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Full text of "Handbuch des getreidebaues"

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HANDBUCH 


DES 


GETEEIDEBAUES 


VON 


Db.  fbiedb.  köbnicke, 

PROFESSOR  DBR  BOTANIK  AN  DBR  KÖNIOL.  LANDWIRTSeHAFTUCHBN 
AKADEMIE  POPPBLSDORF 

UND 

Dr.  HUGO  WEBNEB, 

PROFESSOR  DER  LANDWIRTSCHAFT  AN  DER  KÖNIOL.  LANDWIRTSCHAFTLICHEN 
AKADEMIE  POPPELSDORF. 


ZWEITER  BAND. 


BERLIN. 
Verlagsbuchhandlung  Paul  Parev* 

SW.,  HedtnannttrtsM  la 


(1886) 

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DIE  SORTEN  UND  DER  ANBAU 


DES 


GETREIDES. 


BEABBEITET  VON 


Db.  HUGO  WEBNER, 


PROFBSBOR  DER  LANDWIRTSCHAFT  AN  DER  KÖNIOL.  LANDWIRTSCHAFTLICHEN 

AKADEMIE  POPPELSDORF. 


BERLIN. 

Verlaösbüchhandlung  Paul  Parey. 

SW.,  Hedcroannstratsc  10. 

(1886) 


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MCflOFUilED 
ÄTHARVSMV) 


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Inhalt. 

L    Allgemeiner  Teil. 


8eite 

Der  Einfluu  des  Eliiiias  auf  die  Getreideprodnktioii 1 

Die    Yerscbiedenlieit    der    Gretreidearten    bezüglich    ihrer   £oden- 

ansprttohe 14 

Die  Düngung  des  Getreides 22 

Die  Stellung  der  G^treidearten  in  der  Fruchtfolge 82 

Die  Bodenbearbeitung  zum  Getreidebau 89 

Die  Saat  des  Getreides 45 

Die  Pflege  des  Getreides 75 

Erntemethoden,  Ausdrusch  und  Aufbewahrung  des  Getreides    .     .  88 

Die  Ertrage  und  Nahrungsbestandteile  des  Getreides 119 

Getreideproduktion,  Getreidekonsumtion  und  Getreidehandel ...  127 

IL   Besonderer  Teil. 

Sorten  und  Anbau  des  Weizens 209 

»         «         „        „    Boggens 580 

„       der  Gerste 600 

„         „          „       des  Hafers 681 

»         „          w         >,    Maises 772 

,,         »          V       der  Eispenhirse 871 

„         „          „        „    Eolbenhirse 890 

„          „        „    Bluthirse 908 

^        n          „        „    Hohrhirse 909 

„        „         „des  Beises       938 


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Univeraitäts-Bnohdraokerei  von  Carl  Georgi  in  Bonn. 


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Allgemeiner  Teil. 


•    Der  Einfluss  des  Klimas  auf  die  Oetreideprodnktion. 

Die  physiologischen  Vorgänge  in  den  Pflanzen,  wie  Keimung, 
Assimilation,  Wachstum,  Reife,  sind  von  einem  gewissen  Wärmegrade 
abhängig,  denn  die  genannten  Processe  können  erst  bei  einem 
gewissen  Temperatarminimum  beginnen,  werden  energischer  mit 
Zunahme  der  Wärme,  um  schliesslich  bei  einem  Temperatur-Optimum 
den  Höhepunkt  zu  erreichen.  Von  nun  ab  deprimirt  jedoch  eine 
weiter  steigende  Temperatur  diese  physiologischen  Vorgänge,  bis  sie 
bei  Erreichung  eines  Temperaturmaximums  aufhören. 

Aus  diesen  Gründen  ist  es  vorzugsweise  die  Verteilung  der 
Wärme,  worauf  die  Verbreitung  der  Getreidearten  auf  der  Erde  beruht. 

Bekanntlich  nehmen  die  Linien  gleicher  mittlerer  Jahreswärme 
(Isothermen)  nach  den  Polen  zu  an  Wärme  ab,  fallen  aber  nicht 
tiberall  mit  den  Parallelkreisen  zusammen,  sondern  senken  sich  be- 
trächtlich auf  der  östlichen  Seite  der  Weltteile,  daher  diese  unter 
gleichem   Breitengrade   in  der  Regel   kälter  als   die    westliche   ist. 

Eine  noch  grössere  Beachtung  fiir  die  Getreidekultur  verdienen 
jedoch  die  Linien  der  mittleren  Sommerwärme  (Isotheren),  sowie  die 
der  mittleren  Winterkälte  (Isochimenen),  da  von  ihrem  Verlauf  häufig 
die  Möglichkeit  der  Kultur  einer  gewissen  Getreideart  oder  Sorte 
abhängt 

Im  wesentlichen  steigen  die  Isotheren  von  den  Küsten  nach 
dem  Innern  der  Kontinente  an  und  erst  tiefer  im  Festlande  besitzen 
die  Sommer  bei  einerlei  Breite  auch  gleiche  Temperatur.  Im  Gegen- 
satz hierzu  sinken  die  Isochimenen  im  Festlande  herab  und  steigen 
an  den  Küsten;  dieses  Auseinandertreten  der  beiderlei  Linien  zeigt 
also  an,  dass  im  Innern  der  Kontinente,  bei  gleicher  Mitteltemperatur, 
die  Sommer  heisser  und  die  Winter  kälter  als  an  den  Küsten  sind. 
Diese  Verschiedenheit  des  Klimas  bei  gleicher  Polhöhe  wird 
als  Kontinental-  und  Seeklima  bezeichnet. 

Die  Südwestwinde  bringen  im  Winter  an  die  Westküste  Europas 
und  Amerikas  warme    und   feuchte  Luft,   deren  Wasserdämpfe   sich 

Koernioke  u.  Werner,  Handb.  d.  Getreidebau'!  n.  1 


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2  Allgemeiner  Teil. 

hier  zu  einem  grossen  Teil  niederschlagen,  wodurch  nicht  nur  latente 
Wärme  frei,  sondern  auch  die  Bodenstrahlung  geringer  wird,  woraus 
sich  die  hohe  Temperatur  dieser  Jahreszeit  in  den  vom  Seeklima 
beeinflussten  Ländern  erklärt.  Im  Sommer  dagegen  wird  durch  die 
Nähe  der  See  die  Temperatur  erniedrigt. 

Ausserdem  ist  Europa  in  der  glücklichen  Lage,  dass  seine  nord- 
westlichen Kttsten  durch  den  Golfstrom  beträchtlich  erwärmt  werden. 

In  dem  Masse  als  der  feuchtwarme  Seewind  in  das  Innere  der 
Kontinente  yordringt,  verliert  er,  namentlich  sobald  Kondensatoren 
der  Feuchtigkeit,  wie  grosse  Waldungen  und  Gebirgszüge  auf  seinem 
Wege  liegen,  an  Feuchtigkeit  und  Wärme,  und  trifft  er  hiemach 
auf  baumlose  und  an  grossen  Wasserflächen  arme  Ebenen,  z.  B.  slvlP 
die  Steppen  des  südöstlichen  Europas,  dann  nimmt  der  nun  trockene 
Wind  noch  die  etwa  yorhandene  Feuchtigkeit  begierig  auf,  ohne  die- 
selbe der  Ebene  aus  Bfangel  an  Kondensatoren  wieder  zurückzugeben. 

Dieses  extreme  Kontinentalklima  characterisirt  sich  durch  jähe 
Temperatursprünge,  austrocknende  Winde,  heisse,  meist  trockene 
Sommer  mit  kühlen  Nächten  und  starken  Thauniederschlägen  und 
kurze  abef  kalte  Winter. 

Selbstyerständlich  ist  in  dem  Steppenklima,  z.  B.  in  Ungarn, 
die  Landwirtschaft  weniger  yom  Jahresmittel  als  von  den  Extra- 
vaganzen des  Klimas  überhaupt  abhängig,  da  Frost  oder  Dürre  zur 
Unzeit  die  Ernte  in  aussergewöhnlichem  Masse  benachtheiligen  können. 

Gemeinhin  ist  die  Witterung  im  zeitigen  Frühjahr  dem  Wachs- 
tum der  Gtewächse  sehr  günstig,  da  weder  Feuchtigkeit  noch  Wärme 
fehlen;  doch  gerade  dieses  ausserordentlich  frühe  und  kräftige 
Austreiben  wird  ihnen  häufig  zum  Nachtheil,  indem  mit  Be- 
stimmtheit bis  Ende  April,  gewöhnlich  aber  bis  Ende  Mai  und 
selbst  noch  im  Juni  Nachtfröste  vorkommen,  welche  sie  schädigen 
und  die  Hoffnungen  des  Landwirtes  wiederum  zerstören. 

Ueberdauern  nun  auch  die  Saaten  die  Frühjahrsfröste  und 
leiden  sie  nicht  durch  die  häufig  abnorme  Bodennässe  im  Frühjahr, 
so  steht  ihnen  noch  der  harte  Kampf  mit  der  Dürre  in  den  Sommer- 
monaten bevor. 

Den  Wintersaaten  schadet  die  Dürre  am  wenigsten,  da  ihre 
Entwickelung  im  Herbst  und  zeitigen  Frühjahr  durch  Mangel  an 
Feuchtigkeit  selten  gestört  wird,  auch  reifen  sie  zeitiger  als  die 
Sommersaaten,  können  sich  also  leichter  der  Dürre  entziehen;  werden 
dagegen  die  Sommersaaten  so  zeitig  gesäet,  dass  sie  zur  Zeit  der 
eintretenden  Dürre  schon  reif  sind,  so  leiden  sie  leicht  durch  Nacht- 
fröste und  anderenfalls  bei  später  Aussaat  durch  Dürre,  mithin  die- 
selben weit  unsichere  Früchte  sind. 

Zur  Kennzeichnung  der  Unterschiede  zwischen  dem  See-,  Kon- 
tinental- und  Steppen-Klima  geben  wir  in  der  nachfolgenden  Tabelle 


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Klima.  3 

die  Hohe  des  Kegen&Us,  sowie  die  Temperaturen  in  den  Nieder- 
landen (Seeklima)}  in  Norddentschland  (Kontinentalklima),  nnd  Ungarn 
(Steppenklima). 


Niederlande 


Regenfall 
mm. 


Tem- 
peratur 


Ungarn 


Regenfall 
mm. 


Tem- 
peratur 


Norddentschland 
(alte  Provinzen) 
Tem- 


Regen&U 
mm. 


peratur 


im  Frühling 

im  Sommer 

im  Herbst 

im  Winter 

Jährl.  Durchschnitt 


130 
213 
193 
164 


9.1 

17.7 

10.1 

2.4 

9.8 


121.5 
148.1 
126.9 
94 
485.5 


11.18 
20.97 
10.70 
0.85 
10.92 


134.46 
233.55 
141.21 
111.51 
620.73 


5.95 
16.31 
7.23 
1.45 
7.01 


Nach  Alexander  von  Humboldt  lassen  sich  in  Betreff  der  Ueber- 
einstimmnng  der  TemperatnrTerhältnisse  und  der  Hanptcharaktere 
der  Vegetation  acht  pflanzengeographische  Zonen  aufstellen: 

1.  Die  Aequatorialzone  15*^  beiderseits  vom  Aequator  mit 
28—36^  C.  mittlerer  Jahrestemperatur.    (Palmen,  Bananen.) 

2.  Die  tropische  Zone  vom  15—23.  ^  nördlicher  und  südlicher 
Breite  mit  26—23  ^  mittlerer  Jahrestemperatur.  (Baumfarren,  Zucker- 
rohr, Beis,  Mais,  Sorghum,  Tabak,  Indigo,  Pfeffer.) 

3.  Die  subtropische  Zone  vom  23—34.  ^  nördlicher  und  südlicher 
Breite  mit  23—17  ^  mittlerer  Jahrestemperatur  (Kaffee,  Thee,  Baum* 
wolle.  Reis,  Mais,  Sorghum). 

4.  Die  wärmere  gemässigte  Zone  vom  34—45.  ^  nördlicher  und 
südlicher  Breite  mit  17— 12^  mittlerer  Jahrestemperatur.  (Weinstock, 
Feigenbaum,  Oelbaum,  Citronen,  Reis,  Mais,  Sorghum  und  anderes 
Getreide). 

5.  Die  kältere  gemässigte  Zone  vom  45—58.  ^  nördlicher  und 
südlicher  Breite  mit  12—6  ^  mittlerer  Jahrestemperatur  (Region  des 
Laub-  und  Tannenwaldes.  Sie  umfasst  hauptsächlich  die  Ackerbau- 
treibenden Districte  mit  ihrem  Reichtum  an  Cerealien,  namentlich 
an  Wintergetreide.) 

6.  Die  subarktische  Zone  vom  58—66.  ^  nördlicher  und  süd- 
licher Breite  mit  5—4  ^  mittlerer  Jahrestemperatur.  (Zone  der  Nadel- 
hölzer, Weidereviere.  Bis  auf  weniges  Sommergetreide  verschwinden 
die  Culturpflanzen.) 

7.  Die  arktische  Zone  vom  66—72.0  ^it  2— 0^  mittlerer 
Jahrestemperatur.  (Strauch-  und  Knieholz,  Renntiere.  Ackerbau 
hört  auf.) 

8.  Die  Polarzone  vom  72.  ^  bis  zu  den  Polen,  die  Jahrestemperatur 
steht  unter  dem  Gefrierpunkt.    (Moose,  Flechten.) 


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4  Allgemeiner  Teil. 

Von  dem  Getreide  ^)  reicht  die  Gerste  am  höchsten  nach  Norden 
und  werden  als  nördlichste  Punkte  unter  dem  70.^  n.  Br.  Alten 
und  Elvbaken  im  norwegischen  Lappland  angegeben,  im  schwe- 
dischen Lappland  wird  nach  Wahlenberg  noch  bis  Kyro  (69^  40') 
Gerste  gebaut,  in  Finnland  sinkt  die  Anbaugrenze  schon  auf  67^, 
bei  Archangel  auf  65— 66°,  am  Ural  auf  60  o,  in  der  Mitte  Sibiriens 
auf  58--59  ^,  in  Kamschatka  auf  54  ^  und  in  Nord-Amerika  auf  55  ^ 
herab.  Auf  den  Far-Öer-Liseln  gedeiht  Gerste  noch  unter  dem  62  ^ 
n.  Br.,  doch  reift  sie  jetzt  nicht  mehr  auf  Island,  was  in  früherer 
Zeit  der  Fall  gewesen  sein  soll. 

Die  äusserste  Grenze  des  Sommerroggens  liegt  nach  Schttbeler 
auf  der  Westseite  Scandinayiens  unter  dem  69  ^  n.  Br.,  auf  der  Ost- 
seite unter  dem  65— -66.  ^  und  sinkt  in  Innerrussland  auf  62,5  ^  herab. 

Die  Polargrenze  des  Hafers  findet  sich  in  Norwegen  unter  dem 
65.  ^  n.  Br.,  in  Schweden  (oberhalb  ümea)  unter  dem  63,5.  ^,  und 
fällt  in  Russland  mit  der  Roggengrenze  zusammen.  In  Schottland 
wird  Hafer  noch  unter  dem  58,5.  ^  n.  Br.  gebaut. 

Nach  Berghaus  liegt  die  Polargrenze  des  Weizens  an  der 
Westküste  Norwegens  unter  dem  64.*^  n.  Br.  (nach  Schübeier  ist 
wahrscheinlich  Skibotten  in  Norwegen  unter  69  *^  28 '  der  nördlichste 
Punkt,  wo  Weizen  reif  geworden,  denn  er  erhielt  1870  aus  dem 
Kirchspiel  Lyngen  eine  dort  gereifte  Weizenprobe).  Im  mittleren 
Schweden  reicht  der  Weizenbau  bis  zum  62.  ^  und  sinkt  in  Russland 
auf  60—59°,  im  Innern  Nordamerikas  auf  58°  und  an  der  Ostküste 
sogar  auf  50  °  herab.  In  Schottland  reicht  die  Grenze  des  Weizen- . 
baues  bis  zum  58.°  n.  Br. 

Die  südliche  Polargrenze  dieser  vier  Getreidearten  erstreckt  sich 
ungefähr  bis  zum  50.  °  s.  Br.,  denn  wir  erhielten  durch  den  deutschen 
Ministerresidenten,  Herrn  von  Gülich,  zu  Valparaiso,  durch  Ver- 
mittelung  des  landwirtschaftlichen  Museums  zu  Berlin  1880  diese 
vier  Getreidearten  aus  der  chilenischen  Kolonie  Punta  Arenas  de 
Magellanes. 

Der  Mais  reicht  als  Getreidepflanze  in  Amerika  sehr  weit  nach 
Norden,  so  wird  als  nördlichster  Punkt  Cumberland-House  ^)  in 
Ganada  unter  dem  54.  °  n.  Br.  und  dem  105.  Längengrade  angegeben, 
während  er  in  Europa  seine  Anbaugrenze  schon  unter  dem  50— 52.  ° 
n.  Br.  findet.  Nach  Osten  zu  senkt  sich  dieselbe  in  der  Bukowina 
bis  zum  49.°  und  in  Süd-Russland  (Charkow)  bis  zum  50.°,  in  Asien 
soll  sie  noch  weiter  heruntergehen,  so  fand  Bunge  bei  Peking  Mais 
nicht  mehr  angebaut. 


1)  Vergl.  De  Candolle.  G6ogr.  bot.  rais.  1865.  II.  884. 

2)  De  Candolle.  A.  a.  0.  1858.  II.  387. 


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Klima.  5 

Die  Sttdgrenze  liegt  in  Amerika^)  unter  dem  40^  s.  Br. 

Annähernd  den  gleichen  Yerbreitungsbezirk  mit  dem  Mais 
besitzen  in  Europa  die  Mohrhirse,  sowie  auch  die  Kolben-  und 
Rispenhirse,  wenngleich  letztere  noch  am  weitesten  nach  Norden  geht, 
nämlich  in  Hinterpommem  bis  zum  53.  ^  n.  Br.,  während  die  Zncker- 
mohrhirse  in  Europa  nur  bis  zum  45.  ^,  in  Asien  bis  zum  30.  ^  und  in 
Amerika  bis  zum  40.°  n.  Br.  reift. 

Der  Reis  erreicht  in  Ober-Italien  unter  dem  40.  °  n.  Br.  seine 
Anbaugrenze. 

FOr  den  Pflanzenbau  ist  aber  auch  die  vertikale  Wärmeverteilung 
von  allergrösster  Wichtigkeit,  denn  von  der  meeresgleichen  Ebene 
in  das  Gebilde  hinaufsteigend,  finden  wir  im  Allgemeinen  dieselbe 
Abstufung  der  Temperaturverhältnisse  wieder,  wie  dies  der  Fall  ist 
vom  Aequator  nach  den  Polen  hin.  Durchschnittlich  darf  für  Deutsch- 
land angenommen  werden,  dass  die  Temperatur  mit  einer  Erhebung  ^ 
von  160  m  um  1  °  C.  sinkt. 

Diese  sich  mit  der  Zunahme  der  Höhe  verringernde  Temperatur 
bedingt  jedoch  nicht  allein,  dass  sich  mit  der  Erhebung '  über  der 
Erdoberfläche  der  Anbau  der  Kulturgewächse  ändert,  sondern  es 
übt  hierin  auch  die  Lage,  ob  Süd-  oder  Nord-Abhang,  einen  bedeu- 
tenden Einfluss  aus,  ebenso  der  Eintritt  der  Nachtfröste,  die  Dauer 
des  Winters,  die  Höhe  des  Schneefalles  etc. 

Wie  wir  gesehen,  übersteigt  die  Kultur  der  Gerste  nach  Norden 
ein  wenig  die  des  Roggens,  bedeutender  dagegen  die  des  Hafers, 
doch  nähern  sie  sich  in  ihren  Höhengrenzen  derart,  dass  es 
sich  kaum  feststellen  lässt,  welche  Getreideart  höher  hinauf- 
geht. Hier  entscheidet  die  Lage  der  Dörfer,  der  Abhang,  die 
Natur  des  Terrains,  sowie  das  Bedttrfniss  der  Bevölkerung. 

Auf  den  Far-Öer-Inseln  erhebt  sich  nach  Forchham  auf  der 
Nordseite  die  Gerste  bis  zu  60  m,  dagegen  auf  der  Südseite  bis  zu 
102  m  Höhe.  In  Schottland  2)  liegt  die  Höhengrenze  der  Gerste  bei 
487  m,  in  Nord-England  bei  609  m,  im  südlichen  Norwegen  bei 
650  m,  in  Deutschland  bei  800  m,  in  den  Karpathen  bei  1000  m. 
In  den  Alpen  stellt  sich  die  Maximalgrenze  in  der  Mittelschweiz  auf 
1300  m,  in  Bern  auf  1510  m,  im  östlichen  Teil  der  Gentralalpen 
der  Schweiz  auf  1689  m,  in  Graubttndten  auf  1754  m  und  im  Wallis 
auf  1984  m.  In  den  Pyrenäen  beträgt  die  durchschnittliche  Höhen- 
grenze 1640  m,  in  den  Gordilleren  unter  der  Breite  von  Valparaiso 
1689  m,  unter  der  von  Peru  8248  m,  doch  wird  sie  noch  bis  zu 
Höhen  von  4482  m  als  Grttnfntter  cultivirt,  in  Armenien  2700  m 
und  im  Himalaja  4600  m. 


1)  Meyer,  Grundriss  d.  Pfl.-Geogr.  854. 

2)  Vergl.  De  Candolle,  a.  a.  0.  I,  376. 


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6  Allgemeiner  Teil. 

Der  Roggen  erreicht  im  sttdlichen  Norwegen  unter  dem 
66.0  j^^  Br,  eine  Höhe  von  627  m,  in  Nord-England  609  m,  in  Mittel- 
deutschland 920  m,  in  der  europäischen  Türkei  1050  m,  in  der 
Schweiz  bei  Toggenburg  1104  m,  im  Wallis  1617  (Max. :  1984  m), 
in  den  mittleren  Pyrenäen  Nord-Abhang  1592  m,  Sttd-Abhang 
1689  m;  in  den  Apenninen  1535  m  (Max. :  2046  m),  in  Süd- Italien 
1575  m,  Südseite  der  Alpen  1624  m,  St.  Remi  1754  m,  Aetna  1782  m, 
in  der  Krim  2000  m,  zu  Allos  in  der  Provence  2200  m,  Südseite 
der  Sierra  Nevada  2469  m. 

Die  Höhengrenze  des  Hafers  stellt  sich  in  Schottland  auf  487  m, 
in  der  Auvergne  und  den  Pyrenäen  auf  1000—1300  m,  in  den  Alpen 
auf  1800  m. 

Der  Weizen  steigt  in  Norwegen  unter  dem  64.  °  n.  Br.  noch 
300  m  an,  erreicht  im  Südabhang  der  Alpen  Höhen  bis  zu  1264  m, 
und  nach  Humboldt  ^)  in  Asien  auf  den  Plateaux  von  Doompo  und 
'  Daba  in  Tibet  Höhen  von  4549  m. 

Der  Mais  erreicht  seine  Höhengrenze  in  den  Pyrenäen^)  bei 
1566  m,  während  er  in  der  kälteren,  gemässigten  Zone  Europas 
nicht  höher  als  600—700  m  ansteigt. 

Der  Reis  geht  am  Südabhang  des  Himalaya  bis  zu  Höhen  vou 
1600  m  empor. 

Es  ist  nun  hiernach  die  Annahme  berechtigt,  dass  eine  Haupt- 
bedingung der  Eulturfähigkeit  der  Pflanzen  in  der  für  den  Lebens- 
process  genügend  vorhandenen  Wärme  zu  suchen  ist,  welche  sich 
jedoch  nicht  gleichmässig  über  die  ganze  Vegetationszeit  zu  verteilen 
braucht,  vielmehr  scheinen  gewisse  Temperatur-Differenzen  während 
der  einzelnen  Vegetationsphasen  fUr  das  Gedeihen  der  Pflanzen  sehr 
günstig  zu  sein.  Gemeinhin  bedürfen  sie  zum  Keimen  den  geringsten 
Temperaturgrad,  einen  höheren  für  das  Wachstum  der  vegetativen 
Organe  und  den  höchsten  zur  Zeit  der  Stoffnmbildung  und  Ablagerung 
der  Beservestoffe. 

Landwirtschaftlich  ist  es  nun  wichtig,  feststellen  zu  können, 
ob  im  koncreten  Fall  die  Temperatur  einer  Gegend  zur  lohnenden 
Produktion  einer  Pflanze  ausreicht,  wobei  allerdings  die  Widei*stands- 
fähigkeit  des  Wintergetreides  gegen  Frost  oder  starke,  längere  Zeit 
andauernde  Schneebedeckung,  und  des  Sommergetreides  gegen  Spät- 
fröste zu  berücksichtigen  wäre. 

Unter  der  Annahme,  dass  sich  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
die  Dauer  der  Vegetation  nach  der  vorhandenen  Wärmemenge  richten 
wird,  wäre  es  notwendig,  die  mittlere  Temperatur  deijenigen  Periode 
kennen  zu  lernen,  in  welcher  sich  die  Vegetation  vollendet. 


1)  Fragm.  as.  U.  871. 

2)  Massot,  Compte  i^endu  de  l'Acad.  des  sc.  1843.  U.  751. 


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Klima.  7 

Zuerst  war  es  Boussinganlt^),  der  diese  Frage  zu  lösen 
suchte  und  zu  dem  Resultat  gelangte^  dass  die  Daner  der  Vegetation 
zu  der  mittleren  Temperatur  im  umgekehrten  Verhältnis  zu  stehen 
seheine,  so  dass,  wenn  man  die  mittlere  Temperatur  mit  der  Anzahl 
der  Tage,  während  welcher  eine  und  dieselbe  Pflanze  in  den  ver- 
schiedenen Klimaten  vegetirt,  multiplicirt,  man  fast  gleiche  Zahlen 
erhält 

Boussingault  und  nach  ihm  Andere,  z.  B.  Meister,  haben 
nun  fUr  die  Getreidearten  Berechnungen  aufgestellt,  aus  denen  sich 
aber  nach  unserer  Ueberzeugung  nur  schliessen  lässt,  dass  der  Vege- 
tationsprocess  um  so  schneller  verläuft,  je  höher,  innerhalb  gewisser 
Grenzen  die  Temperatur  steigt,  aber  nicht,  dass  eine  Pflanze  unter 
allen  Umständen  zu  ihrer  Entwickelung  gleicher  Wärmemengen  bedarf. 

Zum  Beweise,  dass  der  Boussingaultsche  Satz  auf  das 
Wintergetreide  nicht  einfach  übertragen  werden  kann,  führen  wir 
nachstehende  durch  Eörnicke  in  Poppeisdorf  ausgeführte  Ver- 
suche an. 

Um  den  Einfluss  der  Saatzeit  auf  die  Reifezeit  zu  prüfen,  wurden 
zwei  Eontrollversuche  gemacht,  einmal  mit  Johannis-Roggen,  sodann 
mit  Probsteier  Roggen. 


1.    Entwickelung  des  Johannis-Roggens 
bei  verschiedener  Aussaatzeit. 


Nr. 
der 
Au8- 
Baat. 


All8- 

saat- 
zeit. 


I 


Alles 
ge- 
keimt. 


Be- 
ginn 


Ende 


des 
Scbossens. 


Be- 
ginn 


Ende 
der  Blüte. 


Ernte- 
zeit. 


Länge 

der 
Aehren. 


100  Körner  im 

Durohschnitt 

3er  Wägungen. 


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7 

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Vs 


12—16 
11—18 
13—15 
18—17 
12—16 
12—24 
11—13 
9—13 


2.U 
2.30 
2.06 
2.29 
2.32 
2.56 
2.38 
2.29 


1)  Die  Landw.  in  ihren  Bezieh,  z.  Chemie  etc.    11.  435. 


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Allgemeiner  Teil. 

2.    Entwickelung  des  Probsteier  Roggens 
bei  verscbiedener  Aassaatzeit. 


Nr. 

Aus- 

Alles 

Be- 

Ende 

Be- 

Ende 

Ernte- 

Länge 

100  Körner 

der 

saat- 

ginn 

ginn 

der 

im  Durchschnitt 

Aus- 

ge- 

des 
Sohossens. 

zeit. 

Aehren. 

3er  Wägungen, 

saat 

zeit. 

keimt. 

der  Bifite. 

cm. 

gr. 

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12—16 

2.69 

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13-17 

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13—16 

2.84 

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10-16 

3.03 

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8-14 

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V. 

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Vs 

9—13 

2.88 

Die  obigen  Versuche  zeigen,  nach  Hinzuftlgnng  der  während 
der  Vegetationsperiode  verbranchten  Wärmesummen,  dass  bei  ver- 
schiedener Aassaatzeit  derselben  Sorte  Wintergetreide  an  demselben 
Orte  sehr  verschiedene  Wärmeqaanta  za  ihrer  Aasbildang  verbraacht 
worden  sind.  Setzt  man  z.  B.  bei  la  das  Ende  des  Eeimens  anf 
den  15.  September  and  bei  lg  aaf  den  1.  März»  so  erhält  man  an 
konsamirter  Wärme  für 

Minimum  Maximum  Mittel 

la  1833.40  C.  3785.90  c.  2809.6«  C. 

lg  1204.30  „  2531.5«  „  1867.0«  „ 

Die  Wärmesumme,  welche  lg  gebrauchte,  ist  also  um  ein  Drittel 
geringer,  als  die  von  la. 

Demnach  ist  es,  zunächst  für  Wintergetreide  misslich,  auf  die 
in  einer  Vegetation  an  verschiedenen  Orten  gebrauchten  Wärme- 
quanta  besonderes  Gewicht  legen  zu  wollen,  da  zu  günstiger  Saatzeit 
ausgesäetes  Wintergetreide  gleichzeitig  reift,  wenn  auch  die  Saatzeiten 
vier  Wochen  auseinanderliegen,  so  erntete  H.  ThieH)  Roggen,  der 
vom  14.  October  bis  zum  25.  November,  und  Weizen,  der  vom  9. 
October  bis  zum  27.  November  in  achttägigen  Zwischenräumen  gesäet 
war,  gleichzeitig. 

Was  die  übrigen  Resultate  dieses  Versuches  betrifft,  so  ist  es  auf- 
fallend, wie  wenig  Unterschied  die  verschiedene  Aussaatzeit  in  der  Grösse 
der  Aehren  und  der  Kömer  hervorrief  und  ebenso  zeigte  auch  die  Höhe 
der  Halme  keine  auffallenden  Verschiedenheiten.  Indessen  traten 
auf  den  spät  besäeten  Beeten  zwischen  den  normalen  viele  niedrigere 


1)  Zeitschr.  f.  d.  landw.  Ver.  d.  Grossh.  Hessen.     1872  Nr.  88. 


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77 


77 


Klima.  9 

Halme  mit  kurzer  spät  blühender  Aehre   auf,   weshalb   der  Bestand 
wesentlich  dünner  und  demzufolge  der  Ertrag  geringer  wurde. 

Ausserdem  entspricht  die  Höhe  einer  Temperatur  durchaus  noch 
nicht  dem  Empfangen  einer  gewissen  Wärmesumme,  denn  die  Tem- 
peratur wird  im  Schatten  bestimmt,  während  sich  doch  im  direkten 
Sonnenlicht  die  Erwärmung  wesentlich  steigert. 

Von  diesen  Gesichtspunkten  aus  sind  die  nachfolgenden  Angaben 
über  die  notwendige  Wärmesumme  der  Getreidearten  zu  betrachten, 
und  dieselben  nur  für  sehr  allgemeine  Yergleichungen  in  Betracht  zu 
ziehen,  zumal  der  Sortencharacter  des  Getreides  in  Bezug  auf  die 
Vegetationszeit  ein  sehr  yerschiedener  ist. 

Nach  unseren  Ermittelungen  scheinen  die  Getreidearten  nach- 
folgende Temperatursummen  zu  beanspruchen: 

Minima  —  Bfaxima. 
Winter- Weizen  1960  —  25340  C. 
Sommer-    „  1545  —  2120»  „ 

Winter-Roggen       1700  —  2400«  „ 
Sommer-    „  1400  —  ISOO«  „ 

Winter-Gerste         1700  -  2100»  „ 
Sommer-  „  1160  —•  1800° 

Hafer  1200  —  2500» 

Mais  1700  -  3500»  „ 

Rispenhirse  1500  —  2500^  „ 

Kolbenhirse  1800  —  3000<>  „ 

Mohrhirse  2500  —  4000«  „ 

Reis  3500  —  4500o  „ 

Die  zweite  Wachstumsbedingung  ist  das  Licht,  das  derselben 
Quelle  wie  die  Wärme  entstammend,  sich  auch  ebenso  ungleichmässig 
über  die  Erdoberfläche  verteilt,  indem  es  vom  Aequator  nach  den 
Polen  zu  an  Intensität  abnimmt,  doch  reift  noch  in  der  arktischen 
Zone  Getreide  mit  kurzer  Vegetationsperiode,  was  sich  daraus  er- 
klärt, dass,  entsprechend  der  Polnähe  die  Sonne  in  jenen  Breiten  im 
Sommer  weit  längere  Zeit  leuchtet  als  in  der  Aequatomähe,  daher 
die  Pflanzen  durch  die  fast  ununterbrochene  Erwärmung  und  Be- 
leuchtung zur  Fruchtausbildung  gelangen,  und  wenn  auch  weniger, 
doch  eine  gewisse  Menge  organischer  Substanz  erzeugen. 

In  der  Nähe  der  Küsten  wird  die  Besonnung  häufiger  durch 
Nebel  oder  Wolken  während  der  Vegetationsperiode  der  Pflanzen 
behindert,  als  im  Innern  der  Kontinente,  mithin  sich  auch  in  dieser 
Beziehung  ein  See-  und  ein  Kontinental-Klima  unterscheiden  lässt. 

Die  dritte  Wachstumsbedingung  ist  das  Wasser,  welches  den 
Pflanzen  nur  durch  atmosphärische  Niederschläge  und  hauptsächlich 
durch  den  Regen  geboten  wird. 

Dem  Landwirt  muss  nun  daran  liegen,  zu  wissen,  ob  die  Nieder- 


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10  Allgemeiner  Teil. 

schlüge  während  der  Vegetationszeit  seiner  Knltargewächse,  nnter 
Berttcksichtigang  der  wasserfassenden  und  wasserhaltenden  Kraft 
seines  Bodens,  denn  dieser  sammelt,  erhält  und  verteilt  den  Regen 
je  nach  seiner  physikalischen  Beschaffenheit  in  sehr  verschiedenem 
Grade,  zur  Produktion  einer  Mittelemte  ausreichen.  HellriegeH) 
fand  nun,  dass  zur  Befriedigung  des  Wasserbedttrfnisses  der  Pflanzen 
der  Feuchtigkeitsgehalt  des  Bodens  40—60  Proc.  (nach  Fittbogen 
bei  Hafer  60—80  Proc.)  seiner  wasserhaltenden  Kraft  dauernd  ent- 
sprechen soll. 

Bei  normaler  Wasserzufuhr  während  der  Vegetationszeit  wird 
sich  auch,  unter  sonst  günstigen  Verhältnissen,  die  Pflanze  normal 
entwickeln  können,  doch  wechseln  häufig  trockne  und  feuchte  Pe- 
rioden mit  einander  ab,  welche  Wachst umsstörnngen  zur  Folge 
haben. 

Bei  knapper  Wasserversorgung  in  der  Jugend  und  bei  normaler 
Wassergabe  zur  Blütezeit  bildet  die  Pflanze  vortreffliche  Körner,  aber 
ihr  Stroh  nur  mangelhaft  aus,  während  besonders  die  Kömerbildung 
leidet,  wenn  den  jüngeren  Pflanzen  eine  normale  und  in  der  Blütezeit 
eine  mangelhafte  Wasserzufuhr  zu  teil  wird. 

Es  sind  nun  vielfach  Untersuchungen  über  das  Wasserquantum, 
welches  eine  mit  Getreide  bestellte  Fläche  beansprucht,  angestellt 
worden,  doch  die  Resultate  derselben  zur  Zeit  noch  mit  grösster 
Vorsicht  aufzunehmen,  denn  bevor  nicht  die  Pflanzenphysiologie  durch 
exakte  Untersuchungen  die  minimalen  und  maximalen  Wassermengen 
bestimmt  hat,  welche  durch  eine  bestimmte  Fläche  verschiedener 
Pflanzen  verdunstet  werden,  also  die  sich  geltend  machenden  Einflüsse 
auf  die  Verdunstung  hinreichend  erkannt  sind,  darf  ein  allzugrosser 
Wert  auf  diese  Untersuchungen  nicht  gelegt  werden,  zumal  nicht 
einmal  die  Wassermenge  genau  bekannt  ist,  welche  den  Pflanzen  zur 
Verfügung  steht,  da  nur  der  Regenfall  und  nicht  Nebel  und  Thau 
in  die  Berechnung  mit  eintreten,  auch  die  nach  einem  Regen  ab- 
fliessenden  und  verdunstenden  Wassermengen  sich  wohl  kaum  genau 
fixiren  lassen. 

Aus  diesen  Gründen  können  die  Versuche  zur  Ermittelung  der 
Verdunstungsgrössen  der  Pflanzen  nur  einen  bedingten  Wert  bean- 
spruchen, namentlich  wenn,  wie  Haberlandt  gethan,  dabei  von  voll- 
kommen anormalen  Verhältnissen  ausgegangen  wird.  Haberlandt 
hob  nämlich  die  zu  untersuchenden  Getreidepflanzen  aus  dem  Boden 
heraus  und  versenkte  ihre  Wurzeln  in  Wasser,  wodurch  sich  offenbar 
eine  normale  Verdunstung  nicht  erzielen  lässt;  ferner  nahm  er  ganz 
willkürlich  an,  dass  nur  1  Million  Pflanzen  der  echten  Getreidearten 


1)  Landw.  CentralbL  IL     1871,  pg.  194. 

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Klima.  11 

pro  ha  wachse,  eine  Zahl  die  um  das  Doppelte  bis  Vierfache  za  gering 
gegriffen  ist,  und  kommt  hierdurch  bei  Bestimmung  der  Verdonstnngs- 
gWtese  pro  ha,  trotz  der  Überaus  günstigen  Verdunstungsverhältnisse, 
auf  relativ  kleine  Zahlen,  indem  er  pro  ha  eine  Wasserverdunstung 
fand  auf  1  Million 

Roggenpflanzen  von    834  890  kg. 
Weizenpflanzen     „   1 179  920  „ 
Gerstpflanzen        „    1236  710  „ 
Haferpflanzen       „   2  277  760  „ 

während  sich  nach  der  Berechnung  von  Rissler  das  verdunstende 
Wasserquantum  pro  ha  stellt: 

beim  Weizen  auf  2471500  kg. 
„     Roggen    „    2  210000  „ 
„     Hafer       „    4  180  000  „ 

HellriegeP)  fand  bei  seinen  6  jährigen  Versuchen,  dass  sich 
unter  den  klimatischen  Verhältnissen  von  Dahme  der  durchschnitt- 
liche Wasserverbrauch  pro  Gramm  producierte  oberirdische  Trocken- 
substanz für  Sommergerste  auf  310  gr,  fttr  Sommerweizen  auf  338  gr, 
für  Sommerroggen  auf  353  gr  und  fUr  Hafer  auf  376  gr  Wasser 
stellt 

Beträgt  demnach  die  producierte  oberirdische  Trockensubstanz 
der  Sommergerste  in  einer  Mittelemte  pro  ha  rund  3300  kg,  so  werden 
1.023.000  kg  Wasser,  welche  einer  Begenhöhe  von  102.3  mm  ent- 
sprechen, während  der  Vegetationszeit  verbraucht. 

Letztere  betrug  von  Mitte  Mai  bis  Ende  Juli  2V2  Monate  und 
fielen  in  dieser  Zeit  im  Durchschnitte  der  Jahre  1859  bis  1873  .  . 
152.8  mm  Regen. 

Bei  dieser  Berechnung  konnte  der  Verlust  an  Bodenfeuchtigkeit, 
weil  hierfür  die  experimentellen  Unterlagen  fehlen,  nicht  mit  in  Be- 
tracht gezogen  werden,  doch  dürfte  wohl  anzunehmen  sein,  dass  in 
normalen  Jahren  die  Wasserzufuhr  während  der  Vegetationszeit  der 
Gewächse  unter  den  obwaltenden  Verhältnissen  genügen  wird. 

Im  Allgemeinen  spricht  die  Erfahrung  dafür,  dass  in  der  käl- 
teren, gemässigten  Zone  die  atmosph'äiischen  Niederschläge  zur  Deckung 
des  Wasserbedttrfhisses  der  Getreidearten  genügen,  obschon  die  wäh- 
rend ihrer  Vegetationszeit  verdunstete  Wassennenge  häufig  grösser 
ist,  als  die  in  dieser  Periode  gefallene  Regenmenge,  also  das  in  der 
vegetationslosen  Zeit  auf  den  Boden  gefallene  und  von  diesem  fest- 
gehaltene Wasser  den  fehlenden  Regen  in  der  Vegetationszeit  zu 
decken  hat,  und  dies  auch  meistenteils  vermag.  Die  dem  Boden 
durch  Regen  zugefUhrten  Wassermengen  betragen  in  Nord-Deutsch- 


1)  Grundlagen  des  Ackerbaues,  188S. 


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12  Allgemeiner  TeiL 

land  nach  Dove  6200  000  kg  p.  ha  und  erhöhen  sich  im  Seeklima 
auf  üher  7  000  000  kg  p.  ha. 

Trotz  dieser  anscheinend  ausreichenden  Niederschlagsmenge 
können  sich  doch  in  manchen  Jahren  dnrch  sehr  ungleiche  Verteilung 
derselben  während  der  Vegetationszeit  nachteilige  Einflüsse  auf  das 
Emteresultat  geltend  machen. 

Aus  dem  Gesagten  erhellt,  dass  sich  die  kältere,  gemässigte 
Zone  nicht  nur  in  Betreff  der  Sommer-  und  Wintertemperatur,  son- 
dern auch  der  Befriedigung  des  Wasserbedürfiiisses  vorzugsweise  zur 
Kultur  der  echten  Getreide  eignet. 

Selten  wird  in  dieser  Zone  zur  Erzielung  des  Maximalertrages 
die  Berieselung,  dagegen  weit  häufiger  in  feuchten  Lagen  und  auf 
bindigen  Bodenarten  die  Entwässerung,  namentlich  durch  Drainage, 
am  Platze  sein. 

Für  einige  unechte  Getreide,  die  an  das  Wärmequantum  grössere 
Ansprüche  stellen,  wird  die  Auswahl  einer  günstigen  örtlichen  Lage, 
z.  B.  beim  Mais,  über  die  Möglichkeit  ihres  Anbaues  entscheiden. 
Hierzu  eignen  sich  Lagen,  welche  bei  massigem,  den  Wasserabzug 
fördernden  Abhang  nach  Süden  von  1—5^  und  bei  Schutz  gegen 
rauhe  Winde  einen  sich  leicht  erwärmenden,  nahrungsreichen  Boden 
besitzen. 

Mit  dem  Fortschreiten  nach  den  Polen  zu  verringert  sich  die 
Wärme  und  vermehrt  sich  die  Feuchtigkeit,  so  dass  hier  immer  mehr 
die  Entwässerung  über  die  Erzielung  des  Maximalertrages  ent- 
scheidet; auch  stellen  die  langen  und  kalten  Winter  die  Kultur  des 
Wintergetreides  immer  mehr  in  Frage,  bis  schliesslich  an  den  Grenzen 
des  Getreidebaues  überhaupt  nur  noch  Sommergetreide  kultiviert  wird. 

Nach  dem  Aequator  zu  treten  gerade  entgegengesetzte  Verhält- 
nisse auf,  indem  schon  in  der  wärmeren,  gemässigten  Zone  das 
Getreide  bei  der  hier  herrschenden  grösseren  Wärme  entweder  be- 
wässert, oder  als  Wintergetreide  angebaut,  die  höchsten  Erträge 
bringt.  Dies  Wasserbedürfnis  steigert  sich  in  dem  Verhältniss  als 
man  sich  dem  Aequator  nähert,  doch  hört  gewöhnlich  mit  der 
Erreichung  der  Aequatorialzone  nicht  nur  der  Anbau  der  echten, 
sondern  auch  der  unechten  Cerealien  in  der  meeresgleichen  Ebene 
auf,  indem  die  Pflanzen  ihre  Maximaltemperatur  erreichen  und  wohl 
sehr  schnell  emporwachsen,  doch  kaum  Früchte  ansetzen,  so  dass 
sich  nur  noch  in   beträchtlicher  Höhenlage  Getreide  anbauen   lässt. 

Auf  dieses  Verhalten  übt  auch  das  Bodenklima  einen  sehr 
wesentlichen  Einfluss  aus,  indem  sich  die  Bodenwärme  nach  den 
Untersuchungen  von  Bialoblocki^)  beim  Getreide  in  der  Abkürzung 


1)  Landw.  Versuchsst.  XIH  424. 


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Klima.  13 

oder    Verlängerung   der   Vegetationsperiode   und   in  dem  äusseren 
Bau  der  Pflanzen  geltend  macht. 

Bezüglich  dieser  beiden  Punkte  ergeben  seine  Versuche  Folgendes : 

a)  Der  Einfluss  der  Bodenwärme  auf  die  Beschleunigung  des 
Verlaufs  der  Vegetation  findet  hauptsächlich  in  der  ersten  Periode  der 
Entwickelung  statt; 

b)  mit  steigender  Bodenwärme  wird  bis  zu  einem  gewissen 
Punkte  die  Vegetation  gefördert.  Von  dem  Augenblicke  an,  wo  dieser 
Punkt  Überschritten,  hat  die  weitersteigende  Bodentemperatur  eine 
Verlangsamung  des  Wachstums  zur  Folge. 

c)  der  Maximalpunkt  günstig  wirkender  Bodenwärme  ist  für 
verschiedene  Pflanzenarten  verschieden; 

d)  eine  konstant  erhaltene  Bodentemperatur  von  10^  C.  macht 
sich  durch  einen  besonders  kräftigen  Bau  der  Versuchspflanzen  be- 
merklich ; 

e)  als  oberste  Grenze  einer  konstanten  Bodentemperatur,  bei 
welcher  noch  Wurzelwachstum  stattfinden  kann,  ist  eine  unter- 
halb, aber  sehr  nahe  an  40  ®C.   liegende  Temperatur  zu  betrachten; 

f)  die  Bodentemperatur  an  10^  G.  gestattet  der  Gerstenpflanze, 
alle  ihre  Lebensfunktionen  und  Entwickelungsstadien  normal  zu  voll- 
ziehen; 

g)  die  erhöhte  Bodentemperatur  hat  keinen  bedeutenden  Einfluss 
auf  die  Nährstoffaufnahme  durch  die  Wurzel; 

h)  mit  dem  durch  die  erhöhte  Bodenwärme  beschleunigten  Wachs- 
tum ist  ein  höherer  Wassergehalt  der  Pflanzen  verbunden. 

Im  Allgemeinen  zeigten  die  im  kältesten  Boden  wachsenden 
Pflanzen  den  kräftigsten  Bau,  nämlich  niedrige,  dicke  Halme  mit  auf- 
fallend kurzen,  breiten,  dickfleischigen  Blättern;  mit  steigender  Boden- 
wärme  wurden  die  Blätter  länger,   schmäler  und  die  Halme  dünner. 

Zwischen  30  und  40*^0.  Bodenwärme  wird  die  Entwickelung 
ganz  abnorm,  die  Stengel  werden  dünn,  zahlreich  und  übermässig 
lang,  auch  welken  die  Pflanzen  oft,  und  ihre  wenigen  Seitentriebe 
sterben  bei  40  o  C.  ab. 

Normal  erwuchsen  die  Pflanzen  bei  Bodentemperaturen  zwischen 
15  und  250  C. 

Für  den  Roggen  liegt  das  Maximum  der  günstigsten  Bodenwärme 
bei  200,  für  die  Gerste  bei  25^  und  für  den  Weizen  bei  300C. 

Eine  Pflanze,  die  niedrigere  Bodenwärme  verlangt,  wird  sich 
vermutlich  auch  mit  niedrigerer  Luftwärme  begnügen,  also  in  nörd- 
lichen Gegenden  gedeihen,  doch  ist  hierbei  ausser  der  Temperatur 
auf  das  mehr  nördliche  oder  südliche  Vorkommen  die  Vegetationsdauer 
in  Betracht  zu  ziehen. 

So  verlangt  Weizen  bei  langer  Vegetationsdauer  noch  höhere 
Bodenwärme,  während  der  Roggen  bei  annähernd  gleicher  Vegetations- 


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14  Allgemeiner  Teil. 

daner  weniger  Wärme  bedarf,  also  anch  noch  nördlicher  als  Weizen 
gedeihen  wird.  Die  Gerste  endlich  beansprucht  eine  höhere  Boden- 
wärme als  Roggen,  aber  in  weit  ktlrzerer  Vegetationsdauer,  weshalb 
sie  in  nördlichen  Gegenden  mit  kurzen,  aber  heissen  Sommern  gedeiht 
und  am  weitesten  nördlich  kultiviert  wird. 

Für  den  Getreidebau  lassen  sich  nun  folgende  allgemeine  Sätze 
aufstellen: 

Die  Bewässerungskultur  erstreckt  sich  bis  zum  35.^  beiderseitig 
vom  Aequator,  und  die  Landwirtschaft,  welche  Düngung  und  Bewäs- 
serung teilweis  anwendet  vom  350— 45.<>  n.  u.  südl.  Br.,  die  Land- 
wirtschaft mit  Entwässerung  und  Düngung  vom  45^—67.®  n.  u.  südl. 
Br.,  und  darüber  hinaus  herrscht  Jagd  und  Fischerei  vor  und  Getreide 
wird  nur  vereinzelt  in  sehr  günstigen  Lagen  bis  ungeföhr  noch  zum 
70^  n.  Br.  angebaut. 


Die  Yerschiedenheit  der  Getreidearten  bezfiglich  ihrer 
Bodenansprüclie. 

Die  Feststellung  der  Bodenansprüche  des  Getreides  beruht  zu 
einem  grossen  Teil  auf  der  Kenntnis  der  Bewurzelung. 

Die  Eeimwurzeln  des  Getreides  sterben  bekanntlich  sehr  bald 
ab,  um  durch  Adventiv-  oder  Kronenwurzeln  ersetzt  zu  werden,  die 
sich  aus  einem  der  dicht  (V2~-2  cm)  unter  der  Oberfläche  liegenden 
Knoten,  dem  sog.  Bestockungsknoten,  welcher  auch  aus  mehreren  dicht 
unter  einander  liegenden  Knoten,  deren  Axen  nur  nicht  gestreckt  sind, 
gebildet  werden  kann,  entwickeln,  und  zwar  zugleich  mit  den  Be- 
Stockungsknospen,  mithin  an  der  Basis  der  Schösslinge  die  Adventiv- 
wurzeln erscheinen. 

Diese  Adventivwurzeln  bilden  nun  ein  mehr  oder  weniger  büsche- 
liges Wurzelwerk,  auf  das  sich  vorzugsweise  die  Wurzelthätigkeit 
beschränkt,  denn  die  bei  grosser  Tieflage  des  Saatkornes  eintretende 
Bewurzelung  an  einem  oder  mehreren  unteren  Knoten  bleibt  immer 
sehr  unbeträchtlich,  so  dass  sie  zur  Ernährung  der  ganzen  Pflanze 
nur  verhältnissmässig  wenig  beiträgt 

Die  grösste  Beachtung  zur  Feststellung  der  Bodenansprüche 
verdienen   aber  der  Wurzeltiefgang  und  das  Wurzelvermögen. 

Die  ersten  Aufklärungen  über  den  Wurzeltiefgang  brachten  die 
Untersuchungen  vonSchubart^)  in  Gallentin  bei  Schwerin.  Sie  zeigten 
dass  selbst  Flachwurzler,  wie  die  Getreidearten,  teilweis  ihre  Wurzeln 

1)  Chem.  Ackersm.  1855  pag.  193. 


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Boden. 


15 


und  selbst  schon  in  sehr  frühen  Entwickelungsstadien  in  Tiefen  zu  senden 
vermochten,  deren  Erreichung  man  bis  dahin  für  nnmöglich  gehalten 
hatte. 

Seine  1855  eingeleiteten  Untersuchungen  ergaben  folgendes  Re- 
sultat: 


Winterweüen 

»/» geat 

»/* 

ausgegraben 

99.S  cm  Wurseltiefe 

do. 

do. 

"/. 

}) 

122.9  „ 

do. 

Ende  Octbr. 

"A 

91. 5  ,. 

do. 

do. 

% 

113.7  „ 

Winterroggen 

«/» 

«A 

117.6  „ 

do. 

*•/» 

"/« 

118.9  „ 

Winterrübsen 

*/8 

*/4 

111.1  „            „ 

do.    nassgrfindig 

do. 

do. 

87.5  „ 

Winterraps 

Anf.  Augnut 

f/* 

120.2  „ 

do. 

do. 

V« 

180.2  „ 

Gartenerbaen 

*/4 

*/5 

26.1— 85.3  om„ 

do. 

do. 

L. 

52.2-67  4cm  „ 

do. 

do. 

ezeit 

126  a.  darüber,, 

Klee  0 

do. 

% 

109.8  cm         „ 

"      © 

do. 

do. 

120.2  „ 

Hieraus  ist  deutlich  die  relativ  bedeutende  Tiefe  ersichtlich,  bis 
zu  welcher  die  Wurzeln  der  Getreidearten  in  den  Boden  einzudringen 
vermögen,  welche  Resultate  durch  weitere  Untersuchungen  voll  bestä- 
tigt worden  sind. 

Stöckhardt  untersuchte  nun  das  von  Schubart  ihm  zugesandte 
Wurzelmaterial  und  bestimmte  darnach,  in  welchem  Verhältnisse  sich 
die  Wurzeln  der  Pflanzen  und  ihr  Stickstoff  (massgebend  für  die 
jttngsten  aufnahmefähigen  Wurzelgebilde)  auf  die  Ackerkrume  von 
23.5 — 26  cm  Tiefe  und  den  Untergrund  verteilen,  wobei  er  zu  folgenden 
Resultaten  gelangte: 


Von   100   Wur- 
zeln kommen  auf 

Acker-   Unter- 
krume   grund 

Von    100   Stick- 

stoffderWurzeln 

kommen  auf 

Acker-   ünter- 
krume  \  grund 

Stickstoffgehalt 
in  100  Teilen. 

Obere       Untere 
Wurzeln   Wurzeln. 

Winterweizen  v. 
Winterweizen  v. 
Winterroggen  v. 
Wintenrübsen  v 
Klee0 

30.  April 
8.  Juni 
29.  April 
.  26.  April 

62 
63 
73 
76 

82 

38 
87 
27 
24 

18 

65 
66 
76 
74 

46 
34 
25 
26 

1.39 
1.46 
2.50 
1.91 

1.94 
2.12 
2.61 
3.26 

Hiermit  ergibt   sich   evident,  dass  allerdings  ein  kleiner  Teil 
der  Wurzeln  bei  den  Getreidearten  in  grössere   Tiefen  zu   dringen 


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16  Allgemeiner  Teil. 

yermagy  jedoch  die  Mehrzahl  derselben  mit  aufnahmefähigen  Endi- 
gnngen  sich  in  der  Ackerkrame  bis  zur  Tiefe  von  26  cm  vorfindet. 

Auch  HellriegeP)spricht  sich  dagegen  ans,  dass  in  gewöhnlichem 
Boden  die  Wurzeln  der  Getreidearten  mit  ihrer  Hauptmasse  tiefer  als 
die  Ackerkrume  reichen. 

Auflfallen  muss  es  jedoch,  dass  einzelne  Wurzeln  in  den  nahrungs- 
ärmeren und  härteren  Untergrund  bis  zu  sehr  beträchtlichen  Tiefen 
eindringen  und  lässt  sich  dies  nur  durch  den  Wachstumsreiz  erklären, 
welchen  der  grössere  Feuchtigkeitsgehalt  der  tieferen  Bodenschichten 
auf  die  Wurzelenden  ausübt. 

Auch  Funke  ^)  undHenrici  *)  sprechen  unzweideutig  die  Ansicht 
aus,  dass  diese  tiefgehenden  Wurzeln  die  Bestimmung  haben,  Wasser 
zum  Verbrauch  der  Pflanzen  aus  dem  Untergrunde  zn  entnehmen. 

Demnach  gehören  die  Getreidearten  zu  den  von  Fraas^)  so 
benannten  Flachwurzlem  oder  Krumepflanzen,  welche  jedoch  zur  Er- 
zielung einer  maximalen  Ernte  einen  reichen  Vorrat  an  leicht  assimilir- 
baren  Pflanzennährstoffen  in  einer  möglichst  tiefen  Ackerkrume,  also 
in  einem  grossen  Bodenvolumen  vorfinden  müssen. 

Zum  Beweise  hierfür  diene  ein  Versuch  von  HellriegeP),  der 
Gerste  in  Töpfen  mit  verschiedenen  Mengen  Gartenerde  zog  und  zu 
folgenden  Resultaten  gelangte:  8  Pflanzen  producirten  Trockensubstanz 
in  Töpfen  mit 

Kömer.     Stroh. 


g- 

g- 

I. 

12.50  kg  Erde 

20.26. 

21.59. 

II. 

5.00  kg  Erde 

12.21. 

9.90. 

III. 

1.67  kg  Erde 

5.20. 

4.65. 

Hiemach  hat  also  das  grösste  Bodenvolumen  auch  die  grösste 
Masse  an  Trockensubstanz  geliefert 

Wir  können  nun  wohl  den  berechtigten  Schluss  ziehen,  dass 
für  die  Getreidearten  vorzugsweise  die  obere  Bodenschicht,  soweit 
sie  der  Bearbeitung  unterliegt  und  welche  wir  Ackerkmme  nennen, 
in  Frage  kommt  und  in  zweiter  Linie  erst  der  Untergrund,  welcher 
aber  keinesfalls  bei  der  Beurteilung  eines  Getreidebodens  übersehen 
werden  darf,  da  ja  auch  in  ihn  noch  recht  beträchtliche  Wurzel- 
massen hineinragen,  dem  entsprechend  seine  Beschaffenheit  das  Ge- 
deihen des  Getreides  mit  beeinflusst,  und  aus  diesem  Gesichtspunkte 


1)  Monatsschrift  d.  1.  Prov.-Ver.  d.  Mark.  Brandenburg  etc.  1864.  No.  2 
pag.  87. 

2)  üeber  üntergrundsdüngung.  1872.  pag.  17. 

3)  Henneberg's  Joum.  f.  Landw.  1868,  pag.  280. 

4)  Das  Wurzelleben  d.  Culturpfl.  etc.  1870  pag.  54. 

5)  Landw.  Centralbl.  1868  Bd.  I.  pag.  2. 


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Boden.  17 

wollen  wir  ans  jetzt  der  Betrachtang  der  sich  zam  G^treidebaa  eig- 
nenden Bodenarten  zuwenden. 

Nach  den  im  Ackerboden  yorwiegenden  Hauptgemengteilen 
unterscheidet  der  Landwirt:  Thon-,  Lehm-,  Sand-,  Kalk-,  Kreide-, 
Mergel-  and  Hamasböden. 

Der  Thonboden  enthält  als  Hauptbestandteil  Thon,  und  ausser- 
dem als  Nebenbestandteile,  die  aber  sehr  wichtige  Pflanzennährstoffe 
sind,  Kali,  etwas  Phosphorsäure,  Kalkerde,  Magnesia  etc.,  und  gilt 
er  gerade  wegen  dieser  Nebenbestandteile  als  ein  von  Natur  reicher 
Boden. 

Seine  physikalischen  Eigenschaften  beruhen  vorzugsweise  auf 
bedeutender  Kapillarität,  da  er  75  Proc.  Wasser  aufzunehmen  yermag ; 
auch  zeichnet  er  sich  durch  Porosität  und  in  Folge  dessen  durch 
stariLC  Absorption  von  Kohlensäure  und  Ammoniak  aus. 

Die  ihm  eigentümliche  starke  wasserhaltende  Kraft  trägt  in  nassen 
Jahren  häufig  die  Schuld,  dass  die  durch  die  Verdunstung  des  Wassers 
erzeugte  Kälte,  sowie  der  mangelnde  Luftzutritt  das  Pflanzenwachs- 
tum ernstlich  gefährden,  wie  auch  andererseits  bei  grosser  Dttrre 
der  Thonboden  durch  Austrocknen  schwindet  und  schliesslich  berstet, 
wodurch  die  Wurzeln  zerrissen  und  blossgelegt,  also  die  Pflanzen 
krankhaft  gestimmt  werden. 

Humus  und  Dung  zersetzen  sich  im  Thonboden  relativ  langsam, 
und  gleich  langsam  gestaltet  sich  auch  die  Entwickelung  der  jungen 
Pflanze,  doch  schreitet  diese  später,  da  schroffe  Temperaturwechsel 
nicht  leicht  auf  die  Pflanze  wirken  können,  um  so  sicherer  vor- 
wärts. 

Aus  seiner  Plasticität  (50—70  Proc.  Thon)  erklären  sich  auch 
die  hohen  Bearbeitungskosten,  welche  er  beansprucht,  denn  er  lässt 
sieh  weder  in  feuchtem,  noch  in  trockenem  Zustande  leicht  bebauen. 

Der  Lehmboden  setzt  sich  zu  fast  gleichen  Gemengteilen  Thon 
und  Sand  zusammen  und  enthält  noch  eine  Menge  wichtiger  Pflanzen- 
nährstoffe als  Nebenbestandteile. 

Die  physikalische  Beschaffenheit  des  Lehmbodens  hängt  vorzugs- 
weise von  der  Menge  des  beigemengten  gröberen  Sandes  und  Eisen- 
oxydes ab,  welches  letztere  ihm  häufig  eine  mehr  oder  weniger  rote 
Farbe  verleiht.  Nach  Maassgabe  der  Menge  dieser  Bestandteile  wird 
er  lockerer  und  milder  und  folglich  aach  seine  Bearbeitung  wesent- 
lich erleichtert. 

Bei  gutem  Untergrunde  und  Kulturzustande  liefert  er  hohe 
Erträge. 

Beträgt  sein  Thongehalt  25—30  Proc,  so  bezeichnet  man  ihn 
als  sandigen  Lehm,  bei  tlber  4  Proc.  Humus  oder  4  Proc.  Kalk  als 
humosen  resp.  mergeligen  Lehmboden. 

Der  Sandboden  entsteht  entweder  durch  Verwitterung  des  Sand- 

Koernicke  iL  Werner,  Handb.  d.  Oetreidoban's  II.  2 


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18  Allgemeiner  Teil. 

Steins  oder  durch  Aaswaschung  der  abschlämmbaren  Bestandteile  der 
Lehmböden,  in  Folge  dessen  die  Qnarzkörnchen  zurttckbleiben.  Ein 
solcher  Sandboden  kann  naturgemäss  nur  äusserst  wenig  Pflanzen- 
nährstoffe enthalten,  ist  also  arm.  Etwas  besser  wird  der  Sand  daan, 
wenn  er  noch  Partikelchen  anderer  Gesteine  enthält,  welche  ver- 
witternd, Pflanzennährstoffe  liefern. 

Das  Wasser  filtrirt  sich  dnrch  den  Sandboden  sehr  leicht  hindurch 
und  hält  Qnarzsand  nur  20  Proc.  Wasser  zurück;  femer  zeichnet  er 
sich  durch  starke  Verdunstungsfähigkeit  aus. 

Enthält  der  Sand  unter  10  Proc.  Thon,  so  wird  er  als  reiner 
Sandboden,  bei  über  10—25  Proc.  als  lehmiger  Sand  und  bei  einem 
Humusgehalt  von  über  5— 6  Proc.  als  humoser  Sandboden  angesprochen. 

Da  nun  auf  diese  lockeren  Bodenarten  Sonne,  Luft  und  Wasser 
sehr  energisch  einwirken  können,  so  findet  eine  ausnehmend  schnelle 
Zersetzung  des  Düngers  statt,  in  Folge  dessen  der  Boden  bei  starker 
Düngung  die  sich  entwickelnden  Gase  selten  vollständig  zu  absor- 
bieren vermag. 

Die  Bodenbearbeitung  ist  sehr  leicht,  nur  kann  der  Sandboden 
in  feuchtem  Klima  bei  guter  Kultur  und  Düngung  und  nicht  zu 
durchlassendem  Untergrunde  noch  recht  befriedigende  Ernten  liefern. 

Der  Kalk-  und  Mergelboden  weist  nicht  selten  unbeträchtliche 
Mengen  Thon  oder  Humus  auf,  welche  ihm  grössere  Bindung  ver- 
leihen. 

Ein  reiner  Kalkboden  ist  höchst  selten  und  ein  Boden  mit 
20  Proc.  Kalk  wird  schon  als  Kalkboden  bezeichnet,  mithin  hängt 
seine  Beschaffenheit  vorzugsweise  von  den  übrigen  Gemengteilen  ab. 
Im  Allgemeinen  gilt  der  Kalkboden  als  mager  und  hitzig. 

Der  Mergelboden  besitzt  einen  Kalkgehalt  von  5— 20  Proc.  und 
werden  thonige,  lehmige,  sandige  und  humose  Mergelböden  unter- 
schieden. 

Nach  den  vorherrschenden  Bestandteilen  richtet  sich  die  Aus- 
wahl der  auf  Mergelboden  anzubauenden  Getreidefrüchte. 

.  Der  Humusboden  enthält  in  Verwesung  befindliche  organische 
Stoffe,  von  denen  schon  5—8  Proc.  genügen,  um  ihm  den  Stempel 
des  Humusbodens  aufzudrücken. 

Der  Humus  liefert  Kohlensäure,  Ammoniak  und  Salpetersäure 
welche  nicht  nur  als  directe  Pflanzennahrung,  sondern  auch  zur 
Lösung  der  Mineralstoffe  höchst  wichtig  sind. 

Je  nach  dem  Zersetzungsgrade  des  Humus,  nämlich  ob  noch 
Struktur  vorhanden  oder  nicht,  richtet  sich  auch  sein  physikalisches 
Verhalten,  denn  die  zellige  Struktur  macht  ihn  poröser  als  den 
erdartigen  Humus,  wodurch  z.  B.  seine  wasserhaltende  Kraft  eine 
nicht  unerhebliche  Steigerung  erfährt.  Derselbe  nimmt  bisweilen 
100  Proc.  Wasser  auf,  und  damit  erttlllt,  dehnt  er  sich  beim  Gefrieren 


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Boden.  19 

sehr  bedeutend  ans,  um  beim  Anfthanen  wiedernm  gleich  stavk  znsammen- 
zusinken,  wodurch  die  Pflanzenwurzeln  leicht  zerrissen  und  von  Erde 
entblösst  werden. 

Die  dunkle  Farbe  des  Bodens  lässt  denselben  sich  leicht  er- 
wärmen, was  aber  dem  Pflanzenwuchs  zuweilen  nachteilig  werden 
kann,  sobald  auf  dem  feuchten  Boden  die  Nachtkälte  in  einen  zu 
grellen  Gegensatz  zur  Tageswärme  tritt,  was  Erkältung  der  Pflanzen 
xur  Folge  hat. 

Femer  besitzt  der  Humus  eine  sehr  bedeutende  Absorptionskraft 
gegen  Gase,  welche  die  Atmosphäre  zu  grösserer  Teilnahme  in  Bezug 
auf  das  Pflanzenwachstum  als  auf  humusarmen  Böden  zwingt. 

Humussubstanzen  finden  sich  in  jeder  Ackerkrume  vor,  doch 
betragen  sie  selten  über  2  Proc.  und  in  diesem  Falle  verbessert  der 
Humus  durch  seine  Eigenschaften  wohl  jeden  Boden,  während  sich 
bei  5 — 8  Proc.  schon  zuweilen  durch  Erkälten  und  Aufziehen,  bei 
10  Proc.  dagegen  meist  schon  eine  Beeinträchtigung  der  Tragfähigkeit 
des  Feldes  einstellt. 

Landwirtschaftlich  werden  nach  dem  System  der  Acker-Klassi- 
fication  von  Thaer  und  Koppe  mit  Vervollständigungen  von 
Settegast^)  folgende  Bodenarten  unterschieden: 

Klasse  I.    Reicher,  tiefer,  milder  Tbon  und  Aueboden. 

Warm,  thätig,  mild  und  mürbe,  überhaupt  in  jeder  Beziehung 
fehlerfrei.  Ackerkrume  mindestens  21-— 26  cm  tief.  Untergrund  in 
erwünschtem  Grade  durchlassend  und  bis  zu  einer  Tiefe  von  0,8  m 
wenig  abweichend  von  der  Ackerkrume. 

Dieser  Boden  ist  Weizenboden  I.  Klasse  und  zeichnet  sich  durch 
vorzügliches  Gedeihen  aller  Kulturpflanzen,  die  einen  grossen  Sand- 
oder Kalkgebalt  im  Boden  nicht  beanspruchen,  aus.  Gebaut  werden: 
Weizen,  Gerste,  Hafer,  Raps,  Leguminosen,  Rüben,  Handelsgewächse 
aller  Art.     Zur  Tiefkultar  vorzüglich  geeignet. 

Klasse  II.    Humoser,  reicher,  milder  Lehmboden. 

Die  physikalische  Beschaffenheit  der  Ackerkrume  und  des 
Untergrundes  ist  gleich  der  von  Klasse  I,  die  Ackerkrume  nicht 
flacher  als  21  cm. 

Gerstenboden  erster  Klasse.  Für  Gerste  aufs  Vorzüglichste  ge* 
eignet,  sonst,  mit  Ausnahme  des  Weizens,  der  in  Klasse  I  sicherer 
ist,  dieselben  Früchte. 

Dieser  Boden  begünstigt  mehr  die  Blattbildung  als  die  Ent- 
Wickelung  der  Kömer,  welche  weniger  schwer  ausfallen  als  auf 
Klasse  I. 

Femer  gehört  als  Unterklasse  hierhin  der  milde,  thonige,  leh- 
mige Humus-  und  Aueboden. 


1)  Die  Landw.  n.  ihr  Betrieb.  1876  I.  229. 

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20  Allgemeiner  Teil. 

Die  Krume  besitzt  au&iehende  Beschaffenheit,  daher  für 
Winterung  unsicher. 

Grosse  Stroh-,  qualitativ  ungenügende  Körnererträge.  Gebaut 
werden:  Roggen,  Gerste,  Rttben  etc. 

Klasse  IIL  Schwerer,  kräftiger  Thonboden.  Streng,  stark 
gebunden,  schwierig  zu  pulvern,  leicht  erhärtend.  Ackerkrume  nicht 
flacher  als  21  cm.    Untergrund  massig  durchlassend. 

Weizenboden  zweiter  Klasse.  Für  Weizen  und  Hafer  besser 
als  für  Roggen  und  Gerste  geeignet.  Liefert  schwere  Körner.  Legu- 
minosen, Klee,  Runkelrttben.  Die  Bewirtschaftung  erfordert  starkes 
Angespann,  mannigfaltige  und  stark  gebaute  Ackerinstrumente.  Die 
Drainage  äussert  sehr  günstige  Wirkung. 

Klasse  IT.  Milder,  tiefer,  frischer  Lehm-  und  sandiger  Lehm- 
boden. Sein  Thongehalt  ist  ausreichend,  um  einen  günstigen  Feuch- 
tigkeitsgrad selbst  in  trocknen  Jahren  zu  sichern.  Locker,  porös, 
warm.  Ackerkrume  mindestens  16  cm  tief.  Der  Ackergrund  ist  der 
Ackerkrume  ziemlich  ähnlich;  in  den  tieferen  Schichten  vermehrt 
sich  der  Sandgehalt.    In  erwünschtem  Grade  durchlassend. 

Gerstenboden  zweiter  Klasse.  Für  Roggen  besser  als  für  Weizen, 
fttr  Gerste  so  gut  wie  für  Hafer  geeignet.  Leguminosen,  Hackfrüchte, 
Raps,  Lein. 

Femer  gehört  als  Unterklasse  hierhin  der  milde  Humusboden 
mit  schwacher  Lehm-  und  Sandbeimischung.  Die  aufziehende  Be- 
schaffenheit der  Krume  in  dem  Grade  auftretend,  dass  die  Winter- 
frucht gefährdet  ist.  Untergrund  massig  durchlassend,  in  tieferen 
Schichten  zuweilen  zäher  Thon. 

Klasse  T.  Leichter  sandiger  Lehm  und  lehmiger  Sandboden. 
Trocken,  thätiger  als  wünschenswert;  zu  locker.  Ackerkrume  min- 
destens 13  cm  tief.  Der  Untergrund  hält  wegen  des  mit  der  Tiefe 
zunehmenden  Sandgehalts  die  Feuchtigkeit  nicht  genug  an. 

Roggenboden  erster  Klasse.  Gebaut  wird  Roggen,  bei  hoher 
Kultur  Gerste  und  Hafer.  Kleegrasgemische,  Kartoffeln,  Kohlrüben, 
Erbsen. 

Eine  Düngung  mit  passendem  Mergel  erhöht  die  Ertragsfähig- 
keit dieser  Böden  ausserordentlich. 

Klasse  YI.    Kalter,  zäher  Thon-  und  Lehmboden. 

Aehnlich  der  Klasse  III,  aber  kälter,  unthätiger  und  in  nassen 
Jahren  durch  Uebermaass  an  Wasser  das  Pflanzenwachstum  gefähr- 
dend. Ackerkrume  mindestens  13  cm  tief.  Untergrund  strenger,  un- 
durchlassender,  steifer  Thon  (Lette);  wassergallige,  zähe  Lehm- 
schichten; mit  Lette  verkitteter  Kies. 

Weizenboden  dritter  Klasse.  Früchte  wie  bei  Klasse  lU.  Die 
Ertragsfähigkeit  des  Bodens  und  die  Sicherheit  der  Ernten  sind  durch 
Drainage  wesentlich  zu  heben. 


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Boden.  21 

Klasse  YIL  Leiehter,  magerer  Sandboden;  dürftiger,  lehmiger 
Sandboden.  Za  trocken.  Feines  Korn.  In  der  Ernme  oft  zu  lose 
bis  staabig.  Ackerkrume  mindestens  11  cm  tief.  Untei^nnd  fein- 
körniger Qoarzsand.    Trocken. 

Roggenboden  zweiter  Klasse.  Winterroggen,  Sommerroggen, 
Hafer.  Lupinen,  Weissklee  etc.  mit  bescheidenen  Gräsern,  Kartoffeln. 
Dieser  Boden  ist  von  Natur  dürftig,  weil  er  mit  den  wichtigsten 
mineralischen  Pflanzennährstoffen  sehr  stiefmütterlich  bedacht  ist. 

Als  Unterklasse  zu  Vn  kann  der  saure,  sandige  Humusboden 
gelten.  Der  faserige  Humus  mit  feinem  Sande  innig  gemischt;  Die 
in  trockener  Zeit  lose  und  staubige  Krume  fliesst  bei  Regen  brei- 
artig zusammen.  Im  Untergrunde  Schluff,  Lette,  Quellsand.  Roggen, 
Hafer,  Buchweizen,  Kartoffeln,  Weidegräser.  Durch  Mergeln  und 
Drainage  wesentlich  zu  yerbessem. 

Klasse  Till.  Strenger,  zäher,  nasskalter  Thonboden  von  letten- 
artiger Beschaffenheit. 

Kalt,  unthätig,  widerspenstig,  bei  Trockenheit  steinartig  erhär- 
tend. Der  beigemischte  Sand  meist  von  sehr  feinem  Korn.  Das 
Wasser  standhaft  zurückhaltend.  Die  Ackerkrume  ist  häufig  nicht 
mächtiger  als  8  cm.  Der  Untergrund  ist  ähnlich  wie  bei  Erlasse  VI, 
nur  noch  steifer  und  undurchlassender. 

Haferboden  erster  Klasse.  Weizen,  Hafer,  Leguminosen.  Grosse 
Unsicherheit  in  den  Erträgen.  Bearbeitung  schwierig.  Drainage 
wirkt  vortrefflich. 

Klasse  IX.  Armer  Sand-  und  Kiesboden.  Dürr,  ohne  genügende 
wasserhaltende  Bjraft.  Krume  oft  mit  Steinen  erfüllt,  8—10  cm  tief. 
Der  Untergrund  besteht  aus  grobem  Sand  und  Grand  oft  mit  Steinen 
gemischt 

Roggenboden  dritter  Klasse,  auf  dem  sich  dieselben  Früchte  wie 
auf  KL  VII  bauen  lassen. 

Die  Pflanzen  brennen  in  Folge  der  dürren  Krume  und  des  tro- 
kenen  Untergrundes  leicht  aus. 

Hierzu  gehört  als  Unterklasse  der  saure  Haidehumus  mit  geringer 
Quarzsand-Beimischung.   Hauptfrüchte  wie  bei  Unterklasse  zu  VII. 

Klasse  X.  Töpferthon,  loser  Sand,  Grand-,  Kies-  und  ähnliche 
Böden  geringster  Ertragsfähigkeit. 

Krume  über  5—6  cm  nicht  hinausreichend.  Im  Untergrund 
finden  sich  Kies,  SteingeröUe  oder  Schluff  und  Raseneisenstein.  Hafer- 
boden zweiter  und  dritter  Klasse.  Auf  trocknen  Stellen  Roggen,  auf 
thonigen  Hafer. 

Hierhin  gehört  als  Unterklasse  der  moorige,  saure  Torfboden, 
im  Untergrunde  Moor  und  Torf.  Winterung  zu  unsicher.  Hafer, 
Buchweizen,  Gräser. 

Einen   yorzüglichen   Getreideboden  liefern  die  sog.  Schwarz- 


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22  Allgemeiner  Teil. 

erden  ^),  welche  Lehm-  oder  Thonmergelböden  von  grosser  Mftchtig- 
keit  sind,  in  denen  sich  beträchtliche  Hamasmengen  sehr  fein  ver- 
teilt finden.  Demnach  sind  es  von  Natar  aasserordentlich  reiche 
Böden,  denen  gleichzeitig  sehr  günstige  physikalische  Verhältnisse 
zakommen. 

Herrmann  fand  in   rassischen  Proben  10.4—8.6  and  8  Proc.^ 
Ilgenkow  10.4—2.6  and  2.3  Proc.  Hamas. 


Die  Dfingnng  des  Getreides. 

Das  flachwurzelnde  Getreide  kann  znr  Erzielung  hoher  Erträge 
eines  bedeutenden  Vorrates  fertiger  Pflanzennahrung  in  der  Ackerkrume 
nicht  entbehren,  demnach  ist  fUr  Sommergetreide  mit  relativ  kurzer 
Vegetationsperiode  eine  Düngung  mit  langsam  sich  zersetzendem  Stall- 
mist unvorteilhaft,  dagegen  schon  günstiger  für  solches  mit  langer 
Vegetationsperiode  oder  für  Wintergetreide.  Aus  diesen  Gründen 
bringt  man  das  Sommergetreide  gern  nach  gedüngten  Vorfrüchten 
oder  in  einen  Boden  mit  alter  Kraft.  Dagegen  lässt  sich  schnell 
wirkender  Kunstdünger  zu  allen  Getreidearten  mit  Aussicht  auf  Er- 
folg verwenden. 

In  Betreff  der  Wirkung  des  Düngers  ist,  namentlich  zur  schnellen 
Ueberführung  der  Stickstoffkörper  in  Salpetersäure^  die  Beschaffenheit 
des  Bodens  zu  berücksichtigen;  so  wird  der  gut  durchlüftete,  massig 
feuchte,  hohe  Erwärmungsfähigkeit  und  Absorptionskraflt  besitzende 
Boden,  und  die  Anwesenheit  von  Kalk  sehr  wesentlich  die  Zersetzung 
und  günstige  Wirkung  der  Dünger  beeinflussen. 

Es  werden  von  den  hauptsächlichsten  Pfianzennährstoffen  vom 
Boden  absorbiert  an  Basen:  Ammoniak,  Kali,  Natron,  Kalkerde  und 
Magnesia;  von  den  Säuren:  Phosphorsäure  und  Kieselsäure,  während 
Salzsäure,  Schwefelsäure  und  Salpetersäure  nicht  absorbierbar  sind. 

Die  absorbierten  Stoffe  werden  durch  die  lösenden  Kräfte  der 
Wurzeln  in  die  Pflanzen  übergeführt ;  können  sich  aber  auch  wiederum 
lösen,  sobald  im  Boden  eine  weniger  koncentrirte  Lösung  auftritt, 
weshalb  diese  Absorptionserscheinungen  für  die  Regulierung  der  Nähr- 
stoffvertheilung  im  Boden  höchst  wichtig  sind. 


I)  Vergl.  Dokontchaew»  Tsohemozeme  de  la  Rosse  d'Europe.  1879. 

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Düngniig.  23 

Fttr  die  wenig  absorptionsfähigen  Sandböden  empfehlen  sich 
schwache,  doch  in  verhältnissmässig  kurzen  Zeiträumen  sich  folgende 
Düngungen,  wodurch  bei  dem  Mangel  dieser  Böden  an  zur  Nähr- 
stofF^erteilung  notwendigen  Stoffen  (wasserhaltige  Silikate)  ein  zu 
hoher  Eoncentrationsgrad  der  Bodenlösung  vermieden  wird,  weil  sonst 
das  Pflanzenwachstum  in  trocknen  Perioden  unter  dem  sog.  ,,Ver- 
brennen"  leidet  und  in  nassen  ein  Teil  der  Nährstoffe  in  den  Unter- 
grund ausgewaschen  wird. 

Schwere  Böden  mit  grosser  Absorptionskraft  verhalten  sich  den 
Sandböden  entgegengesetzt. 

Der  gute  Dtlngungszustand  eines  Feldes  kennzeichnet  sich  durch 
sehr  kräftige  Entwickelung  der  oberirdischen  Pflanzenteile,  während 
im  Verhältnis  hierzu  die  Wurzeln  eine  schwächere  Entwickelung 
zeigen,  wie  dies  die  Versuche  von  Hosäus  ^)  beweisen,  in  welchen 
sich  die  Wurzeln  zu  den  oberirdischen  Organen  verhielten : 


beim  Hafer  aus     armem     Boden  wie  1 

>»  jj  >j        »     ^ 

„  mittelreichem  „        „     1 

»  »)  »>  9y       ^ 

„      reichem        „        ,.     1 


4.5 
5.8 
5.6 
6.6 

8 
8 


Dies  Verhalten  ist  in  dem  Umstände  zu  suchen,  dass  die  Wurzel 
zur  Sanmilung  der  Nährstoffe  im  nahrungsarmen  Boden  einer  grösseren 
aufsaugenden  Oberfläche  bedarf.  Diese  stärkere  Wurzelentwickelung 
wird  aber  notgedrungen  auf  Kosten  der  oberirdischen  Organe  zu  ge- 
schehen haben,  welche  der  grösseren  Wurzel  auch  ein  grösseres 
Quantum  Bildungsmaterial  überlassen  müssen,  was  naturgemäss  eine 
entsprechend  schwächere  Entwickelung  derselben  bedingt. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  durch  den  jährlich  bei  der 
Ernte  stattfindenden  Entzug  von  Pflanzennährstoffen  der  Boden  um 
die  Bestandteile  der  Emtemassen  daran  ärmer  werden  muss. 

Wie  gross  diese  Verluste  p.  ha  sein  können,  ergibt  sich  aus 
der  nachfolgenden  Tabelle: 


1)  Neue  landw.  Zeit.  VI  1873  pg.  427. 


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24 


Allgemeiner  TeiL 


Winterweizen,  Korn 
do.           Stroh 
Sommerweizen,  Korn 
do.            Stroh 
Spelz,  Korn 
do.  Stroh 
Winterroggen,  Korn 
do.           Stroh 
Sommerroggen  Korn 
do.           Stroh 
Zweizeilige  Gerste,  Korn 
do.                     Stroh 
Vierzeilige       „       Korn 
do.                     Stroh 
Hafer,  Korn 
do.    Stroh 
Mais,  Korn 
do.    Stroh 
Hirse,  Korn 
do.    Stroh 
Reis  (ungeschält)  Korn 
do.                         Stroh 

1 

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26.7 
26.5 

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12.4 
11.7 

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68.5 
2.9 

h9A0»CDOlOQ0C0Cl00>0>0)Q0a0t00««aO00 

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192.7 

1-^ 

9 


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.     Düngung.  25 

Der  NäbrstofiFentzng  ist  hiernach  sehr  beträchtlich,  daher  denn 
auch,  soll  der  Boden  seine  Fruchtbarkeit  nicht  verlieren,  fUr  den 
Wiederersatz  gewisser  Pflanzennährstoffe  zu  sorgen  ist,  wobei  man 
zwischen  den  vorzugsweise  aus  der  Atmosphäre  und  den  aus  dem 
Boden  stammenden  einen  beachtenswerten  Unterschied  zu  machen  hat. 

So  erhält  der  Boden  ans  der  Atmosphäre  einen  jährlichen  Zufluss 
von  Kohlensäure,  Ammoniak  und  Salpetersäure,  demnach  auch  bei 
jährlichem  Emteentzug  nur  ein  teilweiser  Ersatz  derselben  not- 
wendig ist  * 

Anders  verhält  es  sich  mit  den  Aschenbestandteilen,  weil  bei 
diesen  durch  die  Ernte  eine  absolute  Verminderung  erfolgt  und  es 
ftr  sie  keine  andere  natürliche  Quelle  als  den  Boden  gibt;  doch 
ei^eben  sich  flir  die  einzelnen  Aschenbestandteile  hierbei  sehr  wesent- 
liche Unterschiede,  indem  dieselben  in  sehr  verschiedenen  Mengen 
im  Boden,  und  davon  unabhängig,  auch  in  sehr  verschiedenen  Mengen 
in  den  Pflanzen  erscheinen;  hierin  liegt  mit  der  Grund,  dass  sich 
fllr  einzelne  Aschenbestandteile  der  Entzug  aus  dem  Boden  durch 
die  Ernte  viel  bemerkbarer  macht,  als  bei  anderen,  die  sich  ebenfalls 
nur  in  geringen  Mengen  im  Boden  finden. 

Zu  den  im  Boden  weniger  häufigen,  doch  von  den  Pflanzen 
stark  begehrten  Aschenbestandteilen  gehört  zweifellos  die  Phosphor- 
säure, und  ist  auf  deren  Wiederersatz  das  grösste  Gewicht  zu  legen, 
zumal  eine  vollkommene  Entwickelung  der  Körner  ohne  Phosphorsäure 
nicht  denkbar  ist;  weniger  ist  auf  reichem  Boden  der  volle  Wieder- 
ersatz des  Kalis  zu  beachten,  wohl  aber  auf  armen  Sand-  oder  Hu- 
musböden. Die  Notwendigkeit  der  Zufuhr  der  Magnesia,  oder  des 
Kalkes  als  Pflanzennährstoff  liegt  nur  selten  vor. 

Der  Stallmist  ist  allein  im  Stande,  Ersatz  für  alle  dem  Boden 
entnommenen  Pflanzennährstoffe  zu  bieten,  und  gleichzeitig  einen 
günstigen  physikalischen  Zustand  zu  erhalten  oder  herbeizuführen. 

Zur  Düngung  des  Getreides  stehen  Pferde-  und  Schafmist  in 
ihrer  Verwendbarkeit  dem  Rindviehmist  nach,  weil  ihr  Stickstoff- 
reichtum leicht  zu  übermässiger  Entwickelung  der  vegetativen  Organe, 
und  damit  zu  mangelhaftem  Komansatz  und  zum  Lagern  führt. 

Der  wasserreichere  und  stickstoffärmere  Rindviehmist  zersetzt 
sich  dagegen  langsamer,  überladet  daher  den  Boden  nicht  leicht  mit 
Stickstoff. 

Der  Rindviehmist  wird  gern  auf  die  lockeren,  sandigen  Boden- 
arten, bei  denen  es  weniger  auf  Lockerung,  wohl  aber  auf  Humus- 
bildung ankommt,  und  der  Schaf-  und  Pferdemist  auf  die  kalten, 
zähen,  oder  sauren,  sehr  humosen  Böden  gebracht,  erstere  werden 
durch  sie  thätiger  und  lockerer,  letztere  schneller  entsäuert  und  zer- 
setzt als  durch  Rindviehmist. 

Die  Jauchedüngung  empfiehlt  sich  nur  für   sehr  schwächliche 


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26  Allgemeiner  Teil. 

SaatCD,  da  sie  die  Entwickelung  der  vegetativen  Oi^ane  anf  Kosten 
der  Frachtbildnng  zu  sehr  fördert,  doch  soll  sie  zur  Verweildang  als 
Eopfdung  vollkommen  vergohren,  d.  h.  das  den  Pflanzen  schädliche 
Aetzammoniak  in  kohlensaures  Ammoniak  umgesetzt  sein. 

Die  Stärke  der  Stallmistdttngung  ist  von  sehr  verschiedenartigen 
Einflflssen  abhängige  doch  sieht  man  eine  Düngung  von  24000 — 
30000  kg  p.  ha  als  eine  mittlere,  von  40000—50000  kg  als  eine  starke 
an,  und  schätzt  die  Ausnutzung  des  frischen  Stallmistes  auf  Mittel- 
boden im  1.  Jahr  auf  35  Proc,  im  2,  auf  40  Proc,  im  3.  auf  25  Proc,  des 
verrotteten  im  1.  Jahr  auf  50  Proc,  im  2.  auf  35  Proc,  im  3.  auf  15  Proc. 

Begreiflicherweise  sind  diese  Angaben  nur  als  sehr  unbestimmte 
aufzunehmen. 

Die  Verwendung  von  Kunstdüngern,  und  namentlich  der  leicht 
in  Wasser  löslichen,  also  zur  schnellen  Wirkung  gelangenden,  wird 
für  das  flachwurzelnde  und  in  relativ  kurzer  Vegetationsperiode 
reifende  Getreide  von  grosser  Wichtigkeit  sein. 

Zunächst  sind  die  Stickstoffdünger  zu  erwähnen,  welche  auch 
als  Kopfdung  sehr  günstig  wirken,  und  eine  kräftigere  Blattentwicke- 
lung, also  üppigere  Pflanzen  von  dunkelgrüner  Färbung  erzeugen. 

Bitthausen  untersuchte  bei  mehreren  Halmfrüchten  sehr  üppig 
(fett)  und  weniger  üppig  (mager)  erwachsene  Pflanzen,  und  fand  in 
100  Teilen: 

Trocken- 
substanz 

1)  a.  fetteGerstenpflanzen  16.54  Proc. 
b.  magere         „  22.41     „ 

2)  a.  fette  Haferpflanzen   17.78    „ 
b.  magere         „  21.33    „ 

3)  a.  fette  Weizenpflanzen  24.90    „ 
b.  magere         „  25.50    „ 

Hiemach  vermehrte  sich  mit  dem  ProteYngehalt  zugleich  auch 
der  Wassergehalt. 

Die  Ueppigkeit  der  Saaten  kann  aber  unter  Umständen  einen 
den  Pflanzen  nachteiligen  Grad  erreichen,  weshalb  die  Stickstoff- 
düngung nicht  ganz  ungefährlich  ist,  denn  gar  zu  leicht  wird  bei 
warmer,  fruchtbarer  Witterung  Lagerkorn  erzeugt,  während  sich  sonst 
vielleicht  dasselbe  Feld  bei  kalter,  nasser  Witterung  nicht  als  zu 
reich  an  Stickstoff  darstellen  würde. 

Die  einseitige  und  zu  starke  Anwendung  der  Stickstoffdüngung 
führt  aber  zuweilen  auch  zur  Bodenverarmung,  indem  die  Pflanzen  ge- 
zwungenwerden, gleichzeitig  grössere  Massen  an  Mineralstoffen  aufzuneh- 
men und  daran  den  Boden  bei  forcirtem  Getreidebau  erschöpfen  können. 

Ihre  Wirkung  dauert  selten  länger  als  ein  Jahr. 

An  stickstoffreichen  Kunstdüngern  kommen  zur  Verwendung: 


Völlig  trockner 

Wasser 

Stickstoff 

83.49  Proc 

.      2.52  Proc. 

77.59    „ 

1.43    „ 

82.24    „ 

1.94    „ 

78.67     , 

1.03    „ 

75.10    „ 

1.63     , 

74.50    „ 

0.97     „ 

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Düngimg.  27 

1)  Schwefelsaures  Ammoniak. 

Es  enthält  20—21  Proc.  Stickstoff  and  wird  in  der  Stärke  von 
lOCf — 120  kg  p.  ha  zur  gleichmässigeren  Verteilung  mit  der  drei-  bis 
yieirfachen  Menge  Erde  gemischt,  ausgestreut,  und  zwar  vor  der  Saat 
oder  nach  dem  Auflaufen  als  Eopfdung. 

Obwohl  man  dem  schwefelsauren  Ammoniak  eine  Wirkung  als 
Kopfdünger  nicht  absprechen  wird,  so  kann  dasselbe  für  Ghilisalpetery 
der  ihm  in  seiner  Wirkung  in  dieser  Richtung  entschieden  überlegen 
isty  doch  nur  einen  Notbehelf  abgeben.  Nicht  nur,  dass  seiner  Wir- 
kung erst  die  Umbildung  des  Ammoniaks  in  Salpetersäure  vorausgehen 
rnuss,  sondern  auch  die  Absorptionsfähigkeit  des  Bodens  für  Ammoniak 
ist  Ursache,  dass  der  Stickstoff  desselben,  indem  er  an  der  Oberfläche 
des  Bodens  hängen  bleibt  und  nur  allmählich  in  den  Bereich  der 
Wurzeln  gelangt,  nur  langsam  zur  Wirkung  kommt. 

2)  Salpetersaures  Natron  (Ghilisalpeter). 

Der  Ghilisalpeter  enthält  14—16  %  Stickstoff  und  zwar  in  der 
günstigsten  Form  als  fertig  gebildete  Pflanzennahrung  und  bietet  den 
Vorteil,  den  Pflanzen,  sobald  sich  Stickstoffmangel  zeigt,  in  den  haupt- 
sächlichsten Vegetationsperioden  zur  Hülfe  kommen  zu  können,  und 
häufig  ist  bei  passender  Witterung  seine  Wirkung  so  rapid,  dass  schon 
in  Zeit  von  wenigen  Tagen  die  Blätter  ein  dunkles  Orün  zeigen. 
Bekanntlich  werden  aber  die  salpetersauren  Salze  vom  Boden  nicht  absor- 
biert und  verbreiten  sich  sehr  bald  in  der  wässerigen  Bodenlösung,  wes- 
halb sie  sich  bei  feuchter  Witterung  und  auf  vegetationsleerem  Boden  in 
für  die  Pflanzen  fernerhin  unerreichbare  Tiefen  auswaschen  lassen. 
In  der  Form  als  Kopfdünger  hat  man  jedoch  am  wenigsten  solche 
Verluste  zu  befürchten,  denn  der  obenauf  gestreute  Dung  wird  begierig 
von  den  Wurzeln  der  in  lebhafter  Vegetation  befindlichen  Pflanzen 
aufgenommen.  Die  Kopfdüngung  mit  Ghilisalpeter  scheint  bei  Winter- 
weizen und  Winterroggen  kurz  vor  dem  Schossen,  bei  Gerste  und  Hafer 
nach  Ausbildung  des  dritten  Blattes  am  wirksamsten  zu  sein. 

In  der  Regel  wendet  man  auf  stickstoffarmem  Boden  oder  zu 
solchen  Pflanzen,  welche  viel  Stickstoff  verlangen,  eine  Kopfdüngung 
von  Ghilisalpeter  in  der  Stärke  von  100—160  kg  p.  ha  an.  Das 
Ausstreuen  des  Ghilisalpeters  erfolgt  nach  seiner  sorgfältigen  Zerkleine- 
rung ohne  Beimengung  von  Sand  oder  Erde  am  besten  bei  massig 
feuchter  Witterung. 

3)  Stickstoffreiche  organische  Substanzen. 

Sie  enthalten  ausser  Stickstoff  noch  Kohlenstoff  und  anorganische 
Substanzen,  z.  B.  phosphorsaure  Kalkerde. 


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28  Allgemeiner  Teil. 

Meist  sind  sie  noch  wenig  zersetzt  nnd  kann  daher  ihre  Wirkung 
dnrch  Kompostirung  verstärkt  werden. 

Je  grösser  ihr  Stickstoffgehalt  nnd  ihre  Zerkleinerung  ist,  um 
80  wertvoller  sind  sie. 

Sie  finden  namentlich  zu  Winterung  im  Herbst  in  Quantitäten 
von  500 — 600  kg  p.  ha  die  beste  Verwertung. 

Vorzugsweise  gehören  hierhin  Hommehl,  Homspäne  und  WoU- 
abföUe. 

4)   Peruguano. 

Derselbe  wird  jetzt  meist  im  aufgeschlossenen  Zustande  benutzt 
und  enthält  dann  ca.  9—10  Proc.  Stickstoff,  10  Proc.  lösliche  Phosphor- 
säure und  2  Proc.  Eali. 

Demnach  sind  in  ihm  die  wichtigsten  Pflanzennährstoffe  vertreten, 
aber  nicht  in  den  Mengen,  wie  sie  die  Pflanzen  benötigen,  weshalb 
er  nur  als  Httlfsdttnger  anzusehen  ist. 

Zur  Verhütung  von  Geilstellen  empfiehlt  sich  zur  gleichmässigeren 
Verteilung  die  Beimischung  einer  5— lOfachen  Erdmenge. 

Das  Ausstreuen  geschieht  kurz  vor  der  Saat  und  ist  zur  Vermei- 
dung eines  Verlustes  an  Ammoniak  ein  flaches  Unterbringen  anzu- 
raten. 

Die  aufeubringenden  Quantitäten  schwanken  zwischen  300—400 
kg  p.  ha  doch  eignet  sich  seine  Anwendung  nicht  auf  von  Natur  armen 
Böden. 

Eine  zweite  sehr  wichtige  Kategorie  bilden  ferner  die  phosphor- 
säurereichen  Kunstdünger. 

Ihre  Wirkung  zeigt  sich  vorzugsweise  in  der  voUkommneren 
Ausbildung  der  Frttchte,  deren  Gehalt  an  Phosphorsäure  meistens  in 
einem  gewissen  Zusammenhange  mit  dem  Stickstoffgehalt  steht,  denn 
das  Verhältnis  der  Phosphorsäure  zum  Stickstoff  ist  ziemlich  konstant 
wie  1 : 2,  nur  bei  aussergewöhnlich  hohem  Stickstoffgehalt  stellt  sich 
das  Verhältnis  wie  1 :  2,65,  so  ergaben  W.  Mayer' s  i) Untersuchungen 

im  Roggen  ein  Verhältnis  wie  1:2,2, 

«    Weizen     „  „             „1:2,0, 

in  der  Gerste  „  „             ,     1 : 1,9, 

im  Hafer       „  „          .   »     1  •  2,0. 

Häufig  wird  behauptet,  dass  nach  einer  starken  Superphosphat- 
dttngung  und  nach  Eintritt  trockener  Witterung  die  Saat  leicht  ^ver- 
brenne''  und  man  glaubte  dies  den  ätzenden  Eigenschaften  des  Super- 
phosphats  zuschreiben  zu  müssen,  doch  ist  letzteres  keineswegs  der 


1)  Annalen  der  Chemie  und  Pharmaoie,  Bd.  101,  pg.  129. 

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Düngung.  29 

Fally  denn  schon  nach  Verlauf  weniger  Stunden  rerbindet  sich  die 
lösliche  Phosphorsänre  mit  dem  kohlensauren  Kalk  des  Bodens  zu 
einem  neutralen  Ealksalz,  und  sagt  über  das  ^Verbrennen'  Dr.  Wag- 
ner ^)y  dass  diese  Erscheinung  nur  im  Zusammenhang  stehe  mit  dem 
Hangel  an  Stickstoff  im  Boden.  Wenn  nämlich  eine  mit  Superphosphat 
kräftig  gedüngte  Saat  in  Folge  trockener  Witterung  an  Wasser  und 
zugleich  auch  an  Stickstoff  Mangel  leidet,  so  wird  die  durch  solchen 
Mangel  und  durch  die  hohe  Lufttemperatur  hervorgerufene  Tendenz 
zu  einer  Abkürzung  der  Vegetationszeit  durch  die  vorwiegende  Phos- 
phorsäure-Emährung,  die  zur  Samenbildung  drängt,  noch  erheblich 
gesteigert  werden.  Die  Pflanze  wird  unter  zu  grosser  Beschleunigung 
des  Seifeprocesses  ihre  Vegetation  beschliessen  und  dann  als  „verbrannt*' 
bezeichnet  werden. 

Hieraus  folgt,  wie  wichtig  es  ist,  neben  der  Phosphorsäuredüngung 
auf  stickstoffarmen  Böden  auch  eine  genügende  Stickstoffdüngung  zu 
geben. 

Wir  unterscheiden  leicht  lösliche  Superphosphate  und  weniger 
leicht  lösliche  und  in  Wasser  unlösliche  Phosphate. 

Auf  den  bündigen,  mit  günstigen  Absorptionseigenschaften  ver- 
sehenen Böden  empfiehlt  es  sich,  die  fehlende  Phosphorsäure  als 
Superphosphat,  dagegen  auf  ganz  leichten  Sand-,  Kalk-  oder  Moorböden 
in  Form  weniger  leicht  löslicher  Phosphate  zu  geben,  da  Superphosphat 
auf  solchen  Böden  entweder  nicht  genügend  absorbiert,  oder  in  eine 
unlösliche  Form  übergeführt  wird. 

Um  mit  dem  geringen  Sandboden  anzufangen,  so  hat  derselbe 
vermöge  seiner  grossen  Armut  an  Kalk,  Eisen  und  Thonerde  überhaupt 
nicht  oder  nur  in  geringem  Grade  die  Fähigkeit,  die  Phosphorsäure 
zu  absorbieren.  Die  in  den  Superphosphaten  gelöste  Phosphorsäure 
wird  daher  der  Gefahr  ausgesetzt  sein,  durch  Grundwasserbewegungen 
oder  Regengüsse  ausgespült  und  weggewaschen  zu  werden.  In  solchen 
Bodenarten  ist  daher  ein  unlösliches  Phosphat,  welches  dieser  Gefahr 
weniger  ausgesetzt  ist,  weit  besser  am  Platze. 

Erklärt  man  im  Sandboden  die  Wirkungslosigkeit  der  löslichen 
Phosphorsäure  durch  die  Ealkarmut,  so  scheint  es  auf  den  ersten 
BHck  schwer  verständlich,  dass  auch  in  sehr  kalkreichem  Boden  die 
Superphosphate  ihre  Wirkung  versagen  sollen,  und  doch  hat  die  Theorie 
diese  Verhältnisse  vollkommen  einleuchtend  zu  erklären  gewusst.  Der 
enorme  Ealküberschuss  in  den  in  Frage  stehenden  Böden  verwandelt 
nämlich  die  lösliche  Phosphorsäure  nicht  nur  in  zweibasischen  phos- 
pborsauren  Kalk,  sondern  direct  in  vollkommen  unlöslichen,  von  der 
Bodenflüssigkeit  schwer  zersetzbaren  und  durch  die  Pflanzenwurzel 


1)  Fuhling's  landw.  Zeit.  1878  pg.  274, 

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30  Allgemeiner  TeiL 

schwer  assimilirbarendreibasisehphosphorsanrenEalk;  anders  verhält 
es  sich  bei  der  zurückgegangenen  Phosphorsänre  in  Form  von  zwei- 
basisch phosphorsanren  Salzen;  dieselben  sind  infolge  ihrer  festen 
Form  chemischen  Einflüssen  im  Boden  weniger  zugänglich  und  ver- 
bleiben daher  als  solche  d.  h.  in  einer  von  der  Pflanze  relativ  leichter 
assimilirbaren  Form  im  Boden. 

Was  nun  den  Moorboden  betrifft,  so  liegen  hier  teilweise  dieselben 
Verhältnisse  vor,  wie  bei  dem  leichten  Sandboden.  Die  interessanten 
Versuche  von  Fleischer  auf  verschiedenen  Moorböden  Deutschlands 
haben  die  Unrähigkeit  derselben,  Phosphorsäure  zu  absorbieren,  zur 
Evidenz  nachgewiesen.  Jedenfalls  ist  hier  der  Grund  dieser  Erschei- 
nung in  einer  Bildung  löslicher  Doppelverbindungen  der  Phosphate 
mit  der  organischen  Substanz  der  Moorböden  zu  suchen;  in  den  Moor- 
böden ist  aber  ausserdem  noch  bei  dem  hohen  Wassergehalt  und 
der  starken  Bewegung  der  Bodenflüssigkeit  in  demselben  dieGrcfahr 
einer  Wegspülung  und  Auswaschung  noch  viel  grösser  als  bei  den 
Sandböden. 

Von  den  an  Phosphorsäure  reichen  Düngemitteln  empfiehlt  sich 
das  Superphosphat. 

Seine  lösliche  Phosphorsäure,  die  leicht  mit  den  kalihaltigen  Si- 
likaten des  Bodens  Verbindungen  eingeht  und  sich  fein  verteilt, 
gelangt  zu  sehr  schneller  Wirkung.  Sehr  häufig  kommen  auch  Mischun- 
gen des  Superphosphates  mit  schwefelsaurem  Ammoniak  (5— 6Proc. 
StickstofiT);  oder  mit  salpetersaurem  Natron  vor.  Doch  ist  ersteres 
Gemisch,  weil  absorptionsfähig,  mit  Ausnahme  bei  Verwendung  zur 
Kopfdüngung  letzterem  vorzuziehen.  Eine  recht  kräftige  Wirkung  üben 
200—300  kg  Superphosphat  p.  ha  aus. 

Unter  den  stickstoffhaltigen  Phosphaten  sind  zu  nennen  der 
Baker-Guano  und  das  Knochenmehl. 

Der  Baker-Guano  enthält  ausser  etwasStickstoff  70— 80  Proc.  phos- 
phorsaure Kalkerde.  In  der  Schnelligkeit  der  Wirkung  steht  er  hinter 
dem  Superphosphat  zurück,  da  er  sich  weit  langsamer  zersetzt. 

Das  Knochenmehl  wird  entweder  aus  rohen  oder  gedämpften 
Knochen  bereitet  und  ist  letzteres  vorzuziehen,  weil  ein  besseres  Pulvern 
der  gedämpften  Knochen  möglich  und  das  Fett  extrahiert  ist,  was 
beides  die  Einwirkung  der  lösenden  Agentien  erleichtert  und  eine 
etwas  schnellere  Wirkung  erzielen  lässt. 

Diese  Phosphate  sind  möglichst  im  Herbst  auszustreuen  und 
flach  unterzubringen,  um  eine  bessere  Wirkung  herbeizuführen;  ^ 
vorteilhaftesten  erscheint  aber  ihre  Verwendung  mit  Stallmist,  weil 
die  Kohlensäure  und  das  Ammoniak  des  Mistes  lösend  einwirken,  und 
die  in  dem  stickstoffreichen  Stallmist  meist  in  relativ  geringer  Menge 
vorkommende  Phosphorsäure  ergänzen. 


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Düngung.  Sl 

Eine  kräftige  Beidttngnng  beträgt  200—400  kg  p.  ha  und  hält 
die  Wirkung  derselben  zwei  bis  drei  Jahre  an. 

Die  Dflngang  mit  Kalisalzen  fördert  unter  Umständen  ebenfalls 
das  Gedeihen  des  Getreides,  da  es  Böden  gibt,  deren  Ealigehalt  nicht 
grösser  als  ihr  Phosphorsäuregehalt  ist.  Hier  würde  sich  in  Verbin- 
dung mit  einer  reichlichen  Phosphorsäuredttngung  die  Kalidüngung 
wohl  bewähren,  denn  ohne  erstere  ist  die  Wirkung  nur  gering,  da 
die  Pflanzen  dem  Boden  viel  leichter  das  Kali  als  die  Phosphorsäure 
zu  entziehen  vermögen,  und  üben  sie  dann  in  Quantitäten  von  200  kg 
CSilorkalium,  schwefelsaures  Kali  oder  schwefelsaure  Kali-Magnesia 
eine  recht  günstige  Wirkung  auf  die  Quantität  und  Qualität  vomäm- 
lich  des  auf  sehr  humosem  oder  sehr  sandigem  Boden  wachsenden 
Getreides  aus. 

Am  meisten  empfiehlt  sich  das  Ausstreuen  der  Kalisalze  zeitig 
im  Herbst,  oder  auf  Kompost  und  Stalldung  mit  denen  zum  Getreide 
gedüngt  werden  soll,  weil  sonst  schädliche  Wirkungen,  namentlich 
bei  Verwendung  des  Ghlorkaliums  nicht  ganz  ausgeschlossen  sind. 

Von  den  indirekt  wirkenden  Düngemitteln  findet  der  gebrannte 
Kalk  eine  umfangreiche  Verwendung.  Derselbe  bringt  die  Humus- 
substanzen zu  schnellerer  Zersetzung,  fUhrt  den  in  organischer  Form 
vorhandenen  Stickstoff  leicht  in  Salpetersäure  über,  bindet  die  Humus- 
säuren, zerlegt  etwa  vorhandenes  schwefelsaures  Eisenoxydul,  das 
dem  Pflanzenwachstum  sehr  nachteilig  ist,  in  schwefelsaure  Kalkerde 
und  leicht  oxydirbares  Eisenoxydulhydrat,  beschleunigt  die  Ver- 
witterung der  Silikate  in  den  thonhaltigen  Bodenarten  und  wirkt 
günstig  auf  den  physikalischen  Zustand  der  schweren  Böden  ein. 

Demnach  wird  die  Anwendung  des  gebrannten  Kalkes  auf  den 
humusreichen  und  den  schweren,  thonhaltigen  Böden  von  dem  gröss- 
ten  Erfolge  begleitet  sein,  während  humusarme  und  leichte  Böden 
zu  übergrosser  Thätigkeit  angeregt  werden,  was  leicht  eine  Boden- 
erschöpfung zur  Folge  haben  kann. 

Gemeinhin  düngt  man  auf  vegetationsleerem  Boden  alle  7—8 
Jahre  mit  1000—2000  kg  p.  ha. 

Ein  zweites  indirektes  Düngemittel  ist  der  Mergel,  und  enthält 
derselbe  als  wirksamen  Bestandteil  kohlensaure  Kalkerde  in  fein  ver- 
teiltem Zustande  und  ausserdem  sehr  verschiedenartige  Nebenbestand- 
teile, wie  Sand,  Thon,  Lehm,  Humus,  auch  immer  etwas  Phosphor- 
säure und  Stickstoff,  so  dass  eine  direkte  Wirkung  auf  das  Pflanzen- 
waehstum  nicht  geleugnet  werden  kann.  Seine  chemische  Wirkung 
ist  analog  der  des  Aetzkalkes,  seine  physikalische  dagegen  weit 
grösser,  denn  durch  genügende  Mengen  eines  für  den  Boden  passen- 
den Mergels  lassen  sich  häufig  dessen  Mischungsverhältnisse  voll- 
ständig ändern.  Wird  z.  B.  auf  Thonboden  Kalk-  oder  Sandmergel 
aufgebracht,  so  vermindert  sich  die  zu  grosse  Bindigkeit  und  wasser- 


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32  Allgemeiner  Teil. 

haltende  Kraft  desselben;  auch  vermag  die  Lnft  besser  einzu- 
dringen, wodurch  die  Thätigkeit  des  Bodens  erhöht  wird.  Bringt 
man  dagegen  auf  Sandboden  Thonmergel,  so  erhöht  sich  seine 
wasserhaltende  nnd  wasserfassende  Kraft  und  sein  Absorptions- 
vermögen. 

Demnach  richtet  sich  die  Menge  des  anzuwendenden  Mergels 
nach  dem  zu  erreichenden  Zweck  und  der  Beschaffenheit  des  Mer- 
gelSy  weshalb  die  aufzubringenden  Quantitäten  von  50—650  cbm  p.  ha 
schwanken  können. 


Die  Stellung  der  6etreidearten  in  der  Frnchtfolge. 

Zur  Sicherung  der  möglichst  zweckmässigen  Stellung  der  Grc- 
treidearten  in  der  Fruchtfolge  ist  die  Wertigkeit  der  landwirtschaft- 
lichen Kulturgewächse  für  dieselbe  einer  Betrachtung  zu  unterziehen. 

Zunächst  hat  man  dieBewurzelungsfähigkeit,  d.h.  die  vertikale 
und  horizontale  Ausbreitung  der  Wurzel,  sowie  das  Wurzelvermögen 
der  hauptsächlichsten  Eulturgewächse  zu  prüfen. 

Im  Allgemeinen  soll  die  Bewurzelungsfähigkeit  zur  Erzielung 
einer  normalen  Pflanzenproduktion  mit  dem  Nährstoffreichtum  des 
Bodens  im  Verhältnis  stehen.  Letzterer  ändert  sich  jedoch  fort- 
während in  der  Fruchtfolge,  sowohl  in  Folge  der  Düngung,  wie  der 
Entnahme  von  Pflanzennährstoffen  durch  die  Ernten,  weshalb  die 
Pflanzen  nach  Maassgabe  ihrer  Bewurzelungsfähigkeit  den  ihnen  zu- 
sagendsten Platz  in  der  Fruchtfolge  erhalten  müssen,  d.  h.  Pflanzen 
mit  hervorragender  Bewurzelungsfähigkeit,  wie  die  Tief-  und  Kraft- 
wurzler,  welchen  beispielsweise  die  Leguminosen  angehören,  bedürfen 
im  Allgemeinen  eines  geringeren  Vorrates  fertiger  Pflanzennahrung  in 
der  Ackerkrume,  als  die  zu  den  Flach-  und  Schwachwurzlem  ge- 
hörenden Getreidearten  und  Hackfrüchte. 

Somit  verhalten  sich  die  Ansprüche  der  Kulturgewächse  dem 
Reichtum  an  fertiger  Pflanzennahrung  in  der  Ackerkrume  gegenüber 
sehr  verschieden,  was  für  ihre  Stellung  in  der  Fruchtfolge  von  aller- 
grösster  Bedeutung  ist. 

Einen  Beweis  für  die  sehr  verschiedene  Aufschliessungsfähigkeit 
der  Gewächse  hat  Dietrich  erbracht,  indem  er  unverwitterte  Qe- 
steinsarten  pulverisirte  und  das  gewonnene  Pulver  als  künstlichen 
Boden  benutzte.  In  solchem  betrug  das  Mehr  an  löslich  gewordenen 
Mineralstoffen,  welche  durch  den  Einfluss  der  Pflanzen,  im  Vergleich 
zur  Aufschliessung  durch  die  Verwitterung  disponibel  geworden  war: 


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Die  Stellimg  der   Getreideaxten  in  der  Fmclitfolge.  38 

bei  Bnntsandstein,     Basalt. 
100  Lnpinenpflanzen  20.27  pCt.         24.97  pCt. 

„    Erbsenpflanzen  16.02     „  23.77     „ 

,,    Spörgelpflanzen  1.01     „  1.84     „ 

„    Buchweizenpflanzen         2.32     „  3.27     „ 

„    Wickenpflanzen  5.53     „  6.30     „ 

„    Weizenpflanzen  0.34     ,,  2.45     „ 

„    Koggenpflanzen  0.17     „  1.64     „ 

Demzufolge  eignen  sich  die  Getreidearten  am  wenigsten  und 
die  Legnminosen  am  meisten  zur  Aufschliessung  der  Pflanzennährstoffe. 

Ein  zweiter  bei  der  Prüfung  der  Gewächse  in  Bezug  ihrer  Wertig- 
keit ftir  die  Fruchtfolge  in  Betracht  kommender  Faktor  ist  das  Ver- 
hjdten  der  Blätter,  und  zwar  wird  hierbei  die  Grösse  der  Blatt- 
oberfläche und  das  Vermögen  der  Blätter,  sich  mehr  oder  weniger 
energisch  der  Kohlensäure  und  vielleicht  auch  des  Ammoniaks  der 
Atmosphäre  zu  bemächtigen  und  Wasserdunst  abzugeben,  zu  unter- 
scheiden sein. 

Die  Tiefwurzler  sind  nun  zugleich  mit  einem  sehr  starken 
Blattvermögen  ausgerüstet,  daher  sie  auch  vorzugsweise  als  Sammler 
dieser  Nährstoffe  der  Atmosphäre  anzusehen  sind,  und  demnach  die 
Kährstoffe  der  Ackerkrume  weniger  als  die  mit  geringerem  Blatt- 
vermögen ausgestatteten  Getreidearten  in  Anspruch  nehmen. 

Aus  diesem  Grunde  wird  ein  Wechsel  zwischen  den  Getreide- 
arten und  Leguminosen  dem  Gedeihen  ersterer  sehr  förderlich  sein. 

Die  Grösse  der  Blattoberfläche  der  Gewächse  darf  ebenfalls 
nieht  unterschätzt  werden,  denn  der  günstige  chemisch-physikalische  Zu- 
stand des  Bodens,  welcher  für  das  Gedeihen  der  Nachfrucht  so  überaus 
wichtig  ist,  hängt  zu  einem  grossen  Teil  von  der  Intensität  der 
durch  die  Vorfrucht  erzeugten  Beschattung  ab. 

Bei  dichter  Beschattung  wird  der  Gährungsprocess  in  der  Acker- 
krume fast  ununterbrochen  und  energisch  vor  sich  gehen  können,  da 
ihn  unausgesetzt  eine  massig  warme  Temperatur  und  genügende  Feuch- 
tigkeit unterstützen,  denn  unter  einer  dichten  Blattdecke  ist  die 
oberste  Bodenschicht  weniger  der  Verdunstung  ausgesetzt  und  durch 
die  zwischen  den  Pflanzen  erfolgenden  Thauniederschläge  stets  feuchter 
als  bei  schwacher  Blattdecke;  ausserdem  schützt  sie  die  Acker* 
krume  vor  dem  schnellen  Durchdringen  der  Tageshitze,  überträgt 
somit  die  niedrige  Nachttemperatur  auf  die  Tageszeit,  wo- 
durch sehr  günstige  Bedingungen  für  die  Umsetzungsprocesse 
im  Boden  geschaffen  werden.  Femer  erhält  sich  eine  phy- 
Bikalisch  günstig  wirkende  Bodenstruktur.  Das  Verhalten  der  land- 
wirtschaftlichen Kulturpflanzen  bezüglich  der  Grösse  ihrer  Blattober- 
flächen ergiebt  sich  aus  der  nachstehenden  Tabelle  über  Blattflächen- 
ausmessungen etc.,  welche  von  mir  in  Poppeisdorf  an    einer  Anzahl 

K  oernicke  n.  Werner,  Handb.  d.  Getreidebftu's  n,  3 


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34 


Allgemeiner  Teil. 


von  Pflanzenarten»  anf  gntem,  frnohtbaren  Lehmboden  knltiviert»  vor- 
genommen wurden. 

Bemerkt  sei,  dass  hier  nnter  „Blattoberfläche''  nnr  die  Blatt- 
oberfläche einer  Blattseite,  weil  diese  bei  der  Beschattang  allein  in 
Betracht  kommt,  zu  verstehen  ist 

Ausser  den  Blattoberflächen  ist  in  der  Tabelle  auch  anf  die 
Produktion  der  Pflanzen  an  organischer  Substanz  und  darin  an  Stick- 
stoff und  auf  die  wichtigsten  Mineralbestandteile  Rttcksicht  genommen, 
weil  die  Menge  der  producierten  humusbildenden  Substanz  und  des 
Stickstoffs,  sowie  die  Entnahme  von  Mineralstoffen  aus  dem  Boden 
fUr  die  Fruchtfolge  nicht  gleichgültig  sein  kann. 

Die  Mittelemte  ist  nach  den  Durchschnittserträgen  in  Poppeisdorf 
berechnet,  weicht  daher  von  der  Mittelernte  Deutschlands  insofern 
ab,  als  sie  höhere  Zahlen  ergiebt,  die  aber  doch  das  verschiedene 
Verhalten  der  Pflanzen  zu  einander  charakterisieren. 

Tabelle  ttber  die  Blattoberflächenausmessungen  und  die  Ernte 

an  organischer  Substanz,  und  darin  Stickstoff,  sowie 

ttber  die  wichtigen  Mineralbestandteile. 


Bezeichnnng 
der  Pflanzen 


'S  s 


M 


CS 


CI4 


L   *^  G 

g    -    Ö 

s 

SOS 

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Mittelemte 
p.  ha  in 


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2 

in 

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s 

•S 

SS 

s 

ja 

Cm 

kg 

k«r 

es 
t4 


Luzerne 
Botklee 
Bastardklee 

"Winterweizen 

Sommerweizen 

"Winterroggen 

Zweizeilige  Gerste 

Vierzeilige  Gerste 

Hafer 

Eommais 
Fnttermais  (Grün) 
Braohrübe 

Kohlrübe 

Bunkelrübe 


2.312 
718 
504 

878 

343 

780 

429 

851 

578 

3.400 
5.870 
8.812 

8.420 

3.283 


8703703 
3703703 
4  545454 

2000000 
4120000 
2000000 
3390000 
4110000 


856  833 
264  000 
227  000 

175  600 
137  700 
156  000 
145  400 
144260 


3600  000|21 1320 
80000   272  00 


200000 
66666 

50000 

50000 


117  400 
22  800 

17  100 

16  415 


32000 
24000 
22000 
i  2000 
I  4700 
J  1800 
}  3800 
j  2000 
{  4200 
J  1800 
(  2000 
j  1400 
(  1800 
J  3100 
}  5000 
j  1600 
i  4000 
60000 
(30000 
\  6000 
440000 
}  8000 
(45000 
{12000 


Korn 
Stroh 
Korn 
Stroh 
Kom 
Stroh 
Kom 
Stroh 
Kom 
Stroh 
Kom 
Stroh 
Kom 
Stroh 

Rüben 

Lanb 

Rüben 

Lanb 

Rüben 

Laub 


6560 
4872 
8520 

5547 

4640 

5050 

3182 

2685 

6659 

4612 
7800 
2880 

5760 

5616 


230 
127 
117 

48 
81 
22 

57 

27 

50 

24 

45 

24 

41 

16 

84 

14 

67 

26 

45 

24 

192 

42 

76 

38 

138 

77 

116 

46 

144 

HO 

77 

38 

29 

48 

28 

28 

60 

70 
174 
109 

224 

245 


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Die  Stellung  der  GDtreideaiten  in  der  Fmohtfolge.  85 

Vorstdiende  Tabelle  zeigt  deutlich,  dass  die  Legaminosen  die 
verbältniBsmässig  grOsste  Menge  wichtiger  Pflanz  ennihrstoffe  der 
Wirtschaft  zafBhren»  ohne  die  Ackerkrame  zu  erschöpfen,  denn  die 
hamnsbildende  Substanz  nnd  yielleicht  auch  der  Stickstoff  entstammen 
der  Hauptsache  nach  der  Atmosphäre,  und  die  wertrollen  Mineral- 
stoffe den  tieferen  Bodenpartien,  welche  durch  Flach-  und  Schwach- 
wurzler  nicht  mehr  auszunutzen  sind.  Ausserdem  bewirkt  ihre  inten- 
sire  Beschattung  die  Erhaltung  der  Bodenstruktur  und  des  Humus  im 
Boden.  Femer  wird  durch  die  kräftige  Wurzelentwickelung  der  Legumi- 
nosen der  Boden  bis  zu  grösserer  Tiefe  nicht  unwesentlich  physikalisch 
verbesaert,  denn  ihre  starken  Wurzeln  durchsetzen  die  festeren  Boden- 
partieen  und  durchlochen  siebartig  die  durch  den  Pflug  festgeschleifte 
Grenzschicht  z?nschen  Ackerkrume  und  Untergrund,  wodurch  nicht 
nur  der  Luft,  sondern  auch  den  Wurzeln  der  Nachfrucht  das  Ein- 
dringen ungemein  erleichtert  wird.  Die  in  der  tieferen  Bodenschicht 
&alenden  und  hierbei  Kohlensäure  und  Ammoniak  entwickelnden 
Wurzeln  beförderen  aber  auch  die  Zersetzung  dieser  Bodenschichten. 

Die  Getreidearten  liefern  der  Wirtschaft  eine  nicht  zu  unter- 
sehätzende  Menge  humusbildender  Substanz  und  Stickstoff,  aber  zu 
einem  beträchtlichen  Teil  nicht  auf  Kosten  der  Atmosphäre,  sondern 
der  Ackerkrume,  die  daher  einen  gewissen  Vorrat  leicht  assimilier- 
barer Pflanzennährstoffe  zur  Yorteilhaften  Entwickelung  des  Getreides 
besitzen  muss.  Auch  in  der  Bodenbeschattung  bleibt  das  Getreide 
weit  hinter  den  Leguminosen  zurück,  nur  der  Hafer  zeichnet  sich 
durch  eine  beträchtliche  Blattoberfläche,  sowie  auch  durch  kräftige 
Bewurzelung  und  hervorragendes  Wurzelvermögen  aus,  so  dass  er 
gewissermassen  das  Bindeglied  zwischen  den  Blatt-  und  Getreide- 
frflehten  bildet 

Was  nun  die  Hackfrüchte  angeht,  so  bedürfen  dieselben  zur 
üppigen  Entwickelung  eines  Ueberflusses  leicht  assimilierbarer  Nähr- 
stoffe in  der  Ackerkrume^  und  zeichnen  sich  ihre  Wurzeln  durch  die 
Energie  aus,  mit  welcher  sie  diese  Nährstoffe  aufnehmen. 

Die  durch  sie  erzeugte  Bodenbeschattung  bleibt  noch  bedeutend 
hinter  der  der  Cerealien  zurück,  mithin  sie  in  dieser  Beziehung  für 
die  Fruchtfolge  keinen  hohen  Werth  beanspruchen  können,  vielmehr 
ist  ihr  Nutzen  darin  zu  suchen,  dass  durch  die  ihnen  zu  Teil  werdende 
vorzügliche  Kultur  der  Boden  physikalisch  verbessert  und  die  Brache 
ersetzt  wird.  Auch  trägt  auf  sehr  reichem  Boden  ihr  Anbau  dazu 
bei,  dem  zu  üppigen  Gedeihen  und  Lagern  des  Getreides  vorzu- 
beugen. 

Die  der  Wirtschaft  durch  sie  gelieferten  humusbildenden  Sub- 
stanzen, und  der  darin  enthaltene  Stickstoff,  sowie  ihre  Mineralstoffe 
entstammen  weit  überwiegend  dem  leicht  assimilierbaren  Nährstoff- 
vorrat der  Ackerkrume. 


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86 


Allgemeiner  Teil. 


Weiter  ist  es  die  Menge  der  Stoppel-  und  Warzelrttckstände, 
wdche  der  Ackerkrume  verbleiben,  die  den  Wert  eines  Gewächses 
fftr  die  Frachtfolge  mit  bestimmen. 

Um  über  die  Zusammensetzung  und  Menge  der  dem  Acker 
nach  der  Ernte  verbleibenden  Stoppel-  und  Wnrzelrickstände  Auf- 
sohluss  zu  erhalten,  unternahm  ich  es  im  Herbst  1869,  die  Bflckstände 
einer  grossen  Zahl  landwirtschaftlicher  Eulturgewäche,  die  unter 
ihnen  zusagenden  Verhältnissen  auf  dem  Yersuchsfdde  zu  Proskau 
angebaut  worden  waren  und  einen  normalen  Stand  zeigten,  zu  gewinnen. 

Dr.  Weiske  hatte  die  Gttte,  auf  der  Versuohs-Station  zuPros^ 
kau,  unter  Mitwirkung  der  Assistenten  E.  Schmidt  und  E.  Wildt, 
die  gewonnenei^  Stoppel-  und  Wurzelrttckstände  sowohl  in  Bezug  auf 
Quantität  als  Qualität  einer  eingehenden  Untersuchung  zu  unterwerfen. 

Zur  Gewinnung  des  erforderlichen  Materials  wurden  auf  den 
betreffenden  Feldern  nach  der  Ernte  an  2  resp.  4  verschiedenen 
Stellen  genau  0,39  Q  m  Boden  26  cm  tief,  als  durchschnittliche  Tiefe 
der  Ackerkrume,  unter  jedesmaliger  Anwendung  eines  fUr  diesen 
Zweck  gefertigten  Schemas,  ausgegraben,  gesammelt  und  die  in  jeder 
dieser  Flächen  enthaltenen  Stoppeln  und  Wurzeln  mittelst  vorsich- 
tigen Abschlämmens  der  Erde  durch  ein  feines  Sieb  und  Auslesens 
der  Steine  von  anhängenden  Unreinigkeiten  befreit  Nachdem  auf 
diese  Weise  die  gewünschte  Beinheit  erlangt  war,  wurden  die  Stoppeln 
und  Wurzeln  jeder  einzelnen  Pfianzengattung  an  der  Luft  getrocknet^ 
zerschnitten,  gleichmässig  gemengt  und  die  Quantität  von  je  4  resp. 
2x0,39  Qm  Boden  gewogen  und  zur  Analyse  verwandt,  deren  End- 
resultate hier  folgen. 


Tabelle  über  die  der  Ackerkrume 

verbleibenden  Stoppe] 

- 

und  Wurzelrückstände. 

Gesammtmenge  der 

Menge  der  kohle-  und 

wasserfreien  Stoppel-  and 

Menge  des  Stickstofifs 

kohlensäurefreien  Asche 

Wurzelriickfltände 

pro  ha  in  kg 

pro  ha  in  kg 

pro  ha  in  kg 

Lnzerne  (4jährig) 

10810.8 

Rotklee 

214.6 

Rotklee 

2146.9 

Rothklee  (Ijährig) 

9976.2 

Luzerne 

152.6 

^r 

1842.7 

DreischürigeEspar- 

6632.0 

Esparsette 

138.0 

1614.6 

sette  (Sjährig) 

Wundklee 

114.4 

Luzerne 

1341.6 

Roggen 

5887.0 

Roggen 

73.2 

Weizen 

1218.7 

Wundklee 

5596.5 

Serradella 

72.5 

Esparsette 

1144.6 

Raps 
Hafer 

4986.1 

Lupine 

69.7 

Wundklee 

1090.0 

3725.7 

Raps 
Erbsen 

63.1 

Erbsen 

750.1 

Lupine 

3942.6 

63.4 

Raps 

696.1 

Weizen 

3888.3 

Buchweizen 

536 

Lupine 

616.0 

Erbsen 

3603.6 

Hafer 

30.0 

Serradella 

610.8 

Serradella 

3500.2 

Weizen 

26.4 

Buchweizen 

520.6 

Buchweizen 

2455.0 

Gerste 

25.7 

Gerote 

425.1 

Gerste 

2226.9 

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Die  Stellung  der  G^treidearten  in  der  Fmchtfolge. 
In  der  Asohe  bleiben  pro  Hektar  in  Kilogrammen: 


37 


1 

äs 

1^ 

1 

1 

1 
(gl 

1 

il 

.2 
1 

1 

1 

kg 

kg 

kg 

kg 

k(r 

kg 

kg 

kg 

kg 

kg 

kg 

kg 

kg 

Kalk 

220.Ö 

2929 

148.6 

152.8  80.5 

90.1 

89.5 

188.8 

89.7 

86.0  82.1 

47.4 

95.9 

JCagneaia 
KaS 

27.Ö 

55.2 

85.6 

20.1  12.5 

13.6 

15.2 

14.6 

8.2 

11.5 

16.2 

6.2 

13.« 

41.1 

90.0 

47.8 

29.1  12.7 

19.1 

10.0   41.1 

10.3 

20.7 

85.1 

10.9 

27.9 

Natron 

30.2 

22.4 

15.6 

6.6'    8.0 

4.1 

5.5 

28.6 

4.9 

12.7 

47.4 

3.9 

20.8 

Sofawefelaftnre 

20.9 

29.1 

232 

15.2  107 

8.0 

10.3 

84.9 

7.6 

8.4 

18.4 

6.2 

9.9 

Phosphorsaare 

44.0 

83.9 

33.3 

27.1 

16.Ö 

15.6 

20.7 

35.9 

12.8 

13.8 

28.5 

13.5 

38^ 

AoB  dieser  Tabelle  geht  evident  hervor,  dass  betreffe  Bereiehenmg 
der  Ackerkrume  dnrch  Stoppel-  nnd  Wnrzeirttckstände  nnd  in  diesen 
Torzngsweise  an  Stickstoff,  Phospborsänre  und  Kali  wiedemm  die 
Leguminosen  die  erste  Stelle  einnehmen,  wogegen  die  Gtetreidearten 
mit  Ausnahme  des  Roggens  erheblich  znrttcktreten.  Letzterer  Über- 
ragt nun  in  höchst  auffallender  Weise  nicht  nur  die  Getreidearten, 
sondern  selbst  die  Serradella,  Lupine  nnd  Erbse  in  seinen  Stoppel- 
und  Warzelrflckständen  an  den  wichtigsten  Pflanzennfthrstoffen.  Aller- 
dings entstammen  diese  grösstenteils  dem  Dungcapital  der  Acker- 
krume,  sind  aber  doch  so  bedeutend,  dass  sich  hieraus  die  bevorzugte 
Stellung  hauptsächlich  erklärt,  welche  der  Roggen,  den  anderen  Ge- 
treidearten gegenüber,  als  Vorfrucht  geniesst 

Von  den  Wirtschaftssystemen  benutzt  die  Dreifelderwirtschaft 
(Brache*,  Wintergetreide,  Sommergetreide)  am  wenigsten  die  Vorteile 
des  Fruchtwechsels,  daher  führt  auch  dieser  einseitige  Getreidebau 
leicht  zur  Verarmung  des  Bodens  an  sehr  wichtigen  Pflanzennähr- 
itoffen,  während  andererseits  die  Nährstoffe  der  Atmosphäre  und  der 
tieferen  Bodenschichten  nicht  genügend  ausgenutzt  werden,  und  zur 
Verschlechterung  4^r  physikalischen  Beschaffenheit  des  Bodens,  sowie 
zur  Vermehrung  der  pflanzlichen  und  tierischen  Feinde  fahren. 

In  den  Koppel-  oder  Schlagwirtschaften  liegen  die  Verhältnisse 
schon  günstiger,  denn  obwohl  auch  hier  mehrere  Halmfrüchte  nach 
einander  folgen,  tritt  doch  eine  Unterbrechung  durch  mehrjähriges 
SJeegras  und  in  den  verbesserten  Koppelwirtschaften  auch  dur<A 
andere  Blattfrüchte  ein,  wie  dies  nachstehende  Beispiele  zeigen: 
Holsteinische  Hecklenburg'sche 

Koppelwirtschaft. 

1)  Dreeschhafer,  1)  Brache*, 

2)  Brache*  2)  Weizen, 

3)  Weizen,  3)  Gerste, 

4)  Ro^en,  4)  Blattfrucht, 

5)  Gerste,  5)  Roggen, 

6—10)  Kleegras,  6)  Hafer,  7—9)  Kleegras. 


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38  Allgemeiner  Teil. 

Hiernach  wird  auch  in  diesem  WirtsohaftsBystem  den  Principien 
des  rationellen  Wechsels  der  Frttchte  noch  zn  wenig  Bechnang  ge- 
tragen. 

Anders  liegen  aber  die  Verhältnisse  in  der  Fmchtwechselwirt- 
schaft,  denn  diese  sucht  die  Vorteile  des  Wechsels  der  Früchte  mög- 
lichst YoUkommen  anszubenten. 

Der  einfachste  Fruchtwechsel  ist  der  Norfolker  (Hackfrucht* 
Sommerung,  Klee,  Winterung),  der  dem  Princip,  nie  Früchte  der- 
selben botanischen  Klasse  auf  einander  folgen  zu  lassen,  streng 
Bechnung  trägt  Auch  befinden  sich  in  demselben  sämmtliche 
Frttchte  in  der  ihnen  zusagendsten  Stellung;  so  kommen  im  Norfolk- 
Fruchtwechsel  die  Hackfrüchte  in  ein  tief  kultiviertes,  reich  gedüngtes 
Feld,  daher  sie  auch  der  nachfolgenden  Halmfirucht  noch  genügende 
Mengen  fertiger  Pflanzennahrung,  und  ein  gelockertes,  von  Unkraut 
gereinigtes  Land  hinterlassen,  das  auch  noch  dem  Botklee  so  günstige 
Wachstumsverhältnisse  bietet,  dass  er  sich  kräftig  entwickelt,  und  im 
nächsten  Jahre  die  Ackerkrume  dicht  beschattet  und  durch  seine 
wertvollen  Stoppel-  und  Wurzelrückstände  bereichert,  mithin  das 
Feld  der  Winterung  in  vorzüglichem  Zustande  übergeben  wird. 

Da  sich  in  Deutschland  die  vierjährige  Wiederkehr  des  Botklees 
als  unthunlich  erwies,  empfahl  A.  Thaer  den  nachfolgenden  sechs- 
feldrigen  Fruchtwechsel: 

1)  Hackfrüchte^,  2)  Sommerung,  3)  Botklee,  4)  Winterung, 
5)  Blattfrüchte  *,  6)  Winterung. 

Dieses  Fruchtwechselsystem  sucht  nun  nicht  allein  durch  zweck- 
mässige Benutzung  der  Vorteile  des  Fruchtwechsels  den  Beinertrag, 
sondern  auch  die  Sicherheit  der  Durchschnittserträge  durch  die  Man- 
nigfaltigkeit der  angebauten  Gewächse  zu  erhöhen,  sowie  eine  mög- 
lichst gleichmässige  Verteilung  der  Arbeitskräfte  herbeizuführen. 
Ferner  schmiegt  sich  dieses  System,  da  es  den  Markt  mit  mannig- 
faltigeren Erzeugnissen  zu  versorgen  im  Stand«  ist,  leichter  den 
volkswirtschaftlichen  Bedürfnissen  an,  und  ist  auch  von  natürlichen 
Futterfeldem  unabhängig. 

Da  es  aber  ein  intensives  Wirtschaftssystem  ist,  so  beansprucht 
es  einen  ausgebildeten  Handelsverkehr,  lohnende  Preise,  namentlich 
der  tierischen  Produkte,  zuverlässige  Arbeiter,  und  vervollkommnete 
Maschinen,  mithin  ein  grösseres  Betriebskapital  als  die  Dreifelder- 
oder Koppelwirtschaft 

Zuerst  glaubte  man,  die  Fruchtwechselwirtschaft  müsse  mit 
Stallfütterung  verbunden,  die  schwarze  Brache  unter  allen  Umständen 
zu  verwerfen  und  der  Klee  nur  einjährig  sein.  Diese  Anschauung 
ist  nun  nach  und  nach  hinfällig  geworden  und  in  den  heutigen  mo- 
dificierten  Fruchtwechselwirtschaften  begegnet  man  Weidegang  auf 
mehrjährigen  Kleegrasfeldern,  auf  schwerem  Thonboden  der  Schwarz- 


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Die  SteUnng  der  G^treidearten  in  der  Fmchtfolge.  39 

brache  und  nicht  selten  folgen  za  Binde  der  Sotation  zwei  Halmfrttchte 
nach  einander,  wie  dies  die  folgenden  Beispiele  zeigen: 

Milder  Lehmboden.  *   Schwerer  Thonboden. 

1)  Hackfirflchte  \  1)  Hackfrüchte  ^ 

2)  Gerste,  2)  Hafer, 

3)  4)  Kleegras,  3)  4)  Klee, 

5)  Winterung*,  5)  Winterung, 

6)  Hafer,  6)  Brache*, 

7)  Oelfrucht, 

8)  Winterung, 

9)  Bohnen*, 
10)  Hafer. 

In  den  meisten  Frnchtfolgen  lässt  sich  noch  der  Norfolk-Frucht- 
weehsel  erkennen«  der  gewissermassen  das  Gerttst  für  den  Aufbau 
der  Fruchtfolgen  abgibt 


Die  Bodenbearbeitung  zum  6etreideban. 

Die  Bodenbearbeitung  erstrebt  die  Reguliernng  der  Bodenfrucht- 
barkeit, welche  letztere,  abgesehen  vom  Klima,  die  Höhe  der  Erträge 
bestimmt. 

Die  Bodenfruchtbarkeit  ergiebt  sich  nun  nicht  allein  aus  dem 
Vorhandensein  eines  genügenden  Vorrates  fertiger  Pflanzennahrnng 
im  Boden,  worüber  schon  der  Abschnitt  über  die  Dünguog  Aufschluss 
gegeben  hat,  sondern  auch  aus  der  Fähigkeit  des  Bodens  der  Pflanze 
als  Wohnstätte  zu  dienen,  und  diese  ist  an  seine  günstige  physika- 
lische Beschaffenheit  geknüpft,  welche  ihrerseits  hauptsächlich  aus 
der  zweckmässigen  Bodenbearbeitung  resultiert. 

Dieser  günstige  physikalische  Zustand  des  Kulturbodens  wird 
gemeinhin  als  „Ackergahre^'  bezeichnet  und  darunter  verstanden: 
1)  ein  gewisser  Grad  von  Lockerheit  und  Feuchtigkeit;  2)  ein  ge- 
wisser Wärmegrad;  3)  die  gleichmässige  Verteilung  aller  Pflanzen- 
nährstoffe im  Boden. 

In  Betreff  der  Lockerheit  ist  zu  bemerken,  dass  diese  nicht  nur 
durch  Aufpflügen,  Eggen  und  Walzen  eines  erhärteten  Bodens  er- 
reicht wird;  denn  den  einzelnen  Erdklümpchen  würde  immer  noch 
die  alte  Festigkeit  und  nicht  jene  Mürbigkeit  hier  gleichbedeutend 
mit  Porosität  innewohnen,  welche  nur  durch  längere  Zeit  andauernde 
-Einwirkung   von   Luft  und  Feuchtigkeit    auf  den    mechanisch  ge- 


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40  Allgemeiner  Teil. 

brocfaenen  Boden,  wodurch  in  demselben  physikalische  and  chemische 
Processe  hervorgerufen  werden,  erzeugt  wird.  Demnach  hat  die 
Bodenbearbeitung  den  ungehinderten  Zutritt  von  Luft  und  Feuchtig- 
keit zu  erwirken;  zu  dieser  indirekten  Wirkung  tritt  auch  eine  direkte» 
denn  ohne  Umsptllung  der  Wurzeln  mit  Luft  und  ohne  möglichste 
Erhaltung  der  Bodenfeuchtigkeit  und  Wärme  ist  eine  ausgiebige 
Produktion  nicht  möglich.  Die  Gründe  für  den  notwendigen  Luftzu- 
tritt zu  den  Wurzeln  sind  darin  zu  suchen,  dass  die  Wurzehi  zu 
ihrem  Gedeihen  athmen  müssen,  d.  h.  Sauerstoff  aus  der  Luft  auf- 
nehmen und  dafür  Kohlensäure  abscheiden,  wie  dies  zuerst  Saussure 
(1805)  nachwies.  Traube  i)  war  es  sodann,  welcher  1859  den  ex- 
perimentellen Beweis  lieferte,  dass  die  Wurzeln  bei  Sauerstoffabschluss 
ihr  Wachstum  nicht  nur  einstellen,  sondern  sogar  nach  einiger  Zeit 
zu  faulen  beginnen,  also  ohne  Athmung  nicht  zu  leben  vermögen. 

Aus  dieser  Thatsache  erklärt  sich  auch  die  in  der  Praxis  be- 
kannte Erscheinung,  dass  Wurzeln,  sobald  sie  auf  einen  feuchten  un- 
dnrchlassenden  Untergrund  stossen,  absterben,  weil  ihnen  die  Ath- 
mung erschwert  ist,  daher  Getreide  auf  feuchtem  bindigem  Boden 
kein  gutes  Gedeihen  zeigt. 

Demnach  ist  die  Regulierung  der  Wasserverhältnisse  des  Kultur- 
bodens von  allergrösster  Wichtigkeit,  denn  nur  auf  einem  nicht  mit 
stagnierendem  Wasser  erfüllten,  durchlüfteten  Boden  lässt  sich  von  den 
Getreidearten  eine  ausgiebige  Produktion  erhoffen. 

Das  Verhalten  des  Bodens  gegen  Wasser  wird  aber  durch  seine 
Struktur  bedingt  und  da  sich  nun  die  Feuchtigkeit,  wie  sie  als  Regen 
auf  die  Erdoberfläche  gelangt,  quantitativ  innerhalb  gewisser  Grenzen 
bewegt,  und  nicht  selten  in  unseren  Breiten  Wassermangel  besteht, 
ist  der  Boden  in  einen  solchen  Zustand  zu  versetzen,  dass  er  mög- 
lichst viel  Wasser  aufnimmt,  ohne  die  Durchlüftung  zu  gefährden, 
und  möglichst  wenig  von  diesem  Wasser  durch  Verdunstung  verliert. 

Der  lockere,  poröse  Boden  ist  es  aber  gerade,  der  mehr  Wasser 
als  der  feste  aufnimmt  und  weniger  verdunstet. 

Die  Bildung  einer  grossen  Zahl  von  Wurzeln  ist  beim  Getreide, 
weil  es  zu  seinem  Gedeihen  einen  relativ  trocknen  Boden  verlangt, 
notwendig,  um  der  stark  transpirierenden  Blattoberfläche,  selbst  bei 
extremer  Trockenheit,  die  nötigen  Wassermengen  zuführen  zu  können. 
Wasser-  und  Sumpfpflanzen  besitzen  hiergegen  eine  auffallend  ge- 
ringere Bewurzelnng. 

Je  grösser  aber  das  Wurzelsystem  einer  Pflanze  ist,  um  so 
leichter  wird  ihr  die  Aufnahme  der  erforderlichen  Wassermengen 
aus  trockenem  Boden  sein,  während  eine  Pflanze  derselben  Art  mit 
kleinem  Wurzelsystem  schon  unter  der  Trockenheit  leidet 


1)  Kgl.  Akad.  d.  Wissensoh.  zu  Berlin  1859,  pag.  89  ff. 

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Die  Bodenbearbeitang  zum  Getreidebau.  41 

Das  Wachstum  der  Wurzel  und  somit  auch  die  Vergrössertmg 
ihrer  Oberfl&che  wird  aber  durch  Lockerang  des  Bodens,  also  dnrch 
Vermindernng  der  mechanischen  Widerstände,  welche  der  Wnrzel- 
eindringang  entgegenstehen,  sehr  wesentlich  gefördert  und  werden 
im  Allgemeinen  die  Wurzeln  um  so  länger*  und  zarter,  je  lockerer 
der  Boden  ist 

Wir  wissen  jetzt,  welche  Anforderungen  die  Getreidearten 
an  den  Boden  stellen  und  hiernach  hat  sich  die  Bodenbearbeitung 
zu  richten. 

Für  die  flachwurzelnden  Getreidearten  genügt  zur  Erzielung 
eines  normalen  Standes  die  tüchtige  Lockerung  der  Ackerkrume  bis 
zu  ihrer  vollen  Tiefe,  vorausgesetzt,  dass  der  Untergrand  nicht  zu 
fest  und  mit  stagnierendem  Wasser  erfüllt  ist,  in  welchem  Falle  der- 
selbe durch  Drainage  und  Tiefkultur  zu  verbessern  wäre. 

Die  Tiefkultur  hat  jedoch  bei  sehr  ungünstigem  Untergrund 
nur  dessen  Lockerung,  ohne  ihn  in  die  Ackerkrume  zu  bringen,  oder 
bei  sonst  zusagendem  Untergrund  eine  allmähliche  Vertiefung  der 
Ackerkrume  ins  Auge  zu  fassen,  weil  das  Getreide  als  Flachwurzler 
grossere  Hassen  eines  rohen  Untergrundes  in  der  Ackerkrume  nicht 
gut  verträgt;  aas  welchem  Grande  auch  diese  Tiefkalturen  gern  zu 
stark  gedüngten  Hackfrüchten  und  nicht  direkt  zu  Halmfrüchten  vor- 
genommen werden,  zumal  die  Hackfrüchte  den  grösstenTeil  der  Un- 
kosten durch  höhere  Produktion  decken. 

Es  sind  vorzugsweise  zwei  Bodenbestellungsmethoden,  der  Eben- 
bau und  Beetbau,  welche  bei  der  Getreidekultur  zur  Anwendung  ge- 
langen. 

Der  Ebenbau  fordert  gleich  tiefe  Pflagfarchen,  welche  gleich- 
massig  derart  neben  einander  gelegt  werden,  dass  die  Oberfläche 
des  gepflügten  Ackers  der  Terrainoberfläche  entspricht. 

Seine  Ausführung  ist  jedoch  von  den  zur  Anwendung  kommen- 
den Pflugwerkzeugen  abhängig,  demgemäss  er  sich  verschieden  ge- 
staltet, je  nachdem  mit  Haken,  Eehrpflügen  oder  Beetpflügen,  den 
80g.  Umgängern  geackert  wird.  Haken  und  Kehrpflüge  gehen  in 
derselben  Furche  aaf  und  nieder,  mithin  der  gepflügte  Acker 
eben  zu  liegen  kommt,  während  Beetpflüge  nur  nach  einer  Seite 
wenden,  wodurch  höhere  Anfurchen,  da  sie  durch  Zusammenstürzen 
zweier  Furchen  gebildet  werden,  und  dementsprechend  auch  tiefe 
Furchen  zwischen  den  Ackerstreifen  entstehen.  Diese  Unebenheiten 
lassen  sich  später  mit  Hülfe  anderer  Ackerinstrumente  nur  schwer 
aoBgleichen,  so  dass  bei  einem  nachfolgenden  Querpflügen  das  Land 
noch  unebener  wird,  und  ist  dies  als  ein  beträchtlicher  Nachteil  der 
Beetpflüge  anzusehen. 

Dies  sind  die  Gründe,  welche  fttr  Gegenden  mit  hoher  Kultur 
oder  kleinen  Parzellen  die  Kehrpflüge  zum  Ebenbau  vorteilhafl;er  er- 


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42  -  Allgemeiner  TeiL 

scheinen  lassen,  zumal  in  neuerer  Zeit  ihre  Eonstmktion  so  wesent- 
liche Verbesserungen  erfahren  hat,  dass  sie  in  Betreff  der  Gtite  der 
Pflugarbeit  nicht  mehr  hinter  den  Beetpflttgen  zurückstehen.  Die 
Hakenarbeit  befriedigt  dagegen  weit  weniger,  weshalb  in  Gegenden, 
wo  dieses  Ackerinstrument  gebräuchlich,  wenigstens  nicht  sämmtliche 
Ackerftirchen  damit  gegeben  werden  sollten.  Der  Zeitverlust  beim 
Pflflgen  ist  bei  beiden  Konstraktionen  nahezu  gleich  gross,  denn  die 
Beetpflttge  erfordern  beim  Uebergang  von  der  einen  Ackerseite  zur 
anderen  eine  gewisse  Zeit;  aber  ungefähr  der  nämliche  Zeitverlust 
tritt  auch  durch  Umstellen  beim  Eehrpfluge  ein,  mithin  sich  ein 
grosser  Unterschied  kaum  nachweisen  lässt. 

Dem  Ebenbau  steht  der  Beetbau  gegenüber,  da  durch  diesen 
der  Acker  in  breiteren  oder  schmäleren  Streifen  flacher  oder  höher 
gewölbt,  mithin  die  Oberfläche  mehr  oder  weniger  wellenförmig  ge- 
staltet wird.  Die  Nachteile  einer  solchen  Bestellungsmethode  liegen 
klar  zu  Tage,  denn  schon  eine  oberflächliche  Betrachtung  lehrt,  dass 
das  wirksame  Querpflttgen  des  Ackers  unmöglich  ist,  und  die 
tibrigen  Arbeiten,  wie  Eggen,  Walzen,  Säen,  Mähen  etc.  sehr  er- 
schwert werden;  auch  erfordert  die  Anlage  solcher  Beete  grosse 
Uebung  und  Aufmerksamkeit. 

Hierzu  treten  noch  insofern  andere  sehr  schwer  wiegende  Nach- 
teile, als  die  Tiefe  der  Ackerkrume  vom  Rücken  des  Beetes  nach 
den  Furchen  zu  beträchtlich  abnimmt,  die  Insolation,  wenn  die  Beete 
nicht  von  Nord  nach  Süd  streichen,  ungleichmässig  ist,  und  ebenso 
das  Abtrocknen  des  Beetes  der  Gleichmässigkeit  entbehrt,  da  dies 
in  der  Mitte  des  Beetes  früher  als  an  den  Beetfurchen  gescheh^i 
wird.  Diese  genannten  Uebelstände  können  naturgemäss  schon  allein 
einen  sehr  ungleichen  Stand  des  Getreides  und  häufig  auch  Zwei- 
wuchs erzeugen,  denn  die  Bedingungen  des  Pflanzenwuchses  sind 
unverkennbar  auf  dem  Rücken  des  Beetes,  zumal  bei  anhaltend 
nassem  Wetter,  beträchtlich  günstiger  als  auf  den  Seiten. 

Femer  verteilt  sich  auch  der  Schnee  ungleich  auf  dem  Beet, 
indem  der  Wind  den  Rücken  entblösst  und  den  Schnee  in  die  Fur- 
chen treibt,  in  Folge  dessen  die  Rttckenpflanzen  leicht  durch  Frost 
leiden  können,  während  sich  andererseits  beim  Abgehen  des  Schnees 
das  Thauwasser  in  den  Furchen  sammelt  und  häufig  zum  grossen 
Nachteil  der  Saaten  längere  Zeit  in  ihnen  stehen  bleibt. 

Trotz  dieser  Nachteile  sind  Fälle  denkbar,  in  denen  die  An- 
wendung des  Beetbaues  voll  berechtigt  ist;  ruht  z.  B.  eine  sehr 
flache  Ackerkrume  auf  einer  festen  Unterlage  von  Fels  und  Eies, 
oder  steht  der  Untergrundwasserspiegel  sehr  hoch,  so  lässt  sich  durch 
Anlage  schmaler  Beete  die  Ackerkrume  nicht  unbeträchtlich  vertiefen. 

Die  Entwässerung,  sobald  Drainage  nicht  ausführbar,  geschieht 
am  zweckmässigsten  durch  Herstellung  möglichst  tiefer  Beetfurchen, 


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Die  Bodenbearbeitung  zum  Getreidebau.  43 

die  mit  dem  Spaten  ansgestoehen  werden,  wodurch  ein  solches  Beet 
bei  anhaltendem  Regen  leichter  entwässert  wird  und  die  Seiten  des 
Beetes  nicht  längere  Zeit  unter  zu  viel  Nässe  leiden. 

Eine  eigentümliche  Art  des  Beetbanes  ist  die  Moor-Damm- 
Kultur,  welche  Rimpau,  Gunrau,  in  der  Weise  herstellt,  dass  er 
in  Entfernungen  von  22,5  m  parallel  laufende  Gräben,  deren  obere 
Breite  5  m  und  deren  Sohle  3,5  m  beträgt,  zieht;  diese  werden  tief 
genug  ausgegraben,  dass  eine  60  cm  dicke  Schicht  des  unter  dem 
Moor  lagernden  Sandes  als  Deckmaterial  heraufbefördert  und  der 
Gnmdwasserstand  auf  mindestens  1—1,3  m  dadurch  gesenkt  wird, 
dass  man  die  Gräben  mit  Vorflutgräben  in  Verbindung  bringt 
Der  ans  den  Gräben  gewonnene  Sand  wird  11  cm  hoch  auf  das  Moor 
gebracht,  und  trotz  seiner  fast  absoluten  Unfruchtbarkeit  als  alleinige 
Ackerkrume  bearbeitet.  Hierdurch  gelang  es  Rimpau  ein  Substrat 
zu  schaffen,  auf  dem  yiele  Kulturpflanzen,  namentlich  aber  die  Ge- 
treidearten Yortrefnich  gediehen. 

Von  hervorragendem  Erfolg,  namentlich  im  ausgesprochenen 
Kontinentalklima,  ist  die  Anwendung  der  Dampf  kulturapparate  beglei- 
tet, denn  die  Bestellungsarbeiten  lassen  sich  trotz  Nässe  im  Frühjahr 
und  Dtirre  im  Sommer  oder  Herbst  rechtzeitig,  besser  und  auf  ent- 
sprechend grossen  Flächen  auch  meist  billiger  als  durch  Zugvieh 
ausfDhren.  Vor  allen  Dingen  ist  die  durch  die  Dampfkultur  bewirkte 
tiefe  und  energische  Lockerung  des  Bodens  fttr  die  kräftige  Ent- 
wiekelnng  auch  bei  ungtlnstiger  Witterung  von  hohem  Wert. 

Bei  der  Bodenbearbeitung  kommt  ausser  der  Pflugarbeit  auch 
die  der  tlbrigen  Ackergeräte  in  Betracht,  weil  mit  ihrer  Hülfe  für 
den  ungehinderten  Zutritt  von  Luft  gesorgt  und  der  Wassergehalt  des 
Bodens  reguliert  werden  kann.  Zu  diesen  Geräten  gehören  Egge, 
Grubber,  Extirpator  und  Walze. 

Durch  die  Zertrümmerung  grosser  harter  Erdschollen  wirkt 
letztere  lockernd  und  durch  das  Brechen  der  harten  Kruste  erschliesst 
sie  den  Boden  Wiederum  dem  Luftzutritt.  Der  lockernden  Wirkung 
steht  aber  auch  eine  festdrttckende  gegenüber,  die  häufig,  z.  B.  für 
frisch  bestellte  Acker,  sehr  erwünscht  ist,  indem  die  Oberfläche  da- 
durch feuchter  wird,  dass  aus  den  tieferen  Bodenpartien  der  stärker 
im  zusammengedrückten  als  im  lockeren  Zustande  verdunsten- 
den Oberfläche  das  Wasser  mit  den  darin  gelösten  Pflanzennähr- 
stoffen mit  grösserer  Energie  zufliesst.  In  dieser  obersten  Schicht 
erfolgt  aber  die  Keimung  der  Samen,  mithin  bei  trocknem  Wetter 
das  Walzen  einen  sehr  günstigen  Einfluss  auf  das  Aufkeimen  und 
Pflanzenwachstum  ausüben  wird. 

Zu  beachten  ist,  möglichst  kannelirte  oder  Ringelwalzen  zu  ver- 
wenden, die  der  Oberfläche  Riefen  eindrücken,  wodurch  bei  starkem 
Regen  das  Zusammenschlämmen  und  nachherige  Verkrusten   bis  zu 


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44  Allgemeiner  Teil. 

gewissem  Grade  yermieden  wird,  da  die  schweren  Regentropfen 
an  den  Erhabenheiten  der  Oberfläche  zerschellen.  Anf  leichtem 
Sandboden  wird  auch  das  Treiben  des  Sandes  bei  windigem  und 
trockenem  Wetter  weniger  stark  eintreten,  und  schliesslich  wirken 
sie  znm  Brechen  der  Kruste  weit  energischer  als  glatte  Walzen. 

Betreffs  der  Vorbereitung  des  Ackers  zur  Frühjahrsbestellung 
empfiehlt  es  sich,  sofort  nach  der  Abemtung  die  Stoppeln  flach  um* 
zubrechen  und  später,  wenn  die  Samenunkräuter  angelaufen,  zur  Zer- 
störung dieser  und  der  Wnrzelunkräuter  den  Acker  ttichtig  durch- 
zucken ;  nachdem  sich  dieser  geeggte  Acker  von  Neuem  begrünt 
hat,  erfolgt  vor  Eintritt  des  Winters  ein  möglichst  sorgfältiges  Pflügen 
bis  zur  vollen  Tiefe  der  Ackerkrume.  Im  Frühjahr  wird  nach  dem 
Abtrocknen  des  Ackers  geeggt,  darauf  durch  Grubbern  über  Kreuz 
gelockert,  glatt  geeggt  und  eventuell  gewalzt. 

Die  Vorteile  dieser  Methode  bestehen  darin,  dass  durch  das 
zweimalige  Pflügen  und  Eggen  im  Herbst  das  Unkraut  zerstört  und 
durch  die  erste  flache  Furche  das  Austrocknen  und  Erhärten  der 
Ackerkrume  mehr  vermieden  wird,  mithin  sich  die  chemischen  Pro- 
cesse  ununterbrochen  und  energischer  in  der  Ackerkrume  vollziehen 
und  eine  Ackergahre  hervorrufen  können,  derzufolge  bei  der  zweiten 
tieferen  Furche  keine  grossen  Stücke  brechen,  sondern  der  Acker 
vorzüglich  krümelt 

Bleibt  nun  dieser  tiefgepflügte  Acker,  mit  Wasserfurchen  woU 
versehen,  über  Winter  den  Einwirkungen  der  Luft,  des  Regens  und 
Frostes  mit  seiner  rauhen  Oberfläche,  die  diesen  Agentien  die  kräf- 
tigste Einwirkung  gestattet,  ausgesetzt,  dann  befindet  er  sich  im 
Frtlhjahr  in  jenem  porösen  Zustand,  der  als  Ackergahre  bekannt  ist, 
und  ein  solcher  Acker  wird  sich  leicht  durch  oberflächliche  Lockerung 
und  Ebnung  durch  Grubber  und  Egge  sehr  frühzeitig  zur  Saat  her- 
richten lassen.  Je  früher  die  Aussaat  des  Sommergetreides  aber  er- 
folgen kann,  um  so  mehr  ist  auf  ein  gutes  Gedeihen  zu  hoffen. 

Ausnahmen  von  dieser  Methode  sollten  nur  dann  stattfinden, 
wenn  der  Boden  in  Folge  eines  frostlosen,  regenreichen  Winters  sehr 
verschlämmt  ist,  in  welchem  Falle  nach  dem  Abtrocknen  im  Frtth«- 
jahr  noch  eine  Pflugfnrche  gegeben  werden  kann. 

Bei  der  Herbstbestellung  kommt  wesentlich  die  Zeit  der  Ab- 
emtung der  Vorfrucht  und  die  Aussaat  des  Wintergetreides  für  eine 
bestimmte  Gegend  in  Betracht.  Es  können  z.  B.  die  Vorfrüchte  im 
Juli,  August,  September,  und  sind  es  Rüben,  sogar  erst  im  Oktober 
oder  November  das  Feld  räumen.  Aus  diesen  Gründen  umfasst  die 
Herbstbestellungsperiode  entweder  mehrere  Monate  oder  nur  einige  Tage. 

Gemeinhin,  wenn  nicht  die  Brache  vorausgeht,  genügt  zur 
Herbstbestellung  ein  zweimaliges  und  nach  Hackfrüchten  sogar  ein 
einmaliges  Pflügen. 


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Die  Bodenbearbeitung  zum  Getreidebau.  45 

Durch  die  erste  flache  Furche  werden  die  Stoppeln  gestürzt, 
und  nachdem  die  Unkrautsamen  aufgelaufen,  wird  geeggt  und  auf 
scholligem  Acker  auch  noch  gewalzt;  hierauf  gibt  man,  meist  kurz 
vor  der  Saat,  die  zweite  tiefere  Furche,  mit  welcher  event.  auch 
der  Dung  untergebracht  wird.  Da  diese  Furche  die  Saatfnrche  ist, 
hat  man  mit  besonderer  Sorgfalt  zu  pflügen. 

In  der  Begel  empfiehlt  es  sich,  auf  bindigeren  Böden  die  Ober- 
fläche des  Saatackers  nicht  fein  zu  präparieren,  weil  sich  hinter  den 
kleinen  Schollen  und  in  den  Vertiefungen  der  rauhen  Oberfläche 
selbst  wenig  Schnee  längere  Zeit  hält  und  die  Pflanzen  auf  gefro- 
renem Boden,  wenn  sie  Wasser  nicht  mehr  aufnehmen  können,  gegen 
stark  austrocknende  Winde,  welche  sie  zum  Absterben  bringen 
können,  schützt. 


Die  Saat  des  Gletreides. 

1.    Beschaffenheit  des  Saatgutes. 

Zur  Erzielong  einer  quantitativ  und  qualitativ  befriedigenden 
Ernte  gehören  keimfähige,  reife  vollkommen  ausgebildete  Samen- 
kömer  von  gleichem  und  möglichst  hohem  absoluten  Gewicht,  welche 
frei  von  mulstrigem  Geruch  sind,  leicht  durch  die  Hand  gleiten,  so- 
wie die  der  Sorte  eigentümlichen  charakteristischen  Eigenschaften 
besitzen;  Bedingungen,  welche  sich  bei  dem  in  der  Gelbreife  ge- 
mähten, trocken  geemteten,  gut  aufbewahrten,  vorsichtig  ausge* 
droschenen  Getreide  und  bei  Aussortierung  der  schwersten  und  voll- 
kommensten Samenkörner  finden. 

Aus  solchem  Saatgut  werden  sich  die  kräftigsten  Pflanzen  and 
gleiehmässigsten  Bestände  erzielen  lassen,  während  unreife  Samen- 
kömer,  denn  bekanntlich  eilt  die  Keimfähigkeit  der  Reife  voran, 
oder  unvollkommene,  leichte  Samenkörner  eine  geringere  ^eimungs- 
energie  besitzen  und  gemeinhin  schwächliche  Pflanzen  erzeugen,  weil 
sie  sehr  viel  ärmer  an  Reservestoffen  als  schwerere  Samenkörner 
sind,  mithin  die  Menge  an  Mutternahmng,  welche  jedes  Keimpflänz- 
chen  empfängt,  erheblich  geringer  ist  Die  hieraus  den  Pflanzen  er- 
wachsenden Nachteile  können  nur  durch  einen  reichlich  mit  fertiger 
Pflanzennahrung  erftillten  Boden  und  sehr  günstige  Witterungsver- 
hältnisse aufgewogen  werden,  weshalb  vorzugsweise  auf  armen 
Böden  Air  ein  möglichst  vollkommenes  Saatgut  ^)  Sorge  zu  tragen  ist. 


1)  VergL  Hellriegel,  Beiträge  zu  den  natorw.  Grundlagen  desAckerb. 
1883,  pag.  54. 


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46 


Allgemeiner  TeiL 


Die  nachfolgenden  Untersnchnngen  vonA.  Mflller^)  bezeugen, 
dass  die  Samenkörner  mit  grösstem  absoluten  Gewicht  auch  am 
reichsten  an  Beserrestoffen  sind: 


I.  Winterroggen. 
a.  b. 


IL  Winterweizen, 
a.  b. 


Hektoliterffewicht 

Eörnerzam  in  hl 

Gewicht  eines  Kornes 

Specif.  Gewicht 

Volumen  eines  Kornes 

Bestandteile: 

Wasser 

Holzfaser 

Asche 

Protein 

Fett  • 

Zacker 

Stärke 


77.0  kg 

62.4  kg 

2817606 

4537  215 

25.8  mg 

12.9  mg 

1,39 

1.89 

18.6  cbmm 

9.3  cbmm 

18.34  Proa 

16.46  Proc. 

3.62       „ 

4.64      „ 

1.40       „ 

1.80      „ 

9.08       ., 

10.06      „ 

2.33       „ 

2.81      „ 

0.36       „ 

0.62      „ 

64.97       „ 

63.61      ,, 

86.9  kg 

2403  583 

82.0  mg 

1.89 

23.1  cbmm 

15.65  Proc 

2.54  „ 

1.57  „ 

11.84  „ 

2.61  „ 

1.41  ,. 

64.38  M 


55.9  kg 
3993903 
18.2  mg 

1.89 
9,5  cbmm 

15.56  Proo. 

6.04  „ 

1.80  „ 

12.97  ,, 

2.39  „ 

2.40  „ 
58.84  „ 


Nach  den  Untersuchungen  von  Nobbe^)  sind  die  Körner  bei 
Gerste  und  Weizen  von  der  Längenmitte  der  Aehrenachse  nicht  nur 
die  schwersten,  sondern  auch  von  mächtigster  Triebkraft. 

Zum  Beweise  der  Wichtigkeit  eines  gleichmässig  schweren 
Saatgutes  will  ich  hier  die  Worte  Liebig's^)  anfuhren: 

yjYon  der  ersten  Bewurzelung  einer  Pflanze  hängt  ihre  Ent- 
Wickelung  ab  und  ist  darum  die  Wahl  der  geeigneten  Samen  für  die 
künftige  Pflanze  von  der  grössten  Wichtigkeit. 

Ein  Gemenge  von  Samen,  welche  ungleich  in  ihrer  Ausbildung 
sind,  oder  welche  ungleiche  Mengen  von  Stärkemehl,  Kleber  und  un- 
organischen Stoffen  enthalten,  geben  gesäet  eine  Vegetation,  welche 
ebenso  ungleich  wie  die  frühere,  von  der  sie  stammten,  in  ihrer  Ent- 
wickelung  ist." 

Zu  beachten  ist  ferner  die  Keimfähigkeit  der  Samenkörner, 
sowie  die  Menge  der  vorkommenden  Verunreinigungen,  worüber  vor- 
zugsweise Nobbe^)  sehr  schätzenswerte  procentische  Angaben  ge- 
macht hat.    Nach  diesen  enthalten: 


1)  Amtsbl.  f.  d.  landw.  Verein.    1855  pag.  88. 

2)  Handb.  d.  Samenk.    1876  pag.  802. 

8)  Die  Chemie  in  ihrer  Anw.  auf  Agrio.  u.  Phys.  I  pag.  8. 
4)  A.  a,  0.  pag.  481  u.  517. 


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Die  Saat  des  Getreides. 


47 


Keimkraft  von  100  reinen 

Fremde  Bestandteile  in 

Samenart: 

Samen. 

Procenten. 

Mittel 

höchstens 

mindestens 

Mittel  1  höchstens 

mindestens 

Hafer 

74 

100 

45 

1.02 

4.80 

0.06 

Genie 

88 

100 

82 

0.84 

2.20 

0.30 

89 

100 

17 

1.67 

6.37 

0 

Weizen 

95 

100 

79 

1.58 

4.10 

0 

Mais 

70 

97 

28 

1.58 

7.51 

0 

Ztiokerhirse 

73 

73      i          78 

0.26 

0.43 

0.09 

Beis 

27 

- 

— 

1.18 

— 

— 

Die  Keimfähigkeit  der  Samenkörner  wird,  je  reicher  ihre  Zellen 
mit  Wasser  erfüllt  sind,  am  so  leichter  durch  hohe  Wärme-  oder 
EiUtegrade  zerstört,  während  lafttrockne  beträchtlich  widerstands- 
fähiger sind,  wie  Versuche  von  Göppert  darthun,  der  Samen  aller 
Art  einer  Kälte  von  50  ^  G.  ohne  Nachteil  aussetzte,  Während  sie  im 
imbibierten  Zustande  ihre  Keimkraft  bei  weit  niedrigeren  Kältegraden 
einbfissten. 

Auch  Haberlandt^)  fand,  dass  nach  24sttlndigem  Einquellen 
imd  durch  Gefrieren  bei  10  und  24®  C.  die  Getreidesamen,  und 
zwar  zuerst  der  Roggen,  dann  nackte  Gerste,  hierauf  Hafer,  Weizen, 
bespelzte  Gerste,  Mais,  Moorhirse  und  schliesslich  Rispenhirse  ihre 
Keimkraft  verloren. 

Nach  Sachs  ^)  bewahren  lufttrockne  Samen,  selbst  eine  Stunde 
lang  einer  Wärme  von  60®  G.  ausgesetzt,  ihre  Keimkraft,  während 
mit  Wasser  imbibiert,  bei  Roggen  und  Weizen  50®  G.  bedenklich  sind 
imd  Gerste  oder  Mais  ihre  Keimkraft  einbüssen. 

Demnach  sollten  gedörrte  Samenkörner  möglichst  als  Saatgut  ver- 
mieden werden. 

Bei  zweckmässiger  Aufbewahrung  erhält  sich  die  Keimkraft 
3 — 5  Jahre  und  zwar  am  längsten  bei  Hafer  und  Mais,  doch  verlieren 
nicht  genügend  lufttrocken  aufgespeicherte  Kömer,  namentlich,  sobald 
der  Aufbewahrungsort  schlecht  ventiliert,  dabei  feucht  und  dumpfig  ist, 
sehr  bald  ihre  Keimkraft,  weil  die  Feuchtigkeit  den  Eintritt  chemischer 
Zersetzungen  und  die  Pilzentwickelung  begünstigt,  in  Folge  dessen 
die  Keimkraft  geschädigt  werden  kann. 

Jeden&lls  empfiehlt  es  sich  für  die  Praxis  am  meisten,  Saatgut 
der  letzten  Ernte  zu  verwenden. 

Bei  ungünstigem  Emtewetter  lässt  sich  häufig  die  Aussaat  bereits 
ausgekeimter  und  wieder  getrockneter  Samenkörner  nicht  vermeiden, 
TOD  denen  diejenigen,  bei  welchen  sich  nur  die  Wurzelkeime  entwickelt 
hatten,  grösstenteils  erneut  keimen,  während  die  Zahl  der  keimfähigen 


1)  Der  allg.  landw.  Pflanzenb.  1879,  pag.  70. 

2)  Handb.  d.  Exp.-Phys.  d.  Pfl.  1866,  66. 


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48  Allgemeioer  TeiL 

bei  denen  ungleich  geringer  ist,  welche  das  Federchen  schon  bis  ttber 
15  mm  hervorgetrieben  hatten. 

Aus  Versuchen,  welche  Göppert  mit  Erbsen  und  Weizen  anstellte, 
erhellt,  was  auch  für  keimende  Samen  in  trocknem  Boden  von  höchster 
Bedeutung  ist,  dass  durch  Austrocknen  des  keimenden  Samenkorns 
dasselbe  auf  der  Stufe  seiner  Entwickelung  verbleibt  und  nach  erneu- 
ter Anfeuchtung  wiederum  keimt. 

Ebenso  fand  Nowoczeck,  dass  sich  selbst  bei  wiederholter 
Unterbrechung  der  Keimung  die  im  Anfang  entwickelten,  später  ver- 
trockneten Wurzeln  immer  wieder  von  neuem  bildeten.  Selbstverständ- 
lich bttssten  hierdurch  die  Samenkörner  stets  an  Reservestoffen  ein, 
in  Folge  dessen  die  sich  entwickelnden  Pflänzchen  auch  entsprechend 
weniger  kräftig  aufwuchsen. 

Verletzte  Samenkörner  können  ebenfalls  recht  wohl  auskeimen^ 
selbst  noch  bei  gänzlicher  Entfernung  des  Eiweisskörpers  oder  erheb- 
licher Verletzungen  des  Keimlings  ^).  Selbstverständlich  werden  Pflänz- 
chen, die  nur  aus  dem  Keimling  erwachsen  sind,  und  dies  ist  möglich, 
da  das  Stengelchen  eine  wenngleich  nur  kleine  Menge,  jedoch  sehr 
koncentrierter  Reservestoffe  enthält,  bald  eingehen,  indem  zum  weiteren 
Fortkommen  die  Unterstützung  durch  Muttemahrung  fehlt.  Gemeinhin 
wird  eine  Verletzung  der  Plumula  oder  der  Wurzelspitze  leichter  er- 
tragen, als  die  des  Vegetationspunktes. 

Hiemach  ist  es  begreiflich,  wie  häufig,  selbst  bei  starker  Be- 
schädigung des  Keimlings  durch  Insekten,  das  Getreidekom  noch 
keimfähig  sein  kann.  Allerdings  ist  eine  Verletzung  des  Keimlings 
immer  bedenklicher  als  die  des  Eiweisskörpers. 

Auch  beim  Ausdrusch  entstehen  vielfach  Verletzungen  und  Risse 
in  der  Fruchtschale,  wodurch  einesteils  der  Transport  der  Reserve- 
stoffe verhindert  und  anderenteils  durch  Eintritt  von  Luft  oder  Beizmittel 
die  Keimfähigkeit  geschädigt  werden  kann,  wie  dies  beim  Maschinen- 
drusch und  unter  Anwendung  des  schwefelsauren  Kupferoxydes  als  Beiz- 
mittel vorkommt,  was  zahlreiche  Versuche,  z.  B.  von  Nobbe^)  darthun. 

Beweisend  ist  auch  ein  Versuch,  welchen  die  Meckl.  landw.  Annal. 
1867  Nr.  24  mitteilen  und  der  zu  folgenden  Resultaten  ftthrte : 

1)  Die  zur  Zeit  üblichen  Dreschmethoden  beeinträchtigen  auch  bei 
der  heftigsten  Einwirkung  auf  das  Weizenkom  die  Keimkraft  desselben 
ohne  Beizen  nicht  wesentlich;  von  100  Körnern  keimten  97. 

2)  Das  Beizen  mit  frisch  gelöschtem  Kalk  schadet  wenig  — 
Handdrusch  gab  1—4  Proc.  Maschinendrusch  8—9  Proc.  nicht  keimfä- 
hige Kömer. 


1)  Vergl.  die  Untersuchungen  Ton  Heiden,   Sachs,  Bonnet,  Boczis- 
zewski,  Nowoczek  u.  A. 

2)  Vergl.  A.  a.  0.  p.  274  flf. 


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Die  Saat  des  Getreides.  49 

3}  Beizen  mit  Eapfervitriol  (0,5  kg  auf  100  kg  Samen)  gaben 
beim  Handdrnsch  2— 4Proc.  nicht  keimfähige  Körner,  beim  Maschinen- 
dmsch: 

Gang  rasch  nnd  mit  Patentelevator    .    .    .    62Proc. 

mit  Paternoster     . 39    „ 

Gang  langsam,  mit  Patentelevator ....    54    ;, 

dto.         „    Putzmtthle    .    .    .    .24—30    „ 

Gang  rasch,  Korn  mit  Wurfschanfel  gereinigt  25     , 

Aus  diesen  Gründen  empfiehlt  es  sich,  bei  zn  beizendem  Saatgut 
den  Handdrnsch  anzuwenden,  oder  wenigstens  den  Maschinengang  beim 
Ausdrusch  zu  verlangsamen  und  diejenigen  Maschinenteile  ausser  Arbeit 
zu  setzen,  welche  die  Verletzungen  hauptsächlich  veranlassen. 

Hierzu  tritt  noch,  dass  auch  die  der  direkten  Tötung  entgehenden 
Samenkörner  ein  auffallend  geschwächtes  Wurzelsystem  zeigen,  was 
wiederum  nachteilig  auf  die  Entwickelung  der  gesammten  Pflanze 
wirkt 

Glttcklicherweise  hebt  nun  die  Ackerkrume  die  Wirkung  einer 
nicht  zu  starken  Einbeizung  durch  ihr  grosses  Absorptionsvermögen 
für  Kupfer  bis  zu  einem  gewissen  Grade  wieder  auf,  wie  dies  die 
Versuche  von  J.  Kühn,  Dreisch,  Nobbe  u.  A.  gezeigt  haben,  so  dass 
der  Procentsatz  des  Aufgehenden  hier  in  der  Regel  grösser,  und  der 
Zustand  des  Wurzelsystems  ein  besserer,  als  bei  der  Keimung  in 
Fliesspapier  ist.  Auch  scheint  es,  dass  die  Bestockung  der  Pflänzchen 
aus  gebeiztem  Saatgut  unter  Umständen  kräftiger  als  aus  ungeheiztem 
sein  kann,  wie  folgender  von  mir  durchgeführter  Versuch  mit  Clever- 
Hochland- Weizen  imd  Frankensteiner- Weizen  zu  beweisen  scheint. 

Die  Kömer  durch  Ausdrusch  auf  einer  Handstiftenmaschine  ge- 
wonnen, wurden  ausgesucht,  so  dass  nur  möglichst  vollkommene  und 
gleichschwere  zur  Aussaat  gelangten.  Die  Körner  des  Glever-Hoch- 
land  waren  rot,  glasig,  länglich,  die  des  Frankensteiner  gelblichweiss, 
mehlig,  rundlich;  sie  wurden  nach  der  J.  Ktth naschen  Vorschrift  (auf 
275  1  Kömer  500  gr  Kupfervitriol  mit  12  ständiger  Einwirkung)  gebeizt 
und  am  10.  Oktober  1878  auf  Parzellen  von  1  qm  Grösse  aus- 
gedibbelt. 

Das  Ansehen  vollzog  sich  auf  allen  Parzellen,  und  zwar  wechsel- 
ten Parzellen  der  gebeizten  und  ungeheizten  Saat  mit  einander  ab, 
gleichzeitig  und  war  am  27.  Oktober  beendigt,  doch  keimten  auf  den 
gebeizten  Parzellen  bei  beiden  Weizensorten  4  Proc.  Samenkörner 
weniger. 

In  der  Frühjahrsentwickelung  verhielten  sich  jedoch  beide  Sorten 
sehr  verschieden  zu  einander,  denn  während  beim  Clever-Hochland- 
Weizen  die  gebeizten  und  ungeheizten  Parzellen,  soweit  sich  dies 
feststellen  Hess,  gleichmässig  aufwuchsen,  zeigten  sich  beim  Franken- 
steiner-Weizen deutlich  hervortretende  Verschiedenheiten,  indem  sämmt- 

Koer nicke  u.  Werner,  Handb.  d.  Qetreideban't  n.  ^ 


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50 


Allgemeiner  Teil. 


liehe  Parzellen  der  angebeizten  Saat  ein  weit  energischeres  Wachstom 
als  die  der  gebeizten  Saat  erkennen  Hessen. 

Am  20.  April,  nach  Beendigung  der  Bestockong,  worden  die 
Pflanzen  aller  Parzellen  anf  die  Zahl  der  gebildeten  Schösslinge  unter- 
sucht, und  ergab  sich  das  höchst  bemerkenswerte  Resultat,  dass  die 
BeStockung  bei  den  Pflanzen  aller  gebeizten  Parzellen  grösser  als 
der  ungeheizten  war,  wobei  jedoch  zu  beachten,  dass  sich  die  Be- 
stockung  des  gebeizten  Frankensteiner- Weizens  erheblich  kräftiger  dem 
ungeheizten  gegenüber  herausstellte,  als  dies  beim  Glever-Hochland- 
Weizen  der  Fall  war. 

Die  Versuchsresultate  sind  folgende: 


Glever-Hochland 

Frankensteiner 

Parzellen-  und  Wachs- 

Ungeheizt 

Gebeizt 

Ungeheizt 

1  c^       . 

Gebeizt 

U               1  1^ 

Zahl  der  Sohössslinge 

Zahl  dei 
Schöss- 
linge 

Höhe  de 

Pflanzen 

in  om 

Höhe  de 

Pflanzen 

in  cm 

I.  (8  zn  8  cm)  64  qom 

11                    13^ 

13.6 

34 

18.6 

24 

n.  (7  zu  7  cm)  49     „ 

11.6                 11.4 

11.2 

40 

12.6 

30 

III.  (6  zu  6  cm)  36     „ 

8.8                 10.7 

9.7 

30 

12.9 

24 

IV.  (6  zu  5  om)  26     „ 

9.6                   9.9 

8.6 

40 

9.7 

29 

Mittel: 

10.23 

11.3 

10.76 

36 

13.46 

26.76 

Demnach  ist  der  sehr  empfindliche  Frankensteiner- Weizen  durch 
die  Beizung  in  seiner  Entwickelung  mehr  als  der  Clever-Hochland- 
Weizen  zurückgehalten  worden.  Bekanntlich  besitzen  späte  Weizen- 
sorten im  AUgemeienen  eine  kräftigere  Bestockung  als  frühe  und 
scheint  es,  dass  der  in  der  Entwickelung  seiner  Haupthalme  durch 
die  Beizung  erheblich  zurückgehaltene  Frankensteiner-Weizen  sich 
ähnlich  einer  späten  Sorte  verhält  und  daher  stärker  bestockt.  Mithin 
ersetzt  event.  die  stärkere  Bestockung  den  Ausfall  an  zerstörtem 
Saatgut. 

2.    Der  Eeimungsprocess. 

Die  zum  Keimen  notwendigen  Bedingungen  sind:  Feuchtigkeit, 
Wärme  und  ungehinderter  Luftzutritt. 

Die  erste  Veränderung  des  keimenden  Samenkorns  dokumentiert 
S}ch  in  der  durch  Wasseraufoahme  bewirkten  Vergrösserung  seines 
Volumens. 

Das  Aufquellen  erfolgt  ohne  Platzen  der  Samenhaut,  obgleich 
das  quellende  Samenkorn  sein  Volumen  häufig  mehr  als  um  das  Doppelte 
des  lufttrocknen  Zustandes  vermehrt,  und  nur  wirkliche  Zellenneubil- 
dung veranlasst  erst  das  Zerreissen  der  Samenhaut 


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Die  Saat  des  Getreides.  51 

Dieses  Ezpaasionsvermögen  der  Samenbant  ist  ftlr  den  im  Boden 
ruhenden  Samen  köobst  wichtig,  denn  wie  Nobbe  ^)  ausgeführt,  würden 
die  oft  in  geringer  Bodentiefe  im  aufgequollenen  Ziustande  ftberwin- 
ternden  Samen,  daderQaellnngsaktfaßt  unabhängig  von  4er  Temperatur, 
BD  lange  sich  dieselbe  ttber  dem  Gefrierpunkt  hält,  yor  sieh  geht  und 
ohae  höhere  Wärmegrade  der  Keimungsprooess  nicht  beginnen  kann, 
durch  das  Aufplatzen  der  Samenhaut  den  Embryo  biossiegen,  wodureh 
der  in  der  «Milch'  ruhende  Same  auswintern  würde,  wie  dies  nicht 
selten  dem  unzeitig  herrorgelockten  Embryo  mancher  Kulturpflanzen 
geschieht. 

An  Quellungswasser  werden  nach  den  hier  folgenden  Angaben 
von  Hof f mann ^)  und  Haber landt^)  in  Procenten  angenommen: 


Getreideart 

nach 

nach 

Hoffmann 

Haberlandt 

Weizen 

46.5 

68.8  Proc. 

Roggen 

57.7 

86.0      „ 

Gerste 

48.2 

68.0     „ 

Hafer 

69.8 

76.0      „ 

Mais 

44.0 

49.7  ;; 

Reis 

— 

85.8      ,. 

Mohrhirse 



40.3      „ 

Rispenhirse 

25.0 

33.0      „ 

Mohär 

— 

26.7      ,. 

Diese  zum  Keimen  notwendige  Menge  an  Quellungswasser  nehmen 
die  Samenkörner  in  kürzerer  oder  längerer  Frist  auf;  so  genügen  im 
Wasser  schon  24-— 48  Stunden,  während  sie  in  der  Erde,  je  nach  dem 
Feuehtigkeitszustande  derselben,  die  doppelte  und  selbst  vielfache 
Zeit  gebrauchen»  und  sogar  in  sehr  trockner  Erde  unaufgequoUen 
bis  zum  Eintritt  eines  ausgiebigen  Begens  verharren  können. 

Das  Quellungswasser  löst  die  im  Samenkorn  au%espeicherten 
Beservestoffeauf,  machtsieumbildnngsfähig  und  transportiert  sie,  sobald 
bei  Gegenwart  von  Sauerstoff  und  Wärme  der  Keimungsprooess  be- 
ginnt, an  den  Ort  der  Neubildung. 

Zur  Einleitung  des  Keimungsprocesses  muss  der  Sauerstoff  in 
einer  gewissen  Verdünnung  mit  Stickstoff  Zutritt  zu  dem  aufgequollenen 
Samenkorn  erhalten  und  sind  die  notwendigen  Sauerstoffmengen  keines- 
wegs geringe,  z.B.  bedürfen  nach  de  Saussure  keim^de  Weizen-  und 
Cterstenkömer  10  Proc.  ihres  Gewichtes  an  Sauerstoff. 

Ebenso  wichtig  für  die  Keimung  ist  auch  eine  in  gewissen 


1)  Handb.  d.  Samenknnde  1876,  pg.  70. 

2)  Jahresber.  d.  agrik.-ohemisch.  ünterendiungBstat.  in  Böhmen.  1864,  p.  6. 

3)  A.  a.  0.  p.  28. 


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52  Allgemeiner  Teil. 

Grenzen  sich  bewegende  Wärmemenge,  deren  Höhe  zn  kennen  sehr 
notwendig  ist,  weil  durch  sie  viel&ch  die  Aassaatzeit  beeinflusst  wird. 

Die  Keimung  kann  erfolgen  zwischen  1-— 44^0.,  doch  wird  die- 
selbe um  so  n\ehr  verzögert,  je  mehr  sich  die  Temperatur  der  unteren 
oder  oberen  Grenze  nähert 

Haberlandt^)  ermittelte  für  die  Getreidearten  nebst  den  oberen 
Grenzen  auch  noch  die  Minima  und  Optima  der  Keimungstemperaturen, 
und  sind  dieselben  in  nachstehender  Tabelle  angeführt: 


Miniznam 

Mazinmm 
Grad  Celsias 

Optimnm 

Weizen    .    . 

.    .    3—4,5 

30-32 

25 

Roggen    .    . 

.    .    1-2 

30 

25 

Gerste     .    . 

.    .    3-4,5 

28—30 

20 

Hafer      .    .    . 

.    4-5 

30 

25 

Mais    .    .    . 

.    .    8—10 

40—44 

32-35 

Mohrhirse    . 

.    8-10 

40 

32—35 

Reis    .    .    . 

.  10-12 

36-38 

30-32 

Bemerkenswert  in  dieser  Tabelle  ist,  dass  die  Optima,  also  die 
günstigsten  Keimtemperaturen,  den  Maximis  weit  näher  liegen,  als 
den  Temperatur-Minimis,  bei  welchen  überhaupt  noch  das  Auskeimen 
erfolgt. 

Nach  Aufnahme  des  Quellungswassers  stellen  sich,  noch  bevor  die 
Zellenteilung  beginnt,  Bewegungen  ein,  und  bald  zeigt  sich  die  Wurzel- 
scheide. Zunächst  werden  zum  weiteren  Wachstum  die  in  den  Zellen 
des  Keimlings  in  koncentrierter  Form  abgelagerten  stickstoffhaltigen 
Beservestoffe  verwendet,  und  hiemach  die  Reservestoffe  des  Endo- 
sperms  dadurch  löslich,  dass  sich  aus  einem  Teil  der  Eiweissstoffe 
die  die  Stärke  lösende  Diastase  bildet,  jedoch  beginnt  die  Auflösung 
der  Stärke  erst,  nachdem  das  Würzelchen  hervorgetreten  und  beim 
Weizen  (nach  Sachs)  schon  eine  Länge  von  1  cm  erreicht  hat. 

Durch  die  Zellenumbildung  nimmt  der  Keimling  an  Volumen 
zu,  in  Folge  dessen  die  Samen-  und  Fruchthaut  zerreisst,  hierauf  tren- 
nen sich  die  Zellen  der  Wurzelscheide  und  das  erste  Würzelchen  er- 
scheint. Ebenso  durchbricht  der  Blattkeim  am  oberen  Wulste  die 
Sanken-  und  Frnchthaut  bis  zum  Epicarpium  der  letzteren  und  schiebt 
sich  zwischen  Epi-  und  Mesorcarpium  gegen  die  Spitze  des  Samen- 
korns empor. 

Was  nun  die  Dauer  der  Keimzeit  anbetrifft,  so  hat  Haberlandt') 
über  den  Einfluss  der  Mitteltemperaturen  der  Monate  März,  April,  Mai 
und  Juni   in  üngr.— Altenburg  auf   die   Keimzeit    der  wichtigsten 


1)  D.  allg.  landw.  Pflanzenbau  43. 

2)  Wilda,  landw.  Centralbl.  1880.  II.  202. 


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Die  Saat  des  Getreides. 


53 


Eültiirpflaiizeii  Versuche  angestellt,  and  bringen  wir  in  nachstehender 
Tabelle  die  Keimnngstemperaturen  der  Cerealien,  nach  24  stttndigem 
Einquellen  in  Wasser: 


Die  Eeimnng  erfolgte  mit  dem 

Durchschnittliches  Läi 

ajjren- 

Sichtbarwerden  des 

Wachstum  des  Stengeldäens 

Getreideart 

Würzelchens  in  Tagen 

für  einen  Tag  in  mm 

4.38  OC. 

10.260C. 

16.760C. 

190  c. 

4.88  OC. 

10.250c.  16.760C. 

190  c. 

Winter-Weizen 

6 

8 

2 

1.75 

1.40 

8.07 

6.64 

8.72 

Sommer-    „ 

6 

4 

2 

1.76 

1.86 

8.14 

6.28 

7.86 

Winter-Roggen 

4 

2.6 

1 

1 

1.64 

8.82 

6.64 

7.48 

Sommer-    „ 

4.6 

2 

1,6 

1 

1.68 

8.84 

7.86 

8.26 

Winter-Gerste 

6 

8 

2 

1.76 

1.86 

8.20 

7.48 

7.86 

Sommer-     ^ 

6 

8 

2 

1.76 

1.40 

8.07 

6.84 

7.48 

Hafer 

7 

3.76 

2.76 

2 

122 

2.76 

6.41 

6.64 

— 

11.26 

8.26 

8 

— . 

0.22 

2.66 

6.64 

Mohrhirse 

— 

26 

7.26 

6 



1.46 

2.66 

4.12 

Rispenhirse 

— 

13.26 

8.26 

8 

— 

0.16 

2.88 

6.87 

Mohär 

2.4 

7.6 

2.76 

2 

— 

0.81 

8.92 

6.82 

Ans  dieser  Tabelle  ist  ersichtlich,  dass  niedrige  Temperaturen, 
kombiniert  mit  einer  grösseren  Anzahl  von  Tagen,  nicht  die  gleiche 
Wirkung  hervorzubringen  vermögen,  wie  höhere  Wärme,  wenn  sie 
gleich  eine  verhältnissmässig  kürzere  Zeit  eingewirkt  hat. 

Das  Eeimvermögen  soll  sich  durch  chemische  Agentien  fördern 
oder  verlangsamen  und  selbst  vollständig  aufheben  lassen. 

Zu  den  die  Keimung  fördernden  Agentien  gehört  nach  A.  von 
Humboldt  das  Chlor,  doch  lieferte  Nobbe^)  den  Nachweis,  dass  die 
Chlorbeize  einen  fördernden  Einfluss  nicht  besitzt,  wohl  aber  tritt  schon 
bei  Vio~'V4  d^r  Sättigung  der  Chlorlösung  ein  nachteiliger  Einfluss 
hervor,  der  sich  bei  halber  und  voller  Sättigung  bis  zur  gänzlichep 
Tötung  der  Keime  steigert 

Durch  einen  hohen  Procentsatz  löslicher  Salze  im  Boden  kann 
die  Keimfähigkeit  stark  benachteiligt  werden.  Die  Grenze  bis  zu 
welcher  diese  Salze  ohne  Schädigung  des  Keimvermögens  vorhanden 
sein  können,  liegt  nach  den  von  Wolff  mit  Gerste  und  Wickenkörnem 
angestellten  Keimversuchen  in  Procenten  des  Erdreichs  ausgedruckt, 


1)  A.  a.  0.  p.  269. 


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54 


AUfemeuMT  ThtiL 

Beginn  des 

Oänslicfae 

nachteiligen 

ZerttoruBg 

Einflnsses 

des  Keimes 

für  Kochsalz  zwischen     .    .    .    0.52  Proc. 

and 

1.04  Proc 

„  Salmiak          „        .    .    .    •    0.48    „ 

»> 

1.02     „ 

„  kohlens.  Ammoniak  zwischen    0.58    „ 

»> 

1.36     „ 

„   Salpeters.  Natron        ^           0.72    „ 

» 

1.40     „ 

Kali             „           0.95    „ 

>i 

1.70     „ 

„   kohlens.  Kali              „            0.98    ,, 

M 

1.18     „ 

„   schwefeis.  Ammoniak  über     .    l.U    „ 

19 

» 

„   Phosphors.  Kali          „        .    1.94    „ 

n 

n 

„   schwefeis.  Magnesia   „        .    2.18    „ 

i> 

» 

Ans  diesen  Betrachtangen  über  den  Keimnngsprocess  ersehen 
wir,  dass  ein  za  nasser  Boden,  dessen  Poren  vollkommen  mit  Wasser 
erfüllt  sind,  za  yermeiden  ist,  weil  nicht  nnr  die  zum  Keimen  des 
Samenkorns  so  notwendige  SanerstofEzafuhr  mehr  oder  weniger  be- 
hindert wird,  sondern  es  sind  aach  diese  nassen  Böden  zagleich  kalt^ 
daher  sich  die  Keimang  verzögert  and  sogar  das  Samenkorn  in  Fänl- 
nis  ttbergehen  kann.  Mithin  sollte  die  Aassaat  nicht  eher  erfolgra, 
als  bis  der  Boden  genflgend  abgetrocknet  and  erwärmt  ist. 

Dem  leichten,  dorchlässigen  Boden  fehlt  es  hinwiederam  häafig 
an  der  znm  Keimen  erforderlichen  Fenchtigkeit,  weshalb,  am  anter 
solchen  Umständen  noch  von  der  Winterfenchtigkeit  profitiren  za  kön- 
nen, entweder  die  Herbst-  oder  sehr  zeitige  Frtthjahrssaat  am  Platze  ist 

Die  grösste  Garantie  des  sicheren  Keimens  and  der  kräftigen 
Entwickelang  des  jangen  Pflänzchens  bietet  anter  allen  Umständen 
der  poröse,  genügend  darchlassende  and  zweckmässig  bearbeitete 
Boden  von  hinreichend  wasserfassender  and  wasserhaltender  Kraft 

Eine  Vorbereitnng  der  Samenkörner  des  Getreides  dnrch  Ein- 
qaellen  darf  meist  als  anzweckmässig  angesehen  werden,  da  sie  bei 
genügend  vorhandener  Bodenfeachtigkeit,  ob  eingeweicht  oder  nicht, 
doch  za  gleicher  Zeit  aaflaafen,  demnach  sich  die  Wasserversorgnng 
in  relativ  knrzer  Zeit  bei  dem  lafttrocknen  Samenkorn  vollzieht 

Anf  sehr  trocknem  Boden  keimt  allerdings  das  eingeweichte 
Samenkorn  bald  aas,  hält  aber  die  Dürre  an,  dann  geht  das  jange 
Pflänzchen  sehr  leicht  dnrch  Mangel  an  Fenchtigkeit  ein,  während 
das  Infttrockene  Samenkorn  überhaapt  erst  bei  genügend  vorhandener 
Fenchtigkeit  aaskeimt,  mithin  die  Möglichkeit  der  Schädigang  des 
jangen  Pflänzchens  dnrch  Mangel  an  Fenchtigkeit  in  geringerem  Masse 
vorliegt. 

Dagegen  fanlen  eingeweichte  Samenkörner  anf  bindigem,  fench- 
tem  Boden  bei  kalter  Witterang  sehr  leicht. 

Aach  verlieren  die  Samenkörner,  im  Wasser  liegend,  dnrch  Exos- 
mose  einen  nicht  anerheblichen  Teil  ihrer  organischen  and  anorgani- 


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Die  8a«t  des  Getreides. 


55 


.    auf 

1.14  Proc. 

t 

1.35 

>1 

» 

1.33 

7» 

» 

2.06 

» 

9 

1.05 
1.92 

sehen  Bestandteile,  und  stellte  sich  der  Gtewichtsverlost  nach  24  stündi- 
ger Einquetlong  ^) 

beim  Weizen 

,     Boggen    . 

bei     Gerste .    . 

beim  Hafer  .    . 

„     Mais    .    . 

,y     Mohär .    . 

Von  grosser  praktischer  Bedentang  ist  anch  die  Tiefe  derSaat- 
nnterbringnng,  die  sich  nach  der  Beschaffenheit  der  Samenkörner  nnd 
des  Bodens  richtet. 

Verhältnissmässig  grosse  Samenkörner  ertragen  ohne  Schaden, 
weil  reicher  an  Reservenahrnng,  eine  stärkere  Erddecke  als  kleine, 
denn  bei  ersteren  reicht  die  Mattemahrang  eher  ans,  bei  grösserer 
Tieflage  den  Keimling  bis  an  die  Oberfläche  zn  bringen. 

Fttr  den  leichten  trocknen  Boden  ist  dies  Verhalten  von  Wichtig- 
keit, indem  hier  grössere  Samen  in  Tiefen  gebracht  werden  können, 
wo  sie  sicherer  die  nötige  Feuchtigkeit  znm  Keimen  finden,  znmal 
diese  Böden  für  die  Sauerstoffzofnhr  hinreichend  porös  sind.  Ent- 
gegengesetzte Verhältnisse  walten  dagegen  bei  den  schweren  Böden 
ob,  weshalb  anf  solchen  eine  verhältnismässig  flache  Unterbringung 
geraten  erscheint.  Gleiches  gilt  auch  flir  die  sehr  humusreichen 
Böden,  mit  lebhafter  Kohlensäureentwickelung,  welche  in  grösserer 
Tiefe  durch  Mangel  an  Sauerstoff  die  Keimung  leicht  stören  kann. 

Wie  wichtig  die  Bestimmung  der  Saattiefe  ist,  geht  aus  dem  nach- 
folgenden Versuch  von  Moreau*),  Dept.  du  Nord,  hervor,  der  13  Ab- 
teilungen mit  verschiedener  Saattiefe  einrichtete  und  in  jede  150  Kömer 
Weizen  säete: 


Abtheilang 

Tiefe  bia  zu 

welcher  da« 

Korn  gelegt 

wurde  in 

mm 

Von  150 
Körnern 
waren  auf- 
gegangen 

Zahl  der 

Aehren 

jeder 

Abtheilung 

Zahl  der 

auf  jeder 

Abtheilung 

geemteten 

Kömer 

Ernte  von 

einem 

gesäeten 

Korne 

l 

160 

5 

53 

682 

4 

2 

150 

14 

140 

2  520 

17 

3 

135 

20 

174 

8818 

25 

4 

120 

40 

400 

8000 

58 

5 

110 

72 

700 

16560 

114 

6 

95 

93 

992 

18534 

124 

7 

80 

125 

1417 

35484 

286 

8 

65 

180 

1560 

34389 

229 

9 

50 

140 

1590 

36480 

243 

10 

40 

142 

1660 

35825 

239 

11 

25 

137 

1461 

85072 

234 

t      12 

10 

64 

529 

10587 

71 

18         1 

0 

20 

107 

1600 

11 

1)  Haberlandt  a.  a.  0.  p.  30. 

2)  Boussingault,  DI  p.  30,  Deutsch  von  Gräger. 


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56 


Allgemeiner  Teil. 


Hiernach  stellte  sich  die  günstigste  Saattiefe  auf  2.5—5  cm. 

Uebrigens  beweisen  auch  andere  Versuche,  z.B.  von  Ekkert^), 
dass  die  Saattiefe  anf  die  Höhe  des  Ernteertrages  nicht  ohne  Ein- 
fluss  ist,  insofern  die  geringere  Saattiefe  eine  stärkere  Bestockang 
und  eine  nicht  anbeträchtliche  Ertragsvermehrang  nach  sich  zieht; 
dagegen  scheint  sie  anf  die  Qualität  der  Ernte  keinen  Einfluss  aus- 
zuüben. 

Nach  Hoff  mann  keimte  auf  lehmigem  Sandboden  Mais 
noch  in  einer  Tiefe  von  26  cm,  Weizen,  Gerste,  Hafer,  Hirse  von 
21  cm. 

lieber  die  zweckmässigste  Saattiefe  lassen  sich  nun  keine  all- 
gemein giltigen  Regeln  aufstellen,  vielmehr  richtet  sich  dieselbe 
in  jedem  einzelnen  Falle  nach  den  obwaltenden  Verhältnissen. 

Im  Allgemeinen  scheinen  die  nachfolgenden  Zahlen  in  Bezug 
auf  Saattiefe  am  meisten  der  Praxis  zu  entsprechen: 


in  mittlerem  Boden 

In  schwerem 

bei 

in  leichtem 

Boden 

feuchter    |    trockener 
Witterung 

Boden 

Weizen 

2  cm 

2.6  om 

4  cm 

Roggen 

2    „ 

2.6  „ 

4    ,. 

7 

Gerate 

2       M 

3     „ 

6    ,. 

7 

Hafer 

2    „ 

8     „ 

5    « 

7 

Mais 

2    „ 

8     « 

»    ., 

8 

Hirse 

0.5  „ 

1      „ 

1.6  „ 

2.6 

Je  flacher  die  Unterbringung  der  Saat  erfolgt,  um  so  kräf- 
tiger und  zahlreicher  werden  die  Schösslinge  und  die  Kronenwurzeln 
sich  entwickeln,  weil  weniger  Reservestoffe  zur  Zurttcklegung  der 
Strecke  bis  zur  Oberfläche  des  Ackers  verbraucht  werden,  als  bei 
tieferer  Saat.  Man  soll  daher  nur  so  tief  säen,  dass  das  Korn,  je 
nach  Boden  und  Witterung,  den  nötigen  Schutz  vor  äusseren  Feinden 
und  die  nötige  Feuchtigkeit  findet;  jedes  tiefere  Säen  schwächt  die 
Pflanze,  weil  sie  viel  Material  aufwenden  muss,  ehe  ihre  Blätter  das 
Licht  erreichen  und  die  Assimilation  beginnt. 

3.    Die  Bestimmung  des  Saatquantums. 

Die  Dichtigkeit  des  Pflanzenstandes  ttbt  auf  die  Höhe  der  Pro- 
duktion einen  sehr  bedeutenden  Einfluss  aus,  weshalb  die  Ermittelung 
des  zweckmässigen  Saatquantums  von  grösster  Wichtigkeit  ist       ^ 


1)  üeber  Keimung,  Bestockung  und  Bewurzelung  der  Gktreidearten.  Inaug.« 
Dissert.    Leipzig,  1878. 


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Die  Saat  des  Getreides.  57 

Bekanntlich  bedarf  die  Pflanze  zur  genügenden  Entfaltung  ihrer 
Blattorgane  eines  gewissen  Raumes,  damit  letztere  zur  Atmosphäre 
gehörig  in  Wechselwirkung  treten  können  und  das  Sonnenlicht  zur 
Organisirung  der  aufgenommenen  organischen  Nährstoffe  einzuwirken 
Termag. 

Der  Begriff  „Dichtigkeit  des  Pflanzen^tandes^'  ist  nun  ein  rela- 
tiver und  mtlssen  wir  uns  deshalb  zunächst  darüber  klar  sein,  was 
unter  einem  zu  dichten  Pflanzenstand  zu  verstehen  ist 

Zu  dicht  ist  bei  dem  Oetreide  der  Pflanzenstand,  wenn  bei 
einer  der  Bestockung  günstigen  Witterung  die  meisten  Pflanzen  nur 
einen  Halm  entwickeln,  dieser  schmächtig  ist,  und  eine  nur  wenig 
entwickelte  Aehre  trägt.  Dieser  Zustand  wird  durch  eine  sehr  starke 
gegenseitige  Beschattung  bedingt,  weil  diese  auf  Kosten  der  Be- 
stockung und  Körnerbildung  immer  ein  übermässiges  Längenwachs- 
tarn  der  Halme  und  Blätter,  bei  verminderter  Bildung  von  Gellulose 
zur  Folge  hat. 

Betreffs  Erzielung  normaler,  leistungsfähiger  Pflanzen,  die  unter 
den  gegebenen  Verhältnissen  eine  maximale  Produktion  in  Aussicht 
stellen,  darf  der  Pflanzenstand  gerade  so  dicht  sein,  dass,  eine  ent- 
sprechend kräftige  Bestockung  vorausgesetzt,  die  Halme  noch  an 
ihrem  Fuss  durch  Sonnenstrahlen  getroffen  werden,  und  auch  der 
Boden  genügend  erwärmt  wird ;  doch  dürfen  die  Zwischenräume  auch 
wiederum  nicht  so  gross  sein,  dass  zu  viel  Sonnenstrahlen  für  die 
Pflanzen  ungenützt  verloren  gehen,  und  der  Boden  durch  zu  starke 
Besonnung  erhärtet  und  sich  schliesst,  also  eine  ungünstige  physika- 
lische Veränderung  erfährt. 

üeber  die  Beziehungen  der  Dichtigkeit  des  Pflanzenstandes  zur 
Produktion  lassen  sich  nun  für  das  Getreide  folgende  allgemeine 
Gesichtspunkte  aufstellen: 

Mit  der  Dichtigkeit  des  Pflanzenstandes  nimmt  die  Produktion 
von  Kömern  weniger  zu  als  die  des  Strohes,  und  bei  einer  gewissen 
Dichtigkeit  erreicht  die  Kömerproduktion  ihren  höchsten  Grad  in 
Bezug  auf  Quantität  und  Qualität,  während  bei  zu  grosser  Dichtig- 
keit der  Komertrag  bedeutend  unter  das  Maximum  heruntergehen  kann. 

Bei  Feststellung  der  zweckmässigsten  Saatquanta  sind  nun  fol- 
gende Momente  zu  berücksichtigen: 

a.   Die  Eigentümlichkeit  der  Pflanzen. 

Das  Aussaatquantum  kann  um  so  schwächer  gegriffen  werden, 
je  kleiner  die  Samen  im  Verhältnis  zur  Grösse  der  sich  aus  ihnen 
entwickelnden  Pflanzen  sind  und  je  kräftiger  das  Bestockungsver- 
yermögen  ist 


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58  Allgemeiner  Teil. 

b.    Die  Beschaffenheit  des  Samens. 
Alte  Samenkörner  erfordern  eine  stärkere  Aussaat  als   frische^ 
weil  sie  an  Keimfähigkeit  verloren  haben. 

c.  Die  Beschaffenheit  des  Klimas. 

Das  warme»  feuchte  Klima  erfordert  eine  weniger  starke  Ein- 
saat als  das  kalte,  trockne,  denn  das  Erstere  nnterstützt  das  Pflanzen- 
wachstum so  kräftig,  dass  sich  die  Pflanzen  weit  Üppiger  entfalten, 
als  in  dem  kalten,  trocknen  Klima,  welches  das  Pflanzenwachstum 
wesentlich  znrttckhält. 

d.  Die  Beschaffenheit  des  Bodens. 

Der  schwere,  bindige,  dabei  ziemlich  kulturlose  Boden  bean- 
sprucht eine  stärkere  Aussaat,  als  der  poröse,  lockere,  mit  natür- 
licher Fruchtbarkeit  versehene  und  kulturvolle  Lehmboden,  weil  sein 
Uebermaass  an  Feuchtigkeit,  sowie  seine  Neigung  zur  Krusten-  und 
Schollenbildung  manches  Samenkorn  nicht  zur  Keimung  gelangen 
lässt;  ttberdem  gedeihen  auf  einem  solchen  Boden  meist  nur  ver- 
hältnismässig schwächliche  Pflanzen  mit  wenigen  Schösslingen,  mit- 
hin sich  die  wirtschaftlich  wünschenswerte  Dichtigkeit  nur  durch 
stärkere  Einsaat  erreichen  lässt. 

Auf  leichtem  Sandboden  wird  ebenfalls  stärker  gesäet,  weil 
dieser  Boden  kleine  Pflanzen  mit  wenigen  Schösslingen  erzeugt,  auch 
manches  Samenkorn  bei  trockner  Witterung  durch  Mangel  an  Boden- 
feuchtigkeit nicht  zur  Entwickelung  gelangt. 

Je  grösser  die  natürliche  Fruchtbarkeit  und  Kultur  eines  Bodens 
ist,  um  so  normaler  vollzieht  sich  auch  die  Keimung  und  das  Pflanzen- 
wachstum, mithin  schädliche  Einflüsse  leichter  überwunden  werden, 
die  Pflanzen  kräftig  anwachsen  und  sich  auch  den  Verhältnissen 
entsprechend  kräftiger  bestocken. 

Im  Allgemeinen  lässt  sich  also  auf  nährstoffreichem  Boden  der 
höchste  Ertrag  durch  eine  geringere  Saatmenge  ahs  auf  nährstoff- 
armem erreichen. 

e.   Der  Zeitpunkt  der  Aussaat. 

Weizen,  Roggen,  Gerste,  seltener  Hafer,  werden  in  den  gemässigten 
Zonen  auch  als  Wintergetreide  kultiviert,  dementsprechend  man  Herbst- 
oder Wintersaaten  und  Frühjahrs-  oder  Sommersaaten  unterscheidet. 

Die  Herbstsaaten  haben  vor  den  Frühjahrssaaten  einen  Vorsprung 
voraus  und  können  aus  der  Winterfeuchtigkeit  namentlich  auf  leich- 
tem Boden  und  im  Kontinentalklima  Vorteil  ziehen. 

Wintergetreide,  wenn  es  aus  Gegenden  mit  strengem,  langan- 
dauerndem Winter  stammt,  lässt  sich  nicht  als  Sommergetreide  kul- 


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Die  Saat  des  Getreides.  59 

üyieren,  da  es  meist  nicht  tlber  die  Bestockang  hinaas  kommt,  ob- 
gleich die  Sommerwärme  zur  Aasreifung  genügend  wäre.  Je  kürzer 
vnd  je  weniger  streng  aber  die  Winter  eines  Landes,  dem  es  ent- 
stammt, sind,  um  so  mehr  entwickelt  es  sich,  im  Sommer  angebaut 
und  gelangt  nicht  selten  bis  zum  Schossen,  sogar,  wenigstens  in  ein- 
zelnen Halmen,  bis  zor  Fruchtreife,  und  säen  wir  schliesslich  Getreide 
aus  Gegenden  mit  sehr  milden  Wintern,  z.  B.  aus  Italien,  Süd- 
Frankreich,  Spanien  etc.  im  Frühjahr  aus,  so  erreicht  dasselbe, 
wenigstens  in  vielen  Fällen,  denn  auch  hier  kommt  echtes  Winter- 
getreide vor,  eine  Tollkommene  Seife  und  lässt  sich  als  sog.  Wechsel- 
getreide anbauen. 

Dieses  eigentümliche  Verhalten  findet  nur  darin  seine  Erklärung, 
dass  die  Vegetation  des  Wintergetreides  durch  die  Strenge  des  Win- 
ters längere  Zeit  unterbrochen  wird  und  sich  so  yoUständig  diesen 
Verhältnissen  angepasst  hat,  dass  es,  im  Frühjahr  angebaut,  die 
Eigenschaft,  eine  längere  Ruhepause  in  seiner  Vegetation  eintreten 
za  lassen,  beibehält. 

Ebenso  gedeiht  in  Gegenden  mit  strengem  Winter  auch  kein 
im  Herbst  ausgesäetes  Sommergetreide,  da  dasselbe,  weil  zu  weich- 
lieh, YoUkommen  erfriert. 

Weicht  nun  in  einer  Gegend  die  Aussaatzeit  von  der  für 
Wintergetreide  als  normal  befundenen  sehr  wesentlich  ab,  geschieht 
also  die  Aussaat  zu  zeitig  oder  zu  spät,  so  hat  man  zur  Verhütung 
Yon  Nachteilen  das  Aussaatquantum  den  Verhältnissen  entsprechend 
KU  bemessen. 

Durch  zeitige  Einsaat  entwickeln  und  bestocken  sich  die  Pflan- 
zen im  Herbst  zu  stark,  gehen  daher  leicht,  namentlich  bei  grosser 
Nässe  oder  starker  Schneedecke  durch  Ausfaulen  zu  Grunde,  oder 
es  wohnt  ihnen  die  Disposition  zum  Lagern  inne,  demnach  das  Aus- 
saatquantum zu  verringern  ist. 

Spätere  Saaten  zeigen  dagegen  eine  geringe  Bestockung  und 
wenn  die  Pflanzen  bei  Eintritt  des  Frostwetters  gerade  die  in  den 
Samen  enthaltenen  Beservestoffe  aufgezehrt  und  noch  nicht  wesent- 
lich neue  Stoffe  durch  Assimilation  gebildet  haben,  so  geht  zu  dieser 
kritischen  Zeit  auch  manches  junge  Pflänzchen  verloren.  Durch  den 
im  Korn  noch  vorhandenen  Vorrat  an  disponiblem  Bildungsstoff  er- 
klärt es  sich  dagegen  nach  H.  Thiel  genügend,  wenn  sehr  späte, 
oftmals  vor  Winter  noch  gar  nicht  aufgegangene  Saaten  besser  ge- 
deihen, als  Saaten,  die  nicht  so  frtlh  gesäet  waren,  dass  sie  sich 
vor  Winter  noch  ordentlich  bestocken  und  Reservestoffe  ansammeln 
konnten. 

Gemeinhin  zeigen  diese  späten  Saaten  aus  den  erörterten  Grün- 
den einen  zu  dünnen  Stand,   wenn   nicht   durch    eine   entsprechend 


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60 


Allgemeiner  Teil. 


stärkere  Aussaat  der  Verlust,  sowie  auch  die  mangelnde  Bestockong 
gedeckt  wird. 

Leider  sind  es  yielfiaehe  besondere  Umstände,  die  häufig  eine 
zu  späte  Aussaat  erfordern,  z.  B.  zu  späte  Aberntung  der  Vorfruoht, 
zu  trocknes  oder  zu  nasses  Wetter,   wirtschaftliche  Verhältnisse  etc. 

Da  nun  die  Bestockung  ein  höchst  beachtenswerter  Faktor  bei 
Bemessung  der  Saatquanta  ist,  so  sollen  die  nachfolgenden  Unter- 
suchungen zeigen,  dass  nicht  nur  die  Aussaatzeit,  sondern  auch  der 
jeder  Pflanze  zugewiesene  Raum   ftir  dieselbe  mitentscheidend  ist 

Ueber  den  Einfluss  der  Aussaatzeit  auf  die  Bestockung  sind  von 
uns  Versuche  mit  Johannis-Roggen  bei  gleichen  Wachsräumen  ge- 
macht worden,  die  nachfolgende  Resultate  ergaben: 


Zeit  der  Aussaat 

Tag  der  Untersuchung 

Zahl  der 
Schösslinge 

Anfang  Juli  1876 
„  Oktober  „ 
27.  November 

23.  Januar 

5.  Februar 

10.  Aprü  1877 
10.      „        „ 

10.          M              „ 

25.  Mai        „ 
10.  April     „ 
25.  Mai       „ 
10.  Aprü     „ 
25.  Mai       ,. 

12 
10 

4 

5 

2.8 

5.2 

1 

3.4 

Aus  diesen  Versuchsresultaten  lassen  sich  folgende  allgemeine 
Gesichtspunkte  aufstellen:  bei  früher  Herbstsaat  bestockt  sich  das 
Wintergetreide  teilweise  schon  vor  Winter  und  die  früheste  Aussaat 
liefert  unter  sonst  gleichen  Verhältnissen  auch  die  meisten  Schöss- 
linge, dagegen  findet  bei  sehr  später  Herbstsaat  die  Bestockung 
grösstenteils  erst  im  Frühjahr  statt,  sobald  derselben  die  Frühjahrs- 
witterung, die  Bodenbeschaffenheit  etc.  günstig  sind.  Gesetzt  nun, 
dass  das  Klima  einer  Gegend  rauh  und  trocken,  überhaupt  das  Früh- 
jahr kurz  ist,  so  werden  bei  dem  hier  gewöhnlichen  plötzlichen  Ein- 
tritt des  Sommers  die  Hauptschösslinge  der  späten  Saat  zu  schössen 
beginnen,  worunter  die  Bestockungsfähigkeit  und  also  auch  die 
Dichtheit  des  Bestandes  leidet,  sobald  dieser  Nachteil  nicht  durch 
eine  relativ  starke  Einsaat  ausgeglichen  wird.  Unter  solchen  Um- 
ständen wird  immer  die  zeitige  Herbstsaat  die  richtige  sein,  während 
im  Seeklima  mit  seinen  längeren  und  feuchteren  Frühjahren  die 
nachteiligen  Folgen  einer  späten  Herbstsaat  durch  die  noch  im 
Frühjahr  stattfindende  stärkere  Bestockung  leichter  überwunden 
werden. 

Eine  kräftigere  Bestockung  lässt  sich  femer  auch  durch  die 
Vergrösserung  des  Wachsraumes  fUr  die  einzelne  Pflanze   erreichen, 


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Die  Saat  des  G-etreides.  61 

was  dnrch  einen  Versuch  von  Haberlandt^)  bestätigt  wird,  welcher 
Wintergetreide  am  29.  September  anssäete  und  die  Zahl  der  Schöss- 
linge  bei  yerschieden  grossen  Wachsräumen  ermittelte,  danach  ge- 
staltete sich  die  Bestockang  wie  folgt  : 

Zahl  der  Schösslinge  pro  Pflanze: 
Winterweizen   Winterroggen    Wintergerste 
bei    25  qcm  1.9  8.2  1.7 

bei  100    „  8.4  6.4  5.07 

bei  225    „  14.8  12.1  13.3 

bei  400    „  14.2  8.8  - 

Aach  scheint  die  Qualität  der  Samenkörner  die  Bestockang 
wenigstens  im  Anfange  zu  beeinflnssen,  indem  das  schwerere  Samen- 
korn der  Pflanze  eine  grössere  Menge  an  Reservestoffen  als  das 
leichtere  zur  YerfUgung  stellt,  wodurch  die  Disposition  zu  kräftiger 
Bestockung  verstärkt  wird. 

In  der  Regel  säet  man  im  Herbst  zuerst  Gerste  resp.  Hafer, 
darnach  Roggen  und  am  spätesten  Weizen,  da  letzterer,  im  Gegensatz 
zu  anderem  Wintergetreide,  seine  Bestockung  grösstenteils  erst  im 
Frühjahr  vollendet. 

In  der  kälteren  gemässigten  Zone  werden  Wintergerste  und 
Winterhafer  im  September  bei  10.5—16.5®  0.,  Roggen  in  der  zweiten 
Hälfte  des  September  und  Weizen  bis  Mitte  October  bei  8—15®  C. 
gesäet 

Für  die  Frtthjahrssaaten  ist  die  Innehaltung  des  richtigen  Zeit- 
punktes zur  Aussaat  noch  wichtiger  als  bei  den  Herbstsaaten  und 
richtet  sich  derselbe  zunächst  nach  der  zum  Keimen  notwendigen 
Wärmemenge,  nach  der  Empfindlichkeit  der  jungen  Pflanzen  gegen 
Spätfröste,  sowie  nach  der  Bodenbeschaffenheit. 

Unter  Beachtung  aller  dieser  Momente  wird  die  möglichst  frühe 
Saat  auch  den  besten  Erfolg  aufweisen  und  das  geringste  Saatquantum 
beanspruchen. 

Gemeinhin  werden  in  der  kälteren  gemässigten  Zone  Roggen 
und  Weizen  im  März,  Hafer  und  Gerste  im  April  bei  Temperaturen 
Ton  3.5 — 9^  C.  und  Mais,  Ripsenhirse,  Kolbenhirse,  Mohrhirse  im  Mai 
und  Anfang  Juni  bei  Temperaturen  von  12—18  ®  C.  ausgesäet. 

£  Die  Säemethode  und  die  Tiefe  der  Samenunterbringung. 

Die  Samenverteilung  hat  möglichst  gleichmässig  zu  erfolgen, 
damit  jede  Pflanze  einen  annähernd  gleich  grossen  Wachsraum  er- 
hält, da  sonst  entweder  Raumverschwendung  oder  bei  zu  dichtem 
Stande  der  Pflanzen  ein  Kampf  um  das  Dasein  stattfindet,  der  nur 
zur  Schwächung  der  Saaten  fuhrt. 


1)  A.  a.  0.  pag.  717. 

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62  Aügemeiiier  TeU. 

Ans  dieseo  Giünden  tet  diejenige  Säemethode  als  die  beste  aa- 
znerkennen,  welche  den  Samen  ohne  Verlnst  nnd  m^^lichst  gleich- 
massig  verteilt,  nnd  dies  ist  nur  möglich  mit  Httlfe  der  DrilUnaschine, 
die  demzufolge  anch  ein  geringeres  Saatqnantum  als  die  Breitsäe- 
maschine  und  namentlich  die  Handsaat  erforderlich  macht,  denn  bei 
letzteren  Säemethoden  werden  weit  mehr  Samenkörner  verworfen. 
Zudem  erfordert  die  breitwtirfige  Saat  die  Unterbringung  des  Samens 
mittelst  Geräten  und  werden  hierbei  Verluste  durch  zu  tiefes  oder 
zu  flaches  Unterbringen  unvermeidlich  sein,  während  die  Drillmaschine 
die  Samenkörner  in  gleicher  Tiefe  in  den  Boden  bringt 

Wie  sehr  die  Aussaatmenge,  je  nach  Anwendung  der  verschie- 
denen Säemethoden,  schwanken  kann,  ergiebt  sich  aus  der  tabel- 
larischen Uebersicht  ttber  die  Bestimmung  des  Samenbedarfe,  welche 
von  mir  in  Anlehnung  an  Untersuchungen  von  Ugazj^)  aufgestellt 
worden  ist. 


Breitwürfige  Saat 

. 

Drillsaat: 

Bestimman^  des  Ver- 

Unterbrin- 

Unterbrin- 

• Unter- 

lustes  an  Saatgut 

mit  Drill- 
masdiine 

gung  mit  der 
Eggeaufffeeb- 
netem  Felde 

gung  mitmehr- 
s^utarigen 

oriniFunir  mit 
dem  gewöhn- 

Saatpflügen 

lichen  Pfluge 

Proc. 

Proc 

Proc 

Proc. 

Verlust  an  nicht  keim- 

fähigen Samen 

10 

10 

10 

10 

Verlust  für  verworfene 

nnd  zu  tief  oder  zu  flach 

untergebrachte  Samen 
VerlustnirBeschädigung 

— 

86 

46 

61 

mittelst  der  Huftritte 

— 

4 

4 

4 

Verlust  für  die  Beschä- 

digung durch  Insekten 

und  Elementar-Ünfalle 

25 

25 

25 

25 

Notwendige  Mehraussaat 

35 

75 

86 

100 

g.  Die  Pflege  der  Pflanzen. 

Werden  die  Pflanzen  während  ihrer  Vegetationszeit  bebackt 
oder  erbalten  sie  eine  das  Wachstum  stark  fördernde  Kopfdüngung, 
so  ist  das  Saatquantum  ebenfalls  zu  verringern. 


1)  Vollständige  auf  Versuche  u.  Erfahr,  gegründete  AbhandL  ü.  d.  Anbau 
Getreidesamen.    Wien,  1822. 


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Die  Saat  des  Getreides.  63 

Die  oben  besprochenen  Punkte  zeigen,  dass  sieb  allgemein  zu- 
treffende Saatmengen  für  die  einzeln  en  Getreidearten  nicht  aufstellen 
lassen  und  die  unter  gewissen  Verhältnissen  gefundenen  Saatmengen 
im  konkreten  Falle  nur  einen  sehr  bedingten  Wert  beanspruchen  können. 

In  der  hiemach  folgenden  Saattabelle  ist  nun  von  mir  der 
Versuch  gemacht,  auf  theoretischem  Wege  den  Saatbedarf  pro  Hektar 
ftlr  den  reichen,  kulturyollen,  im  richtigen  Grade  durchlässigen  und 
kalkreichen  Lehmboden  des  Poppelsdorfer  Feldes  zu  bestimmen. 

Dieser  Boden,  sowie  auch  das  Klima  eignen  sich  für  die  Kultur 
der  Cerealien  sehr  gut  und  bei  der  Bestellung  wurde  zu  allen  Ge- 
treidearten die  Drillkultur  angewandt  und  eine  Entfernung  der  Drill- 
reihen  von  20  cm  als  die  passendste  zur  Erreichung  eines  normalen 
Standes  erkannt. 

Der  für  eine  jede  Getreidesorte  notwendige  Wachsraum  wurde 
gefunden,  indem  durch  mehrere  Jahre  die  Grösse  der  Bestockung, 
also  die  Zahl  der  fruchttragenden  Schösslinge  pro  Pflanze  bestimmt 
wurde,  gleichzeitig  stellte  ich  die  Anzahl  der  Halme  proqm  durch  Aus- 
zählung fest,  so  dass  sich  die  Pflanzenzahl  durch  Division  der  Anzahl 
der  Schösslinge  pro  Pflanze  in  die  Zahl  der  Halme  pro  qm  ergab, 
da  nnn  1  qm  10000  qcm  enthält,  so  Hess  sich  sehr  leicht  der  Wachs- 
ranm  pro  Pflanze  in  qcm  und  die  Pflanzenzahl  pro  ha  berechnen. 

Der  absolute  Bedarf  an  Saatgut  pro  hawtlrde  hierauf  nach  Aus- 
zählung eines  bestimmten  Gewichtes  der  Samenkörner,  wodurch  die  An- 
zahl derselben  pro  kg  und  durch  Ermittelung  des  Volumen^ewichtes  auch 
die  eines  Hektoliters  gefunden  wurde,  durch  einfache  Rechnung  bestimmt. 

Zur  Entscheidung  der  Frage  ttber  die  Dichtheit  des  Pflanzen- 
standes erschien  mir  auch  die  Ermittelung  der  Oberflächen  in  der 
BIttte  befindlicher  Getreidehalme  sehr  wichtig,  in  Folge  dessen  von 
jeder  der  angebauten  Getreidesorten  alljährlich  5  Halme  pro  qm, 
welche  den  mittleren  Habitus  der  Sorte  am  meisten  darstellten,  aus- 
gesucht und  in  der  Weise  gemessen  wurden,  dass  die  Halmhöhe  und 
an  vier  gleich  weit  entfernten  Stellen  der  Halmdurchmesser  (incl. 
Blattscheide)  bestimmt  und  daraus  die  Halrooberfläche  berechnet 
wurde.  Die  Oberfläche  beider  Seiten  der  Blattspreiten  wurde  durch 
Ermittelung  der  Blattbreite  mit  Hülfe  von  vier  Ordinaten  und  Mes- 
sung der  Blattlänge  gefunden  und  durch  Multiplikation  mit  der  Blatt- 
zahl die  Grösse  der  Blattoberfläehe  eines  Halmes  bestimmt.  Da  nun 
femer  die  Anzahl  der  Halme  einer  Pflanze  festgestellt  worden  war, 
so  Hess  sich  auch  die  Gesammtoberfläche  derselben  sehr  leicht  berechnen. 

Da  diese  Untersuchungen  durch  mehrere  Jahre  an  jeder  Ge- 
treidesorte vorgenommen  wurden,  so  glaube  ich  in  der  nachstehenden 
Saattabelle  ein  ziemlich  richtiges  Bild  der  mittleren  Oberflächenent- 
wickelung  der  zu  Poppeisdorf  angebauten  Getreidevarietäteu  zur  Dar- 
stellung zu  bringen. 


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Blätter 
pro  Halm 


Gcsanun  toberfläche 
eines  Halmes 


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pro  Pflanze 


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Unterbrinaung  W 
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Felde.  Verlust:^ 
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rigen  Saat- 
pflügen, Ver- 
lust :  85  Proc. 


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Die  Saat  des  Getreides. 


65 


Selbstverständlich  sollen  die  Zahlen  dieser  Tabelle  nur  als  An- 
halt dienen,  nnd  sind  nnr  für  die  Poppelsdorfer  Änbauverhältnisse 
massgebend.  Für  andere  Fälle  würde  die  absolute  Saatmenge  ver- 
mindert oder  anch  vermehrt  werden  müssen,  so  inflniert  schon  allein 
die  Bodenbeschaffenheit  sehr  wesentlich,  setzen  wir  z.  B.  das  Saat- 
qnantam  für  sehr  reichen  Boden  =  1,  dann  kann  es  auf  Mittelboden 
=  1,5  und  auf  sehr  leichtem  Boden  =  2  sein. 

Zum  Beweise  dafür,  dass  die  von  uns  gefundenen  Saatmengen 
der  Wirklichkeit  recht  gut  entsprechen,  bringen  wir  hier  eine  Saat- 
tabelle, welche  Stöckhardt  nach  Hlubeck's  Ermittelungen  aufge- 
stellt hat: 


Durch- 

Absoluter 

Bedarf  an 

Absoluter 

schnittliche 
Starke  der 

Pflanzen 

Raum 

Pflanzen 

Samenbedarf 

Breitsaat 

□  cm 

pro  ha 

kg 

kg 

Weizen 

68 

1468 182 

63.08 

174.08 

Roggen 

55 

1828915 

39.07 

183.25 

Gerste 

48 

2098187 

87.85 

192.41 

Hafer 

62 

1680057 

26.13 

201.57 

Hirse 

68- 

1463123 

5.64 

27.48 

Mais 

1970 

50803 

14.66 

36.65 

4.    Die  Äussaatmethoden. 

Die  Aussaat  geschieht  entweder  breitwurfig  mit  der  Hand  oder 
mittelst  Säemaschinen  und  die  Unterbringung  durch  verschiedene 
Aekerwerkzeuge,  oder  in  Reihen  (Drillsaat),  sowie  in  HDrsten  (Dibbel- 
saat), mit  der  Maschine  oder  Hand  unter  gleichzeitiger  Bedeckung 
der  Samenkörner  mit  Erde. 

Die,  breitwurfige  Saat  geschah  frtther  ganz  allgemein  mit  der 
Hand,  doch  tritt  in  neuester  Zeit  immer  mehr  und  mit  Recht  die 
Säemaschine  in  den  Vordergrund,  da  sie  eine  weit  regelmässigere 
Verteilung  bewirkt,  denn  bei  der  Handsaat  hängt  die  Verteilung  nicht 
nor  von  der  Geschicklichkeit  und  Aufmerksamkeit  des  Säemannes, 
sondern  auch  von  der  Witterung,  namentlich  vom  Winde,  und  von 
der  Vorbereitung  des  Saatlandes  ab,  da  bekanntlich  auf  scholligem 
Lande  bei  der  Handsaat  weit  mehr  Samen  von  den  Unebenheiten 
abspringen,  verfallen  und  sich  in  den  Bodenvertiefungen  anhäufen  als 
bei  der  Maschinensaat. 

Dagegen  verteilt  die  Säemaschine  eine  bestimmte  Saatmenge 
sehr  gleichmässig  auf  eine  Ackerfläche  von  bestimmter  Grösse,  wäh- 
rend schon  eine  kleine  Differenz  in  der  Saatmenge,  welche  der  Säe- 
mann  mit  einem  Wurf  auszustreuen  hat,  einen  merklichen  Unterschied 

Koernickc  xl  Werner,  Handb.  d.  Oetreidebau's  II.  5 


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66  Allgemeiner  TeiL 

im  Gesammtqnantam  ausmacht,  was  häufig  geschieht,  wenn  das  Saat- 
quantum einmal  von  der  gewöhnliehen  Norm  abweicht.  Meistenteils  greift 
der  Säemann  zu  viel,  so  dass  in  diesem  Sinne  durch  Anwendung  der 
Säemaschine  eine  Saatersparnis  von  ca.  10  Proc.  erzielt  werden  kann. 

Betreffs  der  Zeitersparois  durch  Maschinensaat  lässt  sich  nun 
allerdings  einwenden,  dass  nur  7—10  ha  durch  eine  Maschine  besäet 
werden  können,  und  zu  ihrer  Bedienung,  ausser  dem  Pferde,  zwei 
Leute  erforderlich  sind,  und  dieselbe  Fläche  sich  recht  gut  auch 
durch  zwei  Säeleute  besäen  lässt;  doch  ist  hierbei  zu  bemerken,  da«s 
geschickte  Säeleute  in  grösserer  Zahl  selbst  in  einer  umfangreichen 
Wirtschaft  selten  angetroffen  werden,  weshalb  sich  vielfach  aus 
Mangel  an  Säeleuten  die  Besteliungsarbeiten  verzögern,  wozu  noch  tritt, 
dass  zwei  gute  Säeleute,  neben  einander  säend,  niemals  eine  gleich- 
massige  Aussaat  bewirken. 

Durch  eine  rechtzeitige  Aussaat  mit  Hülfe  der  Säemaschine 
werden  aber  sämmtliche  Bestellungsarbeiten  gefordert,  weshalb  in 
diesem  Sinne  auch  von  einer  Zeitersparnis  gesprochen  werden  kann. 

Die  Unterbringung  der  breitwurfigen  Getreidesaat  erfolgt  nach 
Massgabe  der  Umstände  durch  Pflüge,  Haken,  Saatpflttge,  Exstir- 
patoren  und  Eggen. 

Die  Wahl  des  Verfahrens  richtet  sich  zunächst  unter  Berück- 
sichtigung der  Bodenbeschaffenheit  nach  der  für  das  Samenkorn 
passendsten  Tiefe. 

Pflüge  und  Haken  finden  im  Allgemeinen  nur  bei  der  Frühjahrs- 
bestellung und  trocknem  Wetter  Anwendung,  und  kommt  durch  sie 
ein  Teil  der  Samenkörner  beim  Wenden  des  Bodens  bis  auf  die 
Furchensohle,  während  sich  der  Rest  über  die  ganze  Furcbentiefe 
von  der  Sohle  bis  zur  Oberfläche  verteilt  Eine  solche  ungleich- 
massige  Verteilung  muss  aber  jedenfalls  mit  Saatverschwendung 
und  ungleichem  Erwachsen  der  jungen  Pflanzen  verbunden  sein. 

Mehrscharige  Saatpflüge  sind  dagegen  den  vorerwähnten  Pflug- 
werkzeugen weit  vorzuziehen,  weil  ihr  Tiefjgang  sich  leichter  regu- 
liert und  gleichmässiger  ist;  femer  schneiden  sie  Erdbalken  von  ge- 
ringerer Breite  ab,  in  Folge  dessen  auch  die  Samenverteilung  gleich- 
mässiger geschieht  und  die  Erde  feiner  zerkrümelt  über  das  Samen- 
korn gedeckt  wird. 

Exstirpatoren,  Krümmer  etc.  leisten  zu  einer  massig  tiefen  und 
gleichmässigen  Unterbringung  der  Saat  sehr  gute  Dienste,  auch 
fördern   sie  die  Arbeit  ungleich  mehr  als  Pflüge  oder  Haken. 

Die  gewöhnlichste  Unterbringung  der  Saaten  auf  schwerem 
Boden  und  vorzugsweise  der  Herbstsaaten  ist  die  mit  der  Egge,  doch 
sollte  ihre  Anwendung  auf  rauher  Furche  vermieden  werden,  weil 
auch  in  diesem  Falle  der  Same  sehr  ungleichmässig  untergebracht 
wird;  wünscht  man  aber  eine  tiefere  Unterbringung,  als   durch  die 


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Die  Saat  de«  Getreides.  6T 

Egge  auf  vorher  geebnetem  Felde  erreichbar,  dann  sind  Saatdecker 
ra  verwenden. 

Zar  Saatnnterbringang  sehr  tangliche  Eggen  sind :  die  Zickzack- 
egge Yon  Howard,  die  schottische  sog.  Rhomboidal-  nnd  die  Bra- 
banter  Egge. 

Was  nnn  die  Drillknltor  anbetrifft,  so  lässt  sich  dieselbe  anf 
allen  Bodenarten  anwenden,  welche  frei  von  Wnrzelnnkräntem  nnd 
Steinen,  sowie  nicht  zu  steil  sind.  Der  Fortschritt  des  Getreidebanes 
bSngt  zn  einem  grossen  Teil  von  der  rationell  dnrchgefilhrten  Drill- 
knltnr  ab,  denn  ausser  der  Samenerspamis  nnd  Verminderung  des 
Lagergetreides  gewährt  sie  durch  die  gleichmässige  Unterbringung 
der  SamenkQmer  iu  entsprechend  zweckmässiger  Tiefe  und  ihre 
gleichmässige  Verteilung  gegenttber  der  Breitsaat  sehr  wesentliche 
Vorteile. 

Mit  ihrer  Hfllfe  werden  bei  richtiger  Bemessung  der  Saatmenge 
und  Reihenweite  sehr  kiilftige,  produktive  Pflanzen,  welche  unter 
dem  Kampf  um  das  Dasein  nur  wenig  leiden,  erwachsen»  und  wird 
folgerichtig  eine  nach  Quantität  und  Qualität  bessere  Ernte  als  bei 
der  Breitsaat  aufzubringen  sein,  zumal,  wenn  auch  eine  Bearbeitung 
der  Zwischenräume  während  der  Vegetationsperiode  stattfindet. 

Die  Reihenentfemungen  (Drillweiten)  bemessen  sich  nach  dem 
notwendigen  Wachsraum,  welchen  die  Pflanzen  im  konkreten  Fall 
beanspruchen  und  hängt  hiervon  hauptsächlich  der  Erfolg  der  Drill- 
kultur ab. 

Von  ganz  besonderer  Wichtigkeit  bei  Bemessung  der  Reihen- 
entfemung  ist  aber  auch  der  Umstand,  ob  eine  Bearbeitung  der 
Zwischenräume  stattfinden  soll  oder  nicht,  denn  erst  bei  20  cm 
Reihenentfemung  lässt  sich  ein  erfolgreiches  Behacken  mit  Pferde- 
hacken vornehmen. 

Die  geringste  Reihenentfemung  unserer  besten  Drillmaschinen 
geht  nun  nicht  unter  8  cm  herunter,  die  wir  demnach  als  die  unterste 
Grenze  anzusehen  haben,  während  die  uns  bekannte  oberste  Grenze 
bei  den  echten  Getreidearten  50  cm  erreicht. 

Diese  letztere  Reihenentfemung  fanden  wir,  namentlich  zum 
Schutz  gegen  das  Lagem  in  der  bertthmten  Wirtschaft  des  Herrn 
Amersfoort  zu  Badhoeve,  im  Haarlemermeer,  Niederlande,  wo  auf 
stark  gedfingtem  lehmigen  Humusboden  diese  Entfernungen  gewählt 
worden  waren  und  zwar  betmg  das  Aussaatquantum  p.  ha  Ibei 
Ende  Oktober  ausgesäetem  Roggen  0.40  hl 
Ende  März      ausgesäetem  Hafer      1.50  hl 

Bei  unserer  Anwesenheit,  Ende  Mai,  deckte  der  Roggen  schon 
vollständig  das  Feld. 

Gemeinhin  schwanken  die  Drillweiten  und  Saatquanta  wie  folgt: 


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68  Allgemeiner  TeiL 

Beihenweite  Saatqaantam 

Weizen  10—30  cm  2.00  hl  —  1.00  hl 

Roggen  10—26  cm  2.70  hl  —  1.00  hl 

Gerste    10-26  cm  2.50  hl  —  1.10  hl 

Hafer     10-26  cm  4.00  hl  -  2.00  hl 

Hirse      10-26  cm  0.22  hl  —  0.10  hl. 

Nach  Feststellung  der  Beihenentfemnng  wird  je  nach  dem 
Pflanzraum,  welchen  eine  Pflanze  einnehmen  soll,  die  Saatmenge 
berechnet,  and  nach  derselben  die  Drillmaschine  entsprechend  ein- 
gestellt. 

Bei  Anwendung  der  Drillmaschine  zur  Aussaat  ist  der  Acker 
vorher  zur  Saat  vollständig  fertig  zu  stellen  und  kann  dies  ebenfalls» 
namentlich  auf  schwerem  Boden,  als  ein  Vorteil  der  Drillkultur  an- 
gesehen werden,  indem  das  nach  der  Einsaat  so  schädlich  wirkende 
Festtreten  des  Saatlandes  vermieden  wird. 

Zeigen  sich  die  Drillreihen  nach  der  Einsaat  nicht  genttgend 
geschlossen,  was  auf  schwerem,  noch  etwas  feuchtem  Boden  wohl 
vorkommen  kann,  so  gibt  man  mit  einer  leichten  Egge  quer  ttber 
dieselben  einen  Eggenstrich. 

Die  Qualität  der  Arbeit  hängt  aber  ausser  von  der  Vorbereitung 
des  Bodens  von  der  Drillmaschine  selbst  ab  und  wird  von  dieser 
verlangt,  dass  sie  die  Samenkörner  unter  allen  Verhältnissen  mit  der 
wünschenswerten  Bedeckung  in  gleiche  Tiefen  bringt.  Hierzu  ist 
eine  zweckmässige  Form  und  eine  gewisse  Beweglichkeit  der  Drill- 
schare erforderlich,  damit  sich  bei  momentanen  Widerständen  die 
Tiefe  leicht  reguliert;  auch  ist  zur  Herstellung  paralleler  Reihen  ein 
steter  Oang  und  eine  leichte  Lenkbarkeit  der  Maschine  sehr  er- 
wünscht ;  femer  sollen  sich  Drillweite  und  Saatmenge  leicht  ver- 
ändern lassen. 

Die  Drillmaschine  soll  zu  ihrer  Fortbewegung  nur  zwei  mittel- 
schwere Pferde  beanspruchen,  und  bei  gttnstiger  Lage,  sowie  ge- 
höriger Vorbereitung  des  Feldes  durchschnittlich  täglich  4.5—5  ha 
besäen  können. 

Allen  diesen  Anforderungen  entsprechen  am  meisten  die  nach 
dem  Löffelsystem  konstruierten  Drillmaschinen,  von  denen  wir  die 
Maschinen  von  Zimmermann,  Sack,  Qarret,  Homsby  etc.  anfuhren 
wollen. 


Schliesslich  haben  wir  noch,  wenn  auch  streng  genommen  nicht 
hierhin  gehörig,  den  Samenwechsel  zu  erwähnen» 

Bekanntlich  sind  die  Ansichten  der  Landwirte  Über  die  Vorteile 


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Die  Saat  des  Getreides.  69 

dea  Samenweehsels  sehr  geteilt,  indem  sich  einige  entschieden  fUr 
unbedingten  Samenwechsel  anssprecben^  sobald  nur  das  Getreide  ans 
Gegenden  bezogen  wird,  in  denen  es  Torzttglich  gedeiht  nnd  zwar 
selbst  anf  die  Gefahr  hin,  dass  Klima  nnd  Bodenbeschaffenheit  des 
Ursprungsortes  sehr  erheblich  von  denen  des  neuen  Kulturortes  ab- 
weichen. Andere  halten  dagegen  das  selbstgezogene  Getreide  ftir 
das  beste,  weil  es  sich  dem  Boden  und  Klima  angepasst  habe  und 
bei  sorgsamer  Kultur  seine  guten  Eigenschaften  auch  bewahre;  wieder 
Andere  nehmen  einen  vermittelnden  Standpunkt  ein,  indem  sie  nur 
dann  den  Samenwechsel  empfehlen,  wenn  das  angebaute  Getreide 
den  an  dasselbe  gestellten  Anforderungen  nicht  mehr  entspricht. 

Dieser  letztere  Standpunkt  scheint  uns  nun  der  allein  richtige 
zu  sein,  denn  unzweifelhaft  stützt  sich  der  Samenwechsel  darauf,  dass 
Getreide  mit  besonderen  hervorragenden  Eigenschaften  in  einzelnen 
sehr  begünstigten  Gegenden  konstant  erzeugt  wird  und  diese  ihm 
innewohnenden  nützlichen  Eigenschaften  in  anderen  weniger  begün- 
stigten Gegenden  durch  einige  Generationen  hindurch  fortzupflanzen 
vermag;  wollen  wir  daher  die  Vorteile,  welche  ein  solches  Getreide 
bietet,  geniessen,  dann  haben  wir  einen  rationellen  Samenwechsel 
einzuführen;  wird  aber  der  Samenwechsel  zur  Mode,  d.  h.  princi- 
pienlos  durchgeführt,  so  ist  derselbe  vom  üebel,  denn  in  vielen 
Fällen  lässt  sich  das  einheimische  Getreide  durch  Gewährung  eines 
besseren  Standortes,  guter  Kultur  und  Pflege,  sowie  bei  vorsichtiger 
Samenauswahl  sehr  erheblich  verbessern. 

Der  Samenwechsel  setzt  nun  eine  genaue  Sortenkenntnis  des 
Gretreides  voraus,  und  wird  nicht  allein  durch  die  Verbesserung  der 
Kommunikationsmittel  und  den  genossenschaftlichen  Bezug,  sondern 
auch  durch  strenge  Samenkontrole  erleichtert. 

Die  Gründe,  welche  zum  Samenwechsel  führen,  können  fol- 
gende sein: 

1)  Hebung  der  Produktion  nach  Quantität  und  Qualität. 

Durch  die  Kultur  sehr  ertragreicher  Sorten  lässt  sich  die  Pro- 
duktion erfolgreich  erhöhen,  wobei  jedoch  nach  Haberlandt^)  das 
ans  feuchten  Klimaten  bezogene  Saatgut  verhältnismässig  mehr  Stroh 
und  weniger  Körner  liefert,  als  das  aus  trocknen  Wacbstumsgebieten 
mit  kurzem  Frühjahr  und  heissem  Sommer,  auch  widerstehen  die 
aus  letzterem  Saatgut  hervorgegangenen  Pflanzen  besser  der  Trockenheit. 

Die  Richtigkeit  dieses  Satzes  bezeugen  unsere  siebenjährigen 
in  Poppeisdorf  gemachten  Untersuchungen  mit  Original-Getreide  aller 
Zonen  und  legen  wir  hier  nur  die  auf  Winterweizen  bezüglichen  des 
Seeklimas  von  Grossbritannien,   des  Klimas  Deutschlands,  und   des 


1)  Oeetr.  landw.  WchbL  No.  1.    1875. 

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70 


Allgememer  Teil. 


ansgegprochenen  KontinentalUimM  (SteppenUima)  des  •HdSetlichen 
Europas  vor: 


Land 

anter- 
suohten 
Winter- 
Weizen 

Groesbritannien 
Dentsohland 
Ungrarn,  Rumänien, 
8üd-Ru88land 

87 

18 

19 

Gesammtfläohe 

eines  Halmes 

imDarohsohniti 

qcm 


von  100 
Halmen 


Gewicht 

der 
Körner 


Prooente  an 


Kom 


Stroh 


885 
373 

286 


600 
500 

865 


227 
204 

160 


87.8 
40.8 

44 


62.2 
59.2 

56 


Hiemach  liefert  allerdings  das  (Getreide  des  fenchteren  Klimas 
Torhältnismässig  mehr  Stroh  und  weniger  KQmer,  als  das  des 
trookneren,  wärmeren  Klimas,  doch  ist  im  Aligemeinen  die  Differenz 
nicht  sehr  bedeutend,  während  sich  ein  sehr  erheblicher  Unterschied 
betreffs  der  Gesammtoberfläche  und  des  absoluten  (Gewichtes  der 
Halme  bemerkbar  macht,  woraus  sich  wohl  folgern  lässt,  dass  im 
feuchten  Klima  und  auf  kulturroUem  Boden  die  Erträge  sich  höher 
als  im  trocknen  Klima  stellen  werden. 

Die  bessere  Qualität  der  Kömer  beraht  nun  hauptsächlich  auf 
Kleberreichtum  und  Armut  an  Holzfaser  und  macht  hiervon  nur  die 
Braugerste  eine  Ausnahme/  deren  Qualität  sich  Torzugsweise  nach 
der  Menge  an  Kohlehydraten,  welche  sie  im  Kom  aufgespeichert 
enthält,  bei  relativ  geringster  Menge  an  Holzfasersubstanz  richtet. 

Hierzu  bemerkt  Hab  er  landt:  ^kontinentales  Klima  reift  kleine 
homige  Getreidefrttchte,  mit  kleberreichem  Inhalte  und  specifisch 
schwereren  Kömem;  ktthle  feuchte  Sommer  hingegen  oder  kttnst- 
liehe  Bewässerung  und  vermehrter  Reichtum  des  Bodens  an  Pflanzen- 
nährstoffen vergrössera  das  Korn,  lockem  den  Inhalt,  der  statt  glasig, 
mehlig  erscheint  und  verringem  das  specifische  Gewicht  zugleich 
mit   der  Menge  stickstoffhaltiger  Bestandteile.' 

Dass  nun  in  der  That  die  Körner  im  trocknen  Klima  kleiner 
werden,  aber  ihr  Volumengewicht  steigt,  zeigen  unsere  Untersuchungen, 
nach  denen  beim  englischen  Winterweizen  1740000  Kömer  auf 
1  hl  =  83  kg,  beim  deutschen  1  746  000  Körner  auf  1  hl  =  83  kg, 
und  bei  Weizen  aus  dem  Steppenklima  1  942  000  Körner  auf  1  hl 
von  84,8  kg  Volumengewicht  durchschnittlich  entfielen. 

Ferner  kann  auch  ein  grösserer  Kleberreichtum  in  den  Eigen- 
schaften einer  Sorte  begründet  sein  und  bringen  wir  zum  Beweise 
hierftir  aus  dem  Werk  von  Bitthausen,  die  Eiweisskörper  etc. 
Bonn  1882  nachfolgende  Analysen: 


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Die  Saat  das  Gatreides. 


71 


Die  Edmer 
enthalten : 

Das  Mehl  derselben  enthält; 

Bezeichnung  der 

SSI 

In  100 

Weizensorten 

^ 

In  1( 
Trock 
substa 

^ 

Trockensubstanz 
Stick-   Pro-  1  Kleber, 

Kleber, 
frisch 

8&kitoff 

Stoff 

tein 

trocken 

Sommerweizen  ans  Jekateri- 

11.81 

8.41 

12.54 

8.27 

19.62 

19.70 

55.00 

Sommerweijsen  ans  Gherson 

18.11 

8.07 

18.10 

2.84 

17.04 

16.00 

42.70 

Winterweizen  aus  dem  Banat 

12.62 

8.08 

18.81 

8.07 

18.42 

16.87 

42.80 

,j               ,,     Cherson 

12.90 

2.51 

13.41 

2.63 

16.18 

14.14 

88.96 

Ungarischer     Sommerweizen 

14.81 

2.60 

15.28 

2.48 

14.58 

14.80 

87.67 

(1  Jahr  in  Poppeisdorf  ge- 
baut) 
Winterweizen  von  Eeszthely 

18.78 

2.67 

14.85 

2.64 

16.84 

13.86 

85.84 

Kujavischer- Weizen,  Posen 

16.61 

2.S6 

15.94 

2.04 

12.24 

12.38 

29.88 

Aarweizen,  Nassau 

15.46 

1.93 

15.52 

1.94 

11.64 

11.16 

26.71 

Kaiser- Weizen,  Proskau 

16.42 

2.01 

15.89 

1.65 

9.90 

10.65 

26.36 

Frankensteiner- Weizen 

14.49 

2.01 

16.07 

1.75 

10.60 

11.27 

25.50 

Hallet's  genealogischer 

16.63 

1.92 

15.83 

1.78 

10.68 

10.41 

24.11 

Eessingland 

17.14 

2.03 

16.91 

1.71 

10.26 

8.86 

18.99 

Demnach  scheint  die  Ansicht  berechtigt  zn  sein,  dass  das 
Steppenklima  mit  seinem  von  Natnr  reichen  Boden  aber  mangelnder 
Kultur  die  kleberreichsten,  also  der  Qualität  nach  besten  Weizen 
erzeugt,  während  mit  der  Zunahme  der  Feuchtigkeit  und  Kultur  der 
Elebergefaalt  immef  mehr  abnimmt  Soll  daher  der  Klebergehalt 
vermehrt  werden,  so  empfiehlt  sich  der  Bezug  kleberreicher  Sorten, 
die  je  nach  den  im  konkreten  Falle  vorliegenden  Verhältnissen  län- 
gere oder  kürzere  Zeit  ihren  höheren  Klebergehalt  bewahren  werden. 

2)  Der  Samenwechsel  ist  häufig  nötig,  wenn  sich  das  ange- 
baute Getreide  gegen  Auswintern,  Lagern,  Trockenheit  und  Rost  zu 
wenig  widerstandsfähig  zeigt. 

In  Bezug  auf  die  Widerstandsfähigkeit  der  Wintersaaten  gegen 
ungünstige  Winterwitterung  bemerkt  Haberlandt^),  dass  beim  Be- 
zug von  Saatgut  der  Westen  Europas  besser  daran  sei,  wie  der 
Osten,  denn  die  westlichen  und  nordwestlichen  Länder  Europas 
können  Wintergetreide  zam  Samenwechsel  beziehen  und  sicher  sein, 
dass  solche  dem  Ausfrieren  weniger  ausgesetzt  sein  werden,  als  ihre 
eignen  einheimischen  Sorten.  Wollte  aber  der  Osten  oder  Süd-Osten 
Europas  mit  seinen  kontinentalen  strengen  Wintern  Saatgetreide  aus 
dem  Westen  Europas  beziehen,  so  würde  die  vollständige  Auswinterung 
solcher  Saaten  wohl  die  Regel  sein. 

Dieser  Satz  ist  jedoch   nach   unseren  Beobachtungen   nicht  im 


1)  Der  allg.  landw.  Pflanzenb.     1879,  p.  747. 


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72 


Allgemeiner  Teil. 


vollen  umfange  zn  aoceptieren,  da  in  den  Ländern  des  Ostens  Weizen- 
sorten des  Westens  dnrch  die  ihnen  hier  zu  Gute  kommende 
scbtltzende  Schneedecke  häufig  besser  durchwintern  als  in  den  Län- 
dern des  Westens,  in  denen  trockene  und  kalte  Witterung  mit  feuchter 
und  milder  häufig  ganz  unvermittelt  abwechselt,  so  dass  z.  B.  1870 
in  Poppeisdorf  der  grösste  Teil  der  Wintersaaten  aus  verschiedenen 
Ländern  vollständig  zu  Grunde  ging,  während  auf  dem  Versuchs- 
felde in  Proskau,  Ober  -  Schlesien ,  die  Wintersaaten,  von  denen 
sehr  viele  dem  Westen  entstammten,  gut  durchwinterten,  und 
bestätigt  sich  hier  die  bekannte,  aber  noch  unerklärte  Thatsache, 
dass  Pflanzen  ohne  Schaden  zu  nehmen  gefrieren  können,  während 
ein  mehrmaliges  Aufthauen  und  Einfrieren  sie  tötet. 

In  Poppeisdorf  erwiesen  sich  in  einer  Beobacbtungszeit  von 
1870 — 1881  von  40  englischen  Winterweizen  nicht  weniger  als 
52,5  Proc.  als  nicht  winterfest. 

Uebrigens  ist  es  eine  bekannte  Thatsache,  dass  in  Nord-Frank- 
reich und  Süd-England  einheimische  Weizen  ebenfalls  erfrieren. 

Aus  diesen  Gründen  ist  beim  Samenwechsel  die  Widerstands- 
fähigkeit gegen  Frost  für  jede  Sorte  im  konkreten  Fall  zu  prüfen. 

In  Betreff  des  Lagerns  fahrt  nun  Haberlandt^)  aus,  dass 
das  Getreide  regenreicher  Länder  leichter  als  das  regenarmer  lagere, 
eine  Anschauung,  der  wir  nicht  beipflichten  können,  sobald  es  sich 
darum  handelt,  behufs  des  Samenwechsels  Getreide  aus  regenarmen 
in  regenreiche  Länder  zu  versetzen,  denn  nach  njiseren  Erfahrungen 
ist  solches  Getreide  leichter  als  das  einheimische  dem  Lagern  aus- 
gesetzt, wie  auch  nachfolgende  in  Poppeisdorf  angestellte  Unter- 
suchungen an  Winterweizen  zeigen: 


Bezeichnung  der 
Herkunft 

Anzahl 

der 
Sorten 

sehr 

leicht 

lagernd 

Proc 

ziemlich 

leicht 

lagernd 

Proc. 

nicht 

leicht 

lagernd 

Proc 

Englische  Sorten 
Deutsche        „ 
Sorten    aus    Unsram, 
Rumänien,   Süd-Russ- 
land 

41 
22 

18 

5 
3 

44 

20 
37 

22 

75 
60 

34 

Hiernach  sind  die  regenarmen  Ländern  entstammenden  fein- 
halmigen  Sorten,  sobald  sie  in  regenreichere  und  auf  stark  gedüngten 
Boden  kommen,  in  weitaus  höherem  Grade  dem  Lagern  unterworfen, 
als  die  starkhalmigen  Sorten  des  feuchten  Klimas. 


1)  Oestr.  landw.  Wohbl.  No.  1.  1878. 


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Die  Saat  des  Getreides.  73 

Demnach  lägst  sich  aach  in  diesem  Falle  nur  durch  den  An- 
banversuch  entscheiden,  ob  eine  Sorte  mehr  oder  weniger  leicht 
lagert. 

Selbstverständlich  ist  ferner,  dass  die  feinhalmigen  Getreide- 
sorten regenarmer  Länder  leichter  der  Dttrre  widerstehen,  als  die 
sehr  kräftigen  Pflanzen  des  feuchten  Klimas. 

Die  Widerstandsfähigkeit  des  Getreides  gegen  Rost  ist  nach 
unseren  Beobachtungen  hauptsächlich  abhängig  vom  Charakter  der 
Sorte,  denn  es  befallen  die  Getreidesorten  aller  Länder  mit  Rost, 
jedoch  zeigen  sich  sehr  merkliche  Verschiedenheiten  in  der  Intensität 
des  Auftretens  bei  den  einzelnen  Sorten,  so  dass  neben  einer  sehr 
stark  durch  Rost  befallenen  Sorte  eine  sehr  wenig  erkrankte  stehen 
kann.  Haberlandt^  meint,  dass  frtlhreifende  Sorten  den  Pilzen 
weniger  als  spätreifende  ausgesetzt  seien;  doch  ist  dies  keinesfalls 
richtig,  yielmehr  ergaben  unsere  Beobachtungen,  wie  sich  dies  auch 
ans  den  weiter  unten  folgenden  Beschreibungen  der  Getreidesorten 
leicht  erkennen  lässt,  dass  gerade  frühreife  Sorten  dem  Rost  sehr 
leicht  erliegen,  und  gemeinhin  spätreife  weit  widerstandsfähiger  sind. 

3)  Häufig  ist  auch  an  Stelle  einer  spätreifen  eine  frühreife  Ge- 
treidesorte erwünscht,  und  hat  diese  Frühreife  namentlich  dann  einen 
hoben  Wert,  sobald  Getreidearten  an  der  äussersten  Grenze  ihrer 
Verbreitungszone  angebaut  werden  sollen,  welcher  Fall  z.  B.  in 
Deutschland  bei  dem  Mais,  der  Mohr-,  Kolben-  und  Rispenhirse  ein- 
treten kann,  auch  würde  für  Gegenden  mit  kurzen  oder  in  solchen 
mit  trocknen  Sommern  der  Anbau  frühreifer  Sorten  wohl  zu  be- 
achten sein. 

Hierzu  ist  zu  bemerken,  dass  Pflanzen  mit  früh-  oder  spät- 
reifer Entwickelung  in  Verhältnisse  gebracht,  welche  z.  B.  der  Früh- 
reife nicht  günstig  sind,  doch  ihren  Charakter  für  lange  Perioden 
bewahren  können,  obwohl  unter  dem  Einfluss  sehr  verschiedenartiger 
Beschaffenheit  des  Klimas  und  der  Bodenverhältnisse  sich  sowohl 
die  Beschaffenheit  der  Früchte,  als  auch  der  Habitus  der  Pflanze 
sehr  wesentlich  zu  ändern  vermag.  So  haben  die  Versuche  von 
Körnicke  2)  mit  nordischem  Getreide,  welche  von  1873  bis  1881 
darchgeftthrt  würden,  zur  Genüge  dargethan,  dass  diese  Getreide- 
sorten ihre  eigentümliche  und  frühzeitige  Entwickelung  trotz  neun- 
jähriger Kultur  in  Poppeisdorf  nicht  eingebüsst  hatten. 

Femer  stellte  Haberlandt  den  Satz  auf,  dass  der  Gegensatz 
zwischen  Winter-  und  Sommerfracht  um  so  mehr  schwindet,  in  je 
südlichere  Gegenden  man  gelangt;  und  Wintergetreide  aus  Gegenden 


1)  AUg.  landw.  Pflanzenbau  747. 

2)  Berichte  u.  vergl.  Kult,  mit  nord.  Getr.  Landw.  Jhrb.  1874,  75,  76,  77. 


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74 


AUgemeiner  TeiL 


nördlich  Tom  45.  <>  im  Frtthjahr  ansgesäet,  in  demselben  Jahre  nicht 
mehr  zum  Schossen  gelangt,  dagegen  aus  südlicheren  Breiten  bezogen, 
sich  im  kälteren,  gemässigten  Klima  ebenso  wie  Sommergetreide  verhält 

Diese  Annahme  erscheint  nns  insofern  nicht  ganz  richtig,  als 
auch  echte  Wintergetreide,  welche  sich  nicht  als  Sommergetreide  an- 
bauen lassen,  in  wärmeren  Zonen  vorkommen;  allerdings  können  wir 
bestätigen,  dass  sich  das  Wintergetreide  wärmerer  Zonen  häufig  anch 
als  Wechselgetreide  benutzen  lässt 

So  fanden  sich  in  Poppeisdorf  unter  den  Winterweizensorten 
(Triticum  vulgare)  aus  Ländern  sehr  verschiedener  Zonen  nachfolgende 
Procentsätze  an  Wechsel weizen  und  echtem  Winterweizen: 


Vaterland  der  Original- 
Weizensorten 

Ansahl  der 

untersuchten 

Sorten 

Procente  an 

Wechsel- 

wcicen 

Procente  an 
echtem 
Winter- 
weia^en 

Nord*  U.Mittel-Russland 

8 

_ 

100 

Holland 

6 

_ 

100 

Skandinavien 

2 

.. 

100 

Grossbritannien 

79 

4 

96 

Nord-Deutschland 

89 

5 

95 

Nord- Amerika 

50 

.     6 

94 

Süd-Russland,  Rumänien, 

Ungarn,  Serbien. 

12 

9 

91 

Italien 

9 

20 

80 

Frankreich 

85 

28 

72 

Spanien 

4 

50 

50 

Ostindien 

7 

60 

40 

Griechenland,Klein-Asien 

18 

70 

80 

Summa: 

259 

10 

90 

Ueberdenken  wir  das  ttber  den  Samenwechsel  Gesagte  noch  ein- 
mal, so  kommen  wir  zu  dem  Schluss,  dass  ein  Samenwechsel  unter 
Umständen  sehr  vorteilhaft  sein  kann,  wenn  die  Wahl  der  neuen  Sorte 
nach  genauer  Prüfung  aller  Verhältnisse  geschieht. 

Zu  bemerken  ist  jedoch,  dass  jedesmal  erst  im  Kleinen  ein  An- 
bauTcrsuch  mit  dem  neuen  Saatgut  zu  machen  ist,  um  zu  prüfen,  ob 
dasselbe  auch  wirklich  allen  Anforderungen  entspricht. 

Einige  Getreide,  wie  Boggen  und  Mais,  sind  möglichst  fem  von 
anderen  Sorten  ihrer  Art  anzubauen,  da  sonst  zu  leicht  Kreuzungen 
entstehen. 


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Die  Pflege  des  Getreides.  .  75 


Die  Pflege  des  Getreides. 

Die  Pflege  hat  sich  zoDttchst  aaf  eine  dem  Getreidebau  gttnstige 
Begalieraiig  der  Bodenfenehtigkeit  za  richten,  wobei  hervorznheben  ist, 
dass  das  Getreide  mit  seiner  relativ  geringen  verdunstenden  Oberfläche 
besser  Trockenheit,  wenn  sie  ein  gewisses  Mass  nicht  ttberschreitet, 
als  zu  viel  Nässe  verträgt,  weshalb  in  der  subarktischen  Zone  die 
Entwässerung  platzzugreifen  hat 

In  der  kälteren  gemässigten  Zone  sind  gemeinhin  die  Feuchtig- 
keitsverbältnisse  derart,  dass  die  Regenmenge  für  die  Getreidekultur 
ausreicht  und  auf  bindigen  Bodenarten  sogar  die  Entwässerung  von 
grossem  Vorteil  sein  kann,  während  vom  45^  nach  dem  Aequator  zu 
häufig  Wassermangel  eintritt,  weshalb  hier  beim  Sommergetreide  und 
nicht  selten  auch  beim  Wintergetreide  erst  durch  periodische  Bewäs- 
serung die  Sicherstellung  und  Ertragserhöhung  der  Ernten  erzielt 
werden  kann. 

Die  Ackerbestellung  zum  Zweck  der  Bewässerung  geschieht  in 
der  Weise,  dass  entweder  1—1,5  m  breite,  gewölbte,  oder  3— 4  m  breite 
flache  Beete  in  der  Richtung  des  grössten  Gefälles  (1—1,50  ra  und 
mehr  Gefälle  auf  1000  m  Länge)  aufgepflügt  werden.  In  die  Beetfur- 
ehen  strömt  das  Wasser  von  einem  Verteilgräbchen  aus,  das  dem  Be- 
wässerungsgraben parallel  läuft,  langsam  ein  und  sobald  es  am  ent- 
gegengesetzten Ende  angekommen  und  sich  daselbst  auf  3 -4  cm 
erhöht  hat,  sieht  man  die  Bewässerung  meist  als  genttgend  an. 

Während  der  Blütezeit  und  der  Ausbildung  der  Aehren  darf  jedoch 
nicht  gewässert  werden. 

In  Italien  stellt  sich  der  Wasserkonsum  für  die  Getreidekultur 
auf  0.377 1  Wasser  p.  ha  und  Sekunde,  während  der  Vegetationsdauer. 

In  Spanien  wässert  man  den  Mais  einmal  in  15  Tagen,  das 
flbrige  Getreide  einmal  in  30  Tagen,  mit  500—700  cbm  p.  ha. 

Sind  im  südlichen  Frankreich  die  Regen  des  Mai  und  Juni  nicht 
ausgiebig  genug,  so  wässert  man  zweimal  zu  0,12  m  Stauhöbe,  oder 
1200  cbm  p.  ha,  welche  einem  beständigen  Zufluss  von  0,3  1  ent- 
sprechen. 

Naturgemäss  stellen  sich  in  den  heissen  Ländern  die  notwendigen 
Wasserquanta  weit  höher  als  in  Süd-Europa,  so  erhält  in  Indien  der 
Winterweizen  (Aussaat  Ende  Oktober,  Ernte  Anfang  April)  5  Bewäs- 
serungen und  zwar  die  erste  mit  750  cbm  vor  der  Bestellung  zur 
Erweichung  des  Landes,  die  4  folgenden  560  cbm  in  der  Vegeta- 
tionsperiode, also  im  Ganzen  2990  cbm  Wasser  p.  ha. 


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76  Allgemeiner  Teil. 

Im  Nildelta  werden  alle  10--12  Tage  sämmtliche  Wasserfurchen 
einmal  vollständig  gefüllt  und  konsumiren  die  Sommerfrttchte  durch 
schnittlich  pro  Tag  und  ha  50  cbm  Wasser. 

In  Algier  wässert  man  das  Wintergetreide  dreimal,  das  Sommer- 
getreide viermal  und  werden  für  ersteres  1 000  cbm,  flir  letzteres 
1600  cbm  Wasser  p.  ha  verbraucht. 

Hiergegen  kann  in  der  kälteren  gemässigten  und  subarktischen 
Zone  auf  den  bindigen  Bodenarten  erst  vermöge  genügender  Entwäs- 
serung durch  Drainage  oder  offene  Gräben  an  eine  lohnende  intensive 
Kultur  gedacht  werden,  und  tritt  die  Notwendigkeit  der  Entwässerung 
um  so  schärfer  hervor,  je  kälter  und  regenreicher  das  Klima  sich 
gestaltet. 

Unter  solchen  Umständen  ist  es  geboten,  den  Ueberfluss  ani 
Wasser,  bevor  durch  dasselbe  den  Pflanzen  Schaden  zugefügt  wird, 
möglichst  schnell  abzuleiten,  weshalb  nach  der  Aussaat  sofort  Wasser- 
furchen anzulegen  sind,  welche  eine  längere  Zeit  andauernde  Ueber- 
flutung  tief  gelegener  Partieen  des  Feldes  verhüten  sollen.  Auch  sucht 
man  auf  stark  abhängigen  Feldern  das  Ausreissen  und  Wegspülen 
der  Krume  bei  heftigen  Regengüssen  durch  Wasserfurchen,  welche  in 
Halbbogen  gezogen  werden  und  sich  unter  einander  kreuzen,  möglichst 
zu  vermeiden. 

Die  Pflege  hat  sich  ferner  auf  diejenigen  Wintersaaten  zu  er- 
strecken, welche  auf  sehr  humosem  Boden  dem  Auffrieren  ausgesetzt 
waren,  welches  bekanntlich  dadurch  entsteht,  dass  das  die  zahlreichen 
Poren  des  humosen  Bodens  erfttllende  Wasser  gefriert,  in  Folge  dessen 
sich  die  obere  Bodenschicht  ausdehnt  und  von  dem  nicht  gefrorenen 
Boden  abhebt.  Ist  diese  obere  gefrorene  Bodenschicht  nur  wenig  mäch- 
tig, so  dass  sich  die  grösste  Wurzelmasse  noch  in  der  nicht  gefrorenen 
Schicht  findet,  dann  werden  die  Pflanzen,  namentlich  wenn  sich  das 
Aufthauen  und  Gefrieren  mehrmals  wiederholt,  ohne  sehr  starkes  Zer- 
reissen  der  Wurzeln  förmlich  aus  dem  Boden  herausgehoben.  Ungün- 
stiger gestalten  sich  jedoch  diese  Verhältnisse  bei  tiefer  eindringen- 
dem Frost,  weil  dann  auch  ein  starkes  Zerreissen  der  Wurzeln 
unausbleiblich  ist  und  die  von  Erde  entblössten  zerrissenen  Wurzeln 
sehr  viel  leichter  absterben. 

Durch  das  möglichst  zeitige  Zusammendrücken  der  gelockerten 
Bodenschicht,  nach  dem  Abtrocknen  derselben  im  Frühjahr,  mit  Hülfe 
einer  schweren  Walze  oder  durch  Uebertreiben  einer  Schafherde 
sucht  man  die  Pflanzen  wieder  zu  befestigen  und  das  Anwachsen  zu 
unterstützen. 

Für  die  Wintersaaten  auf  bindigen  Böden,  welche  leicht  erhärten 
und  verkrusten,  hat  sich  die  Pflege  im  Frühjahr  nach  dem  Abtrocknen 
des  Bodens  zunächst  auf  das  Brechen  der  Kruste  zu  richten,  damit 
der  Luft  der  Zutritt  zum  Boden  wiederum  erschlossen,   sowie  dnrcb 


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Die  Pflege  des  Getreides.  77 

die  erzeugte  lockere  Erde  einer  zn  starken  VerdnnstiiDg  des  Bo- 
dens entgegen  getreten  wird.  Für  diese  Zwecke  eignet  sich  kein 
Gterät  besser  als  die  Wiesenegge,  indem  sie  die  Kruste  gründlich 
zerstört  nnd  lockere  Erde  schafft,  anch  sehr  zeitig,  da  sie  die  Pflanzen 
nicht  mit  Erde  zn  stark  überdeckt,  zur  Anwendung  kommen  kann.  Später 
eggt  man  die  Saat  mit  schwereren,  eisernen  Eggen  noch  einmal  tüchtig 
durch,  nm  eine  tiefere  Lockerung  und  die  Zerstörung  einer  Anzahl 
Unkräuter  zu  bewirken.  Leider  werden  durch  sie  Kornblumen,  Korn- 
raden, Disteln  etc.  nicht  vernichtet,  welche  daher  durch  Ausstechen 
zu  entfernen  sind. 

Die  Sommersaat  eggt  man  gern  nach  der  Einsaat,  doch  bevor 
sie  aufgegangen,  um  das  zeitig  hervorgelockte  Samenunkraut  z.  B.  den 
Hederich  wiederum  zu  zerstören,  oder  um  nach  Schlagregen  die  Kruste 
zu  brechen. 

Die  Keimung  der  Samenkörner  wird  auch  auf  trockenem  Boden 
und  bei  trockener  Witterung  durch  Walzen  gefördert,  indem  in  der 
obersten  festgedrückten  Erdschicht  nicht  allein  die  Samenkörner  dichter 
durch  Erde  umlagert  werden,  sondern  es  wird  ihnen  auch  das  nötige 
Quellnngswasser  schneller  zugeführt,  denn  es  strömt  ihr,  da  eine  fest- 
gedrückte  Erdschicht  stärker  als  eine  lockere  verdunstet,  aus  den 
tieferen  Schichten  neues  Wasser  zu,  das  sie  feucht  erhält. 

Im  Allgemeinen  empfiehlt  sich  aber  nicht  die  Verwendung  von 
glatten  Walzen,  sondern  von  kannelirten  oder  Bingelwalzen,  weil  der 
geriefte  Boden  weniger  leicht  durch  Schlagregen  verkrustet,  da  die 
Begentropfen  an  den  Hervorragungen  zerschellen,  auch  sehr  sandiger 
Boden  weniger  leicht  durch  starken  Wind  verweht  wird. 

Das  Walzen  wiederholt  man,  zur  Förderung  der  Bestockung 
nnd  Vermeidung  des  Zweiwuchses,  sobald  die  Pflanzen  die  Länge 
eines  Fingers  erreicht  haben. 

Das  E^en  und  Walzen  vertreibt  auch  manchen  tierischen  Ge- 
treidefeind, weshalb  es  nicht  unterbleiben  sollte. 

Hat  ferner  das  Wintergetreide  durch  ungünstige  Winterwitterung 
nnd  das  Sommergetreide  durch  kaltes,  wenig  fruchtbares  Frtihjahrswetter 
namentlich  auf  armem  Boden  gelitten,  so  sucht  man  durch  zeitige 
Anwendung  stickstoffreichen  Kopfdunges  das  Wachstum  zu  unterstützen. 

Eine  sehr  ausgiebige  Pflege  kann  den  Drillsaaten  und  zwar 
hauptsächlich  auf  bindigen  Böden  durch  die  Hackkultur  zu  teil  wer- 
den, welche  den;  Boden  den  Einwirkungen  der  Luft,  des  Regens  und 
Thaues  zugänglicher  macht,  seine  Verdunstung  vermindert  und 
das  Unkraut  zerstört.  Ferner  soll  sich  das  Hacken  auch  als  Mittel 
gegen  Frostschaden  bewährt  haben;  so  berichtet  Märcker,  dass  nach 
dem  heftigen  Nachtfroste  vom  19.  auf  den  20.  Mai  1880  mehrere  in 
der  Nähe  von  Halle  befindliche  Gerstenfelder  sich  gegen  den  Einfluss 
des  Frostes  sehr  verschieden  verhalten  hätten.     Es  zeigte  sich  die 


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78  AUgemeiner  Teil. 

Wirknng  des  Frostes  anf  cmbehaekten  Oerstenfeldern  in  sehr  starkem 
Masse,  namentlich  wenQ  die  Felder  zugleich  sehr  tief  lagen.  Felder, 
welche  kurz  vor  Eintritt  des  Frostes,  also  am  18.  nnd  19.  Mai  behackt 
waren,  zeigten  die  Wirkungen  des  Frostes  fast  noch  stärker  als  die 
nnbehackten;  dagegen  blieben  solche  Felder,  welche  mehrere  Tage 
vor  dem  Froste  behackt  worden  waren,  von  der  Wirkung  des  Frostes 
so  gut  wie  ganz  verschont;  Felder,  welche  zwar  behackt,  aber  nach 
dem  Behacken  wieder  gewalzt  worden  waren,  zeigten  sich  durch  den 
Frost  ebenso  beschädigt  wie  die  nnbehackten  und  unmittelbar  vor 
dem  Frost  behackten. 

Das  Hacken  nimmt  seinen  Anfang,  sobald  das  Getreide  eine 
solche  Hohe  erreicht  hat,  dass  es  nicht  mehr  mit  Erde  bedeckt  werden 
kann,  welche  Gefahr  sich  auf  sehr  losem  oder  scholligem  Boden  durch 
vorhergehendes  Walzen  vermindern  lässt. 

Das  Hacken  lässt  sich  erst  bei  einer  Drillweite  von  20  cm 
mit  der  Pferdehacke  gut  ausführen. 

Die  Pflege  hat  sich  auch  auf  die  Verhütung  des  Lagems  aus- 
zudehnen. 

Dasselbe  stellt  sich  sehr  leicht  auf  stickstoffreichen  Böden  ein, 
namentlich  wenn  einem  milden  Herbst  und  Winter  ein  feuchtwarmes 
Frtthjahrswetter  folgt,  mithin  sich  die  jungen  Pflanzen  überaus  kräftig 
entwickeln  und  bestocken.  In  diesem  Falle  genügt  aber  der  für  nor- 
male Jahre  angenommene  Wachsraum  pro  Pflanze  nicht  mehr,  d.  h. 
die  Pflanzen  stehen  zu  dicht  und  treffen  nun  zur  Blütezeit,  oder  kurz 
vor-  oder  nachher  fortgesetzte  schwere  Niederschläge  das  Getreide, 
so  findet  das  Umknicken  des  Halmes  im  zweiten  Intemodium  statt. 

Das  Lagern  schrieb  man  früher  dem  Mangel  an  aufnehmbarer 
Kieselsäure  im  Boden  zu,  wodurch  die  Pflanzen  verhindert  werden 
sollten,  ihrer  Epidermis  die  zur  Festigkeit  des  Halmes  notwendige  in- 
krustierende Kieselsäure  zuzuftlhren.  Diese  Ansicht  wurde  zuerst  durch 
die  Thatsache  erschüttert,  dass  die  Blätter  des  Getreides  reicher  an 
Kieselsäure  als  die  Knoten  und  Intemodien  sind,  und  dass  gel*ade 
die  untersten  Intemodien,  die  doch  dem  Halm  die  Steifigkeit  verleihen, 
die  geringste  Menge  an  Kieselsäure  enthalten.  Ferner  wies  Sachs 
nach,  dass  Halmfrüchte  in  wässerigen  Lösungen  sich  auch  ohne  Kiesel- 
säure mit  straffen  Halmen  und  vollkommen  entwickeln. 

Hiemach  war  es  Schumacher^),  welcher  zuerst  erkannte,  dass 
zum  Lagern  geneigte  Getreidepflanzen  sich  durch  mangelhafte  Ver* 
holzung  und  Inkmstation  der  Zellen  und  namentlich  der  Gefässe  des 
Halmes  auszeichneten  und  ist  auch  auf  diesen  Umstand  der  Haupt- 
sache nach  das  Lagem  zurückzuführen. 


1)  Physik  in  ihrer  Anw.  auf  Agric.  1867 


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Die  Pflege  des  Getreide«.  79 

Ferner  fand  C.  Gronemey  er^),  welcher  das  Lagern  des  Getreides 
n&her  nntersnehte,  dass  das  znm  Lagern  geneigte  Getreide  sich  dnrch 
sehnelies  Wachstnm  nnd  Entwickelang  zahlreicher,  breiter,  massiger 
dunkelgrüner  Blätter  auszeichnet,  die  eine  ziemliche  Targescenz  be- 
sitzen, beim  Reifen  aber  eine  bedentende  Schlaffheit  und  Weichheit 
zeigen. 

Die  Schwäche  des  Halmes,  die  sein  Umknicken  bedingt,  liegt 
ganz  besonders  im  zweiten  Internodium  und  ist  dasselbe  von  allen  am 
meisten  in  die  Länge  gestreckt  und  am  wenigsten  verdickt.  Dieser 
Uebelstand  tritt  am  schärften  dort  hervor,  wo  die  Blattscheide  am 
unteren  Ende-  des  zweiten  Intemodinms  dasselbe  am  festesten  um- 
schliesst,  und  gelingt  es  daher  an  dieser  Stelle  den  Lichtzntritt  zu 
gestatten,  so  verholzen  die  Prosenchymzellen  und  werden  widerstands- 
fthiger. 

Die  Versuche  von  L.  Koch 2)  haben  ebenfalls  gezeigt,  dass  der 
Lichtmangel  die  Ursache  des  Lagems  ist.  Er  fand,  dass  die  Beschat- 
tung die  Ueberverlängerung  der  wachsenden  Stengelorgane  und  deren 
Zellen  bewirkt  und  nur  die  Belichtung  im  Stande  sei,  eine  Verdickung 
der  Zellen  herbeizuführen. 

Als  Vorbengungsmittel  des  Lagems  gelten:  Vermeidung  sehr 
stickstoffhaltiger  Düngung,  namentlich  des  Hordenschlages  und  über- 
haupt des  Schafmistes;  Verminderung  des  Saatquantums,  Aussaat  sehr 
starkhalmiger  Sorten,  und  Drillkultur. 

Steht  nun  aber  trotz  dieser  Vorbeugungsmittel  das  Lagern  un- 
mittelbar bevor,  dann  werden  in  der  Praxis  zur  Bekämpfung  desselben 
empfohlen:  Abweiden,  Schröpfen,  Eggen,  Walzen  und  Kochsalzdün- 
gong. 

Der  Hauptzweck  des  Abweidens  kann  doch  nur  darin  bestehen, 
bei  zu  dichtem  Stande  die  Zahl  der  Halme  zu  vermindern,  und  fragt 
es  sich  ob  dies  durch  Beweidung  mit  Schafen,  welche  sowohl  im  Herbst 
wie  auch  im  Winter  und  Frühjahr  stattfinden    kann,   erreicht  wird. 

Jedenfalls  ist  die  Beweidung  nicht  ohne  Vorsichtsmassregeln 
auszuüben,  wenn  nicht  das  Saatland  und  auch  das  Weidevieh  durch 
dasselbe  schwer  geschädigt  werden  sollen. 

Bleibende  Nachteile  iUr  das  Saatland  lassen  sich  nur  dann  ver- 
meiden, wenn  eine  massige  Beweidung  auf  trockner  oder  gefrorener 
aber  schneeloser  Oberfläche  stattfindet,  damit  die  scharfen  Klauen 
der  Schafe  den  Boden  nicht  allzusehr  zusammentreten.  Ernstliche 
Gefahren  für  die  Saat  stehen  aber  in  Aussicht,  sobald  die  Beweidung 
längere  Zeit  sehr  energisch   betrieben   wird,   namentlich  wenn   die 


1)  AgroD.  Ztg.  18ö<>,  p.  721. 

2)  LaDdw.  Centralbl.  1872,  Oktoberheft. 


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80  Allgemeiner  Teil. 

Oberfläche  gefroren  ist,  denn  schliesslich  wird  dieselbe  mürbe  und 
staubig,  in  Folge  dessen  die  Pflanzen  von  Erde  entblösst  werden, 
somit  der  Haltung  entbehren,  umfallen  und  eingehen.  Diese  Nach- 
teile werden  sich  aber  vorzugsweise  an  denjenigen  Stellen  der  Saat, 
wo  diese  am  dünnsten  steht,  am  deutlichsten  bemerkbar  machen, 
da  gerade  an  diesen  Stellen,  auf  denen  die  Pflanzen  am  wenigsten 
üppig  erwachsen  sind,  die  Schafe  am  liebsten  fressen,  auch  liegt  es 
nicht  im  Interesse  der  Schäfer,  die  Schafe  auf  den  üppigsten  Stellen 
weiden  zu  lassen,  da  bekanntlich  leicht  Krankheiten  mit  tötlichem 
Verlauf  die  Folge  zu  wässerigen  Futters  sein  können;  daher  kommt 
es  denn,  dass  meist  der  Zweck  der  Beweidung  verfehlt,  das  Saatland 
geschädigt  und  die  Gesundheit  der  Weidetiere  gefährdet  wird,  wozu 
noch  tritt,  dass  die  Schafe  das  Trockenfutter  im  Stalle  weniger  gern 
aufnehmen  und  durch  das  weiche  Weidefntter  an  Körpergewicht  und 
Wollqualität  einbüssen. 

Durch  die  Beweidung  im  Herbst  und  Winter  werden  dem- 
nach Pflanzen  zerstört  und  geschieht  die  Beweidung  zeitig  im  Herbst, 
so  werden  auch  die  Pflanzen  weniger  Beservestoffe  ablagern,  was 
eine  schwächere  Halmbildung  im  Frühjahr  zu  Folge  hat,  und  ist  dies 
nicht  unbedenklich,  denn  man  weiss  nie  voraus,  wie  das  Getreide 
durch  den  Winter  kommt. 

Eine  Beweidung  im  Frühjahr  vor  vollendeter  Bestockung  wird 
aber  gerade  das  Gegenteil,  nämlich  eine  zu  dichte  Saat  durch  ver- 
mehrte Bestockung  erzielen  lassen,  denn  sobald  die  primären  Halme 
der  in  kräftiger  Vegetation  stehenden  Pflanzen  abgeweidet  werden, 
wird  sich  die  Bestockungsthätigkeit  lebhafter  gestalten  und  sich  die 
Zahl  der  hervorspriessenden  Halme  vermehren  müssen. 

Aus  diesen  Gründen  ist  die  Beweidung  sehr  üppiger  Saaten  nur 
dann  entschuldbar,  wenn  der  Stand  im  Herbst  ein  so  üppiger  ist,  dass 
die  Gefahr  des  Ausfaulens  der  Saaten  nahe  liegt,  doch  würde  in  die- 
sem Falle  das  Abmähen  oder  Absicheln  (Schröpfen)  noch  vorzuziehen 
sein. 

Das  Schröpfen  der  Saaten  im  Herbst  ist  ebenfalls,  wenn  auch 
nicht  in  gleichem  Masse  wie  das  Abweiden  nachteilig,  kann  jedoch 
im  Frühjahr  dann  erfolgreich  sein,  wenn  die  Bestockung  vollendet 
ist,  indem  ein  Teil  der  Blätter  fortgenommen,  mithin  der  Fuss  der 
Pflanzen  einer  kräftigeren  Belichtung  ausgesetzt  wird,  jedoch  ist 
das  Schröpfen  sofort  zu  unterlassen,  sobald  sich  die  Aehre  im 
Halm  soweit  heraufgeschoben  hat,   dass  sie  verletzt  werden  kann. 

Die  Dünnerstellung  der  Saat  lässt  sich  wohl  am  besten  im 
Frühjahr  durch  scharfe,  schwere  Eggen  und  auf  bindigem  Boden 
durch  die  Krümmeregge  bewirken,  wodurch  eine  gewisse  Anzahl 
Pflanzen  entfernt,  mithin  die  nötige  Lichtung  ohne  die  Nachteile 
der  Beweidung  bewirkt  werden  kann. 


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tAe  t^flege  des  Oetreides.  81 

Ein  einfaches  Mittel  znr  Verhütung  des  Lagerkorns  ist  das  von 
W.  Scham a eher  empfohlene  Walzen  des  noch  nicht  die  Aehre 
zeigenden  Getreides. 

Durch  diese  Operation  werden  bei  Anwendung  leichter  Walzen 
die  schwächlichen,  weichen  SchOsslinge  in  ihrer  Entwicklung  gestört 
oder  sterben  ab,  während  das  Wachstum  der  älteren,  kräftigeren, 
nur  in  ihren  unteren  Partieen  gequetschten,  momentan  gehemmt  wird. 
Di^e  verletzten  Stellen  verholzen  sodann  sehr  stark,  wodurch  sie 
fester  und  gegen  das  Lagern  widerstandsfähiger  werden,  zumal 
gleichzeitig  wegen  des  Absterbens  der  schwächeren  Halme  auch  die 
Belichtung  intensiver  und  somit  das  Wachstum  normaler  wird. 

Da  nun  die  Getreidehalme  selbst  in  ihren  älteren  unteren  Teilen 
die  Fähigkeit  besitzen,  sich  wieder  aufzurichten,  wenn  sie  herunter- 
gewalzt sind,  so  erheben  sich  die  Pflanzen  wiederum  nach  einiger 
Zeit  und  zwar  vermitteln  die  Aufwärtskrümmung  die  Knotengelenke  ^). 

In  welcher  Weise  die  Schwerkraft  die  Pflanzenteile  veranlasst, 
sich  gerade  in  entgegengesetzter  Bichtung  zu  krümmen,  als  ein  toter 
biegsamer  Körper  derselben  Form,  kann  nur  darin  zu  suchen  sein, 
dass  diese  Kräfte  von  den  Pflanzen  selbst  geliefert  werden  müssen 
und  die  Schwere  nur  als  Reiz  wirkt. 

In  den  Gelenken  sind  die  Zellhäute  weich  und  biegsam,  Bast- 
fasern fehlen  ihnen  und  sind  nur  durch  das  sehr  dehnbare  CoUenchym 
mit  seinen  scheinbar  gequollenen  wasserreichen  Zellwänden  vertreten. 
Die  Ursache  der  Steifheit  liegt  in  der  Spannung  der  Zellinhalte, 
zumal  denen  des  Parenchyms. 

In  jeder  Parenchymzelle  ist  die  Wand  auf  der  Innenseite  von 
der  dünnen  Schicht  des  Protoplasmas  bekleidet  und  der  innere  Baum 
von  dem  Zellsafte  ausgefüllt,  in  dem  Substanzen  gelöst  sind,  für 
welche  das  Protoplasma  undurch^ngig  ist;  diese  Stoffe  haben  aber 
das  Vermögen,  Wasser  mit  bedeutender  Kraft  an  sich  zu  ziehen  und 
dadurch  das  Volumen  der  Zelle  zu  vergrössem.  Diese  Spannung 
zwischen  Wand  und  Inhalt,  der  sog.  Turgor,  bedingt  nun  die  Steif- 
heit des  Gewebes  der  Knotengelenke. 

Nach  Sachs  verhält  sich  nun  die  Oberseite  des  Knotens  bei 
der  geotropischen  Krümmung  völlig  passiv,  dagegen  verlängert  sich 
die  Unterseite  und  ist  diese  demnach  der  Sitz  der  Kraft,  welche 
durch  die  Schwere  ausgelöst  wird. 

Die  Zunahme  des  Gehalts  an  osmotisch  wirkenden  Stoffen  wird 
in  den  Parenchymzellen  der  Unterseite  durch  die  Wirkung  der 
Schwere  bald  zu  einer  ansehnlichen  Höhe  aufgeführt,  in  Folge  dessen 


1)  Vergl.  de  Vries,  Ueber  d.  Aufrichtung  des  gelagerten  Getreides;  Landw. 
Jahrb.  IX,  1880,  Heft  3,  478. 

Koernloke  n.  W«rner,  Handb.  d.  Qetroldebaii'g  n.  6 


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82  Allgemeiner  Teil. 

die  betreffenden  Zellen  kräftiger  Wasser  anziehen,  also  den  benach- 
barten Zellen  entnehmen,  nnd  ihr  Volamen  vergrössem.  Ihre  nun 
grössere  Tnrgorkraft  ist  aber  im  Stande,  die  entgegenstehenden 
Widerstände  zu  überwinden,  d.  h.  es  erfolgt  eine  Verlängerung  der 
Unterseite,  die  selbstverständlich  eine  Krümmung  des  Knotens  nnd 
ein  Heben  des  Halmes  herbeifilhren  muss. 

Eine  andere,  seltenere  Art  des  Lagerns  beim  Wintergetreide  be- 
schreibt^Sorauer^)  wie  folgt: 

Die  gelagerten  Halme  hatten  einen  äusserst  geringen  Körner- 
ansatz; nicht  selten  waren  die  Aehren  vollständig  taub.  Die  Spelzen 
derselben  waren  russartig  bestäubt;  das  unterste  und  vorletzte  Stengel- 
glied braun  mit  schwarzen  Pünktchen  oder  Streifen  besetzt  und  im 
Innern  bisweilen  weissflaumig;  Die  Blattscheiden  der  untersten 
Blätter  waren  in  Zerfaserung  begriffen,  die  noch  festeren  Teile  eben- 
falls schwarz  punktiert. 

Die  oberen  Stengelpartien  waren  gesund,  wenn  man  von  einer 
durchaus  nicht  bedeutenden  Erkrankung  durch  Rost  absieht,  ebenso 
zeigten  die  Wurzeln  nichts  Krankhaftes. 

Was  die  kranken  Halme  aber  von  den  gesunden  auf  den  ersten 
Blick  unterschied,  waren  die  mannigfachen  Biegungen,  welche  die 
Stengel  ausgeführt  hatten.  Die  stärkste  Biegung  liess  sich  in  dem 
zweiten  Knoten  von  oben  wahrnehmen;  geringer  war  dieselbe  am 
höchsten,  am  wenigsten  merklich  und  oft  fehlend  zeigte  sie  sich 
am  dritten  Küoten  von  der  Aehre  abwärts.  Diese  Halmknoten  wiesen 
die  bekannte  Erscheinung  auf,  dass  ihre  nach  dem  Boden  zugekehrte 
Seite  merklich  länger  als  die  entgegengesetzte  war.  Durch  diese 
ungleichmässige  Verlängerung  war  es  dem  Halme  möglich  geworden, 
bei  seiner  allmählichen  Senkung  durch  Einknicken  am  zweituntersten 
Stengelgliede  die  Aehre  wieder  in  eine  annähernd  aufrechte  Stellung 
zu  bringen. 

Sorauer  gelangt  nun  zu  der  Hypothese,  dass  die  wahrschein- 
liche Ursache  dieses  Lagerns  eine  Beschädigung  der  Saat  durch 
Spätfröste  sei,  die  die  Pflanzen  zwar  nicht  töteten,  wohl  aber  die 
bereits  entwickelten  untersten  Stengelglieder  angriffen.  Die  Folge 
davon  war  ein  alliQähliches  Absterben  einzelner  Zellenpartien,  auf 
denen  sich  als  sekundäre  Erscheinung  ein  Pilz,  Pleospora  culmifraga 
Fuck.,  ansiedelte.  Der  Halm  hat  sich  dabei  noch  entwickelt,  wäh- 
rend die  Fruchtknoten  meist  nicht  mehr  zur  Ausbildung  gelangten. 
Sehr  häufig  tritt  das  Lagern  auch  vor  der  Blüte  nach  starken 
Regengüssen  ein,  ohne  dass  das  Getreide  eine  Disposition  zum 
Lagern  besitzt.    In  diesem  Falle  hebt  sich  dasselbe  nach   dem  Ab- 


1)  Der  Landwirt  Nr.  66.  1873. 

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Erntemetliodeii,  Ansdrnsch  und  Anfbewalinmg  des  Gt^etreides.         83 

trocknen  sehr  bald  wieder  empor  und  bringt  vollkommen  normale 
Frflehte,  so  dass  hier  nur  ein  einfacher  mechanischer  Einflnss  vorlag. 
Anf^ehr  reichen,  stickstoffhaltigen  Böden  empfiehlt E. Wolf f) 
znr  Vermeidung  des  Lagergetreides  eine  Dttngung  von  200—400  kg 
Kochsalz  p.  ha,  indem  er  annimmt,  dass  durch  die  Kochsalzdfingnng  die 
Zersetzung  der  organischen  Stickstoffverbindungen  im  Boden  gemässigt 
und  geregelt  wird.  Die  Halme,  namentlich  der  Gerste,  bleiben  unter 
dem  EinflusB  des  Kochsalzes  in  der  Regel  kürzer,  aber  sie  erhalten 
eine  grössere  Festigkeit  und  sind  im  Stande,  sehr  vollkommene  Aehren 
zu  tragen. 


Erntemetlioden,  Ansdrnsch  nnd  Anfbewahrnng 
des  Getreides. 

Bekanntlich  wird  in  den  Blättern  der  rohe  Nahrungssaft  orga- 
nisiert und  erzeugt  die  Pflanze  bis  zum  Abbltlhen  eine  weit  grössere 
Menge  organisierter  Substanz  als  sie  zur  Ausbildung  ihrer  Organe 
bedarf,  und  diesen  Ueberfluss  speichert  sie  in  ihren  Geweben  auf. 
Nach  dem  Abblühen  fliesst  nun  nicht  allein  diese  aufgespeicherte^ 
sondern  auch  die  sich  noch  fernerweit  bildende  organische  Substanz 
zur  Ausbildung  der  Früchte  dem  Fruchtstande  zu. 

Mit  dem  Eintritt  der  Entfärbung  der  Blätter  gelangt  auch  die 
Bfldnngsthätigkeit  derselben  zum  Abschluss  und  findet  nur  noch 
Translokation  der  in  den  Geweben  vorhandenen  Bildungsstoffe,  also 
der  Eiweissköi-per,  Kohlehydrate  und  Salze,  soweit  dieselben  noch 
wauderungsfähig  geblieben  sind,  statt. 

Vor  Eintritt  der  vollen  Fruchtreife  unterscheidet  die  Praxis 
verschiedene  Beifestadien,  so  ist  die  Frucht  „milchreif,  wenn  ihr 
Saft  von  milchiger  Beschaffenheit,  „gelbreif"  wenn  wachsweich,  und  sich 
die  Frucht  über  den  Nagel  biegen  lässt,  ^voUreif  oder  überreif, 
sobald  sie  vollständig  erhärtet  ist  und  lose  in  den  Spelzen  sitzt 

Der  Zeitraum  von  der  Blüte  bis  zur  Vollreife  umfasst  beim 
(Getreide  in  der  Regel  3-^4  Wochen,  es  sind  dann  Embryo  und 
Spelzen  vollkommen  entwickelt  und  die  Reservestoffe  in  der  Frucht 
angesammelt,  auch  hat  durch  Wasserabgabe  eine  bedeutende  Schrum- 
pfung stattgefunden,  wodurch  sich  der  organische  Verband  zwischen 


1)  Prakt.  BÜDgerlehre,  1869.  121. 

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84  Allgemeiner  Teil. 

den  Spelzen  nnd  der  Fmcht  löst,  so  dass  letztere  nur  noch  rein 
mechanisch  eine  Zeit  lang  festgehalten  wird,  nnd  schliesslich  ein 
schwacher  Anstoss  genügt,  sie  ausfallen  zu  lassen;  selbsty^tändlich 
tritt  dieses  Ausfallen  znerst  bei  den  schwersten,  bestausgereiften 
Früchten  ein. 

Würde  sich  die  Ausreife  sehr  gleichmässig  über  sämmtliche 
Früchte  derselben  Sorte  eines  Feldes  erstrecken,  dann  liesse  sich 
relativ  leicht  auch  der  richtige  Emtezeitpunkt  ermitteln,  da  dies 
aber  nicht  der  Fall  ist,  kommt  es  darauf  an,  einen  mittleren  Zustand 
von  Vorreife  festzustellen,  welcher  bei  der  Ernte  dem  Ausfallen  der 
bestentwickelten  Früchte  vorbeugt,  zumal  die  weniger  ausgereiften 
ihre  Quantität  und  Qualität  durch  eine  Nachreife  am  Halme  aufzu- 
bessern vermögen. 

Dieser  zweckmässigste  Emtezeitpunkt  ist  gekommen,  sobald  die 
bestentwickelten  Früchte  der  kräftigeren  Fruchtstände  „gelbreif^ 
geworden  sind  und  gilt  dies  ebensowohl  für  das  zur  Saat  als  auch 
für  andere  Zwecke  bestimmte  Getreide,  denn  mit  dem  Eintritt  der 
Gelbreife  verändert  sich  die  Masse  und  chemische  Zusammensetzung 
der  Trockensubstanz  nicht  mehr,  sondern  es  findet  nur  noch  Abgabe 
des  überflüssig  gewordenen  Wassers,  also  Volumenveränderung  und 
eine  Erhöhung  des  specifischen  Gewichts  bis  zur  Vollreife  statt. 

Hierzu  tritt,  dass  sich  auch  die  Qualität  der  Vollreifen  Früchte, 
zumal  bei  trocknem,  heissem  Wetter  verschlechtert,  indem  die  Frucht 
und  zwar  vorzugsweise  die  des  Weizens,  Veränderungen  erleidet, 
welche  die  Mehlausbeute  nicht  unerheblich  beeinträchtigen.  Bei 
feuchtem  Wetter  lässt  sich  der  Schnitt  schon  eher  über  die  Gelbreife 
hinaus  verzögern,  da  in  diesem  Fall  die  Verluste  durch  Kornausfall 
und  Verschlechterung  der  Qualität  geringer  sind. 

Die  Richtigkeit  obiger  Sätze  ist  durch  vielfache  Versuche  ausser 
Zweifel  gestellt  und  wollen  wir  ^um  Beweise  hierfür  die  Resultate 
der  hauptsächlichsten  Versuche  anführen. 

Die  ersten  Versuche  über  den  richtigen  Emtezeitpunkt  wurden 
1840/41  von  Mr.  Hannam  ^),  North-Deighton,  Yorkshire,  angestellt, 
welcher  fand,  dass  Weizen  schnittreif  sei,  sobald  der  Korainhalt  die 
Konsistenz  frischen  Brotes  angenommen  habe,  indem  dann  das  Kom 
feiner  ausfalle  und  das  Mehl  besser  sei. 

In  neuerer  Zeit  fand  auch  Nowacki^),  dass  mit  Eintritt  der 
charakteristischen  Gelbreife  beim  Weizen  die  Ernährung  der  Körner 
bereits  aufgehört  hat.  Als  direkten  Beweis  ftihrt  er  das  Gewicht 
der  Trockensubstanz  von  100  Körnern  an,  welche  enthielten  in  der 


1)  Farmer's  Mag.  XXIV,  p.  264.    1868. 

2)  Untersaoh.  ü.  d.  Reifen  d.  Getreides  etc.  1870. 


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Emtemetliodeii,  Ansdrnscli  und  Aofbewahrnng  des  Getreides. 


85 


MQobreife  Gelbreife        Vollreife 

a.  b. 

2.856  gr  3.581  gr  4186  gr  4.218  gr. 
Allerdings  zeigt  sich  zwischen  der  Gelb-  und  Vollreife  bei 
diesem  Versuch  noch  eine  kleine  Zunahme  an  Trockensubstanz,  doch 
1^  Nowacki  auf  diese  kein  Gewicht,  weil  sie  von  einer  geringen 
Dngleichmässigkeit  des  Materials  herr Uhren  könne.  Von  der  Milch- 
bis  zur  Gelbreife  hat  aber  eine  beträchtliche  Zunahme  stattgefunden. 
Isidore  Pierre^)  bestimmte  die  Trockensubstanzmenge  eines 
Hektars  Weizen  14  Tage  nach  der  Blttte  und  zur  Reifezeit  und  ge- 
langte zu  folgenden  Resultaten: 


14Tag 
der] 

1862 

enacfa 
Blüte 

1864 

ZnrBc 

1862 
1^ 

dfezeit 
1864 

9 

• 
1862          1 
kg 

1864 

Halme  und  Blätter 
Aehren  mit  Körnern 

4724 
2195 

4151 
1746 

3940 
2986 

8386 
2641 

Zunahme  791 

815 
796 

Insgesammt: 

6919 

5896 

6926 

5877 

Wie  man  sieht,  hatte  seit  der  ersten  Untersuchung  bis  zur 
Reife  bei  diesem  Versuche  keine  Neubildung  mehr  stattgefunden» 
denn  was  die  Halme  und  Blätter  an  Trockensubstanz  verloren,  ge- 
wannen nahezu  die  Körner. 

Was  nun  die  Nachreife  des  geschnittenen  Getreides  anbetrifft, 
so  liegen  auch  hierüber  Untersuchungen  vor. 

Die  Untersuchungen  von  Siegert  ^)  ergaben  bezüglich  der  Nach- 
reife beim  Sommerweizen  folgendes  Resultat: 


1)  Recherches  ezp^rim.  aar  le  D^veloppement  du  ble.     Paris  1866. 

2)  Landw.  Yersaobsstat.  VI,  p.  184. 


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Allgemeiner  Teil. 


Trockenge 
100  K 

wicht  von 

Draem 

Zeit  der  Ernte 

sofort 

später 

enthülst 

er 

gr 

I.  Ernte  am  19.  Augnst.    Halm  und  Aehre  nodi  völlig 
grün;  Kömer  siemlichausgewaohBen,  gruto,  weich  und 

milchig 

18.2 

22.4 

II.  Ernte  am  22.  August.    Halm  oben  gelblich;    Aehre 

gelblich-grün;   Körner  vöUiff  ausgewachsen,    geblich- 
grün, Inhalt  weich  und  milchig. 
III.  Ernte  am  26.  August. 

26.9 

27.0 

28.8 

29.2 

IV.  Ernte  am  28.  August.    Halm  noch  schwach-grün- 

lich; Aehren  völlig  gelb;  Körner  hart  werdend,  jedoch 

noch  nicht  leicht  ausfallend. 

28.0 

29.7 

V.  Ernte  am  31.  August. 

80.0 

80.6 

VI.  Ernte  am  4.  September.    Halm  zum  Teil  noch  etwas 

grünlich;  Aehre  weiss;  Kömer  hart,  leicht  ausfallend. 
VII.  Emte  am  7.  September.    Die  ganze  Pflanze  weiss- 

30.1 

30.5 

gelb. 
VU.  Ernte  am  11.  September.    Pflanze  völlig  überreif, 
weiss,  spröde;  Kömer  sehr  leicht  ausfallend. 

30.0 

29.6 

28.7 

29.1 

Hiernach  trat  bei  den  später  enthülsten,  also  in  der  Aehre  nach- 
gereiften Körnern,  welche  zwischen  der  Milch-  und  Gelbreife  ge- 
schnitten waren,  eine  Zunahme  von  6  Proc.  ein;  während  das  Nach- 
reifen bei  dem  vollreif  geemteten  1  Proc.  Zunahme  zeigte;  ob  aber 
in  diesen  beiden  letzten  Fällen  die  Zunahme  dem  Nachreifen  zuzu- 
schreiben ist,  bleibt  sehr  zweifelhaft,  jedenfalls  ist  sie  aber  sehr  un- 
bedeutend. 

In  Bezug  auf  das  Nachreifen  des  Weizens  im  Zimmer,  im 
Schwad,  in  Puppen  und  in  Stiegen  gelangte  Nowacki  zu  folgenden 
Resultaten: 

100  Körner  enthalten  Gramm  Trockensubstanz: 


Reife- 

Körner 

stadiam: 

gleich 
getrennt: 

Nachgereift : 

Milchreif 

3.681 

im 

Zimmer  3.707 

Gelbreif 

4.186 

yt 

fj 

4.168 

»> 

»> 

in 

Puppen 

4.197 

tj 

}t 

im 

Schwad 

4.295 

Vollreif 

4.218 

f) 

Zimmer 

4.167 

» 

» 

in 

Stiegen 

4  200 

Während  die  Körner  von  der  Milchreife  bis  zur  Gelbreife  auf 
dem  Halme  noch  um  14  Proc.  an  Trockensubstanz  zunahmen,  betrug 
die  Zunahmt  bei  den  milchreif  geernteten  Körnern  durch  Nachreifen 


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Emtemetlioden,  Ausdrasch  und  Anfbewabrang  des  Getreides.       87 

Dor  SVt  Proc.    Bei  den  gelb-   nnd   vollreif  geemteten   Körnern   ist 
durch  das  Nachreifen  keine  Zunahme  eingetreten. 

Vielfach  herrscht  die  Ansicht,  dass  sich  mit  längerem  Reifen 
und  namentlich  in  der  Vollreife  die  Fruchtschale  wesentlich  verdicke 
nnd  hat  Nowacki  zur  Entscheidung  dieser  Frage  eine  grössere  An- 
zahl von  Messungen  an  demselben  Material  angestellt.  Hiemach 
betrag  die  minimale  Dicke  der  Schale  in  nachgereiften  lufttrocknen 
KOmem: 

in  der  Milchreife    Gelbreife         Vollreife 
im  Minimum     0.024  mm        0.024  mm        0.021  mm 
im  Maximum     0.053  mm        0.042  mm        0.038  mm 
im  Mittel  0.037  mm        0.029  mm        0.027  mm. 

Es  nimmt  also  die  Dicke  der  Schale  von  der  Milchreife  wie 
überhaupt  von  der  Befruchtung  an  fortwährend  ab  und  hört  in  der 
Gelbreife  auf,  dagegen  nimmt  die  Dicke  der  Zellwände  durch  Ein- 
lagerung von  Substanz  zu,  doch  hört  dieselbe  auf,  sobald  in  der 
Ctolbreife  die  Saftcirkulation  nicht  mehr  stattfindet. 

Aus  diesen  Grtlnden  lässt  sich  die  Vermehrung  der  Kleie  des 
in  der  Vollreife  gemähten  Getreides  nur  dadurch  erklären,  dass  in 
Folge  des  starken  und  schnellen  Austrocknens  die  der  Schale  an- 
grenzende Kleberschicht,  sowie  die  dieser  zunächst  liegenden  Stärke- 
zellen sich  so  fest  mit  der  Schale  verbinden,  dass  beim  Vermählen 
eine  Trennung  nicht  erfolgt,  also  die  Kleie  vermehrt  wird,  während 
das  in  der  Gelbreife  gemähte  und  langsam  getrocknete  Getreide 
weniger  Kleie  aufweist.  Hierauf  mag  es  auch  beruhen,  dass  in  der 
Gelbreife  gemähter  Weizen  bei  heissem  Wetter,  sobald  er  schnell  im 
Schwad  trocknet,  weit  mehr  Kleie  ausgiebt,  als  wenn  das  Trocknen 
in  Pappen  allmählich  verläuft. 

Wird  ferner  durch  Eintritt  sehr  heissen  und  trocknen  Wetters 
Tor  der  Gelbreife,  'wie  dies  im  Steppenkliraa  sehr  häufig  der  Fall 
ist,  ganz  plötzlich  durch  starke  Wasserabgabe  die  Saftcirkulation 
anterbrochen,  dann  schrumpfen  die  Frttchte  zu  stärkearmem  Schmacht- 
kom,  das  sehr  viel  Kleie  liefert,  zusammen. 

Die  Erntezeit  des  Getreides  fällt,  je  nach  den  Anbauzonen  und 
der  durch  diese  wieder  bedingten  verschiedenen  Jahreszeiten  auf 
unserer  Erde,  in  sehr  verschiedene  Zeiten,  so  dass  im  Laufe  eines 
Jahres  fast  unausgesetzt  geemtet  wird.  In  Australien,  Neu-Seeland, 
dem  grössten  Teile  von  Chile  und  einigen  Strichen  der  argentinischen 
Republik  findet  die  Ernte  in  den  Monaten  December  und  Januar 
statt;  im  darauffolgenden  Febi'uar  beginnt  sie  in  Ostindien  und 
wird,  je  weiter  gegen  Norden  fortschreitend,  im  März  beendet. 
Mexiko,  Aegypten,  Persien,  Syrien  ernten  im  April,^während  dies  im 
nördlichen  Kleinasien,  in  China,  Japan,  Tunis,  Algier  und  Marokko, 
sowie  in.  Texas  im  Mai  geschieht.    Des  Weiteren  erntet  man   in 


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88  Allgemeiner  Teil 

Californien,  Spanien,  Portugal,  Italien,  Griechenland,  auf  Sicilien  nnd 
in  einigen  der  südlichsten  Departements  von  Frankreich  im  Monat 
Joni.  Im  ttbrigen  Frankreich,  in  Oesterreich- Ungarn,  Sttdrnssland 
nnd  in  einem  grossen  Teile  der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika 
wird  im  Joli  geemtet  und  im  Angnst  folgen  Dentschland,  England, 
Belgien,  die  Niederlande,  Dänemark  und  die  nördlichsten  Staaten  der 
nordamerikanischen  Union.  Im  September  endlich  kommen  Schott- 
land, Schweden,  Norwegen,  der  grösste  Teil  von  Canada  und  Buss- 
land  an  die  Beihe,  und  in  den  nördlichsten  Gegenden  des  letzt- 
genannten Beiches,  sowie  in  Finnmarken,  geschieht  das  letzte  Ein- 
bringen gar  erst  im  Oktober.  Es  ist  also  allein  der  Monat  November, 
in  welchem  faktisch  echte  (jetreidearten  nicht  geemtet  werden. 

a.  Erntemethoden. 

Das  Abbringen  des  Getreides  geschieht  entweder  mit  der  Sense, 
dem  Sichet   (Hausicht),  der  Sichel  oder  der  Mähemaschine. 

Die  Getreidesense  kann  eine  Bügel-,  Gestell-  oder  Beffsense 
sein.  Die  erstere  wird  vorzugsweise  bei  kräftigem  Wintergetreide 
angewendet,  denn  hier  würde  die  Gestellsense  sehr  schwer  durch- 
zuziehen sein,  auch  das  lange  Stroh  über  das  Gestell  hinwegfalleu 
und  sich  verwirren,  weshalb  man  die  Gestellsense  nur  ausnahmsweise 
in  kurzem,  sehr  schütterem  Wintergetreide  und  sonst  nur  für  kurzes 
Sommergetreide,  z.  B.  für  Gerste  anwendet 

Mit  der  Sense  wird  entweder  auf  das  Schwad  gehauen,  wobei 
das  abzumähende  Getreide  zur  rechten  Hand  bleibt,  oder  es  wird 
links  gegen  das  stehende  Getreide  angehauen,  in  welchem  Falle 
dann  jedem  Mäher  eine  Abrafferin  folgt,  welche  das  angehauene 
Getreide  entweder  in  Gelegen  sammelt  oder  gleich  einbindet 

Das  Anhauen  des  Wintergetreides,  wenn  letzteres  sofort  ein- 
gebunden werden  soll,  kann  bei  sehr  grosser  Länge  des  Strohes  rät- 
licher als  das  Mähen  in's  Schwad  sein,  weil  dem  Ueberfallen  über 
den  Bügel  und  dem  Verwirren  der  Halme  vorgebeugt  wird. 

Beim  Sommergetreide,  welches  man  selten  sofort  einbindet, 
liegt  dem  Anhauen  nur  Arbeitsverschwendung  zu  Grunde,  da  bei 
dem  Mähen  in*s  Schwad,  welches  eine  gleichwertige  Arbeit  liefert, 
das  Abraffen  fortfällt 

Fernerhin  fördert  das  Schwadenhauen  mehr  als  das  Anhauen. 

Nach  von  Kirch bach  mäht  ein  Mann  pro  Tag: 

Wintergetreide  beim  Anhauen  0.5  —0.6     ha 

„  „      Schwadenhauen     0.63—0.75  ha 

Sommergetreide  beim  Anhauen  0.63—0.75  ha 

„  „      Schwadenhauen    0.7  —0.95  ha 

Gelagertes  Getreide  0.38-0.50  ha. 


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Emtemethoden.  Ausdrusch  und  Aufbewahnmg  des  Getreides.         89 

Das  Mähen  mit  dem  Sichet  oder  Hansicht  erfordert  eine  beson- 
dere Geschicklichkeit  und  viel  Uebnng.  Mit  Hülfe  eines  Hakens, 
welchen  der  Haner  mit  der  linken  Hand  führt,  wird  das  Getreide 
beim  Mähen  sofort  in  Gelage  (Frösche)  gebracht. 

Im  Allgemeinen  ist  anzuerkennen,  dass  das  Sichet  im  Lagerge- 
treide besser  als  die  Sense  arbeitet,  doch  wird  vollreifes  Korn  leicht 
zum  Ausfallen  gebracht,  da  die  Bildung  der  Gelege  nicht  ohne  be- 
trächtliche Erschütterungen  abgeht,  und  dieselben  viel  bedeutender 
sind  als  beim  Mähen  mit  der  Sense  und  nachheriger  Garbenbildung. 
Anch  leistet  ein  Hauer  mit  dem  Sichet  beträchtlich  weniger  als  mit 
der  Sense,  denn  er  mäht  durchschnittlich  bei  Winter-  oder  Sommer- 
getreide nur  0,25  ha  ab. 

Bei  dem  Mähen  mit  der  Sichel  fasst  der  Arbeitende  eine  Anzahl 
Halme  mit  der  linken  Hand  zusammen  und  schneidet  dieselben  mit  der 
rechten  Hand  in  schräger  Richtung  von  unten  nach  oben  ab  und  legt 
sie  hinter  sich  in  Beihen. 

Das  Sicheln  hat  den  Vorzag,  dass  das  Werkzeug  und  seine  Füh- 
rung leicht  ist,  so  dass  auch  Weiber  damit  arbeiten  können,  auch 
wird  Lagerkorn  ohne  Ausfall  und  besser  als  mit  der  Sense  ab- 
geerntet Fehlerhaft  dagegen  sind  die  yerbleibenden  langen  Stoppeln, 
wodurch  yiel  Stroh  verloren  geht  und  die  Langsamkeit  der  Arbeit, 
denn  die  gleiche  Arbeiterzahl  bringt  im  dritten  Teil  der  Zeit  mit  der 
Sense  die  gleiche  Fläche  ab,  also  sicheln  Männer  0,15—0,2  ha,  und 
Frauen  sogar  nur  0,1  ha  ab. 

Die  Mähemaschinen  sollen  das  Mähen  mit  der  Hand  ersetzen,  denn 
diese  Arbeit  ist  nicht  allein  sehr  anstrengend,  sondern  auch  zeitrau- 
bend, daher  es,  namentlich  bei  mangelnden  Arbeitski^ften,  wichtig  ist, 
das  Mähen  mit  der  Maschine  zu  besorgen,  denn  mit  ihrer  Hülfe  lässt 
sich  das  Getreide  im  richtigen  Zeitpunkt  der  Reife  schneiden,  wo- 
durch der  Kömerausfall  möglichst  vermieden  und  die  Fracht  in  guter 
Qualität  gewonnen  wird,  anch  werden  zahlreiche  Arbeitskräfte  zur 
schnellen  Einbringung  der  Ernte  verfügbar. 

Eine  Mähemaschine  kann  nngefähr  zehnmal  mehr  mähen  als  ein 
Mann  und  bedarf  zu  ihrer  Bedienung  einen  bis  zwei  Mann;  in  Folge 
dessen  wird  es  hänfig  möglich,  ohne  Hinzuziehung  bedeutender  fremder 
nnd  thenrer  Arbeitskräfte  die  Ernte  abzubringen. 

Die  Mähemaschine  hilft  demnach  dem  grössten  Uebel  in  der  Ernte, 
dem  Arbeitermangel  ab,  und  erspart  an  Erntekosten. 

Zu  den  besten  Mähemaschinen,  die  sich  auch  durch  sehr  starke 
Konstruktion  auszeichnet,  gehört  die  Mähemaschine  mit  Regulierrechen 
von  Walther  A.  Wood,  und,  wenn  auch  leichter  gebaut  und  daher 
in  starkem  Getreide  mehr  dem  Bruch  aasgesetzt,  Johnston's  Ge- 
treidemäbemascbine  mit  gnsseisemem  Rahmen,  die  aber  sonst  eine 
vortreffliche  Arbeit  liefert 


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90  Allgemeiner  Teil. 

Nach  der  Erfindung  der  Getreidemähemaschinen  musste  sich  na- 
mentlich in  Ländern,  in  denen  die  Arbeitskräfte  zur  Erntezeit  fehlen, 
wie  z.  B.  in  Amerika,  das  Bedürfnis  nach  Bindemaschinen  geltend 
machen,  da  zum  Aufbinden  des  durch  die  Maschinen  geschnittenen 
Getreides  sechs  bis  acht  und  selbst  noch  mehr  Arbeiter  notwendig 
sind.  Es  gibt  nun  Konstruktionen  solcher  Mähe-  und  Bindemaschinen, 
welche  entweder  mit  Draht,  Schnur  oder  Stroh  binden. 

Zur  Zeit  sind  die  amerikanischen  Maschinen  von  Mc.  Gormick 
in  Chicago  und  von  Walther  A.  Wood  wohl  als  die  besten  an- 
zusehen. 

Wenn  das  Getreide  gleichmässig  steht,  bindet  nach  Wüst^)  der 
Apparat  selbstthätig  und  macht  etwa  für  3  m  Weg  eine  Garbe,  steht 
aber  das  Getreide  sehr  dtlnn,  dann  kann  der  Kutscher  mit  dem  Fusse 
die  Bindevorrichtung  ausrücken,  damit  alle  Garben  ziemlich  gleich 
gross  werden. 

Die  Leistung  wird  bei  genügend  leichtem  Gange  bei  Vorspan- 
nung von  3  Pferden  gerade  so  gross  sein  wie  bei  einer  gewöhnlichen 
Mähemaschine. 

Im  Allgemeinen  stellten  sich  bei  in  Deutschland  vorgenommenen 
Prüfungen  die  Kosten  des  Maschinenbinders  ca.  50  Proc.  theurer  als 
das  Handbinden.  Wenn  man  sich  daher  durch  längere  Arbeit  erst 
überzeugt  hat,  dass  nicht  allzuviel  Zeit  durch  Betriebsstörungen  ver- 
loren geht,  wird  man  die  Bindemaschinen,  bis  sich  die  Verhältnisse 
nicht  günstiger  für  dieselben  gestalten,  nur  da  mit  Vorteil  anwenden, 
wo  man  bei  nicht  lagerndem,  genügend  trockenem  Getreide  entweder 
keine  Handarbeiter  haben  kann,  oder  wo  die  Beschleunigung  der  Ar- 
beit von  besonderem  Werte  ist. 

Das  abgemähte  Wintergetreide  wird  gemeinhin,  wenn  es  nicht 
zu  stark  mit  saftigem  Unkraut  oder  Kleegras  durchwachsen  ist,  sofort 
au%ebunden,  während  man  das  saftreichere  Sommergetreide  gern 
einige  Tage  auf  dem  Schwad  trocknen  lässt  und  dann  erst  aufbindet; 
doch  ist  hierbei  nicht  zu  übersehen,  dass  bei  sehr  ungünstigem  Wetter 
das  Stroh  leicht  verwittert  und  die  Früchte  auswachsen,  wenn  die 
Schwade  nicht  genügend  umgelegt  werden,  wodurch  allerdings  auch 
ein  mehr  oder  weniger  starker  Körnerausfall  unvermeidbar  ist 

Das  Aufbinden  des  Getreides  ist  notwendig,  damit  es  den  Fähr- 
liohkeiten  einer  ungünstigen  Erntewitterung  mehr  entrückt  wird,  gut 
nachreift,  sowie  ohne  Verlust  transportiert  und  leichter  ausgedroschen 
werden  kann.  Das  Binden  geschieht  bei  grossen  Garben  entweder 
mii;  Weidenruthen  oder  Strohseilen  und  bei  kleinen  mit  dem  eignen 


1)  Jabresber.  ü.  d.  Fortschritte  im  landw.  Maschinenwesen,  1879  p.  69  u. 
Landw.  Maschinenkunde,  1882  p.  295. 


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Erntemethoden,  Ausdrnsoh  nnd  Anf  bewahrang  des  Getreides.       91 

Stroh,  wenn  dasselbe  hierzu  die  nötige  Länge  nnd  Zähigkeit  besitzt. 
Letzteres  Verfahren  verdient  wohl  seiner  Einfachheit  wegen  den  Vor- 
zug, wenn  dabei  eine  Methode  angewandt  wird,  die  nicht  ein  Aus- 
reiben der  Früchte  im  Seile  beim  Binden  zur  Folge  hat. 

Grosse  Garben  haben  ein  Gewicht  von  12—20  kg,  mittlere  von 
8 — 10  kg,  kleine  von  4 — 8  kg. 

Sehr  starke  Garben  sind  niemals  anzuraten,  weil  sie  zu  langsam 
austrocknen,  und  beim  Aufladen  und  Einbansen  schwächeren  Ar- 
beitern, z.  B.  Weibern,  zu  schwer  werden;  dahingegen  gewähren 
mittelschwere  Garben  den  Vorteil,  dass  sie  bei  relativ  leichtem  Aus- 
trocknen genügend  handlich  sind,  sowie  auch  das  Auf-  und  Abladen 
und  das  Dreschen  mehr  fördern  als  kleine  Garben ;  doch  auch  kleine 
Garben  können  unter  Umständen  vorteilhaft  sein,  da  sie  es  häufig 
gestatten,  selbst  Sommergetreide,  wenn  es  etwas  spät  gemäht  worden 
ist,  gleich  nach  dem  Abbringen  zu  binden  und  aufzustellen,  denn  die 
weitere  Austrocknung  vollzieht  sich  in  ihnen  schnell,  und  beregnet, 
trocknen  sie  leicht. 

Bevor  das  Getreide  eingefahren  werden  kann,  hat  es  in  den 
Garben,  die  nach  verschiedenartigen  Methoden  zum  Trocknen  aufge- 
stellt werden,  erst  einen  vollkommen  lufttrocknen  Zustand  zur  Ver- 
hütung des  Verderbens  im  Lagerraum  zu  erreichen. 

Die  klimatischen  und  wirtschaftlichen  Verhältnisse,  sowie  die 
Gewohnheiten  der  landwirtschaftlichen  Bevölkerung  bedingen  die  sehr 
abweichenden  Erntemethoden  der  verschiedenen  Länder  und  kann 
jede  dieser  Methoden  auch  ihre  volle  Berichtigung  haben,  wenn  sie 
bei  möglichst  schnellem  Trocknen  des  Getreides  auch  eine  genügende 
Nachreife  der  noch  milchigen  Körner  sichert. 

Die  nordischen  Länder  sowohl,  als  auch  diejenigen  der  höheren 
Gebirgslagen,  in  denen  sich  die  Emtearbeiten  in  kurzen  und  dazu 
feuchten  und  kühlen  Herbsten  häufen,  beanspruchen  Methoden,  die 
ein  schnelles  Austrocknen  gestatten  und  möglichst  wenig  Arbeit  er- 
fordern, da  bei  ihnen  weniger  Rücksicht  auf  die  Nachreife  zu  legen 
ist,  indem  das  Klima  schon  an  und  für  sich  auf  ein  ganz  allmäh- 
liches Versiegen  der  Saftcirkulation  hinwirkt.  Dagegen  wird  für 
Länder  mit  langen,  warmen  und  trocknen  Sommern  eine  Methode  zu 
wählen  sein,  die  allerdings  Schutz  gegen  eine  etwaige  ungünstige 
Emtewitterung  gewährt,  doch  aber  das  Getreide  zur  Nachreife  recht 
allmählich  austrocknen  lässt. 

In  Ländern  dagegen,  welche  eine  Emtewitterung  besitzen,  die 
zwischen  diesen  beiden  Extremen  sich  bewegt,  werden  Methoden  zu 
wählen  sein,  welche  die  Mitte  halten,  oder  sich  der  einen  oder 
anderen  extremen  Methode  nähern. 

Was  nun   die  Emtemethoden  der  nordischen  Länder  anbetrifft. 


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02  AUgememer  TeiL 

80  sind  sie  darauf  eingerichtet,  dass  das  (Getreide  nur  sehr  selten  im 
Freien  vollständig  trocken  wird  und  erst  nach  dem  Einfahren  ein 
Nachtrocknen  erfahren  mnss,  doch  sucht  man  einen  möglichst  hohen 
Grad  der  Anstrocknung  im  Freien  zu  erreichen. 

In  Norwegen  und  in  den  mittleren  und  nördlichen  Provinzen 
Schwedens  werden  die  kleinen  tietreidegarben  auf  3—4  m  hohen 
spitzen  Pfählen,  die  in  die  Erde  gestossen  sind,  kreuzweis  überein- 
ander aufgebaut,  so  dass  der  Pfahl  durch  ihre  Mitte  geht;  auf  diese 
Weise  sind  sie  dem  Winde  stark  ausgesetzt,  trocknen  also  leichter 
und  die  sofort  nach  dem  Mähen  gebundenen  Garben  werden  dem 
feuchten  Boden  und  somit  dem  leichten  Auswachsen  entrückt. 

Für  sehr  feuchtes  Wetter  ist  auch  diese  Methode  nicht  voll- 
kommen ausreichend,  weshalb  die  Scheunen  eine  Einrichtung  erhalten, 
die  das  Nachtrocknen  gestattet^  nämlich  aus  beweglichen  Latten 
hergestellte  Seitenwände,  welche  sich  jalousieartig  öffnen  und  auf 
diese  Weise  einen  kräftigen  Luftzug  ermöglichen  lassen.  Die  Ein- 
fahrt in  die  Scheune  befindet  sich  auf  der  Giebelseite  und  zwar  un- 
mittelbar unter  dem  Dach,  zu  welcher  man,  wenn  die  Scheune  nicht 
dicht  an  einen  entsprechend  hohen  Felsen  angebaut  ist,  auf  einem 
aufgeschütteten  Wege  oder  einer  Brücke  gelangt. 

Trotz  dieser  Vorrichtungen  sind  jedoch  die  ausgedroschenen 
Kömer  nicht  selten  noch  auf  besonderen  Trockenapparaten  durch 
Erwärmung  genügend  lufttrocken  herzustellen. 

Im  nördlichen  und  mittleren  Russland  wird  das  Wintergetreide 
auf  den  grösseren  Höfen  meist  mit  der  Gestellsense  gehauen  und  in 
den  Bauemwirtschaften,'  soweit  die  Arbeitskräfte  reichen,  mit  der 
Sichel  geschnitten,  möglichst  akkurat  gelegt  und  wenn  die  Witterung 
es  erlaubt,  in  kleinen  Garben  von  15  cm  Durchmesser  mit  dem  eignen 
Stroh  15cm  oberhalb  der  Schnittseite  gebunden;  hierauf  werden 
die  Garben  zum  möglichst  schnellen  Trocknen  zu  10 — 12  zu  einem 
Kreis  derart  zusammengestellt,  dass  sie  in  den  Aehrenenden  oben 
zusammenstossen,  also  die  Garben  einen  Konus  bilden,  der  unten  einen 
grossen  Kreis  beschreibt,  so  dass  von  allen  Seiten  die  Luft  leichten 
Zutritt  hat;  das  Aehrenende  des  Konus  wird  zur  Befestigung  mit  einem 
Strohband  umschlungen  und  darauf  eine  Sturzgarbe,  mit  den  Aehren 
nach  unten,  befestigt. 

Das  Sommergetreide  wird  fast  überall  mit  der  Gestellsense  ge- 
mäht und  nur  ausnahmsweise  bei  Ueberreife,  zur  Vermeidung  des 
Kömerausfalles,  abgesichelt.  Zum  Trocknen  legt  man  das  Sommer- 
getreide ungebunden  auf  lange,  zusammenhängende  prismatische  Holz- 
gestelle dachförmig  auf.  Da  diese  Reuter  in  der  Mitte  einen  hohlen 
Raum  aufweisen  und  auch  das  Getreide  den  feuchten  Boden  nicht 
berührt,  trocknet  es  verhältnismässig  gut 

Häufig  bleibt  das  Getreide  bei  ungünstiger  Witterung  Wochen 


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Erntemetlioden,  Ausdrnsoh  und  Aufbewahrung  des  Getreides.       93 

lang  auf  dem  Felde  und  nur  sehr  selten  erreicht  es  eine  vollkommene 
Lufttroekne,  so  dass  noch  ein  kflnstliches  Dörren  notwendig,  das  auch 
seit  undenklichen  Zeiten  angewandt  wird. 

Behufs  des  Dörrens  richtete  man  früher,  und  bisweilen  in  Bauern- 
wirtschaften auch  noch  jetzt,  ein  Zelt  au^  höhlte  darunter  eine 
Grabe  aus,  stellte  Aber  diese  Stangen,  worauf  die  Getreidegarben 
gelegt  wurden,  machte  dann  in  der  Grube  Feuer  an  und  dörrte. 
Nach  Massgabe  des  landwirtschaftlichen  Fortschrittes  und  in  Be- 
tracht der  Ersparung  des  immer  seltener  werdenden  Holzes  wurden 
die  Getreidedarren  verbessert  und  zweckmässige  Vorrichtungen  gegen 
FeuerBgefahr  getroffen,  auch  konstruierte  man  dieselben  in  der  Weise, 
dass  als  Heizmaterial  auch  Torf  und  Stroh  dienen  konnte. 

