m audEi ba^ 3»ncoIat üon Sö^men gegeben unb 
biefc^ in bie böI)mifdE|e Sanbtafel aufgenommen'-^). 

2lfö Stnerfennung für feine geleifteten Dienfte erl^ielt $\\x\t 
aWajimilian jlpeimal ein faiferlidEie^ ©efd^enf öon je 100.000 ®\xU 
ben, ba^ jtoeite, toie ertt)ä^nt, nad^ ber Eroberung üon ®Ia^. 
(5r erl^iclt ferner au^ ben confi^cirten ®ütern öon Sari Saunife, 
ber fid^ an bem 3lufftanbe bctl^eiligt ^atte, beffen §errfd^aft 
©teini^ (getoö^ntid^ @bani§ genannt), füblic^ öon ©utfd^oöi^ 
gelegen, alfo in na^er SSerbinbung mit feinen bortigen Oütern 
fte^enb. ©ein äBunfd^ tt)ar e^, ba^ Sauni^ifc^e Slufterlife ju er== 
l^alten, allein biefe^ blieb jener Samilie. Slud^ ©teini^, fotoic 
balb barauf 8on)fdE|ife unb 3)iorfd^ife erl^ielt er feine^weg^ afö 
©ejd^enf. @r felbft l^atte auö früheren 3»a^ren noc^ öerfd^iebene 
Sorberungen an ben ©taat, t^eil^ für nid^t erhaltene ®agen, 
tl^eifö tt)egen Slu^tagen für fein ^Regiment. Siefe würben in 
Slnred^nung gebracht, fon)ie nid^t minber {ene 100.000 ©ulben, 
ipeld^e i^m ber Saifer nad^ ber Eroberung öon ®Ia§ gejd^euft 
l^atte. J)en Ueberreft ^atte OKajimilian ^u ©unften be^ Slerar^ 
ju erlegen, unb babei tt)urbe i^m ©teinife, ba^ auf 185.106 ®ul^ 
btn r^einifdEi gcfdEjä^jt war, ju 180.000 ®ulben angered^net. 
®iefe Erwerbung war alfo in SBirflid^Ieit ein Sauf. ®ie SSer* 
^aublungen barüber, bie Seftimmung unb ber 2lu^glei(^ ber 



1) 'äx(i)ix> bc6 g"^^^3'^i"ift- 

2) lMcd)tcuft. %x6)\\) X. 126. 



17* 



— 260 — 

SRcd^nungcn unb ©cgcnrcd^nungcn erforberten mehrere ^af)xt, 
bi^ aKajimilian in ben botten 4Bc[i§ eintrat unb al^ S3cfifeer 
in bie Sanbtafcl eingetragen würbe ^). Slud^ ba^ ®ut Sud^at^ 
jd^ott)ife erl^ielt er in äl^nlidEier SBeife, bod^ üerfanfte er e^ fd^on 
tt)ieber 1626, balb nad^bem er e^ erhalten ^atte, an SÖengcI 
Sart^obr^^It) 2). aWorfd^i^ gehörte gu ben confi^cirtcn ®ütcrn 
SBenjel griebrid^ öon Sic^'^tin^ unb tt)urbe an gürft aKajimilian 
um 60.360 ©ulben abgelaffcn ^), öon biefem aber 1633 bem 
öon i^m geftifteten *ißauIanerfIoftcr gu Söranan gefd^enft. liefern 
blieb ei5 biö gur Sluf^ebung bei^ ÄlofteriS 17844). 

aßajimilian machte aud^ fonft öerfdEjiebene Slnföufe. 1618 
^atte er brei ©örfer neben ber §errfd^aft ©himenau, nämlic^ 
SRoftant), Ottiniott)e^ unb §artmani§, um 13.000 ©ulben Don 
einem gräulein öon S)ronott)ife gelauft ^). @ie geprtcn jur §err* 
f(^aft ©taife. 3m Qa^re 1622 faufte er öon OKargaret^a Äald^=: 
gruber ein grei^au^ ju SBien in ber ^errengaffe unb im folgen* 
ben Qa^re ein anbere^, ba^ unmittelbar baranftieg, öon ben 
§erren öon Bamberg <^). 1630 vergrößerte er bie §errfd^aft 
(Steinig burd^ ben Slnfauf be^ ®ute^ Urfd^ife mit gefte unb 
3ubepr öon Slnna ©alomena ^obftafef^ um 22.000 ©ulben 7). 

SSon feinen öerfd^iebenen Sefi^ungen fdEieint gürft äRaji* 
milian SRaöen^burg am meiften geliebt ju l^aben. 3^tir war er 
öfter auf S3utfdE|oöi^, wie öiele Urfunben bejeugen, wenn i^n 
aber nidEit ber £rieg^* unb @tant^bienft ober fonft ©efd^öfte 



11 



1) Sßoln^, 2«arfgr. a«ä^rcn II. 33b. 2. 3lbt^. 472. ^icr ift attc« 
angcfül^rt, wa« gur §crrfd)aft ^teini^ gcl^örtc. 33crfd)icbcncei über Äauf 
unb 35cr]^anblungcn im 5(rd)it) bc^ gi^angmimft.; ^ilarg, Mor. bist. III. 
162. 166; ©c^riftcn ber ^tft.^tat. ©cctiou ber mä^r.--fd)rcf. @cfcttf(i^aft 
XVI. 241. 242. 

2) Sied)tcnft. STrdiiö. I. 183. 

3) @d)riften ber ^ift.^tat. ©ection ber mä^r.4d^(ef. @cfcttf(i^aft 
XVI. 266, Wo bie gleiche @ummc in Zf^aUvn angegeben. 

*) Sßoln^, a. a. O. V. 569. 580. 

5) giec^tenft. ^Trc^iü H. 5 1 (gol. 175). 

6) ebenbort H. Z. 20. 19 (gol. 221). 
^ Sßoln^, a. a. O. 



— 261 — 

abfjicltcn, fd^ciut er ftctö SJaöcn^burg 3um 3lufcntf|alt öorgcjogcu 
gu ^abcu. @r füfjrtc bort aud^ einen neuen ftattUd^en S3au auf, 
lieg ben ^auptfaal mit 3JJaIereien au^ feinen eigenen Sriegö^ 
erlebniffen [d^müden, unb ba er felbft alö gelbjeugmeifter me^r* 
faä) Sf)ef ber 3lrtillerie gewefen tüar unb feine 33efeftigung^funbe 
fpäter ju dtaab belüieö, fo öerfal^ er aud^ fein ®d^Io§ 9tat)enö^ 
bürg mit Sefeftigungen nad^ neuem Softem, ß« mar nid^t 
ganj unnöt^ig, wenn er aud^ felbft eine Belagerung nic^t erleben 
follte. (S^ gefd^a^ nid^t lange nac^ feinem ÜEobe 1645, ba§ 
bie ©d^toeben unter Ülorftenfon, fiegreid^ in ber ©c^lad^t bei 
3[anIoit)it}, 9iieberöfterreid^ bi^ an bie !Donau l^in burd^jogen. 
!Daö fefte 9tat)enöburg leiftete unter bem faiferlid^en Dberften 
SSetter Slnfang^ tapferen SBiberftanb, bod^ mu§te e« fid^ balb 
ergeben. !©ie ©d^toeben fanben öiel Slrtillerie, toofür äJfaji- 
milian nod^ felbft geforgt ^aben modele, al^ gute Seute t)or 
unb bef)aupteten fic^ im ©d^loffe biö in ba^ näd^fte 3(öl|r 0- 

2)em ©rböertrage gemäß war nad^ bem Ütobc feinet 
Sruberö Sari am 12. gebruar 1627 bie ^Regierung be^ 8ied^^ 
tenfteinifd^en §aufe^ mit ber 3Sormunbfc^aft über ben jungen 
Äarl Sufebiu^ an SDiajimilian gefallen. 6r führte fie bi^ jum 
gial^re 1632. ©eine ©orgcn unb SKü^en waren nid^t gering in 
biefer ^tii, benn nic^t nur !am if)m bie 2lufgabe ju, ben *?ßrote^ 
ftanti^muö ju unterbrücEen , ba. feit ben Siegen Z\tit)^ß unb 
SöaKenftein'ö bie 3Jeftituirung beiS Sat^olici^mu« mit aWad^t be- 
gonnen l^atte, fonbern er fanb aud^ ben Sied^tenfteinifd^en Sefife 
in fc^toer bebrängter Sage. !©ieö war inöbefonbere mit bem 
^erjogtl^um SCroppau ber }^aü, baö nad^ ber ©d^lad^t am weisen 
Serge bem dürften Sari jurücEgegeben war, um e^ aufö 3ieue 
unb wieber^olt an bie geinbe wieber ju verlieren. 3m 3ial|re 
1626 war eö in bie ^änbe SDian^felb'^ geratl^en, unb al^ biefer 
nad^ Ungarn abgog, würbe e^ öon feinen ^ülf^trujjpen, einer 



') Theatrum Europ. VII. 717; Cucffcn u. gorfd^. jur öatcrl. 
@cfd^. 416. 



— 262 — 

8c^aar !Däncu unter bem Obcrftcn 9?aujau, bcfe^t gehalten. @ö 
gefd^al^ ba^ nid^t ofjnc bic ©^mpat^ic ber Bürger felbft, bie an 
bcn !Däncn ®laubcn^genof[cn l^attcn unb nid^t ol^nc ®runb öon 
©citcn ifjreö dürften, bcm fie [onft öon 2lnfang an jugcftimmt 
Ratten, rcligiöfc atcftitutiomgöerfud^e bcfürd^tctcn. gürft Äarl 
tarn nid^t bagn, bcnn er ftarb, al^ nod^ bie S)änen SCroppau 
in »efife Ratten. J)a erfd^ien ^BaKenftein im 3[uli 1627, rud^ 
!ef|renb au^ Ungarn t)on feiner SSerfolgung 3)tan^felb'^, befdtjog 
SCroppau toä^renb öierjel^n 2^age unb jwang bie 2)änen gum 
Slbjuge unb jur Ucbergabe ber ©tabt. J)amit begann eine 
fd^redlid^e ^tii für bie ©tabt unb ba^ 8anb, bie Söattenfteiner 
l^auften tüie im eroberten feinblic^en ®cbiet in ben fd^limmften 
3eiten beö breißigiä^rigen Äriege^; ber ®tabt trurbe eine enorme 
©umme gur 3^^l^^n auferlegt, bie fie nid^t jufammenbringen 
lonnte. J)er 9ieft würbe ben ^efuiten gur Sinbriugung abge* 
treten. ^Der Eroberung folgte bie Äatl|olifirung, bei welcher e^ 
fo toenig toie anber^wo naä) Slrt ber 3^^^ o^ne ©etraltfam* 
feiten abging. 3Jiajimilian^ perfönlid^e 3?eigung, fo fromm? 
fatljolifc^ er toar unb fo fel^r i^m an ber 9teftitution lag, ging 
feine^toeg^ in biefer getoaltfamen 9tid^tung, aber er l^atte mit 
an bem 9iufe ju tragen, ben fid^ bamalö ba^ feinen 9iamen 
fül^renbe ^Regiment ber „Sied^tenfteiner" jujog. ©iefeö war eö, 
ttjeld^e^ unter bem ßommanbo be^ Oberften öon @oeö mit ber 
militärifd^en Unterftüfeung ber Äat^olifirung betraut trar. 

3Kayimilian^ grömmigfeit betl^ätigte fid^ iüäf)renb feinet 
i^eben^ in öielfac^er 3Seife, fotrie burc^ fortträ^renbe 3Scrbinbung, 
bie er mit ^irc^en unb Softem unterf)ielt. 33ßie er, fo feine 
©ema^lin tol^arina. Diefe würbe 1603 t)om Sapujinerorben 
in "ißrag „für ein geiftlid^ S'inb" aufgenommen. "Da^ ©leiere 
gcfd^a^ öom ßonöent bcö Sartf)äuferorben^ näd)ft Srünn für 
!ä)iayimilian wie für feine ©ema^lin im ^a\)xc 1613. ^n\ 3>a^re 
1024 t^at ba^fclbe haß Älofter ber barmficrjigcn Srüber in 
3Bien, 1631 ber ßrcmitenorben unferer lieben grauen ju ^nnß^ 
bvucf im Slüfter ®t. 3lofcpf|, unb 1636 bev ßamalbulenfer 



— 263 — 

(Srcmitenorbcn in glorcnj. SWajimilian l^atte in bicfcm ^aljxt 
1636 bcn Samalbulcnfcrn auf bem @t. ^ofepl^^berg ju SBien 
3000 ®ulbcn gcfd^enlt gut Untcrl^altung cineö Magistri novi- 
tiorum. ÜDie glcid^e ©umnie fd^cnltc er 1637 bcm grauen* 
flofter ©t. Slara in 3naim jur (Srtrerbung öerfc^iebener ®üter '). 
@o mad^ten er unb feine ©emal^tin jal^lreid^e Segabungen 
unb Stiftungen toäfirenb il^re^ gebend. J)a^ bebeutenbfte S33er! 
in biefer 9lrt ttjar aber bie Stiftung beö Älofterö SSJranau mit 
bcr fürftlid^en Familiengruft. äBranau gel^ört jur §errfc^aft 
^oforife; bem ererbten ®ute feiner ©ema^tin Satl^arina. (Sin 
alte^ l^öljerne^ Äird^lein, auf l^ol^em 33erge gelegen, ftanb fd^on 
feit Qal^rl^unberten in groger SSerel^rung. (Sin tounbertptige^ 
3D?arienbilb, ba^ öon frommer @age gel^eiligt toar, lodte bie 
Setüo^ner ber Umgegenb unb ferne ^ilger l^erbei. 35ie fürftlid^en 
Sefijäer befd^loffen, an biefem gcl^eiligten ^la^e il^re 9tu]^eftätte 
fid^ JU erbauen, bie fortan afö gemeinfame Familiengruft beö 
fürftlid^en §aufe^ aboptirt würbe, "^a^ Äirc^lein tourbe barum 
nid^t blo§ JU einer ftattlid^en, jweit^ürmigen ^ird^e, unter toeld^er 
bie ©ruft ausgemauert tourbe, umgebaut, fonbern baneben aud^ 
ein großes Softer errichtet, weld^eS ben "ißaulanern übergeben 
würbe. J)iefer Orben ber fogenannten minbeften S3rüber, öon 
granjiScuS be ^aula am (Snbe beS fünfjel^nten 3>ö]^r]^unbertS 
in Spanien geftiftet, jeic^ncte fid^ burd^ feine Strenge auS. 'Die 
Stiftung ju SBranau gcfd^al^ im g^al^re 1633. 3"^ Unter l^alt 
fd^enlte SWajimilian auger näd^ftliegenben ®rünben bie ^errfc^aft 
SÖiorfd^i^, toeld^e er, wie oben erwähnt, einige iiatfxt öorl^er er== 
worbcn l^atte. (Sr felbft baute fic^ neben bem Älofter eine SBol^^ 
nung, in weld^er er feine leiste ^^ebenSjeit ober wenigftenS einen 
2:i|eil berfelben jujubringen gebadete. Äird^e unb Älofter würben 
fpäter nod^ me^rfad^ t)on 3Kitglicbern bcr fürfttid^en gomilie 
befd^enft, inSbefonbere bie Äir^e mit Silbern, Statuen unb 
Stltären reicher auSgeftattet unb bie fürftlid^e ©ruft erweitert 



i) Siec^tenft. 3lrc^it) Aa. 99. 109. 



— 2^•4 — 

StrKrr iBicniDiiim: nnl £Tri>rT3it ninr CtTtt Her 
it nunc ^aeriLicjvn^ li&t !%->> «x JELcnrük y^Hy^iu-« 
wisM^ rmrr Jn* i>m»imrr 5tr:rr cjnpmnicma:. ö xmtr 
tpnrt im 0::Siaasr:z:rrrr,in pr-yto: ixl l>c$ S*]ls jcb Alka 

•i lä tet £n«x. l^cf rr ott. Ärroic l»ß%ün:. lern cncr 
trx JÖrriSp>tir: »er. %:# br: ni 'nrrf- iiii k^laig er, 

£tr rr%, &cr ^r Stoied in Hrr Ttfrrr fErrzüra ^nm 
feijneft aran«, »sir >iri Äni. ^ifcn ▼^l^jr ÄznnclMn» @it^ 

^ h7ti 1*>^ imd fcanrlkr liit rmfcfn #Eirr iterm ^* 

%t3 äbcpgin^nL ^ipct ^rJ^ vniri^ im Cit«!5!>akt bcr ^onloiirr 

hn Tode i>ütan§t%asi%cn mn, etfj^lt bort üpct Ufnt ^bi^enam. 
iJtaximiüan tonmt oon frinnn fmuie in Sronan »fitig mtffc 
dtbranäf mo^tn. Xro^ frinrr lfi5fnl>tn i^und^m, trof fetner 
gui^tfd^ iBffd^iPfrbfn tDor rr 5f m ^lufr 5f9 Saiiträ, ime oben 
bcriäfUt, tmtbcvum grfolgt, unD ^ne 1638 bot Cbrrbffe^ btr 
/^eftutm Staab nbfmommfn. 3n Dirfrm Smt unD in Dicfn: Stabt 
ftarb er OI0 taifcrli(^ ?$clbmarfd^a(( om 2>i. J^nil 1643. Stine 
gdd^ tourbf nad) Sranau gcbrad^t unb bort, loie er ce angc^ 
orbnet ffaiit, im ^knmnbf feinte geiftlic^n C^rbene beigefe^t 

Seine ^upterben loaren bie ^rften @unba(fer unb fiorl 
(^ufebiud; an fie {amen bie fämmtlid^en ^errfc^ften. ^ibe 
litten fxdf t>otffCt mit feiner 3uftimmung fd^on ba^in geeinigt, 
ba§ ftarl (&u\tbin^ bie ^au))tfd(^Ii(^ften mä^fc^n ^>errf(^Qften 
er^ielt^ ^utfc^obi^, ^ofori^, ^otoifftab mit aütm, »q^ baju 



') ified^tenft. %vd)it) Aa. 91; cf. Aalae Dominae Wranovii . . . 

fttnf^unbertiä^tiflc« 3ubflfcft. »tünn 1740. 



— 265 — 

gehörte, ncbft bcm §auö ju Srünn unb gu Wm\, ^Jürft ®un* 
bacfcr aber bie öftcrrcid^ifd^cn Staöen^burg unb §of|cnau unb in 
Wd^xcn ©tcinit} fammt öicr J)orf[ci^aftcn öou 5lufterli6, Urfd^ltj 
unb Otni^ unb ba^ ®ut öoöcodi^. Ucbcr il^rc weitere 3Scr* 
erbung im gatte be^ 3lu^fterbenö ber einen ober ber anberen 
i^inic toaren weitere genaue S3eftimmungen getroffen, fo bag unter 
aßen Umftanben biefe ®üter bem §aufe gied^tenftein öerblieben. 
3ltteö toar im ®eifte ber Srbeinigung öon 1606 angeorbnet 
toorben. gür ben dürften gerbinanb, ©unbacferö ©ol^n, be^ 
ftimmte 3JJajimiIian bie Summe öon 150.000 ®ulben, jebod^ 
ate gibeicommi§. !Die beiben 2^öc^ter Sarfö, bie gürftin öon 
J)ietrid^ftein unb bie ®räfin 2:itt^, erl^ielten je ein Segat öon 
6000 ®ulben. Sitte« filberne Sird^engerättj erhielt baß Softer 
in SBranau, ba« anbere ©itbergefd^irr gürft gerbinanb. gür 
©eetenmeffen in öerfd^iebenen Äird^en beftimmte SDJajimilian 
3000 ®ulben. W\t feiner fonftigen belüeglid^cn ^interlaffenfd^aft 
bebad^te er öerfd^iebene SSertoanbte, ober fte tourbe jtüifd^en ben 
dürften ®unbacfer unb Äarl ßufebiu« getl^eilt. Slud^ feine ^Diener 
unb Umgebung öergag er nid^t ^). 



?icd^tcnft. %xä)x\) G. 82. 



vn, 'gCfef^nttt. 



äH ®uniiaAtt. 



♦ 



viunbacfcr, ber jüngftc t)on §artmann^ ©öl^nen unb t)on 
Jenen brei Srübcrn, benen ba^ ^a\\9 Siec^tenftein feinen erneuer* 
ten ®Ianj unb feine Söebeutung in ben legten brei Qal^rl^unberten 
öerbanit, geno^ ol^ne 3^^'f^'' biefelbe au^gegeid^netc, faft geleiert 
gu nennenbe ßrgiel^ung toic fein ^uber Sari. SBenn ami) nid^t^ 
S'iä^ere^ barüber befannt geworben, fo lägt e^ ftd^ anß ben 
Segebenl^eiten feinet Seben^ fd^Iie§en, fotoie in^befonbere an^ 
ben mand^erlei ©d^riftftücfen, bie bon feiner §anb übrig ge* 
blieben finb. ©ie jeigen il^n al^ fd^nett unb getranbt mit ber 
geber, fidler unb beftimmt im Slu^brucf, Ilar in ber 5luffaffung 
bielfcitig in 93ilbung unb Srfal^rung. !Die Umfid^tigfeit unb 
©efd^äft^getranbt^eit, bie er ftd^ frül^ im J)ienft ertoarb, lüirften 
mitbcftimmenb auf feinen Seben^Iauf. 3Sar fein ©ruber Äarl 
borjug^tüeife bebeutenb atö ©taat^mann unb boö 2^f)atigfeit 
unb 2^]^atfraft in ben großen Jjolitifd^en SJegebenl^eiten feiner 
3eit unb feinet ?anbe^, fjatte ÜKajimilian ftc^ bem Seruf be^ 
Sriegömanneö ergeben, fo lüaren e^ bie 2lemter be^ C^ofe^, ber 
SRatl^ be^ Saifer^ unb Sönig^, bie Slbminiftration, too ©unbadfer 
fid^ feine SSerbienfte erwarb. 

tJürft ©unbader lüurbe am 30. Januar 1580 geboren. 
Sßie feine ©ruber trat aud^ er, bod^ erft im ^aijxt 1602, gur 
fatl^olifd^en Äird^e über. iDag eö auö Ueberjeugung unb nid^t 
ol^ne reifli^e^ 9lad^benlen gefd^al^, bettjeift eine ©d^rift, bie er 
f eiber barüber nicberfd^rieb. ®ie fü^rt ben 2:itel: „Setocg* 



- 270 — 

Urfad^cn, fo mxd) gu änncl^mung beö fat^olifd^cn ©laubcn^ be* 
tüogcn fjabeu". änberc Sd^riftcn über rcligiöfc ^Dingc, in^^ 
bcfonbcrc über t^cologifc^c Gontroöerfen , aud^ ein 35Berf de 
veritate Religionis Catholicae, bie er J^interließ, laffeu i^n 
fnft nlö grünblid^ gebilbeten J^cologen crfenneu. Seibcr lägt 
]iä) nid^t mel^r nad^meifcn, auf weld^er ©d^ulc ober burd^ toeffcn 
Unterricht er fid^ bicfe Silbung fid^erlid^ nod^ in ber Sugenb* 
geit ertoorben ^at '). ^ic SSicIfeitigfeit feinee SBiffen^ unb feiner 
Silbung geben Schriften gu erfennen, bie er über moralifd^e, 
militarifd^e unb aftronomifd^e ©egenftanbe öerfaßte. ©utad^ten 
über jjolitifd^e unb abminiftratioe 2(ngelegenl^eiten fc^eint er 
l^äufig Derfaßt gu ^aben. Seinen Sifer für bie neu ergriffene 
ßonfeffion geigte er nid^t bloß burc^ bie foeben ermähnten 
Schriften, fonbern nud^ burc^ ben ßifer, mit weld^em er'gleid^ 
feinen SJrübern ben fatl^olifc^en ©lauben auf feinen ®ütem 
^ergufteßen trachtete. 

Sei ber Srbt^eilung mit feinen beiben SJrübern 1598 
waren ©unbacfer bie ^errfd^aften SSJilfer^borf unb 9iingetöborf 
gugefaßen. ^tfx Sinfommen war auf 97.688 ©ulben gefc^äfet. 
Söilfer^borf blieb feine ftänbige 9tefibeng, fafl^ feine !Dienfte unb 
2(emter i^n nid^t abwefenb hielten. 21m 28. 3uni 1601 erliefe 
er gu Sßilferöborf eine Orbnuug für feine Untert^anen 2) ; fic 
geigt, toeld^e Sorgfalt er fc^on frül^ ber SSertraltung feinet eigenen 
S3efi^^ gufommen lieg. J)ie gute, georbnete SSerwaltung fefete 
il^n aud^ in htn Staub, fic^ an ben gaf)lreid^en !DarIe^en für 
ben (Staat gu bet^eiligen, bereu oben in ber ©efc^id^te feinet 
S3ruber^ Äarl gebadet toorben ift. 5lu(^ gewäl^rte er eigene 
T)axlt\)tn, fo im ^af)xt 1599 Don 1500 ©ulben. 



*) 2)a8 Sicd^tcnftciii. ^Ird^iö bewahrt mand^c« öon feiner ^anb 
©ffd^riebene, niand^ee oon feinen "^apitven, aber e$ ift alle^ fragmentarifd^ ; 
bad 33cfte ift fid^erlid^ abf)anben gefommen. 3J^and)c 2)aten au« feinem 
?eben ftnb in einem turgen ^romemoria entladen, baö er für Äaifer ger* 
binanb III. »erfaßte. @. SEBalberg, a. a. O. 

2) (S^me(, ®ef(^i(^tdforf(^er I. 155. 



— 271 — 

©d^on in biefcm Qal^rc 1599, uod^ ni^t jtüangig ^a\)xc 
alt, trat er in ben ^ofbienft. @r begann al^ Kämmerer be^ 
(Srjl^erjoö^ -iSJlatiffia^, blieb in biefem !Dienfte ununterbrod^en 
gtoei 3a^re, na^m träl^renbbeg an jtoei gelbgügen J^l^eil unb 
befanb \i6) and^ bei ber Setagerung Don Dfen. 

3im Sfnfange be^ Qa^reö 1604 öerl^eiratl^ete fid^ ©unbadfer 
mit ägneig ©räfin öon Dftfriei^lanb. 2lm 3. Januar 1604 
machte er bem Äaifer SRubolf baöon bie Slngeigc unb bie @in^ 
labung jur SSermäl^Iung, unb biefer gab am 6. gcbruar beö^ 
felben 3ial^re^ feinem 9teid^^pfennigmeifter ßl^riftoj)]^ Sog ben 
Auftrag, burd^ einen faiferlid^en Slbgefanbten ein ^od^jeit^- 
gefd^enf im SSJert^e öon f)unbert J^l^atern an ©unbacfer über^ 
reid^en gu laffen. !Der SSermäfjlung traren aber längere SSer* 
^anblungen vorausgegangen, benn eS ^anbette fid^ bei biefer 
3Serbinbung eoentuett um eine Srbfd^aft unter giemlid^ DertoicEel* 
ten unb ftreitigen SSerl^ältniffen. ®raf ßnno III. öon OftfrieS- 
(anb, ber SSater ber ©raut, fjatte gu biefem ^mdt feinen ated^tS- 
geleierten, ben S)r. 2^^omaS granjiuS, unb als 2)?itgefanbten ben 
$eter öon SSiSfd^er nad^ *ißrag entfeubet. Ql^re Srebenj trar öon 
(Snno am 4. ^loöember 1602 auf bem §aufe griebeburg auS^ 
geftettt; bie auSfü^rlid^e, in gafilreid^en ^JJunften alteS feftfteflenbe 
^eirat^Sabrebe tourbe am 5. 3[uli ju *ißrag abgefd^loffen unb 
t)on bem ©efanbten beS trafen Snno, Dr. granjiuS, foiüie 
öon ben brei Sörübern Sari, aWajimilian unb ©unbadfer Don 
Sied^tenftein untergeid^net, weld^e fic^ alle brei gemeinfam für 
bie Sebingungen oerpflid^teten. SlgneS ert)ielt nad^ ben ^auS- 
fa^ungen beS ©rafen öon OftfrieSlanb ein ^ciratl^Sgut öon 
20.000 ©ulben unb baju eine reid^e 2luSftattung an Leibern, 
©d^mudf, ©ilbergefd^irr, SSJagen unb "ißferben. ©unbacEer öer* 
fd^rieb i^r als ßeibgebinge 6000 ®ulben öon unb mit ber §err* 
fd^aft Süfiftelbad^ als SBitttoenfife. ®aS bie eoentueüe (Srbfd^aft 
unb bie *ißrätenftonen auf weftp^älifd^e unb friefifd^e Sefifeungen 
öon ©citen il^rer 3Jtutter betrifft, fo toirb baöon toeiter unten 
auSfüJ^rlid^ bie 9iebe fein. 



272 



2[u(^ nai^ bet SJermREilimg blieb ©iiiibarfer weiugfteue im 
auBfvorbditlidjcn Iliciift beS grj&cräogö SDinltlfiaS. 9tu8 bem 
Sq^vc 1606 roerben mefirew ©efaiibti'i^aftöteiieii für bcnfelben 
etmä^ut') iinb 1608 begleitete er ben Srj^cväoii alö einer ber 
gü^rer bcr öfterretr^ifc^en STruppcn auf (ciiiem 3"9e "<"^ ^°^' 
men^). UcbrigeuS inar Ounöactev im ^a^ve 1605 in baS nieber= 
üfterreic^ifc^e Sierorbiietenamt aufgeiionmien, würbe im Qn^te 
1600 SRat^ bcr ^oftammer, nou Weliiier er 1613 aU iCieector 
baS ^räfibium jii übfriicVifn f)£<tte. ©ct)oii im 3sa^ve 1608 
fc^eiiit er eine 3"' lang biefcS 31ml prociforiici) geführt ju 
^Qben; t& ift ttemgftEuS Don feinet Sefolbung in biefer ©teile 
bic iRcbe^). Slud) iDurbf er in bemfelben 3a^w in bie itieber» 
öfterrei(f)if(^e Änmmet als 9tntl) eingefü^ri. 3« bem gleidien 
3at)rc ft^ritt er niidi nin bie Sevlei^iing beä Jttelö „aöot]I= 
geboren" ein. 5^erfeIbe lourbc i^m aud) burt^ eine SJerorbuung 
Dom 2. Octobcr bewilligt. Qu ben Surren 1614—1617 be= 
tteibete er Derft^iebene Soften, ©r war i*anbeSl|Quptmann in 
Obcr^OEfterreicti, i^anbmorfi^QÜ in ÜKiebec^Orftcrreiit), Dberft= 
^ofmeifter bcS jungen (Srjljcrjogö 3!o^Qun tnr(, älteften ©o^ne« 
SerbinanbS IL, ber aber beveitä im ^aijxt 1619 ftarb, enblii^ 
Dberftl)ofmeifter ber fiaifetiii 9tiiiia, a)iatt^iaS' ©ema^lin. ©ic 
Sefolbungen für bicfc 3(einter Wnrben fc^t unregelmSßig auS- 
gejault, imb cö ift fliöter noc^ Diel Don 9lbrcct|iiu!igen bie Stehe. 
3tle niEbetöfterreirf)ifct|cr Sammerrat^ ^ntte er bic jn^rlic^e ©e= 
folbung Don 500 ©ulben mit 200 ©itlben 3"l'"5i:; bon biefen 
cebirtc er einmal im 3nE)rc 1616 400 ®ulben an bie Sapu-- 
jincr tu Srcmö. 311e er im '^atfvt 16.19 jum wirtlit^cii ^räfi' 
beuten bev §ofEammer ernannt würbe, crl)ielt er jU bcr ^ftfi> 
bentcubefolbiing nod) ciiie monatliit)e ä'ibuge Oon 300 ©ulben. 
3im 3a^re 1621 wiirbe er Don Saifer gcrbinoub jum ®e^cimen 
9ial^ beförbert. 3Mefe6 roiirbc ber tniferlirf)cn §offammer am 

') ariijiD bcB ginanjmitiift. 
ä) e^lumeljtfl, 3i«oHii 451. 
^) Stvi^io bce giuanjiniitiR. 




^ 273 — 

13. Sfönuar bc^ genannten Qal^rc^ Dorn Saifer mitgetl^eilt; um 
in ber 2^itulatur ifjreö *ißräftbenteu ftc^ baruad^ gu richten ^), 
boä) tüirb er in faiferlic^en ©^reiben fctbft fc^ou frül^er (1619) 
alö geheimer 9iatf) bejeic^uct. @r felbft öerfe^t bie Srnennung 
in baig g[a^r 1621. 

3>ni Qal^re 1616 am 24. 3lonuar dertor ©unbacfer bereite 
feine ©emal^lin 2lgne^, mit lüeld^cr er eine ftattlid^e 9ieit|e öon 
Xöd^tern l^atte, beren fpäter gebadet toerben toirb. ^mi 3af)re 
barauf öermal^Ite er ftd^ toieber mit Slifabet^ Sucrejia öon 
S^ejd^en. !Diefe ^eirat^ tourbe burd^ bcn Sarbinal öon ^Dietrid^^ 
ftein geftiftet unb fanb aud^ in beffen ©egentoart „in bem 8uft* 
garten ju Si^grub" am 23. 2lpril ftatt, gugleid^ mit ber SSer* 
möl^Iung t)on beö gürften Äarl 2^od^ter Slnna ÜKaria mit bem 
®rafen SKajimilian öon ©ietrid^ftein 2). (Slifabet^ ißucrejia 
ftammte au^ bem alten fd^Ieftfd^en ^erjog^^aufe ber ^iaften. 
Sie mar bie 2^oc^ter beö C^erjog^ Slbam SSenje^lau^ ju jEefd^en 
unb feiner ©emal^lin Slifabetl^, be^ C^erjogö ©ottl^arb in Surlanb 
Siod^ter. 3^rc ©ro^mutter ©ibonia Äatl^arina mar eine 2^od^ter 
be^ ^erjog^ Sranj I. t)on ©ad^fen-l^auenburg. 5lbam SSenjel öon 
JEefd^en hinterließ nur jwei Sinber, ben §ergog gricbrid^ Sßil^ 
^elm, ber afö fein 5Jlac^foIger unb le^ter §erjog öon J^efd^en 
o^ne legitime 5Wad^fommen 1625 ftarb, unb Slifabet^ Sucrejia, 
©unbadter^ gtoeite ®emaf)Iin. J)ie übrigen Äinber toaren frül^er 
geftorben. !Da mit bem jungen iJriebrid^ Söiltjelm ba^ fd^Ieftf^e 
§auö ber ^erjoge ju SEefd^eu ju Snbe ging, fo mar aud^ Slifa* 
bet^ Sucrejia Srbtod^ter unb ®unbacEer öcrfel^lte nid^t, wie 
weiter unten folgen wirb, Slnfprüd^e für fte gu erl^eben. @ie 
War im eöangetifd^cn ®(auben erjogen worben, trat bann aber 
bei i^rer 3Sermä]^Iung gum Äatl^olici^mu^ über. J)a^felbe gcfd^al^ 
mit bem jungen ^ergoge griebrid^ SÖBill^elm, ber noc^ eine ^tii 
lang nad^ bem JEobe feinet SSaterö unter ber SSormunbfd^aft 



^) Slrd^iö bc8 ginangminijl. 
2) Sucae, ©d^lcfxcn« SDcnftoürbigfcitcn I. 682. 
Ofatle, Sie(^tenflein. II. »b. 18 



— 274 — 

©unbacfcrö unb bc6 erj^^oge Äarl, Öifc^ofö ju Sre^Iau, 
ftonb. SSergcbcne ^ttcn Die Agnaten, Die Ocrjogc ju S3ricg 
unb Stegni^, bagegcn protcftirt *). 

^ie etgcntltd^c politifc^c ^beutung @unbacfcrd beginnt 
fofort mit bcn Srcigniffen bee brelBigiä^rigen Äricgce. Damals 
no(^ im Raffte 1618, unter Äaifcr 3)?att^iad, übernahm er eine 
®efanbt)d^aft an bie f(^(eft|d^en Stäube. Tiefelben Ratten fxd) 
frü^ burc^ Jractate Derpflit^tet, ben Sö^men Öülfe ju leiften, 
loenn e^ fid^ um einen Äamjjf für i^re 9?eIigion ^anbelte. ^ierju 
würben fie nun auf ba^ J)ringenbfte Don Sö^men, t>a^ jum Sriege 
bereit xoax, aufgeforbert. 'Die Sd^lefier erfannten i^re SJerpflit^^ 
tung an, toaren aber mit bem 35orge^en bcr Sö^mcn leine^^ 
toegö eiuDerftanben, fonbem ftrebten oielmc^r nac^ einer SSer^ 
mittlung bei bcm fiaifer felbft, fotoic burd^ bie Srj^erjoge. 
Unter biefen Umftänbeu erhielt nun ©unbacfer, ber burd^ feine 
gleite 35ermäf|Iuug ben fd^Iefifd^en dürften unb §erreu nö^er 
getreten »ar, ben Auftrag, ben fc^Iefifd^en Sanbtng gu beilegen, 
ben ©ö^men bie geforberte §ülfe ju öerroeigem. 

Seine ©enbung xoax öon feinem Erfolge begleitet, »ic er 
felbft in bem oben bereite crioä^nten Ü)ZemoriaI mittl^eilt, Dor* 
gug^tteife be^^alb, »eil er bie 3inftruction gu ]päi erl^alten, um 
noc^ eine äenberung ber oerle^rten ^unftationen gu ermöglid^en. 
®r ergöl^It, er xok feine üJiitcommiffarien, bie Ferren üon Surg* 
l^aufcn, fd^lefifd^er Äammerjirafibcnt, unb ber Öanbe^fjauptmann 
Don ^thlii^, feien abgereift ol^ne ^inftruction mit bem erhaltenen 
35erfj)red^en, ba^ man fie il^nen nac^fd^icfen »erbe. Srft nad^ 
ifjrer 3lnfunft in Sre^Iau, am äibenb beoor fie bie Proportionen 
bem ganbtage gu mad^en gehabt, Ratten fie biefelben erl^altcu, 
fo ba§ fie faum 3^'^ gefunben, biefelben burd^gufe^en. 2)a ^abe 
er benn al^balb gefunben, baß bie ^rojjofitionen nid^t ber Slrt 
getoefen, um ßrfolg gu fjaben. SBäre il^m aber bie 3lnftruction 
nod^ in SBien übergeben loorben, fo »äre ^tit getuefen, bie 



>) 2ucat, a. a. O. I. 683. 



— 275 — 

fünfte gu bcfprcd^en unb fo gu änbcrn, ba§ mau auf eiuigc 
SBirluug l^ätte rcd^ucu löuucu, beuu bamatö toarcu uod^ üiele 
SBo^Igeftuutc iu ©d^Icpcu, bic bauu ber SJiarfgraf öou ^ög^vn* 
borf burd^ 35ro]^uug uub Ucbcrrcbuug, aU bic faifcrlid^eu Sßxopo< 
fitioueu fcl^lft^Iugeu, mit auf feiuc ©citc gog. 

!Dcr fd^Icftfd^c 8anbtag, ju »cld^cm ©uubacfer gcfeubet 
toar, fanb am 12. Octobcr ftatt. J)cr Äaifer crflärte ftd^ in 
feinem ©d^reiben ftet^ bereit, bie ©treitigfeiten in ®ute beigu-- 
legen, allein ber %xoi^ unb bie ^artnäcfigleit ber Söl^men öer* 
eitelte ba^. @r verlangte t)on ben ©d^Iefiern, fte fottten ifjre 
2iruj)j)cn gu ben feinigen ftogen laffen ftatt gu benen ber Sööl^* 
men, bei benen bie ^Religion nur ein 3Sortt)anb fei. ©unbadfer 
^atte eine ü)?enge ©rünbe bafür öorgubringen, ba^ bie ©c^Iefter 
öcrpflid^tet feien, bem Äaifer beiguftel^cn unb nid^t feinen ®egnern. 
allein bie ©d^Iefier antworteten, t>a^ e^ fid^ aüerbing^ um bie 
JReligion Raubte, unb bag fic für biefen gatt burc^ 2^ractate ben 
©öl^men öerbunben feien. Qu ber 2:^at liegen fte il^re J^ruppen 
fid^ mit ben böl^mifd^en öereinigen. Sine SRepIil, bie ©unbadfer 
auf il^re 9lnttt)ort abfaßte, nafjmcn fte gar nid^t an. @r mu§te 
cnblid^ Söre^lau öerlaffen, ofjue ettoa^ au^ric^tet gu l^aben, 
nad^bem er fd^Iießlid^ nod^ öom ^öbel mit ©teinttjürfen in feine 
genfter Derfolgt lüorben ttjar *). 

3[m grül^Iing beö '^a\)xt^ 1619 erl^ielt ©unbadfer eine 
gttjeite a)tiffion an ben ^ergog SDtajimilian öon ©a^ern, fotoie 
an bie Äurfürften öon ^falg, 9)faing, Syrier unb (Söln, lüeld^e 
auf bie ©ifc^öfe t)on Bamberg unb ©peier au^gebel^nt mürbe, 
©ie betraf ebenfalls bie böl^ntifc^en Stngelegenl^eiten unb begwedfte 
eine gemeinfame SSermittlung biefer dürften unb ^rölaten, gu 
»cld^er eine 3"föwtmenfunft in ©ger auf ben 14. 3lpri( öor^ 
gefd^Iagen »urbe. !©ie ©enbung war nod^ öon Saifer 2)Zattl^ia^ 
beabfid^tigt unb bie 3;nftructionen (t)om 14. 2)?ärg) gum J^eil 
auiggeftettt, aU ber Äaifer am 20. 9Äärg 1619 ftarb. ©ein 



1) 2ucat, a. a. £). 376; $urtcr, Äaifcr gcrbinanb. VIII. 347. 

18* 



— 276 — 

5Waci^foIger gerbinanb blieb bei ber Slbfid^t, unb [teilte neue Qn- 
ftructionen am 25. aWärj au^ ^). ©arnad^ follte ©unbader 
fofort aufbred^en unb \\6) junäd^ft jum ^erjog 3)ia5imilian üon 
©at)ern begeben unb i^n (fotDie bie anberen, an toeld^e fein 
3luftrag lautete) auffud^en, tt)o immer er i^u treffen möge. @r 
folle gunäd^ft bie offijieöe SDielbung üom 5lobe be^ Äaifer^ 
aWatt^ia^ mad^en unb berid^ten über ben ©taub ber bö^mifd^en 
Slngelegen^eiten. !Cer Äaifer ^offe, baß bie öö^men frieblid^ gum 
©e^orfam jurüdEfe^ren würben, unb er felbft feinerfeit^ fei gur 
SSerfö^nung unb jur SÄägigung bereit; toenn e^ aber nid^t ge^ 
fd^e^e, fo ^abe fein ©efanbter bie SSermittlung ber Surfürften 
unb unter Umftänben ^ülfe mit 5Rat^ unb 5l^at ju üerlangen. 
Sine geheime 3lebeninftruction, bie fid^ befonber^ an ben ^erjog 
äßajimilian rid^tete, fott)ie an 3Rainj, Syrier, Äöln unb Sam^* 
berg, betraf ba^ bewaffnete (äinfd^reiten ber fat^olifd^en 8iga, 
fall^ bie proteftantifd^e Union ben öö^men mit ®elb unb 
Gruppen ^ülfe fd^idEe. ©unbadter üollfü^rte biefen Sluftrag in 
möglid^ft lurger grift unb fud^te bie genannten dürften aCe 
perfönlid^ auf. !Den §erjog SKayimilian fanb er in äßünd^en, 
ben ^faljgrafen in ^eibelberg, ben ^urfürften üon 3Raing in 
3lfd^affenburg. (är fanb überall bie befte Slufna^me unb fül^rte 
bie SSer^anblungen, bereu Qn^alt me^r ber 9teid^^gefd^id^te ote 
ber gamiliengefd^id^te angehört, mit ben gürften felber unb ju* 
gleid^ mit i^ren leitenben ©taat^männern. Sei bem Surfürften 
üon 3Kaing afö be^ SReid^e^ ßrjlangler l^atte ®unbadter nod^ ben 
befonberen Sluftrag, benfelben toie gufallig au^jul^olen, auf meldten 
Sag er bie äöa^l be^ lünftigen römifd^en Äönig^ onfefeen »olle, 
unb ob gerbinanb perfönlid^ babei erfd^einen muffe. 3)er äup 
fürft ^atte aber bereite '^) bie 2Öa^l be^ neuen römifd^en Äönig^ 
auf ben 20. ^uli angefefet, entfpred^enb ber golbenen öulle, meiere 
rafd^e 2lnfefeung be^ SBal^ltermine^ üorfd^reibt. 



^) Sied[)tenft. %vä)\t) in Sutfd[)0öi(5. 
2) ^urtcr, Ä. gcrbinanb. VIII. 3. 



— 277 — 

^a(S)htm ©uubacfer bie crfte ©cnbuug öoöfü^rt f)aüt 
(bereite am 24. äpril l^atte er fic^ in Iricr bcfunbcn)/ erl^ielt 
er einen gleiten Auftrag an bie brei geiftlic^en ffnrfürften, fo* 
h)ie an ben ^erjog SUiajimilian üon Sägern, m\d)tx eben bie 
SBal^l beö neuen römijd^en Sönig^ fpejiett betraf. (5r erl^ielt 
baju fd^riftlid^ eine Smpfel^lung be^ laijerlid^en §au)e^ unb feiner 
aScrbienfte, fotoie (Jerbinanb^ felber, baüon er gelegentlid^ mit 
©cfti^id ®ebraud^ mad^en foCte '). 35ie 3£nftruction tourbe fd^on 
am 2. aWai au^geftettt, au toeld^em läge ©unbader fd^toerlic^ 
jurüdgelel^rt fein fonnte. ®ie tt)urbe i^m ba^er tool^I nad^* 
gefd^idt. @r felbft ertoä^nt in feinem aWemorial uid^t^ öon einer 
jloeiten ©eubung. 5Rüdtfe^reub, fd^eint er mit Äaifer gerbinanb, 
ber auf bem SBege nad^ granffurt jum 3Bal^Itage fid^ befanb, 
in äWünd^en jufammengctroffen ju fein. 3?on l^ier erl^ielt er 2) 
eine jtoeite ©eubung an ben 'tßfaligrafen, ber, n)ie gerbinanb 
fel^r »ol^l xon^ttf bereite ba^ |)aupt ber ®egner mar, mit feinen 
geinben, jumal ben öö^men, confpirirte unb ber Äaifern)a^I 
entgegen toax. ®erabe be^^alb aber tDotttc er bie formen unb 
^flid^teu ber §öflid^feit nid^t ücrlefeen, um in feiner SBeife 3Ser^ 
anlaffung ju einem 3Sorn)urfe ju geben. ®unbadfer empfing 
bal^er ben 2luftrag, (Jerbinanb ju entfc^ulbigcn, ba^ er auf feiner 
Steife nad^ granffurt nid^t Dörfer ben 'tßfaljgrafen in |)eibelberg 
befud^e. 35a bie 3^^^ e^ il^m nic^t me^r erlaube, fo l^offe er il^n 
in ^anlfurt bei ber SBal^l ju fe^en unb tooUt er i^n n)cnigfteu^ 
burd^ einen Slbgefanbten begrüben unb um feine ^reunbfd^aft 
bitten. ©unbadEer ^atte fobann fummarifdö ju berid^ten, n)a^ 
fid^ yitnt^ in ©ö^men jugetragen, baß ijerbinanb ju einer 3Ser== 
föl^nung bereit fei unb aud^ ben Äurfürften öon ber ^falj n)ie 
bie anberen um 3Sermittlung erfud^e ; (Jerbinanb ^alte biefe 3Scr* 
mittlung für fe^r erfprieglic^, in^befonbere »enn bie SSermittler 



1) S)a8 !Sd[)riftjiücf bcfinbct fid^ im Sicd^tcnfl. %xd)\t> ; auc^ crttjöl^nt 
bei ^urtcr, a. a. D. 

2) 3n|iruct. öom 21. 3u(i, ^icd^tenft. %x6^xt) in SButfc^oöi^; gur- 
tet, VIII. 35. 



— 278 — 

öor^cr für fid^ eine 3ufcimmenfunft hielten ; er fege auc^ in ben 
'tßfaljflrafen ba^ SSertraucn, baß er [ic^ berfelbcn nid^t entjiel^en 
»erbe. Surfürft ^riebrid^ ^örte an, n)a^ i^m ©nnbadEer bcrid^^ 
tete unb ertt)ieberte mit SSerfic^erungen ber ^reunbfd^aft für 
Si)ni9 (Jerbinanb, gab bann aber nod^ eine fd^riftUd^c Slntmort, 
n)orin er fid^ be^ äBeiteren entfd^ulbigte, bag eben bie Unrnl^en 
in ööl^men il^n ju einer augenblidElid^en 2lbrcife nad^ ber Ober^ 
pfalg veranlagten. (Jerbinanb traf am 28. 3iuli in granffurt 
ein. Söa^rfd^einlid^ fd^on üor i^m ober aud^ mit i^ni toar ©un- 
badter bort angefommen, um, toie er fagt, cum titulo ©e^eimen 
$Rat^« 3^ro löniglid^en aKajeftät aufgun)arten. J)ie SBa^l ger^ 
binanb^ fanb am 28. 2luguft ftatt, bie Krönung am 9. ©ep^^ 
tember. ©unbadfer n)ar bei berfelben nod^ ann)efenb unb begleitete 
fobann ben Saifer auf feiner JRüdfreif e ' bi^ SBürjburg. 

3?on äöürgburg erhielt ®unbadEer eine neue ©enbung 
an bie ^urfürften üon Sad^fen unb Sranbenburg, meldte bei 
ber SBal^l unb Tönung in granffurt nicf)t pcrfönlid^ ann)efenb 
n)aren. ©unbadfer fotlte i^nen ben ©auf be^ Äaifer^ für 
il^re 3Kittt)irfung bei ber 2Ba^l abftatten, öor allem aber fie für 
feine Slnfid^t unb Stellung in bem bö^mifd^en Streite ju ge^ 
tt)innen fud^en. 