.Da  nun  femer  in  grösseren  Wirtschaften  kleine  Darren  zum 
Trocknen  des  ungedroschenen  Getreides  unbequem  waren,  legte  man 
grosse  Darren  an.  In  neuester  Zeit,  mit  der  allgemeineren  Benutzung 
der  Dreschmaschinen,  wurde  vielfach  auch  irngedarrtes  Getreide  aus- 
gedroschen und  das  Korn  allein  auf  besonders  hierzu  eingerichteten 
Darren  getrocknet 

Diese  Getreidedarren  sollen  nun  derart  konstruiert  sein,  dass 
die  Kömer  darauf  nicht  geröstet  und  hornartig  werden,  sondern 
gleiehmässig  bis  ^r  Lufttrockne  austrocknen,  möglichst  wenig  Heiz- 
material verbrauchen,  wenig  Arbeit  erfordern,  auch  nicht  feuergefähr- 
lich und  möglichst  billig  sind. 

Beide  Darrmethoden  ^)  haben  nun  ihre  Vor-  und  Nachteile. 

Beim  Darren  im  Stroh,  in  den  sog.  Riegen,  wird  das  Korn 
weder  hornig  noch  geröstet,  behält  seine  Keimfähigkeit  und  drischt 
sieh  rein  aus,  doch  erfordert  diese  Methode  50—70  Proc.  mehr 
Heizmaterial  als  beim  Dörren  der  Kömer,  und  wenn  letzteres  aus 
Stroh  besteht,  ein  Dritteil  der  gesammten  Strohernte. 

Femer  wird  in  Rauch  gedörrtes  Stroh  nicht  gern  gefressen, 
und  nehmen  die  Molkereiprodukte,  sowie  auch  die  Kömer  den  Rauch- 
gesehmack  an.  Die  Darren  müssen  auch  grösser  und  daher  theurer 
sein  und  die  Handarbeit  und  die  Feuersgefahr  vermehrt  sich. 

Beim  Dörren  der  Kömer  erhält  das  Kom  keinen  Rauchgeschmack, 
dasselbe  geht  rasch  von  statten  und  hält  das  Dreschen  nicht  auf 
und  alle  Unkosten  verringem  sich,  doch  wird  das  Getreide  leicht 
geröstet,  wodurch  es  teilweis  seine  KeimfUhigkeit  verliert,  auch 
schlechteres  Brot  und  geringere  Spiritnsausbeute  liefert 

Eine  verbesserte  Getreidetrocknungsmaschine  '),  welche  keinerlei 
Nachteile   beim   Trocknen   im  Gefolge  hat,   ist  neuerdings   in  Eng- 


1)  YergL  Mitteil.  d.  kais.  r.  ök.  Qes.  zu  St.  Petersburg.    1857,  p.  173. 

2)  YergL  Laadw.  Presse  YIL    1880,  No.  96. 


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94  Allgemeiner  Teil. 

land  koDstraiert  worden  und  zu  beziehen  durch  Petzold  &  Co., 
Berlin  N,  Schönhauser-AUee  41. 

Der  Apparat  besteht  aus  vier  Cylindem  von  4  m  Länge.  Der 
mittlere  Gylinder,  welcher  drehbar  ist,  hat  30  cm  im  Durchmesser 
und  dient  zur  Dampfkammer,  die  vom  Kessel  der  Dampfmaschine 
durch  eine  kleine  vulkanisierte  Kautschukröhre  mit  Dampf  versehen 
wird.  Der  Cylinder  ist  auf  seiner  äusseren  Peripherie  mit  vier 
Schraubenblättern  versehen,  durch  welche  das  Getreide  nicht  allein 
fortgeschoben  wiM,  sondern  auch,  da  die  Blätter  durchlöchert  sind, 
häufig  von  oben  nach  unten  in  den  Cylinder  fällt  und  dadurch  so 
viel  als  möglich  der  Wirkung*  der  im  Folgenden  beschriebenen 
Trocknungsroittel  ausgesetzt  wird.  Der  Dampf  wird  mittelst  einer 
Röhre  vom  Ende  des  inneren  Cylinders  nach  dem  dritten  Cylinder 
oder  Dampfmantel  geleitet.  Auf  diese  Weise  befindet  sich  das  Ge- 
treide zwischen  zwei  Dampfkammem,  welche  von  eiuem  je  nach 
der  Beschaffenheit  des  Korns  regulierten  Rumpf  gespeist  werden. 
Das  Ganze  ist  von  einem  Cylinder  umgeben,  welcher  durch  eine  An- 
zahl von  Löchern  an  dem  Ende,  wo  der  Dampf  einströmt,  mit  der 
Luft  in  Verbindung  steht.  Dieser  Cylinder  wird  durch  einto  Fächer 
entleert  und  die  einströmende  Luft  wird  in  ihrem  Laufe  geheizt  und 
durch  die  Kornkammer  getrieben,  wo  sie  mit  deoi  Getreide  in  Be- 
rührung kommt  und  es  stark  trocknet  Das  Getreide  ist  auf  diese 
Weise  während  seines  Laufes  durch  eine  4  m  lange  Röhre  der  Wir- 
kung von  zwei  dampfgeheizten  Flächen  und  einer  heissen  Luft- 
strömung ausgesetzt  Der  innere  Cylinder  wird  durch  ein  Kamm- 
radgetriebe von  14  bis  104  Umdrehungen  getrieben.  Die  Spindel 
macht  34  Umdrehungen  per  Minute.  Die  Temperatur  an  der  Mün- 
dung der  Ausströmungsöffnung  beträgt  140—170®  C.  Der  konden* 
sierte  Dampf  wird  mittelst  einer  biegsamen  Röhre  in  den  Wasser- 
kasten zurUckgeleitet,  erheizt  denselben  und  erspart  dadurch  Brenn- 
material. 

Das  zu  trocknende  Material  wird  in  seiner  Passage  durch  die 
Kornkammer  mittelst  einer  einfachen  Einrichtung  so  separiert,  dass 
jedes  Korn  einem  durch  Rotieren  um  die  mit  Dampfmantel  bekleideten 
Cylinder  erhitzten  Windzug  ausgesetzt  wird,  und  da  es  nur  mit  die- 
sen dampfgeheizten  Cylindem  und  reiner  heisser  Luft  in  Berührung 
kommt,  so  kann  es  weder  in  Qualität,  noch  Farbe  verlieren  oder  be- 
schädigt werden.  Die  Keimkraft  des  Getreides  wird  nicht  zerstört.  Die 
Maschine  ist  einfach  in  der  Konstruktion,  hat  nur  wenige  sich  abnutzende 
Teile,  kommt  nicht  leicht  in  Unordnung  und  erfordert  bei  der  Arbeit 
nur  wenig  Aufsicht  Auf  Räder  gestellt,  kann  sie  von  einem  Pferde 
gezogen  werden.  Eine  Maschine,  welche  57.10  «45  kostet,  trocknet 
24  Bushel  feuchten  Getreides  pro  Stunde  bei  einer  Auslage  von  6  d. 
Die  Maschine  kann  an  allen  Lokomobilen   angebracht,   und   da   sie 


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Erntemethoden,  Ausdrusch  und  Aufbewahrnng  des  Getreides.      95 

auf  Bädern  steht,  leicht  yon  einer  Stelle  zur  anderen  geschoben 
werden. 

In  feuchten  Gebirgslagen  sind  ebenfalls  besondere  Vorrichtungen 
zur  Erreichung  der  Lufltrockne  notwendig,  so  wird  das  mit  der 
Sense  oder  Sichel  abgebrachte  Getreide  in  Garben  aufgebunden,  in 
Steiermark,  Krain  und  zum  Teil  in  Kärnten  zum  Trocknen  auf  sog. 
Harfen  gebracht,  von  denen  man  zwei  Formen,  die  einfache  und  die 
doppelte  Harfe,  unterscheidet. 

Die  Doppelharfe  ^)  besteht  aus  zwei  parallel  laufenden,  10— 15  m 
Ton  einander  entfernten  massiven  Pfeilern  von  5 — 6  m  Höhe  und  ist 
flberdacht.  Durch  diese  Pfeiler  werden  12—15  horizontal  liegende 
Latten  oder  Staffeln  dergestalt  gezogen,  dass  die  unterste  60—80  cm 
Yom  Erdboden  absteht,  während  die  übrigen  30  cm  von  einander 
entfernt  angebracht  werden.  Auf  diese  Staffeln  wird  das  Getreide 
zum  Austrocknen  gebracht  und  lässt  sich  diese  Doppelharfe  auch 
ganz  gut  als  Scheune  benutzen.  Die  einfache  Harfe  dagegen  besteht 
nar  ans  einer  einfachen  aber  bedachten  Gerttstwand. 

Eine  höchst  eigentümliche  Erntemethode,  die  sog.  „Ernte  über 
die  hohe  Stoppel"  hat  sich  in  dem  feuchten  Klima  des  Salzkammer- 
gntes  herausgebildet  und  soll  auch  in  der  Umgegend  von  Regens- 
burg, wenn  auch  etwas  modificiert,  bestehen.  Es  wird  nämlich  das 
Wintergetreide  beinahe  in  der  Mitte  mit  der  Sichel  abgeschnitten, 
in  kleine  Garben  gebunden,  und  auf  3  bis  4  m  hohen  Fichtenstangen 
sehranbenfbrmig,  so  dass  der  Wind  von  allen  Seiten  Zutritt  hat,  auf- 
gesteckt, also  ein  Verfahren,  das  mit  dem  in  Schweden  gebräuchlichen 
sehr  viel  gemein  hat;  um  Regensburg  werden  die  kleinen  Garben 
zum  Trocknen  einfach  auf  die  hohe  Stoppel  gelegt,  dadurch  von  der 
Erde  entfernt  und  dem  Luftzuge  ausgesetzt. 

Nach  der  Hinwegnahme  des  Getreides  wird  die  Stoppel  tief 
am  Boden  abgemäht,  auf  grosse  Haufen  gebracht  und  meist  auf  dem 
Felde  in  Feimen  gesetzt. 

Es  leuchtet  ein,  dass  bei  unbeständiger  Witterung  das  Getreide 
nieht  leicht  auswächst  und  schnell  trocknet  und  der  Maschinendrusch 
leichter  von  statten  geht,  dagegen  erfordert  diese  Methode  viel 
Arbeit 

In  Tirol  wird  das  Getreide  ebenfalls  auf  Holzgerttsten  getrocknet, 
die  aus  einer  in  den  Boden  gestossenen  Stange,  an  welcher  Quer- 
stangen über  Kreuz  angebracht  sind,  bestehen  und  über  welche  das 
Getreide  zum  leichten  Abtrocknen  übergehangen  wird. 

Im  Gegensatz  zu  diesen  Erutemethoden  stehen  diejenigen  der 
Lftüder  mit  trocknen,  warmen  Herbsten,  in  denen  die  Emtemethode 


1)  Yergl.  Oek.  Neoigk.  u.  Yerhandl.     1847,  pg.  946. 

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96 


Allgemeiner  Teil. 


weniger  Schutz  gegen  nngUnstige  Witterung,   als  vielmehr  eine  gute 
Nachreife  zu  gewähren  hat. 

Zu  diesen  Ländern  zählen  namentlich  die  Steppenregionen  des 
stldOstlichen  Europas.  In  Ungarn  mäht  man  mit  der  Sense  oder 
Mähemaschine  das  Getreide  in  gewöhnlicher  Stoppelhöhe  ab,  bindet 
dasselbe  zu  mittelstarken  Garben  mit  eigenem  Stroh  und  legt  sie  zu 
einem  Kreuz  in  der  Weise  übereinander,  dass  die  untere  Lage  aus 
vier  Garben  gebildet  wird,  deren  Stoppelenden  nach  aussen  gerichtet 
sind,  auf  diese  Garben  werden  andere  in  derselben  Weise  gelegt,  und 
zwar  richtet  sich  deren  Zahl  nach  der  Stärke  des  Getreides  und 
der  Dicke  der  Garben,  dementsprechend  die  Haufen  11,  13,  15 
und  18  Garben  enthalten  können.  Unverkennbar  widerstehen  diese 
Haufen  den  Herbststürmen  der  Ebene  vortrefflich,  und  da  die 
Witterung  meist  sehr  trocken  ist,  steht  ein  Auswachsen  kaum  zu 
befürchten. 

Das  Einbansen  des  Getreides,  da  Scheunen  selten  vorkommen, 
geschieht  überwiegend  in  langen,  dachförmigen  und  vortrefflich  ge- 
setzten Tristen. 

Aehnlich  ist  auch  die  Emtemethode  im  südlichen  Russland,  nur 
wird  hier  das  Getreide  in  Getreidehöfen,  die  zur  möglichsten  Ver- 
hütung der  Feuersgefahr  mit  einem  Erdwall  umgeben  sind,  in  Mieten 
eingebanst,  um  im  Winter  gedroschen  zu  werden. 

Im  mittleren  und  südlichen  Frankreich  ist  diese  Methode  der 
Aufstellung  im  Kreuze  ähnlich  der  in  Ungarn  verbreitet,  und  ist  das 
Verfahren  hierbei  nach  Heuz  6  (Fig.  1)  folgendes :  man  legt  vorerst  zwei 
Garben  gegen  einander,  wobei  man  zu  achten  hat,  dass  die  A  ehren 
der  einen  auf  die  A ehren  der  anderen  zu  liegen  kommen,  dann 
werden  zwei  Garben  senkrecht  auf  diese  ersten  niederlegt,  womit 
die  Basis  des  Kreuzes  gebildet  ist.    Nun  fährt  man  in  dieser  Weise 

fort,  indem 
man  jedesmal 
mit  zwei  Gar- 
ben die  Arme 
des    Kreuzes 
erhöht.  Nach- 
dem   zwölf 
Garben  in  die- 
ser Weise  ver- 
wendet   wor- 
den sind, 
nimmt     man 
eine    etwas 
stärkere  Gar- 
be, stellt  sie  gerade  auf,  teilt  ihre  Aehren   in  vier  nahezu  gleiche 


Fig.  1. 


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EmtemethodeD,  Ausdrascli  nnd  Anfbewabmiig  des  Getreides.       9? 

Partieen  und  setzt  sie  den  vier  Armen  des  Kreuzes  als  Schlussgarbe 
auf.  Ihre  Halme  mit  den  nach  abwärts  gekehrten  Aehren  schützen 
dergestalt  die  Aehren  der  übrigen  Garben  gegen  den  Regen. 

Auch  sind  in  den  trocknen  kontinentalen  Gegenden  die  pris- 
matischen Mandeln  (Dachhaufen),  welche  aus  acht  oder  zwölf  Garben 
gebfldet  werden,  weit  verbreitet  Bei  nur  acht  Garben  liegen  die 
Aehren  der  drei  Garben  der  untersten  Reihe  unmittelbar  auf  dem 
Boden,  im  zweiten  Fall  berührt  nur  eine  einzige  Garbe  die  Ober- 
fläche des  Ackers.  Man  verfertigt  diese  letzteren  Mandeln  (Fig.  2) 
in  folgender  Weise:  man  legt  dergestalt  zwei  Garben  gegen  einander, 
dass  die  Aehren  der  einen  auf  den  Aehren  der  anderen  ruhen,  dann 
legt  man  senkrecht  auf  ihre  Längsrichtung  und  übereinander,  zuerst 
eine  Reihe  von  vier  Garben,  dann  von  drei  und  endlich  von 
zwei  Garben.  Die  zwölfte  Garbe,  auf  die  beiden  letzteren  gelegt,  be- 
schliesst  die  Figur. 

Diese  Aufstellungsart  ist  ganz  entsprechend,  wenn  die  Witterung 
schön  ist. 

In  Spanien  wird  das 
Getreide  mit  einer 
schmalblättrigen,  wenig 
gekrümmten  Sichel  in 
halber  Höhe  geschnitten 
und  sofort  auf  wenig 
über  den  Boden  erha- 
benen, runden  Tennen, 
welche  entweder  nur  aus 
gestampftem  Erdreich 
verfertigt  oder  mit  Stein- 
Fig.  2.  platten  belegt  sind,  im 

Freien  durch  Maultiere,  Esel  oder  Pferde  ausgetreten. 

In  Kordspanien  nimmt  man  den  Ausdrusch  meist  in  bedeckten 
Räumen  vor,  doch  Scheunen  in  unserem  Sinne  gibt  es  auch  hier 
nicht. 

Zwischen  diesen  Ländern  mit  extremer  Erntewitterung  liegen 
nun  andere  mit  mehr  feuchten  oder  mehr  trocknen  Herbsten.  In 
den  ersteren,  wie  in  Grossbritannien,  Nord-Frankreich,  Holland,  Däne- 
mark, Süd-Schweden  und  Nord-Deutschland  überwiegt  die  Methode,  das 
Getreide  in  Stiegen  aufzusetzen,  während  in  den  letzteren,  also  im 
östlichen  Frankreich,  Belgien,  Mittel-,  West-  und  Süd-Deutschland, 
sowie  in  Oesterreich  die  Methode  des  Puppens  das  üebergewicht  hat. 
Natürlich  sind  diese  beiden  Methoden  nicht  in  allen  Ländern 
gleickartig,  sondern  weisen  gewisse  Verschiedenheiten  auf 

Das  Trocknen  des  Getreides  in  Stiegen  oder  Hocken  geschieht 
in  Nord-Deutschland  wie  folgt:  Nachdem  mit  der  Mähemaschine  oder 

Kornicke  u.  Werner,  Handb.  d.  Oetreidebau'i  n.  7 


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ds 


Allgemeiner  Teil. 


Fig.  8. 


Bttgelsense  das  Getreide  gemäht,  wird  das  Wintergetreide  sofort,  das 
Sommergetreide  einige  Tage  später,  meist  mit  dem  eigenen  Stroh, 
gebunden.  Beim  Binden  folgt  jedem  Mäher  eine  Binderin  und  auf 
3—4  Binderinnen  gehört  ein  Anfhocker,  der  die  Garben  möglichst 
senkrecht,  wenngleich  zur  Erhöhung  der  Widerstandsfähigkeit  gegen 
Wind,  die  Fussenden  der  Garben  etwas  von  einander  entfernt,  in 
zwei  sich  gegenüber  stehenden  Reihen  derart  aufsetzt,  dass  die 
A  ehrenenden  in  einander  greifen ;  zur  Versicherung  der  beiden  Garben- 
reihen werden  bisweilen  an  den  Enden  der  Hocke  Strebegarben 
aufgerichtet,  oder  die  seitlichen  Garben  mit  einem  Bande  umschlun- 
gen. Fig.  3.  Hauptsäch- 
lich in  Schottland,  aber 
auch  in  England  und  Nord- 
Frankreich  werden  häufig 
mit  einer  dritten  Reihe 
geöffneter  Garben  die  bei- 
den aufgestellten  Reihen 
in  der  Weise  bedeckt,  dass 
das  Aehrenende  nach  unten 
sieht.  Die  Bedachung  wird 
durch  ein  Strohband  zu- 
sammengehalten.   Fig.  4. 

In  den  Stiegen  fliesst 
der  Regen  an  den  Garben 
leicht  ab,  auch  ist  auf  der 
Ebene  der  Luftzug  meist 
stark  genug,  binnen  ver- 
hältnismässig kurzer  Zeit 
Aehren  und  Halme  zu  trock- 
nen. Nur  dann  liegt  die  Ge- 
fahr des  Auswachsens  nahe, 
wenn  nach  Regen  und  bei  sehr  warmer  Witterung  Windstille  eintritt. 
Es  vollzieht  sich  in  ihnen  in  dem  an  und  für  sich  temperierten 
Klima  und  bei  dem  Schutz,  welchen  sich  die  Aehren  einigermassen 
selbst  gewähren,  die  Nachreife  recht  vortrefflich,  und  da  diese  Me- 
thode wenig  Arbeit  und  Geschicklichkeit  fordert,  scheint  sie  in  den 
regenreichen,  aber  dafür  auch  den  Winden  sehr  ausgesetzten  Ebenen 
des  nördlichen  Europas  und  bei  dem  hier  vorwaltenden  Mangel  an 
Arbeitskräften  wohl  am  Platze  zu  sein. 

In  Gegenden,  in  welchen  das  Puppen  des  Getreides  vorherrscht, 
ist  der  Herbst  gemeinhin  trocken  und  warm  und  die  Bevölkerung 
dicht,  daher  denn  auch  zur  Abbringung  des  Getreides  die  Sichel, 
z.  B.  in  Franken,  Schwaben  und  den  Rheingegenden,  sowie  in  Bel- 
gien und  in  den  Regierungsbezirken  Aachen  und   Köln  das  Sichet 


Fig.  4. 


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Emtemeihoden,  Ansdrascb  und  Aufbewahrung  des  Getreides.       99 

beim  Wintergetreide  häufiger  als  die  Sense  oder  Mähemaschine  zur 
Anwendung  kommen.  Sehr  langes  Wintergetreide  wird  nicht  selten 
mit  zwei  Strohbändem  sehr  sorgfältig  gebunden. 

Die  Puppen  Fig.  5  stellt  man  in  der  Weise  her,  dass  um  eine 
Mittelgarbe  herum  erst  vier  und  dann  noch  einmal  vier  weitere 
Oarben  recht  fest  dazwischen  gesetzt  werden. 

Ueber  diese  neun 
ßfmio  II. Mi         WBS^M^M  kegelförmig  au%e- 

stellten  Garben  wird 
hierauf  eine  zehnte  so 
gestülpt,  dass  die 
Schnittenden  nach 
oben  stehen,  und  die 
Aehren  rings  herum 
trichterförmig  nach 
unten  gerichtet  sind. 
Zuweilen  wird  auch 
die  Spitze  der  neun 
Garben  mit  einem 
Seil  umgürtet,  um  das 
Umfallen  bei  Sturm  zu 
verhindern. 
Diese  Puppen  werden  auch  häufig  nach  He  uz  ^  in  derPicardie, 
io  Artois  und  Flandern  aufgestellt,  aber  mit  einer  Strohhaube  ver- 
sehen, die  sehr  zweckmässig  sein  soll,  und  in  neuerer  Zeit  auch  am 
Niederrhein  Eingang  gefunden  hat.  Diese  Strohhauben  oder  „Cha- 
perons''  sind  aus  gutem  Langstroh  und  nach  Art  der  Strohdecken 
auf  den  Treibhäusern  gefertigt;  sie  bilden  aufgerollt  einen  Halbkreis, 
der  1.80  m  vom  Mittelpunkt  bis  zur  Peripherie  misst.  Der  Chaperon 
wird  mit  geteertem  Bindfaden  in  einer  Entfernung  von  25—80  und 
dann  zum  zweiten  Male  in  einem  Abstand  von  60— 70  cm  vom  Mittel- 
punkte zusammengeflochten.  An  der  einen  Seite  endigen  die  Bind- 
fäden in  Oesen,  an  der  anderen  Seite  sind  Haken  von  Draht  ange- 
bracht; auf  diese  Art  wird  der  Chaperon,  wenn  er  um  den  Getreide- 
baufen  gelegt  ist,  befestigt.  Die  Chaperons  sind  während  des  Winters 
in  Strohseilen  zusammengebunden  und  werden  in  Mieten  aufbewahrt ; 
dieselben  sollen  bei  vorsichtigem  Gebrauch  15  Jahre  halten.  Bei 
der  Ernte  werden  dje  Chaperons  mit  einem  Wagen  angefahren  und 
zwischen  den  Reihen  der  Getreidehaufen  nach  beiden  Seiten  abge- 
worfen. Zwei  Mann  heben  den  Chaperon  auf  die  Puppe  und 
achliessen  ihn. 

Herr  Schmitz,  Winnenthal  bei  Xanten,  hat  diese  Chaperons 
am  Niederrhein  eingeführt  und  berichtet  darüber  wie  folgt  : 

Das  Getreide  wird  gleich  aufgebunden  und  zu  Haufen  von  15—25 


Fig.  6. 


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lOÖ  Allgemeiner  1?eil. 

Garben  sasammengestellt.  Bei  Wintergetreide  werden  die  ersten 
Garben  senkrecht  aufgestellt  und  die  folgenden  seitwärts  anschliessend, 
so  dass  ein  spitzer  Kegel  gebildet  wird.  Bei  Sommergetreide  mit 
kurzem  Stroh  bildet  man  kegelförmige  Haufen.  Abends  werden  die 
Wappen  darauf  gedeckt  Mit  der  untersten  Schnur  der  Kappe  wird 
der  Haufen  fest  umzogen,  und  derselbe  widersteht  dann  dem  Sturme. 
Das  Getreide  trocknet  in  den  starken  gedeckten  Haufen  langsamer, 
aber  sicher,  Stroh  und  Korn  behält  schöne  Qualität  und  man  braucht 
sich  beim  Einscheuem  nicht  zu  übereilen. 

In  Sttd-Deutschland  werden  auch  häufig  10--12  Garben  zu  einer 
Puppe  vereinigt  und  mit  einer  der  Quere  nach  darüber  gelegten  Gkirbe 
bedeckt;  in  anderen  Gegenden,  wie  vielfach  am  Rhein,  lässt  man 
die  Sturzgarbe  gänzlich  fehlen. 

In  der  Puppe  sollen  die  Körner  sowohl  möglichst  gegen  Regen 
wie  auch  gegen  die  Sonnenstrahlen  geschützt  werden  und  gewährt 
sie  auch  diese  Vorteile;  dagegen  passt  sie  nicht  für  das  feuchtere 
Klima,  denn  in  diesem  bietet  die  Sturzgarbe  doch  nicht  genügenden 
Schutz  gegen  das  Einregnen,  auch  trocknet  das  Stroh  weniger  leicht 
als  in  der  Hocke  und  die  Arbeit  ist  zeitraubender;  dass  Letzteres 
der  Fall,  ergiebt  sich  aus  der  folgenden  Anleitung  zur  Herstellung 
der  Puppen. 

Ein  Arbeiter  nimmt  die  erste  Garbe  und  setzt  sie  durch  wieder- 
holtes Aufstossen  fest  und  senkrecht  auf  den  Boden  auf,  umschlingt 
mit  einigen  Halmen,  damit  die  Aehren  nicht  bunt  durcheinander 
hängen,  ihren  Kopf  und  lässt  nun,  indem  er  die  erste  Garbe  festhält, 
auf  den  beiden  sich  gegenüberliegenden  Seiten  je  eine  Garbe  etwas 
schräg  ansetzen.  Hierauf  wird  je  eine  Garbe  an  den  beiden  anderen 
gegenüberstehenden  Seiten  eingesetzt  und  schliesslich  geschieht  dies 
auch  in  den  vier  Ecken.  Es  folgen  nun  zwei  Arbeiter,  denen  das 
Eindecken  der  Puppe  mittels  der  Sturzgarbe  und  das  Umgürten  der- 
selben mit  einem  Strohseile  obliegt 

In  einzelnen  Gegenden  des  nordöstlichen  Frankreichs  und  Bel- 
giens schlägt  man  ein  modificiertes  Verfahren  ein,  indem  man  das 
Getreide  nach  dem  Mähen  ungebunden  in  Puppenform  zusammenstellt 
und  mit  einem  gemeinschaftlichen  Strohband  und  einer  Sturzgarbe 
oder  Strohhaube  bedeckt  und  ist  dies  die  sog.  flandrische  Moyette 
auch  häufig  villote,  madame  oder  cavali^re  genannt 

Nach  Henz6  wurde  sie  zuerst  im  Jähret  1760  durch  Louis 
Rose,  Schöffen  in  Böthune  (Pas-de-Calais)  vorgeschlagen.  Heute 
wird  sie  in  den  Departements  Seine-Inf6rieure,  Eure  u.  s.  w.,  und 
selbst  dann  angewendet,  wenn  der  Zustand  der  Atmosphäre  geeignet 
wäre,  den  Landwirten  volle  Sicherheit  einzuflössen. 


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Emtemethoden,  Ansdruscli  und  Aufbewahrung  des  Getreides.       101 


Fig.  6. 

In  dem  Masse,  als  das  Getreide  unter  der  Sense  oder  der  Sichel 
fUlty  und  wobei  beachtet  wird,  dass  es  nicht  durchfeuchtet  sei,  nimmt 
man  die,  f&nf  oder  sechs  Garben  im  durchschnittlichen  Gewicht  von 
10  bis  12  kg  entsprechende  Quantität  Halme,  vereinigt  sie  mittelst 
eines  25  bis  88  cm  unterhalb  der  Aehren  angelegten  Strohseiles  zu 
einem  starken  Gebund,  welches  man  dann  unten  öffnet,  um  ihm  die 
nötige  Basis  zu  geben  und  die  Cirkulation  der  Luft  im  Inneren,  so 
wie  das  Vertrocknen  der  Unkräuter  zu  erleichtem. 

Nachdem  man  dieses  Gebund,  häufig  poup^e  oder  bonhommeFig.  6 


Fig.  7. 


genannt,   aufgestellt  hat,   wird  eine  etwas  schwächere  Garbe  Fig.  7, 

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102  Allgemeiner  Teil. 

in   umgekehrter  Weise  gebunden  und  geöffnet,   als  Hnt  aufgesetzt, 
womit  die  Puppe  fertig  ist. 

Das  Nachlassen  von  Regenwetter  und  Sonnenbrand  wird,  be- 
sonders wenn  die  Halme  und  Aehren  nicht  vollkommen  trocken 
waren,  benützt,  um  den  Hut  zeitweilig  wegzunehmen  und  das  6e- 
bund  zu  lüften. 

Eine  zweite  Methode  ist  die  im  vorigen  Jahrhundert  von 
Ducarne  deBlangy  erfundene  Picarder  Moyette,  unter  der  Be- 
zeichnung huttes  moyes  u.  s.  w.  in  Flandern,  Artois  und  derPicardie 
bekannt.    Das  hierbei  einzuschlagende  Verfahren  ist  folgendes: 

Auf  einer  höheren  Stelle  des  Feldes  wird  ein  Bund  Halme  oder 
eine  kleine  unterhalb  der  Aehren  gebundene  Garbe  niedergedrückt, 
mit  der  Vorsicht,  dass  keine  Aehren  auf  den  Boden  zu  liegen  kommen. 
Nachdem  dies  geschehen,  beginnt  man  die  Errichtung  des  Schobers. 
Ein  Arbeiter,  durch  vier  oder  fünf  Weiber  unterstützt,  legt  die  erste 
Partie  Schwaden  mit  den  Aehren  auf  die  niedergedrückte  kleine 
Garbe,  wobei  er  darauf  zu  achten  hat,  dass  die  Halme  kreisförmig 
ausgebreitet  und  sämmtliche  Aehren  gegen  den  Mittelpunkt  gerichtet 
werden.  Auf  diese  erste  Schichte  legt  er  eine  zweite,  dann  eine 
dritte  und  so  fort  bis  die  Aussenseite  des  Schobers  die  Höhe  von 
1—1,3  m  erreicht  hat  Nachdem  alle  Aehren  in  der  Mitte  vereinigt 
sind,  ist  es  natürlich,  dass  dieser  Punkt  im  Vergleiche  zum  Umfang 
bedeutend  erhöht  ist,  und  dass  dieser  Anordnung  gemäss  alle  Halme 
von  innen  gegen  die  Aussenseite  geneigt  sind,  wodurch  das  bei 
starkem  Regen  in  die  fertige  Moyette  allenfalls  eingedrungene  Wasser, 
der  Neigung  der  Halme  folgend,  zum  Abfluss  gebracht  wird.  Be- 
endet wird  die  Moyette,  indem  man  sie  mit  einer  Garbe,  die  man  in 
Form  eines  Trichters  öffnet,  nachdem  man  sie  zuvor  an  ihrem  unteren 
Ende  gebunden  hat,  bedeckt;  um  das  Abdecken  durch  heftigen 
Wind  zu  verhindern,  wird  ein  Band  um  den  oberen  Teil  des 
Schobers  geschlungen  und  mittelst  Holzstifte  an  der  aufgesetzten 
Garbe  befestigt. 

Der  wesentliche  Punkt  für  das  Gelingen  bei  der  Verfertigung 
der  Moyette  besteht  darin,  dass  man  dieselbe  nur  mit  trocke- 
nem Getreide  ausführt.  Bei  günstiger  Witterung  kann  man  auch  den 
ganzen  Tag  hindurch  die  Moyette  unbedeckt  lassen  und  sie  erst 
gegen  Abend  bedecken,  wodurch  Luft  und  Sonne  ungehindert  auf 
ihren  Scheitel  wirken  und  sie  besser  durchdringen  können. 

Alle  diese  Moyetten  werden  nach  ihrer  Aufstellung  nicht  weiter 
berührt;  sind  sie  gut  verfertigt,  so  widerstehen  sie  dem  Regen. 

Nachdem  alles  Getreide  geschnitten  worden  ist  und  die  Witterung 
geeignet  erscheint,  um  sich  mit  dem  Einbringen  der  Ernte  zu  be- 
fassen, wird  der  Hut  entfernt  und  werden  die  Halme  aus  demGebnnd 
oder  Schober  in  entsprechende  Garben  gelegt 


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Emtemethoden,  Aosdnisoh  und  Aofbewahrong  des  Getreides.        103 

Jede  schlecht  verfertigte  oder  mit  feachtem  Getreide  anfgestellte 
Moyette  yerhindert  das  vollständige  Ausreifen  der  Kömer;  ist  aber 
mit  Sorgfalt  bei  ihrer  Aufstellung  vorgegangen  worden,  so  bietet  sie 
volle  Gewähr  fttr  die  nötige  Nachreife,  das  Korn  wird  schön  gefärbt, 
schwer  und  glatt  Diese  Aufstellung  ist  daher  als  bestes  Mittel 
anzusehen,  um  gelagertes,  ungleich  gereiftes  oder  frtthreifes  Getreide 
durch  längere  Zeit  gegen  Regengüsse  gewahrt  auf  dem  Felde  stehen 
tu  lassen. 

Eine  dieser  Picarder  Moyette  sehr  ähnliche  Methode  findet  sich 
auch  im  westfälischen  Sauerlande  ^),  das  ein  sehr  feuchtes  und  rauhes 
Klima  besitzt 

Die  unzweifelhaft  einfachste  Emtemethode  gelangt  in  Nord- 
Amerika  zur  Anwendung. 

Hier  wird  alles  Getreide  entweder  mit  der  Mähemaschine  geschnit- 
ten und  sofort  aufgebunden,  oder  es  kommt  eine  Mähemaschine  mit 
Bindevorrichtung  zur  Anwendung.  Die  Garben  werden  hierauf  in  Pyra- 
miden zu  je  sechs  oder  acht  Stück  aufgestellt,  in  welchen  sie  einige 
Tage  trocknen,  um  dann  auf  dem  Felde  ausgedroschen  oder  in  Feimen 
zusammengefahren  zu  werden.  In  letzterem  Falle  wird  mit  dem  Aus- 
drusch bis  zu  gelegener  Zeit  gewartet,  doch  wird  derselbe  immer  in 
der  kürzesten  Frist  und  mit  der  grössten  Energie  in  Angriff  genommen. 

Zu  diesem  Behufe  vereinigen  sich  sechs  oder  acht  Farmer  zu 
gemeinschaftlicher  Arbeit.  Das  ausgedroschene  Getreide  wird  auf 
der  Farm  dann  in  einem  aus  Brettern  zusammengeschlagenen  und  mit 
einem  Dach  versehenen  Schuppen  untergebracht  und  ist  zum  Verkauf 
fertig.    Scheunen  und  Tennen  gibt  es  nicht 

Ist  das  Getreide  gebunden  und  aufgesetzt,  dann  verbleibt  selbst 
bei  sorgsamsterArbeit  immer  noch  eine  beträchtlichcMenge  von  Halmen 
über  die  Fläche  verstreut  liegen,  und  dasselbe  ist  beim  Einfahren  der 
Fall,  weshalb  dieselben  sofort  nach  dem  Aufsetzen  und  hinter  dem 
Erntewagen  zu  sammeln  sind;  denn  wollte  man  mit  dieser  Arbeit  bis 
nach  Abräumung  des  Feldes  warten,  so  würden  sehr  erhebliche  Ver- 
loste durch  Vertreten  der  Halme,  Kömerausfall  etc.  eintreten. 

Diese  Nachlese  geschieht  entweder  mit  Handrechen  oder  auf 
grosseren  Flächen  mit  einem  Pferderechen,  der  sog.  Hungerharke. 

Am  besten  verrichtet  diese  Arbeit  der  englische  Pferde-  oder 
Heurechen,  denn  er  arbeitet  besser,  billiger  und  schneller  als  Handge- 
i^Ue  oder  der  gewöhnliche  und  selbst  der  amerikanische  Pferderechen ; 
denn  der  Kömerverlust  ist  bei  ihm  am  geringsten  und  sein  Gebrauch 
ein  vielseitigerer. 

Das  Einbringen  des  Getreides  in  Scheunen  oder  Feimen  erfolgt, 


1)  Yergl  Annal.  d.  Landw.  lU,  7.  Heft,  1846,  pg.  291. 

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104  Allgemeiner  Teil. 

sobald  dasselbe  die  vollkommene  Lafltrockne  erreicht  hat,  also  die  Kör- 
ner hart  sind,  leicht  ansfallen  und  das  Stroh  durchaas  trocken  ist. 

Halbtrockenes  Getreide  darf  niemals  eingebanst  werden,  weil 
es,  fest  zusammengepackt,  sich  sehr  stark  erhitzt  und  leicht  verdirbt; 
wogegen  man  beim  Verbleiben  des  Getreides  im  Freien,  selbst  bei 
der  traurigsten  Erntewitterung,  immer  noch  die  Aussicht  hat,  wenig- 
stens etwas  zu  retten. 

Das  Geschäft  des  Einbringens  wird  wesentlich  gefordert,  sobald 
Erntewagen  in  solcher  Zahl  vorhanden  sind,  dass  nach  dem  Einfahren 
des  beladenen  Wagens  die  Pferde  vor  einen  leeren  gelegt  werden 
können,  also  dieselben  während  des  Abiadens  nicht  mttssig  vor 
dem  Wagen  stehen. 

Die  nötige  Zahl  der  Auflader  richtet  sich  nicht  nur  nach  der 
Zahl  der  in  einer  Reihe  fahrenden  Gespanne,  sondern  auch  nach  der 
Entfernung  des  Feldes  von  der  Abladestelle.  Ist  dieselbe  unter  einer 
Viertelstunde  entfernt,  so  wird  von  zwei  Wagen  immer  einer  auf  dem 
Felde  und  einer  unterwegs  sein,  während  bei  einer  Entfernung  über 
eine  Viertelstunde  von  drei  Wagen  immer  einer  im  Laden  begriffen  ist. 

Für  jeden  zu  gleicher  Zeit  ladenden  Wagen  bedarf  man,  ausser 
dem  Knechte,  noch  eines  Aufgablers  und  zweier  Lader. 

Die  Zahl  und  Einteilung  der  Ablader  richtet  sich  nach  der  Be- 
schaffenheit der  Abladestelle  und  der  Zahl  der  abzuladenden  Wagen. 
Geschieht  das  Abladen  in  zwei  Reihea,  so  müssen  sich  auf  jedem 
abzuladenden  Wagen  zwei  Ablader  befinden  und  wenn  es  schnell  gehen 
soll,  empfiehlt  es  sich,  einen  Reservemann  zu  haben,  demnach  bei 
jedem  dritten  Wagen  ein  Ablader  eine  Ruhepause  erhält.  Auf  je 
3  m  Entfernung  sind  dann  zum  Einbansen  zwei  Abnehmer  erfor- 
derlich. 

Eine  besondere  Sorgfalt  erfordert  beim  Einbansen  in  die  Scheune 
das  AuÜBtellen  der  untersten  und  der  an  der  Wand  befindlichen  Garben, 
damit  die  Aehren  nicht  auf  den  Boden  oder  gegen  die  Wand  zn  liegen 
kommen;  femer  ist  beim  Setzen  der  Feimen  ganz  besonders  das  Legen 
der  Aussenschicht  zu  überwachen  und  sind  hierzu  sehr  geschickte 
Arbeiter  auszusuchen,  damit  die  Feime  sich  nicht  nach  der  einen 
oder  andern  Seite  hinneigt,  oder  gar  umfällt.  Im  ersteren  Falle  würde 
das  Einregnen  unausbleiblich  sein. 

Was  nun  die  Aufbewahrung  der  Getreideernte  angeht,  so  geschieht 
dieselbe  überwiegend  in  Scheunen  in  Ländern,  welche  eine  sehr  un- 
günstige Winterwitterung  und  verhältnismässig  billiges  Baumaterial 
besitzen,  und  in  denen  der  Ausdrusch  auf  dem  Felde  mit  Hülfe  der 
Dampfdreschmaschine  erst  geringe  Dimensionen  angenommen  hat,  wie 
dies  zur  Zeit  noch  in  Skandinavien,  Russland  und  in  einem  grossen 
Teil  Von  Dänemark  und  Deutschland  der  Fall  ist.  Allerdings  werden 
auch  in  diesen  Ländern,  wenn  der  Ertrag  eine  Mittelernte  übersteigt 


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Erntemethoden,  AusdniBch  und  Auf  bewahmiig  des  Getreides.       105 

und  es  daher  an  Scheunenraum  gebricht,  und  zwar  in  Nord-Deutschland 
Feimen  von  runder  Form  und  inSttd-Deutschland  und  am  Rhein  Feimen 
von  langer,  dachförmiger  Form  gesetzt,  die  jedoch  meist  noch  im  Laufe 
des  Winters  in  die  Scheunen  gefahren,  um  hier  mit  Hand-  und  GOpel- 
dreschmaschinen,  oder  mit  dem  Flegel  ausgedroschen  zu  werden. 

Anders  liegen  dagegen  die  Verhältnisse  in  Grossbritannien,  Frank- 
reich, Holland,  Belgien  und  Süd-Europa,  wo  sämmtliches  Getreide, 
oder  der  grOsste  Teil  desselben  in  sog.  Feimen,  Mieten,  Diemen,  Scho- 
bern oder  Tristen,  welche  mit  Ausnahme  der  langen,  dachförmigen 
Tristen  in  Ungarn  eine  runde  Form  aufweisen,  untergebracht  wird. 
In  diesen  Ländern  ist  nun  das  Klima  zur  Aufbewahrung  des  Getreides 
in  Feimen  weit  besser  geeignet,  als  in  den  nordischen  Ländern  und 
leidet  die  Quantität  und  Qualität,  namentlich  wenn  der  Ausdrusch  mit 
Hülfe  der  Damptdreschmaschine  bald  erfolgen  kann,  in  keiner  Weise. 
In  feuchten  Ländern,  wie  in  England,  werden  die  Feimen  ent- 
weder sehr  sorgfältig  abgedeckt,  oder  wie  in  Holland,  unter  einem 
beweglichen  Dach  aufgebaut. 

Im  Allgemeinen  scheint  das  Verfahren,  das  Getreide  in  Feimen 
zu  setzen  und  aus  diesen  mit  der  Dampfmaschine  zu  dreschen,  das 
richtigste  zu  sein,  während  dagegen  das  Einfahren  der  Feime  in  die 
Scheune  das  Verfahren  sehr  erheblich  verteuert,  und  sucht  L.  Conrad  i  ^) 
dies  durch  eine  Berechnung  klar  zu  legen.  Er  nimmt  an,  dass  200 
Fuder  ä  8  Scheffel  Körner  und  15Ctr.  Stroh  in  Feimen  untergebracht 
werden  und  berechnet  die  Unkosten  wie  folgt: 
Der  Ausdrusch  ist  schwieriger  und  bleiben  2Proc.  der  Kör- 
ner im  Stroh  =  30  Scheffel  i  4  M =  120  M. 

Minderwert  des  Strohes  p.  Ctr  20  Pfg =  600   „ 

Minderwert  des  Strohes  zu  Unterlagen  und  zum  Bedecken 
=  IM.  p.  Ctr.,  zu  je  30 Fuder  sind  ca.  60  Ctr.  Stroh  er- 
forderlich  =396   „ 

Minderwert  der  Kömer  p.  Scheffel  25  Pfg =  410   , 

Mehrarbeit  während  der  Erntezeit  und  Einfahren  der  Mieten 
im  Winter 188   „ 

Summa  Mehrkosten  und  Verlust:    1714  M. 

Eine  Scheune,  welche  bequem  200  Fuder  fasst,  lässt  sich  für  ca. 
10000  M.  herstellen.  Das  Baukapital  würde  sich  also,  da  nach  Abzug 
der  Zinsen  k  5  Proc.  ca.  1200  M.  jährlich  zur  Amortisation  bleiben,  in 
spätestens  8  Jahren  nach  vorstehender  Berechnung  amortisiert  haben,  be- 
vor noch  an  Unterhaltungskosten  zu  denken  ist,  die  ja  ohnehin  bei 
Scheunen  viel  geringer  sind,  als  bei  anderen  Gebäuden. 

Die  hier  angefahrten  Mehrkosten  und  Verluste  würden  aber  bei 


1)  Landw.  Presse  IV,  No.  68. 

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106  Allgemeiner  Teil. 

rechtzeitigem  Ansdrosch  mit  Hülfe  der  Dampfdreschmaschine   fort- 
gefallen sein. 

Wie  wir  gesehen,  werden  die  Feimen  entweder  in  rander  Form 
(und  als  Master  diene  hier  die  bekannte  Mecklenburgische  Miete), 
oder  in  länglicher,  dachförmiger  Form  angelegt,  nnd  besitzt  jede  der- 
selben ihre  Vor-  und  Nachteile. 

Die  runden  Feimen  lassen  sich  am  dichtesten  packen,  und  bie- 
ten im  Verhältnis  zu  ihrem  Inhalt  die  geringste  Oberfläche  dar;  sollen 
sie  jedoch  eine  grosse  Menge  Getreide  bergen,  so  erreichen  sie  eine 
sehr  beträchtliche  Höhe,  wodurch  das  Abladen,  das  mit  zunehmen- 
der Höhe  immer  langsamer  und  nnr  mit  Hälfe  vieler  Menschen  vor 
sich  geht,  sehr  erschwert  und  verteuert  wird,  auch  kommt  die  Feime 
durch  die  vielen  Aufreicheplätze  leicht  aus  der  runden  Form  heraus, 
zumal  bei  starkem  Winde,  welcher  das  lose  Getreide  auf  die  entgegen- 
gesetzte Seite  treibt,  in  Folge  dessen  auf  der  einen  Seite  die  Feime 
viel  lockerer  wird  und  sich  beim  Setzen  nach  dieser  Seite  hinneigt, 
event.  umstürzt,  mindestens  regnet  es  in  solchen  schräg  gestellten  Fei- 
men sehr  leicht  ein,  was  Verluste  nach  sich  zieht. 

Die  langen  dachfönuigen  Feimen  besitzen  ^ine  verhältnismässig 
grosse  Oberfläche  und,  wenn  nicht  sehr  gut  gesetzt  und  eingedeckt, 
so  sind  im  regenreichen  Klima  durch  Einregnen  Verluste  unausbleiblich. 

In  neuerer  Zeit  werden  vielfach  künstliche  Werbungsmethoden 
empfohlen,  unter  denen  die  des  Engländers  Neils on  zu  Haiewood, 
Derby,  die  Möglichkeit  bieten  soll,  auf  eine  sehr  einfache  Weise  bei 
nassem  Emtewetter  die  Heu-  und  Getreideernten  vollständig  sicher 
zu  stellen,  und  zwar  noch  in  dem  Falle,  wenn  Grünfutter  oder  nasses 
Getreide  in  Feimen  zusammengefahren  werden  musste.  Der  Erfinder 
behauptet,  seit  zehn  Jahren  die  vortrefflichsten  Erfolge  erzielt  zu 
haben.  Nach  seiner  Vorschrift  werden  auf  dem  runden  Feimenplatz 
von  6  m  Durchmesser  bis  zur  Mitte  thöneme  Muffenröhren,  mit 
Gement  gedichtet,  so  eingelegt,  dass  deren  eines  Ende  von  aussen 
zugänglich  ist,  und  hierauf  wird  mit  dem  Aufbau  der  Feime  auf 
einer  Strohunterlage  begonnen;  doch  ist  bis  zur  halben  Höhe  der 
Feime,  die  6  m  hoch  werden  soll,  in  der  Mitte  derselben  ein  Luft- 
schacht dadurch  auszusparen,  dass  ein  gefüllter  Sack  oder  ein  cylin- 
drischer  Korb  eingesetzt  und  in  dem  Masse,  als  die  Feime  wächst, 
immer  höher  gezogen  wird,  bis  das  Dach  der  Feime  die  obere  Oeff- 
nung  schliesst.  Will  man  längliche,  6  m  breite  Feimen  anlegen,  so 
müssen  in  einer  Entfernung  von  je  3  m  Luftschachte  ausgespart  und 
die  Röhrentouren  auf  dem  Ende  bis  zum  letzten  Luftschacht  verlängert 
werden.  Unterhalb  eines  jeden  Schachtes  muss  in  der  Röhrentour 
eine  Oeffnung  angebracht  sein,  welche  von  aussen  mittelst  eines 
Schiebers  beliebig  geöffnet  und  geschlossen  werden  kann.  An  das 
äussere  Ende  der  Röhrentour  befestigt  man  einen  Saugventilator,  der 


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£miem6thoden,  Ausdrueok  nnd  Anfbewahmng  des  Gretreides.       107 

die  heisse  mit  Wasserdampf  gesättigte  Luft  aus  dem  Innern  der 
Feime  absangt,  doch  darf  bei  länglichen  Feimen  die  Luft  nur  immer 
ans  einem  Schacht  entfernt  werden,  weshalb  die  andern  Schächte 
durch  Schieber  zu  verschliessen  sind ;  denn  wollte  man  in  der  ganzen 
Länge  der  Feime  gleichzeitig  Itlften,  so  würden  die  dem  Ventilator  am 
nächsten  liegenden  Abteiinngen  am  stärksten,  die  entfernten  aber  zu 
wenig  gelüftet  werden,  wodurch  leicht  .das  Verderben  der  letztem 
herbeigeführt  werden  könnte. 

Die  Trocknung  dieses  fencht  zusammengesetzten  Materials  be- 
ruht darauf,  dass  durch  die  Selbsterhitzung  der  Wasserdampf  ent- 
bunden nnd  mittels  der  Absangung  durch  den  Saugventilator  die 
gesättigte  warme  Luft  entfernt  wird  und  dafür  kältere  Aussenluft  an 
ihre  Stelle  tritt. 

NachNeilsons  Vorschrift  soll  die  Ventilation  in  Heufeimen  be- 
ginnen,  wenn  die  Temperatur  im  Innern  derselben  27  ^  C.  und  bei 
(Jetreidefeimen  21  ^  C.  erreicht  hat.  Zur  Feststellung  der  Temperatur 
dient  ein  Thermometer,  welches  in  eine  Eisenblechröhre  mit  Hülfe 
eines  langen  Drahtes  eingeführt  wird.  Am  andern  Ende  der  Röhre 
ist  dieselbe  geschlossen  und  zugespitzt^  damit  sie  nach  Belieben  in 
die  Feimen  eingestosaen  werden  kann. 

Diese  Selbsterhitzung  des  Materials  geschieht  aber  keineswegs 
kostenlos,  denn  die  erzeugte  Wärme  ist  jedenfalls  das  Ergebnis 
einer  Gärung,  welche  durch  die  Eiweissstoffe  eingeleitet  wird  und 
mit  der  Zersetzung  von  Kohlehydraten,  und  zwar  zunächst  der  leicht 
verdanlichen,  endet,  wodurch  der  Futterwert  des  Materials  in  sehr 
erheblichem  Masse  vermindert  werden  kann;  dies  zeigt  die  nach- 
folgende Berechnung,  welche  allerdings  einen  sehr  ungünstigen  Fall 
in  Betracht  zieht,  nämlich  die  Trocknung  frischen  Grases  bei  feuchter 
Witterung.  Da  aber  Neilson  Grünfutter  mit  Hülfe  seiner  Methode 
trocknen  will  und  dies  doch  nur  bei  feuchter  Witterung  geboten  er- 
scheint, so  sind  wir  wohl  berechtigt,  diesen  Fall  in  den  Kreis  unserer 
Berechnung  zu  ziehen,  wobei  jedoch  nur  der  Verlust  an  Kohle- 
hydraten und  nicht  an  Eiweissstoffen  berücksichtigt  werden  soll. 
Nelimen  wir  an,  dass  mit  Wasserdampf  gesättigte  Aussenluft  mit  einer 
Temperatur  von  10  ^  C.  eintritt  und  den  Saugventilator  mit  20  ®  C. 
▼erlässt,  denn  wenn  die  Absaugung  bei  27  ^  C.  begann,  kann  sich 
die  Luft  bis  zum  Austritt  aus  derRöbrentour  immerhin  bis  auf20<)C. 
al^kflhlt  haben,  so  enthält  die  eintretende  Luft  von  10  ^  G.  unge- 
fähr 9  g  Wasserdampf  pro  Kubikmeter  und  die  austretende  von  20  ^  C. 
bei  vollständiger  Sättigung  17  g  pro  Kubikmeter;  also  beträgt  die 
Differenz  8  g  Wasser,  welche  dem  Gras  pro  Kubikmeter  eintretender 
Luft  entzogen  wird.  Um  nun  aber  1  cbm  Luft  von  10  ^  auf  20  ^  C. 
erwärmen  zn  können,  gehören  etwa  3  Wärme-Einheiten  und  zur  Ver- 
dunstung von  0.008  kg  Wasser  4.8  Wärme-Einheiten;  demnach  sind 


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108  Allgemeiner  Teil. 

zur  Entfernung  von  8  g  Wasser  aas  dem  Gras  3  +  4.8  =  7.8  Wärme- 
Einheiten  erforderlich.  Aus  100  kg  Gras  müssen  jedoch  bis  zur 
Lufttrockne  (Heu)  etwa  60  kg  Wasser  verdampfen,  wozu  nach  vor- 
stehender Rechnung  58  500  Wärme-Einheiten  gehören.  Diese  Wärme- 
summe ist  durch  Verbrennung  der  Kohlehydrate  zu  erzeugen,  und 
wenn  wir  die  Wärme-Einheiten  des  Zuckers  bei  der  Verbrennung  an- 
nehmen, so  entwickelt  1kg. Zucker  3300  Wärme-Einheiten;  um  dem- 
nach die  notwendige  Wärmemenge  zur  Trocknung  von  100  kg  Grfln- 
futter  hervorzubringen,  mttssten  18  kg  Zucker  verbrannt  werden,  und 
da  der  Futterwert  von  1  kg  Kohlehydrate  sich  auf. 0.08  JC  stellt, 
würde  die  Wärme-Erzeugung  pro  100  kg  1.44  JC  betragen.  Erheb- 
lich günstiger  dürfte  sich  die  Rechnung  gestalten,  wenn  die  Aussen- 
luft  nicht  vollständig  gesättigt  und  das  Material  schon  beträchtlich 
an  Wasser  durch  Abwelken  verloren  hat;  denn  nehmen  wir  an,  dass 
anstatt  60  kg  nur  30  kg  Wasser  zu  verdampfen  sind,  so  würden 
sich  die  Wärme-Erzeugungskosten  auf  0.72  JC  ermässigen.  Immer- 
hin sind  aber  diese  Kosten  noch  so  hoch,  dass  sie  gerechte  Bedenken 
einflössen,  wenngleich  andererseits  nicht  zu  verkennen  ist,  dass 
namentlich  bei  der  Getreidetrocknung  bei  sehr  feuchter  Erntewitterung 
Vorteile  erwachsen  können. 

Zu  diesen  Wärme-Erzeugungskosten  treten  femer  noch  die  An- 
lage- und  Arbeitskosten  hinzu.  Für  die  Anlagekosten  fehlt  uns  jeg- 
licher Massstab,  während  sich  die  Kosten  fttr  die  Arbeit  des  Lüftens 
annähernd  feststellen  lassen.  Zum  Trocknen  von  100  kg  Gras 
müssen  7500  cbm  Luft  durchgesogen  werden,  wofür  man,  bei  An- 
wendung von  Menschenkraft  und  ähnliche  Verhältnisse  wie  bei  der 
Zimmerventilation  vorausgesetzt,  mindestens  20  ^  an  Arbeitskosten 
in  Anschlag  zu  bringen  hat,  die  sich  bei  abgewelktem  Material  ent- 
sprechend verringern. 

Nehmen  wir  nun  an,  dass  sich  die  Rechnung  im  konkreten 
Falle  vielleicht  um  50  Proc.  günstiger  als  nach  unserer  Berechnung 
stellen  soll,  so  bleibt  der  Verlust  an  Quantität  und  Qualität,  der 
jährlich  dem  Futter  durch  diese  Werbungsmethode  zufällt,  doch  sehr 
erheblich  und  würden  diese  Verluste  sich  ohne  Zweifel  bei  Anwen- 
dung verbesserter  Heuwerbungsmethoden,  z.  B.  die  Werbung  auf 
Kleepyramiden,  durchschnittlich  weit  geringer  stellen.  Leider  zeigen 
sich  die  Verluste  bei  der  Neilsonschen  Methede  nicht  offen  und 
bleiben  daher  den  meisten  Landwirten  verborgen,  weshalb  wir  uns 
bemflssigt  fanden,  darauf  hinzuweisen.  Dass  diese  Methode  aber 
wirklich  zu  teuer  ist,  ergiebt  sich  schon  daraus,  dass  die  Heu- 
werbungsmethode des  Engländers  Gibbs,  der  die  Wärme  durch 
Brennmaterial  erzeugte,  wegen  ihrer  zu  hohen  Kosten  nur  geringe 
Anwendung  findet;  man  sollte  doch  annehmen,  dass  das  Brennmaterial 
z.  B.  in  Form  von  Coaks  billiger  sei  als  in  Form  von  Kohlehydraten. 


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Erntemetlioden,  Ausdrnsoli  und  Anfbewalirang  des  Getreides.       109 

Die  Methode  Ton  Oibbs  gipfelt  in  folgendem :  Ein  mit  Goaks  geheizter 
Ofen  gibt  seine  warme,  relativ  trockene  Luft  an  einen  Ventilator 
ab,  der  yemiittelst  eines  Göpels  durch  Pferdekraft  oder  Dampfkraft 
in  Botation  yersetzt  wird  und  die  warme  Luft  (150—200  ^  C.)  schnell 
aoatreibt,  nnd  dieselbe  gelangt  durch  einen  etwa  6  m  breiten  Spalt 
in  einen  mit  Blech  gedeckten  Holzkasten.  Hinter  dem  Spalt  wird 
das  Gras,  frisch  oder  abgewelkt,  etwa  1000  kg  zur  Zeit  aufgeschichtet 
und  mit  Gabeln,  die  durch  zwei  Hebel  vom  Ventilator  aus  bewegt 
und  durch  zwei  Arbeiter  dirigiert  werden,  gehörig  umgearbeitet,  bis 
es  lufttrocken  geworden  ist  Die  Zeit,  in-  welcher  dies  geschieht,  ist 
nach  dem  Feuchtigkeitsgrade  des  Materials  sehr  verschieden,  doch 
gentigen  meist  5—10  Minuten.  Das  auf  diese  Weise  künstlich  ge- 
trocknete Heu  riecht  nach  frisch  gebackenem  Brot,  behält  seine 
slmmtlichen  Nährstoffe  und  fast  vollständig  seine  grttne  Farbe. 

b.  Der  Ansdrnseh. 

Die  älteste  Art  des  Ausdrusches  ^)  war  unstreitig  das  Ausschlagen 
der  Kömer  mit  der  Hand  auf  Hölzern,  eine  Methode,  welche  jetzt 
noch  in  Japan  tf blich  sein  soll;  aber  auch  in  Tirol  schlagen  die 
kleinen  Bauern  noch  heute  die  Körner  auf  Steinen  aus,  und  ein 
Mädchen  drischt  dann  von  Hand  mit  einem  sog.  Pleuel  nach. 

Einen  Fortschritt  bekundet  dagegen  schon  das  Ausschlagen 
mittelst  Stecken,  ein  Verfahren,  dass  bei  vielen  auf  niedriger  Kultur- 
stufe stehenden  Völkern  und  auch  selbst  noch  bei  den  Chinesen  an- 
getroffen wird,  welche  sich  vielfach  eines  Bambusrohres  bedienen, 
obgleich  auch  Dreschflegel  bekannt  sind.  Nach  Plinius  (Hist.  nat. 
B.  XVIil  G.  72)  droschen  auch  die  Bömer  vielfach  mit  Stangen,  wie 
es  heute  noch  auf  Malta  und  im  ganzen  Innern  von  Mittelafrika,  in 
Ost-Sudan,  Nubien  und  Ober-Aegypten  auf  festgestampften  Tennen 
der  Fall  ist.  Bei  einem  Teile  der  afrikanischen  Völker  wurde  der 
Stecken  zu  sehr  langen,  am  Ende  mit  Geflechten  verbreiterten  Dresch- 
TOten,  wie  z.  B.  nahe  den  grossen  Seen,  Albert  Nyanza  etc.  Offenbar 
entwickelten  sich  aus  den  Stecken  die  Dreschflegel  und  sind  solche 
nicht  nur  in  Europa,  sondern  auch  in  Hochasien  längst  bekannt,  doch 
weichen  sie  bei  den  verschiedenen  Völkern  in  Gestalt  und  Gewicht 
stark  von  einander  ab.  Während  z.  B.  der  deutsche  Dreschflegel 
so  schwer  ist,  dass  seine  eigne  Wucht  zum  Ausschlagen  der  Kömer 
genflgt,  muss  bei  dem  leichteren  englischen  Flegel  der  Arbeiter  dem- 
selben erst  durch  Aufwand  von  Muskelkraft  die  nötige  Wucht  erteilen. 

Beim  Flegeldrusch  hat  man  auf  gute  Flegel  und   reines  Aus- 


1)  YergL  Fritz,  Handb.  d.  landw.  Maschinen.    1880,  pg.  482  n.  flgde. 

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HO  Allgememer  Teil. 

dreschen  zn  sehen,  weshalb  die  Getreideanlage  nur  16  cm  hoch 
geschehen  sollte.  In  der  Regel  wird  zur  Erzielnng  des  Beindrasches 
das  Getreide  dreimal  gewendet  nnd  hierbei  gnt  aufgeschüttelt  Zur 
Zeit  wird  der  Flegeldrnsch  wegen  seines  hohen  Kostenaufwandes, 
da  gemeinhin  der  Dreschlohn  Vi«  bis  Vio  vom  Werte  des  ansge- 
droschenen  Getreides  beträgt,  immer  mehr  durch  die  Dreschmaschine 
YevArlkngL 

Das  Austreten  des  Getreides  durch  unbeschlagene  Tiere,  nament- 
lich durch  Pferde,  Maultiere  und  Ochsen,  kann  wohl  als  der  älteste 
Versuch,  die  Drescharbeit  dem  Menschen  abzunehmen,  angesehen 
werden. 

Naturgemäss  findet  sich  diese  Art  des  Dreschens  nur  in  solchen 
Gegenden,  in  welchen  das  Klima  die  Vollführang  dieser  Arbeit  im 
Freien  erlaubt 

Die  Tiere  werden  mehr  oder  weniger  rasch  in  grösseren  oder 
kleineren  kreisförmigen  Bahnen  über  das  Getreide  getrieben,  wobei 
ihnen  mitunter  Wagen,  Dreschwalzen  oder  Dreschschlitten  angehängt 
werden. 

-  Das  Anlegen  und  Wenden  des  Getreides  geschieht  hier  in  etwas 
anderer  Weise  als  beim  Flegeldrusch,  indem  die  Frucht  mehr  auf- 
recht gestellt  wird.  Dass  bei  dieser  Methode  die  Körnerverluste 
sehr  bedeutende  sein  müssen,  auch  das  Stroh  mehr  geknickt  und 
grössere  Massen  an  Spreu  erzeugt  werden.  Hegt  auf  der  Hand, 
wozu  noch  eine  nicht  geringe  Verunreinigung  durch  Exkremente  und 
Erde  tritt. 

Das  Austreten  namentlich  mit  Pferden  findet  man  noch  heute 
vielfach  in  Rnssland,  der  Türkei,  Ungarn,  Sicilien,  Italien,  Süd- 
Frankreich  und  Spanien.  Ebenso  bei  den  Hottentotten,  in  Marocco, 
Aegypten,  wie  überhaupt  in  Ost-Afrika.  In  Nord-Amerika  war 
das  Ausreiten  vor  der  Einführung  der  Dreschmaschinen  noch 
sehr  häufig  und  ist  dasselbe  in  Süd-Amerika  noch  jetzt  in  vollem 
Gange. 

Schon  seit  den  ältesten  Zeiten  ist  man  bemüht  gewesen,  die 
schwere  und  langwierige  Arbeit  des  Dreschens  durch  mechanische 
Dreschvorrichtungen  zu  erleichtem,  und  diese  Bestrebungen  führten 
schliesslich  zur  Erfindung  branchbarer  Dreschmaschinen,  wie  wir  sie 
zur  Zeit  besitzen. 

Von  diesen  unterscheidet  man  dem  Systeme  nach :  Schlagleisten- 
maschinen nach  schottischer  und  Zapfendreschmaschinen  nach  ameri- 
kanischer Erfindung. 

Die  Schlagleistenmaschine  wirkt  durch  Erschüttern  und  Aus- 
klopfen, die  Zapfendreschmaschine  auch  auf  gleiche  Weise,  wesent- 
lich aber  durch  Ausstreifen. 

Der  Triebkraft  nach  werden  femer  unterschieden:  Hand-,  Göpel- 


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Erntemeihoden,  Ansclrnsch  und  Anfbewahmng  des  Getreides.       111 

md  Dampf-  oder  Wasserdreschmaschinen.  Entsprechend  diesen 
Triebkräften  vollzieht  die  Maschine  nur  eine  oder  mehrere  Arbeiten. 

Die  Handdreschmaschine  drischt  nur  die  Körner  aus  und 
schattelt  höchstens  das  Stroh  aus;  die  Göpeldreschmaschine  vollzieht 
meist  beide  Arbeiten  und  reinigt  anch  zuweilen  das  Getreide,  wäh- 
rend die  Dreschmaschinen  mit  grösserer  Triebkraft  nicht  allein  das 
Getreide  dreschen,  marktfähig  reinigen  und  sortieren,  sondern  auch 
das  Stroh  bis  auf  eine  gewisse  Höhe  mit  Hülfe  des  Stroh-Stakers 
»im  Aufsetzen  auf  Haufen  liefern. 

Diese  letzteren,  meist  nach  englischen  Mustern  gebauten  Ma- 
schinen, sind  vorzugsweise  in  Europa  verbreitet,  während  in  Amerika 
weniger  grosse  Anforderungen  hinsichtlich  des  Beinigens  und  Sor- 
tierens  gestellt  werden,  da  diese  Arbeiten  mit  besonderen  Maschinen 
ausgeführt  werden,  weshalb  ein  einfaches  Gebläse  und  einige  Siebe 
genflgen,  wodurch  sich  die  Dreschmaschinen  weit  einfacher  gestalten. 

Femer  unterscheidet  man,  je  nachdem  die  Halme  mit  den 
Aebren  voraus  oder  parallel  der  Achse  über  die  Dreschtrororoel 
hinweggehen,  Lang-  und  Querdreschmaschinen ;  selbstverständlich 
können  die  Zapfendreschmaschinen  nur  Langdreschmaschinen  pein. 

Die  Vorteile'der  Dreschmaschine  liegen  in  dem  billigen,  schnellen 
und  reinen  Ausdrusch  dem  Flegeldrusch  gegenüber,  und  in  der 
Möglichkeit,  entweder  in  oder  kurz  nach  der  Ernte  mit  dem  Aus- 
drusch beginnen  zu  können,  wodurch  event.  das  Feimensetzen  ermög- 
licht und  die  Scheune  überflüssig  wird. 

Diesen  Vorteilen  stehen  nun  auch  allerdings  Nachteile  gegenüber, 
doch  sind  dieselben  nicht  so  gross,  dass  sie  die  Verbreitung  der 
Dreschmaschinen  wesentlich  hindern  könnten. 

Diese  Nachteile  bestehen  vornämlich  in  der  Beschädigung  der 
Römer,  in  der  Zerknittern ng  und  Zerreissung  des  Strohes,  in  dem  nach 
Massgabe  der  aufgewendeten  Triebkraft  geringen  Nutzeffekt,  und  in 
dem  bedeutenden  Reparaturbedürfnis.  Diese  Nachteile  können  unter 
Umständen  sehr  scharf  hervortreten  und  den  Handdrusch  rätlich  er- 
seheinen lassen,  z.  B.  bei  zur  Saat  oder  fUr  Gährungsgewerbe  be- 
stimmtem Getreide,  denn  in  beiden  Fällen  mft  gequetschtes  oder  ge- 
spitztes Getreide  sehr  beträehtliche  Verluste  hervor. 

Dasselbe  gilt,  wenn  es  sich  darum  handelt,  für  irgend  einen 
Zweck  Glattstroh  zu  erzielen,  denn  selbst  bei  sorgsamem  Einlegen 
in  Breitdreschmaschinen  lässt  es  sich  nicht  in  gleich  gutem  Zustande 
wie  durch  Flegeldrusch  erhalten. 

Nach  einer  Berechnung  von  Fritz ^)  ergeben  sich  als  Dresch- 
kosten pro  100  Garben: 


1)  A.  a-  0.  p.  471. 

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112  Allgemeiner  Teil. 

Flegel 


Handdreschmaschineu  < 


.  Extreme.  Mittel. 

J  dreschen 4.0—  9.8     6.3  Mark 

I  dreschen  nnd  reinigen 7.5—11.4     9.8     „ 

dreschen 3.5—  5.5     4.5     „ 

dreschen  und  reinigen  6.9 —  8.0     7.9     ,, 

Göpeldreschmaschinen   |  f «»t^»    '    •.  /    '    If-  ü     fj     .. 
^  }  dreschen  u.  reinigen    6.0—  7.8     6.9     „ 

Dampfdreschmaschinen,  dreschen  nnd  reinigen     1.2—  2.9     2.0     „ 

Zur  bequemeren  Reduktion   der  Dreschkosten   nnd  Leistungen 
bei    den   verschiedenen   Getreidearten   mögen   folgende   Mittelwerte 
dienen,  welche  angeben,  dass  sich  gleich  gut  ausdreschen  lassen: 
Getreide:     Weizen    Dinkel    Boggen    Gerste    Hafer 
Garben:  100  110         107  126        134 

Hektoliter:       100  —  115  174        215, 

sofern   nicht  örtliche  Verhältnisse   wesentliche  Aenderungen  dieser 
Zahlen  bedingen. 

Die  Beinigung  des  Getreides  von  Staub,  Sand,  Spreu,  Unkraut- 
samen etc.  erfordert  je  nach  dem  Grade  der  zu  erreichenden  Rei- 
nigung einfachere  oder  zusammengesetztere  Einrichtungen. 

Bei  den  älteren  Kulturyölkem  geschah  dies  durch  Worfeln 
und  Sieben.  Die  Bömer  bedienten  sich  hierzu  eigner  Schwingen  — 
Vanni  —  die  auch  jetzt  noch  in  ursprünglicher  Form  vielfach  am 
Bhein  benutzt  werden,  und  Wurfschaufeln  —  Ventilabra. 

Auch  heute  noch  ist  das  Worfeln,  z.  B.  in  Nord-Deutschland, 
vielfach  gebräuchlich. 

Es  besteht  dasselbe  in  dem  einfachen  Wurf  der  Kömer  gegen 
den  Wind  mittels  einer  Eomschaufel.  Bei  gleichmässigem  Wurf 
und  günstigem  Winde  fliegen  Spreu,  Staub  etc.  in  der  Richtung  des 
Werfers  zurück,  während  sich  vor  demselben  Korn  und  Unkraut, 
entsprechend  ihrer  specifischen  Schwere,  in  der  Weise  ordnen,  dass 
die  schwersten  Kömer  am  weitesten  nach  vom  fliegen.  Gröbere 
Stroh-  und  Aehrenteile,  die  mit  in  dasKom  vorfliegen,  werden  durch 
Kehren  mit  einem  Binsenbesen  nach  hinten  in  das  leichte  Kom  und 
Unkraut  zurückgekehrt;  hiernach  werden  mit  Hülfe  von  Sieben  oder 
einfach  konstruierten  Getreidereinigungsapparaten  die  verschiedenen 
ihrer  Qualität  nach  zusammengehörigen  Partieen  noch  vollständig 
naohgereinigt. 

Die  jetzt  zum  Beinigen  und  Sortieren  benutzten  Maschinen  be- 
mhen  wesentlich  auf  den  gleichen  Principien,  denn  an  die  Stelle  des 
schwachen,  natürlichen  Luftzuges  werden  durch  Ventilatoren  erzeugte 
stärkere  Luftströme  und  zur  weiteren  Beinigung  und  Sortierang  Siebe 
benutzt     • 

In  der  Begel  werden  gleich  nach  dem  Ausdrusch  die  Kömer 
auf  einer  Windfege  einfacher  Konstmktion  von  den   beigemengten 


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Erntemetliodeii,  Ansdrasoli  und  'Aufbewahrung  dee  Getreides.       113 

Stroh-  und  AehrenteUen,  Kaff  und  gröberen  Steinen  befreit,  nnd 
laufen  dann  zur  vollkommneren  Reinigung  und  Sortierung  ttber  kom- 
plieiertere  Apparate,  die  sich  zur  Zeit  einer  sehr  hohen  Vollkommen- 
heit erfreuen. 

Die  Vorteile  der  Beinigungsmaschinen  liegen  darin,  dass  an  Zeit 
and  Arbeitskraft  erspart  wird,  die  Arbeit  zu  jeder  Zeit  und  in  jedem 
Baum  vorgenommen  werden  kann,  während  das  Werfen  von  einem 
passenden  Luftzug  im  hohen  Grade  abhängig  ist;  ferner  lässt  sich 
durch  sie  ein  höherer  Grad  der  Beinigung  erzielen,  und  ist  derselbe 
nicht  von  der  Geschicklichkeit  des  Arbeiters,  wie  beim  Werfen  abhängig; 
die  Kömer  lassen  sich  ihrer  Grösse  nach  genau  sortieren  und,  was  na- 
mentlich schwer  in's  Gewicht  fällt,  von  jeglichem  Unkraut,  je  nach  der 
Leistungsfähigkeit  der  Maschine,  reinigen;  schliesslich  sind  die  Kon- 
stmctionen  nicht  compliciert  und  die  Anschaffungskosten  relativ  gering. 

lieber  die  Wertigkeit  der  zur  Zeit  hauptsächlich  benutzten  Getrei- 
dereinigungsmaschinen geben  Untersuchungen  Aufschluss,  welche  von 
Seiten  des  Professors  Dr.  Gi  eseler  und  des  Verfassers  in  Poppeisdorf 
angestellt  und  in  den  landwirtschaftlichen  Jahrbttchern  1880  veröffent- 
licht worden  sind. 

e.    Die  Anfbewahrnng  des  ansgedroschenen  Getreides. 

Sauerstoff,  genügende  Feuchtigkeit  und  Wärme  sind  die  Faktoren, 
welche  die  Zersetzung  der  Bestandteile  des  Getreides  und  als  sekun- 
däre Erscheinung  die  Entwiekelung  von  Pilzen  herbeiführen.  Da  nun, 
sobald  einer  dieser  Faktoren  fehlt,  das  Verderben  des  Getreides  un- 
möglich ist,  so  sind  die  Auf  bewahrungsmethoden  auf  die  Femhaltung 
des  einen  oder  andern  Faktors  der  Zersetzung  zurttckzufUhren. 

Ans  diesen  Gründen  wird  daher  entweder  die  Femhaltung  des 
Sauerstofis  durch  möglichsten  Abschluss  der  atmosphärischen  Luft, 
oder  die  Femhaltung  der  Feuchtigkeit  durch  ausreichende  Lüftung 
des  Getreides  zn  erreichen  gesucht;  wobei  zu  beachten,  dass  diejeni- 
gen Körner,  welche  im  Stande  sind,  die  grössten  Massen  an  hygrosko- 
pischem Wasser  aufzunehmen,  auch  am  leichtesten  verderben,  also  am 
kräftigsten  zu  lüften  sind. 

Nach  R  Ho  ff  mann  verhalten  sich  die  Früchte  hierzu  wie  folgt: 

Wassergehalt  das  Korn  vermag 

der  lufttrockenen  an  hygroskopischem 

Körner  Wasser  aufzunehmen 

Proo.  Proc 

Weizen 14.012  5.714 

Gerste 13.821  8.231 

Boggen 14,010  5.110 

Hafer 13.491  5.490 

Mais 14.130  6.802 

Hirse 13.729  8.625. 

Koernieke  o.  Werner,  Huidb.  d.  Oetreidebsii'i  n.  8 


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Allgemeiner  Teil. 

Bei  der  Methode  der  Aufbewahrung  dnroh  Abschloss  der  atmo* 
sphärischen  Luft  werden  die  Frttchte  meist  in  unterirdischen  Frucht- 
behältem  den  sog.  Silos  (nach  dem  baskischen  siloa,  das  Loch) 
untergebracht,  während  bei  Femhaltung  der  Feuchtigkeit  die  Aufbe- 
wahrung auf  möglichst  luftigen  Speichern  geschieht,  und  ist  im  konkreten 
Fall,  je  nach  den  klimatischen  Verhältnissen,  die  eine  oder  andere 
Methode  berechtigt. 

Die  Kulturstaaten  des  Altertums,  die  im  Gebiete  des  Step- 
penklimas oder  in  Gegenden,  welche  ohne  Bewässerung  kein  Getreide 
erzielen  konnten,  lagen,  haben  auch,  begünstigt  durch  die  Trockenheit 
des  Bodens  und  Klimas  zuerst  die  Methode  der  Aufbewahrung  in  un- 
terirdischen Erdgruben  oder  in  grossen  irdenen  Geschirren  etc.  besessen 
und  auch  heute  noch  finden  wir  dieselbe  vielfach  in  Nord- Afrika,  Klein- 
Asien  und  Inner-Asien,  in  Ungarn,  Italien  und  Spanien  in  Gebrauch. 

Die  Hauptbedingung  einer  guten  Aufbewahrung  des  Getreides 
in  Silos  liegt  in  dem  hermetischen  Verschluss  derselben,  in  der  Ein- 
fttllung  eines  möglichst  trocknen  Getreides,  in  der  Undurchdringlichkeit 
der  Wandungen  gegen  Wasser  und  in  der  Erhaltung  einer  möglichst 
gleichmässigen  Temperatur  innerhalb  des  Silos. 

Sind  diese  Bedingungen  nicht  gewährleistet,  sondern  ist  z.  B. 
das  Getreide  nicht  ganz  lufttrocken  eingefüllt  worden,  so  wird  dasselbe 
sehr  leicht  in  seiner  Qualität  geschädigt,  oder  fällt  sogar  ToUständig 
dem  Verderben  anheim.  Aus  diesem  Grunde  eignet  sich  auch  der 
Hartweizen,  der  lufttrocken  sehr  wenig  Wasser  enthält  und  relativ 
wenig  absorbiert,  am  besten  zur  Aufbewahrung  in  den  Silos. 

Vorzüglische  Silos,  in  denen  sich  das  Getreide  ausgezeichnet  hält, 
finden  sich  in  Algier  und  Spanien,  und  legten  die  Mauren  dieselben 
in  in  den  Felsen  gehauenen  Räumen  an,  die  häufig  3000—3500  hl  fas- 
sen konnten. 

In  Toskana  wird  das  Getreide  in  oberirdischen  Behältern,  welche 
aus  Backsteinen  gemauert,  4  m  hoch  und  2  ä  2  m  breit,  oben  gewölbt 
und  mit  Gement  luftdicht  überzogen  sind,  aufbewahrt.  Diese  Behälter 
befinden  sich  entweder  in  einem  Oekonomie-Gebäude  oder  im  Hause 
des  Kolonen  selbst,  und  sind  so  angelegt,  dass  sie  von  dem  im  zweiten 
Stockwerke  belegenen  Schüttboden  aus  gefüllt  werden  können.  Nach 
der  EinfttUung  werden  sie  mit  einem  gut  hermetisch  schliessenden 
Deckel  versehen. 

Weniger  gut  ist  die  Aufbewahrung  des  Getreides  in  Erdgruben, 
wie  sie  sich  noch  vielfach  beim  ungarischen  Bauer  findet  ^).  Diese  Silos 
werden  an  einem  leicht  zu  bewachenden  und  nicht  durch  Unter- 
grundwasser leidenden  Ort  angelegt.    Die  frisch  gegrabenen  Höhlun- 


1)  Werner,  Bericht  über  eine  landw.  Studienreise  durch  Ungarn.    Landw. 
Jahrb.  1880  pg.  576. 


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fimtemethoden,  AusdruBcIi  und  Aufbewabnmg  des  Getreides.       115 

gen,  welche  meist  dieFonn  einer  Flasche  besitzen,  brennt  man  mehrere 
Tage  lang  mit  Stroh  ans,  damit  die  Ernste  fest  und  undurchlassend, 
sowie  der  Höhlung  der  Erdgeruch  genommen  werde.  Nach  ihrer 
Ansftitterung  mit  Stroh  und  Füllung  mit  Getreide  wird  die  Oe£hung 
mit  Asche,  Sand  und  Thon  sorgföltig  verschlossen.  Selbstverständ- 
Ueh  wird  ein  solches  in  ErdhOhlungen  aufbewahrtes  Getreide  niemals 
Exportware  sein  können. 

Die  Uebertragung  dieses  Systems  der  Silos  in  Länder  mit  feuch- 
tem Snima  ist  ein  vergebliches  Bemühen,  wenn  das  Getreide  nicht 
vorher  künstlich  gedörrt  wird,  auch  könnte  der  Vorteil  fttr  Länder 
wie  Frankreich,  England,  Deutschland  etc.,  welche  ihren  eignen  Ge- 
treidebedarf nicht  decken,  sondern  noch  importieren,  nur  gering  sein, 
da  bei  dem  sehr  entwickelten  Getreidehandel  die  Notwendigkeit  einer 
längeren  Aufbewahrung  des  Getreides  gar  nicht  vorliegt,  vielmehr 
das  Bestreben  sich  geltend  macht,  möglichst  sofort  nach  dem  Ausdrusch 
dasselbe  zu  verkaufen. 

Der  Kaufmann  hat  vielleicht  mehr  Interesse  an  einer  längeren 
und  dabei  billigeren  Aufbewahrung  und  machen  wir  daher  auf  das 
Süo  der  »Patent  Silos  Company's  Granaries"  aufmerksam,  welches 
von  John  Barker  erfunden,  und  in  Frankreich,  wo  der  Erfinder  auf 
der  Weltansstellung  von  1867  die  grosse  goldene  Medaille  erhielt,  pa- 
tentiert wurde. 

In  diesen  Silos  wird  der  Sauerstoff  durch  Einpumpen  von  Stick- 
stoff verdrängt,  mithin  die  Zersetzung  vermieden  und  das  Ungeziefer 
getötet. 

In  den  feuchten  Klimaten  bewahrt  der  Landwirt  sein  Getreide  in 
der  Regel  auf  luftigen  Speichern  auf,  wobei  jedoch  nicht  übersehen 
werden  darf,  dass  das  Getreide  allen  Schwankungen  in  dem  Feuch- 
tigkeitsgehalt der  Luft  ausgesetzt  ist,  deren  schädliche  Folge  nur  durch 
tüchtiges  Umschaufeln,  Bearbeiten  mit  Windfegen  etc.  ausgeglichen 
werden  kann.  Zudem  lässt  sich  von  diesen  Speichern  das  Ungeziefer 
kaum  abhalten,  die  Kosten  des  Auf-  und  Abtragens  des  Getreides 
sind  hoch,  ebenso  ist  die  Herstellung  dieser  Speicher  gegenüber  der 
in  ihnen  au^espeicherten  Getreidemenge  zu  teuer  und  die  Feuersge- 
&hr  gross. 

Auf  den  Getreidespeichern  ist  (nach  Pereis  ^)  für  1  hl  Getreide 
ein  Flächenraum  von  0,25—0,36  qm  erforderlich  und  kann  die  Etagen- 
höhe 2,5 — 3  m  betragen. 

Die  Höhe  der  Aufschüttung, des  frisch  gedroschenen,  also  noch 
nicht  völlig  lufttrocknen  Getreides,  beträgt  nur  15  cm  und  vermehrt  sich 
in  dem  Masse,  als  die  Trocknung  fortschreitet,  auf  50-— 80  cm. 


1)  Handb.  d.  1.  Transportwesene  1882,  p.  897. 

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116  AUgemeiner  Teil. 

Das  frische  Getreide  ist  wöchentlich  ein-  bis  zweimal,  Infttrocknes 
im  Winter  alle  6  Wochen  und  im  Frühjahr  häufiger  nmzuschanfeln. 

Diesen  Getreidespeichern  haften  sehr  bedeutende  Mängel  an, 
welchen  man  dnrch  sinnreiche  Konstruktionen  abzuhelfen  gesucht, 
wenngleich  es  bis  jetzt  noch  nicht  gelungen,  sie  sämmtlich  zu  be- 
seitigen. 

Zu  den  verbesserten  Getreidespeichern  gehört  namentlich  Val- 
lery's  grenier  mobile;  Sinclair's  Getreideturm,  ein  parallelepi- 
pedischer,  überwölbter  Bau,  dessen  innerer  Raum,  von  zahlreichea 
Luftrinnen  quer  durchsetzt,  den  Abfluss  des  Getreides  durch  einen 
unterseits  befindlichen  grossen  Trichter  gestattet  P  ayy  's  „Conserya- 
teurs**  bestehen  aus  hohen  Gylindern,  die  bei  kleinen  Dimensionen 
aus  Blech  gefertigt,  bei  grossen  aus  Ziegeln  aufgemauert  sind.  Ober- 
seits  befindet  sich  ein  konischer  Deckel  mit  einem  Rohr  in  der  Mitte, 
durch  welches  die  Füllung  erfolgt,  unterseits  befinden  sich  genaue 
Messgefässe,  um  bestimmte  Fruchtmengen  aus  dem  Behälter  ablassen 
zu  können  und  seitlich  sind  Oeflfnungen  zur  Durchlüftung  angebracht. 

Eines  der  besten  Systeme  scheint  das  von  Devaux  zu  sein, 
welches  in  dem  grossen  Kornspeicher  zu  Triest  zur  Anwendung  gelangt 
ist  Bei  demselben  ist  der  Platz  sehr  ökonomisch  ausgenutzt  und 
Maschinen  mit  Ventilator  besorgen  den  Luftzutritt  und  den  grössten 
Teil  der  übrigen  notwendigen  Arbeiten. 

Von  hervorragender  Wichtigkeit  ftlr  Länder  mit  ausgedehntem 
Getreidehandel  sind  die  amerikanischen  Getreidedepöts  (Grain  elevator), 
von  denen  Thallmeyer^)  nachfolgende  Beschreibung  gibt 

Die  Beschreibung  betrifft  einen  Getreideelevator  New-Yorks,  der 
zwar  nicht  zu  den  grössten  zählt,  aber  seiner  Einrichtung  nach  von 
den  grossen  nicht  abweicht 

Das  Gebäude  ist  zum  grössten  Teil  aus  Holz  aufgeftihrt  und  be- 
deckt eine  Grundfläche  von  110x33m  und  erreicht  eine  Höhe  von 
47  m.  In  dem  Gebäude  befinden  sich  in  7  Reihen  231  Getreideschächte 
(bins),  182  Stück  von  diesen  haben  eine  Grundfläche  von  2,74 x 3,95  m 
und  eine  Höhe  von  22  m,  die  anderen  sind  fUr  geringere  Füllungen  durch 
Scheidewände  abgeteilt. 

Die  Wände  der  einzelnen  Schachte  werden  von  5  cm  dicken 
Planken  gebildet,  die  flach  aufeinander  gelegt  und  fest  zusammen  ge- 
spikert  sind,  so  dass  also  die  Breite  der  Planke  gleichzeitig  die  Dicke 
der  Schachtwände  ist.  Die  Behälter  haben  zusammen  einen  Fassungs- 
raum von  IV2  Millionen  Busheis. 

Den  Weg  verfolgend,  den  das  Getreide  in  den  Speichern  durch- 
macht, finden  wir  zunächst,  dass  es  von  den  Eisenbahnwaggons,  die 


1)  Oestr.  landw.  Wchbl.  1877.  N.  29. 

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Emtemetlioden,  Ausdroscli  und  Aufbewahrung  des  Gretreides.       117 

in  das  Clebäude  em&hren,  direkt  in  prismatische,  in  Mauerwerk 
versenkte  nnd  mit  Holzplanken  ausgekleidete  eiserne  Behälter  (reeei- 
Ting  pits)  abgelassen  wird. 

Das  längs  den  geneigten  Wänden  dieser  Behälter  abfallende  Oe- 
treide  wird  von  einem  Elevator,  dessen  Gehäuse  am  Boden  des  Be- 
hälters au&teht,  in  die  Höhe  befördert.  Die  Grösse  der  zum  Elevator 
führenden  Zuflussöffnung  richtet  sich  nach  der  unter  Manipulation  be- 
findlichen Getreidegattung  und  kann  mittelst  eines  von  einem  Handrade 
ans  beweglichen  Schiebers  reguliert  werden. 

Der  untere  Teil  der  elf  Elevatorgehäuse  ist  aus  Eisenblech,  der 
obere  Teil  von  der  Stelle  an,  wo  das  Gehäuse  den  Schachtboden 
durchdringt,  aus  Planken  hergestellt.  Den  Elevator  bildet  ein  55  cm 
breiter  Riemen  aus  Kautschuk,  auf  dem  in  Entfernungen  von  80  cm 
Sehöpfgefässe  befestigt  sind. 

Die  Elevatoren  heben  das  Getreide  bis  in  den  Dachraum. 

Der  Elevatorriemen  läuft  oben  ttber  eine  183  cm  im  Durchmesser 
haltende  Scheibe»  deren  Nabe  in  beweglichen  Lagern  aufgehängt  ist, 
so  dass  sie  in  oder  ausser  Kontakt  mit  auf  der  Hauptwelle  befestigten 
Friktionsscheiben  gebracht  werden  kann,  zu  dem  Zweck,  die  Bewegung 
des  Elevatorriemens  entweder  einzuleiten  oder  abzustellen.  Das  He- 
ben nnd  Senken  der  Scheiben  geschieht  mittelst  an  Seilen  zu  hand- 
habenden Hebeln. 

Das  Getreide  wird  von  den  Elevatoren  in  die  Wagebehälter  (weigh- 
ing  hopper),  entleert,  die  auf  einer  18  Tonnen-  (360  Centner-)  Wage 
stehen.  Sobald  das  Getreide  gewogen  worden,  fällt  es  in  ein  Aus- 
laufrohr (swinging  spout),  welches  beweglich  aufgehängt  ist.  Erwähntes 
Auslaufrohr  kann  mit  der  Hand  in  eine  der  am  Boden  in  einem 
Kreise  befindlichen  Aufnahmeöffhungen  eingestellt  werden,  um  durch 
Leitnngskanäle  das  Getreide  in  die  Behälter  oder  Schachte  gelangen 
SU  lassen.  Die  Aufnahmeöffhungen  sind  den  Schachten  entsprechend, 
mit  welchen  sie  korrespondieren,  mit  Nummern  bezeichnet.  Gleichzeitig 
wird  dort  auch  der  Stand  des  FttUungsgrades  der  einzelnen  Behälter 
anf  einem  schwarzen  Brette  in  Evidenz  gehalten,  so  dass  der  Aufseher 
gleich  weiss,  wo  er  das  Getreide  hinzudirigieren  habe. 

Das  anf  solche  Art  in  den  Schachten  aufgespeicherte  Getreide 
v^bleibt  dann  bis  zu  seiner  Verschiffung  oder  sonstigen  Verfrachtung 
in  Ruhe.  Wenn  Kähne  oder  Schiffe  es  aufnehmen  sollen,  so  wird 
es  ans  den  Schachten  wieder  in  die  untersten  Behälter  abgelassen, 
dann  wieder  bis  in  den  Dachraum  gehoben,  von  dort  auf  die  Wage- 
behälter und  von  diesen  in  Leitungsröhren  in  den  Schifbraum  geführt. 

Soll  das  Getreide  eingesackt  werden,  so  wird  es  unmittelbar 
unterhalb  des  Bodens  der  Schachte  in  die  Säcke  laufen  gelassen. 

Die  gefüllten  Säcke  übernimmt  ein  Arbeiter  behufs  Bindens  und 
legt  die  gebundenen  Säcke  auf  einen  Transporteur,  der,  aus  einem  star- 


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118  Allgemeiner  TeiL 

ken  Eaatschakriemeu  bestehend,  in  einem  Aasschnitte  des  Fassbodens 
in  gleicher  Höhe  mit  demselben  läuft,  und  der  die  Säcke  am  Ende 
des  Gebäudes  einer  schiefen  Ebene  ttbergiebt,  auf  der  sie,  mittelst 
eines  bereitstehenden  Vehikels,  hinabgleiten. 

Als  Betriebsmaschinen  fangieren  zwei  verticale  Dampfmaschinen 
von  85  cm  Cylinderdurchmesser,  85  cm  Gylinderhöh  e  and  60  Pfand 
Dampfdruck.  Der  Haupttreibriemen  hat  eine  Breite  von  1.2  m  und 
eine  Länge  von  100  m  bei  einem  (Gewichte  von  100  Gentnern. 

In  dem  Elevator  befinden  sich  ausserdem  Maschinerien  zum 
Putzen  des  Getreides,  so  wie  auch  sog.  «shipping  bins''  d.  i.  Schächte, 
die  in  einer  gewissen  Höhe  ttber  dem  Wasser  geneigte  Böden  haben, 
von  denen  aus  das  Getreide  in  die  Leitungen  und  von  dort  in  den 
Schiflfsraum  gelangt. 

Es  findet  nun  selbst  bei  sorgsamster  Aufbewahrung  immer  eine 
nicht  unerhebliche  Schwindung  der  Körnerfrüchte  statt,  und  wie  gross 
dieser  Verlust  selbst  unter  sehr  günstigen  Verhältnissen  sein  kann, 
ergiebt  sich  aus  den  auf  Grund  jahrelanger,  sorgfältigster  statistischer 
Aufzeichnungen  gewonnenen  Zahlen  der  Königl.  preussischen  Proviant- 
ämter 1). 

Diese  Verluste  stellen  sich,  wenn  das  Getreide  möglichst  staub- 
frei, frei  von  fremden  Sämereien  und  von  guter  Qualität  ist,  wie  dies 
die  magazinmässige  Beschaflfenheit  bei  den  Proviant- Aemtem  bedingt, 
wie  folgt: 

Der  Abgang  bei  Weizen,  Boggen,  Gerste  und  Hülsenfrüchten 
beträgt: 

Im  1.  Vierte^ahr 1.8  Procent 

•    2.         ,  0.9        , 

,3.  .  0.5 

w    4-  n  0-3  „ 

Mithin  im  ersten  Jahre    ...        .3.0  Procent  und  in  je- 
dem folgenden  Jahre  vierte^ährlich  V4  Procent  oder  jährlich  1  Procent 

Bei  Hafer: 

Im  1.  Vierteljahr 1.7  Proeent 

»2.          „         0.9        „ 

«3-          »         0.6        „ 

»4.          „         *  O'S        „ 

Mithin  im  ersten  Jahre 3.5  Procent  und  in  je- 
dem folgenden  Jahre  vierteljährlich  0.3  Procent  oder  jährlich  1 .2  Procent. 


1)  Vergl.  Deatsohe  landw.  Prene.    1679. 


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Die  ErtrSge  und  Nahrnngabettandteile  des  Getreides.  119 

SelbstTerstftndlich  wttrde  bei  weniger  gut  gereinigtem  (Getreide  das 
Manko  ein  viel  grosseres  sein. 

Diese  Verlnste,  sowie  Lagerkosten  nndBisiko  machen  eine  etwaige 
Prelssteigemng  im  Frtlbjahr  meist  iUnsoriscb. 


Die  Erträge  und  Nahrnngsbestandteile 
des  Getreides. 

ZuTörderst  sind  hier  die  Momente  der  Wertbestimmnng  des 
Getreides  und  der  Ertragsbestimmnng  von  der  Flächeneinheit  zu 
erörtern. 

Ein  sehr  wichtiges  Moment  der  Wertbestimmnng  bildet  zunächst 
das  absolute  Gewicht,  also  die  GrOsse  und  Schwere  der  Körner,  doch 
ändert  sich  dasselbe  nach  der  angebauten  Getreidesorte,  der  Be- 
schaffenheit des  Bodens,  der  Witterung,  der  mehr  oder  weniger 
kräftigen  Entmckelung  der  Pflanze,  sowie  schliesslich  nach  dem  Ort, 
welchen  das  Korn  in  der  Aehre  inne  hat.  Die  absolut  schwersten 
Kömer  sind  im  Allgemeinen  reicher  an  Stärke,  Zucker  und  Gummi 
als  die  leichteren,  während  letztere  eine  relativ  grössere  Menge  an 
Eiweissstoffen  und  Holzfaser  aufweisen. 

Demnach  hängen  die  Gewichtsunterschiede  bei  d^n  nackten 
Früchten  wesentlich  von  der  Ausbildung  des  Samenkorns,  also  des 
Embryo  und  der  Reservestoffe  ab. 

Naeh  den  Untersuchungen  Ton  Blocziszewski  beträgt  der 
Embryo  Tom  Gewicht  des  ganzen  Kornes: 

Proc. 


beim  Weizen 

2  -3 

„     Roggen 

2.5-4 

bei  der  Oente 

2   -3.5 

beim  Hafer 

3   -4 

bei  der  Mohrbirse 

5   —6 

beim  Mais 

10   -14 

Anders  Terbalten  sich  aber  die  bespelzten  Frttchte,  da  bei  diesen 
die  FruchthflUe  einen  erheblichen  Bruchteil  des  Gewichtes  ausmacht, 
mithin  der  Wert  auch  von  dem  Gewichtsverhältnis  zwischen  den 
Spelzen  und  der  nackten  Frucht  abhängt.  So  betragen  die  Schwan- 
kungen für  den  Gewichtsanteil  der  Spelzen  beim  Hafer  nach  unseren 
Ermittelungen  21  Proc.  (Avena  sativa  mutica)   bis  49  Proc.  (Avena 


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120  Allgemeiner  Teil. 

sativa  praegravis)»  nach  Haberlandt  fttr  Hafer  Überhaupt  17—50  Proc. 
Bei  den  Spelzweizen  ergaben  sich  nach  unseren  Ermittelungen  fttr 
Triticum  monococcum  21—85  Proc,  fttr  Tr.  dicoccum  19—26.5  Proc, 
fttr  Tr.  Spelta  20— 36.5  Proc,  und  nach  Haberlandt  fttr  die  Spelz- 
weizen Oberhaupt  22.5—27.8  Proc 

Beträchtlich  geringer  ist  der  Gewichtsanteil  der  Spelzen  bei 
der  Gerste,  denn  derselbe  betrug  nach  Haberlandt  nur 7— 15 Proc 
und  zwar  erwiesen  sich  im  Allgemeinen  die  Spelzen  der  Winter- 
gerste und  der  bläulichen  Gerste  (Hordeum  tetrastichum  coerules- 
cens)  am  schwersten. 

Haberlandt  gibt  ferner  das  Gewicht  der  Fruchthttllen  fttr 
Mohrhirse  auf  5—14  Proc,  fttr  Rispenhirse  im  Mittel  auf  16.8  Proc 
und  fttr  Reis  im  Mittel  auf  21.26  Proc.  an. 

Das  specifische  Gewicht  der  Körner  lässt  ttber  die  in  ihnen 
enthaltenen  organischen  Reservestoffe  keinen  Schluss  ziehen,  weil 
dasselbe  bei  letzteren  annähernd  gleich  hoch  ist,  z.  B.  beträgt  das 
specifische  Gewicht: 

des  Stärkemehls 1.53 

„    Zuckers 1.60 

„    Zellstoffs 1.53 

„    fetten  Oeles 0.91-0.96 

„    Klebers 1.297 

der  Aschenbestandteile  ca.    .    .        2.50 

des  Wassers 1.00 

der  Luft 0.001293. 

Diese  Zahlen  zeigen  deutlich,  dass  die  Dichte  weit  ftthlbarer 
durch  die  Aschenbestandteile,  da  deren  specifisches  Gewicht  sehr 
hoch  ist,  beeinflusst  werden  kann,  als  durch  die  organischen  Stoffe, 
und  dass  sich  namentlich  nicht  die  Dicke  der  Schale,  also  die  Menge 
des  im  Korn  vorhandenen  Zellstoffs  feststellen  lässt,  da  sein  specifi- 
sches Gewicht  nicht  von  dem  des  Stärkemehls,  das  die  Hauptmasse 
des  Kornes  bildet,  abweicht. 

Nichts  destoweniger  könnte  nach  Nobbe^).auf  indirektem 
Wege  ein  Rttckschluss  vom  specifischen  Gewichte  möglich  sein  z.  B. 
bei  im  Zustande  der  Unreife  eingeschrumpftem  Korn,  bei  dem  die 
Trockensubstanz  einen  geringeren  Gehalt  an  Stärke  und  einen  höheren 
an  Zellstoff  und  Proteen  aufweisen  wtfrde. 

Von  wesentlichem  Einfluss  ist  aber  der  Gebalt  von  Luft  und 
Wasser  im  Korn,  so  z.  B.  ist  die  eingeschlossene  Gasmenge  in  den 
mehligen  Weizen  grösser  als  in  den  hornigen,  und  daher  auch  das 
specifische   Gewicht  letzterer  etwaa  höher,    und  der  Einfluss   des 


1)  Handb.  d.  Samenkonde  p.  814. 

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Die  Ertr&ge  und  Nahmngsbestandteile  des  Getreides.  121 

wechselnden   Wassergehaltes  kann   gross   genug   werden,    um    ihn 
praktisch  beachten  zu  müssen,  wie  folgende  Di£Ferenzen  zeigen: 

specifisches  Qewicht 
Weizen  lufttrocken  (Wassergehalt  9.42  Proc.)  1.3800 

„       wasserfrei  1.4085 

„       feucht  (Wassergehalt  27.03  Proc.)  1.2820. 

Das  specifische  Gewicht  der  Getreidekörner  steht  nun  zum 
Volumengewicht,  wie  vielfache  Untersuchungen  ^)  beweisen,  in  gar 
keiner  Beziehung,  denn  die  Ziffer,  welche  sich  durch  Abwägung 
eines  bestimmten  Baummasses  ergiebt,  wird  durch  die  Lufträume 
zwischen  den  Körnern  beeinflusst,  und  diese  sind  durch  die  Form 
und  Grösse,  sowie  durch  die  Oberfläche  und  zufällige  Lagerung  der 
Kömer  bedingt.  Trotzdem  hat  jedoch  das  Volumengewicht  als 
Qualitätsmass  zu  gelten,  denn  das  schwerste  Getreide  zeigt  auch 
stets  die  grösste  Homogenität  in  der  Form,  vermöge  welcher  sich 
die  Kömer  gleichmässiger  und  dichter  zusammenlegen. 

Im  Allgemeinen  ist  anzunehmen,  dass  der  Wert  des  schwereren 
Getreides  in  höherem  Verhältnis  als  das  Volumengewicht  steigt, 
soweit  wenigstens  Stärke  und  deren  Produkte  in  Frage  kommen, 
während  zwischen  dem  Volumengewicht  und  dem  Gehalt  an  Eiweiss- 
körpem  gar  keine  Beziehung  existiert. 

Da  nun  mit  dem  Volumengewicht  auch  ausnahmslos  das  abso- 
lute Gewicht  des  einzelnen  Korns  steigt,  so  muss  das  Getreide, 
welches  das  höhere  Volumengewicht  aufweist,  auch  die  beste  Quali- 
tät besitzen. 

Die  Differenzen  im  Gewichte  gleicher  Volumina  derselben  Ge- 
treideart  können   nach   den  Untersuchungen   von   A.   Müller   und 
6.  Wunder  sehr  beträchtlich  sein  und  sich  verhalten 
beim  Weizen  wie  100 :  155 

„     Hafer  „    100:137 

bei  der  Gerste         „    100 :  131 
beim  Roggen  „    100 :  123. 

Aus  allen  diesen  Gründen  ist  das  Volumengewicht  zugleich  als 
Qnalitätsmass  anzusehen.  Allerdings  hat  die  Füllung  des  Hohlmasses 
sehr  soi^sam  zu  geschehen,  weil  sich  leicht  Messungsfehler  ein- 
schleichen; geschieht  z.  B.  die  Füllung  nicht  durch  gleichmässigen 
Einwurf  mit  zwei  Schaufeln  oder  erfolgt  das  Abstreichen  ungleich 
und  dabei  entweder  zu  schnell  oder  zu  langsam,  so  resultieren  daraus 
Gewichtsdifferenzen,  die  unter  Umständen. 2— 6  kg  p.  hl  und  mehr 
betragen  können.    Mit  Hülfe  automatischer  Vorrichtungen  zum  An- 


1)  0.  Wolffenstein,  Zeitschr.  f.  d.  ges.  Natorwissensch.  y.  Giebel  u. 
Heintz  XXXII,  151;  u.  A.  Müller,  Centralbl.  f.  d.  1.  Ver.  1855  p.  88  u.  68; 
o.  O.  Wunder,  ibid.  1857  p.  88. 


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122 


Allgemeiner  TeiL 


füllen  and  Abstreichen  lassen  sich  jedoch  diese  Fehler,  wenn  auch 
nicht  gänzlich,  doch  der  Haoptsache  nach  vermeiden. 

Ertragsangaben  nach  dem  Volumen  allein  z.  B.  in  Hektolitern 
vorzunehmen,  wttrde  nach  dem  Gesagten  noch  fehlerhafter  sein  als 
nach  dem  Gewicht.  Im  ersteren  Falle  fehlt  nicht  nur  die  Qoalitätsan- 
gäbe,  sondern  auch  die  Quantität  unterliegt  Messungsfehlem,  denn 
es  ist  dabei  zu  beachten,  dass  sich  mit  zunehmendem  Wassergehalt 
der  Körner  auch  ihr  Volumen  unverhältnissmässig  vergrössert. 

Diese  Thatsachen  sprechen  dafttr,  die  Ertragsangaben  entweder 
nach  dem  Volumen  oder  dem  Gewichte  unter  steter  Beifügung  des 
Volumengewichtes  zu  machen.  Als  Mass  soll  nun  das  Hektoliter  und 
als  Gewicht  das  Kilogramm  gelten. 

Zur  Orientierung  folgt  eine  Zusammenstellung,  aus  welcher 
sich  die  Durchschnittszahl  der  Früchte  in  1  hl,  das  specifische  Gewicht 
und  die  Grenzen,  in  denen  das  Volumengewicht  in  Kilogrammen 
pro  hl  schwanken  kann,  ergeben: 


Bezeichnung 
des  Getreides. 


Durchschnittszahl 

der  Früchte 

pro  hl 


Specifisches 
Gewicht 


Volumenge* 

wicht  pro 

Hektoliter  in 

kg 


© 


o 


Tritionm  sativum 

a.  beffrannt 

b.  uiu>egrannt 
Triticum  sativum 

a.  beffrannt 

b.  unbegrannt 
Triticum  turgidum 

„        compactum 
,y        durum 
„        polonicum 
„        monoooocum  ^) 
„        dicoccum 
„        Spelta 

Hordeum  hexastichum 
„  tetrastichum 
„  „    coeleste 

,.        distiohum 
„        dist.  nudum 

Avena  sativa 
„         „     nuda 
„  Orientalis 

Se<»ile  oereale 

Zea  Mays 

Andropogon  Sorghum 

Panioum  italioum 
„       miliaoeum 

Oryza  sativa 


1801000 

1.869 

1860000 

.1.403 

1800000 

1.383 

2160000 

1.856 

2000000 

1.874 

2200000 

1.837 

1500000 

1.290 

2200000 

1.832 

1680000 

1.384 

1400000 

1.871 

1000000 

1.282 

960000 

1.072 

740000 

1.081 

1660000 

1.860 

1600000 

1.305 

2100000 

1.871 

1415000 

14117 

1200000 

1.401 

1668000 

1.060 

8.4—7.7  Millionen 

1.814 

1616000 

1.021 

2276000 

1.840 

187600—1  Million 

1.147 

8600000 

1.270 

88600000 

1.184 

15600000 

1.179 

— 

— 

73—90 

60 

77 
75—90 

80 

78 
72-84,5 
80—89 
76-86.6 
74.6-82 
40—60 
40—49 
40—48 
60—70 
60—64 
70-88 
62—78 
70—84 
36-67 
68-77 
48—48 
68-80 
68-87 
65-80 
66-76 
62-80 
40—66 


1)  S&mmtliche  Spelzweizeni  Hirse  und  Reit  unenthölst. 


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Die  Ertrftge  und  Nahnmgsbettandteile  des  Getreides. 


123 


Wie  schon  in  den  vorhergehenden  Kapiteln  zur  Genüge  darge- 
than,  sind  die  Ernteerträge  des  Getreides  in  ihrer  Quantität  und 
Qualitätvon  der  Jahreswitterung,  der  Bodenbeschaffenheit,  derDttngung, 
den  angebauten  Getreidesorten,  der  Saatzeit,  der  Pflege,  dem  Ernte- 
Zeitpunkt,  der  Elrntewitterung  und  schliesslich  von  der  Aufbewahrung 
abhängig. 

Von  diesen  Faktoren  liegen  die  Jahres-  und  Emtewitterung 
nicht  in  der  Machtsphäre  des  Landwirtes,  während  er  die  übrigen 
mehr  oder  weniger  beherrscht. 

Znr  Gewinnung  eines  Ueberblicks  über  die  Durchschnittserträge 
der  hauptsächlich  am  Getreidebau  beteiligten  Länder  soll  die  nach- 
stehende Tabelle  dienen,  in  welcher  zur  besseren  Vergleichung 
sämmfliche  Angaben  nach  metrischem  System  gemacht  worden  sind, 
das  wir  überhaupt  auch  allen  übrigen  Berechnungen  zu  Grunde  legen 
wollen,  und  das  Volumengewicht  eines  Hektoliters  ist  beim  Weizen 
auf  75  kg,  beim  Boggen  auf  73  kg,  bei  der  Gerste  auf  64  kg,  beim 
Hafer  auf  46  kg  und  beim  Mais  auf  78  kg  angenommen. 

Tabelle  ttber  die  Durchschnittserträge  verschiedener  Länder: 


Ertrag  pro 

ha  in  hl 

Land 

Weizen 

ImDorch- 

und  Spelz 

^^ggen 

Gerste 

Hafer 

Mais 

schnitt 

Qrontnitaimien  und 

24.4 

22.0 

83.0 

88.0 

_ 

81.3 

Irlmd 

Deutsches  Beich 

18.4 

14.4 

21.7 

28.2 

— 

20.0 

Frankreich 

14.5 

13.7 

17.1 

22.6 

16.4 

16.5 

Oetterreich-Uiiffam 

8.6 

11.2 

13.6 

14.8 

12.7 

11.8 

ItaHen 

11.1 

14 

40 

18.7 

16.8 

13.4 

Portugal 

10.8 

9.0 

— 

— 

18.6 

11.8 

Bebrien 
Niederknde 

22.0 

22.0 

30.0 

80.6 

— . 

25.0 

20.0 

16.4 

33.6 

37.8 

.. 

23.8 

Rnnland 

9.5 

8.8 

8.1 

14.8 

— 

10.2 

Rmn&nien 

7.2 

7.9 

12.4 

12  8 

16.5 

12.2 

DSoemark 

24.0 

22.0 

26.0 

28.0 

— 

25.3 

Vereinigte  Staaten 

10.9 

12.1 

21.4 

23.4 

20.0 

17.6 

A]^ 

6.9 

.. 

11.6 

26.0 

7.2 

9.5 

Australien 

•  12.0 

— 

13.0 

20.0 

180 

14.0 

OwdischniU: 

14.8 

14.6 

20 

24.1 

15.8 

17.8 

Da  es  nun  jedenfalls  von  Interesse  ist,  auch  die  Hinimal-t 
Maximal-  und  Mittel-Erträge  an  EOmem,  Stroh  und  Spreu  von  den 
emzelnen  Getreidearten  kennen  zu  lernen,  so  haben  wir  uns  bestrebt, 
eine  solche  Tabelle  zusammenzustellen,  bemerken  jedoch  dazu,  dasa 
die  Maximalerträge  meist  sog.  Wettkulturen,  wie  sie  speciell  im 
Königreich  Sachsen  durchgeführt  wurden,  oder  Anbauversnchen  auf 


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124 


AUgemeiner  Teil. 


Versuchsfeldern  entnommeD  worden  sind.  Diese  Maximalerträge 
lassen  erkennen,  bis  zu  welcher  Hohe  eine  Ertragssteigerang  mög- 
lich ist. 

Tabelle  über  Minimal-,  Maximal-  nnd  Mittelerträge 
der  Getreidearten. 


Ertrag  pro  ha  an: 

Getreideart 

Körnern 

Stroh 

Spreu 

Min. 

Max.  Mittel 

Min. 

Max. 

Mittel 

Min. 

Max. 

Mittel 

hl 

hl 

hl 

kg 

kg 

kg 

kg 

kg 

kg 

Winter-Weizen 

6 

84 

14.3 

1200 

7000 

2600 

160 

700 

260 

Sommer-    „ 

6 

40 

12 

1000 

6000 

2200 

130 

500 

220 

Spelz 
Emmer 

5.6 

85.7 

40 

1200 

7000 

2500 

— 

— 

— 

13 

83.8 

40 

1500 

7000 

2500 

— 



_ 

Einkorn 

8 

84 

40 

1000 

5600 

2000 





— 

Winter-Roggen 

4.8 

53.4 

14.6 

900 

7000 

3000 

100 

700 

800 

Sommer-    „ 

4 

30 

12 

750 

4600 

2000 

78 

460 

200 

Winter-Gerste 

28 

83 

87 

1840 

5000 

2500 







Sommer-  „  2-zeilig 

11 

95 

25 

1200 

4860 

2200 

— 

— 

— 

„         „4-zeilig 

10 

82 

18 

1000 

2000 

1500 

— 

^ 

— 

Hafer 

8 

154.7 

24.1 

1100 

5000 

2250 

110 

500 

225 

Mais 

7 

225 

15.8 

780 

20000 

2500 

— 

-. 

— 

Mohrhirse 

4.3 

80 

40 

900 

12000 

6000 

— 

— 

~-~ 

Rispenfairse 

8 

35 

20 

1000 

4000 

2500 

90 

850 

225 

Kolbenhirse 

15 

85 

20 

1200 

4000 

2500 

50 

140 

100 

Reis 

12 

100 

46 

1000 

6000 

2600 

"~" 

~~ 

-"• 

Die  Qualität  der  Früchte  richtet  sich  nach  der  Menge  nnd  Be- 
schaffenheit der  wichtigsten  Nahrnngsbestandteile  und  zwar  der  Kohle- 
hydrate, Protetnstoffe  und  Salze. 

Die  Kohlehydrate  sind  entweder  in  Wasser  unlöslich  wie  Stärke, 
Fett  und  Gellulose,  oder  lOslich  wie  Dextrin,  Gummi  und  Zucker. 
Diese  Kohlehydrate  machen  darchschnittlich  65  Proc.  der  lufttrocknen 
Früchte  aus;  doch  haben  sie  fdr  die  Ernährung,  da  sie  nicht  Organ- 
bildner sind,  einen  geringeren  Wert  als  die  ProteYnstoffe. 

Letztere  bestehen  aus  dem  in  Wasser  löslichen  Eiweiss  (1  —2  PrOc. ) 
und  dem  unlöslichen  Kleber  (10  Proc).  Dieser  letztere  Körper  ist 
nun  der  wichtigste  Bestandteil,  weil  er  nicht  allein  die  Hauptmasse 
der  ProteYnstoffe  bildet,  sondern  auch  die  Backfähigkeit  der  Mehle 
in  hohem  Grade  beeinflusst.  Seine  Beschaffenheit  kann  jedoch  eine 
sehr  wechselnde  sein,  da  er  kein  einfacher,  sondern  ein  zusammen- 
gesetzter Körper  ist,  der  sich  nach  Ritthausen  aus  den  folgenden 
4  stickstoffhaltigen  Körpern  zusammensetzt: 


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Die  Ertrige  und  Nahxnogsbestaadteile  dea  Getreides. 


125 


Kleber 

B  S 

Bestandteile 

1 

3^ 

II 

II 

Kohlenstoff 

54.11 

54.31 

52.67 

52  94 

Wasserstoff 

6.90 

7.18 

7.10 

7.04 

Stickstoff 

16.68 

16.89 

18.01 

17.14 

Schwefel 

0.88 

101 

0.85 

0.96 

Sauerstoff 

21.48 

20.61 

21.37 

21.92 

Frischer  Kleber  enthält  25—27  Proc.  trockne  Substanz  nnd 
16 — 20  Proc.  Gluten-Gaseltn;  die  anderen  Körper  sind  demnach  in 
weit  geringerer  Menge  vorhanden,  doch  beeinflussen  sie  die  Qualität 
des  Klebers  sehr  bedeutend,  und  kann  schon  ein  geringes  Mehr  oder 
Weniger  eines  dieser  KOrper  darin  ausschlaggebend  sein;  so  macht 
das  Mucedin  den  Kleber  zerfliessend,  das  Gluten-Fibrin  denselben 
brttehig  und  nicht  zusammenhaltend,  während  der  Pflanzenleim  und 
das  Gluten-GaseYn,  diese  beiden  zähen,  schleimigen  Körper,  den 
Kleber  zusammenhaltend,  zähe,  stark  elastisch  und  zugleich  dehnbar 
machen.  Letztere  Eigenschaften  sind  nun  aber  Air  den  Teig,  aus 
dem  das  Brot  gebacken  werden  soll,  höchst  erwünscht 

Fttr  die  Ernährung  sind  femer  die  Salze  der  Körner,  welche 
zwischen  0,5—3  Proc.  des  lufttrocknen  Kornes  ausmachen,  von 
'^chtigkeit,  da  die  Asche  reich  an  Kali  und  Phosphorsäure  ist. 

Schliesslich  wird  der  Wert  der  Körner  auch  durch  ihren  Wasser- 
gebalt, der  zwischen  10—15  Proc.  schwanken  kann,  bedingt. 

Die  hier  folgende  Tabelle  bringt  eine  Uebersicht  der  einzelnen 
Bestandteile  nicht  nur  der  Kömer,  sondem  auch  des  Strohes  und 
der  Spreu  und  haben  wir  uns  hierbei  an  die  Zusammenstellungen  von 
Analysen  durch  Dietrich  und  König ^),  sowie  durch  J.  Kühn  in 
der  Hauptsache  gehalten. 


1)  Zosammensetzung  n.  Verdaalichk.  d.  Futterst.    Berlin,  1874. 


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126 


Allgemeiner  Teil. 


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84.1 
86.1 
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Getreideprodnktion,  Getreidekonsumtion  und  Getreid^bandel.        127 


Oetreideproduktion,  Oetreidekonsiiintion 
und  Getreidehandel. 

Zunächst  sollen  Produktion  und  Konsumtion  des  Getreides  einer 
Betrachtung  unterzogen  werden  und  beginne  ich  mit  denjenigen 
Ländern,  welche  ihren  Getreidebedarf  durch  eigne  Produktion  nicht 
zu  decken  yermögen,  denen  diejenigen  folgen,  welche  einen  Mehr- 
export aufweisen. 

Ich  bemerke  jedoch  ausdrücklich,  dass  die  aufgestellten  Be- 
rechnungen auf  absolute  Genauigkeit  keinen  Anspruch  erheben  können, 
da  bekanntlich  die  Zahlen  der  Produktions-  und  Konsumtions-Stati- 
stik zur  Zeit  noch  sehr  zweifelvoU  sind. 

Um  vergleichbare  Zahlen  zu  erhalten,  sind  die  Anbauflächen  in 
Hektare,  die  Erträge  in  Hektoliter  und  die  Geldwerte  in  Mark  um- 
gerechnet worden.  Das  Durchschnittsgewicht  pro  1  hl  ist  beim 
Weizen  auf  75  kg,  beim  Roggen  auf  73  kg,  bei  der  Gerste  auf  64  kg, 
beim  Hafer  auf  46  kg,  beim  Mais  auf  78  kg  angenommen. 

1.  Grossbrltaniiieii  and  Irland. 

Es  betrug  1878  das  Ackerland  94.138  qklm  oder  29.8  Proc. 
der  Gesammtfläche,  wovon  14.5  Proc.  mit  Weizen,  0.3  Proc.  mit 
Bo^en,  11.1  Proc.  mit  Gerste  und  18.5  Proc.  mit  Hafer  bestellt 
waren. 

Der  Weizen  ist  die  Hauptbrotfrucht  und  wird  am  stärksten 
in  den  östlichen  Grafechaften  gebaut,  von  denen  Lincoln,  York 
und  Essex  3  600  000  hl,  ungefähr  ein  Viertel  der  Weizenproduk- 
tion Überhaupt,  liefern.  Das  beste  Weizenland  besitzen  die  Graf- 
schaften York,  Lincoln,  Lancaster,  Huntingdon,  Northampton,  Cam- 
bridge, Eent,  welche  einen  Mittelertrag  von  29  hl  p.  ha  .auf- 
bringen. 

Der  16jährige  (1852-1867)  Weizendurchschnittsertrag  stellt 
sich  fUr 

England  und  Wales  auf     25.92  hl  p.  ha 
Schottland  „       25.74  „  „   „ 

Irland  „        21.00   „   „   „ 

das  Königreich  auf:  24.40  hl  p.  ha. 
Die   Minimalerträge   betragen    12.5  hl,  die  Maximalerträge  ^) 
59  hl  p.  ha. 


1)  Mc.  Culloch.  A  descript.  and  statist.  Acc.  of  the  Brit.  Empire.  I.  1847. 

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128  Allgemeiner  Teil. 

•  Auf  den  reichen  Lehmböden  werden  überwiegend  ansprachsYolle 
weisse  und  rote  Winterkolbenweizen,  mit  starkem  Halm  und  kräftiger 
Belaubnngf  welche  nicht  leicht  lagern,  und  auf  den  schweren  Glay- 
böden  vorwiegend  bauchige  (englische)  Weizen  (Trit.  turgidum)  ge- 
baut, welche  hohe  Erträge  bringen  und  nicht  lagern,  jedoch  ein 
sehr  kleberarmes  Korn  producieien. 

Ueberhaupt  lässt  die  Qualität  der  in  England  gebauten  Weizen 
zu  wünschen,  denn  bekanntlich  ist  das  Korn  in  dem  feuchten  Klima 
weich  und  reich  an  Stärkemehl,  aber  yerhältnissmässig  arm  an 
Kleber  und  letzterer  von  geringer  Qualität,  weshalb  das  daraus  ge- 
wonnene Mehl  erst  durch  Zusatz  von  Mehl  der  kleinkörnigen,  harten, 
kleberreichen  Weizen   des  Kontinentalklimas   gut  verbackbar  wird. 

In  günstigen  Jahren  beträgt  das  Volumengewicht  des  Weizens 
78  kg,  in  ungünstigen  75  kg  und  in  Mitteljahren  76  kg  p.  ha. 

Der  Roggen  wird  in  sehr  geringem  Umfange  und  zwar  haupt- 
sächlich in  Northumberland  und  Durham,  und  meist  im  Gemenge 
mit  Weizen,  der  darin  von  Vs^Vs  schwankt,  als  sog.  „maslin^  oder 
Mischel  kultiviert. 

Früher  wurde  dagegen  der  Roggen  als  Brotfrucht  sehr  aus- 
gedehnt gebaut,  so  gibt  Mr.  Charles  Smith  ^)  an,  dass  1765  in 
England  und  Wales  noch  ein  Siebentel  der  Bevölkerung  von  Roggen- 
brot lebte.  Dieses  auffallende  Nachlassen  des  Roggenbaues  hat 
seinen  Grund  darin,  dass  sich  die  arbeitende  Bevölkerung  vom 
Roggenbrot  abwendete,  und  auch  bei  der  verbesserten  Kultur  in  dem 
Seeklima  Englands  Weizen  und  Gerste  selbst  auf  leichteren  Böden 
höhere  Erträge  abwarfen.  Dagegen  benutzt  man  jetzt  noch  den 
Roggen  sehr  häufig  als  zeitiges  Grünfutter. 

Die  Gerste  nimmt  einen  sehr  hervorragenden  Platz  in  der  Ge- 
treideproduktion ein  und  gedeiht  in  dem  Seeklima  und  auf  den 
hochkultivierten  Feldern  eine  Braugerste  vorzüglicher  Qualität.  Zur 
Zeit  wird  meist  die  zweizeilige  Chevalier-Gerste  gebaut  Früher 
diente  die  Gerste  in  hervorragender  Weise,  z.  B.  in  Wales,  West- 
moreland  und  Cumberland  ebenfalls  als  Brotfrucht  und  gibt  Charles 
Smith (1765)  an,  dass  sich  739000  Menschen  von  derselben  nährten. 

Jetzt  wird  in  den  östlichen  Grafschaften  und  hauptsächlich  in 
Norfolk  die  Gerstenkultur  sehr  umfangreich  betrieben.  Die  Erträge 
schwanken  zwischen  21.55—57.47  hl  und  der  Durchschnitt  beträgt 
33  hl  p.  ha. 

Die  höchste  jährliche  Produktion  ergiebt  sich  beim  Hafer, 
welcher  sehr  stark  in  Schottland,  England  und  Wales  gebaut  wird. 

In  Schottland  bevorzugt  man  den  dickkörnigen  Hafer  (Avena 


1)  Mo.  Culloch,  a.  a.  0.  Vol.  I.  1847,  pg.  477. 

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Getreideprodnktion,  Getreidekonsnmtion  nnd  Getreidehandel.        129 

praegravis),  sowie  die  schwarzen  Hafersorten,  welche  letzteren  si(Jh 
auch  als  sehr  geschätztes  Pferdefatter  über  England  verbreitet  haben» 
doch  werden  ausserdem  sehr  wertrolle,  ungegrannte  weisse  Hafer- 
sorten  angebaut. 

In  den  Hochlanden  Schottlands  wird  noch  heute,  wie  auch  früher  in 
England  und  Wales,  viel  Haferbrot  verzehrt;  nach  Smith  sollen 
noch  1765  in  England  und  Wales  623.000  Menschen  Haferbrot  ge- 
gessen haben. 

Der  englische  Hafer  zeichnet  sich  durch  eine  auffallend  kräftige 
Vegetation  und  vorztlgliche  Qualität  des  Kornes  aus. 

Die  Erträge  schwanken  zwischen  17.96  hl  und  71.84  hl  und 
als  Darchschnitt  sind  38  hl  p.  ha  anzunehmen. 

Die  Getreideproduktion  und  Konsumtion  Grossbritanniens  und 
Irlands  1)  stellte  sich  fUr  den  Zeitraum  1866—1876  durchschnittlich 
pro  Jahr  folgendermassen: 


Getreideart 

J^Ji?\        Jährliche 
in  ha       !       "^  ^^ 

Ertrag 

p.  ha  in 

hl 

Preis  p. 
1  hl  in 
Mark 

Geldwert  der 

Gesammtpro- 

duktion  in 

Mark 

Weizen 
Boggen 
Gerste 
Hafer 

1503860 

23787 

1009200 

1 331 165 

86414720 

623000 

88608840 

50500000 

24.4 
22.0 
33.0 
88.0 

18.6 

12.0 

13.4 

9.0 

676498056 

6276000 

450290466 

454600000 

Ln  Ganzen 

8867602 

121041560 

81.8 

18.1 

1586569512 

Nach  dem  Census  von  1876  betrug  die  Beyölkerung  33  500  000 
Köpfe,  mithin  sich  pro  Kopf  der  Beyölkerung  eine  Produktion  von 
3.6  hl  Getreide  ergiebt. 

Der  Konsum  der  hauptsächlichsten  Brotfrucht,  des  Weizens,  wird 
pro  Kopf  und  Jahr  jetzt  an  Stelle  der  alten  Achtbushelnorm,  welche 
auf  im  vorigen  Jahrhunderte  gesammelten  Daten  begrttndet  war,  als 
weniger  Fleisch  und  Gemüse  verzehrt  wurden,  auf  5.5  ^)  Bushel  oder 
ca.  2  hl  angenommen. 

Die  Produktion  an  Weizen  beläuft  sich  nach  Abzug  eines  Saat- 
quantums von  1.9  hl  pro  ha  auf  33  860160  hl;  der  Getreidebedarf 
im  Ganzen  auf  67  000  000  hl,  demgemäss  ein  Mehrimport  von   rund 


1)  Farmers  Magazine  1866—- 1877.  Monthly  Rep.  of  tfae  Departm.  of  Agrio. 
1877. 

2)  6,3  Bush,  in  England  und  Wales,  4,2  Bush,  in  Schottland,  8,8  Bush, 
in  Irland,  6,5  Bush,  im  Vereinigten  Königreich,  6  Bush,  in  Gross-Britannien. 
Farmer's  Magazine  pg.  816.  Vol.  LXV.  1869. 

Koernleke  n.  Werner,  Handb.  d.  0etreideb«ii'8  n,  ^ 


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130 


Allgemeiner  Teil. 


33 140  000  hl  Weizen  za  erfolgen  hat,  soll  die  Bevölkerung  genügend 
mit  Brotkorn  versehen  werden. 

Der  durchschnittliche  Mehrimport  stellt  sich  wie  folgt: 


hl 


Wert  in 
Mk. 


Weizen 
Gerste 
Hafer 
Mais 


38 140000 

8000000 

10000000 

17000000 


614747000 

107200000 

90000000 

170000000 


I    68140000     981947000 

demnach  betragen  Gesammtproduktion  und  Mehrimport  189 181 560  hl 
oder  5.65  hl  pro  Kopf  der  Bevölkerung. 

2.  Deutsches  Reich. 

Das  Ackerland  umfasst  257  672  qklm  oder  47.8  Proc.  der  Ge- 
sammtfläche  und  werden  davon  mit  Weizen  8.5  Proc.,  Roggen  28.0  Proc., 
Gerste  6.3  Proc,  Hafer  14.1  Proc.  bestellt. 

Das  grösste  Areal  wird  demnach  der  Hauptbrotfrucht,  dem 
Boggen,  eingeräumt,  wohl  deshalb,  weil  sich  die  leichteren  Böden 
besser  fUr  ihn  als  für  Weizen  eignen.  Verhältnissmässig  am  wenigsten 
ist  der  Roggenbau  im  südwestlichen  Deutschland,  z.  B.  in  Wflrttemberg, 
Baden  und  Elsass-Lothringen  ausgedehnt. 

Der  Winterroggen  nimmt  96.53  Proc.  und  der  Sommerroggen 
nur  3.47  Proc.  des  Roggenlandes  ein,  letzterer  bleibt  auch  25  Proc. 
im  Eom  und  20  Proc.  im  Stroh  in  seinen  Erträgen  gegen  Winter- 
roggen zurück. 

Auf  sehr  geringem  Roggenlande  liefert  der  Winterroggen 
4.3—8.6  hl,  auf  besserem  10.7'-12.9  hl  und  auf  sehr  gutem  17—39  hl, 
doch  sind  bei  Wettkulturen  im  Königreich  Sachsen  schon  53.4  hl 
p.  ha  erzielt  worden. 

Der  Gesammtdurchschnitt  stellt  sich  aber  nur  auf  14.4  hl  p.  ha, 
und  sind  bei  diesem  geringen  Durchschnittsertrage  die  sehr  armen 
Ländereien,  welche  noch  zu  seiner  Kultur  herangezogen  werden,  in 
Rechnung  zu  bringen. 

Auf  den  besseren  Böden  werden  die  sog.  Staudenroggen,  auf 
den  geringeren  die  gewöhnlichen  Landroggen  gebaut. 

Ein  vorzüglicher  Roggen  gedeiht  um  Wirsitz  in  Posen, 
Stargard  in  Pommern,  Glogau  in  Schlesien,  sowie  in  mehreren  Teilen 
der  Oberlausitz  und  des  Flämings,   wo  die  an   und  für  sich  guten 


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Getreideproduktion,  GetreidekonBumtion  und  Getreidehandel.         131 

Böden  doch  immer  noch  mehr  fllr  Roggen  als  für  Weizen  geeignet 
sind.  Sehr  schweren  und  als  vorzttgliches  Saatgut  bekannten  Roggen 
liefert  die  Probstei  in  Holstein. 

Das  Volumengewicht  beträgt  72—75  kg  und  im  Mittel  73  kg 
p.  hl,  während  der  Sommerroggen  meist  74—76  kg  wiegt. 

Der  Weizenbau  steht  hinter  dem  Roggenbau  beträchtlich  zurück, 
da  nur  ein  Dritteil  des  Areals,  welches  der  Roggen  einninunt, 
Weizen  trägt  Die  höchsten  Procentsätze  der  Ackerfläche  werden 
im  südwestlichen  Deutschland  mit  Weizen  bestellt,  und  zwar  in  den 
Bezirken  am  oberen  und  unteren  Lauf  des  Rheins,  dann  in  Nieder- 
baiem  und  Oberhessen.  Aber  auch  in  Nord-Deutschland,  namentlich 
um  Leobschtitz,  Frankenstein,  Wirsitz,  auf  Wittow,  sowie  in  den  Kreisen 
Inowrazlaw,  Kulm,  Graudenz  und  Pyritz,  femer  auf  dem  Hellweg 
und  Haarstrange  in  Westfalen  wird  vorzüglicher  Weizen  erzeugt. 
Dagegen  müssen  die  Höhen  des  preussischen  und  pommerschen 
Landrückens  und  das  rechte  Oderufer  in  Schlesien  wegen  des  allzu- 
häufigen  Auswinterns  fast  ganz  auf  den  Weizenbau  verzichten. 

Die  deutschen  Landweizen  sind  kleinkörnige,  kleberreiche 
Sorten,  die  ein  gutes  Mehl  liefern,  doch  werden  in  Nord-Deutschland 
auf  den  grösseren  Gütern  und  auch  am  Niederrhein  häufig  englische 
Weizensorten  kultiviert,  die  allerdings  wohl  höhere  Erträge  aufbringen, 
doch  meist  leicht  auswintern  und  kleberann  sind,  daher  sie  sich 
wenig  zum  Export  nach  England,  das  kleberreiche  Sorten  verlangt, 
eignen  und  bei  der  obwaltenden  Konkurrenz  der  kleberreichen  über- 
seeischen Sorten  immer  mehr  an  Exportfähigkeit  verlieren. 

Von  dem  mit  Weizen  bebauten  Areal  kommen  in  Deutschland 
94.09  Proc.  auf  Winterweizen  und  nur  5.91  Proc.  auf  Sommerweizen. 
Im  Allgemeinen  wird  in  Süd-Deutschland  ein  verhältnismässig  grösseres 
Areal  mit  Sommerweizen  als  in  Nord-Deutschland  besäet,  z.  B.  in 
Schwaben  22.6  Proc,  in  der  Oberpfalz  34.7  und  in  Württemberg 
35.8  Proc.  der  Weizenfläche. 

Die  Weizenerträge  auf  geringeren  Böden  schwanken  zwischen 
12.3 — 14.3  hl,  auf  den  besseren  zwischen  16.5  und  21  hl  und  auf 
den  guten  zwischen  25  und  39  hl,  und  der  Durchschnitt  beträgt 
18.4  hl.  Der  Sommerweizen  bringt  durchschnittlich  20  Proc.  weniger 
Korn. 

Die  höchsten  Erträge,  welche  im  Königreich  Sachsen  bei  Winter- 
weizen erzeugt  wurden,  stellen  sich  auf  52  hl  p.  ha. 

Das  Volumengewicht  der  Verkaufsware  beträgt  73—78  kg  und 
im  Mittel  76  kg  p.  hl.   Der  Sommerweizen  wiegt  meist  2  kg  schwerer. 

Die  Spelzweizen  sind  vorzugsweise  in  Württemberg,  dem  nörd- 
lichen Baden,  Hohenzollem  und  in  Schwaben  verbreitet,  auch  wird 
etwas  Spelz  in  dem  gebirgigen  Teil  der  Bheinprovinz,  namentlich  in 
der  Eifel  und  zwar  häufig  im  Gemenge  mit  Roggen  (Mischel),  sowie 


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132 


Allgemeiner  Teil. 


auch  in  Thttringen  and  in  Hinterpommern  bei  Pyritz  gebaut,  da- 
gegen kommt  der  Emmer  nur  sehr  selten  am  Bhein  vor  und  in 
Tbflringen  wird  zuweilen  auch  Einkorn  kultiviert 

Vom  Spelz  nimmt  das  grösste  Areal  der  Winterspelz  ein,  näm- 
lich 99.24  Proc,  so  dass  nur  0.76  Proc.  für  Sommerspelz  verbleiben; 
das  Wintereinkorn  macht  88.19  Proc.  und  das  Sommereinkorn  nur 
11.81  Proc.  aus. 

Die  Erträge  der  Spelzweizen  stellen  sich  sehr  verschieden,  z.  B. 
kann  beim  Spelz  der  Ertrag  an  Veesen  von  39—78  hl  schwanken 
und  wurden  in  Proskau  auf  vorzüglichem  Boden  selbst  85.74  hl 
p.  ha  1871  geerntet;  vom  Emmer  berechnet  sich  der  Ertrag 
auf  armem  Gebirgsboden  häufig  nur  auf  13—18  hl,  während 
sich  1871  in  Proskau  83.82  hl  ergaben;  noch  mehr  überraschte  die 
Ernte  des  Einkorns,  die  sich  in  der  Begel  auf  armem  Gebirgsboden 
auf  8—16  hl  beläuft,  dagegen  in  Proskau  84.09  hl  p.  ha  betrug. 

Die  Veesen  des  Spelzes  wiegen  40—47.6  und  im  Mittel  45  kg 
p.  hl,  die  des  Emmers  40—49  kg  und  im  Mittel  46  kg;  die  des 
Einkorns  40—50  und  im  Mittel  45  kg  p.  hl. 

Die  Spelzweizen  sind  wegen  ihrer  nur  lokalen  Verwendbarkeit, 
denn  ihr  Volumen  ist  sehr  gross  und  die  entkernten  Früchte  ver- 
derben sehr  leicht,  nicht  als  Exportware  anzusehen. 

Die  Gerste  wird  im  stärksten  Procentsatz  von  der  Fläche  in 
Hessen,  Baiem,  Württemberg,  Baden,  in  Teilen  von  Braunscbweig, 
in  Sachsen  und  Anhalt  kultiviert  und  zwar  auf  den  besseren  Böden 
überwiegend  die  zweizeilige  Gerste  und  namentlich  die  als  vorzüg- 
liche Braugerste  bekannte  Chevalier-Gerste,  auf  den  leichteren  Böden 
dagegen  die  gewöhnliche  vierzeilige  Gerste.  Der  Anbau  der  Winter- 
gerste ist  s^hr  geringfügig,  denn  sie  nimmt  nur  4.40  Proc. 
der  Gerstenfläche  ein  und  wird  vorzugsweise  in  Elsass-Lothringen 
und  den  vom  Seeklima  beeinflussten  Gegenden  Kord-Deutschlands 
auf  frischen  humosen  Böden  gebaut. 

Die  Qualität  der  zweizeiligen  Gerste  ist  vorzüglich,  weshalb  sie 
als  Braugerste  vielfach  exportiert  wird. 

Die  Erträge  der  Gerste  stellen  sich  wie  folgt: 


Qualität  des 

li 

ter  in 
en  er- 
Ertrag 

Hektolitergewicht 

Gerstenbo^ 

1     ? 

iens 

chnit 
rag 

fürV 

6 

erkanfsware 

1 

Sorte 

lö 

•s|« 

1 

ii 

5 

gering 

*0 

gut 

S«-| 

hl 

hl 

hl 

hl 

hl 

kg 

i. 

4 

Zweizeilige  Gerste 

10-17 

21—28 

30—40 

26 

96 

62 

70 

64 

Vierzeilige        „ 

10-13 

16-21 

26—82 

18 

— 

64 

62 

68 

Wintergerste 

- 

28-37 

37-60 

32 

— 

64 

64 

68 

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Getreideprodoktion,  Oetreidekonsumtion  und  Getreideliaiidel.       133 

Der  Haferbau  wird  sehr  stark  in  Lothringen  und  Oberbaiern, 
sowie  in  einem  ziemlich  grossen  Distrikt  zwischen  Rhein  und  Weser, 
zn  welchem  Köln,  Arnsberg,  Wiesbaden,  Kassel  und  Hildesheim 
gehören,  femer  im  Königreich  Sachsen  und  in  Oldenburg,  nebst  dem 
Bezirk  Aurich  betrieben. 

Es  werden  jetzt  meist  sehr  schöne  ungegrannte  weisse  Rispen- 
hafer kultiviert,  so  namentlich  in  der  Weichselniederung,  im  Oder- 
nnd  Warthebruch,  in  der  Probstei,  auf  der  Insel  Rügen,  hier  beson- 
ders auf  der  Halbinsel  Wittow,  und  den  höheren  Gebirgen  Schlesiens, 
sowie  den  Muschelkalkplateaus  in  Sachsen.  Die  Kultur  besserer 
Hafersorten  ist  eine  Folge  der  Bodenverbesserung  und  der  gQnstigeren 
Stellung  in  der  Fruchtfolge,  welche  der  Hafer  jetzt  häufiger  als 
frtther  erhält  Zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  waren  weniger  diese 
schweren,  ungegrannten  Sorten,  sondern  überwiegend  Grannenhafer 
in  Kultur,  wie  Krause  anführt,  während  letztere  jetzt  nur  noch  in 
armen  Gebirgslagen  angetroffen  werden.  Wahrscheinlich  wurden 
die  ungegrannten  Rispenhafer  zuerst  aus  England  bezogen. 

Die  Erträge  des  Hafers  sind  weit  beti^chüicheren  Schwan- 
kungen als  die  der  anderen  Fruchtarten  unterworfen,  Weil  er  auf 
allen  Bodenarten  gedeiht  und  mit  jeder  Stellung  in  der  Frucht- 
folge Torlieb  nimmt. 

Demnach  ergeben  die  geringsten  Erträge  13—15  hl,  die  mitt- 
leren 21—38  hl,  die  höchsten  38—55  hl  p.  ha  und  ist  ein  Durch- 
schnittsertrag in  Deutschland  von  28.2  hl  anzunehmen.  In  Sachsen 
worden  Erträge  bis  zu  154.7  hl  erzielt. 

Sein  Volamengewicht  beträgt  36—50  kg  und  im  Mittel  46  kg 
pro  hl. 

Ausser  diesen  Hauptgetreidearten  wird  noch  etwas  Mengekom 
gesäet,  doch  zu  einem  grossen  Teil  als  Grünfutter  verwandt 

Die  S.  134  folgende  Tabelle  gibt  eine  Uebersicht  der  Anban- 
verhältnisse  der  Hauptgetreidearten  in  den  verschiedenen  deutschen 
Gauen. 

Den  Umfang  des  Hirsebaus  zeigt  nachfolgende  Uebersicht  von 
1878.    Hiemach  wurden  besäet  in: 


Preussen             12205.8  ha  =  0.07  Proc. 

der 

Acke 

rfläche 

Baiem                  2057.8   „    =  0.07      „ 

» 

»> 

Sachsen                 163.6  „   =  0.02      „ 

» 

»> 

Württemberg          135.0   „   =  0.02      „ 

•T 

}7 

Baden                      28.6   ,,  =    —  •    „ 

» 

1 

Hessen                   255.4  „   =  0.06      „ 

?> 

n 

Elsass-Lothringen    10.0   „   »=    —       ,, 

r 

1 

» 

Rest                        20.7   ,,   =    —       „ 

'» 

t9 

In  Preussen  sind  es  die  Provinzen  Schlesien,  Po 

senu 

nd  Branden- 

bürg,    welche   den    stärksten    Hirsebau    besitzen. 

und 

ausserdem 

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134 


Allgemeiner  Teil. 


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Oetreideprodnktion,  Getreidekonsimition  nnd   Getreidehandel.       135 

die  Dörfer  Malitzschkendorf  und  Jagsal  im  Kreise  Sebweinitz,  am 
Sttdabhang  des  Fläming,  die  Kolonisten  an  der  Netze  nnd  die 
Banem  in  Masnren. 

Femer  wird  in  Niederbaiem,  in  Sacbsen,  in  der  Lausitz,  in 
Württemberg,  im  Neckar-  und  Jagstkreis  nnd  in  Hessen  in  der  Pro- 
vinz Starkenburg  Hirse  gebaut.  Ueberwiegend  gelangt  die  Bispen- 
hirse znr  Kultur  und  nur  ausnahmsweise  im  sfldwestlichen  Deutsch- 
land die  Kolbenhirse,  denn  da  letztere  eine  sehr  lange  Vegetations- 
periode besitzt,  empfindlich  gegen  Frtthjahrsfröste  ist  und  nur  in  den 
wärmsten  Lagen  gedeiht,  kann  sie  nur  unter  besonders  günstigen 
Bedingnngen  kultiviert  werden. 

Die  Erträge  stellen  sich  in  Minimo  auf  8—12  hl,  in  Maxime 
auf  30—35  hl  und  im  Mittel  auf  15—20  hl  p.  ha. 

Das  Volumengewicht  der  Bispenhirse  beträgt  bei  Verkaufsware 
62—70  kg  und  im  Mittel  65  kg  p.  hl. 

Weit  ausgedehnter  als  der  Hirsebau  ist  dagegen  der  Maisbau. 
Bestellt  werden  in: 


Procent  der 

Davon  zor  6rSn- 

Ackerfläche. 

fnttematEimg. 

Preossen 

18  722     ha 

0.11  Proe. 

18  264.5  ha 

Baiern 

1216.6   „ 

0.04 

'} 

378.6   „ 

Sachsen 

519.6   „ 

0.06 

•1 

371.6   „ 

Wttrttemberg 

2128.1   „ 

0.24 

j> 

149.8   „ 

Baden 

5417.6   „ 

0.88 

V 

2634.5   „ 

Hessen 

264.4   „ 

0.07 

»» 

— 

Elsass- Lothringen 

4636.7   „ 

0.67 

» 

1076.8   „ 

Rest 

611.8   „ 

0.03 

n 

428.1   „ 

Hiemach  wird  Kömermaisbau  eigentlich  nur  in  Baden  und  hier 
hauptsächlich  in  den  Kreisen  Freiburg  und  Offenburg,  im  Elsass,  in 
Württemberg  nnd  zwar  hauptsächlich  im  Neckarkreise  und  schliess- 
lich noch  in  der  Pfalz,  in  Unterfranken,  in  der  hessischen  Provinz 
Starkenburg  und  um  Hanau  betrieben. 

Sehr  beliebte  Sorten  sind  in  Baden  der  weisse  Oberländer  nnd 
gelbe  Badenser-Mais;  in  Württemberg  der  gelbe  Ellwanger  und 
Cannstatter  und  im  übrigen  Deutschland  der  Quarantino.  Zur  Orttn- 
fnttergewinnung  werden  meist  die  amerikanischen  Pferdezahnsorten 
benutzt 

Was  die  Erträge  angeht,  so  wurden  nach  der  badischen  Statistik 
von  1875  p.  ha  produciert  im  Kreise 


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186 


Allgemeiner  Teil. 


Gonstanz 

Freibarg 

Lörrach 

Offenbnrg 

Baden 

Karlsruhe 

Mannheim 

Heidelberg 

Darchscbnitt: 


1475  kg  =  18.9  hl 


1475 
1610 
1740 
1710 
1545 
2570 
1920 


=  18.9 
=  20.6 
=  22.3 
=  22.0 
=  20.0 
=  32.8 
=  24.6 


1754  kg  =  22.5  hl. 

Die  Erträge  schwanken  zwischen  15  und  35  hl  and  bringen  im 
Mittel  22.5  hl  p.  ha.  Das  Volnmengewicht  beträgt  72—80  kg  und 
im  Mittel  78  kg  p.  hl. 

Die  Produktion  ^)  und  Konsumtion  der  Hanptgetreidearten  ge- 
staltet sich  wie  folgt: 


Getreideart 

Anbaufläche 
in  ha 

Jahrespro- 
duktion 
in  hl 

f. 

hl 

r- 

Geldwert  der 

Gesammt- 

produktion 

in  Mark 

Weizen  und  Spelz 

Roggen 

Gerste 

Hafer 

2200227 
5925  675 
1617818 
3  736168 

86  512  806 

85600000 

35  100 176 

105  500000 

18.4 
14.4 
21.7 
28.2 

15.76 

11.68 

10.88 

6.90 

675068820 
998640000 
381889915 
727950000 

Im  Ganzen: 

13479878 

262612482 

20.0 

10.2 

2683648735 

Die  Bevölkerung  des  Deutschen  Reiches  beträgt  42  727  360  Seelen, 
mithin  pro  Kopf  eine  Produktion  von  6.1  hl  Getreide  entfällt. 

Nach  Gaus')   wird   der  Gesammtkonsum   an  Brotgetreide  pro 
Kopf  der  Bevölkerung  geschätzt  (excl  HttlsenMchte  0.11  hl); 

in  den  SiÄdten     auf  dem  Lande 
Weizen  0.54  hl 

Roggen  1.64   „ 

Gerste  0.05   „ 

Hafer  0.02  „ 


0.18  hl 
l.«7  „ 
0.27  „ 
0.18  „ 


Summa:  2.25  hl 


2.48  hl. 


1)  Die  Produktion   ist   aus   den  Angaben    der  Monatshefte   zur  Statistik 
des  Deutschen  Reichs  für  die  Jahre  1878  und  1879  berechnet. 

2)  Die  Preise  sind  aus  den  Durchschnittspreisen  der  Jahre  1878  und  1879 
berechnet.    Monatsh.  z.  Statist,  d.  Deutsch.  Reichs.   Februarheft  1880. 

3)  Meitzen,  Boden   n.   d.   landw.  Verhält   d.   preuss.  Staats.    Bd.  III» 
pg.  888  n.  folgde. 


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Getreideproduktion,  Getreidekonsamtion  und  Getreidehandel.         137 

Obige  Schätzung  erfolgte  fttr  den  Zeitraum  1831—1853  und 
läSBt  sich  fttr  die  heutige  Zeit  bei  gestiegenem  Wohlstande  und  ver- 
minderter Kartoffelnahrung  ein  Konsum  an  Brotgetreide  von  2.5  hl 
pro  Kopf  annehmen. 

Das  Getreidequantum,  welches  zu  anderen  Zwecken  als  zu 
Brotgetreide  in  Deutschland  verwandt  wird,  beziffert  sich  sehr  hoch, 
denn  trotz  einer  Produktion  von  6.1  hl  pro  Kopf  findet  noch  eine 
bedeutende  Mehreinfuhr  an  Getreide  statt. 

Nach  |,Monatshefte  zur  Statistik  des  Deutschen  Reichs^  ergiebt 
sich  für  die  Jahrgänge  1877  und  1878  nachfolgende  durchschnittliche 
Ein-  und  Ausfuhr: 


Getreideart 

Einfuhr 
in  hl 

Ausfuhr 
in  hl 

Mehrein- 
fuhr 
in  hl 

Weizen 
Roggen 
Gerste 
Hafer 

13467600 

14739000 

7367840 

7145640 

10250913    3216687 
257444012164660 
3478450;  3879390 

.«5 109420'  4036220 

1 

Im  Gkinzen 

42710080 

19413223 

23296857 

Nach  Wilhelm!  1)  betrug  die  jährliche  Durchschnitts-Mehrein- 
ind  Mehrausfuhr  für  den  Zeitraum  1871/75 

beim  Roggen  rund  Mehreinfuhr  7  400  000  hl 

bei  der  Gerste  „             „  1  800  000  „ 

beim  Hafer       „             .,  2 140  000  „ 

Im  Ganzen  11340  000  hl 

beim  Weizen  rund  Mehreinfuhr  650  000  „ 


Durchschnittsmehreinfuhr      10  690  000  hl 

welche  Mehreinfuhr  sich  also  1877/78  auf  23  290  857  hl  Getreide  ge- 
steigert hat 

Auf  absolute  Richtigkeit  können  diese  Zahlen  keinen  Anspruch 
erheben,  da  bekanntlich  die  Waren-Einfuhr  mit  grösserer  Zuver- 
Itoigkeit  als  die  Waren-Ausfuhr  nachgewiesen  wird,  so  dass  die 
Augfuhrzahlen  in  den  Kommerzial-Uebersichtcn  bis  zu  20  und  25  Proc. 
hinter  der  Wirklichkeit  zurückbleiben  können. 

Die  Gesammtmenge  des  Konsumgetreides  beträgt  einschliesslich 
der  Mehreinfnhr  285  909339  hl. 


1)  Landw.  Kalender  v.  Mentzel  A  Lengerke.    1878  pg.  7  n.  flgde. 


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138  Allgemeiner  Teil. 

Verbraucht  werden: 

an   Saatgetreide  (V«  der  Produktion) 49  932  700  hl 

„   Brotgetreide  (2.5  hl  pro  Kopf) 106  818  400  „ 

,,   Malz 17  700000  „ 

„   Getreide  zur  Spiritusfabrikation 5  200000  „ 

„   Hafer  zur  Pferdeftttterung  (3352582  Pferde  ä30  hl 

pro  Jahr) 100  577  460  „ 

Nachweisbarer  Verbrauch:    280  228560  hl 

Nicht  nachweisbarer  Verbrauch: 

Futter  und  diverse  Fabrikate     .......        5.680.779  hl 

der  Konsum   pro   Kopf  der  Bevölkerung  beträgt  5.5  hl  (excl.  Saat- 
getreide.) 

3.  Frankreich. 

Das  Ackerland  umfasst  in  Frankreich  263  008  qklm  oder  49,7  Proe. 
der  Gesammtfläche;  von  der  Ackerfläche  werden  26Proc.  mit  Weizen, 
1,8  Proc.  mit  Mengekom,  7  Proc.  mit  Koggen,  4  Proc.  mit  Gerste, 
2,5  Proc.  mit  Mais  und  12,4  Proc.  mit  Hafer  besäet. 

Das  Hauptbrotgetreide  ist  der  Weizen  und  werden  die  anspruchs- 
volleren Kolbenweizen,  und  zwar  tiberwiegend  Weissweizen,  von  denen 
viele  Sorten  ursprtinglich  aus  England  stammen,  im  Norden  Frank- 
reichs angebaut,  und  gilt  der  Weizen  der  Normandie,  der  Bretagne 
und  von  Anjou  als  gute  halbmehlige  Exportware.  Im  mittleren  und 
südlichen  Frankreich  treten  häufiger  Bartweizen,  sowie  auch  Igel- 
und  Binkelweizen  auf  und  ist  namentlich  der  Weizen  der  Ebenen 
von  Toulouse,  Castelnaudary  und  Arles  sehr  geschätzt. 

Im  südlichen  Frankreich  beherrschen  die  bauchigen  oder  eng- 
lischen Weizen  (Trit.  turgidum),  sowie  auch  die  Hartweizen  (Trit. 
durum)  und  selbst  die  polnischen  Weizen  (Trit  polonicum),  sehr  ausge- 
dehnte Anbaugebiete.  Der  bauchige  oder  englische  Weizen  wird  im 
Süden  in  den  Thälem  der  Auvergne,  im  Tieflande  des  Languedoc,  in 
der  Gascogne,  Provence,  Dauphin^  und  in  Savoyen,  anderseits  aber 
auch  in  Aiyou,  in  der  Normandie  und  in  Flandern  auf  den  schwersten 
Böden  kultiviert. 

Die  Hartweizen  sind  vorzugsweise  in  der  Gascogne,  Auvergne, 
Provence,  in  Savoyen,  in  der  Beauce  und  Touraine  verbreitet. 

Die  Spelzweizen  werden  in  den  Gebirgen  Süd-Frankreichs  ziem- 
lich umfangreich  kultiviert 

Die  Qualität  der  französischen  Weizen  (Trit.  vulgare)  ist  eine 
vorzttgliche  und  kommen  namentlich  sehr  dünnschalige  kleberreiche 
weisse  und  rote  Sorten  vor. 


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Getreideproduktion,  Getreidekonsnmtion  and  Getreidehandel.         139 

Der  Weizenertrag  stellt  sich  in  Frankreich  im  Allgemeinen  sehr 
niedrig,  so  werden  nach  Heuz6  auf  armen  Böden  nur  6—8  hl,  auf 
guten  16—20  hl  und  auf  sehr  fruchtbaren  Böden  30—40  hl  geerntet, 
und  nach  unseren  Berechnungen  ergiebt  sich  eine  Mittelernte  von 
14,5  hl  p.  ha. 

Es  wiegt  1  hl  Weizen  erster  Qualität  80—82  kg,  schlechtester 
Qualität  73—75  kg  und  im  Mittel  78  kg. 

Femer  ist  der  Anbau  von  Boggen  und  Weizen  als  Mengekorn 
oder  Mischling  (Froment  seiglenx  oder  M^teil)  auf  Böden  mittlerer 
Fruchtbarkeit,  die  sich  also  ftir  eine  Reinsaat  von  Weizen  weniger 
als  f&r  Mischling  eignen,  sehr  beliebt.  Dieser  Mischling  ist  als  „me- 
tellum'^  schon  seit  1638  bekannt  und  heisst  jetzt  in  dem  Languedoc 
„Mesde**,  in  der  Provence  „Cossegail*',  in  der  Bretagne  „Möleard",  in 
Burgund  „Conceau,**  in  der  Picardie  „Muison". 

Herrscht  indem  Mischling  der  Weizen  vor,  so  wird  er  auch  „gros 
ou  passe-m^teil^  genannt,  und  ist  dies  mit  dem  Boggen  der  Fall  „pe- 
tit  m6teU". 

Es  scheint  jedoch  mit  der  steigenden  Kultur  der  Mischelbau  ab- 
zunehmen,  wie  folgender  Nachweis  erkennen  lässt: 

Ertrag 
Jahrgang.  Areal  p.  ha 

1840        =  910.933  ha  «=  12.90  hl 

1852        =  572.985  „  =  14.26  „ 

1862        =  514.412  „  =  15.49  „ 

1871/78=  471.593,,  =  14.30,, 

Das  Mehl  liefert  ein  gutes,  bei  den  Landbewohnern  sehr  ge- 
schätztes Brot. 

Der  Roggen  hat  dagegen  als  Brotgetreide  fttr  Frankreich  nur 
eine  sehr  geringe  Wichtigkeit,  obwohl  derselbe  früher  ebenfalls  die 
Hauptbrotfrucht  bildete,  und  noch  im  16.  Jahrhundert  ein  grosser  Teil 
der  Bevölkerung  Boggenbrot  ass. 

Jetzt  ist  der  Boggen  auf  die  leichtesten  Böden  zurückgedrängt. 
Beachtenswert  sind :  Seigle  des  Alpes  ou  de  Montagne,  der  in  der  Pro- 
vence und  Champagner-Hybrid,  der  in  der  Champagne  gezogen  wird. 

Der  Roggen  bringt  in  Frankreich  folgende  Erträge: 

armer  Boden  8—10  hl  p.  ha 

mittlerer  „  15—18  „   „    „ 

guter       „  22-25  „   „    „ 

sehr  fruchtbarer  30—35  „  „    „ 

und  im  Mittel  13.7     „   „    „ 

Das  Volumengewicht  beträgt  68—75  kg,  im  Mittel  72  kg. 
Die  Gerstenproduktion  steht  in  Frankreich  noch  hinter  der  des 
Boggens  zurück. 


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140  Allgemeiner  Teil. 

Wintergerste  wird  vorzugsweise  in  Nord-Frankreich,  namentlich 
in  Flandern,  in  der  Normandie  und  Artois  kultiviert;  hier  und  in 
allen  Departements  mit  frischen  Böden  baut  man  ferner  die  zwei- 
zeilige Gerste  und  zwar  überwiegend  die  Chevalier-Gerste  für  Brau- 
zwecke  an,  während  auf  den  ärmeren  Böden  und  im  Süden  die  vier- 
nnd  sechszeilige  Gerste,  zuweilen  auch  nackte  Gerste  und  zu  Paillerols, 
Basses-Alpes  etc.  auch  die  schwarze  zweizeilige  Gerste  vorkommt. 

Auf  den  ärmeren  Böden  schwankt  der  Ertrag  der  Sommergerste 
zwischen  11 — 14  hl,  auf  den  reicheren  zwischen  24->41  hl  und  das 
Mittel  beträgt  17.06  hl  p.  ha.  Die  Wintergerste  bringt  dagegen 
50-70  hl  und  im  Mittel  60  hl  p.  ha. 

Es  wiegt  durchschnittlich  in  Frankreich  die  Kaufgerste  61  kg  und 

vierzeilige  Gerste        58—62  kg 
zweizeilige     „  65—68   „ 

nackte  „  70—75   „ 

Der  Maisbau,  obgleich  die  Produktion  zur  Zeit  nur  ein  Zehntel 
der  des  Weizens  beträgt,  scheint  jedoch  nicht  unerhebliche  Fort- 
schritte im  Sflden  Frankreichs  zu  machen;  so  wurden  1862  nur 
8  648  116  hl,  dagegen  im  Durchschnitt  der  Jahre  1871/78  10  607  591  hl 
produciert  und  bildet  sogar  der  Mais  in  einigen  Gegenden,  z.  B.  in 
den  Pyrenäen,  die  Hauptnahrung  der  Bevölkerung. 

Sein  Hauptverbreitungsbezirk  liegt  in  B6am,  Navarra,  Guyenne, 
Languedoc,  Burgund  und  Franche-Gomt^;  doch  findet  er  sich  auch 
in  den  Ebenen  von  Poitou,  im  südlichen  Teil  der  Champagne  und 
reicht  bis  Nancy. 

Auf  den  leichten  und  armen  Böden  werden  16  bis  20  hl,  da- 
gegen auf  reichen  und  zumal  bewässerten  Böden  35—40  und  selbst 
50  hl  geemtet,  doch  stellt  sich  der  Durchschnittsertrag  nur  auf 
16.4  hl  p.  ha. 

Das  Gewicht  der  Handelswaare  beträgt  72 — 75  kg  p.  hl,  doch 
schwankt  das  Gewicht  bei  weniger  gut  ausgetrocknetem  Mais  zwi- 
schen 68  und  70  kg  p.  hl,  und  als  Durchschnitt  lassen  sich  72  kg 
p.  hl  annehmen. 

Im  Allgemeinen  sind  die  gelben  Maissorten  ertragreicher  als 
die  weissen. 

Vom  Hafer  wird  nur  höchst  selten  exportiert,  da  er  als  Haupt- 
futter der  Pferde  namentlich  in  grossen  Mengen  in  Paris  ver- 
braucht wird. 

Die  reichen  Lehmböden  Nord-Frankreichs  werden  meist  mit 
sehr  wertvollen  englischen  Hafersorten  bestellt,  doch  besitzt  Frank- 
reich auch  sehr  gute  einheimische  Sorten,  so  gedeihen  in  Flandern 
und  Artois  geschätzte  Goldhafer,  in  der  Brie,  Champagne,  Beance« 
Picardie    und    Hondan    vorzttgliche   feinschalige  und   ertragreiche 


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GetreideproduktioDy  GetreidekoDsnintion  und  Getreidehandel.         141 

8ehwarze  und  braune  Hafersorten,  sowie   im  Westen  und  Südwesten 
»ehr   ertragreiche  Winterbafer. 

Aasserdem  wird  aaf  den  Bergen  der  Anvergne  der  kurze  oder 
Fliegenfusshafer  (Avoine  courte,  ou  pied  de  mouche)  angebaut. 

Geemtet  werden  an  Hafer: 

auf  armem  Boden  8—10  hl  p.  ha 

„    mittlerem  „  20—25  „     „   „ 

„   gutem        „  35—40  „    „   „ 

„    sehr  fruchtbarem  Boden  50—70  „    „   „ 

Die  mittlere  Produktion  zeigt  eine  entschiedene  Steigerung, 
denn  der  Durchschnittsertrag  stellte  sich  1840  auf  16.30  hl  und  ist 
1871/78  auf  22.6  hl  p.  ha  gestiegen.  Geringer  Hafer  wiegt  35—45  kg, 
schwerer  48—54  kg,  Winterhafer  50—56  kg,  kleiner  nackter  Hafer 
63—65  kg,  grosser  nackter  Hafer  66 — 68  kg,  und  der  Durchschnitt 
für  gewöhnlichen  Hafer  beträgt  46  kg  p.  hl. 

Ausser  diesen  Hauptgetreidearten  wird  in  Frankreich  auch  noch 
Hohrhirse,  sowie  Kolben-  und  Rispenhirse,  wenn  auch  nur  in  geringem 
ümfiinge  angebaut. 

Im  südlichen  Frankreich  und  zwar  hauptsächlich  auf  dem 
reiehen  AlluTialboden  des  Bhonethales  gedeiht  auch  die  Besenmohrhirse 
and  bringt  Erträge  von  40—50  hl  (ä  65—70  kg)  Korn,  und 
4200—4300  kg  Bispen  zu  Besen  p.  ha,  und  kann  der  Gesammtwert 
der  Ernte  1360—1440  M.  p.  ha  betragen. 

Die  Kolbenhirse  gibt  einen  etwas  höheren  Ertrag  als  die 
Bispenhirse,  ist  aber  weniger  geschätzt 

In  Frankreich  wurden  1878  mit  Hirse  50  193  ha  bebaut,  welche 
744368  hl,  also  14.8  hl  pro  ha  lieferten. 

Die  Erträge  der  Rispenhirse  schwanken  zwischen  10  und  20  hl, 
die  der  Kolbenhirse  zwischen  15—30  hl  p.  ha. 

Das  Volumengewicht  der  Rispenhirse  beträgt  62—65  kg,  das 
der  Kolbenhirse  66—70  kg  p.  hl. 

Die  Produktion  und  Konsumtion  der  Hauptgetreidearten  Frank- 
reichs ergiebt  sich  nun  aus  folgender  Zusammenstellung: 

In  Frankreich  ^)  stellte  sich  die  Getreideproduktion  für  einen 
Zeitraum  von  8  Jahren  (1871/78)  wie  folgt: 


1)  Barral,  Jouni.  de  PAgric.  1874—79. 


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142 


Allgemeiner  Teil. 


Getreideart 

Durch- 
schnittliche 
Anbaufläche 
in  ha 

Jährliche 

Produktion 

in  hl 

Er- 
trag 
p.  ha 
hl 

Preis 
p.  hl 

in 
Mark 

Geldwert  der 

Gesammt- 

Produktion 

in  Mark 

Weizen 

Mengkom  (Roggen- 
Weizen) 
Roggen 
Gerste 
Mais 
Hafer 

6822835 

471593 
1849641 
1064157 

644976 
3281372 

98854621 

6751290 
25191115 
18154004 
10607591 
74204648 

14.5 

14.3 

13.7 

17.06 

16.4 

22.6 

17.60 

13.60 
11.60 
10.80 
1000 
8.00 

1739841330 

91817544 
289697822 
186986241 
106076910 
593637184 

Im  Ganzen: 

14134074 

233763269 

16.5 

18.3 

3008056031 

Was  den  Import  angeht,  so  wurden  von  1820—1867  also  in 
47  Jahren  84  Millionen  hl  Weizen  im  Ganzen  importiert,  je  nach  dem 
Ernteausfall  trat  jedoch  im  Laufe  dieser  Jahre  sehr  häufig  ein  be- 
deutender Export  ein.  Unter  den  47  Jahren  waren  28  Jahre  mit 
einer  Mehreinfnhr  von  129  Millionen  hl  und  19  Jahre  mit  einer 
Mehrausfuhr  von  45  Millionen  hl  Weizen.  Seit  1866  kam  nun  eine 
Mehrausfuhr  von  Weizen  nicht  mehr  vor  und  wurden  im  achtjährigen 
Durchschnitte  (1867/74)  jährlich  6645  733  hl  Weizen  eingeführt. 

Der  mittlere  Brotkonsum  beläuft  sich  pro  Tag  und  Kopf  auf  582  gr 
oder  450  gr  Getreide   und  das  Quantum  des  Getreidekonsums  über- 
haupt auf  5.8  hl  pro  Kopf,  mithin  berechnet  sich  der  Gesammtkonsum 
bei  einer  Bevölkerung  von  36  100  000 
Seelen  zu  209  380000  hl 

Hierzu  tritt  das  Saatgut  (Ve 
der  Produktion)  39  000  000  „ 


Gesammtkonsum : 
Die  Produktion  iucl.  Weizen- 
einfuhr beträgt: 

mithin  durch  Einfuhr  anderer 
Getreidearten  zu  decken  sind: 
Die  Mehreinfuhr  beträgt  dem- 
nach beim  Weizen : 

bei  anderem  Getreide: 


248  380  000  hl 
240  409  002  „ 

7  970  998  hl. 

6  645  733  hl 

7  970  998  „ 


116  964  901  JC 
79  709  980    „ 


Im  Ganzen: 
Hierzu  die  Jahresproduktion: 

Gesammtkonsum : 


14  616  731  hl 
233  763  269  „ 


:    196  674  881  JC 
3  008  056  031    „ 


248  380000  hl   =3204  730912  Ji^ 


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Getreideprodnktion,  Getreidekonsumtion  und  Getreidehandel.         143 


4r.  Oesterreieh-Üngani. 

Das  Ackerland  umfasst  in  Oesterreich- Ungarn  101  563  qklm  oder 
33.8  Proc.  der  Gesammtfläche,  und  werden  von  der  Ackerfläche 
9.6  Proc.  mit  Weizen,  19.2  Proc.  mit  Roggen,  11  Proc.  mit  Gerste, 
17.6  Proc.  mit  Hafer  und  3  Proc.  mit  Mais  bestellt. 

Die  Anbauflächen  der  Getreidearten  verhalten  sich  zu  der  Ge- 
sammtfläche  in  den  verschiedenen  Ländern  Oesterreichs  ^)  wie  folgt: 


1  i  1 

S          55 

00 

s 

i 

!  " 

00 

Land 

1     1 

'         1 

'3 

1 

■  1 

•TS 

Proc.  i  Proc. 

Proc.    Proc. 

Proc. 

Proct 

Proc 

Proc. 

Proc. 

Niederoeterreich 

10.09  1  22.68 

8.01 

20.42 

1.19 

_ 

_ 

Oberösterreich 

12.28 

22.80 

10.16 

18.23 

— 

— 





— 

Salzbarg 

16.75 

20.81 

3.29 

16.68 

— 

— 



— 

— 

Steiermark 

14.44 

18.88 

3.58  i  17.88 

9.86 

1.95 







Kärnten 

11.95 

29.62 

6.86 

17.65 

5.73 

2.08 





Erain 

12.98 

11.86 

9.60 

13.47 

11.02 

7.85 







Nord-Tirol 

8.52 

17.66 

8.07 

5.99 

407 





— 

— 

Süd-Tirol 

17.03 

23.40 

5.86 

2.47 

83.88 

*0.08 







Vorarlberg 

17.11 

4.86 

G.28 

8.01    19.41 

— 

— 



— 

Böhmen 

9.82 

28.20 

11.26 

16.97 



— 





— 

Schlesien 

4.93 

21.02 

9.68 

28.44 

— 





— 

Mahren 

7.86 

22.85 

11.14 

19.42 

0.78 

0.81 





.. 

Bukowina 

6.27 

11.42 

13.76 

18.98 

29.94 

0.50 





— 

Weatgalizien 
Oetgidizien 

6.79 

16.14 

8.85 

20.51 

_ 

0.28 







9.17 

16.02 

13.61 

17.59 

1.99 

0.77 





— 

Görs  und  Gradisca 

26.86 

6.11 

6.48 

4.14 

87.18 

0.18 

1.68 

0.95 

0.70 

Trieat 

18.05 

16.89 

11.07 

1.05 

38.22 



2.97 

— 

Iftrien 

20.90     4.05 1 

11.90 

5.58 

27.64 



8.14 

6.76 

— 

Dalmatien 

12.37 

8.12 

27.58 

8.14 

26.68 

5.82 

3.17 

6.04 

"~ 

In  Ungarn  umfasst  das  Ackerland  115  983  qklm  oder  41.4  Proc. 
der  Gesammtfläche  und  werden  20.8  Proc.  mit  Weizen,  10.8  Proc. 
mit  Boggen,  7  Proc.  mit  Gerste,  8  Proc.  mit  Hafer,  12.5  Proc.  mit 
Mais  und  3  Proc.  mit  Mischfrucht  besäet 

Die  österreichischen  Länder  besitzen  mit  Ausnahme  der  Gebirgs- 
landschaften ein  Kontinentalklima  und  Ungarn  sogar  ein  ausge- 
sprochenes Steppenklima,  daher  denn  auch  die  angebauten  Weizen- 
sorten kleinkörnig  und 'kleberreich  sind.  Die  besten  Weizen  produ- 
cieren  Ungarn,  Galizien  und  Böhmen. 


1)  SUtistischeß  Jahrb.  d.  k.  k.  Ackerbauminist.  f.  1874.    Wien  1875. 


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144 


Allgemeiner  Teil. 


In  Ungarn  trägt  vorzugsweise  der  erst  seit  kürzer  Zeit  in 
Enltnr  befindliche  Steppenboden  harte  und  halbharte  vorzflgliche 
Weizen,  während  dasselbe  Land  bei  reichlicherer  Dflngnng  und 
längerer  Kultur  weichere  und  grössere  Kömer  erzeugt. 

In  Ungarn  werden  fast  ausschliesslich  rotkömige,  gelbährige 
Bartweizen  angebaut,  die  ursprünglich,  nach  dem  gemeinsamen  Typus 
zu  urteilen,  aus  dem  Banater  Weizen  hervorgegangen  sind,  und  bil- 
det dieser  rote  Bartweizen  den  Landweizen  Ungarns  und  nur  ver- 
suchsweise gelangen  andere  Sorten  zum  Anbau,  ohne  dass  es  ihnen 
bis  jetzt  gegluckt  wäre,  an  Verbreitung  zu  gewinnen. 

Dero  Kleberreichtum  verdankt  dieser  Weizen  seinen  Wert  Uls 
Exportware,  doch  werden  die  Gebirgsweizen  etwas  weniger  gut 
bezahlt,  da  sie  in  dem  feuchteren  Gebirgsklima  an  Qualität  verlieren. 

So  wurden  nach  den  amtlichen  Notirnngen  der  Budapester 
Waren-  und  Effektenbörse  folgende  Preise  in  österr.  Gulden  am 
18.  August  1879  für  diverse  Sorten  gezahlt: 


1= 

Preis  pro 

•§2 

Preis  pro 

Weizen 

100  kg 

|2 

100  kg 

. 

k? 

von  1    bis 

kg 

von       bis 

Banater  alt 

76 

11.20 

11.30 

75 

10.95 

11.10 

n           n 

78 

11.65 

11.75 

77 

11.40 

1150 

Theiss,     „ 

76 

11.25 

11.85 

77 

1145 

11.55 

fi         „ 

78 

11.70 

11.65 

79 

11.95 

12.05 

»            n 

80 

12.15 

12.25 

81 

12.80 

12.85 

Fetter  Boden,  alt 

76 

11.15 

11.25 

77 

1185 

11.45 

n            n          ft 

78 

11.60 

11.75 

79 

11.85 

11.95 

t>            n          ^ 

80 

12.20 

1225 

-» 

.— 

— 

WeiBsenborger,  alt 

76 

11.25 

11.85 

77 

11.45 

11.55 

»*                )> 

78 

11.70 

12  85 

79 

11.95 

1205 

99                             1t 

80 

12.12 

12.25 

81 

12.20 

12.85 

NordongariBcher,  alt 

76 

10.15 

10.90 

77 

11.0 

11.10 

*9                            )) 

78 

11.20 

11.80 

79 

11.45 

11.55 

l>                             »I 

80 

11.65 

11.75 

— 

— 

— 

Aus  dieser  Zusammenstellung  geht  hervor,  dass  das  Volumen 
gewicht,  demnach  auch  die  Qualität,  hervorragend  ist  und  zwischen 
75  und  81  kg  schwankt,  also  im  Mittel  78  kg  beträgt. 

Wertvolle  rote  Weizen  erzeugt  auch  Galizien  und  hat  namentlich 
der  Galizische  Sommerweizen  eine  weite  Verbreitung  gefunden. 

Auch  Böhmen  zeichnet  sich  durch  schöne  rote  Kolbenweizen 
aus,  und  sind  der  böhmische  sammetige  Kolbenweizen  und  der  rote 
Wechselweizen  auch  in  anderen  Ländern  geschätzt. 

Der  Roggen  wird  ebenfalls  in  vorzüglicher  Qualität  in  Ungarn 
geemtet,    er    ist    klein,    hellfarben,   feinschalig,    sehr   schwer   und 


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GetreideprodnktioD,  Getreidekonsumtion  und  Gretreidehandel.         145 

die  besten  Sorten,  wie  Pester-Boden-,  Nyirer-,  Debrecziner-,  Kecske- 
meter-Roggen  besassen  1879  ein  Volumengewicht  von  81—82  kg 
p.  hl,  nnd  ist  dies  fQr  Yerkaufsware  ein  aussergewöhnlich  schweres 
Gewicht 

Auch  Oesterreich  nnd  Böhmen  liefern  vorzfiglicbe  Boggen  nnd 
haben  sich  von  den  angebauten  Sorten  hauptsächlich  der  Elafter- 
bmnner-,  der  böhmische  Winterroggen-,  sowie  der  böhmische  Gebirgs- 
standenroggen  einer  weiteren  Verbreitung  zu  erfreuen. 

Weniger  befriedigt  dagegen  in  Ungarn  der  Gerstenbau,  weil  die 
Braugersten  unter  dem  excessiven  Steppenklima  leiden,  denn  sobald 
gegen  die  Reife  hin,  wie  dies  ziemlich  regelmässig  im  Steppenklima 
der  Fall,  die  Witterung  sehr  heiss  und  trocken  wird,  verschrumpfen 
die  Kömer,  werden  dickschalig  und  glasig,  Qualitäten,  welche  für 
Kangerate  nicht  erwünscht  sind. 

Damit  ist  nun  nicht  ausgeschlossen,  dass  einige  sehr  begünstigte 
Lagen  nicht  doch  gute  Braugersten  hervorbringen. 

Das  Gewicht  der  zweizeiligen  Gerste,  die  vorzugsweise  in  Ungarn 
smgebaut  wird,  ist  aber  auffallend  hoch  und  schwankte  nach  unseren 
Untersachungen  mit  Originalgersten  zwischen  68  und  78  kg  p.  hl. 

Sehr  schöne  Braugersten  werden  in  Böhmen,  Mähren  (Hanna- 
kische  Gerste)  und  in  Oesterreich  erzeugt. 

In  Bezug  auf  den  Hafer  ist  zu  bemerken,  dass  in  Ungarn  vor- 
zugsweise weisse  Kispenhafer  und  weniger  Fahnen-  oder  Goldhafer 
kultiviert  werden. 

Einige  von  uns  untersuchte  Originalsorten  aus  den  besten 
Gegenden  ergaben  nachfolgende  Resultate: 


Name  der  Sorten 

Beschaffenheit 

100  cbcm 
wiegen  g 

Easohauer  Hafer 

sattgelb,  kurz,  dick,  sehr  schön 

54.5 

Oraner           „ 

schön  hellgelb,  voll 

53.0 

Baoskaer        „ 

hellgelb,  ToU 

53.0 

Kanal             „ 

yj         V  lang 

53.0 

Miskolozer     „ 

sattgelb,  kurz,  ziemlich  voll 

52.0 

Donau            „ 

hellgelb,  spitz,  etwas  lang 

51.0 

Slavonisoher  „ 

rötlüich  gelb,  etwas  spitz 

51.0 

TheisB            „ 

hellgelb,  lang,  spitz 

50.0 

Auch  Böhmen,  Galizien  und  Mähren  erzeugen  guten  Hafer  und 
namentlich  hat  der  Mährische  Hafer  fttr  flachgründige  Gebirgsböden 
eine  gewisse  Bedeutung. 

Was  nun  den  Mais  anbetrifftt  so  ist  in  Ungarn  die  Zahl  der 
angebauten   Sorten    eine   relativ    beschränkte,    obwohl    nach    dem 


Ko«r nicke  n.  Werner,  Handb.  d.  Qetreideban's  n. 


10 


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146 


Allgemeiner  Teil. 


Weizen  der  Mais  die  grösste  räamliclie  Ausdehnang  besitzt.  Gemein- 
hin wird  der  gelbe  ungarische  Mais,  und  meist  nur  auf  grösseren 
Gütern  Cinquantino  und  Pignoletto  kultiyiei*t 

Obgleich  nun  Ungarn  und  namentlich  Süd-Ungarn  ein  stark 
Mais  bauendes  Land  ist,  so  dient  der  Mais  doch  weniger  als  in 
anderen  Maisländern  direkt  zur  menschlichen  Nahrung,  sondern  er 
wird  der  Hauptsache  nach  als  Viehfutter  verwandt  und  sehr  gern  in 
Schweinefleisch  umgesetzt,  weil  das  Speck  bei  MaisfUttei-ung  vor- 
treffliche Konsistenz  erhält,  wie  Versuche  in  den  Szallasen  bei  Budapest 
gezeigt  haben,  ausserdem  wird  er  sehr  gern  von  den  Schweinen  ge- 
fressen und  bewirkt  eine  hohe  Ausmästung. 

Galizien  und  Steiermark  zeichnen  sich  ebenfalls  durch  umfang- 
reichen Kornmaisbau  aus  und  in  letzterem  Lande  gelangt  vorzugs- 
weise der  frühe  gelbe  steirische  und  der  weisse  und  gelbe  Murecker- 
Mais  zum  Anbau;  hieran  schliesst  sich  Krain  mit  der  Kultur  einer 
gelben  einheimischen  Sorte,  und  das  Erzherzogtum  Oesterreich,  wenn- 
gleich derselbe  hier  schon  in  den  Hintergrund  tritt. 

In  allen  diesen  Ländern,  aber  vorzugsweise  in  Ungarn  und 
Böhmen  dient  er  auch  als  Hauptgrünfuttergewächs. 

In  Ungarn,  ferner  in  Galizien,  Istrien,  Dalmatien,  Kärnten, 
Steiermark  etc.  wird  auch  die  Kultur  der  Rispenhirse  sehr  stark  und 
verzugsweise  auf  den  humosen  Sandböden  betrieben,  deren  Anbau- 
resultate aus  dem  Jahre  1874  die  nachfolgende  Zusammenstellung  zeigt: 


Acker- 

Ernte 

Land 

fläche  in 

p.  ha* 
in 

ha 

im  Ganzen 

hl 

hl 

Steiermark 

78159 

16.5 

181 181 

Kärnten  und  Erain 

13502 

19.0 

259483 

Tirol 

15 

10.0 

153 

Mähren  und  Schlesien 

9121 

16.3 

148784 

Galizien  und  Bukowina 

23126 

14.8 

842069 

Gorz,    Triest,    Istrien, 

Dalmatien 

18349 

11.9 

157966 

Im  Ganzen: 

67072 

15.5 

1039586 

Ausser  der  Bispenhirse  wird  in  Ungarn  auch  eine  Eolbenhirse, 
und  zwar  Mohär,  als  Futterpflanze  angebaut. 

In  Ungarn,  Görz,  Triest,  Istrien  und  Dalmatien  baut  man 
die  Mohrhirse  und  zwar  hauptsächlich  die  Besenhirse  an,  wenngleich 
auch  vielfach  die  nickende  Mohrhirse  (Audropogon  Sorghum  cemuus) 
vorkommt. 


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GetreideproduktioD,  Getreidekonsnmtion  und  Getreidehandel.         147 

In  GOrz,  Triest,  Istrien  and  Dalmatien  werden  nicht  weniger 
als  7256  ha  mit  Mohrhirse  bebaut  nnd  bringen  dieselben  105  187  hl 
oder  14.5  hl  Frtlchte  p.  ha  auf,  die  grösstenteils  als  Geflügel-  nnd 
Schweinefutter  Verwendung  finden. 

In  einem  kleinen  Teile  des  österreichischen  Ktistenlandes  zwi- 
schen Monfalcone  und  Marano  kommen  noch  einige  kleine  Reisfelder, 
die  zui^mmen  ca.  1 150  ha  gross  sind,  vor,  und  liefern  40—50  hl 
Reis  p.  ha. 

ImBanat  erzeugt  die  Familie  Timary  auf  dem  Dentaer  Prädinm 
Topoly  1)  bei  Partos  jährlich  durchschnittlich  100000  kg  Reis. 
Früher  soll,  auch  im  Temesvarer  ^)  Banat  auf  den  Königl.  Kammer- 
gutem  zu  Gattai,  Detta,  Omor  und  Ujpets  Reis  gebaut  worden 
sein. 

Die  gesammte  Getreideernte  Oesterreichs  hat  in  den  letzten 
Jahren  von  1868 — 1878  nachfolgende  Durchschnitte')  ergeben. 

In  Oesterreich: 


1 

Anbau- 
fläche «) 
in  ha  pro 
1874 

Jahrliche 

Produktion 

in  hl 

dg 

2 

Geldwert  der 

Gesammt- 

prodoktion 

in  Mark 

Weizen 

Roggen 

Gerste 

Hafer 

Mais 

977  018 
1948272 
1117089 
1790020 

812  710 

12090000   12.4 
24560000    12.6 
16  610000    14.0 
28830  000    16.1 
4  950000   16.8 

14.01 

10.67 

9.93 

6.16 

10.00 

169380900 
261948500 
156007300 
177804500 
49500000 

Im  Ganzen 

6145109 

86030000 

14.0 

9.46 

813141200 

Ungarn  prodncierte  durchschnittlich  von  1868—1875  von  den 
Hanptgetreidearten : 


1)  Land-  u.  forstw.  Zeit  1858,  pg.  318. 

2)  Lübeck,  Ungar.  Wchbl.  1804,  Märzheft 

3)  Vergl.  F.  X.  v.  Keumann-Spallart,   Angustheft  der  Statistischen 
Monatsschrift  1877. 

4)  Statistisches  Jahrbuch  d.  k.  k.  Ackerbauministerinms   f.  1874.    Wien 
1876. 

6)  Preise  nach  den  wöohentl.  Znsaninienstellungen  im  Jonmal  de  l'Agri« 
culture  1875—1878. 


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148 


Allgemeiner  Teil. 


ii. 

l-L 

Preis 

Geldwert  der 

Getreideart 

^Jfe 

43 

p.  ha 

G^ammt- 

-§.2 

Mark 

prodnktion 
in  Mark 

< 

u 

Weizen 

2416594 

20720000 

8.5 

13.39 

277440800 

Roggen 

1251161 

14030000 

11.2 

9.17 

128655100 

Gerste 

798536 

10890000 

18.6 

8.65 

94198500 

Hafer 

915065 

13520000 

14.8 

5.60 

757120O0 

Mais 

1445879  118360000 

12.7 

9.00 

165240000 

Mischfraoht 

348987  1  3480000 

1 

10.0 

10.00 

34800000 

Im  Ganzen: 

7176222-81000000 

11.3 

9.60 

776046400 

Die  Gesammtmonarchie  produciert    ...    167  030  000  hl  Getreide 

davon  ab  an  Saatgut  (Vt) 24  000000    , 

Znm  Eonsam  verbleiben:    143  030  000  hl  Getreide. 
Es  entfallen  nnn  in  Oesterreich  pro  Kopf  der  Bevölkerung  an 


Weizen 

Koggen 

Gerste 

Hafer 

Mais 


0.58  hl 
1.17  „ 
0.80  „ 
1.42  „ 
0.20   „ 


Summa:    4.17  hl 

also  auf  20  700000  Seelen  86319000  hl  Konsumgetreide.  Nimmt 
man  für  Ungarn  einen  Konsum  von  4  hl  pro  Kopf  an,  so  brauchen 
seine  15200000  Einwohner  60  800000  hl  und  der  Gesammtkonsum 
der  Monarchie  beträgt  147  119  000  hl  Getreide,  mithin  eine  Mehr- 
einfuhr  von  40  890  000  hl  stattzufinden  hat. 

Ungarn  ist  in  der  Lage,  nach  Oesterreich  Getreide  abgeben  zu 
können,  aber  vermag  in  Mitteljahren  nicht  das  Deficit  zu  decken. 
Der  mittlere  Export  erreicht  nach  Abzug  von  11500000  hl  Saat- 
getreide ein  Quantum  von  8  700  000  hl,  von  denen,  da  die  Bevölkerung 
sich  vorzugsweise  mit  Roggen  und  Mais  ernährt,  ungefähr  5  000  000  hl 
aus  Weizen  bestehen. 


5.  Italien. 

Die  als  Ackerland  benutzte  Fläche  Italiens  beträgt  109  505  qklm 
oder  37  Proc.  der  Gesammtfläche  und  entfallen  hiervon  20.8  Proc. 
auf  den  Weizenbau,  15,5  Proc.  auf  den  Maisbau,  4.2  Proc.  auf  den 
Roggen-  und  Gerstenbau  und  3.7  Proc.  auf  den  Haferbau. 

Das  Klima  Italiens  bildet  gewissermassen  den  Uebergang  zum 


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G^treideproduktion,  Getreidekonsumtion  und  Getreidehandel.         149 

tropischen  Klima,  indem  im  Herbst  und  Winter  ein  gewisses  Regen- 
qnantnm  fällt,  während  gerade  in  der  üppigsten  Vegetationsperiode 
dee  Getreides,  in  welcher  viel  Wasser  verbrancht  wird,  nur  relativ 
geringe  Niederschlagsmengen  zn  verzeichnen  sind,  daher  denn  anch 
ohne  künstliche  Bewässerung,  die  in  der  Poebene,  sowie  in  den  Flnss- 
thälem  Mittel-  nnd  Unter-Italiens  zur  Anwendung  gelangt,  eine  hohe 
und  intensive  Getreidekultur  nicht  zu  erzielen  ist. 

Die  Ackerböden  Italiens  weisen,  je  nach  ihrer  Entstehung,  eine 
sehr  verschiedene  Zusammensetzung  auf,  so  ist  z.  B.  der  Boden  der 
Poebene  auf  dem  linken  Poufer  aus  dem  Detritus  der  Alpenflttsse 
gebildet  und  befindet  sich  in  einer  Tiefe  von  3—5  m  eine  undurch- 
lassende  Lettenschicht,  auf  der  eine  Sand-  oder  Schotterschicht  lagert. 
Wo  dieser  Boden  der  künstlichen  Bewässerung  unterlag,  ist  durch 
die  im  Wasser  suspendierten  Stoffe  ein  humoser  lehmiger  Sandboden 
entstanden,  während  bei  fehlender  Bewässerung  nur  sandige,  kiesige 
nnd  selbst  steinige  Böden  auftreten. 

Das  rechte  Poufer  hingegen,  den  Detritus  des  Apennin  bergend, 
weist  sehr  fruchtbare,  kalkreiche  Thonböden  auf,  denn  dieses  Ge* 
birge,  das  der  Jura-  und  Kreideformation  angehört,  ist  vielfach  vcm 
tertiären,  pliocänen  und  miocänen  Schichten  überlagert,  deren  Thone 
nnd  Mergel  einen  besonderen  Anteil  an  der  Fruchtbarkeit  des  Kultur- 
bodens tragen  und  mit  Ausnahme  der  Böden  vulkanischen  Ursprungs 
prägen  sie  auch  dem  Kulturboden  Mittel-  und  Unter-Italiens  ihren 
Charakter  auf. 

Was  die  Ausdehnung  des  Getreidebaues  in  Ober-,  Mittel-  und 
Unter-Italien  anbetrifft,  so  gibt  hierüber  die  nachstehende  Tabelle 
An£9chluss: 


Tabelle  über  die 

Ausdehnung  des  Getreidebaues. 

WeiEen 

Mai8 

Roggen  und 

Hafer 

Region 

Angebaut 

Er- 
trag 
p.  ha 

Angebaut 

Er- 
trag 
p.  ha 

Angebaut 

Er- 
trag 
p.  ha 

Angebaut 

Er- 
trag 
p.  ha 

ha 

in 
hl 

ha 

m 
hl 

ha 

in 
hl 

ha 

in 
hl 

Ober-IUlien 
MHtel-lUUen 
Ünter-Italien 
Sardinien 

1  180yB69 
99^584 

2  878448 

126489 

* 

11.6 

10.7 

11.2 

8.8 

870878 

864852 

460008 

2290 

19.0 
18.7 
16.8 
12.8 

189012 
26648 

277642 
21678 

18.1 
12.7 
16.2 
15.2 

74918 

66489 

258229 

17.8 
17.9 
19.6 

Staat: 

4676485 

11.1 

1696618 

18.8 

464780 

14.4 

898681 

18.7 

Hiernach  überwiegen  in  Ober-Italien  Weizen  nnd  Mais,  während 
Roggen,  Gerste  nnd  Hafer  nnr  ein  Zehntel  des  Areals  dieser  beiden 


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150 


Allgemeiner  Teil. 


Hanptfrttchte  in  Anspruch  nehmen.  Die  hohe  Knltnr  der  Poebene 
nnd  die  Möglichkeit  der  Bewässerung  garantieren  aber  auch  vom 
Weizen  und  Mais  die  höchsten  Durchschnittserträge,  doch  ist  dies 
bei  den  anderen  Getreidefrüchten  nicht  zutreffend,  da  sie  auf  die 
leichteren,  nicht  bewässerbaren  und  auf  die  Gebirgsböden  ange- 
wiesen sind. 

Noch  stärker  überwiegen  Weizen  und  Mais  in  Mittel-Italien, 
denn  Roggen,  Gerste  und  Hafer  nehmen  nur  den  fünfzehnten  Teil  der 
Fläche  ein;  aber  es  stellen  sich  die  Durchschnittserträge  des  Weizens 
weit  niedriger  als  in  Ober-Italien,  da  die  Bewässerung  meist  fehlte 
während  die  Maiserträge  annähernd  gleich  hoch  bleiben,  weil  er 
grösstenteils  das  noch  inundierbare  Terrain  in  Anspruch  nimmt. 

Unter-Italien  produciert  die  absolut  grösste  Getreidemenge  und 
namentlich  an  Weizen,  doch  ist  auch  der  Anbau  von  Roggen,  Gerste 
nnd  Hafer  sehr  ausgedehnt,  denn  diese  Früchte  nehmen  ungefähr 
den  fünften  Teil  der  Weizenfläche  ein. 

Ausser  vorgenannten  Getreidearten  wird  auf  den  inundierbaren 
oder  an  sich  sehr  feuchten  Terrrains  auch  Reis  gebaut^  nnd  da  sich 
die  Bedingungen  zur  Reiskultur  hauptsächlich  in  der  Poebene  finden, 
so  sehen  wir  sie  auch  hier  im  grössten  Umfange  betrieben,  wie  die 
nachfolgende  Tabelle  zeigt. 


•2fe^ 

^'^:8 

Bebaute 

Ertrag 

Total- 

^11 

«g-g  B 

Region 

Fläche 

p.  ha  in 

Ertrag 

'S  2  S 

^ß^O 

ha 

hl 

hl 

Proc. 

Piemont 

78733 

44.46 

3278569 

2.52 

Lombardei 

100835 

48.51 

4887687 

4.29 

Venetien 

32460 

38.89 

1262485 

1.88 

Emilia 

24462 

84.89 

858454 

1.19 

Provinz:  Lucca 

480 

81.00 

14880 

082 

„    Gampobasao 

70 

28.00 

1960 

0.02 

M    Kapoli 

80 

26.00 

750 

008 

„    Catania,Sira- 

ca8a,Girgenti 

699 

80.74 

18416 

0.02 

Staat: 

232669 

42.20 

9818151 

2.10 

Das  vornehmste  Getreide  Italiens  ist  unzweifelhaft  der  Weizen 
nnd  bant  man  in  Ober-Italien  überwiegend  Weichweizen,  Triticum 
vulgare  (Orano  gentile  o  tenero),  doch  von  diesen  die  Kolbenweizen 
relativ  selten,  sondern  nnd  zwar  vorzugsweise  in  der  feuchten  und 


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Getreideprodnktion,  Getreidekonsumtion  und  Getreidehandel.         151 

den  Stürmen  ausgesetzten  Poebene,  die  Bartweizen,  weil  diese  weniger 
darch  StUrme,  Rost  und  Mehltau  leiden. 

Zuweilen  wird  auch  auf  den  feuchten  und  reichen  Böden  der 
Ebene  und  Thäler  der  englische  (bauchige)  Weizen,  Triticum  turgi- 
dum  L.  (Grano  grosso)  seines  hohen  Ertrages  wegen  gebaut,  wenn- 
gleich das  graue,  wenig  backfähige  Mehl,  weit  hinter  dem  weissen 
Lniusmehl  der  zu  Trit.  vulgare  gehörigen  Sorten  zurücksteht 

Die  trockneren,  weniger  hoch  kultivierten  Felder  der  Höheland' 
Schäften  nehmen  dagegen  die  halbharten,  begrannten  Sommerweizen, 
Trit  vulgare  (Grano  semiduro)  ein,  die  sich  durch  Kleinheit  der 
Körner  und  Kleberreichtnm  auszeichnen,  und  deren  Mehl,  obgleich 
weniger  weiss  als  das  der  Winterweizen,  doch  ein  sehr  vortreflFliches 
Brot  liefert. 

In  geringem  Umfange  kommen  neben  diesen  auch  die  Hart- 
weizen, Triticum  durum  Desf.  (Grano  duro,  o  da  paste,  o  da  semo- 
lino,  0  Saragolla)  vor,  deren  Mehl  wegen  seines  hohen  Klebergehaltes 
meist  zor  Nudelfabrikation  dient 

In  neuerer  Zeit  gewinnt  auch  die  Kultur  des  polnischen  Weizens, 
Triticum  polonicum  (Grano  di  Polonia),  der  in  seinen  Vegetations- 
bedingongen  und  Kornqualitäten  dem  Hartweizen  sehr  nahe  steht,  in 
Ober-Italien  an  Ausdehnung. 

In  Mittel-Italien  übertrifft  die  Kultur  der  halbharten  und  Hart- 
weizen die  der  Weichweizen,  da  sowohl  der  trockne,  meist  schwere 
Boden,  wie  auch  die  höhere  Temperatur  mehr  auf  ihre  Kultur  hin- 
weisen und  in  noch  erhöhterem  Masse  ist  dies  in  Unter-Italien  der 
Fall,  wo  die  Weichweizen  nur  ausnahmsweise,  dagegen  die  halb- 
harten Sommerweizen,  sowie  die  Hart-  und  polnischen  Weizen  und 
auf  Sicilien  auch  die  Binkel-  und  Igelweizen  (Triticum  compactum 
AI.)  hauptsächlich  zur  Kultur  gelangen. 

Im  Allgemeinen  werden  die  Winterweizen  im  Oktober  und 
November,  die  Sommerweizen  im  Februar  oder  März  gesäet  und  die 
Ernte  tritt  Ende  Juni  oder  Anfang  Juli  ein. 

Das  zweite  Hauptgetreide  ist  der  Mais  und  dient  derselbe,  zumal 
in  Ober-Italien,  als  ,,Polenta"  zur  fast  ausschliesslichen  Ernährung 
der  Arbeiterbevölkerung,  und  wird  angenommen,  wenngleich  auch 
viele  Gründe  dagegen  sprechen,  dass  [durch  diese  Kost  jene  ab- 
stossende  und  schreckliche  Hautkrankheit,  die  ,,Pellagra'\  erzeugt 
werde,  die  ihren  höchsten  Krankenstand  in  Ober-Italien  mit  11.76 
auf  1000  Einwohner  und  ihren  niedrigsten  mit  0.09  in  Latium  zeigt 

Hauptsächlich  werden  gelbe  Maissorten,  doch  auch  geschätzte 
weisse,  aber  nur  sehr  selten  rote  Sorten  kultiviert. 

Der  Maisbau  erreicht  Höhen  von  700-800  m  und  in  den  Süd- 
abhängen der  Alpen  sogar  von  1200  m. 

Die  Hauptaussaatzeit  dauert  von   Mitte   April   bis  Mitte   Mai, 


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152  Allgemeiner  Teil. 

doch  werden  {rtthreifende  Maissorten  nach  einer  Vorfrucht  selbst 
noch  Ende  Juni  oder  Anfang  Juli  ansgesäet. 

Der  Roggen  hat  für  Italien  eine  untergeordnete  Bedeutung,  da 
seine  Gesammtemte  nur  3  348  000  hl  ausmacht.  Seine  Kultur  er- 
streckt sich  der  Hauptsache  nach  auf  die  sandigen,  trocknen,  sowie 
auf  die  gebirgigen  Distrikte,  dementsprechend  findet  er  sich  am 
ausgedehntesten  in  den  Provinzen  Udine  und  Torino,  femer  aufSici- 
lien  und  dem  Apennin,  sowie  in  den  Alpen  bis  zu  Höhen  von 
1600  m. 

Im  Gebirge  wird  meist  Winterroggen  (Segola  di  autunno)  und 
auf  Sicilien  häufig  Sommerroggen  (Segola  marzuola)  gebaut 

Zuweilen  findet  er  sich  auch  als  zeitiges  Grünfutter. 

Die  Aussaat  beträgt  1.50 — 2  hl  p.  ha  und  die  Ernte  15 — 20  und 
in  Maximo  38  hl  p.  ha  und  tritt  dieselbe  in  der  Ebene  im  Juni  und 
im  Gebirge  je  nach  der  Höhenlage  später  ein. 

In  einzelnen  Gegenden  wird  auch  Mischelfrucht,  in  Piemont 
„Barbariato^'  und  in  Toskana  „Segoiato'^  genannt,  gesäet 

Von  der  Gerste  werden  in  den  Provinzen  Pavia,  Piemont,  in 
den  hochgelegenen  Teilen  von  Toskana  und  in  den  Sttdprovinzen 
vorzugsweise  vierzeilige,  dagegen  in  den  bergigen,  feuchteren  Distrikten 
der  Alpen  und  des  Apennin  zweizeilige  Gerstensorten  angebaut  Im 
Allgemeinen  ist  jedoch  die  Gerstenkultur  ebenso  untergeordnet  als  die 
des  Roggens,  da  nur  3  400  000  hl  und  22.50  hl  p.  ha  geemtet  werden. 

Der  Haferbau  Italiens  ist  von  verhältnissmässig  geringer  Aus- 
dehnung, und  gehören  ausserdem  die  meisten  Sorten  solchen  Varie- 
täten an,  welche  noch,  wie  Avena  sativa  rubida,  trisperma,  aristata, 
auf  kulturlosem,  trocknem  Boden  und  bei  hoher  Sommertemperatnr 
gedeihen,  jedoch  geringwertige  Körner  erzeugen,  daher  denn  auch 
das  Hektolitergewicht  häufig  nur  43  kg  beträgt. 

Am  stärksten  wird  der  Haferbau  in  den  Provinzen  Foggia, 
Lecce,  Bari,  Cosenza,  Caserta,  Grosseto  und  hiemach  in  Sondrio, 
Ferrara,  Pesaro,  Livomo,  Caltanisetta  und  Siracusa  betrieben. 

Ausser  Sommerhafer,  dessen  Aussaatzeit  in  den  März  und  April 
fällt,  wird  auch  von  Anfang  September  bis  Mitte  December  Winter- 
hafer gesäet  Häufig  benutzt  man  den  Hafer,  namentlich  in  Ober- 
Italien,  als  Grünfutter. 

Die  Mohrhirse  wird  in  allen  Provinzen  zur  Gewinnung  von 
Material  für  Besen  und  Bürsten,  zur  Grttnfutter-  und  Komproduktion, 
oder  auch  versuchsweise  zur  Syruperzeugung  in  verhältnissmässig 
geringem  Umfange  angebaut. 

Der  Hirsebau  besteht  vornehmlich  in  Venetien,  der  Lombardei 
und  Piemont  und  benutzt  man  das  Korn  entweder  als  Geflttgelfutter 
oder  zur  Mehlbereitung  Sehr  viel  wichtiger  ist  jedoch  die  Ver- 
wendung der  Hirse  als  Grttnfutter  auf  trocknem  Boden. 


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Gretreideprodnktion,  Getreidekonsumtion  und  Getreidehandel.         153 

Hauptsächlich  gelangen  von  der  Rispenhirse  (Panicum  miliaceum), 
welche  bei  einer  Aussaat  von  25—30  kg,  30—35  hl  ä  70  kg  p.  ha 
«ifbringt,  gelbe,  weisse  und  schwarze  Sorten  zur  Kultur. 

Weniger  als  die  Rispenhirse  wird  die  italienische  Kolbenhirse 
(Panicum  italicum)  zur  Komproduktion ,  sondern  weit  häufiger 
zur  Grttnfutterproduktion  verwandt.  Zur  Komgewinnung  werden  bei 
einer  Aussaat  von  15—20  kg  p.  ha  vorzüglich  die  gelbsamige  grosse 
langborstige,  die  orangefarbige  grosse  borstenlose  und  die  kleine 
gelbe  Kolbenhirse,  und  zur  Grtinfuttergewinnung  ganz  besonders  Sorten 
des  ungarischen  Mohärs  benutzt. 

Die  mittlere  Getreideproduktion  Italiens^)  in  der  fünfjährigen 
Periode  von  1870/74  ist  folgende : 


Getreideart 

Aobau- 
fläche 
in  ha 

Pro- 
duktion 
in  hl 

Er- 
trag 
p.  ha 
in  hl 

Preis 
p.  ha 

in 
Mark 

Geldwert 
in  Mark 

Weizen 

Maifl 

Gerste  und  Roggen 

Hafer 

4676486 

1696518 

464780 

398631 

51790005 

31098331 

6697288 

7443567 

11.07 
18.33 
14.40 
18.67 

18.76 

10.00 

11.77 

8.07 

971580494 

310983810 

78827080 

60069586 

Im  Ganzen 

7236409 

97029191 

18.40 

14.70 

1421460470 

Die  Mehreinfuhr  beläuft  sich  durchschnittlich  auf  3 135  000  hl 
Weizen,  so  dass  nach  Abzug  von  ca.  14  000  000  hl  Saatgut  zum  Kon- 
sum ftir  26801144  Seelen  86164191  hl  Getreide,  also  3.2  hl  pro 
Kopf  verbleiben,  während  sich  die  Produktion  pro  Kopf  der  Be- 
völkerung auf  3.6  hl  beläuft 

6.  Spanien. 

Die  Gesammtfläche  Spaniens  beträgt  507  716  qklm  und  macht 
davon  die  Fläche  deb' Ackerlandes  26.1  Proc.  aus. 

Entsprechend  der  je  nach  der  Lage  sehr  verschiedenen  klima- 
tischen und  Bodenverhältnisse  Spaniens  gestaltet  sich  auch  der  Ge- 
treidebau höchst  mannigfaltig. 

Was  den  Weizen*)  anbetrifft,  so  werden  die  weichen  Kolben- 
nnd  Bartweizen  am  wenigsten  kultiviert  und  beschränken  sich  wesent- 


1)  Ministero  di  Agric.,  Indost.  e  Commrc  Relazione  intomo  alle  oondizioni 
deir  Agriooltiira  in  Italia.    Bd.  I.  1876. 

2)  Vergl.  Wolffenstein,  Jahrb.  d.  Landw.  VI.  1877.  4  u.  ft.  Heft 


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154  Allgemeiner  Teil. 

lieh  auf  die  Regionen  mit  geringer  Regenhöhe  und  welche  bei  relativ 
geringerer  Wärme  das  Maximnm  des  Regenfalls  im  Herbst  oder 
Winter  haben.  Die  weissen  Weizen  machen  procentisch  den  grössten 
Teil  aller  angebauten  Weichweizen  aus.  Wintersaaten  dieser  Weizen 
finden  sich  hauptsächlich  in  den  baskischen  Provinzen,  in  den  beiden 
Castilien  und  steigen  bis  zur  Mancha  hinab. 

Von  den  Hartweizen  werden  überaus  zahlreiche  Sorten,  nament- 
lich in  Sttd'Spanien,  in  den  wärmeren  und  wärmsten  Distrikten  mit 
geringer  Regenhöhe  angebaut 

Die  vorzüglichsten  Hartweizen  finden  sich  auf  den  schweren» 
fruchtbaren  Böden  südlich  der  Sierra  Horena,  also  vorzugsweise  in 
Andalusien,  wenngleich  auch  der  Anbau  in  Estremadura,  sowie  in 
Teilen  von  Valencia,  Murcia,  Aragonien  und  Castilien  erfolgt.  Diese 
Hartweizen  werden  wegen  ihrer  Ertragsfähigkeit  und  vorzüglichen 
Qualität  des  Kornes  hoch  geschätzt,  auch  zeigen  sie  sich  gegen  das 
Lagern  sehr  widerstandsfähig  und  lassen  die  Kömer  nicht  leicht  aus- 
fallen, was  bei  der  grossen  Hitze  und  der  in  Folge  dessen  leicht 
eintretenden  Totreife  sehr  ins  Gewicht  fällt. 

Die  sogenannten  englischen  oder  bauchigen  Weizen  (Triticum 
turgidum)  zeigen  nach  Sortenzahl  und  Fläche  die  grösste  Verbreitung 
in  den  regenreicheren  Distrikten,  in  welchen  sich  die  Regenmenge 
auf  einen  grösseren  Zeitraum,  nämlich  auf  zwei  bis  drei  Jahreszeiten 
gleichmässig  verteilt;  daher  beschränken  sie  sich  fast  ganz  auf  Cata- 
lonien  und  Navarra. 

Der  polnische  Weizen  hat  den  gleichen  Verbreitungsbezirk  mit 
dem  Hartweizen  gemein,  verlangt  guten  Boden  und  ist  gegen  rauhe 
Witterung  empfindlich;  daher  sein  Anbau  von  allen  Weizenvarietäten 
am  beschränktesten  ist. 

Die  Spelzweizen  finden  sich  vorzugsweise  in  den  Gebirgsgegenden 
der  nördlichen  Provinzen,  so  die  Spelze  meist  in  Asturien;  die 
Emmer  in  Navarra  und  Catalonien,  während  das  Einkorn  fast  durch 
ganz  Spanien  auf  geringen  Böden  vorkommt  und  anstatt  der  Gerste 
zu  Viehfutter,  zum  Bierbrauen  und  zur  Graupenbereitung  benutzt  wird. 

Der  Mais  gedeiht  am  besten  in  den  weiten  Thälem  mit  frucht- 
barem Boden,  vorausgesetzt,  dass  ihm  in  den  regenarmen  Distrikten 
von  Central-  und  Süd-Spanien  Bewässerung  zu  teil  wird,  und  zwar 
bewässert  man  ihn  in  der  Regel  monatlich  zwei  Mal. 

Er  erreicht  in  Süd-Spanien  Höhen  bis  zu  1330  m,  in  Central- 
Spanien  1000  m,  in  Nord-Spanien  500  m. 

Das  Korn  dient  zur  Mehl-  und  Brodbereitung,  sowie  als  Vieh-, 
besonders  Schweinefutter.  Die  halbreifen  Kolben  werden,  über  Feuer 
geröstet,  allgemein  gegessen. 

Auf  den  besseren  Böden  wird  in  allen  Provinzen  die  zwei- 
zeilige und  bläuliche  Gerste,  auf  leichten  Böden  die  gewöhnliche 


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GetreideprodaktioD,  Getreidekonsumtion  nnd  Getreidebandel.  155 

Tierzeilige  und  sechszeilige  Gerste,  letztere  allerdings  nur  in  geringer 
Ausdehnung,  kultiviert. 

Die  Gerste  liefert  das  Futter  für  die  Pferde,  Maultiere  und  Esel, 
denn  die  Haferftttterung  ist  nur  in  den  höchsten  Gebirgslagen,  wo 
Gerste  nicht  mehr  gedeiht,  gebräuchlich.  In  manchen  Gebirgsgegenden 
Spaniens  wird  auch  (Jerstenmehl,  mit  Roggen  und  Weizenmehl  gemengt, 
zu  Brot  verbacken. 

Der  Roggen  wird  nur  dort  gesäet,  wo  Mais  und  Weizen  nicht 
mehr  gut  gedeihen  wollen,  d.  h.  in  den  kälteren  Landstrichen  des 
Nordens,  in  den  Pyrenäen,  auf  den  hohen  kalten  Plateaus  der  cen- 
tralen Kette  und  in  den  höchsten  Gebirgen  des  Sttdens,  z.  B.  in  der 
Sierra  Nevada  1800—2200  m,  in  Central-Spanien  1800  m  und  in  den 
Pyrenäen-Thälern  1000—1300  m  hoch.  In  der  Sierra  Nevada  baut 
man  viel  Sommerroggen. 

Das  spanische  Roggenbrot,  da  es  nicht  gesäuert  wird,  ist  in  der 
Regel  sehr  schlecht. 

Der  Hafer  findet  sich  nur  in  den  höchsten  Gebirgsgegenden 
Nord-Spaniens. 

Was  die  Kultur  der  Rispenhirse  anlangt,  so  findet  sie  sich  hier 
und  da,  doch  nirgends  in  grosser  Ausdehnung,  und  noch  seltener  die 
Kolbenhirse. 

Die  Mohrhirse,  als  Bewässerungspfianze,  wird  nicht  selten  in 
Gastilien  und  besonders  in  den  Mittelmeerprovinzen,  wie  in  den 
wärmeren  Gegenden  von  Andalusien,  Granada,  Murcia,  Valencia  und 
Gatjüonien  kultiviert. 

Die  Reisproduktion  Spaniens  ^)  ist  sehr  beträchtlich,  und  werden 
auf  20894  ha  1211993  hl  oder  58  hl  pro  ha  erzeugt  Es  finden 
sich  schöne  Reisfelder  namentlich  in  den  Morastniederungen  längst 
beider  Ufer  des  Jücar,  in  der  sog.  Ribera  (Ufei^egend),  dann  am 
See  Albufera  und  im  Ebro-Delta. 

Die  Getreideproduktion  Spaniens  stellt  sich  in  runden  Zahlen 
auf  90  Millionen  hl,  also  bei  einer  Bevölkerung  von  16  794  963 
Seelen  auf  5.3  hl  pro  Kopf,  und  entfallen  von  dieser  Produktion  43 
Millionen  hl  auf  Weizen  und  Spelze,  20  Millionen  hl  auf  Mais, 
20  Millionen  hl  auf  Gerste,  3  Millionen  hl  auf  Roggen  und  4  Millionen 
hl  auf  Hafer.  Ein  Mehrexport  ist  kaum  anzunehmen,  so  beklagt  sich 
z.  B.  ein  Mitglied  der  Cortes,  Don  Perruelas  ^),  dass  in  Spanien  nur 
10.30  hl  Getreide  p.  ha,  dagegen  in  Norwegen  11.4  hl  p.  ha  erzeugt 
virUrden  und  sich  seit  1851  die  Einfuhr  immer  gesteigert  habe,  die- 
selbe betrug  1860  1500000  hl  und  1870  nahe  an  7  200000  hl  und 
zur  Zeit  sei  auf  einen  Mehrexport  nicht  zu  hoffen. 


1)  Deutsch.  Handelsarchiy  1881.  pg.  419. 

2)  Monthly  Rep.  of  the  Departm.  of  Agric.  1876  Washington. 


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156 


Allgemeiner  Theil. 


Diese  ungünstige  Sachlage  könnte  sich  bei  sorgfältiger  Kultur 
und  Anlage  besserer  Wege  sofort  ändern  und  Spanien  ein  bedeutendes 
Woizenexportland  werden. 

7«   FortagaL 

In  Portugal  werden  meist  halbharte  rote  Bartweizen  (Trit.  vul- 
gare) und  im  Süden  Hartweizen,  welche  dort  %  der  Weizenproduk- 
tion ausmachen,  sowie  in  den  höheren  Gebirgslagen  Spelzweizen 
und  Roggen  und  in  geringerem  Umfange  auch  Gerste  und  Hafer 
gesogen. 

Im  Allgemeinen  ist  die  Hauptfrucht  des  Landes  der  Mais,  von 
dem  nicht  weniger  als  23  Sorten  existieren  sollen,  die  sich  der  Haupt- 
sache nach  über  die  Provinzen  Minho,  Beira  und  Estremadura  ver- 
breiten. 

Das  Maismehl  dient,  mit  Roggenmehl  vermischt,  zur  Bereitung 
eines  groben  Brotes  und  der  Mais  als  Viehfatter. 

Nicht  selten  ist  der  Anbau  der  Hirse,  namentlich  der  Rispen- 
hirse, auf  leichteren  Böden,  auch  werden  in  den  Provinzen  Estre- 
madura und  Algarve,  sowie  bei  Coimbra  4000  ha  mit  Reis  bestellt, 
die  einen  Ertrag  von  150000  hl,  also  durchschnittlich  37.5  hl  p.  ha 
abwerfen. 

Trotz  einer  Bevölkerung  von  nur  4  745  124  Einwohnern  ist  Por- 
tugal durch  Vernachlässigung  seines  Ackerbaues  nicht  im  Stande, 
den  Getreidebedarf  zu  decken  und  sollen  noch  6—7  Millionen  Hekto- 
liter Getreide  jährlich  eingeführt  werden. 

Die  Getreideproduktion  ^)  stellt  sich  wie  folgt: 


Er- 

Anbau- 

Pro- 

trag 
p.  hk 

Getreideart 

fläche 

duktion 

in 

m 

in 

ha 

hl 

hl 

Weizen 

260000 

2800000 

10.8 

Boggen 

270000 

2400000 

9.0 

Gerste 
Hafer 

80000 

870000 
200000 

I 

Mais 

520000 

7100000 

18.6 

Im  Ganzen: 

1186000 

18870000 

11.8 

Wird  von  der  Getreideproduktion  das  Saatgetreide  mit  2  000  000 


1)    Thiel,  Lsndw.  Gonversations-Lex.  V,  p.  404. 


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Oetreideprodnktion,  Getreidekonsnmtion  und  GetreidebaDdel.         157 

hl  abgezogen,  dann  bleiben  znm  Konsum  noch  11 370  000  hl  oder 
2.4  hl  p.  Kopf;  tritt  aber  noch  ein  Mehrimport  von  6  000  000  hl 
hinzu,  80  stellt  sich  der  Gesammtkonsum  auf  3.66  hl  p.  Kopf.  Die 
Produktion  beträgt  pro  Kopf  2.8  hl. 


8,  Orleehenland. 

Die  Hauptfrucht  Griechenlands  ist  der  Weizen,  und  treten  vor- 
weise die  halbharten  Bartweizen,  welche  meist  Wechselweizen  sind, 
henror.  Spelz,  Roggen  und  Hafer  nehmen  die  rauheren  Gebirgslagen 
em,  und  in  den  Flussniedernngen  wird  etwas  Reis  kultiviert. 

Die  Produktion  beläuft  sich 


an 

Weizen  auf 

1800  000  hl 

»> 

Mais       „ 

1100000  „ 

'> 

Gerste     „ 

800  000  „ 

V 

Roggen   „ 

600  000  „ 

V 

Hafer     *  „ 

Summa : 

100  000  „ 

4  400  000  hl. 

Die  Durchschnittsproduktion  beträgt  pro  Kopf  3.3  hl  und  der 
Konsum  excl.  Saatgetreide  3  hl,  und  ist  zur  Deckung  des  Bedarfs 
eine  Mehreinfuhr  von  rund  200  000  hl  Getreide  notwendig. 


9,  Die  Schweiz. 

Vom  Weizen  sind  rote  und  weisse  Kolbenweizen,  sowie  auch 
rote  Bartweizen,  und  in  den  höheren  Gebirgslagen  (bis  1264  m)  Igel- 
imd  Binkelweizen,  sowie  Spelzweizen  verbreitet,  auch  findet  sich  zu- 
weilen auf  reichem  Thalboden  der  bauchige  Weizen  (Trit  turgidum), 
z.  B.  Bl^  Nonette  de  Lausanne. 

Von  der  Gerste  werden  zwei-  und  vierzeilige  Sorten  auf  den 
Bergen  (1800  m,  Nord* Abhang  sogar  1984  m  hoch),  zweizeilige  und 
Wintergerstensorten  in  den  Thälem  gebaut. 

Der  Roggen  erreicht  auf  der  Südseite  Anbauhöhen  bis  1754  m, 
and  wird,  wie  auch  Rispenhafer,  in  beträchtlicher  Ausdehnung  kultiviert. 

Für  die  Schweiz  wird  eine  Produktion  angenommen  von 

1 500  000  hl  Weizen  und  Spelz 
1 500  000  „  Roggen 
2  000000  „  Hafer 
1 500  000  „   Gerste 


im  Ganzen:    6  500  000  hl  Getreide. 

Die  durchschnittliche  Produktion   beträgt  2.4  hl  p.  Kopf,  der 


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158  Allgemeiner  Teil. 

Konsum  3  hl   exci.    Saatgetreide,    und   80II   ein    Mehrimport   von 
3  000  000  hl  Getreide  zur  Deckung  des  Bedarfes  notwendig  sein. 


10.  Belgien« 

Belgien  enthält  2945516  ha,  von  denen  1589  341  oder  54Proc. 
als  Ackerland  benutzt  werden.  Es  besitzt  ein  temperirtes,  feuchtes 
Klima,  das  weniger  heiss  im  Sommer,  dagegen  im  Winter  wärmer  als 
dasjenige  Deutschlands  ist,  und  gerade  dieses  Klima  eignet  sich  ftlr 
den  Getreidebau,  der  hier  meist  auf  sehr  leichten  Böden  betrieben 
werden  muss,  ausgezeichnet. 

Landwirtschaftlich  lassen  sich  drei  Zonen  unterscheiden,  im 
Süden  die  Kalkberge  der  Ardennen,  im  Norden  das  Diluvium  der 
norddeutschen  Ebene  mit  seinen  leichten  Böden  und  dazwischen  an 
den  Flussläufen  und  am  Meere  das  Alluvium,  aus  reichen,  hnmosen 
Thonböden  bestehend. 

Der  Weizen  bildet  die  Hauptfrucht  im  Alluvium,  wird  aber  auch 
bei  der  hohen  Kultur  Belgiens  auf  den  kalk-  und  lehmhaltigen  Böden 
des  Hennegau  und  von  Brabant  gebaut. 

Vielfach  werden  in  den  Niederungen  englische  und  nordfranzö- 
sische Weizen  kultiviert,  doch  gibt  es  auch  einheimische  Weizen, 
z.  B.  „B16  blanc  de  Flandres'^  Auf  dem  Höhenlande  sind  haupt- 
sächlich rote  Kolben-  und  Bartweizen  verbreitet. 

Mischel  („Möteil'Oy^in  Gemenge  von  Roggen  und  Weizen  in  nicht 
fest  bestimmten  Verhältnissen,  wird  auf  solchen  Böden  gebaut,  die 
für  Weizen  allein  zu  unsicher  sind,  und  stellt  sich  durchschnittlich 
der  Ertrag  höher  als  von  der  Reinsaat  Vorzugsweise  findet  sich 
dieses  Gemenge  in  den  Bezirken  von  Arlon  und  Virton,  sowie  in 
der  Umgegend  von  Alost  und  Audenaerde. 

Der  Spelz  wird  in  den  rauheren  Gebirgslagen  der  Ardennen 
nnd  namentlich  auf  dem  350  m  hohen  Plateau  von  C!ondroz  angebaut. 

Etwas  ausgedehnter  als  der  Weizenbau  ist  der  des  Roggens  und 
bildet  derselbe  die  Hauptfrucht  Flanderns  und  der  Campine,  auch  ist 
er  die  Brotfrucht  der  Flamländer,  welche  vier  Fünfteile  der  gesammten 
Produktion  verzehren.  In  der  Campine  gedeiht  auf  den  dortigen 
Sandböden  der  vortreffliche,  schwere,  dünnschalige  Campiner-Roggen, 
während  auf  den  humoseren,  feuchteren  Böden  der  Zeeländer-Standen- 
roggen  vorherrscht.  Berühmt  ist  der  Roggenbau  im  Waeslande,  wo 
der  Roggen  eine  erstaunliche  Höhe,  so  z.  B.  massen  wir  schon  im 
Juni  (1881)  235  cm,  erreicht. 

Die  Gerste  und  hauptsächlich  die  Wintergerste  bildet  die  Haupt- 
frucht der  Polder  und  wird  meist  zur  Bierbrauerei  verwandt.  Von 
4er  zweizeiligen  Gerste  ist  die  Chevalier-Gerste  am  beliebtesten. 


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Getreideprodaktion,  Getreidekonsumtion  und  Getreidehandel.         159 

Der  Hafer  ist  die  Hauptfrucht  des  Gebirges  und  wird  meist  ein 
frühreifer  Rispenhafer  kultiviert. 

Produktion  und  Konsumtion  in  Belgien^)  sind  folgende: 


Getreideart. 

Anbau- 
fläche 
in  ha 

Ertrag  in 
hl 

Er-  jPreisS) 
trag    p.  hl 
p.  ha      in 
in  hl    Mark 

i 

Geldwert 
in  Mark 

"Weizen 

Spelz  (Yeesen) 

Misohel 

(Weizen  und  Roggen) 

Roggen 

Gerete 

Hafer 

288542 
64841 

35487 
288966 

48617 
229743 

6248000  22.0 
1792000  21.6 

81600o!  28.0 
6357000|  22.0 
1808000  80.0 
7000000  80.5 

17.99 
6.80 

15  22 

12.44 

1190 

8.82 

112811570 
12185600 

12419520 
79081080 
15565200 
58240000 

Im  Ganzen 

945696 

28516000 

25.0 

12.32 

289802970 

Wird  von  dem  Gesammtertrag  das  Saatgetreide  mit  3900000  hl 
abgezogen,  so  bleiben  zum  Konsum  noch  19616000  hl,  die  jedoch 
fttr  eine  Bevölkerung  von  5087105  Einwohnern  nicht  ausreichen  und 
findet  durchschnittlich  ein  Mehrimpoii;  vorn  2650000  hl  Weizen  und 
455000  hl  Boggen,  also  im  Ganzen  von  3105000  hl  Getreide  statt, 
mithin  kommen  zum  Konsum 22  721 000  hl  Getreide 

und  zwar  als  Konsum  pro  Kopf  3,5  hl  =   .    17  805  000  hl  Getreide 

fttr  Brauerei  und  Brennerei 2  600  000  „         „ 

:,    diverse  Zwecke 2  316  000  „         „ 

Die  Produktion  pro  Kopf  der  Bevölkerung  beträgt  4.6  hl. 


11.  Die  Niederlande. 

Die  Niederlande  besitzen: 

wüste  Haiden  und  Seedttnen  668500  ha 

Holz 225000    , 

Baumgärten  etc 8400   „ 

Viehweiden 640130   „ 

Ackerland 1747030    , 

Summa:     3289060  ha. 
Demnach  beträgt  das  Ackerland  53.1  Proc.  der  Gesammtfläche. 
Die  klimatischen  und  Bodenverhältnisse  sind   im  Allgemeinen 


1)  VergL  Emil  de  Laveleye,  L'Agric.  beige.    Paris  1878. 

2)  Durchschnitt  1874/78  nach  Joum.  de  TAgric 


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160 


Allgemeiner  Teil. 


denen  Belgiens  gleich  zu   setzen,   und  haben   wir  es   entweder  mit 
Alluvialböden  oder  Sandböden  zu  thun. 

Die  Durchschnittserträge  dieser  beidea  Böden  sind  folgende: 


Durch- 

schnitt- 

Alluvialboden 

Sandboden 

liches 

• 

Gewicht 
pro  hl 

Weizen  22  hl  Korn,  8000  kg  Stroh 

75  kg 

Roggen  25   „      „      3600   „      „ 

18  hl  Korn  2600  kg  Stroh 

72? 

Gerste    38   „      „      3000   „      „ 

26  „      „       1500    „       „ 

60   „ 

Hafer     42   „      „      3000   „      ,. 

80  „       „      2000    „      „ 

46   „ 

Vom  Weizen  werden  annähernd  dieselben  Sorten  wie  in  Bel- 
gien gezogen,  so  findet  sich  in  den  Niederungen  auf  Thonboden  der 
einheimische  weisse  Zeeländer  Roibenweizen  (identisch:  B16  blanc 
de  Flandres),  doch  kommen  auch  vielfach  englische  Weizensorten 
auf  diesen  Böden  vor,  während  auf  dem  Höhenlande  rote  Kolben- 
un4  Bartweizen  von  befriedigender  Korn-Qualität  verbreitet  sind. 

In  den  Niederungen  wächst  ferner  ein  vorzüglicher  Stauden- 
roggen, der  Zeeländer,  während  auf  der  Höhe  meist  Gampiner-Boggen 
kultiviert  wird. 

Mit  Ausnahme  der  Wintergerste,  welche  vorzugsweise  gut  in 
den  Poldern  gedeiht,  ist  der  Gerstenbau  wenig  ausgedehnt  und  wird 
vom  Hafer  überflügelt,  der  auf  den  feuchten,  humosen  Böden  sehr 
hohe  Erträge  bringt. 

Die  Produktion  in  den  Niederlanden  ^)  stellte  sich  in  den  Jahren 
1860,  66,  67,  69  und  73  wie  folgt: 


Getreideart 

Anbau- 
fläche 
in  ha 

Durch- 
schnitts- 

pro- 
duktion 

in  hl 

Er- 
trag 
p.  ha 
in  hl 

Preis 
p.  hl 

in 
Mark 

Geldwert  in 
Mark 

Weizen 
Roggen 
Gerste 
Hafer 

82074 

198890 

44871 

96210 

1641000 
3249000 
1490000 
3641000 

20.0 
16.4 
33.6 
37.8 

17.56 

12.95 

11.24 

8.79 

28815960 
42074550 
16747600 
32004390 

Im  Ganzen 

421546 

10021000 

23.8 

12.00 

119642500 

1)  Vergl.   Monthly   Bep.    of  Agric.   Washington   1869    und  Neumann- 
Spallart  Behm's  geograph.  Jahrb.    VI.    Wien,  1876.  p.  604. 


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GetreideprodnküoD,  Getreidekonsumtion  und  Getreidebandel. 
Nachfolgende  Tabelle  bringt  die  Ein-  and  Aasfahr: 


161 


Getreideart 


Weizen 
Roggen 
Gerrte 


Einfuhr 
hl       I     Mark 


1029566 
2676672 
1117002 


18079361 
33366607 
13454302 


Ausfuhr 
hl  Mark 


394102 
748594 
558292 


6920431 
9694292 
6219001 


Mehreinfuhr 
hl       I    Mark 


635463 

1827978 

643710 


11158930 

23672315 

7235301 


Hafer 


I 


I. 


8107151  42066546 
Mehrausfuhr 

581698    4673626 


130450  i  1 1466561  662148  j  6820281| 

Im  Ganzen  Mehreinfuhr:  2575453  |37 392920 


Wird  von  der  Gesammtprodaktion  dasSaatgnt  mit  17  000000  hl 
abgezogen  und  die  Mehreinfahr  mit  2575453  hl  wieder  hinzaaddiert, 
80  verbleiben  dem  Eonsam  10896453  hl  oder  bei  3552695  Ein- 
wohnern 3  hl  pro  Kopf. 

Diesen  Getreide  importierenden  Ländern  Earopas 
stehen  die  folgenden  Exportländer  gegenttber. 

12.  Bossland. 

Das  earopäische  Rassland  amfasst  1037400  qklm,  wovon  21.6 
Proc.  der  Oesammtfläche  Ackerland  sind. 

Hinsichtlich  der  landwirtschaftlichen  Prodaktion  ^)  lassen  sich 
die  rassischen  Provinzen  in  3  Hanptgrappen  einteilen.  Die  erste 
Orappe  prodaciert  weniger  Getreide  als  für  den  lokalen  Eonsam  er- 
forderlich ist  and  gehören  hierhin  3  nördliche,  6  nordwestliche  and 
6  centrale  Ooavemements  mit  einer  Bevölkerang  von  14882664  Seelen 
imd  einer  Ernte  von  ca.  81  Millionen  Hektoliter  Getreide. 

In  der  2.  Grappe,  den  Goavemements  Perm,  Wjatka,  3  Ostsee- 
provinzen, Kowno,  Wilna,  Grodno  and  Minsk  mit  einer  Bevölkerang 
von  10631229  Seelen  and  einer  Prodaktion  von  88  Millionen  Hekto- 
liter wird  der  lokale  Bedarf  gedeckt.  Die  3.  Grappe  allein  erzeagt 
über  den  Bedarf  hinaas  Getreide  and  zwar  vorzagsweise  Weizen,  sie 
nmfasst  17  centrale,  4  südöstliche  and  5  südliche  Goavemements, 
sowie  das  Gebiet  der  donischen  Kosaken.  In  diesem  weiten  Gebiet 
mit  einer  Bevölkerang  von  38644969  Seelen  werden  ca.  440  Millionen 
Hektoliter  Getreide  prodaciert. 


1)    Vergl.    Schwanebach    und    fiasenius,    Statist.    Skizze    des   russ. 
Beiches  und  von  Finnland. 


Xoernieke  tl  Werner,  Huidb.  d.  Oetreidebau't  n. 


11 


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162  Allgemeiner  Teil. 

Was  die  klimatischen  Verhältnisse  des  europäischen  Russland 
angeht,  so  sind  die  Sommer  kurz  und  heiss,  dagegen  die  Winter 
streng  und  lang,  und  nur  in  der  Steppenregion  des  Südens,  obgleich 
auch  hier  die  Winter  streng  sind,  folgen  ihnen  doch  sehr  milde 
Frtthlinge  und  längere,  heisse  Sommer. 

Da  nun  der  Boden  dieser  letzteren  Region  zu  einem  grossen 
Teil  aus  bis  3  m  tiefer,  fruchtbarer  Schwarzerde  besteht,  welche  ihre 
Ernten  meist  ohne  Düngung  liefert,  während  im  mittleren  und  nörd- 
lichen Russland  auf  den  hier  durchschnittlich  lehmigen  Sandböden 
nur  mit  Hülfe  der  Düngung  sich  dem  Boden  einigermassen  beMedi- 
gende  Getreidearten  abringen  lassen,  so  erhellt  hieraus,  dass  diese 
südlichen  Regionen  die  eigentliche  Kornkammer  Russlands  bilden. 

In  der  Regel  wird  der  Winterroggen  Ende  August  gesäet  und 
vor  Mitte  Juli  geemtet;  den  Winterweizen  säet  man  einige  Tage 
später  als  den  Roggen,  und  fällt  die  Ernte  auch  ein  wenig  später. 
Im  Sommergetreide  richten  die  Frühjahrsfröste  häufig  grossen 
Schaden  an. 

Die  Aussaat  des  Hafers  und  der  Gerste  erfolgt  gegen  Mitte 
Mai,  die  Ernte  im  Juli,  Mais  und  Hirse  können  erst  gegen  Mitte 
Mai,  der  Fröste  wegen,  ausgesäet  werden. 

Die  Hauptfrucht  Russlands  ist  der  Roggen  und  nimmt  derselbe 
27.5  Proc.  der  Ackerfläche  ein,  und  zwar  vorzugsweise  in  der  nörd- 
lichen und  mittleren  Region.  In  den  baltischen  Provinzen  stellt  sich 
sein  Durchschnittsertrag  auf  11.3  hl,  im  Gebiet  der  Schwarzerde  auf 
9.5  hl  und  in  den  übrigen  Teilen  Russlands  auf  7  hl  und  durch- 
schnittlich auf  8.8  hl  p.  ha. 

Eine  der  beliebtesten  Roggensorten  des  nordwestlichen  Russlands 
auf  gut  kultiviertem  Boden  ist  der  Probsteier-Roggen,  femer  wird  in 
den  nördlichen  Provinzen  das  russische  Schneekom  und  Johannis- 
Roggen,  sowie  auch  der  finnländische  Nyland-  und  Wasa-Roggen 
vielfach  angetroffen,  doch  scheint  die  Kultur  des  Johannis-Rog^ns 
wegen  der  Kleinheit  der  Kömer  und  ihres  geringeren  Nahrangswertes 
in  der  Abnahme  begriffen  zu  sein. 

Berühmte  Roggensorten  sind  ferner  „Saksonka^'  und  die  Roggen 
der  Ukraine  und  Podoliens. 

Der  Roggenexport,  namentlich  nach  Deutschland  und  den  nor- 
dischen Ländem,  ist  in  fortwährender  Zunahme  begriffen,  denn  es 
wurden  durchschnittlich  pro  Jahr  expoctiert: 

1852—1855  2137  000  hl 

56-    60  3423000  „ 

61-    65  3024000  „ 

66—    70  4  620000  „ 

71-    75  12  302000  „ 

In  zweiter  Linie,  wenngleich  das  Hauptexportgetreide,  steht  der 


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Oetreideproduktion,  Getreidekonsamtion  und  Getreidekandel.         163 

Weizen,  welcher  10.7  Proc.  der  Ackerfläcbe  ausmacht,  wovon  ein 
Dritteil  mit  Winterweizen  und  zwei  Dritteile,  und  zwar  hauptsächlich 
in  der  Steppenregion,  mit Sonmierweizen  besäet  werden;  doch  findet 
er  sich  noch  hoch  im  Norden  bis  zum  61  ^  n.  Br. 

Am  ausgedehntesten  wird  der  Weizenbau  in  den  südlichen  und 
teilweise  in  den  centralen  und  westlichen  Gouvernements  betrieben. 

In  der  Steppenregion  werden  hauptsächlich  die  beliebten  Hart- 
weizen, wie  Beloturka  oder  Kubanka  und  Amautka  oder  Gamowka, 
sowie  halbharte  rote  Bartweizen  z.  B.  der  hochgeschätzte  Ghirka 
gebaut;  Weichweizen  und  zwar  meist  Winterweizen,  finden  sich  in 
der  mittleren  und  nördlichen  Region,  von  denen  der  weisse  Kolben- 
weizen von  Eostroma,  sowie  der  in  Polen  heimische  Sandomirska- 
Weizen  sehr  geschätzt  sind.  In  den  baltischen  Provinzen  wird  da- 
gegen gern  der  rote  Probsteier- Weizen  angebaut.  In  den  nordwest- 
lichen Gouvernements  kommen  zuweilen  auch  bauchige  oder  englische 
Weizen  (Triticum  turgidum)  vor. 

Die  Hartweizen  werden  vorzugsweise  ihres  Kleberreichtums 
wegen  zur  Nudelfabrikation  exportiert;  während  der  Ghirka  eine  sehr 
beliebte  Exportware  itir  Konstantinopel,  Smyma,  Griechenland, 
Spanien,  Süd-Frankreich  und  England  ist  und  ein  sehr  wertvolles, 
gut  verbackbares  Mehl  liefert. 

Der  Umfang  des  Weizenexportes  ergiebt  sich  aus  nachfolgenden 
Zahlen.  Es  wurden  durchschnittlich  jährlich  exportiert. 
1836-1840  =  4345  000  hl 
41—  45  =  4479  000  ^ 
46—  50  =  7319000  „ 
51—  55  =  6671000  „ 
56—  60  =  8003000  „ 
61—  65  =  10522000  „ 
66—  70  =  16072  000  ^ 
71-    75  =  19  334000  „ 

Der  Anbau  der  Gerste  ist  von  nur  geringer  Bedeutung  und 
nimmt  dieselbe  6  Proc.  der  Ackerfläche  ein. 

Die  Gerste  der  Steppenregion  eignet  sich  wegen  ihres  Kleber- 
reichtums und  der  Dicke  der  Schale  nicht  als  Braugerste,  obschon 
vielfach,  so  in  Jekaterinoslaw,  zweizeilige  Gerste  gebaut  wird;  auch 
kommt  in  diesen  Distrikten  die  nackte  zweizeilige  Gerste  zum  An- 
bau. Im  centralen  Bussland  werden  überwiegend  vier-  und  sechs- 
zeilige  Gerstensorten  ausgesäet  und  auf  den  kulturvolleren  Böden  Polens 
und  der  baltischen  Provinzen  finden  sich  als  Braugersten  häufig  die 
Chevalier-  und  Jerusalemer  oder  Imperial-Gerste,  neben  sehr  wert- 
vollen vierzeiligen  Gerstensorten  wie  der  Mandschurei-  und  Kurländi- 
schen Gerste.    Wintergerste  wird  fast  gar  nicht  gebaut. 

Auf  wenig  kulturvollen  Böden   stellt  sich  der  Durchschnitts- 


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164  Allgemeiner  Teil. 

ertrag  auf  nur  7  hl,  kann   aber  nnter   sehr  günstigen  Verhältnissen 
auf  15—20  hl   p.   ha   steigen,    der  Dnrchschnittsertrag  beträgt    im 
•Ganzen  nur  8.1  hl  p.  ha. 
Der  Export  belief  sich: 

1852—1855  auf      462  000  hl 
56-    60    „      1552  000  , 
61—    65    „      1155  000  „ 
66—    70    „      1 911 000  , 
71—    75    „     3  209  000  n 
Der  Hafer  nimmt  12.8  Proc.   der  Ackerfläche   ein,  und   rtthmt 
man  in  der  Steppenregion  vorzugsweisse  den  schwarzen  und  weissen 
ungarischen  Fahnenhafer,  den  Podolischen  Goldhafer  und  die  Rispen- 
hafer aus  Jekaterinoslaw  und  Charkow;  im  centralen  Teil  ist  nament- 
lich der  schöne  Bispenhafer  von  Tula,  auch  Schatilowskiy  genannt, 
beliebt,  während  im  Norden  der  Ossetinische  Goldhafer,    sowie  der 
Irbit-  und  Finnländische  Rispenhafer  und  in  den  baltischen  Provinzen 
mit  Vorliebe  der  Probsteier  Hafer  gebaut  wird. 
Der  Export  belief  sich : 

1852—1875  auf      722  000  hl 
56-    60   „     3  623000  „ 
61-    65    „     1 755  000  „ 
66-    70    „      5184000  „ 
71—    75    „      8  331000  „ 
Der  Maisbau  wird  in  Russland  sehr  unbedeutend  und  nur  in  den 
südwestlichen  Gouvernements,  z.  B.  in  der  Ukraine  auf  kulturvollem 
Boden  betrieben  und  gelangen  1207500  hl  zum  Export.    . 

Der  Hirsebau  ist  ftlr  die  Steppenregion  von  Wichtigkeit,  wo 
er  gern  nach  dem  Umbruch  auf  Neuland  betrieben  wird,  und 
dann  nicht  selten  einen  Ertrag  von  50—60  hl  p.  ha  aufbringt. 
Vorzugsweise  findet  sich  die  Hirse  im  Lande  der  donischen  KosakeUi 
dann  in  den  Gouvernements  Woronesch,  Tambow,  Saratow,  Simbirsk, 
Cherson,  Jekaterinoslaw  und  Taurien.  Hauptsächlich  gelangen  weisse, 
graue,  dunkelgelbe  oder  rote  Rispenhirsen  zur  Kultur,  von  denen 
21000  hl  exportiert  werden. 

Zuweilen  wird  auch  Besenmohrhirse  in  der  Steppenregion  ge- 
baut, auch  sind,  wenngleich  mit  geringem  Erfolge,  Versuche  mit  dem 
Anbau  der  Zuckermohrhirse  gemacht  worden. 

Der  Anbau  des  Maises  und  der  Hirse  übersteigt  nicht  1  Proc. 
der  Ackerfläche. 

Die  Getreideproduktion  stellt  sich  in  Russland  ^)  (ind.  Polen  und 
Finnland  aber  excl  Asien)  wie  folgt: 


1)  Wilson,  Erläuterung  zur  4.  Auflaufe  der  Statist,  Atlas  d.  europ.  Russl. 
Sohwanebach  u.  Basenius,  Statistisolie  Skizze  d.  russ.  Reiches  u.  von  Finn- 


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Getreideproduktioii,  Getreidekonsumtion  und  Getreidehandel.         165 


Getreideart 


Weizen 
Boggen 
Gerste 
Hafer 


Total 


«s 


10450000 

28500000 

6000000 

13200000 


99843425 
250685600 

48448800 
188614250 


58150000  587542075 


0  a 


H 


9.5 

8.8 

8.1 

14.3 


10.2 


Nach  dem  Censas  von  1870  beträgt  die  Einwohnerzahl 
von  Rassland  (excl.  Asien)    71730980 
„    Finnland  1857035 

„    Polen  (rund)  5  500000 

Totäh     79088  015  Einwohner, 
mithin  entfallen  pro  Kopf  der  Bevölkerung  7.4  hl  Getreide. 

Berechnet  man  den  Geldwert  von  1  hl  Getreide  zu  10  Mark,  so 
stellt  sich  derW^rt  der  jährlichen  Produktion  auf  5  875  420  750  Mark. 
Ausser  den  oben  angefahrten  4  Hauptgetreidearten  wird  an  sonstigen 
KömerMchten,  wie  Leguminosen,  Buchweizen,  Hirse,Maisnoch  ein  Quan- 
tum von  72  871 900  hl  oder  0.9  pro  Kopf  der  Bevölkerung  produciert. 
Von  den  4  Hauptgetreidearten  gelangten  seit  dem  Jahre  1870 
ca.  7V2  Proc.  zur  Mehrausfuhr.  Nach  dem  Wert  des  in  den  Jahren 
1871—74  ausgeführten  Getreides,  meist  Weizen  und  Roggen,  ergiebt 
sich  ein  Durchschnittspreis  von  12.5  Mark  pro  hl. 

Die  Mehrausfuhr  Russlands  betrug  durchschnittlich  in  den  Jahren 
1871—75  in  hl 

an  Weizen        19  334000  hl 
„   Roggen        12302  000  „ 
„   Gerste  3  209  000  „ 

,   Hafer  8331000  „ 

„   Mehl  644  000  „ 


Summa  43  820  000  hl 
dazu  an  Mais         1  207  000  „ 

Gesammtsumme:  45  027  000  hl  &  12.5 M.  =  562 837 500  M. 
Wird  diese  Mehrausfuhr  von  der  jährlichen  Produktion  abgezogen, 
so  beläuft  sich  der  Gtetreideverbrauch  pro  Kopf  der  Bevölkerung  in 
Rassland  auf  ca.  6.5  hl,  und  teilen  sich  darin  der  Weizen  mit 
1.03  hl,  der  Roggen  mit  3  hl,  die  Gerste  mit  0.57  hl  und  der  Hafer 
mit  2^  hl. 


land.     1876. 
MitteilimgeQ. 


y.   Lindheim,   Kossland  d.  neuesten   Zeit,    Statist. «ethnograph. 
Wien.  1876. 


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166 


Allgemeiner  Teil. 


13«  Bnmänien. 

Rumänien  besitzt  ein  Areal  von  120  000  qklm  nnd  ist  ein  durch- 
aus Ackerbau  treibender  Staat,  denn  vier  Fttnfteile  der  Bevölkerung 
leben  davon. 

Es  besitzt  ein  Steppenklima  und  der  grösste  Teil  dös  Bodens 
gehört  in  das  Gebiet  der  fruchtbaren  Schwarzerde.  Leider  steht 
die  Landwirtschaft  dieses  von  der  Natur  reich  gesegneten  Landes 
auf  geringer  Stufe  der  Entwickelung,  mit  Leichtigkeit  Hesse  sich  der 
Ertrag  bei  Aufwendung  einiger  Intelligenz,  etwas  Kapital  und  Arbeit 
verdoppeln,  denn  die  Produktionsbedingungen  sind  ausserordentlich 
günstige,  so  z.  B.  bedarf  ein  grosser  Teil  des  reichen  Bodens  bis 
jetzt  nicht  der  Düngung.  Kaum  ein  Dritteil  des  Landes  ist  bebaut, 
Maschinen  und  ein  rationeller  Wirtschaftsbetrieb  fehlen,  so  dass 
in  dieser  Beziehung  Rumänien  von  Ungarn  und  Russland  über- 
flügelt ist. 

Die  angebauten  Weizen  gehören  meist  zu  den  roten  halbharten 
Bartweizen,  wie  sie  der  von  Natur  reiche  Boden  und  das  Steppen- 
klima erzeugen. 

In  den  gebirgigen  Teilen  des  Landes  wird  auch  viel  Spelz 
gebaut 

Die  grösste  Anbaufläche  nimmt  dagegen  der  Mais  ein,  welcher 
als  Mamaliga  auch  vorzugsweise  zur  Nahrung  dient 

Der  Anbau  der  Gerste,  von  welcher  ein  bedeutender  Teil  zum 
Export  gelangt,  ist  sehr  ausgedehnt,  während  Roggen  und  zwar 
häufig  im  Gemenge  mit  Weizen,  sowie  Hafer  (Fahnenhafer)  gerade 
für  den  Bedarf  ausreichen. 

In  recht  bedeutendem  Umfange  kultiviert  man  die  Kolben-  und 
Rispenhirse  und  zur  Erzeugung  von  Besen,  die  Besenhirse.  • 

Jahresproduktion^)  und  Export  berechnen  sich  auf: 


Jahresproduktion 

Export 

.                   1 

auf 

Getreideart 

Preis 

Geldwert 

1  ha 

Geldwert 

hl 

hl 

p.  hl 

in 
Mark 

in 
Mark 

hl 

hl 

in 
Mark 

Weisen  a. 

Spelz 

1064446 

7626542 

18.4 

100855668 

7.2 

4000000 

53600030 

Boggen 

148704 

1141949 

9.2 

10505981 

7.9 

— 

— 

Gerste 

518211 

6848228 

8.6 

54594761 

12.4 

2000000 

17200000 

Hafer 

109626 

1407898 

5.6 

7881429 

12.8 

•— . 

-^ 

Mus 

1884760 

22912594 

9.0 

206218846 

16.5 

2000000 

18000000 

Im  Ganzen 

8215^47 

89886711 

10.0 

880061 180 

12.2 

8000000 

88800000 

1)  Fühling'8  landw.  Zeit    Aprilheft  1879,  p.  294. 


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Getreideprodnktion,  Getreidekonsnmtion  und  Getreidehaudel.         167 

Wird  Ton  der  Gesammtprodaktion  das  Saatgnt  mit  7000000  hl 
und  der  Export  abgerechnet,  so  verbleiben  znm  Konsam  24336711  hl 
oder  bei  einer  Bevölkerung  von  5  Millionen  Seelen  4.86  hl  pro  Kopf, 
während  die  Produktion  7.87  hl  pro  Kopf  ausmacht. 


14.  Die  Tfirkei. 

Eine  landwirtschaftliche  Statistik  dieses  Landes  ist  so  gut  wie 
nicht  vorhanden.  Die  Weizenemte  des  Jahres  1881  wird  auf 
34800000  hl  Weizen  geschätzt  und  liefern  namentlich  Thracien  und 
Macedonien  eine  sehr  gute  Qualität,  und  werden  durchschnittlich 
1500000  hl  meist  nach  Frankreich  und  England  exportiert. 

Ausserdem  wird  viel  Mais,  in  der  Ebene  auch  Gerste,  Hirse 
und  Sorghum,  im  Gebirge  Spelz,  Roggen  und  Hafer,  sowie  an  der 
Maritza  bei  Philippopel  etwas  Reis  gebaut. 


15.  Schweden  und  Norwegen. 

Schweden  und  Norwegen,  sich  ttber  15  Breitengrade  erstreckend, 
weisen  ein  sehr  verschiedenartiges  Klima  auf.  Im  Norden  ist  es 
raub  und  feucht,  im  Sttden  dem  des  nördlichen  Deutschland  ähnlich 
und  vielleicht  der  £ast  insularen  Lage  wegen  noch  etwas  milder. 

Im  Allgemeinen  sind  die  Winter  kälter,  länger  und  schnee- 
reicher, die  Sommer  aber  Wärmer,  wenn  auch  kürzer  als  in  Nord- 
Deutschland. 

Das  Jahresmittel  beträgt  in  Christiania  5.16  ^  C,  in  Göteborg 
7.970  C,  in  Lund  7.25  <>  C,  in  Stockholm  6.96  <>  C,  in  Ume&  unter 
dem  64.  Breitengrade  nur  noch  1.80  ^  C,  weshalb  auch  in  diesen 
Ölenden  nicht  selten  im  August  die  Ernte  durch  Nachtfröste  zu 
Grunde  geht. 

Im  sttdlichen  Schweden  finden  sich  weite  Ebenen  aufgeschwemm- 
ten Landes,  aus  Lehm-  oder  sandigen  Lehmböden  bestehend,  während 
im  nördlichen  Schweden  sehr  schwere  Thonböden  auftreten.  Auf  den 
Feldern  Sttd-Schwedens  finden  sich  häufig  grosse  Massen  Rollgesteine, 
während  im  Norden  vielfach  das  Urgebirge  hervorragt. 

In  Norwegen  wird  nur  in  den  Thälern  mit  angeschwemmtem 
Boden  Getreide  gesäet. 

In  den  nördlichen  Gegenden  gedeihen  vorzugsweise  Sommer- 
getreide, dagegen  in  Süd-Schweden  die  gleichen  Getreidearten  wie  in 
Nord-Deutschland. 

In  Schweden  unterliegen  nur  25477  qklm  oder  6.4  Proc.,  und 
in  Norwegen,  sogar  nur  2297—2552  qklm,  oder  0.7—0.8  Proc.  der 
Gesammtfläche  dem  Ackerbau. 


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168 


Allgemeioer  Teil. 


Das  Maximum  an  Ackerfläche,  nämlich  51.6  Proc,  besitzt  die 
fruchtbarste  und  stidlichste  schwedische  Provinz  Skäne. 

In  Schweden  erstreckt  sich  der  Weizen  eigentlich  nur  bis  zum 
62  ^  n.  Br.,  und  kann  daher  in  Norrland  nur  unter  sehr  gfinstigen 
Verhältnissen  gedeihen.  In  Norwegen  reicht  dagegen  der  Weizenbau 
bis  zum  65  <>  n.  Br.,  und  reift  der  Sommerweizen  in  110—120  Tagen, 
Winterweizen  wird  noch  bei  Christiania  kultiviert. 

Der  Roggen  ist  in  Schweden  vorzugsweise  in  den  Mälarprovinzen, 
Östergötland  und  in  Skäne  verbreitet,  und  erstreckt  sich  in  Norwegen 
bis  zum  66^  n.  Br.,  doch  wird  in  den  nördlichen  (regenden  nur 
Sommerroggen  (Vegetationszeit  90—100  Tage)  gebaut,  weil  Winter- 
roggen unter  der  starken  Schneedecke  zu  leicht  fault. 

Die  Haferkultur  findet  sich  ausgedehnt  in  Westergötland,  Skäne 
und  Wermland. 

Das  Hauptgetreide  des  hohen  Nordens  ist  jedoch  die  vierzei- 
lige  Gerste,  welche  noch  in  Alten  (70^  n.  Br.)  und  unter  dem 
62^  n.  Br.  noch  in  Höhen  von  628  m  reift.  Ende  Mai  gesäet,  wird 
sie  Ende  August,  also  nach  90  Tagen  geerntet,  und  um  in  diesen 
hohen  Breiten  zeitig  säen  zu  können,  wird  Russ  auf  den  Schnee  ge- 
streut, damit  die  Sonne  ihn  schneller  zu  schmelzen  vermag. 

An  der  Westküste  Norwegens  wird  von  allem  Getreide  der 
Rispenhafer  am  meisten  gebaut,  und  zum  Schutze  gegen  das  Er- 
frieren in  den  sog.  „Jemnätters^^  oder  Eisennächten  (20.— 24.  August) 
bedient  man  sich  seit  grauer  Vorzeit  des  Rauches. 

Der  Roggen  ist  die  hauptsächlichste'  Brotfrucht  des  Landes,  mit 
Ausnahme  einiger  Provinzen,  in  denen  auch  anderes  Getreide  zur 
Brotbereitung  dient,  so  in  Norrland  die  Gerste,  in  Dalame,  Wermland, 
Dalsland  und  Smäland  der  Hafer. 

Das  schwedische  Brot  wird  gewöhnlich  in  harten  und  dtinnen 
Kuchen  gebacken,  die  häufig  bei  Hafer-  und  Gerstenbrot  so  dttnn  wie 
Papier  sind,  und  sich  beliebig  lange  Zeit  aufbewahren  lassen. 

Schweden  und  Norwegen  producierten  1870. 


Getreideart 

Jahrespr 

in 

Schweden 

hl 

oduktion 
in 

Nor- 
wegen 
hl 

Weizen 

Roggen 

Gerste. 

Hafer 

Mengekom 

1071000 
6660000 
5066000 
12450000 
1640000 

95216 

808580 

1863590 

1868590 

674150 

Im  Ganzen 

26886000 

8805125 

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Getreideproduktion,  Getreidekon  sumtion  und  Getreidehandel.         169 

Die  Emteangaben  für  Schweden  werden  vielfach  als  zu  niedrig 
angesehen,  indem  man  die  Dnrchschnittsernte  auf  ca.  15  Proc,  also 
31  Millionen  hl  schätzt. 

Schweden^)  prodaciert  mehr  Getreide  als  es  konsumiert  and  um- 
fasst  die  Ausfuhr  besonders  Hafer  und  Gerste,  wohingegen  aber 
nicht  unbedeutende  Quantitäten  von  Roggen  und  Boggenmehl  aus 
Russland  und  von  Weizenmehl  aus  Dänemark  eingeführt  werden,  wie 
nachfolgende  Tabelle  zeigt. 


Getreideart 

Einfuhr 
hl 

Ausfuhr 
hl 

Mehr- 
einfuhr 

hl 

Mehr- 
ausfuhr 

hl 

Weizen 

Boggen 

Gerste 

Hafer 

Weizenmehl 

Boggenmehl 

6750 
51250 
28000 

8660O 
141600 

77250 
26000 
554500 
4294500 
17800 
28000 

25250 

68800 
118600 

71500 

526500 
4294500 

Im  Ganzen 

818200 

4998050 

207650 

4892500 

Demnach  tiberwiegt  die  Ausfuhr  die  Einfuhr  um  4  684  850  hl 
and  kommen,  wenn  man  auch  noch  das  Saatgetreide  mit  3700000  U 
abzieht,  zur  Konsumtion  18501150  hl  Getreide,  oder  bei  einer  Be- 
völkerung von  4204177  Seelen  4.4  hl  pro  Kopf. 

Hiervon  werden  als  Brotgetreide  verbraucht: 


Weizen 
Boggen 
Gerste 
Hafer 


0.28  hl 
1.82  „ 

1.11  „ 
0.66  „ 

3.87  hl 


oder  ein  Gesanmitquantum  von 16  270 165  U 

Femer  tritt  hierzu  der  Konsum  für  die  Branntwein- 
brennerei mit  217  000  „ 

16487116  hl 
Bleiben  fttr  diverse  Fabrikate  und  Viehfutter     .    .    .     2013985  hl 


1)  Statist  MittheiL  von  Dr.  KSidenbladh,    Sekretair  d.  Kgl.  sohwedi- 
sdien  stat.  Central-Büreao.    Catalog  zur  WeltaoBst.  Wien,  1878. 


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170  Allgemeiner  TeU. 

In  Norwegen  betrug  die  Produktion 3  805  125  hl 

davon  ab  das  Saatgetreide  mit 634200   „ 

bleiben  3170  925  hl 

dazu  ein  Import  von 1 345  300   „ 

bleiben  zum  Konsum  4  516  225  hl 

oder  bei  einer  Bevölkerung  von  1 733  000  Seelen  2.6  hl  pro  Kopf. 

Es  belief  sich: 

die  Ausfuhr  Schwedens  auf 4  684  850  hl 

die  Einfuhr  Norwegens  auf 1 345  300   „ 


mithin  Mehrausfuhr  der  Monarchie:      3  339  550  hl. 


16.  Dänemark, 


Die  klimatischen  Verhältnisse  sind  denen  Süd-Schwedens  ana- 
log, und  auf  den  Inseln,  sowie  auf  der  Ostlichen  Hälfte  Jtttlands 
finden  sich  meist  fruchtbare  Lehmmergelboden,  welche  dem  Getreide- 
bau ausserordentlich  günstig  sind,  während  die  westliche  Hälfte  Jüt- 
lands  arme  Sandböden  aufweist. 

Von  einem  Areal  von  40  000  qklm  werden  nicht  weniger  als 
2  550  000  ha  oder  63.8  Proc.  der  Gesammtfläche  als  Ackerland  benutzt. 

Der  Roggen  ist  als  die  Hanptfrucht  anzusehen  und  säet  man 
auf  den  besseren  Böden  Probsteier  und  Campiner,  auf  den  weniger 
guten  den  gewöhnlichen  dänischen  braunen  Roggen.  Die  Mittelemte 
einlebt  einen  Ertrag  von  22  hl,  doch  steigt  derselbe  bis  zu  35  und 
40  hl  p.  ha. 

Der  Weizen  nimmt  ungefähr  nur  den  vierten  Teil  der  Roggen- 
fläche ein,  und  bringen  englische  Weizensorten,  wie  Hallet's  red 
pedigree,  ShiriflTs  Square  head  und  andere  rote  und  weisse  Kolben- 
weizen sehr  hohe  Erträge.  Im  Durchschnitt  werden  24  hl,  unter 
sehr  günstigen  Verhältnissen  selbst  40—50  hl  p.  ha  erzielt.  Vor- 
züglich gedeiht  auch  auf  den  mergelhaltigen  Lehmböden  die  Che- 
vmlier-Gerste,  welche  als  Braugerste  stark  in  England  gesucht  ist; 
aif  den  leichten  Böden  wächst  die  vierzeilige  Gerste  und  soll  Er- 
träge von  25—26  hl  und  sogar  40  hl  p.  ha  liefern. 

Der  Hafer  wird  ebenfalls  durch  Klima  und  Boden  in  seinem 
Gedeihen  sehr  gefördert,  so  dass  Erträge  von  60  und  75  hl  vor- 
kommen. 


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Gretreideproduktion,  Getreidekonsnmtion  und  Getreidehandel.  171 

In  Dänemark  ^)  stellen  sich  Produktion  und  Eonsamtion  folgender- 
massen: 


Getreideart 

Grösse 

der 
Anbau- 
fläche 
in  ha 

Er- 
trag 
p.  ha 
in  hl 

Preis 
p.  hl 

in 
Mark 

Pro- 
duktion 
in  hl 

Geldwert 
in  Mark 

Weizen 

Gerste 
Hafer 

61980 
258660 
308416 
881360 

24 
22 
26 

28 

17.0 

12.6 

10.0 

7.0 

1486320 

6680800 

7710375 

10677800 

25267440 
69753750 
77103750 
74744600 

Im  Ganzen 

1006846 

26.8 

9.7 

26464795 

246869540 

Nach  Abzug  des  Saatgetreides  mit  4  250000  hl  und  der  Mehr- 
ansfuhr  von  4  000000  hl  bleiben  noch  17  204  795  hl  zum  Konsum, 
der  bei  einer  Bevölkerung  von  1  785  000  Seelen  9.6  hl  pro  Kopf 
beträgt.  Dieser  ausserordentlich  starke  Getreidekonsum  erklärt  sich 
nur  daraus,  dass  mit  Ausnahme  Amerikas,  in  keinem  Lande  so  viel 
Gretreide  mit  dem  Vieh  verfüttert  wird  als  in  Dänemark. 


17.  Die  Yereinigten  Staaten  von  Nord- Amerika. 

Das  Ackerland  der  Vereinigten  Staaten  umfasst  576592  qklm 
oder  nur  6.2  Proo.  der  Gesammtfläche,  und  werden  davon  bestellt 
mit  Weizen  14.9  Proc,  Roggen  1  Proc,  Gerste  0.9  Proc,  Hafer  7.7 
Proc.  und  Mais  32.1  Proc. 

In  landwirtschaftlicher  Beziehung  lassen  sie  sich  in  folgende 
Begionen  einteilen: 


die  Pacific-Abdachung  mit 
„    Atlantische  „  „ 

„    nordwestl.  Region    „ 
„    Golfregion  „ 

das  Thal  des  Mississippi  mit 


201216  512  ha 

131690496   „ 

28  838144   „ 

83  337  472   ,. 

311691752   „ 


Total:       756  774  376  ha 

Die   Region  der  Atlantischen   Abdachung   umüftsst    die   alten 
StMten  (Nen-England-Staaten)  New-Hampshire,  Maine,  Massachusetts, 


1)  Godefroy,  ^com.  rorale  du  Danemark.  1878. 


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172  Allgemeiner  Teil. 

Vermont,  Connecticut,  Rhode-Island;  (New-York-Staaten)  New-York, 
New-Jersey;  Kentucky,  Virginia,  Pennsylvania,  Tennessee  und  den 
Süden  von  Columbia. 

Die  New-England-Staaten  sind  nicht  mehr  exportfähig  und  be- 
ziehen einen  grossen  Teil  ihres  Brotbedarfs  aus  den  westlichen 
Staaten,  weil  ihre  Bevölkerung  zu  stark  angewachsen  und  das  Land 
in  früherer  Zeit  zu  sehr  ausgeraubt  worden  ist.  Gleiches  lässt  sich 
von  Virginia,  Eentuky,  Pennsylvanien  und  Tennessee  sagen,  doch 
können  diese  noch  Mais  exportieren. 

Die  Pacific-  und  nordwestliche  Region  umfassen  die  hauptsäch- 
lich Getreide  exportierenden  Staaten.  Von  diesen  tritt  die  erstere 
Region,  weil  am  Stillen  Ocean  gelegen,  momentan  weniger  als  die 
nordwestliche  Region  in  Betreff  des  Exportes  in  den  Vordergrund, 
doch  hat  sie  eine  bedeutende  Zukunft  als  Exportland. 

Von  besonderer  Bedeutung  für  Europa  als  Exportland  sind  zur 
Zeit  die  Staaten  der  nordwestlichen  Region  und  zwar:  Ohio,  Indiana, 
Illinois,  mit  dem  Hauptgetreidehafen  Chicago,  Michigan,  Missouri, 
Jowa,  Wisconsin  und  mehrere  neue  Staaten.  Die  fruchtbarsten  von 
diesen  sind  Indiana  und  Illinois.  Diese  Staaten  haben  meist  Weizen- 
boden erster  Qualität,  der  sich,  weil  Prairie-Land  und  desshalb 
stein-  und  wurzelfrei,  sehr  leicht  bearbeiten  lässt.  Sie  producieren  ca. 
7.5  Proc.  der  ganzen  Weizenernte  der  Vereinigten  Staaten.  Die  Golf- 
region erzeugt  bis  jetzt  wenig  Weizen  und  importiert  sogar  aus  den 
Nord- West-Staaten.  Die  fUnfte  Region,  das  Mississippi-Thal,  besitzt 
einen  sehr  reichen,  fruchtbaren  Boden,  und  würde,  vollständig  kul- 
tiviert, eine  Bevölkerung  von  100  Millionen  Menschen  ernähren  können, 
doch  ist  bis  jetzt  nur  ein  sehr  kleiner  Teil  in  Anbau  genommen. 

Der  Weizen  ist  vor  Allem  das  Getreide  der  Prairie  und  des 
erst  urbar  gemachten  Landes  der  westlichen  Staaten,  denn  sein  Ge- 
deihen ist  weniger  von  der  Bodenpflege  als  von  dem  ELlima  und 
dem  natürlichen  Bodenreichtum  abhängig  und  erzielt  bei  im  Ver- 
gleich zu  seinem  Werte  relativ  geringen  Transportkosten  einen 
höheren  Preis  als  irgend  eine  andere  Getreideart,  daher  er  denn 
auch  als  Hauptgetreide  in  den  Gebieten  des  Missouri,  Mississippi  und 
Ohio  mit  deren  Nebenflüssen  nördlich  vom  35  ^  gebaut  wird. 

Ausserdem  liegt  noch  eine  andere  Weizenfläche  im  Westen  an 
der  Küste  des  Stillen  Oceans. 

Das  erstere  Gebiet  lässt  sich  durch  eine  Linie  in  eine  Sommer- 
weizen- und  Winterweizen-Region  teilen.  Sie  beginnt  bei  Boston, 
zieht  sich  durch  Massachusetts  und  den  südöstlichen  Teil  von  Con- 
necticut an  Saratoga  vorbei  in  westnordwestlicher  Richtung  gegen 
den  Ontario-See  hin,  geht  dann  den  Erie-See  entlang,  berührt  den 
Norden  von  Indiana  und  Missouri,  erreicht  bei  der  Stadt  St  Joseph 
den  Staat  Kansas  und  erstreckt  sich  bis  an  das  Felsengebirge. 


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Getreideproduktion,  Getreidekonsnmtion  nnd  Getreidehandel.         173 

Das  Klima  nördlich  dieser  Linie  charakterisiert  sich  durch  lange 
strenge  Winter  nnd  heisse  Sommer,  und  macht  hiervon  nur  Michigan 
eine  Ausnahme,  welches,  durch  seine  Lage  zwischen  den  Seeen,  ein 
gemässigteres  Klima  besitzt. 

Diese  klimatischen  Verhältnisse  bedingen  hauptsächlich  die 
Kultur  weisser  und  roter  kleberreicher  Sommerweizen  mit  stahligem 
Bruch. 

Der  sttdlich  dieser  Linie  gelegene  mittlere  Teil  der  Union  be- 
sitzt dagegen  ein  gemässigteres,  gleichartigeres  Klima  und  werden 
hier  zumeist  mehlige  rote  Bart-  und  Kolbenweizen  im  Herbst  angebaut 
In  dem  kleineren  Weizenproduktionsgebiet  im  Westen  des 
Felsengebirges,  namentlich  in  den  Staaten  Oregon  und  California, 
kultiviert  man  vorwiegend  halbharte  weisse  Bart-  und  Igelweizen. 

Von  den  in  Poppeisdorf  angebauten  amerikanischen  Weizen- 
sorten betrugen  die  weissen  Kolbenweizen  34  Proc,  die  roten  26 
ProCy  die  weissen  Bartweizen  14  Proc,  die  roten  22  Proc.  und  die 
Igelweizen  4  Proc. 

Ini  Allgemeinen  machen  die  Sommerweizen  40  Proc.  und  die 
Winterweizen  60  Proc.  der  Produktion  aus. 

Der  Durchschnittsertrag  des  Winterweizens  stellt  sich  auf  10.9 
hl  p.  ha  und  der  Maximalertrag  bei  Preiskulturen  ohne  Dung  in 
Ohio  auf  33.67  hl,  in  Oregon  angeblich  auf  60  hl  p.  ha. 

Welchen  Umfang  zur  Zeit  der  Export  des  Weizens  angenommen 
hat,  zeigt  untenstehende  Uebersicht,  nach  welcher  der  Export  durch- 
schnittlich pro  Jahr  betrug: 

1825—1830      1  698  000  hl 

1830—1835      1  947  000  „ 

1835-1840      1620000,, 

1840—1845      2  492  000  „ 

1845-1850      5199  000  „ 

1850-1855      5  967  000  „ 

1855—1860      8  545  000  „ 

1860—1865     17  213  000  „ 

1765—1870    10097  000  „ 

1870—1871     19  084  000  „ 

1871—1872    27  808  000  „ 

1872—1873    18  551000  „ 

1873—1874    33  004  000  „ 

1874—1875    26367  000  „ 

1875—1876    27  181 000  „ 

1876—1877    20  744  000  „ 

1877—1878    33  506000  „ 

1878—1879    42  825  960  „ 


1879—1880    53  638  550 


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174  Allgemeiner  Teil. 

Diese  Zahlen  legen  beredtes  Zengniss  von  der  Exportknift  der 
Vereinigten  Staaten  ab,  doch  ist  die  Steigerung  des  Exportes  in  den 
letzten  Jahren  nicht  nur  durch  die  Erweiterung  der  Produktion,  son- 
dern auch  durch  sehr  günstige  Vegetationsverhältnisse,  welche  zu 
reichen  Ernten  führten,  erzielt  worden. 

Die  zweite  Hauptfrucht,  wenn  nicht  die  erste,  bildet  der  Mais, 
welcher  langsam  aber  sicher  den  Weizenbau  immer  weiter  nach 
Norden  drängt  und  jetzt  schon  in  einem  grossen  Teil  der  mittleren 
und  östlichen  Staaten  das  Uebergewicht  erlangt  hat. 

Man  findet  ihn  als  Hauptsaat  vom  Golf  von  Mexico  bis  an  die 
Küsten  der  grossen  Seeen  und  von  Texas  und  Kansas  im  Westen  bis 
New-Jersey,  Carolina  und  Florida  im  Osten. 

Die  hauptsächlich  Mais  bauenden  Staaten  sind:  Ohio,  Kentucky, 
Indiana,  Jowa,  Illinois,  Tennessee  und  Missouri,  welche  annähernd 
die  Hälfte  der  gesammten  Maisernte  liefern.  Er  findet  in  diesen 
Staaten  nicht  nur  Böden  mit  natürlichem  Reichtum  und  genügende 
Wärme,  sondern  auch  ausgiebige  Sommerregen,  welche  weiter  im 
Westen  fehlen,  so  dass  der  Maisbau  dort  nur  noch  bei  Irrigation 
ermöglicht  wird.  Auch  sind  in  den  Südstaaten,  z.  B.  Georgia,  Loui- 
siana etc.,  auf  den  reichen  Alluvialböden  die  Erträge  häufig  um  die 
Hälfte  geringer,  als  in  den  nördlicher  gelegenen  Staaten,  was  daher 
kommt,  dass  unter  der  Einwirkung  der  feuchteren  Atmosphäre  und 
höheren  Temperatur  sich  massenhaft  Halme  und  Blätter  entwickeln, 
doch  die  Kömerproduktion  leidet. 

Zur  menschlichen  Nahrung  yerdienen  ihres  besseren  Mehles 
wegen  die  weissen,  harten  (Flint-)  Maissorten  den  Vorzug,  denn  das 
Mehl  der  gelben  Sorten  hat  einen  strengeren  Oeschmack,  doch  eignet 
sich  ihr  ölreiches  Korn  als  Yiehfutter.  Im  Allgemeinen  gilt  die 
Regel,  dass  je  geringer  die  Reihenzahl  am  Kolben  ist,  um  so  härter 
sind  auch  die  Kömer. 

Welchen  Umfang  die  Maiskultur  nach  und  nach  gewonnen, 
lässt  sich  aus  den  Erträgen  seit  1840  folgern,  denn  es  wurden 
geemtet : 


1840  im  Gkinzen 

137  007  770  hl 

1850  „    „ 

204921810  „ 

1860  „ 

304481770  „ 

1870  „    „ 

397  214570  „ 

Ausserdem  liefert  der  Mais  das  Hauptnahrungsmittel  der  Be- 
völkerung, denn  es  entfallen  pro  Kopf  720  kg  Mais,  aber  nur  150  kg 
Weizen  und  94  kg  Kartoffeln. 

Auch  gewinnt,  wie  nachstehende  Zusammenstellung  zeigt,  der 
Maisexport  inmier  grössere  Bedeutung.  Es  wurden  an  Mais  aus- 
geführt: 


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Gretreideprodnktioo,  G^treidekonsumtion  nnd  Getreidehandel.        175 


f 
1870 

1880 

hl. 

hl. 

nach  GroBsbritannien  nnd  Irland  14  412 

19604338 

„     Frankreich 

83 

3021182 

„     Belgien 

— 

872  097 

„     Deutschland 

15000 

2  674  453 

„     Portugal 

— 

718  024. 

Bei  extensiver  Ealtar  schwanken  die  Erträge  zwischen  13.5 
nnd  27  hl,  nnd  steigern  sich  bei  intensiver  bis  anf  63  hl  p.  ha,  doch 
soll  die  Grenze  der  Produktion  nach  Enfield  bei  225  hl  erst  er- 
reicht sein.    Der  Dnrchschnittsertrag  stellt  sich  anf  20  hl  p.  ha. 

Die  Kultur  des  Boggens  ist  sehr  unbedeutend;  Pennsylvanien 
baut  den  meisten  Boggen,  hiemach  New- York,  New-Jersey,  Kentucky, 
Vermont,  New-Hampshire,  Maine,  Ohio  und  Michigan,  in  welchen 
Staaten  er  auf  die  leichtesten  Böden  zurückgedrängt  ist. 

Das  Mehl  wird  vielfach  in  den  grossen  Städten  entweder  flir 
die  Europäer  zu  Brot  verbacken,  oder  mit  Maismehl  gemischt,  daraus 
ein  Brot,  welches  man  als  „By^-and  Indian  or  brownbread^'  bezeichnet, 
beigestellt.  Auch  bereitet  man  aus  dem  Korn  den  bekannten  „Bye- 
Whisky". 

Der  höchste  Ertrag  stellt  sich  auf  34  hl  p.  ha  und  gelangen  ca. 
400  000  hl  zum  Export 

Noch  weniger  umfangreich  ist  der  Anbau  der  Gerste,  deren 
Qualität  in  den  meisten  Distrikten  verhältnissmässig  dtirftig  ausfällt, 
denn  das  Korn  ist  mager,  unregelmässig  gestaltet,  imd  arm  an 
Stärkemehl.  Eine  Ausnahme  hiervon  macht  nur  die  in  den  feuch- 
teren Lagen  am  Fusse  der  Felsengebirge,  und  die  bei  besserer 
Kultur  in  Califomien,  Minnesota,  Wisconsin,  Jowa  und  in  einigen 
Distrikten  des  Staates  New- York  gezogene  Gerste,  welche  mit  den 
europäischen  Braugersten  konkurrieren  kann.  In  dem  letzteren  Staat 
wird  sehr  viel  Gerste  fttr  die  zahlreichen  Brauereien  verbraucht  und 
daher,  trotz  des  hohen  Zolles,  viel  canadische  Gerste  eingeführt. 

Califomien  liefert  ungefähr  ein  Dritteil  der  gesammten  Produk- 
tion der  Vereinigten  Staaten. 

Ueberhanpt  steigert  sich  die  Gerstenproduktion  mit  der  intensiveren 
Kultur  ausserordentlich. 


wurden  erzeugt: 

1840 

1465910  hl 

1850 

1854587   „ 

1860 

5602  287  „ 

1870 

9545230  „ 

1880 

16  394895  ., 

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176  Allgemeiner  Teil. 

Der  höchste  Ertrag  stellt  sich  auf  29  hl  p.  ha. 

Der  Haferban  scheint  an  Ausdehnung  zu  gewinnen,  und  zwar 
hauptsächlich  im  Gebiete  des  Mississippi,  westlich  vom  Michigan-See, 
südlich  vom  Oberen  See,  sowie  in  Pennsylvanien  und  im  Staate 
New-York. 

Die  Qualität  des  Kornes  und  namentlich  der  in  den  Nordwest- 
Staaten  sehr  beliebten  dickkömigen  oder  Schwerbafer  (Avena  s.  prae- 
grayis)  lässt  sehr  zu  wünschen. 

Die  Produktion  betrug: 

1860  ungefähr    62  637  352  hl 
1870        „  89  761 696  „ 

1880        „  100000  000,, 

und  kommt  davon  nur  1  Million  Hektoliter  zum  Export 

Der  Maximal-Ertrag  ergab  32.33  hl  p.  ha. 

Eine  für  Amerika  sehr  wichtige  Kultur  ist  die  der  Zucker-  und 
Besen-Mohrhirse. 

Erstere  überschreitet  kaum  den  40.  ^  n.  ßr.  und  wird  darüber 
hinaus  nicht  mehr  auf  Zucker,  sondern  nur  noch  zur  Korn-,  oder 
Grünfuttergewinnung  angebaut. 

Vor  Allem  sind  es  die  Staaten  Illinois,  Indiana  und  Ohio,  welche 
eine  sehr  ausgedehnte  Kultur  des  Zuckersorgbum  besitzen,  wie  dies 
z.  B.  die  Anbaustatistik  des  Staates  Ohio^)  zeigt.  Es  wurden  mit 
Zuckersorghum  angebaut: 

Ernte 


Ackerbau- 

Zacker 

Symp 

fläche  in  ha. 

kg. 

hl. 

1870 

9380 

10994 

131260 

1871 

9  229 

11752 

109023 

1872 

5173 

17  300 

58088 

1873 

3  770 

18  423 

41539 

1874 

4843 

18205 

56491 

1875 

5  258 

10  854 

55  686 

1876 

6435 

11383 

70439 

Durchschnitt:  6  298        13 130  74  647 

Demnach  wurden  auf  1  ha  durchschnittlich  erzeugt  2.2  kg 
Zucker  und  12  hl  Syrup,  doch  kommen  auch  Erti%e  bis  zu  30  hl 
Syrup  vor. 


1)  Report  of  the  Commiss.  of  Agric  1876.    Washington. 

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Getreideproduktion,  Getreidekonsnmtion  und  Getreidehandel.         177 

Eine  sehr  wichtige  Industrie,  die  Besen-  und  Bttrstenfabrikation, 
ist  mit  dem  Anbau  der  Besenhirse  entstanden. 

Den  Mittelpunkt  ihrer  Kultur  bildet  gegenwärtig  Illinois  und  es 
befinden  sich  in  Chicago,  Cleveland  und  Philadelphia  grosse  Fabriken. 

Als  guter  Ertrag  werden  auf  reichem  Boden  1100—1200  kg, 
auf  leichterem  Boden  600—900  kg  Rispen  p.  ha  angesehen,  hierbei 
beträgt  die  Körneremte  noch  35—70  hl  p.  ha. 

Eine  besondere  Beachtung  verdient  femer  die  Reiskultur,  welche 
hauptsächlich  in  South-Carolina,  Georgia,  Florida,  Alabama,  Missis- 
sippi, Louisiana  und  Texas  betrieben  wird. 

Die  Erträge  sind  ausserordentlichen  Schwankungen  unterworfen, 
je  nach  dem  Reichtum  des  Bodens  und  seiner  Kultur;  geringe  Er- 
träge sind:  18  hl,  mittlere  35  hl,  hohe  54  hl  p.ha  {k  55— 66  kg),  doch 
lassen  sich  unter  sehr  günstigen  Umständen  bis  zu  80  hl  p.  ha 
erzielen. 

Durchschnittlich  ergiebt  die  Reisproduktion  der  Vereinigten- 
Staaten  700000  hl  &  60  kg,  welche  auf  einer  Fläche  von  20  00^  ha 
geemtet  werden,  von  denen  allein  auf  South-Carolina  6800  ha  ent- 
fallen. Wegen  seiner  vorzüglichen  Qualität  ist  dieser  Reis  eine 
gesuchte  Exportware  und  werden  ca.  400000  hl  ä  14  M.  jährlich 
exportiert. 

Die  Anbaustatistik  ^)  der  Vereinigten  Staaten  von  !Nord-Amerika 
macht  folgende  Angaben  für  die  Zeit  von  1868—1876. 


Getreideart 

# 

Durch- 

schnitlich 

bebaute 

Fläche  in  ha 

Jährliche 

Pro- 
daktion 
•in  hl 

Er- 
trag 
p.  ha 
in  hl 

Preis 
p.  1hl 

in 
Mark 

Geldwert  der 

Gesammt- 

prodnktion 

in  Mark 

Weizen 

Roggen 

Gerste 

Mais 

Hafer 

8699740 

578986 

603047 

18492582 

'^r284889 

98708824 
6971277 

10788265 
869621874 
100818404 

10.9 
12.1 
21.4 
20.0 
28.4 

12.8 

10.6 

10.6 

6.8 

6.0 

1204424890 
74220825 

118829295 
2312149073 

504849299 

Total 

82454148 

581402644 

17.6 

7.2 

4209472382 

Bei  50  Millionen  Einwohnern  stellt  sich  die  Produktion  pro 
Kopf  der  Bevölkerung  auf  11.6  hl  Getreide  (excl.  Hülsenfrüchte, 
Beis,  Hirse,  Buchweizen). 

Die  Verteilung  der  Getreideproduktion  gestaltet  sich  wie  folgt: 


1)  Obige  Zahlen  sind  entnommen  aus  „'Rep.  of  the  Commissioner  of  Agric/ 
u.  „Monthly  Rep.  of  the  Departm.  of  Agric."    Washington. 


Koernieke  n.  Werner,  Hftndb.  d.  Getreidebau's  n. 


12 


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178 


Allgemeiner  Teil. 


Ge- 
treide- 
art 

Konsum  . 

u.     1 

o    ■ 
Y^l        *^      Geldwert 

^      in  Mark 

2 

Saatbedarf 

j^l         «     Geldwert 
Ä     in  Mark 

hl 

Export 

o 

^     Geldwert 
f     in  Mark 

'S 

Weizen 

Mais 

Koggen 

Gerste 

Hafer 

1 

60759808,1.2 

344551786  6.9 

52208070.1 

9038205  0.2 

77318404  1.5 

782747385 

2154210668 

57780043 

95279295 

389849290 

11635607 
4561676 
1150070 
1250000 

liJ  000000 

0.2 

0.1 

0.02 

0.03 

0.3 

148935770  21307609 
28738559  20507912 
12200282      400000 
13250000      500000 
65000000    1000000 

0.43 
0.41 
0.01 
O.Ol 
0.20 

272741236 

129199846 

4240000 

5300000 

5000000 

Im 
Ganzen 

496888570 

9.9 

3479866690 

31598253 

0.65 

268124611 

1 
527158211.511461481081 

! 

Hiernach  steht  der  Maisbedarf  in  Amerika  oben  an,  und  treten 
in  dieser  Beziehung  alle  übrigen  Getreidearten  weit  zurOck,  denn 
von  9.9  hl  Gesammtkonsum  entfallen  nicht  weniger  als  6.9  hl  auf 
den  Mais. 


IS.    Canada. 

Das  relativ  feuchte  Klima  und  die  guten  Lehmböden  des  süd- 
lichen zwischen  den  Seeen  und  dem  atlantischen  Ocean  gelegenen 
Canada  begünstigen  die  Produktion  vortrefflicher  weicher  Kolben- 
weizen und  Braugersten^  während  das  kontinentale  Ganada  sich  durch 
schneereiche  Winter  und  heisse,  trockne  Sommer  auszeichnet,  so 
dass  frühreifer  Mais  noch  zeitigt  und  geschätzte  Sommerweizen  mit 
hohem  Klebergehalt  gedeihen. 

Ausserdem   produciert   Canada  Wintergerste,    ausgezeichneten 
Roggen,  sowie  Schwerhafer  und  braunen  Hafer. 
Die  Produktion  beträgt: 
an  Weizen 
„   Gerste  und  Hafer 
„   Roggen 
„  Mais 

Summa    35  600  000  hl, 
mithin  werden  bei  einer  Bevölkerung  von  4  350  933  Seelen  pro  Kopf 
produciert:  8.2  hl;  da  sich  der  Konsum  auf  6.8  hl  stellt,   so  können 
noch  6  000  000  hl  zum  Export  gelangen. 


13  200  000  hl 
18  700000  „ 

2  500  050  ,. 

1200000  „ 


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Getreideproduktion,  Gretreidekonsnmtion  und  Gretreidehandel.         179 


19.    Britisch-Tnclien. 

Die  HaaptfrQcht  des  Landes  ist  der  in  den  Tbälern  während 
der  Begenzeit,  Mitte  Juni  bis  Mitte  September  gebaute  Wasserreis, 
welcher  in  beträchtlichen  Quantitäten  exportiert  wird,  und  der  Berg- 
reis, welcher  noch  auf  Höhen  von  1700  m  fortkommt  und  im  Lande 
verbleibt 

Im  Frühjahr  (März  und  April)  erntet  man  Weizen  und  Gerste, 
welche  im  Herbst  (Oktober)  ausgesäet  werden,  während  die  Herbst- 
ernte aus  Hirse,  Beis  und  Mais  besteht. 

Der  Boden,  sowie  die  klimatischen  Verhältnisse  sind,  zumal  bei 
künstlicher  Wasserzufuhr,  dem  Getreidebau  sehr  günstig  und  ist  das 
Land  bei  verbesserter  Kultur  eines  hoch  gesteigerten  Exportes, 
namentlich  von  Weizen  fähig,  wie  sich  aus  folgenden  Angaben  er- 
kennen lässt. 

Ein  Feld,  welches  lange  Zeit  hinter  einander  Weizen  auf  Weizen 
getragen  hatte,  lieferte  noch  3—4  bushel  Weizen  p.  acre;  ein  Feld 
eines  Eingeborenen  mit  besserer  Fruchtfolge  17  bushel  Korn  und 
14  Gtr.  Stroh,  ein  armes  Feld  von  einem  Engländer  mit  englischem 
Pflug  bestellt,  19  bushel  Korn,  17  Ctr.  Stroh;  ein  Feld  mit  Bohnen- 
gpreu  gedüngt  28V2  bushel  Korn,  30  Ctr.  Stroh;  ein  Feld  mit  etwas 
Stalldung  gedüngt,  36  bushel  Korn,  48  Ctr.  Stroh. 

Nach  Dr.  J.  Watson  produciert  Indien  jährlich  105  Millionen 
hl  Weizen,  welche  Produktion  sich  wesentlich  steigern  lässt,  weshalb 
Indien  als  Weizenlieferant  immer  wichtiger  wird,  zumal  sich  der 
Weizen  durch  eine  vortrefiDiche  Qualität  auszeichnet. 

Es  kommen  vor:  weiche,  weisse  und  rote  mehlige  Weizen  ^), 
welche  gerade  in  der  englischen  Flachmüllerei  geschätzt  sind,  femer 
harte  und  stahlige  rote  und  braune  Sorten  mit  bedeutendem  Kleber- 
gehalt, welche  sich  für  die  Griesmttllerei  eignen,  und  schliesslich 
ausser  diesen  zu  Triticum  vulgare  zählenden  Sorten  auch  Hartweizen. 

Die  Weichweizen  gedeihen  vorzugsweise  auf  den  Süd- Abhängen 
des  Himalaja  und  zwar  nach  Boyle  in  Höhen  von  2700  m,  nach 
Gerard  von 3300  m  und  Capt.  Webb  will  noch  bei  4000  m  Weizen 
angetroffen  haben.  Die  Weich  weizen  reichen  ungefähr  bis  zum  22^  n.  Br., 
wenngleich  rote  Weichweizen  auch  noch  etwas  südlicher  vorkommen. 
Die  Hartweizen  dehnen  sich  dagegen  bis  zur  Spitze  der  Halbinsel  aus. 

Die  Zunahme  des  Weizenexportes  ist  eine  auffallend  rapide 
und  jetzt  schon  sehr  erheblich,  denn  es  wurden  im  Ganzen  exportiert: 


1)  Vergl.  Pek&r,  Weizen  und  Mehl  p.  149. 

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180  Allgemeiner  Teil. 

1872-1873  252  570  hl  =    3  353  800  M. 

1873—1874  1125  600,,    =16  552128  „ 

1874-1875  685  300  „   =    9  808  704  „ 

1875-1876  1601400  „   =  18  020  510  „ 

1876—1877  3  579100,,   =39126  650  „ 

1877—1878  4064^200  „=*  57  139  598  „ 

ejähriger  Durchschnitt:     1884  695  hl  =  24  000  232   M. 

Hiervon  gingen  allein  nach  England: 

1872—1873=  116  600  hl 
1873-1874=  870  000  „ 
1874-1875=  500000  „ 
1875-1876  =  1230  000  „ 
1876—1877=2289  000  „ 
1877-1878  =  3  674  000   „ 

Die  Gerste  gedeiht  nach  Royle  noch  in  Höhen  bis  zn  1700  m» 
nnd  zwar  geht  „Siberian-barley^^  am  höchsten.  Aach  ist  die  Kultur 
der  Ziegenhom-  nnd  nackten  Gerste  weit  verbreitet. 

Sehr  ausgedehnt  findet  sich  auch  der  Anbau  der  Rispen-  und 
Kolbenhirse,  sowie  des  Sorghums.  Von  letzterem  werden  haupt- 
sächlich kultiviert:  Andropogon  Sorghum  bicolor  Willd.,  A.  S.  niger 
B.  et  Seh.,  und  im  Distrikt  Manipur  A.  S.  oemuus  Boxb.  Seine 
Saatzeit  fällt  in  den  Oktober,  die  Ernte  in  den  Januar.  Dagegen 
wird  A.  S.  saccharatus  zur  Regenzeit  in  solchen  Gegenden  gebaut, 
welche  für  Reis  schon  zu  hoch  liegen. 


20*    Aegypten. 

Man  unterscheidet  in  Aegypten  zwei  Klassen  von  Ländereien, 
und  zwar  zunächst  diejenigen,  welche  von  der  jährlichen  lieber- 
schwemmung  des  Nil  erreicht  werden  und  während  der  Vegetations- 
zeit die  Bodennässe  bewahren.  Auf  diese  wird  Wintersaat  gebracht, 
deren  Aussaat  unmittelbar  nach  dem  Zurflcktreten  des  Wassers,  d.  i. 
je  nach  der  mehr  südlichen  oder  nördlichen  Lage  von  Oktober  bis 
gegen  Ende  December  geschieht. 

In  der  hauptsächlichsten  Vegetationsperiode  werden  50  Proc. 
des  Landes  in  Ober-Aegypten,  30  Proc  im  Delta  mit  Weizen  und 
10  resp.  14  Proc.  mit  Gerste  bestellt.  Die  Vegetationszeit  umfasst 
4  Monate,  mithin  die  Erntezeit  von  Mitte  Februar  bis  Ende  April 
währt. 

Die  zweite  Erlasse  bildet  den  künstlich  bewässerten  Boden,  der 
drei  Ernten  zu  bringen  vermag,  indem  auf  die  Winterung  von  April 


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Getreideprodoktion,  Getreidekonsamtion  nnd  Getreidehandel.         181 

bis  August  (Sommerperiode  oder  SSfi)  Reis  oder  Hirse  folgt,  doch 
erstreckt  sich  die  Ernte  für  einzelne  Sorten  mit  langer  Entwickelung 
über  den  Angust  hinaus  und  bis  in  die  Winterzeit  hinein  z.  ß.  für  Reis. 

Die  dritte  Periode  fällt  mit  dem  Steigen  des  Nil  zusammen, 
und  umfasst  die  Herbstsaat,  welche  im  fetten  Deltaboden  aus  Mais 
und  Durrah  besteht,  deren  Ernte  meist  nach  70  Tagen  eintritt. 

Die  Aussaat  erfolgt  oftmals  ohne  alles  vorhergehende  Pflttgen 
in  den  durchweichten  Boden  und  der  ausgestreute  Same  wird  von 
einer  durch  Ochsen  gezogenen  hölzernen  Walze  eingedrückt,  oder 
bloss  durch  darüber  getriebenes  Vieh  eingetreten. 

Zum  Schneiden  des  Getreides  bedient  man  sich  der  Sichel 
oder  reisst  die  Halme  einfach  aus.  Gedroschen  wird  mit  einem 
hölzernen  Schlitten. 

Die  Reinigung  der  Kömer  geschieht  durch  Worfeln. 

Meist  gehören  die  ägyptischen  einheimischen  Weizen  zu  Triti- 
cnm  turgidum,  welche  wenig  coagulierenden  Kleber  besitsen.  Ausser- 
dem kommen,  namentlich  in  Unterägypten  weisse  und  rote  stahlige 
und  kleberreiche  Weizen  (Trit.  vulgare)  und  Hartweizen  (Trit. 
durum)  vor. 

Die  im  Delta-Gebiete  heimischen  B^höra-  und  die  oberägyp- 
tischen Satdi- Weizen  sind  nach  P  e  k  d  r  die  schlechtesten  der  Welt. 

Die  meisten  ägyptischen  Weizen  haben  durch  die  Art  der 
Ernte,  des  Erdrusches  und  der  Aufbewahrung  einen  höchst  pene- 
tranten Erdgeruch,  welcher  ihren  Wert  vermindert. 

Die  bauchigen  Weizen  (Trit  turgidum)  werden  im  Lande  ver- 
braucht, doch  ist  das  Hauptnahrungsmittel  ftir  Ober-Aegypten  die 
Durrah ^)(Andropogon  Sorghum  niger,  cemuus,  bicolor  und  saccharatus), 
deren  Anbau  dort  immer  mehr  die  Weizenkultur  verdrängt. 

Bei  Bewässerung  gedeiht  auch  der  Mais,  der  im  Delta  zwei 
Ernten  in  einem  Jahre  erzielen  lässt.  Derselbe  wird  im  Lande  als 
„Polenta"  verzehrt. 

Reis  wird  hauptsächlich  nur  im  Delta  und  zwar  bei  Rosette 
(Sultani-Reis)  und  bei  Damiette  (Mezelui-Reis)  gebaut  nnd  werden 
von  ihm  177  300  hl  geerntet. 

In  recht  beträchtlicher  Ausdehnung  findet  sich  der  Hirsebau 
und  wird  das  Produkt  im  Lande  verzehrt. 

Nach  den  officiellen  Angaben  stellte  sich  1875^  die  Getreide- 
produktion wie  folgt: 


1)  Figari  Bey,  Studii  scientifici  sulP  Egitto  p.  104,  1864. 

2)  Bachta,  Ausland,  1882.    No.  41,  pg.  803. 


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182 


Allgemeiner  TeiL 

Weizen  12060  000  hl 

Gerste  5  580  000  „ 

Mais  4  800  000  „ 

Durrah  14 100  000  „ 


Total:  26  540000  hl. 

Die  Mehraasfuhr  beträgt  an  Weizen  2000  000  hl. 


21.    Algier. 

Wenige  Elilometer  von  der  Küste  entfernt,  beginnt  ein  excessives 
kontinentales  Klima  mit  einer  Sommertemperatur  von  30^  G.  (Max. 
40—45  ®  C.)  und  einer  Wintertemperatur  von  +  4  ®  C.  Hierzu  tritt, 
dass  die  Wasserverteilung  sehr  nngtlnstig  ist,  da  der  Begenfall  im 
Winter  429  onm,  im  Frtthjahr  191.4  mm,  im  Sommer  19.8  mm  und 
im  Herbst  205.8  mm  beträgt,  mithin  im  Winter  die  Niederschläge 
unverhältnismässig  hoch,  im  Sommer  bei  grosser  Hitze  sehr  niedrig 
sind  und  Dflrre  herrscht. 

Das  Wintergetreide,  welches  im  Mai  geerntet  wird,  profitiert 
noch  durch  die  Feuchtigkeit  des  Winters,  doch  ist  die  Produktion  einer 
zweiten  Ernte  wegen  der  Erhärtung  des  Bodens  unmöglich,  wenn 
nicht  eine  ausgiebige  Bewässerung  stattfindet.  Die  französische  Re- 
gierung hat  sich  nun  bemflht,  Thalsperren  anzulegen,  um  das  Wasser 
der  Gebirgsflttsse  aufstauen  und  im  Sommer  zur  Bewässerung  be- 
nutzen zu  können,  auf  diese  Weise  wird  z.  B.  die  fruchtbare  Ebene 
des  „Teil"  bewässert. 

Die  Feldbestellung  zur  Bewässerung  geschieht  nach  Art  des 
Furchenbaues  und  wird  das  Wintergetreide  in  der  Regel  dreimal 
gewässert;  nur  Mais,  welcher  im  April  gesäet  und  Mitte  Juli  geern- 
tet wird,  erhält  vier  Mal  Wasser. 

Vor  der  Eroberung  Algiers  wurden  lediglich  Hartweizen  von 
seltener  Schönheit  und  einem  Gewicht  von  75—80  kg  p.  hl  kultiviert; 
die  Franzosen  importierten  Weichweizen,  so  namentlich  Touzelle 
blanche  de  Provence,  richelle  blanche;  Bl^  de  Rousillon  ou  Seissette 
mit  einem  Gewicht  von  73—79  kg  p.  hl.  Diese  Weichweizen  sind 
seht  schön,  rein,  gleichförmig  und  von  grossem  Klebergehalt. 

Die  Hartweizen  sind  glasig,  fast  durchsichtig  und  liefern  ein 
Mehl  mit  gelblichem  Schein,  das  namentlich  zur  Nudelfabrikation 
geschätzt  wird.  Sehr  beliebte  Sorten  sind:  Bl^  d'Isma^l  und  Bio 
de  Taganrog. 

Der  beste  Weizen  wird  in  Oran  gebaut,  doch  steht  ihm  der  von 
Titteri,  Alger  und  Saint-Denis  wenig  nach. 

Die  gebauten  Gerstensorten  gehören  meist  der  vierzeiligen  und 


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Oetreideproduktion,  Geireidekonsuintion  und  Getreidehandel.  183 

hauptsächlich  der  bläalichen  Gerste  an,  und  dient  dieselbe  grössten- 
teils als  Pferdefntter. 

Sorghum  and  Hirse  werden  in  beträchtlicher  Aasdehnung  kultiviert. 

Nach  dem  Katalog  der  Pariser  Ausstellung  von  1878  berech- 
nen sich  die  Erträge  in  Algier  für  die  Jahre  1875  und  1876  wie 
folgt: 


Euro- '  Einge- 

Durch  Europäer 

Durch  Eingeborene 

päer,  1  borene 

Getreideart 

angebaut: 

angebaut 

Durchschnitt 
von  1862/76 

ha 

£rtrag 

Ertrag 

Ertrag  p.  ha 

in  kg 

m  kg 

kg     1     kg 

Hartweizen 

309309 

214267300 

2080885 

981126200 

727 

473 

Weichweizen 

180893 

161441300 

82014 

51666400 

845 

556 

Gerste 

317400 

276411000 

2644205 

1886774800 

861 

592 

Hafer 

45916 

63199400 

4312 

3235300 

1199 

684 

Mai8 

12287 

9592700 

32207 

15449800 

842 

583 

Nach  diesen  Angaben  stellt  sich  die  Produktion  auf  Hektoliter 
berechnet,  wie  folgt: 


Getreideart 

Anbau- 
fläche 
in  ha 

Ertrag 
in  hl 

Er- 
trag 
p.  ha 
in  hl 

Weizen  1  hl  ä  77  kg 
Gerste     1    „   ä  64  „ 
Hafer      1    „    ä  45  ,, 
Mais       1    „    ä  78  „ 

2653101 

2961605 

50228 

44495 

18300000 

83800000 

1254000 

321000 

6.9 
11.5 
25.0 

7.2 

Total: 

5709428 

58675000 

9.9 

Im  Jahre  1876  belief  sich  die  Bevölkerung  auf  2  462  936  Ein- 
geborene und  353  639  Europäer,  also  im.  Ganzen  auf  2  816  575  Ein- 
wohner, mithin  berechnet  sich  pro  Kopf  der  Bevölkerung  die  enorme 
Produktion  von  19  hl. 

Der  Export  dürfte  sich  nahezu  auf  3  Millionen  Hektoliter  Ge- 
treide stellen. 

22.    Australien. 

Das  Klima  Australiens  ist  seiner  heissen  und  trocknen  Sommer 
wegen  dem  Getreidebau  nicht  ganz  gttnstig,  am  besten  gedeiht,  da 
sie   noch    von    der    Winterfeuchtigkeit   Nutzen   ziehen    kann,    die 


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184  Allgemeiner  Teil. 

Winterang.  Der  Mais  l&sst  sich  der  Dttrre  wegen  in  Sfld-Australien 
kaum  anbauen,  doch  gedeiht  er  an  der  feuchteren  Nord-  und  Ost- 
ktlste  besser  und  Hafer  wird  vorzugsweise  auf  dem  feuchteren  Neu- 
seeland kultiviert. 

Die  Getreidekultur  stützt  sich  der  Hauptsache  nach  auf  Raubbau, 
so  wird  der  Weizen  breitwurfig  in  das  ungedüngte,  7—10  cm  tief 
gepflttgte  Land  im  April  eingesäet  und  im  December  geemtet  und 
das  Feld,  je  nach  seinem  natürlichen  Reichtum,  10—30  Jahre 
lang  ausgeraubt.  Entsprechend  diesem  extensiven  Getreidebau  treten 
auch  zahlreiche  Feinde  auf,  so  die  Heuschrecken  und  eine  specifische 
Weizenkrankheit  „take  air^  (Nimm  Alles)  genannt,  wodurch  häufig 
ausgedehnte  Reviere  zerstört  werden. 

Hauptsächlich  baut  man  weisse  Weichweizen  von  vorzüglicher 
Qualität,  denn  nirgends  auf  der  Welt  als  in  Australien  wird  ein 
gleich  kleberreicher  und  guten  Kleber  enthaltender  Weissweizen  an- 
getroffen, daher  auch  diese  Weizen  in  London  die  höchsten  Preise 
erzielen. 

Leider  geht  diese  vorzügliche  Qualität  leicht  verloren,  sobald 
diese  Sorten  in  dem  feuchteren  West-  und  Mittel-Europa  angebaut 
werden,  wie  andererseits  die  grosskörnigen,  undurchsichtigen  Weizen 
Englands  in  Australien  glasig  und  kleinkörnig  werden,  wie  wir  uns 
an  Sendungen  des  Direktors  des  botanischen  Gartens  zu  Adelaide, 
Herrn  Schönburgh,  überzeugen  konnten,  z.  B.  waren  die  rundlich- 
ovalen Früchte  des  Square-head  Wbeat  viel  kleiner  und  schlanker 
geworden,  und  die  nämliche  Erscheinung  zeigte  sich  auch  bei  „Gol- 
den-drop**  und  Kaiserweizen. 

Vorzugsweise  finden  sich  von  den  weissen  Weizen  White  Tus- 
kan,  sowie  die  durch  Frame  verbesserte  Form  desselben,  und  Calla- 
by's  Purple  Shaw  Wheat,  und  von  den  roten  Weizen  Biddle*s  Impe- 
rial-Wheat  in  Kultur. 

Was  die  Gerste  anbetrifft,  so  wird  als  Braugerste  die  Chevalier- 
Gerste,  welche  vollkörnig  und  feinschalig  ist,  und  ausserdem  Cape- 
und  Scotch-Barley  angebaut.  Vom  Hafer  sind  Cape-  und  White-Tar- 
tarian-oat  zu  beachten. 

Zur  Besenfabrikation  wird  „Dwarf  and  American  Broom-Com" 
(Besenmohrhirse)  kultiviert. 

Die  Getreideproduktion  Australiens  ^)  wird  wie  folgt  geschätzt : 


1)  Vergl.  J.  Joubert.  LAustralie.  Paris  1878.  Monthly  Rep.  of  the 
Depart.  of  Agric.  1872  Washington.  Farmers  Magazin  264.  Vol.  LXIV  uad 
Neu  mann-Spallart 


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G-etreideproduktioTi,  Getreidekonsamtion  und  Gletreidehandel.        185 


(Jetreideart 

Anbau- 
fläche in 
ha 

Ertrag 
hl 

Er- 
trag 
p.  ha 
in  hl 

Weizen 
Gerste 
Hafer 
Mais 

650000  9400000 
18000  !     234000 

128000  2560000 
45000  1     810000 

14.4 
18.0 
20.0 
18.0 

Im  Ganzen 

841000 

13004000 

15.4 

Da  die  Bevölkerung  aus  2  230  000  Seelen  besteht,  so  ergiebt 
sich  eine  Produktion  von  annähernd  5.5  hl  pro  Kopf. 

Der  Export  nach  England  ist  fortwährend  im  Steigen,  derselbe 
betrug 

1870  =    62  774  hl 

1871  =  250  527  „ 

1872  =  376  868  „ 

1876  =  917  160  „ 

1877  =  159  636  „ 
demnach  lässt  sich  der  Export   zur  Zeit 
berechnen. 


auf  ca.  350000  hl  Weizen 


Ue^ersidit  der  Getreideprodaktion  und  KonsmiitioD.    Siehe  Tabelle  Seite  186. 

Zu  dieser  Tabelle  ist  zu  bemerken,  dass,  sobald  die  noch  feh- 
lenden Länder  in  ihrer  Getreideprodnktion  mit  in  Betracht  gezogen 
werden,  die  durchschnittliche  Jahresemte  der  Erde  an  Getreide  (excl. 
Reis  und  Hirsearten)  auf  rund  2500  Millionen  Hektoliter  im  Werte 
▼on  25  Milliarden  Mark,  wovon  ungefähr  für  5  Milliarden  Mark  in 
den  Aussenhandel  gelangt,  anzunehmen  ist. 

Die  bedeutende  Verschiedenheit  des  Konsums  pro  Kopf  von 
8  bl  (Niederlande)  bis  9.9  hl  (Vereinigte  Staaten)  hat  seinen  Grund 
darin,  dass  bei  geringem  Konsum  das  Getreide  fast  nur  als  Brot- 
getreide, bei  hohem  hingegen  auch  noch  als  Viehfutter  und  zur  Her- 
stellung verschiedener  Fabrikate  Verwendung  findet,  so  z.  B.  werden 
in  den  Vereinigten  Staaten  nicht  selten  auf  reifen  Maisfeldern,  die 
tausende  von  Acres  Land  umfassen,  Ochsen  fett  geweidet,  denen, 
damit  Nichts  verloren  gehe,  Schweine  und  diesen  Truthühner  folgen. 

Je  nachdem  die  einzelnen  Länder  vorzugsweise  schweres  oder 
leichtes  Getreide  bauen,  zeigen  sich  für  die  Durchschnittspreise  pro  hl 
der  Produktion  grosse  Unterschiede  und  ebenso  ist  auch  davon  zum 
Teil  die  grössere  oder  geringere  Produktion  pro  ha  abhängig,  da 
eine  grössere  Zahl  Hektoliter  von  dem  leichteren  als  von  dem  schwe- 
reren (Getreide  auf  der  Flächeneinheit  erzeugt  wird. 

Ferner   gelangt   das   schwere    Getreide   vorzugsweise  in   den 


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186 


Allgemeiner  Teil. 


t 

Europa : 
Vereinigte-Staaten 
Canada 

Britisch-Indien 
Aegypten 
Algier 
Australien 

Importländer: 

Grossbritannien  u. Irland 

Deutsches  Reich 

Frankreich 

Oesterreiuh- Ungarn 

Italien 

Spanien 

Portugal 

Griechenland 

Schweiz 

Belgien 

Niederlande 

Exportländer: 
Russland 
Rumänien 
Türkei 

Schweden-Norwegen 
Dänemark 

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Getreideprodnktioii,  Getreidekonsumtion  und  Getreidehandel.  187 

Aassenhandel,  da  es,  bei  geringerem  Volumen  höher  im  Preise  stehend 
als  leichtes  Getreide,  besser  die  Transportkosten  trägt. 

Die  Höhe  dei^  Getreidepreise  ist  nicht  sowohl  für  die  gesammte 
Getreideprodnktion,  sondern  auch  für  den  Umfang  des  Getreide- 
handels von  der  grössten  Wichtigkeit,  weshalb  wir  in  dem  Folgenden 
die  den  Getreidepreis  bedingenden  Ursachen  einer  Betrachtung  unter- 
ziehen wollen. 

Unzweifelhaft  bestimmt  sich  der  Preis  des  Getreides^)  durch 
das  Verhältniss  der  Produktion  zum  Bedarfe,  also  durch  Angebot 
und  Nachfrage,  obgleich  dieser  Satz  beim  Getreide  erst  unter  so 
günstigen  Verkehrsverhältnissen  volle  Geltung  erhält,  wenn  weit  von 
einander  entfernte  Produktionsländer  in  Konkurrenz  zu  treten  ver- 
mögen. Zur  Zeit  ist  dies  nun  bei  der  Mehrzahl  der  Länder  der 
Welt  der  Fall,  daher  sich  ein  „Weltmarkt''  herausgebildet  hat,  der 
die  Getreidepreise  der  participierenden  Länder  reguliert  und  mehr 
oder  weniger  zum  Ausgleich  bringt. 

Sind  die  Verkehrsverhältnisse  aber  weniger  günstig,  so  tritt 
leicht  ein  Missverhältnis  zwischen  Produktion  und  Bedarf  ein,  in 
Folge  dessen  die  Preise  in  unnatürlicher  Weise  beeinflusst  werden 
und  innerhalb  kurzer  Perioden  sehr  bedeutenden  Schwankungen 
nnterliegen,  denn  in  diesem  Falle  ist  der  Landwirt  auf  die  Benutzung 
einer  begrenzten  zum  Getreidebau  fähigen  Fläche,  angewiesen,  da 
dieselbe  der  Hauptsache  nach  durch  Boden,  Klima  und  Wirtschafts- 
yerhältnisse  bestimmt  wird,  und  ein  Betriebswechsel,  wenn  derselbe 
möglich  wäre,  mehrere  Jahre  in  Anspruch  nehmen  würde.  Dies  sind 
die  Gründe,  welche  unter  solchen  Verhältnissen  dagegen  sprechen, 
nach  dem  zeitweise  mehr  oder  weniger  lebendigen  Absätze  dep  Ge- 
treidebau erheblich  einzuschränken  oder  auszudehnen.  Hierzu  kommt, 
dass  das  zu  erntende  Getreidequantum  mit  Zuverlässigkeit  im  Voraus 
keineswegs  bestimmbar  ist,  mithin  sich  Vorsorge  für  einen  Ausgleich 
nicht  treffen  lässt,  denn  je  nach  Witterung  und  anderen  Einflüssen 
kann  die  Produktion  bis  auf  das  Doppelte  der  gewöhnlichen  Berech- 
nung steigen,  oder  tief  darunter  sinken. 

Dem  gegenüber  wechselt  aber  der  tägliche  Konsum  nur  wenig, 
so  dass  die  Preise  für  gleichen  Wert  in  der  Kegel  in  stetem  Schwanken 
bleiben,  und  bei  befürchtetem  Mangel  oder  wirklicher  Not  bis  zu 
einer  Höhe  steigen  können,  welche  alle  anderen  Werte  gegenüber 
dem  der  Nahrungsmittel  verschwinden  lässt.  Dass  dies  richtig  ist 
beweisen  die  häufigen  Hungersnöte  früherer  Jahrhunderte,  die  nicht 
selten  mit  sehr  niedrigen  Preisen  unvermittelt  abwechselten;  so  stieg 


1)  Vergl.  Meitzen.    Der  Boden   u.   die  landw.  Verb,  des  preuBs.  Staats. 
Bd.  in.  p.  862.     Röscher,  System  der  Volkswirtsch.  1876.     12.  Aufl.  p.  282. 


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188  Allgemeiner  Teil. 

der  Weizen  znr  Zeit  SuUa's  (82  v.  Chr.)  von  5  auf  1000  Drachmen, 
in  Frankreich  kostete  1  hl  Weizen  im  Durchschnitt  10.15  M.  wäh- 
rend der  Periode  1350—56,  und  fiel  1359-1365  auf  4.26  M.,  1438—46 
stieg  er  auf  13.68  M.  und  fiel  1447—59  auf  1.98  M.;  ähnlich 
schwankten  im  17.  und  18..  Jahrhundert  in  Frankreich,  England  und 
Preussen  die  Getreidepreise,  bis  die  durch  die  Dampfkraft  bewirkten 
erleichterten  Verkehrsverhältnisse  in  ihr  Hecht  traten  und  eine 
immer  grössere  Ausgleichung  der  G^treidepreise  in  den  alten  Kultur- 
ländern herbeiführten. 

Die  Erkenntnis  dass  die  Ausgeglichenheit  der  Getreidepreise  in 
den  Kulturländern  nur  in  der  Freiheit  des  Handels  und  in  der  möglichsten 
Beförderung  der  Transportmittel  zu  suchen,  ist  eine  keineswegs  alte 
Errungenschaft,  denn  erst  du  Quesnay  (1768)  und  Adam  Smith 
(1776)  haben  ihr  Bahn  gebrochen.  Die  Vergangenheit  huldigte  durch- 
aus anderen  Grundsätzen,  indem  eine  Regulierung  der  Verkaufspreise 
durch  künstliche  Preisbestimmungen  oder  Taxen  stattfand. 

Zu  der  Zeit  als  sich  die  Verkehrswege  nur  auf  mehr  oder 
weniger  schlechte  Strassen  beschränkten,  galt  das  Getreide  für  eine 
schwer  transportable  Masse,  die  einen  Transport  über  geringe  Ent- 
fernungen hinaus  nicht  zu  ertragen  vermochte,  daher  denn  auch  nach 
dem  Ernteausfall  einer  Gegend  sich  der  Getreidepreis  in  derselben 
richtete,  so  dass  gute  Ernten  billige  Preise  und  umgekehrt  zur  Folge 
hatten,  wie  sich  aus  nachfolgenden  Verhältnisszahlen  von  King^)  für 
die  Weizenemte  und  den  Weizenpreis  ergiebt: 
Fehlen  an  einer  Mittelemte  so  erhöht  sich  der  Weizenpreis  um 

10  Proc.  30  Proc. 

-      20     .,  80     „ 

30     „  100     „ 

40     „  280     „ 

50     „  450     „ 

Nach  der  Ansicht  von  F.  G.  Schulze  2)  soll  der  Landwirt 
durch  Preisaufschlag  die  Unkosten  der  Produktion  zu  decken  suchen; 
wenn  dies  unter  den  heutigen  Verhältnissen  noch  möglich  wäre, 
würde  der  deutsche  Landwirt  zur  Zeit  nicht  unter  einer  Krisis 
zu  leiden  haben,  aber  zu  jenen  Zeiten  kostete  der  Transport  des  Ge- 
treides auf  Landwegen  selbst  auf  geringe  Entfernungen  mehr  als  das 
Objekt  an  Werth  besass. 

Aus  den  untenstehenden  Ermittelungen  von  Settegast')  über 


1)  Citiert  in  Du  Commerce  des   Grains,  par  Rosoher.    Uebersetzt  von 
Maurice  Block  1854,  p.  6. 

2)  Citiert  durch  Rosoher,  Du  Commerce  des  Grains  1864,  p.  4. 

8)  Settegast,    Die  Landwirtschaft  and  ihr  Betrieb.    II.  Bd    1877. 


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GetreideproduktioD,  Getreidekonsumtion  und  Getreidehandel.  189 

die  Transportkosten  land-  nnd  forstwirtschaftlicher  Erzeugnisse  lässt 
sich  die  Transportfähigkeit  des  Getreides,  je  nach  den  benutzten 
Verkehrswegen  sehr  leicht  ersehen  und  liefern  diese  Ermittelungen 
gleichzeitig  den  Beweis,  dass  das  früher  schwer  transportable  Getreide 
in  der  Jetztzeit  weite  Transporte  bei  Benutzung  geeigneter  Trans- 
portmittel zu  ertragen  vermag. 


Auf  iCtr.u.l  Meile 

o  . 

entfallen  Procente 

Die  Ware  verliert 

II 

des  Wertes  bei  dem 
Transport  auf  der 

bCfi/o  ihres  Wertes 
durch  den  Trans- 

ihren ^resammten 
Wert  durch  den 

|cS 

Land- 
strasse 

Jiunst- 
strasse 

Jbisen- 
bahn  & 

port  von  Meilen 

Transport  V.  Meilen 

&  15^ 

ä  10^ 

0.25^ 

Land- 

Kunst- 

Eisen- 

Land- 

Kunst- Eisen- 

Mark 

pro  Ctr.  u.  Meile 

strasse 

strasse 

bahn 

strasse 

strasse  bahn 

Roggen  1 

Gerste    > 

7.50 

2.00 

1.80 

0.33 

26.00 

37.5 

150 

60.00 

76 

300 

Hafer     i 

Weizen 

10.00 

1.50 

1.00 

0.25 

33.33 

60 

200 

66.67 

100 

400 

Es  ist  leicht  einzusehen,  dass  die  Handelsfreiheit  der  Jetztzeit 
und  die  hoch  entwickelten  Kommunikationsmittel  die  ehemaligen  Zu- 
stände vollkommen  umgewandelt  haben,  und  dass  für  die  Bildung 
der  Preise  in  den  Kulturländern  der  örtliche  Markt  nur  zu  ausnahms- 
weiser  Geltung  gelangt,  wenn  der  Grosshandel  nicht  bis  in  dieselben 
hineinzureichen  vermag,  wie  sich  dies  in  sehr  charakteristischer  Weise 
in  den  Getreidepreisen  einzelner  Staaten  Nord-Amerikas  erkennen 
lässt,  die  durch  Wasserstrassen  oder  Eisenbahnen  noch  ungenügend 
erschlossen  sind  und  demnach  ein  Bild  gewähren,  wie  sich  in  früherer 
Zeit  auch  in  den  alten  Kulturländern  Europas  die  Preise  von  dem 
örtlichen  Markte  abhängig  machten.  Einen  Beweis  davon  liefern 
die  Durchschnittspreise  per  bushel  in  den  Staaten  der  nordameri- 
kanischen Union  1).    [Siehe  Tabelle  S.  190.] 

Aus  den  Zahlen  dieser  Tabelle  ist  klar  ersichtlich,  in  welcher 
Weise  die  Getreidepreise  je  nach  den  vorhandenen  Kommunikations- 
mitteln in  den  einzelnen  Staaten  schwanken  und  der  Preis  dort  am 
höchsten  ist,  wo  das  Meer,  Wasserstrassen  oder  Eisenbahnen  die 
Staaten  dem  Welthandel  erschlossen  haben,  so  dass  Schwankungen 
der  Preise  über  100  Proc.  nicht  ungewöhnlich  sind. 

Es  entsteht  also  ftlr  die  Getreidepreise  eine  mehr  oder  weniger 
deutliche,  aber  stetig  fortwirkende  Abhängigkeit  von  dem  Bedarfe 
des  Grosshandels,  der  seinerseits  durch  den  allgemeinen  Stand  der 


1)  Bureau  of  Statist.  Report  of  Immigration  1872.    Washington. 


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190 


0 

Allgemeiner  Teil. 

Staaten. 

Weizen 

Mais 

Hafer 

1 
Roggen 

Gerst« 

Dollars 

1 

Dollars 

Dollars 

Dollars 

Dollars 

Pennsylvanien 

1.18 

0.86 

0.52 

1.00 

Maryland 

1.40 

0.87 

0.50 

— 

— 

West-Virginia 

121 

0.80 

0.42 

0.82 

— 

Ohio 

1.10 

0.68 

0.45 

0.82 

1  10 

Kentucky 

1.19 

0.64 

0.50 

0.82 

— 

Indiana 

098 

0.60 

0.46 

— 



Illinois 

0.95 

0.55 

0.37 

0.65 

975 

Michigan 

1.07 

0.62 

0.60 

— 

— 

Wisconsin 

0.86 

0.61 

0.49 

0.70 

0.82 

Minnesota 

0.68 

0.50 

0.34 

— 

0  78 

Jowa 

0.69 

0.50 

0.33 

0.72 

0.70 

Missouri 

1.00 

0.73 

0.55 

— 

Kansas 

1.01 

0.63 

0.38 

~~" 



Nebraska 

0.60 

0.40 

0.30 



Colorado 

1.26 

1.00 

0.73 





Virginia 

1.36 

0.83 

0.50 

0.88 

— 

North-Carolina 

1.56 

0.94 

0.70 

1.12 



South-       „ 

2.08 

1.35 

0.78 

— 



Alabama 

2.00 

1.41 

1.00 

— 



Mississippi 

1.50 

0.92 

— 

— 

— 

Tennessee 

1.09 

0.77 

0.50 

— 

— 

Arkansas 

1.25 

0.92 

0.75 

— 



Louisiana 

— 

1.21 

— 

— 



Texas 

1.50 

0.80 

— 

— 



California 

1.52 

1.26 

1.50 

— 

1.20 

Oregon 

1.00 

— 

0.40 

— 

Washington  Territory 

1.00 

— 

0.76 

— 

— 

Ernten  und  Vorräte  aller  am  Welthandel  teilnehmenden  Länder  be- 
dingt ist,  doch  stuft  sich  der  Einfluss  dieser  Abhängigkeit  für  den 
einzelnen  Produktionsort,  je  nach  der  Leistungsfähigkeit  und  Kost- 
spieligkeit der  vorhandenen  Transportmittel  ab. 

Fttr  die  Landwirtschaft  der  einzelnen  Gegend  kann  aber  daraus 
der  Nachteil  erwachsen,  dass  trotz  spärlicher  Ernte  die  Preise  in 
Erwartung  auswärtiger  Befriedigung  des  Bedarfes  nicht  im  Verhält- 
nis zu  den  Produktionskosten  steigen,  wie  auch  andererseits  der 
Bedarf  fremder  Länder  die  Preise  hoch  halten  kann. 

Die  Staaten  haben  jetzt  davon  Abstand  genommen,  die  Getreide- 
preise selbst  zu  beeinflussen  und  beschränkt  sich  die  Sorge  auf  mög- 
lichst billige  Eisenbahnfrachten,  Erlass  der  Kommunikations-Abgaben 
und  ähnliche  Verkehrserleichterungen. 

Hiermit  wollen  wir  die  Betrachtung  der  die  Getreidepreise  in 
der  Jetztzeit  vorzugsweise  beeinflussenden  Faktoren  beschliessen  und 
füge  ich  hieran  zur  Erläuterung  des  Gesagten,  wie  zur  Gewinnung 
eines  Ueberblickes  über  die  Getreidepreise  früherer  Jahrhunderte, 
die  nachfolgende  Tabelle  über  das  wichtigste  Brotgetreide  Europas, 
des  Weizens,  sowie  die  Preisnotierungen  des  Roggens,  der  Gerste  und 
des  Hafers  aus  neuerer  Zeit. 


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Getreideproduktion,  Oetreidekonsamtion  und  Oetreidehandel.       191 


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192 


Allgemeiner  Teil. 


Preise^)  des   Übrigen  Getreides   in  Preussen   und  England  pro 
1  Hektoliter. 


Preussen 

England 

Zeitraum 

Roggen 

Gerste 

Hafer 

Gerste 

Hafer 

Mark 

Mark 

Mark 

Mark 

Mark 

1816-20 

11.55 

8.11 

5.67 

1821—80 

6.35 

4.75 

3.50 



^ 

1831—40 

7.42 

5.47 

4.00 





1841—50 

9,00 

6.75 

4.67 



_ 

1861-60 

12.00 

9.10 

631 

12.83 

8.38 

-61 

10.96 

8.84 

5.45 

12.41 

8.20 

—62 

11.40 

8.20 

5.47 

12.10 

7.79 

—63 

9.70 

7.58 

5.20 

11.44 

7.65 

-64 

8.05 

7.04 

6.26 

10.81 

6.95 

—66 

9.07 

7.25 

5.44 

10.50 

7.53 

-66 

10.05 

7.71 

6.91 

12.90 

8.28 

—68 

12.82 

9.80 

5.66 

13  80 

8.66 

15.56 

11.33 

7.73 

14.31 

10.11 

-69 

12.24 

10.18 

7.29 

13.53 

9,13 

-70 

11.06 

8.91 

6.86 

12.10 

8.00 

-71 

12.24 

9.55 

6.75 

12.80 

9.13 

—72 

12.24 

9.68 

6.18 

12.80 

ai3 

-78 

12.80 

10.70 

6.64 

13.60 

8.62 

-74 

15.41 

13.00 

8.36 

15.34 

10.00 

—76 

12.36 

11.07 

8.45 

12.80 

10.00 

-76 

12.30 

10.76 

8.10 

13.00 

10.00 

—77 

12.92 

10.81 

7.86 

15.17 

8.41 

-78 

11.83 

10  71 

6.90 



-79 

10.60 

10.61 

622 





-80 

14.25 

11.40 

6.93 

"^ 

""" 

Was  nnn  den  Getreidehandel  anbetrifft,  so  gehorcht  dem  Ein- 
flüsse des  internationalen  Verkehrs  und  Marktes  am  meisten  in  der 
Jetztzeit  der  Preis  des  Weizens^  wie  sich  dies  deutlich  in  den 
Tabellen  zeigt,  denn  seine  Preise  sind  vollständig  von  der  gesammten 


1)  Literatur:  Tables  of  prices  in  Sir  F.  M.  Eden,  State  of  the  poor 
III.  Append.  1.  Rogers  History  of  Agric.  and  prices  (1866).  Farmers  Ma- 
gazine 1866.  Vol.  XXVII  p.  477.  The  price  of  Wheat.  H.  Evershed,  L'Agri- 
onlture  de  FAngleterre.  Paris  1878.  S6rie  de  traites  pr^pares  sous  la  direciion 
dn  conseil  de  la  societ^  royale  d'agricaltare  d'Angleterre  pour  le  congres  inter- 
national. Dictionnaire  dn  Commerce.  Paris,  1850.  Barral,  Jonm.  de  PAgrio. 
1870—81.  £conomie  mrale  de  la  France.  M.  L.  jde  Lavergne  4  Ed.  Paris, 
1877.  Jahrb.  für  die  amtl.  Statistik  des  preuss.  Staates.  IL  Jahrg.  pg.  93  f. 
Beiträge  zur  landw.  Statistik  für  Preussen  1876. 


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Getreideprodnktion,  GetreidekonBnmtion  und  Getreidehandel.        193 

Lage  aller  am  Weizenhandel  beteiligten  Länder  nnd  nicht  von  dem 
Emteansfall  eines  einzelnen  Landes  abhängig.  Mehr  scheint  der 
Emteaosfall  den  Preis  des  Boggens  zu  beeinflussen,  da  sein  Markt 
weit  beschränkter  als  der  des  Weizens  ist.  Das  hauptsächlich  Boggen 
exportierende  Land  ist  Bussland,  mithin  die  Importländer  zum  Teil 
Yon  dem  Emteausfall  Busslands  abhängig  sind.  Können  z.  B.  nur 
geringe  Mengen  zum  Export  gelangen,  wie  dies  während  des  russisch- 
türkischen  Kriegs  1877  der  Fall  war,  so  steigt  der  Preis,  1878 
gingen  dafür  die  Vorräte  in  den  Export  ttber,  in  Folge  dessen  die 
Preise  in  Deutschland  und  den  nordischen  Importländern  wesentlich 
heruntergingen. 

Weit  hervorragender  noch  als  der  Boggen  folgt  aber  die  Gerste 
dem  heimischen  Emteausfall,  denn  sie  ist  weniger  Gegenstand  des 
internationalen  Fandeis,  und  tritt  dies  noch  schärfer  beim  Hafer 
hervor,  weil  sein  Volumen  im  Verhältnis  zum  Gewicht  sehr  gross 
ist,  demzufolge  er  weite  Transporte  nicht  leicht  erträgt. 

Der  internationale  GetreidehandeP)  benutzt  zu  den  Quantitäts- 
bestimmungen das  Hohlmass  und  zwar  hauptsächlich  flektoliter,  Im- 
perial-Quarters  (England)  =  2.9078  hl,  amerikanische  Busheis  =  35.238 
hl,  und  Tschetwerts  =  2.0991  hl,  während  die  Getreidequalität  durch 
Angabe  der  Gewichtseinheiten,  welche  eine  gewisse  Massquantität 
wiegt,  bestimmt  wird,  und  nennt  man  dies  kurzweg  die  Getreideprobe. 

Als  Normalmass  zur  Vergleichung  wählen  wir  das  metrische, 
also  das  Hektoliter. 

Wie  wir  aus  der  Uebersicht  der  Getreideproduktion  und  Kon- 
sumtion der  Erde  ersehen,  stellt  sich  der  Mehrbedarf  des  europäischen 
Westens  an  Getreide  auf  128.2  Millionen  Hektoliter,  welche  der 
inteimationale  Getreidehandel  herbeischaffen  muss  und  welche  unge- 
ahnte Ausdehnung  derselbe  erreicht  hat,  geht  daraus  hervor,  dass 
man  denselben  nach  Neumann-Spallart  im  vorigen  Jahrhundert 
auf  10—11  Millionen  angab  und  jetzt  auf  200  Millionen  Hekto- 
liter schätzt. 

In  Europa  ist  hauptsächlich  der  Westen  importbedttrftig  und 
fliesst  dorthin,  sowohl  von  den  aussereuropäis^hen  Ländern  (66.4 
Millionen  Hektoliter),  als  auch  vom  östlichen  Europa  (61.8  Millionen 
Hektoliter),  der  Ueberfluss  an  Getreide  ab. 

In  erster  Linie  stehen  als  Exportland  die  Vereinigten  Staaten 
Nord-Amerikas,  welche  sich  am  Export  mit  52.7  Millionen  Hektoliter 
im  Werte  von  461.4  Millionen  Mark  beteiligen. 

Die  Quantität  wird  in  amerikanischen  Busheis  und  das  Qualitäts- 


1)  Vergl.  Sonndorfer,  Usancen  und  Paritaten  des  Getreidehandels   im 
Weltverkehre.    1880. 

Xoernioke  n.  Werner,  Haadb.  d.  Oetreldeban's  IL  ^3 

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194  Allgemeiner  Teil. 

gewicht  in  englischen  Pfunden  angegeben.  Man  rechnet  im  Darch- 
schnitt  Weizen  zu  60,  Koggen  und  Mais  zu  56,  Gerste  zu  48  und 
Hafer  zu  32  englischen  Pfunden  p.  bushel. 

Die  bedeutendsten  Getreidehandelsplätze  und  Exporthäfen  sind: 
New-York,  Chicago,  Philadelphia,  Baltimore,  New-Orleans  und 
S.  Francisco. 

Die  vorzugsweise  exportierenden  Nordwest-Staaten  besitzen  bis 
zur  See  sechs  Ausfuhrwege,  1)  den  Mississippi,  2)  die  Seeen  und  den 
Lawrence-Strom,  3)  Die  Seeen  bis  Bufifalo  und  die  Eisenbahn  bis 
New-York,  oder  4)  von  Buflfalo  und  Kanal  und  5)  oder  Eisenbahn 
allein  nach  New-York,  6)  oder  Ohio  und  Eisenbahn. 

Die  hauptsächlichste  Exportroute  geht  von  den  grossen  ameri- 
kanischen Seeen  aus,  auf  denen  alljährlich  über  50  Millionen  Hekto- 
liter Getreide  verfrachtet  werden,  und  von  diesen  über  die  Hälfte 
allein  von  Chicago  aus,  und  zwar  bis  Bufifalo,  von  wo  aus  per  Kanal 
die  Weiterbeförderung  erfolgt. 

Die  Frachtsätze  von  Chicago  bis  Liverpool  sind  nach  den  An- 
gaben von  Cläre  Leweil  und  A.  Pell  pro  Hektoliter  folgende: 
Fracht  von  Chicago  nach  New-York      1.92  JC 
,,         „    New-York  „     Liverpool        1.84    „ 
Behandlung  des  Weizens  in  Amerika     0.40    „ 
Spesen  in  Liverpool 0*80    „ 

Summa:     4.96  JC 

Von  S.  Francisco  nach  Liverpool  stellen  sich  die  Frachtsätze 
um  3.20  JC  höher. 

Bussland  ist  das  demnächst  bedeutendste  Exportland,  denn  es 
fuhrt  45  Millionen  Hektoliter  Getreide  im  Werte  von  .562.8  Millionen 
Mark  aus. 

Im  südlichen  Russland  wird  das  Qualitätsgewicht  in  Pud  und 
russischen  Pfunden  pro  Tschetwert,  in  den  Ostseeprovinzen  dagegen 
in  holländischen  Troypfunden  pro  Zak  bestimmt.  Gewöhnlich  rech- 
net man  den  Tschetwert  Weizen  zu  10,  Roggen  zu  9,  Gerste  zu 
7—8  und  Hafer  zu  6  Pud. 

Die  Exportfähigkeit  Russlands  lässt  sich  ebenso  günstig  als  die 
der  Vereinigten  Staaten  Nord-Amerikas  beurteilen,  denn  nicht  nur, 
dass  ein  bedeutender  Landstrich  sich  eines  fast  unerschöpflichen 
Bodens  (Schwarzerde)  erfreut,  sondern  es  werden  auch  grosse  Strecken 
kulturfähigen  Landes,  ganz  abgesehen  von  Sibirien,  noch  nicht  be- 
baut. Die  Produktion  pro  ha  lässt  sich  ferner  in  gleicher  Weise  wie 
in  Amerika  durch  intensive  Wirtschaft  recht  gut  um  das  doppelte 
Erträgnis  steigern,  denn  zur  Zeit  produciert  Russland  nur  10.20  hl, 
dagegen  Deutschland  20  hl  Getreide  pro  ha. 