!Dieje SÄiffion öerlief anfangt in fel^r eigentl^ümlid^er 
SBeife, ba e^ ©unbadfer nid^t fogleidi gelang, nad^ 'Dre^ben ju 
lommen. Sleugere Umftänbe, n)cld^e für bie ^dt fe^r d^arafteriftifd^ 
finb, öer^inberten i^n baran •). J)er Sifd^of üon SBürjburg 
ttjottte i^n mit feinen ^ferben bi^ nad^ "iKürnberg fahren laffen; 
©unbadfer erbat fid^ aber biefelben für bie ga^rt nat^ ©am^ 
berg nebft einem ©d^reiben an be^ S3ifd^of^ äßarfd^all bafelbft 
mit ber Slufforberung, i^m ^ferbe unb 3Bagen nad^ Dre^ben 
ju geben. Slllein berfelbe ^atte feine gur SSerfügung, unb @un* 
badter mugte fro^ fein, mit be^ SSifd^of^ 'tßferben nad^ 'Jiürnberg 
gu gelangen, ^n 5Kürnberg berfelbe 3Kangel; toeber ju Sauf 



^) Nidation im Sied^tcnft. Strd^iö; 3ßcmorial f. o. 



— 279 — 

• nod^ geliehen, toebcr mit ®clb m6) 3Scr[}3rcc^cn, tocber burc^ 
SScvmittlung be^ SRatl^eö nod^ au« Urfod^c bt^ faifcrlid^cn 35icn[teg 
toarcn irgcnb 'tßferbc jur ga^rt m6) Seipjig ober !Drc«bcn gu 
erlangen, ©unbader öermut^cte tDO^I nid^t mit Unred^t 6öfe 
Slbfid^t, ba bie ©tabt unioniftifd^ unb für bie 33ö]^men gefinnt 
toar unb ber ^totd feiner ©enbung nic^t unbefannt fein lonnte. 
3Wan tooöte i^n abfid^tlid^ nid^t hingelangen laffen. Snblid^ 
üerftanb ftd^ ber SRat^ baju, i^m ^ferbe bi« nad^ öaireutl^ ju 
leiten. !Da aber ©unbadter bort t)orau«ftcf)tlid^ ^ätte bleiben 
muffen, fo fonnte er ba« Slnerbieten nid^t annehmen. Qn ber 
gurd^t, tooc^enlang in Mrnberg liegen bleiben ju muffen, min=^ 
beften« bi« SBagen unb ^ferbe üon i^anlfurt ober öon ber 
8ei^)giger 5pieffe gurüdffc^rten — unb aud^ bann rt>ax bie 2lbreife 
jtoeifell^aft — , erfud^te er ben $Rat^ um SBagen unb ^ferbe, um 
nad^ 3D?ünd^en ju @r. SWaieftät bem Saifer gelangen gu lönnen. 
gür biefe (?a^rt gab man fie i^m, aber auc^ nur bi« 9!ugol:= 
ftabt. SSon biefer bat)erifd^en ©tabt nmd^te bie SReife nad^ aWün== 
d^en leine ©d^toierigfeit. ^n SDiünd^en traf er jugleid^ mit ffaifer 
gerbinanb ein, „ob tDcld^em", fagt er im ertoä^nten 3Kemorial, 
„3>]§ro SDiajeftät fid^, unb nid^t unbillig üermunbert, rodl iä) 
biefer ®eftalt nid^t üor fid^, fonbern gurüdf meine Steife genom* 
men l^ab. (S« l^at e« aber", fä^rt er fort, „®ott ber §err 3^ro 
3Rajieftät jum beften alfo angeorbnet, benn objtoar meine Som=^ 
miffion^inftruction ba^iu fid^ erftredfet nur ben ^errn S^ur* 
fürften üon ©ad^fen unb ben §errn ß^urfürften öon S3ranben^ 
bürg JU betoegen, ba^ biefelben jmifd^en 3^rer laiferl. aKajeftät 
unb ben Friderico Palatino neutrales üerbleiben möd^ten, fo 
l^abe id^ bod^ nad^ Gonferirung mit be« dürften üon Sggenberg 
ßiebben über meine Slbfenbung biefelbe fammt ber 3»nftruction 
gang üeränbert unb e« ba^in birigirt, bag ber ^ergog in S3at)ern 
balb nad^ meiner 2lbreife üon 3Künd^en ben §errn SBengin gu 
ben §errn G^urfürften ju ©ad^fen abgeorbnet, mil mir toiffenb 
getoefen, bag ba« ^au« S3a^ern unb ©ad^fen üiel gegen ein^* 
anber vermögen unb in guter £orrefponbenj mit einanber leben, 



— 280 — 

burc^ tt)clcl)Cö bann bef(I)C^cu, ba§ imdi meiner öou bem §errn 
(5l)uvfftvften ju ^vaabeuburg 3iit:ü(ffunft mä) !lDreöbeu ic^ burd^ 
(Mottcö (Saab uub bcö löblid^cu ß^iirfürfteu ju ©ad^feu beftäiu 
biflc Tvcuc uub (Sl)rbarlcit c« bal^in gebracht, ba§ Q^ro J)urti^' 
Irtudjt uic^t uuv neutral, fonbcrn ganj unb gar auf ^^ro faiferl. 
^J)ta|eftftt Selten fid^ crflärt l)oben. Darauf ift erfolget, bag 
iKvnad^) Otl)ro furfürftl. t^urd^laud^t eine ftarfe ärmaba au«^ 
gerüft unb mit berfelben ganj Sd^leficn be^toungen unb in ^\)xo 
faifcrlicbe a)Jaieft&t (S^e^orfam toieberum gebrad^t ^aben". 

(S^unbacfer naijm ju feiner vgcnbung uon 3)tünd^en au^ 
einen ganj anberen il^eg. i^crljinbert, norbtoört^ burd^ bic 
protcftantifcben X^änber ju reifen, ging er burcfe Ccfterreid^ bie 
Tonau bimib unb fobann, n>ie e^ fd^int bunb ü)}a^ren unb 
^(bleuen ^uerft jum Jiurfürfien uon :8ranbcnburg. 3lud^ auf 
biefer ^ifc lief er mancbtrlei i^^efabr : bie Sö^men wie bic auf* 
ft&nbihtcu CefttrrtidKr tteUten ibm nadb unb fud^ten i^n ge- 
^tn^n 5U nebmen. ^l%> bic Ic^tcivn oon feiner änfunn in ^6b^ 
erhibrtu, kubcitn fic eine 5vbaar au^. ndb feiner 5U bemöd^^ 
li^n. \$v^ vielanii ibm eben nodb rtdbt^eitig. ndb nacb fiarl^bod^ 
auf ba<^ ftfte <?vbio^ feinet 5it«nM*ter^ O^^is: poa ^inynborf 
;u fimtien* tifo er »0 **,xnae ^i:e^. b:^ er rcni waenil bcr ober- 
(^''VtTtivtifxVn Jr;:»rnmAdbi i^oiiNin rcn ^rjirbexhrrg eine 
hrtw*^ie ^SV§*e::uni: erbJeli, äi: iwldbrr er wrirrcrtpci tonnte. 

r^t erbrr. ;;^*,^rr::c::i.>~en ;u >:rer ^irzr^ricn ziufc goifc^ 
ie« 3;Ä^ ^^r,^^^.^ur^ ncrrr, ha* ;* ^::r!"rm ia: 17. 5e^ 
:tÄkT i«^je^;i:: ^sr er^ejerrm ur> ^rrir>rnex Mxim von 

ÄtTjit^^x Xt: 4. Cct.^te- \ CT Jcrrr Mrrcdfc «r£«k% ieine 
^•riferny: ;x et:vkct•^3ÄX. >rr,r, ^^^ ?&inr: ncili: ^jEacn ?«nf 



— 281 — 

©unbadcr l^attc fie öorjug^lücifc öon ber ©eite barjiiftcttcn, baß 
fic eben eine politijd^c fei unb e^ [id^ eigentlid^ gar nid^t nm 
bie SReliflion l^anble, toa^ anä) baburd^ emiefen lüerbe, ba§ nun» 
nte^r ©abriet Setl^Ien, ber fid^ einen SSafatt ber lürlen nenne, 
auf bie Seite ber Söhnten getreten fei, Ungarn überfallen unb 
einen grogen Z^til baüon bereite in feine ®ttoali gebrad^t ^abe. 
3)ie ©ad^e fei baburt^ eine allgemeine Angelegenheit be^ SReid^e^ 
gen)orben. 35er Äurfürft üon ©ac^fen tt)irb inöbefonbere erfucf)t, 
ben ^falggrafen griebrid^ ju ermahnen, baß er bie mittlerweile 
auf i^n gefaöene SBal^l ber öö^men ju i^rem Sönige nidf|t an* 
ne^me. SBelc^en Srfolg biefe ©efanbtfd^aft ©unbadfer^ l^atte, 
ift bereite mit feinen eigenen SBorten mitget^eilt tDorben. Sonnte 
er fid^ bei Sranbenburg feinet • großen @rf otge^ rühmen '), f o 
erreicf)te er bei bem Surfürften üon ©ad^fen weit me^r, al^ 
man erwartet ^atte. 

©unbadfer fonnte laum üon biefer 9ieife gurüdtgelel^rt fein, 
aW er einen neuen Sluftrag ju übernel^men ^atte. 3Son ben 
öfterreid^ifd^en Sanbftänben, bie bi%r in ö^nlid^er ©tetlung wie 
bie Söl^men fid^ gegen aUe griebenö- unb 35ermittlung^üerfu(^e 
l^aföftarrig gezeigt l^atten, fd^eint ein SCl^eil im nieberöfterreid^i* 
fd^en 3Siertel ob bem SBiener äöalbe ju anbcren unb minber 
fd^roffen ©efinnungen gefommen ju fein, ©ie Ratten einige 3lb* 
georbnete an ben commanbirenben ©eneral Sucquo^ gefenbet 
unb i^m mitt^eilen laffen, ba§ fie jum frieblid^en Slu^gleid^ 
bereit feien unb bem Saifer 53cbingungen üorfd^lagen fönnten, 
mit benen fie glaubten, ba§ er jufrieben fein werbe, ©ie bäten 
barum, baß ber Äaifer eine 3"f^^^^"^u^^ft auöfd^reibe, au 
weld^em Drt er wolle. !Der Äaifer, burd^ 33ucquot) üon biefem 
S3egel^ren benad^rid^tigt, ging fofort barauf ein, unb beauftragte 
©unbadter ((Srebenjialfd^reiben unb 3>nftruction batiren üom 
leisten SEage 1619 SBien^), fidf) fofort ju öucquo^ ju begeben 



1) ^urtcr, VIII. 173. 

2) gicd^tcnp. Slrd^io in SSutfd^ooi^. 



— 282 — 

unb mit bemfelben einen Xaq bcr 3uiaminenhinh jener Öerrcn 
in ÜJiölf ober ^bbe ya oerabreben. ©unbarfere Auftrag ging 
nur ba^in an^u^ören, mae fie Dorjubringen ^tten, unb bem 
^aifer jur ^ntfc^ibung barüber }u berici^ten, i^nen aber auci^ 
mit)ut^ei(en, l>a% auf eine eigentlici^e 33er^anblung nur einge- 
gangen tt>erben fönne, menn fie Dörfer Don bem gefci^ioffenen 
33unbe mit ben Sö^men fic^ lo^fagten. tiefer SJerfuci^ einer 
3(udfol^nung blieb o^ne 6rfo(g. 

3toei 3ß^re fpater erhielt ©unbadcr biefelbe 3lufgabe für 
Cber^Cefterreic^, meiere fein Sruber fiarl in Sö^men ju uott- 
)iel^en gehabt l^atte, baß ©erteilt namlic^ über bie StebeQen unb 
28iberfpanftigen. 9((ein e^ gefc^a^ unter gän^Iic^ anberen Um- 
ftanben, fo bag meber (Sunbacfer bie gleiche Energie ju entwickln 
Dermoc^te, noc^ ber 3[u$gang ber X)inge ein al^nlid^r toar. 
Ceftcrreid^ ob ber Snn^ ^atte fid^ »ie Unter^Oefterrcic^ mit 
ben Söl^men öerbünbet gehabt unb blieb aßer frieblic^en 25er^ 
fud^e ungeachtet bei feinem ^iberftanbe, bie bie @ttoalt ber 
Jßaffcn e^ unterwarf ober toenigften^ bie Semo^ncr jum offenen 
95Bibcrftanbe unfäl^ig thactite. §erjog 3)tafimilian uon Satjern 
mar com Äaifer mit ber Sjecution beauftragt toorben, unb er 
üottfü^c biefe rafd^ unb entfc^loffen noc^ üor feinem 3^9^ 
gegen Sö^mcn. J5urc^ bie rafd^e öefefeung bc^ Sanbeig unb in^^ 
befonbere ber f)auptftabt 8inj maren bie äufftänbifd^eu gelähmt 
in i^rer ftraft ober jert^eilt unb gerftreut, beöor fie fic^ Ratten 
fammeln unb ruften fönuen. 3""^ offenen Kriege toar e^ gar 
nidl)t getommen. Sbeu barum üerfuc^teu bie Sanbleute, fdieinbar 
fid^ untertoerfenb, burd^ SJcr^anblungen ju erringen, »oju fie 
bie offene Sraft nid^t befaßen. Unb bie Umftanbe toareu i^nen 
günftig, toenigftcn^ bie Sntfd^eibung unb i^rerfeit^ bie Unter* 
toerfung l^inauögufd^ieben. !Der Äaifer befa§ uid^t bie öotte ®e* 
lüalt über Ober-Oefterreid^ ; er l^atte an 3Rajimilian ba^ 8anb 
gegeben a(^ ^fanb für bie 9tüdtja^Iung bcr Sricg^foften, bie 
biefer bei feiner §ülfe gehabt ^atte unb nod^ ^atte. ®o tt)ar 
SDiajimilian augenblidüdf) im Sefi^ be^felben. ($r ^atte ben 



— 283 — 

©rafcn SIbam öon §crberfteiu giim Statthalter cingcfe^t, toäi)-^ 
teub er felbft in öö^meu uub fpäter toieber in Sägern toax. 

Slfö bem Saifer enblid^ bie SSerl^anblungen ju lange bauer* 
ten unb er e^ für jcitgemag ^ielt, ben SBiberfpönftigen (5rnft 
JU geigen, ernannte er eine Sjecutionöcommiffion für bie 9ie* 
bellen, toie biefelbe in ©öl^men unter bem gürften Sari t)on 
ßied^tenftein bereite in SE^ötigleit mar. 3Kit J)ecret Dom 1. Slnguft 
1622 ') njurbe ©unbadEer jum ^räftbenten biefer ßommiffion 
ernannt, tt)elcf)er J)r. gabiuö SKajimu^ 'tßonjon afö öffentlid^cr 
5lnlläger, §an^ (S^riftop^ ^erf^amer al^ ©ecretär beigegeben 
njurben. 3>n bem Decret ^eißt e^: „SSUolgeborner, \?ieber ©e- 
treuer. 3Bir erinbern bid^ hiermit gnäbigft, bag mir jur gür^ 
nel^mung cine^ Sjecution^proceß unb ^lubicij n)iber bie :g)aupt' 
rcbeßen, JRäbeli^fül^rer unb anbere 3Serbred)cr in llnferm (5rj^ 
^erjogt^um Oeftcrrcid^ Ob ber Snn^ eine Gommiffion angeorbnet 
unb biefelbe auf unferm ©c^log l^inj fortjufefeen unb ju ücrrid^* 
ten mx^ allergnäbigft refolüirt ^abcn. 3Bann mir bid^ bann bei 
fold^er Gommiffion um beincr unö befannten aufrid^tigen Jreue, 
guten l^abenben öfperienj unb Dejterität miüen pro Präside 
unb Principal Cüininissario gnäbigft erfieft unb fürgenommen. 
2lte ift l^ierauf unfer gnäbigfte^ Sege^ren, bu ujotteft bidf) biefer 
aufgetragenen 33errid^tung gutnjiüig unterfangen , mit benen 
l^ieju benennten Unfern 9tät^en unb ßommiffarien eine^ gen)iffen 
Üag^ JU 9lnfteßung gefammten SReife nad^ J^inj, aüba n)ir bereit 
ber Öoffierung falber not^n)cnbige 2Serorbnung t^un laffen, e^eft 
üergleid^en unb al^bann berürten ']Jrocc§, fraft unferer ^ieju 
gegebenen ^nftruction, aüe^ getreuen angelegenen ^l^iß förber> 
lid^ JU öerrid^ten, bid^ aud^ Ijierüon aupcr tDiffentlid^er ®ett)alt 
®otte^ nicf)t^ üer^inbern nod^ abljulten laffen ..." Slu^gefteöt 
ift biefe^ 'Decrct ju Oebenburg, »o fid| baumle (ÖunbadEer mit 
bem Äaifer befanb. 



Sicd^tcnfl. %x(i)it) gu Sutfc^oüife. 



— 284 — 

X)ic ^nftruction (autct auf einen 'tßroje^ toiber alte unb 
lebe yanbleute, S3ürgcr, Gommunen, Untcrt^aneu unb ©intoo^ner 
bc^ Srj^erjogt^um^ Ocftcrreid^ ob ber @nn^, n)e§ ©tanbe^, 
5Kamcn^ unb 3Befen^ [ie feien, totlä)t \xd) in ber entftanbencn, 
allem 5lnfe^en nad^ fd^on feit t)ie(en ^ö^ten angefponnenen @m^ 
|)örung mit bem l^öd^ft abfd^eulic^en Safter ber beleibigten SDia* 
ieftät u. f. to. in unb au^er Sanbeö »ergriffen ober bcffen in 
SSerbad^t fte^en unb ftd^ im öanbe ober außerhalb be^felben 
befinben. @ie fd^reibt ben Sommiffarien öor, fid^ ungefäumt 
auf einen beftimmten Sag nad^ 8inj ju begeben, baö SBerf gu 
beginnen unb je e^er je beffer ju beenben. ®ie giebt il^nen bie 
3Sottmad^t, in furjem SBege gegen aüe oorjuge^en, toeld^e fid^ 
mit betoaffneter §anb an bem Slufftanbe bet^eiligt ober bie @rb^ 
l^ulbigung üertoeigert ober fid^ ber ^Regierung, ber 5lbminiftra^ 
tion, ber ©eiber angemaßt fid^ auf Sonföberationen eingclaffen 
^aben u. f. to. 3" eingel^enberer Unterfud^ung »erben ben 
9?ät^en bie 3lcten au^ ber Snl^aUifdfien Sanjiei (üon S^riftian 
t)on Slnl^alt), \omt au^ bem bö^mifd^en unb mäl^rifd^en ^rojeß 
jur Verfügung gefteüt; e^ n)irb i^nen empfol^Ien, fidfi an bie 
Statine be^ C^erjog^ aWayimilian ju n)enben, toeil benfelbcn nadf) 
fo geraumer 3^^^ ^'^f^ Slngelegen^eitcn nid^t unbefannt feien, 
unb fid^ Don i^ueu bie betreffcnbcn Slcten juftetten gu laffen. 
ÜDie abn)efenben unb pd^tigen 9Jebetten fotten citirt, unb n)enn 
fie ausbleiben, foö jur 3Serurt^eilung i^rer ^erfon unb ßonfiö^ 
cation i^rer ®üter gefd^ritten n)erben. Snblid^ fotten bie ßom* 
miffarien mit allen 9?ebeüen nid^t toeiter üorfd^reiten alß bis 
3ur gättung beS Urt^eifö, baS atten SRed^ten nad^ ftattfinben 
fotte, jeboc^ fotte baS Urt^eil felbft (n)ic baS audfi in Söl^men 
gefd^e^en) mit 9lcten, 33erid^t ober 3Rotit)en öor ber 5luSfü]§rung 
bem .ftaifer jur öeftötigung eingefenbet n)erben. 

3BaS baS ©erid^t felbft betrifft, fo ^atte ©unbadter leine 
anbere aufgäbe, als fie feinem SBruber Äarl gu SE^eil getoorben 
mar. Slber ©unbadter toar nidf|t jugleid^ ©tattl^alter tt)ie biefer, 
unb baS 8anb nid^t unbebingt in ber ©elüalt beS ffaiferS. äud^ 



— 285 — 

toar c^ Icinc^tDeg^ in ber I^at ücrfd^ulbct n)lc S3öl^mcn, bie 
Rauptet bc^ Slufftanbc^ toaxtn entflogen unb bic ^vlxMqMiz-^ 
bcncn Ratten bie ^ulbigung, tpenu aud^ nid^t unbebingtc Unter== 
n)crfung gciciftct unb ftonbcn barüber fd^on feit gn)ci ^ö^i^cn in 
Unterl^anblung. SBä^renb in S3ö^men ba^ ©erid^t augenblidtlid^ 
eingetreten toar, l^atte ^ier bie öerfloffene ^tit fd^on Slnfid^ten 
über ©c^ulb unb ©träfe gemilbert. @^ fd^eint aud^ laum ju 
einem eigentlichen ®ericf)t unb Urt^eil gelommen unb bie ®en* 
bung ©unbadter^ me^r einer !Dro^ung gleid^ gettjefen ju fein, 
benn bie Dinge jogen fid^ mit SSer^anblungcn, mit 9(ufforbe= 
rungen, Slnerbieten unb ^roteften gleid^ertoeife n)ie früher in bie 
Sänge, unb e^ erfolgte leine Untertoerfung, n)ie fie ber ^aifer 
verlangte. !DerfeIbe erflärte ba^cr am 4. 3[uli 1624 ber ober- 
öfterreidfiifd^cn Deputation, ba§ bie ©trafcommiffion il^ren gort^^ 
gang nehmen toerbe, unb n^ieber^olte, baß er erft nac^ unbe* 
bingter Untern)erfung ®naht für 5Redf|t fönne ergel^en laffen. 
SBieberum üerfloffen brei 3Konate, fo baß am 1. October 1624 
ein neuer Sluftrag für bie ßommiffion erflog, unb tt)icberum 
lieg er am 20. 5Koüember erflären, fottten bie ©taube fid^ nid^t 
gtoifd^en l^eute unb morgen unbebingt untern)erfen, fo tDürbe bie 
Sommiffion i^re Slrbeiten fortfefeen. Slucf) bafür tDurbe eine neue 
grift bi^ gum 9. ÜDecember gefefet. ©nblid^ erfolgte am 18. ge* 
bruar 1625 bie getoünfd^te Unterwerfung, toorauf ber Saifer 
am 27. eine „^arbonnirung^refolution" erlieg, tDomit benn aud^ 
bie 2lufgabe ber ©trafcommiffion erlofcf) *). 

©ei biefem ®ange ber oberöfterreid^ifd^en ©erid^t^ange* 
legenl^eit toar benn aud^ ©unbadEer feine^toeg^ gum bleibenben 
2lufentl^alt in ging veranlagt gen)efen, üielme^r ift er bon bicfer 
3eit an nä^er al^ fonft an bic ^erfon unb ben Slufentl^alt be^ 
Äaifer« gelnüpft. 211« toirflid^e« SRitglieb be« ®e^eimen matift^ 
feit 1621 blieb er beftänbig im näd^ften unb engften Dienfte 
be« Saifer« afö SRatl^geber in aöen grogen politifd^cn fragen, 



») gurtet, IX. 207. 210. 



— 286 — 

fottjic in üielcn einjclneu Sanbeöangelcgenl^eitcn. 3^^ i^^^^ B^'^ 
alö fein Sliiftrag für 8inj erging, war er mit beni Äaifer bei 
bem ungarifd^en öanbtage in Oebcnburg unb bei bcr Tönung 
ber ^aiferin al^ ungarifd^en Königin. SDiit bem ®rnfen aWay 
bon Slrautmann^borf l^atte er bamal^ bie ungarifd^e Stone unb 
bie anberen 3infignien ju übernel^men, toeld^e üon ber Seftung 
2^rentfd^in nnd^ Dcbenburg gcbradit ttjurben '). 'Die Stönung 
ber Äaifcrin fanb am 26. 3;uli 1622 ftatt. 3m ^erbft be^felben 
Qci^reö ging er mit bem Äaifer jum Steicfi^tagc nad^ SRegen^* 
bürg unb na^m an bem feierlid^en Singuge am 24. ^ioöember 
S^eiP). ^m ^aifxt 1625 im September tt)ar er tt)ieberum mit 
bem Saifer auf bem ungarifd^en Sanbtage in Oebenburg unb 
lüo^nte ber Krönung beö Srj^erjog^ gum ungarifd^en Könige 
bei''). 3lm 4. 3>önuar be^felben ^aifxtß xoax er öberftl^of^ 
meiftcr gen)orben, in toelc^er Stellung er, folüie in ber eine^ 
©e^eimen 'tRatift^ bi^ gu feinem 5lobe üerblieb. ©eine S^ätigleit 
tt)ar bamit eine ^öd^ft au^gebe^nte gen)orben unb erftredtte fic^ 
auf alle ^of=, @taat^^ unb 3Sern)altungöangelegen^eiten. @r 
leitete ben ^of^alt in erfter Stellung, er gab ©utad^ten über 
finangicüe 3lngelegenl^eiten, über eine ^Reformation bcr $of^ 
fammer, über ba^ ©algtoefen, über bie Quftigfammer, über Stiegt- 
unb 'tßroüianttDefen, über bie ßrrit^tung einer 9lfabemie, über 
bie ©d^iffbarmad^ung ber Wflaxä), über bie 2Sert^eibigung Un- 
garnö, über ben 3lu^gang SBallenfteinö unb öiele^ Slnbere. hieben 
htn ©tcllungen aU Äammerpräfibent, ©e^eimer 9?at^ unb OJberft^ 
l^ofmeifter war er nod^ Sanbmarfd^all unb ßanbe^^auptmann, 
fül^rte eine groge ßorrefponbeng, »erfaßte üerfd^iebene ©dfiriften, 
bereu gum 2^^cil jd^on oben gebadet, über religiöfe, moralifd^e, mili* 
tarifcfie, ^)olitifd^e, felbft aftronomifcfie fragen ^) unb üern)altete 

1) tl^eöenl^incr, IX. 1677. 

2) (Sb., 1625. 

3) (Sb., X. 676. 

*) (Sine intcrcffante !5)enff(i^rift über bie (Srgiel^ung eine« jungen 
gürften unb bie gute Sejltellung eine« ©cl^eimcn Statine« ift abgebrudtt im 
Oefterr. %x^xt) öon SKü^lfelb unb Äo^ler. 1829. 1830. 



— 287 ~ 

babci bcn großen Somplcy feiner ®ütcr unter bcn fc^wierigen 
3eiten in ^öd^ft forgfältiger uub au^gejeid^neter SBeife. 

©ei fold^er augerorbentlid^en 5l^ätigfeit blieb i^m ber ®r^ 
folg unb bie laiferlid^e 5lnerfennung nid|t a\i^, bie t^eilö in 
5liteln, t^eilö in Öänberbegabnngen erfolgte. 3(m 12. September 

1623 ttjurbe er mit feinem S3ruber SDiayimilian nebft aöen feinen 
Stad^fommen männlid^en unb toeiblid^en ®efd^ted^te^ in ben Oür= 
ftenftanb erhoben, tDoüon am 21. October ber ^offammer bie 
laiferlid^e Slnjeige gemad^t würbe. 3)iefcm folgte nm 19. Sluguft 

1624 bie Benennung mit bem ^rabicate „O^eim" '). 3lm 
14. October 1633 erhielt er für fid| unb feine ^eöcenbenten 
ba^ ^alatinat^biplom unb am 20. 'Cecember beöfelben ^a\)xc^ 
tDurben feine |)errfd^aften Stummau unb Dftra ju einem 
(Jürftent^um erljoben^). 

®ie erfte ©d^enfung, lüeld^e ©unbader üom Äaijer erhielt, 
n)ar bie cineö ^aufeö in SBien, ba^ bem jum 9iebellen erflärten 
®eorg Slnbrea^ t)on ^offird^en gel)ört l^atte. !5)ie ©cfienfung 
batirt üom 9. Si^nuar 1621. S)er neue S3efifeer ^atte jebod^ an 
bie ©emapn beö vorigen 2000 ©ulben auöguja^len. !Cod^ 
mugte er im folgenben ^a\)xt t)on berfelben gegen Ueberlieferung 
eine^ anberen §aufe^ abftc^en. (5ö erhielt nämlicf) bie nicber^ 
öfterreid^ifd^e Kammer am 14. a)Mrj 1622 ben Sluftrag, bie 
größere ^fannerifd^e S3el)aufung, toeld^c gu 20.000 ®ulben an^ 
gefd^lagen »ar, in ber Slrt an ©unbadfer jn übergeben, bag er 
t)on bem ^offird^enfd^en ^aufe abfte^e unb ben Uebcrreft be^ 
SEBertl^eö baar erlege«"^), ^n bemfelben ^afjxt 1621 ^atte ®un:= 
badEer für SSJein, (betreibe unb anbere SSictimlien, bie er in ba^ 
^roüiantamt geliefert ^atte, bie ©umme üon 30.000 ®nlben gu 
f orbern. S)afür tDurben i^m bie beiben bö^mifcfien, im S3unj* 
lauer ^eife gelegenen 9tebetlengüter 3Kei6n)affer unb ^ü^ner* 



i) ^Ird^iö bc8 ginangminift. 

2) Sied^tcnft. ^Jegiftratur. 

3) %vd)it) be8 ginangminift. 



mffei pfanbweife abtrloffEii. i^ct ^(cttfi bt'An ®üter toar nuf 
71.000 SfjQler ncrnni'tiilngt : kr ^djer entji^ieö icbocfi am 
t>. ^wni 1621 , ÖQ^ fif i^m bciffiumgcac^tet imi bie ©t^utb 
überlaffcn bleiben (ollten, tag er jebo^ wie feine Srbcn Dfr= 
pflit^tet fein foUte, bei einftmaliger ©iilöfung um jene ©umme 
bie ®ötcr Wiebcv jurßcEjuBebcn. iJQvft £nrl, niö bamnlißer 
@tattb«lter üon Söl)meii, erhielt bcu Stiifttag, fie feinem ©ruber 
nuöjuliefern. ^eboift, bn mittletrocile ^nnbatfev ein Barle^en 
non 142.500 ©ulbcn ^etßegeben, feine (^orbcruiig fid) dfo 
niiBerorbcntlic^ öergrößert hatte, fo ft^eint ein anbcrc« ätrnn^ 
gcmcnt getroffen jn fein. 3lm 27. Octoher 1622 erf)ielt gürft 
Sari beit Sefe^I, baß er feinem 39niber ®unbacfer in baarem 
©eibe ober in ©ttteni erftlid) 60.000 ©nlben Önabc, nnb bann 
öicjenige l'ffinbfummc bcr 30.000 (falben, fo auf aBeißBinffer 
gelegen, jufainmt öeujeiiigcii 30.000 ©itlben, bie er gultDillig 
erlegt, famnit beni oerfaüenen -^ntereffe, ferner 1000 @utben 
tirolifc^e SHcifninfoften iinb 1500 ©ulben Oebenburgifc^eö t'iefer' 
gelb Ofrftcftern uiib oerfttiQffeit futte. Stm 8. atugitft 1623 luitb 
bem dürften Äarl rDicbcruiii niifgetragcn, feinen SBruber mit 
120.000 ®i[lbeu jufriebett 5u ftelleit. Xier flleiii)c Auftrag cr= 
folgt noc^ einmal am 21. 'ätoBeiitbcr 1624, boifi nacfi Ib^itg 
Bon äS.OOO ®iilben, bie er mä^ für mittlerloeile crt)altene niät)= 
rifd)e ®ület reftirc ')■ 

QS ^anbelte ficf) ^ier um bie großen niai)rifd)en ^ecr^ 
f(t)aften Äruiiimau unb Oftrn (lIiigQrifii)>Dftr«), meli^c aI8 9ie= 
bedEugüter coufiöeirt raovben irrnreu. i^encö, im ^''ni"!" ^f'8 
gelegen, mar lange ©igenf^um bcr ganiitie Üpa geloefcn unb 
gegärte bamalä ^eriI)tolb ©of|ubub oon iSipa, Oftra aber, im 
Örobifrfier Äreiö nub jum 'itifeil Doii ber 9Jfarif| burcfiftrömt, 
mar im Sefifj Don ^oljaiiu Sern^nrb oon Sunoiui^. ^eibe 
Srfißer üerioren it)re SHct^te burift bie Tt)eilna^me am 9luf' 
flnube. Srummau unb Oftva, ungefähr gttic^ an SBertfi, waren 



') avdjio beS ginaiiiintni fi. 



— 289 — 

iufammcii auf 600.000 ®ulben flcfd^äfet 0- B^erft gcfd^ic^t 
Ärummau^ ju fünften ©unbadcv^ ©mä^nung in einem faifer* 
lid^en grla^ t)om 12. ^uni 1622, in toeld^em gejagt lüirb, ba§ 
©unbader üon Sied^tenftein ein 3)arle^en üon 142.500 ®ulben 
gegen 7 ^ercent Qntereffen hergegeben l^abe, unb ba§ i^m bie* 
felben auf bie §errfd^aft 3)iä]^rifd^*Srummau öerfid^ert fein 
jottten, bergeftalt, ba§ i^m biefe ^errfd^aft nad^ gefd^e^ener 
'tßublication unb üottenbetem ^roje^ lüiber bie SRebetten atebalb 
eingeantwortet, bie barauf ^aftenben ©cfiulben aber abgejogen 
lüerbcn foüen. gür ein gtoeiteö ©arlel^en öon 25.000 S^l^alern, 
jeber S^l^aler ju ^^/^ ®ulben gered^net, lüerben i^m fobann 
mittelft 2Serjd^reibung bom 13. g^uli be^felben Qal^re^ bie ort* 
fd^aften öftra unb SKeffel^ fammt anberen ÄunotDifeifd^en ®ütern 
mit ber B^fcige öer^tipot^ejirt, ba^ man i^m biefelben, tt)enn fie 
üerfauft »erben fottten, üor allen anberen fäuflid^ anbieten unb 
überlaffen motte. 2lm 7. Sluguft bcfam fobann ber ßarbinal üon 
Dietrid^ftein atö mä^ri[d^er Statthalter ben 9luftrag, bie ge^» 
nannten Äunott)ifeifd^en ®üter einfttoeilen auf Slbred^nung an 
©unbadEer ju übergeben. 2lber noc^ am 18. October 1622 er* 
folgte auf feine Sitte ber faiferlid^e öefd^eib, bag i^m bie ®üter 
Ärummau xoxt Dftra überlaffen »erben fottten, ttjenn er ben 
©d^äfeung^prei^ t)on 600.000 ®ulbeu baar erlege. ®unbadter 
ging auf biefe ©ebingung ein unb erfaufte alfo in 2BirIlid|feit 
biefe ®ütcr. @d|on am 23. October be^felben ^a^fct^ erhielt 
ber ßarbinal t)on ©ietrid^ftein ben 2luftrag, bie genannten ^err* 
fd^aften nebft atten anberen Äunomifeifd^en ®ütern, bie i^m um 
600.000 ®ulben ^ingelaffen ttjorben feien, an ®unbadter t)ou 
8iedf|tenftein üoülommen einjuanttDorten ; bodf) fotte er t)on 8ied^* 
tenftein bagegen einen 9tet)er^ au^fteüen, bag fünftig unb gu 
emigen ^zxitn biefe ®üter nie in unfat^olifc^e §änbe gerat^en 
bürfen, in SBibrigem bie Pfarren 3»^ro äJiajeftät unb ben 



^(i^riften \itx l^iftov.^ftat. Scction ber mäl^r.^^tef. @cfettfd()aft 
XVI. 246; 2(rd)iö bc« ginansminift. 

f^alle, Siec^tenfiein. II. ^b. 19 



— j^<i — 

« rifsf^ mnnrT jrrclirr irir. ^iiürr. Üirft irr »?cl1«i±t )« 
?nx ^xTi^LTiHt 'üairniit nur ^nuQPi^ acuär Ä.-^lMl* #nltei 
vxr tigrez SC L xzjl j e ruae : :: prinnt: urv, urc iJifx nl«» 

i:ß$ piiferr Xjcl irr g i n uü . nl immpit tt^t^ nt I-L S:d|;x% 

ic: 45r!!SL: % -iil» lot ■ ^Jir i nir ,$rmi^ mn Änfcnr ikr 
J»E itac TT '»>->» ^xllei Sjrji iteir'ciEr ^crSAima 

•of jcrr rt *« Tnrjrrifex rtmrKiE rxurr^jü- ^üj ^ce Sm 
»•rr >;itjLX2i| icrr -'■-> 1'» r» -» fr. terr^ irr ud -h-fcr fr- 

:3l&rrz^rrJ lact rex r>>.»*>!» «i^ifi ^nir, *a! «?l3^Ii£tT in 

eexzii ITE Btitt^ rcz -'4»>.«»!» ^i^cti ^ ;fzf ociKfeamn 
brn: aq.rtir äa&ez: z'jx &cr U^bfrOT: anr>: wa ^caai kücu« 
tniei gcr^crar^yn: li^lrriite:- 5kjc6 xn I. rtoxlcr 1635 
aBPcrJ CT ^grirtbibn »rueniea* rca f>>.T14 ^!II^f3 JuntEtimt, 
öii# i^ auB t<z csmsdzuz watani, ^ » in wlö. ici » in 
Cctt ömteru felbfr gqablt »rrt«ii »ottc - . im 2.x ^uni 1Ö25 
nrtrfr ^ ^trvifyih dzummau, Monm drn M«::i ^rl^öngrn 
gtädtm und Xörfm auf tcu. ^Linurn ^t? Kürnrn ^unbacfrr 
ocn Zitti^unmiz -zLi däufrr tu ^ie mäbiii^ie rauMafrl tingc^ 
ttac^n, Zie danvumme wbcff Mbä oidbt genannt, jtdoc^ bc> 
mfttt^ Dac d^ Itauftr dir bmimmic Äaufiummf bnnme an bir 
fontgUt^ damntfT gqa^Lt ^obe. ein irUid^ dcid^itl^ in ^jug 
auf Cnra am 2fk ^nni''. 

^n a^ntid^ i^ie moaxb ?mh ^unDadrr Den Warft 
£k»lfrani^ oDtr i^olframi^, neld^ un'innniglidi ^u dnr ^>trr^ 
fc^h :^mmau ge^on, aber feit me^rotn ^o^unbtrtrn f^^on 

C9L Xanötafti 172. 173. 



— 291 — 

anbcre |)crrcn gcl^abt l)atte. ©einem legten SScfiger @benef 
@raf öon §obife war ba^ ®ut eutjogen, tt)eil er an bem 2luf« 
ftanbe tl^eilgenommen \)atU, unb e^ ftanb nun ju Äauf. 2lm 
6. Dctober 1631 tDurbe ber Sarbinal J)ietrid^ftein burd^ faifer* 
lid^c SRefoIution beauftragt, bem dürften ©unbader öon Siedeten* 
ftein ba^ bem gi^cu^ l^eimgefattene ®ut S33oIfranit5 gegen S5c* 
jal^Iung ber barauf l^aftenben ©d^ulben in Slbfd^Iag feiner 
§of^anforberungen in |)anben ju laffen unb ber ©d^ft^ung nac^ 
einjurftumen, ber 9D?e^rbetrag ber ©d^ä^ung über bie ©d^ulben 
l^inau^ fotte i^m öon feinen gorberungen abgezogen tDerben. 
9lm 23. Dctober toixh totittv beftimmt, ba§ biefe^ Out jtoar 
bem dürften ©unbadfer eingel^önbigt werben foße, ber 3We]^r= 
betrag ber ©d^äfeung über bie ©d^ulben aber an 3>]^re 3)iajeft(lt 
bie Äaiferin ju entrid^ten fei. ©pdter erfd^eint bie Äaiferin felbft 
afö 3SerIftuferin. 3lm 5. Januar 1635 namlid^ trug ein laifer* 
lid^er ©efel^I bem Sarbinal auf, ju öerfügen, ba§ bem dürften 
©unbadter öon Öied^tenftein ber öon 3^rer äKajeftät ber römi* 
fd^en Äaiferin il^m auf getoiffe 3)ia§ unb SBeife föuflid^ über* 
laffene SKarlt SBolfranijä in bie Sanbtafel be^ aWarlgraftl^um^ 
3Wö]^ren einöerleibt toerbe '. !Da§ S33oIfrani|ä nunmehr toirllid^ 
in ben ©efi^ be^ dürften ©unbadfer lam^), gel^t barauf l)er* 
öor, ba§ er biefe^ SBoIfranife jugleid^ mit Ärummau (1647) 
feinem ©o^ne gerbinanb übergab. 

5yiod^ einmal gab gürft ©unbadfer im Qa^re 1637 bem 
©taate ein ©arle^en öon 20.000 ©ulben, töofür er confi^cirte 
©d^ulbbriefe erhalten, bann aber au^ ben ganbe^gelbern öon 
3Kö]^ren bega^It toerben foßte. ^n gleid^em erhielt er 1638 
für gelieferte 3Wunition bie (Sntfd^öbigung öon 2000 ©ulben 
au^ ber nieberöfterreid^ifd^en Sanbtag^betöißigung. 3»n bemfelben 
Qal^re faufte er ben Äuttenfelberifcöen §of ju §o^enau unb ein 
|)au^ iu ©rünn, ba^ bem dürften 3)iaj öon ÜDietrid^ftein gehört 



^) 3lrd)iö bc8 ginangminift. 

2) Sa« öon Solu^, III. 324, bcaracifcrt mirb. 



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— 292 — 

l^attc. ©obann trat er nad^ bem Jobe feinet S3rubcr^ 9Äaf in 
bcn SScfitä ber ^errfd^aftcn, toeld^c auf feinen Slnt^eif gefaßen 
tDaren, nämlid^ ber öfterreid^ifd^en SRaben^burg unb §o^enau, 
unb ber möl^rifd^en ®üter Urfd^i^, Ottnitj unb ©taini^ fammt 
öier ÜDörfern bei Slufterli^ unb be^ ®ute^ ©oöcobife. Daburd^ 
tt)ud^^ ber Umfang feinet SSefifee^ ju einem l^öd^ft anfel^nlid^en 
Oütercomplej, ben er mit Umfid^t unb Sorgfalt ju öertoalten 
trad^tete. (Sr erlebte freilid^ nod^ ba^ Unglücf, fömmtlid^e 
®üter in Wlä^vtn unb Oefterreid^ im ^oi)xt 1645 burc^ ba^ 
fd^toebifd^e ^rieg^öoll öößig bertoüftet ju fe^en. SBa^ auf ben 
©d^Iöffern don Slrtitterie unb ÜKunition fid^ befanb, tourbe bon 
ben @d^tt)eben mitgenommen. S33iIfer^borf felbft, in toeld^em 
ein Lieutenant commanbirte, mu^te fid^ auf J)i^cretion ergeben, 
be^gleid^en SRaöen^burg, in toeld^em ber Oberft SSetter fid^ eine 
3eit lang ju bert^eibigen gebadete, nad^bem er ben Ort abge* 
brannt l^atte. !Dod^ mugte er fid^ ebenfaß^ atebalb ergeben ^). 

5Wad^ bem 2^obe be^ ^aifer^, bem er lange Qa^re fo nal^e 
geftanben, blieb er aud^ bei feinem ©ol^ne unb 5Wad^folgcr ffaifcr 
^erbinanb III. in berfelben ©teßung afö SKitglieb be^ ®e^eimen 
9iat^e^ toie afö Oberft^ofmeifter. 5Wod^ im g^a^re 1649 ift bon ber 
9lbrec^nung über feine rüdfftänbige S3efolbung in beiben Slemtern 
bie 9tebe. ©ei ^[erbinanb III. toar er ber öltefte ®e^eime 9iat]^. 

^ürft ©unbadfer l^atte feine erfte ©ema^lin Signet ©räfin 
öon Oftfrie^Ianb bereite im ^a^xt 1616 am 24. g^anuar der* 
loren. @ie ftarb gu 93Bien unb i^re Seid^e würbe nac^ S33ilfer^* 
borf gebrad^t. Signet toar bie gweite Jod^ter be^ @rafen 
@nno III. bon Oftfrie^lanb getoefen au^ bem alten §aufe Sirl* 
fena ju ©reetft)!, ba^ mit Ulrid^ I. 1464 in ben 9icid^^grafen* 
ftanb erl^oben tdorben mar. Snno^ III. 3Wutter, bie ©emal^lin 
gbjarb^ IL, unb fomit ©rogmutter bon 5lgne^, toar eine 
fd^tdebifd^e ^rinjeffin Äat^arina, lod^ter be^ berühmten Sönig« 
®uftad SBafa. ®raf Snno III. tdar in erfter @^e dermftl^It 



1) Theatram Europ. V. 717. 



— 293 — 

getDcfen mit SBalpurgi^, S^od^tcr bon Qo^anne^, Icfetcm ©rafcn 
gu SRictbcrg uiib Ferren ju Sfcn^, ©tcbe^borf unb Sittmunb, 
mlä)tt im 3al)re 1562 ol^ne männliche Srben ftarb. SBalpurgi^ 
^attc eine ©d^tüefter gel^abt, girmgarb, toeld^e juerft mit bem 
©rafen Srid^ gii §ot)a, bann mit bem ®rafen ©imon gu Sippe 
bermäl^It getDefen, aber ol^ne |)interlaffung öon ^inbern geftorben 
toar. ©omit gingen bie SRec^te auf bie JRietbergifd^en Sefijäungen 
auf Sßalpurgi^ über, toelc^e fie bem oftfriefifd^en §aufe Sirf^^ 
Jena übertrug. 

!Die ©raffd^aft ^Rietberg »ar feit 1456 ein ^effifd^e^ 
aWanne^Iel^en, unb e^ jog fie bal^er ber ßanbgraf Subtoig ate 
fold^e^ ein nad^ bem Xobt be^ legten ®rafen Qo^ann im ^at)n 
1562. !Dod^ gab er ben Sitten unb SSetoerbungen ber 2^öd^ter 
nad^ unb belehnte biefelben toieberum mit SRietberg für fie unb 
i^re 5yiad^fommen, eöentueß aud^ toeiblid^erfeit^. ^Da Qnngö^b 
1584 o^ne Äinber ftarb unb 3EBaIpurgi^, bie ®ema^Iin (Snno^ III., 
nur gtoei 2^öd^ter ]^interlie§, fo gingen il^re SRed^te auf i^re 
beiben 2^öd^ter über. ®raf Snno l^atte ®ö^ne nur bon feiner 
jtoeiten ©emal^Iin 3lnna bon |)oIftein. ^Die beiben 2^öd^ter (Snno^ 
unb ber Satpurgi^ bon JRietberg toaren ©abina Äatl^arina unb 
ägne^. ^cnt berl^eirat^ete ftd^ mit i^re^ SSater^ Sruber, bem ®rafen 
^ol^anne^ bon Oftfrie^lanb, biefe, Signet, toar e^, toeld^e 1604 bie 
©emal^Iin ©unbadEer^ bon Sied^tenftein tburbe. 9lu^ biefer (Sl^e 
entflammten, »ie tbir nbd^ feigen toerben, berfd^iebene Äinber, 
toeld^e in bie SRed^te i^rer SKutter eintraten. Slber aud^ ©abina 
Satl^arina l^atte Äinber mit i^rem @emal)I bem ®rafen Qo^anne^ 
bon Dftfrieölanb, nftmlic^ bie beiben ©ö^ne Srnft Sl^riftopl^ unb 
g^ol^anne^. ^tntx ftarb Ünberlo^, biefer l^interlie^ einen ©ol^n, 
gerbinanb SKafimilian, unb jtoei Siöd^ter, 3Karia Seopolbina, ber* 
mäl^It mit bem ®rafen D^toalb ju ©erg, unb SSernl^arbine ©op^ia, 
Slebtiffin ju Sffen. gerbinanb 3WajimiIian (geftorben 1687) ^atte 
nur eine 2^od^ter, 3Äaria Srneftina granji^!a, geboren 1686, 
tbeld^e fid^ 1699 mit bem ®rafen 3Wajimitian Ulrid^ bon Äauni^} 
bermöl^Ite unb bemfelben i^re ebentueüen JRed^te übertrug. 



— 294 — 

Sic SScmanbtfd^aft ftcttt fid^ mit ^intücglaffimg bcr für 
bic in 9icbc ftcl^cnbe grage glcid^gültigcu ^erfouen in einer 
genealogifd^eii Za^tl, tt)ie auf nebenftel^enber ©eile erfid^tlid^, bar. 

(S^ erfd^einen fomit bered^tigt jur Erbfolge auf bie 9tiet* 
bergifd^e ^interlaffenfd^aft, ba^ ift einerfeit^ bie toeftp^ölifd^e 
©raffd^aft SRietberg felbft, anbererfeit^ bie oftfrieftfd^en |)err^ 
fd^aften (Sfen^, ©tebeöborf unb SBittmunb, bie beiben S^öc^ter 
©abina Äat^arina unb Signet; bie JRed^te ber erfteren gingen 
auf 3>o^ann ®rafen bon Oftfrieölanb unb fd^ließlic^ auf ben 
®rafcn 3Äajimilian Ulrid^ öon S'aunijä über, biejenigen don 
Signet auf ©unbadfer t)on ßied^tenftein unb feine 9lad^fommen. 
2lber bie 3Serl)äItniffe »aren nid^t fo einfad^, auc^ lagen fie ber* 
fd^ieben in S3ejug auf 9tietberg unb bie anberen brei §errfd^aften. 

Die ©raffd^aft JRietberg war, tt)ie eben angegeben, ein 
^effifd^e^ 8el)en unb mar nad^ ber Srlebigung burd^ ben lob 
be^ ©rafen ^o^önn an beffen beibe STöd^ter übertragen toorben. 
5Da 3tmgarb finberlo^ ftarb, blieb SSäalpurgi^ bie einjig SSe- 
red^tigte. 35a fie leine @öl)ne ^atte, erbten bie Söd^ter ©abina 
Äat^ariua unb Signet. Slüein biefen beiben mad^te ber Sanb- 
graf SKorij bon Reffen al^ Se^en^^err ben ©efi^ ftreitig, ber 
erfteren, »eil fie fid^ mit bem ©ruber i^re^ SSater^ bermö^It 
^attc unb ba^er im Qnceft leben fottte, ber anberen mit 9tüdt* 
fid^t auf bie Se^en^formel. ^ux (Sntfd^eibung tourben gel^en^* 
gerid^te niebergefefet, ieboc^ berglid^ fid^ ber Sanbgraf mit 5lgne^ 
unb geftanb i^ren 9lad^fommen eine getoiffe SSele^nung unter 
geti)iffen ©ebingungen gu, toa^ bann aber lieber ^efftfd^erfeit^ 
in Slbrebc gefteßt tourbe. SDiit ©abina Äat^arina bauerte ber 
$roge§ toegen be^ 3>iiceft bi^ 1645. ^n biefem 3»a^re berglid^en 
fid^ i^re ©ö^ne mit ber ganbgräfin Slmalia (Slifabet^ bal^in, 
ba§ fie gegen Sriegung einer gettjiffen ©umme (JJelbe^ tbieberum 
für fid^ unb i^re 9iad^!ommen mönnlid^er* unb toeiblid^erfeit^ 
mit ber ©raffd^aft 5Rietberg belehnt tberben foßten. ©o gefd^a^ 
e^, unb bie ©raffd^aft blieb biefer Sinie be^ §aufe^ SRietberg 
bi^ jum Slu^fterben männlic^erfeit^. Sll^bann tburbe 3)?aria 



— 295 — 



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— 296 — 

(Srneftina f^ranjl^fa, tJ^rbinanb SÖkjiinilian^ S^od^tcr, mit bcr* 
felbcu, iingcnd^tct bc^ ^rotcftc^ doii Seiten bc^ JJürften i^icc^ten^ 
ftein, dorn Sanbgrafen öou Reffen befel^nt. ®ie brad^tc bie 
©raffd^aft an i^ren ®ema^I unb i^re ©ö^ne, alfo an baö ^auö 
Äaimife. !Die gürften Sied^teuftein, ©unbader^ (Snfel, ftüfeten 
il^re Slnfprüd^e auf jenen SSergleid^ jwifd^en bem Sanbgrafen bon 
Reffen unb Signet, tüonad^ bie mcinnlid^en 5Kad^fommen üon 
Signet in ben Sefttj eintreten foüten, fobalb bie männlid^en 
5Wad^fommen t)on ©abina ^at^arina au^geftorben fein toürben. 
Unb biefer gaß tfattt fid^ nunmel^r ereignet. ^Diefer SSergleid^, 
bnt)on fid^ ba§ Original uid^t im ^effifd^en Slrd^iöe befanb, 
tt)urbe t)on l^effifd^er ©eite in Slbrebe geftettt, unb e^ tourbe 
bel^auptet, ba^, ttjenn e^ fid^ aud^ fo »erhalten l^fttte, bie ©ad^e 
fic^ geftnbert burd^ ben SSergleid^ t)on 1645 xmb bie neu erfolgte 
S3elel)nung an bie ^lad^fommen öon ©abina Äatl^ariua, toobei 
bie gürften bon gied^tenftein fid^ ftiße öer^alten l^fttten, tt)ie fie 
benn auc^ bei fpäteren ©elegenl^eiten fid^ nid^t gerül^ret unb bei 
bem Jobe beö legten ®rafen J?ranj Slbolf SSäillielm nid^t red^t* 
geitig bie ©ele^nung nad^gefud^t ptten. ÜDer ganbgraf öon 
Reffen »ottte ben ©treit burd^ ein ^effifd^e^ Sel^engerid^t ent^ 
fc^eiben, ba^ ^au^ giec^tenftein brad^te aber bie ©ad^e an ben 
9iei(^^^ofrat^, ber fid^ für com:()etent erllärte '). ^Darüber \pättx. 
Die |)errfd^aften ßfen^, ©tebe^borf unb SSäittmunb toaren 
fein I8el)en, unb e^ l)atte barüber bem legten ©efi^er auö bem 
§aufc SRietberg freie SSerfügung jugeftanben. Qo^anne^ jüngere 
2^od^ter SBalpurgi^, ber fie bei ber 5El)ei(ung jugefatlen toaren, 
trat ba^er fofort in ben unangefod^tenen 33efi^. Q^re 9ted^te 
gingen eben fo unangefod^ten auf beibe Söc^ter über. 9lun aber 
lagen biefe ^errfd^aften fe^r günftig für ben übrigen 53efi| ber 
®rafen don Oftfrie^^Ianb, unb ®raf ßnno toar ba^er beftrebt, 
fie feinem §aufe auf immer gu erl^alten. ©ie^ fonnte nur burd^ 
einen SSergleic^ mit feiner ©emal^lin unb STöd^tern unb beren 



1) ^Scf)tt)cber Theatnim historicum praetensionum 643 ff. 



— 297 — 

SScrjid^t gcfd^cl^en. ßctjtere waren aud^ cinöcrftanbcn, unb c^ 
tDurbc auf bem ©d^Ioffe S3crum bcr barnad^ benannte Serumfd^e 
SSertrag jtoifd^en ben Slnge^örigen be^ oftfriefifd^en |)aufe^ im 
g^al^re 1601 abgefd^Ioffen, toonad^ jene brei §errfd^aften bei bem 
regierenben ^anfe Dftfrie^Ianb derbleiben foßten, unb bie Srben 
unb Sigent^ümer, nftmlid^ bie beiben S^öd^ter Snno^ unb ber 
SBalpurgi^, ©abina ^at^arina unb 5lgne^, gegen eine ©elbfumme 
auf i^re SRed^te SJerjid^t leifteten. ^Der SSertrag tourbe t)om Äaifer 
beftfttigt. ÜDemjufolge, ben ©eftimmungen be^ SSertrage^ ent* 
f:()red^enb, mu^te aud^ ®unbader bei feiner SSermöl^lung mit 
5lgne^ auf jene brei ^errfd^aften SSerjid^t leiften, unb bie^ gefd^al) 
in bem oben ertoäl^nten ^eiratl)ööcrtrag. ÜDafür aber foßte jene 
(Summe, toeld^e nad^ bem ©erumer SSertrag auf Signet fiel — 
fie betrug 165.000 J^aler ') — auf ©unbader ober feine unb 
ber ©räfin Signet Slad^fDmmen übergeben. SBürben bie 5Red^te 
Don Signet toieber aufleben, fo natürlid^ aud^ für il^re unb ®un^ 
bader^ 9?ad^Iommen. Die fragliche ®umme tourbe aber niemals 
au^gejalilt, unb ber ©erumfc^e SSertrag toar bamit nid^t erfüßt 
tDorben; ba^ §au^ ©unbader^ ^atte ba^er aßeö 5Red^t, auf 
jene brei ^errfd^aften Slnfprüd^e gu ergeben. Sin SSergleid^, 
toeld^en ©unbader 1625 abjufc^Iie^en fud^te, blieb ebenfafl^ er* 
folglo^. SSergeben^ ermahnte ber Saifer unter bem 23. October 
1631 mittelft eine^ ^anbfd^reiben^ btn ®rafen öon Oftfrie^Ianb 
Ulrid^ IL, bie 8ied^tenfteinifd^e (Sd^ulbf orberung ju befriebigen 2). 
©0 überlam ^artmann, ©unbader^ unb Slgnefen^ ©ol^n, bie 
SRed^te unb 2lnf:()rüd^e unb derfud^te fie in einem ^roje^ bei ber 
SReid^^Iammer in ©peier burd^jufe^en. ^\x ber urf^prünglid^en 
©umme toaren nod^ 135.000 SE^ater l^injugefommen. @r getoann 
aud^ ben ^rojeg. (Snno gubtoig don Oftfrieölanb, ber mittler* 
tt)eile ateid^öfürft gettjorben, tourbe jur 3<^^Iw^^9 derurt^eilt, unb 



^) @o ift bie @ummc im §cirat]^«öcrtrag angegeben; bei Sml^of, 
Notit. proc. Genn. 352, ift öon 300.000 hk '^ebe, gu bencn bie äi^^fen 
öon 1 36.000 gefommen. 

2) %vd)it) beö ginangminift. 



— 298 — 

ba bic 3ö^I^^9 wi^t erfolgte, toiirbe ber friegerifd^e ©ifd^of don 
fünfter, S^rifto:()]^ 53ern^arb, mit ber (Sjecution beauftragt. 
Derfelbe Derfe^Ite aud^ nii^t, fofort mit 2^ruppen in Oftfric^* 
lanb einjurüden unb fid^ bort ju befeftigen. 5lttein bie ^oüan^^ 
bifd^en ©cneralftaateu, »eld^e biefe ©iuge an i^rer Oränje fa^en, 
fd^offen bie ©umme Don 135.000 2^^alem jur öoriftufigen 3^^^ 
lung an ba^ §au^ Sied^tenftein t)or, unb ba biefe^ ben Sifd^of 
nod^ nid^t jum 9tudfjugc deranla^tc, fo fenbeten fie ben ^rinjen 
333ill)elm griebrid^ öon 9?affau, um i^n au^ Oftfrie^Ianb ju Der* 
treiben. !Dic^ flefd^a^ int ^af)xt 1663. !Darnad^, 1665, öerftanb 
pd^ Snno 8ubtt)ig^ Slad^folger, fein S3ruber ®eorg S^riftian, ju 
einem SSergleid^ unb jur 3^^I^^9/ ^^d^ öermod^te er nid^t bie 
ganje ©umme abzutragen unb üerfd^rieb bafür bie §errfd^aften 
Sfen^ unb SBittmunb an baö $au^ Sied^tenftein. ®o blieben 
alfo ben dürften gied^tenftein anerlannte Siedete, toeld^e im Qal^re 
1687 toegen cine^ SSergleid^e^ über 3>ägernborf unb ben @d^tt)ic* 
bufer ^ei^ an Äurbranbenburg übertragen würben*). ^Diefe Ueber* 
tragung tourbe aber öon oftfriefifd^er ©eite nid^t anerfannt, fo 
bag bie ganje ©ad^e unau^gctragen blieb 2). !Den gürften ?ied^* 
tenftein blieb üon bicfer §eirat^ ©unbadfer^ mit Signet Don 
Dftfrie^lanb nur ber SEitet ®raf üon SRietberg, ju beffen gü^* 
rung nac^ ben ^au^berträgen be^ ©rafen Snno Don Oftfrie^* 
lanb mit ben Srbinnen alte ^Wad^fommen ber lefeteren bered^tigt 
fein foßten. 

5«id^t glüdflid^er tDar gürft ©unbadfer, m§ bie @rbfd&aft 
betrifft, mit feiner jtoeiten ®emal)lin, tDcld^e ebenfalls eine @rb* 
tod^ter tDar. (Slifabet^ Sucrejia tDar, tüie fd^on oben angegeben, 
bie 2^od^ter be^ ^erjog^ 2lbam SSäenjel Don ®(^lefien*Jefd^cn, 
toetd^er im Qa^re 1618 nur mit |)interlaffung gtDeier Äinber, 
eben ber Slifabetl^ gucrejia unb cine^ jüngeren ©rubere griebrid^ 
SBil^elm, geftorben tDar. 35iefer lefetere, geboren 1601, fd^ieb 



') ülucac, @d&(c|icn« 2)cnfm. II. 1608. 

2) @cl)tt)cbcr, a. a. D. 64ö; ^ml^of, Not. S.Rom. Germ. Imp. 



Procerum. 3ö2. 



— 299 — 

bereite 1625 jung uub uuöerma^lt au^ bcm geben, fo bag @Ii^ 
fabet^ ßucrejia, ttjeld^e beu ^Jürften ©unbarfer gel^eirat^et l^atte, 
Qfö bie lefete iinb eiujige Sliige^rige be^ piaftijd^en ^aufe^ ju 
Xc\ö)m übrig blieb, ©ie Slnfprüd^e — i^r ©ruber ^atte fie au^- 
brücMid^ jur (Srbin eiugefc^t — , toeld^e fie für fid^ unb il^re 
Äinber er^ob, tüurben aber nid^t bead^tet. ®ie erhielt »ol)I bic 
(Sinfünfte qu^ bem ^er^ogt^um, »o^ute auc^ bort gu Seiten mit 
il^ren ^inbern, aüein ba^ 8anb felbft tüurbe, uugead^tet ber 
^rotefte ber öertDanbteu Käufer öon Sieguife uub Srieg, üon 
Äaifer gerbinanb IL al^ Se^eu ber bö^mifd^eu ffroue eingebogen 
unb nad^ bem 5Eobe ber gürftin (Slifabet^ Sucrejia uugead^tet 
ber ©emü^ungen i^re^ ®ol)ue^, öou beneu fpäter bie 9iebc fein 
toirb, ber S'ammer incorporirt ^). @ic ftarb am 19. Mai 1653. 
gür bic ktjttn Sia^re feinet gebend gog fic^ gürft ®uu* 
badfer faft don atteu ®efd^öften jurüdf. ^Die SSertoaltung ber 
ererbten ßied^teufteinifd^en §errfd^aften übergab er fd^ou 1641 
feinem ®o^ne §artmauu. 1647 übergab er auc^ Ärummau 
fammt SEBolfrani^ an feinen anberen ©ol^n gerbinaub, le^tere^ 
al^ freiet Sigen jur Slbftattung getoiffer gegate. 1651 machte 
er eine fromme Stiftung öon 10.000 ft. SSon ben 3intereffen 
foUten bie ^aulaner in SBranau ia^rlid^ 200 fl. für aWeffen 
erhalten; bie übrigen 400 foßten unter bie armen ßeute auf 
ben t)ier §errfd^aften Siaöen^burg, Dftrau, SBilfer^borf unb 
©teinife öertl^eilt »erben, ßu SBilfer^borf, feiner SRefibeng, ftarb 
er am 5. Sluguft 1658 im 78. Qa^re feinet Sllter^ unb tüurbe 
auc^ bafelbft begraben. @r ^atte ga^lreid^e Äinber bon beiben 
grauen, bie aber jum 2^^ei( [d^on bor il)m ftarben. 9lu^ ber 
erften (S^e entftammten Quiiana, (Slifabetl^, 3ÄajimiIiana, Safar, 
3fo^anna, |)artmann, toeld^er ber Stammhalter be^ §aufe^ 
toerben foßte, unb Slnna; au^ ber jttjeiten (S^e 3Warianna, ger* 
binanb Qo^ann unb Sllbert. 



1) ? uc ac, ©d^tcficn« 2)cnfn). I. 683. 742. 



vm. %b^niti. 



Mtfi fiarl UnfMm. 



t3on Äarl ^ufcbiu^ mag man ba^ SBort bc^ ÜDid^tcr^ 
gebraud^cn : 

Sa« 3)u ererbt öon 2)einen S5atern l^aft, 
(Srtoirb e«, um eö gu befi^en, 

benn eine groge Slufgabe feinet Seben^ noax t§, ba^jenige, toa^ 
in ben frieblofen, faft red^tlofen 3^iten in bem erften ^»ö^trjel^nt 
be^ brei^igjä^rigen Äriege^ burd^ feinen SSater an ba^ fnrftlid^e 
|)au^ gelommen toar, gegen bie Slnfed^tnngen ju bert^eibigen, 
tt)irllid^ erft jn erttjerben nnb al^ ©efi^ für aße 3^^""ft i^ 
fid^ern. ©iefe Slufgabe gelang i^m, toenn aud^ mit großen Opfern, 
gürft Sari Sufebiuö war lein Staatsmann »ie fein 9Sater, 
fein ©olbat ober Diplomat tt)ie feine Dl^eime. 9lur lurje ßeit 
im ©taatSbienfte t^ätig, derfloß fein ganjeS geben in ben ®e* 
fd^äften beS griebenS, in ber ©id^erung nnb SSertoaltung feiner 
großen ©efi^nngen, in ber !J^ciInal)me, bie er ben fünften unb 
\)tn SBiffenfc^aften fc^enlte. Sr ^atte eine grünblid^e, faft gelehrte 
ßrjiel^ung erhalten, tt)ie fie bamalö im ^o^en Slbel nic^t feiten 
tt)ar; er toar i^t\u\\) ber SSBiffenfc^aft, gettjanbt mit ber geber 
nnb fd^reiblnftig toie fein O^eim ©nnbacfer, ba^er er and^ öer- 
fd^iebene Säerfe öerfagte; er toar ©artenfünftler nnb Urheber 
beS ßiSgrnber ®artenö; er mar eS aud^, ber juerft in ber 
gamilie ®emälbe nnb anbere Ännftmerfe fammelte unb ben 
®runb ber großen Valerie legte ^). 

Sßa^ er gcfauft f)at, ift (eiber md)t mel^r nadjmei^bar. (Ss ijl bie 
9lcbc öon einem ,,berü^mten .^ieron^mu« öon 9lafacr', für ben er 2;aufenbc 



— 304 — 

Äart (Sufebiu^ tüurbc am 11. Slprit IGU geboren, toax 
atfo bei bem lobe feinet SSater« be« JJürfteu Äarl (1627) 
nod^ minorenn. Obtüo^l er öom Äaifer für majorenn crllärt 
tünrbe '), fam bod^ ber gange Sefifeftanb, bie fämmtlid^en gür* 
ftcnt^ümer nnb ^errfd^aften, nod^ für einige ^a\)xt unter bie 
SSertüaltung feinet D^eim^ unb SSormunbe^ be^ JJürften Wla^u 
milian. !Cenn Sari gufebiu« felbft mük nod^ erft bie SEßcIt 
feigen unb begab fid^ im Qa^re 1630 jufammen mit feinem 
3Setter ^artmann, ©unbader^ ©o^n, auf bie große Sünberrcife, 
bie bamal^ einem Jungen ßaöalier ju feiner 5lu^bilbung notl^* 
tüenbig ttjar, unb erft al^ er öou berfelben jurüdgelel^rt »ar, 
1632, übernahm er bie ^Regierung in eigene ^änbe. SS\9 bal^in 
tüar aud^ bie Se^en^^ulbigung burd^ ben Äaifer öou ^af)x gu 
^af)x aufgefd^oben tüorben. 

SBa^ in ber 3cit feiner 2lbtt)efen^eit mit ben ^erjogt^ümcrn 
Iroppau unb 3>ft8crnborf gefd^e^en, ift bereite in ben SDiitt^ei^ 
lungen über ben ijürften 3)iafimilian erjä^lt ttjorben. %l^ Sari 
Sufebiu^ bie ^Regierung antrat, tüar bie gett)altfame Sat^oli* 
firung be^ ßanbe^ bereite fo giemlid^ burd^gefü^rt, toa^ nod^ 
fehlte, übernahm er feinerfeit^ gu t^un. @r öerfprad^, alte fat^o* 
lifd^en Untert^anen al^ feine Sinber in alten i^ren SRed^ten, 
SSorred^ten unb ijrei^eiten ju fcf)üfeen, bie ^roteftanten hingegen 
erflärte er Jebe^ bürgerlid)en $Red)te^ öerluftig, gemattete i^nen 
aber, mit i^rem SSerniögen au^juttjanbern, toa^ and) öielfad^ 
gefd^a^ ^), 

S)ie 3^^^^'^ Ratten fi^ fo geänbcrt, baß bie ^ulbigung 
feiten^ aller ©tänbe bei it|m auf feinen Sßiberftanb me^r ftieß. 



gecjebcn ^be. (3R. (S. ü. §äcfc(bcvg, Fata Liechtensteiniana 1725. 
3J?anufcr. auf ber ?iccf)tcnftcinifrf)cn ^ibüotljcf.) 2)a§ ißilb, baö njal^r^ 
fc^cin(id) baö Scvt cincd anbcrcu Äünftlerg wav unb fpätcr umgetauft 
tüorbcu, ift uid)t mcl)r in ber ©alleric, eö fei benn ber i), §ieron^mu«, 
ber jjcljt ^uibo $Heni 3U9cfrf)riebcn ift. 

1) l'iccfttcnft. 5rrd)iü X. 90. 

2) i^n^, Oppalanb I. 133. Weitere« bei söierman n a. a. O. ö49 ff. 



— 305 — 

5lm 11. Sluguft ^iclt er einen feiertid^en Sinjug in 2:roppau 
afö Sanbe^^err. Die ©tänbe Ratten il)m eine ©efanbtfd^aft ent* 
gcgengef^icft, bie 9iitter unb ^erren jogen il^m jn '^ferbe unter 
gö^rung be^ 8anbe^^anptmann^ biö an bie ®ränje be^ C^ergog^ 
tl^um^ entgegen; bie Sürgerfd^aft l^atte fid^, 800 ü)iann ftar!, 
mit bem Sürgermeifter, aüe fd^ön uniformirt, öor bem I^ore 
aufgeftettt. ^\6)t minber glänjenb tüar ba^ ®efolge, mit tüeld^em 
ber junge ^crjog ^eranjog. '^aä) ber Setüiltlommnung unb 
S3eglü(fn)ünfd^ung burd^ ben Sanbcö^auptmann , ben oberften 
ganbrid^ter unb ben Sürgermeifter gcfd^al^ ber Sinjug burd^ 
ba^ Qaftert^or unter bem ®elänt atter ©lotfen. 3Son ba begab 
fid^ ber ^wq in bie Äir^e, barnad^ jur angetüiefenen SBol^nung, 
bie in einem '^riöatl^aufe ^ergerid^tet mar, ba ba^ @^lo§ burd^ 
bie Ärieg^fd^äben unbetDo^nbar getoorben. Slbenb^ fanb ein 
großem Sanquet auf fi'often ber ©emeinbc ftatt •). 2lm nad^ften 
S^agc gefd^al^ in ber Sird^e bie feierlid^e ^ulbigung ber ©täube 
unb ber ©tabt, nad^bem ber ^erjog bie poUtifd^en '^riöi* 
legien beiber bereittüiüigft beftötigt ^atte. SSerfd^iebene JJeft^ 
tid^Ieiten öon ©piclen, SDJa^lgeiten, 2rin!gelagen unb Qagben 
fd^loffen fid^ für bie nö^ften SEage baran. Unter größter ^\u 
friebenl^eit öerließ Äarl Sufebiu^ bie ©tabt Iroppau am 
15. 5luguft unb begab fid^ nad^ ^ögcrnborf, U)o gleid^faü^ bie 
§ulbigung nad^ gefdfie^ener Seftatigung ber ^ißriöilegien ftattfanb. 
Die ©tabt Iroppau ^offte öon ber erneuten bürgerlidfieu 
iJrei^eit and) erneuten 2luffd^tt)ung, aKein ber Ärieg lieg i^r 
feine SRul^c. ®ie '^eft unb Slufru^r ber ©olbaten in i^rem 
inneren trafen fie alöbalb. S)ann bemöd^tigte fid^ ber fd^ttjebifd^e 
©eneral Sanner 163G ber ©tabt, tüurbe aber im folgenben g^al^re 
tüieber barauö öertrieben. Die ©tabt blieb in !aiferlid^en Rauben 
biö 1642, al^ fie tüieber bem ®eneral üEorftenfon fid^ ergeben 
mußte. Sll^balb auf^ S^ieue befreit, tourbe fie 1646 nod^ einmal 



^) 3(u8fü]^rlid)c ^cfci^rcibung bcö Singugcö unb ber gcfUici^fcitcn bei 
(Sn«, IL 119 ff. 

daXU, Sie^tenflein. II. Sb. 20 



— 306 — 

öom ©cncral ^önigömar! im Sturm eingenommen, gcbranb* 
l'd^afet unb mit öielen Seiben ^eimgefud^t. SKontecucuIi toax e^, 
ber fie tüieber befreite; bann blieb fie tüä^renb ber legten 3^'* 
be^ ffriege^ öerfd^ont. 

Slnbererfeit^ badete i?ürft Äarl Sufebiu^, obtüo^l er bie 
bürgerlid^en unb politifd^en ^riöilegien beftätigt l^attc, nid^t 
baran, ber ©tabt unb bem Sanbe in Sejug auf bie ateligion 
freiet ©piel ju laffen. Sr lüotite ben Äat^olici^mu^ toieber 
grünblid^ eingeführt ^abcn, unb begnügte fic^ ba^er nid^t mit 
ben oben angegebenen ü)iaBregeln, fonbern glaubte bie fatöolifd^e 
Sugenberjiel^ung ba^ befte auf bie ä^^^nft tüirfcnbe aJiittel. 
@r berief ba^er bie 3>^fuiten ober öerme^rte i^rc ^a^, gab 
i^nen ein ^au§ neben bem ©d^loffe unb errid^tete burd^ fie eine 
gro§e ®^ule. 2llö bie ©d^ule mud^ö, öon gtüci auf fed^^ ßlaffen 
ftieg, ma^te er 1642 baneben ein förmlid^e^ 3>cfuiten:»ßottegium, 
gab 10.000 ®ulben gur ßrbauung eine^ ©ebäube^ unb einer 
Sirene für baiSfelbe, unb 40.000 ©ulben jum Unterhalt ober 
bi^ gur ©riegung biefe^ ßapitaW eine jä^rlid^e ®ummc öon 
2400 (Bulben 0- 

@o tüenig toie bei ber ^ulbigung tüurbe aud^ fpäter ba^ 
diti^t M §aufe^ gied^tenftein auf Iroppau tüieber ernftlid^ an^ 
gefod^ten. 3^^^ beruhigten fid^ bie mäl^rifd^en ©täube nid^t, bie 
ba^ ^erjogtl^um nod^ immer al^ öerbunben mit ber Söiarfgraf* 
f^aft betrad^tet tüiffen tüoüten, aber erft bei ber 2:i^ronbefteigung 
Äaifer gerbinanb^ III. 1637 tüagten fie i^re alten 5lnfprüd^e 
tüieber ju erl^eben. Slber lieber tüaren bie 3^itöer^ältniffe ber 
Slu^tragung eine^ fo alten unb öertüidEelten 9ied^t^ftreite^ günftig, 
nod^ lag nunmehr ben 2:roppauifd^en ©täuben, bie fonft mit 
äu^nal^me ber ©tabt ju ben äKäl^rern gehalten Ratten, öiel an 
einer ßntfc^eibung im ©inne ber mäl^rifd^en ©tänbe. ©ie Der* 
l^ielteu fid^ gleid^güUig in biefem fünfte, Ratten bem gürften 
Sied^tenftein ge^ulbigt unb erfd^ienen auf bem fd^lefifd^en ßanbtage 



1) (gn«, a. a. O. 132. III. 146, 



— 307 — 

ju ©rc^Iau anftatt auf bcm mäl^rifci^cn ju Srünn. ®o tüurbc 
bicfc Srage na6) unb na6) öoülommcn bcbcutungölo^ *). 

5ßur einmal toä^renb feine« geben« [taub fi^art (Sufcbiu«, 
entgegen bem Seifpiele feine« SSater« unb feiner Oheime, im 
®taat«bienfte. 3m Q^al^re 1639 übernahm er ba« Dberamt ober 
bie Oberl^auptmannfd^aft in ben ^erjogtl^ümern Ober^ unb 
9Jieber*®d^lefien, ein unter Jenen 3^iten fd^toierige« Slmt, tüeld^e« 
er aud^ 1641 bereit« tüieber nieberlegte, ol^ne bi« bal^in gu feiner 
Sefotbung gefommcn ju fein 2). @r mod^te aud^ ol^ncl^in mit 
bcr SSertüaltung feiner eigenen entlegenen unb gerftreuten S3e* 
fifeungen genug gu t^un l^aben, bie fämmtlid^ unb tüieberl^oU, 
gum J^eil in berl^eerenbfter SEBeife öom Sriege getroffen tourben, 
unb gtüar gteid^ bon greunb unb ijeinb. 

ÜDie meifte ©orge unb a)?ü^e bereiteten il^m bie bei ^rag 
gelegenen, burd^ feinen SSater ertüorbenen §errfd^aften ©d^tüarg* 
foftelefe, 3lurginon)e« unb ©ftoorefe, unb gtoar guerft, toeil fie 
toäl^renb ber gangen gtüeitcu ^älfte be« Kriege« unau«gefefet öon 
Sreunb unb §einb mit (Einquartierungen, Kontributionen; ®elb^ 
forberungen unb fonftigen fi^rieg«fd^äben l^eimgefu^t tüurben, 
unb barnad^, toeil ba« Sefifered^t barauf in ernftlid^fter SBeife 
in ijrage gefteüt unb nur mit ben größten Opfern gefid^ert 
toerben fonnte. SBö^renb be« Kriege« lagen im ©täbtd^en 
©d^toargfoftelefe, auf ben 9J?aier^öfen in ben ÜDorffd^aften nad^ 
einanber, aber faft ununterbrod^en Oefterrei^er, ©ad^fen unb 
©d^tüeben; fd^Iieglid^ !am aud^ ba« fefte ©d^Ioß felbft in bie 
^änbe ber Icfeteren. 35ie ^errfd^aften mußten atte« ^ergeben an 
^fcrben, Äül^en, SBilb, 8eben«mitteln, tt)a« öorl^anben toar unb 
ber iJfirft l^atte feinem Hauptmann unb 3Sertt)aIter nod^ befon* 
ber« nid^t unbebeutenbe ©elbfummen gu fd^iden, um bie i5orbe== 
rungcn ber ©enerale unb Dberften gu befriebigen. 5Rod^ nad^ 
bem gricben öerlangte ber laiferlid^e gelbmarfd^aü ®raf ßoüorebo 



^) 2)ubif, 2:ro^^)au« ©tcßung k. 214 ff. 
2) ^rd^iö he9 ginangminift. 



20* 



— 308 — 

bic bcftanbigc SScriorgung feiner Jafel mit SBitbpret, »eit man 
e^ bem ^einbe and) get^an ^abe unb er ed um fo me^r Der« 
langen fönne; unb ate ber fd^toebiid^e ®eneral ®raf fiönigömarf, 
ber Eroberer '^rage, nbjog, na^m er öon biefen fürftlid^en 
^errfd^aftcn nic^t blo§ bie fämmtlic^en gafanen, fonbern nucj^ 
ben gnianenjäger mit, um fie, ben einen h)ie bie anbercn, auf 
feine SSefi^ungen im 33remifci^en ju Derppanjen. 3" ^^^ Seiben 
hcß Sriege^, bem häufigen abbrennen ber §öfe unb 35örfer, 
ber Beraubung ber Grute unb be^ Äornö für bie Stuöfaat, fo 
ba^ bie ßrnte für ba^ nac^fte ^a\)x nic^t beftettt toerbcn tonnte, 
jur ^intoegna^me ber ärbeitö^ unb ber 9iä^rt^iere fam nod^ 
bie, toenn an6) läffig, bod^ getoaltfnm betriebene Süiebereinfül^rung 
be^ Sat^olici^mu^, toeld^e öiele Setoo^ner ^intoegtrieb. ®o öer* 
öbeten biefe f)errfc^nften in Seftanb unb ßultur unb bie 3^^^ 
ber Öetoo^ner fanf auf einen geringen J^eil bcffen jurürf, toa^ 
fie Dor bem ^iege getoefen toar •). 

Unter fold^en Umftanben erforberte bie 3öieberaufrid^tung 
biefer f)errfci^aften, bie äßieber^erftettung aller ©ebäubc, bie ßr- 
neuerung ber ßultur, bie äBieberbeööIferung nid^t blo^ öiele unb 
bebeutcnbc Opfer, fonbern aud^ alte Umfid^t, SDiül^e unb ©org^ 
falt öon Seiten eine^ fo bebeutenben unb organifatorifd^en 25er* 
tüaltungötalentö, toie eö ^nx^t Äarl Sufebiu« befeffen ju l^abcn 
fd^eint, ber trofe aüer Ärieg^fd^icffale beftönbig bemüht lüar, ba^ 
®anje unb ^tx^tvtntc feiner öerfd^iebenartigen Sefifeungen einem 
genauen, too^lgeorbneten, regelmäßigen Softem ber SJenpnItung 
;5U untertüerfeu. ^n biefem 3^^^^ ^^^ ^^^^ ^ ^^ gctoefen, ber 
juerft eine umfaffenbe öud^^altung eingefül^rt ober orgnnifirt 
^atte. !S)iefe ©ud^^altung ^atte i^ren urfprünglid^cn ©i^ gu 
gelb^berg, toie aud^ bie ^offanjlei, toeld^e aber einmal im ^a^xt 
1G63 öor bem ©nbrud^ ber SEür!en in^gefammt nad^ ©d^toorj* 
foftelefe flüd^ten mußte, too fie faft ein Qa^r lang blieb. 



^) .^orft), 2)cn!bu(f) oon @(f)n)argfoflclc^, SRanufcr. ber Sicd^tcnjt. 
J^ibltot^eL 



— 309 ~ 

JJürft Äarl ßufcbiu^ tüar unobläffig in bicfcr unb anbcrcr 
SBcifc um ©d^tüarjloftclefe bcmül^t, obtDO^I feine SRcd^te barauf 
längft in f^age gefteüt unb ein ernftlid^er ^rojeß im ©ange 
ttjQr. SBie oben bargefteüt tüorben, ^atte gürft Äarl biefe el^e^ 
moligen ©mirjiql^fd^en ^errfd^aften ©d^tDQrjfoftele^, Slurjino* 
totß unb ©fworefe öon Sllbred^t öon SBattenftcin, bem ^erjoge 
t)on ijrieblanb, afö SSormunb be^ legten blöbfinnigen ©mirjiq!^ 
unb @rben be^ ^aufcö gefauft. 3lfö aber nad^ bem lobe SBaüen* 
ftein« aüe SJerfügungen be^felben burd^ feine ja^lreid^en unb 
mäd^tigen ®egncr in Unterfud^ung famen unb öiele^ afö eigen^^ 
möd^tig gefd^e^en rüdgängig gemad^t tüorben, tourbe aud^ biefer 
fein SScrIauf ber $älfte be^ ©mirjicjf^fd^en Sefifee^ an ben 
gürften Äarl öon Öied^teuftcin in grage geftettt. 3Kan beftritt 
ba^ SRed^t, ba^ SBattenftein auf biefe ®üter gehabt ^abe, fei tß 
für fid^ — benn er ^atte bie anbere ^älfte felbft behalten — , 
fei e^ jum SSerlauf, unb behauptete, bag fie bem gi^cu^ alö 
öerfatten gehörten, ba il^r Sefifeer 5ur 3^^^ ^^^ Slufftanbe^, 
Sllbred^t ^o^ann ©mirjicjf^, cine^ ber ^äupter beöfelben gemefen 
fei. dagegen tourbe öon ber anberen Seite geltenb gemad^t, 
bag ber blöbfinnige §einrid^ ®eorg ber eigcntlid^c Sefi^er ge* 
toefen unb eben tüegen feinet ^Jlöbfinn^ nid^t ^abe an ber JRe^ 
beüion t^eilne^men fönnen, bie ®üter bemnad^ au^ nid^t Ratten 
confi^cirt toerben lönnen. ®o begann ber ^rojeß bereite nad^ 
SiSattenftein'^ SEobe, inbeß tourbe er unter ben Äriegöjeiten läffig 
geführt unb gürft Äarl gufebiuö burftc fid^, mß bie StuiSübung 
ber l^errfd^aftlid^en JRed^tc betrifft, tüä^renbbc^ alö öoüftänbigen 
§errn betrad^ten. 

3nbe§ nad^ tüieberl^ergefteütem trieben tourbe biefer ^rüje§ 
t)on Seiten be^ i?iöcn^ mit erneuter Energie aufgenommen, 
jugleid^ mit atl ben ^efi^öeränbernngen in Sö^men, tocld^e 
lüäl^renb unb nad^ ber JRebettion ftattgefunben Ratten. Of)m 
grage toar tüo^I bamal^ öieleö im J)rang ber Umftänbe unb 
befonberö in ber Sebrängniß beö !aiferlid^en ©d^a^eö gefd^el^en, 
ttja^ in frieblid^en unb ruhigen 3^iten anfed^tbar toar. 3iun toar 



— 310 — 

bcr faifcrlid^c ©d^afe tüiebcrum burd^ ben langen Stieg in au^er^ 
orbentUd^er SBeife erfcj^öpft, unb eö !am i^m ju @utc, toaß 
rücf gängig gemad^t toerben fonnte, ober toa^ man für neue 
©elbfummen unb 9iad^jal^Iungen im bi^^erigen, Don bcr 6on* 
fiöcation ^er batirenben Sejtfeftanbe laffcn tooüte. S^ toar für 
biefc äingelegenl^eit eine eigene ßommiffion in Sö^men errid^tet 
tüorben, tücld^e nun aud^ ben ©rteerb ber ©mirjicjf^fd^en ^crr* 
fd^aften in Untcrfud^ung jog. SHai) i^rer ßntfd^eibung tourbe im 
3n^re 1655 guna^ft bic §errfd^aft Softelefe bcm §aufc 8ied^* 
tenftein gänglid^ abgefprod^en unb für ein Sigcnt^um be^ giöcu^ 
erHärt. ^n golge beffen tourbc fie öerlicitirt, e^ toar aber gürft 
Äarl gufebiu^ felbft, ber ba^ ^öd^fte Angebot madfjte. 3^nbeffen 
orbnetc fid^ bic ©ad^e in bcr SBeife, bag burd^ Äaifer gerbi* 
nanb III. ein SSerglcid^ jugelaffen tourbe, gu toeld^em öon laifer* 
lid^er Seite J)aöib Ungnab ®raf öon SBei§enU)olf unb §an« 
|)arth)ig ®raf öon 5Roftij beftimmt tüurben. ÜDiefcm SSergleid^c 
gemäß beftimmtc ein faiferlid^er Sefe^l öom 10. ^Roöember 
1655 an bie bö^mifd^e Kammer: „9Bir iJerbinanb ic, tüir fügen 
eu4 ßnäbigft ju tüiffen, tüie bag tüir bic öon unferem lönig* 
lid^en Sanbrcd^te unferem ijiöco gugefprod^ene unb barauf ein* 
geanttöortete |)errfd^aft Äoftelefe bem gürften Sari Sufebio öon 
8ied^tenftein gegen accorbirte 400.000 ®ulben öötlig pleno jure 
ju einem toa^rcn erblid^cn Sigentl^um unb Sefife für ®ie, 3^te 
Srben unb Srbnel^mer gnäbigft überlaffen. SBir befel^Ien eud^ 
bal^er gnäbigft, feinem Öeöoümäd^tigten biefc §errfd^aft fammt 
allen ^Jlufeungen unb alten fonftigen 3"9^^örungen ju über* 
geben" *). gürft Sari (Sufebiu^ erlegte aud) biefc Summe, unb 
jtoar am erften SEcrminc fogleid^ mit 200.000 ®ulben, fobann 
in 'SRaten öon 50.000 biiS gum 4. gcbruar 1658. außerbem 
^atte ber ijürft nod^ 20.000 aÄefecn Sorn gu liefern. 

5lllein bamit l^attc biefc 3lngelcgen^eit nod^ nid^t i^r S3e* 
»cnben. @ine neue öon Saifer ßeopolb niebergefe^te 9teftitution«* 



') irc^io bc8 Jinanjininift.; 2)cnfbuc^ öon ^d^wargfoftclc^. 



— 311 — 

commiffion, für bereu SSorge^en, toie cö fd^eint, auc^ perfönltd^er 
ißeib unb $a§ mit öon (Sinflug toar, [teilte nic^t nur bie 
©d^tüarglofteletjcr ^errfd^aften unb bie auberen in Sö^men er* 
lüorbenen öefi^ungen in Srage, fonbern a\i6) Iroppau unb 
^iögernborf, fotüie bie ©ummen, totlä)t Surft Äarl afö ©tatt* 
l^alter oon ©ö^men au^ ber Äuttenberger SDiönje unb bem 
lönigtid^en 9icnt^aufc erl^oben ^atte, nebft Slnlei^en, bie bei bem 
^rager 3uben ^atob Safeö^ gemad^t toaren. Q^ tourbe auf 
biefe SBeife eine ©umme öon mel^r benn 31 äKittionen l^erau^* 
gered^net, toeld^e gürft Äarl Sufebiu« ju jal^Ien l^aben fottte. 
Slttein biefer öermod^te ol^ne 9J?ti^e bie öotte unb freie !aiferlid^e 
©d^enfung üon 2^roppau unb 3iägernborf nad^jutüeifen, fotüie 
bie ©elege für alle Jene ©ummen au^ ber aWüngc unb bem 
SRentl^aufe ^erbeijufd^affen, tüeld^e Setege allein eine ©umme 
t)on mel^r benn 26 $IBiüionen repräfentirten. Um aber ben 
langen ©treit ju entfd^eiben, erbot fi^ ber gürft, auger ben 
Beträgen, bie in bem frül^eren SSergleid^ über bie ©mirgicjf^* 
fd^en |)errfd^aften feftgefefet toaren unb einer bereite beja^lten 
Slnticipation^fumme öon 1,079.000 ©ulbcn rl^einifd^, no^ einen 
baaren Ärieg^beitrag öon 275.000 ®ulben r^einifd^ ju bcja^len, 
ttjenn er bagegen burd^ ein förmüd^eö 5lbfolutorium gegen alle 
unb jebe Slnfprüd^e be^ gi^cu^ gefd^üfet toürbe. T)k\t^ Slner^ 
bieten fanb fi^aifer Seopolb bollfommen billig unb entfpred^enb. 
(Sr nal^m e^ barum an unb ert^eilte am 15. SDiai 1665 ba^ 
getDünfd^te Slbfolutorium, in tücld^em e^ ^eißt: „3Bann äöir 
nun betrad^tet ©r. Siebben unb öornämlid^ ÜDero SSater^ in ber 
gefäl^rlid^ften SRebellion^jeit ertoiefene beftänbige Streue unb ob 
angeregten öielfältigen erfpriegUd^en ©ienfte, aud^ baß bie metjrften 
unb größten Soften ju genügen öeranttoortet unb erläutert 
toorben. 5ltö ^aben ©ir bie offerirte 275.000 ®ulben in ßaiferl. 
unb Äönigl. ®naben acceptirt unb in ba^ ®eneral*2lbfolutorium 
eingetüilliget : J^un fold^eö aud^ hiermit na^ vorgegangener 
reifer Serat^fd^lagung unb öollftänbiger genugfamer ^abenben 
^Information toiffentlid^ unb too^lbebäd^tig unb ex plenitudine 



— 312 — 

Potestatis al\o, ba§ @r. Sicbbcii nid^t allein öon aücn an ®ic 
gcfteütcn fi^calif^cn ^rätenfioncn attcrbing^ frei nnb lebig ge- 
fprod^en fei, fonbern auc^ ®ie, ben @rben nnb ^Zad^fonimen 
ttjegen ber öon !Dero SJater geführten Slbniiniftration im Äönig* 
reid^e ^Jö^eim in unb nad^ ber 9tebeüion burd) Äanf, (Scfd^enf, 
ober in anbern SBege überfommene ^Jürftent^ümer unb ©ütcr, 
in tüa^ Öanben fie feien, öon bem tJi^co unter feinerlei '^räteji, 
tüie fie immer Slamen ^aben, ober erbad)t ober erfunben werben 
mögen, ttjeber personaliter nod^ realiter alter unferer @rb* 
lönigreid^e unb l^anben öon bem gi^co jefet unb ^infüro be* 
fprod^en, ober ba^ ©eringfte weiter nn @ie, ^i)xt ßrben unb 
9laci^!ommen prätenbirt unb gefud)t »erben foße, alfo baß ttjiber 
biefe SEran^action unb ®eneraI^2lbfoIutorium einige exceptio 
ober beneficiorum juris ju ettjigen ^ükn iDeiter nid)t ftatt 
finben foße". 

@o enbete biefe langtüierige Slngelegen^eit. !Da^ §au^ 
ßied^tenftein blieb im öotten 3}eft^ alter beftrittenen ^errfd^aften 
unb ®üter, bod^ mußte ijürft Äart Sufebiu^ benfelben mit 
großen Opfern erlaufen, ©päter fd)einen nur no^ fleine 2ln* 
ftänbe über bic 3^^^^^J^8 \^^W ftattgefunben ju ^aben. ®a^ 
Slbfolutorium tüurbe in bie Sanbtafeln öon 33öl|men unb aJiä^* 
ren töörtlid^ eingetragen unb bur^ bie betreffenben SJetjörben 
publicirt ^). Söldner Dpfer ungead)tet gelang e^ bem gürften 
Äarl (Sufebiuö burd) Orbnung unb ©cfd^idE bie ®üter, töenn 
3um SE^eil aud^ erft in langem 3^^M^^i^^'^ii"^ unb allmälig 
üon ben ^rieg^f^äbcn ju feilen. 3luf ber §errfd)aft ©c^ttjarj- 
foftelefe 3. 33. lagen bie Dörfer ganj ober größtcnt^eilö in 
^Ruinen, ober e^ töaren bloße Sranbftättcn ba unb mel)r afö 
jtöei Sritttl^eile ber gelber lagen feit langen ^a^ren ttjüft unb 
unbebaut, fotöie bic 3^^^ ^^^ anfäffigen unb belauften Unter* 
trauen äußerft gering töar. ©elbft ^äufer unb §ütten, bie nad^ 



») 2)cn!bud| öon ©d^ttjav^toflelcö ; 2trd)iö bc§ Jiuanjminift.; Sicd^ 
teuft. 5lrc^io X. 136. 



— 313 -^ 

bcm ^rieben abbrannten, blieben nod^ längere Qal^re Sranb- 
ftätten, tüeil bie Sefifeer feine 5IKittel jum Slufbau Ratten, unb 
biefe ba^cr oftmals lieber fortjogen. 2lu^ ttjar baö ererntete ®c* 
treibe fe^r gering im greife, toeil e^ bei ber xufammengefd^mül^ 
jenen öettjo^nerjal^l an Slbne^mern unb ßonfumenten fehlte, 
gürft Sari Sufebiu^ fud^te überall ju l^elfen, fd^affte Orbnung, 
baute tüieber auf, öeröbete '^lafee tüurben jum 5lnbau öerfd^enft, 
ber öergbau lieber begonnen, ^opfenbau unb Sienenjud^t an* 
georbnet. ^m 20?ai 1666, nad^bem ber lange '^rojeß mit bem 
gi^cu^ enblid^ beenbet tt)orben, tüurbe ein eigene^ SBirt^fd^aft^^ 
collegium eingerid^tet. S^ beftanb im Slnfange auö brei äöirtl)* 
f^aft^rät^en, tüeld^e collegialifd^ berietl^en, unb o^ne beren 9tat^ 
unb SSortüiffen in allen ^auptangelegen^eiten ni^t^ unternommen 
toerben burfte, an ttjeld^e aud) alle S5$irt^fd)aft^berid^te eingefenbet 
tüerben follten. S3efonbere SWü^e unb Sorgfalt gab fid^ aud^ 
JJürft fi^arl SufebiuiS feine ®üter attcrorten tüieber mit ben an 
3at|l unb ®üte entfpred^enben ^ferben ju öerfe^en. 3^ ©d^tüarj* 
foftelcfe legte er ein eigene^ ®eftüt an, ttjel^e^ gerabe biefem 
3tüe(fe gettjibmet ttjar, unb gab babei über bie Se^anblung ber 
^ißferbe bie genaueften SSorfd^riftcn, j. 33, tüie oft unb tt)ie lange 
be^ üEage^ fie jur Slrbeit angefpannt ttjerben follten, tt)ie man 
fid^ mit tüilben unb ftörrifc^cn („narrifd)en") ^ferben beim (Sin* 
fpannen öer^alten folle u. f. tt). 5lber aud^ eble unb feltene 
^ferbe, fo j. S. buntfarbige, filberglänjenbe fud^te er um t^eure^ 
®elb ju crttjerben. ®o laufte er nac^ bem SEobe beö ©rafen 
8eo SBil^elm öon Äaunife ju 3lufterli^ beffen ganjen ©tall, 
toeld^er bie fd^önften ^ferbe öon öerfc^iebener ijarbe enthielt. 
©0 tüurben feine Stallungen fo berühmt, baß man itjuen feine 
anberen in ber äöett öorjog ^). 

(Sr befag in feinen ©eftüten allein 120 ^engfte t)on allen 
9ta9en unb Säubern. @^ gab baruuter Slraber, Serbern, 



^) ^tubcnbcrg, Norma seu regula armentorum equinorum 
p. 36. 91. 92. 



— 314 — 

©panier, ßnglänber, Jürlcu, ©icbenbürgcr, fi^ct^fcmcter, $oI* 
ftciuer, ®öuen unb Oftfric^lönbcr. 3laä) bicfcr änjal^l bcr 
^cngftc mag man anf bic ^ai)l bcr ©tuten [daliegen, ßr ^atte 
fein größere^ SSergnügen, al^ tocnn er bie foftbaren 309^^ i>ic 
er jufammengefteüt l^atte, an au^lönbifd^e tjürften öere^rcn 
lonnte. ©old^e erhielten bie Sönige öon tJranlreid^, Snglanb 
unb ÜDanemarl. 511^ Subtoig XIV. 1661 mit feiner neuen 
fpanifd^en ©ema^Iin feinen prad^töoüen Singug in ^ari« l^iclt, 
galt für ben fd^önften 3"8 öon atten berjenige, toeld^en il^m 
gürft Äarl Sufebiu^ üere^tt l^atte; er 30g ben 8eibn)agcn bcr 
Königin. ÜDie fd^önften feiner ©tuten toaren faft atte fpanifd^c, 
ungarifd^e ober bänifd^e, er fing aud^ an cnglifd^c ©tuten ju 
galten, bie er mit Berbern belegen ließ '). 

I)iefc Siebtjaberci foftete atterbing^ enorme ©ummen. !J)c^* 
gleid^en war feine §ofl^aItung nid^t biüig, tüic er aud^ fonft ein 
freigebiger ^err war unb in^befonbere ben öerarmten Slbet öicl* 
fadf) unterftü^te. dx ^ielt fid^ eine berittene Sarabiniergarbe 
öon fünfjig $IKann, bie ebenfo !oftbar mit ^ferben wie mit 
tieibung au^geftattet war. §offtaat unb ©ebiente waren außcrft 
jat|Irei^ unb ebenfo waren Beamte auf ben f)errfd^aften öicl* 
leidet in Ueberfluß öor^anben. ©eine (Sbelfnaben lieg er aufö 
befte unterri^ten. ©eine Jägerei war mit ^ägermeiftern, gorft* 
meiftern, tjöl^nern u. f. w. glänjenb befteüt. 3ln feinem §ofe 
— er lebte meift ju gflböberg unb fam ungern an baö faifer- 
lid^c .f)oflager nad^ S33ien — ^ielt er Äomöbianten unb eine 
me^r überhäufte alö wo^Ibefe^te Sapeüe üon ^Dlufifcrn unb 
©ängern ; baneben fanben fid^ aud^ allerlei Abenteurer ein, ®e* 
^eimbünbler, 9iofenfreujcr, 2tld^^miften unb 2lbepten, bie ben 
©tein ber Seifen unb bie Äunft ®olb ju madfien fud^ten, unb 
jogen i^n in i^r SCreiben hinein. 

!Deffenungead)tet gelang e^ bem ^Jürften tarl (Sufebiu^ 
mit feiner ©orgfalt, Slufmerffamfeit unb ©elbftöerwaltung 

«t^äcfclbcrg, Fata Liechtensteiniana, 3Jlanufcr, in bcr ^UÖ^'' 
teuft. 33i6(. 