Demnach  scheint  sich  in  beiden  Ländern  die  Konkurrenzfähig- 
keit der  Hauptsache  nach  um  die  Transportkosten   zu   drehen,   und 


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Getreideprodnktion,  Getreidekonsumtion  und  Getreidehandel.       195 

das  Land,  welches  die  geringsten  Transportkosten  hat,  wird  als 
Sieger  aus  diesem  Konkurrenzkämpfe  hervorgehen.  Rassland  ist, 
was  die  Seefracht  von  den  Häfen  des  schwarzen  Meeres  und  der 
Donau  nach  Liverpool  anbetrifft,  gegen  Amerika  im  Vorteil,  da  ein 
Hektoliter  nur  2.41—2.76  ^4C  Seefracht  kostet,  und  die  Amerikaner 
von  New- York  nach  Liverpool  3.76  JC,  pro  hl  zahlen  müssen;  daflir 
sind  aber  auch  die  Seeen,  Flttsse  und  Kanäle  Nord-Amerikas  für  den 
Getreidetransport  weit  geeigneter,  denn  obgleich  Russland  als  gross- 
artiger Agrikulturstaat  ein  Fluss-  und  Kanalsystem  besitzt,  man 
denke  nur  an  die  Wasserstrassen  des  Dnjestr,  Dnjepr,  Don,  wie 
kaum  ein  anderer  Staat,  so  tritt  wunderbarer  Weise  die  Beförderung 
durch  Wassertransport  gegen  Bahntransport  zurück,  weil  sich  gegen- 
über den  langen  Transporten,  die  häufig  4  Monate  dauern,  die  Effektiv- 
kosten per  Bahn  billiger  stellen  und  das  Getreide  weniger  leidet;  auch 
gefrieren  die  Wasserstrassen  gerade  während  der  Haupttransportzeit 
und  bleiben  dann  nicht  selten  7  Monate  lang  fUr  den  Verkehr  ge- 
schlossen. Russland  hat  nun  durch  Eisenbahnen  die  Konmiunikations- 
möglichkeit  und  Exportiähigkeit  in  ausserordentlicher  Weise  in  den 
letzten  Decennien  erhöht,  so  hat  sich  seit  10  Jahren  (1865—1875) 
die  Bahnlänge  um  300  Proc.  vermehrt,  während  sie  in  Oesterreich- 
Ungam  nur  um  190  Proc.  und  in  Deutschland  um  110  Proc.  zuge- 
nommen bat,  und  Frankreich  und  England  unter  100  Proc.  bleiben. 
Wie  Russland  eifrigst  an  dem  Ausbau  seiner  Verkehrswege 
arbeitet,  geht  aus  folgender  Uebersicht  hervor: 

1868  1875 

Eisenbahnstrassen  4  228  klm         19  546  klm 

Chausseeen  und  Fahrwege    88  802    „  87  664    „ 

Wasserstrassen  9  214    „  10  893    „ 

Das  Zurückbleiben  des  russischen  Exportes  hinter  dem  ameri- 
kanischen in  den  letzten  Jahren  gab  vielfach  zu  dem  Glauben  an 
eine  dauernde  Konkurrenzunfähigkeit  Russlands  Veranlassung,  doch 
ist  dies  einfach  auf  das  rapide  Weichen  der  Schiffsfrachten  zurtlck- 
zuführen,  wodurch  der  Bezug  aus  Amerika  billiger  wurde;  steigen 
die  Frachten,  so  werden  Russland  und  zugleich  auch  die  Donauländer, 
die  unter  der  amerikanischen  Konkurrenz  ebenfalls  in  hohem  Grade 
leiden,  wieder  exportfähiger  werden,  zumal,  wenn  diese  Länder  ihr 
Eisenbahnnetz  weiter  ausbauen,  um  die  hohen  Transportkosten  auf 
den  Landwegen  zu  verringern.  Hätte  Russland  ein  Eisenbahnnetz 
wie  Amerika,  so  könnte  Letzteres  an  eine  ausgiebige  Konkurrenz 
nicht  denken,  während  zur  Zeit,  obgleich  Russland  billigere  Seefracht 
hat,  schon  eine  kleine  Erniedrigung  derselben  hinreicht,  die  Donau- 
länder und  Russland  konkurrenzunfähig  zu  machen. 

Der  Hauptexporthafen  Sttd-Russlands  ist  Odessa,  wohin  durch 
Wassertransport  auf  dem  Dnjestr,   und  Dnjepr  sowie  durch  Land- 


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196  Allgemeiner  Teü. 

transport  ca.  15  Millionen  Hektoliter  Getreide  gelangen,  femer  Niko- 
laieff  an  der  Bngmündang,  während  die  kleinen  Häfen  des  Asow'schen 
Meeres,  wie  Taganrog,  Berdjansk,  Marinpol  nnd  Eertscfa,  das  Getreide 
ans  der  kleinen  Tatarei  nnd  den  Steppen,  welche  zwischen  dem  kaspi- 
schen  nnd  schwarzen  Meere  liegen,  empfangen. 

Die  von  hier  aus  verschifften  Weizen  sind  von  vorzüglicher 
Qualität  (Ghirka- Weizen)  und  namentlich  nach  England  begehrt. 

Fttr  das  weisse  Meer  empfängt  Archangelsk  vermittelst  der 
Fltlsse  Dwina,  Mesen  und  Onega  während  des  kurzen  Sommers  das 
Getreide  aus  dem  nordöstlichen  Russland  und  Sibirien  (50000— 
100000  hl).  Die  hauptsächlichsten  Exporthäfen  der  Ostsee  sind 
Riga,  Reval  und  Libau.  St.  Petersburg  wird  im  Sommer  hauptsäch- 
lich durch  die  Newaschifffahrt,  im  Winter  durch  Eisenbahn  und 
Landtransport  mit  Getreide  versorgt. 

Sehr  wichtig  für  den  G^treideexport  sind  auch  die  unteren 
Donauländer  und  die  europäische  Türkei. 

Rumänien  fUhrt  sein  Getreide  hauptsächlich  in  die  Donauhäfen 
von  Galatz  und  BraYla,  doch  sind  femer  noch  wichtige  Donauplätze : 
Oltenitza,  Giurgevo,  Zimnitza,  Tum-Mogurello,  Gorabia,  Piquet,  Gala- 
fat  und  Turn-Severin. 

In  Bulgarien  geht  der  Hauptexport  von  Rustschuk  ttber  Varna 
nach  Konstantinopel.  Bedeutende  Plätze  sind  auch:  Sistow,  Nikopoli, 
Rahowa  und  Lom-Palanka,  letzterer  Ort  exportiert  viel  Mais. 

Serbien  fährt  nur  Weizen  aus  und  sind  die  wichtigsten  Verlade- 
plätze  Dubrovitza,  Semendria,  Milanovatz,  Kladova  und  Radajevatz. 

Das  Getreide  aus  Rumelien  geht  ttber  Adrianopel  auf  der  Ma- 
ritza  in  den  Archipel  oder  per  Eisenbahn  nach  Eonstantinopel.  Letz- 
teres ist  auch  das  Magazin  für  die  Schiffsladungen,  welche  aus 
Odessa  oder  anderen  Häfen  des  schwarzen  Meeres,  wie  auch  aus 
Elein-Asien  anlangen.   Die  westliche  Türkei  exportiert  ttber  Salonichi. 

In  Ungarn  sind  Budapest,  Wieselburg,  Raab,  Szegedin  und 
Nagy-Eanizsa  Hauptplätze  des  Getreidehandels,  welcher  vorzugsweise 
Weizen  bester  Qualität  umfasst,  und  da  die  Ernte  relativ  zeitig  ein- 
tritt, auch  als  erstes  Emteprodukt  per  Eisenbahn  nach  Frankreich, 
Belgien,  der  Schweiz,  Deutschland  und  Grossbritannien  ausgeftihrt 
wird.  Auch  werden  vorzttgliche  Mehle  namentlich  nach  ansser- 
europäischen  Ländern,  z.  B.  Brasilien  verschifft. 

Seit  dem  im  Jahre  1876  al^eschlossenen  Kartell  zahlt  Ungarn 
mit  geringen  Abänderungen  p.  100  kg  Weizen 


von  Budapest  nach  Hambnrg 

4.81  JC 

„          „           „     Berlin 

4.11   „ 

„          „     Dresden 

8.72   „ 

,.          „           „     Breslau 

3.03   „ 

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Cretreideproduktion,  Getreidekonsnmtion  und  Getreidehandel.        197 

Für  Oesterreich  sind  wichtige  Getreideplätze:  Wien,  Triest, 
Prag  und  Czemowitz. 

Nach  den  Bestimmungen  der  Wiener- Warenbörse  vom  1.  Januar 
1882  sind  bei  Verkäufen  ohne  Gewichtsgarantie  nicht  lieferbar: 
Weizen  welcher  weniger  als  TSVa 
Roggen        „  „  „    69V2 

Gerste    welche        ,         „    60 
Hafer     welcher      „         „    SSV«  kg  p.  hl  wiegt. 

In  Dänemark  sind  die  wichtigsten  Plätze  auf  Seeland :  Kopen- 
hagen, Eorsör;  auf  Fttnen:  Odense,  Nyborg,  Assens,  Svendborg; 
in  Jfltland:  Aalborg,  Aarhuns,  Banders  und  Horsens. 

Das  Hauptgeschäft  wird  in  Weizen  und  Gerste  gemacht,  denn 
Roggen  wird  kaum  exportiert  und  Hafer  teilweise  selbst  und  zwar 
aus  Schweden  zum  Konsum  bezogen. 

Was  den  Getreidehandel  Schwedens  und  Norwegens  anbetrifft, 
80  fahrt  ersteres  Land  regelmässig  namhafte  Mengen  Hafer  aus,  be- 
sonders nach  England,  sowie  kleinere  Quantitäten  Gerste  nach  Eng- 
land, Holland  und  Norwegen,  während  es  Roggen  und  Mehl  von 
Russland  und  Dänemark  einführt;  demnach  ist  das  Hauptgeschäft 
beim  Import  in  Roggen  und  Roggenmehl,  beim  Export  in  Hafer. 

Norwegen  exportiert  in  geringen  Mengen  Hafer,  während  es  yon 
Rassland,  Deutschland,  Dänemark  nnd  Nord- Amerika  Weizen,  Roggen 
und  Gerste  importiert. 

Australien  exportiert  hauptsächlich  nach  England  und  zwar  in 
erster  Linie  Weizen  und  dann  zunächst  Hafer  und  Gerste. 

Aegypten  sendet  von  dem  Hauptplatz  Alexandria  aus  die  Haupt- 
quantität  seines  Exportgetreides  nach  England;  ausserdem  aber  auch 
nach  Marseille  und  in  neuerer  Zeit  nach  Triest. 

Das  Land,  welches  des  stärksten  Getreideimportes  bedarf,  ist 
England,  und  lässt  sich  an  seinem  Import  am  besten  der  Anteil  der 
Terschiedenen  Exportländer  am  G^treidehandel  nachweisen 

Der  Bedarf  Englands  an  Getreide  ist  noch  immer  im  Steigen, 
denn  er  steht  im  Verhältniss  zum  Anwachsen  der  Beyölkernng,  so 
stellte  sich  der  jährliche  Durchschnittsimport  in  Hektolitern  im  Ver- 
einigten Königreich,  während  der  einem  jeden  Census  yorausgehenden 
10  Jahre,  wie  folgt: 


180M811 
hl 


1621 
hl 


1881 
hl 


1841 
hl 


1861 
hl 


1861 
hl 


1871 
hl 


Weizen 
Andr.  Getr. 


1700000  i  1305000 
986000  11334000 


1687000 
1827000 


2610000 
1261150 


8649200 
7969200 


14587000 
11544900 


24058400 
19479800 


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198 


Allgemeiner  Teil. 


Das  wichtigste  Importgetreide  Englands  ist  unzweifelhaft  der 
Weizen  und  soll  in  nachfolgender  Tabelle  der  Zuwachs  des  Weizen- 
importes mit  der  Zunahme  der  Beyölkerungszahl  verglichen  werden. 


^nnftViTnA  i\ 

Durchschnittszahl  der  Be- 

s 

Zunahme  d. 

jhrl.  Einfuhr, 
vergL  mit  d. 
letzten  10  J. 

völkerung,  welche  in  jedem 

Bevölkerungs- 

S3 

Bevölkerung 
seit  d.  letzten 

J.  unterhalten  wurden  durch 

zahl  d.  König- 
reichs b.  jedem 

Census 

nanh  hl 

ausländischen 

d.  Produkt 

Census. 

Weizen 

d.  Landes 

1811 

2200000 

800000 

16000000 

18006000 

1821 

2980000 

Eine  Abnahme 

600000 

18890000 

20983000 

1831 

3150000 

232000 

706000 

21860  000 

24132000 

1841 

2700000 

788000 

1200000 

24280000 

26833000 

1851 

697000 

8825700 

3  980000 

23255000 

27  533000 

1861 

1540000 

6087800 

6  706000 

21600000 

29070000 

1871 

2538000 

9761400 

11061000 

19278000 

31610000 

Hiemach  hat  also  die  Getreideproduktion  in  England  mit  dem 
Bevölkerungszuwachs  nicht  gleichen  Schritt  gehalten,  vielmehr  scheint 
der  Höhepunkt  der  Getreideproduktion  in  England  überschritten 
zu  sein,  indem  man  sich,  wo  es  die  Verhältnisse  irgend  gestatten, 
dem  unrentablen  Getreidebau  abwendet  und  den  billiger  producieren- 
den  Ländern  die  Deckung  des  Getreidebedarfes  überlässt. 

Dass  thatsächlich  die  mit  Weizen  bebaute  Fläche  in  Gross- 
britannien und  Irland  abnimmt,  dagegen  der  Weizenkonsuip  pro  Kopf 
zunimmt,  so  dass  bei  der  starken  Bevölkerungszunahme  der  Weizen- 
import sehr  erheblich  wachsen  muss,  zeigt  die  nachfolgende  Zu- 
sammenstellung ^). 

Tabelle  über  Anbauflächen,  Produktion,  Import  und 
Konsumtion  des  Weizens. 


Zeitraum 


Anbau- 
flache 
des 
Weizens 

ha 


Er- 
trag 
pro 
in  ha 

hl 


Ge- 
sammt- 
produk- 
tion  in 

hl 


Import 

(ohne 

Export) 

hl 


Bevölke- 
rungszahl 


Konsum- 
tion pro 
Kopf  in 

hl 


I 


1852—59 
1860—67 
1868—76 
1876—78 
1862—78 


1636864 
1324744 
1517054 
1306534 
1524466 


25.14 
26.69 
23.89 


4150125913493074 


^i* 


38696816  23483  507 
36827650  31162147 

24.34 '32239039,39731 119 

24.78  138  226  744'24 


28067170 
29606462 
31787143 
33709425 
603820130252388 


1.84 
2.00 
2.04 
2.06 
1.97 


1)  Farmer's  Magaz.    1880  pg.  431. 


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Getreideprodnktion,  Gretreidekonsnmtion  und  Getreidehandel.        199 

Eine  Weizenmehreinfuhr  begann  in  England  schon  1750  und 
dauerte  bis  1850;  von  welchem  Zeitpunkt  ab  die  Nureinfuhr  (also 
ein  höchst  geringfügiger  Export  bei  sehr  starkem  Import)  zu  ver- 
zeichnen ist.  In  den  ersten  Jahrzehnten  dieses  Jahrhunderts  impor- 
tierten die  nächstgelegenen  Länder  nach  England  die  grösste  Weizen- 
menge, doch  zogen  sich  die  Kreise  der  exportierenden  Gebiete  mit 
der  Verbesserung  der  Kommunikationsmittel  immer  weiter  und  weiter, 
bis  schliesslich  in  diesem  Augenblick  die  entferntesten  Länder  sich 
an  der  Konkurrenz  nicht  nur  beteiligen  können,  sondern  sogar  die 
Hauptimportenre  sind. 

So  beteiligte  sich  z.  B.  im  Jahre  1830  an  dem  Weizenimport 
nach  England,  Deutschland  mit  45  Proc,  Russland  mit  12  Proc, 
Nord- Amerika  mit  9  Proc,  Ganada  und  Frankreich  mit  5  Proc; 
während  hingegen  in  dem  Zeitraum  von  1858 — 1872  Deutschland  nur 
noch  mit  17  Proc,  Frankreich  mit  9  Proc,  Canada  mit  5  Proc, 
Russland  mit  24  Proc,  Nord- Amerika  mit  27  Proc  und  andere  Länder 
mit  16  Proc  participierten  und  1873  hatte  sich  dies  Verhältnis  für 
Amerika  noch  viel  günstiger  gestaltet,  denn  es  lieferte  in  diesem 
Jahre  44  Proc,  während  der  Anteil  Russlands  auf  21  Proc  herabging. 

Nachfolgende  Uebersicht  zeigt  die  Beteiligung  der  einzelnen 
Länder  zur  Deckung  des  englischen  Weizenbedarfes.  Die  Angaben 
sind  in  englischen  Centnem  (1  Cwt=  50.8  kg)  gemacht. 


Vereinigte 

Staaten 

Deutsch- 

Frank- 

Britisch- 

Andere 

Jabr 

von  Nord- 
Amerika 

Rnssland 

land 

reich 

Amerika 

Länder 

Total 

Cwt. 

Cwt. 

Cwt. 

Cwt. 

Cwt. 

Cwt. 

Cwt. 

1858 

4  782785 

2663883 

4210117 

55810G4 

702838 

5270254 

23201941 

59 

430504 

3837454 

4561621 

8124978 

170821 

4372456 

21497  734 

60 

9  315125 

5659971 

6  904819 

4583412 

1310652 

4067947 

31841926 

61 

16  610472 

4540483 

6  658462 

1359882 

3387949 

6089457 

87646701 

62 

21  765087 

5755785 

7  930849 

1961835 

5118698 

7510140 

50042  394 

63 

11869179 

4538934 

5728626 

1857403 

3198187 

3695563 

80887892 

64 

10  077431 

5129410 

6842  721 

2864421 

1831897 

2101320 

28837208 

65 

1498579 

8093989 

7224371 

6068902 

528466 

2439265 

26843  652 

66 

986229 

9181432 

6801657 

8023580 

59601 

4319230 

29371679 

67 

5  091 733 

14166794 

7873216 

2140832 

835006 

9029199 

39136  780 

68 

6  768869 

10055338 

7224  597 

846863 

798605 

10827363 

86606045 

69 

15  320267 

9187236 

7546688 

2153360 

3396511 

6843780 

44447  772 

70 

15  057236 

10326844 

4487  773 

1060120 

3402690 

2671462 

36906115 

71 

15  626331 

15689943 

4268823 

182262 

3782776 

4823092 

44862  227 

72 

9  634349 

17938977 

5183601 

4558781 

2167170 

8145018 

47612  896 

73 

22  007764 

10503801 

2163867 

1170622 

3767380 

10414826 

50018100 

74 

23  048552 

5714488 

3053  680 

800299 

3807174 

5555267 

41479  460 

75 

23  463910 

9996295 

6615984 

1296920 

3604610 

7609674 

51 786  393 

76 

19  301 785 

8769260 

3318348 

407010 

1121978 

9586217 

42404598 

77 

21808667 

10838000 

6455763 

1494783 

2912178 

12168497 

54162  888 

78 

28  968901 

9032930 

5118135 

11200 

2608586 

4081891 

49811648 

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200  AUgemeiner  Teil 

Von  den  überseeischen  Ländern  ^)  beteiligen  sich  ausser  Amerika 
auch  noch  Britisch-Indien  und  Australien  recht  ansehnlich  an  der 
Verproviantierung  Englands. 

Die  wichtigsten  Kornmärkte  des  vereinigten  Königreichs  sind: 
London,  Liverpool,  HuU,  Southampton,  Glasgow  und  Leith. 

Die  Qetreidepreise  auf  diesen  Märkten  sind  für  die  kontinen- 
talen Märkte  in  hohem  Grade  massgebend. 

England  notierte  bis  3L  December  1878  gesetzlich  das  Getreide 
per  Imperial-Quarter  oder  Bushel. 

Diesen  Hoblmassen  wurden  bestimmte  Durchschnittsgewichte,  je 
nach  der  Qualität,  substituiert  und  nach  diesen  wurde  das  Getreide 
zugewogen. 

Diese  Durchschnittsgewichte  waren  per  Imperial-Quarter: 

bei  Weizen  504,  500,  496,  492  und  480  englische  Pfunde, 

„    Roggen  480,  472,  464  und  456, 

„    Gerste    448,  432,  416  und  400, 

„    Hafer     336,  320  und  300, 

„    Mais       496  und  480  englische  Pfunde. 

Mit  dem  1.  Januar  1879  ist  aber  das  amerikanische  Gental  k 
100  englische  Pfunde  die  gesetzliche  Gewichtseinheit  im  Getreide- 
nnd  Mehlhandel  geworden. 

In  Frankreich  notiert  man  grösstenteils  per  100  kg  in  Francs 
und  sind  bedeutende  Plätze  Paris,  Marseille,  Hävre  und  Dunkerque; 
in  den  beiden  letzteren  Plätzen  wird  das 'Hauptgeschäft  in  Weizen, 
Mais  und  Hafer  gemacht. 

Deutschland  importiert  in  erster  Linie  aus  Oesterreich-Ungam, 
dann  aus  Russland,  Belgien,  den  Niederlanden  und  über  die  Ost- 
seehäfen, und  Mehl  aus  Frankreich.  Das  Getreide  wird  nur  nach 
Gewicht  verkauft. 

Hauptplätze  sind  folgende: 

1)  Berlin  mit  sehr  bedeutendem  Termingeschäft. 

2)  Breslau,  bedeutendes  Getreidegeschäft. 

3)  Stettin.  Hauptgeschäft  in  Roggen.  Grosse  Verschiffungen 
finden  nach  Grossbritannien  statt,  namentlich  nach  HuU;  ebenso  nach 
Frankreich  (Hävre),  und  nach  Schweden  und  Norwegen. 

4)  Danzig.  Hauptsächlich  in  Weizen,  welcher  nach  England, 
Holland,  Schweden  und  Norwegen  verschifft  wird. 

5)  Königsberg.  Bedeutendes  Getreidegeschäft  nach  England, 
Frankreich  und  Holland. 

6)  Hamburg.    Bedeutendes    Getreidegeschäft    in    Weizen    und 


1)  Monthly  Rep.  of  the  Departm.  of  Agric.   Washington  1878  u.  Journal 
of  the  Agric.  Soc.  of  Engl.  1879. 


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GetreideproduktioD,  Getreidekonsumtion  und  Gretreidehandel.         201 

Roggen.    Hauptplatz  fUr  den  Export  Ton  Gerste  n$ich  England  und 
für  den  Import  von  Mais. 

7)  Bremen.    Hauptgeschäft  in  Roggen. 

8)  Mannheim.    Bedeutender  Getreidehandel  in  Weizen. 

9)  Köln.   Bedeutendes  Getreidegeschäft  in  Weizen  und  Roggen. 
In  Belgien  wird  das  Getreide  nach  Gewicht  verkauft  und  sind 

die  Hauptgetreidemärkte  Antwerpen  und  Brüssel. 

In  der  Schweiz  wird  Getreide  ebenfalls  nach  Gewicht  verkauft. 
Das  Hauptgeschäft  findet  in  Weizen,  Mais,  Gerste  und  Hafer  statt, 
während  Roggen  nur  wenig  importiert  wird.  Die  Hauptplätze  sind: 
Zürich,  Romanshorn  mit  seinen  grossen  Lagerhäusern  und  Basel  für 
das  rheinaufwärts  von  Rotterdam  kommende  amerikanische  Getreide. 

In  den  Niederlanden  wird  das  Getreide  nur  nach  Gewicht  ver- 
kauft und  das  Hauptgeschäft  findet  in  Amsterdam  und  Rotterdam 
in  Roggen  und  Weizen  statt. 

Sie  importieren  nicht  nur  beträchtliche  Mengen  für  den  eigenen 
Bedarf,  sondern  auch  zur  Proviantirung  der  Seefahrer  und  zur  Hefe- 
nnd  Spirituosen-Fabrikation.  Ausserdem  exportieren  sie  rheinaufwärts 
und  nach  dem  Nordwesten  Europas. 

Die  Hauptplätze  Italiens  sind  Genua,  welches  Weizen  aus  der 
Levante  importiert  und  Livomo.  Das  Getreide  wird  teils  nach  Mass, 
teils  nach  Gewicht  verkauft. 

Die  vorliegenden  Betrachtungen  über  die  Getreideproduktion 
und  den  Getreidehandel  haben  unwiderlegbar  die  enorme  Konkurrenz 
dargethan,  welche  Amerika  namentlich  den  west-  und  mitteleuropäi- 
schen Landwirten  bietet,  daher  es  auch  für  den  deutschen  Landwirt 
von  Wichtigkeit  sein  dürfte,  die  Ursachen  dieser  staunenswerten 
Konkurrenzfähigkeit  zu  ergründen,  und  wenden  wir  uns  zu  diesem 
Zweck  zunächst  den  klimatischen  und  Boden-Verhältnissen  zu,  wobei 
wir  hauptsächlich  dem  lehrreichen  Buch  Semler 's,  „Die  wahre  Be- 
deutung und  die  wirklichen  Ursachen  der  nordamerikanischen  Kon- 
kurrenz, 1881*  folgen  wollen. 

Der  Major  Powel  teilt  durch  eine  Linie,  welche  von  Norden 
nach  Süden  durch  die  Mitte  von  Kansas,  dem  Indianerterritorium 
und  Texas  läuft,  die  Vereinigten  Staaten  in  eine  trockene  westliche 
und  eine  feuchte  östliche  Hälfte.  In  ersterer  ist  der  Regenfall  fttr 
die  Zwecke  des  Ackerbaues  nicht  immer  genügend,  doch  besitzt  sie 
Oasen^  die  grosse  Fruchtbarkeit  zeigen,  sobald  sie  genügend  be- 
wässert werden  können.  Sie  umfasst  ein  Gebiet  von  1 487  387  engl. 
Qnadratmeilen,  wovon  700  000  Quadratmeilen  der  wasserlosen  und 
daher  kulturunfähigen  Weideregion,  310000  Quadratmeilen  der  Ge- 
birgsregion,  75  000  Quadratmeilen  der  Waldregion  und  175  000  Qua- 
dratmeilen dem  Tafel-  und  Lavalande  angehören;  100000  Quadrat- 
meiien    sind  sogenanntes  schlechtes  Land  mit  wüstenähnlichem  Gha- 


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202  Allgemeiner  Teil. 

rakter  und  125  000  Quadratmeilen  wirkliches  Wttstenland.  In  der 
feuchten  Abteilung  genügt  der  Regenfall  dem  Ackerbau  und  gibt  es 
gute  und  weniger  gute  Böden,  gerade  wie  in  Europa.  Die  klima- 
tischen Verhältnisse  sind  ebenfalls  nicht  besser,  sondern  vielmehr 
weit  extremer  als  in  Europa  und  nehmen  in  einzelnen  Gebieten  voll- 
ständig den  Charakter  des  Steppenklimas  an. 

Hieraus  scheint  hervorzugehen,  dass  die  Konkurrenzfähigkeit 
Amerikas  nicht  durch  ganz  besonders  günstige  klimatische  und  Boden- 
verhältnisse Deutschland  gegenüber  bedingt  wird.  Allerdings  geniesst 
der  Landwirt  des  amerikanischen  Westens  den  Vorteil,  dass  er  seine 
Ernte  ohne  Dungaufwand  und  ohne  sich  an  eine  geordnete  Frucht- 
folge zu  binden,  einem  an  Pflanzennährstoffen  noch  reichen  Boden, 
also  durch  Raubbau  entnehmen  kann,  und  hierauf  gründet  sich  auch 
die  leichte  Vergrösserung  des  Areals  für  eine  gewisse  Fruchtart, 
deren  Konjunkturen  günstig  geworden  sind.  Es  liegt  hierin  ein  Vor- 
teil, jedoch  auch  zugleich  eine  gewisse  Gefahr,  denn  eigentlich  wer- 
den ja  nur  zwei  Früchte,  Weizen  und  Mais,  im  grossen  Umfange 
angebaut,  von  denen  die  eine  oder  andere  leicht  eine  Missernte  bringen 
kann;  ist  aber  das  z.  B.  zum  Weizenbau  herangezogene  Areal  zu 
gross  und  hat  Europa  eine  gute  Ernte  gemacht,  so  ist  nicht  abzu- 
sehen, welche  Physiognomie  bei  dieser  Massenproduktion  dem  ameri- 
kanischen Ackerbau  und  dem  ganzen  Lande  aufgenötigt  wird,  da  ein 
grosser  Teil  der  Ernte  geradezu  unverkäuflich  wird. 

Der  natürliche  Reichtum  neu  aufgebrochenen  Landes  ist  aber 
auch  nicht  unzerstörbar,  und  in  den  älteren  Staaten  des  Ostens  hat 
die  Erschöpfung  des  Bodens  schon  vielfach  zu  intensiverem  Wirtschafts- 
system mit  Viehhaltung  und  Stallmistdüngung  geführt.  Schlagende 
Beispiele  dieser  Bodenerschöpfung  berichtet  6.  G.  Garey  in  seinen 
Briefen  an  den  Präsidenten  der  Vereinigten  Staaten,  worin  derselbe, 
nach  einer  Berechnung  der  ungeheuren  Menge  Phosphorsäure  und 
Kali,  welche  ohne  Ersatz  den  Feldern  jährlich  entzogen  wird,  anführt, 
dass  im  Staate  New- York  der  durchschnittliche  Weizenertrag,  der  vor 
80  Jahren  25—30  Bushel  pro  Acre  betrug,  auf  12  Bushel  zurückge- 
gangen sei.  In  Ohio,  einem  Staate,  der  vor  80  Jahren  noch  eine 
Wildnis  war,  ist  der  durchschnittliche  Weizenertrag  noch  unter  12 
Bushel  und  nimmt  ab  anstatt  zu.  In  Virginien  gibt  es  eine  aus- 
gebreitete Landstrecke,  welche,  früher  die  reichste  im  Staate,  heut- 
zutage einen  Weizendurchschnittsertrag  von  weniger  als  7  Bushel 
erzeugt;  in  Nord-Garolina  wird  Land  bebaut,  welches  weniger  mehr 
an  Mais  aufbringt.  In  Virginien  und  Kentucky  wurde  so  lange 
Tabak  gebaut,  bis  der  Boden  erschöpft  war;  und  in  den  Baumwoll- 
bezirken begegnen  wir  einem  Erschöpfungszustande,  welcher  hin- 
sichtlich der  kurzen  Zeit  seines  Entstehens  nicht  seines  gleichen  auf 
der  Erde  findet.    Mit  der  Zeit  nimmt  auch  der  Reichtum  und  damit 


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Getreideprodoktion,  Getreidekonsamtion  und  Getreidehandel.         203 

die  Konkurrenzfähigkeit  des  im  Westen  aufgebrochenen  Landes  ab, 
und  da  besseres  Land,  das  an  Verkehrswegen  liegt,  immer  seltener 
wird,  so  wird  sich  auch  die  Bodenerschöpfung  auf  dem  weniger  guten 
Lande  zeitiger  einstellen. 

Wir  haben  jedoch  zur  Zeit  mit  gegebenen  Grössen  zu  rechnen, 
also  hier  mit  der  Getreideproduktion  bei  sehr  extensiver  Wirtschaft 
und  ohne  Dungaufwand.  Es  ist  fraglich,  ob  sich  in  Deutschland 
Ernteertrag  und  Getreidepreis  um  so  viel  höher  stellen,  dass  der 
Hehraufwand  der  intensiven  Kultur  gedeckt  wird. 

Semler  ftthrt  nun  folgendes  Beispiel  dafür  an,  dass  der  deutsche 
Landwirt  ftir  seinen  Weizen  einen  höheren  Preis  als  der  amerikanishe 
erhält.  Er  sagt:  In  Norddeutschland  kostete  1880  mittelguter  Weizen 
loco  Bahnhof  22  JC  und  zu  gleicher  Zeit  in  San  Francisco  13.20  c/^ 
per  100  kg;  die  Versandkosten  berechnen  sich  durchschnittlich  in 
den  dichter  besiedelten  Counties  bei  massiger  Entfernung  des  Ab- 
nahmeortes auf  1  JC  per  100  kg,  und  die  Fracht  kann  sich  bei  sehr 
weiten  Entfernungen  immerhin  so  hoch  stellen,  dass  sie  den  Nutzen 
des  Landwirts  verzehrt,  oder  bei  billigen  Preisen  die  Versendung 
überhaupt  unmöglich  macht.  Bei  Annahme  der  Versandkosten  von 
1  M  wird  der  Preis  von  100  kg  auf  12,20  JC  herabgedrückt. 
Ausserdem  verkauft  der  Landwirt  seinen  Weizen  mit  den  Säcken, 
woraus  sich  eine  Ausgabe  von  80  ^  ergiebt,  daher  der  Preis  auf 
11.40  JC  hinabgeht.  Die  Fracht  von  San  Francisco  nach  Liverpool 
beträgt  jedoch  mehr  als  von  Chicago  aus ;  sie  kann  bei  den  äusserst 
massigen  Frachtsl^tzen  um  3.20  JC  und  mit  den  Ersparnissen  an  Ver- 
sicherung und  Zinsen  um  3.50  Jl  billiger  sein,  so  bleiben  zu  gunsten 
des  deutschen  Landwirtes,  da  sich  um  diese  Summe  der  Weizenpreis 
in  Chicago  erhöhen  könnte,  7.10  JC  per  100  kg,  welche  wohl  die 
Hehransgaben  der  intensiven  Wirtschaft  decken  könnten. 

Die  Konkurrenzfähigkeit  Amerikas  wird  aber  auch  nicht  durch 
höhere  Erträge  erzielt,  denn  durchschnittlich  sind  dieselben  erheblich 
geringer  als  im  europäischen  Westen.  ^ 

Vielfach  wird  nun  auch  behauptet,  dass  der  niedrige  Landpreis 
von  1V2~^  Dollars  für  den  Acre  die  Konkurrenzfähigkeit  Amerikas 
bedinge.  Nun  liegt  allerdings  die  Thatsache  vor,  dass  Land  zu  oben- 
genannten Preisen  im  Westen,  denn  im  Osten  nähern  sich  die  Preise 
den  europäischen,  verkauft  wird,  doch  ist  dasselbe  vollkommen  un- 
kultiviert und  fem  jeglicher  Verkehrsader  gelegen,  weshalb  der  Preis 
unmöglich  mit  dem  Preise  gut  kultivierten  deutschen  Landes  ver- 
glichen werden  kann,  das  auch  niemals  allzu  weit  von  den  Ver- 
kehrswegen abliegt.  Vei^leichbar  dürfte  nur  gut  kultiviertes,  in  der 
Nähe  von  Verkehrswegen  gelegenes  Farmland  mit  mittelgutem  Weizen- 
boden und  deutsches  Land  von  derselben  Qualität  sein :  Land  dieser 


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204  Allgemeiner  Teil. 

Art  ist  zar  Zeit  in  Deutschland  zum  Preise  von  1200  JC  pro  Hektar 
zu  erhalten. 

Nach  Semler  stellen  sich  der  Preis  und  die  Kosten  der  Urbar- 
macbang  in  Amerika  mindestens  auf  520./^  pro  Hektar,  wobei  jedoch 
zu  bemerken  ist,  dass  in  Amerika  der  Zinsfuss  weit  höher  als  in 
Deutschland  steht,  denn  derselbe  beträgt  an  der  Atlantischen  Kttste 
7  Proc,  im  Mississippithal  8—10  Proc,  in  den  Pacificstaaten  10—12 
Proc.  und  im  Durchschnitt  etwa  8  Proc,  während  derselbe  in  Deutsch- 
land etwas  mehr  als  die  Hälfte  ausmacht.  Hierzu  gesellt  sich  noch 
eine  beträchtlich  höhere  Steuerbelastung  des  Grund  und  Bodens  als 
in  Deutschland. 

In  den  getreidebauenden  Staaten  Amerikas  stellt  sich  diese 
Steuerquote  auf  2—5  Proc,  wird,  wie  dies  in  jenen  Staaten  der  Fall 
ist,  ein  Acre  auf  50  Dollar  eingeschätzt,  so  beträgt  die  Steuer  un- 
gefähr 10  JC  pro  Hektar,  während  in  Deutschland  Güter  mit  mittel- 
gutem Weizenboden  4—5  JC  zahlen.  Naturgemäss  sind  hierin  die 
persönlichen  Abgaben  nicht  mit  einbegriffen;  bekanntlich  stellen 
sich  aber  die  indirekten  Steuern  in  Amerika  viel  höher  als  in  Deutsch- 
land, denn  es  entfallen  pro  Kopf  der  Bevölkerung,  nach  der  Denk- 
schrift des  Reichskanzlers,  in  Deutschland  10.4,  in  den  Vereinigten 
Staaten  dagegen  26.3  JC.  Werden  alle  diese  Verhältnisse  in  Betracht 
gezogen,  so  scheint  es,  dass  auch  in  Betreff  der  Bodenpreise  Deutsch- 
lands und  Amerikas  grosse  Unterschiede  nicht  bestehen. 

Was  nun  den  Arbeitslohn  angeht,  so  ist  derselbe  weit  höher 
als  in  Deutschland  und  werden  in  den  Pacificstaaten  an  Arbeiter  für 
kurze  Frist  täglich  IVg  und  in  der  Ernte  2— 2V2' Dollar  bei  freier 
Beköstigung  gezahlt,  auf  längere  Frist  monatlich  26—30  Dollar 
einschliesslich  Beköstigung,  in  den  östlichen  Staaten  12—15  und  in 
den  Sttdstaaten  7  Dollar.  Ferner  hat  der  Landwirt  seine  Bedürfnisse 
sehr  teuer  zu  bezahlen,  z.  B.  Handwerker,  Arzt,  Apotheker,  Kleidung, 
Kolonialwaren  u.  s.  w.  Im  fernen  Westen,  weit  von  Verkehrswegen 
entfernt,  kann  der  Landwirt  seine  Erzeugnisse  häufig  nur  dadurch 
umsetzen,  dass  er  den  Betrag  des  Erlöses  wieder  in  Waren  heraus- 
nimmt, und  es  bedarf  zuweilen  einer  ganzen  Wagenladung  voll  Pro- 
dukte, um  daftlr  einige  Pfund  Kaffee,  Zucker  und  die  sonst  ftir  den 
alltäglichen  Gebrauch  einer  Haushaltung  notwendigen  Gegenstände 
einzukaufen. 

Schliesslich  wäre  noch  hervorzuheben,  dass  der  amerikanische 
Landwirt  bei  seinem  einseitigen  Getreidebau  und  der  extensiven 
Wirtschaft  mit  weit  zahlreicheren  und  gefährlicheren  Pflanzenfeinden, 
als  da  sind:  Unkräuter,  Heuschrecken,  Heerwürmer  u.  s.  w.,  welche 
nicht  selten  seine  Ernten  vernichten,  zu  kämpfen  hat. 

Aus  allen  diesen  Thatsachen  geht  klar  hervor,  dass  der  ameri- 
kanische Landwirt  nicht  besonders  glücklichen  Umständen  seine  Kon- 


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Getreideproduktion,  Getreidekonsnmtion  und  Getreidehandel.       205 

kurrenzfähigkeit  zu  danken  hat,  sondern  dass  derselben  wesentlich 
andere  Ursachen  zu  Grunde  liegen  mtissen.  Allerdings  geht  aber 
auch  aus  ihnen  hervor,  dass  Amerika,  selbst  bei  mittelmässigen 
Ernten,  in  Folge  seiner  schwachen  Besiedlung  ausfubrfähig  bleiben 
und  also  auch  die  Getreidepreise  in  Westeuropa  und  Deutschland 
mehr  oder  weniger  drücken  kann,  dass  aber  diese  Konkurrenzfähigkeit 
wesentlich  geringer  ist,  als  es  namentlich  im  Jahre  1879  den  An- 
schein gewann,  in  welchem  Jahre  fast  alle  Länder  der  Welt,  mit 
Ausnahme  der  Vereinigten  Staaten,  wenig  befriedigende  Ernten  er- 
zielten. Ausserdem  kann  der  Raubbau  auf  die  Dauer  nicht  bestehen 
und  durch  die  Einführang  intensiverer  Wirtschaftsweisen  gehen  den 
amerikanischen  Landwirten  viele  Vorteile  uns  gegenüber  verloren. 

Femer  ist  zu  beachten,  dass  leicht  kulturfähige,  den  Verkehrs- 
wegen genügend  nahegelegene  Ländereien  grösstenteils  schon  in  Be- 
sitz genommen  sind  und  zur  Aufschliessung  anderer  Gegenden  durch 
nene  Verkehrswege  sehr  viel  Kapital  gehört,  sodass  sich  ein  solcher 
Vorgang  und  auch  im  Hinblick  auf  die  allmähliche  Vermehrung  der 
Bevölkerung  vergleichsweise  nur  langsam  voltziehen  kann.  Die  Ur- 
barmachung schlechten  Landes,  namentlich  wenn  dasselbe  mit  Nadel- 
holz besetzt  ist,  oder  trockene  Ländereien  zu  bewässern  und  ver- 
sumpfte zu  entwässern  sind,  verursacht  Unkosten,  die  zur  Zeit  noch 
nicht  durch  den  Ertrag  gedeckt  werden  können. 

Die  Ursachen  nun,  denen  Amerika  seine  Konkurrenzfähigkeit 
verdankt  nnd  die  kennen  zu  lernen  ftlr  Deutschland  so  ausnehmend 
wichtig  ist,  weil  sie  vielleicht  eine  Handhabe  zur  Bekämpfung  jener 
Konkurrenz  bieten,  scheinen  folgende  zu  sein. 

Zuvörderst  gehört  hierhin  die  Arrondirung  der  Güter,  die  in 
Amerika,  seien  sie  gross  oder  klein,  jedenfalls  Rechtecke  bilden, 
wfthrend  der  Besitz  in  Deutschland  vielfach  arg  zersplittert  ist,  wo- 
durch ausserordentlich  viel  Zeit  und  Kraft  vergeudet  wird.  Ferner 
zeichnet  sich  die  amerikanische  Bewirtschaftung  der  Güter  durch 
eine  stark  ausgeprägte  Arbeitsteilung  aus,  wobei  jedoch  zu  beachten, 
dass  dieselbe  nur  durch  die  Möglichkeit  des  Raubbaues  in  voller 
Strenge  durchführbar  ist;  so  baut  eine  Farm  nur  Weizen  oder  Tabak 
eine  andere  treibt  Jungviehzucht  oder  Milchwirtschaft,  Mästung u.  s.w. 
Unsere  intensivere  und  auf  Düngung  begründete  Wirtschaftsweise 
lässt  nun  eine  solche  strenge  Durchführung  der  Arbeitsteilung  nicht 
zu,  vielleicht  lässt  sich  aber  der  Grundsatz  derselben  bei  uns  etwas 
mehr  zur  Anwendung  bringen. 

Einen  wesentlichen  Vorsprung  hat  der  Amerikaner  vor  dem 
Deutschen  als  praktischer  Geschäftsmann  voraus,  sowie  als  Kraft- 
und  Zeitersparer,  indem  er  immer  im  Auge  hat,  dass  sich  aus  vielen 
kleinen  Vorteilen  ein  grosser  zusammensetzt.  So  vermeidet  er  ängst- 
lich jegliche   unnütze  Arbeitsunterbrechung,    weshalb  z.  B.   während 


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206  Allgemeiner  Teil. 

der  Arbeit  nicht  Tabak  geraucht  werden  darf;  er  yersieht  seine 
Arbeiter  mit  leichten  praktischen  Geräten,  benatzt,  wo  es  nur  angeht, 
gute  Btaschinen,  fordert  in  der  Arbeitszeit  auch  yon  seinen  Zagtieren 
die  höchste  Leistung  and  sinnt  fortwährend  darauf  Verbesserangen 
einzuführen,  welche  Kraft  und  Zeit  ersparen« 

Das  landwirtschaftliche  Vereinswesen  in  den  Vereinigten  Staaten 
ist  es  aber,  das  den  praktischen  Sinn,  die  grossere  Thatkraft  und 
den  schwunghafteren  Unternehmungsgeist  der  Amerikaner  bekundet. 
In  den  Vereinen  Deutschlands  findet  vorwiegend  ein  theoretischer 
Meinungsaustausch  und  Belehrung  statt;  seltener  werden  gemeinsame 
praktische  Werke  beraten  und  auch  wirklich  durchgeführt,  während 
der  Amerikaner  seine  Thätigkeit  vorzugsweise  der  praktischen  Seite 
zuwendet  und  durch  Eröffnung  neuer  Absatzquellen,  Gründung  von 
Verbänden  zur  Erreichung  praktischer  Zwecke  u.  s.  w.  sein  Gewerbe 
zu  fördern  sucht. 

Die  vorzügliche  Organisation  des  Handels  und  die  Billigkeit  der 
Frachten  sind  weitere  schwerwiegende  Ursachen,  welche  die  Ansfuhr- 
fUhigkeit  Amerikas  bedingen.  Während  der  europäische  Landwirt 
den  Verkauf  seiner  Produkte  auf  dem  nächstgelegenen  Harkte  selbst 
besorgt  und  sich  nur  nach  der  Auskunft  richtet,  die  er  über  den 
Tagespreis  an  Ort  und  Stelle  erhält,  ist  dieses  Geschäft  in  Amerika 
ganz  verschieden. 

Sobald  das  Getreide  gedroschen  ist,  wird  es  nach  dem  nächst- 
liegenden Güterbahnhof  gefahren,  um  daselbst  in  dem  Elevator  des 
Ortes  aufgespeichert  zu  werden.  Dort  befindet  sich  ein  Agent  der 
grossen  Getreidehäuser,  der  stets  bereit  ist,  zum  Tagespreis  zu  kaufen. 
Die  Preise  werden  von  dem  Verkäufer  nach  den  in  den  Zeitungen 
veröffentlichten  kontroliert,  welche  in  Amerika  infolge  des  allgemeinen 
Gebrauchs,  den  man  von  den  Telegraphen  macht,  in  Wirklichkeit 
die  neuesten  Preise  sind.  Das  Getreide  wird  gegen  bar  gekauft; 
demnächst  geht  es  durch  den  Elevator,  um  klassificiert,  gewogen, 
gereinigt  und  mittels  Lieferungsscheins  zur  Verfügung  des  Käufers 
gestellt  zu  werden. 

Was  die  Seefrachten  anbetrifft,  so  stellen  sich  dieselben  äusserst 
billig.  Nach  einer  Mitteilung  der  Times  vom  80.  August  1880  kann 
amerikanischer  Weizen  wie  folgt  in  Liverpool  verkauft  werden: 

Die  Produktionskosten  im  Westen  einschliesslich  Lieferung  an 
das  Lokaldepot  betragen  für  100  kg  13  JC  —  ^ 
Fracht  nach  Chicago  3    „    10  „ 

Von  dort  nach  New- York  2    „   40 

Seefi*acht  nach  Liverpool  2    „  30 


>» 


Behandlung  in  Amerika  —    „   50  „ 

Spesen  in  Liverpool  1    „   —  „ 


Summa  22  Jf  30  ^ 

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Getreideprodaktion,  Getreidekonsiimtion  und  Getreidehandel.        207 

Weniger  bewunderungdwttrdig  scheint  das  Eisenbahnwesen  zu 
sein.  Es  werden  über  dasselbe  vielerlei  Klagen  erhoben,  da  die 
Gesellschaften  als  ganz  selbständige  Körperschaften  jeder  Staats- 
aufsicht entrückt  sind ;  heute  z.  B.  sehen  einzelne  Gesellschaften  ein, 
dass  sie  die  hohen  Tarife  nicht  aufrecht  erhalten  können,  wenn  sie 
tiberhaupt  Frachten  bekommen  wollen;  sie  schreiten  daher  zu  Er- 
mässigungen; ihre  Konkurrenten  suchen  sie  sofort  zu  überbieten,  und 
schliesslich  yereinigen  sich  alle  wieder  unter  einen  Hut,  um  dem 
Publikum  neue  Daumschrauben  anzusetzen,  sodass  also  der  an  sich 
unstete  Preis  auf  den  Getreidemärkten  dadurch  um  so  mehr  beein- 
flusst  werden  muss,  weil  bei  den  grossen  Entfernungen  zwischen 
dem  Westen  und  den  Hafenplätzen  die  Versandkosten  bedeutend  in 
die  Wagschale  fallen.  Denn  werden  die  Frachtpreise  um  75—100 
Proc,  wie  dies  nicht  selten  vorkommt,  plötzlich  in  die  Höhe  ge- 
trieben, so  wird  dadurch  dem  Landwirt  der  Ertrag  seiner  Ernte  um 
ebensoviel  verringert. 

Wir  sahen,  dass  die  Konkurrenzfähigkeit  Amerikas  zu  einem 
grossen  Teil  auf  den  selbstgeschaffenen  Vorteilen  beruht,  und  suchen 
wir  in  Deutschland  uns  dieser  zu  bemächtigen,  so  wird  es  mit  Hülfe 
einer  geregelten  Buchführung,  eines  vorsichtigeren  Ankaufs  der  Güter, 
einer  den  Verhältnissen  besser  entsprechenden  Festsetzung  der  Pacht- 
preise und  teilweisen  Neugestaltung  unserer  Wirtschaften  wohl  ge- 
lingen, uns  klüftiger  als  bisher  dieser  Konkurrenz  zu  erwehren. 

Was  die  Wirtschaftsreorganisation  anbetrifft,  so  würde  es  sich 
empfehlen,  dort,  wo  Wiesen  und  Weiden  am  Platze  sind,  die  Vieh- 
haltung zu  vermehren.  Gemeinhin  wird  durch  die  vermehrte  Vieh- 
haltung, welche  eine  grössere  Dungmasse  und  bei  rationeller  Ernäh- 
rung auch  einen  wertvolleren  Dünger  liefert,  der  Komertrag  auf  der 
Flächeneinheit  in  solchem  Grade  gesteigert  werden,  dass  der  Ge- 
treidebau, weil  die  Produktionskosten  nicht  im  gleichen  Verhältnisse 
mit  der  Mehrproduktion  wachsen,  einträglicher  werden  kann.  Unter 
passenden  Verhältnissen  würde  auch  der  Anbau  von  Zuckerrüben 
and  Handelsgewächsen  einen  höheren  Reinertrag  als  der  Getreidebau 
ergeben^  auch  würde  in  manchen  Fällen  es  wohl  zu  überlegen  sein, 
ob  nicht  für  den  Futter-  und  Getreidebau  gleich  ungeeignete  Flächen 
vorteilhaft  forstwirtschaftlich  zu  benutzen  seien.  Als  Mittel  aber, 
den  Getreidebau  konkurrenzfähiger  zu  machen,  bleibt  hauptsächlich 
die  Herstellung  besserer  Getreidequalitäten  und  die  Vermehrung  der 
Quantität  auf  der  Flächeneinheit 

Eine  bessere  Komqualität  lässt  sich  durch  eine  den  Verhältnissen 
entsprechende  richtige  Sortenauswahl  und  durch  eine  möglichst  sorg- 
same Reinigung  der  Handelsware  bewirken.  Welcher  Wert  im 
Handel  auf  gut  gereinigtes  Getreide  gelegt  wird,  zeigt  sich  in  Amerika, 
wo  die  Reinigung  der  Kömer  mittels  Walzbürsten  geschiebt,  wodurch 


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208  Allgemeiner  TeU. 

sie  yon  Staub  befreit  werden,  Olanz  bekommen  and  als  bessere 
Handelsware  einen  hohem  Preis  erzielen. 

In  betreff  der  tierischen  Produkte  sollte  es  als  Begel  gelten, 
immer  feinste  Qualitäten,  wo  dies  nur  irgend  angeht,  zu  erzengen. 

Ein  Getreidezoll  schützt  gegenüber  dieser  Konkurrenz  nicht, 
denn  übersteigt  das  Angebot  die  Nachfrage,  so  zahlt  Amerika  den 
Zoll;  anderenfalls  wird  das  Brot  in  Europa  teurer,  weil  dann  der 
Konsument  den  Zoll  extra  zu  zahlen  hat,  und  dies  würde  die  ärmeren 
Klassen  der  Bevölkerung  am  meisten  treffen  und  aufregen,  weshalb 
die  Zolltarife  nicht  so  hoch  gegriffen  werden  können,  dass  sie  der 
ausländischen  Konkurrenz  wirksam  entgegentreten.  Jedenfalls  haben 
wir  den  Trost,  dass  die  überseeische  Produktion  das  brotbedflrftige 
Europa  auf  lange  Zeiträume  vor  Hungersnot  bewahren  wird. 


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Besonderer  Teil. 


Weizen. 

Triticum  vulgare  L. 

Einteilung. 

ÜBterart:  1.  Triticum  ynlgare  L.    Eigeitliclier  Weixei. 

A.  Kolbenweizen.  Muticum  AI. 

Yariet&t:  Triticum  Tolgare  albidnm  AI. 
Aehren  kahl,  weiss  oder  gelb;  Körner  weiss  oder  gelblioli. 

Sorten: 

Frankensteiner-Weisen.  0 

Aebre:  blassgelb,  lang,  locker,  scbmal;  Aehrcben  1.3  cm  breit, 
2-komig.  —  Strob:  gelb,  fest.  — Prncbt:  Original  schön  blassgelb,  klein 
(6  mm  lang,  3V2™™  breit,  276  Körner  wiegen  10  gr),  rundlich,  schön 
geformt,  weich,  mehlig,  sehr  feinschalig;  nachgebaut:  leicht  degenerierend, 
indem  sie  meist  glasig  wird. 

Herbstblatt  schmal,  kraus,  dunkelgrün;  Frül^ahrsyegetation  spät; 
Bestockung  sehr  stark,  5.2  Schösslinge  (bei  100  qcm  Wachsraum  so- 
gar 18.6  Schösslinge)  spät  schossend  und  blühend ;  flalmhöhe  in  der  Blüte 
130  cm  (Max.  155  cm j,  Halmdicke  0.49  cm,  Blattzahl  4 ;  mittlere  Blatt- 
länge 26.92  om,  Blattbreite  1.15  cm,  mithin  beträgt  die  Blattoberfläche 
beider  Seiten  247.68  qcm,  die  Halmfiäche  191.10  qcm  und  die  Ge- 
sammtfläche  438.78  qcm. 

Jnnge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  13  cm  (Max.  16  cm)  lang,  20 
Aehrcben  und  40  Früchte  enthaltend. 

Es  kommen  auf  1  qm  700  Halme  oder  135  Pflanzen,  von  denen 
jede  Pflanze  74.1  qcm  Kaum  einnimmt,  und  auf  1  qm  Bodenfläche 
ca.  30.71  qm  Blattfläche. 

Anf  1  hl  (=82  kg)  entfallen  1  749  000  Früchte,  daher  sich  das 
Saatquantum  (Vs  Verlust)  anf  1.16  hl  p.  ha  belauft. 

Es  wiegen  100  Halme  650  gr  und  davon  die  Früchte  240  gr. 

Seine  eigentliche  Heimat  in  Schlesien  ist  eine  eng  begrenzte,  nämlich 
das  Hügelland  des  Quell-  und  Flussgebietes  der  Ohlau  und  zwar  im  Süden 

Koernieke  q.  Werner,  Handb.  d.  Gtetreideban's  II.  14 


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210  Besonderer  Teil. 

der  Quelle  nnd  auf  der  linken  westlichen  Seite  des  Flusses  im  Münster- 
berger  Kreise,  wo  er  auf  dem  roten  milden  Lehmboden  der  Ausartung 
nicht  unterworfen  ist,  während  er  in  andere  Verhältnisse  gebracht,  leicht 
degeneriert,  weil  das  £om  seine  schöne  blassgelbe  Farbe  und  Mehlig- 
keit verliert  und  dafür  rötlich  und  glasig  wird,  weshalb  bei  seinem  An- 
bau in  anderen  Gegenden  ein  häufiger  Saatwechsel  stattfinden  muss. 

Wie  empfindlich  dieser  hocbgeschätzte  Weizen  betreffs  der  Konstanz 
seines  Kornes  ist^  geht  daraus  hervor,  dass  unter  sonst  gleichen  Verhält- 
nissen im  Münsterberger-  und  Frankensteiner-Kreke  eine  geringe  Abweichung 
in  der  Bodenqualität  schon  hinreicht,  um  rotes  Korn  zu  erzeugen.  Dieses 
eigentümliche  Verhalten  hat  eine  Eeihe  von  Bodenuntersuchungen  ^)  ver- 
aiüasst,  aus  denen  hervorzugehen  scheint,  dass  an  Talkerde  reicher  Boden 
weissen  Weizen  erzeugt,  während  auf  dem  an  Talkerde  armen  Boden 
der  Weizen  rot  und  glasig  wird. 

Am  besten  eignet  sich  dieser  Weizen  für  das  Kontinentalklima  und 
einen  tiefgründigen,  kulturvollen  Lehmboden. 

Die  Frucht  liefert  ein  vorzügliches,  sehr  gesuchtes  Mehl;  das  Stroh 
ist  von  fester  Textur  und  lagert  nur  auf  sehr  reichen  Alluvialböden,  und 
leidet  wenig  durch  Rost. 

Dieser  Weizen  hat  sich  in  Poppeisdorf  als  durchaus  winterfest  er- 
wiesen. 

Eine  Beihe  grösstenteils  durch  uns'*'  ausgeführter  Kulturversuche, 
ergab  folgende  Erträge  p.  ha. 

Korn      Stroh      Spreu 
♦Abtshagen,  Neu- Vorpommern,  Lehmboden,  1868.  1784  kg  2848  kg  376  kg 
*Eldena  „  „  sand.  Lehm      „     1888  „  4960  „  360  „ 

Waldau,  Ost-Preussen  schwerer  Weizenboden  1861.  1960  „  4968  „  880,, 
Proskau,  Schlesien,  humoser  Thonboden  1872.  2803  „  7387  „  409  „ 
*Poppelsdorf,  Eheinprovinz,  milder  Lehm  1873.      1936  „  4883  „  752  „ 

Den  Namen  „Frankensteiner- Weizen"  hat  er  von  der  Stadt  Franken- 
stein in  Schlesien  erhalten,  die  seit  alten  Zeiteh  einen  viel  besuchten  Ge- 
treidemarkt besass,  auf  dem  vorzugsweise  dieser  Weiss- Weizen  ver- 
handelt wurde. 

Eigayischer  weisser  Weizen.  0 

Aehre:  blasögelb,  etwas  locker,  schmal,  lang;  Aehrchen  1.5  cm 
breit,  weiss,  3-kömig.  —  Stroh :  hellgelb,  ziemlich  lang,  fest.  —  Frucht: 
Original  fast  weiss,  und  mehlig,  klein  (6  mm  lang,  SVa  mm  breit,  216 
Früchte  =  10  gr),  sehr  feinschalig;  nachgebaut:  viele  rötlich  und  glasig; 
weich. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  breit,  roggenähnlich;  Frühjahrsvegetation 
zeitig,  Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend,  spSt 
blühend. 

Halmlänge  130  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.42  6m,  Blattzahl  3.3, 
Blattlänge  27.68  cm,  Blattbreite  1.12  cm,  Blattoberfläche  204.6  qcm, 
Halmfläche  163.8  qcm,  Gesammtfläche  368.4  qcm. 

Junge   Aehren   gelbgrün,   spät  reifend,  12  cm  lang,  (Max.  14  cm), 


1)  Vergl.  E.  Peters,  Chem.  Ackersm.  1860  pc.  22.  R.  Hoffmann, 
Jahresbericht,  Jahrg.  VI  pg.  34.  Schlesiache  landw.  Zeit.  No.  88.  Verhandl. 
d.  landw.  Vereins  in  Schweidnitz. 


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Weizensorten.  211 

mit  21  Aehroben  nnd  60  nicht   leicht  ansfallenden  Früchten,    von  denen 
1  749  600  anf  1  hl  =  81  kg  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Hahne  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Banm  flir  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29.5  qm  nnd  das  Saatqnantnm  1.7  hl. 

Es  wiegen  100  Halme  405  gr  nnd  davon  die  Früchte  211  gr.    Es 

ist  ein  echter,  dnrchans  sicherer  Winterweizen,    denn    als  Sommerweizen 

knltiyiert,   trieb  er  keine  Halme;   liefert   ein   vorzügliches   Mehl,   lagert 

nicht  leicht,  nnd  ist  anf  den  schweren,  reichen  Weizenbö.den  sehr  ertragreich. 

Er  lieferte  nachfolgende  Erträge  in  kg  p.  ha: 

Provinz         Ort  Jahr  Boden  Korn     Stroh    Spreu 

kg         kg        kg 
*Pommem,  Eldena,      1868,    sandiger  Lehm  2836    4644    336 

Prenssen,   Waldan,      1861,     schwerer  Weizenboden    2816     7440    120 
^  Schlesien,  Proskan,      1872,     schwerer  Lehm  1395    4275    405 

Seine  Heimat  ist  die  Landschaft  Enjavien,  welche  in  der  Provinz 
Posen  nnd  dem  Königreich  Polen,  an  der  westpreussischen  Grenze,  anf 
beiden  Ufern  der  Weichsel  gelegen  ist. 

Für  das  nordöstliche  Dentschland  ist  dieser  Weizen  von  grossem  Wert 

Eiilmer- Weizen.  ©        • 

Aehre :  fast  weiss,  sich  stark  verjüngend  nnd  grannenspitzig,  locker, 
auf  11  cm  Länge  entfallen  50  Früchte;  Aehrchen  1.4  cm  breit.  2 — 3- 
kömig^  —  Stroh:  blassgelb.  —  Frucht:  weiss,  mehlig,  kurz,  rund  (6^4  mni 
lang,  4  mm  breit),  schön,  schwer,  Mehlqnalität  hoch  geschätzt. 

Dieser  Weizen  stammt  ans  dem  sog.  Knlmer  Ländchen  in  der 
Weichselniedemng  nnd  verlangt  guten  Boden;  unter  ungünstigen  Ver- 
hältnissen angebaut,  degeneriert  er  leicht. 

Schlesischer  Oebirgs- Weizen.  0 

Aehre:  schwach  rötlich-weiss ,  geschlossen;  sich  nach  Spitze  ver- 
jüngend, grannenspitzig ;  mittellang,  breit;  Aehren  1.8  cm  breit,  3  und  4- 
kömig.  —  Stroh:  rötlichgelb,  fest.  —  Frucht:  blassgelb,  meist  mehlig, 
rundlich  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  195  Früchte  =  10  gr),  schön,  feinschalig. 

Herbstblatt  dnnkelgrün,  schmal,  kraus;  Entwickelung  mittelfrüh, 
2.7  Sprosse,  mittelMh  schossend  nnd  blühend.  Halmlänge  150  om 
(Max.  170  cm),  Halmdicke  0.47  cm,  Blattzahl  5,  Blattlänge  32.3  cm,  Breite 
0.93  cm,  mittlere  Blattfläche  150.40  qcm,  Halmfläche  211.15  qom,  Qe- 
sammtflftche  361.90  qcm. 

Junge  Aehre  gelblich  grün,  mittelfrüh  reifend,  11  cm  lang(Hax.  13  cm) 
mit  20  Aehrchen  und  72  Früchten,  von  d«nen  1  hl  84  kg  wiegt,  und 
1  438  000  Früchte  enthält. 

Es  wachsen  800  Halme  oder  ca.  300  Pflanzen  p.  qm,  mithin  ent- 
fallen pro  Pflanze  33.3  qcm  Baum,  und  auf  1  qm  Bodenfläche  28.96  qm 
Blattfläche. 

Das  Aussaatquantum  beträgt  bei  3  000  000  Pflanzen  3.1  hl  p.  ha. 
100  Halme  wiegen  650  gr  und  davon  die  Früchte  430  gr. 

Dieser  Weizen  widersteht  dem  Lagern  und  Best  ziemlich  gut,  doch 
fallen  die  Früchte  leicht  aus. 

Er  zeigte  sich  in  Poppeisdorf  vollkommen  winterfest  und  scheint 
f&r  gute  Lehmböden  sehr  geeignet  zu  sein. 


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212  Besonderer  Teil. 

Weisser  Weizen  Ton  Oilmannsdorf^  Sdilesien.  0 

Aelire:  blassgelb,  sehr  looker,  grannenspitzig,  schmal;  Aehrchen 
1.5  cm  breit,  3-kömig.  —  Stroh :  gelb,  dünnwandig.  —  Frucht :  blassgelb, 
mehlig,  länglich  (7  mm  lang,  SVs  mm  breit),  feinsohalig. 

Herbstblatt  blangrün^  krans,  schmal ;  Frühjahrsvegetation  sehr  spät, 
Bestocknng  sehr  stark,  8.4  Schösslinge,  spät  schossend  nnd  blühend. 
Halm  150  cm  (Max.  175  cm)  lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter 
25.5  cm  lang,  1.0  cm  breit,  Blattoberflüche  224.4  qcm,  Halmfläche 
1.71  qcm,  Gesammtfläche  395.4  qcm. 

Jnnge  Aehre  blangrün,  spät  reifend,  12  cm  lang,  (Max.  16  cm),  mit 
18  Aehrchen  and  54  Früchten. 

Es  kommen  auf  1  qm  900  Halme  oder  107  Pflanzen,  hiemach 
stellt  sich  der  Baum  pro  Pflanze  auf  93,4  qcm  und  die  Blattfläche  pro 
qm  Bodenfläche  auf  35.59  qm. 

Es  wiegt  1  hl  =  84  gr  und  enthält  1  776  000  Kömer,  mithin  be- 
trägt das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  0.9  hl  p.  ha.-  Es  wiegen  100  Halme 
578  gr  und  davon  die  Früchte  1 78  gr. 

Der  Weizen  zeigte  sich  vollkommen  winterfest,  lagerte  nicht  leicht 
und  widerstand  dem  Bost,  weshalb  er  für  gute  Lehmböden  des  Konti- 
nentalklimas hoch  beachtenswert  erscheint. 

Seliönermark'8  Weizen.  0 

Aehre:  fast  weiss,  sich  wenig  verjüngend,  ziemlich  geschlossen, 
mittelbreit;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-kömig.  —  Stroh:  gelb,  ziemlich 
kräftig.  —  Frucht :  blassgelb,  mehlig,  mnd  (6  mm  lang,  3V2  i^n^  breit, 
276  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  etwas  niederliegend;  Frühjahrsvegetation  zeitig ; 
Bestobkung  etwas  schwach,  3,  4  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und 
blühend,  ßalmlänge  130  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.4  cm;  Blatt- 
zahl 3.5,  mittlere  Blattlänge  28.5  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  mittlere  Blatt- 
oberfläche   159.60  qom^    Halmfläche  156  qcm,  Gesammtfläche  315.60  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  10  cm  lang  (Max.  15  om)  mit 
16  Aehrchen  und  50  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten. 

Es  wachsen  pro  qm  900  Halme  oder  265  Pflanzen,  also  bean- 
sprucht eine  Pflanze  37.7  qcm  Baum,  und  pro  qm  Bodenfläohe  ent- 
fallen 28.4  qm  Blattfläche. 

Auf  1  hl  (=82  kg)  entfallen  2  263  200  Früchte,  mithin  stellt  sich 
das  Saatquantum  auf  1.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  650  gr  und  davon  die  Früchte  220  gr. 

Dieser  Weizen  neigt  etwas  zum  Lagern  und  beföllt  stark  mit  Bost, 
ist  jedoch  in  Deutschland  vollkommen  winterfest.  Für  gute  kulturvolle 
Lehmböden  geeignet. 

Wir  erhielten  diesen  Weizen  1877  aus  dem  ök.-botanischen  Garten 
zu  Halle. 

Wliite  Essex-Wlieat.  0 

Französisch:  B\i  blanc  d'  Essex. 

Deutsch:  Weisser  Essex- Weizen. 

Aehre:  blassrötlichweiss,  sich  nach  der  Spitze  verjüngend,  ziem- 
lich geschlossen,  mittellang.  Aehrchen  ziemlich  breit  (1.5  cm),  meist 
3-kömig.  —  Stroh:  rötliohgelb,  lang,  fest,  ziemlich  blattreich.  — Frucht: 


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Weizensorten.  213 

mehlig  und  blassgelb;  nachgebaut:  häufig  glasig  und  blassrötlich,  breit, 
klein,  rundlich  (6  mm  lang,  3^/2^x0.  breit),  feinschalig,  halbhart,  Bruch 
halb  mehlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  kahl  oder  oberwärts  sehr  schwach  behaart, 
breit,  lang,  aui&echt,  kräftig.  Frtihjahrsentwickelung  mittelfrüh;  Be- 
stockung  sehr  stark,  5.7  Sprossen,  mittelfrüh  schossend  und  blühend, 
Halm  130  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blätter  25.8  cm  lang,  1  om 
breit,  mithin  bei  4.1  Blättern  die  Blattfläche  211.56  qcm,  die  Halmfläche 
156  qcm,  und  die  Gesammtfläche  367.56  qcm  beträgt. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  9  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  16  Aehrchen 
und  50  etwas  lose  sitzenden  Früchten. 

Es  wiegt  1  hl  84  kg  und  enthält  1  906  800  Früchte,  mithin,  wenn 
800  Halme  oder  140  Pflanzen  p.  qm  wachsen  können,  ein  Aussaatquan- 
tum von  1.7  hl  nötig  ist. 

Jede  Pflanze  beansprucht  eine  Bodenfläche  von  71  qcm  und  auf 
1  qm  Bodenfläche  berechnet  sich  eine  Blattfläche  von  29.4  qm. 

Es  wogen  100  Halme  540  gr  und  davon  die  Kömer  180  gr. 

Ungünstiger  Witterung  widersteht  er  im  Allgemeinen  gut,  auch  ist 
er  dem  Lagern  wenig  ausgesetzt,  leidet  aber  stark  durch  Rost,  weshalb 
feuchte,  undurchlassende,  schwere  Böden  sich  für  ihn  nicht  eignen. 
Es  scheint,  dass  er  die  Stammform  des  „616  blanc  de  Flandres'*  ist. 

Brodie's  white  Wheat.  © 

Syn.:  Engl.:  Oxford  prize. 

Franz.:  B16  blanc  d'Oxford. 

Deutsch:  Brodie's   weisser  Kolbenweizen,    Preis weizen    von 

Oxford. 

Aehre:  weiss,  aufrecht,  lang,  etwas  locker,  breit;  Aehrchen  1.6  cm 
breit,  3- kömig.  —  Stroh:  rötlichgelb,  kräftig,  fest,  steif.  —  Frucht: 
weiss,  mehlig,  voll,  schön,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  250  Früchte 
=  10  gr) ;  nachgebaut :  nach  wenigen  Jahren  glasig,  rötlich  und  grösser 
(8  mm  lang,  .4  mm  breit,  199  Früchte  =  10  gr)  weich,  Bruch  halb- 
mehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus,  beiderseits  schwach  behaart 
Frühjahrsvegetation  mittelfrüh,  Bestockung  mittelstark,  4.6  Schösslinge 
(bei  100  qcm  Baum  p.  Pflanze  13.3  Schösslinge).  Mittelfrüh  blühend 
Halmlänge  125  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.43  cm,  Blattzahl  3.3 
mittlere  Blattlänge  31.8  cm,  Blattbreite  1 .13  cm,  Blattoberfläche  237.14  qcm! 
Halmfläche    161.25  qcm  und  Gesammtfläche    eines  Halmes    398.39  qcm 

Junge  Aehre  gelbgrün,  blau  bereift,  ziemlich  früh  reifend,  reif 
12  cm  lang  (Max.  16  cm)  mit  20  Aehrchen  und  60  in  der  Eeife  leicht 
ausfallenden  Früchten. 

Es  wachsen  992  Halme  oder  216  Pflanzen  pro  Quadratmeter,  mithin 
eine  Pflanze  einen  Raum  von  46.3  qcm  einnimmt,  während  die  Blatt- 
fläche pro  qm  Bodenfläche  39.52  qm  beträgt. 

Es  zählen  sich  pro  hl  (=  82.7  kg)  1  645  730  Früchte  aus,  dem- 
zufolge das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  2  hl  beträgt. 

Es  wiegen  100  Halme  540  gr  und  davon  die  Früchte  183  gr. 

Es  ist  dies  ein  schöner,  ertragreicher  und  gegen  ungtlnstige  Witte- 
rung wenig  empfindlicher  Weizen,  der  wegen  seines  steifen  Strohes  selten 
lagert,  doch  ziemlich  stark  dem  Host  unterworfen  ist. 


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214  Besonderer  Teil. 

Auf  guten,  reichen  Weizenböden  stellen  sich  seine  Eom-  und 
Stroherträge  beträchtlich  hoch,  so  brachte  derselbe  auf  gutem  Weizenboden 
in  Frankreich,  Departm.  Indre  ^)  30.80  hl  Eom  k  74  kg  und  2330  kg  Stroh. 

Dieser  in  Grossbritannien,  namentlich  in  Berwickshire  früher  stark 
gebaute  Weizen,  wird  auch  vielfach  in  Frankreich  und  Deutschland,  hier 
namentlich  in  Pommern  kultiviert. 

Nach  seinem  Züchter,  Mr.  Brodie  zu  Omiston,  1821,  erhielt  er 
seinen  Namen;  1839  wurde  dem  Weizen  zu  Oxford  von  der  englischen 
Landwirtschaftsgesellschaft  ^)  ein  erster  Preis  zuerkannt,  und  seit  dieser 
Zeit  hat  sich  für  ihn  auch  der  Name  „Oxford  prize"  eingebürgert. 

Hmiter's  white  Wheat  0 

Deutsch:  Hunter's  weisser  Winterweizen. 

Französisch:  B16  de  Hunter. 

Soll  nach  Heuzi  mit  dem  alten  weissen  schottischen  Standard- 
Weizen  (White  Standard- Wheat;  B\i  Standard  *  blanc)  identisch  sein. 

Verbesserte  Formen:  Hallet's  pedigree  Hunter's  white  Wheat;  Webb's 
selected  Hunters  white. 

Aehre :  blassgelb,  aufrecht,  geschlossen,  mittellang,  sich  nach  der 
Spitze  etwas  verjüngend,  grannenspitzig.  Aehrchen  breit  (1.7  cm),  meist 
3-kömig.  —  Stroh:  rötlich- weiss,  lang,  fest.  —  Frucht:  Original  matt- 
weiss,  mehlig,  in  der  Mitte  am  dicksten,  sich  nach  Basis  und  Spitze  ver- 
jüngend, rundlich  (6  mm  lang,  3V2  ii^n^  hreit,  230  Früchte  wiegen  10  gr), 
Textur  fein,  schwer  wiegend.  Nachgebaut:  schon  in  erster  Ernte  meist 
glasig  und  blassrötlich,  auch  grösser  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  194 
Früchte  wiegen  10  gr,  demnach  Frucht  nicht  konstant ;  feinschalig,  halb- 
weich, Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  ziemlich  breit,  beiderseits  schwach  behaart,  aufrecht, 
blaugrün,  Bestockung  mittelstark,  3.5  Sprossen,  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
doch  tritt  das  Schossen  und  Blühen  mittelfrüh  und  die  Ernte  spät  ein. 
Halm  130  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.45  cm  dick,  Blattzahl  3.  Mittlere 
Blattlänge  30.77  cm,  Blattbreite  1.13  cm,  hiemach  beträgt  die  Blattfläche 
208.62  qcm,  die  Halmfläche  175.50  qcm  und  die  Oesammtfläche  384.12  qcm. 

Auf  1  qm  Bodenfläche  können  800  Halme  oder  229  Pflanzen 
wachsen,  mithin  beträgt  der  Eaum  pro  Pflanze  43.7  qcm  und  die  Ge- 
sammtoberfläche  aller  Pflanzen  30.78  qm. 

Aehre  jung  gelbgrün,  reif  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  Zahl  der 
Aehrchen  18,  mit  50  Früchten,  die  etwas  lose  in  den  Spelzen  sitzen. 

Es  wiegen  100  Halme  700  gr  und  davon  die  Früchte  225  gr. 

Das  Hektolitergewicht  stellt  sich  auf  83.3  kg  und  1  hl  enthält 
1  616  000  Früchte,  mithin  stellt  sich  das  Saatquantum  (bei  33  Proc.  Ver- 
lust), wenn  2  290  000  Pflanzen  pro  ha  wachsen  können,  auf  1.42  hl. 

Dieser  Weizen  eignet  sich,  da  er  nicht  leicht  lagert,  für  reiche 
Weizenböden,  jedoch  mit  der  Einschränkung,  dass  das  Klima  mild  ist. 
In  Poppeisdorf  und  auch  sonst  in  Nord-Deutschland  erwies  er  sich  als 
nicht  winterfest^),  doch  ziemlich  widerstandsfähig  gegen  Rost. 

Er  ist  eine  der  ältesten  und  geschätztesten  Weizensorten  Schottlands, 


1)  Joum.  d'Agric  1857.  T.  I  pg.  93. 

2)  Morton.  Cydop.  of  Agrio.  Vol.  II  pg.  1127  etc. 

3)  Yergl.  Metz,  Berichte  über  neuere  Nutzpfl.  1859. 


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Weizensorten.  215 

wo  er  nm  1830  dnrch  Mr.  Hanter  zu  Tynefield  bei  Bnnbar,  East- 
Lotluan  eingeführt  wurde,  ancb  hat  er  sich  in  Schottland  trotz  Einführung 
vieler  neuer  Sorten  noch  eine  grosse  Verbreitung  erhalten.  Die  Samen- 
handlung von  Peter  Lawson  hat  namentlich  zu  seiner  weiteren  Ver- 
breitung sehr  viel  beigetragen. 

In  neuerer  Zeit  ist  er  durch  Mr.  Hallet  nach  seinem  System  ver- 
bessert worden,  und  wird  dieser  verbesserte  Weizen  in  Grossbritannien 
und  Kord-Frankreich  angebaut  und  zwar  als  „Hallet^s  Pedigree  Hunter's 
white  Wheat." 

Ein  mehrjähriger  Anbau  dieses  Weizens  und  eine  sorgfältige  Ver- 
gleichung  mit  dem  nicht  verbesserten  „Hunter's  Wheat"  hat  gezeigt, 
dass  allerdings  die  Bestockung  kräftiger  ist  (4.1  Sprossen),  die  Aehrchen 
breiter  und  meist  4-kömig  sind,  überhaupt  sich  die  Pflanze  robuster  ent- 
wickelt 

Von  diesem  wiegen  100  Halme  740  gr  und  davon  das  Korn  290  gr. 
Die  Aehren  enthalten  bei  einer  durchschnittlichen  Länge  von  12  cm  mit  20 
Aehrchen  70  Früchte  und  Mr.  Lawes^)  in  Eothamsted  erzielte  auf  gutem 
Weizenboden  bei  sechsjährigen  Eulturversuchen  33.07  hl  p.  ha.  Die  Kömer 
liefern  ein  vortreffliches  von  den  Bäckern  sehr  geschätztes  Mehl. 

Hin  und  wieder  wird  dieser  Weizen  auch  versuchsweise  in  Deutsch- 
land und  Italien  kultiviert. 

Im  Uebrigen  stimmt  er  vollständig  mit  „Hunter's  Wheat"  überein. 

Gleiches  lässt  sich  von  dem  durch  den  englischen  Samenhändler 
Webb  verbesserten  „Selected  Hunters  white"  sagen. 

Whittington  Wbeat.  ® 

Syn.:  Englisch:  Eley's  Giant-Wheat. 

Französisch:  B16  Whittington,    BU  de  Whittingham;    B16 

gfeant  d'Eley. 
Deutsch:  Whittington's  weisser  Weizen;  Eley's  Eiesenweizen. 

Aehre:  weiss,  mit  schwachrötlichem  Schimmer,  locker,  lang,  sich 
nach  Spitze  verjüngend  und  grannenspitzig.  Aehrchen  mittelbreit  (1.5  cm), 
meist  3-kömig.  —  Stroh :  rötlichgelb,  ziemlich  lang.  —  Frucht :  blassgelb 
mehlig,  sehr  kleinkörnig  (6  mm  lang.  3V2  t^^  breit),  310  Kömer  wiegen 
10  gr;  nachgebaut  grösser  und  dicker  (6  mm  lang,  4  mm  breit),  zuweilen 
auch  glasig  und  rötlich;  Bruch  mehlig,  weich. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  niederliegend,  schmal,  oberseits  ziemlich 
schwach  behaart,  unterseits  kahl.  Die  Frühjahrsvegetation,  das  Schossen, 
die  Blüte  und  die  Ernte  treten  spät  ein.    Die  junge  Aehre  ist  gelbgrün. 

Es  wiegen  100  Halme  479  gr  und  davon  die  Kömer  1 60  gr.  Frucht 
in  der  Keife  leicht  ausfallend. 

Das  Stroh  ist  weich,  lagert  daher  auf  reichem  Boden  etwas  leicht, 
doch  zeigt  es  sich  gegen  Kost  widerstandsfähig. 

Dieser  Weizen  zeigte  sich  vollständig  winterfest,  auch  gehörte  er 
zu  den  wenigen  Sorten,  welche  den  Winter  von  1870/71  überstanden. 

Seine  Bodenansprüche  sind  gering,  so  bringt  er  selbst  noch  auf 
sandigen  Lehmböden  recht  befriedigende  Erträge. 

Mr.  Whittington  of  Whitmore-house  near  Eipley  soll  ihn  1830  aus 
der  Schweiz    nach    England    eingeführt   und    seit    1836    davon    verkauft 


1)  Farmer's  Magazine  1876,  pg.  483  u.  „Joura.  de  rAgriC*  1878.  L 

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216 


Besonderer  TeiL 


haben.  Fast  gleichzeitig  (1832)  wurde  unter  dem  Namen  Eley^s  Eiesen- 
weizen  durch  Charles  Eley,  Sion-Hill  near  Isleworth  ein  Weizen 
verbreitet,  der  unzweifelhaft  mit  dem  von  Whittington  gezüchteten 
identisch  ist,  denn  nicht  nur  Jtthlke  behauptete  dies  schon  im  Eldenaer 
Archiv  1856  pg.  96,  sondern  auch  unsere  Untersuchungen  bestätigten 
dies.    Mr.  Darblay  führte  ihn  1840  nach  Frankreich  ein. 

Der  Whittington- Weizen  ist  durch  Krause  he  in  neuerer  Zeit  ver- 
bessert worden,  der  vergleichende  Anbau  dieser  drei  Formen  ergab  nach- 
folgende Resultate: 


Whittington 

Eley 

Verbesserter 
Whittington 

Anzahl  der  Schossen 

6.0 

6.0 

7.5 

Halmlänge 

120  cm  (Max.  150  cm) 

135  cm  (Max.  155  cm) 

130  cm  (Max.  150  cm) 

Halmdicke 

0.S3  cm 

0.4  cm 

0.42  cm 

Blattzahl 

3.4 

3 

4 

Blattlänflre 

23.8  cm 

27.3  cm 

24.5  cm 

Blattbreite 

0.81  cm 

1.18  cm 

1.06  cm 

Blattoberfläche 

131  qcm 

193.26  qcm 

207.76  qcm 

Hahnfläche 

120  78  qcm 

162  qcm 

163.8  qcm 

Gesammtfläche 

251.78  qcm 

355.26  qcm 

371.56  qcm 

Aehrenlänge 

11  cm  (Max.  15  cm) 

12  cm  (Max.  15  cm) 

12  cm  (Max.  16  cm) 

Anzahl  der  Aehrchen 

pro  Aehre 

14 

18 

18 

Fnichtzahl 

42 

54 

54 

Halme  pro  qm 

970 

936 

900 

Blattfläche  pro  qm 
Boäenfläche 

24.42  qcm 

33.25  qcm 

33.44  qm 

Anzahl  der  Pflanzen 

pro  qm 

162 

156 

120 

Baum  pro  Pflanze 

61.7  qcm 

64. 1  qcm 

83.3  qcm 

Hektolitergewicht 
Kömerzahl  pro  hl 

79.6  kff 

81  kg 

80.6  kg 

1  767  000 

1  903  500 

1  636  180 

Aussaatquantum  pro  ha 

1.6  hl 

1.63  hl 

1.81hl 

Früher  wurde  dieser  Weizen  sehr  ausgedehnt  in  England  und  Schott- 
land kultiviert,  doch  geht  sein  Anbau  jetzt  immer  mehr  auf  Böden  von 
geringerer  Fruchtbarkeit  über,  auf  denen  Lagerfrucht  nicht  zu  fürchten. 
Ebenso  ist  auch  in  Nord-Deutschland  seine  Kultur  fast  ganz  aufgegeben 
worden,  da  er  sehr  leicht  degenerieren  soll.  Sein  Anbau  wurde  nament- 
lich in  Pommern  und  Westpreussen  ziemlich  stark  betrieben,  und  soll 
dieser  Weizen  beim  Export  nach  England  die  höchsten  Preise  erzielt  haben. 


White  Ghiddam  Wheat.  ® 

Syn.:  Cheltham,  Chidham. 

Franz.:    B16  blanc  de  Ghiddam;   BÜ   Chiddam    d^automne  k 

6pi  blanc. 

Aehre:    blassgelb,  locker,    schmal,    etwas    grannenspitzig,   aufrecht, 

mittellang;  Aehrchen  1.5cm  breit,  3-kömig.  —  Stroh:  orangegelb,  wenig 

blattreich,    ziemlich    dick    (0.35  cm),    steif,     lang    (150  cm).    —    Frucht: 

Original  weiss,  mehlig ;  nachgebaut,  viele  glasig,  klein,  rundlich  (6  mm  lang, 


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Weizensorten.  217 

4  mm  breit,  237  Früchte  =  10  gr),  sehr  schwer,  feinschalig;  halb  weich, 
Bruch  halb  mehlig. 

Aehre  reift  früh,  bis  12  cm  lang,  mit  60  leicht  ausfallenden  Früchten, 
deren  Mehl  geschätzt  ist,  doch  leidet  ihre  Qualität  in  feuchten  Jahren. 
Das  Stroh  lagert  nicht  leicbt,  befällt  aber  stark  mit  Bost. 

Dieser  Weizen  bestockt  sich  nur  schwach,  und  ist  nicht  ganz  winter- 
fest, so  soll  jer  selbst  noch  im  nördlichen  Frankreich  auswintern;  auch 
sind  seine  Bodenansprüche  sehr  hoch,  und  obgleich  der  Weizen  ziemlich 
ergiebig  ist,  entspricht  er  selten  den  Erwartungen,  welche  sein  tippiger 
Wuchs  erzeugt.  Lawes^)  in  Rothamsted,  England,  erntete  von  ihm  im 
sechsjährigen  Durchschnitt  auf  Lehmboden  31.39  hl  p.  ha. 

Dieser  Weizen  ist  eine  alte  englische  Sorte,  welche  häufig  in  den 
besseren  Weizenregionen  Englands,  so  in  Kent,  Surrey  und  Middlesex, 
aber  auch  in  Schottland  und  im  nördlichen  Frankreich,  namentlich  in  der 
Brie,  gebaut  wird. 

Er  wurde  zuerst  1835  durch  ßobb  zu  Georgie-Mains  bei  Edinburgh 
unter  seinem  jetzigen  Namen  weiter  verbreitet. 

Nach  He  uz  6  soll  er  1840  von  de  Gourcy,  dagegen  nach  einer  von 
Vaury  in  der  französischen  Abteilung  der  Pariser  Weltausstellung 
1878  ausgelegten  Mitteilung  erst  1856  von  Darblay  de  Corbeil  aus  Eng- 
land nach  Frankreich  eingeführt  worden  sein.  Er  gelangte  1851  von 
England  aus  als  Chidham-Wheat  nach  Nord- Amerika  2). 

In  Frankreich^)  hat  er  sich  jetzt  ein  enormes  Gebiet  erobert  und 
werden  im  Departement  Seine  inf^rieure  als  Erträge  p.  ha  angegeben: 

1.  auf  Thonboden     2400  kg  Korn     —     Stroh. 

2.  „  Lehmboden  2100  „  „  3500  „ 

3.  „  „  1600  „  „  4000  „ 

4.  „  „  1720  „  „  5000  „ 

5.  „  „  1950  „  „  3600  „ 


Hopetoun-Wheat.  © 

Syn:  Hopetoun- Weizen. 

Franz.:  B16  Hopetoun. 

Aehre :  blassgelb,  mit  einigen  kurzen  Grannen  an  der  Spitze,  auf- 
recht, ziemlich  dick,  bis  13  cm  lang,  mit  75  lose  sitzenden  Früchten; 
Aehrchen  meist  4-körnig,  2  cm  breit.  —  Stroh :  blassgelb,  sehr  kräftig, 
doch  Stroh  und  Spreu  weich,  etwas  leicht  lagernd,  bis  150  cm  lang, 
0.47  cm  breit.  —  Frucht:  Original  blassgelb,  mehlig,  doch  nachgebaut 
leicht  glasig,  etwas  plump  (6V2  ™°^  l*»g»  ^Vs  ™ni  breit,  256  Früchte 
=  10  gr),  schwer,  feinschalig,  halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  gross,  aufrecht,  Bestockung  mittelstark,  Wuchs  beträcht- 
lich kräftiger  als  bei  „Hunter's  white",  doch  spät  blühend,  und  für  Deutsch- 
land nicht  genügend  winterfest. 

Ertrag  selten  so  gross,  als  man  nach  dem  üppigen  Wuchs  vermuten 
sollte. 

Die  zweijährigen  Durchschnittserträge  stellten  sich  p.  ha  in 


1)  Farmer's  Magaz.  V.  80.  1876  pg.  433. 

2)  Transttctions  of  the  New-York  st.  1858  pg.  174. 
8)  Dreisch,  Paris.  Weltausst.-Berichte  1878  pg.  247. 


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218  Besonderer  Teil. 

England  (schwerer  Lehm)  auf  2450  kg  Eom,  3548  kg  Stroh 
Poppeisdorf  (milder  Lehm)  „     2320    „       „       5200   „       „ 
Er  eignet  sich  nnr  für  einen  kräftigen,  in  guter  Eultnr  befindlichen 
Boden  nnd  für  ein  mildes  Klima. 

AlexanderDonglas,  der  Verwalter  der  Farm  Drem,  East  Lothian, 
fand  1832  eine  Aehre  dieses  Weizens,  welche  er  dem  Mr.  Shirreff  ^ 
Mungowells  zn  weiterer  Züchtung  übergab,  der  1846  beim  Verlassen 
seines  Gutes  die  ganze  Produktion  dem  Besitzer  yon  Drem,  Mr.  Beid, 
überliess. 

Original  in  der  landw.  Akademie  zu  Poppeisdorf. 

Vipoiind's  white  Wheat.  ® 

A  ehre :  fast  weiss,  sich  nach  Spitze  verjüngend  und  grannenspitzig, 
etwas  looker.  Aehrohen  schmal  (1.3  cm  breit),  2-kömig.  —  Stroh:  röt- 
lich-gelb, derbwandig,  blattreich.  —  Frucht :  Original  weiss,  mehlig,  nach 
einigen  Ernten  rötlich  und  meist  glasig,  mittelgross,  rundlich  (6^/2  Tarn 
lang,  3Y2  mm  breit),  feinschalig ;  Bruch  mehlig,  weich. 

Herbstblatt  schmalblättrig,  kahl,  blaugrün,  kraus.  Die  Frühjahrs- 
Vegetation  tritt  spät  ein,  Bestockung  etwas  schwach,  3.1  Sprossen.  Halm 
120  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.38  cm  dick.  Die  Blätter  29.25  cm  lang, 
1.13  cm  breit,  Blattzahl  3.3,  Blattfläche  218.2  qcm,  Halmfläche  136.8  qcm, 
öesammtfläche  355  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün  mit  bläulichem  Anflug,  11  cm  (Max.  15  cm) 
lang,  mit  20  Aehrchen  und  40  etwas  leicht  ausfallenden  Früchten. 

Es  wachsen  830  Halme  oder  270  Pflanzen  pro  qm,  mithin  sich 
die  Bodenfläche  pro  Pflanze  auf  37  qcm  stellt,  w'c^end  die  Blattfläche 
pro    qm  Bodenfläche  29.47   qm  beträgt. 

Es  wiegt  1  hl  82  kg  und  lassen  sich  1  722  000  Früchte  auszählen, 
mithin  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  2  hl  ausmacht 

Das  Stroh  lagert  nicht  leicht,  doch  befällt  es  mit  Best. 

100  Halme  wiegen  580  gr  und  davon  die  Körner  200  gr. 

In  Schottland  auf  gutem  Weizenboden  geschätzt. 

Areher's  proliflc.  ® 

Deutsch:  Archer's  ergiebiger  Weizen. 

Aehre:  gelblich- weiss,  kurz,  viereckig,  ziemlich  geschlossen,  an  der 
Spitze  kurz  begrannt;  Aehrchen  mittelbreit  (1.5  cm),  meist  3-kömig.  — 
Stroh:  gelb,  dickwandig,  kräftig.  —  Frucht:  Original  weiss,  mehlig,  rund- 
lich (6  mm  lang,  4  mm  breit,  245  Früchte  wiegen  10  gr)  sehr  schön; 
nachgebaut:  von  gleicher  Grösse,  doch  meist  rötlich- weiss  und  dann  glasig. 
Form  schön,  feinschalig,  weich. 

Herbstblatt  blaugrün,  ziemlich  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation 
ziemlich  zeitig;  Bestockung  etwas  schwach,  3,2  Sprossen,  doch  spät 
schossend  und  blühend.  HaLmlänge  115  cm  (Max.  145  cm),  Halmdicke 
0.44  cm,  Blattzahl  3.3,  mittlere  Blattlänge  30.85  cm,  Breite  1.15  cm, 
Blattoberfläohe  234.17  qcm,  Halmfläche  151.80  qcm,  Gesammtfläche 
385.97  qcm.  Auf  1  qm  wuchsen  800  Halme  oder  250  Pflanzen,  mit- 
hin stellt  sich  die  Bodenfläche  pro  Pflanze  auf  40  qcm  und  die  Blatt- 
fläche pro  1  qm  Bodenfläche  auf  30.88  qm. 

Es  kommen  auf  1  hl  (=81.7  kg)  2  001650  Früchte,  mithin  sich 
das  Saatquantum  (V3  Verlust)  auf  1.9  hl  p.  ha  stellt. 


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Weizensorten.  219 

Junge  Aehre  gelbgrjdn,  spätreifend,  9  cm  (Max.  1 1  cm)  lang,  mit 
18  Aelirclien  und  54  Früchten,  welche  locker  in  den  Spelzen  sitzen. 

Dieser  in  England  anf  mildem,  knltnrvollem  Boden  kultivierte  Weizen 
wnrde  früher  anch  in  Mittel-Deutschland  nnd  namentlich  in  der  Provinz 
Sachsen  angebaut^  doch  ist  seine  Enltnr  in  neuerer  Zeit  zurückgegangen, 
da  er  leicht  auswintert ;  derselbe  erfror  1870/71  in  Poppeisdorf  vollständig. 

Das  Stroh  lagert  nicht  leicht  und  beföllt  selten  mit  Eost. 

Es  wiegen  100  Halme  460  gr  und  davon  die  Früchte  211  gr. 

White  Trump.  ® 

Syn.:  Franz.:  B16  blanc  de  Trump. 
Deutsch:  Trump- Weizen. 

Aehre:  blassgelb,  geschlossen,  aufrecht,  lang,  breit;  Aehrchen  2  cm 
breit,  meist  4-kömig.  —  Stroh :  schwach  rötlich-gelb,  lang,  fest,  ziemlich 
feinhalmig.  —  Frucbt:  Original  blassgelb,  mehlig,  wenige  glasig  und 
rötlich;  mittelgross  (7mm  lang,  4  mm  breit,  220  Früchte  =  10  gr.) 
feinschalig,  weich,  Bruch  mehlig;  nachgebaut:  konstant  geblieben. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  gross,  Frühjahrsvegetation  zeitig,  2.8  Schöss- 
linge,  demnach  Bestockung  schwach,  zeitig  schossend  und  blühend;  Halm- 
länge 105  cm  (Max.  120  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge 
26.3  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattoberfläche  210.40  qcm,  Halmfläche 
116.55  qcm,  Gesammtfl&che  eines  Halmes  326.95  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  15  Aehrchen  und  60  Früchten,  welche  leicht  ausfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  840  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  eine 
Pflanze  einen  Baum  von  38.3  qcm  einnimmt  und  auf  1  qm  Bodenfläche 
27.46  qm  Blattfläche  entfallen. 

Auf  1hl  (=82.5  kg)  kommen  1815  000  Früchte,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  (V3  Verlust)  2.5  hl. 

Es  wiegen  100  Halme  550  gr  und  davon  die  Früchte  210  gr. 

Dieser  Weizen  ist  winterfest,  leidet  wenig  durcb  Eost  und  Lagern, 
ist  jedoch,  wenn  der  Boden  nicht  sehr  reich,  wenig  ergiebig. 

Heimat:  England. 

White  Champion  Wheat  0 

Deutsch:  Weisser  siegreicher  Kolben weizen. 

Aehre:  blassgelb,  fast  weiss,  locker,  ziemlich  schmal,  lang;  Aehrchen 
IJb  cm  breit,  3-  und  4-kömig.  —  Stroh:  gelb,  steif,  lang,  dickwandig, 
blattreich.  —  Frucht:  Original  fast  weiss,  mehlig,  wenige  glasig,  sehr 
klein  (6  mm  lang,  3V4  mm  breit,  280  Früchte  =  10  gr),  nachgebaut: 
schon  in  8.  Tracht  vollständig  glasig  und  grösser  (232  Früchte  =  10  gr), 
feinBchalig;  weich. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  lang,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
zeitig»  Bestockung  schwach,  3  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  145  cm),  Halmdicke  0.44  cm,  Blatt- 
zahl 4,  Blattlänge  27.75  cm,  Blattbreite  1.11  cm,  Blattoberfläche  246.4  qcm, 
Halmfläche  171.6  qcm,  Gesammtfläche  418  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  11  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit 
16  Aehrchen  und  56  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  948  800  auf 
1  hl  =  84  kg  gehen. 


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220  Besonderer  Teil 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  267.  Pflanzen,  mitbin  nimmt 
eine  Pflanze  einen  Baum  von  37.5  qcm  ein,  die  Blattfläche  betrS^  p. 
qm  Bodenfläcbe  33.4   qm,  and  das  Saatquantum  2  bl  p.  ba. 

Es  wiegen  100  Halme  420  gr  und  davon  die  Frücbte  190  gr. 

Dieser  Weizen  verlangt  einen  kräftigen,  reicben  Boden  und  ein 
mildes  Klima,  denn  in  Poppeisdorf  erwies  er  sich  als  nicbt  winterfest. 

In  England,  seiner  Heimat,  soll  er  sieb  dureb  grosse  Ertragsfabig- 
keit,  die  er  in  Poppeisdorf  keineswegs  gezeigt  bat,  auszeicbnen,  so  dass 
er  auf  vielen  Ausstellungen,  aucb  wegen  der  guten  Qualität  seines  Kornes, 
Preise  errungen  bat,  die  ibm  den  Namen  „Cbampion*'  d.  b.  Sieger  ein- 
getragen baben. 

In  Poppeisdorf  im  Frübjabr  ausgesäet,  zeigte  er  sieb  als  ecbter 
Winterweizen. 

White  Yictoria.  ® 

Franz.:  B16  Victoria  blanc,  Bli  blanc  de  la  Sartbe,  Bl^  blaue  de 
la  Mayenne^). 

Verbesserte  Formen: 

Hallet's  Pedigree  wbite  Victoria  wheat  (ßli  Hallet's  pedigree  wbite 
Victoria,  franz.).  Webb's  „Cballenge"  White  Wbeat  (Webb's  beraus- 
fordernder  weissäbriger  Kolbenweizen,  deutscb). 

Aebre :  fast  weiss,  dicbt,  lang,  breit,  sieb  wenig  verjüngend,  Aebr- 
cben  bis  2  cm  breit,  3-,  4-  und  5-körnig.  —  Strob:  rötlicb-gelb,  fest, 
starkbalmig.  —  Frucbt :  Original  blassgelb  oder  fast  weiss,  mebUg,  wenige 
glasig  und  rötlicb,  rund,  klein  (6  mm  lang,  4  mm  breit,  244  Frücbte  =. 
10  gr),  weicb,  Brucb  meblig;  nachgebaut:  rötlich  und  meist  glasig,  fein- 
scbalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  sehr  kräftig,  gross,  aufrecht,  beiderseits  be- 
haart ;  Frühjahrsvegetation  zeitig,  Bestockung  mittelstark,  3.8  Scbösslinge, 
mittelfrüh  schossend,  spät  blühend.  Halm  125  cm  (Max.  155  cm)  lang, 
0.4  cm  dick,  Blattzabl  4,  Blätter  28.12  cm  lang,  1.0  cm  breit,  Blattober- 
fläcbe    224.96  qcm,    Halmfläche    150   qcm,    Gesammtfläcbe  374.96    qcm. 

Junge  Aebre  gelbgrün,  spät  reifend,  11  cm  (Max.  15  cm)  lang, 
mit  15  A  ehreben  und  60  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  912  500  auf  1  hl  (=  85  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  722  Halme  oder  190  Pflanzen,  mithin  bean- 
sprucht 1  Pflanze  einen  Eaum  von  52.7  qcm.  Das  Saatquantum  beträgt 
1.49  hl  p.  ba. 

Es  wiegen  100  Halme  675  gr  und  davon  die  Früchte  270  gr. 
Dieser  Weizen  verlangt  reiche,  kulturvolle  Böden,  milde  Winter,  sowie 
zeitige  Aussaut  und  ist  widerstandsfähiff  gegen  Lagern  und  Eost. 

Sechsjährige  Kulturversuche  (1871/76)  des  Mr.  Lawes*)  zu  Rotbam- 
sted,  England,  ergaben  auf  Lehmboden  einen  Durchschnittsertrag  von 
85.44  hl  p.  ba. 

Dieser  Weizen  wird  ziemlich  ausgedehnt  in  England  und  in  Frank- 
reich namentlich  in  Maine  und  einem  Teil  der  Bretagne  gebaut.  In  neuerer 
Zeit  ist  er    auch   in  Australien  und  am  Niederrbein   verbreitet,    doch  ist 


1)  Vilmorin,  Les  meilleurs  Bles. 

2)  Farmer's  Magaz.  Vol.  80.  1876.  pg.  483. 


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WeiseDsorten.  221 

er  für  das  östliche  Deutschland  zu  weich,  ohgleich  er  nach  Yilmorin^) 
ursprünglich  von  der  Südküste  der  Ostsee  stammen  soll. 

Diese  Sorte  ist  nach  Halle t'schem  System  durch  Mr.  Hallet, 
Manorhouse,  Brighton,  sowie  durch  Mr.  Wehh,  Wordsley,  Stour- 
bridge,  England  verbessert  worden,  indem  nicht  allein  der  Habitus  der 
Pflanze  (Gesammtfläche  pro  Halm  467.91  qcm)  sondern  auch  die  Frucht 
(210  Früchte  =  10  gr)  vergrössert  wurde. 

Originalsaat  erhielten  wir  durch  Mr.  Hallet  und  Mr.  Webb. 

Mnngowells  Wheat^).  ® 

Syn.:  Priory,   East  Barns,    Murray 's,    Fraser's,  Lady-Hall,    Allias- 
Wheat. 
Französisch:  B16  Mungowells. 

Aehre:  schwach  rötlich-weiss,  locker,  etwas  in  sich  gebogen,  sich 
wenig  verjüngend,  und  wenig  grannenspitzig,  11  cm  lang,  mit  23  Aehrchen 
und  60  Früchten.  Aehrchen  1.2  cm  breit,  meist  d-kömig.  —  Stroh:  röt- 
lich-weiss, blattreich,  fest,  160  cm  lang,  0.45  cm  dick.  —  Frucht:  fast 
weiss;  mehlig  oder  glasig,  klein,  rundlich  (6  mm  lang,  3  mm  breit),  sehr 
schön,  feinsohalig. 

Patrick  Shirreff  fand  1819  diesen  dem  Hunters-wheat  sehr 
ähnlichen  Weizen  auf  der  Farm  Mungowells,  in  Haddingtonshire,  wo  eine 
einzelne  Pflanze  sich  durch  kräftiges  Aussehen  in  einem  schlecht  durch 
den  Winter  gekommenen  Weizenfelde  auszeichnete.  Diese  Pflanze  wurde 
weiter  kultiviert  und  der  Same  verbreitet,  doch  hat  ihre  Kultur  keine 
grosse  Ausdehnung  gewonnen,  obgleich  dieser  Weizen  frühreifer  und  er- 
tragreicher als  Hunter's  sein  sollte. 

Der  Ertrag  stellte  sich  in  Schottland  auf  schwerem  Boden  im  zwei- 
jilhrigen  Durchschnitt  auf:  2  481kg  Korn  und  3  597  kg.  Stroh  p.  ha. 

Hard-Ca8tle.  ® 

Französisch:  Bli  de  Hard-Castle. 

Aehre:  blassgelb,  grannenspitzig,  looker,  bis  12cm  lang  mit  55 
leicht  ausfallenden  Früchten,  aufrecht ;  Aehrchen  3-kömig.  —  Stroh:  blass- 
gelb, blattarm,  ziemlich  feinhalmig,  fest,  bis  130cm  lang.  —  Frucht: 
gelblich-weiss,  mehlig,  klein  (6mm  lang,  Sy^^^  breit,  279  Früchte  "= 
10  gr). 

Dieser  Weizen  ist  nicht  besonders  ertragreich,  stellt  dafür  aber  nur 
geringe  Ansprüche  an  den  Boden. 

Nach  den  Yersuchen  von  Lawes  in  Rothamsted  lieferte  er  auf 
Lehmboden  im  sechsjährigen  Durchschnitt  38.92  hl  Korn  p.  ha. 

Original  in  der  Sammlung  der  landw.  Akademie  zu  Poppeisdorf. 

Lord  Western- Wheat.  0. 

Aehre:  fast  weiss,  looker,  enthält  18  Aehrchen  mit  50  Früchten, 
sich  wenig  veijüngend,  etwas  grannenspitzig,  pyramidal,  ein  wenig  ge- 
bogen,  10  cm  lang;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  röt- 


n  Los  meilleurs  Bl^  pg.  30. 

2)  P.  Shirreff,  Improvem.  of  Cer.  1873. 

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222  Besonderer  Teil. 

lich-gelb,  ziemlich  blattreicb,  bis  160  cm  lang,  0.4  cm  breit.  —  Frucht: 
fast  weiss,  meist  mehlig,  gross,  rundlich  (7  mm  lang,  4  mm  breit)  fein- 
schalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Bl^  blane  Charles.  ® 

Aehre:  fast  weiss,  ziemlich  dicht,  9  cm  lang,  mit  19  Aehrchen  und 
48  Früchten,  sich  stark  verjüngend  und  grannenspitzig;  1.3  cm  breit, 
2-  und  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-weiss,  ziemlich  fest,  150  cm  lang, 
0.45  cm  dick.  —  Frucht:  blassgelb,  mehlig,  oder  rötlich-weiss  und  glasig, 
klein  (6V2  nini  lang,  3V2  ^in^  breit),  feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Uatherton's-Wheat.  ® 

Französisch:  Froment  ou  Touzelle  Hatherton. 

Aehre:  blassgelb,  dicht,  bei  12  cm  Länge  23  Aehrchen  und  56 
Früchte  enthaltend,  sich  wenig  verjüngend;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  meist 
3-kömig;  Klappen  lang  und  spitz.  —  Stroh:  rötlich-weiss,  ziemlich  blatt- 
reich, fest,  160  cm  lang,  0.45  cm  dick.  —  Frucht:  hellrötlich,  glasig, 
länglich,  klein  (7  mm  lang,  3  mm  breit),  feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Lord  Dncle.  0 

Französisch:  Froment  de  Lord  Ducie. 

Aehre:  blassgelb,  breit,  ziemlich  dicht,  10  cm  lang,  mit  20  Aehrchen 
und  55  Früchten;  Aehrchen  meist  3-kömig.  —  Stroh:  blassgelb,  sehr 
dick,  Durchmesser  0.5  cm  bei  130  cm  Länge,  rohrartig,  fest.  —  Fmcht: 
blassgelb,  mehlig,  klein,  feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Yolanteer-Wheat.  ® 

Aehre:  fast  weiss,  dünn,  etwas  locker,  8  cm  lang,  mit  15  Aehrchen 
und  28  Früchten,  sich  verjüngend,  grannenspitzig ;  Aehrchen  1  cm  breit, 
2-körnig.  —  Stroh:  blassgelb,  dünnhalmig,  blattarm,  weich,  bis  130  cm 
lang,  0.33  cm  dick.  —  Fmcht:  blassgelb,  mehlig,  fein,  schmal,  klein 
(6  mm  lang,  3  mm  breit),  feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Naim  prize.  ® 

Aehre:  blassgelb,  sich  etwas  verjüngend,  mit  wenigen  Grannen- 
spitzen, looker,  9  cm  lang,  mit  30  Früchten;  Aehrchen  1.5cm  breit,  2- 
und  3-kömig,  Klappen  gezahnt.  —  Stroh:  blassgelb,  fest,  kräftig,  110  cm 
lang,  0.4  cm  breit,  befällt  leicht  mit  Rost.  —  Frucht:  blassgelb,  mehlig, 
klein  (6  mm  lang,  SYjmm  breit)  oval,  feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


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WeizenBorten.  223 


Eelipse  dwarf  Wheat.  ® 

Aebre:  blassgelb,  scbmal,  sieb  wenig  verjüngend,  an  der  Spitze  kurz 
begrannt,  dicbt,  kurz,**  auf  Sem  Länge  entfallen  50  Frticbte;  Aebrcben 
1  cm  breit,  2-  und  3-kömig,  —  Strob :  blassgelb,  ziemlicb  blattreicb,  fest, 
130  cm  lang,  0.4  cm  dick.  —  Frucbt:  blassgelb,  mehlig,  oval  (6  mm 
lang,  4  mm  breit),  feinscbalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Casey's  White.  ® 

Aebre:  unrein  weissgelb,  sieb  wenig  verjüngend  und  wenige  Grannen- 
spitzen zeigend,  sebr  dicbt,  auf  12  cm  Länge  kommen  80  Früchte;  Aebrcben 
1.5  cm  breit,  3-,  4-  und  5-kömig.  —  Stroh:  gelb,  fest,  nicht  leicht  lagernd. 
Frucht:  weiss,  mehlig,  klein,  rundlich  (6mm  lang,  3^2 ^im  breit),  fein- 
scbalig. 

Lawes^)  erntet«  im  sechsjährigen  Durchschnitt  auf  gutem  Lehm- 
boden in  Rothamsted,  England,  86.90  hl  Eom  p.  ha. 

White  egg-shell.  ® 

Syn:  Weisser  eiersohaliger  Weizen. 

Aebre:  weiss.  —  Stroh:  rötlich-weiss.  —  Frucht  weiss,  etwas  leicht 
ausfallend,  Mehl  weiss,  doch  Schale  ein  wenig  dick. 

Eine  alte  englische  Sorte,  welche  schon  von  John  Mills ^)  1762 
erwähnt  wird,  zu  welcher  Zeit  sie  auf  leichtem  Boden  in  Esses;  im 
Gemenge  mit  Roggen  gebaut  wurde,  und  sich  durch  Frühreife  aus- 
zeichnete. 

White  8wan.  ® 

Aebre:  blassgelb,  etwas  locker,  12  cm  lang  mit  66  ziemlicb  leicht 
ausfallenden  Früchten,  breit;  Aebrcben  1.7cm  breit,  4-kömig.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  bis  130  cm  lang,  blattarm,  ziemlich  feinhalmig,  weich,  etwas 
leicht  lagernd.  —  Frucht:  weiss,  mehlig,  sehr  schön,  klein  (6  mm  lang, 
3  mm  breit,  256  Früchte  =  10  gr),  feinscbalig. 

Verlangt  kulturvollen  Lehniboden  zum  Gedeihen. 

Original  in  der  Sammlung  der  landw.  Akademie  zu  Poppeisdorf. 

Cluster  dwarf  white  wheat. 

Aebre:  gelblich-weiss,  fast  viereckig,  sehr  geschlossen,  aufrecht, 
grannenspitzig.  —  Stroh:  hellgelb,  kurz,  fest.  —  Frucht:  gelblich-weiss, 
gross,  doch  kurz,  feinscbalig. 

Yielfach  auf  reichem,  humosem  Boden,  auf  dem  andere  Sorten  leicht 
lagern,  in  England  angebaut. 


1)  Farmer's  Magaz.  Vol.  80.  1876  p.  483. 

2)  A  new  and  oomplete  Syst.  of  prakt  Hnsb.  Vol.  I  p.  866. 


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224 


Besonderer  Teil. 


Nabe  mit  ihm  verwandt,  istTall  clußter  (Syn.:  Dudney),  nur  länger 
im  Stroh  and  deshalb  leichter  lagernd. 

Der  Name  »Cluster"  bezeichnet  eine  traubige  Aehrenform. 

Henton-Wheat,  ® 

Aehre:  hellgelb,  ziemlich  dicht,  10  cm  lang,  mit  55  wenig  fest 
sitzenden  Früchten;  Aehrchen  ziemlich  breit  (1.8cm),  meist  4-kömig.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  ziemlich  blattreich,  dick,  110  cm  lang,  steif.  — 
Frucht:  blassgelb,  mehlig,  einige  glasig,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit, 
242  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Nicht  besonders  ergiebig,  doch  für  leichteren  Boden  geeignet. 

Original  in  der  Sammlung  der  landw.  Akademie  zu  Poppeisdorf. 

Broad-leaf  Cape-Wheat  ©  u.  ® 

Syn.:  Französisch:    B16  du  Cap  a  larges   feuiUes;    Bli    du  Cap 
Sans  barbes.   B16  d'Abondance. 
Deutsch:  ßrossblättriger,  weisser  Eapweizen. 

Aehre:  weiss,  mit  rötlichem  Anflug,  ein  wenig  locker,  sich  nach 
Spitze  verjüngend,  grannenspitzig;  Aehrchen  breit  (1.4 — 1.7  cm),  2 — 3-, 
selten  4-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  derb  wandig,  fest.  —  Frucht:  gelb- 
lich-weiss,  mehlig;  nachgebaut:  meist  glasig,  gross  (8  mm  lang,  4  mm 
breit,  180  Eömer  =  lOgr;  Sommerfrucht:  7  mm  lang,  4  mm  breit,  200 
£ömer=  10 gr),  schön,  schwer,  feinschalig;  Bruch  halb-mehlig,  halb-weich. 

Wintersaat:  Herbstblatt  gelbgrün,  breit,  aufrecht,  Frübjahrsvegetation 
zeitig,  Bestockung  mittelstark,  4.4  Schösslinge,  zeitig  schossend  und 
blühend.  Junge  Aehre  blaugrün.  Sommersaat:  Blatt  gelbgrün,  aufrecht, 
sehr  kräftig,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend,  Bestockung  für  Sommer- 
saat stark,  3  Schösslinge.    Die  Ausmessung  ergab  folgende  Eesultate: 


Sommersaat 

Wintersaat. 

Halmlänge 

117  om  (Max.  185  om) 

120  cm  (Max.  146  cm) 

Halmdioke 

0.88  cm 

0.43  cm 

Bkttzahl 

8.2 

3.7 

Blattlänge 

27.6  cm 

28.08 

Blattbreite 

,0.9  cm 

1.06 

Blattoberfläche 

168.98  qom 

220.22  qom 

Halmfläohe 

188.88  qom 

164.80  qcm 

Gesammtfläohe 

292.86  qcm 

876.02  qom 

Aehrenlänge 

8  cm  (Max.  12  om) 

10  om  (Max.  18  cm) 

Anzahl  der  Aehrchen  pro  Aehre 

12  Aehrchen 

16  Aehrchen 

Fruohtzahl 

40 

45 

Halme  p.  qm 

900 

840 

Blattfläohe  p.  qm  Bodenfläche 

26.81  qm 

816 

Anzahl  der  Pflanzen  p.  qm 

800 

191 

Raum  p.  Pflanze 

88.8  qcm 

62.4  qcm 

Hektolitergewicht 

80  kg. 

84.7  kff 

Früchte  in  1  hl 

1680  000 

1  624  460 

Aussaatquantum  p.  ha 

2.7  hl 

1.9  hl 

100  Halme  wogen  i 

470  gr 

600  gr 

Die  Früchte  in  100  Halmen  wogen 

170  gr 

190   „ 

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Weizensorten  225 

Dieser  Weizen  ist  nicht  winterfest;  so  winterte  derselbS  1870/71 
in  Poppelsdorf  y ollständig  aus.  Das  Stroh  lagert  nicht  leicht,  leidet 
jedoch  dnrch  Rost.     Die  Frfichte  sitzen  ziemlich  fest  in  den  Spelzen. 

Für  den  kulturvollen,  mergelhaltigen  Lehmboden  im  milden  Klima 
geeignet 

Seine  Knltnr  erstreckt  sich  vornehmlich  über  Frankreich  und  Süd- 
£ngland.     Die  Heimat  ist  das  Eap  der  guten  Hofibung. 


White  Tnskan-Wheati).  ® 

Süd- Australien:  Bed-beds.    (Botfttssig  wie  Koggen). 

Deutsch:  Weisser  toskanischer  und  australischer  Kolben- Weizen. 

Französisch:  BU  de  Toscane. 

Aehre:  rötlich-weiss,  sehr  locker,  sich  nach  der  Spitze  stark  verjüngend 
und  grannenspitzig,  schmal;  Aehrchen  1.4cm  breit,  2  und  3-kömig.  — 
Stroh:  rötlich  weiss,  mittellang,  ziemlich  derbwandig,  fest.  —  Frucht: 
Original:  rötlichweiss,  meist  glasig,  weniger  blassgelb  und  mehlig, 
(6^y^mm  lang,  3V2  mm  breit,  212  Früchte  =  10  gr)  sehr  schön,  feinscha- 
lig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig;  nachgebaut:  grösser  (158  Früchte  =  10  gr). 

Herbstblatt  blaugrün;  Halm  am  Fuss  rötlich,  roggenähnlich; 
breit,  aufrecht,  schwach  behaart,  sehr  kräftig;  Frühjahrsvegetation  sehr 
zeitig,  Bestockung  schwach,  2.8  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  110  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  3.3.  Mitt- 
lere Blattlänge  22.2  cm,  Blattbreite  0.98  cm,  mithin  beträgt  die  Blatt- 
oberfläche 143.62  qcm,  die  Halmfläche  125.40  qcm  und  die  Gesammtfläche 
269.02  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig  reifend,  12  cm  lang  (Max.:  15  cm), 
mit  18  Aehrchen  und  45  Früchten,  welche  ziemlich  fest  von  den  Spelzen 
umschlossen  werden. 

Es  kommen  auf  1  qm  984  Halme  oder  351  Pflanzen^  demnach 
stellt  sich  der  Kaum  für  eine  Pflanze  auf  28.5  qcm,  und  die  Blattfläche 
pro  qm  Bodenfläche  auf  26.47  qm. 

Auf  1  hl  (=  85.3  kg)  entfallen  1 347  740  Früchte,  mithin  sich 
das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  auf  1.7  hl  p.  ha  berechnet.  Es  wiegen 
100  Halme  380  gr  und  davon  die  Früchte  130  gr.    * 

In  Poppelsdorf  mehrfach  als  Sommerweizen  kultiviert,  zeigte  er 
sich  als  echter  Winterweizen,  denn  es  trieben  nur  relativ  wenige  Halme 
Aehren.  Als  Winterweizen  war  er  nicht  winterfest,  so  erfror  derselbe 
1876  total. 

Für  gute,  mergelhaltige  Lehmböden  im  trocknen,  milden  Klima  ist 
dies  ein  vortrefflicher,  ertragreicher  Weizen,  dessen  Früchte  ein  vorzüg- 
liches Mehl  liefern;  auf  sehr  reichem  Boden  und  im  feuchten  Klima  lagert 
er  leicht,  widersteht  jedoch  recht  gut  dem  £ost. 

Ursprünglich  stammt  dieser  Weizen  aus  Toskana  und  wurde  in 
England  in  Kultur  genommen,  von  wo  er  1837  ^)  in  den  Südstaaten  der 
nordamerikanischen  Union,  sowie  in  Australien  zuin  Anbau  gelangte  und 
in  dem  milden  Klima  dieser  Länder  vorzügliche  Besultate  lieferte.    Der 


1)  Katalog  von  Haage  &  Schmidt,  Erfurt»  als  ,Jlu8trali8oher  Tekan- 
Weisen«*  aufgeführt  (1872). 

2)  Departm.  of  Agric.  1862. 

So«rniek«  «.  W«rn«r,  Handb.  d.  0«treidebsa't  n.  15 


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226 


Besonderer  Teil. 


nordamerikaDische  Gesandte,  Mr.  Wright,  sandte  1858  Proben  dieses 
Weizens  an  das  landwirtschaftliche  Ministerinm  nach  Berlin,  nnd  wurden 
mit  ihm  Anban- Versuche  gemacht,  doch  ist  über  den  Erfolg  nicht  viel 
bekannt  geworden. 

In  Holstein  soll  sich  nach  Metz  (Berichte  1863  p.  2)  sein  Anbau 
bewährt  haben. 

In  dem  trocknen  Klima  Süd-Australiens  wird  jetzt  eine  verbesserte 
Form  „Frame*s  White  Tuscan  Wheat*  angebaut 

Einsender:  Schomburgk,  Direktor  des  botanischen  Ghurtens  zu 
Adelaide. 

»     Callaby's  Pnrple-Straw-wlieat,  Australien.  ® 

Aehre:  blassgelb,  mittellang,  grannenspitzig,  Klappen  gezahnt  und 
lederartig,  ziemlich  dicht;  Aehrchen:  3-  und  4-kömig.  . —  Stroh:  rötlich- 
gelb, bis  violett,  fest.  —  Frucht:  Original  gelblichweiss,  mehlig,  oval, 
sehr  gross,  7  mm  lang,  4  mm  breit,  3.8  mm  dick,  176  Früchte  =  10  gr, 
feinschalig;  nachgebaut:  blassrot,  meist  glasig,  halbhart. 

Herbstblatt  blaugrün,  schwach  behaart,  aufrecht,  ziemlich  lang,  3.7 
Schösslinge,  Vegetation  zeitig,  ebenso  das  Schossen  und  Blühen;  Halm- 
länge 120  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  3.2,  Blätter 
24.3  cm  lang,  1.3  cm  breit,  Blattfläche  202.2  qcm,  Halmfläche  144  qcm, 
Gresammtfläche  346.2  qcm. 

Zeitig  reifend.  Aehre  blaugrün,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  19 
Aehrchen  und  66  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  425  600 
auf  1  hl  (=  81  kg)  entfallen. 

Wenig  durch  Lagern  und  Eost  leidend. 

Von  Schomburgk,  Direktor  des  bot.  Gartens  zu  Adelaide,  1881 
nach  Poppeisdorf  gesandt. 

Weizen  ans  MomilrBarker^  Australien  Q  u.  (i). 

Aehre:  gelblichweiss,  sich  etwas  verjüngend,  grannenspitzig,  ziem- 
lich geschlossen,  mittellang;  ziemlich  breit;  Aehrchen  1.6  cm  breit,  meist 
3-kömig.  —  Stroh:  rötlichgelb,  fest,  derb  wandig.  —  Frucht:  gelblich- 
weiss, glasig,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  197  Früchte  =  10  gr), 
feinschalig;  Bruch  halbmehlig,  halbweich. 

Herbstblatt  blaugrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  sehr  zeitig, 
Bestockung  schwach,  2.5  Sprosse,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend. 
Junge  Aehre  blau-grün,  sehr  zeitig  reifend. 

Die  £nt Wickelung  der  Sommer-  und  Wintersaat  ist  folgende: 


Sommersaat 


Wintersaat. 


Halmlän|re 

Halmdioke 

Blattzahl 

Bkttlänge 

Blattbreite 

Bkttoberfläche 


116  cm  (Max.  135  cm) 
0.38  cm 

4 

25.0  cm 

0.84  cm 

168.0  qcm 


120  cm  (Max.  145  om) 
0.37  cm 

4 

24.0  om 

0.74  om 

142.08  qcm 


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WeisenBorten. 


227 


Sommersaat 

Wintersaat 

Halmfläche 

181.10  qom 

188.20  qcm 

Gesamintflaohe 

299.10  qcm 

276.28  qcm 

Aehrenlänge 

9  cm  (Max.  11  om) 

10  cm  (Max.  14  cm) 

Anxahl  der  Aehrchen  pro  Aehre 

18 

18 

Fruchtzahl  pro  Aehre 

54 

54 

Halme  pro  qm 

900 

900 

Ranm  pro  Pflanze 

27.7  qcm 

27.7  qcm 

Hektolitergewioht 
Fmchtzahf  in  hl 

88.7  kg 

83.7 

1648  890 

1648  890 

Anssaatqoantum  pro  ha 

1.6  hl 

1.6  hl 

100  Halme  wogen 

660  gr 



Die  Früchte  in  100  Halmen  wogen 

226  gr 

„^ 

860 

360 

Blattfläche  pro  qm  Oberfläche 

26.92  qm 

24.78q  m 

Dieser  Weizen  ist  gegen  Lagern  und  Best  sehr  widerstandsfähig! 
auch  sitzen  die  Früclite  fest  in  der  Aehre.  Sehr  weichlich,  denn  in 
Poppelsdorf  winterte  er  in  10  Jahren  yiermal  ans;  als  Sommerweizen 
ist   er   im  milden  Elima  und  für  milde  Lehmböden    sehr  beachtenswert. 


Chili-wheat.  0  n.  0. 

Syn:  Large  et  small  olnb  wheat;  Oregon  wheat;  Chili  white 
Spring-wheat. 

Französisch:  B16  dn  Chili,  Petit  bl6  de  mars  du  Chili. 

Deutsch:  Weisser  Chile-Sommerweizen  ans  Oregon  (U.  S.),  Cali- 
fomischer  Sommerweizen. 

Aehre:  blassgelb,  sehr  geschlossen,  fast  4eckig,  kurz,  grannenspitzig, 
breit,  Aehrchen  (1.4  cm  breit)  3— 4-samig.  —  Stroh:  rötliohgelb,  derb- 
wandig,  fest.  —  Frucht:  gelblichweiss,  mehlig,  doch  meist  glasig  und 
dann  rötlich,  klein,  randlich  (öVs  mni  lang,  SVa  mm  breit,  300  Früchte 
=  10  gr),  sehr  feinschalig,  weich. 

Blätter  dunkelgrün,  Vegetationsperiode  130  Tage  umfassend,  Be- 
stockung  schwach,  2  Schösslinge,  Hahn  95  cm  (Max.  105  cm)  lang, 
0.33  cm  breit,  Blattzahl  3,  Blätter  25.3  om  lang^  1.0  cm  breit,  mithin 
beträgt  die  Blattfläche  151.8  qcm,  die  Halmfläche  94.05  qcm,  und  die 
Gresammtfläohe  eines  Halmes  245.85  qcm.  Junge  Aehre  blaugrün,  8  om 
lang,  mit  durchschnittlich  17  Aehrchen  und  60  nicht  leicht  ausfallenden 
Früchten. 

Es  kommen  auf  1  qm  1000  Halme  oder  500  Pflanzen  und  stellt 
sich  demnach  die  Bodenfläche  p.  Pflanze  auf  20  qcm  und  die  Blattfläche 
auf  24.59  qm. 

Auf  1  U  (=  84  kg)  gehen  2  520  000  Früchte,  mithin  beträgt  das 
Saatquantum  (Vs  Verlust)  3  hl  p.  ha. 

100  Halme  wogen  370  gr  und  davon  die  Früchte  160  gr. 

In  trocknen,  warmen  Jahren  liess  sein  Stand  in  Poppelsdorf  nichts 
zu  ^rünschen,  während  er  in  feuchten,  kühlen  Jahrgängen  nur  kümmerlich 
gediek.  Ein  milder  Lehmboden,  sowie  ein  warmes,  mehr  trocknes  Elima 
scheint  zu  seinem  Gedeihen  notwendig  zu  sein.     Er  liefert  wenig  Stroh. 


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228  Besonderer  Theil. 

Die  ursprüngliclie  Form  dieses  Weizens  ist  der  Califomisclie  Sommer- 
Weizen  ans  Chile,  der  nnter  „Triticnm  compactum  Humboldti**  beschrieben 
ist,  nnr  sind  die  Aehrcben  länger  geworden,  weshalb  er  nicht  mehr  zu 
den  Binkel- Weizen  zn  rechnen  ist,  doch  hat  er  mit  letzterem  noch  gemein, 
dass  sich  die  Aehren  nach  der  Spitze  zn  häufiger  verbreitern  und  auch 
geschlossener  werden. 

Bas  Stroh  lagert  nicht  leicht,  leistet  jedoch  dem  Roste  rxnx  geringen 
Widerstand.  Dieser  Weizen  wird  häufig  in  Califomien  und  Oregon,  aber 
auch  sonst  im  westlichen  Nordamerika  und  zuweilen  in  Frankreich  und 
Deutschland  kultiviert. 

Nach  Yilmorin  lässt  er  sich  im  milden  Klima  als  Wechselweizen 
anbauen. 

Vir^finia  white.  ® 

Syn:  White  May. 

Früher  Maiweizen. 

Aehre:  fast  weiss,  mittellang,  halblocker,  sich  stark  verjüngend, 
grannenspitzig,  dünn;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  2-— 3-kömig.  —  Stroh: 
rötlichgelb,  unter  mittellang,  steif.  —  Frucht:  Original  fast  weiss,  meh- 
lig, wenige  glasig,  halbweich,  schön,  länglicb,  6  mm  lang,  SViinm  breit, 
klein,  341  Früchte  =  10  gr ;  nachgebaut:  rötlich  weiss,  glasig,  grösser, 
280  Früchte  =  10  gr;  feinschalig. 

Herbstblatt  hellgrün,  feinblättrig,  ziemlich  auh-echt,  Entwickelung 
zeitig,  doch  mittelfrüh  schossend  und  blühend,  3  Schösslinge;  Halmlänge 
100  cm  (Max.  111  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  4,  Blätter  18  cm 
lang,  0.7  cm  breit,  Blattfläche  100.8  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammt- 
fläche  190.8  qcm. 

Junge  Aehrchen  gelbgrün,  zeitig  reifend,  9  cm  (Max.  11  cm)  lang, 
mit  18  Aehrchen  und  75  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 
3  043  000  auf  1  hl  (=  89.5  kg,  sehr  schwer)  entfallen. 

Diese  gegen  Eost  und  Lagern  widerstandsfähige  Sorte  gehört  mit  zu 
den  besten  Weizen  von  Virginien  und  Tennessee  U.  S.  und  erhielten  wir 
sie  1880  vom  Agr.  Coli,  zu  Missouri. 

Amerikanischer  Sandweizen.  (i) 

Syn:  Chicago-Weizen. 

Aehre :  fast  weiss,  etwas  locker,  dünn,  sich  stark  verjüngend, 
grannenspitzig,  mittellang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  2-  und  3-körnig.  — 
Stroh:  blassgelb,  feinhalmig,  fest,  über  mittellang.  —  Frucht:  Original 
gelblich  weiss,  mehlig;  nachgebaut :  viele  glasig,  rundlich,  klein  (6  mm 
lang,  4  mm  breit,  209  Früchte  =10  gr),  schwer,  feinschalig;  Bruch 
halbmehlig,  hart. 

Herbstbiatt  blaugrün,  schmal,  kabl,  kraus;  Frübjabrsvegetation  sehr 
spät,  Bestechung  sehr  stark,  6.7  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend ; 
Halme  gelbgrün  130  cm  (Max.  155  cm)  lang,  0.35  cm  dick,  Blattzahl 
3.6,  Blätter  26  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche  168.48  qcm,  Halm- 
fläche 136.5  qcm,  Gesammtfläohe  304.98  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  11  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit 
16  Aehrchen  und  40  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  755  600 
auf  1  hl  (=  84  kg)  entfallen. 


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Weizensorten.  229 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  150  Pflanzen,  mithin  heträgt 
das  Saatqnantnm  1.3  hl  p.  ha.   , 

Es  wiegen  ICD  Halme  400  gr,  und  davon  die  Früchte  162  gr. 

Dieser  Weizen  bringt  auf  den  leichteren  Böden  yerhältnissmässig 
hohe  Erträge,  nnd  lässt  sich  auch  noch,  da  er  spät  in  Vegetation  tritt, 
sehr  unempfindlich  gegen  ungünstige  Witterung  und  durchaus  winterfest 
ist,  auf  Thonboden  kultivieren.  Seine  Widerstandsfähigkeit  gegen  Rost 
darf  als  vortrefflich  angesehen  werden,  doch  neigt  er  auf  fruchtbarem 
Boden  zum  Lagern. 

Den  Chicago- Weizen  erhielt  Oekonomierat  Grüttner,  Westpreussen, 
1875  aus  Chicago,  doch  fand  sich  in  Poppeisdorf  nach  genauer  Unter- 
suchung, dass  der  schon  h-üher  eingeführte  amerikanische  Sandweizen  mit 
ihm  identisch  ist,  wenngleich  Grüttner  anderer  Ansicht  zu  sein  scheint. 

Dieser  Weizen  hat  sich  durch  seine  geringen  Bodenansprüche,  durch 
seine  hohen  Erträge,  sowie  durch  die  vortreffliche  Qualität  seines  Kornes 
und  Strohes  schon  beträchtlich,  namentlich  in  den  Provinzen  Preussen  und 
Schlesien,  verbreitet. 

Deflance  Spring-wheat  Q 

Aehre:  fast  weiss,  mit  schwach  rötlichem  Anflug,  sich  etwas  ver- 
jüngend und  grannenspitzig,  massig  locker,  aufrecht,  mittellang;  Aehrchen 
1.5  cm  breit,  3-  und  4-kömig.  —  Stroh:  rötlichgelb,  fest,  kurz.  — 
Frucht:  gelblich  weiss,  mehlig,  doch  meist  hellrötlich  und  glasig,  klein 
(6  mm  lang,  3  mm  breit,  328  Früchte  =  10  gr),  sehr  feinschalig,  halb- 
weich, Bruch  halbmehlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  sehr  kurz  und  schwach  behaart,  Bestockung 
mittelstark,  2.4  Schösslinge,  etwas  spät  schossend  und  blühend.  Halme 
100  cm  (Max.  112  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  13.8  cm 
lang;  0.7  cm  breit,  Blattfläche  85  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammt- 
fläche  175  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  122  Tagen  reifend,  10  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  16  Aehrchen,  von  denen  2  722  400  auf  1  hl  (=83  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  358  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  158  gr. 

Dieser  Weizen  gedeiht  in  Nord- Amerika  sehr  sicher. 

Mr.  Pringle  soll  diesen  Weizen  1871  aus  einer  Kreuzung  mit  dem 
harten  Klubweizen  und  einer  der  weissesten  Sorten  an  der  Küste  des 
stillen  Oceans  erhalten  haben. 

In  Poppeisdorf  zeigte  er  einen  schönen  Stand,  lagerte  nicht  und  litt 
wenig  durch  Rost.     Bezugsquelle:  H.  Frommer,  Budapest 

White  Tradewell-wheai  ® 

Aehre:  weiss,  mittellang,  sich  verjüngend,  grannenspitzig,  ziemlich 
dicht,  schmal;  Aehrchen  meist  3 -kömig.  Stroh:  blassgelb,  unter 
mittellang,  steif.  —  Frucht:  Original  rötlich  weiss,  meist  glasig,  wenige 
weiss  und  mehlig  (6V2  mm  lang,  37«  mm  breit,  290  Früchte  =  lOgr); 
nachgebaut:  grösser,  195  Früchte  =  10  gr;  feinschalig,  halbhart,  Bruch 
halbstahlig. 

Herbstblatt  hellgrün,  fein,  niederliegend,  8  Schösslinge,  spät  schossend 
und  blühend;  Halmlänge  105  cm  (Max.  120  cm),  Halmdicke  0.33  cm, 
Blattxahl  4.2,  Blätter  15  cm  lang,  0.86  cm  breit,  Blattfläche  108.4  qcm, 
Halmfläche  104  qcm,  Gesammtfläche  212.4  qcm. 


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230  Besonderer  Teil 

Junge  Aehre  blangrttn,  bereift;  mittelMli  reifend,  10cm  (Max.  18  om) 
lang,  mit  20  Aehrchen  nnd  50  Früchten,  von  denen  2  552  000  auf  l  bl 
(=  88  kg)  entfallen. 

Ziemlich  rostfrei  und  leicht  lagernd.  Original  1880  vom  Missonri 
Agric.  Coli.,  Nord-Amerika,  erhalten. 

Arnold's  Victor.  ® 

Aebre:  blassgelb,  quadratisch  (Hicklingform),  etwas  grannenspitzig, 
dicbt,  kurz;  Aehrchen  3-kömig.  —  Stroh:  rötlichgelb,  steif,  unter  mittel- 
lang. —  Frucht:  Original  fast  weiss,  mehlig,  wenige  rötlich  und  glasig, 
oval,  5Va  i^m  lang,  SV*  mm  breit,  810  Früchte  =  10  gr,  klein,  fein- 
schalig;  nachgebaut:  rötlichweiss,  meist  glasig,  grösser,  208  Früchte  = 
10  gr;  halbbart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  fast  aufrecht,  ziemlich  gross;  2  Schösslinge, 
spät  schossend  und  blühend;  Halmlänge  100  cm  (Max.  110  cm),  Halm- 
dicke 0.4  cm,  Blattzahl  4.6,  Blätter  l6.Bcm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche 
152.7  qcm,  Halmfläche  120  qcm,  Gresammtfläche  272.7  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  rot  umrändert,  mittelfrüh  reifend,  7  cm 
(Max.  8  om)  lang,  mit  17  Aebrchen  und  50  festsitzenden  Früchten,  von 
denen  2  728  000  auf  1  hl  (=  88  kg)  entfallen. 

Leidet  weder  durch  Lagern  noch  Bost. 

Diese  in  den  Nordweststaaten  der  amerikanischen  Union  häufig  ge- 
baute Sorte  erhielten  wir  1880  vom  Missouri  Agric.  Coli.  ü.  S. 

Wasbington-ftlass.  ® 

Aehre:  blassgelb,  mittellang,  sich  verjüngend,  etwas  grannenspitzig, 
ein  wenig  locker;  Aehrchen  8-kömig.  — Strob:  rötlichgelb,  reicbblättrig, 
unter  mittellang,  steif.  —  Frucht:  Original  blassgelb  mit  rötlichem 
Schimmer,  halbmehlig,  halbweich,  schlank,  7  mm  lang,  sy^  mm  breit, 
270  Früchte  =  10  gr;  nachgebaut:  rötlich,  glasig,  grösser,  182  Früchte 
=  10  gr,  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  ziemlich  gross,  fast  aufrecht,  2.4  Schöss- 
linge, mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm  105  cm  (Max.  115  cm) 
lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  5.6,  Blätter  15.4  cm  lang,  1.1  cm  breiig 
Blattfläche  189.7  qcm,    Halmfläche  104  qcm,    Gesammtfläche  293.7  qcm. 

Junge  Aehre  bläulichgrün,  mittelfrüh  reifend,  9  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  16  Aehrchen  und  45  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von 
denen  2  480  000  auf  1  hl  (=  90  kg,  sehr  schwer)  entfallen. 

Diesen  schönen,  gut  durchwinternden,  rostfreien  Weizen  erhielten 
wir  1880  vom  Agric.-Coll.  zu  Missouri. 

Tappahannock-wheat  0 

Syn:  Early  Boughton. 

Aehre:  weiss  mit  schwach  rötlichem  Schimmer,  sich  stark  verjüngend, 
grannenspitzig,  halblocker,  unter  mittellang,  schmal,  aufreeht;  Aehrchen 
weiss,  8-kömig.  —  Stroh:  rotgelb- violett,  steif,  unter  mittellang. —  Frucht: 
Original  weiss,  mehlig,  weich,  wenige  glasig,  voll,  oval,  6  mm  lang,  SVg  mm 
breit,  8J0  Früchte  3=  10  gr;  nachgebaut:  meist  rötUch-weiss,  glasig» 
grösser,    210  Früchte  as  10  gr;    feinschalig. 


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Weisensorten.  231 

Herbstblatt  bellgrün,  anfrecbt,  gross,  3  Scbösslinge,  Vegetation  tritt 
zeitig  ein,  ebenso  das  Scbossen  nnd  Blüben;  Halmlänge  100  cm  (Max. 
120  cm),  Halmdioke  0.3  cm,  Blattzabl  8.4,  Blätter  14  cm  lang,  0.8  cm 
breit,  Blattfläcbe  71.7  qcm,  Halmfläcbe  90  qcm,  Gesammtfläcbe  161.7  qcm. 

Jnnge  Aebre  blaugrün,  zeitig  reifend,  8  cm  (Max.  11  cm)  lang,  mit 
16Aebroben  nnd  45  ziemlicb  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  728000 
auf  1  hl  (=  88  kg)  entfallen. 

Dieser  Weizen  widersteht  harten  Wintern  nicht  gut,  wird  daher 
besonders  in  den  Südstaaten  Nord-Amerikas,  z.  B.  in  Nord-Carolina  nnd 
Virginien  gebaut.  Durch  Stürme  leidet  er  wenig;  Eost  isl  selten.  Ge- 
deiht auf  sandigen  Lehmböden  noch  recht  gut,  und  soll  in  Amerika  auf 
reichem  Boden  Erträge  von  22 — 36  hl  p.  ha  aufbringen. 

Durch  den  amerikanischen  Gesandten,  Mr.  Wright^),  gelangte 
dieser  yortreffliche   Weizen  1858    an    das    landw.  Ministerium  zu  Berlin. 

Wir  erhielten  ihn  1880  vom  Missouri  Agric.  College  U.  'S. 

Blne-Stem.  ® 

8yn:  White  Maryland-Wheat. 

Deutsch:  Blauhalm- Weizen. 

Aehren :  weiss,  kurz,  dicht,  etwas  gebogen,  Frucht  von  den  Spelzen 
fest  umschlossen. —  Stroh:  einige  Tage  vor  Eintritt  derBeife  nimmt  der 
obere  Halmteil  eine  purpurrote  oder  bläuliche  Färbung  an,  kurz,  fest.  — 
Frucht:'  weiss,  gross,  dick,  feinschalig. 

Alte  ertragreiche^  amerikanische  Weizensorte,  die  nicht  leicht 
lagert,  wenig  durch  Bost  leidet,  sich  stark  bestockt  und  ein  vorzügliches 
Mehl  liefert 

Häufig  in  Yirginien,  Maryland,  Ohio  etc.  angebaut. 

Sie  wurde  1858  durch  den  amerikanischen  Gesandten,  Mr.  Wright, 
zur  Prüfung  an  das  preussische  landw.  Ministerium  gesandt  und  in  Pros- 
kau  und  Waldau  angebaut,  ohne  hier  besonders  hervorragende  Resultate 
•  zu  liefern. 

North  Carolina-wheat.  ® 

Syn:  Früher  weisser  Nord-Carolina- Winter weizen. 
Franz.:  B16  de  la  Caroline  du  Nord. 

Aehre:  blassgelb,  sich  verjüngend,  grannenspitzig,  meist  aufrecht, 
schmal,  Aehrchen  1.2  cm  breit;  Aehre  10  cm  lang,  mit  20  Aehrchen  und 
45  Früchten.  —  Stroh:  blassgelb  oder  violett,  schilfartig,  lang  (120 — 
165  cm).  —  Frucht:  weiss,  mehlig,  nachgebaut:  gelblich,  mehlig  und 
glasig,  klein,  6  mm  lang,  8  mm  breit,  feinschalig. 

Nicht  leicht  lagernd,  doch  gegen  Eost  wenig  widerstandsfähig,  Be- 
stechung stark,  frühreif. 

Der  amerikanische  Gesandte,  Mr.  Wright,  sandte  diese  Sorte  1858 
an  das  preussische  landw.  Ministerium. 

In  Proskau  und  Waldau  kultiviert,  zeigte  sie  sich  für  die  Verhält- 
nisse Nord-Deutschlands  nicht  besonders  anbauwürdig.  Original  im  landw. 
Museum  zu  Berlin. 


1)  AnnaL  Y.  59,  pg.  476. 

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232  Besonderer  TeiL 


Ori^al  wkite  Flint-wheai  ® 

Syn:  Bochester;  Winter  Canada  Flint-wheat. 

Verbesserte  Form:  Greneral Harmon's improyed  White- Flint. 

Aelire :  weiss,  kurz,  dick,  reif  etwas  gebogen,  grannenspitzig,  Frncht 
von  Spelzen  fest  nmsohlossen,  voll,  30—40  Früchte  pro  Aehre.  —  Stroh: 
weiss,  mittellang,  blattarm.  —  Fracht :  sehr  weiss,  glänzend,  dem  Qnarz.- 
glanz  (Flint)  ähnlich,  hart,  oblong,  ^y^'"^^  ^^^g}  3mm  breit. 

Das  Eom  soll  wegen  seiner  Härte  nicht  leicht  auswachsen  und  ein 
in  den  Nord-Staaten  Nord- Amerikas  sehr  geschätztes  Mehl  liefern,  auch 
nicht  leicht  durch  Lagern  oder  Eost  leiden. 

In  den  nördlichen  Staaten  Anfang  September,  im  mittleren  und  süd- 
lichen Ohio  Anfang  Oktober  gesäet,  bringt  diese  Sorte  einen  Ertrag  von 
18—26  hl,  und  sogar  61  hl  pro  ha. 

Grössere  Früchte  hat  Mr.  Harmon^)  durch  Auswahl  des  besten 
Saatgutes  und  Kultur  auf  reichem  Boden  erzielt. 

Diese  Sorte  soll  1823  aus  Spanien  in  die  Yereinigten-Staaten  ein- 
geführt worden  sein. 

Torkshire-wheat.  ® 

Syn:  English  Flint;  Soule's  Wheat. 

Aehre:  weiss,  halblocker,  aufrecht,  ein  wenig  verjüngt,  mittellang 
(8  cm);  A ehrchen  meist  2-kömig;  17  Aehrchen  mit  30  Früchten.  —  Stroh: 
blassgelb,  steif,  120  cm  lang.  —  Frucht:  weiss,  sehr  schön,  mehlig, 
feinschalig. 

Yiel  in  Michigan  ü.  S.  gebaut. 

Indiana-wheai  Q 

Syn:  Large- wheat 

Aehre:  weiss,  sich  etwas  verjüngend,  grannenspitzig:  —  Stroh:  gelb-* 
lieh- weiss,  lang.  —  Frucht:  weiss,  gross,  halbhart,  Bruch  halb- 
stahlig. 

Auf  schwerem  Boden  sehr  ertragreich. 

Führt  den  Namen  vom  Staate  Indiana,  in  welchen  diese  Sorte  1830 
eingeführt  wurde. 

Sonora- Weizen.  ® 

Aehre:  weiss,  dünn,  kurz.  —  Stroh:  blassgelb,  unter  mittellang.  — 
Frucht:  weiss,  mehlig,  klein,  rund,  voll;  weich.  Aeusseres  sehr  schön, 
doch  nicht  besonders  kleberreich. 

In  Califomien  und  Oregon  hoch  geschätzt.  Aussaat  im  December, 
Ernte  im  Juli. 


1)  Dr.  Emmonsi   Glassificat.  and  Analys.  of.* Wheat,   in  Dep.   of  Agrio. 
Rep.  1862  U.  S. 


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Weizensorten. 
Trigo  de  Nneya-Holanda^  O  n.  ® 


233 


8yn:  Trigo  de  Anstralia,  Chile. 

Aehre:  blassgelb,  mittellang,  siob  yerjüngend,  ein  wenig  grannen- 
spitzig, locker;  Aehrcben  1.4  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb, fest,  steif,  unter  mittellang.  —  Frucht;  Original  weiss,  mehlig,  etwas 
bauchig,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  193  Früchte  =  lOgr),  prachtvoll, 
feinschalig;  nachgebaut:  rötlich,  glasig,  grösser,  170  Früchte  =  10  gr; 
halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Als  Winterweizen  gebaut,  stark  gelitten;  Herbstblatt  dunkelgrün, 
ziemlich  gross,  aufrecht,  2.2  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend, 
spät  reifend.  ^ 

Im  kälteren,  gemässigten  Klima  nur  Sommerweizen;  junges  Blatt 
dunkelgrün,  gross,  lang,  aufrecht,  2.8  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend 
und  blühend,  mittelfrüh,  in  120  Tagen  reifend. 

Fruchte  fest  von  den  Spelzen  umschlossen.  Nicht  leicht  durch 
Lagern  und  Bost  leidend. 


Mittlere 

Winterweizen 

Sommerweizen 

Halmlänffe  cm 
Halmdioke  cm 

100  (Max.:  120) 

110  (Max.:  126) 

0.86 

0.86 

Blattzahl 

4 

4 

Blattlän^e  cm 

19 

22.8 

Blattbreite  cm 

0.8 

0.9 

Blattfläohe  qcm 

121.6 

160.6 

Halmfläche   qcm 

105 

116.5 

Geeammtfläche   qom 

226.6 

276.1 

Aehrenlänge  cm 

9  (Max.:  18) 

10  (Max.:  18) 

Darin  Aehrcben 

18 

18 

Früchte  in  der  Aehre 

54 

64 

Diese  Sorte  wurde  1880  durch  von  Gülich  an  das  landw.  Museum 
XU  Berlin  aus  Chile  eingesandt. 

Trigo  de  Tesoro,  Chile  Q. 

Deutsch:  Schatz- Weizen  aus  Chile. 

Aehre:  fast  weiss,  prachtvoll,  sich  etwas  nach  Spitze  verjüngend, 
etwas  locker,  breit;  Aehrcben  (1.6  cm  breit)  2-kömig.  —  Stroh:  goldgelb, 
sehr  fest  und  derb  wandig.  —  Frucht:  gelblich  weiss  und  mehlig,  meist 
glasig  und  rötlich,  etwas  plump,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit, ,  150 
Früchte  s=  10  gr)  die  Früchte  am  schönsten  und  grössten  von  allen 
weissen  Sommerweizen;  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Blätter  blaugrün,  2.4  Schösslinge,  Vegetationszeit  130  Tage.  Halm- 
länge 115  cm  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4,  durch- 
schnittliche Blattlänge  21.5  cm,  Blattbreite  0.99  cm,  Blattoberfläche  170.32 
qcm,  Halmfläche  113.85    qcm,  Geeammtfläche  284.17  qom. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reif  10  cm  lang  (Max.  14  cm),  mit  15 
Aehrohen  und  30  ziemlich  leicht  ausfallenden  Jachten. 

Auf  1  qm  können  925  Halme,  oder  385  Pflanzen  wachsen,  dem- 
nach nimmt  eine  Pflanze  eine  Bodenfläche  von  26  qcm  ein,  und  die 
Blattfläohe  stellt  sich  pro  qm  der  Bodenfläohe  auf  26.29  qm. 


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234  Besonderer  Teil. 

Es  zählt  1  hl  (=  847  kg)  1  270  500  Früchte  aus,  wonach  das 
Saatqnantnm  (Vj  Verlust)  4.6  hl  beträgt. 

Es  wiegen  100  Halme  480  gr  und  davon  die  Früchte  190  gr. 

Auf  den  guten  Lehmböden  im  milden  Klima  bringt  dieser  Weizen 
hohe  Erträge:  das  Mehl  gilt  als  vorzüglich,  auch  lagert  er  nicht  leicht, 
doch  befiel  er  in  Poppeisdorf  ziemlich  stark  mit  Rost. 

Dieser  schöne  Weizen  wurde  von  der  Wiener- Ausstellung  1873 
durch  Wittmack  nach  Poppeisdorf  gesandt,  wo  er  sich  mit  Aus- 
nahme der  Früchte,  die  in  feuchten  Jahrgängen  glasig  wurden,  konstant 
gezeigt  hat.    Heimat:  Chile. 

Trigo  de  Talavera  ®  n.  Q. 

Syn:  Engl.:  Talavera- wheat. 

Franz.:  Froment  ou  B16  de  Talavera;  B16  anglais  voisin  du 

Talavera,  BU  de  Pologne  ou  de  Varsovie,  Bli  d*Espagne 

et  B16  d^Espagne  de  Mars  (Yilmorin,  Joum.  d^Agric. 

prat.  1851  pg.  454  u.  455) ;  B\i  Talavera  de  Pristemps. 

Deutsch:  Weisser  Talavera- Weizen. 

Verbesserte  Form:  B16  Talavera  de  Bellevue. 

Aehre:  fast  weiss,  lang,  sehr  locker,  schlaff,  sich  stark  verjüngend, 
grannenspitzig;  Aehrchen  mittelbreit  (1.5  cm),  2-  und  3-kömig.  —  Stroh: 
gelb,  fest,  biegsam,  mittellang.  —  Frucht:  Original  weiss,  meist  mehlig, 
oval  (7  mm  lang,  4  mm  breit)  gross,  feinschalig;  nachgebaut:  konstant 
geblieben,  190  Früchte  wiegen  10  gr,  Bruch  halbmehlig,  halb  weich. 

Herbstblatt  hellgrün,  lang,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
Bestockung  mittelstark,  4.5  Sprosse,  zeitig  schossend  und  blühend.  Mitt- 
lere Halmlänge  125  cm  (Max.  145  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  3,5, 
mittlere  Blattlänge  25  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattoberfläche  beider  Seiten 
175  qcm,  Halmfläche  150  qcm,    Gresammtfläche    eines   Halmes  325  qcm. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  222  Pflanzen,  mithin  stellt 
sich  die  Bodenfläche  p.  Pflanze  auf  45  qcm,  und  die  Blattfläche  pro 
1  qm  Bodenfläche  auf  32.50  qm. 

Es  kommen  auf  1  hl  (=  83  kg)  1  577  000  Früchte,  demnach  be- 
trägt, das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  2.1  hl  p.  ha. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig  reifend,  11  cm  lang  (Max.  16  cm), 
mit  18  Aehrchen  und  45  lose  sitzenden  Früchten. 

Es  wiegen  100  Halme  450  gr  und  davon  die  Früchte  225  gr. 
Lagert  leicht. 

Dieser  Weizen  eignet  sich  für  humose  oder  warme  gute  Lehmböden, 
doch  nicht  für  schwere  Clayböden. 

Sein  Anbau  wird  stark  in  Süd-England  (Surrej)  und  auf  den 
Eianalinseln,  sowie  im  nördlichen  Frankreich  betrieben,  doch  hat  man  in 
Frankreich  in  neuerer  Zeit  seine  Kultur  vielfach  aufgegeben,  weil  er 
nicht  genügend  ertragreich  ist  und  zu  leicht  auf  nicht  sehr  reichen 
Böden  degeneriert 

Für  Kord-England  und  Deutschland  ist  diese  Sorte  zu  weichlich, 
doch  lässt  er  sich  als  Sommerweizen,  Aussaat  im  Februar,  anbauen, 
und  schätzt  man  ihn  als  solchen  namentlich  in  Nord-Amerika. 

Er  stammt  ursprünglich  aus  Spanien  und  gelangte  1814  von  dort 
paoh  England,  sowie  audi    sehr   bald  nach  Frankreich   und    1817   nach 


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Weizensorton.  285 

Wien  *),  wo  er  sioh  in  der  Umgegend  trefflicli  bewÄhrte.     Vorzugsweise 
Yerbreitete  ihn  Peter  Lawson,  Edinburgh. 

Der  bekannte  Landwirt  Le  Coutenr^),  zu  Bellevue,  Insel  Jersey, 
kultivierte  Talavera- Weizen  188B  und  verbesserte  ihn,  und  wurde  dieser 
namentlich  von  Vilmorin  als  B16  Talavera  de  Bellevue  in  den  Handel 
gebracht. 

Trlgo  salmonado  ®. 

Syn:  Bli  saumon. 

Lachsfarbener  Weizen,  Salmons- Weizen. 

Aehre:  blassgelb,  sehr  dicht,  breit,  ein  wenig  gebogen,  mittellang. — 
Stroh:  rötlichgelb,  lang,  fest.  —  Frucht:  schön  blassgelb,  mehlig,  viele 
rötlich  und  glasig,  rundlich,  klein  (7  mm  lang,  8V2  ^"^"^  breit,  256 
Früchte  =  10  gr)  feinschalig,  halbhart. 

Herbstblatt  blaugrün,  niederliegend;  Entwicklung  mittelfrüh,  Be- 
stockung  stark,  7  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend ;  Halm  140  cm 
(Max.  160  cm)  lang,  0.35  cm  dick,  Blattzahl  4.6,  Blätter  27.8  cm  lang, 
0.95  cm  breit,  Blattfläche  287.7  qcm,  Halmfläche  147  qcm,  Qesammtfläche 
884.7  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang. 

Auf  1  hl  (=  85  kg)  entfallen  2  167  500  Früchte. 

In  Spanien  auf  reichem  Boden  gebaut. 

Trigo  candeal  desraspado  de  Mnrcia  O  u-  ®* 

Syn:  Deutsch:  Weisser  Kolben weizen  aus  Murcia. 

Aehre:  fast  weiss,  etwas  locker,  schlank,  sich  nach  der  Spitze  verjün- 
gend, grannenspitzig,  breit;  A ehrchen  1.7  cm  breit,  häufig  4-kömig.  —  Stroh: 
blassgelb,  fest,  ziemlich  derbwandig.  —  Frucht:  schwach  rötlich-weiss, 
mehlig,  weich;  nachgebaut:  meist  glasig  und  rötlich,  mittelgross  (7  mm  lang, 
8V8  mm  breit,  220  Früchte  wiegen  10  gr),    schlank,    feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  breit,  aufrecht,  Frühjahrsvegetation  sehr  zeitig, 
Bestockung  schwach,  bei  Wintersaat  8  Schösslinge,  bei  Sommersaat  1.7 
Schösslinge;  sehr  zeitig  schossend  und  blühend. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reif  10  cm  lang  (Max.  14  cm)  mit  14  Aehr- 
ohen  und  66  Früchten. 

Als  Sommerfrucht  gebaut,  schosste  und  blühte  der  Weizen  spät  und 
zeigte  fast  genau  denselben  Habitus  wie  die  Wintersaat;  Halmlänge 
110  cm  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  B.3,  Blattoberfläche 
145.88  qcm,  Halmfläche  182  qcm,  G-esammtfläche  eines  Halmes  277.83  qcm. 

Auf  1  qm  können  880  Halme  oder  298  Pflanzen  wachsen,  mithin 
jede  Pflanze  34.]   qcm  Raum  beansprucht. 

Es  wiegt  1  hl  =  84  kg  und  enthält  1  848  000  Früchte^  demnach 
beträgt  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  2.4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  463  gr  und  davon  die  Früchte  150  gr. 

Dieser  Weizen  ist  nicht  winterfest,  denn  er  erfror  seit  1870  mehr- 
mals in  Poppeisdorf. 

Dem  Rost  und  Lagern  unterliegt  er  nur  in  geringem  Grade. 


1)  Fraas,  Geschichte  d.  Landw.  1862,  pg  427. 

2)  Jonm.  of  the  Royal  Agrio.  Soa  of  England  1840,  p.  119. 


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286  Besonderer  Teil. 

Der  Weizen  wurde  1867  dnrcli  den  Berliner  Akklimatisations-Yerein 
nach  Dentsohland  ans  Spanien  eingeführt.  (Zeitschr.  f.  Akklim.  1869. 
No.  X-XII  pg.  157.) 

Für  ein  mildes  Klima  und  einen  kulturvollen  Lehmboden  be- 
achtenswert. 

Ble  blanc  de  Marenil.  ® 

Syn:  B16  blanc  k  paille  pleine. 

Aehre:  gelblichweiss  mit  schwach  rötlichem  Anflug,  etwas  locker, 
doch  ziemlich  breit,  Aehrchen  1.8  cm  breit,  meist  3-körnig,  —  Stroh: 
rötlich  weiss,  oder  rotgrau,  stark.  —  Frucht:  blassgelb  meist  mehlig,  wenn 
glasig,  so  rötlich,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  157  Früchte  =  10  gr), 
f einschalig,  halb  weich,  Bruch  halbmehlig. 

^erbstblatt.  dunkelgrün,  sehr  lang  und  breit,  aufrecht;  Frühjahrs- 
vegetation  sehr  zeitig,  sehr  kräftig,  Blätter  kahl  oder  oberseits  äusserst 
schwach  behaart;  Bestockung  mittelstark,  4.2  Schösslinge.  Mittelfrüh 
schossend,  Halm  138  cm  (Max.  155  cm)  lang;  Halmdicke  0.4 cm,  Blattzahl 
4.4,  Blattlänge  29.3  cm,  Blattbreite  1.13  cm,  mithin  beträgt  die  Blattfläche 
eines  Halmes  291.37  qcm,  die  Fläche  eines  Halmes  165.60  qcm  und  die 
G^sammtfläche  456.97  qcm. 

Die  Aehre  10  cm  (Max.:  13  cm)  lang,  ist  jung  gelb-grün,  reif  enthält 
sie  14  Aehrchen  mit  40  festsitzenden  Früchten. 

Auf  1  qm  entfallen  9(50  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  stellt 
sich  die  Bodenfläche  p.  Pflanze  auf  50  qcm  und  die  Blattfläche  auf 
41.13  qm. 

Die  Zahl  der  Früchte  berechnet  sich  pro  hl  (=  84  kg)  auf  1  318  800 
Stück  und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  auf  2.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  750  gr  und  davon  die  Früchte  240  gr. 

Dieser  Weizen  bringt  auf  den  mittleren  Böden  Kord-Frankreichs 
gute  Erträge,  lagert  nicht  leicht  und  ist  auch  gegen  ungünstige  Witte- 
rungSTcrhältnisse  recht  widerstandsfithig,  doch  leidet  er  durch  Nässe. 

B16  blaue  de  Hon^ie  ®  u.  Q- 

Syn.:  Französisch:   B\i  anglais  blanc;    Bli  anglais  du  Blaisois; 
B\i  anglais  des  environs  de  Blois;  B16  Che- 
valier; Album  densum. 
Spanisch:  Candeal  chamorro  de  Hungria. 
Englisch:  White  Hungarian  Wheat. 
Deutsch:  Weisser  ungarischer  Kolben weizen. 
Aehre :    gelblichweiss,    fast   quadratisch,   kurz,    8  cm    lang,    mit  35 
Früchten;  Aehrchen  meist  2-kömig,    1.5cm  breit.    —    Stroh:    blassgelb, 
fest,  steif,  nicht  leicht  lagernd,  feinhalmig,  115  cm  lang.  —  Frucht:  blass- 
gelb,   mehlig,    wenige  glasig,    klein   (6  mm  lang,    3  mm    breit),    Qualität 
vortrefflich;  halbweich. 

Dieser  allerdings  wenig  ergiebige  Weizen  macht  nur  geringe  An- 
sprüche an  den  Boden,  verlangt  jedoch  ein  mildes  Klima  und  reift 
zeitig. 

Nach   Heuzä^)  führte    ihn    1810   Vilmorin -Vater   aus  Ungarn 


1)  A.  a.  0.  pg.  54. 

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Weizensorten.  237 

in  Frankreicli  ein,  wo  er  namentlich  in  Mittel-  und  Westfrankreich  ziem- 
lich umfangreich  auf  leichteren  Böden  kultiviert  wird.  Diesem  entgegen 
gibt  Peter  Lawson^)  an,  dass  1830  dieser  Weizen  aus  England  in  die 
Gegend  von  Blois  eingeführt  worden  sei  und  spricht  auch  hierfür  die 
Bezeichnung  „B16  anglais^',  so  dass  wohl  anzunehmen  ist,  dass  auch  nach 
England  diese  Sorte  importiert  und  von  dort  später  wiederum  nach  Frank- 
reich gelangt  sei.  üebrigens  führt  Yilmorin^)  selbst  an,  dass  Mr. 
Eattier  diesen  Weizen  in  die  Umgegend  von  Blois  eingeführt  habe. 

Von  Prankreich  aus  verbreitete  sich  seine  Kultur  über  Spanien  und 
in  neuerer  Zeit  auch  über  die  Südstaaten  der  nordamerikanischen  Union,  wo 
er  meist  als  Sommerweizen  angebaut  wird. 

Nahe  mit  dieser  Sorte  ist  „B16  de  Hongrie  k  6pi  long''  verwandt, 
die  sich  durch  längere  und  schlaffere  Aehre  von  ihr  unterscheidet,  auch 
B16  free  trade  und  Bio  club  zeigen  eine  nahe  Verwandtschaft,  werden 
aber  verhältnismässig  selten  kultiviert. 

Dieser  Weizen  ist  für  das  mittlere  Frankreich  mit  seinem  mehr 
trockenen  Klima  und  seinen  leichteren,  kalkreiclien  Böden  sehr  geeignet 

B16  Bosean.  0 

Deutsch:  Schilfweizen. 

Aehre:  blassgelb,  kurz,  dick,  quadratisch,  die  zweizeilige  Seit«  sehr 
in  die  Augen  faUend,  sehr  geschlossen,  der  Aehre  dem  Hickling- Weizen 
sehr  ähnlich,  doch  kürzer,  aber  noch  nicht  so  kurz  wie  beim  Binkelweizen; 
Aehrchen  sehr  breit  (2  cm),  3-  und  4-kömig.  —  Stroh:  gelb,  kräftig, 
reich  beblättert.  Frucht:  Original  (Vilmorin)  gelblich- weiss,  mehlig, 
weich,  gross  (7  mm  lang,  3%  mm  breit,  196  Früchte  =  10  gr),  schwer, 
feinschalig;  nachgebaut:  teilweise  rötlichweiss  und  dann  glasig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  sehr  lang  und  breit,  aufrecht;  Frühjahrs- 
vegetation mittfrüh,  Bestechung  kräftig,  5  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend 
und  blühend.  Mittlere  Halmhöhe  130  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4  cm, 
Blattzahl  4.5.  Blattlänge  30.5  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  mithin  beträgt  die 
Blattoberfläche  beider  Seiten  eines  Halmes  274.5  qcm,  die  Halmfläche 
156  qcm  und  die  Gesammtfläche  430.5  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  8  cm  lang  (Max.  9  cm), 
mit  17  Aehrchen  und  60  etwas  lose  sitzenden  Früchten. 

Auf  1  qm  wachsen  650  Halme  oder  130  Pflanzen,  mithin  jede  Pflanze 
einen  Baum  von  77  qcm  einnimmt  und  auf  1  qm  Bodenfläche  ca..  28  qm 
Blattfläche  entfallen. 

Es  enthält  1  hl  (=  83.7  kg)  1  640  520  Früchte,  demnach  stellt  sich 
das  Saatqnantum  (V3  Verlust)  auf  1.3  hl. 

Es  wiegen  100  Halme  670  gr  und  davon  die  Früchte  240  gr. 

Dieser  Weizen  wird  auf  den  sehr  fruchtbaren  Alluvialböden,  nament- 
lich des  nördlichen  Frankreichs  kultiviert,  doch  lagerte  er  in  Poppeisdorf 
auf  reichem  Lehmboden,  hielt  sich  dabei  jedoch  ziemlich  rostfrei.  Für 
ein  rauhes  Klima  eignet  sich  dieser  Weizen  nicht. 

Nach  Vilmorin  soll  er  im  nördlichen  Frankreich  einen  Ertrag  bis 
ZQ  50  hl  p.  ha,  ohne  sich  zu  lagern,  aufgebracht  haben. 


1)  Agrio.  Manual  1886,  pg.  7. 
3)  Lei  meilleurä  Bl^  pg.  88. 


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238  Besonderer  Teil. 


BU  tendre.  ® 

Syn.:  Italien:  Grano  tenero  o  G-räno  gentile  bianco. 
Spanisch:  Trigo  tiemo. 

Aehre:  fast  weiss,  geschlossen,  anBadis  breit,  sich  nach  der  Spitze 
zn  stark  yeijüngend  nnd  grannenspitzig;  Aehrchen  sehr  breit  (1.8  cm), 
2 — d-kömig.  —  Stroh:  gelb,  dünnwandig.  —  Frucht:  blassgelb,  wenige 
mehlig,  meist  glasig  nnd  rötlich,  lang,  etwas  eingefallen  (7  mm  lang, 
3  mm  breit,  266  Früchte  =  10  gr),  f einschalig,  haJbweich,  Bmch  halb- 
mehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  ziemlich  schmalblättrig,  Blätter  beiderseits 
äusserst  schwach  behaart  oder  kahl:  Frühjahrsentwickelnng  mittelfrüh, 
spät  sphossend,  Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge,  spät  blühend.  Halm- 
länge 130cm  (Max.:  160  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  3.8,  mittlere 
Blattlänge  27.5  cm,  Blattbreite  0.94  cm,  Blattoberfläche  196.46  qcm,  Halm- 
flftche  148.20  qcm,  G-esammtoberfläche  eines  Halmes  344.66  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit 
20  Aehrchen  und  50  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten. 

£s  wachsen  900  Halme  oder  225  Pflanzen  pro  qm,  mithin  die 
Pflanze  einen  Baum  von  44.4  qcm  einnimmt,  während  die  Blattfläche  pro 
qm  Bodenfläche  3 1 .02  qm  ausmacht. 

Auf  1  hl  (=  82.5  kg)  entfallen  2  112  000  Früchte,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  1.6  hl. 

Es  wiegen  100  Halme  474  gr  und  davon  die  Früchte  200  gr. 

Dieser  Weizen  widersteht  unseren  Wintern  recht  gut,  doch  zeigt  er 
auf  reichem  Boden  im  feuchten  Klima  Neigung  zum  Lagern  und  geringe 
Widerstandsfähigkeit  gegen  Rost. 

Im  trocknen,  milden  Klima  und  auf  Lehmboden  scheint  derselbe  am 
besten  zu  gedeihen. 

Nach  Metz  (Berichte  über  neuere  Nutzpflanzen,  pg.  99.  1858)  soll 
er  aus  Oran  als  Sommerweizen  eingeführt  sein  und  sich  sehr  ergiebig 
gezeigt  haben.  In  Poppeisdorf  bekundete  sich  derselbe  jedoch  als  echter 
Winterweizen. 

Er  wird  in  Algier,  Süd-Frankreich,  Spanien  und  in  Italien,  nament* 
lieh  um  Foggia  gebaut;  höchst  wahrscheinlich  wird  er  in  jenen  südlichen 
Ländern  im  Laufe  des  Winters  ausgesäet.  Bezugsquelle:  oek.-botanischer 
Grarten  zu  Halle. 


Bli  Chiddam  blanc  de  Mars.  Q 

Syn.:  Englisch:  White  Chiddam  Spring- wheat. 
Deutsch:  März-Chiddam-Sommerweizen. 

Aehre:  blassgelb,  lang,  schmal,  locker,  sich  nach  der  Spitze  ver- 
jüngend und  grannenspitzig,  Aehrchen  1.4  cm  breit,  meist  2-,  selten  3- 
kömig.  —  Stroh:  rötlichgelb,  derb  wandig.  —  Frucht:  gelblich  weiss, 
wenn  mehlig,  doch  meist  glasig  und  rötlichweiss,  rundlich,  klein  (6  mm 
lang,  3V2Dam  breit,  lOgr  =  240  Früchte),    schwer,   feinschalig,   weich. 

Pflanze  blaugrün,  Bestockung  mittelgut,  2.8  Schösslinge,  etwas  spät 
bltLhend  und  reifend,  Yegetationszeit  133  Tage;  Halmlänge  110 om (Max. 
125  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  BlattzaU  4,  Blattlänge  24.25  om,  Blattbreite 


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Weizeaflorten.  289 

0.7  om,  mithin  beträgt  die  Blattfläche  beider  Seiten  eines  Halmes  135.84  qcm 
die  Halmfläche  99  qcm  nnd  die  Gresammtoberfläche  234.84  qcm. 

Die  Aehre,  10  cm  lang  (Max.  13  cm),  enthält  16  Aehrchen  nnd  36 
ziemlich  leicht  ansfallende  Früchte, 

Es  kommen  anf  1  qm  ICKX)  Halme,  oder  360  Pflanzen,  mithin  stellt 
sich  die  Bodenfläche  pro  Pflanze  anf  27.7  qcm  nnd  die  Blattfläche  anf 
23.4  qm. 

Die  Zahl  der  Früchte  berechnet  sich  pro  hl  (=  84.3  kg)  anf  2  023  200 
Stück,  nnd  das  Saatqnantnm  (Vs  Verlnst)  anf  2.7  hl  p.  ha.- 

Es  wiegen  100  Halme  420  gr  nnd  davon  die  Früchte  145  gr. 

Dieser  Sommerweizen  scheint  die  gnten  Eigenschaften  des  Winter* 
Chiddam-Weizens  zn  besitzen,  ans  dem  er  dnrch  Answahl  von  M.  Gar  not 
(Hilaire),  Landwirt  zu  Ville-la-Roche,  nm  1860  gezüchtet  wurde  nnd  sich 
schnell  in  der  Brie  verbreitete. 

Sein  Eom  steht  dem  des  Winterweizens  im  Preise  gleich,  nnd  bringt 
derselbe  anf  den  besten  knltnrvoUen  Böden  der  Brie,  nm  Mitte  März 
gesäet,  einen  Dnrchnitts-Ertrag  von  30  hl  p.  ha,  doch  ernteten  M.  M, 
Mathien  &  Candeliez^)  bei  Dünkirchen  sogar  48  hl  p.  ha. 

Dieser  Weizen  wird  auch  vielfach  in  Italien  angebant 

Froment  blane  de  BrossoiL 

Aehre:  blassgelb,  ziemlich  dicht,  25  Aehrchen  mit  70  Früchten 
enthaltend,  sich  etwas  verjüngend,  grannenspitzig,  bis  11  cm  lang;  Aehrchen 
1.4  cm  breit,  meist  3-körnig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  blattreich,  fest,  150  cm 
lang,  0.4  cm  breit.  —  Fmcht:  blassgelb,  mehlig,  klein,  oval  (6  mm  lang, 
4  mm  breit),  feinschalig. 

Original  im  landw.  Mnsenm  zn  Berlin. 


BU  sang  barbe  sorti  du  Siaisse  d^Arles  on  Nai'bonne  blaue.  0 

Aehre:  weiss  mit  schwach  rötlichem  Anflug,  sich  stark  verjüngend, 
an  der  Spitze  knrzgrannig,  schmal,  locker,  bei  10  cm  Länge  mit  35 
Früchten ;  Aehrchen  1 .2  cm  breit,  2-  und  3-kömig.  —  Stroh :  rötlich-weiss, 
feinhalmig,  ziemlich  blattreich,  fest,  150  cm  lang,  0.35  cm  dick.  —  Fmcht: 
rötlich-weiss,  meist  glasig,  oval,  klein  (6  mm  lang,  *6 Y2  mm  breit),  schön, 
feinschalig. 

Nach  Yilmorin^)  ist  dieser  allerdings  noch  stark  grannenspitzige 
Kolbenweizen  ans  einem  zn  Tr.  vulgare  graecum  gehörigen  Bartweizen 
^Siaisse  d'Arles,  on  Narbonne  (Syn.:  BU  de  Roussillon,  Saisette  de  Ta- 
rascon,  Siaisse  blanche  on  de  B6ziers)  hervorgegangen. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


5i 


Vihn.  Joum.  d'Agria  prat.  1865.    T.  I  pg.  179. 
Yilm.  Essai  a.  a.  0.  1850.    Section  29. 


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240 


Besonderer  Teil. 


Toiuelle  blanche  sang  barbe  Q  ond  0. 

Syn.:  Froment  comman  sans  barbes,  blanc  et  glabre^). 

Nord- Amerika:  White  Oregon-Wheat;  Touzelle,  Saisette. 
Süd-Amerika:    Trigo  del  Oregon,  Trigo  Americano  Chile. 

Aehre:  blassgelb,  etwas  echmal,  sich  yerjüngend,  granDcnspitzig, 
halblocker;  Aebrchen  1.5  cm  breit,  2 — 3'körmg.  —  Stroh:  blassgelb,  unter 
mittellang. —  Fracht:  Original  weiss,  mehlig,  weich,  wenige  rötlich  und  glasig, 
oval,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  193  Früchte  =  10  gr),  feinschalig; 
nachgebaut:  alles  glasig,  ein  wenig  grösser,  169  Früchte  =  10  gr, 
schwer,  1  hl  wiegt  88  kg. 

Winterfrucht:  Herbstblatt  dunkelgrün,  ziemlich  lang,  schmal,  fast 
aufrecht;  Entwickelung  ziemlich  früh,  2.1  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend 
und  blühend.     Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend. 

Sommerfrucht:  Junges  Blatt  dunkelgrün,  gross,  aufrecht,  2.8  Schöss- 
linge, zeitig  schossend  und  blühend;  in  116  Tagen  reifend. 


Mittlere 

Winterweizen 

Sommerweizen 

Halmlänge  cm 

100  (Max.  120) 

110  (Max.  180) 

Halmdicke  cm 

0.85 

0.37 

Blattzahl 

4 

8.9 

Blattlänge  cm 

19.4 

19.1 

Blattbreite  cm 

0.8 

1.0 

Blattfläche  qcm 

124.2 

149.0 

Halmfläche  qcm 

106.0 

122.1 

Gesammtflädie  qom 

229.2 

271.1 

Aehrenlänge  cm 

9  (Max.  18) 

9  (Max.  18) 

Darin  Aehrchen: 

17 

17 

Früchte  in  den  Aehren 

42. 

42 

Frachtzahl  pro  hl 

1698  400 

1672  000 

Im  kälteren  gemässigten  Klima  nicht  winterfest,  leidet  wenig  durch 
Lagern  und  Windschlag,  stärker  durch  Eost. 

/  Auf  in  nicht  zu  hoher  Kultur  befindlichen  Böden  und  im  trocknen 
Klima  angebaut,  so  in  Süd-Frankreich,  der  Schweiz,  Oregon,  Califomien, 
Chile  etc.,  in  welchen  Ländern  derselbe  in  hohem  Gerade  geschätzt  wird. 

BI6  d  Ostende.  ® 

Aehre:  fast  weiss,  sehr  dicht,  bei  9  cm  Länge  22  Aehrchen  und 
66  Früchte  enthaltend,  sich  wenig  yerjüngend,  wenig  grannenspitzig,  pris- 
matisch, aufrecht;  Aehrchen  1.4  cm  breit,  3-  und  4-kömig.  —  Stroh: 
fast  weiss,    mehlig,  klein,   oval    (6  mm  lang,  3.5  mm  breit),   feinschalig. 

Heimath:  Belgien. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


1)  Seringe,  Monogr.  des  oörMes  de  la  Suisse  1818,  pg.  92. 


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Weizensorten.  241 

BU  blane  de  Flandres.  ® 

Syn.:  Französisch:  BU  de  Z61ande;  B16  de  Bergnes;  Blä  blanc 
Zäe;  B16  l)laz6  de  Lille;  B16  blanz6;  BU 
suisse.  Nacli  Vilmorin(Joum.  Agric.  prat. 
1851  pg.  452)  sind  ancli  identisch :  B16  de  Tifiis ; 
B16  blano  du  Londnnais;  Bio  blanc  du  Nord. 
Holländisch:  Zeenwsch  witte  Tarwe. 
Deutsch:  Zeeländer- Weizen ;  weisser  Weizen  aus  Flandern; 

weisser  Winterweizen  aus  Belgien. 
Englisch:  White  Flanders  Wheat. 
Spanisch:  Trigo  de  Bergnes. 
Italienisch:  Grano  di  Zelanda. 

Aehre :  blassgelb,  geschlossen,  fast  quadratisch,  sieh  wenig  nach  der 
Spitze  verjüngend.  Aehrchen  breit  (1.8  cm),  meist  3-körnig.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  hohl,  etwas  dünnwandig.  —  Frucht:  Orimnal  blassgelb,  meh- 
lig, weich,  wenige  glasig,  rundlich  (6 Y2  nim  lang,  3^^ — 4  mm  breit),  fein- 
Bchalig.  Nachgebaut  schon  in  erster  Ernte  meist  glasig,  grösser  (7  mm 
lang,  4  mm  breit). 

Herbstblatt  dunkelgrün,  sehr  breit,  kräftig,  aufrecht.  Bestockung 
stark,  4.5  Sprossen,  und  die  absolute  Bestockungsfähigkeit  stellt  sich  bei 
100  qcm  Baum  auf  13.5  Schösslinge.  Das  Schossen,  die  Blüte  und  die 
Beife  treten  mittelfrüh  ein  und  erreicht  der  Halm  während  der  Blüte 
0.44  cm  Dicke,  133  cm  (Max.  165  cm)  Länge,  mittlere  Zahl  der  Blätter  4.2, 
Blätter  29.3  cm  lang,  1.04  cm  breit,  mithin  die  Blattfläche  eines  Halmes 
304.72  qcm,  die  Halmfläche  175.56  qm  und  die  Gesammtfläche  480.28  qcm 
ausmacht 

Es  wachsen  pro  qm  Bodenfläche  640  Halme  oder  142  Pflanzen, 
demnach  jede  Pflanze  einen  Baum  von  70.4  qcm  einnimmt  und  die  Blatt- 
fläche aller  Pflanzen  80.74  qm  beträgt. 

Die  junge  gelbgrüne  Aehre  erreicht  in  der  Beife  eine  mittlere  Länge 
von  11  cm  (Max.  15  cm)  und  befinden  sich  an  derselben  20  Aehrchen 
mit  60  Früchten,  von  diesen  wiegt  1  hl  82.87  kg  und  enthält  1779200 
Stück,  und  stellt  sich  demnach  das  Saatgut  (Vs  Verlust),  da  1420000 
Pflanzen  pro  ha  wachsen  können,  auf  1.67  hl. 

In  Poppeisdorf  wogen  100  Halme  625  gr  und  davon  die  Kömer 
210  gr. 

Der  Hauptverbreitungsbezirk  diaser  Weizensorte  erstreckt  sich  auf 
das  französische  und  belgische  Flandern,  sowie  auf  die  holländischen 
Provinzen  Seeland,  Kord-  und  Süd-Holland. 

In  vorzüglicher  Qualität  gedeiht  er  auf  den  schweren  Böden  des  in 
Seeland  gelegenen  Gutes  „Wilhelmina  Polder*,  doch  wird  er  auf  den 
besseren,  drainirten  Böden  Hollands  durch  „White  Essex  und  Bough 
ohaffed  Essex '^  (Dikkop  tarwe)  immer  mehr  verdrängt,  weil  diese  höhere 
Ertriige  und  besseres  Mehl  liefern,  doch  ist  seine  Kultur  auf  den  schweren, 
feuchten  Böden  noch  ziemlich  stark  verbreitet 

Auf  leichteren  Böden  degeneriert  er  sowohl  im  Korn  wie  Stroh  sehr 
leicht,  so  dass  häufiger  frische  Saat  von  reichen,  humosen  Böden  zu  be- 
ziehen ist. 

In  Poppeisdorf  seit  1869  kultiviert,  winterte  er  nur  in  dem  ungün- 
stigen Winter  1870  teilweis  aus,  lagerte  jedoch  leicht  und  befiel  stark 
mit  Bost.  unter  solchen  Umständen  ist  seine  Kultur  für  Nord-Deutsch- 
land kaum  zu  empfehlen. 

Ko«rBlok«  XL  Werner,  H«ndb.  d.  Getreidebau'!  n.  16 


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242  Besonderer  Teil. 

Im  Dep.  Seine  infärieure^)  stellte  sioli  der  Ertrag 
p.  ha  auf  Lehmboden  auf:     1640  kg  Körner  3000  kg  Stroh 
»     »     n  >i  »>        1925    „        „        3600    „       ,, 

„    „    „     Thonböden    „        1760    „        „        3900    „       „ 
„     „     ,,  ,,  i>        1600    „        „       4000    ,,      „ 

,,    fj    „    Lehm    mit     nn- 
dnrohlassendem     Unter- 
grund auf:  1620  „        „       5000    „       „ 
Peter  Lawson  führt  in  seinem  Agric.  Manual  1836  an,  dass  dieser 
Weizen  nur  sehr  wenig    von   „White    Essex"   verschieden    sei   und   ihn 
wahrsoheinlioh  nur  klimatische  Einflüsse  verändert  hätten.    Dies  mag  im 
Allgemeinen  zutreffen,  doch  ist  dasEom  von  „White  Essex^  kleiner  und 
die  Pflanze  weniger  robust. 

Ynlgo  Orano  bianeo«    Ex  Apalia«  ® 

Syn«:  Italienisch:  Bianohetto;  Grano  carosella. 

Französisch:   B16  Eichelle  blanche  de  Naples,   Bl£  blanc 
de  Naples;   Bichelle   blanche   de   Provence; 
BU   de  Lado;    B16    espagnol    sans   barbes; 
B16  blanc  de  Eome. 
Spanisch:  Trigo  richello;  Trigo  rico  de  Napoles. 
Englisch:  White  Naples  Wheat. 

Deutsch:  Weisser  reichtragender  Neapolitaner-Weizen. 
Aehre:  weiss,  mit  rötlichem  Schimmer,  ein  wenig  hängend,  lang, 
schmal,  sich  stark  verjüngend  und  grannenspitzig,  locker.  Aehrchen 
schmal  (1.5  cm),  Klappen  und  Spelzen  mit  stark  nach  Innen  gekrümmtem 
Zahn,  2— 3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  lang,  fest,  derbwandig.  —  Frucht: 
Original  gelblich-weiss,  doch  schon  erste  Ernte  alle  Kömer  glasig  und 
rötUch;  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit),  schwer,  sehr  f einschalig;  Bruch 
halbmehlig,  halbweich. 

Herbstblatt  blaugrün,  roggenähnlich,  breit,  aufrecht;  Bestockung 
schwach,  3  Schösslinge.  Frühjdursvegetation  zeitig.  Halm  115  cm  (Max. 
130  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  !Qlätter  26  cm  lang,  1.04  cm  breit,  Blatt- 
oberfläche 162.24  qcm,  Halmfläche  138  qcm,  Gesammtfläche  300.24  qcm. 
Junge  Aehre  gelbgrün,  13  cm  (Max.  18  cm)  lang,  20  Aehrchen 
mit  50  ziemlich  fest  von  den  Spelzen  umschlossenen  Früchten.  Von 
letzteren  wiegt  1  hl  84.6  kg  und  zählt  1  395  900  Stück  aus. 

Wachsen  pro  qm  936  Halme  oder  312  Pflanzen,  so  kommen  auf 
jede  Pflanze  32  qcm  Bodenfläche,  und  das  Aussaatquantum  stellt  sich 
auf  3  hl  p.  ha.  Die  Blattfläche  berechnet  sich  pro  1  qm  Bodenfl&che 
auf  28.1  qm. 

Diese  Weizensorte  zeigte  sich  in  Poppeisdorf  sehr  empfindlich, 
indem  sie  leicht  erfror;  das  Stroh  lagert  nicht  leicht,  ist  jedoch  dem  Beste 
unterworfen.     Das  Mehl  gilt  als  feinstes  weisses  Luxusmehl. 

Nach  Yilmorin  soll  dieser  Weizen  auch  Sommerfrucht  sein,  doch 
hat  er  sich  hier  als  echter  Winterweizen  erwiesen,  im  Frühjahr  gesäet, 
wurden  die  Pflanzen,  welche  überhaupt  geschosst  hatten,  erst  Ende 
August  reif. 


1)  Dreiach,  Berichte  über  die  Pariser  Ausst  1878,  pg.  247. 

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Weizensorten. 


24$ 


Es  wogen  100  Halme  590  gr  und  davon  die  Körner  244  gr. 

Seine  Heimat  findet  sich  anf  den  reichen  Lehmhöden  Sttd-Italiens, 
nnd  namentlich  in  der  Ebene  «von  Neapel,  von  wo  ihn  M.  Darblaj 
nach  Frankreich  einführte,  nnd  erfrent  er  sich  in  Süd-Frankreich  einer 
weiten  Verbreitung,  während  er  für  Nord-Frankreich  schon  zu  weich  ist. 

Auch  in  Spanien  und  den  Süd-Staaten  der  nordamerikaniechen  Union 
wird  er  vielfach  angebaut. 

Den  Originalsamen  sandte  Herr  Pedecino  ausPortici  nach  Poppels- 
dorf.  Am  besten  soll  dieser  Weizen  zu  Barbetta,  Cerignola,  Manf^donia 
nnd  Taranto  in  Italien  gedeihen. 

Weizen  von  Mlssolanghi,  OrieehenUnd.  O  Q«  ® 

Aehre:  fast  weiss,  schmal,  unailsehnlich,  etwas  locker,  sich  stark 
veijüngend  und  grannenspitzig;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  3-kömig.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  ziemlich  lang.  —  Frucht:  weissgelb,  wenn  mehlig, 
meist  glasig  nnd  rosa,  länglich,  schmal  (7  mm  lang,  SVa  iiui^  breit, 
250  Früchte  =  10  gr),  1  hl  wiegt  86  kg,  feinschalig,  halbhart,  Bruch 
halbmehlig. 

Dieser  Weizen  lässt  sich  als  Wechselweizen  kultivieren  und  zwar 
verdiente  derselbe  in  Poppeisdorf  als  Sommerweizen  den  Vorzug  und  einige 
Beachtung,  wenngleich  seine  Ernte  erst  spät,  Ende  August,  eintritt. 

Die  jungen  Blätter  sind  dunkelgrün,  schmal  und  kraus ;  die  Früh- 
jahrsvegetation tritt  zeitig  ein,  sowie  auch  das  Schossen  (5.2  Schösslinge), 
die  Blüte  und  Ernte.  Der  Sommerweizen  treibt  nur  4.2  Schösslinge, 
Bchosst  und  blüht  spät. 


Winterweisen 


Sommerweizen 


Halmlänffe 
Halmdi(£e 
Blattzahl 
Blattlänge 
Blattbreite 
Aehrenlänge 
Zahl  der  Aehrchen 
„      „    Früchte 


115  om  (Max.:  180  cm) 
0.8  om 

2.8  ^ 

22.8  cm 

0.85  cm 

10  cm  (Max.:  14  cm) 

16 

42 


185  cm  (Max.:  150  cm) 
0.48  cm 

8.8 

26.8  cm 

0.92  cm 

10 om  (Max.:  18  cm} 

16 

42 


Der  Weizen  gedieh  als  Sommer-  und  Winterfrucht  1879  und  1880 
recht  gut,  lagerte  nicht  leicht  und  befiel  wenig  mit  Rost.  Es  wiegen 
100  Halme  Winterweizen  285  gr  und  davon  die  Früchte  124.6  gr. 

Importeur  und  üebersender  ist  Itzenplitz,  Köln,  1878. 


Eostroma-Weizen.  ® 

Aehre:  hellgelb,  lang;  Aehrchen  schmal  (1.3  cm  breit),  2-kömig. — 
Str^h:  gelb,  sehr  dünnwandig.  —  Frucht:    Original  weiss,  meist  mehlig;* 
nachgebaut  rötlich-weiss,  meist  glasig,  rundlich,   mittelgross  (6  mm  lang, 
4  mm  breit),  schwer,  schön,  feinschalig,  halbweioh,  Bruch  halbmehlig. 


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244  Besonderer  Teil. 

Herbfltblatt  blaugrün,  sehmal,  kraas,  niederliegend;  Frtilijalirsyege- 
tation  etwas  spät;  Bestocknng  stark,  5.3  Sprossen,  spät  sobossend  und 
blühend.  In  der  Blüte  beträgt  die  HaUnhöhe  150  cm  (Max.  190  cm), 
die  Halmdicke  0.32  cm,  die  Blattzahl  4.5;  Blätter  21  cm  lang,  0.8  cm 
breit,  Blattoberfläche  151.20  qom,  Halmoberfläche  144  qcm,  Gesammt- 
fläche  295.20  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  11  cm  lang  (Max.  14  cm), 
mit  17  Aehrchen  und  34  etwas  locker  sitzenden  Früchten. 

Es  kommen  auf  1  qm  950  Halme  oder  ca.  180  Pflanzen,  mithin 
stellt  eich  die  Bodenfläche  pro  Pflanze  auf  55.5  qcm  und  die  Blattfläche 
pro  1  qm  Bodenfläche  auf  28.04  qm. 

Es  enthält  1  hl  (84.8  kg  wiegend)  1  837  000  Früchte,  mithin  sich 
das  Saatquantum  (bei  Vs  Verlust)  auf  1.47  hl  p.  ha  stellt. 

Es  wiegen  100  HaJme  470  gr  und  davon  die  Früchte  160  gr. 

Der  Weizen  ist  im  Kontinentalklima  und  auf  guten  Lehmböden  ohne 
grossen  Dungreichtum  sehr  ertragreich,  da  sonst  das  Stroh  leicht  lagert; 
doch  ist  er  widerstandsfähig  gegen  Best ;  auch  zeigte  er  sich  in  Poppeis- 
dorf  durchaus  winterfest  und  degeneriert  nicht  leicht 

Seine  ursprüngliche  Heimat  ist  das  russische  Gouvernement  Eostroma, 
doch  hat  er  sich  seit  langer  Zeit  in  Polen  eingebürgert,  wo  er  hoch  ge- 
schätzt wird. 

Urtoba-Weizen.  ® 

Aehre:  blassgelb,  fast  weiss,  sich  stark  verjüngend,  doch  ohne 
Grannenspitzen,  locker,  mittelbreit;  Aehrchen  1.5  cm  breit  und  2-  und 
3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest.  —  Frucht:  Original  wachsgelb, 
meist  mehlig,  wenige  glasig,  letztere  rötlich,  rundlich  (6  mm  lang,  3V2  ^^^ 
breit,  220  Körner  =  10  gr),  nachgebaut  meist  glasig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kraus,  schmal;  Blätter  äusserst  schwach  be- 
haart oder  Unterseite  kahl.  Frühjahrsvegetation  sehr  spät,  Bestechung 
sehr  stark,  6.8  SchösslinffC,  spät  schossend  und  blühend. 

Halml&nge  140  cm  (Max.  165  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  3.5. 
Mittlere  Blattlänge  26  cm,  Blattbreite  1  cm,  Blattoberfläche  182  qcm, 
Halmfläche  168  qcm,  Gesamnftfläche  350  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mit  bräunlichen  oder  gelben  Staubbeuteln, 
spät  reifend,  10  cm  lang  (Max*  15  cm),  mit  20  Aehrchen  und  50  Früchten, 
die  ziemlich  fest  sitzen. 

Es  wuchsen  pro  qm  900  Halme  oder  132  Pflanzen,  mithin  bean- 
sprucht jede  Pflanze  einen  Baum  von  75.7  qcm,  und  die  Blattfläche  be- 
trägt pro  qm  Bodenfläche  31.5  qm. 

Es  kommen  auf  1  hl  (=  84  kg)  1  848  000  Früchte,  demnach  stellt 
sich  das  Saatquantum  auf  1.1  hl. 

Es  wiegen  100  Halme  524  gr  und  davon  die  Früchte  200  gr. 

Dieser  Weizen  soll  nur  geringe  Bodenansprüche  stellen,  sich  nicht 
lagern,  dem  Best  widerstehen,  und  ein  vorzügliches  Mehl  liefern. 

Auf  dem  reichen  Boden  in  Poppeisdorf  zeigte  er  jedoch  Neigung 
zum  Lagern. 

Die  Heimat  dieses  Weizens  soll  Russland  sein,  wenigstens  will  ihn 
der  Samenhändler  Ernst  Bahlsen  in  Prag  von  dort  1876  bezogen  und 
weiter  verbreitet  haben.  Von  der  Filiale  dieser  Samenhandlung  in  Berlin, 
Markgraf enstrasse  15,  Vertreter:  Juliuir  Bahlsen,  erhielten  wir  diesen 
Weizen  zugesandt. 


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Weizeneorten.  245 

Nach  einer  Notiz  der  Wiener  landw.  Zeit.  1877  No.  36  pg.  412 
soll  derselbe  mit  dem  von  Metzger  beschriebenen  blanen  englischen  oder 
russischen  Weizen  identisch  sein,  doch  bemht  dies  anf  einem  Irrtum, 
indem  der  von  Metzger^)  beschriebene  ein  Tr.  turgidnm  ist. 

Tham-wheat  O 

Syn.:  Sibirischer  Weizen. 

Aehre:  weiss.  —  Stroh:  kurz.  —  Frucht:  weiss,  schön,  Mehl  vor- 
züglich. 

Frühreif,  nicht  leicht  durch  Lagern  oder  Rost  leidend. 

Einer  der  besten  Sommerweizen  der  Neu-England-Staaten  und  des 
Nordens  des  New-York-Staates. 


Smogger-Weizen.  0 

Aehre:  blassgelb,  fast  weiss,  locker,  sich  verjüngend,  grannenspitzig, 
dünn;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  meist  d-k5mig.  —  Stroh:  rötlich-gelb  bis 
orange,  sehr  schön,  fest.  —  Frucht:  Original  gelblich- weiss,  mehlig; 
nachgebaut:  meist  glasig  und  rötlich;  klein  (6  mm  lang,  3^2  ^^^  breit, 
238  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  sehr  spät, 
Bestockung  stark,  5.8  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge  HO  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  4.  Mittlere 
Blattl&nge  26.02  cm,  Blattbreite  0.93  cm,  Blattoberfläche  193.6  qcm, 
Halmfläche  122.1  qcm,  Q-esammtfläche  eines  Halmes  315,7  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  11cm  lang  (Max.  15  cm), 
mit  14  Aehrchen  und  50  ziemlich  leicht  ausfallenden  Früchten. 

Es  kommen  auf  1  qm  900  Halme  oder  155  Pflanzen,  hieraus  ergiebt 
sich  ein  Baum  pro  Pflanze  von  64.7  qcm,  und  eine  Blattfläche  pro  qm 
Bodenfläche  von  28.41  qm. 

Es  enthält  1  hl  (=  78.3  kg)  1  863  540  Früchte,  mithin  stellt  sich 
das  Saatquantum  auf  1.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  470  gr  und  davon  die  Früchte  170  gr. 

Er  gedeiht  vorzüglich  im  Kontinentalklima  mit  heissen  Sommern 
und  strengen  Wintern  und  auf  mildem  Lehmboden,  auch  lagert  er  nicht 
leicht  und  hält  sich  fast  rostfrei. 

Das  Mehl  dieses  ertragreichen  ungarischen  Weizens  ist  vortrefflich. 
Als  Sommerweizen  kultiviert,  erwies  er  sich  als  echter  Winterweizen. 

Durch  Haage  &  Schmidt,  Erfurt,  1876  erhalten. 

Weisser  Kolbenweizen  ans  der  Berberei«  0  iu  ® 

Aehre:  blassgelb,  locker,  dünn,  mittellang;  Aehrchen  1.2  cm  breit, 
2-kömig.  —  Stroh:  blassgelb,  fest.  —  Frucht:  gelblich-weiss,  mehlig, 
meist  jedoch  glasig,  schön,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  179  Früchte 
=  10  gr);  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal;  Frühjahrsvegetation  sehr  zeitig;   Be- 


1)  Metzger,  laudw.  Pflanzenkunde,  pg.  82. 

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246 


Besonderer  Teil. 


Stockung  sohwaeh,  2.7  Schösslinge,  zeitig  schoBsend  und  blühend,  zeitig 
reifend,  junge  Aehre  blaugrün,  reif  10  cm  lang  (Max.  13  cm),  mit  15 
Aebrchen  und  30  Früchten. 

Die  Sommersaat  entwickelte  sich  etwas  sp&t,  doch  zeigte  auch  diese 
eine  schwache  Bestockung,  1.2  Schösslinge. 

Die  Ausmessung  blühender  Halme  der  Sommer-  und  Winterfrucht 
ergab  nachfolgende  Besultate: 


Sommersaat 


Wintersaat 


Halmlänge 

Halmdicke 

Blattsahl 

Blattlänffe 

Blattbreite 

Blattoberfläche 

Halmfläche 

Gesammtfläche 

Halme  pro  gm 

Raum' pro  rflanze 

Anzahl  der  Pflanzen  proqm 

Blattfläohe  pro  qm  Bodenfläche 

HektoUtergewioht 

Fmchtzahl  in  l  hl 

Aussaatquantum  p.  ha 

100  Halme  wogen: 

Die  Früchte  in  100  Halmen  wogen: 


106  cm  (Max..  . 
0.84  cm 

8 

28.8  cm 

1.0  cm 

142.8  qcm 
107.1  qcm 

249.9  qcm 
1000 
12.5 
830 

25  qm 

85 

1521500 

8  hl 

460  gr 

175  gr 


120  cm) 


115  cm  (Max.:  140cm) 
0.36  cm 

3 
24.9  cm 

1.02  cm 
152.4  qcm 
124J3  qcm 
276.6  qcm 

928 
29.1  qcm 

844 
25.67  qm 

85 
1521500 

3.3  hl 


Der  Weizen  ist  nicht  winterfest,  so  erfror  derselbe  in  Poppeisdorf 
seit  1870  mehrere  Male;  doch  zeigte  er  sich  gegen  Rost  und  Lagern 
ziemlich  widerstandsfähig. 

Für  ein  mildes  Klima  und  milde  Lehmböden  scheint  er  beachtens- 
wert zu  sein. 

Der  Berliner  Akklimatisations-Verein  führte  ihn  1867  zur  Kultur  in 
Deutschland  ein.     (Zeitschr.  f.  Akkiim.  1869  No.  X.  XII  pg.  158.) 

Aegyptiseher  Weizen,  0 

Aehre:  fast  weiss,  ein  wenig  locker,  sich  stark  verjüngend,  grannen- 
spitzig, 10  cm  lang,  mit  50  Früchten;  Aehrchen  2 — 3-kömig,  1.5  cm 
breit  —  Stroh:  fast  weiss,  feinhalmig.  —  Frucht:  fast  weiss,  mehlig, 
prachtvoll,  (7  mm  lang,  3V4  mm  breit),  feinschalig.  Original  in  der 
Sammlung  des  Dr.  Dreisoh,  Poppeisdorf. 

Weisser  Winter-Kolbenweizen  ans  Ostindien.  0 

Aehre:  fast  weiss,  sehr  lang,  etwas  locker,  sich  wenig  verjüngend 
und  spärlich  mit  Ghrannenspitzen  besetzt,  etwas  schmal;  Aehrchen  1.5  cm 
breit,  8-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  ziemlich  kr&ftig.  —  Frucht: 
fast  weiss  und  mehlig,  oder  gelb  und  glasig,  oval  (6  nun  lang,  3V4  01m 
breit,  211  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,*  halbweich ;  Bruch  halbmehlig. 


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Weizensorten.  247 

Herbstblatt  dnnkelgrüD,  ziemlich  kräftig;  Bestockung  mittelstark, 
5  Sohösslinge,  spät  scbossend  und  blühend;  Halmlänge  85  cm  (Max. 
110  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  5,  Blattlänge  22  cm,  Blattbreite 
1  cm,  Blattfläche  eines  Halmes  220  qcm,  Halmfläche  96.9  qcm,  Gesammt- 
fläche  316.9  qcm. 

Junge  Aehre  blangrtln,  frühreifend,  1 2  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit 
21  Aehrchen  und  60  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1734  600 
auf  1  hl  =  82.6  kg  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  548  gr  und  davon  die  Früchte  234  gr. 

Der  Weizen  durchwinterte  1879/80  gut,  blieb  aufrecht  und  ziemlich 
rostfrei    üebersender:  Bundten,  Amsterdam. 

Kan-il.  ® 

Syn.:  Ohinesischer  Man-zi- Weizen. 
Franz.:  BU  Chinois. 

Aehre:  fast  weiss,  kurz,  dicht,  fast  quadratisch,  bis  7  cm  lang  mit 
20  Aehrchen  und  50  Früchten;  Aehrchen  2-  und  3-kömig;  Spelzen  kurz, 
die  Frucht  nicht  ganz  deckend.  —  Stroh:  fast  weiss,  blattarm,  fest,  bis 
150  cm  lang,  0.4  cm  dick;  Blätter  gelbgrün.  —  Frucht:  weiss,  mehlig, 
klein,  oval  SoU  durch  Hott's  ^)  über  Moskau  1834  nach  Frankreich 
aus  China  eingeführt  sein. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

BU  de  rindei 

Syn.:  B16  de  la  Chine. 

Aehre:  fast  weiss,  pyramidal,  grannenspitzig,  doch  Grannenspitzen 
nach  abwärts  gebogen,  dicht,  kurz,  7.5  cm  lang  mit  18  Aehrchen  und 
50  Früchten;  Aehrchen  3-kömig.  —  Stroh:  blassgelb,  weich,  blattreich^ 
kurz,  dünnhalmig,  bis  100  cm  lang;  Blätter  dunkelgrün.  —  Frucht:  blass- 
gelb, meist  mehlig,  klein  (6  nun  lang,  3  mm  breit),  feinschalig. 

Heimat:  Ostindien. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Weizen  ans  Tasmanien.  ® 

Aehre:  schmutzig-weiss,  compakt,  pyramidal,  9  cm  lang,  mit  20 
Aehrchen  und  56  Früchten;  Aehrchen  1.4  cm  breit,  8-kömig.  —  Stroh: 
gelb,  blattarm,  steif,  100  cm  lang.  —  Frucht:  blassgelb,  mehlig,  klein, 
rundlich  (6  mm  lang,  3.5  mm  breit),  sehr  schön,  feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


1)  Vilmorin,  Essai  d'on  cat«  method.  et  syn.  des  Froments.  Paris  1850. 


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248  Besonderer  Teil. 

VarietSt:  Tritiemn  ynlgare  lutescens  AI. 

Aehren  kahl,  weiss  oder  gelb;  Körner  rot. 

Sorten: 
Weissfthriger  Probsteler-Welzen.  ® 

Aehre:  fast  weiss,  lang,  schmal,  locker,  sich  wenig  verjüngend; 
A ehrchen  1.3  cm  breit,  meist  2-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  derbwandi^* 
lang.  —  Fracht:  gelbrot,  mehlig,  länglich,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit), 
feinschalig,  weich. 

Herbstblatt  dnnkelgrün,  beiderseits  äusserst  kurz  behaart,  ziemlich 
fein,  kraus;  Frtihjahrsvegetation  mittelfrüh,  Bestockung  mittelstark,  5 
(bei  100  qcm  Raum)  13.8  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend,  Halm- 
länge 146  cm  (Max.  165  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4.2,  Blatt- 
länge 30.3  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattoberfläche  254.52  qcm,  Halmfläche 
174  qcm,  Gesammtfläche  428.52  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
20  Aehrchen  und  40  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  776  000 
auf  1  hl  (=  82  kg)  gehen. 

Es  wachsen  800  Halme  oder  160  Pflanzen  auf  1  qm,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  62.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
34.28  qm  und  das  Saatquantum  1.4  hl  p.  ha. 

Dieser  Weizen  ist  vollkommen  winterfest,  befällt  jedoch  leicht  mit 
Rost,  und  lagert  auf  sehr  reichem  Boden.  Für  den  guten  Lehmboden 
Nord-Deutschlands  eignet  er  sich  vortrefflich,  doch  wird  ihm  im  Allge- 
meinen der  rot&hrige  Probsteier  (Trit.  vulg.  miltura)  vorgezogen,  der 
ertragreicher  sein  soll. 

Heimat:  Die  Probstei  in  Holstein,  von  wo  aus  der  Originalsame  in 
plombierten  Säcken  versandt  wird. 

Kdser-Weizeii«  0 

Syn.:  Biddle's    Imperial- Wheat  ^),   in  Australien  gebaut,   und    ent- 
sprechend dem  dortigen  warmen,  trocknen  Klima  im  Habitus 
kleiner  geworden. 
Aehre:   blassgelb,   mit    schwach  rötlichem    Schimmer,    dicht,   lang, 
breit;    Aehrchen  2  cm    breit,  3 — 4-kömig.  —  Stroh:  gelb-orange,    über 
mittellang,    sehr     fest,    derbwandig.    —    Frucht:    gelbrot,    mittelgross, 
rundlich,    6    mm    lang,     4    mm     breit,    feinschalig;    Bruch    halbmehlig, 
halbweich. 

.  Herbstblatt  gelbgrün,  kahl,    breit,   aufrecht,    Vegetation   mittelfrüh, 
bei  Biddle's  Imperial- Wheat  waren    merkwürdigerweise   die  Blätter  kurz 


1)  Original  1880  aus  bot.  Garten  zu  Adelaide  erhalten. 

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Weizensorten. 


249 


aber  dicht  behaart,  eine  Erscheinang,    welche   wohl  mit  der  Trockenheit 
des  aastralischen  Klimas  im  Znsammenhang  steht. 


MitUere 

Kaiser-Weizen 

Biddle's  Imperial 

Zahl  der  Schosslinge 

5.8 

2.2 

Halmlange  cm 
Halmdicke  cm 

125  (Max.:  UO) 

120  (Max.:  140) 

0.44 

0.4 

Blattzahl 

3.7 

4 

Blattlänge  cm 

31.18 

28 

Blattbreite  cm 

1 

1 

Blattoberfläche  qcm 

230.73 

224 

Halmfläche  qcm 

165 

144 

Gesammtoberfläche  qcm 

395.73 

368 

Aehrenlänge  cm 

12  (Max.:  15) 

10  (Max.:  12) 

Zahl  der  Aehrchen 

18 

15 

.,      „    Früchte 

60 

50 

Frachtzahl  pro  1  hl 

2  074  600 

2  720000 

Hektolitergewicht  in  kg 

80 

85 

Vom  Kaiser- Weizen  wachsen  148  Pflanzen  pro  1  qm,  mithin  sich 
ein  Saatqnantnm  von  1.1  hl  pro  ha  berechnet. 

JnngeAehre  olivengrün,  mittelfrüh  reifend;  Früchte  ziemlich  fest 
von  den  Spelzen  umschlossen. 

Sehr  widerstandsfähig  gegen  ungünstige  Witterung,  so  dass  er  selbst 
1870/71  nicht  auswinterte,  also  in  einem  Winter,  in  welchem  fast  alle 
Sorten  stark  litten. 

Für  einen  sehr  humosen,  dem  AufiPrieren  ausgesetzten  Boden  geeig- 
net, weil  er  sich  aussergewöhnlich  kräftig  bewurzelt,  ihm  daher  dasAb- 
reissen  von  Wurzeln  weniger  als  anderen  Sorten  scbadet. 

Auf  guten  Weizenböden,  und  selbst  auf  dem  sandigen  Lehm,  sind 
seine  Erträge  verhältnismässig  hoch  und  stellen  sich  denen  desKessing- 
land-Weizens  an  die  Seite. 

Sechsjährige  Durchschnittserträge  ergaben  in  Poppeisdorf  2400  kg 
Korn  und  5000  kg  Stroh  p.  ha,  in  Eldena,  Pommern,  auf  sandigem 
Lehmboden  2248  Korn,  3304  kg  Stroh  und  304  kg  Spreu. 

Das  derbe,  feste  Stroh  lagert  nicht  leicht,  doch  wird  das  Korn  von 
den  Müllern  nicht  besonders  hoch  geschätzt. 

Seine  Kultur  findet  sich  stellenweise  in  Kord-Deutschland  verbreitet. 

Bheinlseher-Kling- Weizen.  ® 

Aehre:  fast  weiss,  mittellang,  sich  ein  wenig  verjüngend,  grannen- 
spitzig, etwas  in  sich  gebogen;  Aehrchen  2-  und  3-k(5mig.  —  Stroh: 
blassgelb,  fest,  mittellang.  —  Frucht :  Original  rot,  glasig,  einige  gelbrot, 
mehlig,  länglich,  klein  (6 V4  mm  lang,  3V4  mm  breit,  260  Früchte  •=  10  gr), 
feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  feinblättrig,  aufrecht;  Entwickelung  zeitig, 
3  Schosslinge,  Halme  125  cm  (Max.  135  cm)  lang,  0.38  cm  dick,  Blatt- 
zaU  8.8,  Blätter  26.3  cm  lang,  1  cm  dick,  Blattfläche  199.9  qcm,  Halm- 
flftche  141.5  qcm,  Gesammtfläche  342.4  qcm. 


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250  Besonderer  Teil. 

Junge  Aehre  bläolich,  mittelfrüh  reifend,  mit  17  Aehrchen  und 
45  Früchten,  die  ausserordentlich  leicht  ausfallen,  und  wobei  durch  das 
Aufspringen  der  Spelzen  ein  eigentümlicher  Klang  (Klingweizen)  sich 
hören  lässt.     Auf  1  hl  (=  85.5  kg)  entfallen  2  223  000  Kömer. 

Landweizen  am  Mittel-  und  Niederrhein  ziemlich  rostfrei,  nicht  leicht 
lagernd,  wenig  ertragreich. 

Jali-Welzen.  ® 

Aehre:  blassgelb,  ziemlich  locker,  grannenspitzig,  mittellang;  Aehrchen 
3-  und  4-kdmig,  1.5  cm  breit,  1.2  cm  hoch,  schmal.  —  Stroh:  blassgelb, 
fest,  unter  mittellang.  —  Frucht:  rotgelb,  mehlig,  viele  rot  und  glasig, 
rundlich,  klein  (6  mm  lang,  3V4  mm  breit»  3  mm  dick;  283  Früchte  = 
10  gr);  feinschalig,  halbhart. 

Herbstblatt  blaugrün,  fein,  niederliegend;  Entwickelung  mittelfrüh, 
4  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend;  Halm  110  cm  lang  (Max. 
130  cm),  0.35  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  23.3  cm  lang,  0.8  cm  breit, 
Blattfläche  149.1  qcm,  Halmfläche  115.5  qcm,  Gesammtfläche  264.6  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrüu,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  13  Aehrchen  und  55  Früchten. 

Winterfest,  leidet  wenig  durch  Eost. 

In  Anhalt  gezüchtet.     (Kat  v.  Metz  &  Co.  1881  Herbst.) 

HasselbargeivWeizeii.  ® 

Aehre:  blassgelb,  breit,  dicht,  mittellang;  Aehrchen  1.4  cm  breit, 
3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mittellang,  fest.  —  Frucht:  rotgelb, 
meist  mehlig,  gross  (6  mm  lang,  4  mm  breit,  220  Früchte  s=  10  gr), 
oval;  etwas  dickschalig,  weich. 

Herbstblatt  fein,  niederliegend;  Entwickelung  spät,  3.4  Schösslinge, 
spät  schossend  und  blühend;  Halm  115  cm  (Max.  135  cm)  lang,  0.43  cm 
dick,  Blattzahl  4.8,  Blätter  23.6  cm  lang,  lern  breit,  Blattfläche  226.6  qcm, 
Halmfläche  148.4  qcm,  Gesammtfläche  375  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  spät  reifend,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
21  Aehrchen  und  60  sehr  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  848  000 
auf  1  hl  (=  84  kg)  entfallen. 

Winterfest,  fast  rostfrei;  nicht  leicht  lagernd,  ertragreich. 

Bezugsquelle:  Wilh.  Werner  &  Co.,  Berlin. 

Weissspelziger-Winterweizen.  ® 

Aehre:  fast  weiss,  sich  verjüngend,  etwas  locker,  lang;  Aehrchen 
1.4  cm  breit,  2-  und  3-kömig.  — Stroh:  Halme  vor  derBeife  dunkelbraun, 
später  gelb-  und  blaugrau,  fest.  —  Original  ziemlich  hell,  meist  glasig; 
nachgebaut:  gelbrot,  mehlig,  oder  rot  und  glasig;  kurz,  rund  (6  mm  lang, 
4  mm  breit) ;  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät,  Be- 
stockung  mittelstark,  4.9  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 110  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  3.7,  Blatt- 
länge 26.18  cm,  Blattbreite  1.02  cm,  Blattoberfläche  232.51  qcm,  Halm- 
fläche 108.9  qcm,  Gesammtfläche  341.41  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  U  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit 


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Weizensorten.  251 

lOAehrchen  und  50  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1844000 
auf  1  hl  (=  82.3  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  204  Pflanzen,  mithin  heträgt 
der  Raam  für  eine  Pflanze  49  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
34  qm,  nnd  das  Saatqnantnm  1.66  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  587  gr  und  davon  die  Früchte  242  gr. 

J^üchter  nnd  Uehersender:  Bimpan,  Schlanstedt. 


Bandhorster-Misehweizen.  0 

Aehre:  gelh  oder  hlassrot,  doch  Mehrzahl  gelh,  daher  zn  Triticnm 
vulgare  lutescens  gehörig,  dicht;  Aehrchen  1.6  cm  hreit,  3-  und  4-kömig.  — 
Stroh:  rötlich-gelh  oder  gelh,  hlattreich,  sehr  stark  und  schön.  —  Frucht: 
Original  hellgelhrot,  mehlig;  nachgehaut:  meist  rot  und  glasig,  wenige 
mehlig,  in  Poppeisdorf  3  Jahre  hinter  einander  verschrumpft  und  unvoll- 
kommen entwickelt,  während  die  Komqualität  anderer  Sorten  von  Tr. 
vulgare  hefriedigte;  mittelgross  (7  mm  lang,  4  mm  hreit),  sehr  leicht, 
(1  hl  =  76  kg  und  235  Früchte  wiegen  10  gr),  dickschalig,  halh- 
weich. 

Herhstblatt  blaugrün,  breite  aufrecht.  Frühjahrsvegetation  spät, 
Bestockung  schwach,  3.9  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 120  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.46  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 30.68  cm,  Blattbreite  1.26  cm,  Blattoberfläche  306.8  qcm,  Halm- 
fläche 165.6  qcm,  Gesammtfläche  eines  Halmes  472.4  qcm. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  205  Pflanzen,  demnach  beträgt 
der  Baum  pro  Pflanze  49  qcm,  und  die  Blattfläche  pro  qm  Bodenfläche 
37.79  qm. 

Junge  Aehren  meist  bläulich-grün,  wenige  gelb-grün  und  rot  reifend, 
13  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  22  Aehrchen  und  70  ziemlich  fest  sitzen- 
den Früchten.  Spät  reifend.  Auf  1  hl  (=  76  kg)  entfallen  1  786  000 
Früchte,  mithin  sich  die  Saatquantität  (Vs  Verlust)  auf  1.8  hl  p.  ha  stellt. 

£s  wiegen  100  Halme  700  gr  und  davon  die  Früchte  220  gr. 

Dieser  Weizen  ist  gegen  Lagern  und  Rost  sehr  widerstandsfähig, 
doch  scheint  er  zur  guten  Fruchtreife  eines  temperierten  Seeklimas  zu  be- 
dürfen, wie  er  denn  auch  in  Holstein  auf  mergelhaltigen  Lehmböden 
gute  Erträge  bringen  soll.    Er  erwies  sich  als  echter  Winterweizen. 

Züchter  dieses  Weizens  ist  Graf  von  Dürkheim  auf  Bundhorst  in 
Holstein.  Verbreitet  wurde  der  Weizen  1875  durch  die  Samenhandlung 
von  Metz  &  Co.  in  Berlin. 


Zwätzener  (Jena)  Sommerweizen.  0 

Aehre:  fast  weiss,  sich  verjüngend,  grannenspitzig,  dicht;  Aehrchen 
2-  und  3-kömig.  —  Stroh:  goldgelb,  fest.  —  Frucht:  rot  und  glasig, 
wenige  gelbrot  und  mehlig,  klein  (6  mm  lang,  3V2inm  breit,  280  Früchte 
=  10  gr);  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Halme  dunkelgrün,  Bestockung  schwach,  2  Schösslinge,  zeitig  schossend 
und  blühend.  Halmlänge  125  cm  (Max.  140  cm),  HiJmdicke  0.28  cm, 
Blattzahl  3,  Blattlänge  20.7  cm,  Blattbreite  0.88  cm,  Blattoberfläche 
109.3  qcm,  Halmfläche  105  qcm,  Gesammtfläche  214.3  qcm. 

Auf  1  qm  stehen  1200  Halme    oder  600  Pflanzen,   mithin   beträgt 


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252  Besonderer  Teil. 

der  Eanm  für  eine  Pflanze  16.7  qcm  und  die  Blattfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 25.68  qm. 

Junge  Aehre  blangrttn,  zeitig  reifend,  10  cm  lang  (Max.  12  cm), 
mit  18  Aehrchen  und  45  etwas  leicht  ansfallenden  Früchten,  von  denen 
2  332  400  auf  1  hl  (=  83.3  kg)  gehen,  mithin  sich  das  Anssaatqnantnm 
(Vs  Verlnst)  anf  3.9  hl  p.  ha  stellt. 

Es  wiegen  100  Halme  480  gr  iin4  davon  die  Früchte  150  gr. 

Für  leichtere  Weizenböden  scheint  sich  diese  Sorte  wohl  zu  em- 
pfehlen, znmal  sie  widerstandsfähig  gegen  Best  ist  nnd  nur  auf  sehr 
reichem  Boden  lagert 

üebersender:  Prof.  Dr.  Oehmichen,  Jena. 

Sommerweizen  Ton  Angermfinde.  0 

Aehre:  rötlich- weiss,  locker,  sich  verjüngend  nnd  grannenspitzig, 
mittellang,  etwas  schmal;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  2-  und  3-körnig.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  von  fester  Textur,  fein.  —  Frucht:  rot,  glasig,  klein, 
rundlich  (6  mm  lang,  3  mm  breit) ;  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Bestockung  schwach,  2.3  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  107  cm  (Max.  115  cm),  Halmdicke  0.33  cm,  Blatt- 
zahl 3,7,  mittlere  Blattlänge  26.5  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattoberfläche 
156.88  qcm,  Halmfläche  105.93  qcm,  Gesammtfläche  einesHalmes  261.81  qcm. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  435  Pflanzen,  mithin  pro 
Pflanze  ein  Eaum  von  28  qcm  und  eine  Blattfläche  von  26.2  qm  p.  qm 
Bodenfläche  enthält. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  reifte  in  121  Tagen  (Poppeisdorf),  9  cm 
(Max.  10  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  40  ziemlich  leicht  ausfallenden 
Früchten,  von  denen  1  hl  (=  84.3  kg),  2  360  000  Früchte  enthält,  mit- 
hin sich  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  auf  2.8  hl  stellt. 

Dieser  vortreffliche  Sommerweizen,  dessen  Ergiebigkeit  und  Qualität 
auf  gutem  Mergelboden  sehr  geschätzt  wird,  zeichnet  sich  durch  seine 
Widerstandsfähigkeit  gegen  Lagern  und  Eost  aus. 

Es  wiegen  100  Halme  470  gr  und  davon  die  Früchte  160  gr. 

Goldradt-Sommerweizen.  0 

Aehre:  schwach,  rötlich-gelb,  sehr  locker,  9  cm  lang,  mit  40  sehr 
lose  sitzenden  Früchten;  Aehrchen  2 — 3-körnig.  —  Frucht:  rot,  glasig, 
klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit),  feinschalig. 

Im  Königreich  Sachsen  gebaut. 

Sommerweizen  aus  der  Eifel  (Bitbnrg).  0 

Aehre:  blassgelb,  sich  stark  verjüngend,  grannenspitzig,  schmal, 
kurz,  etwas  locker,  7  cm  lang  mit  20  leicht  ausfallenden  Früchten ;  Aehr- 
chen 1  cm  breit,  meist  2-körnig.  —  Stroh:  blassgelb,  blattarm,  fein- 
halmig,  10  cm  lang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit), 
feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


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WeisenBorten.  253 


Yellow  LammM  Wheat.  ® 

Syn.:  Franz.:  BU  Lamma. 

Deatsch:  Lammas  Winterweizen  mit  gelben  Aehren;  gelber 
Angastweizen. 

Aehre:  gelb,  gesoblossen,  gross;  Aebrchen  meist  4-kömig,  2  cm 
breit.  —  Strob:  gelb,  kräftig,  derbwandig.  —  Fmcht:  gelbrot,  meblig, 
zuweilen  rot,  glasig,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  212  Kömer  =  10  gr), 
ziemlich  feinschalig,  weich. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsregetation  zeitig, 
Bestockung  sehr  kräftig,  6  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Mittlere  Balmlänge  135  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.88  cm,  Blatt- 
zahl 4.4,  Blattlänge  24.3  cm,  Blattbreite  0.91  cm,  Blattoberfläche  192.88 
qcm,  Halmfläche  153.90  qcm,  Gesammtfläohe  846.73  qcm. 

Auf  1  qm  kommen  860  Halme  oder  140  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  pro  Pflanze  71.4  qcm,  und  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29.82  qm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mit  bläulichem  Anflug,  mittelfrüh  reifend, 
11  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen  und  gegen  80  Früchten,  die 
nicht  in  der  Gelbreife,  wohl  aber  in  der  Vollreife  leicht  ausfallen. 

Es  enthält  1  hl  (=  82.7  kg)  1753  000  Früchte,  mithin  sich  das 
Saatquantum  (Vs  Verlust)  auf  1.5  hl  p.  ha  stellt 

Es  wiegen  100  Halme  620  gr  und  davon  die  Früchte  226  gr. 

Dieser  Weizen  ist  in  Grossbritannien  und  Nord-Frankreich  f^  mitt- 
lere und  selbst  noch  für  geringere  Weizenböden  sehr  geschätzt 

Für  Deutschland  scheint  er  zu  weichlich  zu  sein,  denn  in  Poppeisdorf 
war  er  nicht  ganz  winterfest. 

Er  liefert  namentlich  reiche  StrohertrSge,  lagert  dabei  nicht  leicht 
und  besitzt  gegen  Rost  eine  bedeutende  Widerstandsfähigkeit 

Dieser  Weizen  ist  eine  sehr  alte  englische  Sorte,  die  schon  Morison, 
bist  pl.  oxon.  tom  III,  anno  1699  pg.  175  sect  8.  wie  folgt,  beschreibt: 
„Trit.  Spica  mutica  albicante  granis  rufescentibus  sive  Trit.  mixtum: 
Mixt  Lammas  Wheat." 

Den  Namen  „Lammas''  scheint  er  in  Schottland  erhalten  zu  haben, 
denn  der  Name  bedeutet  dort  „Petri-Kettenfeier",  welche  auf  den  1.  August 
fällt,  zu  einer  Zeit,  in  welcher  für  gewöhnlich  dieser  Weizen  in  Schott- 
land reift. 

Bed  strawed  Wheat.  ® 

Aehre:  blassgelb,  sehr  lang,  sich  wenig  verjüngend,  geschlossen; 
Aehrchen  1.7  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  gegen  die  Eeife  hin 
erhält  es  eine  schöne  rote  Farbe,  etwas  weich.  —  Frucht:  meist  gelbrot 
und  mehlig,  wenn  glasig,  so  rot,  kurz,  dick,  rund  (6  mm  lang,  4  mm 
breit,  172  Früchte  =10  gr),   etwas  grobschalig;  weich. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus,  schwach  behaart;  Frühjahrs- 
vegetation zeitig,  Bestockung  schwach,  3.8  Schösslinge,  zeitig  schossend 
und  blühend.  Halmlänge  120  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.43  cm, 
Blattzahl  8.7,  Blattlänge  21.8  cm,  Blattbreite  1.07  cm,  Blattoberfläche 
172.64  qcm,  Halmfläche  154.8  qcm,  Gesammtfläohe  eines  Halmes  327.44  qcm. 

£b  zählen  sich  p.  qm  900  Halme    oder    280  Pflanzen    aus,    mithin 


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254  Besonderer  Teil. 

betrftgt  der  Banm  für  eine  Pflanze  35.9  qcm,  und  die  Blattfl&che  p.  qm 
Bodenfl&cbe  29.43  qm. 

Junge  Aehre  blaugrtin,  mittelfrüh  reifend,  11cm  (Max.  15  cm)  lang, 
mit  22*  Aehrchen  und  60  Früchten. 

In  1  hl  (=  83  kg)  zählen  sich  1  427  600  Früchte  aus,  mithin  be- 
trägt das  Saatquantum  3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  911  gr  und  davon  die  Früchte  350  gr. 

Dieser  Weizen  erwies  sich  in  Poppeisdorf  nicht  als  winterfest,  auch 
zeigte  er  Neigung  zum  Lagern,  und  litt  ziemlich  stark  durch  Rost. 

In  England  auf  guten  Weizenböden  häufig  gebaut  und  seines  hohen 
Ertrages  und  guten  Mehles  wegen  geschätzt,  üebrigens  ist  er  eine  alte 
englische  Sorte,  so  beschreibt  ihn  schon  Morison,  Professor  der  Botanik 
zu  Oxford,  1699  in  seiner  bist  pl.  oxon.  tom.  in  sect.  8  pg.  175 
wie  folgt: 

„Trit.  culmo  rubre  aut  purpurescente,  granis  mbris.  Bed  strawed 
Wheat.'* 

Hallet'8  Pedigree  red  Wheat  ^).  ® 

Deutsch:  Hallef  s  Stammbaum,  genealogischer  oder  Pedigree- Weizen. 

Franz.:  B16  g6n£alogique,  B\i  g^ant 

Aehre:  fast  weiss,  lang,  etwas  locker,  sich  wenig  verjüngend,  breit; 
Aehrchen  sehr  breit  (2  cm),  3-kömig.  —  Stroh:  gelb-rötlich,  blattreich, 
dickwandig,  lang.  —  Frucht:  Original  goldgelb,  meist  mehlig,  plump,  gross 
(7  mm  lang,  4  mm  breit,  203  Früchte  =  10  gr),  nachgebaut:  etwas 
glasiger,  sonst  konstant;  ein  wenig  dickschalig;  Bruch  halbmehlig,  weich. 

Herbstblatt  blaugrOn,  kräftig,  etwas  niederliegend;  Frühjahrsvege- 
tation mittelfrüh;  Bestockung  stark,  5  Schösslinge  (bei  100  qcm  Wachs- 
raum 12  Schösslinge). 

Halm  140  cm  (Max.  175  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  3.3, 
Blätter  30.15  cm  lang,  1.19  cm  breit;  Blattoberfläche  236.81  qcm,  Halm- 
fläche 168  qcm,  Gesammtfläche  404.81  qcm. 

Spät  schossend  und  blühend;  auf  1  ha  wachsen  1.42  Millionen 
Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saatquantum,  da  1  624  000  Körner  auf  1  hl 
(==  80  kg)  entfallen,  1.2  hl. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  spät  reifend,  13  cm  (Max.  15  cm)  lang, 
mit  24  Aehrchen  und  bis  70  leicht  ausfallenden  Früchten. 

Es  wiegen  100  Halme  630  gr  und  davon  die  Früchte  230  gr. 

Die  Erträge  stellen  sich  auf  reichen  Böden  und  im  feuchten,  milden 
Klima  sehr  hoch,  auch  lagert  er  nicht  leicht  und  ist  gegen  Rost  ziemlich 
widerstandsfähig.  Leider  drückt  die  Eleberarmut  des  Kornes  die  Quali- 
tät des  Mehles,  das  für  sich  allein  kaum  verbackbar  ist,  sehr  herunter. 
In  Poppeisdorf  winterte  er  1870  vollständig  aus,  ist  also  gegen  ungün- 
stige Witterung  empfindlich. 

Nur  unter   den  günstigsten   klimatischen   und   Boden-Verhältnissen 

artet  er  nicht  aus  und  bringt  seine  gerühmten  hohen  Erträge,  so  erntete 

La  wes  in  Bothamsted  unter  gleichen  Boden-  und  Kulturverhältnissen  p.  ha. 

1873  1874  1875  1878       durchschnittUch 

32.74  hl  39.26  hl  28.40  hl  36.11  hl         32.88  hl 


1)   On   „Pedigree"    in   Wheat,    Joum.    of  the  Roy.   Agric.    Soc.   1861, 
pg.  871. 


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Weizensorten.  255 

iiDd  in  Poppeisdorf  aaf   kultaryollem,   mildem  Lehmboden    wnrden  1878 
p.  ha  geemtet: 
Drillweite  31.4  cm,     2350  kg  Korn,     3917  kg  Stroh,     783  kg  Spren. 
„  15.7    „       2068   „        „        2900   „       „         816    „        „ 

F.  Hallet,  Manorhouee,  Brighton,  züchtete  ihn  1857,  d.  h.  ver- 
besserte ihn  durch  Innzncht,  indem  er  die  zwei  besten  Aehren  des  von 
ihm  gebauten  Weizens  heranssnchte,  ans  diesen  die  besten  nnd  fein- 
Bchaligsten  Früchte  entnahm  nnd  in  so  weiten  Entfernungen  ausdibbelte, 
dass  sich  die  Pflanzen  sehr  vollkommen  entwickeln  und  stark  bestocken 
konnten. 

Durch  dieses  Verfahren  wurden  in  den  ersten  Jahren  nachfolgende 
Besultate  erzielt: 

Länge  der  Aehren.       Zahl  der  Eömer     Zahl  der  Aehren. 
in  der  Aehre. 
1857  11.44  cm  47  — 

68  16.34    „  79  10 

59  20.27    „  94  17 

60  wegen  zu  nasser  Witterung  unvollkommen  entwickelt. 

61  22.28  cm  123  52. 
Durch  sorgfältige  Auswahl  des  Saatgutes  bei  sehr  günstigen  Boden-  und 
Eulturverhältnissen  sind  sehr  robuste  Pflanzen,  mit  reicher  Bestockung 
und  langen,  jedoch  lockeren  Aehren  erzeugt  worden.  Sind  aber  iiicht 
alle  Verhältnisse  diesem  Weizen  sehr  günstig,  so  degeneriert  er  ausser- 
ordentlich schnell. 

Diese  Weizensorte  wird  vielfach,  ausser  in  England,  auf  den  reichen 
Weizenböden  Nord-Deutschlands  und  Nord-Frankreichs  gebaut,  auch  sind 
in  Ober-Italien  Versuche  mit  ihrer  Kultur  angestellt  worden. 


Shiriffs  Sqaare-headed-Wheat.  0 

Syn.:  B16  k  6pi  carr6  Vilm.,  B16  de  Scholey. 
Dänischer  Weizen  von  Bogense. 

Aehre:  blassgelb,  sehr  dicht,  kurz,  die  zweizeilige  Seite. fällt  durch 
ihre  Breite  sehr  in's  Auge,  wie  Hickling  Uebergang  zu  den  Binkelweizen 
bildend,  ein  wenig  grannenspitzig;  Aehrchen  1.8  cm  breit,  3-,  4-  und  5- 
kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mittellang,  sehr  fest  und  steif.  —  Frucht: 
Original  meist  rot  und  glasig,  wenige  gelbrot  und  mehlig,  oval,  öVeD^^i 
lang,  4  mm  breit,  218  Früchte  =  10  gr;  nachgebaut:  fast  konstant;  ziem- 
lich feinschalig,  halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  auf  beiden  Seiten  relativ  stark  behaart, 
ziemlich  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh;  Bestockung 
schwach,  3  Schösslinge,  etwas  spät  schossend  und  blühend.  Halme  115  cm 
(Max.  160  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  20.6  cm  lang, 
1.1  om  breit,  Blattfläche  203.9  qcm,  Halmfläche  138  qcm,  Gesammtfläche 
341.9  qcm. 

Auf  1  ha  wachsen  2  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  auf  1  hl  (=  84  kg)  1  831  200  Früchte  entfallen,  1.6  hl  bei 
Drillsaat. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  mittelfrüh  reifend,  8.5  cm  (Max.  11  cm) 
lang  mit  21  Aehrchen  und  75  festsitzenden  Früchten. 

Es  wiegen  100  Halme  822  gr  und  davon  die  Früchte  346  gr. 

Dieser  schöne  Weizen   winterte   in  Poppeisdorf  nicht    aus,   lagerte 


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256  Besonderer  Teil. 

nicht,  und  zeigte  sich  fast  rostfrei;  doch  sind  seine  Ansprüche  an  den 
Boden  und  die  Enltorverhältnisse  hoch,  nnd  scheint  derselbe  namentlich 
für  reiche  Böden  im  Seeklima  vortrefflich  geeignet  zn  sein;  in  Schottland, 
England,  Dänemark  nnd  anch  in  Deutschland  (Schleswig-Holstein»  Ehein- 
proyinz),  bringt  er  sehr  hohe  Erträge,  welche  sich  nach  verschiedenen 
glaubwürdigen  Angaben  ^)  für  Dänemark  auf  38.84  hl  und  für  Deutsch- 
land auf  31.88  hl  stellen  sollen,  bei  guter  Qualität  der  Kömer;  daher  bei 
Müllern  und  Bäckern  beliebt.  Züchter  dieses  Weizens  ist:  Mr.  Samuel 
D.  Shiriff,  Saldcoats,  Drem,  Haddingtonshire,  Schottland. 

In  den  trocknen  Distrikten  Süd- Australiens,  wo  dieser  Weizen  eben- 
falls zum  Anbau  gelangt,  wird  das  Korn  kleiner,  länglicher  und  unan- 
sehnlicher. 

Uebersender:  Mr.  Shiriff. 

Hiekling's  proliflc  Wheat  ® 

Syn.:  Engl.:  King  William,  Thick-set,   Incledon's   proliflc,   Court- 
ney's  six  rowed  Chevalier,  Norfolk*). 
Franz.:  B16  Hickling. 
Deutsch:  Hiekling's  ergiebiger  Weizen. 

Aehre:  blassgelb,  quadratisch,  sehr  dicht,  kurz,  grannenspitzig, 
Uebergang  zum  Binkelweizen  bildend.  Aehrchen  1.6  cm  breit,  3-  und  4- 
kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mittellang,  fest  —  Frucht:  gelbrot, 
meist  rot  und  glasig,  rundlich,  mittelgross  (6  mm  lang,  4  mm  breit), 
leicht,  etwas  grobschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  ziemlich  breit,  beiderseits  schwach  behaart; 
Frühjahrsvegetation  ziemlich  zeitig,  Bestechung  mittelstark  3.8  Schösslinge» 
mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  165  cm), 
Halmdicke  0.44  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  30  cm,  Blattbreite  1.17  cm, 
Blattoberfläche  280.8  qcm,  Haimfläche  171.6  qcm,  Gesammtfläche  452.4  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  7  cm  (Max.  10  cm)  lang, 
mit  24  Aehrchen  und  73  festsitzenden  Früchten,  von  denen  1716  780 
auf  1  hl  (=  80.6  kg)  geben. 

Es  wachsen  auf  1  qm  830  Halme  oder  218  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  46  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
37.6  qm,  und  das  Saatquantum  2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  850  gr  und  davon  die  Früchte  211  gr. 

Dieser  Weizen  ist  nicht  winterfest  und  leidet  leicht,  so  erfror  der- 
selbe 1870/71  vollständig;  auch  zeigte  er  sich  auf  reichem  Boden  gegen 
Lagern  und  Rost  wenig  widerstandsfähig.  Im  Allgemeinen  degeneriert 
auf  kulturvollem  Boden  diese  Sorte  leicht,  in  welchem  Falle  die  A  ehren 
länger,  lockerer  und  schlafiPer  werden,  wie  dies  sein  Abkömmling,  der 
B16  du  Mesnil  St.  Firmin,  zeigt. 

Er  wird  vielfach  in  Grossbritannien  und  Irland,  in  Nord-Frankreich 
und  in  Deutschland,  und  zwar  vorzugsweise  häufig  in  Westpreussen, 
Pommern,  Brandenburg  und  Schlesien  angebaut. 

Im  milden  Klima  und  auf  reichem  Boden  bringt  er  reiche  Erträge, 
doch  befriedigen   dieselben    auch   noch    auf  nicht   ganz   kulturlosen   und 


1)  Jensen.   Landnnands-Blade ,   übersetzt  durch   die  deutsche  Landw. 
Presse  IV.  Jahrg.  No.  75  und  Biedermann's  Centralbl.  1878,  Heft  1. 

2)  Yergl.  P.  Lawson,  Synops.  of  the  veget.  producta  of  Scotl.  1862. 


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Weizensorteo.  257 

ireDügend  feuchten  Sandböden.  In  Poppelsdorf  erwies  er  eich  als  echter 
Winterweizen,  weshalb  „B\i  Hickling  de  Mars**  wohl  von  ihm  stammt, 
doch  nicht  identisch  ist. 

Züchter  ist:  Samuel  Hickling,  welcher  1830  zu  Cawston  bei 
Aylsham,  Norfolk  drei  Weizenpflanzen  fand,  aus  denen  er  seinen  Hickling*B 
proMc  erzog. 

Kessingland-Wheat.  ® 

Deutsch:  Kessingland- Weizen. 

französisch:  B16  äori  oa  Victoria  rose. 

Aebre:  blassgelb,  viereckig,  ziemlich  dicht  geschlossen,  lang.  Aehr- 
chen  sehr  breit  (2  cm),  8-  und  4-kömig.  —  Stroh :  gelb,  über  mittellang, 
kräftig,  derb  wandig,  fest.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig,  doch 
traten  nach  einigen  Ernten  oft  glasige  Früchte  auf,  mittelgross,  rundlich, 
(6  mm  lang,  4  mm  breit),  etwas  dickschalig,  weich. 

Herbstblatt  schmal,  teilweis  niederliegend,  kraus,  blaugrün;  Früh- 
jahrsvegetation sehr  spät  eintretend;  Bestockung  stark,  4.7  Schösslinge, 
absolute  Bestockuiigsfähigkeit  bei  100  qcm  Raum  11.8  Schösslinge«  Halm 
120  cm  (Max.  200  cm)  lang,  5  cm  dick,  also  sehr  starkhalmig;  Blatt- 
zahl  4.7,  Blätter  27.18  cm  lang,  1.21  cm  breit,  Gesammtober- 
fiäche  beider  Seiten  309.17  qcm,  Halmfläche  180  qcm,  Gesammtfläche 
489.17  qcm.  Auf  1  qm  wachsen  640  Halme  oder  136  Pflanzen,  mithin 
jede  Pflanze  einen  Raum  von  73.5  qcm  einnimmt  und  auf  1  qm  Boden- 
fiäche  31.3  qm  Blattfläche  entfallen. 

Junge  Aehre  blaugrfin,  12  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  ISAehrchen 
und  65  fest  in  den  Spelzen  sitzenden  Früchten,  weshalb  sich  dieser  Weizen 
schwer  mit  dem  Flegel  drischt,  aber  bei  Wind  in  der  Vollreife  nicht  aus- 
fällt Reift  spät.  Das  Hektolitergewicht  beträgt  82.3  kg  und  1  hl  ent- 
hält 1711  840  Körner,  da  sich  nun  1  360  000  Pflanzen  p.  ha  berechnen 
lassen,  und  unter  der  Annahme,  dass  sich  67  Proc.  der  Samenkörner  ent- 
wickeln, wird  an  Saatgut  1.2  hl  p.  ha  gebraucht. 

Seine  Vorzüge  gipfeln  in  den  sehr  hohen  Eom-  und  Stroherträgen; 
so  stellen  sich  z.  B.  die  5jährigen  Durchschnittserträge  in  Poppelsdorf 
auf  2417  kg  Eom,  5124  kg  Stroh,  841  kg  Spreu  p.  ha,  in  dem  kräftigen 
sich  nicht  leicht  lagernden  und  gegen  Rost  widerstandsfähigen  Stroh, 
sowie  in  den  nicht  hohen  Bodenansprüchen,  da  sich  selbst  noch  auf  san- 
digem, gut  gedüngtem  Lehmboden  hohe  Erträge  erzielen  lassen.  Die 
Nachteile  liegen  in  der  geringen  Qualität  des  Eomes,  dass  sich  auflallend 
kleberarm  erweist,  und  in  dem  leichten  Auswintern;  so  kamen  1868  in 
Eldena  und  1870  in  Poppelsdorf  nur  wenige  kümmerliche  Pflanzen  durch 
den  Winter,  wenngleich  dieser  Nachteil  durch  die  hohen  Erträge  in  gün- 
stigen Jahren  annähernd  ausgeglichen  wird.  Es  wiegen  100  Halme 
490  gr  und  davon  die  Früchte  213  gr. 

Er  wird  ausser  in  England  ziemlich  stark  in  der  Provinz  Sachsen, 
in  Pommern,  am  Rhein  und  in  Frankreich  gebaut. 

WUte  Golden-Drop.  © 

Deutsch:  Weissähriger  G-oldtropfen. 
Verbesserte  Form:  WebVs  selected  Golden-Drop  wheat. 
Aehre:  weiss,  lang,    etwas  locker;    Aehrchen    1.8  cm    breit,    meist 
3-kömig.  —  Stroh:  blassgelb,  mittellang.  —  Frucht:  gelbrot,  mehlig,  grob- 
schalig,  gross,  rundlich  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  weich. 
Xoernleke  il  Werner.  H«ndb.  d.  Oetreldeb»ii'i.  n  17 

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258  Besonderer  Teil 

Herbstblatt  schmal,  fast  niederliegend,  blaogrün;  Bestocknng  schwach, 
8.3  Schösslinge,  mittelMh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  120  cm 
(Max.  140  cm),  Halmdicke  0.43  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  29.58.  cm, 
Blattbreite  1.18  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  279.2  qcm,  Halmober- 
fläche 154.8  qcm,  G-esammtfläche  434  qcm. 

Jnnge  Aehre  blangrün,  mittelMh  reifend,  11  cm  lang  (Max.  15  cm), 
mit  20  Aehrchen  und  50  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  465  000 
auf  1  hl  (=  84.2  kg)  gehen. 

j^nf  1  qm  können  700  Halme  oder  210  Pflanzen  wachsen,  mithin 
beträgt  der  Baum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  der 
Bodenfläche  30.38  qm    und    das  Saatqnantom  (Vs  Verlnst)  2.1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  850  gr  und  davon  die  Früchte  290  gr. 

Da  das  Mehl  kleberarm,  das  blattreiche^  weiche  Stroh  zu  sehr  dem 
Eost  nnd  Lagern  ausgesetzt  nnd  überdem  der  Weizen  nicht  winterfest 
ist,  so  schwindet  in  Deutschland  seine  Kultur  mehr  und  mehr,  obwohl 
er  auf  nahrungsreichen  Böden  recht  hohe  Erträge  zu  liefern  vermag. 

Seine  Heimat  ist  England,  und  fand  ihn  1834  Mr.  Grorrie  zwischen 
anderem  Weizen  auf  einem  Felde  vor  und  kultivierte  ihn  weiter. 

Iif  neuerer  Zeit  durch  den  englischen  Samenhändler  Webb  ver- 
bessert, und  als  ^^Selected  Golden  Drop  Wheat'  in  den  Handel  gebracht 

Doweston's  new  Wheat.® 

Syn.:  Doweston's  neuer  Weizen. 

Aehre:  blassrötlichgelb,  sich  nach  der  Spitze  verjüngend,  mitteldicht, 
schlank;  Aehrchen  1.6  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb, 
kräftig,  blattreich,  fest.  —  Frucht:  hellrot,  glasig,  sehr  wenige  mehlig 
und  gelbrot,  schön,  länglich  (7  mm  lang,  3V2  mm  breit,  234  Früchte  = 
10  gr),  sehr  schwer,  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  kräftig,  ziemlich  aufrecht,  beiderseits  schwach 
behaart;  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh,  Bestockung  stark,  5.5  Schöss- 
linge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  150  cm), 
Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  25.3  cm,  Blattbreite  0.85  cm, 
Blattoberfläche  172.04  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  G-esammtfläche  eines 
Halmes  328.04  qcm. 

Auf  1  qm  entfallen  900  Halme  oder  1 64  Pflanzen,  demnach  beträgt 
der  Baum  pro  Pflanze  61  qcm,  und  die  Blattfläche  pro  qm  Bodenfläche 
29.52  qm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  9  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  20  Aehrchen  und  60  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
sich  auf  1  hl  (=  86.5  kg)  2  024  100  Früchte  auszählen  lassen,  mithin 
die  Saatquantität  1.2  hl  p.  ha  beträgt. 

Es  wiegen  100  Halme  680  gr  und  davon  die  Früchte  233  gr. 

In  Poppeisdorf  zeigte  sich  dieser  Weizen  winterfest,  auch  wider- 
standsfähig gegen  Lagern  und  Bost,  so  dass  derselbe,  bei  den  vortreff'- 
lichen  Eigenschaften  seiner  Früchte,  für  gute  Lehmböden  höchst  beachtens- 
wert erscheint. 

Die  Heimat  ist  England;  nach  Poppeisdorf  sandte  ihn  der  ök.-bot. 
Gbtrten  zu  Halle. 


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Weizensorten.  259 


Fftrwer's  Wheat  ® 

Syn.:  Deutscli:  Farwer's  Winterweizen. 

Aehre:  gelb,  bisweilen  rötlich,  sich  etwas  verjüngend,  locker,  schmal; 
Aehrchen  1.5  cm  breit,  2  und  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  dünnwandig, 
weich.  —  Fracht:  gelbrot,  mehlig,  rundlich  (6  mm  lang,  4  mm  breit) 
etwas  grobschalig,  weich. 

Herbstblatt  blangrün,  kraus,  schmal ;  Blätter  beiderseits  schwach  be* 
haart,  Frühjahrsvegetation  spät;  Bestockutg  stark,  5.1  Schösslinge,  mittel^ 
früh  schossend  und  blühend. 

Halmlänge  120  cm  (Dfax.  175  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  8.3, 
mittlere  Blattl&nge  25,9  cm,  Blattbreite  0.98  cm,  Blattoberfläche  167.84  qcm, 
Halmfläche  186.8  qcm,  Gesammtfläche  eines  Halmes  304,64  qcm. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  176  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  pro  Pflanze  57  qcm  und  die  Blattfläche  pro  qm  Bodenfläche 
27.42  qm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  12  cm  (Max.  17  cm)  lang, 
mit  20  Aehrchen  und  50  etwas  leicht  ausfallenden  Früchten. 

Fs  wiegt  1  hl  =  83  kg  und  enthält  1881000  Früchte,  demnach 
ist  ein  Saatquantum  von  1.4  hl  p.  ha  erforderlich. 

In  Poppeisdorf  erwies  sich  dieser  Weizen  als  vollständig  winterfest, 
doch  gegen  Lagern  und  Bost  wenig  widerstandsfähig.  In  England  und 
Holstein  soll  er  vielfach  auf  gutem  Lehmboden  gebaut  werden. 

Mnmmy-Wheat.  ® 

Franz.:  B16  Mummy. 

Deusch:  Mumien-Weizen. 

Aehre:  fast  weiss,  quadratisch,  dicht,  kurz;  Aehrchen  8-körnig, 
1.7  cm  breit  —  Stroh:  gelb,  derb  wandig,  steif,  mittellang.  —  Frucht: 
gelbrot  und  mehlig,  zuweilen  rot  und  glasig,  oval  (7  mm  lang,  4  mm 
breit),  feinschalig,  halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  ziemlich  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
mittelfrüh,  Bestockung  schwach,  8.6  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  120  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blatt- 
zahl 3.3,  Blattlänge  28.58  cm,  Blattbreite  1 .04  cm,  Blattoberfläche  1 96.15  qcm, 
Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  340.15  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  8  cm  (Max.  11  cm)  lang, 
mit  18  Aehrchen  und  5^  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
2000000  auf  1  hl  (=  80  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  850  Halme  oder  236  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  42.4  qcm,  die  Blattoberfläche  pro  qm  Boden- 
fläche 28.9  qm  und  das  Saatquantum  1 .8  hl  p.  ha. 

Dieser  Weizen  lagert  nicht  leicht,  ist  aber  nicht  winterfest. 

Heimat:  England. 

Hartgwood's-Wheat  ® 

Aehre:  blassgelb,  sich  stark  verjüngend,  grannenspitzig,  dicht; 
Aehrchen  1.7  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  gelb  und  blaugrün, 
kräftig.     —    Frucht:   meist  rot  und  glasig,  wenige  gelbrot  und  mehlig. 


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260  Besonderer  Teil. 

klein  (^y^^^  ^^^gy  SVsnim  breit,  230  Früchte  =10  gr),  f einschalig, 
halbhart,  Bmch  haJbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  lang,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  spät, 
Bestockung  sehr  stark,  7.5  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  120  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4,  mittlere 
Blattlänge  24.5  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattoberfläche  196  qcm,  Halm- 
fläche 144  qcm,  Gesammtfläche  eines  Halmes  340  qcm. 

Auf  1  qm  entfallen  900  Halme  oder  120  Pflanzen,  also  an  Raum 
pro  Pflanze  83.3.  qcm,  und  an  Blattfläche  pro  qm  Bodenfläche  30.6  qm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mit  braunen  oder  gelben  Staubbeuteln,  spät 
reifend,  9  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen  und  60  etwas  lose 
sitzenden  Früchten. 

In  1  hl  (=  85  kg)  sind  1  955  000  Früchte  enthalten,  mithin  das 
Saatquantum  (Yg  Verlust)  0.9  hl  pro  ha  ausmacht. 

Es  wiegen  100  Halme  570  gr  und  davon  die  Früchte  202  gr. 

Dieser  Weizen  verlangt  einen  reichen  Boden,  ist  gegen  ungünstige 
Witterung  recht  widerstandsfähig  und  ebenso  gegen  Lagern  und  Best. 

Die  ursprüngliche  Heimat  ist  England. 

Aus  dem  ök.-bot.  Garten  zu  Halle  erhalten. 

Golden-Swan.  ® 

Aehre:  rötlich- weiss,  sich  verjüngend,  locker,  dünn;  Aehrchen  1.5  cm 
breit,  2 — 8-kömig.  —  Stroh:  gelb  oder  graublau,  kräftig.  — Frucht:  gelbrot 
und  mehlig,  oder  rot  und  glasig,  klein  (6  mm  lang,  3V2  °i™  breit),  fein- 
schalig,  halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kraus,  Blätter  beiderseits  äusserst  schwach  be- 
haart; Frühjahrsvegetation  mittelfrüh,  Bestockung  stark,  6  Schösslinge, 
spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  125  cm  (Max.  150  cm),  Halm- 
dicke 0.42  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  30.3  cm,  Blattbreite  1.04  cm.  Blatt- 
oberfläche 378.14  qcm,  Halmfläche  157.5  qcm,  Gesammtfläche  535.ß4  qcm. 

Auf  1  qm  kommen  780  Halme  oder  1 25  Pflanzen,  mithin  stellt  sich 
pro  Pflanze  der  Baum  auf  80  qcm  und  die  Blattfläche  pro  qm  Boden- 
fläche auf  40.2  qm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  12  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit 
20  Aehrchen  und  50  etwas  lose  sitzenden  Früchten. 

Es  enthält  1  hl  (=  79  kg)  1  659  000  Früchte,  demnach  beträgt 
das  Saatquantum  1.1  hl  pro  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  533  gr  und  davon  die  Früchte  191  gr. 

Dieser  englische  Weizen  verlangt  einen  kräftigen  reichen  Boden^ 
wenn  er  ergiebig  sein  soll. 

Das  Stroh  ist  dem  Lagern,  doch  wenig  dem  Bost  ausgesetzt. 

Aus  dem  ök.-bot.  Garten  zu  Halle  erhalten. 

Langley's  red.  ® 

Aehre:  blassgelb,  sich  stark  verjüngend  und  grannenspitzig,  15  cm 
lang,  mit  65  ziemlich  leicht  ausfallenden  Früchten,  Aehrchen  1.5  cm  breit, 
meist  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  blattreich,  kräftig,  180  cm 
lang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  klein  (6  mm  lang,  3 V2  ii^iQ  ^i'oit),  f einschalig« 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


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Weizeosorten.  261 


Allerton-Wheat  ® 

Aehre:  fast  weiss,  dicht,  sich  wenig  verjüngend,  etwas  grannenspitzig, 
bei  9  cm  Länge  60  Früchte  enthaltend;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-kömig. 

—  Stroh:  weiss.  —  Frucht:  rötlich-gelb,  mehlig,  fast  knglig,  klein  (6mm 
lang,  4  mm  breit),  ziemlich  f einschalig. 

Original  in  der  Sammlang  des  Dr.  Dreisch  zu  Poppeisdorf. 

Woodlej's  snperb.  ® 

Aehre:  blassgelb,  ziemlich  dicht,  bei  13  om  Länge  70  etwas  lose 
aitzende  Früchte  enthaltend;  Aehrchen  2  cm  breit,  meist  4-kömig.  —  Stroh: 
gelb,  blattreich,  bis  150 cm  lang,  4  cm  dick,  weich.  —  Fracht:  Original 
gelbrötlich,  mehlig,  doch  viele  rot  and  glasig,  klein,  randlich,  (6  mm  lang, 
3  mm  breit,  252  Früchte  =  10  gr),  grobsohalig. 

Diese  Sorte  hat  nar  geringe  Yerbreitang,  obwohl  im  milden  Klima 
die  Erträge  befriedigen  sollen. 

Original  in  der  Sammlang  der  landw.  Akademie  za  Poppeisdorf. 

Irish-Wheat  ® 

Syn.:  Old  white  Lrish-Wheat. 

Deatsch:  Weissähriger  irischer  Winterweizen. 

Aehre:  weiss,  sich  verjüngend,  grannenspitzig,  locker,  Fracht  lose 
flitzend,  sehr  lang.  —  Stroh:  gräulich-weiss,  mehr  Boggen-  als  Weizenstroh 
gleichend,  sehr  lang.  —  Fracht:  braan,  gross,  länglich;  Qaalität  geschätzt. 

Herbstblatt  klein,  kraas;  Bestockang  stark;  spätreif;  winterfest. 

Dieser  Weizen  soll  aaf  Mittelboden  sehr  ertragreich  sein,  wächst 
aber  aaf  reichem  Boden  za  sehr  in's  Stroh. 

In  neaerer  Zeit  wird  er,  aasser  in  Irland,  vielfach  in  Ohio  and 
anch  sonst  wohl  in  der  nordamerikanischen  Union  angebaat. 

Amber  Winter- Wbeat  © 

Syn.:  German  Amber,  Bed  Winter  Wheat  from  New-Orleans. 
Deatsch:  Bernsteinfarbener  Winter- Weizen  aas  Nord- Amerika. 
Aehre:    blassgelb,    fast  weiss,   lang,  dünn,    halblocker,    sich    stark 
verjüngend,  grannenspitzig;  Aehrchen  schmal,  1.1  cm  breit,  meist  3-kömig. 

—  Stroh:  gelb,  karz,  derbwandig.  —  Fracht:  gelbrot,  meist  mehlig, 
klein,  randlioh  {by^^^^^  l&ng,  3mm  breit,  292  Früchte  =  10 gr),  fein* 
schalig;  lytchgebant:  rot,  glasig,  grösser,  265  Früchte  =  10  gr,  halbhart. 
Brach  halbstahlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  aafrecht,  gross;  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
Bestockang  schwach,  2.6  Schösslinge;  zeitig  schossend  and  blühend;  Halm 
95  cm  (Max.  120  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  17  cm  lang, 
0.82  cm  breit,  Blattfläohe  125.5  qcm,  Halmfläche  85.5  qcm,  G-esammtfläche 
211  qcm. 

Frühreif;  jange  Aehre  gelbgrün,  mit  17  Aehrchen  and  50  etwas 
lose  sitzenden  Früchten. 

Aaf  1  hl  (=  87.5  kg)  entfallen  2  555  000  Früchte. 

£s  wiegen  100  Halme  291.5  gr  and  davon  die  Früchte  126.5  gr. 


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262  Besonderer  TeiL 

Dieser  Weizen  unterlag  in  Poppeisdorf  sehr  stark  dem  Bost,  lagerte 
jedoch  nicht,  nnd  überwinterte  gat. 

Wird  viel  in  OhiO|  aber  auch  in  den  Nord-Weststaaten  der  Union 
gebaut.    Sehr  geschätzt. 

Original  1879  durch  Dttrselen  in  Neuss,  Abladung  New- York,  und 
durch  Missouri,  Agric.  Coli.  1880  erhalten. 

Fnlti  Winter-Wheat.  ® 

Aehre:  fast  weiss,  kurz,  sich  stark  verjüngend,  kurzgrannig,  dünn; 
Aehrchen  1.2  cm  breit,  meist  d-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  zuweilen 
Tiolett,  fest,  unter  mittellang.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig,  wenige 
rot  und  glasig,  dick,  kurz,  klein  ifi^U  mm  lang,  Sy«  mm  breit,  330  Früchte 
™^  10  gr);  nachgebaut:  grösser  (289  Früchte  =  10  gr),  f einschalig, 
weich,  Bruch  mehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  f einblättrig,  ziemlich  aufrecht;  Entwickelung 
mittelfrüh,  2.8  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend;  Halm  100  cm 
(Max.  110cm)  lang,  0.3  cm  «dick,  Blatt^ahl  4.6,  Blätter  15.7cm  lang, 
0.8  cm  breit,  Blattfläche  115.6  qcm,  Halmfläche  90qcm,  Gesammtfläche 
205.6  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang, 
mit  16  Aehrchen  und  45  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  871  000 
auf  1  hl  (=  87  kg)  entfallen. 

Winterfest,  nicht  leicht  lagernd,  doch  stark  mit  Rost  befallen. 

Wurde  1862  durch  Mr.  Abram  Fultz  in  Mifflin-County,  Fenns, 
aas  3  schönen  Aehren,  welche  er  unter  „Old-Lancaster  wheat^  fand,  ge- 
lüchtet. 

Viel  in  den  Nord  weststaaten  der  Union  angebaut  und  hoch  geschätzt. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  GolL  1880.  ü.  S. 

Walker-Wheat.  ® 

Aehre:  blassgelb,  mittellang,  sich  verjüngend,  locker,  dünn,  Spelzen 
gezahnt;  Aehrchen  ziemlich  breit  (1.5  cm),  meist  S-kömig.  —  Stroh:  gelb- 
rot, steif,  mittellang.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig,  einige  rot  und 
glasig,  rundlich,  klein  (6  mm  lang,  Z^l^mm  breit,  306  Früchte  =  10  gr); 
nachgebaut:  rot,  glasig,  grösser  (220  Früchte  ==  10  gr),  feinschalig,  halb- 
weich, Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  hellgrün,  ziemlich  aufrecht,  breit,  kurz;  Entwickelung 
zeitig,  8.8  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend;  Halme  120  cm 
(Max.  140  cm)  lang,  0.83  cm  dick,  Blattzahl  4.8,  Blätter  17  cm  lang, 
1  cm  breit,  Blattfläche  163.2  qcm,  Halmfläche  118.8  qcm,  Ge^mmtfläohe 
282  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  zeitig  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang, 
mit  17  Aehrchen  und  40  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  646  900 
auf  1  hl  (=  86.5  kg)  entfallen. 

Winterfest,  selo'  widerstandsfähig  gegen  Rost.  In  den  Nordstaaten 
der  Union  gebaut. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880  U.  S. 


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Weizensorten.  263 


Mnskfng^iim,  ® 

Aelure:  fast  weiss,  sich  wenig  veijüngend,  balblocker,  unter  mittel- 
lang,  dünn;  Aebrcben  1.3  cm  breit,  2- und  3*kömig.  —  Strob:  blassgelb, 
steif,  unter  mittellang.  —  Frucbt:  Original  gelbrot,  meblig,  oval,  klein 
(5  mm  lang,  dVsmm  breit,  322  Früobte  =  lOgr);  nacbgebaut:  meist 
rot,  glasig,  grösser  (220  Früobte  =  10  gr),  sobwer,  feinscbalig,  balbweiob, 
Brucb  b^bmeblig. 

Herbstblatt  bellgrün,  breit,  kurz,  aufreobt;  3.8  Sobösslinge,  mittel- 
frttb  Bcbossend  und  blübend;  Halm  108  om  (Max.  120  om)  lang,  0.3  om 
dick,  Blattzabl  4.4,  Bl&tter  16.3  om  lang,  0.75  cm  breit,  Blattfläcbe 
195.6  qom,  Halmfläobe  97.2  qom,  Gesammtfläcbe  292.8  qom. 

Junge  Aebre  gelbgrün,  rot  umrandet,  zeitig  reifend,  8om  (Max. 
10  cm)  luig,  mit  17  Aebroben  und  40  Frücbten,  von  denen  2  833  600 
auf  1  bl  (=  88  kg)  entfallen. 

Winterfest;  ziemliob  rostfrei. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agrio.  Coli.  1880  ü.  S. 

Arnold's  Hybrid.  0 

Aebre:  gelb,  sieb  verjüngend,  locker,  mittellang;  Aebrcben  meist 
3-kömig.  —  Strob:  gelb,  fest,  unter  mittellang.  —  Frucbt:  Original 
gelbrot,  meblig,  einige  rot,  glasig,  oval,  klein  (6  mm  lang,  3^2  nun  breit, 
312  Frücbte  =  10  gr);  nacbgebaut:  grösser  221  Früobte  =  10  gr,  fein- 
scbalig, balbbart,  balbmeblig. 

Herbstblatt  bellgrün,  aufrecbt,  ziemliob  breit;  3  Sobösslinge,  sebr 
zeitig  scbossend,  mittelfrüb  blübend;  Halm  100  cm  (Max.  125  cm)  lang, 
0.3  om  dick,  Blattzabl  4.4,  Blätter  15.4  cm  lang,  0.6  cm  breit,  Blattfläcbe 
81.3  qcm,  Halmfläobe  90qcm,  Gesammtfläcbe  171.3  qom. 

Junge  Aebre  blaugrün,  mittelfrüb  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm) 
lang,  mit  15  Aebroben  und  45  ziemliob  leiobt  ausfallenden  Frücbten,  von 
denen  2  745  600  auf  1  bl  (=  88  kg)  entfallen. 

Winterfest,  niobt  leiobt  lagernd,  doob  stark  rostig. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880  ü.  S. 


Odessa.  ® 

Aebre:  blassgelb,  unter  mittellang,  sieb  verjüngend,  grannenspitzig^ 
locker,  Aebrcben  1.3  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Strob:  meist  violett, 
steif,  fein,  unter  mittellang.  —  Frucbt:  Original  gelbrot,  meblig,  rund- 
Hcb,  klein  (5^4  mm  lang,  3V8  ''om  breit,  300  Frücbte  =:  10  gr) ;  nacbgebaut: 
dunkelrot,  glasig,  grösser  (224  Frücbte  =  10  gr),  feinscbalig,  balbbart, 
Brucb  balbmeblig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  niederliegend;  Entwickelung  mittelfrüb,  4 
Sobösslinge;  Halm  100  cm  (Max.  112  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzabl  4.6, 
Blätter  18  cm  lang,  0.74  cm  breit,  Blattfläcbe  222,5  qcm,  Halmfläobe  90  qcm, 
Gesammtfläcbe  312.5  qcm. 

Junge  Aebre  blaugrün,  Antberen  rosa,  mittelfrüb  reifend,  9  cm  (Max. 
10  cm)  lang,  mit  16  Aebrcben  und  45  festsitzenden  Frücbten,  von  denen 
2  640  000  auf  1  bl  (^  88  kg)  entfallen. 

Winterfest;  stark  rostig. 


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264  Besonderer  Teil. 

Bezugsquelle:  Missonri  Agrio-ColL  1880  17.  S. 
Wabrsolieinlich    aus   einem    siidmssiscben  Weizen   in    N.   Amerika 
weiter  gezüchtet. 

Kentocky-Wheat  0 

Aehre:  fast  weiss,  sich  verjüngend,  etwas  grannenspitzig,  ziemlich 
dicht,  unter  mittellang;  Aehrchen  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  unter 
mittellang,  feinhalmig.  —  Frucht:  gelbrot,  mehlig,  oval,  klein  (öVsmm 
lang,  3V2  Jnm  breit,  302  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  rot,  meist  glasig, 
grösser  (222  Früchte  =^  10  gr),  feinschalig,  halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  hellgrün,  ziemlich  aufrecht;  Entwickelung  zeitig,  4  Schöss- 
linge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend ;  Halm  105  cm  (Max.  120  cm) 
lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  15.7  cm  lang,  1  cm  breit,  Blatt- 
fl&che  125.6  qcm,  Halmfläche  94.5  qcm,  Gresammtfläche  220.1  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  zeitig  reifend,  mit  16  Aehrchen  und  45  lose 
sitzenden  Früchten,  von  denen  2  612  300  auf  1hl  (=  ^6.5  kg)  entfallen. 

Winterfest,  nicht  selten  stark  rostig.  Yorzugsweise  in  Kentucky, 
Nord-Amerika,  gebaut. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880  U.  S. 

Demoerat.  ® 

Aehre:  fast  weiss,  sich  wenig  verjüngend,  halblocker,  dünn,  kurz; 
Aehrchen  2-  und '3-kömig,  1.3  cm  breit.  —  Stroh:  blassgelb,  sehr  fest, 
unter  mittellang.  —  Frucht:  Original  gelbrot  und  mehlig,  ^iele  rot  und 
glasig,  oval,  klein  {by^^^  lang,  SYs^ni  breit,  336  Früchte  =  10  gr); 
nachgebaut:  grösser  (231  Früchte  =  10  gr),  sehr  schwer,  feinschalig, 
halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  ziemlich  aufrecht,  doch  fein;  3  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm  100  cm  (Max.  110  cm)  lang, 
0.33  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  18.5  ctn  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche 
118.2  qcm,  Halmfläche  99  qcm,    Gesammtfläche  217.2  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  rot  umrändert,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang,  kurz, 
mit    17    Aehrchen    und    40    Früchten,     von    denen  2  990  400    auf    1  hl. 
(=  89  kg)  entfallen. 

Zeitig  reifend,  fast  rostfrei,  nicht  lagernd. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  ü.  S. 

Viel  in  den  Nordstaaten  der  Vereinigten  Staaten  gebaut. 

Deihl-Wheat.  0 

Aehre:  fast  weiss,  sich  stark  verjüngend,  halblocker,  mittellang, 
grannenspitzig;  Aehrchen  l.öcm  breit,  3-  und  4-kömig.  —  Stroh:  gelb- 
rot bis  violett,  steif,  unter  mittellang.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig, 
oval,  klein  (öVs  ii^Q^  ^^T^g»  Sy^^^  breit,  286  Früchte  =  10  gr);  nach- 
gebaut: rot,  glasig,  grösser  225  Früchte  =  10  gr,   feinschalig,  halbhari. 

Herbstblatt  hellgrün,  ziemlich  aufrecht,  gross;  Entwickelung  zeitig, 
4  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend,  Halm  100  cm  (Max.  120  cm) 
lang,  0  33  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  18  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blatt- 
fläche 115.2  qcm,  Halmfläche  99  qcm,  Gesammtfläche  214.2  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig  reifend,  9  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit 


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Weizensorten.  265 

19  Aelirchen  and  60  ziemlich  festsitzenden  Früchten,  von  denen  2  508  220 
auf  1  hl  (=  87.7  kg)  entfallen. 

Winterfest,  doch  rostig. 

In  den  Nordweststaaten  der  Union  nnd  in  Canada  gehant.  Sehr 
geschätzt. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agrio.  GoU.  1880.  ü.  S. 

Chili  Square  wheat.  © 

Syn.:  Franz.:  B16  de  Chile,  ou  carr6  de  Chili. 
Deutsch:  Chile- Weizen. 

Aehre:  hlassgelb,  kurz,  dicht,  viereckig,  breit;  Aehrchen  2  cm  breit, 
meist  4 -kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  derbwandig,  steif.  —  Frucht:  hell- 
braun, halb-mehlig,  rund,  klein  (6  mm  lang,  4  mm  breit),  schön,  schwer, 
etwas  grobschalig,  halbhart. 

Herbstblatt  gelbgrün,  ziemlich  breit,  aufrecht.  Frühjahrsvegetation 
zeitig,  Bestechung  stark,  5.2  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend,  spät  blühend. 
Halmlänge  130  cm  (Max.  160  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
l&nge  22.3  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattoberflftche  153.92  qcm,  Halmfläche 
156  qcm,  Gesammtfläche  eines  Halmes  309.92  qcm. 

Auf  1  qm  wachsen  940  Halme  oder  180  Pflanzen,  demnach  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  55.5  qcm  und  die  Blattfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 29.1  qm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  lang  (Max.  15  cm), 
mit  22  Aehrchen  und  80  etwas  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
auf  1  hl  (=  84  kg)  1  876  000  Früchte  entfallen,  wonach  sich  das  Saat- 
quantum (Ys  Verlast)  auf  1.44  hl  p.  ha  stellt. 

Es  wiegen  100  Halme  600  gr  und  davon  die  Früchte  200  gr. 

In  Poppeisdorf  zeigte  sich  dieser  schöne,  ergiebige  und  weder  durch 
Lagern  noch  Rost  stark  leidende  Weizen  nicht  ganz  winterfest,  doch  ist 
derselbe  für  reiche  Weizenböden  im  milden  Klima  wohl  zu  beachten. 

Heimat:  Santiago  de  Chile. 

Er  wird  ausser  in  Chile  vielfach  in  den  Südstaaten  der  Union 
kultiviert. 

Festal-Pedigree-Wheat.  ® 

Syn.:  Fest-Pedigree- Weizen. 

Aehre:  blassgelb,  fast  weiss,  viereckig  und  zwar  die  zweizeilige  Seite 
breit  und  wie  bei  Hickling  in  die  Augen  fallend,  sehr  dicht,  mittellang; 
Aehrchen  1.6  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb  oder  orange, 
blattreich,  rohrartig,  mittellang.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig, 
eisige  rot  und  glasig,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  218  Früohte  = 
10  gr),  etwas  grobschalig,  weich. 

Herbstblatt  blaugrün,  oberseits  stark  und  lang,  unterseits  schwächer 
und  kürzer  behaart,  breit,  aufrecht;  Entwickelung  ziemlich  zeitig,  Be- 
Stockung  etwas  schwach,  3.5  Schösslinge,  doch  spät  schossend  und 
blühend.  Halme  120  cm  (Max.  150  cm)  laug,  0.45  cm  dick,  Blattzahl 
4.4,  Blätter  22.6  cm  lang,  1.06  cm  breit,  BlaUfläche  210.85  qcm,  Halm- 
fläche  162  qcm,  Gesammtfläche  372.85  qcm 

Junge  Aehre  gelbgrün,  reift  spät,  9  cm  (Hax.  12  cm)  lang,  mit  60 
festsitzenden  Früchten,  von  denen  1  804  110  auf  1  hl  (=  84.7  kg)  entfallen. 


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266  Besonderer  Teil. 

Auf  .1  qm  wachsen  700  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  fUr  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfl&ohe 
26.1  qm,  und  das  Saatqnantnm  1.7  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  702  gr  nnd  davon  die  Scheinfrüchte  221  gr. 

Biese  Weizensorte  wurde  aus  Spanien  nach  England  eingeführt  und 
nach  dem  Verfahren  des  Capitain  William  Delf,  G-reat-Bentley,  bei 
Colchester,  in  Essex  verbessert  und  auf  der  Weltausstellung  von  Phila- 
delphia prämiiert. 

Dieser  Weizen  lagert  selten,  leidet  wenig  durch  Rost  und  ist  gegen 
ungünstige  Witterungsverhältnisse  recht  widerstandsfähig.  Die  Eom- 
quälität  wird  gerühmt,  doch  eignet  er  sich  nur  für  kulturvolle  Lehmböden. 

üebersender:  W,  Delf. 

Amerikanischer  Prairleweizen.  O 

Aehre:  rötlich-weiss,  sich  verjüngend,  ander  Spitze  kurzgrannig,  locker, 
dünn,  schmal;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  2-  und  S-köruig.  —  Stroh:  rötlich- 
weiss,  fest.  —  Frucht:  blassgelbrot,  mehlig;  nachgebaut:  meist  rötlich 
nnd  glasig,  schwer,  rundlich  (6V2  11^™  l&°^i  «^Vs  ™™  breit,  245  Früchte 
=   10  gr),  klein,  feinschalig,  Bruch  halbstahlig,  hart. 

Halme  blaugrün,  2.8  Sohösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  90  cm  (Max.  115  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  3,  Blatt- 
länge 27.3  cm,  Blattbreite  0.83  cm,  Blattoberfläche  135.96  qcm;  Halm- 
fläche 81  qcm,  Gesammtfläche  eines  Halmes  216.96  qcm. 

Auf  1  qm  stehen  1200  Halme  oder  430  Pflanzen,  mithin  betrilgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  23.3  qcm  und  die  Blattfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 26.04  qm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  9  cm  (Max.  Ucm)  lang, 
mit  16  Aehrchen  und  40  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen 
2  033  500  Stück  auf  1hl  (=83  kg)  gehen,  wonach  sich  das  Saatquantum 
(Vs  Verlust)  auf  3  hl  p.  ha  stellt. 

Es  wiegen  100  Halme  420  gr  und  davon  die  Früchte  150  gr. 

Dieser  Weizen  hält  sich  fast  rostfrei  und  lagert  selten.  Seine  vor- 
zügliche Eomqualität  und  die  Fähigkeit  auf  leichtem  Boden  noch  befrie- 
digende Ernten  zu  bringen,  machen  ihn  beachtenswert.  Der  Weizen  wurde 
von  Metz  &  Co.  bezogen. 

Nova-seotia.  ©  u.  0 

Deutsch:  Weizen  aus  Neu-Schottland,  Canada. 

Aehre:  fast  weiss,  etwas  locker,  dünn,  sich  verjüngend  und  an  der 
Spitze  für  einen  Kolben weizen  auffallend  lang  begrannt;  Aehrchen  schmal, 
1.2  cm  breit,  2-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  dünnwandig.  —  Frucht: 
rot,  glasig,  wenige  mehlig,  länglich  (7  mm  lang,  3V2  nim  breit,  238 
Früchte  =10  gr),   feinschalig,  Bruch  halbmehlig,  halbhart. 

Er  scheint  sich  wenig  als  Wintersaat  zu  eignen,  denn  er  zeigte 
sich  in  Poppelsdorf  nicht  winterfest,  erfror  z.  B.  1870/71  vollständig. 

Die  Sommersaat  besitzt  ein  gelbgrünes,  langes,  aufrechtes  und  sehr 
kräftiges  Blatt,  eine  schwache  Bestockung,  2.4  Schösslinge,  und  scbosst 
und  blüht  zeitig. 

Halmlänge  120  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.35  cm,  Blattzahl 
3.6,  Blattlänge  22.3  cm,  Blattbreite  0.88  cm,  Blattoberfläche  140.29  qcm^ 
Halmfläche  126  qcm,  Gesammtfläche  266.29  qcm.. 


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Weizensorten,  267 

Junge  Aebre  gelbgrün,  in  120  Tagen  reifend,  mit  18  Aehrcben  und 
36  ziemlieh  fest  sitzenden  Frücbten,  von  denen  1 999  200  anf  1  bl 
(=  84  kg)  geben. 

Es  wiegen  100  Halme  dieses  Sommerweizens  420  gr  und  davon  die 
Frticbte  140  gr. 

Für  einen  sebr  reieben  Boden  ist  dieser  Weizen  ungeeignet,  da  er 
sebr  leicbt  lagert. 

Bas  landwirtscbaftlicbe  Ministerium  sandte  ibn  1869  nacb  Poppeisdorf. 

Grmo  di  Napoll.  0 

Syn.:  Deutscb:  Winterweizen  von  Neapel. 

Aebre :  blassgelb,  lang,  grannenspitzig,  ziemlicb  dicbt;  Aebreben 
1.5  cm  breity  2-  und  S-kömig.  —  Strob:  rötlicb- weiss,  orange,  mittellang, 
fest.  —  Fracbt :  rot  und  glasig,  wenige  gelbrot  und  meblig,  klein  (6  mm 
lang,  3  mm  breit,  265  Frücbte  =  10  gr),  feinscbalig,  bart,  Brucli 
balbstablig. 

Herbstblatt  scbmal,  kraus,  kabl  oder  scbwacb  bebaart;  Frübjabrs- 
Vegetation  spät,  Bestockung  scbwacb,  3.6  Scbösslinge,  spät  scbossend  und 
blübend.  Halmlänge  120  cm  (Max.  145  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blatt- 
zabl  4,  Blattl&nge  27.16  cm,  Blattbreite  0.91  cm;  Blattoberfiäcbe  197.76  qcm, 
Halmfläcbe  144  qcm,  Gresammtfiäcbe  eines  Halmes  341.76  qcm. 

Auf  1  qm  entfallen  900  Halme  oder  250  Pflanzen,  mitbin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  40  qcm,  und  die  Blattfläcbe  p.  qm  Boden- 
fläcbe  30.76  qm. 

Junge  Aebre  gelbgrün  mit  bläuliebem  Anflug,  spät  reifend,  12  cm 
(Max.  15  cm)  lang,  mit  20  Aebreben  und  50  lose  sitzenden  Früobten, 
von  denen  2  120  000  auf  1  bl  (ss  80  kg)  geben,  und  das  Saatquantum 
(Vs  Verlust)  1.8  bl  beträgt. 

100  Halme  wiegen  435  gr  und  davon  die  Frücbte  160  gr. 

In  Poppeisdorf,  im  Frübjabr  gesäet,  erwies  er  sieb  als  ecbter  Winter- 
weizen, der  nicbt  leicbt  lagert,  oder  durcb  Best  leidet,  docb  zu  seinem 
Gedeiben  ein  mildes  Klima  und  einen  guten  Weizenboden  erfordert. 

BU  d'hlver  ordlBaire.  0 

Sjn. :  B16  de  saison,  de  Crepi,  bladette  sans  barbes,  de  N^rac,  du 
Cayran,  grissard  de  Douai,  roux  d*Armentiöres,   de  Pomera- 
nie,  blano  des  coteaux. 
Spaniscb:  Trigo  de  Crepi. 

Deutscb:  Weissäbriger,  rotkörniger,  französiscber  Land- 
weizen. 
Aebre :  blassgelb  mit  leicbt  rötlicbem  Anflug,  dünn,  sieb  verjüngend, 
grannenspitzig,  locker,  auf  14  cm  Länge  entfallen  48  ziemlicb  lose  sitzende 
Früchte;  Aebreben  1  cm  breit,  also  scbmal,  Klappen  und  Spelzen  mittel- 
gross, 2-kömig.  —  Strob:  rötlicb-weiss,  biegpam,  blattarm,  feinbalmig, 
bis  150  cm  lang.  —  Frucbt:  rötliob-gelb,  meist  glasig,  klein,  länglicb 
(6  mm  lang,  3  mm  breit),  Qualität  geschätzt,  feinscbalig,  balbbart, 
balbstablig. 

Für  kalkreiobe,  trockne  Mittelböden  geeignet  und  liefert  derselbe 
in  Nord-  und  Mittel-Frankreicb  recht  beledigende  Erträge.  Als  „B16 
de  Cr6pi"  wird  er  stark  in  der  Umgegend  von  Paris  gebaut. 


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268 


Besonderer  Teil. 


In  neuerer  Zeit  ist  er  auch  nach  Spanien  eingeführt  worden. 
Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

B\6  de  Itle  de  Vo4.  0  0 

Deutsch:  Früher  gelber  Noescher- Weizen. 

Spanisch:  Noä  pelado  (geschorener). 

Franz.:  Ble  bleu;  BU  debout;  B16  de  No6;  Bli  turc. 

Amerikanisch:  Early  No6  wheat. 

Aehre:  fast  weiss,  mit  schwach  rötlichem  Anflug,  lang,  locker; 
Aehrchen  breit  (1.7  cm),  meist  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  derb- 
wandig,  mittellang, 'fest.  —  Frucht:  Original  gelbrötlich,  mehlig;  nach- 
gebaut: schon  in  erster  Ernte  rot  und  meist  glasig,  etwas  eingefallen, 
feinschalig,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  weich. 

Als  Wechselweizen  kultiviert,  besass  der  Sommerweizen  ein  blau- 
grünes, krauses  Blatt,  2.9  Schösslinge,  also  etwas  schwache  Bestückung, 
schosste  und  blühte  spät. 

Herbstblatt  beim  Winterweizen  breit,  lang,  aufrecht,  gelbgrün; 
Frühjahrsvegetation  zeitig,  Bestockung  schwach,  3.2  Sprossen. 

Die  weitere  Entwickelung  gestaltet  sich  wie  folgt: 


beim  Winterweizen 

beim  Sommerweizen 

Halmlänge 

HO 

cm  (Max.  ISO  cm) 

125 

cm  (Max.  140  cm) 

Halmdurohmesser 

0.4  om 

0.3ö  om 

Blattzahl  am  Halm 

.     4 

8.8 

Durchschnittliche  Blattlänge 

24.82  om 

24.60  cm 

„            Blattbreite 

1.04  cm 

0.90  cm 

„           Blattoberfläche 

beider  Seiten 

202.82  qcm 

168.26  qcm 

Durchschnittliche  Halmfläche 

182  0üqcm 

185.00  qcm 

Gesammtfläche 

884.82  qcm 

808.26  qom 

Aehrenläuffe 
Aehrenzahl  pro  Aohre 

11 

cm  (Max.  15  cm) 

11 

cm  (Max.  15  cm) 

14 

14 

Fruchtzahl     „        „ 

50 

50 

Halme  pro  qm 

880 

800 

Blattfläche  pro  qm  Bodenfläche 

29.42  qm 

24.26  qm 

Anzahl  der  Pflanzen  pro  qm 

280 

276 

Raum  pro  Pflanze 

85.8  qcm 

86.2  qcm 

Hektoliterffewicht 
Körnerzahl  pro  hl 

82.82  kg 
1  507  ÖW 

84.00  kg 

1844  000 

Aussaatquantum  (83  Proc.  Ver- 

lust) pro  ha 

2.4  hl 

2.7  hl 

Junge  Aehre  vor  der  Reife  so  intensiv  .dunkelblaugrün  gefärbt, 
(die  meisten  anderen  Sorten  sind  mehr  olivengrün),  dass  diese  Färbung  den 
Namen  „B16  bleu"  veranlasst  hat  Die  Reife  tritt  zeitig  beim  Winter- 
weizen ein,  und  erfolgt  beim  Sommerweizen  nach  130  Tagen.  Seit  1870 
zeigte  er  sich  bis  auf  das  Glasigwerden  der  Eömer  konstant. 

Seine  Vorzüge  beruhen  auf  dem  mehlreichen,  wenig  Kleie  liefernden 
Korn,  sowie  in  den  hohen  Erträgen,  sobald  Klima  und  Boden  ihm  zusagen. 
Für  Deutschland  ist  er  als  Winterweizen  zu  empfindlich,    so  winterte  er 


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Weizensorten.  269 

1870  nnd  1876  vollständig  ans;  melir  empfiehlt  sich  seine  Knltnr  als 
Sommerweizen,  doch  Hessen  seine  Erträge  am  Ehein,  wo  er  vom  Guts- 
besitzer Limbonrg  in  Bitbnrg  eingeführt  worden  ist,  1877  sehr  zu 
wünschen,  nnd  scheint  sein  Anbau  wieder  aufgegeben  zu  werden,  denn 
er  stellt  an  Boden  und  Klima  zu  hohe  Ansprüche,  degeneriert  leicht  im 
Korn  und  das  feste  derb  wandige  Stroh  eignet  sich  nicht  als  Yiehfutter, 
dafür  lagert  er  jedoch  nicht  leicht,  weshalb  ihm  in  Frankreich  die  Be- 
nennung „B)6  debout^'  geworden  ist,  auch  zeigt  er  grosse  Widerstands- 
fähigkeit gegen  Rost;  die  Früchte  sitzen  nur  lose  in  den  Spelzen. 

In  Poppeisdorf  wogen  100  Halme  Wintersaat  530  gr  und  davon 
die  Körner  200  gr,  bei  der  Sommersaat  die  Halme  530  gr  und  die  Körner 
180  gr. 

In  Frankreich,  wo  er  vorzugsweise  in  Haute  Loire  kultiviert  wird, 
bringt  er  Erträge  von  20,  22  bis  29  hl  p.  ha.  In  Italien,  Nord-Amerika 
und  Spanien  wird  er  ebenfalls  angebaut. 

Bei  einem  Spaziergani^e  in  der  Ebene  von  Lectoure  bemerkte  Graf 
Frank  de  No6^)  diesen  Weizen  und  baute  ihn  auf  seinem  Gute  ,3eauce^^ 
unter  dem  Namen  ,31^  de  No6'*  an.  Wie  sich  später  zeigte,  war  dieser 
Weizen  durch  M.  Planta  zu  Nirac,  Depart.  Lot-et-Garonne  1826  aus 
Odessa  bezogen  und  unter  dem  Namen  „B16  turc^S  welcher  Name  sich 
noch  vielfach  erhalten  hat,  angebaut  worden,  doch  wurde  er  in  Süd- 
Frankreich  vielfach  yßU  bleu'*  genannt.  Später  bezog  M.  Pir^s  von 
der  dem  Grafen  de  No6  gehörigen  Farm  Caumont,  die  in  Isle-de-No6 
gelegen,  Samen  und  verbreitete  ihn  1842  unter  dem  Namen  Isle-de-No6. 


BW  Pietet  Qu.© 

Syn.:  Franz.:  B16  Fellenberg;  B16  Gagarin. 

Deutsch:  Sommerweizen  von  v.  Fellenberg. 

Aehre:  blassgelb,  aufrecht,  locker,  lang,  dünn;  Aehrchen  1.5  cm 
breit,  2-  und  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb-graublau,  derbwandig.  — 
Frucht:  rot,  glasig,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit),  f einschalig,  halbhart, 
halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
Bestockung  schwach,  2.9  Schösslinge,  zeitig  sohossend  und  reifend.  In 
Poppeisdorf  seit  einigen  Jahren  erfolgreich  als  Winterweizen  knltiviertt 
wenngleich  die  Pflanze  strenge  Winter  (1870/71)  nicht  erträgt.  Ursprüng- 
lich kam  er  von  Hofwyl  in  der  Schweiz  als  Sommerweizen  (B16  Pietet 
de  Mars)  nach  Frankreich.  Im  Allgemeinen  ist  der  Habitus  der  Sommer- 
und  Winterfrucht  konform,  und  lieferte  die  Untersuchung  des  Sommer- 
weizens nachfolgende  Resultate: 

2iahl  der  Schösslinge  2,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 120  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  3.3,  mittlere 
Blattlänge  30.15  cm,  Blattbreite  1.02  cm,  Blattoberfläche  202.95  qcm, 
Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  eines  Halmes  346.95  qcm. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  450  Pflanzen,  so  dass  sich  für 
jede  ein  Raum  von  22.2  qcm,  und  eine  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
von  31.23  qm  berechnet. 


1)  Bulletin  de  la  societ^  botanique  de  France.   T.  IV.   Paris  1857,  pg.  288^ 

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270  Besonderer  TeiL 

Junge  Aebre  blaugrün,  mittelfrüh  reifeDd,  10  cm  (Hax.  12  cm)  lang, 
mit  16  Aehrchen  und  50  etwas  leicht  ausfallenden  Früchten. 

Es  enthält  1  hl  (=  82  kg)  2  296  600  Früchte,  mithin  sind  als 
Saatquantum  3.2  hl  p.  ha  notwendig. 

Es  wiegen  100  Halme  520  gr  und  davon  die  Früchte  150  gr. 

Seine  Widerstandsfähigkeit  gegen  Lagern  und  Bost  ist  bemerkenswert. 

Soll  wegen  der  Kleinheit  der  Kömer  in  Frankreich  (nach  Heuz6) 
nur  noch  wenig  kultiviert  werden. 

Von  Fellenberg  inHofwyl,  Schweiz,  sandte  ihn  zuerst  zur  Kultur 
nach  Frankreich. 

fil^  UicUing  de  Mars.  O 

Deutsch:  Hickling's  Sommerweizen. 

Aehre:  blassgelb  und  etwas  lockerer,  länger  und  schmäler  als 
„Hickling's  prolific'S  ziemlich  stark  grannenspitzig;  Aehrchen  1.3  cm 
breit,  3-  und  4-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb»  fest,  mittellang.  —  Frucht: 
meist  rot  und  glasig,  rundlich,  mittelgross  (6  mm  lang,  4  mm  breit), 
etwas  grobschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Junges  Blatt  und  Halme  blaugrün,  Bestockung  ziemlich  kräftig, 
2.5  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend,  mittelfrüh  in  130  Tagen 
reifend.  Halmlänge  115  cm  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blatt- 
zahl 4,  Blattlänge  28.8  cm,  Blattbreite  0.88  cm,  Blattoberfläche  202.72  qcm, 
Halmfläche  127.65  qcm,  Gesammtfläche  330.37  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  9  cm  (Max.  11  cm)  lang,  mit  21  Aehrchen 
und  70  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1 694  000  auf  1  hl 
(=  77  kg)  gehen. 

Es  wachsen  auf  1  qm  900  Halme  oder  360  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  28  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29.73  qcm,  und  das  Saatquantum  3.2  bl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  451  gr  und  davon  die  Früchte  183  gr. 

Im  milden  Klima  lässt  sich  dieser  Weizen  schon  im  Februar  und 
März  anbauen,  ist  ertragreich,  lagert  nicht  leicht,  unterliegt  jedoch  sehr 
stark  dem  Bost.    Der  milde,  kalkreiche  Lehmboden  sagt  ihm  am  meisten  zu. 

Wahrscheinlich  ist  dieser  Weizen  aus  „Hickling  prolific'*  im  nörd- 
lichen Frankreich,  wo  er  auch  zur  Zeit  noch  am  häuflgsten  kultiviert 
wird,  gezüchtet  worden. 

Bl^  de  Yilmorln.  ® 

Syn.:  Deutsch:  Vilmorin's  Weizen. 

Aehre:  fast  weiss,  etwas  locker,  mittelbreit;  Aehrchen  1.7  cm  breit, 
3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  derbwandig,  steif,  lang.  —  Frucht: 
Original  hellrot,  mehlig;  nachgebaut:  hellrot,  meist  glasig,  etwas  eingefallen, 
länglich,  gross  {ly^^^  ^^8i  4  mm  breit),  feinschalig,  schwer,  halbhart, 
Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  sehr  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  sehr 
zeitig  und  kräftig,  Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge,  mittelfrüh 
schossend  und  blühend.  Halmlänge  185  cm  (Max.  165  cm),  Halmdicke 
0.4  cm,  Blattzahl  4.2,  Blattlänge  24.5  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattober- 
fläche 97.44  qcm,  Halmfl&che  162  qcm,  Gesammtfläche  259.44  qcm. 

Auf  1  qm  können  1000  Halme  oder  250  Pflanzen  wachsen,  mithin 


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Weizensorten.  271 

stellt  sich  der  Baum  für  eine  Pflanze  anf  40  qcm  und  die  Blattfl&che 
p.  qm  der  Bodenfläche  anf  25.9  qm. 

Jnnge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüli  reifend,  10  om  (Max.  15  om) 
lang,  mit  18  Aehrchen  nnd  54  Früchten,  welche  etwas  leicht  ausfallen, 
nnd  von  denen  1 496  000  anf  1  hl  (=  85  kg)  kommen,  mithin  das  Saat- 
qnantnm  (Vs  Verlnst)  2.5  hl  beträgt. 

100  Halme  wiegen  415  gr  nnd  davon  die  Früchte  170  gr. 

Dieser  Weizen  zeigte  sich  in  Poppeisdorf  nicht  winterfest,  aber 
widerstandsfähig  gegen  Lagern  nnd  Rost 

Im  südlichen  England  nnd  Frankreich  wird  er  vielfach,  der  Güte 
der  Kömer  nnd  seiner  Ergiebigkeit  wegen,  anf  kräftigem  Boden  kultiviert. 

Yilmorin  ist  Züchter  dieser  Sorte  nnd  hat  sie  auch  verbreitet. 

Bl^  du  HesBil  Saint-Fiimiii.  © 

Syn.:  Franz.:  BU  du  Mesnil,  Ble  k  grain  jaune  de  M.  Bazin, 
BU  de  Saint-Firmin,  Garreau,  Saumon,  B16  Saumon 
de  M.  Monnot-Leroy,  Somon,  Pomon  ^). 

Aehre:  blassgelb,  ziemlich  dicht,  sich  etwas  verjüngend,  grannen- 
ßpitzig,  lang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-  und  4-körnig.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb, fest,  blattreich.  —  Frucht:  rot,  glasig,  wenige  gelbrot,  mehlig, 
rundlich,  mittelgross  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  etwas  grobschalig,  Bruch 
halbstahlig,  halbhart. 

Herbstblatt  blaugrün,  ziemlich  breit,  beiderseits  schwach  behaart; 
Frühjahrsvegetation  zeitig,  Bestockung  schwach,  3.4  Schösslinge,  mittel- 
früh schossend  und  blühehd.  Halmlänge  115  cm  (Max.  140  cm),  Halm- 
dicke 0.44  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  30.58  cm,  Blattbreite  1.3  cm, 
Blattoberfläche  318  qcm,  Halmfläche  151.8  qcm,  Gesammtfläche  469.8  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  12  cm  (Max.  15  cm)  lang, 
mit  21  Aehrchen  und  70  ein  wenig  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  508  900  auf  1  hl  (=  79  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  776  Halme  oder  228  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  44  qcm  und  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
36.47  qm,  und  das  Saatquantnm  2.3  hl  p.  ha. 

Dieser  Weizen  trägt  seinen  Namen  „Mesnil  Saint  Firmin*'  von  einer 
Ackerbauschule  in  Frankreich  (Oise),  deren  Direktor,  M.  Bazin,  1838 
in  einem  Weizenfelde  zwei  durch  Grösse  und  Fruchtreichtum  (91  Früchte) 
ausgezeichnete  Aehren  fand,  welche  er  sorgfältig  weiter  züchtete,  und 
auf  diese  Weise  eine  konstante  Sorte  erzielte,  welche  eine  nahe  Yer- 
wandtschaft  mit  dem  Hickling- Weizen  zeigte,  der  im  Allgemeinen  leicht 
degeneriert,  indem  auf  gutem  Boden  die  Aehren  länger,  lockerer  und 
schlaff  werden,  demnach  steht  zu  vermuten,  dass  diese  neue  Sorte  vom 
Hickling  abstammt  und  auf  fruchtbarem,  kalkreichen  Lehm-  und  Aueboden 
ip  diese  Form  übergegangen  ist.  Er  erzielte  auf  diesem  Boden  Erträge 
von  35  und  selbst  40  hl  p.  ha. 

Leider  zeigte  sich  dieser  Weizen  in  Poppeisdorf  nicht  winterfest 
und  erfror  1870/71  vollständig,  doch  lagert  er  nicht  leicht  und  widersteht 
dem  Eost. 


1)  Yergl.  Yilmorin,  Joum.  d'Agric.  prat.  1851,  pg.  454  und  Essai  1850. 


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272  Besonderer  TeiL 


B16  Tietoria  d'aatomne.  ® 

Syn.:  Französisch:  B16  deM. Eeiset;  Bli  g^ant  de  la  Tr^honnais. 
Spanisch:  Trigo  Victoria  de  Otofio. 
Englisch:  Haigh-Wath  prolific  wheat 
Deutsch:  Victoria  Winterweizen. 

Aehre :  fast  weiss,  mit  schwach  rötlichem  Schimmer,  ziemlich  dicht, 
breit;  Aehrchen  2  cm  breit,  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-weiss,  derb- 
wandig.  —  Fracht:  gelbrot,  mehlig,  nicht  selten  glasig,  randlich  (6  mm 
lang,  4  mm  breit),  feinscbalig,  schön,  halbhart. 

Herbstblatt  blaagrün,  mittelbreit,  ziemlich  aufrecht;  Frühjahrsvege- 
tation  zeitig,  Bestocknng  schwach,  3  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend 
nnd  blühend.  Halmlänge  120  cm  (Max.  145  cm),  Halmdicke  0.45  cm, 
Blattzahl  3.7,  mittlere  Blattlänge  28.75  cm,  BlaUbreite  1.13  cm,  Blatt- 
oberfläche 240.43  qcm,  Halmfläche  1 62  qcm,  Gesammtfläche  eines  Halmes 
402.43  qcm. 

Auf  1  qm  können  840  Haime  oder  280  Pflanzen  wachsen,  mithin 
beträgt  der  Eanm  für  jede  Pflanze  35.7  qcm  nnd  die  Blattfläche  p.  qm 
Bodenfläche  33.8  qm. 

Junge  Aehre  gelbgrün  mit  bläulichem  Anflug,  mittelfrüh  reifend^ 
12  cm  (Max.  16  cm)  lang,  mit  22  Aehrchen  und  64  Früchten,  die  wenig 
fest  in  den  Spelzen  sitzen. 

Es  enthält  1  hl  (:=£  82  kg)  1  886  000  Früchte,  demzufolge  das 
Saatquantum  (Vs  Verlust)  2.3  hl  p.  ha  beträgt. 

Es  wiegen  100  Halme  720  gr  und  davon  die  Früchte  220  gr. 

In  Poppeisdorf  erwies  sich  dieser  Weizen  als  nicht  winterfest,  so^ 
erfror  er  1870/71  yoUständig,  und  kam  in  anderen  Jahrgängen  häuflg 
nur  mit  wenigen  kümmerlichen  Pflanzen  durch  den  Winter. 

Aus  diesen  Gründen  empfiehlt  sich  seine  Kultur  nur  in  sehr  mildem 
Klima,  wie  es  das  westliche  Frankreich  und  Spanien,  wo  er  auch 
hauptsächlich  gebaut  wird,  besitzen. 

Gegen  Lagern  und  Rost  zeigte  er  sich  in  hohem  Grade  widerstands- 
fähig und  auf  reichen  Böden  stehen  auch  gute  Erträge  in  Aussicht. 

B\6  de  Saamar  d'aatomiie.  ® 

Syn. :  Französisch:  B16  gris  de  St.  Land,   Bli  de  St.  Land,  Ble 
d'Anjou,  Gros  bl6  de  Saumur^). 
Englisch:  Saumur  yellow  Wheat. 
Spanisch:  Chamorro  ^)  de  Saumur. 
Deutsch:  Roter  Winterweizen  von  Saumur. 
Aehre:    blassgelb,    ziemlich    dicht,    lang,    dünn,    sich    verjüngend; 
Aehrchen  1.3  cm  breit,  2-körnig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  dickwandig,  fest, 
lang.  —  Frucht :  rot,  glasig,  länglich,  gross  (8  mm  lang,  3V2  ni^i  breit), 
eingefallen,  dickschalig,  Bruch  halbstahlig,  halbhart. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  mittel- 
früh, Bestockung  mittelstark,  4.6  Schösslinge,    mittelfrüh  schossend    und 


1)  Vilmorin,  Catal.  1877. 

2)  Kahlkopf,  hier  unbegnumter  oder  Kolbenweizen. 


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Weizensorten.  278 

blühend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blatt- 
zahl 4,  Blattlänge  26.68  cm,  Blattbreite  0.99  cm,  Blattoberfläche  21 1.28  qcm, 
Halmfläche  15i)  qcm,  Oesammtfläche  367.28  qcm. 

Jnnge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang, 
mit  20  A ehrchen  und  40  ziemlich  leicht  ausfallenden  Früchten,  yon  denen 
1  494  000  auf  1  hl  (=  83  kg)  gehen. 

Es  wachsen  auf  1  qm  800  Halme  oder  1 74  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  57.5  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 29.36  qm  und  das  Saatquantum  1.7  hl  p.  ha. 

Dieser  Weizen  ist  ziemlich  winterfest,  so  erfror  derselbe  1870/71 
nur  zu  einem  geringen  Teil,  femer  zeigte  er  sich  seit  1870  konstant, 
widersteht  dem  Rost  und  Lagern  vortrefflich  und  ist  ergiebig. 

Er  findet  sich  namentlich  auf  den  guten  Weizenböden  in  Anjou^), 
Frankreich,  wird  aber  auch  in  neuerer  Zeit  in  Deutschland  und  Spanien 
gebaut. 

B16  de  Sanmnr  de  Mars.  O 

Syn.:  Franz.;  B16  de  Mars  rouge  de  Brie. 
Engl.:  Saumur  Spring  wheat. 
Deutsch:  Roter  Märzweizen  von  Saumur. 

Aehre:  blassgelb,  etwas  locker,  dünn;  Aehrchen  1.5  cm  breit, 
2-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  dickwandig,  wenig  blattreich.  — 
Frucht :  rotbraun,  halbmehlig,  rundlich  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  fein- 
schalig,  halbhart. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  aufrecht;  2.5  Schösslinge,  spät 
•ohoseend  und  blühend.  Halmlänge  125  cm  (Max.  445  cm),  Halmdicke 
0.4  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge  26.3  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattober- 
fläche 126.24  qcm,  Halmfläche  150  qcm,  Oesammtfläche  276.24  qcm. 

Die  Aehre  reift  mittelfrüh,  in  130  Tagen,  und  enthält  bei  10  cm 
(Max.  14  cm)  Länge  18  Aehrchen  mit  40  lose  sitzenden  Früchten,  von 
denen  1  735  000  auf  1  hl  (=  82.6  kg)  gehen. 

Nach  Vilmorin  soll  er  auch  als  Winterweizen  benutzt  werden 
können,  doch  erfror  derselbe  1870/71  in  Poppeisdorf  vollständig,  daher 
er  auch  nicht  mit  dem  ziemlich  winterfesten  „B16  de  Saumur  d'automne'^ 
identisch  sein  kann. 

Dieser  Sommerweizen  ist  ergiebig,  leidet  wenig  durch  Rost  und 
Lagern  und  entstammt  den  Thälem  yon  Anjou,  und  wird  vorzugsweise 
im  Distrikt  von  Orleans,  La  Beauce  und  der  Brie,  sowie  auch  im  Weich- 
bilde von  Paris  sehr  ausgedehnt,  in  neuester  Zeit  auch  in  den  mitt- 
leren Staaten  der  Vereinigten  Staaten  erfolgreich  kultiviert. 

Bl^  de  pays  du  Gfttinais  2).  ® 

Syn.:  B\i  de  Revel,  fin  de  Toulouse,  de  Caröne  (Vienne),  Chicot 
blanc  (Cagn). 

Aehre:  fast  weiss,  mit  schwach  rötlichem  Anflug,  sich  wenig  ver- 
jüngend, Spitze  kurzgrannig,  breit,  10  cm  lang  mit  60  Früchten ;  Aehr- 
chen 1.5  cm  breit,  3-    und   4-kömig.  —  Stroh:    rötlich-gelb,    sehr   fest, 


1)  6a  spar  in,  Cours  d'Agric.  III,  604. 

2)  Vilmorin,  Essai  d'an  catal.  m6thod.  et  syn.  d.  Froments.  Paris  1850. 

Koernioken.  Werner,  Handb.  d.  Oetreidebau'a  II.  lg 


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274  Besonderer  Teil. 

kräftig,  120  cm  lang.  —  Fracht:  rot,   glasig,    gross  (7  mm  lang,  4  mm 
breit),  ziemlich  feinschalig. 

Original  im  landw.  Mnseum  zn  Berlin. 

BU  Napoleon.  ® 

Aehre:  rötlich-weiss,  sich  wenig  verjüngend,  etwas  locker,  lang 
nnd  dick ;  Aehrchen  2  cm  breit,  3-  nnd  4-körnig.  —  Stroh :  rötlich-gelb, 
sehr  kräftig,  blattreich.  —  Fracht:  rotgelb,  mehlig;  nachi^ebaut:  meist 
rot  nnd  glasig,  plnmp,  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit,  170  Früchte  = 
10  gr);  etwas  dickschalig,  weich. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  ziemlich  breit,  aufrecht ;  Bestocknng  schwach, 
3.5  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  150  cm 
(Max.  165  cm),  Halmdicke  0.5  cm,  Blattzahl  5.4,  Blattlänge  34.8  cm, 
Blattbreite  1.15  cm,  Blattoberfläche  432.22  qcm,  Halmfläcbe  225  qcm,  Ge- 
sammtfläche  eines  Halmes  657.22  qcm. 

Auf  1  qm  entfallen  600  Halme  oder  170  Pflanzen,  mithin  nimmt 
eine  Pflanze  einen  Baum  von  59  qcm  ein,  und  die  Blattfläche  beträgt  p. 
qm  der  Bodenfläche  39.44  qm. 

Junge  Aehre  gelbgrün  oder  bläulich,  mittelfrüh  reifend,  12  cm 
(Max.  14  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen  und  70  etwas  lose  sitzenden 
Früchten,  von  denen  1  428  000  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen,  mithin  sich 
das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  auf  1.7  hl  p.  ha  stellt. 

Es  wiegen  100  Halme  860  gr  und  davon  die  Früchte  320  gr. 

Dieser  Weizen  ist  dem  Lagern  unterworfen,  doch  fast  rostfrei. 
Nur  auf  sehr  reichen«  Böden  im  milden  Seeklima  sind  von  diesem  Weizen 
gute  Kesultate  zu  erwarten.  Sein  Anbau  scheint  vorzugsweise  in  Nord- 
Frankreich  verbreitet  zu  sein,  doch  sind  auch  im  Rheinthal  mit  ihm  er- 
folgreiche Versuche  angestellt  worden,  so  von  Gutsbesitzer  Herstatt  in 
Marsdorf  bei  Köln. 

BU  DroQlllard.  ® 

Aehre :  blassgelb,  Hicklingform,  dicht,  kurz,  breit,  grannenspitzig; 
Aehrchen  meist  2-körnig.  —  Stroh:  rötlich-weiss,  ziemlich  blattreioh, 
fest,  bis  150  cm  hoch,  0.4  cm  breit.  —  Frucht:  rot,  glasig,  klein  (6  mm 
lang,  3  mm  breit),  feinschalig,  halbbart,  Bruch  halbstahlig. 

Durchschnittlich    enthält    die  Aehre  20  Aehrchen    und  40  Früchte. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

BU  Chiddam  de  mars  k  grrain  rouge.  O  n.  0 

Syn.:  Deutsch:  Chiddam  Sommerweizen  mit  rotem  Korn. 

Aehre:  weiss,  £lappen  rot  umrandet,  dicht  und  breit,  grösser  als 
bei  anderen  Sommerkolbenweizen;  Aehrchen  1.8  cm  breit,  3-körnig.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  derbwandig,  fest.  —  Frucht:  gelbrot,  halbmehlig, 
kurz,  rund,  dick  (6  mm  lang,  4  mm  breit,  190  Früchte  =  10  gr),  fein- 
schalig, schwer,  halbhart. 

Pflanze  blau  bereift,  spät  schossend,  2.7  Schösslinge,  spät  blühend, 
Halmlänge  115  cm  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.43  cm,  Blattzahl  4, 
Blattlänge  26  cm,  Blattbreite  1.05  cm,  Blattoberfläche  218.40  qcm, 
Halmflftche  148.85  qcm,  G-esammtfläche  eines  Halmes  366.75  qcm. 


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Weizensorten.*  275 

Auf  1  qm  kommen  900  Halme  oder  333  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  83.3  qcm,  und  die  Blattfläche  p.  qm  Boden* 
fläche  33  qm. 

Die  Reife  tritt  nach  einer  Vegetationsperiode  von  128  Tagen  ein; 
Aehre  10  cm  lang  (Max.  13  cm),  mit  16  Aehrchen  und  50  lose  sitzenden 
Früchten,  von  denen  auf  1  hl  (=  85  kg)  1  615  000  Stück  gehen,  dem- 
nach stellt  sich  das  Saatquantum  (Vj  Verlust)  auf  3  hl  p.  ha. 

100  Halme  wiegen  571  gr  und  davon  die  Früchte  220  gr. 

Für  fruchtbare  Weizenböden  sehr  geeignet,  namentlich  da  er  nicht 
leicht  lagert  und  wenig  durch  Rost  leidet;  auch  lässt  er  sich  im  milden 
Klima  als  Winterweizen  kultivieren. 

Sein  Anbau  verbreitet  sich  hauptsächlich  über  Nord-Frankreich;  in 
neuerer  Zeit  sind  auch  in  Deutschland  und  Italien  erfolgreiche  Anbau- 
versuche  ausgeführt  worden. 

Originalsaat  ist  von  Vilmorin  &  Andrieux,   Paris,  zu  beziehen. 

Boode  Tarwe  Roozendaal.  0 

Identisch  sind  nachfolgende  holländische  Weizensorten: 

Roode  Tarwe  Haarlemermeer,  Provinz  Holland; 
„  „        Amhem,  Provinz  Gelderland. 

Aehre:  fast  weiss,  sich  stark  verjüngend,  grannenspitzig,  locker, 
lang,  dünn;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb, feinhalmig,  doch  fest.  —  Frucht:  rot,  meist  glasig,  wenn  mehlig, 
80  gelbrot,  klein,  rundlich  (6  mm  lang,  3^2  ^t^  breit,  246  Früchte  = 
10  gr),  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  beiderseits  schwach  behaart,  etwas  schmal, 
aufrecht;  Bestockung  stark,  5  Schösslinge.  Frühjahrsvegetation  mittel- 
früh, spät  schossend  und  blühend. 

Halmlänge  140  cm  (Max.  165  cm),  Halmdicke  0,38  cm,  Blattzahl  4, 
Blattlänge  32.5  cm,  Blattbreite  0,8  cm,  Blattoberfläche  208  qcm,  Halm- 
fläche 159,6  qcm,  Gesammtfläche  eines  Halmes  367,6  qcm. 

£s  kommen  auf  1  qm  900  Halme  oder  180  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  55.5  qcm,  und  die  Blattfläche  p.  qm  Boden- 
fläche  33,08  qm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  11  cm  (Ifax.  14  cm) 
lang,  mit  18  Aehrchen  und  54  ziemlich  festsitzenden  Früchten. 

Aus  1  hl  (=83  kg)  zählen  sich  2  041  800  Früchte  aus,  und  beträgt 
demnach  das  Saatquantum  1.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  605  gr  und  davon  die  Früchte  225  gr. 

Dieser  Weizen  erwies  sich  in  Poppeisdorf  als  winterfest  und  eignet 
rieh  für  leichtere  Böden  (sandiger  Lehm)  vorzüglich. 

üebersender:  Dampfmühle  zu  Rotterdam. 

Galiziseher  Sommerweizen,  Qu.® 

Aehre:  blassgelb,  etwas  locker,  grannenspitzig,  dünn;  Aehrchen 
1.2  cm  breit,  2- und  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  derbwandig,  fest.  — 
Frucht :  rot,  glasig  oder  halbmehlig,  rund  (6  mm  lang,  4  mm  breit),  fein- 
echalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Spät  schossend,  3.5  Schösslinge  und  spät  blühend.  Halmlänge 
90  cm    (Max.   120  cm),    Halmdicke    0.35   cm,    Blattzahl    3,    Blattlänge 


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276  Besonderer  Teil. 

18.22  cm,    Blattbreite   0.62  cm,    Blattoberfläche    67.8  qcm,    Halmfläohe 
94.5  qcm,  Gesammtfläche  162.3  qcm. 

Auf  1  qm  wacliBen  1500  Halme  oder  430  Pflanzen,  mitbin  beträgt 
der  Eanm  für  eine  Pflanze  23.3  qcm  und  die  Blattfläcbe  p.  qm  Bodenfläche 
24.35  qm. 

Junge  Aebre  gelbgrttn,  in  130  Tagen  reifend,  8  cm  (Max.  12  cm} 
lang,  mit  18  Aebrcben  und  45  leicbt  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
auf  1  hl  (=  83.6  kg)  2  069  800  geben,  mitbin  sich  das  Saatquantum  auf 
3,1  hl  p.  ha  stellt 

Es  wiegen  100  Halme  430  gr  und  davon  die  Früchte  140.  gr. 

In  Eldena  und  Waldau  wurden  sehr  hohe  Erträge  erzielt: 

Ertrag  p.  ha  in  Korn  Stroh  Spreu 

Waldau,  schwerer  Weizenboden  (1861)     2012  kg    4528  kg     992  kg 
Eldena,  sandiger  Lehm  (1868)  2280  „      4480  „      592  „ 

Die  Qualität  des  Kornes  ist  Torzüglicb,  und  ausserdem  ist  das  Korn 
so  gross,  dass  im  Handel  dieser  Weizen  als  Winterweizen  durchgebt. 

Ferner  lagert  er  nicht  leicht,  zeigt  sich  gegen  Bost  widerstandsfähig 
und  lässt  sich  auch  als  Winterweizen  kultivieren. 

Für  die  Lehmböden  des  feuchteren  Klimas,  namentlich  des  Gebirges, 
scheint  sich  dieser  Weizen,  dessen  ursprüngliche  Heimat  Oalizien  ist, 
der  jedoch  auch  viel  in  Ungarn,  Siebenbürgen  und  Deutschland  angebaut 
wird,  zu  eignen. 

Bnnillnischer  Weizen.  0 

Aebre:  fast  weiss,  mit  schwachrötlichem  Anflug,  sich  stark  ver- 
jüngend, grannenspitzig,  etwas  locker,  dünn;  Aebrcben  1.3  cm  breit, 
2-kömig.  — Stroh:  rötlich-gelb,  Textur  fest,  ziemlich  blattreicb.  —  Frucht: 
rot,  glasig,  selten  gelbrot  und  mehlig,  schwer,  klein  (6  mm  lang,  3  mm 
breit,  247  Früchte  =  10  gr),  feinscbalig,  Bruch  halbstahlig,  halbbart. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh, 
Bestockung  stark,  4.5  Scbösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  125  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  3.7,  Blatt- 
länge 23.32  cm,  Blattbreite  1.08  cm,  Blattoberfläche  186.55  qcm,  Halm- 
fläche 150  qcm,  Gesammtfläche  eines  Halmes  386.55  qcm. 

Es  kommen  auf  1  qm  856  Halme  oder  190  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  52.6  qcm,  und  die  Blattfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 28.76  qm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  ziemlich  zeitig  reifend,  11  cm  (Max.  15  cm) 
lang,  mit  20  Aebrcben  und  40  Früchten. 

Es  enthält  1  hl  (=  82  kg)  2  025  400  Früchte,  mithin  stellt  sich  das 
Sammtquantum  auf  1.4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  516  gr  und  davon  die  Früchte  160  gr. 

Der  Weizen  erwies  sich  als  vollständig  winterfest,  zeigte  wenig 
Neigung  zum  Lagern  und  Rost,  und  ist  derselbe  für  gute  Lehmböden  im 
Kontinental-Elima  des  östlichen  Europas  vortrefflich  geeignet,  zumal  das 
harte,  glasige  Korn  eine  vortreffliche  Exportwaare  ist. 

Das  preussische  landwirtscbaftliche  Ministerium  sandte  1869  diesen 
Weizen  nach  Poppeisdorf  ein. 

Weissähriger  roter  Eolbenweken  YOm  Altai.  O 

Aebre :  blassgelb,  lang,  locker,  dünn,  sich  verjüngend  und  grannen- 
spitzig; Aebrcben  schmal,  1  cm  breit,  2-kömig.  —  Stroh:  blassgelb,  fest, 


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Weizeneorten.  277 

mittellang.  —  Fmolit:  rot,  glasig,  rundlich,  sehr  klein  (6^/2  nun  lang, 
8  mm  breit,  840  Früchte  =  10  gr),  schön,  feinschalig,  hart,  Bruch 
etahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  behaart,  Bestookung  ziemlich  stark,  3  Schöss- 
linge,  etwas  spät  schossend  und  blühend,  Halmlänge  105  cm  (Max.  115  cm), 
Halmdicke  0.8  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  14.5  cm,  Blattbreite  0.58  cm, 
Blattoberfläche  67.28  qcm,  Halmfläche  94.5  qcm,  Gesammtfläche  161.78  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  120  Tagen  reifend,  9  cm  (Max.  13  cm) 
lang,  mit  17  Aehrchen  und  32  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen 
2  856  00p  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  239  gr  und  davon  die  Früchte  109  gr. 

Dieser  Weizen  leidet  wenig  durch  Rost  und  lagert  nicht. 

Heimat:  das  Quellgebiet  des  Ob  im  Altaigebirge. 

Uebersender:  Dr.  Finsch  und  Graf  Zeil  1879. 


Weiss&hriger  roter  Eolbenweizen  aus  Ostindien.  Q 

Aehre:  blassgelb,  mittellang  (9  cm),  locker,  sich  stark  verjüngend, 
dünn,  grannenspitzig;  Aehrchen  1.1  cm  breit,  2-  und  3-kömig;  88  Früchte 
in  einer  Aehre.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  feinhalmig,  fest.  —  Frucht:  rot, 
meist  glasig,  lang,  7  mm  lang,  dVs  t^^  breit,  feinschalig,  192  Früchte 
SS  10  gr,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Es  wiegen  100  Halme  330  gr,  und  davon  die  Früchte  161  gr. 

Spätreif. 

Weizen  ans  Brasilien.  0 

Aehre:  gelb,  grannenspitzig,  dicht,  10  cm  lang  mit  60  Früchten; 
Aehrchen  3-kömig,  1.5  cm  breit.  —  Stroh :  gelb,  steif,  nicht  leicht  lagernd.  — 
Frucht :  rot,  glasig,  klein,  rundlich  (6  mm  lang,  3V4  mm  breit,)  feinschalig. 

Original  im  landw.  Ifuseum  zu  Berlin. 


YarietJlt:  Tritiemn  mlgare  albombnim  Ecke. 

Aehren  kahl,  rot;  Körner  weiss  oder  gelblich. 

Sorten: 

Dantilc  red  chalfed-wheat«  ® 

Syn:  Franz.:  BU  red  chaff  de  Dantzick,  BU  Jersey-Dantzick,  BU 

Le  Couteur-Dantzick,  Bli  blanc  de  Dantzick. 
Aehre:  sehr  hellrot,  dicht,  viereckig,  lang,  aufrecht,  breit;  Aehrchen 
2  cm  breit,  8-  bis  4-kömig.  —  Stroh:  blassgelb,  biegsam,  fest  und  schön.  - — 


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278  Besonderer  Teil. 

Fracht:  Original  gelblicb-weiss,  mehlig,  klein,  mnd;  nachgebaut:  viel» 
glasig  (6  mm  lang,  4  mm  breit,  270  Früchte  =  10  gr),  feinsohalig,  halb- 
hart, Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  beiderseits  behaart,  ziemlich  breit,  aufrecht; 
Frühjahr svegetation  sehr  zeitig,  Bestockang  schwach,  3.5  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend,  doch  ziemlich  spät  reifend.  Halmlftnge  120  cm 
(Max.  140  cm),  Halmdicke  0,47  cm,  Blattzahl  3.3,  Blattlänge  30.98  cm, 
Blattbreite  1.14  cm,  BlaUoberflftche  233.11  cm,  Halmfläche  169.2  cm, 
Gesammtfläche  402.31  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  19  ^ ehrchen 
und  65  etwas  lose  sitzenden  Früehten,  yon  denen  2  160  000  auf  1  hl 
(=  83  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  odef  260  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  38.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
40  qm,  und  das  Saatquantum  1.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  580  gr  und  davon  die  Früchte  180  gr.  Stroh 
zu  Flechtwerk  geeignet. 

Unter  gleichen  Boden-  und  Kulturverhältnissen  erntete  Lawes^ 
Rothamsted,  im  vierjährigen  Durchschnitt  (1873/76)  36.5  hl  p.  ha. 

Im  südlichen  England  wird  er  mit  Erfolg  auf  den  leichteren  aber 
kulturvollen  Böden  kultiviert;  auf  den  reichen  Böden  erreicht  das  Stroh 
eine  sehr  bedeutende  Länge,  in  Folge  dessen  es  leicht  lagert  und  stark 
durch  Rost  leidet. 

In  Poppeisdorf  erwies  sich  diese  Sorte  als  nicht  winterfest,  auch 
soll  sie  schon  für  das  nördliche  Frankreich  zu  weich  sein.  Der  Weizen 
wurde  durch  Colonel  Le  Couteur^)  auf  der  Insel  Jersey  in  aus  Danzig 
importiertem  Getreide  gefunden  und  weiter  kultiviert.  Wahrscheinlich 
stammt  er  ursprünglich  vom  Sandomir- Weizen  ab,  welcher  mit  der  Zeit 
durch  den  Einfluss  des  milderen  und  feuchteren  Klimas  üppiger,  aber 
auch  weichlicher  geworden  ist. 

Fenton  white  Wheai  ® 

Syn:  Deutsch:  Weisser  Winter-Fenton-Weizen. 

Aehre:  blassrot,  ziemlich  dicht,  grannenspitzig,  lang,  etwas  schmal; 
Aehrchen  1.7  cm  breit,  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  derbwandig, 
steif,  häufig  ungleich  hoch.  —  Frucht:  Original  meist  meUig,  gelblich- 
weiss,  sehr  schön,  länglich  (672  »am  lang,  3V2  nim  breit,  227  Früchte 
=  10  gr);  nachgebaut:  Früchte  kleiner  (259  =  10  gr),  doch  in  der  Be- 
schaffenheit konstant  geblieben,  weich. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät, 
Bestockung  stark,  6  Sprosse,  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge 
125  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  22.5  cm, 
Blattbreite  0.89  cm,  Blattoberfläche  160.20  qcm,  Halmfläche  150  qcm, 
Gesammtblattfläche  310.20  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  Spelzen  rot  umrandet,  etwas  spät  reifend, 
10  cm  lang  (Max:  14  cm)  mit  20  Aehrchen  und  56  leicht  ausfallenden 
Früchten,  von  denen  2  162  650  auf  1  hl  (=  83.5  kg)  gehen,  mithin  sich 
das  Saatquantum  auf  1.1  hl  stellt. 


1)  Joum.  of  the  Roy.  Agric.  See.  1840.     Vol.  I,  pag.  115. 

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Weizensorten.  279 

Anf  1  qm  entfallen  1000  Halme  oder  167  Pflanzen,  demnacli  be- 
trägt der  Eanm  für  eine  Pflanze  60  qcm  und  die  Blattoberfläche  p.  qm 
Bodenfl'äcbe  31  qm.    100  Halme  wiegen  386  gr  und  die  Früchte  180  gr. 

Für  Deutschland  ist  dieser  Weizen  nicht  winterfest  genug,  so 
winterte  derselbe  in  Schlesien^),  Posen  und  Brandenburg  1857/58  aus. 

Da  dieser  Weizen  selbst  bei  reicher  Düngung  auf  gutem  Lehmboden 
selten  lagert,  wird  er  in  England  häufig  dem  Hunter 's  Weizen  vor- 
gezogen. 

Kobert  Hope  fand  ihn  18B5  in  einem  Basalt-Steinbruche  zu 
Fenton  Barns,  East-Lothian  und  verbreitete  ihn  seit  1841. 

Auf  schwerem  Lehmboden  in  Nord- England  soll  er  im  zweijährigen 
Durchschnitt  2727  kg  Korn  und  3492  kg  Stroh  p.  ha  geliefert  haben. 

Dieser  Weizen  scheint  sehr  nahe  mit  „Dantzik  red  chafPed-wheat" 
verwandt  zu  sein. 

Ked  strawed  white  IVheat«  © 

Aehre :  hellrot,  ziemlich  dicht  und  lang,  12  cm  lang  mit  70  fest- 
sitzenden Früchten;  Aehrchen  1.8  cm  breit,  3-  und  4-kömig.  —  Stroh: 
der  obere  Halmteil  nimmt  vor  der  Eeife  Purpur-  oder  rote  Farbe  an, 
stark,  137  cm  lang,  nicht  leicht  lagernd,  Strohertrag  hoch.  —  Frucht: 
Original  weiss,  rund,  schön  (6  mm  lang,  4  mm  breit,  226  Früchte  =- 
10  gr),  die  Frucht  wird  jedoch  grobschalig  und  plump,  sobald  das  Wetter 
nasskalt  oder  der  Boden  sehr  humos  ist,  daher  sich  sein  Anbau  nur  für 
Lehm-  und  Thonböden  empfiehlt. 

Er  wurde  durch  Mr.  John  Morton,  Whitfield,  Gloucestershire, 
zur  Kultur  eingeführt.    Original  in  Poppeisdorf. 

Compfsane  Prize.  0 

Syn.:  Deutsch:  Winterweizen  aus  Canada. 

Aehre:  blassrot,  ziemlich  dicht,  sich  etwas  verjüngend,  schmal; 
Aehrchen  1.3  cm  breit,  2-  und  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest.  — 
Frucht:  Original  weiss,  meist  mehlig;  nachgebaut:  meist  glasig,  rund, 
klein  (6  mm  lang,  3V2  mm  breit,  287.5  Früchte  =  10  gr),  feinschalig, 
halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrtin,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  zeitig; 
Bestockung  mittelstark,  4.2  Schösslinge;  zeitig  schossend  und  blühend. 
Balmlänge  115  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  3.3  cm, 
Blattlänge  26.33  cm,  Blattbreite  0.99  cm,  Blattoberfläche  172.06  qcm,  Halm- 
fläche 138  qcm,  Gesammtfläche  310.06  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig  reifend,  10  cm  (Max.:  15  cm)  lang, 
mit  20  Aehrchen  und  50  ziemlich  leicht  ausfallenden  Früchten. 

Es  kommen  auf  1  qm  900  Halme  oder  215  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  46.5  qcm,  und  die  Blattfläche  p.  qm  der 
Bodenfläche  27.9  qm. 

Es  entfallen  pro  hl  (=  81.7  kg)  2  348  875  Früchte,  mithin  stellt 
sich  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  auf  1.4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  410  gr,  und  davon  die  Früchte  171  gr. 

Für  einen  mergelhaltigen  Lehmboden  scheint  sich  dieser  ertragreiche, 


1)  Yergl.  Metz,  Berichte  1881,  pag.  51. 

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280  Besonderer  Teil. 

niolit  leiolit  durch  Lagern  oder  Rost  leidende  W^en  am  meisten  zu  em- 
pfehlen. 

Seine  Heimat  ist  Canada. 

01d-6enesee-Bed-Chaff^  Nord-Amerika.  ® 

Syn.:  Red-chaff  Bald. 

Aehre:  blassrot,  sich  verjüngend,  grannenspitzig,  dünn,  locker, 
mittellang;  Aehrchen  schmal  (1.1  cm  breit),  2-  und  3-kömig.  —  Stroh: 
rötlich-  oder  blassgelb,  fest,  kurz.  —  Frucht:  Original  weiss,  meist  mehlig, 
klein,  (6mm  lang,  SVsmm  breit,  255  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut: 
meist  rötlich  und  gksig,  grösser  (200  Früchte  =10  gr),  feinsohalig, 
weich. 

Herbstblatt  blaugrün,  kraus;  Entwickelung  mittelfrüh,  2.8  Schöss- 
linge,  zeitig  schossend  und  blühend ;  Halm  95  cm  (Max.  105  cm)  lang, 
0.38  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  17.5  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blatt- 
fläche 138.69  cm,  Halmfläche  108.3  qcm,  Gesammtfläche  246.9  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  rot  umrandet,  mittelMh  reifend,  10  cm 
(Max.:  12  cm)  lang,  mit  16  Aehrchen  und  36  etwas  lose  sitzenden  Früchten, 
von  denen  2  244  000  auf  1  hl  (=  88  kg)  entfallen. 

Selten  lagernd. 

Alte  Sorte  *),  schon  1798  westlich  von  New-Tork  kultiviert,  sehr 
geschätzt,  auch  viel  im  südlicheu  und  östlichen  Pennsjlvanien  und  Cali- 
fomien  gebaut. 

Bezugsquelle:  Dürselen  in  Neuss,  Ernte  1879,  Abladung  New- 
Tork. 

Clawson.  0 

Aehre:  hellrot,  locker,  mittellang,  dünn,  grannenspitzig;  Aehrchen 
1.5  cm  breit,  3-kömig.  —  Stroh:  fast  weiss,  fest,  unter  mittellang.  — 
Frucht:  Original  fast  weiss,  mehlig,  wenige  rötlich  und  glasig,  oval, 
mittelgross  (6V4mm  lang,  37«  mm  breit,  268  Früchte  =  10  gr);  nach- 
gebaut: grösser,  196  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  weich,  Brack 
mehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  ziemlich  aufrecht,  feinblättrig;  Entwickelung 
mittelfrüh,  3  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend;  Halm  100cm 
(Max.  115  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.2,  Blätter  16.5  cm  lang, 
0.85  cm  breit,  Blattoberfläche  117.8  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammt- 
fläche 207.8  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  rot  umrandet,  9  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit 
15  Aehrchen  und  40  Früchten,  von  denen  2  304  800  auf  1  hl  (=86  kg) 
entfallcD. 

Unterliegt  stark  dem  Rost,  winterfest  und  nicht  leicht  lagernd. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.-Coll.  TT.  S. 

White  Hammoth.  O 

Deutsch:  Weisser  Mammuth-Sommer-Weizen. 

Aehre:   blassrot,  etwas  locker,  lang,  dünn;   Aehrchen  1.5  cm  breit. 


1)  Allen,  The  americ.  Farm-book.  1856. 


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Weizenaorten.  281 

2-körnig.  —  Stroh:  rötliob-gelb,  fest,  lang.  —  Fracht:  hellgelb,  glasig, 
länglicl^  voll,  sehr  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig,  halbhart, 
Bruch  halbstahlig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  aufrecht,  breit,  2.9  Sohösslinge,  sp&t 
fichoBsend  und  blühend;  Halm  130  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.43  cm  dick, 
Blattzahl  3.4,  Blätter  28.8  cm  lang,  0.85  cm  breit,  Blattoberfläche  166.5  qcm, 
Halmfläche  167.7  qcm,  Gesammtfläche  334.2  qcm. 

Aehre  in  126  Tagen  reifend,  11  cm  (Max,  15  cm)  lang,  mit  86  leicht 
ausfallenden  Früchten,  von  denen  1815  000  auf  1  hl  (=  82.5  kg)  ent- 
fallen. 

Wenig  durch  Rost  und  Lagern  leidend. 

In  den  Vereinigten  Staaten,  namentlich  in  Oregon  gebaut. 

Bezugsquelle:  Wiener  Ausstellung  1873. 

Oregon-Club.  ® 

Syn.:  Club-Wheat;  Louisiana- Wheat. 

Aehre:  rot  mit  violettem  Ailflug,  ein  wenig  grannenspitzig,  dicht 
kurz,  Form  gleich  Hickling;  Aehrchen  3-  bis  4-kömig.  Stroh:  rötlich- 
gelb, steif.  —  Frucht:  Original  fast  weiss,  mehlig,  oval,  voll,  dick,  klein 
(5V2iniii  l&ngf  dVs  oii>^  breit,  320  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  meist 
rötlich- weiss,  glasig,  grösser,  235  Früchte  =  10  gr,  f einschalig,  halbhart, 
Bruch  halbmehlig. 

Herbsthlatt  dunkelgrün,  aufrecht,  breit;  Entwickelung  zeitig,  2.8 
Sohösslinge,  mittelfrüh  scbossend  und  blühend;  Halm  90  cm  (Max.  110  cm) 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  14.6  cm  lang,  1cm  breit,  Blatt- 
fläche 128.5  qcm,  Halmfläohe  108  qcm,  Gesammtfläche  236.5  qcm. 

Junge  Aehre  gelblich-grün,  rot  umrandet,  mittelfrüh  reifend,  7  cm 
(Max.  9  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen  und  70  fest  sitzenden  Früchten,  von 
denen  2  880  000  auf  1  hl  (=  90  kg)  entfallen. 