— 315 — 

nid^t Bloß feinen Sefife ju fidlem gegen bic fd^tüeren Slnfed^tnn» 
gen, fonbern aud^ burd^ Slnföufe jn öcrgrößern. @r befaß ba^ 
aWaiorat be^ 5lelteften unb SRegierer^ öon bem alten JJamilien* 
6efi(5, bie fd^lefifd^en ^ergogtl^ümer, bie öom JJürften Äarl in 
9J?ö^ren nad^ ber 9te6eüion ertüorbenen ^errfd^aften Irübau, 
^ol^enftabt u. f. tt)., ben Somptej öon ©d^tüarjfoftelefe, Slurjino* 
tt)eö unb ®!tt)orefe, ba^ Srbt^eil feiner 3Äutter au^ bem Sefife 
beö §aufe^ Soöcoöife, tüoju nod^ nad^ bem Jobe beö gürften 
üKajimilian bie anbete ^ftlfte !am, nämlid^ Sutfd^oöi^, '^ofo* 
ri|, 9lott)i^rab. 3^^ biefem außerorbentlid^en ^efi^ emarb gürft 
Äarl ßufebiu^ öor attem bie für feine anbeten Sefi^ungen fo 
tt)o^l gelegene §ettfd^aft 8unbenbutg, toeld^e fd^on ftü^et im 
öotüberge^enben 33efi^e be^ §aufe^ gied^tenftein getoefen toar'). 
®amal^ bei Slu^brud^ be^ bö^mifd^en Äriege^ ^attc fic Sabi^- 
lau^ SBelen öon 3i^^ötin gehört, tüeld^er alö eine^ ber ^aupter 
be^ 5lufftanbe^ fie nad^ ber ©d^Iad^t am tüeißen Serge öerlor. 2llö 
confi^cirte^ ©taatögut tüurbe fie 1628 ben @rben be^ öerftorbenen 
®rafen ^erbinanb öon 5Uieggau für eine ©dfjulbforberung öon 
190.000 ©ulben überlaffen. ^m 3a^re 1636 öer!auften aber 
biefe @rben, bic ©räfin (Sft^er öon Dpper^borf, geborne ®räfin 
öon 9J?eggau, unb i^re gtöci ©d^töeftem bic ^ettfd^aft Sunben^ 
bürg töicberum. @^ gehörten bamal^ ju berfelben ba^ @d^loß 
Sunbenburg mit bem SJiarft, mit Sraul^auö, tird^e, 5IKaier]^of 
unb aJiautl^, ber SÄarft Slltenmarft, bie Dörfer SRum'per^borf, 
S3iloö)ife mit ©d^Iößd^en, ü)Jaiet^of unb jlüci Äitd^en, 'DZeubotf, 
g^üoltfdfji^ , toftife, bie ü)Mtfte Jeiuife mit @d)lößdf)en unb 
äßaietl^of unb SEutui^, bie ©tabt Äoftel, enblid^ ^uft* unb 
Dbftgätten. Saufet töat ^afob t^ueu öon ^alafft), ®taf öon 
8ied^tenbetg, toeld^et bie ^ettfd^aft um 240.000 ®ulben et* 
ftanb. 3Son i^m übetna^m fie fd^on jttjei ^a\)xt fpätet gütft 
Äarl gufebiui^ um ben ^reiig öon 250.000 ®ulben 2). !Ca aber 



») @. I. X^cir bicfe« Scrfc^ (g. 368. 

2) Sollt ^, II. 2. @. 147; 2icd)tenft. ^rd^iö (9lc^. goL 183). 



— 316 — 

®raf Ä^uen bie Äauffummc fcincrfeitö nod^ nid^t erlegt l)atte, 
fo 8i"9^» [c'ttc SSerpfli^tungen gegen bie 3Dicggaufci^en (Srben 
an beu gürftcn über, unb ba ®raf ®eorg öon Opper^borf, 
©emal^l ber (Sft^er öon SWeggau, für bie öon il^m erfaufte 
^errfd^aft 9tatibor in ©d^Iefien bem Staate fd^nlbete, fo ^atte 
ber gürft jnm 2:^eil an biefen bie ßauffumme ju entrid^ten. 
ÜDa^er lonnte ber faiferlid^e ^ofjal^lmeifter am 31. October 
1642 ben Sluftrag erhalten, bei bem gürften Sied^tenftein einen 
2:i^eil ber ©d^ulb be^ ®rafen Opper^borf für SRatibor ju be* 
f|cbcn. 5lm 10. 3^oöcmber iDurbe bie Ouittung au^gefteüt über 
59.850 ©nlben ßapital unb 14.364 ®ulben öierjä^rige 3nter^ 
effen. 2tm 8. gebruar 1643 jaulte ber gürft afö 9teft an ben 
©taat eine tücitere ©umme öon 24.214 ©ulben '). 

2lu§er Öunbenburg erfaufte J^ürft Sari Sufebiu^ no^ eine 
größere Slnjal^l Ileinerer Objecte, tt)eld)e jur 2trronbirung unb 
SSeröottftänbigung öerfd^iebener §errfd)aften bienten. @o faufte 
er j. 33. innerl^alb ber ^errfd^aft Sunbenburg felbft einen grci* 
^of ju SilolDife (1658) unb einen anbercn ju SEeiriife (1678); 
auf ber ^errfd^aft ^ol^enftabt faufte er (1667) einen $of unb 
ein ®ut, fobann (1674) auf ber f)errfd)aft ©olbenftein einen 
JJrei^üf; in ijclb^berg erttjarb er jtöei ^äufer (1669 unb 1676) 
unb jtt)ei ju Saumgarten im 3>a^rc 1675. Slud) in SBicn 
faufte er im Qa^re 1654 öom ®rafen ßt|riftop^ ijerbinanb 
^opcl öbn 8obfott)itj ein ^an^ in ber ^errengaffe, töeld^eö 
jtöifd^en jttjei ber feinigen lag, öon benen cine^ früher bem 
®rafen Bamberg gehört ^atte^). 

®elang t^ fo bem dürften Äarl (gufcbiuö, ben «efifeftanb 
feinet ^aufe^ ju öerme^ren, ben ©lanj ju öergrögern unb 
namentli^ burd^ töo^Igeorbnete SBirt^fd^aft aüe^ ju fid^crn, fo 
erreid^te er ein anbere^ nid^t, nämlid^ bie ßinfü^rung feineö 
§aufe^ JU @i| unb ©timmc im SReidi^fürftencoüegium bcö 



1) 5(rd)iö bc6 ginan^minift. 

2) üüed^tcnft. Strc^iö '^ep. 222. 



— 317 — 

bciitfd^cn SRcic^cö. ^a er mugte c^ fclbft erleben, bag brei anbete 
öfterreid^ild^e ^öufer, bie S)ietrid)ftein, ^iccolomini unb Sluer^- 
perg, tüeld^c fpäter bie gürftentourbe erhalten l^atten, no^ früher 
;;u biefer Sl^re tarnen, tüenn aud^ nur bebingung^toeifc. S)ie$ 
tüar im Qal^re 1654 auf bem JReid^^tage jn 9tegenö6nrg ge= 
fd^cl^en. ÜDem Surften Sari ßufebiu« unb feinen SJettern blieb 
nid^tö übrig al^ einen motiöirten ^roteft bagegen einzulegen, 
bag biefe Sinfül^rung i^re frül^eren SRed^te nid^t fd^äbige. „'iDa* 
mit nun fold^e^", l^eigt eö barin, „bem fürftlid^en §aufe 8icd^^ 
tenftein, tüann felbige^ öon (S^urfürften, ijürften unb ©tönben 
be^ 9teid^^ ebenfalls cooptiret unb bie 2lbmiffion ad sessionem 
& Votum im ^ürftenrat^ erl^alten tüürbe, an feinem öon 
Äaiferlid^er SJMaieftat erlangtem unb jure proprietatis ber @r* 
^ebung im ijürftenftanb gemög gebü^renbem SRed^t in puncto 
ordinis in sessione et votando, in^ iiünftige leine^t^eifö 
präjubiciren, tüeniger ju berofelben 9?ad^t^eil .... angcjogen 
unb ^ierburd^ id^ttoaö baö ©eringfte eingeräumet toerben fönnc 
unb möge, . . . . afö tüitt be^ fürftlid^en ^aufc^ Sied^tenftcin 
©eöollmä^tigter, nod^mal omni meliori modo unb toie e^ 
üon SRed^t^* unb ©etüol^n^eit tüegen am beftänbigften gefd^el^en 
!önntc ober möd^te, hiermit au^brüdlid^ tüieber^olet unb alfo 
im 9Zamen feiner prinzipalen proteftiret ^aben. ..." ^). 

SEBie fd^on met)rfad^ au^ toeiter oben gcmad^ten 9J?it== 
t^eilungen erl^ellt, toax tjürft Sari ßufebimS ein eifriger 
S3eförberer bcö tüiebcrertüedtten Äat^olici^muö. Sbenfo tüar 
er nid^t farg in Segabungen öon Sird^en unb Stiftungen, 
bereu fid^ in^befonberc bie '^aulaner ju äöranau unb bie 
barm^erjigen 93rüber ju gelb^berg erfreuten, ^cnc erlftielten 
im Qö^trc 1676 eine Summe öon 30.000 J^aler al^ eine 
Stiftung jum änbcnfen feiner SKutter^). S)ie Sird^e feiner 



1) 10. aWärg 1654; Sünig, R. Archiv. P. specil. contin. III. 
p. 668; ^fcffingcr, Vitriarius illustratus III. 548. 

2) Sicd^tcnft. %vä)\\) Dd. 157. 



JRffibcnj 5cIbS6erg baute er Dößig ntii. Sie mur&e im ^a\fn 
1671 eingeweiht '). 

Diefev flrciig fat^olifd)eti uitb religiöffit 9{i(^tuitg ungc' 
ad)tft ^atte lyürft Sail @u]'ebiu€ naincutlidi in bcn legten 
^n^reii feineö y'.eiea& eine groöc i'orlicbc für nlc^^mifti[d)e 
U uteri iic^nngeii, wie fie bamats im lätftroange rooren. Gr inod)te 
SlufoitgS um ber linivorbringiing feiner SJergiocrte roillen onf 
biefe ©tiibien unb mit ben SJbcpIen in a^crbinbnng getommeii 
feilt, benii oiclfac^ Ijaiibelt tS fid) in ber Xifat i» ber fc^r nna= 
gcbcbaten tSorrcfpüHbEnj, bie not^ Dor^anben ifl, um rficmifi^c 
3liml9Jen, um Snlagc uon (Slaö^ültcn, um '^uffleUung ^tjbrau: 
[tfd)ft ^Eafiiiiueu jnr Slu^beutung uon Solbminen, bie fid| 
j. 3J. in getböbcrg öefinbeii folltcn, mitunter nud) um mebi» 
ciuifd)e ^etfmittel, fo bei ber I5rfrnntung (einer ©cmnfjlin mib 
feines So^neö, beö gürften §anS Stboiit. SlUcin fübann gingen 
bie Uittcrfnt^ungeii Ineiter, unb eö wnr in ber Zijat mit nuf 
®olbmai^cvet, foroie nuf be» Stein ber Sß.'eifen nbgefe^n. SRe= 
ccplc aller Slrt würben bcm Surften cingefcnbet unb in gdbäs 
bcrg fclbfi Würbe Don 911i^l)miffeu gearbeitet. Slbeutcnrer aßet 
t'önber tameu bnju Ijerbei ober fegten \iä) mit bem Surften in 
Sorrcfponbcnj unb fofleleu i^m große Summen, Siner ber 
legten war ein gicibfin: Doii St^eüenlerg , ber alö Mtpl unb 
Obcrft jugleiif) nngeftellt wiirbe unb »eben feiner Aufgabe @oIb 
ju matten, am^ gelböberg befefttgeu folttc. '^aäf bein 2!obe 
bcß gürften i^arl i^ufebinö würbe er ober lß84 Dom Surften 
5)an8 aibnm, ber liifnugS Don feinem Sßater mit in biefe 
^affioii ^ineingejogeit erfäiciiit, roteber enttaffen^). 

5?er @ifer, mit Welchem Surft Snrl gufebiuS auf biefe 
3(ftern)iffenfd)nft unb fojufagen auf bie üßobef^or^il feiner 3''* 
einging, ift um fo nuffnllcnlJer, nlß er fonft in allen prnftifc^cn 



') 8i**iciip. acrtiiu An. 117. 
>) 23« Sorrciponbdn übfr bif 
fld) im @d)[off( Siil[djDDilj. 



Idiqmifti(d)eii Srflrr billigen befinbel 



— 319 — 

Sragcn bc^ öcbcn^ unb feiner Siegierung^angelegenl^eiten in^- 
befonbere einen fo Haren, f^ftematifc^en 35erftanb erfennen lägt. 
35ie^ geigt er auc^ in einer üon i^m felbft üerfagten 9n* 
ftruction an feinen ©o^n nnb 5Rac^foIger, »eld^e, tt)enn gebrndt, 
einen ftattlic^en S5anb füüen nnb ein intereffante^ culturgefd^id^t^ 
lid^eö !J)en!maI für feine 3eit bilben würbe, ©ie verbreitet fid^ 
anöfu^rlic^ über atte 3^^'9^ ^^^ 35ertt)altnng, tt)ie fte ber öe* 
tt)irt^fd^aftnng eine« fo großen, an^gebe^nten unb gum Z^dl 
todi entlegenen ©üterbefifee« angehören, »eld^er gelb-, SBalb- 
unb ©ergbau, gabrifen, Sifci^fang unb Qagb u. f. tt). umfagt; 
fte ^anbelt üon ben ©eamten, ^Dienern unb Untert^anen, üon 
ber SBa^I ber ®attin unb ber fürftlid^en Srgie^ung ber ^inber, 
angefangen öon ber SBa^I ber 2lmine, oon 93ergnügungen unb 
Suftbarfeiten, üon Äüd^ unb fetter, öefleibung unb äKebijin, 
giebt au^fü^rlic^e SSorfd^riften für bie ^ißftege unb ©e^anblung 
ber ®emälbe in ber SSilbergaüerie, fte f^jrid^t öon 3)?alern, 
2lre^iteften, SSilb^auern unb SDiuftfern, öom Umgang mit ®e== 
lehrten, warnt öor bem Eintritt in ben faiferlie^en !J)ienft, 
welcher nur jur 3Sernac^Iäfftgung ber eigentlid^en *ißflic^ten unb 
Slngelegen^eiten führen fönne u. f. tt). (S« ift nid^tö, ba« für 
bie Sorge eine« regierenben dürften in grage fommen fönne, 
ba« nid^t in biefem au«fü^rlid^en, 350 ijoliofeiten umfaffenben 
ajianufcripte be^anbelt ttJäre *). 3Bie fe^r aber fjürft Äarl 
(Sufebiu« bei allem, ttja« in iJrage fam, bi« in ba« fleinfte 
©etail einjuge^en öerftanb, ba« geigt ein anbere« l^öd^ft au«* 
fül^rlidie« 5D?anufcript, tt)elc^e« er unter bem 2iitel : „SBar^afte 
©eftüt-örbnung" al« ©umme aüer SSorfd^riften, tt)ie e« ^in== 
ftd^tlid^ feiner ®eftüte unb ^ferbe gu galten fei, felbft üerfagte. 
3;)er SBert^ biefe« äßerfe« tt)urbe nod^ ein ^albe« 3»ol^r^unbert 
fpäter dom dürften 2lnton glorian, ber ftc^ badon eine 21b- 
fd^rift mad^en lieg, anerfannt^). 



') Sied^tcnft. SBibliotl^ct; f. ^u«gügc in ber S3ci(agc. 
2) (Sbcnbort. 



— 320 — 

gürft Äarl Sufcbiuö dcrl^eirat^ete fid) crft im Qa^rc 1644, 
uttb glDQt mit 3»o^anna SSeatri^, bcr 2!od^tcr feiner eigenen 
®(i)tt)efter 3lnna 3J?aria unb be^ dürften äJiajimilian Dietrid^^ 
ftein. ^M biefer ^eirat^ ijaik er üor^er bie päpftlid^e ©ifpen* 
jation eingeholt. @^ mar eine glücHid^e S^e, iDelc^e 32 Qa^re 
banerte unb mit Äinbern gefegnet toax, \>o6) ftarb ber größere 
2^^eil badon lieber im früheren 5llter. ©ie Sinber iDaren bie 
folgenben nad) ber ^Reihenfolge i^rer (Seburt aufgejä^It ') : 

1. SIeonora SKaria 9JofaIia; fte toax 1647 geboren 
unb oer^eirat^ete fid) 1666 am 4. Quli mit bem iJürften Q^o* 
^ann ©eifrieb den (Sggenberg. @ie ftarb am 4. Sluguft 1704. 

2. Slnna 3)iaria, 1648 geboren, ftarb bereite 1654 an 
ben SSIattern unb iDurbe ju SBranau beigefefet. 

3. aJZaria S^^erefia, geboren 1649 unb am 16. g^uli 
1667 2) au ben (Srafen Q^afob öon 8e^Iie öer^eirat^et. ^la^ 
beffen JEobe dermä^Ite fte ftd^ 1692 lieber um mit bem ®rafeu 
9[o]^ann ©alt^afar don SBagenöperg, grei^errn don ©onnegg, 
©tattl^alter ber inncröfterreid^ifd^en ^Regierung unb 2lffeffor be^ 
©el^eimen JRat^e^, tüurbe aber im folgenben Qal^re, 1693, auf^ 
5Weue SittiDe unb ftarb felbft am 4. gebruar 1716 3). 

4. g^o^anna ©eatrij, geboren 1650 unb am 29. Slpril 
1669 an i^ren 93etter ben dürften SKajimilian ^atob aWorij 
don öied^tenftein, ben ©ol^n ^artmann^, dermäp. ®ie ftarb 
bereite am 14. g;anuar 1672 an ben folgen einer Sntbinbung, 
nad^bem fte itdeien JEöditern, 8uife unb 3D?ajimiIianc ©eatrijc, 
ba^ öeben gegeben ^atte. 

5. unb 6. granj ÜDominif (Sufebiuig unb Äarl 3o^ 
fep^ Idaren 3^iß'"9^/ ^i^ ^^ 3«^^^ 1652 geboren idurben, 
aber beibe fd^ieben fd)on nad^ idenigen JEagen auö bem geben. 

7. grana gufebiu^ SBengel, geboren am 30. ü)lai 1654 
unb bereite am 25. g^uni 1655 tdieber geftorben. 



Sßalbcrg, Genealogia. 

2) ^icd^tcnji. SCrd^iö D. 78, M. 42. 

5) ©übncr, ©cncal. 



— 321 — 

8. SäciUa lebte be^gleid^en nur für je ^di, öom 6. Sluguft 
bi^ jum 9. 5Woöember 1655. 

9. 3io^anu 3lbam Slnbrea^, baö jüngfte Sinb, geboren 
am 17. Sluguft 1662, mar beftinimt ber 6rbe unb 'Jladif olger 
jeineö SSaterö ju werben. 93on i^m tt)irb ba^er al^balb au^* 
fü^rlic^ bie 9iebe fein. 

211^ bie aWutter g^o^anna 93eatrij 1676 ftarb, iDaren nur 
nod^ ber jüngfte ©ol^n unb jlDei Xö6)kv, bie gürftin (Sggeubcrg, 
bie ®räfin \?e^lie unb bie beiben %öä)ttx ber brüten, ber gürftin 
don Siec^tenftein, am ßeben. 3i^r eigene^ SSermögen, ba^ bei 
i^rem SEobe au^ 112.000 ©ulben beftanb, ^interlieg fie ben^ 
felben ju breien 5l^eilen mit Slu^na^me don 10.000 ©ulben, 
tüeldie auf ^an^ Slbam 3lnbrea^ famen >). gürft Sari (Sufebiuö 
beftattete fie in Söranau, iDo^iu er fdion frül^er (1641) l^atte 
bie Seid^e feiner 3)iutter bringen laffen. ©r felbft ftarb 1684 
am 2. gebruar, unb jtüar ju ©d^tüarjfoftele^, beffen Sefife i^m 
fo öiele Opfer unb Slnftrengungen gefoftet ^atte. ©eine Seid^e 
blieb eine ^tii lang in ber ©dilopird^e ju ©d^lDarjfoftelefe bei- 
gefefet, tüurbe aber f^jäter, im ^a\)vt 1699, ebenfaßö nad^ SBranau 
gebrad^t unb neben ber feiner ©emal^tin beigefefet. @r .ftarb 
o^ne 2^eftament. 



>) ?icd)tcnft. 2(rd)tü G. 84. 



Ofaüe, Ste(^ten{)ein. II. $b. 21 



(^ol^ann 5lbnm Slnbrcn«, gctüö^nlid^ §an^ Slbam, ber 
rei(f)c §anö Slbam genannt, ba^ iüngfte don aßen Sinbern be^ 
dürften Sari (Snfcbin^ nnb ber einjige ttberlebenbc @o^n, über- 
nal^m afö ^nteftaterbe nad^ bem nnerlDarteten 5lobe feinet 
SSater^ am 2. i?ebrnar 1684 bie 9?egiernng beö §anfe^ nnb 
bie 93ertt)altüng be^ ganjen ©eftfeftanbe^. ®e6oren am 17. Sl^jril 
1662, ^atte er ftd) fd^on am 13. gcbrnar 1681 1) mit grb^ 
mnnba äKaria 2i^erefia, 5lod^ter be^ Surften Sctbinanb Sofe^))^ 
don !J)ietnd^[tein nnb 3J?aria Slifabetl^ öon Sggenberg, öermäp. 

£)bm\)l ber gürft ^anig 5lbam, bem JRat^e feineig SSaterö 
folgenb, niemals faiferlidie DIcnfte fndite nnb mir üorüber^ 
gel)enb in fpegießen iJäüen fold^e übernal^m, oblDol^I er fomit 
ttjebcr im ^iege nod^ in ber *ißoIitif Lorbeeren nnb ©l^ren er^ 
werben tonnte, tt)ar er boc^ eine l^öd^ft intereffante nnb bebeutenbe 
*?ßerfönlid^feit, eine ber bebentfamften in ber ®efd^id^te feine^S 
§anfe^. ©eine Slnfgabe jnc^te er dor aüem in ber SSerlDaltnng 
nnb SSerme^rnng be^ gamilienbefifeeö, nnb er mag in biefer 
©eiiel^nng afö ein ®enie betraditet »erben, ba^ ebenfo jn er^ 
»erben nnb jn fammeln öerftanb, tt)ie in großem @tile, in 
fürftlid^ ebler SBeife tt)ieber anöjugeben. !Die Umftänbe ftnb 
^öd^ft bcmerlenött)ert^. ©ein SSater ^interlie^ il^m eine ©d^ulben^ 



') Sied^tcuft. %xä)\t) D. 73. 



— 326 — 

maffc tJon 800.000 ®ulbcu, gctüig eine @umme, bie anä) für 
ein 3JJaiorat tt)ie ba^ jeinige in bamaliger ^tit eine fd^lDere Saft 
tüar. Sr jal^lte fie nid^t blo§ in ben näd^ften Qa^ren, fonbern 
laufte fort unb fort einen ©efife, eine ^errfd^aft nati) ber 
anberen, er ^ielt einen glänjenben $of, baute Defonomieöebäube, 
©d^Iöffer unb *ißaläfte, bie nod^ l^eute njegen il^rer ©d^önl^eit, 
^rad^t unb ©rogartigfeit uufere 53en)unberung erregen ; er legte 
©arten an, fammelte Äunftfd^ä^e unb befd^äftigte tünftlcr. 
S^ro^ aüebem l^atte er ftet^ groge (Summen für bie Sebräng- 
niffe be^ (Staate^ jur SSerfügung unb l^interlicß nod^ älctiü^ 
fd^ulben im Setrage öon 300.000 ©ulben. 

35a ift e^ benn nid)t ju dertDunbern, iDenn feine 3^'^^ 
genoffen i^n im S5efi<je ber Äunft beö (Solbmac^cnö glaubten, 
lonnte eö ja bod) fein ©e^eimni^ fein, baß er tüirflid^ in feiner 
Sugenbgeit mit feinem SSater biefer begehrten unb Dielgefuc^ten 
Äunft nad^geforfd^t l^atte. Die nod^ dorl)anbenen SSriefe auö ben 
teilten ^ß^ten feinet SSatcr^ jeigcn, tt)ie fel^r er felbft an bicfen 
©eftrebungen tl^eilgcnommeu ^atte, tüie er bemüht geiDefen »ar, 
ben 3lbe^)ten bie nöt^igen fonberbaren unb nid^t leid)t ju be* 
fd^affenben 9ßaterialien gu beforgeu. @r fd^eint aber balb fd^on 
ju anberer 3[nftdE)t gefommcn ju fein, benn fobalb er nur gur 
^Regierung gelangt tüar, fperrte er fofort ba^ ald^^miftifd^e 
gaboratorium in ^elb^berg unb entließ ben legten Slbcpten bc^* 
felben, ben grei^errn SBolfgang gerbinanb Don @d)eüenberg, 
ber fünfje^n 3in^re im ©ienfte feinet SSater^ geftanben, mit 
ber au^gef^)rod)enen Slbfid^t, wie e^ im Stefcript l^eißt: ,Jid^ an 
leinen d^^mifdE)en äBerfen lieber gu bilcctiren" *). liDa^ ©c^cim* 
niß für ben $ReidE)t^um unb bie ftet^ bereiten äßittel be^ iJürften 
§an^ 5lbam liegt eben bariu, baß er bem JRatl^e feinet 3Sater^ 
folgte unb ftd^ ganj ber SSerlDaltung feinet Sefi^t^um^ Eingab, 
©eine ©üter iDaren bie Queüe feinet SReid^tl^um^, er aber öer^ 
ftanb e^, biefe Queüe ergiebig gu mad^en. 



^) «riefe im «rd^iö gu «utfd^oöi^. 



— 327 — 

35er iuuöc gürft $anö 3lbam ^attc eine l^öd^ft au^gc^ 
icid^nctc ßrjic^ung genoffen, tt)ie ba^ bei ber @(i)ä|5ung, iDele^e 
fein SSater Der äBiffenfdEiaft unb ber Sanft angebei^en lie^, nid^t 
anber^ ju crtüarten getücfen iDar. Unter feinen ßel^rern I)atte 
er ben gelehrten ^Dominicaner *ißater ^eretinö für bie ^^ilo^ 
fo^j^ie. 3?a(i)bcm er biefe ©tnbien dottenbet, mad^te er mit diel 
2lnfn)anb bie große 9ieife bnrdE) ©entfe^lanb, ^oüanb, Snglanb, 
^anfreid^ nnb :3talien unb würbe namentlid^ am franjöfifd^en 
§ofc frcunblic^ft aufgenommen, ©ein SSater mod^te aber ben 
einjigen ©o^n nid)t lange entbel)ren, rief i^n jurüdE unb der^ 
mäpc i^n fc^on 1G81. 

©0 tdie er 1684 bie Siegier ung antrat, rid)tetc er fofort 
aße feine 3lufmcr!famleit auf bie £)e!onomie. 35aö Srfte idar, 
bag er ftd^ burd^ guderläffige Öeutc einen rid^tigen (Salcül don 
bem 3>ö^te^crträgni§ ber gefammten (Suter machen lieg, foldie 
don ben 2lu^gaben unb ben ^interlaffenen ©d^ulben feinet 
SSater^, be^gleid^en ein genaue^ SSerjeic^niß aüer ©eamten unb 
!J)iener mit i^ren Sinfünften unb ©efolbungen. (Sr fanb, bag 
bereu diel ;}u diel, ha^ ©ebiente, Somöbianten, 3)2ufttanten, aud^ 
3Eäger unb gnlfner gum großen S^^eile überflüffig feien, unb 
baß auf ben §errfd^aften laum ber britte S^^eil ber Beamten 
notl)n)enbig fei. @r nal^m bie Sifte feinet ©rogdater«, beö gftrften 
Sari, unter todä)tm bie ®ttter auf beftem gug derldaltet ge^ 
wefen idaren, gum SKapftab, reifte felbft auf ben §errfd)aften 
um^er, red^nete ab, gab jebem, ida« i^m gebührte, unb behielt 
biejenigen Beamten, ideld^e er für bie beften er!annte. SDJit ben 
Srfparniffen, bie er in biefer äßeife madE)te, gelang e^ il^m balb, 
bie ©d^ulben feinet SSaterö ju beja^len, unb bie trefflid^e unb 
genaue SEBirt^fdE)aft, bie er einfül^rte, fe^te il)n in ben ©taub, 
nad^ unb nadE) fo diel $errfdE)aften unb ®üter ^injugufaufen, 
baß i^r ©rträgniß faft bem beö gibeicommiffeiS gleid^fam. 

S)iefe Slnfäufe ftnb, mit Uelerge^ung ber Heineren unb 
unbebeuten bereu, nad^ d^ronologifd^er Slufjä^lung bie folgenben. 
9;m ^af)xt 1687 erfaufte er don ber ®räfin ©ietric^ftcin ben 



— 328 — 

3bi^Iauer §of auf ber ^crrfdiaft Sjcrna^ora uub im folgcnbcn 
öom S5arou ©fribcn^f^ einen §of ju ^oftclefe unb ein §au^ 
;;u ölumenau, bcÖgleidEieu 1689 ba^ (Slaöpttengut Slein^a)?o^ra 
auf ber ^errfc^aft ©olbenftein. ^m 3a^re 1687 ebenfaüö bc* 
ganu er feine (Srtüerbungen in ber atoßau ju SBien mit bcm 
2ln!auf beö fürftlidE) 5luer^pcrgifc^en ©artend für 17.000 ®ul* 
ben. a^ folgt 1692 ber tauf ber ^errfd^aft ©öbing öom 
®rafen Snebrid^ Don ö^j^jer^borf unb 1693 wiebcrum §au^ 
unb ©arten in ber 25orftabt ^to^au gu SBien üon Barbara 
totigunba Don 333at)I. gür bie näe^ften Qa^re tt)ar er ju größeren 
3lnfäufen in ben ©taub gefegt. 1694 erfauftc er in SBien bie 
^ei^äufer l^inter bem Sanb^aufe an ber ?ött)elbaftei Dom ©rafen 
Äauni^ um 115.000 (Sulben unb baneben ein anbcrc^ ®runb^ 
ftüd Dom ©rafen 3"^cnborf um 4000 ©ulbcn. Sin i^rer 
©teile begann er atiSbalb ben S3au feinet großen ©tabtpalafteö. 
1695 erlDarb er um bie @umme Don 504.000 ©ulben rl^einifd^ 
Don htn dürften ß^riftian Ulrid^ unb tarl Don äßürtemberg^ 
Ztä, mlä)tv lefetere nod^ unter ber SSormunbfd^aft feiner 9)tutter 
3lnna @opl)ia, gcbornen §erjogin Don 3)Je(flcnburg, ftanb, i^re 
beiben Slntl^eile, ba^ ift gmei 35rittt^eile ber alten ^errfc^aft 
©ternberg in DJMl^ren, nämtidE) bie 2lcmter tnibi^ unb ©tern- 
berg. ^m ^aljxc 1699 erftanb er aud^ ben britten Slnt^eil, ba^ 
dominium Äarlöberg, mli)t^ im 33efi^ be^ britten Srubcr^ 
©ilDiu^ griebrid) gemefen tt)ar '). 1697 würbe ber ©artenbeft^ 
in ber dto^an tüieberum burd^ ben Slnfauf eine^ oben ©artend 
Dom ©rafen 3)2artini^ unb anberer SldterftüdEe Dergrögert. 1698 
mürbe ba^ ©ut öraunölptten Don 9Zicolau^ gerbinanb SReuter 
Don ^ornberg erlauft. !Da^ 3>ö^i^ 1699 ift Dor allem bemcr^ 
fen^lDert^ burd^ htn 2lnfauf ber im fc^tüäbifd^en Greife im SReic^c 
gelegenen ^errfd^aft ©d^eHenberg Don ben ©rafen Don §o^en^ 
em^ um 115.000 ©ulben. @ic bilbete einen 2^^cil be^ fpäteren 
iJurftent^um^ Sied^tenftein. ^m folgenben Qa^re, 1700, crtüarb 



J) Soln^, V. 721. 



— 329 — 

er don ßlnubiu^ ßaroli beu Sbclfife uub §of ju Obcr^Ärit}en^ 
borf bei ^loftcrneuburg um 35.000 ©ulbeit. 1701 iDurbe Dom 
®rafeu 3»o^önn ^ctcr don Söcrbcnberg bic ^crrfdiaft 3>"benau, 
baö ®ut !J)itter^borf unb bcr (gbclft(ä örbcnt^al um 256.000 
®ulbcn augcfauft. @^ folgt 1702 burd^ 5lufnuf dou bcr faifcr^ 
lid^cn $of!ammcr bic ^crrfd^aft ^tfpio Ujöar ober §rabc(f in 
bcr 8i^)tauer ©efpauufd^aft in Ungarn um 129.800 ©ulbcn ') 
unb 1703 bic ^crrfd^aft Söcipenburg unb Äird^bcrg mit bem 
3lmt SBoljan unb Sunj don ®raf S^^cobor don B'^i^^^^'^^'f ^^^ 
200.000 ©ulben. 3m Qa^re 1706 laufte er in «ö^men einige 
ficinere ®üter, barunter *?ßrji^tupin, jur ^errfd^aft ©c^ttjarj- 
foftelcfe, unb 1707 ba^ ®ut ßgcd^ in 9ßä^rcn, ölmüfeer trciiS, 
um 60.000 ®ulben, 1708 tdicbcrum bic §errf(i)aft 9iotcn^au^ 
in öö^mcn. gür bicfe gro^e, im ©aagcr ^eifc gelegene §crr^ 
fd^aft mit il^rem ftattlic^en ©d^loß jaulte er i^rem bamaligen 
Sefi^cr ©igmunb SSalentin |)erjan ®rafen don §arra^ bic 
(Summe don 903.000 ®ulben. 1712 enblic^ erfolgte bcr lefete 
unb in gctt)iffer SBeife tt)id^tigfte 3lnfauf, berienige bcr 9icid^^' 
graffd^aft unb ^errfc^aft SSabuj im fd^tt)äbifd^en Srcifc don ben 
®rafen don ^o^cnem^ um bic Summe don 290.000 ®ulben. 
§injune^men muß man aber nod) ben jeitttjciligen öefife bcr 
faifcrlid^cn ^errfd^aften in Sö^men B^'^'^^/ Äönig^^of unb 
2^ötfd^nif, totlä)t bem dürften §an^ 2lbam al^ *ißfanb übergeben 
tt)urben für eine ©umme don 500.000 ®ulben, bic er im ^a^xt 
1710 bem ©taate geliel^cn ^atte^). 

J)iefe (Summe don einer falben 3)iißion ttjar tt)o^I bic 
^öc^fte^ aber nid^t bic eingige, meldte er bem (Staate in feinen 
bamaligen ^ieg^bebrängniffen ^atte dorfd^ie^en fönnen. (Sd^on 
im 3a{)re 1687 ^atte er 30.000 ®ulben bargelie^en, bann 1691 
eine (Summe don 100.000 ®ulben, 1697 ttjicberum 75.000; 
c« folgten bann noc^ 50.000 im g^a^rc 1702 unb 150.000 im 



^) Slrd^iü bc8 ginangminift. 

2) Ucbcr alle bicfc Stnfäufc bcfinbcn ftci^ bic bctrcffcnbcn Urfunbcn 
im Sicd^tcnft. Slrd^io. 



— 330 - 

3a^re 1705, fo ba§ enblid^ bie ganje ©iimme, iDcld^e er l^er* 
(jelic^cn ^atte, nal^e an eine 3)iißion betrug ^). 

aber bcr gürft §anö 5lbam leiftete aud^ roixüxä)t !Dienfte 
burdE) feine Sinftd^t unb (ärfal^rung, inöbefonbere auf bem ®e* 
biete ber ginanjen unb ber SSerwaltung. ©d^on unter Äaifer 
8eo^)oIb gel^örte er ber gel^eimen Sonferenj beöfelben al^ ftel^en-- 
ber Sonfcrenjrat^ an. Sereit^ im ^a\)xt 1687, in feinem fteben< 
unbjmanjigften 3>a^rc, tt)ar er gum ©el^eimen 9iat^ ernannt 
tt)orben. 1693 erl^ielt er Don Sönig Äarl II. üon (Spanien ba^ 
golbene 3Slic|, \otl(i)t^ er mit gettjo^nter ?5^icrlid^feit au^ ben 
|)änben beö Äaifer^ &o^)olb empfing, tiefer Äaifer betraute 
il^n mel^rere 3)?ale mit einer befonberen 3Äiffion. 1699 gebad)te 
berfelbe ba^ 3Sijebomamt, b. 1^. ba^ gefammte ßameratoefen in 
ben Srblanben, don allen ®ebred)en ju reinigen unb in beffere 
Orbnung ju bringen, ©r ernannte bagu eine Sommiffion, üon 
tot\ä)Cx er mittelft beeret öom 4. SKai baö *ißräftbium bem 
Surften ^an^ 5lbam übertrug. J)er iJürft crlannte ba^ ^anpU 
übel barin, bag ber Sameralbeamten ju diele feien. Qf)xt 3^^! 
tt)ar auf 36.000 angett)ad)fen; er aber glaubte, baß bie ©efc^äfte 
fid^ doßfommen gut mit ber ^ölfte abmad^en liegen, ©aö tt)ürbe 
feiner öercdinung nac^ ein (Srfparnig don 3,600.000 ®ulbcn 
ergeben ^aben, tdodon eine Slrmce don 50.000 SDZann erhalten 
unb bie Sänber in dielem erleid^tert ttjerben lönnten. @r mad^te 
bal^er ben SSorfd^Iag, um beö allgemeinen 25ort]^eilö tdiüen, bie 
§älfte ber 33eamten ju entlaffcn, ftie§ bamit aber fott)o^I bei 
bem 3Kinifterium tt)ie bei ben ®eiftIidE)en, tt)eld)e ftd^ an baö 
®ett)iffen beö Saifer^ »enbeten, auf äßiberftanb. !Da er feinen 
SSorfd^Iag nid^t burd^fe^en tonnte, fo na^m er lieber feine (Snt- 
laffung 2). 

9?ic^t diel beffer erging e^ il^m mit einem anbcren laifer* 
lid^en 2luftrag, ber il^m einige 3»o^re barnadE) ju S^l^eil tt)urbe, 

') Slu^gügc ou8 bem ^rd)iö bc6 ginonjminift.; SQßalbcrg, Genea- 
logia bed $aufed ^^ied^tenflein. 

2) §äcflbcrg, Fata Liechtensteiniana 1725. 



— 331 — 

nämlid^ mit bcm ^räftbium ber ®iro6anf, bic im g^al^rc 1704 
gu SBicn crrid^tet iDurbe. 

Damals, im ©ommer 1703, iDarcn bic iJiuanjcalamitötcn 
bcr 3)2onard^ie auf baö ^ödEiftc gefticgcn. J)ic öertt)i(fcltcn ^ieg^- 
affairen aücr Orten gingen \6)U6)i ober liefen ftc^ fel^r brol^enb 
an unb lonnten eben nnr burc^ bie nöt^igen ©elbmittel wieber 
anf guten gu^ gebrnd^t »erben ;# bie ©cnerale fc^rieben Don aüen 
©eiten um ®elb, [enbeten 35c^)efd^en ober famen jelbft, ba i^re 
5tnH)pen bor grö§teiji 3)2angel unfähig ju jeber Seiftung tt)aren. 
Slber bie Saffen tt)aren döffig erjd^öpft, bie ©d^ulbeu gel^äuft 
unb bic §ofIammer ^atte e^ burd^ il^re ungefd^irfte fjinanjleitung 
bal^in gebrad^t, ba§ fte um aßen Srebit gefommen tt)ar. 35er 
§auptbanquier be^ ©taateö tt)ar burc^ il^r 93erfäumni§ jum 
@turj gefommen, unb nun tt)oßte niemanb me^r in augenblidE:^ 
lid^er SSloil) ettt)a^ dorftredfen. Unter biefen Umftänben ging ber 
^aifer 8eo^)oIb auf ba^ i^m gemad^te *ißroiect ein, eine ©tnat^^ 
banf JU grünben, »eld^e ber augenbIidElidE)en 9?ot^ ]tü^ mit i^ren 
83orfd^üffen ju §ülfe fommen fönne. Slber *?ßlan unb @inrid)tung 
jd^einen üon üorn^erein fo gemadE)t ju [ein, ba§ fd^on bie @nt^ 
fte^ung ber S5anf nid)t don bem nöt^igen 93ertrauen be^ *?ßubli'- 
fumö, befonberö beö bürgerIidE)en unb !aufmännifdE)en, begleitet 
tt)ar. @rft ate bcr gürft §an^ 2lbam, ber fid) be^ affgemeinen 
3Sertranen^ erfreute, gum *?ßraftbenten bcr Sauf ernannt würbe, 
»enbetc fid^ burdE) feinen Sinflu^ i^r »enigftcnö ber 3lbcl mit 
feinem 3Sermögen gu. 3m ©rünbungö^jatent dom 15. 3>nni 1703 
ift bereite bie Uebertragung ber Oberauffic^t bcr 33anf an ben 
Surften §an§ Slbam in ©cmeinfd^aft mit bcm nicberöfterreid^i^ 
{d)en Sanbmarfd^aff ®rafcn Dtto S^rcureid^ öon 2^raun*5lben^== 
bcrg au^gcf^jrod^cn. 9Som 23. Sluguft bcöfelben g^a^rcö batirt 
eine !aiferlidE)C 9JefoIution, tt)oburdE) bie ®ütcr beö dürften §an^ 
Slbam don aücr SScranttt)ortung für bie ©irobani burd^au^ frei 
erllärt tt)crben *). !J)a^ SSertraucn, tdclc^cö bcm iJürftcn gejd^enlt 



') üücd^tcnfi. Slrd^iö X. 140. 



— 332 — 

iDurbc, ^attc njenigftcn^ bcu (ärfolg, ba^ bie S3an! fd^on im 
erften Qai)xt bem ©taatc mit einer Summe öon brei 3)iißioncn 
2i^aler ober öiereiu^alb SDiißionen (Sulben ju §ülfe fommcn 
founte, unb baju auc^ bie 3»ntercffen ber eiugeleöten ©iimmen 
mit fünf *?ßerceut rid^tig derjinfte. ^ierburd^ iDaren tüol^I in^^ 
befonbere bie großen Srfolge be^ 3>ö^it^c^ 1^05 ermöglidEit iDorben. 
Slüein bie ©runblagc, an ber man fortttjä^renb ju änbern trac^^ 
tete, fd^eint boc^ fo fel^r eine üerlel^rte gelDefen ju fein, baß bie 
SSanI im *ißublifum nid^t bie ©teüuug gelDann, bie fie ^ätte 
einnehmen foüen. @dE)on 1704 trat ber ®raf S^raun au^, tt)eil 
feine ©tettung al^ ?anbmarfd^aü SSertüidlungen mit bem ßanbe 
befürd^ten lieg. Sin feine ©teße fam ber §erjog t^anj üon 
SDtoIciS. Diefer blieb mit bem ijürften Sied^tenftein bi^ gum ©cto^ 
ber 1705, in weld^em 3)ionate beibe jufammen refignirten. 35a* 
malö iDar e^ fd^on im *ißlane, bie öanf auf eine ganj anbere 
©runblage ju ftcffcn, fie unabhängig Dom §ofe unb ber §of' 
fammer gu machen unb fie gang ber SJeriDaltung unb ber 2Ser* 
antlDortung ber ©tabt 3Bien ju überlaffen. !Die^ 9ci<i)ci^, unb 
fo iDurbe auö ber faiferlid^en ©an! bie SBiener ©tabtban!. 35er 
Surft §an^ 3lbam machte biefen Uebergang nid^t me^r mit '). 
Sine britte faiferlid^e ©erufung, weld^e ber gürft §anö 
2lbam erhielt, iDar mel^r ^jolitifd^er 2lrt. liDie ungarifd^en SBirren 
JU beenbigen, ^atte ber Äaifer 9;ofep^ gegen Snbe be^ Qal^re^ 

1707 einen ungarifd^en Sanbtag nad^ ^repurg auögefdirieben, 

• 

tt)eldE)er Don ber treuen *ißartei angenommen unb befd^idtt, üon 
ben 9Jebeßen aber DerlDorfen iDurbe. 3^ biefem 9Jeic^ötag iDurbe 
gürft §an^ 5lbam mit bem ®rafen Otto Don S:raun, mit 
iDelc^em er bie Sauf geleitet ^atte, alö faiferlidier Sommiffär 
gcfenbet. 2lm 2. Slpril tüurben fie in ^repurg Dou ben treu 
gebliebenen 3)?agnaten unter iJü^rung beö ©ifdE)ofö Don äßaigen, 
eineö ©rafen (Sfter^aj^, feierlid^ empfangen, ^totx Za^t baruad^ 



^) ^ibcrmonn, bie SQßicner @tabtbanT, Krd^iö für Äunbc öficrr. 
@cfd^id)t6qucacn XX. 341 ff. 



— 333 - 

iDiirbe ber Sanbtag eröffnet. Die SSer^anblungen betrafen bie 
SSertDerfung alter Sefd^Iüffe ber 5Üialcontcnten ju Onot^, folDie 
bie 2lbftcttung aücr öefd^merben, tüeld^e bie JEreugefinnten gu 
mad^en l^ätten, um i^re öoüe ©efriebigung unb Siuigung gu 
erreid^en. ^n entfd^eibenben öef(i)Iüffen fam eö nid^t^). 

^Jlad) bem Jobe taifer Qofep^^ würbe ber gürft §an« 
Slbam nodt) einmal ju einer ^jolitifd^en aWiffton befignirt. S'arl VI. 
dertangte i^n (1711) al^ feinen §auptgefanbten bei bem SBa^I* 
tage ber Äurfürften in i^ranffurt, affein ber Surft tt)ar fd^on gu 
leibenb, unb er lehnte bal^cr ben e^renöoßen 9luftrag ab, fid^ 
mit feiner Un^jä^lid^feit entfd^ulbigenb 2). 

J)iefe SSetl^eiligung be^ dürften §an^ Slbam an ftaatlid^en 
3lngelegen^eiten jeigte tüenigften^ ba^ groge Slnfel^en, ba^ er bei 
beiben ober dielme^r bei brei Äaifcrn untüanbelbar geno^. !Der 
Srfolg tt)urbe aüerbingö meiften^ burd^ 3^'^^^"^f^ä"^^ ""^ P^^'- 
fönlidie 35er^ältniffe, bie er nid)t änbern lonnte, paralt)firt. Dieö 
tt)ar aber nid)t ber Seift in feinen *ißriDatbeftrebungen, in benen 
er ungleid^ bebeutenber unb glüdflid^er erjd^eint, ja afö ba^ boß^ 
fammenc 5!KufterbiIb cine^ „Grand Seigneur", ber ju ücr^ 
ttjalten unb ju regieren, aber audt) ju repräfentiren, ju fd^affen 
unb ju leiftcn derftel^t. SBaö ba^ erftere betrifft, fo ift bereite 
badon bie Siebe gettjefcn. ©ie enorme 93erme]^rung feiner ®üter 
burc^ forttüö^rcnbe Slnfäufe ^inberte i^n aber nid^t, in gleid^ 
großem SÄa^ftabe ein öau^err ju fein unb bie Sunft unb bie 
Äünftler nad^ aßen 9Jid^tungen ju begünftigen. (Sr derftanb dor* 
trefflid) beibeö ju vereinigen. 

35ie erfte größere SSauanlage, bie er in Sßien mad^te, mar 
bie in ber SSorftabt Siec^tent^al. (S^ tt)ar babei auf eine nü^* 
IidE)e 2lnlage abgefel^en, benn er iDotlte, fo fagt unfere Queüe, 
ber @tabt SBien jeigen, tt)ie man ju ttjirt^fd^aften ^abe 3). 35er 
SBiefengrunb hinter ber 9ioBau, ber SSäört^ ober „auf ber SBiefc" 



1) 8ccr, ©va^craogc gu Ocftcvrcici^ 562; (Sonliu, Äarl VI. 189. 

2) SBccr, a. 0. O. 685. 

3) ^'ddlhtVQ, Fata Liechtensteiniana. 



— 334 - 

genannt, bcn ber gürft §an^ äbam ju feiner Einlage benüfetc, 
foU fc^on 1254 (Sigent^um ^cinric^^ I. üon Öied^tenftcin geiDefen 
fein*), fd^iDerlid^ blieb er aber ber gamilie. ©eftimmt mad^te 
aber ber JJürft in biefer ©egenb Sien^ öerfd^iebene Slnfönfe nnb 
^^iitän^t, unb aüer SBal^rfd^einlid^feit nad^ gehörte aud^ ber 
SBicfengrnnb mit gn bem oben ermahnten Slneröpergifd^en ©arten, 
»enigften^ ift im Äanfcontracte anöbrüdlid^ einc^ jn bem ©arten 
ge^örenben „grünen 2lnger^ ober SBiefcn" gebadet. @^ gehörten 
ferner baju derfc^iebene SBeinberge nebft ber „©ranbftatt bei 
benen 3i^9^Ift(ii>^nf fo ^^^ Sünber* ober SBirt^^^aufel genannt 
tüorben". 5)er ©arten, urfprünglic^ au^ dier ©arten dereinigt, 
war im 3a^re 1655 nod^ Sigcnt^um ber frei^errlid^en gamilie 
*ißedereüi, ttjurbe in biefem ^ai)xt an ben gürften §anö SBeif* 
^arb don 5luer^perg derfauft unb bem Sluer^pergifc^en gibei- 
commig ^injngefügt. !J)er SSerfauf an ben gürften §an^ Slbam 
don Sied^tenftein beburfte alfo ebenfott)o^l ber faiferIidE)en SSt- 
ftätigung wie ber 3wpi"^^w^9 ^^^ Sluer^pergifc^en Slgnaten. 
!Der SSerfauf würbe abgefd^Ioffen am 27. 9;uni 1687 mit 
bem tJörften gerbinanb, unb bie ©ruber, bie ©rafen git^anj 
^arl unb Scopolb, gaben fd^riftlid^ i^re 3uftimmung, ber lefetere 
in SSoümad^t für ben erfteren, weld^er bamafö al^ Oberft unb 
9iegiment^^ßommanbant in Ungarn ftanb. 1655, beim SSerfauf 
don ber gamilie ^edereffi, ^atte ber ©arten §auö, äJiaier^of, 
@d)eune unb ©taßungen, ©rotten, ©artenl^auö, SBaffergänge, 
SBafferftube, 2ieid^, diele au^Iänbifc^e unb l^eimifd^e gruc^tbäume 
gehabt unb war mit einer großen äRauer umgeben, wäl^renb 
hinter bem ©arten „oben bei bem ^xtQtl^taitV nod^ ein „lang 
bautet §)äufel" geftanben, unb baneben „ein grüner Singer, eine 
große S33iefe mit einem ©raben umgeben" nebft dierunbbreigig 
3od) 5ledfern, neun unb ein ^alb SSiertel SSBeingärten 2). !Die Sin- 
gaben in bem fpäteren Saufcontract don 1687 laffen fd^liegen, 



<S. I. 8b. 294 biefe« SBcrfc«. 

2) 5lttc betrcffcubcn ^JJapierc beflnbcn fid) im Sicd^tenp. Slrd^iö unter 
H. 4 27. 9ic9e|i. gol. 223. 



— 335 — 

bag ber öcftaub in feiner SBeife ftd^ gcänbert ^abe. 3lud^ bic 
SBafferIcitung, iDcId^e burd^ saSä^ring über ben ®runb be^ 
©tifteö aWid^elbeuern führte unb tüorüber befonbere 35erträge 
mit bcni ©tifte ejiftirten, fd^eint in gleicher SBeifc wie fpäter 
fd^on dorl^anben gelDefen ju fein. 

3)ian iDirb alfo nid^t irre ge^en, tt)enn man annimmt, 
baß e^ bieje ju bem 2lueröpergifc^en ©arten ge^örenbe SBiefe 
tt)ar, tüeld^e Surft §an^ 3lbam für feine erfte öauanlage au^^ 
erfor. (Sr gebadete baran^ einen ©tabttl^eil ober eine SSorftabt 
gn mad^en, iDoburd^ ftd) bie ©runbrente anßerorbentlid) erl^öl^en 
mußte. Sr tl^eilte fie barum ein, legte Straßen an unb baute 
felbft bie erften SBo^nl^äufer, nebft einem ©raul^aufe (1694), 
baö ftd^ nod^ l^eute an feiner ©teile befinbet. 9lad^foIge gu er* 
WedEen, gab er jebem, ber bauen iDOÜte, einen öauplalj um fel^r 
bittigen ^rei^ unb derliel^ bem §aufe auf jel^.n ^ai)vt bic grei* 
l^eit öon atten Steuern unb 2lbgaben. @o entftanb in lurjer 
3eit bie Don il^m nad^ feinem gamiliennamen benannte SSorftabt 
Sid^tent^al. !Die Slnlage l)atte eine 8änge unb SSreite öon 
370 Älaftern unb ttjurbe don fec^^ regelmäßig angelegten ©traßen 
burdE)fc^nitten. @in fürftlid^er ^rätor ober 3lmt^dertt)alter leitete 
bie 2lngelegen^eiten be^ Drte^^). 3>nt ^aijxt 1701 ^ä^Ite ber* 
felbe fd^on ad^tjig ^äufer. 

®er ®rünbung Sid^tent^al^ folgte bie Slnlage be^ bador 
liegenben ©artend fammt bem Sau be^ großen ^alafte^ in 
bemfelben. 3Bie fc^on berid^tet, ^atte ber gürft |)an^ 3lbam ^ier 
fc^on einen, iDie eö fd^eint, iDo^lbeftanbenen ©arten mit §au^ 
unb ©rotten, 2ieid^ unb SBafferleitung unb öielen Säumen burd^ 
ben ^auf überfommen. 3Bie aber bamal^ in golge be^ neuen 
franjöfifd^en ©artenftilcö , ben Senotre für feinen !öniglid)en 
§errn Subiüig XIV. ju SSerfaitte^ unb bei anberen ©d^löffern 
eingeführt ^atte, atte großen Ferren i^re ©artenanlagen gemäß 
bem neuen ©tile umjufd^affen fud)ten, fo begnügte fic^ auc^ 



i) gu^rmann, Sßicn I. 296. 



\ 






— 336 — 

bcr Surft §anö 5lbam nid^t mit bcm, toaß er crfauft ^atte. 
S)aö §auö fd^cint otjnc Scbcutung gcttjcfeu ju fein unb ber 
©arten ~ mci) ben 2lngaben öon 1655 gu fd^Iie^en — nod^ 
jiemlid^ l^ottänbifd^en ßl^arafter gel^abt gu l^aben. SBol^I um baö 
Slreal ju öergrö^ern, faufte er 1697 Dom ©rafen 2)iajimtlian 
©uibobdb Don 3)iartinife ben gang in ber 9läl^e beö feinigen 
gelegenen „oben ©arten" nebft einigen Siedern ^). @ö toar aber 
bem Surften nid^t allein um einen ftattlid^en 55au ober um 
eine großartige 2lnlage gu t^un. (5r pflegte gu fagen, fo l^eißt 
e^, ttjeil i^m bie göttlid^e ®üte große SJiittel befd^eret, fo toenbe 
er iä^rlid^ 30.000 Oulben für Sllmofen auf, aber nid^t für 
muffige Settier, bie auö äKüffiggang "^rofeffion mad^en, fonbern 
für bebürftige 2^aglö^ner unb SJiaurer. @r baue nid^t auö Sl^r* 
geig, inbem er o^nebie^ mit genugfamen SBo^nungen Derfe^en, 
fonbern toegen ber 3lrmen, bie gern arbeiten, bod^ nid^t attgeit 
Slrbeit finben, l^abe er ein fo foftbareö ®ebäu über fid^ ge^ 
nommen 2). 

Sd^on im Qal^re 1696 toar Surft §anö 5lbam mit bem 
^lane biefeö ©artend unb ^alafteö befd^äftigt. !Curd^ SSermitt^^ 
lung beö bamaligen faiferlid^en ©efanbten in SRom, ®rafen 
jSWartinife, ließ er fid^ üom 2lrd^iteften 6arlo S^ntana in SRom 
jeinen ^IJlan für ben ^alaft anfertigen, toeld^en er im genannten 
Qal^re gugefenbet erhielt. S)er ^lan, toeld^er fid^ mit ber @r*! \ 
läuterung nod^ auf ber Sied^tenfteinifd^en Sibliotl^ef befinbet, [ 
fd&eint nid^t ben Seifalt beö Surften gefunben gu l^aben, toenig* 
ftenö nal^m er i^n nid^t gur 3luöfü]^rung an. @r aboptirte Diel* 
me^r ben Sntttjurf beö Slbbate unb Saumeifterö ©ominif SWar* 
tinetti, tüeld^e fid^ gegenüber bem Don Sontana burd^ einfädle 
®röße unb Älarl^eit auögeid^net. 'Der ^lan Sontana'^ ^at einen 
§of, au^ weld^em fid^ ein Siunbgebäube mit bem ^auptfaal 
ergebt, um in tl^urmartiger §ö^e mit einer Äuppel ben gangen 



») Sic4tcnft. SCrd^io 9lcg. gol. 230. 
2) gu^rmonn, SBicn I. 294. 



— 337 — 

^alaft ju frönen. 3)iartincIIi lic§ Qnncnl^of unb tuppcl tocg 
unb gewann Seben unb S3eti)egung burd^ SSor^ ober 3urü(ftretcn 
ber Witk unb ber ©eitentl^eile, nebft ^injufügung Don 3lrfaben 
unb SSerauben auf ben ©eiten. S)ie 3Sürberfa9abe ftettt fid^ in 
granbiofer Sinfad^l^eit bar, bic 3)Jitte fe^r toenig üorfpringenb, 
nur mit il^rem ®efimö ba^ ^auptgefimö burd^bred^enb, aber bie . 
grope mit fünf 33ogcu offene §atte ober ÜDurd^fal^rt mad^t bie ; 
äöirfuug ebenfo inalcrifd^ ttjie großartig. Iteberl^aupt ift aüc^ f 
in biefem Sinne gel^alten: bic jttjei gleid^en, überaus breiten j 
Zxtp\itn auö rpt^em ©aljburger iOfarmor, bic ju beiben Seiten \ 
bciS 93eftibül^ in baö erfte ober §auptgefd^o§ l^inauffül^ren, bie 
9iiefen]^atte, üon gettjaltigeu ^albfäulen unb 3?ifd^en umgeben, 
burd^ beibe ©efd^o^e fid^ erl^ebenb unb mit einem ©piegelgetüölbc 
Don augerorbentlid^er ©panntücite überbcdft, bal^inter bie ®älc 
unb ©emäd^er, l^od^, luftig, mit 2)Jarmorfaminen unb marmorn 
neu 2^l^ürfaffungen. 2lIIeö ift in fo grogartigen SSerl^ältniffen 
gebadet, bag eö einem l^cutigen Slrd^itcften gar nid^t in ben @inn 
fommen ttjürbe, mit il^nen ju red^nen, nod^ einem Saul^errn, in 
il^nen ju leben. J)aö ©ebäube war aber al^ ©ommerpalaft 
gebadet unb erbaut unb nid^t alö 33ilbergalerie, ttjoju eö feit 
bem 3lnfange biefeö 3»ci^r^unbert^ gemad^t ttjorben. 

S)aö groge SSeftibüI ober bie ate Durd^fa^rt bienenbe 
§atte, fottjie bie ^lafonb^ ber nad^ bem ©arten ju gelegenen 
gewölbten ©cmäd^cr beö Srbgefd^offe^ unb, wie e^ l^eigt, aud^ 
bie DedEen ber beiben ©tiegenl^äufer lieg ber Surft burd^ ben 
3J?aIer Q^ol^aun 9iottma^er ausmalen, ©erfelbe, geboren in 
Saufen, war ein ©d^üler Sari Sotl^'^, malte fpäter in ©aljburg 
unb würbe barnad^ in SBien Hofmaler 3[ofep]^^ I. unb S'arlö VI. 
©eine frifd^en, farbenreid^cn. greifen m^tl^ologifd^en Qn^altö er=^ 
innern an bie ©d^ule, auö wcld^er er l^erüorgegangcn. I)ieieni* 
gen, weld^e er in bem SRogauer ^alaiö für ben Surften 8ied^^ 
tenftein au^fül^rte, finb faft fämmtlid^ nod^ wo^I erl^alten, felbft 
bie in ber offenen ^atte. ^xix bieienigen im ©tiegen^aufe finb 
Dcrfd^wunben ober l^eute jugebedEt unter ben großen ©emälben 

^alle, «iec^tenflein. II. »b. 22 



— 338 — 

üon Settucci, meldte fic^ frül^cr im ©tabtpalai^ ber ©d^cnfcn* 
ftra§c (l^cutc Santgaffc) bcfanbcn uiib nn il^rc ©teile gebrad^t 
iDorben finb. 

SRottma^er toar aber nid^t ber einjige 9DiaIer, ben ^ürft 

|)an^ Slbam für fein ®artenpalai^ üerttjenbete. S)ie Slu^malung 

ber großen §attc im erften ©tod übertrug er bem berül^mten 

Sefuitcnpater Slnbrea *^ojjo, ber \x6) h\ix6) feine großen perfpec* 

tiüifd^en S)e(fenmalereien, fowie burd^ fein S3ud^ über ^erfpectiüe 

einen bebeutenben "Diamen in ber totftgefd^id^te gemad^t ^at. 

6in geborner 2^rientiner, lernte er bie Äunft in 3)iailanb unb 

übte fie bann in^bef onbere in SRom unb in anberen italienif d^en 

©täbten, fpöter in SBien. SBaö er l^ier in bem \?ied^tenftein* 

^alai^ geleiftet l^at, mag feinen beften SBerfen jugejäl^It toerben. 

(Sr fd^müdfte bie SBänbe ber großen §atte mit Derfd^iebenen 

. :' mt)t^ologifd^^l^iftorifd^en ©emälben, ttjie bem _ilnte.raang..Iroia^ 

.,^ ' • ' .'unb ber §lud^t_ be^_ Sleneaö, öor allem aber bie gewaltige ge* 

I ttJölbte "DedEe toie mit einem einjigen Silbe, toeld^eö bie S^^aten 

' be| |><>rni(pa bjjiftpfff :3n biefem ©emälbe finb alle giguren 

/ unb alle Slrd^iteftur nur für ben einjigen ^unft in ber üKitte 

■,' ' bered^net, üon bem auö gefeiten fie in aufred^ter rid^tiger ^aU 

U^^ tung erfd^einen. 35aö ®anje imponirt aber mel^r burd^ ®roB* 

artigfeit, S'ül^nl^eit unb ©efd^idflid^feit, benn burc^ ©d^önl^eit unb 
Harmonie. 3lud^ biefe ©emälbe finb ttjol^l erl^alten. 2)er brittc 
SÖialer, toeld^en ber gürft für biefeö ^alaiö üertoenbete, war 
5ötarc 3lntonio i^^ance^d^ini, ber ©olognefer ^iftorienmaler. 
©erfelbe fam aber nid^t nad^ äBien, obrool^t i^n ber gürft baju 
aufforberte. ©eine ®emälbe finb bal^er nid^t ^e^fen, fonbern 
Oelgemälbe, bie er öon Italien nad^ Sien fd^idfte. @ie finb 
in bie fämmtlid&en ^lafonbö ber ®emäd^er beö erften ©todfe^ 
eingefefet unb l^ier Don fd^önen ©tuccaturornamenten umgeben. 
Slußerbem enthält bie ®alerie felbft eine große Slnjal^l ®emälbe 
feiner §anb. S)aö (Sntreejimmer j. 53. ift ganj bamit au^^ 
gefüllt; eine anbere 9ieil^e, tt)ie Jene m^t^ologifd^en Qnl^alt^, 
erfüacn bie (Jenftertt)änbe beö SOiittelfaale«. ätte biefe «über 



i'. 



\ 



— 339 — 

fiub tüd^tig in einem getüiffen Haren unb bcbeutenben @til, toie 
er anci) ben fpäteren Italienern alö 2^tabition ber alten ©dualen 
ju eigen ift, aber fie finb ju falt unb oberfläd^Iid^, entbel^ren 
ber ßmpfinbung unb ber Gl^arafteriftil. 

S)a^ *^alatö in ber 9io^au toar fo fituirt, baß üor bem* 
felben nad^ ber ©tabtfeite ein groger ^albrunber §of fid^ befanb, 
ber öon nieberen (Sebäuben umgeben tuar; ein 2^^eil berfelben 
ift tüeggeriffen unb l^at einem ®itter ^lafe gemad^t. 35er ©arten 
lag nad^ leinten unb erftredfte fid^ in bic 2^iefe. @r toar ganj 
in bem neuen franjöfifd^en ©tile gehalten mit regelmäßiger 
^auptanlage, ^edfen unb gefd^nittcnen Säumen unb ©lumen* 
parterre^, ^m ^intergrunbe fd^loß ein reigenber offener, luftiger 
^aüidon bie *^erfpectiüe ; ju i^m f ül^rten öon jttjei (Seiten SJiar^ 
mortreppen hinauf,- bie S3afftn unb Srunnen einfd^loffen. ®ie 
ttjurben im 3lnfang biefe^ ^^^t^unbert^ unter bem Sinfluß be^ 
ronmntifd^en SRuincngefd^madEö tueggeriffen unb burd^ jttjei um- 
bufd^te Slufgänge erfefet, an tueld^e ftd^ allerlei fünftlid^e^, ruinen* 
^afteö ©emäuer anfd^loß. Slud^ ber 'ißaöitton tourbe im ^a\)xt 
1873 abgetragen, um für btn Sau eincö neuen ^alafte^ ^la^ 
JU mad&en. I)er ©arten tüar fd^on frül^er im englifd^en ©arten* 
ftit fo gänjlid^ umgettjanbclt worben, bap öon ber urfprüng^ 
lid^en 2lnlage, Don feinen Sltteen, SSBafferfünften, ©tatuen u. f. tt). 
nic^tö übrig geblieben ift, afö ttjaö mit ben ©ebäuben in 2Ser* 
binbung ftanb. 

^Jolaft unb ©arten fd^einen im ^a\)vt 1702 fo jiemlid^ 
DpJ&nbet -geto^^u ju fein, benn in biefem ^»ol^re erlangte ber 
gürft bie Duarticrbefreiung fotüo^l für bie Crangeric, tt>eld^ 
üor bem ©arten lag unb nod^ ^eute ejiftirt, wenn aud^ gu 
anberen ^rozdcn Dertüenbct, fotüie für ben ©arten unb feine 
Sauten. I)er ijürft tuenbete bann feine Sautl^ätigleit bem neuen 
©tabtpalaiö ju, für tüeld^e^ er fd^on im Qal^re 1694 bie grei^^ 
l^äufer hinter bem Sanb^aufe an ber Öötuelbaftei gefauft l^atte. 

3u biefem ©ebäube, beffen §auptfa9abe fid^ ber ©d^enfcn^ 
ftraße ober heutigen Sanfgaffe juipenbet, tüäl^renb bie eine Seite 

22* 



— 340 — 

an bcn 5ötinoritcnpInfe ftößt, bic anberc ftd^ bcr Söttjclbaftci ju^ 
feiert (ju tücld^cr fpätcr ein boppcitcr Sogengang öoni crften 
unb jttjeiten @to(f auö l^inüberfül^ren fottte), toäl^renb bie üicrtc 
(Seite burd^ anbete ®ebäube gefd^Ioffen ift, legte bcr gürft §an^ 
3lbam ben ©runbftein im 3a^re 1699 »). ©en ^lan ^attc 
ebenfalls SKartinetti gemad^t, bie Sluöfül^rnng gefd^a^ burd^ ben 
Saumcifter Sllcjanber Sl^riftiani. 3ln @ro§artigfeit beö ©tite^ 
l^aben beibe ^aläfte öiel SSemanbte^, bod^ finb fie nad^ il^rer 
Seftimmung in ber Einlage ganj öerfd^ieben, ©er ©tabtpalaft 
l^atte eigentltd^e äßo^nung ju fein, bie ganje ^ofl^altung ju 
bergen unb ben SBiuterfcftcn ju bienen. @r forbertc alfo nid^t 
bloß reid^gefd^müdfte, gro^e geftfäle, fonbern aud^ SBo^nlid^feit 
unb eine ol^ne 93ergleid^ größere 3^^! ^^^ ©emäd^er. ÜDa^ ©e- 
bäube legt fid^ ba^er im SSieredE um einen offenen §of. ©ie 
gro^e, luftige §atte, bie ^auptfd^önl^eit be^ ©artenpalafteö, fiel 
l^ier gang l^inttjeg unb ttjurbe burd^ eine Sieil^e geftfäle erfefet; 
baö SSeftibüI lieg ftd^ befd^ränlen. Sine ^rad^ttreppe fonnte ba* 
malö lein 'ißalaiö entbel^ren; fie finbet fid^ alfo aud^ l^ier. @ie 
ift aber infofern nid^t glüdftid^ angelegt, afö fie gleid^ nad^ bcm 
33eginn im redeten SBiufel abbiegt unb bann in langer glud^t 
mit nid^t aßjugroger §ettigfeit auffteigt 35iefe Slnlage fd^cint 
nid^t nad^ bem urfprünglid^en ^lane be^ 2lrd^iteften getoefen ju 
fein; ttjcnigften^ erjäl^ltc man bamafö in SBien eine 2lnefbote, 
bie einiget Stuffe^cn mad^te unb Dielleid^t ber Ueberlieferung ttjertl^ 
ift. J)ie ©tiegenanlage beö 9lrd^iteften, fo l^eigt eö, fanb nid^t 
ben Seifall beö Saul^errn, unb biefer jttjang i^n gu einer anberen 
unregelmäßigen Slnlage. ©er Slrd^iteft fül^lte fid^ baburd^ auf^ 
l^öd^fte gefränft, unb nad^bem er Dergeben^ protcftirt l^atte, mad^te 
er biefen ^roteft burd^ öffentlid^e Pacate in ber gangen @tabt 
befannt unb erfud^te baö ^ublifum, bie öerfcl^lte 5lnlage nid^t il^m 
gur Saft gu legen — für einen l^eutigen Slrd^iteften iebenfattö ein 
ungetDöl^nlid^er 3Beg, fid^ öor bem *^ublilum gu red^tfertigen ober 



gul^rmann, IH. 157. 



— 341 - 

feinen 3wift mit bem ©oul^errn befannt ju ntod^en. Unfcre 
Dueßc^) bcrid^tct tüciter, ba§ bcr gürft gicd^tcnftcin an bicfem 
33au nid^t^ fparc, i^n fo rcid^ unb prad^töoK ju mad^en, baß 
er bcr crftc in bcr ®tabt ttjöre, ba§ er SDJarmor in JJüttc an* 
ttjenbc, einen Sll^eil bcr SBänbe unb in^befonbere bic 'ißlafonbö 
mit fd^öncn 9ieliefö fd^müde unb für bie ©cmälbc an ben 5)e(fen 
bic SKciftcr ^abe au^ Italien fommen laffcn, ^n biefcn lefe* 
tcren gcl^örtc befonberö 3lntonio ©cHucci, einer bcr legten auö 
bcr Dcnctianiid^cn ©d^ulc, bcr bie große 2^rabition bcr garbe 
feftl^ielt. ©eine jal^Ireid^cn, jum 5£^eil pd^ft D ortreff lid^en ®t^ 
mälbe, ttjctd^c ftd^ bi^ ba^in größtent^eifö in ^clböbcrg befunben 
l^attcn, ließ bcr ^ürft in biefcö ^alai^ bringen, bod^ befinben fic 
fid^ l^cutc nid^t mc^r an biefer ©teile, fonbern finb 1807 in baö 
9ioßauer ©artenpalaiö l^inübcrgcfd^afft, ttjo fie gegentüärtig bie 
^lafonbö ber Xxtpptn unb be^ jtücitcn ©todfttjcrfc^ gu jicren \ 
l^abcn. 9lnd^ fonft ift baö 'ißalaiö ber ©d^enfenftraße, inöbefon^ 
bere burd^ bie neue Sinrid^tung in ben ^al^rcn öon 1835 biß 
1847 in feinem Qnnern fo umgeänbert ttjorben, junml toaö bie 
!J)ccoration betrifft, baß bic 9lrt, toic ber gürft §an^ 5[bam e^ 
fd^müdfen unb einrid^ten ließ, nid^t mel^r gu erfcnnen ift. 9lur 
bic 2^reppe mit i^ren ©culptnrcn unb öcrfdöicbene ^lafonbö 
ber ^auptgemäd^cr mit il^rcn ©tudfrelicfö toerben nod^ biefel^ 
ben fein. 

35cr gürft §anö 3lbam beftimmte aud^ biefeö ^alai^ in 
ber ©tabt gur Slufnal^me feiner ©cmälbc unb fonftigcn ^unft- 
ttjcrfe, nid^t afö eigentlid^c ©alcric, fonbern er fd^müdfte mit 
i^nen feine SBol^n^ unb ^rad^tgemäd^cr. S33ie ba^ gcfd&a^, toie 
Diele Silber unb ÄunfttDcrlc unb meldte er bamafö befaß, läßt 
fid^ nid^t mcl^r feftftcHcn, ba ein SSergeid^niß auö jener ^ni nid^t 
epftirt. ÜDie Sefd^reibung, toeld^c gu^rmann 2) üom ^alai^ unb 
ber ©alcric mad^t, batirt au^ Diel fpäterer ^dt (1770), aU 



') grc§d)Ot, M^moires de la Cour de Vienne 1705. (S. 11 ff. 
2) SBicn III. 156 ff. 



— 342 — 

bic ©ammluuöcn in^befoubcrc burd^ beu J^ürften äßenjcl einen 

gropcn 3utt)ad^^ erhalten Ratten. 2luö jener ^c\t giebt e^ aud^ 

gebrudte Kataloge. 9)?an tt)ei§ aber, ba§ ber i^ürft §anö Slbam 

in öieler Se^ie^ung um bie S'unft bemüht toax, toit um bie 

Slu^fd^müdung feiner 'ißaläfte, fo aud^ um bic SScrme^rung 

feiner ©ernälbe fottjo^ burd^ Srtoerbung älterer Silber, wie 

aud^ burd^ Slufträge unb 33efteHung bei (ebenben Sünftlern. 3" 

, ben erfteren gehört öor allem ber gro^e Deciu^c^fluö öon ad^t 

1 S3ilbern, einfd^tieplid^ ba^jenige, weld^eö bie Zxo\>l)at barftettt 

: unb ba^jenige, auf toetd^em baö triump^irenbe 9iom bargeftettt 

U : ! ift- ®^t: gürft laufte biefe Silber ju Srüffel um bie Summe 

I öon 80.000 ®ulben. @o toirb in einem, aßerbingö fd^on auö 

; bem anfange biefeö 3>tt^t:]^unbertÖ ftammenben SSerjeid^ni^ an* 

gegeben, ^n ber jmeiten glaffe gel^ören bie jal^Ireid^en Silber 

Don SJiarc Slntonio grance^d^ini (jefet 42), öon benen ber gürft 

bie beiben erften fd^on im ^Q!f)xc 1691 erhielt, nämlid^ bie 

^albfiguren ber ©tärfe unb ber SBei^l^eit. 35aÖ ©efaHen, weld^eö 

ber gürft an i^nen fanb, üeranlaßte bie nad^folgenben weiteren 

Seftettungen, unb nur bie Slrbeiten, bie grance^d^ini fonft in 

Italien auöjufü^ren l^atte, hielten benfelben ab, ber fpejießen Sin* 

labung beö dürften nad^ äßien ju folgen. S)a^in werben eben^ 

faltö üielc S^l^ierbüber unb ©tittleben gehören, bie nod^ l^eute 

, ein ©d^mudf ber ®alerie finb, fo bie ©emälbe üon ^ranj SSJcr^ 

f fuer 2^amm, ber längere ^di in SBien lebte unb arbeitete, üon 

- T)\xt SSallenburg, ber ebenfalls nad^ SBien lam unb l^ier für 

ben görften Sefd^äftigung fanb. 

35a^ *^alaiö in ber ©d&cnlenftraße würbe erft im 3al^re 
1711, nid^t gar lange uor beö Surften Siobe, üoBenbet. 3>nt 
gial^re 1705 fprid^t gre^d^ot baüon afö öon einem Saue, ber 
nod^ im (Sauge ift, obwol^I er fd^on t)on ber 'Cecoration ber 
aSBönbe unb ber *^Iafonb^ ju berid^ten weiß. Qu ber B^M^^^n* 
geit betrieb ber gürft §an^ 5lbam nod^ üiele anbere Sauten. 
!Durd^ feine greigebigfeit befonber^ entftanb bie ^farrfird^e in 
Sied^tentl^al, weld^e im 3al^re 1712 uoKenbet würbe. 9(uf ben 



— 343 — 

§crrfd^aften Iic§ er Dtelc SBirtl^fd^aftögcböubc crrid^ten uiib 
erbaute nod^ gtoci ©d^Iöffer, eineö ju Slumenau in 'iOldfjxm, 
ein anbere^ gu Sanböfron in ©öl^men. Srftercö befouberö ift 
burd^ feine ©rö^e unb ^öfjt auögejeid^net. 

®inb bie ^alaftbauten in SSSien, bie l^eute nod^ in ber 
mobernen Dcrgrö^erten unb öerfd^öncrten ©tnbt unter alten ®t- 
bäuben in erfter ?inie [teilen, allein fd^on geeignet, bem dürften 
§an^ Slbam ein bleibenbeö el^renöotteö Slnbenlen ju fidlem, fo 
fügte er biefen SSerbienften nod^ ein befonbereö um bie gamilie 
l^inju burd^ feine entfd^eibenben Semül^ungen um bie enblid^e 
Sinful^rung in ba^ Sieid^^fürftencottegium unb bie baburd^ ge* 
wonnene Unmittelbarleit. 

S^ war üor attcm notl^toenbig, um ju fold^cm 3'^!^ i^ 
gelangen, reid^^unmittelbare Sefi^ungen gu erwerben. Sine fold^e 
(Gelegenheit geigte fid^ im Sial^re 1699, ba bie gum fd^toäbifd^en 
Greife gel^örige §errfd^aft ©d^eßenberg gum SSerfaufe fam. 'Diefe 
bamalö mit ber SReid^^graffd^aft SSabug vereinigte, am 9il^ein 
gwifd&en Jirol unb ber ©d^weig gelegene §errfd^aft l^atte im 
Saufe ber ^tikn fd^on üerfd^iebene ^crren gel^abt. Urfprünglid^ 
ben ^erren üon ©d^ettenberg gel^örig, fam fie nad^ biefen im 
Qal^re 1317 an bie ©rafen t)on SBerbenberg, öon biefen an bie 
©rafen ©ranbi^, barnad^ an bie ®rafen gu @ulg, unb enblid^ 
1613 burd^ SJerfauf mit 3Sabug an ßafpar ®rafen ^ol^enemö. 
Unter biefem §aufe famen bie ^errfdiaften ober üielmel^r biefe^ 
§auö felbft lam in groge 5Kot]^ unb ©ebrängniß, woran bie 
§o]^enemfer wol^I t^eil^ felbft, tl^eilö aud^ bie ^iegöereigniffe 
fd^ulb waren. @^ mußten Kapitalien aufgenommen werben, 
ebenfowol^l in ben beiben ^errfd^aften wie auöwärtö; bie (Steuern, 
aud^ bie SReid^öfteuern, weldie baö gräflid^e §auö übernommen 
l^atte, fonntcn nid^t gegal^lt werben; eö l^äuften fid^ ©d^ulben 
auf ©d^ulben, baß bie (Summe auf 191.936 @ulben wud^ö unb 
bie 3l"tereffen mel^r betrugen al^ bie ßinfünfte. liie Unter* 
tl^anen waren bebrüdt unb gogen e^ lieber Dor, abgugie^en unb 



-1 



— 344 — 

baö 8anb öbc gu laffen. Scibft ber ^crrfd^ftltc^n gamilic 
fel^lte e^ an Subjtften^mittcln. Unter biefen Umftanben iDurbe 
eine faiferlid^e Gommiffton unter ^^eitung beö %bttß Siupert öon 
Äempten jur Drbnung ber SSerl^altniffe niebergefefet. 5>ie|c 
mad^te ben SSorfd^Iag, atö ba^ rinjige äuöfunft^mittel, bie §crr* 
fd^aft Sd^ettenberg ju uerfaufen, mit ber Sauffumme öor aßem 
bie gorberungen ber Untertl^anen an bie §errfd^aft ju begleichen, 
fo orbentlid^e Steuert)erl^altnijfe ^erjufteßen unb fonft nad^ ü)2öq= 
tid^feit bie @d^ulben ju tilgen, ^ür aüt fonnte bie Summe 
nid^t auereid^en. Der Saifer gab feine 3uftimmung. X^a toax 
tß ber gürft ^oi^ann äbam änbrea^ öon Sied^tenftein, ber ftc^ 
ate fiaufer öorftettte. @r bot bie Summe Don 115.000 ©ulben 
rl^einifd^ für bie ^errfd^aft, jebod^ fo, baß er jte fd^ulbenfrei 
unb georbnet, mit äffen reid^^unmittelbaren Siedeten unb ^ei* 
^iten unb in affem Döffig lo^etrennt t)on 2?nbu5, mit bem fte 
in 3Sertoaltung unb fonft Dielfad^ öerbunben getoefen »ar, er* 
l^ielt. Die angebotene ©umme überftieg bei toeitem ben SBertl^, 
ba bie ^errfd^aft ^öc^ften« biö 4000, gewö^nlic^ nur 2000 ®u^ 
ben eintrug. Der bamalige ©efi^er, ber ®rnf ^ßtob §annibal 
griebrid^ üon ^ol^enem^, gab (für ftd^ wie für bie Agnaten) 
feine 3uf*in^^iin9 ""^ ebenfo ber 3lbt üon fiempten afö faifer* 
lid^er ßommifför. 5lm 18. 3>önuar 1699 »urbe ber Sauf gu 
^ol^enem^ abgefd^Ioffen unb untergeid^net '). 

Der Srtoerb ber reid^^unmittelbaren ^errfd^aft ©d^effen* 
berg ttjar too^I ein gortfd^ritt auf bem SBegc @ife unb ©timme 
auf ber ^ürftenban! ju erl^alten, il^r Sefife aHein aber »urbe für 
ungcnügenb erad^tet, ba beibc^, Stimme unb ©ife, xoofjil mit 
SSabug, aber nid^t mit ©d^effenberg t)erbunben getoefen. Die Sc* 
mül^ungen be^ Surften §anö Slbam gunad^ft auf bie gürfteubanf 
be^ fd^ttjöbifd^en Äreife^, gu »eld^em bie ^crrfd^aft ©d^cffenbcrg 
geprtc, gu gelangen, waren bal^er anfangt nid^t üon Srfolg 
gefrönt. Die SSerl^anbfungen gogen ftd^ mel^rerc Qnl^re in bie 



1) gicd^tcnfl. «td^iö H. A ^r 9?ep. gol. 260. 



— 345 — 

Sänge, ^nm ®iM bcfanb fid^ bcr fd^toöbifd^c ^rciö burd^ bic 
Sriegöcreigniffc in großer Oclböerlegcnl^cit. (Sr fotttc feinen 
SWilitärftanb aufredet erl^alten unb l^atte feine JKittel bagn. 
Unter biefen Umftänben erbot fid^ ber görft bagu, ba im 2Woment 
ein anberer reid^önnmittelbarer S3efife nid^t gu erwerben ftanb, 
baö, wa^ gn ©d^eßenbcrg nod^ fehlte, einfttoeilen burd^ eine 
©elbfumme gu ergangen. 35er fd^ttJöbifd^e ^eiötog gu Ulm 
meinte, eö feien gttjar allerlei S3ebenfen öor^anben, baß ber 
SWangel fürftenmäßiger ®üter burd^ @elb erfc^t »erbe, allein 
eö fei tüieberum gu bead^ten, bag bie tJürftenttJürbe fd^on lange 
bem §aufe Sied^tenftein gel^öre, unb baß gubem ia^ je^ige §aupt 
be^ §aufeÖ anbertoeitig mit ®lüdf^gütern l^inlänglid^ gefegnet 
fei, bie fürftenmäßige SBürbe aufredet gu erl^alten; man ftünbe 
bal^er nid^t an, ben görften Sied^tenftein gu ®i^ unb ©timme 
auf ber gürftenban! beö Äreifeö gugulaffen, aud^ tooBten fid^ 
alte 2)iitglieber beö Äreifeö üerjjflid^ten, baö gleid^e ©egel^ren 
beö dürften in ©egug auf ben Sieid^^tag gu 9iegen^burg gu 
unterftü^en. 35er Srei^ verlangte bafür bie Summe üon 250.000 
®ulben ate ein uuüerginölid^eö 35arle^en für bie ©ebürfniffe be^ 
Äreifcö. Sollte eö fpäter fid^ ereignen, baß ber reid^öunmittel^ 
bare Scfife be^ §aufeÖ Sied^tenftein burd^ anbere ©etoerbungen 
öcrmel^rt »erbe, fo folle ber Äreiö im SSerl^ättniß öon jener 
©umme gurüdfgal^len. Der gürft §anö Slbam ging auf biefe 
©ebingungen ein. 2lm 25. ^ioöember 1707 faßte ber ^ei^tag 
gu Ulm bem entfpred^enb feinen S3efd|luß, unb ba^ §au^ 8ied^^ 
tenftein erhielt bamit @ife unb Stimme afö SJtitglieb be^ fditoäbi^ 
fd^en Äreifeö fottjol^l für bie männlid^e 9Jad^Iommenfd^aft öon 
§anö 9lbam tüie nad^ i^r ber §artmannifd^en Sinie; toürbe 
aud^ biefe männlid^erfeit^ erlöfd^en, alfo bcr 5Wame 8ied^tcnftein 
öerfd^toinben, fo l^öre bamit aud^ Seffion unb SSotum auf. 
Qener gall ber 9iüdEgal^lung trat nad^ ber Erwerbung öon SSabug 
ein, aber ber fd^toöbifd^e ^eiö l^atte leidster genommen, alö er 
gurüdfgab. grft 1736 fefete e^ ber gürft 3[ofep^ SBengel wirflid^ 
burd^, baß i^m ober üielmel^r feinem SKünbcl bie Summe üon 



— 346 — 

75.000 (Sulbcn gurüdgegal^It ttjurbe. Da^ war altc^, »aö er 
crrcid^cn fonntc ^). 

Um bic ^crrfd^aft SJabuj war fd^on gleid^gcitig mit ®(i)tU 
Icnbcrg Dcrl^anbelt ttjorbcn. ÜDic SScrl^anblungcn würben nad^ 
ber Erwerbung bcr Heineren §errfd^aft fortgefe^t, ia biefe nid^t 
fofort ju bem erfel^nten ^\tk führte, nömlid^ gu ®i^ unb 
©timme auf bem 9ieid^^tag. ©d^on im Q^l^re 1700 l^atte ber 
gürft $an« Slbam für bie ©raffd^aft SJabug aOeö in aOem 
290.000 ©ulben geboten, wieberum eine ben wahren SSJertl^ 
überfteigenbe Summe, ba baö Srtrcigniß, weld^e^ öorjug^eifc 
auö bem 3Bein fam, in guten 3>al^ren l^öd^ften^ 7000 ®ulben 
erreid^tc, gettJöl^nlid^ aber fanm 4000 betrug. S)ie gamflie 
^ol^enemö aber l^attc bei ber bamaligen ©d^ulbenlaft gar nid^t« 
Don beiben §errfd^aften. S)ennod^, obwol^l mit bem Äauffd^ißing 
atte ©d^ulben gejal^It, bie übrigen ©ep^ungen befreit werben 
fonnten unb nod^ ein guter 9ieft ju anberen Erwerbungen übrig 
geblieben wäre, fam ber SSerfauf bamatö nid^t ju ©tanbe, ja 
atte SSerl^anblungen fd^einen eine SSSeile gerul^t ju ^aben, wöl^* 
renbbeß bcr tJürft §anö SCbam auf anbere SSJeife, wenigften^ 
t^eilweife jum ^klt fam. 3lttein bie fd^Ied^te Sage ber ^ol)tn< 
emfer war burd^ ben SSerfauf üon ©d^ettenberg nid^t befeitigt 
worben. T>a^ 9lngebot beö dürften bot gu üiele SSortl^eile bar; 
ein bcffereö war nid^t gu erhalten, fd^werlid^ jemals ein gleid^eö. 
®o Würben nad^ gel^njäl^riger Unterbred^ung bie SSerl^anblungcn 
wieber aufgenommen unb ber Saufüertrag enblid^ am 22. ge* 
bruar 1712 im ©d^Ioffe gu ^ol^enemö abgefd^loffen unb unter* 
geid^net. SSertreter beö dürften war Äarl ©d^clenberger, fürftlid^er 
"Statf) unbSlnwalt; Si^fob ^annibal @raf üon §ol^enem^ unter* 
geid^nct wiebcr für fid^ unb feine Srben unb im Slamen beö 
gangen ^aufeö. !r)ie faiferlid^e Seftätigung trägt baö S)atum 
Dom 7. 3)iärg bc^felben 3ci^t:e^. 35cr Äaufpreiö war bcr fd^on 
früher angebotene Don 290.000 ®ulben, fo baß beibe |)errfdiaften 



') Sicd^tcnft. 'äxd^xt) in föicn H. ^29; Slrd^io in «utfd^oOitjSlOö. 



— 347 — 

ijufamnicn ober baö nad^^erigc götftcntl^um auf 405.000 ®nU 
bcn gcfommcn waren. ®o ging bic „immebiate freie SReid^^* 
®raf* uub |)errfd^aft SSabuj, toeld^e {eber 3^^* ^^^^ ©raffd^aft 
beö l^eiligen römifd^en ditxd)^ getuefcn unb bi^ dato ift, wie 
benn fold^e in a. 1166 vermöge eine^ SSergid^tbriefeö öon ®rafen 
Don SBcrtteuberg gegen 33ifd^of Otlieben ju ßl^ur, unb a. 1431 
Don Äönig ©igiömunb, a. 1492 üon Äaifer griebrid^,- a. 1507, 
a. 1514, a. 1566 üon Äaifer SKajimiliano attgeit bie ©ran^ 
beififd^e @raf^ unb ^errfd^aft intituliret" — an baö §auö 
Sied^tenftein über ^) ; mit att ben Siedeten unb B^Ö^'^örungen, wie 
[ic 6i^ ba^in bie ®rafen Don |)o]^enemö befeffen l^atten. 

2!ro^ biefer enblid^en tl^euren Erwerbung üon 3Sabuj blieb 
aber nod^ ein le^ter ©d^ritt gu tl^un übrig, nämlid^ bie @r* 
^cbung beibcr §err{d^aften in ein wirflid^e^ fjürftentl^um unb 
ber eintritt in ben 9ieid^ötag. Slud^ bic^ Wäre wol^I nod^ bem 
dürften §an^ Slbam gelungen, wenn il^n nid^t bcr 2^ob ju frül^ 
l^inweggenommen pttc. Sr ^atte nid^t einmal bie ©enugtl^uung 
unb bie greube, einen eigenen ©ol^n bic grüd^te feiner 9lnftren* 
gungcn unb feinet SBirfenö genießen gu feigen. 

Der gürft ^an^ Slbam Slnbrea^ l^atte fid^, wie fd^on oben 
angegeben, mit ber gürftin ©rbmunba SKaria Si^erefia öon 
©ietrid^ftein am 13. Februar 1681 üermäl^lt. 35iefer ßl^e ent* 
flammten gwei ©ö^ne unb fünf 2^öd^ter, üon benen bie erftercn 
beiben üor bem SSater ftarben, bie anberen aber il^n fömmtlid^ 
überlebten. (Sin crfter ©ol^n war 1682 fd^on in frül^efter fiinb* 
l^eit wieber geftorben. 2)ie Sieil^enfolge ber Sinbcr nad^ ber 3eit 
i^rer ®cburt ift bie folgenbc: 

1. maxia glifabet^, geboren ben 3. a»ai 1683. Sie 
^eirat^etc im Qa^re 1702 ben 30. Dctober 2) il^ren SSerwanbten 
auö bcr Sinie ®unbadEerö, ben dürften 2Kajimilian 3>rfob 2Rorig 



1) Sicd^tcnfl. ard^io H. A 9 u. 20. 

2) 3Son bicfcm Xa^t botirt bic urfunblid^c ^cirotl^^abrcbc im ?icd^* 
tenfl. 3lrd^io D. 68. 3^rc S3crgid^tlcijiung Würbe om 3. 3uU 1703 in bic 
mä^rifd^e lOanbtafcl eingelegt. 



— 348 — 

Don Sicd^teuftcin, ttjcld^cr bereite jtocimal ücrmäl^It gctocfcn war. 
iRad^ beffcn im 3[a^rc 1709 am 21. 2lpri( erfolgten Jobe 
^eirat^ete fte am 15. gebniar 1713 ttjieberum bcn ^ergog 8eo^ 
polb Don @d|Ieött)ig*§olftein*®onberbnrg*3Biefenburg, geboren 
1674, ber in 3Bicn lebte unb gum Satl^oliciömnö übergetreten 
war. 3>]^r erfter ©emal^l l^atte in jweiter Sl^e fd^on eine ^rin^ 
gefftn au^ bem gleid^cn ^aufe jur @^e gcl^abt. ®ie ftarb am 
4. ajfärg ober 8. 2Kai 1744. !j)iefer dfjt cntftammten eine 
Steige Don 2^öd^tern. 

2. Äarl Qofcp]^, geboren am 15. Cctober 1684 unb 
gttjanjig Qa^re barnad^ am 14. October 1704 an ben ^inber- 
blättern geftorben; er liegt ju SBranau begraben. 

3. aJiaria Slntonia, gettjöl^nlid^ 3lntonia genannt, ge* 
boren am 10. Slpril 1687. ®ie Dermäl^ltc fid^ am 4. ^loDember 
1703 mit bem ungarifd^en ©rafen 3Äaj (ober SWarcu^) 5lbam 
Don Sjobor unb nad^ beffen im Qal^re 1728 erfolgten 2^obc 
gum gleiten SWale mit einem ®rafen §ergan, beffen SSorname 
nid^t genannt wirb. @ie ftarb am 9. October 1750. 

4. JJrang S)ominif (Slegibiu^), geboren am 1. @cptem== 
ber 1689. ^\ix greube feinet SSaterö l^erantoad^fenb, mad^te er 
mit feinem ^ofmeifter bie Steife burd^ 3»talicn, fobann in ben 
Slieberlanben unb im beutfd^en 9ieid^. 3wrüdEgeIel^rt, rid^tete i^m 
ber SSater eine eigene ^of^altung ein unb überwies i^m gu 
feinem Unterhalt bie ^errfd^aft ^ol^enftabt. ©er giirft badete 
bereite baran, il^n mit einer bcutfd^cn ^ringeffin gu Dermät)Ien, 
aud^ fottte er an einer glängcnben Sotfd^aft, tüeld^e Saifcr 3>o^ 
fep]^ an ben ^apft fanbte, tl^eilne^mcn, aU aud^ il^n ein aögu* 
frül^er 2^ob in feinem gttjeiunbgtoangigften 3»a]^re am 19. 3)iärg 
1711 ba^inraffte unb bie 8inie bei8 gürften ^arl i^reiS legten 
männlid^en (Sprößling^ beraubte. @r iDurbe gu SSBranau 
beigefefet. 

5. ©abriete (ober 2Karia ©abriefe), geboren am 12. ^uli 
1692. ®ie war bei bem Xoit itjxc^ SSaterö nod^ unDcrmal^It, 
Derl^eirat^ete fid^ aber alöbalb nad^ bemfelbcn mit bem durften 



— 349 — 

^o\tpf) 3ol^ann Slbam, ©ol^n bcö dürften Sliitou glorian, |)an« 
3lbam'ö bcreiiiftigcii 9?ad^foIgerö aU ^Regieret unb Sl^cf bc^ 
gaujcu .^aufcö, am 1. Dccember 1712. W)tv bic (Sfjt baucrtc 
nid^t lange; unmittelbar nad^ ber ®ebnrt eincö ©o^ncö ftarb 
fie am 7. Sloöember 1713 unb ttjurbe ju SSBranau beigcfefet. 

6. 2^I)crefia (3Karia 2lntonie ^^elidta^) *) ttjurbe am 
11. 3)iai 1694 geboren. @ie üermape fid^ am 24. October 
1713 mit beut ^rinjen Smanuel S^l^omaö öon @aDo^en=(5arignan, 
trafen öon ©oiffon^. Diefer ^rinj ttjar ein ©ol^n beö ^rinjen 
l^ubttjig 5£]^omaö, älteren Sruberö beö ^rinjen (Sugen. 3lud^ 
ber ^rinj ßmanuel ftanb in faiferlid^en ©ienften; er erreichte 
aber fein ^ol^eö Sllter; geboren 1687, ftarb er bereite am 
am 28. 3)ecember 1729 2). ©eine SBittttje, bie fid^ fpäter burd^ 
bie teftamentarifd^en SSerfügungen unb Stiftungen, bie fie mad^te, 
einen bleibenben tRamen fd^uf, überlebte i^n lange ^tit ®ie 
ftarb erft am 20. gebruar 1772. 3Son il^r tüirb unten nod^ 
befonber^ bie JRebe fein. 

7. ^Dominica, geboren 1698. ®ie Dermale ftd^ am 
21. SDiai 1719 mit bem @rafen §cinrid^ öon 2luer%rg, ftarb 
aber bereite am 3. ^xuxi 1724 auf i^rem ©d^loffe Siotl^enl^auö. 

3iU tabellarifd^er Ueberftd^t georbnet ftellt fid^ bie ganjc 
JReil^e ber Äinber beö dürften |)an^ Slbam in folgenber SBeife bar: 



1) ^oxttj, i^d^tüarjfoftctc^ ; cjcir)öl^n(id) inivb fic 3Jlario Xl^cvcfio 
genannt; fo nennt fic ficf) aucf) felbft in i^rem ^Jcftamentc. 

2) 'Olad) anbercr Singabc (f. unten) am 28. October. 






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— 351 — 

!Der 3Serluft feiner ®ö^ne, iuöbefonbere julefet beö jtDeiten, 
granj 55omini!, beu er bereite al^ toürbigeu Srften unb 9lad^* 
folger betrad^ten tonnte, ber ©c^merj, bic ^xiX6)tt feiner 3ln* 
ftrengungen anf anbere übergel^en ju feigen, befd^leunigte ben 
Job beö dürften §an« Slbam. (gr ftarb am 16. 3uni 1712, 
nad^bem i^n am 2^age juöor ein ©d^laganfaß getroffen l^atte; 
feine geid^e tonrbe nac^ SBranan gebrad^t unb bort beigefefet. 
©ein S^eftament, baö er bereite am 17. 3>uli 1711 aufgefegt 
^atte, tourbe am 17. 3[uni 1712 eröffnet»)- Obwohl nun ba^ 
gibeicommig unb bie 9?egentfd^aft be^ §aufe^ auf bie ginic^be« 
dürften ®unbadfer, baö ift auf ben (durften 3lnton ^Jlorian 
überging, fo blieb il^m bod^ burd^ feine öielen (Srtoerbungen 
genug, um feine Überlebenben S^öd^ter, fott)ie feine Jieffen auf 
baö reid^tid^fte ju begaben. 55cm (dürften Slnton ^Jtorian, bem 
nad^fotgenben Raupte bc^ §aufeö, l^interlieg er nid^t«, afö toa« 
berfclbe nad^ bem Srböertrage beanfprud^en tonnte unb felbft 
ttjcniger al^ ba^, tt)ie ber fpätere ^roje§ jeigt, nid^t blo§, weil 
er benfelben mit bem 33efife be^ (Jit^cicommiffeö l^inlänglid^ be* 
gütert glaubte, fonbern aud^ tt)o^l, weil ein gute^, freunbfd^aft* 
lic^eö 3Ser]^ältni§ jwifd^en beiben nid^t beftanben ju l^aben fd^eint. 
Stur bie jweifel^aften unb jebenfaü^ me^r Soften unb SKü^en 
al^ Srfolg Derfpred^enben Slnfprüd^e auf S^efd^en unb bie bor* 
tigen]3lüobe legirte er i^m unb feinen Srben auöbrüdlid^. 

S)aö S^cftamcnt bcftimmt junäd^ft einige Legate, bie öon 
ben (Srbcn au^guja^len finb, fo für 10.000 ©eelenmeffen, je 
10.000 ®ulben für ba« 3[nt)aliben^au« in ^äien, für bie brei 
^farrfird^cn bafelbft ju ®t. ©tepl^an, @t. SJiid^aeliö unb ju 
ben ©d^otten. 30.000 ®ulben tocrbcn jur Srric^tung eine^ 
ßapujinerflofterö beftimmt, baö ber S^cftator am liebften auf 
ber |)errfcf)aft ?anb^fron ^aben möd^te. Die ^Jibeicommiß* unb 
Primogenitur lägt ba^ S^eftament ben SBeg beö 3Sertrageö gelten, 
nämlid^ STroppau unb Qägernborf, |)o^enftabt, ©c^ilbberg, bie 



») l'ic^tcnp. %vd)x\) G. 29. 