Dieser  häufig  im  Westen  Nord-Amerikas  angebaute  Weizen  lagert 
nicht,  ist  aber  ausserordentlich  stark  dem  Eost  unterworfen. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.-CoU.  U.  S. 

Trigo  blaneo,  Chile.  O  n*  ® 

Aehre:  blassrot,  halblocker,  sich  verjüngend,  kurzgrannig,  schmal; 
Aehrchen  lang,  1  cm  breit,  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest.  — 
Frucht:  Original  fast  weiss,  meist  mehlig,  länglich,  gross  (7  mm  lang, 
SVs  ii^i^  breit,  196  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  rötlich,  glasig,  ein 
wenig  grösser,  172  Früchte  =  10  gr,    feinschalig,   halbhart,  halbmehlig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  fein,  aufrecht,  2  Sohösslinge,  mittelfrüh 
«chossend  und  blühend;  Halm  110  cm  (Max.  125  cm)  lang,  0.35  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  24,5  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche  196  qcm,  Halm- 
fläche 155  qcm,  Gresammtfläche  351  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend ;  10  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
18  Aehrchen  und  50  Früchten,  von  denen  1  764  000  auf  1  hl  (=  90  kg) 
«ntfallen. 

Im  Herbst  angebaut,  kamen  nur  wenige  Pflanzen  durch  den 
Winter.     Widersteht  dem  Lagern  und  Best  sehr  gut. 

Bezugsquelle:  durch  von  Grülich  1880  aus  Chile  gesandt« 


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282 


Besonderer  Teil. 


B16  Chiddam  d'automne  k  6pi  rouge.  0 

Syn:  Win ter-C5hid dam- Weizen  mit  roter  Aehre. 

Aehre:  blassrot,  mittellang,  ziemlich  quadratisch,  sich  wenig  ver- 
jüngend, etwas  grannenspitzig,  dicht,  ziemlich  breit;  Aehrchen  1.6  cm 
breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  blattreich,  sehr  fest.  — 
Frucht:  Original  (Vilmorin  etc.,  Paris)  gelblich- weiss,  mehlig;  nachgebaut: 
Mehrzahl  glasig  und  rötlich,  klein,  rundlich  (6  mm  lang,  d^/^  mm  breit, 
219  Früchte  =10  gr),  sehr  schön,  f einschalig,  schwer,  halbhart,  Bruch 
halbmehlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  breit,  behaart,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
ziemlich  zeitig,  doch  spät  schossend,  3.7  Schösslinge  und  spät  blühend. 
Halmlänge  125  cm  (Max.  145  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  4.3, 
Blattlänge  27  cm,  Blattbreite  0.96  cm,  Blattoberfläche  222.91  qcm,  Halm- 
fläche 142.5  qcm,  Gesammtfläche  365.41  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün  mit  rot  umrandeten  Spelzen,  spät  reifend, 
9  cm  (Max.  1 3  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen  und  60  ziemlich  fest  sitzenden 
Früchten,  von  denen  1  883  400  auf  1  M  (=  86  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  können  860  Halme  oder  233  Pflanzen  wachsen,  mithin 
nimmt  eine  Pflanze  einen  Baum  von  43  qcm  ein  und  beträgt  die  Blatt- 
fläche p.  qm  Bodenfläche  31.4  qm  und  das  Saatquantum  (Vg  Verlust) 
1.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  750  gr  und  davon  die  Früchte  300  gr. 

Dieser  Weizen  zeichnet  sich  durch  seine  vorzügliche  Fruchtqualität 
aus  und  lagert  nicht  leicht,  befällt  aber  stark  mit  Bost  und  scheint  für 
rauhe  Klimate  nicht  genügend  winterfest  zu  sein. 

Zu  seiner  Kultur  sind  milde,  kulturvolle  Lehmböden  am  geeignetsten. 
In  Frankreich  lässt  er  sich  bis  in  den  December  hinein  aussäen. 

BU  Bonsselin.  O  Q-  © 

Aehre:  hellrot,  sich  ziemlich  stark  verjüngend,  locker,  lang,  schmal; 
Aehrchen  1.3  cm  breit,  2-  und  3-kömig.  —  Stroh:  schön  gelb,  fest, 
kräftig.  —  Frucht:  Original  weiss,  mehlig;  nachgebaut:  meist  rötlich  und 
glasig,  rundlich,  gross  (7V2  ^nni  lang,  4  mm  breit,  140  Früchte  =  10  gr), 
feinschalig,  halbweich,  Bruch  halbmehlig.  Die  Früchte  des  Sommerweizens 
etwas  kleiner  (165  Früchte  =  10  gr). 

Herbstblatt  gelbgrün,  schmal,  aufrecht,  sehr  zeitig  schossend,  blühend 
und  reifend,  als  Sommerweizen  spät,  denn  er  reifte  in  einer  Vegetations- 
periode von  137  Tagen  aus. 

Entwickelung  der  Winter-  und  Sommersaat: 


Wintersaat 


Sommersaat 


Halmlänge 
Halmdicke 
Bhittzahl 

Mittlere  Blattlän^e 
„        Blattbreite 


130  cm  (Max.  150  cm) 
0.88  cm 

4.4 
28.3  cm 
1.18  cm 


180  cm  (Max.  155  cm) 
0.4  cm 

4 
35  cm 
0.9  cm 


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Wekensorten. 


283 


Wintersaat 

Sommersaat 

Blattoberfläche 

281.42  qcm 

252  qcm 

Halmfläche 

148.20  qcm 

156 qom 

Qesammtfläohe 

429.62  qcm 

408  qcm 

Anzahl  der  SchöBslinge 

2.4 

2.6 

Auf  1  qm  wachsen 

700  Halme 

700  Halme 

do 

290  Pflanzen 

270  Pflanzen 

Anf  1  qm  Bodenfläche  kommen 
Raum  rar  eine  Pflanze 

80.07  qm  Blattfläche 

28.56  qm  Blattfläche 

34.5  qcm 

87  qcm 

Aehrenlänge 

11  cm  (Max.  15  cm) 

10  cm  (Max.  13  cm) 

Anzahl  der  Aehrchen  pro  Aehre 

16 

14 

Früchte  in  einer  Aehre 

40 

36 

Hektolitergewicht 

82  kg 

82  kg 

Fntchtzahl  in  1  hl 

1148  000 

1353  000 

Aassaatquantum  pro  ha 

3.8  hl 

8  hl 

Es  wiegen  100  Halme  der  Wintersaat  540  gr,  die  Früchte   180gr. 
„         „  „         „         „    Sommersaat  530  „      ,,  „         180   „ 

Hieraus  geht  hervor,  dass,  mit  Ausnahme  einer  geringeren  Grösse 
der  Früchte  der  Sommersaat,  die  Entwickelung  dieselbe  ist,  also  dieser 
Weizen  als  echter  Wecbselweizen  angesehen  werden  kann,  zumal  derselbe 
gegen  ungünstige  Witterung  sich  wenig  empfindlich  zeigte;  doch  ist  er 
gegen  Lagern  weniger  widerstandsfähig  als  gegen  Trockenheit  und  Rost. 

Für  reiche  Weizenböden  scheint  dieser  Weizen  sehr  empfehlenswert 
zu  sein. 

Originalsamen  versendet  Yilmorin  &  Andrieux,  Paris. 


Sandomirska  Pszenica.  0 

Amerikanisch:  Sandomirka  oder  Sandomir  wheat. 

Deutsch:  Sandomir- Weizen,  auch  Sandomierz- Weizen. 

Aehre:  hellrot,  etwas  locker,  sich  nach  der  Spitze  zu  verjüngend 
und  kurz  begrannt,  lang»  schmal;  Aehrchen  im  Original  1  cm  breit  und 
2-kömig;  nachgebaut:  1.5  cm  breit  und  meist  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb,  fest,  geschmeidig,  schön,  dünn,  kurz;  nachgebaut:  länger  und  kräf- 
tiger. —  Frucht:  Original  weissgelb,  mehlig,  oval,  klein  (6  mm  lang, 
3mm  breit,  376  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  viele  glasig  und  hell- 
rötlich, grösser  (ß  mm  lang,  4  mm  breit,  231.3  Früchte  =  10  gr), 
Textur  fest,  feinschalig,  hart,  Bruch  stahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  fein,  kraus,  Frühjahrsvegetation  sehr  spät, 
BeStockung  sehr  stark,  5.6  Schösslinge,  bei  100  qcm  Eaum  ergaben  sich 
18  Schösslinge  p.  Pflanze;  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 

Die  aus  dem  Originalsamen  in  1.  Tracht  gewonnene  Pflanze  ver- 
hielt sich  zu  der  nachgebauten  Pflanze  (6.  Tracht)  wie  folgt: 


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284 


Besonderer  Teil. 


Originalpflanze 

Nachgebaut 

Halmlänge 
Halmdicke 

95  cm  (Max.  110  cm) 

125  cm  (Max.  140  cm) 

0.3  cm 

0.38  cm 

Blattzahl 

3 

4 

BlattläDffe 

17.2  cm 

25.08  cm 

Blattbreite 

0.72  cm 

1.08  cm 

Blattoberfläche 

74.30  qcm 

166.58  qcm 

Halmfläohe 

85.50  qcm 

142.50  qcm 

Gesammtfläche 

159.80  qcm 

809.08  qcm 

Aehrenl&nge 

10  cm  (Max.  13  cm) 

11  cm  (Max.  14  cm) 

Aehrohenzahl 

15 

18 

Früchte  in  einer  Aehre 

30 

50 

Fmchtzahl  in  hl 

3083  200 

1863  000 

Hektolitergewicht 

82  kg 

81.7  kg 

100  Halme  wiegen 

310  gr 

890  gr 

Körner  wiegen 

141.5  gr 

185.6  gr 

Junge  Aehre  gelbgrttn,  rot  umrandet,  mittelfrüh  reifend. 

Das  Stroh  lagert  unr  auf  sehr  reichem  Boden  and  leidet  wenig 
Tom  Rost. 

Per  Weizen  ist  vollkommen  winterfest.    ' 

Seine  eigentliche  Heimat  liegt  um  die  im  Königreich  Polen  gelegene 
Stadt  Sandomierz  als  Mittelpunct  herum,  und  reicht  das  Gebiet  nach 
Norden  bis  Lublin,  nach  Osten  bis  Zamosc,  nach  Westen  bis  Olkusz 
und  nach  Süden  bis  nach  Galizien  hinein;  aber  auch  in  West-  und  Ost- 
preussen  wird  dieser  Weizen  wegen  seiner  vortrefflichen  Qualität  und 
Widerstandsfähigkeit  gegen  ungünstige  Witterung  sehr  ausgedehnt  kulti- 
viert, und  namentlich  zeigt  sich  der  um  (xraudenz  in  der  Weichselniede- 
rung gebaute  von  gleicher  Güte  wie  der  Originalweizen. 

In  Westeuropa,  so  in  Frankreich  und  England  degeneriert  er  leicht 
und  muss  häufiger  frisches  Saatgut  bezogen  werden. 

Auf  den  guten  Niederungsböden  an  den  norddeutschen  Flüssen 
liefert  er  sehr  befriedigende  Erbräge  und  schöne  Komqualität,  auch  auf 
den  nahrungsreiohen  sandigen  Lehmböden  befriedigt  sein  Anbau,  voraus- 
gesetzt, dass  ihm  keine  sehr  starke  Stallmistdüngung  gegeben  wird, 
weil  er  in  diesem  Falle  sehr  stark  in's  Stroh  wächst  und  dickschalige 
Körner  liefert. 

Für  das  nordöstliche  Deutschland  und  Polen  ist  dieser  Weizen 
höchst  beachtenswert,  so  lieferte  derselbe  auf  der  Domaine  Waldau  in 
Ostpreussen  1861  auf  schwerem  Weizenboden  folgende  Erträge  p.  ha: 

2608  kg  Korn,  6184  kg  Stroh,  840  kg  Spreu.     • 

Die  Qualität  dieses  Weizens  ist  vortrefflich  und  namentlich  der 
Klebergehalt  sehr  hoch;  so  fand  von  Lukowitz^)  bei  Weizen  aus  der 
Lyoker-Gegend  den  sehr  hohen  Gehalt  an  frischem  Kleber  von  88  po. 

Femer  liegen  Analysen  der  Versuchsstation  zu  Insterburg^)  und 
von  Krocker  und  Horsdorf  aus  Hohenheim  vor. 


1)  Vergl.  Y.  Lukowitz,  Weizen-  und  Weizenmehluntersuchungen,   Vor- 
trag gehalten  zu  Königsberg  1879. 
3)  Georgine,  1880,  No.  8  u.  4. 


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Weizensorten. 


285 


Krocker  A  Horsdorf 

Insterbnrg. 
Seit  16  Jahren 

Original 

In 

Hohenheim 

gebaut 

anf  gutem 

Mittelboden 

gebaut. 

Wasser 

Eiweiss 

Stärke 

Fett 

Asche        * 

Extraktstoffe 

18.2 
21.5 
55.1- 
1.6 

6.8 

16.48 
17.16 
58.87 

2.40 

15.06 
10.02 
67.70 
2.17 
1.68 

Seine  Kultur  ist  auch  erfolgreich  in  Amerika^)   eingeführt  worden. 
TJebersender    des    Originalsamens    ist  Professer   Saykewitsch   zu 
Charkow. 

Botfthriger  weisser  Kolben-Weizen  ans  Ostindien.  ® 

Aehre:  blassrot,  sich  verjüngend,  grannenspitzig,  schmal,  dünn; 
Aehrchen  2-kömig.  —  Stroh:  blassgelb,  kr&ftig.  —  Frucht:  blassgelb 
und  mehlig;  schön,  rund,  klein  (6  mm  lang,  4  mm  breit,  215  Früchte  = 
10  gr),  halbhart;    nachgebaut:  meist  glasig  und  rötlich. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  kraus;  Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  135  cm  (Max.  150  cm), 
Halmdicke  0.45  cm,  Blattzahl  5.  Mittlere  Blattlänge  25.8  cm,  Blattbreite 
0.95  cm,  Blattoberfläche  245.1  qcm,  Halmfläche  182.25  qcm,  Gesammt- 
fläche  427.35  qcm. 

Aehre  mittel^üh  reifend,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen 
und  40  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  784  500  auf  1  hl 
(=  83  kg)  entfallen. 

Auf  1  qro  können  900  Halme  oder  225  Pflanzen  wachsen,  demnach 
beträgt  der  Raum  für  eine  Pflanze  44.4  qcm  und  die  Blattoberfläche  p.  qm 
Bodenfläche  38.46  qm,  und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  1.8  hl. 

100  Halme  wiegen  411  gr  und  davon  die  Früchte  160  gr. 

Das  Stroh  leidet  etwas  durch  Host  und  lagert  auf  reichem  Boden 
leicht. 

Dieser  Weizen  wurde  1879  als  Sommerweizen  kultiviert,  doch  erwies 
er  sich  als  echter  Winterweizen,  der  auch  den  harten  Winter  1879/80 
vortrefflich  überstand. 

Anstraliseher  Wechsel- Weizen.  Qu*© 

Syn.:  BU  d'Australie  blanc  rond. 

Aehre:  sehr  blassrot,  ziemlich  dicht,  mittellang,  schmal,  sich  etwas 
verjüngend,  grannenspitzig;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  2- bis  3-kömig.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  mittellang.  —  Frucht :  fast  weiss,  meist  mehlig,  einige  rötlich 


1)  Patent  office  Rep.  1861,  pag.  S34. 


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286  Besonderer  Teil. 

und  glasigy  rundlich,  ziemlich  gross  (6V2  ™ii^  l^gy  ^^U  ™°^  breit,  226 
Früchte  =10  gr),   feinschalig,  halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  aufrecht,  beiderseits  schwach  sammetig;  Ent- 
wickelung  zeitig,  Sommerfrucht  2.6,  Winterfrucht  5  Schösslinge,  spät 
schossend  und  blühend,  Halm  120  cm  (Max.  145  cm)  lang,  0.4  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  18  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche  144  qcm,  Halm- 
fläche 144  qcm,  Gesammtfläche  288  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  spät  reifend,  11cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
21  Aehrcheu  und  55  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  898  400 
auf  1  hl  (=  84  kg)  entfallen. 

Lagert  nicht  leicht,  leidet  wenig  durch  Rost  und  schlechte  Wit- 
terung. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


Varietät:  Triticnm  mlgare  miltnra  AI. 

Aehren  kahl,  rot;  Eömer  rot. 

Sorten: 
Botstroh-  oder  Deusauer- Weizen.  ® 

Aehre:  rot,  fast  quadratisch,  dicht,  lang;  Aehrcheu  1.7  cm  breit, 
8-  und  4-kömig.  —  Stroh:  hellrot,  fest,  lang.  —  Frucht:  dunkelrot, 
glasig,  kurz,  etwas  plump  (6V2  n^m  lang,  4  mm  breit,  175  Früchte  = 
10  gr),  etwas  grobschalig,  Bruch  halbstahlig,  halbhart. 

Herbstblatt  blaugrtln,  kraus;  Frühjahrsvegetation  etwas  spät,  Be- 
stockung  mittelstark,  4.7  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  120  cm  (Max.  145  cm),  Hahndicke  0.4  cm,  Blattzahl  3.3, 
BlaUlänge  28.88  cm,  Blattbreite  1.03  cm,  Blattoberfläche  196.35  qcm, 
Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  340.35  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm) 
lang,  mit  20  Aehrcheu  und  65  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von 
denen  1  412  250  auf  1  hl  (=  80.7  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  ca.  200  Pflanzen,  mithin 
beträgt  der  Kaum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm 
Bodenfläche  80.6  qm,  und  das  Saatquantum  2.1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  450  gr  und  davon  die  Früchte  199  gr. 

Dieser  Weizen  ist  eine  alte,  winterfeste  und  früher  sehr  verbreitete 
Sorte,  welche  auf  gutem  Lehmboden,  so  namentlich  in  Dessau,  gute  Er- 
träge lieferte,  doch  leidet  sie  vom  Rost  und  neigt  zum  Lagern. 


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Weizensorten.  287 


Rot&hrfger  Probsteier- Welsen.  ® 

Aebre:  blassrot,  ziemlicb  geschlossen,  sieb  nach  der  Spitze  etwas 
yerjÜDgend.  Aehrcben  mittelbreit  (1.5  cm),  meist  3-kömig.  —  Strob: 
rötlicb-gelb,  blattreich,  etwas  weich.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  meh- 
lig; nachgebaut:  viele  Früchte  glasig  und  dunkler,  ziemlich  gross, 
länglich  (7  mm  lang,  3Y2  mm  breit),  ziemlich  feinschalig,  Bruch  halb- 
mehlig. 

Herbstblatt  ziemlich  breit,  aufrecht,  blaugrün,  Bestockung  stark, 
4.2  Schösslinge.  Vegetation  mittelfrüh.  Halm  0.46  cm  dick,  125  cm 
(Max.  140  cm)  lang,  Blattzahl  4,  Blätter  25.85  cm  lang,  1.12  cm  breit, 
Blattfläche  231.6  qcm,  Halmfläche   172.5  qcm,  Gesammtfläche  404.1  qom. 

Wachsen  auf  1  qm  Bodenfläche  800  Halme  oder  190.5  Pflanzen, 
80  beträgt  der  Raum  pro  Pflanze  52.5  qcm  und  die  Gesammtblattfläche 
der  Pflanzen  32.33  qm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  18  Aehrcben 
und  60  etwas  lose  sitzenden  Früchten.     Die  Seifezeit  fällt  Ende  Juli. 

Es  wiegt  1  hl  79.2  kg,  ist  also  relativ  leicht,  und  enthält  1  603  800 
Kömer,  mithin  ergiebt  sich  bei  33  Proc.  Verlust  ein  Saatquantum  von 
1.8  hl  p.  ha. 

Dieser  Weizen  ist  im  Stroh-  und  Komertrag  sehr  ergiebig  und 
winterfest,  doch  lagert  sich  das  blattreiche,  weiche  Stroh  bei  feuchter 
Witterung  etwas  leicht  und  zeigt  sich  auch  gegen  Rost  nicht  besonders 
widerstandsfähig. 

Für  gute  Lehm-  und  Mergelböden  in  Nord-Deutschland  vorzüglich 
geeignet.-. 

Es  wurden  p.  ha  geemtet:  in 

Poppeisdorf  Proskau 

(4jähriger  Durchschnitt)   (humoser  Thonboden) 
Kömer  2100  kg  2624  kg 

Stroh  5172    „  7580    „ 

Spreu  1090    „  810    „ 

Seine  eigentliche  Heimat  ist  die  Probstei  in  Holstein,  und  ist  dieser 
rotährige  Probsteier  im  Allgemeinen  ergiebiger,  als  der  ihm  sonst  sehr 
ähnliche,  ebenfalls  in  der  Probstei  kultivierte,  weissährige  Probsteier 
(Trit.  vulg.  lutescens). 

Boter  dentseher  Weizen,  (i) 

Aehre:  hellrot  mit  bläulichem  Anflug,  ziemlich  dicht,  an  derselben 
kommen  erblich  einige  monströse,  doppelte  Aehrcben,  teils  rudimentär, 
teils  gut  ausgebildet  vor;  Aehrcben  meist  3-kömig.  —  Stroh:  schön  hell- 
gelb, derbwandig.  —  Original  graurot,  glasig,  gross  und  schön  (7  mm 
lang,  4  mm  breit,  179  Früchte  =10  gr),  ziemlich  feinschalig;  nach- 
gebaut: einige  gelbrot  und  mehlig,  sonst  dem  Original  gleich;  Bruch 
halbstahlig,  halbhart. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus ;  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh, 
Bestockung  stark,  5.5  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  135  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  3.7, 
Blattlänge  25.75  cm,  Blattbreite  0.99  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
188.63  qcm,  Halmfläche  162  qcm,  Gesammtfläche  350.63  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  11  cm  (Max.  15  cm)  lang, 


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288  Besonderer  Teil. 

mit  18  Aebrcben  und  50  wenig  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  503  600  auf  1  M  (=  84  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  kommen  800  Halme  oder  146  Pflanzen,  mithin  betriigt 
der  Ranm  för  eine  Pflanze  ca.  70  qcm,  die  Blattfiäohe  p.  qm  Bodenfläche 
28  qm,  und  das  Saatqnantnm  (Vs  Verlust)  1.45  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  680  gr  und  davon  die  Früchte  191  gr. 

Dieser  Weizen  neigt  selbst  auf  reichen  Lehmböden  wenig  zum 
Lagern,  zeigt  sich  gegen  Rost  widerstandsfähig,  und  ist  ertragreich. 

Er  wurde  seit  1873  von  Wilhelm  Rimpauin  Schlanstedt,  Pro- 
vinz Sachsen,  gezogen,  und  1875  nach  Poppeisdorf  gesandt. 

Boter  schleslscher  Gebfrgsweisen.  ® 

Aehre:  blassrot,  dicht,  quadratisch,  sehr  dicht,  lang.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  fest,  lang.  —  Frucht:  gelbrot,  mehlig,  auch  rot  und  glasig, 
gross,  plump  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  grobschalig,  halbhart,  Bruch 
halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  schmal,  kraus;  Oberseite  der  Blätter  mit 
kurzen  Härchen,  aber  nicht  sammetig ;  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh,  Be- 
Stockung  mittelstark,  3.8  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  150  cm  (Max.  165  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  5,  Blatt- 
länge 28.8  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattoberfläche  288  qcm,  Halmfläohe 
180  qcm,  Gesammtfläche  468   qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  Klappen  und  Spelzen  rot  umrandet,  spät 
reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  22  A  ehrchen  und  60  nicht  leicht 
ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  760  000  auf  1  hl  (=  80  kg)  gehen. 

Diese  Weizensorte  ist  winterfest  und  leidet  wenig  durch  Lagern 
und  Rost,  doch  befriedigt  die  Komqualität  nicht. 

EnrziUiriger  deutscher  Winterwefzen.  0 
Zucht  Ton  Rfmpao^  Schlanstedt, 

Aehre:  rostfarben,  dickährig,  aber  nicht  eigentlich  kurzährig,  qua- 
dratisch, ziemlich  dicht;  Aehrchen  1.8  cm  breit,  3-  und  4-kömig.  — 
Stroh:  gelb,  kräftig,  fest,  lang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  oval  (6  mm  lang, 
3V2  ™°^  breit),  leicht,  ziemlich  feinschalig,   Bruch  halbmehlig,  halbweich. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  kurz  und  schwach  behaart,  breit,  aufrecht; 
Frühjahrsentwicklung  mittelfrüh,  Bestookung  stark,  6  Schösslinge,  doch 
spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  145  cm),  Halm- 
dicke 0.4  cm,  Blattzahl  4.2,  Blattlänge  29.3  cm,  Blattbreite  0.9  cm,  Blatt- 
oberfläche 221.5  qcm,    Halmfläche  156  qcm,   Gresammtfläche  377.5  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  12  cm)  lang, 
mit  19  Aehrchen  und  65  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1980000 
auf  1  hl  (=  78.2  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  150  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  6Q,Q  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Oberfläche 
34  qm,  und  das  Saatquantum  1.1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  520  gr  und  davon  die  Früchte  220  gr. 
Das  Stroh  lagert  nicht  leicht  und  leidet  wenig  vom  Eost,  namentlich 
viel  weniger  als  der  gemeine  deutsche  Winterweizen  von  Eimpau.  In 
Poppeisdorf  erwies  er  sich  durchaus  winterfest  und  auf  reichem  Boden 
ertragreich. 


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Weizensorten. 


289 


Bimpan^),  Sohlanstedt  fand  ihn  1871  in  dem  gemeinen  dentschen 
Winterweizen  nnd  kultivierte  ihn  weiter. 
Uebersender:  Bimpan. 

Halberstftdter-Weizen.  0 

Aehre:  rot,  sich  verjüngend,  dünn,  11  cm  lang  mit  60  Früchten; 
Aehrohen  1.3  cm  breit,  S-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb.  —  Frucht:  rot, 
glasig,  klein  (6V2  mm  lang,  3  mm  breit),  f einschalig. 

Brannschwefger-Weuseii.  ® 

Aehre :  rot,  ein  wenig  grannenspitzig  und  sich  verjüngend,  ziemlich 
dicht,  10  cm  lang  mit  50  Früchten;  Aehrohen  1.4  cm  breit,  2-  und 
d-kömig.  —  Stroh:  rotlich-gelb.  —  Frucht:  rotgelb,  mehlig,  (6Y2  mia 
lang,  3Vf  mm  breit). 


Boter  Wechselweizen  aus  Böhmen.  0  n«  0 

Aehre:  rostrot,  sich  verjüngend,  grannenspitzig,  kurz,  dicht,  schmal; 
Aehrchen  1.3  cm  breit,  2-  und  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fein- 
halmig.  —  Frucht:  gelbrot,  mehlig,  länglich,  klein  (6V2  mm  lang,  3Y2mm 
breit),  sehr  schwer,  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig;  nachgebaut: 
meist  dunkelrot  und  glasig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kraus;  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh,  doch 
spät  schossend  und  blühend.  Junge  Aehre  blaugrün.  Als  Sommerweizen 
betrug  seine  Vegetationsperiode  130  Tage. 

Die  Entwickelung  der  Pflanze  ist  folgende : 


Wintersaat 

Sommersaat 

Halmlange 

115  cm  (Max.  180  om) 

115  cm  (Max.  180  cm) 

Halmdioke 

0.82  om 

0.8  cm 

Blattzahl 

4 

4 

Mittlere  BlattWe 

17.8  cm 

28.8  cm 

„        Blattbreite 

0.75  cm 

0.83  cm 

Buttoberfläche 

106.8  qom 

151.89  qom 

Halrofläohe 

110.4  qcm 

108.50  qcm 

Gesammtflaohe 

217.2  qom 

254  89  qcm 

4.6 

8.0 

Auf  1  qm  wachsen 

1200  Halme 

1200  Hahne 

do. 

260  Pflanzen 

400  Pflanzen 

Auf  1  qm  Bodenfläche  kommen 

26  qcm  Blattfläche 

80.6  qm  Blattfläohe 

Baum  für  eine  Pflanze 

88  4  qom 

25  qom 

Aehrenlänge 

7  cm  (Max.  10  cm) 

dem  (Max.  11cm) 

Anzahl  der  Aehrchen  pro 

Aehre 

16 

16 

Früchte  in  einer  Aehre 

40 

40 

Hektolitergewicht 
Frochtzahlin  l  hl 

88  kg. 

88  kg 

2156  000 

2  882000 

Aossaatqoantom  p.  ha 

1.8  hl 

2.6  hl 

100  Halme  wiegen: 

890  gr 

880  gr 

In  100  Halmen  wiegen  die  Früchte 

180  gr 

150  „ 

1)  Vergl.  Landw.  Jahrb.  VI.  1877,  p.  229. 
Ko^vnlek«  n.  W«rn«r.  Handb.  d.  Oetreidebra'i  n. 


19 


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290  Besonderer  Teil 

Dieser  schöne,  für  einen  milden  Lehmboden  geeignete  Weisen, 
zeigte  sich  in  Poppeisdorf  winterfest  und  gegen  Bost  widerstandsfähig, 
doch  lagerte  er  leicht. 

Die  fast  gleiche  Entwicklung  der  Winter-  und  Sommersaat  beweist| 
dass  er  ein  echter  Wechselweizen  ist. 


Old  red  Lammas.  0 

Syn.:  Englisch:  Eed  english  Wheat,  Lammas  red,  Old  red^    Red 
Kent^),  Red.  Burwell. 
Französisch^):    Ble    Lammas,    BU    rouge    anglais,    Bli 
Joannet  de  ChätelUrault,  Bio  grand  rouge, 
Ble  Saint-Pierre. 
Deutsch:  Lammas- Winterweizen,  Roter  August ')-Weizen. 

Aehre:  dunkelrot,  mittellang,  ziemlich  dicht,  etwas  überhängend, 
ziemlich  breit;  Aehrchen  1.7  cm  breit,  3-körnig.  —  Stroh:  gelb,  lang, 
kräftig.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig,  mittelgross  (7  mm  lang, 
3V2  ^^  breit,  230  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  mehr  dunkelrot  und 
glasig,  wenige  mehlig,  etwas  eingefallen  (242  Früchte  =  10  gr),  grob- 
schalig,  weich. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  behaart,  breit,  aufrecht ;  Frühjahrsyegetation 
mittelfrüh;  Bestockung  sehr  stark,  9  Schösslinge;  mittelMh  schossend 
und  blühend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.38  cm, 
Blattzahl  4,  Blattlänge  27.3  cm,  Blattbreite  0.98  cm,  Blattoberfläche 
eines  Halmes  214  qcm,  Halmfläche  148.2  qcm,  Gresammtfläche  362.20  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrtin,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  20  Aehrchen  und  60  Früchten,  welche  in  der  Vollreife  leicht  aus- 
fallen, doch  in  der  Grelbreife  von  den  Spelzen  fest  umschlossen  werden, 
und  von  denen  1  936  000  auf  1  hl  (=  80  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  kommen  900  Halme  oder  100  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  100  qcm,  die  Blat{fläche  p.  qm  Bodenfläche 
32.58  qm,  und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  0.8  hl  p.  ha. 

In  Poppeisdorf  zeigte  sich  dieser  Weizen  nicht  winterfest,  auch 
nicht  genügend  widerstandsfähig  gegen  Rost  und  Lagern. 

Es  ist  dies  ein  sehr  alter  englischer  Weizen,  den  schon  Morison 
in  seiner  bist.  pl.  oxon.  tom.  III  anno  1699  pg.  175  wie  folgt  beschreibt: 

„Trit.  spica  rubra  et  granis  etiam  rubris  aut  fuscis,  culmo  luteolo. 
Hoc  frequentissime  est,  quod  „Red  Wheat  appellatus." 

Schon  1797  importierte  ihnM.  Weat  Chroff  nach  Calvados,  Frank- 
reich, wo  er  jedoch  in  neuerer  Zeit  an  Wichtigkeit  verloren  hat,  da  er 
auch  selbst  dort  zu  häufig  auswintert. 

Für  mittlere  Weizenböden  gehörte  er  in  England  und  Schottland 
zu  den  geschätztesten  roten  Weizensorten  seines  hohen  Ertrages  wegen, 
obgleich  die  Müller  das  Mehl  nicht  lieben,  doch  geht  sein  Anbau  in  der 
Neuzeit  auch  in  seiner  alten  Heimat  zurück. 

Original  in  der  Sammlung  der  Akademie  Poppeisdorf. 

Der  in  dem  Kirchspiel  Burwell,   Cambridgeshire   und   in  der  G-raf- 


1)  Yergl.  Thaer,  engl.  Landw.  Bd.  I,  pg.  857.    1800. 

2)  Vergl.  Vilmorin.    Joum.  d'A|fric.  prat.  1861,  pg.  466. 
8)  Lammas  =3  Petri-Kettenfeier,  weil  1.  August  reif. 


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Weizensorten.  291 

flobafl;  Kent  gebaute  Lammas-Weizen  soheint  ein  etwas  kürzeres,  steiferes 
Stroli  zu  b^tzen,  und  demzufolge  weniger  leicht  zu  lagern. 

Mr.  Lawesi^),  Bothamsted,  erhielt  im  sechsjährigen  Durchschnitt 
auf  Lehmboden  34.76  hl  p.  ha. 

Hallet's  red  Nnrsery.  0 

Deutsch:  Hallet's  genealogischer  Nursery- Weizen. 

Aehre:  rot,  etwas  locker,  lang,  breit;  Aehrchen  bis  2  cm  breit, 
meist  3-kömig.  —  Stroh:  gelb,  sehr  kr&ftig,  lang. — Frucht:  rot,  mehlig, 
einige  glasig;  nachgebaut:  meist  glasig,  länglich  (7  mm  lang,  8V2  ""^^ 
breit,  220  Früchte  =10  gr),  ziemlich  f einschalig,  weich. 

Herbstblatt  blaugrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsyegetation  zeitig, 
Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge  (bei  100  qcm  Raum  betrug  die 
Zahl  der  Schösslinge  10.8),  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 120  cm  (Max.  150  Qm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge 
26.68  cm,  Blattbreite  1.01  cm,  Blatioberfläche  215.6  qcm,  Halmfläche 
144  qcm,  G-esammtfl&che  359.6  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  21  Aehrchen  und  60  ziemlich  leicht  ausfallenden  Früchten,  yon  denen 
1  775  400  auf  1  hl  (80.7  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  fiir  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche  29 
qm  und  das  Saatquantum  1.7  hl  p.  ha. 

Dieser  an  Eom  und  Stroh  sehr  ertragreiche  Weizen  verlangt  einen 
sehr  reichen  Boden  und  mildes  Klima. 

In  Poppeisdorf  zeigte  er  sich  fast  rostfrei  und  wenig  zum  Lagern 
geneigt 

In  England,  aber  auch  vielfach  in  Deutschland  kultiviert. 

Die  sechsjährigen  Kulturversuche  (1871/76)  ^)  von  Mr.  Lawes  in 
Rothamsted,  England,  ergaben  einen  Durchschnittsertrag  von  33.64  hl  p.  ha. 

Original  in  der  Sammlung  der  Akademie  Poppeisdorf. 

Spaldings  proliflc  Wheat.  0 

Deutsch:  Spalding*s  ergiebiger  Weizen,  auch  Sandweizen,  in 
Sachsen  englischer  Sandweizen  genannt. 

Französisch:  B16  Spalding. 

Aehre:  blassrot,  etwas  locker,  mittellang;  Aehrchen  ziemlich  breit 
(1.8  cm)  3-  und  4-kömig. — Stroh:  rötlichgelb,  blattreich,  dickwandig. — 
Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig,  doch  auch  viele  glasig,  diese  dann 
dunkler,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  etwas  dickschalig.  Seit  1871 
konstant  geblieben,  halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  breit,  etwas  aufrecht,  blaugrün;  Frühjahrsvegetation 
zeitig,  Bestockung  mittelstark,  3.6  Schösslinge,  die  Bestockungsfähigkeit 
bei  100  qcm  Raum  beträgt  14.3  Schösslinge  pro  Pflanze. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh,  Halm  130  cm  (Max.  150  om) 
lang,  0.4  om  dick,  Blätter   29.3  cm    lang,   0.95  cm   breit,   Blattzahl  4, 


1)  Joum.  de  TAgric  1878,  Vol.  I,  pg.  248. 

2)  Farmer's  Magaz.  YoL  80  1876,  pg.  488. 


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292  Besonderer  Teil. 

Blattoberfl&che  222.72  qcm,  Halmfläohe  156  qom,  Gesammtfläche  878.72  qom, 
Wachsen  p.  qm  872  Halme  oder  242  Pflanzen,  so  entfallen  anf  jede 
Pflanze  41.3  qcm    Baum    nnd    anf  1  qm  Bodenfläcbe  33  qm  Blattfläcbe. 

Diese  Sorte  reift  mittelMb  (EndeJnli).  AebrelOcm  (Max.  14  cm) 
lang,  mit  14  Aehrchen  und  50  ziemlich  lose  sitzenden  Früchten. . 

Es  wiegen  100  Halme  950  gr  nnd  davon  die  Körner  410  gr. 

Das  Hektolitergewicht  beträgt  83  kg  nnd  1  hl  enth&lt  1 882  000 
Kömer. 

Wachsen  2  420  000  Pflanzen  p.  ha,  so  stellt  sich  ein  Saatbedürfhis, 
bei  33  Proc.  Verlust,  von  1.9  hl  p.  ha  heraus. 

Die  Vorzüge  gründen  sich  auf  die  geringen  Bodenansprüche,  da 
selbst  noch  auf  leichteren,  sandigen  Lehmböden  befriedigende  Erträge 
erzielt  werden.  Femer  lagert  das  Stroh  nur  auf  sehr  reichem  Boden 
und  befällt  nicht  leicht  mit  Rost  Doch  zeigte  er  sich  in  Poppeisdorf 
gegen  ungünstige  Wittemng  empflndlich,  denn  1871  und  1876  trat 
starkes  Auswintem  ein,  aber  auch  in  Mecklenburg  und  Schleswig-Holstein 
ist  er  demselben  unterworfen. 

Dreijährige  Durchschnittserträge  lieferten  in  Poppeisdorf  2360  kg 
Kom,  5037  kg  Stroh,  1120  kg  Spreu  p.  ha.  Vielfach  wird  er  in  Nord- 
Deutschland,  am  Rhein,  in  Westfalen  und  Sachsen  kultiviert,  während  im 
östlichen  Deutschland,  weil  zu  empfindlich,  sein  Anbau  grösstenteils  wieder 
aufgegeben  worden  ist.  In  England,  so  namentlich  in  Lincolnshire,  wird 
er  gern  auf  Moorboden  gebaut,  auf  dem  er  zuerst  entstanden  sein  soll, 
aber  auch  auf  Clayboden  schätzt  man  ihn. 

Red  Harigold-Wheat.  ® 

Syn.:  Franz.:  B\i  red  Marigold. 

Deutsch:  Goldblumen-,  Ringelblumen-  oder  Blumen-Weizen. 

Aehre:  rot  mit  bläuliebem  Anflog,  mittellang,  schmal,  locker; 
Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich,  ziemlich  derbwandig. 
—  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig,  wenige  dunkler  und  glasig  (6mm 
lang,  3V2™°^  breit,  247  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  meist  dunkelrot 
und  glasig,  grösser  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  210  Früchte  ^=  10  gr), 
ziemlich  feinschalig,  halbweich. 

Herbstblatt  blaugrtin,  sehmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  ziemlich 
spät;  Bestookung  stark,  5  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 120  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4.2,  Blattlänge 
22  cm,  Blattbreite  0.95  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  175.56  qcm,  Halm- 
fläche 144  qcm,  Gesammtfläche  319.56  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  rot  umrandet,  mittelMLh  reifend,  10  cm 
(Max.  13  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen  und  54  leicht  ausfallenden  Früchten, 
von  denen  1  743  000  auf  1hl  (=  83  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  kommen  970  Halme  oder  194  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  för  eine  Pflanze  51.5  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 31.04  qm  und  das  Saatquantum  (Vg  Verlust)  1.7  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  580  gr,  und  davon  die  Früchte  206  gr. 

Dieser  Weizen  zeigte  sich  vollkommen  winterfest,  so  erfror  derselbe 
in  Poppeisdorf  1870/71  nicht,  und  widersteht  sowohl  |dem  Lagem  wie 
dem  Best. 

Für  die  leichteren  Weizenböden  Deutschlands  ist  dieser  ertragreiche 
Weizen,   der  auch  ein  gutes  Mehl  liefert,    wohl  zu  empfehlen,    und  wird 


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WeizensorteiL  293 

derselbe   auch   vielfach  in    Meoklenburgi   Schlesien  nnd   im   Königreich 
Sachsen  knltiyiert 

Cloyer'B  red  Wheat  ® 

Syn.:  Deutsch:  Clover's  roter  Weixen. 

Französisch:    Froment    rouge    de    Barrel    on    du    duc   de 
Portland. 

Aehre:  blassrot,  lang,  ziemlich  geschlossen.  Aehrohen  breit  (1.8  cm) 
3-kömig.  —  Stroh:  gelb,  derbwandig,  dick,  fest.  —  Frucht:  Original 
blassrot,  mehlig,  voll,  schwer,  rundlich  (ßy2iDm  lang,  4  mm  breit);  nach- 
gebaut: konstant,  mehlig  und  gut  gestaltet  geblieben,  weich. 

Herbstblatt  schmal,  die  Blattseiten  beiderseits  schwach  behaart, 
grösstenteils  aufrecht,  blaugrttn,  Bestockung  stark,  4.1  Schösslinge;  Vege- 
tation tritt  zeitig  im  Frühjahr  ein,  Halm  125  cm  (Max.  145  cm)  lang, 
0.42  cm  dick;  Blattzahl  3.3,  Blätter  23.9  cm  lang,  1.01cm  breit,  Blatt- 
oberfläche 159.32  qcm,  Halmfläche  157.5  qcm,  Gesammtfläche  316.82  qcm. 

Auf  1  qm  Bodenfläche  wachsen  800  Halme,  oder  242  Pflanzen,  somit 
beträgt  der  Baum  pro  Pflanze  41.3  qcm  und  die  Gesammtfläche  der  Pflanze 
25.32  qm. 

Junge  Aehre  gelbgrttn,  Ende  Juli,  also  mittelfrüh  reifend,  und 
wiegen  100  Halme  400  gr  und  davon  die  Früchte  130  gr.  Aehre  13  cm 
{Max.  17  cm)  lang,  mit  18  Aehrchen  und  60  Früchten. 

Es  wiegt  1  hl  80.6  kg  und  enthält  1  370  200  Früchte,  daher  das 
Saatquantum  sich  bei  2  420  000  Pflanzen  auf  1.76  hl  p.  ha  berechnet. 

Auf  gutem  Lehmboden  und  im  milden  Klima  liefert  er  recht  hohe 
Erträge,  auch  leidet  sein  Stroh  wenig  durch  Boet;  dagegen  wintert  er 
zuweilen,  so  1876  in  Poppeisdorf,  total  aus;  auch  ist  sein  Mehl  kleberarm 
und  nicht  beliebt. 

Mr.  John  Clever  fand  ihn  in  Suffolk  in  einem  mit  Suffblk-red- 
Wheat  bestelltem  Felde  und  kultivierte  ihn  weiter.  Zur  Zeit  wird  er  in 
England  noch  stark  in  Suffolk  gebaut.  In  «Deutschland  scheint  er  vor- 
zugsweise in  Schlesien  Verbreitung  gefunden  zu  haben. 

Original  in  der  Sammlung  der  Akademie  Poppeisdorf. 

Browick  red  Wheat  ® 

Syn.:  Engl.  Thick-set  club. 

Deutsch:  Eoter  Browick  Winterweizen. 
Franz.:  Ble  Browick. 

Aehre:  blassrot,  mittellang,  kompakt,  ziemlich  dicht,  sich  etwas 
verjüngend,  mittellang,  mittelbreit;  Aehrchen  1.6  cm  breit,  3-kömig.  — 
Stroh:  rötHch-gelb,  lang,  sehr  blattreich.  —  Frucht:  Original  meist  gelbrot, 
mehlig,  wenige  dunkelrot  und  glasig,  rundlich,  gross  (6^4  mm  lang,  4  mm 
breit,  200  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  etwas  grösser  geworden  (183 
Früchte  =  10  gr),  sonst  konstant  geblieben,  feinschalig,  weich,  Bruch 
mehlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  breit,  aufrecht,  schwach  behaart;  Frühjahrs- 
vegetation zeitig:  Bestockung  schwach,  3.9  Schösslinge,  doch  spät  schos- 
send  und  blühend.  Halmlänge  145  cm  (Max.  170  cm),  Halmdicke  0.43  cm, 
Blattzahl  4.4,  Blattlänge  2Ö  cm,  Blattbreite  1.14  cm,  Blattoberfläche  eines 
Halmes  250,8  qcm,  Halmfläche  187.05  qcm,  Oesammtfläche  437.85  qcm. 


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294  Besonderer  Teil. 

Junge  Aelire  gelbgrün,  Speisen  rot  nmrandet,  StanbbenteOr&nnlioh, 
mittelfrüh  reifend,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  20  Aehrcben  und  54  fest 
sitzenden  Früchten,  yon  denen  1  537  200  anf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Anf  1  qm  kommen  860  Halme  oder  220  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  pro  Pflanze  46  qcm,  die  Blattfläche  pro  qm  der  Bodenfläohe 
37.58  qm  nnd  das  Saatqnantom  2.1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  605  gr  nnd  davon  die  Früchte  195  gr  nnd 
Mr.  Lawes^),  Botbamsted,  England,  erhielt  anf  Lehmboden  im  sechs- 
jährigen Durchschnitt  36.45  hl  p.  ha. 

Das  Stroh  zeigt  gegen  Lagern  nnd  Best  eine  bedentende  Wider- 
standsfähigkeit, so  dass  dieser  ertragreiche  Weizen  auf  sehr  reichen  B5den 
erfolgreich  zu  kultivieren  ist.  Leider  ist  er  nicht  ganz  winterfest,  wes- 
halb seiDC  früher  in  der  Bheinprovinz  weit  verbreitete  Kultur  beträchtlich 
abgenommen  hat 

Heimat:  England. 

Mr.  Bobert  Banham')  fand  diese  Sorte  in  einigen  Aehren  zwi- 
schen anderem  Weizen  1844  auf  seiner  Farm  Browick  im  Kirchspiel 
Wymondham,  er  kultivierte  sie  weiter  und  braehte  dieselbe  1848  in  den 
Handel. 

Original  in  der  Sammlung  der  Akademie  Poppeisdorf, 

Red  Oolden-Drop.  0 

Deutsch:  Boter  G-oldtropfen. 

Franz.:  B16  Pinie  d'or. 

Verbesserte  Form:  Hallet's  pedigree  G-olden-Drop. 

Verwandte  Form:  Purple  stalked  Golden-Drop. 

Aehre:  rotbräunlich,  sich  verjüngend,  ein  wenig  locker,  doch  breit; 
Aehrchen  1.8  cm,  8 — 4-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  häufig  unterhalb 
der  Aehre  graublau,  lang,  fest.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig; 
nachgebaut:  meist  rot  und  glasig;  rundlich  {6^2^^  ^^^»  4  mm  breit, 
193  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  weich. 

Herbstblatt  blaugrün,  schwach  behaart,  kraus,  etwas  schmal;  Früh- 
jahrsvegetation spät;  Bestockung  stark,  7  Scbösslinge,  spät  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl 
4.2,  Blattlänge  27.5  cm,  Blattbreite  1  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
231  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  G-esammtfläche  387  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  10  cm  lang  (Max.  13  cm),  mit 
16  Aehrchen  und  54  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  582  600 
.  auf  1  hl  (=  82  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  kommen  900  Halme  oder  129  Pflanzen,  mithin  entfallen 
auf  eine  Pflanze  77.5  qcm,  an  Blättfläche  p.  qm  Bodenfläche  34.83  qm 
und  an  Saatgut  1.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  554  gr  und  davon  die  Früchte  208  gr. 

Mr.  Law  es')  erhielt  zu  Bothamsted,  England,  im  sechsjährigen 
Durchschnitt  anf  gutem  Lehmboden  40.72  hl  p.  ha. 

Li  Deutschland  wurde  dieser  Weizen  besonders  häufig  in  der  Pro- 


1)  Farmer's  Magaz.  VoL  80.     1876,  pg.  438. 

2)  Oardener'8  Chrouicle  1869,  pg.  1192. 

8)  Farmer'B  Magaz.  YoL  80.     1876,  pg.  483. 


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WeizensortexL  295 

yinz  SaoliBen  und  am  Mittelrliem  gebaut,  doch  geht  seine  Kultur  zurüok, 
da  er  sich  nicht  als  Tollkommen  winterfest  erwiesen  hat,  und  auch  die 
Qualität  der  Früchte,  weil  kleberarm,  zu  wünschen  lässt.  In  Poppeisdorf 
befriedigte  die  Widerstandsfähigkeit  des  Strohes  gegen  Lagern  und  Eost. 

In  den  nordfranzösisohen  Departements,  welche  sich  durch  milde 
Winter  und  reiche  Böden  auszeichnen,  ist  sein  Anbau  weit  verbreitet  und 
sollen  sich  hier  Mittelerträge  ^)  yon  2040  kg  Korn  und  4050  kg  Stroh 
p.  ha  ergeben. 

Dieser  Weizen  hat  in  England  wiederum  dadurch  an  Beliebtheit  ge- 
wonnen, dass  ihn  Mr.  Hallet  nach  seinem  System  yerbessert  und  er- 
giebiger gemacht  hat,  weshalb  sich  ^Hallet's  pedigree  Golden-Drop"  einer 
bedeutenden  Kultur  erfreut. 

Ihm  nahe  verwandt  ist  „Purple  stalked  6olden-Drop^,  der  eine 
dunklere,  kompaktere  Aehre,  purpurfarbenes  Stroh,  sowie  eine  grössere 
Frühreife  besitzt. 

Eed  Golden-Drop  wurde  in  G-rossbritannien  zuerst  durch  Mr.  Gorrie, 
Annat-Garden,  1834  gezüchtet,  und  vorzugsweise  häufig  in  den  Grafschaften 
Kent  und  Middlesex  kultiviert,  wo  er  Erträge  bb  zu  29  hl  p.  ha  auf- 
brachte. 

Haigli's  prolifle  Vnktni.  ® 

Syn:  Deutsch:  Haigh's  ergiebiger  Weizen. 
Französisch:  Bio  Haigh*s  prolific. 

Aehre:  blassrot,  mittellang;  Aehrchen  ziemlich  breit  (1.8  cm) 
3-kömig.  —  Stroh:  gelb,  lang,  derbwandig.  —  Frucht:  rotgrau,  meist 
mehlig,  länglich,  gross  (7  mm  lang,  3  V2  mm  breit),  etwas  grobschalig, 
weich. 

Herbstblatt  blaugrün,  fein,  zum  Teil  niederliegend,  schmal.  Früh- 
jahrsvegetation ziemlich  spät,  Bestockung  sehr  stark,  5.3  Schösslinge. 
Die  Pflanze  schosst  und  blüht  mitteliMh.  HalnP  145  cm  (Max.  165  cm) 
lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  24  cm  lang,  1.1  om  breit,  Blatt- 
oberfläche beider  Seiten  237.6  cm,  Halmfläche  165.3qcm,  Gesammtfläcbe  402.9 
qcm.  Es  wachsen  pro  qm  900  Halme  oder  170  Pflanzen,  mithin  beträgt  der 
Baum  für  jede  Pflanze  59  qcm  und  die  Blattfläche  pro  qm  Bodenfläche  36.26  qm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  10  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  16  Aehrchen 
und  50  Früchteu,  welche  leicht  ausfallen.  100  Halme  ergaben  ein  Gewicht 
von  713  gr  und  betrug  davon  das  Komgewicht  23.8  gr. 

Es  wiegt  1  hl  82  kg  und  enthält  1  858  000  Früchte  ;  wachsen 
1  700  000  Pflanzen  p.  ha,  so  beträgt  die  Aussaatquantität  1.38  hl. 

In  Poppeisdorf  zeigte  sich  dieser  Weizen  nicht  winterfest,  so  win- 
terte er  1870  bis  auf  wenige  kümmerliche  Pflanzen  aus.  Das  Stroh 
lagert  nicht  leicht  und  die  Beife  tritt  Ende  Juli  ein. 

Auf  reicben  Böden  und  in  dem  milden  Klima  Englands  und  Nord- 
Frankreichs  werden  hohe  Erträge  erzielt.  Zuweilen  wird  er  auch  im 
nordwestlichen  Deutschland  kultiviert. 


1)  D  r  e  i  8  0  h ,    Berichte   über  d.    landw.  Teil    d.  Pariser   Ausst.   1878, 
pg.  248. 


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296  Besonderer  Teil. 


Blood  red.  ® 

Syn:  Franz.:  B16  rouge  d^Ecosse,  Bli  blood  red. 
Spanisch:  Trigo  rojo  de  Escocia. 
Deutsch:  Boter  schottischer  Weizen. 

Aehre:  hellrot  bis  braun,  lang,  sich  etwas  verjüngend,  ein  wenig 
locker;  Aehrchen  breit,  bis  2  cm,  2-,  3-  und  selbst  4-kömig.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  derb,  fest,  blattreich.  —  Frucht:  aus  England  bezogen  gelb- 
rot, mehlig;  nachgebaut:  viele  rot  und  glasig,  rundlich  (6V2  m°^  1^^» 
4  mm  breit,  190  Früchte  =10  gr),  ziemlich  gross,  etwas  grobschalig, 
weich. 

Herbstblatt  blaugrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
Bestechung  schwach,  3.9  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  135  cm  (Max.  160  cm),  Halmdicke  0.44  cm,  Blattzahl  3.7, 
BlatÜänge  29.5  cm,  Blattbreite  1.27  cm,  Blattoberfläche  277.28  qcm,  Halm- 
fläche 178.2  qcm,  Gesammtfläche  455.48  qcm. 

Aehre  11  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  19  Aehrchen  und  50  ziemlich 
fest  von  den  Spelzen  umschlossenen  Früchten,  von  denen  1  539  000  auf 
1  hl  (=  81  kg)  gehen. 

Auf  ]  qm  wachsen  700  Halme  oder  180  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  55.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
31.85  qm  und  das  Saatquantum  1.75  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  590  gr  und  davon  die  Früchte  265  gr. 

Der  Weizen  ist  nicht  winterfest,  so  erfror  derselbe  1870/71  fast 
vollständig,  reift  spät,  befällt  leicht  mit  Bost  und  liefert  ein  von  den 
Bäckern  sehr  gering  geschätztes  Mehl;  dagegen  macht  er  verhältnismässig 
geringe  Bodenansprüche,  ist  ertragreich  und  lagert  selten. 

Um  1830  verbreitete  er  sich  vom  Londoner  Markte  aus  in  East- 
Lothian^),  von  wo  sich  seine  Kultur  bald  über  die  meisten  Weizendistrikte 
Schottlands  ausdehnte,  doch  hat  sein  Anbau  in  neuerer  Zeit  wegen  der 
schlechten  Qualität  des  Kornes  sehr  nachgelassen. 

Auch  in  Deutschland,  Frankreich  und  Spanien  wird  derselbe  viel- 
&ch  angebaut. 

Talayera  red  Wheai  ® 

Deutsch:  Boter  Winter-Talavera- Weizen. 

Aehre:  rot  mit  bläulichem  Anflug,  locker,  lang;  Aehrchen  1.5  cm 
breit,  3-kömig.  —  Stroh:  gelb,  derb  wandig.  —  Frucht:  rot,  glasig,  oval, 
gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig,  halbweich. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  niederliegend ;  Frühjahrsvegetation 
spät,  Bestechung  sehr  stark,  8.2  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  130  cm  (Max.  160  cm),  Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 25  cm,  Blattbreite  0.9  cm;  Blattoberfläche  180  qcm,  Halmfläche 
128.7  qcm,  Gesammtfläche  eines  Halmes  308.7  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
18  Aehrchen  und  50  Früchten,  von  denen  1  677  000  auf  1  hl  (=  83  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  500  gr  und  davon  die  Früchte  250  gr. 


1)  Peter  Lawson,  Agriouiturist^s  Manual,  1886. 

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WeizenBorten.  297 

Id  Poppeisdorf  zeigte  sich  dieser  Weizen  winterfest  nnd  widerstands- 
fähig gegen  Lagern  nnd  Kost 

Prince  Albert  Wheat.  ® 

Syn:  EngL:  Eed  Eostock;  Oxford  red. 
Franz.:  BW  ronge  Prince  Albert. 
Deutsch:  Prinz  Albert-Weizen. 

Aehre:  rot  mit  bläulichem  Anflug,  locker,  schmal,  lang;  Aehrchen 
1.5cm  breit,  d-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kräftig,  lang.  —  Frucht: 
Original  gelbrot,  mehlig;  nachgebaut:  meist  rot  und  glasig,  länglich 
(7  mm  lang,  dVsiiitm  breit),  ziemlich  feinschalig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
Bestockung  schwach.  3.5  Schössliuge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  120  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.35  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 29.8  cm,  Blattbreite  0.9  cm,  Blattoberfläche  214.56  qcm,  Halmfläche 
136.8  qcm,  Gresammtfläche  351.36  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  16  cm)  lang, 
mit  16  Aehrchen  und  45  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
1  663  000  auf  1  hl  (=  81.8  kg)  gehen. 

Dieser  Weizen  ist  ziemlich  winterfest  und  ertragreich,  auch  leidet 
er  wenig  durch  Lagern  und  Best,  und  macht  nur  geringe  Bodenansprüche. 
Lawes^)  erntete  zu  Rothamsted,  England,  auf  Lehmboden  im  Durch- 
schnitt von  6  Jahren  38.59  hl  p.  ha. 

Diese  Sorte  ist  unzweifelhaft  durch  Auswahl  aus  Red  Rostock  oder 
Oxford  red,  die  vollkommen  identisch  sind,  hervorgegangen. 

Baxter's  Wheat.  ® 

Deutsch:  Baxter^ s  Winterweizen. 

Aehre:  rot,  ziemlich  dicht,  mittellang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-kör- 
nig.  —  Stroh :  gelbrot-orange,  feinhalmig,  spröde,  Aehre  leicht  abbrechend. 
—  Frucht:  rot,  glasig,  etwas  eingefallen,  gross,  plump  (TVb  nim  lang, 
4  mm  breit,  183  Früchte  =  10  gr),  etwas  grobschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  beiderseits  behaart  oder  unterseits  kahl, 
schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh,  Bestockung  stark,  7.8  Schöss- 
linge;  mittelfrüh  schossend,  doch  spät  blühend.  Halmlänge  125  cm  (Max. 
150  cm),  Halmdicke  0.32  cm,  Blattzahl  4.3,  Blattlänge  21.5  cm,  Blatt- 
breite 0.82  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  151.62  qcm,  Halmfläche 
120  qcm,  Gesammtfläche  271.62  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  rot  umrandet,  spät  reifend,  8  cm  (Max.  11  cm) 
lang,  mit  16  Aehrchen  und  45  ziemlich  festsitzenden  Früchten,  von  denen 
1464000  auf  1  hl  gehen. 

Auf  1  qm  können  1000  Halme  oder  130  Pflanzen  wachsen,  mithin 
beträgt  der  Raum  für  eine  Pflanze  78  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Boden- 
fläohe  27.16  qm  und  das  Saatquantum  1.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  450  gr  und  davon  die  Früchte   280  gr. 

Diese  Sorte  scheint  nur  für  leichtere  Weizenböden  geeignet  zu  sein, 


1)  Farmer's  Magaz.  V.  80.     1876,  pg.  438. 

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Besonderer  Theil. 

da    sie    leicht   lagert   und   gegen    Best  nnr    eine    geringe  Widerstands- 
fähigkeit besitzt. 

Hnntlop's  proliflc.  0 

Aehre:  hellrot,  dicht,  11  cm  lang,  mit  60  etwas  lose  sitzenden 
Früchten,  aufrecht;  Aehrohen  1.9  cm  breit,  3-  und  4-kömig.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  ziemlich  fest,  blattreioh,  bis  135  cm  hoch.  —  Fracht:  Ori- 
ginal rotbrann,  mehlig,  einige  glasig,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit, 
217  Früchte  =  10  gr),  ziemUch  feinschalig. 

%  Original  in  der  Sammlnng  der  landw.  Akademie  zu  Poppeisdorf. 

Standard  red.  0 

Franz.:  B16  Standard  rouge. 

Aehre:  blassrot,  sich  verjüngend,  grannenspitzig,  schmal,  ziemlich 
dicht,  10  cm  lang  mit  20  Aehrchen  und  50  Früchten;  Aehrchen  1.2  cm 
breit,  2- und  3-kömig.  — Stroh:  rotgelb,  blattreich,  weich,  150  cm  lang. — 
Fmcht:  rot,  klein,  länglich  (6  mm  lang,  8  mm  breit),  feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Crimson-red.  0 

Aehre:  rot,  sehr  dicht,  pyramidal,  9  cm  lang  mit  21  Aehrchen  und 
60  Früchten;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-kömig.  —  Stroh:  blassgelb,  fest, 
150  cm  lang.  —  Frucht:  gelbrot,  mehlig  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  etwas 
grobschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Bed-Wonder.  0 

Aehre:  rot,  sich  verjüngend,  grannenspitzig,  locker,  11  cm  lang  mit 
63  Früchten ;  Aehrchen  3-  und  4-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb.  —  Frucht: 
rot,  glasig,  länglich  (7  mm  lang,  3  mm  breit),  etwas  grobschalig. 

Law  es  erntete  im  sechsjärigen  Durchschnitt  zu  Eothamsted,  Eng- 
land, 36.67  hl  p.  ha. 

In  der  Sammlung  des  Dr.  Drei  seh,  Poppeisdorf. 

Bole's  proliflc.  0 

Aehre:  hellrot,  sich  verjüngend,  ein  wenig  grannenspitzig,  locker, 
13  cm  lang,  mit  60  Früchten;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-kömig.  —  Stroh: 
gelb.  —  Frucht :  rot,  glasig,  einige  mehlig  (7  mm  lang,  3^/2  mm  breit), 
feinschalig. 

Lawes  erntete  im  sechsjährigen  Durchschnitt  zu  Bothamsted,  Eng- 
land, 38.25  hl  p.  ha. 

In  der  Sammlung  des  Dr.  Dreisch,  Poppeisdorf. 

Bed  Langham.  0 

Aehre:  hellrot,  sich  wenig  verjüngend  und  schwach  grannenspitzig^ 
sehr  locker,  15  cm  lang  mit  70  Früchten,  Aehrchen  2  cm  breit,    3-  und 


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Weizensorten.  299 

4*köniig.  —  Stroh:  rötlioli-gelb,  kräftig.  —  Pniclit:  rot,  glasig  (TYgmm 
lang,  3V4  mm  breit),  etwas  grobschalig. 

Lawes  erntete  im  secbsjäbrigen  Durcbscbnitt  zu  Bothamsted,  Eng» 
land,  35.89  bl  p.  ba. 

In  der  Sammlnng  des  Dr.  Dreisob,  Poppeisdorf. 

Bed  Berwick.  ® 

Aebre:  bellrot,  ziemlich  dicht,  10.5  cm  lang  mit  65  ziemlich  fest- 
sitzenden Frachten,  steif;  Aebrcben  2  cm  breit,  meist  4-kömig.  —  Siprob: 
blassgelb,  blattreicb,  fest,  nicht  leicht  lagernd,  bis  140  cm  lang.'  — 
Fracht:  Original  rot,  mehlig,  mittelgross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  203 
Früchte  =  10  gr),  ziemlich  feinschalig. 

Dieser  Weizen  beansprucht  ein  mildes  Klima  und  kräftigen  Boden. 

Original  in  der  Sammlung  der  landw.  Akademie  zu  Poppeisdorf. 

Creeping-red.  ® 

Aebre:  hellrot,  sich  stark  verjüngend,  locker,  13  cm  lang  mit  50 
ziemlich  festsitzenden  Früchten;  Aebrcben  1.5  cm  breit,  2- und  3-kömig. — 
Stroh:  rotgelb,  etwas  weich  und  leicht  lagernd,  ziemlich  blattreich,  fein- 
halmig,  150  cm  lang.  —  Frucht:  rot,  mehlig,  wenige  glasig,  klein,  rund- 
lich (6  mm  lang,  4  mm  breit,  252  Früchte  =  10  gr),  etwas  grobschalig. 

Für  geringere  Böden  geeignet,  doch  ziemlich  aus  der  Kultur,  nament- 
lich wegen  des  groben  Mehles,  Terschwunden. 

Original  in  der  Sammlung  der  landw.  Akademie  Poppeisdorf. 

Harvey's  proliflc.  ® 

Aebre:  rostrot,  sehr  dicht,  10  cm  lang,  mit  60  leicht  ausfallenden 
Früchten,  bei  fortgesetztem  Anbau  war  die  Aehre  etwas  lockerer  geworden; 
Aebrcben  2  cm  breit,  3-  und  4-kömig.  —  Stroh :  rötlich-gelb,  sehr  blatt- 
reich, 140 cm. lang,  starkhalmig,  doch  ziemlich  leicht  lagernd.  —  Frucht: 
Original  rot,  toU,  mehlig  oder  glasig,  ziemlich  plump  (7  mm  lang,  4  mm 
breit,  212  Früchte  =  10  gr),  grobschalig. 

Dieser  Weizen  bestockt  sich  stark,  bringt  aber  nur  mittelmässige 
Erträge. 

Original  in  der  Sammlung  der  landw.  Akademie  zu  Poppeisdorf. 

Chancellor  red  wheat.  0 

Aebre:  rot,  sich  wenig  yerjüngend,  mit  einigen  Grannenspitzen,  etwas 
locker,  sehr  lang  (15  cm),  mit  23  Aebrcben  und  75  Früchten,  aufrecht; 
Aebrcben  1.6  cm  breit,  3-  und  4-kömig.  —  Stroh:  rotgelb,  kraftig,  fesl^ 
nicht  leicht  lagernd,  140  cm  lang,  —  Frucht:  rot,  meist  glasig  (7  mm 
lang,  3.5  mm  breit). 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Striped  chaff.  © 

Franz.:  Bli  k  balles  panachöes. 

Aehre:  blassrot,  Bänder  der  Klappen  und  Spelzen  dunkelrot,  daher 


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300  Besonderer  Teil. 

gestreiffc  ansselieiid,  sich  stark  yerjüngend,  grannenspitzig,  9  om  lang  mit 
45  Früchten;  Aebrohen  1.2  cm  breit,  meist  2-kömig.  —  Stroh:  blassgelb, 
blattreich,  ziemlich  reich,  140  cm  lang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  klein 
(6  mm  lang,  3  mm  breit),  feinschalig. 

Diese  Sorte  führt  London  1836  nndYilmorin  in  seinem  Essai  yon 
1850  auf. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Dronved's  new-wheat.  ® 

Syn:  Drouved's  neuer  Weizen. 

Aehre:  rot,  ziemlich  dicht,  breit,  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb, 
kräftig,  mittellang.  —  Frucht:  gelbrot.  mehlig,  viele  rot,  glasig,  etwas 
eingefallen,  rundlich,  ziemlich  gross  (7  mm  lang,  3V2  ^t'^  breit,  227 
Früchte  =  10  gr);  etwas  grobschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  beiderseits  schwach  behaart,  oder  unterseits 
kahl,  ziemlich  niederliegend;  Entwickelung  zeitig,  5  Schösslinge,  spät 
schossend  und  blühend;.  Halm  120  cm  (Max.  145  cm)  lang,  0.4  om  breit, 
Blattzahl  4.2,  Blätter  27.8  cm  lang,  0.88  cm  breit,  Blattfläche  204.6  qcm, 
Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  848.6  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang. 

Diese  englische  Weizensorte  wurde  1877  durch  J.  Kühn,  Halle, 
eingesandt. 

Virginian-May.  © 

Syn:  Virginian-Wheat. 
Eoter  Maiweizen. 

Aehre:  blassrot,  mittellang.  —  Stroh:  rötlich-gelb, lang.  —  Frucht:  rot. 

Frühreif,  wenig  empfindlich  gegen  schlechte  Witterung  und  wider- 
standsfähig gegen  Eost. 

Diese  alte  amerikanische  Sorte  wird  seit  1800  um  die  Ghesapeake- 
Bay  und  in  neuerer  Zeit  auch  in  Oregon  und  Califomien  kultiviert  und 
hoch  geschätzt. 

Orass-Wheat  ® 

Aehre:  rot  mit  violettem  Anflug,  dünn,  unter  mittellang,  sich  stark 
verjüngend,  grannenspitzig,  halblocker;  Aehrchen  3-kömig.  —  Stroh: 
meist  violett,  steif,  unter  mittellang.  —  Frucht:  Original  dunkelrot,  glasig, 
oval,  sehr  klein  (5  mm  lang,  3  mm  breit,  441  Früchte  =  10  gr);  nkch- 
gebaut:  viel  grösser,  260  Früchte  =  10  gr,  sehr  schwer,  feinschalig, 
hart,  Bruch  stahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  fein,  kraus.  Entwickelung  spät,  5.6  Schöss- 
linge, spät  schossend  und  blühend;  Halm  110  cm  (Max.  125  om)  lang, 
0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  15.6  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche 
109.8  qcm,  Halmfläche  99  qcm,  Gresammtfläche  208.8.  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  rot  umrandet,  mittelfrüh  reifend,  9  cm  (Max. 
14  cm)  lang,  mit  17  Aehrchen  und  48  ziemlich  lose  sitzenden  Früchten, 
von  denen  3  969  000  auf  1  hl  (=  90  kg)  entfallen. 

Sehr  widerstandsfähig  gegen  Best  und  Lagern.  Ein  vorzüglicher 
Steppenweizen,  der  im  Nordwesten  der  Vereinigten  Staaten  vielfach  ge- 
baut wird. 

Bezugsauelle:  Missouri  Agrio.  GolL  1880  ü.  S. 


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Weizensorten.  301 


eold-Dnst  © 

Aehre:  rot,  sehr  locker,  sieb  verjüngend,  grannenspitzig;   Aebrchen 

1.5  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  rötliob-gelb,  unter  mittellang, 
fest.  —  Frucbt :  Original  rot,  glasig,  wenige  gelbrot  and  mehlig,  schlank, 
(7  mm  lang,  3  mm  breit,  287  Frächte  =  10  gr),  sehr  feinsohalig;  nach« 
gebaut:  ein  wenig  grösser  200  Früchte  =  10  gr,  halbhart,  Bruch  halb- 
mehlig. 

Herbstblatt  hellgrün,    niederliegend;    Entwickelung   ziemlich   zeitig, 

2.6  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm  112  cm  (Max. 
140  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  4.2,  Blätter  16.6  cm  lang,  0.84  cm 
breit,  Blattfläche  117.1  qcm,  Halmfläohe  110.9  qcm,  Gesammtfläche  228.0  qcm. 

Junge    Aehre    bläulich-grün,    rot   umrandet,   zeitig    reifend,    10  cm 
(Max.  14  cm)  lang,  mit  1 8  Aehrchen  und  50  lose  sitzenden  Früchten. 
Befällt  wenig  durch  Rost. 
Für  die  Steppe  geeignet. 
Bezugsquelle:  Missouri,  Agrio.  Coli.  TT.  S. 

Smooth  Mediterranean.  0 

Aehre:  blassrot,  dünn,  locker,  sich  stark  verjüngend,  kurz;  Aehrchen 
2-  und  S-kömig,  1.3  cm  breit,  Spelzen  mit  Zahn.  —  Stroh:  blassgelb, 
unter  mittellang,  steif.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig,  wenige  glasig, 
oval  (6y4mm  lang,  3%  mm  breit,  264  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut: 
ein  wenig  grösser  230  Früchte  =  10  gr,  rot,  glasig;  feinschalig,  halbhart, 
halbstahlig. 

Herbstblatt  hellgrün,  fein,  niederliegend,  Entwickelung  ziemlich 
zeitig,  3  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm  112  cm 
(Max.  125  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  16.2  cm  lang, 
0.74  cm  breit.  Blattdäche  105.5  qcm,  Halmfläche  100.8  qcm,  Gesammtfläche 
206.3  qcm. 

Junge  Aehre  .bläulich-grün,  rot  umrandet,  zeitig  reifend;  8  cm  (Max. 
12  cm)  lang,  mit  15  Aehrchen  und  36  Früchteui  *von  denen  2  376  000 
auf  1  hl  (=  90  kg)  entfallen. 

Leidet  wenig  durch  Bost  und  Lagern. 

Die  Beschaffenheit  der  Kömer  vorzuglich. 

Angebaut  in  den  Nordweststaaten  Nord- Amerikas. 

Bezugsquelle:  Missouri-Agric.  Coli.  1880  XJ.  S. 

Shmnaker.  0 

Aehre:  rot  mit  violettem  Anflog,  dünn,  locker,  sich  verjüngend, 
grannenspitzig;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  2-  und  3-kömig.  —  Stroh:  meist 
violett,  unter  mittellang,  steif.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  meist  mehlig, 
einige  rot  und  glasig,  länglich  (eYgmm  lang,  3V4  mm  breit,  263  Früchte 
2=  10 gr),  feinschalig;  nachgebaut:  alles  glasig,  etwas  grösser,  200  Früchte 
=  10  gr,  halbhart,  Bmch  halbmehlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  aufrecht,  lang  doch  schmal;  3  Schösslinge,  sehr 
zeitig  schossend,  mittelfrüh  blühend;  Halm  100  cm  (Max.  115  cm)  lang, 
0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.2,  Blattlänge  15  cm,  Blattbreite  0.84  cm,  Blatt- 
fläche  105.8  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammtfläche  195.8  qcm. 


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302  Besonderer  TeiL 

Junge  Aehre   gelbgrön,  rot  umrandet,   zeitig  reifend;   9  cm  (Max. 

11  cm)  lang,  mit  17  Aelirchen  und  40  Früchten,  von  denen  2  261 800 
«of  1  lü  (=  86  kg)  entfallen. 

Lagert  nicht,  fast  rostfrei 

In  den  Nordwest-Staaten  Amerikas  gebant. 

Bezogsqnelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880.  ü.  S. 

Red  Cbait  ® 

Aehre:  rot  mit  violettem  Anfing,  locker,  dünn,  nnter  mittellang, 
grannenspitzig;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  2- und  3-k5mig.  —  Stroh:  blass- 
gelb, steif,  nnter  mittellang.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig,  rund- 
lich, klein  (6  mm  lang,  Sy^  mm  breit,  294  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut: 
fast  alles  glasig,  grösser  238  Körner  =  10  gr,  feinschalig,  weich. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  halb  niederliegend,  fein,  schmal;  Entwiche- 
lung  mittelfrüh,  5  Schösslinge;  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Hahn 
110  cm  (Max.  120  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Biattzahl  4.8,  Bl&tter  15.8  cm 
lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläcbe  122.3  qcm,  Halmfläche  99  qcm,  6esammt- 
fläche  221.8  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,    rot  umrandet,    zeitig  reifend,    9  cm   (Max. 

12  cm)  Ifwg,   mit  18  Aehrchen   und  45   etwas    lose   sitzenden  Früchten, 
Ton  denen  2  601  900  auf  1  hl  (=  88.5  kg)  entfallen. 

Leidet  wenig  durch  Rost  und  Lagern. 

Heimat:  Nordweststaaten  Kord- Amerikas  und  hochgeschätzt  in  Oregon 
nnd  Califomien. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880  ü.  S. 

Tritieum  snbfra^Ie,  Palermo.  O 

Aehre:  blassrot,  sich  verjüngend  und  grannenspitzig,  locker,  lang; 
Aehrchen  ziemlich  breit,  1.5  cm,  3-kömig.  —  Stroh:  vor  der  Reife  dunkel- 
braun, reif  rötlich-grau  oder  graublau,  dickwandig,  fest.  —  Frucht:  meist 
hellrot  und  glasig,  wenige  gelbrot  und  mehlig,  oval,  klein  (6  mm  lang, 
3V2  11^  l>i*eit,  260  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  halbhart,  Bruch 
Lalbmeblig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  aufrecht,  ziemlich  breit;  Bestockung 
schwach,  2.4  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge 
128  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.36  cm,  Blattzahl  3.7,  Blattlänge 
24.8  cm,  Blattbreite  0.9  cm,  Blattoberfläche  165.17  qcm,  Halmfläche 
138.24  qcm,  Oesammtfläche  308.41  qcm. 

Junge  Aehre  gelblich-grün,  in  124  Tagen  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm) 
lang,  mit  17  Aehrchen  und  48  leicht  in  der  Vollreife  ausfallenden  Früchten, 
von  denen  1  967  100  auf  1  hl  (=  83.3  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  312  gr  und  davon  die  Früchte  134  gr. 

Dieser  Weizen  eignet  sich  nur  für  trockne,  kalkreiche  Böden,  da  er 
leicht  durch  Rost  leidet  und  lagert.  Das  Korn  liefert  ein  vorzüg- 
liches Mehl. 

Dieser  rote  Weizen  aus  Palermo  war  unter  dem  Namen  „Tritieum 
fiubfragile"  1873  auf  der  Wiener  Weltausstellung  ausgestellt  und  wurde 
durch  Dr.  Wittmack  nach  Poppelsdorf  gesandt 


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Weizensorten.  308 

Tonzelle  ronge  saus  barbes.  0  n.  O 

Syn.:  Franz.:  Bli  ronge  de  Proyence. 

Denis  oh:  Brannroter  französisoher  Landweizen. 

Aehre:  brannrot,  sioli  verjüngend,  grannenspitzig,  knrz,  dicht)  dünn; 
Aehrchen  1.4  cm  breit,  8-kömig.  —  Stroh :  gelb,  nach  der  Aehre  zn  häufig 
blangran,  fein  nnd  weich.  —  Fmcht:  rot,  glasig,  sehr  schön,  rundlich, 
klein  (6  mm  lang,  3V4  mm  breit,  257  Früchte  =  10  gr),  sehr  feinschalig, 
halbh^,  Bmch  halbstahlig. 

Herbstblatt  blangrün,  behaart,  schmal,  krans;  Frühjahrsyegetation 
etwas  spät,  Bestocknng  stark,  6  Sohösslinge,  mittelMh  schossend  nnd 
blühend.  Halmlänge  120  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke  0.33  cm,  Blatt- 
zahl 3.7,  Blattlänge  24.8  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattoberfläche  eines 
Halmes  146.8  qcm,  Halmfläche  118.8  qcm,  Gesammtfläche  265.6  qcm. 

Aehre  jnng  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend^  8  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  18  Aehrohen  nnd  50  Früchten,  yon  denen  sich  2  158  800  auf  1  hl 
(=  84  kg)  berechnen. 

Anf  1  qm  kommen  1000  Halme  oder  167  Pflanzen,  mithin  stellt 
sich  der  Eanm  für  eine  Pflanze  anf  60  qcm,  die  Blattfläohe  p.  qm  der 
Bodenfläche  anf  26.56  qm  nnd  das  Saatqnantnm  (Yg  Verlust)  auf  1.2  hl 
p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  457  gr  und  davon  die  Früchte  143  gr. 

Dieser  Weizen  leidet  stark  durch  Lagern  und  Eost. 

Es  ist  eine  der  besten  im  südlichen  Frankreich  einheimischen  Sorten, 
welche  schon  für  die  Umgegend  von  Paris  zu  weichlich  und  als  Sommer- 
weizen schon  im  Februar  auszusäen  ist. 

In  der  Provence  und  dem  Langnedoc  zeigt  sich  dieser  Weizen  auf 
den  leichteren,  durchlassenden,  kalkreichen  Böden  sehr  lohnend  und  das 
£om  von  vorzüglicher  Qualität. 

Der  Käme  „Touzelle"  findet  sich  schon  bei  Dalechamp,  bist.  gen. 
pl.  1  (1586)  p.  376  und  bezeichnete  einen  ausgezeichnet  guten  roten 
Weizen,  welcher  zwischen  der  Ehdne  und  Is^re  gebaut  wurde. 

BU  de  Mars  ronge  de  N06.  O 

Deutsch:  Eoter  Sommerweizen  von  N06. 

Aehre:  dunkelrot,  sich  verjüngo^d,  grannenspitzig,  ziemlich  dicht, 
mittellang;  Aehrchen  1.6  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  blassrötlich- 
gelb,  feinhalmig,  fest,  hohl,  aber  mit  markigem  Bande.  —  Fmcht:  gelb- 
rot, •  meist  mehlig,  rundlich,  dick,  gross  (6^^  mm  lang,  4  mm  breit,  186 
Früchte  =  10  gr),  ziemlich  feinschalig,  Bruch  halbmehlig,  halbweich. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  lang,  breit,  2.3  Sobösslinge,  sehr  spät 
schbssend  und  blühend.  Halmlänge  125  cm  (Max.  145  cm),  Halmdicke 
0.33  cm,  Blattzahl  4.5,  Blattlänge  22.8  cm,  Blattbreite  1.04  cm,  Blatt- 
oberfläche eines  Halmes  213.41  qcm,  Halmfläche  123.75  qcm,  Gesammt- 
fläche  337.16  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  sehr  spät  reifend,  9  cm  lang  (Max.  12  cm) 
mit  16  Aehrchen  und  45  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
1  562  400  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wuchsen  700  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  f&r  eine  Pflanze  33.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläohe 
23.59  qm  und  das  Saatquantum  (73  Verlust)  2.9  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  560  gr  und  davon  die  Früchte  210  gr. 


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304  Besonderer  Teil. 

In  Poppeisdorf  gedieh  anf  reichem  Lehmboden  dieser  Weizen  vor- 
trefinich,  doch  fordert  seine  lange  Vegetationsperiode  (140  Tage)  warme, 
lange  Sommer.  Das  Stroh  lagert  nicht  leicht  und  widersteht  dem  Best 
Tortrefflich.      Heimat:  Mittel-Frankreich. 

B16  roüge  de  Si  Laud.  O 

Syn.  Franz.:  Bl£  de  Diars  k  6pi  rouge. 

Deutsch:  Rotähnger  Sommerweizen,  Eoter  Weizen   von  St. 
Land. 

Aehre :  hellrot  mit  bläulichem  Anflug,  ziemlich  kompakt,  dicht,  kurz» 
grannenspitzig;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3- und  4-bltitig.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb, sehr  derbwandig.  —  Frucht:  gelbrot,  mehlig;  nachgebaut:  meist 
rot  und  glasig;  klein  (6  mm  lang,  3^^  mm  breit,  275  Kömer  =10  gr), 
feinschalig,  Bruch  halbmehlig,  halbweich. 

Hahne  blaugrün,  2.4  Schösslinge,  Halmlänge  110  cm  (Max.  135  cm), 
Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  3.7,  Blattlänge  30.75  cm,  Blattbreite  0.89  cm, 
Blattoberfläche  eines  Halmes  202.54  qcm,  Halmfläche  108.9  qcm,  Gesammt- 
fläche  311.44  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  Spelzen  rot  umrandet,  spät  reifend,  8  cm 
lang  (Max.  10  cm)  mit  18  Aehrchen  und  60  ziemlich  fest  sitzenden 
Früchten,  von  denen  2  200  000  auf  1  hl  (=80  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  275  Pflanzen,  mithin  nimmt 
eine  Pflanze  einen  Eaum  von  36.5  qcm  ein,  die  Blattfläche  p.  qm  Boden- 
fläche beträgt  28  qm,  und  das  Saatquantum  1.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  620  gr  und  davon  die  Früchte  230  gr. 
'  Dieser   Weizen    verlangt   warme   Sommer,    wenn   die  Qualität   der 
Früchte  befriedigen  soll.     Das  Stroh  lagerte  nicht  leicht   und  zeigte  eine 
bedeutende  Widerstandsfähigkeit  gegen  Eost. 

Dieser  ertragreiche  Sommerweizen  empfiehlt  sich  für  reiche  Lehm- 
böden und  ein  mildes  Klima,  in  welchem  Fall  sich  derselbe  auch  als 
Winterweizen  brauchen  lässt. 

Wahrscheinlich  ist  er  aus  einem  Binkelweizen  (Trit.  comp,  creticum) 
durch  Kultur  auf  reichem  Boden  hervorgegangen. 

Diese  Sorte  wurde  von  Yilmorin  &  Andrienx,  Paris,  bezogen. 

Die  ursprüngliche  Heimat  dieser  Sorte  liegt  im  Thal  der  Loire  und 
wird  der  Anbau  vorzugsweise  stark  in  der  Umgegend  von  Angers  be- 
trieben. 

BM  vert  Mtard.  0 

Deutsch:  Neuer  Bastard. 

Aehre :  blassrot,  dicht,  sich  nach  der  Spitze  verjüngend,  mittellang,  doch 
etwas  schmal;  Aehrchen  1.4  cm  breit,  meist  3-kömig.  — Stroh:  blassgelb, 
etwas  weich,  lang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  wenige  gelbrot  und  mehlig, 
voll,  oval,  schön,  gross  (7  mm  lang,  3%  mm  breit,  193  Früchte  ==  10  gr), 
ziemlich  feinschalig,  halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  beiderseits  behaart,  ziemlich  breit,  aufrecht; 
Frühjahrsentwickelung  mittelfrüh,  Bestockung  mittelstark,  4.3  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  135  cm  (Max.  160  cm), 
Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4.1,  Blattlänge  18.3  cm,  Blattbreite  0.94  cm^ 
Blattoberfläche  141  qcm,  Halmfläohe  162  qcm,  öesammtfläche  803  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  8  cm  (Max.  12  cm)  lang. 


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Weizensorten.  305 

mit  20  Aehrclien  und  56  festsitzenden  Früchten,  von  denen  1  544  000 
auf  1  lil  (=  80  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  520  gr  und  davon  die  Früchte  192  gr. 

Dieser  Weizen  ist  nicht  ganz  winterfest,  lagert  leicht  und  ist  gegen 
Bost  sehr  wenig  widerstandsfähig. 

Für  leichtere  Böden  im  milden  Klima  scheint  er  sich  zn  eignen. 

B16  ronge  inversable.  Qu.® 

Syn,:  Franz.:  B16  de  Bordeaux;  Bl^  ronge  de  Lectonre;    Bladette 
de  Lesparre. 
Deutsch:  Nicht  lagernder  roter  Wechselweizen. 

Aehre :  rotblau,  sich  wenig  verjüngend,  etwas  locker,  mittellang  und 
schmal;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  meist  3-körnig.  —  Stroh:  rötlich-gelb 
bis  orange,  blattreich, mittellang,  sehr  fest.  —  Frucht:  Original  (Vilmorin& 
Andrieux,  Paris)  hellgelbrot,  mehlig,  plump,  gross  (7  mm  lang,  4  mm 
breit);  nachgebaut:  konstant  geblieben,  ein  wenig  grobschalig,  weich, 
Bruch  mehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  breit,  lang,  aufrecht.  Sommer-  und 
Winterfrucht  stimmen  im  Habitus  vollständig  mit  einander  überein.  Früh- 
jahrsvegetation sehr  zeitig;  Bestockung  schwach,  8.5  Schösslinge,  zeitig 
schossend  und  blühend.  Halmlänge  115  cm  (Max.  135  cm),  Halmdicke 
0.37  cm,  Blattzahl  4.3,  Blattlänge  29.8  cm,  Blattbreite  0.94  cm,  Blattober- 
fläche eines  Halmes  240.89  qcm,  Halmfläche  127.65  qcm,  Oesammtfl&che 
368.54  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  zeitig  reifend,  9  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  15  Aehrchen  und  45  festsitzenden  Früchten,  von  denen  1445  000  auf 
1  hl  (=  85  kg)  gehen. 

Es  wachsen  auf  1  qm  900  Halme  oder  257  Pflanzen,  mithin  stellt 
sich  der  Raum  für  eine  Pflanze  auf  40  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Boden- 
fläche auf  33.12  qm  und  das  Saatouantum  auf  2.6  hl  p.  ha. 

Winterfrucht      Sommerfrucht 
Es  wiegen  100  Halme     587  gr  620  gr 

und  davon  die  Früchte     230    „  200   „ 

Nach  Vilmorin  wird  dieser  Weizen  in  der  Niederung  derGhironne 
kultiviert,  und  ist  für  den  an  Dürre  leidenden  Mittelboden  Frankreichs 
sehr  wichtig,  weil  er  dieser  vortrefflich  widersteht. 

In  Poppeisdorf  zeichnete  er  sich  durch  seinen  vortrefflichen  Stand, 
sein  festes,  weder  Lager  noch  Rost  zeigendes  Stroh  aus,  doch  scheint  er 
hier  nicht  ganz  winterfest  zu  sein,  so  litt  er  im  Winter  1879/80  nicht 
unerheblich. 

B16  de  Rampillon.  ® 

Syn.:  Froment  rouge  de  M.  Van  Malders^) 

Aehre:  blassrot;  sich  stark  verjüngend,  meist  kurzgrannig,  locker, 
etwas  ^schlaff,  11  cm  lang,  mit  40  Früchten,  Aehrchen  1  cm  breit,  meist 
2-kömig.  —  Stroh:  rötUch-gelb,  kräftig,  blattreich,  150  cm  lang.  — 
Frucht:  gelbrot,  mehlig  oder  rot  und  glasig,  klein,  länglich  (6  mm  lang, 
3  mm  breit),  feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


1)  Yilm.  Essai  a.  a.  0.    1850. 
Kotmickto.  Werntr,  Handb.  d.  Cktreidebau'i  IL  20 


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306  Besonderer  Teil. 


B16  Rafford.  ® 

Aehre:  rot,  dicht,  kurz,  der  des  Binkelweizens  sehr  ähnlich,  nnr 
schmäler,  8  cm  lang  mit  40  Früchten;  Aehrchen  1.2  cm  hreit,  2-  nnd 
3-kömig.  —  Stroh:  hlassgelb,  steif,  feinhalmig,  kurz,  90  cm  lang.  — 
Frucht:  gelbrot,  mehlig,  länglich  (7  mm  lang,  3Va  mm  breit). 

Original  im  landw.  Mnsenm  zu  Berlin. 

Frotnent  Chouroute.  ® 

Aehre:  blassrot,  sich  stark  verjtlngend,  grannenspitzig,  ziemlich 
dicht,  9  cm  lang  mit  18  Aehrchen  und  50  Früchten;  Aehrchen  1.3  cm 
breit,  2-  und  d-körnig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  blattreich,  kräftig,  150  cm 
lang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  länglich  (6V2  mm  lang,  3  mm  breit),  fein- 
schalig.  • 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

B16  du  Langnedoe.  ® 

Syn. :  B\i  de  Caucase  rouge  sans  barbes. 

Aehre:  rot,  dünn,  locker,  11  cm  lang,  mit  17  Aehrchen  und  42 
Früchten,  sich  stark  verjüngend,  kurzgrannig;  Aehrchen  1.2  cm  breit, 
2-  und  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich- weiss,  ziemlich  blattreich,  fest,  140cm 
lang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  länglich,  gross   (7  mm  lang,  3V2  mm  breit). 

Original  im  landw.  üiuseum  zu  Berlin. 

B16  ronge  de  Bretagne  ^).  ® 

Syn.:  Marselage  grisätre,  Bio  Baton.     Engl.:  Bed  Britannia. 

Aehre:  blassrot,  sich  verjüngend,  kurzgrannig,  dünn,  locker,  mittel- 
lang, 9  cm  lang,  mit  35  leicht  ausfallenden  Früchten;  Aehrchen  1.2  cm 
breit,  meist  2-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  feinhalmig,  blattreich,  etwas 
weich,  130— 160  cm  lang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  klein,  6V2  mm  lang, 
3  mm  breit,  feinschalig. 

Häufig  im  Norden  und  Nordwesten  Frankreichs  auf  kulturvollem 
Boden  gebaut. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

B16  rouge  de  l'Aigle.  ® 

Syn.:  B16  Paquöt. 

Aehre:  blassrot,  dicht,  sich  wenig  verjüngend,  grannenspitzig,  doch 
Spitzen  meist  nach  innen  gebogen,  kurz,  8  cm  lang  mit  45  Früchten; 
Aehrchen  1.1  cm  breit,  2-  und  3-kömig.  —  Stroh:  rotgelb,  blatöröioh, 
fest,  150  cm  lang.  —  Frucht :  graurot,  meist  glasig  (7  mm  lang,  3 V2  ^^ 
breit),  länglich,  etwas  grobschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


1)  Yilm.  Essai  a.  a.  0.    1860. 


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Weizensorten.  307 


BI6  Chicot  rouge  de  CaSn.  ® 

Syn.:  Franz.:  B16  ronge  Tonzard,  B16  Petit  rouge  Desvaux,  Ble 
re^u  de  la  Nouvelle-Z61ande^). 

Aehre:  rot,  sich  yerjöngend,  grannenspitzig,  etwas  locker,  10  om 
lang  mit  17  Aehrchen  nnd  56  Früchten;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  meist 
3-k()rnig.  —  Stroh:  goldgelb,  ziemlich  blattreich,  fest,  160  cm  lang.  — 
Fracht:  gelbrot,  mehlig,  schlank  (6Y2  t'^^  ^^^Sj  ^  ^^  breit),  feinschalig. 

Diese  Sorte  ist  vorzugsweise  im  westlichen  und  nordwestlichen 
Frankreich  verbreitet,  und  verlangt  guten  Boden. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

B16  Monterosier.  ® 

Aehre :  hlassrot,  sich  stark  verjüngend,  kurzgrannig,  looker,  10  om 
lang,  mit  18  Aehrchen  und  36  Früchten,  dünn;  Aehrchen  1.^  cm  breit, 
meist  2-kömig.  —  Stroh:  blassgelb,  fest,  blattarm,  120  cm  lang.  — 
Frucht:  gelbrot,  mehlig,  (6  mm  lang,  3  mm  breit),  feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

BU  Jacquin.  ® 

Aehre:  rot,  aufrecht,  sich  wenig  verjüngend,  ziemlich  dicht,  9  cm 
lang,  mit  60  leicht  ausfallenden  Früchten;  Aehrchen  1.7  om  breit,  3-  und 
4-kömig.  —  Stroh:  gelb,  blattarm,  steif,  mittellang,  100  cm  lang.  — 
Frucht:  dunkelrot,  glasig,  ziemlich  plump,  rundlich,  gross  (7  mm  lang, 
4  mm  breit). 

Auf  reichen  Niederungsböden  in  Frankreich  gebaut. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Boode  Tanre  kaalarige  Tiel.  ® 

Aehre:  rot;  ziemlich  dicht,  sich  verjüngend;  Aehrchen  2 — 3-kömig.  — 
Stroh:  rotgelb-orange,  fest.  —  Frucht:  rot,  glasig,  klein,  rundlich  (6  mm 
lang,  3V2  ^^  breit,  250  Früchte  =  10  gr),  schwer,  feinschalig,  halb- 
hart, Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  mittel- 
frtlh;  Bestockung  stark,  6  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  145  cm  (Max.  165  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  3.7, 
Blattlänge  29  cm,  Blattbreite  1  cm,  Blattoberfläche  214.6  qom,  Halmfläche 
174  qcm,  Gesammtfläche  388.6  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  14  om) 
lang,  mit  20  Aehrchen  und  50  Früchten ,  von  denen  2  150  000  auf  1  hl 
(=  86  kg)  gehen. 

Es  kommen  auf  1  qm  840  Halme  oder  140  Pflanzen,  mithin  be- 
trägt der  Baum  pro  Pflanze  71.4  qom,  die  Blattfläohe  p.  qm  Bodenfläohe 
32,6  qm  und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  1  hl  p.  ha. 


1)  Vilm.  Essai  a.  a.  0.    1860. 

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808 


Besonderer  Teil. 


Es  wiegen  100  Halme  430  gr  nnd  davon  die  Früchte  160  gr. 
Dieser  schöne  Weizen  leidet  wenig   dnrch  Lagern;  Eost   nnd  Ans- 
wintern. 

Heimat:  Provinz  Oelderland,  Holland,  anf  leichterem  Boden. 
Bezugsquelle:  Dampünühle  zn  Rotterdam. 

Boter  KoIbenweizeH  yon  Hissolanghi^  GriechenbuHl  O  Q-  0 

Aehre:  blassrot,  ziemlich  dicht,  sich  verjüngend  nnd  grannenspitzig, 
lang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  lang,  3-kömig.  —  Stroh:  gelb,  weich.  — 
Fmcht:  rot,  mehlig  oder  glasig,  nicht  schön,  sehr  eingefallen,  lang,  gross, 
verhältnismässig  leicht  (8  mm  lang,  4  mm  breit).  1  hl  wiegt  79  kg  nnd 
enthält  1  619  500  Früchte,  ziemlich  feinschalig,  halbhart,  Brach  halb- 
mehlig. 

Jnnges  Blatt  blaogrün,  schmal,  krans;  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
zeitig  schossend  nnd  blühend,  mittelfrüh  reifend,  die  Sommersaat  da- 
gegen in  der  Entwickelung  sehr  spät  nnd  zwar  am  spätesten  von  allen 
Sommerweizen  schossend  nnd  blühend,  in  135  Tagen  reifend. 

Sommer-  nnd  Wintersaat  verhielten  sich  in  demselben  Jahre  geemtet, 
wie  folgt: 


Winterweizen 

Sommerweizen 

Hahnlänge 

120  cm  (Max.:  140  om) 

140om(Max.:155om) 

Halmdi(£e 

0.88  cm 

0.38  cm 

Blattlänge 

20  om 

21.8  cm 

Blattbreite 

0.85  cm 

0.86  cm 

Blattzahl 

4 

4.2 

Aehrenlänge 

9  cm  (Max.:  12  om) 

11  cm  (Max.:  14  om) 

Fruchtzahl  in  einer 

Aehre 

48 

60 

Gesammtoberfläohe 

eines  Halmes 

272.8  qom 

815.3  qcm 

Winterweizen.     Sommerweizen. 
Es  wiegen  lOO  Halme  540  gr  364  gr 

Davon  die  Früchte  209    „  178    „ 

In  Poppeisdorf  lagerte  der  Winterweizen,  während  sich  der  Sommer- 
weizen aufrecht  hielt ;  die  Widerstandsfähigkeit  gegen  Eost  war  bedeutend. 
Dieser  Weizen  wnrde  1878  von  der  Samenhandlung  Itzenplitz  &  Co., 
Köln^  eingeführt. 

Boter  Winter-Kolbenweizen  ans  dem  Tispthal^  Schweiz,  0 

Aehre:  rostfarben,  sich  stark  verjüngend,  oft  mit  kurzen  Grannen 
oder  stark  grannenspitzig,  schmal,  lang;  Aehrchen  2-  und  3- körnig.  —  Stroh: 
r$tlieh-gelb.  —  Frucht:  Original  blass-rot,  glasig,  lang,  schmal  (7Y2  n^^ 
lang,  3  mm  breit,  225  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,   hart,   halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  lang,  fein,  niederliegend;  Frühjahrsvegetation 
mittelfrüh,  Bestockung  stark,  6  Schösslinge,  deren  Fuss  rot,  gleich  Roggen, 
gef&rbt   ist,    zeitig    schossend   nnd   blühend.     Halmlänge    130  cm  (Max. 


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Weizensorten.  309 

150  om),  Halmdicke  0.39  cm,  Blattzahl  3.7,  BlattlSnge  22  cm,  Blattbreite 
0.89  cm,  Blattoberfläche  144.89  qom,  Halmfläche  152.1  qom,  Oesammt- 
fläche  296.99  qcm. 

Jnnge  Aehre  gelbgrün,  mit  rot  umrandeten  Klappen  nnd  Spelzen, 
10  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  18  Aehrohen  nnd  45  ziemlich  leicht  in 
der  Vollreife  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  822  500  auf  1  hl  (= 
81  kg)  gehen. 

Die  Reife  trat  in  Poppeisdorf  am  zeitigsten  von  allen  Winterweizen 
ein,  schon  vom  13.  Jnni  1878  ab  bräunten  sich  die  Aehren. 

Es  ist  ein  echter  Winterweizen,  der  sich  als  vollkommen  winterfest 
1>ewährte. 

Es  wiegen  100  Halme  370  gr  und  davon  die  Früchte  160  gr. 

Das  Stroh  befiel  wenig  mit  Eost,  zeigte  aber  Neigung  zum  Lagern. 

Fr.  Körnicke  sammelte  im  August  1876  diesen  Weizen  im  Visp- 
thale  unterhalb  Zermatt,  Wallis,  Schweiz  in  der  Höhe  von  ca.  1440  m 
1i.  M. 

Boter  Sommerweizen  aas  Charkow^  (Ghirka)^ 
Sftd-Rnssland.  Q 

Aehre:  schmutzig  hellrot,  sich  stark  verjüngend,  grannenspitzig, 
locker,  mittellang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,.  2-  und  3-kömig.  —  Stroh: 
gelb,  mittellang.  —  Frucht:  Original  rot,  glasig,  wenige  mehlig  und 
gelbrot,  klein  (5V2  nini  lang,  3  mm  breit,  400  Früchte  =  10  gr),  sehr 
schwer,  feinschalig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  oberseits  sehr  kurz  behaart,  schmal,  aufrecht, 
3.6  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  110  cm  (Max.  135  cm) 
lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  3.4,  Blätter  29.8  cm  lang,  0.8  cm  breit, 
Blattfläche  162.11  qcm,  Halmfläche  125.4  qcm,  Gesammtfläche  287.51  qcm. 

Junge  Aehre  blangrün,  9  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  36  Früchten, 
von  denen  3  680  000  auf  1  hl  (=  92  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  242  gr,  und  davon  die  Früchte  108  gr. 

Dieser  Weizen  ist  auf  reichem  Boden  stark  dem  Eost  und  Lagern 
unterworfen. 

Original  durch  Professor  Saykewitsch,  Charkow,  erhalten. 

Sommerweizen  Ton  Jekaterinoslaw,  Sfld-Bassland.  O 

Aehre:  bläulich-rot,  locker,  sich  verjüngend  und  grannenspitzig, 
dünn,  lang;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  2-  und  3-kömig.  —  Stroh:  gelb  oder 
grau-blau,  fest,  fein,  lang.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  glasig  und  einge- 
fallen, sehr  klein  (öVs  ^^  l&o^)  3  mm  breit),  Bruch  stahlig,  hart;  nach- 
gebaut: Frucht  viel  grösser  geworden,  wie  nachfolgende  Zusammenstel- 
lung zeigt: 

Original  1876  1  hl  wiegt  86.5  kg  und  enthält  4  800  750  Früchte. 
I.     Tracht  1877  „    „       „       86.5  ^      „         „         2  336  500         „ 
n.        „       1878  „  ,       „       86.7    „     „         „         2  861100        „ 
m.       „       1879  „   „       „       86.8   „     „        „        2  734420 

Junges  Blatt  blaugrün^  sehr  fein,  kraus,  Bestockung  ziemlich  stark, 
3.3  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend,  Halmlänge  105  cm  (Max. 
135  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  25.25  cm,  Blatt- 
breite 0.8  cm,  Blattoberfl&che  161.6  qcm,  Halmfl&che  94.5  qcm,  Oesammt- 
flSehe  256.1  qcm. 


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310  Besonderer  Teil. 

Jnnge  Aehre  gelbgrdn,  Spelzen  sot  umrandet,  Yegetationszeit  120 
Tage,  also  mittelfrüh  reifend,  10  cm  lang,  mit  17  Aehrcben  und  40  ziem- 
lich lose  sitzenden  Früchten. 

Es  wiegen  100  Halme  301  gr  und  dayon  die  Früchte  139  gr. 

Das  Stroh  lagert  nicht  leicht  und  wird  wenig  durch  Eost  angegriffen. 

Die  Heimat  des  Weizens  ist  das  vom  Dniepr  durchströmte  süd- 
russische Gouvernement  Jekaterinoslaw,  das  sich  durch  seinen  ans  Schwarz* 
erde  bestehenden  Boden  auszeichnet  und  ein  ausgesprochenes  Steppen- 
klima besitzt. 

üebersender:  Gutsbesitzer  Degtiareff  (1876),  Jekaterinoslaw. 

Weizen  yon  Ber^jansk,  am  Asow'sehen  Meere.  Sfid-Bossland.  0 

Syn. :  Ital.  Frumento  Berdianscha. 

Aehre:  blftulich-rot ,  halblocker,  unter  mittellang  (8 — 10  cm),  sich 
stark  verjüngend,  grannenspitzig;  Aehrchen  3-kömig,  in  einer  Aehre  22 
Aehrchen  mit  54  Früchten.  —  Stroh :  rötlich-gelb,  fest,  unter  mittellang. 
—  Frucht:  rot,  glasig,  klein,  feinschalig,  hart,  Bruch  stahlig. 

Viel  in  Süd-Eussland  gebaut,  und  neuerdings  erfolgreich  in  Polesine 
(Venetien)  eingeführt. 

Komqualität  hoch  geschätzt.; 

In  Italien  nachgebaut,  von  der  Ausstellung  zu  Mailand  1881  erhalten. 

Pererodka.  ® 

Syn.:  regenerierter  südrussischer  harter  Weizen,  eine  besondere  und 
konstante  Sorte  aus  dem  Distrikt  Keharkow. 

Aehre:  rot,  dünn,  locker,  sich  verjüngend  und  stark  grannenspitzig^ 
oder  kurzgrannig,  mittellang;  Aehrchen  1.1  cm  breit,  2  und  3-körnig.  — 
Stroh:  blassgelb,  dünnhalmig,  mittellang,  fest  —  Frucht:  Original  rot, 
glasig,  einige  gelbrot  und  mehlig,  klein,  länglich  (6  mm  lang,  3  mm  breit, 
305  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  Bruch  halbstahlig,  hart 

Junges  Blatt  gelblich-grün,  aufrecht,  dicht  und  ziemlich  lang  be- 
haart; Bestockung  ziemlich  stark,  4  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und 
blühend.  Halm  110  cm  (Max.  125  cm)  lang,  0,3  cm  dick,  Blattzahl  4, 
Blätter  18.5  cm  lang,  0.75  cm  breit,  Blattfläche  111  qcm,  Halmfläche 
99  qcm,  Gesammtfläche  210  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  in  123  Tagen  reifend,  10  cm  (Max. 
15  cm)  lang  mit  16  Aehrchen  und  40  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen 
2  623  000  auf  1  hl  (=  86  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme    236  gr,    und    davon    die    Früchte    108    gr. 

Original  durch  Prof.  Sayke witsch,  Charkow,  erhalten. 

Boter  Sommer-Kolbenweizeii  von  Knpjaiisk,  Bassland.  Q 

Aehre:  rot,  sich  verjüngend,  grannenspitzig,  locker,  dünn,  mittel- 
lang; Aehrchen  1.2  cm  breit,  2-  und  8-kömig.  —  Stroh :  rötlich-gelb,  fest,, 
blattarm.  —  Frucht:  Original  rot,  glasig,  klein,  oval  (6^2  ^ini  lang, 
3V2  ™ni  breit,  265  Früchte  =  10  gr),  schön,  feinschalig,  hart,  Bruch 
stahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  sehr  schmal,  Bestockung  ziemlich  stark,  2.4 
Schösslinge,    sehr    spät    schossend   und    blühend.      Halmlänge    110    cm 


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Weizensorten.  311 

(Max.  125  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  BlattzaM  3.6,  Blattlänge  23  cm, 
Blattbreite  0.83  cm,  Blattoberfläclie  137.23  qcm,  Halmfläche  125.4  qom, 
Gesammtfläcbe  262.63  qcm. 

Eeift  sehr  spät,  die  Yegetationszeit  nmfasst  140  Tage.  Die  Aebre, 
10  cm  lang,  besitzt  16  Aehrcben  mit  40  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten, 
von  denen  2  279  000  auf  1  hl  (=  86  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  279'  gr  nnd  davon  die  Früchte  111  gr.  Das 
Stroh  ist  gegen  Lagern  nnd  Eost  ziemlich  widerstandsfähig. 

Heimat:  Umgegend  der  Stadt  Kapjansk  am  Oskol  im  Gouvernement 
Charkow.     Uebersender:  Professor  Saykewitsch  zu  Charkow  (1879). 

Kaukasus-Weizen.  0 

Aehre:  rot,  dicht,  pyramidal,  grannenspitzig,  kurz.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb bis  violett,  steif,  unter  mittellang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  oval,  klein, 
(6  mm  lang,  3^4  mm  breit,  226  Kömer  =  10  gr),  feinschalig,  hart, 
Bruch  stahlig, 

Herbstblatt  dunkelgrün,  fein,  kraus;  Entwicklung  spät,  3.4  Schöss- 
linge,  spät  schossend  und  blühend;  Halm  100  cm  (Max.  130  cm)  lang, 
0.3  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  17.4  cm  lang,  0.7  cm  breit,  Blattfläche 
97.4  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammtfläche  187.4  qcm. 

Junge  Aehre  blau,  spät  reifend,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang,  mit  20 
Aehrchen  und  50  festsitzenden  Früchten ,  von  denen  1  864  500  auf  1  hl 
(=  82.5  kg)  entfallen. 

Winterfest,  nicht  leicht  lagernd. 

Durch  das  preussische  landw.  Ministerium  1880  erhalten. 

Boter  Kolbenweizen  Tom  Altai.  O 

Aehre :  rostrot,  sich  stark  verjüngend  und  grannenspitzig,  lang,  sehr 
locker,  schmal;  Aehrchen  1.1  cm  breit,  2-  und  3-körnig.  —  Stroh:  rot- 
gelb, fest,  lang,  blattarm.  —  Frucht:  rot,  glasig,  rundlich,  klein  (6  mm 
lang,  3V4  mm  breit,  285  Früchte  =  10  gr),  sehr  schön  und  feinschalig, 
hart,  Bruch  stahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  lang,  schmal;  Bestockung  stark,  2.8  Schöss- 
linge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  125  cm  (Max.  145  cm), 
Halmdicke  0.3S  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge  27.8  cm,  Blattbreite  0.8  cm, 
Blattoberfläche  133.44  qcm,  Halmfläche  142.5  qcm,  Gesammtfläche  eines 
Halmes  275.94  qcm. 

Reift  mittelfrüh,  in  120  Tagen,  und  ist  ein  echtes  Sommergetreide, 
denn  die  Wintersaat  ging  in  Poppeisdorf  vollkommen  ein.  Die  Aehre, 
12  cm  lang,  enthält  1 8  Aehrchen  und  45  nicht  leicht  ausfallende  Früchte^ 
von  denen  2  394  000  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  360  gr  und  davon  die  Früchte  130  gr.  Das 
Stroh  lagert  nicht,  leidet  jedoch  stark  durch  Rost. 

Heimat:  Altaigebirge  im  südwestlichen  Sibirien. 

Uebersender:  die  Reisenden  Dr.  Finsch  und  Graf  Zeil  (1879). 

Boniänischer  Weizen.  0 

Aehre:  rotblau,  sich  nach  der  Spitze  stark  verjüngend,  kurz  begrannt, 
mittellang,   locker,  schmal;    Aehrchen  1.2  cm  breit,   2-  und  3-kömig.    — 


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312  Besonderer  Teil. 

Strob:  gelb,  oder  nnterbalb  der  Aehre  rotgrau,  feiDbalmig.  —  Fmobt: 
rot,  glasig,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit,  310  Früchte  =  10  gr),  fein- 
Bchalig,  hart,  Brach  halbstahlig. 

Herbstblatt  blangrün,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät,  Bestocknng 
sehr  stark,  9  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  110  cm 
(Max.  135  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzabl  4,  Blattlänge  20  cm,  Blatt- 
breite 0.8  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  128  qcm,  Halmfläche  99  qcm, 
Gesammtfläche  227  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrüu,  mittelfrüh  reifend,  8  cm  (Max.  11  cm)  lang, 
mit  16  Aehrchen  und  40  Früchten,  von  denen  2  480  000  auf  1  hl  (=  84  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1200  Halme  oder  133  Pflanzen,  mithin  nimmt 
eine  Pflanze  einen  Eaum  von  75.2  qcm  ein ;  die  Blattfläche  beträgt  p.  qm 
Bodenfläche  27.24  qm  und  das  Saatquantum  (V3  Verlust)  0.9  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  320  gr  und  davon  die  Früchte  ]20gr. 

Auf  reichem  Boden  lagert  das  Stroh  und  leidet  stark  durch  Eost. 

Der  Weizen  eignet  sich  für  lehmige,  in  geringer  Dungkraft  stehende 
Bödeni  des  Kontinentalklimas.     Er  ist  durchaus  winterfest. 


Sommerweizen  ans  Serbien.  Q 

Aehre:  hellrot,  etwas  locker,  schmal,  stark  grannenspitzig,  kurz; 
Aehrchen  1  cm  breit,  2-körnig.  —  Stroh :  gelb,  sehr  feinhalmig,  fest,  steif, 
kurz.  —  Frucht :  Original  rot,  glasig,  klein  (5  V2  mm  lang,  3  mm  breit, 
435  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  kurz  aber  dicht  behaart,  schmal,  aufrecht, 
Bestocknng  mittelstark,  2.4  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend. 
Halme  80  cm  (Max.  95  cm)  lang,  0.23  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter 
14.3  cm  lang,  0.6  cm  dick,  Blattfläche  68.64  qcm,  Halmfläche  55.2  qcm, 
Gesammtfläche  123.84  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  reift  in  122  Tagen,  7  cm  (Max.  8  cm)  lang, 
mit  13  Aehrchen  und  24  Früchten,  von  denen  3  741 000  auf  1  hl  (=  86  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  187  gr  und  davon  die  Früchte  83  gr. 

Original  durch  Professor  Pancic,  Belgrad,  1880  erhalten. 

Lappländischer-Weizen.  0 

Aehre:  hellrot,  mittellang,  ziemlich  dicht,  sich  wenig  verjüngend, 
ziemlich  breit;  Aehrchen  1.7  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  blass- 
gelb, kräftig,  fest  —  Frucht:  gelbrot  und  glasig,  wenige  mehlig,  etwas 
plump,  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  190  Früchte  =  10  gr),  grob- 
schalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät, 
Bestocknng  sehr  stark,  7  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge  140  cm  (Max.  165  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  3.6,  Blattlänge 
24  cm,  Blattbreite  0.9  cm,  Blattoberfläche  155.52  qcm,  Halmfläche  168  qcm, 
Gesammtfläche  323.52  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  11  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit 
20  Aehrchen  und  54  Früchten,  die  etwas  lose  sitzen  und  von  denen 
1  577  000  auf  1  hl  (=  83  kg)  gehen. 

Es  kommen  auf  1  qm  900  Halme  oder  129  Pflanzen,  mithin  beträgt 


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Weizensorten.  313 

der  Raum  für  eine  Pflanze  77.5  qcm,  die  Blattfläohe  p.  qm  Bodenfläcbe 
29  qm,  und  das  Anssaatqnantnm  (vg  Verlust)  1.2  lil  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  550  gr  und  davon  die  Früchte  180  gr. 

Dieser  Weizen  ist  durchaus  winterfest  und  leidet  nur  unhedeutend 
durch  Lagern  und  Eost. 

Diese  Sorte  wurde  vom  Versuchsfelde  zu  Proskau  eingesandt. 

Boter  Weizen  aus  Ostindien.  Q 

Aehre:  blassrot,  schmal,  dünn,  sich  verjüngend,  grannenspitzig  kurz; 
Aehrchen  1cm  breit,  2-kömig.  —  Stroh:  gelb,  fest,  mittellang.  —  Frucht: 
rot,  glasig,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit,  292  Früchte  =  10  gr),  fein- 
schalig,  hart,  Bruch  halbmehlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  beiderseits  behaart,  schmal,  aufrecht,  2.4 
Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  100  cm  (Max. 
110  cm)  lang,  0.28  cm  dick,  Blattzahl  3.2,  Blätter  20  cm  lang,  0.7  cm 
breit,  Blattfläche  89.6  qcm,  Halmfläche  84  qcm,  Gesammtfläche  173.6  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  120  Tagen  reifend,  7  cm  (Max.  8  cm) 
lang,  mit  14  Aehrchen  und  26  Früchten,  von  denen  2  496  600  auf  1  hl 
(=  85.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  270  gr,  und  davon  die  Früchte  121  gr. 

Dieser  Weizen  leidet  leicht  durch  Eost,  und  ist  ein  echter  Sommer- 
weizen. 


Varietät:  Triticnm  ynlgare  lencospermam  Ecke. 

Aehren  sammetig,  weiss;  Eomer  weiss  oder  gelblich. 

Sorten: 

Tnnstall  Thiek-ehaffed  Wheat.  ® 

Syn.:  Englisch:   White   Velvet   or  WooUy-eared  Wheat;    Hoary 
white   Wheat;    Stuffed    Wheat;   Hedge    Wheat; 
Downy  Kent- Wheat. 
Franz.:        B16  blanc  k  duvet  ou  veloutd;  B16  Tunstall;  BW 

de  Haie;  B16  Blanchard. 
Spanisch:  Trigo  cerrado  de  Tunstall. 
Deutsch:  Heckenweizen,  Bismarck- Weizen. 
Identisch  nach  Vilmorin^)  „Triticnm  Koeleri". 
Aehre:   weiss,  stark  sammetig,  kurz,    dicht,    quadratisch;   Aehrchen 


1)  Joom.  d'Agria  prat.  1851,  pg.  455. 

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314  Besonderer  Teil. 

breit  (1.8  cm),  3-  und  4-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mittellang,  kräftig. 
—  Frucht:  Original  blaesgelb,  mehlig,  nach  sechsjähriger  Kultur  rötlich, 
meist  glasig,  länglich,  mittelgross  (7  mm  lang,  3Vs  nim  breit),  fein- 
schalig,  weich. 

Herbstblatt  breit,  fast  aufrecht;  Frähjahrsvegetation  zeitig,  Bestookung 
mittelstark,  3.7  Schösslinge,  bei  100  qcmEaum  7.1  Schösslinge,  also  schwach. 

Halm  120  cm  lang,  0.45  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  29  cm  lang, 
1  cm  breit,  Blattfläche  232  qcm,  Halmfläche  162  qcm,  Gresammtfiäche  394  qcm. 

Es  wachsen  736  Halme  oder  200  Pflanzen  auf  1  qcm,  mithin  nimmt 
jede  Pflanze  einen  Raum  von  50  qcm  ein,  und  auf  1  qm  Bodenfläche 
berechnen  sich  29  qm  Blattfläche. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  wegen  starker  Behaarung  schwach  bläulich, 
mittelfrüh  reifend,  9  cm  (Max.  13  cm)  lang  mit  20  Aehrchen  und  70 
etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  000  OOÖ  auf  1  hl  (==  82,3  kg) 
gehen;  Aussaat  1.33  hl. 

Es  wiegen  100  Halme  587.5  gr  und  davon  die  Früchte  244  gr.  Das 
Eom  liefert  ein  weisses,  bei  den  Londoner  Müllern  sehr  beliebtes  Mehl^ 
auch  lagert  der  Weizen  nicht  leicht. 

Leider  erwies  er  sich  nicht  winterfest,  indem  er  1870  total  aus- 
winterte und  1876  beträchtlich  litt;  auch  verzögert  sich  bei  feuchter 
Witterung  die  Einerntung  und  wuchs  derselbe  leicht  aus,  weil  in  Folge 
der  starken  Behaarung  der  Aehre  die  Feuchtigkeit  nicht  leicht  verdunstet. 

In  mildem  Klima  mit  trocknen  Herbsten  und  auf  warmen,  kultur- 
vollen, kalkreichen  Lehmböden  bringt  er  reiche  Erträge. 

Diese  sehr  alte  englische  Sorte  verlor  zeitweise  in  England  an  An- 
bauterrain, um  dann  wiederum  unter  anderem  Namen  in  Kultur  genommen 
zu  werden.  Diesbezüglich  teilt  A.  Young  mit,  dass  es  Arbuthnot,  als  er 
die  Kultur  dieses  Weizens  1779  wieder  aufnehmen  wollte,  Schwierigkeiten 
verursachte,  ihn  zu  erhalten,  bis  er  denselben  bei  seinem  ehemaligen  Schüler, 
Mr.  Chambers,  angebaut  fand. 

Nach  London^)  fand  Mr.  Wood  1790  eine  Aehre  dieser  Sorte  in 
einer  Hecke  in  der.  Grafschaft  Sussex  stehend,  baute  ihn  an,  und  ver- 
breitete ihn  später  unter  dem  Namen  „Hedge  Wheat*'.  Im  Jahre  1839 
empfahl  auch  Sir  Francis  A.  M.  Ken zie^),  Bart.  ofGairloch,  seinen  An- 
bau unter  dem  Namen  „Tunstall  Thick-chaffed-  Wheat".  Unter  der  Be- 
zeichnung „White  velvet  or  hoary  white  Wheat"  war  er  auch  vielfach  in 
England  verbreitet,  und  beschreibt  ihn  darunter  schon  Boys  in  seinem 
„General  View  of  the  Agric.  of  Kent**,  und  unter  diesem  Namen  empfahl 
ihn  auch  Thaer')  für  Deutschland.  Colonel  Le  Couteur*)  führte  ihn 
in  seinem  Werk  über  den  Weizen  als  „White  downy  or  hoary  the 
YilouW  auf. 

Auf  der  Pariser  Ausstellung  1867  wurde  er  als  bester  Weizen 
prämiiert,  und  brachte  ihn  Dr.  Eisbein,  indem  er  ihm  den  Namen 
„Bismarck- Weizen"  beilegte,  zur  Kultur  an  den  Rhein,  doch  befriedigte  er 
nicht,  weil  er  nicht  winterfest  war,  leicht  lagerte,  sehr  bald  im  Korn 
degenerierte  und  Weissweizen  von  den  rheinischen  Müllern  ungern  gekauft 
werden. 


1)  Encyclop.  Deutsch  II  pg.  161,  1833. 

2)  Synopsis  of  the  veget.  prod.  P.  Lawson   1852. 
8)  Engl.  Landwirtsch.     Bd.  I,  pg.  357.     1806. 

4)  Joum.  of  the  Roy.  Agric.  Soc.  of  EngL.L  p.  118.    1840. 


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Weizensorten.  315 

Znr  Zeit  ist  seine  Kultur  ziemlicli  ausgedehnt  in  den  Grafscbaften 
Essex,  Sussex  und  Kent,  und  nach  Heuz6  schon  seit  einem  Jahrhundert 
in  Boulonnais,  Flandern  und  in  der  Normandie  verbreitet. 

Vielfach  wird  er  auch  in  Belgien  und  neuerdings  in  Spanien  angebaut. 

La  we 8  in Eothamsted  erzielte  im  6jährigen Durchschnitt  36.79  hl  p.  hl. 

Original  in  der  Sammlung  der  Akademie  Poppeisdorf,  durch  Dr. 
Eisbein  erhalten. 

Bough  ehaffed  Essex.  ® 

Syn.:  Engl.:  Taunton-Dean,  Club-headed. 

Franz.:  B16  blanc  d'Essex,  B16  anglais  de  Bricquebec  ^). 
Ho  11:   Witte    tarwe    Wilhelmina-Polder,    Zeeland,  Holland. 

Dikkop-tarwe. 
Deutsch:      Sammetiger    Essex -Weizen,    Dikkop-(Dickopf-) 
Weizen  2). 

Aehre:  blassgelb,  sehr  dicht,  quadratisch,  sammetig,  mittellang,  breit; 
Aehrchen  1.8  cm  breit,  3-  u.  4-  körnig.  —  Stroh:  gelb,  mittellang,  fest, 
steif.  —  Frucht:  weiss,  wenn  mehlig,  wenige  rötlich  und  glasig,  mittel- 
gross (6V2  Bini  lang»  3V2  mm  breit,  234  Früchte  =  10  gr),  feinschalig, 
halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  behaart,  mittelbreit,  ziemlich  aufrecht;  Früh- 
jahrsyegetation  mittelfrüh,  Bestockung  mittelstark,  5  Schösslinge,  Be- 
Btockungsfähigkeit  bei  100  qcm  Pfianzraum  12  Schösslinge.  Mittelfrüh 
schossend  und  blühend;  Halmlänge  120  cm  (Max.  140),  Halmdicke, 0.38cm, 
Blattzahl  3.4.  Blattlänge  27  cm,  Blattbreite  0.96  cm,  BlaUoberfläche 
eines  Halmes  176.26  qcm,  Halmfläche  136.8  qcm,  Gesammtfläche  313.06  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  aber  wegen  der  starken  Behaarung  etwas 
bläulich,  mittelfrüh  reifend,  9  cm  (Max.  12  cm)  lang  mit  20  Aehrchen 
und  70  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  895  400  auf  1  hl 
(=  81  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  180  Pflanzen,  mithin  stellt  sich 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  auf  55.5  qcm,  die  Blattfläche  beträgt  p.  qm 
Bodenfläche  28.17  qm,  und  das  Saatquantnm  (Y3  Verlust)  1.4  hl.  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  465  gr,  und  davon  die  Früchte  183  gr. 

Für  den  schweren,  fruchtbaren  Boden  und  ein  nicht  zu  rauhes 
Klima  eignet  sich  dieser  nicht  leicht  lagernde  und  fast  rostfreie  Weizen 
vortrefflich,  doch  wächst  er  wegen  der  Behaarung  seiner  Spelzen,  die  das 
Abtrocknen  erschwert,  leicht  aus. 

Es  wird  auch  angegeben,  dass  sich  dieser  Weizen  noch  zeitig  im 
Frühjahr,  im  Monat  Februar  oder  Anfang  März  erfolgreich  aussäen  lasse, 
doch  scheint  dies  nur  in  einem  sehr  milden  Klima  zulässig  zu  sein,  denn 
schon  in  Poppeisdorf  befriedigte  die  Sommersaat  nicht. 

Was  die  Verbreitung  dieses  englischen  Weizens  unter  holländischem 
Namen  angeht,  so  ist  dieselbe  folgende :  Der  Bürgermeister  van  Weel  auf 
der  holländischen  Insel  Flakkee  erhielt  1853  einen  englischen  Weizen  zum 
Anbau,  in  dem  er  fremde  Aehren  fand  und  diese  von  1857  ab  weiter 
kultivierte  und  diese  Sorte  wegen  ihrer  dicken  Aehre  „Dikkop**  taufte. 
Von  dort  aus  gelangte  sie  1865  nach  dem  Wilhelmina-Polder,  und  von 
diesem  Augenblick  an  datiert  eigentlich  erst  der  Aufschwung  ihrer  Kultur 
in  Holland.  Im  Wilhelmina- Polder  lieferte  dieser  Weizen  bis  54.30  hl.  p.  ha 

1)  Vergl.  Vilmorin.     Journ.  d'Agria  prat.  1851,  pg.  454. 

2)  Zuweilen  fälschliseh  „Piccap-  oder  Pickab-Weizen**  genannt. 


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316  Besonderer  Teil. 

HDd  verdrängte  den  einbeimisclien  Zeeländer- Weizen  immer  mehr  anf  die 
sehr  schweren  nndrainirten  Böden,  um  die  weitere  Yerhreitnng  dieses 
schönen  Weizens  hemüht  sich  namentlich  die  Samenhandlang  van  den 
Bosch^)  in  Goes,  Provinz  Zeeland,  Holland. 

Je  nach  dem  Standort  verändert  sich  der  Weizen,  so  ist  er  im  Wil- 
Lelmina-Polder  massiger  nnd  grosskömigcr,  als  auf  weniger  reichen  im 
Kontinental-Klima  gelegenen  Böden. 

Pearl  Wheat  0 

Syn. :  Engl.:  XJxhridge. 
Franz.:  B16  Perle. 
Deutsch:  Perlweizen. 

Aehre:  blassgelh,  sammetig,  fast  quadratisch,  mit  einigen  Grannen- 
spitzen,  dicht,  mittellang;  Aehrchen  1.4  cm  breit,  meist  3-kömig.  — 
Stroh:  blassgelb  und  rötlich-gelb,  steif,  lang.  —  Frucht:  Original  blass- 
gelb, mehlig,  oval,  klein  (6  mm  lang,  3V2  ^^  breit,  255  Früchte  =  lOgr); 
nachgebaut:  rötlich  und  glasig,  bauchiger,  grösser  (206  Früchte  =  10  gr); 
schön,  schwer,  feinschalig,  halbhart. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  schmal,  lang;  Frühjahrs  Vegetation  mittel- 
früh, Bestockung  mittelstark,  4.5  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  126  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4.7, 
Blattlänge  26.5  cm,  Blattbreite  0.86  cm,  Blattoberfläche  214.23  qcm,  Halm- 
flftche  150  qcm,  Gesammtfläche  364.23  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  8.5  cm  (Max.  11  cm) 
lang,  mit  18  Aehrchen  und  50  festsitzenden  Früchten,  von  denen  2  091  000 
auf  1  hl  (=  82  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
32.8  qm,  und  das  Saatquantum  1.4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  630  gr  und  davon  die  Früchte  230  gr.  Lagert 
nicht  leicht,  befällt  jedoch  stark  mit  Eost.  • 

Für  diesen  Weizen  eignet  sich  nur  der  reiche,  thätige  Boden,  und 
da  er  nicht  winterfest  ist,  ein  mildes  Klima.  Obgleich  nicht  besonders 
ertragreich,  baut  man  ihn  in  England  wegen  der  feinen  Qualität  seines 
Eomes  an,  auch  soll  er  sich  als  Sommerweizen  kultivieren  lassen. 

Unter  ungünstigen  Verhältnissen  kultiviert,  degeneriert  derselbe  in 
der  Beschaffenheit  des  Eomes  sehr  schnell. 

Original  in  der  Sammlung  der  Akademie  Poppeisdorf. 

Pringle's  white  Wheat.  ® 

Aehre :  schmutzig-blassgelb,  sammetig,  kompakt,  fast  quadratisch,  sich 
wenig  verjüngend,  9  cm  lang  mit  20  Aehrchen  und  60  Früchten,  Aehr- 
chen 1.4  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  gelbrot,  sehr  blattreioh, 
ziemlich  weich,  135  cm  lang.  —  Frucht:  blassgelb,  meist  mehlig,  läng- 
lich, klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit),  feinschalig. 

Heimat:  Nord-Amerika. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


1)  VergL  Fühling's,  Neue  landw.  Zeit.    1878,  pg.  60. 

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Weizensorten.  317 


White  Lammas-Wheat.  0 

Syn.:  Trigo  white  Lammas;  Trigo  Ingles,  Chile. 

Aehre:  blassgelb,  sammetig,  nnter  mittellang,  ziemlich  dicht,  fast 
quadratisch,  sich  nur  wenig  verjüngend,  grannenspitzig ;  Aehrchen  1 .4  cm 
breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  blassgelb,  fest,  unter  mittellang.  — 
Frucht:  weiss,  meist  mehliff,  länglich,  mittelgross  (7  mm  lang,  372  mm 
breit,  196  Früchte  =10  gr),  schön,  feinschalig,  weich. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  fein,   ziemlich  aufrecht;   Entwickelung  spät, 

2.4  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm  100  cm  (Max. 
115  cm)  lang,  0.35  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  19  cm  lang,  0.85  cm  breit, 
Blattfläche  145.4  qcm,  Halmfläche  105  qcmj  Gesammtfläche  250.4  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  8  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  18  Aehrchen  und  45  festsitzenden  Früchten,  von  denen  1  666  000  auf 
1  hl  {=  85  kg)  entfallen. 

Nicht  winterfest,  wenngleich  echtes  Wintergetreide. 

Bezugsquelle:  durch  von   Gülich   1880  aus  Chile  erhalten. 

Trigo  candeal  yellosa  de  Talayera.  ® 

Syn.:  Franz.:  B16  velu  de  Talav6ra. 

Engl.:  Hoary  white  Talavera. 

Deutsch:  Sammetiger  Talavera- Weizen. 
Aehre:   fast  weiss,  ziemlich  dicht,   samqietig,  mittellang;    Aehrchen 

1.5  cm  breit,  meist  3-körnig.  —  Stroh:  rötlich-gelb-orange,  fest.  —  Frucht: 
gelblich-weiss,  mehlig,  einige  rötlich  und  glasig,  länglich,  klein  (6^2  ii^ua 
lang,  SVe^Ji^  breit,  217  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  halbhart,  Bruch 
halbmehlig. 

Herbstblatt  gelbgrtin,  sehr  gross,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  etwa» 
spät;  Bestockung  stark,  10  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  110  cm  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 23.8  cm,  Blattbreite  0.99  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  188.48  qcm, 
Halmfläche  132  cm,  Gesammtfläche  320.48  qcm. 

Aehre  mittelfrüh  reifend,  1 1  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen 
und  60  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  801  100  auf  1  hl  (=  83  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  kommen  900  Halme  oder  90  Pflanzen,  mithin  stellt  sick 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  auf  111  qcm;  die  Blattfläehe  beträgt  p.  qm 
Bodenfläche  28.8  qm,  und  das  Saatquantum  0.75  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  600  gr  und  davon  die  Früchte  190  gr. 

Der  Weizen  zeigte  sich  in  Poppeisdorf  nicht  winterfest,  das  Strok 
jedoch  ziemlich  rostfrei  und  nicht  lagernd. 

Diese  schöne  Sorte  wird  in  Spanien,  Frankreich  und  England  gebaut» 

B16  de  Touzelle  anone^).  ® 

Franz.:  Touzelle  blanche  (Vilm.). 

Aehre:   gelb,    sammetig,  quadratisch,    sehr  regelmässig,   sich  etwa» 


1)  Anone  ist  die  Bezeichnung  nur  für  diese  französische  Weizensorte. 
Touzelle  kommt  vom  altfranzÖsischen  touze  =s  tondu  oder  raz^,  geschoren  =  un- 
begrannt,  also  Kolbenweizen. 


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318  Besonderer  Teil 

nach  der  Spitze  verjüngend,  äussere  Spelze  mit  Zahnfortsatz  versehen,  ziem- 
lich dicht,  mittellang;  Aehrchen  1.5  cm  hreit,  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb, fest,  steif,  blattreich.  —  Fmcht:  blassgelh,  mehlig,  einige  rötlich 
und  glasig,  schön,  ziemlich  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  197.5  Früchte 
==  10  gr),  f einschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  mittelbreit,  aufrecht:  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
Bestockung  mittelstark,  5  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  130  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.39  cm,  Blattzahl  4.3, 
Blattlänge  26.4  cm,  Blattbreite  1.05  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
238.39  qcm,  Halmfläche  152.1  qcm,  Gesammtfläche  390.49  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  doch  wegen  der  starken  Behaarung  etwas 
bläulich,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  lang  (Max.  13  cm),  mit  18  Aehrchen 
und  50  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  659  000  auf  1  hl  (= 
84  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  kommen  800  Halme  oder  160  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  62.5  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 31.2  qm,  und  das  Saatquantum  1.4  hl  p.  ha. 

100  Halme  wiegen  640  gr  und  davon  die  Früchte  250  gr. 

In  Poppeisdorf  lagert«  der  Weizen  nicht  und  litt  wenig  durch 
Eost,  doch  zeigte  er  sich  nicht  winterfest,  so  winterte  er  1870/71  völ- 
lig aus. 

Nach  Yilmorin  soll  er  sich  auch  als  Sommerweizen  benutzen 
lassen. 

Heuz  6  führt  an,  dass  dieser  Weizen  schon  seit  1785  in  dem  Languedoc 
gebaut,  sich  durch  die  Schönheit  seiner  Früchte  und  die  Güte  seines 
Mehles,  welches  letztere  nach  ihm  „Tuzello"  genannt  werde,  auszeichne, 
aber  weichlich  sei,  und  sich  als  Winterweizen  selbst  nicht  mehr  in  Nord- 
Frankreich  bauen  Hesse. 

N  easeel&nder- Weissweizen.  ® 

Aehre:  weiss,  sammetig,  quadratisch,  sehr  dicht,  kurz;  Aehrchen 
1.5  cm  breit,  3-körnig.  —  Stroh:  gelb,  unter  mittellang,  fest.  —  Frucht: 
Original  fast  weiss,  mehlig,  wenige  glasig  und  rötlich,  fast  kugelrund, 
(5  mm  lang,  4mm  breit,  228  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  konstant 
lifeblieben,  215  Früchte  =  10  gr,  sehr  schön,  feinschalig,  halbweich, 
Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  ziemlich  fein,  doch  aufrecht;  Entwickelung 
spät,  2  Schösslinge,  sehr  spät  schossend  und  blühend;  Halm  100  cm 
(Max.  110  cm)  lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  4.2,  Blätter  16  cm  lang, 
1  cm  breit,  Blattfläche  134.4  qcm,  Halmfläohe  114  qcm,  Gesammtfläche 
248.4  qcm. 

Junge  Aehre  blau,  spät  reifend,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang,  mit  20 
Aehrchen  und  55  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  892  400  auf  1  hl 
{=  83  kg)  entfallen. 

Nicht  ganz  winterfest;  widerstandsfähig  gegen  Bost  und  Lagern. 

Bezugsquelle:  Samenhandlung  von  J.  Wissinger,  Berlin. 


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"Weizensorten.  319 

Varietät:  Triticnm  ynlgare  yillosnm  AL 

Aehren  sammetig,  weiss;  Körner  rot. 

Sorten: 
Goldene  Ane-Weizen.  ® 

Aehre :  schmntzig-blassgelb,  sammetig,  fast  quadratisch,  ziemlich  dicht, 
lang,  ziemlich  breit;  Aehrchen  1.7  cm  breit,  2-  und  3-körnig.  —  Stroh : 
gelb  und  rotgrau,  derb,  fest.  —  Frucht:  gelbrot,  meist  mehlig,  plump 
(7  mm  lang,  4  mm  breit,  205  Früchte  =10  gr),  grobschalig,  halbweich, 
Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät,  Be- 
Stockung  sehr  stark,  9  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 130  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.44  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge 
33.5  cm,  Blattbreite  1.12  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  300.16  qcm, 
Halmfläche  171.6  qcm,  Gesammtfläche  471.76  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün  mit  braunen  Staubbeuteln,  spät  reifend, 
11  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  24  Aehrchen  und  60  ziemlich  festsitzenden 
Früchten,  von  denen  1  640  000  auf  1  hl  (=  80  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  kommen  7(X)  Halme  oder  78  Pflanzen,  mithin  beträgt  der 
Baum  far  eine  Pflanze  129  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
33  qm,  und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  0.7  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  570  gr  und  davon  die  Früchte  200  gr. 

Dieser  Weizen  zeigte  sich  gegen  Lagern  und  Rost  sehr  widerstands- 
fähig und  scheint  auch  winterfest  zu  sein. 

Er  wird  vielfach  auf  den  reichen  humosen  Lehmböden  der  Provinz 
Sachsen  angebaut. 

Diese  Sorte  wurde  1877  durch  Haage  &  Schmidt  in  Erfurt 
hezogen. 

Manchester  Wheat.  ® 

Deutsch:  Manchester-Weizen,  gelber  Mecklenburger  Sammetweizen. 

Aehre :  blassgelb,  behaart,  etwas  locker,  mittellang,  schmal ;  Aehrchen 
1.3cm  breit,  3- und  4-kömig.  —  Stroh:  gelb,  derbwandig,  fest.  —  Frucht: 
Original  sehr  hell,  gelbrot,  mehlig;  nachgebaut:  schon  in  zwei  Ernten 
rot  und  glasig,  rundlich,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit),  halbweich, 
Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kräftig,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät,  Be- 
«tockung  stark,  5.2  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge 
120  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4.4,  Blattlänge 
20.5  cm,  Blattbreite  0.82  cm,  Blattoberfläohe  eines  Halmes  147.93  qcm, 
Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  291.93  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
16  Aehrchen  und  50  ziemlich  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  926  000 
Äuf  1  hl  (=  83  kg)  gehen. 


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320  Besonderer  Teil. 

Auf  1  qm  kommen  1000  Halme  oder  192  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  52  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29.13  qm,  und  das  Saatquantum  1.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  600  gr  und  die  Fröchte  210  gr. 

Der  Weizen  lagert  nicht  leicht,  widersteht  dem  Eost,  ist  winterfest 
und  eignet  sich  noch  für  leichtere  Böden,  z.  B.  für  den  sandigen  Lehm- 
boden. 

Der  Ertrag  betrug  in  Proskau  auf  Lehmboden: 

1944  kg  Korn,  7128  kg  Stroh,  680  kg  Spreu. 

Li  Mecklenburg,  Pommern  und  Holstein  ist  diese  Sorte  sehr  beliebt. 

Heimat:  England. 

Bicbmond's  Giant  or  Prize  Wheat  © 

Deutsch:  Richmond's  Riesen-  oder  Preisweizen. 

Aehre :  fast  weiss,  sammetig,  dicht,  sich  nach  der  Spitze  verjüngend» 
lang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  gelb,  dickwandig^ 
sehr  lang.  —  Frucht:  rot,  mehlig  und  glasig,  dick,  oval  (6  mm  lang, 
4  mm  breit,  225  Früchte  =  10  gr),  schwer,  feinschalig,  halbweich,  Bruch 
halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
Bestockung  mittelstark,  3.6  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  140  cm  (Max.  160  cm),  Halmdicke  0.43  cm,  Blattzahl  3.3, 
Blattlänge  28.75  cm,  Blattbreite  1.07  cm,  Blattoberfläche  203.02  qcm,  Halm- 
fläche 180.6  qcm,  Gesammtfläche  383.62  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  wegen  starker  Behaarung  etwas  bläulich, 
mittelfrüh  reifend,  mit  22  Aehrchen  und  60  festsitzenden  Früchten,  von 
denen   1  881  000  auf  1  hl  (=  83.6  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  430  gr  und  davon  die  Früchte  175  gr. 

Die  Stroherträge  sind  hoch,  doch  lassen  die  Eomerträge  auf  gutem 
Weizenboden  zu  wünschen. 

Heimat:  England. 

Dorking  glory.  ® 

*-  Aehre:  fast  weiss,  sammetig,  etwas  locker,  lang;  Aehrchen  1.4cm 
breit,  2-kdmig:  —  Stroh:  rötlich-gelb,  ziemlich  fest,  lang.  —  Frucht: 
rot,  glasig,  länglich,  gross  (7  mm  lang,  3V2nii'a  breit,  200  Früchte  = 
10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal;  Frühjahrsvegetation  spät,  Bestockung 
sehr  stark,  5.6  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge 
130  cm  (Max.:  150  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  3.3,  Blattlänge 
28.5  cm,  Blattbreite  0.99  cm,  Blattoberfläche  186.25  qcm,  Halmfläche 
148.2  qcm,  Gesammtfläche  334.45  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  doch  wegen  der  starken  Behaarung  etwas 
bläulich,  mittelfrüh  reifend,  mit  20  Aehrchen  und  40  Früchten,  von  denen 
1674  000  auf  1  hl  (=.83.7  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  320  gr  und  die  Früchte  143  gr. 

Für  mittlere  Weizenböden  passend,  und  auf  diesen  nicht  lagernd. 

Heimat:  England. 


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Weizensorten.  321 


BShmfscher  sammetiger  Kolbenweizen.  ® 

Syn:  Deutscli:  Weisser  Winter-Kolbenweizen  mit  sammetiger  Aebre. 
Franz:  Froment  common  sans  barbes,  velontä,  blanc;  B16 
de  Boheme;  Froment  grisätre,  6pi  velout^  (DC.  Fl. 
fr.  3.  p.  81  var.  du  Nr.  1656). 

Aebre:  scbmntzig-gelb,  sammetig,  lang,  scbmal,  sieb  verjüngend, 
grannenspitzig,  etwas  locker;  Aebrcben  1.3  cm  breit,  2-  und  3-kömig.  — 
Strob:  rötlicb-gelb  bis  orange,  ziemlicb  derb.  —  Frucbt:  goldgelb,  meblig 
und  glasig,  scbön,  ziemlicb  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  feinscbalig, 
balbweicb,  Brucb  balbmeblig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  beiderseits  scbwacb  bebaart,  kräftig,  auf- 
recbt;  Frübjabrsvegetation  ziemlicb  zeitig,  Bestockung  mittelstark,  5  Scböss- 
Unge,  spät  scbossend  und  blübend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  160  cm), 
Halmdicke  0.38  um,  Blattzabl  4,  Blattlänge  25.6  cm,  Blattbreite  0.92  cm, 
Blattoberfläcbe  eines  Halmes  188.42  qcm,  Halmfläcbe  148.2  qcm,  Ge- 
sammtfläcbe  336.62  qcm. 

Junge  Aebre  gelbgrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
20  Aebrcben  und  50  lose  sitzenden  Frücbteu,  von  denen  1845000  auf 
1  bl  (=  82  kg)  geben. 

Auf  1  qm  entfallen  900  Halme  oder  180  Pflanzen,  mitbin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  55.5  qcm,  die  Blattoberfläcbe  p.  qm  Boden- 
fläcbe  30.25  qm,  und  das  Saatquantum  1.5  bl  p.  ba. 

Es  wiegen  100  Halme  580  gr  und  davon  die  Frücbte  173  gr. 

Der  Weizen  zeigte  sieb  in  Poppeisdorf  weder  ganz  winterfest,  denn 
1870/71  winterte  er  bis  auf  einige  Pflanzen  aus,  nocb  widerstandsfäbig 
gegen  Rost  und  Lagern. 

In  Böbmen,  Süd-Deutscbland,  in  der  französiscben  Scbweiz^),  sowie 
in  Mittel-  und  Süd-Frankreicb  auf  Lebm-  und  Mergelböden  gebaut 

Weissährlger  holländischer  Weizen  mit  gelbem  Korn.  ® 

Aebre:  gelb,  sammetig,  ziemlicb  dicbt,  mittellang,  scbmal;  Aebrcben 
1.2  cm  breit,  2-kömig.  —  Strob:  gelb,  dünnwandig,  docb  fest.  —  Frucht: 
rötlicbgelb,  meblig,  länglicb  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  feinscbalig,  weich; 
nacbgebaut  meist  rot  und  balbglasig. 

Herbstblatt  blaugrün,  oberseits  sebr  kurz  bebaart,  sonst  kabl,  scbmal, 
kraus;  Frübjabrsvegetation  spät;  Bestockung  stark,  6  Scbösslinge,  spät 
scbossend  und  blübend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  160  cm),  Halmdicke 
0.38  cm,  Blattzabl  4.5,  Blattlänge  31  ein,  Blattbreite  0.95  cm,  Blattober- 
fläcbe eines  Halmes  265.05  qcm,  Halmfläche  148.20  qcm,  Gesammtfläcbe  . 
413.25  qcm. 

Junge  Aebre  blaugrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lan^,  mit 
20  Aebrcben  und  40  leicbt  ausfallenden  Frücbten,  yon  denen  2  050  000 
auf  1  bl  (=  82  kg)  geben. 

Auf  1  qm  wacbsen  800  Halme  oder  133  Pflanzen  nebinen  einen  Eaum 
yon  75.2  qcm  ein.  Die  Blattfläche  beträgt  p.  qm  Bodenfläcbe  33  qm  und 
das  Saatquantum  (Vg  Verlust)  1  bl  p.  ba. 


1)  Seringe  pg.  92.    Monogr.  d.  C^r^al.  de  la  Soisse  1818. 
Koernicke  n.  Wernor.  Handb.  d.  Gotreidebau's.  II.  21 


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822  Besonderer  Teil. 

Efl  wiegen  100  Halme  620  gr  nnd  davon  die  Früchte  170  gr. 
Der  Weizen  zeigte  eich  in  Poppeisdorf  winterfest    nnd  sowohl  gegen 
Lagern  wie  Rost  widerstandsfähig. 

Für  reiche  Alluvialböden  scheint  diese  Sorte  beachtenswert  zn  sein. 
Bezugsquelle:  Haage  &  Schmidt,  Erfurt. 

Winterweizen  Ton  Svartlo.  ® 

Aehre :  fast  weiss,  stark  behcuirt,  dicht,  sich  nach  der  Spitze  verjün- 
gend, mit  ziemlich  grossen  Zahnfortsätzen  an  den  äusseren  Spelzen,  ziem- 
lich lang;  Aehrchen  1.6  cm  breit,  Aehrchen  an  der  Basis  3 — 4-körnig,  an 
der  Spitze  nur  2-kömig.  —  Stroh:  rötlich,  derbwandig,  ziemlich  blatt- 
reich, lang.  —  Frucht  gelbrot,  meist  dunkelrot  und  glasig,  rundlich,  klein, 
(5V2  nam  lang,  4  mm  breit,  270  Früchte  =  10  gr),  etwas  grobschalig,  halb- 
weich, Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  tief  dunkelgrün,  roggenähnlich;  Frühjahrsvegetation 
mittelfrüh;  Bestockung  mittelstark,  4.6  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend 
und  blühend.  Halmlänge  135  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blatt- 
zahl 4,  Blattlänge  26.48  cm,  Blattbreite  1.07  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
226.64  qcm,  Halmfläche  162  qcm,  Gesammtfläche  388.64  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  wegen  der  starken  Behaarung  bläulich,  mit- 
telfrüh reifend,  11  cm  (Max.  14cm)  lang,  mit  22  Aehrchen  und  70  Früchten, 
welche  fest  von  den  Spelzen  umschlossen  werden  und  von  denen  2  187  000 
auf  1  hl  ( =  81  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  174  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  57.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
31  qm  und  das  Saatquantum  (Vg  Verlust)  1.2  hl  p.  ha. 

•  Es  wiegen  100  Halme    575  gr  und  davon  die  Früchte  200  gr. 

In  Poppeisdorf  winterte  dieser  Weizen  nicht  aus,  lagerte  nicht  und 
litt  nur  wenig  durch  Rost. 

Dr.  Wittmack  erhielt  diese  hochnordische  Sorte  aus  Boden  (Svartlo), 
Norbottenlän,  Schweden  und  sandte  dieselbe   1873  nach  Poppeisdorf. 

Für  einen  schweren  Lehmboden  und  rauhes  Klima  scheint  dieser 
Weizen  beachtenswert  zu  sein. 


Yarielät:  Triticum  mlgare  Delfii  Kcke. 

Aehren    sammetig,    rot;    Körner   weiss    oder   gelblich. 

Sorten: 

Mainstay-Wheai  ® 

Deutsch:  Mainstay- Weizen. 

Aehre  rotbräunlioh,  sammetig,  fast  quadratisch,  sieh  wenig  verjüngend, 
dicht,  mittellang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  meist  d-kömig.  —  Stroh:  rötlich- 


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Weizenaorteii.  323 

gelb,  blattreicli,  schön.  —  Frucht:  Original  gelblich- weiss,  mehlig  (6 mm 
lang,  4  mm  breit,  220  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  meist  glasig  und  dann 
rötlich- weiss,  voll,  schön,  rund,  196.5  Früchte  =  10  gr,  feinschalig,  halbhart, 
Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  schmal,  kraus,  beiderseits  behaart;  Frühjahrsyegetation 
spät,  Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge^  spät  schossend  und  blühend, 
Halmlänge  130  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.45  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 29.08  cm,  Blattbreite  1,19  cm,  Blattoberfläche  einesHalmes  276.88  qcm, 
Halmfläche  175,5  qcm,  Gesammtfläche  452.38  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh-reifend,  10cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  20  Aehrchen  und  60  fest  von  den  Spelzen  umschlossenen  Früchten, 
von  denen  1768000  auf  1  hl  (=85  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  kommen  740  Halme  oder  185  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  54  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
33.45  qm,  und  das  Saatquantum  (Va  Verlust)  1.6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  665  gr  und  davon  die  Früchte  260  gr. 

Es  scheint,  dass  dieser  vortrefPliche  Weizen,  der  sich  durch  Schwere 
und  Schönheit  der  Früchte,  sowie  durch  sein  festes,  steifes,  nicht  lagern- 
des und  gegen  Bost  sehr  widerstandsfähiges  Stroh  auszeichnet,  ziemlich 
winterfest  ist  und  nur  unter  sehr  ungünstigen  Witterungsverhältnissen 
leidet.  Demnach  ist  dieser  Weizen,  der  auch  auf  der  Weltausstellung  zu 
Philadelphia  prämiiert  wurde,  für  die  reichen  Alluvialböden  im  hohen  Grade 
zu  empfehlen. 

Züchter  ist  Xapitain  William  Delf  zu  Great  Bentley,  Colchester, 
England,  welcher  diese  schöne  Sorte  1869  züchtete,  und  zwar  im  Allgemei- 
nen nach  Hallet^schem  System,  doch  darin  von  letzterem  abweichend, 
dass  er  nicht  die  grössten,  sondern  die  specifisch  schwersten  Körner  zur 
Saat  benutzte,  und  zur  Erlangung  dieses  Saatgutes  eine  eigene  Sortierma- 
schine erfand. 

Der  Name  „Mainstay"  soll  wahrscheinlich  „Hauptstütze"  bedeuten, 
weil  er  der  beste  Weizen  der  Zuchten  des  Mr.  Delf  ist 

Uebersender:  Mr.  Delf. 

Trlticmn  aestiynm^  Portlcl.  Q  n.  ij) 

Aehre:  rotgrau,  sammetig,  sich  verjüngend,  grannenspitzig,  locker, 
etwas  schmal,  lang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  2 — 3-körnig.  —  Stroh:  gelb, 
fest,  ziemlich  lang.  —  Frucht:  rötlich-gelb,  glasig,  oval  (6Y2nim  lang, 
SVs^öm  breit,  190  Früchte  =  10  gr),  gross,  schön,  feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  sehr  schmal,  lang;  Bestockung  schwach, 
2  Schösslinge,  sehr  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  115  cm  (Max. 
135  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  4.8,  Blattlänge  22  cm,  Blattbreite 
0.8  cm,  Blattoberfläche  168.96  qcm,  Halmfläohe  131.1  qcm,  Gesammtfläche 
800.06  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  130  Tagen  reifend,  mit  17  Aehrchen  und 
und  48  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  596  000  auf  1  hl  (=  84  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  450  gr  und  davon  die  Früchte  180gr. 

Dieser  Weizen  lässt  sich  im  milden  Elima  auch  als  Winterweizen 
kultivieren  und  leidet  wenig  durch  Bost  und  Lagern,  sobald  der  Boden 
nicht  zu  den  sehr  reichen  Alluvialböden  gehört.  Er  wurde  1876  durch 
Dr.  Pedioino  aus  Portioi,  Italien,  dem  ökonomisch-botaniBchen  Garten 
zu  Poppelsdorf  übersandt. 


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324  Besonderer  Teil 


New  Sindh  Thoree-Wheat  O  od.  ® 

Syn.  Weisskömiger  New  Sindh  Thoree- Weizen  ans  Ostindien  über 
Eurrachee  als  Handelsware  gesandt. 
.  Aelire:  blassrot,  sammetig,  sieb  wenig  verjüngend,  schwach  grannen- 
spitzig, ziemlich  dicht,  mittellang;  Aehrohen  1.2cm  breit,  Klappen  gezahnt^ 
meist  3-kömig.  —  Stroh:  gelb,  fein,  steif,  feinhalmig.  —  Frucht:  Original 
weiss,  mehlig;  nachgebaut:  rötlich,  glasig;  klein  (6^4  mm  lang,  3^4  mm 
breit,  242  Früchte  <=  10  gr),  feinschalig,  hart,  halbmehlig. 

Junges  Blatt  sehr  hellgrün,  behaart,  aufrecht,  3  Schosslinge,  sehr 
zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  80  cm  (Max.  90  cm)  lang,  0.3  cm 
dick,  Blattzahl  3.4,  Blätter  17.5  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Biattfläohe  95.2  qcm, 
Halmfläche  72  qcm,  G-esammtfläche  167.2  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  122  Tagen,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang, 
mit  13  Aehrchen  und  32  Früchten,  von  denen  2  042  800  auf  1  hl  (  =  84  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  206  gr  und  davon  die  Früchte  117  gr. 

Als  Winterweizen  kultiviert,  zeigte  er  einen  sehr  kümmerlichen  Stand. 

Durch  Hub.  Dürselen,  Neuss  a.  Rh.,  erhalten. 


Varietät:  Triticnm  Yol^are  pyrothrii  AI. 

Aehren  sammetig,  rot;  Körner  rot. 


Sorten: 
Roter  sammetiger  Kolbenweizen.  ® 

Aehre:  rotblau,  sammetig,  sich  nach  der  Spitze  stark  verjüngend, 
ziemlich  dicht,  lang;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  meist  d-kömig.  —  Stroh: 
rötlich,  lang,  ziemlich  derb  wandig,  blattarm.  —  Frucht:  rot,  glasig,  klein, 
oval  (6  mm  lang,  3V2  mm  breit,  236  Früchte  =  10  gr),  etwas  grobscbalig, 
halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  ziemlich 
zeitig,  Bestockung  sehr  stark,  5.3  Schosslinge,  mittelfrüh  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  125  cm  (Max.  160  cm),  Ualmdicke  0.38  cm,  Blattzahl 
2.3,  Blattlänge  24.53  cm,  Blattbreite  1.09  cm,  Blattoberfläche  123  qcm, 
Halmfläche  142.5  qcm,  Gesammtfläche  265.59  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün  mit  bläulichem  Anflug,  mittelfrüh  reifend, 
10  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen  und  45  ziemlich  fest  sitzen- 
den Früchten,  von  denen  1925760  auf  1  hl  =  81.6  kg  gehen. 

Diese  ziemlich  winterfeste  Sorte  neigt  wenig  zum  Lagern,  befällt 
jedoch  sehr  leicht  und  stark  mit  Rost. 

Der  ökonomisch-botanische  Garten  zu  Poppeisdorf  erhielt  diesen 
Weizen  1871  von  Hohenheim  und  zeigte  sich  derselbe  konstant. 


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Weizensort^n.  325 

Ctolden  rongh-chaff.  ® 

Aehre:  rotgran,  sammetig,  etwas  grannenspitzig,  looker,  14  om  lang 
mit  54Früoliten;  Aehrohen  1.5  cm  breit,  S-kömig.  —  Stroh:  rötlioh-gelb 
oder  rotgran.  —  Emeht:  hellrot,  glasig,  längUoh  (7  mm  lang,  3  mm 
breit). 

Lawes  erntete  in  Rothamsted,  England,  auf  Lehmboden  im 
sechsj&hrigen  Dnreh schnitt  36  hl  p.  ha. 

Brlstol-red.  ® 

Aehre:  schmntzig-rotgran,  sammetig,  sich  stark  verjüngend,  locker, 
14  cm  lang  mit  70  Früchten;  Aehrchen  1.3  om  breit,  3-  und  4-kömig.  — 
Stroh:  rötlich-gelb.  —  Frucht:  rot,  glasig,  klein. 

Lawes  ^)  erntete  in  Rothamsted,  England,  auf  Lehmboden  im  sechs- 
jährigen Durchschnitt  36.11  hl  p.  ha. 

Early  Michigan.  0 

Syn.:  Bull-Wheat. 

Aehre:  blassrot  mit  schwach  violettem  Anflug,  kurz,  sammetig,  halb- 
locker, sich  verjüngend,  grannenspitzig,  dünn;  Aehrchen  1.3cm  breit,  2- 
und  3-kömig.  —  Stroh :  rötlich-pelb,  kurz,  steif.  —  Frucht:  Original  rot, 
meist  glasig,  schlank,  klein  (6^/2  mm  lang,  3  mm  breit,  806  Früchte  = 
10  gr);  nachgebaut:  243  Früchte  =  10  gr,  feinschalig,  hart,  Bruch 
fltahlig. 

Herbstblatt  hellgrün,  lang,  schmal ;  Entwickelung  zeitig,  2.3  Schöss- 
linge,  am  zeitigsten  von  allen  Sorten  schossend  und  blühend;  Halm 
78  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.33  dick,  Blattzahl  4.8,  Blätter  15  cm  lang, 
0.7  cm  breit,  Blattfläche  100.8  qcm,  Halmfläche  77.2  qcm,  G-esammtfläche 
178  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  am  zeitigsten  von  Allen  reifend,  7.5  cm 
(Max.  10  cm)  lang,  mit  16  Aehrchen  und  46  ziemlich  fest  sitzenden 
Früchten,  von  denen  2  692  800  auf  1  hl  (=  88  kg)  entfallen. 

Scheint  winterfest  ^  zu  sein ;  unterliegt  dem  Rost  sehr  stark;  nicht 
leicht  lagernd. 

In  den  Nordstaaten  Amerikas  gebaut. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880.  IT.  S. 

BU  seigle.  O  Q«  ® 

Syn.:  Franz.:  B16  roux  grand  grilU  (Anjou). 
Deutsch:  Roggenweizen. 

Aehre:  rotblau,  schwach  sammetig,  locker,  schmal,  lang;  Aehrchen 
1.4  cm  breit,  2-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  blattarm,  weich.  —  Frucht: 
gelbrot,  mehlig;  nachgebaut  meist  rot  und  glasig,  länglich  (7  mm  lang, 
3^3!^^  breit,)  gross,  feinschalig,   halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,    aufrecht,  breit,   dem  des  Roggens  ähnlich; 


1)  Farmer'B  Mag.  Y.  80.  1876,  pg.  433. 

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326  Besonderer  Teil. 

Frühjahrsvegetation  zeitig;  BeBtocknng  schwacli,  3.5  ScIiöBBlinge,  zeitig 
8clio88end  nnd  blühend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  150),  Halmdicke  0.38  cm, 
Blattzahl  3,  Blatüänge  24.2  cm,  Blattbreite  1.13  cm,  Blattoberfläche  eines 
Halmes  164.1  qcm,  Halmfläche  148.2  qcm,  Gesammtflache  312.3  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mit  blftnlickem  Anflug,  zeitig  reifend,  12  cm 
(Max.  15  cm)  lang,  mit  24  Aehrchen  und  50  ziemlich  fest  sitzenden 
Früchten,  von  denen  1  413  450  auf  1  hl  (=  83  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  260  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  38.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28  qm  und  das  Saatquantum  (Vg  Verlust)  2.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  580  gr  und  davon  die  Fruchte  190  gr. 

Der  Weizen  ist  nicht  winterfest,  und  das  Stroh  lagert  sehr  leicht^ 
leidet  indessen  nicht  allzusehr  durch  Best. 

In  Poppeisdorf  als  Sommerweizen  kultiviert,  erwies  er  sich  als  solcher. 

Diese  "Weizensorte  soll  noch  gut  auf  Mittelböden  gedeihen,  und 
empfahl  sie  der  Graf  von  Gourcy  unter  dem  Namen  Eoggenweizen  für 
Sandböden.  Vielfach  findet  sich  die  Kultur  dieser  Sorte  in  dem  sandigen 
Teil  des  Loirethaies  zwischen  Orleans  und  Angers. 


Varietät:  Triticmn  ynlgare  cjanotbrix  Kcke. 

Aehren   sammetig,    graublau;    Körner   weiss    oder  ffeblich. 

Sorte: 

OravblaHer  Kolbenweizen.  ® 

Aehre:  auf  rötlichem  Grunde  graublau,  stark  behaaxt,  dicht,  sich 
stark  verjüngend,  schmal,  mittellang;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  2-  und  3- 
kömig,  äussere  Spelze  mit  grannenartigem  Zahnfortsatz.  —  Stroh :  rötlich- 
gelb, ziemlich  derbwandig.  —  Frucht:  gelblich,  glasig,  länglich  (7  mm 
lang,  3V2nim  breit,  252  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  beiderseits  behaart,  ziemlich  schmal,  kraus; 
Frühjahrsvegetation  zeitig,  Bestockung  stark,  5  Schösslinge,  mittelfrüh 
schossend  und  blühend.  Halmläuge  140  cm  (Max.  160  cm),  Halmdicke 
0.37  cm,  Blattzahl  2.3,  Blattlänge  22.33  cm,  Blattbreite  1.01  cm,  Blatt- 
oberfläche 103.73  qcm,  Halmfläche  155.4  qcm,  Gesammtflache  259.13  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  9  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mittelfrüh  reifend, 
mit  22  Aehrchen  und  55  Früchten  von  denen  2116  800  auf  1  hl  (= 
84  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  340  gr  und  davon  die  Früchte  137  gr. 

Dieser  "Weizen  zeigt  wenig  Neigung  zum  Lagern,  befällt  jedoch 
leicht  mit  Rost,  auch  ist  er  nicht  ganz  winterfest. 


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Weizensorten.  827 


B.  Bartweizen.  Aristatum  AI. 
Varietät:  Triticmi  ynlgare  graecnm  Ecke. 

Aeliren  kahl,  weiss;  Körner  weiss  oder  gelblich. 

Sorten: 

ShirrefTs  bearded  White.  ®  il  © 

Franz.:  BU  blanc  Shirreff. 

Deutsch:  ShirrefF's  weisser  Bartweizen. 

Aehre:  schwach  rötlich- weiss,  sich  wenig  verjüngend,  dünn,  mittel- 
lang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  2-  und  3-kömig ;  Grannen  fast  weiss,  ge- 
spreizt, 10  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb  bis  orange,  lang,  kräftig.  — 
Pmcht:  gelblich- weiss,  mehlig  und  glasig;  nachgebaut:  grösstentheils 
Mehligkeit  bewahrt,  sehr  schön,  rundlich  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  210 
Früchte  =  10  gr),  sehr  schwer  und  feinschalig,  weich. 

Herbstblatt  gelbgrtin,  beiderseits  behaart,  etwas  schmal;  Frühjahrs- 
vegetation mittelfrüh,  Bestockung  mittelstark,  4.4  Schösslinge,  spät 
schossend  und  blühend.  Balmlän^e  140  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke 
0.4  cm,  Blattzahl  4.6,  Blattlänge  30.5  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattober- 
fläche eines  Halmes  280.6  qcm,  Halmfläche  168  qcm,  Gesammtfläche 
448.6  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  9  cm  (Max.  12  cm)  lang, 
mit  18  Aehrchen  und  45  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  806  000  auf  1  hl  (=  86  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  182  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raam  für  eine  Pflanze  55  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Oberfläche 
85.8  qm  und  das  Saatquantum   1.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  628  gr  und  die  Früchte  200  gr. 

Als  Sommerweizen  angebaut,  erwies  er  sich  als  solcher. 

Dieser  schöne  Weizen,  der  nicht  leicht  lagert  und  fast  rostfrei  bleibt, 
ist  als  Winterweizen  leider  selbst  für  West-Deutschland  noch  zu  weich- 
lich. In  Poppeisdorf  gelang  seine  Kultur  als  Sommerweizen  vortrefflich, 
und  ist  er  als  solcher  wohl  zu  beachten.  Der  Sommerweizen  besitzt 
eine  sehr  schöne,  doch  etwas  kleinere  Frucht,  denn  erst  320  Früchte 
wiegen  10  gr. 

Züchter  ist:  Mr.  Shirreff,  Mungowells,  Haddingtonshire,  Schottland. 

Cape  wheat.  ©  ~u.  ® 

Syn:  Franz.:    B16   du   cap;    nach  Yilmorin    identisch  mit:    B16 
barbu  Pictet  (Desvaux). 
Deutsch:  Weisser  Bartweizen  vom  Cap. 
Aehre:  fast  weiss,  sich  verjüngend,  locker;  Aehrchen  1.5  cm  breit, 
8-  und  4-kömig,  3-grannig,  mittelste  Granne  kurz,  Klappen  mit  ziemlich 


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328  Besonderer  Teil. 

langen  Chrannenepitzen,  Grannen  blassgelb,  gespreizt,  8  cm  lang,  ziemlich 
leicht  abbrechend.  —  Stroh:  bellgelb,  sehr  derbwandig,  doch  hohl,  fest. — 
Fracht:  blassgelb,  mehlig;  nachgebaut:  rötlich,  glasig,  eingefallen,  sehr 
schön,  länglich  (7  mm  lang,  3%  nim  breit,  225  Früchte  =10  gr),  schwer, 
feinschalig,  halbweich,  halbmehiig. 

Blätter  und  Halme  dunkelgrün,  3  SchÖsslinge,  zeitig  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  115  cm  (Max.  135  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blatt- 
zahl 4,  Blattlänge  34.3  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattoberfläche  eines 
Halmes  219.52  qcm,  Halmfläche  131.1  qcm,  Gesammtfläche  350.62  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  130  Tagen  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm) 
lang,  mit  14  Aehrchen  und  45  ziemlich  leicht  ausfallenden  Früchten,  von 
denen  1  890  000  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  33.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
31.5  qm,  und  das  Saatquantum  (V^  Verlust)  2.4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  420  gr  und  davon  die  Früchte  170  gr. 

In  Poppeisdorf  gedieh  dieser  Weizen  vortrefflich,  das  Stroh  lagerte 
nicht  und  blieb  fast  rostfrei. 

In  Frankreich  gehört  diese  Sorte  zu  den  besten  Sommerweizen  und 
wird  im  Süden  auch  als  Winterweizen  gesäet,  doch  degeneriert  dieselbe  in 
Nord-Frankreich  sehr  leicht.  Durch  Commodore  Perry  kam  diese  wohl 
ursprünglich  französische  Sorte  vom  Cap  der  guten  Hoffnung,  nach  den 
Südstaaten  der  Union  und  wird  dort  jetzt  vielfach  kultiviert. 

Für  trockne,  kalkreiche  Lehmböden  im  milden  Klima  ist  dieser 
Weizen  entschieden  von  Bedeutung. 

Bezugsquelle:  Vilmorin  &  Andrieux,  Paris. 

Hicbigan-Wiek.  ® 

Aehre:  rötlich- weiss,  unter  mittellang,  sich  verjüngend,  etwas  locker; 
Aehrchen  meist  3-körni^  und  2-grannig ;  Grannen  hell,  gespreizt,  bis  7  cm 
lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  unter  mittellang.  —  Frucht:  Original 
weiss,  meist  mehlig,  schlank,  klein  (7  mm  lang,  3V4  nim  breit,  320 
Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  glasig,  grösser,  221  Früchte  =  10  gr) ; 
feinschalig,  halb  weich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  fein,  kraus;  Entwickelüng  spät,  3  SchÖss- 
linge, mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm  100  cm  (Max.  115  cm) 
lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.6,  Blätter  16.3  cm  lang,  0.8  cm  breit, 
Blattfläohe  120  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  G-esammtfläche  210  qcm. 

Junge  Aehire  bläulich-grün,  mittelfrüh  reifend,  9  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  19  Aehrchen  und  57  ziemlich  leicht  ausfallenden  Früchten,  von 
denen  2  816  000  auf  1  hl  (=  88  kg)  entfallen. 

Winterfest,  doch  stark  rostig. 

Heimat:  Vereinigte  Staaten. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880. 

Jenning's  White.  ® 

Aehre:  weiss,  fast  quadratisch,  sich  ein  wenig  verjüngend,  dicht, 
unter  mittellang;  Aehrchen  3-kömig,  -S-grannig,  doch  mittlere  Granne 
meist  kürzer;  Grannen  hell,  fast  aufrecht,  6V2  o^i  Isjig.  —  Stroh:  gelb, 
fest,    unter    mittellang.    —    Frucht:    Original  fast    weiss,   mehlig,    oval 


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Weizentorten.  329 

(eVtinm  lang,  3  mm  breit,  320  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  glasig, 
nur  wenige  mehlig,  grösser,  196  Früchte  =  10  gr,  schön,  feinschalig, 
weich. 

Herbstblatt  hellgrün,  gross,  aufrecht;  Entwickelung  zeitig,  3  Sohöss- 
linge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm  100  cm  (Max.  115  cm) 
lang,  0.3  cm  breit,  Blattzahl  4.6,  Bl&tter  16.8  cm  lang,  0.88  cm  breiig 
Blattfläche  136  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammtfläche  226  qcm. 

Jnnge  Aebre  bläulich-grün,  ziemlich  zeitig  reifend,  9  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  21  Aehrchen  und  60  Früchten,  von  denen  2  832  000  auf  1  hl 
(=r  88.5  kg)  entfallen. 

Nicht  ganz  winterfest  und  auffallend  stark  durch  Rost  leidend. 

Heimat:  Vereinigte  Staaten. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880. 

White  Rogers.  ® 

Aehre:  fast  weiss,  kurz,  sich  verjüngend,  etwas  locker;  Aehrchen 
3-kömig,  3-grannig,  Klappen  gezahnt;  Grannen  hell,  gespreizt  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  unter  mittellang,  steif.  —  Frucht:  Original  fast  weiss,  mehlig, 
einige  glasig,  sehr  schön,  oval  (6  mm  lang,  3Y2  mm  breit,  268  Früchte 
=  10  gr);  nachgebaut:  glasig,  ein  wenig  grösser,  213  Früchte  =  10 gr, 
sehr  schwer,  feinschalig,  halbhart,  halbmehlig. 

Herbstblatt  hellgrün,  gross,  aufrecht;  Entwickelung  zeitig,  3.2  Schöss- 
linge,  spät  schossend  und  blühend,  Halm  100  cm  (Max.  110  cm)  lang, 
.0.3  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  15.2  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche 
97.3  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammtfläche  187.3  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  ziemlich  zeitig  reifend,  8  cm  (Max.  9  cm) 
lang,  mit  19  Aehrchen  und  55  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
2  412  000  auf  1  hl  (=  90  kg)  entfallen. 

Winterfest,  nicht  leicht  lagernd,  doch  stark  dem  Bost  ausgesetzt. 

In  den  Vereinigten  Staaten  kultiviert. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880. 

Post-Wheat,  © 

Aehre:  blassgelb,  kurz,  sich  verjüngend,  ziemlich  dicht;  Aehrchen 
S-kömig,  3-grannig,  Klappen  mit  Zahn;  Grannen  hell,  gespreizt.  —  Stroh: 
blassgelb,  unter  mittellang,  weich.  —  Frucht:  Original  blassgelb,  mehlig, 
oder  glasig,  schlank  (7  mm  lang,  8  mm  breit,  265  Früchte  ==  10  gr); 
nachgebaut:  grösser,  178  Früchte  =  lOgr,  sehr  schön,  feinhalmig,  halb- 
hart, halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  ziemlich  fein,  aufrecht;  Entwickelung  ziem- 
lich zeitig,  4  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend;  Halm  100  cm 
(Max.  110  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  21  cm  lang, 
1.1  cm  breit,  Blattfläche  184.8  qcm,  Halmfläche  99  qcm,  Gesammtfläche 
283.8  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  ziemlich  zeitig  reifend,  8  cm  (Max.  9  cm) 
lang,  mit  17  Aehrchen  und  48  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
2  226  000  auf  1  hl  (=  84  kg)  entfallen. 

Winterfest,  neigt  zum  Rost. 

In  den  Yereinigten-Staaten  kultiviert. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880. 


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33Ö  Besonderer  Teil. 


Sanford-Wheat  ® 

Aehre:  fast  weiss,  kurz,  ziemlich  dicht,  sich  verjÜDgend ;  Aehrchen 
meist  S-körnig,  3-grannig,  Klappen  mit  Zahn,  1.3  cm  breit;  Ghrannen  hell, 
ziemlich  gespreizt,  bis  6Y2  ^^  ^ang«  —  Stroh;  rötlich-gelb,  steif,  unter 
mittellang.  —  Frucht:  Original  fast  weiss,  mehlig,  oval,  klein  (5  mm 
lang,  3  mm  breit,  300  Früchte  =  10  gr  ;  feinschalig,  weich;  nach- 
gebaut: rötlich,  glasig,  grösser,  221   Früchte  =  10  gr. 

Herbstblatt  hellgrün,  ziemlich  aufrecht,  mittelgross;  Entwiokelung 
zeitig,  3.2  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend ;  Halm  100  cm  (Max. 
110  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  15  cm  lang,  0.9  cm 
breit,  Blattfläche  118.8  qcm,  Halmfläche  99  qcm,  Gesammtfläche  217.8  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  mittelfrüh  reifend,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang, 
mit  18  Aehrchen  und  50  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  670  000 
auf  1  hl  (=  89  kg)  entfallen. 

Winterfest,  nicht  leicht  lagernd,  doch  leicht  rostig. 

Kultiviert  in  der  mittleren  Eegion  der  Vereinigten  Staaten. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880. 

Sio  Grande  Spring- Wheat.  Q 

Aehre:  weiss,  8 — 10  cm  lang.  —  Stroh:  blass-gelb,  bis  1  m  hoch.  — 
Frucht:  hellrot,  klein,  glasig. 

Durch  von  Gerold  1855  aus  "Wisconsin  U.  S.  an  das  preussische 
Landes-Oek.-Colleg.  eingesandt. 

White  Californian.  ©  u.  ® 

Syn:  Deutsch:  Californischer  weisser  Bartweizen. 
Spanisch:  Trigo  de  California. 

Aehre:  blassgelb,  locker,  breit,  mittellang;  Aehrchen  1.5  cm  breit, 
3-kömig  Spindel  zähe,  Aehre  nicht  leicht  abbrechend ;  Grannen  ab- 
ßtebendy  zähe.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  derbwandig,  fest,  mittellang.  — 
Frucht:  Original  weiss,  mehlig,  sehr  schön,  gross;  nachgebaut:  meist 
hellrötlich  und  glasig,  wenige  weiss  und  mehlig  (7^2  ™ni  lang,  4  mm 
breit,  185  Früchte  =  10  gr),  auffallend  schwer,  feinschalig,  weich,  Bruch 
halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sehr  schmal,  kraus ;  Frühjahrsvegetation  zeitig» 
Bestockung  sehr  stark,  6  Schösslinge  (bei  Sommersaat  nur  2  Schösslinge)« 
Der  Habitus  der  Pflanzen  der  Sommer-  und  Wintersaat  wich  nicht  von 
einander  ab  und  zeigte  sich,  wie  folgt: 

Halmlänge  120  cm  (Max.  135  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  4, 
Blattlänge  23  cm,  Blattbreite  0.9  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
164.4  qcm,  Halmfläche  133.2  qcm,  Gesammtfläche  297.6  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  als  Sommersaat  betrug 
die  Vegetationsdauer  124  Tage,  9  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  16  Aehr- 
chen und  50  Früchten,  von  denen  1  665  000  auf  1  hl  ( =  90  kg)  ent- 
fallen. 

Die  Wintersaat  war  in  Poppeisdorf  nicht  winterfest,  auch  litt  der 
Weizen,  obgleich  er  nicht  lagerte,  ziemlich  hochgradig  durch  Bost. 
Femer  ergab  sich,  dass  er  nach  3jährigem  Anbau  schon  beträchtlich  im 


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WeizenBorten.  331 

Eom  und  Strob  degeneriert  war,  bo  dass  er  die  Hoffnung  nicht  erfüllte» 
zu  welcher  die  Schönheit  seiner  Früchte  berechtigte. 

Es  wiegen  100  Halme  550  gr  und  davon  die  Früchte  215  gr. 

Für  einen  kalkreichen  Lehmboden  und  ein  mildes  Klima  scheint 
er  sehr  empfehlenswerth  zu  sein. 

üebersender:  Landrat  a.  D.  Thilmany  zu  Bonn,  der  ihn  von  seinem 
Sohn  aus  Califomien  erhielt,  und  von  Gülich,  der  ihn  1880  aus  Chile 
an  das  landw.  Museum  in  Berlin  einsandte,  welches  Proben  nach  Foppeis- 
dorf  abgab. 

Trigo  candealense,  Madrid.  O 

Aehre:  gelblichweiss,  mittellang,  dünn,  locker;  Aehrchen  2-  und 
3-kömig,  mit  2  langen  und  1  kurzen  Granne,  Grannen  gelb,  bis  10  cm 
lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fein,  fest,  mit  markigem  Rande  (trotzdem 
nicht  zu  Trit.  durum  zu  stellen).  —  Frucht:  Original  gelblich-weiss, 
mehlig;  nachgebaut:  im  ersten  Jahre  meist  rötlich  und  glasig,  gross 
(8  mm  lang,  4  mm  breit),  sehr  schwer,  schön,  feinschalig,  halbhart,  Bruch 
halbmehlig. 

Halme  blaugrün,  2.5  Schösslinge;  Halmlänge  100  cm  (Max.  130  cm), 
Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  26.75  cm,  Blattbreite  0.94  cm, 
Blattoberfläche  eines  Halmes  201.2  qcm,  Halmfläche  99  qcrm,  Gesammt- 
fläche  300.2  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  131  Tagen  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm) 
lang,  mit  16  Aehrchen  und  40  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
1  630  000  auf  1  hl  (=  85.8  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  ciine  Pflanze  25  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30  qm,  und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  3.7  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  420  gr  und  davon  die  Früchte  170  gr. 

Dieser  Weizen  zeigte  selbst  in  dem  kühlen  Sommer  1879  einen 
prächtigen  Stand,  und  scheint  für  trockne  bündige  Böden  im  milden  Klima 
als  Sommerweizen  beachtenswert  zu  sein,  zumal  das  Stroh  fast  rostfrei 
blieb  und  wenig  zum  Lagern  neigte. 

Dieser  Weizen  wird  in  Spanien,  namentlich  in  Murcia,  als  Sommer- 
weizen gebaut. 

üebersender:  Dr.  Wittmack,  der  den  Samen  auf  der  Wiener 
Weltausstellung  1873  erhielt. 

Orano  gentile  bianco  dei  Toscani.  (s) 

S  y  n. :  Bartweizen  aus  Livomo. 

Aehre:  rötlich-weiss,  sich  etwas  verjüngend,  ziemlich  dicht,  mittel- 
lang, etwas  schmal;  Aehrchen  1.4  cm  breit,  2 — 3-kömig;  Grannen  blass- 
gelb, abstehend.  —  Stroh  :  rötlich-gelb,  sehr  fest.  —  Frucht :  meist  hell- 
rötlich und  glasig,  wenige  mehlig  und  weiss,  rundlich  (6  mm  lang,  4  mm 
breit,  212  Früchte  =  10  gr),  schön,  sehr  feinschalig,  hart,  Bruch  halb- 
mehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  lang,  aufrecht,  Frühjahrs  Vegetation  zeitig; 
Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  110  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke  0.35  cm,  Blattzahl  3.8, 
Blattoberfläche  eines  Halmes  142.35  qcm,  Halmfläche  115.5  qcm,  Gosammt- 
jOäche  257.85  qcm. 


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332  Besonderer  TeiL 

Junge  Aebre  bläulicb-grün,  mittelfrüb  reifend,  9  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  18  Aebrcben,  nnd  45  lose  sitzenden  Frachten,  von  denen  1  770  200 
auf  1  hl  (==  83.5  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  250  Pflanzen,  mitbin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  40  qcm,  die  Blattflftche  p.  qm  Bodenfläche 
25.79  qm    und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  2.1  hl  p.  ba. 

Es  wiegen  100  Halme  500  gr  und  davon  die  Früchte  210  gr. 

Das  Stroh  ist  fest  und  widerstandsfähig  gegen  Eost,  der  Weizen 
nicht  winterfest. 

Bezugsquelle:  Ausstellung  zu  Mailand  1881  u.  ök.-bot.  Garten  zu 
Halle. 

BU  du  Caaease  barba.  0  n.  ® . 

Syn.:  Franz.:  BU  du  Caucase  am61ior6.     (Verbessert    durch  Vil- 
morin-Vater). 
Engl.:  Caucasian- Wheat. 

Deutsch:  Kaukasischer-  oder  verbesserter  kaukasischer  Bart- 
weizen. 

Aebre:  blassgelb,  fast  weiss,  aufrecht,  ziemlich  dicht,  lang;  Aehrchen 
1.7  cm  breit,  3-  und  4-kömig;  Grannen  blassgelb,  wenig  gespreizt,  bis 
9.5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  ziemlich  blattreich;  Spelzen  hart  und 
dick.  —  Frucht:  Original  graulich-weiss,  ziemlich  mehlig,  sehr  gross; 
nachgebaut:  rötlicb-gyelb,  glasig,  länglich  (8  mm  lang,  4  mm  breit,  165 
Früchte  =  10  gr),  etwas  eingefallen,  halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrön,  breit,  kräftig,  ziemlich  aufrecht;  Friihjahrs- 
vegetation  mittelfrüh,  Bestockung  stark,  5.4  Schösslinge,  mittelfrüh 
schossend  und  blühend;  Halmlänge  130  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke 
0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  33.3  cm,  Blattbreite  1.18  cm,  Blattober- 
fläche eines  Halmes  314.64  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  Gesammtfläche 
470.64  qcm. 

Junge  Aebre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  18  Aehrchen  und  60  ziemlich  festsitzenden  Früchten,  von  denen 
1  369  500  auf  1  hl  (=  83  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  kommen  800  Halme  oder  148  Pflanzen,  mithin  nimmt 
eine  Pflanze  einen  Baum  von  68  qcm  ein ;  die  Blattfläche  beträgt  p.  qm 
Bodenfläche  37.6  qm,  und  das  Saatquantum  1.6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  554  gr  und  davon  die  Früchte  185  gr. 

Dieser  Weizen  zeigte  sich  in  Poppeisdorf  nicht  winterfest,  doch, 
zeitig  gesäet,  als  Sommerweizen  kultivierbar.  Er  neigt  etwas  zum  Lagern, 
leidet  aber  wenig  vom  Rost. 

Nach  Heuz6  wurde  er  1820  vom  Kaukasus  nach  Frankreich  ein- 
geführt; durch  Vilmorin  Vater  verbessert  und  weiter  verbreitet.  Im 
Allgemeinen  ist  dieser  Weizen  nicht  produktiv  und  als  Winterweizen  be- 
reits für  Nordfrankreich  zu  weich. 

Bartweizen  aas  Zaracos,  Griechenland.  0 

Aebre:  blassgelb  mit  rötlichem  Schimmer,  lang,  sehr  locker,  schmal; 
Aehrchen  1.2  cm  breit,  3'k$rnig;  Qrannen  rötlich- weiss,  9  cm  lang.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  dickwandig,  mittellang.  —  Frucht:  gelblich-weiss, 
mehlig;    nachgebaut:   meist  rötlich  und  glasig,    länglich  (7V2  ^^  lang, 


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Weizensorten.  333 

3  mm  breit,  198  Früchte  =  10  gr),  schwer,  schön,  feinschalig,  halbhart, 
Bruch  halbmehlig. 

Herbßtblatt  gelbgriin,  breit,  aufrecht,  Bestockung  mittelstark,  5  Schöss- 
linge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  110  cm  (Max.  180  cm), 
Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  24.7  cm,  Blattbreite  1.23  cm; 
Blattoberfläche  eines  Halmes  242.72  qcm,  Halmfläche  125.4  qcm,  Gesammt- 
fläche  368.12  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig  reifend,  11  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit 
14  Aehrchen  und  40  festsitzenden  Früchten,  von  denen  1702  800  auf 
1  hl  (=  86  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  180  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  55.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Oberfläche 
33.12  qm  und  das  Saatquantum  (^/g  Verlust)  1.6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  350  gr  und  davon  die  Früchte  130  gr. 

Dieser  Weizen  ist  nicht  winterfest  und  degeneriert  leicht,  doch  zeigte 
er  gegen  Lagern  und  Rost  eine  bedeutende  Widerstandsfähigkeit. 

Als  Sommerweizen  1878  ausgesäet,  verhielt  er  sich  wie  Winter- 
weizen, während  er  in  dem  kühlen  Sommer  1879  merkwürdigerweise  er- 
folgreich als  Sommerweizen  kultiviert  wurde. 

Für  Deutschland  hat  sein  Anbau  wohl  kaum  Bedeutung,  da  seine 
Ansprüche  an  das  Klima  sehr  hoch  sind. 

Dieser  Weizen  wurde  1869  vom  preussischen  landw.  Ministerium 
zur  Prüfung  nach  Poppeisdorf  überwiesen. 


Weisser,  kahler  Bartweizen  yon  Karystos,  Eaboea, 
Griechenland.  Qu.® 

Aehre:  weiss  oder  gelblich,  etwas  locker,  lang,  sich  wenig  ver- 
jüngend; Aehrchen  1.2  cm  breit,  meist  2-kömig;  Grannen  fast  weiss, 
wenig  gespreizt.  —  Stroh :  rötlich-gelb,  sehr  derbwandig,  blattreich,  mittel- 
lang. —  Frucht:  meist  rötlich  und  glasig,  wenige  weiss  und  mehlig,  lang 
(772  mm  lang,  3V2  nim  breit,  185  Früchte  ==  10  gr),  schön,  sehr  fein- 
schfdig,  halbbart,  Bruch  halbglasig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  schmal,  aufrecht;  Frühjahrs  Vegetation  zeitig, 
Bestockung  mittelstark,  4  Sprosse,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge  HO  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge 
24  cm,  Blattbreite  1.01  cm,  Blattoberfläche  193.92  qcm,  Halmfläche 
122.1  qcm,  Gresammtfläche  316.02  qcm. 

Aehre  zeitig  reifend,  mit  16  Aehrchen  und  30  sehr  fest  in  den 
Spelzen  sitzenden  Früchten,  von  denen  1517  000  auf  1  hl  (=  82  kg) 
gehen. 

Die  Herbstsaat  ist  wenig  winterfest. 

Im  Frühjahr  gesäet,  zeigte  dieser  Weizen  den  nämlichen  Habitus, 
jedoch  eine  sehr  schwache  Bestockung  (2  Schösslinge  pro  Pflanze). 

Das  Stroh  befallt  stark  mit  Kost,  lagert  jedoch  nicht  leicht. 

Importeur  und  üebersender  ist  die  Samenhandlung  Itzenplitz  & 
Co.,  Köln. 

Ftir  Deutschland  hat  sein  Anbau  keine  Bedeutung. 


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334  Besonderer  TeiL 


Griechischer  Sommerweizen  yon  Atalanti.  O 

Aehre:  blassgelb,  fast  weiss,  etwas  locker,  sicli  yerjüngenci,  mittel- 
lang, dünn;  Aehrcben  1.2  cm  breit,  meist  3-kömig,  S-grannig  (eine 
Granne  kurz);  Grannen  fast  weiss,  zähe,  gespreizt,  9  cm  lang.  —  Stroh: 
goldgelb,  sehr  derbwandig.  —  Frucht;  gelblich- weiss,  mehlig ;  nachgebaut: 
wenige  rötlich  und  glasig,  lang,  schmal,  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit, 
200  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  Bruch  halbmehlig,  halbhart. 

Halme  gelbgrün,  2.4  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend; 
Halmlänge  80  cm  (Max.  85  cm),  Halmdicke  0.23  cm,  Blattzahl  8,  Blatt- 
länge 24  cm,  Blattbreite  0.78  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  112.32  qcm, 
Halmfläche  55.2  qm,  Gesammtfläche  167.52  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  125  Tagen  reifend,  9  cm  (Max.  11  cm) 
lang,  mit  14  A ehrchen  und  40  sehr  festsitzenden  Früchten,  von  denen 
1  600  000  auf  1  hl  (=  80  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  330  gr  und  davon  die  Früchte  110  gr. 

In  Poppeisdorf  befriedigte  der  Stand  nicht,  auch  zeichnete  er  sich 
mehrere  Jahre  durch  seine  grosse  Empfänglichkeit  für  Rost  aus. 

Für  Deutschland  hat  diese  Sorte  keine  Bedeutung. 

Weisser  begrannter  Winterweizen  ans  Serbien.  © 

Aehre:  fast  weiss,  mittellang,  sich  stark  verjüngend,  sehr  locker; 
Aehrchen  meist  3-körnig,  3-grannig,  mittlere  Granne  kurz;  Grannen  hell, 
gespreizt,  bis  9  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb  bis  violett,  unter  mittel- 
lang,  steif.  —  Frucht:  Original  fast  weiss,  mehlig,  klein,  rundlich  (6  mm 
lang,  3V2  ni"^  breit,  280  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  rötlich,  glasig, 
grösser  189  Früchte  =  10  gr,  in  der  Form  sehr  verändert,  feinschalig, 
weich. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  fein,  niederliegend;  Entwickelung  ziemlich 
zeitig,  3.3  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm  110  cm 
(Max.  120  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  3.5,  Blätter  18.3  cm  lang, 
-0.8  cm  breit,  Blattfläche  102.5  qcm,  Halmfläche  108.9  qcm,  Gesammtfläche 
211.4  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  Antheren  rot,  zeitig  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm) 
lang,  mit  16  Aehrchen  und  45  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  408  000 
«uf  1  hl  (=  86  kg)  entfallen. 

Echter  Winterweizen,  winterfest,  nicht  leicht  lagernd,  fast  rostfrei. 

Bezugsquelle:  Prof.  Pantsohitsch,  Belgrad. 

Tarkestaniseher  weisser  Sommer-Weizen  aas  Wjernoje, 
am  Fasse  des  Ala-Taa«  Q 

Aehre :  gelb,  locker,  sich  etwas  verjüngend,  kurz,  schmal ;  Aehrchen 
1.3  cm  breit,  meist  3-kömig;  Grannen  hellgelb,  7  cm  lang.  —  Stroh: 
Tötlich-weiss,  sehr  feinhalmig,  kurz,  blattarm.  —  Frucht:  Original  rein 
weiss,  länglich,  mehlig,  prachtvoll  (7  mm  lang,  3V2  ^^^  breit,  220  Früchte 
=  10  gr);  nachgebaut:  meist  glasig  und  diese  dann  rötlich,  sonst  kon- 
stant geblieben,    feinschalig,  halbhart,  halbmehlig. 

Blatt  hellgrün,  aufrecht,  breit,  beiderseits  behaart,  sehr  zeitig 
«chossend  und  blühend^  1.8  Schösslinge;  Halmlänge  85  cm  (Max.  100  cm), 


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Weizensorteo.  335 

Halmdicke  0.28  cm,  Blattzahl  3.6,  Blattlänge  20.3  cm,  Blattbreite  0.6  cm, 
Blattoberfläche  eines  Halmes  87.7  qcm,  Halmfläche  71.4,  Gesammtfläche 
159.1  qcm. 

Aehre  in  130  Tagen  reifend,  8.5  cm  (Max.  10  cm)  lang,  mit  14 
Aehrchen  nnd  40  Früchten,  von  denen  1  760  000  auf  1  hl  (=  80  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  330  gr  und  davon  die  Früchte  160  gr. 

Dieser  Weizen  zeigte  keine  Neigung  zum  Lagern,  dagegen  geringe 
Widerstandsfähigkeit  gegen  Eost.  Als  Winterweizen  kultiviert,  erfror  er 
fast  vollständig. 

Durch  Fetisow  gesammelt,  wurde  er  durch  E.  Eegel  1879  an 
den  ök.-bot.  Garten  zu  Poppeisdorf  gesandt. 

Weisser  Weizen  ans  dem  Thal  des  Joldns,  Tnrkestan.  O 

Aehre:  blassgelb,  sich  wenig  verjüngend,  breit,  ziemlich  dicht, 
mittellang;  Aehrchen  1.4  cm  breit,  3-  und  4-kömig,  5-grannig,  da  auch 
die  Klappen  ebenso  lange  Grannen  als  die  Spelzen  besitzen;  Grannen  ge- 
spreizt, bis  10  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  hohl,  fest,  kaum  mittel- 
lang. —  Frucht:  rötlich-gelb,  glasig,  wenige  mehlig,  stark  eingefallen, 
gross,  länglich  (7  mm  lang,  3V2  ^^  breit,  228  Früchte  =  10  gr),  fein- 
schalig,  halbhart,  halbmehlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  beiderseits  behaart,  aufrecht,  3  Schösslinge, 
spät  schoBsend  und  blühend.  Halme  95  cm  (Max.  105  cm)  lang,  0.3  cm 
dick,  Blattzahl  4,  Blätter  14  cm  lang,  0.73  cm  breit,  Blattfläche  83.51  qcm, 
Halmfläche  85.5  qcm,  Gesammtfläche  169.01  qcm. 

Junge  Aehre  blaagrün.  in  120  Tagen  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm) 
lang,  mit  17  Aehrchen  und  55  festsitzenden  Früchten,  von  denen  1  892  400 
auf  1  hl  (=  83  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  433  gr  und  davon  die  Früchte  191  gr. 

Dieser  Weizen  wurde  durch  den  Reisenden  Fetisow  gesammelt, 
und  durch  E.  Regel  1879  dem  ök.-bot.  Garten  zu  Poppeisdorf  übersandt. 


Weisser  Bartweizen  ans  Perslen.  © 

Aehre:  fast  weiss,  aufrecht,  dünn,  sich  verjüngend,  mittellang,  sehr 
locker;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  B-kdmig,  3-grannig,  Klappen  lang,  gezahnt; 
Grannen  7.5  cm  lang,  gespreizt.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  feinhalmig,  steif, 
Innenrand  markig. — Frucht:  rötlich-weiss,  meist  glasig,  rundlich  (6 V4  mm 
^^^^Si  3V4  mm  breit,  240  Früchte  =  10  gr),  feinsohalig,  hart,  halb- 
stahlig. 

Junges  Blatt  bläulich-grün,  oberseits  kurz  behaart,  aufrecht,  sehr, 
zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  75  cm  (Max.  85  cm)  lang,  0.3  cm 
dick,  Blattzahl  3.6,  Blätter  19.8  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche 
114.05  qcm,  Halmfläche  67.5  qcm,  Gesammtfläche  181.55  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  reift  in  120  Tagen,  7  cm  (Max.  9  cm)  lang, 
mit  26  Früchten,  von  denen  2  068  800  auf  1  hl  (=  86.2  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  230  gr  und  davon  die  Früchte  109  gr. 

Erhalten  durch  die  Rotterdam'sche  Stoom-rystpeel  Meelmolen  1877. 


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336  BeBonderer  Teil. 

Weisser  Bartweicen  ans  Calcntta.  Q 

# 

Aelire:  fast  weiss,  kurz,  sehr  locker;  Aehrcben  1.5  cm  breit,  2-  und 
S-kömig;  Grannen  etwas  gespreizt,  9  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  feinhal- 
mig.  —  Frucht:  Original  weiss,  glasig  und  mehlig,  rundlich,  klein  (6  mm 
lang,  4  mm  breit,  255  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  konstant  geblieben, 
feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Blatt  hellgrün,  oberseits  behaart,  aufrecht,  breit,  1.5  Schösslinge, 
sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  85  cm  (Max.  100  cm), 
Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge  20.3  cm,  Blattbreite  0.88  cm, 
Blattoberfläche  eines  Halmes  107.18  qcm,  Halmfläclie  76.5  qcm,  Gesammt- 
fläche  183.68  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrtin,  in  127  Tagen  reifend,  mit  14  Aehrchen 
und  35  ziemlich  festsitzenden  Früchten,  von  denen  2  065  500  auf  1  hl 
(=81  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  300  gr  und  davon  die  Früchte  130  gr. 

In  Poppeisdorf  zeigte  sich  dieser  Weizen  stark  rostig  und  etwas 
lagernd. 

üebersender:  Kotterdam^sche  Stoom-rystpeel  en  Meelmoolen. 

Für  Deutschland  scheint  er  ohne  Bedeutung  zu  sein. 

Delhie- Weizen  ans  Ostindien.  O  n.  ® 

Aehre:  blassgelb,  ziemlich  dicht,  kurz:  Aehrchen  1.3  cm  breite 
3-kömig,  3-grannig;  Granne  hell,  gespreizt,  7.o  cm  lang.  —  Stroh:  gelb^ 
steif,  sehr  kurz.  —  Frucht:  weiss,  mehlig,  oder  hellrötlich  und  glasig, 
länglich  (6Y2  nini  lang,  3  mm  breit,  224  Früchte  =  10  gr),  schwer,, 
schön,  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halb  mehlig. 

Blätter  gelblich-grün,  beiderseits  kurz  behaart,  3  Schösslinge,  sehr 
zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  55  cm  (Max.  75  cm)  lang,  0.25  cm 
dick,  Blattzahl  3,  Blätter  13.3  cm  lang,  0.6  cm  breit,  Blattfläche  47.88  qcm,. 
Halmfläche  40.25  qcm,  Gesammtfläche  88.13  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  sehr  zeitig,  in  HO  Tagen  reifend,  6  cm 
(Max.  8  cm)  lang,  mit  11  Aehrchen  und  30  Früchten,  von  denen  1  948  800^ 
auf  1  hl  (=  87  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  181  gr  und  davon  die  Früchte  100  gr. 

Als  Winterweizen  kultiviert  kam  er  nur  kümmerlich  durch  den 
Winter.     £r  leidet  sehr  stark  durch  Bost. 

Durch  Hub.  Dür seien,  Neuss  a.  Rh.,  1879  erhalten. 


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WeizeDBorten. 


837 


YarietSt:  Triticum  mlgare  erythrospermnm  Ecke. 

Aehren  kahl,  weiss;  Körner  rot. 


Sorten: 

Tietorla  Sommerweizen.  O 

Engl.:  Victoria  red  Spring. 

Franz.:  B16  de  Yictoria;  BIS  de  la  Trinitö;  B16  d«s  lies  Barbades; 
B16  Yictoria  de  Mars ;  BI6  de  soixante-dix  joors ;  B16  de 
la  Colombie;  B16  de  Caracas. 

Aehre:  goldgelb,  sieb  etwas  verjüngend,  locker,  mittellang;  Aehrcben 
1.5  cm  breit,  3-  nnd  4-körnig  und  grannig,  zwei  Grannen  lang,  zwei 
kurz,  Klappen  mit  sehr  langen  Grannenspitzen;  Grannen  hellrötlicb-gelb, 
abstehend,  bis  1 3  cm  lang,  nicht  leicht  abbrechend.  —  Stroh :  gelb,  fein- 
halmig,  sehr  derbwandig,  fest,  mittellang.  —  Frucht:  gelbrot,  mehlig; 
nachgebaut:  dunkelrot^  gla^sig,  etwas  eingefallen  (7  mm  lang,  8^^  ^t^ 
breit),  sehr  schwer,  feinhalmig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Blätter  blaugrün,  aufrecht,  2.5  Schösslinge,  spät  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  115  cm  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  4, 
Blattlänge  24  cm,  Blattbreite  0.62  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
119.04  qcm,  Halmfläche  103.5  qcm,  Gesammtfläche  222,54  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  140  Tagen,  also  spät  reifend,  10  cm 
(Max.  13  cm)  lang,  mit  14  Aehrcben  und  50  ziemlich  festsitzenden  Früchten, 
von  denen  2165000  Früchte  auf  1  hl  (=  86  6  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  1300  Halme  oder  520  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  19.2  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28.86  qm  und  das  Saatquantum  3.6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  450.gr  und  davon  die  Früchte  150  gr. 

Für  Südeuropa  auf  Lehmboden  eignet  sich  dieser  Weizen  besser 
zur  Kultur  als  in  Deutschland,  für  dessen  Klima  er  zu  zart  ist. 

Nach  Heuz6  soll  diese  Sorte  in  70  Tagen  ausreifen,  sehr  wenig 
ergiebig  sein  und  leicht  degenerieren,  während  sich  in  Poppeisdorf  der 
Weizen  als  spätreif  und  ergiebig  erwies.  Zur  Kontrolle  Hessen  wir  von 
Yilmorin  &  Andrieux,  Paris,  frische  Saat  kommen,  die  sich  jedoch 
genau  so  verhielt,  wie  die  bisher  angebaute. 

Das  Stroh  lagerte  in  Poppeisdorf  nicht  leicht,  befiel  jedoch  sehr 
stark  mit  Rost. 

Dieser  Weizen  wurde  durch  A.  von  Humboldt  bei  Yictoria  in  der 
Provinz  Caracas,  Yenezuela,  unter  10^  3'  nördl.  Breite  und  in  einer  Höhe 
von  500 — 600  m  gefunden  und  wegen  seiner  Ergiebigkeit  und  Frühreife, 
denn  er  reifte  hier  in  seiner  Heimat  in  70 — 75  Tagen,  zum  Anbau 
empfohlen. 

Der  Garteninspector  E.  Otto^),  der  in  den  30er  Jahren  die  Provinz 


1)  Eldenaer  Arohiv  pg.  76.  1856. 
Soernicke  u.  Wern«r»  Handb.  d.  Getreidebau's  II. 


22 

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338  Besonderer  Teil. 

Caracas  bereiste,  sandte  von  diesem  Weizen  an  Jüblke,  in  Eldena, 
der  ibn  weiter  verbreitete.  In  England  Hess  sieb  Dr.  Hamilton^)  in 
Plymoutb  1834  von  Sir  E.  K.  Porter  Samen  scbicken  nnd  verteilte 
denselben  in  kleinen  Quantitäten,  so  z.  B.  erbielt  P.  Lawson,  der  an- 
erkannt grösste  Samenbändler  jener  Zeit,  125  Körner. 

Goldgelber  Winter- Bartweizen.  ® 

Aebre:  gelb,  mit  rötlicbem  Sebimmer,  mittellang,  sebr  locker,  sieb 
verjüngend;  Aebrcben  scbmal,  1  cm  breit,  2-körDig;  Grannen  bell,  fast 
aufrecbt,  bis  7  cm  lang.  —  Strob :  rötlicb-gelb,  unter  mittellang,  weicb.  — 
Frucbt:  rot,  glasig,  längliob,  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit,  190  Frücbte 
=  10  gr),  feinscbalig. 

Herbstblatt  gelbgrtin,  scbmal,  niederliegend;  Vegetation  zeitig,  Be- 
stockung  stark,  5.4  Scbösslinge;  Halm  HO  cm  (Max.  135  cm)  lang,  0,87 
cm  dick,  Blattzabl  3.3,  Blätter  27.32  cm  lang,  0.86  cm  breit,  Blattfläcbe 
155.1  qcm,  Halmfläcbe  122.1  qcm,  Gesammtfläcbe  277.2  qcm. 

Junge  Aebre  gelbgrtin,  zeitig  reifend,  10  cm  (Max.  12  cm)  lang, 
mit  30  festsitzenden  Frücbten,  von  denen  1647300  auf  1  bl  (=  86.7  kg) 
entfallen. 

Kicbt  ganz  winterfest,  stark  durcb  Lagern  und  Rost  leidend. 

Ziemlicb  ausgedebnt  in  Korddeutscbland  kultiviert. 

Sommer-Blnmenweizen . 

Aebre:  blassgelb,  sieb  verjüngend,  etwas  locker,  dünn;  Aebrcben 
2-  und  3-kömig,  1.4  cm  breit,  2- und  3-grannig,  davon  eine  kurz,  Grannen 
blassgelb,  bis  10cm  lang.  —  Strob:  gelb,  fest,  feinbalmig.  —  Frucbt: 
scbön,  gelbrot,  meist  meblig,  wenige  glasig  und  rot,  klein  (6  mm  lang, 
3  mm  breit,  244  Frücbte  =  10  gr),  feinscbalig,  balbweicb,  Brucb  balb- 
mebüg. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  scbmal,  lang,  2.8  Scbösslinge,  zeitig 
Bcbossend  und  blübend.  Halmlänge  120  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke 
0.28  cm,  Blattzabl  3,  Blattlänge  21.7  cm,  Blattbreite  0.88  cm,  Blattober- 
fläcbe  114.58  qcm,  Halmfläcbe  100.8  qcm,  Gesammtfläcbe  215.38  qcm. 

Junge  Aebre  gelbgrün,  in  130  Tagen  reifend,  9  cm  (Max.  11  cm)  lang. 

Strob  nicbt  l^icbt  lagernd,  docb  durcb  Eost  leidend. 

Es  wiegen  100  Halme  354  gr  und  davon  die  Frücbte  172  gr. 

Sommerweizen  yon  Ton  Lftngsdorff.  O 

Aebre:  rötlicb-gelb,  dünn,  etwas  locker,  lang;  Aebrcben  1.5  cm 
breit,  3-kömig,  3-grannig,  Mittelgranne  kurz;  Grannen  rötlicb-gelb,  zäbe, 
gespreizt,  bis  9  cm  lang.  —  Strob:  rötlicb-gelb,  fest,  kräftig,  lang.  — 
Frucht:  rot,  glasig,  etwas  eingefallen,  sebr  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit), 
feinscbalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  scbmal,  lang;  2  Scbösslinge,  mittelfrüb 
schossend  und  blübend.     Halm  135  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.4  cm  dick. 


1)  Loudon*8  Gardener's  Mag.  Vol.  IX,  pg.  700. 

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Weisensorten.  339 

Blattzahl  3.5,  Blätter  26.3  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche  165.69  qcm, 
Halmfläclie  162  qcm,  GcBammtfläche  327.69  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  reift  in  123  Tagen,  12  cm  (Max.  15  cm) 
lang,  mit  50  sebi*  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1619  000  auf 
1  hl  (=  85.2  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  450  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  4.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  503  gr  und  davon  die  Früchte  191  gr. 

Für  reichen  Kiederungsboden  ist  dieser  gegen  Eost  und  Lagern  sehr 
widerstandsfähige  Weizen  zu  empfehlen. 

Zborower- Weizen.  0 

Aehre:  blassgelb,  mit  rötlichem  Schimmer,  sich  stark  verjüngend, 
locker;  Aehrchen  meist  2-kömig,  2-grannig,  1.2  cm  breit;  Grrannen  hell, 
gespreizt,  bis  5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  unter  mittellang,  fein, 
fest.  —  Frucht:  rot,  glasig,  lang,  gross  (8V2  ™bi  lang,  4  mm  breit), 
grobschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  aufrecht,  breit ;  Entwickelung  zeitig,  2  Schöss- 
linge,  sehr  zeitig  schossend,  mittelfrüh  blühend;  Halm  100  cm  (Max. 
115  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.2,  Blätter  17  cm  lang,  0.8  cm 
breit,  Blattfläche  114.2  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammtfläche  204.2  qcm. 

Aehre  spät  reifend,  9  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  13  Aehrchen  und 
26  Früchten,  von  denen  1  hl  (=  77  kg)  wiegt. 

Ein  sehr  mittelmässiger  in  Zborow,  Böhmen,  gezüchteter  Weizen, 
welchen  wir  1880  durch  das  preussische  landw.  Ministerium  erhielten. 

Boode  Tarwe  Bowarige  Tiel^  Provinz  Gelderland^ 
Holland.  ® 

Identisch  sind:  Boode  Tarwe  Roozendahl  und  Haarlemermeer. 

Aehre:  gelb,  sich  verjüngend,  locker,  ziemlich  breite  lang;  Aehrchen 
1.6  cm  breit,  2-  und  3-kömig;  Grrannen  gelblich-weiss,  abstehend.  — 
Stroh:  gelb,  fest,  derbwandig.  —  Frucht:  rot,  meist  glasig,  wenige  gelb- 
rot und  mehlig,  länglich,  klein  (6V2  mm  lang,  3  mm  breit,  233  Früchte 
=  10  gr),  feinschalig,  halbweich,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  schwach  behaart,  ziemlich  breit,  aufrecht; 
Frühjahrsvegetation  mittelfrüh,  Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halmlänge  130  cm  (Max.  150  cm), 
Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4.2,  Blattlänge  30  cm,  Blattbreite  0.94  cm, 
Blattoberfläche  eines  Halmes  228.48  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  Qesammt- 
fläche  384.48  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün  mit  bläulichem  Anflug,  mittelfrüh  reifend, 
12  cm  (Max.  18  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen  und  50  nicht  leicht  ausfallen- 
den Früchten,  von  denen  1957200  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  kommen  800  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
4er  Baum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30.72  qm  und  das  Saatquantum  (73  Verlust)  1.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  700  gr  und  davon  die  Früchte  270  gr. 

Dieser  schöne  Weizen  erwies  sich  in  Poppeisdorf  vollständig  winter- 
fest, lagerte  nur  wenig,  und  wurde  nur  geringfügig  mit  Eost  befallen. 

Für  reiche  Weizenböden  ist  dieser  Weizen  wohl  zu  beachten. 

Bezugsquelle:  Dampfmühle  in  Rotterdam. 


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340  Besonderer  Teil. 

Ungarischer  Wlnterweizen  ® 
und  Ungarischer  Sommerweizen«  O 

Verbesserte  Form:  Mokry-Weizen. 

Aehre:  rötlich-gelb,  dünn,  sieb  nach  der  Spitze  verjüngend,  ziemlich 
diobt;  Aebrcben  1.1cm  breit,  2-  und  d-kömig:  jedes  Aebrcben  mit  2 
Yollentwickelten  nnd  einer  verkümmerten  Granne,  Grannen  gelb,  mässig^ 
gespreizt,  bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  rötlicb-gelb,  fest,  steif,  dflnnbalmig, 
blattarm,  mittellang.  —  Fmcht:  hellrot,  meist  glasig,  wenn  mehlig,  so 
gelbrot,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit,  340  Früchte  =  10  gr),  schwer, 
sehr  feinschalig,  meist  hart,  Brnch  stahlig. 

Herbstblatt  blangrün,  sehr  fein,  krans,  niederliegend.  Frühjahrs- 
vegetation nicht  vorschnell;  Bestocknng  mittelstark,  4.5  Schösslinge.  Beim 
Sommerweizen  ist  das  Blatt  dunkelgrün  nnd  schmal,  Bestocknng  ziemlich 
stark,  3  Schösslinge. 

Bei  der  stark  treibenden  Kraft  des  nngarischen  Frühjahrs  vollendet 
sich  die  Vegetation,  also  Schossen,  Blühen,  Reifen  verhältnismässig  zeitig. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  Spelzen  und  Klappen  rot  umrandet,  reif 
8  cm  lang,  enthält  beim  Banater  Weizen  14  A ehrchen  und  30  Früchte. 

Die  gelbährigen  begrannten  ^otkömigen  Landweizen  Ungarns  scheinen 
sämmtlich  aus  einem  gemeinsamen  Typus  hervorgegangen  zu  sein  und 
weichen  sehr  wenig  in  ihrer  Beschaffenheit  von  einander  ab,  wie  dies 
schon  der  Steppencharakter  bedingt.  Als  Typus  des  ungarischen  Weizens 
ist  der  Banater  anzusehen  und  die  geringen  Abweichungen  anderer  Sorten 
ergeben  sich  aus  nebenstehender  Uebersicht. 

Eine  sehr  grosse  Uebereinstimmung  der  in  Poppeisdorf  gebauten 
Sorten  mit  dem  Original-Banater  ist  hiernach  nicht  zu  verkennen,  denn 
sie  unterscheiden  sich  von  ihm  nur  durch  grössere  Kömer  und  üppigeren 
Habitus,  eine  Folge  des  feuchteren  Klimas  und  kultivierteren  Bodens. 
Femer  unterscheiden  sich  auch  in  Ungarn  die  in  den  feuchteren  Gebirgs- 
gegenden wachsenden  Sorten,  z.  B.  der  sog.  nord-ungarische,  Füleker  etc.,. 
dadurch,  dass  sie  mehligere,  weichere  Kömer  und  üppigeren  Habitus  be- 
sitzen, von  den  in  den  Steppengegenden  gebauten  Sorten,  so  zeichnen  sich 
vorzugsweise  der  Banater-  und  Theissweizen  durch  kleine,  harte,  kleber- 
reiohe  Körner  aus,  weshalb  sich  auch  diese  Weizen  als  vorzüglich  back- 
fähige Exportweizen  eines  hohen  Bufes  erfreuen. 

Sämmtliohe  Sorten  sind  vollkommen  winterfest,  lagern  nicht  leicht 
und  leiden  wenig  durch  Bost. 

Der  Banater- Weizen  ist  nun  von  Mokry  ^)  zu  Gerendds  im  Beke- 
scher  Comitat,  Poststation  Ap&cza,  veredelt  worden  und  hat  derselbe  darüber,, 
um  allen  Anfragen  zu  genügen,  1875  in  ungarischer  Sprache  eine  Schrift, 
welche  bei  Ludwig  Aigner  in  Budapest  erschienen  ist,  veröffentlicht. 

Mokry  sucht  seinen  Weizen  so  zu  vervollkommnen,  dass  er  unter 
gleichen  Verhältnissen  einen  bedeutend  höheren  Ertrag  als  der  gewöhn- 
liche liefert  Wie  uns  Herr  Mokry  mitteilte,  gleicht  sein  Veredelungs- 
verfahren dem  Hallet's,  nur  mit  der  Abweichung,  dass  mehr  Bücksicht 
auf  die  Länge  und  den  Fruchtreichtum  der  Aehre,  als  auf  die  Bestocknng 
genommen  werde. 

Die  Veredelung  geschieht  nun  in  der  Weise,  dass  sehr  vollkommene 


1)  Vergl.  Landw.  Jahrb.  1880.    Werner,  Studienreise  darch  Ungarn. 

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342  Besonderer  Teil. 

Aehren  des  gewöhnlichen  Weizens  ausgesucht  und  von  diesen  wieder  die 
besten  Eömer  ansffelesen  und  auf  einer  tief  umgegrabenen  und  stark  ge- 
düngteji  Parzelle  (ca.  50  qkm)  in  einfüssiger  Beüienentfemung  und  sechs- 
zölliger  Entfernung  in  der  Reihe  ausgesäet  und  die  Zwischenräume  im 
Laufe  der  Vegetationsperiode  zweimal  behackt  werdeu. 

Die  besten  Körner  aus  den  längsten  Aehren  dieser  Parzelle  werden 
nun  im  nächsten  Jahre  in  derselben  Weise  ausgesäet  und  bildet  diese 
Parzelle  dann  die  erste  Pflanzschule. 

Sämmtliches  Saatgut  dieser  ersten  Pflanzschule  wird  dann  im  Herbst 
auf  ähnlich  gut  vorbereitetem  Boden  (8  Joch  k  1100  Quadratklafter)  in 
einfttssiger  Entfernung  ausgedrillt,  so  dass  sich  die  Aussaat  per  Joch 
auf  7  1  stellt,  und  im  Frühjahr  ebenfalls  behackt.  Der  Ernteertrag  hier- 
von gelangt  nun  wiederum  unter  gleicher  Kultur  zur  Aussaat,  nur  dass 
etwas  enger  gedrillt  wird,  indem  25  1  per  Joch  entfallen. 

Die  dritte  Pflanzschale  liefert  nun  das  Saatgut  für  die  gewöhnliche 
Aussaat,  zu  welcher  der  Acker  auf  4  bis  6  Zoll  gepflügt  und  die  übliche 
Aussaat  beim  gewöhnlichen  Weizen  von  50—60  Ltr.  per  Joch  mit  der 
dreizehnreihigen  Drillmaschine  bewirkt  wird.  Das  Behacken  f&llt 
hier  fort. 

Dieses  von  Mo  kr  y  seit  15  Jahren  verfolgte  Verfahren  hat  zu  über- 
raschenden Erfolgen  geführt  und  kommen  Landwirte  aus  nah  und  fem, 
um  sich  nicht  bloss  den  Weizen  in  der  Pflanzschule,  sondern  auch  auf  dem 
Felde  anzuseheui  und  um  den  Unterschied  recht  Hervortreten  zu  lassen, 
ist  gewöhnlicher  Weizen  neben  veredeltem  kultiviert.  Ln  Jahre  1875 
besuchte  auf  Veranlassung  des  Ackerbau-Ministeriums,  das  Herrn  Mokry 
aus  freien  Stücken  für  das  Unternehmen  eine  jährliche  Staatsbeihülfe  von 
000  fl.  gewährt  hat,  eine  Kommission  der  landwirtschaftlichen  Gesellschaft 
des  Bekescher  Komitats  die  Felder,  und  eine  eingehende  Untersuchung 
ergab,  dass  durchschnittlich  eine  Aehre  des  veredelten  Weizens  46.6 
Körner  und  eine  solche  des  unter  gleichen  Verhältnissen  angebauten  ge- 
wöhnlichen Weizens  nur  28.3  Kömer  enthielt,  ein  Erfolg  der  ausserordent- 
lich ist,  und  auf  das  ganze  Land  berechnet,  einen  sehr  bedeutenden  Mehr- 
ertrag in  Aussicht  stellen  würde,  vorausgesetzt,  dass  auch  die  Kulturver- 
hältnisse überall  entsprechende  wären,  doch  beweist  dieses  Beispiel  sehr 
schlagend  die  Notwendigkeit  der  Anwendung  des  allerbesten  Saatguts, 
zur  Erzielung  hoher  Durchschnittserträge. 

In  Folge  der  Veredelung  verlängerte  sich  die  Aehre,  so  dass  sie 
von  anfänglich  18  Aehrchen  in  der  Aehre  auf  32  kam,  und  anstatt  der 
bisherigen  3  Körner  sich  in  den  besten  Aehrchen  häufig  fünf  Kömer 
entwickelten.  Entsprechend  länger  und  stärker  wurden  auch  Halm  und 
Blätter. 

Li  dem  Steppenklima  Ungarns  scheint  aber  gerade  dieser  üppige 
Wuchs,  da  er  Spätreife,  also  eine  Verlängerung  der  Vegetationsperiode 
veranlasst,  diese  Veredelang  in  Frage  zu  stellen.  In  Pflanzschale  I.  ver- 
längerte sich  die  Vegetationsperiode  um  14  Tage,  in  IL  um  10  Tage,  in 
III.  um  8  Tage  und  bei  dem  üblich  dicht  gesäeten  Weizen  um  6  Tage. 
Diese  6  Tage  werden  aber  nicht  selten  dem  Weizen  verderblich,  weil  ge- 
rade zur  Beifezeit  im  Steppenklima  häufig  sengende  Hitze  eintritt,  durch 
welche  die  Körner  vor  der  Ausreife,  also  vorzeitig  zusammenschrumpfen 
und  leichter  werden;  nun  verschlingt  aber  ein  Jahr,  in  welchem  der 
veredelte  Weizen  total  zusammenschmmpft,  wiedemm  den  Mehrertrag 
vieler  Jahre.  Leider  ist  nun  die  Umwandlung  zu  einer  frühreifen  Sorte 
einem  Verzicht  auf  die  bisher  errungenen  Vorteile  gleich  zu  setzen. 


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Weizensorten.  343 

Für  das  S^eppenklima  ist  deshalb  dieser  veredelte  Mokrj- Weizen 
-weniger  zu  empfehlen,  als  für  das  etwas  feuchtere  Klima  der  Gebirgs- 
gegenden, indem  hier  eine  Yerzögemng  der  Keife  weniger  schadet,  und 
in  der  Tbat  haben  wir  vielfach  diese  Methode  in  den  Gebirgsgegenden, 
so  nm  Fülek  verbreitet  gefanden,  während  die  Landwirte  der  Ebene  das 
Verfahren  zum  Teil  verwerfen. 

Bnrch  die  Yeredelnng  vergrössert  sich  auch  das  Korn,  was  jedoch 
eine  Yerringerang  der  Qualität  nach  sich  zieht,  indem  ans  dem  harten 
Banater Weizen  ein  weicherer  erzeugt  wird,  der  weniger  kleberreich  ist. 
Da  nun  aber  zur  Erzeugung  backfahigen  Mehles  der  kleberreiche  Weizen 
der  Steppen  zur  Vermischung  mit  den  westeuropäischen  Sorten  'sehr  er- 
wünscht ist,  so  verliert  derselbe  als  Exportwaare  an  Wert,  sobald  sich 
der  Kleberreichtum  vermindert. 

Diese  ungarischen  Landweizen  werden  fast  ausschliesslich  in  der 
Ebene  und  vielfach  in  den  Gebirgsgegenden  Ungarns  gebaut. 

Wallachischer  Weizen.  ® 

Syn.:  Franz.:  B\i  rouge  roumain. 

Aehre:  blassgelb,  sich  verjüngend,  locker,  dönn;  Aehrchen  1.3  cm 
breit,  2- und  3-körnig;  Grannen  hell,  gespreizt,  bis  8  cm  lang.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  ziemlich  blattreich..  —  Frucht:  rot,  glasig,  länglich,  klein 
(6V2Bam  lang,  SViBambreit,  237  Früchte  ^=  lOgr),  feinscbalig,  schwer, 
hart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  110  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke  0.35  cm,  Blattzahl  3.7, 
Blattlänge  25.68  cm,  Blattbreite  0.91  cm,  Blattoberfläche  172.2  qcm,  Halm- 
fläche 115.5  qcm,  Gesammtoberfläche  287.7  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  16  Aehrchen  und  35  Früchten,  von  denen  2061 900  auf  l  hl  (=  87  kg) 
gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  1200  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  33.3  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 34.5  qm  und  das  Saatquantum  2.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  326  gr  und  davon  die  Früchte  172  gr. 

Auf  hochkultiviertem,  reichem  Boden  lagert  dieser  Steppenweizen 
leicht,  winterfest. 

Vaterland:  Rumänien. 

Diese  Weizensorte  ist  sehr  nahe  mit  dem  Banater  Weizen  verwandt. 

Froment  d*Afrique.  © 

Aehre:  hellgelb,  zuweilen  mit  schwach  rötlichem  Schimmer,  lang, 
sich  wenig  verjüngend,  etwas  locker;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  meist 
3-kömig;  Grannen  hell,  gespreizt,  bis  10  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb, 
fest,  blattarm,  lang.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig,  nach  erster 
Tracht  fast  Alles  glasig  und  rot,  länglich  (7  mm  lang,  3V2  mm  breit,. 
230  Kömer  =10  gr),  etwas  eingefallen,  sehr  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  fein,  kraus,  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh, 
Bestockung  mittelstark,  4.2  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  120  om  (Max.  145  cm),  Halmdicke  0.34  cm,  Blattzahl  3,  Blatt- 


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344  Besonderer  Teil. 

länge  24.77  cm,  Blattbreite  0.93  cm,  Blattoberfläohe  18.8.24  qcm,  Halm- 
fläobe  122.4  qcm,  Gesammtfläcbe  260.64  qcm. 

Jnnge  Aebre  blangrtin,  mittolfrüb  reifend,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang, 
mit  18  Aebreben  nnd  50  ziemlicb  festsitzenden  Frticbten,  von  denen 
1994100  anf  1  bl  (=  86.7  kg)  geben. 

Es  wiegen  100  Halme  403  gr  nnd  davon  die  Frticbte  194  gr.  Das 
Strob  lagert  selten,  ancb  ist  dieser  Weizen  winterfest 

Er  wurde  1870  dnrcb  die  Fürstin  Wied  als  eine  in  Bnmänien  ge- 
baute Weizensorte  dem  biesigen  5konomiscb- botanischen  G-arten  über- 
mittelt. 

Sebr  nabe  dem  Banater  Weizen  verwandt. 


BU  Bab.  ® 

Aebre :  blassgelb,  fast  weiss,  mittellang,  ziemlicb  dick,  docb  etwas 
looker;  Aebreben  1.4  cm  breit,  meist  3 -kömig;  Grannen  gelb,  wenig  ge- 
spreizt, bis  10  cm  lang.  —  Strob:  rötlicb-gelb,  fest,  wenig  blattreicb, 
lang.  —  Frucbt:  Original  gelbrot,  meblig,  schon  in  erster  Tracht  glasig, 
etwas  eingefallen,  oval,  ziemlich  gross  {V/2  mm  lang,  4  mm  breit,  189 
Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  halbhart,  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  fein,  kraus;  Frühjahrsvegetation  zeitig,  Be- 
stockung  schwach,  3.9  Scbösslinge,  zeitig*  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 125  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzabl  3.3,  Blattlänge 
23.7  cm,  Blattbreite  0.86  cm,  Blattoberfläcbe  134.51  qcm,  Halmfläcbe 
138.75  qcm,  Gesammtfläcbe  273.26  qcm. 

-Junge  Aebre  blaugrün,  zeitig  reifend,  9  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
14  Aebreben  und  45  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
1619730  auf  1  hl  (=  85.7  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  400  gr  und  davon  die  Früchte  196  gr. 

Dieser  Weizen  lagert  nicht  leicht  und  ist  ziemlich  winterfest. 

Er  wurde  1870  durch  die  Fürstin  Wied  als  eine  in  Bumänien 
gebaute  Weizensorte  dem  hiesigen  ökonomisch-botanischen  Garten  über- 
mittelt. 

Sebr  nahe  dem  Banater  Weizen  verwandt. 


Froment  de  Tiflis.  ® 

Aebre:  blassgelb,  fast  weiss,  sich  verjüngend,  locker,  mittellang; 
Aebreben  meist  3-körnig ;  Grannen  fast  weiss,  gespreizt,  bis  9  cm  lang.  — 
Stroh :  rötlich-gelb,  fest.  —  Frucbt :  Original  gelbrot,  meblig,  später  auch 
glasig  und  rot,  länglich  (7  mm  lang,  3  V2  mm  breit,  215  Früchte  =  10  gr), 
schwer,  sehr  feinschalig,  balbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sebr  fein,  kraus;  Frühjahrsvegetation  ziemlicb 
zeitig,  Bestockung  mittelstark,  4.7  Scbösslinge,  ziemlicb  zeitig  schossend 
und  blühend.  Halmlänge  115  cm  (Max.  135  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blatt- 
zabl 3,  Blattoberfläche  115.2  qcm,  Halmfläche  103.5  qcm,  Gesammtfläcbe 
.  218.7  qcm. 

Junge  Aebre  blaugrün,  ziemlicb  zeitig  reifend,  9  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  15  Aebreben  nnd  40  ziemlich  festsitzenden  Früchten,  von  denen 
1870500  auf  1  hl  (==  87  kg)  geben. 

Es  wiegen  100  Halme  330  gr  und  davon  die  Früchte  161  gr. 


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Weizensorten.  345 

Da  dieBer  Weizen  winterfest  und  frühreif  ist,  so  darf  er  als  vor- 
treffliober  Steppenweizen  gelten,  auch  lagert  er  nicht  auf  trocknem  Lehm- 
"boden.     Sein  Mehl  wird  sehr  geschätzt. 

Er  wurde  1870  durch  die  Fürstin  Wied  als  eine  in  Rumänien  ge- 
l)aute  Weizensorte  dem  hiesigen  ökonomisch -botanischen  Garten  über- 
mittelt. 

Sehr  nahe  dem  Banater  Weizen  verwandt. 

Weizen  (Jarica)  aas  Serbien.  O 

Syn:  Triticum  vemum,  Serbien. 

Aehre:  fast  weiss,  sich  stark  verjüngend,  dünn,  ziemlich  locker, 
kurz;  A ehrchen  3-kömig,  3-grannig,  mittlere  kurz,  1  cm  breit;  Grannen 
hell,  gespreizt,  bis  8  cm  lang,  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kurz,  steif.  — 
Frucht:  Original  rot,  glasig,  sehr  kleinkörnig  (387  Früchte  =  10  gr, 
5  mm  lang,  3  mm  breit);  nachgebaut:  grösser,  278  Früchte  =  10  gr, 
feinscbalig,  hart,  Bruch  stahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  fein,  kurz  aber  dicht  behaart,  zeitig  schossend 
und  blühend,  2.4  Schösslinge;  Halm  80  cm  (Max.  95  cm)  lang,  0.23  cm 
dick,  Blattzahl  4,  Blätter  1 4.3  cm  lang,  0.6  cm  breit,  Blattiääche  68.6  qcm, 
Halmfläche  55.2  qcm,  Gesammtfläohe  123.8  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mit  15  Aehrchen  und  42  lose  sitzenden 
Früchten. 

In  115  Tagen  reifend. 

Bezugsquelle:  Prof.  Pantschitsch  Belgrad,  Serbien. 

Weissähriger  roter  Bartweizen  aus  Kastamonl^  Tärltel^ 
Klein- Asien.  O  Q«  ® 

Aehre :  fast  weiss,  sehr  schmal,  locker ;  Aehrchen  1  cm  breit,  meist 
2-kömig;  Grannen  hell,  bis  9  cm  lang,  wenig  gespreizt.  —  Stroh:  gelb, 
dünnwandig,  feinhalmig.  —  Frucht:  rot,  glasig,  länglich  (7  mm  lang, 
8Y2  n^™  breit,  210  Körner  =  10  gr),  feinscbalig,  halbhart,  halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sehr  fein,  kraus ;  Frühjahrsvegetation  mittel« 
früh,  Bestockung  sehr  stark,  8.3  Schösslinge,  zeitipr  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  110  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke  0.28  cm,  Blattzahl  3.3, 
BlaUlänge  21.H8  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattoberfläche  114.44  qcm,  Halm- 
fläche 92.4  qcm,  Gesammtfläohe  206.84  qcm. 

Als  Sommerweizen  gesäet,  schosste,  blühte  und  reifte  er  mittelfrüh,  stand 
kräftig  und  schön  und  der  Halm  erreichte  eine  Maximallänge  voii  185  cm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  9  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  18  Aehrchen  und  36  Früchten,  von  denen  1806000  auf  1  hl 
(=  86  kg)  gehen. 

£s  wiegen  100  Halme  der  Wintersaat  350  gr  und  davon  die  Früchte 
160  gr. 

Das  Stroh  lagert  ziemlich  leicht,  bleibt  jedoch  rostfrei. 

Dieser  Weizen  ist  nicht  winterfest,  so  erfror  derselbe  in  Poppels- 
4orf  1870/71  vollständig. 

Heimat:  die  Umgegend  der  Stadt  Kastamuni  im  Pontischen  (jrebirgo 
650  m  tt.  M.,  in  Elein-Asien  gelegen. 


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346  Besonderer  Teil. 


Welssfthrlger  roter  Bartweizen  ans  Haffkani,  Türkei.  ® 

Aelire:  blasegelb,  fast  weiss,  sich  verjüngend,  locker;  Aehrchen 
1.4  cm  breit,  2-  nnd  d-körnig;  Grannen  fast  weiss,  gespreizt,  bis  8  cm 
lang.  —  Strob:  gelb,  weich.  —  Fmcht:  rot,  meist  glasig,  gross,  plump, 
eingefallen  (1^1^  mm  lang,  4  mm  breit,  185  Kömer  =  10  gr),  etwas 
grobschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig, 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  niederliegend;  Frühjahrsvegetation 
mittelfrüh;  Bestockung  mittelstark,  4.6  Schösslinge,  spät  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blatt- 
zahl 2.3,  Blattlänge  26.23  cm,  Blattbreite  0.92  cm,  Blattoberfläche  111  qcm^ 
Halmfläche  148.2  qcm,  Gresammtfläche  259.2  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrtin,  spät  reifend,  11  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit 
17  Aehrchen  und  40  ziemlich  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1631000 
auf  1  hl  (=  86  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  320  gr  und  davon  die  Früchte  163  gr. 

Das  Stroh  zeigt  Neigung  zum  Lagern,  daher  sich  diese  Sorte  nur 
für  leichtere,  kalkreiche  Böden  eignet,  auch  verlangt  sie  ein  mildes 
Klima. 

Das  landwirtschaftliche  Ministerium  schickte  diesen  Weizen  1869 
zur  Prüfung  ein. 

Oelb&hriger  roter  Bartweizen  ans  Bigha, 
Klein- Asien.  O  Q*  0 

Aehre :  weiss  mit  schwachrötlichem  Schimmer,  sich  etwas  verjüngend^ 
sehr  locker,  mittellang;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  meist  2-kömig;  Grannen 
blassgelb,  abstehend,  bis  8  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  feinhalmig,  weich» 
mitteUang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  länglich  (7  mm  lang,  3Y2  mm  breit, 
220  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
Bestockung  schwach,  3  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 115  cm  (Max.  135  cm),  Halmdicke  0.28  cm,  Blattzahl  3,  Blatt- 
länge 21.66cm,  Blattbreite  0.86cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  111.78qcm, 
Halmfl&che  96.6  qcm,  Gesammtfläche  208.38  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  frühreif,  9  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  16 
Aehrchen  und  30  festsitzenden  Früchten,  von  denen  1914000  auf  1hl 
(=  87  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  330  gr  und  davon  die  Früchte  150  gr. 

Als  Sommerweizen  kultiviert,  zeigte  er  sich  als  solcher. 

Für  Deutschland  ist  dieser  Weizen  zu  weichlich,  lagert  zu  leicht 
und  ist  nicht  genügend  ertragreich. 

Champlain.  O 

Aehre:  fast  weiss,  sich  verjüngend,  aufrecht,  locker,  mittellang; 
Aehrchen  meist  3-kömig  und  3-grannig,  Mittelgrannen  kurz ;  Grannen  fast 
weiss,  gespreizt,  bis  7  cm  lang.  —  Stroh:  goldgelb,  fest,  kaum  mittel- 
lang. —  Frucht :  meist  rot,  glasig,  wenn  mehlig,  so  rötlich-gelb,  rundlich, 
klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit,  289  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  halb- 
hart, Bruch  halbmehlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  ziemlich  stark  behaart;    Bestockung  mittel* 


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Weizensorten.  847 

stark,  2.4  Scliössliiige ;  zeitig  scliossend  und  blühend.  Halme  95  cm  (Max. 
105  cm)  lang,  0.B2  cm  dick,  Blattzahl  3.8,  Blätter  14.8  cm  lang,  0.8  cm 
breit,  Blattfläche  90  qcm,  Halmfläche  91.2  qcm,  Gesammtfläche  181.2  qcm. 

Junge  Aehre  blänlich-grün,  reift  in  122  Tagen,  9  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  50  Früchten,  von  denen  2  508  520  auf  1  hl  (=  86.8  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  870  gr  und  davon  die  Früchte  161  gr. 

Diese  beachtenswerte  Sorte  soll  1870  durch  Mr.  Pringle  in  Amerika 
aus  einer  Kreuzung  des  „Schwarzenmeer- Weizens",  zu  Trit  durum  gehörig, 
mit  dem  „Golden-Drop"  erzeugt  worden  sein,  doch  ist  dies  im  höchsten 
Grade  unwahrscheinlich,  denn  Nichts  erinnert  bei  diesem  Kreuzungs- 
produkte an  Trit.  durum. 

Bezugsquelle:  Frommer  in  Budapest. 

Tarkey-Wbeat.  © 

Syn:  Turkish  flint-wheat  (Olymp) i). 

Aehre:  fast  weiss,  mit  rötlichem  Schimmer,  halblocker,  sich  ver- 
jüngend, dflnn,  kurz;  Aehrchen  3-körnig,  3-grannig,  1.3  cm  breit,  Klappen 
gezahnt;  (jrannen  hell,  gespreizt,  bis  9  cm  lang.  —  Stroh:  fast  weiss, 
fein,  sehr  fest,  kurz.  —  Frucht:  Original  rot,  glasig,  klein  (6  mm  lang, 
3  mm  breit,  376  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  grösser,  245  Früchte 
=  10  gr,  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sehr  fein,  niederliegend;  Entwickelung  spät, 
3.6  Schösslinge;  Halm  95  cm  (Max.  111  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  8.6, 
Blätter  15.8  cm  lang,  0.7  cm  breit,  Blattfläche  77.1  qcm,  Halmfläche 
85.5  qcm,  Gesammtfläche  162.6  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grtln,  zeitig  reifend,  8  cm  (Max.  11  cm)  lang, 
mit  15  Aehrchen  und  40  Früchten,  von  denen  3384000  auf  1  hl  (=  90  kg) 
entfallen. 

Winterfest,  rostfrei,  und  in  den  mittleren  Staaten  der  Union  ergiebig, 
wo  er  seit  1850  kultiviert  wird  und  von  der  Balkanhalbinsel  (Olymp) 
stammt. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agrio.  Coli.  1880. 

£g7ptIan-Wbeat  ® 

Aehre:  blassgelb,  mittellang,  sich  verjüngend,  locker;  Aehrchen 
3-kömig,  3-grannig,  Klappen  gezahnt;  Grannen  hell,  gespreizt,  bis  6Y2  cm 
lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  unter  mittellang,  sehr  fest.  —  Frucht: 
Original  gelbrot,  mehlig,  oval,  klein  (6  mm  lang,  3V4  mm  breit,  279 
Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  glasig,  grösser,  210  Früchte  =  10  gr, 
feinhalmig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  hellgrün,  gross,  aufrecht ;  Entwickelung  zeitig,  3.4  Schöss- 
Hnge,  sehr  zeitig  schossend,  mittelfrüh  blühend;  Halm  110  cm  (Max. 
125  cm)  lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  4.6,  Blätter  20.8  cm  lang,  0.9  cm 
breit,  Blattfläche  172.2  qcm,  Halmfläche  125.4  qcm,  Gesammtfläche 
297.6  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit 


1)  Transact.  of  the  Ameria  Inst,  of  the  city  of  N.  Y.  1854  p.  689. 

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848  Besonderer  Teil. 

17  Aehrclien  und  48  lose  sitzenden  Frlichten,  von  denen  2469  150  unf 
1  hl  (=  88.5  kg)  entfallen. 

Winterfest,  doch  zum  Best  neigend. 

Kultiviert  in  den  mittleren  Staaten  der  Union.  Aegyptischer  Ah- 
stammung. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1881. 

Trigo  jejär  de  Tttlencia.  O 

Syn.:  Amerika:  Geja  wheat. 

Deutsch:  Weissähriger  roter  Bartweizen  aus  Valencia. 

Aehre :  weiss  mit  schwach  rötlichem  Anflug,  sich  verjüngend,  etwas 
locker,  breit;  Aehrchen  1.6  cm  breit,  3'kömig  und  3-grannig,  davon  eine 
kurz,  hell,  bis  10  cm  lang,  Klappen  kurzgrannig.  —  Stroh:  rötlich-gelb, 
fest,  aufrecht.  —  Frucht:  rot,  glasig,  länglich  (7  mm  lang,  3  mm  breit, 
230  Früchte  =  10  gr),  schön,  f einschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Junges  Blatt  hellgrün,  kraus,  Bestockung  ziemlich  stark,  3.2  Schöss- 
linge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  120  cm  (Max.  140  cm), 
Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  32  cm,  Blattbreite  1.0  om, 
Blattoberfläche  256  qcm,  Halmfläche  118.8  qcm,  Gesammtfläche  374.8  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  in  130  Tagen  reifend,  9  cm  (Max.  llom) 
lang,  mit  15  Aehrchen  und  42  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von 
denen  1  978  000  auf  1  hl  (=  86  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  344  gr  und  davon  die  Früchte  166  gr.  Das 
Stroh  lagert  nicht  leicht. 

Die  eigentliche  Heimat  dieses  Weizens  ist  Spanien,  von  wo  aus 
derselbe  zur  Kultur  nach  Nord- Amerika  gelangte  und  dort  vielfach  ge- 
baut wird. 

Uebersender  der  Originalsaat  ist  Gutsbesitzer  Pfeiffer,  Ossendorf 
bei  Köln,  1878. 

Trigo  candeal  tremesino  marzal  de  raspa.  O 

Syn.:  Dreimonatweizen  aus  Spanien. 

Aehre:  rötlich-blassgelb,  mittellang,  dünn,  sehr  locker;  Aehrchen 
3— 4-körnig,  1.5cm  breit;  Grannen  hell,  zähe,  bis  8cm  lang.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  unter  mittellang,  fast  markig.  —  Frucht:  rotbraun,  glasig, 
länglich,  gross  (8  mm  lang,  3V2  ^^  breit),  feinschalig,  halbhart,  Bruch 
halbstahlig. 

Junges  Blatt  dunkel  blaugrün;  spät  schossend  und  blühend,  2.8 
Schösslinge;  Halm  110  cm  (Max.:  135  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4, 
Blätter  27  cm  lang,  0.83  cm  breit,  Blattfläche  179.3  qcm,  Halmfläche  99  qcm,^ 
Gesammtfläche  278.3  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät,  in  127  Tagen  reifend,  11  cm  (Max. 
14  cm)  lang,  mit  40  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1490  000 
auf  1  hl  (=  82.8  kg)  entfallen. 

Befällt  leicht  mit  Rost. 

Für  das  wärmere,  gemässigte  Klima  geeignet  und  namentlich  in 
Spanien  gebaut. 

Es  wiegen  100  Halme  230 gr  und  davon  die  Kömer  172  gr. 

Bezugsquelle:  Wiener  Ausstellung  1878. 


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Weizensorten.  34& 


Weissährlger  roter  Bartweizen  aus  Yalenela 
mit  behaarten  Halmknoten.  Q 

Aehre:  duokelgelb,  sich  yerjüDgend.  locker,  mittellang;  Aehrchen 
1.2  cm  breit,  3-kömig,  S-grannig,  Jiüttelgrannen  kurz,  Klappen  kurzgran- 
nig: Grannen  bell,  wenig  gespreizt,  9  cm  lang.  —  Stroh:  blassgelb,  fest» 
mit  markigem  Bande  oder  ganz  markig,  Halmknoten  dicht  mit  rückw&rts 
stehenden  Haaren,  ganz  wie  bei  Trit.  monocoocnm  besetzt,  mittellang.  — 
Fracht:  rot,  glasig,  ziemlich  gross  (7  mm  lang,  8^4  mm  breit),  feinscha- 
lig,  halbhart,  Bruch  glasig. 

Junges  Blatt  blaugriin,  beiderseits  kurz  behaart,  ziemlich  schmal; 
2.4  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  100  cm  (Max. 
110  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  20  cm  lang,  0.7  cm 
breit,  Blattfläche  123.2  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammtfläche  213.2  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  121  Tagen,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang,, 
mit  35  Früchten,  von  denen  1  746  000  auf  1  hl  (=  87.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  300  gr,  und  davon  die  Scheinfrüchte  139  gr. 

Original  durch  Gutsbesitzer  Pfeiffer,  Ossendorf  bei  Köln,  1878  er- 
halten. 

Blat  de  Montjnlch.  Q 

Aehre:  blassgelb  mit  rötlichem  Schimmer,  sich  verjüngend,  halb- 
locker, kurz;  Aehrchen  3-kömig,  3-grannig,  mittlere  Granne  kurz,  Klappen 
gezahnt;  Grannen  hell,  gespreizt,  7.5  cm  lang.  — -  Stroh:  gelbrot,  steif, 
kurz.  —  Frucht :  Original  gelbrot,  mehlig,  rundlich  (6 Y2  ni™  lang,  3 V2  nim 
breit,  249  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  fein,  lang,  aufrecht,  1.1  Schössling,  sehr 
zeitig  schossend  und  blühend;  Aehre  6  cm  (Max.  8  cm)  lang,  in  117 
Tagen  reifend;  mit  11  Aehrchen  und  30  leicht  ausfallenden  Früchten. 

In  Spanien  kultiviert. 

Bezugsquelle:  Antonio  Cipriano  Costa,  Barcelona  1881. 

Trigo  ribeiro^  Benayente^  Portugal.  O 

Aehre:  blassgelb,  ziemlich  dicht,  kurz;  Aehrchen  3— 4-kömig,  3- 
grannig,  mittlere  kurz:  Granneu  hell,  gespreizt,  bis  22  cm  lang.  —  Stroh: 
goldgelb,  fein,  unter  mittellang,  hohl.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  meist 
mehlig,  doch  einige  rot  und  glasig,  klein,  schlank  (6V2™™  lang,  3  mm 
breit,  320  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  nur  grösser,  sonst  konstant, 
222  Kömer  =  10  gr,   feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  fein,  lang,  aufrecht,  zeitig  schossend  und 
blühend,  1.2  Schösslinge;  Halm  105  cm  (Max.  120  cm)  lang,  0.3  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  25  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  160  qcm,  Halm- 
fläche 94.5  qcm,  Gesammtfläche  254.5  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  in  127  Tagen  reifend,  7  cm  (Max.  10  cm) 
lang,  mit  40  Früchten,  J^ron  denen  2  742  400  auf  1  hl  (=  85.7  kg)  ent- 
fallen. 

Leidet  wenig  durch  Rost. 

Es  wiegen  100  Halme  241  gr,  davon  die  Früchte  172  gr. 

Bezugsquelle:  Prof.  Jul.  Henriquez,  Coimbra,  Portugal. 


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350  Besonderer  Teil. 


Trlgo  marzal  da  CoTiIb%  Portugal.  O 

Aehre:  rötlich-gelb,  etwas  looker;  Aehrchen  1.6  cm  breit,  3-  und 
4-kömig,  3-grannig,  Mittelgranne  knrz;  Grannen  bell,  gespreizt,  zähe,  bis 
7  cm  lang.  —  Strob:  rötlicb-gelb  bis  goldgelb,  fest,  feinbalmig.  —  Fmcht: 
rot,  glasig,  wenige  mehlig,  etwas  eingefallen,  länglich  (7  mm  lang,  3 Vs  mm 
breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  aufrecht,  kräftig,  Bestocknng  schwach, 
1.6  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  90  cm 
(Max.  100  cm),  Halmdicke  0.28  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge  18.8  cm, 
Blattbreite  0.76  cm,  Blattoberfläche  84.6  qcm,  Halmfläche  75.6  qcm, 
Oesammtfläche  160.2  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  sehr  zeitig,  in  115  Tagen  reifend,  7.5  cm 
(Max.  10  cm)  lang,  mit  13  Aehrchen  und  45  Früchten,  von  denen  2073  000 
auf  1  hl  (=  84.6  kg)  gehen. 

Das  Stroh  lagert  nicht  leicht,  befällt  jedoch  mit  Bost. 

Es  wiegen  100  Halme  298  gr  und  davon  die  Früchte  139  gr. 

Vaterland:  Am  Fusse  der  Sierra  da  Estrella,  Provinz  Beira- 
baixa,  Portugal. 

Orano  marzaoio  (Marzolano).  O 

Franz.:  B\i  de  mars  barbu  de  Toscane,  Blä  de  chapeau  deToscane. 

Engl.:  Leghorn  or  Tuscany-wheat. 

Amerikanisch:  Italian  Spring- wheat. 

Deutsch:  Toskanischer  Sommerweizen. 

Aehre:  fast  weiss,  mittellang,  etwas  locker,  dünn;  Aehrchen  1.3  cm 
breit,  2-  und  3-kömig,  mit  2  längeren  und  einer  kürzeren  Granne ;  Grannen 
blassgelb,  bis  13  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  lang,  blattarm,  dünn- 
wandig, doch  von  sehr  fester  Textur,  geschmeidig.  —  Frucht:  rot,  halb- 
mehlig oder  glasig,  klein,  länglich  (7  mm  lang,  3Y2  ^t^  breit),  feinschalig, 
hart,  Bruch  halbstahlig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  ziemlich  schmal,  aufrecht;  3  Schösslinge, 
zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  135  cm  (Max.  145  cm),  Halm- 
dicke 0.38  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge  30.8  cm,  Blattbreite  0.78  cm,  Blatt- 
oberfläche eines  Halmes  144.14  qcm,  Halmfläche  153.9  qcm,  Gesammt- 
fläche  298.04  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit 
20  Aehrchen  und  45  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  2402000 
Äuf  1  hl  (=  85.8  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  333  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  33.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29.8  qm  und  das  Saatquantum  (y^  Verlust)  1.1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  480  gr  und  davon  die  Früchte  160  gr. 

Als  Winterweizen  kultiviert,  erwies  er  sich  in  Poppeisdorf  als  echter 
Sommerweizen. 

Auf  trocknen  Lehmböden  im  Kontinental-Klima  lagert  dieser  Weizen 
nicht  und  bleibt  rostfrei. 

In  Italien  ist  das  Mehl  dieses  Weizens  wegen  seines  hohen  Eleber- 
gehaltes  zur  Makaronifabrikation  sehr  geschätzt,  doch  wird  er  in  Italien 
und  vorzugsweise  in  einem  Umkreise  von  30—35  klm  um  Sigma  und 
Brozzi  bei  Florenz  auch  seines  zur  Strohhutfabrikation  höchst  verwend- 
baren Strohes  wegen  in  bedeutendem  Umfange  angebaut. 


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Weizensorten.  351 

Zum  Zweck  der  Gewinnung  von  Hutßtroh^)  (paglia  da  capelli)  wird 
dieser  Weizen  auf  leichtem,  sandigem,  wenig  fruchtbarem  Boden  im  Thal 
des  Arno  kultiviert.  Die  Aussaat  erfolgt  im  Februar  in  der  Stärke  von 
8 — 10  hl  p.  ha,  welche  starke  Aussaat  zur  Erzielung  eines  feinen  Strokes 
notwendig  ist.  Sobald  der  Weizen  Ende  Mai  oder  Anfang  Juni  seine 
kleine  Aehre  entwickelt  hat,  und  die  Halme  eine  Länge  von  30 — 40  cm 
erlangt  haben,  werden  sie  vorsichtig  gerauft  und  darauf  gebleicht.  Der 
Ertrag  stellt  sich  auf  7 — 8000  kg  trocknes  Stroh  p.  ha.  Das  gebleichte 
Stroh  ist  sehr  fein,  biegsam,  glänzend  und  von  schön  weisser  Farbe. 
Die  Fabrikation  und  der  Export  nach  Frankreich,  Deutschland  und  anderen 
Ländern  begann  1812,  und  die  Dörfer,  in  welchen  dieser  Fabrikationszweig 
vorzugsweise  betrieben  wird,  sind:  Prato,  Campi  und  Sesto. 

Zum  Zweck  der  Strohhutfabrikation  wurde  dieser  Weizen  auck  nach 
England  eingeführt,  doch  erwies  sick  das  Produkt  weniger  gut  als  in 
Italien  und  wurde  daher  durch  Eoggenstroh  verdrängt. 

Nach  Amerika^)  wurde  zur  Komproduktion  dieser  kleberreiche 
Weizen  1831  durch  J.  B.  Carbonari  aus  Florenz  und  zwar  nach  Oneida 
County  eingeführt,  wo  er  sich  seit  dieser  Zeit  einer  beträchtlichen  Ver- 
breitung erfreut. 

Ausser  in  Mittel-Italien  wird  er  gern  im  Gebirge  angebaut,  so  in 
Piemont  noch  bis  zu  Höhen  von  1400  m. 

Orano  comane.  ® 

Syn:  Frumento  nostrano. 

Aehre:  fast  weiss,  mit  schwach  rötlichem  Schimmer,  mittellang, 
sehr  locker,  sich  stark  verjüngend,  dünn;  Aebrchen  3-kömig,  3-grannig, 
mittlere  Granne  kurz,  Klappen  kurzgrannig;  Grannen  hell,  gespreizt,  bis 
8cm  lang.  —  Stroh:  rötlich- weiss,  kurz,  fest.  —  Frucht:  rotbraun,  glasig, 
bauchig,  etwas  eingefallen,  gross  {l^j^  mm  lang,  SVs  mm  breit,  189 
Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:   konstant  geblieben,    hart,  Bruch  stahlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  fein,  aufrecht,  beiderseits  sammetig;  Ent- 
wickelung  spät,  2.2  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm 
90  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  3.5,  Blätter  21  cm 
lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  117.6  qcm,  Halmfläche  89.1  qcm,  Gesammt- 
fläche  206.7  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit 
16  Aebrchen  und  40  ziemlich  leicht  ausfallenden  Früchten.  Ziemlich 
winterfest  und  gegen  Rost  widerstandsfähig. 

In  Nord-Italien  namentlich  in  Piemont,  Toskana,  Umbrien  und  den 
Marken  gebaut;  ertragreicher  als  Grano  gentile  bianco,  doch  sein  Mehl 
weniger  beliebt. 

Bezugsquelle:  Pariser  Ausstellung  1878  und  Mailänder  Ausstel- 
lung 1881. 


1)  Vergl.  Marchese  Teodoro  Duoessois,  Monografia  della  Paglia  da  Capelli. 
Firenze  1878. 

2)  Henry  Randall,   Transactiona   of  the  New  York  State  Arne.  Soc. 
VoL  I,  1842,  pg.  360.  * 


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352  Besonderer  Teil. 


Orano  maiorica  rosua  di  Pnglia.  0 

Aehre:  gelb  mit  schwachrötlichem  Schimmer,  aufrecht,  ziemlich 
dicht,  kaum  mittellang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  meist  3-kömig  nnd 
3-grannig;  G-rannen  blassgelb,  gespreizt,  bis  9  cm  lang.  —  Stroh:  blass- 
gelb, fest,  feinhalmig,  mittellang.  —  Frucht;  rotbraun,  glasig,  gross,  läng- 
lich (8  mm  lang,  SYi  mna  breit,  189  Früchte  =  10  gr),  etwas  grobschalig^ 
halbhart. 

Junges  Blatt  blaugrün  und  schwach  sammetig;  Bestockung  stark^ 
4  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  100  cm  (Max. 
110  cm)  lang,  0.27  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  18.3  cm  lang,  0.77  cm 
breit,  Blattfläche  124  qcm,  Halmfläche  81  qcm,  Gesammtfläche  205  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  123  Tagen,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang, 
mit  15  Aehrchen  und  42  Früchten,  von  denen  1587  600  auf  1  hl  (= 
84  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  400  gr,  und  davon  die  Früchte  172  gr. 

Dieser  Weizen  zeigte  etwas  Neigung  zum  Lagern  und  geringe  Wider* 
Standsfähigkeit  gegen  Eost. 

Er  wird  vorzugsweise  in  Süd-Italien  und  auf  Sicilien  kultiviert. 

Original  von  der  Pariser  Weltausstellung  1878  erhalten. 

Orano  rosso.    Ex  Apalia.  Q 

Aehre:  gelb,  sich  verjüngend,  dünn,  mittellang;  Aehrchen  1.3  cm 
breit,  2- und  3-kömig  und  grannig;  Grannen  hell,  gespreizt,  9  cm  lang.  — 
Stroh:  rötlich-weiss,  ziemlich  blattreich,  fest,  Innenrand  markig,  lang.  — 
Frucht :  rot,  glasig,  länglich  (7  mm  lang,  3V2  ^^^  breit),  etwas  eingefallen, 
feinschalig,  hart,  halbstahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  ziemlich  lang;  3.0  Schösslinge,  mittelfrüh 
schossend  und  blühend.  Halme  115  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.35  cm 
dick,  Blattzahl  4.2,  Blätter  27.8  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche 
186.82  qcm,  Halmfläche  120.75  qcm,  Gesammtfläche  307.67  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  reift  in  123  Tagen,  9  cm  (Max.  14  cm) 
lang,  mit  14  Aehrchen  und  28  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von 
denen  1740000  auf  1  hl  (=  87  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  2.6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  415  gr,  und  davon  die  Früchte  145  gr. 

Diese  italienische  Sorte  wurde  1876  durch  Dr.  Pedecino  aus 
Portici  eingesandt. 

Orano  Serlno.  O 

Aehre :  blassgelb  mit  rötlichem  Schimmer,  sich  ein  wenig  verjüngend,, 
mittellang;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  3-kömig,  3-grannig,  Mittelgranne  kurz ; 
Klappen  grannenspitzig;  Granne  hell,  etwas  gespreizt,  7.5  cm  lang.  — 
Stroh:  gelb,  fest,  steif,  kaum  mittellang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  zuweilea 
gelbrot  und  mehlig,  gross  (7V2  ni°i  la^^gi  4  mm  breit,  148  Früchte  = 
10  gr),  etwas  grobschalig,  halb  weich,  Bruch  halbmehlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  oberseits  zerstreut  kurzhaarig;  Bestockung 
stark,  4  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.     Halme  90  cm  (Max. 


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Weizeneorten.  353 

105  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  17.4  cm  lang,  0  8  cm 
breit,  Blattfläche  139.2  qcm,  Halmfläche  89.1  qcm,  Gesammtfläche  228.3  qcm. 

Junge  Aehre  blangrün,  in  123  Tagen  reifend,  8  cm  (Max.  11  cm) 
lang,  mit  12  Aehrchen  nnd  32  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1 284640 
anf  1  hl  (=  86.8  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  381  gr,  nnd  davon  die  Früchte  170  gr. 

Original  Ton  der  Pariser  Weltansstelluug  1878  nnd  Mailänder  Ans- 
Stellung  1881  erhalten. 

Yulgo  GranlUo  e  Salemo.  Q 

Deutsch:  Gelbähriger^  roter  Sommer-Bartweizen  aus  Salerno. 

Aehre :  rötlich-gelb,  sehr  locker,  mittellang,  dünn  ;  Aehrchen  1.5  cm 
breit,  2-  und  3-kömig  und  mit  2  langen  und  1  kurzen  Granne ;  Grannen 
rötlich-gelb,  etwas  abstehend,  bis  9  cm  lang,  nicht  leicht  abbrechend.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  derbwandig,  mittellang.  —  Frucht:  Original  gelbrot, 
klein,  mehlig;  nachgebaut:  rot,  glasig,  eingefallen,  plump  (7  mm  lang, 
4  mm  breit),  sehr  schwer,  feinschalig. 

Blätter  dunkelgrün,  2.2  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend, 
Halmlänge  105  cm  (Max.  135  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  3.7, 
Blattlänge  22.75  cm;  Blattbreite  0.69  cm,  Blattfläche  einesHalmes  116. 18 qcm, 
Halmfläche  94.5  qcm,  Gesammtfläche  210.68  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  in  127  Tagen  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm) 
lang,  mit  16  Aehrchen  und  40  sehr  leicht  ausfallenden  Früchten,  von 
denen  1992000  auf  1  hl  (=  86.6  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  1300  Halme  oder  600  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für^ine  Pflanze  16.7  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
27.3  qm  und  das  Saatquantum  4.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  310  gr  und  davon  die  Früchte  120  gr. 

Im  trocknen,  warmen  Klima  und  für  Lehmboden  ist  dies  ein  schöner, 
ertragreicher  Weizen,  der  ein  sehr  kleberreiches  Mehl  liefert.  Auf  dem 
reichen  Boden  zu  Poppeisdorf  zeigte  er  Neigung  zum  Lagern,  wurde  aber 
nur  wenig  durch  Bost  befallen. 

Uebersender:  Prof.  Pedecino  in  Portici,  Italien. 

Frnmento  di  Bieti.  0 

Aehre:  weiss,  mit  schwach  rötlichem  Anflug,  dünn,  locker;  Aehr- 
chen 3-  und  4-kömig,  3-grannig,  Grannen  hell,  gespreizt,  bis  8  cm  lang.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  mittellang,  fest.  —  Frucht:  rot,  glasig,  mittelgross, 
schlank,  sehr  schön,  feinschalig,  hart,  Bruch  stahlig. 

Aehre  12  cm  lang,  mit  22  Aehrchen  und  60  Früchten. 

Heimat:  Sabiner-Gebirge  in  Umbrien. 

Hat  in  den  letzten  Jahren  grossen  Buf  und  weite  Verbreitung  durch 
Italien  erhalten. 

Saatgetreide  wird  vom  „Comizio  agrario  Sabino  di  Bieti"  abgegeben. 

Bezugsquelle:  Mailänder  Ausstellung  1881. 

Frnmento  detto  grosso.  0 

Aehre:  blassgelb,  sehr  locker,  lang;  Aehrchen  1.5  cm  breit  und 
1.5  cm  hoch,  meist  8-kÖmig;  Klappen  gezahnt;  Grannen  gespreizt,  ^y^^^ 

Koernicko  n.  Werner,  Handb.  d.  Getreidebau'!  n.  23 


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354  Besonderer  Teil. 

lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mittellanff,  fest.  —  Fmcht:  rot,  etwas  ein- 
gedrückt, lang,  gross  (8  mm  lang,  d^/smm  breit  und  dick,  175  Früchte 
=  10  gr),  feinschalig^  halbhart,  Bmch  halbstahlig. 

Herbstblatt  blangrün,  sehr  lang,  breit;  Entwickelnng  sehr  zeitig, 
3  Schösslinge;  Halm  125  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl 
4,  Blätter  20.8  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfl&che  164.6  qcm,  Halmfläche 
150  qcm,  Gesammtfläche  314.6  qcm. 

Jnnge  Aehre  bläalich,  mittelfrüh  reifend,  12  cm  (Max.  15  cm)  lang, 
mit  50  Früchten. 

Widerstandsfähig  gegen  Lagern  nnd  Eost.     Enltiviert  in  Italien. 

Bezugsquelle:  Pariser  Ansstellnng  1878. 


Griechischer  Sommerweizen  yon  Petali.  O 

Aehre :  weiss,  mit  rötlichem  Schimmer,  dicht,  kurz;  Aehrchen  1.8  cm 
breit,  4-kömig;  Grannen  gespreizt,  zerbrechlich,  bis  17  cm  lang.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  steif,  markig,  unter  mittellang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  wenige 
mehlig,  stark  eingefallen,  plump,  sehr  gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit), 
feinschalig,  halbhart,  Bmch  halbmehlig.  * 

Junges  Blatt  hellgrün,  fein;  2.2  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend 
und  blühend;  Halm  100  cm  (Max.  125  cm)  lang,  0.37  cm  dick,  Blattzahl 
4,4,  Blätter  24.4  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  171.8  qcm,  Halmfläche 
111  qcm,  Gesammtfläche  282.8  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  128  Tagen  reifend,  8  cm  (Max.  9  cm) 
lang,  mit  60  sehr  fest  Ton  den  Spelzen  umschlossenen  Früchten,  von 
denen  1  696  000  auf  1  hl  (=  84.8  kg)  entfallen. 

Bezugsquelle:  Haage  &  Schmidt,  Erfurt.  ^ 


Orlecbischer  Weizen  ans  Messenien.  O  n.  0 

Aehre:  fast  weiss,  sich  wenig  verjüngend,  locker,  lang,  breit;  3- 
und  4-kömig;  Grannen  fast  weiss,  etwas  abstehend,  bis  10  cm  lang.  — 
Stroh:  gelb  oder  rotblau,  kräftig,  sehr  lang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  etwas 
eingefallen,  länglich,  gross  {ly^^^^  lang»  3V2nim  breiig  205  Früchte 
(==  10  gr),  feinschalig,  hart,  Bruch  glasig. 

Blätter  dunkelgrün,  schmal,  kraus,  4.4  Schösslinge,  sehr  zeitig 
schossend  und  blühend.  Halmlänge  145  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke 
0.4  cm,  Blattzahl  5,  Blattlänge  25.5  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattoberfl&che 
eines  Halmes  255  qcm,  Halmfläche  174  qcm,  Gesammtfläche  429  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  in  120  Tagen  reifend,  13  cm  (Max. 
15  cnv)  lang,  mit  18  Aehrchen  und  60  etwas  lose  sitzenden  Früchten, 
von  denen  1  722  000  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  490  gr  und  davon  die  Früchte  200  gr. 

Das  Stroh  lagert  nicht  leicht,  befällt  jedoch  mit  Eost 

Biese  Sorte  wurde  1879/80  als  Winterweizen  erfolgreich  kultiviert. 

Für  trockne  Lehmböden  im  süd-westlichen  Deutschland  ist  dieser 
Weizen  vielleicht  beachtenswert 

Bezugsquelle:  Itzenplitz,  Köln. 


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Weizensorten.  855 


Ohlrka  ostistaja.  0 

Syiu:  Gelbähriger  roter  Bartweizen  von  Enpjansk,  am  Oskol, 
Goovemement  Charkow,  Enssland. 

Aehre:  fast  weiss,  ziemlich  dicht,  sich  etwas  verjüngend;  Aehrchen 
1.3  cm  breit,  meist  3-körnig;  Ghrannen  weiss,  abstehend,  bis  11  cm  lang. 
—  Stroh:  gelb,  fest,  blattarm.  —  Frucht:  Original  rot,  glasig,  schön, 
sehr  klein  (6  mm  lang,  3- mm  breit,  375  Früchte  ==  10  gr),  hart,  Brach 
atahlig. 

Blatt  dunkelgrün,  schmal,  1.2  Schösslinge,  sehr  spät  schossend  und 
blähend.  Halmlänge  115  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl 
3.4,  Blattlänge  22.3  cm,  Blattbreite  0.88  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
133.44  qcm,  Halmfläohe  113.85  qcm,  Gesammtfläche  247.29  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  in  140  Tagen,  also  sehr  spät  reifend,  8.5  cm 
(Max.  11  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  40  ziemlich  fest  sitzenden 
Früchten,  von  denen  3  150  000  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  400  gr  und  davon  die  Früchte  170gr. 

Dieser  vorzügliche  südrussische  Steppenweizen  lagert  nicht  und 
leidet  wenig  durch  Rost. 

Uebersender:  Prof.  Saykewitsch,  Charkow. 

Saksonka«  Q 

Syn.:  Sächsisoher  Weizen  aus  den  deutschen  Eolonieen  der  Gouver- 
nements Saratow  und  Samara,  Russland. 

Aehre:  fast  weiss  mit  schwach  rötlichem  Anflug,  sich  nach  der 
Spitze  verjüngend,  schmal,  dünn,  aufrecht,  sehr  locker,  mittellang;  Aehr- 
chen 1.1  cm  breit,  meist  3-kömig  und  3-grannig,  Mittelgrannen  kürzer; 
Granne  blassgelb,  gespreizt,  bis  10  cm  lang.  —  Stroh:  blassgelb,  feinhal- 
mig,  fest,  kaum  mittellang.  —  Frucht:  Original  rot,  glasig,  sehr  klein» 
(6mm  lang,  2Y2  ii^™  breit,  512  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  grösser 
und  rundlicher,  mehliger,  auf  10  gr  gehen  nur  284  Früchte,  feinschalig, 
hart,  Bruch  stahlig. 

Junge  Blätter  und  Blattscheiden  graugrün,  stark  sammetig  behaart; 
Bestockung  ziemlich  stark,  3  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend. 
Halme  85  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  3.4,  Blätter 
15  cm  lang,  0.7  cm  breit,  Blattfläche  71.4  qcm,  Halmfläche  76.5  qcm,  Ge- 
aanuntfläche  147.9  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  123  Tagen  reifend,  9  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  12  Aehrchen  und  34  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen 
4  403  200  auf  1  hl  (=  86  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  215  gr  und  davon  die  Früchte  96  gr. 

Diese  Sorte  gehört  zu  den  russischen  Weichweizen  und  wurde  1880 
durch  Professor  Saykewitsch,  Charkow  eingesandt. 

Weiasähiiger  roter  Bartweizen  yom  Altai.  0 

Aehre:  fast  weiss,  sich  verjüngend,  dünn,  locker,  mittellang;  Aehr- 
chen 1  cm  breit,  3-kömig,  3-grannig,  Mittelgranne  kurz^  Klappen  mit 
Zahn;  Grannen  hell,  gespreizt,  8cm  lang.  —  Stroh:  goldgelb,  fest,  fein- 
habnigy   mittellang.    —    Frucht:    gelbrot,   mehlig,  einige  rot  und  glasig, 


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356  Besonderer  Teil. 

rundlich,  klein  (5V2  inm  lang»  SV^mm  breit,  324  Früchte  =  10  gr), 
feinschalig,  halbhart,  Bruch  hfdbstahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  dicht  aber  kurz  behaart,  schmal,  aufrecht; 
2.2  Schösslinge,  spät  sohossend  und  blühend.  Halm  110  cm  (Max.  180  cm> 
lang,  0.39  cm  dick,  Blattzahl  3,  Blätter  23  cm  lang,  1.08  cm  breit,  Blatt- 
fläche 149.04  qcm,  Halmfläche  128.7  qcm,  Gesammtfläche  277.74  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  121  Tagen,  10  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  19  Aehrchen  und  54  Früchten,  von  denen  2  637  360  auf  1  hl 
(=  81.4  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  200  gr  und  davon  die  Früchte  88  gr. 

Als  Winterfrucht  kultiviert,  kommen  nur  wenige  kümmerliche  Pflanzen 
durch  den  Winter,  auch  befällt  dieser  Weizen  stark  mit  Rost. 

Uebersender  Dr.  Finsch  und  Graf  Zeil  1879. 


Weissftbriger  roter  Weizen  ans  Tarkestan.  Q 

Aehre:  blassrot,  im  Original  kurz,  doch  in  1.  Tracht  mittellang 
geworden,  sich  verjüngend;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  3-körnig,  3-grannig, 
Klappen  kurzgrannig ;  Grannen  hell,  bis  8  cm  lang.  —  Stroh :  schön  gelb, 
fest,  mittellang.  —  Frucht;  Original  blassrot,  mehlig;  nachgebaut:  rot, 
fast  Alles  glasig,  länglich  (7  mm  lang,  3V4  mm  breit,  227  Früchte  =  lOgr), 
schön,  feinschalig,  hart,  Bruch  halbmehlig. 

Junges  Blatt  hellgrün,  beiderseits  stark  behaart,  breit;  2.5  Schöss- 
linge, zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  100  cm  (Max.  130  cm)  lang, 
0.35  cm  dick,  Blattzahl  3,  Blätter  27  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche 
129.6  qcm,  Halmfläche  105  qcm,  Gesammtfläche  234.6  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  121  Tagen,  9  cm  (Max.  11cm)  lang, 
mit  16  Aehrchen  und  46  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1847780 
auf  1  hl  (=  81.4  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  320  gr  und  davon  die  Früchte  148  gr. 

Als  Winterweizen  gebaut,  kamen  nur  einige  Pflanzen  durch  den 
Winter,  er  ist  daher  ein  echter  Sommerweizen,  der  etwas  leicht  dem  Bost 
und  Lagern  unterliegt. 

Original  durch  den  Eeisenden  Dr.  Alb.  Begel  aus  Turkestan 
erhalten. 

Bartweizen  aas  Nepal  (Himalaya).  (i)  n.  0 

Aehre:  fast  weiss,  sich  etwas  verjüngend,  locker;  Aehrchen  2-  und 
3-kömig,  1.5  cm  breit ;  Grannen  weiss,  seitlich  abstehend,  bis  8  cm  lang.  — 
Stroh:  gelb,  wenig  blattreich,  mittellang.  —  Frucht:  rot,  meist  glasig^ 
etwas  eingefallen,  länglich  (7  mm  lang,  3V2  ^^  breit,  214  Früchte  =  10  gr), 
schwer,  feinschalig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  kräftig,  aufrecht;  Früh  Jahrsvegetation  zeitig, 
Bestechung  stark,  5.3  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend; 
Halmlänge  100  cm  (Max.  120  cm),  Halmdicke  0.27  cm,  Blattzahl  3.5, 
Blattlänge  20.8  cm,  Blattbreite  0.76  cm,  Blattoberfläche  eines  Halme» 
110.67  qcm,  Halmfläche  81  qcm,  Gesammtfläche  191.67  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig  reifend,  9  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit 
16  Aehrchen  und  45  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  840  400 
auf  1  hl  (=  86  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  480  gr  und  davon  die  Früchte  175  gr. 


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Weizenßorten,  357 

Der  Weizen  ist  ziemlich  winterfest,  zeigt  jedoch  auf  reichem  Boden 
l^eigung  zum  Lagern  und  hefällt  sehr  stark  mit  Eost,  so  dass  er  für 
Deutschland  wohl  keine  Bedeutung  hat. 

Als  Sommerweizen  kultiviert,  erwies  er  sich  als  solcher. 

Uehersender:  Oek.-bot.  Garten  zu  Halle, 

Weissfthrlger  roter  Bartweizen  ans  Ostindien.  Q 

Aehre:  blassgelb  mit  schwach  rötlichem  Schimmer,  dünn,  sich  ver- 
jUngend,  etwas  locker,  kurz;  Aehrchen  1  cm  breit,  3 -kömig,  3-grannig, 
Mittelgranne  kurz,  Klappen  mit  Zahn;  Grannen  hell,  wenig  gespreizt, 
5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  Innenrand  markig,  aufrecht  kurz.  —  Frucht: 
rot,  glasig,  oval,  klein  (6  mm  lang,  3V2  nim  breit,  280  Früchte  =  10  gr), 
feinschalig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  oberseits  behaart,  aufrecht,  3.2  Schösslinge, 
zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  65  cm  (Max.  75  cm)  lang,  0.25  cm 
dick,  Blattzahl  3,  Blätter  11.8  cm  lang,  0'.53  cm  breit,  Blattfläche  37.52  qcm, 
Halmfläche  48.75  qcm,  Gesammtfläche  86.27  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  reift  in  120  Tagen,  6  cm  (Max.  7  cm)  lang, 
mit  12  Aehrchen  und  32  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  371  600  auf  1  hl  (=  84.7  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  180  gr  und  davon  die  Früchte  96  gr. 

Der  Weizen  befällt  sehr  stark  mit  Eost,  in  Folge  dessen  das  Stroh 
sehr  mürbe  wird. 


Varietät:  Triticnm  ynlgare  erythrolencon  Kcke. 

Aehren  kahl,  rot;  Kömer  weiss  oder  gelblich. 

Sorten: 
Bot&hrlger  weisser  Bartweizen  ans  Tnrkestan.  0 

Aehre:  blassrot,  bläulich  bereift,  aufrecht,  sich  verjüngend,  locker, 
mittel  lang;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  an  der  Spindel  etwas  schräg  angesetzt, 
3-kömig,  3-grannig,  Mittelgranne  kurz,  Spelzen  dick,  Klappen  ziemlich 
langgrannig ;  Granne  hell,  gespreizt,  bis  9  cm  lang.  —  Stroh :  rötlich-gelb, 
fest,  kurz.  —  Frucht :  rötlich-gelb,  glasig,  gross  (7  mm  lang,  3V2  mm 
breit,  194  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  behaart,  2.2  Schösslinge,  spät  schossend  und 
blühend.  Halm  85  cm  (Max.  95  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4, 
Bl&tter  16.5  cm  lang,  0.83  cm  breit,  Blattfläche  109.56  qcm,  Halmfläche 
76.5  qcm,  Gesammtfläche  186.06  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  120  Tagen  reifend,  8  cm  (Max.  10  cm) 
lang,  mit  13  Aehrchen  und  35  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  ]  668400 
auf  1  hl  (=  86  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  ICK)  Halme  349  gr  und  davon  die  Früchte  169  gr. 

Der  Weizen  unterliegt  sehr  leicht  dem  Rost. 

Von  Fetisow  gesammelt  und  durch  £.  Kegel  übersandt. 


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358  Besonderer  Teil. 

Botährlger  weisser  Bartweizen  aas  Perslen.  0 

Aehre:  blassrot,  sicli  verjüngend,  aufrecht,  dünn,  locker,  mittellang; 
Aehrclien  1.1  cm  breit,  meist  3-kömig  nnd  3-grannig,  Hittelgranne  kurz, 
Klappen  mit  Zahn,  Spelzen  lederartig ;  Qranne  bell,  gespreizt,  bis  6  cm 
lang.  —  Strob:  gelb,  steif,  kurz.  —  Frucbt:  blassrötlicb,  glasig,  klein 
(6  mm  lang,  3  mm  breit,  314  Früchte  ==  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  hellgrün,  anfrecht;  2  Schösslinge;  Halme  80  cm  (Max. 
95  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  3.2,  Blätter  24  cm  lang,  0.85  cm 
breit,  Blattfläche  130.56  qcm,  Halmfläche  79.2  qcm,  Gesammtfläche 
209.76  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  reift  in  125  Tagen,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang, 
mit  13  Aehrchen  und  35  Früchten,  von  denen  2  700400  auf  1  hl 
(=  86  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  190  gr  und  davon  die  Früchte  85  gr. 

Botährlger  weisser  Wfnter-Bartwelzen  aus  Ostindien.  0 

Aehre:  rot,  mit  bläulichem  Anflug,  sich  stark  verjüngend,  ziemlich 
dicht,  lang;  Aehrchen  schmal,  1  cm  breit,  Klappen  mit  Zahn,  3-grannig, 
davon  1  Granne  kurz;  Grannen  hellrötlich,  gespreizt,  bis  8  cm  lang.  — 
Stroh:  blassrötlich-gelb,  fest.  —  Frucht:  gelb,  glasig,  klein  (6V2Dini  ^*°^> 
3V2  nun  l>r«it,  210  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  schmal;  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh, 
Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  90  cm  (Max.  110  cm),  Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4.4, 
Blattlänge  20.2  cm,  Blattbreite  0.88  cm,  Blattoberfläche  156.43  qcm,  Halm- 
fläche 89.1  qcm,  Gesammtfläche  245.53  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  Staubbeutel  braun,  zeitig  reifend,  10  cm 
(Max.  12  cm)  lang,  mit  18  Aehrchen  und  50  lose  sitzenden  Früchten^ 
von  denen  1  816  500  auf  1  hl  (=:  86.5  kg)  gehen. 

£s  wiegen  100  Halme  457  gr  und  davon  die  Früchte  209  gr. 

Auf  reichem  Boden  lagert  der  Weizen,  befallt  leicht  mit  Eost  und 
ist  nicht  ganz  winterfest.     Er  ist  ein  echter  Winterweizen. 


Varietät:  Tritiemn  rulgare  ferrnginenm  AI. 

Aehren  kahl,  rot;  Kömer  rot 

Sorten: 

Cleyer-Hochland- Weizen.  © 

Syn.:  Holländisch:  Boode  Tarwe  Westland. 

Aehre:  rot,  lang,  etwas  locker,  schmal,  Aehrchen  mittelbreit  (1.5  cm), 
2-  und  3-körnig;  Grannen  rostrot,  mittellang  (8 — 9  cm),  abstehend.  — 
Stroh:    rötlich-gelb,    derb,    hoch.    ^    Frucht:    gelbrot  und  dann  mehlig, 


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WeizenBorten.  359 

viele  anch  glasig  und  dann  rot,  l&nglicli,  gross  (7  mm  lang,  3  V2  ^^  breit), 
sehr  feinschalig,  halbhart,  Brach  halbmehlig. 

Herbstblatt  schmal,  krans,  blangrün,  niederliegend.  Frübjahrsvege- 
tation  spät;  Bestocknng  stark,  4.6  Sohösslinge,  während  sich  die  Be- 
stocknngsfähigkeit  bei  100  qcm  Eanm  mit  18  Schösslingen  als  sehr  stark 
erwies.  Halm  145  cm  (Max.  160  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4, 
Blätter  28.8  cm  lang,  0.97  cm  breit,  Blattfläcbe  223.20  qcm,  Halmfläche 
174  qcm,  Oesammtfläche  397.20  qcm.  Femer  wachsen  180  Pflanzen  oder 
828  Halme  pro  qm,  mithin  auf  jede  Pflanze  55.5  qcm  Raum  und  auf 
1  qm  Bodenfläche  32.9  qm  Blattfläche  entfallen. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  blühend  und  reifend,  14  cm  (Max.  16  cm) 
lang,  mit  20  Aehrchen  und  50  ziemlich  lose  sitzenden  Früchten.  100  Halme 
wiegen  535  gr  und  davon  die  Kömer  190  gr. 

Ein  Hectoliter  wiegt  84  kg,  also  schwer,  und  enthält  1  839  500 
Früchte,  mithin  die  Saatquantität  bei  1  800  000  Pflanzen  1.47  hl  p.  ha 
ausmacht. 

Diese  in  Holland  und  in  den  nördlichen  an  Holland  grenzenden 
Distrikten  der  Bheinprovinz  einheimische  Sorte  zeichnet  sich  sowohl  durch 
hohe  Erträge  als  auch  durch  eine  vorzügliche  Qualität  des  Kornes  aus, 
so  dass  100  kg  um  75  Pfg.  bis  1  Mark  höher  bezahlt  werden  als  englische 
Sorten. 

In  Poppeisdorf  brachte  er  überraschend  hohe  Erträge,  nämlich  im 
zweijährigen  Durchschnitt  2980  kg  Korn  und  8180  kg  Stroh  p.  ha,  ausser- 
dem zeigte  er  sich  winterfest 

Auf  sehr  reichem  Boden  lagert  er  etwas  leicht,  aber  auf  den 
besseren  Lehmböden  werden  seine  Erträge  sehr  befriedigen.  Es  wiegen 
100  Halme  489.9  gr  und  davon  die  Früchte  213  gr. 

Seine  Kultur  ist,  ausser  in  Holland,  in  Nord-Deutschland  und  nament- 
lich in  den  östlichen  Provinzen  und  am  Bhein  verbreitet. 


Fnehswelzen.  ® 

Syn.:    Westerw&lder  Weizen,  Ahrweizen,    Brauner  Grannen weizen. 

Aehre:  dunkel-  bis  blaurot,  etwas  locker,  sich  stark  verjüngend; 
Aehrchen  1.5  cm  breit,  2-  und  3-kömig;  Grannen  rötlich,  abstehend,  bis 
10  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest.  —  Frucht:  tiefrot,  glasig,  ein- 
gefallen, mittelgross  (6V2  t^t^  l&ng,  4  mm  breit,  192  Früchte  =  10  gr) 
feinschalig,  hart,  halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus,  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh, 
Bestechung  stark,  5  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend;  Halm- 
länge 120  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4,  Blattzahl  4,  Blattlänge 
23.4  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  187.2  qcm, 
Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  331.2  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  15  cm)  lang, 
mit  18  Aehrchen  und  50  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  612  800  auf  1  hl  {=  84  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  180  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  55.5  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 29.8  qm  und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  1.7  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  505  gr  und  davon  die  Früchte  207  gr. 

Dieser  schöne  Weizen,  dessen  Korn  sich  durch  Kleberreichtum  aus- 
zeichnet, eignet  sich  für  ein  rauhes  Gebirgsklima  und  Lehmboden  vortreff- 


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360  Besonderer  Teil. 

licli,  auch  wird  er  vom  Wilde  und  von  Sperlingen  seiner  starken  Grannen 
wegen  nicht  leicht  angegangen.     Lagert  auf  sehr  reichem  Boden. 

Diese  Weizensorte  wird  in  der  Wetterau,  zumal  bei  Wiesbaden, 
„Fuchs weizen"^)  genannt,  und  dort,  sowie  überhaupt  in  Nassau  seit  geraumer 
Zeit  gebaut. 

Langähriger  roter  kahler  Bartweizen.  ® 

Aehre:  hellrot,  sich  wenig  verjüngend,  etwas  locker,  lang;  Aehrchen 
1.5  cm  breit,  meist  3 -kömig;  Grannen  blassrot,  bis  7  cm  lang,  etwas  ab- 
stehend. —  Stroh :  blassgelb,  fest.  —  Frucht:  rot,  halb  mehlig  oder  glasig, 
gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halb- 
mehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  mittelbreit,  ziemlich  aufrecht,  Bestockung 
stark,  6  Schösslinge,  spät .  schossend  und  blühend.  Halmlänge  135  cm 
(Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  3.3,  Blattlänge  27.65  cm, 
Blattbreite  1.05  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  191.6  qcm,  Halmfläche 
162  qcm,  Gesammtfläche  353.6  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
18  Aehrchen  und  50  ziemlich  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  740000  auf  1  hl  (=  87  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  150  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eanm  für  eine  Pflanze  66.6  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
31.8  qm  und  das  Saatquantum  (Vg  Verlust)  1.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  529  gr  und  davon  die  Früchte  172  gr. 

Dieser  nicht  leicht  lagernde,  ertragreiche  Weizen  eignet  sich  für 
reichen  Weizenboden. 


Dentscher  Orannenweizen  ans  der  Zncht  von  Blmpan^ 
Schlanstedt.  ® 

Aehre:  dunkelrot,  sehr  locker,  lang,  mittelbreit;  Aehrchen  1.8  cm 
breit,  3-körnig;  Grannen  rot,  6.7  cm  lang,  zähe.  —  Stroh:  rötlich,  dick- 
wandig. —  Frucht:  rot,  meist  glasig,  rund  (7  mm  lang,  4  mm  breit), 
etwas  grobschalig,  schwer,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  mittelbreit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
mittelfrüh,  Bestockung  mittelstark,  4.5  Schösslinge,  spät  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  130  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blatt- 
zahl 4.4,  Blattlänge  32  cm,  Blattbreite  9 1  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
256.26  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  Gesammtfläche  412.26  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit 
18  Aehrchen  und  50  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  751  000 
auf  1  hl  (=  86.3  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläohe 
37.08  qm  und  das  Saatquantum  1.7  hl  p.  ha. 

£s  wiegen  100  Halme  533  gr  und  davon  die  Früchte  133  gr. 


1)  Yergl.  Metzger,  Landw.  Pflanzenkunde  I  1841,  pg.  58. 


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Weizensorten.  361 

Diese  Sorte  ist  nach  Eimpau^)  1871  aus  dem  gemeinen  dentsclien 
Winterweizen  entstanden  und  hält  sie  der  Züchter,  da  sie  sehr  leicht 
lagert  und  mit  Eost  befällt,  für  wertlos. 

In  Poppeisdorf  befiel  sie  mit  Eost  und  lagerte  auch,  doch  im  Ver- 
hältnis zu  vielen  anderen  gleichzeitig  kultivierten  Sorten  nicht  allzustark, 
80  dass  Versuche  mit  ihrer  Kultur  auf  nicht  allzureichen  Lehmböden  im 
Kontinentalklima  nicht  unterlassen  werden  sollten,  da  dieser  Weizen  voll- 
kommen winterfest  ist  und  sich  durch  schweres  Korn  auszeichnet. 


Johannls- Weizen.  ®  n.  Q 

Aehre:  hellrot,  sehr  locker,  hängend,  sehr  lang;  Aebrchen  2-  und 
3-körnig,  1.6  cm  breit ;  Grannen  gelb,  9  cm  lang.  —  Stroh :  rötlich-gelb, 
fest,  lang.  —  Frucht:  gelbrot,  mehlig;  nachgebaut:  rot,  glasig,  etwas 
eingefallen,  länglich  (7  mm  lang,  SVg  mm  breit,  227.5  Früchte  =  10  gr), 
feinschalig,  halbhart,  Bruch  mehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schwach  behaart,  breit,  aufrecht;  Frühjahrs- 
vegetation sehr  zeitig,  Bestockung  sehr  schwach,  2.6  Schösslinge,  zeitig 
echossend  und  blühend;  Halmlänge  130  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke 
0.42  cm,  Blattzahl  3.7,  Blattlänge  26.75  cm,  Blattbreite  1.1  cm,  Blatt- 
fläche eines  Halmes  217.78  qcm,  Halmfläche  163.8  qcm,  Gesammtfläche 
381.58  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig  reifend,  14  cm  (Max.  17  cm)  lang, 
mit  16  Aehrchen  und  40  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  933  750 
auf  1  hl  (=  85  kg)  gehen. 

Es  kommen  840  Halme  oder  323  Pflanzen  auf  1  qm,  mithin  nimmt 
eine  Pflanze  einen  Eaum  von  31  qm  ein.  Die  Blattfläche  beträgt  p.  qm 
Bodenfläche  32  qm  und  das  Saatquantum  2.5  hl  p.  ha. 

£s  wiegen   100  Halme  522  gr  und  davon  die  Früchte  155  gr. 

Dieser  Weizen  war  nicht  winterfest,  wohl  aber  widerstandsfähig 
gegen  Lagern  und  Eost. 

Als  Sommerweizen  angebaut,  erwies  er  sich  als  solcher. 

Der  Weizen  erträgt  eine  sehr  frühe  Aussaat,  in  welchem  Falle  er 
sich  auch  stark  beätockt  und  lässt  sich  dann  wie  Johannis-Eoggen  im 
Herbst  abmähen  oder  abweiden.  Naturgemäss  wird  sich  dieser  Weizen 
nur  auf  reichem  Boden  in  dieser  Weise  benutzen  lassen. 


Graf  Walderdorff's  regenerierter  Weizen.  XD 

Aehre:  rot,  schmal,  locker,  lang;  Aehrchen  1.3  om  breit,  3-körnig; 
Grannen  rot,  sehr  gespreizt,  7 — 8  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb  und 
rotblau»  fein,  fest,  lang.  —  Fruhct:  rot,  mehlig,  oder  glasig,  etwas 
bauchig,  rundlich  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  etwas  grobschalig,  halbwei^, 
Bruch  mehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  schmal,  etwas  niederliegend;  Frühjahrs- 
vegetation sehr  spät,  Bestockung  ausserordentlich  stark,  8  Schösslinge, 
mittelfrüh  sohossend    und  blühend.     Halmlänge  135  cm   (Max.   155  cm), 


1)  Landw.  Jahrb.  VI,  1877,  Heft  1,  pg.  229^. 


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362  BeBonderer  Teil. 

Halmdicke  0.33  cm,  BlaUzahl  4,  Blattlänge  22.5  cm,  Blattbreite  0.86  cm, 
Blattoberfl&che  154.8  qcm,  Halmfläche  133.65  qcm,  ßesammtfläche 
288.45  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang, 
mit  18  Aebrcben  und  50  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
1  731  000  auf  1  hl  (=  78.8  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  515  gr  und  davon  die  Früchte  200  gr. 

Diese  Sorte  ist  winterfest,  nicht  leicht  lagernd  und  wenig  durch 
Eost  leidend,  und  soll  durch  Graf  Walderdorf f,  Klafterbrunn  bei  Wien, 
Ober-Oestreich,  genealogisch  aus  Banater- Weizen  gezüchtet  worden  sein. 
Letzterer  gehört  zu  T.  v.  erythrospermum,  doch  kommen  bei  ihm  auch 
rötliche  A  ehren  vor,  so  dass  die  Züchtung  aus  dem  Banater- Weizen  nicht 
unwahrscheinlich  ist. 

flunderttägiger  Sommerweizen.  Q 

Aehre:  bläulich-rot,  sich  verjüngend,  ein  wenig  locker,  mittellang, 
dünn;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  3-kömig,  3-grannig  (2  Grannen  lang); 
Grannen  rot,  fächerförmig  abstehend,  bis  8^2  cm  lang,  zähe.  —  Stroh: 
blassgelb,  mittellang,  fest.  —  Fracht:  rot,  meist  glasig,  schön,  klein, 
rundlich  (6  mm  lang,  3V2  ni™  breit,  280  Früchte  =  10  gr),  feinschalig^ 
hart,  halbstahlig. 

Halme  gelbgrün,  2  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 100  cm  (Max.  110  cm),  Halmdicke  0.27  cm,  Blattzahl  3.7,  Blatt- 
länge 22.5  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  183.2  qcm, 
Halmfläche  81  qcm,  Gesammtfläche  214.2  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig,  in  120  Tagen  reifend,  9  cm  (Max. 
10  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  40  leicht  ausfallenden  Früchten,  von 
denen  2  408  000  auf  1  hl  (=  86  kg)  gehen. 

Es  wachsen  auf  1  qm  1200  Halme  oder  600  Pflanzen,  mithin  be- 
trägt der  Baum  für  eine  Pflanze  16.6  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm 
Bodenfläche  25.68  qm  und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  3.7  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  300  gr  und  davon  die  Frftchte  130  gr. 

Dieser  Weizen  lagert  nicht  leicht,  ist  aber  nicht  ganz  rostfrei,  doch 
scheint  er  sich  sowohl  für  bündige  wie  für  leichtere  Bodenarten  in  rauhen 
Lagen  zu  eignen. 

Sandweizen  aus  Münster.  0 

Identisch:  Bartweizen  aus  England. 

Aehre:  dunkelrot,  sich  stark  verjüngend,  ziemlich  dicht,  lan^;  Aehr- 
chen meist  2-kömig;  Grannen  rötlichgrau,  bis  7  cm  lang.  —  Stroh:  röt- 
lich-gelb, blattreich,  lang.  —  Frucht:  gelbrot,  mehlig;  nachgebaut:  rot, 
glasig,  etwas  eingefallen,  rundlich,  (6  mm  lang,  3V2  t^^  breit),  feinschalig, 
hay)hart,  Bruch  mehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrs  Vegetation  mittelfrüh^ 
Bestechung  mittelstark,  4.5  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  135  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 25.08  cm,  Blattbreite  1.04  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  208.64  qcm, 
Halmfläche  162  qcm,  Gesammtfläche  370.64  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig  reifend,  1 1  cm  (Max.  14  cm)  lang, 
mit  20  Aehrchen  und  40  ziemlich  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
1  734000  auf  1  hl  (=  85  kg)  gehen. 


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Weizeneorten.  363 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  und  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
33.3  qm  und  das  Saatqnantum  1.7  hl  p.  ha. 

Dieser  Weizen  gedeiht  anf  niedrig  gelegenem  Sandboden,  dem  es 
also  nicht  an  der  nötigen  Feuchtigkeit  fehlt,  recht  gut,  reift  ^h  und 
bringt  verhältnismässig  hohe  Erträge.  Neigung  zum  Lagern  zeigt  das 
Stroh  nur  auf  sehr  reichem  Boden. 

Diese  Sorte  erwies  sich  durchaus  winterfest  und  winterte  selbst 
nicht  1870/71  aus. 

Es  wiegen  100  Halme  401  gr  und  davon  die  Kömer  181.6  gr. 

Boter  Winter-Taganrog-Bartweizen.  ® 

Aehre:  rosenrot,  sich  wenig  verjüngend,  seitlich  zusammengedrückt, 
etwas  locker,  lang;  Aehrchen  1.6  cm  breit,  2-  und  3-kömig,  2-grannig; 
Grrannen  rötlich,  stark  gespreizt,  bis  10  cm  lang.  —  Stroh:  schön  rot- 
gelb, ziemlich  blattreich,  lang.  —  Fmcht:  rot,  glasig,  klein  (6V2  ™°^ 
lang,  3V2  ^^  breit,  244  Früchte  =  10  gr),  schön,  feinschalig,  hart^ 
halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  fein,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  spät,  Be- 
Stockung  sehr  stark,  5.7  Schöeslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 125  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  4.3,  Blatt- 
länge 25  cm,  Blattbreite  0.75  cm,  Blattoberfläche  161.25  qcm,  Halmfläche 
148.5  qcm,  Gesammtfläche  309.75  qcm. 

Junge  Aehre  ^elbgrün,  mittelMh  reifend,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang, 
mit  18  Aehrchen  und  45  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen 
2  049  600  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  400  gr  und  davon  die  Früchte  220  gr. 

Dieser  im  Gebiete  der  Deutschen  Kosaken  verbreitete  Steppenweizen 
wird  über  Taganrog  am  Azow'schen  Meer  vorzugsweise  exportiert. 

Fem-April  or  Awny-Wheat.  Qu.© 

Syn.:  Deutsch:  Fem-  oder  Aprilweizen. 
Franz.:,B16  Fem. 

Aehre:  blassrot,  mit  schwach  bläulichem  Anflug,  lang,  schmal; 
Aehrchen  3-  und  4-kömig,  1.3  cm  breit;  sich  nach  der  Spitze  stark  verjün- 
gend, locker.  Grannen  blassrot,  mittellang  (8  cm),  gespreizt.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  mittellang,  ziemlich  derbwandig,  dem  Roggenstroh  ähnlich.  — 
Fmcht:  Original  rot,  glasig,  länglich,  klein  (6  mm  lang,  3V2  ^''^^  breit), 
Bruch  halbmehlig,  halbhart.  Seit  1871  konstant.  Winterfrucht  und 
Sommerfmcht  zeigten  keinen  specifischen  Unterschied. 

Herbstblatt  breit,  aufrecht,  blaugrün,  beiderseits  schwach  behaart. 
Beginn  der  Frühjahrsvegetation  sehr  zeitig.  Bestock ung  schwach,  ^.5 
Schösslinge  bei  der  Wintersaat,  2.3  bei  der  Sommersaat. 

Die  ^eitere  Entwickelung  gestaltet  sich  wie  folgt: 


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364 


Besonderer  Teil. 


bei  Wintersaat 

bei  Sommersaat 

Halmlänge 

120  cm  (Max.  145  cm) 

110  cm  (Max.  120  cm) 

Aehrenlänge 

13  cm  (Max.  17  cm) 

10  cm  (Max.  14  cm) 

Anzahl  der  Aehrchen 

16 

12 

Früchte  in  einer  Aehre 

65 

45 

Halmdurchmesser 

3.8  mm 

3.8  mm 

Blattzahl  am  Halm 

4 

3 

Durchschnittliche  Blattlänge 

25.5  cm 

26.66  cm 

„                Blattbreite 

1.0  cm 

1.1 

Blattfläche 

204.0  qom 

174.98  qcm 

Halmfläche 

140.4  qom 

125.4  qcm 

Gesammtfläche 

344.4  qcm 

801.38  qcm 

Auf  1  qm  Bodenfläche  entfallen: 

Blattfläche 

30.3  qcm 

25.6  qcm 

Auf  1  qm  wachsen 

880  Halme 

850  Halme 

do 

251  Pflanzen 

370  Pflanzen 

Raum  pro  Pflanze 

40  qcm 

27  qcm    * 

Hektolitergewicht 

84  kg 

84  kg 

Kömerzahl  pro  hl 

2  234  000 

2  234  000 

Aussaatquantum  pro  ha 

1.5  hl 

2.2  hl 

Die  in  der  Jugend  blangrüne  Aehre  lässt  in  der  Eeife  die  Körner 
leicht  ausfallen.  Seit  1871  blieb  dieser  Weizen  vollkommen  konstant, 
so  dass  das  von  einigen  Seiten  behauptete  leichte  Degenerieren  hier  nicht 
zutrifft. 

Die  Stroherträge  treten  beim  Sommerweizen  gegen  die  des  Winter- 
weizens zurück,  doch  ist  dies  nicht  immer  in  Betreff  des  Kornes  der  EalL 

Dieser  sehr  zeitig  reifende  Weizen  zeigt  sich  gegen  ungünstige 
Witterung,  so  gegen  Nässe  und  Dürre  unempfindlich. 

£s  wiegen  100  Halme  Wintersaat  480  gr,  Sommersaat  400  gr  und 
in  beiden  Fällen  die  Früchte  150  gr. 

Dieser  Weizen  wurde  1829  von  Mr.  James  Ross,  Moorhall,  Carse 
of  Gowrie,  in  Grossbritannien  eingeführt,  welcher  ihn  von  dem  Kom- 
händler  Mr.  Fern  zuerst  erhielt.  Er  wird  jetzt  viel  in  Schottland,  aber 
auch  häufig  in  Deutschland,  so  in  der  Provinz  Sachsen  nach  Zuckerrüben 
gebaut. 

Amber-Straw-Wheat.  ® 

Aehre:  rot  mit  violettem  Anflug,  kurz,  dünn,  locker,  sich  stark  ver- 
jüngend; Aehrchen  2-  und  3-kömig  und  grannig,  Etappen  gezahnt;  Gran- 
nen blassrot,  gespreizt,  bis  6  cm  lang.  —  Stroh :  violett,  mittellang,  sehr 
fest.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig,  wenige  rot  und  glasig,  schlank 
(7  mm  lang,  3  mm  breit,  258  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  alles  glasig, 
184  Früchte  ==  10  gr,  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  aufrecht,  lang,  schmal;  Entwickelung  zeitig» 
2.3  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend;  Halm  115  cm  (Max.  130cm) 
lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  16.5  cm  lang,  0.85  cm  breit, 
Blattfläche  112.2  qcm,  Halmfläche  113.89  qcm,  Gesammtfläche  226  qcm. 

Junge  Aehre  gelblich-grün,  rot  umrandet,  zeitig  reifend,  9  cm  (Max. 


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Weizensorten.  865 

12  cm)  lang,    mit  13  Aelirclien  und  30  Früchten,    von  denen  2  257  500 
auf  1  hl  (=  87.5  kg)  entfallen. 

Winterfest,  doch  leicht  durch  Rost  leidend. 

In  den  Vereinigten  Staaten  gebaut. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.-CoU.  U.  S. 

Longberrled  Wlnter-Wheat  ® 

Syn.:  Langkömiger  Winterweizen. 

Aehre:  hellrot,  sich  stark  verjüngend,  ein  wenig  locker,  mittellang; 
Aehrchen  1.3  cm  breit,  3-kömig,  3-grannig;  Grannen  hell,  gespreizt, 
7 — 8  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  mittellang,  dünnhalmig.  — 
Frucht:  Original  hellrot,  meist  glasig,  wenige  gelbrot  und  mehlig,  schmal 
(7  mm  lang,  3  mm  breit,  245  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  in  erster 
Tracht  rot,  glasig,  gross  (184  Früchte  =  10  gr,  7^2^^  ^^T^g,  3V4  mm 
breit),  schön,  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  lang,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
zeitig,  Bestockung  schwach,  2.4  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blü- 
hend. Halmlänge  100  cm  (Max.  112  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl 
4.6,  Blattlänge  17  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattoberfläche  125.12  qcm, 
Halmfläche  90  qcm,  Gesammtfläche  115.12  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  Spitzen  rot  umrandet,  frühreif,  9  cm  (Max. 
12  cm)  lang,  mit  15  Aehrchen  und  42  leicht  ausfallenden  Früchten,  von 
denen  2  002500  auf  1  hl  (=  85  kg) .  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  387  gr  und  davon  die  Früchte  186  gr. 

Diese  schöne  Weizensorte  wird  vielfach  in  den  Nordstaaten  der 
Vereinigten  Staaten  angebaut,  ist  ertragreich,  winterfest  und  bringt  auf 
trocknen,   kulturarmen  Lehmböden  noch  relativ  hohe  Erträge. 

TJebersender:  Hub.  Dürselen,  Neuss  a/Rh. 

Dott-Wheat.  O 

Aehre:  blassrot,  kurz,  sich  stark  verjüngend,  dünn,  locker;  Aehrchen 
meist  3-kömig  und  grannig,  Klappen  gezahnt;  Grannen  hell,  gespreizt, 
bis  7cm  lang.  —  Stroh:  blassgelb,  unter  mittellang,  steif.  —  Frucht: 
gelbrot,  mehlig,  oder  rot  und  glasig,  schlank  (6%  min  l^ng,  3  mm  breit, 
281  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  grösser,  190  Früchte  =  10  gr, 
feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  hellgrün,  aufrecht,  gross;  Entwickelung  zeitig,  2.2 
Schösslinge;  sehr  zeitig  schossend,  zeitig  blühend;  Halm  108  cm  (Max. 
120  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.3,  Blätter  15.6  cm  lang,  0.8  cm 
breit,  Blattfläche  107.3  qcm,  Halmfläche  97.2  qcm,  Gesammtfläche 
204.5  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  zeitig  reifend,  8  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit 
14  Aehrchen  und  40  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  2430  650 
auf  1  hl  (=  86.5  kg)  entfallen. 

Winterfest;  befällt  leicht  mit  Eost. 

In  den  mittleren  Staaten  der  Union  gebaut. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880.  U.  S. 


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366  Besonderer  Teil. 


Early  Lancaster.  ® 

Aehre:  rot,  sich  verjüngend,  locker,  kurz;  Aehrohen  2-grannig,  2- 
nnd  3-kömig;  Grannen  blassrot,  gespreizt,  bis  7  cm  lang.  —  Stroh:  meist 
violett,  unter  mittel,  fest.  —  Frucht:  rot,  meist  glasig,  lang,  ziemlich 
^ross  (7  mm  lang,  Sy^mm  breit,  260  Früchte  «=  10  gr);  nachgebaut: 
«in  wenig  grösser  (198  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  halbhart,  Bruch 
halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  lang,  schmal,  aufrecht;  Entwickelung  zeitig, 
2.8  Schösslinge;  zeitig  sohossend,  mittelfrüh  blühend;  Halm  100  cm  (Max. 
115  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  15.3  cm  lang,  0.8  cm  breit, 
Blattfläche  97.9  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammtfläche  187.9  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  zeitig  reifend,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang, 
mit  14  Aehrchen  und  40  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  2  210000 
auf  1  hl  (=  85  kg)  entfallen. 

Winterfest;  zum  Rost  neigend;  ertragreich. 

Stark  in  Maryland  gebaut. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric-CoU.  1880.  TJ.  S. 

Bed  bearded  Hediterranean-Wheat.  © 

Aehre:  rot,  sich  verjüngend,  halblocker,  kurz;  Aehrchen  3-kömig, 
3-grannig;  Grannen  blassrot,  gespreizt,  bis  6  cm  lang.  —  Stroh:  meist 
violett,  unter  mittellang,  steif.  —  Frucht :  Original  gelbrot,  mehlig,  einige 
-dunkelrot,  glasig,  schlank  (7  mm  lang,  3  mm  breit,  258  Früchte  =  10  gr); 
nachgebaut:  Alles  glasig,  grösser,  186  Früchte  =  10  gr,  ziemlich  grob- 
fichalig,  hart,  Bruch  stahlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  aufrecht,  lang,  schmal;  Entwickelung  zeitig, 
2  Schösslinge;  sehr  zeitig  schossend,  mittelfrüh  blühend;  Halm  100  cm 
(Max.  115  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  17  cm  lang,  0.8  cm 
hreit,  Blattfläche  108.8  qcm,  Halndäche  120  qcm,  ßesammtfläche  228.8  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig  reifend,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang,  mit 
40  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  2  296  200  auf  hl  (=  89  kg) 
entfallen. 

Winterfest,  fast  rostfrei.  Mehl  nicht  besonders  geschätzt,  doch  er- 
tragreich. 

Wurde  1819  durch  John  Gordon^),  Wilmington,  Delaware,  aus 
<jenua  bezogen. 

Wird  viel  in  Ohio  und  Pennsylvanien  gebaut. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880.  U.  S. 

Cartagena  rojo  aristado.  O 

Deutsch:  Roter  Bartweizen  aus  Cartagena,  Spanien. 

Aehre:  bläulich-rot,  sich  verjüngend,  locker,  kurz,  dünn;  Aehrchen 
12-  und  3-körnig;  Grannen  rot,  abstehend,  zähe.  —  Stroh:  gelb,  feinhalmig, 
fest.  —  Frucht:  rot,  glasig,  etwas  eingefallen,  länglich  (7  mm  lang,  Sy^^^^ 
l>reit),  feinschalig,  sehr  hart,  Bruch  glasig. 


1)  Departm.  of  Agric.  Rep.  1863,  pg.  501. 

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Weizensorten.  367 

Halme  gelbgrttn,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend,  2  Schösslinge; 
Halmlänge  95  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  3,  Blatt- 
länge 29  cm,  Blattbreite  0.78  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  135.72  qcm, 
Halmfläche  85.5  qcm,  Gesammtfläche  221.22  qcm. 

Junge  Aehre  blangrttn,  bereift;  Yegetationsdaner  bis  zar  Eeife  120 
Tage,  also  frühreif,  8  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  13  Aehrchen  und  30 
Früchten,  von  denen  2  038  000  auf  1  hl  (=  81.5  kg)  gehen. 

Das  Stroh  lagert  nur  auf  reichem  Boden ;  gegen  Bost  widerstandsfähig. 

Es  wiegen  100  Halme  370  gr  und  davon  die  Früchte  150  gr. 

Diese  Sorte  hat  nur  für  Süd-Europa  Bedeutung. 

Der  Berliner  Akklimatisations- Verein  führte  diesen  Weizen  1867  in 
Deutschland  ein. 


Trlgo  piche,  Cadiz^  Spanien.  Q 

Aehre:  rot,  sich  wenig  verjüngend,  locker,  kurz;  Aehrchen  1.3  cm 
l>reit,  3-  und  4-körnig,  3-grannig,  mittlere  kurz;  Grannen  hellrot,  8.5  cm 
lang,  gespreizt.  —  Stroh:  gelb,  kurz,  steif.  —  Frucht:  Original  gelbrot, 
mehlig,  ein  wenig  zusammengedrückt,  klein  (6V2  ^^^  ^^^87  ^Vs  °^™  breit, 
286  Früchte  =:  10  gr);  nachgebaut:  rot.  Alles  glasig,  grösser,  197 
Früchte  =  10  gr,  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  Fuss  rot,  sehr  fein,  kurz;  zeitig  schossend 
und  blühend,  1.2  Schösslinge;  Halm  85  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.3  cm 
dick,  Blattzahl  3.3,  Blätter  21  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  110.9  qcm, 
Halmfläche  76.5  qcm,  Gesammtfläche  187.4  qcm. 

Junge  Aehre  blau,  bereift,  in  120  Tagen  reifend,  mit  13  Aehrchen 
und  40  fest  sitzenden  Früchten. 

Uebergang  zu  Triticum  durum. 

Nur  für  ein  warmes,  trocknes  Klima  geeignet. 


Blat  del  pafs,  Granja  de  Barcelona,  Spanien.  O 

Aehre:  blassrot,  locker,  sich  verjüngend,  kurz;  Aehrchen  2-  und 
3-kömig,  2-grannig,  Klappen  gezahnt;  Grannen  blassrot,  gespreizt,  6V2  c™ 
lang.  —  Stroh:  gelbrot,  dünnhalmig,  kurz.  —  Frucht:  Original  gelbrot, 
mehlig,  einige  glasig,  rundlich  (7  nun  lang,  8V4  mm  breit,  231  Früchte 
=  10  gr) ;  nachgebaut :  Alles  glasig,  ein  wenig  grösser,  200  Früchte 
=:  10  gr;  ziemlich  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbmeblig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  sehr  lang,  doch  schmal,  aufrecht;  1  Schöss- 
ling,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend;  junge  Aehre  blaugrün,  in  117 
Tagen  reifend,  6  cm  (Max.  8  cm)  lang,  mit  12  Aehrchen  und  30  lose 
flitzenden  Früchten. 

Im  nordöstlichen  Spanien  kultiviert. 

Bezugsquelle:  Ant.  Cipr.  Costa,  Barcelona,  1881. 


1)  Zeitschr.  f.  Akklim.  1869,  No.  X— XO. 


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368  Besonderer  Teil. 


Xexa. 

Aehre:  rauclibrami,  dünn,  locker,  unter  mittellang ;  Aehrclien  2-nnd 
3-kömig,  2-grannig,  Klappen  knrzgrannig;  Grannen  rotbraun,  bis  8  cm 
lang.  —  Stroh:  gelbrot,  fest,  unter  mittellang.  —  Frucht:  Original  gelb- 
rot, glasig,  länglich  (7  mm  lang,  3V4  mm  breit,  241  Früchte  =  10  gr); 
ein  wenig  grobschalig. 

Aehre  in  121  Tagen  reifend,  10  cm  lang,  mit  14  Aehrchen  und  35 
fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  hl  (=  84  kg)  wiegt. 

Heimat:  Vieh,  (Catalüna)  Spanien. 

Bezugsquelle:  Ant.  Gipr.  Costa  Barcelona,  mis.  1881. 

Tosetto  rosso.  ® 

Syn. :  Pisano;  Frumento  fiorentino. 

Aehre:  sehr  blassrot,  sich  stark  verjüngend,  locker,  mittellang; 
Aehrchen  2-  und  3-kömig  und  grannig,  Klappen  gezahnt;  Grrannen  hell- 
rot, gespreizt.  —  Stroh:  gelbrot,  unter  mittellang,  steif.  —  Frucht:  rot, 
glasig,  gross,  länglich  (8V2  »am  lang,  3^4  mm  breit,  134  Früchte  =  10  gr), 
etwas  grobschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  hellgrün,  sehr  gross,  aufrecht;  Frühjahrsblatt  roggen- 
ähnlich, Fuss  rot;  Eutwickelung  sehr  zeitig,  3  Schösslinge,  zeitig  schossend 
undblübeud;  Halm  HO  cm  (Max.  115  cm)  lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  3.6, 
Blätter  19cm  lang,  0.9cm  breit,  Blattfläche  123.1  qcm,  Halmfläche  125.4qcm, 
Gesammtfläche  248.5  qcm. 

Junge  Aehre  blaugiMin,  zeitig  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
14  Aehrchen  und  35  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  152  40O  auf 
1  hl  (=  86  kg)  entfallen. 

Nicht  ganz  winterfest,  ziemlich  rostfrei ;  bei  Kovigo  und  in  Toskana 
häuflg  zur  Gewinnung  von  Hutstroh  im  Frühjahr  gebaut. 

Bezugsquelle:  Pariser  Ausstellung  1878. 

Froment  commun,  barba,  ronx  et  glabre  ^).  ® 

Syn.:  Franz.:  Touzelle  rouge,  barbue;  Saisette  de  Tarascon. 
Ital.:  Frumento  rosso  comune. 
Deutsch.:  Roter,  kahler  Winterbartweizen. 

Aehre:  blaurot,  sich  verjüngend,  locker,  lang;  Aehrchen  1.3  cm 
breit,  meist  3-kömig;  Grannen  rötlich,  bis  9  cm  lang,  abstehend.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  unterhalb  der  Aehre  bläulich,  fest,  lang.  —  Frucht:  hellrot, 
glasig,  länglich,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit,  240  Früchte  =  gr), 
feinschalig,  schwer,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  sehr  breit,  aufrecht,  Bestockung  schwach,  3.8 
Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  120  cm  (Max. 
145  cm),  Halmdicke  0.36  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  18  cm,  Blattbreite 
1  cm,  Blattoberfläche  144  qcm,  Halmfläche  129.6  qcm,  6esammtfläche 
273.6  qcm. 

Junge  Aehre   blaugrün,    sehr  zeitig   reifend,    10  cm  (Max.  12  cm) 


1)  Vergl.  Seringe,  Monogr.  des  cSrSales  de  la  Suisse  1818,  pg.  90. 

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Weizensorten.  36d 

lang,  mit  12  Aehroben  nnd  36  ziemlicb  leicht  ausfallenden  Früchten,  von 
denen  2  088  000  anf  1  hl  (=  87  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme,  oder  268  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  38  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
32.27  qm  und  das  Saatquantum  (73  Verlust)  2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  491  gr  und  davon  die  Früchte  151  gr. 

Dieser  Weizen  war  in  Poppeisdorf  nicht  winterfest,  lagerte  aber 
nicht.  Zuweilen  in  der  Schweiz,  im  süd-östlichen  Frankreich  und  in 
Ober-Italien  auf  milden  Lehmböden  angebaut. 

Weizen  ron  der  Insel  Andres^  Kykladen,  Griechenland.  ® 

Aehre:  dunkelrot,  sich  etwas  verjüngend,  ziemlich  dicht,  sehr  lang; 
Aehrchen  meist  3-kömig;  Grannen  hellrot,  gespreizt^  bis  9  cm  lang.  — 
Stroh:  hellgelb,  weich;  lang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  wenige  mehlig,  läng- 
lich (7  mm  lang,  3Y2  ^^  breit,  210  Früchte  =  10  gr),  schön,  feinschalig, 
halbhart,  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsyegetation  mittelfrüh, 
Bestockung  stark,  5.3  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  135  cm  (Max.  160  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4.3,  Blatt- 
l&nge  26.46  cm,  Blattbreite  1.06  cm,  Blattoberfläche  241.23  qcm,  Halm- 
fl&che  162  qcm,  Gesammtfläche  403.23  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh  reifend,  12  cm  (Max.  15  cm)  lang, 
mit  22  Aehrchen  und  60  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  795  500 
auf  1  hl  {=  85.5  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  760  Halme  oder  143  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  p.  Pflanze  70  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30.4  qm  und  das  Saatquantum  1.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  480  gr  und  davon  die  Früchte  217  gr. 

Diese  hochfeine  griechische  Sorte  erhielt  1867  auf  der  Pariser  Welt- 
ausstellung einen  ersten  Preis.  Sie  eignet  sich  zur  Kultur  für  ein  mildes 
EHima  und  einen  trocknen  Lehmboden,  da  sie  auf  sehr  reichem  Boden 
leicht  lagert. 

Bezugsquelle:  Haage  &  Schmijdt,  Erfurt  (1871). 

BU  de  Jassy.  ® 

Aehire:  hellrot,  sich  veijüngend,  looker,  lang;  Aehrchen  1.3  cm 
breit,  meist  2-kömig;  Grannen  hell,  bis  7  cm  lang,  etwas  gespreizt.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  weich,  ziemlich  lang.  . —  Frucht:  Original  gelbrot, 
mehlig,  in  1.  ^aoht  bereits  glasig  und  rot,  klein  (6  mm  lang,  3V2  nim 
breit,  219  Früchte  =  10  gr),  etwas  eingefallen,  f einschalig,  halbhart, 
Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  sehr  spät, 
Bestockung  stark,  5  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halm- 
l&nge  110  cm  (Max.  135  om),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge 
26.12  cm,  Blattbreite  0.92  cm,  Blattoberfläqhe  144.18  qcm,  Halmfläche 
122.1  qcm,  öesammtfläohe  266.28  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  ziemlich  zeitig  reifend,  11  cm  (Max.  15  cm) 
lang,  mit  20  Aehrchen  und  40  Früchten,  von  denen  1  828  650  auf  1  hl 
(=  83.5  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  350  gr  und  davon  die  Früchte  178  gr. 

Koernieke  v.  Wtrner,  Huidb.  d.  Oetreidebsv'«  n,  24 


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370  Besonderer  T«il. 

Auf  reichem  Allnvialbodeii  leicht  lagernd,  dagegen  fttr  das  Steppen- 
klima  und  den  trocknen  Steppenboden  vorzüglich  geeignet. 

Diese  rumänische  Weizensorte  wurde  1870  durch  die  Fürstin  Wied 
dem  hiesigen  ökonomisch-botanischen  Gurten  zugesandt 

Ohlrka.  ® 

Syn.:  Erasnaja  ostistaja. 

Amerika:  Eed-Bussian. 

Aehre:  rot,  dünn,  locker,  sich  yerjüngend,  kurz;  Aehrchen  1«1  cm 
breit,  2-  und  3-kömig,  3-grannig,  1  Granne  sehr  kurz;  E^lappen  mit 
grannenartigem  Zahn;  Grannen  gespreizt,  7 — 9  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb oder  violett,  kurz.  —  Frucht:  Original  rot,  meist  glasig,  wenige 
gelbrot  und  mehlig,  schlank,  klein  (6Vs  mm  lang,  3  mm  breit,  273  Früchte 
=3=  10  gr);  nachgebaut:  grösser,  215  Früchte  ==  10  gr,  feinschalig,  halb- 
hart, Bruch  stahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  niederliegend;  Frühjahrsentwickelung 
mittelfrüh;  3.8  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm  90  cm 
(Max.  115  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  20.5  cm  lang, 
0.75  cm  breit,  Blattfläche  123  qcm,  Halmfläche  81  qcm,  Gesammtfläche 
204  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  rot  umrandet,  mittelfrüh  reifend,  8  cm  (Max. 
11  cm)  lang,  mit  15  Aehrchen  und  36  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten, 
von  denen  2  331  420  auf  1  hl  (=  85.4  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  330  gr  und  davon  die  Früchte  147  gr. 

Winterfest;  echtes  Wintergetreide;  ziemlich  rostfrei,  nicht  leicht 
lagernd. 

Die  Heimat  dieses  vorzüglichen  Steppenweizens  liegt  im  südlichen 
Bussland  am  kaspischen  If  eere  und  wird  in  Süd-Eussland  von  allen  Borten 
vielleicht  am  häufigsten  gebaut  und  meist  über  Odessa  nach  Konstantinopel, 
Smyma,  Griechenland,  Spanien,  Süd-Frankreich  und  England  als  sehr 
beliebter  Weizen  ausgeführt. 

Yon  Süd -Bussland  gelangte  derselbe  nach  den  Nordweststaaten 
Amerikas,  wo  er  als  „Bed-Bussian^'  stark  gebaut  wird. 

Original  durch  Prof.  Saykewitsch,  Charkow,  und  Bed-Bussian 
durch  Missouri  Agric.  ColL  1880  erhalten. 

Boter  Bartwelzen  aus  Wjemoje^  am  Fasse  des  Ala-Tan, 
Tnrkestan.  Q 

Aehre:  rot,  blau  bereift,  sich  wenig  veijüngend,  ziemlich  dicht,  breit, 
ziemlich  lang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  meist  3-kömig  und.  3-grannig, 
örannen  der  Klappen  fast  so  lang  als  die  der  Spelzen;  Granne  stark 
gespreizt,  bis  10  cm  lang.  —  Stroh:  blassgelb,  sehr  fest,  kaum  mittel- 
lang. —  Frucht:  dunkelrot,  glasig,  stark  eingefallen,  länglich,  gross 
(7  mm  lang,  3^/2  mm  breit,  184  Früchte  =  10  gr),  grobschalig,  sehr  hart, 
stahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  dicht  behaart,  aufrecht,  2.2  Schösslinge,  sehr 
spät  schossend  und  blühend.  Halme  90  cm  (Max.  105  cm)  lang,  0.4  cm 
dick,  Blattzahl  3.4,  Blätter  26  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche  176.8  qcm, 
Halmfläche  108  qcm,  G-esammtfläche  284.8  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  in  130  Tagen  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm) 


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Weixentorten.  371 

lang,  mit  15  Aehrchen  und  45  sehr   fest  sitzenden  Früchten,    von  denen 
1  582  400  anf  1  hl  (=  86  kg)  ent&Uen. 

Es  wiegen  100  Halme  370  gr  und  davon  die  Frtichte  177  gr. 

Von  FetisoTf  gesammelt  nnd  dnrch  £.  Eegel  übersandt. 

Boter  Bartnelxen  Tom  AltaL  O 

Aehre:  blassrot,  etwas  locker,  sich  yeijüngend,  schmal,  dünn,  ziem- 
lich lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit,  2-  und  3-kömig  und  grannig,  Klappen 
mit  Zahn;  Grannen  gespreizt,  8.5  cm  lang.  —  Stroh:  blassgelb,  fest, 
mittellang.  —  Frucht :  rot,  glasig,  sehr  klein,  oval  (6  mm  lang,  3  mm 
breit,  409  Früchte  ■=  10  gr),  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  beiderseits  dicht  behaart,  aufrecht;  2.2 
Schösslinge,  Halm  105  cm  (Max.  120  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl 
3.7,  Blätter  20  cm  lang,  0.62  cm  breit,  Blattfläche  91.76  qcm,  Halmfläche 
94.5  qcm,  Gesammtfläche  1 86.26  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  119  Tagen,  9  cm  (Max.  11  cm)  lang, 
mit  17  Aehrchen  und  40  Früchten,  von  denen  3  558  300  auf  1  hl  (= 
87  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  278  gr,  und  davon  die  Früchte  160  gr. 

Durch  Dr.  Finsch  und  Gnd?  Zeil  erhalten. 

Boter  Sommer-Bartweuen  aus  dem  Bezirk 
,J[rkut8k",  Sibirien.  © 

Aehre:  rot,  dünn,  ziemlich  dicht,  kurz;  Aehrchen  meist  3-kömig 
und  grannig,  1.2  cm  breit,  Klappen  gezahnt;  Grannen  hellrot,  wenig  ge- 
spreizt, bis  5.5  cm  lang.  —  Stroh:  rotgelb,  kurz,  fest.  —  Frucht:  rot, 
glasig,  sehr  klein  (560  Früchte  =  10  gr,  öVs^ani  lang,  2V2  nun  breit); 
nachgebaut:  grösser  418  Früchte  =  10  gr,  hart,  Bruch  stablig. 

Junges  Blatt  hellgrün,  schwach  sammetig,  sehr  feinblättrig,  lang, 
aufrecht,  Fuss  rötlich;  Entwickelung  zeitig,  2  Schösslinge;  sehr  zeitig 
schossend^  blühend  und  reifend;  Halm  90cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.3  cm 
dick,  Blattzahl  3,  Blätter  21.3  cm  lang,  0.7  cm  breit,  Blattfläche  89.5  qcm, 
Halmfläche  81  qcm,  Gesammtfläche  170.5  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  Antheren  rot,  in  106  Tagen  reifend,  mit  16 
Aehrchen  und  40  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten. 

Bezugsquelle:  durch  Anatol  von  Fadejeff  vom  landw.  Versuchsfeld 
zu  Petrowsk  bei  Moskau  Originalsaat  erhalten. 

Boter  Bartweizen  von  den  Aland-Inseln.  0 

Aehre:  schmutzig-rot,  dünn,  mittellang;  Aehrchen  3 — 4-kömig; 
Grannen  gespreizt.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  dick,  fest.  —  Frucht:  rot, 
mehlig  oder  glasig,  schlank,  8  mm  lang,  3  mm  breit. 

Aehre  11  cm  (Max.  14.5  cm)  lang,  mit  22  Aehrchen  und  65  Früchten. 

Bezugsquelle:  durch  Pastor  Mol  in  auf  Gckero,  einer  von  den 
Aland*Inseln. 

Boter  Bartweizen  ans  ümea,  Sehweden.  O  ^ 

Aehre:  rot,  locker,  dünn,  mittellang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-köi^ 
nig  und  3-grannig  (2  Grannen  lang)      Grannen  rot,    abstehend   bis  8  oiq 


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372  Besonderer  Teil. 

lang,  zähe.  Stroh:  rötlich-gelb,  f einschalig,  blattarm,  fest,  mittellang.  — 
Frucht:  rot,  glasig,  etwas  eingefallen,  plnmp,  mittelgross  (7  mm  lang, 
372  mm  breit)  schwer,  feinschfläig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Halm  blaugrttn,  schosst  und  blüht  zeitig,  2.1  Schösslinge,  Halmlänge 
105  cm  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge  28.3  cm, 
Blattbreite  0.88  cm,  Blattoberfiäche  eines  Halmes  149.4  qom,  Halmfläche 
103.95  qcm,  öesammtfläche  253.35  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  sehr  zeitig  in  115  Tagen  reifend,  also  5 
Tage  früher  als  der  aus  Süd-Spanien  stammende  Cartagena  rojo  aristado. 
Beife  Aehre  9  cm  (Max.  11cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  40  leicht 
ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  827  000  auf  1  hl  (=  87  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  330  gr  und  davon  die  Früchte  150  gr. 

Das  Stroh  lagert  nicht  leicht,  doch  befällt  es  stark  mit  Bost. 

Für  Deutschland  ist  dieser  Weizen  bedeutungslos. 

Uebersender:  L.  Wittmack,  Berlin  1874. 

Roter  Wlnter-Bartwelzen  ans  Ostindien.  ® 

Aehre:  rostrot,  blau  bereift,  sich  stark  verjüngend,  locker,  lang; 
Aehrchen  1.4  cm  breit  meist  3-kömig;  Grrannen  hell,  gespreizt.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  fest,  fein,  mittellang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  länglich  (7  mm 
lang,  3V2nim  breit,  220  Früchte  =  10  gr),  feinschaUg,  sehr  schwer,  hart, 
Bruch  stahlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  fein,  kraus,  Frühjahrsvegetation  zeitig,  Be- 
Stockung  mittelstark,  4.2  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 100  cm  (Max.  120  cm),  Halmdicke  0.25  cm,  Blattlänge  18.5  cm, 
Blattbreite  0.85  cm,  Blattoberfläche  157.25  qcm,  Halmfläche  75  qcm,  Öe- 
sammtfläche 232.25  qcm. 

Junge  Aehre  gelblich-grün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  15  cm) 
lang,  mit  16  Aehrchen  und  42  Früchten,  von  denen  l  914  000  auf  1  hl 
(r=  87  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  400  gr  und  davon  die  Früchte  188  gr. 

Diese  ostindische  recht  beachtenswerte  Sorte,  leidet  ziemlich  stark 
durch  Bost,  jedoch  wenig  durch  Lagern  und  überwinterte  1879/80  vor- 
trefflich. 


Varietät:  Tritienm  ynlgare  eaesinm  AI. 

Aehre  kahl,  ^ublau;  Körner  rot. 

Sorte: 

BlanUiriger  Sommer-Bartweizen.  Q 

Aehre:  meist  schwarzblau,  einige  rotblau,  sich  veijüngend,  schlaff, 
etwas  locker,  mittellang,  dünn;  Aehrchen  1.5cm  breit,  3-  und  4-kömig, 
und  3-grannig  (davon  2  lang),  Klappen  mit  Grannenspitzen;  Grannen 
graublau,  stark  gespreizt,  bis  12  cm  lang,  leicht  abbrechend.  Stroh: 
gelbgrau,   mittellang,   blattarm,    derbwandig,    doch    feinhalmig,    fest.     — 


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•  Weizensortcn.  373 

Fracht :  dunkelrot,  glasig,  etwas  eingeflEtllen,  klein  (6  mm  lang,  8  mm 
breit),  feinsohalig,  schwer. 

Halm  dankelgrün,  mittelfrtth  schossend  and  blühend,  2.2  Schösslinge 
Halmlänge  105  cm  fMax.  115  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzabl  8,  Blatt- 
l&nge  26  cm,  Blattbreite  0.9  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  140.4  qcm, 
Halmfläche  94.5  qcm,  öesammtfläche  234.9  qcm. 

Jnnge  Aehre  blaagrün,  Beifezeit  125  Tage,  reif  10  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  14  Aehrchen  and  50  siemlich  leicht  aasfallenden  Früchten,  von 
denen  2  279  000  anf  1  hl  (=  86  kg)  gehen. 

Aaf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  455  Pflanzen,  mithin  beti%t 
der  Baam  für  eine  Pflanze  22  qcm,  die  Blattoberfläche  p,  qm  Bodenfläche 
28.49  qm,  and  das  Saatqnantam  (Vs  Verlast)  3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  390  gr  and  davon  die  Früchte  170  gr. 

Dieser  Weizen,  da  er  sehr  hart  ist,  anch  wenig  darch  Lagern  oder 
Bost  leidet,  empfiehlt  sich  für  ranhe  Lagen  and  schweren,  fenchten* 
Thonboden. 

Metzger^)  versachte  diesen  Weizen  an  Stelle  des  Spelzes  in  die 
Spelzbaa  treibenden  öegenden  Südwestdeatschlands  einznführen,  doch  mit 
geringem  Erfolg,  indem  die  Baaem  meist  wieder  zam  Spelz  zarüokkehrten. 


VarietSt:  Triticnm  ynlgare  meridionale  Ecke. 

Aehre  sammetig,  weiss;  Körner  weiss  oder  gelblich. 

Sorte: 

Weisser  sammetiger  Bartweizen  ans  Karystos^  Enboea, 
Orieehenland.  O  ^  © 

Aehre:  weiss,  sammetig,  schmal,  dicht,  ziemlich  lang;  Aehrchen 
1.1cm  breit,  2-  and  3-kömig,  2-grannig^  Klappen  gezahnt  and  gekielt: 
Grannen  wenig  gespreizt,  bis  7  cm  lang.  —  Stroh :  gelb,  fest,  mittellang. 
Pracht:  weisslich-gelb,  glasig,  einige  mehlig,  gross,  oval  (7V4  mm  lang, 
4  mm  breit,  208  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  dankelgrün,  kr&^g,  3  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend 
and  blühend,  Halmlänge  100  cm,  (Max.  110  cm),  Halmdicke  0.3S  cm, 
Blattzahl  4,  Blättlänge  24.5  cm  BlaUbreite  1.0  cm,  Blattoberflftche  196  qcm, 
Halmfläche  114  qcm,  öesammtfläche  310  qcm. 

Jange  Aehre  blaagrün,  mittelfrüh  reifend,  mit  14  Aehrchen  and  35 
Früchten,  von  denen  1726400  aaf  1  hl  (=  83  kg)  gehen. 

Für  Dentschland  ist  dieser  Weizen  nicht  winterfest  genag,  doch 
lässt  er  sich  aach  als  Sommerweizen  aassäen,  lagert  aber  leicht  and  leidet 
sehr  stark  darch  Bost. 

Es  wiegen  100  Halme  290  gr  and  davon  die  Früchte  144  gr. 


1)  Landw.  Pflanzenkande  1841  pg.  58. 


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374  Besonderer  Teil.        « 

Varietät:  Triticnm  ynlgare  yelntiniim  AI. 

Aehre  sammetig,  weiss;  Körner  rot 

Sorte: 

Weisser  sammetiger  Bartwelien.  0 

Syn.:  Proment  comman,  barbu,  blanc  et  velont6^). 

Aehre :  blassgelb  mit  sobwacb  rötlichem  Anflug,  sich  nach  der  Spitze 
yerjüngendy  stark  sammetig,  locker;  Aehrohen  1.2  cm  breit,  3-k5mig, 
Grannen  hell,  gespreizt,  6 — 7  cm  lang.  —  Frucht :  rot,  mehlig  oder  gla- 
sig, etwas  bauchig,  gross,  (8  mm  lang,  4  mm  breit),  eingefallen,  fein- 
schalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kräftig;  Frühjahrsyegetation  sehr  spät,  Be- 
stockung  stark,  5  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge 
145  cm  (Max.  160  cm)  Halmdicke  0.83  cm,  Blattzahl  4.8,  Blattlänge  26  om, 
Blattbreite  0.9  cm,  Blattoberfläche  224.64  qcm,  Halmfläohe  148.65  qcm, 
G-esammtfläche  368.19  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  Spelzen  violett  umrandet,  mittelfrüh  reifend, 
mit  16  Aehrchen  und  45  Früchten  von  denen  1  709  000  auf  1  hl  = 
78.4  kg  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  570  gr,  und  davon  die  Früchte  190gr. 