— 352 — 

fogcnanntc ©la^^üttc, ©d^önberg unb ©olbcnftein, bcöglcid^cn 
üon ber Primogenitur ^Jclböbcrg, ^crrcnbaumgarten in Ocftcr^^ 
reic^, Slumenau, ^ro^nifj unb ßi^grub in Ü)Jä]^rcn. gür aüc^ 
Ucbrigc tocrbcn ju Srbcu cingefc^t bic brei l^intcrbliebenen ©ö^nc 
bc^ Surften ^l^ilipp (Sra^muö, nämlid^: ^ofep^ Söenjcl yorenj, 
ßmanuel unb 3>ol^ann Slnton, fotoic bie eigenen bamalö nodi am 
geben befinblidien fünf Jöd^ter be^ Xeftatorö : SDJaria (Slifabet^, 
üertoitttüete gürftin l^iec^tenftein, 3)Jaria 2lntonia ©räfin üon 
ßjobor, ©abriele, X^erefia unb ^Dominica; enblid^ erhielt bie 
9Bitttt)e gürftin Srbmunba i^ren S^eil. 

3:)er ättefte ber Steffen, gürft Qofep^ SBenjel, erhielt bie 
neu er!auften Sefi^ungen im SReid^, SSabug unb ©dieüenberg, 
fammt bem Siedet auf bie bem fd^tüöbifd^en ^eife geliehenen 
250.000 ©ulben, alö ^Jibeicommiß mit ber Primogenitur in 
feiner gamilie ; nac^ beren Slu^fterben f oüten fie mit ber gleichen 
Sebingung an ben dürften Smanuel nnb feine 5Rad^folger fallen, 
barnacf) an bie Sinie öon 3>o^ann 3lnton unb barnadfi erft an 
ben Surften 5lnton glorian unb feine IDefcenbenj. gerner tour* 
ben bem dürften 3ofep^ SBenjel bie §äufer in ber |)errengaffc 
ju aBien üermad^t, njelcfie ber Surft ^an^ 2lbam felbft benjol^nt 
^atte, „nebft bem anftogenben Keinen §aufe". Ueber bie |)err* 
fc^aft Sunbenburg tt)ar im 2^eftament bie SSerfügung getroffen, 
ba§ fie, faüö ber Saubere onfen^ baju ju erreid^en toäre, al^ 
gibeicommip an bie brei ^^ilippinifd^en ©ö^nc fommen fottc, 
unb gmar in ber Primogenitur, fo bag fie alfo junäc^ft eben* 
fatt^ bem gurften 3ofepl^ SBenjel jufiel. ©tanb ber Sonfen^ 
nid^t gu erreid^en, fo foüte bie |)errfd^aft ju fünf gleid^en S^^eilen 
an bie fünf fürftlid^en Slöd^ter fatten. ßnblid^ erhielt ber ijürft 
3ofep^ 9Kenjel atte ®eftüte unb ^ferbe, bod^ unter ber öebin* 
gung, bie gürftin*9öitttt)e ßrbmunba auf ßeben^jeit nad^ öebarf 
unb SKunfdfi mit ^ferb unb 3Bagen auöjuftatten. 

3Son ber ange^eiratl^eten |)interlaffenfd^aft beö iJürftcn 
SJiayimilian, nämlid^ ben SSo^coöitjifd^en ©ütern, über toelt^e fid^ 
ber Surft ^a\x^ 5lbam bic freie Verfügung jufd^rieb, föttte 



— 353 — 

cbcnfattö bcr iJürft 3>ofcp]^ SOScnjcI einen Slnt^eil erhalten, nöm* 
lid^ bie §errfd)aft Sutfd^oöi^ (nebft S^urnaii, totlä)t §anö 5lbam« 
Sigen toar), tüä^renb bie anbere §älftc, ^oforife unb 5Wott)i]^rab, 
bcm Surften Smanuel jugebad^t toar. 55iefe SSerfügung tourbe 
aber mit Srfolg öom dürften Slnton glorian angefod^ten. Slud^ 
t)on ben Käufern in SSrünn tourbc eine^ bem Sütften Qofep^ 
SBenjel, ba^ anbere bem i^ürften Smanuel beftimmt. 

55er iJötrft ßmanuel erhielt bie auf ber Meinen ©eite in 
^rag gelegenen |)äufer nebft bem ®ute SRoftod mit bem Ueber* 
gang auf feinen jüngeren ©ruber 3>o^ann Slnton im ^aüc beö 
2^obe^ o^ne mannlid^e Äinber, ferner bie öom ®rafen ©injen* 
borf erfauften |)errf(i^aften SBei^enburg unb Äird^berg in Cefter* 
reid^, be^gleid^en „ba^ öon Q^rer Sjjeöenj fei. ®rafen Äaunife 
b. 23. 5lpril 1694 erfaufte auf bem ^lafe gegen bem ^eiligen* 
freuj liegenbe unb mit 115.000 ®ulben bejahe unb aufgebaute 
§auö", b. i. ba^ neue ^alaiö in bcr Sötoelbaftei unb baju baö 
*ißalai^ unb ben ©arten in ber SRo^au fammt bem fogenannten 
*ißomeranjen^aufe baöor unb bem Srau^aufe in gid^tent^al, atte^ 
ate ^^Primogenitur mit bem Uebergang erft auf ben jüngeren, 
bann auf ben älteren ©ruber, Jebod^ mit ber Sebingimg, bag 
feine SBitttoe (Srbmunba jeitlebenö unb bie brei unöer^eiratl^eten 
SCöd^ter bi^ ju i^rer SSerl^eirat^ung in bem ©tabtl^aufe bie 
SSSo^nung l^aben'. 

J)em Surften Qol^ann waren bie §errfd^aften ganb^fron 
unb ganb^berg legirt, fobann bie |)errfd^aft 8ipto*Uiüar in Un*» 
garn nebft einer Slnjal^l Dörfer in $0Jä^ren, bie öom Surften 
SWajcimilian im 3a^re 1618 erlauft toorben toaren, SRoffani, 
Dttinotoe^ u. a. 

5ltte übrigen unbetoeglid^en ®üter fielen nad^ bem Siefta^ 
mente ben fünf S^öd^tern ju, unb jtoar afö SlUob. 35ie beiben 
JEöd^ter aJiaria Slifabetl^, öertoitttoete Sürftin gied^tenftein, unb 
5lntonie ®räfin ßjobor erl^ielten jufammen bie öom ©rafen 
Opperöborf erloufte |)errfd^aft ©öbing, gu gleid^en SEl^eilen ju 
tl^eilen; ©abriele erhielt bie ^errfc^aft ©ternberg, bagu bie 

Of a U e , Sied)tenfiein. II. »b. 23 



— 344 — 

ba^ 8anb öbc ju laffcn. ©clbft ber ^crrfd^aftlid^en gamilic 
fehlte e^ an ©ubfiftcujmitfclm Unter bicfcn Umftänbcn tourbc 
eine faiferlid^e (Sommiffion unter Seitung be^ 5lbte^ SRupert t)on 
Kempten jur Orbnung ber SSer^ältniffe nieberge[efet. S)ie|c 
mad^te ben Sorfd^lag, al^ ba^ einjige 5luöfnnftömittel, bie §err* 
fd^aft ©d^eöenberg ju üerfaufen, mit ber Äauffumme üor allem 
bie iJorberungen ber Untert^anen an bie §errf(^aft gu begleid)en, 
fo orbentlid^e ©teuerüer^altniffe l^erjufteKen unb fonft nad^ 50?ög^ 
lid^feit bie ©d^ulben ju tilgen, gür aüe fonnte bie ©umme 
nid^t auörei(^en. J)er Äaifer gab feine 3^ft5wimung. 2)a njar 
e^ ber (Jötrft Qo^ann 5lbam Slnbreaö üon Sied^tenftein, ber fid^ 
atö Säufer öorfteüte. @r bot bie ©umme öon 115.000 ®ulben 
rl^einifd^ für bie |)errfd^aft, jebod^ fo, baß er fie fd^ulbenfrei 
unb georbnet, mit aüen reid^^unmittelbaren 9te(^ten unb 8rei*= 
l^eiten unb in aüem üöüig losgetrennt öon SSabuj, mit bem fic 
in SSertoaltung unb fonft Dietfad^ üerbunben getüefen mar, er- 
^ielt. J)ie angebotene ©umrne überftieg bei njeitem ben SBert^, 
ba bie §errfd^aft ^öd^ftenS bis 4000, getoö^nlid^ nur 2000 ®ul^ 
ben eintrug. J)er bamalige SSefifeer, ber ®raf 3afob |)annibal 
iJriebrid^ öon §o^enemS, gab (für fid^ tüie für bie 5lgnaten) 
feine 3"[ti^^w^9 ^^^ ebenfo ber 3lbt üon &mpten als faifer^ 
Ii(^er ßommiffar. 5lm 18. Qt^nuar 1699 tüurbe ber Sauf gu 
^o^enemS abgefd^loffen unb untergeid^net '). 

S)er ßrtoerb ber reic^Sunmittelbaren |)errfd^aft ©dfietten^ 
berg toax too^l ein ^ortfd^ritt auf bem SBege ®ife unb ©timme 
auf ber iJörftenbanf ju erl^alten, il^r ©efife aKein aber njurbe für 
ungenügenb erad^tet, ba beibeS, ©timme unb ©ife, tüo^l mit 
SSabuj, aber nid)t mit ©d^ettenberg öerbunben genjefen. ÜDie Se* 
mül^ungen beS dürften |)anS 5lbam junädfift auf bie gürftenbanf 
beS f(^n)äbifd^en SreifeS, ju toeld^em bie §errfd^aft ©c^cUcnberg 
gehörte, ju gelangen, tüaren bal^er 5lnfangS nid^t üon Srfotg 
gefrönt. 35ie SSerl^anblungen jogen fid^ mel^rere 3»a^re in bie 



') ?icrf)tcnp. ?Ctrf)iü H. A If 9?cJ). gol. 260. 



— 345 — 

göngc. 3wnt ©lud bcfanb fid^ bcr fd^toäbifd^c Srci^ biird^ bic 
Srieö^crcigniffe in großer ©clböerlegcn^cit. ®r foütc feinen 
50?ilitärftanb aufredet erhalten unb l^atte feine 3KitteI bagn. 
Unter biefen Umftänben erbot fid^ ber Surft baju, ba im 9)?omcnt 
ein anberer rei(^^unmittelbarer S3e[t<5 nic^t ju ernjerben [tanb, 
baö, tüaö gu ©d^ettenberg nod^ fepe, einfttoeilen bnrd) eine 
©elbfumme gu ergangen. 55er f(^tt)äbifd^e ^eiötag gu Ulm 
meinte, e^ feien gtoar aüerlei Sebenfen öor^anben, bag ber 
3Rangel fürftenmäpiger ®üter burd^ ®elb erfe^t tt)erbe, aKein 
eö fei tt)ieberum gu bead)ten, bag bie gürftentoürbe fd^on lange 
bem §aufe gied^tenftein gehöre, unb ba§ gubem baö jefeige §aupt 
beö §aufe^ anbertt)eitig mit ©lüd^gütern ^inlönglid^ gefegnet 
fei, bie fürftenmägige SBürbe aufredet gu erhalten; man [tünbe 
bal^er nid^t an, ben Surften Sied^tenftein gu @i<5 unb ©timme 
auf ber gürftenbanf be^ Äreifeö gugulaffen, aud^ tooüten fid^ 
alle 50?itglieber be^ ^eife^ öerpflid^ten, baö gleid^e ©ege^ren 
be^ dürften in Segug auf ben SReid^ötag gu SRegenöburg gu 
unterftütjen. S)er ^reiö verlangte bafür bie Summe üon 250.000 
©ulben al^ ein unöerginölid^eö iCarlel^en für bie Sebürfniffe be^ 
Äreife^. ©oüte e^ fpäter fid^ ereignen, baß ber reid^^unmittel* 
bare SScfife be^ §aufe^ Sied^tenftein burd^ anbere Setoerbungen 
öerme^rt njerbe, fo fotte ber Steiö im SSer^ättnig öon jener 
©umme gurüdga^len. Der ^ürft §anö 3lbam ging auf biefe 
Sebingungen ein. 5lm 25. S^oöember 1707 faßte ber Ärei^tag 
gu Ulm bem entfpred)enb feinen S3efd^Iuß, unb baö |)au^ ßied^^* 
tenftein crl^ielt bamit ©ife unb Stimme afö SKitglieb be^ f(^n)äbi^ 
fd^en Steifet fotüo^I für bie männlid^e 5Wad^fommenfd^aft öon 
^a\\^ Slbam tok nacf) i^r ber |)artmannifd^en 8inie; njürbe 
aud^ biefe männli(^erfeitö erlöfc^en, alfo ber 9?ame gied^tenftein 
öerfd^njinben, fo ^öre bamit aud^ ©effion unb SSotum auf. 
3ener i^aä ber $RüdEga^Iung trat nad^ ber ßrnjerbung üon SSabug 
ein, aber ber fd^njöbifc^e ^rei^ l^atte leidster genommen, al^ er 
gurüdgab. (Srft 1736 fefete e« ber gürft 3^ofep^ SBengel tüirflid^ 
burd^, baß i^m ober öielmel^r feinem SKünbcI bie ©umme üon 



— 346 — 

Ib.OÜO (iiiilbeu juvricEgeja^It raurbf, Tiaö mav nllfS, ronö er 
(rretcticii foniitc '). 

Um bk |)trr({^nft Siabuj mar fc^on 8(ci(^,^Eiti9 mit Sif)cl' 
lenbcrg OEV^Gubtlt Worbcii. "iMc 35er^nii Ölungen tuurbeii nni^ 
bfv ©rlnerbung bev flcimven §crt((^nft forfgefc^f, ba bieje iiit^t 
fofort ju bem erfe^iikit ^iele führte, iiämtit^ ju ©tl; unb 
Stimme auf bfm SReiiiStfig. ©c^iiu im ^a^ii 1700 ^atte bcr« 
Surft §Qn6 5tbQni für bic ®rnff(^aft ajabuä qÜcS in aütm 
290.000 ®utben geboten, Wieberum etue ben wahren Serl^ 
üfierfteigenbc ©uinmr, ba baö Srtragiiig, ineff^cS DorjugSIoeifc 
auö bcm aöcin fam, iu guten ^n^rni l)Üii)ftenS 7000 ®nlben 
erreit^te, gcTOöfinlic^ aber Eonm 4CX)0 betrug. iCie O^amilie 
§D!)ciicm8 aber ^atte bei bcr bamaligen ©i^ulbenlaft gar nid)t8 
Bon beiben ^crrfc^aften. S>enmic(), obiuo^l mit bem ffinufftftiding 
ntle ©itinlben gejatilt, bie tibrigcu SBefitjungen befreit nerben 
fonnlen unb uoc^ eiu guter ^eft ;;u auberen Erwerbungen übrig 
gebiicbeit wäre, tani ber ißcrtauf bamnlö utt^t ju ©tnube, jn 
alle 3?er^aubtungeH fc^eiueii etue SBeife geruht ^u ^abcn, wii^^ 
renbbeß ber ^ixxit ^anS 9(bam ouf aitbcrc Söeifc, wenigfteuö 
t^eilmeifc ^^iim ^ieic fam. Mein bic f(t)Icii)tf i'nge ber liol^eu' 
emier war buri^ beu Setfanf dou ©t^cUeiiberg utcf|t befeitigl 
TOorben. T>a8 Slugebot beS Sfirftcu bot ju Diele ä^ott^eile bnr; 
ein beffereß loar uic^t ju eTf)altcn, i(t)iocrIic^ jemalö ein glnc&eS. 
©0 wurbeu uad) Sf^'tiä^nflft nutetbret^uug bie SJcr^nublungen 
roieber anfgeuommcn unb ber ffnufüertrag eublid) am 22. 3c' 
btuar 1712 im ©c^loffe ju §o^euem8 abgefc^Ioffeu unb wutEr= 
üeid)net. ißertrefer beö gürften War ffinri ©(^elenberger, fiirfflie^er 
8{at() uubSfiiwnU; -3afob ^annibal ®rnf oon §ol)eucniS unfet' 
Seif^uct Wieber für fic£) unb feine Grbeu unb tm 9Inmen bcS 
gaujcn ^nufcö. T'k tniferlic^e Seflätiguug trügt bnö '©atum 
Born 7. Süärj beSfelben 3flt)teS. Der Saufpreis mar ber fc^on 
früher angebotene Boii 290.000 @ulben, fo bog beibc §errf(^Qften 



') Eie^lciifl. aiTdiiu in Sfiiicn H. ^29; avdjiu iu öiil[dioBilä 3106. 



— 347 — 

;}ufammcn ober baö imd^l^crigc J^ürftentl^um auf 405.000 ®ul* 
bcn gcfommen tüarcn. ®o ging bic „Immebiatc freie SRcid^ö* 
®raf* unb ^errfd^aft 35abuj, toeld^c Jeber 3^^* ^'"^ ©raffd^aft 
bc^ ^eiligen römifd^en SRcid^ö getüefen unb bi« dato ift, wie 
benn fold^e in a. 1166 vermöge eine^ SSerjic^tbriefe^ Don ®rafen 
Don SBerttenberg gegen SSifd^of Otlieben gu ßl^ur, unb a. 1431 
t)on Sönig ©igiömunb, a. 1492 öon Äaifer iJriebrid^,- a. 1507, 
a. 1514, a. 1566 üon Äaifer üßafimiliano aKgeit bie ©ran* 
bciftfd^e ®raf^ unb §errfd^aft intituliret" — an ba^ §au^ 
8icdf|tenftein über ^) ; mit att ben SRec^ten unb B^O^^örungen, toie 
fie biö bal^in bie ©rafen öon |)o^enem^ befeffen l^atten. 

Irofe biefer enblic^en tl^euren (Srtoerbung öon SSabnj blieb 
aber noc^ ein le^ter ©d^ritt ju t^un übrig, nämlid^ bic Sr^ 
^ebung beiber ^errfd^aften in ein wirllid^e« gürftentl^um unb 
ber Eintritt in ben SReid^ötag. Slud^ bieö Ware wol^I nod^ bem 
iJürftcn |)anö Slbam gelungen, wenn i^n nid^t ber 2^ob gu frü^ 
l^inweggenommen ^öttc. (Sr ^atte nid^t einmal bie ©cnugt^uung 
unb bic gi^cube, einen eigenen @o^n bie iJrüdfitc feiner änftren* 
gungen unb feinet SBirfcnö gcnicBcn ju feigen. 

55er ^Jörft $anö Slbam Slnbrca^ l^attc fid^, wie fd^on oben 
angegeben, mit ber görftin (grbmunba SWaria S^l^crcfia öon 
35ietrid^ftein am 13. gcbruar 1681 öermä^lt. J)iefer ßl^c ent*' 
ftammten jwei ©ö^nc unb fünf SCöd^tcr, öon benen bie crfteren 
beiben üor bem SSater ftarben, bic anberen aber i^n fömmtlid^ 
überlebten. Sin erfter ©ol^n war 1682 fd^on in frül^cfter fiinb* 
^eit wiebcr geftorben. 55ie SRcil^enfolgc ber Sinbcr nac^ ber 3^it 
i^rer ®eburt ift bie folgcnbe: 

1. 9)?aria glifabet^, geboren ben 3. ÜKai 1683. ®ie 
^eirat^etc im Qal^rc 1702 ben 30. Dctober^) i^rcn SScrwanbten 
au^ ber Sinie ©unbader^, ben iJürften SWapmilian Qßtob 9Jtorig 



^) Sicd^tcnft. ard^iö H. A « u. 20. 

2) 3Son biefcm Xa^t botirt bic urlunblidjc ^cirotl^öobrcbc im 2\e6)* 
tcnji. Slrd^iü D. 68. ^Ijve SBcrjid^tlciflung iBurbc om 3. 3uU 1703 in bic 
mö^rifd^c Sonbtofcl eingelegt. 



ttion bcu SCöd^tcrn bc^ dürften ^an§ 3lbam ift c^ Zfft-^ 
rcfin, geboren am 11. 3)iai 1694, njelc^e ficf) ein blcibcube^ 
Slubenfen geftiftet ^at. 3Sou i^r ift barum bcfouber^ ju berid^ten. 
ÜDurc^ ba^ Jeftameut be^ 3Sater^ toaren i^r bie großen bei 
^rag gelegenen ©efi^ungen ©d^njarjf oftelefe , Slurjinonjeö unb 
©fnjore^ al^ Srbe jugefaöcn. !Der Se[i<} tünrbe i^r freilid^ 
burc^ ben neuen (5()ef be^ §aufe^, ben dürften 3lnton glorian, 
ftreitig gemacf)t, boc^ genjann fie ben ^roje^ unb bamit btn 
ferneren unangefochtenen S3efife mit Slu^na^me ber §errfci|aft 
^lanian, bie bem dürften 3lnton glorian blieb. 5Rid^t lange 
barnad^ öermä^lte fie fic^ mit bem ^rinjen ober |)erjoge öon 
®at)o^en*(5arignan, J^omaö ßmanuel, faiferlid^em (Jclbmarfd^att* 
Sicutenant, beffen Äüraffierregiment bamafö in unb bei ©d^njarj* 
foftele^ tag. "Die 3Scrmö^Iung fanb am 24. October 1713 in 
ber bortigcn @d)lo§fapette ftatt^). ^rinj (SmanucI luar Sugenö 
öon ©aöo^en 'Jieffe, ber ©ol^n feinet älteren Sruberö Subtoig 
Sl^oma^, $crjogö öon ©oiffon^, unb geboren am 8. ÜDecember 
1687. 5lm 23. (September 1714 erfreute bie ^erjogin Sl^erefia 
i^ren ®ema^l mit ber ®cburt eine^ ©o^ne^, tt)eld)er bie 9?amen 
Sugen Qol^ann i^ranj erhielt. Sie befanb ftd^ bamalö in 
©c^marjfoftelefe unter fe^r betrübenbcn 23er^ältniffen. Sine ^eft 
^atte fic^ öon ^rag au^ über ba^ l^anb verbreitet unb tüütl^ete 



— 360 — 

cntfc(älid^ gcrabc in @(^tt)arjIo[tclc(ä iinb allen ju biefcn §crr^ 
fd^aften gel^örigcn Orten. SC^erefia l^alf, \m fie !onnte. 

!Dic ^crjogin S^^erefia, eine bcbeutenbc j^^au in ber 2lrt 
i^rc^ SSaterö, fül^rte gnte SSertoaltung anf ben |)errfcf)aften. 
J)iefe fefete fie balb in ben @tanb, ben S3e[i^ ju vergrößern, 
©d^on 1718 er!aufte fie öon SBenjel SBratiöIato Sorjef Do* 
l^ateft) üon 35o^ali<5 baö auö brei lanbtäflid^en $Ritterfi^en unb 
§öfen befte^enbe ®ut ^rjiftaupin um 39.100 ®ulben unb üon 
beffen ©ema^lin SKaria ^[ol^anna ©o^aföft) ba^ lanbtäfüc^e 
®ut Unterffd^eü um 10.900, jufammen alfo um 50.000 ®nU 
ben, unb vereinigte fie mit ber |)errfd^aft ©d^warjfoftelefe. JSt^ 
beutenber nod^ toar ber SRürffauf ber §errfd)aft ^lanian t)on 
ben ^rimogeniturerben i^re^ $aufe^ im Qal^re 1726. @ie crl^iclt 
biefelbe afö Slßobialgut gegen eine baar auögega^lte Summe 
öon 300.000 ®ulben. 

Qm folgenben Qal^re üerlor bie ^erjogin i^ren ©emal^I 
nac^ einer glürflid^en @^e. 2)er ^rinj (gmanuel 2^^omaö öon 
©aöo^en ftarb am 28. October 1729 ») ju Söien an ben Slat* 
tern unb tourbe ju @t. ©tepl^an in ber Äreujfapeüe beigefeßt, 
bie feitbem bie faöo^fc^e ^eißt. ©eine ©emal^Iin betrauerte feinen 
SEob auf^ tiefftc unb ließ il^m, fonjie fpäter bem "ißrinjcn ßugen, 
ber baneben beigefefet tt)urbe, in ber genannten ^apeüe ein 
präd^tigeö ®rabmal errichten 2). (gie ^atte auc^ balb ben 2^ob 
il^re^ einjigen ©o^neö ju beflagen. J)er junge ^rinj Sugen 
Qo^ann ^ranj öon ©aöo^en^^Sarignan tt)ar ju 2^urin am §ofe 
be^ Äönig^ öon ©arbinien SSictor Slmabeuö, $ergog^ öon @a* 
t)ot)tn, ber i^n fe^r liebte unb il^m ben Slnnunciatenorben üerlie^cn 
^atte, erjogen njorben. Äarl VI. öerliel^ i^m 1731 ba^ golbene 
SStieß unb 1732 ein ^üraffierregiment, njorauf ber junge "ißrinj 



*) S)icfcö S)atum naä) ^orftj, 0. 0. O.; bie onbcrcn Oucttcu 
geben bcnfelben Xa% be§ 2)ecember, f. oben. 

2) Sefd^reibung ber SD'letropolitanfird^e gu ^t (Bteplfan in SBien 
@. 138. 307. 



— 361 - 

ücrfd^icbcne Sauber bereifte. 1734 öon SSerlin, mo er jule^t 
njar, gurürfgefel^rt, luiirbe er juin ®eneral^J?elbtoad^tmeiftcr er-- 
nanut iiub begab fid) fofort jur 3lrmce feincö D^eimö an ben 
$R^ein. 5D?nn fefjtc gro^e Hoffnungen auf if|n, unb er fc^ien ba^ 
SSertrauen ööüig ju rechtfertigen, afö i^n eben tt)äf|renb biefe^ 
iJelbjuge^ ein attjufrü^er Stob im f|ifeigen lieber ju üKann^eini 
in ber 9tad^t öom 23. auf ben 24. S'ioöember 1734 ^intt)cg== 
raffte, öereitö toar i^m bic ^rinjeffin SJiaria SE^ercfia gvan* 
ji^fa öon äWaffa jur 33raut unb mit i^r ba^ gürftent^um SKaffa 
alö |)eirat^^gut beftimmt getoefen *). 

3>nbcffen fu^r bie ^erjogin fort für i^rc ^errfd^aften ju 
forgen. 1735 btqann fie ben S5au einer neuen ^farrfirc^c ju 
©c^njarjfoftelefe. Sil« er 1737 öoüenbet toar, lieg fie bie Äir(^e 
öon Söiener Sünftlern mit ©emälben unb plaftifc^em ©c^murf 
au^ftatten. 5lnd^ bie ©emeinbe ju Ärut erl^ielt eine neue ^farr* 
firciie, ttjeld^e 1739 begonnen tourbe. S)urd^ ein patent, batirt 
au« 9Bien öom 24. a»ärj 1636, befreite fie atte Sftrger ber 
@tabt @d^tt)arjfoftelefe üon ber Seibcigenfc^aft. @ö gab barüber 
großen ^ubel unb eine allgemeine firc^lic^e unb bürgerlid^e gcft* 
lic^feit im Orte. 1737 erweiterte fie abermals ben Sefife t)on 
©d^njarjfoftele^, inbem fie ben fogenanntcn S^rojanifd^en ^Jrei^of 
ju Sitan um 18.000 ®ntben fauftc. SBenige Qa^re barnad^ 
begannen aber toieber fdimere ^ciUn für biefe Sefifeungcn. ©o- 
njo^l in ben fdjlefifdien Kriegen, tüie im fiebenjä^rigen tourbcn 
fie öon ben prcugifcfien SRequifitionen l^art mitgenommen unb 
tüaren tüicber^olt ber ©(^auptafe bc^ ^riegeö fclbft. S)ie ©c^lad^t 
öon ^ollin tüurbe auf bem ®ebiete öon ^lanian gefdjlagen. 
ÜDie fd)limmfte ^tit aber njar njol^l bicjenige, njeld^e 1770 für 
einige 3a^rc l^ereinbrad^. !Dem äJJigtüad^ö biefer Qa^re folgte 
eine Hungersnöte, ber Hungersnöte folgten ©pibcmicn, ttjeld^e 
fic^ über gang SSö^nten ausbreiteten unb einen gropcn S^^^il 
ber Senjo^ner hinrafften. J)ie Herjogin S^^^refia ^ölf auf i^rem 



1) $orft), 0. a. O. 



^ 362 — 

&tb\tit, too unb toie fte fonnte, fpenbete t^re Sorrat^, gab 
Sern für bie %tdtt unb fuc^te bcn Unbefc^aftigten Arbeit unb 
93erbienft }u geben. 9ud biefem @Tunbe (ies fte Derfc^iebene 
S3trt^)(^Qft^ebaube renoDtren unb ^tte auc^, rx>\t eine ^nfc^rift 
bejeugt, bie beftimmte Sbfu^t gefaßt, ba^ ganje Schloß um^ 
bauen ober neu aufführen ju laffen, obmo^I e^ feine^loeg^ atö 
baufäQig gelten lonnte. @ie gelangte aber nic^t me^ jur Slud^ 
fü^ung biefer abfielt, fonbem ftarb, btoox fte ben Sau be^ 
ginnen fonnte, am 20. Februar 1772 unb tturbe )u ®t. ®tt* 
pl^an in äBien in ber faoo^fc^en Stcüptüt beigefe^t. 

^Ia6) iffctm Jcftament »), in loelc^em fte „^erjogin öon 
©aüo^en, ^rinjcffin ju ^iemont, ÜJlarlgrafin Don ©alujjo, 
Gräfin ju ®oiffon^, be^ ^eiligen römifc^en 3ieic^^ geborne 
Jürftin öon giet^tenftcin" u. f. ». genannt »irb, loar fic ba* 
mal^ im Sefife ber §errfc^aften Äoftelefe, ^lanian, 2lurjinott)e^, 
©hüorefe, Äauni^ unb 5Rattai in SSö^men, bann 3tti>cnau, J)iet* 
ter^borf, tocld^e i^r nad^ bem 2^obe il^rer aJiutter jugefalten 
loaren, unb ^i^cnborf (©üdiienborf) in Oeftcrrcit^ unter ber 
Snn^ an unb auf bem S^uüner gelbe. S)icfe ®üter, tDcIc^e ju* 
fammen einen l^öc^ft bctrad^tlit^cn, fc^on aüein ein großem SSer* 
mögen reprafentirenben Scfife auömac^ten, öermac^te fic, ben 
©lanj il^re^ §aufc^ ju Derme^rcn, bem Sleltcften ber bamafö 
älteren ginie unb 9iegicrcr be^ §aufe^ Siec^tcnftcin, unter ber 
SScbingung, bap fie in ben bleibenbcn Sefi^ bc^ alteren aWaio* 
ratö treten, ba§ ber SRegierer fie ftet^ feinem iRac^folger in 
gleid^er SBeife ^intertaffe unb, »enu möglich, e^ ju erreichen 
trad^te, bap fie afö (Jibeicommi^ bem -lökiorate einüerleibt 
tt)ürben. ®ie fügte aber im 2^eftameut noc^ anbere, unb jwar 
erfd^merenbe, htn öefi^j belaftenbe Scbingungen ^inju, auf bereu 
grfüttung fte aber in fo beftimmter unb ernfter SBeifc brang, 
baö, foüte ber ernannte Unit)erfalerbe, ber SRegierer be^ C)aufe^, 
fic^ ber ßrfüttung ttjeigcrn ober baran ju änbern trachten, 



') Ddo. Söien, 16. ^luguft; ^icc^tcnft. ^4rd^iö G. 114. 



— 363 — 

al^bann er bcö ganjcii SScfifec^ ücriuftig gelten foKc. gür biefen 
(JaK fejjte fic in einem Sobicitt ben Äaifer Qofepl^ jum UniüerfaU 
erben ein. Um ber genanen Srfüüung, bic il^r augerorbentlid^ 
am §erjen lag, fieser ju fein, ernannte fie gur (S^ecntion beö 
S^eftamenteö, fotoie jur bleibenben Uebertoad^ung aüer il^rer 3Ser* 
fügungen jtoei Scanner i^rcö öoüften 3Sertranen^, ben Oberft* 
tanbrid^ter Orafen S^riftop^ ßaüriani unb ben Sanbrat^ 
Sluguftin öon Slid^en, beibe mit jä^rlid^er öefolbnng, meldte i^r 
Srbe anö bem ßinfommen be^ Ererbten jn jaulen ^aben toürbe. 
2)icfe öebingungen, ttjeld^e fie i^rem Uniüerfalerben nnb feinen 
9lac^foIgern auferlegte, beftanben in ber Slu^ja^Iung öieler unb 
beträd^tlic^er Legate, ganj öor aüem aber in ber 3^^l"^^9 ^^^ 
Soften für bie Unterhaltung i^rer grogartigen Stiftungen. 

35ie |)er3ogin 2^^erefia toar, njie fdion oben angebeutet, 
nac^ bem STobe i^reö ©emal^Iö forttt)ä^renb unb in gar öiel* 
fac^er 3Beife beftrebt gemefen, i^r bebeutenbe^ ßinfommen ju 
frommen unb njop^ätigen ^totdtn ju öertt)ert^en. @ie fclbft 
lebte, nad^ ber in il^rem SCcftamente ermähnten unb befc^cnften 
2)ienerfd^aft ju fd^Iiegen, burc^au^ auf großem ^Ju^e il^rem 
©tanbe gemä^. 5lber allein fte^enb, toie fie toax naä) bem 
2^obe i^reö ©ol^ne^, unb mit bem njirt^fd^aftlid^en SCalent i^re^ 
3Sater^ begabt, blieb i^r genug, mit guter SSertuenbung be^ 
9tefteö ein ^öd^ft e^renüotte^ unb bleibenben Slnbenfen ju fiebern. 
3a^lrcid^e noc^ erhaltene Quittungen bett)eifen, toie fie vorüber* 
gel^enb Sirenen, Älöftcr, ©emeinben ju mannigfad^en 3^^^^^^ 
unb jum S^eil mit bebeutenben Summen befd^enftc. SBid^tiger aber 
nod^ finb bei njeitcm i^re bleibenben Stiftungen, bie nid^t nur ber 
grömmig!eit, fonbern ebenfo au(^ ber 9Ko^lt^ätigfeit, ber ©arm* 
^erjig!eit unb gan3 in^befonbere and} ber (Srjie^ung unb bem Unter* 
ricf)t galten. Unter ben Stiftungen ber legten 3lrt befanben fidfi 
felbft jttjei Öe^rplä^e an ber !aiferlicf)en ^orietlanfabrif in SBien ^). 



*) @cgcntt)ärtig in ein (Sti^cnbium für t>k tunflfc^ulc bc8 öpcr= 
rcid^ifd^cn 3Jlufcum6 umgcwanbclt. 



— 3«34 — 

X'icienigen @tiftuitgen, iDclc^e Dor aQem ba^^ 9nbenfen 
ber .^rjoqiii I^crcfe Don ®aüot)cn Icbcnbig erhalten ffabtn, 
finb bie faDo^ijdic SRitterafabcmic, ba^ faDo^ift^c abeligc S)amcn* 
ftift unb bancbeu bic Canonilatc bei @t. ©tcp^an. 

35oii bicfer leiteten atö bcr minbcft »ic^tigcn ©tiftung 
gucrft ju fprcd^cn, fo waren üor 3^'^^" ^^ (Sanonifate bei 
@t. ©tep^an öieriinbjmanjig getocfen ; bie ßinfünfte Ratten aber 
nic^t au^gcreid^t, um fie aKc ftanbe^gemaB ju erhalten. 35ie 
3al^I ber 55om]^errcu war ba^er auf üierjcl^n jurüdgegangcn^ 
Welche toieber bem ©ieuft uic^t genügen lonnten ^). 2)ie §er* 
jogin S^^ercfta öcrmel^rte bie 3^^^ ^"^^ ^^^^ Stiftung toieber 
auf ad^tgc^n. 5Da aber feine Sanonilate für ben ^ol^en Slbel 
bei @t. ©tepl^an ejiftirten, fo beftimmte fie, baß bie neuen 
t)ier J)om^evren nur auö bem |)errenftanbe Oefterreid^^ fein 
foüteu, unb bag fie gum Setoeife biö ju einem gelüiffen ®rabe 
eine Sl^nenprobe beizubringen l^ätten. J)aö SRed^t ber prüfen* 
tation tüurbe i^rcm Uniöerfalerben, bem iebeömaligen 9?egiercr 
be^ |)aufe^ ?ied^tenftein, übertragen. Qebem i^rer ©oml^erren 
beftimmte fie jä^rlid^ bie ©umme üon 3000 ©ulbcn unb außer* 
bem in attem für bie |)erfteüung il^rer SBo^nungen 12.000 ®ul* 
ben. ©er ©tiftbrief batirt SBien ben 8. Sluguft 1769. ©pater 
nac^ i^rem 2^obe würben jtoifdien il^rem Srben, bem Surften 
granj Qofep^, unb bem Srgbifcf)of SWigajji üon SBieu einige 
3Seränberungen in ben 9)iobalitäten vereinbart unb mit ber 
ganjen ©tiftung üon ber Saiferin 3)iaria S^l^erefia am 19. Qa* 
nuar 1773 beftätigt^). 

I)ic faöo^if(^e 9tittera!abemie ftiftete bie ^erjogin 2^^erefia 
bereite im Qa^re 1749 unb ließ für biefelbe auf ber Saimgrube 
ba^ ®ebäube (baö fat)ot)if(^e ©tift) neu aufführen. Da aber 
norf) üevfc^iebene SSer^anblungen geführt würben, jum Zlftxl 
mit ber ©tabt, jum Z^tii mit ben !?anbftänben, bie ©tiftungö* 

') i8c[d)vcibim(j bev "iFJctropolitauürdjc ^t. &Q\)l)a\\, 182. 
2) !L'icd;tenft. %vd)i\). 



— 365 — 

pläfec crrid^tctcn, jum I^cil mit bcr Äaifcrin, in bcrcn ^rotcc- 
tion unb Oberleitung (burc^ ba^ Directorium in publicis et 
cameralibus) baö Qnftitut geftettt Würbe, aud^ einige SSer* 
anberungen fid^ not^toenbig ermiefen, fo batirt ber befinitiüe, 
üon ber Äaiferin SWaria S^^erefm betätigte ©tiftöbrief er[t Dom 
8. ©eptember 1756»). S)a^ ^nftitnt toax barna^ nur für 
abelige Jünglinge fat^olifd^er ^Religion bcftimmt, fie jum Seften 
be^ gemeinen SBefen^ ju erjicl^cn, fie in aßen erforberlid^en 
SBiffenfd^aften unb aßen anftänbigen Sjercitien au^jubilben. 'Der 
eigentliche Unterrid^t toar iif bie §änbe bcr ^iariften gelegt; 
eö tourben aber augerbem noc^ fünf toeltlid^e ^rofefforen be- 
fteKt, brei für bie ücrfc^iebenen i^ixä^tx ber 9ted^tön)iffenfd^aft, 
einer für bie üKilitör* unb einer für bie ßiüilbanfunft, beö* 
gleichen ein Sanjmeifter, ein ^J^d^tmeifter unb ein Ober* unb 
3tt)ei Unterbereiter. iJür Pflege unb Untcrrid^t l^atten bie 3ög* 
lingc ial^rlid^ 600 fl. ju jal^len ; ba aber biefe ©umme nid^t au^* 
reid^te, fo jal^lte bie |)erxogin iäl^rlid^ 10.000 fl. l^inju, gu toeld^er 
3a^Iung fie aud^ i^ren 5Wad^folger im Seftamente verpflichtete, 
©emöß biefem ©tiftöbrief beftanb bie faüot)ifd^c 3lfabemie unöer* 
änbert bi^ jum Qal^re 1778; bamafö aber ging fie nad^ Ueberein* 
lommen gtoifd^en ber laiferlid^en ^Regierung unb bem fürftlid^en 
§aufe gied^tenftein ganj in baö öon ber Äaiferin ÜWaria SCl^crefia 
geftiftete SEl^erefianum auf. !Dieö gcfd^a^ tt)ol^I fcineötoeg^ in 
Uebereinftimmung mit bem SSSiöen ber ©tifterin, bie im SCefta=» 
mente nid^t genug üKül^e unb Sorgfalt jeigen fann, i^rcn 
(Stiftungen bie Swigfeit ju fid^ern, Ja i^ren Uniöerfalerben au«* 
brürfUd^ öon ber 3^^I^"9^PP*^t entbinbet, im j^aUt mit il^rer 
äfabcmie burc^greifenbe SSeränberungen vorgenommen würben. 
J)a« abelige ©amenftift war bie lefete ber brei großen 
Stiftungen. 35er Stiftbrief batirt öom 18. Sluguft 1769, bie 
Statuten t)om 20. äuguft beffelben ^a^xt^, bie faiferlid^e ©e* 
ftatigung öom 21. 3;uli 1772. S)ie taiferin ÜWaria SE^erefta 



») Sicd^tcnfl. ^Ird^iö. 



— 366 - 

übtvnaffm bo? ißrotr aorat uiU> ommracb, f o lodt ee mödüA. f nie 
(sr\ffcr\og^ als Cbnin dn^ufc^oL Üf Stinrnn taufte ale Si$ 
yoe'i neben einander gelegene päufer in ber ^obanne^oiTe unb 
oemuu^te fie im iTenament bem Stift nie eigent^m. Vit 
Soften fotDo^ fnr bie @rünbung toie fnr bie jä^icj^n 3ue^ 
gaben toaten auBerbem nii^t unbebeutenb. Tie peqogin be- 
laftete teftamentorifc^ i^ren UniDerialerben mit ber iö^icj^n 
Summe Don 19.180 @ulben. Tie x^berin erhielt eine \äSpc^ 
iidft ^'olbung Don SOOJ @ulben, bie ^röulein Don 650 @ul^ 
ben, tDofnr fte freiließ Soft unb SIeibung beforgen mußten. 
& foOten nac^ bem Stiftbrief unb ben Statuten bie im ^a^ 
1773 nad^ bem Xo^ ber Stifterin mit einigen nacbtTäglic^n 
^3eftimmungen ober Erläuterungen ber Saiferin ^aria X^erefta 
gebrutft tourben, im ^anjen ^loanjig ^räulein fdn bon ftift« 
mäßigem 3(be(, bie f)ä(fte au^ $ö^men, bie ^Ifte aue ben 
öfterreic^ifc^n 6rblanben. Tie Cberin mußte fürftiic^n ober 
gräflic^n ©efc^lec^te fein unb batte auc^ in le^terem $aQe ben 
Stang einer ^yürftin. Ta^ Stecht ber Stepräfentation fmnb t>tm 
3(e(teften bee fürftlic^n ^ufee ^iec^tenftein ju. rie X'amen 
loo^nten unb lebten ade im Stifte^ufe; für i^ SIeibung, 
ifftt geift(i(^n Uebungen, für i^ren 9udgang unb Umgang toaren 
befrimmte ^orfc^riften in ben Statuten gegeben. 6e UKir i^nen 
erlaubt, aue bem Stift ju treten um }u ^iratl^n ober in ein 
Slofter ju ge^n. 3m erftrren i\üüc erhielten fie nodb eine ^2it^ 
gift ; biefc mürbe ou« einer Summe bon 2(M) Bulben gegeben, 
loelc^ ber Uniberfalerbe nod^ jä^lic^ }u biefem ^totdc ju jaulen 
^tte. 

J^iqe^ abeüge 'T^imcnftift ift e^ roof^l borjug^ioeife getoefen, 
loelc^ee ben 92amen ber f>er}ogin ^2aria Zf)crt)\a bon Sabo^en 
(ebenbig er^Uen i^at &^ä^renb bie große Stiftung ber 9iitter« 
afabemie in bae S^^fianum aufging unb fic^ in Stiftung^plä^e 
bemmnbelte, ift ba^ ramenftift am urfprünglic^n ißla^ bi^ auf 
ben [gütigen Tag n>o^(er^aUen geblieben. 



XI. o^ßfcßntfl 



Mvft i^crimatin I. «nb feitic (I6efd)uii|ler {(6m- 
Ufktrs )tad|li0ininenfd)afl) nebjt Ütartinilinn 

3ahob Moti}. 



•08©- 



3ßG 



ökrnaöm boS ^volcctoral iiiib ocrfpraif), fo weit tS möglich, Hne 
'^Jflfi^iogii' "'8 Obmn einjiifeljen. '^k ©tifteriii taufle alö (5i(j 
jiDci neben «inanbcr gelegene ^oiijcr in bcr 3Dl)annc^gaffc unb 
Ocrmac^fe fie im 3;c[tQmcnt bcni ©tift «18 Sigentljuni. Die 
Soften forao^l für bic ©rfliibiing roie fflr bie jä^rlic^cn Stu«' 
gatcii ipatcn QutcrbEm nid)t unbcbcutenb. '3Me ^eijogin be^ 
laftefe teftnmEntarijcfi i^ten Uniiievfalerben mit ber jäf|rli(§en 
©nmmc Bon 19.180 (Sutbfit. "Cic Oberin erhielt eine jöfir- 
Ii*e SffolOnitg oon 3000 ©ulöcn, bie 5i-Q"tet« 'oon 650 &uU 
bcn, iDofßc fie freiließ ffoft itnb fifeibitng beforgen mußten. 
i^S (olltcn nnt^ Bern Stiftbriff nnb bcn ©tfituten bie im Qa^rc 
1773 mä) bem ÜTobe ber ©tifteriii mit einigen nad)lräg[i(^eii 
öeftimmnitgen ober Svläiiteruiigen bet i?Qt(eri» Slinriu 3:l)etefiQ 
gebrudt iBiirben, im (Sanjen äwanjig gtänlein fein tion ftift- 
niüSigem 3(bel, bic Raffte niiö Sö^men, bie §älftc an« ben 
ßftcrveid)ifd)eii Srblnnben. Tie Oberin mnfete fürftlic^eii ober 
gräflid;rn @ef(^le[^t§ fein nnb f)atle nni^ in Ic^terem i^nlle ben 
'Jtaitg einer gürftin. 5>aö 9Ici^t ber 9tEpräfentniion ftnnb bem 
3lelteften beS fürfltic^en §oiifc3 Siei^tcnftein jit. Ilic Damen 
roo^nteii unb lebten nlle im ©tiftStiniifc ; für i^re iileibung, 
i^re geifllidfeit Ucbiuiflcn, för iljren 9liißgang nitb Umgang rooreii 
beftimmte 35ovf(iinfteu iti ben Sintuten gegeben. @S War i^nen 
erlaubt, mtS bem <3tift jn treten nni }n ^eirat^en ober in ein 
Ätofter pi ge^cn. Qm erfteteTi f^alte erhielten fie nod) eine 9)fit= 
gift; biefe ipurbe nnö einer isiimme bou 2(KXy (Sulben gegeben, 
meldie bev llnioerfalerbe nocti jäfjrlirf) jn biejem ^mät jn jaulen 
^Qtte. 

DiefeS nbeüge Dumenflift ift te roo^l öoringöweife gcroefeu, 
roelctiee ben 9Janien ber §)erjogin 'Ataxia I^ercfin Bon Snoo^eii 
lebenbig erhalten Iinl. äBÜlircnb bie große ©liflung ber iHitler* 
nfabemie in bnd ^^erefiannm aufging unb fid) in <StiftniigS|jlä$e 
nerWanbelte, ift btiS Damenflift dm nrfprünglidien '^lage bis auf 
bcn ^enligeii Sing rootilerljanen geblieben. 



XI. ^ßfcjnill 



iFür|t j^arhnann I. iinii feine (Ü^efditotfler (CSitn- 
kfkers )[tad)Hoininenfd)afl) nebfl Jlaftmilian 

3ak0b Mot'x}. 



- -Ö8g>- 



(^ie 9tci^c bcr Äiubcr bcö dürften ©uubader üon feiner 
erfteu ©ema^liu Signet ®räfin üou Oftfrieölanb beginnt mit 
löc^tern. !Die erfte berfelben ^uliana »urbe im 3a^re 1605 
am 29. Slpril geboren unb üermä^lte fic^ 1622 mit bem ®rafen 
Slicolau^ ijugger gu 5Worbenborf. ©ie toav 3Kutter üieler 
Jöc^ter, bie aber faft aüe üor i^r ftarben. 9iur eine berfelben 
üermä^Ite ^iä) unb gtoar an einen ®rafen ©d^aumburg. 3>"Iiöna 
ftarb 1658 im breiunbfünfiigfteu 3^a^re i^reig Sllter«. 

!Die gtüeite S^oc^ter (SUfabet^ tourbe am 25. (September 
1606 geboren, ftarb aber bereite 1630 unoermä^lt. 

5Die britte 3)?ajimiliane ßonftanjia »urbe im 3»a^re 
1608 geboren unb oermö^lte fic^ 1630 mit bem ®rafen 3)iat* 
t^iaig üon J^urn unb Jaji^^SSalfaffina. @ie ftarb gu ®örj 1642. 

3i^r folgte gum üierten ein ©o^n, toeld^er in ber laufe 
ben 9iamen ßäfar erhielt; aber geboren am 31. Quli 1609, 
ftarb er bereite »ieber im näd^ften Qa^re. 

5De^gleic^en ftarb im erften 3»a^re i^reö gebend bie üierte 
lod^ter 3»o^anna. @ie »urbe 1611 am 4. 3luni geboren unb 
liegt tt)ie i^re ©d^wefter Slifabet^ ju Söilfer^borf begraben. 

9iun folgt ^artmann, al^ gürft ber erfte biefe^ 5Ramen^, 
»eld^er ber Stammhalter be^ heutigen $aufe^ ßied^tenftein 
»erben fottte. (Sr »ar am 9. gebruar 1613 geboren, ©eine 
perfönlic^e 35ebeutung beruht üor allem in ber au^gejeic^neten 
SSertüaltung feiner ererbten öefiftungen, bie er ungeachtet ber 

^alU, Sied)tenflein. U. »b. 24 



— 370 — 

fd^tücrcn ^titm unb ber garten 3ScrIufte, üon bcncn fic betroffen 
tt)urben, ju ^o^er 35lüt^e brad^te. 35oc^ l^atte anä) er an ben 
großen Ärieg^ereiflniffen, »elc^e in feine ^lugenbieit fielen, tl^eil* 
genommen. SSlai) ber im ©efc^mad {ener 3^it überfd^toanglid^ floöfel* 
reid^en ßeic^enrebe, meldte i^m naä) feinem lobe in Siumburg bei 
bem aufgerid^teten „Castnim doloris" gehalten tourbe *), trat er 
fc^on fel^r frü^ in bie 3lrmee ein. @r biente unter SBattenftein 
al^ Oberftlieutenant mit großer 2!a))ferfeit unb Sluöjeid^nung, 
lämpfte mit in ber großen ©c^Iad^t bei 5Rürnberg, aU bie 
©c^toeben SBattenftein^ Säger ftürmten, unb fobann bei Süfeen, 
tt)o er brei Sugeltounben erhielt unb ac^t ©tunben lang für 
tobt auf bem ©c^lac^tfelbe liegen blieb, ©effenungeac^tet biente 
er nad^ feiner $erfteltung »eiter unb na^m S^l^eit an ber ©d^lad^t 
bei 5Rörbtingen. 5Die legten Ärieg^ereigniffe, bei benen er nod^ 
bet^eiligt gewefen, fc^einen bie (Sreigniffe üon Olmü^ getoefen 
JU fein, aU bie ©d^toeben unter lorftenfon 1642 bie ©tabt 
angriffen unb eroberten. 

©d^on üor biefen legten Sreigniffen l^atte ijürft §artmann 
fid^ oerma^lt. SBa^rfc^einlid^ »ar eö bie friegerifc^e Saufba^n 
gemefen mit i^ren äßec^felfaUen, bie i^n nac^ ßöln gebrad^t 
l^atte, too er. bie S3elanntfc^aft üon ©ibonia Slifabet^, S^od^ter 
be^ ©rafen @rnft griebric^ üon ©atm ^ 9teifferfc^eibt unb 
3Karia Urfula, gebornen ®rafin gu 8einingen*35arburg, mad^te. 
©ie mar in Solu am 6. ©eptember 1623 geboren unb lebte 
bort. Sbenbort oermä^lte ftd^ Surft §artmann mit il^r am 
27. October 1640. 

3loä) bei ßebgeiten feinet SSater^, ber il^m 1641 bie äbmi* 
niftration überlief, trat er bie SSerwaltung be^ größten Sil^eile^ 
ber Oüter an. ©ie »ar unter ben fd^limmen ^tittn nid^t ol^ne 
©d^tt)ierigleit. 1645 fa^ er bie @üter, »ie fc^on oben mit* 
get^eilt, fammtlic^ üon ben ©darneben üertt)üftet, unb er felbft 
mu^te fid^ mit feiner ©emol^lin flüd^ten. Qm 3>al^re 1663 in 



') ©ebrucft 1686, Siedeten jl. »ibliotl^c!. 



— 371 — 

bcm großen Jürfcnfricgc »urbcn fic »icbcrum üon bcn in 
3Kä^rcn »icbcr^oU cinbrcd^cnben S^atarcn^orben fürd^tcrlid^ ücr^ 
»üftct. 3Son bcr §crrfc^aft Oftra tourben fcd^ö^unbcrt 2Dicn|d^en 
in bic ©cfangcnfd^aft fortgeführt. @ö gelang bem gürften §art^ 
mann, fie gum großen Steile »ieber auöjulöfen unb i^rer §eimat^ 
gurüdjugeben. 5ltter Orten auf ben §errfd^aften Oftra, ©teinitj, 
Ärummau, 9tat)eu^burg mu^te er bie öon ben geinben jerftörten 
Äirt^en »ieber aufbauen laffeu. !Die öielen taufenb Oulben, 
»eld^e biefe S3auten lofteten, tourben bereitwittigft getoä^rt, benn 
Surft §artmann »ar ein großer greunb ber Sirene. (Sr öottgog 
bie täglichen Slnbad^t^übungen mit großem gleite unb traf 
©orge, ba^ e^ in ben Ißfarreien ebenf o gel^alten tourbe. 2Bie fein 
O^eimgürft SKajimilian lief er fic^ in üerfd^iebene 35ruberfd^aften 
al^ 3Kitglieb aufnel^men, fo in bie bcr l^eiligften ©reifaltigleit, be^ 
f). ©caputier^, be^ 1^. 9tofen!ranje^, be^ f). ijranji^fu^ unb an* 
berer. ^ux Srrid^tung eine^ 5lltar^ beö 1^. S3enebict ju 3Waria* 
gett gab er 3000 Oulbeu, eine^ Slltar^ bei ben 5DominiIanern in 
3Bien 2000 ©ulben unb lief in üerfd^iebenen anberen Äird^en 
5lltöre crrid^ten, g. ©. einen §od^altar in ber Äird^e ju Ärummau. 
Qu ja^lreid^en Sirenen machte er Stiftungen, fo bei ben 3Kino* 
riten gu 2öien, bei ben Sarmelitern unb gu äßariageü ftiftete 
er je ein S3ilb im äöert^e öon 1500 ®ulben. 3ö^llo^ »ar baö 
©Ute, baö er ben SBittwen unb äBaifen, feinen ^Dienern, ben 
Slrmen, ben Slöftern unb Äird^en erwies. 

SBie fd^on oben in ber ©efc^ic^te ©unbader^ im 3Sorau^ 
ergä^lt »orben, na^m i?ürft ^artmann bie Slnfprüd^e auf, welche 
i^m üon feiner oftfriefifd^en 3Kutter auf bie ^errfd^aftcn ©tebe^* 
borf, (Sfenö unb SBittmunb geworben waren, unb gewann ben 
•ißrocef, ben er befl^alb führte. 5luc^ würbe i^m ein S^l^eil ber 
t)on Oftfrie^lanb fd^ulbigen Summe au^begal^lt. S33ie öiel fie 
betrug, barüber finbct fid^ nid^tö me^r im fürfttid^cn Slrd^iö. 
(Siner anberen ©teile ') ift ijolgenbe^ gu entnel^men: 3Ban l^atte 



1) Ird^iö bc8 ginanjminiii. 

24* 



— 372 — 

in SBicn bei §ofc in ßrfa^runfl gebracht, baß §artmann öon 
ßicc^tcnftcin nac^ feinem gewonnenen 'ißroceffe üon Oftfrie^lanb 
bie ©umme öon 200.000 ®ulben au^bejQl^tt erhalten l^abe, unb 
baß biefe^ ®elb in Slug^burg liege. !Da^ toax im S^a^re 1664, 
bem Qal^rc ber ©d^Iad^t bei ®t. Oott^arbt, einer ^dt großer 
S^ürfennot^. 5Da^er erhielt §artmann üon ©eiten be^ §of=^ 
fammerpräfibenten ein Schreiben, in toeld^em er bei ber großen 
5Rot^ be^ SSaterlanbe^ im Sluftrage be^ Äaiferö erfud^t tourbe, 
biefe ©umme ju einem ©arlei&en für fed^^percentige 3^"?^^ i^ 
gewähren. Ob unb »ie weit e^ gefd^e^en, läßt fic^ nid^t fagen. 
6^ blieb aber §artmann nod^ eine gorberung an Oftfrie^lanb, 
welche im 3>a^re nad^ feinem lobe mit 300.000 Oulben an* 
gegeben toirb. 5Daöon finb bie 3fntereffen öom Qa^re 1681 biö 
1686 an bie iJamilie Sied^tenftein entrid^tet »orben. !Diefe 
©d^ulb tourbe am 1. SDecember 1687 bem Saifer cebirt. 35er 
Surfürft tjon Sranbenburg, ber, »ie fd^on oben angegeben 
»orben, bie ßiec^tenfteinifd^en 5lnred)te auf bie oftfriefifd^en $crr* 
fd^aften erhielt, berid^tete bie ©d^ulb mit 240.000 J^alern »)• 
®amit enbeten bie Slnfprüc^e auf bie eine §älfte ber oftfriefifc^en 
(Srbfd^aft, nämlid^ auf bie brei ^errfd^aften, nid^t aber biejenigen 
auf bie ©raffd^aft 9tietberg. 

Surft §artmann refibirte getoö^nlic^ in S33ilfer^borf, bem 
®i|^e feinet 3Saterö, ju 2öien aber bewohnte er ba^ *?ßalai^ auf 
bem 35auernmarft. @r ftarb auc^ ju SBilfer^borf am 11. ge- 
bruar 1686 unb »urbe bafelbft in ber Äird^e beigefetjt. ©eine 
©ema^lin, bie gürftin ©ibonie (Slifabetl^, überlebte i^n nur 
für je 3^itJ fi^ f*^^^ ö^ 23. ©eptember 1688 unb »urbe an 
feiner ©eite beerbigt. 

35er langen unb glüdtlid^en (S^e entftammten eine große 
3a^l öon Äinbern, aber ber größte Si^eil üon i^nen überlebte 
nic^t bie Sleltern; mel^rere ftarben gleid^ nad^ ber Oeburt. 3Son 
mel^r benn jtoanjig Äinbern blieben nur ad^t bi^ gu bem 2obe 



*) 3(rd)it) bc8 ginangminip. 



— 373 — 

bc^ SSatcr^ am ßcbcn. Sic »erben fcimmtlic^ »eiter unten auf* 
geführt »erben. 

Sefife unb 3Sermögen, »etc^e ^^ürft ^ortmann l^interlie^, 
»arcn fel^r bebeutenb. ® gel^örten baju in Oefterreid^ bie §err* 
fd^aftenSBüfer^borf fammtatingelöborf, 9tat)enöburg unb^o^enau, 
Ober*®affing (@ber*®affing) fammt SBiener == §erberg unb jttei 
§aufer in SBien, fobann in äJiä^ren ßanbö^ut, ©teini^, S3o^coöit5, 
^ummau, SBolfranitj, Oftra, ©lud^, Äunowife unb ein §au^ in 
S3rünn. 3Baö badon Sied^tenfteinifd^e^ gibeicommig mar nad& bem 
alten (Srböertrage unb bem S^eftament feinet SSater^, ^intertie^ er 
feinem älteften @o^ne 3Kajimilian 3>(ttob SKorij. !Da^ Uebrige 
t^eilte er an bie brei jüngeren Slnton ijtorian, 'iß^ilipp Sra^muö 
unb ^artmann, jeboc^ für jeben afö i?ibeicommi§. Da^ ge* 
fammte 3Sermögen, o^ne ba^ Siec^tenfteinifd^c SÄajorat be^ 
älteften «rubere, tourbe auf 1,879.033 ©ulben gefd^äfet, fo baf 
ieber ber brei S3rüber nod^ ein 3Sermögen öon 626.344 ®ulben 
erhielt, üon benen eine ^albe SÄiüion al^ ^Jibeicommiß, ber 
Ueberreft al^ Slüob beftimmt »urbe. 3>n biefc ©d^äfeung waren 
tt)o^l je 100.000 ©ulben inbegriffen, welche äßajimiliau ^atob 
aBorij an feine brei ©ruber nac^ bem 2^eftamente au^guga^len 
l^atte. J)ie brei nad^gebornen ©ö^ne erhielten auc^ bie oftfrie* 
fifd^e ©d^ulbforberung , bie 3Kutter aber bie ©umrne üon 
150.000 ©ulben uebft bem Safelfilber unb ben üWöbeln. !Ca« 
5reftament*) batirt öom 24. S)ecember 1672 unb tt)urbe am 
4. mäxi 1686 ju «rünn publicirt^). aSon i^ren 150.000 ®ul^ 
ben teftirte »ieber bie SDiutter (6. Sluguft 1686) je 40.000 an 
bie beiben älteften @ö^ne, \t 10.000 an bie beiben jüngeren. 
@ie felbft, ©ibonie Slifabet^, l^interlieg au^er bem öon i^rem 



») Sicd)tcnp. 5(rd)it) G. 94; cf. Söalbcrg, Genealogia. 

2) ^ad) @d)lDci(f^arb (örg^cq. lieber = Ocflcrrcid) I. 223) fott 
gürft ^artmann ©bcr-^affing öom grci^crrn $icronl)mu«J üon S3ouacina 
getauft ^abcn. (Sin bort genannter gürft 3fo^ann Äart öon Sicd^tcnftein, 
ber 1687 ju @bcr ^ ©affing eine Äapcttc crrid^tet l^abcn fott, §at nid)t 
cpflirt. 



- 374 — 

(Scma^l i^r teftirtcn ßapital ein Vermögen üon 141.213 ©ulbcn, 
bcftc^enb in Sapitalicn, Käufern, ÄIcinobicu, ©über u. f. »., 
tüclc^c^ atte^ fic an i^rc Sinber öcrt^cilte, naä) 2lbjug einer 
großen 2lnja^I Segate für öerfd^iebene Äird^en, für bie Slu^löfung 
d^riftlid^er (gefangener au^ Jürlen^ftnben (ba^ 2^eftament »urbe 
al^balb nad^ ber Belagerung SBien^ gemacht), jur "ißflege üon 
Qnüatiben u. f. to. i). 

®ie fünfte loc^ter ©unbader« unb ber ©rafin 9lgneö 
öon Oftfrie^Ianb, ba^ fiebente Sinb au^ biefer @^e, »arSlnna, 
geboren im ^aijxt 1615 unb geftorben am 14. 3Kärj 1654. 
mß \\)v ©ema^l tDirb2) ®raf §einrid^ SBil^etm ©c^lid an* 
gegeben. 

SSon ben brei Äinbern ©unbader^ unb ber ^ergogin diu 
\ahtti} Sucre jia öon S^efd^en toar baö ättefte SWaria Slnna. 
©eboren im Sla^re 1621 am 11. Sluguft, foü fte (na^ ben 
genealogifd^en S^abellen öon 6o^n) frü^ geftorben fein. Sflai) 
SBalberg (©enealogia) »ar fte e^ öielme^r, meldte ben ©rafen 
§einrid^ SBil^elm ©d^Iid ju "ißaffau unb SBeipird^en im ^alfxt 
1652 ^eiratl^ete, aber balb barnad^, am 5. October 1655, ju 
Breslau ftarb. Diefe Slngabe ift »o^t bie rid^tige. 

iJerbinanbQo^ann, getoö^nlid^ genannt gerbinanb, toar 
ber @o^n au^ biefer (S^e ©unbader^ mit ber ^ergogiu öon 
Sefd^en. 6r toar am 27. December 1622 geboren, ©emö^ ber 
^o^en SJieinung, »elc^c fein felbft geleierter SSater üon S3ilbung 
unb SBiffen befa§, erijielt er eine fe^r gute Srjie^ung unb begab 
fic^ fobann im Qa^re 1643 auf SReifen. «i^ jum 3a^re 1645 
burd^jog er Italien, Snglanb, graufreic^ unb baö beutfc^e $Reid^, 
toa^ in jenen ^tikn, ba ber ^rieg faft überall toüt^ete, nid^t 
o^ne mannigfad^e ©efa^ren gefd^e^en fonnte. 311^ er gurüdf* 
geteert tt)ar, überlieg i^m fein SSater bie ^errfd^aftcn Srummau 



') Sicd^tcnfl. Slrd^iü G. 87. 
2) $übncr, Xah. 248. 



— 375 — 

unb SBoIfrani^ ju feinem Unterhalte, le^tere^ @ut fraft eine^ 
SScrtrage^ öom Qa^re 1647 frei eigent^ümlid^. 

5lber gürft gerbinanb gebadete nid^t fid^ in fo jungen 
Qal^ren mit ber ruhigen 3Sertt)altung einer ^errfc^aft ju be* 
gnügen. 3Son ben Steifen ^urüdgefe^rt, na^m er noc^ in ben 
legten Qo^ren be^ breigigjä^rigen Sriege^ laif erliefe !Dienfte un b 
trat al^ Hauptmann in ba^ ^unolbifd^e 9tegiment. 3Kit bem* 
felben fanb er noc^ ga^Ireid^e (Gelegenheit ftc^ an ben Srieg^* 
actionen ju bet^eiligen. S3ei ber grogen ©c^lad^t don 3»cnlau 
(1645) fd^eint fein 3iegiment nid^t getoefen ^u fein, öiel* 
me^r ju ber Slrmee gehört ju ^aben, »eld^e ®attaö nad^ bem 
SSerluft jener ©d^lac^t fammelte unb jum 2^^eil au^ Ungarn 
^erbeijog. 35iefen S^ruppen tt)ar bie SSertl^eibigung ber 35onau 
jugefatten, al^ bie fiegrcid^en @d^tt)eben öon Sö^men in 9iieber* 
Defterreid^ einbrad^en unb ben Singriff auf SBien öerfuc^ten. 
®o na^m t^ö^ft S^rbinanb an bem ©türm auf bie SBolf^fd^anje 
gegenüber ber SSrigittenau I^eil unb erhielt tt)egen feiner 2^apfer* 
feit baö befonbere 8ob be^ ©rafen ®atta^. !Darnad^ tt)ar er bei 
ber SBiebereroberung ber ©täbtc Ärem^ unb Äorneuburg burd^ 
ben Oeneral S3ud^^eim im ijrü^ling 1646, unb tt)urbe, alö bie 
©d^tüeben bereite auf bem 5RüdEmarfd^e tt)aren, gegen 5Rifoteburg 
gefenbet, ba^ ftd^ mi) in i^ren Rauben befanb. Sr na^m ben 
feften *?ßlafe ein unb mad^te einen S^^eil ber S3efa^ung ju @e^ 
fangenen. Unter bem ®eneral ®e^ ©oud^e^, toelc^er S3rünn fo 
lange 3^'^ gegen lorftenfon fiegreic^ üert^eibigt ^atte, ^alf er 
bann bie Ortfd^aften unb ©c^löffer in Ocfterreid^ unb 3Kä^ren, 
9iat)en^burg, ijalfenftein, ©taafe, äWaibberg (bie aJiaibcnburg) 
u. f. td., t)on ben ©d^toeben befreien. 2lud^ nal^m er an ber 
^Belagerung öon 3glau SC^eil, welche ©tabt fic^ »ie Olmü^ im 
Sefife ber ©d^weben behauptete, gürft ijerbinanb fanb aber @e* 
legen^eit, fid^ babei fo au^jugeid^nen, ba§ er öom dürften *?ßicco* 
lomini bei bem^aifer befonber^ gelobt tt)urbe unb bie Srnen^^ 
nung jum Dberften erl^iclt mit ber 2lntt)artfc^aft auf ba^ erfte 
erlebigte ^Regiment. 



— 376 — 

Die militärifd^c Saufba^n bc^ dürften J^^rbinanb Voax mit 
bcm breigiglä^riBcn ^iegc unb bem tt)eftpplifd^cn ijriebcn nid^t 
nbgcfd^loffcn. 5ltö barnad^ Ocftcrrcid^ auf^ 5Keuc in ben Stieg 
l^ineingegogen »urbe, unb gtoar in jenen norbifd^en Stieg, ben 
bet fampfluftige Sönig Satl ©uftat) üon ©d^tüeben gegen ^oten, 
Stanbenbutg unb Dänematf fü^tte, auf beten ©eite Oeftettcid^ 
ttat, etgab ftd^ aud^ füt ben gütften getbinanb neue ©elegen* 
^eit gu Itiegetifd^en 2^^aten. Qm ^aljxt 1657 öetlie^ i^m bet 
Saifet ein SRegiment ^[nfantctie ju 10 ßompagnien, jebe Som* 
pagnie ju 145 3Kann. 211^ SBetbegelbet tüutbe i^m bie ©umme 
öon 17.800 (Sulben bett)imgt »)• 3ln bet ©pifee biefe^ SRegimentö 
gog et al^bann nad^ 5Kotben 2). T)et Saifet fenbete gtoei Sltmeen 
feinen 3Setbünbeten gu §ülfe; bie eine untet Sefe^t üon 3Äontc* 
cuculi jog nad^ ^olftein unb 35änematl, bie anbete untet 
De^ ©ouc^e^, untet tüeld^em ^Jetbinanb fd^on ftü^et gebient 
^atte, et^ielt junäd^ft bie Slufgabe, "ißolen öon ben ©c^weben 
befteien ju Reifen. 3^ i>icfct Sltmee gel^ötte ^^ütft getbinanb 

# 

mit feinem SRegiment. 9iad^ bet Sefteiung 'ißolen^ mad^te et 
1659 ben ijelbjug untet ®e^ ©oud^e^ in "ißommetn mit unb 
na^m tapfet 2lnt^eil an all ben öetfc^iebenen Untetne^mungen, 
in^bejonbete aud^ an bet fc^tüietigen Selagetung öon ©tettin. 
getbinanb^ SRegiment litt au^etotbentlid^ unb le^tte fe^t ge^ 
fd^tüäd^t nad^ bem 2^obe SatI ©uftaü^ unb gefd^loffenem gtie^^ 
ben in bie ^eimatl^ gutüdE. getbinanb felbft litt ebenfalls an ben 
ijolgen bet au^geftanbenen aWü^en unb ©ttapajen, entfagte bem 
SWilitätbienft unb jog ftd^ ganj nad^ Stummau, feinet eigentlid^en 
9tefibenj, jutüdE. §iet ftatb et abet 1666 fc^on tüenige 3a^te 
batnad^ 3). 

J^ütft ijetbinanb ^atte fid^ im 3fo^t:e 1650 mit Dorotl^ea 
5lnna, S^oc^tet be^ ©tafen "^J^ilipp 3afob öon Sobton unb 
SBittwe be^ ©tafen SÄatt^iaig ©atta^, öetmä^lt. 35a et feine 



*) 5lrd)iü bc8 ginangminift. 

2) Theatram Europ. VIII. 1052. 

3) Sßalbcrg, Genealogia. 



— 377 — 

Sinbcr öon i^r l^attc unb ein iüngcrcr S3rubcr i^m im 2!obc 
tjoraufgcgangen voax, fo übertrug er bie öon feiner 3Äutter über* 
fommenen SRed^te auf ba^ ^erjogt^um S^efd^en an feinen 3Settcr 
Äarl gufebiuö al^ baö §aupt M §aufe^, fie für ba^fclbe gel* 
tenb ju mad^en. ©eine unau^gefefeten S3emül^ungen in biefer 
S3ejie^ung tüaren öergcblid^ getüefen. 

SEBie oben in ber ©efd^id^te beö iJürften ©unbadfer ange* 
beutet tt)orben, n)ar feiner ©emal^Iin Sucrejia tt)enigften^ ber 
®enuf be^ ^erjogt^um^ 2^efd^en für i^re Öeben^jeit überlaffen 
tt)orben. 3lm 29. December 1638 ^atte eine faifertid^e 9tefo* 
tution feftgefefet, ba§ itoav bie ^Regierung unb 9iufenie§ung beö 
^erjogt^um^ Siefd^en ber JJürftin ju Siec^tcnftein ßucrejia diu 
\ahtti) au§ Onaben öerbleiben folle, ba§ fie fid^ aller 9tegalien 
bebienen unb bie Sanbftänbe in il^rer "ißflid^t öer^arren follten, 
ba§ fie aber i^rerfeit^ il^re gebü^rlid^e "ißflic^t bem S'aifer ab* 
legen unb gegen bicfe SRefoIution für ftc^ unb i^re (Srben auf 
ba^ |)erjogt]^um untüiberruflid^ SSerjid^t leiften folle; nac^ il^rem 
lobe fotte ba^felbe fammt allen "ißertinentien @r. 3Kajeftät unb 
Dero Srben afö Königen t)on Sdö^mtw l^eimfallen unb l^ierauf 
bie Sanbftönbe bereite in 'ißflid^t genommen tüerben ; nad^ i^rem 
2^obe fotte bie Sammer i^ren Sinbern 50.000 ©utben au^ja^Icn. 

Deffenungcad^tet ftrebte i^r ©ol^n ^^^rbinanb bie öottc 
©ucceffion an, unb e^ erging in ^^otgc beffen am 28. 3»»ni 
1646 ein faiferlid^e^ beeret an bcn Sammerprä ftbenten ©rafen 
Äolotürat mit bem gürften gerbinanb über S^efd^en ju öer- 
l^anbeln. So fam aud^ ein 3Scrglcid^ ju ©taube, tüonad^ ber 
Äaifer gegen S^^I^^^^Ö bebeutenber ®elbfummen ba^ ^ergogtl^um 
an gerbinanb überlaffen tüottte. ®egen biefe 3Scr^anblungen 
proteftirten mieberum bie dürften Sari ßufebiu^ unb ®unbadfer, 
tüaö am 30. Sluguft 1646 bem dürften J^^rbinanb mitget^eilt 
tt)urbe, mit bem Seifügen, bag ber Saifer trofebem bei bem SSer* 
trage bleiben »erbe, gürft iJerbinanb erlegte aber bie im ©ep* 
tember 1646 faHige erfte 9iate öon 50.000 ©ulben nic^t, fonbern 
mad^te anbere Slncrbietungen unb üerfuc^te neue 3Serl^anblungen. 



— 378 — 

I)cr Äaifcr ftettte am 27. a»äq uub 18. 3lpril bic Summe 
cin-^ für attcmal auf 90.000 ®ulben fcft, aber JJürft gerbinanb 
eutfc^ieb fid^ nic^t. @o fc^leppte fic^ bic ©ad^e bi^ jum SEobc 
feiner SKutter 1653 ^iu. Sllig fie ftarb, fc^ritt gurft gerbinaub 
bittlid^ um bie Ueberlaffung be^ ^erjogt^um^ 2^efd)en ein, 
tt)urbe nunmehr aber (1654) döüig abtoeiölic^ befc^ieben. Sr 
»ieber^olte feine ®cfuc^e unb erl^ob inöbefonbere Slnfprüd^c auf 
bie Slttobe, jumal bie §errfc^aften ©fotfc^au unb @d^tt)arj» 
tt)affer. ®a^ ©utad^ten ber ^offammer lautete aber gegen i^n 
unb für 2lufred^t^altung be^ legten S3efd^eibe^ üom Qa^re 1654 
unb ber JRefolution öon 1638. @o tt)urbe gürft iJerbinanb (1663) 
enbgüüig abgetüiefen unb ber Sefd^eib ber fd^lefifc^en Sammer 
am 6. mäxi 1663 mitgct^eilt '). ®er gürft mod^te feine SRed^te 
an Äarl Sufebiu^ übertragen, biefer an §an^ Slbam, $an^ 
5lbam an Slnton glorian — e^ tüar umfonft, ba^ ^erjogt^um 
blieb für ba^ $au^ gied^tenftein öertoren. 

iJürft ©unbader ^atte öon feiner gleiten ©ema^lin Sucrejia 
(Slifabet^ nod^ einen jüngeren ©o^n 3llbert. Diefer, 1625 ge«= 
boren, ftarb bereite 1627. 

5Die 9lac^fommenfd^aft für baö §au« ftanb alfo üon 
©unbader^ ja^lreid^en Äinbern ober öielmel^r öon öier ©ö^ncn 
allein bei §artmann. 5)a^ ältefte feiner Äinber Voax 3D?aji* 
milian 3aIob 2Worij, geboren am 25. Quli 1641 unb gc* 
ftorben am 21. 5lpril 1709. 35on i^m tt)ic feinen Srübern 
Slnton ijlorian, ^fiHipp ©raömuö unb §artmann, beren ®e* 
fdjic^te jum S^eil ^öc^ft bebeutenb ift, wirb befonber^ bic 
SRebe fein. 

TO jtüeite^ Sinb folgte aWaria glifabet^, »elc^e am 
6. Sluguft 1642 ju äöilfer^borf geboren »urbe unb unücrmöp 
am 9. 3iuti 1663 ftarb. ®ie »urbe im Softer @t. 3[aIob ju 
SBien begraben. 



1) Ird^io bcö ginanjminift. 



— 379 — 

3. S^^erefia (and) 5t^erefia 3Maria) mürbe ju @ber* 
gafftng bcn 10. Sluguft 1643 geboren unb tüurbe 1663 aW 
ßanonifftn für baö fürftlid^e ©tift (äffen präfentirt, öer^eirat^ete 
ftd^ aber 1667 ben 25. 3lpril mit bem ®rafen ÜKId^ael 3o^ 
^ann II. öon 3llt^an, iDurbe SDiutter mehrerer Sinber unb ftarb 
beu 26. October 1700 0- 

4. gio^anna tt)urbe am 19. 3luli 1644 geboren, ftarb 
aber bereite am 19. aJiai 1645 ju 3Karburg in ©teiermarf, 
tt)o^in ftd^ bie 3leltern öor bem Sinbrud^ ber @d^tt)eben unter 
SEorftenfon geflüd^tet Ratten. 

5. ©ibonia Slgneö ttjurbe 1645 ben 2. Sluguft geboren, 
tt)ar §ofbame bei ber Saiferin Sleonore unb öermä^lte fid^ 
1667 mit bem ®rafen ^o\)am ffarl i)on ^alf^. 35iefer ftarb 
1694, xoomd) fte 1699 Oberft^ofmeifterin ber Königin Slmalia 
tt)urbe. @ie ftarb am 20. 3ßärj 1721. 

6. unb 7. fjranj ffarl unb 35omtnicu«, 3^iß'tt9^/ 
ttjurben am 23. October 1646 ju äJiarburg geboren, ftarben 
aber beibe al^balb, ber eine am 14. üDecember, ber anbere am 
14. 3luguft beö folgenben Qa^reö. 

8. tat Marina, geboren ben 23. 3Kai 1648 unb am 
13. 3uli beöfelben Qa^reö geftorben. 

9. 2lnna 3)iaria, geboren ju SBilfevöborf ben 13. Ja- 
nuar 1650, würbe Slnfangö ebenfalls alö ©tiftöbame nad^ gffeu 
pväfentivt, üer^eirat^ete fidt) alöbann aber mit SRuboIf (Srafen 
üon SErautmannöborf im Qa^re 1667. 2lm 1. gebruar 1689 
würbe fte SBittwe unb ftarb 1704. 

9. ßrnft Öubtt)ig würbe am 16. October 1650 ju frü^ 
geboren unb ftarb al^balb nad^ erhaltener 2^aufe. 

10. granj Subwig, ben 15. 3Kärj 1652 geboren, lebte 
ebenfalls nur wenige SKonate. 

11. aWaria ^Jranjiöfa, geboren am 28. October 1653 
ju SQSilfer^borf, ftarb bereite wieber 1655. 



*) ^llad) anbeten Slngabcn 1712. 



y 



/ 



— 380 — 

12. fi'arl Qofcpl^ iDurbc 1654 geboren unb ftarb tüenige 
©tunben nad^ ber Jtaufc. 

13. 3luton Florian, geboren am 28. 3)iai 1656 unb 
geftorben am 11. October 1721. SSon i^m tt)irb auöfü^rlid^ 
bic 9tebe fein. 

14. 3[o^ann (Srnft, geboren im Qa^re 1657 ben 18. Quti, 
erreid^te nur baö 2llter öon tüenigen ©tunben; ein anberer ©ol^n 
üerfd^ieb 1658 gleid^ nad^ ber ©eburt. 

15. Sßaria Sßagbalena i)f geboren ben 14. 3luguft 
1659, öermä^lte fid^ am 11. 5lugu[t 1680 mit bem ©rafen 
ajiajcimilian öon J^un. @ie ftarb am 17. ^[uni 1687 2). 

16. Qgnatiuö ©unbacfer, geboren 15. Sluguft 1660, 
ftarb gleid^faffö tüenige ©tunben nad^ ber ©eburt. 

17. granj §)einrid^, geboren am 13. October 1661, 
lebte nur biö jum 31. Januar 1663. 

18. geopolb, ben 22. October 1663 geboren, ftarb gleid^* 
fattö al^balb nad^ ber Jaufe. 

19. 'iß^itipp Sraömu^, geboren am 11. September 1664, 
iDurbe ber Stammhalter beö gegentüärtigen fürftlid^en §)aufeö. @r 
ftarb am 13. 3iönuar 1704. 3lud^ öon i^m tt)irb 3Ke^rcre^ 
fpäter gu ergä^Ien fein. ?Jad^bem am 19. October 1665 lüieberum 
ein @o^n gleid^ bei ber ®eburt ftarb, tüurbe alö ber le^te 

20. ^artmann am 5. ?RoDember 1666 geboren. (Sr ftarb 
aud^ afö ber le^te Don allen 1727. 

Jabettarifd^ ftettt ftd^ bie 5»ad^fommenfd^aft be^ gürften 
©unbader in ben jtt)ei näd^ftfolgenben (Generationen alfo bar. 



1) »Sonft aud^ SRaria SRa^cimilianc genannt. 

2) 9kc^ (So^n ben 23. @c|)tember 1686. 



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3 mit Gräfin 
it»9eciffcrfd|eibt, 


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— 381 — 

SSon bcr ja^lrcid^en Sinbcrfd^aar bc« fjürften f)artmann 
ftnb c? nur bic brei ©öl^nc 3ßajfimilian ^atob Wtoxii, Slnton 
gloriau unb ^^ilipp Staömu^, Don bencn bcf onbet« ju rcben 
ift. Unter i^nen Dorragcnb ift ber mittlere, Slnton glorian, burd^ 
feine J^eilna^me an beu SBeltereigniffen, wä^renb ber iüngfte, 
^^ilipp (Sraömu^, in feinen (Söhnen unb Snleln ba« fürftlid^e 
§auö fortpflangen foßte. ®er beiben lefeteren, gum Jt^eil au^- 
fü^rlid^e (Sefd^id^te tüirb im folgenben Sanbe ©arftettung finbeu. 

Der ältefte öon i^nen, fjürft 3ßajimilian IL Qafob 
3Rorij, ^atte einen gebenögang, ben man faft alö normal für 
feine ©tanbeögenoffen betrad^ten lann. ßr ftubirte ober öottenbete 
lüenigftenö feine ©tubien im 2lu^Ianbe, mad^te bie groge iöänber* 
reife, trat bann in äßilitärbienfte unb übernahm enblid^ nad^ 
bcm Jobe feinet SSatcrö aU ältefter ®o^n ba« Srbe in ©efi(j 
unb SSertoaltung. 3ö^1^^'^ f^"^ ^'^ ^JJad^ric^ten nic^t, bie fid^ 
über i^u erhalten ^aben, mie benn auc^ fein 2cbtn, obtoo^l er 
alö @olbat an Dielen Äviegöereigniffen t^eiliml^m unb aU Offizier 
fid^ auögeid^nete, bod^ leine bebeutenben 3Komente barbietet. 

®eboren am 25. Quli 1641 erhielt er feinen 5Wamen Dom 
alten gürften SDiajimilian, ber il^n auö ber Jaufe ^ob. ©eine 
3[ugenb Derbrad^te er tüo^l größtentl^eilö in SBilferöborf, biö er 
mit 19 3»a^ren (1660) fid^ auf SReifen begab. 3^^^P Q^H ^^ 
nad^ ©urgunb, tt)o er in ÜDole Dertüeilte, um bort feine ©tubien 
gu Doßenben. Darnach erft begab er fid^ nad^ ^ariö, lüo er 
Dorgugömeife ritterlid^en Uebungen oblag. 3Son ^ariö auö bereifte 
er Italien, ©panien, gnglanb unb ^oßanb unb feierte enblid^ 
naä) Dierjäl^riger Slbwefen^eit nad^ Defterreic^ jurücf. 

@ö war gerabe ju jener 3^it, alö fid^ unter Saifer 8eo* 
polb I. ber ^ieg mit ben SEürfen aufö 5Reue mächtig unb gefa^r^^ 
brol^cnb erhoben l^atte. ©d^on 1663 lüar baö türfifc^e $eer nad^ 
ber ©nna^me Don 5Reu^äufel nad^ SDiäl^ren hinein bi« gegen 
Omü^ Dorgebrungen. 5)ro]^enber rüftete ber ®roßDejier für baö 
3a^r 1664. !Der Äaifer lüanbte fic^ ^ülfefud^enb nad^ 5Regen«* 
bürg an ben 9teid^^tag unb benüfete mit gu ben SSerl^anblungen 



— 382 — 

ben iungcn dürften aWajcimilian, ber barnad^ [ofort in bic 5lrmcc 
eintrat. £)ie laiferlid^e §auptarmcc ftanb auf ber redeten Seite 
ber S)onau unb ertüartete ben geinb, ber öon öelgrab mit ge* 
toaltigem §eere gegen ©teiermarf ju über bie Drau unb bie 
ÜKur ^eranjog. tjürft SDiajimilian tt)ar ber 2lbt^eilung beö ®e== 
neral^ ©troggi juget^eilt ttjorben unb befanb ftd^ mit bei ben 
kämpfen an ber ÜKur, in ttjeld^en biefer ©eneral feinen Stob 
fanb. Darnach trat er alö SRittmeifter in ba« 9tegiment SJKonte^' 
cuculi ein unb na^m mit bemfelbeu unter ben Singen beö ^n^ 
l^aber^ unb ®eneraU6ommanbireuben ®rafen 3Kontecuculi rül^m* 
lid^en Slnt^eil an ber großen, ftegrei(f)en ©d^lad^t bei ®t. ®ott= 
^arbt am 1. Sluguft 1664. Sßontecuculi felbft rühmte bie 
Stapferfeit be« jungen dürften feinem 3Sater gegenüber ')• ^^ 
biente aud^ ferner bei biefem 9tegimente, aöancirte jum Dberft* 
lieutenant unb erhielt im Qal^re 1668 alß Dberft baö ßommanbo 
be^felben, toüd^t^ er eine Steige Don 3>ö]^ren führte. @r blieb 
mit bemfelben in Ungarn unb toirfte mit gur Serul^igung be^ 
8anbe^ tt)ä]^renb unb nad^ ber SSerfd^ttJörung öon Stalocj^, 
3rin^, 5Waba«b^ unb graugepani. ^m ^al)xt 1674 toar er 
in ben Stieberlanben unb fämpfte mit in ber Steige ber faifer^ 
lid^en 3Sölfer, bie öon ®eö ©oud^eö commanbirt tt)urben, 
gegen bie granjofen unter Sonbö in ber blutigen ©d^lad^t Don 
©önef am 11. Sluguft^). SSon fpöteren gelbgügen tt)irb nid^t^ 
me^r berid^tet. SSerfd^iebene Sommanben, bie i^m angetragen 
tt)urben, fd^lug er au« unb 30g fid^ ganj Don ber öffentlid&en 
unb militärif d^en Jtl^ätigfeit jurüd, aW er 1686 md) bem Stöbe 
feine« SSater« bie SSertoaltung be« ©unbadferifd^en tjibeicommiffe« 
gu übernehmen l^atte. 

©d^on Dorl^er l^atte er einen Stl^eil ber ®üter in S5ertt)al* 
tung unb ©eftfe gehabt unb fid^ nod^ ttJöl^renb feiner g^lbgüge 
i^re Leitung unb ©efferung angelegen fein laffen. ®o intereffirte 

^) Salberg, Genealogia; Sefd^reibung ber (Bd)ia^t inM^moires 
de Montecacüli, $arid 1712, @. 413 ff. 
«) a. 0. £). 



— 383 — 

er fid^ für ba^ öerglDcfcn, unb ba er 1673 einen ©d^melgofen 
anlegen toottte, fo tt)enbete er fid^ an bie faiferlid^e Stegierung, 
i^m einen öerftönbigen ©d^melger ju überlaffen. (5^ erging aud^ 
ber Sluftrag an ben faiferlid^en Oberbeamten in ©d^emni^, i^m 
ein fold^eö Qnbiöibuum ju fenben *). Da er fid^ aud^ ferner mit 
gifer biö an feinen Stob 1709 ber 3Sertt)altung ber §errfd^aften 
tt)ibmete, fo bleibt öon il^m ettt)a§ befonbereö nid^t ju berid^ten. 
©ein 8eben fl(o§ fortan rul^ig bal^in. 

SSerl^eiratl^et l^atte fid^ tjürft SWajcimilian jum erften 3Wale 
mit 3i0l^anna JBeatri^ öon Sied^tenftein, feinet SSetter^ 
ober öielme^r D^eim«, be^ dürften Sari gufebiuö SEod^ter. 5Die 
SSermä^lung ^atte am 29. Slpril 1669 ftattgefunben. 3luö biefer 
@^e ftammten jttjei SEöd^ter. ®ie ältefte, Slloifia ^o\tpf)t 
fjranji^la, tt)urbe am 20. 3Rarj 1670 geboren unb öermape 
fid^ in erfter S^e ben 3. Slpril 1691 mit bem ®rafen JJranj 
SBil^elm öon ^ol^enemö, unb nad^ beffen fd^on in bemfelben 
3ia^re 1691 in ber ©d^lad^t bei ©alanfemen im 2luguft erfolgten 
Jobe, ettt)a ein ^af^x barauf^) mit bem ®rafen ^alob ßrnft 
öon geiSlie. J)iefer ftarb am 3. ©ecember 1728, fie felbft im 
September 1736. aJiajcimiliana Seatrijc, bie jtoeite Jtoc^ter, 
iDurbe am 14. Januar 1672 geboren unb öer^eiratl^ete fid^ 1690 
mit bem ®rafen ©igmunb öon 9tottal, toeld^er am 10. ÜDecember 
1717 ftarb. öcibe ©d^toeftern Ratten längere ^tit mit i^rem 
SSetler ^anö 3lbam über il^r mütterlid^eö Srbt^eil ju proceffiren, 
öerglid^en fid^ aber enblid^ frieblid^ mit i^m. 

Unmittelbar nad^ ber ®eburt biefer i^rer jttjeiten S^od^ter 
3Kajcimiliane ftarb bie t^ürftin Qol^anna öeatri^, 1671. gürft 
ÜKajimilian öerl^eiratl^ete fid^ 1674 ttjieberum mit Sleonore 
ÜKargaret^e, Jod^ter be^ §erjog^ Wl^W 8ubtt)ig gu §olftein* 
©onberburg in SBiefenburg unb ber §erjogin 5lnna 3Kargaretl^a, 
be^ ganbgrafen JJriebrid^ gu f)effen==§omburg Jtod^ter. 5luö biefer 



^) Slrc^iö he^ ginanjminijl. 
3) Sflai^ (Sol^n 1694. 



— 384 — 

Sl^e entflammten jtüei Äinber, tüeld^e aber . beibc im iugcnblid^en 
3llter ftarben. Sari Subtüig, geboren 25. Wlai 1675 unb ge* 
ftorben 1679, aßaria ^o^anna, geboren ben 8. mäxi 1686 
gu Olmütj unb jn ßbergaffing 1690 geftorben. 3>^ve ÜKutter, 
bie fjürftin Eleonore äWargaretl^e, ftarb am 16. Sluguft 1702, 
ttjonad^ ftd^ ber tjürft SDiajimilian jum britten ÜJiale Dermäl^lte, 
unb gtüar nad^ erlangter päpftlid^er ©ifpenfation mit be^ tjürften 
$dn^ 2lbam ältefter Jod^ter SKaria (älifabet^. Die ^eirat^iS- 
abrebe batirt Dom 30. October 1702. Die SSermä^lung foß am 
21. april 1703 ftattgefunben ^aben. "^a^ erfte Sinb biefer 
(5^e, eine Xoi)kx, würbe 1704 geboren, ftarb aber gleid^ nad^ 
ber ®eburt. Sine gtt)eite SEod^ter SDiaria 3ofep^a SE^erefia, 
am 2. !December 1706 geboren, ^atte l>a^ gleid^e ©d^idffal *). 
®n ©o^n Äarl Qofep^, geboren am 25. ÜDecember 1707, 
ftarb tüieberum am 6. 3uli 1708. 3lm 13. 3lpril 1709, ad^t 
Jtage öor beö 3Saterö SEobe tüurbe ein jtüeiter ®o^n geboren, 
3Ka5 Slnton, ber unter bie 3Sormunbfd^aft feinet ©roßüater^ 
mütterlid^erfeitö, beö dürften §an^ 2lbam fam; aber aud^ er 
ftarb frü^, 4. aJiäq 1711, fo ba^ fein @o^n beiS gürften 3ßaji^ 
milian übrig blieb unb ba^ ©unbaderifd^e gibeicommiß an ben 
gürften Slnton tjlorian überging, tjürft SDiapmilian felbft ftarb 
am 21. 5lpril 1709. ©eine 2Bitttt)e Dermä^lte fic^ tt)ieberum, 
tt)ie fd^on oben angegeben mit bem $erjog Seopolb öon ^olftein* 
Söiefenburg. 

Stabettarifd^ jufammengeftellt ift bie Stad^fommenfc^aft be^ 
fjürften äJia^imilian 3>öfob 3Korij bie folgenbe. 



^) ^ad) ^übner khte bicfclbe big gum 23. 3anuar 1723, ttJä^rcnb 
bei (5 1^ u bie ältejic £od)ter biefer @^e SWarie (Sl^arlotte gclicita«, geboren 
am 12. 3un 1704, jtc^ mit einem ©rafen ®itte^« öermäl^Ite unb bi« gum 
3ol^re 1764 lebte. 



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Setlage I. 

Betreiben ftaifer /erbinanbs n. an bett iiirflett ftarl un 

£iet^tnt|leitt. 

(Sien, 12. gcbruar 1621.) 

gcrbinanb bcr Slnbcr, Don ©otteö ©naben @rtt)äper 
9iömifci^cr Äaifer, 3^^ ^^^^ 3^i*^^ 3Kc^rcr be^ 5Rcid^^ 2C. 

^od^gcborncr D^eim, gürft unb Sieber, getreuer, ^n^ 
ligent f)at J): 8: in Original! ju empfangen unb ju öernel^men, 
SBagmaßcn SKir entfd^loffen, tüiber Unnfer« fi'önigreid^^ ©o^ 
l^aimb Unge^orfame unb 9tebeffen ainen ©erid^tlid^en ^roceß 
üermitte S): 8: 3llö '5ß|;öpt)enten unb ^Directoriö unb etlid^er 
auß Unfern unterfd^ieblid^en 9tat^ömitln, beputirter ^erfo^nen 
el^ift anjuftetten unb in^ SBercf^ gu rid^ten. 

SBann bann J)r 8: Dorterö nit unbelDu|t, toie fe^r öiel 
an fd^Ieuniger ®efürberung bifeö SBercfl^ö gelegen, 5H| Srmal^* 
neu unb begern tüir an S): 8: l^iemit gnebigift, ©^ wolle ftd^ 
berürter ^röfibentenftefl unb Directoratö, Unö gu ge^orfamben 
ß^ren, unternemen unb belaben, unb ju fold^em enbt ba| eine 
Originalbecret, ju gepürenber 8egitimation nit attain be^ 3>ren 
Rauben bel^alten, ©onbern aud^ bie Übrige, ben anbern Stötl^en, 
tüeld^e fid^ ju ^rag be^ ber ftett befänben, 9nma|en gegen 
ben l^iefigen aud^ befd^el^en, algbalbt infinuiren unb anl^en* 
bigen laffen. 



— 390 — 

2[n bemc bcfd^id^t Unnö Don ^J^r: 8: fonber angcncmb^ 
gcfattcn in S'aifet: unb Äönigcrlid^cn gnabcn (bamit mx bcro 
ol^nc baö Dortcrö tüo^Igetüogen) anbcrwcrt ^intoibcr ju erfenncn, 
®cbcn in Unnfcr ©tatt 3Bienn bcn ^ml^ttn tjebruarii SCnno 
©ed^jel^nl^unbcrt 2[in unb 3^^i"i'9/ Unfcrct dttxä)t, beö SRömi* 
fd^en im Slnbern, bcö ^ungrifd^cn im brüten unb bc^ SS'6f)m^ 
bijd^cn im öicrttcn. 

gerbinanb (cigenpnbig). 
8. ö. Ulm. Ad mandatum Sac. 

Caes. Majestatis proprium 
^, SR. ^ud^cr. 



»eilage II. 

iitmhtn btei /reit)ernt un Ulm über dittfe^nttg btei (Seriil^te^ 

gegen bie bö^mift^en Hebellett. 

(SBicn, 11. gcbruar 1621.) 

35emnad^ bie 9töm: Äa^: aud^ ju ^ungarn unb ©ö* 
^aimb 2C. ffön. ÜKatt: Unnfer 9lttcrgnebigiftcr §err, erl^aifd^cn^ 
ber notturfft nad^, enbtfd^loffen, unb nid^t umbgel^cn fönnen, 
tt)ibcr bcrfelbigcn aufrl^üerifd^cn SRcbcttcn, im Äönigreid^ JBö* 
^aimb, unb berfclben ^crjol^ncn, 8eib, §aab unb ®uctt, aincn 
©erid^tlid^cn ^xoct% tt)ie fid^ nad^ geftalt aincö unb bc« anbem 
^od^cn ÜKiß^anblungcn , SSerbred^en unb Criminum laesae 
Majestatis gebühret, mit el^iftem anjuftetten, unb in^ totv<tt) 
iu fe^en unb barjuc ben 5)urd^lcud^tigen ^oc^gebornen gürften, 
$crrn 6arl, fjürftcn unb Siegicrcr be« $aug Sied^tenftein, §errn 
öon ^Rifoföpurg, ^lumenau, ^roßnii, unb ßjcrna^or, l^öd^ft* 
erneuter Sa^: 3Katt: ©el^aimen dtati) unb ßammerer, al§ ^räft* 
beuten, ©obann bie SBo^Igeborne, (Sble, ©eftrenge unb §od^* 
geleierte, $errn 2lbamen üon SäJattftain auf $)rabed^, unb Sotpafig, 



— 391 — 

g[tcr aJiatt: dtati), Sammcrcr unb Obriften Sanb^ofmaifter, 
öorbcrürtcö Äönigrcid^ö Sö^aimb, ^errn ^ibcrid^cn öon Italien* 
bcrg, dtatf), Sammcrcr unb ^räfibcnten über ben 5lppcßationen, 
^crrn ß^riftoff SBratiöIato öon 3Kitroöig, 9iat^ unb ^axi^U 
mann ber Slainen ©tatt ^rag, SBolff SBill^elmcn Saiminger öon 
aUbenreutl^, Otto ÜKclanber unb Qol^ann SBcnjl, alle 9teid^^* 
l^ofrät^e, SDield^ior ©üneffen öon Äoba(f), SBenjcln öon glücffen* 
bad^, unb 35anicln Sapr, 35octore§ unb Äöniglid^e ©ö^aimbifd^e 
aippeltation SRötl^e, aud^ Saöpar ©d^lüaben, unb ^aul be (Sßcr, 
ber 9ied^ten üDoctore^, beebe 9liber Defterreid^ifd^e ^Regiment« 
5Rät]^e, fürjunemmen unb ju öerorbnen. 

§ierumben, fo laffen l^öd^fternente Äa^: 3Wat: obtool be* 
fagte« Don Sied^tenftain gürfti: ®:, aud^ Qnen, ben anberen 
öorergelten §errn Statinen, [amentUd^ unb infonbcrl^eit, gnebigift 
beöel^eu, ba| ©ie fid^ ju angebeuttcr ßommiffton nad^ an^en* 
bigung h\% atfo in bereitfd^afft fteßen unb gefaßt l^alten, bamit 
©ie [ambt unb fonber« ftd^, nad^ übcranbtmorttung ber ferne* 
ren l^iergue gel^örigen 5Wotturfft, unb Qnftruction, ben nöd^ften, 
nad^ ber ffönigelid^en §aupt ©tatt ^rag, öerfuegen, unnb ein* 
fteflen, bem obgefd^ribenen ^roceß, ainen 3lnfang mad^en, unb 
benfelben el^ifter möglid^fait nad^, gu enbt führen mögen. 