Diese  Weizensorte  wurde  nach  Seringe  auch  in  der  Schweiz, 
wenngleich  nur  selten  gebaut;  sie  ist  nicht  ganz  winterfest,  so  erfror 
dieselbe  1870/71  in  Poppeisdorf  bis  auf  einige  wenige  kümmerliche 
Pflanzen,  doch  widersteht  sie  dem  Bost  gut  und  lagert  selten. 


Varietät:  Triticnm  mlgare  torcicnm  Ecke. 

Aehre  sammetig,  rot:  Kömer  weiss  oder  gelblich. 

Sorte: 
Tnrkestaniseher  rotihriger,  weisser^  sammetlger  Bartweizen.  Q 

Aehre:  schmutzig-rot,  sammetig,  ziemlich  dicht,  aufrecht,  lang; 
Aehrchen  1.2  om  breit,  meist  3-kömig  und  3-grannig,  Spelzen  dick, 
Klappen  kurzgrannig;  Granne  hell,  gespreizt,  8  cm  lang.  —  Stroh:  röt- 
lich-gelb, fest,  lang.  —  Frucht:  Original  fast  weiss;  mehlig;  nachgebaut: 
blassrötlich,  glasig,  ziemlich  gross  (7  mm  lang,  3  mm  breit,  275  Früchte 
=  10  gr),  feinschalif?. 

Junges  Blatt  blaagrün,  beiderseits  stark  behaart,  2.8  Schösslinge, 
spät  schossend  und  blühend.    Halme  120  cm  (Max.  135  cm)  lang,  0.38  cm 


1)  Seringe,  Mongr.  des  cdr^les  de  la  Suisse  1818,  pg.  89. 

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Weiaeikiorteii.  375 

dick,  Blattsahl  3,  Blätter  25.8  om  lang,  0.9  om  breit,  Blattfläche  139.32  qom, 
Halmfläclie  136.8  qcm,  Gresanuntfläclie  276.12  qcm. 

Junge  Aehre  bläolicli-grfiny  reift  in  122  Tagen,  10  om  (Hax.13  cm) 
lang,  mit  17  Aehrohen  und  50  Früchten,  von  denen  2  255  000  auf  1  hl 
(=  82  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  312  gr  und  davon  die  Früchte  128  gr. 

Doroh  Br.  Alb.  Eegel  1875  OriginaUaat  erhalten. 


Yariet&t:  Tritienm  mlgare  snbYelntimiii  Keke. 

Aehre  schwach  sammetig,  rot;  Kömer  rot 
Sorte: 

Boter,  sehwaeh  sammetiger  Bartweizen.  ® 

Aehre:  blassrot,  schwach  sammetig,  sich  verjüngend,  mittellang 
schmal;  Aehrchen  1.2cm  breit,  meist  2-kömig;  Grrannen  rötlich,  gespreizt, 
bis  5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mittellang.  —  Frucht:  rot»  glasig, 
wenige  gelbrot,  mehlig,  klein  (6Y2  mm  lang,  3V2  ^^  breit),  fein 
schalig. 

Herbstblatt  blangrün,   schmal,   sehr  kurz,    krans,  schwach  behaart 
Entwickelnng  sehr  spät,  Bestocknng  stark,  6.3  Schösslinge,  spät  schossend 
nnd  blühend;    Halm  125  cm  (Max.  150  cm)  lang,    0.35  cm  dick,   Blatt- 
zahl 3.7,    Blätter  23.5  cm  lang,    0.87  cm  breit,    Blattfläche  151.38  qcm, 
Halmfläche  131.25  qcm,  öesammtfläche  282.58  qcm. 

Junge  Aehre   gelbgrün,    spät   reifend,    10  cm   (Max.  13  cm)  lang, 
mit  40  Früchten,  von  denen  2  076  000  auf  1  hl  (=  83.7  kg)  entfallen. 

Winterfest,  nicht  leicht  lagernd,  doch  stark  durch  Bost  leidend. 


YarietSt:  Tritiemi  ynlgare  barbarossa  AI. 

Aehre  sammetig,  rot;  Körner  rot. 

Sorten: 
Karzähriger,  sammetartiger  Bartweisen.  ® 

Aehre:  bläulich-rot,  ziemlich  breit,  doch  kurz,  üebergang  zu  den 
Igelweizen  bildend,  fast  quadratisch,  dicht;  Aehrchen  3-kÖmig,  Grannen 
bläulich-rot,  wenig  gespreizt,  bis  8  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  nach 
Aehre  zu  rotblau,  lang,  dickwandig,  steif.  —  Frucht:  gelbrot,  meist  glasig, 
etwas  bauchig,  länglich  (7  mm  lang,  3V2  ^^  breit),  schwer,  etwas  ein- 
gelsdlen,  feinsohalig,  halbhart,  Brudi  halbmehlig. 


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376  Besondorer  Theil. 

Herbstblatt  blaugrün,  sobmal,  krane;  Frübjahrsvegetation  zeitig, 
BeBtookung  schwacb;  3.8  Scbdsslinge,  mittelfrüh  sohossend  und  blühend. 
Halmlänge  120  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  BlattzaU  3.7, 
Blattlänge  23.52  cm,  Blattbreite  1.01  cm,  Blattoberfläohe  175.82  qcm, 
Halmfläche  133.2  qcm,  öesammtfläohe  309.02  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  etwas  spät  reifend,  mit  15  Aehrohen 
und  45  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  960  000  auf  1  hl 
(=  84.5  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  483  gr  und  davon  die  Früchte  151  gr. 

Diese  Weizensorte  erwies  sich  winterfest,  lagerte  nicht,  litt  jedoch 
stark  durch  Best. 

YelTet-Chaff.  © 

Syn.:  Velvet  Board;  Crate  Wheat. 

Aehre:  rot,  sammetig,  halblocker,  sich  wenig  verjüngend,  unter 
mittellang:  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-kömig,  2-grannig;  Grannen  blassrot, 
wenig  gespreizt  (bis  6  cm  lang).  —  Stroh:  rotgelb,  bis  violett,  steif,  unter 
mittellang.  —  Frucht:  Original  gelbrot,  mehlig,  länglich,  klein  (eV^mm 
lang,  3V4  mm  breit,  316  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  rot,  gksig, 
grösser,  204  Früchte  =  10  gr,  schwer,  feinschalig,  halbhart,  Bruch 
mehlig. 

Herbstblatt  hellgrün,  etwas  niederliegend,  feinblättrig ;  Entwiokelung 
mittelfrüh,  3.4  Schösslinge,  zeitig  schossend,  mittelfrüh  blühend;  Halm 
100  cm  (Max.  112  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  15.6  cm 
lang,  0.75  cm  breit,  Blattfläche  103  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  G-esammt- 
fläche  193  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig  reifend,  9  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit 
18  Aehrchen  und  50  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  780  800 
auf  1  hl  (=  88  kg)  entfallen. 

Winterfest ;  rostig,  nicht  leicht  lagernd,  ertragreich  und  für  schweren 
Boden  geeignet. 

Soll  ursprünglich  eine  englische  Sorte  sein,  welche  1830  nach  den 
Yereinigten  Staaten  eingeführt  wurde. 

Bezugsquelle:  Missouri  Agric.  Coli.  1880. 

Froment  commiui^  barbn,  roax  et  reloiit^  ^).  ® 

Deutsch:  Boter  sammetiger  Grannenweizen. 

Aehre :  dunkelrot,  sammetig,  halblocker,  dünn,  sich  verjüngend,  unter 
mittellang;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  3-kömig;  Ghrannen  rotgrau,  gespreizt 
(bis  10  cm  lang).  —  Stroh:  röüioh-gelb,  meist  nach  der  Aehre  zu  rot- 
grau, mittellang.  —  Frucht:  dunkelrot,  glasig,  bauchig,  7  mm  lang,  3  mm 
breit,  etwas  grobschalig,  halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  kräftig,  aufrecht;  Entwickelung  sehr  zeitig, 
3  Schösslinge,  mittelMh  schossend  und  blühend;  Halm  110  cm  (Max. 
130  cm)  lang,  0.34  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  18.8  cm  lang,  0.9  cm 
breit,  Blattfläche  135.4  qcm,  Halmfläche  112.2  qcm,  Gesammtfläche 
147.6  qcm. 


1)  Seringe,  Monogr.  des  o6i^al.  de  la  Soisse  1818  pg.  90. 

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Weizensorten.  377 

Junge  Aehre  blangrün,  rot  gestreift,  zeitig  reifend,  9  cm  (Max.  11  cm) 
lang,  mit  46  Früchten,  von  den  1  926  000  anf  1  hl  (=  86  kg)  entfallen. 
Winterfest,   neigt  znm  Lagern,   wenig  widerstandsfähig  gegen  Eost. 
Zuweilen  in  Mitteleuropa,  so  z.,  B.  in  der  Schweiz  gebaut. 

Roter,  sammetartiger  Bartweizen  ans  Kastammii.  0  n.  Q 

Aehre:  schmutzig-graurot,  schmal,  ziemlich  dicht,  lang.  —  Aehrchen 
1.2  cm  breit,  3-körnig  und  3-grannig,  eine  Granne  kurz;  Grannen  rötlich, 
ziemlich  gespreizt,  bis  8  cm  lang.  —  Stroh:  rotgrau,  oder  gelbrot,  weich.  — 
Frucht:  blassrot j  meist  glasig,  lang,  schmal  (7Y2  t^t^  ^^^^Sj  3Y4  mm  breit, 
235  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  schmal,  ziemlich  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
zeitig,  Bestockung  stark,  5.2  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend. 
Halml&nge  100  cm  (Max.  120  cm),  Halmdicke  0.28  cm,  Blattzahl  3.3, 
Blattlänge  23.8  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattoberflftche  125.66  (^cm,  Halm- 
fläche 84  qcm,  Gesammtfläche  209.66  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  19  Aehrchen  und  54  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  903  500  auf  1  hl  (=  81  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  350  gr  und  davon  die  Früchte  139  gr. 

Dieser  Weizen  eignet  sich  nur  zum  Anbau  für  leichteren  Boden,  da 
das  Stroh  sehr  leicht  lagert  und  sehr  wenig  Widerstandsfähigkeit  gegen 
Bost  besitzt. 

£r  lässt  sich  auch  als  Sommerweizen  benutzen,  reift  aber  in  diesem 
Falle  etwas  spät,  denn  seine  Vegetationsperiode  betrug  135  Tage. 

Heimat:  Bezirk  Eastamuni  im  Pontisohen  Gebirgssystem,  Klein- 
Asien,  Türkei. 

Roter,  sammetlger  Bartweizen  ans  dem  Thale  des  Jaldns 
in  Tnrkestan.  Q 

Aehre:  schmutzig-rot,  sammetig,  locker,  dünn,  mittellang;  Aehrchen 
schmal,  1  cm  breit,  meist  3-kömig  und  3-grannig,  Mittelgranne  kurz, 
Gkanne  der  Klappen  sehr  lang;  Granne  wenig  gespreizt,  bis  8  cm  lang.  — 
Stroh :  gelb,  fest,  steif,  kurz.  —  Frucht :  rot,  glasig,  länglich  (6y2  ^^ 
lang,  3  mm  breit,  375  Früchte  =  10  gr),  schmal,  feinschalig,  hart, 
stahlig. 

Junges  Blatt  gelblich-grün,  beiderseits  behaart  und  Basis  der  Blätter 
graublau,  2  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halme  80  cm 
(Max.  95  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  3.6,  Blätter  15  cm  lang, 
0.6  cm  breit,  Blattfläche  64.8  qcm,  Halmfläche  72  qcm,  Gesammtfläche 
136.8  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  reift  in  119  Tagen,  10  cm  (Max.  11cm) 
lang,  mit  16  Aehrchen  und  45  Früchten,  von  denen  3  150  000  auf  1  hl 
(=  84  kg)  entfallen. 

£s  wiegen  100  Halme  275  gr  und  davon  die  Früchte  113  gr. 

Von  Fetisow  1878  gesammelt  und  durch  E.  Eegel  eingesandt. 


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378  BMondwm  Teil 

Varietät:  Triticnm  mlgare  coemleo-yelntiiiiini  Ecke. 

Aehre  sammetig,  graublau;  Körner  rot. 
Sorten: 

Graublauer  sammetartiger  Bartweiaen.  ® 

Aehre:  dunkelgraublau,  stark  behaart,  sehr  locker,  schmal,  lang; 
Aehrchen  1  cm  breit,  meist  3-kdmig;  (jranne  hell,  8—10  cm  lang.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  dickwandig,  lang.  —  Frucht:  rot,  meist  glasig, 
lang,  schmal  (8  mm  lang,  3  mm  breit),  sehr  schwer,  eingefallen. 

Herbstblatt  gelbgrün,  schwach  behaart,  ziemlich  breit,  aufrecht; 
Frübjahrsvegetation  sehr  zeitig,  Bestockung  schwach;  8.5  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  115  cm  (Max.  140  cm), 
Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  25  cm,  Blattbreite  0.9  cm, 
Blattoberfläche  180  qcm,  Halmfläche  131.1  qcm,  G-esammtfläche  311.1  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang, 
mit  15  Aehrchen  und  40  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  853  000 
auf  1  hl  (==  85  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  400  gr  und  davon  die  Früchte  161  gr. 

Diese  nicht  ganz  winterfeste  Sorte  lagert  nicht  leicht,  leidet  aber 
stark  durch  Eost. 

Graublauer  sammetlger  Sommer-Bartweizen  aus  Wjemoje. 

Aehre:  fast  weiss  mit  schwach  bläulichem  Anflug,  sammetig,  halb- 
locker, schmal,  unter  mittellang;  Aehrchen  1  cm  breit,  meist  3-kömig, 
3-grannig;  Klappen  mit  Zahn;  G-rannen  hell,  gespreizt,  bis  10  cm  lang.  — 
Stroh:  blassgelb,  unter  mittellang.  -—  Frucht:  gelbrot,  mehlig,  rundlich 
(7  mm  lang,  4  mm  breit,  179  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  aufrecht,  dicht  behaart;  2.8  Schösslinge,  spät 
schossend  und  blühend;  Halm  100  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.3  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  19  cm  lang,  0.77  cm  breit,  Blattfläche  117  qcm, 
Halmfläche  90  qcm,  G-esammtfläche  207  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  9  öm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  13  Aehrchen 
und  32  Früchten,  von  denen  1  557  300  auf  l  hl  (=  87  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  330  gr  und  davon  die  Früchte  143.5  gr. 

Leidet  stark  durch  Bost.    Yon  Fetisow  gesammt. 


Varietät:  Triticum  mlgare  ftdiginosnm  AL 

Aehre  sammetig,  schwarz;  Kömer  rot 
Sorte: 

Blauer  sammetiger  Bartweizen.  ® 

Aehre:  auf  blassgelbem  oder  rötlichgelbem  Grunde  und  zwar 
namentlich  an  den  Rändern  der  Klappen,  am  Zahn  und  Kiel  blau  gefärbt, 
mittellang  (10  cm  lang),  viereckig,  aufrecht;  Aehrchen  2-  und  3-kömig; 
Grannen  schwärzlich,  gespreizt,  bis  9  cm  lang.  Zahl  der  Aehrchen  24, 
der  Früchte  60.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mittellang.  —  Fmoht:  gelbrot, 
meist  mehlig,  oval,  mittelgross,  7  mm  lang,  4  mm  breit. 


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Unterart:  2.  Triticnm  compactüm  Host 
Binkel-  und  Igelweizen. 

A.  Binkeiweizen. 

Varietät:  Triticnm  compactüm  Hnmboldtii  Ecke. 
Aehre  kaU,  weiss;  Eömer  weiss  oder  gelblich. 

Sorten: 

Oelb&hriger  Binkeiweizen.  O  n.  ® 

Aehre:  gelb,  seitlich  zusammengedrückt,  sehr  dicht,  kurz;  Aehrchen 
1.2  cm  breit,  S-kömig,  Aehrchen  sich  gegenüberstehend.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb, steif,  mittellang.  —  Fracht:  blassroth,  glasig,  plnmp,  rundlich,  klein 
(6  mm  lang,  3Va  mm  breit,  275  Früchte  =10  gr),  etwas  grobschalig, 
halbhart,  Bruch  halbstahlig. 

Dieser  Weizen  ist  ein  Wechselweizen  und  zeigten  Sommer-  und 
Winterweizen  den  gleichen  Habitus. 

flerbstblatt  bkugrün,  schmal,  Bestockung  schwach,  8  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halmlänge  110  cm  (Max.  130  cm), 
Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  3.7,  Blattlänge  22.92  cm,  Blattbreite  0.98  cm, 
Blattoberfläche  eines  Halmes  166.2  qcm,  Halmfläche  125.4  qom,  Gesammt- 
fläche  291.6  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  Wintersaat  mittelfrüh,  Sommersaat  in  124 
Tagen  reifend.  Aehre  5.5  cm  (Max.  8  cm  lang),  mit  16  Aehrchen  und 
45  Früchten,  von  denen  2  266  000  auf  1  hl  (=  82.4  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  90O  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  33.3  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 26.1  qm,  und  das  Saatquantum  (Vs  Yerlust)  2.2  hl  p.  ha. 

£s  wiegen  100  Halme  380  gr,  und  davon  die  Früchte  120  gr. 

Der  Weizen  lagerte  in  Poppeisdorf  nicht,  befiel  jedoch  stark  mit 
Best  und  zeigte  sich  winterfest. 

Im  Allgemeinen  scheint  dieser  Weizen  eine  geringere  Kultur  zu 
beanspruchen,  und  auf  leichteren  Böden,  z.  B.  auf  lehmigem  Sand  und 
leichterem  sandigen  Lehm,  gute  Erträge  zu  bringen. 

Watla-WaUa  Spring-Wkeat.  0 

Syn.:  Sommerweizen  aus  Walla-Walla,  Vereinigte  Staaten. 

Aehre:  blassgelb,  sehr  dicht  und  klein,  6V2  ^^  ^^^S  ^^^  ^^  Früchten; 
Aehrchen  0.7  cm  breit,  2-  und  3-kömig.  —  Stroh:  gelb,  steif,  —  Frucht: 
blassröthlioh,  klein,  (5^2  mm  lang,  2^2  mm  breit),  feinschalig. 

Original  in  der  Sammlung  yon  Dreisch^  Poppeisdorf. 


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380  Besonderer  Teil. 


Carter'8  flU  nearare.  ® 

Aehre  solmiTitzig-weissgelb,  qnadratiscli,  sehr  diclit,  kurz,  8  cm  lang, 
mit  70  Früchten;  Aehrclien  1.5  cm  breit,  4-kömig.  —  Stroh:  gelb,  sehr 
fest,  steif.  —  Frucht :  fast  weis,  mehlig,  oval,  klein  (6.4  mm  lang,  4  mm 
breit),  feinschalig.     In  der  Sammlung  von  Dreisch. 

Trigo  blanqniUc,  Chile.  Q 

Syn.:  Califomischer  Weizen  aus  Chile. 

Aehre:  blassgelb,  aufrecht,  sehr  dicht,  an  der  Spitze  kurzgrannig; 
Aehrchen  1.3  cm  breit,  2-,  3-  und  4-kömig.  —  Frucht:  Original  weiss, 
mehlig;  nachgebaut:  rötlich  und  glasig,  seitlich  zusammengedrückt,  klein 
(6  mm  lang,  3Va  ni™  breit,  246  Früchte  =  10  gr),  feinschalig  halbweioh 
Bruch  halbmehlig. 

Halme  dunkelgrün,  1.8  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  80  cm  (Max.  95  cm),  Halmdicke  0.27  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 22.5  cm,  Blattbreite  0.82  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  147.6  qcm, 
Halmfläche  64.8  qcm.  Gesammtfläche  214.4  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh,  in  130  Tagen  reifend,  5  om 
(Max.  6  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  40  ziemlich  fest  sitzenden  iVüchten, 
von  denen  2  115  600  auf  1  hl  (=  86  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  555  Pflanzen,  somit  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  18  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
21.44  qm  und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  500  gr  und  darum  die  Früchte  170  gr. 

Die  ursprüngliche  Heimat  dieses  Weizens  ist  Chile,  ron  wo  er  nach 
Califomien  zum  Anbau  auf  trockenem  Lehmboden  gelangte.  Wahrschein- 
lich ist  aus  ihm  durch  Yerlängerung  und  Lookerwerden  der  Aehre  der 
weisse  Chile-Sommerweizen  und  der  mit  diesem  identische  Califomische 
Sommerweizen  unter  Trit.  vulg.  albidum  entstanden. 

Der  Weizen  lagert  nicht,  beflel  jedoch  in  Poppelsdorf  stark  mit  Kost. 

XJebersender:  L.  Wittmack,  von  der  Wiener  WeltaussteDung 
1873.     Trigo  blanquillo  durch  v.  G-ülich  1880  aus  Chile  erhalten. 

Tri^o  nocho,  Chile.  Qu.® 

Aehre:  blassgelb,  2-zeilig,  sehr  dicht,  kurz,  grannenspitzig;  Aehr- 
chen 1.4  cm  breit,  meist  4-kömig.  —  Stroh :  blassgelb,  mittellang,  steif.  — 
Frucht:  Original  weiss,  mehlig,  viele  rötlich,  glasig,  rundlich,  klein  (6^/4 
mm  lang,  3V4  nun  breit,  254  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  glasig, 
grösser,  218  Früchte  =  10  gr,  sehr  schön,  feinschalig,  halbweich,  Bruch 
halbmehlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  schwach  aufrecht,  2  Schösslinge,  mittelfrüh 
schossend  und  blühend;  Halin  90  om  (Max.  100  cm)  lang,  0.4  om  dick, 
Blattzahl  3.5,  Blätter  19.3  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  108.1  qcm, 
Halmfläche  108  qcm,  Gesammtfläche  216,  1  qcm.  Der  Sommerweizen 
verhielt  sich  im  Habitus  wie  der  Winterweizen. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mitteKrüh  reifend,  5  cm  (Max.  6  om)  lang. 

Nicht  winterfest;  etwas  durch  Kost  leidend. 

Bezugsquelle:  durch  von  G-ülich  1880  aus  Chile  erhalten. 


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WeizenBorten.  381 

Weisser  Malorcft-Weisen.  0 

Aehre:  blassgelb  mit  sohwaob  rötlicbem  Schimmer,  platt,  selir  dicht, 
kurz,  5  cm  lang  mit  16  Aehrchen  und  45  Früchten;  Aehrchen  1.2  cm 
breit,  3-kömig.  —  Stroh:  blassgelb,  blattarm,  steif,  bis  80  cm  lang.  — 
Fmcht:  fast  weiss,  mehlig,  sehr  schön  (7  mm  lang,  3.5  mm  breit), 
feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Varietät:  Triticum  eompactam  Wernerianum  Ecke. 
Aehre  kahl,  weiss;  Kömer  rot. 

Sorte: 
Weiss&hrlger  roter  Binkelwelzen  aus  Sielllen.  Q 

Aehre :  fast  weiss,  compakt,  mit  kurzen  Grannenspitzen,  kurz ;  Aehr- 
chen 1.1  cm  breit,  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  hohl,  fest,  steif.  — 
Frucht:  dunkelrot,  glasig  klein  (6  mm  langi  3  mm  breit,  282  Früchte 
=  10  gr),  feinschalig,  hart,  Bruch  stahlig. 

Junges  Blatt  gelblich-grün,  beiderseits  kurz  aber  dicht  behaart,  gross, 
aufrecht,  2.5  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  115  cm 
{Max.  130  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  3,  Blätter  31  cm  lang,  0.93 
cm  breit,  Blattfläche  172.98  qcm,  Halmfläche  138  qcm,  Gesammtfläche 
310.98  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  120  Tagen,  6  cm  (Max.  7  cm)  lang, 
mit  17  Aehrchen  und  50  ziemlich  festsitzenden  Früchten,  von  denen  2  312  400 
auf  1  hl  (=  82  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  283  gr,  und  dayon  die  Früchte  118  gr. 

Varietät:  Triticum  eompactam  creticum  AI. 
Aehre  kahl,  rot;  Körner  rot. 

Sorten: 
Chnb-Wheai  ® 

Syn.:  Diokköpfiger-Weizen. 

Aehre:  blassrot,  quadratisch,  etwas  grannenspitzig,  kurz,  dick,  sehr 
dicht,  8  cm  lang  mit  80  Früchten ;  Aehrchen  1.4  cm  breit,  4-kömig.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  steif.  —  Fmcht:  rot,  glasig,  rundlich,  klein 
(6  mm  lang,  S*/^  mm  breit),  feinschalig. 

Lawes^)  erzielte  auf  Lehmboden  im  Bothamsted,  England,  im  sechs- 
» jährigen  Durchschnitt  p.  ha.  34.99  hl. 

BU  UrissoB  sans  barbe.  O 

Aehre:  rot  mit  bläulichem  Anflug,  platt,  sehr  dicht,  sehr  kurz; 
Aehrchen  1.6  cm  breit,  3-  und  4-kömig.  —  Stroh :  rötlich-gelb,  steif.  — 
Fmcht:  Original  gelbrot,  mehlig,  rundlich,   klein;    nachgebaut:    schon  in 

1)  Farmers  Mag.  V.  80,  1876,  pg.  488. 

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382  Besonderer  TeiL 

der  ersten  Ernte  Alles  rot  nnd  glasig  (5  mm  lang,  3  mm  breit),  etwas 
bauchig,  feinschalig,  sehr  schwer,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Halme  blaugrün,  2  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend;  Halm- 
länge  80  cm  (Max.  90  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge 
25  cm,  Blattbreite  0.85  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  170  qcm,  Halm- 
fläche 72  qcm,  Gresammtfläche  242  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  Yegetationszeit  127  Tage, 

4.5  cm  (Max.  5  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  50  ziemlich  fest  sitzenden 
Früchten,  von  denen  2  448  000  auf  1  hl  (=  89  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  kommen  1100  Halme  oder  550  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  18.2  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
26.6  qm  und  das  Saatquantum  (Y3  Verlust)  3.4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  480  gr  und  davon  die  Früchte  200  gr. 

Dieser  Weizen  soll  auch  als  Winterweizen  kultivierbar  sein,  doch 
nur  im  milden  Klima.  Das  Stroh  lagert  nicht  leicht  und  wird  wenig 
vom  Eost  angegriffen. 

Diese  Sorte  stammt  ursprünglich  aus  Aegypten  und  wurde  durch 
L.  Wittmack  1876  nach  Poppeisdorf  gesandt,  ebenfalls  auch  durch 
Yilmorin  et  Andrieux,  Paris. 

BU  enri  de  Sidle.  0  n.  Q 

Syn.:  Franz.:  BU  de  Mars  oarrä  de  Sicile. 

Bli  carri  de  mars  k  6pi  blanchtoe  (Yilm)^). 
Bli  de  Grhte  (Seringe). 
Bli  Mottu  de  Crite  (Yilm). 
Bli  de  Phalsbourg  (Tessier). 
Froment  d'Alsace  (DC.)«). 
Engl.:  Square  Sicilian  Spring  Wheat. 

Piper's  Thickset»). 
Deutsch:  Hartsamiger  sicilianischer  Sommerweizen. 
Cretischer  Weizen. 

Sommerweizen  aus  Esula  (Morell)^). 
Aehre :  rosenrot  mit  bläulichem  Anflug,  an  der  Spitze  kurz  begrannt, 
platt,  sehr  dicht,  kurz;  Aehrchen  schmal,  1.2  cm  breit,  2-  und  3-kömig.  — 
Stroh:  rötlich-gelb  bis  orange,  hohl,  derb,  steif,  laing.  —  Frucht:  rot, 
glasig,  etwas  eingefallen,  rund,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit),  ziemlich 
feinschalig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kräftig,  ziemlich  aufrecht,  doch  etwas  schmal 
und  beide  Seiten  behaart,  Bestockung  mittelstark,  4.2  Schösslinge,  spät 
schossend  und  blühend,  mittelfrüh  reifend. 

Blatt    der  Sommersaat    dunkelgrün,    etwas   schmal,    lang,    aufrecht, 

2.6  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend,  Reifezeit  127  Tage. 

Das  steife  feste  Stroh  lagert  nur  unter  sehr  ungünstigen  Witterangs- , 
Verhältnissen,   doch  lässt   die  Widerstandsfähigkeit  gegen  Rost  zu  wün- 
schen. 

Die  Wintersaat  zeigte  sich  nicht  ganz  winterfest,  denn  1870/71 
erfror  der  Weizen  bis  auf  wenige  kümmerliche  Pflanzen. 


1)  Vilmorin,  Joom.  d'Agrio.  prat.  1851,  pg.  456. 

2)  De  Candolle,  Fl.  fr.  3  pg.  80. 

8)  Peter  Lawsoa,  Synops.  of  the  veget.  Products  of  Scotland,  1852. 
4)  Morell,  C!olleot.  de  Cereales  du  Musde  d*hi8t.  nat.  de  Beme. 


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Winter^  und  Sommersaat  entwickelten  sich  wie  folgt: 


383 


Wintersaat 

Sommersaat 

Habnlange 

120  cm  (Max.  140  cm) 

115  cm  (Max.  180  cm) 

Hahndicke 

0.88  cm 

0.88  cm 

Blattzahl 

4.4 

8 

Mittlere  Blattlänge 
„        Blattbreite 

29.5  cm 

28.8  cm 

0.9  cm 

0.85  cm 

Blattoberfläohe 

238.64  qcm 

121.88  qcm 

Halmflaohe 

186.80  qcm 

118.85  qcm 

Gesammtfläche 

870.44  qcm 

285.28  qcm 

Auf  1  qm  wachsen 

900  Halme 

1200  Halme 

do. 

212  Pflanze 

462  Pflanzen 

Auf  1  qm  Bodenfläche  kommen 

88.8  qm  Blattfläche 

28.2  qm  Blattfläche 

Ranm  für  eine  Pflanze 

47.1  qcm 

21.7  qm 

Aehrenlänge 

5.6  cm  (Max.  7  cm) 

5.5  cm  (Max.  7  cm) 

Anzahl  der  Aehrchen  pro 

Aehre 

16 

16 

Frtiohte  in  einer  Aehre 

40 

40 

Hektoliterffewicht 
Fmohtnhf  in  1  hl 

81kg 
2177  000 

81kg 
2  180  800 

Anssaatqnantom  pro  ha 

1.5  hl 

8.2  hl 

Es  wiegen  100  Halme  der  Wintersaat    522  gr,  die  Früchte  201  gr 
»        jj         „         „        „    Sommersaat  301   „     „        „        120  „ 

Auf  gutem,  reichem  Boden,  so  z.  B.  anf  Nenbmch,  anf  dem  andere 
Sorten  leicht  lagern  würden,  empfiehlt  sich  der  Anbau;  die  besten  Früchte 
liefert  er  jedoch  auf  Kalkboden. 

In  iVankreich,  namentlich  aber  auch  im  Elsass,  in  der  Schweiz  und 
in  Württemberg  wird  er  gern  als  einer  der  frühesten  Sommerweizen 
kultiviert.  Seine  Kultur  als  Winterweizen  empfiehlt  sich  selbst  in  diesen 
Gegenden  nicht,  weil  er  häufiger  auswintert,  doch  l&sst  sich  die  Sommer- 
saat^) schon  im  Februar  ausführen. 

Diese  Sorte  ist,  da  die  Aehre  in  der  Yollreife  leicht  abbricht,  in 
der  Gelbreife  zu  mähen. 

Bentel-Jintbel,  Palermo.  Q 

Aehre:  rot,  platt,  grannenspitzig,  sehr  dicht,  kurz;  Aehrchen  1.2cm 
breit,  2-  und  8-kömig.  —  Stroh:  goldgelb,  fest,  mittellang.  —  Frucht: 
graurot,  glasig,  klein  (5V2  mm  lang,  3  mm  breit,  295  Früchte  =  10  gr), 
feinschalig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  sehr  lang,  breit,  2.9  Schössiinge,  mittelMh 
sohossend  und  blühend.  Halmlänge  115  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke 
0.34  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge  27.8  cm,  Blattbreite  0.93  cm,  Blattober- 
fläohe eines  Halmes  155.12  qcm,  Halmfläche  117.3  qcm,  Gesammtfläche 
272.4  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  sehr  zeitig,  in  116  Tagen  reifend,  6  cm 
(Max.  8  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  35  Früchten,  von  denen  2  466000 
auf  1  hl  (=   88.6  kg)  gehen. 


1)  Metzger,  Cerealien  pg.  11  u.  12. 


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384  Besonderer  Teil. 

Auf  1  qm  wachsei]  1000  Halme  oder  345  Pflanzen,  mitbin  beträgt 
der  Ranm  für  eine  Pflanze  29  qcm,  die  Blattoberfläcbe  p.  qm  Bodenfläcbe 
27.24  qm  and  das  Saatquantnm  2.1  bl  p.  ba. 

Es  wiegen  100  Halme  450  gr  und  davon  die  Frücbte  165  gr. 

Der  Weizen  lagert  niebt  leiobt  und  leidet  wenig  darcb  Best.  Die 
Aebre  bricbt  in  der  Vollreife  sehr  leicht  ab. 

üebersender:  L.  Wittmack  1878,  von  der  Wiener  Weltaus- 
stellnng. 

Varietät:  Triticnm  compactam  linaza  Ecke. 
Aebre  sammetig,  blassgelb;  Körner  weiss  oder  gelblich. 

.Sorte: 
Trigo  linaza,  Chile.  Qu® 

Syn.:  Weissäbriger  sammetiger  Binkelweizen  mit  weissem  Eom. 

Aebre:  blassgelb,  sammetig,  sehr  dicht,  2-zeilig,  kurz;  Aebrcben 
1.3  cm  breit,  3-körnig.  —  Stroh:  gelbrot,  steif,  kurz.  —  Frucht: 'Original 
blassgelb,  mehlig,  einige  rötlich,  glasig,  rundlich,  klein  (6  mm  lang, 
3V2  mm  breit,  306  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  grösser,  220  Frücbte 
=  10  gr,  schön,  feinscbalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  schmal,  aufrecht;  Entwickelung  sp&t,  2  Schöss- 
linge;  Halm  75  cm  (Max.  85  cm)  lang,  0.35  cm  dick,  Blattzahl  3.5, 
Bl&tter  18  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläcbe  126  qcm,  Halmfl&cbe  78.8  qcm, 
Gesammtfläche  204.8  qcm.    Sommerweizen  von  gleichem  Habitus. 

Junge  Aebre  gelblich-grün,  mittelfrüh  reifend,  4  cm  (Max.  6  cm) 
lang,  mit  17  Aebrcben  und  50  fest  sitzenden  Früchten. 

Nicht  winterfest;  widerstandsfähig  gegen  Rost. 

Bezugsquelle:  durch  von  Grülicb  1880  aus  Chile. 

Varietät:  Triticum  compactam  Wittmackianum  Ecke. 
Aebre  sammetig,  blassgelb;  Kömer  rot. 

Sorte: 
WeissUiri^er  sammetiger  Binkelweisen.  0 

Aebre:  blassgelb,  sammetig,  sehr  dicht,  platt,  kurz;  Aebrcben  S-uud 
4-kömig,  1.2  cm  breit.  —  Stroh:  rötlich-gelb  oder  rötlich-grau,  steif, 
mittellang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  etwas  eingefallen,  klein  (6  mm  lang, 
3  mm  breit,  245  Frücbte  =  10  gr),  feinscbalig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sehr  scbmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  ziem- 
lich späty  Bestockung  stark,  6  Scbösslinge,  mittelfrüh  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  115  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blatt- 
zahl 3,  Blattl&nge  24.76  cm,  Blattbreite  0.93  cm,  Blattoberfläcbe  138.18  qcm, 
Halmfläche  131.1  qcm,  G-esammtfläche  269.28  qcm. 

Junge  Aebre  blaugrün,  zeitig  reifend,  5  cm  (Max.  6  cm)  lang,  mit 
17  Aebrcben  und  60  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  033  500  auf 
1  bl  (==  83  kg)  entfallen. 

Es  wachsen  auf  1  qm  1100  Halme  oder  183  Pflanzen,-  mithin  be- 
trägt der  Baum  für  eine  Pflanze  54.6  qcm,  die  Blattfläcbe  p.  qm  Boden- 
fläcbe 29.7  qcm  und  das  Saatquantum  1.4  hl  p.  ha. 


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Weilensorten.  885 

Es  wiegen  100  Halme  500  gr  nnd  davon  die  Früchte  199  gr. 
Dieser  Weizen   neigt  auf  reichem  Boden  etwas  znm  Lagern,    leidet 
jedoch  wenig  dnroh  Bost. 

Varietät:  Triticnin  compactnm  davatam  AL 
Aehre  sammetig,  rot;  Kömer  rot. 

Sorte: 
Blauroter  sammetlger  Blnkelweizen.  ®  n.  Q 

Syn.:  Keolen-Binkelweizen. 

Aehre:  hlaorot,  sammetig,  quadratisch,  sehr  dicht,  leicht  an  der 
Basis  abhrechend,  trägt  an  der  Basis  eine  oder  einige  ganz  rndimentäre 
Aehrchen,  oder  der  beteffendeSpindelabschnitt  ist  nackt;  Aehrchen  1.2  cm 
breit,  meist  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  steif,  fein,  mittellang,  hohl. 
—  Fmcht:  dnnkelrot,  glasig,  sehr  klein,  rundlich  (5  mm  lang,  3  mm 
breit,  360  Früchte  =  10  gr;  Sommerfmcht  noch  kleiner,  5  mm  lang, 
2V4mm  breit,  430  Früchte  =  10  gr).  feinschalig,  hart,  Bmch  stahlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  schmal,  fast  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
zeitig,  Bestockung  schwach,  3.3  Schösslinge;  als  Sommerweizen  gebaut, 
Halm  blaugrün,  3.2  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend. 

Habitus  des  Winter-  und  Sommerweizens  gleich.  Halmlänge  115  cm 
(Max.  135  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  3.3,  Blattlänge  21.5  cm,  Blatt- 
breite 0.95  cm,  Blattoberfläche  134.77  qcm,  Halmfläche  103.5  qcm,  Ge- 
sammtfläche  238.27  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  stark  blau  bereift,  5  cm  (Max.  7  cm) 
lang,  mit  20  Aehrchen  und  56  fest  sitzenden  Früchten ;  von  diesen  gehen 
beim  Winterweizen  2  952  000  auf  1  hl  (=  82  kg)  und  beim  Sommerweizen 
3  483  000  auf  1  hl  (=  81  kg). 

Dieser  Weizen  ist  nicht  ganz  winterfest,  jedoch  gegen  das  Lagern 
sehr  widerstandsfähig. 

Durch  die  rudimentären  Aehrchen  an  der  Basis  der  Aehre  erhält 
dieselbe  ein  keulenartiges  Ansehen. 


B.  Igelweizen. 

Varietät:  Triticnm  compactum  splendens  AI. 
Aehre  kahl,  weiss;  Eömer  weiss  oder  gelblich. 

Sorten: 
Gelber  Sommer-Igelweizeii. 

Aehre:  blassgelb,  platt,  sehr  dicht,  sehr  kurz;  Aehrchen  1.3cm 
breit,  3-kömig,  3-grannig;  Grannen  hellgelb,  kurz,  bis  5  cm  lang,  zähe 
und  steif.  —  Stroh:  gelb,  derbwandig,  doch  weniger  steif  und  fest  als 
Yon  anderen  Igelweizen.  —  Frucht:  gelblichweiss,  mehlig,  viele  rötlich 
und  glasig,  eingefallen,  plump,  klein  (6  mm  lang,  3V2  o^m  breit),  fein- 
schalig, halbweich,  halbmehlig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  sehr  lang,  breit,  3  Schösslinge,  sehr  zeitig 
schossend  und  blühend;  Halmlänge  100cm  (Max.  110  cm),  Halmdicke 
0.38  cm,    Bkttzahl  3.5,    Blattlänge  27  cm,    Blattbreite  0.8  cm,    Blattober- 

Eoernioke  n.  Werner.  Handb.  d.  Oeireidebau'B  IL  26 

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386  Besonderer  Teil. 

fl&che  eines  Hahnes  151.2  qcm,  Halmfläohe  114  qcm,  Gesammtfläche 
265.2  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrön,  zeitig,  in  124  Tagen  reifend,  4.5  cm  (Max. 
6  cm)  lang,  mit  14  Aehrohen  und  40  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1881000  anf  1  hl  (=  83.6  kg)  gehen. 

Anf  1  qm  wachsen  100  Halme  oder  333  Pflanzen,  mithin  eine  Pflanze 
einen  Kaum  von  33.3  qcm  einnimmt,  die  Blattoberfläche  beträgt  pro  qm 
Bodenfläche  26.5  qm  und  das  Saatquantnm  (Vs  Verlust)  2.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  340  gr  und  dayon  die  Früchte  120  gr. 

Auf  reichem  Boden  lagert  der  Weizen  und  befällt  auch  stark  mit 
Rost,  doch  scheint  er  für  armen,  trocknen  Boden  beachtenswert  zu  sein, 
so  wird  derselbe  z.  B.  vielfach  in  der  Schweiz,  und  nach  Alefeld  auch 
in  Baden  kultiviert. 

Canada  Club  Spring- Wheai  0 

Syn. :  Kentucky  White  Chaff;  Hutchinson;  Bearded  or  Canada 
Flint;  Club-wheat. 

Aehre:  blassgelb,  bis  5  cm  lang,  dick,  schwer,  Frucht  lose  von  den 
Spelzen  umschlossen.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kurz,  bis  1  m  hoch.  — 
Frucht:  gelblich-weiss,  kurz,  rundlich,  klein,  halbhart,  Bruch  halbstahlig, 
Mehl  geschätzt. 

Bestockt  sich  wenig;  ertragreich. 

Wurde  durch  Mr.  Hutchinson  aus  Cayuga-County  in  den  Verei- 
nigten Staaten  verbreitet,  und  um  1840  zieinlich  aUgemein  im  Westen 
von  New-Tork  und  viel  in  Canada  gebaut. 

Im  Jahre  1855  sandte  ihn  v.  Gerold  aus  Wisconsin  zur  Prüfung 
an  das  preussische  Landes-Oek.-CoUegium. 

Trlgo  de  la  Tiuda^  Chile.  O  n.  0 

Aehre:  fast  weiss  mit  schwach  rötlichem  Schimmer,  2-zeilig,  sehr 
dicht,  kurz;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  Klappen  mit  Zahn,  3-kömig,  2-gran- 
nig;  Grannen  hell,  aufrecht,  bis  5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-weiss,  steif, 
kurz.  —  Frucht:  Original  rötlich- weiss,  glasig,  bauchig,  ziemlich  klein 
(6V2IM1  lang,  3V2  nim  breit,  230  Früchte  ==  10  gr);  nachgebaut:  grösser, 
178  Früchte  =  10  gr,  feinschalig,  hart,  Bruch  glasig. 

Herbstblatt  hellgrün,  fein,  aufrecht,  2  Schösslinge,  mittelfrüh 
schossend  und  blühend;  Halm  70  cm  (Max.  80  cm)  lang,  0.33  om  dick, 
Blattzahl  3.5,  Blätter  18.3  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  102.5  qcm, 
Halmfläche  69.3  qcm,  Gesammtfläche  171.8  qcm.  Der  Sommerweizen 
zeigte  den  gleichen  Habitus. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  4  cm  (Max.  4.5  cm)  lang, 
mit  16  Aehrchen  und  45  fest  sitzenden  Früchten. 

Nicht  winterfest,  auch  leicht  durch  Rost  leidend. 

Heimat:  Chile,  1880  durch  von  Gülich  erhalten. 

Trigo  Carbillo^  Chile  O  n.  ® 

Aehre:  blassgelb,  platt,  2-zeilig,  sehr  dicht,  kurz;  Aehrchen  3-kömig, 
3-grannig,  mittlere  beträchtlich  kürzer,  1.5  cm  breit;  Grannen  hell,  ge- 
spreizt, bis  5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  steif,  kurz.  —  Frucht: 
Original  weiss,  mehlig,  rundlich,  klein  (5V2  °>™  l&ng,    3  mm  breit,   285 


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Weizensorten.  387 

Flüchte  ==  10  gr);  nachgebaut:  etwas  kleiner,  206  Früchte  =  10  gr, 
wenige  glasig,  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  hellgrün,  aufrecht,  fein,  2  Schösslinge,  mittelhüh  schossend 
und  blühend;  Halm  75  cm  (Max.  85  cm)  lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  3.5, 
Blätter  17  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfl&che  107.1  qcm,  Halmfläche  85.5  qcm, 
Gesammtfläche  192.6  qcm.  Sommerfrucht  von  gleichem  Habitus  wie  die 
Winterfrucht. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  4  cm  (Max.  5  cm)  lang, 
mit  16  Aehrchen  und  48  Früchten,  von  denen  2  308  500  auf  1  hl  (=  81  kg) 
entfallen. 

Widerstandsfähig  gegen  Bost;  nicht  winterfest. 

Heimat:  Chile;  durch  von  G-ülich  1880  aus  Chile  erhalten. 

Trlgo  ehineiuie^  Palermo.  O 

Franz.:  Bli  carri  de  Chine. 

Spanisch:  Trigo  de  la  China,  de  la  India. 

Deutsch:  Chinesischer  Igelweizen. 

Aehre:  blassgelb,  quadratbch,  compakt,  kurz;  Aehrchen  1.2  cm  breit, 
meist  3-kömig  und  3-grannig;  Grannen  blassgelb,  ziemlich  aufrecht,  leicht 
abbrechend,  6V2  ^^  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  steif,  kurz.  —  Frucht: 
rot,  glasig,  etwas  eingefallen,  oval,  klein  (6  mm  lang,  3Y2  inm  breit, 
254  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Junges  Blatt  und  Halm  dunkelblaugrün,  Bestockung  schwach, 
2  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  90  cm  (Max. 
100  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  3.3,  BlaUlänge  24.8  cm,  Blattbreite 
0.9  cm,  Blattoberfläche  147.31  qcm,  Halmfläche  99.9  qcm,  Gesammtfläche 
247.21  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  in  130  Tagen  reifend,  5  cm  (Max. 
7  cm)  lang,  mit  16  Aehrchen  und  45  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 
2  033  100  auf  1  hl  (=  81  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  329  gr  und  davon  die  Früchte  149  gr. 

Diese  Sorte  lagert  nicht,  befällt  jedoch  leicht  mit  Bost  und  wird 
in  Italien,  Spanien  und  Süd-Frankreich  gebaut. 

Auf  der  Wiener  Weltausstellung  1873  von  Italien  ausgestellt, 
wurde  sie  durch  L.  Wittmack  an  den  ökonomisch-botanischen  Garten 
in  Poppeisdorf  gesandt 

Eignet  sich  nur  für  trocknen,  wenig  kulturvollen  Lehmboden  und 
warmes  Klima. 

Varietät:  Triticnm  compactum  icterinum  AI. 
Aehre  kahl,  weiss;  Eömer  rot. 

Sorten: 
Neuer  sehr  ertragreicher  Sommerweizen.  Q 

Aehre:  unrein  blassgelb,  platt,  sehr  dicht;  Aehrchen  1.8  cm  breit, 
4-  und  5-kömig;  Grannen  gelb,  8V2  cm  lang,  zähe.  —  Stroh:  gelb  oder 
graublau,  steif,  mittellang.  —  Frucht:  dunkelrot,  glasig,  nur  wenige  gelb- 
rot und  mehlig  (6  mm  lang,  3  mm  breit),  feinschalig,  sehr  schwer,  hart, 
Bruch  stahlig. 

Junges  Blatt  gelbgrtin,  ziemlich  breit,  lang;  2.5  Schösslinge,  zeitig 
schossend    und    blühend;    Halmlänge  115  cm   (Max.  130  cm),    Halmdicke 


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388  Besonderer  Teil. 

0.33  cm,  BlattzaH  3.5,  Blattlänge  24.5  cm,  Blattbreite  0.95  cm,  Blatt- 
oberfläche eines  Halmes  162.93  qcm,  Halmfläohe  113.85  qcm,  Gesammt- 
fläche  276.78  qcm. 

Junge  Aehre  blangrün,  7  cm  (Max.  9  cm)  lang,  zeitig,  in  120  Tagen 
ausreifend,  mit  14  Aehrchen  und  60  in  der  Vollreife  sehr  leicht  aus- 
fallenden Früchten,  von  denen  2  608  000  auf  1  hl  (=  88.4  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  kommen  1000  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  25  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
27.67  qm  und  das  Saatquantum  (Vs  Yerlust)  2.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  440  gr  und  davon  die  Früchte  231  gr. 

Das  Stroh  zeichnet  sich  durch  grosse  Festigkeit  und  Widerstands- 
fähigkeit gegen  Bost  aus. 

BU  h^rissoii  ^).  ® 

Syn.:  Franz.:  B16    barbu   compact,    BU   h^risson   brun    et    court 
(Yilm)^);  BU  de  Taganrock  compact,  salonique,  k 
quatre    c6tes,   de  Flandre    k   6pi  court,    comprimi 
barbu,    h^risson    rouge,   de  Tiflis,    d'Odessa   barbu 
k  6pi  court  (Heuz6)®). 
Englisch:  Flanderns  short-eared  Wheat 
Deutsch:  Igelweizen. 
Aehre:  blassgelb  mit  graublauem  Anflug,    platt,   sehr  dicht,    kurz; 
Aehrchen   1.6  cm  breit,  meist  3-kömig;    G-rannen  gelb,  abstehend,  kurz, 
bis  6V2  cm  lang.*   Stroh:    gelb   oder  graublau,  derb  wandig,  steif,    mittel- 
lang. —  Frucht:  meist  rot,  glasig  oder  gelbrot  und  mehlig,  schwer,  klein 
(5  mm  lang,  3  mm  breit,  244  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  hart,  Bruch 
halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  breit,  ziemlich  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
zeitig,  Bestockung  schwach,  3.2  Schösslinge,  mittel6*üh  schossend  und 
blühend;  Halmlänge  110  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.42  cm,  Blatt- 
zahl 4,  Blattlänge  26.47  cm,  Blattbreite  0.96  cm,  Blattoberfläche  eines 
Halmes  203.28  qcm,  Halmfläche  138.6  qcm,  G-esammtfläche  341.88  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  oft  bereift,  etwas  spät  reifend,  6  cm  (Max. 
8  cm)  lang,  mit  16  Aehrchen  und  45  sehr  fest  sitzenden  Früchten,  von 
denen  2  098  400  auf  1  hl  (=  86  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  250  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  40  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
27.2  qm  und  das  Saatquantum  (Vs  Yerlust)  1.8  hl  p.  ha.  Es  wiegen 
100  Halme  735  gr  und  davon  die  Früchte  322  gr. 

Da  dieser  Weizen  nicht  lagert  und  wenig  durch  Bost  leidet,  wird 
er  in  Frankreich  auf  sehr  reichem  Boden  häuflg  kultiviert,  so  empfiehlt 
ihn  de  Gruaita  zu  Agr6ez  für  schweren,  reichen  Thonboden  auch  als 
Sommerweizen  und  gibt  nachfolgende  Ernteerträge  p.  ha  an: 

1861  3671  kg  Kom^ 

1862  2064    „       „        2500—3000  kg 

1863  2392    „       „    f  Stroh. 

1864  2145    „       „    j 

Im  Allgemeinen  wird  er  nach  Yilmorin  selten   als  Sommerweizen 


1^  H^risson  =  Igel. 

2)  Vilmorin,  Jonm.  d'Agric.  prat.  1851  pg.  467. 

3)  Heuz^,  Les  plantes  alimentaires  pg.  82. 


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WeizenBorten.  389 

gebaut,  weil  er  häufig  missrät,  doch  gedeiht  er  mit  Sicherheit  als  Winter- 
weizen nur  in  Süd-Frankreich,  so  vorzugsweise  um  Avignon.  Er  erfror 
auch  1870/71  in  Poppeisdorf  vollständig. 

Nach  Heuz6  stammt  diese  Sorte  ursprünglich  aus  Sjrrien  und  von 
den  Inseln  des  Archipels. 

Bezugsquelle:  Yilmorin  et  A^ndrieux,  Paris. 

Gelber  kahler  Winter-Igelweizen.  0 

Franz.:  Blä  ordinaire  varieti  k  ipi  compact  et  barbu. 

Aehre:  gelb,  quadratisch,  sehr  dicht;  kurz;  Aehrchen  1.5  cm  breit, 
3-kdmig;  Grannen  hell,  6 — 7  cm  lang,  aufrecht.  —  Stroh:  gelb,  fein- 
halmig,  mittellang,  sehr  steif.  —  Frucht:  rot,  glasig,  einige  gelbrot  und 
mehlig,  etwas  bauchig,  rundlich,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit);  schwer, 
feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  sehr  zeitig, 
Bestechung  sehr  schwach,  2  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  110  cm  (Max.  120  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  3,  Blatt- 
länge 21.23  cm,  Blattbreite  0.96  cm,  Blattoberfläche  122.28  qcm,  Halm- 
fläche  99  qcm,  Gesammtfläche  221.28  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  zeitig  reifend,  5  cm  (Max.  7  cm)  lang, 
mit  18  Aehrchen  und  50  Früchten,  von  denen  2  227  000  auf  1  hl  (= 
87  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  1200  Halme  oder  600  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  16.6  qcm,  die  Bl&ttfläche  p.  qm  Bodenfläche 
27.5  qm  und  das  Saatquantum  4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  406  gr  und  davon  die  Früchte  190  gr. 

Dieser  winterfeste  Weizen  eignet  sich  besonders,  da  die  Spelzen  die 
Früchte  sehr  fest  umschliessen,  für  rauhe  und  etürmische  Lagen,  und 
auch  für  einen  kulturlosen  Boden  besser  als  irgend  eine  Sorte  von  Trit. 
vulgare.  Femer  lagert  er  nicht,  befällt  aber  stark  mit  Best.  Wegen 
seiner  kräftigen  Grannen  wird  er  auch  vom  Wilde  nicht  gern  ange- 
nommen. 

Die  Qualität  des  Mehles  ist  sehr  gut. 

Im  Frühjahr  kultiviert,  erwies  er  sich  als  echter  Winterweizen. 

Trigo  Sennaar^  Palermo.  O 

Identisch:  Braunsamiger  Sommer-Igelweizen. 

Aehre:  graulich,  platt,  sehr  dicht,  kurz;  Aehrchen  meist  3-kömigy 
3-grannig,  Aehrchen  entsprechen  in  der  Stellung  der  von  Triticum  vulgare, 
1.5  cm  breit,  Klappen  mit  Zahnfortsatz;  Grannen  gelb,  an  Basis  mit  bläu- 
lichem Anflug,  sehr  lang  (8  cm),  gespreizt,  zähe.  —  Stroh:  gelb  oder  rot- 
grau, derbwandig,  steif.  —  Frucht  dunkelbraun,  glasig,  einige  gelbrot 
und  mehlig,  klein  (6^2^^  ^^^S^  3  mm  breit,  290  Früchte  ==  10  gr), 
feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Halme  blaugriln,  2.2  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend 
Halmlänge  110  cm  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  3.8, 
Blattlänge  23  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattfläche  eines  Halmes  139.84  qcm, 
Halmfläche  99  qcm,  Gesammtfläche  238.84  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrfin,  in  124  Tagen,  also  zeitig  reifend,  6  cm 
(Max.  8  cm)  lang,  mit  10  Aehrchen  und  30  fest  sitzenden  Früchten,  von 
denen  2  537  500  auf  1  hl  (=  87.5  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  1100  Halme  oder  500  Pflanzen,    mithin  beträgt 


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390  Besonderer  Teil. 

der  Raum  f&r  eine  Pflanze  20  qcm,  die  Blattoberfläohe  p.  qm  Bodenfläche 
26.29  qm,  und  das  Saatquantam  (Vs  Yerlast)  3  hl  p.  ha. 

Diese  Weizensorte  sandte  1873  L.  Wittmack  von  der  Wiener 
Ausstellung  als  „Trigo  Sennaar"  ein,  und  fand  sieh  hier  die  Identität 
mit  dem  braunsamigen  Sommer-Igelweizen. 

Der  Weizen  lagert  nicht,  wird  j^enig  mit  Bost  befallen  und  zeichnet 
sich  durch  ein  sehr  schweres  Korn  aus. 

Gelber^  kahler^  rotkörniger  Sommer-lgelweizen  ans  Knpjansk, 
Ooayernemeiit  Charkow,  Sttd-Rnssland.  Q 

Aehre:  schmutzig-gelb,  ziemlich  lang,  ziemlich  dicht;  Aehrchen  3 — 
4-kömig,  3-grannig,  mittlere  kurz,  Klappen  kurzgrannig,  Grannen  hell,  stark 
gespreizt,  8  cm  lang.  —  Stroh;  gelb,  kurz,  steif.  —  Frucht:  dunkelbraun, 
glasig,  doch  viele  hellbraun,  mehlig,  klein,  270  Früchte  =  10  gr,  rund- 
lich, schwer,  feinschalig,  halbhart,  Bruch  halbmehlig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  aufrecht,  beiderseits  kurz  behaart,  3.4  Schöss- 
linge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm  95  cm  (Max.  110  cm)  lang, 
0.3  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  14  cm  lang,  0.75  cm  breit,  Blattfläche 
84  qcm,  Halmfläche  85.5  qcm,  Gesammtfläche  169.5  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  120  Tagen  reifend,  6  cm  (Max.  10  cm) 
lang,  mit  14  Aehrchen  und  56  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  362  500 
auf  1  hl  (87.5  kg)  entfallen. 

Durch  Eost  leidend. 

Bezugsquelle:  Prof.  Saykewitsch,  Charkow. 

Weissähriger  roter  Igelweizen  aus  Ostindien.  Q 

Aehre:  blassgelb  mit  bläulichem  Schimmer,  quadratisch,  sehr  dicht, 
kurz;  Aehrchen  3-  und  4-k$mig,  3-grannig,  Mittelgrannen  kurz;  Grannen 
hell,  bis  9  cm  lang,  gespreizt.  —  Stroh:  graugelb,  fest,  steif.  —  Frucht: 
rot,  glasig,  rundlich,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit,  315  Früchte  =  10  gr), 
feinschalig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  sehr  schwach  und  kurz  behaart,  2.8Schöss- 
linge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halme  80  cm  (Max.  95  cm) 
lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  3,  Blätter  12.4  cm  lang,  0.62  cm  breit,  Blatt- 
fläche 46.13  qcm,  Halmfläche  72  qcm,  Gesammtfläche  118.13  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  bereift,  reift  in  122  Tagen,  5  cm  (Max.  6  cm) 
lang,  mit  15  Aehrchen  und  52  Früchten,  von  denen  ^  646  000  auf  1  hl 
(=  84  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  260  gr  und  davon  die  Früchte  116  gr. 

Varietät:  Triticom  compactum  hystrix  Ecke. 
Aehre  kahl,  graublau;  Eömer  rot 

Sorte: 
Langgranniger  Sommer-lgelweizen.  O 

Aehre:  graulich,  platt  zusammengedrückt,  dicht,  kurz;  Aehrchen 
2-  und  3-kömig,  1.5  cm  breit,  3-grannig  (2  Grannen  lang);  Grannen 
graulich,  7^2  cm  lang.  —  Stroh :  graulich,  derbwandig,  steif.  —  Frucht : 
gelbrot,  glasig,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit),   sehr  schwer,  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  lang,  breit,  2.6  Schösslinge,  zeitig  schossend 
und    blühend.      Halmlänge   125  cm  (Max.  145  cm),    Halmdicke   0.34  cm, 


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WeizenBorten.  391 

Blattzahl  8.5,  Blattlänge  25.3  om,  Blattbreite  0.93  cm,  Blattoberfläche  eines 
Halmes  164.7  qcm,  Halmfläche  127.5  qcm,  Gesammtfläche  292.2  qcm. 

Junge  Aehre  blangrün,  sehr  zeitig,  in  124  Tagen  reifend,  6  cm 
(Max.  8  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  85  etwas  lose  sitzenden  Früchten, 
von  denen  2  691  000  auf  1  hl  (=  86.8  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  400  gr  und  davon  die  Früchte  150  gr. 

Da  das  Stroh  selten  lagert  und  nicht  leicht  mit  Best  beföUt,  eignet 
sich  diese  Sorte  für  sehr  reiche  Böden. 

Varietät:  Triticnm  compactam  Fetisowii  Ecke. 
Aehre  kahl,  rot;  Kömer  weiss  oder  gelblich. 

Sorte: 
Rotähriger  kahler  Igelweizen  ans  Wjemoje^  Tnrkestan.  0 

Aehre:  blassrot  mit  bläulichem  Anflug,  2-zeilig,  sehr  dicht;  Aehr- 
chen S-  und  4-kömig  und  grannig,  von  denen  2  Grannen  lang,  2  kurz, 
Klappen  kurzgrannig;  Grannen  hell,  gespreizt,  bis  6.5  cm  lang.  —  Stroh: 
gelb,  steif,  sehr  derb  wandig,  ziemlich  lang.  —  Frucht:  blassrot,  glasig, 
sehr  plump,  etwas  eingefallen,  gross  (7  mm  lang,  8%  mm  breit,  202 
Früchte  =  10  gr),  schwer,  feinschalig,  hart,  Bruch  stahlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  Unterseite  sammetig,  schmal,  lang;  £nt- 
Wickelung  ziemlich  früh,  2  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend ; 
Halm  90  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  3,  Blätter 
18.5  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläohe  111  qcm,  Halmfläche  81  qcm,  Gesammt- 
fläche 192  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrttn,  spät  reifend,  5  cm  (Max.  6  cm)  lang,  mit 
20  Aehrchen  und  70  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  777  800  auf 
1  hl  (===  88  kg)  entfallen. 

Winterfest;  durch  Best  leidend. 

Bezugsquelle:  durch  Fetisow  aus  Turkestan  erhalten. 

Varietät:  Triticum  compactam  erinacenm  Kcke. 
Aehre  kahl,  rot;  Kömer  rot 

Sorte: 
Roter  Igelweizen  aus  Wjemoje^  Turkestan.  O 

Aehre:  blassrot,  blau  bereift,  sehr  compakt,  zweizeilig,  kurz;  Aehr^ 
chen  0.8  cm  breit,  3-kömig,  5-grannig,  da  die  Grannen  der  Wappen  und  die 
der  Spelzen  gleich  lang  sind;  Grannen  hell,  bis  7  cm  lang.  —  Stroh:  gelb, 
steif,  fest,  mittellang.  —  Frucht:  rot,  sehr  klein  (5Y2  J»™  lang,  2Y2  mm 
breit),  ziemlich  feinschalig,  hart,  Bruch  stahlig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  dicht  und  lang  behaart,  ausgebreitet,  breit; 
3  Schösslinge,  etwas  spät  schossend  und  blühend.  Halme  100  cm  (Max. 
110  cm)  lang,  0.35  cm  dick,  Blattzahl  3.8,  Blätter  18.5  cm  lang,  1.1  cm 
breit,  Blattfläche  154.66  qcm,  Halmfläche  105  qcm,  Gesammtfläche  259.66qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  Staubbeutel  braun,  in  125  Tagen  reifend, 
5  cm  (Max.  6  cm)  lang,  mit  16  Aehrchen  und  45  festsitzenden  Früchten, 
von  denen  2  645  000  auf  1  hl  (=  82  kg)  entfallen. 

Dieser  Weizen  leidet  stark  durch  Eost 

Wurde  von  Fetisow  gesammelt  und  durch  E.  Regel  übersandt. 


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392  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Triticnm  compaotum  sericeam  AI. 
Aehren  sammetig,  weiss;  Körner  weiss  oder  gelblich. 

Sorte: 
Welss&hrlger  sammetiger  Igelweizen  mit  welssliehem  Korn.  ® 

Aehre:  schmutzig-rdtlioh-gelb,  schwach  sammetig,  sehr  dicht,  ziemlich 
lang;  Grannen  hell,  gespreizt,  5 — 6  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-blassgelb, 
fest,  lang.  —  Fmoht:  rötlioh-weiss,  glasig,  rundlich,  klein  (6  mm  lang, 
3V2  mm  breit,  3 V2  nifli  dick,  249  Früchte  =  10  gr) ;  schön,  feinschalig, 
hart,  Bmch  halbstahlig. 

Herbstblatt  blaugrün,  lang,  schmal;  Entwickelung  mittelfrüh, 
6  Schösslinge;  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halm  100  cm  (Max. 
115  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  26  cm  lang,  1.1  cm  breit, 
Blattfläche  228.8  qcm,  Halmfläche  120  qcm,  Gesammtfläche  848.8  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grtln,  spät  reifend,  7  cm  (Max.  9  cm)  lang, 
mit  24  Aehrchen  und  60  Früchten. 

Winterfest;  fast  rostfrei. 

Varietät:  Triticam  compactam  albiceps  Koke. 
Aehre  sammetig,  weiss;  Körner  rot. 

Sorte: 
Weissährlger^  sasimetiger  Igelweizen  mit  rotem  Korn.  ® 

Aehre:  weiss  mit  schwach  rötlichem  Schimmer,  sammetig,  2-zeilig, 
sehr  dicht,  kurz;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  3-kömig,  2-grannig;  Grannen 
hell,  bis  7.5  cm  lang.  —  Stroh :  rötlich-gelb,  bis  violett,  sehr  fest,  lang.  — 
Frucht:  dunkelrot,  glasig,  dick,  rundlich  (67«  nim  lang,  8^2  nam  breit, 
226  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  hart,  Bruch  halbstahlig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  fein,  kraus;  4  Schösslinge,  mittelfrüh 
sehossend  und  blühend;  Halm  110  cm  (Max.  120cm)  lang,  0.33  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  19.5  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  124.8  qcm, 
Halmfl&che  108.9  qcm,  Gesammtfläche  23B.7  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  mit  19  Aehrchen  und  55 
Früchten. 

Varietät:  Triticnm  compaotum  echinodes  Ecke. 
Aehre  sammetig,  rot;  Körner  rot. 

Sorten: 
Boter  sammetiger  Wlnter-Igelwelzen.  (i) 

Aehre :  dunkelrotgrau,  sammetig,  fast  quadratisch,  sehr  dicht,  mittel- 
lang; Aehrchen  1.5  cm  breit,  meist  3-körnig,  3-grannig,  mittlere  kfirser; 
Grannen  rotgrau,  gespreizt,  bis  8.5  cm  lang.  —  Stroh :  rotgrau  bis  violett, 
fest,  ziemlich  lang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  klein  (6  mm  lang,  3  mm  breit, 
231  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  schwer,  hart,  Bruch  stahlig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  gross,  aufrecht,  48  Schösslinge,  zeitig  schossend 
und  blühend;  Halm  115  cm  (Max.  125  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4.5, 
Blätter  21.8  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche  196.2  qcm,  Halmfl&che  188  qcm, 
Gesammtfläche  834.2  qcm. 


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Weizensorien.  393 

Junge  Aehre  gelbgrün,  7  om  (Max.  9  cm)  lang,  zeitig  reifend, 
20  Aehrchen  mit  60  feet  sitzenden  Früchten,   von  denen    1  951  950    auf 

1  hl  (=  84.5  kg)  entfallen. 

Winterfest  and  echter  Winterweizen,  doch  leicht  durch  Rost  leidend. 

Boter  sammetiger  Igelwelzen  ans  Palerno.  0 

Aehre:  blassrot,  bereift,  dicht,  seitlich  zusammengedrückt,  sammetig; 
Aehrchen  1.5  cm  breit,  meist  3-kömig,  3-grannig,  mittelste  Granne 
kürzer,  Klappen  mit  plötzlich  aufgesetzter,  mittellanger  Granne;  Grannen 
blassrot,  in  der  oberen  Hälfte  der  Aehre  länger  und  nach  aussen  gespreizt, 
bis  zur  Basis  rauh,  8  cm  lang.  —  Stroh :  blassgelb,  fein,  für  Igelweizen 
etwas  lang.  —  Frucht:  hellrot,  glasig,  länglich,  klein  (7  mm  lang,  3^2  t^t^ 
breit,  253  Früchte  =  10  gr),  feinschalig,  hart,  Bruch  glasig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  lang,  schmal,  2  Schösslinge,  ^sehr  spät 
Bohossend  und  blühend;  Halmlänge  115  cm  (Max.  140  cm),  Halmdioke 
0.34  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  28.5  cm,  Blattbreite  0.96  cm,  Blattober- 
fläche eines  Halmes  218.88  qcm,  Halmfläche  117.3  qcm,  Oesammtfläohe 
336.18  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät,  in  135  Tagen  reifend,  7  cm  (Max. 
9  cm)  lang,  mit  16  Aehrchen  und  45  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 

2  031  590  auf  1  hl  (=  80.3  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  850  Halme  oder  425  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  23.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28.56  qm  und  das  Saatquantum  (Vg  Verlust)  3.1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  420  gr  und  davon  die  Früchte  150  gr. 

In  Poppeisdorf  lagerte  der  Weizen  nicht  leicht  und  zeigte  sich 
rostfireL 


Unterart:  3.    Triticiiiii  turgidnm  L.     Englischer 
oder  banebiger  Weizen. 

A.  Aehren  einfach. 

Varietät:  Triticnm  tnrgidum  lasitanicnm  Kcke. 
Aehre  kahl,  weiss;  Körner  weiss  oder  gelblich;  Grannen  heU. 

Sorten: 

Trigo  de  Ejipto,  Cbile.  ® 

Aehre:  weiss  mit  schwach  rötlichem  Schimmer,  pyramidal,  dicht, 
kurz;  Aehrchen  3-kömigy  2-grannig;  Grannen  hell,  bis  12cm  lang,  sehr 
leicht  abfallend.  —  Stroh:  fast  weiss,  Innenrand  markig,  doch  schmal, 
kurz.   —    Frucht:   Original  weiss,    mehlig,  wenige  glasig,  rundlich,  voll 


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394  Besonderer  Teil. 

(7 mm  lang,  4  mm  breit,  190  Früchte  ^  10  gr);  nachgebaut:  grösser, 
125  Frucht«  =  10  gr),   ziemlich  feinschalig. 

Herbstblatt  blangrün,  schwach  sammetig,  sehr  fein,  krans ;  Entwicke- 
Inng  spät,  3  Schösslinge,  spät  sohossend  and  blühend;  Halm  115  cm 
(Max.  135  cm)  lang,  0.35  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  20  cm  lang,  1cm 
breit,  Blattfläche  200  qcm,  Halmfläche  120.8  qcm,  Gesammtfläche  320.8  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrttn,  bereift,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang,  mit  23 
Aehrchen  und  60  Früchten,  von  denen  l  491  500  auf  1  hl  (=  78.5  kg) 
entfallen. 

Spät  reifend;  gut  durchwintert. 

Bezugsquelle:  von  Gülich,  1880,  Chile. 

Frnmento  grosso.  ® 

Aehre:  weiss  mit  schwach  rötlichem  Schimmer,  pyramidal,  mittel- 
lang, dicht;  Aehrchen  3-kömig,  3-grannig,  mittlere  Granne  kurz;  Grannen 
weiss,  fast  aufrecht,  stark,  bis  12  cm  lang,  sehr  leicht  abbrechend.  — 
Stroh:  gelb,  Innenrand  markig,  mittellang.  —  Frucht:  blassgelb,  mehlig, 
bauchig,  gross  (7^/2  mm  lang,  4  mm  breit,  154  Früchte  =  10  gr),  ziem- 
lich feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sammetig,  kräftig;  Entwickelung  spät,  4 
Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend;  Halm  120  cm  (Max.  130  cm) 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  25  cm  lang,  1.2  cm  breit,  Blatt- 
fläche 270  qcm,  Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  414  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit 
26  Aehrchen  und  65  Früchten. 

Erwies  sich  als  echter  Winterweizen. 

Heimat:  Italien. 

Bezugsquelle:  Pariser  Ausstellung  1878. 

B\6  garagnon  blane.  ® 

Syn.:  Bli  garagnon  blanc  de  la  Loz^re,  du  Languedoo,  Poulard 
giant  k  ^pi  blanc. 

Aehre:  gelblich- weiss,  pyramidal,  wenig  dicht,  sehr  regelmässig; 
Aehrchen  sehr  gross,  Klappen  stark  gekielt;  Grannen  lang,  hell,  zuweilen 
an  der  Basis  grau.  —  Stroh:  mittellang.  —  Frucht:  rötlich-gelb,  oder 
gelb,  mittelgross,  schön. 

Ertragreich;  im  mittleren  Frankreich  kultiviert. 

Beschrieben  durch  Heuzi,  PL  aliment.  pg.  96. 

Bl«  hybrid  de  Oalland  ®  n.  Q 

Syn.:  Franz.:  Poulard  blanc  k  barbes  caduques,  blanc  anglais,  de 
St.  Land,  g^ant  de  Lille,  blanc  sans  barbes,  dori 
de  Bussie,  blanc  d'Australie,  des  Hautes- Alpes«  tou- 
zelle  des  Alpes;  B\i  Gttlland,  de  Sib6rie,  de  la 
Providence,  grossau  blanc,  poulard  du  Nord,  sans 
barbes  deEussie,  g6antd' Alger,  Aubron  blanc,  Aubanie 
blanche;  Froment  lisse  d*Odessa,  tendre  d'Afrique. 

ItaL  Grano  Gallandt,  0  Grano  ibrido  di  Galland. 

Engl.  White  Eivet. 

Deutsch:  Galland- Weizen. 
Aehre:    fast  weiss,    mit  rötlichem  Schimmer,  kahl,  pyramidal,  lang. 


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Weizensorten.  395 

sehr  dicht,  breit;  Aelirclienl.8  cm  breit,  meist  3-kömig,  Klappen  grannen- 
spitzig;  Grannen  weiss,  bis  10  cm  lang,  der  Aehre  aoliegend  nnd  nnr  an 
der  Spitze  eiD  wenig  gespreizt,  fast  gänzlich  znr  Reifezeit  abfallend.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  mit  markigem  Innenrande,  oder  ganz  markig,  sehr 
robnst,  sehr  lang.  —  Fmcht:  weiss  nnd  mehlig,  wenige  rötlich  und 
glasig,  Farbe  überraschend  schön,  bauchig,  plump,  sehr  gross  (9  mm  lang, 
4^2  mm  breit,  128  Früchte  =10  gr),  leicht,  etwas  grobschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  äusserst  kurz  und  schwach  sammetig,  sehr 
breit,  aufrecht;  Frühjahrsyegetation  zeitig,  Bestechung  mittelstark,  4.8 
Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  spät  blühend.  Als  Sommerweizen 
gebaut,  schosste  er  sehr  spät  (28/7.79)  und  wurde  so  spät  reif,  dass  nur 
im  wärmeren  Klima  seine  Kultur  erfolgreich  sein  kann. 

Halmlänge  160  cm  (Max.  180  cm),  Halmdicke  0.5  cm,  filattzahl  5.3, 
Blattlänge  30  cm,  Blattbreite  1.26  cm,«  Blattoberfläche  eines  Halmes 
400.68  qcm,  Halmfläche  240  qcm,  Gesammtfläche  640.68  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  12  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
24  Aehrchen  und  72  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  024  000  auf 
1  hl  (=  80  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  560  Halme  oder  117  Pflanzen,  mithin  nimmt 
eine  Pflanze  einen  Raum  von  85.5  qcm  ein ;  die  Blattoberfläche  beträgt 
p.  qm  Bodenfläche  35.84  qm,  und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  1.7  hl 
p.  ha. 

Dieser  nicht  lagernde  und  rostfreie  Weizen  zeigte  sich  nicht  winter- 
festy  so  winterte  derselbe  1878/79  total  aus. 

Seine  Erträge  an  Korn  und  Stroh  sind  auf  reichem  Boden  in  Frank- 
reich^) enorm  hoch,  so  sollen  yon  7  ha  ä  2  hl  Aussaat,  326  hl  Weizen 
geemtet  worden  sein. 

In  Poppeisdorf  wogen  100  Halme  1280  gr  und  davon  die  Früchte 
482  gr. 

Das  Mehl  dieses  Weizens  ist  etwas  grau  und  durch  Mangel  an 
Kleber  schwer  verbackbar;  auf  Kalkboden  soll  die  Qualität  sich  ver- 
bessern. 

Durch  die  grossen  Erfolge  in  Frankreich  uod  England  aufmerksam 
geworden,  Hess  die  italienische  Regierung  1874  von  Yilmorin  &  An- 
drieux,  Paris,  Saatgut  kommen  und  Versuche  mit  diesem  Weizen  an- 
stellen, welche  sich  glänzend  bewährt  haben,  so  dass  zur  Zeit  in  Frank- 
reich, England,  Italien  und  Spanien  der  Anbau  immer  weitere  Verbreitung 
findet. 

Nach  den  Angaben  des  landwirtschaftlichen  Museums  in  Berlin  soll 
dieser  Weizen  ursprünglich  aus  Aepypten  „Ghizireh**  stammen,  nach 
Dreisch^  jedoch  vom  Senegal. 

Zur  Geschichte  dieses  vortrefflichen  Weizens  ist  jedoch  Kachfolgen- 
des bemerkenswert. 

Es  sandte  1854  der  Freiherr  von  Richthof en  ^)  auf  Brecheishof  an 
den  akademischen  Gärtner  Jühlke  zu  Eldena  einen  Weizen,  der  1853 
in  Bordeaux  auf  der  landwirtschaftlichen  Industrie- Ausstellung  von  einem 
Gärtner  Gulland  zu  Ruffec,  Vend^e  gezüchtet  und  als  „BU  Galland  ä 
gros  grain  blanc,  forte  paille,    tr^s  productif''    ausgesteUt   worden    war; 


1)  Joum.  de  l'Agric.  1878.     T.  I,  pg.  248. 

2)  VergL  Berichte  über  die  Paria 
8)  Eldenaer  Archiv  1855,  pg.  97, 


2)  VergL  Berichte  über  die  Pariser  Ausst.  1878,  pg.  249. 
B) " 


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396  Besonderer  Teil. 

weiter  bemerkt  er,  dass  G-alland  schon  seit  1815  Erenzungsyersnclie 
gemacht  und  in  Bordeaux  eine  Sammlang  neuer  gekreuzter  Sorten  ausge- 
stellt habe. 

Wenngleich  nun  Freiherr  von  Richthofen  diesen  Weizen  für  einen 
weissen  Kolbenweizen  h&lt,  so  scheint  derselbe  doch  mit  dem  hier  be- 
sprochenen zu  Tnrgidum  gehörigen  Weizen  identisch  zu  sein,  da  es  unter 
Umständen  dem  Laien  nicht  leicht  ist,  die  Unterschiede  zwischen  Triticum 
vulgare  und  turgidum  festzustellen,  und  weil  die  Grannen  meist  voll- 
ständig abfallen,  so  dass  man  ihn  sehr  leicht  für  einen  Kolbenweizen 
halten  kann. 

Bezugsquelle:  Yilmorin  &  Andrieux,  Paris. 

Varietät:  Triticum  turgidum  melanatherum  Ecke. 
Aehre  kahl,  weiss;  Körner  weiss  oder  gelblich;  Grannen  schwarz. 

Sorte: 
P^tanielle  nolre  de  NIee.  Qu.® 

Syn.:  ItaL:  Grano  moro. 

Span.:  Blat  de  Sesia;  Blat  mitaden. 

Aehre:  blassgelb,  doch  E'änder  der  Spelzen  und  Klappen  blau- 
schwarz, pyramidal,  kurz;  Aehrchen  1  cm  breit,  3-kömig,  2-grannig, 
Klappen  gezahnt;  Grannen  an  Basis  schwarzblau,  nach  oben  heller,  bis 
13  cm  lang,  abfallend.  —  Stroh:  blassgelb,  fest,  kr&fdg,  mit  markigem 
Innenrande,  lang.  —  Frucht:  gräulichweiss,  am  Keim  bräunlich,  glasig, 
einige  gelb  und  mehlig,  gross,  bauchig  (8  mm  lang,  4  mm  breit,  140 
Früchte  =  10  gr),  ziemlich  feinschalig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  sammetig ;  3  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend 
und  blühend.  Halme  130  cm  (Max.  155  cm)  lang,  4  cm  dick,  Blatt- 
zahl 4.5,  Blätter  22.6  cm  lang,  0.92  cm  breit,  Blattfläche  187.13  qcm, 
Halmfläche  156  qcm,  Gesammtfläche  343.13  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  140  Tagen,  6.5  cm  (Max.  8  cm) 
lang,  mit  14  Aehrchen  und  40  Früchten,  von  denen  1  120  000  auf  1  hl 
(=  80  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  557  gr  und  davon  die  Früchte  232  gr. 

In  Süd-Frankreich,  Italien  und  Spanien  entweder  im  Herbst  oder 
Frühjahr  angebaut. 

Varietät:  Triticum  turgidum  gentile  AI. 
Aehre  kahl,  weiss;  Körner  rot;  Grannen  hell. 

Sorten: 
Pisana.  O 

Aehre:  fast  weiss,  ziemlich  dicht,  quadratisch,  mittellang;  Aehrchen 
3-kömig,  3-grannig,  mittlere  Granne  kurz;  Grannen  hell,  an  Basis  schwärz- 
lich, bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  weiss,  mit  rötlichem  Anflug,  Innenrand 
markig,  mittellang.  —  Frucht:  Original  weiss,  meist  mehlig,  bauchig, 
sehr  gross  (8  mm  lang,  4V4  mm  breit,  169  Früchte  =  10  gr);  nach- 
gebaut: fast  Alles  glasig,  ziemlich  feinschalig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  sammetig,  kräftig,  aufrecht,  sich  spät  ent- 
wickelnd, 3  Schösslinge;  Halm  125  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.5  cm  dick, 


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Weizensorten.  397 

Blattzahl  4.5,  Blätter  28  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche  252  qcm,  Halm- 
fläche 187.5  qcm,  Gesammtfläche  439.5  qcm. 

Junge  Aehre  blangrün,  kaum  in  Poppeisdorf  reifend,  10  cm  (Max. 
14  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen  und  57  Früchten. 

Heimat:  Vieh,  Catalulla,  Spanien. 

Bezugsquelle:  Antonio  Cipriano  Costa,  Barcelona  1881. 

Bl^  ponlard  blane  llsse  on  earr^.  (?) 

Syn.:  Franz.:  B16  de  Taganrock,  Poule  (Touraine)  blanc  de  Chä- 
teUerault,  blanc  Locar,  blanc  de  la  Yienne,  buisson; 
Poulard  blanc  du  Blaisois,  blanc  de  Touraine,  barbu 
de  Russie,  blanc  de  la  Seine-Inf6rieure,  blanc  com- 
prim6;  Gros  hli  \^lanc;  Epaule  blanche  du  Gätinais^). 
Engl.:  Taganrock  smooth  white  Wheat. 
D  e  u  ts  c  h :  Weissähriger,  rotsamiger  Winter-Taganrock-Weizen. 

Aehre:  fast  weiss,  mit  rötlichem  Schimmer,  dicht,  quadratisch, 
mittellang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  meist  2-kömig;  Grannen  blassgelb, 
16  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  hohl,  mit  markigem  Innenrande,  fest, 
lang.  —  Frucht:  gelbrot  und  mehlig,  doch  auch  rot  und  glasig,  bauchig, 
runzelig,  klein  (6  mm  lang,  4  mm  breit),  etwas  grobschalig. 

Herbstblatt  blaugrttn,  sammetig,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
mittelfrüh,  Bestockung  schwach,  3.8  Schösslinge  (11.6  Schösslinge  bei 
100  qcm  Saum),  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  135  cm 
(Max.  160  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  25.82  cm,  Blatt- 
breite 1.14  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  235.44  qcm,  Halmfläche 
162  qcm,  Gesammtfläche  397.44  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit 
22  Aehrchen  und  48  Früchten,  von  denen  2  058  000  auf  1  hl  (=  84  kg) 
gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  760  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  kommt 
auf  eine  Pflanze  ein  Baum  von  50  qcm;  die  Blattfläche  stellt  sich  auf 
30.17  qm  und  das  Saatquantum  auf  1.4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  1063  gr  und  davon  die  Früchte  475  gr. 

Das  Korn  ist  von  ziemlich  guter  Qualität  und  von  allen  Tnrgidum- 
Sorten  am  geschätztesten,  auch  ist  dieser  Weizen  auf  gutem,  schweren 
Weizenboden  im  hohen  Grade  ergiebig,  lagert  nicht  und  hält  sich  ziem- 
lich rostfrei,  doch  ist  er  leider  nicht  winterfest,  so  erfror  derselbe  1870/71 
vollständig. 

Er  wird  vielfach  in  Gätinais,  Anjou,  um  Avignon,  in  Savoyen,  in  der 
Schweiz  und  unter  französischer  Bezeichnung  auch  in  Italien  kultiviert. 

ursprünglich  stammt  dieser  Weizen  aus  Süd-Russland  und  wurde 
durch  einen  hervorragenden  Züchter,  Mr.  Le  Blanc  du  Plessis^)  ver- 
edelt und  unter  dem  Namen  „BU  de  Taganrock*'  in  den  Handel  gebracht. 

BU  p^tanielle  de  Nlee.  (i) 

Syn.:  Bli  p6tanieUe  d'Orient,  B16  de  la  Mongolie  chinoise*). 
Aehre:  blassgelb,  fast  weiss,  pyramidal,  sehr  dicht,  lang;  Aehrchen 


1)  YergLHeuze,  Les  plantes  aliment.    Vilmorin,  Joum.  d'Agric.  prat. 
1861.  pg.  486. 

2)  Maison  rust.  I,  pg.  870. 

3)  Heuz^,  Les  plantes  alimentaires. 


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398  Besonderer  Teil. 

1.2  om  breit,  S-kömig,  meist  d-grannig;  Grannenfast  weiss,  sehr  lang 
(14  cm),  wenig  gespreizt;  Elappenkiel  zuweilen  schwärzlich  oder  braun.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  markig,  sehr  fest,  sehr  lang.  —  Frucht:  gelbrot, 
mehlig,  bauchig,  mittelgross  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  198  Früchte  =  10  gr), 
grobschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  breit,  aufrecht;  Früb Jahrsvegetation  spät, 
Bestookung  mittelstark,  4.4  Sohösslinge,  spät  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  150  cm  (Max.  170  cm),  Halmdicke  0.42  cm,  Blattzahl  5, 
Blattlänge  2B.4  cm,  Blattbreite  1.06  cm,  Blattoberfläche  279.8  qom,  Halm- 
fläche 189  qcm,  Gesammtfläche  468.8  qcm. 

Aehre  sehr  spät  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  lederartigen 
Spelzen.  Auf  1  hl  (=  81.5  kg)  entfallen  1  613  700  Früchte,  die  für 
Turgidum  zur  Eeifezeit  etwas  leicht  ausfallen. 

Das  Stroh  lagert  nicht,  doch 'erwies  sich  dieser  Weizen  in  Poppeis- 
dorf  als  nicht  winterfest 

Im  südöstlichen  Frankreich  wird  er  noch  auf  leichteren  Böden 
angebaut. 

Normandle- Weizen.  ® 

Aehre:  fast  weiss,  sich  wenig  verjüngend,  fast  quadratisch,  mittel- 
lang; Aehrchen  1.5  cm  breite  meist  3'kömig;  Grannen  weiss,  bis  11  cm 
lang,  gespreizt.  —  Stroh:  blassrot,  derb  wandig.  —  Frucht:  rot  und  meist 
glasig,  wenn  mehlig,  so  gelbrot,  bauchig,  gross  (7  mm  lang,  4V2  mm 
breit,  147  Früchte  =  10  gr),  ziemlich  f einschalig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  sehr  kurzsammetig,  sehr  lang  und  breit,  auf- 
recht; Frühjahrsvegetation  mittelfrüh,  Bestechung  stark,  7.5  Schösdinge, 
spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  150  cm  (Max.  165  cm),  Halm- 
dicke 0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  31.3  cm,  Blattbreite  1.12  cm,  Blatt- 
oberfläche eines  Halmes  280.48  qcm,  Halmfläche  180  qcm,  Gesammtfläche 
460.48  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  24  Aehr- 
chen und  72  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1176  000  auf  1  hl 
(=r  80  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  650  Halme  oder  87  Pflanzen,  mithin  beträgt  der 
Baum  für  eine  Pflanze  115  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30.8  qm  und  das  Saatquantum  1.1  hl  p.  ha. 

£s  wiegen  100  Halme  950  gr  und  davon  die  Früchte  400  gr. 

Dieser  Weizen  eignet  sich  für  schweren,  kulturvollen  Boden  und 
ein  mildes  Klima,  denn  schon  für  Poppeisdorf  war  er  zu  weichlich.  Er 
lagert  nicht  leicht  und  leidet  wenig  durch  Bost. 

Seine  ursprüngliche  Heimat  ist  die  Normandie. 

Bezugsquelle:  Versuchsfeld  zu  Proskau. 

Varietät:  Triticum  turgidum  nigrobarbatum  Desv. 
Aehren  kahl,  weiss;  Körner  rot;  Grannen  schwarz. 

Sorte: 

BU  ponlard  blanc  k  barbes  noires.  O 

Sjn. :  Franz.:  BU  garagnon  de  Gtrignon,  B16  de  laLozöre  k  barbes 
noires,  BU  touzelle  de  Sardaigne,  BU  garagnon  du 
Languedoc. 


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Weizensorton.  999 

Spanisch:  Trigo  arisiiegro. 

Deut 8 oh:  Englischer  Weisen  mit  gelben  Aehren  und  schwftrs- 
lichen  Grannen. 

Aehre  blassgeih,  pyramidal,  dicht,  knrz;  Aehrchen  1.2  cm  breit, 
4-kömig,  2-grannig ;  Grannen  färben  sich  zur  Eeifezeit  schwärzlich,  bis  1 2  cm 
lang,  aufrecht,  nicht  leicht  abbrechend.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  markig, 
fest,  blattreich,  mittellang.  —  Frucht:  gelbrot,  mehlig,  einige  glasig, 
bauchig,  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit),  grobschalig. 

Junges  filatt  dunkelgrün,  sammetig,  kräftig;  2.5  Schösslinge,  mittel- 
früh schoBsend  und  blühend.  Halmlänge  110  cm  (Max.  130  cm),  Halm- 
dicke 0.38  cm,  Blattzahl  5.4,  Blattlänge  24  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blatt- 
oberfläche 259.2  qcm,  Halmfl&che  125.4  qcm,  Gesammtfläche  384.6  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  7.5  cm  (Max.  9  cm)  lang,  mittelfrüh,  in 
128  Tagen  reifend,  mit  19  Aehrchen  und  75  fest  sitzenden  Früchten,  yon 
denen  1  787  000  auf  1  hl  (=  82  kg)  gehen. 

Diese  Sorte  wird  hauptsächlich  im  Süden  und  Südosten  Frankreichs, 
sowie  in  Spanien  auf  leichteren  Böden  kultiviert. 

Varietät:  Triticnm  turgidum  Dreischianum  Ecke. 
Aehren  kahl,  rot;  Körner  weiss  oder  gelblich;  Grannen  hell. 

Sorte: 

Frnmento  blanco.  0 

Aehre:  kahl,  rot,  dicht,  yiereckig,  bis  9  cm  lang;  Aehrchen  3-  und 
4-kömig,  1.5  cm  breit;  Grannen  hell,  wenig  gespreizt,  bis  13  cm  lang.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  markig  oder  nur  mit  markigem  Innenrand,  fest,  mittel- 
lang. —  Frucht :  blassgelb,  mehlig,  bauchig  (8  mm  lang,  4  mm  breit, 
4  mm  dick),  1  hl  =  74  kg,  grobschalig. 

Varietät:  Triticum  turgidum  speciosum  AI. 
Aehren  kahl,  rot;  Kömer  rot. 

Sorte: 

Pole  Biyet  wheat  of  England*  (?)  n.  O 

Syn.:  Franz.:  Poulard  ronge  bleu,  d'Auyergne  k  ipillets   ilargis, 
gros  rouge,    rouge  de  la  Limagne,    roage  lisse  de 
Beauce,   dori    de  Bourgeois;    Gros   bli   rouge,    de 
Grenoble;  Ble  pitanielle  rouge,  rouge  de  Montpellier. 
Ital. :  Andriolo  rosso. 
Spanisch:  Trigo  redondillo  rubio  recio. 
Deutsch:  Eoter,  kahler  Entenschnabelweizen. 
Aehre:  rot-bräunlich,  bis  beinahe  dunkelrot,  blau  bereift,  sehr  dicht, 
abgeplattet,  etwas  unregelmässig,  lang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,   3-kömig, 
Spelzen  geschnäbelt;  Grannen  rötlich,   nach  Basis  zu  schwarzrot,   11  cm 
l&og>  gespreizt,    aber  nach   der  Spitze  der  Aehre  zu   etwas   zusammen- 
gezogen, zur  Eeifezeit  leicht  abfallend.  —  Stroh:    rötlich-gelb,   sehr  fest. 
—    Fmcht:  rot,   für  Turgidum  auffallend  glasig,    bauchig,   gross    (7  mm 
lang,  4  mm  breit,  195  Früchte  =10  gr),  grobschalig. 

Herbstblatt  gelbgrttn,  kurz,  sammetig,  breit,  aufrecht,  Bestockung 
schwach,  d.T)  Schösslinge,  miftelfrüh  schossend  und  blühend,  als  Sommer- 


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400  Besonderer  Teil. 

weizen  kaltiyiert,  schosste  und  blühte  er  auffallend  spät,  wurde  jedoch 
1879  noch  reif,  trotzdem  wohl  nnr  in  wärmeren  Klimaten  als  Sommer- 
weizen benutzbar. 

Halmlänge  135  cm  (Max.  160  cm),  Halmdicke  0.47  cm,  Blattzahl  3.7, 
Blattlänge  32.15  cm,  Blattbreite  1.17  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
278.89  qcm,  Halmfläche  190.35  qcm,  Oesammtfläche  468.74  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang, 
mit  26  Aehrchen  und  73  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  638  000 
auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  kommen  650  Halme  oder  186  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  53.8  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 30.49  qm  und  das  Saatquantum  1.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  750  gr  und  davon  die  Früchte  270  gr. 

In  Poppeisdorf  erwies  sich  dieser  Weizen  weder  winterfest,  noch 
gegen  Rost  widerstandsfähig,  doch  lagerte  er  nicht  leicht. 

Er  wird  vorzugsweise  auf  den  strengen  Böden  des  mittleren  und 
südlichen  Englands,  zuweilen  in  Süd-Frankreich,  z.B.  im  Depart.  Yonne, 
Loiret,  Niövre,  sowie  in  Spanien  und  Italien  kultiviert. 

Die  Komqualität  lässt  sehr  zu  wünschen  übrig,  dagegen  stellen 
sich  die  Erträge  sehr  hoch. 

Varietät:  Triticam  turgidom  megalopolitanain  Ecke. 
Aehre  sammetig,  weiss;  Kömer  weiss  oder  gelblich;  Orannen  helL 

Sorte: 
BU  p^tanlelle  blanche.  O 

Syn.:  Franz.:    BU  de  Constantine,    renfli   k  barbes   blanches,  du 
Dauphin^,  p6tanielle  d^Orient,  blanc  de  Montpellier; 
Poulard  blanc  de  Montauban. 
ItaL:  Grano  tenero  bianco ;  Grano  grosso;  Frumento  bianco. 
Spanisch:  Trigo  redondillo  velloso  bianco. 
Chile:  Trigo  pulardo  bianco  Espaflol. 
Deutsch:  Weisser  englischer  Sammetweizen. 
Aehre:  weiss,  schwach  behaart,  ein  wenig  platt,  dicht,  etwas  kurz; 
Aehrchen  1.8  cm   breit,  3-  und  4-körnig;    Grannen  weiss,    nur  an  Basis 
schwarzbläulich,  bis  12  cm  lang,    etwas  gespreizt,  fein,  zähe.   —    Stroh: 
blassgelb,  markig,   steif.   —  Frucht:    blassgelb,  mehlig,    zuweilen  rötlich 
und  glasig,  plump,  sehr  gross  (8  mm  lang,   4  mm  breit),    ziemlich  fein- 
schalig. 

Halm  blangrün,  2.5  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend;  Halm- 
länge 110  cm  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.4,  Blattzahl  5,  Blattlänge 
23.4  cm,  Blattbreite  1.2  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  280.8  qcm, 
Halmfläche  182  qcm,  G-esammtfläche  412.8  qcm. 

Aehre  7  cm  (Max.  9  cm)  lang,  mit  18  Aehrchen  und  60  nicht  leicht 
ausfallenden  Früchten,  von  denen   1  348  750  auf  1  hl  (==  83  kg)  gehen. 
In  Süd- Frankreich,  Spanien,  Italien,  zuweilen  in  der  Schweiz  (Canton 
Waadt)^)  und  in  Süd- Amerika  kultiviert. 

Im  Herbst  gesäet,  erwies  er  sich  als  echter  Sommerweizen. 
Bezugsquelle:     Pariser    Ausstellung    1878    und    von    Gülich    aus 
ChUe  1880. 

1)  Springe,  Mongr.  des  oer^ales  de  la  Suisse  pg.  98. 

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Weizensorten.  401 

Varietät:  Triticnm  turgidam  Salomonis  Ecke. 
Aehre  sammetig,  weiss;  Körner  weiss  oder  gelblich;  GranDen  schwarz. 

Sorte: 
Englischer  Weizen  ans  Catanlen,  SlcIUen. 

Aehre:  auf  weissem  Grande  blanschwarz»  doch  znweilen  Färbung 
nur  angedeutet,  kurz,  dick,  schwach  sammetig,  5.5 — 7  cm  lang ;  Grannen 
schwarz.  —  Halm:  rötlich-gelb,  mit  schmalem,  markigem  Innenrande.  — 
Fmcht:  rötlich-gelb,  einige  mehlig,  die  anderen  glasig. 

Blätter  sammetig. 

üebersender:  Giuseppe  Salomone,  Catania. 

Varietät:  Triticum  turgidum  bnccale  AI. 
Aehre  sammetig,  weiss,  Eömer  rot;  Grannen  hell. 

Sorte: 
Cone  Blyet  or  Antlfly-IVlieat.  0 

Syn.:  Engl.:  German  Thickset-YHieat/ 

Franz.:  Ponlard  blanc  veln  de  Tonraine,  prolific  cone,  An- 
baine  blanche,  Bli  blanc  de  D6caze,  Poulard  velu 
de  Taganrock,  Ponlard  blanc  veln  dn  Gätinais. 

Aehre:  blassgelb  mit  schwach  blanrötlichem Anflug,  weiss  behaart, 
konisch,  sehr  dicht,  sehr  regelmässig,  mittellang ;  Aehrchen  1 .5  cm  breit, 
3-  und  4-kömig,  nur  an  der  Spitze  2-körnig,  Klappen  mit  langer,  ge- 
bogener Spitze;  Grannen  hell,  4  Grannenreiben  sitzen  an  den  4  Kanten 
der  Aehre,  und  2  kürzere  an  der  breiten  Aehrenseite,  bis  10  cm  lang, 
gespreizt,  leicht  abbrechend.  —  Stroh:  blassgelb,  markig,  steif.  —  Frucht: 
goldgelb,  klein,  länglich  (7  mm  lang,  SVa  n">i  breit,  253  Früchte  =  10  gr), 
grobschijig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sammetig,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
zeitig,  Bestockung  mittelstark,  4.2  Schösslinge  (bei  100  qcm  Raum  11.7 
Schösslinge),  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  135  cm  (Max. 
155  cm),  Halmdicke  0.47  cm,  Blattzahl  3.7,  Blattlänge  28.8  cm,  Blattbreite 
0.99  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  210.97  qcm,  Halmfläche  190,35  qcm, 
Gesammtfläche  401.32  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  9  cm  (Max.^ll^cm)  lang,  'mit 
20  Aehrchen  und  70  Früchten,  von  denen  2  074  600  auf  1  hl  (=  82  kg) 
gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  750  Halme  oder  180  Pflanzen,  mithin  'beträgt 
der  Saum  für  eine  Pflanze  55.5  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm,  Boden- 
fläohe  30  qm,  das  Saatquantum  1.3  hl  p.  ha. 

Der  Weizen  ist  ziemlich  winterfest,  ein  echter  Winterweizen,  dessen 
Stroh  nicht  leicht  lagert,  oder  durch  Rost  befällt,  {aber  dessen  Früchte 
wegen  der  groben  Qualität  des  Mehles  und  ihrer  Kleberarmut  nicht  be- 
liebt sind. 

Ziemlich  umfangreich  in  Schottland  auf  den  schwersten  Clayböden, 
in  England  (Oxfordshire),  in  Deutschland,  namentlich  in  der  Provinz 
Sachsen,  in  Süd-Frankreich  und  Spanien  gebaut. 

Ausser  auf  den   sehr  schweren  Böden  wird  er  noch  erfolgreich  auf 

Ko«riiioke  u.  Werner,  Hsndb.  d.  Getreidebau'«  II.  26 


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402  Besonderer  Teil. 

leichteren  Böden  knlüyiert,  doch  verliert  er  dann  natorgemäss  bedeutend 
an  seiner  hohen  Ertragsfähigkeit 

Den  Namen  „Andfly-Wheat'  hat*  er  davon  erhalten,  dass  er  weniger 
als  andere  Sorten  dnrch  die  Hessenfliege  gelitten  haben  soll. 

Es  ist  dies  eine  sehr  alte  Sorte  Grossbritanniens,  denn  Morison 
beschreibt  sie  schon  in  seiner  bist.  pl.  oxon.  tom.  III  a.  1699  pg.  176 
seot.  8.  T.  1,  Fig.  13  als  „Cone  wheat  rusticis"  wie  folgt:  „Trit.  spica 
villosa  quadrata  longiore,  aristis  mnnitnm.  Olumis  hirsutis  cinereis  in 
longissimas  asperrimasqne  aristas  desinentibns.  Semina  praebent  poUen 
longo  candidissimnm. 

Varietät:  Triticnm  tnrgidnm  dinura  AI. 
\  Aehre  sammetig,  rot;  Körner  rot;  Grannen  hell. 

Sorten: 

BU  g^ant  de  Sainte-H^l^ne.  ® 

Syn.:  Frank.:  Blä   Nonette    de   Lausanne  ^),    de   la   Meoqne,    de 
*  Dantzic,   ponlard  roox   veln,    sonris,   mitadin,    des 

goutti^res,  ponlard  ronx  d'Anstralie;  Froment  de 
Silistrie;  P6tanielle  roasse  velont^e;  Ponlard  d'Au- 
vergne  ä  6pi  long,  giant  du  Milanais,  roox  de  la 
Limagne,  ronx  pnbescent,  veln  de  la  Beance;  Pon- 
lage  ronge  du  Mont  d'Or;  Gros  bU  ronx.  Eben- 
falls identisch,  doch  verbesserte  Formen  mit  grösse- 
rer breiterer  Aehre,  sind:  Bli  gros  tnrqnet,  pon- 
lard carri  veln,  p^tanielle  ronsse,  torqnet  iL  six  rangs, 
ronx  de  Montpellier,  grossaiÜe  de  la  Gironde, 
brousse;  Gros  bl6  de  TArd^he. 
Span.:  Blat  Nonette  de  Lausanne. 
Ital.:  Andriolo  rosso  peloso;  Grano  dl  Losanno;  Pilosella  auf 

Sicilien. 
Engl.:  Giant  St.  Helena  Wheat. 

Dentsch:  Helena- Weizen,    Wispelweizen  (Provinz  Sachsen), 
Glockenweizen,     Aegyptischer-,    Marokkanischer- 
nnd  Türkischer- Weizen.     Am  Bhein  anch  schotti- 
scher oder  englischer  Grannenweizen  genannt. 
Aehre:    bläulich-rot,    rauhhaarig,   fast  quadratisch,   doch   ein   wenig 
unregelmässig,  dicht,  mittellang;  Aehrohen  1.7  cm  breit,  4-kömig;  Grannen 
bläulich,  12— 17 cm  lang,   wenig  gespreizt.  —  Stroh:    blassgelb,  markig, 
steif,  sehr  lang.  —  Frucht :  gelbrot,  mehlig  oder  glasig,  bauchig,  runzelig, 
gross  (7  mm  lang,  4  mm  breit),  grobschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  breit,  aufrecht;  Frülgahrsvegetation  zeitig, 
Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge,  Bestockungsfähigkeit  bei  100q(»n 
Raum  15.5  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 

Halmlänge  145  cm  (Max.  165  cm),  Halmdicke  0.49  cm,  Blattzahl  4, 
Blattoberfläche  eines  Halmes  250.96  qcm,  Halmfläche  213.15  qcm,  G-e- 
sammtfläche  464.11  qcm. 


1)  Vergl.*Vilmorin,  Joum.  d'Agric.  prat  1861,  pg.  487;  OscarLeclerc- 
Thouin  et  Vilmorin,  Maison  rast.  I  pg.  860  etc.  Heaz6,  Les  plantes 
aliment. 


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Weizettsorten.  403 

Junge  Aehre  blangriin,  spät  reifend,  8om  (Max.  11  cm)  lang,  mit 
16  Aehrchen  und  60  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen 
1498  000  anf  1  hl  (=  81.5  kg)  gehen. 

Anf  1  qm  wachsen  650  Halme  oder  162  Pflanzen,  demnach  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  61.3  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 30  qm  und  das  Saatquantuin  (Ya  Verlust)  l.B  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  901  gr  und  davon  die  Früchte  278  gr. 

Der  Helenaweizen  ist  nicht  ganz  winterfest,  so  winterte  derselbe 
1870/71  auf  dem  Yersuchsfelde  zu  Poppeisdorf  grösstentheils  aus,  obgleich 
er  seit  ca.  20  Jahren  aus  hier  geemtetem  Saatgut  erwachsen  war. 

In  Poppeisdorf  stellten  sich  die  Erträge  im  Durchschnitt  dreier 
Jahre  auf  2  800  kg  Eom  und  4  200  kg  Stroh  p.  ha. 

Nach  He  uz 6^)  soll  der  Helenaweizen  zuerst  durch  Te ssier  aus  Genf 
nach  Frankreich  gebracht  worden  sein,  und  später  soll  ihn  Noisette 
als  „B\6  g6ant  de  St  Helene"  von  St.  Helena  bezogen  haben. 

Zur  Zeit  wird  er  vielfach  in  Frankreich  (Gascogne),  in  der  Schweiz 
(Bern,  Waadt),  in  Spanien,  Italien,  Nord-Deutschland  (ßheinprovinz  und 
Provinz  Sachsen),  in  England  und  sogar  in  Finnland  auf  reichem  Boden 
kultiviert. 

Der  Weizen  besitzt  die  gute  Eigenschaft,  nicht  leicht  zu  degenerieren, 
so  wurde  derselbe  ohne  Saatwechsel  auf  ein  und  demselben  Felde  in 
Poppeisdorf  ^)  22  Jahre  hindurch  gebaut,  ohne  dass  sich  eine  markante 
Veränderung  in  den  Eigenschaften  gezeigt  hätte. 

Tiiiiesiseher  Weizen«  0 

Aehre:  bläulich-rot,  sammetig,  quadratisch,  sehr  dicht,  mittellang; 
Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-kömig;  Grannen  blassrot,  wenig  gespreizt,  bis 
9  cm  lang,  zur  Reifezeit  leicht  abbrechend.  Stroh:  rötlich-gelb,  mit 
markigem  Innenrande,  fest,  sehr  lang.  —  Frucht:  gelbrot,  mehlig  oder 
glasig,  etwas  eingefallen,  bauchig,  plump,  (8  mm  lang,  4  mm  breit),  ver- 
hältnismässig feinschalig. 

Herbstblatt  au£Pallend  hell-gelbgrün,  sammetig,  sehr  breit,  aufrecht; 
Frühjahrsvegetation  sehr  zeitig,  Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge; 
spät  sohossend  und  blühend.  Halmlänge  160  cm  (Max.  170  cm)  Halmdicke 
0.37  cm,  Blattzahl  4.3,  Blattlänge  29.32  cm,  Blattbreite  1 .03  cm,  Blattober- 
fläche eines  Halmes  259.72  qcm,  Halmfläche  177.6  qcm,  Gesammtfläche 
437.32  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  8  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit 
20  Aehrchen  und  60  sehr  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  218  000 
auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  700  Halme  oder  175  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  57  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30.6  qm  und  das  Saatquantum  2.2  hl  p.  ha. 

Der  Weizen  lagert  nicht,  widersteht  dem  Rost,  ist  auf  reichem 
Boden  sehr  ertragreich,  doch  in  Deutschland  nicht  winterfest. 


1)  Vergl.  Lee  j^lantes  aliment. 

2)  Methode  Lois-Weedon. 


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404  Besonderer  Teil. 


Gros  bl^  de  Montanban.  ® 

Syn.:  Franz.:  fil6  grossagne  de  N^rac. 

„  „  des  Basses-PyT6n6es. 

jj    p6tanielle  de  Lavanr. 
j,    goaape  de  l'Anjou. 
„     k  siz  carr^s. 
Spanisch:  Trigo  redondillo  velloso  rubio  recio. 
Dentsoh:  Boter  sammetiger  englischer  Bartweizen. 
Aehre:    rot   oder  rötlich-grau,   ein  wenig  hängend,   stark  behaart, 
quadratisch,  dicht,  breit;  Aehrchen  1.7  cm  breit,  d-kömig,  Klappen  gran- 
nenspitzig; Grannen  blassrot,  an  Basis  schwärzlich,  16  cm  lang.  —  Stroh: 
gelb,  innerer  Rand  markig,   fest.    —    Frucht:  gelbrot,  meist  mehliff,  zu- 
weilen rot  und  glasig,   etwas  eingefallen,    bauchig,   plump,   gross  (8  mm 
lang,  4  mm  breit),  grobschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  sehr  kurzsammetig,  breit,  aufrecht;  Frtth- 
jahrsvegetation  zeitig ;  Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge,  spät  schossend 
und  blühend.  Halml&nge  155  cm  (Max.  175  cm),  Halmdicke  0.48  cm, 
Blattzahl  5.5,  Blattlänge  30  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattoberfläche  eines 
Halmes  330  qom,  H^mfläohe  223.20  qcm,  Gesammtfläche  553.2  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit 
24  Aehrchen  und  70  Früchten,  von  denen  1  109  700  auf  1  hl  (=  81  kg) 
gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  1044  gr  und  davon  die  Früchte  463  gr. 
Für  Deutschland  zu  weichlich;    doch   wird  diese  sehr   ertragreiche 
Sorte  auf  fruchtbarem  Boden  im  westlichen  und  südwestlichen  Frankreich 
und  in  Spanien  (Navarra)  angebaut. 

Boter  sammetiger  Weizen,  0 

Aehre:  blassrot,  oft  mit  bläulichem  Anflug,  sammetig,  relativ  schmal, 
pyramidal,  ziemlich  dicht,  lang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-kömig,  2-gran- 
nig;  G-rannen  hell,  doch  an  Basis  hellblau  bereift,  aufrecht,  bis  17  cm 
lang.  —  Stroh:  gelb,  markig,  steif,  mittellang.  —  Frucht:  hellbraun, 
mehlig,  stark  bauchig,  runzelig  (7  mm  lang,  3  mm  breit,  234  Früchte 
=  10  gr),  grobschalig. 

Herbstblatt  dunkelblaugrün,  sammetig,  schmal,  kraus;  Frühjuhrsve- 
getation  spät,  Bestockung  mittelstark,  4.8  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend 
und  blühend.  Halmlänge  110  cm  (Max.  120  cm),  Halmdicke  0.38,  Blatt- 
zahl 4.2,  Blattlänge  23.8  cm,  Blattbreite  0.9  cm,  Blattoberfläche  179.9  qcm, 
Halmfläche  125.4  qcm,  Oesammtfläche  305.3  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang  mit 
22  Aehrchen  und  65  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  900  080  auf 
1  hl  (=  81.2  kg)  gehen. 

Diese  Sorte  lagert  nicht,  widersteht  dem  Rost  vorzüglich,  nimmt 
mit  leichterem  Boden  vorlieb  und  ist  ziemlich  winterfest 

Es  wiegen  100  Halme  580  gr  und  davon  die  Früchte  276  gr. 


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Weixensorten.  405 

Varietät:  Triticum  tnrgidnm  rabroatrnm  Ecke. 
Aehre  sammetig,  rot;  Kdmer  rot;  Grannen  schwarz. 

Sorte: 
Orano  Serlno  di  Sesto-Annmea.  Q 

Syn.:  Franz.:  B16  p^tannielle  noire;  Poolard  bron  de  la  Yienne, 
Bl^  blenätre  rAveyron;  B16  noir  de  Montpellier; 
B16  touzelle  noir  velout6. 

Aehre:  ecbmutzig-rot ,  stark  sammetig»  dicht,  fast  quadratisch, 
knrz;  Aehrohen  1.5  cm  breit,  4-kömig,  4-grannig,  die  beiden  mittleren 
Grannen  knrz;  Grannen  schwarz,  massig  gespreizt,  bis  13  cm  lang,  leicht 
abbrechend.  —  Stroh:  blassgelb,  mit  schmalem,  markigem  Innenrande, 
lang.  —  Pmcht:  rotgelb,  mehlig,  länglich  (7V2  mm  lang,  SYs^^ni  breit, 
188  Früchte  =  10  gr),  etwas  grobschalig. 

Jnnges  Blatt  dunkelgrün,  sammetig,  sehr  spät  schossend,  5  Schöss- 
linge,  Mitte  Jnli  blühend;  Halm  150  cm  (Max.  170  cm)  lang,  0.5  cm  dick, 
Blattzahl  5,  Blätter  22.4  cm  lang,  1.1  cm  breit,  Blattfläche  246.4  qcm, 
Halmfläche  225  qcm,  Gesammtfläche  471.4  qcm. 

Jnnge  Aehre  gelbgrün,    sehr  spät  reifend,   7  cm  (Max.  9  cm)  lang. 

Es  wiegen  100  Halme  741  gr  und  davon  die  Früchte  297  gr. 

Nnr  für  das  wärmere,  gemässigte  Klima  geeignet. 

Bezugsquelle:  Pariser  Ausstellung  1878. 

Varietät:  Triticam  turgidom  jodura  AI. 
Aehre  sammetig,  blau;  Körner  rot. 

Sorten: 
Blauer  sammetiger  engllseher  Weizen  (aus  Heidelberg). 

Syn.:  Deutsch:  Bussischer  Weizen  (nach  Metzger). 
Franz.:  B16  gris  de  Eussie. 

Bli  brun  d'Heidelberg. 

Aehre:  blassrötlich  mit  blauem  Anflug,  sammetig,  stark  zusammen- 
gedrückt, die  breitere  Seite  ähnlich  Trit.  dicoccum,  dicht,  lang;  Aehrchen 
2  cm  breit,  3-  und  4-kömig;  Grannen  blau,  an  Basis  dunkel,  bis  16  cm 
lang,  zerbrechlich.  —  Stroh:  gelb,  markig,  kräftig.  —  Ffucht:  braun, 
mehlig,  doch  auch  viele  glasig,  runzelig,  stark  bauchig,  gross  (8  mm  lang, 
4  mm  breit,  175  Früchte  =  10  gr),  grobschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kurz,  sammetig,  ziemlich  breit  und  aufrecht; 
Frühjahrsvegetation  zeitig,  Bestockung  mittelstark,  4.2  Schösslinge,  mittel- 
früh schossend  und  blühend. 

Halmlänge  150  cm  (Max.  175  cm),  Halmdicke  0.45  cm,  Blattzahl  4, 
Blattlänge  34  cm,  Blattbreite  1  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  272  qcm, 
Halmfläche  202.5  qcm,  Gesammtfläche  474.5  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig  reifend,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang,  ipit 
20  Aehrchen  und  70  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1431000  auf 
1  hl  (=  81.3  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  600  Halme  oder  145  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  70  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28.44  qm  und  das  Saatquantum  (Vs  Verlust)  1.6  hl  p.  ha. 


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406  Besonderer  Teil. 

Es  wiegen  100  Halme  780  gr  nnd  davon  die  Früchte  320  gr. 

Dieser  Weizen  erwies  sich  als  winterfest,  lagerte  nicht,  befiel  aber 
stark  mit  Rost     Sein  Mehl  wird  wenig  geschätzt. 

Zuweilen  in  den  Ostseeprovinzen,  in  Deutschland  und  Frankreich 
angebaut. 

Common  Riyet  wheat  of  England.  © 

Syn. :  Deutsch:  Schwarzblauer,  dickähriger, sammetiger Bartweizen ; 

Schottischer    rauher    Weizen    (Provinz    Sachsen); 

Australischer    gelber   Weizen;     Rivet's   Grannen- 

weizen. 

Franz.:  B16   bleu4tre    d'^gypte;    B\i    de    Pomiranie;    Bli 

poulard  velu  d'Australie  (Vilmorin). 

Aehre:  auf  rotem  Grunde  blau,  graublau  oder  rötlich,  behaart,  fast 
quadratisch,  sich  wenig  verjüngend,  in  der  Reife  etwas  gebogen,  sehr 
dicht,  mittellang ;  Aehrchen  1 .5  cm  breit,  3-  zuweilen  4-körnig;  Orannen 
blassrot,  etwas  gespreizt,  10— 12  cm  lang,  stark,  zum  Teil  in  der  Reife 
abfallend.  —  Stroh:  hellgelb,  sehr  derbwandig,  innerer  Rand  markig, 
zuweilen  vollkommen  markig,  fest.  — Frucht:  goldgelb^),  mehlig,  wenige 
glasig,  weniger  plump  als  andere  zu  Turgidum  gehörige  Sorten,  gross 
(7  mm  lang,  4  mm  breit,  1 70  Früchte  =  10  gr),  grobschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kurz,  sammetig,  ziemlich  breit,  aufrecht ;  Früh- 
jahrsvegetation  mittelfrüh,  Bestechung  mittelstark,  5  Schösslinge,  Be- 
Stockungsfähigkeit  bei  100  qcm  Raum  10.3  Schösslinge;  etwas  spät 
schossend  und  blühend.  Halmlftnge  135  cm  (Max.  160  cm),  Halmdicke 
0.46  cm,  Biattzahl  4,  Blattlänge  27.72  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattoberfläche 
eines  Halmes  221.76  qcm,  Halmfläche  186.3  qcm,  Oesammtfläche  408.06  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  Spelzen  rötlich  umrandet,  spät  reifend, 
10  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  22  Aebrchen  und  70  Früchten,  von  denen 
1  428  000  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  700  Halme  oder  140  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  71  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28.6  qm  und  das  Saatquantum  (y^  Verlust)  1.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  908  gr  und  davon  die  Früchte  405  gr. 

Dieser  Weizen  zeigte  sich  in  Poppeisdorf  nicht  ganz  winterfest, 
denn  1870/71  und  1875/76  erfror  derselbe  vollständig,  doch  lagert  er 
nicht  und  widersteht  dem  Rost  vortrefflich.  Das  Korn  wird  von  den 
Müllern  niclH  geliebt,  da  das  Mehl  grau  ist  und  sich  aus  Mangel  an  gutem 
Kleber  schlecht  verbackt. 

Als  Sommerweizen  kultiviert,  bewies  er  sich  als  echter  Winterweizen. 

In  England  wird  dieser  sehr  ertragreiche  Weizen  auf  den  schwersten 
Böden  kultiviert  und  erntete  Mr.  Lawes^)  auf  Lehmboden  in  Rothamsted 
im  6jährigen  Durchschnitt  46.35  hl  p.  ha.  Von  England  aus  gelangte 
diese  alte  englische  Sorte,  die  sich  nach  Shirreff^  schon  länger  als  ein 
Jahrhundert  konstant  erhalten  hat,  nach  Frankreich,    wo  sie  auf  frucht- 


1)  Nach  Rimpau  soll  das  Korn  durch  eine  bräunliche  Stelle  in  der 
Nähe  des  Embryo  leicht  kenntlich  sein.  Wir  konnten  dies  jedoch  nicht  kon- 
statieren. 

2)  Farmer's  Magaz.  Vol.  80,  1876,  pg.  438. 
8)  Gardener'8  Chronide  1868  pg.  722. 

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Weiieniorten.  407 

barem  Thonboden  angebaut  wird;  ebenso  auch  nach  Deutsobland,  und  bat 
sieh  hier  yorzugtweise  auf  den  guten  Eübenböden  der  Provinz  Sachsen 
ausgebreitet.  Nach  Australien  ist  sie  ebenfalls  von  England  aus  importiert 
worden. 

Palnes  deflanee,  ® 

Deutsch:  Unverdrossen  herausfordernder  Weizen. 

Aehre :  dunkelblau  in's  Bote  übergehend,  sanunetig,  quadratisch,  dicht, 
mittellang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-  und  4- kömig;  Grannen  rot,  zer- 
brechlich, wenig  gespreizt,  bis  11  cm  lang.  —  Stroh:  hellgelb,  lang,  fest, 
sehr  derbwandig.  —  Frucht :  gelbrot,  mehlig,  plump  (6 Y2  t^t^  ^^^gt  4  mm 
breit,  210  Früchte  =  10  gr),  grobschalig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  sammetig,  ziemlich  breit,  aufrecht;  Frühjahrs- 
vegetation zeitig,  Bestockung  schwach,  3.9  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend 
und  blühend.  Halml&nge  140  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.42  cm, 
Blattzahl  3.3,  Blattlänge  26.42  cm,  Blattbreite  0.94  cm,  Blattoberfläche 
eines  Halmes  163.88  qcm,  Halmfläche  176.4  qcm,  Gresammtfläche  340.28  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  10  cm  (Max.  12  cm)  lang, 
mit  20  Aehrchen  und  70  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  774  500 
auf  1  hl  (=  84.5  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  205  Pflanzen,  mithin  nimmt 
eine  Pflanze  einen  Raum  von  49  qcm  ein;  die  Blattoberfl&che  beträgt 
p.  qm  Bodenfl&che  27.2  qm  und  das  Saatquantum  (Y3  Verlust)  1.8  hl  p.  ha. 

Der  Weizen  ist  nicht  winterfest,  lagert  jedoch  nicht  und  hält  sich 
rostfrei. 

Der  Ertrag  im  Durchschnitt  von  3  Jahren  stellte  sich  in  Poppels- 
dorf  auf  3078  kg  Korn  und  5000  kg  Stroh  p.  ha. 

Für  reiche,  humose  Lehmböden  eignet  sich  dieser  ertragreiche  Weizen 
sehr  gut  und  wird  auch  in  England  vielfach  auf  solchen  kultiviert,  für 
^  Deutschland  ist  er  jedoch  zu  empfindlich. 

Bliie  BiTet.  ® 

Deutsch:  Blauer  englischer  Weizen. 

Franz.:  B16  poulard  bleu,  bleu  de  Bivet,  bleu  d'£gypte,  bleu 
conique,  bleu  d'Australie,  locar  de  la  Picardie,  gris  souris. 

Aehre:  rötlich-blau,  Klappen  mit  schwärzlichen  Bändern,  sehr  rauh- 
haarig, quadratisch,  sich  etwas  verjüngend,  dicht,  aufrecht;  Aehrchen 
1.5  cm  breit,  3-  und  4-kömig;  Ghrannen  blau,  bis  13  cm  lang,  gedrängt, 
in  der  Beife  zum  Teil  abfallend.  —  Stroh:  gelb,  derb,  marfaig,  steif.  — 
Frucht:  gelbrot,  meist  glasig,  stark  bauchig,  runzelig,  gross  (8  mm  lang, 
4  mm  breit),  grobschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sammetig,  sehr  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvege- 
tation zeitig,  Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend 
und  blühend.  Halmlänge  145  cm  (Max.  170  cm),  Halmdicke  0.42  cm, 
Blattzahl  3,  BlaUlänge  27.96  cm,  Blattbreite  1.06  cm,  Blattoberfläche 
eines  Halmes  177.84  qcm,  Halmfläche  182.7  qcm,  Gesammtfläche  360.54  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün  und  Klappen  mit  schwärzlichen  Bändern, 
mittelfrüh  reifend,  9  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen  und  70 
fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1492  000  auf  1  hl  (=  82.5  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28.8  qm,  das  Saatquantum  (Vt  Verlust)  2  hl  p.  ha. 


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408  Besonderer  Teil. 

Es  wiegen  100  Halme  930  gr  und  davon  die  Früchte  400  gr. 

Dieser  nioht  leicht  lagernde  Weizen  zeigte  sich  in  Poppeisdorf  ziem- 
lich winterfest. 

Er  wird  vielfach  in  England  und  Frankreich  auf  schwerem  Boden 
kultiviert. 

Fmmento  Yeneto.  ® 

Syn.:  Spanisch:  Blat  morisco. 

Aehre:  blanschwarz,  sammetig,  pyramidal,  ziemlich  dicht,  kurz; 
Aehrchen  3-kömig,  2-grannig:  Grannen  blanschwarz,  gespreizt,  sehr  lang 
(16  cm).  —  Stroh:  rötlich-gelb,  Innenrand  markig,  faräftig,  mittellang.  — 
Frucht:  gelbrot,  mehlig,  viele  rot,  glasig;  eingefallen,  gross  (8  mm  lang, 
4  mm  breit,  126  Früchte  =  10  gr),  grobschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  fein,  schwach,  sammetig,  bereift,  Entwickelung 
spät,  4  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm  130  cm  (Max. 
145  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  28  cm  lang,  1.2  cm  breit, 
Blattfläche  268.8  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  Gesammtfläche  424.8  qom. 

Junge  Aehre  blaugrün,  bereift,  spät  reifend,  8  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  19  Aehrchen  und  50  Früchten,  von  denen  1  033  200  auf  1  hl 
(=  80  kg)  entfallen. 

Nicht  winterfest,  aber  echter  Winterweizen.    Verlangt  reichen  Boden. 

In  Italien,  Spanien  etc.  gebaut. 

Bezugsquelle:  Pariser  Ausstellung  1878. 

B.  Aebren  verftsielt. 

Varietät:  Triticnm  turgidum  psendo-cervinam  Kcke. 
Aehre  kahl. 

Sorte: 
Trigo  mbio^  Castlllen,  Spanien.  O 

Deutsch:  Eoter,  kahler  Wunderweizen; 

Sommerwunderweizen  (hört.  Halle). 

Aehre :  blassrot  mit  bläulichem  Anflug,  kahl,  in  sich  gebogen,  stark 
verästelt,  mittellang;  Aehrchen  1  cm  breit,  2-kömig,  2-grannig;  Grannen 
rötlich,  an  Basis  dunkel,  bis  9  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  bis  orange; 
hohl,  doch  mit  markigem  Innenrande,  fest,  mittellang.  —  Frucht:  schön 
blassgelb,  oft  eingefallen,  glasig  und  mehlig,  klein  (6  mm  lang,  3  mm 
breit). 

Halme  blaugrün,  Blätter  sammetig,  2.6  Schösslinge,  zeitig  schossend 
und  blühend;  Halmlänge  110  cm  (Max.  125  cm),  Halmdioke  0.43  cm, 
Blattzahl  5,  Blattlänge  25.4  cm,  Blattbreite  0.95  cm,  Blattoberfläohe  eines 
Halmes  241.3  qcm,  Halmfläche  141.9  qcm,  Gesammtfläche  388.2  qom. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät,  in  132  Tagen  reifend,  9  cm  lang, 
2Y2  cm  breit  (Max.  11  cm  lang,  3  cm  breit),  mit  100  nicht  leicht  aus- 
fallenden Früchten,  von  denen  1  776  000  auf  1  hl  (=  80  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  644  gr  und  davon  die  Früchte  255  gr. 

Der  Weizen  lagert  nicht,  wird  jedoch  stark  durch  Host  befallen 
und  degeneriert  auf  armem  Boden  sehr  leicht,  indem  seine  Aehre  ein- 
fach wird. 

Bisweilen  in  Süd*Europa  und  Nord- Afrika  kultiviert. 


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Weizensorten.  409 

Varietät:  Triticum  tnrgidam  mirabile  Kcke. 
Aehre  sammetig,  rot. 

Sorte: 
Boter  sammetlger  Wnnderweizen. 

Aelire:  blassrot  mit  bläalicbem  Anflug,  bis  gegen  die  Spitze  stark 
verästelt,  sammetig;  Aehrcben  1  cm  breit,  klein,  2-körnig,  Grannen  röt- 
licb,  gespreizt,  bis  12  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  schilfartig,  mar- 
kig. —  Frucht:  röüich-gelb,  mehlig  und  durch  kürzere,  abgerundetere 
Form  von  allen  übrigen  Trit.  turgidum  verschieden  (5V2  ^^  ^^>  ^  "^^ 
breit,  255  Früchte  =  10  gr). 

Herbstblatt  blaugrün,  sammetig,  breit,  aufrecht,  Frtihjahrsvegetation 
spät,  Bestechung  sehr  stark,  8.5  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend. 
Halml&nge  145  cm  (Max.  170  cm),  Halmdicke  0.34  cm,  Blattzahl  4.7, 
Blattlänge  26.44  cm,  Blattbreite  1.28  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
318.1  qcm,  Halmfläche  147.9  qcm,  Gesammtfläche  466  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  9  cm  lang,  2.5  cm  breit  (Max. 
12  cm  lang,  5  cm  breit),  mit  100—150  Früchten,  von  denen  2  162  400 
auf  1  hl  (=  84.8  kg)  gehen. 

In  Poppeisdorf  erwies  sich  dieser  Weizen  als  echter  Winterweizen, 
doch  nicht  winterfest  und  das  Stroh  fast  rostfrei. 

Dieser  Weizen  kann  nur  auf  sehr  reichem  Boden,  ohne  zu  degene- 
rieren, angebaut  werden.  Seine  Kultur  scheint  namentlich  in  den  Mittel- 
meerländem  verbreitet  zu  sein,  wenngleich  er  nirgend  eine  dominierende  Stel- 
lung einnimmt. 


Unterart:    4.  Tritienm  dnmm  Desf.  Hartweizen. 

Varietät:  Tritienm  dnmra  lenenra  AI. 
Aehre  kahl,  weiss;  ;Eömer  weisslich;  Grannen  hell. 

Sorten: 
Trigo  berberiscoy  Mornno,  Spanien.  O 

Syn.:  Spanisch:  Trigo  candeal  negro,  Chile. 

Portugal:  Trigo^  mourisco. 

Franz.:  B16  dur  de  Barbarie. 

Ital.:  Frumento  di  Barberia. 

Deutsch:  Hartweizen  aus  der  Berberei. 
Aehre:  blassgelb  oft  mit  schwärzlichem  Anflug,  kurz  und  dick,  Aehr- 


1)  Country  GenÜeman'B  Magaz.  DI  420,  1869. 

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410  Besonderer  Teil. 

chen  3-  und  4-kömig,  2  om  breit,  3-grannig;  Ghrannen  gelb,  bis  21  cm  lang. 
—  Stroh:  rötliob-gelb,  fest,  steif,  meist  bohl,  am  Bande  markig,  seltener 
ganz  markig,  knrz.  —  Fmcbt:  weisslicb,  glasig,  plump,  länglich,  zu- 
sammengedrückt (9  mm  lang,  3Y2  n^o^  breit),  feinsohalig. 

Halm  dunkelgrün,  2  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend; 
Halmlänge  80  cm  (Max.  85  cm),  Halmdicke  0.43  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 29.5  om,  Blattbreite  1.05  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  247.84  qcm, 
Hahnfläche  103.2  qcm,  Gesammtfläohe  351.04  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig,  in  120  Tagen  reifend,  7  cm  (Max. 
8  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  50  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten, 
von  denen  1  340  000  auf  1  hl  (=  81.2  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  602  gr  und  davon  die  Früchte  252  gr. 

In  Poppelsdorf  lagerte  der  Weizen  nicht,  befiel  jedoch  stark  mit  Best. 

Dieser  Weizen  ist  vorzugsweise  in  Tunis,  Sicilien,  Aegypten,  Chile 
und  Spanien  und  zwar  nach  Willkomm^)  hier  nur  in  Grranada  verbreitet, 
und  wahrscheinlich,  wie  die  Mehrzahl  der  Hartweizen  durch  die  Mauren 
eingeführt  worden,  woher  der  in  jener  Provinz  gebräuchliche  Yulgämame 
„Trigo  Moruno"  und  bei  Malaga  „Trigo  berberisco*'  kommen  mag. 

Nach  Seringe ^)  liess  die  Bemer  Begierung  1817  Samen  dieses 
Weizens  zu  Eulturversnchen,  welche  der  Pastor  Steck  im  Simmenthai 
leitete,  aus  Aegypten  kommen,  derselbe  wurde  reif,  doch  ist  später  nichts 
weiter  darüber  bekannt  geworden. 

Auch  1867  führte  der  Akklimatisations- Verein  ^)  zu  Berlin  diesen 
Weizen  nach  Preussen  ein,  wie  es  scheint,  ohne  besondere  Erfolge  zu 
erzielen. 

In  neuerer  Zeit  wird  er  erfolgreich  in  Mittel-Italien  kultiviert. 

Als  Trigo  candeal  negro  erhielten  wir  ihn  1880  durch  von  Glflich 
aus  Chile  und  fanden  ihn  als  „Frumento  di  Barberia'*  1881  auf  der  Aus- 
stellung zu  Mailand. 

Trigo  Hesclllla  de  SeTilla^  Spanieni  0 

Syn.:  Trigo  blanquillo,  Cadiz. 

Aehre:  blassgelb  mit  schwach-rötlichem  Anflug,  dicht,  kurz;  Aehr- 
chen 3-  und  4-kömig,  Klappen  gezahnt,  3-grannig,  mittlere  kurz ;  Grannen 
hell,  bis  20  cm  lang,  gespreizt.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  markig,  fest.  — 
Frucht:  Original  meist  hellrötlich,  glasig,  doch  einige  blassgelb,  mehlig, 
etwas  eingefallen,  plump,  gross  (8  mm  lang,  SVs  mm  breit,  211  Früchte 
=  10  gr);  nachgebaut:  Alles  glasig,  grösser  142  Früchte  =  10  gr), 
feinsohalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  ziemlich  kräftig  aufrecht,  1.2  Schösslinge, 
zeitig  schossend  und  blühend;  Halm  90  cm  (Max.  115  cm)  lang,  0.33  om 
dick,  Blattzahl  3.5,  Blätter  20  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  112  qcm, 
Halmfläche  89.1  qcm,  G-esammtfläche  201.1  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  bereift,  7  cm  (Max.  9  om)  lang,  mit  15  Aehr- 
chen und  45  Früchten,  von  denen  1  856  800  auf  1  hl  (=  88  kg)  entfallen. 

Bezugsquelle:  Antonio  Cipriana  Costa  in  Barcelona. 


1)  AgroD.  Zeit.  1852,  pg.  86. 

2)  Monogr.  des  o6r6ale8  de  la  Suisse  1818  pg.|108. 

3)  Zeitscbr.  f.  AkkUmat.  1869  No.  X-~Xn,  pg.  158. 


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Weizensorten.  411 

Trigo  rojal  (royal)^  YaleBcia.  Q 

Syn.:  Deuts cb:  Hartweizen  ans  Valencia. 

Aebre:  etwas  rötlich,  sich  stark  verjüngend,  locker,  mittellang; 
Aehrohen  1.3  cm  breit,  3-  und  4-kömig,  3-grannig;  Grannen  blassrot,  bis 
16  cm  lang,  aufrecht.  —  Stroh:  gelb,  Innenrand  markig,  lang,  steif,  sehr 
fest.  —  Frucht:  weisslich,  glasig,  seitlich  zusammengedrückt,  sehr  gfoss 
(8  mm  lang,  3  mm  breit,  165  Früchte  =10  gr),  schön,  feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  breit,  aufrecht,  2.6  Schösslinge,  zeitig 
schossend  und  blühend;  Halmlänge  140  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke 
0.43  cm,  Blattzahl  3.2,  Blattlänge  30  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattober- 
fläche einesHalmes  192  qcm,  Halmfläche  294  qcm,  Gesammtfläche  486  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  Klappen  und  Spelzen  rot  umrandet,  9  cm 
(Max.  12  cm)  lang,  mit  16  A ehrchen  und  56  fest  sitzenden  Früchten,  von 
denen  1  386  000  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen.     Reift  zeitig  in  125  Tagen. 

Es  wiegen  100  Halme  620  gr  und  davon  die  Früchte  240  gr. 

Vielfach  in  Spanien,  namentlich  in  Valencia  und  Jaen  und  in  Portugal 

kultiviert     üebersender:  Pfeiffer  in  Ossendorf  bei  Köln. 

Trlgo  &  laga,  Soria^  Spanien.  ® 

Syn.:  Spanisch:  Trigo  la  Bioja,  Trigo  mayor  in  Leon. 
Portugal:  Trigo  durazio  rijo. 
Deutsch:  Spelzartiger  Hartweizen. 

Aehre:  blassgelb,  mit  schwach  bläulichem  Anflug,  sehr  grossährig, 
locker,  lang;  Aehrchen  1.9  cm  breit,  2-  und  3-k6mig,  2-grannig;  auf- 
recht, Spindel  zerbrechlich;  Grannen  hell,  bis  23  cm  lang.  —  Stroh:  röt- 
lioh-gelb,  markig,  steif,  lang.  —  Frucht:  hellgelbrot,  glasig,  gross,  plump 
und  sehr  lang  (10  mm  lang,  3^2  t^^  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  lang,  1.3  Schösslinge,  sehr  spät 
(am  spätesten  von  Tr.  durum)  schossend  und  blühend.  Halmlänge  120  cm 
(Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  5,  Blattlänge  27  cm,  Blatt- 
breite 1  cm,  Blattoberfläche  270  qcm,  Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche 
414  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrfin,  sehr  spät  reifend,  1 1  cm  (Max.  1 3  cm)  lang. 
Auf  1  hl  (=  82  kg)  entfallen  1 230  000  Früchte. 

Er  leidet  weder  durch  Rost  noch  Lagern.  Willkomm*)  führt 
ihn  als  zur  Art  Tr.  Gaertnerianum  Lagasoa  (Tr.  album  Gaertn.)  gehö- 
rig auf. 

Dieser  sehr  grossährige,  kräftige  Weizen  wird  hauptsächlich  in  Leon 
und  Altcastilien,  Spanien,  gebaut. 

Durch  Wittmack  1873  von  der  Wiener  Weltausstellung  erhalten. 

Trigo  de  Jerez,  Spanien.  O 

8yn.:  Ital.:  Saragolla  di  Calabria,  Fmmento  duro  di  Puglia. 

Franz.:  B\i  ou  Plat  de  Xirfes,    Ble  d'Andalousie,  ägyptien, 

daooa  youssfi. 
Deutch:  Hartweizeti  von  Xercs. 
Aehre:  gelb,  mit  hellbläuliohem  Anflug,    quadratisch,  'dicht;    Aehr- 
chen   1,3  cm   breit,    3-  und  4-kömig,    3-grannig,    mittelste  Granne  kurz; 


1)  Agron.  Zeit  1862,  pg. 


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412  Besonderer  Teil. 

Grannen  gelb,  bis  15  cm  lang,  gespreizt,  zSbe.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mar- 
kig, ziemlich  blattreich,  steif,  doch  spröde  und  zerbrechlich,  mittellang. 
—  Frucht:  weisslich,  glasig,  einige  mehlig  und  gelb  weiss,  eingefallen, 
zusammengedrückt,  gross  (9  mm  lang,  4  mm  breit,  177  Früchte  =  10  gr.), 
Qualität  geschätzt,  feinschalig. 

Halme  dunkelgrün,  2  Sohösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend, 
Halmlänge  100  cm  (Max.  117  cm),  Hakndicke  0.3  cm,  Blattzabl  4,  BlaU- 
länge  23  cm,  Blattbreite  0.94  cm,  Blattoberfläohe  eines  Halmes  172.96  qcm, 
Halmfläohe  90  qcm,  Gesammtfläche  262.96  qcm. 

Junge  Aebire  blaugrün,  mittelfrüh,  in  1 30  Tagen  reifend,  7  cm  (Max. 
9  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  45  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten, 
von  denen  1  416  000  auf  1  hl  (=  80  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  733  gr  und  davon  die  Früchte  300  gr. 

Dieser  Hartweizen  ist  in  Süd-Europa  und  Aegypten  verbreitet 

Grano  seorsonera.  0 

Syn.:  Grano  duro  Saragolla. 

Aehre:  blassgelb  mit  rötlichem  Schimmer,  ziemlich  dicht,  quadra- 
tisch, kurz;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  3-körnig,  8-grannig,  Mittelgranne 
kurz;  Granne  hell,  aufrecht,  zähe,  bis  18  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  mar- 
kig, nur  wenige  mit  markigem  Innenrande,  kaum  mittellang.  —  Frucht: 
röthlich-gelb,  glasig,  sehr  gross,  zusammengedrückt,  9  mm  lang,  8%  mm 
breit,  129  Früchte  =  10  gr,  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  aufrecht;  Bestockung  stark,  4  Schösslinge, 
zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  95  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.3  cm 
dick,  Blattzahl  4.8,  Blätter  17  om  lang,  0,7  cm  breit,  Blat^tflftche  114.24 
qcm,  Halmfläche  85.5  qcm,  Gesammtfläche  199.74  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  123  Tagen,  7  cm  (Max.  10  cm)  lang, 
mit  13  Aehrchen  und  36  Früchten,  von  denen  1038  450  auf  1  hl  (= 
80.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  530  gr  und  davon  die  Früchte  226  gr. 

Von  der  italienischen  Abteilung  der  Pariser  Weltausstellung  er- 
halten. 

Heimat:    Sicilien,  und  vorzugsweise  in  der  Provinz  Catania  gebaut. 

Trigo  Candeal  de  la  Mancha,  Spanien*  Q 

Aehre:  weiss,  kahl,  dünn,  locker;  Aehrchen  3-kömig,  3-grannig, 
davon  1  Granne  kurz,  Klappen  mit  Zahn;  Grannen  hell,  aufrecht,  bis 
9  cm  lang.  —  Stroh:  gelbrot,  markig.  —  Frucht:  Original  weiss,  glasig 
oder  mehlig,  schmal,  320  Früchte  =  10  gr,  7  mm  lang,  3  mm  breit; 
nachgebaut ;  Alles  rötlich  und  glasig,  grösser  205  Körner  =  10  gr. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  kraus,  3  Schösslinge,  Halm  80—100  cm 
lang.  Junge  Aehre  bläulich  bereift,  8 — 9  cm  lang,  mit  12  Aehrchen  und 
35  Früchten. 

üebersender:  Antonio  Cipriano  Costa. 

Grano  sammartinara.  O 

Aehre:  fast  weiss,  schmal,  etwas  locker,  mittellang;  Aehrchen 
1.2  cm  breit,  3-kömig,  2-grannig,  Klappen  mit  starkem  Zahn  und  Kiel; 
Grannen  hell,   zähe,    wenig  gespreizt,  bis  15  cm  lang.  —  S^h:  rötlich- 


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Weizensorten.  413 

gelb,  Innenrand  markig  oder  ganz  markig,  mittellang.  ~  Fmckt:  weiss- 
Uoh,  glasig,  lang  (9  mm  lang,  8  V2  mm  breit,  160  Früchte  =  10  gr),  sehr 
schön,  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  aufrecht;  2.8  Schösslinge,  zeitig  sohossend 
nnd  blühend.  Halme  100  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0,3  cm  dick,  Blatt- 
zahl 4,  Blätter  21.3  cm  lang,  0,7  cm  breit,  Blattfläche  119.28  qcm,  Hajm- 
fläche  90  qcm,  Gesammtfläche  209.28  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  stark  bereift,  in  122  Tagen  reifend,  8  cm 
(Max.  11  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  48  etwas  lose  sitzenden  Früch- 
ten, von  denen  1  280  000  auf  1  hl  («=  80  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  363  gr,  und  davon  die  Früchte  172  gr. 

Dieser  Weizen  scheint  dem  Trit.  candidissimun  Arduini  nach  Bayle- 
Barelle  42,  tab.  2,  Fig.  3  zu  entsprechen. 

Yen  der  Wiener  Weltausstellung  1873  erhalten. 

Vaterland:  Italien,  und  namentlich  auf  Sicilien  gebaut. 

Froment  de  Medefth.  O 

Aehre:  fast  weiss,  sehr  dicht,  quadratisch,  kurz;  Aehrchen  meist 
3-kömig,  unregelmässig  begrannt,  normal  sind  3  Grannen,  doch  häufig 
fehlen  1  oder  2,  Klappen  stark  gekielt,  mit  hakig  gebogener  Spitze; 
Grannen  fast  weiss,  bis  18  cm  lang,  gespreizt.  —  Stroh:  rötlich-gelb, 
markig,  selten  hohl,  fest,  lang.  —  Frucht:  hellrot,  glasig,  einige  mehlig 
und  dann  gelblich-weiss,  eingefallen,  länglich,  gross  (8  mm  lang,  3%  mm 
breit,  148  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkeldrün,  breit,  sehr  lang,  2.3  Schösslinge,  sehr  zei- 
tig schossend  und  blühend;  Halmlänge  120  cm  (Max.  145  cm),  HaJmdicke 
0.35  cm,  BlaUzahl  3.6,  Blattlänge  26.3  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattober- 
fläche eines  Halmes  189.36  qcm,  Halmfläche  126  qcm,  Gesammtfläche 
315  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig,  in  120  Tagen  reifend,  7  cm  (Max. 
9  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  45  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  243  200  auf  1  hl  (=  84  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  820  gr  und  davon  die  Früchte  380  gr. 

In  Afrika,  namentlich  in  Timis,  soll  dieser  Weizen  stark  kultiviert 
werden. 

Uebersender:  L.  Wittmack,  Berlin. 

Hartweizen  ans  Persien.  Q 

Aehre:  fast  weiss,  dicht,  quadratisch,  kurz;  Aehrchen  1.5  cm  breit, 
3-kömig,  3-grannig,  mittlere  (S-ranne  kurz;  Grannen  hell,  10  cm  lang,  auf- 
recht. —  Stroh :  röüich-gelb,  Band  markig,  steif.  —  Frucht  weisslich,  glasig, 
zusammengedrückt,  eingefallen,  gross  (8  mm  lang,  3  mm  breit,  177  Früchte 
=  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  aufrecht,  mittelfrüh  schossend  und  blühend, 
2.5  Schösslinge;  Halm  100  cm  (Max.  HO  cm)  lang,  0.37  cm  dick,  Blatt- 
zahl 4,  Blätter  17  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche  122.4  qcm,  Halm- 
fläche 111  qcm,  Gesammtfläche  283.4  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  6  cm  (Max.  7  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen 
und  60  IMchten;  in  124  Tagen  reifend. 


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414  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Triticnm  darum  campylodon  Kcke. 

Aebren  kahl,  weiss,  Körner  rot;  Grannen  hell;  Klappen  mit  stark 
nach  Innen  gebogenem  Zahn. 

Sorte: 
Emmmzahiiiger  Hartweizen  ans  Palermo.  O 

Aehre:  blassgelb,  quadratisch,  dicht,  kurz,  Spindel  zerbrechlich; 
Aehrcben  1.5  cm  breit,  3-kömig,  2-grannig,  Spelzen  und  Klappen  mit 
stark  nach  Innen  gebogenem  Zahn;  Grannen  hell,  an  Basis  schwärzlich, 
wenig  gespreizt,  unterer  Teil  oft  bajonettförmig  gebogen,  sehr  lang 
(14  cm).  —  Stroh:  rötlich-gelb,  hohl,  mit  markigem  Rand,  steif,  mittel- 
lang. —  Frucht :  brann,  glasig,  plump,  lang  (8  mm  lang,  3  mm  breit), 
stark  verschrumpft  und  daher  leicht. 

Das  erste  Blatt  auffallend  dunkel,  braungrün,  behaart,  Bestookung 
schwach,  2  Schösslinge;  Halm  dunkelgrün,  100  cm  (Max.  130  cm)  lang, 
Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  32.5  cm,  Blattbreite  0.94  cm, 
Blattoberfläche  244.4  qcm,  Halmfläche  99  qcm,  Gesammtfläche  343.4  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrtin,  zeitig,  in  den  ersten  Tagen  des  August,  für 
Tr.  durum  sehr  früh,  reifend.  Aehre  7  cm  (Max.  9  cm)  lang,  mit  18 
Aehrcben  und  50  Früchten,  von  denen  1  469  000  auf  1  hl  (=  77.3  kg) 
gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  219  gr  und  davon  die  Früchte  98  gr. 

Der  Weizen  lagert  nicht  und  widersteht  dem  Rost,  doch  ist  derselbe 
für  Deutschland  ohne  Bedeutung. 

Varietät:  Triticam  dumm  affine  Eeke. 
Aehren  kahl,  weiss;  Kömer  rot;  Grannen  helL 

Sorten: 
Dflnnfthrfger  Bartwelzen.  O 

Aehre:  blassgelb,  dicht,  quadratisch,  einer  yierzeiligen  GerstShre 
nicht  unähnlich,  kurz;  Aehrcben  1.5  cm  breit,  3-kömig  und  3-grannig, 
eine  Granne  sehr  kurz,  Klappen  mit  kurzen,  doch  breiten  Grannenspitzen; 
G-rannen  sehr  lang,  hell,  bis  18  cm,  aufrecht,  zähe.  —  Stroh:  rötlich-gelb, 
feinhalmig,  sehr  derbwandig  oder  vollständig  markig,  fest,  ziemlich  lang.  — 
Frucht :  rot,  glasig,  einige  gelbrot  und  mehlig,  roggeni&hnlich,  lang  (8  mm 
lang,  4  mm  breit),  etwas  grobschalig.  üebergangsform  zu  Tr.  vulg. 
erythrospermum. 

Junges  Blatt  hellgrün,  schmal,  aufrecht;  Bestookung  schwach, 
2  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Ualmlänge  115  cm 
(Max.  135  om),  Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  26.3  cm, 
Blattbreite  0.75  cm,  Blattoberfläohe  157.8  qcm,  Halmfläche  113.85  qcm, 
Gesammtfläche  271.65  qcm. 

Junge  Aehre  blau-  oder  gelbgrün,  7  cm  (Max.  9  om)  lang,  zeitig^ 
in  124  Tagen  reifend,  mit  18  Aehrcben  und  50  fest  sitzenden  Früchten, 
von  denen  2  135  000  auf  1  hl  (=  85.4  kg)  entfallen. 

Dieser  Weizen  lagert  nicht  leicht  und  blieb  sonst  rostfrei. 

Eb  wiegen  100  Halme  420  gr  und  davon  die  Früchte  198  gr. 


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Weizentorten.  415 


Tiigo  Tremes.  © 

Syn.:  SpaniBch:  Tremesino. 

Ital.:  Triminia,  Grano  marzatioo,  Tumminia  (Neapel),  Timilia 

0  Tremilia  (Sicilien). 
Franz.:  Blä  trimenia,  tr^mois,    trimenia   de  Sioile,    de  mars 
de    TArd^he^),    de  Georgie,    de    Saleme,    sicilien; 
B\i  dar  de  Yenddme,  de  Desfontaines,  d' Alger. 
Deutsch:  Dreimonatweizen.    Triticum  tumonia  (bot.  Gärten). 
Willkomm')  führt   ihn  fülschlich  als    zur  Art 
jyTr.  Gaertnerianum  Lagasca"  (Trit.  albnm  Gärtn.) 
gehörig  auf. 
Alte  Namen*):  Puros  Trimenaios  (Theophrast) ;    Trimenon 
(Griechenland);    Trimestri   (Plinius);     Tri- 
mestre  (Colomella). 
Aehre:    blassgelb    mit  rötlichem  Anflug,   etwas   schlaff,    pyramidal, 
regelmässig,  dicht,  kurz ;   Aehrohen  1.5  cm  breit,  meist  3-kömigy  2-gran- 
nig;  sehr  lang  begrannt,  Grannen  bis  16  cm  lang,  wenig  gespreizt,  blass- 
gelb, ziemlich  zähe.  —  Stroh:   rötlich-gelb,   nach  oben  rot  oder  rotgrau, 
8teif>  hart,  hohl  mit  markigem  Innenrande,  zuweilen  markig.  —  Frucht: 
rot,  glasig,  wenige  graugelb  und  mehlig,  eingefallen,    seitlich  zusammen- 
gedrückt, lang,  schmal  (7V2  t^t^  l^ng,  372  iiim  breit),  hart,  feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  spitz,  1.5  Schösslinge,  zeitig 
schossend  und  blühend.  Halmlänge  100  cm  (Max.  120  cm),  Halmdicke 
0.3  cm,  Blattzahl  3.5,  Blattlänge  26  cm,  Blattbreite  0.85  cm,  Blattober- 
fläche eines  Halmes  154.7  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammtfläche 
244.7  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrtin,  zeitig,  in  120  Tagen  reifend,  mit  14  Aehr- 
ohen und  42  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  660  000  auf  1  hl 
(=  83  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  666  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  15  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
24.5  qm  und  das  Saatquantum  6.6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  510  gr  und  davon  die  Früchte  220  gr. 
Dieser  Weizen  wird  stark  in  der  Ebene  von  Sevilla*)  kultiviert 
und  namentlich  im  Alluvium  des  Guadalquivir,  wo  er  der  einzige  Weizen 
sein  soll,  welcher  diesen  überreichen  Boden  auszunutzen  vermag,  ohne 
sich  zu  lagern;  seine  Aussaat  geschieht  Ende  Februar  und  bei  günstiger 
Witterung  wird  er  Mitte  Mai,  also  nach  70 — 75  Tagen  geemtet. 

In  anderen  Ländern,  so  in  Portugal,  Afrika,  in  Italien  und  hier 
namentlich  in  der  Provinz  Salemo  in  Calabrien,  auf  Sicilien  und  in  Frank- 
reich soll  er  erfolgreich  auf  den  leichteren  und  wenig  tiefgründigen  Böden 
angebaut  werden. 

Nach  „Maison  rustique  I  pag.  371^'  soll  ihn  1820  Fran^ois  de 
Neufchäteau  nach  Frankreich  eingeführt  haben,  doch  führt  Heuzä, 
Les  plantes  alimentaires  pag.  3  an,  dass  er  schon  1638  in  der  Beauce, 
Touraine,  Auvergne,  Provence  und  in  Savoyen  kultiviert  worden  sei,  mit- 


1)  Heuz6,  Les  plantes  aliment. 

2)  Affron.  Zeit.  1852,  pg.  36. 

8)  Ob  die  Namen  der  Alten  dieselbe  Sorte  bezeichnen,  ist  jedooh  fraglich. 
4)  Wolffenstein,  Landw.  Jahrb.  VI  1877,  pg.  709. 


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416  Besonderer  TeiL 

hin  es   sich    im  ersteren  Falle   nnr   um  Neueinftthrong  and  Yerbreitnng 
gehandelt  haben  kann. 

üebersender:  Dr.  Wolffenstein,  Malaga,  dnreh  Dr.  Witt- 
mack. 

Trigo  oblspado^  Cadlz.  O 

Aehre:  blassgelb  mit  schwachrötlichem  Anfing,  compakt,  knrz; 
Aehrchen  3-  nnd  4-kömig,  3-grannigy  mittlere  knrz;  Grannen  hell,  bis 
16  om  lang,  fast  anfreoht.  —  Stroh:  blassgelb,  knrz,  markige  steif.  — 
Fracht:  Original  dnnkelrot,  glasig,  schmal  (7  mm  lang,  3  mm  breit, 
271  Früchte  =  10  gr);  nachgebant:  grösser,  185  Kömer  =  10  gr,  einige 
mehlig. 

Jnnges  Blatt  dnnkelgrttn,  lang,  anfirecht,  2  Schösslinge,  zeitig 
schossend  nnd  blühend;  fialm  80  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.3  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  23.5  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfiäche  169.2  qcm, 
Halmfl&che  72  qcm,  Oesammtfläche  241.2  qcm. 

Jnnge  Aehre  blftnlich,  bereift,  in  120  Tagen  reifend,  7  cm  (Max. 
8  cm)  lang,  mit  13  Aehrchen  nnd  40  Früchten,  von  denen  2  249  300  anf 
1  hl  (=  83  kg)  entfallen. 

Heimat:  Spanien,  ans  Cadiz  1880  erhalten. 

Welssfthriger  Hartweizeiu  Q 

Syn.:  Franz.:  BU  de  Mogador,  Constantine,  Manfredonia. 

Aehre:  granlich-gelb,  qnadratisch,  etwas  locker,  knrz,  anfrecht, 
Spindel  sehr  leicht  zerbrechlich ;  Aehrchen  1.5  om  breit,  3-  nnd  4-kömig, 
3-grannig,  Klappen  stark  gekielt,  in  eine  durchsichtige  Spitze  endigend, 
banchiger  nnd  stärker  als  bei  der  nahe  verwandten  „Trimenia*' ;  Orannen 
gelb,  bis  17  cm  lang,  fein,  anfgerichtet.  —  Stroh:  gelb,  blattreich,  dem 
der  Gerste  ähnlich,  nnr  Halm  sehr  derbwandig  nnd  häufig  markig,  steif, 
doch  spröde  nnd  leicht  zerbrechlich.  —  Frucht:  braunrot,  glasig,  zuweilen 
mehlig  und  gelbrot,  plump,  bauchig,  etwas  eingefallen  (8  mm  lang,  3]  mm 
breit),  ziemlich  grobschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  sehr  schmal,  lang,  1.4  Schösslinge,  mittel- 
Mh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  95  cm  (Max.  110  cm),  Halm- 
dicke  0.3  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  23  5  cm.  Breite  1  cm,  Blattoberfläche 
eines  Halmes  180  qcm,  Halmfiäche  85.5  qcm,  Gesammtfläche  265.5  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  125  Tagen  reifend,  7  om  (Max.  10  cm) 
lang,  mit  14  Aehrchen  und  50  Früchten,  von  denen  1  557  000  auf  1  hl 
(=  86.5  kg)  gehen. 

£s  wiegen  100  Halme  600  gr  und  davon  die  Früchte  257  gr. 

Dieser  Hartweizen  wird  in  Süd-Italien,  Sicilien,  Spanien  und  Nord- 
Afrika  gebaut  und  sein  Mehl  in  Italien  zur  Macaronifabrikation  geschätzt. 

Varietät:  Triticum  dnmm  lencomelan  AI. 
Aehren  kahl,  weiss;  Körner  weisslich;  Grannen  dunkel. 

Sorten: 

Trigo  azul  o  aznleaco«  O 

Syn.:  Span.:    Trigo  azulejo  in  Granada;   Trigo  arisnegro  in  Jaen. 
Aehre:    fast  weiss,    mit  bläulichem  Anflug,    pyramidal,    dicht,   auf- 


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Weizensorten.  417 

recht,  kurz;  Aehrchen  S-kömig,  3-grannig,  davon  eine  Granne  knrz; 
Grannen  an  Basis  schwärzlich,  sonst  bräunlich^  bis  16  cm  lang,  anf recht. 
—  Stroh:  rötlich-gelb,  markig,  lang,  fest,  —  Fmcht:  Original  zum  Teil 
mehlig  und  gelblich- weiss,  doch  überwiegend  blassrötlich  und  glasig; 
nachgebaut  AUes  glasig,  zusammengedrückt,  gross  (8^4  mm  lang,  3  Y2  mm 
breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  schmal,  lang;  Bestockung  sehr  schwach,  1.4 
Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  120  cm  (Max. 
140  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  5,  Blattlänge  28.2  cm,  Blattbreite 
1.0  cm,  Blattoberfläche  282  qcm,  Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläohe 
426  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig,  in  124  Tagen  reifend,  mit  15  Aehr- 
chen und  42  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  424000  auf  1  hl 
(=  80  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  363  gr  und  davon  die  Früchte  176  gr.  Dieser 
Weizen  lagert  nicht  leicht  und  ist  für  Rost  wenig  empfänglich. 

£r  wird  vorzugsweise  in  Granada,  Spanien  kultiviert. 

L.  Wittmack  sandte  ihn  1873  von  der  Wiener  Weltausstellung 
nach  Poppeisdorf. 

EU  dar  de  Medeah.  O 

Aehre:  gelb,  mit  schwarzbläulichem  Anflug,  verdrückt,  viereckig, 
sehr  dicht,  mittellang.  Aehrchen  bis  2  cm  breit,  4 — 5-kömig,  3-grannig; ' 
Grannen  an  Basis  schwarzblau,  sonst  bräunlich,  sehr  lang  (20  cm),  zähe, 
kräftig,  etwas  abstehend;  Spindel  zähe.  —  Stroh:  rötlich- gelb,  mit  mar- 
kigem Innenrande,  oder  markig,  fest,  kurz.  —  Frucht:  blassrot,  glasig, 
stark  eingefallen,  zusammengedrückt,  gross  (9  mm  lang,  4  mm  breit,  156 
Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  Bestockung  ziemlich  kräftig,  2.3  SchössliDge, 
zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  90  cm  (Max.  100  cm),  Halm- 
dicke 0.37  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  30.25  cm,  Blattbreite  1.1  cm,  BlaU- 
oberfläche  266.24  qcm,  Halmfläche  99.9  qcm,  Gesammtfläche  366.14  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig,  in  123  Tagen  reifend,  8  cm  (Max. 
9  cm)  lang,  mit  17  Aehrchen  und  60  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  279  200  auf  1  hl  (=  82  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  446  gr  und  davon  die  Früchte  153  gr. 

Dieser  Weizen   lagert  nicht  leicht  und  ist  gegen  Eost  widerstands- 


fähig. 


BU  de  Tonis.  Q 


Syn.:  Franz.:    Bli    de   la    Calädonie,   d'Ismaöl    ä   barbes   noires, 
d*£gypte  k  barbes  noires,  d'Alexandrie. 
Deutsch:  Hartweizen  aus  Tunis. 
Aehre:  gelb,  mit  schwarzbläulichem  Anflug,  quadratisch,  sehr  dicht, 
Spindel  zähe,  kurz;  Aehrchen  1.6  cm  breit,  3-körnig,  3-grannig;  Grannen 
an  Basis  schwarzblau,  sonst  bräunlich,  sehr  stark,  nicht  leicht  abbrechend, 
bi^  17  cm  lang,  gespreizt.  —  Stroh:   rötlich-gelb,   mit   markigem  Innen- 
rande oder  markig,    sehr  steif,    fest,    kurz.  —  Frucht:    rot,  glasig,  gross 
(8  mm  lang,  4  mm  breit  146  Früchte  =  10  gr),  eingefallen,  feinschalig. 
Junges  Blatt  blaugrün,  Bestockung  ziemlich  stark,  2.3  Schösslinge, 
seitig  schossend  und  blühend.    Halmlänge  90  cm  (Max.  110  cm),   Halm- 
Xo«rniok«  u.  Werner,  Headb.  d.  Getreidebftu's  n.  27 


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418  Besonderer  Teil. 

dicke  0.38  cm,  Blattzahl  3.5,  Blattlänge  24.5  cm,  Blattbreite  0.99  cm,  Blatt- 
oberfläche  169.82  qcm,  Halmflftcbe  89.1  qcm,   Gesammtfläche  258.92  qcm. 

Aebre  zeitig,  in  123  Tagen  reifend,  6  cm  (Max.  9  cm)  lang,  mit  15 
Aebrcben  und  40  fest  sitzenden  Frücbten,  von  denen  1 197  200  anf  1  hl 
(=  82  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  437  gr  und  davon  die  Früchte  211  gr. 

Diese  Sorte  wird  in  Nord- Afrika,  und  namentlich  in  Aegypten,  wo 
sie  als  sehr  ergiebig  gilt,  angebaut,  doch  wird  sie  auch  schon  seit  langer 
Zeit  im  Süden  Europas  kultiviert 

Varietät:  Triticum  dämm  Reichenbachii  Ecke. 
Aehre  kahl,  weiss;  Körner  rot;  Grannen  dunkel. 

Sorte: 
Trltlcmn  dämm  melanocus  h.  Dersden  1872.  Q 

Aehre:  weiss,  dicht,  aber  nicht  sehr  dick,  kurz,  Klappen  mit  grannen- 
artigem Zahn;  Grannen  lang,  an  Basis  schwarz.  —  Stroh:  gelb,  markig, 
ziemlich  lang,  doch  dünnhalmig.  —  Frucht:  grau- rot,  glasig,  einige  Stellen 
gelbrot  und  mehlig,  gross  (8  mm  lang,  3^4  mm  breit),  geschrumpft. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  sehr  lang,  schmal,  spitz,    2.1  Schösslinge, 

.mittelfrüh    schossend   und    blühend.     HalmlSnge  110cm   (Max.  125cm), 

Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  3.5,  Blattlänge  26.3  cm,  Blattbreite  0.95  cm, 

BlattoberflSche  174.9  qcm,  Halmfläche  99  qcm,  G-esammtfläche  273.9  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrttn,  in  120  Tagen  reifend,  7  cm  (Max.  9  cm) 
lang.  Auf  1  hl  (=  83  kg)  entfallen  1  826  000  Früchte. 

Es  wiegen  100  Halme  380  gr  und  davon  die  Früchte  175  gr. 

Das  Stroh  neigt  etwas  zum  Lagern  und  leidet  duroh  Eost. 

Varietät:  Triticum  durum  horde^forme  Host. 
Aehre  kahl,  rot;  Kömer  weisslich;  (S-rannen  hell. 

Sorten: 
GerstenweizAB.  O 

Aehre :  hellrot,  mit  schwach  bläulichem  Anflug,  ziemlich  dick,  etwas 
locker,  fast  quadratisch,  aufrecht,  mittellang;  Aehrchen  1.3  cm  breit, 
Klappen  mit  zugespitztem  Zahn,  3- und  4-kömig,  3-grannig;  Grannen  h^U, 
anliegend,  bis  15  cm  lang;  Spindel  zähe.  —  Stroh:  gelb,  blattreich,  steif, 
kräftig,  Halm  hohl,  doch  immer  mit  schmalem,  markigem  Bande,  steif, 
kurz.  —  Frucht:  weisslich  und  glasig,  wenigstens  die  1870  ausgesäeten 
Früchte,  1871  fanden  sich  ziemlich  viele  hellgelbe  mehlige  und  von  da 
ab  häufig,  so  1878  bis  zum  vierten  Teile  mehlige  Früchte,  dies  beweist, 
dass  die  G-lasigkeit  ein  durchschlagendes  Charakteristicum  von  Trit.  durum 
nicht  ist;  zusammengedrückt,  gross  (8  mm  lang,  3V2  ix^m  breit),  sohwcTf 
sehr  feinschalig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  Bestockung  ziemlich  kräftig,  2.3  Schösslinge, 
zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  95  cm  (Max.  100  cm),  Halm- 
dicke 0.37  cm,  Blattzahl  5,  Blattlftnge  22.8  cm,  Blattbreite  0.97  cm, 
Blattoberfläche  221.2  qcm,  Halmfläche  105.45  qcm,  Gesammtfläche 
826.65  qcm. 


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Weiaensorten.  419 

Junge  Aehre  blaugriin,  zeitig,  in  124  Tagen  reifend,  8  cm  (Max. 
10  cm)  lang,  mit  12  Aehrchen  und  40  fest  in  den  Spelzen  sitzenden 
Früchten,  von  denen  1  560  000  auf  1  bl  (=  86,2  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  620  gr  und  davon  die  Früchte  370  gr. 

Dieser  Weizen  leidet  wenig  durch  Bost  und  Lagern. 

Trigo  dorado  de  Marcia.  Q 

Deutsch:  Goldgelber  Hartweizen  aus  Murcia. 

Aehre:  gelblich-rot  mit  schwach  bläulichem  Anflug,  quadratisch,  kom- 
pakt, aufrecht,  kurz ;  Aehrchen  1.5  cm  breit^  3-  und  5-körnig,  2-  und 
8-grannig;  Grannen  hell,  aufrecht,  bis  18  cm  lang,  leicht  abbrechend; 
Spindel  zähe.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  markig,  steif,  lang.  —  Frucht:  weiss- 
lich,  glasig,  plump,  gross  (9  mm  lang,  3Y2  t^t^  breit )^  etwas  eingefallen, 
f einschalig. 

Halme  dunkelgrün,  2.5  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  120  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4, 
Blattlänge  25  cm,  Blattbreite  0.91  cm,  Blattoberfläche  182  qcm,  Halmfläche 
118.8  qcm,  Gesammtfläche  300.8  qcm. 

Aehre  mittelfrüh  reifend,  7  cm  (Max.  10  cm)  lang,  mit  13  Aehrchen 
und  50  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  389  300  auf  1  hl  (=  84.2  kg) 
entfallen. 

Dieser  Weizen  lagert  nicht  und  leidet  wenig  durch  Rost. 

Er  wurde  1867  durch  den  Akklimatisationsverein  ^)  in  Berlin  nach 
Preussen  eingeführt  und  in  Eldena  angebaut  und  zwar  auch  als  Winter- 
weizen. 

Trigo  trobat  de  Yalencia.  O 

Deutsch:  Hartweizen  aus  Valencia,  Spanien. 

Aehre:  blassrot,  ziemlich  schmal  und  locker,  ähnlich  manchem  Tr. 
vulgare;  Aehrchen  1.3  cm  breit,  3-  und  4-kömig,  2-grannig;  Grannen 
hell,  aufrecht,  bis  16  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mit  markigem  Innen- 
rand, lang,  dünn.  —  Frucht:  weisslich,  meist  glasig,  einige  gelblich-weiss 
und  mehUg,  zusammengedrückt,  mittelgross  (7  mm  lang,  3V2  t^t^  breit), 
schön,  schwer. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  breit,  aufrecht,  sehr  lang,  Bestockung 
ziemlich  kräftig,  2.6  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 135  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge 
25.5  cm,  Blattbreite  0.8  cm,  Blattoberfläche  122.4  qcm,  Halmfläche  133.7  qcm, 
Gesammtfläche  256.1  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  zeitig,  in  124  Tagen  reifend,  8  cm 
(Max.  10  cm)  lang,  mit  12  Aehrchen  und  42  etwas  lose  sitzenden  Früch- 
ten, von  denen  1  785  000  auf  1  hl  (=  85  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  490  gr  und  davon  die  Früchte  206  gr. 

Dieser  Weizen  zeigte  sich  fast  rostfrei  und  widersteht  dem  Lagern 
ziemlich  gut. 

Uebersender:  Gutsbesitzer  Pfeiffer,  Ossendorf  bei  Köln,  der  ihn 
1878  in  Valencia  sammelte. 


1)  Zeitachr.  f.  Akklim.  1869,  No.  X— XII,  pg.  157. 

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420  Besonderer  Teil. 


Trigo  recio  de  pastas.  0 

Aehre:  gelblich-rot,  Eiel  der  Klappen  mit  bläulichem  Anfing,  dicht, 
quadratisch;  Aehrchen  3-  und  4-kömig,  2-grannig,  Klappen  gezahnt; 
Gbttnnen  hell,  bis  18  cm  lang;  Spindel  zerbrechlich.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb, bis  90  cm  lang,  0.36  cm  dick,  markig,  ziemlich  blattreich.  —  Frucht: 
weiBslich,  glasig,  einige  hellgelb,  mehlig,  plump,  bauchig,  lang,  gross 
(9  mm  lang,  4  mm  breit,  195  Früchte  =  10  gr). 

Junge  Aehre  blaug^ün,  oft  bereift,  9.5  cm  lang,  mit  50  Früchten; 
in  128  Tagen  reifend. 

Heimat:  Spanien,  wo  das  Mehl  vorzugsweise  zur  Nudelfabrikation 
benutzt  wird. 

Bezugsquelle:  durch  Wittmack  1873  von  der  Wiener  Ausstellung 
erhalten. 

Trigo  candeal  redondo^  Chile.  0 

Aehre:  blassrot,  fast  pyramidal,  dicht,  kurz;  Aehrchen  1.3  cm  breit, 
3-  und  4-kömig,  3-grannig,  mittlere  kurz;  Grannen  hell,  aufrecht,  bis 
18  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  markig.  —  Frucht:  Original  weiss- 
lich,  glasig,  einige  fast  weiss  und  mehlig,  etwas  eingefallen,  bauchig, 
rundlich,  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit,  180  Früchte  ==  10  gr);  nachge- 
baut: Alles  glasig,  ein  wenig  grösser,  163  Früchte  =  10  gr),   feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  aufrecht,  1.3  Schösslinge,  zeitig 
schossend  und  blühend;  Halm  100  cm  (Max,  115  cm)  lang,  0.35  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  20.5  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche  147.6  qcm, 
Halmfläche  105  qcm,  Gesammtfläche  252.6  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  schwach  bereift,  in  120  Tagen  reifend,  6  cm 
(Max.  8  cm)  lang,  mit  13  Aehrchen  und  40  Früchten,  von  denen  1  584  000 
auf  1  hl  (=  88  kg)  entfallen. 

Bezugsquelle:  durch  von  Grülich  1880  aus  Chile  erhalten. 

Trigo  Nomorado  de  Carvallio^  Fronteira.  Q 

Syn. :  Spanisch:  Trigo  candeal  amarillo  largo,  Chile. 
Franz.:  Bli  dur  dit  St*  Martha. 
Portugal:  Trigo  amarello  de  Santa  Martha. 

Aehre:  blassrot,  mit  bläulichem  Anflug,  dicht,  aufrecht,  fast  qua- 
dratisch, mittellang;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-  und  4-kömig,  2-grannig, 
Klappen  mit  zugespitztem  Zahn;  Grannen  hell,  lang  (bis  20  cm),  aufrecht; 
Spindel  zähe.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  teils  hohl,  doch  immer  mit  markigem 
Blande,  teils  markig,  fest,  lang.  —  Frucht:  Original  weisslich,  glasig, 
gross  (9  mm  lang,  3V2  t^^  breit),  etwas  eingefallen,  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  etwas  schmal,  lang;  Bestockung  ziemlich 
stark,  2.4  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  130  cm 
(Max.  150  cm),  Halmdicke  0,38  cm,  Blattzahl  3.8,  Blattlänge  27.8  cm; 
Blattbreite  1.0  cm,  Blattoberfläche  211.28  qcm,  Halmfläche  148.2  qcm, 
Gesammtfläche  359.48  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig,  in  124  Tagen  reifend,  8  cm  (Max. 
10  om)  lang,  mit  17  Aehrchen  und  60  Früchten,  von  denen  1  565  600 
auf  1  hl  (=  82.4  kg)  entfallen. 

Dieser  Weizen  lagert  nicht  leicht  und  bleibt  fast  rostfrei.  Stand 
schön  und  kräftig. 


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Weizensorten.  421 

Er  wird  in  Spanien,  Portugal,  Chile  and  Säd-Frankreich  kultiviert. 

L.  Wittmack  sandte  ihn  1873  von  der  Wiener  Weltausstellung, 
Prof.  Henriques  1881  aus  Coi'rahra,  Portugal  und  von  Gülich  1880 
aus  Chile  nach  Poppeisdorf, 

Belotnrka  oder  Sabanka.  O 

Syn.:  Deutsch:  Kuhan-Weizen. 
Franz.:  B16  Euhanka. 

Aehre:  rosa,  dicht,  quadratisch,  kurz;  Aehrchen  1.1  cm  hreit,  meist 
3-k5mig,  3-grannig,  Mittelgranne  kurz;  G-rannen  hell,  zähe,  aufrecht,  his 
15  cm  lang.  —  Stroh:  gelh,  steif,  mittellang,  Innenrand  markig,  oder 
ganz  markig.  —  Frucht:  Original  weisslioh,  glasig,  einige  fast  weiss, 
mehlig,  (T^^mm  lang,  37*  mm  hreit,  235  Früchte  =  10  gr);  nachgehaut: 
grösser  (201.  Früchte  =  10  gr)  und  mehliger,  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelhgrün,  aufrecht;  Bestockung  ziemlich  stark,  3.3 
Schösslinge,  zeitig  schossend  und  hlühend.  Halm  100  cm  (Max.  115  cm) 
lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  17.3  cm  lang,  0.75  cm  hreit,  Blatt- 
fläche 103.8  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  Gesammtfläche  193.8  qcm. 

Junge  Aehre  hlaugrün,  hereift,  reift  in  123  Tagen,  6  cm  (Max.  8  cm) 
lang,  mit  14  Aehrchen  und  43  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  011  600 
auf  1  hl  (=  86.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  391  gr  und  davon  die  Früchte  192  gr. 

Dieser  Weizen  liefert  ein  vortreffliches  Mehl  und  ist  gegen  Lagern 
und  Eost  widerstandsfähig. 

Nach  Yilmorin  lässt  er  sich  in  der  Umgegend  von  Paris,  ohne 
Schaden  zu  nehmen,  seihst  im  Herhst  aussäen  und  scheint  sich  für  Süd- 
Frankreich  und  Algier  sein  Anhau  zu  empfehlen. 

Professor  Saykewitsch,  CJharkow,  sandte  ihn  1880  als  „Belotnrka" 
aus  dem  Distrikt  Saratow,  und  als  „Kuhanka"  aus  dem  (xehiet  der  Eu- 
hanskischen  Kosaken  ein. 

Aidnrka,  Q 

Syn.:  Weissgranniger  Aidurka- Weizen. 

Aehre:  rosa,  dicht,  pyramidal,  kaum  mittellang,  doch  länger  als  hei 
Belotnrka;  Aehrchen  1.8  cm  hreit,  3-  und  4-kömig,  3-grannig,  Mittel- 
granne kurz;  Grannen  fast  weiss,  aufrecht,  his  15  cm  lang.  —  Stroh: 
rötlich-gelh,  steif,  Innenrand  markig,  kaum  mittellang.  —  Frucht:  Origi- 
nal weisslich,  glasig,  einige  mehlig,  länglich  (7  mm  lang,  3  mm  hreit, 
262  Früchte  =  10  gr),  sehr  schwer,  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelhgrün,  aufrecht;  Bestockung  stark,  4  Schösslinge, 
mittelfrüh*  schossend  und  hlühend;  Halme  95  cm  (Max.  109  cm)  lang, 
0.3  cm  dick,  Blattzahl  3.4,  Blätter  21.3  cm  lang,  0.6  cm  hreit,  Blattfläche 
86.9  qcm,  Halmfläche  85.5  qcm,  Gesammtfläche  172.4  qcm. 

Junge  Aehre  hlaugrün,  hereift,  in  123  Tagen  reifend,  7  cm  (Max. 
9  cm)  lang,  mit  16  Aehrchen  und  54  Früchten,  von  denen  2  358  000  auf 
1hl  (=  90  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  463  gr  und  davon  die  Früchte  226  gr. 

Von  Prof.  Saykewitsch,  (Jharkow,  1880  aus  dem  Distrit  Star- 
hielsk,  Bussland,  erhalten. 


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422  Besonderer  Teil. 

Amantka  oder  Gamowka.  Q 

Syn.:  Deutsch:   Amantisclier  Weizen,   Schwarzmeer- Weizen,    Ta- 
ganrog-Bartweizen. 
•    Amerika:  Arnautka-wheat;  Black-sea  wheat. 

Aehre:  hellrot,  blau  bereift,  quadratisch,  dicht,  aufrecht,  mittellang; 
Aehrchen  1.4  cm  breit,  3-  und  4-kömig,  d-grannig;  Grannen  hellrot,  sehr 
lang,  bis  20  cm  lang,  anliegend.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  blattarm,  hohl, 
Innenrand  nicht  markig,  fest.  —  Frucht:  Original  weisslioh,  glasig,  lang, 
schmal  (8  mm  lang,  3 mm  breit,  210  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  in 
1.  Tracht  schon  einige  mehlige,  fast  weisse  und  halbmehlige  Früchte, 
grösser  (8  mm  lang,  3Y2  ^t^  breit,  160  Früchte  =  10  gr),  schön,  fein- 
schalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  lang,  aufrecht,  2.4  Schösslinge, 
zeitig  schossend  und  blühend;  Halmlänge  130  cm  (Max.  150  cm),  Halm- 
dicke 0.4  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge  27.8  cm,  Blattbreite  0.98  cm,  Blatt- 
oberfläche eines  Halmes  160.52  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  (xesammtfläche 
316.52  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  in  125  Tagen  reifend,  8  cm  lang  (Max.  11  cm), 
mit  18  Aehrchen  und  60  ifest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  591  000 
auf  1  hl  (=86  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  520  gr  und  davon  die  Früchte  240  gr. 

Dieser  Steppenweizen  Süd-Busslands  lagerte  in  Poppeisdorf  nicht  und 
zeigte  sich  rost^ei,  überhaupt  Hess  der  Stand  selbst  in  dem  feuchten  und 
kühlen  Sommer  1879  nichts  zu  wünschen. 

Dieser  beliebteste  Hartweizen  Busslands  wurde  1864  von  Odessa 
aus  nach  Amerika  eingeführt,  wo  sein  Anbau  bedeutende  Fortschritte 
macht,  auch  soll  er  in  den  Staaten  des  Süd -Westens  erfolgreich  als 
Winterweizen  kultiviert  worden  sein.  Bietet  in  Amerika  das  beste  Ma- 
terial für  die  Griesmüllerei. 

Seine  Heimat  sind  die  Gegenden  am  schwarzen  Meere.  Wird  gern 
zur  Nudelfabrikation  benutzt. 

Uebersender:  Professor  Saykewitsch  zu  (Charkow. 

Hartweizen  von  Enpjansky 
Ooavernement  Charkow,  Kassland.  O 

Aehre:  rosenrot,  blau  bereift,  quadratisch,  dicht,  kurz;  Aehrchen 
1.5  cm  kreit,  3-  und  4-kömig,  2-grannig;  Grannen  blassrötlich,  aufrecht, 
bis  16  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  bohl,  gar  nicht  markig,  brüchig.  — 
Frucht :  weisslich,  glasig,  einige  mehlig  und  blassgelb,  stark  zusammenge- 
drückt,   gross  (8  mm  lang,    SVs  ^noi  breit),    feinschalig,  sehr  schwer. 

Blätter  dunkelgrün,  schmal,  kurz,  2.5  Schösslinge,  spät  schossend 
und  blühend;  Halmlänge  125  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blatt- 
zahl 3,4,  Blattlänge  30  cm,  Blattbreite  1  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
204  qcm,  Halmfläche  150  qcm,  Gesammtfläche  354  qcm. 

Junge  Aehre  gelblich-grün,  Spelzen  rot  umrandet,  sehr  spät,  in  140 
Tagen  reifend,  7  cm  (Max.  9  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  50  sehr  fest 
sitzenden  Früchten,  von  denen  1 740  000  auf  1  hl  (=87  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  510  gr  und  davon  die  Früchte  220  gr. 

Dieser  südrussische  Steppenweizen  zeichnete  sich  in  Poppeisdorf 
durch  schönen  Stand,  und  dadurch,  dass  er  fast  rostfrei  blieb,  aus,  doch 
zeigte  er  Neigung  zum  Lagern. 

Uebersender:  Professor  Sayke witsch  zu  Charkow. 


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WeizeDsorteo.  423 

Hartweizen  yom  Altai.  O 

Aelire:  blassrot,  blau  bereift,  quadratisch,  dicht,  mittellang;  Aehr- 
chen  1.5  cm  breit,  meist  3-  und  4 -kömig,  2-graniiig ;  Grannen  sehr  lang, 
bis  21  cm  lang,  rötlich-gelb,  aufrecht,  ziemlich  leicht  abbrechend.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  blattarm,  etwas  brüchig,  lang.  —  Frucht:  weisslich, 
glasig,  zusammengedrückt,  länglich,  schön,  gross  (8  mm  lang,  SV^mm 
breit,  210  Früchte  =  10  gr),  in  dem  feuchten,  kühlen  Sommer  1879 
traten  vereinzelt  hellgelbe,  mehlige  Früchte  auf. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  2.8  Schösslinge,  spät  schossend 
und  blühend;  Halmlänge  120  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.4  cm, Blatt- 
zahl 3.3,  Blattlänge  30  cm,  Blattbreite  0.94  cm,  Blattoberfläche  eines 
Halmes  186.12  qcm,  Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  330.12  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  Spelzen  rot  umrandet,  spät  reifend,  Reifezeit 
140  Tage,  8  cm  lang  (Max.  10  cm),  mit  18  Aehrchen  und  60  sehr  fest 
sitzenden  Früchten,  von  denen  I  722  000  auf  1  hl  (=  82  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  665  gr  und  davon  die  Früchte  280  gr. 

Der  Stand  dieses  Weizens  war  selbst  in  dem  kühlen  und  feuchten 
Sommer  von  1879  schön,  auch  lagerte  derselbe  wenig,  und  zeigte  sich 
fast  rostfrei. 

Heimat:  das  Altai-Gebirge  an  der  sibirisch-chinesischen  Grenze,  dem 
Quellgebiet  des  Ob. 

Uebersender:  die  Seisenden  Dr.  Fi n seh  und  Graf  Zeil. 

Griechiseher  Hartweizen  Ton  Yolo.  0 

Aehre:  hellrot,  zuweilen  mit  bläulichem  Anflug,  quadratisch,  dicht, 
aufrecht,  kaum  mittelang;  Aehrchen  1.4  cm  breit,  2-  und  3-körnig,  2-gran- 
nig,  Klappen  mit  zugespitztem  Zahn;  Grannen  blassrot,  bis  18  cm  lang, 
aufrecht,  Spindel  zerbrechlich,  —  Stroh:  rötlich-gelb,  lang,  markig,  fest. 
—  Frucht:  weisslich,  glasig,  einige  mehlig  und  gelbliöh-weiss,  sehr  lang 
und  schmal  (10  mm  lang,  3  mm  breit),  zusammengedrückt  und  bauchig, 
feinsohalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  lang,  schmal,  2.7  Schösslinge,  zeitig  schos- 
send und  blühend;  Halmlänge  130cm  (Max.  150cm),  Halmdicke  0.35  cm, 
Blattzahl  4,  Blattlänge  24  cm,  Blattbreite  1  cm,  Blattoberfläche  eines  Hal- 
mes 192  qcm,  Halmfläche  136.5  qcm,  Gesammtfläche  328.5  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  blau  bereift,  Spelzen  rot  umrandet,  in  125 
Tagen,  also  zeitig  reifend,  7.5  cm  lang  (Max.  9  cm),  mit  14  Aehrchen  und 
36  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  237  500  auf  1  hl  (=  82.5  kg) 
gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  585  gr  und  davon  die  Früchte  241  gr. 

In  Foppeisdorf  zeigte  diese  Sorte  einen  kräftigen  Stand,  sowie  wenig 
Lager  und  Bost. 

Heimat:  die  Umgegend  von  Yolo  in  Thessalien. 

Orieehischer  Hartweizen  yon  Atalantis.  O 

Aehre:  blassrot,  blau  bereift,  dicht,  zweizeilig,  kurz;  Aehrchen 
3-kömig,  3-grannig;  Grannen  hell,  mittellang  (15  cm),  aufrecht.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  markig  oder  hohl,  doch  mit  sehr  breitem,  markigem  Innen- 
rande, starkhalmig,  mittellang.  —  Frucht:  weisslich,  glasig,  einige  gelb- 
lich-weiss  und  mehlig,  zusammengedrückt,  gross  (8  nun  lang,  4  mm  breit), 
sehr  schön,  feinschalig. 


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424  Besonderer  Teil. 

Jnnges  Blatt  dnnkelgrün,  Bestockniig  stark,  3.6  Sohösslinge,  selur 
zeitig  schossend,  mittelfrüh  blühend.  Halmlänge  100  cm  (Max.  120  cm), 
Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  25.5  cm,  Blattbreite  0.8  cm, 
Blattoberfläche  163.2  qcra,  Halmfläche  114  qcm,  Gesammtfläche  277.2  qcm. 

Jnnge  Aehre  blangrün,  Klappen  und  Spelzen  rot  umrandet,  sehr 
spät,  in  140  Tagen  reifend,  7  cm  (Max.  10  cm)  lang,  mit  19  Aehrchen 
und  54  Früchten,  von  denen  1  499  400  auf  1  bl  (=  83.8  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  483  gr  und  davon  die  Früchte  178  gr. 

Importeur  und  üeber senden  Samenhändler  Itzenplitz,  Köln,  1878. 

Varietät:  Triticnm  darum  mnrciense  Ecke. 
Aehre  kahl,  rot;  Kömer  rot;  Grannen  helL 

Sorten: 
Hartweizen  ans  Mnrcia^  Spanien.  0 

Aehre:  blassrot  mit  schwach  bläulichem  Anflug,  dicht,  quadratisch, 
kurz;  Aehrchen  1cm  breit,  3-kömig,  2-granDig;  Grannen  hell,  aufrecht, 
bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  markig,  feinhalmig,  mittellang. — 
Frucht:  dunkelrot,  glasig,  eingefallen,  länglich  (7  mm  lang,  3  mm  breit, 
228  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  auft*echt,  2.2  Schösslinge,  zeitig  schossend 
und  blühend.  Halme  105  cm  (Max.  120  cm)  lang,  0.28  cm  dick,  Blatt- 
zahl 3.5,  Blätter  20  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  112  qcm,  Halmfl'äohe 
88.2  qcm,  Gesammtfläche  200.2  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  bereift,  6  cm  (Hax.  9  cm)  lang,  mit  15  Aehr- 
chen und  42  Früchten,  von  denen  1  949  400  auf  1  hl  (=  85.5  kg.)  ent- 
fallen. 

Es  wiegen  100  Halme  370  gr  und  davon  die  Früchte  175  gr. 

Boter  Hartweizen  ans  dem  Altai.  Q 

Aehre:  blassrot,  blau  bereift,  kompakt,  kurz;  Aehrchen  1.3  cm  breit, 
3-  und  4-kömig,  3-grannig,  Mittelgranne  kurz;  Grannen  hell,  aufrecht, 
bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,,  entweder  Innenrand  oder  ganz  markig, 
ziemlich  lang.  — -  Frucht:  ziemlich  dunkelrot,  glasig,  einige  halbmehlig, 
länglich  (7^/4  mm  lang,  3V«  mm  breit,  181  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  aufrecht;  2.2  Schösslinge,  mittelfrüh  schos- 
send und  blühend,  Halme  112  cm  (Max.  130  om)  lang,  0.35  om  dick,  Blatt- 
zahl 5,  Blätter  22.5  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  180  qcm,  Halm- 
fläche 117.6  qcm,  Gesammtfläche  297.6  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  bereift,  in  122  Tagen  reifend,  7  cm  (Max. 
10  cm)  lang,  mit  17  Aehrchen  und  56  Früchten,  von  denen  1  484  200  auf 
1  hl  (==  82  kg)  entfallen. 

£s  wiegen  100  Halme  545  gr  und  davon  die  Früchte  234  gr. 

Original  von  Dr.  Finsch  und  Graf  Zeil  erhalten. 

Hartweizen  ans  Persien.  Q 

Aehre:  rosa,  fast  quadratisch,  dicht,  kurz;  Aehrchen  1.3  cm  breit, 
meist  3-kömig,  2-grannig,  Klappen  mit  starkem  Kiel  und  Zahn;  Granne 
hell,  wenig  gespreizt,  zerbrechlich,  bis  11  cm  lang.  —  Stroh:  rötlioh-gelb- 
Innenrand  markig,  steif,  kurz.  —  Frucht:  rot,  glasig,  zusammengedrückt, 


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Weizensorten.  425 

yerscilrampft,  ziemlicli  gross  (7Y2  ^^^^  l&Dg»  ^Y^  mm  breit,  220  Früchte 
=  10  gr),  grobschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  aufrecht;  3.4  Schösslinge,  zeitig  schossend 
nnd  blühend.  Halme  75  cm  (Max.  85  cm)  lang,  0.25  cm  dick,  Blattzahl 
3.2,  Blätter  15  cm  lang,  0.6  cm  breit,  Blattfläche  57.6  qcm,  Halmfläche 
56.25  qcm,  Gesammtfläche  113.85  qcm. 

Jnnge  Aehre  gelbgrün,  reift  in  1 20  Tagen,  5  cm  (Max.  6  cm)  lang, 
mit  13  Aehrchen  nnd  36  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1716  000 
anf  1  hl  (=  78  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  263  gr,  nnd  davon  die  Früchte  126  gr. 


Varietät:  Triticam  darum  erythromelan  Ecke. 
Aehre  kahl,  rot;  Kömer  weisslich;  Grannen  dunkel. 

Sorte: 

BU  Taganroek  roage.  O 

Syn.:  Franz.:  B\i  anbaine  de  Langnedoc,   ronge  de  Marianopoli, 
ronge  d'Afriqne,  d'^gypte,  d'Anatolie,  de  Sicile,  de 
Toscane. 
Spanisch:  Trigo  Marianopoli. 
ItaL:    Frumento    Taganrock,    o    Grano    duro    di   Kealforte 

(Sicilien). 
Deutsch:  Rotblauer  Hartweizen. 
Triticnm  sordidulum  h.  Dresden. 
Aehre:    hellrot    mit    schwarzbläolichem  Anflug,    quadratisch,    dicht, 
kaum    mittellang;    Aehrchen  1.6  chi  breit,     3-  und  4-kömig,    3-grannig, 
mittelste  Granne  kurz;  Grannen  an  Basis  schwarzblau,  nach  oben  rötlich, 
etwas  gespreizt,  bis  18  cm  lang,  sehr  stark,  zähe.  —  Stroh:  blassrötlich, 
hohl,  Linenrand  markig,  reichblätterig,  fest,    lang.    —    Frucht:  weisslich^ 
glasig,  stark  eingefallen,  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  aufrecht,  kräftig,  3  Schösslinge,  zeitig 
schossend  und  blühend;  Halmlänge  120  cm  (Max.  135  cm),  Halmdicke 
0.4  cm,  Blattzahl  3.8,  Blattlänge  26.2  cm,  Blattbreite  1.15  cm,  Blatt- 
oberfläche eines  Halmes  229  qcm,  Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche 
373  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig,  in  123  Tagen  reifend,  8  cm  (Max. 
9  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  45  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten, 
von  denen  1 440  000  auf  1  hl  (=  80  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  780  gr  und  davon  die  Früchte  300  gr. 
Dieser  Hartweizen  zeigte  in  Poppeisdorf  einen  guten  Stand,  lagerte 
nicht  und  blieb  fast  rostfrei. 

In  Frankreich,  namentlich  in  dem  Languedoc,  in  Italien  und  zwar 
hauptsächlich  auf  Sicilien,  in  Toscana  und  in  der  Emilia,  in  Spanien  und 
anderen  Mittelmeerländem,  sowie  in  der  Argentinischen  Bepublik  viel- 
fach gebaut.  Er  gehört  mit  zu  den  in  Frankreich  verbreitetsten  Hart- 
weizen. 


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426  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Triticum  durum  alexandriDum  Kcke. 
Aehre  kahl,  rot:  Kömer  rot;  Grannen  dunkel 

Sorte: 
Froment  de  la  Basse-J^gypte.  Q 

Aehre:  blassrot,  kahl,  pyramidal,  dicht;  Aehrchen  meist  4-kömig, 
2-grannig;  Granne  an  Basis  schwarzbraun,  nach  Spitze  heller,  aufrecht, 
bis  14  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich,  steif,  hohl  mit  markigem  Innenrand, 
80—90  cm  lang.  —  Frucht:  dunkelrot,  glasig,  gross  (8  mm  lang,  4  mm 
breit),  verschrumpft,  171  Kömer  =  10  gr,  Qualität  schlecht. 

Blätter  hellgrün,  breit,  aufrecht,  1 .6  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend 
und  blühend;  junge  Aehre  gelblichgrün,  reif  5— 6  cm  lang,  mit  14  Aehr- 
chen und  45   Früchten. 

Stroh  unterliegt  sehr  leicht  dem  £ost. 

Varietät:  Triticum  durum  provinciale  AI. 
Aehre  kahl,  schwarzblau;  Körner  weisslich;  Grannen  dunkel. 

Sorten: 
Trigo  Fuerte  de  Seyilla.  0 

Syn.:  Trigo  Macolo,  Cadiz. 

Aehre :  Klappen  violett  mit  dunkelviolettem  Kiel  und  Zahn,  Spelzen 
blassgelb,  pyramidal,  ziemlich  dicht,  kurz;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  3-kör- 
uig,  3-grannig,  mittlere  kurz;  Grannqp  blauschwarz,  stark,  bis  17  cm 
lang,  wenig  gespreizt.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  steif,  markig.  —  Frucht: 
Original  weisslich,  glasig,  schlank  (7  mm  lang,  3  mm  breit,  256  Früchte 
=  10  gr);  nachgebaut:  grösser,  143  Früchte  =  10  gr,  sehr  feinschalig. 

Junges  Blatt  hellgrün,  ziemlich  fein,  lang,  aufrecht,  1.6  Schösslinge, 
zeitig  schossend  und  blühend;  Halm  90  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.3  cm 
dick,  Blattzahl  3.3,  Blätter  21  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche 
124.7  qcm,  Halmfläche  81  qcm,  Gesammtfläche  205.7  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich,  violett  umrandet,  bereift,  6  cm  (Max.  8  cm) 
lang,  mit  15  Aehrchen  und  42  Früchten,  von  denen  2  176  000  auf  1  hl 
(=  85  kg)  entfallen. 

Zeitig,  in  120  Tagen  reifend. 

Heimat:  Spanien. 

Bezugsquelle:  Antonio  Cypriano  Costa  in  Barcelona,  1881. 

Trigo  nero  o  rnbion.  0 

Syn.:  Deutsch:  Schwarzer  oder  goldgelber  Hartweizen. 

Aehre:  grauweiss,  Klappen  und  Spelzen  schwarzblau  umrandet,  kurz, 
quadratisch,  dicht;  Aehrchen  3-  und  4-körnig,  meist  2-,  selten  3-grannig, 
1.5  cm  breit;  Grannen  an  Basis  schwarz,  nach  oben  hell,  sehr  lang,  bis 
17  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  markig,  sehr  fest,  steif.  —  Frucht: 
weisslich,  glasig,  zusammengedrückt,  sehr  gross  (8%  mm  lang,  4  mm  breit, 
170  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Junge  Blätter  dunkelgrün,  schmal,  lang,  1.6  Schösslinge,  sehr  zeitig 
schossend   und  blühend;    Halmlänge  100  cm  (Max.  llO  cm),    Halmdioke 


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Weizensorten.  427 

0.4  om,  Blattzahl  4,  Blattlänge  25.4  cm,  Blattbreite  0.92  cm,  Blattober- 
fläche eines  Halmes  186.94  qcm,  Halmfläche  120  qom,  Gesammtfläche 
306.94  qcm. 

Junge  Aehre  blangrün,  in  125  Tagen,  also  ziemlich  zeitig  reifend, 
7  cm  (Max.  8  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  and  50  nicht  leicht  ausfallen- 
den Früchten,  von  denen  1  394  000  auf  1  hl  (==  82  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  650  gr  und  davon  die  Früchte  270  gr. 

Dieser  Hartweizen  wird  in  Spanien,  Italien  und  zuweilen  in  Süd- 
Frankreich  kultiviert. 

In  Poppeisdorf  beMedigte  der  Stand  und  das  Stroh  lagerte  nicht 
und  blieb  fast  rostfrei. 

Varietät:  Triticam  darum  obscaram  Ecke. 
Aehre  kahl,  schwarzblau;  Eömer  rot;  Grannen  dunkel. 

Sorte: 
Trigo  aznlejo^  Spanien.  O 

Syn.:  Portugal:  Trigo  aza  de  corvo. 
Ital.:  Grano  duro  nero. 

Franz.:  B16  dur  noir,  noir  d'Afrique,  noir  de  Sicilie,  Tagan- 
rock  noir,  hybride  de  Knssie;  Froment  dur  violet. 
Deutsch:  Blauer  kahler  Hartweizen. 

Aehre:  schwarzblau,  quadratisch,  dicht,  kurz;  Aehrchen  1.7  cm  breit, 
3-  und  4-kömig,  2-grannig,  Klappen  mit  lang  zugespitztem  Zahn  oder 
kurzer  Granne;  Grannen  an  Basis  schwarzblau,  nach  Spitze  heller,  bis 
14  cm  lang,  aufrecht,  leicht  abbrechend.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mittellang, 
hohl,  nur  Innenrand  markig,  fest.  —  Frucht:  dunkelrot,  glasig,  eingefallen 
(7  mm  lang,  4  mm  breit),  etwas  grobschalig. 

Halme  blaugrün,  2.5  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend; 
Halmlänge  100  cm  (Max.  120  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 33  cm,  Blattbreite  1.05  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes  277.2  qcm, 
Halmfläche  1 1 1  qcm,  Gesammtfläche  388.2  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  Spelzen  braun  umrandet,  zeitig,  in  125  Tagen 
reifend,  6  cm  (Max.  9  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  50  fest  sitzenden 
Früchten,  von  denen  1  722000  auf  1  hl  (=  82  kg)  gehen. 

£8  wiegen  100  Halme  600  gr  und  davon  die  Früchte  280  gr. 

Dieser  Weizen  zeigte  einen  schönen  Stand,  lagerte  nicht  leicht  und 
blieb  fast  rostfrei,  doch  verschrumpfte  in  kühlen  Sommern  das  £om  stark. 

Sein  Anbaugebiet  erstreckt  sich  über  Spanien,  Portugal,  Süd-Frankreich 
(Provence),  Süd-Italien,  Sicilien  und  Nord-Afrika. 

Varietät:  Triticam  dorum  Valenciae  Ecke. 
Aehre  sammetig,  weiss;  Eömer  weisslich;  Grannen  hell. 

Sorten: 

Hartweizen  ans  Yalencia.  0 

Aehre:  blassgelb  mit  rötlichem  Schimmer,  sammetig,  sehr  dicht, 
quadratisch,  kurz;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  3-kömig,  3-grannig,  Mittel- 
granne kurz,    Elappen  mit  Zahn   und  Eiel;    Granne  hell,   nur  an  Basis 


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428  Besonderer  Teil. 

schwärzlicli,  zähe,  aufreclit,  bis  15  cm  lang.  —  Stroli:  rötlich-gelb,  an 
Basis  markiger  Innenrand,  nach  oben  zu  ganz  markig,  mittellang,  steif.  — 
Fracht:  weisslich,  glasig,  stark  eingefallen,  znsammengedrückt,  gross  (8  mm 
lang,  3V2  ^^  breit,  154  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Jnnges  Blatt  dunkelgrün,  ausgebreitet ;  3  Schösslinge,  spät  schossend 
und  blühend.  Halm  100  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  4.2, 
Blätter  17.8  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche  134.57  qcm,  Halmfläche 
99  qcm,  Gesammtfläche  233.57  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  123  Tagen,  7  cm  (Max.  9  cm)  lang, 
mit  16  Aehrchen  und  45  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  293  600 
auf  1  hl  (=  84  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  514  gr  und  davon  die  Früchte  225  gr. 

Original  durch  Grutsbesitzer  Pfeiffer  in  Ossendorf  bei  Köln  1878 
erhalten. 

BU  d'IsmaSl.  Q 

Syn.:  Ble  Tripet. 

Aehre:  blassgelb,  sammetig,  fast  quadratisch,  dicht,  kurz;  Aehr- 
chen 1.1  cm  breit,  3-kömig,  Mittelgrannen  kurz,  Klappen  ein  wenig 
kurz,  doch  lang  gezahnt;  Grannen  hell,  an  Basis  etwas  bräunlich,  ein 
wenig  gespreizt,  zähe,  bis  14cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  feinhalmig, 
markig,  kaum  mittellang.  —  Frucht:  weisslich,  glasig,  einige  gelb  und 
mehlig,  bauchig,  lang  (8 V4  mm  lang,  4V2ii^ii^  breit,  169  Früchte  =  10  gr), 
ziemlich  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelb,  aufrecht;  3.6  Schösslinge,  zeitig  schossend  und 
blühend.  Halme  90  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4, 
Blätter  18  cm  lang,  0.75  cm  breit,  Blattfläche  135  qcm,  Halmfläche  81  qcm, 
Gesammtfläche  216  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  123  Tagen,  6  cm  (Max.  8  cm)  lang, 
mit  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  436  500  auf  1  hl  (=  85  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  380  gr  und  davon  die  Früchte  183  gr. 

Dieser  Hartweizen  wird  im  Norden  Afrikas,  namentlich  in  Aegypten, 
und  in  einzelnen  Gegenden  Italiens  und  des  südlichen  Frankreichs  an- 
gebaut. 

Weisser  sammetiger  Hartweizen  ans  dem  Oonyemement 
Gliarltow^  Bnssland.  Q 

Aehre:  blassgelb,  mit  rötlichem  Schimmer,  sammetig,  quadratisch, 
dicht,  kurz;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  8-körnig,  3-grannig,  davon  eine  Gbranne 
kurz;  Grannen  hell,  aufrecht,  bis  13cm  lang.  —  Stroh;  rötlicb-gelb,  mit 
markigem  lunenrande,  mittellang.  —  Frucht:  weisslich,  glasig,  einige  mehlig 
und  beinahe  weiss,  lang  (8  mm  lang,  3V2  nin^  breit,  210  Früchte  =  10  gr), 
sehr  feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  lang,  schmal,  aufrecht,  2.4  Schösslinge, 
sehr  zeitig  schossend  und  blühend,  Halmlänge  100  cm  (Max.  120  cm), 
Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  28.3  cm,  Blattbreite  0.8  cm, 
Blattoberfläche  181.12  qcm,  Halmfläche  114  qcm,  Gesammtfläche  295.12  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  Spelzen  rot  umrandet,  6  cm  (Max.  7  cm), 
zeitig,  in  122  Tagen  reifend,  mit  15  Aehrchen  und  42  fest  sitzenden 
Früchten,  von  denen  1  806  000  auf  1  hl  (=  86  kg)  entfallen. 


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Weizensorten.  429 

Es  wiegen  100  Halme  460  gr  und  davon  die  Früchte  236  gr. 
Hit  Aasnahme  des  Arnantischen  Weizens  würde  dies  für  Deutschland 
der  beachtenswerteste  Hartweizen  sein. 

Durch  Prof.  Saykewitsch,  Charkow,  1880  erhalten. 


Varietät:  Triticum  darum  fastuosum  Lag. 
Aehre  sammetig,  weiss;  Kömer  rot;  Grannen  hell. 

Sorte: 

Trigo  fanfarrön  blaneo,  Spanien.  0 

Syn.:  ItaL:  Frumento  mazzocchio. 

Franz.:  Bl^  durelle  fastueuse,  fastuosum;  Froment  de  Tagan- 

rock  d*£spagne. 
Deutsch:  Schmalähriger,  sammetiger  Hartweizen. 

Aehre:  blassgelb,  sammetig,  locker,  schmal,  mittellang;  Aehrchen 
1.5  cm  breit,  d-kömig,  Klappen  kurzgrannig;  Grannen  gelblich- weiss,  lang. 
Stroh:  blassgelb,  fast  weiss,  hohl,  Innenrand  markig,  fest.  —  Frucht: 
rot,  glasig,  zusammengedrückt,  eingefallen,  länglich  (7  mm  lang,  3  V2  mm 
breit),  feinschalig. 

Halme  blaugrün,  bereift,  2.4  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend; 
Halmlänge  117  cm  (Max.  ISO  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 33  cm,  Blattbreite  0.9  cm,  Blattoberfiäche  eines  Halmes  287.6  qcm, 
Halmfläche  105.3  qciii,  Gesammtfläche  342.9  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig,  in  123  Tagen  reifend,  10  cm  (Max. 
11  cm)  lang,  mit  14  Aehrchen  und  40  wenig  fest  sitzenden  Früchten,  von 
denen  1  782  000  auf  1  hl  (=  81  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  530  gr  und  davon  die  Früchte  200  gr. 

Dieser  Hartweizen  zeichnete  sich  durch  vorzüglichen  Stand  aus, 
scheint  sehr  ertragreich  zu  sein,  nicht  leicht  zu  lagern  oder  mit  Kost  zu 
befallen,  und  sich  noch  zur  Kultur  in  Deutschland  zu  eignen. 

Dieser  Weizen  sieht  mehr  einem  Trit.  vulgare  yelutinum  als  Trit. 
durum  ähnlich,  was  auch  bei  den  Abbildungen  Metzger*s  Tab.  lY,  A 
der  Fall  ist,  (Cerealien  1824),  Link  stellte  ihn  zu  Trit  durum. 

Willkomm^),  durch  die  Schönheit  derEömer  verführt,  importierte 
ihn  aus  Spanien  1844  in  die  Umgegend  von  Zittau,  wo  er  vortrefflich 
gedieh. 

In  den  Gebirgsgegenden  Süd-Spaniens  wird  dieser  Weizen  häufig 
gebaut,  80  reicht  er  in  Granada  bis  zu  Höhen  von  1850  m,  und  in 
manchen  Thälem  der  Sierra  nevada  sogar  bis  2000  m  hinauf,  doch  wird 
er  auch  in  der  Ebene  von  Albacete  in  Murcia,  und  häufig  in  anderen 
Ländern  Süd-Europas  und  Nord- Afrikas  gebaut. 

Li  Italien  findet  seine  Kultur  hauptsächlich  in  Toscana  statt,  wie 
dies  die  Ausstellung  in  Mailand  1880  lehrte. 


1)  Willkomm,  Agron.  Zeit  1852  pg.  26  u.  36. 


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430  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Triticum  dämm  circnmflexam  Ecke. 
Aebre  sammetig,  weiss;  Eömer  rot;  Grannen  hell  nnd  gebogen. 

Sorte: 

Hartweizen  ans  Palermo  mit  b^jonnetfSrmig  gekrflmmteii 

Grannen.  0 

Aebre :  blassgelb  mit  bläulicbem  Scbimmer,  scbwacb  sammetig,  qna- 
dratiscb,  die  zweizeilige  Seite  der  Aebre  mebr  oder  weniger  breit,  sebr  dicht, 
knrz;  Aehrchen  1.5  cm  breit,  3-  und  4-kömig,  meist  2-grannig,  Zahn  der 
Klappen  knrz,  stark  nach  innen  gebogen ;  Grannen  fast  weiss  oder  ein  wenig 
schwärzlich,  von  massiger  Länge,  bis  14  cm  lang,  parallel  der  Aebre,  an 
der  Basis  bajonnetförmig  gekrümmt,  nämlich  in  einem  abgerundet  rechten, 
oder  von  innen  abgerundet  spitzlichen  Winkel  nach  unten  und  dann  per- 
pendikulär  nach  oben  gekrümmt.  —  Stroh:  dunkelgelb,  hohl,  mit  schmalem 
markigem  Rande,  mittellang,  fest,  steif.  —  Frucht:  graurot,  glasig,  zu- 
sammengedrückt, plump  (7^2  nim  lang,  SVg  mm  breit),  grobschalig,  ein- 
gefallen und  in  kühlen  Sommern  verschrumpft. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  lang,  aufrecht,  3.4  Schösslinge, 
zeitig  schossend  und  blühend;  Halmlänge  115  cm  (Max.  135  cm),  Halm- 
dicke 0.83  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge  30  cm,  Blattbreite  0.94  cm,  Blatt- 
oberfläche eines  Halmes  169.2  qcm,  Halmfläche  113.85  qcm,  Gesammtfläche 
283.05  qcm. 

Junge  Aebre  blaugrün,  zeitig,  in  125  Tagen  reifend,  7  cm  (Max. 
8  cm)  lang,  mit  12  Aehrchen  und  45  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  757  600  auf  1  hl  (=  84.5  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  550  gr  und  davon  die  Früchte  200  gr. 

In  Poppeisdorf  lagerte  dieser  Weizen  nicht  und  zeigte  wenig  Bost. 

Heimat:  Sicilien;  TJebersender:  L.  Wittmack,  der  1873  von  der 
Wiener  Ausstellung  Weizen  aus  Palermo  sandte,  zwischen  dem  sich  diese 
Varietät  fand. 

Varietät:  Triticum  dnrum  melanopns  AI. 
Aebre  sammetig,  weiss;  Kömer  weisslich;  Grannen  dunkeL  ^ 

Sorten: 
Trigo  Alonso,  Gadiz.  0 

Syn.:  Trigo  salmerone. 

Aebre:  blassgelb  mit  rötlichem  Anflug,  Kiel  und  Zahn  der  Klappen 
schwärzlich,  sammetig,  fast  pyramidal,  dicht,  kurz;  Aehrchen  1.3  cm  breit, 
3-  und  4-kömig,  3-grannig,  mittlere  kurz;  Grannen  schwarzbraun,  lang, 
wenig  gespreizt,  15  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  markig.  —  Frucht: 
Original  meist  weisslich,  glasig,  einige  blassgelb,  mehlig,  zusammengedrückt, 
lang  (7V2  nini  lang,  3  mm  breit,  221  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut: 
Alles  glasig,  grösser,  166  Früchte  =  10  gr,  f einschalig. 

Junges  Blatt  hellgrün,  ziemlich  kräftig,  lang,  aufirecht,  1.4  Schöss- 
linge, zeitig  schossend  und  blühend;  Halm  90  cm  (Max.  105  cm)  lang, 
0.33  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  21.8  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche 
157  qQm,  Halmfläche  89.1  qcm,  Gesammtfläche  246.1  qcm. 


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Weizensorten.  431 

Aehre  5  om  (Max.  7  cm)  lang,  mit  12  Aehrchen  und  40  Früchten, 
von  denen  1  322  700  anf  1  hl  (=  87  kg)  entfallen. 

Zeitig,  in  120  Tagen  reifend. 

In  Salmeron,  Ort  am  Guadalajara,  sowie  um  Sevilla,  in  Almeria  und 
Granada  kultiviert. 

Wurde  1867  durch  den  Akklimatisations-Yerein  in  Berlin  zur  Prü- 
fung in  Eldena  gehaut.     Für  Deutschland  ungeeignet. 

Trigo  cortesano,  Spanien.  0 

Aehrei  blassgelb,  sammetig,  quadratisch,  dick,  kurz ;  Aehrchen  2  cm 
breit,  3-  und  5-körnig,  3-grannig,  Klappe  lang  zugespitzt  oder  lang  be- 
grannt;  Grannen  an  Basis  schwarzbraun,  nach  oben  heller,  bis  17  cm  lang; 
Spindel  zerbrechlich.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  innerer  Eand  markig,  häufig 
auch  ganz  markig,  mittellang.  —  Frucht:  weisslich,  glasig,  einige  meh- 
lig, plump,  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  aufrecht,  ziemlich,  breit,  kräftig,  1.2  Schöss- 
linge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halmlänge  100  cm  (Max.  120  cm), 
Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  3.6,  Blattlänge  28  cm,  Blattbreite  1.04  cm, 
Blattoberfläche  einer  Pflanze  209.ß7  qcm,  Halmfläche  114  qcm,  Gesammt- 
fläche  323.67  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig,  in  125  Tagen  reifend,  6  cm  (Max. 
7  cm)  lang,  12  Aehrchen  mit  50  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  486  000  auf  1  hl  (=  83.5  kg)  gehen. 

In  Poppeisdorf  wiegen  100  Halme  750  gr  und  davon  die  Früchte 
280  gr,  auch  hielt  sich  das  Stroh  fast  rostfrei  und  lagerte  nicht. 

Uebersender:  L.  Wittmack  von  der  Wiener  Weltausstellung  1873. 

Siernschka.  0 

Syn.:  Kubanischer  Weizen  mit  grauen  Grannen. 

Mit  obiger  Form  identisch,  nur  Grannen  schwarz,  ist  ein  als 
„Tschemusohka"  am  Kuban  bezeichneter  Weizen. 

Aehre:  unrein  blassgelb  mit  schwach  rötlichem  Schimmer,  sammetig, 
kompakt,  kurz,  Aehrchen  1.8  cm  breit,  meist  4-kömig,  3-grannig,  Mittel- 
granne kurz ;  Granne  schwärzlich-grau,  wenig  gespreizt,  bis  20  cm  lang.  — 
Stroh:  gelb,  Innenrand  markig,  einige  ganz  markig,  fest,  mittellang.  — 
Frucht:  weisslich,  glasig,  länglich  (7  mm  lang,  3Y2  ^t^  breit),  schön, 
feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  aufrecht;  3  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend 
und  blühend.  Halm  100  cm  (Max.  120  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4, 
Blätter  20.3  cm  lang,  0.75  cm  breit,  Blattfläche  121.8  qcm,  Halmfläche 
90  qcm,  Gesammtfläche  211.8  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  reift  in  128  Tagen,  6.5  cm  (Max.  9  cm)  lang, 
mit  14  Aehrchen  und  56  festsitzenden  Früchten,  von  denen  1723  800 
auf  1  hl  (=  84.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  402  gr  und  davon  die  Früchte  191  gr. 

Von  Professor  Sayke witsch,  Charkow,  1880  aus  dem  Gouver- 
nement Jekaterinoslaw,  Distrikt  Slawianoserbsk,  erhalten. 


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482  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Triticnm  dnmm  afncannm  Ecke. 

Aelire  sammetig,  weiss;  Eömer  rot;  Grannen  dunkel. 

Sorten: 
Trigo  fanfarrön  yelloso  raspinegro.  O 

Syn.:  B16  Taganrock  velonti,  de  laHongolie,  dar  velouti  d*Algerie. 

Aekre:  granweiss,  Klappen  mit  braunem  Kiel,  sokwack  sammetig, 
kurz,  quadratisch,  sehr  dickt;  Aekrcken  1.6  cm  breit,  meist  4-kömig, 
2-grannig,  seltener  eine  3.  kleine  Grranne;  Grannen  bis  17  cm  lang,  säke, 
Basis  sckwarz,  nack  Spitze  zu  fast  weiss.  —  Strok:  rötlick-gelb,  ziemlick 
blattreick,  steif,  markig.  —  Fruckt:  rot,  sekr  gross,  plump,  zusammen- 
gedrückt, eingefallen,  lang  (9V2  ii^^n  lang,  3V2  t^t^  breit,  177  Frückte 
=  10  gr);  etwas  grobsckaÜg.     . 

Junge  Aekre  blaugrün,  in  180  Tagen  reifend,  6  mm  lang  mit  50 
fest  sitzenden  Frückten,  von  denen  1 456  710  auf  1  kl  (=  82.3  kg) 
entfallen. 

In  Spanien,  auf  Sicilien  und  in  Kord-Afrika  gebaut. 

Hartweizen  aus  Bigha^  Klein- Asien,  Tfirkei.  Q 

Aekre:  blassgelb,  sammetig,  dickt,  fast,  quadratisck,  kurz;  Aekrcken 
l.G  cm  breit,  3-kömig,  3-grannig,  davon  eine  Granne  kurz,  Klappen  mit 
spitzem  Zakn;  Grannen  sckwarz  braun  an  Basis,  nack  Spitze  zu  keller 
werdend,  bis  14  cm  lang,  zäke.  —  Strok:  rötlich-gelb,  meist  markig,  steif, 
mittellang.  —  Fruckt :  rotbräunlick,  glasig,  etwas  plump,  zusammengedrückt, 
gross  (9  mm  lang,  4  mm  breit),  etwas  eingefallen,  ziemlick  feinsckalig, 
sekr  sckwer. 

Halme  dunkelgrün,  Bestockung  ziemlick  stark,  2.6  Sckösslinge, 
mittelfrük  sckossend  und  blühend.  Halmlänge  100  cm  (Max.  115  cm), 
Halmdicke  0.37  cm,  Blattzakl  4,  Blattlänge  26.75  cm,  Blattbreite  1.05  cm, 
Blattoberfläcke  224.72  qcm,  Halmfläcke  111  qcm,  Gesammtfläcke  835.72  qcm. 

Junge  Aekre  6  cm  lang,  blaugrün,  in  123  Tagen  reifend,  mit  15 
Aekrcken  und  40  Frückten,  von  denen  1  505  000  auf  1  kl  (=  88.5  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  330  gr  und  davon  die  Frückte  157  gr. 

Für  Deutsckland  wertlos. 

Varietät:  Triticam  dunun  italicnm  AI. 
Aekre  sammetig,  rot;  Kömer  weisslick;  Grannen  kell. 

Sorten: 
Trigo  fanfarrön  yelloso  rnbion.    Yaleneia.  0 

Syn.:  Botäkriger,  sammetiger  Hartweizen  aus  Valencia. 

Aekre:  rot,  sammetig,  wenig  dickt,  lang,  sckmal;  Aekrcken  1  cm 
breit,  3-kömig,  2-grannig;  Grannen  kell,  bis  13  cm  lang,  aufreckt  — 
Strok:  rötlick-gelb,  steif,  lang,  Innenrand  markig.  —  Fruckt:  weissliok, 
glasig,  einige  meklig  und  fast  weiss,  länglick  (8  mm  lang,  3V8  nun  breit, 
200  Frückte  =  10  gr),  sekr  sckön,  feinsckalig. 

Junges  Blatt  aufreckt,  äusserst  kurz  aber  dickt  bekaart,  jedock  leicht 
zu  überseken;  2  Sckösslinge,  sekr  zeitig  sckossend  und  blükend.     Halme 


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Weizensorten.  433 

140  cm  (Hax.  160  cm)  lang,  0.45  cm  dick,  Blattzabl  3.2,  Blätter  35  om 
lang,  1.1  om  breit,  Blattfläclie  246.4  qcm,  Halmfläcbe  180  qcm,  Gesammt- 
fläcbe  435.4  qcm. 

Jnnge  Aelire  gelbgrün,  in  123  Tagen  reifend,  9  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  13  Aebrcben  nnd  36  Frücbten,  von  denen  1  706  000  auf  1  bl 
(=  85.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  450  gr  nnd  davon  die  Frücbte  192  gr. 

Rot&hriger,  samBetiger  Hartweizei  aus  Apuliei.  O 

Aebre :  blassrot,  dicbt,  viereckig,  kurz,  scbwacb  sammetig;  Aebrcben 
3-  und  4-kömig,  meist  3-grannig,  1.8  cm  breit;  Grannen  blassrot,  an 
Basis  scb warzbraun,  wenig  gespreizt,  zäbe,  bis  18  cm  lang.  —  Strob: 
rötlicb-gelb.  Band  markig,  ziemlicb  lang.  —  Frucbt :  weisslicb,  glasig,  ein- 
gefallen, plump  (8  mm  lang,  4  mm -breit,  140  Frücbte  =  10  gr). 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  lang,  scbmal,  1.2  Scbösslinge,  zeitig 
scbossend  und  blübend;  Halm  100  om  (Max.  125  cm)  lang,  0.4  cm  dick, 
Blattzabl  3,  Blätter  23  cm  lang,  1  om  breit,  Blattfläcbe  138  qcm,  Halm- 
fläobe  120  qcm,  Gesammtfläcbe  258  qcm. 

Junge  Aebre  bläulieb,  in  125  Tagen  reifend,  6  cm  (Max.  8  cm) 
lang,  mit  50  Frücbten. 

Varietät:  Triticum  durum  apnlicnm  Ecke. 
Aebre  sammetig,  rot;  Kömer  weisslicb;  Grannen  dunkel. 

Sorten: 
Grano  dnro  ex  Apnlia«  0 

Aebre:  blassrot,  sammetig,  dicbt,  kurz;  Grannen  dunkel,  bis  15  cm 
lang.  —  Strob:  rötlicb-gelb,  mit  markigem  Innenrande  oder  markig,  lang. 
—  Frucbt:  weisslicb,  plump,  gross  (8V2  mm  lang,  4  mm  breit,  125  IVücbte 
=  10  gr). 

Junges  Blatt  gelbgrün,  aufrecbt,  breit,  2  Scbösslinge,  zeitig  scbos- 
send und  blübend ;  Halm  1 35  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blatt- 
zabl 3.6,  Blätter  23.3  cm  lang,  1.1  cm  breit,  Blattfläcbe  184.5  qcm,  Halm- 
fläcbe  162  qcm,  Gesammtfläcbe  346.5  qcm. 

Junge  Aebre  bläulicb-grün,  in  180  Tagen  reifend,  7  cm  (Max. 
9  cm)  lang. 

Tvigo  claro  de  Raspa  negra.    La  Maneha,  Spaniel.  0 

Syn.:  Deut  scb:  Eoter,  sammetiger  Hartweizen  mit  dunklen  (Gran- 
nen aus  Spanien. 

Aebre:  blassrot,  scbwacb  sammetig,  dicbt,  kurz;  Aebrcben  1.5  cm 
breit,  meist  3-kömig,  2-grannig;  Grannen  an  Basis  scbwarzbraun,  nacb 
oben  beller,  bis  1 6  cm  lang,  gespreizt,  zäbe.  —  Strob :  blassgelb,  reicb 
beblättert,  lang,  Innenrand  markig,  spröde.  —  Frucbt:  weisslicb,  glasig,  ein- 
gefallen, plump,  zusammengedrückt  (8  mm  lang,  4  mm  breit,  170  Frücbte 
=  10  gr),  feinscbalig. 

Jnnges  Blatt  dunkelgrün,  aufrecbt,  lang,  scbmal,  3  Scbösslinge,  zei- 
tig scbossend  und  blübend ;  Halmlänge  120  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke 
0.37  om,    Blattzabl  4,    Blattlänge  22.3  cm,    Blattbreite  1.0  cm,   Blattober- 

Koernioke  a.  Werner,  Haadb.  d.  Oetreldebau's  n,  28 


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434  Besonderer  Theil. 

fläche  eines  Halmes  178.4  qom,  Halmfläche  183.2  qcm,  Gesammtfläche 
811.6  qcm. 

Junge  Aehre  blangrün,  in  120  Tagen,  also  zeitig  reifend,  6  cm 
(Hax.  8  cm)  lang,  mit  14  A  ehrchen  und  40  fest  sitzenden  Früchten,  von 
denen  1 394  000  auf  1  hl  (=  82  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  600  gr  nnd  davon  die  Früchte  260  gr. 

Trigo  ehapado  yellosa^).  O 

Syn.:  Spanisch:  Patianchnclo,  Trigo  cnchareta  (löfflig). 

Deutsch:  Stolzer,  sammetiger,  dickahriger  Hartweizen. 

Aehre:  rot,  sammetig,  fast  kugelig,  weil  die  einzelnen  Aehrchen 
sämmtlich  nach  einer  Seite  hin  gewendet  stehen,  also  Aehre  konkav,  vier- 
eckig, dicht;  Aehrchen  4-kömig,  3-grannig,  1.8cm  breit,  Aehre  bis  7  cm 
lang  und  40  Früchte  enthaltend.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  eingefallen,  biatt- 
reich,  markig.  —  Frucht:  rötlich,  glasig,  gross  (8  mm  lang,  3  mm  breit, 
226  Früchte  =  10  gr).  Reift  in  122  Tagen. 

Schon  durch  Lagasca  als  Triticum  cochleare  (löffliger  Weizen) 
beschrieben. 

Nach  Willkomm  nur  in  Granada  gebaut. 

Varietät:  Triticum  daram  niloticnm  Kcke. 
Aehre  sammetig,  rot;  Eömer  rot;  Grannen  dunkel. 

Sorte: 

Roter  sammeti^r  Weizen  mit  danklen  Grannen 
ans  Aegypten.  0 

Aehre:  blassrot,  blau  bereift,  sammetig,  pyramidal,  sehr  dicht,  kurz ; 
Aehrchen  1.8cm  breit,  3-  und  4-kömig;  Grannen  rot,  an  Basis  dunkel, 
bis  16  cm  lang,  aufrecht.  —  Stroh :  rötlich-gelb,  mit  markigem  Innen- 
rand, feinhalmig,  kurz.  —  Frucht:  dunkelrot,  glasig,  sehr  gross  (Sy^^^ 
lang,  4  mm  breit,  140  Früchte  =  10  gr),  plump,  verschrumpft,  dick- 
schalig. 

Junges  Blatt  heUgrün,  breit,  aufrecht,  2.2  Schösslinge,  sehr  zeitig 
sohossend  und  blühend,  Halmlänge  75  cm  (Max.  85  cm),  Halmdicke 
0.3  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  24.3  cm,  Blattbreite  1 .07  cm,  Blattober- 
fläche 208  qcm,  Halmfläche  67.5  qcm,  Gesammtfläche  275.5  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  6  cm  (Max.  8  cm)  lang,  zeitig,  in  120 
Tagen  reifend,  mit  15  Aehrchen  und  40  fest  sitzenden  Früchten,  von  de- 
nen 1  050  000  auf  1  hl  (=75  kg)  gehen. 

£s  wiegen  100  Halme  372  gr  und  davon  die  Früchte  170  gr. 

Dieser  Weizen  litt  sehr  stark  durch  Best,  so  dass  das  £om  ver- 
schrumpfte  und  das  Stroh  brüchig  wurde. 


1)  Willkomm.    Agron.  Zeit.  1852,  pg.  36. 


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Weizensorten.  i35 

Varietät:  Triticum  darum  taganrocense  Desv. 
Aehre  sammetig,  schwarzblau;  Kömer  weisslich. 

Sorten: 
Trifio  canalYo  o  patta,  Spanien.  0 

8 JH.:  Ital.:  Ghrano  Siciliano  di  Alghero. 

Franz.:  Bli    d'Espagne   noir,   d'AMque    noirätre,   noir  de 
Kussie,  noir  de  Galand,  noir  de  Sioile. 

Aelire:  schwarzblau,  sammetig,  dicht,  kurz;  Aehrchen  1.4  cm  breit, 
meist  3-kömig,  2-  und  3-grannig,  Klappen  mit  zugespitztem  oder  in  eine 
kurze  Granne  verlängertem  Zahn;  Grannen  an  Basis  dunkelbraun,  nach 
oben  heller,  bis  17  cm  lang,  zähe.  —  Stroh:  gelb,  Innenrand  oder  ganz 
markig,  fest,  mittellang.  —  Frucht:  weisslich,  glasig,  einige  gelblich-weiss 
und  mehlig,  seitlich  zusammengedrückt,  gross  (183  Früchte  =  10  gr), 
8  mm  lang,  SVii^un  breit,  bauchig,  etwas  eingefallen,  feinschalig,  sehr 
schwer. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  aufrecht,  schmal,  lang,  1.2  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  100  cm  (Max.  115  cm), 
Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  26.3  cm,  Blattbreite  1.1  cm, 
Blattoberfläche  eines  Halmes  231.44  qcm,  Halmfläche  99qcm,  Gesammt- 
fläche  330.44  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  Spelzen  dunkelyiolett  umrandet,  mittelMh, 
in  130  Tagen  reifend,  7  cm  (Max.  9  cm)  lang,  mit  16  Aehrchen  und  45 
fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  628  700  auf  1  hl  (==  89  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  670  gr  und  davon  die  Früchte  260  gr. 

Das  Stroh  lagert  nicht  leicht  und  ist  gegen  Kost  widerstandsfähig. 

Dieser  Weizen  wird  vorzugsweise  in  Sicilien,  Spanien  und  Afrika 
kultiviert. 

TJebersender:  L.  Wittmack,  Wiener  Ausstellung  1873. 

Trigo  eandeal  del  Carmen,  Chile.  O 

Syn.:  Ohile:  Trigo  eandeal  de  barba  negra. 
Portugal:  Trigo  candial. 

Aehre:  dunkelblau,  Bänder  violett,  bereift,  quadratisch, '  sehr  dicht, 
kurz;  Aehrchen  3-  und  4-kömig,  1.5  om  breit,  3-grannig,  mittlere  kurz; 
Ghrannen  an  Basis  schwarzblau,  nach  der  Spitze  zu  heller,  bis  20  om  lang, 
sehr  kräftig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  steif,  markig.  —  Frucht:  Original 
weisslich,  einige  rötlich-gelb,  mehlig,  zusammengedrückt,  etwas  einge- 
fallen, glasig  (8  mm  lang,  4  mm  breit,  152  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  lang,  aufrecht,  1.8  Schösslinge, 
zeitig  schossend  und  blühend;  Halm  90  om  (Max.  105  cm)  lang,  0.35  cm 
dick,  Blattzahl  3.8,  Blätter  21  cm  lang,  0.5  cm  breit,  Blattfläche  79.8  qcm, 
Halmfläche  94.5  qcm,  Gesammtfläche  174.3  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  6  om  (Max.  7  cm)  lang,  mit  13  Aehrchen 
und  40  Früchten,  in  120  Tagen  reifend. 

Bezugsquelle:  durch  von  Gülich  1880  aus  Chile  erhalten. 

MazEoeeliio.  O 

Syn.:  Frumento  farro. 

Aehre:  schwarzblau,  sammetig,  kurz,  kompakt;  Aehrchen  1.5  cm 
breit,  8-  und  4-k5mig,  3-grannig,  Klappen  mit  starkem  Zahn;  Grannen  an 


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436  Besonderer  Teil. 

Basis  schwarzblan,  gespreizt,  bis  20  cm  lang,  zähe;  Spindel  brüchig. 
—  Stroh:  gelb,  mürbe,  Innenrand  markig,  kanm  mittellang.  —  Frucht: 
weisslich,  banchig,  etwas  eingefallen,  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit,  166 
Früchte  =10  gr),  f einschalig. 

Jnnges  Blatik  bläulich-grün,  kahl,  aufrecht,  sehr  zeitig  schossend  und 
blühend,  Bestockung  stark,  4  Schösslinge,  Halme  90  cm  (Max.  105  cm) 
lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  21  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blatt- 
fläche 134.4  qcm,  Halmfläche  81  qcm,  Gresammtfläche  215.4  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  bereift,  6  cm  (Max.  8  cm)  lang,  mit  12  Aehr- 
ohen  und  50  fest  sitzenden  Früchten,  yon  denen  1 361 200  auf  1  hl 
(=  82  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  436  gr  und  davon  die  Früchte  171  gr. 

Von  der  Pariser  Weltausstellung  1878  erhalten. 

Heimat:  Süd-  und  Mittel-Italien. 


Unterart:   5.  Tritienm  Spelta  L.  Spelz. 

A.  Kolbenspelz. 

Varietät:  Tritienm  Spelta  albom  AI. 
Aehre  kahl,  weiss. 

Sorten: 
Weisser  Winter-Kolbenspelz.  ® 

Syn. :  Franz.:   £peautre  ordinaire  Manche   saus  harhes;   £peautre 
commune;  Orand  öpeautre;  Bli  de  Jerusalem. 
Nach    Morison:    Zea     spica    mutica    dicoccos   yel    major. 
(Moris.  Hist.  3  p.  204.  S.  8.  T.  6  fig.  1.  1699.) 

Aehre:  hlassgelh,  schmal,  sehr  locker,  schlafp,  sich  nach  der  Spitze 
verjüngend,  sehr  lang;  A ehrchen  0.7  cm  breit,  2-kömig.  —  Stroh:  rötiich- 
weiss,  derhwandig,  hohl,  lang.  —  Frucht:  hellbraun,  mehlig,  etwas  zu- 
gespitzt, gefurcht,  schmal,  lang  (7  mm  lang,  3  mm  breit),  ziemlich  fein- 
sohalig.     100  kg  Veesen  enthalten  75  kg  Kernen. 

Herbstblatt  blaugrün,  kraus,  schmal;  Frühjahrsvegetation  sp&t, 
Bestockung  sehr  stark,  6  Schösslinge,  sp&t  schossend,  mittelfrüh  blühend. 
Halmlänge  120  cm  (Max.  140  cm),  Halmdioke  0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 26  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blattoberfläche  208  qcm,  Halmfläche 
144  qcm,  Gesammtfläche  352  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  14  cm  (Max.  18  cm)  lang, 
mit  23  Veesen  und  45  Kernen,  von  denen  1  hl  (=  43  kg)  452  000  Veesen 
und  796  000  Kernen  enthält. 

Auf  1  qm  wachsen   900  Halme  oder  150  Pflanzen,   mithin  beträgt 


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Weizensorten.  437 

der  Baum  für  eine  Pflanze  66.7  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
flache  31.7  qm  nnd  das  Saatqaantnm  2.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  478  gr  und  davon  die  Veesen  287  gr. 

Diese  Sorte  lagert  nicht  leicht,  ist  winterfest  nnd  wird  vorzugsweise 
in  Württemberg,  am  Oberrhein,  in  der  Schweiz  nnd  zwar  vorzugsweise 
im  Canton  Bem^),  sowie  in  Söd-Frankreich  kultiviert.  In  einigen  Gegen- 
den dieser  Länder  tritt  diese  ergiebige,  ein  sehr  feines  Schwingmehl 
liefernde  Sorte  als  dominierende  Brotfrucht  auf  und  wird  auch  häufig,  so 
in  der  Eifel,  im  Gemenge  mit  Eoggen  (Mischelfmcht)  gebaut. 

Sie  verlangt  zu  ihrem  guten  Gedeihen  einen  milden  Lehmboden  in 
warmer  Lage.  • 

Weisser  Sommer-Eolbenspeli.  O 

Aehre:  weis«,  locker,  schmal,  lang;  Aehrchen  0.7  cm  breit,  2- kör- 
nig. —  Stroh:  rötlich-gelb,  dünnhalmig,  hohl,  mittellang.  —  Frucht:  hell- 
braun, glasig,  sehr  lang,  schmal  (9  mm  lang,  3  mm  breit),  feinschalig;  es 
enthalten  100  kg  Veesen  78.5  kg  Kernen. 

Junges  Blatt  und  Halme  blaugrün,  Blfttter  schmal,  kahl,  an  Basis 
schwach  gewimpert.  Scheiden  kahl;  Bestockung  stark,  4  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend,  zeitig  blühend.  Halmlänge  110  cm  (Max.  120  cm), 
Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  26.75  cm,  Blattbreite  0.74  cm, 
Blattoberfläche  158.4  qcm,  Halmfläche  108.9  qcm,  Gesammtfläche  267.3  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  ca.  10  Tage  später  als  Winterspelz,  nämlich 
in  120  Tagen,  also  zeitig  reifend,  13  cm  (Max.  16  cm)  lang,  mit  18  Veesen 
und  35  Kernen,  von  denen  1  hl  (=  47  kg)  362  500  Veesen  oder  752  000 
Kernen  enthält 

Es  wiegen  100  Halme  490  gr  und  davon  die  Veesen  250  gr. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme* oder  250  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  40  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
26.73  qm  und  das  Saatquantum  5  hl  Veesen  p.  ha. 

Auf  kalkreichen  Gebirgsböden  in  Schwaben,  Frankreich,  seltener  in 
der  Eifel  (Bheinprovinz)  gebaut. 

SeUesel-Dinkel.  ® 

Aehre:  blassgelb,  locker,  schmal,  lang;  Aehrchen  0.7  cm  breit, 
2-kömig.  — -  Stroh:  rötlich-gelb,  hohl,  geschmeidig,  fest,  mittellang.  — 
Frucht:  blassrot,  mehlig  oder  glasig,  sehr  lang,  schmal  (10  mm  lang, 
3V2  mm  breit),  etwas  eingefallen,  feinschalig.  100  kg  Veesen  enthalten 
73.26  kg  Kernen. 

Herbstblatt  blaugrün,  kahl,  breit,  aufrecht;  Frühjahrs  Vegetation 
mittelfrüh,  Bestockung  auffallend  stark,  9.0  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend, 
zeitig  blühend.  Halmlänge  110  cm  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.35  cm, 
Blattzahl  4,  Blattlänge  27.3  cm,  Blattbreite  0.98  cm,  Blattoberfläche  214  qcm, 
Halmfläche  1 1 5.5  qcm,  Gesammtfläche  329.5  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig  reifend,  etwa  7  Tage  früher  als  der 
weisse  Winter-Kolbenspelz,  10  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  16  Veesen  und 
30  Kernen  und  es  enthält  1  hl  (=  45.3  kg)  272  000  Veesen  und  498  000 
Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  100  Pflanzen,    mithin   beträgt 


1)  Seringe,  Monogr.  des  oMales  de  la  Snisse  pg.  121.  1818. 

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438  Beeonderer  Teil. 

der  Baum  für  eine  Pflanze  100  qom,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
32.9  qm  nnd  das  Saatqnantam  3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  475  gr  nnd  davon  die  Yeesen  280  gr. 

In  Hohenheim^)  stellte  sich  der  yierjfthrige  Barchschnittsertrag  auf 
1990  kg  Kernen  and  5501.5  kg  Stroh  p.  ha. 

In  Foppeisdorf  erwies  sich  diese  Sorte  als  nicht  winterfesti  so  erfror 
sie  1870/71  fast  vollständig,  lagerte  jedoch  nicht  and  litt  nur  wenig 
durch  Eost. 

Der  trockne,  warme  Boden  scheint  sich  am  besten  für  sie  zu  eignen, 
doch  ist  ihr  Anbau  im  Bückgange  begriffen. 
• 

Yoegeles-Dimkel.  ® 

« 

Aehre:  fast  weiss,  für  Spelz  ziemlich  dicht,  sich  verjüngend,  an  der 
Spitze  kurz  begrannt,  lang ;  Aehrchen  0.8  cm  breit,  2-kömig.  —  Stroh : 
graugelb  oder  rötlich-gelb,  fest,  blattreich,  lang.  —  Frucht:  rot,  mittel- 
lang, schmal  (7  mm  lang,  3  mm  breit),  sehr  f einschalig.  100  kg  Yeesen 
enthalten  76.5  kg  Kernen. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrs  Vegetation  spät,  Be- 
stockung  sehr  stark,  7  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  125  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 25.85  cm,  Blattbreite  0.92  cm,  Blattoberfläche  190.24  qcm,  Halm- 
fläche 138.75  qcm,  Gesammtfläche  828.99  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  mittelfrüh  reifend,  12  cm  (Max.  17  cm) 
lang,  mit  19  Yeesen  und  40  Kernen,  von  denen  1  hl  (=  48.3  kg)  483  000 
Yeesen  oder  893  550  Kernen  enthält. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  143  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  70  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
32.9  qm  und  das  Saatquantum  2.4  fil  p.  ha. 

Im  Jahre  1836  fand  A.  Münchenmaier  aus  Hengenberg  in  einem 
Weinberge  des  Neckarthaies  eine  einzelne  schöne  Binkelpflanze,  welche 
er  unter  dem  Namen  „Yoegeles-Dinkel"  weiter  kultivierte,  indem  er  an- 
nahm, nur  Yögel  könnten  den  Samen  in  den  Weinberg  gebracht  haben. 
Durch  seine  Ergiebigkeit  und  vorzügliche  Qualität  des  Mehles  hatte  er 
seit  1840  im  Neckarthaie  eine  sehr  weite  Yerbreitung  erlangt,  doch  ist 
seine  Kultur  in  neuerer  Zeit  nahezu  verschwunden. 

Dieser  Spelz  lagert  nur  ausnahmsweise,  befällt  jedoch,  wenn  auch 
nicht  hochgradig,  mit  Bost. 

Yarietät:  Triticum  Spelta  mfum  AI. 

Aehre  kahl,  rot. 

Sorten: 
Boter  Winter-Kolbenspeljs.  ® 

Franz.:  £peautre  sans  barbes  rousse  et  glabre;  £peautre  blond. 

Aehre:  rot,  sehr  locker,  sehr  lang,  schmal,  Spindel  ziemlich  zähe; 
Aehrchen  0.9  cm  breit,  2-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  hohl,  lang.  — 
Frucht:  hellbraun,  glasigj  lang,  schmal  (8  mm  lang,  3V2  ii^n^  breit),  fein- 


1)  Woohenbl.  f.  Land-  u.  Forstw.  Württemberg.    No.  11.  1876. 

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Weizenßorten.  439 

schalig.  100  gr  Veesen  enthalten  72.5  gr  Kernen;  185  Kernen  wiegen 
10  gr. 

Herbstblatt  blangrtin,  Bcbmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  sehr  spät, 
Bestocknng  sehr  stark,  5.6  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend. 
Halnilänge  125  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.42  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 29.15  cm,  Blattbreite  0.93  cm,  Blattoberfläche  216.88  qcm,  Halm- 
flache   157.5  qcm,  Gesammtfläche  374.38  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  einige  Tage  später  als  der  weisse  Winter- 
kolbenspelz reifend,  15  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  19  Yeesen  und  35 
Kernen.  Es  enthält  1  hl  (=  49  kg)  343  000  Yeesen  und  darin  583  100 
Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  850  Halme  oder  150  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  66.6  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
31.8  qm  und  das  Saatquantum  ca.  4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  465  gr  und  davon  die  Yeesen  232  gr. 

Kulturbedingung  und  ökonomischer  Wert  stimmen  mit  dem  beim 
weissen  Winterkolbenspelz  Gesagten  nahezu  überein. 

In  der  Schweiz  auf  niedrigen  Bergen  kultiviert,  z.  B.  am  Züricher 
See,  zeigt  er  sich  kräftiger  und  liefert  mehr  Mehl  als  der  weisse 
Kolbenspelz. 

Auf  feuchtem  Boden  in  den  Niederungen  soll  er  nach  Seringe 
leicht  degenerieren. 

Da  er  vollkommen  winterfest,  ertragreich  und  nur  auf  reichem 
Boden  lagert,  so  baut  man  ihn  vielfach  in  Süd-Deutschland  an. 

Roter  Sommer-Kolbenspeli.  O 

Aehre:  rosenrot,  locker,  leicht  zerbrechlich,  schmal,  lang;  Aehrchen 
0.7  cm  breit,  2-kömig.  —  Stroh:  gr^iugelb,  hohl,  dünnhalmig,  lang.  — 
Frucht:  hellbraun,  glasig,  schma},  lang  (8  mm  lang,  8  mm  breit),  schwer, 
feinschalig.     Es  enüialten  100  gr  Yeesen  74.75  gr  Kernen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  lang;  Bestockung  stark,  4  Schöss- 
linge, spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  120  cm  (Max.  145  cm), 
Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  24.75  cm,  Blattbreite  0.93  cm, 
Blattoberfläche  184.16  qcm,  Halmfläche  118.8  qcm,  Oesammtfläche 
302.96  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  12  cm  (Max.  16  om)  lang,  in  126  Tagen 
und  zwar  10  Tage  später  als  der  rote  Winterkolbenspelz  reifend,  mit 
18  Yeesen  und  35  Kernen.  Es  enthält  1  hl  (=  53.7  kg)  483  300  Yeesen 
und  966  600  Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  250  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  40  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläohe 
30.3  qm  und  das  Saatquantum  4  hl  p.  ha. 

Dieser  Spelz  lagert  nicht  leicht  und  widersteht  dem  Sost. 

Es  wiegen  100  Halme  468  gr  und  davon  die  Yeesen  221  gr. 

Yarietät:  Triticum  Spelta  Alefeldii  Koke. 
Aehre  sammetig,  graublau. 

Sorte: 

Blauer  Wiater-Kolbenspek.  ® 

Ital.:  Orano  rosso. 

Aehre:   graublau,    sammetig,    locker,   Sdpinel    leicht    zerbrechlich. 


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440  Besonderer  TeiL 

sclimal,  lang ;  Aehrchen  0.8  cm  breit,  2-kömig.  —  Stroh :  gelbgran  oder 
gelb,  hohl,  sehr  lang,  fest.  —  Fracht:  hellbrann,  glasig,  lang,  schmal 
(8  mm  lang,  BVs  mm  breit),  feinschalig;  100  gr  Yeesen  enthalten  74  gr 
Kernen. 

Herbstblatt  blangrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät,  Be- 
stooknng  stark,  5  Sohösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 135  cm  (Max.  145  cm),  Halmdicke  0.35  cm,  Blattzahl  3.7,  Blatt- 
länge 24.25  cm,  Blattbreite  0.84  cm,  Blattoberfläche  150.74  qcm,  Halm- 
fläche 141.75  qcm,  Gesammtfläche  292.49  qcm. 

Junge  Aehre  gelblich-grün,  ziemlich  zeitig  reifend,  mit  16  Veesen 
und  30  Kernen,  10  cm  (Max.  15  cm)  lang.  £s  enthält  1  hl  (=  46  kg) 
845  000  Veesen  und  darin  667  000  Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  180  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  55.5  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 26.3  qm  und  das  Saatquantum  4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  295  gr  und  davon  die  Yeesen  168  gr. 

Dieser  Spelz  lagert  nicht  leicht  und  befällt  wenig  mit  Rost,  doch 
ist  er  nicht  ganz  winterfest  und  auch  sein  ökonomischer  Wert  soll  hinter 
dem  des  roten  und  weissen  Spelzes  zurückstehen,  indem  der  Mehlertrag 
geringer  ist. 

Wird  vielfach  in  Italien  kultiviert. 


B.  Grannen8pelz. 

Varietät:  Triticum  Spelta  Arduinii  AI. 
Aehre  kahl,  weiss. 

Sorten: 

Weisser  Winter-Orannenspelz.  0 

Franz.:  £peautre  ordinaire  blanche  barbue. 

Ital.:  Farro  bianco  a  spigarada. 

Aehre:  fast  weiss,  locker,  sich  nach  der  Spitze  verjüngend,  schlaff, 
lang;  Aehrchen  oval,  platt,  0.9  cm  breit,  2-,  zuweilen  3-kömig,  2-grannig; 
Grannen  hell,  rauh,  zugespitzt,  gespreizt.  —  Stroh:  gelb,  hohl,  dünnhal- 
mig,  fest,  ziemlich  lang.  —  Frucht:  hellbraun,  glasig,  nach  Metzger^) 
mehr  mehlig  als  glasig,  sehr  lang,  schmal  (10  mm  lang,  4  mm  breit, 
1 87  Kernen  ==  10  gr),  feipschalig.  Es  enthalten  100  gr  Veesen  77  gr 
Kernen. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät, 
Halmblätter  kahl,  Bestockung  sehr  stark,  5.6  Schösslinge,  mittelfrüh 
schossend,  zeitig  blühend.  Halmlänge  115  cm  (Max.  135  cm),  Halmdicke 
0.33  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  24  cm,  Blattbreite  0.86  cm,  Blattober- 
fläche 165.12  qcm,  Halmfläche  113.85  qcm,  Gesammtfläche  278.97  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-griin,  zeitig  reifend,  11  cm  (Max.  15  cm)  lang, 
mit  20  Veesen  und  40  Kernen.  Es  enthält  1  hl  (=  49  kg)  465  600 
Veesen  und  darin  684  285  Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  1100  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 


1)  Metzger,  Gerealien  pg.  26. 

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Weizensorten.  441 

der  Baum  für  eine  Pflanze  50  qom,  die  Blattoberfläclie  p.  qm  Bodenfl&che 
30.7  qm  nnd  das  Saatquantnm  4.4  hl  p.  ha. 

Dieser  Spelz  ist  vollkommen  winterfest  nnd  lagert  nicht  leicht. 

Er  wird  in  Süd -Deutschland,  Frankreich,  der  Schweiz,  Italien 
nnd  Spanien  gebant,  wenn  anch  nicht  in  dem  gleichen  Umfange,  wie  der 
weisse  Kolbenspelz,  da  er  geringere  Erträge  bringt. 

Wagini^  hält  ihn  für  die  Stammform  des  Spelzes.  Andrie 
Micha nx  fand  einen  wildwachsenden  Spelz  in  der  Gegend  von  Hamadan 
in  Persien  nnd  Metzger  glanbt^  dass  dies  der  weisse  Wintergrannenspelz 
gewesen  sei. 

Weisser  Sommer-Orannenspelz.  O 

Aehre:  blassgelb,  locker,  Spindel  sehr  leicht  brechend,  schi^^al,  lang; 
Aehrchen  0.8  cm  breit,  2-kömig,  2-grannig;  Ghrannen  hell,  7 — 8  cm 
lang.  —  Stroh:  blassgelb,  hohl,  mittellang.  —  Frucht:  hellrot,  glasig, 
schmal,  lang  (8  mm  lang,  3  mm  breit),  f einschalig.  Es  enthalten  100  gr 
Veesen  76.5  gr  Kernen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  Bestockung  ziemlich  stark,  3.3  Schöss- 
linge.  Htdmlänge  100  cm  (Max.  117  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  3, 
Blattlänge  27  cm,  Blattbreite  1  cm,  Blattoberfläche  162  qcm,  Halmfläche 
111  qcm,  Gesammtfl&che  273  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  12  Tage  später  als  der  Wintergrannenspelz 
und  zwar  in  120  Tagen  reifend,  12  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  18  Yeesen 
und  35  Kernen. 

Es  enthält  1  hl  (=  47.4  kg)  308  000  Veesen  und  darin  616  000 
Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  1100  Halme  oder  333  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  30  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30  qm  und  das  Saatquantum  8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  308  gr  und  davon  die  Veesen  167  gr. 

Diese  Spelzsorte  lagert  nicht  leicht  und  widersteht  dem  Bost. 

Sie  hat  den  Verbreitungsbezirk  mit  dem  weissen  Wintergrannenspelz 
gemein. 

Varietät:  Triticom  Spelta  ynlpinum  AI. 
Aehre  kahl,  rot. 

Sorte: 
Boter  kahler  Wintergrannen-  oder  Fnchsspelz.  0 

Franz.:  £peautre  rouge  barbu. 

Aehre:  blassrot,  locker,  schmal,  lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit, 
2-kömig,  untere  Aehrchen  oft  hoch  hinauf  verkümmert;  Grannen  blassrot, 
7 — 8  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  hohl,  dünnwandig,  weich,  lang.  — 
Frucht:  blassrot,  lang,  schmal  (8  mm  lang,  3V2  iQ™  breit),  feinscbalig. 
Es  enthalten  100  kg  Veesen  79.92  kg  Kernen  und  20.08  kg  Spelzen. 

Herbstblatt  blaugrün,  lang,  schmal;  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh, 
Bestockung  sehr  stark,  5.3  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend; 
HalmblAtter  kahl.    Halmlänge  130  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  Ö.34  cm. 


1)  Metzger»  Cerealien  pg.  27. 

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442  Besonderer  Teil. 

BlattzaU  3,  Blattlänge  20.2  cm,  Blattbreite  0.85  cm,  Blattoberfläche 
103.02  qcm,  Halmfläche  132.6  qcm,  Gesammtfläche  235.62  qcm. 

Junge  Aebre  gelblioli-griin,  etwas  spät  reifend,  12  cm  (Max.  17  cm) 
lang,  mit  21  Veesen  und  40  Kernen.  Es  enthält  1  hl  (=  49.6  kg)  347  000 
Veesen  und  743  000  Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  1100  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
26  qm  und  das  Saatquantum  4  hl  p.  ha.  Es  wiegen  100  Halme  490  gr 
und  davon  die  Veesen  260  gr. 

Dieser  Grannenspelz  ist  yollkommen  winterfest,  lagert  jedoch  leicht 
auf  reichem  Boden  und  leidet  st^urk  durch  Eost. 

Im  Ertrag  steht  er  den  meisten  Kolbenspelzen  nach,  doch  scheint 
er  sich  für  leichten  Boden  und  rauhe  Lagen  vertrefflich  zu  eignen. 

Dankelroter  Winter-Oranneiispelz.  ® 

Aehre:  rotbraun,  schmal,  locker,  lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit, 
2-kömig ;  Grannen  rot,  7 — 8  cm  lang.  —  Stroh :  gelb,  hohl,  mittellang.  — 
Frucht :  hellbraun,  glasig,  schmal,  sehr  lang  (9  mm  lang,  3^2  t^t^  breit), 
feinschalig.     100  gr  Yeesen  enthalten  63.5  gr  Kernen. 

Herbstblatt  gelbgrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
Bestockung  mittelstark,  3.8  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  110  cm  (Max.  120  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  4.4, 
Blattlänge  28.5  cm,  Blattbreite  1.1  cm,  Blattoberfläche  275.88  qcm,  Halm- 
fläche 122.10  qcm,  Gesammtfläche  397.98  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  etwas  spät  reifend,  12  cm  (Max.  16  cm)  lang, 
mit  18  Veesen  und  35  Kernen.  Es  enthält  1  hl  (=  47  gr)  470  000  Veesen 
und  darin  893.000  Kernen. 

Es  wachsen  auf  1  qm  800  Halme  oder  210  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  48  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
31.8  qm  und  das  Saatquantum  3.5  hl  p.  ha. 

Dieser  Spelz  lagert  selten,  befällt  wenig  mit  Eost  und  ist  winterfest. 


Varietät:  Triticum  Spelta  alboyelutinnm  Ecke. 
Aehre  sammetig,  weiss. 

Sorte: 
Weisser  sammetlger  Wintergrraiineiispelz.  ® 

Franz.:  fipeautre  barbu,  blanc  et  velouti. 

Aehre:  fast  weiss,  oft  schwach  hellblau,  sammetig,  locker,  sehr  lang, 
schmal,  Spindel  ziemlich  zähe;  Aehrchen  0.8  cm  breit,  2-kömig;  Grannen 
hell,  kurz,  7 — 8  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  hohl,  doch  derbwandig, 
fest,  sehr  lang.  —  Frucht:  rot,  mehlig,  lang,  schmal  (8  mm  lang,  3  mm 
breit),  feinschalig.     100  kg  enthalten  76.66  kg  Kernen. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  ziemlich  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
ziemlich  zeitig,  Bestockung  mittelstark,  3.4  Schösslinge,  Blätter  am  Halm 
ziemlichi  breit,  oberseits  sehr  schwach  behaart,  unterseits  kahl,  mittelfrüh 
schossend  und  blühend.  Halmlänge  140  cm  (Max.  150  cm),  Halmdioke 
0.4  cm,  Blattzahl  3,  Blattlänge  26.97  cm,  Blattbreite  1.12  cm,  Blattober- 
fläche 174.54  qcm,  Halmfläche  168  qcm,  Gresammtfläche  342.54  ^cnf. 


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Weizensorten/  443 

Junge  Aehre  blaagrün,  mitteUrflh  reifend,  15  cm  (Max.  20  om) 
lang,  mit  21  Veesen  nnd  40  Kernen.  Es  enthält  1  hl  (=  42.7  kg)  854  000 
Veesen  und  637  000  Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  850  Halme  oder  250  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  40  qcm,  die  Blattoberfl&che  p.  qm  Bodenfläche 
29.1  qm  und  das  Saatquantum  6  hl  p.  ha. 

Diese  Sorte  lagert  nicht  leicht  und  leidet  wenig  durch  Best 


Varietät:  Triticam  Spelta  rubrovelutinum  Koke. 
Aehre  sammetig,  rot 

Sorten: 
Bötlieher^  Mmmetiger  Winter-Orameiigpeli.  ® 

Aehre:  blassrot  mit  bläulichem  Anflug,  sammetig,  für  Spelz  ziem- 
lich dicht,  Spindel  ziemlich  zähe,  schmal,  lang ;  Aehrchen  0.8  cm  breit, 
2-kömig;  Grannen  blassrot,  zähe,  7 — 8  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb, 
hohl,  kräftig,  mittellang.  —  Frucht:  hellbraun,  glasig,  lang,  schmal 
(8  mm  lang,  3  mm  breit),  feinschalig.  100  gr  Veesen  enthalten  76.66  gr 
Kernen. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus,  Frflhjahrsyegetation  zeitig, 
Halmblätter  beiderseits  schwach  behaart,  Bestockung  mittelstark,  4.1 
Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlftnge  115  cm  (Max. 
130  cm),  Halmdioke  0.4  cm,  Blattzalil  4,  Blattl&nge  24.6  cm,  Blattbreite 
0.92  cm,  Blattoberfläche  181.04  qcm,  Halmfläche  138  qcm,  Gesammtfläche 
319.04  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün ^  zeitig  reifend,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang, 
mit  24  Veesen  und  45  Kernen.  Es  enthält  1hl  (=  49  kg)  456  000  Vee- 
sen und  766000  Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  850  Halme  oder  207  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  48.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
27  qm,  und  das  Saatquantum  4  hl  p.  ha. 

Dieser  Spelz  ist  winterfest,  ertragreich  und  lagert  nicht  leicht. 

Bötlleher,  sammetlger  Sommer-Graiineiispelz.  0 

Sjn.:  Triticum  pretiosum  Jessen,  h.  Dresden  1872. 

Aehre :  blassrot,  kurz  behaart,  sehr  lang,  sich  nach  der  Spitze  ver- 
jüngend, Spindel  nicht  leicht  zerbrechlich,  locker;  Aehrchen  1  cm  breit, 
häufig  3-kömig  und  3-grannig;  Grannen  blassrot,  gespreizt,  bis  9  cm 
lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  kräftig,  fest,  mittellang.  —  Frucht: 
hellrot,  glasig,  sehr  lang  (9  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig.  100  gr 
Veesen  enthalten  75  gr  Kernen. 

Halme  dunkelgrün,  3.0  Schösslinge,  Halmlänge  115  cm  (Max. 
130  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  31  cm,  Blattbreite 
0.98  cm,  Blattoberfläche  243.04  qcm,  Halmfläche  138  qcm,  Gesammtfläche 
381.04  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  in  130  Tagen,  14  cm  (Max.  18  cm)  lang,  mit 
20  Veesen  oder  50  Kernen.  Es  enthält  1  hl  (=  46.7  kg)  257  000  Veesen 
und  631 000  Kernen. 

Es  wachsen    auf  1  qcm  900  Halme  oder  300  Pflanzen,    mithin  be- 


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444  Besonderer  TeiL 

trägt    der   Batun   ffir   eine  Pflanze  33.3  qcm,   die  Blattoberfläcbe  p.  qm 
Bodenfläche  34.8  qm  nnd  das  Saatqnantam  7  lil  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  468  gr  und  davon  die  Yeesen  244  gr. 

Dieser  Spelz  lagert  nicht  leicht. 

Soter^  sammetlger  Winter-Grannenspelz.  ® 

Aehre:  bläalioh-rot ,  schwach  sammetig,  locker,  lang;  Aehrchen 
0.9  cm  breit,  2-kömig.  —  Stroh:  goldgelb,  fest,  lang.  —  Frucht:  blass- 
rot, glasig,  gross  nnd  lang  (8  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig.  Es  ent- 
halten 100  gr  Veesen  76.5  gr  Kernen. 

Herbstblatt  blangrün,  schmal,  aufrecht;  FrQhjahrsvegetation  zeitig, 
Bestockung  mittelstark,  3.5  Schösslinge,  zeitig^ sohossend  und  blühend. 
Halmlänge  120  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.43  cm,  Blattzahl  3,  Blatt- 
länge 28  cm,  Blattbreite  1.08  cm,  Blattoberfläche  181.44  qcm,  Halmfläche 
154.8  qcm,  Gesammtfläche  336.24  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  12  cm  (Max.  15  cm)  lang,  zeitig  reifend,  mit 
19  Yeesen  und  36  Kernen.  Es  enthält  1hl  (=49.5  kg)  347  000  Yeesen 
und  darin  719000  Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  230  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  43.5  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
26.9  qm,  und  das  Saatquantum  4.8  hl  p.  ha. 

Diese  Sorte  lagert  nicht  leicht,  ist  winterfest,  widersteht  dem  Eost 
YortreMich,  und  die  Aehrenspindeln  brechet  bei  Wind  nicht  leicht  ab. 
Im  Frühjahr  kultiviert,  erwies  sie  sich  als  echte  Winterfrucht. 

Yarietät:  Triticnm  Spelta  coeruleum  AI. 
Aehre  sammetig,  blau. 

Sorte: 
Blauer  sammetlger  Orannenspelz.  O  i>*  0 

Syn.:  Schwarzer  Grannenspelz,  Metzger^),  Triticum  pruinosum  h* 
Dresden,  1872. 

Franz.:  £peautre  noire  barbue,  ou  Epeautre  barbue  bleue  et 
veloutie. 
Aehre :  blausohwarz,  dunkel  bereift,  schwach-sammetig,  sich  nach  der 
Spitze  verjüngend,  locker,  Spindel  ziemlich  zähe,  dünn,  sehr  lang;  Aehr- 
chen 0,9  cm  breit,  meist  3-kömig  und  3-grannig;  Grannen  graulich,  leicht 
zerbrechlich,  bis  8  cm  lang.  —  Stroh:  blassgelb,  kräfdff,  fest,  mittellang. 
—  Frucht:  hellrot,  glasig,  etwas  eingefallen,  gross  (9  mm  lang,  4  mm 
breit),  feinschalig.  100  gr.  Yeesen  des  Sommerspelzes  enthalten  74  gr 
Kernen. 

Herbstblatt  blaugrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zeitig, 
Bestockung  schwach,  3.4  Schösslinge,  beim  Sommerspelz  3  Schösslinge. 
Sommer-  und  Winterfrucht  zeigten  folgenden  Habitus: 


1)  Cerealien  pg.  28,  1824. 


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Weizensorten. 


445 


Winterfrucht 

Sommerfrucht 

Halmlange 

110  cm  (Max.  126  cm) 

130  cm  (Max.  145  cm) 

Hahndicke 

0.43  cm 

0.38  cm 

Blattzahl 

4 

8.7 

Blattlange 

29.5  cm 

26.3  cm 

Blattbreite 

0.99  cm 

0.91  cm 

Blattoberfläche 

233.68  qcm 

177.08  qcm 

Halmfläche 

141.9  qcm 

148.20  qcm 

Gesammtfläche 

875.68  qcm 

825.28  qcm 

Aehrenlänge 

15  cm  (Max.  18  cm) 

11cm  (Max.  16  cm 

in 

einer  Aehre 

23 

— 

Anzahl  der  Eernei 

i 

50 

— 

Hektolitergewicht 

der 

Veesen 

47  kg 

— 

Anzahl  der  Veesen 

in  1hl 

829  000 

— 

„        „  Kernen 

in  1hl 

611000 

Dieser  Spelz  blühte  als  Sommerfmcht  von  allen  Spelzen  am  zei- 
tigsten. Die  junge  Aehre  ist  blangrün  und  reifte  zeitig,  nämlich  in  125 
Tagen. 

Es  wachsen  600  Halme  oder  267  Pflanzen  auf  1  qm,  mithin  beträgt 
der  Ranm  für  eine  Pflanze  38  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30  qm  und  das  Saatqnantam  6.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  Sommerspelz  600  gr  nnd  davon  die  Veesen 
282  gr. 


Unterart:   6.  Triticnm  dicoccnm  Sehr.     Emmer. 

A.  Aehren  einfach. 

Varietät:  Triticnm  dicoccnm  farmm  Bayle. 
Aehre  kahl,  weiss. 

Sorten: 

Weisser  Emmer.  ®  n.  Q 

Franz.:  Amidonnier  blanc,    ^peantre    de   Mars,   Epeantre  dn  Cap 

d'hiver,  Amidonnier  de  Tartarie. 
Aehre:  gelblich- weiss,  regelmässig,  platt,  ziemlich  dicht,  lang;  Aehr- 
chen  0.8  cm  breit,  2-kömig,  2-grannig ;    Spindel  sehr  leicht  zerbrechlich ; 


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446 


Besonderer  Teil. 


Grannen  fast  weiss,  leicht  abbrechend,  bis  8  cm  lang.  —  Stroh:  fast  weiss, 
sehr  schön,  derb  wandig,  fest  —  Fracht:  rot,  glasig,  dreikantig,  länglich, 
klein  (7  mm  lang,  3  mm  breit,  290  Früchte  =  10  gr),  feinschalig.  £s 
enthalten  100  gr  Veesen  74  gr  Kernen. 

Herbstblatt  blangrün,  stark  sammetig,  schmal^  aufrecht,  Frühjahrs- 
entwickelang  zeitig,  ebenso  zeitig  sohossend,  blühend  und  reifend. 

Die  Wachstumsyerhältnisse  der  Sommer-  und  Wintersaat  gestalteten 
sich  wie  folgt: 


Winters 


Sommersaat 


Halmlänge 

Halmdicke 

Blattsahl 

Blattlän^ 

Blattbreite 

Blattoberfläohe 

Halmfläche 

Gesammtfläche 

Aehrenlänge 

Anzahl  der  Veesen  in  einer  Aehre 

Anzahl  der  Halme  pro  qm 
„        „    Pflanzen  „     „ 
„        „    Schösslinge  pro  Pflanze 

Baum  pro  Pflanze 

1  hl  ä  42  kg  == 
Saatquantum  pro  ha 


110 


10 


t. 


cm  (Max.  180  cm) 
0.44  cm 

8.8 
25.4  cm 
1.02  cm 

161.01  qcm 

146.2  qcm 
316.21  qcm 

cm  (Max.  18  cm) 

24  Veesen  und 

45  Kernen 

850 

274 

8.1 

oßJo  qcm 

650000  Vesen, 

118  000  Kernen 

8.7  hl 


125 


10 


cm  (Max.  145  cm) 
0.88  cm 

4 

25.5  cm 

1.05  cm 

214.2  qcm 

142.5  qcm 

856.7  qcm 

r  cm  (Max.  12  cm) 

24  Veesen  und 

45  Kernen 

850 

815 

2.7 

81.1  qcm 


4hl 


Es  wiegen  100  Halme  der  Sommerfrucht  600  gr  und  davon  die 
Veesen  321  gr. 

Dieser  Emmer  lagert  nicht  leicht,  ist  jedoch  weichlich,  so  winterte 
derselbe  1870/71  vollständig  aus.  Er  eignet  sich  für  leichtes,  bergiges 
Land  und  wird  viel  in  Baden  und  im  Elsass  gebaut. 

BeisdinkeL  O  Q.  ®  ** 

Identisch:  Epeautre  double,  ^peautre  commune. 

Aehre:  fast  weiss,  ziemlich  dicht,  Spindel  sehr  leicht  zerbrechlich, 
schmal,  lang;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  2-kömig,  2-grannig,  Klappenkiel  in 
einen  gebogenen  Zahn  ausgehend ;  Grannen  fast  weiss,  in  Vollreife  leicht 
abbrechend,  bis  10  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  kräftig,  hohl, 
derbwandig,  fest,  mittellang. —  Frucht:  rot,  glasig,  dreikantig,  sehr  lang, 
schmal,  1 0  mm  lang,  3  mm  breit,  feinschalig.  100  gr  Veesen  enthalten 
77.5  gr  Kernen. 

Herbstblatt  gelbgrün,  lang,  breit,  kräftig.  Bestockung  schwach, 
2.7  Schösslinge,  Halmblätter  sammetig;  spät  sohossend,  bltthend  und 
reifend. 


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Weizensorton. 


447 


Sommersaat 

Wintersaat 

Halmlänge 

110  cm  (Max.  120  cm) 

120  cm  (Max.  145  cm) 

Halmdioke 

0.47  cm 

0.38  cm 

Blattzahl 

4 

4.3 

Blattlänge 

29.5 

24.8  cm 

Blattbreite 

1.06  cm 

1.07  cm 

Blattoberflaohe 

247.84  qcm 

265.86  qcm 

Halmfläche 

156.10  qcm 

136.80  qcm 

Gesammtfläche 

402.94  qcm        J         402.16  qcm 
10  cm  (Max.  12  cm) 

Aehrenlänge 

Anzahl  der  Veesen  in  einer  Aehre 

20  Veesen,  40  Kernen 

Anzahl  der  Hahne  pro  qm 

800 

%        „    Pflanzen  pro  qm 

800 

Raum  pro  Pflanze 

83.3  qcm 

1  hl  2k  47.3  kg  enthält: 

691  250  Veesen,  1 135  200  Kernen 

Saatqnantnm  pro  ha 
100  Halme  wiegen 

4  hl 

540  gr 

Davon  die  Veesen 

270  gr 

Dieser  vorzügliche,  kräftige,  ertragreiche  Emmer  erfordert  eine  zei- 
tige Aussaat,  liefert  ein  feines,  weisses  Mehl,  lagert  nicht  und  wider- 
steht dem  Rost  vorzüglich. 

Die  Erträge  sollen  sich  in  Schwaben  auf  39 — 45  hl  p.  ha  belaufen. 
Metzger  erntete  1823  nicht  weniger  als  44.2  hl  «Kernen  und  4380  kg 
Stroh  und  Spreu  p.  ha. 

Sein  Anbau  ist  vorzugsweise  in  Württemberg,  der  Schweiz,  Frank- 
reich, Italien  und  Oesterreich  verbreitet 

Die  beiden  Sorten  „tpeautre  double  et  commune'*  erhielt  L.  Witt- 
in aok  aus  Aegypten,  und  sandte  dieselben  1876  nach  Poppeisdorf,  wo 
sich  ihre  Identität  mit  dem  Reisdinkel  ergab. 

Milde  kalkreiohe  Lehmböden  und  warme  Lagen  sind  für  seinen  An- 
bau am  besten  geeignet. 

Breitähriger  Beisdinkel.  Q 

Franz.:  Bli  plat  blanc,  B16  de  la  Providenoe. 

Aehre:  fast  weiss,  dicht,  breit  und  platt,  gross;  Aehrchen  1.3  cm 
breit,  2-  zuweilen  3-k5mig,  2-grannig ;  Spindel  leicht  zerbrechlich,  in  den 
Yeesen  sitzen  viele  Früchte  sehr  lose;  Grannen  fast  weiss,  in  Vollreife 
leicht  abbrechend,  bis  11  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mit  markigem 
Innenrande,  fest,  mittellang.  —  Frucht:  rot,  glasig,  dreikantig,  lang,  schmul 
(10  mm  lang,  3V2  ^^^  breit),  feinschalig.  Es  enthalten  100  gr  78.35  gr 
Kernen. 

Halme  blaugrün,  Blätter  beiderseits  stark  sammetig;  Bestockung 
mittelstark,  3  Schösslinge,  sehr  spl^t  schossend  und  blühend. 

Halmlftnge  100  cm  (Max.  130  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  4, 
Blattlänge  24.5  cm,  Blattbreite  0.98  cm,  Blattoberfläche  192.08  qcm,  Halm- 
fläche 111  qcm,  Oesammtfläche  303.08  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  sehr  spät,  in  135  Tagen,  am  spätesten  yon 
allen  Dinkeln  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  20  Yeesen  und  40 
Kernen.    Es  enthält  1  hl  (=  50.3  kg)  377  250  Veesen,  880  250  Kernen. 

Es  wachsen   auf  1  qm  1000  Hidme  oder  333  Pflanzen,    mithin  be- 


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448  Besonderer  Teil 

trägt  der  Banm  für  eine  Pflanze  30  qcm,  die  Blattoberfläcbe  p.  qm  Bo* 
denfläche  30.3  qm  und  das  Saatquantum  5.6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  789  gr  und  davon  die  Veesen  390  gr. 

Dieser  Emmer  lagert  nicht  leicht,  ist  rostfrei  und  ertragreich,  doch 
stellt  er  höhere  Ansprüche  an  Boden  und  Klima,  als  der  gewöhnliche 
SeisdinkeL 

Weisser  Emmer  (Empnic)  aas  Serbien.  O 

Aehre:  blassgelb,  dünn,  schmal;  Aehrchen  0.6  cm  breit,  2-kömig, 
Hittelzahn  der  Klappen  ganz  kurz,  stumpflich,  also  anders  als  bei  Trit. 
die.  farrum,  die  obere  Klappe  des  Endährchens  zweispitzig;  Aehrchen- 
Spindel  kahl,  an  der  Basis  der  Klappen  und  zwischen  ihnen  nur  we- 
nige kurze  Härchen;  Grannen  hell,  bis  12  cm  lang,  aufrecht;  Grannen 
und  Spindel  leicht  zerbrechlich.  —  Stroh:  gelb,  feinhalmig,  Innenrand 
markig,  kaum  mittellang.  —  Frucht:  hellrot,  glasig,  l&nglich  (8  mm 
lang,  3  mm  breit),  Veesen  13  mm  lang,  6^2  nim  breit,  enthalten  78  ^j^ 
Kernen. 

Junges  Blatt  blaugrün,  stark  sammetig,  mit  einzelnen  etwas  länge- 
ren Haaren;  2.2  Schösslinge,  mittelfrüh  sohossend  und  blühend.  Halme 
95  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  3.9,  BläUer  19.5  cm 
lang,  0.6  cm  breit,  Blattfläche  91.26  qcm,  Halmfläche  85.5  qcm,  Gbsammt- 
fläche  176.76  qcm. 

Aehre  reift;  in  123  Tagen,  6.5  cm  (Max.  7.5  cm)  lang,  mit  15  Yee- 
sen  und  29  Früchten.  Von  den  Veesen  wiegt  1  hl  ==  52.5  kg  und  ent- 
hält 732  000  Veesen  oder  1415  000  Früchte. 

Es  wiegen  100  Halme  190  gr  und  davon  die  Früchte  111  gr. 

Durch  Professor  Pantschitsch  aus  Belgrad  1880  erhalten. 


Varietät:  Triticum  dicoccum  tricoccum  Schttbl. 
Aehre  kahl,  weiss;  Aehrchen  häufig  3-körnig. 

Sorte: 

Aegyptischer  Emmer.  ®— © 

Syn.:  Triticum  tricoccum  Schübler,  Eussischer  Spelz. 
Franz.:  B16  amidonnier  k  courtes  barbes. 

Aehre:  blassgelb,  matt  glänzend,  kahl,  schlaff,  platt,  sehr  dicht, 
lang;  Spindel  leicht  zerbrechlich;  Aehrchen  1  cm  breit,  2-  und  3-kömig. 
kurz  begrannt;  Grannen  bis  4  cm  lang.  —  Stroh:  hellgelb,  hohl,  derb- 
wandig,  lang.  —  Frucht:  rötlich-gelb,  mehlig,  viele  rötlich  und  glasig, 
3-kantig,  etwas  eingefallen,  gross  (9  mm  lang,  4  mm  breit,  149  Früchte 
=  10  gr),  etwas  grobschalig.  Es  enthalten  100  gr  Veesen  74  gr 
Kernen. 

Herbstblatt  gelbgrün,  breit,  aufrecht.  Frühjahrsvegetation  sehr  zeitig, 
so  dass  er  wie  eine  Sommerfrucht  erschien,  doch  im  Frühjahr  gesäet,  er- 
wies er  sich  als  echte  Winterfrucht;  Bestockung  mittelstark,  4.3  Schöss- 
linge; Halme  und  Halmblätter  gelbgrün,  letztere  beiderseits  stark  sammetig. 
Halmlänge  125  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.47  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 26  cm,  Blattbreite  1.16  cm,  BlaUoberfläche  241.28  qcm,  Halmfläche 
176.25  qcm,  Gesammtfläche  417.53  qcm. 


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Weizensorten«  449 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  mitielfrttli  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm) 
lang,  mit  28  Yeesen  und  50  Kernen.  Es  enthält  1  hl  (=  45,5  kg)  273  000 
Veesen,  499  590  Kernen. 

Es  wiegen  100  Halme  662  gr  nnd  davon  die  Yeesen  301  gr. 

Dieser  Emmer  lagerte  nicht,  blieb  fast  rostfrei,  ist  jedoch  für 
Pentschland  zu  empfindlich,  so  dass  er  hier  als  nicht  winterfest  anzu* 
sehen  ist     Er  soll  schon  bei  10 — 12^  C.  auswintern. 

Er  wird  in  Aegypten,  Italien  und  im  südlichen  Frankreich  kulti- 
viert, verlangt  einen  kräftigen  Boden  und  zeitige  Aussaat  im  Herbst. 

Varietät:  Triticum  dicoccum  pyenura  AI. 
Aehre  kahl,  rötlich,  dicht. 

Sorten: 
0  Dichter,  rdtlieher  Emmer.  O 

Franz.:  B16  amidonnier  roux  compacte. 

Aehre:  rostrot,  platt,  sehr  dicht,  kurz,  Spindel  sehr  leicht  zerbrech- 
lich; Aehrchen  1.4  cm  breit,  2-körnig,  2-grannig,  sehr  abgestutzt,  Klappen 
völlig  kahl  und  auch  nicht  am  unteren  Rande  weichhaarig;  GrraDnen  röt- 
lich, bis  11  cm  lang,  leicht  abbrechend.  —  Stroh:  gelb,  hohl,  derb  wandig, 
fest,  kurz.  —  Frucht:  rot,  glasig,  dreikantig,  lang,  schmal  (8  mm  lang, 
3  mm  breit),  feinschalig.     Es  enthalten  100  gr  Yeesen  76.1  gr  Kernen. 

Halme  blaugrün,  Blätter  beiderseits  sammetig,  Bestockung  mittel- 
stark, 3  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  90  cm 
(Max.  115  cm),  Halmdicke  0,37  cm,  Blattzahl  5,  Blattlänge  28.75  cm, 
Blattbreite  1.09  cm,  Blattoberfläche  313.4  qcm,  Halmfläche  99,9  qcm,  Ge- 
sammtfläche  413.3  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  zeitig,  in  120  Tagen  reifend,  7.5  cm 
(Hax.  9  cm)  lang,  mit  25  Yeesen  und  48  Kernen.  Es  enthält  1  hl 
(=  42.3  kg)  465  300  Yeesen,  und  darin  803  700  Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  267  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  38  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
32.8  qm  und  das  Saatquantum  5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  450  gr  und  davon  die  Yeesen  183  gr. 

Diese  Sorte,  welche  im  Allgemeinen  wenig  kultiviert  wird,  lagert 
nicht  leicht,  leidet  jedoch  etwas  durch  Eost. 

Breiter  roter  8ommer-Emmer.  0 

Syn. :  Triticum  Cienfaegos  Lagasca,  gen.  et  sp.  pl.  (1816),  p.  6,  No.  83. 
Franzt:  Ble  plat  roux;  Amidonnier  d'Heidelberg. 

Aehre :  blassrot  mit  bläulichem  Anflug,  platt,  in  der  Mitte  am  brei- 
testen, dicht^  bis  6  cm  lang,  Spindel  sehr  leicht  zerbrechlich;  Aehrchen 
2  cm  breit,  Klappen  2-zähnig,  2-kömig,  2-grannig;  Grannen  rötlich-gelb, 
bis  10  cm  lang,  leicht  abbrechend.  —  Stroh :  rötiich-gelb,  ziemlich  blatt- 
reich, 95  cm  lang,  Blätter  beiderseits  sammetig;  Halm  der  meisten  Sommer- 
Emmer  hohl,  doch  hier  meist,  wenigstens  im  obersten  Gliede  markig.  — 
Frucht:  rotbraun,  glasig  (10  mm  lang,  3  mm  breit);  Yeesen  blassrot, 
Spelzen  umschliessen  Kömer  nicht  fest,  viele  nackt;  1  hl  Yeesen  wiegt 
50  kg  und  enthält  450  000  Yeesen  und  900000  Kernen;  die  Menge  der 
Spelzen  beträgt  21.25  Proc.  vom  Gewicht  der  Yeesen. 

Xotrnloktu.  Wtrntr,  Haadb.  d.  Q«treidebaii'i  IL  29 


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450  Besonderer  Teil. 

Junge  Aehre  blaogrün,  in  120  Tagen  reifend,  mit  30  Kernen. 
Leidet  durch  Rost. 

Wird  nach  Willkomm*)  in  Asturien  gebaut,  wo  ihn  die  Bauern 
„Cienfuegos"  nennen. 

Bezugsquelle:  h.  Dresden. 

Varietät:  Triticum  dicoecum  brannenm  AI. 
Aehre  kahl,  rot. 

Sorten: 
Boter  Sommer-Emmer.  Q 

Franz.:  Amidonnier  roux;  B16  amidonnier  rose,  eleve,  et  de 
Tarascon. 

Aehre :  rosenrot,  platt,  dicht,  aufrecht  oder  leicht  geneigt,  «Spindel 
sehr  leicht  zerbrechlich,  etwas  kurz;  Aehrchen  1.2  cm  breit,  2-kömig, 
2-grannig;  Grannen  blassrot,  fein,  bis  11cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-weiss, 
fest,  hohl,  dünnhalmig,  mittellang.  —  Frucht:  blassrot,  glasig,  schmal 
(7  mm  lang,  3  mm  breit),  sehr  feinschalig.  100  gr^Veesen  enthalten  81  gr 
Kernen. 

Halmblatt  dunkelgrün,  beiderseits  stark  sammetig,  2.5  Schösslinge, 
spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  110  cm  (Max.  120  cm),  Halm- 
dicke 0.33  cm,  Blattzahl  5,  Blattfläche  189.6  qcm,  Halmfläche  108.9  qcm, 
Gesammtfläche  298.5  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  12  cm  (Max.  16  cm)  lang,  spät,  in  129 
Tagen  reifend,  mit  1 6  Veesen  und  30  Kernen.  Es  enthält  1  hl  (=  53.6  kg) 
536  000  Veesen  und  992  000  Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  p.  Pflanze  25  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29.8  qm  und  das  Saatquantum  6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  515  gr  und  davon  die  Veesen  229  gr. 

Diese  Sorte  lagert  nicht  leicht,  bleibt  rostfrei  und  wird  hauptsäch- 
lich in  Schwaben  und  Süd-Frankreich  angebaut,  doch  steht  sie  in  Bezug 
auf  Mehlreichtum  hinter  dem  weissen  Emmer  zurück. 

Boter  Sommer-Emmer  aas  Serbien.  Q 

Aehre:  gesättigt  rot,  schmal,  klein  (7  cm  lang,  1  cm  breit);  Aehr- 
chen 0.6  cm  breit,  2-kömig,  obere  Klappe  des  Endährchens  2-8pitzig, 
untere  oft  fehlend;  Mittelzahn  der  Klappen  kurz,  stumpf.  —  Stroh: 
gelbrot,  Rand  markig.  —  Frucht:  hellrot,  glasig,  länglich  (8  mm  lang, 
3  mm  breit),  die  Spelzen  betragen  von  den  Veesen  22  Vo- 

Habitus  sonst  genau  mit  dem  des  weissen  Emmers  aus  Serbien  über- 
einstimmend. 

Bezugsquelle:  Prof.  Pantschitsch  aus  Belgrad  1880. 


1)  Agr.  Zeit.  1852,  pg.  24. 


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Weizeneorten.  451 

Varietät:  Triticnm  dicoccnm  majns  Koke. 
Aehre  sammetig,  weiss. 

Sorte: 
Grosser  weisser  sammetlger  Winter-Emmer.  ® 

Syn. :  Dentsch:  Eussischer  MebldinkeU). 

Franz.:  B16  amidonnier  blanc  k  6pi  velont^. 

Aehre:  weiss,  mit  granblänlichem  Anflug,  platt,  dicht,  breit  und 
zwar  an  der  Basis  am  breitesten,  steifer  als  die  Aehre  der  kahlen,  weissen 
Emmer,  Spindel  zerbrechlich;  Aehrchen  2-  und  3-kömig,  lang  begrannt; 
Grannen  schwärzlich-dunkelbraun,  bis  1 7  cm  lang.  —  Stroh :  gelb,  hohl, 
sehr  kräftig,  lang.  —  Frucht:  gelbrot  und  mehlig,  oder  blassrot  und 
glasig,  lang,  schmal  (8  mm  lang,  3^2  mm  breit),  ziemlich  feinschalig; 
es  enthalten  100  gr  Veesen  73.5  gr  Kernen. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frübjahrsvegetation  spät,  Be- 
stockung  stark,  5  Schösslinge,  Halmblätter  beiderseits  stark  kurzsammetig ; 
spät  schossend  und  blühend,  Halmlänge  140  cm  (Max.  160  cm),  Halm- 
dicke 0.5  cm,  Blattzahl  3.7,  Blattlänge  27.52  cm,  Blattbreite  1.26  cm, 
Blattoberfläche  256.63  qcm,  Halmfläche  210  qcm,  Gesammtfläche  466.63  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit 
22  Veesen  und  55  Kernen,  von  denen  ein  Teil  schon  frei  in  den  Veesen 
liegt.  Es  enthält  1  hl  (=  37  kg)  204  000  Veesen  und  darin  501  000 
Kernen. 

Auf  l  qm  wachsen  700  Halme  oder  140  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  71.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfl&che 
32.6  qm  und  das  Saatquantum  4  hl  p.  ha. 

Dieser  sehr  kräftige  Emmer  ist  zwar  eine  echte  Winterfrucht,  jedoch 
schon  für  Poppeisdorf  zu  weichlich  und  erfordert  ein  milderes  Klima, 
wie  Süd-Europa  es  ihm  bietet.  Er  lagert  nicht  leicht  und  leidet  wenig 
durch  Rost. 

Varietät:  Triticum  dicoccum  flexuosam  Kcke. 
Aehre  sammetig,  weiss;  Grannen  gebogen. 

Sorte: 
Emmer  mit  bigonnetfSrmig  gebogenen  Grannen.  ®  n.  Q 

Aehre:  weiss,  stark  sammetig,  mittellang,  schmäler  als  andere,  doch 
überall  von  gleicher  Breite;  locker,  so  dass  man  zwischen  den  einzelnen 
Aehrchen  *hindurch8ehen  kann;  Zahn  der  Klappen  einwärts  gebogen; 
Granne  hell,  an  Basis  meist  schwärzlich,  bajonnetförmig  gebogen  oder 
geschlängelt,  mittellang  (11  cm),  fast  aufrecht,  Spindel  zerbrechlich; 
Aehrchen  2-kömig,  2-grannig;  Frucht  ziemlich  lose  in  den  Spelzen^  alle 
Früchte  nackt;  Stroh  gelb,  ganz  markig  oder  mit  breitem,  markigem 
Innenrand.  —  Frucht:  rot,  glasig,  eingefallen,  gross  (7V2  mm  lang, 
3Y2  mni  breit). 

Junges  Blatt  blaugrün,  breit,  lang,  dicht,  sammetig. 

Nicht  winterfest. 


1)  Metzger,  Landw.  Pflanzenkunde  pg.  116,  1841. 

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452  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Triticum  dicoccum  Bauhinii  AI. 
Aehre  sammetig,  rot. 

Sorte: 
Boter,  sammetiger  Emmer.  0 

Aelire :  hellrot,  sammetig,  platt,  dicht,  an  Basis  haben  einTge  Aehren 
schwache  Neigung  zum  Yerästeln,  Spindel  ziemlich  zähe,  lang;  Aehrohen 
2-kömig,  untere  A  ehrchen  1 -grannig,  obere  2-grannig;  Grannen  rötlich , 
relativ  kurz,  bis  10  cm  lang,  ein  wenig  gespreizt.  —  Stroh:  gelb,  sehr 
lang,  hohl,  mit  kaum  markigem  Innenrand,  fest.  —  Frucht:  meist  gelbrot 
nnd  mehlig,  wenige  rot  and  glasig,  dreikantig,  klein,  kurz  (7  mm  lang, 
3 V2  nim  breit),  ziemlich  feinschalig,  viele  Kernen  liegen  frei  in  den  Veesen, 
oder  sind  nur  wenig  fest  umschlossen.  Es  enthalten  lOOgrYeesen  78  gr 
Kernen. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  ziemlich  kraus;  Frühjahrsvegetation 
spftt,  Bestockung  stark,  5  Schösslinge,  Blätter  am  Halm  gelbgrün,  dicht 
sammetig;  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  140  cm  (Max. 
155  cm),  Halmdicke  0.46  cm,  Blattzahl  3.7,  Blattlänge  25.25  cm,  Blatt- 
breite 1.2  cm,  Blattoberflftche  324.22  qcm,  Halmfläche  193.2  qcm,  ßesammt- 
fläche  517.42  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  Staubbeutel  rotbräunlich,  spät  reifend, 
10  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  28  Yeesen  und  55  Kernen.  Es  enthält 
1  hl  (=  49.3  kg)  394  400  Veesen  und  darin  788  800  Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  600  Halme  oder  120  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  83.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
31  qm  und  das  Saatquantum  2.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  798  gr  und  davon  die  Yeesen  411  gr. 

Dieser  Emmer  ist  nicht  winterfest,  jedoch  ein  echter  Winteremmer; 
er  lagert  nicht  und  leidet  wenig  durch  Rost. 

Nur  sehr  reiche  Böden  und  ein  mildes  Klima  scheinen  sich  für  ihn 
zu  eignen. 

Wahrscheinlich  ist  er  mit  „Triticum  Bauhini  Lagasca^'^)  identisch, 
der  vielfach  in  Altcastilien  und  Burgos,  Spanien,  gebaut  wird. 

Varietät:  Triticum  dicoccum  semicanum  Krause. 
Aehre  sammetig,  rot;  Kömer  meist  gelöst. 

Sorte: 
Triticmn  amyleom  semleanam  Tillosnm  Krause^).  ® 

Aehre:  blassrot,  stark  sammetig,  schlank,  5  cm  lang,  1.2  cm  breit, 
schmal,  locker,  so  dass  man  wie  bei  flexuosum  zwischen  den  Aehrchen 
hindurohsehen  kann;  G-rannen  lang,  gerade,  an  Basis  schwarz.  —  Stroh: 
markig,  mit  enger  Höhlung.  —  Frucht:  hellrot,  glasig,  löst  sich  meist 
aus  den  Spelzen,  sehr  schön,  feinschalig,  1  hl  =s  82  kg. 

Herbstblatt  blaugrün,  sammetig,  mittelgross. 


1)  Vergl.  Willkomm,  Agron.  Zeit.  1862,  pg.  24. 

2)  Diese  Varietät  ent8pri<£t  der  Abbildung  von  Krause.  Getreide,  Heft  5 
pg.  7  tab.  2  A. 


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Weizensorten.  453 


Varietät:  Triticum  dicoccum  atratum  AI. 
Aehre  sammetig,  schwarzblau. 

Sorte: 
Schwarzer  sammetiger  Emmer^).  ® 

Syn.:  Triticum    atratum    Host.,     schwärzlicher  Weizen,    schwarzer 
Winterspelz  aus  Afrika. 

Franz.:  B16  amidonnier  noir&tre,  Amidonnier  noir  compacte, 
B16  plat  d'Afrique,  B16  plat  brun  ou  noir. 

Aehre:  schwarzblau,  sammetig,  dicht,  steif,  sich  nach  der  Spitze 
verjüngend,  platt,  mittellang,  sehr  breit,  an  Basis  am  breitesten;  Spindel 
leicht  zerbrechlich;  Aehrchen  2-kömig;  Grannen  rotblau,  bis  14cm  lang. 
—  Stroh :  rötlich-gelb,  hohl,  derbwandig,  lang.  —  Frucht:  braun,  mehlig, 
sehr  lang  und  schmal  (10  mm  lang,  Z^/^,  mm  breit),  ziemlich  f einschalig, 
1  hl  Kernen  wiegt  78  kg  und  lOOgr  Veesen  enthalten  76  gr  Kernen. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät,  Be- 
stockung  stark,  6  Schösslinge;  Halmblätter  beiderseits  kurz  sammetig; 
spät  schossend  und  blühend. 

Halmlänge  135  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.44  cm,  Blattzahl  4.3, 
Blattlänge  22.18  cm,  Blattbreite  1.07  cm,  Blattoberfläche  324.31  qcm, 
Halmfläche  178.2  qcm,  Gesammtfläche  502.51  qom. 

Junge  Aehre  erst  gelbgrün,  dann  bläulich-  und  endlich  blaugrün, 
spät  reifend,  8  cm  (Max.  10  cm),  mit  26  Yeesen  und  50  Kernen.  Es  ent- 
hält 1  hl  (=  48.5  gr)  364  000  Veesen  und  darin  607  000  Kernen. 

Es  wiegen  100  Halme  833  gr  und  davon  die  Yeesen  305  gr. 

Dieser  sehr  robuste  echte  Winteremmer  ist  nicht  winterfest  und  ge- 
hört in  ein  südliches  Klima,  so  soll  derselbe  nach  Heuz^  in  Sicilien, 
Afrika  und  auf  den  Balearen  gebaut  werden,  während  seine  Kulturen  in 
Süd-Frankreich  nicht  befriedigt  haben. 

Er  lagert  nicht  leicht  und  befällt  höchst  selten  mit  Best,  doch  ist 
sein  Mehl  etwas  grau. 


B.  Aehren  astig. 

Varietät:  Triticum  dicoccum  cladnra  AI 
Aehre  kahl,  rot. 

Sorte: 

Boter,  kahler,  ästiger  Emmer.  ® 

Aehre:  rot,  kahl,  verästelt,  Spindel  ziemlich  zähe,  dicht,  mittellang; 
Aehrchen  0.9  cm.  breit,  2-kömig,  kurz  begrannt;  Gönnen  4 — 5  cm  lang, 
hell,  teilweis  verkümmert.  —  Stroh:  gelb,  hoU,  sehr  derbwandig,  dick, 
lang.  —  Frucht:  gelbrot  und  mehlig,  oder  blassrot  und  glasig,  einge- 
fallen, klein,  rundlich  (6  mm  lang,  3^^  mm  breit,  202.6  Früchte  =  10  gr), 


1)  In  der  wahrscheinlich  von  Metzger  herrührenden  Getreidesammlung 
des  Bonner  naturh.  Yer.  entspricht  No.  49  dieser  Varietät. 


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454  Besonderer  Teil. 

etwas  grobsclialig.  Es  enthalten  100  gr  Veesen  76.5  gr  Kernen,  von  de- 
nen einige  frei  sind. 

Herbstblatt  gelbgrün,  breit,  aufrecbt;  Frühjahrsvegetation  mittelfrüh, 
Bestocknng  mittelstark,  4.5  Schösslinge;  Halme  blaugrün,  Halmblätter 
beiderseits  stark  sammetig ;  mittelfrüh  schossend  nnd  blühend.  Halmlänge 
130  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.48  cm,  Blattzahl  3.7,  Blattlänge 
24.65  cm,  Blattbreite  1.25  cm,  Blattoberfläehe  227.99  qcm,  Halmfläche 
187.2  qcm,  Gesammtfläche  415.19  qcm. 

Junge  Aehre  bläulich-grün,  Staubbeutel  rotbraun,  mittelfrüh  reifend, 
9  cm  (Max.  11cm)  lang,  mit  21  Veesen  und  40  Kernen. 

Es  enthält  1  hl  (—  52  kg)  416  000  Veesen  und  darin  807  040 
Kernen. 

Es  wiegen  100  Halme  880  gr  und  davon  die  Veesen  458  gr. 

Dieser  Emmer  ist  steif,  fast  rostfrei,  doch  nicht  winterfest  und  für 
Deutschland  in  ökonomischer  Beziehung  wertlos. 

Varietät:  Triticnm  dicoccam  Krausei  Kcke. 
Aehre  sammetig,  rot 

Sorte: 
Boter^  sammetiger^  äutiger  Emmer.  ® 

Aehre:  blassrot,  sammetig,  sich  stark  verjüngend,  an  Basis  mehr- 
fach verästelt,  sehr  dicht,  Spindel  zerbrechlich,  lang;  Aehrchen  0.8  cm 
breit,  2-kömig,  meist  nur  eine  Granne  am  Aehrchen  entwickelt,  Frucht 
im  Aehrchen  zum  Teil  frei;  Grannen  sehr  blassrot,  wenig  gespreizt,  leicht 
•zerbrechlich.  —  Stroh:  goldgelb,  hohl,  sehr  derbwandig,  fest,  sehr  lang. 
—  Frucht:  blassrot,  meist  glasig,  einige  rötlich-gelb  und  mehlig,  oval, 
klein  (7  mm  lang,  372  nim  breit,  215.2  Früchte  =  10  gr),  ziemlich  fein- 
schalig.     Es  enthalten  100  gr  Veesen  79  gr  Kernen. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  schmal,  kraus,  Frühjahrs  Vegetation  spät, 
BeStockung  stark,  7,5  Schösslinge;  Halmblätter  sammetig;  spät  schossend 
und  blühend.  Halmlänge  140  cm  (Max.  155  cm),  Halmdicke  0.45  cm, 
Blattzahl  4,  Blattlänge  25.43  cm,  Blattbreite  1.14  cm,  Blattoberfläche 
231.92  qcm,  Halmfläche  189  qcm,  Gesammtfläche  420.92  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  spät  reifend,  10  cm  (Max.  18  cm)  lang,  mit 
47  Veesen  und  80  Kernen. 

Es  wiegt  l  hl  abgedroschener  Veesen  70  kg ;  dass  der  grösste  Teil 
der  Kernen  schon  durch  das  Abdreschen  frei  wird,  bezeugt  dies  hohe 
Hektolitergewicht. 

Es  wiegen  100  Halme  780  gr  und  davon  die  Veesen  430  gr. 

Dieser  Spelz  ist  nicht  winterfest,  lagert  selten  und  leidet  fast  gar 
nicht  durch  Rost,  doch  verlangt  derselbe,  soll  er  nicht  degenerieren,  einen 
sehr  reichen  Boden  und  ein  mildes  Klima. 

Mit  diesem  Emmer  ist  der  „rote,  sammetige  Emmer  aus  Heidelberg" 
nahe  verwandt,  nur  dass  bei  diesem  die  Aehre  lockerer  ist,  so  dass  auf 
eine  Länge  von  10  cm  36  Veesen  und  60  Kernen  entfallen,  ausserdem  reift 
er  8  Tage  früher  und  seine  Halmblätter  sind  kahl;  die  übrigen  Waohs- 
tumsverhältnisse  sind  denen  des  oben  beschriebenen  Emmers  vollständig 
analog. 


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Weixensorten.  456 

Varietät:  Triticnm  dicoccnm  melanura  AI. 
Aehre  sammetig,  blanschwarz. 

Sorte: 
Sehwarzer^  sammetiger^  ästiger  Emmer.  0 

Aehre:  blausohwarz,  schwach-saminetig,  verästelt,  namentlich  an  der 
Basis,  platt,  sehr  dicht,  Spindel  in  Yollreife  sehr  leicht  zerbrechlich, 
mittellang,  breit  (SVg  cm  lang,  3Y2  c™  breit);  Aehrchen  0.8  cm  breit, 
2-kömig;  Grannen  dunkelbraun,  nach  Spitze  heller,  bis  10  cm  lang.  — 
Stroh:  gialb,  hohl,  sehr  derbwandig,  sehr  lang.  —  Frucht:  gelbrot,  meh- 
lig, sehr  schmal  und  lang  (8  mm  lang,  2  mm  breil),  ziemlich  feinschalig; 
100  gr  Veesen  enthalten  80.7  gr  Kernen,  die  teilweise  schon  frei  in  den 
Yeesen  liegen. 

Herbstblatt  blaugrün,  lang,  schmal  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät, 
Bestookung  etwas  schwach,  8.3  Schösslinge;  Halmblätter  beiderseits  sam- 
metig,  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  145  cm  (Max.  165  cm), 
Halmdicke  0.44  cm,  Blattzahl  4.7,  Blattlänge  25.54  cm,  Blattbreite 
1.1  cm,  Blattoberfläche  264.05  qcm,  Halmfläche  191.04  qcm,  Gesammtfläche 
455.09  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  spät  reifend,  8.5  cm  (Max.  11  cm)  lang,  mit 
über  100  Veesen  und  200  Kernen.  Es  enthält  1  hl  (=42.7  kg)  470000 
Veesen  und  darin  833  000  Kernen. 

Es  wiegen  100  Halme  893  gr  und  davon  die  Veesen  451  gr. 

Dieser  Emmer  ist  eine  echte  Winterfrucht,  doch  für  Deutschland  zu 
weichlich;  er  lagert  nicht  leicht  und  widersteht  dem  Kost  vorzüglich. 


Unterart:  7.  Tritienm  monocoecum  L.    Einkorn. 

Varietät:  Triticum  monocoecum  Homemanni  Clem. 
Aehre  rot,  Spelzen  kurz  behaart. 

Sorte: 

Weiehliaarlges,  rotes  Einkorn.  Q  n.  (i)  • 

Aehre:  rot,  etwas  glänzend,  Klappen  kaum  wahrnehmbar  behaart, 
dagegen  der  obere  hervorragende  Teil  der  äusseren  Spelze  dicht  weich- 
haarig, doch  erst  durch  Lupe  deutlich,  platt,  dicht,  Spindel-  leicht  zer* 
brechlich,  ziemlich  lang;  Aehrchen  1-körnig,  selten  2-kömig  und  2-grannig, 
mitunter  die  zweite  Granne  ziemlich  lang,  also  nur  eine  im  Allgemeinen 
kräftig  entwickelt,  Grannen  bis  9cm  lang,  hell.  —  Stroh:  rötlich-gelb, 
hohl,  dünnhalmig,   fest,    biegsam.  —  Frucht:    blassrot,  glasig,  zusammen- 


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456 


Besonderer  Teil. 


gedrückt,  lang  und  schmal  (9  cm  lang,  2^^  om  breit),  feinsohalig.  Es  ent- 
halten 100  gr  Veesen  79  gr  Kernen. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  sehr  spät, 
Bestocknng  stark,  5.7  Schöselinge,  als  Sommerfrncht  3.5  Schösslinge; 
Halme  gelbgrtin,  Halmblätter  oberseits  mit  äusserst  kurzen,  kaum  wahr- 
nehmbaren, gleich  langen,  dichten  Härchen  besetzt;  spät  schossend  und 
blühend. 

Sommersaat  und  Wintersaat  verhalten  sich  wie  folgt: 


Wintersaat 


Sommersaat 


Halmlänge 

Halmdicke 

Blattzahl 

Blattlänge 

Blattbreite 

Blattoberfläche 

Halmfläohe 

Oesammtfläche 

Aehrenlänge 

Anzahl  der  Yeesen  in  einer  Aehre 


120  cm  (Max.  130  cm) 
0.28  cm 

4 

21.3  cm 

0.62  cm 

104.84  qcm 

100.80  qcm 

205.64  qcm 

6  cm  (Max.  8  cm) 

24  Yeesen,  26  Kernen 


100  cm  (Max.  130  cm) 
0.27  cm 

4 

21.8  cm 

0.79  cm 

137.76  qcm 

81.00  qcm 

218.76  qcm 

6  cm  (Max.  8  cm) 

24  Yeesen,  26  Kernen 


Junge  Aehre  gelbgrtin,  Staubbeutel  bräunlich,  spät  reifend. 

Auf  1  qm  wachsen  1400  Halme,  mithin  bei  der  Wintersaat  246  und 
bei  der  Sommersaat  400  Pflanzen,  da  nun  1  hl  (=  49.7  kg)  Wintereinkom 
895000  Veesen  und  darin  970  000  Kernen  und  1  hl  (=  51.5  kg)  Sommer- 
einkom  979  000  Veesen  und  darin  1  056  000  Frtichte  enthält,  so  beträgt 
das  Saatquantum  4  hl  resp.  6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  382  gr  und  davon  die  Veesen  181  gr. 

Dieses  Einkorn  lagert  nicht  leicht,  leidet  wenig  durch  Rost  und  ist 
vollkommen  winterfest. 

In  den  süddeutschen  Gebirgen  und  in  der  Schweiz  als  Winterfrucht, 
seltener  als  Sommerfrucht  gebaut,  da  das  Einkorn  eine  längere  Vegeta- 
tionsperiode als  anderes  Sommergetreide  besitzt,  doch  lässt  es  sich  selbst 
noch  um  Weihnachten  und  im  Februar  aussäen  und  nimmt  mit  den  sterilsten 
und  rauhesten  Lagen  vorlieb. 

Varietät:  Triticam  monococcam  vulgare  Ecke. 
Aehre  kahl,  blassrot. 

Sorte: 
Gemeines  Einkorn.  O  n.  ® 

Franz.:  Engrain  commum. 

Aehre:  blassrot,  glänzend,  kahl,  kurz,  Spindel  leicht  zerbrechlich; 
Aehrchen  kleiner  als  bei  den  übrigen  Varietäten,  0.5  om  breit,  1-kömig, 
zuweilen  einige  Aehrchen  2-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  hohl,  kurz, 
biegsam,  feinhalmig.  —  Frucht:  hellrot,  glasig,  flach  zusammengedrückt, 
schmal  (7  mm  lang,  2  mm  breit,  450  Früchte  =  10  gr),  feinschalig.  Es 
enthalten  100  gr  Veesen  65  gr  Kernen. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  fein,  kurz;  2.5  Schösslinge,  sehr  spät  schossend 


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Weizensorten.  457 

und  blühend.  Halmlänge  85  om  (Max.  100  cm),  üalmdicke  0.25  cm, 
Blattzahl  4,  Blattlänge  18.8  cm,  Blattbreite  0.67  cm,  Blattoberfl'äche 
100.77  qcm,  Halmfläohe  63.75  qcm,  Gesammtfläche  164.52  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  Staubbeutel  gelb  oder  bräunlich,  etwas  später 
als  bei  den  beiden  anderen  Varietäten,  in  134  Tagen  reifend,  5  cm  (Max. 
7  cm)  lang,  mit  18  Yeesen  und  21  Kernen. 

Es  enthält  1  hl  (=  48.3  kg)  1400  000  Veesen  und  darin  1 456  700 
Kernen. 

Auf  1  qm  wachsen  1500  Halme  oder  600  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  16.7  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 24.6  qm  und  das  Saatquantum  6.2  hl  p.  ha. 

Dieses  £inkom  lagert  nicht  leicht  und  bleibt  fast  rostfrei. 

Es  wird  unter  den  gleichen  Bedingungen  wie  das  weichhaarige 
rote  Einkorn  in  den  süddeutschen  Gebirgen  als  Winter-  und  Sommer- 
frucht gebaut. 

Varietät:  Triticum  monococcum  flavescens  Koke. 
Aehre  kahl,  bleichgelblich 

Sorte: 
Trigo  eseana  nienor^  Campina,  Spanien.  Q 

Syn.:  Franz.:  Engrain  double. 

Aehre :  bleichgelblich  mit  rötlichem  Schimmer;  Klappen  und  Spelzen 
unbehaart,  aber  nach  oben  etwas  rauh,  platt,  dicht,  kurz;  mittlere  Aehr- 
oben  meist  2-kömig;  Spindel  zerbrechlich;  Grannen  gelb,  bis  8  cm  lang, 
aufrecht.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  feinhalmig,  fest,  mittellang.  — 
Frucht:  hellrot,  glasig,  8-kantig,  schmal  (8  mm  lang),  feinschalig;  100 gr 
Veesen  enthalten  77.3  gr  Kernen. 

Junges  Blatt  und  Halm  gelbgrün,  Halmknoten  zottig  behaart,  Be- 
stockung  ziemlich  kräftig,  2.5  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend. 
Habnlänge  95  cm  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.27  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 16.6  cm,  Blattbreite  0.7  cm,  Blattoberfläche  92.96  qcm,  Halmfläche 
76.95  qcm,  Gesammtfläche  169.91  qcm. 

Junge  Aehre  gelb,  Staubbeutel  gelb,  zeitig  und  zwar  bis  14  Tage 
vor  Tr.  monoc.  Hornemanni  Clem.  reifend,  6  cm  (Max.  8  cm)  lang,  mit 
20  Yeesen  und  24  Kernen.  Es  enthält  1  hl  (=  54  kg)  864  000  Yeesen 
und  1  134000  Kernen.  Es  wiegen  100  Hahne  261  gr  und  davon  die 
Yeesen  130  gr. 

In  Poppeisdorf  lagerte  dieses  Einkorn  nicht  und  blieb  rostfrei. 

Nach  Willkomm^)  wird  dieses  Einkorn  in  allen  Provinzen  Spaniens 
auf  leichtem  Boden  sehr  häufig  gebaut  und  führt  in  Nord-  und  Central- 
Spanien  den  Namen  „Escaiia  menor^^,  in  Süd-Spanien  „Esprilla^'  oder 
„Card6n",  in  Catalonien  „Espeita"  comuna".  Yon  Spanien  aus  gelangte 
es  1850  nach  Süd-Frankreich^)    und  wird  auch  jetzt  in  Algier  angebaut. 

Ausser  dieser  frühen  Sorte  wurde  im  ök.-bat.  Garten  zu  Poppels- 
dorf  auch  noch  eine  späte,  aber  sonst  ihr  völlig  identische  Sorte  kultiviert. 

Bezugsquelle:  durch  Antonio  Cipriano  Costa  1881  erhalten. 


1)  Vergl.  Landw.  Jahrb.  VI  (1877)  p.  1044. 

2)  Agron.  Zeit.  1802,  pg.  21. 

3)  Heu z 6,  Fl.  aliment.  pg.  134. 


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458  Besonderer  Teil. 


Art:  Tritiemn  polomcam  L.     Polniseher  Weizen. 

Varietät:  Triticum  polonicum  rufescens  Ecke. 
Aelire  länglich,  kahl,  rot;  Körner  rot. 

Sorte: 
Sehinalähriger^  langgranniger,  roter^  polnischer  Weizen.  Q 

Aehre:  hellrot,  lang,  am  schmälsten  von  allen  übrigen;  Aehrchen 
1.5  cm  breit,  3-  und  4-körnig,  2-grannig,  Klappen  sehr  gross,  2.5  cm 
lang,  meist  das  Aehrchen  ganz  einschliessend,  sie  endigen  zuweilen  in 
eine  kurze  Stachelspitze,  welche  neben  sich  einen  Zahn  hat,  der  mitunter 
gleich  lang  ist,  stark  gekielt;  Grannen  schwach  rötlich,  bis  15  cm  lang, 
nicht  leicht  abbrechend;  die  Aehrenspindel  ist  kahl,  nur  gegen  die 
Aehrchen  zu  an  den  Kanten  ist  sie  sehr  kurz  behaart.  Begrannte  Spelzen 
beinahe  so  lang  wie  die  Klappen.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mit  markigem 
Innenrand,  oder  ganz  markig,  fest.  —  Frucht:  hellrot,  glasig,  etwas  ein- 
gefallen, hart,  sehr  lang  und  schmal  (11  mm  lang,  4  mm  breit),  fein- 
schalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrtln,  etwas  schmal  und  spitz,  2.5  Schösslinge, 
zeitig  schossend  und  blühend;  Halmlänge  105  cm  (Max.  130  cm),  Halm- 
dicke 0.3  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  27.25  cm,  Blattbreite  0.85  cm,  Blatt- 
oberfläche eines  Halmes  185.28  qcm,  Halmfläche  94.5  qcm,  Gesammtfläche 
279.78  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  bereift,  11  cm  (Max.  15  cm)  lang,  zeitig, 
in  126  Tagen  reifend,  mit  17  Aehrchen  und  60  nicht  leicht  ausfallenden 
Früchten,  von  denen  1  418  000  auf  1  hl  (=  77.8  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  600  gr  und  davon  die  Früchte  221  gr. 

Der  Stand  in  Poppeisdorf  war  dünn,  doch  kräftig,  das  Stroh  lagerte 
nicht,  doch  befiel  dasselbe  in  beträchtlichem  Orade  mit  Rost.  Die  Spreu 
erwies  sich  als  sehr  hart. 

Varietät:  Triticum  polonicum  levissimnm  Haller. 
Aehre  kahl,  weiss;  Kömer  weisslich. 

Sorte: 
Weisser  polnischer  Weizen.  Q 

Franz.:  Ble  de  Pologne  ou  d'Astrakan. 
Identisch  mit:  Metzger,  Cerealien  23.  A.  Tab.  Y. 
Krause,  Getreide.     Heft  IV  Tab.  1. 
Deina  polonioa  var.  alba  AI.  L.  Fl.  336. 
Aehre :  weiss,  breit,    ein  wenig    locker,    sehr  lang;    Aehrchen  3  cm 
breit,  meist  4-kömig,   2-  und  3-grannig,    eine  der  begrannten  Spelzen  im 
Aehrchen  länger  als  die  Klappen  (4.5  cm  lang),    Klappen  flattrig,    stark 
gekielt,  bis  4  cm  lang,  endigen  in  eine  kurze  Stachelspitze,  die  neben  sich 
einen  spitzen  Zahn  hat.    Grannen  bis  16  cm  lang,  aufrecht,  fast  weiss.  — 


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Weizeneorten.  459 

Stroh:  rötlich-gelb,  blattreich,  lang,  markiff.  _  Frucht:  hellrot,  glasig, 
lang,  eingefallen  (10  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  sehr  kräftig,  lang,  breit,  2.6  Schösslinge,  zeitig 
sehossend  und  blühend ;  Halmlänge  1 25  cm  (Max.  1 50  cm),  Halmdicke 
0.85  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  30  cm,  Blattbreite  1  cm,  Blattoberfläche 
eines  Halmes  240  qcm,  Halmfläche  131.25  qcm,  Gesammtfläche  371.25  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig,  in  126  Tagen  reifend,  13  cm  (Max. 
20  cm)  lang,  mit  1 8  Aehrchen  und  70  nicht  leicht  ansfallenden  Früchten, 
von  denen  1  590000  auf  1  hl  (=  80  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  775  gr  und  davon  die  Früchte  213  gr. 

Vorzugsweise  in  Süd-Europa  kultiviert. 

Die  eigentümliche  Gestalt  der  Früchte  der  polnischen  Weizen  gab 
zu  der  irrtümlichen  Auffassung  Veranlassung,  dass  sie  Eoggensorten  seien, 
daher  es  nicht  überraschen  kann,  dass  dieser  Weizen  auf  der  Wiener 
Weltausstellung  1873  von  Seiten  der  nordamerikanischen  Union  als  „Mon- 
tana Rye  from  Mill-Creek  in  Montana,  Madisson  City,  Pacific-Kailway",  also 
als  Koggen  ausgestellt  werden  konnte.  Er  zeichnete  sich  namentlich  durch 
grosse  Flattrigkeit  der  Spelzen  aus,  die  sich  jedoch  nach  längerem  Anbau 
in  Poppeisdorf  beträchtlich  verminderte. 

Varietät:  Triticum  polonicnm  villosum  Desv. 
Aehre  sammetig,  weiss;  Kömer  weisslich. 

Sorte: 
Sammetiger  weisser  polnischer  Weizen.  Q 

Syn.:  Franz.:  B16  de  Pologne  k  ^pi  velu. 

Aehre:  blassgelb,  schwach  behaart,  schmal;  Aehrchen  1.5  cm  breit, 
meist  3-kömig,  2-grannig;  G-rannen  blassgelb,  bis  12cm  lang;  Klappen 
besitzen  an  der  Spitze  einen  sehr  kurzen  Fortsatz,  der  neben  sich  einen 
deutlichen,  stumpflichen  2^hn  hat;  die  begrannten  Spelzen  sind  beinahe 
so  lang  als  die  Klappen  (2.8  cm).  —  Stroh :  rötlich-gelb,  markig,  fest.  — 
Frucht:  weisslich,  glasig,  wenig  eingefallen,  gross  (10  mm  lang,  4  mm  breit), 
feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  breit,  lang,  2.8  Schösslinge,  zeitig  sehos- 
send und  blühend;  Halmlänge  110  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.4, 
Blattzahl  4,  Blattlänge  24.5  cm,  Blattbreite  0.95  cm ;  Blattoberfläche  eines 
Halmes  186.24  qcm,  Halmoberfläche  120  qcm,  Gesammtfläche  806.24  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  bereift,  schmal,  zeitig,  in  125  Tagen  reifend, 
11  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  15  Aehrchen  und  45  fest  sitzenden  Früchten, 
von  denen  1  503  300  auf  1  hl  (=  81.7  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  556  gr  und  davon  die  Früchte  225  gr. 

Dieser  Weizen  gedieh  in  Poppeisdorf  recht  gut,  auch  lagerte  das 
Stroh  nicht  und  blieb  rostfrei;  das  Korn  scheint  das  beste  von  allen 
Sorten  zu  sein. 

Nach  Alefeld  soll  diese  Sorte  schon  in  Mittel-Deutschland  zum 
Teil  seine  Behaarung  verlieren. 

In  Spanien  wird  dieser  Weizen  häufig  gebaut.  1878  in  der  italie- 
nischen Abteilung  der  Pariser  Weltausstellung  und  1881  in  Mailand  aus- 
gestellt. 


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460  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Triticum  polonicum  chrysospermum  Ecke. 
Aehre  sammetig,  weiss;  Eom  rot. 

Sorte: 
Sammetiger  polniseher  Weizen  mit  roten  Körnern.  0 

Aebre:  weisslich-gelb,  mit  bläulicliem  Anflug,  sammetig,  lang,  locker, 
flattrig,  Klappen  dVs  cm  lang,  länger  als  Spelzen;  Aehrchen  bis  3  om 
breit,  meist  8-körnig;  Grannen  bis  8  cm  lang,  hin-  nnd  hergebogen.  — 
Stroh:  gelbrot  bis  orange,  fest,  markig,  lang.  —  Fmcht:  graurot,  glasig, 
einige  mehlig  nnd  gelbrot,  runzelig,  lang,  schmal,  Roggenkörnern  sehr 
ähnlich  (9  mm  lang,  SVs  mm  breit),  etwas  grobschalig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  lang,  breit,  2.2  Schösslinge,  zeitig  schossend 
und  blühend;  Halmlänge  135  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  4  cm,  Blatt- 
zahl 4,  Blattlänge  33.5  cm,  Blattbreite  1  cm,  Blattoberfläche  eines  Halmes 
268  qcm,  Halmfläche  162  qcm,  Gesammtfläche  430  qcm, 

Junge  Aehre  blaugrün,  bereift,  in  125  Tagen  reifend,  11  cm  (Max. 
15  cm)  lang,  mit  17  Aehrchen  und  50  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen 
1  603  700  auf  i  hl  (=  79  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  800  gr  und  davon  die  Früchte  225  gr. 

In  Süd-Europa  angebaut. 

Varietät:  Triticum  polonicum  compactum  Krause. 
Aehre  kahl,  weiss,  halb  oder  kurz  begrannt. 

Sorte: 
Dichter  polniseher  Weizen.  0 

Identisch  sind:  Deina  polonica  clavata  AI.  L.  Fl.  337. 

Metzger,  Cerealien  pg.  25  E.  tab.  V.  C.  F. 

B16  de  Pologne  compacte  (Vilm.) 

Bl^  d'Alger  du  gen6ral  Galbois  (Soc.  d'agric.  1840). 

B16  de  Pologne  mutique,  Polonielle  compacte. 

Aehre:  blassgelb,  Klappen  stark  gekielt  und  Kiel  gelb,  dicht,  auf- 
recht, an  Spitze  kurzgrannig,  Aehre  breit  (2  cm);  Aehrchen  1.5  cm  breit, 
2-  und  3-kömig,  mit  2  kurzen  Grannen  (5  cm  lang) ;  Klappen  und  Spelzen 
gleich  lang  (3  cm);  Spindel  zerbrechlich.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  markig, 
blattreich,  sehr  fest.  —  Frucht :  hellrot,  glasig,  etwas  eingefallen,  sehr 
lang,  schmal,  gefurcht,  zugespitzt  (11  mm  lang,  4  mm  breit),    feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  2.6  Schösslinge,  mittelfrüh  schos- 
send und  blühend;  Halmlänge  100  om  (Max.  125  cm),  Halmdicke  0.4  cm, 
Blattzahl  4,  Blattlänge  29.75  om,  Blattbreite  1.17  cm,  Blattoberfläche  eines 
Halmes  278.48  qcm,  Haldfläche  120  qcm,  Gesammtfläche  398.48  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  schwach  bereift,  mittelfrüh,  in  130  Tagen 
reifend,  9  cm  (Max.  1 1  cm)  lang,  mit  20  Aehrchen  und  50  Früchten,  von 
denen  1  082  000  auf  1  hl  (=  74.6  gr)  gehen. 

Es  wiegen  lOO  Halme  780  gr  und  davon  die  Früchte  220  gr. 

Das  Stroh  widerstand  dem  Rost  sehr  wenig,  lagerte  jedoch  nicht, 
auch  soll  diese  Sorte  sehr  wenig  ergiebig  sein. 

Dieser  Weizen  wird  in  Spanien  und  Nord- Afrika  angebaut. 


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Weizensorten.  461 

Varietät:  Triticum  polonicnm  attenaatum  Kcke. 
Aehre  kabl,  weisS;  dick,  sich  nach  oben  verschmälernd,  lang  begrannt. 

Sorte: 
Dlekfthriger  langgrnnniger,  polniseher  Weizen.  Q 

Aehre:  blassgelb,  mit  rotblänlicbem  Anflug,  kabl,  dicht,  dick,  sich 
nach  oben  verschmälernd,  mittellang;  Aehrchen  2  cm  breit,  3 — 5-kömig; 
Klappen  beinahe  so  lang  als  die  Spelzen,  sehr  gross  (3  cm  lang),  stark 
gekielt,  und  besitzen  dieselben  neben  der  stachlichen  Spitze  einen  Zahn, 
dessen  Länge  aber,  wie  die  der  Stachelspitze  selbst,  veränderlich  ist; 
Aehrchen  2-grannig;  Grannen  an  Basis  zuweilen  schwärzlich,  sonst  blass- 
gelb, sehr  lang,  bis  20  cm  lang.  Die  Spindel  ist  auf  den  Flächen  und 
Rändern  kahl.  —  Stroh:  gelb  oder  rötlich-gelb,  mittellang,  fest,  oberstes 
Halmglied  hohl,  mit  markigem  Innenrande.  —  Frucht:  hellrot,  glasig» 
eingefallen,  lang,  (8  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  lang,  spitz,  2.3  Schösslinge,  zeitig  schossend 
und  blühend;  Halmlänge  100cm  (Max.  110),  Halmdicke  0.38  cm,  Blatt- 
zahl 4.2,  Blattlänge  28.7  cm,  Blattbreite  1  cm,  Blattoberfläche  eines 
Halmes  241.08  qcm,  Halmfläohe  114  qcm,  Gesammtfläche  355.08  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  bereift,  mittelfrüh,  in  130  Tagen  reifend» 
9  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  15  Aehrchen  und  60  fest  sitzenden  Früchten, 
von  denen  1  393  000  auf  1  hl  (=  75.3  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  671  gr  und  davon  die  Früchte  234  gr. 

Das  Stroh  lagert  nicht,  befällt  jedoch  mit  Kost. 

In  Süd-Europa  kultiviert. 


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Die  biologischen  Verhältnisse  des  Weizens. 

Das  beste  Saatgut  liefern  die  absolut  schwersten  Samenkörner^ 
denn  die  an  Reservestoffen  reichsten  Körner  keimen  am  leichtesten 
und  kräftigsten  auf  und  erzeugen  die  vollkommensten  Pflanzen,  wäh- 
rend minder  schwere  auch  entsprechend  schwächere  Pflanzen  hervor- 
bringen, die  nur  unter  sehr  günstigen  Verhältnissen  zu  einer  befrie- 
digenden Produktivität  gelangen. 

Das  absolute  Gewicht  selbst  unter  gleichen  Verhältnissen  er- 
zeugter Körner  der  nämlichen  Weizensorte  kann  aber  sehr  verschie- 
den sein,  wie  Versuche  von  A.  Müller^)  lehren,  der  nachwies,  dass 
im  sog.  Hektolitergewicht  Unterschiede  wie  3 : 2  bestehen  und  die 
Zahl  der  Körner  in  gleichem  Hohlmaass,  aber  von  verschiedenem 
Gewicht,  in  dem  Verhältnis  von  3 : 5  differieren  können,  sowie,  dass 
das  Einzelgewicht  der  schweren  Kömer  das  der  leichten  annähernd 
fünfmal  zu  ttbertrefl^en  vermag. 

Dies  beweist,  wenn  auch  die  procentische  Zusammensetzung  der 
Reservestoflfe  im  Weizenkorn  keine  bedeutenden  Unterschiede  zeigt, 
dass  die  schwereren  Kömer  doch  beträchtlich  reicher  an  Reserve- 
stofl^en  als  die  leichteren  sind,  mithin  der  jungen  Pflanze  erheblich 
mehr  Bildungsmaterial  zufahren,  und  demzufolge  auch  gewichtigere 
und  flächenreichere  Keimpflanzen  erzeugen  werden,  woftir  Versuche 
von  Nobbe*)  sprechen. 

Dieser  Forscher  verteilte  die  27  Aehrchen  einer  Aehre  nach 
ihrer  Stellung  an  der  Basis  (Nr.  I),  in  der  Mitte  (Nr.  II)  und  an  der 
Spitze  (Nr.  IIIj  auf  drei  gleiche  Gruppen  und  bestimmte  deren  Ge- 
wichte, sowie  nach  der  Keimung  die  Wurzellängen: 

Gewicht.  Wurzel  länge. 

I.    Aehrchen   1—  9  153  mg  223  mg 

IL  „        10-18  282    „  1094    „ 

III.  „        19-27  191    „  454    „ 

Hiernach  kann  es  wohl  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  die  Körner 
von  der  Längenmitte  der  Spindel  die  schwersten  sind,  zugleich  aber 
die  mächtigste  Triebkraft  besitzen. 

Femer  stellte  Nowacki  die  Thatsache  fest,   dass  sich  glasige 

1)  Journ.  f.  Landw.  IV  1866,  p.  25. 

2)  A.  a.  0.  pg.  308. 


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Die  biologischen  Yerhältnisse  des  Weizens. 


463 


Köraer,  weil  reicher  an  ProteTtnstoffen  als  mehlige  von  gleichem  ab- 
soluten Gewicht,  selbst  noch  aaf  sehr  reichem  Boden,  also  unter  sehr 
günstigen  Verhältnissen,  vor  mehligen  Körnern  derselben  Sorte  und 
Ernte  durch  grössere  Schnelligkeit  und  Kr'äftigkeit  der  Entwickelnng, 
reichlichere  Bestockung,  frühzeitigere  Blüte»  grössere  Halmzahl  und 
schwereres  Gewicht  der  Pflanze  auszeichneten.  Doch  ist  hieraus 
noch  nicht  der  Schluss  berechtigt,  dass  unter  allen  Umständen  die 
glasigen  Weizenkörner  das  beste  Saatgut  seien.  Die  nachfolgenden 
Analysen  zeigen  den  Unterschied  mehliger  und  glasiger  Körner  im 
ProteYngehalt,  und  enthielten  100  lufttrockne  Körner  von  gleichem 
Gesammtvolnm  und  von  derselben  Sorte  in  Grammen: 

mehlig  glasig 

Wasser 0.6288  0.6644 

Stärke  und  Zucker    .    .    .  3.5132  3.5018 

Protein 0.4082  0.6288 

Holzfaser 0.0626  0.0674 

Fett 0.0729  0.0743 

Asche 0.0714  0.0772 


In 


Zusammen: 
100  Teilen  Körnermasse  sind 


4.7571        5.0139. 


Teile: 


Stärke  und  Zucker     .    .    .  73.8526      69.8410 
ProteYn 8.5819      12.5406. 

Die  Unterarten  des  Weizens  weichen  stark  in  dem  absoluten 
Gewicht  ihrer  Früchte  und  Veesen  von  einander  ab;  so  beträgt  nach 
unseren  Ermittelungen  das  absolute  Gewicht  eines  Kornes  des  Saat- 
getreides bei 

W 
Triticum  vulgare  .  . 
compactum . 
tnrgidum 
durum  .  . 
polonicum  . 
monococcum 
dicoccum  . 
Spelta    .    . 

Nobbe  gibt  das  absolute  Gewicht  eines  Weizenkomes  der 
Handelsware  (Triticum  vulgare)  an: 

im  Mittel        auf  37.567  mgr 
„   Maximum    „    45.819    „ 
,,   Minimum     „    15.238    „ 

Genauere  Anhaltspunkte  zur  Beurteilung  der  Früchte  und  Veesen 
erhält  man,  wenn  nicht  nur  das  absolute  Gewicht  des  ganzen  Kornea, 


aterfrnoht.    S 

ommerfrucht. 

46.0  mgr 

38.4  mgr 

(Früchte) 

33.6    „ 

36.2    „ 

if 

55.0     „ 

58.0    „ 

»» 

—      „ 

51.5    „ 

»» 

—      „ 

55.5    „ 

»» 

50.0    „ 

41.7    „ 

(Veesen) 

51.6    „ 

49.0    „ 

»» 

68.0    „ 

59.5    „ 

V 

»lute  Gewicht 

eines  Weizenkornes 

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464  Besonderer  Teil. 

sondern  auch  das  der  einzelnen  Teile  erhoben  wird;  so  betragen  nach 
Blocziszewski  die  Keime  vom  Gewicht  derFmcht  2— 3  Proc.  nnd 
die  Spelzen  vom  Gewicht  der  Yeesen  nach  unseren  Ermittelungen  bei 


Max.: 

Min.: 

Mittel: 

Proc. 

Proc. 

Proc 

Triticum  monococcnm 

® 

35.0 

21.0 

28.0 

»                  » 

0 

— 

— 

22.7 

„         dicoccam 

® 

26.5 

19.3 

23.6 

»                     Ji 

0 

23.9 

19.0 

21.6 

Spelta 

® 

36.5 

20.1 

25.5 

9>                               99 

0 

25.2 

21.5 

23.8. 

Femer  ist  zur  Erzielnng  eines  gleichmässigen  Bestandes  die 
Gleichförmigkeit  der  Samenkörner  zu  beachten,  da  sich  nnr  aas  einem 
Saatgat  gleich  schwerer  Körner  auch  Pflanzen  von  gleichartiger  Ent- 
wickelang erwarten  lassen. 

Bei  gewöhnlicher  guter  Aufbewahrung  des  Weizens  auf  Speichern 
dauert  seine  Keimfähigkeit  3  Jahre,  d.  h.  bis  zu  diesem  Zeitpunkt 
wird  sich  die  grössere  Körnerzahl  keimfähig  erhalten,  doch  erscheint 
es  wirtschaftlich  richtiger,  möglichst  frisches,  doch  nicht  gedörrtes 
Saatgut  zu  verwenden. 

Die  Keimfähigkeit  der  Weizenkörner  tritt  schon  in  einem  Ent* 
wickelungsstadium  ein,  das  als  „unreif  bezeichnet  werden  muss;  so 
säete  Göppert  am  20.  Juni  geemtete  Weizenkömer  (während  die 
allgemeine  Reife  am  9.  Juli  eintrat)  am  26.  Juni,  gleichzeitig  mit 
vorjährigen  aus  und  sah  erstere  am  fünften,  letztere  am  dritten  Tage 
keimen.  Im  Allgemeinen  wird  die  Gelbreife  des  Weizens  auch  für 
den  Saatweizen  festzuhalten  sein,  wie  sich  aus  einem  umfassenden 
Vegetationsversuch  von  Nowacki^)  mit  Weizen  von  ungleichem 
Reifezustande  ergab. 

Die  äusseren  Merkmale  zur  Beurteilung  der  Keimfähigkeit  des 
Weizens  begrttnden  sich  nach  Dimitrievicz')  darauf,  dass  die 
Keimlinge  absolut  keimfähiger  Weizenkömer  eine  schön  gelblich- 
grüne  oder  wachsgelb-grünliche  Farbe  besitzen,  dagegen  die  ge- 
schwächten blassgelb  oder  schmutziggelb,  die  noch  mehr  verdorbenen 
bräunlich  bis  braun  und  rotbraun  sind. 

Ausgewachsener  Weizen,  wenn  die  Plumula  eine  Länge  von 
15  mm  noch  nicht  überschritten  hat,  lässt  sich  im  Notfalle  noch  zur 
Saat  verwenden,  vorausgesetzt,  dass  zur  Vermeidung  von  Leerstellen 
etwas  stärker  gesäet  und  auf  weniger  reichem  Boden  die  jungen 
Pflanzen  durch  Anwendung  leicht  löslicher  stickstoffhaltiger  Dtinge- 


1)  Untersuchangen  über  das  Reifen  des  Getreides. 

2)  Wissenschaftlioh-pract.  Unters,  auf  d.  Gebiet  d.  Pflanzenbaues,  Wien, 
n.  Bd.  1877,  p.  70. 


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Die  biologischen  Verhältnisse  des  Weizens.  465 

mittel  gekräftigt  werden,   um   den  stattgehabten  Verlust  der  Samen- 
kömer  an  Reservestoffen  einigermassen  auszugleichen. 

Zur  Zerstörung  der  an  den  Samenkörnern  etwa  haftenden  Brand- 
sporen bedietit  man  sich  zweckmässig  des  schwefelsauren  Kupfer- 
oxyds (Kupfervitriol),  von  dem  nach  J.  Kühn 'scher  Vorschrift  pro 
1  hl  Saatkorn  180  gr  verwandt  werden.  Derselbe  wird  fein  zer- 
stossen,  in  heissem  Wasser  aufgelöst  und  hierauf  zu  so  vielem  kalten 
Wasser  in  einen  Bottig  gegossen,  dass  das  Saatkorn  noch  eine  Quer- 
hand hoch  mit  Kupferwasser  bedeckt  ist,  damit  beim  Quellen  die 
oberen  Schichten  nicht  trocken  liegen.  Hierauf  wird  wiederholt  um- 
gerührt und  alles  auf  der  Oberfläche  schwimmende  abgeschöpft. 
Nach  12—16  Stunden  wird  das  Korn  ausgeworfen,  flach  ausgebreitet, 
sowie  fleissig  gewendet  und  kann  hierauf  schon  in  wenigen  Stun- 
den mit  der  Hand,  und  nach  24  Stunden  mit  der  Maschine  gesäet 
werden. 

Die  Beize  vermag  aber  die  Keimkraft  derjenigen  Samenkörner, 
deren  Fruchtschale  beim  Drusch  beschädigt  wurde,  entweder  gänz- 
lich zu  zerstören,  oder  doch  die  Keimungsenergie  erheblich  zu 
schwächen.  Glücklicher  Weise  ist  bei  Verwendung  nicht  koncen- 
trierter  Lösungen  von  Kupfervitriol,  wenn  die  Samenkörner  in  feuchte 
Ackererde  kommen,  die  eine  grosse  Absorptionskraft  für  Kupfer  be- 
sitzt, der  Procentsatz  an  in  ihrer  Keimkraft  geschädigten  Kömern 
relativ  gering,  namentlich  wenn  das  Saatgut  durch  Handdrusch  oder 
durch  Ausdrusch  auf  einer  einfachen,  nur  mit  Dreschtrommel 
versehenen  und  langsam  arbeitenden  Dreschmaschine  gewonnen 
wurde. 

Durch  das  Einquellen  bttssen  die  Samenkörner  immerhin  nicht 
unbedeutende  Mengen  an  Trockensubstanz  durch  Exosmose  ein;  so 
wies  Haberlandt  nach  24 stündigem  Einquellen  einen  Verlust  von 
1.14  Proc.  nach. 

Die  Volumenvergrösserung  des  eingeweichten  Weizens  beträgt 
nach  Payen  bei  5—10—15  Gewichtsprocenten  Quellungswasser  15 
—25-25,5  Proc. 

Es  ist  nach  unseren  Versuchen  auch  nicht  unwahrscheinlich, 
dass  die  Bestockungsfähigkeit  der  aus  gebeizten  Samenkörnern  her- 
vorgehenden Fflänzchen  grösser  als  die  der  aus  ungeheizten  ist,  wodurch 
einigermassen  ein  Ausfall  an  zerstörter  Keimkraft  ersetzt  wird. 

Nach  Nobbe  betrug  bei  gewöhnlicher  Handelsware 

Mittel.       Maximum.    Minimum. 

die  Keimkraft 95  Proc.    100  Proc    79  Proc. 

die  Menge  an  fremden  Bestandteilen  1.58    „       4.10    „  0    „ 

Zur  Keimung  hat  sich  zunächst  das  lufttrockne  Samenkorn  mit 
dem  notwendigen  Qnellungswasser,  das  45—69  Proc.  betragen  kann, 
und  welches   auf  endosmotischem  Wege   in   24  Stunden    aus   nicht 

Koernioke  u.  Werner.  H«ndb.  d.  Oetreidebftu'e.  II.  30 


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466  Besonderer  Teil. 

ganz  trocknem  Ackerboden  au^enommeD  werden  kann,  zu  versehen. 
Die  niedrigste  Keimnngstemperatnr  liegt  bei  3—4.5  ^  C,  die  maxi- 
male zwischen  30—32^0.  und  die  günstigste  bei  25^  C.  Damit  nun 
der  zum  Keimen  erforderliche  Saaerstoff  dem  keimenden  Samenkorn 
in  genügender  Quantität  zuzuiSiessen  vermag,  ist  die  Tiefe  der  Unter- 
bringung nach  der  Bindigkeit  und  dem  Feuchtigkeitsgehalt  des 
Bodens  zu  regulieren,  und  hat  sich  herausgestellt,  dass  bei  einer 
Tiefe  von  21  cm  die  Weizenkönier  nicht  mehr  keimen  und  zur  Er- 
zielung einer  kräftigen  Pflanze  die  Tiefe  der  Unterbringung  folgende 
Tieflagen  nicht  überschreiten  darf,  nämlich: 

^     ,  _    ,  Mittelboden 

auf  schwerem  Boden  r      i.x  *      i 

feucht  trocken 

2  cm  2,5  cm         4  cm. 

Nach  Versuchen  von  Ho  saus,  welche  in  ganz  trockenem  Boden 
im  trockenen  Herbste  1874  mit  Weizen  gemacht  wurden,  waren  von 
je  100  am  5.  Oktober  gesäeten  Weizenkörnem  im  Durchschnitt  von 
zwei  Kontrollparzellen  an  Pflanzen  vorhanden: 

Saattiefe,      am  18.  Okt.      am  25.  Okt.      am  6.  Nov.      am  10.  Dec. 


1  cm 

46 

74.5 

80 

80 

2  „ 

87 

93 

93 

93 

3  „ 

90 

98.5 

95 

91.5 

i   „ 

69.5 

90 

91 

86.5 

5  „ 

35 

81 

81 

80 

Aehnliche  Ergebnisse  erzielte  auf  leichtem  Boden  J.  Ekkert 
mit  Weizen  und  Gerste,  indem  er  den  Samen  von  2  bis  auf  15  cm 
Tiefe  unterbrachte  und  folgendes  Ergebnis  fand:  Je  geringer  die 
Saattiefe,  desto  früheres  Aufgehen  und  desto  frühere  Ernte;  sicheres 
Aufgehen;  grössere  Aehren- und  Stengelzahl;  grösseres  Körnergewicht 
im  Verhältnis  zum  Strohgewicht;  grössere  absolute  Produktion.  Die 
grösste  Strohlänge  wurde  bei  5  cm  Saattiefe  erzielt.  Die  Versuche 
wurden  bei  Weizen  und  Saatgut  von  drei  Qualitäten  (100  Körner 
=  4.550,  2.808  und  1.615  gr),  bei  Gerste  mit  solchem  von  zwei  Quali- 
täten (100  Körner  =  5.24  und  3.19  gr)  gemacht  und  es  ergab  sich 
dabei,  dass  die  ungünstige  Einwirkung  der  Tiefe  bei  geringerem 
Saatgut  stärker  ist  als  bei  gutem.  Je  besser  dasselbe  und  je  geringer 
die  Saattiefe,  desto  grösser  die  Einte.  Selbstverständlich  muss  die 
Saat  tief  genug  mit  Erde  bedeckt  sein,  um  nicht  von  oben  durch 
Austrocknen  allzusehr  beeinflusst  zu  werden.  Die  günstigste  Tiefe 
scheint  2 — 3  cm  zu  sein. 

Gemeinhin  beginnt  beim  Weizen  das  Keimen  bei  16—18^  C. 
in  einem  Tage  und  vollendet  die  grössere  Hälfte  der  Kömer  dasselbe 
in  drei  Tagen,  und  zwar  treten  zunächst  drei  Primordialwnrzeln 
hervor. 


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Die  biologischen  Yerh&ltnisse  des  Weizens. 


467 


lieber  den  Einfluss  der  Hitteltemperatnren  der  Monate  März, 
April,  Mai  und  Juni  auf  die  Keimung  nach  248tündigem  Einquellen 
der  Körner  geben  die  naebfolgenden  Yersucbsreeultate  yon  Haber- 
landt  Aufscbluss: 


Die  Keimung  erfolgte  mit  dem 

Sichtbarwerden  desWürzelchens 

in  Tagen 

(hirchschnittliches  Längen- 
wachstam  für  einen  Tag  in  mm. 

bei 

4.880  C.110.260  C.|16.760C.|190  C. 

4.880  C.  10.260  C.|16.760C. 

190  C. 

Winter-Weizen 
Sommer-Weizen 

6 
6 

8 

4 

• 

2 
2 

1.76 
1.76 

L40 
1.86 

8.07         6.54 
8.14         6.28 

8.72 
7.86 

Hiemaeb  Bind  die  Fortschritte  der  Keimung  bei  der  relativ 
niedrigen  Temperatur  von  nur  4.38°  C.  sehr  erbebliebe,  welche  allein 
durch  die  des  Hafers  Ubertroffen  werden,  und  liegt  bierin  auch  die 
Ursache,  dass  Herbstsaaten,  die  schwach  in  den  Winter  gekommen, 
häufig  bei  günstiger  Witterung  oder  unter  einer  Schneedecke  weiter 
vegetieren  und  im  Frühjahr  weit  kräftiger  erscheinen. 

Mit  dem  Erscheinen  des  grünen  Blattes  an  der  Oberfläche  be- 
ginnt nun  die  eigentliche  Vegetation  und  beträgt  der  Zeitraum  von 
der  Aussaat  des  trocknen  Samens  bis  zum  Auflaufen  bei  einer  Mittel- 
temperatur von  12—15  °  C.  und  unter  normalen  Verhältnissen  10—19 
Tage. 

Mit  der  weiteren  Entwickelung  sterben  die  Primordialwurzeln 
ab,  die  Kronenwurzeln  an  einem  der  unteren  Knoten  bilden  sich  and 
die  Bestockung  tritt  ein.  Doch  ist  hierbei  zu  beachten,  dass  die 
echten  Winterweizen  vor  Vollendung  der  letzteren  eine  Ruhepause 
beanspruchen. 

Bei  zeitiger  Aussaat,  genügender  Wärme  und  auf  fruchtbarem 
Boden  wird  bei  ihnen  allerdings  schon  vor  der  Ruhepause  die  Be- 
Stockung ziemlich  reichlich  ausfallen  können,  doch  gewöhnlich  ei-- 
scheint  erst  im  Frühjahr  die  Mehrzahl  der  Schösslinge. 

Die  Notwendigkeit  einer  Ruhepause  scheint  den  echten  Winter- 
weizen in  so  hohem  Grade  innezu wohnen,  dass  selbst  die  günstigsten 
Vegetationsbedingungen  nicht  im  Stande  sind,  dieselbe  au£suheben, 
immer  tritt  ein  Zeitpunkt  ein,  von  wo  ab  bei  verspäteter  Aussaat 
ein  Teil  oder  sämmtlicbe  Pflanzen  nicht  mehr  Fruchtbahne  zu  ent- 
wickeln vermögen,  wofür  der  von  Körnicke  in  Poppeisdorf  aus- 
geführte Versuch  den  Beweis  liefern  mag. 


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468 


Besonderer  Teil. 


Weisser  Winterweizen  aus  Belgien  1877/78. 


Keimen 

SohoMen 

Blüte 

Gewicht 

No. 

Gesäet 

1877/78 

Ende 
ginn 

Be- 
ginn 

Ende 

Be- 
ginn 

Ende 

Ernte 
1878 

von60e<sbom 
Körnern 

1877 

1878 

1878 

m  gr 

1 

%o 

^/io 

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% 

*/• 

_ 

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"4 

415 

2 

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Nur  No.  7  reifte  nicht  aus;  eine  Aussaat  ^Ve  zeigte  keine  Halm- 
bildung, aber  üppige  Blattbildung;  *%  3  Halme  p.  qm,  Blätter  sehr 
hoch  und  üppig;  V?  8  Halme,  die  Blätter  fallen  um;  ^V?  1  Halm  in 
Blüte.    Es  wurde  nichts  geerntet. 

Bei  Unterbrechung  des  Wachstums  der  Pflanzen  im  Winter 
stirbt  ein  Teil  der  Wurzeln  und  Blätter  ab,  um  im  Frühjahr  durch 
neue  ersetzt  zu  werden,  und  zugleich  beginnt  auch  die  Bestockung 
von  neuem,  welche  sich  in  der  kälteren,  gemässigten  Zone  der  Haupt- 
sache nach  bis  Ende  April  resp.  Anfang  Mai  vollzieht,  und  entwickelt 
der  Winterweizen  bei  wirtschaftlich  .dichtem  Stande  4—5,  der  Som- 
merweizen 2.5—4  Halme,  doch  kommen  auch  unter  sehr  günstigen 
Bedingungen  50—100  und  selbst  400  und  mehr  Halme  pro  Pflanze 
vor.  Die  Bestockung  wird  durch  zeitige  Aussaat,  grossen  Wachs- 
raum, Fruchtbarkeit  des  Bodens,  günstige  Witterung  und  Neigung 
der  Sorte  zur  starken  Bestockung  gefördert.  Von  diesen  Schöss- 
lingen  erreichen  nach  unseren  Beobachtungen  gemeinhin  66  Proc.  ihre 
normale  Ausbildung,  während  die  anderen  meist  durch  Ueberschattung 
vor  der  Blüte  zu  Grunde  gehen. 

Die  ausgewachsenen  kräftigen  Halme  weisen  durchschnittlich  5, 
seltener  6  Knoten  und  eine  dieser  Anzahl  entsprechende  Blattzahl 
zur  Blütezeit  auf,  doch  ist  zu  dieser  Zeit  das  unterste  Blatt  meist 
schon  vergilbt  oder  vollständig  eingetrocknet. 

Die  nachstehende  Tabelle  (Seite  469)  soll  die  Vegetationsverhält- 
nisse des  Weizens,  wie  sie  sich  im  Allgemeinen  bei  unseren  Kulturen 
in  Poppeisdorf  ergaben,  vorführen. 

Der  Weizen  gehört  zu  den  Flachwurzlern  oder  sog.  Krume- 
pflanzen, da  er  den  Hauptteil  seiner  Pflanzennährstoffe,  die  in  leicht 
aufnehmbarer  Form  vorhanden  sein  müssen,  aus  der  Ackerkrume 
entnimmt,  und  beweisen  die  Untersuchungen  über  den  Wurzeltiefgang 
und  die  Wurzelausbreitung  in  der  That,  dass  sich  die  Hauptmasse 
der  aufnahmefähigen  Wurzeln  in  der  Ackerkrume,   welche  auf  bes- 


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Die  biologiBohen  Verhältnisse  des  Weizens. 


469 


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470  Besonderer  Teil. 

serem  Weizenboden  aaf  26  em  angenommen  werden  kann,  ausbreitet, 
worauf  auch  schon  die  Bildung  der  Eronenwurzeln  dicht  unter  der 
Oberfläche  hindeutet.  Allerdings  erreichten  nach  Schubarth- 
Gallentin^)  einige  Wurzeln  auf  sandigem  Lehmboden  einen  Tief- 
gang Yon  2.3  m,  und  auf  bindigerem  Boden  von  2  m,  ferner 
am  26.  Septbr.  gesäet  und  30.  April  ausgegraben  von  1.00  m 
„     „         „  „        „     14.  Mai  „  „    1.22  „ 

Ende  Oktober       „        „     26.  Aprü  „  „    0.91  „ 

„  „  „        „       8.  Juni  „  „    1.14  „ 

Dass  aber  trotzdem  die  Menge  der  aufnahmefähigen  Wurzeln 
in  der  Ackerkrume  gr(>sser  als  im  Untergrunde  ist,  bewies  Stöck- 
hardt  durch  die  Untersuchung  der  am  8.  Juni  gegrabenen  Wurzeln. 
Nach  derselben  kommen 

«^     IAA  w««-«!«  ««f  Trockne  Wurzeln  pro         von  100  Teilen  Stickstoff 

von  100  Wurzeln  auf:  ^^^  ^^  Pfunden:  der  Wurzeln  auf: 

Ackerkrume  Untergrund     Ackerkrume  üntergrrund      Ackerkrume  Untergrund 

63  37  468  280  55  45 

mithin  fällt  nicht  allein  die  grösste  Zahl  der  Wurzeln,  sondern  auch 

die   ihrer  aufnahmefähigen  Endigungen  auf  die  Ackerkrume,   was 

sich   aus   dem  grösseren  Stickstoffgehalt  der  Wurzeln,   welcher  yor- 

zugsweise  wachsenden,  jüngeren  Teilen  zukommt,  ergiebt. 

Einzelne  Wurzeln  dringen  aber   immerhin  bis  zu  beti^chtlicher 

Tiefe   in   den  Untergrund   ein   und  scheinen   der  ununterbrochenen 

Wasserversorgung  der  Pflanze  in  trockner  Zeit  zu  dienen. 

Ueber  die  Zahl  der  Wurzelfasem  in  verschiedenen  Tiefen  liegen 

fttr  Weizen  auch  die  folgenden  Angaben  von  Hellriegel  *)  vor: 

1i  davon  Ackerkrume  humushaltig  34  cm 
lehm.  Sand  65  cm  Juntergrund  humuslos  31  „ 

grober  kiesartiger  Diluvialsand. 
Zahl  der  Wurzeln  auf  400  qcm  Fläche: 

bei  20  cm  Tiefe  =  820  Fasern 
>.   54  „       „     =  200       „ 
„   78  „       „     =26       ,1 
„  100   „        „      =       0        „ 

Ueber  die  Wurzelausbreitung  gibt  Nobbe^)  folgenden  Auf- 
schlusB:  Er  zählte  an  einer  Weizenpflanze,  die  eben  im  Begriff  war, 
ihre  Aehre  hervorzustrecken,  17  Nebenwarzeln  1.  Ordnung,  2989 
Nebenwurzeln  2.  Ordnung,   7215  3.  Ordnung  und  513  Nebenwurzeln 


1)  Chemischer  Ackersmann  1855,  pg.  198. 

2)  Grundlagen  d.  Ackerb.  pg.  257.  1868. 

8)  Jahresber.   über   d.  Fortschr.  auf  d.  Gesammtgebiete  d.  Agnc-Chemie 
1868  und  1869,  p.  218. 


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Die  biologiflchen  VerhältiiiMe  des  Weizens.  471 

4.  Ordnang.  Die  Gesammtl&nge  aller  ihrer  Wurzeln  betrug  520  m. 
Aus  diesen  Zahlen  berechnet  nun  Dr.  Mttller,  Thurgau»  eine  6e- 
sammtoberfläche  von  4.16  qm  und  eine  aufnehmende,  mit  Wnrzelfasem 
besetzte  Fläche  von  ca  1  qm,  welche  weit  beträchtlicher  ist,  als  die 
Gesammtfläche  der  transpirierenden  Blätter  einer  Pflanze  des  Winter- 
weizens, welche  nach  unseren  Untersuchungen  bei  Triticnm  vulgare 
nur  1757  qcm  beti%t. 

Im  Allgemeinen  ist  das  Wurzelvermögen  des  Weizens  schwächer 
als  das  des  Hafers  und  des  Roggens,  doch  stärker  als  bei  der  Gerste, 
daher  dem  Weizen,  sollen  hohe  Erträge  erzielt  werden,  auf  Böden 
mit  hoher  Absorptionskraft  leicht  assimilierbare  Nährstoffe  in  reich- 
licher Fttlle  zu  bieten  sind. 

Dass  das  Wnrzelvermögen  des  Weizens  schwächer  als  das  des 
Roggens  ist,  scheint  aus  einer  von  uns  gemachten  Beobachtung  her- 
vorzugehen. 

Es  wurde  nämlich  seit  dem  Jahre  1855  auf  dem  Versnchsfelde 
zu  Proskau  Weizen  nach  dem  System  von  Smith  ^)  zu  Lois-Weedon 
kultiviert,  welche*  von  der  DriUkultur  des  Jethro  Tüll  darin  abwich, 
dass  breite  Zwischenräume,  welche  während  der  Vegetationszeit  des 
Weizens  mit  dem  Spaten  tief  bearbeitet  werden  konnten,  zwischen 
ebenso  breiten  Getreidestrichen  lagen.  Ein  Jahr  um  das  andere 
wurde  der  Zwischenraum  mit  Weizen  besäet,  welchem  demnach  die 
Verwitterungsprodukte  zweier  Jahre,  denn  das  Feld  wurde  niemals 
gedüngt,  zur  Verfllgung  standen. 

Dass  dies  ein  wirkliches  Raubsystem  ist  und  nach  Maassgabe  des 
Bodenreichtums  nur  eine  gewisse  Zeit  hindurch  mit  Vorteil  betrieben 
werden  kann,  liegt  auf  der  Hand. 

Diese  Kultur  wurde  auf  Thonboden  mit  Thonmergeluntergrund 
auf  einer  V4  Meißen  grossen  Parzelle  eine  Reihe  von  Jahren  durch- 
geführt und  ergab  sich  nachstehendes  Resultat: 


Jahreszahl: 

Gesäet: 

Körnerornte : 

1855 

Englischer  Bartweizen 

2  Scheffel 

-  Mtz 

1856 

»                  » 

2 

>j 

» 

1857 

V                                » 

1 

ji 

12      „ 

1858 

Sommerweizen^   weil    Winter- 

weizen ausgewintert 

— 

» 

15     ,. 

1859 

Frankensteiner  Weizen 

?> 

8     „ 

1860 

V                                   » 

?) 

8     „ 

1861 

»                       » 

j> 

4      „ 

1862 

u                               » 

» 

4     „ 

1863 

»                       >J 

V 

» 

1)  A  Word  in  Season;  or  How  to  grow  Wheat  with  Profit. 


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472 


Besonderer  Teil. 


Jahreszahl: 
1864 
1865 
1866 
1867 


OesSet: 

Frankensteiner  Weizen 


Eömeremte : 

1  Scheffel  —  Htz. 

-  ,.        12     ., 

-  „        12     ,. 

-  4 


Hiernach  zeigt  sich  alljährlich  eine  ziemlich  stetige  Abnahme  von 
ca.  4  Mtz.  Weizen,  so  dass  schliesslich  überhaupt  nur  noch  eine  Ernte 
von  4  Mtz.  erzielt  worde  und  die  Annahme  gerechtfertigt  erschien, 
dass  nun  eine  fast  vollständige  Bodenerschöpfung  für  Weizen  ein- 
getreten sei.  Demzufolge  wurde  an  Stelle  des  Weizens  Roggen  zur 
Einsaat  verwandt,  welcher  folgende  Ernten  lieferte: 

Kömer.  Stroh  und  Spreu. 

1868  Göttinger  Roggen    —  Schfifl.  15     Mtz.        134  Pfd. 

1869  „  „  1       „        1%    „  242     „ 

1870  „  „  1       „        3V4    „  179     „ 

Das  ungünstige  Resultat  des  Jahres  1868  ist  als  Folge  sehr 
starken  Auftretens  von  Rost  anzusehen. 

Hieraus  geht  hervor,  dass  für  Roggen  der  Bodem  nach  ISjähriger 
Weizenkultur  noch  nicht  erschöpft  war,  und  1869  ohne  Düngung 
noch  11  Scheffel  12  Mtz.  Roggen  und  1936  Pfd.  Stroh  pro  Morgen  er- 
zeugt werden  konnten.  Diese  Erscheinung  glauben  wir  nur  dadurch 
erklären  zu  können,  dass  die  Wurzel  des  Roggens  in  der  Nahrungs- 
aufnahme eine  stärkere  Intensität,  also  ein  grösseres  Wurzelvermögen 
besitzt,  als  die  des  Weizens;  denn  dass  der  eine  oder  andere  wich- 
tige Mineralbestandteil  für  Weizen  nicht  mehr  im  Boden  vorhanden 
gewesen  sein  sollte,  erscheint  unwahrscheinlich,  da  eine  Roggenernte, 
gleich  grosse  Erträge  vorausgesetzt,  dem  Boden  die  wichtigsten 
Mineralbestandteile  in  annähernd  denselben  Quantitäten  wie  der 
Weizen  entzieht. 

Der  Weizen  entnimmt  dem  Boden  durch  eine  Mittelernte  pro  ha 
an  Nährstoffen': 


Entzug  durch  eine  Mittelemte  pro  ha 
in  kg. 


0) 

u 

ßH  2 


GQ 


1072 
2860 


Winterweizen,  Korn 
do.  Stroh 

Winterweizen  im  Ganzen: 

Sommerweizen,  Korn  |  875  1  SOOOJ    900 
do.  Stroh  fllSO  |  5500.  2420 

Sommerweizen  im  Ganzen: 

Spelz,  Korn  1  242  1  8770|  1760 

do.     Stroh  |l880  I  7600|  2700 

Spelz  im  Ganzen; 


22.8 
9.2 


19 
121 


5.9 
14.0 


0.6  0.62.4   8.8 
3.4l7.4!8.ll  6.6 


0.4 
3.4 


0.8 
80.6 


81.5140.8119.9  4.018  015.5' 15.4 18.8  |  80.9 


18.7 
7.7 


16.0   6.0|0.5l2.0l0.5   7.4  s  0.4 
108.1  11.9|2.9|6.8|2.7l  5.6*2.9 


16.41119.1 


28.2 

8.6 


68. 
128. 


0.3 
6a2 


16.918.48.818.2  18  Ol 8.8     68.5 


10.91.1 
14.8!0.5 


1.6,3.7112.7 
6.2,l.o:  8.1 


1.1 
2.4 


48.7 
92.1 


86.8|191.9|25.2[1.6|7.8|4.7|20.8  1 3.5  |185.8 


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Die  biologischen  Yerhältnisse  des  Weizens. 


473 


Nach  J.  B.  Lawes^)  yerbraucht  der  Weizen  bis  zur  vollstän- 
digen Entwickelung  durchschnittlich  die  2000fache  Gewichtsmenge 
seiner  assimilierten  Aschenbestandteile  an  Wasser,  und  würde  dies 
einer  mittleren  Lösungskoncentration  von  0.5  pro  Mille  entsprechen. 
Bis  zur  Reife  verbrauchte  eine  Pflanze  durchschnittlich  43  gr  Wasser 
p.  Tag  in  dem  Seeklima  Englands. 

Risler  berechnet  den  Wasserkonsum  pro  100  qcm  Blattober- 
fläche und  Stunde  auf  0.175 gr  oder  4.2  gr  p.  Tag,  und  Hellriegel 
den  Wasserverbrauch  pro  Gramm  producierte  Trockensubstanz  für 
Sommerweizen  auf  338  gr. 

Da  nun  die  Pflanze  täglich  beträchtliche  Quantitäten  rohen 
Nahrungssaftes  zu  verarbeiten  hat,  muss  auch  die  aufsaugende  Wurzel- 
oberfläche zu  der  verdunstenden  Fläche  der  oberirdischen  Teile  in 
einem  gewissen  Verhältnis  stehen,  wobei  jedoch  zu  beachten  ist,  dass 
die  Pflanzen  um  so  mehr  Wasser  verdunsten,  je  jünger  sie  sind,  wie 
dies  auch  die  nachstehende  üebersicht  aus  Versuchen  von  Haber- 
landt  bestätigt;  doch  ist  zu  bemerken,  dass  die  Pflanzen  bei  diesem 
Versuch  Wasser  im  Ueberfluss  zugeführt  erhielten,  daher  die  ge- 
wonnenen Resultate  den  faktischen  Verhältnissen  nicht  genau  ent- 
sprechen. 


Oberfläche  » 

der  Ver 

Sachs-      , 

pflanzen   1 

I    j  n 

qcm  I  qcm 


Zahl  der 
Spaltöff- 
nungen 
auf  der 
unteren 
Blattseite 
pro  qmm 


Verhältnis 
des  Trocken- 
gewichts der 
Wurzeln  zu 
jenem  der 
oberirdi- 
schen Teile 


Ver- 
dunstung 
pro  Tag 
u.lOOqcm 
(bei  Was- 
ser im 
Ueber- 
fluss) 


a.  Junge  Pflanze  vor  dem  Schossen 

b.  Mittlere  Pflanze  vor  der  Blüte 

c.  Pflanze  nach  der  Blüte 


76 
154 
220 


97 
283 
887 


111 
95 
75 


1  :  0.678 
1  :  4.948 
1  :  10.471 


5.186 
2.802 


2.657 


und 


nur 


Hiemach  verdunsten  100  qcm  pro  Tag  im  Mittel  3.532  gr, 
wird  diese  Verdunstungsgrösse  bei  den  echten  Getreidearten 
durch  die  der  Gerste  mit  3.794  gr  übertroffen. 

lieber  die  Menge  und  Wanderung  der  organischen  und  unorga- 
nischen Stoffe  in  der  Weizenpflanze  liegen  einige  interessante  Unter- 
suchungen vor,  z.  B.  hat  Heinrich^)  eine  getrennte  Bestimmung 
der  stickstofffreien  organischen  Substanz  vorgenommen,  die  zu  fol- 
genden Resultaten  führte: 


1)  Experimcntal  investing  into  the  amount  of  water  given  of  by  plants 
doring  their  growth.  1850,  oitiert  vonKresnik,  Joum.  f.  Landwirthsch.  XXXI, 
1881,  p.  827. 

2)  Stockhardt,  Chem.  Ackersm.  1807,  p.  116. 


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474 


Besonderer  TeiL 


In  100  Teilen  Trockensubstanz  der  Halme  und  Aehren  wurden 
gefunden : 


Gesammt- 

Gummi- 

Stärke- 

Krümel- 

Bohr- 

menge 

artige 

artige 

von  stick- 

zacker. 

zncker. 

stofflosen 

Entwickelungsstadinm  <). 

Substanz. 

Substanz. 

Stoffen. 

1 

g 

1 

1 

1 

'S 

s, 

1 

1 

1 

i 

< 

S 

< 

1 

9> 

< 

a> 

< 

1 

< 

1.  Pflanze  ganz  jun^ 

8.2 

26.9 

86.1 

2.  Pflanze   mit  beg^nender 

Stengelentwickelang 

16.1 

— 

8.4 

— 

20.6 



— 

— 

39.0 

— 

8.  Anfang  des  Schossens 

12.8 

9.8 

6.6 

8.2 

18.9 

26.0 

— 

— 

37.7 

43.5 

4.  Aehren  ans  der  Blattnm- 

hüllung  hervortretend 

10.8 

9.5 

Ö.7 

6.9 

14.7 

11.6 

8.0 

11.4 

37.2 

39.4 

6.  Blütezeit 

9.0 

4.4 

6.6 

6.7 

14.1 

7.1 

8.4 

28.9 

32.0 

47.1 

6.  Blüte  vorüber 

7.7 

1.4 

4.7 

2.8 

9.7 

4.7 

4.6 

64.4 

26.6 

62.8 

7.  Halme  bleichen 

6.6 

Spur 

3.9 

Spnr 

8.6 

2.7 

4.6 

68.6 

17.6 

71.3 

8.  Mähezeit 

0 

0 

0 

0 

1.8 

2.5 

6.6 

71.4 

7.4 

73.9 

9,  üeberreife 

0 

0 

0 

0 

1.7 

2.4 

6.0 

73.1 

6.7 

76.6 

Die  stickstoffhaltigen  organischen  Substanzen  (ProteTfnkörper) 
finden  sich  entweder  im  lebensthätigen  Protoplasma,  wie  das  Pflanzen- 
eiweiss  oder  Pflanzenalbumin,  während  die  übrigen  ProteYnkörper 
als  Reservestoffe  abgelagert  werden  und  unterscheidet  man  von  ihnen 
nach  Kitthausen: 

1)  Para-CaseTfn  (Gluten-CaseYn)    mit  16.0—16.1  Proc.  Stickstoff 

2)  Pflanzenfibrin  (Gluten-Fibrin)    „    16.9 

3)  Mucin  (Mucedin)  „    16.6-16.8      „  „ 

4)  Pflanzehleim  (Glialdin)  ,,    18.1  ,,  ,, 
Diese  ProteTfnkörper  führen  auch  den  Kollectivnamen  „Kleber". 
Die  nachstehende  Untersuchung  von  Heinrich  sei  ein  Beispiel 

der  Wanderung  der  ProteYnstoffe. 

ProteYnstoffe  in  100  Teilen  Trockensubstanz: 


Stengel 

Aehrei 

1)  Pflanze  ganz  jnng 

18.5 

— 

2)  Pflanze  vor  Beginn  des  Schossena  5.5 

20.7 

3)  EntWickelung  der  Blüte 

4.4 

14.2 

4)  Blutezeit 

4.0 

11.0 

5)  Ende  der  Blttte 

2.8 

9.3 

6)  Halbe  Reife 

2.0 

8.8 

7)  Ganze  Reife 

1.9 

8.0 

1)  Die  ersten  2  Perioden  beziehen  sich  auf  die  Blätter,  dio  anderen  6  auf 
die  Stengel  und  Aehren. 


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Die  biologischen  Verhältnisse  des  Weizens. 


475 


lieber  die  Wanderung  der  Mineralbestandteile  der  Weizenpflanze 
während  der  Entwickelung  vom  Fruchtknoten  bis  zur  Ueberreife  hat 
Heinrich^),  ebenfalls  Untersuchungen  bei  5  verschiedenen  Entwicke- 
Inngsstufen  der  Samenkörner  angestellt,  und  zwar: 

1)  am  4.  Juli  Die  Hälfte  des  Weizens,  vrelcher  als  Unter- 
snchungsmaterial  diente,  blühte  zu  dieser  Zeit  noch.  Es' wurden  hier 
die  Fruchtknoten  für  die  Analysen  gesammelt; 

2)  am  18.  Juli,  also  14  Tage  nach  der  Blttte; 

3)  am  1.  August,  als  der  Weizen  bereits  zu  reifen  begann ; 

4)  am  8.  August,  als  der  Weizen  reif  war  und  gemäht  wurde ; 

5)  am  23.  August,  also  14  Tage  nach  der  Ernte.  Hier  wurden 
die  Mineralstoffe  der  überreifen  Körner  untersucht. 

100  Teile  der  vollständig  wasserfreien  Körner  zeigten  sich  zu 
den  verschiedenen  Zeiten  der  Untersuchung  folgendermassen  zu- 
sammengesetzt: 

Tabelle  I. 


4.  Juli 

18.  Juli 

1.  Aug. 

8.  Aug. 

28.  Aug. 

RobrzQcker 

6.97 

4.24 

Krümekucker 

4.08 

1.27 

Spuren 

— 



Aetheranszog  (Chlorophyll, 
Wachs,  Gel) 

5.69 

2.25 

2.08 

1.90 

1.90 

Gammi 

12.64 

7.60 

5.86 

5.48 

4.97 

Stärke 

41.79 

61.44 

74.17 

75.66 

76.88 

Proteinttoflfe 

14.15 

14.05 

12.21 

11.82 

11.67 

Zellstoff 

10.35 

6.77 

3.54 

3.22 

8.20 

Mineralstoffe 

4.33 

2.48 

2.14 

1.97 

1.88 

Kali 

1812 

0.768 

0.529 

0.468 

0.458 

Natron 

0.055 

0.007 

0,016 

— 



Kalk 

0.412 

0.166 

0.085 

0.076 

0.074 

Magnesia 

0.514 

0.316 

0.283 

0.250 

0.028 

Eisenoxyd 

0.024 

0.016 

0.021 

a059 

0.055 

Schnrefelsänre 

— 

— 

..-. 

— 

— 

Phosphorsanre 

1.740 

1.100 

1.118 

1.019 

0.978 

Chlor 

0.826 

0114 

0.069 

0.069 

0.064 

Kieselfläare 

0.021 

0.020 

0.034 

0.089 

0.040 

Summa 

4.404 

2.506 

2.155 

1.985 

1.894 

Hieryon  ab  der  dem  Chlor 

äquivalente  Sauerstoff 

0.074 

0.026 

0.015 

0.015 

0.014 

4.880 

2.406 

2.140 

1.970 

1.880 

Summa 

100.00 

100.00 

100.00 

100.00 

100.00 

Berechnet  man,  um  einen  Anhalt  ttber  die  absoluten  Mengen 


1)  Heinrich,  Annal.  Bd.  57,  1871. 


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476 


Besonderer  Teil. 


der  einzelnen  Stoffe  in  den  Körnern  zu  haben,  die  Bestandteile  auf 
die  Körner  von  100  Aehren  (2600  Körner),  so  erhält  man  die  folgen- 
den Zahlen: 

Tabelle  IL 


4.  Juli 

18.  Juli 

1.  Aug. 

8.  Aug. 

28.  Aug. 

gr 

gr 

gr 

gr 

gr 

Rohrzuoker 

0.9 

1.5 

_ 

_ 

Krümelzucker 

0.6 

0.4 

— 

— 

— 

Gummi 

1.6 

2.7 

4.7 

4.8 

4.5 

Stärke 

5.8 

22.0 

58.5 

67.0 

70.0 

Proteinkörper 
Chlorophyll,  Gel,  Wachs 

1.8 

5.0 

10.0 

10.5 

10.7 

0.72 

0.81 

1.65 

1.68 

1.70 

Zellstoff 

1.3 

2.4 

2.8 

2.9 

2.9 

Mineralstoffe 

0.85 

0.84 

1.70 

1.75 

1.79 

Kali 

0.167 

0.260 

0.422 

0.429 

0.481 

Natron 

0.007 

0.002 

0.014 

— 

— 

Kalk 

0.052 

0.056 

0.068 

0.068 

0.072 

Magnesia 

0.065 

0.107 

0.224 

0.222 

0.218 

Eisenoxyd 

0.003 

0.006 

0.017 

0.044 

0.058 

Schwefelsäure 

— 

— 

— 

— 

— 

Phosphorsäure 

0.221 

0.872 

0.968 

0.905 

0.911 

Chlor 

0.041 

0.039 

0.051 

0.661 

0.061 

Kieselsäure 

0.003 

0.007 

0.027 

0.035 

0.014 

Summa 

0.559 

0.819 

1.712 

1.764 

1.804 

Hiervon  ab  der  dem  Chlor 

äquivalente  Sauerstoff 

0009 

0.009 

0.012 

0.014 

0.014 

0.550 

0.840 

1.700 

1.750 

1.790 

Gewicht  von  2600  Kömern 

12.7  gr 

85.7  gr 

79.4  gr 

88.6  gr 

91.6  gr 

In  der  Zeit,  welche  die  verschiedenen  Untersuchungen  einschliesst, 
haben  demzufolge  2600  Weizenkörner  eine  gesammte  Mineralstoffzu- 
nahme erfahren  von  0.55 — 1.79  gr.  Dieser  Zunahme  unterliegen  alle 
Mineralstoffe  mit  Ausnahme  von  Natron.  Aus  dem  vollständigen  Ver- 
schwinden des  Natrons,  ohne  dass  dies  einen  bemerkbaren  Einfluss 
auf  die  Entwickelung  der  Körner  äussert,  geht  schon  dessen  Un- 
wesentlichkeit für  dieselben  hervor. 

Die  beiden  vorwiegenden  Bestandteile  der  Körner  sind  dagegen 
Phosphorsäure  und  Kali;  diesen  schliesst  sich  der  Quantität  nach 
die  Magnesia  an,  für  welche  eine  physiologische  Wirkung  bisher 
aber  noch  nicht  aufzufinden  war.  Nur  soll  nach  HellriegeP) 
Magnesiamangel  ein  flattriges  Aussehen,  begleitet  von  einer  kränk- 
lichen, blassgelben  Farbe,  bei  starkem  Längenwachstum  der  Pflanze 
bedingen. 

1)  Landw.  Yersuohsst.  1868,  p.  105. 


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Die  hiologischen  Verhältnisse  des  Weizens. 


477 


Die  genannten  Bestandteile  sammeln  sich  nach  und  nach  in 
den  jüngsten  Teilen  der  Pflanze,  den  Körnern  an,  wogegen  die  übrigen 
Organe  an  den  betreffenden  Bestandteilen  ärmer  werden. 

Es  ist  eine,  durch  die  genauesten  Untersuchangen  über  die 
Vegetationsverhältnisse  der  Eultar pflanzen  (z.  B.  Arndt,  die  Veget. 
d.  Haferpfl.,  Leipzig  1859;  Dietrich,  Unters,  d.  Rotklees,  2.  Bericht 
d.  Versuchsst.  Heidan,  1864)  bestätigte  Thatsache,  dass  das  Leben 
dieser  Pflanzen  schon  mehrere  Wochen  vor  der  Samenreife  fast  nur 
in  einer  inneren  Thätigkeit  besteht,  auf  welche  der  Einfluss  des 
Bodens  als  ernährendes  Medium  fiast  ganz  aufhört.  Nicht  nur  die 
Gesammtmasse  der  Mineralstoffe  ist  bis  zu  dieser  Zeit  vollständig 
von  den  Pflanzen  aufgenommen,  sondern  sogar  die  Quantität  der 
organischen  Substanzen  scheint  schon  fertig  gebildet  zu  sein,  so  dass 
das  vegetative  Leben  nur  noch  auf  einer  Translokation  der  einzelnen 
Stoffe  beruht;  aus  den  Blättern  und  Stengelgliedern  gehen  die  orga- 
nischen Stoffe  nach  der  Aehre  und  lagern  sich  hier  fast  ausschliess- 
lich in  den  Körnern  ab. 

Der  Zeitpunkt  der  vollendeten  Gewichtsaufnahme  tritt  nach 
J.  Pierre  ungefähr  14  Tage  nach  der  Weizenblüte  ein. 

Ist  es  nun  bekannt,  dass  die  Pflanzen  kurz  nach  der  Blüte 
Nichts  öder  nur  geringe  Mengen  aus  dem  Boden  aufnehmen,  so  ist  es 
interessant,  die  Bewegungen  der  hauptsächlichsten  Mineralstoffe  in 
der  Pflanze  zu  verfolgen,  und  zwar  nach  den  Gewichtsverhältnissen 
der  verschiedenen  Teile  während  der  verschiedenen  Entwickelungs- 
perioden,  wie  sie  die  Untersuchungen  von  J.  Pierre^)  ergeben  haben, 
berechnet  auf  die  Pflanzen  von  1  ha. 

Aus  den  Versuchen  von  1864: 


Es  wogen  pro  ha. 

Am  6.  Juli 

(U  Tage 

nach  der 

Blüte) 

kg 

Am  25.  Juli 
3  (Reifezeit) 

kg 

Vermin- 
derung des 
Gewichts 

kg 

Die  sammtlichen  Bl&tter 
„             „         Intemodien 

des  Halmes 
die  sammtlichen  Knoten  des 

Halmes 

1594 

2268 

304 

1255 

1822 

259 

839 

481 

45 

Gesammtgewicht : 
Gewicht  der  vollen  Aehren    | 

4151 
1745 

8886 
2541 

815 
796 

1)  Recherches  exp^riment.  sur  le  developpement  du  bl6  1866. 


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478 


Besonderer  Teil. 


Das  Kali  ist  auf  1  ha  in  den 
gender  Menge  enthalten: 


einzelnen  Pflanzenteilen  in  fol- 


Am  8.  Joni 
(Aehre 

entwickelt 
sich) 

kg 

Am  22.  Juni 

(Ende  der 

Blüte) 

kg 

Am  6. 
Juli 

kg 

Am  25. 
Juli 

Die  volle  Aehre 
„    sämmtl.  Internodien 
,,          „        Knoten 
„        Blätter 

4.43 

8.77 

8.28 

11.48 

2.56 

10.66 

4.41 

8.67 

10.00 
6.79 
6.44 
6  34 

13.79 
4.56 
4.05 
0.96 

Der  Bedarf  der  Aehren  (der  Körner)  an  KO  wurde  also  voll- 
ständig durch  den  Verlust,  den  die  krautigen  Teile  der  Pflanze  hieran 
erlitten,  gedeckt. 

Die  Erschöpfung  der  einzelnen  Organe  an  den  für  das  Samen- 
korn wichtigen  Stoffen,  geht,  wie  es  scheint,  im  abnehmenden  Masse 
von  unten  nach  oben  zu. 

Dies  zeigt  eine  Zusammenstellung  des  Kaliverlustes  fttr  die  ein- 
zelnen Blätter.    Die  Verluste  betrugen  nach  Pierre: 
für  das  oberste  Blatt    95  Proc. 
»>     M         2.         „       86     „ 
V     u        3.         „       92     „ 
.,     „        4.         ,,       yo     „ 
„     „         5.         „     100     „ 
Von  dieser  Regel   zeigte  also   nur  das  oberste  Blatt  eine  Aus- 
nahme; die  anderen  Blätter  folgen  ihr  genau. 

Die    verschiedenen   Organe    mit    einander  verglichen,    tragen 
relativ  verschiedene  Verluste  an  Kali.    Es  beträgt  der  Kaliverlust: 
für  die  Blätter  91  Proc. 

„     „    Internodien  57      „ 
„     „    Knoten  26      „ 

Für  die  Phosphorsäure  stellen  sich  die  Verhältnisse  folgender- 
massen: 

Auf  1  ha  enthalten  an  Phosphorsäure: 


8.  Juni 

22.  Juni 

6.  JuU 

26.  Juli 

Die  vollen  Aehren 
„    sämmtl.  Internodien 
„        „         Knoten 
„        „         Blätter 

2.48 
2.28 
0.92 
6.84 

4.88 
6.26 
1.18 
6.04 

8.81 
8.02 

0.88 
6.00 

10.88 
8.17 
0.46 
1.16 

Auch  an  Phosphorsäure  wurde  der  Bedarf  der  Aehre  durch  den 


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Die  biologischen  Verhältnisse  des  Weizens. 


479 


Verlast  des  Krautes  vollständig  gedeckt  und  zwar  sind  hier  wie  beim 
Kali  die  Blätter  für  die  Lieferung  von  höchster  Bedeutung.  Sie  ver- 
lieren nicht  nur  relativ,  sondern  auch  absolut  die  meiste  Phosphor- 
säure. 

Auch  für  die  Magnesia  ergaben  sich  ähnliche  Resultate: 

Auf  1  ha  enthalten  an  Magnesia. 


11.  Mai 
kg 

8.  Juni 
kg 

22.  Juni 
kg 

6.  JuH 
kg 

25.  Juli 
kg 

Die  vollen  Aehren 
„    B'ämmtl.  Intemodien 
„        „         Knoten 
Blätter 

0.89 
0.27 
1.67 

0.41 
0.62 
0.42 
2.07 

1.44 
1.82 
0.73 
8.37 

2.21 
0.85 
0.78 
2.80 

1 

4.81 
0.79 
0.69 
1.64 

i 

Es  findet  demnach  eine  langsame  Bewegung  der  Stoffe  statt,  welche 
als  Endziel  das  Samenkorn  hat.  Jedoch  schliessen  sich  nicht  alle 
Mineralstoffe  der  Pflanze  diesen  Bewegungen  in  so  ausgesprochenem 
Masse  an,  vorzugsweise  sind  es  Phosphorsäure,  Kali  und  Magnesia, 
während  sich  nur  in  geringen  Mengen  Kalk,  Eisenoxyd  etc.  im  Samen- 
korn finden. 

Der  Weizen  wird  unter  Umständen  durch  Unkraut  sehr  stark 
geschädigt  nnd  selbst  vollständig  unterdrückt.  In  solchen  Fällen  ist 
zur  Vertilgung  desselben  auf  Brachbearbeitung,  zweckmässige  Frucht- 
folge und  rationelle  Hackkultur  zurückzugreifen. 

Bei  der  nachfolgenden  Besprechung  der  gefährlichsten  Unkräuter 
werde  ich  die  speciellen  Vertilgungsraassregeln,  welche  gegen  die- 
selben zu  ergreifen  sind,  anführen. 

Auf  den  guten  Lehmmergelböden  tritt  sehr  häufig,  sowohl  unter 
Sommer-  wie  auch  Winterweizen  der  Klatschmohn  (Papaver  Rhoeas  L.) 
in  grossen  Massen  auf,  welcher  in  diesem  Fall  vor  der  Blüte  durch 
Jäten  oder  Hacken  zu  entfernen  ist,  damit  nicht  der  Weizen  unter- 
drückt und  durch  Samenausfall  das  Feld  inficiert  wird. 

Als  sehr  lästiges  Wurzelunkraut  ist  ferner  die  Feldkratzdistel 
(Cirsium  arvense  Scop.)  zu  erwähnen,  welche  nicht  nur  die  Entwicke- 
lung  des  Weizens  hemmt  und  die  Ernte  erschwert,  sondern  auch  dem 
Boden  sehr  beträchtliche  Mengen  an  Pflanzennährstoffen  entzieht. 
Gegen  dieses  Unkraut  lässt  sich  nur  durch  tiefes  Grubbern  nnd  Aus- 
stechen ankämpfen. 

Sehr  gefürchtet,  namentlich  am  Rhein  und  im  mittleren  und 
südlichen  Frankreich,  ist  auch  der  Fing-  oder  Wildhafer  (Avena 
fatua  L.),  welcher  unter  Sommer-  und  Winterweizen  vorkommt.  Zur 
Vertilgung  lässt  sich  die  Verhinderung  der  Samenreife,  die  gute 
Reinigung  des  Saatgutes,  sowie  das  Jäten  und  Hacken  empfehlen. 

Auf  kalkarmen  Thon-  und  Lehmböden  erscheint  unter  Sommer- 


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480  Besonderer  Teil. 

Weizen  auch  die  Saat- Wucherblume  (Chrysanthemum  segetum  L.), 
welche  durch  Jäten  und.  Hacken  zu  vertilgen  ist. 

In  Ländern  mit  mildem  Winter  tritt  auf  humosem  Lehm  oder 
Thon  auch  im  Winterweizen  der  Ackersenf  oder  Bruchhederich 
(Sinapis  arvensis  L.)  und  auf  leichterem  Boden  der  Hederich  (Ra- 
phanus  Raphanistrum  L.)  als  gefUrchtetes  Unkraut  auf,  da  sie  nicht  nur 
die  Nährstoffe  der  Ackerkrume  stark  in  Anspruch  nehmen,  sondern 
auch  das  Getreide  leicht  überwachsen.  Die  Hederichjätemaschinen 
wendet  man  erfolgreich  zur  Vertilgung  an. 

Die  gewöhnlichsten  Unkräuter  auf  den  sandigen  Lehm-  und 
lehmigen  Sandböden  sind  die  Kornrade  (Agrostemma  Githago  L.) 
und  die  Kornblume  (Centaurea  Cyanus  L.),  welche  beide  unter 
Winterweizen,  aber  auch  unter  zeitig  gesäetem  Sommerweizen  vor- 
kommen. Gelangen  die  Samen  der  ersteren  mit  dem  Weizen  zur 
Vermahlung,  so  erhält  das  Mehl  eine  schwärzliche  Farbe  und  das 
daraus  bereitete  Brod  gesundheitsschädliche  Eigenschaften.  Die  Aus- 
rottung wird  durch  gute  Reinigung  des  Saatgutes,  Eggen,  Hackkultur, 
Ausstechen  und  Jäten  angebahnt.  Recht  schädlich  kann  dem  Winter- 
weizen bei  massenhaftem  Auftreten  auch  die  ausdauernde  Ackerwinde 
(Convolvulus  arvensis  L.)  durch  Entkräftung  des  Bodens,  Niederziehen 
der  Halme  und  Erschwerung  der  Ernte  werden. 

Zur  Vertilgung  wird  das  Ackern  bei  Dürre,  namentlich  das 
Grubbern,  sowie  die  Hackkultur  empfohlen. 

Auch  der  gemeine  Windhalm  (Agrostis  Spica  venti  L.)  ist  auf 
leichtem  Boden  mit  feuchtem  Untergrunde  dem  Weizen  nachteilig 
und  hilft  gegen  ihn  nur  Entwässerung  und  zweckmässige  Acker- 
bestellung. 

Auf  den  kalkreichen  Mittelböden  treten  häufig  zwei  Schmarotzer 
als  gerährliche  Feinde  des  Weizens  auf,  weil  sie  bei  häufigem 
Vorkommen  den  Weizenpflanzen  ansehnliche  Quantitäten  rohen 
Nahrungssaftes  entziehen,  auch  geben  ihre  Samen  dem  Mehl  eiue 
blaue  Farbe  und  bitteren  Geschmack;  es  sind  dies  der  Feld- 
wachtelweizen (Melampyrum  arvense  L.),  sowie  die  grössere  Klapper 
(Alectorolophus  major  Rchb.);  beide  lassen  sich  durch  sorgfältiges 
Reinigen  des  Saatgutes,  «owie  durch  Jäten  oder  Hackkultur  entfernen. 

Ein  sehr  lästiges  Unkraut  ist  femer  die  stinkende  Hundskamille 
(Anthemis  Cotula  L.),  welche  sich  durch  kräftiges  Aufeggen  der 
Wintersaat  und  Hackkultur  ausrotten  lässt. 

Unter  Sommerweizen  findet  sich  die  nebenblättrige  Platterbse 
(Lathyrus  Aphaca  L.),  und  ist  durch  Jäten  und  Ebtckkultur  zu 
vertilgen. 

Ein  Unkraut  des  Kalkbodens  in  Frankreich  und  Italien  ist  die 
traubige  Bisamhyacinthe  (Muscari  racemosum  Mill),  die  gern  unter 
Sommerweizen  auftritt. 


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Die  biologischen  Verhältnisse  des  Weizens.  481 

Auf  feuchten  Aecke^  in  Frankreich  fand  Lagr^re-Fossat 
den  rotbltttigen  Augentrost  (Euphrasia  odontites  L.),  auf  Weizen 
schmarotzend,  derselbe  lässt  sich  durch 'gute  Entwässerung  des  Ackers 
bald  beseitigen. 

Auf  allen  Bodenarten,  wenn  sich  nur  Mergel  im  Untergrunde 
findet,  breitet  sich  der  gemeine  Huflattich  (Tussilago  Farfara  L.) 
als  kaum  zu  vertilgendes  Unkraut,  namentlich  auf  Aeckern  in  etwas 
feuchter  Lage  aus  und  wird  als  Yertilgungsmittel  das  Brachen,  das 
Ausstechen  und  der  Anbau  stark  schattender  Blattgewächse  empfohlen. 

Der  Weizen  leidet  auch  mehr  oder  weniger  durch  parasitische 
Pilze.  Zu  diesen  gehört  der  Faul-,  Schmier-  oder  Steinbrand  (Tilletia 
cariesTul.),  daran  kenntlich,  dass  das  von  seiner  Frucht- und  Samen- 
haut bedeckt  bleibende  Innere  des  Weizenkoms,  statt  des  Keim- 
lings mit  seinem  Eiweiss,  aus  einer  anfangs  schmierigen,  später 
staubartigen,  nach  Heringen  (Trimethylamiu)  riechenden  schwarzen 
Masse,  den  Sporen  eines  Pilzes  besteht,  dessen  Mycelium  schon 
verschwunden  ist 

Zur  Verhütung  des  Brandes  beizt  man,  wie  wir  schon  oben  ge- 
sehen, das  Saatgut  mit  Kupfervitriol  ein,  und  bei  richtiger  Ausführung 
werden  auch  die  am  Samenkorn  haftenden  Pilzsporen  unbedingt 
getötet  werden,  während  hingegen  Aetzkalk,  Salz,  Arsenik,  Stein- 
kohlenteer, Asche  etc.  in  ihrer  Wirkung  entweder  unsicher  oder 
vollständig  unwirksam  sind. 

Trotz  des  Beizens  tritt  jedoch  zuweilen  der  Brandpilz  auf,  weil 
seine  Sporen  durch  Stalldung  oder  wildwachsende  Pflanzen  verbreitet 
werden  können. 

Der  Flug-,  Rnss-  oder  Staubbrand  (Ustilago  Garbo  Tul.)  schädigt 
den  Weizen  in  verhältnismässig  geringeni  Umfange  und  dasselbe  ist 
mit  dem  Mntterkompilz  (Glaviceps  purpurea  Tul.)  der  Fall,  wenn- 
gleich häufiger  deformierte,  keimungsunfähige  Kömer  vorkommen, 
welche  nach  So  r  au  er  diesen  Zustand  einer  frühen  Entwickelungs- 
stufe  des  Mutterkompilzes,  auf  welche  derselbe  verharrte,  zu  ver- 
danken haben. 

Sehr  gefährlich,  namentlich  im  feuchten  Klima,  sind  zwei  Arten 
des  Rostpilzes,  nämlich  der  Fleckenrost  (Puccinia  straminis  Fuck.) 
und  der  lokal  vorkommende  Grasrost  (Puccinia  graminis  Pers.), 
welche  auf  den  oberirdischen  Teilen  der  in  ihrer  kräftigsten  Ent- 
wickelungsperiode  befindlichen  Weizenpflanze  schmarotzen,  indem 
sie  den  chlorophyllhaltigen  Zellen  die  bereits  assimilierte  Nahrung 
entziehen. 

Da  nun  feuchtwarme  Lagen  und  Lagergetreide  die  Pilzentwicke- 
lung fördern,  so  sollte  der  Weizen  auf  möglichst  trocknem^  hoch- 
gelegenem Boden  und  zur  Vermeidung  des  Lagems  genügend  weit  ge- 
drillt werden.  Femer  verbreiten  auch  gewisse  Pflanzen,  z.B.  solche  ans 

Xoeriiioke  u.  Werner..  HAsdb.  d.  Oetreideban'«  II.  81 


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482  Besonderer  Teil 

der  Familie  der  Boragineen,  den  Fleckenroßt  und  die  Berberitze  den 
Grasrost,  weshalb  es  angezeigt  ist,  anf  die  Vertilgung  dieser  Pflanzen 
zu  achten. 

Auch  ist  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  sich  die  Weizen- 
sorten in  Bezug  auf  die  Disposition  für  die  Rostkrankheit  sehr 
verschieden  verhalten,  mithin  auf  den  Anbau  widerstandsfähiger 
Sorten  zu  sehen  i&t  und  verweisen  wir  in  dieser  Beziehung  auf  die 
von  uns  gemachten  Angaben  bei  der  Beschreibung  der  einzelnen 
Sorten.  Innerhalb  der  Unterart  tritt  der  Rost  am  häuflgstifn  bei 
Triticum  vulgare,  weniger  häufig  bei  den  übrigen,  z.  B.  bei  Tr. 
turgidum  auf. 

Bei  feuchtwarmer  Witterung,  und  sehr  kräftig  entwickeltem 
Weizen  stellt  sich  auch  nicht  selten  als  empfindlicher  Feind  der  Mehl- 
taopilz  (Erysiphe  graminis  Lev.)  ein. 

Die  den  Weizen  schädigenden  tierischen  Feinde  sind  ebenfalls 
zahlreich  und  will  ich  mich,  nuter  Hinweis  auf  das  über  dieselben 
bereits  im  ersten  Bande  Gesagte,  darauf  beschränken,  die  an  den 
einzelnen  Pflanzenteilen  vorkommenden  Feinde  aufzuführen. 

Die  Keime  des  Weizens  werden  von  dem  matten  Aaskäfer 
(Silpha  opaca  L.),  die  Wurzeln  von  den  Larven  der  Anisoplia  hor- 
ticola  L.  und  den  Raupen  von  Agriotes  lineatus  L.,  A.  obscnrns 
Gyllh.,  Agrotis  crassa  Hb.,  A.  corticea  Wien.  Verz.,  A.  exclamationis 
L.,  Charaeas  graminis  L.  angegriflfen.  Ferner  sind  auch  Wurzelläuse, 
z.  B.  Schizoneura  venusta  Pass.  und  Tychea  trivialis  Pass.  beobachtet 
worden. 

Durch  Ausfressen  der  Terminalknospe,  sowie  durch  Verletzung 
der  jungen  Blätter  haben  sich  schädlich  erwiesen:  ein  Blattkäfer 
(Phyllotreta  (Haltica)  vittula),  die  Larve  und  der  Käfer  von  Lema 
melanopa  L.,  die  Raupen  von  Hadena  basilinea  Wien.  Verz.  und  H. 
infesta  Treischke,  sowie  von  Agrotis  tritici  L.,  Plnsia  gramma  L.; 
ferner  die  Maden  von  Anthomyia  coarctatä  Fallön  und  Opomyza  flo- 
rum  Fb.  In  Ländern  mit  feuchtem,  mildem  Klima  wird  auch  die 
graue  Ackerschnecke  (Limax  agrestis  L.)  häufig  sehr  gefährlich. 

Sehr  schwer  schädigen  diejenigen  Insekten,  welche  den  Halm 
verletzen,  so  die  Larve  von  Oalamobius  marginellus  Fabr.,  Cephus 
pygmaeus  L.,  Gecidomya  destructor  Say  und  Tipula  cerealis  Sauter. 

Die  junge  Aehre  und  weiche  Frucht  werden  angegriffen  durch 
die  Larve  und  den  Käfer  von  Zabrns  gibbus  Fabricius,  dessen  Larve 
aber  auch  die  weichen  oberirdischen  Pflanzenteile  zerquetscht  und 
aussangt;  durch  den  Käfer  von  Anisoplia  austriaca  Herbst  und  A. 
fruticola  Fab.;  ob  dagegen  der  Getreideblasenfuss  (Thrips  cerea- 
linm  Haliday)  und  seine  Larve  schädlich  sind,  ist  noch  nicht  mit 
Sicherheit  bezeugt;  ferner  schädigt  die  Raupe  von  Hadena  infesta 
Treischke,  Leucania  albilinea  Guen.  und  L.  unipuncta  Haw.,   sowie 


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Klima  für  Weizen.  483 

die  Lar^e  von  Tipula  tritici  Eirby,  Ghlorops  taeniopus  Meig. 
und  Oflcinis  frit.  L.,  auch  kommt  eine  Blattlaus  (Aphis  granaria 
Kirby)  vor. 

Die  sog.  Getreidewanze  (Micropus  leucopterus  Say)  schädigt  in 
Amerika  (Ghinch-bug)  den  Weizen  in  allen  Entwiekelungsstadien  und 
ist  in  hohem  Grade  gefährlich. 

Von  dem  reifen  Weizenkorn  leben  folgende  Käfer:  Cucujus 
testaceus,  Silvauus  surinamensis  Steph.  und  Gurculio  granarius  L., 
sowie  die  Raupen  von  Tinea  granella  L.  und  T.  cerealella  Oliv. 
Eine  eigentümliche  Komkrankheit  (Gicht-  oder  Radenkrankheit)  wird 
durch  das  Weizenälchen  (Anguillula  tritici  Needham)  erzeugt. 


Klima. 

Die  nördlichste  Polargrenze  des  Weizens  reicht  in  Norwegen  un- 
gefähr bis  zum  64.^  n.  Br.,  kann  aber  auch  in  günstigen  Lagen  über- 
schritten werden,  so  soll  nach  Schub eler  selbst  noch  unter  69^28' 
in  Skibotten  Sommerweizen  reifen,  welcher  am  9.  Mai  1870  gesäet, 
am  23.  Mai  keimte  und  am  30.  August,  also. nach  114  Tagen  reifte, 
und  betrugen  die  Mitteltemperaturen  im  Mai  5.16^  C,  Juni  13.12®  C, 
Juli  13.13®  C,  August  12.87®  C. 

In  diesen  hohen  Breiten  lässt  sich  nur  noch  Sommerweizen 
bauen,  da  Winterweizen  eine  über  3  Monate  ohne  Unterbrechung 
dauernde  Schneedecke  nicht  mehr  erträgt.  Der  südlichste  Punkt  der 
Weizenkultur  durfte  wohl  unter  dem  50.®  südl.  Br.  und  zwar  in  der 
chilenischen  Kolonie  Punta  Arenas  de  Magellanes,  Amerika,  liegen, 
von  wo  wir  Weizen  zugesandt  erhielten. 

Die  Hauptverbreitung  findet  der  Weizen  in  der  kälteren  und 
wärmeren  gemässigten  Zone,  wenngleich  er  in  letzterer  schon  häufig 
unter  Wassermangel  leidet,  daher  hier  durch  künstliche  Bewässerung, 
z.  B.  in  Italien,  Spanien  etc.,  die  Erträge  wesentlich  erhöht  und 
«icher  gestellt  werden;  in  noch  weit  höherem  Grade  tritt  in  der  tro- 
pischen und  subtropischen  Zone  das  Wasserbedürfnis  zu  Tage,  wie 
auch  andererseits  in  der  heissen  Jahreszeit  die  Temperatur  fttr  den 
Weizen  zu  hoch  wird,  weshalb  sich  seine  Kultur  in  der  tropischen 
Zone  auf  die  Wintermonate,  so  z.  B.  in  Indien  nach  Royle^)  auf 
die  Monate  Oktober  bis  März  und  in  der  subtropischen  Zone  auf  die 
Monate  November  bis  Mai  erstreckt. 

1)  IllQstr.  of  botany  of  the  Himalaya  eto.  1889,  pg.  418. 

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484  Besonderer  Teil. 

Nach  Boassingaalt^)  soll  die  Weizenkultnr  noch  in  allen  den- 
jenigen Tropenländem  vorteilhaft  sein,  deren  mittlere  Temperatur 
18—190  C.  beträgt 

Die  äassersten  Grenzen  des  Weizenbaues  werden  im  Allge- 
meinen durch  die  mittleren  Sommertemperatnren  von  12—23.5®  C. 
bestimmt,  und  verlangt  der  Weizen  in  dem  kälteren  gemässigten 
Klima  eine  mittlere  Sommertemperatur  von  17.5®  G. 

Die  HOhengrenze  des  Weizens  erreicht  in  Norwegen  noch  300  m, 
am  Sttdabhange  der  Alpen  1264  m  und  in  Tibet  sogar  4549  m,  doch 
verlängert  sich  entsprechend  der  Höhe  auch  die  Vegetationszeit  und 
fand  Bergbaus  fttr  Sachsen  eine  Verzögerung  der  Blttte  und  Ernte 
bei  einer  Höhe  von  335  m  von  22  Tagen. 

lieber  die  Wärmesumme  des  Weizens,  welcher  er  vom  Er- 
scheinen des  ersten  Blattes  bis  zur  Keife  bedarf,  liegen  nachfolgende 
Untersuchungen  von  Boussingault  und  Erutzsch  vor: 

Produkt  aus  der  mittle- 
ren Temperatur  und 
der  Vegetationszeit: 

Elsass,  Winterweizen     .    .  2055«  C. 

„       Sommerweizen  .    .  2069  „ 

Paris,  Winterweizen      .    .  2161  „ 

Alais 2092  „ 

Kingston,  Sommerweizen  .  2120  „ 

„  '      Winterweizen     .  2098  „ 

Gincinnati 2151  ,, 

Quinchuqui 2534  ,, 

Turmero 2208  „ 

Truxillo 2230  „ 

Mtthlhausen,  Winterweizen  1960  „ 

Durchschnitt    .    2153^0. 

Sehr  interessante  Zahlen  sind  aber  auch  in  Folge  vergleichen- 
der Kulturen  mit  nordischem  Sommerweizen  aus  Umea  und  einem 
Sommerweizen  aus  Angermttnde  erhalten  worden;  für  diese  wurden 
die  verbrauchten  Wärmesummen  für  eine  grössere  Anzahl  Stationen 
ermittelt  und  ergaben  sich  nachfolgende  Resultate^): 


1)  D.  Landwirtsch.  eto.    I,  pg.  281. 

2)  Wittmaok,  Berichte  über  vergleichende  Kulturen  mit  nord.  Getreide, 
Landw.  Jahrb.  V  1876. 


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Klima  für  Weizen. 


485 


Vege- 

Verbrauchte 

mittlere 

Station 

Weizen- 

tations- 

Wärme- 

Regenhöhe 

sorte 

zeit 

samme 

Tage 

OC. 

mm 

Manen  bei  Königsberg 

Umea 

104 

1782.20 

161.69 

n           f*             *i 

Anffermünde 
Umea 

108 

1810.60 

162.62 

Proskan,  Ober-Schlesien 

97 

1646.69 

178.70 

f)            yf           9) 

Angermünde 
Umea 

110 

1760.29 

210.70 

Posen 

91 

1668.30 

194.77 

Eläena,  bei  GreifswakL 

Angermünde 
Umea 

102 

1767.80 

198.02 

116 

1673.80 

207.62 

V               V                  )f 

Anffermünde 
Umea 

119 

1686.80 

207.62 

Leipzig 

102 

1762.00 

262.68 

» 

Angermünde 

104 

1799.80 

262.63 

Göttingen 

Umea 

109 

1626.40 

214.20 

ft 

An^rmünde 
Umea 

115 

1762.60 

228.70 

Poppeisdorf  bei  Bonn 

113 

1616.20 

346.09 

»>                          V             V 

Angermünde 

118 

1699.21 

349.21 

Verridres  bei  Paris 

Umea 

121 

1847.80 

199.40 

)>          »       »» 

Angermünde 

129 

1988.70 

211.90 

Bothamsted,  England 

Umea 

148 

1966.00 

362.00 

»                           V 

Angermünde 

148 

1966.00 

862.00 

Im  Allgemeinen  ist  anzunehmen,  dass  die  Vegetationszeit  beim 
Winterweizen  270—330  und  im  Mittel  290  Tage,  beim  Sonunerwei- 
zen  90—150,  im  Mittel  125  Tage  beträgt,  und  sich  die  erforderlichen 
Wärmesummen  beim  Winterweizen  auf  1960—2534^  C,  im  Mittel 
2180  <>  C.  und  beim  Sommerweizen  auf  1545—21200  C,  im  Mittelaut 
1740  0  G.  stellen,  während  das  Maximum  der  günstigsten  Bodenwärme 
bei  300  Q   liegt. 

Das  Gedeihen  des  Weizens  hängt  zu  einem  grossen  Teil  von 
der  Gunst  der  Witterung  ab,  so  kann  dem  Weizen  der  Winter  ver- 
hängnisvoll werden,  denn  obwohl  ihm  auf  trocknem,  gut  entwässer- 
tem Boden,  sobald  eine  schützende  Schneedecke  vorhanden  ist,  hohe 
Kältegrade  Nichts  anhaben,  leidet  er  doch  ungemein  und  kann  selbst 
auswintern,  sobald  er  namentlich  auf  feuchtem  Boden  einer  ganz  unver- 
mittelt wechselnden  kalten  und  milden  Witterung  ausgesetzt  wird, 
wie  dies  sehr  häufig  in  den  vom  Seeklima  befeinflussten  Gebieten 
West-Europas  der  Fall  ist,  indem  er  durch  mehrmaliges  Auftauen  und 
Einfrieren  leicht  zu  Grunde  geht,  wenn  nicht  sehr  widerstandsfähige 
Sorten  angebaut  werden.  So  beobachteten  wir  in  Poppeisdorf,  dass 
sich  in  dem  Zeitraum  von  12  Jahren  von  40  aus  England  stammen- 
den Weizensorten  52.5  Proc.  als  nicht  winterfest  erwiesen. 

Eine  sehr  kritische  Epoche  ist  auch  die  Frflhjahrsentwickelungs- 
periode,  da  in  derselben  der  Weizen  leicht  durch  trockne,  kalte 
Winde,  oder  nasses,  kühles  Wetter  leidet,  was  sich  durch  Gelbfär- 
bung (Chlorose)  der  Blätter  bekundet,  und  auf  ungenügende  Assimi- 


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486  Besonderer  Teil. 

lation  hindeaten  lässt,  während  massig  feuchtes,  warmes  Wetter  eia 
lebhaftes  Grün  der  Blätter  nnd  eine  kräftige  Bestockang  hervorruft, 
wodurch  manche  Lttcke  in  den  nicht  gut  durch  den  Winter  gekom- 
menen Pflanzen  wieder  geschlossen  wird.  Ferner  verlangt  auch  der 
Weizen  kurz  vor  dem  Schossen,  sowie  nach  der  Blüte  eine  massig 
feuchte  Witterung  und  eine  Temperatur  von  16—17^  C,  und  zwar 
soll  derselbe  zu  dieser  Zeit  von  der  Frühjahrsentwickelung  an  nach 
Gasparin^)  813®  C.  oder  beim  Winterweizen  incl.  Herbstvegetation 
1413  0  G.  an  Wärme  empfangen  haben.  Ein  kühles,  feuchtes  Wetter 
in  der  Blütezeit  liefert  ein  geringes,  kleberarmes  Korn,  und  kurz  vor 
der  Ausreife  plötzlich  bei  trockenem  Wetter  eintretende  sengende 
Hitze  verschrumpfte  leichte  Kömer,  eine  Erscheinung,  die  nur  zu 
häufig  im  ausgesprochenen  Kontinentalklima  vorkommt. 

Ferner  ist  der  Einfluss  des  Klimas  auf  die  Qualität  der  Frucht 
sehr  bedeutend,  und  fand  schon  H.  Davy,  dass  im  Allgemeinen  die 
unter  wärmeren  Himmelsstrichen  gebauten  Weizen  mehr  Kleber  ent- 
hielten und  specifisch  schwerer  waren,  aber  sich  schwieriger,  weil 
härter,  mahlen  Hessen,  als  die  Weizen  Englands;  und  im  Jahre  1857 
teilte  Ritthausen ^)  hierüber  mit,  dass  in  den  nördlicheren  und  käl- 
teren Himmelsstrichen,  in  nebel-  und  regenreichen  Ländern  ein  an 
Stickstoff  ärmeres  Getreide  als  in  südlichen  wärmeren  Gegenden 
produciert  werde,  und  die  Weizen  sehr  südlicher  Länder  meist  hart 
und  glasig  sind  und  den  Stickstoff  fast  ausschliesslich  in  Form  von 
Kleber  enthalten,  wogegen  die  nördlichen  Länder  häufiger  weiche  und 
mehlige  Weizen  erzeugen,  in  welchen  sich  neben  relativ  wenig  Kle- 
ber viel  Pflanzeneiweiss  findet. 

Im  Allgemeinen  ist  anzunehmen,  dass  das  trockne,  heisse  Klima 
meist  begrannte,  feinhalmige  und  blattarme  Weizen  erzeugt,  deren 
Kömer  aber  hart,  glasig  und  reich  an  Stickstoff,  der  grösstenteils 
als  Kleber  auftritt,  sind,  während  das  kühle,  feuchte  und  namentlich 
das  Seeklima  gern  unbegrannte,  sich  durch  üppigen  Wuchs  auszeich- 
nende Weizensorten,  mit  überwiegend  weichen,  mehligen  Körnern  er- 
zeugt, die  relativ  arm  an  Stickstoff  sind,  welcher  sich  vorzugsweise 
in  der  Form  von  Pflanzeneiweiss  findet,  weshalb  sich  bei  dem  ge- 
ringen Klebergehalt  auch  die  Backfähigkeit  der  aus  diesen  Körnern 
gewonnenen  Mehle  sehr  wesentlich  vermindert. 

Aber  nicht  nur  das  Klima  ^),  sondern  auch  der  Boden  und  die 
Kultur  üben  einen  wesentlichen  Einfluss  auf  die  Beschaffenheit  des 


1)  Gours  d'Agrioultare  III. 

2)  Sitzung,  d.  schlesischen  Gesellsch.  f.  vaterl.  Kultur  in  Breslau,  Jahres- 
bericht 1867. 

3)  Vergl.  Werner,    Bericht   über   eine   landwirtsch.  Studienreise   durch 
Ungarn,  Landw.  Jahrb.  1880  pg.  591. 


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Klima  für  Weizen. 


487 


Kornes  ans,  so  trägt  der  harte,  von  Natur  reiche,  nngedtingte  Steppen- 
boden vorzugsweise  hartes  und  halbhartes  Korn,  während  dasselbe 
Land  bei  reichlicherer  Düngung  und  längerer  Kultur  weiche  und 
grosse  Körner  erzeugt. 

Femer  kann  auch  ein  grösserer  Kleberreichtum  mehr  oder  we- 
niger in  den  Eigenschaften  einer  Sorte  begründet  sein,  denn  es  ist 
bekannt,  dass  die  kleinkörnigen  Sommerweizen  meist  reicher  an 
Kleber  als  die  Winterweizen  sind  und  dass  sich  der  Hartweizen 
(Triticum  durum)  von  allen  durch  Kleberreichtum  auszeichnet.  Wel- 
chen Schwankungen  der  Klebergehalt  unterliegen  kann,  zeigen  die 
nachstehenden  Untersuchxmgen  von  Ritthausen ^). 


Bezeiohnang  der 
Weizensorten 


Die  Kömer 
enthalten': 


od 


S3 


Das  Mehl  derselben 
enthält : 


^ 


in  100 
Trockensub- 
stanz 


Pro- 
tein 


£ 


M 


Sommerweizen  aus  Jekaterinoslaw 
*    „  „    Cherson 

Winterweizen      „         „ 

„  ,,    dem  Banat 

,,  „    Keszthely 

Ungarischer   Sommerweizen,   1    Jahr 
in  Poppelsdorf  gebaut 

Frankensteiner  Weizen,  Schlesien 

Knjavischer  Weizen,  Posen. 

Kaiser- Weizen,  Proskau 

Aarweizen  aus  Nassau 

Kessingland,  Poppelsdorf 

Hallet's  genealogischer,  Poppelsdorf 


11.81 
13.11 
12.90 
12.62 
13.78 

14.81 
14.49 
16.61 
16.42 
15.46 
17.14 
15.53 


341 
3.07 
2.51 
3.08 
2.57 

2.50 
2.01 
2.36 
2.01 
1.93 
2.03 
1.92 


12.54 
13.10 
13.41 
13.81 

14  35 

15.28 
15.07 
15.94 

15  39 
15.52 
16.91 
15.83 


19.62 
17.04 
15.18 
18.42 
15.84 

14.58 
10.50 
12.24 
9.90 
11.64 
10.26 
10.68 


19.70 
16.00 
14.14 
16.87 
13.85 

14.80 
11.27 
12.3S 
10.65 
11.16 
8.36 
10.41 


56.00 
42.70 
38.96 
42.60 
35.84 

37.67 
25.50 
29.88 
26.36 
26.71 
18.99 
24.11 


Entsprechend  den  vorgeführten  Thatsachen  wird  in  den  wär- 
meren Klimaten,  so  in  der  subtropischen  und  wärmeren  gemässigten 
Zone,  der  sehr  kleberreiche  Hartweizen,  und  zwar  dem  Klima  an- 
gepasst,  Ende  Oktober  bis  in  den  Dezember  hinein  gesäet  und  im 
Mai  oder  Juni  geemtet  Trotzdessen  ist  dieser  Weizen  entschieden 
ein  Sommerweizen,  der  kalte  Winter  nicht  verträgt,  und  der  nur  in 
Klimaten  mit  überaus  milden  Wintern  kaum  eine  Unterbrechung  des 
Wachstums  erfährt;  auch  wird  durch  die  Herbstaussaat  verhindert, 
dass  seine  Ernte  in  die  heisse  trockene  Jahreszeit  fällt,  welche  der 
Körneransbildung  wenig  ft^rderlich  ist.  Gleiches  Verhalten  zeigt 
auch  der  in  geringerem  Umfange  gebaute  polnische  Weizen. 

Ferner  kommen  auch   halbharte   Igel-  und   Binkelweizen   (Tr. 


1)  Die  Eiweisskörper  1872. 


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488  Besonderer  Teil. 

compactam),  sowie  kleinkörnige  Bartweizen  (Triticnm  vulgare  arista- 
tum)  vor. 

Der  kälteren  gemässigten  Zone  fallen  hauptsächlich  die  Weich- 
weizen und  zwar  vorzugsweise  die  Winter-Kolbenweizen  (Triticum 
vulgare  mnticum)  zu. 

In  allen  Klimaten  gelangen  Sorten  des  englischen  oder  bau- 
chigen Weizens  (Tr.  turgidum),  der  sich  als  echter  Weichweizen  von 
allen  ttbrigen  Unterarten  durch  den  geringsten  Elebergehalt  auszeich- 
net, zur  Kultur,  doch  vermehrt  sich- sein  Klebergehalt  sehr  wesent- 
lich, sobald  er  in  einem  trocknen,  warmen  Klima  zeitigt 

Die  Spelzweizen  werden  hauptsächlich  in  rauhen  Grebirgslagen 
der  kälteren,  gemässigten  Zone  kultiviert;  dort  also  wo  der  Weizen 
versagt,  findet  der  Spelzweizen  noch  eine  genügende  Sicherheit  des 
Gedeihens,  denn  er  verträgt  frühen  Eintritt  des  Winters,  und  trockne, 
kalte  Witterung  im  Frühjahr  besser  als  der  Nacktweizen. 

Auf  den  süddeutschen  Gebirgen  erreicht  der  Spelzweizen  noch 
Höhen  von  600—1000  m  und  liegt  der  Hauptsitz  der  Kultur  in  Schwa- 
ben, Franken,  der  Schweiz  und  der  Rheingegend. 


Boden. 

Die  Betrachtung  der  biologischen  Verhältnisse  des  Weizens 
lehrte,  dass  er  eines  absorptionsfähigen  und  an  fertiger  Pflanzennah- 
rung reichen  Bodens  zu  seiner  kräftigen  Entwickelung  bedarf,  oder 
letztere  im  Fall  des  Fehlens  durch  Düngung  zu  ersetzen  ist. 

Hiemach  ist  vor  Allem  der  Weizen  das  hauptsächlichste  Ge- 
treide des  frisch  umgebrochenen  jungfräulichen  und  an  Nährstoffen 
überreichen  Bodens,  z.  B.  der  Steppen  Sttd-Russlands,  der  Pussten 
Ungarns,  der  Prairieen  des  nordamerikanischen  Westens  etc.  Hier 
wachsen  jene  geschätzten  kleinkörnigen,  kleberreichen  Weizen,  die 
einen  sehr  begehrten  Exportartikel  bilden. 

Was  die  physikalische  Beschaffenheit  des  Weizenbodens  anbe- 
trifft, so  soll  derselbe  bei  einer  gewissen  Bindigkeit  eine  massige 
Durchlässigkeit  besitzen.  Tm  Allgemeinen  fordert  der  Weizen  eine 
um  so  grössere  Bindigkeit,  je  wärmer  und  trockner  daa  Klima  ist, 
weshalb  auch  in  der  wärmeren  gemässigten  Zone  und  im  Steppen- 
klima die  schwereren  Lehmböden  bevorzugt  werden,  andererseits 
nimmt  er  im  kühleren,  feuchteren  Klima  und  vorzugsweise  im  See- 
klima, wie  dies  die  ausgedehnte  Weizenkultur  auf  den  leichten  Böden 
Norfolk's  zeigt,  mit  verhältnismässig  leichtem  Boden,  selbst  mit  leh- 


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Boden  für  Weizen.  489 

migem  Sandboden  vorlieb,  sobald  er  der  notwendigen  Pflanzennähr- 
stoffe nicht  entbehrt. 

Im  Kontinentalklima  ist  jedoch  die  Heranziehung  solcher  Böden 
zur  Weizenknltar  davon  abhängig,  dass  der  Untergrundwasserspiegel 
zur  Erfrischung  der  Ackerkrume  hoch  genug  steht,  oder  der  Anbau 
von  Mischelfrucht  oder  Roggen  nicht  höhere  Beinerträge  abwirft. 

Wir  sahen  allerdings  mit  Hülfe  einer  überaus  kräftigen  Düngung 
auf  dem  trocknen  lehmigen  Sandboden  zu  Lichtenberg  bei  Berlin 
'einen  sehr  befriedigenden  Stand  des  Weizens,  sind  aber  überzeugt, 
dass  wohl  nur  ausnahmsweise  unter  solchen  Umständen  der  Weizen- 
bau rentabel  sein  kann. 

Die  Spelzweizen  nehmen  eher  mit  einem  wenig  kräftigen,  leich- 
ten, aber  auch  mit  nasserem  Boden  als  die  Nacktweizen  vorlieb,  und 
können  selbst  auf  trocknem  Kalkboden  noch  befriedigende  Ernten 
liefern  und  sich  dab^i  die  Kernen    durch  gute  Qualität  auszeichnen. 

Im  Allgemeinen  soll  der  Weizenboden  bindig,  frisch,  kalkhaltig, 
humusreich,  aber  säurefrei  sein,  jedoch  darf  für  Winterweizen  der 
Humusgehalt  nicht  so  hoch  steigen,  dass  die  Saat  durch  Auffrieren 
leidet. 

Demnach  empfiehlt  es  sich,  den  Weizen  bei  zweckmässiger,  den 
'  Bodenverhältnissen  angepasster  Auswahl  der  Sorten,  auf  folgenden 
Bodenarten  zu  kultivieren: 

1)  Reicher,   tiefer,   milder  Thon-  und  Aueboden;    Weizenboden 
1.  Kl. 

Liefert  hohe  Erträge  an  Korn  und  Stroh,  doch  sind  zur  Verhü- 
tung des  Lagems  im  feuchten  Klima  starkhalmige  Weichweizen  an- 
zubauen. 

2)  Humoser,  reicher,  milder  Lehmboden;  Gerstenboden  I.  Kl. 
Dieser  Boden   begünstigt  die  Blattbildung  sehr  stark,  weshalb 

der  Weizen  auf  ihm  leicht  lagert,  auch  ist  das  Auffrieren  des  Bodens 
nicht  ausgeschlossen,  so  dass  auf  ihm  der  Winterweizen  leicht  ge- 
schädigt werden  kann,  sonst  wie  oben. 

3)  Schwerer,  kräftiger  Thonboden;  Weizenboden  II.  Kl. 

Im  kälteren,  gemässigten  ELlima  fttr  die  weichen  Winter-Kolben- 
weizen, und  im  wärmeren,  gemässigten  und  subtropischen  Klima  für 
die  halbharten  Bartweizen  und  die  harten  Weizen  (Trit.  durum  und 
polonicum),  sowie  für  den  bauchigen,  weichen  Weizen  (Trit.  turgi- 
dum)  geeignet.    Liefert  schwere  Körner. 

4)  Milder,   tiefer,  mergeliger,  frischer  Lehmboden  und  sandiger 
Lehmboden;  Gerstenboden  IL  Kl. 

Bei  guter  Kultur  im  kälteren,  gemässigten  Klima  für  Winter- 
und  in  feuchteren  Lagen  für  Sommerweizen  vorzüglich  passend.  In 
rauhen  Gebirgslagen  liefern  die  Spelzweizen  nach  Quantität  und  Qua- 
lität befriedigende  Erträge. 


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490  Besonderer  Teil. 

Im  wärmeren,  gemässigten  Klima  werden  noch  Hartweizen^ 
halbharte  Bartweizen,  sowie  Igel-  und  Binkelweizen  (Trit.  compac* 
tum),  letztere  vorzugsweise  bei  sehr  trockener  Lage  kultiviert. 

5)  Leichter  sandiger  Lehm-  und  lehmiger  Sandboden;  Roggen- 
böden I.  Kl. 

Dieser  Boden  wird  gemeinhin  vorteilhafter  mit  Roggen  zu  be- 
stellen sein,  und  nur  in  feuchten  Lagen  mit  Weizen  und  in  rauhen 
Gebirgslagen  mit  Spelzweizen. 

6)  Kalter,  zäher  Thon-  und  Lehmboden;  Weizenboden  III.  Kl. 
Bei  guter  Entwästernng,  Kultur  und  starker  Düngung  bringt  er 

noch  befriedigende  Erträge,  wenngleich  die  Qualität  der  Kömer,  da 
diese  dickschalig  sind,  zu  wünschen  lässt  Auch  ist  auf  den  Anbau 
wenig  empfindlicher,  gegen  Nässe  widerstandsfähiger  Sorten  za 
achten. 

7)  Strenger,  zäher,  nasskalter  Thonboden  von  lettenartiger  Be- 
schaffenheit; Haferboden  I.  KI. 

Wie  Nro.  6,  nur  Erträge  noch  unsicherer,  sowie  nach  Quanti- 
tät und  Qualität  geringer. 


Dfingnog. 

Zum  Gedeihen  des  Weizens  gehört  ein  reicher  Vorrat  fertiger 
Pflanzennahrung  im  Boden,  weshalb  er  auf  Neuland,  in  alter  Kraft 
stehenden  oder  stark  zur  Vorfrucht  event.  zur  Brache  gedüngten  Bö- 
den reichere  Ernten  bringt,  als  auf  ausgetragenem,  wenn  auch  reich- 
lich mit  Stallmist  frisch  gedüngtem  Lande. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  für  die  Produktion,  sowohl  nach 
Quantität  wie  Qualität  befriedigender  Kömerernten  ist  der  Gehalt 
des  Bodens  an  fein  verteilter,  aufnehmbarer  Phosphorsäure,  weil  der 
ProteYngehalt  der  Körner  mit  der  durch  die  Pflanze  aufgenommenen 
Phosphorsäure  im  Verhältnis  steht,  und  von  den  Getreidearten  der 
Weizen  die  grösste  Menge  davon  beansprucht,  denn  eine  mittlere 
Ernte  entzieht  dem  Boden  pro  ha  ca.  15.4  kg  Phosphorsäure,  doch 
dürfen  auch  die  übrigen  Pflanzennährstoffe  zu  einem  befriedigenden 
Ertrage  nicht  fehlen,  so  bedarf  der  Weizen  an  Stickstoff  31.5  kg,  an 
Kali  19.9  kg. 

Diese  Pflanzennährstoffe  mtlssen  der  Pflanze  vorzugsweise  in 
ihrer  Hauptyegetationsperiode,  nämlich  bei  Beginn  des  Schossens  in 
aufnehmbarer  Form  zur  Verfügung  stehen,  daher  denn  auch  eine 
frische  Stallmistdüngung  zu  Sommerweizen  kurz  vor  der  Einsaat  ge- 
gegeben, verhältnismässig  wenig  ausgenutzt  wird. 


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Düngung  für  Weizen.  .  491 

Gemeinhin  gilt  der  Stalldung  zu  Winterweizen  als  Hauptdönger, 
der  sieh  auch  in  der  langen  Zeit  bis  zum  Eintritt  des  Schossens, 
zumal  wenn  er  der  Brache  einverleibt  wurde,  noch  genügend 
zersetzt. 

Auf  den  Mittelboden  wendet  man  gern  Rindviehmist,  auf  den 
schweren  Pferde-  und  Schaf mist  an,  welche  letzteren  Dünger,  weil 
sehr  stickstoffreich,  kleberreiche  Kömer,  und  diese  sehr  backfähiges^ 
Mehl  liefern,  doch  eignen  sie  sich  zur  Vermalzung  weniger  gut. 

Die  Stalldungmenge  schwankt  je  nach  den  Verhältnissen  zwi- 
schen 24  000  und  50  000  kg  pro  ha  und  ist  dieselbe  möglichst  gleich- 
massig  bis  zur  vollen  Tiefe  der  Ackerkrume  zu  verteilen. 

Zur  Untei|tützung  des  Stallmistes  lassen  sich  zur  Herbstsaat 
häufig  sehr  vorteilhaft  Kunstdünger  verwenden,  sobald  es  an  einem 
Hauptnährstoff  im  Boden  besonders  fehlt  und  der  Stalldung  den- 
selben nicht  zur  Genüge  ersetzt. 

Macht  sich  ein  Mangel  an  Phosphorsäure  fühlbar,  so  gibt  man 
pro  ha  200— 300  kg  Superphospat,  fehlt  es  aber  auch  zugleich  an 
Stickstoff,  dann  empfiehlt  sich  das  Ausstreuen  von  2—400  kg  Kno- 
chenmehl, resp.  2— 300  kg  Peruguano.  Auf  sehr  stickstoffarmem  Bo- 
den wendet  man  im  Herbst  auch  schwefelsaures  Ammoniak  »n  und 
hat  namentlich  Law  es  i)  durch  225—450  kg  pro  ha  vortreffliche 
Erfolge  bei  seinen  Düngungsversuchen  erzielt 

Diese  Kunstdünger  werden  am  besten  vor  der  Einsaat  unter- 
gepflügt. 

Als  Kopfdüngung  zur  Unterstützung  einer  kränkelnden  oder 
schwachen  Saat  gibt  man  gern  sehr  stickstoffreiche,  leicht  assimilier« 
bare  Düäger  und  ist  der  unter  ihnen  am  schnellsten  wirkende  jeden- 
falls der  Ghilisalpeter;  doch  hat  seine  Verwendung  immer  mit  Vorsicht 
zu  geschehen,  weil  zu  grosse  Mengen  wohl  die  Blattentwickelung 
übermässig  fördern,  aber  die  Ausbildung  des  Kornes  zurückhalten. 
Quantitäten  von  100—160  kg  werden  bei  genügender  Zerkleinerung 
und  Vermischung  mit  Erde,  damit  eine  möglichst  sorgfältige  Vertei- 
lung erzielt  wird,  selten  Nachteile  hervorrufen,  zumal,  wenn  das 
Ausstreuen  bei  massig  feuchter  Witterung  und  zwar  beim  Winter- 
weizen kurz  vor  dem  Schossen  und  beim  Sommerweizen  nach  Ent- 
wickelung  des  dritten  Blattes  erfolgt. 

Durch  eine  Stickstoffdüngung  wird  der  Gehalt  des  Kornes  an 
ProteTfnstoffen  und  namentlich  an  Kleber  vermehrt,  wie  dies  ein  in 
Poppeisdorf  angestellter  Versuch  von  Ritthausen^)  über  den  Ein- 
fluss  stickstoffreicher  Düngung  auf  den  Weizen  nachweist: 

1)  Joarn.  of  the  Agric.  soc    of  Engl.  1878.  I,  pg.  288. 

2)  Verhandl.  d.  Naturhist  Yer.  in  Bonn.     I.  pg.  16,  1873. 


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924 


Besonderer  Teil. 


Procentgehalt  x 

in: 

Art  der  Düngtmg 

Stickstoff 

Protein 

1  Kleber 

>^ 

Komer 

Mehl 

1-8 

Nicht  gedüngt  (Mittel) 
Saperphotphat  (Mittel) 

2.60—2.76 

16.6 

16.2 

4—6 

2.79-2.90 

17.0 

16.7 

7 

Schwefelsaures  Ammoniak 

3.59-3.64 

21.8 

22.9 

8 

Schwefels.  Ammoniak  u.  Superphosphat 

8.82-8.97 

28.8 

24.7 

9 

Chilisalpeter 

8.38—8.66 

21.8 

22.5 

10 

mit  Superphosphat 
Schwefels.  Ammoniak  mit  (5hlili8alpeter 

3.86—8.70 

22.2 

22.8 

11 

8.48-3.70 

22.2 

22.6 

12 

,»                 y»            y,  Superphosphat 
Mittel: 

8.68—3.77 

22.6 

25.6 

8.54-8.72 

^2.3 

28.4 

Demzufolge  ist  die  Erhöhung  des  Proteen-  und  namentlich  des 
Klebergehaltes  als  eine  sehr  beträchtliche  anzuerkennen,  während  die 
Anwendung  reiner  Superphosphate  nur  eine  geringfügige  Erhöhung 
des  Stickstoffgehaltes  im  Korn  herbeiführte. 

In  England  sucht  man  die  Nachtheile  einer  zu  reichen  Stick- 
stoffdttngung  durch  gleichzeitige  Kochsalzdttngung  fern  zu  halten,  und 
soll  sich  auch  in  der  That  die  Qualität  des  Kornes  darnach  ver- 
bessern und  weniger  Lagerkom  zu  befürchten  sein.  Die  anzuwen- 
denden Quantitäten  betragen  200— 300  kg  Kochsalz  pro  ha.  Merk- 
würdig ist  es  überhaupt,  dass  sich  in  England  relativ  wenig  Lager- 
frucht findet  und  mag  dies  auf  deni  Gehalt  der  Atmosphäre  an  me- 
chanisch aus  dem  Meerwasser  mit  emporgerissenen  Salzteilchen  be- 
ruhen, welche  auf  die  Aecker  gelangen. 


Prnchtfolge. 

Bekanntlich  liebt  der  Weizen  einen  in  alter  Kraft  befindlichen, 
mürben  Acker,  der  frei  von  Unkräutern  und  namentlich  Wurzelun- 
kräutern, wie  Quecken  ist.  Besitzt  der  Acker  diese  Eigenschaften 
nicht,  so  sollte  man  ihn  nicht  mit  Weizen  bestellen.  Der  Einfluss 
der  Vorfrucht  auf  die  Bodenbeschaffenheit  ist  ferner  von  grösster 
Wichtigkeit,  weshalb  die  Auswahl  der  Vorfrucht  sehr  sorgsam  zu 
treffen  ist  und  die  besten  Vorfrüchte  diejenigen  sein  werden,  welche 
den  Nährstoffvorrat  der  Ackerkrume  nicht  erschöpfen,  die  physikalische 
Beschaffenheit  des  Bodens  verbessern,  ihn  frei  von  Unkräutern  zu- 
rücklassen und  das  Feld  so  zeitig  räumen,  dass  dasselbe  zur  Einsaat 
des  Weizens  noch  genügend  vorbereitet  werden  kann. 


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Fruchtfolge  für  Weizen.  498 

Je  gttnstiger  die  Bodenverhältnisse  dem  Weizenbau  sind,  am  so 
weniger  hängt  sein  Gedeihen  von  der  Vorfrucht  ab,  mithin  in  diesem 
Fall  der  Kreis  der  Vorfrüchte  erweitert  werden  darf. 

Auf  den  reichen  tiefen,  milden,  hnmosen  Thon-  und  Lehmböden 
nach  gedüngten  Hackfrüchten  oder  Mais  wird  jedenfalls  Sommer- 
nnd  im  milden  Klima  Winter- Weizen  folgen  können.  Aber  auch 
Hanf,  Taback  etc.,  werden  gute  Vorfrüchte  abgeben,  da  sie  den 
Boden  für  Weizen  noch  genügend  reich  an  Nährstoffen  und  zugleich 
vortrefflich  zubereitet  übergeben. 

Eine  sehr  vorzügliche  Vorfrucht  ist  Raps,  nach  dem  der  Weizen 
nicht  leicht  lagert  und  der  Boden  bei  der  zeitigen  Ernte  desselben 
annähernd  eine  Brachbearbeitung  erfahren  kann,  weshalb  gerade  *der 
Raps  sich  für  etwas  verunkrauteten  Boden  als  Vorfrucht  empfiehlt; 
recht  gute  Vorfrüchte  sind  ferner  die  Schotenfrüchte  (Erbsen,  Wicken^ 
welche  das  Feld  ebenfalls  zeitig  räumen. 

Dagegen  eignet  sich  der  Rotklee  auf  diesem  Boden  nicht  be- 
sonders gut  als  Vorfurcht,  weil  der  Weizen  nach  ihm  zu  üppig 
wächst,  worunter  nicht  nur  die  Kornqualität  leidet,  sondern  auch 
Lagern  eintreten  kann,  wovon  hauptsächlich  die  grosse  Menge  an 
stickstofifreichen  Stoppel-  und  Wurzelrückständen  die  Schuld  trägt^ 
welche  der  Ackerkrume  durch  die  Rotkleestoppel  einverleibt  werden. 
Diese  betragen  ausser  10  000  kg  Trockensubstanz  ca.  215  kg  Stick- 
stoff, 90  kg  Kali  und  84  kg  Phosphorsäure  pro  ha  und  repräsentiert 
der  Stickstoff  eine  Stallmistmenge  von  40  000  kg,  das  Kali  von 
13  000  kg  und  die  Phosphorsäure  von  26  000  kg  p.  ha,  mithin  ist 
die  Stickstoffdüngung  durch  diese  Rückstände  in  zu  reichlichem 
Masse  geboten. 

Anders  verhält  sich  aber  der  Rotklee  als  Vorfrucht  auf  den 
schweren,  kräftigen  Thon-  und  Lehmböden.  Hier  wirkt  der  ein- 
jährige Klee  bei  dichtem  Stande  hauptsächlich  auf  die  Zersetzung 
des  Bodens  und  auf  die  Verbesserung  des  physikalischen  Zustande» 
hin,  wie  er  auch  andererseits  soviel  Nährstoffe  der  Ackerkrume  be- 
lässt,  dass  nach  ihm  ohne  Düngung  der  Weizen  gut  gedeiht 

Gedüngte  Grünwicken  nähern  sich  in  ihrer  Wirkung  dem  Klee 
und  der  Raps,  weil  nach  ihm  der  schwere  Boden  noch  eine  Brach- 
bearbeitung erfahren  kann,  wird  für  diesen  Boden  als  eine  der  besten 
Vorfrüchte  anzusehen  sein.  Diesem  folgen  gut  bearbeitete  Bohnen 
und  in  letzter  Linie  Wicken  oder  Erbsen  zur  Komproduktion. 

Gute  Vorfrüchte  auf  den  milden  Lehm-  und  sandigen  Lehmböden 
sind  gedtlngte  Kartoffeln,  zwei-  oder  dreijähriger  Kleedresch  und 
Luzerne»  welche  letztere  den  Acker  an  Nährstoffen  bereichert  und  in 
günstigster  physikalischer  Beschaffenheit  dem  Weizen  hinterlässt,  so 
dass  ohne  Dung  eine  oder  zwei  gute  Weizenernten  zu  erwarten  sind. 
Sollte  jedoch  der  Boden  derart  reich  sein,  dass  Lagerkorn  zu  befttrch- 


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494 


Besonderer  Teil. 


ten  steht,  dann  ist  anzuraten,  zunächst  eine  Hackfrucht  und  darauf 
Weizen  folgen  zu  lassen. 

Auf  den  kalten  zähen  Thon-  und  Lehmböden  ist  als  beste  Vor- 
bereitung zu  Weizen  die  reine,  stark  gedüngte  Brache  anzusehen, 
namentlich  wenn  sie  gekalkt  oder  gemergelt  wurde. 

Eine  sehr  gute  Vorfrucht  auf  diesen  zähen  Böden  sind  ferner 
dicht  gedrillte  und  gut  behackte  Pferdebohnen,  welche  die  Acker- 
krume nicht  erschöpfen,  sondern  physikalisch  verbessern  und  von 
Unkraut  reinigen. 

Die  .schlechteste  Vorfrucht  ist  unter  allen  Umständen  das  Halm- 
getreide, obwohl  hier  Modifikationen  auftreten,  z.  B.  ist  Gerste  eine 
weit  schlechtere  Vorfurcht  als  Hafer,  weil  erstere  grössere  Ansprüche 
an  die  fertige  Pflanzennahrung  des  Bodens  macht  und  wenig  Nähr- 
stoffe in  ihren  Stoppel-  und  Wurzelrückständen  in  der  Ackerkrume 
zurücklässt. 

Die  Spelzweizen,  weil  sie  genügsamer  und  gegen  späte  Saat 
wenig  empfindlich,  auch  mit  sich  selbst  sehr  verträglich  sind,  passen 
sich  den  Wirtschaftssystemen  leichter  an. 

Im  Allgemeinen  ist  auch  der  Weizen  mit  sich  selbst  ziemlich 
verträglich  und  lässt  sich  ohne  Nachteil  in  3  Jahren  einmal  und 
selbst  ein  Jahr  um  das  andere  anbauen . 

Die  Verträglichkeit  des  Weizens  mit  sieh  selbst  illustriert  nach- 
stehender Versuch  von  Lawes  auf  der  Farm  von  BotBamsted: 

Verschiedene  Parzellen  wurden  30  Jahre  ununterbrochen  mit 
Weizen  bestellt  und  ergaben  sich  bei  verschiedenen  Düngungen  fol- 
gende Erträge  pro  ha: 

Künstlicher 
Mittel  aus  25  Jahren      Ohne  Dang      Stalldung      Dung,  3  Loose      Mittel 

im  Mittel 
hl  hl  hl  hl 

1852—1870  12.37  31.27  32.29  25.31 


Mittel  aus  den  letzten 
10  Jahren 

1866-1876 


10.69 


30.82 


30.71 


24.07 


Hieraus  geht  hervor,  dass  in  sehr  langen  Zeiträumen  die  Er- 
träge zurückgegangen  sind,  so  in  den  letzten  10  Jahren  um  durch- 
schnittlich 1  hl  pro  ha. 

Der  Weizen  ist  an  und  für  sich  keine^  gute  Vorfrucht,  da  er 
den  Boden  erschöpft,  weshalb  denn  auch  nur  in  gedüngter  Brache 
gebauter  Weizen  für  anderes  Halmgetreide  als  gute  Vorfrucht  in  den 
•extensiven  Wirtschaftssystemen,  z.  B.  in  der  Dreifelder-  und  Koppel- 
wirtschaft angesehen  wird. 

Nach  unseren  Untersuchungen  hinterlässt  auf  kräftigem  Thon- 


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BodenbearbeituDg  zu  Weizen.  495 

boden  gewachsener  Weizen  bis  zu  einer  Tiefe  von  26  cm  an  Stoppel- 
nnd  Wurzelrückständen  pro  ha: 

3888.3  kg  Trockensubstanz,  2G.4  kg  Stickstoff,  1218.7  kg  Asche 
und  darin  86.0  kg  Kalkerde,  11.5  kg  Magnesia,  20.7  kg  Kali,  12.7  kg 
Natron,  8.4  kg  Schwefelsäure,  13.3  kg  Phosphorsäure. 


Bodenbearbeitnng. 

Auf  guten  Weizenböden  erfordert  die  Herbstbestellung  durch- 
schnittlich weniger  Sorgfalt  als  die  anderer  Getreidearten,  da  der 
Weizen  keinen  sehr  lockeren  Boden  beansprucht,  auch  auf  dem 
Acker  verbleibende  Erdschollen  ihm  nicht  allein  Schutz,  sondern, 
durch  die  Egge  im  Frühjahr  zertrümmert,  auch  frische  Erde  ge- 
währen. 

Die  Frühjahrsbestellung  hat  dagegen  möglichst  sorgsam  zu 
geschehen. 

Die  Art  der  Vorbereitung  des  Ackers  zur  Herbstbestellung  hängt 
hauptsächlich  von  der  Vorfrucht  ab. 

Jedenfalls  erfährt  der  Acker  die  beste  Vorbereitung  durch  die 
Brache,  welche  auch  die  Saatfurche  schon  3—4  Wochen  vor  der 
Einsaat  zu  geben  gestattet,  mithin  der  Acker  nicht  nur  Zeit  hat,  sich 
genügend  zu  setzen,  sondern  auch  die  in  ihm  noch  ruhenden  Un- 
krautsamen zur  Entwickelung  kommen  zu  lassen,  welche  wiederumi 
durch  die  Saatbestellung  vernichtet  werden. 

'  Nach  Hackfrüchten,  Mais  und  während  ihrer  Vegetationszeit  gut 
bearbeiteten  Handelsgewächsen  genügt  gemeinhin  eine  bis  zur  vollen 
Tiefe  der  Ackerkrume  sorgfältig  gegebene  Saatfurche  und  empfiehlt 
es  sich,  die  Strünke  von  Taback,  Mais  etc.  in  die  Pflugfurchen  zu 
legen  und  tief  genug  unterzupflügen,  so  dass  die  Egge  sie  nicht  wie- 
der zu  Tage  fördert. 

Nach  Raps  oder  zeitigem  Grünfutter  pflügt  man  die  Stoppeln 
flach  um,  wartet  mit  dem  Eggen  bis  das  Unkraut  aufgelaufen,  eggt 
und  walzt,  und  gibt,  damit  die  Stoppeln  des  Rapses  genügend  tief 
unterkommen,  eine  tiefe  Furche,  lässt  darauf  das  Land  sich  wieder- 
um begrünen,  eggt  und  pflügt  seicht  zur  Saat 

Die  Stoppeln  von  Schotenfrüchten  oder  spätem  Grünfutter  pflügt 
man  flach  unter  und  walzt,  damit  sie  schnell  faulen;  ist  dann  das 
Unkraut  aufgelaufen,  so  eggt  man  und  gibt  die  Saatfurche  bis  zur 
vollen  Tiefe  der  Ackerkrume. 

Aehnlich   verhält  sich   auch   die  Bestellung  nach  einjährigem 


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496  Besonderer  Teil. 

Klee,  dessen  Stoppel  ca.  4  Wochen  vor  der  Einsaat  am  besten,  wenn 
der  Acker  nicht  zu  trocken  ist,  mit  mehrscharigen  Pflügen  flach  um- 
gebrochen nnd  zum  schnellen  Faulen  der  Stoppeln  gewalzt  wird. 
Das  Eggen  geschieht  kurz  vor  der  Saatfurche,  welche  letztere  mög- 
lichst sorgfältig  gegeben  wird. 

Bei  verspäteter  Saat  wendet  man  das  Doppelpflttgen  oder  einen 
Tiefpflug  mit  Schälschar  an,  und  genUgt  dann  eine  Furche,  denn 
die  zuerst  flach  umgebrochenen  Stoppeln  werden  durch  den  nach- 
folgenden Pflug  tief  genug  in  die  Erde  gebracht,  als  dass  die  Egge 
sie  noch  erreichen  könnte. 

Dagegen  ist  mehrjähriges  Kleegras  oder  sog.  Kleedresch  häufig 
derart  fest  und  durch  Quecken  etc.  verunkrautet,  dass  zu  seiner  ge- 
nügenden Vorbereitung  eine  halbe  Brache  notwendig  erscheint. 

Soll  zu  Weizen  noch  gedüngt  werden,  so  fährt  man  zweckmässig 
den  Dung  auf  den  Klee  und  ist  letzterer  eine  Hand  lang  hindurch- 
gewachsen, dann  pflügt  man  ihn  mit  der  ersten  seichten  Furche  unter 
und  walzt.  In  diesem  Zustande  verbleibt  der  Acker  bis  drei  Wochen 
vor  der  Einsaat,  wo  er  dann  tüchtig  abgeeggt  und  zur  Saat  gepflügt 
wird. 

Mit  Weizen  zu  besäende  alte  Luzernefelder  erhalten  am  besten 
eine  Sommerbrache. 

Die  Vorbereitung  des  Ackers  fttr  Sommerweizen  gestaltet  sich 
derart,  dass  die  Stoppeln  der  Vorfrucht  kurz  nach  der  Aberntnng 
umgebrochen  werden,  nach  dem  Auflaufen  des  Unkrautes  wird  geeggt, 
ev.  gewalzt  und  gedüngt. 

Hat  sich  dann  der  Acker  wiederum  begrünt,  so  erhält  er  noch 
vor  Winter  eine  tiefe  Furche  und  bleibt,  mit  Wasserfurchen  versehen, 
über  Winter  in  rauher  Furche  liegen.  Im  Frühjahr  nach  dem  Ab- 
trocknen wird  geeggt  und  gewalzt,  über  Kreuz  gegrubbert,  glatt  ge- 
eggt und  noch  einmal  gewalzt. 

Durch  diese  Art  der  Vorbereitung  lässt  sich,  was  fär  Sommer- 
weizen sehr  wichtig  ist,  eine  verhältnismässig  frühe  Einsaat  erzielen» 
daher  Ausnahmen  nur  dann  stattfinden  sollten,  wenn  der  Boden  in 
Folge  eines  frostlosen,  regenreichen  Winters  stark  verschlämmt  ist, 
in  welchem  Fall,  anstatt  gegrubbert,  besser  gepflügt  wird. 

Die  Spelzweizen  erfahren  im  Allgemeinen  dieselbe  Vorbereitung 
des  Feldes  wie  der  gewöhnliche  Weizen,  doch  ist  bei  ihnen  er- 
wünscht, den  Acker  drei  Wochen  bis  14  Tage  vor  der  Saat  zu 
pflügen,  damit  durch  späteres  Sichsetzen  des  Bodens  das  Entblössen 
der  Wurzeln  vermieden  wird,  auch  das  aufgelaufene  Unkraut  noch 
einmal  zerstört  werden  kann. 


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Aussaat  des  Weizens.  497 


Aossaat. 


Von  der  rechtzeitigen  Aussaat  des  WinterweizeuS;  in  der  für 
jede  Gegend  durch  die  klimatischen  und  Bodenverhältnisse  bestimmten 
besten  Saatzeit,  hängt  zu  einem  nicht  geringen  Teil  sein  Gedeihen  ab. 

Fttr  die  Sommersaat  gilt  die  Regel,  sie  so  zeitig,  als  es  die 
Abtrocknung  des  Bodens  nur  gestattet,  zu  bewirken,  indem  Nacht- 
fröste die  jungen  Pflanzen  wenig  schädigen,  die  Erträge  besser  aus- 
fallen und  die  Reife  später  Sorten  in  eine  gtlnstigere  Erntezeit  fällt. 

Die  Erntezeit  wird  nun,  abgesehen  auch  von  anderen  sich  gel- 
tend machenden  Einflüssen,  hauptsächlich  durch  die  Wärmezone  oder 
Höhenlage  bestimmt. 

Sommerweizen  wird  vorzugsweise  in  der  subarktischen  und  käl- 
teren gemässigten  Zone  gebaut  und  geht  seine  Kultur  mit  der  Wärme- 
zunahme immer  mehr  zurttck,  oder  die  ihrer  Natur  nach  zu  den 
Sommerweizen  zählenden  Hartweizen  und  polnische  Weizen  müssen 
wie  Winterweizen  behandelt  oder  doch  wenigstens  im  Laufe  des 
Winters  ausgesäet  werden. 

Im  Allgemeinen  fällt  der  Anbau  des  Winterweizens  und  des 
Sommerweizens  in  folgende  Zeiten. 

In  der  tropischen  und  subtropischen  Zone  fällt  die  Herbstsaat- 
zeit in  den  Oktober  und  November,  in  Aegypten  je  nach  dem  Zu- 
rücktreten des  Nil  in  Ober- Aegypten  in  den  November,  im  Delta  in 
den  November  oder  Januar,  in  der  wärmeren  gemässigten  Zone,  z.  B. 
in  Italien,  Spanien,  Süd-Frankreich,  in  den  Südstaaten  von  Nord- 
Amerika  etc.  Ende  Oktober,  November  und  Dezember,  die  der  Som- 
mersaat in  den  Februar  und  März.  In  der  kälteren  gemässigten 
Zone  und  zwar  im  Kontinental-Klima  erfolgt  die  Herbstsaat  in  den 
Nordstaaten  Amerikas  im  September,  die  Sommersaat  im  März  und 
April,  in  Süd-Deutschland  beim  Wintergetreide  von  Ende  September 
bis  Ende  Oktober  (8— I5<>C.)  und  beim  Sommergetreide  Ende  Fe- 
bruar bis  Mitte  April,  in  Nord-Deutschland  von  der  Hälfte  Septem- 
ber bis  Ende  Oktober,  und  beim  Sommergetreide  im  März  und  April. 
Im  Seeklima  dagegen  wird  viel  später  gesäet,  am  Niederrhein  vom 
10.  Oktober  bis  15.  November,  in  den  Niederlanden  von  Ende  Ok- 
tober bis  Anfang  December  und  in  England  vom  20.  Oktober  bis 
30.  November.  Da  im  Seeklima  der  Acker  spät  abtrocknet,  kann  die 
Sommersaat  erst  im  März  oder  April  eingesäet  werden. 

In  der  subarktischen  Zone  erfolgt  die  Aussaat  des  Winterge- 
treides sehr  zeitig,  Ende  August,  und  die  des  Sommergetreides  sehr 
spät,  Ende  April  oder  Anfang  Mai. 

Der  Spelz  wird  auf  den  Gebirgen  Süd-Deutschlands,  je  nach  der 

Koernicke  iL  Werner,  Haudb.  d.  Oetreldebau's  IL  32 

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498 


Besonderer  Teil. 


Höhenlage  und  Bodenbeschaffenheit,  von  Ende  September  bis  Ende 
Oktober  und  die  Sommersaat  von  April  bis  Mai  gesäet. 

Nun  ist  es  aber  nicht  immer  möglich,  innerhalb  dieser  Zonen  den 
richtigen  Zeitpunkt  zur  Aussaat  unter  allen  Umständen  festzuhalten^ 
da  sich  mancherlei  Einflüsse  geltend  machen  können ;  um  jedoch  in 
diesem  Fall  Nachteile  möglichst  zu  vermeiden,  sind  hiemach  die 
Saatquanta  zu  korrigieren;  ist  z.  B.  auf  reichem  Boden  und  im  feuch- 
ten Klima  die  Winterbestellung  sehr  früh  erfolgt,  so  würde,  wenn 
keine  Verminderung  des  Saatquantums  vorgenommen  worden  wäre, 
schon  im  Herbst  die  Saat  zu  üppig  stehen  und  möglicherweise  im 
Winter  ausfaulen,  andererseits  ist  bei  verspäteter  Saat  das  Saatquan- 
tum zu  vermehren,  da  die  Bestockung  weniger  ausgiebig  und  die 
Pflanze  verhältnismässig  schwach  entwickelt  ist. 

Um  das  hier  Gesagte  zahlenmässig  belegen  zu  können,  führen 
wir  einen  Versuch  von  H.  ThieP)  an,  der  auf  einer  Beihe  von 
Beeten  alle  8  Tage  je  ein  Beet  mit  einer  gleichen  Anzahl  Körner  in 
drei  Reihen  auf  18  cm  Entfernung  bedibbelte,  bis  der  Frost  eine 
Aussaat  unmöglich  machte. 

Die  erlangten  Resultate  (Kornerträge  nicht  bestimmt,  weil  zu 
sehr  durch  Sperlingsfrass  gelitten)  gibt  nachfolgende  Tabelle: 


1  Anzahl 

Anzahl  der 

Mithin 

Aehren  pro 

Stock 

No.  des 
Beetes. 

Datum 
der  Saat. 

der  aus- 
gesäeten 
Körner 

bei  der  Ernte 
vorhandenen 

Anzahl  der 
Aehren. 

Strohlänge 
in  cm. 

i 

pro  Beet. 

Stocke. 

I. 

9.  Okt. 

334 

4050 

12.1 

•130 

n. 

16.  Okt. 

315 

4676 

14.8 

147 

m. 

23.  Okt. 

286 

5681 

19.8 

140 

IV. 

30.  Okt. 

357 

242 

4530 

18.7 

140 

V. 

6.  Nov. 

230 

4081 

17.7 

126 

VI. 

13.  Nov. 

252 

2900 

11.5 

120 

VII. 

20.  Nov. 

194 

2346 

12.1 

116 

VIII. 

27.  Nov., 

1 

185 

2150 

11.6 

114 

Trotz  der  so  weit  auseinander  liegenden  Aussaat-Zeit  war  in 
dem  Schossen  der  Halme  und  in  der  Blüte  der  einzelnen  Beete  nur 
eine  Differenz  von  einigen  Tagen,  so  dass  die  Ernte  gleichzeitig  vor- 
genommen werden  konnte.  Hierin  liegt  der  Hauptgrund  des  ge- 
ringen Ertrages  der  spät  gesäeten  Pflanzen,  soweit  sie  überhaupt  am 
Leben  geblieben  sind.  Sie  fangen  eben  bei  der  entsprechenden 
Witterung  im  Frühjahr  auch  schon  an  zu  schössen,  obgleich  sie  noch 
nicht  Zeit  genug  gehabt  haben,  zu  einer  kräftigen  Entwickelang  ge- 
nügende Mengen  von  Bildungsstoffen  zu  assimilieren. 

Es  muss  demgemäss  die  fehlende  Bestockung  durch  Vermeh- 
rung der  Individuen,  also  der  Aussaatmenge  ersetzt  werden. 


1)  Rhein.  Woohenschr.  No.  41,  1872. 


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Aussaat  des  Weizens. 


499 


Im  Allgemeinen  lässt  sich  annehmen,  dass,  sobald  in  einer  Gre- 
gend  die  Aussaat  8  Tage  früher  erfolgt,  als  der  richtige  Zeitpunkt 
dies  verlangt,  das  Aussaatquantum  für  je  8  Tage  zu  viel,  um  ein 
Zehntel  verringert,  und  bei  je  14  Tagen  verspäteter  Aussaat  um  ein 
Zehntel  vermehrt  werden  muss. 

Einen   weiteren  sehr   erheblichen  Einfluss  auf  die  Bestimmung 
des  Saatquantums  übt  jeden&lls   auch  die  Bodenbeschaffenheit  aus, , 
da  sich  nach  ihr  vorzugsweise  der  Habitus  der  Pflanze  bildet. 

Angenommen,  das  Saatquantum  wäre  auf  sehr  reichem  Boden 
=  1  zu  setzen,  so  ist  es  auf  Mittelboden  =1.5  und  auf  leichtem 
Boden  =  2. 

Ausserdem  kommt  die  angebaute  Sorte,  ob  sie  gross-  oder  klein- 
körnig, sich  schwach  oder  stark  bestockt,  einen  dünnen  oder  dicken 
Halm  macht,  in  Betracht,  sowie  auch  die  Ali;  der  Kultur,  Pflege  etc. 

Demnach  ist  die  genaue  Bestimmung  des  richtigen  Saatquan- 
tums im  konkreten  Fall  nicht  leicht  und  wollen  wir  als  Beispiel  die 
mittleren  Saatquanta  der  Unterarten  des  Weizens  für  den  milden  kräf- 
tigen Lehmboden  hierunter  folgen  lassen.    S.  die  Tabelle  pg.  500. 

In  dieser  Saattabelle  erscheint  vielleicht  der  Wachsraum  von 
oOqcm  für  den  Winterweizen  (Trit.  vulgare)  zu  karg  bemessen,  na- 
mentlich da  ältere  Autoren,  z.  B.  Sprengel,  den  Wachsraum  einer 
Pflanze  auf  kräftigem  Boden  auf  54.7— 61.6  qcm  und  Hlubeck  so- 
gar auf  68  qcm  angeben,  doch  erklärt  sich  dies  aus  dem  Umstände,  dass 
in  Poppeisdorf  auch  die  sehr  feinhalmigen  Sorten  warmer  Länder  mit 
einbegriflfen  sind ;  wählt  man  jedoch  die  Sorten  des  kontinentalen  Kli- 
mas Nord-Deutschlands  und  des  Seeklimas  der  Niederlande  und  Eng- 
lands aus,  so  muss  sich  der  Wachsraum  bedeutend  vergrössern  und 
die  oben  genannten  Autoren  werden  diese  starkhalmigen  Sorten  von 
Triticum  vulgare  bei  der  Bestimmung  des  Wachsraumes  wohl  im 
Auge  gehabt  haben. 

Folgendes  sind  die  Resultate  unserer  Untersuchungen: 

Die  Wachsräume  und  Saatquanta  stellen  sich  in  Poppeisdorf  bei 
20  cm  Drillweite  im  Mittel  für  Winterkolbenweizen  aus  dem  Konti- 
nental-Klima  Nord-Deutschlands  wie  folgt: 


Waohsraum 

pro  Pflanze 

in  qcm 


Anf  1  qm  Baum 

entfallen  an 

Blattfläohe 

in  qm 


62.5 


88.7 


l 


Anssaatquan- 

tum  pro  ha 

in  hl 


Gewicht  p.  1  hl 
in  kg 


1.5 


81.8 


aus  dem  Seeklima  der  Niederlande  nnd  Englands: 
66.0  I  82  1.4  88 


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500 


Besonderer  Teil. 


3 


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Winter- 
frucht 


Sommer- 
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Winter- 
fruoht 


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CO 
CO 


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Sommer- 
frucht 


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1  8 


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CO 
00 


Winter- 
frucht 


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fraoht 


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Sommer- 
fruoht 


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Aussaat  des  Weizens. 


501 


Hiernach  stimmt  der  Wachsraum  der  im  Frtthjahr  vorhandenen 
Pflanzen  nahezu  mit  den  von  Sprengel  und  Hlubek  angegebenen 
Zahlen  überein. 

In  der  Saattabelle  sind  nur  die  Mittelzahlen  des  Anssaatquan- 
tums  der  Sorten  für  jede  Unterart  angegeben,  und  finden  sich  die 
Aussaatquanta  ftlr  jede  Sorte  bei  der  Beschreibung  derselben  meist 
mit  aufgeführt,  worauf  wir  hier  verweisen  müssen,  um  jedoch  zu 
zeigen,  in  welchen  weiten  Grenzen  bei  dem  gewöhnlichen  Weizen 
<Trit.  vulgare)  dieselben  schwanken  können,  führen  wir  hierunter  die 
Maximal-  und  Minimalzahlen  für  Poppeisdorf  bei  richtiger  Aussaatzeit 
und  20cm  Drillweite  an: 


Winterweizen. 


Minimum   I  Maximum 

I 

an  Wachsraum 


Sommerweizen. 

Minimum  I  Maximum 

i 

an  Wachsraum 


Wachsraum  pro  Pflanze 
Auf  1  qm   Kaum   entfallen 
an  Blattfläche 


32qcm 
28.1  qm 


Aussaatquantum  pro  ha 


8  hl 


129  qcm 
88  qm 


12.6  qcm 
25  qm 


0.7  hl 


8  hl 


60  qcm 
26.6  qm 


1.2  hl 


Zur  Vergleichung  diene  nachfolgende  Zusammenstellung  der 
Aussaatquanta  ffir  breitwürfige  Saat  von  älteren  Autoren.  Es  geben 
an  fUr  Winterweizen  pro  ha  in  hl:  Thaer  fOr  Preussen  2.7  hl; 
Koppe  2.2hl  und  nur  auf  nasskaltem  Boden  bei  verspäteter  Saat 
3.3  hl;  Block  1.8-3.3  hl,  im  Mittel  2.5  hl;  Hlubek  2.5  hl; 
Schweitzer  2.3— 2.5  hl;  Pabst  2.20  hl;  Schmalz  und  Schnee 
2.5— 2.7  hl;  Boussingault  ftlrdasEl8a8s2hl;  Schwerz  inBrabant 
auf  Marschboden  1.5— 2  hl,  in  Flandern  auf  Sand-  und  gutem  Mittel- 
boden 1.5— 18  hl,  in  den  besten  Gegenden  Oesterreichs  1.87  hl  und 
im  Marchfelde  3  hl;  nach  Heuz^  in  Frankreich  auf  sehr  reichem 
Boden  1.8— 2  hl,  auf  armem  Bergland  3— 4  hl,  im  Mittel  2.5  hl  und 
bei  Drillsaat  (20— 22  cm)  1.5— 2  hl;  nach  A.  Young  in  England  1.6 
—2hl;  nach  Mc.  Culloch  2-2.25  hl,  bei  Drillsaat  (25-28 cm) Drill- 
weite) 1.5 -2  hl;  in  Holland  werden  auf  Wilhelmina-Polder  (Zee- 
land)  auf  humosem  Thon  bei  22.5  cm  Drillweite  nach  unseren  Er- 
kundigungen vom  Zeelander-Weizen  1.4  hl  p.  ha  ausgesäet;  nach 
Sewell  und  Pell  im  Westen  der  Vereinigten  Staaten  1.6  hl  p.  ha. 

Das  Aussaatquantum  für  Sommerweizen  gibt  Block  auf  1.8— 
2.7  hl  und  Hlubek  auf  2.7  hl  bei  breitwttrfiger  Saat  an. 

Vom  Spelz  säet  man  nach  Schwerz  in  Wttrttemberg  auf  den 


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502  Besonderer  Teil. 

besseren  and  nicht  zu  hoch  gelegenen  Feldern  3.5—5.62  hl  und  im 
Oberland  auf  schwerem  Boden  bis  11.24  hl  p.  ha  aus,  and  ohne  die 
übertriebene  Aassaatmenge  im  Oberland  im  Mittel  4,42  hl.  In  Hohen- 
heim  werden  4.9  hl  und  in  der  Pfalz  3.84  hl  p.  ha  gesäet. 

Die  Aussaatmethoden  können  sehr  verschiedene  sein;  ist  z.  B. 
das  Getreide  relativ  billig  und  menschliche  Arbeitskraft  teuer,  so 
werden,  verbunden  mit  einer  gewissen  Saatverschwendung»  die  mög- 
lichst einfachsten  Säemethoden  zur  Anwendung  kommen,  wie  sich 
dies  aus  dem  Bericht  über  den  Agrikulturzustand  der  Vereinigten 
Staaten  durch  die  beiden  englischen  Parlamentsmitglieder  Charl. 
Sewell  und  Alb.  Pell  erkennen  lässt. 

Damach  folgt  dort  der  Weizen  gewöhnlich  dem  Mais  und  ist 
letzterer  zwischen  den  Reihen  leidlich  rein  gehalten  worden,  so  wird 
der  Winterweizen  in  den  westlichen  Staaten,  ohne  dass  vorher  das 
Land  gepflügt  wird,  ausgesäet,  und  zuweilen  erfolgt  die  Aussaat  auf 
dem  ungeschnittenen  Mais,  indem  der  Säemann  von  einem  Pferde  aus, 
dessen  Ohren  verbunden  sind,  den  Weizensamen  über  die  Maisgipfel 
verstreut.  Nach  Beendigung  der  Maisernte  wird  eine  eiserne  Eisen- 
bahnschiene von  ca.  9  m  Länge  mit  einem  Schuh  an  jedem  Ende 
von  zwei  Pferden  über  die  Reihen  entlang  gezogen,  um  die  Stengel 
niederzubrechen,  die  darauf  zusammengelesen  und  verbrannt  werden. 

In  den  mittleren  und  älteren  Staaten  wird  meist,  nachdem  der 
Mais  geschnitten  und  in  Garben  aufgestellt  worden  war,  zwischen 
den  Reihen  gepflügt  und  noch  ehe  die  Maisernte  entfernt  ist,  der 
Weizen  gesäet. 

Zur  Sommersaat  pflügt  man  das  Land  vor  Winter  und  e^  im 
Frühjahr  die  rauhen  Furchen  nieder.  Die  Säemascbine,  von  zwei 
Pferden  gezogen  und  von  einem  Mann  bedient,  säet  die  Kömer  breit- 
würfig  aus,  und  ein  einmaliges,  besser  ein  zweimaliges  Durcheggen 
vollendet  die  Operation. 

In  den  europäischen  Ländern  sucht  man  durch  die  Säemethode, 
namentlich  durch  Einführung  der  Drillkultur,  am  Saatgut  zu  sparen, 
und  da  die  Arbeitslöhne  billiger  und  die  Wirtschaftssysteme  inten- 
siver sind,  wendet  man  sich  auch  immer  mehr  den  besseren  Säeme- 
thoden  zu.  Sehr  häufig  werden  aber  noch  Weizen  und  Spelz,  sobald 
der  Boden  leicht,  auf  die  rauhe  Saatfurche  und  auf  schwererem  Bo- 
den, nachdem  vorgeegt  worden  ist,  mit  der  Hand  oder  besser  mit  der 
Säemascbine  (Saatersparais  10  Proc.)  ausgestreut  und  mit  einigen 
Eggenstrichen  ontergeeggt,  oder  es  wird  auf  das  geeggte  Ackerstück 
gesäet  und  dann  die  Unterbringung  vermittelst  der  Krümmer,  mehr- 
scharigen  Saatpflüge  oder  des  gewöhnlichen  Pfluges  bewerkstelligt, 
worauf  die  Egge  folgt. 

Jedenfalls  ist  eine  weit  rationellere  Methode  als  die  genannten 
die  Drillkultur,   welche   zur  Zeit   vorzugsweise   in   England,   Nord- 


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Aussaat  des  Weizens. 


503 


Frankreich,  Belgien,  den  Niederlanden,  Nord-Deutschland,  Dänemark 
und  Ungarn  Anwendung  findet  und  sich  auch  immer  mehr  in  den 
Vereinigten  Staaten  einbürgert,  denn  es  sollen  schon  37  Proc.  des  ge- 
sammten  Anbaues  gedrillt  werden. 

Sie  verlangt  einen  zur  Saat  vollkommen  vorbereiteten  Acker, 
also  die  Saatfurche  muss  klar  geeggt  und  bei  der  Frühjahrsbestel- 
lung event.  gewalzt  sein;  dass  diese  Vorbereitung  vor  der  Einsaat 
geschehen  muss,  darf  namentlich  auf  schwerem  Boden,  auf  dem  nach 
der  Saat  das  Festtreten  durch  die  Zugtiere  nachteilig  ist,  als  ein 
Vorzug  der  Drillkultur  angesehen  werden;  ferner  bringt  die  Drill- 
maschine die  Samenkörner  in  gleiche  und  zweckmässige  Tiefen  unter 
und  verteilt  sie  gleichmässiger  über  den  Acker,  was  eine  gleich- 
massigere  und  kräftigere  Entwickelung  der  Pflanzen  zur  Folge  hat; 
mithin  lässt  sich  durch  ein  verhältnismässig  geringes  Saatquantum 
ein  höherer  Eornertrag  nach  Quantität  und  Qualität  und  meist  auch 
ein  höherer  Strohertrag  als  bei  der  Breitsaat  erzielen.  Jedoch  ist 
zu  beachten,  dass  die  Maximalerträge  sich  im  konkreten  Fall  nur  bei 
einer  bestimmten  Standdichte  erzielen  lassen,  mithin  die  Feststellung 
derselben  durch  Versuche  sehr  notwendig  erscheint,  doch  werden 
dieselben  von  vielen  Faktoren,  z.  B.  von  der  Weizensorte,  vom 
Klima,  von  der  Bodenbeschaflfenheit,  Düngung,  Kulturart  etc.  be- 
einfiusst. 

Die  Wichtigkeit  derartiger  Feststellungen  ergiebt  sich  aus  den 
beiden  nachfolgenden  Versuchen  von  Wollny  und  Jansen  in  Pros- 
kau^)  nnd  von  uns  in  Poppeisdorf,  welche  zeigen,  dass  die  engste 
Reihenweite  den  höchsten,  unter  anderen  Verhältnissen  aber  auch  den 
niedrigsten  Ertrag  herbeiführen  kann. 

I.   Versuch  in  Proskau  mit  Sandomir- Weizen : 


Beihen- 

Aussaat- 

Ernte  pro  ha  in  kg. 

entfemung. 

quantum. 

1 

cm 

kg 

Körner 

Stroh 

Spreu 

16.7 

128 

2224.0 

6384.0 

888.4 

20.9 

96 

2108.8 

6297.6 

796.4 

26.2 

74 

2011.6 

6118.8 

822.4 

31.4 

64 

1904.0 

6000.0 

739.2 

IL   Versuch  in  Poppeisdorf  mit  Hallet's  Pedigree- Weizen : 


16.7 
81.4 


150 
76 


2068.0 
2850.0 


2900.0 
8917.0 


815.0 
783.0 


1)  Centralbl.  f.  Agric.  Chemie  U.     Heft  9,  pg.  164. 


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504  Besonderer  Teil. 

In  diesem  Fall  scheinen  hauptsächlich  die  angebauten  Sorten 
einen  entscheidenden  Einfluss  ausgettbt  zu  haben,  da  sie  beide  im 
Habitus  ausserordentlich  abweichen,  denn  der  Sandomir- Weizen  wies 
in  Poppeisdorf  nur  eine  Gesammtfläche  von  159.80  qcm  pro  Halm 
und  5.6  Halme  pro  Pflanze,  dagegen  Hallet's  Pedigree  eine  Gesammt- 
fläche pro  Halm  von  404.81  qcm  und  5  Halme  pro  Pflanze  auf,  mithin 
vermochte  der  Sandomir- Weizen  in  Proskan  bei  dem  weiten  Stande 
von  31 4  cm  den  Boden  nicht  genttgend  zu  decken,  wohl  aber  der  in 
Poppeisdorf  gebaute  Hallet's  Pedigree. 

Zu  bemerken  ist  nur,  dass  sehr  grosse  Drillweiten  nicht  ohne 
Einfluss  auf  die  Qualität  der  Körner  bleiben,  denn  diese  werden 
voller,  runder,  stärkemehlreicher  und  eignen  sich  in  Folge  dessen 
besser  zur  Vermalzung  als  zur  Herstellung  von  Backmehl,  denn  für 
letzteres  werden  kleberreiche  Kömer  verlangt 

Die  Grenzen  der  Reihenentfernung  liegen  zwischen  10—30  cm 
(10—25  cm  nach  Nowacki),  doch  kann  die  Reihenentfemnng  aus- 
nahmsweise, z.  B.  auf  reichen  im  Seeklima  gelegenen  Poldern  bis 
50  cm  erreichen. 

In  England  wird  meist  auf  25—30  cm,  in  Belgien,  den  Nieder- 
landen und  Nord-Frankreich  auf  20—227«  c™»  '^^  Nord-Deutschland 
auf  10—20,  seltener  30  cm,  und  in  Ungarn  auf  10—15  cm  gedrillt. 

Die  Dibbelsaat  oder  das  Auspflanzen  des  Weizens  bringt  im 
Allgemeinen  noch  höhere  Erträge  und  Kömer  von  grösserem  abso- 
luten Gewicht  als  die  Drillsaat,  vorausgesetzt,  dass  das  Klima  mild 
und  event.  auch  eine  Bewässerung  der  Pflanzen  möglich  ist,  doch 
dttrfte  diese  höchst  intensive  Säemethode  nur  in  solchen  Ländern 
flQr  die  Kultur  im  Grossen  vorteilhaft  sein,  welche  eine  sehr  dichte 
Bevölkerung  und  niedere  Arbeitslöhne  bei  hohen  Getreidepreisen 
aufweisen,  wie  dies  in  vielen  dicht  bevölkerten  Gegenden  Ostasiens, 
z.  B.  in  China  und  Japan,  der  Fall  ist,  welche  demnach  das  Problem 
gelöst  haben,  durch  möglichst  geringe  Aussaat  möglichst  hohe  Erträge 
zu  erzielen.  Die  Dibbelsaat  geschieht  durch  Herstellung  kleiner 
Löcher  mit  Httlfe  von  Handhacken  und  die  Pflanzung  mittels  des 
Pflanzstocks  und  zwar  in  China  i)  auf  Entfernungen  von  15—20  cm. 

In  Europa  macht  man  von  dieser  Säemethode  im  Grossen  nicht 
Gebrauch,  weil  sie  zu  kostspielig  und  auch  in  den  strengeren  Wintern 
des  kälteren  gemässigten  Klimas  diese  Kulturen  durch  Auswintern  zu 
sehr  leiden,  wenn  auch  zuweilen,  bei  sehr  sorgsamer  Kultur,  Über- 
raschend hohe  Erträge  erzielt  werden  können,  wie  ein  solcher  Ver- 
such, in  Proskau  1872,  durch  Wollny  mit  Chiddam- Weizen  ange- 
stellt, zeigt: 

1)  Green,  IL  pg.  234. 


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Aussaat  des  Weisens. 


505 


Drillsaat 
Dibbelsaat 


Reihen- 

ent- 
femang. 


20.9  cm 

20.9  cm  im 
Quadrat 


Ausssaat- 
quantnm. 

kg 


123.12 
21.60 


Ernte  pro  ha  in  kg. 


Komer. 
Bmtto       Netto 


2806.4 
2476.0 


2188.8 
2454.4 


Stroh. 


7478 
6967 


Spreu. 


818 
802 


Diese  enorme  Saatersparnis  wird  einzig  gedeckt  durch  eine 
stärkere  Bestockung,  zumal  wenn,  wie  bei  der  Dibbelkultur,  die 
Pflanzen  einzeln  stehen,  und  daher  durch  den  Kampf  um  das  Dasein, 
in  weit  geringerem  Grade  an  ihrer  Bestockungsfähigkeit  geschädigt 
werden,  als  die  in  den  Drillreihen  eng  zusammenstehenden  Pflanzen, 
daher  im  Verhältnis  zum  Wachsraum  die  gedibbelten  Pflanzen  eine 
stärkere  Bestockung  zeigen  werden. 

Wir  haben  daraufhin  in  Poppelsdorf  gedrillte  (20  cm  Reihen- 
weite) und  gedibbelte  Pflanzen  untersucht  uud  folgende  Resultate 
gefunden: 


Gedrillte  Pflanzen 

Gedibbelte 

Pflanzen 

Grosse  des 

Sorte 

Wachsraumes 

Anzahl 

Auf  100  qcm 

der  im  Frühjahr 

der 

Wachsraum 

noch  vorhande- 

Schöss- 

entwickelten 

nen  Pflanzen 

linge 

die  Pflanzen 

Schösslinge 

qcm 

Hallet's  Pedigree-Wheat 

70 

5 

12 

Kessingland 

78.5 

4.7 

11.8 

Probsteier 

62.5 

5 

18.8 

Hallet's  red  Nursery 

50 

4 

10.8 

Spalding's  prolific  Wheat 

40 

3.6 

14.8 

Tunstall 

50 

3.7 

7.1 

Rough  chaffed  Essex 
Sandomir 

55.5 

5 

12 

60 

5.6 

18 

Frankensteiner 

74 

5.2 

18.0 

Brodie's  white  Wheat 

46 

6 

18.3 

Bl^  geant  de  St.  H61dne 

61 

4 

15,5 

Ble  poulard  blanc  lisse 

50 

8.8 

11.6 

Common  Rivet 

71 

5 

10.3 

Zur  Verbesserung  und  schnellen  Vermehrung  einer  Weizensorte 
beclient  man  sich  mit  Vorteil  der  Dibbelkultur,  während  sie  sonst  in 
Europa  keine  nennenswerte  Verbreitung  gefunden  hat,  so  fUhrte 
Chateauvieu   nach   Heuzö   in  der  Schweiz  1745  ein  Art  Dibbel- 


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506  Besonderer  Teil. 

kultar  (semer  le  h\€  en  bonquets)  mit  einem  von  ihm  erfundenen 
Handsäeapparat  ein,  und  das  Pflanzen  des  Weizens  wurde  schon  1698 
durch  Abb6  Fillizzio-Pizzichi  bei  Florenz  versucht,  doch  sind 
befriedigende  Resultate  nicht  erzielt  worden. 


Pflege. 

Die  Pflege  des  gedrillten  Weizens  beginnt  sofort  nach  der  Ein- 
saat, indem  mit  einer  leichten  Egge  ein  Eggenstrich  quer  über  die 
Drillreiben  zur  besseren  Schliessung  derselben,  namentlich  auf  bin- 
digem, etwas  feuchtem  Boden  gegeben  wird,  um  zu  verbinden!,  dass 
die  Samenkörner  den  Krähen,  Sperlingen  etc.  zur  Beute  fallen,  zu- 
gleich wird  auch,  und  zwar  vorzugsweise  auf  gewalztem  Acker,  die 
Oberfläche  wiederum  gelockert  und  das  Wurzelunkraut  zum  Vertrock- 
nen an  die  Oberfläche  gebracht. 

Die  Wintersaat,  seltener  die  Sommersaat,  wird  auf  schwerem, 
oder  nicht  ganz  ebenem  Boden,  zur  Vermeidung  der  schädlichen 
Wirkungen  stagnierenden  Wassers,  mit  zweckmässig  angelegten 
Wasserfurchen  versehen. 

Sommerweizen,  welcher  sehr  zeitig  auf  einem  mit  Unkrautsamen 
erfüllten  Boden  ausgesäet  werden  musste,  eggt  man  gern  noch  ein- 
mal, wenn  der  Weizen  gekeimt  und  schon  bis  3  cm  lange  Wtlrzelchen 
entwickelt  hat,  um  das  bereits  aufgelaufene  Unkraut  wiederum  zu 
vertilgen. 

Hat  die  Sommersaat  eine  Höhe  von  6—8  cm  erreicht,  so  walzt 
man  auf  genügend  abgetrocknetem  Boden  mit  Ringel-  oder  kannelierten 
Walzen,  wodurch  die  Bestockung  gekräftigt,  die  Feuchtigkeit  im 
Boden  mehr  der  jungen  Pflanze  zugeführt,  eine  gleichmässigere  Ent- 
Wickelung  der  Halme  erzielt,  sowie  die  Ernte  durch  das  Eindrücken 
der  Steine  in  den  Boden  und  durch  Zertrümmerung  der  Klösse  er- 
leichtert wird.  Hingegen  hat  das  Walzen  der  Winterung  im  Herbst, 
weil  sich  der  Boden  zu  leicht  schliesst,  in  Folge  dessen  die  jungen 
Pflanzen  kränkeln,  ausnahmslos  zu  unterbleiben,  zumal  etwaige  Klösse 
der  Saat  zum  Schutz  gereichen  und  durch  den  Frost  zermürbt,  im 
Frühjahr  beim  Eggen  der  Weizensaat  sehr  leicht  zerfallen.  *  Letzteres 
sollte  unter  allen  Umständen  und  selbst  bei  Reihensaat  mit  Behacken 
zur  Anwendung  kommen,  sobald  der  Acker  genügend  abgetrocknet 
und  der  Weizen  in  Vegetation  getreten  ist.  Die  wirksamste  Egge, 
wenn  es  sich  um  die  Zertrümmerung  der  Klösse  und  das  Brechen 
einer  festen  Kruste  handelt,  ist  die  Wiesenegge  von  Howard,  zumal 
durch  sie  verhältnismässig  kleine  Pflanzen  nicht  leicht  mit  Erde  be- 


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Pflege  des  Weizens.  507 

deckt  werden;  später,  sobald  die  Gefahr  des  Bedeckens  nicht  mehr 
vorliegt,  bedient  man  sich  zu  einer  zweiten,  tieferen  Lockerung 
schwerer,  scharfzahniger  Eggen,  z.  B.  der  schottischen  Rhomboidal- 
Eggen  und  will  man  bei  zu  üppigem  Wuchs,  welcher  Lagern  ver- 
muten lässt,  die  Pflanzen  lichter  stellen,  dann  greift  man  zu  den 
schweren  eisernen  Eggen,  z.  B.  der  Brabanter  Egge. 

Ein  starkes  Aufeggen  liebt  auf  schwerem  Boden  hauptsächlich 
der  Spelzweizen. 

Auf  sehr  humosem  Boden  werden  die  etwa  durch  den  Frost 
gehobenen  Weizenpflanzen  durch  Anwalzen  wiederum  zu  befestigen 
gesucht 

Im  Allgemeinen  zerstört  man  durch  das  Eggen  der  Wintersaat 
wenig  Unkraut,  weshalb  die  schlimmsten  Unkräuter  wie  Kornrade, 
Kornblume,  Disteln  und  zwar  selbst  bei  Hackkultur  die  noch  in  den 
Reihen  zwischen  den  Weizenpflanzen  stehenden  im  Frühjahr  auszu- 
stechen sind. 

Schlecht  durch  den  Winter  gekommene  oder  durch  Feinde  ge- 
schädigte Saaten  lassen  sich  durch  Ueberdüngung  mit  unkrautfreiem, 
gut  zersetztem,  nährstoffreichem  Kompost  bei  Beginn  der  Vegetation 
oder  durch  100—160  kg  Chilisalpeter  kurz  vor  dem  Schossen  auf- 
helfen. 

Grössere,  durch  Mäusefrass,  Ausfaulen  oder  Auswintern  entstan- 
dene Blossen  sind  durch  Bepflanzen  aus  dichteren  Beständen  einiger- 
massen  zu  schliessen. 

Auf  20—30  cm  Reihenweite  gedrillte  Saaten  können  mit  der 
Pferdehacke,  engere  mit  der  Handhacke,  behackt  werden.  Eine  hierzu 
überaus  taugliche  Pferdehacke  ist  die  Salzmtinder  von  Bölte,  deren 
bewegliche  Messer  sich  dem  Terrain  vollkommen  anschmiegen  und 
eine  Form  besitzen,  durch  welche  das  Bewerfen  der  Pflanzen  mit 
Erde,  selbst  wenn  man  bis  dicht  an  die  Pflanzenreihen  heran  hackt, 
vermieden  wird.  Aus  diesem  Grunde  lässt  sich  bereit«  beim  Beginn 
der  Vegetation  hacken,  so  dass,  selbst  bei  schnell  sich  entwickelnden 
Sorten,  meist  noch  kurz  vor  dem  Schossen  eine  zweite,  tiefere  Hacke 
gegeben  werden  kann.  Durch  das  Hacken  wird  der  Boden  der  Luft 
erschlossen,  die  Feuchtigkeit  besser  zurückgehalten  und  das  Unkraut 
zerstört. 

Steht  Lagergetreide  in  Aussicht,  so  lässt  sich  durch  Schröpfen 
des  Weizens,  bevor  die  Aehre  in  den  Halm  getreten  ist,  oder  durch 
Walzen  kurz  vor  dem  Schossen  auf  einigen  Erfolg  hoffen;  weniger 
empfehlenswert  ist  dagegen  das  Beweiden  der  Saat,  das  aber,  soll 
es  ausgeführt  werden,  nur  höchst  vorsichtig  und  bei  trocknem  Wetter 
geschehen  darf  und  verweise  ich  auf  das  im  Kapitel  über  Pflege  im 
allg.  Teil  darüber  Gesagte. 

In  den  warmen  Zonen  reicht   der  Regenfall   nicht  vollkommen 


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508  Besonderer  Teil. 

ans,  das  Wasserbedttrfnis  der  WeizeDpflanze  vollkommen  zu  decken, 
wenn  hohe  nnd  sichere  Erträge  erzielt  werden  sollen,  ans  welchem 
Grunde  hier  vielfach  künstliche  Bewässemngen  angetroffen  werden. 

In  welchem  Masse  eine  reichliche  Bewässernng  die  Ernteerträge 
erhöhen  kann,  indem  die  Pflanze  gleichsam  ihre  volle  Verdnnstnngs- 
fähigkeit  ausnützt,  davon  legen  die  Resultate,  welche  von  der  Ver- 
suchsstation in  Montsouris,  Frankreich,  erhalten  wurden,  Zeugnis  ab. 

Diese  Resultate  sind  folgende : 


Verbrauchte 

Producierte 

Wassermenge 

Körnermenge 

iqr 

kg 

1.616 

0.6 

1.512 

0.8 

1.703 

2.4 

2.202 

2.7 

3.262 

2.9 

4.327 

3.1 

4.751 

5.5 

7.417 

9.2 

7.702 

10.6 

Hauptsächlich  muss  die  hohe  Wirksamkeit  und  Verwertung  des 
Wassers  zur  Zeit  der  kräftigsten  Entwickelung  der  Pflanze  (doch 
nicht  während  der  Blüte),  der  Ausbildung  der  Aehre,  und  der  inten- 
sivsten Wärme  wohl  berücksichtigt  werden,  daher  ftlr  hinreichende 
Wasserzufuhr  in  dieser  Zeit  zu  sorgen  ist. 

Selbstverständlich  ist  das  Feld  zur  Berieselung  einzurichten, 
wozu  es  eines  schwachen  Gefälles  und  der  Wasserverteilgräbchen 
bedarf.    (Vergl.  das  Kapitel  über  die  Pflege  im  allg.  Teil.) 

Gasparin^)  führte  die  Bewässerung  im  Grossen  zu  GavaiUon 
(Vaucluse,  Frankreich)  aus,  und  macht  darüber  folgende  Mitteilungen : 

Man  gibt  4  Bewässerungen,  die  1.  vor  der  Saat,  die  2.  im  April 
bei  +  12  ^  C.,  die  3.  kurz  vor  der  Blüte  und  die  4.  einige  Tage 
nach  der  Blüte;  die  beiden  letzten  Wässerungen  sollen  die  beste 
Kornausbildung  bewirken  und  wurden  3200—3680  kg  p.  ha  an 
Kömern  geemtet.  Selbstverständlich  darf  auf  undurchlassendem 
Boden  nicht  gewässert  werden,  weil  in  diesem  Falle  der  Weizen  zu 
Grunde  geht. 

Gemeinhin  wässert  man  in  Süd-Frankreich  nur  in  trocknen 
Jahren  und  dann  zweimal,  im  Mai  und  Juni,  und  gibt  1200  cbm 
Wasser  pro  ha  im  Ganzen. 

In  Spanien  wässert  man  fünfmal  ä  500  kbm  =  2500  cbm 
Wasser  pro  ha. 


1)  Coure  d'Agrio.  III. 

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Ernte,  Ausdrusch  und  Aufbewahrung  des  Weizens. 


509 


In  Italien  wird  während  der  Vegetationszeit  pro  ha  und  Sekunde 
ein  Wasserquantum  von  0.377  Ltr  verwandt. 

In  Algier  wird  durchschnittlich  dreimal  gewässert  und  sollen 
pro  ha  im  Ganzen  1000  cbm  Wasser  verbraucht  werden. 

Der  Winterweizen  erhält  in  Indien  5  Bewässerungen  und  im 
Ganzen  2990  cbm  Wasser  pro  ha. 

In  Mexico  wird  der  Weizen  ebenfalls  bewässert  und  in  dem 
Fall,  dass  Wasserzufluss  nicht  vorhanden  ist,  begiesst  man,  wenn 
irgend  mOglich,  einmal  nach  dem  Aufgehen  und  zweimal  während 
des  Schossens. 


Ernte,  Ansdrasch  and  Anfbewahrnng. 

Der  zweckmässigste  Beifezustand  ^)  des  Weizens  als  Saat-  und 
Brotgetreide  tritt  mit  der  Gelbreife  ein,  iu  welcher  sich  das  Korn 
ttber  den  Nagel  brechen  lässt. 

In  diesem  Zustande  geemtet,  wird  nicht  nur  das  höchste  Ernte- 
gewicht, sondern  auch  die  beste  Komqualität  erzielt,  wofür  die  Ver- 
suche von  Hannam^)  und  Nowacki  sprechen. 

Ersterer  gelangte  zu  folgenden  Besultaten: 


No. 

desM^ens 

1 
2 
3 
4 
5 

12.  August 
19.       „ 

26.       « 
80.       „ 
9.  Septr. 

sehr  grün 
gprün 

rieSich  reif !««»»»-» 

reif 


ganz 


Taff  des 
Einfahrens 


26.  August 
31.       „ 

6.  Septbr. 

9.       „ 
16.        „ 


Ernteerträge 


Korn 

JäL. 


Stroh 
kg 


72.2 
67.4 
95.7 
100 
91 


187 

129.2 

125.5 

116.5 

109.5 


Der  Weizen  lieferte  in  den  verschiedenen  Proben: 


Sohleohtes 

No. 

Gates  Mehl 

Mehl 

Kleien 

Proc. 

Proc 

Proo. 

1 

76Ve 

7V. 

17»/, 

2 

7«»/a 

7/. 

16/« 

S 

81 

6V, 

13V« 

4 

"Va 

7«/. 

16 

6 

78 

nVio 

16»/io 

1)  Schwerz,  Anl.  z.  prakt.  Ackerb.  pg.  95,  1825. 

2)  Farmer's  Mag.  XXIY  pg.  254,  1868. 


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510  Beßonderer  Teil. 

Ferner  enthält  das  Stroh,  in  der  Oelbreife  gemähet,  bedeutend 
mehr  Nährstoffe  als  in  der  Vollreife,  liefert  demnach  ein  besseres 
Futterstroh.  Nach  Völker  erleidet  das  Stroh  durch  die  üeberreife 
insofern  eine  Veränderung,  als  ein  grosser  Teil  der  Tiemährstoffe 
unlöslich  wird;  .er  fand  z.  B.  im  Stroh,  in  der  Gelbreife  geerntet, 
0.5  Proc.  lösliche  Eiweisskörper  und  1.62  Proc.  unlösliche,  in  dem 
Stroh  desselben  Getreides  in  der  Üeberreife  gehauen,  nur  0.06  Proc. 
lösliche  und  2.06  Proc.  unlösliche  Eiweisskörper. 

Ausserdem  lässt  sich  durch  das  Mähen  in  der  Gelbreife  die 
Ernte  mit  grösserer  Sicherheit  und  geringerem  Kömerausfall  bewirken. 

Die  Ernte  beginnt  in  der  tropischen  Zone  Anfang  April  (Ost- 
indien), in  der  subtropischen  Ende  April  (Aegypten);  in  der  wärme- 
ren gemässigten  Zone  wird  der  Winterweizen  im  Mai  (Algier)  oder 
in  der  ersten  Hälfte  des  Juni  (Spanien,  Süd-Italien,  Südstaaten  Nord- 
Amerikas),  oder  in  der  zweiten  Hälfte  des  Juni  (Nord-Italien,  Süd- 
Frankreich)  geerntet. 

In  der  kälteren,  gemässigten  Zone  ist  der  Emteeintritt  auch 
davon  abhängig,  ob  in  dem  betreffenden  Landstrich  das  Binnen-  oder 
Seeklima  herrscht;  im  Allgemeinen  fällt  die  Ernte  in  die  Monate 
Juli  und  August.  In  den  Nordstaaten  der  Vereinigten  Staaten  erntet 
man  im  Juli  und  August;  Mitte  Juli  in  Süd-Deutschland,  Süd-Rnss- 
land  und  Mittel-Frankreich;  Ende  Juli  in  Mittel-Deutschland;  Ende 
Juli  bis  August  in  Nord-Frankreich,  Belgien,  den  Niederlanden,  Nord- 
west-Deutschland, Süd-England;  Anfang  August  in  Nord-Dentschland 
und  Mittel-England;  Ende  August  in  Nord-England. 

In  der  subarktischen  Zone,  z.  B.  in  Mittel-Schweden,  wird  An- 
fang August,  weiter  nördlich  bis  Ende  August  gemähet. 

Nicht  selten  stellt  sich  im  ausgesprochenen  Kontinental-KIima 
gerade  zur  Reifezeit  sengende  Hitze  ein,  wodurch  die  Kömer  vor- 
zeitig zusammenschrumpfen  und  an  Quantität  wie  Qualität  eine  be- 
trächtliche Einbusse  erleiden. 

Zur  Verhütung  von  Verlusten  durch  Wind  sollte  fHr  Abmähen 
in  der  Gelbreife  und  Anbau  solcher  Sorten  Sorge  getragen  werden, 
deren  Früchte  im  Reifezustande  noch  fest  von  den  Spelzen  um- 
schlossen sind. 

Bei  nasser  Emtewitterung  wächst  der  Weizen  und  zwar  selbst 
auf  dem  Halm  aus;  hiergegen  hilft  nur  grosse  Aufmerksamkeit  auf 
die  Emtearbeiten,  verbesserte  Emtemethoden  und  den  Anbau  solcher 
Sorten  zu  richten,  welche  weniger  leicht  auswachsen.  Bekanntlich 
neigen  hartkörnige,  in  der  Aehre  lockere  und  kahle  Weizen  weniger 
leicht  zum  Auswachsen  als  weichkömige  und  behaarte,  dichte  Kolben- 
weizen. 

Das  Mähen  des  Weizens  erfolgt  in  England,  Nord-Frankreich, 
Nord-Deutschland  und  Ungarn  meist  mit  der  Mähemaschine,   in  den 


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Ernte,  Ausdrusch  und  Aufbewahrung  des  Weizens.  511 

Vereinigten  Staaten  von  Nord- Amerika,  insofern  Baumstümpfe  im 
Boden  ihre  Anwendung  nicht  verhindern,  vielfach  mit  der  Bindemähe- 
maschine, doch  kommt  auch  in  allen  diesen  Ländern  noch  häufig 
die  Btlgelsense  zur  Anwendung  und  in  Süd-Deutschland  neben  der 
Sense  auch  die  Sichel.  In  Belgien  und  einigen  daran  grenzenden 
Landstrichen  wird  der  Weizen  überwiegend  mit  dem  Sichet  abge- 
bracht. In  den  wärmeren  Zonen  kommt  fast  ausnahmslos  die  Sichel 
bei  der  Ernte  zur  Anwendung. 

Findet  sich  unter  dem  W«izen  nicht  viel  Kleegras  oder  saftiges 
Unkraut,  dann  hat  zur  Erhaltung  einer  guten  Qualität  und  Nach- 
reife, sowie  zur  Vermeidung  des  leichten  Auswachsens  bei  feuchter 
Witterung  sofort  nach  dem  Schnitt  das  Aufbinden  in  Garben  und 
Aufstellen  in  Hocken  oder  Stiegen,  Puppen  etc.  zu  geschehen.  Häufig 
hört  man  die  Ansicht  aussprechen,  dass  das  Nachreifen  des  Weizens 
in  Puppen  die  Mehligkeit  der  Körner  und  das  Liegen  im  Schwad 
die  Glasigkeit  befördere,  doch  konnte  Nowacki  für  das  feuchtere, 
^gemässigte  Klima  den  Nachweis  der  Richtigkeit  nicht  erbringen. 

Der  Ausdrusch  erfolgt  in  den  grösseren  Wirtschaftsbetrieben 
zur  Zeit  überwiegend  mit  Hülfe  der  Dreschmaschinen,  und  in  den 
trockenen  Kliniaten  meist  sofort  nach  der  Ernte  auf  dem  Felde,  z.  B. 
in  den  Vereinigten  Staaten,  Ungarn,  Stid-Russland,  Italien  etc. 

Soll  beim  Ausdrusch  das  Stroh  möglichst  unversehrt  bleiben, 
80  wendet  man  gern  Breitdreschmaschinen  mit  Schlagleisten  an,  doch 
werden  von  diesen  mehr  Körner  als  durch  die  Stiftenmaschinen  zer- 
schlagen, durch  letztere  jedoch  mehr  Aehren  abgerissen  und  das 
Stroh  wird  stärker  zerknittert  und  zerrissen. 

Zur  Erzielung  eines  vollkommenen  Reindrusches  bei  Anwendung 
des  Flegels  und  namentlich  beim  Ausdrusch  solcher  Weizensorten, 
deren  Spelzen  das  Korn  fest  umschliessen,  empfiehlt  es  sich,  Frost- 
wetter abzuwarten,  das  Getreide  sehr  gleichmässig  und  nie  dicker 
als  16  cm  hoch  anzulegen,  auch  vom  Vorsatzbrette  des  Scheunen- 
thores  mindestens  30  cm  entfernt  zu  bleiben,  damit  nicht  zu  viel 
Körner  beim  Ausdrusch  darüber  hinwegspritzen. 

Die  Reinigung  geschieht  entweder  durch  Wurfein  oder  Ge- 
treidereinigungsmaschinen und  wenden  dabei  durchschnittlich  lOProc. 
üinterkorn  erhalten. 

In  Bezug  auf  die  Erntemethoden,  den  Ausdrusch,  die  Reinigung 
find  Aufbewahrung  des  Weizens  verweise  ich  auf  das  im  allgemeinen 
Teil  in  dem  Kapitel  über  die  Ernte  Gesagte. 

Weit  schwieriger  gestaltet  sich  dagegen  die  Ernte  der  Spelz- 
weizen. Diese  werden  in  der  ersten  Hälfte  des  August  in  Süd- 
Deutschland,  sobald  der  Halm  vollständig  weiss  geworden  ist,  und 
sollte  auch  die  Aehre  noch  nicht  ganz  reif,  sondern  nach  dem  Sprach- 
gebrauch ;yuntergrttn^  sein,  geemtet. 


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512  Besonderer  Teil. 

Der  Ernte  erwachsen  nun  dadurch  Schwierigkeiten,  dass  die 
Aehrenspindel  zerbrechlich,  in  Folge  dessen  die  Aehre  nicht  allein 
leicht  in  die  einzelnen  Aehrchen  mit  den  daran  befindlichen  Teilen 
der  Spindel  (Veesen)  zerfällt,  sondern  auch  in  der  Vollreife  die 
ganzen  Aehren  leicht  abbrechen. 

Diese  Brttchigkeit  ist  nun  weit  schlimmer  als  der  Kömeraasfall 
beim  Weizen  und  können  bei  raschem  Emteeintritt  oder  Notreife  oft 
sehr  grosse  Verloste  entstehen,  die  sich  aber  auch  bei  normaler 
Witterung,  rechtzeitigem  Schnitt,  sowie  durch  Einfahren  im  Tau 
und  Ausschlagen  der  Wagen  mit  Tüchern  nie  ganz  yermeiden  lassen. 

Femer  wachsen  die  Spelzweizen  weit  leichter  als  die  gewöhn- 
lichen Weizen  aus. 

Nach  Vossler  ^)  empfiehlt  sich  nun  die  landesübliche  Ernte- 
methode in  Württemberg,  dem  klassischen  Lande  des  Spelzbaues, 
nicht.  Der  abgesichelte  und  wegen  der  Brttchigkeit  der  Aehren 
selten  gemähte  Spelzweizen  bleibt  in  Gelegen  oder  Schwaden  bis  er 
trocken  auf  dem  Felde  liegen,  wobei  allerdings  die  Vorsicht  gebraucht 
wird,  die  Aehren  erhöht  auf  die  Stoppeln  oder  das  Schnittende  eines 
anderen  Geleges  zu  bringen,  damit  sie  auf  dem  sich  häufig  stark  er- 
wärmenden und  feuchten  Erdboden  nicht  auswachsen,  was  bei  feuch- 
tem Wetter  auch  bei  dieser  Massregel  ohnehin  leicht  genug  ge- 
schieht. Ist  nun  nach  einigen  Tagen  der  Spelz  trocken,  so  wird 
erst  nach  dem  Auftrocknen  des  Taues  gegen  9  Uhr  des  Morgens 
mit  dem  Binden  begonnen,  was  Zeitverlust  zur  Folge  hat,  und  wer- 
den meist  sehr  grosse  unhandliche  Garben  gebunden,  die  nicht  auf- 
gesetzt werden«  sondern  zerstreut  auf  dem  Felde  liegen  bleiben,  also 
beim  Einfahren  erst  wieder  tautrocken  und  nachher  eingesammelt 
werden  mflssen,  was  wiederum  mit  Zeitverlust  verbunden  ist. 

Weit  empfehlenswerter  scheint  es  uns,  den  Spelz  sofort  nach 
dem  Mähen  in  kleine  Garben  zu  binden  und  in  Stiegen  zum  Trocknen 
aufeustellen.  Die  Stiege  ist  deshalb  der  Puppe  vorzuziehen,  weil  in 
letzterer  die  Garben  sich  sehr  fest  ineinanderlegen  und  leicht  die 
Aehren  abbrechen,  auch  darf  eine  Sturzgarbe  wegen  der  Brttchig- 
keit der  Aehren  nicht  aufgesetzt  werden. 

Durch  ein  solches  Verfahren  wttrden  die  Aehren  geschont  werden 
und  die  Kernen,  da  die  Aehren  vom  Boden  entfernt  sind,  weniger 
leicht  auswachsen. 

Bei  heissem  Wetter  und  in  der  Vollreife  wird  er  auch  häufig 
zeitig  des  Morgens  abgeschnitten,  aufgebunden  und  am  Abend  des- 
selben  Tages  eingefahren. 


1)  Wochenbl.  f.  Land-  u.  Forstwirtsch.  No.  11,  1876. 


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Erträge  und  NalmmgabesUndteile  des  Weizens. 


M3 


folgt: 


ErtrSge  und  Nahrnngsbestandteile. 

Die  Weizenerträge  steUen   sich  im  Grossen  nnd  Ganzen  wie 

Ertragstabelle. 


Korn  in  hL 

Stroh  in  kg. 

Spreu  in  kg. 

Volumen- 

Triticum 

. 

1 

gewioht 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

i 

1 

pro  hl 

in  kg. 

• 

vulgare® 

6 

84 

14.8 

1200 

7000 

2500 

160 

700 

250 

78    —90 

»»       0 

5 

40 

12 

1000 

6000 

2200 

180 

500 

220 

75    -90 

compactam 

5 

45 

12 

1000 

8000 

2000 

100 

800 

200 

80   -89 

tnrgidum 

.» 

— 

80 

.- 

— 

6000 

— 

— 

500 

72   -84.6 

dnram 





9 

— 

— 

2000 

— 

.. 

200 

75    -86.6 

polonioom 

— 

— 

10 

— 

— 

2500 

— 

— 

800 

74.6—82 

8 

84 

40 

1000 

5600 

2000 

— 

— 

— 

40   —50 

dicoooom 

13 

88.8 

40 

1500 

7000 

2500 

— 

... 

— 

40   -48 

Spelta 

5.6 

86 

40 

1200 

7000 

2500 

■~~ 

""" 

"~~ 

40   -48 

Zu  dieser  TabeUe  ist  zu  bemerken,  dass  der  Durchschnittsertrag 
von  Tr.  tnrgidnm  sich  deshalb  yerhältnismässig  hoch  stellt,  weil  die 
sehr  robuste  Pflanze  immer  auf  schweren,  mehr  oder  weniger  fencbtett, 
gut  gedüngten  Böden  angebaut  wird.  Anders  yerhalten  sich  Trit. 
durum,  polonicum  und  compactum,  die  auf  den  Yon  Natur  nicht  ganz 
armen,  doch  meist  trocknen  Böden  und  in  den  wärmeren  Zonen 
zum  Anbau  gelangen,  daher  sich  denn  auch  ihre  Erträge  relatlT 
niedrig  stellen. 

Ftir  Trit  durum  ist  der  Durchschnittsertrag  von  9  hl  pro  ba 
aus  Algier  entnommen  und  zwar  wird  dieser  Ertrag  von  den  durch 
Europäer  kultivierten  Böden  erzielt,  während  die  Felder  der  Einge- 
borenen nur  einen  Mittelertrag  von  5.8  hl  pro  ha  aufbringen. 

Berechnet  man  den  Mittelertrag  aller  an  der  Weizenkultur  be- 
teiligten Länder,  so  stellt  sich  derselbe  auf  14.3  hl  Korn  k  75  kg  und 
2500  kg  Stroh  und  Spreu  pro  ha. 

In  nachfolgender  Tabelle  gelangt  das  Verhältnis  der  Kömer  zum 
Stroh  zur  Darstellung,  wie  sich  dasselbe  bei  unseren  siebenjährigen 
Kulturversuchen  in  Poppelsdorf  herausstellte. 


Koernleke  a.  Werner»  Handb.  d.  OetreidebAu'i  n. 


S3 


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514 


Besonderer  Teil. 


Tabelle  ttber  das  Verhältnis  der  KOrner  zum  Stroh 
(excl.  Stoppeln). 


MitÜere 

Gewichts] 

- 

"S 

prooente. 

Blatt- 

Frucht- 

Triticum 

Halm- 

zahl  pro 
Halm. 

Aehren- 

zahl  in 

läDge. 

länge. 

einer 

Aehre. 

Korn 

Stroh 

cm 

Stück 

cm 

Stück 

vulgare    ® 

127 

4 

10.5 

54 

86 

64 

„      0 

112 

S.6 

9.5 

42.5 

41 

59 

compactom  ® 

HS 

8.6 

5.4 

48 

40 

60 

"     ^ 

104 

8.5 

5.6 

43 

40 

60 

turgidum     ® 

145 

4 

10 

66 

40 

60 

.,        0 

125 

5 

8 

60 

39 

61 

dnram 

105 

8.8 

7 

45 

44 

56 

polonicum 

HO 

4 

10.2 

53 

82 
Yeesen 

68 

monococcnm    ® 

120 

4 

6 

26 

47 

53 

0 

92.5 

4 

5.5 

23.5 

50 

50 

diooocam   0 

128 

8.8 

10 

49 

50 

50 

„         0 

107 

4.4 

10 

41 

47 

53 

Spelte   ® 

125 

8.7 

12 

89 

53 

47 

,.        0 

118 

3.8 

18 

40 

51 

49 

Durchschnittlich  berechnen  sich  auf  100  kg  Körner  250  kg  Stroh 
nnd  auf  100  kg  Stroh  10  kg  Spreu. 

In  der  kälteren,  gemässigten  Zone  ergeben  sich  fttr  die  Weizen- 
bttden  nachfolgende  Erträge  an  Winterweizen: 

1)  Reicher,  tiefer,  milder  Thon-  nnd  Aueboden;  Weizenboden  I.EI. 
31-39  hl  =  2277-2847  kg  Korn,  5580-7000  kg  Stroh  p.  ha. 

2)  Humoser,  reicher,  milder  Lehmboden;  Gerstenboden  I.  EI. 
28—32  hl  =  2100—2400  kg  Eom,  6000—7000  kg  Stroh  p.  ha. 

3)  Schwerer,  kräftiger  Thonboden;  Weizenboden  n.  Kl. 

26-30  hl  =  1898—2190  kg  Korn,  4680—5400  kg  Stroh  p.  ha. 

4)  Milder,  tiefer,  mergeliger,  frischer  Lehmboden;  Gter8tenbodenn.Kl. 
21-26  hl  =  1569—1898  kg  Korn,  3780-4680  kg  Stroh  p.  ha. 

5)  Leichter,  sandiger  Lehm  und  lehmiger  Sandboden;  Roggenboden 
L  EL 

18—20  hl  =  1350-1500  kg  Eom;  3000—3500  kg  Stroh  p.  ha. 

6)  Kalter,  zäher  Thon-  und  Lehmboden;  Weizenboden  IIL  El, 
17—19.5  hl  =  1253-1424  kg  Eom;  3060-3510  kg  Stroh  p.  ha. 


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Erträge  und  Nahnmgsbestandteile  des  Weizens. 


515 


7)  Strenger,  zäher,  nasskalter  Thonboden;  Haferboden  I.  El. 

12-16  hl  =  876—1168  kg  Korn;  2160—2880  kg  Stroh  p.  ha. 

Nach  Block  liefert  der  Sommerweizen  etwa  25  Proc  weniger 
EOmer  und  20  Proc.  wenigQjr  Stroh  als  der  Winterweizen. 

Den  dnrch  Unfälle  veraniassten  jährlichen  Verlust  schlägt  Block 
beim  Winterweizen  auf  Vis»  beim  Sommerweizen  auf  V?  des  Ernte- 
ertrages an. 

An  Nahrungsbestandteilen  (verdauliche  und  unverdauliche)  be- 
finden sich: 


Trooken- 

N-halt 

Fett. 

N.freie 

Holz- 

Asche. 

im  Weizenkom 

substanz. 

Substanz. 

Substanz. 

&ser. 

Proc. 

Proc 

Proc. 

Proc. 

Proc 

Proc. 

Minimom 
MaxiinnTn 
Mittel 

85.4 

88.2 
86.8 

10.9 
16.4 
12.7 

1.0 
2.2 
1.5 

60.2 
78.0 
68.8 

1.8 
8.8 
2.1 

1.5 
2.0 
1.7 

im  Spelz: 

Mittel        llren 

84.7 

98.0 

87.9 
86.5 

9.1 
11.1 
14.5 
18.5 
11.0 
12.8 

1.4 

8.0 

2^ 
1.6 

52.8 
66.8 
68.2 
67.2 
63.9 
67.0 

2.8 

17.0 

7.7 
1.5 

8.9 
1.7 

im  Weizenstroh: 

Minimum 
Maximum 
Mittel 

82.5 
89.1 
86.4 

1.4 
5.1 
8.0 

0.7 
1.9 
1.1 

84.1 
44.4 
40.9 

32.8 
89.6 
87.5 

8.1 
6.4 
8.9 

im  Spelzstroh: 

Mittel 

86.7 

2.0 

1.4 

26.8 

50.0 

6.0 

in  derWeizenspreu: 

Maximum 
Mittel 

85.7 
91.5 
87.8 

8.8 
7.4 

5.1 

lÄ 
1.8 
1.4 

81.2 
58.9 
40.6 

20.8 
89.7 
81.8 

8.8 

18.8 

9.6 

in  der  Spelzspreu: 

Minimum 
Maximum 
Mittel 

86r7 

2.9 
8.5 
SJ2 

L8 

81.5 
82.6 
82.1 

40.6 
41.5 
40.7 

8.5 

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biß 


BeBonieMT  TmL 


Der  mittlere  Proeeniieeiuüt  im  v^iAaaliohen  NlUkrstoffeo  betittgt 
uch  E.  W^lff: 


Proomt- 

Mit«.  Proo 
GehidtanTcr- 

Wahr. 

Geldwert  pro  100  kg 
in  Mark. 

Qeholt  an 

danl.  Nähr-  LjheinHoheJ 
Stoffen.      1 .  -1 

1kg  verdauL 

im 

JNabntofl- 

Protein           m  40  ^ 

1 

1 

< 

4 

1 

r 

wie  1  : 

Kohlehydrate»  8  „ 

Fett                «40„ 

gereohnet 

Weizenkom 

14.4 

1.7 

83.9 

11.7 

64.8 

1.2 

5.6 

10.80 

Spelz  (incL  Hülle) 
Kernen 

148 

8.7 

81.5 

7.5 

42.7 

1.1 

6.1 

6.86 

146 

1.7 

83.8 

9.8 

60.6 

1.8 

6.8 

9.68 

Weuanstroli 

14.8 

4.6 

81.1 

0.8 

35.6 

0.4 

45.8 

8.82 

Wdzenspren 

U.3 

ÖJO 

80.7 

0.7 

32a 

0.4 

47.8 

8.00 

14.8 

9.2 

76.6 

1.4 

82.8 

0.4 

24.1 

3.84 

Spelzspreu 

14.8 

8.8 

77.4 

1.1 

88.9 

0.4 

81.7 

3.32 

Die  mittelgoten  Weizen  liefern  darchschnittlich  von  100  kg 
EOmem  74  kg  Mehl,  22  kg  Kleie  und  4  kg  Verlust,  doch  steigert 
sich  die  Mebknenge  bei  dem  besten  Sorten  auf  76—80  kg,  ja  aus- 
nahmsweise selbst  auf  88  kg,  während  andererseits  die  geringeren 
Qualitäten  61.5—68  kg  und  sogar  nur  54—56  kg  Mehl  ausgeben. 

Die  Mehlausbeute  wächst  mit  der  Härte  und  Dichte,  sowie  mit 
der  Feinheit  der  Schale  der  Kömer  und  gleichzeitig,  weil  sich  auch 
der  Klebergehalt  erhöht,  gewinnt  die  Qualität  des  Mehles,  wie  dies 
die  harten,  glasigen  und  Ranzenden  Weizen  in  recht  auffallender 
Weise  zeigen 

Nach  Payen  sollen  enthalten: 


Mehl 


Eleie        Kleber 


Weichweizen  (Winterkolbenweizen  ^)  und 
die  zu  Trit  turgidum  gehörigen  Sorten) 

Halbweiche  Weizen  (Bart-  und  Sommer- 
weizen im  massig  feuchten  Klima) 

Halbharte  Weizen  (Steppenweizen,  sowie 
Igel-  und  Binkelweizen) 

Hartweizen  (Trit  durum,  pdonicum) 


75  Proc.    25  Proc.    9  Proc. 


80 

84 
88 


20 

16 
12 


11 

13 
15 


Einige  durch  Despine  ausgeführte  Analysen  von  Handelsweizen 
bestätigen  diese  Angaben,  ebenso  die  hier  nachfolgenden  Unter- 
suchungen   von   Beiset,    wie   auch    die  wertvollen  Arbeiten  von 


1)  Die  in  diese  Gruppen  gehörigen  eingeklammerten  Varietäten  sind  durch 
den  Autor  hinzugefügt. 


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Erträge  und  Na&niiigd)«0taiidleüe  des  Weizens. 


Sit 


Bitthausen,  welche  letzteren  schon  m  dem  Abschnitt  ttber 
Klima  weiter  oben  besprochen  worden  sivi. 
Nach  Deapine  entfdelten: 


das 


Starke. 

Kleber. 

;  Schale. 

Feuchtig- 
keit 

B16  tonselle  rouge 

66.46 

ia.7a 

2.35 

6.96 

«    ^    ^      blanche 
„    de  iCarbonne 

66.00 

12.84 

2.10 

7.65 

64.15 

14.45 

2.20 

6.91 

yr    de  C«roa88onne 

65.00 

14.00 

2.20 

6.90 

„    £in  de  Touloiuie 

69J^ 

lau 

2.06 

10:02 

„    de  Brissac 

69.80 

10.79 

2.90 

8.90 

„    richelle  de  Naples 

65.86 

ia.08 

2.44 

7.86 

^    tendre  d'Odessa 

66.16 

12.80 

8.00 

6.15 

„    de  Taganrock 

68.50 

16.80 

8.00 

6.60 

„    dur  de  Sicile 

68.00 

16.85 

2.90 

6.60 

Nach  Reiset^): 


Normal-Weizen. 

100  troci> 

nen  Weizens 

Kleber 

Name  des  Weizens. 

Gewicht 

Wasser 

enthalten 

oder 

Dichte 

p.  Liter 

bei  1000 

1 

Albumin. 

gr 

Asche 

Stidc- 
stoff 

Ponlard  noir,  halbweich 

1.290 

789.6 

14.10 

2.14 

1.71 

10.68 

Weisser    weicher    englischer 

Weisen 

1.847 

767.4 

14.47 

1.88 

1.88 

11.76 

Weisen  von  Ghannoise 

1.850 

774.2 

14.97 

2.10 

1.87 

11.68 

Engl:  Weizen,  8  Jahr  nach  der 
Einfuhr  in  Frankreich 

1.858 

791.6 

16.64. 

L92 

1.97 

:  12.81 

Barkers-Weizen,  1851   einge- 

führt,, reich 

1.871 

798.0 

16.51 

1.88 

1.88 

11.48 

Weisser  russischer  Weizen 

1.878 

816.0 

15.00 

1.97 

2.08 

12.68 

Herisson  0  Weizen  1851 
Blanche   richelle    de    Naples 

1.880 

796.6 

18.48 

2.19 

2.87 

17.98 

1851.  Q  Weizen 

1.881 

801.1 

14.18 

2.11 

2iS8 

18.98 

Victoria  ©  Weizen 

1.881 

745.4 

15.49 

2.02 

2.45 

15.81 

SpaldingT851  gebaut 

1.882 

782.8 

14.69 

2.03 

1.98 

12.87 

Xeree-Weizen,  sehr  hart 

1.884 

808.6 

18.60 

1.91 

1.94 

12.12 

Helena-Weizen 

1.891 

799.8 

18.11 

1.98 

2.09 

18.05 

Albert-Weizen  1851  aus  Eng- 

land importiert 

1.398 

816.8 

16.11 

2.161 

2.15 

I  13.48 

Polnischer  Weizen,  sehr  hart 

1.407 

746.2 

12^0 

2.18 

2.61 

16;»1 

Femer  wiesen  die  Hartweizen  ans  dem  Süden  Europas  naoh 
Feligot  anf: 


1)  Lüdersdorffs  AnnaL  d.  Landw.    Bd.  28,  pg.  886. 


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518 


Besonderer  Teil. 

StSrke 

Protein 

Bl^  de  Pologne                  53.4 
BIO  poolsrd  blen  coniqae    58.9 
Bl^  de  Taganrock              57.9 
B16  d'^pte                      59.4 

21.5 
18.1 
16.6 
20.6 

Mittel:  55.1 

19.2 

Im  Allgemeinen  li&sst  sich  wohl  annehmen,  dass  die  Weizen 
Englands  nnd  überhaupt  des  Seeklimas  in  der  kälteren  gemi&ssigten 
Zone  kaum  über  einen  Klebergehalt  von  10  Proo.  hinaosgehent  während 
im  massig  feuchten  Eontinental-Elima,  namentlich  in  Frankreich  und 
Deutschland^  der  Elebergehalt  zwischen  10 — 15  Proc.  schwankt  und 
schliesslich  erreicht  er  in  der  Steppe  und  wärmeren  gemässigten 
Zone,  also  in  den  Weststaaten  Amerikas,  in  Sttd-Bussland,  Rumänien» 
der  Türkei,  Ungarn,  sowie  in  Sttd-Europa  und  in  der  subtropischen 
Zone  eine  Höhe  bis  zu  20  Proc.  und  darttber. 

Durchschnittlich  enthält  das  Weizenmehl: 


Protem 

Zndker 

Gummi 

Fett 

St&rke 

Wasser 

feines  Weizeamehl 

11.2 

2.8 

6.3 

1.1 

68.6 

15.5 

grobes 

18.3 

2.4 

6.5 

1.8 

62.2 

14.3 

Im  Weizenmehl  beträgt  die  Asche  1.03  bis  1.5  Proc.  und  besteht 
aus  49.7  Proc.  Phosphorsäure,  31.8  Proc.  Kali,  14.7  Proc.  Magnesia 
und  4.2  Proc.  Kalk. 

Die  Spelzweizen  sind  an  Kleber  ein  wenig  ärmer  als  die  Sorten 
von  Trit  vulgare  und  liefern  nach  Seh  wer  z  100  kg  Veesen  71.6  kg 
Kernen,  23.8  kg  Httlsen  und  4.6  kg  Abgang,  und  100  kg  Kernen 
geben  nach  Angaben  des  KunstmtÜlers  Kettner ^)  81  kg  Mehl 
15.25  kg  Kleie  und  Nachmehl,  3.75  kg  Abgang. 


Benntznng. 


Zur  Gewinnung  eines  UeberblidLes  Über  Produktion  und  Kon- 
sumtion des  Weizens  in  den  verschiedenen  lAndem,  mOge  die  nach- 
stehende Tabelle  dienen: 


1)  Gitiert  von  Yossler,  Wochenbl.  f.  Land-  nnd  Forstw.  No.  11.  1876. 


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Benntznsg  des  Weieens. 


«19 


TiüTid: 

Produktion 
des  Landes 

Pro  Kopf  der  Be- 
völkerung: 

in  Millionen 

Produktion.  Konsumtion^ 

HektoUter. 

hl  ' 

Russlaad 

99.8 

1.26 

1.0 

Frankreioh 

98.9 

2.74 

2.9 

Vereinigte  Staaten 

93.7 

1.83 

1.2 

Italien 

61.8 

1.90 

2.0 

Spanien 

4S.0 

2.60 

2.6 

Deutsches  Reich 

36.6 

0.85 

0.9 

Grossbritannien  nnd  Irland 

36.4 

1.10 

2.8 

Oesterreieh-Ungam 

82.8 

0.90 

0.6 

Algier 

18.3? 

7.00? 

? 

Canada 

13.2 

3.00 

1.6 

Belgien 

8.0 

1.60 

2.0 

Rumänien 

7.5 

1.60 

0.7 

Australien 

7.2 

8.30 

2.8 

Aegypten 

6.6 

1.20 

1.1 

Portugal 

2.8 

0.60 

0.8 

Griechenland 

1.8 

1.40 

1.6 

Niederlande 

1.6 

0.46 

0.6 

Schweiz 

1.5 

0.60 

1.1 

Dänemark 

1.5 

0:90 

0.8 

Schweden-Norwegen. 

1.2 

•      0.30 

0.28 

Nach  unseren  Ermittelungen  scheint  die  gesammte  Weizenpro- 
duktion der  bekannten  Erde  711.6  Millionen  Hektoliter  zu  betragen. 

Der  Weizen  gilt  in  Europa  als  Hauptfrucht  und  den  Romanen 
und  Engländern  auch  als  Hauptbrotfrucht,  während  die  germanischen 
und  slavischen  Völker  sich  mehr  dem  Boggen  zuwenden,  wie  dies 
schon  recht  deutlich  aus  obiger  Tabelle  hervorleuchtet,  wenn  man 
die  Spalte  über  den  Konsum  pro  Kopf  der  BeYölkerung  in  den  ver- 
schiedenen Ländern  betrachtet. 

Die  Hehlbereitting  aus  dem  Weizen  steht  oben  an,  und  gegen 
diese  Benutzungsweise  treten  alle  ttbrigen,  wie  z.  B.  die  Halzberei- 
tung  zur  Herstellung  obergahrer  Biere  oder  die  Benutzung  auf  Weizen- 
stärke weit  in  den  Hintergrund.  Doch  eignen  sich  nicht  alle  Weizen 
gleich  gut  zur  Brotmehlbereitung,  da  hierzu  ein  gut  backfähiger,  d.h. 
einen  genügenden  Klebergehalt  von  guter  Qualität  besitzender  Weizen 
erforderlich  ist.  Gute,  feine,  weisse  Backmehle  liefern  die  halb- 
weichen und  halbharten  Weizen  und  auch  Weichweizen,  wenn  sie 
trocken  sind  und  genttgenden  Klebergehalt  aufweisen. 

Wie  die  Zusammensetzung  guter  Backmehle  sein  soll,  zeigt  die 
nachstehende  Analyse,  welche  auf  Veranlassung  der  Regierung  der 
Vereinigten  Staaten  durch  Beck^)   von  71  amerikanischen  Weizen- 


1)  E.  Wolff,  Die  naturgesetzl.  Gnmdl.  d.  Ackerbaus.  1852,  pg.  355. 


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520 


B«9ond«rer  TM. 


mehlsorten  gemacht  wurde  und  zwar  stimmten  sie  meist  im  EJeber- 
gehalt  ttberein,  und  enthielten  im  Mittel: 

12^7  Proc.  Wasser,  11.77  ProCw  Kleber,  67.68  Proc.  Stärke, 
7.43  ^roc.  Dextrin  und  Zucker,  0.68  Proc.  Hokfaser. 

Anders  rerhalten  sich  die  angesprochenen  Weichweizen  und 
namentlich  die  zu  Trit  turgidnm  gehörigen,  zumal  wenn  sie  im 
feuchten  Klima  und  auf  sehr  fruchtbarem  Boden  angebaut  werden, 
denn  diese  sind  wohl  reich  an  Stärkemehl,  aber  so  arm  an  Kleber 
von  geringer  Qualität,  dass  sie  ein  häufig  nicht  backfähiges  Mehl 
liefern,  welches  sich,  nur  mit  kleberreichem  Mehl  gemischt,  verbacken 
lässt  Dagegen  eignen  sich  diese  Weizen  wegen  ihres  hohen  Stärke- 
gehaltes zur  Malzbereitung  und  Stärkefabrikation. 

Das  Mehl  der  Hartweizen  ist  dagegen  fiberreich  an  Kleber, 
weshalb  die  Backwaren  zu  fest  werden,  in  Folge  dessen  man  dasselbe 
gern  zur  Nudel&brikation  und  die  KOmer  zur  Herstellung  von 
Granpen  und  Grfitze  verwendet 

Nachstehende  Tabelle  bringt  Untersuchungen  von  Krocker 
über  den  wechselnden  Proteen-  und  Klebergehalt  der  Kömer  und 
Mehle  von  Weizensorten  verschiedener  Gegenden,  welche  zur  Bestä- 
tigung des  Mitgeteilten  dienen  mögen. 

Die  Weizenkömer  wurden  auf  einer  Handmtthle  so  lange  ge- 
mahlen bis  60—70  Proc.  Feinmehl  mittelst  eines  Siebes  von  Seiden- 
gaze erhalten  würden. 


Die  Kömer  ent- 
hielten: 

Die  Mehle  enthielten: 

In  100 

In  100  Trockensubstanz 

Trocken- 

Kleber 

Wasser. 

subst. 

Wasser. 

Stiok- 

Protein. 

Kleber 

fH«ch. 

StickstoflP 

stofif. 

trodcen. 

BuMiBoher  Weieen 

18.283 

2.669 

12.288 

2.321 

13.926 

14.49 

87.81 

Poln.  weiss.  Weiz. 

18.850 

2.442 

11.788 

2.160 

12.960 

11.57 

81.80 

Ungar.  Weizen 

12.588 

2.178 

11.600 

1.928 

11.588 

12.00 

29.59 

SeUes.      Sommer- 

weizen 

12.766 

2.414 

12.86e 

1.951 

11.406 

11.40 

28.75 

Poln.  gelber  Weiz. 

18,716 

1.516 

11.388 

1.504 

9.024 

8.92 

24.20 

Sdtles.  weiss.  Weiz. 

12.988 

1.784 

11.488 

1.585 

9.510 

6.24 

16.40 

Sohlesischer  gelber 

Weizen 

18716 

1.516 

11.388 

1.584 

9.504 

6.85 

16.60 

Engl,  blauer  Bart- 

weizen 

16.188 

L.794 

14.066 

1.517 

9J02 

5.86 

12.44 

Femer  ist  i 

EU  bemi 

srken,  At 

ISS  in  ( 

nn  nn 

d  demse 

ben  Wei 

zen  die 

vollkommeneren  EOmer  mehr  Wasser  nnd  weniger  Kleber,  als  die 
mageren  Körner  besitzen,  wie  dies  die  nachstehende  Untersnchong 
von  Reiset^)  zeigt. 

1)  LttderMlorTi  Annal.  d.  Landw.  Bd.  28,  p.  $86. 


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Bemrtsnng  dM  Weisens. 


521 


Analyse  aufgesuchter  Komer 
derselben  Sorte  des  Weisens. 


Wasser 
auf  100 
des  nor- 
malen 
Weizens. 


100  trocknen 

Weizens   enthalten 

Stickstoff: 


gefunden 
1.         2. 


Mittd 


Kleber. 


Asche. 


Spalding^Weizen,  magere  Körner 
»  w        grosse         „ 

Victoria-       „        magere       „ 
„  „        grosse         „ 

Albert-         j,       magere       „ 
„  „       grosse         „ 


17.9 

19.1 

16.8 

17.68 

18.84 

18.70 


2.48 
2.38 
2.48 
2.06 
2.67 


2.48 
2.84 
2.46 
2.11 
2.62 
2.86 


2.48 
2.38 
2.44 
2.08 
2.69 
2.36 


16.60 
14.66 
16.26 
18.00 
16.62 
14.68 


2.26 
2.21 
2.18 
1.97 
2.11 
2.08 


Der  Klebergehalt  der  Weizensorten  nimmt  auch  zu,  sobald  Sorten 
des  Seeklimas  im  Kontinentalklima  angebant  werden  nnd  umgekehrt. 

Die  Qualität  des  Kornes  bezüglich  der  Menge  nnd  Qualität  des 
vorhandenen  Klebers  lässt  sich  recht  gut  aus  der  Beschaffenheit  der 
Bruchfläche  der  Körner  erkennen  und  führt  E.  Pekir  folgende 
Merkmale  auf:  Die ,  Oberfläche  des  Querschnittes  ist  bei  dem  glas- 
harten und  zumeist  kleberreichen  Trit.  durum  glatt,  glasig,  durch- 
scheinend, bei  dem  harten,  kleberreichen  Weizen  bester  Kleberqua- 
lität,  stahlig,  doch  in  der  dunklen  Bruchfläche  etwas  rauh,  bei  dem 
weniger  kleberreichen,  oft  sogar  ganz  kleberarmen  weichen  Weizen 
vollständig  rauh,  weiss  und  mehlig. 

Der  Kleber  ist  nun  nicht  gleichmässig  durch  die  ganze  Masse 
des  Endosperms  verteilt,  s(mdem  es  sind  die  der  Fruchtschale  zu- 
nächst liegenden  Zellenschichten  daran  am  reichsten;  wogegen  der- 
selbe in  den  mehr  nach  Innen  liegenden  Schichten  weniger,  am  aller- 
wenigsten in  der  Mitte  zu  finden  ist 

Bei  dem  Vermählen  des  Weizens  soll  nun  die  holzfSELserreiche 
Fruchtschale  von  der  darunter  liegenden  •Kleberschicht  und  dem 
Mehlkörper  ttberhaupt  getrennt,  also  Mehl  und  Kleie  gebildet  werden» 

Entsprechend  der  Mahlmethode  gelingt  diese  Trennung  mehr 
oder  weniger  vollkommen,  doch  niemals  vollständig;  auch  kann  der 
Klebergehalt  der  aus  denselben  Körnern  bereiteten  Mehle  ein  sehr 
verschiedener  sein,  je  nachdem  feinere  oder  gröbere,  also  in  letzterem 
Falle  mit  Schalenresten  und  Kleber  reichlicher  versebene  Mehle  er- 
zeugt werden  sollen. 

Aus  diesen  Gründen  ist  auch  die  Kleie  immer  reicher  an  Proteen 
als  das  Korn  und  sehr  viel  reicher  als  das  Mehl. 

In  der  den  härteren  Weizen  angepassten  Hochmttllerei,  wie  sie 
in  Ungarn,  Oesterreich,  Frankreich  etc.  besteht,  wird  ^eit  weniger 
proteYnreiche  Kleie  als  bei  der  FlachmttUerei  Nord-Deutschlands  und 
Englands  erzielt. 

Bei  der  Hochmttllerei  wird  das  Korn  zunächst  gewissermassen 


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522  Besonderer  TeiL 

geschält  und  man  erhält  Weissmehl,  Grütze  und  Eleie.  Zwischen 
mehr  genäherten  Steinen  wird  diese  Grütze  noch  mehrmals  vermählen, 
wobei  sie  eine  gewisse  Menge  Hehl  und  Grütze  liefert.  Dagegen 
zerreibt  man  bei  der  FlachmüUerei  den  Weizen  durch  eine  einzige 
Operation  vollständig.  Da  hierbei  die  Steine  aber  sehr  genähert  sind 
und  mit  grosser  Geschwindigkeit  rotieren  müssen,  so  findet  eine  be- 
trächtliche Wärmeentwickelung  statt  und  sind,  zur  Vermeidung  von 
Nachteilen,  Abktthlungsvorrichtnngen  angebracht. 

Nach  Boussinggault  ergaben  100  Teile  Weizen  bei: 

Flachmüllerei  HochmüUerei 
Mehl  zu  Weissbrod             58^  -g  661  _ 

Mehl  zu  Schwarzbrod  14 f  Sf 

Feine  und  grobe  Eleie        26  23 

Abgang  2  3 


100  100 


Die  gute  Backfähigkeit  eines  Mehles  ist  aber  nicht  allein  von 
dem  hohen  Elebergehalt,  sondern  auch  von  der  Qualität  desselben 
abhängig,  die  sich  nach  seiner  Dehnbarkeit  und  Zähigkeit  richtet« 
denn  um  so  grösser  diese  sind,  um  so  stärker  ist  auch  seine  Steig- 
kraft im  Gebäck,  während  der  bröckliche,  wenig  elastische  Kleber 
auf  eine  geringe  Steigkraft  schliessen  lässt 

Die  geringere  Steigkraft  des  Teiges  bei  kleberarmem  Mehl  lässt 
sich  nur  dadurch  erklären,  dass  er  zu  wenig  Zusammenhang  besitzt, 
um  die  sich  bildende  Kohlensäure  zurückzuhalten,  wodurch  das  Brot 
an  Lockerheit  und  durch  den  fehlenden  Kleber  auch  an  Nahrhaftig^ 
keit  einbüsst. 

Es  ist  nun  wohl  möglich,  dass  durch  die  Mahlmethoden  die 
Quantität  und  Qualität  des  Klebers  in  den  Mehlen  beträchtlich  her- 
untergedrückt werden  kam,  wenn  nur  die  feinsten  Produkte  aus  dem 
Innern  des  Kornes  gewonnen  werden. 

Dementsprechend  weisen  die  feinsten  Produkte  der  Hochmüllerei 
den  geringsten  Kleber-  und  grössten  Stärkemehlgehalt  auf,  wie  sich 
dies  aus  den  folgenden  Daten  einer  auf  Liebig's  Veranlassung  un- 
ternommenen Analyse  von  Weizenmehl  aus  der  Pester  Walzmtthle 
ergiebt. 

Der  zur  Untersuchung  verwendete  Weizen  enthielt  in  100  Teilen: 

Wasser    Asche    Kleber  eto.     Stärke    Holzfaser  und  Fett 
10^11   1.505      14.352      65.407  8.225 

Die  daraus  erzeugten  Mehle  enthielten  auf  100  Teile: 


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Benntnn;  des  Weizens. 


523 


Kleber 

Stick- 

Stickstoff 

Wasser. 

Stärke. 

wasserfrei. 

Asche. 

stoff: 

wasserfrei. 

Ories  A.  .    . 

11.050 

69.988 

18.896 

0.898 

1.858 

2.089 

»     B.  .    . 

11.545 

69.580 

12.012 

0.886 

1.658 

1.874 

Mehl  Nr.  0  . 

10.077 

72.145 

12.891 

0.880 

1.808 

2.011 

n        >»      1    • 

10.618 

71.017 

18.275 

0.416 

1.851 

2.on 

>»        »     ^    • 

10.492 

68.867 

18.878 

0.452 

1.868 

2.087 

>i      >i    8  . 

10.142 

68.886 

18.602 

0.481 

1.907 

2.122 

>»          >»       *     • 

10.421 

67.302 

14.179 

0.586 

1.981 

2.211 

>t          M       5     • 

10.544 

67.176 

15.609 

0.611 

2.178 

2.485 

W         >i      ö    . 

10.748 

65.681 

16.787 

0.764 

2.829 

2.611 

w        »>      '     • 

10.674 

61.778 

17.871 

1.171 

2.491 

2.788 

»»      >>    8  . 

9.527 

61.081 

16.474 

1.549 

2.875 

2.570 

Schliesslich  kann  aber  anch  bei  der  Flachmttllerei  unter  dem 
Einfloss  von  Wärme  and  Wasser  eine  chemische  Umsetzung  der 
Oemengteile  des  ELlebers  stattfinden^  wodnrch  seine  Qualität  benach- 
teiligt wird,  was:  um  so  mehr  in's  Gewicht  fallen  muss,  als  die  Flach- 
mttllerei vorzugsweise  in  Gebieten  angetroffen  wird,  deren  Weizen 
kleberarm  sind. 

Um  ein  Bild  von  dem  Klebergehalt  und  der  Beschaffenheit  des 
Klebers  in  sehr  verschiedenen  Weizenmehlen  zu  geben,  ftihren  wir 


hierunter  Untersuchungen 

von 

Kroc 

keri) 

an. 

Ge- 

halt 

an 

Was- 

100 Trockensubst 
enthält: 

100  luft- 
trocknes 

Steigkr.  v.  je  9  gr 

Kleber  im  Alear. 

in  mm. 

Belative 
Steigkraft 

Weizenmehle. 

1 

u 

Mehl  ent- 
halten 

(Backfähig- 

keit)  für  je 

100  Mehl 

ser. 

1 

«1 

Kleber 
frisch 

Kleberge* 
halt. 

1.  BnssisoherWeizen, 

« 

ans  den  Ostseepro- 

vinzen verladen  . 

14.56 

1.774 

10.644 

10.89 

28.80 

68 

216—100 

2.  Polnischer  weisser 

Weizen,  Kr.  Wre- 

schen 

14.45 

1.500 

9.000 

9.94 

26.96 

57 

170-  78 

8.  Ungarischer  Wei- 

zen, in  Pest  ver- 

hiden 

14.46 

1.766 

10.596 

10.09 

24.21 

41 

HO-  51 

4.  Schlesisbher  Som- 

merweizen,  Kreis 

Strehlen.    .    .    . 

14.30 

2.129 

12.774 

8.40 

22.01 

48 

117-  54 

5.  Pohl,  gelber  Wei- 

zen, Kr.  Wreschen 

14.56 

1.645 

9.870 

8.61 

21.46 

48 

114-  52 

6,  Schlesisob.  weisser 

Weiz.,  Kr.  Breslau 

14.40 

1.205 

7.280 

6.05 

14.75*) 

48 

70-  87 

*)  Kleber  ist  schwierig  und  ohne  Verlust  nur  mit  Hülfe  von  Sieben 
feinster  <}aze  zu  erhalten,  brööklich,  wenig  konsistent,  wenig  elastisch. 

1)  Vortrag  des  Prof.  Dr.  Krocker,  Proskau,  am  25.  Juni  1879  zu  Berlin. 


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524 


B«M>iiderer  T^ 


100  Trockensubst.  | 

100  luft- 

l^s 

Belative 

Weizenmehle. 

Ge- 
halt 
an 

< 

mthWt 

.0 

11 

trocknee 
Mehl  ent- 

Steigkraft 
(Backf&hig- 
keit)  für  je 

Was- 

s 

S 

halten 

tl' 

100  Mehl  n. 

ff  oa- 

•g 

"§ 

Kleber 

Kleberge- 

ser. 

So 

^ 

frisch. 

halt 

7.  Soklesisoli.  gelber 

Weiz.,  Kr.  Breslau 

14.48 

1.249 

7.894 

6.20 

ilö.06*) 

50 

83-39 

8.  Weizenmehl  0  von 

Mühle  in  Krappitz 

in  Schlesien,  gem. 
ÖOSackschlensch. 

weisser  W.,  26  S. 

poln.  gelber  W.  u. 

26  S.pohi.  weiss.  W. 

13.88 

2.060 

12.360 

9.69 

26.00 

48 

188-64 

9.  Weizenmehl  00  von 

Mühle  in  Loewen 

in  Schlesien,  schle- 

sisch.  W.     .    .    . 

14.16 

1.760 

10.560 

8.30 

23.00t) 

89 

99-47 

10.  Weizenmehl  I  von 

Mühle  in  Beptsch 

bei  Ober-Gloffau  in 
Schlesien,  sohl.  W. 

14.48 

1.625 

9.160 

8.60 

23.76tt) 

28 

74—84 

11.  Engl,  blauer  Bart- 

weizen, inProskau 

gebaut    .... 

— 

— 

— 

— 

12.44tt) 

16 

22-10 

t)  Kleber  weich, 
tt)  Kleber  noch  weniger  konsistent  und  noch  schwieriger  zu  erhalten,  als 
die  mit  *)  bezeichneten. 

Nach  E.  Mi  1  ton  enthielten  in  Frankreich  nnd  Algier  erbaute 
Weizensorten  an  Stickstoff  nnd  Kleber^): 


In  100  Trocken- 

Was- 

Stick- 

substanz: 

Kleber 

ser. 

stoff. 

Stick- 
stoff. 

Pro. 
tem. 

Kleber 
trocken. 

frisch. 

A.  Weizes.  Im  Jahre  1848  ia  der 
Oegend  tob  Lilla  erhaat. 

1.  Spanischer  Weizen,  weiss,  weich  . 

2.  Englischer  rother  Weizen,  weich  . 

16.5 

1.936 

2.80 

18.80 

11.90 

29.70 

17.1 

1.695 

2.04 

12.24 

7iJ8 

18.00 

3.           „              „            «... 

17.1 

1.929 

2.32 

18.92 

12.30 

90.60 

4,  Bartweizen,  weiss,  weich  .... 

17.1 

1.885 

2.45 

1230 

11.00 

27.90 

6.  Wunderweizen,  Korn  etwas  hom- 

artiger  Bruch 

17.7 

2.084 

2.53 

15.18 

12.48 

24.60 

6,  Weisser    weicher   Weizen,    etwas 

homartiger  Bruch 

17.  7 

1.975 

2.40 

14.40 

14.24 

85.16 

1)  Der  frische  Kleber  ist  zum  Vergleich  mit  den  firiih«^a  Tabelkn  um 
dem  trocknen  Kleber  berechnet;  im  Mittel  enthält  frischer  Kleber  88.8%  troeknen 
Kleber,  welcher  zunächst  für  lufttrockne  Substani  berechnet  wurde« 


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Benntflong  des  Weizens. 


525 


Was- 


Stick- 
stoff. 


In  100  Trocken- 
substanz: 


Stick- 
stoff. 


Pro- 
tein. 


Kleber 
trocken. 


Kleber 
frisch. 


B.  Weisea,  im  Jabre  1S52  uid  1863 

in  Usgegend  yom  Algier  und  benaek- 

barten  Breitegraden  erbaut. 

1.  Weicher  weisser  Weizen  .    .    .    . 

2.  Weizen  bei  Gnytoville  erbaut,  die 
aoageleaenen  weichen  Kömer  haben 
0  Kleber 

8.  Weicher  Weizen  von  Mitidja,  mit 
einigen  halbharten  Kömern     •    . 

4.  Bötlicher  weicher  Weizen  mit 
einigen  halbharten  Kömem      .    . 

5.  Roter  harter  Weizen  ans  Provinz 
Oran 

6.  Weisser  harter  Weizen  aus  Pro- 
vinz Constantine 

7.  Harter  Weizen  von  Mitidja      .    . 

8.  Harter  Weizen  von  Odessa  .    .    . 


13.70 

12.23 
12.00 
18.01 
12.01 


1.785 

1.588 
1.972 
1.874 
2.141 


12.45 
12.67 
12.67 


2.088 
2.210 
2.729 


2.07 

1.81 

2.24 

2.15 

2.48 

2.88 
2.53 
3.12 


12.42 

10.86 

18.44 

12.90 

14.58 

14.28 
15.16 
18.72 


10.48 

5.47 

18.19 

14.40 

16.90 

1'6.91 
19.00 
19.92 


27.00 

14.40 

34.80 

37.56 

44.61 

41.79 
49.98 
52.40 


Ueber  die  Znsammensetzang  der  Hehle  aus  amerikanischem 
Weizen  bringt  das  Septemberheft  1879  des  „Dentsch-amerikanischen 
Hflllers**  in  Chicago  eine  Beihe  von  Mehlnntersachungen,  welche 
durch  namhafte  Chemiker  ausgeführt  wurden. 

Alle  Weizen  waren  nach  dem  System  der  FlachmttUerei  ver- 
mählen. 


d 

S^ 

Steigkraft 

S     0 

. 

S=il 

(Millimeter 

11 

s  «^ 

Mehl  ans: 

•s 

i 

S  3 

Kohlehyd 

(grösstent 

Stärke 

pr.  Minuten)  in 

^ 

M 

5 
Min. 

10 
Min. 

15 

Min. 

20 
Min. 

.2.S 

1.  Minnesota-Weizen 

i  0.49 

11.78 

14.21 

75.48 

77 

68 

63 

59 

100 

2.  Armstrongs     „ 

0.63 

12.61 

14.21 

74.41 

82 

68 

62 

60 

80 

8,  Powersp           „ 

0.48 

10.15 

18.45 

77.78 

88 

75 

71 

64 

105 

4.  Treadwell-      „ 

0.76 

10.00 

18.78 

76.86 

70 

62 

59 

55 

95 

5.  Clawson-         „ 

0.63 

993 

13.05 

78.19 

80 

69 

65 

63 

85 

6.- Gold-Medal-    „ 

a64 

9  66 

12.77 

78.69 

80 

67 

68 

68 

120 

7.  Fultz- 

0.66 

9.69 

10.42 

80.71 

82 

76 

78 

65 

75 

Aus  dieser  Tabelle  geht  aber  auch  hervor,  dass  die  Steigkraft 
der  Mehle  nicht  im  gleichen  Verhältnis  zu  ihrem  Elebergehalt  steht» 
also  auch  die  Beurteilung  des  Weizens  in  Betreff  der  Backfähigkeit 
seines  Mebles  sich  nicht  lediglich  auf  den  Gehalt  an  Kleber,  sondern 
auch  auf  die  Qualität  desselben  zu  richten  hat. 


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526  Besonderer  Teil. 

Vielfach  tritt  nan  von  Seiten  der  deutschen  HflQer  dass  Bestreben 
hervor,  die  LAndwirte  zu  bewegen,  möglichst  kleberreiche  Weizen 
anzubauen,  die  aber  auf  hochkultiviertem  Boden  einen  weit  geringeren 
Ertrag  als  die  englisi^hen  Weizensorten  von  Triticum  vulgare  und 
namentlich  von  Tr.  turgidum  aufbringen. 

Als  zahlenmässige  Begründung  filr  diese  vielföltig  bewfthrte  Er- 
fahrung sei  hier  ein  1872  auf  dem  Versuchsfelde  zu  Proskau  von 
Wollny  1)  angestellter  Versuch  angefahrt,  welcher  sich  auf  die  Fest- 
stellung des  Einflusses  der  Sorten  auf  den  Ertrag  bezog. 

Bei  diesem  Versuch  wurden  vom  Weizen  21  verschiedene  Sorten 
in  gleichen  Aussaatmengen  und  unter  gleichen  Boden-  und  Eultur- 
verhältnissen  angebaut  und  deren  Erträge  genau  festgestellt  Unter 
diesen  21  Sorten  be&nden  sich  7  englische  und  14  andere  und  zwar 
grösstenteils  im  mittleren  und  östlichen  Kontinent  heimische  Weizen. 
Die  pro  Hektar  berechnete  Ernte  ergab  durchschnittlich: 

bei  den  englischen  bei  den  übrigen  Weizensorten 


pa.  der 

pCt.  der. 

kg 

Gesammternte 

kg 

Oesammtemte 

an  EOrnern 

2667 

27.90 

1689 

19.75 

Stroh 

6247 

65.36 

6233 

72.88 

Spreu 

645 

6.74 

630 

7.37 

Znsammen 

9559 

100.00 

8552 

100.00 

Die  englischen  Weizen  gaben  also  in  diesem  Falle  durchschnitt- 
lich mindestens  ebenso  viel  Stroh  und  Spreu,  aber  57  Proc.  Korn 
mehr  als  die  anderen  Weizen. 

Selbstverständlich  wird  sich  auch  der  niedere  Oebalt  an  Kleber 
der  englischen  Weizen  (Trit  turgidum)  im  Preise  ausdrücken  und 
fragt  es  sich,  ob  dieser  niedere  Preis  nicht  durch  deti  höheren  Ertrag 
aufgewogen  wird,  was  zur  Zeit  vielfach  behauptet  wird. 

Die  Notierung  der  Magdeburger  (Getreidebörse  vom  15.  Januar 
1881  gibt  für  1000  kg  Landweizen  206—216,  für  Eauhweizen  (Trit. 
turgidum)  186— 196 1>^  an,  mithin  besteht  ein  Unterschied  im  Preise  von 
durchschnittlich  QVs  Proc.  zu  Ungunsten  des  letzteren.  Das  lässt  sich  der 
Landwirt  auch  gern  ge&Uen  und  die  wissenschaftliche  Untersuchung 
hat  diesen  Preisunterschied  auch  begründet.  So  untersuchte  Dr. 
Neale  im  Laboratorium  der  Versuchsstation  zu  Halle  kürzlich  mehrere 
Mehlsorten  und  kam  dabei  zu  folgendem  Ergebnis: 

In  100  Teilen  Trockensubstanz  des  Mehles  waren  enthalten: 

Bei  südrussischem  Ghirkaweizen  16.50  ProteYnstoff,  88.13  Stärkemehl 
9    havelländischem  Weizen  .  .  11.56  „  86.46  „ 

.    sächsischem  Weizen 9.44  •  89.13  „ 


1)  2^it8chr.  d.  landw.  Ter.  in  Bayern,  1878. 


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Benntxung  des  Weizens.  527 

Bei  Magdeburger  Weissweizen  .    9.00  ProteYnstoff,  90.78  Stärkemehl 
,     englischem  Bauhweizen .  .  .    7.94  ^  91.04  „ 

Da  nun  die  Backfähigkeit  des  Weizenmehles  seinem  Gehalte 
an  Kleber  (der  grösste  Teil  det  Protetnstoffe  besteht  ans  Kleber)  ent- 
spricht, so  ist  der  niedrigere  Preis  auch  vollkommen  gerechtfertigt. 

Demnach  wird  der  Landwirt  nur  solche  Weizensorten  anbauen, 
welche  ihm  den  höchsten  Beinertrag  sichern,  ganz  abgesehen  davon, 
ob  ihr  Gehalt  an  Kleber  den  Mfülern  genehm  ist  oder  nicht. 

Der  Benutzung  und  folglich  auch  dem  Anbau  der  Spelzweizen 
sind,  dem  Weizen  gegenüber,  verhältnismässig  enge  Grenzen  gesteckt, 
obgleich  sie  in  einzelnen  Gebieten,  wie  in  Württemberg,  die  dominie- 
rende Brotfrucht  sind,  denn  im  15jährigen  Durchschnitt  (1852—1866) 
nahm  der  Weizen  eine  Anbaufläche  von  nur  0.96  Proc.  gegen 
23.84  Proc.  des  Spelzes  von  der  gesammten  Ackerfläche  ein,  doch 
tritt  auch  in  Württemberg  in  neuerer  Zeit  mit  dem  Steigen  der  land- 
wirtschaftlichen Kultur  das  Bestreben  hervor,  den  Spelzbau  einzu- 
schränken und  fbhrt  Vossler^),  ein  genauer  Kenner  der  württem- 
bergischen Verhältnisse,  an,  dass  er  vor  dem  Weizen  unzweifelhafte 
Vorzüge  nur  auf  geringem  Boden,  kleinem,  zerstückeltem  Besitz  und 
bei  mittelmässiger  Kultur  habe,  da  er  anspruchsloser,  sicherer,  ver- 
träglicher mit  sich  selbst  als  der  Weizen,  auch  weniger  den  Krank- 
heiten und  gar  nicht  den  Angriffen  der  Sperlinge,  was  in  der  Nähe 
der  Dörfer  wichtig,  ausgesetzt  ist.  • 

Femer  überwinden  die  Arbeitskräfte  der  Familienmitglieder  im 
Kleinbesitz  durch  grössere  Sorgfalt  die  Schwierigkeiten  der  Einem- 
tung  des  Spelzes  leichter  und  da  sie  ihn  der  Hauptsache  nach  auch 
selbst  verzehren,  kommt  seine  geringe  Handelsfähigkeit  weniger  in 
Betracht,  zumal  er  im  ungegerbten  Zustande  auch  als  Pferdefutter 
dient. 

Dagegen  treten  die  Vorteile  des  Weizenbaues  auf  besserem 
Boden,  in  grössereoi  Besitz  und  bei  rationeller  Kultur  sehr  scharf 
hervor.  Unter  solchen  Verhältnissen  bringt  der  Weizen  auch  höhere 
Erti^e,  selbst  wenn  Spelz  und  Weizen  neben  einander  gebaut  werden, 
wie  dies  in  sechs  württembergischen  Oberämtem  der  Fall  ist,  denn 
im  10jährigen  Durchschnitt  ergaben  isich  1169.1  kg  Kernen  gegen 
1386.5  kg  Weizen  p.  ha,  also  von  letzterem  217.4  kg  p.  ha  mehr. 
Dazu  kommt,  dass  beim  Weizen  die  Schwierigkeiten  der  Spelzemte 
fortfallen,  seine  Handelsfähigkeit  sehr  viel  grösser,  sowie  der  notwendige 
Speicherranm  geringer  ist  Ausserdem  kann  der  Weizen  ohne  wei- 
teres vermählen  werden,  während  die  Spelzweizen  vorher  zu  gerben, 
also  die  Klappen  und  Spelzen  zu  entfernen  sind;  hierzu  müssen  aber 
die  Mühlen  mit  einer  Gerbvorrichtung  versehen  sein.     Durch  das 


1)  Wochenbl.  f.  Land-  und  Foratwirtsoh.  No.  11.  1876. 

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528 


Besondarer  TeiL 


Ctorben  bfissen  jedoch  die  sog.  ,  Kernen'  wesentlich  an  Haltbarkeit 
ein,  wahrscheinlich  weil  sie  beim  Gerbprocess  am  Keimling  Ver- 
letenngen  davontragen. 

Der  Weizen  gibt  ausserdem  ein  günstigeres  Mahlresultat,  als  der 
Spelz  und  teilt  z.  B.  V ossler  Besnltate  grosser  Mahlungen  des  Knnst- 
mflllers  Kettner  mit,  aus  denen  sich  bei  einem  Quantum  von 
1300000  kg  Kernen  einerseits  und  105  946  kg  Weizen  andererseits 
folgendes  procentische  Verhältnis  ei^ab: 


HeUaorten 

Kernen 

Hehlaorten 

Weizen 

Nr.  1.    - 

31.25 

Gries    - 

2.41 

Nr.  2.    — 

13,25 

Nr.  0.    - 

1.14 

Nr.  3.    — 

20.25 

Nr,  1.    - 

32.22 

Nr.  4.    — 

10.25 

Nr.  2.    — 

11.83 

Nr.  5.    — 

2.75 

Nr.  3.    - 

20.12 

Nr.  6.    — 

3.25 

Nr.  4.    — 

9,63 

ie  a.Nacbinebl 

15.25 

Nr.  5.    — 

'2.41 

Abgang    — 

3.75 

Nr.  6.    — 

5.13  . 

Kleie     - 

11.26 

Abgang    — 

3.85 

100.00 


100.00 


Hiemach  liefern  an  Weiss-  und  Brotmehl  zusammen  Kernen 
81.00  und  Weizen  84.89  Proc. 

Der  Stickstoffgehalt  des  Kernen  ist  im  Allgemeinen  nicht  nie- 
driger, als  der  des  Weizenkoms;  auch  das  Mehl  zeigt  bei  beiden  fast 
gleichen  Stickstoffgehalt,  dagegen  ist  in  dem  Kernen  der  Oehalt  an 
Gtimmi  und  Zucker  beträchtlich  geringer  und  der  Stärkegehalt  ent- 
sprechend grösser  und  hierauf  mag  es  beruhen,  dass  zu  feinen  Back- 
waaren  dieses  Mehl  dem  Weizenmehl  vorgezogen  wird,  trotzdem  man 
nach  allgemeiner  Erfahrung  aus  Weizen  ein  feineres  und  weisseres 
Mehl  herstellt ;  denn  das  Mehl  des  Spelzes  und  ivoch  mehr  die  Mehle 
von  Emmer  und  Einkorn  haben  immer  etwas  gelbliche  Färbung. 
Dagegen  soll  wegen  seiner  dünneren  und  feineren  Schale  Kernen 
weniger  Kleie  als  Weizen  liefern,  eine  Annahme,  mit  welcher  die 
oben  mitgeteilten  Mahlresultate  im  Widerspruch  stehen. 

Endlich  ist  der  Preis  des  Weizens  durchschnittlich  hoher  als 
der  des  Kernen. 

Im  Handel  kommen  auch  sog.  ^^grtine  Kernen''  vor  und  sind 
dies  unreife  und  rasch  gedörrte  Kernen,  die  in  Suppen  verwandt 
werden. 

Das  aus  dem  Mehl  der  Kernen  hergestellte  Spelzbrot  trocknet 
sehr  leicht  aus  und  wird  daher  früher  spröder  und  unschmaokhafter 
als  das  aus  Weizenmehl  bereitete. 

Zuweilen  kommen  Betrügereien  durch  Oelen  des  Weizens  vor, 


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Benatzung  des  Weizens.  529 

und  werden  bei  diesem  Verüahren  entweder  die  Kornschanfeln  vor 
dem  Umsetzen  des  Weizens  mit  Rttböl  bestrichen,  oder  es  wird  das- 
selbe mittels  Spritze  oder  Giesskanne  über  den  Weizen  gebracht, 
welcher  hierauf  mehrfach  umgestochen  wird. 

Durch  das  Oelen  macht  der  Verkäufer  einen  sehr  beträchtlichen 
Gewinn  zum  Nachteil  des  Käufers,  denn  der  geölte  Weizen  fühlt  sich 
glatt  und  schön  an  und  wiegt  ca.  3  kg  pro  hl  schwerer,  hat  also 
scheinbar  10—12  Proc.  an  Wert  gewonnen,  was  einem  Gewinn  von 
20—24  JC  pro  1000  kg  entspricht,  bei  einer  Auslage  für  V2— 1  kg 
Rttböl  pro  1000  kg  zum  Preise  von  30—50  ^  und  dem  geringen 
Arbeitslohn,  welchen  das  Durchschaufeln  verursacht. 

Die  Zunahme  des  Volumengewichts  beruht  darauf,  dass  durch 
die  Glätte  des  Weizens,  eine  grössere  Kömerzahl  in  einen  Hektoliter 
hineingeht. 

Der  geölte  Weizen  ist  dem  Mtthlengewerbe  sehr  gefährlich,  denn 
abgesehen  von  dem  Minderwert  wird  auch  die  Ausmahlung  benach- 
teiligt 

Die  bisher  in  Vorschlag  gebrachten  Erkennungsmittel  von  geöl- 
tem Weizen,  wie  Gurcumapulver,  Camphor,  Behandlung  mit  Fett 
lösenden  Agentien  bewährten  sich  nicht,  doch  soll  nach  den  Unter- 
suchungen im  Universitäts-Laboratorium  zu  Kiel  1878  ein  von  C. 
Himly  empfohlenes  Ver&hren  einen  besseren  Erfolg  gehabt  haben. 

Bei  diesem  Verfahren  wird  der  zu  untersuchende  Weizen  in 
einem  reinen,  trocknen  Gläschen  mit  einer  kleinen  Menge  des  zum 
Bedrucken  von  Etiquetten  etc.  angewendeten  sehr  feinen  Bronzepulvers 
geschüttelt.  Darauf  schüttet  man  auf  trocknes  Filtrirpapier  den  Weizen 
aus  und  reibt  denselben  damit.  Vergoldet  sich  bei  dieser  Behandlung 
der  Weizen,  so  ist  er  geölt,  während  sich  von  ungeöltem  Weizen 
das  Bronzepulver  wieder  abreiben  lässt. 


Koernloke  n.  Werner,  Haadb.  d.  Getreideban't  n,  ^^ 

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Roggen. 

Seeale  cereale  L. 

Einteilung. 

Varietät:  Seeale  cereale  vnlgare  Ecke. 
Aehre  einfacliy  geU)lioh. 

Sorten: 
Mehrblfltiger  Boggen  Ton  Martiny.  (i) 

Aehre:  gelb,  dicht,  sehr  breit,  lang;  Aehrchen  1  cm  breit,  meist 
S-körnig;  Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  sehr  derb  und 
kräftig.  —  Frucht :  hellbraun,  gross  (9  mm  lang,  SVg  ^^  breit,  250 
Früchte  =  10  gr),  ziemlich  feinsohalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sehr  kräftig,  kraus;  Frühjahrsvegetation 
mittelfrüh,  Bestockung  mittelstark,  5  Schösslinge  (bei  lOO  qcm  Raum 
7.7  Schösslinge),  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  151  cm 
(Max.  186  cm),  Halmdicke  0.46  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  20.8  cm,  Blatt- 
breite 0.96  cm,  Blattfläche  159.76  qcm,  Halmfläche  218.30  qcm,  Gesammt- 
fläche  378.06  qcm. 

Aehre  spät,  Ende  Juli  reifend,  18  cm  (Max.  19  cm)  lang,  mit  100 
ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  935  000  auf  1  hl  (=  75  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  160  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  65.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläohe 
30.2  qm  und  das  Saatquantum  1.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  1042  gr  und  davon  die  Früchte  365  gr. 

In  Proskau  wurden  1872  p.  ha  erzielt:  3224  kg  £om,  5834  kg 
Stroh,  242  kg  Spreu. 

Dieser  Eoggen  ist  winterfest,  lagert  nicht  leicht  und  leidet  nur 
wenig  durch  Bost,  doch  degeneriert  er  binnen  kurzer  Zeit,  wenn  er  nicht 
auf  sehr  reichem  Boden  kidtiviert  wird  und  bringt  auch  nur  auf  solchen 
Böden  reichere  Erträge  als  andere  Sorten. 

Er  wurde  1867  von  Martiny  auf  dem  aus  humosem  Sande  be- 
stehenden Yersuchsfelde  des  Hauptvereins  westpreussischer  Landwirte  ge- 
züchtet. 


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Roggensorten.  531 

Roggen  Yom  Westenrald  bei  Dlerdorf.  © 

Aelire :  gelb,  Bchmal,  selir  lang ;  Aehrohen  0.8  cm  breit,  2*kömig ; 
Grannen  4— 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  fest,  sehr  kräftig,  lang.  —  Fmcht: 
hellbrann,  gross  (872  mm  lang,  3  mm  breit,  263  Frttcbte  =  10  gr), 
feinschalig. 

Herbstblatt  dnnkelgrün,  kräftig;  Frübjahrsvegetation  sehr  spät,  Be- 
stocknng  mittelstark,  4.5  Scbösslinge,  spät  schossend  und  bltthend.  Halm- 
länge 180  cm  (Max.  200  cm),  Halmdicke  0.45  cm,  BlaUzabl  4,  Blattlänge 
17.8  cm,  Blattbreite  1.03  cm,  Blattfläche  146.67  qcm,  Halmfläche  243  qcm, 
Gesammtfläche  383.67  qcm. 

Aehre  reift  spät,  16  cm  (Max.  20  cm)  langb  mit  80  Früchten,  von 
denen  2  025  100  auf  1  hl  (=  77  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  171  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  58.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30.6  qm  nnd  das  Saatquantnm  1.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  748  gr  nnd  davon  die  Früchte  246  gr. 

Diese  höchst  beachtenswerte  Koggensorte  ist  winterfest,  lagert  nicht 
leicht,  leidet  wenig  durch  Bost  und  liefert  auf  guten  Boggenböden  sehr 
hohe  Erträge. 

S&ehslscher  Sommer- Standenroggen«  Q 

Franz.:  Seigle  i*iti  de  Saxe. 

Aehre:  blassgelb,  etwas  locker,  dünn,  ziemlich  lang;  Aehrchen 
2-kömig,  0.9  cm  breit;  Grannen  hell,  bis  4  cm  lang.  —  Stroh:  gräolich- 
gelb,  ziemlich  fest,  lang.  —  Frucht:  bräunlich-grau,  kurz,  plump  (8  mm 
lang,  3V2  miJa  breit,  350  Früchte  =  10  gr),  f einschalig,  schön,  schwer. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal;  Bestockung  ziemlich  stark,  3.1 
Schösslinge,  zeitig  blühend.  Halmlänge  135  cm  (Max.  165  cm),  Halm- 
dicke 0.28  cm,  Blattzahl  3.5,  Blattlänge  17  cm,  Blattbreite  0.63  cm,  Blatt- 
fläche 74.97  qcm,  Halmfläcbe  113.4  qcm,  Gesammtfläche  188.37  qcm. 

Aehre  reift  spät,  10  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  50  Früchten,  von 
denen  2  800  000  auf  1  hl  (=  80  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  348  gr  und  davon  die  Früchte  117  gr. 

Auf  nicht  zu  armem  Boden  zeichnet  sich  dieser  Boggen  durch  hohe 
Produktion  aus,  leider  unterliegt  er  leicht  dem  Bost. 

Elafterbmnner  Boggen.  0 

Syn.:  Graf  Walderdorf f's  regenerierter  Boggen. 

Aehre:  blassgelb,  voll,  dick,  lang;  Aehrchen  2-kömig,  1  cm  breit, 
Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  graugelb,  sehr  lang,  kiilftig,  fest.  — 
Frucht:  grünlich-gelb,  gross,  schön  (10  mm  lang,  SVs  mm  breit,  251 
Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kraus,  kräftig,  Frühjahrsvegetation  zeitig,  Be- 
stockung stark,  6  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  Mitte  Mai  blühend. 

Halmlänge  165  cm  (Max.  210  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  5, 
Blattlänge  20.1  cm,  Blattbreite  0.93  cm,  Blattfläohe  186.93  qcm,  Halmfläche 
198  qcm,  Gesammtfläche  384.93  qcm. 

Aehre  spät,  Ende  Juli  reifend,  14  cm  (Max.  18  cm)  lang,  mit  70 
sehr  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  807  200  auf  1  hl  (=  72  kg) 
entfallen. 


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582  Besonderer  Teil. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  133.3  Pflanzen^  mithin  beträgt 
der  Banm  fär  eine  Pflanze  75  qom,  die  Bodenfläche  p.  qm  Blattfläohe 
30.8  qm  nnd  das  Saatqnantnm  1.1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  645  gr  und  davon  die  Früchte  260  gr. 

Diese  vortrefiTliche  Boggensorte  eignet  sich  für  schwere,  sehr  nah* 
mngsreiche  Böden,  zumal  sie  nicht  leicht  lagert  und  wenig  dnrch  Eost 
leidet 

Graf  Walderdorff  zn  Klafterbmim  bei  Wien  hat  diese  Sorte 
verbessert. 

Roggen  Tom  Hellweg^  Westfalen.  0 

Aehre:  gelb,  ziemlich  breit,  mittellang;  Aehrchen  0.9  cm  breit, 
2-kömig;  Grannen  4— 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  sehr  kräftig,  lang.  — 
Fracht:  hellbraun,  sehr  schön,  gross  (10  mm  lang,  dV2  nim  breit,  264 
Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  ziemlich  gross;  Frühjahrsvegetation  etwas 
spät,  Bestechung  sehr  stark,  6.2  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  150  cm  (Max.  180  cm),  Halmdicke  0.45  cm,  Blattzahl  5, 
Blattlänge  17.5  cm,  Blattbreite  0.75  cm,  Blattfläche  131.3  qcm,  Halmfläche 
202.5  qcm,  Oesammtfläche  333.75  qcm. 

Aehre  reift  spät,  1.3  cm  (Max.  10  cm)  lang,  mit  64  nicht  leicht  aus- 
fallenden Früchten,  von  denen  1 940  400  auf  1  hl  (==  73.5  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  145  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  f^  eine  Pflanze  70  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30  qm  und  das  Saatquantum  1.1  hl  p.  ha. 

Fs  wiegen  100  Halme  713  gr  und  davon  die  Früchte  281  gr. 

Der  Boggen  ist  winterfest,  lagert  nicht  und  leidet  wenig  durch  Best 

Diese  Sorte  liefert  auf  den  besseren  Boggenböden  hohe  Erträge  an 
Eom  und  Stroh. 

Probsteler-Wlnterrogrg^n*  © 

Aehre:  blassgelb,  voll,  dick,  lang;  Aehrchen  2-kömig,  0.8  mm  breit, 
Ghrannen  kurz,  4 — 5  cm  lang,  schmutzig-gelb.  —  Stroh :  graugelb,  stark, 
derbwandig,  mittellang.  —  Frucht:  grünlich-gelb  oder  hellbraun,  kurz, 
dick  (8  mm  lang,  3  mm  breit),  mehlreich,  sehr  schwer,  feinschalig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  aufrecht,  kräftig;  Frühjahrsvegetation  mittel- 
früh; Bestechung  mittelstark,  5  Schösslinge  (bei  100  qcm  Baum  p.  Pflanze 
11  Schösslinge).  Mittelfrüh,  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mai  blühend. 
Halmlänge  138  cm  (Max.  200  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  4.7, 
Blattläsge  15  cm,  Blattbreite  0.75  cm,  Blattoberfläche  105.75  qcm,  Halm- 
fläche 153.18  qcm,  G-esammtfläche  258.93  qcm. 

A^ire  Mitte  bis  Ende  Juli,  also  etwas  spät  reifend,  12  cm  (Max. 
17  cm)  lang,  mit  60  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  296  000 
auf  1  hl  (=  80  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1080  Halme  oder  206  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  48.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
26.67  qm  und  das  Saatquantum  1.34  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  655  gr,  davon  die  Früchte  300  gr. 

Das  Stroh  lagert  nicht  leicht  und  widersteht  dem  Bost  ziemlich  gut. 

Der  Probsteier  Boggen  verträgt  strenge  Winter,  leidet  aber  zuweilen 
durch  sehr  wechselnde  Frühjahrswitterung.     Die  mergelhaltigen  sandigen 


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Boggensorten.  533 

Lehmböden  sagen  ihm  am  meiBten  zu,  und  degeneriert  derselbe  in  kurzer 
Zeit,  sobald  er   auf  den  leichteren  Böden   im  Kontinentalklima  kultiviert 
wird,  weshalb  ein  häufiger  Saatwechsel  in  diesem  Falle  geboten  ist. 
Es  wurden  erzielt: 

Ertr&ge  per  ha  an 
Korn     Stroh    Spreu 
kg         kg        kg 
in  Weihen-Stephan  1866,  sandiger  Lehm     ....     1652     4785     236 

in  Eldena^)  1868,  sandiger  Lehm 1700     8354     289 

inKulturverein  Eldena  1868,  Oesammtresultat  mehrerer 
unter  sehr  von  einander  abweichenden  Ver- 
hältnissen vorgenommener  Versuche    .     .     .     2032     4095     254 
in  Proskau  1872,  sandiger  Lehm       1922     4536     164 

Der  Probsteier-Roggen  ist  vielleicht  in  Deutschland  eine  der  begehr- 
testen Sorten.  Die  ursprüngliche  Heimat  liegt  in  der  Probstei,  einer 
Landschaft  in  Holstein,  von  wo  aus  die  grösseren  Samenhändler  Nord- 
deutsehlaads  in  plombierten  Säcken  das  Saatgut  versenden. 


Bhelnlseher  Boggen.  ® 

Aehre:  blassgelb,  voll,  lang;  Aehrchen  2-kömig,  Grannen  blassgelb, 
4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  graugelb,  kräftig,  sehr  lang.  —  Frucht:  bräun- 
lich, etwas  kurz  (8  mm  lang,  3  mm  breit),  mittelgross,  ziemlich  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  kraus,  sehr  kr'ätig;  Frtthjahrsvegetation 
sehr  zeitig;  Bestockung  stark,  5.3  Schösslinge  (bei  100  qcm  Baum  p. 
Pflanze  8.2  Schösslinge).  MittelMh,  gegen  "Ende  Mai  blühend,  weshalb 
ihm  Nachtfröste  nicht  leicht  gefährlich  werden.  Halmlänge  146  cm  (Max. 
197  cm),  Halmdicke  0.35  cm,  Blattzahl  4.25,  Blattl&nge  14.4  cm,  Blatt- 
breite 0.73  cm,  Blattoberfläche  89.55  qcm,  Halmfläche  153.3  qcm,  Or^ 
sammtfläche  242.85  qcm. 

Junge  Aehre  bUugrün,  zeitig  reifend,  11.2  cm  (Max.  15  cm)  lang, 
mit  60  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  233  000  auf  1  hl  (=  77  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1200  Halme  oder  226  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  fibr  eine  Pflanze  44.2  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 29  qm  und  das  Saatquantum  1.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  680  gr  und  davon  die  Früchte  390  gr. 

Auf  lehmigem  Sandboden  wurden  p.  ha  erzielt: 

Korn  Stroh  Snreu 
kg        kg         kg 

Eldenaer-Versuchsfeld  1868       1919  4095       94 

Proskauer-        „  1871       2064  6912       — 

Dieser  Roggen,  der  jetzt  ziemlich  ausgedehnt  in  Norddeutschland 
kultiviert  wird,  ist  vor  ca.  20  Jahren  von  Oekonomierat  Dr.  Rohde  zu 
Eldena  zuerst  gezüchtet  worden,  und  zwar  aus  einem  Roggen,  welchen 
derselbe  vom  Rhein  erhielt  und  der  sich  durch  langes  Stroh  und  zahlreiche 
Doppelähren  auszeichnete. 


1)  Anbauversnche  des  Verfassers. 


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534  Besonderer  Teil. 

Garde  dn  corps-Roggen.  ® 

Syn.:  Hessischer-Roggen,  Wallburger-Roggen. 

Aehre^  solimatzig-blassgelb,  voll,  dick,  lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit, 
2-körmg;  &rannen  hell,  bis  5  cm  lang.  —  Stroh:  gräulich-gelb,  rohrShn- 
lioh,  sehr  lang.  —  Fracht:  grangelb,  gross  (9  mm  lang,  8  mm  breit), 
etwas  grobschalig  and  Hektolitergewicht  leicht. 

Herbstblatt  blaugrün,  sehr  kräftig,  aufrecht.  Bestockung  mittelstark^ 
5  Schösslinge  (bei  100  qcm  Raum  10  Schösslinge).  Frühja^brsvegetation 
spät.  Halmlänge  175  cm,  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4.4,  Blattlänge 
20.4  cm,  Blattbreite  0.93  cm,  Blattfläche  166.94  qcm,  Halmfläche  210  qcm, 
Gesammtfläche  376.94  qcm. 

Aehre  reift  Mitte  Juli,  14  cm  (Max.  18  cm)  lang,  mit  60  etwas 
leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  2  136  000  auf  1  hl  (=  74  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  160  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  62.5  qcm,  die  Blattfläohe  p.  qm  Bodenfläche 
30.15  ,qm  und  das  Saatquantum  1.12  hl  p.  ha. 

£8  wiegen  100  Halme  752  gr  und  davon  die  Früchte  302  gr. 

Dieser  Roggen  eignet  sich  vorzugsweise  fUr  die  reicheren  Lehmböden, 
doch  bringt  derselbe  auch  auf  leichterem  Boden  verhältnismässig  hohe 
Stroherträge. 

Die  Eomerträge  lassen  nach  Quantität  und  Qualität  zu  wünschen, 
wohingegen  die  Stroherträge  sehr  hoch  sind,  denn  das  Stroh  dieses 
Staudenroggens  kann  eine  enorme  Höhe  erreichen,  so  sind  von  mir  auf 
reichem  Lehmboden  in  Elsdorf  bei  Bergheim,  Rheinprovinz,  Halme  von 
237  cm  Höhe  und  0.5  cm  Durchmesser  gefunden  worden,  wobei  bemer- 
kenswert, dass  sich  Lagerkom  nicht  fand. 

Seine  Widerstandsföhigkeit  gegen  ungünstige  Frühjahrswitterung  ist 
bedeutend,  doch  leidet  er  leicht  vom  Rost.  Am  vorzüglichsten  gedeiht 
er  bei  dem  hessischen  Dorf  Wallburg,  von  wo  aus  sich  derselbe  weiter 
verbreitet  hat. 

Westermarseher  oder  Ltntelermarscher  Winterroggen«  ® 

Aehre:  rötlich-blassgelb,  ziemlich  dicht,  sehr  schön,  lang;  Aehrchen 
0.9  cm  breit,  2-körnig;  Grannen  sehr  lang,  bis  8  cm  lang,  etwas  gespreizt.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  blattreich,  kräftig,  lang.  —  Frucht:  Original  hellgrau- 
blau oder  hellbraun,  kurz,  dick  (7  mm  lang,  3  mm  breit,  385  Früchte 
=  10  gr);  nachgebaut:  dimkler,  länger  (8V2  ^^  ^^^^Sy  ^  ^^  breit,  266 
Früchte  =  10  gr),   schwer,  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün;  Frühjahrsvegetation  spät,  Bestockung  stark, 
5  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm  130  cm  (Max.  150  cm) 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  18.5  cm  lang,  1  cm  breit,  Blatt- 
fläche 166.5  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  Gresammtfläche  322.5  qcm. 

Aehre  reift  spät,  14  cm  (Max.  18  cm)  lang,  mit  38  Aehrchen  und 
72  Früchten,  von  denen  2  983  750  auf  1  hl  (=  77.5  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  180  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  55.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29  qm  und  das  Saatquantum  ca.  1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  463  gr  und  davon  die  Früchte  218  gr. 

Dieser  Roggen  ist  winterfest,  lagert  nicht  leicht  und  befällt  wenig 
mit  Rost. 


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Eoggensorten,  535 

Dieae  scliöne,  für  reiohen  Boden  liöobst  beachtenswerte  Sorte  ent- 
stammt den  bei  Norden  in  Ostfriesland  gelegenen  Marschen  nnd  wnrde 
dnrch  von  Hülst,  Yioe-Fräsident  des  Ifuidw.  Vereins  nnd  Gutsbesitzer 
in  Lintel  bei  Norden  eingesandt. 

Pimaer-Boggen.  © 

Aehre:  blassgelb,  voll,  lang;  Aehrchen  1  cm  breit,  2-körnig;  Gran- 
nen hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelbgran,  fest,  lang.  —  Frucht:  braun, 
sehr  lang,  schmal  (10  mm  lang,  3  mm  breit),  etwas  dickschalig. 

Herbstblatt  blaugrtin,  sehr  kräftig,  kraus;  Frühjahrsvegetation  sehr 
zeitig,  Bestockung  stark,  6.5  Schösslinge  (bei  100  qcm  Kaum  9  Schöss- 
linge);  zeitig  schossend,  doch  mittelfrüh,  Ende  Mai  blühend.  Halmlänge 
155  cm  (Max.  180  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzabl  4,  Blattlänge  15.4  cm, 
BlaUbreite  0.73  cm,  Blattfläche  89.92  qcm,  Halmfläche  180.24  qcm,  Ge- 
sammtfläche  270.16  qcm. 

Aehre  zeitig,  gegen  Mitte  Juli  reifend,  12  cm  (Max.  15  cm)  lang, 
mit  65  nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  2  224  300  auf  1  hl 
(=  76.7  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1100  Halme  oder  170  Fflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Fflanze  59  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29.7  qm  und  xlas  Saatquantum  1.15  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  633  gr  und  davon  die  Früchte  241  gr. 

Winterfest,  nicht  leicht  lagernd,  doch  ziemlich  stark  mit  Eost 
befallend.  ♦ 

Diese  Sorte  begnügt  sich  mit  leichtem  Boden,  hat  sich  aber  auch 
für  die  Bruchböden  des  Oder-  und  Warthebruches  bewährt,  nur  degeneriert 
sie  auf  diesem  Boden  leicht,  so  dass  häufiger  Saatwechsel  stattfinden 
muss. 

Heimat:  das  Gebirgsplateau  bei  Pirna  im  Königreich  Sachsen. 

Märkischer  Staaden-Roggen.  ® 

Aehre:  schmutzig-blassgelb,  schlaff,  Frucht  meist  halb  unbedeckt, 
mittellang;  Granne  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  gitiugelb  oder  violett,  kräftig, 
sehr  lang.  —  Frucht :  hellbraun,  gross  (9  mm  lang,  3  mm  dick,  236 
Früchte  =  10  gr),  etwas  grobschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  gross,  breit,  4  Schösslinge,  zeitig  schossend 
und  blühend;  Halm  165  cm  (Max.  210  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  5, 
Blätter  19.2  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  153.6  qcm,  Halmfläche 
198  qcm,  Gesammtfläche  351.6  qcm. 

Zeitig  reifend,  Aehre  13  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  80  Früchten, 
von  denen  1  935  200  auf  1  hl  (=  82  kg)  entfallen. 

Für  guten  Eoggenboden  geeignet.     Winterfest. 

Bezugsquelle:  Haage  &  Schmidt,  Erfurt. 

Bestehom's  Biesen-Boggen.  ® 

Aehre:  blassgelb,  schlaff,  lang,  häufig  mehr  als  2,  nämlich  3  Blüt- 
chen  im  Aehrchen;  Ghrannen  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb  und 
graublau,  sehr  lang.  —  Frucht:  schmutzig-bellbraun,  schmal  (7  mm  lang^ 
2V2  mm  breit,  378  Früchte  =10  gr),   ein  wenig  grobschalig. 


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536  Besomderer  Teil. 

Herbstblatt  blaagrüD,  kr&ftig,  3.7  SoböeaHnge;  Halm  150  om  (Max. 
200  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzabl  4,  Bl&tter  19  cm  lang,  1.1  cm  breit, 
Blattfläcbe  167.2  qcm,  Halmfläche  225  qcm,  Gesammtfl&cbe  392.2  qcm. 

Aebre  mittelfrüh  reifend,  15  cm  (Max.  21  cm)  lang,  mit  70  Früchten, 
von  denen  1  hl  =  77  kg  wiegt. 

Winterfest.  Für  sehr  reichen  Boden  und  znr  Grünfattererzeugong 
geeignet,  da  die  Früchte  verhältnismässig  geringwertig  sind. 

Bezugsquelle:  Metz  &  Co.,  Berlin. 

Eldenaer  Bastard-Boggen.  0 

Aebre:  blassrötlich- weiss,  sehr  lang,  bis  18  cm  lang,  Grannen  hell, 
4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  röÜich-gelb,  feinhalmig,  doch  steif  und  fest, 
140  cm  lang.  —  Frucht:  Original  hellbraun  bis  dunkelbraun,  klein  (8  mm 
lang,  3  mm  breit,  560  Früchte  =  10  gr),  mehlreich,  feinschalig. 

Dieser  für  leichten  Boden  geeignete,  ertragreiche  Eoggen  bestockt 
sich  sehr  stark,  widersteht  ungünstiger  Witterung  und  dem  Bost,  lagert 
nicht  und  reift  spät. 

£r  wurde  von  Jühlke  1842  in  Eldena  durch  künstliche  Befruch- 
tung des  gew<(hnlichen  pommerschen  Landroggens  mit  einem  Stauden- 
roggen erzeugt. 

OöttiDger  Boggeiu  ® 

Aehre:  gräulich -gelb,  dick,  voll,  laag;  Aehrchen  0.8  cm  breit, 
2-kömig;  Grannen  hell,  4—5  cm  lang.  —  Stroh:  graugelb,  kräftig,  lang.  — 
Frucht:  hellbräunlich,  etwas  plump  (8  mm  lang,  3Vs  mm  breit,  359 
Früchte  =  10  gr),  grobschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sehr  kräftig,  aufrecht;  Frü^jahrsvegetation 
zeitig,  Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  137  cm  (Max.  190  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blatt- 
zahl 4,  Blattlänge  13.92  cm,  Blattbreite  0.72  cm,  Blattfläche  80.16  qcm, 
Halmfläche  172.23  qcm,  Gesammtfläche  252.39  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  12  cm  (Max.  16  cm)  lang,  mit  70  nicht  leicht 
ausfallenden  Früchten,  von.denen  2  800  200  auf  1  hl  (=  78  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1200  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  33.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30.2  qm  und  das  Saatquantum  1.6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  727  gr  und  davon  die  Früchte  300  gr. 

Dieser  Staudenroggen  ist  winterfest,  lagert  nicht  leicht  und  leidet 
wenig  durch  Rost.  Er  liefert  hohes  Stroh,  doch  nicht  übermässige  Eom- 
erträge  und  verlangt  zu  seiner  Kultur  den  besseren  lehmigen  Sandboden. 

Correns  Standenroggen.  ® 

Aehre:  blassgelb,  voll,  dick,  mittellang;  Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang; 
Aehrchen  2-kömig,  8  mm  breit.  —  Stroh :  graugelb,  kräftig,  fest,  lang.  — 
Frucht:  bräunlich,  breit,  länglich  (9  mm  lang,  3  mm  breit),  feinschalig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  sehr  kräftig,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
zeitig,  Bestockung  mittelstark,  4.5  Schösslinge  (bei  100  qcm  Baum  9.7 
Schösslinge),  spät,  Ende  Mai  blühend.  Halmlänge  144  cm  (Max.  190  cm), 
Halmdicke  0.35  cm,  Blattzahl  4.5,  Blattlänge  13.3  cm,  Blattbreite  0.7  cm, 
Blattoberfläche  83.97  qcm,  Halmfläche  151.2  qcm,  Gesammtfläche  235.17  qcm. 


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BoggeoBorten.  537 

Aehre  reift  Mitte  Juli,  11  om  (Max.  16  cm)  lang,  mit  60  ziemlioli 
fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  hl  (s=  76  kg)  2  561  200  Früchte 
enth&lt. 

Anf  1  qm  wachsen  1250  Halme  oder  278  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  36  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29.4  qm  nnd  das  Saatquantnm  1.63  hl  p.  ha. 

Da  sich  dieser  Boggen,  namentlich  zeitig  gesäet,  stark  bestockt 
nnd  spät  blüht,  so  leidet  er  selten  durch  Frü^ahrsfröste  nnd  ist  sonst 
vollkommen  winterfest 

Sein  £om  liefert  ein  vortreffliches  Mehl;  das  schöne,  feste  Stroh 
lagert  nicht  leicht  und  zeigt  sich  auch  gegen  Bost  sehr  widerstandsfähig. 

£s  wiegen  100  Halme  511  gr  und  davon  die  Früchte  220  gr. 

Er  empfiehlt  sich  vorzugsweise  für  den  leichten  sandigen  Lehmboden , 
während  der  kalte  schwere  Boden  ihm  nicht  zusagt  und  seine  Degenera- 
tion hier  sehr  bald  eintritt. 

Seine  Brträge  stellten  sich  auf  den  sandigen  Lehmböden  wie  folgt: 

Ertrag  per  ha  an 

Korn      Stroh     Spreu 

kg  kg         kg 

Kulturverein  Eldena^)  1868    2371      4735      281 

Yersuchsfeld  Eldena^)  1868     1556      2848      160 

„  Proskau    1872     2016      5344      176 

Der  Boggen  wurde  zuerst  durch  Eisner  von  Gronow-Kalinowit«, 
Schlesien,  auf  sandigem  Boden  mit  Ealkunterlage  kultiviert  und  später 
weiter  verbreitet.  Die  erste  Probe  erhielt  derselbe  1849  von  dem  königl. 
Forstmeister  Correns,  der  den  Samen  aus  Amerika  bezogen  hatte. 

Zur  Zeit  ist  dieser  Boggen  namentlich  in  Schlesien,  Pommern  und 
Westpreussen  verbreitet. 


Igelroggen  Ton  Prof.  Dr.  Wollny^  Mflnchen.  0 

Aehre:  Original  schwach  rötlich-gelb;  Kiel  der  Spelzen  borstig; 
zusammengedrückt,  2-zeilig,  sich  stark  nach  oben  verjüngend,  an  Basis 
2  cm,  an  Spitze  0.7  cm  breit,  9  cm  lang,  mit  68  Aehrchen  und  56  Früch- 
ten; aufrecht,  sehr  dicht;  Grannen  kurz,  bis  3  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb, steif,  kurz.  —  Frucht:  sehr  hell,  dick,  8  mm  lang,  0.3  mm  breit, 
267  Kömer  =  10  gr. 

E.  Wollny^)  beobachtete  1873  auf  dem  Versuchsfelde  zu  München 
eine  Aehre  von  nur  5.2  cm  Länge,  mit  39  Körnern  und  kurzen  Grannen, 
nnd  in  ihrem  Bau  dem  Igelweizen  glich  und  sagt  darüber: 

„Bei  fortgesetztem  Bau  verlor  sich  zwar  die  kurze  Gestalt  der 
Aehre,  dagegen  erhielt  sich  die  kurze  Begrannung,  die  deutlich  ausge- 
sprochene starke  seitliche  Kompression  derselben,  sowie  der  dichte  Stand 
der  Aehrchen  und  die  kräftig  ausgebildete  borstige  Bewimperung  der 
Spelzenkiele.'' 

Seit  8  Jahren  zeigte  sich  diese  Sorte  konstant  und  gab  im  Mittel 
zahlreicher  Messungen: 


1)  Versuche  des  Verfassers. 

2)  VergL  Deutsche  landw.  Presse  Jahrg.  VIII,  p.  56. 


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538  Besonderer  Teil. 

Länge  der  Aehren  Zahl  der  Aehrchen  Zahl  der  Früchte 
Igel-Roggen                      9.8  cm                        41  82 

Gewöhnl.    schlaflf- äh- 
riger  ßoggen      18.2  cm  38  76 

Der  Originaleame  lieferte  in  Poppeisdorf  dichte  und  schlaffährige 
Aehren,  erstere  allerdings  in  der  Mehrzahl. 

Somit  zeigte  sich  dieser  Roggen  in  Poppeisdorf  nicht  konstant,  auch 
ist  zu  bemerken,  dass  ähnliche  Aehrenformen  an  den  sekundären  Halmen 
aller  Roggensorten  nicht  ungewöhnlich  sind. 

Demnach  scheint  uns  dieser  Roggen  nicht  eine  neue  Varietät  zu  sein. 

Bezugsquelle:  E.  Wollny,  München. 

Gewohnlicher  Sommerroggen.  0 

Franz.:  Seigle  de  printemps,  de  Mars,  de  tramis,  de  trois  mois. 

Aehre:  blassgelb,  dünn,  mittellang;  Aehrchen  0.7  cm  breit,  2-körnig; 
Grannen  hell,  3  cm  lang.  —  Stroh:  gräulich-gelb,  feinhalmig,  fest,  bieg- 
sam, mittellang.  —  Frucht:  grau  bis  braun,  schmal,  klein  (8  mm  lang, 
2V2  nim  breit,  305  Früchte  =10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  fein,  2.3  Schösslinge.  Halmlänge  120  cm 
(Max.  150  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  3.3,  Blattlänge  20.18  cm, 
Blattbreite  0.7  cm,  Blattfläche  93.26  qcm,  Halmfläche  108  qcm,  Gesammt- 
fläche  201.26  qcm. 

Aehre  re^t  in  120  Tagen,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  50  Früchten, 
von  denen  2  287  500  auf  1  hl  (=  75  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1300  Halme  oder  570  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  17.5  qcm,  die  Blattiläche  p.  qm  Bodenfläche 
26  qm  und  das  Saatquantum  3.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  315  gr  und  davon  die  Früchte  114  gr. 

Für  sehr  leichte  Böden  geeignet. 

Winter-Giftkorn.  ® 

Aehre:  grauweiss  oder  gräulich-blassgelb,  sehr  lang  und  dicht; 
Aehrchen  0.7  cm  breit,  2-kömig;  Grannen  bis  6  cm  lang.  —  Stroh:  röt- 
lich-gelb, kräftig,  mitteUang.  —  Frucht:  graublau  oder  hellbraun,  kurz, 
dick  (7  mm  lang,  2V2  ^^  breit,  350  Früchte  =  10  gr)  schwer,  sehr 
feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät, 
Bestockung  stark,  5  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm 
135  cm  (Max.  160  cm)  lang,  0.35  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  15.6  cm 
lang,  0.7  cm  breit,  Blattfläche  87.36  qcm,  Halmfläche  141.75  qcm,  Ge- 
sammtfläche  229.11  qcm. 

Aehre  reift  spät,  15  cm  (Max.  160  cm)  lang,  mit  49  Aehrchen  und 
94  Früchten,  von  denen  2  625  000  auf  1  hl  (=  75  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  469  gr  und  davon  die  Früchte  210  gr. 

Dieses  winterfeste  Giftkorn  lagert  nicht  leicht  und  ist  gegen  Rost 
ziemlich  widerstandsfähig.  £s  stammt  aus  Ehrenfriedendorf,  Freiberg, 
Eönigr.  Sachsen,  von  arsenikhaltigem  Boden,  auf  dem  Roggen  bekanntlich 
sehr  schöne,  schwere  und  feinschalige  Körner  liefern  soll. 


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Roggenfiorteu.  530 


Sommer*6iftkorii.  Q 

Aehre:  rötlioh-blassgelb,  sehr  schön,  lang,  dicht;  Aehrchen  2 -körnig; 
Granne  bis  6  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  lang,  feinhalmig.  — 
Frucht:  hellbraun  oder  hellgrau,  klein,  dick  (6V2  nini  lang,  2V2  nini  breit, 
454  Früchte  -=  10  gr),  schwer,  sehr  feinschalig. 

Junges  Blatt  hellgrün,  aufrecht;  Bestockung  mittelstark,  2.2  Schöss* 
linge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  135  cm  (Max.  155  cm)  lang, 
0.25  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  12.5  cm  lang,  0.63  cm  breit,  Blattfläche 
63  qcm,  Halmfläche  101.25  qcm,  Ghsammtfläche  164.25  qcm. 

Aehre  reift  in  110  Tagen,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  31  Aehr- 
chen und  56  Früchten,  von  denen  3  608  150  auf  1  hl  (=  79.3  kg)  ent- 
fallen. 

Es  wiegen  100  Halme  192  gr  und  davon  die  Früchte  125  gr. 

Diese  Boggensorte  lagert  nicht  leicht  und  zeigt  sich  gegen  Best 
sehr  widerstandsfähig. 

Das  Giftkom  stammt  aus  Fhrenfriedendorf,  Freiberg,  Königr.  Sachsen, 
von  arsenikhaltigem  Boden. 


Zeelknder  Winterro^gen.  ® 

Aehre:  blassgelb,  voll,  lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit,  2-körnig; 
Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  sehr  kräftig,  fest,  lang.  — 
Frucht:  graugelb,  kurz,  dick,  plump,  schwer  (7  mm  lang,  4  mm  breit, 
257  Früchte  ==10  gr),  etwas  grobschalig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  kräftig,  aufrecht;  Frübjahrsvegetation  sehr 
zeitig,  Bestockung  mittelstark,  4.5  Schösslinge  (bei  100  qcm  =  11,4  Schöss- 
linge),  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  iialmlänge  155  cm  (Max. 
200  cm),  Halmdicke  0.42  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  17.94  cm,  Blatt- 
breite 0.78  cm,  Blattfläche  111.92  qcm,  Halmfläche  204.6  qcm,  Gesammt- 
fläche  316.52  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  13  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  60  in  der 
Vollreife  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  963  480  auf  1  hl  (=  76.4  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28.5  qm  und  das  Saatquantum  1.6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  584  gr  und  davon  die  Früchte  252  gr. 

Auf  dem  Yersuchsfelde  zu  Proskau  wurden  geemtet  p.  ha: 
im  Jahre  1868  =  1950  kg  Korn,  4867  kg  Stroh 
,        „      1871  =  2436  „        „       6512   „       „ 

Dieser  Boggen  degeneriert  leicht,  so  dass  sich  seine  Eigenschaften 
nur  auf  reichen  Alluvial-  und  humosen  Thonböden  und  im  feuchten  Klima 
erhalten  lassen. 

Er  ist  nicht  ganz  winterfest,  lagert  nicht  leicht,  leidet  wenig  durch 
Best  und  fällt  bei  verzögerter  Ernte  nicht  leicht  aus. 

Seine  Heimat  ist  die  holländische  Provinz  Zeeland,  und  wurde  er 
durch  Josmann  nach  Deutschland  eingeführt. 


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MO  Besonderer  Teil. 

Campiner-Boggen.  0 

Aehre:  blassgelb,  voll,  dick,  dicht,  lang;  Aebrcben  0.9  cm  breit,  2- 
kömig;  Grannen  5 — 8  cm  Luig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  krSftig,  lang. 
—  Frncht:  hellgrau,  schön,  kurz  (8  mm  lang,  3  mm  breit,  313  Früchte 
=s  10  gr),  mehlreich,  sehr  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  kräftig,  aufrecht;  Frtthjahrsyegetation  sehr 
zeitig,  Bestockung  mittelstark,  5  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  Mitte 
Mai  blühend.  Halmlänge  145  cm  (Max.  172  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blatt- 
zahl 4,  BlaUlänge  22  cm,  Blattbreite  0.9  cm,  Blattfläche  158.4  qcm,  Halm- 
fläche 174  qcm,  Gesammtfläche  332.4  qcm. 

Aehre  zeitig  reifend,  15  cm  (Max.  20  cm)  lang,  mit  70  ziemlich 
fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  347  500  auf  1  hl  (=  75  kg)  ent- 
fallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  180  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  för  1  Pflanze  55.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29.9  qm  und  das  Saatquantum  1.2  hl  p.  ha. 

£s  wiegen  100  Halme  569  gr  und  davon  die  Früchte  238  gr. 

Auf  sandigem  Lehmboden  wurden  p.  ha  erzielt: 

Eldena*)       1868  =  1687  kg  Korn,  4266  Stroh. 
Proskau        1871  =  1408  „       „       4640      „ 
Hohenheim  1866  =  2059  „       „       4347       „ 

Dieser  Boggen  liefert  auf  den  abweichendsten  Bodenarten  gute 
Erträge,  so  gedeiht  er  noch  auf  leichtem  Sandboden;  je  kulturvoller  und 
bindiger  der  Boden  wird,  um  so  höher  stellen  sich  auch  die  £om-  und 
Stroherträge.     Er  ist  winterfest  und  lagert  nicht  leicht. 

Die  Heimat  ist  die  belgische  Campine,  wo  er  seit  sehr  langer  Zeit 
gebaut  und  geschätzt  wird,  was  bereits  1566  Dodonaeus^)  bezeugt,  in- 
dem er  sagt  (aus  dem  Lateinischen  übersetzt),  „Roggen  wächst  sowohl  in 
Deutschland  als  auch  in  Belgien  fast  auf  allen  Aeckem,  wie  in  Braban- 
tiae  Campania,  welche,  obschon  sie  trocken  und  unfruchtbar  ist,  doch 
dieses  Getreide  in  vorzüglicher  Qualität  erzeugt.*' 

Bdhmiseher  Oebirgs-Staadenroggen.  0 

.  Aehre:  blassgelb,  voll,  lang;  Aehrchen  0.8  cm  breit,  2-kömig; 
Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  etwas  mürbe,  lang.  —  Frucht: 
grau-gelb,  plump,  klein  (7  mm  lang,  3V2  mm  breit,  323  Früchte  =  10  gr), 
etwas  grobschalig. 

Herbst blatt  blaugrün,  kraus,  schmal;  Frühjahrsvegetation  spät,  Be- 
stockung mittelstark,  4.5  (bei  100  qcm  8.8)  Schösslinge,  spät  schossend 
und  blühend.  Halmlänge  145  cm  (Max.  170  cm),  Halmdicke  0.36  cm, 
Blattzahl  4.3,  Blattlänge  16  cm,  Blattbreite  0.67  cm,  Blattfläche  92.2  qcm, 
Halmfläche  164.06  qcm,  Gesammtfläche  256.26  qcm. 

Aehre  reift  spät,  13  cm  (Max.  15cm)  lang,  mit  60  ziemlich  fest 
sitzenden  Früchten,  von  denen  2  487  100  auf  1  hl  (=  77  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  1200  Halme  oder  266  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  37.6  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30.7  qm  und  das  Saatquantum  1.6  hl  p.  ha. 


1)  Anbau  versuch  des  Verfassers. 

2)  Dodonaeus,  Frumentoram  eta  bist.  pg.  47,  1666. 


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Boggensorten. 


541 


Es  wiegen  100  Halme  551  gr  nnd  davon  die  Früchte  204  gr. 

Dieser  Boggen  ist  winterfest,  leidet  wenig  durch  Bost  und  macht 
geringe  Ansprüche  an  den  Boden,  weshalb  er  für  rauhe  Gregenden  mit 
leichtem  Boden  wohl  beachtenswert  ist. 


Gewöhnlicher  bShmischer  Winterroggen.  ® 

Aehre:  gelb,  breit,  sehr  locker,  lang;  Aehrchen  1.0  cm  breit,  2-kör* 
nig;  Grannen  hell,  4— 5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  lang.  — 
Frucht:  grünlich,  gross  (9  mm  lang,  3  mm  breit,  290  Früchte  =  10  gr), 
feinschalig. 

Herbstblatt  breit,  lang;  Frühjahrsvegetation  sehr  zeitig,  Bestechung 
mittelstark,  4  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge 
150  cm  (Max.  182  cm),  Halmdicke  0.83  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge 
18.5  cm,  Blattbreite  0.73  cm,  Blattfläche  108.0  qcm,  Halmfläche  148.5  qcm, 
Gesammtfläche  256.5  qcm. 

Aehre  sehr  zeitig,  gleich  nach  Johannisroggen  und  Boggen  aus 
Italien  reifend,  mit  60  Früchten,  von  denen  2  291  000  auf  1  hl  (=  79  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  567  gr  und  davon  die  Früchte  211  gr. 

Dieser  Boggen  wintert  leicht  aus,  widersteht  jedoch  dem  Bost  und 
dem  Lagern. 

Winterroggen  ans  Ungarn.  ® 

Aehre:  schmutzig-blassgelb,  hängend,  locker,  schmal,  lang;  Aehr- 
chen 0.7  cm  breit,  2-kömig,  Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  gräu- 
lich-gelb, fest,  lang.  —  Frucht:  Original  hell,  silbergrau  oder  hellbraun, 
klein,  sehr  schwer,  feinschalig,  so  wogen  einige  der  besten  Sorten  von 
1877  und  zwar: 


Name  der  Sorten. 


Beschaffenheit  des  Kornes. 


Eöroerzahl      100  cbom 
pro  1  gr    I  wiegen  gr 


Pester-Boden-Boggen 
Nyirer      „  „ 

Debrecziner  „ 

Kecskem^ter        „ 


grau,  hellbraun,  sehr  schön 
„  „  sehr  klein 

,,  ,,  sehr  schön 


40 

82.0 

49 

81.0 

45 

81.0 

39 

81.5 

In  Poppeisdorf  nachgebaut,  wurde  das  Eom  grösser  (11  mm  lang,, 
3  mm  breit)  und  das  Hektolitergewicht  leichter,  so  ergaben  nachgebaute 
Sorten  folgendes  Besultat: 

Köm  erzähl        100  cbcm 
pr.  1  gr  wiegen  gr 

Ungarischer  Winterroggen,  .     .     .     33.65  73.8 

Banater  Boggen  ....'...     31.00  72.6 

Herbstblatt  blaugrün,  kraus;  Frühjahrsvegetation  ziemlich  zeitig,. 
Bestechung  mittelstark,  4.3  Schösslinge,  zeitig  schossend,  doch  erst  Ende 
Mai,  also  spät  blühend. 

Halmlänge  155  cm  (Max.  1 75  om),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4, 
Blattlänge  16.4  cm,  Blattbreite  0.72  cm,  Blattfläche  94.46  qcm,  Halmfläche 
186  qcm,  Gesammtfläche  280.46  qcm. 


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642  Besonderer  Teil 

Aebre  reift  mittelfrüli,  12  cm  (Max.  16  cm)  lang,  mit  70  Früchten. 
Es  wiegen  100  Halme  498  gr  und  davon  die  Früchte  185  gr. 
Der  Roggen  ist  winterfest,  leidet  aber  etwas  dorch  Rost. 

Sommerroi^^en  ans  Ungarn.  Q 

Aebre:  weissgran,  dünn,  ziemlich  dicht  nnd  lang;  Aehrchen 
0.9  cm  breit,  2-kömig,  Spelzen  verhältnismässig  gross;  Orannen  hell,  bis 
4.5  cm  lang.  —  Stroh:  grangelb,  sehr  feinbalmig,  fest.  — Fmcht:  grau- 
gelb bis  hellbraun,  lang,  schmal  (10  mm  lang,  3  mm  breit,  315  Früchte 
=  10  gr),  feinschalig,  sehr  schwer. 

Halme  blaugrün,  2.8  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  110  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.27  cm,  Blattzahl  3,  Blatt- 
länge  15.23  cm,  Blattbreite  0.69  cm,  Blattfläche  63.06  qcm,  Halmfläche 
89.1  qcm,  Gesammtfläche  152.16  qcm. 

Aehre  9  cm  (Max.  11  cm),  in  120  Tagen  reifend,  mit  42  ziem- 
lich fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  520  000  auf  1  hl  (=  80  kg) 
entfallen. 

Der  Roggen  lagert  nicht  leicht,  befällt  jedoch  stark  mit  Rost. 

Boi^gen  ans  Bnminien.  0 

Aehre:  gräulich-gelb,  voll,  breit,  lang;  Aehrchen  2-kömig;  Grannen 
hell,  5— 6cm  lang.  —  Stroh:  gräulich-gelb,  kräftig,  lang.  —  Fmcht: 
grau,  voll,  kurz  (8  mm  lang,  3  mm  breit,  348  Früchte  =  10  gr),  fein- 
schalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zeitig,  Be- 
stockung  sehr  stark,  6.6  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm- 
länge 150  cm  (Max.  170  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4.6,  Blattlänge 
18.6  cm,  Blattbreite  0.87  cm,  Blattfläche  148.86  qcm,  Halmfläche  180  qcm, 
Gesammtfläche  328.86  qcm. 

Aehre  reift  früh,  14  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  70  Früchten,  von 
denen  2  610000  auf  l  hl  (=  75  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  950  Halme  oder  144  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  70  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
31.26  qm  und  das  Saatquantum  1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  562  gr  und  davon  die  Früchte  190  gr. 

Diese  Sorte  lagert  nicht,  leidet  wenig  durch  Rost  und  verlangt 
■einen  Boden  mit  natürlichem  Reichtum. 

Wechselroj^i^en  ans  Serbien.  0  nnd  ® 

Aehre:  grauweiss,  schlaff,  ziemlich  locker;  Grannen  4 — 5  cm  lang. 
—  Stroh:  graugelb  und  gelbrot,  mittellang.  —  Frucht:  Original  meist 
grau,  schmal,  auffallend  klein  (7  mm  lang,  272  mm  breit,  570  Früchte  = 
10  gr),  feinschalig;  nachgebaut:  als  Sommerfrucht  448  Früchte  =  10  gr, 
als  Winterfrucht:  331  Früchte  =  10  gr. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kurz,  kraus,  stark  sammetig,  mittel- 
früh schossend,  blühend  und  reifend;  Sommerfrucht  in  110  Tagen  reifend. 


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Boggensorten. 


543 


Winterfrucht 

Sommerfrucht 

Halmlänge 

120  cm  (Max.  136  cm) 

145  cm  (Max.  170  cm) 

Halmdioke 

0.8  cm 

0.4  cm      . 

Blattzahl 

4.8 

4.5 

Blattläcfire 

15.3  om 

13.4  cm 

Blattbreite 

0.6  cm 

0.7  cm 

Blattfläche 

88.1  qcm 

84.4  qcm 

Halmfläche 

, 

108.0  qcm 

174.0  qcm 

Gesammtfläche 

196.1  qcm 

258.4  qcm 

Aehrenlängc 

j 

12  cm  (Max.  15  om) 

12cm  (Max.  17  cm) 

Anzahl  der  Aehrchen 

29 

30 

9)                }) 

Früchte 

54 

68 

n          »> 

Schösslinge 

3.6 

4.5 

Gewicht  pro  hl  in  kg 

82.6 

80 

Winterfest;  nicht  leicht  lagernd. 
Bezugsquelle:  Prof.  Pantsohitsch  in  Belgrad. 
Beachtenswert  für  hohe,  kalte  Gebirgslagen,  in  denen  es  nicht  immer 
glückt,  die  Wintersaat  rechtzeitig  zu  bestellen. 

Ro^^en  von  Zermatt.  ® 

Aehre:  Original  ziemlich  goldgelb  oder  etwas  fuchs-rötlich,  dicht, 
gedrungen,  vollkömig,  kurz,  5 — 9  cm  lang,  Grannen  4 — 5  cm  lang;  nach- 
gebaut :  Aehren  schon  in  1.  Tracht  länger  geworden  (Max.  13.5  cm,  Mittel 
11  cm,  Minimum  7  cm)  und  ähneln  dem  gewöhnlichen  Eoggen,  indem  nur 
einige  ihre  ursprüngliche  Form  und  Farbe  erhalten  haben.  —  Stroh:  röt- 
lich-gelb, feinhalmig,  fest.  —  Frucht:  graubraun,  etwas  homartig  gebo- 
gen (8Y2  mm  lang,  3  mm  breit,  362.5  Früchte  =  10  gr),  grobschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  fein,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  spät,  4 
Sohösslinee,  doch  gleichzeitig  mit  dem  frühen  Koggen  aus  Italien  schos- 
send,  1./5.  78  Schossen  beendigt,  sehr  zeitig  blühend  (10./5.  78),  sehr 
zeitig  reifend  (5./7.  78),  dies  eigentümliche  Verhalten  entspricht  voll- 
kommen der  hohen  Lage  (1620  m  ü.  M.).  Halmlänge  138  cm  (Max. 
163  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  3.7,  Blattlänge  15.45  cm,  Blatt- 
breite 0.72  cm,  Blattfläche  82.28  qcm,  Halmfläche  130.10  qcm,  Gesammt- 
fläche 212.38  qcm. 

Aehre  11  cm  lang,  mit  70  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten.  Es 
enthält  1  hl  (=  74.5  kg)  2  700  625  Früchte. 

Es  wiegen  100  Halme  405  gr  und  davon  die  Früchte  170  gr. 

Dieser  alpine  Eoggen  ist  winterfest,  lagert  nicht  leicht  und  wird 
wenig  durch  Kost  angegriffen. 

Durch  Körnicke  (24./8.  76)  in  Zermatt,  Canton  Wallis,  Schweiz, 
gesammelt. 

Roi^gen  von  Macn^aga,  am  Sfid-Abfall  des  Monte-Rosa 
(1559  m  iL  M.).  ® 

Aehre:  graugelb,  schmal,  mittellang;  Aehrchen  0.8  cm  breit,  2-kör- 
nig  ;    Grannen  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:    schön  gelb,   fest,   sehr  lang.  — 


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544  Besonderer  Teil. 

Frtiolit:  hellbraun  nnd  gran,  gross  (9  mm  lang,  3Y2  iiuii  breit,  285  Früchte 
=  10  gr),  feinscbalig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  aofireobt;  Frühjahrsvegetation  zeitig,  4.6  Schöss* 
linge,  zeitig  scbossend  nnd  blühend.  Halml&nge  160  cm  (Max.  200  cm), 
Halmdicke  0.35  cm,  Blattzahl  4.5,  Blattlänge  18  cm,  Blattbreite  0.7  cm, 
Blattfläche  113.4  qcm,  Halmfläche  168  qcm,  Gesammtfläche  281.4  qcm. 

Aehre  reift  zeitig,  12  cm  (Max.  18  cm)  lang,  mit  65  sehr  leicht 
ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  729  600  auf  1  hl  (=  73.6  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  568  gr  und  davon  die  Früchte  169  gr. 

Dieser  alpine  Koggen  wurde  1878  durch  Kör  nicke  gesammelt. 

fi^SS^n  itns  dem  LiTinenthale  unterhalb  Airolo  bei  der  Galerie^ 
(1179m  fl.  M),  SchweÜE.  ® 

Aehre :  graugelb,  ziemlich  breit,  mittellang ;  Aehrchen  0.9  cm  breit, 
2-  zuweilen  3-kömig;  Grannen  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  kräftig, 
lang.  —  Frucht:  hellgrau  oder  hellbraun,  gross  (9  mm  lang,  3  mm  breit, 
255  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  klein ;  Frühjahrsvegetation  spät,  Bestockung 
stark,  6  Schösslinge,  spät  blühend,  21./o.  79  noch  keine  Aehre  heraus, 
volle  Blüte  11./6.  79.  Halmlänge  160  cm  (Max.  180  cm),  Halmdicke 
0.4  cm,  Blattzahl  3.5,  Blattlänge  15.3  cm,  Blattbreite  0.7  cm,  Blattfläche 
74.97  qcm,  Halmfläche  192  qcm,  Gesammtfläche  266.97  qcm. 

Aehre  spät  (28./7.  79)  reifend,  12  cm  (Max.  16  cm)  lang,  mit  70 
nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  938  000  auf  1  hl  (=  76  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  556  gr  und  davon  die  Früchte  245  gr. 

Dieser  Boggen  widersteht  dem  Rost  und  Lagern  vortrefflich. 

Durch  Körnioke  1878  gesammelt. 

Roggen  ans  Saas  im  Ornnd.  ® 

Aehre:  gelbbräunlich,  schmal,  ziemlich  kurz,  dicht,  Aehrchen  0.7 om 
breit,  2-k5mig;  Grannen  4—5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  fest,  derb.  — 
Frucht:  hellbraun,  ziemlich  gross  (10 mm  lang,  3  mm  breit,  262.5 Früchte 
=  10  gr),  etwas  grobschalig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zeitig,  Be- 
stockung stark,  5  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmläage 
160  om  (Max.  190  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4,  Blattl&nge  15.4  em^ 
BlaUbreite  0.9  om,  Blattfläche  110.88  qcm,  Halmfläche  192  qcm,  Gesammt- 
fläche 302.88  qcm. 

Aehre  reift  zeitig,  10  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  60  etwas  leicht 
ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  916  250  auf  1  hl  (=  73  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  465  gr  und  davon  die  Früchte  153  gr. 

Dieser  alpine  Eoggen  wurde  1876  durch  Eörnicke  in  Saas  im 
Grund,  Canton  Wallis,  Schweiz  (1562  m  ü.  M.)  gesammelt. 

Riesenstaadenros^en.  0 

Syn.:  Engl.:  Tyrolese  or  Giant-Rye. 

Franz.:  Seigle  g^nt  ou  tyrolien. 
Aehre:  schmutzig-gelb,  ziemlich  dicht,  lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit, 
2-k9mig;  Grannen  länger  als  bei  vielen  anderen  Sorten,  bis  6  cm  lang.  — 


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£oggeii9orteii.  545 

Stroh:  rötlioh-gelb,  fest,  lang«  ^  Fracht:  silhergran  oder  hellbraun,  schmal 
(9  mm  lang,  3  mm  breit,  356  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  grösser, 
265  Frttchte  =  10  gr,  feinschalig. 

Herbstblatt  blangrün,  sehr  kräftig,  aufrecht,  Frtthjahrsvegetation 
ziemlich  zeitig,  Bestocknng  stark,  6  Schösslinge,  zeitig  schossend,  mittel- 
früh  blühend.  Halmlänge  160  cm  (Max.  185  cm),  Halmdioke  0.4,  Blatt- 
zahl 5,  Blattlänge  17,6  cm,  Blattbreite  0.83  cm,  Blattfläche  145.1  qom, 
Halmfläche  192  qcm,  Gesammtfläohe  337.1  qom. 

Aehre  reift  in  der  1.  Hälfte  des  Juli,  15  cm  (Max.  18  cm)  lang,  mit 
80  Früchten,  von  denen  2  670000  auf  1  hl  (=  75  kg)  entfallen. 

£s  wiegen  100  Halme  598  gr  nnd  davon  die  Früchte  249  gr. 

In  England  wird  dieser  Koggen  wegen  seiner  zeitigen  nnd  kräftigen 
Entwickelnng  vielfach  als  Grünfntter  kultiviert,  auch  leidet  derselbe  wenig 
durch  Eost. 

Champagner-Standenroi^l^en.  ® 

Syn.:  Champagner-Hybrid,  Vielstengliger  Staudenroggen. 

Aehre:  rötlich-blassgelb,  looker,  lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit,  2-kör- 
nig;  Grannen  hell,  lang  (6  cm).  —  Stroh:  rötlich-gelb,  lang,  Textur  et- 
was locker.  —  Frucht :  hellgrau  oder  hellbraun,  gross,  schmal  (9^2  mm 
lang,  3  mm  breit,  265  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  kräftig,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zei- 
tig, Bestockung  mittelstark,  4.5  Schösslinge  (bei  100  qcm  Baum  10.8 
Schösslinge),  zeitig  schossend  und  blühend.  Halmlänge  150  cm  (Max. 
180  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  5,  Blattlänge  16.5  cm,  Blattbreite 
0.8  cm,  Blattfläche  182  qcm,  Halmfläche  180  qcm,  Gesammtfläohe  312  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  15  cm  (Max.  22  ein)  lang,  mit  40  Aehrchen 
und  74  Früchten,  von  denen  1  934  500  auf  1  hl  (=73  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28  qm  und  das  Saatquantum  1.6  hl  p.  ha. 

£s  wiegen  100  Halme  593  gr  und  davon  die  Früchte  282  gr. 

In  Proskau  wurden  1872  auf  gutem  Eoggenboden  p.  ha  erzielt: 
1724  kg  Korn,  4992  kg  Stroh,  228  kg  Spreu. 

In  Poppeisdorf  erwies  er  sich  als  nicht  ganz  winterfest,  neigte  zum 
Lagern  und  litt  stark  durch  Rost. 

Diese  Eoggensorte  wird  vielfach  in  den  nördlichen  Departements 
Frankreichs  kultiviert.       , 

Sehilfro^l^en.  ® 

Syn.:  Eiesenstaudenroggen.     Seeale  arundinaceum. 
Franz.:  Seigle  roseau. 

Aehre:  gelb,  dick,  sehr  dicht,  kurz;  Aehrchen  2-  nnd  3-kömig, 
0.9cm  breit;  Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  rohrartig,  sehr 
lang.  —  Frucht:  gelblich-grün,  etwas  bauchig  (9  mm  lang,  S^l^mm  breit), 
gross,  grobschalig. 

Herbstblatt  kräftig,  aufrecht,  gelbgrün;  Bestockung  sehr  stark,  Halme 
dicker  und  härter  als  von  anderen  Sorten  und  bis  2  m  hoch,  auch  nach 
dem  Schossen  zeigen  die  Blätter  eine  hellgrüne  Farbe. 

Aehre  reift  zeitig,  bis  15  cm  lang,  mit  90  Früchten,  die  tief  in  den 

Kotrnicke  o.  Werner,  Handb.  d.  Oetreldebftn't  n.  35 


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646 


Besonderer  Teil. 


Spelzen  stecken  und  sich  fest  an  die  Spindel  anpressen.  Es  wiegt  1  hl 
=   75.5  kg. 

In  Proskau  brachte  er  1871  anf  reichem  Boden  2136  kg  Köm  und 
6424  kg  Stroh  p.  ha. 

E.  W.  von  Traut  Vetter  empfahl  in  einer  Broschüre  „Der  Sohilf- 
roggen''  (Seeale  arnndinaceum)  Dresden  und  Leipzig  1840  diese  Boggen- 
florte,  welche  er  1880  erhalten  hatte,  doch  führt  er  seine  Bezugsquelle 
nicht  an. 

Bei  frther  Aussaat  auf  reichen,  namentlich  auf  humusreichen  Allu- 
vialböden bringt  er  hohe  Grünfuttererträge. 


Seigle  des  Alpes  ou  de  Mentagne.  ® 


Syn. 


Montagner-  oder  Alpen-Roggen. 

Yerbesserte  Form:  Montagner  regenerierter  Boggen. 

Aehre:  graulich-gelb,  voll,  ziemlich  lang;  Aehrchen  1  cm  breit, 
2-kömig;  Grannen  hell,  bis  6cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  fest,  feinhalmig, 
ziemlich  kurz.  —  Frucht:  grünlich-gelb,  dick  (8  mm  lang,  3 V^  mm  breit), 
feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  zeitig. 

Biese  Sorte  ist  in  Deutschland,  namentlich  in  Böhmen  vielfach  an* 
gebaut  und  verbessert  worden  und  wird  als  „Montagner  regenerierter 
Roggen"  empfohlen. 

Die  Originalsorte  verhält  sich  nun  zu  der  verbesserten  wie  folgt: 


» 

Original 

Regeneriert 

Halmlänge 

180  cm  (Max.  160  om) 

145  cm  (Max.  170  cm) 

Halmdicke 

0.88  cm 

0.4  cm 

Blattzahl 

4.4 

5 

Blattlänge 

U.8cm 

18.2  cm 

Blattbreite 

0.9  cm 

0.77  cm 

Blattfläche 

116.16  qcm 

801.4  qem 

Habnfläche 

148.20  qcm 

174.0  qcm 

Gesammtfläche 

264  86  qcm 

475.4  qcm 

Aehrenlänge 

18  cm  (Max.  18  cm) 

15  cm  (Max.  20  cm) 

Anzahl  der  Früchte  in  einer  Aehre 

65 

88 

Hektolitergewicht 

70.83  kg 

75.8  kg 

Anzahl  der  Früchte  in 

1hl 

2069  000 

2  161 111 

„         „    Sohösalinge 

6  (Max.  9.2) 

6.2 

„         „    Halme  p.  qm 

1100 

620 

„         „    Pflanzen  p. 

qm 

220 

100 

Saatquantum  p.  ha 

1.6  hl 

0.7  hl 

Es  wiegen  100  Halme  des  regenerierten  Roggens  622  gr  und  davon 
die  Früchte  258  gr. 

Die  ursprüBgilicbe  Heimat  des  Alpen-Boggens  liegt  in  den  Grebii^ga- 
ländem  des  südwestlichen  Europas  und  namentlich  ist  dsfselbe  in  der 
Dttupfainä  sehr  gesehStet. 

Er  eignet  sich  &a  die  leichteren  Böden  der  rauhen  Gebirgslagen 
vortrefflich,  denn  ^  zeigt  sich  gegen  ungünstige  WittsrmngsverhiÜtniBse 
«nd  Rest  unempfindHeh,  lagert  nieht  leicht,  reift  sienüch  seiüg  und  die 


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Boggeosorten.  547 

Früchte  werden  yoo  den  Spelzen  nooli  in  der  Vollreife  fest  nmsolilossen, 
80  dasfi  der  Wind  oder  eine  verzögerte  Ernte  erbebliche  Verluste  durch 
Fruchtausfall  nicht  herbeiführen. 

Der  regenerierte  Eoggen  hat  sich  diese  guten  Eigenschaften  grössten- 
teils erhalten,  doch  beansprucht  er  reichere  Böden,  wenn  er  nicht  wieder 
degenerieren  solL 

Spanischer  Döppel-Rogfj^en.  (%) 

Syn.:  Franz.:  Seigle  d'Espagne  double,  ou  d*hiyer  de  Saxe. 

Aehre:  blassgelb,  locker,  lang;  Aehrchrai  0.8  cm  breit,  2-kömigy 
kurz  begrannt,  Grrannen  hell,  4— 5  cm  lang.  —  Stroh:  mtugelb,  kräftig, 
lang.  ~  Frucht:  Original  hell-  bis  dunkelbraun,  gross  (9  mm  lang,  8  mm 
breit,  366  Früchte  »*  10  gr);  nachgebaut:  grösser,  360  Frttohte  —  lOgr, 
mehlreich,  schwer,  ziemlich  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kräftig,  kraus;  Frtihjahrsvegetation  zeitig,  Be- 
stockung  mittelstark,  4.5  Schösslinge  (und  bei  100  qcm  Baum  10.6  Schöss- 
linge),  zeitig  schossend  und  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mai  blühend. 
Halmlänge  165  cm  (Max.  180  cm),  Halmdicke  0.45  cm,  Blattzahl  4.4, 
Blattlänge  18  cm,  Blattbreite  0.92  cm,  Blattoberfläche  145.73  cm,  Halm- 
fläche 222.75  qcm,  Oesammtfläche  368.48  qcm. 

Junge  Aehre  blaugrün,  zeitig  reifend,  14  cm  (Max.  21  cm)  lang, 
mit  31  Aehrchen  und  60  in  der  Vollreife  leicht  ausfallenden  Früchten, 
von  denen  1  hl  (=  76.3  kg)  2  208  900  Früchte  enthält. 

Auf  1  qm  wachsen  ^K)  Halme  oder  177  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  56.5  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 29.5  qm  und  das  Saatquantum  1.2  hl. 

Es  wiegen  100  Halme  900  gr  und  davon  die  Früchte  400  gr. 

Auf  den  in  guter  Kultur  befindlichen  Lehmböden,  den  humusreichen 
Sandböden  und  den  reichen  Moorböden  lassen  sich  tob  ihm,  da  er  nicht 
leicht  lagert,  hohe  Erträge  erzielen,  und  selbst  auf  den  leichteren  Sand- 
böden befriedigen  seine  Erträge,  wenngleich  auf  diesen  Böden  nach  eini- 
gen Jahren  Degeneration  eintritt,  sobald  nicht  für  frisches  Saatgut  ge- 
sorgt wird. 

Dieser  vollkommen  winterfeste,  prachtvolle  Boggen  ist  leider  gegen 
Bost  nicht  ganz  widerstandsfähig. 

Nach  sicheren  Emteangaben  stellen  sieh  seine  Erträge  wie  folgt: 


^  ESdenaer  Kulturverein  1868,  sandiger  Lehm 
^)        „  „  „      lehmiger  Sand 

^)  Proskauer- Versuchsfeld  1869,  sandiger  Lehm 

.    >i  79  1872,        „  „ 

Weihen-Stephan     „  1866,        „  „ 

Dieser  Boggen  wurde  durch  den  BerUner  AkUimatisations-Verein^ 
1861  aus  Spanien  bezogen  und  später  durch  die  Samenhandlung  von 
Wilh.  Wernor  t  Co,  in  Berlin  in  Devtsehland  weiter  verbreitet. 


Erträge  per 
Kom        Stroh 

ha  an 
Spreu 

kg             kg 

kg 

2075        4602 

257 

1841        4836 

108 

2496         5280 

— 

1400        3622 

— 

1979         4957 

— 

1)  Anbtuversuohe  des  Verfassers. 

2)  Zeitsohr.  f.  Akklimat  1866,  p.  180. 


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548 


Besonderer  Teil. 


Boggen  ans  Evora,  Portagal.  ®  nmd  O 

Aehre:  gelb,  sohmal,  selir  lang;  Aebrohen  0.8cm  breit,  2-k5mig; 
Ghrannen  hell,  4—6  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  fest,  kräftig,  lang.  — 
Fracht:  Original  hell,  sehr  oft  gelbrötlich,  weizenfarbig,  lang,  schmal 
(9  mm  lang,  SV^mm  breit),  feinsohalig;  nachgebaut:  in  1.  Tracht  kurz, 
dick,  braun  (8  mm  lang,  3  mm  breit),  etwas  grobsohalig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  kräftig,  Frülgahrsvegetation  sehr  zeitig,  Be- 
stechung stark,  auffallend  zeitig  schossend,  was  seine  Natur  als  Sommer- 
roggen bekundet,  zumal  derselbe  ausserordentlich  empfindlich  ist,  demzu- 
folge als  Sommerroggen  gebaut,  erwies  er  sich  als  solcher.  Blüte  und 
Beife  treten  sehr  zeitig  ein,  Anfang  Juli  reift  der  Winterroggen  und  in 
130  Tagen  der  Sommerroggen. 


Winterroggen 

Sommerroggen 

147  om  ^ax.  200  om) 
0.4  cm 

145  om  (Max.  165  om) 

Halmdicke 

0.28  cm 

Blattzahl 

8 

3.5 

Blattlänge 

18  cm 

16.8  cm 

Blattbreite 

0.85  cm 

0.7  cm 

Blattfläche 

91.80  qcm 

82.82  qcm 

Halmfläche 

184.80  qcm 

121.80  qcm 

Gesammtfläche 

276.60  qcm 

204.12  qcm 

Aehrenlänge 

14  om  (Max.  19  cm) 

10  cm  (Max.  15  cm) 

Anzahl  der  Früchte  ia  einer 

Aehre 

80 

55 

Hektolitergewicht  der  Früchte 

79.3  kg 

77.2  kg 
2856  400 

Anzahl  der  Früchte  p.  hl 

2  687  600 

lOO  Halme  wiegen 
Darin  die  Frü<£te 

568  gr 

881  gr 

199  gr 

162  gr 

Anzahl  der  Sohöeslinge 

5 

8.4 

Sigol,  Tieh  (Catalufia).  Q 

Aehre:  schmutzig-blassgelb,  halbhängend,  kurz,  7  cm  (Max.  10  cm) 
lang,  mit  40  Früchten;  Grannen  4— 5  cm  lang.  —  Stroh:  rotgelb  bis 
rotgrau,  sehr  feinhalmiff,  doch  fest.  —  Frucht:  hellbraun  oder  graublau, 
lang  (9V2mm  lang,  272  mm  breit,  302  Früchte  «=  10  gr);  nachgebaut: 
296  Früchte  =  10  gr. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  sohmal,  lang,  aufrecht,  sammetig,  1.2 
Schösslinge;  Halm  100  cm  (Max.  130  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattuihl  4, 
Blätter  11cm  lang,  0.5  cm  breit,  Blattfläche  44  qcm,  Halmfläche  90  cm, 
(xesammtfläche  134  qcm. 

Bezugsquelle:  Antonio  Cipriano  Costa,  Barcelona  1881. 

Semmerroi^geii  ans  Minho  (Portn^l).  0 

Aehre:  rötlich-gelb,  aufrecht,  Spelzen  lang,  Aehre  6  cm  (Max.  9  cm) 
lang,  mit  30  Früchten;  Grannen  etwas  gespreizt,  4 — 5  cm  lang,  —  Stroh: 
rötlich-gelb  oder  rotgrau,  sehr  feinhalmig,  doch  fest,  kurz.  —  Frucht: 
hellbraun,  lang,  sehr  scliön,  gross  (lOVs  nun  lang,  8  mm  breit,  224  Früchte 
=  10  gr),  sehr  feinsohalig. 


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Boggensorten.  549 

Junges  Blatt  aufreoht,  sclimal,  laog,  dunkelgrün,  sammetig,  1.2 
Scliösslinge;  Halm  105  om  (Max.  115  cm)  lang,  0.25  om  dick,  BlattzfJil  4.2, 
Blätter  11  om  lang,  0.44  om  breit,  Blattfläcke  40.7  qcm,  Halmfläohe 
78.8  qom,  Gesammidläohe  119.5  qcm. 

Centeio  barau«.  O 

Syn.:  Sommerrogen  aus  Portugal. 

Aehre:  fast  weiss,  dfinn,  riemlioh  dicht,  mittellang ;  Aehrolien  1.2  cm 
breit,  2-kömig,  Grannen  granweiss,  bis  4  cm  lang.  —  Stroh:  gelb, 
dttnnhalmig,  fest.  —  Fmcht:  heller,  als  bei  den  übrigen  gebauten 
Sommerroggen,  gross  (10  mm  lang,  8  mm  breit,  257  Früchte  =  10  gr), 
feinschalig. 

Halme  blaugrün,  2  Sohösslinge,  mittelMh  sohossend  und  blühend. 
Halmlänge  120  cm  (Max.  160  cm),  Halmdicke  0.27  cm,  Blattsahl  4,  Blatt- 
länge 14.24  cm,  Blattbreite  0.68  cm,  Blattfläche  71.76  qcm,  Halmfläche 
97.2  qom,  Gesammtfläche  168.96  qcm. 

Aehre  in  120  Tagen  reifend,  8  cm  (Max.  18  cm)  lang,  mit  40  ziem- 
lich fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  080300  auf  1  hl  (=:  79  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  176  gr  nnd  davon  die  Früchte  124  gr. 

Diese  Sorte  ist  ertragreich  und  sehr  beachtenswert  Sie  lagert  nicht 
leicht,  befällt  aber  stark  mit  Kost. 

Bttmischer  Ro|^gen.  0 

Franz.:  Seigle  de  Bome,  ou  k  gros  grains. 

Aehre:  schmutzig-blassgelb,  voll,  sehr  breit,  lang;  Aehrchen  1  cm 
breit,  2-kömig;  Grannen  hell,  4— 5  cm  lang.  — -  Stroh:  graugelb,  fest, 
lang.  —  Frucht:  gelbgran,  dick  (7  mm  lang,  Sy^ — 4  mm  breit),  schwer, 
feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kräftig,  ziemlich  breit,  aufrecht:  Frühjahrs- 
Vegetation  zeitig,  Bestockung  mittelstark,  4.5  Schösslinge  (bei  100  qcm 
Banm  18.6  Schösslinge),  zeitig  sohossend,  Mitte  Mai  blühend.  Halmlänge 
170  cm  (Max.  190  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  BlaUzahl  4.8,  Blattlänge  21.5  cm, 
Blattbreite  0.9  cm,  Blattfläche  185.76  qcm,  Halmfläche  204  qcm,  Gesammt- 
fläche 389.76  qcm. 

Aehre  reift  etwas  ungleich,  Mitte  Jnli;  14  cm  (Max.  17  cm)  lang, 
mit  65  ziemlich  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  1  617  000  auf  1  hl 
(s=  77  kg)  entfallen. 

Es  wachsen  auf  1  qm  800  Halme  oder  177  Pflanzen,  mithin  be- 
trägt der  Baum  für  eine  Pflanze  56.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Boden- 
fläche 81.18  qm  und  das  Saatquantnm  1.64  hL 

Es  wiegen  100  Halme  780  gr  nnd  davon  die  Früchte  885  gr. 

Diese  Boggensorte  ist  sehr  genügsam,  da  sie  selbst  noch  auf  leich- 
terem Sandboden  verhältnismässig  hohe  Erträge  bHngt,  die  sich  ent- 
sprechend auf  den  schwereren  Böden  steigern. 

Das  sehr  starkhalmige  Stroh  lagert  selten,  doch  ist  der  Boggen 
gegen  Best  nicht  besonders  widerstandsfähig. 

Diesen  Boggen    führte    nach  Henzi^)  M.  d'Oncien  de  Ghaffor- 


1)  Plant,  aliment.  p.  410. 

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£60  Batentoer  TdL 

den  nach  iVankmdi  «iii,  wo  iha  M.  Trochn  sn  B«ll«»Itle-6ft  Mer weiter 
reährmMt.  Auoh  toll  er  uoli  Ib  Frankreich  als  Boamerrogf  en  kulti- 
vltren  lanei^  doch  erwies  er  aioh  in  Poppelsderf,  obwohl  eiidge  Halme 
schossteo,  als  echter  Winterroggen. 

Roggen  ans  Italien.  ® 

Aehre:  blassgelh»  lang,  breit,  etwaa  locker,  voll;  Aebrdien  2-kör- 
nig.  —  S^oh:  gelb,  feinhalmig,  mittellang.  —  Fracht:  gelbUch-gri&n, 
sehr  bell,  gross  (9  mm  lang,  3V2  Bim  breit,  281  Früchte  «==  10  gr),  etwas 
grobschaUg. 

Herbstblatt  ziemlich  kräftig,  Frühjahrsvegetation  sehr  zeitig,  Be- 
stooknng  mittelstark,  3.2  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  nnd  blühend. 
Halmlänge  115  cm  (Hax.  142  cm),  Halmdicke  0.31  cm,  Blattzahl  3,  Blatt- 
länge 20.7  cm,  Blattbreite  0.7  cm,  Blattfläohe  66.94  qcm,  Halmfläche 
111.55  qcm,  Oesammtfläche  198.49  qcm. 

Aehre  reift  sehr  zeitig  (16/7.  77,  5/7.  78),  12  cm  (Max.  20  cm) 
lang,  mit  65  fest  sitzenden  Frttchten,  von  denen  2 107  500  anf  1  hl 
(=  75  kg)  entfallen. 

£s  wiegen  100  Halme  516  gr  nnd  davon  die  Früchte  211  gr. 

Im  Frühjahr  gesäet»  erwies  er  sich  als  echter  Winterroggen.  Leidet 
wenig  durch  Lagern,  doch  stark  durch  Eost. 

Wahrscheinlich  ist  dies  eine  ursprünglich  alpine  Sorte,  welche  in 
Nord-Italien  zum  Anbau  gelangt  ist. 

Sommer-Standenrogi^eii  ans  Palermo.  0 

Aehre:  blassgelb,  dünn,  lang,  etwas  locker;  Aehrchen  0.9  cm  breit, 
2-kömig,  Grannen  4^^5  cm  lang.  —  Stroh:  grauHch-gelb,  feinhalmig,  fest, 
ziemlich  lang.  —  Frucht:  silbergrau  und  hellbraun,  sehr  lang  (10  mm 
lang,  3  mm  breit,  342  Früchte  =  10  gr),  sehr  schwer,  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  schmal,  kraus;  2  Schösslinge,  zeitig  blühend. 
Halmlänge  135  cm  (Max.  165  cm),  Halmdicke  0.27  cm,  Blattzahl  3.5, 
Blattlänge  15.8  cm,  Blattbreite  0.7  cm,  Blattfläche  77.42  qcm,  Halmfläche 
109.85  qcm,  6-esammtfläche  186.77  qcm. 

Aehre  reift  in  120  Tagen,  10  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  40  Früch- 
ten, von  denen  2  736  000  auf  1  hl  (=  80  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  300  gr  und  davon  die  Früchte  109  gr. 

Dieser  Eoggen  leidet  stark  durch  Kost 

Roi^gen  ans  4er  Ttrkei.  ® 

Aehre:  blassrötlich-gelb,  dünn,  lang;  Aehrchen  0.7  cm  breit,  2-kdmig; 
Grannen  hell,  4—5  cm  lang.  *-  Stroh:  graugelb,  kräftig,  lang.  —  Frucht: 
graubraun,  lang  (9  mm  lang,  3  mm  breit,  332  Früchte  =  10  gr),  fein- 
schalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kräftig,  kraus;  Frül^'ahrsvegetetion  zeitig, 
Besteckung  mittelstark,  4.8  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend. 

Halmlänge  170  cm  (Max.  190  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  5.4, 
Blattlänge  21.6  cm,  Blattbreite  0.83  cm,  Blattfläche  193.64  qcm,  Hahnfläche 
204  qcm,  Gesammtfläche  397.64  qcm. 


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BoggeBBorten.  551 

Aelire  reift  zeitig,  erste  Hälfte  des  Juli,  14  om  (Max.  18  cm)  lang^ 
But  80  Früchten»  von  denen  2  357  200  auf  1  hl  (=  71  kg)  entfallen. 
Es  wiegen  100  Halme  545  gr  und  davon  die  Früchte  203  gr. 
Diese  Boggensorte  lagert  nicht  leicht  nnd  leidet  wenig  durch  Eost. 

Roggen  ai8  Enenm,  Klem-Asien.  ® 

Aehre:  blassgelb,  dünn,  sehr  locker,  lang;  Aehrchen  0.8  cm  breit; 
Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  — -  Stroh:  graulich-gelb,  fest,  mittellang.  — 
Fmcht:  hellgranblan,  etwas  plump  (10  mm  lang,  3Vs  mm  breit,  363 
Früchte  =10  gr),  leicht,  feinsohalig. 

.  Herbstblatt  blaugrün,  fein,  weizenfthnlich ;  Frühjahrsvegetation  etwas 
spät,  Bestockung  sehr  stark,  7  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  128  cm  (Max.  140  cm),  Halmdicke  0.35  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 22.25  cm,  Blattbreite  0.77  cm,  Blattfläche  137.04  qcm,  Halmfläche 
140.8  qcm,  Gesammtfläche  277.84  qcm. 

Aehre  etwas  spät,  in  der  2.  Hälfte  des  Juli  reifend,  14  cm  (Max. 
18  cm)  lang,  mit  60  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  577  300  auf 
1  hl  (=  71  kg)  entfallen.    . 

Es  wiegen  100  Halme  555  gr  und  davon  die  Früchte  241  gr. 

Diese  beachtenswerte  Roggensorte  lagert  nicht  leicht  und  leidet 
wenig  durch  Best. 

SchwAdischer  Standen-Boggen.  (5) 

Aehre:  blassgelb,  fast  weiss,  dicht,  voll,  sch5n,  lang;  Aehrchen 
0.8  cm  breit,  2-kömig;  Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  graugelb, 
fest,  lang.  —  Fmcht:  braungrau,  gross,  schön  (8V2  ™ni  lang,  3  mm  breit, 
312.5  Früchte  «=  10  gr),  schwer,  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät,  sich  im  All- 
gemeinen wie  Johannis-BrOggen  verhaltend,  Bestockung  stark,  5  (bei 
100  qcm  14)  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge 
144  cm  (Max.  165  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  18.5  cm, 
Blattbreite  0.92  cm,  Blattfläche  136.16  qcm,  Halmfläche  171.98  qcm, 
Gesammtfläche  308.14  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  14  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  80  etwas 
leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  2  406  250  auf  1  hl  (=  77  kg) 
entfallen. 

Es  wachsen  auf  1  qm  1000  Halme,  oder  200  Pflanzen,  mithin  be- 
trägt der  Baum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattoberfläohe  p.  qm  Boden- 
fläcbe  80.8  qm  und  das  Saatquantum  1.2  hl  p.  ha.  # 

Es  wiegen  100  Halme  703  gr  und  davon  die  Früchte  262  gr. 

Diese  Boggensorte  ist  vollkommen  winterfest,  lagert  nicht  leicht, 
wird  wenig  durch  Best  angegriffen  und  bringt  auf  den  besseren  Boggen- 
böden, selbst  im  rauhen  Klima,  hohe  Eom-  und  Stroherträge. 

Roggen  ans  ümeä,  Schweden.  ® 

Aehre:  gelb,  schmal,  lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit,  2-körnig,  Grannen 
4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  lang.  —  Fmcht:  braun,  klein, 
dick  (8  mm  lang,  3  mm  breit,  359  Früchte  =  10  gr),  etwas  grobschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät,  Blatt 
schmal,   Bestockung  mittelstark,  4.5  Schösslinge    (bei  100  qcm  Baum  12 


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552  Besonderer  T^ 

Seliosslmge),  mittelfrüh  schoseend  nnd  blühend  (20/5.  78),  seitig  11/7.  78 
(gleichzeitig  mit  Roggen  ans  Italien)  reifend.  Dies  Verhalten  entspricht 
Yollkommen  dem  nordischen  Cretreide,  welches  erst  sp&t  in  Vegetation 
nnd  Blüte  tritt,  dann  aber  in  der  Eeife  nicht  selten  südliche  Sorten  über- 
holt, in  dieser  Beziehung  stimmt  sein  Verhalten  mit  den  alpinen  Boggen 
überein,  nur  dass  bei  ihm  die  Periode  zwischen  Blüte  nnd  Eeife  kürzer  ist, 

Halmlänge  140  cm  (Max.  167  cm),  Halmdicke  0.36  cm,  Blattzahl  4, 
BlaUlänge  20.6  cm,  Blattbreite  0.87  cm,  BlattflSche  143.36  qcm,  Halm- 
fläche 151.2  qcm,  Gesammtfläche  294.56  qom. 

Aehre  15  cm  (Max.  20  cm)  lang,  mit  75  ziemlich  leicht  ausfallenden 
Früchten,  von  denen   2  699  680  Früchte  anf  1  hl  (=  75.2  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  618  gr  nnd  davon  die  Früchte  249  gr. 

Diese  Sorte  lagert  nicht  leicht,  leidet  jedoch  durch  Best. 

Schwedischer  Boi^geip.  0 

Syn.:  Schneeroggen. 

Aehre:  rötlich-gelb,  voll,  dünn,  verhältnismässig  kurz;  Aehrchen 
0.8  cm  breit,  2-kömig,  Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  schön, 
rötlich-gelb,  sehr'  fest,  feinhalmig,  sehr  lang.  —  iVucht :  Original  hell- 
bräunlich, klein  (6  mm  lang,  I72  mm  breit);  nachgebaut:  in  4.  Tracht 
grösser  und  schöner  geworden,  doch  immerhin  noch  sehr  schmal  (9  cm 
lang,  2Y2  mm  breit,  310  Früchte  =  10  gr),  etwas  leicht,  ziemlich  fein- 
schalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  kraus;  Frühjahrsvegetation  sehr  spät, 
Bestechung  schwach,  3  Schösslinge,  sehr  spät  schossend,  Ende  Mai  blü- 
hend. Halmlänge  152  cm  (Max.  210  cm),  Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  4.7, 
Blattlange  19.7  cm,  Blattbreite  0.7  cm,  Blattfläche  129.62  qcm,  Halmfläche 
143.31  qcm,  Gesammtfläche  272.93  qcm. 

Aehre  spät  reifend,  11  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  40  Aehrchen 
und  75  ziemlich  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  268  000  auf  1  hl 
(=  73  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  798  gr  und  davon  die  Früchte  277  gr. 

Dieser  Roggen  ist  durchaus  winterfest,  leidet  wenig  durch  Lagern 
nnd  Best,  und  eignet  sich  zum  Anbau  für  nördliche  Gegenden  oder  sehr 
rauhe  Lagen  vortrefflich  und  verträgt  namentlich  noch  eine  sehr  späte 
Aussaat  im  December,  weshalb  ihm  der  Name  „Schneeroggen*'  mit  Eecht 
zukommt.  ^ 

Im  milden  Klima  und  auf  gutem  Boden  gewinnt  er  beträchtlich  an 
Quantität  und  Qualität  des  Ertrages. 

L.  Wittmack  erhielt  ihn  durch  Paul  Andersson  in  Oestersund 
(63^  10'  58''  nördi.  Br.),  Jemtlands-Län,  Schweden,  und  sandte  ihn  1875 
nach  Poppeisdorf. 

Schwedischer  Sandroggen.  0 

Aehre:  blassgelb,  schmal,  dicht,  voUkömig,  lang;  Aehrchen  0.8  cm 
breit,  2-kömig;  Grannen  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  fest,  ziemlich 
feinhalmig,  lang.  —  Frucht:  hellbraun,  ziemlich  kurz  (7  mm  lang,  2V2  mv^ 
breit,  471  Früchte  =  10  gr),  etwas  grobschalig;  nachgebaut:  nur  280 
Früchte  =  10  gr. 

Herbstblatt  blaugrün,  kräftig;  Bestocknng  sehr  stark,  6  Schösslinge; 


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Boggentortra.  5&3 

Frühjahrsvegetation  spät,  spät  sohossend  und  blühend  (11/6.  79).  Halm 
150  cm  (Max.  175  om)  lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  19.3  cm 
lang,  0.65  cm  dick,  Blattfläolie  164.05  qom,  Hahnfläche  171  qcm,  G«sammt- 
fläche  335.05  qcm. 

Aehre  reift  spät,  13  cm  (Max.  16  cm)  lang,  mit  70  nicht  leicht  ans« 
fallenden  Früchten,  von  denen  8  687  930  auf  1  hl  (=  78.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  569  gr  und  davon  die  Früchte  248  gr. 

Dieser  durchaus  winterfeste  Eoggen  eignet  sich  für  rauhe  Lagen 
und  geringe  Böden. 

Bezugsquelle:  Haage  &  Schmidt,  Erfurt 

Alands-Roggen.  ® 

Aehre:  blassgelb,  schlaff,  schön,  etwas  locker,  lang;  Ghrannen  bis 
6  cm  lang,  -r  Stroh :  gelbgrau  bis  violett,  sehr  fest,  mittellang.  —  Frucht : 
hellbraun,  schmal  (9  mm  lang,  2^2  inm  dick,  410  Früchte  =  lÖ  gr), 
feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kurz,  stark  sammetig,  Vegetation  spät,  4 
Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend,  zeitig  reifend ;  Halm  120  cm 
(Max.  145  cm)  lang,   0.45  cm  dick,    Blattzahl  4.8,   Blätter  16.5  cm  lang, 

1  cm  breit,  Blattfläche  ir)8.4  qcm,  Halmfläche  162  qcm,  Gesammtfläche 
320.4  qcm. 

Aehre  13  cm  (Max.  18  cm)  lang,  mit  80  Früchten,  von  denen  1  hl 
=  78  kg  wiegt. 

Winterfest.  Für  einen  guten  Eoggenboden  im  rauhen  Klima  sehr 
geeignet. 

Original  durch  Pfarrer  Mol  in  von  der  Alands-Insel  Eckerö  erhalten. 

Ein  Alands-Eoggen  von  der  Firma  Ernst  Bahl  sen  in  Prag  bezogen, 
zeigte  sich  in  seinen  Wachstumsverhältnissen  nicht  als  nordischer  Eoggen, 
weshalb  wir  zur  Prüfung  direkt  von  den  Alands-Inseln  Eoggen  bezogen. 

Der  Eoggen  von  E.  Bahlsen  hat  ein  hellgrünes,  aufrechtes,  kräf- 
tiges Blatt  und  entwickelt  sich  sehr  zeitig  und  stimmt  in  dieser  Beziehung 
mit  dem  italienischen  Eoggen  überein,  während  der  von  uns  bezogene 
Originalroggen  vollkommen  die  Eigenschaften  nordischen  Getreides  besitzt. 

Winterrogrgen  aas  Norwegen.  0 

Aehre:  gräulich-gelb,  schmal,  lang;  Aehrchen  0.7  cm  breit,  2-kömig; 
Grannen  heil,  4— 5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kräftig,  fest,  sehr 
lang.  —  Frucht:  hellgrau  bis  graubraun,  lang  (8V2  ^^^n  lang,  3  mm  breit, 
305  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät,  Bestockung 
stark,  6  Schösslinge,  spät  16/5.  78  schossend,  30/5.  78  blühend  und 
mittelfrüh  15/7.  78  reifend,  hiermit  zeigt  er  das  Verhalten  der  nordischen 
Eoggen. 

Halmlänge  160  om  (Max.  200  cm),  Halmdicke  0.87  cm,  Blattzahl  4.5, 
Blattlänge  22  cm,  Blattbreite  0.78  cm,  Blattfläche  154.44  qcm,  Halmfläche 
177.60  qcm,  Gesammtfläche  332.04  qcm. 

Aehre    14  cm  (Max.    18  cm)    lang,    mit    90   Früchten,    von    denen 

2  348  600  auf  1  hl  (=  77  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  160  Pflanzen,  mithin  beträgt 


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554  Bemmderar  Teil. 

der  Eanm  für  eine  Pflanze  66.6  qem,  die  Bkttfl&clie  p.  qm  Bodoofläohe 
30  qm  und  dae  Saatqnantnm  1  lil  p.  ha. 

£•  wiegen  100  Halme  591  gr  mid  davon  die  Früchte  230  gr. 

Diese  Eoggeiisorte  ist  winterfest  und  für  rauhe  Lagen  sel^  beaoh- 
tenswert. 

Astraebaii'sch^r  Aoggen.  ® 

Syn.:  Jemsalemer  Eoggen. 

Aehre:  rötlich-gelb,  dünn,  hängend,  lang;  Aehrchen  2-könug;  Gran- 
nen hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  im  Mittel  140  cm 
(Max.  über  200  cm)  lang.  —  Frucht:  grünlich-gelb,  von  schlechtem  Aus- 
sehen, Gewicht  leicht,    schmal  (9  mm  lang,  2V2iiiin  breit). 

Herbstblatt  blaugrün,  ziemlich  lang,  kraus,  Bestockung  stark  und 
tritt  vorzugsweise  im  Frühjahr^)  ein;  Frühjahrsvegetation  spät,  sie  beginnt 
14  Tage  später  als  beim  Probsteier  Eoggen,  ebenso  tritt  die  Blüte  8  Tage 
später  ein,  reift  jedoch  mit  dem  Probsteier  gleichzeitig. 

Die  Erträge,  namentlich  an  Stroh,  sind  auf  kräftigem  Boden  reich. 

In  Bldena    wurden  erzielt  nach  einer  Düngung  und  bei  einer  Aus- 
saat von  150kg  p.  ha,  vom. 
Jerusalemer    ....  2185  kg  Korn,     5058  kg  Stroh,  187  kg  Spreu. 
Astrachaner    .     ,     .     .  1884  „       „  5058  „      „        195  „        „ 

durchschnittlich:  2011  kg  Korn,     5058  kg  Stroh,  191kg  Spreu. 
Durchschnitt  vom  Prob- 
steier   Eoggen     zum 

Vergleich:   .    .     .     .2100  kg  Korn,    4672kg  Stroh,  193kg  Spreu. 
Bei   zeitiger   Aussaat  und   kräftigem,   gut   kultiviertem  Boden  em- 
pfiehlt sich  die  Eoggensorte,  namentlich  in  stroharmen  Wirtschaften,  zum 
Anbau. 

Das  preussische  Landes-Oekonomie-Collegium  veranlasste  1851  in 
Folge  einer  sehr  günstig  lautenden  Mitteilung  durch  den  Kammerrat 
Kleinwächter  über  den  in  der  Umgegend  von  Oels  in  Schlesien  ge- 
bauten Eoggen  die  Anstellung  von  Versuchen  an  den  landwirthschaft- 
lichen  Lehranstalten. 

Podoliseher  Staadenroggen.  0 

Aehre:  schmutzig-gelb,  voll,  schmal,  lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit, 
2-kömig,  doch  zuweilen  eind.Blütchen  entwickelt;  Grannen  hell,  4— 5  cm 
lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kräftig,  mittellang.  —  Frucht:  hellgraublau 
oder  hellbraun,  schön  (8  mm  lang,  3  mm  breit,  315  Früchte  =10  gr), 
feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sehr  kräftig,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
etwas  spät,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halmlänge  135  cm  (Max. 
160  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  5,  Blattlänge  19.6  cm,  Blattbreite 
0.91  cm,  Blattfläche  178.40  qcm,  Halmfläche  162  qcm,  Gesammtfläche 
340.40  qcm. 

Aehre  reift  ziemlich  zeitig  in  der  1 .  Hälfte  des  Juli,  15  cm  (Max. 
20  cm)  lang,  mit  80  Früchten,  von  denen  2  394(X)0  auf  1  hl  (=  76  kg) 
entfallen. 


1)  Landw.  Centralbl  1853,  pg.  811. 

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Eoggensoyten.  555 

£■  wiegra  100  Halme  572  gr  und  davon  die  Frttolite  282  gr. 
DiMO  fttr  ranhe  Lagen  sehr  beaclitenswerte  Roggeniorte  lagert  nieiit 
leieht  nnd  ist  -winterfest,  doch  leidet  sie  etwas  stark  dorch  Eost. 
'    Bezugsquelle:  Oek.-botanisoher  Garten  zu  Halle,  1877. 

KolossAl-Aoggen  ron  Azow.  ® 

Aehre:  blassgelb,  sclilaff,  lang;  Grannen  6— 7  cm,  also  yerh&ltnis- 
massig  lang.  -^  Stroh:  r5tlioh-gelb,  lang,  rohrartig.  —  Fmoht:  hell-  bis 
dunkelbraun  oder  bli^ugrau,  spitz,  klein  (7  mm  lang,  2  mm  breit,  413 
Früchte  ==  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  zeitig  sohossend  und  blühend,  4.5  Sohöss- 
linge;  Halm  150  cm  (Max.  180  cm)  lang,  0.45  cm  dick,  Blattzahl  4.6, 
Blätter  17.5  om  lang,  0.9  cm  breit,  Bhittfläche  144.9  qcm,  Halmflftehe 
202.5  qcm,  Gesammtflftohe  847.4  qcm. 

Aehre  12  om  (Max.  16  cm)  lang,  mit  80  Früchten. 

Dieser  Boggen  wurde  1878  durch  Gutsbesitzer  Eambousek  in  Zbo- 
row  bei  Forbes  nach  Böhmen  eingeführt. 

Dieser  Staudenroggen  erwies  sich  als  vollkommen  winterfest  und 
namentlich  im  Stroh  ertragreich,  während  der  Eomertrag  und  die  Qua* 
lität  der  Kömer  zu  wünschen  lassen,  wie  dies  überhaupt  immer  bei  sehr 
kräftigen  Staudenroggen  der  Fall  ist. 

Bezugsquelle:  Zborow. 

Petersburger  Roggen.  0 

Aebre  blassgelb,  voll,  dick,  mittellang;  Aehrohen  1  cm  breit,  2-kör- 
nig;  Grannen  hell,  4—5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  sehr  kräftig,  lang.  — 
Fnicht:  graugelb,  kurz,  dick  (8  mm  lang,  3V2  mm  breit,  306  Früchte  a= 
10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  breit,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  ziem- 
lich zeitig,  Bestockung  stark,  5  Schösslinge  (bei  100  qcm  Baum  11.9 
Schösslinge,  also  sehr  stark),  zeitig  sohossend  und  blühend.  Halmlänge 
165  cm  (Max.  200  cm),  Halmdicke  0.45  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  18.3  em, 
Blattbreite  0.9  cm,  Blattfläohe  131.76  qcm,  Halmfläche  222.75  qcm,  Ge- 
sammtfläche  354.51  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  14  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  70  Früchten, 
von  denen  2  208  200  auf  1  hl  (==  72  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  160  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  62.5  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28.4  qm  und  das  Saatqaantum  1.1  hl  p.  ha. 

Dieser  kräftige  Staudenroggen  wird  vielfach  auf  reichem  Boden  in 
den  russischen  Ostseeprovinzen  gebaut. 

Grosser  rossiseher  Boggen.  ® 

Syn.:  Kolossal-Boggen,  Aulock'scher  Staudenroggen. 
Franz.:  Seigle  grand  de  Bussie. 

Aehre:  hellgelb,  etwas  locker,  lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit,  2-kör- 
nig;  Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kräftig,  etwas 
mürbe,  lang.  —  Frucht:  graubraun,  mittelgross  (8  mm  lang,  3  mm  breit), 
etwas  grobsohalig.   ' 

Herbstblatt   dunkelgrün,   breit,    lang,   kräftig;    Frülgahrsvegetation 


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556  Besonderer  Teil. 

zeitig,  Bestockung  mittelstark,  5  Scliöeslingey  zeitig  schossend,  doch  erst 
Ende  Mai  blühend.  Halnü&nge  143  cm  (Max.  180  cm),  Halmdicke  0.4  cm, 
BlattzaU  4,  BlattläDge  17  cm,  Blattbreite  0.73  cm,  Blattfläohe  99.28  qcm, 
Halmfläcbe  179.8  qcm,  Gesammtfläcbe  279.08  qcm. 

Die  Aebre  reift  ziemlich  zeitig,  Mitte  Juli,  12  cm  (Max.  18  cm) 
lang,  mit  70  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  2  590  250  auf  1  hl 
(=  79.7  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt  der 
Baum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattoberfläche  p.  qm  Bodenfl&che 
27.91  qm  und  das  Saatquantum  1.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  553  gr  und  davon  die'  Früchte  222  gr. 

Diese  Eoggensorte  eignet  sich  für  die  schwereren  Böden  und  für 
nördliche  Gregenden,  da  sie  weder  leicht  in  der  Blüte  erfriert,  noch 
auswintert.  Auf  leichtem  Boden  artet  sie  jedoch  sehr  schnell  aus,  so 
dass  in  diesem  Falle  alle  3  Jahre  mit  dem  Saatgut  gewechselt  wer- 
den muss. 

Die  Eom-  und  namentlich  die  Stroherträge  stellen  sich  sehr  hoch, 
doch  ist  das  Stroh  mürbe,  lagert  leicht  und  ist  dem  Eost  stark  aus- 
gesetzt. Es  soll  auf  reichen  Böden  eine  Länge  von  2—2.50  m  erreichen 
können. 

Erträge  auf  sandigen  Lehmböden. 

Ertrage  per  ha  an 

Eom  Stroh 

kg  kg 

Proskauer  Versuchsfeld  1868         2145  5694 

„  „  1871         1792  4304 

Den  Ifamen  Aulock^scher  Roggen  trägt  er  yon  einem  seiner  An- 
bauer in  Ober-Schlesien,  dem  Herrn  von  Aulock. 

Nach  Frankreich  wurde  er  durch  M.  Moll  eingeführt. 

Ffnnländlseher  Wasa- Winter-Roggen.  0 

Aehre:  rötlich-gelb,  dicht,  11  cm  lang,  mit  40  Aehrchen  und  75 
Früchten;  Grannen  hell,  4—5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  feinhalmig,  fest, 
140  cm  lang.  —  Frucht:  dunkel,  braun,  kurz,  7  mm  lang,  2V2  ^'^^  breit, 
etwas  grobschalig,  Qualität  wenig  befriedigend,  doch  besser  als  vom  N7- 
land-Eoggen. 

Er  wurde  1861  yom  Berliner  Akklimatisationsyerein  in  Preussen 
eingeführt;  erwies  sich  im  Allgemeinen  weniger  ertragreich  als  Kyland- 
Eoggen. 

Diese  Eoggensorte  wird  sehr  häufig  im  nördlichen  Eussland  kul- 
tiviert. 

Original  im  landwirtschaftlichen  Museum  zu  Berlin. 

Finnländiseher  Nyland- Winter-Boggen.  ® 

Aehre:  rötlich-gelb,  dicht,  14  cm  lang,  mit  36  Aehrchen  und  68 
Früchten;  Grannen  hell,  4— 5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  feinhal- 
mig, fest,  140  cm  lang.  —  Frucht:  hellbräunlich  oder  grünlich-gelb, 
lang,  mager. 

Er  wurde  1861  vom  Berliner  Akklimatisationsverein  in  Preussen 
eingeführt,  hat  jedoch  keiue  grosse  Verbreitung  gefunden. 

Original  im  landwirtsohaftUchen  Museum  zu  Berlin. 


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Boggensorten.  557 

Roggen  ans  der  Ukraine.  0 

Aelire:  blassgelb,  diok,  voll,  lang;  Aebrchen  1  cm  breit,  2-kömig; 
Grannen  4-^5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  lang,  feinbalmig,  fest.  — 
Frucht:  gelb  mit  grünlichem  Anfing,  sehr  dick,  sehr  gross  (10  mm  lang, 
3V2  ^^  breit,  260  Früchte  =  10  gr),  schwer,  mehlreich,  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  kräftig,  Frühjahrsvegetation  zeitig,  Be* 
Stockung  stark,  5.4  Schösslinge  (bei  100  qcm  Kaum  9.5  Schösslige),  zeitig 
schoBsend  und  Mitte  Mai  blöhend.  Halmlänge  155  cm  (Max.  170  cm)» 
Halmdicke  0.3  cm,  Blattzahl  4,  Blattl&nge  17  cm,  Blattbreite  0.87  cm, 
Blattfl&che  118.32  qcm,  Halmfl&che  139.5  qcm,  Gesammtfläche  257.82  qcnu 

Aebre  zeitig  reifend,  14  cm  (Max.  1 7  cm)  lang,  mit  65  ziemlich  fest 
sitzenden  Früchten,  von  denen  2  002  000  auf  1  hl  (=  77  kg)  entfallen. 

Boggen  ans  Jekaterinoslaw,  Sfld-Bnggland.  ® 

Aehre:  blassgelb,  dünn,  lang;  Aehrchen  2-körnig,  0.7  cm  breit; 
Grannen  hell,   4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:    graugelb,  fest,  feinhalmig,  lang. 

—  Frucht:  Original  auffallend  hell,  grünlich-gelb,  klein  und  spitz  (6mm 
lang,  2  mm  breit)^  feinschalig.  Auf  lOgr  entfielen  659  Früchte  der 
Originalsaat,  352  Früchte  der  1.  Tracht,  363  Früchte  der  2.  Tracht  und 
365  Früchte  der  3.  Tracht 

Herbstblatt  blaugrün,  sehr  fein,  kraus;  Frühjahrsyegetation  sehr 
spät,  die  Bodenblätter  sind  viel  dunkelgrüner  und  schmäler  als  bei  allen 
übrigen  kultivierten  Roggensorten,  Bestockung  mittelstark,  4.2  Schöss- 
linge, sehr  spät  schossend,  denn  als  der  frühe  Eoggen  aus  Italien  schon 
blühte,  war  die  Aehre  noch  nicht  hervorgetreten,  am  spätesten  von  allen 
Sorten,  gegen  Mitte  Juni  blühend,  doch  Reife  wenig  später  als  beim 
Roggen  aus  Italien,  nämlich  in  der  2.  Hälfte  des  Juli  eintretend. 

Halmlänge  150  cm  (Max.  180  cm),  Halmdioke  0.33  cm,  Blattzahl  5.3, 
Blattlänge  14.8  cm,  Blattbreite  0.76  cm,  BlaUfläche  119.25  qcm,  Halm- 
fiäche  148.5  qcm,  Gesammtfläche  267.75  qcm. 

Aehre  12  cm  (Max.  16  cm)  lang,  mit  70  ziemlich  fest  sitzenden 
Früchten,  von  denen  beim  Original  5  345  000  auf  1  hl  {^  81  kg)  gehen. 

Es  wiegen  100  Halme  592  gr  und  davon  die  Früchte  212  gr. 

Dieser  Steppenroggen  lagert  nicht  leicht  und  leidet  wenig  durch  Rost. 

Für  Deutschland  scheint  seine  Kultur  wertlos  zu  sein. 

Bezugsquelle:  Gutsbesitzer  D6gtiareff,  Jekaterinoslaw. 

Saksonka.  ® 

Aehre:  sohmutzig-blassgelb,  lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit,  2-kömig,. 
Ghrannen  hell,  bis  4  cm  lang. —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  fein,  mittellang. 

—  Frucht:  Original  grünlich-grau,  spitz,  lang  (8  mm  lang,  2y2mm  breit, 
369  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  dunkeler  und  grösser,  8^^  mm  lang, 
2%  mm  breit,  281  Früchte  ^  10  gr,  schwer,  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal ;  Frühjahrsvegetation  spät,  Bestockung 
stark,  5  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  125  cm 
(Max.  140  cm),  Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4,  Blätter  18.3  cm  lang, 
0.77  cm  breit,  Blattfläche  112.*73  qcm,  Halmfläche  123.75  qcm,  Gesammt- 
fläche 236.48  qcm. 

Aehre  reift  spät^  12  cm  (Max.  16  cm)  lang,   mit  39  Aehrchen  und 


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S68 


Beeonderer  Teil. 


76  etwas  lose  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  874  900  Früchte  auf  1  hl 
(=  77.7  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Habne  362  gr  nnd  davon  die  Früchte  174  gr. 

Dieser  winterfeste  Boggen  lagert  nicht  leicht,  ist  aber  gegen  Bost 
wenig  widerstandsfähig. 

Er  entstammt  den  deutschen  Eolonieen  Süd-Bosslands  und  wnrde 
4arch  Prof.  Saykewitsch,  Charkow,  übersandt 

iohainils-Boggeii  ^).  ® 

Syn.:  Waldkorn^),  Elebkom*),  Eisroggen,  mssisolier  Boggen. 

Franz.:  Seigle  de  la  Saint- Jean,  multioaule,  des  forSts,  du 

Nord,  boisson,  d'Archangel. 
Engl«:  St.  John^s  day  or  Midsnmmer-Bye. 
Ital.:  Segola  S.  Giovanni. 
Aehre:  granlich-gelb,  lang,  schmal;  Aehrchen  1  cm  breit,  2-körnig; 
ijrannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  granlich-gelb,  kräftig,  fest,   sehr 
lang.  —  Frucht:  granbrann,  spitz,  schmal,  sehr  klein  (7  mm  lang,  27^  ma 
breit,  396  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Herbstblatt  blaogrün,  fein,  schmcd,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation 
bei  um  Johannis  ausges&etem  Boggen  zeitig,  Anfang  Oktober  gesäet^  ver- 
hielt er  sich  wie  nordischer  Boggen,  d.  h.  die  FrühjahrsvegetatioB  trat 
spät  ein.  In  gleicher  Weise  zeigte  sich  je  nach  der  Aussaatzeit  seine 
Bestockungsfähigkeit  sehr  verschieden  gross.  Johannis  ges&et,  erzeugten 
sich  bei  200  qcm  Bodenfläche  für  jede  Pflanze  bis  40  Schösslinge  und 
bei  der  Oktobersaat  nur  13.8  Schösslinge. 

Die  Bestockungsfähigkeit  vergUdien  mit  Probsteier-Boggen  bei 
20  cm  Drillweite  und  normalem  Stande,  ergab  folgende  Besultate : 


Johannis-R  eggen. 


Zeit  der  Aussaat 


Tag  der 
Untersnohong 


'S.!  ä 


Probsteier-Roggen. 


Zeit  der  Aussaat 


Tag  der      _ 
UntertnohunghS  'S  -M 


211 


Anfang  Juli    1876  10.  April  1877 


Oktober 

27.  November 
27. 

28.  Januar 
28.       „ 

6.  Februar 
6.       „ 


10. 
10. 
25.  Mai 
10.  April 
25.  Mai 
10.  April 
25.  Mai 


12 
10 

4 

5 

2.8 

5.« 

1 

8.4 


Anfang  Oktob.  1876110 

27.  November 
27. 

28.  Januar 
P8.        „ 

5.  Februar 

6.  „ 


April  1877 

10.      „  , 

25.  Mai  , 

10.  April  „ 

25.  Mai  , 

10.  April  , 

25.  M!ai  , 


5 

8 

4 

2 

8.1 

1 

8.2 


Hieraus  ergiebt  sich,  dass  nur  bei  sehr  zeitiger  Aussaat  und  bei 
genügend  grossem  Pflanzraum  die  Bestockungsfthigkeit  des  Johannis- 
Boggena  eine  aussergewöhnliche  ist. 


1)  AusführHdies  findet  sieb  in:  Werner,  Handb.  d.  Fatteit>aue8  auf  d. 
Actarlaade,  pg.  529  u.  flgde.  1975. 

2)  Schober,  Zeitschr.  f.  deutsche  Landw.  1860,  p.  18. 
8)  Medicus,  Landw.  CentnaU.  1855.  No.  H,  pg.  66. 


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BoggentorteB« 


559 


Die  Möglichkeit  diesen  Boggen,  okne  Um  su  erecbopfen,  im  Aus- 
saaljahre,  und  selbst  in  dem  Falle,  dass  die  Aussaat  im  Frttbjahr  erfolgte, 
als  Giünfatter,  nnd  im  daranf  folgenden  Jahre  ohne  Neuansaai  zur  Rom- 
Produktion  zn  benutzen,  beruht  darauf,  dass  er  im  Aussaatjahre  keine 
Neigung  zeigt,  Fruchthalme  zu  treiben,  sondern  er  verwendet  das  Nfthr- 
sto£fmaterial  zur  Bestockung  und  Bewurzekmg,  welche  Eigentümlichkeit 
ihm  durch  das  nordische  Klima,  dem  er  entstammt,  eingeimpft  ist. 

Die  Triebe,  welche  der  Johannis-Boggen  im  Aussaatjahre  entwickelt, 
erreichen  auf  kräftigem  Boden  nicht  selten  eine  Länge  von  40-^50  cm, 
sind  also  gut  mähbiu*.  Im  nächsten  Frühjahr  treiben  die  Fzuchthalme, 
sobald  die  Einsaat  um  Johannis  erfolgte,  sehr  zeitig  hervor,  und  ebenso 
tritt  auch  die  Blüte  und  Beife  sehr  zeitig  ein,  während  bei  gewöhnlicher 
Herbstsaat  das  Schossen  spät,  die  Blüte  und  Beife  dagegen  mittelfrüh 
erfolgt 

Vergleichende  Yersuche  haben  nun  erwiesen,  dass  der  Habitus  der 
Fnichthalme  von  der  Aussaatzeit  unabhängig  ist,  und  nur  ihre  Zahl  pro 
Pflanze  variirt.     Es  ergaben  sich  nachfolgende  Ausmessungsresultate: 


Aassaatzeit: 

Anfang  Juli  1876. 

Anfang  Oktober  1876. 

Halmlänge 
Hahndi(£e 

160  om  (Max.  180  cm) 

160  am  (Max.  170  om) 

0.4  cm 

0.38  cm 

Blattzahl 

6.8 

6.1 

Blattlänge 

19  cm 

17.3  cm 

BUttbreite 

0.86  cm 

0.9  cm 

Blattfläche 

178.2  qcm 

158.81  qcm 

Halmflädie 

188.6  qcm 

171.00  qcm 

Geeammtfläche 

361.8  qcm 

329.81  qcm 

Aehrenlänge 

14  om  (Max.  18  cm) 

14  cm  (Max.  18  cm) 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme,  also  bei  Herbstsaat  (10  Schöss- 
linge)  100  Pflanzen,  mithin  beträgt  der  Baum  für  eine  Pflanze  100  qcm, 
die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche  ca.  34  qm  und  das  Saatquantum,  wenn 
1  hl  (=  74.5  kg)  2  940  200  Früchte  enthält,  0.5  hl. 