9ln beme erftatten ©: fürfti: ®: unb ©ie ^xtx M\tx: 
unb Äönigl: ÜKatt:, gnebigift gefällige, grnftlid^en ttjißen unb 
mainung, bie fein, unnb bleiben ©r fr: g: unb 3nen, mit 
Sat|l: tönigl: unnb 8anbt«fürftl: ®naben Dorber« ttjol gett)ogen. 
Signatum ju SKienn, unbtcr Sfrer Uat): 2Äatt: aufgetrudttem 
©ecret ^[nftgel, ben Sfinlifften Jage, beö aJionatl^ö gebruarii 
9lnno ©ed^jel^en $unbert Slin unb S^^'^i^Ö- 
t. 8. ö. Ulm. (m. p.) 

(Sig.) 

31. SR. ^ud^er. 



392 — 



»eilage III. 
ät^retben ftaifer Itximnb% n. an ben Mxftm ftarl tum 

(SBicn, 13. ayjarg 1621.) 

f^erbinanb bcr 3lnber, üon ®otte^ gnaben ertoölter 9?ömi* 
fd^er Äaifer, 3lud^ ^u ^ungarn unb JBe^aimb Äönig jc. 

§od^gcBorner D^aimb, ^nx% lieber getreuer/ 3Bir nel^mcn 
3u gnebigiftem !J)an(f an, ba^ ju beme toiber bie Siebellen, in 
Unnfern Äönigreid^ S3e^aimb angeorbneten (Sjecutionö ^roceg, 
auf unnfer guebigifteö anfd^affcn unb begeren, ÜD. 8. fid^ fo 
tpiöfäl^rig erllert unb erjeiget. 2Bie toir bann aud^ gu fold^em 
judicio, ate einem fe^r toid^tigen toerdE, ÜDr. 8. ^erfon, umb 
me^rer^ anfe^en^ tüiöen, SBeil 3Bir anberer tüid^tigen gefd^efft 
unb Urfad^en falber, felbft babe^ nit fein lönnen, bemfelben 
Unnferttoegen ju präfibiren genebigift beputirt unb öerorbnet 
l^aben, Unnb ift nunmehr ber fonberen notturfft, aud^ Unnfer 
genebtgifter SBiü unb Seüeld^, fold^en ^roce§ angeorbnetermagen 
gubefürbern, ol^ne allen auffd^ub fortguftellen, unb ber fad^cn 
ein enb gu mad^en. 

äBag aber bie au§ bem 8anb enttüid^enen Siebellen betrifft, 
laffen 3Bir un^ genebigift gefallen, 9>ft oud^ fonften gegen bem 
fc^tüeren unb ^o^en SSerbred^en, ber biöigleitt geme§, ba^ nad^ 
berfließung be^ in ber Sitation beftimbteh 2^erminö, toiber fold^e 
flüd^tige Siebellen ein Snb Urtl^eil gerid^tlid^ üerfaft, beriefen, 
l^ernad^ auf allen ^löjen benunciret unb au§geruffen, 9lud^ ber 
conbemnirten 9?al^men ober S3ilbnu§, an bie ®algen gel^efftet 
tüerben, 2Bie ÜD. 8. bifem allem alfo nad^gulommen toiffen ttJürb. 
ÜDero 3Bir mit gnaben toolgetüogen üerbleiben, ©eben in Unn^^ 
ferer ©tatt SBien, ben bre^jel^enben 3D?onatötag SDiartij, 3m 
©ed^ge^enl^unbert ©in unb 3ti)ainjigften ^a\)x, Unnferer Sieid^e 



— 393 — 

bcö atömifd^en im Wxbtxn, beö ^ungcrifd^en im brittcn, unb 
beö Söl^mifd^en im biertten. 

JJcrbinanb. (m. p.) 
©bcnfo ^oppl be Sobcobicj 
S. R. Bohemiae Cancellarius. 

Ad mandatum Sac. 

Caes. Majestatis proprium 

^^ilipp f^abriciuiS. 



»eifoge IV. 

ät^reiben ftaifer ierMnanb^ n. an Mmmxlxan non j^uäfitn- 

fletn mii kr Befretnng non ftrem0. 

(SBicn, 1. 2)cccmbcr 1619.) 

üDem SBoIgcBorncn Unfcrm lieben getreuen SDiajimilian 
§errn bon Sied^tenftein ju S^iictö^urg auf §o^enau . . . Unferm 
dta% ßamerern, ©eftelben Dbriften unb obriften SSelbttoad^* 
maiftem über bie ßaöatteria. 

gerbinanbt ber Slnber bon (Sottet gnaben Srtoöl^Iter 
SRömifd^er Äa^fer ju Sitten Reiten SRe^rer be« didä)^: 

äBolgeborner lieber getreuer, !J)ein gel^orfambifte« Siela^ 
tionfd^reiben bon a6)t unb jtoanjigften 5Rot)embri« ift Un« ju* 
Rauben I^omben, baraug 3Bür gern berftanben, ba« ber geinb 
mit berluft üon ber Statt 6remb« ablaffen unb jurudE gießen 
müegen, fo 3Bür Deiner unb ber unberl^abenben ©olbatejd^fa 
forgjamber guetter SSSad^fambfl^eit unb SSigilanj ^\x\ä)xtibtn, unb 
3ebergeit mit aßen Äa^gerlid^en gnaben ^ntxt^tmm unöer^ 
geffen fein tooUtn, S33a« üDu fonften in ain unb anberen be* 
gereft, toerbeft nunmel^r baffelb fambt unfer« Oeneral SSelbt* 
obriften Seuttenanben Orbinan^ empfangen ^aben. ÜDa^in 2Bür 
unö referiren unb bir mit aßen Sa^: gnaben toolgetoogen fein. 



— 394 - 

®e6eii in ber ©tnbl aüieii ben cvfteii Jag SKoiintS 5)e«m6riS: 
anno ©ec^fijetin^niibctt 3ieuTtjef)ii, Unferer SRdi^c bc« iKömifdjen 
tSrfhn, bee ^ungnrifc^en im 9(nbcrii, bcS Sö^niift^Eii im 
Tiritlni. 

^CTbiiiniibt. 

Ad inandatnm 

S. Caes. Mattia propriuin 

Oiicflenberg. 



Setlage T. 

3(^rttbtn taifcr /eibinauiis II. an Jllarimtlian von £ird)trn' 
Urin nart) der ttinnalimt non ®lal{. 

(SÖcliJ, fi. JioOTlTlbct IC22.) 

X)cin molgebornen Unjcrm lieben ©etrciien 'iDifij.-iinittnii 
1 üon Öicc^lenfteiii . . . Unjerm yfatt), tiamcrern, beftelteii 
Obtiften nnb Obrifteii SJelbtäeugmaiftern. 

Üicber bcr Dun t'itii)ttiiftcin, Slufe Eurem Dom 24. negft 
ebenen TOonatS OctofrriS, nii 3J}ii^ abgegangenen @ii|rei= 
bcn ^ab ^ mit mefirerem gnebigift Dctnommen, aünämngen 
bif ©tatt ®lae QiiB ber dititücn §anben bccma^In ntnS ent= 
lebiget, unb wiberuinü in mein Deootiou gebracht löotben ift. 
SÖJie mm ^d) bei bifein anftt|ent(ic()cn unb bem ganzen @e= 
meinen ©efen ^orfiniilälti^En SBcrd Suerii fonbern cnibfigen 
SJleiß unb Qebcrjett eifrige SBai^tfamlEit jii genücgea occjpiiret, 
giljo gernidjt ÜJÜr nud) aßeS (oli^cö alleS «mb fo oill mehret« 
yi ©aiiifne^men gncbigem gefallen. Unb bamit ^t)r, ju ergöfe^ 
lit^teit Siirer, jolDol ^icrnnter, al3 andi noc^ juoor bei ice^ren^ 
ber Stebeflion ge^orlnmift, treu, nitfrerfitcn, nHt5= nnb erfpriEßlidj 
gelfliften "öiciift, mein ffnl): SJnndbnreß ©cmiietö juoerfpürtn, 
aiB fjab 3(^ äu bcffen gencbigifler örioigiing tSud) mein Jus, 



— 395 — 

fo mir auf bcncn Saunitfd^ifd^cn ©üettern gueftänbig, cebiert 
unb übergeben, Sud^ a\x6) gugleid^ auf biefelben mit Sejal^Iung 
@ure^ alten augftenbigen Srieg^öerbienen gbgft üertoeifen, unb 
nod^ ju einer toolberbienten ^a\f: ®mht, ain^unbert taufenb 
gulben attergnbgft üertoitliget, ÜDeren ^^x duä) ebenmegig auf 
obbemelten Saunitfd^ifd^en ®üttern ga^Il^aft gu mad^en, unb 
über jiefetberürte Slntoeifungen mel^rer^ nic^t l^erau^gugeben fd^ul* 
big fein fottet, aö§ toa^ ftc^ nad^ bißid^ befd^e^ener ©d^äfeung 
unb Slnfd^lag ber ®ütter in ber Ueberma^ befinben toirbet. Qn* 
ma^en ^ä) bann be^toegen be^ ßarbinalen üon üDietrid^ftein ?. 
bereit guegefd^riben, unb bie gbgfte SSerorbnung getrau, Sud^ gu 
SSottgil^ung bifer SDieiner gften 9tefolution aföbalben bie ©üetter 
einantworten unb in bie tpürflid^e ^offeg geben gu laffen. !De§en 
^ä) tnä) in einem unb anbern gur nad^rid^tung erinbern toöUtn, 
SBIeib Sud^ beneben^ mit Äa^fer: unb Sanbt^fürftlid^en ®naben 
jeber 3^^^ tool^lgetpogen. ©eben in ÜJieiner ©tatt ^d% ben 
6. g^oöembri« ao 1622. 

JJerbinanbt. 



»ettoge VI. 

Hn^ü^t ane it% Mxfttn &axl dnfebtne 3n^rncttott für feittett 

9Son ben ©emälben (gol. 211 ff.). 

!Dic Quardaroba ift in einer gutten Drbnung unb ©taub 
gu erl^alten, aud^ ^öd^ft not^tüenbig, in tüeld^er alle SDiobilia 
unb Siaritöten fein, gel^alten »erben, unb alfo in eineö Quar- 
derob Unflei^ unb Untreu großer unb l^öd^fter ©d^aben ent^ 
ftel^en fann, fo in altoeg gu beraten. . . . Sefonber^ toa€ 
berberben fann, alfo fleißig unb genau muß gugefel^en tüerben, 
bon bir unb beinem SDiarfc^alf, abfonbcr^ auf bie ®emal^l, fo 



— 396 — 

tpir bir fd^on rccommcnbirt ^aben in Unfcrem befd^riebenen 
SBcrf bon bcr 3lrd^iteftur ^), unb fotleft ber ©emäl^I fammt 
aßen bcincn ©uccefforcn ein äugerftcr Sieb^aber fein toegen 
bcr Äunft unb Siarität bcrfelbigen, fo in ber ganjen äBelt bon 
bem 5lbel unb benen Curiosis ^od^ unb biel gefd^ftfeet unb 
gro^e^ ^re^ge^ bejal^Iet »erben, al^ ein ®ad^, fo nimmer ju 
finben unb ju l^aben, tüegen fd^on 3lbleibung berfelben gutten 
3D?e^fter, Diefe muffen bor bem ©taub unb befonberö üor ber 
geid^te ber SDiauer unb eineö feid^ten ört^ beobad^tet tüerben, 
ba5 nid^t SBinteröjeit, toann bie Sälte gar gro^ getoefen unb 
gegen ben f^rü^Iing bie 3D?äuer mit ber Äälte burd^fd^Iagen unb 
fid^ folc^e anreifen tüie ©d^nee unb dt)^, fo bie ®emäl^I fd^im:' 
len unb faulen mad^en unb berberben gu untüiberbringlid^em 
©d^aben, fo nid^t jujulaffen, fonbern bie ^dt ber Saiten tpol^l 
toegen biefeö Steifen ber SÄauern gu beobad^ten, bie ©emäl^I 
aföbann toedEjune^men, ober alfo gu öerforgen öon leinten mit 
Seiften, baß fie bie SÄauer nid^t berül^ren lönnen, fidlerer aber 
tpirb fein SBinteröjeit fie ^erabjune^men. ÜDer ©onnenfd^ein auf 
fold^e tpiö i^nen aud^ gum beften nid^t nufeen, fonbern fie bon 
garben abfc^ießet, beögleid^en bie gezeigten 3^"^^^^ ^^^^ ^^^ 
Defen unb Äamine nid^t nufeen toegen be^ Siaud^^ fo fie fel^r 
fd^tparjet, foöen alfo üon bem $Raud^ äußerft beobad^tet fein, 
aud^ in gurren üon einem jum anbern Ort fel^r beobad^tet 
fein, bann ba^ Stollen il^nen anwerft fd^äblid^, inbeme fold^eö 
fie jerbrid^t unb jerfd^ridEet unb größten ©d^aben gufüget, 
toeld^e^ ^tt\ä)xidtn ein ®emal^l gar unanfe^nlid^ mad^et, unb 
tpol^l enbtlid^ bie garb ftüdEtoei^ abgeben mad^en fönnte, aud^ 
bie 3u lang bleibenbe Oerottte, ba fie toa^ in einen feud^ten 
Ort, gu faulen anl^eben, foHen alfo bie ©emäl^l nid^t gerollter 
gefül^rt toerben, fonbern gan^jer auf benen Slinbral^men in 
S^ru^en, fo bie größte ba^ größte ©tudEl^ l^ätten, in toelc^e gar 
biel ftudt l^inein!ommen große unb fleine, bann fie »erben alfo 



') Scibcr, tt)ic c« fd^cint, nic^t mel^r öorl^anbcn. 



— 397 — 

Icgtoei^ ocicflct unb mit Satten öcrtoal^rt, ba§ fid^ feinet tocber 
in bic §öl^ noc^ auf bie ©citcn begeben lönne, inbeme fie alle 
mit gefagten !?atten an benen ©linbra^men öerfpreijet fein, unb 
ein 8eg auf bie anbete fommet, bon benen Satten toie 9tal^m 
toeiö ber gonfeen Zxnf) grög, eine fold^e Satten 9ta^m fo biel 
Unterfd^ieb l^at, ba§ biel Silber neben einanber liegen fönnen, 
unb feft gemad^t fein, feinet im geringften ^u toeid^en, ba aud^ 
bie Iru^en geftürjt tourbe, fo fann feinet üon ben anbeten, 
bann fie alfo üettoa^tt fein, butc^ biefe Satten 9tal^m, fo ganj 
nad^ §etau^ne^mung bet iöilbet felbiget Säug l^etau^genommen 
toitb, ju bet anbeten Silbetlag ju fommen, unb alfo ju einet 
nad^ bet anbeten, toeld^e $Ral^m unb Q^be^ gad^ an felbiget 
numetitt ift mit bet 9Jo be^ ©ilb^ fo l^ingel^ötig, attema^l nad^ 
9lotl^butft tpiebetum fo einjulegen unb eingupadten, übet toeld^e 
3ltt bie ®ilbet ju füllten nid^tö ®effete^ fein unb etfunben 
tpetben fann, fonften im SRoöen leiben fie gat ju gto^en ©c^aben, 
fo toegen bet ®ilbet not^toenbig gu etinbetn getoefen ift, beö 
©d^aben^ gu entgelten. . . . 

9Son äBagen unb ^fetben (gol. 223 ff.). 

. . . @^ foUen aud^ bot bid^ aUjeit Seibtpagen neue in 
SSottatl^ gemad^et toetben, mit SSerbetb bet alten anbete ju 
^aben, unb bie neueften bor bie ©tabt unb fo bot bie ©tabt 
gebienet ^aben, fönnen in^ gelb gebtaud^et tüetben, fo alle 
Seibtoagen bot bid^ unb ©emal^lin bon ©ammet fein fotten, in 
naffete SBettet abet allbietbcilen fid^ bet ©ammet fd^ild^et, toann 
et mit einem naffen SDiantel betül^tet, fann ein fd^önet äBagen 
bon fd^önen totl^en 3>ud^ten gebtaud^et toetben, aud^ betgleid^en 
fleine SBagl in^ Selb auf bie 3>ögt ju falzten auf ein unb jtoei 
^etfonen, bon betgleid^en fd^önen Sudeten, fo aud^ toegen bet 
S^iäffe befd^id^t, unb einet toeig betgleid^en fleine S33agl auf ein 
obet gtoei "ißetfonen feinb fe^t gelegen unb angenel^m, beten 
beibe ©otten auf ein obet jtoei "ißetfonen follen allejeit bot* 
Rauben fein, benn fie feinb gat ting eilenb^ fottjufommen, unb 



. bereu Dorn (äomiiKr o^iic ®Iä(ev fein 
aiMiitev mit @lä(cvti, nii(^ olfo ber flroECii, bcv ©Iftfet iDcgen 
metbeft bu bidj aUejctt gebrüiidjETi, a\ä ber gelcgenften ©ac^, 
im SßJinttt Äälteu, Üfcgeii, imb aBinbigen Setter, beine aäJagen 
alle iDEvbeii auf bie franjürtfitie Oattung fein, bann (clbige 
ge^en siim Seflcu unb l)äuftigfleit, uiib bnmit fte befto bcffer 
9cma[[)t fein, wirbt bnS 3tntl)famfte fein, bnfe fie gar felbft in 
(^ranfreic^ gcmnt^t »erben, benn allbortcn fie an^ änni kften 
gcmnc£)et mccben, eben olfo bie Sranjöfift^cn ©attier bie beften 
fein, . . . 

Titx ©ulfdji 9io6 mirft bu mit faniint bct ©eino^lin liio^t 
nictft Weniger aiö 6 ^ü^ ^ttlten tonnen, dou beiteii fcfiüiiften 
imb beften garben nuS bcni Corcier ®eftütt, bnnn bie Cor- 
deri a\ä bn bie große Stoß feinb junt SBngen bie tnnglit^ften, 
bnnii ein flcineö ober mittleres Stoß fi!)cinet in einen SSagen 
iiidit, fonbern nur bie großen, iiub je größer fie feiub, je 
ffftßncr, ^ienimben ^abeii mti: iit ber ©cftntf S9ef(|rei6ung fo 
üie( Don itx Corcißr 3lrt flefi|ne6eii unb folcfie recommanbitt 
als rariesinmni quid, aülBO^in Wir unä iioc^ referiren. 9Iun 
bergleic^en ft^öne 3iig wirft bu auö beineit (geftiift neljmen unb 
nllcjeit bie fc^önften unb gröften Ütoü Ijtilten, jeber 3"fl "on 
einer anbrcen Snrb, iinb toaß fie oon lauter eblen 9to6 fein, 
bann nie fein itnebleö 3log füll in beiiien (Stall kommen, Don 
unb bei tDcli^eii fein lSt)r imb t'uft unb (Sufto, bnnii, waö ift 
an einem fflauern- ober uncblen iKoß, nic^tö, finlenm^lcn tS 
eineö ift, fo jcbn-nmnu um einen ftl)lcc^tcn äöectl) Ijaben Kann, 
maä aber oxtraordinari, itaS ift Wnö ein anberet nict|t ^aben 
tnnn, baä ift jn frf)ä^en . . . nam quod rarum carum, bie 
gemeinen 9toö feinb UnEoftcnS, inbem fie fo Diel frcffen, ^a^- 
rung unb §nberS gebrandien alä bie fiijönfte ber 'löelt, teintr 
(Sljr unb öobeö aber ober ^i^eifeiS fie nti^t fein. . . . 

®ie fflcppcr (inbetrcffenb foUeft bu jum 3agen Dor beiti 
Sßerfon ein (i SIeppev t)oben, unb fonften paar 3clter ju ben 
anbern SRcutV»- bttnn bie äflt^"^ f""'' "'i^* \^ f'i^" ä""" 



— 399 — 

Sauffcn, bic anbeten aber unter benen 6 fönnen aud^ fonft jum 
reutl^en gebraud^et bon bir »erben, toeld^e einen guten ©d^ritt 
gelten »erben. Diefe Sitpptx bor bein ^erfo^n foll fonft nie* 
manb rcut^en ate bu, bann anbere üerberben^ nur, baö ift gu 
üerftel^en, toann fie fd^on gum 9teutl^en abgerid^tet fein, fo öon 
anberen befd^e^en mu§ unb jtoar bon benen S^ägern, fo fie 
lel^rnen fidler laufen, barnac^ muffen fie nimmer bon il^nen 
geritten »erben, bann fie reut^en fold^e nur frump unb ju 
©oben, fo fd^abt ift, bann ein gutter unb fidlerer ßanffer fott 
auf^ gängft atö möglid^ ift erl^alten »erben, bann man nid^t 
atlejeit fo gut unb fidler überfommet. @l^e ba^ S^agen im jS^iXff^ 
ling angeltet, foöen fie in 3lt^em barbor gebrad^t »erben, nid^t 
auf einmal, fonbern gemad^ nad^ unb nad^, ba^ erftmal eine 
l^albe öiertel ©tunb, unb alfo öon jeit gu jeit »aö länger, bi^ 
eine ganje ©tunb, »ann fie bom ©ejabt ^eimfommen fein, foll 
man i^nen bie ©ad^en mad^en, »ie alborten bei ber 9>ogt ift 
angeorbnet »orben. . . . 

9Son «ünftlern (f^ol. 241). 

äBir l^aben aud^ unter anbere beine S3ebiente einen SDial^ler 
unb ©ilbl^auer gefefeet unb felbige gar nü^lid^, bann »aö alfo 
im §au§ bcfd^ic^t unb gemattet »irb, leidster unb »o^lfeiler 
JU l^aben, ate burc^ bie frembe, »eld^e frembe borne^me in ber 
Äunft il^r 3lrbeit fel^r l^od^ auf dalagen, fo in große Summa 
l^inauölaufet, öon einem ein^eimifd^en @uten fold^e SBerl in unb 
burd^ bie bloße l^abenbe Seftatlung l^abl^aft »erben fönnen; ba 
bergleid^en öornel^me äWa^ler unb Silb^auer fönnen befommen 
»erben, fo bienen »ollen, in äße 3Beg aufzunehmen fein unb 
mit gutter öeftallung ju berfe^en, bamit fie gerne öerbleiben, 
ben großen 'üni^ unb ©d^afe in il^rer Ännft burc^ bergleid^en 
überfommen »irft, barburd^ bie ^alatia, Sirenen, unb »aö man 
fonften gebauet l^ätte unb bauen »ollte, gema^let fönnen »erben, 
bie ®artten aber in benen Srunnen unb anberen Orten in 
benen Soggien, 3lltanen unb ©aöerien, fo ©tatuen leiben unb 



400 



erforbfm, biiri^ ben 33ilb^aucv üerfc^tii feiti, tti 
bie SOinleteq imb bie ©tatucii bcitcn ©cbiiueii eine große ^krbt 
fein unb o^ne fclbigc gldc^fam ni(i)t fein Eönneii, bure^ bet= 
gtcicfieit Äüiifticr erobert wirb mit öiel Iciditerer aßaniet, wie ange» 
jogen TOorbcn, lifo berglcidicii ©dcgen^eit nii^t ju urtletlafftn, 
bergleid)en Siinftler, fo fi(§ ju ^icnffeu pväfcnttreit träten ober 
barju ju pet(uabircn iDoreii, aufjuneljmeii imb ju cv^nllen, fie 
muffen aber gut fein bcrbe Sorten in i^rer 'iProfeifton, fonftcn 
foU mau fic nic^t nehmen, bnnn gemeine 91ibcit in bcrglei<^en 
nii^t JU fiiiä^cn noi^ ju wollen ift, fonbcrn lauter uorne^me, 
bei weli^er äob unb ^u^m, auc^ ein Contento bergleii^en 
Dorne£)mc SBcrl ju ^aben unb feine ^nlatin unb (Sartten ge- 
jietet jii ^abtn, alfo ^nt eö benn SJerftanb einen oorne^inen 
SÖanmeiftet in ^ienften ju ^nben, bie Dorncljme (Seböu rei^t 
unb ffio^l ju fügten iinb alfo ein folt^cn ju ^obcii, was ober 
in (äebün anbetrifft, ift cä iiotljwenbig, bog folrf)eö bie Obrig* 
feit fclbft erlerncler oerftc^e unb baS ÜJerl fclbft birigirc, fonft 
wirb nit^tö nuß toerbcn, bcnn bie allerbcfteii unb üornc^mften 
SÖQumeiffer »erben bie nßergröffen gcf|ler unb ürroreö unb 
Unförmlid^Cciten begeben, fo fie ni(^t birigiret loerbcn non einer 
Cibrigteit, fo bie 9lrc^itettur ret^t Derfte^et tinb fann, bero> 
falben SBir bir nlfo bie 9Ir[()ite!lur rccommanbirt iinb bef[^rie= 
ben Ijnbeii, [oldie felbft rcrfjt ju erlernen unb ju tonnen, bie 
l^ebäu burcl) eigene Tiirection ju fiil)ren, iinb alfo in biefem 
t^all man iiic^t fouiel ciiieä :3aumeifterä bebarf alä eineä 
ÜJfa^Iere uub ©ilb^ncrö ju 3'<^'^""9 berglcidjcn ^erf. Slnbere 
Sünftler ju fallen feinb audi angenehm unb nuljlit^, befonbetö 
bie fo Inventiosi unb Specnlativi fein in tStfinben neutt 
'JSerfen, in Mauhinia unb aUerlri bergkii^en. . . . 

Sßie( (dürften galten ein Musica ju mcicfiet SBir bir 
Weber ratljen noii) iniärat^en moUcn, e^er aber mißrat^en, bann 
cö feinb nur ikut fo gar niel loftcn, toaiin fie gut feinb, unb 
alfo grofie Unfoftcu unb um fo oiel me^rerS Sebicnle, beren 
fflebienten gar jU groge 3a^l oiel Ungelcgen^eit oerurfat^et. 



— 401 — 

toann bu aber böttig au^ bcincn ©d^ulben toäreft, unb bic 
Reiten gar gut, lein Ärieg unb anber Ungelegen^eiten, fo !un* 
teft eine l^alten, bon ein jtoölf ^erfonen aufö meifte, toelc^e 
aber gar ejcettent fein müßten in benen ©timmen unb 3nftru* 
menten, worunter nur ein örganift fein foö, nur ein Santenift, 
ba^ anber lauter ©eigen, bann bie gauter, Befonber^ aber bie 
©eigen, unb tpo üiel ©eigen fein, ift e^ fel^r angenel^m fotool^l 
in ber ßapetlen afö anbertoertö jum langen unb ©pafeiren auf 
bem SBaffer unb in einem SBalb, auf toeld^en beeben bie Musica 
fe^r angenel^m ift. . . . 

SSom Unterrid^t (gol. 288). 

SBann bie Sinber aber fd^on anheben gu reben, fo fotten 
fie Seutl^ ^aben unterfd^ieblid^en Stationen unb ©prad^en ate ba 
ift ©panifd^, granfeöfifd^, äBaöifc^, Sö^mifd^ unb Ungarifd^, 
baburc^ lernen fie alle ©prad^eu gugleid^, o^ne abfonber^ ©tubi* 
ren barüber unb erlernen nur im §ören, reben, begreifen unb 
erlernen e^ unb toiffen nic^t, tüie bann bie Äinber bergleid^en 
reben überlommen unb auf bie leic^tefte 3lrt unb begreifen e^ 
in ©pielen gleic^fam, erlernen aber alle biefe ©prad^en fel^r 
unb auf^ auöbünbigfte mit bem beften Slccent, fo in feber 
©prac^ ba^ atlerüorne^mfte ift, al[o ju reben mit fold^er fd^önen 
unb natürlid^en 3luöfprad^ tüie bie Station felbft. . . . ÜDie auö^ 
länbifd^en ©prad^en fein tüegen ber Suriofität l^alber, \)a% e^ 
fd^ön unb lobtDürbig fold^e atte ju lönnen, fotüol^I bie 9Äanne^* 
al^ SBeiböperfonen, unb ju fd^ä^en unb nufelid^ mit Qebermann 
unb foüiel Sluölänbern ber üorne^mften 3lrt ber ß^riften^eit 
mit il^nen ju reben, fo fie gar ^od^ üon un^ ÜDeutfd^en ad^ten, 
ba§ un^ i^re ©prad^en alfo belaubt fein, unb biötüeilen bie eö 
alfo in ber Qugenb begriffen, fo natürlid^ tüie i^nen unb biefeö 
blog tpir anbere ÜDeutfc^e e^ toiffen auö bloßer ßuriofität unb 
fonften ganj auö !einer 3lot% fo nod^ lobtoürbiger ift, . . . 
35ie bö^mifc^e unb ^ungarifc^c ©prad^ aber aU ein^eimifc^e 

Ofalle, Siec^tenfietn. U.m. 26 



— 402 — 

muffen toiffcn tocgcn ber 9Jcccffttat unb 9iot^burft, aßbictocilcn 
man in bicfcn Sanbem bcflütcrt ift, fo biefc ©prad^ rebcn^ bic 
Untertl^ancn gu berftcl^cn unb mit il^ncn ju rcbcn. . . . 

3;n bicfcr tocl^rcnbcn 3^it be^ ^rbc^ toad^fcnbcn 95cr* 
ftanbtö fott man bic Äinbcr fc^r in bcm Satcin üben unb fort* 
treiben bie hiimaniora el^ift unb gut ju abfolöiren, bamit man 
gegen bcn 14 ober 15ten Qal^r fd^on ad Loicam (Logicam) 
fd^reiten möge, fo ein SBiffenfd^aft atter 3Biffenfd^aften ift unb 
Clavis scientiarum, bann alborten in felbigem ©tnbio toirb 
be^ SDienfd^en SSerftanb eröffnet aöeö red^t ju erfennen unb öon 
jeber ©ad^e apte ju iubiciren, in aßen Scientiis, fo bie 
Literae, baö ift bie Studia geben, toirb leiner fein fo fein 
guter Loicus ift, bann biefe Scienz ift ein f^ül^rerin atter unb 
beffer ift eö unb tpürbe eö fein ein fd^led^ter humanista gu 
fein, ba er nur ein guter dialecticus, al^ ein fd^Ied^ter fisicus 
unb großer humanista. 'Die humaniora ol^ne bie Loica ift 
nid^tö unb fo üiel afö l^ätte eineö gar nid^t ftubirt, bann toer 
fein guter Loicus, ber ift Ignorant in 3^^^ ^^^ gunbament 
ber Sünften, fo man toiffen fott unb toerenttoegen man ftubirt. 
3Bir ad^ten biefe äBiffenfc^aft Philosophiae fo l^od^, ba§ toir 
fagen unb trotten, bag ba gefegt einer ber Unfrigen fein ^üi 
gar übel in humanioribus jugebrad^t ptte, fo fott man il^n 
bennod^ ad philosophiam ge^en laffen, fobalb nur bie ^af)x 
be^ SSerftanbö afö 15., 16. toerben üor^anben fein, bamit, ob 
er gleid^ ein fc^Iec^ter humanista, bennod^ ju benen anberen 
fünften fd^reiten möge unb ein guteö Siedet unb Srfanbtnu^ 
unb ÜDiftinction in benen Siedeten ^aben möge, bann ^ierumben 
attein ftubiret ber 3lbel, um gute Sied^t^gele^rte ju toerben, bic 
Justitiam red^t abminiftriren ju fönnen unb 8anb unb 8eute 
JU regieren. . . . ÜDie Äunft unb SBiffenfd^aft Juris ba^ ift ber 
SRed^ten, biefeö ift i^r 3^^^/ beßtoegen feinb fie öon ®ott cin^ 
gefefeet ju regieren unb attein bie Quftife gu abminiftriren, alfo 
fie gu toiffen unb toegen il^rer bie Philosophiam afö bie f5ü^=» 
rerin, obgleich man ein fe^r fd^Ied^ter unb fd^ier gar fein 



— 403 — 

humanista, fo fotl man bod^ Philosophiam ^ören uub ejpli* 
ciren laffen uub barauf ad Jus fc^rcitcn. . . . 

SSon bcn Hebungen (^Jol. 305). 

SBann bie ÜDiöcipeln fd^on ad Philosophiam gelangen, 
aföbaun foticn fie fd^on anheben bie (gjercitia ju lernen, bann 
felbigcö ©tubium Bebarf [d^on nimmer unb nimmt uid^t me^r 
foüiel ^tit tüeg ate bie hunaaniora, ba^ero fd^on bie (äjercitien 
lönnen angel)ebt toerbeu, bann tüo^l Sieuten gu erlernen, tt)ie 
bann alle bie Unfrigen gute $Reutter werben fotlen tt)cgen il^reö 
tiabenben guten ®eftütö, fo mu^ man jung anheben, feft ju 
$Ro| fifeen ju erlernen, unb alfo fie um felbige ^tit fd^on an^ 
t)eben follen, aud^ ba^ iJed^ten, fo eben in biefem Sllter beffer 
begriffen mirb, baö langen follen fie um ein paar ^a\)xt e^er 
anfangen, biemeil e^ nid^t üiolent ift, tt)ie baö Sieuten unb 
ba^ f^ed^ten, bann cö formet ben 8eib ju einem fd^önen ®ang 
unb beffercn ©ebärben, aud^ ju jierlid^en Sieüerenjen, fo einem 
Cavaliero fe^r tt)o^l aufteilet fold^e jierlic^ ju mad^en in unb 
üor einer ablid^en Oefellfd^aft. ÜDaö Sieuten follen fie üon 
feinem äBälfd^en erlernen iemalö, nod^ tt)ann fie in SBelfd^lanb 
fein allborten üben, bann ber 3Belfc^en Sieuten ift nid^t^ nufe, 
tüeber nad^ ber Snnft afö ber ^kx\\6)tdi, bann fold^e fifeen gar 
fd^önblic^ JU 9io§, ol^ne geftredEten ©d^enlel unb }S^x\tn nod^ 
geraben 8eib, fo bie brei üorne^mfte @tüd£ fein eine^ fd^önen 

unb jierlid^en Sieuter^ !J)ie äBelfc^en fein nid^t ber 

Justeza befliffen, baß i^re Sio§ auf^ Quftefte tummeln follen, 
fonbern laffen frumm unb grab afö eineö fein, baö Sio§ trage 
ben Sopf in bie Volta, e^ biege fid^ mit bem 8eib in felbige 
ober nid^t, e^ l^ab ben Äopf in ber guten "ißofitur ober nid^t, 
e^ l^abe felbigen ftat ober fd^nelle bamit, unb alle^ anbereö 
Unred^tc^, fo bie Justeza üeriüirfet, ift i^nen aöe^ einö, toann 
nur bie Siog toa^ tl^un, fo feinb fie fd^on gufrieben, anberten^ 
feinb fie aud^ nid^t curioö in benen fc^önen unb fubtilen 
©d^ulen, afö in benen SSolten, in Corbeten; Capriolen unb 

26» 



— 404 — 

Arien, fo man in bcncn SSoItcn mad^cn fott cttoa^ ©d^öncö 
unb ©ubtile^ ju ^aben . . . unb alfo aud^ Icinc gute 9?cutcr 
gu nennen fein, unb l^ierumben ganj lein ßjercitium be^ Seibcö 
üon i^nen gu erlernen ift, bann [ie feinb bieöfattö ganj nitftt 
curio^ toie bie grangofen, fo bie l^öd^fte ^kvl\ä)ttit in bergleid^en 
tDotten unb fud^en, bann im Spangen bieget ber SBälfd^e gang 
ba^ Snie unb ift mit feinem f^ug unb 8eib gang tüeid^, fo gar 
fd^änblid^ gu fe^en ift, im f^ed^ten aber ift er nid^t fo l^urtig 
toie ber t^angoö, toeld^er ben äBelfd^en fd^on burd^ftod^en l^at, 
el^e fid^ ber SBelfd^e in ^ofttur fefeet, bann beö grangofen ©tog 
ift tüie ein S3li^ gefd^toinb, unb alfo nid^t bon il^nen bie 
Seibübungen gu lernen, alö bon benen t^angofen, fo in bcr^ 
gleid^en meit in allen übertreffen t^un, unb l^ierumben, tüann 
bie Unfrige in SBelfd^lanb lommen, tüerben nie allborten bei 
benen tüclfd^en SÄeiftern fein (gjercitium üben, bann fie toürbcn 
toieberum berberbet tüerben an ber guten SBeife unb 2lrt, fo 
fie gu §auö unb in ^Jranfreid^ erlernet angenommen unb ge* 
tpöl^net l^ätten, berol^alben gu biefem Snbe bie Unfrigen in 
benen Exercitiis annoc^ gu §au^ gu unterrichten, in benen 
lungeren Qal^ren el^e fie nod^ üerfc^idEet tüerben, foll man ber* 
gleichen gute unb tüol^lerfal^rne fommen laffen, alö einen S3e* 
reuter unb iJed^tmeifter, ber bereuter muß aber abfonberö gut 
unb ein fd^önfter Sieuter fein, bamit er bie fd^önfte ^ofttur 
geige, fo ba^ allerüornel^mfte ift. . . . ÜDann tüir tüollen nid^t 
allein bie f^ürften unfereö §aufe^ gute unb fd^öne ^Reuter 
tüiffen, fonbern völlige Sefifeer ber gangen äBiffenfd^aft, baß fie 
in ber Sunft alle Sereuter felber übertreffen follen, unb biefe^ 
ift ba^ redete, aötoo alle (if)x unb ber Gusto ift bie Äunft 
böllig gu befifeen. . . . 

9Son (Erlernung ber Slrd^iteltur unb 9Äufif (gol. 310). 

SSon anbern ©ad^en toerben fie erlernen bor alten ©in^ 
gen aud^ bie Slrd^iteftur unb bereu völlige ^kx, nämlid^ bie 
Il^eilung ber fünf ©äulen, baö ift ieber Drbnung, ber 



— 405 — 

Toscana, Dorica, Jonica, Corinthia unb ber Composita, 
fambt i^rcn ©efimfcn unb aßen, attbietoeilen iebc Drbnung 
ein anbete Jl^eilung l^at in aßen ©luden unb il^ren ©liebern, 
!iDie 3lrd^iteltur ift baö @d^i)nfte unb 5Wüfelid^fte, fo ein f^ürft 
nad^ benen Literis erlernen fann unb [ott, bann biefe^ i^m ju 
9lufeen üornel^me Sßerl ju erigiren ju (Steigen 8iu^m unb ®e* 
bad^tnuß, toie toir jum Deftern in biefer Mathesi beffen 
di\if)m, ©d^ön^eit unb 9f?otf)tt)enbigfeit ^aben auögefprod^en, biefe 
biö dato erlernen bie toenigften unb ift fold^e gar nid^t in ber 
Uebung, fonbern man erlernet nur Mathesim unb Geome- 
triam unb bie Fortification , fo tüir aßc^ nid^t bertoerfen 
tpotten, leine aber ift fo nüfelid^ unb ber Slrd^iteltur gu üer^ 
gleid^en. . . . 3Baö folget aber barauö, ba§ fie bie 3lrd^iteftur 
nid^t erlernen? nid^t^ anbereö al^ bie Qgnorang in beut 9lüfe* 
lid^ften unb 9iotl^tt)enbigften unb biefe^ ift, ba§ fie nid^t^ 
©d^öne^ erfennen, fd^äfeen, orbiniren unb mad^en laffen lönnen, 
unb fein ®ebäu berfte^eu, foubern nur fd^änblid^e glitten, ©pe- 
lunlen bauen laffen ol^ne "ißroportion, ^kx unb ©d^ön^eit, fon* 
bern unförmlid^, ba§ ber ©oben üon 3^^^^^^^^ ^^^^ ^^^ ^^P^ 
berül^ret, bie f^enfter fein toie bie Söd^er, bie 2^^üren, ba§ man 
ben Äopf anftößet unb fid^ gum (äingang biegen mug, unb 
glatte abgefd^madfte SÄauer toerben gemad^t, alfo feine 3*^^/ 
&)x noc^ gute SBol^nung, biefeö befd^ic^t au^ Unerfal^renl^eit ber 
3lrd^iteftur. . . . 

ÜDie Musicam foßet Q^r bie Surigen nid^t erlernen 
laffen, bann biötoeilen belieben bergleid^eu hoffen, unb gebraud^et 
man in bergleid^en gum öftern üiel 3^^^ unnüfelid^ gu unb 
unterlaffet bie Negotia unb ^iot^toenbigfeiten, inbeme bie 3^'* 
beffer angutoenben ift afö in bergleid^en hoffen, bie Musica ift 
lieblid^er gu ^ören ate in fold^er componiren. . . . 

33 on »ieifen (gol. 315). 

ÜDa^ ©tubium Loicae toirb nod^ l^ier gu Sanben gel^öret 
fein, barauf bn bie beinigen, imb fie fünftig bie Q^rigen 



— 406 — 

ücrfd^idcn unb ba^ Jus fic in ®urgunb, atttpo bie befte Uni* 
ücrfttät fein mürbe, too^l auöf)ören unb abfolüiren laffcn, ober 
ju "ißari^ in granfreid^ felBften, atttüo nid^t attein ein bornel^mc^ 
©tubium, fonbern aud^ Optimi mores unb ©itten ju erlers» 
neu, tüie ein ßaöalier fein unb fid^ alle ^txt üerl^alten foöe, in 
§öflid^Ieit unb attem, unb anje^o in attem bie befte ©d^ul in 
granfreic^ ift einen iungen Saüalier gu faffonniren. . . , 

üDie übrigen ^Reifen außer ^ariö ift nur me^rereö ber 
(Srfa^rung einer Diücrfität ber gänber unb toa^ fie $Rareö 
^aben, alö maö attborten ju lernen. . . . g^n §ifpanien ift baö 
fd^öne 8anb ju fe^cn, unb ber föniglid^e §of, alltt)o fid^ ein 
9Dionat aufzuhalten, ^\)x f öniglid^e 3Kaieftät ju Bebienen unb barnad^ 
ba^ fd^öne 8anb im §inein* unb §erau^reifen ju befel^en, unb 
ctlid^ fd^öne fpanifc^e dio^ mit herauszubringen, toeffentmegen 
©panien gu befud^eu. ÜDurd^ baS übrige granlreid^ man reifen 
mug, atttt)o nid^tS befonbereS gu fet)en, inbem felbigeS 8anb 
Spanien nid^t gleich ift, fonbern Spanien in ber ©d^önl^eit 
fold^em toeit überlegen ift, unb gleich einem ©arten Europae 
tüegen beS l^ifeigen SlimatiS unb aller $Raritäten^®ett)äd^ö unb 
JJrüd^ten. ^n Slieberlanb ift baS borne^mfte gu feigen §ollanb 
megen ber geftungen unb SÄecr^afen ober orientalifd^en unb 
inbianifd^en ^Raritäten, fo ba^in gebrad^t unb gum rareften 
aöborten erfel^en »erben, ßnglanb ift toegen ber Qagt ju er* 
feigen, it)re gute 3lrt ber Qagt, fo fie gebraud^en unb aüc 
9iationeS ber SBelt übertreffen, üon tüannen ^jogi^^unb ^erau^* 
gubringen, üon benen gröften, fo gar ein grobe ©timm l^aben 
unb langfam jagen, 2Bir üerftel^en nic^t bie gar gro^e englifd^e 
§unb fo gum §efeen fein, fonbern redete 3>cigtl^unb, Chien 
courant, fo red^t auf ber ©pur jagen, bergleid^en foll man 
bringen unb üon fold^en eine gange ^aqt l^aben, üon benen gar 
großen gum §efeen foö man aud^ bringen, fo man fettige 
überaus fd^ön unb groß üon ben größten unb bidEeften ^aben* 
ben köpfen, ^aben fönnte, einen $unb unb ^ünbin gu ber SIrt, 
leine 9toß ober Klepper aber nic^t, bann ber äBeg l^erauS ift 



— 407 — 

gar ju weit einen Sle))))er l^erau^ jn befommen, wirb fd^on 
txnmp wegen JJerne ber ©trafen, wa^ aber i^re @üte anlanget, 
finbet unb ^ie^et man felbft fo gute unb fd^öne aW felbigc fein 
tonnen. . . . 

3in SBelfd^lanb ift fid^ waö aufju^altcn, aßwo öiel 
(S6)önc^ ju fe^cn, wegen ber ®ebäu, ©tatuen unb ®emä^l, 
aud^ fünften ©d^ön^eit be^ 8anb^ unb i^rer SRog, beren ®üte 
in unferem S^ractat öon ®eftüt ju finben ift, in ©etfd^tanb ju 
9tom unb ®enua, befonber^ an bem legten Ort feinb bie 
fd^önften ®ebäu ber 3Belt ju erfe^en unb aßborten an beeben 
Orten in ber 3lrd^iteftur ju ))erfectioniren wirb mit an beeben 
Orten öorne^men 3lrd^itecti^ unb SBerfen, attwo ®enua in ber 
3ierbe fe^r ejceüiret unb SRom übertreffen Witt, bie fd^önften 
SRog aber ju 3)iantua bei fettigem §crjog ju finben fein. . . . 

3m SReic^, ha^ ift in benen SReic^öftäbten unb c^urfürft-^ 
lid^en §öfen ift nid^t^ ober gar wenig ju feigen, bann waö attborten 
SRareö wäre, ift anber^wo aud^ unb öiet me^rereö unb beffer 
befe^en wprben . . . unb bannen^ero nur in J)eutfd^lanb l^in* 
jufommen ift, attwo o^nc biefe^ ber SBeg unb bie ©tragen 
burd^gel^et unb etwan ju einem dürften afö ba^in bie 3>nten* 
tion wäre ju einer fünftigen SSermä^lung, biefelbige ^ürftin 
burd^ bergleid^en J)urd^reig ju fe^en. . . . 

^a6) S3eobad^ten unb S3efd^e^enen atten, fo wir öon ber 
SReig ber Unfrigen gefd^rieben ^aben unb ba^ §erumreifen an 
atten benannten Dertern wirb bie ööttige SReig öottbrad^t fein, 
unb fie mit greubeu wieber nad^ §au^ fommen, attwo ber Srft* 
gebornc ju ber 9?egirung ber Qufti^ unb ber S33irtfc^aft ju applu 
ciren fein wirb, nid^t bag i^m ba^ döttige 9tegiment übergeben 
werbe, fonbern baß er in dtatij öon bir ju beebcr §errfc^ung 
genommen werbe, folc^e^ unb ber modum, wie barinnen täglid^ 
öerfa^ren wirb, ju begreifen unb bie ^Regierung ju erfernen unb 
JU practiciren unb ju üben, wa^ er in benen SRed^ten begriffen 
unb gelernt ^at. . . . 



— 408 — 

SSon ber Srjic^ung bcr ^rinjeffinncn (^ol. 337). 

J)ie fürftüd^cn gräulciti unferc^ §au[e^ foUcu avai) in attcn 
fürftlid^cn 2:ugcnbcn crjogcu fein, bc[onbcr^ in bcr Slnbad^t, in 
ber ^öc^ften 3^^^ ""^ ©d^am^aftig* unb ß^rbarleit unb ®ottc^* 
furcht, au^ lüeld^cn bie jüc^tigftcn rcinftcn unb getrcucftcn ®e* 
mal^tinncn toerbcn, jlcbcm jum ©picgct^ßycnnjcl , foßen anä) 
in bcr Quflcnb unb Äinb^cit aßc frembcn ©^jrad^cn erlernen, 
lüic öon bencn Knaben öcrmclbet ift lüorbcn, bann fc^r fd^ön 
unb lobrcic^ ftc^et einer gürftin aße ©prad^cn unb fclbigc gar 
tt)O^I 3U lönnen, unb folc^e nid^t attein mit bem beften accent 
ju rcben, fonbern aud^ gu fd^reiben, unb ob cö gleid^ fonfteu 
nid^t gebräud^lic^, bannoc^ aud) bie Sateinifd^e, auf^ lücnigfte bie 
humaniora, man finbet JJürftinnen, [o fold^e lönnen unb beß* 
lücgcn gelobt unb gepriefen lücrbcn, al^ lücgcn bcr [c^öncn Xn^ 
gcnb bcr äBiffen[d^aft, fo aud^ an unb bei bencn grauen ju 
ad^ten unb grog ju Ratten ift, bie SOiuficatifd^e ^nftrumenta 
fte^en bcnen i^üi^ftinnen ttjo^t an, befonbcr^ ba^ ©ingen, unb 
ber döUige SSerftanb ber SKufica, baß fie aud^ componiren 
lonnten, bcßiücgen fie in folc^cr öor aßen Singen ju unter* 
lücifcn fein, bie fd^önen 3lrbeiten at^ ba^ ©tiefen unb abfouber^ 
bie gcma^lte Slrbeit jieret auc^ eine gürftin ; nie muffig ju fein, 
fonbern bie ^tit in altem SRü^mtic^en ju öottbringen, baö 
Steißen ober 3cic^nen, gar ba^ 3Jia^len fetbften lonnte eine JJürftin 
erlernen, aud^ bie Slrd^iteltur, öon biefer fd^önen Sunft ju biöcuriren 
lüiffen, unb i^ren fünftigen fürftl. §errn ©ema^ln lüiffen bie^fall^ 
einjurat^en, aud^ bie oeconomiain ju üerfte^en, aße^ einer gürftin 
l^ob ift, i^re^ tunftigen (Sema^l^ ^Ixil^tn ju bcförbern. . . . 

©0 lüeit bie Slu^jüge. J)ie Qnftruction fd^liegt mit einigen 
bcfonberen 3Ser^altung^ma6regeln in betreff ber 9iegierung, folüie 
mit ber ßrma^nung, fie fleißig ju lefen unb fid^ in attcm barnad^ 
5U rid^ten. 



*PB.4275Ö*SB /v ; 

y B/T 



■C 7^^ 



mnttafel j 



1446— c 

^malia Do) 



(?) 

rtin öon 
cim. 



j* 1511, fii 

(@cm. ^at^Q\ 
ö. ?ambcil 



m ®cn^(bcrt I. 
unb i-®cm; * 1565, 

19- 



(öcrm.i 
2. @cnj 

2)cf 



3ubitt| 

* 1557, 

@cm. (1579) 

^elm^art 



1) @ic 



®unbacfer 

* 1580, t 1653, 

].®cm. (1604) 3(gnc8 
@räf. ö. Ofifrie^ranb; 
2. @em. (1618) eiifa* 
bctl^ Sucre^ia ^eqogin 
öon 2:cfd)cn. 



am 



12, 

mit 

— fefia 
Jtcin 



*14- 



@|[ntonta 

:i772, 

: ^ring 

jarignan, 
1729. 



SDominica 

*1698, tl724, 

ücrm. 1719 mit 

@f. ^einrid) 

ö. 5(ucr«pcrg. 







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CECIL H.GREEN LIBRARY 

STANFORD UNIVERSITY LIBRARIES 

STANFORD, CALIFORNIA 94305-6063 

(650) 723-U93 

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