In  Poppeisdorf  erwies  sich  dieser  Boggen  als  echter  Winterroggen, 
der  durchaus  winterfest  ist,  nicht  zum  Lagern  neigt,  doch  durch  Best 
leidet. 

Es  wiegen  100  Halme  556  gr  und  davon  die  Früchte  203  gr. 
Der  Johannis-Boggen  steht  in  seinen  Eom-  und  Streherträgen  hinter 
den  -besseren  Boggensorten  nicht  zurück,  auf  dem  Yersuchsfelde  zu  Proskau 
lieferte  z.  B.  am  2.  Juli  1871  gesäeter  Johannis-Boggen,  nachdem  er 
vorher  6920  kg  Grünfutter  erbracht  hatte,  und  am  8.  September  gesäeter 
und  wie  gewöhnlicher  Boggen  behandelter  Johannis-Boggen  nachstehende 
•Erträge: 

Aussaat  Körner  Stroh  Spreu 

3.  JuU  2408  kg      6512  kg       HS  kg 

8.  September    2080   „        6108    „        114   „ 

Der  Johannis-Boggen  gedeiht  selbst  auf  sehr  humosen  und  sehr 
feuchten  Böden,  auf  welchen  andere  BoggmiBorten  versagen,  noch  verhält- 
nismässig gut,   weil  seine  ansserordentiich  grosse  Bewurakungsfähigkeit 


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560  Besonderer  Teil. 

die  etwa  ihm  durch  das  Anffrieren  zngefttgten  Schäden  leichter  ttherwinden 
läBst.  Ausserdem  schadet  ihm  ein  fenchter,  kalter  Boden  im  Frühjahr 
weniger  als  anderen  Boggensorten,  weil  er,  entsprechend  den  Verhält- 
nissen seiner  nordischen  Heimat,  dagegen  unempfindlich  ist 

Den  Ghünfutterschnitt  im  Herhst  verträgt  der  Johannis-Boggen  vor- 
züglich nnd  zieht  derselbe  auch  keine  Ertragsvermindemng  der  Korn« 
prodnotion  nach  sich,  sobald  der  Boden  genügend  reich  an  Pflanzennähr- 
stoffen ist. 

Das  Orünfatter  eignet  sich  vortrefflich  zor  Milchprodnktion  nnd  er- 
setzt in  den  Milchwirtschaften  im  Herbst  sehr  gnt  den  teuren  Grünmais, 
dagegen  ist  jedoch  das  Eom  wegen  seiner  Kleinheit  und  seines  geringeren 
Nahrungswertes  weniger  geschätzt. 

Seine  Aussaatzeit  lässt  sich  auf  Jeden  Monat  des  Jahres  verlegen, 
so  säet  man  das  Klebkom  von  November-Februar  und  Johannis-Boggen 
in  allen  übrigen  Monaten.  *  Femer  lassen  sich  zur  Grünfuttergewinnung 
Gtemenge  von  Hafer,  Wicken  und  Johannis-Boggen  mit  vorzüglichem 
Erfolg  aussäen. 

Eine  sich  sehr  stark  bestockende  Form  ist  femer  der  Juuri-  oder 
Wurzelroggen  ^),  der  in  Finnland  auf  abgeholzten  Flächen,  wie  bei  uns 
das  Waldkom,  ausgesäet  wird. 

Eine  Form  des  Johannisroggens  ist  der  Murawieffkaroggen,  welcher 
von  Murawieff  aus  dem  sog.  wilden  sibirischen  perennirenden  Boggen,  den 
Komercienrat  von  Papoff  aus  Irkutsk  in  Sibirien  über  Bussland  ver- 
breitete, gezogen,  indem  er  denselben  bei  Petersburg  in  vorzüglich  ge- 
düngtem Boden  anbaute  und  ihn  bedeutend  veredelte.  Der  Gutsbesitzer 
von  Lüzow')  bei  Posen  baute  dann  diesen  Boggen  in  den  40er  Jahren  an. 

Der  Johannis-Boggen  gelangte  höchst  wahrscheinlich  aus  den 
mssischen  Ostseeprovinzen  nach  Deutschland  und  dem  westlichen  Europa. 

Zuerst  wird  er  1779  in  der  physik.*ök.  Gesellschaft  in  Bern'),  später 
durch  Biem  1785  in  seiner  praktisch-ökonomischen  Encyclopädie  erwähnt 
und  nach  Heuz6^)  wurde  er  1785  durch  Le  Br6ton  nach  Frankreich 
eingeführt,  wo  er  jetzt  vielfach  in  den  Bergen  von  Brian^onnais  und  der 
Auvergne  angebaut  wird.  Auch  Seringe^)  erwähnt  seiner  und  führt 
zur  Empfehlung  einen  günstigen  Bericht  der  Musterwirtschaft  zu  Sjrignao 
(Morbihan),    und  des  M.  Ch.  Drouet  aus  dem  Jahre  1840  an. 

Die  Kultur  des  Johannis-Boggens  bietet  unter  Umständen  in  ge- 
wissen wirtschaftlichen  Verhältnissen  sehr  beachtenswerte  Vorzüge  gegen- 
über dem  Anbau  gewöhnlichen  Boggens,  und  zwar  durch  bequeme  Bestel- 
lung, Verringemng  der  Herbstbestellungsarbeiten,  Saatersparnis,  Benutzung 
ungünstiger  Böden,  verhältnismässig  grosse  Sicherheit  des  Ertrages  und 
Benutzung  zur  Grünfuttergewinnung  im  Herbst. 

Der  Johannis-Boggen,  wie  uns  dies  langjährige  Kulturen  zur  Genüge 
bewiesen  haben,  lässt  sich  durch  Kultur  aus  gewöhnlichem  Staudenroggen 
bei  uns  nicht  erzeugen,  auch  wandelt  er  sich  bei  darauf  abzielender 
Kultur  nicht  in  Staudenroggen  um,  sobald  eine  gegenseitige  Bestaubung 
zwischen  Johannis-  und  Stauden-Boggen  vermieden  wird. 


1)  Mittheil.  d.  kais.  r.  ök.  Gesellsoh.  z.  Petersbnrg  1858,  p.  178. 

2)  Agron.  Zeit  JH.  p.  427.  1848. 

8)  Neue  Samml.  phys.-ök.  Schrift,  d.  ok.  Ges.  in  Bern.  L  Bd.  1779.  pg. 
299—804. 

4)  Heuze,  Lee  plantee  aliment.  pg.  409. 

5)  Descript.  et  fig.  d.  oereal.  earop.  IV»  1841,  p.  871. 


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BoggenBorteD.  561 

Demnach  ist  der  Johannis-Boggen  als  keine  leicht  yeränderliche 
„Ztichtnngs- Varietät'*  anzasehen,  wie  dies  früher  von  Sturm  und  in  neuerer 
Zeit  von  Blomeyer^),  und  zwar  von  letzterem  gestützt  auf  in  Leipzig 
durchgeführte  Eulturversuche,  behauptet  wurde.  Die  Blomeyer'schen 
Versuche  können  deshalb  nicht  als  entscheidend  betrachtet  werden,  weil 
der  Anbau  des  Johannis-  und  Stauden-Boggens  in  so  jinmittel barer  Nähe 
stattfand,  dass  eine  gegenseitige  Bestaubung  und  deshalb  die  Bildung  von 
Ereuzungsprodukten  keinesweges  ausgeschlossen  war. 

Russisches  Schneekorn.  © 

Syn. :  Livländischel*  Staudenroggen. 

Aehre:  blassgelb,  lang,  schmal,  ziemlich  dicht;  Aehrchen  0.8  cm 
breit,  2-kömig;  Grannen  hell,  bis  5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  fest,  ziem- 
lich lang.  —  Frucht:  braun,  dick,  kurz  (8  mm  lang,  3  mm  breit,  355 
Früchte  =  10  gr),  etwas  grobschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kräftig,  kraus;  Frühjahrsvegetation  sehr  spät, 
Bestockung  stark,  5  Schdsslinge,  ziemlich  zeitig  schossend,  zeitig  blühend. 
Halmlänge  140  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.37  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 20  cm,  Blattbreite  0.78  cm,  Blattfläche  124.8  qcm,  Halmfläche 
155.4  qcm,  Gesammtfläche  280.2  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  12  cm  (Max.  18  cm)  lang,  mit  76  fest  sitzen- 
den Früchten,  von  denen  2  744  150  auf  1  hl  (=  77.3  kg)  entfallen. 

Dieser  Boggen  ist  durchaus  winterfest,  lagert  nicht  leicht,  befällt 
jedoch  stark  mit  Bost. 

Er  wird  vorzugsweise  in  den  Ostseeprovinzen,  zuweilen  auch  in  den 
rauheren  Lagen  Nord-Deutschlands  kultiviert,  und  lässt  sich  ähnlich  wie 
Johannis-Boggen,  dem  er  nahe  verwandt  ist,  anbauen. 

Es  wiegen  100  Halme  615  gr  und  davon  die  Früchte  293  gr. 

Winterroggen  ans  dem  Bezirk  Irkntsk,  Sibirien.  0 

Aehre:  schmutzig-blassgelb,  lang,  schlaff,  dünn;  Grannen  4— 5  cm 
lang.  —  Stroh:  rotgrau  bis  violett,  fest.  —  Frucht:  Original  hellbraun, 
schlank,  sehr  klein,  7  mm  lang,  2  mm  breit,  10  gr  =  692  Früchte ;  nach- 
gebaut:  viele  graublau,  grösser,  440  Früchte  ^  10  gr,   sehr  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  sehr  fein,  kraus;  4  Schösslinge.  Entwickelung 
spät,  erst  1/6.  80  schossend  und  18/6.  80  blühend,  14/7.  80  reifend, 
während  die  meisten  anderen  Boggensorten  schon  1/6.  abgeblüht  hatten. 
Halm  150  cm  (Max.  175  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter 
14.2  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  113.6  qcm,  Halmfläche  180  qcm, 
Gesammtfläche  298.6  qcm. 

Aehre  enthält  120  Früchte,  von  denen  1  hl  =  80  kg  wiegt. 

Winterfest.  Für  leichten  Boden  in  sehr  rauhen  Lagen  zu  empfehlen. 

Bezugsquelle:    durch  Anatol    von    Fadejeff  aus  der  Sammlung 

zu  Petrowsk  bei  Moskau  erhalten. 

» 

Sommerroggen  ans  dem  Bezirk  Irkntsk^  Sibirien.  Q 

Aehre:  schmutzig-gelb,  halbhängend,  dünn,  9 — 13  cm  lang  mit  50 
Früchten.  —  Stroh:  rotgelb  bis  rotgrau,  steif,  kurz.  —  Frucht:  Original 


1)  Fühling'8  landw.  Zeit.  1878,  p.  481. 
Koernicke  u.  Werner.  Handb.  d.  aetreideban's.  II.  3G 


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562  Besonderer  Teil.    . 

hellbräanlich  oder  grünlich,  selir  klein  (6V2  t^^  ^^^gi  ^^  t^"^^  breit,  577 
Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  grösser,  383  Früchte  =  10  gr),  fein- 
schalig. 

Junges  Blatt  bläulich-grün,  schmal,  sammetig,  aufrecht,  1.2  Schöse- 
linge;  Halm  105  cm  (Max.  130  cm)  lang,  0.3  om  dick,  Blatteahl4,  Blätter 
15  cm  lang,  0.5  cm  breit,  Blattfläche  60  qcm,  Halmfläche  9i.5  qcm,  6e- 
sammtfläche  154.5  qcm. 

Bezugsquelle:  durch  Anatol  von  Fadejeff  aus  der  Sammlung  zu 
Petrowsk  bei  Moskau  erhalten. 

Boggen  Tom  Altal^  Sfld-Sibirien.  ® 

Aehre:  graulich-gelb,  lang,  dünn,  hängend;  Aehrchen  sehr  schmal, 
0.5  cm  breit,  2-kömig;  Grannen  hell,  kurz,  4  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb, mittellang,  ziemlich  kräftig.  —  Frucht:  graublau  oder  hellbraun, 
klein,  spitz,  schmal  (7  mm  lang,  2  mm  breit,  688  Früchte  =  10  gr), 
feinschalig. 

Herbstblatt  blaügrün,  kraus,  Vegetation  sehr  spät,  Bestockung  stark, 
6  Schösslinge,  sehr  spät,  erst  Ende  Mai  schossend  und  sehr  spät  blühend. 
Halm  115  cm  (Max.  130  cm)  lang,  0.35  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter 
17.4  cm  lang,  0.85  cm  breit,  Blattfläche  133.11  qcm,  Halmfläche  120.75  qcm, 
Gesammtfläche  253.86  qcm. 

Aehre  viel  später  als  alle  übrigen  Winterroggen^  erst  Anfang  August 
reifend,  13  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  45  Aehrchen  und  84  Früchten, 
von  denen  4  292  400  auf  1  hl  (=  73  kg)  entfallen. 

Es  ist  ein  echter  Winterroggen,  der  nicht  lagert  und  wenig  durch 
Best  leidet. 

üebersender:  die  Beisenden  Dr.  F  in  seh  und  Graf  Zeil. 

Abessinischer  Staoden-Boggen.  0 

Aehre:  scluuutzig-blassgelb,  hängend,  dünn,  lang;  Aehrchen  0.8  cm 
breit,  2-körnig;  Grannen  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  graugelb  und  rötlich- 
ffelb,  fest,  lang.  —  Frucht:  Original  hellbraun  und  silbergrau,  klein 
(8  mm  lang,  3  mm  breit,  495  Früchte  ==  10  gr);  nachgebaut:  grösser, 
330  Früchte  =  10  gr,  etwas  grobsohalig. 

Herbst blatt  blaugrün,  sehr  kräftig,  aufrecht;  Frühjahrsyegetation 
mittelfrüh,  Bestockung  mittelstark,  4  Schösslinge,  mittelMh  schossend  und 
blühend.  Halmlänge  150  cm  (Max.  170  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blatt- 
zahl 4.7,  Blattlänge  18.6  cm,  Blattbreite  0.84  cm,  Blattfläche  146.83  qcm, 
Halmfläche  180  qcm,  Gesammtfläche  326.83  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  13  cm  (Max.  20  cm)  lang,  mit  65  Früchten, 
von  denen  2  531 100  auf  1  hl  (=  76.7  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  553  gr  und  davon  die  Früchte  211  gr. 

Diese  Sorte  lagert  nicht  leicht  und  wird  wenig  durch  Rost  ange- 
griffen. 

Centeno  de  Colonia  de  Ponta  Arenas^  Magellanes^  Chile.  O 

Aehre:  schmutzig-blassgelb,  8  cm  lang,  Grannen  4 — 5  cm  lang.  — 
Stroh:  rotgrau,  fest,  feinhalmig,  bis  100  cm  lang.  —  Frucht:  hellbraun, 
kurz,  dick  (7  mm  lang,  2V2mm  breit,  381  Früchte  =10  gr),  feinschalig; 
40  Früchte  in  einer  Aehre. 


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Boggentorten.  563 

Winterte  1880/81  yollkommen  ans;  als  Sommerrogen  1881  gee'äet, 
liefen  nnr  wenige  Pflanzen  anf,  weil  der  Same  sehen  grösstenteils  die 
Keimkraft  verloren  hatte. 

Bezugsquelle:  I>aroh  Ministerresident  von  Oftlioh  ans  Chile  an 
das  landwirtsohaftliohe  Mnsenm  zu  Berlin  gesandt  und  Ton  dort  erhalten. 

Western-Bye.  ® 

Aehre:  granUch-weiss,  lang;  Aehrohen  0.8omhreit,  2-kömig;  Gran- 
nen hell,  his  4om  lang.  —  Stroh:  gelhrot,  fest,  lang.  —  Frucht:  Origi- 
nal sehr  hellbraun,  lang  (9  mm  laug,  2V2  n^i&  breit,  479  Frttohte  =  10  gr); 
nachgebaut:  grösser,  300  Früchte  =  10  gr,  sehr  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  schmal;  Frühjahrsyegetation  spät,  Be- 
stechung stark,  5  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge 
135  cm  (Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blätter  19.8  cm  lang,  0.69  cm 
breit,  Blattfläche  131.16  qcm,  Halmfläche  162  qcm,  Ghsammtfläche 
293.16  qcm. 

Aehre  reift  spät,  14  cm  (Max.  16  cm)  laug,  mit  37  Aehrchen 
und  70  Früchten,  von  denen  2  379  000  auf  1  hl  (=  79.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  432  gr  und  davon  die  Früchte  178  gr. 

Dieser  Boggen  lagert  nur  selten,  leidet  jedoch  etwas  durch  Best. 

Er  stammt  aus  den  Weststaaten  der  amerikanischen  Union. 

TJebersender:  Hub.  D Urselen,  Neuss. 

Northern-Bye.  ® 

Aehre:  grauweiss,  voll,  lang;  Aehrchen  0.9  cm  breit,  2-kömig; 
Grannen  4 — 5  cm  lang,  hell.  —  Stroh :  rötlich-graugelb,  sehr  derb,  fest, 
lang.  —  Frucht:  Original  sehr  hellbraun,  schön,  klein  (7  mm  lang,  2^2 
mm  breit,  391  Früchte  =  10 gr);  nachgebaut:  etwas  grösser,  330  Früchte 
=  10  gr,  feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün;  Frühjahrsvegetation  spät,  Bestockung 
schwach,  3  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  130  cm 
(Max.  150  cm),  Halmdicke  0.4  cm,  Blattzahl  4.6,  Blätter  19  cm  lang, 
1.05  cm  breit,  Blattfläche  183.54  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  Gesammtfläche 
339.54  qcm. 

Aehre  reift  spät,  13  cm  (Max.  16  cm)  lang,  mit  75  Früchten,  von 
denen  2  971  600  auf  1  hl  (=  76  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  502  gr  und  davon  die  Früchte  206  gr. 

Dieser  Boggen  lagert  nicht  leicht,  wird  jedoch  leicht  rostig. 

Er  stammt  aus  den  Nordstaaten  der  amerikanischen  Union. 

TJebersender:  Hub.  Dürselen,  Neuss. 

Weisser  Boggen  aas  PennsylTanien^  Tereinlgrte  Staaten.  ® 

Aehre:  blassgelb,  breit,  ziemlich  dicht,  15  cm  lang,  2-kömig,  mit 
80 — 90  Früchten;  Grannen  hell,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  graulich-gelb, 
kräftig,  fest  lang.  —  Frucht:  sehr  hell,  fast  weizenfarbig,  schön,  gross 
(9  mm  lang,  3V2  nun  breit),  1  hl  wiegt  76  kg,  feinschalig. 

Zeitig,  Mitte  Juli  reifend. 

Der  Boggenbau  ist  in  Nord-Amerika  am  meisten  in  Pennsylvanien 
verbreitet. 


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564  Besonderer  Teil. 

Canada-Bye.  ® 

Aelire:  fast  weiss,  etwas  locker,  lang;  Aehrclien  0.9  cm  breit,  2- 
kömig;  Grannen  bis  5  cm  lang.  —  Stroh:  rötlioli-gelb,  kräftig,  mittel* 
lang.  —  Frucht:  Original  hellbraun,  klein,  schmal  (7^2  nun  lang,  2V2  nun 
breit,  482  Früchte  =  10  gr);  nachgebaut:  länger,  307  Früchte  =  10  gr, 
feinschalig. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  dem  des  Weizens  ähnlich,  schmal;  Früh- 
jahrsvegetation  spät,  Bestockung  stark,  5  Schösslinge,  spät  schossend 
und  blühend.  Halm  115  cm  (Max.  130  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl 
4.2,  Bl&tter  13.8  cm  lang,  0.63  cm  breit,  Blattfläche  73  qcm,  Halmfläche 
138  qcm,  Cresammtfläche  211  qcm. 

Aehre  reift  spät,  13  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  33  Aehrchen  und 
64  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  3  518  600  auf  1  hl  (=  73  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  414  gr  und  dayon  die  Früchte  187  gr. 

Dieser  Boggen  ist  winterfest,  leidet  etwas  durch  Rost  und  lagert 
nicht  leicht. 

Heimat:  Canada. 

üebersender:  Hub.  Dürselen,  Neuss. 

Roggen  aus  Ostindien.  0 

Aehre:  blassgelb,  schlaff,  lang;  Klappen  lang,  etwas  locker;  Gran- 
nen 5 — 6  cm  lang.  —  Stroh:  rotgelb,  sehr  fest.  —  Frucht:  blaugrau  und 
hellbraun,  ziemlich  gross,  etwas  yerschrumpft,  10  mm  lang,  2V2  nun  breit, 
250  Früchte  =  10  gr. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  aufrecht,  lang,  breit;  Entwickelung  viel 
später  als  bei  allen  übrigen  Boggen,  4  Schösslinge,  spät  blühend;  Halm 
150  cm  (Max.  180  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  20.6  cm  lang, 
0.7  cm  breit,  Blattfläche  115.4  qcm,  Halmfläche  180  qcm,  Gresammtfläche 
295.4  qcm. 

Mittelfrüh  reifend,  Aehre  15  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  80  Früchten, 
von  denen  1  hl  =  79  kg  wiegt.    Wahrscheinlich  ist  er  ein  Grebirgsroggen. 

Winterroggen  ans  Tasmanien,  Anstralien.  0 

Aehre :  graulich-gelb,  dünn,  mittellang,  10  cm  lang,  24  Aehrchen 
und  45  Früchte  enthaltend;  Ghrannen  hell,  4-— 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb, 
feinhalmig,  fest,  bis  110  cm  lang.  —  Frucht:  graugelb,  lang  und  schmal, 
8V2  nim  lang,  2V2  o^i^  breit. 

Original  im  landwirtschaftlichen  Museum  zu  Berlin. 

Varietät:  Seeale  eereale  valpinom  Ecke. 

Aehre  einfach,  fuchsrot. 

Sorte: 
Fuchsiger  Boggen  ans  Erzernm^  Klein- Asien.  ® 

Aehre:  fuchsrot,  locker,  mittellang;  Aehrchen  1cm  breit,  2- und  3- 
kömig;    Grannen  schmutzig-rot,    4 — 5  cm  lang.   —  Stroh:  gelb,  kraftig. 


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Boggensorten.  565 

mittellang.  —  Fracht:  biilanlicli,  selir  schmal  (8  mm  lang,  2^1^  mm  breit, 
358  Früchte  =  10  gr)',  ziemlich  feinschalig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  schmal,  etwas  krans;  Frühjahrsvegetation  zei- 
tig, 5.4  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halmlänge  136  cm 
(Max.  157  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge  17.8  cm, 
Blattbreite  0.8  cm,  Blattfl&che  113.92  4cm,  Halmfläche  162.42  qcm,  Gre- 
sammtfläche  eines  Halmes  276.34  qcm. 

Aehre  reift  spät,  12  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  70  fest  sitzenden 
Früchten,  von  denen  2  778  080  auf  1  hl  (=  77.6  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  665  gr  und  davon  die  Früchte  278  gr. 

Diese  Boggensorte  lagert  nicht  leicht,  leidet  aber  ziemlich  stark 
daroh  Bost. 

Bezugsquelle:  Landw.  Schule  Strickhof  bei  Zürich  1870. 


Varietät:  Seeale  cereale  fascum  Ecke. 
Aehre  einfach,  braun. 

Sorte: 
Brauner  Roggen  ans  Erzernm,  Klein- Asien,  ® 

Aehre:  schmutzig-braun,  ziemlich  dicht,  lang;  Aehrchen  0.8cm 
breit,  2-kömig;  Grannen  bräunlich,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelbbraun, 
kräftig,  ziemlich  lang.  —  Frucht:  etwas  dunkel-roggenfarbig,  manche 
ziemlich  braun  (8  mm  lang,  3  mm  breit,  344  Früchte  =  10  gr),  grob- 
schalig. 

Herbstblatt  sehr  fein,  weizenähnlich ;  Frühjahrsvegetation  etwas  spät, 
Bestechung  mittelstark,  4.5  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend. 
Halmlänge  147  cm  (Max.  175  cm),  Halmdicke  0.36  cm,  Blattzahl  4.3, 
Blattränge  19.2  cm,  Blattbreite  0.79  cm,  Blattfläche  130.46  qcm,  Halm- 
fläche 158.76  qcm,  Gresammtfläche  289.22  qcm. 

Aehre  reift  spät,  14  cm  (Max.  16  cm),  mit  70  sehr  fest  sitzenden 
Früchten,  von  denen  2  463  040  auf  1  hl  (=  71.6  kg)  entfallen. 

Diese  Boggensorte  lagert  nicht  leicht,  befällt  jedoch  stark  mit  Bost. 

Bezugsquelle:  Landw.  Schule  Strickhof  bei  Zürich  1870. 


Varietät:  Seeale  cereale  duplofascum  Ecke. 
Aehre  einfach,  dunkelbraun. 

Sorte: 
Dunkelbrauner  Roggen  ans  Erzernm,  Klein-Asien.  ® 

Aehre:  dunkel-schmutzigbraun,  ziemlich  dicht,  lang;  Aehrchen  0.8  cm 
breit,  2-könyg;  Grannen  braun,  4 — 5  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  kräftig, 
fest,  mittellang.  —  Frucht:  dunkelbraun,  lang  (9  mm  lang,  3  mm  breit, 
802  Früchte  =5  10  gr),  grobschaüg. 

Herbstblatt  kräftig,  kraus;  Frühjahrsvegetation  spät,  5  Schösslinge, 
spät  schossend  und  blühend.     Halmlänge  130  cm  (Max.  160  cm),    Halm- 


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566  Besonderer  Teil. 

dieke  0.4  cm,  Bkttzahl  4,  BlatÜänge  18.7  cm,  Blattbreite  1.0  cm,  Blatt- 
flache  149.6  qcm,  Halmfläclie  156  qcm,  G^Bammtfläche  305.6  qcm. 

Aelire  reift  selir  sp&t,  14  cm  (Max.  18  cm),  lang,  mit  70  selir 
fest  sitzenden  Frachten,  von  denen  2  825  400  auf  1  hl  (:=  77  kg)  ent- 
fallen. 

Es  wiegen  100  Halme  560  ^  nnd  dayon  die  Früchte  225  gr. 

Diese  för  Deutschland  bedeutungslose  Roggensorte  lagert  nicht  leicht, 
leidet  jedoch  stark  durch  Rost. 

Bezugsquelle:  Landw.  Schule  Strickhof  bei  Zürich  1870. 


Varietät:  Seeale  cereate  monstrosum  Ecke. 
Aehre  verästelt. 

Sorte: 
Aestiger  Boggen  aos  der  Türkei.  ® 

Aehre:  graulich-gelb,  meist  dick,  verästelt,  mittellang,  Grannen  kurz, 
bis  3  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kräftig,  lang. — Frucht:  graubraun, 
klein  verkümmert. 

Herbstblatt  weizenähnlich;  Frühjahrsvegetation  spät,  4.5  Schösslinge, 
Halmlftnge  150  cm  (Max.  170  cm),  Halmdicke  0.44  cm,  Blattzahl  4,  Blatt- 
länge 21cm,  Blattbreite  0.84  cm,  Blattfläche  141.12  qcm,  Halmfläche 
207.43  qcm,  Gesammtfläche  348.55  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  11  cm  (Max.  13  cm)  lang. 

Dieser  Roggen  darf  nicht  mit  Seeale  compositum  Lam.  verwechselt 
werden,  bei  welchem  die  Aehrenspindeln  verästelt  sind,  und  der  in  der 
Aussaat  mit  sehr  seltenen  Ausnahmen  nur  einfache  Aehren  liefert. 

Bezugsquelle:  Landw.  Schule  Strickhof  bei  Zürich  1870. 


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Die  biologischen  Verhältnisse  des  Roggens. 

In  der  Praxis  herrscht  die  weit  verhreitete  Ansicht,  dass  das 
Saatkorn  des  Roggens  vollständiger  aasgereift  sein  solle,  als  das  der 
übrigen  echten  Getreidearten  nnd  schien  anch  ein  Versnch  von 
Lucanus  ^)  dies  zu  rechtfertigen,  welcher  fand,  dass  in  der  Vollreife 
gemähter  Roggen  reicher  an  Protelfnstoffen  und  Kohlehydraten  ist,  als 
in  der  Gelbreife.  Nowacki  dagegen,  gestützt  auf  seine  Versuche 
über  das  Reifen  des  Getreides,  widersprach  dieser  Ansicht  und  führte 
die  Differenzen  in  der  Zusammensetzung  des  in  der  Gelb-  und  Voll- 
reife gemähten  Roggens  in  dem  Versuch  von  Lucanus  auf  Ungleich- 
mässigkeit  de*s  Materials  zurück.  Demnach  empfiehlt  es  sich,  auch 
für  das  Saatkorn  des  Roggens,  wie  für  das  der  übrigen  Getreidearten, 
die  Gelbreife  als  die  beste  Periode  der  Ernte  anzunehmen. 

Die  Zusammensetzung  des  Roggens  variiert  nach  der  Beschaffen- 
heit des  Eomes  sehr  beträchtlich  und  kann  derselbe  enthalten  an 


Trocken- 

Stickstoff- 

Stickstofffreie 

snbstanz 

substanz 

Fett 

Extraktstoffe 

Holzfaser 

Asche 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proo. 

Minimnm 

81.7 

10.9 

1.0 

60.2 

1.3 

1.5 

Maximum 

88.2 

16.4 

2.2 

73.0 

3.3 

2.0 

Mittel 

86.8 

12.7 

1.5 

68.8 

2.1 

1.7 

Da  nun  die  absolut  schwersten  Samenkörner  die  an  Reservestoffen 
reichsten  sind,  hat  man  dieselben  auch  als  Saatgut  zu  verwenden. 

Dass  die  kleineren  Körner  ein  und  derselben  Roggensorte  für  die 
junge  Pflanze  erheblich  weniger  Mnttemahrung  liefern  als  die  grossen, 
daher  sich,  namentlich  auf  armem  Boden  und  bei  ungünstiger  Wit- 
terung» die  junge  Pflanze  auch  weniger  üppig  entfalten  wird,  beweisen 
die  Untersuchungen  von  A.  Müller  an  Winterroggen,  danach  be- 
trug beim 


Hektolitergewicht 
Komzahl  pro  hl 
Gewicht  pro  Kom 
S^ecifisches  Gewicht 
Volumen  eines  Kornes 


grossen  Kom 


77.0  kg 
2  817  606 

25.8  mg 

1.89 

18.6  cbmm 


kleinen  Kom 


62.4  kg 
4  537  215 

12.9  mg 

1.89 
9.3  cbmm 


1)  Landw.  Versnchsst.  IV.  165. 


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568 


Besonderer  Teil. 


grossen  Korn 


kleinen  Korn 


Bestandteile: 

Wasser 

Holzfaser 

Asche 

Prote'instoffe 

Fett 

Zucker 

Stärke 


18.84  Proc. 

8.52 

1.40 

9.08 

2.38 

0.86 
64.97 


16.46  Proc. 

4.64  „ 

1.80  „ 
10.06  „ 

2.81  „ 
0,62  „ 

68.61  „ 


Bei  den  einzelnen  Roggensorten,  und  zwar  ausgesuchtes  Saat- 
gut derselben  mit  einander  verglichen,  variiert  das  absolute  und  das 
Volumengewicht  nach  unseren  Untersuchungen  in  sehr  erheblichem 
Grade,  wie  nachfolgende  Zusammenstellung  zeigt: 


a. 

Winterrogge 

n. 

% 

Absolutes  C 
1  £ 

Saatgut 

Gewicht  von 
om 

Handelsware 
(nach  Nobbe) 

Eornzahl  in 
1  hl  Saatgut 

Volumen- 
gewicht pro  hl 
Saatgut 

Minimum 

26.0  mg 

18.0  mg 

1  617  000 

70.0  kg 

Maximum     .    . 

47.6    „ 

47.9    „ 

2  988  760 

80.0   „ 

Mittel  .... 

33.8    „ 

23.8    „ 

2  275  000 

75.8   „ 

b.  Sommerrogge 

n. 

Minimum     .     . 

22.0  mg 

— 

2  030000 

72.2  kg 

Maximum     .    . 

39.0    „ 

— 

8  608150 

80.0   „ 

Mittel.    .    .    . 

29.0    „ 

— 

2  700  000 

78.0   „ 

Der  Saatroggen  darf  nicht  künstlich  getrocknet  sein,  da  im  luft- 
trocknen Zustande  schon  Temperaturen  von  4- 60^0.  und  im  feuchten 
von  4-50^0.  für  seine  Keimfähigkeit  bedenklich  sind. 

Schliesslich  soll  Saatroggen  nicht  über  ein  Jahr  alt  und  nicht 
multrig  sein,  indem  Roggen  bei  schlechter  Aufbewahrung  seine  Keim- 
kraft viel  leichter  als  Weizen  oder  gar  Hafer  verliert,  es  sei  denn, 
dass  ttberjähriger,  mit  Spreu  vermengt/  dünn  auf  einem  luftigen  Boden 
gelagert  hat. 

Kommt  überjähriger  Boggen  zur  Aussaat,  was  z.  B.  beim 
Johannis-Boggen  nicht  übergangen  werden  kann,  so  keimt  derselbe, 
weil  mehr  verhärtet  und  deshalb  mehr  Zeit  zur  Quellung  beanspruchend, 
etwas  langsamer  als  neuer  Boggen. 

Nach    3—4  Jahren  verliert  der  Boggen   seine  Keimfähigkeit, 


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Die  biologischen  Yerhältnisse  des  Boggens. 


weshalb  es  wichtig  ist,  angekauften  Saatroggen  anf  seine  Keimfähig- 
keit nnd  zugleich  auf  seine  sonstige  Beschaffenheit  zu  untersuchen. 

Nach  Nobbe  betrugen  Keimkraft  und  fremde  Beimengungen 
in  der  Handelsware: 

Mittel      Maximum      Minimum 
Proc.  Proc.  Proc. 

Keimkraft  von  100  reinen  Samen       89  100  17 

fremde  Bestandteile  1.67  6.37  — 

Nach  Dimitrievicz^)  besitzt  der  mittels  eines  scharfen  Rasier- 
messers ausgeschnittene  Embryo  unter  einer  5 — 6  mal  vergrössernden 
Lupe  bei  absolut  keimfähigen  Samenkörnern  eine  gelblichgrüne,  grtin- 
gelbe  bis  erdwachsgelbgrüne  Färbung.  Die  Keimlinge  der  schwach 
oder  nicht  keimfähigen  Samen  sind  fahl,  mit  einem  Stich  in*s  Bläu- 
liche, bräunlich  Braune  und  bläulich  Weisse. 

Ausgewachsene  und  später  wieder  getrocknete  Körner,  welche 
nur  die  Wurzelkeime  entwickelt  hatten,  keimen  grösstenteils,  haben 
aber  dabei  einen  Teil  ihrer  Reservestoffe  eingebtisst  und  liefern  eine 
entsprechend  schwächere  Pflanze. 

Der  Roggen  benötigt  zum  Keimen  nach  Hoff  mann  57.7  Proc, 
nach  Haberlandt  85  Proc.  Quellungswasser,  welches  in  24—48 
Stunden  aufgenommen  wird.  Von  allen  echten  Getreidearten  scheint 
der  Roggen  den  bedeutendsten  Sauerstoffzufluss  beim  Keimen  zu  be- 
anspruchen, demzufolge  er  eine  tiefe  Unterbringung  am  wenigsten 
verträgt;  gemeinhin  schwankt  die  Tiefe  zwischen  1.8—2.5  und 
höchstens  7  cm.  Nach  Ti  et  schert  2)  gingen  von  100  Saatkör- 
nern auf; 


Saattiefe 

Sand- 

HnmoBer 

Lehm-  . 

Thon- 

cm. 

boden 

Boden 

boden 

boden 

2.6 

81.8 

809 

84.5 

72.7 

6.2 

77.3 

73.6 

86.4 

73.6 

7.9 

77.3 

75.5 

77.3 

63.6 

10.4    • 

78  2 

67.3 

69.1 

33.6 

13.0 

27.3 

60.0 

20.0 

6.4 

16.6 

7.8 

5.5 

12.7 

1.8 

.  Zunächst  treten  bei  der  Keimung  4  Wtirzelchen  hervor  und 
hierauf  erscheint  das  Stengelchen.  Nobbe  fand,  dass  die  Keimung 
bei  16— 18^  C.  in  einem  Tag  begann  und  die  Mehrzahl  der  Saat- 
körner nach  3  Tagen  gekeimt  hatte. 

Nach  24stfindiger  Einquellung  ausgesäet,  erfolgten  Keimung  und 


1)  Wissenschaftl.-prakt.  Unters,  auf  d.  Gebiet  d.  Pflanzenbaus.    Wien  IL 
1877.  p-.  71. 

2)  Keimungsversuche  mit  Roggen  und  Raps  bei  verschieden  tiefer  Unter- 
bringung.   Halle  1872. 


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570  Besonderer  TeiL 

Wachstum   nach   Haberlandt  mit  dem  Sichtbarwerden   des  Wttr- 
Zeichens 

bei  4.380  C.    10.260  C.     15.750  C.    19©  C. 
Winterroggen  in  Tagen  6  3  2  1.75 

Sommerroggen  in  Tagen  6  4  2  1.75 

Längenwachstum  des  Stengelchens 

für  einen  Tag  in  mm 
Winterroggen  1.64         3.82  6.54        7.48 

Sommerroggen  1.68         3.84  7.85        8.26. 

Unter  günstigen  Keimungsbedingungen  erschienen  in  Poppeisdorf 
die  Pflanzen  bei  9— 12^  C.  in  8-27  Tagen  und  im  Durchschnitt 
16  Tage  nach  Legung  des  trocknen  Samens  an  der  Oberfläche. 

Die  Bestockung  des  Winterroggens  vollzieht  sich  der  Hauptsache 
nach  im  Herbst,  und  ist  die  Zahl  der  Schösslinge  von  der  Sorte,  der 
Grösse  des  Pflanzraumes,  der  Tiefe  der  Unterbringung  des  Saatkorns, 
sowie  von  der  Beschaffenheit  des  Bodens  und  der  Witterung  ab- 
hängig. 

Auf  dem  reichen,  milden  Lehmboden  in  Poppeisdorf  betrug  bei 
20  cm  Drillweite  die  Zahl  der  Schösslinge  im  siebenjährigen  Durch- 
schnitt pro  Pflanze: 

beim  Winterroggen    5     Schösslinge,  Minimum  4,    Maximum  6.6 

;,     Sommerroggen  2.1  „  „         1.2,       ,         3.4. 

Eine  Ausnahme  macht  im  Juli  gesäeter  Johannis-Roggen  mit 
12  Schösslingen. 

Betreffs  der  Einwirkung  der  Wachsraumgrösse  auf  die  Bestockung 
ist  ein  Versuch  von   Haberlandt  mit  1876  am  29.  September  in 
Wien  ausgesäetem  Roggen  anzuführen,  danach  erzeugte  eine  Pflanze: 
bei    25  qcm  Wachsraum    3.2  Schösslinge 
„    100     „  „  6.4 

„    225     „  „  12.1 

„    400     „  „  8.8  „ 

Bei  sonst  günstigen  Eeimungsverhältnissen  bestocken  sich  die 
aus  flach  untergebrachten  Saatkörnern  hervorgegangenen  Pflanzen 
am  stärksten,  weil  die  in  geringer  Tiefe  entwickelten  Pflanzen  auch 
die  geringsten  Verluste  an  Reservestoffen  erfahren  haben,  also  kräf- 
tigere Pflanzen  mit  reicherer  Bestockung  erzeugen  können. 

Ferner  wird  sich  auf  reichem  Boden  und  bei  genügend  warmer 
und  feuchter  Witterung  die  relativ  kräftigste  Bestockung  bei  jeder 
Sorte  zeigen  müssen. 

Die  Halme  beginnen  im  Frühjahr  ihre  Entwickelung  relativ 
zeitig,  wenn  die  Temperatur  sich  auf  +  6^  C.  erhöht  hat,  und  tritt 
bei  einer  Durchschnittstemperatur  von  14^  C.  die  Blüte  ein.  Die 
ganze  Aehre  blüht  dann  mit  weit  geöffneten  Blütchen  gleichzeitig  ab 


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Die  biologischen  Verhältnisse  des  Roggens. 


571 


und  da  Fremdbestftabnng  die  Regel  ist,  leidet  der  Roggen  in  dieser 
Phase  sehr  stark,  sobald  nngttnstige  Witternngsverhältnisse  obwalten, 
daher  viel  Regen,  heftige  Winde  oder  Nachtfröste  taube  oder  schar- 
tige Aehren  erzeugen,  mithin  für  den  Ertrag  beim  Roggen  zu  einem 
grossen  Teil  ein  günstiger  Verlauf  der  Blüte  entscheidet.  Die  Be- 
fruchtung vollzieht  sich  am  besten  bei  massig  feuchtem,  warmem 
Wetter,  das  mit  sonnigen  Perioden  abwechselt,  dann  erheben  sich  bei 
leisem  Luftzuge  Wolken  von  Blütenstaub  in  den  Roggenfeldern, 
welcher  sich  senkend  die  Narben  befruchtet.  Durchschnittlich  ver- 
läuft die  Blüte  innerhalb  10  Tagen. 

Um  auch  bei  nicht  ganz  günstigen  Witterungsverhältnissen  eine 
ausgiebigere  Befruchtung  zu  erzielen,  suchte  in  den  sechsziger  Jahren 
Hooibrenk  durch  Ueberziehen  der  Saaten  während  ihrer  Blütezeit 
mit  einer  aus  Wollfäden  hergestellten  Befruchtungsfranse  eine  voll- 
ständigere Uebertragung  des  Pollens  auf  die  Narben  zu  bewirken, 
doch  hat  sich  trotz  zahlreicher  und  ausgedehnter  Versuche  ein  gün- 
stiger Erfolg  nicht  gezeigt 

In  der  nachfolgenden  Tabelle  ist  eine  üebersicht  der  Vegeta- 
tionsverhältnisse gegeben,  wie  sie  sich  in  Poppeisdorf  bei  einer  Drill- 
weite von  20  cm  und  einer  grossen  Zahl  von  angebauten  Roggen- 
sorten durchschnittlich  gestalteten. 


a 

M 

i 
a 

Tag< 


^  a  S 

m 

©CO 

Tage 


Vegetationszeit. 


ii 

CO  fl, 

Tage 


d 
Tage 


^on  Aussaat  bis 
Ernte. 


i 

Tage 


a 

0 

a 

'S 
'Tage 


Tage 


Zahl  der 
Schöss- 
linge. 


s    S 


a 

cm 


3^4 


Gesammt- 

ober- 
fläche  in 
der  Blüte 


gern 


gern 


Zahl  der 

Pflanzen 

pro  ha 


Grösse 

der 
Blatt- 
fläohe 
pro  ha 
in  qm 


B  i 


OQ. 


a.  Winterroggen. 

16 

189' 

22 

88 

265 

238 

800  ja    4   6.6|l50   4.3     312 

b.  Sommerroggen. 

16 

— 

— 

— 

120 

110 

180   2.11.2  3.4  130   3.5     181 

38o|6  000000  228  00o| 


228  0001  1500 


Im  Allgemeinen  beansprucht  der  Roggen  bis  zum  Auflaufen 
eine  Wärme  von  117— 150  ^  C,  bis  zur  Blüte,  die  vegetationslose 
Zeit  ausgenommen,  1225— 142.5^  C.  und  bis  zur  Ernte  1700—24000  C. 

In  obiger  Tabelle  ist  auf  die  gebräuchliche  Einteilung  des 
Roggens    in  gewöhnlichen  Land-  und   sog.   Staudenroggen    (nach 


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572  Besonderer  TeiL 

Springer  1765  Ic  pg.  104  znerst  ans  der  Walachei  nach  Deutsch- 
land gelangt),  keine  Bttcksicht  genommen. 

Der  Staudenroggen  nnterscheidet  sich  vom  Landroggen  dnrch 
eine  längere  Vegetationsperiode,  stärkere  Bestocknng,  höhere  Eom- 
and  Stroherträge,  mithin  durch  kräftigeren  Habitos,  weshalb  er  sieh 
auch  zur  Verwendung  als  Grttnfntter  empfiehlt  Dagegen  steht  seine 
Komqualität,  namentlich  auf  sehr  reichen  Böden,  hinter  der  des 
gewöhnlichen  Landroggens  zurttck.  Diese  Eigenschaften  gehen 
jedoch  mehr  oder  minder  verloren,  wenn  seine  Kultur  nicht  auf 
reichem,  frischem  Boden  stattfindet,  er  nähert  sich  dann  dem  gewöhn- 
lichen Landroggen  und  da  sich  nun  bei  dieser  Veränderlichkeit  des 
Habitus  nicht  mit  Sicherheit  angeben  lässt,  ob  eine  Sorte  der  einen 
oder  anderen  Abteilung  zuzuzählen  ist,  habe  ich  gänzlich  von  einer 
solchen  Einteilung  Abstand  genommen. 

Der  Roggen  ist  als  Flachwurzler  oder  Erumepflanze  anzusehen, 
denn  obwohl  Schubart-Gallentin  einen  recht  beträchtlichen 
Wurzeltiefgang  bei  seinen  Untersuchungen  fand,  bezieht  sich  derselbe 
doch  nur  auf  eine  verhältnismässig  geringe  Anzahl  Wurzeln,  die,  in 
grössere  Tiefen  dringend,  dem  Wasser  nachgehen. 

Schubart  fand,  dass  am  16. September  gesäeter Winterroggen, 
am  29.  April  ausgegraben,  Wurzeln  von  1.17  cm  Länge  getrieben 
hatte,  doch  kamen  nach  den  Untersuchungen  Stöckhardfs  von  der 
gesammten  Wnrzelmasse  141  Teile  auf  die  Ackerkrume  (23.5—26  cm 
tief)  und  nur  51  Teile  auf  den  Untergrund,  aber  auch  die  grösste 
Zahl  der  aufnahmefähigen  Wurzelendigungen  fand  sich  in  der  Acker- 
krume, wenn  man  aus  dem  gefundenen  Stickstoffgehalt  auf  ihre  Zahl 
schliessen  darf,  denn  auf  die  Wurzelmasse  der  Ackerkrume  entfielen 
13.2  kg  und  auf  die  des  Untergrundes  10.8  kg  Stickstoff  pro  ha. 

Ebenso  bestätigen  die  Untersuchungen  Hellriegels^),  dass  sieh 
die  grösste  Zahl  der  Faserwurzeln  in  der  Ackerkrume  ausbreitet. 
Er  fand  bei  Untersuchung  des  Winterroggens  folgende  Zahlen : 

auf  Feld  a. 

!i  i.     cf     ji  aß      \  davon  Ackerkrume  humushaltig  3&  cm 
lehm.&and66cm  {  jj  .  ,  ,  ,  ®  oi 

i  Untergrund  humuslos  31  cm 

grober  roter  Diluvialsand. 

Zahl  der  Wurzelfasem  auf  400  qcm  Fläche: 

bei  25  cm  Tiefe  (in  der  Ackerkrume)  600  Fasern 
„    50  „       „      (im  lehmigen  Sande)  376       „ 
„    92  „       „      (im  roten  Sande)  12       „ 


1)  Grundl.  d.  Ackerb.  pg.  257,  1888. 


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Die  biologischen  Verhältnisse  des  Eoggens. 


573 


auf  Feld  b. 

!i  u     o     j  »TA       \  davon  Ackerkrume  humushaltig  35  cm 
lehm.SandTOcm  {  ^t  *  j  u         i  oe 

(  Untergrund  humuslos  35  cm 

grober  Diluvialsand 

bei  25  cm  Tiefe  (in  der  Ackerkrume)  634  Fasern 
„    46    „       „     (im  lehmigen  Sande).  331       „ 

„    88    „       „     (im  groben  Sande)     112        „ 

7}   11^        JJ  »  '   »  yj  7}         )  "  77 

Es  kann  hiemach  keineswegs  zweifelhaft  sein,  dass  der  Roggen 
die  Hauptsumme  seiner  Nährstoffe  aus  der  Ackerkrume  bezieht.  Auch 
scheint  es,  wie  schon  beim  Weizen  dargethan,  dass  sein  Wurzelver- 
mögen nicht  unbeträchtlich  grösser  als  das  des  Weizens  ist,  weshalb 
er  selbst  auf  armem  Sande  noch  relativ  hohe  Erträge  zu  liefern 
vermag;  freilich  kommt  ihm  hierbei  seine  Bestockung  im  Herbst  und 
der  zeitige  Eintritt  der  Vegetation  im  Frühjahr  zu  statten,  denn  zu 
diesen  Jahreszeiten  steht  ihm  auf  den  leichten  Böden  meist  genügend 
Feuchtigkeit  zur  Verfügung. 

Der  Emteentzug  an  wichtigen  Pflanzennährstoffen  ist,  gleich 
hohe  Ernteerträge  beim  Weizen  und  Roggen  vorausgesetzt,  bei  beiden 
annähernd  gleich,  und  entnimmt  sogar  der  Roggen  dem  Boden  be- 
tiiU;htlich  grössere  Kalimengen  als  der  Weizen. 

Der  Emteentzug  einer  Mittelemte  des  Roggens  stellt  sich  wie 
folgt: 


Mittel- 
emte 
pro  ha 
in  kg. 


-2 
I 


Entzug  durch  eine  Mittelemte  pro 
in  kg. 


ha 


®  S 


Winterroggen,  Korn 
de.  Stroh 


1060 
3300 
Winterroggen  im  Ganzen: 

Sommerroggen,  Korn     1       880 

do.  Stroh     I     2200 

Sommerroggen  im  Ganzen: 


17.6 
7.9 


17.3 
134.3 


5.4 
25.1 


0.3 
4.3 


O.ö;  1.9 
10.2  4.3 


8.2 
6.3 


0.4 
2.6 


0.3 

78.2 


25.5  151.6130.5  4.6|10  7|6.2i  14.5  |  3.0 


15.5     15.2   4.8 
5.3  1104.7122.4 


0.3 
2.9 


0.4 
9.7 


1.7 
2.9 


6.2 
6.8 


0.4 
2.6 


78.5 


0.3 

58.5 


20.81119.9:27.2  3.2  llO.ll  4.6   13.0  1  3.0  ;  58.8 


Femer  verdunstet  der  Roggen  von  den  Getreidearten  nach 
Risler  die  geringsten  Wassermengen,  denn  es  wurde  die  mitt- 
lere Verdunstung  der  Pflanzen  durch  einen  Niederschlag  gedeckt,  der 
täglich  beim  Roggen  2.26  mm,  beim  Weizen  2.67—2.8  mm  und  beim 
Hafer  3.9—4.9  mm  betmg. 

Auch  fand  Hellriegel,  dass  der  Sommerroggen  zur  Erzielung 
von  1  gr  Trockensubstanz  der  oberirdischen  Teile  338  gr  und  zwar 


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574 


Besonderer  Teil. 


28  gr  Wasser  mehr  als  Sommergerste  und  weniger  als  die  übrigen 
echten  Getreidearten  verdunstete. 

Nach  einem  Versuch  von  Haberlandt  ^)  ergiebt  sich  für  Sommer- 
roggen in  drei  verschiedenen  Entwickelungsperioden  nachfolgende 
Wasserverdunstung. 


Entwickelungsstadium. 


Oberfläche 

der  Ver- 

Buohs- 

pflanzen 


I 

qcm 


n 

qcm 


Zahl  der 
Spaltöff- 
nangen 
auf  der 
unteren 
Blattseite 
pro  qmm 


Verhältnis 
des  Trocken 
gewichts  der 
Wurzeln  zu 
jenem  der 
oberirdi- 
schen Teile 


Ver- 
dunstung 
pro  Tag 
u.lOOqcm 
(bei  Was- 
ser im 
Ueber- 
fluss) 


a.  Junge  Pflanze  vor  dem  Schossen 

b.  Mittlere  Pflanze  vor  der  Blüte 

c.  Pflanze  nach  der  Blüte 


66 
104 
102 


166 
167 
126 


124 
105 

83 


1:  1.075 
1:  7.171 
1  :  12.288 


8.765 
2.611 
2.172 


Demzufolge  verdunsten  die  Pflanzen  pro  100  qcm  Oberfläche 
um  so  mehr  Wasser,  je  jünger  sie  sind,  und  dementsprechend  hält 
auch  die  Entwickelung  der  Wurzeln  und  oberirdischen  Organe  nicht 
gleichen  Schritt,  sonderu  die  aufsaugende  Wurzeloberfläche  ist  im 
Verhältnis  zu  den  oberirdischen  Teilen  um  so  grösser,  je  jünger  die 
Pflanzen  sind. 

Die  Zahl  der  unter  Sommer-  und  Winterroggen  vorkommenden 
Unkräuter  ist  häufig  so  gross,  dass  zu  ihrer  Vertilgung  zur  Brach- 
bearbeitung oder  Hackkultur  gegriffen  und  eine  zweckmässige  Frucht» 
folge  eingerichtet  werden  muss. 

Auf  den  Lehmmergelböden  treten  nahezu  die  nämlichen  Un- 
kräuter, welche  schon  beim  Weizen  besprochen  wurden,  wie  die 
Feldkratzdistel  (Cirsium  arvense  Scop),  der  EJatschmohn  (Papaver 
Rhoeas  L.),  der  WUdhafer  (Avena  fatua  L.),  auf,  ausserdem  aber 
auch  der  gemeine  Knöterich  (Polygonum  Persicaria  L.),  der  sich  nur 
durch  genaue  Reinigung  des  Saatgutes,  Jäten,  sowie  rechtzeitiges 
Pflügen  und  Eggen  des  Saatlandes  vernichten  lässt. 

Eines  der  gefährlichsten  Unkräuter,  namentlich  in  nassen  Jahr- 
gängen, ist  die  Boggentrespe  (Bromus  secalinus  L.),  welche  nicht 
nur  den  Ertrag  wesentlich  schmälert,  sondern  es  wird  auch,  wenn  die 
Entfernung  ihrer  Samen  aus  den  Roggenkörnern  unterbleibt,  und  be- 
kanntlich lassen  sie  sich  nur  mit  Hülfe  der  Trespensiebe  ausscheiden, 


1)  Den  Pflanzen  wurde  Wasser  im  Ueberfluss  zugeführt,  daher  sich  vor- 
aussiohtlich  unter  normalen  Verhältnissen  eine  weit  geringere  Verdunstungs- 
grosse ergeben  wird. 


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Die  biologisclien  Yerhältnisse  des  Roggens.  575 

das  ans  diesem  yernnreinigten  Roggen  hergestellte  Brod  schwärzlich, 
bleibt  fencht,  und  soll  betäubende  Wirknngeli  besitzen;  ähnlich  ver- 
hält sich  auch  der  Tanmellolch  (Lolium  temulentam  L.),  dessen 
Samen  narkotisch  wirken. 

Nur  durch  genaue  Reinigung  des  Saatgutes  und  indirekte  Ver- 
tilgungsmittel lässt  sich  der  Ausbreitung  dieser  Unkräuter  entgegen- 
treten. 

Sehr  gefährliche  Unkräuter  des  sandigen  Lehm-  und  lehmigen 
Sandbodens  sind  auch  die  beim  Weizen  schon  erwähnte  Kornrade 
(Agrostemma  Oithago  L.)  und  Kornblume  (Centaurea  Gyanus  L^; 
durch  die  Samen  der  ersteren  nimmt  das  Mehl  eine  schwärzliche 
Färbung  an  und  das  daraus  bereitete  Brod  zeigt  gesundheitsschäd- 
liche Eigenschaften.  Ferner  sind  noch  anzuführen:  die  ausdauernde 
Ackerwinde  (Gonvolvulus  arvensis  L.)»  und  auf  leichtem  Boden  mit 
feuchtem  Untergrunde  der  gemeine  Windhalm  (Agrostis  spica  venti  L.). 
Ein  sehr  gefährlicher  Feind  dieser  Bodenarten  ist  aber  jedenfalls  die 
Quecke  (Triticum  repens  L.)  und  sollte  ein  Feld  niemals  mit  Roggen 
bestellt  werden,  welches  nicht  durch  zweckmässige  Behandlung  von 
der  Queckenplage  befreit  worden  ist 

Auf  den  kalkreichen  Lehmböden  schädigen  auch  zwei  Schma- 
rotzer, der  Feldwachtelweizen  (Helampyrum  arvense  L.)  und  die 
grössere  Klapper  (Alectorolophus  major  Rchb.),  welche  nicht  nur 
den  Ernteertrag  sehr  beträchtlich  vermindern,  sondern  die  Samen 
derselben  verleihen  dem  Mehl  eine  blaue  Farbe  und  unangenehmen 
Geschmack.  Ein  sehr  lästiges  Unkraut  ist  auch  die  stinkende  Hunds- 
kamille (Anthemis  Gotula  L.). 

Auf  sandigen  Bodenarten  mit  Mergel  im  Untergrunde  tritt  die 
bläuliche  Brombeere  (Rubus  caesius  L.)  unter  Roggen  häufig  als  sehr 
lästiges  Unkraut  auf,  das  sich  nur  durch  wiederholtes  Abschneiden, 
Hackfruchtbau,  Brache  und  Ausjäten  entfernen  lässt 

Ebenfalls  sehr  schädlich  und  in  gleicher  Weise  schwer  vertilg- 
bar ist  der  Ackerschachtelhalm  (Equisetum  arvense  L.). 

Auf  den  leichten  Sandböden  kommen  unter  Sommer-  und  Win- 
terroggen vor:  Feldritterspom  (Delphinium  Consolida  L.),  Sandmohn 
(Papaver  Argemone  L.);  unter  Winterroggen:  Gemeine  Vogelwicke 
(Vicia  cracca  L.),  zottige  Wicke  (Vicia  villosa  Roth),  Kreuzkraut 
(Senecio  vemalis  W.  K.);  unter  Sommerroggen:  Feldspörgel  (Spergula 
arvensis  L.),  bunter  Dann  (Galeopsis  versicolor  Gurt),  und  kleiner 
Sauerampfer  (Rumex  Acetosella  L.);  diese  Unkiüuter  lassen  sich  am 
besten  durch  rechtzeitigen  Stoppelnmbruch,  besommerte  Brache,  gute 
Reinigung  des  Saatkornes  und  Hackkultur  vertilgen. 

Ein  lästiges  Unkraut  der  Sandfelder  ist  femer  der  Acker-  oder 
Sandlauch  (AUium  arenarium  L.),  dessen  Blfitenzwiebeln  leicht  unter 
den  Körnern  verbleiben  und  dann  dem  Mehl  einen  penetranten,  knob- 


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576  Besonderer  Teil. 

lauchsartigen  Gerach  und  Geschmack  mitteilen,  hiergegen  hilft  nnr 
genaue  Reinigung  des  Saatgutes  und  Spatpflttgen  zum  Vergraben  der 
Zwiebeln. 

Auf  allen  Bodenarten  mit  Kalk  im  Untergrunde  stellt  sich  auch 
der  gemeine  Huflattich  (Tussilago  Farfara  L.)  ein  und  wird  vorzugs- 
weise im  Seeklima  sehr  lästig. 

Der  Roggen  ist  einer  grossen  Zahl  von  Pilzkrankheiten  unter- 
worfen, die  sich  aber  auch  grösstenteils  bei  anderen  echten  Getreide- 
arten finden. 

Zuvörderst  sind  zwei  dem  Roggen  eigentümliche  Krankheiten^ 
der  Roggenkombrand  (Tilletia  secalis  Kcke.)  und  der  Roggenstengel- 
brand (Urocystis  occulta  Rabh.)  zu  erwähnen. 

Der  Roggenkornbrand  zerstört  den  Fruchtknoten  in  ähnlicher 
Weise  wie  der  Steinbrand  des  Weizens,  und  lässt  sich  durch  Beizen 
mit  Kupfervitriol  die  Ausbreitung  des  Pilzes  einschränken.  In  Mittel- 
europa tritt  diese  Krankheit  sehr  selten  auf. 

Der  Roggenstengelbrand  kommt  glücklicherweise  meist  nur  ver- 
einzelt vor  und  entzieht  sich  um  so  leichter  der  Wahrnehmung,  als 
er  nicht  immer  eine  gleich  intensive  Erkrankung  hervorruft. 

Bei  intensiverem  Auftreten  wird  auch  der  Halm  und  die  Aehre 
mehr  oder  weniger  stark  in  Mitleidenschaft  gezogen  und  in  den 
ungünstigsten  Fällen  kommt  die  Aehre  entweder  gar  nicht  zur  Ent- 
wicklung oder  ist  doch  durch  den  Brand  verunstaltet,  während 
der  Halm  nicht  nur  Brandstreifen  wahrnehmen  lässt,  sondern  ia 
seinem  obem  Teile  sogar  aufspringt  und  seine  innere  mit  Brand- 
staub bedeckte  Fläche  zeigt.  Dieses  verschiedene  Maass  der  Ausbil- 
dung hängt  zum  Teil  von  der  Stib-ke  der  Infektion,  ganz  besonders 
aber  von  dem  Verlaufe  der  Witterung  ab. 

Die  Mittel  gegen  diesen  Feind  sind  bei  intensivem  Auftreten 
folgende : 

Zunächst  mähe  man  die  stark  befallenen  Felder  in  der  Gelbreife. 
Je  später  gemäht  wird,  um  so  zahlreicher  werden  die  Sporen  von 
den  erkrankten  und  an  den  Brandstellen  zum  Teil  aufspringenden 
Pflanzen  auf  benachbarte  Aecker  durch  den  Wind  verbreitet.  Konmit 
auf  diese  im  nächsten  Jahre  Roggen,  dann  ist  eine  Infektion  höchst 
wahrscheinlich. 

Femer  muss  vermieden  werden,  dass  durch  das  Stroh  des  be- 
fallenen Roggens  die  Sporen  in  den  Dünger  und  durch  diesen  auf  das 
Feld  gelangen.  Man  verwende  daher  brandiges  Roggenstroh  nicht  zur 
Einstreu,  wenn  Dünger  bereitet  wird,  der  zu  Roggen  oder  zu  einer 
Frucht  Verwendung  finden  soll,  auf  die  Roggen  folgt,  denn  die  Sporen 
bewahren  über  zwei  Jahre  ihre  Keimfähigkeit  und  können  daher 
auch  später  folgendem  Roggen  noch  gefährlich  werden. 

Endlich   ist  zu  berücksichtigen,   dass   bei   dem  Dreschen  auch 


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Die  biologischen  Verbältnisse  des  Eoggens.  577 

die  verstäubenden  Sporen  zum  Teil  an  den  Körnern  hängen  bleiben. 
Darob  derartiges  Saatgut  wird  die  Neuinfektion  am  siebersten  und 
unfehlbarsten  bewirkt.  Deshalb  ist  es  rätlieh,  den  Saatroggen  in  einer 
V2pi'oeentigen  KupfervitrioUösung  einzuweichen.  Man  verwendet  auf 
100  Liter  Wasser  V2  ^  Kupfervitriol  und  achtet  darauf,  dass  diese 
Lösung  etwa  eine  Querhand  hoch  über  den  in  einem  Bottich  einzu- 
quellenden Roggenkörnern  steht.  Es  genügt  eine  Einweichungsdauer 
von  5  Stunden. 

Als  hervorragendster  Feind  des  Roggens  gilt  der  Rost,  welcher 
namentlich  im  Seeklima,  sowie  in  feuchten  Lagen  und  in  grösster 
Fülle  im  Lagergetreide  bei  feuchtwarmer  Witterung  im  Mai  und  Juni 
erscheint,  aber  auch  bei  zeitig  gesäetem  Roggen  schon  im  Herbst 
auftreten  kann.  Ist  die  Witterung  der  Entwickelung  des  Pilzes 
günstig,  dann  befällt  nicht  selten  der  Roggen  derart  hochgradig,  dass 
die  Hälfte  der  Körneremte  verloren  geht  und  ausserdem  das  Korn 
verschrnmpft  und  unansehnlich,  das  Stroh  mürbe  und  missfarben 
wird,  daher  als  Viehfutter  nicht  mehr  geeignet,  auch  arm  an  Nähr- 
stoffen ist. 

Hauptsächlicb  erzeugt  diese  Krankheit  der  Fleckenrost  (Puccinia 
straminis  Fuck.),  seltener  der  Grasrost  (Puccinia  graminis  Pers.). 

Von  dem  Fleckenrost  kommt  die  Aecidienform  auf  Pflanzen  aus 
der  Familie  der  Boragineen,  und  von  dem  Grasrost  auf  der  Berberitze 
vor  und  wies  schon  Schwerz  1821  auf  den  nachteiligen  Einfluss 
hin,  welchen  in  der  Nähe  von  Roggenfeldern  stehende  Berberitze 
ausübt. 

Demnach  sind  zur  Einschränkung  dieser  Krankheit  die  Träger 
der  Aecidienform  möglichst  aus  dem  Felde  zu  entfernen,  sowie  Roggen- 
sorten auszuwählen,  welche  gegen  Rost  und  Lagern  eine  grosse 
Widerstandsfähigkeit  besitzen,  und  schliesslich  sollte  die  Roggen- 
kultur in  möglichst  freier  Lage,  sowie  auf  passendem  Boden  ge- 
schehen. 

Bei  feuchtwarmer  Witterung  tritt  auf  üppig  entwickeltem  Roggen 
nicht  selten  der  Mehltaupilz  (Erysiphe  graminis  Lev.)  verderben- 
bringend auf.  Sein  Mycel  überzieht  mit  weisslichem  Ueberzug  Blätter 
und  Halme  gerade  zur  Zeit  des  kräftigsten  Wachstums  der  Pflanze, 
weshalb  letztere  durch  Entziehung  bereits  organisierten  Bildnngs- 
materials  erheblich  leidet. 

Sehr  häufig  zeigt  sich  auch  beim  Roggen  das  Mutterkorn  (Clavi- 
ceps  pnrpurea  Tnl.),  und  gibt  dieser  Pilz  seine  Anwesenheit  zunächst 
durch  Austreten  einer  ölartigen  Flüssigkeit  („Honigtau*0  in  den 
Spelzen  einiger  Blüten  kund,  die  sich  aus  einem  weissen  Mycelium 
am  Grunde  des  Fruchtknotens  absondert  und  mit  Konidien  erfüllt  ist; 
wird  nun  hiervon  durch  Insekten  etwas  auf  eine  andere  Blüte  ge- 
bracht und  diese  inficiert,   so  entsteht  die  Ueberwinterungsform  des 

Koernicke  o.  Werner,  Handb.  d.  Getreideban's  n.  37 


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578  Besonderer  Teil. 

Pilzes  „das  Mutterkorn*'.  Dasselbe  wirkt  als  scharf  narkotisches, 
heftig  wirkendes  Gift  durch  zwei  in  demselben  enthaltene  Alkaloide, 
das  Ergotin  und  das  Ekbolin  und  durch  eine  Säure,  die  Ergotsäure, 
und  sind  die  durch  den  Genuss  von  Brod,  welches  Mutterkorn  ent- 
hält, auftretenden  Krankheiten  zweierlei  Art.  Die  eine  wird  Kriebel- 
krankheit  genannt-,  weil  sich  bei  derselben  als  charakteristisches 
Sjrmptom  ein  Kriebeln  in  der  Haut  einstellt,  begleitet  von  Uebelkeit 
und  Taubheit;  die  andere  Art  beginnt  mit  Krämpfen  etc.  und  endigt 
mit  dem  Brandigwerden  einzelner  Glieder.  Beide  Arten  der  Krank- 
heit können  den  Tod  zur  Folge  haben. 

Wenngleich  nun  die  durch  das  Mutterkorn  bewirkten  Krankheiten 
zur  Zeit  nur  selten  vorkommen,  da  es  jetzt  durch  die  vervollkommneten 
Beinigungsmaschincn  grösstenteils  von  den  schweren  Getreidekömem 
abgesondert  wird,  so  hat  der  Landwirt  doch  stets  auf  das  Vorkommen 
des  Mutterkorns  im  Roggen  sorgfältig  zu  achten  und  auf  Vertilgung 
und  Verhütung  dieses  der  menschlichen  Gesundheit  schädlichen  Pilzes 
sein  Augenmerk  zu  richten. 

Ausnehmend  zahlreich  sind  die  Feinde  aus  dem  Tierreich,  so 
werden  die  Wurzeln  des  Roggens  durch  die  Raupen  von  Agriotes 
lineatus  L.,  A.  obscurus  Gyllh.,  Agrotis  crassa  Hb.,  A.  exclamationis 
L.  und  Gharaeas  graminis  L.  beschädigt. 

Die  Terminalknospen  und  jungen  Blätter  fressen  ab:  ein  Blatt- 
käfer (Phyllotreta  vittula),  die  Larve  und  der  Käfer  von  Lema  mela- 
nopa  L.,  die  Raupe  von  Hadena  basilinea  Wien.  Verz.,  Agrotis  sege- 
tum  Wien.  Verz.,  A.  tritici  L.,  A.  fumosa  Wien.  Verz.  und  Plusia 
gamma  L.;  ferner  die  Made  von  Anthomyia  coarctata  Fall.;  auch 
richtet  im  warmen  und  feuchten  Klima  die  graue  Ackerschnecke 
(Limax  agrestis  L.)  bedeutende  Verheerungen  an,  gegen  welche  man 
sich  durch  Bestreuen  der  Feldränder  mit  Kalk  oder  Häcksel  einiger- 
massen  zu  schützen  vermag,  wenn  es  gleich  nach  der  Einsaat 
geschieht. 

Die  den  Halm  angreifenden  Insekten  sind  ausnehmend  gefähr- 
lich, so  die  Larve  von  Calamobius  marginellus  Fabr.,  Cephus  pyg- 
maeus  L.,  Tipula  cerealis  Sauter  und  Pyralis  secalis  L. 

Die  junge  Aehre,  weiche  Frucht  und  überhaupt  die  weichen, 
oberirdischen  Pflanzenteile  werden  häufig  sehr  umfangreich  durch 
die  Larve  und  den  Käfer  von  Zabrus  gibbus  Fabr.  zerstört.  Die  Be- 
fruchtungsorgane und  das  breiige  Korn  greifen  an:  die  Larve  von 
Tipula  tritici  Kirby;  der  Käfer  von  Anisoplia  austriaca  Herbst,  A. 
fruticola  Fab.;  die  Raupe  von  Leucania  albilinea  Guen.  und  Ochsen- 
heimeria tanrelli  Schiff;  die  Larve  von  Chlorops  taeniopus  Meig., 
Oscinis  frit  L.,  Siphonella  pumilionis  Bjerkander;  die  Schildwanze 
Aelia  acuminata  F.  Der  zur  Aehre  aufsteigende  Nahrungssaft  wird 
dagegen  von  der  Getreide-Blattlaus  (Aphis  granaria  Kirby)  aufgesogen 


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Elima  für  Roggen.  579 

und  hierdurch  die  Entwickelnng  der  Edmer  geschädigt.  Das  trockne, 
aufgespeicherte  Korn  wird  durch  die  Käfer  von  Silvanus  surinamensis 
Steph.,  Gurcniio  granarius  L.,  sowie  durch  die  Baupen  von  Tinea 
granella  L.  und  T.  cerealella  Oliv,  angegriffen. 

Ausserordentlich  gefährlich,  so  dass  unter  Umständen  in  grossen 
Bezirken  der  Boggenbau  unmöglich  wird,  erweist  sich  das  Boggen- 
oder  Stockälchen  (Anguillula  devastatrix  J.  Kühn),  indem  es  die 
jungen  Boggenpflanzen  durch  Aussaugung  des  Bildungsmaterials  zum 
Absterben  bringt. 

Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass  unter  allen  Getreidearten 
der  Boggen  am  meisten  durch  Mäusefrass  leidet,  da  er  sich  schon 
im  Herbst  kräftig  bestockt  und  entwickelt,  also  reichliche  Nahrung 
bietet. 


KUna. 

Im  Allgemeinen  lässt  sich  annehmen,  dass  der  Sommerroggen 
während  einer  mittleren  Vegetationszeit  von  125  Tagen  durchschnitt- 
lich einer  Temperatur  von  12^  C.  zu  seiner  Entwickelnng  bedarf, 
was  die  Versuche  von  Erutzsch  in  Sachsen  in  nachstehender  Ueber- 
sieht  bestätigen: 

Ort  des  Versuches.     Vegetationszeit.     Wärmesumme. 


Gohrieh 

109  Tage 

1476.6" 

C. 

Hinterhermsdorf 

112     „ 

1391.6 

J7 

Behfeldt 

133     „ 

1434.7 

yj 

Georgengrto 

139     „ 

1638.8 

?> 

Reitzenhain 

133     „ 

1458.6 

» 

Durchschnitt:  125  Tage         1480 <>  C. 

Der  Winterroggen  beanspruchte  in  Poppeisdorf  bei  einer  mitt- 
leren Vegetationszeit  von  265  Tagen  2276^  C;  gemeinhin  ninmit  man 
für  Winterroggen  eine  Wärmesumme  von  1700— 2400  <>  C.  und  fttr 
Sommerroggen  von  1400— 1800 «  C.  an. 

Entsprechend  dieser  niederen  Wachstumstemperatur  wird  nach 
Schübeier  in  Norwegen  Sommerroggen  noch  bis  zum  68^  49'  und 
Winterroggen  bis  zum  69  ^  38'  n.  Br.,  in  Innerrussland  bis  zum  65  ^ 
n.  Br.,  auf  der  südlichen  Erdhälfte,  noch  in  Punta  Arenas  de  Magel- 
lanes,  unter  dem  50  ^  südLBr.  und  in  der  Schweiz  bis  zu  Höhen  von 
1700—1950  m  gebaut. 

In  Gegenden  mit  hohem  Schneefall,  in  denen  der  Schnee  länger 


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580  Besonderer  Teil. 

als  3  Monate  den  Boden  nnaasgesetzt  deckt,  ist  anstatt  des  Winter- 
roggens Sommerroggen  zu  bauen. 

Die  Vegetationsperiode  verkttrzt  sich  bis  zu  einer  gewissen 
Grenze  mit  dem  Steigen  der  Durchschnittstemperatnr.  Das  Maximum 
der  günstigsten  Bodenwärme  beträgt  20^  C. 

Der  Roggen  gehört  in  die  kältere  gemässigte  und  subark- 
tische Zone,  also  in  das  Winter-  und  Sommergetreideklima,  zumal 
er  in  seiner  Jugend  strenge  Kälte  vorzüglich  erträgt  und  nur  im 
Frtthji^r  leidet,  wenn  auf  kaltem,  nassem  Boden  Frost-  und  Tau- 
wetter bei  Sonnenschein  mit  einander  wiederholt  abwechseln. 

Noch  kritischer  ist  jedoch  die  Periode  des  Schossens  und 
Blflhens,  indem  die  junge  Aehre  kurz  vor  dem  Hervortreten  leicht 
gänzlich  oder  doch  an  ihrer  Spitze  erfriert,  mitunter  aber  auch  nur 
einige  Blüten  leiden,  welche  taub  bleiben  und  die  Aehre  schartig 
machen.  • 

Zur  Blütezeit  wird  die  Bestaubung  durch  starke  Regengüsse 
oder  nasskalte  Witterung  nicht  selten  sehr  erheblich  gestört. 

Der  Winterroggen  widersteht  der  Dürre  ganz  vortrefflich  und 
zwar  nicht  nur,  weil  er  eine  relativ  geringe  Verdunstungsgrösse  auf- 
weist, sondern  er  vermag  wegen  seines  sehr  zeitigen  Vegetations- 
eintrittes  im  Frühjahr,  zur  Zeit  seiner  üppigsten  Wachstumsperiode 
noch  aus  der  vorhandenen  Winterfeuchtigkeit  Vorteil  zu  ziehen. 

Gleiches  gilt  auch,  weil  sehr  zeitig  gesäet,  vom  Sommerroggen, 
der  in  der  Regel  bei  Eintritt  der  trocknen  Zeit  seine  Wurzeln 
hinlänglich  vertieft  hat,  um  selbst  auf  leichtem  Boden  der  Trocken- 
heit widerstehen  zu  können. 


Boden. 

Der  Roggen  nünmt  bei  sonst  günstigen  Düngnngs-  und  Kultur- 
Verhältnissen  fast  mit  allen  Bodenarten,  sowohl  Thon-  und  Lehmböden, 
als  auch  relativ  armen  Sand-,  Humus-  und  Moorböden  vorlieb,  doch 
sagen  ihm  die  schweren,  sehr  bindigen,  feuchten  Böden  am  wenig- 
sten zu,  und  empfiehlt  es  sich,  dieselben  möglichst  von  seiner  Kultur 
auszuschliessen,  zumal  die  Produktionskosten  der  Getreidearten  an- 
nähernd gleich  hoch  sind. 

Auf  den  bindigen,  wenig  durchlassenden  Böden  ist  die  Ro^;en- 
pfianze  dem  Auswintern  unterworfen,  und  hat  sie  die  Nässe  und 
Kälte  des  Winters  leidlich  überstanden,  so  hält  der  nasskalte  Boden 


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Boden  f&r  Eoggen.  581 

im  Frühjahr  ihre  EDtwickelung  znrtick,  in  Folge  dessen  nngenttgende 
Erträge  in  Aassicht  stehen. 

Ueberhanpt  liebt  der  Boggen  die  Nässe  nicht,  z.  6.  widersteht 
er  der  Innndation  weit  weniger  gnt  als  der  Weizen,  anch  bringen 
die  Niederungsböden  wohl  viel  Stroh,  aber  eine  weniger  befriedigende 
Qualität  der  Kömer,  denn  diese  sind  weit  weniger  volTnnd  feinschalig, 
daher  ärmer  an  Mehl,  als  die  auf  trocknen,  sandigen  Bodenarten  ge- 
emteten  Körner,  welche  nach  Schwerz  häufig  ein  Mehrgewicht  von 
8  kg  pro  hl  aufweisen. 

Seine  höchsten  Erträge  und  Kömer  vorzüglicher  Qualität  spendet 
der  Roggen  unzweifelhaft  auf  den  kalkhaltigen,  im  richtigen  Grade 
das  Wasser  durchlassenden  und  in  gutem  Kulturzustand  befindlichen 
Lehmböden.  Verhältnismässig  sicher,  weil  zeitig  in  Vegetation  tre- 
tend, gedeiht  er  auch  auf  den  trocknen  Sandböden,  insofern  diese 
nicht  Mangel  an  Phosphorsäure  und  Kalk  leiden,  weshalb  der  Roggen 
auch  eine  hohe  nationalökonomische  Bedeutung  hat,  da  diese  leichten 
Sandböden  vorzugsweise  durch  seine  Kultur  noch  einen  gentlgenden 
Reinertrag  abwerfen;  auch  vermag  er  bei  nicht  zu  trockner  Wit- 
temng  sogar  auf  leerem,  magerem  Sande  die  Produktionskosten  zu 
decken. 

Auf  entwässerten  Haide-,  Moor-  und  Bruchböden,  namentlich 
aber,  wenn  dieselben  mit  Sand,  Mergel  oder  Kalk  befahren  wurden, 
gedeiht  der  Roggen  verhältnismässig  gut. 

Besonders  beachtenswert  ist  die  Melioration  des  Moorbodens 
durch  Sandaufbringung,  wie  dies  die  Rim panischen  Moordamm- 
kulturen beweisen,  auf  denen  vortrefflicher  Roggen  wächst,  während 
sonst  der  schlammige,  lose  Moorboden  so  stark  zum  Auffrieren  neigt, 
dass  mit  Ausnahme  vielleicht  des  Johannis-Roggens  keine  andere 
Winterroggensorte  auf  ihm  gedeiht.  Die  sehr  starke  Bewurzelungs- 
fähigkeit  des  Johannis-Roggens  schützt  ihn  bedeutend  gegen  das 
Auffrieren,  da  seine  zahlreichen  Wurzeln  nicht  leicht  sänmitlich  ab- 
gerissen werden,  sich  daher  die  Pflanze  im  Frühjahr  wiederum 
leichter  zu  bewurzeln  vermag ;  auch  schadet  ihm  ein  feuchter,  kalter 
Boden  im  Frühjahr  weniger,  als  anderen  Roggensorten. 

Ueberhaupt  empfiehlt  es  sich,  eine  den  Bodenverhältnissen  ent- 
sprechende Auswahl  der  Roggensorten  zu  treffen,  z.  B.  sind  die  Sor- 
ten des  gewöhnlichen  Landroggens  auf  die  leichteren  Böden,  die  des 
Staudenroggens  auf  die  fruchtbareren,  bindigeren,  feuchteren  Böden 
zu  bringen. 

Die  für  die  Roggenkultur  geeigneten  Bodenarten  sind  folgende: 

1)  Reicher,  tiefer,  milder  Thon-  und  Aueboden;  Weizenboden 
L  Kl. 

Auf  diesem  Boden  liefern  die  Staudenroggen  reiche  Kom-  und 
Strohernten,  doch  ist  gemeinhin  die  Kultur  des  Weizens  vorteilhafter. 


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582  Besonderer  Teil. 

2)  Humoser,  reicher,  milder  Lehm;  Gerstenboden  I.  Kl.  Der 
Roggen  liefert  viel  Stroh,  doch  lässt  die  Quantität  und  Qualität  der 
Körner  zu  wünschen;  auch  neigt  der  Boden  zum  Anffrieren,  daher 
Winterung  nicht  ganz  sicher  ist. 

3)  Schwerer,  klüftiger  Thon;  Weizenboden  IL  Kl. 
Für  Weizen  weit  besser  als  für  Boggen  geeignet. 

4)  Milder,  tiefer,  frischer  Lehm  und  sandiger  Lehmboden;  Gersten- 
boden IL  Kl. 

Nicht  selten  besser  fttr  Boggen  als  Weizen  geeignet.  Quantität 
und  Qualität  der  Kömeremte  vorzttglich. 

5)  Milder  Humusboden  mit  schwacher  Lehm-  und  Sandbei- 
miflchung.  Fttr  Winterung  weniger  geeignet,  weil  der  Boden  aufzie- 
hende Eigenschaften  besitzt 

6)  Leichter  sandiger  Lehm-  und  lehmiger  Sandboden;  Roggen- 
boden I.  Kl. 

7)  Leichter  magerer  Sandboden  und  dürftiger  lehmiger  Sand; 
Boggenboden  IL  Kl. 

8)  Saurer,  sandiger  Humusboden.  Gut  entwässert,  so  zur  Boggen- 
kultur verwendbar. 

9)  Armer  Sand-  und  Kiesboden.    Boggenboden  UI.  Kl. 

In  Folge  der  dürren  Krume  und  des  trocknen  Untergrundes 
brennen  die  Pflanzen  leicht  aus. 

10)  Saurer  Haidehumus  mit  Sand. 

Bei  entsprechender  Kultur  noch  zum  Boggenbau  heranzuziehen. 

11)  Loser  Sand,  Grand,  Kies. 

Diese  Böden  geringster  Ertragsfähigkeit  können  noch  mit  Boggen 
bestellt  werden,  doch  ist  es  häufig  fraglich,  ob  die  Erträge  auch  die 
Produktionskosten  decken. 

12)  Mooriger,  saurer  Torfboden.  Genügend  entwässert  und  sonst 
melioriert,  trägt  er  noch  Boggen,  wenngleich  die  Winterung  wegen  der 
aufziehenden  Eigenschaften  misslich  ist.  Jedoch  ist  dieselbe  bei 
Anwendung  der  Moordammkultur  durchaus  sicher  und  ertragreich. 


Dfingung. 


Der  Boggen  gedeiht  als  Flachwurzler  am  besten  in  einer  mit 
fertiger  Pflanzennahrung  erftlllten  Ackerkrume,  also  in  einem  Boden 
mit  „alter  Kraft''  oder  auf  Neubruch,  während  im  abtragenden  Schlag 
auf  einen  hohen  Ertrag  nicht  zu  rechnen  ist. 

Der  Winterroggen  nutzt  aber  auch  eine  direkte  Düngung  noch 


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Büngiing  für  Boggen.  583 

gut  aas,  während  zum  Sommerroggen  möglichst  die  Vorfrneht  gedüngt 
werden  sollte. 

Auf  den  leichteren  Sandböden,  die  an  und  für  sich  Mangel  an 
Phosphorsäure  zeigen,  ist  fttr  die  Zuführung  dieser  vorzugsweise 
Sorge  zu  tragen,  da  der  Boggen  grosser  Mengen  an  Phosphorsäure 
bedarf,  und  wendet  man  auf  diesen  Böden  gern  200—300  und  400  kg 
Knochenmehl  oder  Bakerguano  an,  und  bringt  diese  Kunstdünger  im 
Herbst  vor  der  Saat  15—20  cm  tief  unter.  Zur  Stallmistdüngung 
sollte  vorzugsweise  ein  guter  Bindviehdung  in  Quantitäten  bis  zu 
20  000  kg  p.  ha  zur  Anwendung  gelangen  und  wirkt  derselbe  nament- 
lich in  Verbindung  mit  einer  Mergelung  vortrefflich.  Auf  sehr  leich- 
tem Boden  kann  jedoch  häufig  eine  Düngung  mit  Moder  oder  eine 
Gründüngung  von  besseren  Erfolgen  als  eine  Stallmistdüngung  be- 
gleitet sein.  Ebenso  gerät  der  Boggen  nach  einer  im  Herbst  oder 
Winter  gegebenen  Kopfdüngung  mit  Kompost  oder  gut  verrottetem 
Bindviehmist  vortrefflich,  denn  die  hierdurch  gegebene  Bodendeckung 
verhindert  ein  zu  schnelles  Austrocknen  und  Ausschwemmen  der 
Pflanzennährstoffe  in  den  Untergrund,  und  ausserdem  wird  die  Boden- 
gahre  gefördert.  Sehr  vorteilhaft  erscheint  es  auch,  den  soeben  aus- 
gesäeten  Boggen  auf  losem  Sande  mit  Schafen  zu  bepferchen,  wo- 
durch dieser  Boden  eine  grössere  Bindigkeit  neben  Nährstoffzufuhr 
erhält. 

Bei  der  Boggenkultur  auf  stark  humosen  Böden  empfiehlt  sich 
die  Auffuhr  von  Sand  und  kalkreichem  Mergel  und  namentlich  die 
Anwendung  von  Kalisalzen  z.  B.  200  kg  3 fach  koncentriertes  Kalisalz 
mit  bis  zu  .35  Proc.  Kali,  um  das  diesen  Böden  meist  fehlende  Kali 
hineinzubringen. 

Von  trefflicher  Wirkung  auf  die  Zersetzung  und  Verbesserung 
dieser  Böden  ist  ferner  die  Düngung  mit  Pferde-  oder  Sehafdung. 
Fehlt  es  dem  Boden  weiter  an  Phosphorsäure,  so  ist  dieselbe  in 
Form  nicht  leicht  löslicher  Phosphate  zu  geben,  um  die  Auswaschung 
der  Phosphorsäure  in  den  Untergrund  zu  vermeiden. 

Für  die  Mittelböden  empfiehlt  sich  am  meisten  eine  Düngung 
mit  24  000—30000  kg  Bindviehmist,  während  eine  gleich  starke 
Düngung  mit  sehr  stickstoffreichem  Schaf-  oder  Pferdemist  Lager- 
korn herbeiführt,  wodurch  die  Kömerernte  quantitativ  und  qualitativ 
geschädigt  wird. 

Dagegen  wendet  man  auf  den  schweren  Thonböden,  zur  Ver- 
besserung ihrer  physikalischen  Eigenschaften,  gern  Kalkdüngung 
und  grosse  Quantitäten  (bis  48  000  kg)  frischen  Pferde-  oder  Schaf- 
mist an. 

Die  sehr  reichen  Alluvialböden  werden  zu  Boggen,  zur  Ver- 
hütung des  Lagems,  meist  nicht  direkt  gedüngt. 

Auf  den  besseren,    bindigen  Böden,   welchen  es   an  Phosphor- 


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584  Besonderer  Teil. 

8'änre  mangelt,  gibt  man  diese  gern  in  Form  hochprooentiger  Snper- 
phosphate,  von  denen  man  150—300  kg  p.  ha  vor  der  Saat  streut; 
bei  Stickstoffmangel  wendet  man  100  kg  schwefelsaures  Ammoniak 
oder  150—250  kg  Perugnano  an. 

Kümmerlich  durch  den  Winter  gekommenen  Saaten  wird  mit 
einer  kurz  vor  dem  Schossen  verabfolgten  Kopfdüngung  von  80 — 100  kg 
Chilisalpeter  pro  ha,  oder  auf  leichtem  Boden  durch  Jauchedttngung 
wieder  aufgeholfen. 


Frachtfolge. 

Die  besten  Vorfrüchte  des  Roggens  sind  diejenigen,  welche  dem 
Boden  durch  dichte  Beschattung  eine  vorzügliche  Gahre  erteilen,  das 
Unkraut  unterdrücken,  ihre  Nährstoffe  grösstenteils  dem  Untergrunde 
und  der  Luft  entnehmen,  die  Ackerkrume  durch  ihre  Stoppel-  und 
Wurzelrückstände  bereichern  und  das  Feld  zu  zweckentsprechender 
Vorbereitung  für  die  Roggeneinsaat  genügend  zeitig  räumen. 

Für  die  schwereren  Böden  sind  als  vortreffliche  Vorfrüchte  für 
Roggen,  obgleich  der  Anbau  des  Weizens  nach  ihnen  auf  diesem 
Boden  meist  vorteilhafter  sein  würde,  folgende  anzusehen: 

Gedüngter  Raps  oder  Rübsen;  nach  diesen  gerät,  mit  Ausnahme 
der  gedüngten  Brache,  der  Roggen  am  besten,  da  diese  Früchte  meist 
eine  Brachbearbeitung  erfahren,  sehr  reich  gedüngt  werden,  den  Boden 
gut  beschatten  und  reichliche  Mengen  an  Stoppel-  und  Wurzelrttck- 
ständen  der  Ackerkrume  zurücklassen. 

Nach  Rotklee  gibt  der  Roggen  auf  kräftigem  Boden  auch  ohne 
Düngung  eine  gute  Ernte,  während  auf  weniger  reichem  Boden  eine 
halbe  Düngung  oder  eine  Beidüngung  mit  künstlichem  Dung  verab- 
folgt werden  muss. 

Vorzügliche  Vorfrüchte  sind  ferner  gedüngte,  namentlich  aber 
gedrillte  und  behackte  Pferdebohnen,  da  sie  nicht  allein  die  Haupt- 
menge ihrer  Nährstoffe  aus  dem  Untergrunde  und  der  Atmosphäre 
beziehen,  sondern  auch  viel  Rückstände  und  eine  gelockerte,  unkraut- 
freie Ackerkrume  hinterlassen,  ebenso  gedüngte,  dicht  stehende  Erbsen 
und  Wicken,  und  zwar  hauptsächlich  dann,  wenn  sie  als  Grttnfutter 
benutzt  werden,  also  den  Boden  am  wenigsten  erschöpfen. 

Auf  den  Lehmmergel-  und  kalkreichen  sandigen  Lehmböden 
kommen  ausser  den  eben  genannten  als  Vorfrüchte  noch  die  Luzerne, 
Kleegrasgemenge  und  Tabak  vor.  Durch  die  Luzerne  erfährt  die 
Ackerkrume  nicht  nur  eine  erhebliche  Bereicherung  an  Pflanzennähr- 


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Frachtfolge  für  Boggen.  585 

Stoffen,  sondern  auch  eine  vortreffliche  Bodengahre,  so  dass  selbst  auf 
leichten  Böden  der  Roggen  nach  ihr  ohne  Dang  gat  gedeiht  and  aaf 
den  von  Natar  reichen  Böden  leicht  Lagerkorn  entsteht. 

Das  Kleegrasgemenge  erschöpft  die  Ackerkrame  weit  mehr  als 
Botklee,  daher  mit  Ausnahme  aof  reichem  Boden  zu  Böggen  noch 
gedttngt  werden  sollte. 

Nach  Tabak  steht  der  Boggen  immer  sehr  schön,  weil  der  Boden 
fieissig  bearbeitet,  stark  gedttngt  und  dnrch  die  grosse  Menge  unter- 
gepflügter Tabaksstengel  die  Ackerkrume  bereichert  wird. 

Auf  den  Kalkböden  und  kalkreichen  leichten  Sandböden  ist  die 
Esparsette  aus  denselben  Gründen  wie  die  Luzerne  eine  empfehlens- 
werte Vorfrucht. 

Auf  den  leichten  Sand-  und  Haideböden  ist  der  Buchweizen, 
wenn  zu  Boggen  mit  Stallmist  oder  Kompost  gedüngt  wird,  eine  vor- 
treffliche Vorfrucht;  auch  wächst  nach  grün  untergepflügtem  Buch- 
weizen guter  Boggen.  Wundklee,  Serradella,  Weissklee  und  Hopfen- 
luzerne sind,  wenn  diese  Pflanzen  abgeweidet  wurden,  ebenfalls  als 
gute  Vorfrüchte  auf  nicht  ganz  kalkarmem  Sandboden  anzusehen. 

Die  beste  Vorfrucht  des  sehr  leichten,  kalkarmen  Sandbodens  ist 
jedenfalls  die  Lupine,  denn  sie  beschattet  nicht  nur  den  Boden  sehr 
stark,  sondern  bereichert  die  Ackerkrume  auch  an  Nährstoffen.  Nach 
grün  untergepflügten  Lupinen  wächst  der  Boggen  häufig  besser  als 
nach  einer  Stallmistdüngung. 

Der  Boggen  gedeiht  in  der  Begel  sehr  gut  auf  einer  umgebrochenen 
Grasnarbe,  und  nimmt  in  diesem  Falle  selbst  mit  einem  ziemlich  rohen 
Boden  und  noch  nicht  vollständig  zersetzter  Grasnarbe  vorlieb.  Auf 
frisch  gerodetem  Waldboden,  wie  dies  die  Hackwaldwirtschaft  der 
Gebii^sgegenden  zur  Genüge  zeigt,  wächst  er  ebenfalls  vortrefflich. 

Der  beste  Boggen  und  sicherste  Ertrag  wird  jedenfalls  nach  ge- 
düngter Brache,  namentlich  auf  bindigen  und  verunkrauteten  oder 
sehr  leichten  Böden  erzielt,  denn  nicht  nur,  dass  beträchtliche  Nähr- 
stoffmengen für  den  Boggen  durch  die  Brachbearbeitung  aufnahme- 
fähig werden,  sondern  es  gestaltet  sich  die  Ackerkrume  auch  physi- 
kalisch günstiger  und  das  Unkraut  wird  zerstört. 

Ungünstige  Vorfrüchte  des  Boggens  sind  die  echten  Getreide- 
arten, da  sie  nahezu  aus  den  nämlichen  Bodenschichten  wie  der 
Boggen  die  Nährstoffe  in  einem  Zustande  entnehmen,  der  auch  der 
Boggenpflanze  zusagt;  femer  unterliegen  sie  einer  gleichartigen  Kultur 
und  beschatten  den  Boden  nur  massig,  in  Folge  dessen  sich  die  Feinde 
des  Boggens,  welche  grösstenteils  auch  die  der  übrigen  Getreidearten 
sind,  stark  vermehren  und  der  Boden  leicht  erhärtet.  Aus  allen  diesen 
Gründen  wird  nur  auf  reichem,  physikalisch  günstigem  Boden  ein 
befriedigender  Ertrag  nach  anderen  Halmfrüchten,  und  zwar  noch  am 
ehesten  nach  Hafer,  von  dem  Boggen  zu  erhoffen  sein. 


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586  Besonderer  Theil. 

Gedüngte  Hackfrüchte,  namentlich  BunkelrUben  und  Kartoffeln, 
weniger  Weissrttben  nnd  Mohrrüben,  sind  für  Sommerroggen  gute,  da- 
gegen für  Winterroggen  sehr  schlechte  Vorfrüchte,  und  liegt  der  Grand 
hierfür  darin,  dass  der  sich  schon  im  Herbst  bestockende  Winterroggen 
nicht  zeitig  genng  gesäet  werden  kann,  und  in  Folge  dessen  sich  un- 
genügend bestockt;  auch  ist,  namentlich  nach  Kartoffeln,  der  Boden 
sehr  stark  gelockert,  mithin  zum  Zusammenschlämmen  geneigt,  wo- 
runter die  junge  Pflanze  leidet;  schliesslich  wird  die  Entwickelung 
des  Roggens  dadurch  hauptsächlich  gestört,  dass  beim  Sichsetzen  des 
Bodens  die  Kronenwurzeln  der  Roggenschösslinge  von  Erde  entblösst 
werden  und  eventuell  zu  Grunde  gehen  können. 

Sehr  selten  gerät  der  Roggen  nach  Hanf  und  Lein,  selbst  wenn 
zu  diesen  stark  gedüngt  wurde.  Wahrscheinlich  nehmen  sie  die  fer- 
tige Pflanzennahrung  und  hauptsächlich  die  phosphorsauren  Salze  zu 
stark  in  Anspruch,  wozu  noch  tritt,  dass  sie  mitsammt  den  Wurzeln 
ausgerauft  werden,  also  Stoppel-  und  Wurzelrückstände  der  Acker- 
krume nicht  belassen. 

Nach  einer  Düngung  wächst  jedoch  der  Roggen  recht  gut,  ein 
Beweis  dafür,  dass  nur  der  Nährstoffentzug  die  Schuld  an  dem  Nicbt- 
gedeihen  trägt. 

Mit  sich  selbst  ist  der  Roggen  im  hohen  Grade  verträglich,  wie 
dies  die  Fruchtfolgen  sehr  leichter  Böden  beweisen,  in  welchen  der 
Roggen  nicht  selten  mehrere  Jahre  hindurch  nur  im  Wechsel  mit  Lu- 
pinen gebaut  wird. 

Roggen,  namentlich  Grünfutterroggen,  ist  im  Allgemeinen  als  eine 
bessere  Vorfrucht  als  irgend  eine  andere  echte  Getreideart  anzusehen, 
was  wohl  nicht  zum  geringsten  Teil  den  an  Stickstoff,  Kali  und 
Phosphorsäure  überaus  reichen  Stoppel-  und  Wurzelrückständen  zu- 
zuschreiben ist,  welche  dieselben  der  Ackerkrume  hinterlassen,  und 
welche  nur  von  denen  der   kleeartigen  Gewächse  übertroffen  werden. 

Nach  unseren  Ermittelungen  hinterliess  reifer  Roggen  in  einer 
Ackerkrume  von  26  cm  Tiefe  auf  sandigem  Lehmboden  m  Proskau 
bei  normalem  Stande  in  seinen  Stoppel-  und  Wurzelrückständen  an 
Nährstoffen  p.  ha: 

Gesammtmenge  der  Stoppel-  und  Wurzelrückstände    5887    kg 
Darin  an  Stickstoff 73.2  „ 

„      „    Asche 1842.7  „ 

In  der  Asche: 

an  Kalkerde 82.1  „ 

„   Magnesia 16.2  „ 


„Kali 35.1,, 

„   Natron *    .    .    .    .  47.4  „ 

„   Schwefelsäure 13.4  „ 

,,   Phosphorsäure 28.5  „ 

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Bodenbearbeitung  zu  Roggen.  587 

Diese  Rttckstände  erhöhen  sich  beträchtlich  beim  Grtlnfutter- 
roggen,  welcher  daher  das  Land  in  noch  besserem  Znstande  hinter- 
lässt.  Da  letzterer  sehr  zeitig  das  Feld  ränmt,  können  ihm  noch 
gepflanzte  Rnnkel-  nnd  Kohlrüben,  Mais,  Wickengemenge,  Raps,  RUbsen^ 
weisser  Senf,  Sommergetreide  etc.  folgen. 

Nach  gedüngtem  reifen  Roggen  gedeihen  Erbsen,  Kartoffeln  nnd 
event  Gerste  nnd  Hafer;  als  Nachfrüchte  für  den  Herbst  können  in 
die  Stoppel  im  milden  Klima  Inkarnatklee,  Stoppelrüben,  weisser 
Senf  etc.  gebracht  werden;  anch  eignet  er  sich  als  Ueberfrucht  für 
Kleegras,  Serradella,  Mohrrüben  etc. 


BodenbearbeitUDg. 

Bei  Vorbereitung  des  Ackers  für  die  Wintersaat  ist  durchaus 
an  dem  Grundsatz  festzuhalten,  die  Saatfurche  mindestens  14  Tage, 
besser  3  bis  4  Wochen  vor  der  Einsaat  zu  geben,  weil  das  Gedeihen 
des  Roggens  zu  einem  grossen  Teil  davon  abhängt,  dass  er  auf  ge- 
lagertem Acker  ausgesäet  wird. 

Der  Hauptsache  nach  richtet  sich  die  Vorbereitung  nach  der 
Beschaffenheit  des  Ackers  und  nach  der  Vorfrucht.  Im  Allgemeinen 
wird  auf  einem  erhärteten,  mit  Unkraut  und  namentlich  Wurzelnnkrant 
erfüllten  Acker  am  besten  die  Braehbearbeitung  platzgreifen. 

Ist  leichterer  Boden  durch  die  Vorfrucht  stark  beschattet  wor- 
den, dann  genügt  eine  bis  zur  vollen  Tiefe  durch  einen  mit  einem 
Schälschar  versehenen  Pflng  gegebene  Saatfnrche,  oder  es  wird 
gleich  nach  der  Ernte  die  Stoppel  flach  gestürzt  und  zum  schnelleren 
Faulen  der  Stoppeln  gewalzt,  darauf  der  Acker  nach  dem  Auflaufen 
des  Unkrautes  gut  vereggt  und  tief  zur  Saat  gepflügt. 

Dagegen  verlangt  der  Roggen  auf  dem  bindigeren  Boden,  und 
namentlich  nach  einer  Vorfracht,  unter  welcher  derselbe  erhärtete 
und  verunkrautete,  drei  Pflugfnrchen.  Nach  Kleegras  schält  man 
die  Narbe  am  besten  flach  ab,  walzt,  und  sobald  die  Narbe  bis  zu 
solchem  Grade  verfault  ist,  dass  sie  durch  Eggen  leicht  zerreisst, 
wird  scharf  durchgeeggt  und  hierauf  eine  tiefe  Saatfurche  gegeben. 
Dies  Verfahren  lässt  sich  jedoch  auf  Luzerne-  oder  Esparsette-Aeckern 
nicht  gut  anwenden,  da  die  starken  Wurzeln  dem  Pfluge  einen  zu 
grossen  Widerstand  entgegensetzen.  Hier  empfiehlt  sich  mehr,  nur 
einen  Schnitt  zu  nehmen,  flach  zu  schälen,  damit  die  Wurzeln,  ihrer 
oberirdischen  Teile  beraubt,  faulen,  dann  abzueggen,  und  eine  zweite 
etwas  tiefere  Furche  zu  geben,  um   schliesslich  nach  dem  Abeggen 


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588  Besonderer  Teil. 

der  letzteren  eine  bis  zur  vollen  Tiefe  der  Ackerkrume  sich  er- 
streckende Saatfarche  folgen  zu  lassen. 

Behufs  Anbau  des  Sommerroggens  wird  im  Herbst  möglichst 
bald  nach  der  Ernte  der  Vorfrucht  die  Stoppel  flach  gestürzt,  und 
nach  dem  Auskeimen  des  Unkrautes  kräftig  geeggt,  hierauf  gibt  man 
vor  Winter  eine  tiefe  Saatfurche,  zieht  die  nötigen  Wasserfurchen 
und  lässt  das  Land  bis  zum  Frühjahr  in  der  rauhen  Furche  liegen. 

Nach  dem  Abtrocknen  wird  auf  leichtem  Boden  der  Acker  zur 
Einsaat  einfach  abgeeggt,  sobald  derselbe  nicht  durch  Wurzelunkräu- 
ter verunreinigt  oder  stark  verschlämmt  ist,  in  welchen  Fällen  sich 
nach  dem  Abeggen  das  Grubbern  über  Kreuz  empfiehlt. 


Anssaat. 


Die  Aussaat  des  Roggens  in  der  für  jede  Gegend  zweckmäs- 
sigsten  Saatzeit  darf  für  sein  Gedeihen  als  wesentlich  angesehen 
werden.  Jedenfalls  wird  die  Aussaat  des  Winterroggens  so  zeitig 
zu  erfolgen  haben,  dass  sich  die  Pflanzen  noch  im  Herbst  genügend 
zu  bestocken  und  Reservestoffe  für  die  kräftige  Entwickelung  im 
Frühjahr  aufzunehmen  vermögen,  doch  nicht  eine  Ueppigkeit  erreichen, 
die  Ausfaulen  oder  Lagerkorn  befürchten  lässt. 

Die  Saatzeit  des  Sommerroggens  richtet  sich  im  Allgemeinen 
nach  dem  Abtrocknen  des  Bodens  im  Frühjahr,  da  ihn  Frühjahrs- 
fröste kaum  schädigen,  und  es  auf  den  sehr  leichten  Böden  wichtig 
ist,  dass  ihm  noch  die  Winterfeuchtigkeit  des  Bodens  zu  Gute  kommt 

Im  Seeklima  der  kälteren  gemässigten  Zone  Europas  fällt  die 
Saatzeit  des  Winterroggens  Anfang  bis  Ende  Oktober,  im  Kontinental- 
Elima  Europas  in  den  September,  jedoch  in  Nord- Amerika  in  die 
Zeit  vom  20.  August  bis  20.  September. 

Der  Sommerroggen  kommt  im  März  bis  Mitte  April  zur  Aussaat. 

In  der  subarktischen  Zone  wird  der  Winterroggen  schon  Ende 
August  gesäet,  und  der  sehr  ausgedehnt  angebaute  Sommerroggen 
erst  Ende  April  und  selbst  noch  Anfang  Mai.  Diese  Angaben  reichen 
selbstverständlich  nicht  für  einen  konkreten  Fall  aus,  der,  entsprechend 
den  obwaltenden  Verhältnissen,  auch  die  Einsaat  zu  einer  bestimmten 
Zeit  fordert,  welche  genau  festzustellen  Sache  des  ausübenden  Land- 
wirts ist.  Es  kann  nun  aber  vorkommen,  dass  die  wirtschaftlichen 
Verhältnisse  eine  Abweichung  von  der  rechtzeitigen  Aussaatzeit  ge- 
bieterisch fordern,  und  ist  dann  folgender  Grundsatz  festzuhalten: 
säet  man  8  Tage  zu  früh,  so  ist  das  gewöhnliche  Aussaatquantum 
um  Vio  zu  verringern,  und  bei  um  14  Tage  verspäteter  Saat  um  Vio 


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Aussaat  des  Boggens. 


58» 


zu  erhöhen,  in  Bttcksicht  darauf,  dass  sich  die  Bestocknngsfähigkeit 
ändert. 

Um  hierfür  einen  Ansdmck  in  Zahlen  geben  zn  können,  führe 
ich  hierunter  einen  Versuch  mit  verschiedener  Aussaatzeit,  den  wir 
1876  in  Poppeisdorf  mit  anf  20  cm  gedrilltem  Boggen  anstellten,  von 


2ieit  der  Aussaat. 


Tag  der  ünter- 
Baohiing. 


Zahl  der  Schösslinge  bei 

Johannis-   1  Probsteier- 

Roggen. 


Anfang  Juli  1876 
„    Oktob. 

27.  November 
27. 

28.  Janaar 
23.       „ 

5.  Febmar 
5.        „ 


10.  April  1877 

10.      „ 

10.      „ 

25.  Mai  „ 

10.  April  „ 

25.  Mai  „ 
10.  April  „ 

26.  Mai  ,, 


12 
10 

4 

5 

2.8 

5.2 

1 

3.4 


5 

3 

4 

2 

3.1 

1 

8.2 


Das  Saatquantum  wird  femer  noch  in  sehr  hervorragender  Weise 
durch  die  Bodenbeschaffenheit  beeiniiusst;  nimmt  man  z.  B.  auf  sehr 
reichem  Boden  das  Saatquantum  =  1  an,  so  kann  dasselbe  auf 
Mittelboden  =  1.5  und  auf  sehr  leichtem  Boden  =  2  sein,  weil  mit 
dem  Bodenreichtum  auch  zugleich  die  kräftige  Entwickelung  abnimmt^ 
wenngleich  die  Kultur  und  Pflege  der  Pflanzen,  sowie  die  Eömer- 
grösse  der  verschiedenen  Sorten  auf  die  Feststellung  des  Saatquan- 
tums ebenfalls  einwirken. 

Zur  Gewinnung  eines  Anhaltes  für  die  Bestimmung  der  Saat- 
menge lasse  ich  die  Aussaatmengen  folgen,  wie  sie  sich  im  Durch- 
schnitt aus  den  hier  gebauten  Roggensorten  berechnen  Hessen. 


Aussaattabelle  des  Boggens. 


Winterfrucht 


Sommerfnicht 


Schösslinge  pro  Pflanze 

Halmlänffe cm 

Blattzahl  pro  Halm 

Blattobernäche  pro  Halm qcm 

Auf  1  qm  Bodenfläche  kommt  Blattfläohe    qm 

Anf  1  ha  wachsen  Pflanzen 

Wachsranm  pro  Pflanze 

Fmchtzahl  pro  hl 

Gewicht  pro  hl 


5 

150 
4.3 
312 
31.2 
2000000 

50 

2  275  000 

75.8 


2.1 
130 
3.5 
181 
22.8 
6000  000 

17 

2  700000 

78 


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590 


Besonderer  Teil. 


Winterfrucht 

Sommerfrucht 

Absoluter  Samenbedarf  pro 

ha  in  hl  .    .     .    . 

0.9 

2.2 

Drükaat 

1»                        >l 
9J 

„    „kS.    .    .    . 
„    „  nl  .    .     .     . 

68 
1.2 

172 
3.0 

?» 

Breitwürfige 

>,    >i  kg .    •     •     • 

Saat: 

92 

284 

a)  Durch 

Egge  untergebracht  in  hl    ...    . 

1.6 

3.8 

b)       » 

Saatpflüge     „ 

»    «     .... 

1.7 

4.1 

c)       ,. 

gewöhnliche  Pflüge 

,  untergebracht  in  hl 

1.8 

4.4 

In  welchem  Maasse  die  Saatquanta  der  einzelnen  Sorten  je 
nach  ihrem  Habitus  von  den  oben  angeführten  Darohschnittssätzen 
abweichen  können,  ergiebt  sich  daraus,  dass  in  Poppeisdorf  der  Klafter- 
brunner- Winterroggen  pro  Pflanze  einen  Wachsraum  von  75  qcm  und 
1.1  hl  Aussaat  erforderte,  während  der  Göttinger  33.3  qcm  und  1.6  hl 
an  Saat  beanspruchte. 

Zur  Yergleichung  mit  den  in  der  Saattabelle  angegebenen  Zahlen 
mögen  die  nachfolgenden  Angaben  anderer  Autoren  dienen. 

Nach  Schwerz  beträgt  das  Aussaatquantum  fttr  breitwttrfige 
Saat  in 

Brabant,  lehmiger  Sand     .    .    .    1.40  hl  p.  ha 
„       Marschboden    ....    1.80  „    „    „ 
„       Sand  (Campine)    .    .    .    1.50  „    „    „ 

in  der  Pfalz 1.75  „    „    „ 

in  England 1.70  „    „    „ 

„  Oesterreich 2.10  „    „    „ 

„  Hohenheim 1.75  „„    „ 

Nach  Heuz6  in  Frankreich: 

auf  reichem  Boden   .    .    .    1.50—1.75  „    „    „ 
„    sehr  armem  Boden  3       „    „    „ 

im  Mittel 2—2.30  „    „    „ 

Nach  Block 1.50—2.85  „    „    „ 

im  Mittel 2.30       „    „    „ 

„     Thaer,  Schweitzer     .    2.30—2.75  „    „    „ 

„     Hlubek 3.25       „    „    „ 

„     Kre issig 2.20       „    „    „ 

Fttr  Sommerroggen  geben  an: 

Block 1.60—2.45  „   „   „ 

Koppe 1.90-2.20  „    „   „ 

Schweitzer 2.50        „    „    „ 

Hlubek 3.80       „    „   „ 

Zur  Ermittelung  der  Saatquanta  fttr  die  Drillsaat  ist  im  kon- 
kreten Fall  die  passendste  Drillweite  durch  Versuche  herauszufinden. 


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AuBsaat  des  Boggens. 


591 


nnd  wird  dieselbe  je  nach  der  anzabaaenden  Sorte,  dem  KUma,  der 
Bodenbeschaffenheit,  dem  DüDgangszustande,  der  Aassaatzeit  und  ob 
der  Boggen  während  der  Vegetationsperiode  der  Bearbeitung  unter- 
liegt oder  nicht,  sehr  verschieden  sein. 

Die  Grenzen  der  Beihenentfemung  schwanken  im  Allgemeinen 
zwischen  10  und  26  cm  mit  2  resp.  1  hl  Aussaat  pro  ha,  doch  kommen 
im  Seeklima  auf  sehr  fruchtbarem  Boden  Fälle  vor,  in  den^n  die 
Beihenentfemung  weiter  zu  greifen  ist;  so  sahen  wir  in  Badhoeve, 
Haarlemermeer,  Holland  auf  stark  gedüngtem  sandig-lehmigem  Humus- 
boden eine  Beihenentfemung  von  50  cm  bei  0.40  hl  Aussaat  pro  ha. 

Demnach  stelle  man  die  Beihen  unter 

günstigen  mittleren  weniger  günstigen 

Verhältnissen 
auf   .    .    20-26  cm  15—20  cm  10—15  cm. 

Dass  nun  in  der  That  auch  beim  Boggen  unter  günstigen  Ver- 
hältnissen die  weitere  Beihenentfemung  ebenso  wie  beim  Weizen 
höhere  Erträge  in  Aussicht  stellt,  beweisen  die  Versuche  von  Wo  11  ny^). 
der  folgende  Besultate  erhielt: 


Aus- 

Ernte  pro  ha: 

Saat- 

Reihen- 

saat- 

1             1 

methode. 

ent- 
femung. 

quan- 
tum. 

Körner  in  kg 

Stroh 

Sprea 

JäL. 

Bmttol  Netto 

kff 

H 

1)  Jerusalemer    Stau- 

denroggen  (1871) 
dto. 

Breitsaat 

— 

174.60 

2428.0 

2254.80 

6728.0 

216.0 

Drillsaat 

10  om 

123.12 

2448.0 

2325.88 

6224.4 

199.2 

dto. 

Dibbelsaat 

20.9  cm 

imD 

21.60 

2062.0 

2080.40 

4366.0 

— 

2)  Mehrblütiger  Rog- 

gen (1874)  1 

Breitsaat 

— 

170.0 

8927.5 

3767.5 

10787.5 

992.6 

dto. 

Drillsaat 

10  cm 

120.0 

4150.0 

4080.0 

10837.6 

980.0 

8)  Mehrblütiger  Rog- 

gen (1879) 

Drillsaat 

20.0  cm 

100.0 

8800.0 

3700.0 

9426 

— 

dto. 

Dibbelsaat 

15.4  cm 
im  n 

19.43 

4492.6 

4473.1 

18066 

— 

Trotzdem  die  Dibbelsaat  bei  einem  grossen  Wachsraum  pro 
Pflanzei  überraschend  hohe  Erträge  gebracht  hat,  ist  dieselbe  doch 
nicht  zu  empfehlen,  da  sich  der  Boggen  nicht  verpflanzen  lässt,  also 
event.  ausgewinterte  Stöcke  sich  nicht  wieder  ergänzen  lassen,  auch 
nur  besonders  kräftig  sich  entwickelnde  Sorten  und  auf  sehr  reichem 
Boden  höhere  Erträge  zn  bringen  vermögen. 

Nicht  selten  tritt  auch  an  Stelle  der  Beinsaat  des  Boggens  ein 


1)  Joam.  f.  Landw.  1881.  pg.  498  ff. 


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592  BeBonderer  Teil. 

Gemenge  von  Boggen  and  Weizen  oder  Spelz,  wenn  sich  Boden  und 
Klima  nicht  sonderlich  fllr  Reinsaaten  eignen.  Auf  einem  etwas 
schweren,  feuchten  Boden,  und  in  einem  rauhen  Klima,  z.  B.  im  Ge- 
birge, werden  von  diesen  Gemengesaaten  anch  bessere  Erträge  als 
von  Beinsaaten  zu  erhoffen  sein,  weil  die  Ungunst  der  Verhältnisse 
durch  den  Anbau  mehrerer  Pfianzenspecies,  deren  Ansprüche  sich 
nicht  vollkommen  mit  einander  decken,  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
ausgeglichen  wird. 

Fttr  diese  Gemenge  berechnet  man  das  Aussaatquantnm  im  kon- 
kreten Fall  nach  den  Procentsätzen,  in  welchen  die  Getreidearten 
vertreten  sind,  doch  hat  zuvor  der  Landwirt  die  gegebenen  Verhält- 
nisse genau  zu  erwägen  und  je  nach  dem  Befunde  sich  darüber  zu 
entscheiden,  wie  das  Gemenge  zusammengesetzt  sein  soll.  Da  ein 
Hektar  100  Are  umfasst,  drücken  die  Procent^ätze  die  Anzahl  der 
Are  aus,  welche  jede  Getreideart  für  sich  in  Anspruch  nimmt. 

Die  Mengung  hat  für  jede  Aussaat  immer  von  Neuem  zu  ge- 
schehen, weil  die  Jahreswitterung  das  eine  oder  andere  Getreide 
mehr  begünstigen  kann,  wodurch  sich  der  Procentsatz  an  Korn  im 
Emteerzeugnisse  ändert.  Diese  Gemenge  säet  man  ein  wenig  später 
als  den  Boggen,  und  erntet  dasselbe  zur  vollen  Beife  des  Boggens, 
denn  in  diesem  Fall  wird  sich  eine  frühreife  Weizensorte  auch  schon 
in  der  Gelbreife  befinden,  und  eine  vortreffliche  Komqualität  liefern. 
In  dem  Gemenge  lässt  sich  das  vollkommen  entwickelte  Weizenkom 
durch  Getreidesortiermaschinen  oder  passende  Siebe  vom  Boggen 
trennen,  während  der  im  Boggen  zurückgebliebene  feinkörnige  Weizen 
die  Qualität  als  Brotkom  verbessert.  Noch  leichter  lässt  sich  der 
Spelz  vom  Boggen  scheiden. 

Uebrigens  gilt  die  Gemengefrucht  von  Boggen  und  Weizen  in 
Süd- Deutschland  und  Frankreich  als  vortrefflich  fllr  Brotmehl  geeignet 

Dergleichen  Gemengesaaten  sind  namentlich  in  Sfl^-Deutsch- 
land  und  am  Bhein,  als  „Mischer,  sowie  in  Belgien  und  Frankreich 
verbreitet,  wo  sie  ausser  dem  Namen  „M6teil"  noch  die  Namen 
„Mescle"  in  dem  Languedoc,  „Cossegail"  in  der  Provence,  „Conceau*' 
in  der  Bretagne,  „Muison'^  in  Burgund  führen. 

In  den  gebirgigen  Teilen  von  Piemont  kommen  sie  unter  dem 
Namen  „Barbariato"  und  in  Toscana  als  „Segolato"  vor. 

Die  Aussaat  des  Boggens  auf  nassem  Boden  ist  zu  vermeiden, 
weil  er  das  Einschmieren  durchaus  nicht  verträgt. 

Ferner  darf  derselbe  auf  schwerem  Boden  nur  2  cm,  auf  feuch- 
tem Mittelboden  2.5  cm,  auf  trocknem  4  cm  und  auf  leichtem  Sand- 
boden höchstens  7  cm  tief  untergebracht  werden. 

Häufig  säet  man  den  Boggen  auf  leichtem  Boden  in  die  rauhe 
Furche  und  eggt  ihn  ein,  oder  in  vorgeeggtes  Land  und  bringt  ihn 


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Pflege  des  Boggens.  593 

mit  gewöhnlichen  Pfltigen  unter,  Yerüahren^  welche  nnr  zur  Saat- 
yerschwendnng  nnd  za  nngleichmässigem  Stande  führen. 

Hiergegen  empfiehlt  sich  weit  mehr  die  Anssaat  auf  vorgeeggtem 
Lande  und  die  Unterbringung  durch  Saatpflttge  oder  Krtimmereggen. 

Jedenfalls  ist  bei  der  breitwürfigen  Saat  die  Haschinensaat  der 
Handsaat  vorzuziehen. 

Auf  den  schwereren  Böden  wird  zunächst  die  rauhe  Furche 
▼ereggt;  hierauf  gesäet  und  das  Saatkorn  eingeeggt,  und  sieht  man 
es  gern,  wenn  das  Winterroggenfeld  etwas  schollig  liegen  bleibt 

Auf  dem  gebrannten  Boden  der  Hochmoore,  welche  häufig 
mehrere  Jahre  hinter  einander  Roggen  tragen,  säet  man  ihn  in  die 
noch  warme  Asche  und  eggt  ihn  ein,  doch  ist  zu  seiner  Bestellung 
immer  ein  trockner  Herbst  notwendig. 

Die  beste  Saatmethode  für  Roggen,  obgleich  sich  Stimmen  auch 
dagegen  erheben,  ist  die  Drillkultur,  welche  auf  Gütern  mit  inten- 
siverer Kultur  und  nicht  zu  leichtem  Boden  immer  mehr  an  Aus- 
dehnung gewinnt.  Das  Drillen  erfolgt  auf  vollständig  vorbereitetem 
Saatacker»  damit  die  Drillmaschinen  exakt  zu  arbeiten  vermögen. 
Nach  der  Einsaat  werden  die  Drillreihen  durch  einen  Eggenstrich 
quer  über  dieselben  vollkommen  geschlossen. 

Ob  auf  sehr  leichtem  Boden  die  Drillkultur  empfehlenswert  ist, 
steht  noch  dahin;  vielfach  wird  dagegen  angeführt,  der  Wind  ent- 
blösse  die  Pflanzenwnrzeln  in  den  Drillreiheu  leichter  von  Erde, 
worunter  dieselben  litten.  Im  Allgemeinen  scheint  dieser  Grund 
nicht  stichhaltig  zu  sein,  wenigstens  nicht  den  grossen  Vorteil  der 
gleichmässig  tiefen  Unterbringung  des  Saatkornes  aufzuwiegen. 


Pflege. 

Nach  dem  Keimen  des  Sommerroggens  eggt  man  zur  Zerstörung 
des  Unkrautes  oder  einer  Kruste,  und  walzt,  sobald  die  jungen 
Pflanzen  eine  Höhe  von  6—8  cm  erreicht  haben,  in  der  Absicht,  die 
Bestockung  zu  kräftigen,  den  Boden  zu  befestigen  und  durch  Ein- 
drücken der  Steine  und  Zerstörung  der  Schollen  die  Ernte  zu  er- 
leichtern. 

Bei  dem  Winterroggen  besteht  die  erste  Pflege  in  der  Anlage 
von  Wasserfurchen,  da  derselbe  bekanntlich  auf  feuchtem  Boden 
leicht  auswintert. 

Sobald  der  Acker  im  Frühjahr  genügend  abgetrocknet,  wird 
zur  Brechung  der  Kruste  am  besten  mit  einer  Wiesenegge  geeggt, 
und  folgt  diesem  Eggstriche  ein   zweiter  mit  einer  scharfzinkigen 

Eoernicke  u.  Werner,  Handb.  d.  Getreidebau'!  IL  36 


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594  Besonderer  Teil. 

Egge  nach,  wenn  die  Pflanzen  hoch  genug  erwachsen  sind,  um  nicht 
mehr  durch  Erde  bedeckt  zu  werden.  Dies  Eggen  hat  den  Zweck, 
die  Oberfläche  wiederum  zu  lockern  und  das  Unkraut  möglichst  zu 
zerstören,  denn  einzelne  Unkräuter,  wie  Rade,  Kornblume,  Distel 
lassen  sich  nur  durch  Jäten,  Ausstechen  oder  Hackkultur  entfernen. 
Letztere  wird  nur  auf  den  bindigeren,  reicheren  Bodenarten  platz- 
greifen können,  weil  sich  hier  genügend  weite  Entfernungen  den  Drill- 
reihen geben  lassen.  Uebrigens  wird  das  Hacken  bei  der  sehr  zei- 
tigen Vegetation  des  Roggens  selten  häufiger  als  einmal  auszuführen  sein. 

Die  auf  humosem  Boden  durch  den  Frost  gehobenen  Pflanzen 
werden  durch  Walzen  oder  Uebertreiben  einer  Schafheerde  wiederum 
neu  befestigt. 

Zur  Vermeidung  des  Lagems  empfiehlt  sich  das  Schröpfen  oder 
auch  Walzen  ^)  kurz  vor  dem  Schossen,  weniger  dagegen  das  Be- 
weiden  mit  Schafen.  Ebenso  lässt  sich  mit  Erfolg  dann  die  Walze 
anwenden,  wenn  der  Roggen  in  seinen  Haupthalmen  im  Frtthjahr 
spitz  emporschiesst  und  die  Seitenhalme  zurückbleiben,  wie  dies  bei 
kalter  Witterung  und  auf  kraftlosem  Boden  häufig  geschieht.  In 
diesem  Fall  wird  selbst  bei  13—16  cm  hohem  Roggen  die  Walze 
anzuwenden  sein,  um  die  Haupthalme  zu  knicken,  demzufolge  den 
Seitenhalmen  mehr  Bildungsmaterial  znfliesst  und  sie  Zeit  und  Kraft 
erhalten,  die  Haupthalme  im  Wachstum  einzuholen. 


Ernte,  Ansdrnsch  und  Anfbewahrnng. 

Die  Schnittreife  des  Roggens  tritt  ebenso  wie  beim  Weizen  in 
der  sog.  Gelbreife  ein,  also  zu  einer  Zeit,  in  welcher  die  Saftbewe- 
gung im  Halm  aufgehört  hat  und  letzterer  gebleicht  erscheint,  doch 
das  Korn  noch  eine  wachsweiche  Beschaffenheit  besitzt.  Zu  diesem 
Zeitpunkt  gemäht,  steht  nicht  nur  der  höchste  Ertrag  an  Quantität, 
zumal  auch  der  Kömerausfall  auf  ein  Minimum  beschränkt  ist,  sondern 
auch  eine  gute  Qualität  des  Kornes  in  Aussicht. 

Die  Ernte  beginnt  in  der  wärmeren  gemässigten  Zone,  so  in 
den  Ebenen  Italiens  Anfang  Juni,  am  Südabhange  der  Alpen,  in  den 
Bergen  des  südlichen  Frankreichs,  Spaniens  und  Portugals  Ende  Juni, 
in  der  kälteren,  gemässigten  Zone  Anfang  bis  Ende  Juli,  und  in  der 
subarktischen  Zone  im  August 

Schliesslich  ist  jedoch  noch  zu  bemerken,  dass  im  Eontinental- 


1)  Sprengel,   Meine  Erfahrungen   im  Gebiete  d.  allg.  u.   speciell.  Pfl.- 
Kultur.  1847,  pg.  215. 


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Ernte,  Ausdrusch  und  Aufbewahrung  des  Boggens. 


595 


klima  nicht  selten  kurz  vor  der  Reife  eine  intensive  Hitze  eintritt, 
die  das  Korn  zum  Yerschmmpfen  bringt,  es  also  notreif  macht,  und 
beträchtliche  Verluste  durch  Verringerung  der  Quantität,  sowie  Ver- 
schlechterung der  Qualität  herbeif&hrt. 

Zu  Grtinfutter  sollte  der  Schnitt  vor  dem  Erscheinen  der  Aehre, 
Mitte  April,  beginnen  und  der  Roggen  in  3—4  Wochen  abgefüttert 
werden;  was  dann  zu  hart,  bleibt  zur  Eomproduktion  stehen;  will 
man  aber  zweimal  schneiden,  dann  erfolgt  der  zweite  Schnitt  4 — 6 
Wochen  später,  wenngleich  eine  solche  Benutzung  bei  der  schwachen 
Reproduktionskraft  des  Roggens  kaum  anzuraten  wäre. 

Der  Roggen  darf  nicht  im  Schwad  trocknen,  es  sei  denn,  dass 
durch  Unkraut  oder  Kleegras  ihm  viele  saftige  Pflanzen  beigemengt 
sind.  Am  zweckmässigsten  wird  er  sofort  nach  dem  Mähen  in 
Garben  gebunden  und  zum  Trocknen  in  Stiegen  oder  Puppen  aufge- 
stellt, weil  dann  jedenfalls  der  Kömerausfall,  sowie  die  Gefahr  des 
Auswachsens  und  Verregnens  am  geringsten  und  die  Hoffnung  auf 
eine  gute  Qualität  am  grOssten  ist 

In  Bezug  auf  den  weiteren  Verlauf  der  Ernte,  des  Ausdrusches 
und  der  Aufbewahrung  verweise  ich  auf  das  entsprechende  Kapitel 
im  allgemeinen  Teil. 


Erträge  und  Nahfnngsbestandteile. 

Die  Roggenerträge  stellen  sich  im  Allgemeinen  pro  ha  wie  folgt: 


E 

Min. 

om  in 
Max. 

hl 
Mittel 

Stroh  in  kg 
Min.  Max.  1  Mittel 

Sl 
Min. 

)reu  in  kg 
Max.  {Mittel 

Volumenge- 
wicht pro  h 
in  kg 

Winter- 
roggen .  .  . 

Sommer- 
roggen .  .  . 

4.8 
4.0 

63.4 
80.0 

14.6 
12.0 

900 
760 

7000 
4600 

3000 
2000 

100 

78 

700 
460 

800 
200 

68-80 

68-78 

Berechnet  man  den  Mittelertrag  aller  an  der  Roggenkultur  be- 
teiligten Länder,  so  beträgt  derselbe  14.5  hl  Korn  pro  ha. 

Das  Verhältnis  der  Kömer  zum  Stroh  stellte  sich  in  Poppeisdorf 
folgendermassen: 


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596 

Besonderer  Teil 

L 

Hahn- 

Mittlere 
Blattzahl  Aehren- 

Frucht- 

ZB.}|1  in 

Gewiditsprocente 

ISnge 
cm 

pro  Halm 
Stück 

länge 
cm 

«MUI     XU 

1  Aehre 
Stück 

Korn 

Stroh 

Winterroggen 

150 

4.8 

18 

67 

44 

56 

ISO 

8.5 

10 

48 

40.5 

59.5 

i               1               1               1               j 
Das  Stroh  verhält  sich   nach  den  Angaben  älterer  Autoren  zu 

den  EOmem  wie: 

nach  Thaer                                        100:  40 

„     Podewils  (Höhe)                         „     41 

(Ebene)                        „     28 

„     Koppe                                          „     41 

„     Bürger  (1807)                                „     54 

„        (1812)                              „     51 

„     Block                                           „     29.3 

„    Sohwerz  (Hohenheim)                  „     31 

„     Möllinger  (10 jähr.  Durchsch.)     „     56 

„    Diercxen  (Brabant)                     „     44 

„    ] 

Boussii 

iganlt 

„     44 

Durchachnitt:    100:  41 
Nach  Gasparin   enthalten  1000  Teile  244  Teile  Kömer, 

Teile  Stroh  nnd  Spreu  und  161  Teile  Stoppeln. 

Durchschnittlich  lassen  sieh  im  kälteren  gemässigten  Klima  auf 

100  kg  Korn  225—275  kg.  Stroh   und  auf  100  kg  Stroh  5  kg  Spreu, 

sowie  nachfolgende  Erträge  pro  ha  annehmen: 

1)  Reicher,  tiefer,  milder  Thon-  und  Aueboden;  Weizenboden  I.  Kl. 
31—39  hl  =  2277—2847  kg  Korn,  6820-8580  kg  Stroh. 

2)  Schwerer,  kräftiger  Thonboden;  Weizenboden  II.  Kl. 
26-30  hl  =  1898—2190  kg  Korn,  5720-6600  kg  Stroh. 

3)  Milder,  frischer  Lehm;  Cterstenboden  IL  Kl. 

26-30  hl  =  1898-2190  kg  Korn,  4680—5400  kg  Stroh. 

4)  Leichter,  sandiger  Lehm;  Roggenboden  I.  Kl. 

21-26  hl  =  1569-1898  kg  Korn,  3780-4680  kg  Stroh. 

5)  Leichter,  magerer  Sand;  Boggenboden  11.  Kl. 
13-17  hl  —  949-1240  kg  Korn,  2340-3060  kg  Stroh. 

6)  Saurer,  sandiger  Humusboden. 

13-17  hl  -  949—1240  kg  Korn,  2340-3060  kg  Stroh. 

7)  Armer  Sand  und  Kiesboden;  Roggenboden  III.  Kl. 
11—13  hl  =  803—949  kg  Korn,  1980-2340  kg  Stroh. 

8)  Saurer  Haidehumus,  Flugsand  und  Grund. 

4-6.5  hl  =  292-474.5  kg  Korn,  720—1170  kg  Stroh. 


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Ernte,  Ausdruscli  und  Anfbewahnrng  des  Boggens. 


597 


Der  Sommerroggen  bleibt  etwa  25  Proc.  in  den  Körnern  und 
20  Proc.  im  Stroh  gegen  den  Winterroggen  zorflck. 

Die  Grtlnfattererträge  können  sich  durchschnittlich  anf  10000  kg, 
unter  sehr  günstigen  Verhältnissen  sogar  auf  18000  kg  p.  ha  stellen. 

Der  Winterroggen  ist  eine  sichere  Frucht  und  bestätigt  dies 
Block,  derangiebt,  man  könne  bei  zweckentsprechendem  Anbau  die 
in  einem  Zeiträume  von  20  Jahren  zu  gewinnenden  Boggenemten  mit 
Sicherheit  auf  19  ganz  vollkommene  veranschlagen;  dagegen  erachtet 
er  den  Sommerroggen  ftlr  weit  weniger  sicher,  indem  er  in  6  Jahren 
nur  auf  5  vollkommene  Ernten  rechnet. 

An  Nahrungsbestandteilen  (verdaulichen  und  unverdaulichen) 
sind  vorhanden  im 


Korn: 

Trocken- 
substanz 

N-haltige 
Substanz 

Fett 

N-freie 
Substanz 

Holzfaser 

Asche 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc 

Proc. 

Proc. 

Minimum 
Maximum 
Mittel 

81.7 
87.3 
86.1 

9.1 
17.4 
18.3 

0.9 
2.6 
2.0 

62.5 
66.9 
65.2 

1.8 
8.5 
2.7 

1.4 

2.7- 

1.9 

Stroh: 

Minimum 
Maximum 
Mittel 

84.1 
89.2 
87.0 

1.9 
4.6 
8.6 

1.1 
1.8 
1.4 

28.4 
87.5 
88.4 

88.9 
63.9 
44.6 

8.1 
5.5 
4.0 

Spreu: 

Minimum 
Maximum 
Mittel 

86.7 

8.5 
3.7 
8.es 

1.2 
1.8 
1.4 

28.0 
31.6 
29.7 

41.5 
466 
48.5 

7.5 

Der  mittlere  Procentgehalt  an  verdaulichen  Nährstoffen  beträgt 
nach  E.  Wolff: 


Procent- 

Mittl.  Proc- 
Gehalt  an  ver- 

Wahr- 

Geldwert pro  100  kg 
in  Mark. 

im 

Gehalt  an 

dauL  Nähr- 
stoffen. 

scheinliches 
Nährstoff- 

1  kg  verdaul. 
Protein          »40^ 

^ 

1 

< 

4 

1 

-^1 

1 

yerhältnis 
wie  1  : 

Kohlehydrat  a    8  „ 

Fett               »  40  „ 

gerechnet. 

Korn    .     .    . 

14.8 

1.8 

83.9 

9.9 

654 

1.6 

7.0 

9.84 

Stroh    .    .    . 

14.8 

4.1 

81.6 

0.8 

86.5 

0.4 

46.9 

3.20 

in  der  Spreu 

14.8 

7.5 

78.2 

1.1 

34.9 

0.4 

82.6 

8.40 

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598  Besonderer  Teil. 

Je  nach  dem  Hahlverfahren  und  der  Konstruktion  der  Mühle 
erhält  man  ans  100  kg  Körnern  75—85  kg  Mehl,  9—23.5  kg  Kleie, 
1.5—6  kg  Abgang. 

Durchschnittlich  enthält  das  Roggenmehl: 

Protemkörper  Zucker  Gummi      Fett  Stiurke  Wasser 

Proa  Proa  Proo.  Proc.  Proc.         Proc. 

fein         11.8  3.5  4.1        1.8  64.2        14.6 

grob        13.3  3.0  6.3  2.5  60.3  14.5 


Benntznng, 

Der  Boggen  ist  die  Hauptbrotfrncht  der  germanischen  und  sla- 
vischen  Völker  und  dementsprechend  tiberragt  seine  Benutzung  zu 
Brotmehl  sehr  erheblich  alle  flbrigen  Benutzungsweisen. 

Das  Roggenmehl  besitzt  eine  bläulich-weisse  Farbe,  und  das 
daraus  bereitete  Brot,  wenn  die  Kleie  aus  ihm  entfernt  ist,  immer 
eine  graue  Farbe.  Mit  der  Kleie  yerbacken,  wird  das  Brot  nahr- 
hafter, da  dicht  unter  der  Fruchtschale  wie  beim  Weizen  die  kleber- 
reichen Zellen  liegen.    Dieses  Schwarzbrot  führt  jedoch  gelinde  ab. 

Der  Roggen  enthält  ein  nach  Veilchen  riechendes  ätherisches 
Oel,  welches. dem  Brote  einen  angenehmen  Geschmack  und  Gleruch 
mitteilt;  femer  wird  das  Brot  nicht  leicht  altbacken  und  lässt  sich 
daher  mehrere  Wochen  in  einem  Raum  mit  nicht  zu  trockner  Luft 
frisch  erhalten. 

Das  Roggenbrot  wird  selten  mit  fitllfe  der  Hefe,  sondern  meist 
mit  Sauerteig  hergestellt  und  liefert  feines  Roggenmehl  gemeinhin 
ebensoviel  Brot  als  Weizenmehl;  nach  Knappt)  geben  100  kg  Mehl 
163.3  kg  Teig  und  143.3  kg  Brot;  immer  hängt  das  Gewicht  des 
Brotes  aus  einer  gewissen  Quantität  Mehl  nicht  allein  von  der  Be- 
schaffenheit des  Mehles  und  seinem  Wassergehalt,  sondern  auch  von 
dem  Üblichen  Backverfahren  ab. 

Nach  der  Ansicht  von  Till^)  könnten  noch  mehr  Procente  an 
Mehl  aus  dem  Roggen  als  bisher  gezogen  werden,  und  führt  derselbe 
an,  dass  die  Ausbeute  zur  Zeit  nur  65 — 75  Proc.  zur  Broterzeugung 
taugliches  Mehl  beträgt  und  der  Rest  aus  schwarzem  Futtermehl  und 
Kleie  bestehe. 

Innerhalb  dieser  10  Procent  mehr  oder  weniger  Ausbeute  bewegt 


1)  Lehrb.  d.  ehem.  Technologie  Bd.  11,  pg.  109. 

2)  Till,  Die  Lösung  der  Brotfrage.    Graz,  2.  Aufl.  1878. 


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Benutzang  des  Boggena.  599 

sich  aber  die  Konkurrenz  der  Hflller  and  Bäcker,  denn  derjenige, 
welcher  75  Proc.  Mehl  gewinnt,  wird  bei  einem  bestimmten  Brotpreise 
noch  seinen  Nutzen  haben,  während  bei  65  Proc.  Schaden  erwächst; 
daher  sich  die  Verschiedenheit  der  Brotpreise  nicht  allein  nach  dem 
Getreidepreise,  sondern  in  weit  höherem  Masse  nach  der  Leistungs- 
fähigkeit der  Mühlen  richtet  Schliesslich  hält  er  es  für  möglich, 
wenn  nur  die  Fruchtschale  geschält  und  das  übrige  Korn  vermählen 
wird,  bis  96  Proc.  Mehl  zu  gewinnen,  wenn  man  die  von  ihm  erfun- 
dene Schälmaschine  benutzt,  durch  welche  die  Schalen  ohne  Ver- 
letzung des  Kornes  auf  trocknem  Wege  entfernt  werden.  Er  selbst 
will  mit  Hülfe  dieser  Maschine  an  gutem  Mehle  92.6  Proc,  an  Schäl- 
kleie 6  Proc.  gewonnen  und  nur  1.4  Proc.  durch  Verstaubung  verloren 
haben.  In  wieweit  sich  diese  Mühleneinrichtung  praktisch  bewährt, 
bleibt  abzuwarten,  wenngleich  nicht .  zu  leugnen  ist,  dass  eine  so 
hohe  Ausbeute  wesentlich  zur  Erniedrigung  der  Brotpreise  bei- 
tragen würde. 

In  zweiter  Linie  steht  die  Verwendung  des  Roggens  zur  Erzeu- 
gung von  Alkohol  und  liefert  derselbe  3.6—4.2  Proc.  Im  Allgemeinen 
geben  66  kg  Roggen  und  34  kg  Gerste  25—26  Ltr  Alkohol  zu  95  o. 

Geröstet,  dient  der  Roggen  auch  als  Kaffesurrogat;  und  in  Russ- 
land bereitet  man  aus  dem  Roggen  auch  eine  Art  Bier  (Kwas). 

Der  grüne  Roggen  bietet  den  Tieren  im  Herbst  oder  im  zeitigen 
Frühjahr  ein  sehr  nahrhaftes,  die  Milchsekretion  förderndes  Futter, 
und  sind  im  Durchschnitt  darin  enthalten: 


Wasser 

Eiweiss 

Kohlehydrate 

Fett 

Holzfaser 

Asche 

Proc. 

Proc 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

72.9 

3.3 

14.0 

0.9 

7.3 

1.6 

Nach  E.  Wolff  finden  sich  an  verdaulichen  Nährstoffen  in 
100  kg  Grünfutterroggen  1.9  kg  Eiweiss,  11.0  kg  Kohlehydrate,  0.4  kg 
Fett  und  ergiebt  sich  ein  NährstoflFverhältnis  wie  1:  6.3,  und  der 
Futterwert  stellt  sich  auf  1.80  JC  pro  100  kg. 

Das  Stroh  dient  seiner  Festigkeit,  Feinheit  und  Biegsamkeit 
wegen  vielfach  zu  industriellen  Zwecken,  wie  namentlich  zur  Her- 
stellung von  Geflechten,  z.  B.  Strohhüten. 

Weniger  brauchbar,  weil  hart  und  nicht  besonders  reich  an 
Nährstoffen,  ist  es  als  Futterstroh,  weshalb  seine  hauptsächliche  Ver- 
wendung in  der  Landwirtschaft  auf  die  Benutzung  als  Streu-,  Band- 
und  Dachstroh  abzielt. 


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Gerste. 

Hordeum  vulgare  L. 

EinteiltiDg. 
Unterart:    Hordeum  kexastichnm  L.    Sechszeilige  Gerste. 

Varietät:  Hordeam  hexastichnm  brachyatherum  Ecke. 
Aehre  blassgelb,  G-rannen  kurz. 

Sorte: 
Knrzgraimlge  seehszeillge  Gerste  aus  Japan.  0 

Aebre:  blassgelb,  kurz,  dicht;  Grrannen  kurz,  nur  4  om  lang,  auf- 
recht, hell;  Grannen  und  Spindel  sehr  zerbrechlich.  —  Stroh:  rotgelb, 
60 — 75  cm  hoch.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  klein,  voll  (8  mm  lang, 
dVs  ixun  breit,  3  mm  dick,  241  Scheinfrüchte  =  10  gr),  ziemlich  fein- 
schalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  fein,  kraus,  4  Schösslinge;  Aehre  reif  4 — 6  cm 
lang,  mit  40  Scheinfrüchten. 

Winterfest,  doch  stark  rostig. 

Varietät:  Hordeum  hexastichnm  pyramidatnm  Ecke. 
Aehre  pyramidal;  Grannen  lang. 

Sorten: 
Kurze  seehszeillge  Wintergerste.  ®  u.  Q 

Engl.:  Pomeranian  or  Six-rowed- White  Winter-Barley. 

Aehre:  gelb,  dicht,  kurz,  pyramidal,  leicht  abbrechend;  Grannen 
helly  gespreizt,  bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  sehr  kräftig,  blattreich^ 
fest,  lang.  —  Scheinfrucht:  gelb,  lang  (10  mm  lang,  3Vt  mm  breit),  et- 
was dickschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  kraus,  sehr  kräftig;  Entwickelung  gegen  die 
sechs-  und  vierzeiligen  Wintergersten  im  Frühjahr  sehr  spät,  doch  reifte 
sie  am  frühesten.  Bestockung  mittelstark,  4.5  Schösslinge.  Halme  110  cm 
(Max.  125  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  22.34  cm  lang, 
1.14  cm  breit,  Blattiääche  255.7  qcm,  Halmfläche  165  qcm,  Gesammtfläche 
42.07  qcm. 


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Gerstensorten.  601 

Aelire  reift  zeitig,  Anfang  Juli ;  5  cm  (Max.  7  cm)  lang,  mit  60 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  643  775  auf  1  hl  (=  70.7  kg)  entfoUen. 

Anf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  180  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  55.5  qcm,  die  Blattfläohe  p.  qm  Bodenfläche 
33.6  qm  und  das  Saatquantum  1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  837  gr  und  davon  die  ScheinMchte  448  gr. 

Diese  Gerste  leidet  wenig  durch  Sost,  lagert  nicht  leicht,  ist  winter- 
fest und  als  Sommergerste  kultivierbar,  so  wird  sie  z.  B.  in  Ostfriesland 
auf  reichem  Boden  unter  dem  Namen  „ Märzgerste ^  Ende  Februar  oder 
Anfang  März  ausgesäet  und  ist  sehr  ertragreich. 

Häufig  dient  sie  auch  in  den  Marschen  als  Ersatzfrucht  fUr  ausge- 
winterten Eaps. 

Sie  soll  vielfach  in  den  Marschen  an  der  Kordsee,  im  nördlichen 
Frankreich,  in  England  und  Schottland  gebaut  werden. 

Aussaatzeit:  September  bis  Oktober. 

» 
.Kurze  seeliszeillge  Sommergerste.  O 

Syn.:  Ordi,  (Yich,  Cataluüa),  Spanien. 

Aehre :  gelb,  sich  nach  der  Spitze  stark  verjüngend,  leicht  abbrechend, 
dicht,  aufrecht;  Grannen  hell,  gespreizt,  bis  16  cm  lang.  —  Stroh:  gelb, 
sehr  kräftig,  blattreich,  kurz.  —  Scheinfrucht:  graulich,  an  Basis  bräun- 
lich, nach  beiden  Enden  stark  zugespitzt,  gross  (9  mm  lang,  4  mm  breit), 
sehr  leicht  und  dickschalig. 

Halme  blaugrün,  22  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend, 
55  cm  (Max.  60  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  4.3,  Blätter  24  cm  lang, 
1.1  cm  breit,  Blattfläche  227.04  qcm,  Halmfläche  69.95  qcm,  Oesammt- 
fläche  296.99  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  5  cm  (Max.  6  cm)  lang,  mit  48  Schein- 
früchten, von  denen  1  339  000  auf  1  hl  (=  68.3  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  410  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Saum  für  eine  Pflanze  24.4  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
27  qm  und  das  Saatquantum  4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  570  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  823  gr. 

In  Proskau  wurden  1872  auf  humosem  Thonboden  p.  ha  erzielt: 
3474  kg  Korn,  3328  kg  Stroh,  582  kg  Spreu  und  in  Dänemark  sollen 
sich  auf  reichem  Boden  die  Erträge  auf  25—40  hl  p.  ha  stellen. 

Diese  Gerste,  welche  nicht  leicht  lagert  und  wenig  durch  Kost  lei- 
det, verlangt  zu  ihrem  Oedeihen  einen  kräftigen  Boden  und  ein  mildes 
Elima;  da  sie  jedoch  ihrer  Dickschaligkeit  wegen  als  Braugerste  nicht 
verwendbar  ist,  flndet  ihre  Kultur  nur  in  sehr  beschränktem  TJmfange  statt. 
Kultiviert  in  Dänemark,  Spanien  etc. 

Bezugsquelle:  Antonio  Cipriano  Costa,  1881. 

Lange  seehszeillge  Wintergerste.  ® 

Aehre:  fast  weiss,  dicht,  Eeihen  parallel,  nicht  leicht  abbrechend; 
Grannen  hell,  zerbrechlich,  bis  17  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  blattreich, 
kräftig,  sehr  weich.  —  Scheinfrucht:  fast  weiss,  schmal,  spitz,  gross  (10mm 
lang,  4  mm  breit),  leicht,  dickschalig. 

Herbstblatt  gelbgrün,  breit,  4.2  Schösslinge,  spät  schossend  und 
blühend.    Halme  108  cm  (Max.  130  cm),  0.45  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter 


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602  Besonderer  Teil. 

18.4  cm  lang,  1.12  cm  breit,  Blattfläche  1 64.88  qcm,  Halmfläche  152.75  qcm, 
Geßammtfläche  317.63  qcm. 

Aehre  reift  sehr  spät,  Ende  Juli,  6  cm  (Max.  9  cm)  lang,  mit  80 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  800  000  auf  1  hl  (=  60  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  940  Halme  oder  224  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Ranm  für  eine  Pflanze  44.6  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30  qm  nnd  das  Saatqnantam  1.7  hl  p.  ha. 

Diese  ergiebige  Gerste  verlangt  einen  reichen  Boden,  lagert  aber 
leicht. 

Lange  seehszeilige  Sommergerste.  Q 

Aebre:  schmntzig-gelb,  aufrecht,  dicht,  kurz,  Eeiben  parallel;  Klap- 
pen pfriemenförmig,  kahl;  Grannen  hell,  breit,  obere  Grannen  kürzer  als 
die  unteren,  letztere  doppelt  so  lang  als  die  Aehre,  bis  15  cm  lang,  ge- 
spreizt. —  Stroh:  gelb,  kräftig,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  schmutzig- 
gelb, gefurcht,  nach  beiden  fenden  zugespitzt  (9  mm  lang,  4  mm  breit), 
leicht,  dickschalig.  ' 

Halme  blaugrün,  bereift,  3.3  Schösslinge,  spät  schossend  und  blü- 
hend, 80  cm  (Max.  90  cm)  lang,  0.47  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  22.73  cm 
lang,  1.1  cm  breit,  Blattfläche  200  qcm,  Halmfläche  112.8  qcm,  Gesammt- 
fläche  312.8  qcm. 

Aehre  in  115  Tagen  reifend,  6  cm  (Max.  7  cm)  lang,  mit  60  Schein- 
früchten, von  denen  1  547  000  auf  1  hl  (=  70  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  242  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  41  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
25  qm  und  das  Saatquantum  2.1  hl  p.  ha. 

Diese  Gerste  leidet  leicht  durch  Eost  und  besitzt  für  Deutschland 
nur  geringen  ökonomischen  Wert. 

Varietät:  Hordeum  hexastichnm  parallelnm  Kcke. 
Aehre  parallel;  Grannen  lang. 

Sorte: 
Japanische  sechszellige  Wintergerste.  0 

Aehre:  fast  wetiss,  dicht,  Eeihen  parallel,  nicht  leicht  abbrechend; 
Grannen  fast  weiss,  kürzer  als  bei  pyramidatum,  aufrecht.  —  Stroh :  hell- 
gelb, blattreich,  steif.  —  Scheinfrucht:  gelb,  an  Basis  bräunlich,  spitz 
(231  Scheinfrüchte  =  10  gr,  8  mm  lang,  3V2  ™ni  breit). 

Junges  Blatt  hellgrün,  bereift,  aufrecht;  4.5  Schösslinge,  Halme 
90  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  16.7  cm 
lang,  1  cm  breit,  Blattfläche  167  qcm,  Halmfläche  108  qcm,  Gesammtfläche 
275  qcm. 

Aehre  reift  in  der  zweiten  Hälfte  des  Juli,  6  cm  (Max.  7  cm)  lang, 
mit  72  Scheinfrüchten,  von  denen  1  533  840  auf  1  hl  (=  66.4  kg)  ent- 
fallen. 

Es  wiegen  100  Halme  500  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  300  gr.* 

Sie  ist  eine  echte  Wintergerste,  die  ein  mildes  Klima  verlangt, 
denn  in  Poppeisdorf  kamen  nur  wenige  lebensfähige  Pflanzen  durch  den 
Winter. 


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Grereteusorten.  603 

Unterart:  Hordeum  tetrastiehum  Ecke.    Vierzeilige  Gerste. 

A.  Körner  beschält. 

Varietät:  Hordeum  tetrastichum  pallidum  S^r. 
Aehre  blassgelb,  Grannen  gerade. 

Sorten: 
Gemeine  ylerzelllge  Wintergerste.  ® 

Syn.:  Perlgerste,   Bärengerste,    Rettema  d.  b.  „Rettet  den  Mann*', 
weil  sie  agitiges  Brot  liefert. 
Franz.:  Orge  carrÄe  d'biver. 
Eh  gl.:  White  Four-rowed  Winter-Barley. 
Ital.:  Orzo  vemino,  comune  d'autunno. 
Dänisch:  Winterbyg. 
Schwedisch:  Korn. 

Aehre:  hellgelb,  ziemlich  dicht,  fast  quadratisch,  doch  etwas  gebo- 
gen, kurz;  Spindel  zerbrechlich;  Grannen  hell,  zerbrechlich,  anliegend, 
bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kräftig,  blattreich,  lang.  —  Schein- 
frucht: goldgelb,  voll  (10  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  kräftig,  aufrecht;  Frühjahrsvegetation  sehr 
zeitig,  Bestockung  stark,  6  Schösslinge  (bei  100  qcm  Raum  17.2  Scböss- 
linge),  bestockt  sich  nur  im  Herbst,  daher  zeitig  säen,  sehr  zeitig  schos- 
send  und  blühend  (zweite  Hälfte  Juni).  Halm  120  cm  (Max.  140  cm) 
lang,  0.4  cm  dick.  Blattzahl  4.2,  Blätter  19.5  cm  lang,  1  cm  breit,  Blatt- 
fläche 163.8  qcm,  Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  307.8  qcm. 

Aehre  reift  sehr  zeitig,  in  den  ersten  Tagen  des  Juli,  5  cm  (Max. 
8  cm)  läng,  mit  50  Scheinfrüchten,  von  denen  1  836  000  auf  1  hl  (=  68  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  150  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  66.6  qcm,  die  Blattfläcbe  p.  qm  Bodenfläche 
27.7  qm  und  das  Saatquantum  1.1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  470  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  277  gr. 

Sie  ist  eine  ziemlich  winterfeste  und  frühreife  echte  Wintergerste, 
denn  im  August  gesäet,  reift  sie  schon  Ende  Juni,  im  September  gesäet, 
Anfang  Juli.  Ausserdem  leidet  sie  wenig  durch  Rost  und  lagert  nicht 
leicht,  daher  ein  sehr  reicher  Boden  zu  ihrer  Kultur  benutzt  werden 
kann,  zumal  schwaches  Lagern  bei  ihrer  Frühreife  den  Ertrag  kaum  ver- 
ringert. Ausserdem  lässt  sich  diese  Gerste  bei  Sommerstalliütterung  als 
zeitiges  Grünfatter  verwenden  und  wird  weniger  leicht  hart  als  Roggen, 
und  da  sie  femer  sehr  zeitig  reift  und  viel  Stroh  erzeugt,  so  ist  sie  auch 
aus  diesem  Grunde  für  die  Sommerstallfütterung  sehr  beachtenswert.  In 
England  wird  sie  auch  häuflg  im  Frühjahr  zur  Schäfweide  benutzt.  Als 
Braugerste  ist  sie  dagegen  wegen  ihres  kleberreichen  Kornes  wenig 
geschätzt. 

Auf  reichem  Marschboden  liefert  sie  nicht  selten  3800—4500  kg 
Korn;  in  Proskau  erbrachte  sie  1872  auf  humosem  Tbonboden  p.  ha: 
3959  kg  Korn,  8558  kg  Stroh. 


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5100  „ 

V 

7826  „ 

» 

6500  „ 

n 

604  Besonderer  Teil. 

Bei  vergleichenden  Yersaclien  im  Königreich  Sachsen  lieferte  sie  fol- 
gende Erträge  p.  ha: 

in  Tharandt  ....  2020  kg  Korn,     3155  kg  Stroh. 

„   Ostra 3360    „       „ 

„   Neutaubenheim  .     .  3818   „       „ 

„   Möckem    .     .     ,     .  3000   „       „ 

Durchschnitt   .     .  3050  kg  Korn,     5420  kg  Stroh. 

Diese  Wintergerste  wird  vorzugsweise  in  England,  Dänemark,  Schwe- 
den, Nord-Frankreich,  Belgien,  Holland,  am  Niederrhein,  in  den  deutschen 
Marschen,  in  einigen  Teilen  Westfalens,  sowie  überhaupt  in  Nord-Deutsch- 
land und  hier  namentlich  im  Königreich  Sachsen  kultiviert. 

Oemetne  ylerzelllge  Gerste.  O 

Syn.:  Kleine  Sandgerste.  / 

Franz.:  Orge  d'et^  k  quatre  rangs. 
Ital.:  Orzo  comune  di  primavera,  marzuolo. 
Englisch:  Common  Bere  or  Big;  Rough  Barley. 
Dänisch:  By^  almindeligt,  Korn,  Sommerbyg. 
Schwedisch:  Korn,  Bjugg. 

Aehre:  gelb,  etwas  locker,  schlaff;  Spindel  zerbrechlich;  Grannen 
gelb,  anliegend,  nicht  dicht  an  Scheinfrucht  abbrechend,  bis  18  cm  lang. 
—  Stroh:  rötlich-gelb,  blattreich,  ziemlich  kräftig,  mittellang.  —  Schein- 
frucht: gelb,  klein  (8  mm  lang,  4  mm  breit),  etwas  grobschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrtin,  kurz,  breit,  kräftig;  2.5  Schösslätge,  zeitig 
schossend  und  blühend.  Halme  80  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.4  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  18.5  cm  lang,  1.0  cm  breit,  Blattfläche  148  qcm,  Halm- 
fläche 96  qcm,  Gesammtfläche  244  qcm. 

Aehre  reift  sehr  zeitig,  in  100  Tagen,  7  cm  (Max.  10  cm)  lang, 
mit  48  Scheinfrüchten,  von  denen  1 617  000  auf  1  hl  (=  70.3  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  25  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
24.4  qm  und  das  Saatquantum  3.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  467  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  278  gr. 

Diese  Gerste  lagert  nicht  leicht,  befällt  aber  stark  mit  Rost. 

Sie  wurde  früher  in  Deutschland  sehr  allgemein  angebaut,  ist  jedoch 
in  neuerer  Zeit  durch  die  zweizeiligen  Gerstensorten  stark  verdingt  wor- 
den, da  sie  diesen  auf  nicht  allzuarmem  Boden  und  bei  besserer  Feld- 
kultur nachsteht.  Wegen  ihrer  kurzen  Vegetationsperiode  wird  sie  mit 
Vorliebe  im  Norden  Europas,  so  in  Schweden  und  Norwegen,  Finnland, 
im  nördlichen  Bussland,  in  den  schottischen  Hochlanden  etc.  kultiviert. 
Auf  geringen  Böden  bringt  sie  aber  auch  in  allen  Ländern  Europas 
höhere  Erträge  als  die  zweizeilige  Gerste,  welche  grössere  Bodenansprüche 
macht. 

lange  gemeine  Wintergerste«  0 

Aehre:  hellgelb,  dicht,  schlaff,  lang;  Spindel  zerbrechlich;  Grannen 
hell,  leicht  zerbrechlich,  anliegend,  bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  sehr 
kräftig,  blattreich,  lang.  —  Scheinfrucht :  hellgelb,  sehr  lang  (12  mm  lang, 
4  mm  breit),  etwas  grobschalig. 


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Gerstensorten.  605 

Herbstblatt  blangrün,  sohmal;  FrübjahrsentwlokeluDg  spät,  Be- 
stockimg stark,  5  Scbösslinge,  spät  scbossend  und  blübend.  Halme  120  cm 
(Max.  140  cm)  lang,  0.52  cm  dick,  Blattzabl  4.3,  Blätter  25.54  cm  lang^ 
1.3  cm  breit,  Blattfläcbe  285.52  qcm,  Halmfläcbe  187.2  qcm,  Gesammt- 
fläcbe  472.72  qcm. 

Aebre  spät,  Mitte  Juli  reifend,  9  cm  (Max.  11cm)  lang,  mit  60 
ScbeinMcbten,  von  denen  1  863  200  auf  1  bl  (=  68  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wacbsen  700  Halme  oder  140  Pflanzen,  mitbin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  71  qcm,  die  Blattfläcbe  p.  qm  Bodenfläcbe 
33  qm  und  das  Saatquantum  1  bl  p.  ba. 

Es  wiegen  100  Halme  704  gr  und  davon  die  Scbeinfrücbte  402  gr. 

Sie  ist  eine  ecbte  Wintergerste,  jedocb  nicbt  ganz  winterfest,  so  er- 
fror sie  1870/71  in  Poppeisdorf  bis  auf  wenige  Pflanzen;  sie  lagert  nicbt 
leicbt,  leidet  wenig  durcb  Eost  und  verlangt  ein  mildes  Klima  und  einen 
sebr  kräftigen  Boden. 

Schlesiselie  Zeilgerste.  Q 

Aebre:  gelb,  dicbt,  lang,  bangend;  Spindel  zerbrecblicb ;  Grannen 
bell,  anliegend,  bis  16  cm  lang.  —  Strob:  rötlicb-gelb,  kräftig,  mittel- 
lang. —  Scbeinfrucbt:  gelb,  klein  (9  mm  lang,  4  mm  breit),  etwas  grob- 
scbalig. 

Junges  Blatt  bellgrün,  breit,  kräftig,  Bestockung  scbwacb,  1.8 
Scbösslinge,  zeitig  scbossend  und  blübend.  Halme  75  cm  (Max.  100  cm) 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzabl  3.6,  Blätter  22.3  cm  lang,  1  cm  breit,  Blatt- 
fläcbe 160.56  qcm,  Halmfläcbe  90  qcm,  Gesammtfläcbe  250.56  qcm. 

Junge  Aebre  gelbgrün,  in  107  Tagen  reifend,  9  cm  (Max.  14  cm) 
lang,  mit  68  Scbeinfrücbten,  von  denen  1  680  000  auf  1  bl  (=  71.5  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wacbsen  1000  Halme  oder  555  Pflanzen,  mitbin  beträgt 
der  Kaum  für  1  Pflanze  18  qcm,  die  Blattfläcbe  p.  qm  Bodenfläcbe  25  qm 
und  das  Saatquantum  4.4  bl  p.  ba. 

Es  wiegen  100  Halme  550  gr  und  davon  die  Scbeinfrücbte  311  gr. 

Diese  Gerste  liefert  auf  nicbt  ganz  geringem  Boden  bobe  Erträge, 
so  wurden,  allerdings  auf  sebr  reicbem  bumosen  Tbonboden,  in  Proskau 
1872  p.  ba  erzielt: 

3224  kg  Korn,  2912  kg  Strob,  770  kg  Spreu. 

Ausserdem  zeigt  sie  sieb  gegen  Rost  und  Lagern  sebr  widerstand  s- 
fäbig. 

Tlerzelllge  Gerste  ans  dem  Oderbrneh.  Q 

Aebre:  graulieb- weiss,  etwas  locker,  bangend,  mittellang;  Spindel 
zerbrecblicb;  Grannen  bell,  sebr  lang  (20  cm),  anliegend,  zerbrecblicb, 
docb  nicbt  dicbt  an  Scbeinfrucbt  abbrecbend.  —  Strob:  rötlicb-gelb,  sebr 
kräftig,  blattreicb,  mittellang.  —  Scbeinfrucbt:  graulicb-weiss,  mittelgross 
(9  mm  lang,  4  mm  breit),  ziemliob  feinscbalig. 

Halme  gelbgrün,  1.8  Scbösslinge,  ziemlicb  früb  scbossend  und  blü- 
bend, 85  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.47  cm  dick,  Blattzabl  4,  Blätter  22.93  cm 
lang,  1 .33  cm  breit,  Blattfläcbe  244  qom,  Halmfläcbe  1 19.85  qcm,  Gesammt- 
fläcbe 363.85  qcm. 

Junge    Aebre    gelbgrün,   zeitig   in  110  Tagen  reifend,    8  cm  (Max. 


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606  Besonderer  Teil. 

11  cm)  lang,  mit  60  Scheinfrüchten,  von  denen  2  059  500  auf  1  hl  (=  73  kg) 
entfallen. 

Anf  1  qm  wachsen  720  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatqnantum  l.H  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  525  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  319  gr. 

Diese  Gerste  lagert  nicht  leicht,  leidet  fast  gar  nicht  durch  Rost 
und  wird  vielfach  im  Oderbruch  auf  den  besseren  Gerstenböden  angebaut. 

Kleine  Warthebrnchgerste«  Q 

Aehre:  giaulicli- weiss,  aufrecht,  mittellang;  Spindel  zerbrechlich; 
Grannen  hell,  zerbrechlich,  bis  18  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kräf- 
tig, mittellang.  —  Scheinfrucht:  graulich- weiss,  gross,  spitz  (10  mm  lang, 
4  mm  breit). 

Halme  gelbgrün,  ziemlich  zeitig  blühend,  2.3  Schösslinge,  80  cm 
(Max.  100  cm)  lang,  0.88  cm  breit,  Blattzahl  3.7,  Blätter  20.38  cm  lang, 
1.02  cm  breit,  Blattfläche  153.85  qcm,  Halmfläche  91.2  qcm,  Gesammt- 
fläche  245.05  qcm. 

Aehre  reift  in  110  Tagen,  8  cm  (Max.  9  cm)  lang,  mit  60  Schein- 
früchten, von  denen  1574000  auf  1  hl  (=  73.2  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  435  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  3.7  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  541  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  300  gr. 

Diese  Gerste  entwickelt  sich  schnell,  degeneriert  nicht  leicht  (seit 
1872  in  Poppeisdorf  gebaut),  lagert  nicht  leicht,  leidet  wenig  durch  Rost 
und  ist  ertragreich. 

Bezugsquelle:  Metz  &  Co.,  Berlin. 

Gerste  yon  Borknm.  Q 

Aehre:  grauweiss,  etwas  locker,  unter  mittellang;  Spindel  zerbrech- 
lich; Grannen  hellgelb,  bis  20  cm  lang,  wenig  gespreizt,  leicht  zerbrech- 
lich. —  Stroh:  rötlich-gelb,  ziemlich  lang.  —  Scheinfrucht:  grauweiss, 
klein  (9  mm  lang,  4  mm  breit,  214  Scheinfrüchte  =10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  kräftig;  Entwickelung  zeitig,  1.7  Schöss- 
linge, zeitig  schossend  und  blühend,  Halm  85cm  (Max.  100 cm)  lang, 
0.45  cm  dick,  Blattzahl  4.3,  Blätter  26  cm  lang,  1.2  cm  breit,  Blattfläche 
268.82  qcm,  Halmfläche  114.75  qcm,  Gesammtfläche  383.1  qcm. 

Reift  in  110  Tagen,  Aehre  7  cm  (Max.  9  cm)  lang,  mit  50  Schein- 
früchten. 

Karrlerte  Gerste.  © 

Aehre:  blassgelb,  mit  rötlichem  Schimmer;  Granne  anliegend,  sehr 
lang  (15  cm).  —  Stroh :  rotgelb,  steif.  —  Scheinfrucht:  weisslich  mit  schwach 
rötlichem  Schimmer,  ziemlich  voll  (9  mm  lang,  3V2  ^^  breit,  311  Schein- 
früchte =  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  2  Schösslinge,  Halme  80  cm  (Max.  90  cm) 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  12.6  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blatt- 
fläohe  113.4  qcm,  Halmfläche  96  qcm,  Gesammtfläcbe  209.4  qom. 

Aehre  reift  in  97  Tagen  und  enthält  60  Scheinfrüchte,  von  denen 
2  208  000  auf  1  hl  (=  71  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Habne  357  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  214  gr. 

Bezugsquelle:  Frommer,  Budapest. 


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Gerstensorten.  607 


Orge  carr^e  de  printemps.  O 

Syn.:  Escourgeon  de  Mars. 

Aebre:  fast  weiss,  sebr  dicbt,  bangend,  verläuft  ziemlicb  spitz,  in- 
dem die  oberen  A ehreben  taub  werden;  oft  an  der  Spitze  scbwacb  ge- 
krümmt. Manebe  Aebroben  werden  an  der  Spitze  exakt  4-zeilig,  indem 
hier  die  Seitenäbrcben  genau  unter  (oder  über)  den  Seitenäbreben  des 
näcbsten  Drillings  steben  und  daber  vom  Mitteläbrcben  eine  Distance  von 
90^  baben.  Die  Mitteläbrcben  liegen  dort  der  Spindel  fest  an,  die  Seiten- 
äbrcben springen  dagegen  viel  mebr  nacb  aussen,  weil  hier  in  derselben 
Längsebene  die  doppelte  Zabl  der  Aebroben  liegt;  die  Aebre  erscheint 
daber  an  dieser  Stelle  wie  zweizeilig,  Spindel  leicbt  zerbrecblicb,  lang; 
Grannen  bell,  wenig  gespreizt,  zerbrecblicb,  docb  nicbt  dicht  an  Schein- 
frucht abbrechend,  bis  20  cm  lang.  —  Stroh:  rotgelb  bis  orange,  sehr 
kräftig,  blattreicb,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  fast  weiss,  ziemlich  voll 
(9  mm  lang,  4  mm  breit),  ziemlicb  feinscbalig. 

Halme  dunkelgrün,  bereift,  Entwickelung  von  allen  Gersten  dieser 
Varietät  am  langsamsten,  Bestockung  stark,  3  Scbösslinge,  spät  schossend 
und  blühend.  Halme  85  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.47  cm  dick,  Blattzahl 
4.7,  Blätter  25.94  cm  lang,  1.48  cm  breit,  Blattfläche  348.65  qcm,  Halm- 
fläche 119.85  qcm,  Gesammtfläche  468.5  qcm. 

Aebre  reift  spät,  in  124  Tagen,  10  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  80 
Scheinfrüchten,  von  denen  1449  000  auf  1  hl  (=-69  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  600  Halme  oder  200  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  50  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28  qm  und  das  Saatquantum  1.9  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  504  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  272  gr. 

Diese  auf  besseren  Gerstenböden  sehr  ertragreiche  Sorte  lagert  nicht 
leicht  und  leidet  sehr  wenig  durch  Kost. 

Bezugsquelle:  Vilmorin  &  Andrieux,  Paris. 

Gerste  ans  Apnlten.  O 

Aebre:  blassgelb,  etwas  hängend,  locker,  kurz;  Spindel  zähe;  Gran- 
nen fast  weiss,  anliegend,  bis  20  cm  lang,  zähe.  —  Stroh:  gelb,  kurz, 
blattreich,  weich.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  an  Basis  häufig  violett, 
lang,  schmal  (12  cm  lang,  4  mm  breit,  168  Früchte  =  10  gr),  grob- 
fichalig. 

Junges  Blatt  und  Halme  blaugrün,  4.5  Scbösslinge,  spät  blühend; 
Halm  70  cm  (Max.  90  cm)  lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter 
17.16  cm  lang,  0.76  cm  breit,  Blattfläche  130.4  qcm,  Halmfläche  79.8  qcm, 
Gesammtfläche  210.2  qcm. 

Keift  spät,  in  121  Tagen,  Achte  7  cm  (Max.  8  cm)  lang,  mit  50 
Scheinfrüchten. 

Sommergerste  yon  Zea.  O 

Aebre:  blassgelb,  etwas  looker,  hängend,  lang;  Spindel  zerbrechlich ; 
Grannen  hell,  zähe,  bis  15  cm  lang.  —  Stroh :  rotgelb,  kräftig,  mittel- 
lang.  —  Scheinfraobt :  blassgelb,  ziemlich  voll,  mittelgross  (8  mm  lang, 
4  mm  breit). 

Halme  gelbgrftn,  2.8  Scbösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend, 
80  cm  (Max.  90  cm)  lang,  0.45  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  19  cm  lang, 


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608  Besonderer  Teil. 

1.13  om  breit,  Blattfläche  171.76  qcm,  Halmfläche  108  qcm,  Gesammifläche 
279.76  qcm. 

Aehre  reift  in  110  Tagen,  9  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  60  Schein- 
früchten, von  denen  1  541000  anf  1  hl  (=  71  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  578  gr  nnd  davon   die  Scheinfrüchte  299  gr. 

Diese  Gerste  lagert  nicht  leicht  und  bleibt  fast  rostfrei. 

Ttctoria  Big.  O 

Deutsch:  Victoria-Gerste. 

Franz.:  Orge  Victoria. 

Aehre:  gelb,  etwas  locker,  lang,  hängend;  Spindel  zerbrechlich; 
Grannen  hell,  16  cm  lang,  anliegend,  zerbrechlich.  —  Stroh:  gelb,  kräftig, 
blattreich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  gelb,  mittelgross  (9  mni  lang,  4  mm 
breit),  etwas  grossschalig. 

Halme  blangrün,  Bestockung  ziemlich  stark,  2.2  Schösslinge,  zeitig 
sohossend  und  blühend,  80  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blatt* 
zahl  4.8,  Blätter  17.66  cm  lang,  1.09  cm  breit,  Blattfläche  165.55  qcm, 
Halmfläche  96  qcm,  Gesammtfläche  261.55  qcm. 

Aehre  reift  zeitig,  in  109  Tagen,  8  cm  (Max.  11  cm)  lang,  mit  50 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  645  000  auf  1  hl  f  =^  71.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  570  gr,  und  davon  die  Scheinfrüchte  270  gr; 
und  in  Froskau  wurden  1872  auf  humosem  Thonboden  p.  ha  geemtet: 
2995  kg  Korn,  3037  kg  Stroh,  665  kg  Spreu. 

Diese  Gerste  lagert  nicht  leicht  und  ist  gegen  Kost  ziemlich  wider- 
standsfähig, und  da  sie  ausserdem  sehr  frühreif,  sowie  gegen  ungünstige 
Witterung  wenig  empfindlich  ist,  empfiehlt  sich  ihr  Anbau  für  die  nor- 
dischen Gegenden  und  das  Gebirge. 

Sie  wurde  1857—59  durch  Mr.Fulton  in  Ayrshire  verbreitet,  der 
sie  1836  aus  dem  botanischen  Gturten  zu  Belfast  erhalten  hatte. 

Eurlftndisclie  Gerste.  O 

Aehre:  fast  weiss,  7cm  lang  mit  60  Scheinfrüchten;  Ghrannen  sehr 
lang  (15  cm).  —  Stroh:  sehr  hellgelb,  feinhalmig.  —  Scheinfrucht:  fast 
weiss,  schön,  voll  (10  cm  lang,  372  mm  breit),  feinschalig. 

Gerste  Yom  Altai,  Südwest-Sibirien,  O 

Aehre:  fast  weiss,  etwas  locker,  ziemlich  lang,  Scheinfrucht  sehr 
leicht  abfallend;  Spindel  zerbrechlich;  Grannen  hell,  leicht  zerbrechlich^ 
bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  rotgelb,  kräftig,  sehr  blattreich,  lang.  —  Schein- 
frucht: fast  weiss,  voll,  lang  (10  mm  lang,  3V2  ^na  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  breit,  sehr  kräftig,  Bestockung  schwach, 
1.6  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  90  cm  (Max. 
100  om)  lang,  0.48  cm  dick,  Blattzahl  5.2,  Blätter  22.6  cm  lang,  1  cm  breite 
Blattfläche  235.04  qcm,  Halmfläche  129.6  qcm,  Gesammtfläche  364.64  qcm. 

Aehre  reift  zeitig,  9  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  60  Scheinfrüchten, 
von  denen  1  292  000  auf  1  hl  (=  68  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  498  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  249  gr. 

Diese  Gerste  lagert  nicht,  leidet  wenig  durch  Bost,  jedoch  stark 
durch  Windbruch. 

Sie  wurde  durch  Dr.  Finsch  und  Graf  Zeil  am  Altai  gesammelt 
und  1879  an  den  ök.-bot.  Gturten  zu  Poppeisdorf  gesandt. 


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GeretenBorten.  609 

YlerzelUge  sibirische  Gerste  ans  Irkntsk.  Q 

Aehre:  granlich-weiss,  dicht,  auh'echt,  kurz,  6  om  lang  mit  45  Schein- 
fruchten;  Spindel  zerbrechlich;  Grannen  hell,  15  cm  lang,  sehr  zerbrech- 
lich. —  Stroh:  rötlich  gelb,  feinhalmig,  kurz,  75  cm  lang,  blattreich,  4.5 
Blätter.  —  Scheinfrucht:  Original  graulich- weiss,  voll,  klein  (8V2  nini 
lang,  3V2  JJMn  breit,  2V2  mm  dick,  374  Früchte  =  10  gr),  1  hl  wiegt 
74  kg,  feinsohalig. 

Beift  sehr  zeitig,  in  99  Tagen. 

Bezugsquelle:  durch  Prof.  Anatol  von  Fadejeff  zu  Petrowsk, 
Moskau  erhalten.  \ 

Gerste  ans  Tnrkestaii.  O 

Aehre:  gelb,  aufrecht,  mittellang;  Spindel  zähe;  Grannen  rötlich- 
gelb, bis  16  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  blattreich,  mittellang.  — 
Scheinfrucht:  gelb,  an  Basis  rötlich,  voll,  etwas  klein  (9  mm  lang,  3^^  mm 
breit),  Spelzen  häufig  wenig  mit  Frucht  verwachsen,  so  dass  sie  den 
üebergang  zu  den  nackten  Gersten  bildet. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  breit,  kurz,  3  Schösslinge,  zeitig  schossend 
und  blühend.  Halme  80  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl 
4.5,  Blätter  19.3  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche  173.7  qcm,  Halmfläohe 
103.2  qcm,  Gesammtfläche  276.9  qcm. 

Aehre  reift  in  110  Tagen,  also  zeitig,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang,  mit 
60  Scheinfrüchten,  von  denen  1  620  000  auf  1  hl  (=  72  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  472  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  260  gr. 

Diese  Gerste  lagerte  nicht  leicht  und  blieb  rostfrei. 

Sie  wurde  1878  am  Fluss  TJrtaksary  (ca.  2300  m  hoch)  durch 
Dr.  Albert  Hegel  gesammelt  und  an  den  hiesigen  ökon.-botanischen 
Gurten  gesandt. 

Mandschnret-Gerste,  Q 

Syn.:  Hordeum  vulgare  mandschuricum. 

Aehre:  gelb,  dicht,  lang,  hängend;  Spindel  zerbrechlich;  Grannen 
hell,  leicht,  doch  nicht  dicht  an  Scheinfrucht  abbrechend;  bis  16  cm 
lang.  —  Stroh:  rötlich- weissgelb,  kräftig,  blattreich,  lang.  —  Schein- 
frucht: gelb,  klein,  voll  (9  mm  lang,  4  mm  breit). 

Junges  Blatt  gelbgrün,  breit,  kurz;  Bestockung  etwas  schwach,  2 
Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  90  cm  (Max.  110  cm) 
lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  20.8  cm  lang,  1.04  cm  breit,  Blatt- 
fläche 173.04  qcm,  Halmfläche  116.1cm,  Gesammtfläche  289.14  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  sehr  zeitig  in  100  Tagen  und  auf  leichtem 
Boden  noch  früher  reifend.  Kach  Buchwald  reifte  sie  in  Waldau  nach 
93  Tagen,  und  gehört  unzweifelhaft  zu  den  frühreifsten  Gerstensorten.  Aehre 
9  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  60  Scheinfrüchten,  von  denen  1828  000  auf 
1  hl  (=  71.7  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  500  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  3.7  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  500  gr,  und  davon  die  Scheinfrüchte  300  gr; 
in  Froskau  lieferte  1872  ein  humoser  Thonboden  p.  ha: 

2808  kg  Korn,  2704  kg  Stroh,  624  kg  Spreu. 

Diese  Gerste  ist  gegen  nasskalte  Frübjahrswitterung,    sowie    gegen 


Koernicke  n.  Werner,  Hftndb.  d.  Oeireidebaii'i  II.  o9 

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610  Besonderer  Teil. 

Dürre  unempfindlich,  leidet  aber  durch  Nachtfröste,  weshalb  sich  eine 
nicht  zu  zeitige  Aussaat  empfiehlt;  sie  lagert  nicht  leicht,  ist  aber  dem 
Eost  ausgesetzt. 

Ihre  Erträge  sind  sehr  befriedigend,  und  durch  die  sehr  kurze 
Yegetationszeit  empfiehlt  sie  sich  zum  Anbau  in  den  nordischen  Ländern. 

Maximowicz  brachte  diese  Gerste  1856  Tom  Amur  nach  Peters- 
burg, und  von  dort  führte  sie  Eörnicke  1859  nach  Deutschland  ein; 
auch  wurde  sie  1859  von  Dr.  Regel  in  Petersburg  an  Jühlke  *)  in 
£ldena  gesandt  und  erfolgreich  auf  humosem  Boden  auf  dem  Akademie- 
gute angebaut. 

In  Poppeisdorf  erwies  sie  sich  seit  1870  konstant. 

Gerste  ans  ümeä,  Westerbotten,  Schweden  (64  <>  n.  Br.).  O 

Aehre:  gelb,  etwas  hängend,  locker,  mittellang;  Spindel  zerbrech- 
lich; Grannen  hell,  zerbrechlich,  bis  16  cm  lang,  anliegend.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  kräftig,  kurz.  —  Scheinfrucht :  gelb,  mittelgross  (9  mm  lang, 
4  mm  breit),  ziemlich  grobschalig. 

Halme  gelbgrün,  2  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend, 
75  cm  (Max.  80  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  19.25  cm 
lang,  1.15  cm  breit,  Blattfläche  177.12  qcm,  Halmfläche  96.75  qcm,  Gre- 
sammtfläche  273.87  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  reift  sehr  zeitig,  in  105  Tagen,  8  cm  (Max. 
10  cm)  lang,  mit  50  Scheinfrüchten,  von  denen  1443  000  auf  1  hl 
(=  62.75  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  411  gr    und  davon  die  Scheinfrüchte  250  gr. 

Gerste  ans  Lnleä,  Schweden.  Q 

Aehre:  gi*aulich-weiss,  etwas  locker,  hängend,  mittellang;  Grannen 
hell,  bis  15  cm  lang,  zerbrechlich;  Spindel  ziemlich  zähe.  —  Stroh:  gelb, 
kräftig,  kurz.  —  Scheinfrucht:  graulich-weiss,  gross  (10  mm  lang,  4  mm 
breit),  ziemlich  feinschalig. 

Halme  gelbgrün,  2  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend, 
75  cm  (Max.  85  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  20.75  cm 
lang,  1.28  cm  breit,  Blattfläche  204.16  qcm,  Halmfläche  90  qcm,  6e- 
sammtfläche  294.16  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig  in  105  Tagen  reifend,  mit  50  Schein- 
früchten, von  denen  1  563  000  auf  1  hl  (=  72.7  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  500  gr    und  davon  die  Scheinfrüchte  286  gr. 

Diese  Gerste  lagert  nicht  leicht,  ist  jedoch  dem  Rost  ziemlich  stark 
ausgesetzt. 

Heimat:  Lulea,  Norrbotten,  unter  66®  n.  Br. 

Gerste  ans  Dalekarllen,  Schweden.  0 

Aehre:  fast  weiss,  dicht,  hängend,  mittellang;  Spindel  ziemlich  zähe; 
Grannen  hell,  sehr  zerbrechlich,  bis  16  cm  lang.  —  Stroh:  gelb  oder 
orange,  kräftig,  blattreich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  fast  weiss,  schön, 
voll  (9  mm  lang,  4  mm  breit),  ziemlich  feinschalig. 


1)  Eldenaer  Archiv  1859,  p.  173. 

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Gerstenaorten.  611 

Halme  gelbgrün,  2  Schösslinge,  sehr  seitig  scboBsend  und  blühend, 
80  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzabl  4,  Blätter  18  cm  Img, 
1.2  cm  breit,  Blattfläcbe  172.8  qcm,  Halmfläcbe  96  qcm,  Gesammtfläcbe 
268.8  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  in  106  Tagen  reifend,  8  cm  (Max.  10  cm) 
lang,  mit  50  ScbeinMcbten,  von  den^  1  381  000  auf  1  hl  (=  72.7  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  443  gr  und  davon  die  Schmnfrüohte  282  gr. 

Diese  ertragreiche  und  in  der  Qualität  des  Eomes  hervorragende 
Oerste  stammt  aus  Mora  (Dalekarlien),  200  m  ü.  M.  unter  dem  61.^  n. 
Br.,  sie  lagert  nicht  leicht,  leidet  wenig  durch  Bost,  und  ist  daher  für 
rauhe  Lagen  in  Deutschland  sehr  beachtenswert. 

Gerste  ans  SvartlA^  Norrbottenl&n^  Sehweden.  Q 

Aehre:  gelb,  ziemlich  dicht,  etwas  hängend;  Spindel  zerbrechlich; 
Grannen  gelb,  zerbrechlich,  bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  blattreich, 
mittellang.  —  Scheinfrucht :  gelb,  schmal  (9  mm  lang,  3 Yg  iiun  breit). 

Junges  Blatt  bläulichgrttn,  breit;  1.2  Schösalinge,  zeitig  blühend; 
Halme  gelbgrttn,  65  cm  (Max.  75  cm)  lang,  0.88  cm  dick,  Blattzahl  4, 
Blätter  17.35  cm  lang,  1.02  cm  breit,  Blattfläohe  141.6  qcm,  Halmfläche 
64.35  qcm,  Gesammtfläche  205.95  qcm. 

Aehre  reift  in  102  Tagen,  7  cm  (Max.  11  cm)  lang,  mit  60  Schein- 
früchten, von  denen  1  831  000  auf  1  hl  (=  71.8  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  433  gr,  und  davon  die  Scheinfrüchte  251  gr. 

Grosse  norwegische  Gerste.  O 

Aehre:  fast  weiss,  mittellang,  hängend;  Spindel  zerbrechlich;  G-rannen 
zerbrechlich,  bis  20  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  wenig  blattreich, 
feinhalmig,  fest,  lang.  —  Scheinfrucht:  fast  weiss,  an  Basis  bräunlich 
oder  schwach  violett,  mittelgross  (9  mm  lang,  4  mm  breit). 

Junges  Blatt  gelbgrün,  sehr  kräftig,  breit,  1.3  Schösslinge,  zeitig 
schossend  und  blühend. 

Halme  90  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.35  cm  dick,  ^lattzahl  3.8, 
Blätter   18.4  cm  lang,    1.1  cm  breit,    Blattfläche  76.91  qcm,    Halmfläche 

94.5  qcm,  Gesammtfläche  171.41  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig  in  105  Tagen  reifend,  8  cm  (Max. 
10  cm)  lang,  mit  60  Scheinfrüchten,  von  denen  1806  000  auf  1hl 
(=  73.7  kg)  entfallen. 

£s  wiegen  100  Halme  405  gr   und  davon  die  Scheinfrüchte  232  gr. 

Leidet  wenig  durch  Lagern  oder  Bost. 

Canadlsehe  Manunntli-Wliitergerste.  ® 

Aehre:  hellgelb,  dicht,  lang  und  hierin  von  keiner  Wintergerste 
übertroff'en,  (Srannen  hell,  anliegend,  bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  gelb, 
kräftig,  lang.  —  Scheinfrucht:  hellgelb,  voll,  lang  (12  mm  lang,  4  mm 
breit),  ziemHch  feinschalig. 

Herbstblatt  blaugrün,  schmal,  ausgebreitet,  Frühjahrsentwickelung 
spät,  Bestockung  stark,  5.4  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend. 
Hahne  120  cm  (Max.  135  cm)  lang,  0.47  cm  dick,  Blattsahl  4.8,   Blätter 

19.6  cm  lang,  1.3  cm  breit,  Blattfläche  244.61  qcm,  Halmfläche  169.20  qcm, 
Cksammtfläche  413.81  qcm. 


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612  Besonderer  Teil. 

Aelire  reift  Anfang  Juli,  10  cm  (Max.  13  om)  lang,  mit  60  Schein- 
Mcbten,  von  denen  1  272  600  anf  lU  (=  70.7  kg)  entfallen. 

Anf  1  qm  wachsen  700  Halme  oder  180  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Banm  für  eine  Pflanze  80  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29  qm,  nnd  das  Saatqnantom  1.4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  728  gr  nnd  davon  die  ScheinMchte  399  gr. 

Im  Frühjahr  ansgesäet,  erwies  sie  sich  als  echte  Wintergerste,  die 
jedoch  nicht  ganz  winterfest  ist,  denn  1870/71  erfror  sie  bis  anf  wenige 
kümmerliche  Pflanzen. 

Diese  Gerste  wurde  1862  durch  Ingenieur  William  Wagner  aus 
dem  westlichen  Canada,  und  zwar  aus  der  Nähe  der  Stadt  Ottawa  an 
den  Berliner  Akklimatisations- Verein  gesandt,  der  sie  prüfte  und  diese  er- 
tragreiche, nicht  leicht  lagernde  und  sich  stark  bestockende  Gerste  weiter 
verbreitete. 

ChileniMlie  Gerste.  O 

Syn.:  Hordeum  vulgare  chilense. 

Aehre:  grauweiss,  etwas  hängend,  ziemlich  dicht,  kurz;,  Spindel 
sehr  leicht  zerbrechlich;  Grannen  hell,  fast  weiss,  anliegend,  fein,  bis 
16  cm  lang,  sehr  leicht  zerbrechlich.  —  Stroh:  gelb,  mittellang.  —  Schein- 
frucht: grauweiss,  an  Basis  zuweilen  bläulich,  klein  (9  mm  lang,  3V2nim 
breit,  268  Früchte  =  10  gr),  etwas  grobschaJig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  2.4  Schösslinge ;  Halm  75  cm  (Max,  90  cm) 
lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  18.56  cm  lang,  1.02  cm  breit, 
Blattfläche  151.44  qcm,  Halmfläche  74.25  qcm,  Gesammtfläche  225.7  qcm. 

In  110  Tagen  reifend;  Aehre  6  cm  (Max.  8  cm)  lang  mit  50  Schein- 
früchten. 

Gerste  aus  Jap».  Q 

Aehre:  fast  weiss,  ziemlich  dicht,  etwas  hängend,  mittellang;  Spindel 
zerbrechlich;  Grannen  hell,  schwach,  zerbrechlich,  doch  nicht  dicht  an 
Scheinfrucht  abbrechend,  ein  wenig  gespreizt,  sehr  lang  (20  cm).  —  Stroh: 
fast  weiss,  sehr  blattreich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  fast  weiss,  an 
Basis  rötlich,  lang,  schmal  (10  mm  lang,  8V2  mm  breit),  ziemlich  fein- 
schalig. 

Halme  gelbgrün,  3  Schösslinge,  mittelfrüh  blühend,  80  om  (Max. 
95  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  23.46  cm  lang,  1.04  cm 
breit,  Blatääche  244  qcm,  Halmfläche  96  qcm,  Gesammtfläche  340  qcm. 

Aehre  mittelfHih  in  115  Tagen  reifend,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang, 
mit  60  Scheinfrüchten,  von  denen  1574  820  auf  1  hl  (=  67.8  kg)  ent- 
fallen. 

Es  wiegen  100  Halme  480  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  183  gr. 

Biese  Gerste  lagert  nicht  und  bleibt  fast  rostfrei. 

Garten-Inspektor  Bouchä  zu  Poppeisdorf  erhielt  sie  1876  aus  Japan. 

Chinesische  Gerste.  O 

Syn.:  Hordeum  vulgare  chinense. 

Aehre:  weiss,  ein  wenig  hängend,  ziemlich  dicht,  6 — 8  cm  lang,,  mit 
40  Scheinfrüchten;  Spindel  leicht  zerbrechlich;  Grannen  weiss,  fein,  an- 
liegend, bis  15  cm  lang,  sehr  leicht  zerbrechlich.    —    Stroh:    fast  weiss, 


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Gerstensorten.  613 

kürz,  weich,  blattreich.   —    Scheinfrucht:  weiss,  an  Basis  zuweilen  bläu- 
Koh,  klein  (9  mm  lang,  3V2  mm  breit,  238  Scheinfrüchte  =10  gr),  1  hl 
wiegt  66  kg,  feinschalig. 
Beift  in  113  Tagen. 

Gerste  ans  der  ProTinz  Slont,  Aegypten.  O 

Aehre:  blassgelb,  5  cm  lang  mit  36  Scheinfrüchten;  Grannen  fast 
weiss,  bis  14  cm  lang.  —  Stroh:  fast  weiss,  steif.  —  Scheinfrucht:  blass- 
gelb, an  Basis  hellbräunlich  (10  mm  lang,  4  mm  breit),  etwas  grobsohalig. 

Original  in  der  Sammlung  des  Dr.  Drei  seh,  Poppeisdorf. 


Varietät:  Hordeum  tetrastichum  coenilescens  S^r. 
Aehre  blaugraulich. 

Sorten: 
Orzo  dt  Ftrenze.  Q 

Syn.:  Bläuliche  Gerste  von  Florenz. 

Aehre:  graulich-gelb,  aufrecht,  kurz;  Spindel  zähe;  Grannen  gelb, 
anliegend,  zerbrechlich,  bis  20cm  lang.  —  Stroh:  graulich-gelb,  feinhalmig, 
kurz.  —  Scheinfrucht:  «graulich-gelb,  sehr  gross  (12  mm  lang,  4  mm  breit), 
Toll,  grobschalig. 

Halme  gelbgrün,  bereift,  fast  rosth*ei,  doch  leicht  lagernd,  2.5  Schöss- 
linge,  75  cm  (Max.  90  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  21.36 
cm  lang,  0.87  cm  breit,  Blattfläche  185.8  qcm,  Halmfläche  74.25  qcm,  Ge- 
sammtfläche  260.05  qcm. 

Junge  Aehre  hellgelbgrtin,  spät,  in  120  Tagen  reifend,  8  cm  (Max. 
10  cm)  lang,  mit  50  Scheinfrüchten,  von  denen  1 183  000  auf  1  hl  (= 
65.7  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  487  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  268  gr. 

Sie  ist  eine  echte  Sommergerste,  die  1872  von  Delpino  aus  Flo- 
renz nach  Poppeisdorf  gesandt  wurde. 

Orzo  dl  Leonforte.  Q 

Syn.:  Bläuliche  Gerste  aus  Leonförte,  Sicilien.  Bläuliche  Gerste 
aus  Portici. 

Aehre:  graugelb,  ein  wenig  hängend,  mittellang;  Spindel  zähe; 
Grannen  gelb,  sehr  lang  (28  cm).  —  Stroh :  gelb,  fest,  ziemlich  blatt- 
reich, mittellang.  —  Scheinfrucht:  graugelb,  voll,  sehr  gross  (12  mm  lang, 
4  mm  breit),  grobschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  kräftig,  ausgebreitet,  2.2  Schösslinge,  zeitig 
schossend  und  blühend.  Halme  85  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.37  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  25.5  cm  lang,  1.06  cm  breit,  Blattfläche  270.8  qcm, 
Halmfläche  94.35  qcm,  Gesammtfläche  364,65  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  in  110  Tagen  reifend,  7  cm  (Max.  10  cm) 
lang,  mit  42  Scheinfrüchten,  von  denen  1  056  000  auf  1  hl  (=  69  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  540  gr  und  davon  die  Scheinfriio^^  278  gr. 


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614  Besonderer  T^. 

Diese  G^rstensorte  war  1873  auf  der  Wiener  Weltansstellnng  aosge- 
Btellt  nnd  wurde  durch  L.  Wittmack  nach  Poppeisdorf  gesandt;  1876 
durch  Pedecino  aus  Portici  erhalten. 


Hordeiim  ynlgare  mlniis,  mlgo  ^^Orzola'^  E  Samnlo.  O 

G-erste  aus  Samnio,  Süd-Italien. 

Aekre:  blaugrau,  mittellang;  Blattscheiden  sehr  oft  bis  über  Basis 
der  Aehren  reichend;  Spindel  zerbrechlich;  Grannen  graulich-gelb,  sehr 
zähe,  aufrecht,  bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  sehr  blattrei(£,  kräftig, 
kurz.  —  Scheinfrucht:  grauUch-gelb,  an  Basis  mit  violettem  Anflug,  gross 
(10  mm  lang,  4  mm  breit),  grobschalig. 

Halme  blaugrün,  2.7  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend,  75  cm 
(Hax.  110  cm)  lang,  0.43  cm  breit,  Blattzahl  5.7,  Blätter  23.45  cm  lang, 
1.04  cm  breit,  Blattfläche  278.05  qcm,  Halmfläche  96.75  qcm,  Gesammt- 
flftche  374.8  qcm. 

Aehre  reift  spät,  in  124  Tagen,  8  cm  (Max.  10  cm)  lang,  mit  55 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  089  000  auf  1  hl  (=  70.7  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  674  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  332  gr. 

Sie  wurde  1876  von  Pedecino  aus  Portici  an  den  ök.-bot.  Gkirten 
zu  Poppeisdorf  gesandt 

BUnllehe  gemeine  Gerste.  O 

Syn.:  Franz.:  Orge  commune  bleuätre. 

Spanisch:    Hordi  comi!i,   aus  Granja  de  Barcelona;    Gebada 
comun  aus  Chile  und  Spanien. 

Aehre:  blaugraulich,  kurz,  aufrecht,  etwas  locker;  Spindel  zähe; 
Grannen  graulich-gelb,  zähe,  bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  zuweilen 
oberhalb  der  Knoten  mit  blaugraulichem  Anflug,  fest,  sehr  blattreich, 
kurz.  —  Scheinfrucht:  Original  blaugraulich,  Spelzen  an  fasis  oft  braun 
oder  blau,  am  dunkelsten  von  allen  Sorten  der  Varietät  H.  v.  coenües- 
cens;  sehr  gross,  dick  (10  mm  lang,  4  mm  breit,  185  Scheinfrüchte  =  10  gr), 
grobschalig. 

Halme  dunkelgrün,  bereift,  Bestockung  stark,  3  Schösslinge,  mittel- 
früh blühend.  Halme  60  om  (Max.  80  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  5, 
Blätter  21  cm  lang,  1.16  cm  breit,  Blattfläche  243.6  qcm,  Halmfläche 
72  qcm,  Gesammtfläche  315.6  qom. 

Aehre  mittelfrüh  in  115  Tagen  reifend,  6  om  (Hax.  9  cm)  lang, 
mit  86  Scheinfrucht^  von  denen  1  252  450  auf  1  hl  (=  67.7  kg)  ent- 
fallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  33.3  qcm,  die  Blattfläohe  p.  qm  Bodenfläche 
28.3  qm  und  das  Saatquantum  4.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  424  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  253  gr. 

Diese  Gerste  lagert  nicht,  leidet  wenig  durch  Rost,  ist  ertragreich, 
und  eine  echte  Sommergerste. 

Vorzugsweise  in  Spanien  und  Süd- Amerika  kultiviert. 

Bezugsquelle:  1871  aus  Hohenheim,  1880  durch  von  Gülich  aus 
Chile  und  Josi  Perez  Lara  aus  Jerez  de  la  Fronteira  und  1881  durch 
Costa,  Barcelona,  erhalten. 


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Gerstensorten.  615 

Oerste  ans  Colmbra,  Portngail.  0 

Syn.:  Gerste  ans  Ayeiro  und  Benavente. 

Aehre:  blassgelb  mit  schwach  bläulichem  Schimmer,  aufrecht,  kujrz; 
Spindel  ziemlich  zähe;  Gramnen  hell,  fast  auh'eoht,  bis  12  cm  lang.  — 
Stroh:  blassrot,  60 — 70  cm  lang,  feinhalmig,  fest.  —  Soheinfmcbt :  blass- 
gelb mit  bläulichem  Schimmer  und  hellbräunlicher  Basis,  Ghrannen  lang 
abbrechend,  10  mm  lang,  4  mm  breit,  3  mm  dick,  211  Scheinfrüchte  = 
10  gr;  nachgebaut:  175  Scheinfrüchte  =  10  gr),  ziemlich  feinschalig. 

In  100  Tagen  reifend,  Aehre  6  cm  lang,  mit  40  Scheinfrüchten. 

In  Spanien  und  Portugal  im  Oktober  ausgesäet  und  im  Mai  geemtet, 
in  Deutschland  nur  Sommergerste. 

Bezugsquelle:  Prof.  Jul.  Henriques,  CoYmbra,  Portugal,  1881. 

Aegina-Oerste^  yon  der  Insel  Aeglna,  tiriechenland.  O 

Aehre:  graugelb,  dicht,  kurz,  aufrecht;  Grannen  fast  weiss,  zähe, 
bis  20  cm  lang,  aufrecht.  —  Stroh:  gelb,  steif,  fest,  kurz.  ■—  Schein- 
frucht: gelbgrau  und  violett  gestreift,  an  Basis  violett,  dunkel,  sehr  lang 
(I4V2  mm  l^g}  ^  mm  breit),  grobschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  ziemlich  breit,  1.5  Schösslinge,  mittelfrüh 
sehossend  und  blühend.  Halme  65  cm  (Max.  75  cm)  lang,  0.38  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  15.3  cm  lang,  0.7  cm  breit,  Blattfläche  85.68  qcm, 
Halmfläche  74.1  qcm,  Gesammtflädtie  159.78  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  zeitig,  in  108  Tagen  reifend,  5  cm  (Max. 
7  cm)  lang,  mit  30  Scheinfrüchten,  von  denen  882000  auf  1  hl(=  63  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  388  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  269  gr. 

Bezugsquelle:  Haage  &  Schmidt,  £rfurt. 

Gerste  yon  Aigha,  Elein-Aslen.  O 

Aehre:  bläulich-gelb,  etwas  locker,  aufrecht,  kurz;  Spindel  ziemlich 
zähe;  Grannen  blassgelb,  anliegend,  leicht  abbrechend,  bis  17  cm  lang.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  derb  wandig,  blattreich,  kurz.  —  Scheinfrucht:  grau- 
gelb, an  Basis  violett,  gross,  dick  (10  mm  lang,  4V2  mm  breit),  grob- 
schalig. 

Halme  dunkelgrün,  bereift,  spät  blühend,  Bestockung  stark,  3  Schöss- 
linge, 60  cm  (Max.  70  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  18.5  cm 
lang,  0.95  cm  breit,  Blattfläche  155.8  qcm,  Halmfläche  77.4  qcm,  Gesammt- 
fläche  233.2  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  in  115  Tagen  reifend,  6.5  cm  (Max.  8  cm) 
lang,  mit  40  Scheinfrüchten,  von  denen  1  103  720  auf  1  hl  (67.3  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  616  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  367  gr. 

Diese  Gerste  lagert  nicht  leicht  und  befällt  wenig  mit  Eost. 

Gerste  ans  Tonis.  0 

Aehre:  grauUch-gelb,  locker,  etwas  hängend,  kurz;  Spindel  zähe; 
Grannen  gelb,  sehr  zöie,  bis  16  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  kräftig,  blatt- 
reich, kurz.  —  Scheinfrucht:  graulich-gelb,  Basis  violett,  leicht,  gross 
(12  mm  lang,  4  mm  breit),  grobschalig. 


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616  Besonderer  Teil. 

Halme  tief  blaugrün,  bereift,  d«l  Schög^inge,  mittelMh  blühend, 
70  cm  (Max.  75  cm)  kng,  0.42  cm  dick,  Blattzabl  5,  Blätter  21  cm  lang, 
0.92  cm  breit,  Blattfläche  193.2  qcm,  Halmfläche  88.2  qpm,  Gresammtfläche 
281.4  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  sehr  spät,  in  125  Tagen  reifend,  7  cm  (Max. 
8.5  cm)  lang,  mit  40  Scheinfrüchten,  von  denen  1  060  490  auf  1  hl  (= 
61.3  kg)  entfallen. 

Fs  wiegen  100  Halme  420  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  290  gr. 

Diese  Gerste  wurde  1876  durch  L.  Wittmack  nach  Poppeisdorf 
gesandt. 

Orge  de  la  basse  £gypte«  O 

Syn.:  Orge  de  la  haute  Egypte. 

Aehre:  gelbbräunlich,  sehr  dicht,  aufrecht,  kurz;  Spindel  sehr  leicht 
zerbrechlich ;  Grannen  gelb,  zerbrechlich,  bis  14  cm  lang.  —  Stroh :  gelb, 
steif,  blattreich,  sehr  kurz.  —  Scheinfhicht:  schmutzig-gelb  mit  bräun- 
lichem Anflug  an  der  Basis  und  den  Leisten  der  Spelzen,  lang  (11  mm 
lang,  3V2  inm  breit),  schmal,  leicht,  grobschalig. 

Halme  gelbgrün,  leicht  rostig,  1.7  Schösslinge,  sehr  zeitig,  am  frü- 
hesten von  allen  Gersten  blühend,  45  cm  (Max.  50  cm)  lang,  0.4  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  21.6  cm  lang,  1.04  cm  breit,  Blattfläche  179.68  qom, 
Halmfläche  54  qcm,  Gesammtfläche  238.68  qom. 

Aehre  in  105  Tagen  reifend,  5  cm  lang,  mit  SO  Scheinfrüchten,  von 
denen  1  386  000  auf  1  hl  (=  63  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  290  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  179  gr. 

Diese  Gerste  wurde  1876  durch  L.  Wittmack  nach  Poppeisdorf 
gesandt. 

Cebada  de  6-hileras,  Chile.  O 

Aehre:  graulich- weiss,  ziemlich  dick,  kurz;  Spindel  zerbrechlich; 
Grannen  hell,  wenig  gespreizt,  bis  13  cm  lang,  zähe.  —  Stroh:  rötlich- 
gelb,  steif,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  Original  graulich-weiss,  lang, 
schmal  (11  mm  lang,  SYgmm  breit,  184  Körner  =  10  gr);  nachgebaut: 
165  Körner  =  lOgr,  ziemlich  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  fein,  lang,  aufrecht,  1.5  Schösslinge;  Halm 
75  cm  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  13.8  cm  lang,  0.75  om 
breit,  Blattfläche  103.5  qcm,  Halmfläche  74.2  qcm,  Gesammtfläche 
177.7  qcm. 

Aehre  5.5  cm  (Max.  7  cm)  lang,  mit  36  Scheinfrüchten,  reift  in  110 
Tagen. 

Bezugsquelle:  Durch  von  Gülich  1881  aus  Chile  eingesandt 

Cebada,  semilla  del  paüi;  ColoBia  de  PoHta  Arenas,  Masellanes^ 

Chile.  O 

Aehre :  schmutzig-gelb,  aufrecht,  mittellang ;  Spindel  ziemlich  z&he ; 
Grannen  hell,  leicht  und  lang  abbrechend,  aufrecht,  bis  20  cm  lang.  — 
Stroh:  rötlich-gelb^  fest,  lang.  —  Scheinfrucht:  Original  schmutzig-gelb, 
an  Basis  hellbräunlich,  gross  (11  mm  lang,  4  mm  breit,  176  Kömer  >= 
10  gr);  nachgebaut:  grösser  140  Kömer  =  10  gr),  dickschalig. 


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Gentensorten.  617 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  Bclimal,  fein,  kurz,  2  Schösslinge,  spät 
schosBend  und  blühend;  Hahn  80  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.4  cm  dick, 
Blattzahl  4.6,  Blatter  17.2  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläcbe  158.2  qcm, 
HalmflSche  96  qcm,  Geaammtfläche  254.2  qcm. 

Aebre  in  110  Tagen  reifend,  6  cm  (Max.  8  cm)  lang,  mit  60  Schein- 
fruchten. 

Fast  rostfrei  und  nicht  leicht  lagernd. 

Bezugsquelle:  Durch  Ministerresident  von  Gülich  aus  Chile  1880 
eingesandt. 

Gerste  aiu  OstiBdiem«  Q 

Aehre:  graulich-gelb,  sehr  locker,  kurz;  Spindel  leicht  zerbrechlich ; 
Grannen  hell,  aufrecht,  zähe,  bis  12  cm  lang.  —  Stroh:  blassgelb,  sehr 
kurz.  —  Scheinfrucht:  graulich-gelb,  an  Basis  bräunlich,  mittelgross 
(9V2  Min  lang,  3%  mm  breit),  grobschalig. 

Blatt  dunkelgrün,  schmal,  1.8  Schösslinge,  zeitig  blühend.  Halme 
50  cm  (Max.  66  cm)  lang,  Halmdicke  0.33  cm,  Blattzahl  4,  Blätter  15  cm 
lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  96  qcm,  Halmfläche  49.5  qcm,  Gesammt- 
fläche  145.5  qcm. 

Aehre  reift  in  110  Tagen,  5  cm  (Max.  7  cm),  lang,  mit  32  Schein- 
früchten, von  denen  1  736  000  auf  1  hl  (=  70  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  192  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  112  gr. 

Unter  Weizen  aus  Ostindien  erhalten. 


Varietät:  Hordeum  tetrasticham  nigrum  Willd. 
Aehre  schwarz,  Grannen  rauh. 

Sorten: 
Sehwane  i^eneine  Wimteri^ergte  oder  Bnssi^rste.  ® 

Syn.:  Franz.:    Orge  commune  k  epi  noir,  carrie  noire,  de  Eu6sie, 
bleue;  Escourgeon  noir,  Orge  d'Am^rique. 
Engl.:  Black  Winter-Barley. 
Ital. :  Orzo  di  America  (Piemont). 
Dänisch:  Firtaxet  Byg. 
Aehre:    schwarzblau,    dicht,    mittellang;  Klappen  anliegend,  weich- 
haarig; Grannen  graublau,  leicht  abbrechend,  am  Rande  rauh,  bis  15  cm 
lang.  —  Stroh:  blassgelb,  kräftig,    sehr  blattreich,  fest,  lang.  —  Schein- 
frucht: schwarzblau,  gross  (10  mm  lang,  4  mm  breit),  leicht,  grobschalig. 
Herbstblatt  blaugrün,  kraus;    Frühjahrsvegetation  spät,    Bestockung 
stark,    6  Schösslinge,    spät  schossend,    doch  verhältnismässig    zeitig  blü- 
hend.    Halme    125  cm  (Max.  140  cm)  lang,    0.46  cm  dick,    Blattzahl  5, 
Blätter  24.1  cm  lang,    l.ll  cm  breit,    Blattfläche  267.5  qcm,    Halmfläche 
172.5  qcm,  Gesammtfläche  440  qcm. 

Aehre  zeitig,  Anfang  Juli  reifend,  7  cm  (Max.  10  cm)  lang,    mit  50 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  861  750  auf  1  hl  (=  67.7  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm   wachsen  720  Halme  oder   120  Pflanzen,   mithin  beträgt 


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618  Besooderer  Teil. 

der  Ramn  für  eine  Pflanze  83.3  qcm,  die  Blattoberfiäche  p.  qm  Boden- 
fläche  31.68  qm  and  das  Saatqnantam  0.9  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  520  gr  und  dayon  die  Scheinfrüchte  278  gr. 

Im  Friäjahr  ausgesäet,  erwies  sich  diese  Gerste  als  echte  Winter* 
gerste,  die  härter  als  die  weisse  vierzeilige  Wintergerste  ist. 

In  Frankreich  wird  sie  hänfig  schon  im  Juni  oder  Juli  gesäet,  um 
noch  im  Herbst  mit  Schafen  beweidet  zu  werden. 

Auf  reichem  Boden  sehr  ertragreich,  auch  nicht  leicht  lagernd  und 
gegen  Rost  widerstandsfähig.    Aussaatzeit:  September  bis  Oktober. 

Schw apie  Sraimeri^rste.  Q 

Ital.:  Orzo  quadrato  nero. 

Aehre:  grauschwarz,  mittellang,  Klappen  anliegend,  weicbhaang; 
Grannen  gelbliohbraun,  rauh.  —  Stroh:  graulich-gelb,  blattreich,  kräftige 
kurz.  —  Scheinfrucht:  grauschwarz,  schwach  bereift,  gross  (9  mm  lang, 
4  mm  breit),  grobschalig. 

Junges  Blatt  graugrün,  ausgebreitet,  während  alle  übrigen  Sommer^ 
gersten  aufrecht  und  gelb-  bis  dunkelgrün  sind,  Bestockung  schwach,  1.7 
Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halme  65  cm  (Max.  80  cm) 
lang,  4.0  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  22.6  cm  lang,  1  cm  breit,  Blatt- 
fläche 226  qcm,  Halmfläche  89.7  qcm,  Gesammtfläche  315.7  qcm. 

Aehre  spät,  in  133  Tagen  reifend,  8  cm  (Max.  11  cm)  lang.  Auf 
1  hl  (=  67.5  kg)  entfaUen  1  755  000  Scheinfrüchte. 

Schwane  Winterf^erste  ans  Tiflls.  ® 

Aehre:  bräunlich -schwarz,  blau  bereift,  bis  10  cm  lang,  mit  66 
Scheinfrüchten;  Klappen  kahl;  Grrannen  rauh,  grau,  anliegend,  bis  15  cm 
lang.  —  Stroh:  rötlich- weiss,  steif,  bis  10  cm  lang.  —  Scheinfrucht: 
bräunlich-schwarz,  blauer  bereift  als  die  der  übrigen  schwarzen  Winter- 
gersten, klein  (8V2  ni^i  lang»  37«  mm  breit,  284  Scheinfrüchte  =  10  gr), 
etwas  dickschalig. 

Nicht  winterfest,  doch  echte  Winterfrucht. 

Schwarze  Oerste  ans  Persien.  O 

Aehre:  schwarzbraun,  locker;  Spindel  zerbrechlich;  Grannen  meist 
hell,  aufrecht,  bis  13  cm  lang;  Elappen  kahl.  —  Stroh:  rötlich-gelb, kurz. 
—  Scheinfrucht:  schwarzbraun,  lang  schmal  (10  mm  lang,  3V8  mm  breit, 
222  Scheinfrüchte  =  10  gr). 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  aufrecht;  2  Schösslinge,  sehr  zei- 
tig blühend.  Halme  65  cm  (Max.  75  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4, 
Blätter  14.3  cm  lang,  0.5  cm  breit,  Blattfläche  57.2  qcm,  Halmfläche  58.5 
qem,  Gesammtfläche  115.7  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  in  112  Tagen  reifend,  6  cm  (Max.  8  cm) 
lang,  mit  30  Scheinfrüchten,  von  denen  1 476  300  auf  1  hl  (=  66.5  kg) 
entfallen.  Es  wiegen  100  Halme  233  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  189  gr. 

Zwischen  Weizen  aus  Persien  erhalten. 


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Gerstensorten.  619 

Varietftt:  Hordeum  tetrastichum  leiorrbyncham  Kcke. 
Aehre  schwarz;  Granoeu  glatt. 

Sorte: 
Sehwanse  glattgraniüge,  vierceilige  Oente.  O 

Aehre:  blauschwarz,  4-zeilig,  aufrecht,  kurz;  Spindel  zerbrechlich; 
Klappen  kahl;  Grannen  ziemlich  bell,  meist  grau,  aufrecht,  glatt.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  kurz,  blattreich.  —  Scheinfrucht:  blauschwarz,  be- 
reift, voll,  gross  (10  mm  lang,  4  mm  breit,  200  Früchte  =10  gr),  dick- 
schalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  Halm  stark  blau  bereift,  3  Schösslinge; 
Halm  70  cm  (Max.  80  cm)  lang,  0.35  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  20.4  cm 
lang,  0.7  cm  breit,  Blattfläche  142.8  qcm,  Halmfläche  73.5  qcm,  Gesammt- 
fläche  216.3  qcm. 


B.  Körner  nackt. 

Varietät:  Hordeum  tetrastichum  coeleste  L. 
Aehre  blassgelb,  lang,  schmal;  Körner  schlank. 

Sorte: 

Himmeki^erste.  O 

Syn.:  Jerusalemergerste,  Davidskom,  ägyptisches  Eom,  walachi- 
sches  Korn,  Thorgerste,  nackte  Nepaul-Gerste,  nackte  Reis- 
gerste, Weizen-  oder  Edelgerste,  Nampto-Gerste,  nackte 
Gerste  von  Risse  ^),  nackte  schottische  Gerste,  nackte  pe- 
ruanische Gerste. 

Engl.:  Himalaya  naked  Barley,  Kintbury-Barley. 
Dänisch:  Himmelbyg,  Himmelkom,  Hevedebyg,  Egyptik  Ru- 

geller  Korn. 
Nor  weg.:  Davidsbyg,  Thorebyg. 

Franz.:  Orge  de  Guimalaya,  deNampto,  cdleste,  Petite  orge 
nue,   Orge  d'^Jgypte,   de  Jerusalem,    du  P6rou,   de 
David,  de  Valachie,  de  Sibirie. 
Ital.:  Orzo  nudo,  0.  monstarolo,  0.  monde. 
Aehre:  blassgelb,    schlank,    ziemlich    dicht,    etwas  hängend,  mittel- 
lang; Klappen  schwach  anliegend,  behaart;  Spindel  zähe;  Grannen  blass- 
gelb, sehr  leicht  abbrechend,  weich,  bis  20  cm  lang,  anliegend.  —  Stroh: 
hellgelb,    kräftig,    blattreich,    weich,  kurz.  —  Frucht:  hellbraun,  lanzett- 
lioh,  klein  (8  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrttn,  kurz,  fein;  Bestockung  mittelstark,  2.3 
Schösslinge;  Halme  dunkelgrün,  bereift,  mittelfrüh  schossend  und  blü- 
hend,   78.5  cm  (Max.  100  cm)  lang,    0.44  cm  dick,    Blattzahl  4.3,  Blätter 


1)  Durch  Risso  in  Ober-Italien  kultiviert. 


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620  Besonderer  Teil. 

21.4  cm  lang,  1.15  cm  breit,  Blattfläche  209.18  qcm,  Halmfläche  103.62 
qcm,  Gesammtfläche  312.8  qcm. 

Jnnge  Aehre  gelbgrün,  in  110  Tagen  reifend,  8  cm  (Max.  12  cm) 
lang,  mit  60  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  2  106  770  auf  1  hl 
(=  83.4  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  25  qcm,  die  Blattfläche  pro  qm  Bodenfläche 
28  qm  und  das  Saatquantum  2.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  471  gr  und  davon  die  Früchte  226  gr. 

Diese  Gerste  verlangt  einen  reichen  Boden  und  da  sie  gegen  Früh- 
jahrsfröste unempfindlich  ist,  auch  eine  zeitige  Aussaat  zur  kräftigen  Be- 
Stockung.  Diese  Unempflndlichkeit  ist  es  auch,  welche  ihren  Anbau  in 
sehr  rauhen  Lagen  gestattet,  so  soll  sie  im  Orient  und  im  Himalaja 
bis  zu  Höhen  von  4700  m  kultiviert  werden,  aber  auch  in  den  Alpen 
wird  diese  Gerste  noch  in  sehr  bedeutender  Höhe  angebaut.  Körnicke 
fand  dieselbe  1878  bei  Macugnaga  am  Süd- Abfall  des  Monte-Rosa,  1560  m 
ü.  M.  Auch  geht  sie  sehr  hoch  nach  Norden,  z.  B.  wird  sie  in  Schott- 
land, Schweden,  Norwegen  und  seit  1838  auch  in  Russland  ^)  vielfach  an- 
gebaut. In  günstigeren  Lagen  hält  sie  jedoch  die  Konkurrenz  mit  den 
beschälten  Gersten  nicht  aus,  indem  sie  diesen  meist  im  Ertrage  und  zur 
Malzbereitung  nachsteht;  doch  eignet  sie  sich  vorzüglich  zur  Graupen-, 
Gries-  und  Mehlbereitung.  Ausserdem  lagert  sie  nicht  leicht  und  bleibt 
fast  rostfrei,  doch  brechen  die  Aehren  durch  Wind  in  der  Vollreife 
leicht  ab. 

In  Deutschland  empfahl  namentlich  von  Trautvetter')  1840 
ihre  Kultur,  ohne  dass  jedoch  diese  Empfehlung  zu  ihrer  Yerbreitung 
verhelfen  hätte. 

Höchst  wahrscheinlich  stammt  diese  Gerste  aus  den  höheren  G^ 
birgsgegenden  des  Himalaya')  und  musste  es  auffallen,  dass  sie  auch 
den  Namen  „nackte  peruanische  Gerste"  führt,  doch  scheint  diese  Be- 
zeichnung bedeutungslos  zu  sein,  da  aus  einem  Bericht  des  preussischen 
Geschäftsträgers,  Herrn  v.  Gülich,  an  das  Landes-Oekonomie-Kollegium 
hervorgeht  (Annal.  d.  Landw.  Bd.  28.  1856.  p.  190),  dass  eine  nackte 
Gerste  in  Peru  vollkommen  unbekannt  ist. 


Varietät:  Hordeam  tetrastiehum  bimalayense  Bittig. 
Aehre  blassgelb,  kurz;  Kömer  dick,  graublau. 

Sorte: 
Nackte  Gerste  ans  Ostindien.  O 

Aehre:    fast  weiss,    quadratisch,   kompakt,   aufrecht,  kurz;    Spindel 
leicht  zerbrechlich ;  Grannen  hell,  aufrecht,  zerbrechlich,  bis  16  om  lang. 


1)  St.  Petersburger  kaiserl.  akftd.  Zeit.  1838. 

2)  Anleit.   z.   gedeihlichsten  Bau  der  TOfältig  tragenden  Himalaya-Gerste 
(H.  coel.  bimalayense). 

8)  Yergl.:  Royle,  Illustrations  of  botany  of  the  Himalaya  and  Gashmere 
pg.  418.    London  1839. 


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Gerstensorten.  621 

—  Stroh:  gelb,  steif,  blattreioh,  sehr  kur».  —  Pruclit:  granblau,  sehr 
hell,  oval,  klein  (6^/2  mm  lang,  3^2  ^^  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  kurz,  kraus,  Bestockung  schwach,  1.8 
Sehösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  65  cm  (Max.  80  cm) 
lang,  0.35  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  16  cm  lang,  0.88  cm  breit,  Blatt- 
fläche  112.64  qcm,  Halmfläche  68.25  qcm,  Gesammtfläche  180.89  qcm. 

Aehre  reift  in  103  Tagen,  6  cm  (Max.  7  cm)  lang,  mit  54  Früchten, 
von 'denen  3  825  000  auf  1  hl  (=  85  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  255  gr  und  davon  die  Früchte  142  gr. 

Diese  Gerste  lagert  nicht,  unterliegt  aber  stark  dem  Rost. 

Varietät :  Hordeom  tetrastichom  Walpersii  Ecke. 
Aehre  blassgelb,  kurz;  Kömer  gelbbräunlich,  schlank. 

Sorte: 

Dr.  Walper*8  Gerste.  Q 

Syn.:  Deutsch:  Wundergerste  aus  Spanien. 

Span.:  Cebada  —  sin  C4scara,  aus  Costa  in  Catalonien. 

Aehre:  graulich-gelb,  dicht,  kurz,  dicklich,  ein  wenig  hängend; 
Spindel  ziemlich  zähe;  Klappen  anliegend,  behaart,  Spelzen  allmählich  zu- 
gespitzt; Ghrannen  hellgelb,  etwas  gespreizt,  wenig  zerbrechlich,  am  Bande 
sehr  rauh,  rauher  als  bei  den  übrigen  nackten  Gersten  und  namentlich  H.  y. 
coeleste,  bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  feinhalmig,  blattreioh, 
kurz.  —  Frucht:  Original  kaffeebraun  mit  violettem  Anflug,  aber  auch 
hellere  gelbbräunliche  und  längere  Früchte  kommen  vor,  sie  variieren  je 
nach  dem  Jahrgange,  denn  ausgesäet,  können  wieder  dunklere  erzielt  wer- 
den, oval,  Spitze  zusammengedrückt  und  kurz,  klein  (7  mm  lang,  4  mm 
breit,  275  Früchte  =  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  breit,  lang;  Bestockung  mittelstark,  2  Sehöss- 
linge, zeitig  schossend  und  blühend;  Halme  gelbgrün,  bereift,  60  cm 
(Max.  80  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  19.4  cm  lang, 
0.95  cm  breit,  Blattfläche  147.44  qcm,  Halmfläche  59.4  qcm,  Gesammt- 
fläche 206.84  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  in  104  Tagen  reifend,  5  cm  (Max.  7  cm) 
lang,  mit  36  fest  sitzenden  Früchten,  von  denen  2  133  500  auf  1  hl  (= 
84.5  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1200  Halme  oder  600  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  16.6  qm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläohe 
24.7  qm  und  das  Saatquantum  3.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  312  gr  und  davon  die  Früchte  170  gr. 

Von  den  vierzeiligen  Gersten  wird  in  Spanien^)  vorzugsweise  diese 
nackte,  weniger  die  bespelzte  Gerste  gebaut. 

In  der  wärmeren,  gemässigten  Zone  wird  diese  Gerste  häuflg  schon 
im  November  ausgesäet. 

Bezugsquelle:  Antonio  Cipriano  Costa  1881  und  Prof.  Jul. 
Henriques  in  Coi'mbra. 


1)  Willkomm,  Agr.  Zeit  1852,  p.  72. 


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622  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Hordeam  tetraetioham  Tiolaoeam  Koke. 

Aehre  grauviolett. 

Sorte: 

Nackte  Tiolette  Oente.  O 

Syn.:  Deatsch:    Schwarze    Gerste   aus   Ekholmetf,   östergothland 
Schweden. 
Franz.:  Orge  nne  violette. 

Aehre:  grau,  violett,  mit  gelben  Flecken  nnd  Streifen,  sehr  dicht, 
kurz,  aufrecht;  Klappen  anliegend,  behaart;  Spindel  zerbrechlich;  Gbannen 
gelb  und  mehr  oder  weniger  violett,  etwas  gespreizt,  zähe,  am  Bande 
rauh,  an  Basis  der  Aehre  am  längsten,  bis  15  cm  lang.  —  Stroh:  gelb- 
grau, an  den  Knoten  mit  violettem  Anflug,  kräftig,  kurz.  —  Frucht: 
kaffeebraun  mit  violettem  Anflug,  voll,  gross  (8  mm  lang,  4  mm  breit), 
grobschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrttn,  breit,  kräftig,  Bestockung  schwach,  1.6 
Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halm  75  cm  (Max.  90  cm) 
lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  14  cm  lang,  1.1  cm  breit,  Blatt- 
fläche 138.6  qcm,  Halmfläche  96.75  qcm,  Gesammtfläche  235.35  qcm. 

Junge  Aehre  violett,  in  110  Tagen  reifend,  6  cm  (Max.  8  om) 
lang,  mit  40  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  688  250  auf  1  hl 
(=  83  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  334  gr  und  davon  die  Früchte  182  gr;  im 
Allgemeinen  liefert  sie  sehr  geringe  Erträge,  die  auf  sehr  gutem  Boden 
im  milden  Klima  kaum  1900  kg  Korn  p.  ha  überschreiten;  doch  lagert 
die  Gerste  nicht  und  zeigt  sich  fast  rostfrei. 


Varietät:  Hordeum  tetrastichum  trifarcatum  Schi. 
Aehre  unbegrannt;  Spelzen  monströs. 

Sorte: 

Ziei^enhoni-  oder  Oabel-Gerste.  O 

Syn.:  Deutsch:  Nepal-  oder  Nepaul-G^rste. 

ItaL:  Orzo  di  Kepaul,  trifurcato,  dell'  Himalaya. 

Engl.:  Nepaul-Wheat;  Kepaul  naked  Barley. 

Franz.:  Orge  trifnrquäe,  bifurqu^e,  oroohue,  du  Nipaul,  sans 

barbes  de  l'Himalaya. 
Span.:  Hordiate  polau  y  verd. 
Aehre:  schmutzig-gelb,  sich  nach  der  Spitze  veijiLngend,  aa£recht,  dicht, 
kurz;  Gbrannen  dreizackig  umgebogen  und  verktLmmert,  1877  zeigten  aidi 
in  Poppeisdorf  an  einer  Anzahl  Aehren  einzelne  Aehrchen,  bei  denen  die 
äussere  Spelze  einfach  langgegrannt  war.  —  Stroh :  fost  weiss  oder  blase- 
rot,  kräftig,  blattreioh,  kurz.  —  Frucht:  gelbbräunlich,  dick  (8  mm  lang, 
4  mm  breit). 

Halme  blaugrün,    1.8   Schösslinge,    zeitig    eohessend  und  blühend, 
70  cm  (Max.  90  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  20.8  cm  lang, 


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Gerstensorten.  623 

1.32  cm  breit,  Blattfläche  219.68  qcm,  Halmfläcbe  84  qcm,  Oesammtfläche 
303.68  qcm. 

Aehre  reift  in  107  Tagen,  7  cm  (Hax.  8  cm)  lang,  mit  50  Schein- 
Mchten^  von  denen  2  104  000  Frttchte  anf  1  hl  (=  82.6  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  380  gr  nnd  davon  die  Früchte  170  gr. 

Diese  Gerste  ist  im  Himalayti-Grebirge^)  heimisch  nnd  soll  nnter  dem 
Namem  Nepanl-Wheat  1817  Tom  Himalaya  nach  England  eingeführt  wor- 
den sein;  später  verbreitete  die  hambnrger  Samenhandlung  von  Booth 
diese  Gerste  nnd  1844  wnrde  sie  zuerst  auf  ihren  ökonomischen  Wert 
anf  dem  Yersnchsfelde  der  k.  k.  steierm&rkischen  Landwirtschafts-Ge- 
sellschaft geprüft. 

Sie  steht  im  Ertrage  anderen  Sorten  sehr  nach. 


Unterart:  H«rdeim  distichnm  L.    Zweizeilige  Qerste. 

A.  Kdrner  beschalt. 

Varietät:  Hordeum  distichum  nutans  Schübl. 
Aehre  blassgelb;  Grannen  anliegend,  ranh. 

Sorten: 
Probsteier-Oerste.  © 

Syn. :  Franz.:  Orge  dn  Holstein. 
Amerika:  Probstier-Barley . 

Aehre:  blassgelb,  hängend,  lang;  Grannen  fast  weiss,  anliegend, 
dicht  an  Schein&ncht  abbrechend,  bis  20  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb, 
kräftig,  ziemlich  blattreich,  fest,  lang.  —  Scheinfmcht:  blassgelb,  voll, 
gross  (10  mm  lang,  4V2  mm  breit),  ziemlich  feinschalig. 

Jnnges  Blatt  gelbgrün,  ziemlich  breit,  lang;  Bestocknng mittelstark, 
2.5  Schösslinge,  zeitig  schossend  nnd  blühend.  Halmlänge  100  cm  (Hax. 
115  cm),  Halmdicke  0.38  cm,  Blattzahl  4,  Blätter  21.5  cm  lang,  0.79 
cm  breit,  Blattfläche  135.88  qcm,  Halmfläche  114  qcm,  Gesammtfläche 
249.88  qcm. 

Aehre  reift  früh,  in  113  Tagen,  11  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  25 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  565  000  anf  1  hl  (=>=  74.5  kg)  entfallen. 

Anf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Banm  für  eine  Pflanze  25  qcm,  die  Blattfläohe  p.  qm  Bodenfläche 
25  qm  nnd  das  Saatqnantnm  3.4  hl  p.  ha. 


1)  Boyle,  lUustr.  of  bot.  of  the  Himalaya  and  Gashmere,  London  1839, 
pg.  418,  Abbildung  auf  Tab.  97. 


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624  Beeondeier  Teil. 

Es  wiegen  100  Halme  311  gr  und  dayon  die  ScheinMehte  150  gr. 

Diese  schöne  Gerste  eignet  sich  yortreMich  für  feuchtes  Klima  ond 
guten  Lehmboden,  da  sie  wenig  durch  Lagern  und  Rost  leidet.  Auf  mil- 
den,   kalkreichen  Lehmböden  liefert  sie  eine  gute  Braugerste. 

Ihre  Heimat  ist  die  Probstei,  Holstein,  von  wo  sie  als  Saatgerste 
in  plombierten  Säcken  über  ganz  Nord-Deutschland  versandt  wird.  Auch 
in  den  Yereinigten  Staaten  und  namentlich  in  Ohio  wird  sie  vielfsck  an- 
gebaut. 

In  Poppeisdorf  wurden  auf  mildem  Lehmboden  durchschnittlich  p.  ha 
geemtet: 

2433  kg  Korn,  4166  kg  Stroh,  509  kg  Spreu. 


Bergstr&sser-Oerste.  Q 

Aehre:  blassgelb,  hängend,  lang;  Grannen  hell,  bis  18  cm  lang.  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  blattreich,  kräftig,  mittellang.  —  Schein£rucht :  blass- 
gelb, gross,  voll  (10  mm  lang,  5  mm  breit),  schwer,  feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  lang;  Bestockung  mittelstark,  2.5 
Schösslinge;  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  85  cm  (Max. 
100  cm)  lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  5.4,  Blätter  21  cm  lang,  0.8  cm 
breit,  Blattfläche  181.44  qcm,  Halmfläche  96.9  qcm,  Gesammtfläche 
278.34  qcm. 

Aehre  zeitig  in  110  Tagen  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit 
28  Scheinfrüchten,  von  denen  1280000  auf  1  hl  (=  75.3  kg)  ent- 
fallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  nimmt 
jede  Pflanze  einen  Baum  von  25  qcm  ein;  die  Blattfläche  beträgt  p.  qm 
Bodenfläche  27.8  qm  und  das  Saatquantum  4.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  303  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  142  gr. 

Für  kalkreiche  Lehmböden  ist  dies  eine  vorzügliche  Braugerste, 
welche  vielfach  an  der  Bergstrasse  gebaut  wird,  fast  rostfrei  ist  und  we- 
nig zum  Lagern  neigt. 


FrlUireife  Poppelsdorfer-fierste.  Q 

Aehre:  blassgelb,  hängend,  mittellang;  Grannen  hell,  bis  20  cm  lang, 
aufrecht.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  blattreich,  kräftig,  lang.  —  Schein- 
fhicht:  blassgelb,  gross,  voll  (10  mm  lang,  4  mm  breit),  schwer,  fein- 
schalig. 

Junges  Blatt  hellgrün,  schmal,  lang;  Bestockung  sehr  stark,  3.2 
Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  90  cm  (Max.  100  cm) 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  5.6,  Blätter  19.5  cm  lang,  0.92  cm  breit,  Blatt- 
fläche 200.9  qcm,  Halmfläche  108  qcm,  Gesammtfläche  308.9  qcm. 

Aehre  sehr  früh,  meist  8  Tage  früher  als  die  meisten  Sorten  von 
H.  disticbum  reifend,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  24  Scheinfrüchten, 
von  denen  1  328  000  auf  1  hl  (=  72  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  250  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte 
133  gr. 

Diese  vortreffliche  Sorte  lagert  nicht  leicht  und  bleibt  fast  rostfrei. 


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Gerstensorten.  62o 


Hellweg-Oerste,  Westfalen.  O 

Aehre:  blassgelb,  hängend,  lang;  Spindel  zähe;  Grannen  blassgelb, 
bis  20  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  knr».  —  Scheinfrucht:  blassgelb, 
an  Basis  zuweilen  violett  oder  hellbrännlich,  kurz,  voll  (8  mm  lang, 
3V2  mm  breit,  200  Kömer  =  10  gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  hellgrün,  fein,  kurz,  kraus;  1.8  Schösslinge,  mittelfrüh 
schossend  und  blühend;  Halm  85  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.43  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  22.3  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche  178.4  qcm,  Halm- 
fläche 109.6  qcm,  Gesammtfläche  288  qcm. 

Aehre  12  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  34  Scheinfrüchten,  von  denen 
1  520000  auf  1  hl  (=  76  kg)  entfallen. 

Für  leichteren  Boden  eine  höchst  beachtenswerte  Braugerste. 

Bezugsquelle:  Ackerbauschule  Füchten^  Westfalen  1878. 

Erfurter  feinste  weisse  Bran^rste.  O 

Aehre:  blassgelb,  hängend,  lang;  Klappen  anliegend,  behaart;  Gran- 
nen hell,  dicht  an  Scheinfrucht  abbrechend,  am  Bande  rauh,  bis  22  cm 
lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  weich,  mittellang.  —  Scheinfhicht :  blass- 
gelb, an  Basis  schwach-rötlich,  gross,  voll  (10  mm  lang,  4  mm  breit), 
feinschalig. 

Halm  blaugrün,  bereift,  Bestechung  mittelstark,  2.5  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halm  75  cm  (Max.  90  cm)  lang, 
0.38  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  24.5  cm  lang,  0.9.6  cm  breit,  Blattfläche 
188.16  qcm,  Halmfläche  85.5  qcm,  Gesammtfläche  273.66  qcm. 

Aehre  12  cm  (Max.  14  cm)  lang,  reift  mittelfrüh,  in  120  Tagen, 
mit  30  Scheinfrüchten,  von  denen  1  440  000  anf  1  hl  (=  72  kg)  ent- 
fallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  360  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  30  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
24.7  qm  und  das  Saatquantum  3.H  hl  p.  ha. 

£s  wiegen  1(X)  Halme  292  gr  und  die  ScheinfirQchte  133  gr. 

Diese  Gerste  hat  sich  in  Poppeisdorf  immer  wenig  ertragreich  er- 
wiesen, auch  liess  die  Qualität  des  Kornes,  sowie  die  Widerstandsfähig- 
keit gegen  Lagern  und  Rost  sehr  zu  wünschen. 

Kalina-Cferste.  O 

Aehre:  blassgelb,  hängend,  sehr  lang;  Grannen  bell,  bis  20  cm 
lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  kräftig  und  fest,  blattarm,  lang.  — 
Scheinfrucht:  hellgelb,  gross  (10  mm  lang,  4V8  nim  breit,  185  Schein- 
früchte =  10  gr),  feinschalig. 

Halme  blangrün,  bereift,  Bestockung  sehr  stark,  3.5  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halm  105  cm  (Max.  120  cm)  lang, 
0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  23.5  cm  lang,  0.98  cm  breit,  Blattfläche 
184.24  qcm,  Halmfläche  126  qcm,  Gesammtfläche  310.24  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  in  113  Tagen,  14  cm  (Max.  20  cm)  lang, 
mit  30  Scheinfrüchten,  von  denen  1  375  000  auf  1  hl  (=  74.3  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  8(X)  Halme    oder    280  Pflanzen,  mithin  betr^ 

Koernicken.  Werner.  Hundb.  d.  Qetreldebau's  11.  40 


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fieBonderer  Teil. 

der  Eaam  für  eine  Pflanze  43.4  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Badenfläche 
24.8  qm  und  das  Saatqnanttm  2.^  U  fk  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  298  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte 
176  gr. 

Für  sandige  Lehmböden,  aber  auch  für  reiehen  Boden  eignet  sieh 
diese  Querste  vortrefflich,  da  sie  nicht  leicht  lagert  und  aneh  wenig  durch 
Eost  leidet,  und  ist  als  gute  Braugerste  gesucht. 

Sie  ist  durch  Eisner  von  Gronow  auf  Kaliaowite  hei  Oppeln  in 
Schlesien  gezüchtet  worden  und  wird  auf  den  leichteren  Bödmi  Noxd- 
Deutschlands  hänflg  kultiviert. 

VoigtUnder  feine  zweireihige  Oerste.  O 

Aehre:  hellgelb,  hängend,  lang;  Grannen  hell,  bis  20  cm  lang.  — 
Stroh:  rötKch-gelb,  etwas  mürbe,  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  voll 
(10  mm  lang,  4V2  i^in^  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  dankelgrün,  etwas  schmal,  lang,  Bestockung  mittel- 
stark, 2.4  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  95  cm 
(Max.  105  cm)  lang,  0.4  cm  breit,  Blättzahl  4.6,  Blätter  20.8  cm  lang, 
0.84  cm  breit,  Blattfläche  160.74  qcm,  Halmfläche  114  qcm,  Gesammtfläche 
274.74  qcm. 

Aehre  reift  zeitig,  in  HO  Tagen,  12  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  30 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  456  000  auf  1  hl  (=  72.8  kg)  enteilen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Kaum  für  eine  Pflanze  25  qcm,  die  Blattfläche  pro  qm  Bodenfläche 
24.75  qm  und  das  Saatquantum  3.7  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  320  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  161  gr. 

Diese  für  leichteren  Boden  passende  Braugerste  lagert  nicht  leicht 
und  bleibt  fast  rostfrei. 

Znekeri^erste  ans  Sachsen»  O 

Aehre:  gelb,  11.5  cm  lang,  mit  26  Scheinfrüchten;  Ghranne  blass- 
gelb, bis  16  cm  lang.  —  Stroh:  gelb.  —  Scheinfrucht:  gelb,  an  Basis 
violett,  voll,  11  mm  lang,  4  mm  breit,  etwas  grobschalig. 

Sandg^erste  aus  Saekaea.  Q 

Aehre:  gelb,  12  cm  lang,  mit  28  Scheinfrüchten;  Granne  blassgelb, 
bis  16  cm  lang.  —  Stroh:  gelb.  —  Scheinft^cht:  gelb,  an  Basis  hellbraun, 
voll,  lOVs  nun  lang,  4  mm  breit,  etwas  grobschidig. 

FhoeniX'C^erste.  O 

Aehre:  blaesgelb,  hängend,  lang;  Spbdel  zähe;  Grannen  blassgelb, 
aufrecht,  12  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kurz.  —  Scheinfrucht:  blass- 
gelb, an  Basis  bläulich,  voll,  gross  (10  mm  lang,  4Va  mm  breit),  fein- 
schalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  breit,  aufrecht;  mittelfrüh  schossend  und 
blühend ;  2  Schösslinge ;  Halm  70  cm  (Max.  80  om)  lang,  0.88  om  dick,' 
Blattzahl  4,  Blätter  12  cm  lang,  0.6  cm  breit,  Blattfläche  57.6  qcm,  Haha- 
fläche  69.8  qcm,  Gesammtfläche  126.9  qcm. 


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GeiTstensorten.  627 

Aehre  9  cm  (Hax.  12  cm)  lang,  mit  30  Soheinfrfiohten,  yon  denen 
1488  000  auf  1  hl  (=  76.7  kg)  entfallen;  reift  in  120  Tagen. 

Für  gute  sandige  Lehmböden  empfehlenswert;  yertrögt  Trookenheit 
Torzttglich. 

Die  Erträge  stellten  sich  in  Proskan  pro  ha: 
anf  sandigem  Lehm  1871,    1991  kg  Eom,    1864  kg  Stroh, 
anf  hnmosem  Thon    1872,    3286   „       ,,        4160   „      „ 
Diese   beachtenswerte  Gerstensorte  wurde  schon  von  Hetsger   in 
Karlsruhe  kultiviert. 

Goldgerste.  O 

Aehre  :  rötlich-weiss,  hängend,  lang;  Grannen  hell,  bis  22  cm  lang. 
—  Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  kräftig,  blattreich,  gutes  Futterstroh,  lang.  — 
Scheinfrucht:  blassgelb,  voll  <9  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  Bestockung  mittelstark,  2.2  Schösslinge, 
mittelMh  schossend  und  blühend.  Halm  100  cm  (Hax.  110  cm)  lang,  0.4  cm 
dick,  Blattzahl  5.4,  Blätter  24.6cm  lang,  1.04  cm  breit,  Blattfläche  266.3 qcm, 
Halmfläche  120  qcm,  Gesammtfläche  386.3  qcm.  Aehre  mittelfrüh,  in  120 
Tagen  reifend,  12  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  32  Scheinfrüchten,  von  de* 
nen  1  759  000  auf  1  hl  (==  73.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Habne  422  gr  und  davon  die  ScheinMchte  171  gr. 

In  Proskau  wurden  1872  auf  humosem  Thonboden  p.  ha  geemtet: 
3141  kg  Korn,     8640  kg  Stroh,    332  kg  Spreu. 

Diese  Gerste  lagert  nicht  leicht  und  bleibt  fast  rostfrei. 

Grosse  Gerste  von  Falster.  O 

Aehre:  fast  weiss,  12  cm  lang;  Granne  weiss,  aufrecht,  bis  17  cm 
lang.  —  Stroh:  fast  weiss,  kräftig,  bis  90  cm  lang.  —  Scheinfirucht:  fast 
weiss,  an  Basis  hellbräunlich,  9  mm  Is^g^  4  n^m  breit,  schön  und  voll. 

Original  im  landw.  ICuseum  zu  Berlin. 

Jttlftndiiehe  swefseili|;e  Gerste.  O 

Aehre:  blassgelb,  hängend,  lang;  Grannen  hell,  kurz,  bis  14 cm  lang, 
dicht  an  der  Scheinfrucht  abbrechend.  —  Stroh:  röilich*gelb  bis  orange, 
weicht  sehr  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  voll  (10  mm  lang,  4  mm 
breit,  195  Scheinfrüolite  ss  10  gr),  ziemlich  feinschalig.    ^ 

Junges  Blatt  gelbgrün,  breit,  sehr  lang;  Bestockung  stark,  S  Schöss- 
linge, zeitig  schossend  und  blühend«  Halm  110  cm  (Hax.  120  cm)  lang, 
0.38  cm  dick,  Blattzahl  8.5,  Blätter  27.5  cm  lang,  1.0  cm  breit,  Blatt- 
fl&che  192.5  qcm,  Halmflädie  125.4  qcm,  Gesammtfläche  817.9  qom. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  reift  zeitig,  in  110  Tagen,  11  cm  (Hax. 
16  cm)  lang,  mit  28  Scheinfrüchten,  von  denen  1  448  850  auf  1  hl 
(«r  74.8  kg)  ent&Uen. 

Es  wiegen  100  Halme  352  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  191  gr. 

Diese  Gerste  leidet  sehr  stark  durch  Lagern,  weniger  dureh  Best. 

Gerste  ans  Zermatt,  Sehweis«  O 

Aehre:  fast  weiss,  etwas  hängend;  Klappen  anliegend,  behaart; 
Grannen  am  Bande  rauh,  fast  weiss,  kurz,  bis  12  cm  lang,  leicht  abbre- 
chend. —  Stroh:  rötlieh-gelb,  blattarm,  fest,  «utteUang.  —  Soheinfimoht: 


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628  Besonderer  Teil. 

gelb,  an  Basis  schwaeli  bräunlich,  etwas  spitz  (G'/g  mm  lang,  4  mm  breit, 
205  Soheinfrüclite  =10  gr),  ziemlich  f einschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrttn,  lang,  etwas  schmal;  1.4  Schösslinge,  am 
frühesten  von  allen  hier  kultivierten  Gersten  schossend  und  blühend. 
Halme  65  cm  (Max.  75  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  3,  Blätter  16  cm 
lang,  0.7  cm  breit,  Blattfiäohe  67.2  qcm,  Kalmfläche  64.35  qcm,  Gesammt- 
fläche  131.55  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  sehr  zeitig,  in  110  Tagen  reifend,  9  cm 
(Max.  11  cm)  lang,  mit  20  Scheinfrüchten,  von  denen  1  353000  auf  1  hl 
(=  66  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  180  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  120  gr. 

Von  Eör nicke  1876  gesammelt. 

Gerste  ans  Saas  im  Grimd,  Canton  Wallis,  Sehweis.  O 

Aehre:  blassgelb,  ziemlich  dicht,  lang;  Grannen  hell,  zähe,  bis  16  cm 
lang.  —  Stroh:  rötlich- weiss,  weich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blasa- 
gelb,  an  Basis  hellbraun  bis  violett,  ziemlich  voll  (OVg  ii^^  l^ng»  4  mm 
breit),  ziemlich  grobschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  Bestockung  mittelstark,  2.6  Schöss- 
linge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  85  cm  (Max.  95  cm) 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  19.3  cm  lang,  0.95  cm  breit , 
Blattfläche  146.68  qcm,  Halmfläche  102  qcm,  Gesammtfläche  248.68 qcm. 

Aehre  reift  zeitig,  in  110  Tagen,  10  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit 
24  Scheinfrüchten,  von  denen  1184  960  auf  1  hl  (=  74  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  248  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  130  gr. 

Diese  alpine  Gerste  wurde  1876  durch  Körnicke  in  Saas  im  Grund 
(1562  m  ü.  M.)  gesammelt. 

Hannakiselie  Gerste.  O 

Aehre:  blassgelb,  hängend;  Grannen  hell,  bis  20  cm  lang.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  kräftig,  blattreioh,  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  an 
Basis  zuweilen  etwas  bläulich,  gross  (10  mm  lang,  4  mm  breit),  fein- 
schalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  lang;  Bestockung  stark,  3.2Schös8- 
linge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  95  cm  (Max.  105  cm) 
lang,  0.38  cm  «dick,  Blattzahl  5.2,  Blätter  21.6  cm  lang,  0.8  cm  breit, 
Blattfläche  179.71  qcm,  Halmfläche  108.3  qcm,  Gesammtfläche  288.01  qcm. 

Aehre  reift  in  110  Tagen,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang,  mit  35  Schein- 
früchten, von  denen  1  391  000  auf  1  hl  (=  74  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  313  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  82  qcm,  die  Blat^äche  p.  qm  Bodenfläche 
29  qm  und  das  Saatquantum  3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  298  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  129  gr. 

Diese  schöne,  beachtenswerte  Gerste  lagerte  nicht  und  zeigte  sich 
fast  rostfrei. 

Heimat:  Niederungen  an  der  Hanna  und  der  March  in  Mähren. 

Gerste  ans  Ungan.  O 

Aehre:  blassgelb,  hängend,  lang;  Grannen  hell,  kurz  an  der  Schein- 
frucht abbrechend,  bis  23  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kräftig,  lang.  — ^ 


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Gerstensorten. 


629 


Scheinfracht:  blassgelb,  sehr  gross  (11  mm  lang,  5  mm  breit),  sehr  schön, 
feinschalig. 

Junges  Blatt  blaagrün,  sehr  schmal  und  lang;  Bestockung  sehr 
stark,  3.4  Sohösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  95  cm 
(Max.  110  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  24.4  cm  lang, 
0.8  cm  breit,  Blattfläche  195.2  qcm,  Halmfläche  114  qcm,  Gesammtfläche 
309.2  qcm. 

Aehre  zeitig,  in  110  Tagen  reifend,  10  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit 
28  Scheinfrüchten,  von  denen  1  314  000  auf  1  hl  (=  73  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm' wachsen  900  Halme  oder  265  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  38  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
27.8  qm  und  das  Saatquantum  2.6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  268  gr  und  davon  die  Früchte  134  gr. 

Diese  Sorte,  welche  sich  seit  1869  kojttstant  erhalten  hat,  wurde 
vom  landwirtschaftlichen  Ministerium  zur  Prüfung  eingesandt  und  gehört 
mit  zu  den  schönsten  Braugersten,  die  auf  mildem  Lehmboden  vorzügliche 
Qualitäten  erzeugen;  auch  leidet  sie  wenig  durch  Lagern  und  Rost. 

Die  Qualität  der  Gerste  ist  in  Ungarn  ausserordentlich  verschieden 
und  als  Braugerste  im  Allgemeinen  nur  in  solchen  Gegenden  anzusehen, 
die  weniger  unter  dem  excessiven  Steppenklima  zu  leiden  haben,  oder 
deren  Bodenbeschaffenheit,  sowie  Düngungs-  und  Kulturverhältnisse  dem 
Gerstenbau  ausnahmsweise  günstig  sind.  Allerdings  spielt  das  £lima  bei 
Erzeugung  der  Braugersten  die  Hauptrolle,  denn  sobald  ziemlich  regel- 
mässig gegen  die  Beife  hin  trockene»  heisse  Witterung  eintritt,  ver- 
schrumpfen die  Eömer  und  werden  dickschalig  und  glasig,  Qualitäten, 
welche  man  für  Braugersten  nicht  wünscht. 

Die  Untersuchung  nachfolgender  Gerstensorten  der  1877  er  Ernte 
(Originalgersten)  ergab  als  Resultat: 


Name  der  Sorten 


Beschaffenheit  des  Kornes 


100  cbcm 
wiegen  gr 


Weissenburger  Gerste 

Waitzener 

Alföld 

Pressburger 

Ober-Ungarn 

Graner 

Nenhänsler 

Donau 

TheisB 

Pester-Boden 


Braugerste,  sehr  weiss 

„  fast  weiss,  sehr  schön,  voll 

„         sehr  weiss,  voll  .... 

H         weiss,  voll 

„         fast  weiss,  voll   .... 

M         ziemlich  weiss,  voll     .     . 
Futtergerste  schmächtig 

„  gelb,  dickschalig  .     .    . 


78.0 
75.0 
76.0 
72.5 
72.0 
72.0 
71.0 
710 
70.2 
680 


Zweii6ili/;e  Gerste  (Dvoredac)  ans  Serbien.  Q 

Aehre:  fast  weiss,  Klappen  behaart;  Granne  aufrecht,  bis  15  cm 
lang,  leicht  und  kurz  an  Scheinfrucht  abbrechend.  —  Stroh:  rötlich-gelb, 
steif.  —  Scheinfrucht :  fast  weiss,  etwas  schmächtig  (8V2  nim  lang,  3V2  ^^ 
breit,  270  Scheinfrüchte  =  10  gr),  etwas  grobschalig. 

Junges  Blatt  bläulichgrün,  aufrecht,  sehr  schmal;  2.5  Bchösslinge, 
zeitig  blühend;  Halme  75  cm  (Max.  85  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  5, 
Blätter  13.7  cm  lang,  0.7  cm  breit,  Blattfläche  95.9  qcm,  Halmiläche 
67.5  qcm,  Gesammtfläche  163.4  qcm. 


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630  Besonderer  Teil. 

Aebre  reift  in  100  Tagen,  10  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  24  Schein- 
früchten, von  denen  2  084  500  anf  1  hl  (=  73.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  180  gr  nnd  davon  die  Scheinfrüchte  106  gr. 
Von  Professor  Fantsohitsch,  Belgrad,  1880  erhalten. 

Oerste  toh  Jekaterinoslaw^  SüdfRnMland.  O 

Aehre:. grau  weiss,   hängend,  mittellang;    Klappen  anliegend,   weich- 
haarig;  Grannen  hell,  sehr  fein,  auffallend  leicht  zerbrechlich,  bis  22  cm 
lang.    —    Stroh:    fast  rötlich- weiss,    sehr   fest,    blattarm, "^  mittellang.    — 
Scheinfrucht:  hellgelb,  voll  (9  mm  lang,  4  mm  breit);  nachgebaut:  grösser, 
und  schwerer. 
Es  wog  1  hl  Originalsaat  71.0  kg  und  enthielt  1  400  000  ScheinMchte 
„      „     „„I.Tracht      71.7  „      „         „        1398  000 
„      „     „  „   2.      „  73.4  „     „  „         1 387  260  „ 

w      »     j>  »)  3.      „  74.0  „     „         „        1 346  800  „ 

Halme  blaugrün,  2.2  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend. 
Hahn  75  cm  (Max.  95  cm)  lang,  0.84  cm  dick,  Blattzahl  3.7,  Blätter 
18.6  cm  lang,  0.82  cm  breit,  Blattfläche  112.85  qcm,  Hdmfläohe  76.5  qcm, 
Gesammtfläche  189.35  qcm. 

Aehre  zeitig,  in  110  Tagen  reifend,  9  cm  (Hax.  11  cm)  lang,  mit 
24  Früchten. 

Es  wiegen  100  Halme  294  gr  und  davon  die  Scheinf^chte  177  gr. 
Diese  Gerste  wurde  1876  durch  Gutsbesitzer  Digtiareff  aus  dem 
Gebiete  der  Schwarzerde  tou  Jekatennoslaw  eingesandt. 

üplindiselie  Oerste. 

Aehre:  hellgelb,  hängend,  lang;  Grannen  hell»  bis  20  cm  lang.  — 
Stroh:. rötlich-gelb,  kräftig,  lang.  —  Scheinfrucht:  hellgelb,  sehr  gross 
(10  mm  lang,  5  mm  breit),  schwer,  doch  etwas  dickschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  sehr  schmal ;  Bestockung  stark,  3  Schöss- 
linge, spät  schossend  und  blühend.  Halm  90  cm  (Max.  110  cm)  lang, 
0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  24.2  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche 
174.24  qcm,  Halmfläche  108  qcm,  Gesammtfläche  282.24  qcm. 

Aehre  reift  zeitig,  in  113  Tagen,  11  cm  (Hax.  15  cm)  lang,  mit  30 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  347  000  auf  1  hl  (=  77  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  404  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  182  gr. 

Diese  ergiebige  nordische  Gerste  zeigt  eine  bedeutende  Widerstands- 
^Uiigkeit  gegen  Best  und  Lagern. 

Die  Periode  von  der  Blüte  bis  zur  Beife  umfasst  nur  eine  relativ 
kurze  Spanne  Zeit  und  entspricht  dies  Yerhalten  dem  nordischen  Klima 
vollkommen. 

Heimat:  Alte  Landschaft  Upland  am  Hälarsee  in  Sehweden  (60^ n.  Br.). 

ComDon  or  early  enKÜsh-Wley.  O 

Syn.:  Englische  Frühgerste. 

Nahe  verwandt:  Dunlop-barley. 

Aehre:  blassgelb,  unter  mittellang,  ziemlich  dicht,  9  cm  lang,  mit 
26—30  ScheinfWlchten;  Grannen  blassgelb,  fast  aufrecht,  lang.  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  bis  90  cm  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  voll,  fein- 
schalig. 


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CkrstenMnrteiu 


681 


Lieferte  in  Proekan  1872  auf  hnmosem  Thanboileii: 

3328  kg  Eorn,  3993  kg  Stroh,  769  kg  Spreu. 

Diese  Sorte  ist  im  mittleren  und  sMliohen  England  sehr  weit  ver* 
breitet,  wo  sie  in  90 — 110  T^en  ausreift 

Ihmlop-bariej  ist  kürzer  und  kompakter  in  der  Aehre,  etwas  länger 
(100  em)  im  Stroh,  doch  zarter,  sieh  weniger  gut  gegen  Wind  und  Wetter 
k«  yor  der  Ernte  haltend. 

CkeTalier-Barley.  O 

Syn.:  Deutsch:  Cheyalier-  oder  Eittergerste. 
Franz.:  Orge  Chevalier. 
Chile:  Cebada  malting-barley^). 

Verbeserte  Formen: 
H  a  1 1  e  t's  Pedigree-Chevalier-Barley . 
Webb's  Kinver-Chevalier-Barley. 
Scholey's  warp  Ghrown-Chevalier-Barley. 
Bestehorn*8  verbesserte  Chevalier-Gerste. 
Aehre:  blassgelb,  hängend,  lang;  Grannen  hell,  aufrecht,  dicht  und 
leicht  an  der  Scheinfrucht  abbrechend,   bis  22  cm  lang.    —    Stroh:    tief- 
orangegelb,  sehr  kräftig,  fest,  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  an  Basis 
dunkler,  rundlich,  sehr  voll  (9  mm  lang,  4V2  min  breit),  sehr  feinschalig. 
Junges   Blatt   blaugrün,    lang,    kräftig;    mittelfrüh   schossend   und 
blühend. 

Die  verschiedenen  Formen  verhalten  sieh  zu  einander  wie  folgt: 


Chevalier- 

Hallet'B 
Pedi. 
gree 

Webb's 

Scho- 
ley's 

Gerste 

Kinver 

warp 
Grown 

2.4 

2.6 

2.6 

2.6 

}6  (Max.  116) 

96  (116) 

96  (116) 

96  (110) 

0.46 

0.48 

0.4 

0.4 

4.2 

4.2 

4.4 

6 

24.8 

27.6 

26.3 

27 

1.12 

1.1 

0.9 

0.8 

228.61 

265.02 

200.88 

216.00 

128.26 

186.80 

114  00 

114.00 

866.86 

891.82 

814.88 

880.00 

12  (Max.  16) 

12  (16) 

12  (16) 

12  (16) 

84 

86 

34 

82 

75 

76.8 

78 

76 

8  200  000 

8  000  000 

3  200  000 

8  200  000 

1290  000 

1296  000 

1680  000 

1428  000 

8.3 

8 

3 

8 

418 

404 

410 

410 

168 

193 

209 

198      i 

116 

119 

121 

117 

Beste- 
horn's 

ver- 
besserte 


cm 

cm 

qcm 

qora 

qcm 

om 


Anzahl  der  Sohösslinge 
Halmlänge     .  '^ 

Halmdicke 
Blattzahl  .    . 
^Rttlänge     . 
Blattbreite     . 
Blattfläehe     . 
Halmfläche    . 
Gesaroratfläche 
Aehrenlänee .    .    .     om 
Sdieinfrä<mte  pro  Aehre 
Gewicht  pro  hl  in  kg     . 
Pflanzen  pro  ha     .    .    . 
Scheinfrüchte  pro  hl  .     . 
Saatquantum  pro  ha  in  hl 
100  Halme  wiegen,    .gr 
Davon  die  Scheinfrüchte 

Vegetationsdauer  inTagen 

Das  Eom  ist  schwerer   und   mehlreicher   als  das  der  Annatgerste 
und  da  sie  ausserdem  schnell  und  sehr  gleichmässig  keimt,  wird  sie  letz- 


2.0 
86  (105) 

0.4 

4.0 

23.8 

1.0 
186.40 
102.00 
288.40 

11  (iö; 

80 

76 
8  500  000 
1850  000 

8.6 


1)  Identisch,  nur  weniger  robust,   ak  die  im  nordwestlichen  Europa  ge« 
baute  Gerste. 


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632  Besonderer  Teil. 

terer  auf  den  guten  Gerstenböden  vorgezogen  und  überhaupt  zur  Zeit  als 
die  beste  Malzgerste  angesehen,  zumal  sie  bei  der  festen  Textur  ihrer 
Halme  nicht  leicht  lagert  oder  mit  Bost  befällt. 

Gegen  kalte  Frlihjahrswitterung  und  Dürre  ist  die  Chevalier-Gerste 
wenig  empfindlich,  doch  verlangt  sie,  wenn  sie  hohe  Erträge  bringen  und 
nicht  degenerieren  soll,  einen  reichen  Lehm-  oder  Humusbod^i,  mindestens 
aber  in  guter  Kultur  befindliche  sandige  Lehmböden.  Bei  früher  Aussaat 
und  passenden  Böden  bringt  diese  Gerste  die  reichsten  Kömer  und  Stroh- 
erträge. 

Ertrage  der  Chevalier-Gerste  Kom  Stroh  Kaflf 

pro  ha  kg  kg  kg 

Proskau  1872  humoser  Thonboden,  21  cm 

Drillweite 2912  3473  347 

Proskau  1872  humoser  Thonboden,   Pedi- 

gree-Gerste 2974  3661  416 

Waldau  1861  sandiger  Lehm      ....  1294  2699  515 

Crüssow  bei  Stargardt,  1868  sandiger  Lehm  1836  2016  384 
Eldena,  Versuchsfeld  1868,  sandiger  Lehm, 

hohe  Kultur,  Drillweite  26  cm    .     .     .  2128  2908  472 

„          18  „      .     .     .  2156  2424  400 

„  13  „  .  .  .  2344  3080  440 
Poppeisdorf  1873,  milder  Lehm,  Drillweite 

15.70  cm 2741  2350  587 

Die  Chevalier- Gerste  hat  sich  ihrer  vortrefflichen  Eigenschaften 
wegen  über  alle  Länder  der  Erde,  welche  erfolgreich  Braugerste  kulti- 
vieren, verbreitet. 

ImElsass  hat  man  versucht,  obwohl  zweizeilige  Gerstensorten  nicht 
Wintergersten  sind,  dieselbe  im  November  in  der  Stärke  von  2.2 — 2.5  hl 
p.  ha  auszusäen,  und  will  man  hierdurch  nicht  nur  ein  höheres  Quantum, 
sondern  auch  eine  bessere  Qualität  erzielt  haben;  hierzu  will  ich  bemerken^ 
dass  auch  der  Anbau  als  Winterfrucht  bereits  mehrere  Jahre  hindurch  in 
Poppeisdorf  gelungen  ist. 

Sehr  wichtig  ist  die  Herbstaussaat  für  das  Steppenklima,  in  wel- 
chem die  Frühjahrssaat  sehr  leicht  in  der  Qualität  des  Kornes  durch  zur 
unrechten  Zeit  eintretende  Dürre  und  Hitze  geschädigt  werden  kann, 
weshalb  man  auch  auf  der  Herrschaft  Bellye  in  Ungarn  Versuche  mit 
der  Herbstaussaat  angestellt  hat,  in  der  Hoffnung,  dass  bei  einer  Aus- 
saat im  November  die  Gerste  noch  im  Herbst  keimt  und  sich  im  Früh- 
jahr so  zeitig  zu  entwickeln  vermag,  dass  die  Reife  vor  dem  Eintritt  der 
Dürre  und  Hitze  erfolgt,  mithin  die  Kömer  dem  Verschrumpfen  entgehen. 

Der  Züchter  dieser  Gerste  ist  der  Engländer  Chevalier,  welcher 
auf  einem  Gerstenacker  ein  Kom  fand,  das  ihm  durch  Dicke  und  Schwere 
auffiel,  weshalb  er  dasselbe  aussäete  und  weiter  züchtete.  Diese  neue 
Sorte  vererbte  sich  sehr  vortrefflich  und  ihr  Ruf  als  Braugerste  verbrei- 
tete sich  sehr  schnell,  als  1832 Lord  Leicester  ihre  Kultur  im  grösseren 
Massstabe  betreiben  Hess. 

Hierauf  veredelte  Mr.  Hallet  nach  seinem  System,  also  durch  sorg- 
fältige Samenauswahl  und  Kultur  diese  Gerste,  welchem  Beispiel  der 
engliche  Samenhändler  Mr.  Webb  zu  Wordsley,  Stourbridge  folgte,  der 
ihre  Zucht  auf  seiner  Farm  „Kinver  Hill"  betrieb;  auch  die  von  ihm 
empfohlene  „New-Beardless  Barley"  ist  ebenfalls  eine  Chevalier-Gerste, 
nur  dass  sie  leicht  die  Grannen  verliert.     In  Deutschland  verbesserte  sie 


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Gerstensorten.  633 

der  Gutsbesitzer  Bestehorn  zu  Bewitz  bei  Eoennern.  In  neuester  Zeit 
kommt  für  die  reicbsten  Böden  eine  durch  Scholey  verbesserte  Form  in 
den  Handel,  welche  von  den  überaus  fruchtbaren  Schlammböden  in  Yorkshire 
bezogen  wird  und  für  die  Marschen  Englands  und  Frankreichs  sehr  gesucht  ist. 
Diese  verbesserten  Formen  der  Chevalier-Gerste  besitzen  ein  grosses, 
schweres  und  volles  Korn  und  sind  sehr  robust,  doch  degenerieren  sie, 
unter  ärmlicheren  Verhältnissen  angebaut,  sehr  leicht,  so  dass  nicht  selten 
€in  Jahr  um  das  andere  mit  dem  Samen  gewechselt  werden  muss,  doch 
werden  gemeinhin  die  hierdurch  erwachsenden  Kosten  durch  höhere  Er- 
träge und  bessere  Eornqualität  wieder  reichlich  aufgewogen. 

Annat-Barley.  Q 

Syn.:  Australien:  Sootch-Barley. 

Franz.:  Orge  d'Annat,  du  Portugal,  de  Lord  Western. 
Deutsch:  Schottische  Annat-Gerste. 

Aehre:  hellgelb,  lang,  hängend;  Klappen  anliegend,  behaart;  Gran- 
nen hell,  lang  (20  cm),  dicht  und  leicht  an  der  Scheinfrucht  abbrechend, 
am  Rande  sehr  rauh.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  kräftig,  blattreich,  fest, 
lang.  —  Scheinfrucht:  hellgelb,  an  Basis  mit  bläulichem  Anflug,  gross, 
voll  (10  mm  lang,  4V2  ''^^  breit),  feinschalig. 

Junge  Pflanze  dunkelgrün,  Bestockung  stark,  3  Schösslinge,  mittel- 
früh schossend  und  blühend.  Halm  90  cm  (Max.  115  cm)  lang,  0.4  cm 
dick,  Blattzahl  4.7,  Blätter  25.9  cm  lang,  0.95  cm  breit,  Blattfläche 
231.33  qcm,  Gesammtfläche  339.33  qcm. 

Aehre  reift  zeitig,  in  115  Tagen,  12  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit 
36  Scheinfrüchten,   von   denen  1  574  000  auf  1  hl  (=  73.2  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  33.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
30.5  qm,  und  das  Saatquantum  2.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  380  gr,  davon  die  Scheinfrüchte  200  gr,  und 
in  Proskau  wurden  1871  auf  Lehmboden  3074  kg  Korn,  3420  kg  Stroh 
p.  ha  geerntet.  In  England  sollen  auf  Clayboden  schon  49.39  hl  Korn 
p.  ha  erzielt  worden  sein,  und  Morton^)  führt  an,  dass  sie  38.6  Proc. 
Korn,  7.8  Proc.  Spreu,  40.7  Proc.  Stroh,  sowie  12.9  Proc.  Stoppelrück- 
stände  liefere. 

Die  Kömer,  welche  sieh  etwas  schwer  abdreschen,  sind  sehr  aus- 
geglichen und  feinschalig,  weshalb  sie  sich  fast  so  gut  wie  die  der  Chevalier- 
Gerste  zum  Mälzen  und  ganz  vorzüglich  zur  Graupenbereitung  eignen. 

Das  nicht  leicht  lagernde,  blattreiche  Stroh  liefert  in  rostfreien  Jahren 
ein  vorzügliches  Futterstroh ;  doch  unterliegt  die  Gerste  leicht  dem  Host. 

Fruchtbare,  milde  Lehmböden  eignen  sich  am  besten  zu  ihrer  Kul- 
tur, während  sehr  leichte  und  sehr  schwere  Böden  für  sie  nicht  benutzbnr 
sind,  auch  verträgt  sie  Nässe  im  Frühjahr»  aber  nicht  rauhe  Lagen,  da 
in  solchen  ihr  Ertrag  sehr  unsicher  wird.  Unter  nicht  passenden  Ver- 
hältnissen degeneriert  sie  leicht.  In  Poppeisdorf  hat  sie  sich  seit  1870 
konstant  gezeigt. 

Diese  schöne  Gerste  wurde  1835  zuerst  von  Mr.  Gorrie  zu  Annat- 
€ottage,  Carse  of  Gowrie,  in  Schottland  kultiviert  und  gelangte  von  dort 
um  1840  nach  Deutschland. 

Sie  wird  jetzt  in  Europa,   Nord-Amerika  und  Australien   angebaut. 


1)  Cyclop.  of  Agric.  Vol.  I,  p.  176. 


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684  BeBonderer  Teil. 

Ootden-drop  Barley.  Q 

DentBoli:  Groldtropfen-Gerate. 

Aebre:  blassgelb,  bangend,  langäbrig;  Klappen  anliegend,  bebaart; 
Grannen  hell,  20  cm  lang,  dicbt  an  Sobeinfraebt  abbrechend,  am  Bande 
ranb.  —  Strob:  blassgelb,  kräftig,  fest^  dem  des  Sommerweizens  äbnlioh, 
lang.  —  Sobetnfiracbt:  blassgelb,  an  Basis  mit  rctlicbem  Anfing,  voll 
(10  mm  lang,  iVs  ™^  breit),  feinscbalig. 

Halme  blangrün,  bereift;  Bestocknng  mittelstark,  2.5  Scbösslinge; 
mittelfrüh  sobossend  und  bltibend.  Halm  90  om  (Max.  100  cm)  kmg, 
0.42  cm  dick,  Blattzabl  5,  Blätter  25.64  cm  lang,  0,95  cm  breit,  Blatt- 
fläche  243.6  qcm,  Halmfläche  113.4  qcm,  Geaammtfläcbe  357  qcm. 

Aebre  mittelfrüb,  in  120  Tagen  reifend,  14  cm  (Max.  16  cm)  lang, 
mit  36  Früchten,  von  denen  1  292  000  anf  1  hl  (=  76  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  320  Pflanzen,  mitbin  beträgt 
der  Sanm  für  eine  Pflanze  31.2  qcm,  die  Blattfläcbe  p.  qm  Bodenfläche 
28.6  qm,  und  das  Saatquantnm  3.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  290  gr  nnd  davon  die  Früchte  147  gr. 

Diese  Sorte,  welche  vielfach  im  südlichen  England  angebaut  wird, 
verlangt  mit  der  Chevalier-Gerste  gleiche  Anbanverhältnisse,  kommt  ihr 
aber  in  diesem  Falle  in  Qualität  und  Quantität  des  Ertrages  sehr  nahe, 
auch  lagert  sie  nicht  leicht,  leidet  aber  etwas  durch  Rost. 

Golden  Helon-Pedi^ee-Barley,  Q 

Deutsch:  Gold*Melone,  Stammbaum-Gerste. 

Aehre:  hellgelb,  hängend,  gross;  Spindel  zähe;  Grannen  hell,  anlie- 
gend, bis  21  cm  lang.  —  Stroh:  bellgelb,  blattreicb,  kräftig,  aufrecht  — 
Scheinfrucht :  Original  goldgelb,  voll,  gross  (9  mm  lang,  4V2  ™™  breit, 
226  Scheinfrüchte  =  10  gr),  feinscbalig;  nachgebaut:  grösser  (204  Schein- 
Mchte  =10  gr),  und  dickschaliger. 

Halme  blaugrün,  bereift;  Beetookung  stark,  2.8  Scbösslinge,  spät 
schossend  und  blühend.  Halmlänge  100  cm  (Max.  115  cm),  Halmdicke 
0.48  cm,  Blattzabl  4.7,  Blattlänge  31.4  cm,  BlaUbreite  1.16  cm,  Blattfläcbe 
342.35  qcm,  Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  486.35  qcm. 

Aehre  reift  spät,  in  131  Tagen,  13  cm  (Max.  17  cm)  lang,  mit  30 
ScheinfrOchten,  von  denen  1  595  560  auf  1  hl  (»  70.6  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  600  Halme  oder  214  Pflanzen,  mitbin  beträgt 
der  Baum  Ar  eine  Pflanze  47  qcm,  die  Blattfläcbe  p.  qm  Bodenfläche 
29  qm  und  das  Saatquantum  1.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  488  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  250  gr. 

Diese  Gerste  lagert  nicht  leicht,  ist  gegen  Rost  ziemlich  wider- 
standsfähig und  das  blattreicbe  Stroh  zu  Futterstrob  geeignet. 

Nach  zwei  Ernten  waren  auf  dem  etwas  schweren  Poppelsdorfer 
Lehmboden  die  Scheinfrüchte  grösser  und  dickschaliger  geworden,  mithin 
wohl  kalkreicbere,  milde  Lehmböden  sich  besser  zu  ihrer  Kultur  eignen 
dürften. 

Diese  in  Philadelphia  1876  prämiierte  Gerste  ist  eine  Pedigree-Gerste 
des  Captain  William  Delf,  Great-Bentley,  Colchester,  Essex,  England, 
dessen  ZQchtungsprincip  von  dem  Hallet'scben  insofern  abweicht,  als  er 
nicht  die  grössten,  sondern  vielmehr  die  dem  Gewichte  nach  schwersten 
Körner  zur  Aussaat  verwendet,  welche  auf  einer  von  ihm  hierzu  konstruier- 
ten Sortiermaschine  sortiert  werden. 


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GersteiHiorteii.  685 

Diese  Gerste  wird  schon  vielfacb  von  englischen  Landwirten  als 
Braugerste  knltiviert  nnd  von  den  Mälzern  gesucht,  doch  ist  durch  sorg- 
fältige Auswahl  der  Körner  und  des  Bodens,  sowie  durch  aufmerksame 
Kultur  der  Pedigree-Charakter  festzuhalten,  wenn  man  nicht  zu  häufigem 
Samenweohsel  schreiten  will. 

Bezugsquelle:  Original  vom  Züchter  erhalten. 

Prina-Doina  Barley.  O 

Deutsch:  Prima-Donna-Gerste. 

Aehre:  hlassgelh,  lang,  hängend;  Grannen  fast  weiss,  anliegend, 
dicht  an  der  Scheinfrucht  abbrechend,  sehr  lang  (25  cm).  —  Stroh:  blassgelb, 
steif,  lang.  —  Scheinfrucht:  weisslich-gelb,  voll,  schön  (8  mm  lang,  4mm 
breit,  230  Scbeinfrttchte  =  10  gr),  feinschalig;  nachgebaut  in  1.  Tracht 
grösser    (197.5  Scheinfrüchte  =  10  gr),    doch  grobscbaliger  und  dunkler. 

Haljne  blaugrün,  bereift;  Bestockung  stark,  2.8  Schösslinge,  spät 
sohossend  und  blühend.  Halm  100  cm  (Max.  115  cm)  lang,  Halmdicke 
0.44  cm,  Blattzahl  3.7,  Blattlänge  30.8  cm,  Blattbreite  1.19  cm,  Blattflädie 
265.84  qcm,  Halmfläche  132  qcm,  Gesammtfläche  397.84  qcm. 

Aehre  reift  spät,  in  131  Tagen,  13  cm  (Max.  16  cm)  lang,  mit  30 
ScheinMchten,  von  denen  1679  000  auf  1  hl  (=73  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  406  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  223  gr. 

Auf  1  qm  wachsen  700  Halme  oder  250  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  40  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
27,9  qm  und  das  Saatquantum  2  hl  p.  ha. 

Das  blattarme  und  sich  wenig  zum  Verfüttern  eignende  Stroh  lagert 
nicht  leicht  und  ist  gegen  Bost  sehr  widerstandsfähig. 

Diese  schöne  Gerste,  welche  1876  in  Philadelphia  prämiiert  wurde, 
stammt  ursprünglich  aus  Amerika,  wurde  in  England  durch  Captain  Delf 
veredelt  und  gilt  als  gute  Braugerste,  vorausgesetzt,  dass  sie  auf  einem 
milden,  kalkreichen,  gut  kultivierten  Lehmbodeu  angebaut  wird,  da  sie 
anderenfalls  leicht  degeneriert. 

Bezugsquelle:  Captain  W.  Delf,  Great-Bentley,  Colchester,  Essex, 
England.     Züchtungsprincip  siehe  bei  Golden-Melon. 

Chesney-Barley,  Q 

Deutsch:  Chesney-Gerste. 

Aehre:  blassgelb,  hfingend,  etwas  locker,  sehr  lang;  Klappen  an- 
liegend, behaart;  Grannen  hell,  am  Bande  rauh,  dicht  an  der  Scheinfhicht 
abbrechend,  bis  22  cm  lang.  —  Stroh :  rötlich-gelb,  blattreich,  fest,  lang. 
—  Scheinfrucht:  blassgelb,  an  Basis  dunkler,  voll,  schön,  gross  (10mm 
lang,  4V2  ^T^  breit),  feinschalig. 

Halme  blaugrün,  bereift,  Bestockung  mittelstark,  2.3  Schösslinge, 
spät  schossend  und  blühend.  Halm  90  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.35  cm 
dick,  Blattzahl  4.3,  Blätter  21.7  cm  lang,  0.77  cm  breit,  Blattfläche 
143.71  qcm,  Halmfläche  94.5  qcm,  Gesammtfläche  238.21  qcm. 

Aehre  reift  spät,  in  125  Tagen,  13  cm  (Max.  15  cm)  lang,  mit  34 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  686  000  auf  1  hl  (s  73.3  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1150  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  ftr  eine  Pflanze  20  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
27.4  qm  und  das  Saatquantum  4  hl  p.  ha. 


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636  Besonderer  Teil. 

Es  wiegen  100  Halme  380  gr  und  davon  die  ScheinMuilite  203  gr. 
Diese  sehr  ertragreiche  Brangerste  eignet  sich  für  leichtere  Böden 
lagert  nicht  leicht  un^  leidet  wenig  dtirch  Rost. 

Lon^  eared  Barley.  0 

Deutsch:  Lange  zweizeilige  Gerste. 

Aehre:  blassgelb,  locker,  hängend,  lang;  Klappen  anliegend,  be- 
haart; Grannen  fast  weiss,  etwas  gespreizt,  am  Bande  rauh,  dicht  an  der 
Scheinfrucht  abbrechend,  bis  16  cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  ziemlich  fein- 
halmig,  blattreich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  an  Basis  röt- 
lich, ziemlich  lang  und  spitz  (10  mm  lang,  4  mm  breit,  198  Scheinfrüchte 
=  10  gr),  ziemlich  feinschalig. 

Junge  Pflanze  blaugrün,  bereift;  Bestockung  mittelstark,  2.4  Schöss- 
linge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halm  80  cm  (Max.  100  cm) 
lang,  0.36  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  23.14  cm  lang,  1.01  cm  breit, 
Blattfläche  233.7  qcm,  Habnfläche  86.4  qcm,  Gesammtfläche  320.1  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  in  118  Tagen,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang, 
mit  30  Scheinfrüchten,  von  denen  1471140  auf  1  hl  (=  74.3  kg)  ent- 
fallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  375  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  26.6  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28.8  qm,  und  das  Saatquantum  3.4  hl. 

Es  wiegen  100  Halme  250  gr  und  davon  die  Früchte  126  gr. 

Diese  Gerste  ist  mehrere  Jahre  erfolgreich  als  Wintergerste  in 
Poppeisdorf  gebaut  worden.     Sie  leidet  durch  Lagern  und  Eost. 

Poptcr-Barley.  © 

Deutsch:  Englische  PorterrGerste. 

Aehre:  hellgelb,  hängend,  langährig;  Spindel  zähe;  Grannen  hell, 
dicht  an  der  Scheinfrucht  abbrechend,  aufrecht,  bis  20  cm  lang.  —  Stroh- 
gelb, kräftig,  ziemlich  blattreich,  sehr  lang.  —  Scheinfrucht:  hellgelb 
gross,  voll  (10  mm  lang,  4V2  mm  breit,  188  Früchte  =  1 0  gr),  fein: 
schalig. 

Halme  blaugrün,  aufrecht,  Bestockung  stark,  3  Schösslinge.  Halm- 
länge 100  cm  (Max.  115  cm),  Halmdicke  0.44  cm,  Blattzahl  4,  Blattlänge 
28.4  cm,  Blattbreite  1.12  cm,  Blattfläche  254.48  qcm,  Halmfläche  132  qcm, 
Gesammtfläche  386.48  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  in  120  Tagen,  13  cm  (Max.  16  cm)  lang, 
mit  30  Scheinfrüchten,  von  denen  1  259  600  auf  1  hl  (=  67  kg)  ent- 
fallen. 

Auf  1  qm  wachsen  630  Halme  oder  210  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  48  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Boden^che 
24.4  qm  und  das  Saatquantum  2.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  385  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  180  gr. 

Diese  Gerste  lagert  nicht,  ist  auf  mildem,  fruchtbarem  Boden  sehr 
ertragreich  und  als  gute  Brangerste  in  England  geschätzt. 

Gerste  ans  Readin^.  O 

Aehre:  blassgelb,  hängend,  mittellang;  Spindel  zähe;  Grannen 
blassgelb,  bis  20  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kurz,  fest    —  Schein- 


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Gersteneorten.  637 

^oht:  blassgelb,  kurz,  sebr  voll  und  dick  (9  mm  lang,  4V2  ™ni  breit); 
feinscbalig. 

Junges  Blatt  hellgrün,  lang,  schmal,  2.2  Scbösslinge,  sebr  zeitig 
schossend  und  blühend ;  Halm  85  cm  (Max.  100  cm)  lang,  0.4  cm  dick, 
Blattzabl  5.6,  Blätter  25.8  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  281.2  qcm, 
Halmfläche  102  qcm,  Gesammtfläche  333.2  qcm. 

Aehre  11  cm  (Max.  14  cm)  lang  mit  30  Scheinfrüchten,  von  denen 
1  451  000  auf  1  ha  (=  75.2  kg)  entfallen.     Reift  in  115  Tagen. 

Widerstandsfähig  gegen  Rost  und  Lagern. 

Für  in  guter  Kultur  befindliche  humose  Lehmböden  sehr  beachtenswert. 

Stammt  von  Sutton&Sons,  Samenhändler  zu  Keading  bei  London. 

Page's  prolifle  Barley.  O 

Deutsch;  Page's  ergiebige  Gerste. 

Aehre:  blassgelb,  hängend,  lang;  Grannen  hell,  sehr  lang  (25  cm), 
zähe.  —  Stroh:  rötlich-weiss,  kräftig,  blattreich,  lang.  —  Scheinfrucht: 
hellgelb,  an  Basis  bräunlich,  voll,  rundlich  (8V4ixim  lang,  4  mm  breit, 
181  Scheinfrüchte  =  10  gr),  feinscbalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  ziemlich  breit,  lang;  Bestockung  schwach, 
1.5  Scbösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halm  90  cm  (Max. 
100  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blätter  23.6  cm  lang,  1.1  cm  breit,  Blattzahl 
4.8,  Blattfläche  249.2  qcm,  Halmfläche  108  qcm,  Gesammtfläche  357  qcm. 

Aehre  mittelfrüh,  in  120  Tagen  reifend,  11  cm  (Max.  14  cm)  lang, 
mit  30  Scheinfrüchten,  von  denen  1  375  600  auf  1  hl  (=  76  kg)  ent- 
fallen. 

Es  wiegen  100  Halme  330  gr   und  davon  die  ScheinMchte  169  gr. 

Biese  in  England  auf  milden  Lehmböden  gebaute  Gerste  lagert 
wenig  und  zeigt  sich  auch  gegen  Bost  ziemlich  widerstandsfähig. 

CFerste  toh  Florenz.  O 

Aehre:  blassgelb,  hängend,  lang;  Klappen  anliegend,  behaart;  Gran-* 
nen  hell,  dicht  an  der  Scheii^ruoht  abbrechend,  am  Rande  rauh,  bis  20  cm 
lang.  —  Stroh:  hellgelb,    blattreich,    fest,    mittellang.    —    Scheinfrucht: 
fast  weiss,  voll  (10  mm  lang,  5  mm  breit),  prachtvoll,  sehr  schwer,  fein- 
scbalig. 

Halme  blaugrün,  Bestockung  mittelstark,  2  Scbösslinge,  mittelfrüh 
schossend  und  blühend.  Halm  80  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.4  cm  dick, 
Blattzahl  4.3,  Blätter  21.54  cm  lang,  0.85  cm  breit,  Blattfläche  157.47  qcm, 
Halmfläche  96  qcm,  Gesammtfläche  253.47  qcm. 

Aehre  reift  mittelfrüh,  in  1 1 5  Tagen,  1 1  cm  (Max.  1 5  cm)  lang^ 
mit  30  Scheinfrüchten,  von  denen  1474  000  Scheinfrüchte  auf  1  hl 
(=  77.6  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  500  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  f&r  eine  Pflanze  20  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
25.3  qm  und  das  Saatquantum  4.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  354  gr   und  davon  die  Scheinfrüchte  203  gr. 
•       Diese  höchst  beachtenswerte  Braugerste  wurde  von  Prof.  Delpino 
aus    Florenz   an   den    ökon.-botanischen  Garten   zu  Poppeldorf  1876   ein- 
gesandt. 


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638  Besonderer  TeiL 


Tramas«  (Vieh,  Catalnfia),  Spaiien.  Q 

Aehre:  bläulich-weies,  anfreoht,  kurz;  Spindel  eäbe;  Grannen  blass- 
gelb,  bis  17  cm  lang,  wenig  gespreizt,  zfthe.  —  Strob:  gelbrot,  steif, 
unter  mittellang.  —  Sobeinfnicbt:  Original  blftnlicb-weiss,  mit  bellbrann- 
licber  Basis  (10  mm  lang,  4  mm  breit,  206  8cheinfräehte=10gr);  nach- 
gebaut: 150  Soheinftücbte  =  10  gr,  grobschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  fein,  aufrecbt,  1.5  Sohösslinge ;  Halm 
85  cm  (Max.  95  cm)  lang,  0.88  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  21.4  cm 
lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  187  qcm,  Halmfläche  97  qom,  Gesammt- 
fläche  234  qcm. 

Aehre  reift  in  100  Tagen,  8  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  21  Schein- 
früchten. 

Bezugsquelle:  Antonio  Cipriano  Costa,  Barcelona,  1881. 

Persisehe  CFerste.  O 

Aehre :  blassgelb,  klein;  Grannen  hell,  rauh,  etwas  gespreizt,  bis  15  cm 
lang,  nicht  leicht  abbrechend.  —  Stroh:   rötlich- weiss,   kurz,   feinhalmig. 

—  Scheinfrucht:  granlich-weiss,  an  Basis  leicht  bräunlich,  schlank  (9% mm 
lang,  3  mm  breit,  245  Scheinfrüchte  =  lOgr),  dickschalig. 

Junges  Blatt  blaugrün,  klein,  sehr  schmal,  8.2  Schdsslinge,  mithin 
Bestockung  sehr  stark,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  65  cm  (Max. 
75  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  19.8  cm  lang,  0.9  cm 
breit,  Blattfläche  142.56  qcm,  Halmfläche  64.35  qcm,  Gesammtfläche 
206.91  qcm.    Aussaat  zeitig,  weil  sie  sich  sonst  wie  Wintergetreide  verhält. 

Aehre  reift  zeitig,  in  105  Tagen,  7  cm  (Max.  8  cm)  lang,  mit  18 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  715  000  auf  1  hl  (=  70  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  190  gr  und  davon  die  Früchte  97  gr. 

Bezugsquelle:  Eotterdamsche  stoom-rystpeel  en  Moelmolen  und  zwar 
unter  Weizen  aus  Persien. 

Braugerste  aas  Oregm,  VereiBigte  Staaten.  O 

Aehre:  fast  weiss,  dicht,  lang;  Grannen  hell,  nicht  leicht  abbrechend, 
sehr  lang  (25  cm).  —  Stroh:    rötlich-weiss,  sehr  kräftig,  blattreich,  lang. 

—  Scheinfrucht:  fast  weiss,  an  Basis  mit  bräunlichem  Anflug,  voll,  gross, 
(10  mm  lang,  4  V4  mm  breit,  165  Scheinfrüchte  =  10  gr),  schwer,  fein- 
schalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  etwas  schmal,  lang;  Bestockung  stark, 
3  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm  90  cm  (Max.  110  cm) 
lang,  0.48  cm  dick,  Blattzahl  4.8^  Blätter  25.4  cm  lang,  0.96  cm  breit, 
Blattfläche  234.09  qcm,  Halmfläche  116.1  qcm,  Gesammtfläche  350.19  qcm. 

Aehre  spätreif,  in  130  Tagen  reifend,  12  cm  (Max.  15  cm)  lang, 
mit  38  Scheinfrüchten,  von  denen  1  254  OOO  auf  1  hl  (=  76  kg)  ent- 
fallen. 

Es  wiegen  100  Halme  460  gr   und  davon  die  Scheinfrüchte  222  gr. 

Diese  Braugerste  ist  auf  müdem  Lehmboden  in  hohem  Grade  be- 
achtenswert, lagert  selten  und  bleibt  fast  rostfrei. 


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üerstensarten. 


Oerste  ans  Uro^ay.  O 


Aehre:  gelb,  13  cm  lang  mit  33  Scheinfriloliten,  Grannen  anliegend, 
bis  21  cm  lang.  -^  Stroh:  blassgdb,  bkttreicb,  sehr  kräftig,  bis  100  om 
hoch.  —  Scheinfrucht:  gelb,  an  Basis  schwach  violett,  9  mm  lang,  4  mm 
breit.  —  Original  im  laadw.  Kusenm  ra  Berlin. 


Cape  Barley.  0 

Syn.:  Zweizeilige  Gerste  aus  Australien. 

Aehre:  fast  weiss,  stark  hängend,  dicht,  lang;  Grannen  hell,  auf- 
fallend leicht  und  dicht  an  der  Scheinfrucht  abbrechend,  bis  20  cm  lang.  — 
Stroh:  rotlich-blassgelb,  etwas  weich,  lang.  -*•  Scheinfrucht:  fast  weiss, 
an  Basis  mit  schwach  rötlichem  Anflug,  kurz,  voll  (dVsniin  lang,  4  mm 
breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  etwas  schmal,  lang,  Bestockung  mittelstark, 
2.2  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  110  cm  (Max. 
120  cm)  lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  3.6,  Blätter  24.8  cm  lang,  1.03  cm 
breit,  Blattfläche  232.18  qcm,  Halmfläohe  114  qcm,  Gesammtfläche 
346,13  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  mittelfrüh,  in  U5  Tagen  reifend,  11  cm 
(Max.  15  om)  lang,  mit  32  Scheinfrüchten,  von  denen  1  420  800  auf  1  hl 
(=  74  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  840  Halme  oder  420  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  24  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
29  qm  und  das  Saatquantum  4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  310  gr    und  davon  die  Früchte  175  gr. 

Biese  für  kalkreidiea  Lehmboden  beachtenswerte  Gerste  lagert 
leider  etwas  leicht  und  ist  gegen  Best  wenig  widerstandsfähig. 

Einsender:  Schombnrgk,  Direktor  des  botanischen  Gartens  zn 
Adelaide. 

Gerste  ans  Adelaide,  Australien. 

Aehre:  fast  weiss,  etwas  locker,  mittellang,  Spindel  zähe;  Klappen 
angedrückt,  behaart;  Ghrannen  fast  weiss,  wenig  gespreizt,  zerbrechlich, 
bis  22  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  unter  mittellang,  derb.  —  Schein- 
frucht: fast  weiss,  voll,  gross  (10  mm  lang,  4^2  mm  breit,  163  Schein- 
firüchte  =  10gr),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  kräftig,  mittelfrüh  schossend  und  blühend; 
1.8  Schösslinge;  Halm  75  cm  (Max.  95  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl 
4,  Blätter  21.82  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche  157.1  qcm,  Halmfl&che 
84.3  qcm,  Gresammtfläobe  241.4  qcm. 

Aehre  9  cm  (Kax.  11  cm)  lang  mit  24  Scheinfrüchten;   reift  in  110 
Tagen.    Es  kommen  auf  1  hl  («>s  75  kg)  1  222  500  Scheinfrüchte. 

Für  sandigen  Lehmboden  im  milden  Elina  beachtenswert 


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640  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Hordenm  disticbnm  medicnm  Kcke. 
Aehre  blassgelb;  Grannen  anliegend,  glatt. 

Sorte: 
Olattgraniiige  zweizeilige  CFerste  aus  Persien.  O 

Aebre:  blassgelb,  zweizeilig,  kurz,  aufrecbt,  locker;  Klappen  sebwack 
bebaart;  Grannen  bell,  mittellang  (15  cm),  anliegend,  glatt,  zäbe.  —  Strob: 
gelbrot,  sebr  feinbalmig,  knrz.  —  Scbeinfmcbt:  granlicb,  lang  aber 
nicbt  voll  (10  mm  lang,  4  mm  breit,  190  Scbeinfriicbte  =  1 0  gr),  dick- 
scbalig. 

Junges  Blatt  blangrün,  scbmal,  kabl,  kraus;  2  Scbösslinge;  Halm 
80  cm  lang,  0.25  cm  dick,  Blattzabl  4.5,  Blätter  19  cm  lang,  1  cm  breit, 
Blattfläcbe  171  qcm,  Halmfläcbe  60  qcm,  Gesammtfläcbe  281  qcm. 

Aebre  6  cm  lang,  in  110  Tagen  reifend,  14  Scbeinfrticbte,  von  denen 
1  hl  =  75  kg  wiegt.  Ist  zeitig  zu  säen,  da  sie  sieb  sonst  wie  Winter- 
getreide verbält. 

Bezugsquelle:  Rotterdamscbe  stoom-rystpeel  en  Moelmolen,  unter 
Weizen  aus  Persien. 

Varietät:  Hordenm  disticbnm  nigrescens  Kcke. 
Aebre  scbwärzlicb. 

Sorte: 

Sehwärzllehe  Gerste.  0 

Aebre:  graublau,  wenig  bangend;  Grannen  blassgelb,  fast  weiss, 
leicbt  und  kurz  an  Scbeinfmcbt  abbrechend.  —  Strob:  gelb,  fest,  mittel- 
lang. —  Scbeinfrucbt :  graublau,  gross  (12mm  lang,  4:^^^^^  breit,  144 
Scbeinfrticbte  =  10  kg),  grobscbalig. 

Junges  Blatt  gelbgrtin,  aufrecbt,  scbmal,  2.2  Scbösslinge,  mittelfrtib 
blühend.  Halme  85  cm  (Max.  95  cm)  lang,  0.34  cm  dick,  Blattzahl  3.6, 
Blätter  23.8  cm  lang,  0.95  cm  breit,  Blattfläcbe  162.79  qcm,  Halmfläche 
86.7  qcm,  Gesammtfläcbe  249.49  qcm. 

Junge  Aebre  gelbgrtin,  violett  gestreift,  reift  in  119  Tagen,  10  cm 
(Max.  14  cm)  lang,  mit  30  Scbeinfrticbten,  von  denen  1  041 120  auf  1  bl 
(=  72.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  437  gr,  und  davon  die  Scbeinfrticbte  170  gr. 

Varietät:  Hordeum  disticbnm  Digricans  S^r. 
Aehre  schwarz;  Grannen  raub. 

Sorten: 
Orge  d'Abysslnle.  O 

Syn.:  Franz.:  Orge  noire  k  deux  rangs. 

Engl.:  Abyssinian  Black-Barley. 

Deutsch:  Schwarze  abessinische  Gerste. 
Aebre:  blauschwarz,   etwas   locker,    hängend,    mittellang;    Klappen 


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Gerstensorten«  641 

sohwach  anliegend,  behaart ;  Grannen  dunkel,  nach  der  Spitze  heller,  am  Bande 
rauli,  anfrecht,  bis  20  cm  lang.  —  Stroh:  gelbgran  bis  blaugrau,  etwas 
weich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blauschwarz,  gross  (11  mm  lang, 
4  mm  breit),  grobschalig. 

Halme  gelbgrün,  Bestockung  Ikiittelstark,  2.2  Schösslinge ;  zeitig 
schossend  und  blühend.  Halm  80  cm  (Max.  lÖO  cm)  lang,  0.37  cm  dick, 
Blattzahl  3.7,  Blätter  25.85  cm  lang,  1.01  cm  breit,  Blattfläche  193.21  qcm, 
Halmfläche  88.8  qcm,  Gesammtfläche  282.01  qcm. 

Junge  Aehre  mit  schwach  violettem  Anflug,  reift  zeitig,  in  110 
Tagen,  10  cm  (Max.  12  cm)  lang,  mit  26  Scheinfrüchten,  von  denen 
1 181  000  Früchte  auf  1  hl  (=  70.7  kg)  entfaUen. 

Auf  1  qm  wacbsen  1000  Halme  oder  455  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  22  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
28  qm  und  das  Saatquantum  5  hl. 

Es  wiegen  100  Halme  380  gr  und  davon  die  Früchte  202  gr. 

In  Proskau  wurden  1872  auf  humosem  Thonboden  p.  ha  geemtet: 
3224  kg  Korn,  3619  kg  Stroh,  728  kg  Spreu. 

Diese  .Gerste  wird  wenig  in  Deutschland,  und  in  Frankreich  nach 
Heuz6  zu  Paillerols  in  Basses  Alpes  kultiviert. 

Schimper  sandte  sie  zuerst  aus  Abessinien  nach  Deutschland; 
auch  soll  sie  der  Franzose  Lejeune  1854  direkt  aus  Abessinien  nach 
Frankreich  eingeführt  haben.  - 

Ordn  negruy  Bnm&nieii.  Q 

Aehre:  blauschwarz,  bereift,  hängend,  ziemlich  dicht,  mittellang;  Klap- 
pen anliegend,  bebaart;  Grannen  blauschwarz,  nach  der  Spitze  zu  heller, 
wenig  abstehend,  am  Bande  rauh,  dicht  an  Scheinfrucht  abbrechend,  bis 
15  cm  lang.  —  Stroh:  gelb  bis  blaugrau,  sehr  blattreich,  dünnhalmig, 
doch  fest,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blauschwarz,  bereift,  gross  (10  mm 
lang,  4  mm  breit,  161  Scheinfrüchte  =10  gr),  grobschalig. 

Halme  blaugrün,  bereift,  2.6  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und 
blühend.  Halm  80  cm  (Max.  90  cm)  lang,  0.3  cm  breit,  Blattzahl  4.7, 
Blätter  23.54  cm  lang,  0.77  cm  breit,  Blattfläche  170.33  qcm,  Halmfläche 
72  qcm,  Gesammtfläche  242.33  qcm. 

Junge  Aehre  mit  violettem  Anflug,  reift  in  113  Tagen,  9  cm  (Max. 
11  cm)  lang,  mit  24  Scheinfrüchten,  von  denen  1 154  370  auf  1  hl 
(=  71.7  kg)  entfaUen. 

Es  wiegen  100  Halme  312  gr  und  davon  die  Früchte  181  gr. 

Uebersandt  durch  Frau  Fürstin  Wied. 


Varietät:  Hordenm  distichnm  persicum  Ecke. 
Aehre  schwarz;  Grannen  glatt. 

Sorte: 
Zweizeilige  sehwarze  persische  Gerste  mit  glatten  Grannen.  Q 

Aehre:  schwarz  oder  schwarzbraun,  2-zeilig,  kurz;  Grannen  schwärz- 
lich, aufrecht,  glatt,  nur  nach  der  Spitze  zu  schwach  raub,  zäbe,  bis 
14  cm  lang ;  Klappen  kahl  oder  sehr  schwach  behaart  und  bierdurob  von 


Koernioke  n.  Werner,  Handb.  d.  Getreideban't  n.  41 

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642  Besonderer  Teil. 

yiOigrieans"  unteraohieden.  —  Stroh:  rötlioh-gelb»  sehr  feinhalmig,  dook 
fest,  kurz.  —  Scheinfracht :  schwarz  oder  sehr  schwärslich,  1881  mehr 
dnnkelkaffebraan,  9  mm  lang,  3V2  ^^  breit,  2^8  nun  dick,  220  Kömer 
=  10  gr,  etwas  grobschalig. 

Blätter  mehr  bläulich-grün  als  bei  anderen  Sorten  yon  H.  distichnm, 
kahl;  Entwickelnng  sehr  zeitig;  4  Sehösslinge;  Halm  60  cm  (Ifaz.  72  cm) 
lang,  0.8  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  21.5  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Bla«t- 
fläche  137.6  qcm,  Halmfläche  54  qcm,  Gesammtfl&che  191.6  qom. 

Aehre  in  100  Tagen  reifend,  5  cm  (Max.  6  cm)  lang,  mit  15  Schein- 

Widerstandsfähig  gegen  Best 

Bezugsquelle:  Botterdamsche  stoom-rystpeel  en  Moelmolen  und  zwar 
unter  Weizen  aus  Persien. 


Varietät:  Hordeum  distichnm  erectum  Schttbl. 
Aehre  blassgelb,  dicht,  breit. 

Sorten: 

Itallan  Barley.  Q 

Syn.:  Engl.:  Golden-Barley,  Alpine-Barley. 
Deutsch:  Italienisehe  Gerste. 

Franz.:  Orge  k   deux   rangs  d'Italie,   Orge  plate   d'Italie, 
Orge  des  Alpes. 

Aehre:  blassgelb,  sehr  dicht,  sich  etwas  verjüngend,  aufrecht; 
Spindel  ziemlich  zähe;  Klappen  anliegend,  behaart;  Grannen  hell,  ge- 
spreizt, am  Bande  rauh,  bis  18  cm  lang,  dicht  an  Scheinfrucht  abbrechend. 
Stroh:  rötlich-weiss,  kräftig,  steif,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  fast  weiss, 
sehr  gross,  voll  (11  mm  lang,  4V2  mm  breit),  feinschalig,  schwer. 

Halm  gelbgrün,  3  Sehösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm 
90  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  24.52  cm 
lang,  0.98  cm  breit,  Blattfläche  192.24  qcm,  Halmfläche  108  qcm,  Gesammt- 
fläche  300.24  qcm. 

Aehre  mittelfrüh,  in  120  Tagen  reifend,  9  cm  (Max.  11  cm)  lang, 
mit  34  Scheinfrüchten,  welche  ziemlich  fest  sitzen  und  yon  denen  1  323  000 
auf  1  hl  (=  76.6  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  betrilgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  93.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
27  qm  und  das  Saatquantum  3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  398  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  150  gr. 

In  England  sollen  Erträge  bis  zu  46.7  hl  p.  ha  erreicht  werden. 

Diese  Gerste^)  gelangte  um  1830  als  „Italian  Barley''  von  den 
Süd-Abhängen  der  Alpen  (Alpine-Barley)  nach  Ayrshire;  in  der  Um- 
gegend von  Stirling  wird  sie  auch  „Golden-Barley^^  genannt. 


1)  P.  Lawson,  The  Agricultorist's  Manual  1836. 


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Gerstensorten.  643 

Jemsalemer-Oerste.  O 

8yn.:  Imperial-  oder  Eaisei^Gerste,  Zeilen-,  Spiegelgerste. 

Aehre:  faet  weiss,  aufrecht,  sich  etwas,  jedoch  weniger  als  die 
Pfanengerste  yerjüngend,  dicht,  platt;  Spindel  zl^e;  Klappen  anliegend, 
behaart;  Grannen  hell,  gespreizt,  am  Bande  ranh,  bis  18  cm  lang.  — 
Stroh:  heUgelb,  kräfHg,  blattreich,  steif ,  lang.  —  Scheinfnicht :  ^t  weiss, 
voll,  gross  (10  mm  lang,  4  mm  breit),  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrtin,  sehr  breit;  Bestocknng  sehr  stark,  8.3  Schöss- 
linge,  zeitig  schossend  nnd  blühend;  Halm  blangrün,  bereift,  100  cm 
(Max.  115  cm)  lang,  0.45  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  22.5  cm  lang, 
1  cm  breit,  Blattfläche  180  qcm,  Halmfläche  135  qcm,  Gesammtfläche 
315  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  in  110  Tagen  reifend,  8  cm  (Max.  11  cm) 
lang,  mit  30  Scheinfrüchten,  welche  ziemlich  fest  sitzen  nnd  yon  denen 
1  285  000  anf  1  hl  (=  75  kg)  entfallen. 

Anf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  242  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  41.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
25.2  qm  und  das  Saatquantum  2.5  hl  p.  ha. 

Biese  Gerste  zeichnet  sich  durch  ein  mehlreiches  Eom,  das  sich 
Torzüglich  zur  Graupenbereitung  und  zum  Mälzen  eignet,  aus,  lagert 
nicht,  leidet  aber  durch  Rost. 

Die  Erträge  stellen  sich  auf  den  milden,  gut  kultiyierten  Lehm- 
böden im  milden  Elima  recht  hoch,  lassen  aber  in  hohem  Grade  nach, 
sobald  die  Verhältnisse  für  den  Anbau  nicht  ganz  günstige  sind,  wodurch 
eine  weite  Verbreitung  beträchtlich  verhindert  wird. 

Wir  erzielten  1867  auf  kulturvollem,  sandigem  Lehmboden  in 
1)  Eldena  und  auf  mildem,  fruchtbarem  Lehmboden  in  2)  Poppeisdorf 
p.  ha: 

1)  3024  kg  Eom,  3800  kg  Stroh,  882  kg  Spreu. 

2)  1625  „       „      4308  „       „       509  „       „ 

Die  sog.  Imperi^-Gerste  wurde  zuerst  1867  von  den  Samenhändlem 
Metz  &  Co.  in  Berlin  unter  diesem  Namen  verbreitet,  und  soll  dieselbe 
von  einer  durch  Enauer  in  Gröbers  bei  Halle  a.  S.  gebauten  Gerste 
stammen,  doch  ist  dieselbe  mit  der  seit  langer  Zeit  angebauten  Jerusalemer- 
Gerste  vollkommen  identisch.  • 

Ausser  in  Deutschland  ist  diese  Gerste  namentlich  in  Russland  sehr 
verbreitet  und  beliebt. 


Varietät:  Hordenm  distichum  zeoorithum  L. 

Athre  blaasfelb,  nach  der  Spitae  zu  verschmälert;  Grannen  ftcherförmig 

spreizend. 

Sorte: 

Pfauengente.  O 

Syn.:  Fächer-,  Bart-,  Wucher-,  Biemen-,  türkische-,  Peters-  und 
Dinkelgerste,  Hammelkom,  deutscher  Beis. 

Franz.:  Orge  iventail,  riz,  pyramidale,  de  Rnssie,  faux-riz,  L  large 
ipi,  du  Japon,  de  Paon»  Biz  rustique,  Biz  d^Allemagne. 


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644  Besonderer  Teil. 

Engl.:  Spread,  Battledore,  Fan,  Putney,  Pulham  barley,  Peacock's 
barley. 

Ital.:  Orzo  di  Germania,  a  mazzareUa,  a  spiga  Innga,  a  ventaglio, 
mascliio. 

Spanisch:  Espeita  de  cebada,  Arroz  de  Alemania,  Cebada  de  aba- 
nico,  Hordi  vano  (catalonisch). 

Schwedisch:  Skyffelkom,  Plomagekom,  Bredkorn. 

Dänisch:  Eisbyg. 

Ho  11.:  Speltdge  gerst,  Baard  gerst. 

Böhmisch:  Spdda. 

Polnisch:  J6czmien  ryzowy. 

Abessinien:  Sigam  gnanhetengai  (Schimper). 

Aehre :  hellgelb :  kurz,  dicht,  aufrecht,  sich  stark  nach  der  Spitze  ver- 
jüngend, platt ;  Spindel  zerbrechlich ;  Klappen  anlicfgend,  behaart ;  Grannen 
hell,  gespreizt  wie  ein  Pfauenrad,  amEanderanh,  zähe;  bis  17  cm  lang.  — 
Stroh:  gelb,  kräftig,  blattreich,  steif,  kurz.  —  Scheinfrucht:  fast  weiss, 
voll,  sehr  gross  (10  mm  lang,  4  mm  breit),  nach  beiden  Enden  zugespitzt, 
feinschalig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal;  Bestechung  stark,  3  Schösslinge, 
spät  schossend  und  blühend ;  Halm  blaugrün,  bereift,  70  cm  (Max.  80  cm) 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  21.92  cm  lang,  0.98  cm  breit,  Blatt- 
fläche 171.84  qcm,  Halmfläche  84  qcm,  Gesammtfläche  255.84  qcm. 

Junge  Aehre  gelbgrün,  reift  spät,  in  125  Tagen,  8  om  (Max.  9  cml 
lang,  mit  30  Scheinfrüchten,  von  denen  1  350  000  auf  1  hl  (=  70.3  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  333  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  33.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
25.6  qm  und  das  Saatquantum  3.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  220  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  117  gr. 

Diese  Gerste  widersteht  vorzüglich  der  Dürre,  weshalb  sie  gern 
auf  den  leichteren  Gerstenböden  angebaut  wird,  leidet  wenig  durch  Bost, 
lagert  nicht,  und  die  kräftigen  Grannen  gewähren  Schutz  gegen  Yogel- 
frass,  doch  lassen  die  Erträge  zu  wünschen,  während  die  Qualität  des 
Kornes  gelobt  wird,  denn  es  liefert  feines  Mehl,  gute  Graupen  und  keimt 
sehr  gleichmässig,  weshalb  diese  Gerste  in  England  als  Malzgerste  ge- 
sucht ist,  doch  darf  sie  nicht  mit  anderer^Gerste  beim  M&lzen  vermischt 
werden,  da  ein  solches  Gemenge  ungleichmässig  keimt. 

Diese  Gerste  wird  nur  relativ  selten  in  England,  Italien,  Frankreich, 
in  Central-  und  Südspanien,  sowie  in  Deutschland  gebaut;  während  sie 
nach  Yiborg  besonders  stark  in  Dänemark  und  Schleswig -Holstein 
kultiviert  werden  soll. 

Schon  Bock^)  erwähnt  dieser  Gerste  als  im  Wasgan  und  Westrioh 
angebaut,  mithin  ihre  Kultur  in  Deutschland  mindestens  schon  seit  800 
Jf^ren  besteht  und  wird  sie  „deutscher  Keis'^  genannt. 

Zu  Hof  Geisberg  bei  Wiesbaden  wurde  1858  durch  Dr.  Thomae^) 
auch  eine  ästige  Fächergerste  gefunden,  welche  den  Namen  „Hordeum 
Zeoorithum  ramosum"  erhielt. 


1)  New  Ereütter^Buoh  1589. 

2)  Agron.  Zeit  1855,  p.  9. 


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Gerstensorten.  645 

B.  Körner  nackt. 

Varietät:  Hordeum  distichnm  nndnm  L. 

Aehre  Massgelb ;  Eömer  nackt. 

Sorte: 

Naekte  zweizeilige  Gerste.  Q 

Syn.:  Nackte  Eaffeegerste^  Himmelsgerste,  Himalayagerste,  grosse 
nene  nackte  Gerste,  nackte  Gerste  ans  Ungarn,  nackte  Gerste 
ans  Charkow,  nackte  Gerste  aus  Serbien. 

Franz.:  Orge  k  caf6,  du  P6ron,  d'Espagne,  Celeste  de  Constantine, 
de  Sibirie,  de  Kussie,  nue  k  denx  rangs,  grosse  orge  nue, 
mond6e,  du  Thibet,  de  Jimsalem,  Pamelle  nue,  Orge  fromen- 
tac^e,  peliet  ou  pel6e. 

Ital.:  Orzo  da  caffe,  Scandella  monda  di  Eirenze. 

Engl.:  Siberian  or  Haliday  Barley. 

Korwegisck:  Thorebyg,  Noegent  taradetbyg,  Himelbyg. 

Kumänisch:  Ordu  golazu. 

Serbisch:  Niski  Goli  J6cam. 

Aehre:  fast  weiss,  selten  schwach  rötlich,  locker,  hängend,  mittel- 
lang;  Grannen  fast  weiss,  anliegend,  kräftig,  am  Bande  rauh,  18 — 22  cm 
lang;  Klappen  anliegend,  behaart.  —  Stroh:  gelb  oder  rötlich-gelb,  kräftig, 
steif,  kurz,  ziemlich  blattreich.  —  Frucht:  gelbbraun  oder  kaffeebraun, 
mit  leicht  violettem  Anflug,  lanzettlich,  voll,  sehr  gross  (9  mm  lang, 
5  mm  breit),  schwer,  feinschalig. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  kurz,  doch  sehr  breit;  Bestockung  schwach, 
1.8  Schösslinge,  Blattscheiden  nach  unten  bräunlich;  Halme  bläulioh-grtin, 
75  cm  (Max.  85  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  19  cm  lang, 
1.06  cm  breit,  Blattfläche  161.12  qcm,  Halmfläche  90  qom,  Gesammtflftche 
251.12  qcm. 

Aehre  reift  zeitig,  in  110  Tagen,  9  cm  (Max.  13  cm)  lang,  mit  20 
nicht  leicht  ausfallenden  Früchten,  von  denen  1  211  946  auf  1  hl  {=  84  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  555  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Sa^tquantum  6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  277  gr  und  davon  die  Früchte  143  gr. 

In  Proskau  wurden  1872  auf  humosem  Thonboden  p.  ha  geemtet: 
2080  kg  Korn,  1664  kg  Stroh,  582  kg  Spreu. 

Diese  Gerste  steht  auf  gut^m  Gerstenboden  in  Mitteleuropa  anderen 
Gersten  im  Ertrage  nach,  woraus  sich  ihre  verhältnismässig  geringe 
Verbreitung  erklärt.  Da  sie  jedoch  gegen  ungünstige  Witterungsverh&lt- 
nisse  im  hohen  Grrade  unempfindlich  ist,  so  wird  sie  sowohl  in  südlichen 
wie  in  nordischen  Ländern,  so  z.  B.  in  Algier,  aber  auch  in  den  hoch- 
gelegenen Distrikten  Schottlands,  Irlands  und  Norwegens  gebaut,  und 
zwar  in  den  letzteren  Ländern  ihres  guten  Mehles  wegen,  das  dem  Brot- 
mehl zugesetzt  wird;  auch  leidet  sie  in  jenen  Ländern  wenig  durch  Lagern 
oder  Bost. 


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646  Besonderer  Teil. 

Haliday^)  fülirte  1767  diese  Gerste  nach  Ghrossbritannien  ein,  wo 
sie  Peter  Lawson  namentHeh  in  -Bokftäand  verbreitete. 

Die  Mehrzahl  der  aufgeführten  Synonyme  sind  hier  geprtlft  worden, 
doch  hat  sich  evident  herausgestellt,  dass  alle  diese  unter  den  verschie- 
densten Namen  vorkommenden  Sorten  vollkommen  identisch  sind. 

Ihre  Heimat  ist  der  Himalaya^)  und  steigt  sie  dort  von  allen 
Gerstensorten  am  höchsten  hinauf. 


Varietät:  Hordeam  diBtichnm  compositum  Koke. 
Aehre  ver&stelt;  Seitenährehen  normal. 

Sorte: 

Yerästelte  zweizeilige  Gerste« 

Spanisch:  Cebada  ramosa,  castilianisoh;  Hordi  rom6S|  catalonisch. 

Aehre :  blassgelb,  verästelt,  und  zwar  vorzugsweise  am  unteren 
Aehrenteile;  Grannen,  wo  Aehre  verästelt,  geschlängelt,  sonst  aufrecht^ 
bis  16  cm  lang,  dicht  an  Scheinfrucht  abbrechend.  —  Stroh:  rötlich-gelb.  — 
Schein^cht :  blassgelb  mit  rötlichem  Schimmer,  wo  verästelt  klein,  sonst 
kurz,  rund,  voll  (8  mm  lang,  3V2  nii»  breit,  299  Scheinfrüchte  =  10  gr), 
etwas  grobschalig. 

Junges  Blatt  bläulich-grün,  schmal,  aufrecht;  2.8  Schösslinge,  spät 
schossend  und  blühend.  Halme  90  cm  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  5, 
Blätter  18  cm  lang,  0.74  cm  breit,  Blattfläche  133.2  qcm,  Halmfläche 
108  qcm,  Gesammtiläche  241.2  qcm. 

Aehre  reift  in  118  Tagen;  10  cm  lang  mit  48  Scheinfrüchten^  von 
denen  1  hl  =  74.8  kg  wiegt. 

Es  wiegen  100  Halme  375  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  186  gr. 

Von  W.  Bimpau,  Schlanstedt,  1879  erhalten. 


1)  Metzger,  Landw.  Pflkde.  1841,  p.  67. 

2)  Boyle,  lilustr.  of  bot.  of  the  Himalaya  etc.  London  1689,  p.  85. 


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Die  biologisehen  YerhSltnisse  der  Gerste. 

Bei  der  Kultur  der  Gerste  ist  namentlich,  sobald  es  sich  um 
Produktion  von  Braugerste  handelt,  zu  beachten,  dass  möglichst 
gleich  kräftige  und  gleichzeitig  reifende  Pflanzen,  mit  gleich  grossen, 
atftrkereichen  Körnern  erzeugt  werden. 

Zur  Erreichung  dieses  Zieles  ist  aber  die  Beschaffenheit  d€|S 
Saatgutes  von  erheblichem  £influss.  Die  Körner  sollen  voll,  bauchig, 
und  feinschalig  aein,  ein  möglichst  hohes  absolutes  und  Volnmenr 
gewicht,  sowie  die  charakteristischen  Eigenschaften  der  Sorte  ber 
sitzen.  Diese  wünschenswerte  Beschaffenheit  des  Saatkornes  Ittast 
sich  nur  unter  günstigen  Kulturbedingungen,  durch  Ernte  in  der 
Gelbreife  und  Auswahl  der  schwersten  Kömer  erreicben. 

In  einem  solchen  Saatgut  enthält  jedes  Korn  einen  fast  gleicjh- 
grossen  Vorrat  an  Reservestoffen,  wodurch  eine  gleichmässige  Ent- 
wickelung  der  Pflanzen  zu  erwarten  steht. 

Die  Wichtigkeit  einer  guten  Qualität  des  Saatkornes  tritt  9het 
besonders  scharf  hervor,  sobald  die  Witterungs-,  Boden-  und  Knltur- 
yerhältnisse  der  Saat  nicht  ganz  gttnstig  sind,  weil  die  grössere 
Nahrungsmenge,  welche  den  jungen  Pflänzchen  zufliesst,  auch  ihre 
Wachstumsenergie  und  Widerstandsfähigkeit  gegen  ungünstige  Vege- 
tationsbedingungen erhöht 

In  welchem  bedeutenden  Grade  die  Bestandteile  der  Gerste 
wechseln  können,  zeigt  nachfolgende  Zusammenstellung  ^) : 


Stiokstoffh. 

Stickstofffr. 

Wasser 

Sabstanz 

Fett 

Extraktstoffe 

Holzfaser 

Asche 

Ulinimom 

11.34 

8.75 

1.29 

61.25 

2.31 

1.77 

Maxivnm 

16.90 

15.72 

2.85 

69.82 

8.17 

4.35 

Mittel 

13.07 

12.09 

2.09 

64.97 

5.14 

2.64 

Die  Grössenunterschiede  von  Kömern  derselben  Sorte  können 
bei  der  Gerste  sehr  erheblich  sein,  wie  die  nachfolgende  Unter- 
suchung von  Wunder 2)  zeigt: 


1)  Dietrich  AEönig,  Zusammens.  und  Verdaaliohk.  d.  Fatterstofife  1874. 

2)  Ueber  d.  ZaBammens.  d.  Getreideart.  b.  versoh.  Scheffelgewioht,  Landw. 
Oentralbl.  I,  p.  832«  1857. 


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648  Besonderer  TeiL 

Grosse  Körner  kleine 

Hektolitergewicht   .    .    .  70.7  kg  53.9  kg. 

Kömerzahl  pro  hl  .    ..    1339  690  2  353  848 

Zusammensetzung : 

Wasser 20.88  Proc.  19.81  Proc. 

Holzfaser 5.90     „  6.44     „ 

Asche 2.72     „  3.00     „ 

ProteYn 9.52     „  10.66     „ 

Kohlehydrate  incl.  Fett  .  60.98     „  60.09     „ 

Hiemach  kann  die  Anzahl  der  Körner  ein  und  derselben  Gersten- 
sorte in  der  Masseinheit  um  100  Proa  differieren. 

Obwohl  wir  nun  sahen,  dass  zwar  die  chemische  Zusammensetzung 
grosser  und  kleiner  Körner  nur  unerheblich  schwankt,  indem  erstere 
etwas  reicher  an  Wasser  und  Kohlehydraten,  letztere  an  Eiweisskörpern, 
Holzfaser  und  Asche  sind,  so  wird  doch  in  den  kleinen  Körnern  der 
Gesammtgehalt  an  Keservestoffen  wesentlich  geringer  als  in  den 
grossen  sein,  weshalb  sie  auch  entsprechend  schwächere  Pflanzen 
erzeugen  werden,  mithin  aus  einem  Gemenge  grosser  und  kleiner 
Kömer  auch  nur  auf  ungleiches  Ansehen,  ungleichen  Stand,  ungleiche 
Bltlte  und  Reife  zu  rechnen  ist. 

Dass  nun  in  der  That  die  Wachstumsenergie  leichterer  Körner 
erheblich  geringer  als  die  schwererer  ist,  zeigen  die  komparativen 
Versuche  mit  Gerste,  welche  Hellriege P)  anstellte.  Sie  ergaben 
folgende  Resultate: 

Schwere  des  Samens         Ernte,  15  Tage  nach  der  Saat, 
mgr  Gewicht  der  Pflanze. 

mgr 
grün  trocken 

20  267  29 

30  477  46 

40  575  55 

50  797  70 

Das  Gewicht  der  jungen  Pflanze  stand  somit  in  geradem  Ver- 
hältnis  zum  Gewicht  des  Samens  und  betrug  überall  das  1.7£ache. 

Nach  unseren  Ermittelungen  beträgt  das  absolute  Gewicht  der 
Kömer  von  zur  Saat  bestimmter  Gerste  im  Mittel  bei: 

Sommerfrucht  Winterfrucht 
Hordeum  distichum 

beschalt     ....    51.0  mgr  — 

nackt 70.0    „  — 


1)  Norddeutsche  1.  Ztg.  1869. 

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Die  biologiBchen  Yerhältnisse  der  Gerste.  649 

Sommerfrnoht  Winterfrucht 

Hordenm  tetrastichum 

gewöhnliche  Gerste    44.4  mgr  37.6  mgr 

bläuliche  Gerste     .    57.5    „  — 

nackt 39.5    „  — 

Hordenm  hexastichum     .    .    48.0    „  39.6    „ 

Das  absolute  Gewicht  eines  Grerstenkomes  gewöhnlicher  Handels- 
ware beträgt  nach  Nobbe 

im  Mittel    40.987  mgr 
„    Max.     48.925    „ 
„   Min.       27.730    „ 

Bei  Beurteilung  des  Saatgntes  darf  auch  seine  Keimfähigkeit, 
welche  sich  durch  die  Keimprobe  feststellen  lässt,  nicht  ausser  Acht 
gelassen  werden. 

Nobbe  ^)  fand  bei  68  untersuchten  Proben  eine  mittlere  Keim- 
fähigkeit von  88  Proc,  während  das  Maximum  100  Proc.  und  das 
Minimum  32  Proc.  ausmachte. 

Als  äusseres  Kennzeichen  guter  Keimfähigkeit  wird  die  der 
Sorte  charakteristische  Farbe  der  Spelzen  resp.  der  Fruchthaut,  ein 
frischer,  gesunder  Geruch,  und  die  vollkommene  lufttrockne  Be- 
schaffenheit des  Kornes  angesehen.  Diese  letztere  Eigenschaft  lässt 
sich  in  der  Praxis  dadurch  einigermassen  feststellen,  dass  sich  beim 
Hineingreifen  in  den  Haufen  die  Gerste  nicht  kalt  anfühlen  darf, 
vielmehr  wie  trockner  grobkörniger  Sand  durch  die  Finger  rinnen 
soll,  was  zugleich  auch  eine  wünschenswerte  Feinschaligkeit  des 
Kornes  anzeigt 

Diese  vollkommene  Lufttrockne,  welche  chemische  Processe  in 
den  Körnern,  sowie  Pilzbildung  ausschliesst  und  ihnen  die  volle 
Keimkraft  bewahrt,  lässt  sich  nur  bei  trockner  Einemtung  und 
Aufbewahrung  in  trocknen  Räumen  erreichen,  da  sie  in  feuchten 
binnen  relativ  kurzer  Zeit  so  viel  Wasser  anziehen,  z.  B.  nach 
Haberlandt  in  31  Tagen  bis  zu  22.15  Proc,  dass  sie  feucht, 
multrig  und  missfarbig  werden  und  Pilze  auftreten,  deren  rötliche 
Sporen  die  Samenkörner  belegen.  Bei  näherer  Untersuchung  wer- 
den sich  dann  auch  die  Keimlinge  geschwächt  erweisen,  daran 
kenntlich,  dass  sie  blass,  fahl,  bräunlich  oder  braun  gefärbt  sind, 
oder  auch  dunkelgrttnliche,  bläuliche  oder  blaue  Schnittflächen  zeigen; 
solche  Kömer  sind  jedenfalls  als  Saatgut  zu  verwerfen. 

Wenn  nun  auch,  wie  Heiden^)  nachgewiesen,  Keife  und  Keim- 
fähigkeit bei  der  Gerste  nicht  zusammenfallen,  vielmehr  letztere  der 


1)  A.  a.  0.  pg.  617. 

2)  Heiden,  lieber  die  Lebensfähigkeit  gekeimter  and  darauf  getrock- 
neter Früchte  der  Cerealien.    Eldenaer  Archiv  1861,  p.  6  u.  flgde. 


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650  BeMüderar  Teil. 

ersteren  um  nngefähr  vier  Wochen  Yoraneilt,  also  das  Korn  noch 
grttn  sein  kann,  so  sind  doch  diese  nnyoUkommen  entwi<^eken  Körner 
nicht  als  Saatgut  zu  benutzen,  weil  sie  ans  Mangel  an  Beserve- 
stoffen  nnr  höchst  kflmmerliche  Pflanzen  erzengen,  anch  eine  viel 
längere  Zeit  als  reife  Samen  znm  Keimen  beanspruchen. 

Die  Keimfähigkeit  vollkommen  reifer  und  Infttrockner  Gersten- 
körner nimmt  mit  zunehmendem  Alter  immer  mehr  ab,  nnd  zwar 
keimten,  wie  Haberlandt  nachwies,  von  100  keimfähigen  Kömem 
nach  zehn  Jahren  nnr  noeh  26  Proc. 

Bei  sehr  sorgfältiger  Anfbewahmng  lassen  sich  allerdings  nach 
3  und  4  Jahren  noch  so  hohe  Procentsätze  keimfähig  erhalten,  dass 
die  Kömer  ohne  grosse  Verluste  zur  Aussaat  verwandt  werden 
können,  doch  empfiehlt  es  sich,  zur  Erzielung  eines  gleichmässigen 
und  kräftigen  Pflanzenbestandes,  nur  Saatgut  der  letzten  Ernte  zu 
verwenden.  * 

Die  Keimfähigkeit  kann  aber  auch  durch  Trocknen  der  Kömer 
bei  relativ  hohen  Temperaturen  zu  Grunde  gehen,  weshalb  gedörrte 
nicht  als  Saatgut  verwendet  werden  sollten. 

Nach  Sachs  ^)  btlsste  lufttrockene  Gkrste,  eine  Stunde  lang  auf 
68^  C.  erwärmt,  ihre  Keimkraft  ein,  während  sie,  mit  Wasser  voll- 
gesogen, schon  bei  53—54^  C.  getödtet  wurde. 

Gegen  hohe  Kältegrade  verhält  sich  dagegen  das  trockne  Gersten- 
kom  vollkommen  unempfindlich^  während  mit  Wasser  imbibiert,  nach 
den  Versuchen  von  Haberlandt  2),  die  nackte  Gerste  bei  —10^  C. 
und  die  bespelzte  bei  — 24  ^  C.  erfriert 

In  dem  Saatgut  dürfen  sich  femer  nic^t  zerschlagene  Kömer 
vorfinden,  weil  die  keimlose  Hälfte  derselben  verloren  geht  und  die 
andere  nur  eine  schwächliche  Pflanze  erzeugt;  schliesslich  soll  es 
frei  von  Unkrautsamen  und  anderen  Verunreinigungen  sein. 

Nobbe»)  fand  in  16  Proben  im  Mittel  0.84,  im  Maximum  2.20 
und  im  Minimum  0.30  Proc.  an  fremden  Bestandteilen. 

Das  Gerstenkom  keimt  in  Folge  des  ZusammenwiriLens  von 
Wasser,  Wärme  und  Sauerstoff  und  scheint  die  Menge  des  notwen- 
digen Qnellungswassers,  je  nach  der  Beschaffenheit  der  Kömer, 
starken  Abweichungen  zu  unterliegen,  so  betrug  nach  Heiden  das 
Wasserquantum  bei  Kömem  von 


1)  Handbuch  der  Experimeiital-PhyBiologie  1865,  p.  66  und  Lehrbuch  (L 
Botanik. 

2)  A.  a.  0.  p.  70. 

3)  Nobbe»  a.  a.  0.  p.  431. 


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Die  biologischen  Yerhältnisse  der  Gerste.  651 

Hordenm  distichniD 55.58  Proc 

„          nadum 53.46  „ 

„          Zeocrithnm.    .    .    .  59.49  ,, 

tetrastichum       68.67  „ 

„          coeleste  .....  .53.71  „ 

hexastichum 

a.  kurze  chinesische  6  zeilige  Gerste  72.45  ^y 

b.  Oemeine  6  zeilige  Oerste  ....  70.18  „ 

Durchschnitt:    61.93  Proc. 

Durch  diese  Wasseraufhahme  vergrössert  sich  das  Volumen  be- 
trächtlich, z.  B.  fand  Payer  bei  einer  Oewicbtszunahme  durch 
Wasser 

von  5  Proc.  eine  Volnmenzunahme  von  10  Proc. 

»   -l^       »  »  »  »     1-^      V 

n  15       i>  »  j>  39    22      „ 

Die  Keimung  kann  erfolgen,  sobald  die  Wärme  3— 4.5^  C.  im 
Minimum,  28 — 38  ^  C.  im  Maximum  beträgt,  während  die  günstigste 
Eeimtemperatur  (das  Optimum)  zwischen  16—20^  C.  liegt.  Die 
keimende  Gerste  bedarf  femer  einer  gewissen  Sauerstoffmenge,  die 
nach  de  Saussure  Vio  d^&  Gewichtes  vom  Samenkorn  betragen 
soll,  weshalb  für  ungehinderten  Luftzutritt  zu  sorgen  ist,  demgemäss 
die  Körner  nicht  tiefer  als  2  cm  auf  schwerem  Boden,  3  cm  auf 
feuchtem  Mittelboden,  4  cm  auf  trocknem  Mittelboden  und  bis  7  cm 
auf  leichtem  Sandboden  unterzubringen  sind,  zumal  bei  flacherer 
Unterbringung  für  die  kräftige  Entwickelung  des  Keimes  und  Bildung 
zahlreicher  Kronenwurzeln  jedem  Saatkorn  ein  grösseres  Quantum 
aa  Beservestoffen  als  bei  tieferer  Unterbringung  verbleibt. 

Kach  12—24  Stunden  hat  es  sich  gemeinhin  auf  nicht  zu 
trocknem  Boden  mit  dem  notwendigen  Quellungswasser  versehen 
Bud  fehlen  die  Übrigen  Bedingungen  nicht,  so  beginnt  das  Keimen 
bei  einigen  Körnern  schon  nach  1—2  Tagen  und  bei  der  grösseren 
HSlfte  nach  3—4  Tagen.  Die  Zellenneubildung  beim  Keimen  ge- 
schieht mit  Htllfe  der  Beservestoffe  des  Endosperms,  welche  dnröh 
die  sich  bildende  Diastase,  nach  Dubrunfaut^)  „Maltin"  genannt, 
aufgelöst  werden,  und  dem  Keimling  zuströmen.  In  Folge  dieser 
Zellenneubildung  zerreisst  die  Samen-  und  Fruchthaut  und  tritt  zu- 
nächst das  Wurzelende  hervor,  welcher  Vorgang  mit  „ Aeugeln,  Stechen 
oder  Spitzen^  bezeichnet  wird,  später  erscheint  der  Blattkeim  und 
schiebt  sich  zwischen  Epicarpium  und  Mesocarpium  der  Frucht- 
hant  gegen  die  Spitze  des  Kornes  empor,  und  es  treten  5—8  Wlir- 
zeichen  hervor. 


1)  Dingler,  polyt.  Joum.  Bd.  187,  p.  491. 


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652  Besonderer  Teil.  ^ 

Der  weitere  Verlauf  der  Keimung  richtet  sich  yomämlich  nach 
der  Bodentemperatur,  z.  B.  erfolgte  bei  Sommer-  und  Wintergerste 
die  Keimung  mit  dem  ersten  Sichtbarwerden  des  Wttrzelchens 
(Haberlandt): 

bei    4.380  q.;    10.25o  C;    15.750  C;    19«  C 
in     6  Tagen  3  2  1.75, 

und  das  durchschnittliche  Längenwachstum  des  Stengelchens  betrug 
pro  Tag  in  mm 

bei  Wintergerste    1.35  mm       3.20  7.48  7.85, 

„    Sommergerste  1.40   „  3.07  5.84  7.48. 

Hiemach  lässt  sich,  selbst  bei  der  relativ  niederen  Temperatur 
von  4.38  0  C,  ein  immerhin  bedeutendes  Wachstum  des  Stengelchens, 
das  sich  allerdings  mit  zunehmender  Wärme  erheblich  zu  steigern 
vermag,  nicht  verkennen. 

Gemeinhin  erscheint  das  erste  grüne  Blatt  bei  12— 15°  C.  in 
10—15  Tagen  an  der  Oberfläche. 

Mit  dem  Beginn  der  Bestockung  sterben  nunmehr  die  Keim- 
wurzeln ab,  und  bilden  sich  als  Ersatz  an  einem  der  untersten 
Knoten  zahlreiche  Kronenwurzeln  aus,  von  denen  einige  wenige  recht 
wohl  Längen  von  2  m  erreichen  können. 

Hierauf  erfolgt  nach  geraumer  Zeit  das  Schossen,  und  sobald 
die  Aehre  vollständig  entwickelt  ist,  das  Abblühen. 

Nachfolgende  Tabelle  (Seite  653)  soll  die  Vegetationsverhältnisse 
der  Gerste,  wie  sie  sich  bei  den  hauptsächlichsten  Varietäten  derselben 
in  Poppeisdorf  gestalteten,  zur  Anschauung  bringen. 

Die  Gerste  beansprucht  von  allen  echten  Getreidearten  die 
kürzeste  Vegetationszeit  und  die  geringsten  Wärmesummen.  Bialo- 
blocki  fand,  dass  bei  genügender  Feuchtigkeit  das  Maximum  der 
günstigsten  Bodenwärme  25  ^  G.  beträgt,  jedoch  bei  einer  konstanten 
Temperatur  von  10  ^  C.  sich  die  Gerste  vollkommen,  sowie  stämmig 
und  breitblättrig  entwickelt,  während  sie  bei  30^  0.  allerdings  noch 
zur  Körnerentwickelung  gelangt,  jedoch  nur  einen  schwächlichen 
Habitus  aufweist. 

Da  nun  innerhalb  einer  relativ  kurzen  Zeit  im  Mittel  zu  erzeu- 
gen sind: 

bei  Wintergerste  4100  kg  Trockensubstanz  pro  ha, 

„   zweizeiliger  Gerste    3200  „  „  „     „ 

„   vierzeiliger       „        2250  „  „  „     „ , 

80  hat  sie  täglich  recht  beträchtliche  Quantitäten  rohen  Nahrungs- 
saftes aufzunehmen  und  zu  verarbeiten,  weshalb  die  Pflanzennähr- 
stoffe, da  die  Gerste  den  Flachwurzlern  angehört,  vorzugsweise  in 
der  Ackerkrume  und  zwar  in  leicht  aufiiehmbarem  Zustande  vor- 
handen sein  müssen. 


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Die  biologischen  Yerh'ältiiisse  der  Qerste. 


658 


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«54 


Besonderer  TeiL 


Nach  Hellriegel  ^)  betrag  die  Zahl  der  WurzeU^ern  auf  einer 
Fläche  von  400  qcm  bei  verschiedener  Tiefe  nnd  unter  nachstehen- 
den Bodenverhältnissen : 

!( davon  Ackerkrame  hnmnshaltig  33  cm 
lehm.  Sand  62  cm  Juntergrnnd  hnmuslos  29  „ 

grober  Dilnvialsand. 

auf  Feld  a.  auf  Feld  b. 

bei  25  cnx  Tiefe  348  Fasern      bei  25  cm  Tiefe  615  Fasera 


Bodenprofil 


50 

88 


136 
2 


45 


90 


278 

64 

0 


Hellriegel  führt  auch  an,  dass  die  Gesammtlänge  aller  Warzel- 
fasera  einer  Gerstenpflanze  im  Mittel  betrage,  in: 

Periode     I,  Pflanzen  jung    ....      566  cm 
„        II,  Beginn  des  Schossens    .    1492   „ 
„       III,  Erscheinen  der  Aehren  .    2772   „ 
jy       IV,  Beginn  des  Kornansatzes    2817  „ 
„        V,  Pflanzen  reif      ....    2957  „ 
Ferner  hat  die  aufsaugende  Wnrzeloberfläche  mit  der  verdun- 
stenden Blattoberfläche    in   einem   gewissen   Verhältnis  zu    stehen, 
derart,  dass  je  jttnger  die  Pflanze  ist,  die  Wnrzeloberfläche  im  Ver- 
hältnis zur  Blattoberfläche  um  so  grösser  sein  muss,  weil  letztere 
in  der  Jugend  pro  qcm  mehr  Wasser  als  später  verdunstet 

Hieraus  erklärt  sich  auch  die  Erscheinung,  dass  nach  beendigter 
Keimung  das  Wachstum  der  Blätter  nicht  eher  erheblich  fortschreitet, 
bis  die  Wurzeln  eine  genügende  Ausbilduug  erreicht  haben,  von 
welchem  Zeitpunkt  ab  sich  dann  das  Verhältnis  zwischen  Wurzel- 
und  Blattoberfläche  nach  und  nach  erweitert. 

Diese  Verhältnisse  werden  durch  einen  Versuch  von  Haber- 
lau  dt  2),  wie  folgt,  illustriert: 


Oberfl 
Vera 
pflai 

Ven 

I 

qom 

äched. 

uchfl- 

izen. 

such 

n 

qom 

Zahl  der 
SpaltöiT- 
nungen 
auf  der 
unteren 
Blattseite 
pro  qmm 

Verhältnis 
des  Trocken- 
gewichts der 
Wurteln  zu 
jenem  der 
obwirdi- 
sohen  Teile 

Ver- 
dunstung 
pro  Tag 
u.l00qom 
(Wasser 
imüeber- 
fluss) 

a.  Junge  Pflanze  vor  dem  Sohoesen 

b.  Mittlere  Pflanze  vor  der  Blute 
a  Pflanze  naoh  der  Blut« 

62.4 
1Ä7 
146 

178 
219 
170 

188 

110 

94 

1  :    1.100 
1  :     6.242 
1  :  14.656 

5.212 
8.278 
2.898 

1)  Grundlagen  d.  Ackerb.  pg.  257. 

2)  L«idw.  Jahrb.  Y,  1876. 


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Die  biologisolien  Yerli^tBkse  der  Gerste. 


6&5 


Hiernach  yerdmisteii  100  qcm  Oberfläche  im  Mittel  pro  Tag 
3.794  gr  Wasser,  eine  VerduiretmigsgriJsse,  hinter  welcher  die  der 
anderen  echten  Getreidearten  zurücksteht. 

Schliesslich  sei  noch  angeführt,  dass  nach  Hellriegel  die 
Sommergerste  zur  Erzielung  von  Igr  Trockensubstanz  der  ober- 
irdischen Organe  310  gr  Wasser  verdunstete. 

Sonst  günstige  Verhältnisse  vorausgesetzt^  wächst  die  Gerste 
freudig,  sobald  sie  einige  Zeit  nach  der  Einsaat,  in  der  Periode  des 
Schossens  und  Eomansatzes  ausgiebigen  Regen  erhält. 

lieber  den  Nährstoffentzug  durch  eine  Mittelemte  geben  nach- 
folgende Zahlen  Aufschluss: 


pro 
Min. 

BHraf 
ha  in 

Max. 

kg- 

Mit- 
tel 

En 

1 
JSS- 

bzug  c 

lurcl 

'1 

1  eine  Mittelemte  j 
in  kg. 

Lha 

Zweizeilige  Gerste,  Korn 
dto.              Stroh 

770 
1200 

6650 
4860 

1760 
2200 

28.5 
13.8 

89.5 
89.1 

8.0 
20.2 

1.0 
8.6 

1.0 
6.9 

2.3 

18.7 
8.0 

0.7 
3.2 

10.8 
46.4 

Zweizeilige  Gerste  im  Ganzen: 

42.8 

128.6 

28.2 

4.6 

7.9 

5.6 

16.7 

8.9 

57.ä 

Yierzeilige  Gerste,  Eom 
dto.              Stroh 

600 
1000 

1920 
2000 

1080 
1500 

16.5 
7.2 

23.0 
65.8 

4.7 
13.9 

0.6 
3.0 

0.6 
5.0 

20 
1.7 

8.1 
2.9 

0.4 
2.4 

6.3 

85.5 

• 

Yierzeilige  Gerste  im  Ganzen: 

23.7 

88.8 

18.6 

3.6 

5.6 

3.7 

11.0 

2.8 

41.8 

Die  hierunter  folgende  Untersuchung  von  Scheven  soll  einen 
Ueberblick  über  die  Menge  und  Wanderung  der  hauptsächlichsten 
Bestandteile  der  Pflanze  während  ihrer  verschiedenen  Entwickelungs- 
phasen  gewähren. 

Die  Gerste  wurde  in  sandigem  Lehmboden  als  zweite  Frucht 
nach  einer  schwachen  Düngung  im  Jahre  1852  gebaut,  dessen  Som- 
mer sich  durch  viele  Regentage  auszeichnete.  Die  Untersuchung 
fkud  in  riet  verschiedenen  Perioden  statt  Das  Wachstum  war  üppig 
und  kräftig. 


1)  Ghem.  Ackersm.  1868,  pg.  38. 


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656  Besonderer  Teil. 

Nährstoffe  in  100  kg  der  ganzen  (wasserfreien)  Gkrstenpflanze. 


1. 

Beffinn  des 
Sdiossens 

2. 
Volle  Blüte 

8. 
Halbe  Reife 

4. 
Volle  Reife 

SückstofiPbaltige  Bestandteile 
Stick8to£P!reie  Eztraktstoffe 

Fett  etc 

Rohfaser 

19.4 

87.6 

8.4 

27.6 

11.0 

40.0 

8.9 

37.7 

8.8 

4ao 

2.0 
84.8 

8.2 
60.5 

1.4 
88.8 

Summa  der  Nährstoffe: 

Auf  1  ha  kommen  hl     .    . 
Phosphorsäure  in  100  kg    . 
Kalk  in  100  kg 

60.4 

2.1 

1.80 

0.95 

54.9 

4.0 

0.75 

0.47 

58.8 

6.0 

0.66 

0.88 

60.1 

6.8 

0.70 

0.22 

Nährstoffe  in  100  kg  der  (wasserfreien)  Blätter  nnd  Stengel 

der  Gerste. 


Blätter. 


1. 

Beginn  des 
Sdiossens 


Volle  Blüte 


8. 
Halbe  Reife 


Volle  Reife 


Stickstoffhaltige  Bestandteile 
Stickstofffreie  „ 

Fett  etc 

Rohfaser 

Summa  der  Nährstoffe: 


19.4 

87.6 

8.4 

27.6 


16.8 

87.6 

6.7 

80.6 


8.0 
86.0 

8.6 
40.0 


60.4 


59.1 


47.6 


6.2 
86.7 

8.0 
44.7 


44.9 


Stengel. 

2, 
Volle  Blüte 

8. 
Halbe  Reife 

4. 
Volle  Reife 

Stickstoffhaltige  Bestandteile     .... 
Stickstofffreie               „             .... 
Fett  etc. 

4.9 

40.5 

3.0 

46.8 

8.6 
40.0 

1.8 
49.0 

8.4 

81.8 

09 

Rohfaser 

67  2 

Summa  der  Nährstoffe: 

48.4 

46.4 

86.1 

Aehren. 

2. 

Volle  Blüte 

8. 
Halbe  Reife 

4. 
Volle  Reife 

Stickstoffhaltige  Beetandteüe     .... 
Stickstofffireie                ,,             .... 
Fett  etc 

11.6 

48.7 

2.5 

82.5 

11.9 

67.0 

1.8 

26.0 

14.2 

68.0 

1  8 

Rohfaser 

110 

Summa  der  Nährstoffe: 

62.8 

70.2 

88.6 

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Die  biologischen  Verhältnisse  der  Gerste.  657 

Diese  Untersuchangen  lehren,  dass  die  jüngeren  Blätter  and 
Stengel  reieher  an  Kohlehydraten,  Eiweissstoffen  und  Salzen  sind, 
als  die  älteren,  und  sich  von  der  Blüte  ab  eine  starke  Auswanderung 
der   kombildenden  Bestandteile   nach   der  Aehre   zu  geltend  macht. 


Die  Feinde  der  Gerste  sind  sehr  zahlreich  und  wollen  wir  zu- 
nächst die  Unkräuter,  welche  vorzugsweise  den  Ertrag  schädigen, 
einer  Besprechung  unterziehen. 

Die  Hauptfeinde  der  Kultur  der  Sommergerste  sind  Unkräuter 
aus  der  Familie  der  Cruciferen  und  zwar  auf  Bruchboden,  humosem 
Lehm-  und  Thonboden  der  Ackersenf  oder  Bruchhederich  (Sinapis 
arvensis  L.)  und  auf  den  leichteren  Böden  der  Hederich  (Raphanns 
Raphanistrum  L.);  etwas  weniger  schädlich  treten  das  Feld-Pfennig- 
kraut (Thlaspi  arvense  L.),  sowie  das  gemeine  Täschelkraut  (Cap- 
sella  [Thlaspi]  bursa  pastoris  Mnch.)  auf. 

Diese  Cruciferen  entwickeln  sich  sehr  schnell,  überwachsen 
daher  mit  ihren  breiten  Blättern  die  Gerste  ungemein  leicht,  ent- 
ziehen ihr  Licht  und  Luft,  sowie  die  assimilationsfähigen  Nährstoffe 
der  Ackerkrume,  in  Folge  dessen  das  Wachstum  der  Gerste  arg 
geschädigt  wird. 

Aehnlich  verhält  sich  auf  leichtem  Sandboden  der  Feldspörgel 
(Spergula  arvensis  L.),  und  auf  den  bindigeren  Lehmböden  der  ge- 
meine Knöterich  (Polygonum  Persicaria  L.),  sowie  die  Saatwucher- 
blume (Chrysanthemum  segetum  L.)* 

Die  grössere  Klapper  (Alectorolophus  major  Rchb.)  stellt  sich 
häufig  in  grosser  Zahl  unter  Gerste  auf  Mittelboden  ein  und  behin- 
dert dann,  da  die  Pflanze  schmarotzt,  durch  Entnahme  des  rohen 
Nahrungssaftes  aus  den  Wurzeln  der  Gerstenpflanzen  deren  freudige 
Entwickelung,  weshalb  dieses  Unkraut  durch  Jäten  oder  Hackkultur 
entfernt  werden  sollte. 

Die  lockeren,  leichteren,  aber  in  guter  Dungkraft  stehenden 
Böden  werden  sehr  häufig  durch  die  Quecke  (Triticum  repens  L.) 
heimgesucht,  welche  der  Gerste  dadurch  gefährlich  wird,  dass  sie 
der  Ackerkrume  die  fertige  Pflanzennahrung  in  grosser  Menge  entnimmt. 

Auf  den  fruchtbaren  Lehm-  und  Thonboden  findet  sich  im  mil- 
den Klima  unter  Gerste  nicht  selten  der  Flughafer  (Avena  fatua  L.) 
ein,  wächst  mit  ihr  gleichzeitig  auf,  und  schmälert  ihr  durch  üppige 
Vegetation  nicht  nur  den  Raum,  sondern  nimmt  auch  einen  grossen 
Teil  der  Pflanzennährstoffe  für  sich  in  Anspruch.  Da  sich  dieses 
Unkraut  im  jugendlichen  Alter  schwer  von  der  Gerste  unterscheiden 
lässt,  so  ist  ihm  durch  Jäten  kaum,  dagegen  besser  durch  Hack- 
fruchtbau beiznkommen. 

Die  Feldkratzdistel  (Cirsium  arvense  Soop.)  ist  für  Sommer-  wie 
Winter-Gerste  auf  besserem  Boden  ein  sehr  unangenehmes  Unkraut, 

Koernlcke  u.  Werner,  Handb.  d.  G^treidebau's  IL  42 


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658  Besonderer  TeiL 

weil  sie  den  Boden  an  Pflanzennährstoffen  erschöpft,   dem  Getreide 
den  Platz  raubt,  und  die  Erntearbeiten,  sowie  das  Trocknen  erschwert 

Sehr  nachteilig  ist  ferner  für  die  Wintergerste  der  gemeine 
Huflattich  (Tussiiago  Farfara  L.),  welcher  hauptsächlich  im  Seeklima 
auf  fast  allen  nicht  ganz  kalkarmen  Bodenarten  angetroffen  wird. 

Auf  guten  Lehmböden  erscheint  auch  nicht  selten  unter  Winter- 
gerste die  Elatschrose  (Papaver  Rhoeas  L.). 

Was  nun  die  Feinde  der  Gerste  unter  den  Erjrptogamen  anbetrifft, 
so  ist  als  sehr  gefährlich  zunächst  der  Fleckenrost  (Pnccinia  straminis 
Fuck)  hervorzuheben,  welcher  in  feuchtwarmen  Jahren  oder  Lagen 
epidemisch  auftritt  und  Missemten  erzeugen  kann,  indem  die  Gerste 
notreif  und  das  Stroh  bei  starkem  Befallensein  so  mttrbe  wird,  dass 
es  noch  stehend  zusammenbricht  und  seinen  Futterwert  verliert 

Weit  weniger  gefährlich,  weil  seine  Verbreitung  stets  nur  örtlich, 
ist  der  Gras-  oder  Streifenrost  (Puccinia  graminis  Pers,). 

Alljährlich,  wenn  auch  selten  in  bedenklicher  Weise,  befällt  die 
Gerste  mit  dem  Staub-,  Russ-  oder  Flugbrand  (Ustilago  Garbo  TuL), 
welcher  durch  Zerstörung  einiger  Aehren  meist  nur  geringfügigen 
Schaden  hervorrufl;,  und  dasselbe  ist  von  dem  Mutterkorn  (Claviceps 
purpurea  Tul.)  zu  sagen. 

Es  ist  als  Präservativmittel  gegen  diese  Ejunkheiten  vor  allen 
Dingen  die  Kultur  der  Gerste  in  trockner,  luftiger  Lage  vorzunehmen, 
und  auf  die  Vertilgung  jener  Unkräuter,  wie  Lycopsis,  Echium,  An* 
chusa,  Berberis  zu  achten,  welche  Träger  der  Aecidienform  sind,  wenn- 
gleich auch  das  Mycel  von  P.  straminis  auf  dem  Wintergetreide  zu 
überwintern  vermag. 

Die  tierischen  Feinde  können  der  Gerste  ebenfalls  sehr  nach- 
teilig werden,  so  zuweilen  der  Getreide-Laufkäfer  (Zabrus  gibbus 
Fabricius),  dessen  Larve  die  weichen  oberirdischen  Pflanzenteile 
zerquetscht  und  aussaugt,  während  der  Käfer  die  noch  weichen  Kör- 
ner ausfrisst. 

Die  Larve  des  Saatschnellkäfers,  der  berüchtigte  Drahtwurm 
( Agriotes  [Elaler]  segetis  Fabr.)  frisst  die  jungen  Wurzeln  ab  oder  be- 
nagt den  weichen  Halm  dicht  unterhalb  der  Ackerkrume  und  zwar 
flndet  diese  Schädigung  bei  der  Winteigerste  im  Oktober  und  Novem- 
ber, bei  der  Sommergerste  vor  Eintritt  der  Bestockung  statt,  und 
kann  die  Verwüstung  bei  warmem,  trocknem  Wetter  und  auf  Mittel- 
boden grossartige  Dimesdonen  annehmen,  welche  man  durch  Walzen 
der  Saat,  möglichst  frühe  Aussaat  und  eine  Kopfdüngang  Ton  4— SU 
Kochsalz  p.  ha  einzuschränken  sucht. 

In  Schweden  soll  aaoh  ein  Blattkäfer  <PhyUotret&  TH^^ttioa] 
vittula)  durch  Abfressen  ganz  junger  Pflanzenteile  schädlich  werden. 

Die  Larven  der  Heesenfliege  (OectdomyiadestraotorSay)  saugen 
Ende  Mai  bis  Anfang  Juni  an  den  untersten  Hsimknoten  die  Halme 


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Die  biologiBclien  YerliiltmMe  der  Gerste.  659 

M8,  so  das»  diese  abwelken  und  emgeken,  wodnreh  bei  massenhaftem 
Yorkommen  sehr  aasgedehate  Y erwUstongen  Teraalasst  werd^  k(kiiieii. 

Als  Gegenmittel  empfiehlt  sich  das  Yerbrennen  ev.  das  Unter- 
pitlgen  der  Stoppdn  and  später  des  Gerstenanflanfs. 

Die  im  Mai  nnd  Juni  fliegende  Mflcke  des  Ctotreideschiaders 
(Tipala  cerealis  Santer)  legt  ihre  Eier  zwischen  ßlattscheide  nnd 
Halm  dicht  über  d^  nnterstm  Knoten  ab,  ans  denen  nach  14  Tagen 
die  Larren  auskriechen,  welche  den  Hakn  anfressen  nnd  zun  Ab- 
sterben bringen. 

Bei  grossen  Yeriieemngen  bleibt  weiter  nichts  als  das  Abmähen 
nnd  Yerfbttem  der  grttnen  Gerstenpflanzen  ttbrig,  wenn  dem  Uebel 
Einhalt  gethan  werden  soll. 

Aach  die  Larve  der  Eomfliegen  (Chlorops  taeniopns  Meig.  nnd 
Herpinii  Gn6r.)  schädigt  darch  Benagen  der  Aehre  von  oben  her  bis 
zum  obersten  Halmknoten.  Darauf  verpuppt  sie  sich  Ende  Juni  in 
der  Fressfnrche  und  vor  der  Ernte  erscheint  die  Fliege  der  zweiten 
Generation,  setzt  auf  den  Blättern  der  Wintersaat  ihre  Eier  ab  und 
die  ausschlttpfende  Larve  dringt  in  die  Tenninalknospe  ein,  das  Herz- 
blatt zerstörend. 

Demnach  wird  durch  die  Sommergeneration  der  Ertrag  geschä- 
digt und  durch  die  Wuitergeneration  die  Wintersaat  verwtlstd;. 

Gegen  diesen  Feind  hilft  nur  Kräftigung  der  Saat  durch  Kopf- 
düngung, Walzen,  Eggen  und  Beweiden  der  Wintersaat,  sowie  die 
Yertilgung  des  Getreideanflaufs  und  der  QuedLe. 

Aehnlich  der  obigen  veriüUt  sich  auch  die  Larve  der  Fritfliege 
(Oseinis  frit  L.),  indem  sich  die  Larven  der  Sommergeneration  von 
diem  weichen  Korn,  die  der  Wintorgeneration  an  den  Terminalknospen 
der  Wintersaat  ernähren. 

Die  Larve  von  Phytomysa  eineretformis  Hardy  und  Hydrellia 
griseola  FalL,  welche  in  den  jungen  Blättern  der  Gerste  minieren, 
kitanen  bei  starkem  Auftreten  bedeutaide  Yerwtlstungen  anrichten, 
wie  wir  dies  1867  in  Eldena  bei  Hydrellia  beobachteten.  Als  Mittel 
läast  sieh  nur  die  Stärkung  der  Pflannea  durch  stiokstoflFhidtigen 
Kopfdong  empfehlen. 

In  neuester  Zeit  ist  in  Ungarn,  Süd-Bnssland  and  Italien  aach 
eine  Wurzellaus,  Schizonenra  venusta  Ptss.,  an  den  Wurzeln  saugend, 
gefunden  worden. 


KUna. 

Bekanntlich  erfreut  sich   der  Anbau   der  Gerste  unter  allen 
Getreidearten  der  grGssten  geographisehen  Yerbreitung,  doch  ergiebt 


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660  Besonderer  Teil. 

ergiebt  sich  bei  genauerer  Betrachtung,  dass  die  Ansprüche  der  ein- 
zelnen Varietäten  an  das  Klima  sehr  verschiedene  sind,  weshalb  wir 
die  hauptsächlich  angebauten  Varietäten  daraufhin  prtlfen  wollen. 

Von  allen  reicht  die  weisse  vierzeilige  Oerste  (Hordeum  tetra- 
stichum  pallidum)  am  weitesten  nach  den  Polen  hin  (bis  zum  70.^ 
n.  Br.),  indem  sie,  dank  ihrer  sehr  kurzen  Vegetationsperiode  und 
geringen  Empfindlichkeit  in  ihrer  Jugend  gegen  rauhe  Witterung  und 
Nachtfröste,  in  den  zwar  kurzen  aber  heissen  Sommern,  wenn  eine 
passende  frühreife  Sorte  ausgewählt  wird,  vollkommen  ausreift.  Nach 
Dr.  Unander^)  wird  sie  um  Umeä  am  30.  Mai  in  der  Regel  gesäet 
und  gegen  den  25.  Augtist  geemtet,  so  dass  ihre  Vegetationszeit 
85—90  Tage  umfasst. 

Wie  Hoffmann^)  beobachtete,  wächst  dioie  Gerste  noch  bei 
einer  Bodentemperatur  von  etwas  über  0°  und  bei  einer  durchschnitt- 
lichen Lufttemperatur  unter  0^,  die  sich  nur  einmal  während  des 
Tages  ein  Paar  Grade  über  0^  erhob.  Sobald  die  hohe  Sommer- 
temperatnr  eintritt,  schiesst  sie  in  den  nordischen  Gegenden  schnell 
in  den  Halm  und  reift  binnen  kurzer  Frist,  doch  ist  das  Korn  dick- 
schalig und  glasig. 

Im  gemässigten  Klima  angebaut,  verträgt  sie  wegen  ihrer  kurzen 
Vegetationsperiode  Hitze  und  Dürre  vortrefflich,  leidet  aber  in  ihrer 
Jugend  durch  nasskalte  Witterung. 

Die  weisse  zweizeilige  Gerste  (Hordeum  distichum  nutans)  ver- 
langt dagegen  bei  beträchtlich  längerer  Vegetationsperiode  (107 — 132 
Tage),  ein  gemässigtes  Klima,  und  zum  gleichmässigen  Verlauf  der 
Entwickelung  jederzeit  ein  gewisses  Mass  von  Bodenfeuchtigkeit,  auch 
dürfen  die  Sommer  weder  zu  kühl  noch  zu  nass  sein,  weil  die  Gerste 
dann  ungleich  reift,  und  das  Korn  schmächtig,  glasig,  dickschalig 
und  missfarben  wird,  Eigenschaften,  welche  Braugerste,  denn  solche 
liefert  sie  hauptsächlich,  nicht  besitzen  darf,  deren  Korn  vielmehr 
bauchig,  voll,  gleich  gross,  im  Innern  weiss,  mehlig,  sowie  feinschalig 
sein  soll,  denn  je  dicker  die  Hülse  ist,  um  so  mehr  verliert  mit  Zu- 
nahme des  Gewichtsprocentes  der  Spelzen  die  Braugerste  an  Wert 

Demnach  werden  im  milderen  Kontinental-ELlima  Deutschlands 
und  in  nicht  zu  nassen  Jahren  auch  im  Seeklima  Dänemarks,  der 
Niederlande  und  Englands  gute  Braugersten  gedeihen. 

Die  Sorten  der  bläulichen  Gerste  (Hordeum  tetrastichum  ooeru- 
lescens)  finden  sich  in  den  warmen,  trocknen  Klimaten,  so  z.  B.  gehören 
die  meisten  Sorten  Süd-Europas,  Klein-Asiens  und  Afrikas  dieser 
Varietät  an.  Sie  bleiben  bei  relativ  langer  Vegetationsperiode  (118 
Tage  im  Mittel  in  Poppeisdorf)   kurz  im  Stroh,   und  liefern  kleber- 


1)  Landw.  Jahrb.  V,  1876. 

2)  Jahrb.  f.  Agrik.-Ghemie  1860—61,  pg.  68  u.  ff. 


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Klima  für  Gerste. 


661 


reiche,  sehr  dickschalige  Römer,  welche  vorzugsweise  als  Viehfutter 
dicDen. 

Der  Wintergerste  sagt  am  meisten  das  Seeklima  oder  feuchte 
Lage  im  Kontinentalklima  der  gemässigten  Zone  zu  und  steigt  sie 
noch  zu  beträchtlichen  Höhen  an,  so  in  der  Schweiz  bis  zu  1700  m 
(Sprengel),  wo  sie  lange  Zeit  unter  dem  Schnee  vergraben  liegt. 

Die  Wintergerste  bestockt  sich  nur  im  Herbst  und  erfordert 
daher  eine  entsprechend  zeitige  Aussaat,  weil  anderenfalls  der  Frost 
der  Bestoekung  ein  zu  schnelles  Ende  bereitet. 

Ueber  die  Vegetationsdauer  und  die  in  derselben  verbrauchte 
Wärmesumme  liegt  eine  grosse  Anzahl  von  Versuchen  vor,  doch  ist 
leider  nicht  immer  die  Varietät,  welche  untersucht  wurde,  festzustellen. 

Die  hierunter  folgende  Zusammenstellung  bringt  die  gesanmite 
Vegetationszeit  von  der  Aussaat  bis  zur  Ernte  und  die  verbrauchte 
Wärmesumme. 


Name  der  Varietät. 

Beobachtungsort. 

Vege- 
tations- 
zeit. 

Tage 

Ver- 
brauchte 
Wärme- 
summe. 

0  C. 

Name  des 
Beobachters. 

Aeltere   Beobach- 

Freysing 

100 

1725 

Dr.  Meister!) 

tung,  wahrscheinlich 

Regensburg 

— 

1525 

do. 

meist  zweizeilige 

— 

1710                do. 

Gerstensorten. 

Alais 

— 

1795 

do. 

Mülhausen 

— 

1790 

do. 

Kingston 

92 

1738 

A.  deCandolloa) 

Cumbal 

168 

1798 

do. 

Santa  F6  de  Bogota 

122 

1793 

do. 

Aegypten 

— 

1890 

Dr.  Meister 

üpsala 

— 

1589 

Linnd 

Bechelbronn 

92 

1748 

Boussingault 

Neuere  Beobach- 

tung. 

Reval 

90 

1288 

Pauker 

Vierzeilige  Gerste. 

Mauen,  Ostpr. 

97 

1604 

(H.  t.  pallidum) 

Proskau 

85 

1321 

j« 

Zabikowo  (Posen) 

95.5 

1829 

Wittmack,  Be- 

> 

Eldena 

96.5 

1853 

richte    über   ver- 

» 

Berlin 

96 

1174 

gleichende     Ver- 

, 

Göttinnen 

Poppeisdorf 

München 

97.2 

1808 

suche   mit  nordi- 

, 

106 

1821 

schem     Getreide. 

, 

90.6 

1593 

Landw.  Jahrb.  V 

»> 

Verriöres,  Paris 

96 

1519 

1875/76. 

» 

Montpellier 

85 

1642 

t 

Rothamsted 

127.5 

1585 

H.  t.  coerulescens 

Poppeisdorf 

118 

1550 

Poppelsdorfer  Ver- 
suche 

Zweizeilige  Gerste. 

(H.  dist.  nutans) 

do. 

116 

1480                   do. 

»      »» 

erectum 

do. 

129 

1625     • 

! 

do. 

1)  Flora  No.  40  1849,  p.  626  u.  628. 

2)  G6ogr.  bot  Bd.  2,  p.  51  u.  62. 


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662 


Besonderer  Teil« 


Ueberhanpt  yerlangt: 


Vegetationeseit. 

WärmeeomiDe. 

Min. 

Max. 

Mittel 

Min. 

Max 

Mittel 

Tage 

Tage 

Tage 

OC. 

OC. 

OC. 

Zweizeilige 

Gerste 

92 

166 

112 

1300 

1800 

1600 

Yierzeilige 

>» 

56 

180 

99 

1166 

1723 

1443 

Winter- 

)> 

260 

822 

280 

1700 

2100 

1900 

Boden. 

Im  Allgemeinen  gedeiht  die  Gerste  auf  knltnrlosem  Boden  nichti 
da  sie  in  Folge  ihrer  kurzen  Vegetationsperiode  leicht  aufnahmefähige 
Nährstoffe  in  der  Ackerkrume  finden  muss;  ebenso  kümmert  sie  auf 
den  undurchlassenden,  schweren,  sowie  auf  den  eisenschfissigen  Böden^ 
den  reinen  Sand-,  nicht  entsäuerten  Humus-  und  Haideblkien. 

Leichtere  Böden,  z.  B.  der  lehmige  Sand,  wenn  nicht  ganz 
kulturlos^  eignen  sieh  noch  für  die  kleine  weisse  vierzeilige  Gerste; 
die  bläuliche  Gerste  nimmt  mit  weniger  kulturvollen  Böden,  wie  sie 
die  extensive  Kultur  der  warmen  Zonen  mit  sich  bringt,  vorlieb,  so- 
bald dieselben  einer  gewissen  Bindigkeit,  wie  sie  kalkreichen  Lehm- 
böden eigentümlich,  nicht  entraten. 

Die  zweizeilige  Gerste  stellt  die  höchsten  Ansprüche  an  die 
Bodenbeschaffenbeit,  namentlich  sobald  es  sich  um  die  Produktion 
von  Braugerste  handelt,  denn  diese  fordert  einen  in  alter  Kraft  be- 
findlichen, nicht  zu  leichten  Boden  und  wird  der  beste  Gerstenboden 
die  Eigenschaften  des  geborenen  Rübenbodens  zeigen.  Diese  Böden 
zeidinen  sieh  durch  einen  milden,  humosen  Lehm  in  der  Ackerkrume 
mit  einer  darunter  stehenden  Lehm-  oder  Mergelschicht,  auf  welche 
eine  durchlassende  Sandlage  folgt,  aus.  Es  sind  dies  also  keineswegs 
schwere,  sondern  sichere,  leicht  ackerbare,  aber  vermöge  ihres  Lehm-, 
Kalk-  und  Humusgehaltes  hohe  Absorptionsfähigkeit  besitzende  Böden, 
welche  grosse  Mengen  an  Pflanzennährstoffen  fixieren  und  der  Pfluae 
auch  physikalisch  einen  höchst  günstigen  Standort  bieten.  Aber 
auch  humose  sandige  Lehmböden  liefern  bei  geeigneter  Kultur  nach 
Qualität  und  Quantität  vortreffliche  Erträge. 

Ein  Haupterfordernis  des  guten  Gerstenbodens  ist  ein  gewisser 
Grad  von  Durchlässigkeit  seines  Untergrundes,   denn  feuchte,  kalte 


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DüngUDg  für  Gente.  6«S 

Aeeker  Ussen  sieh  nicht  rechtzeitig  bestellen,  werden  bei  Dttrre 
leioht  rissig,  worunter  die  Entwiekelnng  nicht  nnr  der  jungen  Pflänz- 
eken  leidet,  s(Midem  es  wird  auch  das  Korn  weniger  voll,  stärkereieh 
md  feinsehalig.  Durch  Drainage  lassen  sich  solche  Felder  häufig 
gerstenfähig  machen. 

Die  Wintergerste  YcrtiUgt  einen  leichten  Boden  noch  relativ  gut, 
da  sie  von  der  Winterfeuchtigkeit  profitiert  und  von  dem  Begenfidl 
des  Sommers,  da  sie  zeitig  reift,  weniger  abhängig  als  Sommergerste 
ist,  doch  Tcrlangt  sie  ebenfalls  einen  erheblichen  Reichtum  an  Pflan- 
zennährstoffen, wenn  sie  hohe  Erträge  bringen  soll. 

Demnach  empfiehlt  es  sich,  die  Gerste  auf  folgenden  Boden- 
arten zu  kultivieren: 

1)  Reicher,  tiefer,  milder  Thon*  und  Aueboden ;  Weizenboden  I.EJ. 
Dieser  Boden  bringt  hohe  Erträge  und  Yorzttgliche  Komqualität 

2)  Humoser,  reicher,  milder  Lehmboden;  Qerstenboden  I.  Kl. 
Fttr  Gerste  aufs  Vorztlgliehste  geeignet. 

3)  Milder,  tiefer,  mei^liger,  frischer  Lehm  und  sandiger  Lehm; 
Gerstenboden  II.  Kl. 

Bei  relativ  geringen  Strohertj^en  stellt  sich  der  Komertrag 
nach  Quantität  und  Qualität  hoch. 

4)  Milder,  thoniger  oder  lehmiger  Humus-  und  Aueboden. 
Stroherträge  hoch,  doch  Komerträge  quantitativ  und  qualitativ 

wenig  befriedigend. 

5)  Leichter,  sandiger  Lehm  und  lehmiger  Sand;  Roggenboden 
L  Kl. 

Bei  Kultur  und  Mergelung  noch  fttr  kleine,  vierzeiligc  Gerste 
gut  geeignet 


DfiDgang. 

Der  Dflngungszustand  der  Ackerkrume  beeinflusst  bei  der  Gersten- 
knltur  sehr  wesentlich  die  Quantität  und  Qualität  der  Ernte,  nament- 
lich der  Braugerste,  welche  volle,  dtinnschalige,  an  Kohlehydraten 
also  an  Extrakt  reiche,  sowie  möglichst  gleichmässig  ausgereifte 
KOmer,  die  voraussichtlich  auch  gleichmässig  keimen,  liefern  soll. 
Eine  solche  Ernte  lässt  sich  nur  auf  einem  in  alter  Kraft  stehenden 
Boden  erzielen,  welcher  mit  leicht  aufnahmefähigen  und  sehr  gleich- 
mässig verteilten  Pflanzennährstoffen  erfüllt  ist,  deren  die  Gerste  bei 
ihrem  schnellen  Wachstum  und  ihrer  verhältnismässig  geringen 
Wurzel-  und  Blattentwickelung  zur  Produktion  möglichst  vollkomme- 
ner Körner  bedarf! 


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664  Besonderer  Teil. 

Diese  alte  Kraft  kann  durch  eine  frische  Stallmistdttngnng  nicht 
ersetzt  werden,  denn  letztere  lässt  eine  gleichmässige,  feine  Vertei- 
lung der  Nährstoffe  nicht  zu,  zersetzt  sich  nngleichmässig  and  führt 
der  vegetierenden  Pflanze  die  Nährstoffe  erst  zu,  wenn  ihr  Wachstom 
auf  der  Höhe  der  Entwickelang  angelangt  ist.  Die  Folge  hienron 
wird  ein  angleiches  Ausreifen  und  die  Verlängerung  dcir  Vegetations- 
periode sein,  wodurch  sich  die  Blattentwickelung  kräftiger  gestaltet, 
während  die  Körnerernte  quantitativ  und  qualitativ  vermindert  wird; 
auch  lagert  die  Gerste  leichter  und  nicht  selten  gelangen  auch 
Unkrautsamen  mit  in  den  Acker. 

Von  allen  Stalldüngern  wirkt  Schafmist  am  nachteiligsten,  weil 
sich  nach  ihm  die  Körner  sehr  ungleich  entwickeln,  eine  dunkle  Farbe 
und  dicke  Schale,  sowie  einen  im  Verhältnis  zu  den  Kohlehydraten 
zu  hohen  Eiweissgehalt  aufweisen. 

Weit  geeigneter  zur  Dtlngung  ist  dagegen  verrotteter  Eindvieh- 
mist,  der  keine  erhebliche  Gärung  im  Boden  mehr  durchzumachen 
hat,  namentlich,  sobald  derselbe  schon  im  Herbst  untergebracht  wird, 
also  die  Bodenpartikelchen  Gelegenheit  erhalten,  sich  nach  Möglich- 
keit mit  fertigen  Pflanzennährstoffen  zu  versehen. 

Den  Vorzug  verdienen  jedoch  unzweifelhaft  leicht  assimilierbare, 
sich  gleichmässig  und  schnell  im  Boden  verteilende  Dttnger,  und 
empfiehlt  sich  für  leichtere  Böden  hinreichend  zersetzter,  aus  mensch- 
lichen und  tierischen  Excrementen,  Kalk  etc.  bereiteter  Kompost,  der 
reich  an  fertiger  Pflanzennahrung  ist 

Nicht  minder  zusagend  ist  auch  eine  im  Herbst  gegebene 
schwache  Pfercbdüngung. 

Vorzüglich  wirken  auch  Kunstdünger,  namentlich  wenn  sie  als 
Kopfdünger  einer  schwächlichen  Saat  aufhelfen  sollen,  doch  darf 
gerade  bei  ihrer  Verwendung  nicht  ausser  Acht  gelassen  werden, 
dass  die  Gerste,  bei  verhältnismässig  kurzer  Vegetationszeit,  schon 
im  ersten  Drittel  derselben  den  grössten  Teil  der  Nährstoffe,  welche 
der  Boden  liefert,  aufnimmt,  also  in  dieser  Zeit  für  reichliche  Nah- 
rung zu  sorgen  ist,  wenn  die  Düngung  erfolgreich  sein  soll. 

Als  Stickstoffdünger  steht  der  Chilisalpeter  in  erster  Linie,  weil 
er  den  Pflanzen  zunächst  den  Stickstoff  in  der  zusagendsten  Form 
liefert,  wie  dies  aus  Versuchen  mit  kleiner  Gerste  in  Dahme^)  her- 
vorzugehen scheint,  denn  es  ei^ab  sich,  dass  Nitrate  die  vorzüglichste 
Wirkung  zeigten,  während  z.  B.  saures,  phosphorsaureß  Ammon,  wenn 
die  Zeit  und  die  Bedingungen  zur  Nitrification  nicht  vorhanden  sind, 
die  am  wenigsten  geeignete  Verbindungsform  des  Stickstoffs  ist,  also 
als  Kopfdüngung  nicht  verwandt  werden  sollte. 

Ferner  übertrifft  den  Chilisalpeter  kein  anderes  Düngemittel  an 


1)  Dr.  HäBselbarth,  Landw.  Versuchsst.  p.  894.  XX  1877  u.  XXI  1878. 

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Fmchtfolge  für  Gerste.  665 

Schnelligkeit  und  Intensität  der  Wirkung,  daher  er  ein  echter  Frtth- 
jahrsdttnger  ist,  weicher  den  Pflanzen  den  zum  kräftigen  Gedeihen 
und  zur  leichteren  Ueberwindung  der  Fährlichkeiten  des  späteren 
Wachsthums  so  nötigen  StickstoflF  liefert,  denn  bei  Mangel  an  dem- 
selben bleibt  die  Gerste  klein,  reift  vorzeitig  und  bringt  nur  geringen 
Ertrag  und  schmächtige  Kömer.  Seine  Anwendung  hat  jedoch  vor- 
sichtig zu  geschehen,  damit  nicht  Lagerfrucht  entsteht,  zumal  die 
Bestimmung  der  Quantität  auf  Schwierigkeiten  stösst,  z.  B.  kann  die- 
selbe Quantität  bei  günstiger  Witterung  zu  gross,  bei  ungünstiger  zu 
klein  sein,  und  wird  man  sich  am  besten  nach  dem  Düngungszu- 
stande des  Feldes  und  dem  Stande  der  Saat  richten.  Meist  gibt 
man  auf  stickstoffarmen  Böden  100 — 160  kg  Oliilisalpeter  p.  ha. 

Im  Allgemeinen  empfiehlt  es  sich,  den  Cbilisalpeter  erst  beim 
Eintritt  lebhafterer  Vegetation,  wenn  die  Gerstenpflanzen  drei  Blätter 
getrieben  haben  und  die  Bildung  der  nächsten  zwei  Blätter  nahe 
bevorsteht,  möglichst  zerkleinert,  recht  gleichmässig  zu  verteilen. 

Soll  jedoch  bei  einer  reichen  Stickstoffdüngung  nicht  die  Körner- 
bildung benachteiligt  werden,  so  fügt  man  dem  Chilisalpeter  auf 
phosphorsäurearmem  Boden  noch  hochgradige  Superphosphate  mit 
leicht  löslicher  Phosphorsäure  bei,  denn  die  Phosphorsäure  drängt 
auf  Samenbildung  und  gute  Komqualität  hin,  und  hebt  demnach  bei 
etwa  zu  stark  gegriffener  Stickstoffdüngung  die  nachteiligen  Folgen 
derselben  einigermassen  auf;  es  genügen  hierzu  100 — 200  kg  Super- 
phosphat  p.  ha. 

Ist  eine  Kopfdüngung  nicht  erwünscht,  dann  können  im  Herbst 
Knochenmehl  und  Superphosphat,  im  Frühjahr  Peruguano  in  Verbin- 
dung mit  Superphosphaten,  oder  aufgeschlossener  Guano  mit  Ammo- 
niak-Superphaten  in  Quantitäten  von  200—300  kg  p.  ha  eingestreut 
und  entweder  untergepflügt,  eingekrümmert  oder  nur  eingeeggt  werden. 


Fruehtfolge. 

Die  Gerste,  und  am  meisten  die  Braugerste,  beansprucht  einen 
mürben,  reichlich  mit  fertiger  Pflanzennahrung  versehenen,  unkrant- 
freien  Standort,  weshalb  gut  gedüngte  und  rationell  kultivierte  Hack- 
früchte auch  die  vortrefflichsten  Vorfrüchte  sind;  doch  weichen  sie 
in  sofern  von  einander  ab,  als  diejenigen  unter  ihnen,  welche  dem 
Acker  die  aufnahmefähigen  Nährstoffe  mit  grosser  Energie  entziehen, 
wie  die  Brach-  und  Mohrrüben,  sich  weniger  gut  als  die  Runkelrüben, 
namentlich  aber  die  Kartoffeln  und  Kohlrüben  zur  Vorfrucht  eignen. 


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666  Besonderer  Teil. 

Auf  den  guten  Gerstenböden  ist  anob  gedfLngter  Winterweizen» 
docb  besser  Winterroggen,  oder  aueb  Dinkel  eine  gute  Vorfraebt 

Jede  andere  Stellung  der  Gerste  in  der  Frnchtfolge  ist  nnsicberer 
nnd  teurer. 

Hervorzubeben  wäre  noeb,  dass  niemals  Tor  ihrer  Kultur  Stoppel* 
rttben  gebaut  werden  dürfen,  da  diese  den  Boden  an  den  leicbt  anf- 
nebmbaren  Näbrstaffen  derart  erseböpfen,  dass  die  Gerste  nach  ihnea 
hohe  Erträge  nicht  aufzubringen  yennag. 

Ffir  die  Wintergerste  sind  Grttnfntter,  Inkarnatklee,  Baps  etc. 
geeignete  Vorfrtlcbte. 

Im  Allgemeinen  erschöpft  die  Gerste  den  Boden  an  Pflanzen- 
näbrstoffen  in  weit  höherem  Grade  als  Wintergetreide  und  lässt  von 
allen  Halm-  und  Blattfrüchten  auch  die  geringsten  Mengen  an  Stoppel- 
und  Wurzelrttckständen  zurück,  so  dass  sie  als  sehr  schlechte  Vor- 
frucht, namentlich  für  anderes  Halmgetreide  angesehen  wird. 

Nach  unseren  in  Proskau  angestellten  Untersuchungen  bliebeo 
auf  sandigem  Lehmboden  bei  normal  stehender  zweizeiliger  Gerste 
bis  zur  Tiefe  von  26  cm  an  Stoppel-  und  Wurzelrttckständen  p.  ha 
zurück: 

2226.9  kg  Trockensubstanz,  25.7  kg  Stickstoff,  425.1  kg  Asche 
und  darin  an  13.5  kg  Phosphorsäure,  10.9  kg  Kali,  47.4  kg  Kalk^ 
6.2  kg  Magnesia,  6.2  kg  Schwefelsäure  und  3.9  kg  Natron. 

Aus  diesen  Gründen  folgt  nach  Gerste  am  besten  eine  stark 
gedüngte  Hackfrucht  oder  auf  gutem  Boden  Botklee,  doch  ist  m 
beai^hten,  dass  auf  sehr  reichem  Boden  die  zweizeilige  Gerste  leicht 
lagert  und  ein  Knie  macht,  d.  h.  das  unterste  Internodium  legt  sich 
dicht  an  den  Boden,  so  dass  z.  B.  eingesäeter  Botklee  darunter  leioht 
ersticken  kann. 


Bodenbearbeitnug. 

Die  Gerste  verlangt  einen  mürben,  unkrautfreien  Acker,  weshalb 
man  die  Pflugfnrchen  gern  vor  Winter  gibt.  Demzufolge  wird  nach 
Hackfrüchten  noch  im  Herbst  die  Ackerkrume  bis  zar  vollen  Tiefe 
gepflügt,  während  nach  Getreide  sofort  nach  der  Ernte  die  Stoppeln 
flach  umgebrochen,  später  nach  dem  Auflaufen  des  Unkrautes  geeggt 
und  kurz  vor  dem  Einfrieren  eine  zweite  tiefe  Furche  gegeben  wii^ 

Der  Acker  bleibt  nun,  mit  zweckmässig  gezogenen  Wass^- 
furchen  versehen,  über  Winter  in  rauher  Furche  liegen,  um  nach 
dem  Abtrocknen  im  Frühjahr  zunächst  geeggt  und  darauf  am  besten 
über  Kreuz  gegrubbert  zu  werden. 


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Aussaat  der  Gerste.  667 

Hierdmreh  erfilhrt  derselbe  niebt  nur  eine  vortreifliobe  Lockemng^ 
gondem  es  werden  aseh  die  Warzelunkräuter  an  die  Oberfläebe  ge- 
bracht, während  die  in  den  tieferen  Bodeuscbicbten  mbenden  Un* 
krantsamen  dort  verbleiben,  also  nicht  zum  Auskeimen  gelangen. 

Ausserdem  bewahrt  der  Acker  seine  zum  schnellen  und  gleieh- 
mässigen  Auskeimen  der  Samenkörner  notwendige  Feuchtigkeit  und 
die  Bestdlnng  kann  zeitiger  als  nach  einer  im  Frühjahr  gegebenen 
Pflngfiirche  geschehen. 

Kurz  Tor  der  Einsaat  wird  dann  glatt  geeggt  und  ev.  gewalzt 

Zur  Wintergerste  empfiehlt  sieh  entweder  eine  Brachbearbeitang, 
oder  es  wird  nach  rechtzeitig  abgeernteten  Vorfrüchten  die  Stoppel 
umgebrochen,  nach  dem  Auflanfen  des  Unkrautes  der  Acker  abgeeggl 
und  kurz  vor  der  Einsaat  eine  tiefe  Saatfurche  gegeben. 


Aussaat 


Die  Aussaatzeit  richtet  sich  im  Allgemeinen  nach  den  Wärme- 
zonen oder  der  Höhenlage  des  Landes,  demgemäss  für  die  wärmere, 
gemässigte  Zone  (34-*45<^  n.  und  s.  Br.),  in  welcher  vorwiegend  bläo- 
liche  Gerste  gebaut  wird,  die  zweckmässige  Aussaatzeit  in  den  Herbst 
mftd  nur  in  höheren  Gebirgslagen  in  das  Frühjahr  fällt,  während  in  der 
kälteren,  gemässigten  Zone  (45— 58^n.  und  s.  Br.)  die  zweizeilige  Gerste, 
seltener  die  vierzeilige  Sommergerste  gebaut  und  bei  Temperaturen 
zwischen  3.5— 9^0.  von  Mitte  März  bis  Mitte  Mai  und  die  vierzeilige 
Wintergerste  bei  10.5—16.5^0.  von  Ende  August  bis  Ende  September 
aasgee&et  wird.  In  der  subarktischen  Zone  (58—66^  n.  Br.)  gelangt 
die  vierzeilige  gemeine  Sommergerste  gemeinhin  erst  in  den  letzten 
Tagen  des  Mai  zur  Aussaat 

Innerhalb  dieser  Zonen  hängt  aber  die  zeitigere  oder  spätere 
Aussaatzeit  wiederum  von  mancherlei  Umständen  ab. 

Jedenfalls  hat  bezüglich  der  Braugerste  der  Grundsatz  zu  gelten, 
die  Einsaat  mögliehst  zeitig  zu  bewirken,  weil  dann  die  Gerste  weniger 
in's  Stroh,  also  stämmiger  wächst,  weniger  leicht  lagert  und  bei 
höherem  Komertrage  auch  eine  bessere  Komqualität  als  spät  gesäete 
in  Aussicht  stellt;  doch  anch  die  vierzeilige  Gerste  gedeiht  bei  früher 
Anssaat  besser,  wird  aber  durch  späte  Aussaat  bei  ihrer  kürzeren 
Vegetationsperiode  und  ihrem  geringeren  Wasserbedürfnis  weniger 
leicht  geschädigt. 

Nachtfröste,  welche  die  Gerste  in  nicht  zu  feuchten  Lagen  treffen, 
schaden  ihr,  zumal  wenn  sie  schon  das  dritte  Blatt  entwickelt  hat, 
weit  weniger  als  dem  Hafer,  nur  dadurch,  dass  ihre  Blattspitzen  er- 


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668  Besonderer  Teil. 

frieren,  wird  sie  in  der  Vegetation  etwas  znrtlckgehalten;  doch  ver- 
hält sie  sich  ganz  anders,  sobald  sie  anf  feuchtem,  zu  bind  igem  Boden 
längere  Zeit  einer  kalten  Witterung  ausgesetzt  ist,  in  diesem  Fall 
färbt  sie  sich  gelb,  kümmert,  und  dieser  nachteilige  Einfluss  in  der 
Jugend  gelangt  auch  später  durch  geringeren  Ernteertrag  zum  Aus- 
druck. 

Vorausgesetzt,  dass  der  Boden  vollständig  zur  Aufiiahme  der 
Saat  vorbereitet  und  die  Witterung  die  Aussaat  erlaubt,  wird  die- 
selbe um  so  zeitiger  erfolgen,  je  leichter  der  Boden  ist,  damit  die 
Gerste  noch  von  der  Winterfeuchtigkeit  Vorteil  ziehen  kann.  Doch 
hat  als  Regel  zu  gelten,  niemals  die  Gerste  einzuschmieren,  sondern 
das  Abtrocknen  des  Bodens  abzuwarten,  denn  das  Samenkorn  um- 
gibt sich  leicht  mit  einer  für  den  Sauerstoff  undurchdringlichen 
Kruste,  und  weil  mit  Wasser  imbibiert,  fault  es  aus  Mangel  an  Sauer- 
stoff leicht.  Ebenso  wird  das  Hervorspriessen  der  zarten  Blätt- 
chen durch  die  Krustenbildung  bebindert. 

Die  Feststellung  des  zur  Erzielung  einer  nach  Quantität  und 
Qualität  befriedigenden  Ernte  notwendigen  Saatquantums  ist  im  kon- 
kreten Falle  je  nach  der  Beschaffenheit  des  Klimas  und  Bodens,  so- 
wie nach  der  Art  der  Kultur,  der  Grösse  der  Saatkörner  etc.  zu 
treffen  und  können  hierfür  Recepte  nicht  gegeben  werden;  doch  ist 
als  leitender  Grundsatz  festzuhalten,  sich  namentlich  nicht  bei  der 
Braugerste  auf  das  Bestocken  zu  verlassen,  sondern  von  vornherein 
das  Saatquantum  so  hoch  zu  greifen,  dass  auch  ohne  starke  Be- 
stockung  ein  gentigend  dichter  Bestand  erzielt  wird,  weil  solche 
Pflanzen  gleichmässiger  wachsen  und  reifen,  auch  durchschnittlich 
vollkommenere  Körner  als  dünn  stehende  liefern,  die  sich  allerdings 
stärker  bestocken,  deren  secundäre  Schösslinge  sich  aber  ungleich- 
massiger  entwickeln,  wodurch  bei  ungünstiger  Frühjahrswitterung 
leicht  Zweisohürigkeit  entsteht. 

Im  Allgemeinen  ist  das  Saatquantum,  je  nach  der  Bodenkraft, 
den  klimatischen  Verhältnissen,  der  Kulturart,  der  Grösse  des  Saat- 
korns, dem  Habitus  und  der  Bestockungsfähigkeit  der  Sorte  etc.  be- 
trächtlichen Schwankungen  unterworfen. 

In  welchem  hohen  Grade  diese  letzteren  Faktoren  das  Saat- 
quantum beeinflussen  können,  soll  in  der  nachfolgenden  Saattabelle 
(S.  669)  zum  Ausdruck  gebracht  werden. 

Das  in  Poppeisdorf  auf  20  cm  Drillweito  aasgesäete  Saatquau- 
tum  erscheint  im  Allgemeinen  etwas  hoch  gegriffen,  doch  ist  daran 
zu  erinnern,  dass  nur  Samenkörner  von  sehr  hohem  absoluten  (Ge- 
wicht Verwendung  gefunden  haben. 

Zur  Vergleichung  diene  nachfolgende  Zusammenstellung  der 
Saatquanta,  welche  von  älteren  Autoren  herrühren,  so  gibt  Thaer 
2.5—3  hl,  Schwerz  3—3.9  hl,  Koppe  2.7—3.4  hl,  Burger  ^.5—3  hl, 


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Aussaat  der  Gerste. 


669 


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670 


Besonderer  TeiL 


Block  1.9-3  hl,  Hlubek  3—3.7  hl,  Schmalz  2.5-2.7  hl  und 
Sprengel  3.3—3.4  hl  bei  breitwttrfiger  Aussaat  als  anzuwendende 
Saatquanta  pro  ha  an.  Für  England  berechnet  sich  die  Saatmenge 
nach  A.  Young  auf  2.7,  3.6 — 4.8  hl  p.iia,  und  nach  Heuz^  in 
Frankreich  auf  reichem  Boden  auf  2.5—3  hl,  auf  weniger  gutem 
Boden  auf  3.5—4  hl  p.  ha. 

Von  den  Kulturarten  verdient  die  Reihensaat,  zumal  ftir  Brau- 
gerste, den  Vorzug,  denn  bei  verhältnismässig  geringem  Saatquantum 
fällt  der  Korn-  und  nicht  selten  auch  der  Strohertrag  höher  und 
die  Kornqualität*  besser  als  bei  Breitsaat  aus.  Femer  lagert  die 
Gerste  weniger  leicht,  und  zur  Verkrustung  neigende,  oder  ver- 
unkrautete Aecker  lassen  sich  bei  genügender  Reihenweite  mit  Hülfe 
der  Hackkultur  in  einer  dem  Gedeihen  der  Gerste  günstigeren  Be- 
schaffenheit erhalten. 

Noch  grössere  Vorzüge  würde  die  Dibbelsaat  aufweisen,  wenn 
nicht  die  Kulturkosten  zu  hoch  wären,  weshalb  sie  nur  zur  Erzeu- 
Zeugung  von  Saatgut  Beachtung  verdient. 

Wie  sich  die  Breit-,  Drill-  und  Dibbelsaat  betreffs  ihrer  Er- 
träge zu  einander  verhalten,  zeigen  die  im  Jahre  1871  durch  Wollny^) 
vorgenommenen  Versuche  mit  Annat-Gerste, 


Versuch  von  Wollny. 

Reihen- 

ent- 
femung. 

Aussaat- 
qaantam. 

kg 

Ernte  pro  ha  in  kg. 

Eöi 
Brutto 

•ner. 
Netto 

Stroh. 

Spreu. 

Breitsaat 

— 

180 

2004.0 

1824.0 

2S92.8 

440 

Drillsaat 

16.7  cm 

144 

2164.8 

2020.8 

2864.0 

422 

Dibbelsaat 

20.9  cm  im 
Quadrat 

18.6 

2028.0 

2009.6 

2421.0 

470 

Die  Entfernung  der  Drillreihen  richtet  sich  nun  nicht  allein 
nach  den  die  Vegetation  beeinflussenden  Faktoren,  sondern  auch 
darnach,  ob  während  der  Yegetationszeit  eine  Bearbeitung  stattfinden 
soll  oder  nicht,  denn  die  Pferdehacke  arbeitet  erst  bei  einer  Reihen- 
weite von  16  cnL  Im  Allgemeinen  schwanken  die  Drillweiten  zwi- 
schen 8  und  28  cm  und  werden  namentlich  solche  von  24— 28  cm 
häufig  in  England  angetroffen. 


1)  jQfum.  l  Landw.  1881,  pg.  498  ff. 


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Pflege  der  Gerste.  671 

Von  grosser  Wichtigkeit  ist  es  jedoch,  im  konkreten  Fall  durch 
kleine  Versncbe  die  pass^dsten  Drillweiten  festzustellen,  weil  durch 
letztere  die  Höhe  der  Erträge  bedeutend  beeinflusst  werden  kann, 
wie  z.  B.  nachfolgender  Versuch  mit  Chevalier-Gerste,  von  uns  auf 
sandigem  Lehmboden  in  Eldena  ausgeführt,  beweist: 

Ertrag  pro  ha  an: 


Korn 

Stroh 

Spreu 

Drillweite  2t>  cm    2128  kg 

2908  kg 

472  kg 

„         18   „     2156  „ 

2424,, 

400  „ 

„         13   „     2344  „ 

3080  „ 

440  „ 

Vor  dem  Eindrillen  ist  der  Acker  durch  Glatteggen  resp.  Walzen 
vdlständig  zur  Saat  herzurichten,  so  dass  nur  auf  den  bindigeren 
Böden  durch  Eggen  mit  leichten  schottischen  oder  Zickzack-Eggen 
quer  über  die  Drillreihen  letztere  besser  geschlossen  werden;  auf 
sehr  leichtem  Boden  walzt  man  nach  der  Einsaat  gern  mit  kanne- 
lierten oder  Bingelwalzen,  damit  die  Fläche  rauh  liegt,  also  weniger 
leicht  durch  starken  Regen  verschwemmt,  noch  durch  Wind  der  Sand 
Terweht  werden  kann. 

Die  Breitsaat  geschieht  am  vorteilhaftesten  und  gleichmässigsten 
mit  der  Säemaschine,  auch  ist  die  Aussaat  auf  die  rauhe  Furche  zu 
vermeiden,  weil  sich  nur  in  diesem  Falle  die  Tiefe  der  Unterbrin- 
gung einigermassen  gleichmässig  gestaltet. 

Auf  feuchterem  Boden  bringt  man  das  Saatkorn  mit  Hülfe  der 
Egge,  auf  trocknerem  durch  Krümmereggen  oder  Saatpflüge  unter, 
während  gewöhnliche  Pflüge  zu  vermeiden  sind,  da  deren  Tiefgang 
nicht  genügend  gleichmässig  ist,  auch  durch  dieselben  die  Arbeit 
verteuert  wird. 

In  allen  dksen  FäUen  sollte  jedoch  das  Fertigeggen  erst  statt- 
finden, nachdem  die  Gerste  ihre  Wurzeln  einige  Centimeter  lang  her- 
vorgetrieben hat  und  der  Graskeim  die  Schale  durchbridit,  wefl  dann 
durdi  nochmaliges  Eggen  das  aufgelaufene  Unkraut  vertilgt  und  eine 
etwa  vorhandene  Kruste  gebrochen  wird. 


Pflege. 

NaohdeM  -die  junge  Pflanze  die  Länge  eines  Fingers  erreicht 
hat,  ivalzt  man  noch  einmal  mit  kannelierten  oder  Ringelwalzen. 
Bterdurch  zerstört  nran  eine  etwa  gebildete  Kruste,  erschliesst  also 
den  Boden  der  Einwirkung  der  Atmosphäre  und   zertrümmert  die 


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672  Besonderer  Teil. 

Schollen.  Femer  wird  auch  der  Hanpttrieb  der  Pflanzen  etwas  ge- 
quetscht und  hierdurch  in  der  Entwickelung  ein  wenig  zurückgehalten, 
daher  die  Nebensprossen  zur  kräftigeren  Entwickelung  Zeit  gewinnen 
und  demzufolge  eher  gleichzeitig  mit  dem  Haupttrieb  reifen. 

Läuft  nach  dem  Walzen  noch  viel  Unkraut,  z.  B.  Hederich,  auf, 
so  ist  dasselbe  bei  breitwürfiger  Saat  vor  dem  Erscheinen  der  Aehren 
entweder  mit  der  Hand  oder  mit  der  Jätemaschine  zu  entfernen,  und 
gelangt  letztere  zur  Anwendung,  sobald  der  Hederich  die  Gerste 
überragt. 

Bei  der  Drillkultur  und  hinreichend  weiten  Drillreihen  hackt 
man  mit  der  Pferdehacke,  was  sich  bei  dem  schnellen  Wachstum 
der  Gerste  meist  nur  einmal  ausführen  lässt 

Durch  kalte  regnerische  Witterung,  kränkelt  die  junge  Gersten- 
pflanze sehr  leicht  und  nimmt  eine  gelbe  Färbung  an;  es  ist  dann 
an  der  Zeit  durch  kleine  Quantitäten  Chilisalpeter  als  Eopfdung  ihr 
Wachstum  zu  unterstützen. 

Einem  zu  üppigen  Wuchs,  der  Lagerkom  befürchten  lässt,  tritt 
man  am  besten  durch  rechtzeitiges  Schröpfen  entgegen. 

Die  Gerste  und  vorzugsweise  die  von  allen  Getreidearten  am 
zeitigsten  reifende  Wintergerste  leidet,  und  zwar  hauptsächlich  in 
der  Nähe  der  Gehöfte,  häufig  sehr  stark  durch  Sperlingsfrass,  weshalb 
man  sich  durch  Vertilgen  der  Sperlinge  und  Abhaltung  derselben 
durch  Schiessen  mögliebst  dieser  ungebetenen  Gäste  zu  erwehren  hat 


Ernte,  Ausdrusch  und  Aufbewahrung. 

Die  Gerste  ist  mähereif,  sobald  die  Kömer  die  charakteristische 
Farbe  der  Sorte  zeigen,  doch  noch  wachsweich  sind,  und  sich  die 
Aehren  gegen  den  Halm  neigen,  welcher  letztere  schon  seine  grüne 
Farbe  verloren  hat,  aber  noch  nicht  vollständig  ausgetrocknet  ist. 

In  diesem  Stadium  gemäht,  zeichnen  sich  die  Körner  durch 
Feinschaligkeit  und  gute  Qualität  aus,  ohne  eine  Ertragsverminde- 
rung zu  erfahren,  während  sich  bei  längerem  Verbleiben  auf  dem 
Halm,  also  in  der  Vollreife,  die  Schale  des  Kornes  verdickt,  auch 
durch  Wind  die  zerbrechlichen  Spindeln  der  vierzeiligen  Gerstensorten 
leicht  zerschlagen  werden  und  bei  den  zweizeiligen  Gerstensorten  die 
Aehre  durch  Knicken  des  Halmes  dicht  unter  derselben  leicht  abbricht 

Im  wärmeren,  gemässigten  Klima  erfolgt  die  Ernte  im  Mai  oder 
Juni,  im  kälteren  Ende  Juli  bis  Anfang  August,  und  in  der  subark- 
tischen Zone  Ende  August 


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Ernte,  Ausdrusch  und  Aufbewahrung  der  Gerste.  673 

Im  Süden  Europas  und  auch  in  Sttddeutschland  geschieht  das 
Mähen  meist  mit  der  Sichel,  in  den  nördlichen  Ländern  entweder 
mit  der  Gestellsense  oder  der  Mähemaschine.  ^ 

Da  nun  die  in  der  sog.  „Gelbreife"  gemähte  Gerste  noch  viel 
Feuchtigkeit  enthält,  lässt  man  sie  zunächst  im  Schwad  trocknen, 
bis  der  grösste  Teil  der  Feuchtigkeit  verdunstet  ist,  meist  wird  sie 
dann  aufgebunden  und  wenn  die  Körner  erhärtet  sind,  eingefahren. 

Feucht  eingebrachte  Gerste  nimmt  sehr  bald  einen  multrigen 
Geruch  und  eine  rötliche  durch  Pilzbildungen  erzeugte  Farbe  an, 
ein  Zeichen,  dass  eine  lebhafte  Zersetzung  stattfindet,  durch  welche 
die  Qualität  des  Kornes  und  Strohes  erbeblich  geschädigt  werden 
kann.  Ebenso  leidet  auch,  bei  der  stark  hjgroscopischem  Eigenschaft 
des  Strohes,  die  Gerste  durch  Beregnen  und  wächst  schliesslich, 
wenn  auch  nicht  leicht,  aus,  weshalb  konstantes  Emtewetter,  nament- 
lich iUr  die  Einerntung  der  Braugerste,  sehr  wesentlich  ist.  Bei 
sehr  günstiger  Witterung  kann  sie  nach  3—4  Tagen,  in  der  Regel 
nach  5—6  Tagen,  eingebracht  werden. 

Wird  die  Gerste  im  Schwad  durch  Regen  getroffen,  so  lüftet 
man  die  Schwade,  um  die  vom  Regen  zur  Erde  niedergeschlagenen 
Aehren  an  die  Luft  zu  bringen,  mit  dem  Rechenstiele  oder  der  Gabel. 
Dieses  Verfahren  reicht  meist  zum  Abtrocknen  aus  und  wird  hierbei 
das  Stroh  weniger  geknickt  und  zerbrochen  als  beim  Umkehren  der 
Schwade,  durch  welches  Verfahren,  wenn  es  öfters  wiederholt 
werden  muss,  das  Stroh  so  weich  wird,  dass  sich  die  Aehren  an 
den  Boden  legen  und  die  Körner  bei  feuchter  Witterung  aus- 
wachsen. 

In  Ländern  mit  feuchter,  kühler  Witterung,  z.  B,  in  England, 
Dänemark,  Nord-Deutschland  etc.  wird  die  zweizeilige  Gerste,  nach- 
dem sie  einige  Tage  im  Schwad  getrocknet  hat,  mit  dem  eignen 
Stroh  in  Garben  aufgebunden  und  zum  weiteren  Austrocknen  in  sog. 
Hocken  oder  Stiegen  aufgestellt.  In  Ländern  mit  günstigerer  Ernte- 
Witterung,  in  denen  auch  gemeinhin  die  Gerste  im  Stroh  kürzer 
bleibt  und  letzteres  leichter  bricht,  bindet  man  mit  Wintergetreide- 
stroh oder  Weidenruten.  In  Süd-Deutschland  lässt  man  sie  in  der 
Regel  im  Schwad  vollkommen  trocknen  und  bringt  sie  dann  auf 
kleine  Haufen,  welche  auf  mit  Emtetüchem  ausgeschlagenen  Wagen  ein- 
gefahren werden;  zuweilen  wird  sie  auch  wie  der  Dinkel  in  sog. 
Kapellen  zum  Trocknen  angestellt  und  kurz  vor  dem  Einfahren  ge- 
bunden. 

Die  Aufbewahrung  geschieht  am  besten  in  den  feuchteren  Kli- 
maten  in  Scheunen,  da  die  Qualität  der  Gerste  in  den  Feimen  sehr 
leicht  leidet. 

Der  Ausdrusch  erfolgt  entweder  mit  der  Dreschmaschine  oder 
dem  Dreschflegel.  Durch  letzteren  werden  die  geringsten  Procentsätze 

Ko  er  nicke  u.  Werner,  Handb.  d.  Getreideban'i.  II.  43 


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674 


Besonderer  Teil. 


keimnngsunfähiger,  zerschlagener  Kömer  erzielt,  dafür  ist  aber  diese 
Arbeit  erheblich  teurer. 

Beim  Maschinendrusch  zerschlagen  die  mit  Schlagleisten  ver- 
sehenen Maschinen  mehr  Kömer  als  die  Stiftenmaschinen,  doch  wer- 
den durch  letztere  mehr  Aehren  abgerissen,  die  entweder  noch  ein- 
mal die  Maschine  passieren  müssen  oder  mit  dem  Flegel  abzadreschen 
sind. 

Die  unteren  Teile  der  Grannen,  wenn  sie  trotz  des  Drasches 
an  den  Kömern  verblieben  sind,  werden  zur  Herstellung  einer  guten 
Verkaufsware  entweder  mit  dem  Flegel  nachträglich  abgedroschen 
oder  mit  Bfllfe  einer  Maschine  entfernt. 

Ein  vorzüglicher  Gerstenentgranner  ist  die  Hensmann'sche  Hand- 
dreschmaschine, welche  bei  richtiger  Stellung,  ohne  Verletzung  der 
Kömer,  alle  Grannen  abschlägt  und  5—6  hl  Kömer  in  der  Stunde 
entgrannt. 

In  England  und  Nord-Frankreich  wendet  man  eine  eigene  für 
diesen  Zweck  bestimmte  Maschine,  den  Grannenbrecher  von  Garret,  an. 

In  Ländern  mit  trocknem  Klima  ist  dieses  Entgrannen  nicht 
nötig,  da  die  Grannen  spröder  sind  und  leichter  abbrechen. 

Die  Herstellung  einer  staub-  und  unkrautfreien  Verkaufsware 
ist  ferner  im  hohen  Grade  zu  beachten,  sowie  auch  bei  den  Brau- 
gersten das  Entfemen  aller  Schmachtköraer  und  der  beim  Drusch 
zerschlagenen  Körner,  welche  unter  Umständen  bis  10  Proc.  betragen 
können.  Demnach  empfiehlt  es  sich,  die  letzte  Reinigung  der  Brau- 
gerste auf  Getreidesortiermaschinen  vorzunehmen. 


Erträge  und  Nahmngsbestandteile. 

Die  Gerste  bringt  an  Körnem  und  Sttoh  nachfolgende  Erträge 
pro  ha  auf: 

Ertragstabelle. 


Korn  in 

hl. 

Stroh  in  kg. 

Volumen- 

ä 

1 

1 

0 

1 

1 

gewicht 
pro  hl 
in  kg. 

Wintergerste 

28 

88 

87 

1840 

6000 

2600 

62-72 

Zweizeilige  Gerste  .... 

11 

96 

26 

1200 

4860 

2200 

62—78 

Vierzeilige  Sommergerste    . 

10 

32 

18 

1000 

2000 

1600 

60-64 

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Erträge  und  Nahrangsbestandteile  der  Gerste. 


675 


Der  Mittelertrag  aller  an  der  Gerstenknltar  teilnehmenden  Länder 
stellt  sich  anf  20  hl  ä  64  kg  =  1280  kg  Korn  und  1800  kg  Stroh. 

lieber  das  Verhältnis  der  Körner  zum  Stroh  bei  den  wichtig- 
sten Gerstenvarietäten  gibt  nachfolgende  Tabelle  Auskunft,  und  basieren 
die  darin  angeführten  Zahlen  auf  unseren  in  Poppeisdorf  angestellten 
Untersuchungen. 

Tabelle  fiber  das  Verhältnis  der  Körner  zum  Stroh 
(excl.  Stoppeln). 


Mittlere 


Varietät: 


Halm- 
länge. 

cm 


Blatt- 
zahl pro 
Halm. 

Stück 


Aehren- 
länge. 

cm 


Früchte 
in  einer 
Aehre. 


Stück 


Gewichts- 
procente. 


Eom 
Proc. 


Stroh 
Proc. 


Sechszeilige  Wintergerste  . 

Sechszeilige  Sommergerste 

Yierzeilige  Wintergerste    . 

Yierzeilige  Sommergerste  . 

Yierzeilige  blänliche  Som- 
mergerste  (ooemlescens) 

Yierzeilige  nackte  Gerste 
(coeleste) 

Zweizeilige  Gerste    .    .    . 

Zweizeilige  nackte  Gerste 
(nadam) 


103 

67 

121 

78 

65 

78.6 
92 

76 


4.5 
4.1 
4.6 
4.2 

4.8 

4.8 
4.4 

4.0 


6 
5.6 

8 
8 

6.4 

8 
11 


70 
54 
55 

58 

40 

60 
30 

20 


56 
60 
54 
56 

62 

48 
49.5 

52 


44 
40 
46 
44 

48 

52 
50.5 

48 


Diese  Zahlen  stimmen  in  überraschender  Weise  mit  den  von 
Ha X ton  aufgestellten  überein,  wie  nachfolgende  Uebefsicht  zeigt: 

Zweizeilige-    yierzeilige-    sechszeilige  Gerste 

Koni 45.4  Proc.  59.9  Proc.       51.0  Proc. 

Halme    und   Blätter    (luft- 
trocken)     38.1    ,3 

Aehrenspindel  und  Grannen       6.6    ,. 
Stoppeln  und  Wurzeln  .    .        9.9    „ 

Selbstverständlich  wird  in  feuchten  Elimaten  das  Gewichtsver- 
hältnis  des  Strohes  zum  Eom  grösser  sein  als  in  trocknen. 

Block  1)  nimmt  an,  dass  die  grosse  Gerste  nur  auf  ganz  ange- 
messenem Boden  in  7  Jahren  6  vollkommene  Ernten  und  die  kleine 
sogar  in  5  Jahren  nur  4  mittelmässige  Ernten  bringt. 

Im  kälteren,  gemässigten  Klima  ergeben  sich  für  diejenigen 
Böden,  auf  denen  erfolgreich  Gerste  gebaut  werden  kann,  nachfol- 
gende Erti%e: 


38.0 
5.7 
5.4 


32.0 

5.0 

12.0 


1)  Mitteilungen  landw.  Erfahrungen  Bd.  I,  T.  68  und  78.  1887. 


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676 


Besonderer  Teil. 


1)  Reicher,  tiefer,  milder  Thon-  und  Aueboden.   Weizenboden  I.  KL 
35-44  hl  =  2240— 2816  kg  Korn,   3850-4860  kg  Stroh   p,  ha. 

2)  Hnmoser,  reicher,  milder  Lehmboden.    Gterstenboden  L  Kl. 
33—40  hl  =  2022-2560  kg  Korn,  3300—4000  kg  Stroh  p.  ha. 

3)  Milder,  tiefer,  mergliger,  frischer  Lehm* und  sandiger  Lehm. 
Gerstenboden  II.  Kl. 

26-33  hl  =  1664—2022  kg  Korn,  2600-3300  kg  Stroh  p.  ha. 

4)  Milder,  thoniger  oder  lehmiger  Hamas-  und  Aaeboden. 
26—33  hl  =  1664—2022  kg  Korn,  2860-3630  kg  Stroh  p.  ha. 

5)  Leichter  sandiger  Lehm  und  lehmiger  Sand.  Boggenboden  I.  Kl. 
22-26  hl  =  1408-1664  kg  Korn,  1980-2340  kg  Stroh  p.  ha. 
Die  Gerste  enthält  an  Nahrungsbestandteilen  (verdaulichen  und 

unverdaalichen): 


Trocken- 

N-halt. 

Fett. 

N-freie 

Holz- 

Asche. 

im  Korn: 

substanz. 

Substanz. 

Substanz. 

fEtser. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

MiBimum 
Maximum 
Mittel 

8S.1 

88.7 
86.9 

a8 

16.7 
12.1 

1.8 
2.9 
2.1 

61.3 
69.8 
66.0 

2.8 

8.2 
6.1 

1.8 
4.4 
2.6 

im  Stroh: 

Minimum 
Maximum 
Mittel 

85.1 
90.8 
86.7 

2.6 

5.4 
8.6 

1.4 
2.8 
1.9 

31.8 
85.7 
82.1 

87.0 
52.8 
42.0 

6.4 
7.8 
7.1 

in  der  Spreu: 

MiUel 

85.8 

3.1 

1.5 

88.5 

80.8 

12.4 

Der  mittlere  Procentgehalt  an  Terdanlicben  Nährstoffes  betittgt 
nach  E.  Wolff : 


Eiweiss 

Kohle- 
hydrate 

Fett 

Nähr- 
stoffver- 
haltnis 
wie  1  : 

Geldwert  p.  100  kg  in  UKi 

1  kg  Eiweiss         ä  40  ^ 
1  „  Fett              „  40  „ 
1  „Kohlehydrate,,    8  „ 

im  Eom 
„   Stroh 

8.0 
1.8 

58.9 
40.6 

1.7 
0.5 

7.9 
82.2 

8.60 
8.96 

Durchschnittlich  erhält  man  ans   100  kg  Qerste  68.6  kg  Mehl, 
18.4  kg  Kleie  und  13  kg  Wasser. 

Die  Kleie  kann  aber,  je  nach  dem  Oewichtsprocent  an  vor- 


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Benutzung  der  Gerste.  677 

handenen  Spelzen,  in  sehr  hohem  .Grade  schwanken,  denn  während 
die  nackten  Gersten  nnr  3 — 4  Proc.  Holzfaser  enthalten,  beziffert 
sich  dieselbe  bei  den  beschälten  um  das  Zwei-  bis  Vierfache  höher. 
Da  nun  offenbar  der  Wert  der  bespelzten  Früchte  auch  von  dem 
Gewichtsverhältnisse  'zwischen  den  Spelzen  und  der  von  diesen  ein- 
geschlossenen nackten  Frucht  abhängig  ist,  so  mögen  die  von  Horky 
und  Klose  gefundenen  Gewichtsprocente  der  Spelzen  einiger  Gersten- 
sorten hierunten  eine  Stelle  finden,  doch  stammen  die  Angaben  über 
die  Varietät  der  dort  angeführten  Sorten  von  uns,  und  sind  gemacht, 
um  das  Verhalten  der  verschiedenen  Varietäten  zu  einander  bezüg- 
lich der  Beschaffenheit  ihrer  Fruchtschale  zu  zeigen. 

Gewichtsprooent 
der  Spelzen 

1.  Gerste   aus   Schweden  (wahrscheinlich  B.  dist.  nutans)      7.18 

2.  Gerste  aus  Oestr.-Schle- 

sien (  „  „     „         „    )      8.16 

3.  Gerste   aus  Australien  (  „  „     „        ,,    )      8.17 

4.  „        „    Baiem  .    .  (  „  „     „         „    )      8.95 

5.  Imperial  -  Gerste     aus 

Böhmen (wahrscheinl.  H.  dist.  erectum)      7.84 

6.  Gerste  a.  Württemberg  (wahrscheinlich  H.  v.  pallidum)    10.05 

7.  „      „  Russland .    .  (  „  „    „  )    10.38 

8.  Wintergerste  aus  Würt- 

temberg   (  „  „   „  )    10.63 

9.  Wintergerste  a.  Ungarn  (  „  „   j,  )    12.54 

10.  Gerste  aus  Spanien    .  (wahrscheinl.  H.v.coerulescens)    10.94 

11.  „         „   Aegypten  .  (         „  „  „  „         )    12.00 

12.  „         „   Griechenl.    (         „  „  „       •    „         )    14.86 

Die  Schwankungen  innerhalb  der  Sorten  betragen  hiemach  mehr 
als  das  Doppelte,  und  besitzen  die  feuchteren  Gegenden  entstammen- 
den Sorten  der  Varietäten  H.  dist.  nutans  und  erectum  das  geringste 
Spelzengewicht,  die  Sorten  der  Varietät  H.  v.  coerulescens  aus  der 
wärmeren,  gemässigten  Zone  das  grösste,  und  die  zu  H.  v.  pallidum 
gehörigen  Sorten  ein  mittleres  Spelzengewicht. 


Benntziing. 


Zur  Herbeiführung  einer  den  realen  Verhältnissen  möglichst 
Rechnung  tragenden  Anschauung  über  die  Benutzung  der  Gerste  in 
den  verschiedenen  Ländern  empfiehlt  es  sich,  die  Gesammtproduktion 


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678 


Besonderer  Teil* 


an  Gerste,  sowie  ihre  Produktion  nnd  Eonsnmtion  pro  Kopf  (ier  Be- 
vMk^rang  zn  erheben,  wie  dies  in  nachfolgender  Zasammenstellnng 
geschehen  ist: 


Land: 


Produktion 

des  Landes 

|in  Millionen 

Hektoliter. 


Rassland 

Deutschland 

England 

Oesterreich-Üngam 

Spanien 

Frankreich 

Vereinigte  Staaten 

Canada 

Dänemark 

Skandinavien 

Rumänien 

Aeffypten 

Italien 

Schweiz 

Niederlande 

Belgien 

Portugal 

Griechenland 

Australien 


48.5 

85.1 

88.6 

26.4 

20.0 

18.0 

10.8 

9.8 

7.7 

6.4 

6.3 

8.9 

8.4 

1.5 

1^ 

1.8 

0.9 

0.8 

0.2 


Pro  Kopf  der  Be- 
YÖlkerung: 

Produktion.  JEonsumtion* 

hl 


0.6 

0.8 

1.0 

1.8 

1.2 

0.5 

0.2 

2.1 

4.8 

1.6 

1.8 

0.8 

0.18 

0.7 

0.4 

0.25 

0.44 

0.4 

0.1 


0.57 

0.9 

1.8 

0.8 

1.2 

0.5- 

0.2 

? 

? 

1.4 
0.8 
0.8 
0.13 

? 
0.6 

? 

? 

? 
0.1 


Die  gesammte  Gerstenproduktion  beträgt  annähernd  270  Mil- 
lionen Hektoliter,  von  denen  in  Europa  und  Amerika  ca.  60  Millio- 
nen Hektoliter  verbraut  werden,  und  beteiligen  sich  die  nachstehen- 
den Länder  daran  wie  folgt: 

Grossbritannien  und  Irland  mit  20  Millionen  hl 

Deutsches  Reich   .    .    .    .    ,    19  „  ti 

Oesterreich-Üngam   .    .    .    „      6  „  „ 

Amerika «5  „  „ 

Belgien „      3.5  „  , 

Frankreich ,      3.5  „  „ 

Russland »      1-0  ,  „ 

Niederlande „      0.7  „  „ 

Dänemark     .......      0.5  ^  „ 

Schweden  und  Norwegen  .    ;,      0.5  „  , 

Schweiz „      0.3  ;,  „ 

Die  beste  Braugerste  liefern  Sorten  der  Varietäten  Hordeum 
distichum  nutans  und  erectnm,  doch  ist  hierbei  zu  bemerken,  dass 
ein  Gemenge  dieser  Varietäten  nicht  yermalzt  werden  dar(  da  die 
Kl^rner  von  H.  d.  erectum  etwas  langsamer  keimen. 


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Benatsnmg  der  Gerste.  579 

Bei  der  Auswahl  der  Braugerste  ist  das  Hauptgewicht  auf  die 
Beschaffenheit  des  Mehlkörpers,  des  Keimlings  nnd  der  Spelzen  za  legen. 

Beim  Keimen  des  Kornes  wird  aas  dem  Eiweiss  des  Mehl- 
körpers Diastase  erzeugt,  die  ihrerseits  das  Stärkemehl  desselben  in 
Dextrirf  nnd  Zucker  umwandelt,  worauf  der  Hauptsache  nach  der 
Brauprocess  beruht,  und  ist  diejenige  Braugerste  die  beste,  welche 
sich  bei  nicht  zu  hohem  Eiweissgehalt  durch  einen  möglichst  hohen 
Stärkegehalt  auszeichnet. 

Erfahrungsgemäss  wird  ein  mittlerer  Eiweissgehalt  der  Gerste 
von  10.5  Proc.  für  hinreichend  zur  sicheren  Erzeugung  eines  guten 
Bieres  betrachtet,  und  lieferte  eine  grössere  Anzahl  Analysen  von 
Reischauer^)  nachfolgende  Procentsätze  an  Reservestoffen: 

In  100  Teilen  Trockensubstanz  fanden  sich: 

Eiweiss  Asche  Phosphorsäure  Kiesels'äare  Eisenoxyd  Kalkerde 

Max.            17.85     3.34           1.145             0.845  0.0694  0.151 

Min.              8.00  2.12           0.614             0.460  0.0019  0.043 

Mittel          10.804  2.799         0.902             0.641  0.0200  0.068 

Die  äusseren  Merkmale  einer  guten  Braugerste  kennzeichnen 
sich  durch  ein  möglichst  schweres  Volumengewicht,  denn  dasselbe 
setzt  auch  ein  hohes  absolutes  Gewicht  der  Kömer,  einen  bedeuten- 
den Stärkegehalt  und  Feinschaligkeit  voraus.  Ferner  soll  das  Korn 
bauchig,  voll,  gleich  gross,  im  Innern  .weiss,  mehlig  und  nicht  glasig  sein. 

Bei  Beurteilung  der  Braugerste  ist  sie  auf  ihre  Keimfähigkeit 
zu  prüfen  und  gelten  als  äussere  Zeichen  guter  Keimfähigkeit  eine 
hell-  oder  lichtgelbe  Farbe,  doch  gestattet  dieselbe  keinen  sicheren 
Schluss  auf  die  Keimfähigkeit,  denn  es  lässt  sich  dieselbe  auch 
durch  künstliches  Bleichen  mittels  Schwefeldampf  herstellen;  zu  dem 
Zweck  feuchtet  man  die  Gerste  an,  bringt  sie  auf  eine  Darre  und 
lässt  sie  hier  langsam  bei  Schwefeldämpfung  trocknen  und  bleichen. 
Die  Feuchtigkeit  und  das  nachherige  Dämpfen  bewirken  Anschwel- 
lung der  Gerste  nnd  geben  ihr  ein  volleres  Aussehen.  Gleichzeitig 
wird  die  dunkle  oder  gar  schon  schwärzliche  Farbe  der  einzelnen 
Kömer  in  die  hellgelbe,  welche  schöner  Gerste  eigen  ist,  verwandelt. 
Die  Keimkraft  der  Gerste  erleidet  durch  einen  solchen  Bleichprocess 
keinen  Abbmch,  doch  wird  verdorbene,  nicht  mehr  keimfähige  Gerste 
zu  besserem  Ansehen  gebracht. 

Femer  ist  sich  feucht  anfllblende  und  dumpfig  riechende  Gerste 
wegen  mangelhafter  Keimfähigkeit  zur  Malzbereitung  untauglich; 
doch  darf  ausgewachsene  Gerste  nicht  ohne  weiteres  vei-worfen  wer- 
den, da  ein  geringer  Procentsatz  auf  dem  Halm  gewachsener 
Körner  nur  wenig  schadet. 


1)  Zeitsohr.  f.  d.  gesammte  Brauwesen.  4.  Jahrg.  1881.  Nr.  15,  p.  853—363. 

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680  Besonderer  TeiL 

Halbe  Körner  dürfen  sich  dagegen  nicht  in  «der  Gerste  finden» 
weil  sich  die  keimlosen  Eomhälften  der  Vermälznng  entziehen,  und 
bei  zahlreichem  Vorhandensein  zur  Schimmelbildnng  führen. 

Schliesslich  soll  die  Gerste  frei  von  Unkrantsamen  sein,  denn, 
obwohl  dieselben  einen  nachteiligen  Einfluss  auf  die  Bierbereitung 
nicht  haben,  führen  sie  doch  zu  Geldverlust. 

Ausser  zur  Bierbereitung  werden  erhebliche  Quantitäten  Gerste 
zur  Malzbereitung  für  die  Brennereien  verwandt. 

In  den  Ländern  der  wärmeren  Zone  ersetzt  die  Gerste  den 
Hafer  als  Pferdefntter,  wie  in  Spanien,  Süd-Italien,  Nord-AMka, 
Klein-Asien  etc.,  und  in  der  kälteren  gemässigten  Zone  ist  sie  ein 
den  Schweinen  und  dem  Bindvieh  sehr  zusagendes  Futter. 

Das  Gerstenmehl  liefert  ein  schwach  rötliches,  trockenes,  hartes, 
fades,  schlecht  aufgehendes  und  wenig  schmackhaftes  Brot,  das  sich 
jedoch  durch  Beimischung  kleberreicher  Mehlsorten,  z.  B.  des  Weizens 
zu  25 — 33—66  Proc.  wie  im  Elsass,  sehr  wesentlich  verbessern  lässt. 
Das  Gerstenbrot  hat  sich  in  West-  und  Mitteleuropa  nur  wenig  erhalten 
und  ist  dem  Weizen-  und  Roggenbrot  gewichen,  doch  liegt  dies 
anders  für  den  Norden  Europas,  wo  namentlich  in  der  subarktischen 
Zone  noch  hauptsächlich  Gerstenbrot  genossen  wird,  weshalb  man  hier 
die  Gerste  auch  schlechtweg  „Korn""  nennt. 

Das  Gerstenmehl  ist  zwar  reich  an  ProteYnstoffen,  doch  arm  an 
gutem  Kleber  und  wie  folgt  zusammengesetzt: 

Gerstenmehl 
fein  grob 

Proteinstoflfe      13.0  Proc.    14.4  Proc. 

Zucker  3.2      ;,         3.0      „ 

Gummi  6.7      „  6.3      „ 

Fett  2.2      „  2.2      , 

Stärke  59.9      „       60.1      , 

Wasser  15.0     „       14.0     „ 

Einer  sehr  allgemeinen  Verwendung  erfreut  sich  femer  die 
Gerstengrütze  und  Graupe. 

Das  Gerstenstroh  ist  weich  und  verhältnismässig  nährstoffreich, 
weshalb  es  gern  als  Häcksel  oder  Langfutter  dem  Rindvieh  gereicht 
wird,  während  die  Gerstengrannen  ein  gesundheitsschädliches  Futter- 
mittel sind,  da  sie  bei  Schafen  und  Rindern  schwere  Erkrankungen 
und  selbst  den  Tod  herbeiführen  können.  Die  Gerstengrannen  ver- 
mögen nämlich  die  Schleimhäute  des  Yerdauungskanals,  und  nament- 
lich des  Blättermagens  zu  durchdringen,  was  Entzündung  und  Ver- 
dauungsstörung zur  Folge  hat,  auch  setzen  sie  sich  in  den  Darmfalten 
zu  grösseren  Ballen  fest,  und  behindern  die  Fortschaflfung  der  Kot- 
massen. 


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Hafer. 

Avena  sativa  L. 

Einteilung. 
Unterart:  Ayena  satiya  patnla  AI.     Rispenhafer. 

Varietät:  Avena  sativa  mntica  AI. 

Unbegrannt;  Spelzen  blassgelblich. 

Sorten: 

Oderbruch-Hafer.  O 

Eispe :  blassgelb,  ausgebreitet,  mittellang  (24  cm),  reichsamig,  240 
Scheinfrüchte ;  Aehrchen  2-kömig,  Klappen  blassgelb,  2.5  cm  lang,  0.7  cm 
breit.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  mittellang  und  kräftig  (125  cm  hoch,  0.4  cm 
dick),  steif.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  kurz,  schön,  voll  (grosses  Korn 
16  mm  lang,  3V2  nim  breit,  kleines  12  mm  lang,  3  mm  breit,  267  Schein- 
früchte =  10  gr);  feinschalig,  Gewichtsprocent  der  Spelzen  23Proc.  vom 
Korn.  Sehr  frühref,  in  105  Tagen  reifend;  ertragreich;  Scheinfrüchte 
nicht  leicht  ausfallend;  widerstandsfähig  gegen  Lagern.  Für  reichen 
Boden  geeignet. 

Bezugsquelle:  Haage  &  Schmidt,  Erfurt.  * 

.Warthebrachhafer.  © 

Bispe:  ausgebreitet,  kurz,  reichsamig;  Aehrchen  2-,  zuweilen  3-kör- 
nig;  Klappen  blassgelb,  bis  3  cm  lang,  0.6  cm  breit.  —  Stroh:  grünlich- 
gelb, blattreich,  weich,  feinhalmig,  ziemlich  kurz.  —  Scheinfrucht:  gelb, 
lang,  spitz,  schmal  (grosses  Korn  2  cm  lang,  0.8  cm  breit,  kleines  1.6  cm 
lang,  0.25  cm  breit),  leicht,  Schale  mittelfein,  100  gr  enthalten  74.2  gr 
Früchte,  25.8  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  Bestookung  mittelstark,  2.5  Schösslinge, 
sehr  zeitig  schossend  und  blühend;  Halm  100  cm  (Max.  120  cm)  lang, 
0.35  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  21  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche 
134.4  qcm,  Halmfläche  105  qcm,  G-esammtfläche  239.4  qcm. 

fVühhafer  in  113  Tagen  reifend;  Bispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang, 
mit  180  Scheinfrüchten,  von  denen  1  494  000  auf  1  hl  (=  41.5  kg) 
entfallen. 


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682  Besonderer  Teil. 

Auf  1  qm  wachsen  1500  Halme  oder  600  Pflanzen,  mithin  betrftgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  16.6  qcm,  die  Blattfläohe  p.  qm  Bodenfläche 
36  qm  nnd  das  Saatqnantnm  5.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  290  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  151  gr. 

Dieser  Hafer,  der  fast  rostfrei  bleibt  und  nicht  leicht  lagert,  em- 
pfiehlt sich  für  sehr  humose,  feuchte  Böden  und  selbst  für  Torfboden. 

Probsteier-Hafer.  0 

Eispe:  ausgebreitet,  reichsamig,  lang;  Aehrchen  2-kömig;  Klappen 
gelb  (2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh :  gelb,  kräftig,  fest,  blattreich, 
mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  selten  begrannt,  länglich,  ziemlich 
voll,  grosses  Korn  1.5  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines  1.1  cm  lang,  0.3  cm 
breit.  Schale  mittelfein,  100  gr  enthalten  71.5  gr  Früchte,  28.5  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün;  Bestockung  stark,  3  Schösslinge,  mittel- 
Mh  schossend  und  blühend.  Halme  120  cm  (Max.  145  cm)  lang,  0.4  om 
dick,  Blattzahl  5.2,  Blätter  21.4  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfiäche 
200.3  qcm,  Halmfläche  144  qcm,  Geeammtfläche  344.3  qcm. 

Frühhafer  in  113  Tagen  reifend,  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit  250 
etwas  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  479  000  auf  1  hl 
(=  43.5  kg)  gehen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  333  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  30  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
34.4  qm  und  das  Saatquantum  3.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  508  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  276  gr. 

Dieser  Hafer  eignet  sich  vortrefflich  für  feuchte  Klimate,  Lehm- 
und  sandige  Lehmböden  und  selbst  für  lehmige  Sandböden.  £r  lagert 
nicht  leicht,  leidet  wenig  durch  Eost;  das  Stroh  liefert  ein  vorzügliches 
Futterstroh,  und  die  Erträge  stellen  sich  hoch,  weshalb  dieser  Hafer  in 
Nord-Deutschland,  in  den  Ostseeprovinzen,  Dänemark  und  Holland  sehr 
geschätzt  ist. 

In  Poppeisdorf  wurden  auf  mildem,   reichem  Lehmboden    nach  ge- 
düngtem Eoggen  und  bei  15.7  cm  Drillweite  p.  ha  emelt: 
2478  kg  Korn,  2957  kg  Stroh,  548  kg^preu. 

Heimat:  Probstei  in  Holstein. 
• 

Weisser  Friesl&ndischer  Hafer.  O 

Engl.:  Friesland  or  Dutch-Oat. 

Eispe:  ziemlich  ausgebreitet,  kurz,  reichsamig;  Aehrchen  2-kömig; 
Klappen  blassgelb  (2.5  om  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  gelb,  fest,  etwas 
kurz.  —  Schein^cht:  gelb,  schmal,  spitz  (grosses  Korn  1.6  cm  lang, 
0.3  cm  breit,  kleines  1.2  om  lang,  0.25  cm  breit),  zuweilen  begrannt, 
grobschalig,  100  gr  «  70.3  gr  Früchte,  29.7  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  Bestockung  stark,  3  Schösslinge,  mittel- 
früh schossend  und  blühend.  Halme  100  cm  (Max.  125  cm)  lang,  0.4  cm 
dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  22.5  cm  lang,  0.85  cm  breit,  Blattfläohe 
168.52  qcm,  Halmfläche  120  qcm,  Gesammtfläche  288.52  qcm. 

Frühhafer,  Eispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  160  Scheinfrüchten, 
von  denen  1  732  000  auf  1  hl  (=  43.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  380  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  214  gr. 

Dieser  Hafer  ist  unempfindlich,  fast  rostfrei,   und  auf  gutem  Lehm« 


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Hafereorten.  683 

und  Marschboden  ertragreich,  doch  reift  er  ungleich  und  besitzt  ein  ge- 
ringwertiges Korn,   weshalb   er  in  nenerer  Zeit  weniger  geschätzt  wird. 

Nach  y ersnchen  von  Melvin  in  England  lieferte  er  p.  ha  nach  ein- 
jähriger Weide  anf  drainirtem  Lehmboden: 

61.06  hl  Korn  (1  hl  ä  56  kg)  und  5147  kg  Stroh. 

Seine  eigentliche  Heimat  ist  Friesland,  doch  wnrde  er  früher  stark 
in  England^)  namentlich  in  Perthshire  nnd  in  Amerika  gebaut. 

Rflgen'selier  Hafer.  O 

Bispe:  kompakt,  reichsamig,  knrz;  Aehrchen  meist  3-kömig;  Klappen 
blassgelb  (2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh :  gelb,  fest,  ziemHch 
blattreich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  voll,  lang  (grosses  Korn 
2  cm  lang,  0.35  cm  breit,  mittleres  1.5  cm  lang,  0.25  cm  breit,  kleines 
1  cm  lang,  0.2  cm  breit),  etwas  leicht,  Schale  mittelfein,  100  gr  =  73  gr 
Korn,  87  gr  Spelzen. 

Blätter  blaugrün,  schmal,  Bestockung  etwas  schwach,  1.7  Schöss- 
linge;  Halm  120  cm  (Max.  135  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  4.6, 
Blätter  29.2  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche  241.78  qcm,  Halmfläche 
154.8  qcm,  Gesammtfläche  396.58  qcm. 

Frühhafer  reift  in  114  Tagen;  Rispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit 
150  Scheinfrüchten,  von  denen  1 512  000  auf  1  hl  (=  42  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  530  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  fi^  eine  Pflanze  19  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
35.6  qm  und  das  Saatquantum  4.7  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  480  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  263  gr. 

In  Poppeisdorf  wurden  1873  auf  reichem  Lehmboden  nach  gedüng- 
tem Roggen  und  bei  15.7  cm  Drillweite  p.  ha  erzielt: 

2115  kg  Korn,  3564  kg  Stroh,   407  kg  Spreu. 

Dieser  fast  rostfreie,  nicht  leicht  lagernde  Hafer  bringt  auf  der 
Halbinsel  Wittow  der  Insel  Rügen  auf  mergelhaltigem  Lehmboden  sehr 
hohe  Erträge,  degeneriert  jedoch  leicht  im  Kontinentalklima  und  auf 
leichterem  Boden. 

Rheinischer  Hafer.  0 

Rispe:  ziemlich  ausgebreitet,  etwas  armsamig,  kurz;  Aehrchen 
2-kömig;  Klappen  blassgelb,  schmal  (2.8  cm  lang,  0.7  cm  breit).  — 
Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  kräftig,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  tief  gelb, 
ziemlich  lang,  schmal,  doch  voll  (grosses  Korn  1.3  cm  lang,  0.28  cm 
breit,  kleines  1  cm  lang,  0.26  cm  breit),  feinschalig,  100  gr  =  77.5  gr 
Früchte,  22.5  gr  Speken. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  2.5  Schösslinge.  spät  schossend 
und  blühend.  Halm  120  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.57  cm  dick,  Blatt- 
zahl 4.8,  Blätter  38.8  cm  lang,  1.25  cm  breit,  Blattfläche  465.6  qcm,  Halm- 
fläche 205.2  qcm,  Gesammtfläche  670.8  qcm. 

Späthafer  reift  in  125  Tagen;  Rispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit 
110  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  488000  auf  1  hl  (=  46.5  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  550  Halme   oder   220  Pflanzen,    mithin  beträgt 


1)  Thaer,  Engl.  Landw.  Bd.  I,  1806. 

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684  Besonderer  Teil. 

der  Baum  für  eine  Pflanze  45.5  qcm,  die  Blattfläclie  p.  qm  Bodenfläche 
36.85  qm  nnd  das  Saatquantnm  2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  815  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  390  gr. 

Auf  reichen  Lehmböden  bringt  dieser  selten  lagernde  und  ziemlich 
gegen  Best  widerstandsfähige  Hafer  namentlich  hohe  Stroherträge. 

Weisser  Westerwälder-Hafer.  © 

Bispe :  ausgebreitet,  locker,  kurz,  sehr  armsamig;  Bispenäste  hängend; 
Aehrchen  2-körnig;  Klappen  blassgelb,  fast  weiss  (2.3cm  lang).  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  sehr  stark,  fest,  lang.  —  Scheinirucht:  graulich- weiss,  sehr 
kurz  und  dick  (grosses  Eom  1  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  0.85  cm 
lang,  0.25  cm  breit),  ziemlich  feinschalig,  100  gr  =:  76  gr  Früchte,  24  gr 
Spelzen. 

Junges  Blatt  blaugrün,  schmal,  kurz;  Bestookung  mittelstark,  2.6 
Schösslinge;  Halm  130  cm  (Max.  160  cm)  lang,  0.53  cm  dick,  Blattzahl  5, 
Blätter  31.5  cm  lang,  1.22  cm  breit,  Blattfläche  384.3  qcm,  Halmfläche 
206.7  qcm,  Gesammtfläche  591  qcm. 

Späthafer  reift  in  125  Tagen;  Bispe  20  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit 
110  nicht  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  376  000  auf  1  hl 
(=  43  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  600  Halme  oder  230  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  2.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  700  gr,  davon  die  Scheinfrüchte  320  gr. 

Frflhhafer  von  Nanen.  O 

Bispe:  ausgebreitet,  kurz,  reichsamig;  Aehrchen  2-  bis  3-kömig; 
Klappen  blassgelb,  derb  (2.2  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh:  rötlich- 
gelb, kräftig,  fest,  etwas  kurz.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  voll,  sehr 
schwer,  ziemlich  gross  (grosses  Korn  1.6  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines 
1.4  cm  lang,  0.25  cm  breit),  sehr  feinschalig,  100  gr  =  79  gr  Früchte, 
21  gr  Spelzen. 

Halme  blaugrün,  2.6  Schösslinge,  mittelfrüh  blühend,  100  cm  (Max. 
120  cm)  lang,  0.47  cm  dick,  Blattzahl  4.3,  Blätter  27  cm  lang,  1.36  cm 
breit,  Blattfläche  315.79  qcm,  Halmfläche  141  qcm,  Gesammtfläche 
456.79  qcm. 

Bispe  reift  in  120  Tagen,  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  150  fest 
sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  492  400  auf  1  hl  (=  52  kg)  ent- 
fallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  310  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  32  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
36.6  qm  und  das  Saatquantum  3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  986  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  530  gr. 

Dieser  auf  gut  kultiviertem  Mittelboden  sehr  ertragreiche  Hafer  ist 
gegen  Lagern  und  Best  sehr  widerstandsfähig. 

Sehlesiscker  Frflkhafer.  0 

Bispe :  etwas  zusammengezogen,  reichsamig,  kurz ;  Aehrchen  2-  und 
3-kömig;  Klappen  gelb  (2.8  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  grüngelb, 
steif,  ziemlich  lang.  —  Scheinfrucht:  gelb,  Scheidenspelze  rötlich,  lansett- 


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Hafersorten.  685 

lieh,  ToU,  ziemlicli  klein  (grosses  Eom  1.3  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines 
1  cm  lang,  0.25  cm  breit),  Schale  mittelfein  100  gr  =  78.5  gr  Früchte, 
26.5  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  breit,  lang,  sehr  kräftig;  Bestockung  sehr 
schwach,  1.2  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  125  cm 
(Max.  155  cm)  lang,  0.48  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  29.3  cm  lang, 
1.1  cm  breit,  Blattiääche  257.84  qcm,  Halmfläche  161.25  qcm,  Gesammt- 
fläche  419.09  qcm. 

Eispe  in  118  Tagen  reifend,  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  150 
nicht  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  550  000  auf  1  hl 
(=  50  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  666  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  15  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
33.5  qm  und  das  Saatquantum  6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  905  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  608  gr. 

In  Poppeisdorf  wurden  auf  reichem  Lehmboden  1873  nach  gedüngtem 
Eoggen  und  bei  einer  Drillweite  von  15.7  cm  p.  ha  geemtet: 
1802  kg  Korn,  8231  kg  Stroh,  529  kg  Spreu. 

Dieser  Hafer  lagert  nicht  leicht  und  bleibt  fast  rostfrei. 

Sommer-Oabelhafer*  O 

Bispe:  ausgebreitet,  armsamig,  gross;  A ehrchen  2-kömig;  Klappen 
blassgelb,  gross,  über  2  cm  lang,  breit.  —  Stroh :  orangegelb,  fest,  mittel- 
lang, ziemlich  blattreich.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  ziemlich  dick,  kurz 
(1.3  cm  lang,  0.3  cm  breit);  mitunter  ganze  Eispen  begrannt,  Grannen 
gelb,  über  2  cm  lang;  schwer,  f einschalig,  100  gr  =  76.5  gr  Früchte, 
23.5  gr  Spelzen. 

Blätter  gelbgrün,  2.2  Schösslinge,  Halme  115  cm  (Max.  135  cm) 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  27  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche 
194.4  qcm,  Halmfläehe  188  qcm,  Gesammtfläche  882.4  qcm. 

Frühhafer,  Rispe  reiffc  in  115  Tagen,  30  cm  (Max.  35  cm)  lang,  mit 
160  Scheinfrüchten,  von  denen  2  832  000  auf  1  hl  (=  50.7  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  382  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  198  gr. 

Für  leichtere  Böden  geeignet. 

Hafer  Ton  Borknm.  0 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  kurz,  ziemlich  reichsamig ;  Aehrchen 
2-kömig;  £lappen  fast  weiss  (2.4  cm  lang,  0.5  cm  breit).  —  Stroh:  hell- 
gelb, fest,  sehr  kurz.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  kurz,  Spitze  abgestutzt, 
wie  abgerissen  (grosses  Eom  1.2  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines  0.9  cm 
lang,  0.3  cm  breit),  grobschalig,  100  gr  enthalten  65.5  gr  Fmcht,  84.5  gr 
Spelzen,  leicht,  selten  begrannt. 

Halme  blaugrün,  2.3  Schösslinge,  mittelfrüh  blühend,  95  cm  (Max. 
110  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  27.6  cm  lang,  1.04  cm 
breit,  Blattfläche  229.6  qcm,  Halmfläche  114  qcm,  Gesammtfläche  343.6  qcm. 

Rispe  mittelfrüh,  in  123  Tagen  reifend,  20  cm  (Max.  80  cm)  lang, 
mit  130  sehr  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  395  200  auf  1  hl 
(=  43.6  kg)  entfallen. 

£s  wiegen  100  Halme  527  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  278  gr. 

Für  stürmische  Gegenden  und  leichten  Boden  am  Meere  durchaus 
geeignet. 


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686  Besonderer  Teil. 


Frflhhafer  toh  Oilmannsdorf  bei  Neisse  in  Schlesien,  0 

Rispe:  ausgebreitet,  ziemlich  reichsamig,  kurz;  Aehroheii  2-komig; 
Klappen  fast  weiss  (2.2  cm  lang,  0.65  cm  breit).  —  Stroh :  graulich-gelb,* 
blattreich,  kräftig,  fest,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  tief  gelb,  länglich, 
voll,  gross  (grosses  Korn  1.4  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines  1.2  cm  lang, 
0.25  cm  breit),  schwer,  feinschalig,  100  gr  enthalten  75.6  gr  Frucht, 
24.4  gr  Spelzen. 

Halme  blaugrün,  2.5  Schösslinge,  zeitig  schossend,  115  cm  (Max. 
130  cm)  lang,  0.47  cm  dick,  Blattzahl  5.3,  BläUer  29.5  cm  lang,  1.1  cm 
breit,  Blattfläohe  343.97  qcm,  Halmfläohe  162.15  qcm,  Gesammtfläche 
506.12  qcm. 

Eispe  in  120  Tagen  reifend,  20  cm  (Max.  27  cm)  lang,  mit  120 
etwas  lose  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  590  000  auf  1  hl  (=  53  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  750  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Eaum  für  eine  Pflanze  33.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
38  qm  und  das  Saatquantum  2.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  566  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  318  gr. 

Für  sandigen  Lehmboden  eignet  sich  diese  Sorte  vortrefflich. 

Ligowo-Hafer.  0 

Syn.:  Bispenhafer  aus  Ligowo. 

Eispe:  ausgebreitet,  locker,  etwas  armsamig,  mittellang;  Aehrchen 
2-körnig;  Klappen  blassgelb  (2.2  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh:  gelb, 
sehr  kräftig,  blattreich,  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  zuweilen  doch 
selten  begrannt;  Granne  bräunlich,  bis  3V2  ^^  l&ng;  kurz,  plump  (grosses 
Korn  1.5  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.25  cm  breit),  etwas 
grobschalig,  100  gr  =  71.1  gr  Früchte,  28.5  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  blaugrün,  lang,  kräftig,  breit;  Bestockung  schwach, 
1.6  Schösslinge;  Halme  140  cm  (Max.  160  cm)  lang,  0.7  cm  dick,  Blatt- 
zahl 5,  Blätter  37  cm  lang,  1.7  cm  breit,  Blattfläche  629  qcm,  Halmfläche 
294  qcm,  Gesammtfläche  923  qcm. 

Späthafer,  Eispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit  150  Scheinfrüchten, 
von  denen  1  812  000  auf  1  hl  (=  45.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  928  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  476  gr. 

Auf  reichem  Boden  ist  diese  fast  rostfreie  und  nicht  lagernde  Sorte 
sehr  ergiebig  und  empflehlt  sich  vorzugsweise  zur  Grünfattererzeugung. 

Diese  Hafersorte  soll  aus  den  Pyrenäen  stammen,  doch  ist  dies 
fraglich. 

Dnblaaer-FliUlhafer*  0 

Eispe:  ausgebreitet,  lang  (26  cm),  armkömig  (100  ScheinMchte); 
Aehrchen  2-kömig ;  Klappen  blassgelb  (2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  — 
Stroh:  blassgelb.  —  Scheinfrucht:  fast  weiss,  voll,  kurz  (grosses  Korn 
1.2  cm  lang,  0.25  cm  breit,  kleines  0.8  cm  lang,  0.2  cm  breit). 

Original  in  der  Sammlung  des  t)r.  Dreisch,  Poppeisdorf. 


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Hafersorten.  687 

Lnher-Hafer,  Q 

Rispe:  fast  weise/ ausgebreitet,  ziemlich  armsamig,  unter  mittellang; 
Aehrchen  2-kömig,  Klappen  fast  weiss,  2V2  cm  lang,  0.7  cm  breit.  — 
Stroh:  rotgelb,  fest,  kurz.  —  Scheinfrucht:  fast  weiss  mit  rötlicher 
Soheidespelze,  kurz  (grosses  Eom  15  mm  lang,  2.5  mm  breit,  kleines 
11  mm  lang,  2  mm  breit,  300  Scheinfrüchte  =  10  gr),  grobschalig, 
Spelzenge  wicht  82.5  Proc. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal;  1.8  Schösslinge;  Halm  100  cm 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  27  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche 
216  qcm,  Halmfläche  120  qcm,  Gesammtfläohe  336  qcm. 

Rispe  20  cm  lang,  mit  86  Scheinfrüchten,  von  denen  1  541 000 
auf  1  hl  (=  51.7  kg)  entfallen. 

Frühhafer  in  105  Tagen  reifend,  Quantität  und  Qualität  des  Ertra- 
ges nicht  hervorragend. 

Bezugsquelle:  durch  das  preussische  landw.  Ministerium  1881  aus 
Zborow,  Böhmen,  erhalten. 

Mährischet*  Hafer.  Q 

Rispe:  sehr  ausgebreitet,  locker,  weitschweiflg,  armsamig,  gross; 
Aehrchen  1-  und  2-kömig;  Klappen  blassgelb  (2  cm  lang,  0.65  cm  breit). 
—  Stroh:  grüngelb  oder  rötlich-gelb,  sehr  fest,  lang.  —  Scheinfrucht: 
blassgelb,  sehr  voll,  kurz  (grosses  Korn  1.2  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines 
0.8  cm  lang,  0.25  cm  breit),  zuweilen  begrannt,  sehr  schwer.  Schale 
mittelfein,  100  gr  =  72.5  gr  Früchte,  27.5  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  lang,  etwas  schmal,  Bestockung  etwas 
schwach,  2.4  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend;  Halme 
130  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4.6,  Blätter  28.5  cm 
lang,  1  cm  breit,  Blattfläche  262.2  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  Gesammt- 
fläohe 418.2  qcm. 

Frühhafer  reift  in  117  Tagen;  Rispe  25  cm  (Max.  35  cm)  lang,  mit 
120  ziemlich  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  596000  auf  1  hl 
(=57  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  833  gr,  und  davon  die  Scheinfrüchte  417  gr. 

Für  einen  armen,  flachgrundigen  Gebirgsboden  eignet  sich  dieser 
Hafer  vortrefflich;  wenig  durch  Rost  und  Lagern  leidend. 

Belgischer  Blspenhafer.  Q 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  kurz,  armsamig;  Aehrchen  2-kömig; 
Klappen  gelb  (2.3  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh:  gelbgrün,  fest,  lang, 
blattarm.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  schmal,  spitz  (grosses  Korn  1.8  om 
lang,  0.3  om  breit,  kleines  1.3  cm  lang,  0.25  cm  breit).  Schale  mittelfein, 
100  gr  =  72.7  gr  Früchte,  27.3  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  hellgrün,  breit,  kräftig;  Bestookung  schwach,  1.8  Schöss- 
linge, zeitig  schossend  und  blühend,  Halm  185 om  (Max.  165  om)  lang, 
0.4  cm  breit,  Blattzahl  4.2,  Blätter  30.5  cm  lang,  1.05  cm  breit,  Blatt- 
fläche 269.01  qcm,  Halmfläche  162  qcm,  Gesammtfläohe  481.01  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  118 Tagen;  Rispe  20cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit 
100  Scheinfrüchten,  welche  etwas  looker  sitzen,  und  von  denen  1  574  000 
auf  1  hl  (=  46.3  kg)  entfallen. 


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688  Besonderer  Teil. 

Es  wiegen  100  Halme  809  gr  und  davon  die  Soheinfrttclite  445  gr. 
Dieser  nicht  leicht   lagernde  und  wenig  dnrch  Rost  leidende  Hafer 
wird  in  Belgien  für  Moorboden  empfohlen. 

Early-Angng-Oat.  0 

Syn.:  Früher  schottischer  Angns-Hafer. 

Eispe:  ausgebreitet,  armsamig,  mittellang;  Aehrchen  2-kömig; 
Klappen  blassgelb,  Basis  dunkler  (2.2  cm  lang,  0.75  cm  breit).  —  Stroh: 
rötlich-gelb,  feinhalmig,  fest,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  röllioh-blassgelb, 
länglich,  gross,  voll  (grosses  Korn  1.6  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines 
1.1  cm  lang,  0.3  cm  breit),  spitz,  grobschalig,  100  gr  =  63.8  kg  Früchte, 
86.2  kg  Spelzen. 

Halm  gelbgrün,  Bestockupg  mittelstark,  2.5  Schösslinge,  sehr  zeitig 
blühend,  110  cm  (Max.  120  cm)  lang,  0.37  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter 
28.25  cm  lang,  1.05  cm  breit,  Blattfläche  237.28  qcm,  Halmfläche  122.1  qcm, 
Gesammtfläche  359,38  qcm. 

Frühreif,  in  108  Tagen  reifend,  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit  120 
ziemlich  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1 557  600  auf  1  hl 
(=  47.2  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  3.4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  538  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  256  gr. 

Mitchell  erzielte  1848  in  England  nach  einjähriger  Weide  auf 
drainiertem  Lehmboden  p.  ha  65.55  hl  Korn  k  55  kg,  2  hl  Hinterkom, 
4949  kg  Stroh. 

Sein  Anbau  empfiehlt  sich  nur  für  reiches  Land,  unter  weniger 
günstigen  Bodenverhältnissen  degeneriert  er  leicht;  wegen  seiner  Frühreife 
wird  er  gern  in  Schottland,  und  namentlich  viel  in  Angus,  aber  auch  in 
den  Vereinigten  Staaten  gebaut. 

Diese  vortreffliche  Sorte  wurde  1864  von  Shirreff  in  Mungowells 
gezüchtet,  und  erhielt  dieselbe  vielfach  erste  Prämien  und  zu  Dalkeith 
die  Preismedaille  der  „Highland  Society'^ 

Late  Angns-Oat.  0 

Syn»:  Common  late  Oat. 

Deutsch:  Später  schottischer  Angus-Hafer. 
Nahe  verwandt:  Grey  Angus-Oat. 

Eispe:  ausgebreitet,  etwas  locker,  mittellang,  etwas  armsamig; 
Aehrchen  2-körnig;  Klappen  fast  weiss,  an  Basis  dunkler,  ziemlich  derb 
(2.2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  rötlich-gelb  oder  orange,  kräftig, 
mittellang.  —  Scheinfrucht:  schmutzig-weiss,  lang,  voll  (grosses  Korn  1.5  cm 
lang,  0.35  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.27  cm  breit),  schwer,  feinschalig, 
100  gr  =  76  gr  Früchte^  24  gr  Spelzen.  Auf  leichtem  Boden  kommt  zu- 
weilen eine  Granne  vor. 

Halme  blaugrün,  Bestookung  stark,  2.9  Schösslinge,  spät  blühend, 
120  cm  (Max.  130  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  4.3,  Blätter  31.7  om 
lang,  1.2  om  breit,  Blattfläohe  327.14  qom,  Halmfläohe  154.8  qcm.  Ge- 
sammtfläche  481.94  qom. 

Frühreif,  in  116  Tagen,  aber  8— 14  Tage  später  als  „Early  Angus*'; 
Bispe  25  cm  (Max.  30  cm)  mit  120  nicht  leicht  ausfallenden  Sdiein- 
früchten,  von  denen  1  654  400  auf  1  hl  (==  51.7  kg)  gehen. 


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•  Hafersorten.  68d 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  275  Pflanzen,  mitldn  beträgt 
das  Saatquantnm  2.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  683  gr  nnd  davon  die  Scheinfrüchte  336  gr. 
Auf  kalkhaltigem  Thonboden  wurden  1872  in  Proskau  geerntet: 

1781  kg  Korn,  2500  kg  Stroh,  207  kg  Spreu. 
Mr.    Mitchell    erzielte   in    England  nach  Weide    auf   drainiertem 
Lehmböden  p.  ha: 

Vorderkom    Gewicht  p.  hl    Hiaterkom    Stroh 

1847  (2-jährige  Weide)      49.62  hl         54.5  kg  3.86  hl    4392  kg 

1848  (1-jährige  Weide)  67.80  „  52.5  „  2.69  „  6492  „ 
Für  kalte,  feuchte,  hochgelegene  (regenden  und  für  schweren  Thon- 
boden eignet  sich  diese  Hafersorte  vortrefflich,  und  wird  deshalb  in 
Schottland,  namentlich  in  Angus,  so  allgemein  gebaut,  dass  er  hier 
schlechthin  als  „Common  late  Oat"  bezeichnet  wird;  doch  soll  er  auch  auf 
leichterem  Boden,  in  trockner  Lage  noch  recht  befriedigende  Ernten  bringen. 

Diesem  Hafer  sehr  ähnlich,  nur  dass  die  Scheinfrüchte  mehr  grau- 
lich gefärbt  und  etwas  grösser  sind,  ist  der  für  Clayboden  sehr  geschätzte 
„Grey  Angus- Oat", 

Hopetonn-Oat  0 

Syn.:  Hopetoun-Hafer. 

Eispe:  ausgebreitet,  ziemlich  reichsamig,  mittellang;  Aehrchen  2- 
körnig;  Klappen  an  Basis  gelb,  nach  oben  weisslich  (2.4  cm  lang,  0.7  cm 
breit).  —  Stroh:  rötlich-gelb,  sehr  lang,  fest,  ziemlich  blattreich,  kräftig. 
—  Scheinfrucht:  unrein  blassgelb,  Scheidenspelze  hellrot  (charakteristisch), 
schmal,  lang  (grosses  Eom  1.7  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1.3  om 
lang,  0.25  cm  breit),  spitz,  etwas  leicht,  ziemlich  grobschalig,  100  gr  = 
71  gr  Früchte,  29  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  sehr  lang,  doch  schmal,  Bestockung 
schwach,  2  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  145  om 
(Max.  165  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  36.5  cm  lang, 
1.21  om  breit,  Blat^äche  353.32  qcm,  Halmfläche  217.5  qcm,  Gesammt- 
fläche  570.82  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  120  Tagen,  Eispe  25  cm  (Max.  35  cm)  lang,  mit 
180  ziemlich  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  935  000  auf  1  hl 
(=43  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  650  Halme  oder  325  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  30.8  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
87  qm,  und  das  Saatquantum  2.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  1000  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  500  gr. 

Die  Erträge  stellen  sich  p.  ha  in  England  wie  folgt: 

Nach    den    Versuchen    von   Mitchell    wurden    nach    zweijähriger 
Weide  auf  drainiertem  Lehmboden  p.  ha  gewonnen: 
1847:  51.19  hl  Vorderkom  h  54.5  kg,  2.47  hl  Hinterkom,  3459  kg  Stroh 
1848:  56.13  „  v  ^  550  „     2.00  „  „  5221  „       „ 

Nach  einjähriger  Weide  durch  Mr.  Melvin: 
1848:  44.90hl  Vorderkom  k  56.5  kg,  14.37  hl  Hinterkom,  5771.6  kg  Stroh. 

In  Deutschland  wurden  geemtet  p.  ha  auf 

Korn  Stroh  Spreu 

sand.  Lehmboden  1868  in  Eldena  1316  kg     3680  kg     280  kg 

kalkh.  Thonboden  1872  in  Proskau         2074  „      4228  „      242  „ 
milder  Lehmboden  1873  in  Poppelsdorf  2781  „      3525  „      509  „ 

Koernioke  o.  Werner,  Handb.  d.  Oetreldeban'^  II.  44 


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690  Besonderer  Teil. 

Dieser  Hafer  leidet  selbst  auf  reichem  Boden  weder  durch  Lagern 
noch  Best,  doch  wachsen  die  Halme  meist  sehr  ungleich  auf,  so  dass 
man,  um  Zweischürigkeit  zu  vermeiden,  auf  möglichst  gleichartige  Be- 
BchaJffenheit  des  Saatguts  und  auf  Drillkultur  Bedacht  zu  nehmen  hat. 

£r  eignet  sich  vortrefflich  für  Moorboden  und  Keuland,  aber  auch 
fttr  leichteren  Boden  im  Kontinentalklima,  wenngleich  die  reichen  Lehm- 
böden im  Seeklima  die  höchsten  Erträge  bringen. 

Zucht:  Patrick  Shirreff  fand  1824  zu  Mungowells^  £ast-Lothian, 
eine  hohe  Haferpflanze,  welche  er  weiter  kultivierte  und  um  1830  davon 
Samen  abgab. 

Dieser  Hafer  ist  namentlich  in  England,  in  den  Ostseeländem  und 
in  Amerika  verbreitet 

Sandle  er  Sandy-Oat.  0 

Syn.:  Australian  Cape-Oat. 

Deutsch:  Sandy -Hafer. 

Bispe:  etwas  zusammengezogen,  reichsamig,  lang;  Klappen  blassgelb, 
an  Basis  rötlich,  nach  Spitze  heller  (1.9  cm  lang,  0.5  cm  breit),  weich.  — 
Stroh:  blassgelb,  steif,  kräftig,  blattreich,  lang.  —  Scheinfrucht:  blass- 
gelb mit  rötlichem  Anflug,  zuweilen  tritt  eine  schwache  rötliche  Granne 
auf,  schmal,  klein  (grosses  Korn  1.5  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1  cm 
lang,  0.25  cm  breit),  ziemlich  feinschalig,  100  gr  =  76  gr  Frttchte,  24  gr 
Speisen. 

Junges  Blatt  blaugrtin,  schmal,  kurz;  Halm  dunkelgrün,  Bestockung 
stark,  3.2  Schösslinge,  etwas  spät  blühend,  Halm  130  cm  (Max.  160  cm) 
lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  5,  Bl&tter  32.6  cm  lang,  0,96  cm  breit,  Blatte 
fläche  313  qcm,  Halmfläche  195  qcm,  Gesammtfläche  508  qcm. 

Späthafer,  in  130  Tagen  reifend;  Bispe  30  cm  (Max.  35  cm)  lang, 
mit  240  ziemlich  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  2  076  900  auf 
1  hl  (=^  48.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  710  gr  und  davon  die  ScheinMchte  294  gr. 

Auf  drainiertem  Lehmboden  nach  Weide  wurden  in  England  p.  ha 
erzielt: 

Yorderkom  Gewicht  Hinterkom  Stroh 

1847  nach  Mitchell  (2-jähr.  Weide)     49.62  hl    55.5  kg    4.14  hl  4936  kg 

1848  „  „  „  „  60.84  „     56.0  „       2.69  „    5905  „ 
1848     „    Melvin  (1-jäkrige  Weide)    46.70,,      55.5,,     12.57,,    7532,, 

Diese  Hafersorte  ist  unempfindlich  gegen  ungünstige  Witterung,  und 
eignet  sich  sowohl  für  nassen  schweren,  als  auch  für  leichten  Boden. 
Er  wird  vorzugsweise  durch  ganz  Schottland,  vielfach  in  den  Vereinigten 
Staaten  und  zuweilen  in  Deutschland  kultiviert. 

Nach  Peter  Lawson  wurde  sie  1824  oder  1825  auf  der  Farm  Mil- 
tonn  of  Noth,  Aberdeenshire,  Schottland,  durch  einen  Hirtenknaben 
Alexander  (schottische  Abkürzung  „Sandy^*)  Thomson  auf  dem  Felde 
gefunden  und  von  seinem  Herrn,  Mr.  Pirie,  weiter  kultiviert.  Mr.  P. 
Shirreff^)  vermutet  nun,  dass  dieser  Hafer  ein  am  Ende  des  vorigen 
Jahrhunderts  in  East-Lothian  von  Mr.  Brodie  zu  Upper-Keith  kulti* 
vierter  Hafer  sei,  den  dieser  für  die  höheren  Gegenden  Schottlands 
empfohlen  habe,  und  der  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  noch  wenig  ge- 
nannt wurde.    Li  Deutschland    soll  er  durch  Jühlke  in  Eldena  bekannt 


1)  The  Gountry  GentlemanV  Magaz.  Vol.  Y,  p.  247.  1870. 

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Hafersorten.  691 

geworden  sein.  Wahrscheinlich  ist  er  auch  von  England  nach  Australien 
gelangt,  denn  der  dort  gebaute  „Australian  Cape-oat*'  erwies  sich  nach 
unserer  Untersuchung  fast  vollständig  identisch  mit  ihm,  nur  dass  die 
vom  Direktor  des  botanischen  Gartens  zu  Adelaide,  Herrn  Schomburgk, 
eingesandten  Scheinfrüchte,  wahrscheinlich  in  Folge  des  wärmeren, 
trockneren  Klimas,  eine  mehr  rötlich-gelbe  Färbung  besassen. 

Potato-Oat.  O 

Syn.:  Englischer  Kartoffelhafer. 
Franz.:  Avoine  patate. 

Rispe:  ausgebreitet,  klein,  bis  22  cm  lang,  ziemlich  reichsamig; 
Aehrchen  2-kömig;  Klappen  blassgelb  (2.2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  — 
Stroh:  blassgelb,  fest,  blattreich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  gelb,  voll, 
schwer,  kurz  (grosse  Kömer  1.6  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleine  1.2  cm 
lang,  0.3  cm  breit),  etwas  grobschalig,  denn  100  gr  enthalten  69  gr  Korn, 
31  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  lang,  schmal;  Bestockung  mittelstark,  2.8 
Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halm  130  cm  (Max. 
140  cm)  lang,  0.48  cm  dick,  Blattzahl  4.3,  Blätter  32  cm  lang,  1  cm  breit, 
Blattfläche  275.2  qcm,  Halmfläche  187.2  qcm,   Gesammtfläche  462.4  qcm. 

Frühhafer,  in  120  Tagen  reifend,  Rispe  22  cm  lang,  mit  140  in  der 
Vollreife  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  333  000  auf  1  hl 
(=  43  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  320  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  31.2  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
41.6  qm,  und  das  Saatquantum  3.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  888  gr  und  davon  die  Scheinflüchte  438  gr. 

In  Eldena  wurden  1868  auf  sandigem  Lehm  vom  Verfasser  p.  ha 
erzielt: 

2134  kg  Korn,  3222  kg  Stroh,  250  kg  Spreu. 

Die  Erträge  sollen  sich  in  England,  wo  er  sehr  ausgedehnt  kulti- 
viert wird,  auf  40 — 70  hl  p.  ha,  je  nach  der  Bodenbeschaffenheit  belaufen, 
so  erzielte  Mitchell  auf  drainiertem  Lehmboden  nach  zweijähriger 
Weide  p.  ha: 

71.89  hl  (1  hl  =  55  kg)  Korn  und  5368  kg  Stroh. 

Dieser  Hafer  eignet  sich  vorzugsweise  für  ein  mildes  Klima  und 
th&tigen,  reichen  Humus-  oder  Lehmboden,  auf  armem  Boden  artet  er 
leicht  aus,  indem  das  Korn  länger,  flacher,  grobschaliger  wird  und  sich 
begrannt. 

Er  lagert  nicht  leicht  und  bleibt  fast  rostfrei. 

Ausser  in  England  wird  er  in  Deutschland,  Frankreich  und  ziemlich 
stark  in  Amerika  kultiviert. 

Nach  Peter  Lawson  wurde  1788  die  erste  Pflanze  zu  Cumber- 
land  in  einem  Kartoffelfelde  gefunden  und  weiter  kultiviert;  doch  gibt 
ein  Anonymus  im  Farmer*s  Magazine  von  1803  an,  dass  dieser  Hafer 
von  Süd-Amerika  mit  Kartoffeln,  zwischen  denen  sich  einige  Haferkömer 
befanden  hätten,  importiert  worden  sei. 

Berwick-Oat.  O 

Syn.:  Schottisoher  Berwick-Hafer. 

Rispe:    etwas  zusammengezogen,    reichsamig,    mittollang;   Aehrchen 


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692  besonderer  feil. 

2-köniig,  Aehrohenstiele  schwärzlicli  oder  bläulich ;  Etappen  gelb,  nach  der 
Spitze  zu  heller,  weich,  aufgeblasen  (2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh: 
rötlioh-gelb,  kräftig,  fest,  blattreich,  ziemlich  lang.  -—  Scheinfrucht:  schmutzig 
blass-gelb,  Scheidenspelze  rötlich,  etwas  spitz,  klein  (grosses  Eorn  1.3  cm 
lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.25  cm  breit),  schwer,  Schale 
mittelfein,  100  gr  =  72,6  gr  Früchte,  27.6  gr  Spelzen. 

Halme  blaugrün,  spät  blüheifd,  Bestockung  sehr  stark,  3.3  Sohöss- 
linge,    125  cm   (Max.  136  cm)  lang,    0.5  cm  dick,    Blattzahl  4.3,    Blätter 

31.4  cm  lang,  1.24  cm  breit,  Blattfläche  334.88  qcm,  Halmfläche  187.5  qcm, 
G-esammtfläche  622.38  qcm. 

Späthafer,  reift  sehr  gleichmässig  in  130  Tagen,  Rispe  25  cm  (Max. 
30  cm)  lang,  mit  230  sehr  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen 
2  350  000  auf  1  hl  (=  60  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  700  Halme  oder  212  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  47  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
36.6  qm,  und  das  Saatquantum  1.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  545  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  263  gr. 

In  Proskau  wurden  1872  auf  kalkhaltigem  Thonboden  p.  ha  ge- 
erntet:  2143  kg  Korn,  3110  kg  Stroh,  266  kg  Spreu. 

Dieser  Hafer  liebt  zeitige  Aussaat,  feuchtes  Klima  und  reichen 
Moor-  oder  Lehmboden,  wenngleich  er  auch  anhaltende  Trockenheit  ver- 
trägt und  auf  leichterem  Boden  noch  befriedigende  Ernten  liefert. 

In  Schottland,  England,  Holland  und  häufig  in  Norddeutschland,  so 
namentlich  in  Holstein  und  Mecklenburg  kultiviert. 

Long  Fellow-Oat  Q 

Syn.:  Schottischer  „Long  Fellow"  Hafer. 

Rispe:  ausgebreitet,  gross,  reiohsamig;  Aehrohen  2-kömig;  Klappen 
blassgelb  (2.2  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh :  hellgelb,  wenig  blatt- 
reich, sehr  lang,  sehr  kräftig,  fest.  —  Scheinfrucht:  gelb,  selten  kurz 
begrannt,  klein  (grosses  Korn  1.5  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  0.8  cm 
lang,  0.25  cm  breit),  kurz,  plump,  feinschalig,  100  gr  =  76.5  gr  Frttchte, 

28.5  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrttn,  lang,  etwas  schmal;  dieser  Hafer  entwickelt 
sich  zuerst  langsam,  wächst  jedoch  nach  dem  Schossen  schnell  nach;  Be- 
stockung etwas  schwach,  2.5  Sohösslinge,  ziemlich  spät  blühend.  Halme 
150  cm  (Max.  180  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  36.8  cm 
läng,  1.36  cm  breit,  Blattfläche  500.48  qcm,  Halmfläche  225  qcm,  6e- 
sammtfläche  725.48  qcm. 

Späthafer,  in  125  Tagen  reifend,  Bispe  30  cm  (Max.  40  cm)  lang, 
mit  250  Scheinfrüchten,  von  denen  2  231 000  auf  1  hl  (=  50.7  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  550  Halme  oder  220  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  1.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  913  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  388  gr. 

Diese  durch  ihr  langes  Stroh  (daher  auch  „Long  Fellow*'  =  langer 
Bruder)  bemerkebswerte  Hafersorte  ist  ertragreich,  leidet  nicht  leicht  durch 
ungünstige  Witterung,  widersteht  sowohl  dem  Lagern,  als  auch  dem  Rost, 
und  eignet  sich  zur  G-rünfutterbenutzting. 

Sie  wurde  1862  von  P.  Shirreff  *)  durch  Aehrenauswahl  ge- 
wonnen, und  mit  ihr  noch  zwei  andere  Sorten  und  zwar: 

1)  Shirreff,  Iraprovem.  of  Cereals  etc.  1873. 

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Hafersorten.  693 

• 
„Early  Fellow",  vielleicht    die  früheste   der  in  den  Lothians  kulti- 
vierten Sorten,    denn    sie    reift    noch  5 — 6  Tage  vor  dem  Eartoffelhafer ; 
das  Stroh  ist  5 — 6  cm  höher  und  das    leicht   ausfallende  Korn  schwerer, 
kürzer  und  plumper. 

„Fine  Fellow"  ist  ehenfalls  früher  als  der  Kartoffelhafer  und  his 
25  cm  länger:  die  Spelzen  sind  hellgelb,  und  die  Scheiden spelze  besitzt, 
ähnlich  dem  Hopetoun-Hafer,  einen  roten  Strich. 

Kildrnmmle-Oat.  O 

Syn.:  Halkerton-Oat. 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  armsamig,  mittellang;  Aehrchen 
2-körnig;  Klappen  gelb  (2.5  cm  lang,  0.3  cm  breit).  —  Stroh:  gelb,  lang, 
kräftig,  fest.  —  Scheinfrucht:  gelb,  dick,  Schale  mittelfein,  100  gr  = 
72  gr  Früchte,  28  gr  Spelzen. 

Halme  dunkelblaugrün,  Bestockung  ziemlich  schwach,  2.4  Schöss- 
linge,  etwas  spät  blühend,  125  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.47  cm  dick, 
Blattzahl  5,  Blätter  32.2  cm  lang,  1.19  cm  breit,  BlattflAche  383.2  qcm, 
Halmfläche  176.25  qcm,  Gresammtfläche  559.45  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  120  Tagen;  Eispe  25  cm  (Hax.  35  cm)  lang,  mit 
120  Scheinfrüchten,  von  denen  1425000  auf  1  hl  (=  47.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  lOOOgr  und  davon  die  Scheinfrüchte  471  gr. 

Er  eignet  sich  für  leichten  Boden,  auf  dem  er  sich  jedoch  nach 
längerer  Kultur  begrannt,  weshalb  ein  häufigerer  Saatwechsel  mit  auf 
schwererem  Boden  gewachsenem  Hafer  zu  empfehlen  ist. 

Er  liefert  hohe  Stroherträge,  lagert  nicht  leicht  und  bleibt  fast 
rostfrei. 

In  England  ist  der  Name  „Halkerton-Oat^*  der  verbreitetere,  wäh- 
rend er  in  Schottland  „Kildrummie^^  nach  einem  Distrikt  im  nördlichen 
Aberdeenshire,  wo  man  ihn  stark  anbaut,  genannt  wird. 

Ausser  in  Grrossbritannien  ist  seine  Kultur  vielfach  in  Amerika  ver- 
breitet. 

Old  Poland  or  Tom  Finlay's  Ost.  O 

Syn.:  Deutsch:  Weisser  polnischer  Hafer. 
Franz.:  Avoine  de  Pologne. 
Amerika:  Foland-Oat 

Rispe:  wenig  ausgebreitet,  etwas  armsamig,  mittellang;  Aehrchen 
2-kömig;  Klappen  fast  weiss  (25  cm  lang,  0  6  cm  breit).  —  Stroh:  hell- 
gelb, kräftig,  blattreich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  lang 
(grosses  Korn  1.7  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1.2  cm  lang,  0.25  cm 
breit),  etwas  leicht,  Schale  mittelfein,  100  gr  =  73.7  gr  Früchte,  26.3  gr 
Spelzen. 

Junges  Blatt  blaugrün,  Bestockung  mittelstark,  2.5  Schösslinge,  zei- 
tig schossend  und  blühend;  Halme  120  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.4  cm 
dick,  Blattzahl  b,  Blätter  30  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  240  qcm, 
Halmfläche  144  qcm,  Gresammtfläche  384  qcm. 

Frühhafer,  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit  150  leicht  aus- 
fallenden Scheinfrüchten,  von  denen  1  299  000  auf  1  hl  (=  43.3  kg)  ent- 
fallen. 

Es  wiegen  100  Halme  521  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  832  gr. 

Dieser  Hafer   ist   gegen   ungünstige  Witterung    sehr  unempfindlich, 


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694  Besonderer  Teil. 

lagert  nicht  leicht  und  befällt  wenig  mit  Eost,  doch  lässt  die  Qualität 
des  Eomes,  namentlich  auf  schwerem,  kaltem  Boden,  auf  dem  er  sehr 
grobschalig  wird,  zu  wünschen. 

Ursprünglich  stammt  diese  Sorte  aus  Polen  und  wurde  zuerst  durch 
Thomas  Finlay  in  Ayrshire  verbreitet  und  in  Schottland  und  England  ^) 
früher  stark  angebaut,  aber  auch  über  Frankreich  und  Amerika  dehnte 
sich  seine  Kultur  aus. 

ShirreATs  Oat  Q 

Syn.:  Schottischer  früher  Shirreff's-Hafer. 
Weisser  schwedischer  Shirreff-Hafer. 

Rispe:  ausgebreitet,  armsamig,  lang;  Aehrchen  2-kömig;  Klappen 
blassgelb  (2.2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  gelb,  fest,  lang.  — 
Scheinfrucht:  blassgelb,  Scheidenspelze  rot,  lanzettlich,  voll,  klein  (grosses 
Korn  1.5  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.25  cm  breit);  zu- 
weilen begrannt,  feinschalig,  100  gr  =  76  gr  Früchte,  24  gr  Spelzen. 

Halme  dunkelgrün,  etwas  spät  blühend,  2.8  Schösslinge,  130  cm 
(Max.  150  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  28.6  cm  lang, 
1.08  cm  breit,  Blattfläche  308.9  qcm,  Halmfläche  195  qcm,  Gesammtfläche 
503.9  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  120  Tagen,  Bispe  30  cm  (Max.  35  cm)  lang,  mit 
160  Scheinfrüchten,  welche  in  der  Vollreife  fest  sitzen,  und  von  denen 
1  839  000  auf  1  hl  (=  45.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  457  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  259  gr. 

Nach  Mr.  Melvin  wurden  nach  einjähriger  Weide  und  auf  drai- 
niertem  Lehmboden  1848  in  England  p.  ha  erzielt: 

53.88  hl  Vorderkom  k  54  kg,    17.96  hl  Hinterkom,    5147  kg  Stroh. 

Dieser  nicht  leicht  lagernde,  fast  rostfreie  Hafer  eignet  sich  für 
reiche,  etwas  feuchte  Böden  und  soll  unter  solchen  Umständen  schon  bis 
90  hl  p.  ha  geliefert  haben. 

Züchter  ist  Mr.  Shirreff  2)  in  Mungo wells,  East-Lothian. 

Sein  Anbau  hat  keine  weite  Verbreitung  gefunden;  gewöhnlich  er- 
scheint er  auf  den  Märkten  von  Dalkeith  und  Kelso  unter  dem  Namen 
„Make  him  rieh". 

Hilton-Oat.  Q 

Syn.:  Milton-Hafer. 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  kurz,  reichsamig;  Aehrchen  meist 
dreikömig;  Klappen  schmutzig  gelbgelb  (2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit).  — 
Stroh :  grün-gelb,  sehr  kräftig,  sehr  fest,  lang.  —  Scheinfrucht :  schmutzig 
blassgelb,  dick,  voll,  kurz  (grosses  Korn  1.3  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines 
1.1cm  lang,  0.25  cm  breit),  schwer.  Schale  mittelfein,  100  gr  enthalten 
72.';  gr  Frucht,  27.5  gr  Spelzen.     Bildet  üebergang    zu  A.  s.  praegravis. 

Junges  Blatt  blaugrtin,  breit,  lang;  Bestockang  mittelstark,  2.8 
Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  135  cm  (Max.  165  cm) 
lang,  0.6  cm  breit,  Blattzahl  5,  Blätter  38.8  cm  lang,  1.2  cm  breit,  Blatt- 
fläche 465.6  qcm,  Halmfläche  243  qcm,  Gesammtfläche  708.6  qcm. 


1)  Thaer,  Engl.  Landw.  Bd.  I,  1806.* 

2)  Vergl.  Improvem.  of  Cereals  etc.  1879. 


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Hafersorten.  695 

Frühhafer,  Rispe  20  om  (Max.  25  om)  lang,  mit  155  Scheinfrüoliten, 
von  denen  1  309  500  auf  1  hl  (=  48.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  1060  gr  und  davon  die  Scheinfrtiolite  552  gr. 

Zur  Griünfattererzeugung  scheint  dieser  gegen  Eost  und  Lagern  sehr 
widerstandsfähige,  sowie  sehr  schnellwüchsige  und  robuste  Hafer  be- 
achtenswert zu  sein. 

Heimat:  Minnesota,  Kord- Amerika. 

Barbaehlow-Oat  Q 

Rispe:  ausgebreitet,  kurz,  ziemlich  reichsamig;  Aehrchen  2-,  zuweilen 
3-kömig;  Klappen  blassgelb  (2.8  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh:  gelb, 
kräftig,  lang,  fest,  blattreioh.  —  Scheinfrucht:  blassgelb  mit  graulichem 
Anflug,  Scheidenspelze  graubraun,  länglich,  spitz,  gross  (grosses  Eom  2  cm 
lang,  0.35  cm  breit,  kleines  1.5  cm  lang,  0.25  cm  breit),  nicht  selten  be- 
grannt;  Grannen  an  Basis  schwarzbraun,  nach  oben  hellbraun;  ziemlich 
feinschalig,  100  gr  =  76  gr  Früchte,  24  gr  Spelzen. 

Blätter  blaugrün,  schmal,  kurz,  Bestockung  schwach,  2  Schösslinge, 
zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  125  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.5  cm 
dick,  Blattzahl  5,  Blätter  32.8  cm  lang,  1.2  cm  breit,  Blattfläche  393.6  qom, 
Halmfläche  187.5  qcm,  Gresammtfläohe  581.1  qcm. 

Frühhafer,  in  120  Tagen  reifend;  Rispe  20  cm  (Max.  30  om)  lang, 
mit  150  nicht  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  yon  denen  1  419  000 
auf  1  hl  (=  47.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  790  gr,  und  davon  die  ScheinMchte  402  gr. 

Dieser  Hafer  ist  wenig  empfindlich,  ertragreich  in  Korn  und  Stroh, 
widerstandsfähig  gegen  Lagern  und  Rost,  und  für  hochgelegene,  leichtere 
aber  in  guter  Kultur  befindliche  Aecker,  namentlich  auch  zur  G-rünfutter- 
erzeugung  geeignet. 

Ursprünglich  wurde  er  auf  der  Farm  Barbachlow  in  der  Nähe  von 
Bathgate,  Schottland,  gezüchtet,  und  zugleich  mit  ihm  ein  schwarzer 
Hafer,  der  jedoch  geringwertiger  ist. 

ProTidenee-Oat  0 

Syn. :  Schottischer  Providenoe-Hafer. 

Rispe:  ausgebreitet,  ziemlich  reichsamig,  mittellang;  Aehrchen  2-, 
zuweilen  1-kömig;  Klappen  blassgelb  (2  cm  lang,  0.6  om  breit).  —  Stroh: 
orange-gelb,  fest,  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  zuweilen  begrannt, 
klein,  dick  (grosses  Korn  1.3  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  0.8  cm  lang, 
0.25  cm  breit),  lanzettlich,  schwer,  sehr  feinschalig,  100  gr  =  78  gr 
Früchte,  22  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  lang,  kräftig,  2.4  Schösslinge,  mittelj&üh 
schossend  und  blühend.  Halm  125  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.5  cm  dick, 
Blattzahl  4.4,  Blätter  30.6  cm  lang,  1.14  cm  breit,  Blattfläohe  306.98  qcm, 
Halmfläche  187.5  qcm,  Oesammtfläche  494.48  qcm. 

Frühreif,  in  117  Tagen  reifend;  Rispe  25  cm  (Max.  35  cm)  lang, 
mit  150  Scheinfrüchten,  von  denen  2890000  auf  1  hl  (=  50.7  kg)  entfallen. 

£s  wiegen  100  Halme  852  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  375  gr. 

Im  Allgemeinen  ähnelt  er  dem  englischen  Kartoffelhafer,  nur  ist 
das  Korn  noch  kleiner  und  dicker. 

Dieser  nicht  leicht  lagernde  und  fast  rostfreie  Hafer  eignet  sich  fOr 
Mittel  boden. 


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696  Besonderer  Teil. 

Seoteh  Dwarf-Oat.  O 

Syn. :  Schottischer  Zwerghafer. 

Rispe :  wenig  ausgehreitet,  sehr  kurz,  ziemlich  reichsamig ;  Aehrchen 
2-kömig;  Klappen  gelb  (2.5  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  gelbgrün, 
fest,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  rund,  voll,  klein  (grosses 
Korn  1.7  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines  0.7  cm  lang,  0.3  cm  breit), 
schwer,  sehr  feinschalig,    1 00  gr  enthalten  77  gr  Früchte,  23  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  blaugrün,  kr&ftig,  schmal,  lang,  Bestockung  mittel- 
stark, 2.4  Schösslinge.  Halm  110  cm  (Max.  120  cm)  lang,  0.4  cm  dick, 
Blattzahl  4.6,  Blätter  32.5  cm  lang,  0.5  cm  breit,  Blattfläche  149.5  qcm, 
Halmfläche  132  qcm,  Gresammtfläohe  281.5  qcm. 

Frühhafer,  Rispe  15  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  100  ziemlich  fest 
sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  831 600  auf  1  hl  (=  48.2  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  460  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  243  gr. 

Er  lagert  nicht  leicht,  bleibt  fast  rostfrei,  und  eignet  sich  für  leich- 
teren Boden. 

Erhalten  aus  h.  Eldena  1872. 

Blainslie-Oat  Q 

Rispe :  ausgebreitet,  sehr  armsamig  (60  Scheinfrüchte),  kurz ;  Klappen 
gelb,  lang,  schmal  (2  cm  lang,  0.6  cm  breit);  Aehrchen:  2-körnig.  — 
Stroh:  gelb,  kurz  (90  cm  lang),  fest,  steif.  —  Scheinfrucht:  blassgelb 
(grosse*  Korn  1.5  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1 .2  cm  lang,  0.2  cm 
breit). 

Dieser  frühreife  Hafer  trägt  seinen  Namen  von  einer  schottischen 
Farm,  auf  der  er,  wie  überhaupt  in  dem  südöstlichen  Schottland  viel 
gebaut  wurde.  In  neuerer  Zeit  ist  er  jedoch  durch  andere  frühreife  Sorten 
vielfach  verdrängt  worden. 

Auf  gutem  Boden  soll  er  reiche  Ernten  an  Körnern  und  Stroh 
bringen. 

Original:  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Wbite  or  Common-Oat  Q 

Syn.:  Englischer  weisser  Hafer. 

Rispe:  blassgelb,  etwas  zusammengezogen,  mittelgross,  25  cm  lang, 
mit  110  Scheinfrüchten;  Aehrchen  meist  8-kömig,  Klappen  blassgelb 
und  gross,  3  cm  lang,  0.7  cm  breit.  —  Stroh :  gelb,  fest,  kräftig  (0.4  cm 
dick),  blattreich,  140  cm  hoch.  —  Scheinfrucht:  blassrötlichgelb,  gross, 
20  mm  lang,  3  mm  breit,  mittlere  Scheinfrucht  13  mm  lang,  2.5  mm  breit, 
kleine  9  mm  lang,  2  mm  breit;  ein  wenig  dickschalig,  da  die  Spelzen 
27.8  Proc.  ausmachen.  Auf  1  hl  (=■  44.5  kg)  entfallen  1  335  000 
Scheinfrüchte. 

Frühhafer  in  130  Tagen  reifend. 

In  England,  Schottland  und  stark  in  Nord-Amerika  gebaut. 

Cnmberland  early  white  Oat.  O 

Rispe :  ausgebreitet.  —  Stroh :  gelb,  länger  als  beim  Kartoffelhafer, 
bis  150  cm  lang.  —  Scheinfrucht:  dnnkelgelb,  leichter,  schmaler  und 
geringwertiger  als  die  des  Kartoffelhafers. 


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Hafersorten.  697 

Sehr  frühreif  und  stark  in  Schottland  kultiviert. 
Wurde  1833/34  aus  einer  einzigen  in  Cumberland  gefundenen  Pflanze, 
die  sich  durch  Frühreife  auszeichnete,  gezogen. 

Orkney-Oat.  Q 

Rispe:  ausgebreitet,  mit  50  Aehrchen  und  90  Scheinfrüchten; 
Klappen  fast  weiss  (2.2  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh:  gelb,  kräftig, 
100  cm  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  zuweilen  besitzt  das  grosse 
Korn  eine  helle,  gebogene  Granne,  schmal  (grosses  Korn  1.5  cm  lang, 
0.2  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.15  cm  breit). 

Heimat:  Orkney-Inseln. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

€abiftii-Oftt.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  mittellang  (25  cm),  ziemlich  reichsamig  (180 
Scheinfrüchte);  Aehrchen  2-kömig;  Klappen  gelb  (2  cm  lang,  0.5  cm 
breit).  —  Stroh :  rötlich-gelb,  kräftig,  etwas  kurz  (100  cm  lang).  —  Schein- 
frucht: gelb,  schmal  (grosses  Korn  1.5  cm  lang,  0.2  cm  breit,  kleines 
1.1  cm  lang,  1.5  cm  breit). 

Original:  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Waterloo-Oat.  © 

Rispe:  ausgebreitet,  ziemlich  reichsamig,  kurz;  Aehrchen  2-  und 
3-kömig;  Klappen  gelb  (2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh:  grünlich- 
gelb, feinhalmig,  etwas  über  mittellang.  —  Scheinfhicht :  blassrötlich-gelb, 
an  Basis  einige  Borsten,  meist  unbegrannt,  lang,  spitz,  doch  yoll  (grosses 
Korn  1.8  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines  1.3  cm  lang,  0.3  cm  breit), 
ziemlich  feinschalig,  100  gr  =  72.8  gr  Früchte,  27.2  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  lang,  breit;  Bestockung  sehr  schwach, 
1.5  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  125  cm  (Max. 
145  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4.7,  Blätter  30  cm  lang,  1.03  cm 
breit,  Blattfläche  290.46  qcm,  Halmfläche  150  qcm,  (}esammtfläohe 
440.46  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  118  Tagen;  Rispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang, 
mit  12(kziemlich  fest  sitzenden  ScheinMchten,  von  denen  1593()(X)  auf 
1  hl  (=  45.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  833  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  451  gr. 

Dieser  Hafer,  der  durch  Lagern  und  Rost  wenig  leidet,  eignet  sich 
für  sandige  Lehm-  und  lehmige  Sandböden,  und  ist  in  neuerer  Zeit  von 
England  nach  Amerika  eingeführt  worden,  wo  er  namentlich  in  Ohio 
kultiviert  wird. 

Norway-Oat  © 

'  Rispe:  etwas  zusammengezogen,  kurz  (18  cm),  sehr  armsamig,  mit 
30  Aehrchen  und  55  Scheinfrüchten;  Klappen  fast  weiss,  länger  als 
Scheinfrucht.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  kurz  (100  cm).  —  Scheinfrucht: 
rötlich-gelb,  voll,  klein  (grosses  Korn  1.3  cm  lang,  0.25  cm  breit,  kleines 
0.9  cm  lang,  0.2  cm  breit). 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


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698  Besonderer  Teil. 

American  Potato-Oat  O 

Syn.:  Deutsch:  Amerikanischer  Kartoffel-Hafer. 
Franz.:  Avoine  patat«  janne. 

Rispe:  wenig  ausgebreitet,  locker,  ziemlich  reichsamig,  mittellang; 
Aehrohen  2-kömig,  höchst  selten  hegrannt;  Klappen  goldgelb  (2.5  cm  lang, 
0.6  cm  breit).  —  Stroh :  grünlich-gelb,  kräftig,  lang.  —  Scheinfrucht: 
blassgelb,  etwas  schmal,  mittelgross  (grosses  Korn  1.2  cm  lang,  0.3  cm 
breit,  kleines  0.8  cm  lang,  0.25  cm  breit),  sehr  feinschalig,  100  gr  ent- 
halten 78.7  gr  Korn,  21.3  gr  Spelzen,  schwer. 

Junges  Blatt  blaugrün,  ziemlich  breit,  kräftig,  Bestockung  schwach, 
2  Schösslinge.  Halm  150  cm  (Max.  165  cm)  lang,  0.5  cm  breit,  Blattzahl 
4.6,  Blätter  30  cm  lang,  1.13  cm  breit,  Blattfläche  311.88  qcm,  Halmfläche 
225  qcm,  Gresammtfläche  536.88  qcm. 

Späthafer,  in  130  Tagen  reifend ;  Bispe  25  cm  lang,  mit  200  ziem- 
lich fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  612  100  auf  1  hl  (=49  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  830  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  486  gr. 

Diese  höchst  beachtenswerte  amerikanische  Sorte  wird  auch  vielfach 
im  südlichen  Russland,  so  im  Gouvernement  Charkow,  gebaut  und  verlangt 
einen  nahrungsreichen  Boden. 

Exeelsior-Oat.  Q 

Rispe:  blassgelb,  ein  wenig  zusammengezogen,  mittelgross;  Aehr- 
ohen mlist  3-kömig.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  bis  150  cm  lang,  sehr  kräftig, 
steif.  —  Scheinfrucht:  fast  weiss,  gross,  voll,  feinschalig. 

Frühreif,  Bestockung  sehr  stark;  ertragreich,  und  in  Nord-Amerika 
in  grosser  Ausdehnung  auf  reichem,  aber  auch  auf  armem  Boden  gebaut 

Wurde  1868^)  von  Bristol  aus  nach  Nord-Amerika  eingeführt 

Wbite  Scbönen  or  Beaatifal-oat  O 

Rispe:  blassgelb,  ausgebreitet,  mittelgross;  Aehrchen  meist  3-kör- 
nig,  —  Stroh:  rötlich-gelb,  st^if,  fest  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  sehr 
schön,  feinschalig. 

Weniger  frühreif  als  „Excelsior'S  doch  ebenso  ertragreich,  und 
stellten  sich  die  Erträge  in  Nord- Amerika  auf  56 — 67  hl  p.  ha. 

Dieser  ursprünglich  aus  Schweden  stammende  Hafer  wurd"l868*) 
über  Hamburg  nach  Nord-Amerika  importiert,  wo  er  jetzt  sehr  beliebt  ist 

Arena,  Colonia  de  Panta  Arenas,  Hagellanes,  Chile.  0 

Rispe:  gelb,  etwas  zusammengezogen,  kurz,  ziemlich  reichsamig; 
Aehrchen  meist  3-kömig.  —  Stroh:  rotgelb,  fest,  kurz.  —  Scheinfrucht: 
hellgelb,  voll,  sehr  schön,  ziemlich  lang  (grosses  Eom  19  mm  lang,  3  mm 
breit,  kleines  9  mm  lang,  2.3  mm  breit,  279  Scheinfrüchte  =  10  gr); 
zuweilen  tritt  eine  Granne  auf,  bis  4  cm  lang,  gekniet  und  gedreht,  au 
Basis  schwarz-braun,  nach  oben  heller. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,    sehr   kräftig;    Entwickelung  spät;   Halm 

1)  Annual  Rep.  of  the  U.  S.  Departm.  of  Agrio.  1871,  pg.  136. 

2)  Annual  Rep.  of  the  U.  S.  Departm.  of  Agric.  1871,  pg.  186. 


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Hafersorten.  699 

100  cm  lang,   0.48  cm  dick,  Blattzahl  4.5,    Blätter  28.4  cm  lang,   1.1  cm 
breit,  Blattfläohe  271.2  qcm,  Halmfläohe  144  qcm,  GreBammtfläche  495.2  qcm. 

In  145  Tagen  reifend;  Späthafer. 

Bezugsquelle:  Ministerresident  von  Gülich,  Chile,  1880. 

Avena  marznola,  Arezzo^  Italien.  O 

Eispe:  ausgebreitet,  lang  (26  cm);  Aehrchen  2-kömig;  Klappen  röt- 
lich-gelb (2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  --  Stroh:  tief  gelb.  —  Scheinfrucht: 
bräunlich-gelb,  mit  hellbräunlicher  Scbeidenspelse  (grosses  Korn  1.5  cm 
lang,  0.25  cm  breit,  kleines  1.2  cm  lang,  0.2  cm  breit). 

Original  auf  der  Pariser  Ausstellung  1878. 

Cirada  blanea,  Oraigi  de  Barcelona.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  armsamig,  kurz;  Aehrchen  1-  und  2-körnig, 
Klappen  unrein  blassgelb,  2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit  —  Stroh :  blass-rot, 
fest,  unter  mittellang.  —  Scheinfrucht:  schwach  graulich,  kurz,  voll 
(grosses  Korn  12  mm  lang,  2.5  mm  breit,  340  Scheinfrüchte  ==  10  gr); 
zuweilen  begrannt;  ziemlich  feinschalig,  24  Proc.  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  1.5  Schösslinge;  Halm  100  cm 
lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  24  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blatt- 
fläche 172.8  qcm,  Halmfläche  99  qcm,  Gesammtfläche  271.8  qcm. 

Bispe  17  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  25  Aehrchen  und  45  Schein- 
Mohten. 

Frühhafer,  in  110  Tagen  reifend.  • 

Bezugsquelle:  Ant.  Cipr.  Costa,  1881.     Barcelona. 

Hafer  ans  Umeä.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  mittellang,  sehr  reichsamig;  Aehrchen  2-kömiff; 
Klappen  gelb,  nach  der  Spitze  zu  heller  (2.7  cm  lang,  0.65  cm  breit), 
weich.  —  Stroh:  rötlich-gelb  bis  orange,  rohr-artig,  sehr  fest,  blattarm. 
—  Scheinfrucht:  rötlich-gelb,  zuweilen  mit  graulichen  Streifen  und  Flecken, 
lang,  etwas  spitz  (grosses  Korn  1.7  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines 
1.3  cm  lang,  0.25  cm  breit),  grobschalig,  100  gr  enthalten  67.8  gr  Korn, 
32.2  gr  Speken. 

Halme  blaugrün,  2.8  Schösslinge,  sehr  zeitig  blühend,  115  cm  (Max. 
140  cm)  lang,  0.6  cm  dick,  Blattzahl  3.7,  Blätter  30  cm  lang,  1.09  cm 
breit,  Blattfläche  241.98  qcm,  Halmfläche  207  qcm,  Gesammtfläche 
448.98  qcm. 

Frühhafer,  Rispe  in  106  Tagen  reifend,  25  cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  270  etwas  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  620  000 
auf  1  hl  (=  45  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  689  gr  und  dayon  die  Scheinfrüchte  334  gr. 

Heimat:  ümea,  Westerbotten,  Schweden  (64^  n.  Br.). 

Hafer  aus  flögen,  Amäl,  Dalsland,  Schweden.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  locker,  mittellang  (26  cm),  mit  55  Aehrchen 
und  85  Scheinfrüchten ;  Klappen  nach  der  Spitze  fast  weiss,  nach  der  Basis 
zu  schön  gelb  (1.5  cm  Ung,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  rötlioh-blassgelb.  — 
Scheinfrucht:  blassgelb,  toII  (1.3  cm  lang,  0.25  cm  breit). 

Original  in  der  Sammlung  des  Dr.  Dreisch  in  Poppelsdorf. 


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700  Besonderer  Teil. 


Lapplindiseher  Hafer.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  ziemlicli  reichsamig,  kurz;  Aehrchen  meist 
3-kömig;  Klappen  brännlich- weiss  (2.4  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh: 
goldgelb,  sebr  fest,  blattarm,  lang.  —  Scbeinfruobt:  sohmntzig-gelb,  lanzett- 
Hob,  sobmal,  znweilen  begrannt,  klein  (grosses  Korn  1.3  cm  lang,  0.25  cm 
breit,  kleines  0.9  cm  lang,  0.2  cm  breit),  ziemlich  grobsohalig,  100  gr  = 
70.9  gr  Früchte,  29.1  gr  Spelzen. 

Jnnges  Blatt  gelbgrün,  ziemlich  lang  nnd  breit;  zeitig  schossend, 
Bestockung  mittelstark,  2.7  Schösslinge;  Halme  140  cm  (Max.  155  cm) 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4.2,  Bl&tter  38.3  cm  lang,  0.9  cm  breit, 
Blattfläcbe  289.55  qcm,    Halmfläche  168  qcm,  Gesammtfläche  457.55  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  118  Tagen;  Bispe  22  cm  (Hax.  30  cm)  lang, 
mit  200  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  984  400  auf  1  hl 
(=  48.4  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  975  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  525  gr. 

Diese  Sorte,  welche  *  der  Akklimatisations- Verein  zu  Berlin  in  Nord- 
Deutschland  einführt«,  zeichnet  sich  auf  gutem  Boden  durch  hohe  Erträge 
und  grosse  Widerstandsfähigkeit  gegen  Lagern  und  Rost  aus. 

.    Kaukasiseher  Hafer.  Q 

Rispe:  blassgelb,  stark  zusammengezogen,  doch  näher  zu  „Patula^ 
als  „Orientalis''  stehend,  also  den  Uebergang  bildend,  mittellang;  Aehr- 
chen 2-,  selten  3-k5mig,  Klappen  blassgelb,  2.7  cm  lang,  0.7  cm  breit. 
—  Stroh:  grtinlich-gelb,  blattreich,  fest,  unter  mittellang.  —  Schein- 
frucht: blassgelb,  höchst  selten  begrannt,  leicht,  sehr  lang,  schmal  (grosses 
Korn  20  mm  lang,  3  mm  breit,  kleines  15  mm  lang,  2.5  mm  breit),  sehr 
grobschalig,  Spelzen  34.6  Proc  ausmachend. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  lang,  aufrecht;  Halm  100  cm 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  25  cm  lang,  1.1  cm  breit,  Blatt- 
fläche 247.5  qcm,  Halmfläche  120  qcm,  Gesammtfläche  367.5  qcm. 

Rispe  25  cm  lang  mit  140  Scheinfrüchten,  von  denen  1  392  000  auf 
1  hl  (=  43.5  kg)  entfallen. 

Späthafer,  130  Tagen  reifend.  Ertrag  nach  Quantität  und  Qualität 
geringwertig. 

Uafer  aus  Jekaterlnoslaw,  Sfid-Bassland.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  kurz,  armsamig;  Aehrchen  2-körnig;  Klappen 
blassgelb  (2.3  cm  lang,  0.65  cm  breit).  —  Stroh:  orange-gelb,  blattarm, 
fest,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  selten  begrannt,  schmal 
(grosses  Korn  1.8  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1.3  cm  lang,  0.3  cm 
breit),  schwer.  Schale  mittelfein,  100  gr  enthalten  73  gr  Korn,  27  gr 
Spelzen. 

Halm  dunkelgrün,  2.6  Schösslinge,  spät  blühend,  110  cm  (Max. 
150  cm)  lang,  0.35  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  25.6  cm  lang,  1  cm 
breit,  Blattfläche  256  qcm,  Halmfl&cbe  105  qcm,  Gesammtfläche  361  qcm. 

Späthafer,  in  125  Tagen  reifend,  Rispe  20  cm  (Max.  .30  cm)  lang, 
mit  100  ziemlich  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  948  800  auf 
1  hl  (=  48  kg)  entfaUen. 


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Hafersorten.  701 

Eß  wiegen  100  Halme  913  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  438  gr. 

Dieser  nicht  leicht  lagernde,  fast  rostfreie  und  ertragreiche  Hafer 
entstammt  der  russischen  Schwarzerde  des  Gouvernements  Jekaterinoslaw 
und  wurde  uns  durch  Gutshesitzer  Degtiareff  1875  eingesandt. 

Hafer  ans  Charkow^  Sfld-Bossland.  Q 

Rispe:  sehr  ausgebreitet,  Aehre  lang,  locker,  armsamig,  mittellang; 
Aehrchen  1-  bis  2-körnig;  Klappen  blassgelb  (2  cm  lang,  0.6  cm  breit). 
—  Stroh:  grüngelb,  kräftig,  ziemlich  reichblättrig,  lang.  —  Scheinfrucht: 
,  gelb,  kurz,  doch  dick  (grosses  Korn  1.25  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines 
1cm  lang,  0.25cm  breit);  zuweilen  begrannt;  Schale  mittelfein,  lOOgr 
=  72  gr  Früchte,  28  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  blaugrün,  lang,  ziemlich  breit,  Bestockung  schwach, 
2.2  Schösslinge;  Halm  140  cm  (Max.  160  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl 
4.6,  Blätter  39.5  cm  lang,  1.3  cm  breit,  Blattfläche  472.42  qcm,  Halm- 
fläche 210  qom,  Gesammtfläche  682.42  qcm. 

Späthafer,  reift  in  130  Tagen;  Eispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit 
150  Scheinfrüchten,  von  denen  1  757  400  auf  1  hl  (=  50.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  870  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  381  gr. 

Dieser  Hafer  ist  gegen  Lagern  und  Rost  nicht  ganz  widerstands- 
fähig und  verlangt  einen  reichen  Boden. 

üebersender:  Professor  Saykewitsch  zu  Charkow. 

Hafer  yon  Tala,  Bassland.  Q 

S  y  n. :  Sohatilowsky-Hafer. 

Rispe:  blassrötlich,  sehr  ausgebreitet,  locker,  armsamig;  Aehrchen 
2-kömig,  Klappen  fast  weiss,  2  cm  lang,  0.6  cm  breit.  —  Stroh :  blassrot, 
kurz,  fest.  —  Scheinfrucht:  Original  fast  weiss  mit  blassrötlichem  Schim- 
mer, zuweilen  tritt  eine  gebogene,  an  der  Basis  schwärzliche  Granne  auf, 
klein,  schmal  (grosses  Korn  12  mm  lang,  2.8  mm  breit,  kleines  10  mm 
lang,  2  mm  breit);  344  Scheinfrüchte  =s  10  gr,  ziemlich  dickschalig, 
Spelzen  30  Proc.  ausmachend. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  1.5  Schösslinge;  Halm  100cm 
lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  23  cm  lang,  0.85  cm  breit,  Blatt- 
fläche 156.4  qcm,  Halmfläche  114  qcm,  Gesammtfläche  270.4  qcm. 

Rispe  mit  80  Scheinfrüchten,  von  denen  1  857  600  auf  1  hl  (=  54  kg) 
entfallen. 

Frühhafer;  sehr  zeitig,  in  110  Tagen  reifend. 

Soll  ursprünglich  aus  Flandern  stammen.  Bezugsquelle:  Eaiserl. 
fr.  ök.  Gesellsch.  zu  St.  Petersburg,  1880. 

Irbit-Hafer,  Bassland.  0 

Rispe:  wenig  ausgebreitet,  kurz,  armsamig;  Aehrchen  meist  2-kör- 
nig; Klappen  goldgelb,  gross  (2.5cm  lang,  0.8cm  breit).  —  Stroh:  gold- 
gelb, fest,  lang,  sehr  stark.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  ziemlich  gross 
(grosses  Korn  1.3  cm  lang, '  0.3  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.25  cm 
breit),  grobsohalig,  100  gr  =  67.5  gr  Früchte,  32.5  gr  Spelzen. 

Blätter  blaugrün,  kräftig,  breit,  Bestockung  ziemlich  schwach,  2.4 
Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blähend,    Halm  IS.*)  cm    (Max.   160  cm) 


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702  Befionderer  Teil. 

lang,  0.53  om  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  29.3  cm  'lang,  1.08  cm  breit, 
Blattfläcbe  253,15  qcm,  Halmfläche  214.65  qom,  Gesammtfläohe  467.8  qcm. 

Kispe  reift  mittelfrüh,  in  120  Tagen,  20  om  (Max.  30  cm)  lang,  mit 
110  fcBt  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1324400  anf  1  hl  {=  47.3  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  600  gr  nnd  davon  die  Scheinfrüchte  302  gr. 

Soll  noch  auf  den  ärmsten  Böden  zufriedenstellende  Erträge  liefern 
nnd  für  ranhe  Lagen  in  hohem  Grade  geeignet  sein,  auch  leidet  er  wenig 
durch  Rost  und  Lagern. 

Heimat:  Nord-Russland. 

Bezugsquelle:  Samenhandlung  von  Frommer  in  Budapest. 

Hafer  ans  Finnland.  Q 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  reichsamig,  mittellang;  Aehrchen 
2-k5mig;  Klappen  gelb.  —  Stroh:  gelbgrün,  etwas  feinhalmig,  steif, 
lang.  —  Scheinfrucht:  schmutzig-gelb,  Scheidenspelze  rotgrau,  lanzettlich, 
voll,  mittelgross  (grosses  Eom  1.4  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  0.9  cm 
lang,  0.25  cm  breit),  ziemlich  feinsohalig,  100  gr  =  74  gr  Früchte,  26  gr 
Spelzen. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  ziemlich  lang,  breit;  mittelfrüh  schossend, 
Bestockung  schwach,  2  Schösslinge;  Halme  125  cm  (Max.  150  cm)  lang, 
0.38  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  27.6  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläohe 
220.8  qcm,  Halmfläche  145.5  qcm,  Gesammtfläohe  366.3  qcm. 

IiVühhafer,  reift  in  118  Tagen;  Rispe  25  cm  (Max.  35  cm)  lang,  mit 
220    nicht  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,    von   denen  1  659  900    auf 

1  hl  (=  50.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  857  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  457  gr. 
Erhalten  1877  aus  h.  Halle. 

Hafer  ans  Irkntsk,  Sibirien.  Q 

Rispe:  gelb,  ausgebreitet,  armsamig;  Aehrchen  2-kömig,  Klappen 
weiss,  2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit.  —  Stroh:  gelbrot,  dünn,  kurz,  doch 
fest.  —  Scheinfrucht:  Original  gelb,  Scheidenspelze  rötlich,  klein, 
schmal  (grosses  Korn  bis  13  mm  lang,  2.5  mm  breit,    kleines  9  mm  lang, 

2  mm  breit,  513  Scheinfrüchte  =:  10  gr),  grobschalig,  Spelzen  35.6  Proc. 
ausmachend. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  aufrecht,  2.2  Schösslinge;  Halm  90cm 
lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  3.5,  Blätter  24  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blatt- 
fläche 134.4  qcm,  Halmfläche  89.1  qcm,  Gesammtfläohe  223.5  qcm. 

Rispe  15  cm  lang  mit  60  Scheinfrüchten. 

Sehr  frühreif,  in  95—100  Tagen  reifend. 

Diesen  aus  11  G-emeindevorratshäusern  des  Bezirkes  Irkutsk  ent- 
nommenen Hafer  erhielten  wir  durch  Prof.  Anatol  von  Padejeff,  vom 
landw.  Versuchsfeld  zu  Petrowsk  bei  Moskau. 

Sibiriseher  Omsk-Hafer.  Q 

Rispe:  gelb,  ausgebreitet,  armsamig,  unter  mittellang;  Aehrchen 
2-kömig,  Klappen  fast  weiss.  —  Stroh :  rotgelb,  sehr  fest,  mittellang.  — 
Scheinfrucht:  graulich-gelb,  Scheidenspelze  rötlich,  ziemlich  voll  (grosses 


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Hafcrsorten.  703 

Korn  16  mm  lang,  3  mm  breit,  kleines  11mm  lang,  2  mm  breit,  311 
Scheinfrüchte  =  10  gr),  zuweilen  tritt  eine  helle  Granne  auf;  sehr  fein- 
Bchalig,  Spelzengewicht  25  Proc. 

Jnnges  Blatt  dunkelgrün,  kräftig,  1.6  Schösslinge;  Halm  120  cm 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  30  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche 
240  qcm,  Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  384  qcm. 

Frühreif,  in  110  Tagen  reifend. 

Bildet  TJebergang  zu  „Aurea**. 

Yon  keiner  Bedeutung  für  Mitteleuropa. 

Bezugsquelle:  durch  das  preussische  landw.  Ministerium  1881  aus 
Zborow,  Böhmen  erhalten. 

Sibiriseher  Frflhhafer.  Q 

Syn.:  Engl.:  Siberian  early  white  Oat. 
Franz.:  Avoine  hätive  de  Sibirie. 
ItaL:  Ayena  di  Sibiria. 

Kispe:  ausgebreitet,  ziemlich  reichsamig,  mittellang  (25  cm);  Aehr- 
chen  2-kömig;  Klappen  fast  weiss  (2.5  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh: 
gelb,  kräftig,  fest,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  auf  leichtem, 
armem  Boden  zuweilen  begrannt ;  Granne  an  der  Basis  schwärzlich;  kurz, 
dick  (grosses  Korn  1 .3  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.25  cm 
breit),  schwer,  Schale  mittelfein,  100  gr  enthalten  72.4  gr  Korn,  27.6  gr 
Spelzen. 

Halm  blaugrün,.  2.3  Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend, 
120  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  4.7,  Blätter  29.8  om 
lang,  1.17  cm  breit,  Blattfläche  327.78  qcm,  Halmfläche  154.8  qcm,  Ge- 
sammtfläche 482.58  qcm. 

Frühhafer,  in  1 10  Tagen  also  sehr  Mh  reifend,  25  om  (Max.  30  cm) 
lang,  mit  150  etwas  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  758000 
anf  1  hl  (=  51.7  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  350  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  ftb*  eine  Pflanze  28.6  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
38.6  qm  und  das  Saatquantum  2.7  hl  p.  ha. 

£s  wiegen  100  Halme  763*  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  411  gr. 

Auf  reichem  Boden,  namentlich  auf  Moorboden,  bringt  er,  da  er 
nicht  lagert,  sehr  hohe  Erträge,  und  lässt  sich,  weil  sebr  frühreif  und 
wenig  empflndlicb,  weit  nach  Norden,  z.  B.  noch  im  nördlichen  Schott- 
land erfolgreich  kultivieren;  ausserdem  ist  seine  Kultur  im  nördlichen 
Frankreich,  Deutschland  und  den  Yereinigten  Staaten  weit  verbreitet. 
In  neuerer  Zeit  wird  er  auch  in  Nord-Italien  und  zwar  hauptsächlich  als 
Grünfutter  angebaut. 

Nach  MitohelTs  Yersuchen  lieferte  er  auf  drainiertem  Lehmboden 
nach  zwe^ähriger  Weide  p.  ha  in  England: 

65,76  hl  Korn  (1  hl  =  58  kg),  4585  kg  Stroh. 

Dieser  Hafer  empfiehlt  sich  auf  reichem  Boden  auch  als  Grünfutter, 
da  er  ein  sehr  kräftiges  Blatt  besitzt  und  vor  Austritt  der  Kispe  ge- 
mäht, neue  Halme  treibt,  und  wenn  auch  etwas  spät,  an  diesen  einen 
befriedigenden  Komertrag  bringt. 

Nach  Heuzi^)    soll  schon  Buchoz  1775    auf  ihn  aufinerksam  ge- 


1)  A.  a.  0.  Vol.  I,  p.  508. 

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704  Besonderer  Teil. 

macht  haben;  fest  steht,  dass  er  durch  die  Samenhandlang  von  Booth 
&  Co.  in  Hamburg  1839  aus  Russland  bezogen  und  über  England  und 
Deutschland  verbreitet  wurde,  femer,  dass  1858  der  Berliner  Akklima- 
tisations-Verein  neue  Saat  aus  Russland  kommen  Hess. 

Kaintsebfttka-Hafer.  Q 

Franz.:  Avoine  du  Kamtschatka. 

Rispe:  wenig  ausgebreitet,  etwas  armsamig,  kurz;  A ehrchen  2-kör- 
nig;  Klappen  gelb,  2.2  cm  lang,  0.6  cm  breit.  —  Stroh:  gelb,  sehr  lang, 
fest.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  doch  an  der  Stelle,  wo  sich  die  Spitze 
stark  verjüngt,  hellbräunliche  Flecken  zeigend,  länglich,  spitz  (grosses  Korn 

1.6  cm  lang,  0.25  cm  breit,  kleines  1.1  cm  lang,  0.2  cm  breit),  selten 
begrannt,  ziemlich  feinschalig,  1 00  gr=  74.5  gr  Früchte,  25.5  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  lang,  schmal,  kräftig,  Bestockung  schwach, 

1.7  Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halme  150  cm  (Max. 
200  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  4.6,  Blätter  30.4  cm  lang,  1.1  cm 
breit,  Blattfl&che  307.65  qcm,  Halmfläche  193.5  qcm,  G-esammtfläche 
501.15  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  118  Tagen;  Rispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang, 
mit  110  Scheinfrüchten,  von  denen  1  680  000  auf  1  hl  (=  42  kg)  ent- 
fallen. 

Es  wiegen  100  Halme  957  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  457  gr. 

Auf  kräftigen  Alluvial-  und  guten  humosen  Lehm-  und  Thonböden 
sollen  Erträge  bis  zu  52  hl  erzielt  worden  sein;  auch  lagert  dieser  Hafer 
nicht  und  zeigt  sich  fast  rostfrei. 

Zur  Grünfuttererzeugung  scheint  dieser  Hafer,  da  er  auch  der  Dürre 
gut  widersteht,  im  hohen  Grade  geeignet  zu  sein. 

Seine  Herkunft  aus  Kamtschatka  ist  nicht  genügend  bezeugt;  fest 
steht,  dass  er  durch  J.  G.  Booth  in  Hamburg  von  England  aus  nach 
Deutschland  gelangt  ist. 

Im  südlichen  Schweden  soll  sich  seine  Kultur  ebenfalls  vorzüglich 
bewährt  haben. 

Sommerhafer  aus  Algier.  Q 

Rispe:  ausgebreitet,  armsamig,  mittellang;  Aehrchen  1-  und  2-kör- 
nig;  Klappen  blassgelb  (2.2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh :  hellgelb, 
fest,  wenig  blattreich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassrötlich -gelb, 
schmal,  kurz  (grosses  Korn  1 .5  cm  lang,  0.25  cm  breit,  kleines  0.8  cm 
lang,  0.2  cm  breit),  zuweilen  kurz  begrannt,  feinschalig,  100  gr  =  77  gr 
Früchte,  23  gr  Spelzen. 

Halm  gelbgrün,  Bestockung  stark,  3.3  Schösslinge,  spät  blühend, 
120  om  (Max.  145  cm)  lang,  0.4  em  dick,  Blattzahl  4.'3,  Blätter  27.2  cm 
lang,  1.04  cm  breit,  Blattfläohe  248.29  qcm,  Halmfläche  144  qcm,  Ge- 
sammtfläche  387.29  qcm. 

Rispe  reift  etwas  spät,  in  125  Tagen,  25  cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  120  ziemlich  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  915  000  auf 
1  hl  (=  46.7  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  670  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  283  gr. 

Für  trockne  lehmige  Böden  im  milden  Klima  zu  beachten. 


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HafenorteD.  705 

White  Australian  Oat  O 

Syn.:  Deutsch:  Weisser  ansti'alisclier  Hafer. 
Franz.:  Avoine  blanche  d'Adilai'de, 

Sispe:  ausgebreitet,  gross,  armsamig;  Aehrchen  2-kömig;  Klappen 
fast  weiss  oder  schön  gelb  (3  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh :  orange-gelb, 
kräftig,  blattreioh,  fest,  ziemlich  kurz.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  gross 
(grosse  Scheinfrucht  2  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleine  1.5  cm  lang,  0.3  cm 
breit),    feinschalig,    denn  100  gr   enthalten  75  gr  Frucht,   25  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  Bestockung  mittelstark,  2.6  Schöss- 
linge,  sp&t  schossend  und  blühend.  Halme  100  cm  (Max.  120  cm)  lang, 
0.38  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  25.3  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche 
161.92  qcm,  Halmfläche  lU  qcm,  Oesammtfläche  275.92  qcm. 

Rispe  reift  spät,  mit  180  Scheinfrüchten,  von  denen  1 111  000  auf 
1  hl  (=  46.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  220  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  1 12  gr. 

Auf  reichem,  humosen  Niederungsboden  soll  er  nach  Löbe^)  Er- 
träge bis  zu  40  hl  p.  ha  in  Frankreich  geliefert  und  sich  durch  eine 
sehr  starke  Bestockung  ausgezeichnet  haben. 

Dieser  Hafer  lagert  nicht  leicht  und  wird  wenig  durch  Rost  ange- 
griffen. 

Varietät:  Avena  sativa  praegravis  Langethal, 
ünbegrannt;  Spelzen  blassgelb;  Scheinfrucht  bauchig. 

Sorten: 

Neuer  Oersthafer.  Q 

Rispe:  zusammengezogen,  ziemlich  reichsamig,  lang;  Aehrchen  2- 
kömig;  Klappen  gelb,  lederartig  (2.3  cm  lang,  0.7  cm  breit).  — 
Stroh:  hellgelb,  kräftig,  blattarm,  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  auf- 
geblasen, die  äussere  Spelze  der  grossen  Scheinfrucht  umfasst  die  kleine 
so  vollständig,  dass  beide  wie  eine  Scheinfrucht  von  1.2  cm  Länge  und 
0.4  cm  Breite  erscheinen,  ausserordentlioh  grobschalig,  100  gr  =  51  gr 
Früchte,  49  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  hellgrün,  sehr  kräftig;  Bestockung  mittelstark,  2.5 
Schösslinge;  Halm  180  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blatt- 
zahl 3.3,  Blätter  29.5  cm  lang,  1.25  cm  breit,  Blattfläche  243.41  qcm, 
Halmfläch^  195  qcm,  Gresammtfläche  438.41  qcm. 

Frtihhafer,  reift  in  120  Tagen;  Rispe  30  cm  (Max.  35  cm)  lang, 
mit  170  sehr  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  2  462  400  auf  1  hl 
(=  51.3kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wuchsen  800  Halme  oder  320  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  1.8  hl  p.  ha. 

Heimat:  die  Niederlande,  wo  dieser  Hafer  erfolgreich  auf  Torfboden 
gebaut  wird,  und  trotz  der  geringen  Qualität  der  Körner  sein  Ertrag 
befriedigt.      * 

Yorstermann  von  Oyen  hatte  ihn  1873  auf  der  Wiener  Welt- 
ausstellung ausgestellt. 


1)  Kulturpflanzen  1878. 
Koerntcke  n.  Werner,  Hftndb.  d.  Getreidebau *■  11.  45 


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706  Beßonderer  Teil. 


Scotch  Berlle-Oat.  Q 

Syn.:  Engl.:  Scotch  Barley-Oat  i). 

Deutsch:  Schottischer  Berlie-  oder  Gerstbafer. 
Franz.:  Avoine  d'^cosse. 

Bispe:  ausgebreitet,  sehr  locker,  etwas  armsamig,  mittellang;  Aehr- 
chen  2-,  häufig  1-kömig;  Klappen  gelb,  an  der  Basis  dunkler.  —  Stroh: 
grüngelb,  kräftig,  blattarm,  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  zuweilen 
begrannt,  Basis  borstig,  klein,  dick  (grosses  Eom  1.5  cm  lang, 
0.35  cm  breit,  kleines  0.9  cm  lang,  0.3  cm  breit),  sehr  schwer,  Schale 
zähe,  grob,  100  gr  =  67.5  gr  Früchte,  32.5  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  blaugrün,  schmal,  lang;  Bestockung  schwach,  1.4 
Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  130  cm  (Max.  140  cm) 
lang,  0.53  cm  dick,  Blattzahl  3.2,  Blätter  ^1  cm  lang,  1.3  cm  breit,  Blatt- 
fläche 257.92  qcm,  Halmfl&che  206.7  qcm,  Gesammtfläche  464.62  qcm. 

Frübhafer,  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit  120  Scheinfrüchten, 
Ton  denen  1  575  000  auf  1  hl  (=  54.8  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  962  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  500  gr. 

Man  unterscheidet  nach  John  Haxton ^)  zwei  Sorten  „the  english 
and  the  scotch  Berlie-Oat**.  Die  erstere  wurde  um  1837  von  England 
nach  Aberdeenshire  gebracht,  während  die  letztere  vielleicht  50  Jahre 
vorher  kultiviert  worden  war. 

Der  englische  Berlie-Hafer  ist  sehr  frühreif,  lässt  nicht  leicht  die 
Scheinfrüchte  ausfallen  und  eignet  sich  für  reichen  Boden.  Der  schottische 
Berlie-Hafer  ist  ertragreicher,  weniger  frühreif,  passt  besser  für  leich- 
teren Boden,  und  da  seine  Eömer  auch  ein  vorzügliches  Mehl  liefern 
und  das  Stroh  geschätzt  wird,  so  ist  dieser  alte  schottische  Hafer  nament- 
lich in  Aberdeen  und  Banff  sehr  beliebt. 

Mr.  Mitchell  erzielte  1848  auf  drainiertem  Lehmboden  und  nach 
zweijähriger  Weide  p.  ha  59.94  hl  Vorderkom  k  55.5  kg,  2.25  hl  Hinter- 
kom,  5719  kg  Stroh. 

Seoteh  Potato-Oat.  O 

Syn.:  Schottischer  Eartoffel-Hafer. 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  etwas  armsamig,  kurz;  Aehrchen 
1-  und  2-kömig;  Klappen  gelb  (2  cm  lang,  0.9  cm  breit).  —  Stroh:  gelb, 
sehr  kräftig,  lang.  —  Scheinfrucht:  schmutzig-gelb,  Scheidenspelze  hell- 
bräunlich, Spelzen  lederartig,  plump  (grosses  Eom  1  cm  lang,  0.35  cm 
breit,  kleines  0.8  cm  lang,  0.3  cm  breit),  grobschalig,  100  gr  =  65.5  gr 
Früchte,  34.5  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  sehr  lang,  breit;  Bestockung  ziemlich 
schwach,  2.1  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend;  Halm  135  cm 
(Max.  155  cm)  lang,  0.53  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  30.8  cm  lang, 
1.3  cm  breit,  Blattfläche  320.32  qcm,  Halmfläche  214.65  qcm,  Gesammt- 
fläche 584.97  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  118  Tagen;  Rispe  20  cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  110  ziemlich  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1346  800  auf 
1  hl  (=  51.8  kg)  entfaUen. 


1)  Joum.  of  the  Roy.  Agric.  Soc.  1851,  p.  117. 

2)  Morton,  Cydop.  of  Agric.  Vol.  ü,  p.  482. 


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Hafersorten. 


707 


Es  wiegen  100  Halme  1043  gr  nnd  davon  die  SoheinMcbte  557  gr. 
Dieser  Hafer  leidet  wenig  durch  Lagern  und  Bost. 
Bezugsquelle:  Haage  &  Schmidt  in  Erfurt. 

Georjj^an-Oat.  O 

Syn. :  White  Canadian-oat  ^). 

Franz,*):   Avoine  du  Banat  —  des  Canaries  —  du   comte 
Baudissin  —  du  Kamtschatka  —  de  M.  Pstross  — 
blanche  de  Eussie  —  du  Canada;  Avoine  d'Ame- 
rique  (Heuz6). 
Deutsch:  Georgischer  oder  weisser  canadischer  Hafer. 
Verbesserte  Formen: 
Hallet's  pedigree  white  Canadian-oat; 
Webb's  »Challenge"  (Herausforderer)  white  Canadian-oat. 
Eispe:   blassgelb,    etwas  zusammengezogen,    mittelgross;    Aehrchen 
1— 2-kömig,  zuweilen  begrannt,  Klappen  blassgelb,  an  Basis  gelb»  weich, 
2  cm  lang,  0.6  cm  breit.    —    Stroh:   gelbrot-orange,  mittellang,  steif.  — 
Scheinfrucht:    blassgelb,    aufgeblasen,   kurz   (grosses  Korn  14  mm   lang^ 
3.5  mm  breit,    kleines  9  mm  lang,    2.5  mm  breit),    270  Scheinfrüchte  = 
10  gr ;  Spelzen  dick,  lederartig. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  sehr  breit,  kräftig,  lang;  Entwicklung 
sehr  schnell,  daher  Bestockung  schwach,  1.8  Schössling;  sehr  zeitig 
schossend  und  blühend,  und  weil  sehr  kräftig,  vorzüglich  zur  Grünfutter- 
produktion geeignet. 

Die  weitere  Entwickelung  zeigt  sich  wie  folgt: 


Georgian-oat 

Hallet'8 
pedigree 

Webb's 
ohallenge 

Halmlänge     ...     cm 

125  (Max.  150) 

125  (145) 

125  (145) 

Halmdicke 

cm 

0.6 

0.5 

0  43 

Blattzahl  . 

8 
82.3 

8.8      . 
80 

4.8 

Blattlänge 

cm 

80.2 

Blattbreite 

cm 

1.8 

1.2 

1.0 

BUttfläche 

.     .  qcm 

126 

118.8 

129.9 

Halmfläche    . 

.     .   qcm 

225 

187.5 

161.8 

Gesammtfläche  .    .  qcm 

851 

806.8 

291.2 

Mittlere  Rispenlänge  cm 

25 

25 

25 

Frnohtzahl  pro  Rispe     . 

140 

120 

150 

.   hl      .    . 

1828  000 

1448  000 

1395  900 

Gewicht  pro  hl  in  kg    . 

Grossee  Korn  lane     mm 

,f          „     dick     mm 

49 

55.5 

51.7 

16 

14 

12 

8 

8.5 

4 

Kleines     „     lang     mm 

10 

0.9 

9.5 

„     dick     mm 

2 

2.5 

8 

Procente  an 

Spelzen  .    . 

84.5 

82 

84.1 

Frühhafer,  reift  sehr  zeitig,  in  120  Tagen,  für  rauhes  Klima,  nament- 
lich in  hohen  Gebirgslagen  und  auf  Torf-  und  Moorböden  beachtenswert. 


1)  Vergl.  Shirreff,  Improvem.  of  cereals  1878,  wonach  „Georgian  oat" 
in  neuerer  Zeit  auch  „Canadian  oat*'  genannt  wird. 

2)  Vianne,  Prairies  et  pl.  1870. 


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708 


Besonderer  Teil. 


Stroh  grob,  daher  kein  gntes  Futteretroh,  doch  nicht  leicht  lagernd 
und  wenig  durch  Rost  leidend.  Komertrag  hoch,  doch  Qualität  wegen 
der  lederartigen  Spelzen  gering;  aus  diesem  Grunde  in  England  jetzt 
noch  wenig  gebaut,  mehr  geschätzt  in  Frankreich  und  namentlich  im 
Norden  der  Vereinigten  Staaten  und  in  Canada. 

Ursprüngliche  Heimat  wahrscheinlich  Süd-Russland;  in  Frankreich 
1823  durch  Yva  rt  und  de  Thury  (Gasparin,  Cours  d'agric.  HI  709), 
in  England  um  1825  durch  Capt.  Barclay  of  Urie  (P.  Lawson, 
Agric.  manual,  1836)  verbreitet. 

In  Eldena,  Pommern,  lieferte  er  1868  auf  sandigem  Lehm  1830  kg 
Eom,  2550  kg  Stroh,  484  kg  Spreu  p.  ha. 

Bezugsquelle:  F.  Hallet,  Manorhouse,  Brighton;  Webb  &  Sons, 
Wordsley,  Stourbridge.  Canadian-Oat  aus  deutschen  Samenhandlungen 
bezogen. 

Ayoine  d'hiyer  ©  u.  0 

Syn.:  Avoine  de  Provence. 

Rispe:  bleichgelblich,  ein  wenig  zusammengezogen,  mittellang,  arm- 
samig;  Aehrchen  1-  und  2-kömig,  Klappen  kurz,  2  cm  lang,  0.6  cm  breit. 
—  Stroh:  rotgelb,  rohrartig,  fest,  lang.  —  Scheinfrucht:  bleichgelblich 
mit  schwach  graulichem  Schimmer,  klein  (grösstes  Korn  12  mm  lang, 
2.5  mm  breit,  441  Scheinfrüchte  =  10  gr);  nachgebaut:  grösser,  242 
Scheinfrüchte  =  10  gr,  sehr  dickschalig,  Spelzen  40  Proc.  ausmachend, 
zuweilen  begrannt. 

Als  Sommer-  und  Winterfrucht  gebaut.     Entwickelung  wie  folgt: 


Sommerfrucht 

• 

Winterfrucht 

Halmlänge 

120  cm  (Max.  185  cm) 

145  cm  (Max.  175  cm) 

Halmdioke 

0.4  cm 

0.65  cm 

Blattzahl 

4 

4.4 

Blattlänge 

25  cm 

26.5  cm 

Blattbreite 

1.1cm 

1.4  cm 

Blattfläohe 

220  qcm 

826.5  qcm 

Hahnfläche 

144  qcm 

289.3  qcm 

Gesammtfiäohe 

864  qom 

565.8  qom 

Rispenlänge 

20  cm  (Max.  30  cm) 

25  cm  (Max.  45  cm) 

Anzahl  der  Aehrchen 

P 

Rispe 
)  p.  Rispe 

60 

75 

„        „    Scheinfrucht« 

100 

85 

Yegetationszeit 

120 

18/10-18/7 

Die  Winterung  hatte  stark  gelitten,  obgleich  der  Winter  1882/83  so 
milde  war,  dass  Sommerhafer  nicht  erfror,  doch  hatte  sich  die  Saat  im  Juni 
soweit  erholt,  dass  der  Stand  ziemlich  normal  war.  Die  Sommersaat  ge- 
dieh vortrefflich.  Bei  zeitiger  Aussaat  im  milden  Klima  des  westlichen 
Frankreichs  (Wintersaat  September  und  Oktober,  Sommersaat  Januar  und 
Februar)  vortrefflich  zu  Grünfutter  geeignet. 

Bezugsquelle:  Vi  Im or  in,  Paris. 


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Hafersorten.  709 

Walla-Walla-OM.  0 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  armsamig,  mittellang;  Aehrchen  1- 
und  2-körnig;  Klappen  gelb,  bis  2  cm  lang.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kräftig, 
mittellang.  —  Scheinfmcht:  blassgelb,  sehr  dick,  aufgeblasen,  kurz  (grosses 
Korn  1.2  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines  0.8  cm  lang,  0.25  cm  breit), 
schwer,  grobschalig,  100  gr  =  65  gr  Früchte,  35  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal;  Bestockung  schwach,  1.6  Schöss- 
linge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  120  cm  (Max.  140  cm)  lang, 
0.53  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  27.8  cm  lang,  1.3  cm  breit,  Blattfläche 
289.12  qcm,  Halmfläche  190.8  qcm,  Gesammtfläche  479.92  qom. 

Frühhafer,  reift  in  115  Tagen;  Eispe  25  cm  (Max.  35  cm)  lang, 
mit  1 30  nicht  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  Ton  denen  1  456  000 
auf  1  hl  (=  52  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  798  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  416  gr. 

Diese  Sorte  widersteht  dem  Lagern  und  Rost  vortrefflich. 

Heimat:  Washington-Territory,  Vereinigte  Staaten. 

Oregon-Oat. 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  dicht,  armsamig,  kurz;  Aehrchen 
2-kömig;  Klappen  gelb,  2  cm  lang.  —  Stroh :  rötlich-gelb,  kräftig, 
lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  kurz,  dick  (grosses  Korn  1.2  cm  lang, 
0.35  cm  breit,  kleines  0.8  cm  lang,  0.25  cm  breit),  schwer,  grobschalig, 
100  gr  =  68  gr  Früchte,  32  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  sehr  breit,  lang;  Bestockung  schwach,  2 
Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  135  cm  (Max.  150  cm) 
lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  34.4  cm  lang,  1.24  cm  breit,  Blatt- 
fläche 426.56  qcm,  Halmfläche  202.5  qcm,  Gesammtfläche  629.06  qcm. 

Späthafer,  reift  in  125  Tagen;  Rispe  20  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit 
100  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  237  500  auf  1  hl  (=  49.5  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  850  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  468  gr. 

Dieser  Hafer  leidet  wenig  durch  Lagern  und  Rost  und  zeigte  einen 
kräftigen,  als  Grünfutter  sehr  beachtenswerten  Habitus. 

Heimat:  Oregon,  Vereinigte-Staaten. 

Helena^Hontana-Oat  O 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  sehr  armsamig,  kurz;  Aehrchen  1- 
und  2-kömig;  Klappen  gelb,  bis  1.8cm  lang.  —  Stroh:  gelb,  kräftig, 
mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  kurz,  dick  (grosses  Korn  1.1  cm 
lang,  0.33  cm  breit,  kleines  0.9  cm  lang,  0.27  cm  breit),  grobschalig, 
100  gr  =  67.5  gr  Früchte,  32.5  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  blaugrün,  lang,  kräftig;  2.2  Schösslinge,  zeitig  schos- 
send und  blühend.  Halm  120  cm  (Max.  135  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blatt- 
zahl 4,  Blätter  30.8  cm  lang,  1.13  cm  breit,  Blattfläche  278.43  qcm,  Halm- 
fläche 180  qcm,  Gesammtfläche  458.43  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  115  Tagen,  Rispe  20  cm  (Max.  25- cm)  lang,  mit 
HO  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  268  800  auf  1  hl  (=r  48.8  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  708  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  369  gr. 

Heimat:    Territorium  Montana    der  Vereinigten   Staaten    von  Nord- 


Amerika. 


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710  Besonderer  Teil. 

Snrprise-Oat.  O 

Bispe:    ausgebreitet;   Aehrclien  I-  und  2-kömig,   75  Aehrchen  mit 

110  Scheinfrüchten;  E^lappen  hellgelb,  2  cm  lang,  0.7  cm  breit.  —  Stroh: 

hellgelb.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  kurz,  dick,  aufgeblasen  (grosses  Korn 

1.3  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  0.9  cm  lang,  0.2  cm  breit);  grobschalig. 

Heimat:  Vereinigte  Staaten  von  Nord- Amerika, 

Original  in  der  Sammlung  des  Dr.  Dreisch,  Poppeisdorf. 

Später  Podolischer-Hafer.  O 

Bispe:  ausgebreitet,  sehr  gross,  reichsamig;  A ehrchen  2-kömig,  zu- 
weilen begrannt;  Klappen  hellgelb,  bis  2.2  cm  lang.  —  Stroh:  hellgelb, 
kräfdg,  blattarm,  kaum  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  kurz,  auf- 
geblasen (grosses  Korn  1.3  cm  lang,  0.4  cm  breit,  kleines  0.8  cm  lang, 
0.25  cm  breit),  Schale  grob,  lederartig,  100  gr  =  66.5  gr  Früchte,  33.5  gr 
Spelzen. 

Junges  Blatt  hellgrün,  gross;  Bestechung  schwach,  2  Schösslinge, 
Halm  blaugrün,  spät  blühend,  115  cm  (Max.  130  cm)  lang,  0.47  cm  dick, 
Blattzahl  3,  Blätter  31.66  cm  lang,  1.5  cm  breit,  Blattfl'äche  284.94  qcm, 
Halmfläche  162.15  qcm,  Gesammtfläche  447.09  qcm. 

Späthafer,  reift  in  135  Tagen;  Bispe  30cm  (Max.  40cm)  lang,  mit 
210  ziemlich  locker  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  636  800  auf 
1  hl  (=  62.8  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  278  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  133  gr. 

Neuer  australiseher  Hafer  ans  Port-AdeMde.  O 

Bispe:  ziemlich  ausgebreitet,  reichsamig,  mittellang;  Aehrchen  2-, 
häufig  1-kÖmig;  Klappen  gelb  (2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh: 
gelbgrün,  kräftig,  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  aufgeblasen  (grosses 
Korn  1.5  cm  lang,  0.4  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.3  cm  breit),  Schale 
lederartig,  100  gr  =  69  gr  Früchte,  31  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  lang,  breit,  sehr  kräftig;  Bestockung 
schwach,  2  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  135  cm 
(Max.  160  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  4.3,  Blätter  32.2  cm  lang, 
1.26  cm  breit,  Blattfläohe  348.92  qcm,  Halmfläohe  202.5  qcm,  Gesammt- 
fläche 551.42  qcm. 

Frühhafer,  Bispe  25  cm  (Max.  35  cm)  lang,  mit  180  etwas  leicht 
ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1590  000  auf  1hl  (==  53  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  700  Halme  oder  350  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  1450  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  783  gr. 

Diese  Sorte  wurde  durch  Bud.  Samm  &  Co.*)  in  Berlin  1870 
direkt  importiert. 

Hafer  aus  Tasmanien,  Anstralien.  O 

Bispe:  ausgebreitet;  Klappen  rötlich-gelb  (2  cm  lang,  0.9  om  breit). 
Stroh:  rötlich-gelb,  ziemlich  feinhalmig,  fest,  90  cm  lang.  —  Scheinfrucht: 

1)  Akklimat.  Verein  Bd.  IX,  1871,  p.  55. 

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Hafersorten«  711 

rötlioh-gelb,  beide  Scheinfrüchte  des  Aehrchens  werden  von  der  äusseren 
Spelze  der  grösseren  Scheinfrucht  fast  vollständig  umgeben  (1.5  cm  lang, 
0.35  cm  breit),  voll,  Schale  grob,  lederartig. 

Original  im  landwirtschaftlichen  Museum  zu  Berlin. 

Weisser  nenseeländiseher  Bispenhafer.  Q 

Rispe:  blassgelb,  ausgebreitet,  gross;  Aehrchen  meist  2-kömig, 
Klappen  blassgelb,  2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  seb^ 
kräftig,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  ziemlich  voll,  kurz  (grosses 
Korn  9  mm  lang,  3  mm  breit,  kleines  8  mm  lang,  2.5  mm  breit),  289 
Scheinfrüchte  ==  10  gr) ;  zuweilen  tritt  eine  helle  kurze  Granne  auf;  grob- 
schalig,  Spelzen  33  Proc.  ausmachend. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  kräftig,  1.5  Schösslinge;  Halm  120  cm 
(Max.  130  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  29  cm  lang, 
1.3  cm  breit,  Blattfläche  338.3  qcm,  Halmfläche  180  qcm,  Gesammtfläohe 
518.3  qcm. 

Bispe  24  cm  (Max.  30  cm)  lang  mit  110  Aehrchen  und^200  Schein- 
früchten, von  denen  1  641  000  auf  1  hl  (=  54.7  kg)  entfallen. 

Frühhafer,  in  110  Tagen  reifend. 

Bezugsquelle:  Metz  &  Co.,  Berlin. 

Hafer  ans  Nagpore^  Ostindien.  O 

Bispe:  ausgebreitet,  armsamig,  kurz,  (bis  26  cm  lang),  Aehrchen 
1-kömig;  Klappen  gelb  (2.2  cm  lang,  0.7  cm  breit);  50  Scheinfrüchte.  — 
Stroh:  gelb,  fest,  kurz,  nicht  leicht  lagernd.  —  Scheinfrucht:  blassgelb,  kurz, 
dick,  aufgeblasen  (1.3  cm  lang,  0.3  cm  breit);  zuweilen  begrannt,  Granne 
an  der  Basis  schwarzbraun,  nach  oben  hell,  gekniet,  2.5  cm  lang. , 

Original  in  der  Sammlung  des  Dr.  Drei  seh,  Poppeisdorf. 

Varietät:  Avena  sativa  aristata  Krause. 
Begrannt;  Spelzen  blassgelblich. 

Sorten: 

Weisser  gebrannter  Bispenhafer.  O 

Syn.:  Avena  sativa  pennsylvanica  h.  Dresden. 

Franz.:  Avoine  ordinaire  blanche  et  barbue. 

Rispe:  ausgebreitet,  ziemlich  reichsamig,  mittellang;  Aehrchen  2-, 
selten  3-kömig,  an  der  Basis  borstig;  Klappen  hellgelb  (2.5  cm  lang, 
0.7  cm  breit).  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kräftig,  blattreich,  mittellang.  — 
Scheinfrucht:  hellrötlich-gelb,  länglich,  spitz  (grosses  Korn  2  cm  lang, 
0.3  cm  breit,  kleines  1.5  cm  lang,  0.25  cm  breit) ;  immer  begrannt,  Granne 
an  der  Basis  schwarzbraun,  nach  oben  heller,  gekniet,  bis  3  cm  lang; 
ziemlich  feinschalig,  100  gr  =  75  gr  Früchte,  25  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  blaugrün,  kurz,  schmal,  Bestockung  ziemlich  schwach, 
2.8  Schösslinge;  Halme  gelbgrün,  etwas  spät  blühend,  120  cm  (Max. 
130  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  4.7,  Blätter  31.6  cm  lang,  1.22  cm 
breit,  Blattfläche  362.37  qcm,  Halmfläche  154.8  qcm,  Oesammtfläche 
517.17  qcm. 


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712  Besonderer  Teil. 

Spätbafer,  reift  in  125  Tagen ;  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  140  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1291000  auf  1hl 
(=  44.5  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  750  Halme  oder  326  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatqnantnm  3.4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  n62gr  nnd  davon  die  Scheinfrüchte  575  gr. 

Auffallend  ist,  dass  dieser  gegrannte  Hafer  in  Deutschland  aus  der 
Ebene  ganz  oder  fast  ganz  verdrängt  ist,  während  er  vor  50  Jahren  die 
am  meisten,  ja  an  manchen  Orten  die  fast  allein  gebaute  Varietät  war. 
Metzger  (Cer.  1824  p.  50)  schreibt:  ,yDieser  Hafer  ist  am  allgemein- 
sten über  einen  grossen  Teil  der  Erde  verbreitet**,  während  er  von 
unserem  jetzt  gewöhnlichen  Hafer  (var.  mutica)  sagt:  „Er  wird  in  den 
Rheingegenden  häufig  angebaut.^*  Dass  der  weisse,  gegrannte  Hafer  früher 
allgemein  gebaut  wurde,  bestätigt  auch  Krause  (Getr.  Heft  7  S.  6  anno 
1837).  Er  schreibt,  dass  es  hauptsächlich  dieser  Hafer  sei,  den  die 
agronomischen  Schriftsteller  bei  ihren  Mittheilungen  über  Haferbau  im  . 
Auge  gehabt  hätten.  Femer:  „Er  ist  am  weitesten  verbreitet.  Indessen 
haben  neuerlich  einige  grosskömige,  sehr  mehlhaltige  und  darunter  eine 
.grannenlose  Sorte,  besonders  in  England  ihm  den  Rang  streitig  gemacht ** 

Es  scheint  hieraus  hervorzugehen,  dass  die  jetzt  in  ganz  Deutsch- 
land herrschende  unbegrannte  Varietät  (var.  mutica)  ihren  Weg  von 
Westen  nach  Osten  genommen  hat. 

Gegrannter  Hafer  yom  Westerwalde.  O 

Syn.:  Granniger  Rispenhafer  aus  Mandersoheid,  Eifel,  Rheinprovinz. 

Rispe:  sehr  ausgebreitet,  armsamig,  lang;  Aehrchen  2-kömig,  1- 
grannig;  Oranne  gekniet,  an  der  Basis  schwarzbraun,  bis  3.5  cm  lang; 
Klappen  fast  weiss  (2  cm  lang,  0.5  cm  breit).  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest, 
lang.  —  Scheinfrucht:  schwach  rötlich-gelb,  voll,  kurz  (grosses  Korn 
1.3  cm  lang,  0.82  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.23  cm  breit),  feinschalig« 
100  gr  =  75.2  gr  Früchte,  24.8  gr  Spelzen. 

Halm  blaugrün,  Bestockung  stark,  3.3  Schösslinge,  150  cm  (Max. 
170  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  4.3,  Blätter  29  cm  lang,  0.93  cm 
breit,  Blattfläche  231.94  qcm,  Halmfläche  185  qom,  Gesammtfläche 
416.94  qcm. 

Späthafer,  reift  in  125  Tagen;  Rispe  30  cm  (Max.  40  cm)  lang,  mit 
200  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1842250  auf  1  hl  (=  45.2  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  278  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  906  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  438  gr. 

Dieser  nicht  leicht  lagernde,  fast  rostfreie  Hafer  eignet  sich  für 
rauhes  Klima  und  Gebirgsboden. 

Clo8ter-Oat.  0 

Rispe:  ausgebreitet,  begrannt,  mittellang,  ziemlich  reichsamig;  Aehr- 
chen 2-körnig,  Klappen  fast  weiss,  2  cm  lang,  0.7  cm  breit.  —  Stroh : 
rötlich-gelb,  kurz.  —  Scheinfrucht:  rötlich- weiss,  Scheidenspelze  rötlich, 
bauchig  wie  „praegravis'S  an  der  Basis  borstig,  kurz,  890  Schein- 
früchte =  10  gr;  Granne  an  der  Basis  schwarzbraun,  gekniet,  2.6  cm 
lang;  ziemlich  feinscbalig,  Spelzen  27.2  Proc.  ausmachend. 


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Hafersorten.  713 

Junges  Blatt  blaugrün,  breit,  an^eobt,  2.1  Scbösslinge;  Halm  80  cm 
(Max.  100  cm)  lang,  0.45  cm  dick,  Blattzabl  4.5,  Blätter  24.4  cm  lang, 
1.2  cm  breit,  Blattfläcbe  353.5  qom,  Halmflftcbe  108  qcm,  Gesammtfläcbe 
461.5  qcm. 

Rispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  75  Aebrcben  nnd  150  Scbein- 
frticbten. 

Frtibbafer,  in  105  Tagen  reifend. 

Ayena  comnne  dl  Titerbo.  Q 

Rispe:  ausgebreitet,  locker,  bis  23  cm  lang;  Aehrchen  2-kömig, 
begrannt;  Klappen  blassrötlicb- weiss  (3  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh: 
blassgelb.  —  Scbeinfrucbt :  blassrötlich- weiss,  an  der  Basis  borstig  (grbsses 
Korn  1.6  cm  lang,  0.25  cm  breit,  kleines  1.2  cm  lang,  0.2  cm  breit); 
Granne  gebogen,  blassrot,  bis  2.5  cm  lang. 

Original  von  der  Pariser  Weltausstellung  1878. 


Varietät:  Avena  sativa  trisperma  Schttbler  et  Hart. 
Begrannt;  Spelzen  blassgelb;  dreikömig. 

Sorten: 

Oegrannter^  dreikörniger  Bispenhafer.  O 

Syn.:  Avena  trisperma  Schübler  et  Martens. 

Doppelhafer,  Klumphafer,  Gabelshafer  (Schübler). 
Engl.:  Three  grained  white  Oat. 
Franz.:  Avoine  k  trois  graines. 

Rispe:  ausgebreitet,  etwas  armsamig,  mittellang;  Aehrchen  S-kör- 
nig,  nur  die  erste  Blüthe  begrannt;  Granne  sehr  rauh,  gebogen,  bis 
3  cm  lang,  gelb,  an  der  Basis  dunkelgrau;  Klappen,  gelb  (2.4  cm  lang, 
0.7  cm  breit).  —  Stroh:  gelb,  blattreich,  ziemlich  kurz.  —  Scheinfrucht: 
blassgelb,  schmal  (grösstes  Korn  1.9  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleinstes 
0.8  cm  lang,  0.2  cm  breit),  grobschalig,  100  gr  =  69  gr  Früchte,  31  gr 
Spelzen. 

Halm  dunkelblau,  2.3  Scbösslinge,  sehr  spät  blühend,  105  cm  (Max. 
130  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  29.2  cm  lang,  1,14  cm 
breit,  Blattfläche  332.9  qcm,  Halmfläche  135.45  qcm,  Gesammtfläcbe 
468.35  qcm. 

Späthafer,  reift  in  135  Tagen;  Rispe:  25cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  120  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1 131  840  auf  1  hl 
(=  39.3  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  348  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  29  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
37.4  qm,  und  das  Saatquantum  4.1  hl  p.  ha. 

Seine  Kultur  ist  sehr  wenig  verbreitet. 


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714  Besonderer  Teil. 

Dreikörniger  Hafer  ans  ümeä,  Westerbotten  (64^  n.  Br.)» 

Schweden.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  reiolisaiiiig,  mittellang;  Aehrclien  meist  3-kör- 
nig  und  1 -grannig;  Klappen  blassgelb  (2.8  om  lang,  0.7  cm  breit).  — 
Strob:  rötlicb-gelb  oder  orange,  fest,  wenig  blattreich,  ziemliob  kurz.  — 
Scheinfrucht:  blassgelb,  schmal  (grösstes  Korn  2  cm  lang,  0.3  cm  breit, 
kleinstes  1.1  cm  lang,  0.2  cm  breit),  leicht,  grobschalig,  100  gr  =  66.5  gr 
Früchte,  33.5  gr  Spelzen. 

Halm  gelbgrün,  2  Schösslinge,  sehr  zeitig  blühend,  110  cm  (Max. 
120  cm)  lang,  0.47  cm  dick,  Blattzahl  3,  Blätter  30.3  cm  lang,  1.53  cm 
breit,  Blattfläche  278.16  qcm,  Halmfläche  155.1  qcm,  Gesammtfläche 
433.26  qcm. 

Frühhafer,  reift;  in  104  Tagen;  Bispe  25  cm  (Max.  30  cm)  laug, 
mit  150  nicht  leicht  ausfallenden  ScheinMchten,  von  denen  1  461  000 
auf  1  hl  (=  40  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  3.7  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  1120  gr,  und  davon  die  Scheinfrüchte  698  gr. 

Dieser  Hafer  wurde  1876  durch  L.  Wittmack  an  den  ök.-bot. 
Garten  zu  Poppeisdorf  gesandt. 

Dreikomlger  Hafer  ans  Lappland.  O 

Rispe:  ziemlich  ausgebreitet,  mittellang;  Aehrchen  meist  3-körnig, 
und  grösstes  Korn  mit  an  der  Basis  dunkelbrauner,  geschlängelter,  ge- 
drehter 3.5  cm  langer  Granne,  Klappen  goldgelb,  2.5  cm  lang,  0.7  cm 
breit.  — Stroh:  grünlich-gelb,  sehr  fest,  lang.  —  Scheinfrucht:  blassgelb, 
klein,  schmal  (grosses  Korn  13  cm  lang,  2.5  cm  breit,  mittleres  10  cm  lang, 
2.2  cm  breit,  kleines  8  cm  lang,  2  cm  breit,  392  Scheinfrüchte  =  10 gr); 
etwas  grobschalig,  29.5  Proc.  Spelzen. 

Junges  Blatt  hellgrün,  schmal,  2.2  Schösslinge;  Halm  135  cm 
(Max.  150  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  4.3,  Blätter  30  cm  lang, 
1.1  cm  breit,  Blattfläche  283.8  qcm,  Halmfläche  202.5  qcm,  Gesammtfläche 
486.3  qcm. 

Rispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  150  ziemlich  fest  sitzenden 
Scheinfrüchten. 

Späthafer,  in  140  Tagen  reifend. 

Bezugsquelle:  Versuchsfeld  zu  Halle. 

Ayena  dl  Palermo.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  bis  26  cm  lang;  Aehrchen  meist  3-kömig,  da- 
von 2  Blütchen  gegrannt,  Granne  goldgelb,  bis  2.5  cm  lang;  Klappen 
rötlich-gelb  (2.5  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  rötlich-gelb.  —  Schein- 
frucht: rötlichgelb,  an  der  Basis  borstig  (grösstes  Korn  2  cm  lang,  0.3  cm 
breit,  mittelstes  1.5  cm  lang,  0.2  cm  breit,  kleinstes  0.7  cm  lang,  0.15  cm 
breit). 

Original  in  der  Sammlung  des  Dr.  Drei  seh,   Poppeisdorf. 


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Hafenorten.  715 

Varietät:  Avena  sativa  aurea  Kcke. 
ünbegrannt;  Spelzen  goldgelb. 

Sorten: 
Grosser  gelber  Hafer.  Q 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  ziemlich  reichsamig,  kurz;  Aebr- 
chen  hänfig  3-kömig;  Klappen  goldgelb  (2.5  cm  lang,  1.3  cm  breit).  — 
Stroh:  gelb,  kräftig,  lang.  —  Scheinfrucht:  goldgelb,  gross,  schwer 
(grosses  Eom  1.8  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.25  cm 
breit),  ziemlich  feinschalig,  100  gr  ==  74  gr  Frttchte,  26  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  blaugrttn,  lang,  schmal;  Bestockung  mittelstark,  2.3 
Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halm  125  cm  (Max. 
150  cm)  lang,  0,43  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  31.4  cm  lang,  1.1  cm 
breit,  Blattfläche  203.95  qcm,  Halmfläche  161.25  qcm,  Oesammtflftche 
365.2  qcm. 

Bispe  in  118  Tagen  reifend,  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  130 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  461  000  auf  1  hl  (=  48.7  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  434  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  943  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  513  gr. 

Er  leidet  wenig  durch  Lagern  und  Rost. 

Hoher  Goldhafer.  Q 

Bispe:  etwas  zusammengezogen,  armsamig,  kurz;  Aehrchen  2-kör- 
nig;  Klappen  sattgelb»  weich  (2  cm  lang,  0.5  cm  breit).  —  Stroh: 
hellgelb,  mittellang,  kräftig,  blattreich,  fest  —  Scheinfrucht:  gold- 
gelb, ünbegrannt,  ziemlich  klein,  schmal,  spitz  (grosses  Eom  1.5  cm 
lang,  0.25  cm  breit,  kleines  1.1  cm  lang,  0.2  cm  breit),  Schale  mittelfein, 
100  gr  =  73.2  gr  Früchte,  26.8  gr  Spelzen. 

Halm  dunkelblangrün ,  Bestockung  mittelstark,  2.5  Schösslinge, 
zeitig  blühend,  120  cm  (Max.  127  cm)  lang,  0.47  cm  dick,  Blattzahl  4.7, 
Blätter  28.4  cm  lang,  1.09  cm  breit,  Blattfläche  291.02  qcm,  Halmfläche 
169.2  qcm,  Gesammtfläche  460.22  qcm. 

Späthafer,  reift  in  130  Tagen;  Bispe  20  cm  (Max.  27  cm)  lang, 
mit  100  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  2  033  900  auf  1  hl 
(=  47.3  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  360  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Baum  für  eine  Pflanze  27.8  qcm,  die  Blatt^äche  p.  qm  Bodenfläcbe 
41.4  qm  und  das  Saatquantum  2.4  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  450  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  236  gr. 

Sanerlilnder-Hafer.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  reichsamig,  kurz;  Aehrchen  meist  2-kömig, 
Klappen  gelb  (2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh :  gelbgrtin,  rohrartig, 
lang.  —Scheinfrucht:  goldgelb,  spitz,  schmal,  klein  (grosses  Korn  1.4  cm 
lang,  0.25  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.25  cm  breit),  grobschalig,  100  gr 
=  68.3  gr  Früchte,  31.7  gr  Spelzen. 

Blätter  blaugrün,  schmal,  kurz,  2  Schösslinge,  Halm  125  cm  (Max. 
145  cm)   lang,    0.53  cm  dick,    Blattzahl  5,    Blätter  36.6  cm  lang,    1.5  cm 


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716  Besonderer  Teil. 

breit,  Blattfläcbe  549  qcm,  Halmfläche  198.75  qcm,  Gesammtfläche 
747.75  qcm. 

Späthafer,  reift  in  125  Tagen;  Rispe  20  cm  (Max.  25  om)  lang, 
mit  150  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1358000  auf  1  hl 
(==  48.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  1122  gr  nnd  davon  die  Scheinfrüchte  560  gr. 

Dieser  wenig  durch  Lagern  oder  Rost  leidende  Hafer  ist  als  Grrün- 
futter  im  hohen  Grade  beachtenswert. 

Kartoffel-Goldhafer.  O 

Rispe:  ein  wenig  zusammengezogen,  ziemlich  reichsamig,  kurz; 
Aehrchen  2-kömig;  Klappen  goldgelb  (1.8  cm  lang,  0.7  cm  breit).  — 
Stroh :  gelb,  fest,  etwas  feinhalmig,  mittellang.  —  Scheinfrucht :  goldgelb, 
ziemlich  kurz,  plump  (grosses  Eom  1.5  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines 
1.1  cm  lang,  0.3  cm  breit),  schwer,  Schale  mittelfein,  100  gr  =  72  gr 
Früchte,  28  gr  Spelzen. 

Blätter  dunkelgrün,  schmal;  Bestockung  schwach,  1.3  SchösslingOi 
mittelfrüh  sohossend  und  blühend.  Halm  120  cm  (Max.  140  cm)  lang, 
0.43  cm  dick,  Blattzahl  4.2,  Blätter  32  om  lang,  1.3  cm  breit,  Blattfläcbe 
349.44  qcm,  Halmfläche  154.8  qcm,  Gesammtfläche  504.24  qcm. 

Späthafer,  reift  in  125  Tagen;  Rispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang, 
mit  1 30  ziemlich  fest  sitzenden  SeheinMchten,  von  denen  1  436  000  auf 
1  hl  (=  49.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  900  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  443  gr. 

Dieser  beachtenswerte  Hafer  lagert  nicht  und  bleibt  fast  rostfrei. 

Grosser  gelber  Thflringer-Hafer.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  locker,  armsamig,  kurz;  Aehrchen  2-kömig; 
Klappen  gold-  oder  blassgelb  (2.5  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh :  gelb 
oder  orange,  feinhalmig,  kurz.  —  Scheinfrucht:  goldgelb,  länglich,  etwas 
spitz  doch  voll  (grosses  Korn  1.8  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1.2  cm 
lang,  0.25cm  breit);  zuweilen  begrannt,  Grannen  bis  2.5  cm  lang,  bräun- 
lich; ziemlich  schwer,  etwas  grobschalig,  100  gr  =  72  gr  Früchte,  28  gr 
Spelzen. 

Halm  dunkelblaugrün;  Bestockung  stark,  3  Schösslinge,  sehr  spät 
blühend,  105  cm  (Max.  130  cm)  lang,  0.37  cm  dick,  Blattzahl  4.3,  Blätter 
31.4  cm  lang,  0  86  om  breit,  Blattfläche  232.2  qcm,  Halmfläche  116.55  qcm, 
Gesammtfläche  348.75  qcm. 

Späthafer,  reift  in  137  Tagen;  Rispe  18  cm  (Max.  22  cm)  lang, 
mit  100  Scheinfrüchten,  von  denen  1  607  000  auf  1  hl  (=  48.7  kg)  ent- 
fallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  800  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  1.3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  400  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  183  gr. 

Ungarischer  Goldhafer.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  ziemlich  reichsamig,  mittellang;  Aehrchen 2-,  sehr 
selten  3-kömig;  Klappen  goldgelb  (2.5  cm  lang,  0.6cm  breit).  —  Stroh: 
gelb,  sehr  kräftig,  fest,  blattreioh,  lang.  —  Scheinfrucht:  goldgelb,  Itog- 


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Hafersorten.  717 

licby  etwas  spitz  doch  voll  (grosses  Eom  1.9  cm  lang,  0.3  cm  .breit, 
kleines  1.4  cm  lang,  0.25  cm  breit);  zuweilen  begrannt»  Granne  bräunlich, 
an  der  Basis  dankler,  bis  3  cm  lang;  ziemlich  feinschalig,  100  gr  = 
74.5  gr  Früchte,  25.5  gr  Spelzen. 

Blätter  blangrün,  schmal,  Bestocknng  schwach,  1.8  Sohösslinge, 
spät  blühend.  Halm  135  cm  (Max.  165  cm)  lang,  0.63  cm  breit,  Blatt- 
zahl 5,  Blätter  35.2  cm  lang,  1.5  cm  breit,  Blattfläche  528  qcm,  Halm- 
fläche 255.15  qcm,  Gesammtfläche  783.15  qcm. 

Späthafer,  reift  in  130  Tagen;  Bispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit 
140  ziemlich  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  426  000  auf  1  hl 
(=:  46  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  943  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  415  gr. 

Dieser  Hafer  lagert  kaum  auf  den  reichsten  Böden,  leidet  relativ 
wenig  durch  Bost,  eignet  sich  zu  Grünfutter  und  bringt  sehr  hohe  Stroh- 
erträge. 

Podoliseher  Goldhafer.  Q 

Bispe:  ausgebreitet,  armsamig,  kurz;  Aehrchen  2-,  selten  3-kömig; 
Klappen  goldgelb  (2.7  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  gelb,  ziemlich 
blattarm,  lang.  —  Scheinfrucht:  goldgelb,  schmal,  sehr  lang  (grosses 
Eom  2  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1.4  cm  lang,  0.25  cm  breit),  sehr 
leicht,  Schale  mittelfein,  100  gr  =  73  gr  Früchte,  27  gr  Spelzen. 

Blätter  blaugrün,  schmal,  lang;  Bestockung  schwach,  1.6  Schösslinge, 
spät  blühend;  Halm  130  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl 
4,  Blätter  35  cm  lang,  1.08  cm  breit,  Blattfläche  302.4  qcm,  Halmfläche 
195  qcm,  Gesammtfläche  497.4  qcm. 

Späthafer,  in  125  Tagen  reifend;  Bispe  20  cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  100  Scheinfrüchten,  von  denen  1  230  000  auf  1  hl  (=  41  kg)  ent- 
fallen. 

Es  wiegen  100  Halme  408  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  276  gr. 

Er  lagert  selten  und  widersteht  dem  Bost. 

Ossetiniseher-Hafer.  O 

Syn.:  Hafer  aus  St.  Petersburg. 

Bispe:  ziemlich  stark  zusammengezogen,  etwas  armsamig,  kurz; 
Aehrchen  2'kömig;  Klappen  goldgelb  (2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh: 
gelb,  kräftig,  lang.  —  Scheinfrucht:  goldgelb,  spitz,  schmal  (grosses 
Korn  1.5  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1.1  cm  lang,  0.25  cm  breit),  leicht, 
Schale  mittelfein,  100  gr  =  72  gr  Früchte,  28  gr  Spelzen. 

Blätter  dunkelgrün,  schmal,  2.4  Schösslinge;  Halm  125  cm  (Max. 
140  cm)  lang,  0.58  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  38  cm  lang,  1.3  cm 
breit,  Blattfläche  395.2qcm,  Halmfläche  217.5qcm,  Gesammtfläche  6 12.7 qcm. 

Frühhafer,  Bispe  20  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit  110  Scheinfrüchten, 
von  denen  1  712  000  auf  1  hl  (=  42.8  kg)  entfallen. 

Er  leidet  wenig  durch  Bost,  lagert  jedoch  leicht. 

Heimat:  Kaukasien,  Umgebung  des  Kasbek. 

Hafer  vom  Altai,  Sfldwest-Sibirlen.  Q 

Bispe:  wenig  ausgebreitet,  reiohsamig,  mittellang;  Aehrchen  2- und 
3-kömig ;  Klappen  sattgelb  (^2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh :  grttn- 


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718  Besonderer  Teil. 

licli-gelb,  sehr  kräftig,  fest,  blattarm,  lang.  —  Sobeinfraelit:  goldgelb, 
ziemUcb  lang,  docb  scbmal  (groBses  Korn  1.5  cm  lang,  0.25  cm  breit, 
kleines  1  cm  lang,  0.22  cm  breit),  ziemlich  feinscbalig,.  100  gr  =  76.5  gr 
Früchte,  23.5  gr  Spelzen. 

Blätter  blangrttn,  ziemlich  lang,  schmal;  Bestooknng  mittelstark,  2.4 
Schösslinge,  sehr  zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  130  cm  (Max. 
150  cm)  lang,  0.63  cm  dick,  Blattzahl  3.9,  Blätter  37.8  cm  lang,  1.23  om 
breit,  Blattfläche  357.86  qcm,  Halmfläche  245.7  qcm,  Gesanuntfläche 
603.56  qcm. 

Eispe  reift  in  120  Tagen,  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit  250  ziem- 
lich fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  458  600  auf  1  hl  (=  44.2  kg) 
entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  1220  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  640  gr. 

£r  lagert  nicht  leicht  und  widersteht  dem  Rost. 

Er  wurde  von  den  Beisenden  Dr.  Finsch  und  Graf  Zeil  eingesandt. 

Drommond-Oat,  Q 

Syn.:  Hafer  von  Drummond. 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  armsamig,  mittellang;  Aehrchen  2- 
kömig;  Klappen  gelb  (2.4  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  grünlich- 
gelb, blattreich,  mittellang,  fest.  —  Scheinft^cht:  goldgelb,  lang,  schmal, 
etwas  spitz  (grosses  Korn  1.7  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1.2  cm  lang, 
0.25  cm  breit),  auf  armem  Lande  zuweilen  begrannt,  ziemlich  feinscbalig, 
100  gr  =  74.3  gr  Früchte,  25.7  gr  Spelzen. 

Halme  dunkelblaugrün,  Bestockung  mittelstark,  2.6  Schösslinge,  spät 
blühend,  125  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter 
32.2  cm  lang,  1.2  cm  breit,  Blattfläche  38G.4  qcm,  Halmfläche  150  qcm, 
Oesammtfl&che  536.4  qcm. 

Sp&thafer,  in  130  Tagen  reifend;  Eispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  110  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  481 800  auf  1  hl 
(=  47.8  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  420  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  231  gr. 

Dieser  Hafer  wird  in  England  und  Mittel-Schottland  vielfach  auf 
schwerem  Clayboden  angebaut  und  liefert  einen  etwas  geringeren  Ertrag 
als  „Late  Angus-Oat". 

Avoine  Jaune  de  Flandre.  Q 

Syn.:  Franz.:  Avoine  du  Nord,  des  Salines. 
EngL:  Flemish-Oat 
Ital.:  Avena  flandrese. 

Deutsch:  Gelber  flandrischer  Hafer,  ostMesischer  Goldhafer. 
Rispe:  ein  wenig  zusammengezogen,  ziemlich  reichsamig,  mittellang; 
Aehren  2-,  selten  3-kömig;  Klappen  blassgelb  (2.5  cm  lang,  0.6  cm  breit). 
—  Stroh:  rötlich-gelb,  rohrartig,  fest,  blattreich.  —  Scheinfrucht:  gold- 
gelb, etwas  spitz,  doch  ziemlich  voll  (grosses  Korn  1.7  cm  lang,  0.3  cm 
breit,  kleines  1.2  cm  lang,  0.25  cm  breit),  viele  begrannt,  Grannen  gelb, 
an  Basis  schwarzbraun,  bis  2.5  cm  lang,  leicht,  ziemlich  feinscbalig,  100  gr 
=  74.8  gr  Früchte,  25.2  gr  Spelzen. 

Halm  dunkelblaugrün,  Bestockung  mittelstark,  2.5  Schösslinge,  mit- 
telfrüh blühend.     Halm  130  om  (Max.  140  cm)  lang«   0.5  cm  dick,   Blatt- 


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Hafereorten.  719 

zahl  5,  Blätter  34  cm  lang,  1.2  om  breit,  Blattfläche  408  qcm,  Halmfläche 
195  qcm,  Gesammtfläche  603  qcm. 

Späthafer,  in  125  Tagen  reifend;  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  120  ziemlich  leicht  ansfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  610  000 
anf  1  hl  (=  46  kg)  entfallen. 

Anf  1  qm  wachsen  600  Halme  oder  240  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatqnantnm  2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  600  gr  nnd  davon  die  Scheinfrüchte  333  gr. 

Mr.  Melvin    erzielte   in  England  anf  Lehmboden  nach    einjähriger 
Weide  p.  ha: 
44.9  hl  Vorderkorn  k  52.5  kg,  21.55  hl  Hinterkom,  7532.4  kg  Stroh. 

Dieser  ertragreiche  nnd  zu  Grünfutter  sich  vortrefflich  eignende 
Hafer  verlangt  einen  kräftigen  hnmosen  Lehmboden. 

Er  wird  vorzugsweise  an  der  Nordseeküste  in  Belgien^  im  nörd- 
lichen Frankreich  und  Deutschland,  sowie  in  England  und  versuchsweise 
au  Monza  in  Italien  kultiviert. 

AToine  jaune  de  Bourbonrg.  0 

Syn.:  Goldhafer  von  Bourbonrg,  Frankreich. 

Eispe:  ausgebreitet,  ziemlich  reichsamig,  mittellang;  Aehrchen  2- 
körnig,  die  oberen  lang,  die  unteren  kurz  oder  kaum  begrannt;  Klappen 
goldgelb,  an  der  Spitze  weisslich  (2.3  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh :  gelb, 
sehr  kräftig,  wenig  blattreich,  fest,  lang.  —  Scheinfrucht:  goldgelb,  voll, 
lang  (grosses  Korn  1.8  cm  lang,  0.25  cm  breit,  kleines  1.3  cm  lang,  0.25  cm 
breit),  wenn  begrannt,  so  Grannen  gelb,  an  Basis  bräunlich,  bis  3  cm 
lang,  schwer,  ziemlich  feinschalig,  100  gr  =  75  gr  Früchte,  25  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  hellgrün,  ziemlich  lang,  breit,  kräftig;  Bestockung 
mittelstark,  2.5  Schösslinge,  sehiv  spät  schossend  und  blühend.  Halm 
140  cm  (Max.  160  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  4.8,  Blätter  33.9  cm 
lang,  1.27  cm  breit,  Blattfläche  413.31  qcm,  Halmfläche  210  qcm,  Ge- 
sammtfläche  623.31  qcm. 

Späthafer,  reift  in  125  Tagen;  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit 
140  Scheinfrüchten,  von  denen  1  546  000  auf  1  hl  (=  48.3  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  600  Halme  oder  240  Pflanzen,  mithin  beträgt 
der  Raum  für  eine  Pflanze  83.3  qcm,  die  Blattfläche  p.  qm  Bodenfläche 
37.4  qm  und  das  Saatquantum  2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  1156  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  514  gr. 

Dieser  Hafer  ist  auf  reichem  Boden  in  hohem  Ghrade  ertragreich, 
leidet  weder  durch  Lagern  noch  durch  Rost  und  erwies  sich  seit  1870 
konstant. 

Er  wurde  1869  durch  das  preussisohe  landw.  Ministerium  zur  Prü- 
fung eingesandt. 

Varietät:  Avena  sativa  Krause!  Koke. 
Begrannt;  Spelzen  goldgelb. 

Sorte: 

Oegrannter  Goldhafer.  0 

Rispe:  ausgebreitet,  armsamig,  mittellang;  Aehrchen  2-kömig,  1- 
grannig,  doch  fehlt  mitunter,  namentlich  bei  den  Aehrchen  an  der  Basis 

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720  Besonderer  Teil. 

der  Rispe  die  Oranne;  Klappen  gelb.  —  Stroh:  grünlicli-gelb,  sehr 
kräftig,  blattreich,  lang.  —  Scheinfrucht:  goldgelb,  lanzettlich,  schmal, 
doch  ziemlich  voll  (grosses  Korn  1.4  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines 
0.9  cm  lang,  0.2  cm  breit),  grobschalig,  100  gr  ~  66.6  gr  Früchte,  34.6  gr 
Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  lang;  Bestockung  schwach,  1.8 
Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halm  135  cm  (Max.  156  cm) 
lang,  0.58  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  37  cm  lang,  1.24  cm  breit,  Blatt- 
fläche  458.8  qcm,  Halmfläohe  234.9  qcm,  Gesammtfläche  693.7  qcm. 

Späthafer,  reift  in  125  Tagen;  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  110  ziemlich  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1255  500  auf 
1  hl  (=  46.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  1172  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  600  gr. 

Das  Stroh  lagert  nicht  leicht  und  bleibt  fast  rostfrei. 

Nach  Krause^)  war  er  Mitte  der  dreissiger  Jahre  fast  ausschliess- 
lich die  einzige  Rispenhafersorte,  welche  man  in  Thüringen  baute,  doch 
scheint  dieselbe  dort  zur  Zeit  fast  ganz  verschwunden  und  unbekannt  zu 
sein  und  nur  zuföllig  fand  sieEörnicke  unter  einer  Probe  vom  grossen 
gelben  Thüringer-Hafer. 

Varietät:  Avena  sativa  grisea  Kcke. 

TJnbegrannt;  Spelzen  grau. 

Sorte: 
Graner  ungegrannter  Winterhafer.  ®  und  O 

Franz.:  Avoine  grise. 

Ital.:  Avena  grigia  d'invemo.  , 

Rispe:  ausgebreitet,  armsamig,  kaum  mittellang;  Aehrohen  2-kömig, 
zuweilen  begrannt;  Klappen  blassgelb  (2.5  cm  lang,  0.8  cm  breit).  — 
Stroh:  gelb,  blattarm,  kräftig,  lang.  —  Scheinfrucht:  bläulichgrau,  gross, 
dick  (grosses  Eom  1.7  cm  lang,  0.35.  cm  breit,  kleines  1.1  cm  lang, 
0.25  cm  breit),  Granne  braun,  sehr  schwer,  sehr  feinschalig,  100  gr  = 
79.8  gr  Früchte,  20.2  gr  Spelzen. 

Herbstblatt  hellgrün,  aufrecht,  schmal;  BestockuDg  als  Winterfrucht 
schwach,  3.6  Schösslinge  (Sommerfrucht  stark,  3  Schösslinge).  Frühjahrs- 
vegetation beginnt  Anfang  April,  die  Blüte  tritt  14  Tage  nach  der  des 
Roggens  ein.  Halm  130  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.42  cm  dick,  Blatt- 
zahl 4,  Blätter  28  cm  lang,  1.25  cm  breit,  Blattfläche  280  qcm,  Halm- 
fl&che  163.8  qcm,  Gesammtfläche  443.8  qcm. 

Reift  in  der  zweiten  Hälfte  des  Juli  und  als  Sommerhafer  nach  125 
Tagen;  Rispe  24  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit  100  ziemlich  fest  sitzenden 
Scheinfrüchten,  von  denen  1590000  auf  1  hl  (—  51  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  1295  gr  und  davon  die  ScheinMchte  577  gr. 

Dieser  sehr  ertragreiche  Hafer  verlangt  einen  reichen  Boden  und 
ein  mildes  Klima,  vorzugsweise  wird  er  in  Süd-Frankreich,  Spanien, 
Italien  und  hier  namentlich  in  den  Maremmen  und  der  Provinz  Torino 
kultiviert. 

Er  liefert  ein  zeitiges,  kräftiges  Grünfutter. 


1)  Vergl.  Getreidearten  Heft  7  p.  11. 

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Hafereorten.  721 

Varietät:  Avena  sativa  cinerea  Ecke. 
Begrannt;  Spelzen  gran. 

Sorte: 

Grauer  gegrannter  Winterhafer.  ®  und  O 

Rispe:  wenig  ausgebreitet,  kurz,  etwas  armsamig;  Aekrclien  meist 
8-kömig  und  mßist  begrannt;  Klappen  gelb  (3  om  lang,  0.6  cm  breit).  — 
Stroh:  gelb,  wenig  blattreich,  fest,  lang.  —  Scheinfrncfat:  grau,  lang 
(grosses  Eom  2.3  cm  lang,  0.35  om  breit,  mittleres  1.8  cm  lang,  0.3  cm 
breit,  kleines  1.1  cm  lang,  0.25  cm  breit);  Granne  schwarzbraun,  gedreht, 
bis  6  cm  lang;  Schale  mittelfein,  100  gr  =  72.5  gr  Früchte,  27.5  gr 
Spelzen. 

Herbstblatt  dunkelgrün,  kurz;  Frühjahrsyegetation  zeitig,  Bestockung 
mittelstark,  4.5  Schösslinge,  14  Tage  nach  dem  Eoggen  blühend.  Halm 
130  cm  (Max.  145  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  24.18  cm 
lang,  1.02  cm  breit,  Blattfläche  232.13  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  Ge- 
sammtfläche  388.13  qcm. 

Eeift  in  der  zweiten  Hälfte  des  Juli  und  als  Sommerhafer  in  130 
Tagen;  Bispe  22  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  100  leicht  ausfallenden 
Scheinfrüchten,  von  denen  1  176  000  auf  1  hl  (=  49  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1000  Halme  oder  222  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  2.5  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  1117  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  500  gr. 

In  Poppeldorf  wurden  1872/73  nach  gedüngtem  Raps  auf  mildem 
Lehmboden  p.  ha.  geemtet: 

Ertrag  an 
Aussaatzeit      Art  der  Befitellong      Korn  Stroh         Spreu 

1)  2.  Oktober,     15.7  cm  gednllt,     3737  kg     8839  kg     842  kg 

2)  do.  breitwürfig  4406  „      3917  „      587  „ 

3)  1.  April         breitwürfig  3389  „      4309  „      490  „ 

Der  Winterhafer  lagert  nicht  leicht  und  leidet  wenig  durch  Rost, 
doch  ist  derselbe  wenig  winterfest,  eignet  sich  daher  nur  für  Gegenden 
mit  mildem  Winter  und  verlangt  einen  reichen  Boden.  Er  wird  vor- 
zugsweise in  Frankreich,  Spanien  und  Italien  kultiviert. 

Bezugsquelle:  Wiener  Ausstellung  1873  aus  Spanien. 

Varietät:  Avena  sativa  brnonea  Ecke, 
ünbegrannt;  Spelzen  braun. 

Sorten: 
Brauner  ungegrannter  Bispenhafer.  O 

Syn.:  roter  Bruch-  oder  Moorhafer. 

Eispe:  ausgebreitet,  mittellang,  reichsamig;  Aehrchen  2-kömig; 
Klappen  blassgelb  (2.5  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  gelb,  weich, 
blattreich,  lang.  —  Scheinfrucht:  braun,  an  der  Basis  am  dunkelsten, 
nach  oben  zu  heller,    länglich,    etwas   spitz    (grosses  Eom  1.6  cm    lang, 

Koernieke  n.  Werner,  H«ndb.  d.  Getreidebau'«  II,  46 


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722  Besonderer  Teil. 

0.3  om  breit,  kleines  1.3  cm  lang,  0.25  cm  breit),  leicbt,  zuweilen  be- 
grannt,  6ranne  an  der  Basis  schwarzbraun,  nach  oben  bräunlich,  bis  3  cm 
lang,  Schale  mittelfein,  100  gr  =  72  gr  Früchte,  28  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  sehr  lang,  ziemlich  breit,  Bestockung 
stark,  3  Schösslinge,  zeitig  schossend  und  blühend.  Halm  130  cm  (Max. 
145  cm)  lang,  0.58  cm  breit,  Blattzahl  5,  Blätter  87  cm  lang,  1.1  cm  breit, 
Blattfläche  407  qcm,  Halmfläche  226.2  qcm,  Gesammtfläche  633.2  qcm. 

Frühhafer,  in  120  Tagen  reifend,  Rispe  25  cm  (Max.  80  cm)  lang, 
mit  210  etwas  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  665  000  auf 
1  hl  (=  42,7  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  1270  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  617  gr. 

Dieser  Hafer  lagert  nicht  leicht,  ist  sehr  ertragreich  an  Stroh  und 
Kern,  liefert  vortreffliches  Futterstroh  und  empfiehlt  sich  für  Moor-, 
Bruch-  oder  gerodeten  Waldboden  zum  Anbau. 

Cominon  Dun  or  red  Oat.  0  und  ® 

Syn.:  Schottischer  Dun-  (dunkelbrauner)  Hafer. 

Rispe:  ausgebreitet,  gross;  Aehrchen  2-kömig;  Klappen  blassgelb. 
—  Stroh:  rötlich-gelb,  steif,  1.6—2  m  lang.  —  Scheinfrucht:  an  der 
Basis  schwarzbraun  und  weiss  gemischt,  in  der  Mitte  dunkelbraun,  an 
der  Spitze  weisslich;  gross,  lang,  dick,  schwer;  Schale  mittelfein. 

Auf  Glayland  mit  undurchlassendem  Untergrund  bewahrt  er  die 
charakteristische  Farbe  und  Form  der  Scheinfrüchte,  nur  auf  leichtem, 
trocknem  Boden  degeneriert  er  leicht,  indem  die  ScheinMchte  heller  und 
schlanker  werden. 

Dieser  Hafer  ist  gegen  ungünstige  Witterung  vollkommen  nnempflnd- 
lich,  liefert  viel  und  gutes  Mehl,  sowie  ein  vortreffliches  Futterstroh, 
welches  dem  des  „Tartarian-Oat'^  vorgezogen  wird,  und  nicht  leicht  lagert. 

£r  wird  sehr  stark  in  Schottland  und  in  England  hauptsächlich  in 
den  Mooren  von  Cheshire,  Derbyshire  und  Staffordshire  angebaut 

Er  ist  ein  Späthafer  und  lässt  sich  in  Süd-England,  Irland,  sowie 
im  Westen  und  Nord-Westen  Frankreichs,  im  September  gesaet,  als 
Winterfrucht  (Winter  Dun-Oat,  Avoine  d'hiver)  benutzen  und  reift  dann 
zeitig  im  Juli,  wird  er,  wie  dies  zuweilen  geschieht,  im  Frühjahr  durch 
Schafe  beweidet,    so  verzögert  sich  die  Sommerreife  um  einige  Wochen. 

Seine  Kultur  hat  sich  auch  vielfach  in  Nord-Amerika  bewährt. 

Roiisse  Gouroim^.  Q 

Syn.:  Avoine  rouge&tre  ou  rouge. 

Eispe:  ziemlich  dicht,  reichsamig,  kurz;  Aehrchen  2-  selten  3-kör- 
nig;  Klappen  blassgelb  (2.7  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  gelb  oder 
orange,  blattreich,  fest,  kaum  mittellang.  —  Scheinfrucht:  hellbraun,  an 
der  Basis  dunkler  und  borstig,  selten  begrannt,  lang,  schmal,  spitz  (grosses 
Korn  1.8  cm  lang,  0.25  cm  breit,  kleines  1.3  cm  lang,  0.25  cm  breit). 
Schale  mittelfein,  100  gr  =  73  gr  Früchte,  27  gr  Spelzen. 

Halm  blaugrün,  mittelfrüh  blühend,  2.6  Schösslinge,  110  cm  (Max. 
120  cm)  lang,  0.47  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  31.8  om  lang,  1.16  cm 
breit,  Blattfläche  368.9  qcm,  Halmfläche  155.1  qcm,  G-esammtfläche  525  qom. 

Frühhafer,  Eispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  140  etwas  lose 
sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  935  000  auf  1  hl  (^=  45  kg)  entfallen. 


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Hafenorten.  723 

Es  wiegen  100  Halme  587  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  316  gr. 
Dieser  in  Frankreich    stark    kultivierte  Hafer   ist    ertragreich    und 
lagert  nicht  leicht. 

ATOine  grise  de  Hoadan.  Q 

Syn.:  Avoine  noire  de  Beauce,  grise  de  Perche,  de  Pithiviers. 

Rispe:  ziemlich  ausgebreitet,  armsamig,  mittellang;  Aehrchen  2-kör' 
nig,  nur  sehr  selten  hegrannt;  Klappen  dunkelgelh,  weich  (2.2  cm  lang, 
0.5  cm  breit).  —  Stroh:  dunkelgelb,  blattreich,  fest,  kaum  mittellang.  — 
Scheinfrucht:  schwarzbraun,  nach  der  Spitze  zu  heller,  lanzettlich,  ziemlich 
lang  (grosses  Korn  1.5  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1.1  cm  lang,  0.25  cm 
breit),    schwer,    feinschalig,    100  gr  =  76.8  gr  Früchte,    23.2  gr  Spelzen. 

Halm  blaugrün,  dunkler  als  vom  Avoine  de  Brie,  Bestockung  stark, 
3  Schösslinge,  mitteliMh  blühend,  110  cm  (Max.  125  cm)  lang,  0.4  cm 
dick,  Blattzahl  4.7,  Blätter  28.1  cm  lang,  0.9  cm  breit,  Blattfläche 
237.73  qcm,  Halmfläche  132  qcm,  Gesammtfläche  369.73  qcm. 

Späthafer,  reift  in  125  Tagen,  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  100  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  809  500  auf  1  hl 
(=  51.7  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  2.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  744  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  378  gr. 

Dieser  nicht  leicht  lagernde,  fast  rostfreie  Hafer  verlangt  reiche, 
fruchtbare  Böden,  wenn  er  hohe  Erträge  liefern  soll. 

Er  bildet  den  Uebergang  zur  Varietät  Avena  sativa  nigra,  doch  ist 
die  Scheinfrucht  für  dieselbe  zu  schlank. 

Heimat:  Frankreich. 

ATOine  Piearde.  0 

Rispe:  ausgebreitet,  25  cm  lang,  etwas  armsamig  (180  Scheinfrüchte 
in  75  Aehrchen) ;  Klappen  unrein  blassgelb  (2  cm  lang,  0.8  cm  breit).  — 
Stroh:  goldgelb,  sehr  kräftig,  fest —  Scheinfrucht:  braun,  nach  der  Spitze 
zu  heller  (grosses  Korn  1.7  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1.3  cm  lang, 
0.25  cm  breit),  zuweilen  kurz  begrannt. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Brauner  Hafer  ans  Umeä^  Schweden. 

Eispe:  blassgelb,  ausgebreitet,  gross,  reichsamig;  Aehrchen  2-kömig, 
Klappen  blassgelb,  2.6  cm  lang,  0.6  cm  breit.  —  Stroh:  orange  bis  violett 
blattreich,  mittellang,  sehr  fest.  —  Scheinfrucht:  schwarzbraun,  nach  der 
Spitze  heller,  selten  begrannt,  klein  (grosses  Korn  12  mm  lang,  2.5  mm 
breit,  kleines  10  mm  lang,  2  mm  breit,  411  Kömer  =^  10  gr);  ziemlich 
feinschalig,  Spelzen  26.1  Proo.  ausmachend. 

Junges  Blatt  blaugrün,  kräftig,  2.3  Schösslinge;  Halm  115  cm  (Max. 
125  cm)  lang,  0.55  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  27  cm  lang,  1.25  cm 
breit,  Blattfläche  270  qcm,  Halmfläche  189.8  qcm,  Gesammtfläche  459.8  qcm. 

Eispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit  214  Scheinfrüchten,  von  denen 
1  767  300  auf  1  hl  (=  43  kg)  entfallen. 

Mittelfrüh,  in  120  Tagen  reifend. 


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724  Besonderer  Teil. 


Brauner  Rispenbafer  aus  Norwegen.  Q 

Bispe:  rötlich-gelb,  ausgebreitet,  unter  mitteUang,  nicht  sehr  reich- 
samig ;  Aehrchen  2-kömig,  Klappen  rötlich-blassgelb,  2.3  cm  lang,  0.6  cm 
breit.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  rohrartig,  lang.  —  Scheinfrucht:  rein 
braun,  selten  gegrannt,  schmal,  klein  (grosses  Eom  17  mm  lang,  3  mm 
breit,  kleines  13  mm  lang,  2.5  mm  breit,  409  Scheinfrüchte  =  10  gr), 
ziemlich  f einschalig,  Spelzen  28  Proc.  ausmachend. 

Junges  Blatt  blaugrtin,  kräftig;  2.6  Schösslinge,  spät  blühend; 
Halm  125  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter 
40.4  cm  lang,  1.22  cm  breit,  Blattfiäche  492.9  qcm,  Halmfläche  187.5  qcm, 
Gesammtfläche  680.4  qcm. 

Rispe  20  cm  (Max.  27  cm)  mit  100  Scheinfrüchten,  von  denen 
2  012  280  auf  1hl  (=  49.2  kg)  entfallen.  Scheinfrüchte  nicht  leicht 
ausfallend. 

Späthafer,  in  130  Tagen  reifend. 

Zu  Qrünftitter  vorzüglich  geeignet,  auch  ertragreich  in  Korn  und 
Stroh. 

Bezugsquelle:  Wiener  Ausstellung  1873.  Aussteller:  Landw.  Schule 
Aas  bei  Christiania. 

New-Brnnswiek-Oat  Q 

Bispe:  ausgebreitet,  unbegrannt,  22  cm  lang,  armsamig  (70  Schein- 
früchte in  40  Aehrchen);  Klappen  blassgelb  (2  cm  lang,  0.8  cm  breit).  — 
Stroh:  rötlich- weiss,  feinhalmig,  fest.  —  Scheinfrucht:  braun,  nach  der 
Spitze  zu  heller  (grosses  Korn  1.5  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1  cm 
0.25  cm  lang,  breit). 

Heimat:  Canada. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 


Varietät:  Avena  sativa  nigra  Krause, 
unbegrannt;  Spelzen  schwarz. 

Sorten: 

ÄToine  b&tiye  d'Etampes.  0 

Syn.:  Franz.:  Avoine  h&tive  de  Beauce,  hätive  d'Outarville,  h&tive 
de  Normandie,  hfttiye  d'Angerville  ^). 
Deutsch:  Schwarzer  Hafer  von  J^tampes. 

Rispe:  etwas  zusammengezogen,  zwischen  Patula  und  Orientalis  die 
Mitte  haltend,  also  den  üebergang  bildend,  mittellang,  ziemlich  reich- 
samig;  Aehrchen  2-kömig,  unbegrannt;  Klappen  weisslich  (2.5  cm  lang, 
0.65  cm  breit).  —  Stroh:  gelbgrün,  kräftig,  fest,  mittellang.  —  Schein- 
frucht: schwarzbraun,  lanzettlich,  zuweilen  borstig,  voll  (grosses  Korn 
1.6  om  lang,  0  85  cm  breit,  kleines  1  om  lang,  0.3  cm  breit),  schwer,  ziem- 
lich feinschalig,  100  gr  =  75.5  gr  Früchte,  24.5  gr  Spelzen. 


1)  Vergl.  HeQz6,  PI.  aliment  und  Yianne,  Prairies  et  pl.  fourrag.  1870. 

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Hafersorten.  725 

Junges  Blatt  blangrün,  fein ;  Bestockung  mittelstark,  2.8  Scbösslinge, 
ziemlich  spät  sohossend  and  blühend;  Halme  125  om  (Max.  145  cm)  lang, 
0.43  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  28  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläohe 
280  qcm,  Habnfläche  161.25  qcm,  Gesammtfläche  441.25  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  120  Tagen ;  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit 
140  Scheinfrüchten,  von  denen    1  500  000  auf  1  hl  (=  50  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  808  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  429  gr. 

Dieser  nicht  leicht  lagernde,  ziemlich  rostfreie  Hafer  ist  vielleicht 
die  beste  Sorte  des  nördlichen  Frankreichs,  welche  auf  leichten  und  Moor- 
böden noch  sehr  hohe  Erträge  bringt. 

Avoine  noire  de  primtemps  des  Cdtes-da-Nord.  O 

Rispe:  ausgebreitet,  mittellang,  mit  45  Aehrchen  und  90  Schein- 
früchten; Klappen  blassgelb  oder  unrein-weiss  (2.4  cm  lang,  0.8  cm  breit). 
—  Stroh:  rötlich-gelb,  fest,  blattarm,  110  cm  lang.  —  Scheinfrucht: 
schwarzbraun,  nach  der  Spitze  zu  heller,  gross,  dick  (grosses  Korn  1.5  cm 
lang,  0.35  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.3  cm  breit),  zuweilen  begrannt, 
G-ranne  gekniet,  an  Basis  schwarzbraun,  nach  oben  heller,  bis  3  cm  lang, 
feinschalig. 

Original  im  landw.  Museum  zu  Berlin. 

Avoine  Jeanette.  Q 

Syn.:  Franz.:  Avoine  de  Chenailles,  d'Orlians,  noire  de  trois  mois, 
brune  hfttive. 
Deutsch:  Sehr  früher  Joanette-Hafer. 

Rispe:  ausgebreitet,  locker,  armsamig,  kurz;  Aehrchen  2-kömig, 
selten  begrannt;  Klappen  blassgelb,  an  Basis  dunkler  (2.3  cm  lang,  0.7  cm 
breit).  —  Stroh:  gelb,  feinhalmig,  kurz.  —  Scheinfrucht:  sehr  dunkel- 
braunschwarz, kurz,  dick,  voll  (grosses  Korn  1.5  cm  lang,  0.35  cm  breit, 
kleines  1  cm  lang,  0.3  cm  breit),  schwer,  sehr  feinschalig,  100  gr  =  78.5  gr 
Früchte,  21.5  gr  Spelzen. 

Halm  gelbgrün,  sehr  zeitig  blühend,  Bestockung  starke  3.4  Schöss- 
linge,  95  cm  (Max.  1 17  om)  lang,  O.o  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  26.2  cm 
lang,  0.0  Cm  breit,  Blattfläche  188.64  qcm,  Halmfläche  85.5  qcm,  Gesammt- 
fläche 274.14  qcm. 

Frühreif,  reift  in  115  Tagen,  Rispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit 
60  sehr  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1695  110  auf  1  hl 
(=  50.3  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  1200  Halme  oder  363  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  460  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  222  gr. 

Da  dieser  Hafer  früh  reift,  säet  man  ihn  gern  auf  feuchte,  kalte 
Böden,  doch  gehört  er  eigentlich  auf  den  mageren,  hochgelegenen  Boden, 
wo  er  allerdings,  wenn  derselbe  den  Winden  ausgesetzt  ist,  wegen  des 
leichten  Ausfallens  der  Kömer  zeitig  gemähet  werden  muss.  Er  wider- 
steht dem  Rost  recht  gut,  lagert  sich  jedoch  auf  schwerem  Boden. 

Als  A.  de  Chenailles,  einer  durch  M.  Bob6e,  Besitzer  von  Chenailles» 
verbesserten  Form,  wird  er  häuflg  in  Orl^anais  und  vorzugsweise  zwischen 
Gien  und  Orleans  gebaut. 


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726  Besonderer  Teil. 


Avoine  loire  d^hiver  de  Breta^e.  0 

Rispe:  blassgelb,  ein  wenig  zusammengezogen,  armsamig,  lang;  Aebr- 
oben  1-  und  2-körnig;  Klappe  blassgelb,  2.2  cm  lang,  0.7  cm  breit.  — 
Strob:  rötlicb-gelb,  fest,  lang.  —  Scbeinfrucbt :  Original  scbwarzbraon, . 
an  Basis  borstig ;  Granne  gekniet  und  gedrebt,  an  Basis  scbwarzbraun,  nach 
der  Spitze  zu  beller;  voll,  mittelgross  (grosses  Korn  13  mm  lang,  3  mm 
breit,  kleines  10  mm  lang,  2  mm  breit,  248  Scbeinfrücbte  =  lOgr);  nach- 
gebaut: 201  Scbeinfrücbte  =  10  gr;  sebr  feinschalig,  Spelzen  nur  20  Proc. 
ausmachend. 

Herbstblatt  blaugrün,  aufrecht,  schmal,  Bestockung  stark,  4.8  Schöss- 
linge;  Halm  180  cm  (Max.  165  cm)  lang,  0.45  cm  dick,  Blattzabl  5, 
Blätter  24.5  cm  lang,  1.1  cm  breit,  Blattfläche  269.5  qcm,  Halmfläche 
175.5  qcm,  Gesammtfläche  445  qcm. 

äspe  25  cm  (Max.  35  cm)  lang,  mit  40  Aehrchen  und  60  ziemlich 
leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten. 

Schon  zu  weich  für  das  Klima  von  Paris.  Es  scheint  ein  echter 
Winterhafer  zu  sein,  denn  im  Frühjahr  gesäet,  entwickelte  er  sich  sehr 
spät,  so  dass  nur  wenige  Halme  ausreiften. 

Bezugsquelle:  Vilmorin,  Paris. 


Avoine  moire  de  Brie.  Q 

Syn.:  Franz.:  Avoine    de  Coulommiers,    de   Soissons,    de   Meaux, 
noire   de  Saint-L6,    brune   tardive,  noire  de  Cham- 
pagne, noire  des  trois  lunes,  double,  fourchue. 
Ital. :  Avena  nera  di  Brie. 
Deutsch:  Schwarzer  Hafer  aus  der  Brie. 

Rispe:  sebr  ausgebreitet,  Rispenäste  sehr  lang,  armsamig,  Rispe 
mittellang;  Aehrchen  2-kömig,  sehr  selten  begrannt;  Klappen  blassgelb 
(2.5  cm  lang,  0.8  cm  breit).  —  Stroh:  gelb,  ziemlich  blattreich,  kräftig, 
kaum  mittellang.  —  Scheinfrucht:  meist  tiefsoh warzbraun,  nach  der  Spitze 
zu  etwas  heller,  zuweilenaaf  leichtem  Boden  weniger  dunkel,  voll,  länglich 
(grosses  Korn  1.5  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines  I  cm  lang,  0.3  cm  breit), 
schwer,  sehr  feinschalig,  100  gr  =  77.2  gr  Früchte,  22.8  gr  Spelzen. 

Halm  blaugrün,  3  Schösslinge,  spät  blühend,  110  cm  (Max.  135  cm) 
lang,  0.45  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  80.6  cm  lang,  1.2  cm  breit, 
Blattfläche  330.48  qcm,  Halmfläohe  148.5  qcm,  Oesammtfläobe  478.98  qcm. 

Späthafer,  reift  in  130  Tagen ;  Rispe  25  cm  (Max.  35  cm)  lang,  mit 
85  sebr  lose  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1 579  000  auf  1  hl 
^=  51  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  267  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  2.2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  549  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  253  gr. 

Dieser  Hafer,  der  sich  durch  ein  mehlreiches  sehr  geschätztes  Korn, 
sowie  durch  Ergiebigkeit  auszeichnet,  empfiehlt  sich  für  leichte,  arme, 
trockne  Böden,  aber  auch  für  mooriges  Neuland  zum  Anbau,  und  ist  der- 
selbe sehr  stark  in  der  Brie,  Champagne  und  Picardie  verbreitet.  Nach 
Vilmorin  ist  der  Hafer  von  Coulommiers  nur  ein  schöner  Brie-Hafer, 
dessen  Korn  etwas  bell  doch  voller,  und  dessen  Habitus  kräftiger  ist 


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Hafersorten.  727 

Nach  P.  LawsoD^)  stammt  der  Hafer  aus  der  Brie  von  dem  alten, 
schwarzen,  schottischen  Hafer  (Common  or  old  Black-Oat)  ah  und  ist  mit 
ihm  identisch,  doch  ist  dies  fraglich,  da  letzterer  frühreif  sein  soll. 

Common  or  old  Blaek-Oai  0 

Syn.:  Alter,  schwarzer,  schottischer  Hafer. 

Rispe:  ausgehreitet,  lang,  schwer,  Aehrchen  2-kömig.  —  Stroh: 
etwas  kurz,  nicht  leicht  lagernd.  ~  Scheinfracht:  schwarzhraun,  kurz, 
schwer  und  in  der  Vollreife  nicht  leicht  ausfallend.  Mehl  wegen  seiner 
Güte  geschätzt. 

Für  mooriges  Neuland  vorzüglich  geeignet  und  noch  eine  Woche 
früher  als  der  englische  Kartoffelhafer  reifend. 

Schwarzer  Hafer  aus  der  Moldau.  O 

Kispe:  zusammengezogen,  ziemlich  reichsamig,  mittellang;  Aehrchen 
2-körnig,  unhegrannt;  Klappen  weisslich  (2  cm  lang,  1.2  cm  hreit).  — 
Stroh :  gelh,  hlattreich,  fest,  lang.  —  Scheinfrucht :  schwarzhraun,  nach  der 
Spitze  zu  heller,  voll,  ziemlich  dick  (grosses  Korn  1.6  cm  lang,  0.35  cm 
hreit,  kleines  1.2  cm  lang,  0.25  cm  hreit).  Schale  mitte^fein,  100  gr  = 
72.5  gr  Früchte,  27.5  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  hlaugrün,  fein;  Bestockung  schwach,  2  Schösslinge, 
mittelfrüh  schossend  und  hlühend.  Halm  130  cm  (Max.  150  cm)  lang, 
0.4  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  27.6  cm  lang,  1  cm  hreit,  Blattfläche 
276  qcm,  Halmfläche  156  qcm,  Gesammtfläche  432  qcm. 

Späthafer,  reift  in  125  Tagen ;  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit 
140  Scheinfrüchten,  von  denen  1  703  000  auf  1  hl  (=  47.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  763  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  365  gr. 

Dieser  Hafer  wurde  1869  vom  preussischen  landw.  Ministerium  zur 
Prüfung  an  den  ök.-hot.  Garten  zu  Poppeisdorf  gesandt 

Sehwarxer  Hafer  aus  Schweden« 

Rispe:  ein  wenig  zusammengezogen,  mittellang;  Aehrchen  2-kömig, 
Klappen  graulich-gelh,  2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit.  —  Stroh:  meist  rot, 
sehr  kräftig,  hlattreich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  schwarzbraun,  einige 
hegrannt,  Grannen  gekniet  und  gedreht,  an  Basis  schwarzhraun,  bis  3.5  cm 
lang,  klein,  grosses  Eorn  1 1  mm  lang,  3  mm  breit,  kleines  8  mm  lang, 
2.5  mm  breit,  385  Scheinfrüchte  =   10  gr. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  kräftig,  1.5  Schösslinge;  Halm  100  cm 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  26.3  cm  lang,  1  cm  breit,  Blatt- 
fläche 236.7  qcm,  Halmfläche  120  qcm,  Gesammtfläche  356.7  qcm. 

Rispe  20  cm  lang,  mit  55  Aehrchen  und  110  fest  sitzenden  Schein- 
früchten, von  denen  1  878  800  auf  1  hl  (=  48.8  kg)  entfallen. 

Frühhafer,  in  115  Tagen  reifend. 

Bezugsquelle:  Metz  &  Co.,  Berlin. 

1)  Agric.  Manual  1886. 


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728  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Avena  sativa  montana  AI. 
Begrannt;  Spelzen  dunkel. 

Sorte: 

Bergbafer.  0 

Syn.:  Schwarzer  gegrannter  JEtispenbafer  (Metzger);  ranber  Eicbel- 
und  Waldbafer;  Hafer  ans  Umeä,  Schweden. 

Eispe:  aasgebreitet,  ziemlich  reichsamig,  mittellang;  A ehrchen  2-, 
zuweilen  3-kömig,  l-grannig;  Klappen  blassgelb  (2.5  cm  lang,  0.6  cm 
breit).  —  Stroh:  rötlich-gelb,  ziemlich  blattreich,  kräftig,  kaum  mittel- 
lang. —  Scheinfrucht:  schwarzbraun,  lang  (grosses  Kern  2  cm  lang, 
0.3  cm  breit,  kleines  1.3  cm  lang,  0.25  cm  breit),  Schale  mittelfein, 
100  gr  =  71.3  gr  Früchte,  28.7  gr  Spelzen.  Granne  schwarzbraun,  nach 
oben  heller,  stark  gekniet  und  gedreht,  bis  4  cm  lang. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  ziemlich  lang,  breit,  Bestechung  mittelstark, 
2.5  Schösslinge,  Halm  gelbgrün,  etwas  spät  blühend,  110  cm  (Max.  140  cm) 
lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  84.4  cm  lang,  1.4  cm  breit,  Blatt- 
fläche 481.6  qcm,  Halmfläche  165  qcm,  Gesammtfläche  646  qcm. 

Bispe  reifk  in  120  Tagen,  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit  150  ziem- 
lich fest  sitzendln  Scheinfrüchten,  von  denen  1  678  300  auf  1  hl  (=  45.2  kg) 
entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  600  Halme  oder  240  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  2  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  788  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  406  gr. 

Dieser  Hafer  eignet  sich  fUr  wenig  kultivierten  oder  frisch  ge- 
rodeten Boden. 

Varietät:  Avena  sativa  rubida  Kcke. 
Begrannt;  Spelzen  rötlich. 

Sorten: 
Avena  del  Llobregat,  (Catalnfia),  Spanien.  Q 

Bispe:  ausgebreitet,  sehr  armsamig,  sehr  kurz;  Aehrchen  2-körnig, 
l-grannig,  Klappen  blassröt,  2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit.  —  Stroh:  hellrot, 
steif,  kurz.  —  Scheinfrucht:  graurot,  kurz,  voll,  klein,  grosses  Eom 
11  mm  lang,  2.5  mm  breit,  420  Scheinfrüchte  =  10  gr;  Granne  gekniet, 
4  cm  lang,  an  Basis  schwarzbraun;  ziemlich  feinschalig,  25  Proc.  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal;  Halm  80  cm  lang,  0.33  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  20  cm  lang,  0.8  cm  breit,  Blattfläche  64  qcm,  Halm- 
fläche 79.2  qcm,  Gesammtfläche  143.2  qcm. 

Rispe  15  cm  lang  mit  IB  Aehrchen  und  30  fest  sitzenden  Schein- 
früchten. 

Frühhafer,  in  100  Tagen  reifend. 

Bezugsquelle:  Antonio  Cüpriano  Costa,  Barcelona,  1881. 

Hafer  ans  Abrantes,  Portugal.  Q 

Rispe:, ausgebreitet,  armsamig;  Aehrchen  2-kömig,  l-grannig,  Klap- 
pen auffallend  lang,    rötlich-blassgelb.    —    Stroh:    rötlich-gelb,    kurz.   — 


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Hafersorten.  729 

Scheinfrucht:  rot  mit  sohwarzgrauen  Flecken,  anffallend  platt,  grosses 
Eom  15  mm  lang,  3  mm  breit,  kleines  10  mm  lang,  2.5  mm  breit,  298 
Scheinfrüchte  =  10  gr;  Granne  des  grossen  Korns  klein  und  bei  Reife 
meist  abgebrochen,  daher  leicht  zu  übersehen. 

Bezugsquelle:  Prof.  Jul.  Henriques,  CoYmbra,  Portugal,  1881. 

Avena  di  Rhvo  di  Puglia.  Q 

Eispe  ausgebreitet,  sehr  kurz,  armsamig;  Aehrchen  2-kömig;  Klap- 
pen blassgelb,  Basis  dunkler  (8.2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  röt- 
lich-gelb, steif,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  blassgelbrot,  sehr  lang,  spitz, 
schmal  (grosses  Korn  1.9  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1.4  om  lang, 
0.26  cm  breit);  grosses  Korn  begrannt,  Granne  blassgelbrot,  2.5  cm 
lang;  Schale  mittelfein,  100  gr  =  78  gr  Früchte,  27  gr  Spelzen. 

Halme  blaugrün,  mittelfrüh  schossend  und  blühend,  Bestookung  sehr 
stark,  5.4  Schösslinge,  115  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blatt- 
zahl 4.7,  Blätter  26.8  cm  lang,  0.96  cm  breit,  Blattfläche  241.86  qcm, 
Halmfläche  138  qcm,  Gesammtfläche  379.86  qcm. 

Späthafer,  reift  in  128  Tagen;  Eispe  18  cm  (Max,  25  cm)  lang, 
mit  90  ziemlich  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1116  000  auf 
1  hl  (=  45  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  850  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  425  gr. 

Diesen  Hafer  erhielt  1873  Körnioke  von  der  italienischen  Abtei- 
lung der  Wiener  Weltausstellung. 

Heimat:  Apulien  in  Italien. 

Hafer  ans  Apulien.  Q 

Rispe:  ausgebreitet,  sehr  armsamig,  sehr  kurz;  Aehrchen  2-,  selten 
3-körnig,  1-grannig;  Klappen  rötlich-blassgelb,  an  der  Basis  dunkler,  lang 
und  schmal  (3  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  rötlich-gelb,  feinhalmig 
kurz.  —  Scheinfrucht:  blassgelbrot,  lang,  breit,  an  der  Basis  stark  bor- 
stig (grosses  Korn  2  cm  lang,  0.4  cm  breit,  kleines  1.5  cm  lang,  0.3  cm 
breit);  Granne  blassrot,  an  der  Basis  dunkler,  gebogen,  bis  3  cm  lang; 
grobschalig,  100  gr  =  69  gr  Früchte,  31  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  Bestockung  stark,  3  Schösslinge,  sehr 
zeitig  schossend  und  blühend.  Halme  100  cm  (Max.  110  cm)  lang, 
0.33  cm  dick,  Blattzahl  4.4,  Blätter  14  cm  lang,  0,65  cm  breit,  Blattfläche 
80.08  qcm,  Halmfläche  99  qcm,  Gesammtfläche  179.08  qcm. 

Frühhafer,  in  102  Tagen  reifend;  Eispe  15  cm  (Max.  20  cm)  lang,  mit 
40  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  224  760  auf  1  hl  (=45.7  kg) 
entfallen. 

In  Apulien  auf  leichtem,  trocknem  Boden  wachsend,  aber  auch  in 
Parma,  Livomo,  Avellino  etc.  kultiviert. 

Original  durch  Pedecino  in  Portici  1876  erhalten. 


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730  Besonderer  Teil. 


Unterart:  Arena  satira  orientalis  L.     Fahnenhafer. 

Varietät:  Ävena  orientalis  obtnsata  AI. 

ünbegrannt;  Spelzen  weiss. 

Sorte: 
Avoine  blanche  de  Hon^e.  Q 

Syn.:  Franz.:  Avoine  de  Podolie,  blanche  de  Turquie,  blanche  de 
Bassie. 
Dentsoh:  Weisser  ungarischer  Fahnenhafer. 

Bispe:  zusammengezogen,  kompakt,  einseitig  hängend,  reiohsamig, 
lang;  Aehrchen  2-kömig,  ünbegrannt;  Klappen  gelb  (2.3  cm  lang, 
0.7  cm  breit).  —  Stroh:  gelb,  kräftig,  blattreich,  lang.  —  Schein- 
frucht: dankelgelb  mit  bräunlichem  Anflug,  länglich,  spitz,  doch  ziemlich 
voll  (grosses  Eorn  1.7  cm  lang,  0.35  pm  breit,  kleines  1.2  cm  lang,  0.3  cm 
breit),  ziemlich  schwer,  feinschalig,  100  gr  =  75.5  gr  Früchte,  245  gr 
Spelzen. 

Halme  dunkelgrün,  Bestockung  mittelstark,  2.5  Sohösslinge,  spät 
blühend,  125  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter 
35  cm  lang,  1.12  cm  breit,  Blattfläche  382  qcm,  Halmfläche  187.5  qcm, 
Gesammtfläche  569.5  qcm. 

Späthafer,  reift  in  125  Tagen;  Bispe  30  cm  (Max.  35  cm)  lang,  mit 
200  sehr  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  466  000  auf  1  hl 
(=  47.3  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  725  Halme  oder  250  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  2.6  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  1000  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  426  gr. 

Dieser  Hafer  ist  für  reiche,  humose  Böden  vortrefflich  geeignet, 
lagert  nicht  leicht,  bleibt  fast  rostfrei,  und  zeigt  sich  gegen  Nässe  und 
Dürre  gleich  widerstandsfähig. 

Seine  Heimat  liegt  im  südöstlichen  Europa,  wo  er  auch  Jetzt  noch 
mehr  oder  weniger  stark  angebaut  wird,  und  ist  er  namentlich  auch  in 
Frankreich  schon  seit  langer  Zeit  in  Kultur  und  geschätzt  Nach  HeuzÄ^) 
erwähnt  Buchoz  seiner  1775. 


Varietät:  Avena  orientaliB  Metzgerii  Koke. 
Begrannt;  Spelzen  weiss. 

Sorte: 
Common  white  Tartarian  Oat.  Q 

Syn.:  Deutsch:  "Weisser  gegrannter  englischer  Fahnenhafer. 

Franz.:  Avoine  blanche  de  Tartarie. 
Bispe:     zusammengezogen,    kompakt,    einseitig    hängend,    ziemlich 


1)  Heuz6,  a.  a.  0.  Vol.  J^  p.  513. 

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Hafersorten.  731 

reicbsamig)  mittellang;  Aehrcben  2-  und  3-k5mig,  1 -grannig,  und  zwar 
fast  sämmtliche  Aehrchen  begrannt,  nnr  anf  sebr  reicbem  Boden  nimmt 
die  Zabl  der  unbegrannten  zn ;  Klappen  gelb,  sebr  lang  (3  cm  lang, 
0.6  cm  breit).  —  Strob:  gelb,  reiobblättrig,  sebr  kräftig,  kaum  mittelr 
lang.  —  Scbeinfmcbt:  gelb,  lang  (gröestes  Eom  2  cm  lang,  0.35  cm  breit, 
kleinstes  0.7  cm  lang,  0.2  cm  breit),  Granne  bräunlicb,  an  der  Basis 
schwarzbraun,  bis  3  cm  lang,  leicht,  ziemlich  feinschalig,  100  gr=  71  gr 
Früchte,  29  gr  Spelzen. 

Halme  blaugrün,  2  Scbösslinge,  sehr  spät  blühend,  HO  cm  (Max. 
125  cm)  lang,  0.55  cm  dick,  Blattzabl  5,  Blätter  38  cm  lang,  1.26  cm 
breit,  Blattfläcbe  478.8  qcm,  Halmfläobe  181.5  qom,  Gesammtfläche 
660.3  qcm. 

Spätbafer,  reift  in  132  Tagen;  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  150  Scheinfrüchten,  von  denen  1  385  600  auf  1  hl  (=  43.3  kg)  ent- 
fallen. 

Auf  1  qm  wachsen  500  Halme  oder  250  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  3  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  1287  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  540  gr. 

Diese  Sorte  bringt  auf  reichem,  bumosem,  tief  bearbeitetem  Boden 
hohe  Korn-  und  Stroherträge,  zumal  Lagerfrucbt  zu  den  grössten  Aus- 
nahmen gehört,  und  selbst  noch  auf  Torfboden  werden  die  Erträge 
gerühmt. 

Dieser  Hafer  wird  ziemlich  häufig,  wenn  auch  nicht  so  allgemein 
als  „Black  Tartarian-Oat'*,  in  England  und  Schottland  kultiviert.  In 
Frankreich  und  namentlich  auch  in  der  Levante,  welche  seine  Heimat 
sein  soll,  erfreut  er  sich  eines  ausgedehnten  Anbaues.  Ebenso  wird  der- 
selbe vielfach  in  Australien  kultiviert. 


Varietät:  Avena  orientalig  flava  Kcke. 
Unbegrannt;  Spelzen  goldgelb. 

Sorte: 
OoldfahHeHhafer«  Q 

Rispe:  zusammengezogen,  einseitig  hängend,  mittellang,  reiohsamig; 
Aehrcben  2-kömig,  sehr  selten  begrannt;  Klappen  goldgelb  oder  blass- 
gelb (2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  gelb,  kräftig,  lang.  —  Schein- 
frucht: goldgelb,  klein,  schmal,  spitz  (grosses  Eom  1.5  cm  lang,  0.25  cm 
breit,  kleines  1.2  cm  lang,  0.2  cm  breit),  grobschalig,  100  gr  =  69  gr 
Korn,  31  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  lang,  ziemlich  breit;  Bestockung  schwach, 
1.6  Schösslinge,  sehr  spät  schossend  und  blühend;  Halme  185  cm  (Max. 
150  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzabl  5.3,  Blätter  28.2  cm  lang,  1.1  cm 
breit,  Blattfläche  828.81  qcm,  Halmfläcbe  174.15  qcm,  Gesammtfläche 
502.96  qcm. 

Späthafer,  reift  in  125  Tagen,  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit 
170  Scheinfrüchten,  von  denen  2  170  700  auf  1  hl  (=  44.3  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  1187  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  590  gr. 

Dieser  fast  rostfreie,  nicht  leicht  lagernde  Hafer  eignet  sich  für 
bumose  Böden,  und  liefert  namentlich  grosse  Grünfnttererträge. 


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732  Besonderer  Teil« 

Varietät:  Avena  orientalis  tristis  AI. 
XJnbegrannt;  Spelzen  schwarzbrann. 

Sorten: 

Neffly-Oat.  © 

Syn.:  Neffly-Hafer. 

Rispe:  sehr  zusammeDgezogen,  einseitig  hängend,  sehr  kurz,  ziem- 
lich reichsamig;  Aehrchen  2-k()mig;  Klappen  gelb,  bis  2.4  cm  lang.  — 
Stroh:  grünlich-gelb,  blattreich,  ziemlich  fest,  mittellang.  —  Scheinfrucht: 
schwarzbraun,  meist  unbegrannt,  kommt  Granne  vor,  so  braun  und  bis 
2  cm  lang,  lang,  schmal,  spitz  (1.2  cm  lang,  0.25  cm  breit),  feinschalig, 
100  gr  =  77  gr  Früchte,  23  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  lang;  Bestockung  mittelstark,  2.4 
Schösslinge,  mittelfrüh  schossend  und  blühend.  Halme  120  cm  (Max. 
140  cm)  lang,  0.4  cm  breit,  Blattzahl  4.8,  Blätter  26.6  cm  lang,  0.9  cm 
breit,  Blattfläche  229.82  qcm,  Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche 
373.82  qcm. 

Frühhafer,  in  117  Tagen  reifend;  Kispe  15  cm  (Max.  25  cm)  lang, 
mit  80  Scheinfrüchten,  von  denen  1720000  auf  1  hl  (=  43  kg)  ent- 
fallen. 

Es  wiegen  100  Halme  763  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  375  gr. 

Für  leichten  und  trocknen  Boden  oder  für  Torfboden  geeignet. 

Avoine  noire  de  Hongrie.  0 

Syn.:  Franz.:  Avoine  noire  de  Russie,  de  Turquie,  d'Orient. 

Deutsch:  Schwarzer  oder  brauner  ungarischer,  und  Wester- 

wälder  Trauer-  oder  Fahnenhafer. 
Ital.:  Avena  nera  d'Ungheria. 

Rispe:  sta^k  zusammengezogen,  einseitig  hängend,  ziemlich  reich- 
samig, mittellang;  Aehrchen  2-,  zuweilen  3-körnig,  meist  unbegrannt;  Klap- 
pen blassgelb,  an  der  Basis  dunkler  (2.5  cm  lang,  0.6  cm  breit).  — 
Stroh:  etwas  kurz,  kräftig,  gelbgrün,  fest.  —  Scheinfrucht:  schwarzbraun, 
doch  auch  viele  heller,  bis  gelbbraun,  schmal,  spitz  (grosses  Korn  1.8  cm 
lang,  0.25  cm  breit,  kleines  1.4  cm  lang,  0.2  cm  breit),  selten  begrannt, 
Granne  hellbraun,  bis  2.5  cm  lang,  feinschalig,  100  gr  =  75.82  gr  Korn, 
24.18  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  lang;  Bestockung  stark,  3  Schöss- 
linge, Halme  dunkelgrün,  mittelfrüh  blühend,  HO  cm  (Max.  125  cm)  lang, 
0.44  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  30.2  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche 
241.6  qcm,  Halmfläche  145.2  qcm,  Gesammtfläche  386.8  qcm. 

Späthafer,  in  125  Tagen  reifend;  Rispe  25  cm  (Max.  33  cm)  lang, 
mit  150  etwas  lose  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  678  500  auf 
1  hl  (=  43.5  kg)  entfaUen. 

Auf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  2.4  hl  p.  ha. 

£s  wiegen  100  Halme  971  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  480  gr. 

Diese  Sorte  eignet  sich  für  Torf-  und  Moorböden  vorzüglich  und 
bringt  auf  reichem  Boden  hohe  Erträge,  ist  gegen  Dürre  und  Nässe  un- 
empfindlich, widerstandsfähig  gegen  Rost  und  lagert  nicht  leicht. 


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Hafersorten.  733 

Seine  Heimat  liegt  im  südöstliclien  Europa  und  wird  er  namentlich 
im  südlichen  Eussland,  in  der  Moldau,  in  Bulgarien  und  Ungarn  gehaut, 
doch  scheint  es,  dass  er  in  neuerer  Zeit  nur  noch  selten  in  letzterem 
Lande  kultiviert  wird,  da  wir  ihn  dort  trotz  eingehendster  Erkundigungen 
nicht  auffinden  konnten. 

Zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  durch  Morel  deVind^^)  nach 
Frankreich  eingeführt,  erfreut  er  sich  daselbst  einer  grossen  Verbreitung. 
Gasparin^)  versuchte  ihn  in  Stid-Frankreich  als  Winterhafer  zu  kulti- 
vieren, doch  erfror  er' im  Winter  1819/20  vollständig. 

Varietät:  Avena  orientalis  pngnax  AI. 
Begrannt;  Spelzen  schwarzbraun. 

Sorten: 
Black  Tartarian  Oat.  Q 

Syn.:  Deutsch:  Schwarzer  oder  brauner  tatarischer  Fahnenhafer. 
Franz.:  Avoine  de  Tartarie. 

Verbesserte  Formen  mit  etwas  vollerem  Korn  und  weniger 
Grannen  sind: 

Hallet^s   Pedigree   Black    Tartarian -Oat   (verbessert    durch 
Mr.  Hallet  und  Original  von  ihm  erhalten). 
Prolific  Black   Tartarian-Oat    (durch  Webb  &  Sons,  The 
Queen's  Seedsmen,  Wordsley,  Stourbridge,  England  erhalten). 

Rispe:  stark  zusammengezogen,  kompakt,  einseitig  hängend,  sehr 
reichsamig,  mittellang;  Aehrchen  2-kömig,  begrannt,  doch  bei  den  ver- 
besserten Formen  weniger  häufig  begrannt;  Klappen  blassgelb  {2.5  cm 
lang,  0.7  cm  breit).  —  Stroh:  grünlich-gelb,  ziemlich  .lang,  rohrartig, 
fest.  —  Scheinfrucht:  meist  schwarzbraun,  nach  der  Spitze  zu  heller, 
doch  kommen  auch  in  derselben  Rispe  braune  Scheinfrüchte  vor,  Granne 
an  der  Basis  schwarzbraun,  nach  oben  heller,  gekniet,  bis  3  cm  lang, 
lanzettlich,  doch  voll  (grosses  Korn  1.8  cm  lang,  0.35  cm  breit,  kleines 
1.2  cm  lang,  0.3  cm  breit),  etwas  grobschalig,  100  gr  =  69.2  Früchte, 
30.8  gr  Spelzen. 

Junges  Blatt  blaugrün,  lang,  ziemlich  breit;  Bestockung  mittelstark, 
2.6  Schösslinge,  spät  schossend  und  blühend.  Halme  125  cm  (Max. 
160  cm)  lang,  0.55  cm  dick,  Blattzahl  5,  Bl&tter  34.8  cm  lang,  1.2  cm 
breit,  Blattfläche  417.6  qcm,  Halmflilche  206.25  qcm,  Gesammtfläche 
623.85  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  120  Tagen;  Rispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang, 
mit  260  Scheinfrüchten,  von  denen  1  750  230  auf  1  hl  (=  47.2  kg)  ent- 
fallen. 

Auf  1  qm  wachsen  600  Halme  oder  231  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  1.8  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  918  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  429  gr. 

In  England  sollen  sich  die  Erträge  auf  reichem  Boden  häufig  auf 
90  hl  p.  ha  belaufen,  und  beträgt  das  Hektolitergewicht  auf  Torfboden 
44.5—48.2  kg,  auf  Marschboden  51.8  kg. 


1)  M6moire  de  la  Soc.  roy.  d'Agric.  1817,  p.  .S87. 

2)  Cours  d*Agric.  HI,  p.  709. 


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734  Besonderer  Teil. 

Auf  reichen,  humoBen  Böden  werden  von  dieser  Sorte  sehr  hohe 
Erträge  an  Korn  nnd  Stroh  erzielt,  zumal  sie  höchst  selten  lagert  und 
sehr  wenig  durch  Eost  leidet,  nur  ist  zu  bemerken,  dass  das  Stroh  wegen 
seiner  rohrartigen  Bescha£Penheit  als  Futter  nur  geringen  Wert  besitzt. 

Längere  Zeit  auf  feuchten,  humosen  Böden  angebaut,  degeneriert  er 
leicht,  was  sich  dadurch  bekundet,  dass  sich  die  Scheinfrüchte  an  der 
Spitze  weisslich  färben,  schlanker  werden  und  die  G-rannen  sich  ver- 
mehren, während  auf  trocknem,  reichem  Boden  die  Scheinfrüchte  dunkler, 
voller  und  weniger  begrannt  auftreten.  In  der  Regel  nimmt  man  auf 
Torfboden  jedes  zweite  Jahr  einen  Saatwechsel  mit  Samen  von  trocknem 
Boden  vor. 

In  England  wird  er  sehr  ausgedehnt  als  Pferdefntter  und  in  neuerer 
Zeit  auch  vielfach  in  Nordamerika  kultiviert. 


Neuer  gekannter  Fahnenhafer  ans  Italien.  Q 

Rispe:  sehr  zusammengezogen,  kompakt,  reichsamig,  kurz;  Aehrchen 
2-kömig,  begrannt;  Klappen  hellgelb,  weich  (2.4  cm  lang,  0.65  cm  breit). 
—  Stroh:  grünlich-gelb,  kaum  mittellang,  blattreich,  sehr  kräftig.  — 
Scheinfrucht:  braunschwarz,  nach  der  Spitze  zu  heller,  gross,  voll  (grosses 
Korn  1.4  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1  cm  lang,  0.25  cm  breit),  Granne  an 
Basis  dunkelbraun,  nach  oben  heller,  gedreht,  bis  3  cm  lang,  schwer. 
Schale  mittelfein,  100  gr  =  73.2  gr  Früchte,  26.8  gr  Spelzen. 

Halme  blaugrün,  2.5  Schösslinge,  mittelfrüh  blühend,  110  cm  (Max. 
135  cm)  lang,  0.6  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  34.4  cm  lang,  1.86  cm 
breit,  Blattfläche  467.8  qcm,  Halmfläche  198  qcm,  Gresammtfläche  665.8  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  120  Tagen;  Rispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang, 
mit  200  nicht  leicht  ausfallenden  Scheinfrüchten,  von  denen  1  818  000 
auf  1  hl  (=  50.5  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  945  gr  und  davon  die  Scheinfrüchte  533  gr. 

Dieser  nicht  lagernde,  wenig  durch  Rost  leidende,  sehr  ertragreiche 
Hafer  empfiehlt  sich  für  Moor-  und  reichen  Niederungsboden. 

Schwarzer  gegramiter  oder  Streit-Fahnenbafer.  0 

Rispe:  zusammengezogen,  einseitig  hängend,  ziemlich  armsamig, 
kurz;  2-kömig,  meist  begrannt;  Klappen  blassgelb  (2.2  cm  lang,  0.5  cm 
breit).  —  Stroh:  gelb,  feinhalmig^ blattreich,  mittellang.  -—  Scheinfrucht: 
sehr  dunkel  schwarzbraun,  klein,  spitz,  schmal  (grosses  Korn  1.8  cm 
lang,  0.3  cm  breit,  kleines  1.5  cm  lang,  0.25  cm  breit),  Granne  an  Basis 
schwarzbraun,  nach  oben  zu  heller,  bis  3  cm  lang,  feinschalig,  1 00  gr  = 
77.5  gr  Früchte,  22.5  gr  Spelzen. 

Blätter  dunkelgrün,  Bestockung  stark,  3  2  Schösslinge;  Halme  blau- 
grün, ziemlich  zeitig  blühend,  120  cm  (Max.  160  cm)  lang,  0.4  cm  dick, 
Blattzahl  5,  Blätter  28.5  cm  lang,  1.0  cm  breit,  Blattfläche  285  qcm, 
Halmfläche  144  qcm,  Gesammt^äche  429  qcm. 

Frühhafer,  reift  in  117  Tagen;  Rispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang, 
mit  110  Scheinfrüchten,  von  denen  1  793000  auf  1  hl  (=  42.7  kg)  ent- 
fallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  250  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  2  hl  p.  ha. 


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Hafersorten.  785 

Es  wiegen  100  Halme  1033  gr  und  davon  die  Scbeinftrüchte  51 7  gr. 
Dieser  Hafer  lagert  nicht  leicht,    bleibt  rostfrei  nnd  empfiehlt  sich 
für  sehr  armen  und  leichten  oder  Torfboden. 

Bramer  tatariseber  i^e^aniter  Fahneibafer. 

Syn.:  Franz.:  Avoine  noire  de  Tartarie. 
ItaL:  Avena  tartarica. 

Bispe:  stark  zusammengezogen,  mittellang;  Aehrcben  2-körnig,  1- 
grannig,  Klappen  fast  weiss,  2.5  cm  lang,  0.7  cm  breit.  —  Stroh:  grtin- 
lich-gelb,  sehr  lang  (150  cm),  fest,  doch  weich  und  blattreich.  —  Schein- 
frucht: rot-  bis  schwarzbraun,  klein,  schmal  (grosses  Korn  13  mm  lang, 
2.5  mm  breit,  kleines  9  mm  lang,  2  mm  breit,  385  Scheinfrüchte  =10  gr), 
Grannen  stark  gekniet,  an  Basis  schwarzbraun,  3Y2  cm  lang,  grobschalig, 
31.5  Proo.  Spelzen. 

Rispe  25  cm  lang,  mit  200  fest  sitzenden  Scheinfrüchten. 

£s  wiegen  100  Halme  1075  gr,  davon  die  Kömer  468  gr. 

Späthafer,  in  130  Tagen  reifend. 


Unterart:  Arena  sativa  nnda  AI.     Nackter  Hafer. 

Varietät:  Avena  sativa  inermis  Kcke. 

Kispe  ausgebreitet;  unbegrannt;  Spelzen  blassgelb. 

Sorten: 

Grosser  maekter  Hafer.  O 

Sjn. :  Engl.:  Large  naked  Oat. 

Franz.:  Avoine  nue  grosse. 

Rispe:  ausgebreitet,  locker,  sehr  reiohsamig,  mittellang;  Aehrehen 
3-  und  4-körnig,  flattrig,  grösser  als  bei  den  übrigen  nackten  Varietäten; 
Blüten  meist  nicht  weit  aus  den  Spelzen  hervorragend;  äussere  Spelze 
an  der  untersten  BlOte  mit  einer  graden,  feinen,  nicht  in  die  Augen  fallen- 
den Q^ranne  versehen,  innere  Spelze  halb  so  lang;  Aehrehen  durch  helle, 
blassgelbe  Farbe  der  Klappen  und  Spelzen  ausgezeichnet.  —  Stroh :  gelb, 
kaum  mittellang,  fest.  —  Frucht:  hellgelb,  anliegend  behaart  (grösstes 
Korn  eines  Aehrcbens  0.9  cm  lang,  0.3  cm  breit,  kleinstes  0.5  cm  lang, 
0.2  cm  breit),  im  Allgemeinen  grösser  als  bei  den  übrigen  nackten  Varietäten. 

Halme  gelbgrün,  2.3  Schösslinge,  mittelfrüh  blühend,  110  cm  (Max. 
150  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blattfläche  231.84  qcm,  Halm- 
fläche 141.2  qcm,  Gesammtfläche  373.74  qcm. 


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736  Besonderer  Teil. 

Bispe  25  cm  (Max.  30  cm)  lang,  mit  200  leicbt  ausfallenden 
Früchten,  von  denen  3  360  000  anf  1  hl  (=  70  kg)  entfallen.  Eeifl  in 
123  Tagen. 

Es  wiegen  100  Halme  643  gr  und  davon  die  Früchte  228  gr. 

Anf  1  qm  wachsen  900  Halme  oder  400  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatqnantnm  1.7  hl  p.  ha. 

Diese  Sorte  ist  die  gewöhnlichste  Form  der  Nackthafer,  welche  zu- 
weilen in  England,  Schottland,  Spanien,  Oesterreich,  Ramanien,  Bnssland, 
in  der. Schweiz,  weniger  dagegen  in  Deutschland  gebaut,  und  deren  Früchte 
als  Graupen  verwandt  werden. 

Hire  Kultur  scheint  schon  sehr  alt  zu  sein,  denn  Gerard,  der  1597 
über  Landwirtschaft  schrieb,  führt  an,  dass  „unhulled  or  naked  oats, 
were  cultivated  in  Norfolk  and  Snffolk." 


Nackter  kleiner  Hafer.  Q 

Engl.:  Small  naked  Oat. 

Franz.:  Avoine  nue  petite. 

Rispe:  ausgebreitet,  locker,  schlaff,  lang,  ziemlich  reichsamig:  Aehr- 
eben  3-,  4-  und  5 -körnig,  unbegrannt;  Spelzen  und  Klappen  blassgelb 
(2.4  cm  lang,  0.6  cm  breit),  weich.  —  Stroh:  gelb,  blattreich,  mittellang, 
fest.  —  Frucht:  klein  (grösstes  Korn  0.8  cm  lang,  0.25  cm  breit,  kleinstes 
0.5  cm  lang,  0.15  cm  breit). 

Halme  gelbgrün,  2.5  Schösslinge,  mittelfrüh  blühend,  120  cm  (Max. 
130  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  30.5  cm  lang,  0.98  cm 
breit,  Blattfläche  298.9  qcm,  Halmfläche  180  qcm,  Gesammtfläche  478.9  qcm. 

Sp&thafer,  in  126  Tagen  reifend;  Rispe  30  cm  (Max.  35  cm)  lang, 
mit  150  ziemlich  fest  sitzenden  Scheinfrüchten,  von  denen  4  185  000  auf 
1  hl  (=  67.5  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  750  Halme  oder  300  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  744  gr  und  davon  die  Früchte  278  gr. 

Dieser  Hafer  ist  wenig  ertragreich  und  hat  für  Deutschland  keine 
wirtschaftliche  Bedeutung. 

Hafer  aus  Peking  and  der  Mongolei.  O 

Rispe:  nach  einer  Seite  hängend,  ziemlich  lang;  Aehrchen  3—5* 
kömig,  Spelzen  und  Klappen  blassgelb.  —  Stroh:  gelb,  mittellang.  — 
Frucht:  blassgelb  (8  mm  lang,  2  mm  breit,  505  Früchte  =  10  gr). 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  kahl,  gross,  4.5  Schösslinge;  Halm  115  cm 
(Max.  130  cm)  lang,  0.43  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  26.8  cm  lang, 
1  cm  breit,  Blattfläche  214.4  qcm,  Halmfläche  148.4  qcm,  Gesammtfläche 
362.8  qcm. 

Rispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  35  Aehrchen  und  1 20  Früchten, 
von  denen  3  636000  auf  1  hl  (=  72  kg)  entfallen. 

Frühhafer,  14  Tage  früher  als  alle  übrigen  Nackthafer. 

Bezugsquelle:  bort.  Petersburg  durch  Bretschneider  1879. 


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Hafersorteo.  737 

Varietät:  Arena  sativa  chinensis  Fisch. 
Eispe  ausgebreitet;  Aehrclien  begrannt. 

Sorte: 

Chinesiseher  Nackthafer.  0 

Syn.:  Franz.:  Avoine  de  Chine,  Avoine  chinoise. 

Engl.:  China  Oat. 

Bispe:  ausgebreitet,  etwas  einseitig  entwickelt,  mittellang,  ziemlich 
reichsamig;  Aehrchen  tranbig,  3-,  4-  und  5-kömig,  Spelzen  granschwarz 
oder  gelb,  die  grösste  Spelze  im  Aehrchen  begrannt,  Granne  gelb, 
an  der  Basis  gransohwarz,  3.5  cm  lang;  Spelze  bis  2  cm  lang;  Klappen 
blassgelb,  2  cm  lang,  0.6  cm  breit).  —  Stroh:  gelb  oder  orange,  knrz, 
blattreich,  dick.  —  Frucht:  nackt,  doch  bleibt  beim  Dreschen  der  grösste 
Teil  der  Spelze  lose  um  das  Korn.  (Grösstes  Korn  1  cm  lang,  0.25  cm 
breit). 

Halme  gelbgrün,  sehr  spät  blühend,  2.5  Schösslinge,  100  cm  (Max. 
145  cm)  lang,  0.45  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  27.8  cm  lang,  1.04  cm 
breit,  Blattfläche  289.1  qcm,  Halmfläche  135  qcm,  Gesammtfläche  424.1  qcm. 

Späthafer,  reift  in  130  Tagen;  Eispe  27  cm  (Max.  35  cm)  lang,  mit 
120  Früchten,  von  denen  vollkommen  ausgeschält  3  990  000  auf  1  hl 
(=  70  kg,  zum  Teil  Früchte  noch  im  Kaff  =  55.4  kg)  entfallen. 

Auf  1  qm  wachsen  800  Halme  oder  320  Pflanzen,  mithin  beträgt 
das  Saatquantum  1  hl  p.  ha. 

Es  wiegen  100  Halme  883  gr  und  davon  die  Früchte  250  gr. 

Für  Deutschland  hat  diese  Sorte  keine  wirtschaftliche  Bedeutung. 
In  China  ist  sie  nach  Bunge ^)  die  nur  allein  kultivierte  Sorte;  in  neuerer 
Zeit  wird  sie  auch  in  den  Vereinigten  Staaten  angebaut. 

Varietät:  Avena  orientalis  gymnocarpa  Koke. 
Eispe  zusammengezogen;  unbegrannt;  Spelzen  blassgelb. 

Sorte: 
Grosser  naekter  Fahnenhafer.  O 

Eispe:  einseitig  hängend,  kurz;  Aehrchen  oft  5-kömig,  Scheiden- 
spelze hellbraun;  oft  tritt  an  den  Basalblütchen  eine  Granne  auf,  auch 
sind  deren  Spelzen  länger  als  die  Klappen;  Klappen  und  Spelzen  blass- 
gelb, 2  cm  lang,  0.5  cm  breit.  —  Stroh:  rötlich-gelb,  kurz.  —  Frucht: 
blassgelb,  halbmehlig  (grosses  Korn  8  mm  lang,  2Y2  nim  breit,  kleines 
5Y2  nim  lang,  2  mm  breit,  519  Früchte  =  10  gr). 

Junges  Blatt  dunkelgrün,  schmal,  aufrecht,  2.4  Schösslinge,  Halm 
90  cm  (Max.  125  cm)  lang,  0.3  cm  dick,  Blattzahl  4.5,  Blätter  21  cm 
lang,  0.7  cm  breit,  Blattfläche  132.3  qcm,  Halmfläche  81  qcm,  Gresammt- 
fläche  213.3  qcm. 


1)  L'enomSration  des  pl.  du  Nord  de  la  Chine. 
Koer nicke  u.  Werner,  Handb.  d.  Oetreideban's  U. 


47 


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738  Besonderer  Teil. 

Bispe  15  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  25  Aehrchen  und  100  ziem- 
lieh  fest  sitzenden  Früchten. 

Späthafer,  in  130  Tagen  reifend. 

.Varietät:  Avena  saiiva  nuda  L. 
Bispe  zusammengezogen;  begrannnt;  Spelzen  blassgelb. 

Sorte: 
Kleiner  naekter  Fahnenhafer.  O 

Syn.:  Deutsch:  Tatarischer  Grtitzhafer. 

Bispe:  zusammengezogen^  straff,  einseitig  hängend,  kurz,  etwas  arm- 
Sämig ;  Aehrchen  2-körnig  und  die  Blüten  von  den  Klappen  eingeschlossen, 
oder  3-  und  4-körnig  mit  herausragenden  oberen  Blüten,  Aehrchen  2-gran- 
nig;  Granne  braun,  an  der  Basis  schwarzbraun,  stark  gekniet  und  gedreht, 
2.5  cm  lang;  Spelzen  und  Klappen  blassgelb,  letztere  2  cm  lang,  0.5  cm 
breit,  weich.  —  Stroh:  gelbgrün,  kurz,  feinhalmig.  —  Frucht:  bräunlich, 
klein,  schmal,  spitz  (grösstes  Korn  0.7  cm  lang,  0.15  cm  breit). 

Junges  Blatt  sehr  schmal,  Bestockung  stark,  3  Schösslinge,  Halme 
dunkelgrün,  sehr  spät  blühend,  85  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.23  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  1"6.5  cm  lang,  0,54  cm  breit,  Blattfläche  71.28  qcm, 
Halmfläche  58.65  qcm,  Gesammtfläche  129.93  qcm. 

Späthafer,  reift  in  130  Tagen;  Eispe  18  cm  (Max.  25  cm)  lang, 
mit  80  noch  verhältnismässig  fest  in  den  Spelzen  sitzenden  Früchten, 
von  denen  7  700000  auf  1  hl  (=  77  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  340  gr  und  davon  die  Früchte  125  gr. 

Für  Deutschland  ist  diese  Sorte  wirtschaftlich  von  keiner  Bedeutung. 


Ayena  snbspontanea  Kcke.    Halbwilde  Hafer. 

Art:  Arena  brevis  Roth. 

Knrzhafer.  0 

« 

Syn.:  Franz.:  Avoine  courte. 
Engl.:  Short-Oat 

Eispe:  hellgelb,  ziemlich  ausgebreitet,  kurz,  reichsamig;  Aehr- 
chen 2-kömig,  2-grannigy  Klappen  klein,  1.5  cm  lang,  0.4  cm  breit; 
Grannen  an  der  Basis  schwarzbraun,  gekniet,  bis  2  cm  lang.  — 
Stroh:  gelblich -grün,  kräftig,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  gelb  oder 
hellgrau,  Scheidenspelze  grau,  klein  (grosses  Eom  8  mm  lang,  2  mm 
breit,  kleines  6V2  ^^  l^g»  lV2mm  breit,  760  Scheinfrüchte  =  10  gr), 
ziemlich  feinschaUg,  26.7  Proc.  Spelzen. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  sehr  schmal,  lang,  3  SchössUnge,  ganze 
Pflanze  weich  behaart;  Halm  120  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.4  cm  dick, 
Blattzahl  4,  Blätter  24.3  cm  lang,  1  cm  breit,  Blattfläche  194.4  qcm, 
Halmfläche  144  qcm,  Gesammtfläche  338.4  qcm. 


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Hafersorten.  739 

Eispe  15  om  (Max.  20  om)  lang,  mit  120  Frttoliten,  yon  denen 
3  192  000  auf  1  hl  (=  42  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  400  gr  nnd  davon  die  Soheinfirüolite  163  gr. 

Späthafer,  in  125  Tagen  reifend. 

Ansser  dieser  Yanetät  mit  kahler  Scheinfracht  giebt  es  noch  eine 
mit  borstiger  Scheinfracht. 

Zaweilen  in  armen  Sand-  oder  Gebirgsgegenden  der  kälteren  and 
wärmeren  gemässigten  Zone  gebaat. 

Art:  Avena  strigosa  Schreb. 

Bank-  oder  Sandkäfer.  O 

Sjn.:  Franz.:  Ayoine  strigneose. 

Engl.:  Meagre  oat,  Bristle-pointed-oat. 

Bispe:  ein  wenig  znsammengezogen,  fast  einseitswendig,  lang;  Aehrchen 
2-kömig,  2-grannig,  kahl ;  Blüthen  anf  dem  Bücken  mit  geknieter  Granne, 
letztere  an  der  Basis  schwarzbraan  and  bis  3  cm  lang,  Klappen  blassgelb, 
2.2  cm  lang,  0.5  cm  breit.  —  Stroh:  gelbgrün,  feinhabnig,  blattarm, 
lang.  —  Scheinfracht:  gelbgraa,  klein,  schmal  (grosses  £om  11  mm  lang, 
2  mm  breit,  689  Scheinfrüchte  =  10  gr) ;  grobschalig,  31.3  Proc.  Spelzen. 

Janges  Blatt  gelbgrün,  schmal,  korz,  2.7  Schösslinge;  Halm  120  cm 
(Max.  130  cm)  lang,  0.35  om  dick,  Blattzahl  3.5,  Blätter  20,8  cm  lang, 
0.8  cm  breit,  Blattfläche  116.5  qcm,  Halmfläohe  126  qcm,  Gesammtfläche 
242.5  qcm. 

Bispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  100  Scheinfrüchten,  yon  denen 
2  466  620  auf  1  hl  (=  35.8  kg)  entfallen. 

Es  wiegen  100  Halme  375  gr  and  davon  die  Scheinfrüchte  155  gr. 

Späthafer,  in  125  Tagen  reifend. 

Zaweilen  aaf  sehr  armen  Böden  gebaat,  wo  die  besseren  Hafer  ver- 
sagen, z.  B.  in  Meoklembarg  and  Holstein.    Auch  in  Portugal. 


Anhang. 

Gemisch  von  Avena  brevis  und  strigosa. 
FUegenftss.  O 

Syn.:  Franz.:  Avoine  pied  de  Mouche,  k  fourrage. 
EngL:  Animal  or  Fly-Oat. 

Bispe:  zusammengezogen,  fast  einseitswendig,  reiohsamig,  lang; 
Aehrchen  meist  2*kömig  und  2-grannig;  Grannen  gedreht  und  gekniet, 
an  der  Basis  schwarzbraun;  Klappen  schmutzig-blassgelb,  2  cm  lang, 
0.4  cm  breit.  —  Stroh:  grünlich-gelb,  steif,  sehr  lang.  —  Scheinfrucht: 
gelbgrau,  klein,  schmal,  sehr  kurz  (grosses  Eom  10.5  mm  lang,  2  mm 
breit,  kleines  7  mm  lang,  1.5  mm  breit,  720  Scheinfrüchte  =  10  gr) ; 
ziemlich  feinschalig,  26  Proc  Spelzen. 

Junges  Blatt  gelbgrün,  schmal,  2.7  Schösslinge;  Halm  135  cm  (Max. 
160  cm)  lang;  0.38  cm  breit,  Blattzahl  4.5,  Blätter  18.8  cm  lang,  0.8  cm 
breit,  Blattfläche  135.4qcm,  Halmfläche  153.9  qcm,  Gesammtfläche 289.3  qcm. 


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740  Besonderer  Teil. 

Bispe  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  mit  120  Scheinfrüchten,  yon  denen 
2  736  000  anf  1  hl  (=  38  kg)  entfeUen. 

Es  wiegen  100  Halme  462  gr  nnd  davon  die  Scheinfrüchte  201  gr. 

Frühhafer,  in  120  Tagen  reifend. 

Anf  leichten  Böden  hügliger  Terrains  anf  der  pyrenäischen  Halb- 
insel, Frankreichs  nnd  DentscUands  knltiviert  nnd  1804  von  Dentschland 
ans  nach  England  eingeführt. 

Diese  Pflanze  bringt  ein  gntes  Grünfatter  nnd  Hen,  welches  dem 
des  Beygrases  sehr  ähnlich  ist,  daher  znr  Fnttergewinnung  in  vielen 
Berggegenden  knltiviert,  z.  B.  in  der  Anvergne  nnd  dem  Mont-Dore,  so- 
wie in  Forez,  Frankreich,  in  Spanien  etc.,  wo  er  mit  den  schlechtesten 
Böden  vorlieb  nimmt. 


Die  biologischen  Verhältnisse  des  Hafers. 

Die  Verwendung  an  Reservestoffen  reicher  nnd  dabei  möglichst 
gleichartiger  Kömer  znr  Saat  ist  besonders  beim  Hafer  von  grösster 
Wichtigkeit,  weil  er  in  demselben  Aehrchen  regelmässig  Kömer  von 
sehr  ungleichem  absoluten  Gewicht  erzengt,  die  ausgesäet,  auch  sehr 
ungleichartige  Pflanzen  hervorbringen,  von  denen  die  schwächeren» 
zumal  bei  kühler,  trockner  Witterung  im  Frühjahr  und  auf  den 
ärmeren  Feldern  in  ihrer  Entwickelung  zurückbleiben,  in  Folge 
dessen  der  Bestand  leicht  der  Zweischürigkeit  anheimfällt 

Gemeinhin  steht  nun  das  Gewicht  der  jungen  Pflanze  im  gera- 
den Verhältnis  zum  Gewicht  des  Saatkornes,  will  man  daher  Pflan- 
zen von  bedeutender  Wachstumsenergie  und  Widerstandsfähigkeit 
gegen  ungünstige  Verhältnisse  erzielen,  dann  empfiehlt  sich  die^'Aos- 
saat  der  grössten  und  absolut  schwersten  Körner,  welche  mit  Hülfe 
einer  Getreidesortiermaschine  leicht  auszusondern  sind. 

Dass  nun  aber  das  absolut  schwerere  Korn  von  gleicher  Herkunft 
auch  wirklich  das  an  Reservestoffen  reichere  ist,  ergiebt  sich^aos 
Untersuchungen  von  A.  Müller  an  Weisshafer,  denn  es  stelltefsich 
die  procentische  Zusammensetzung  der  Körner  wie  folgt: 

Bei  einem  Gewicht  von  30.5  mg  —  27.9  mg  fanden  sich: 


an  Wasser 

14.70  Proc 

14.64  Proc. 

„  Holzfaser 

8.46     „ 

10.74      „ 

„  Asche 

2.74     „ 

2.68      „ 

„  Protein 

9.00     „ 

8.52      „ 

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Die  biologisclieii  Yerhältnisse  des  Hafers.  741 

« 
an  Fett,  Wachs  6.56  Proc.      6.18  Proc. 

„   Zucker,  Dextrin    2.40      „        2.53      „ 
„   Stärke  56.14      „       54.71      „ 

Welchem  Wechsel  überhaupt  die  Reservestoffmengen  im  Hafer 
unterworfen  sein  können,  zeigen  nachstehende  Angaben  über  das 
Maximum  und  Minimum  derselben: 


Wasser 

Protein 

Fett 

Stickstofifr.  Snbst. 

Holzfaser 

Asche 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Minimum 

7,66 

8.56 

4.40 

47.98 

7.16 

2.50 

Maximum 

15,67 

18.50 

7.11 

61.69 

16.09 

5.14 

Mittel 

12.52 

12.66 

6.09 

54.30 

11.01 

3.42 

Das  absolute  Gewicht  eines  Kornes,  die  Anzahl  der  E&mer, 
welche  auf  1  hl  gehen,  das  Yolumengewicht,  und  schliesslich  der 
Procentsatz  an  Spelzen,  welche  die  Frucht  umschliessen,  weichen 
bei  den  einzelnen  Varietäten  des  Hafers  beträchtlich  von  einander 
ab,  wie  sich  dies  aus  meinen  in  Poppeisdorf  angestellten  Unter- 
suchungen, deren  Resultate  auf  Seite  742  zusammengestellt  sind, 
ergiebt. 

Vorzugsweise  beachtenswert  in  dieser  Tabelle  ist  der  procen- 
tische  Gehalt  an  Spelzen,  der  in  hervorragendem  Grade  die  Menge 
der  Reserrestoffe  des  Kornes  beeinflusst. 

Nobbe  gibt  das  Gewicht  eines  Kornes  der  Handelsware  im 
Mittel  auf  28.777  mg  an,  während  das  Maximum  54.090  mg  und  das 
Minimum  14.700  mg  beträgt;  diese  Zahlen  stimmen  mit  denen  unserer 
Varietät  „Avena  sativa  mutica'S  und  Kömer  derselben  werden  seinen 
Untersuchungen  wohl  meist  zu  Grunde  gelegen  haben,  recht  gut 
überein. 

Die  Keimkraft  des  Hafers  betrug  nach  Nobbe  bei  87  unter- 
suchten Proben  im  Durchschnitt  74  Proc,  mindestens  45  Proc.  und 
höchstens  100  Proc. 

Als  Zeichen  einer  befriedigenden  Keimfähigkeit,  wie  überhaupt 
guten  Qualität,  sieht  man  eine  hornige  Beschaffenheit  des  Kornes, 
sowie  die  charakteristische  Farbe  und  den  eigentümlichen  Glanz 
der  Sorte  an,  auch  darf  das  Korn  weder  multrig  noch  feucht,  oder 
ausgewachsen  sein.  Hat  das  Korn  an  seiner  Keimfähigkeit  Schaden 
gelitten,  so  sind  nach  Dimitrievicz  die  Embryonen  der  nicht 
keimfähigen  Kömer  missfarbig,  braungelb  bis  rotbraun,  während  bei 
den  schwach  keimfähigen  die  gesunde  gelbgrttne  Färbung  noch  nicht 
ganz  verwischt  ist. 

Uebrigens  ist  das  Haferkom,  weil  wenig  hygroscopisch,  dem 
Verderben  in  geringerem  Masse  als  das  der  Gerste  ausgesetzt. 


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742 


Besonderer  Teil. 


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Die  biologisolien  Verhältnisse  des  Hafers. 


743 


Was  nun  die  Keimfähigkeit  anbetrifft,  so  fand  Haberlandt, 
dass  Yon  100  keimfähigen  Körnern  noch  keimten: 

nach  6  Jahren      4  Jahren      3  Jahren      2  Jahren      1  Jahr 
48  Proc.       72  Proc.       32  Proc.      80  Proc.     96  Proc. 
und  bewahrt  der  Hafer,  mit  Ausnahme  des  Mais,  von  den  Getreide- 
arten seine  Keimkraft  am  längsten,   doch   ist   anzuraten,  möglichst 
nur  Kömer  der  letzten  Ernte  als  Saatkorn  zu  verwenden. 

Bei  höheren  Temperaturen  künstlich  getrocknete  Körner,  nament- 
lich sobald  sie  vor  dem  Trocknen  sehr  feucht  waren,  sollten  eben- 
falls nicht  zur  Saat  verwandt  werden,  denn  von  100  Körnern  keim- 
ten nur 


ohne  vorhergehende  Einqnellung, 


nach  vorausgegangener  24Btündiger 
EinquelluDg, 


5  stündige         1        10  stündige 

Wirkung 

300  c.|400  C.|500  C.|300  C.  400  C.  600  q. 


6  stündige         1        10  stündige 

Wirkung 

300  C.  400  c.  500  C.  SQO  0. 400  C.  ßOO  C. 


88       36 


76 


18 


82 


24 


67 


Die  in  gutem  Saatgut  vorkommende  Unreinigkeit  ist  meist 
gering,  und  fand  Nobbe  in  29  Proben  im  Mittel  nur  1.02  Proc,  im 
Maximum  4.80  Proc.  und  im  Minimum  0.06  Proc. 

Der  Hafer  benötigt  nach  Hoffmann  59.8  Proc.,  nach  Haber- 
landt 76  Proc.  Quellungswasser  zum  Keimen,  jedenfalls  aber  nicht 
nnbetr^htlich  mehr  als  Weizen  und  Gerste,  und  bei  einer  Gewichts- 
zunahme von  10  Proc.  durch  aufgenommenes  Wasser  vermehrt  sich 
nach  Payen  das  Volumen  um  22  Proc. 

Dieses  Quellungswasser  entnimmt  das  lufttrockene  Samenkorn 
einem  genügend  feuchten  Boden  in  12—24  Stunden,  und  fehlt  es 
nicht  an  Sauerstoff  und  Wärme,  so  beginnt  das  Keimen  nach  Nobbe 
bei  16— 18<>  C.  in  1—2  Tagen  und  hat  die  grössere  Hälfte  dasselbe 
nach  5—6  Tagen  beendet  Im  Allgemeinen  beträgt  die  niedrigste 
Keimungstemperatur  4 — 5^  C,  die  höchste  30^  C,  die  günstigste 
25  0  C,  und  liegt  hiemach  das  Minimum  1— 2<>  C.  höher  als  bei  den 
übrigen  echten  Getreidearten. 

Sollen  nun  die  Keimungsfaktoren  ausgiebig  auf  das  Samenkorn 
einwirken,  so  ist  dasselbe  auf  schwerem  Boden  nur  2  cm,  auf 
feuchtem  Mittelboden  3  cm,  auf  trocknem  Mittelboden  5  cm  und  auf 
sehr  leichtem  Boden  7  cm  tief  unterzubringen.  Durch  eine  tiefere 
Unterbringung  wird  nicht  nur  die  schnelle  Keimung,  sondern  auch 
das  energische  Wachstum  und  die  Bildung  zahlreicher  Kronenwurzeln 
und  Schösslinge  behindert. 

Zunächst  entwickeln  sich  beim  Keimen  die  drei  ersten  Würzel- 


Digitized  by 


Google 


744  Besonderer  Theil. 

eben,  and  darauf  erscheint  der  Blattkeim.  Wie  sehr  nun  die  Keimung 
und  die  Entwickelang  des  Blattkeimes  von  der  Bodentemperatur 
abhängt,  ergiebt  sich  aus  einem  Versuch  von  Haberlandt.  Nach 
demselben  erfolgte  die  Keimung  mit  dem  ersten  Sichtbarwerden  des 
Würzelchens 

bei      4.380  C.      10.25 <>  C.      15.75o  C.      lO«  C. 
in       7  Tagen  3.75  2.75  2 

und  das  durchschnittliche  Längenwachstum  des  Stengelchens  betrug 
pro  Tag  in  mm 

mm     1.22  2.75  5.41  6.54 

Es  yerbraucht  hiemach  das  Haferkom  zum  Keimen  und  zur  Ent- 
Wickelung  des  Blattkeimes  mehr  Wärme  und  Zeit  als  die  übrigen 
echten  Getreidearten  und  insbesondere  die  Gerste,  weshalb  es  ge- 
meinhin .  geratener  ist,  Tor  dem  Hafer  erst  die  Gerste  auszusäen, 
zumal  nach  unseren  Beobachtungen,  entgegen  denen  von  Sprengel 
und  Schwerz,  die  junge  Haferpflanze  gegen  kalte  Frühjahrswitterung 
empfindlicher  als  die  junge  Gerstenpflanze  ist. 

In  der  Regel  erfolgt  das  Hervortreten  des  ersten  Blattes  an 
die  Oberfläche  bei  12— 15«  C.  in  12—15  Tagen. 

Die  jetzt  assimilationsfähige  junge  Pflanze  beginnt  zunächst 
ihre  Kronenwurzeln  zu  bilden  und  sich  zu  bestocken. 

Das  Wurzelausbreitungsvermögen  und  der  Wurzeltiefgang  ist  bei 
der  Haferpflanze  im  Allgemeinen  weit  grösser  als  bei  den  anderen 
echten  Getreidearten;  so  fand  Heinrich  eine  Wurzellänge  von  2.27  m 
und  bei  der  Gerste  nur  eine  solche  von  1.90  m,  und  ein  Gewicht  der 
lufttrocknen  Wurzeln  einer  Haferpflanze  von  43.75  gr,  dagegen  bei 
einer  Gerstenpflanze  von  nur  27.50  gr. 

Naturgemäss  unterliegt  diese  Wurzelentwickelung,  je  nach  der 
angebauten  Sorte,  der  BodenbeschafiBuheit  und  des  Düngungszustandes 
der  Felder,  sehr  erheblichen  Schwankungen  und  geben  hierüber  die 
Untersuchungen  von  Hosaeus^)  einige  Aufklärung,  deren  Resultate 
folgen: 

1)  Der  Einfluss  der  Sorte  auf  das  Verhältnis  der  Wurzeln  zu 
den -oberirdischen  Organen,  zeigt  sich  wie  folgt: 


Potatoe-Hafer 

2.5 

» 

2.4 

Gabel-Hafer      . 

:3.3 

j} 

:3.6 

Australischer  Hafer 

:5.0 

«t               ti 

5.0 

2)  Der  Einfluss  des  Bodens  auf  das  Verhältnis  zwischen  Wurzeln 
und  oberirdischen  Organen: 

1)  Neue  landw.  Zeit.  Heft  6.  1878,  pg.  427. 

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Die  biologischen  YerhältniBse  des  Hafers. 


745 


bei  Hafer  aus  Sandboden 


Thonboden 


Humusboden 


1: 

1 

1 

1: 

1: 

1; 


5.5 
5.2 

6.0 
6.0 
2.7 
3.0 


8)  Der  Einfluss  des  Dtingungszustandes  auf  das  Verhältnis  zwi- 
schen Wurzeln  und  oberirdischen  Organen: 
Hafer  aus  armem  Boden 


mittelreichem  Boden 


reichem  Boden 


4.5 

5.8 
5.6 
6.6 
8.0 
8.0 


Aus  diesen  letzten  Resultaten  geht  unzweifelhaft  heryor,  dass 
die  Wurzeln  im  nahrungsreichen  Boden  eine  viel  geringere  Ausdeh- 
nung im  Verhältnis  zu  den  oberirdischen  Teilen  erreichen,  als  im 
nahrungsarmen,  und  liegt  wohl  der  Orund  hierftir  darin,  dass  die 
Wurzel  zur  Beschaffung  der  Pflanzennährstoffe  im  nahrungsarmen 
Boden  eine  grössere  Oberfläche  besitzen  muss,  weil  erst  ein  relativ 
grosses  Bodenvolumen  die  notwendige  Nährstoffmenge  zu  liefern  vermag. 
Diese  stärkere  Wurzelentwickelung  wird  aber  auf  Kosten  der  ober- 
irdischen Organe  geschehen,  weil  der  Wurzel  viel  organisiertes  Nähr- 
stofimaterial  zufliesst,  woraus  eine  schwächere  Entwickelung  dieser 
Teile  auf  nahrungsarmem  Boden  resultiert. 

Betreffs  der  Verbreitung  der  Wurzeln  im  Boden  liegt  ein  Ver- 
such von  Hellriegel  vor,  der  folgende  Resultate  ergab: 

!i  1.    •       o    j  ßo      \  Ackerkrume  30  cm 
lehmiger  Sand  62cm  j^^^^^j^^j^g 
grober  roter  Diluvialsand. 
Zahl  der  Wurzeln  auf  400  qcm  Fläche: 


bei 


22  cm  Tiefe 

66  „      , 

87  „      „ 
104   „      . 


271 

231 

82 

16 

0 


Fasern 


Ueber  den  Verlauf  der  Entwickelang  der  Haferpflanze  geben 
die  Zablen  der  nachstebenden  Tabelle  (siebenjähriger  Durchschnitt 
der  in  Poppeisdorf  kaltirierten  Sorten)  Anfschloss: 


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746 


Besonderer  Teil. 


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Daaer  der  Eeimzeit. 


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0dc>o<^0|   4)^»^«):oc)|   o« 


^  Vom  Auflaufen  bis 

^       zum  Schossen 

__ 


Dauer  des 
Schossens 


INI 


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M  öa  c  b<  bo 


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I  I 


0»-«i^^|    ODOOOODCO 


Vom  Schossen  bis  ^ 
Ende  der  Blüte     2. 


to  lo  ^^  lo  I    co  co  lo  to  co  i   lo 
co»-«cocel   C7««^ida)^l  co 


^  Von  der  Blüte  bis  g 
S  zur  Reife  b 


>»-«»-«OlOfc9^cototOlo^^ 

>l^>OOdOtt90>OC;<0^0 


,      ^-     ,        ,      ».^  ►-•    ,       ,      Hi«  H«  i_« 


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Mittel 


Minimum 


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Maximum 


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Mittel 


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M  I  I 


MM 


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I      I    CO  O   I      I    >>>.  CO  to 


Minimum 


rf^  >^>  Qtfc.  b« 


CO  CO 


tO  CO  CO 

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Maximum 


c  CO  I? 


2 


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»^  o«  c;«  1^ 
öööö 


1^  09 


I    Mittlere  Halmlänge. 


Cd        CT*  CT«  O  00  C#«  CT« 


Mittlere  Blat|phl 
pro  Halm. 


SÜSii»! 


CO  c:«  ot  CT«  CT« 

00  O  «  ^1  M 
O  COOO  CO 


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•^cT«ioo>0)i^»^i^>^*^c;«iP^ 

^CT«ODifr>COOg«Öl^CDCn^ 
O000»rf»>000rf»>000 


*g       eines 
g    Halmes. 


^  OCT«^<OIC»-«COlOCOCOb3^ 
Cn  IOi^^10)l(^l04k.OCOCO>-'IO 
lO    0«00>COCOCOCT«OtC*-^OOD 


»o       einer 
I    Pflanze. 


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O  CT«  O  O  00  C5«  O 
O  O  O  O  CT«  O  O 


^     2  e*  5^  C3u  ^ 

o  o  C  J*r  OS 

^    (5-  g-  ?;  §  f 

B   p  ®  •  S 


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CT«    CT«0«   I     CO   1     0>»t 


Verbrauchte  mittlere 
Wärmesumme 


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Die  biologisohen  Yerhältnisse  des  Hafers.  747 

Aus  dieser  Tabelle  geht  deutlich  hervor,  wie  sehr  die  Varie- 
täten des  Hafers  in  ihrem  Habitus  und  Wärmeverbrauch  von  ein- 
ander abweichen,  was  auch  durch  das  Gewicht  der  Ernte  bestätigt 
wird,  so  wogen  100  Halme  vom 

Rispenhafer      785    gr,  davon  Kömer  400  gr  oder  51     Proc. 
Fahnenhafer  1013     „        ,  ,        486  „      „     48       ^ 

Nackthafer       652.5  ,        „  «222  „      „     33.6    „ 

mithin  erzeugt  der  spätreife  Fahnenhafer  die  kräftigsten  Pflanzen^ 
jedoch  im  Verhältnis  zum  Stroh  weniger  Korn  als  der  Rispenhafer. 
Die  Nackthafer  zeigen  entschieden  die  schwächste  Entwickelung  und 
im  Verhältnis  zum  Stroh  auch  die  geringste  Eornproduktion. 

Innerhalb  der  Varietäten  kommen  jedoch  zwischen  den  frtth- 
und  spätreifen  Sorten  ebenfalls  grosse  Verschiedenheiten  vor,  und 
kann  hier  als  Grundsatz  gelten,  dass,  je  geringer  die  Wärmesumme 
ist,  welche  eine  Varietät  bis  zur  Ausreife  beansprucht,  sich  um  so 
mehr  das  Emtegewicht  und  zwar  vorzugsweise  das  des  Strohes  ver- 
mindert, so  ergaben  unsere  Untersuchungen  an  der  am  meisten  ge- 
bauten Varietät  „mutica'S  dass  von  100  Halmen  die  Ernte  betrug  beim 


Späthafer 

Frühhafer 

(über 

120 

Tage  Vegetationszeit) 

Gesammternte 

770  gr 

700  gr 

davon  Korn 

300  „ 

365,, 

oder 

39  Proc. 

52  Proc. 

Hiemach  liefert  der  Fröhhafer  eine  geringere  Gesammternte  als  der 
Späthafer,  doch  im  Verhältnis  zum  Stroh  mehr  Korn.  Vielfach  wird 
auch  angegeben,  däss  die  Kömer  des  Frühhafers  dünnschaliger  als 
die  des  Späthafers  sein  sollen,  doch  bestätigten  dies  unsere  Unter- 
suchungen nicht,  denn  diese  ergaben  für  Früh-  und  Späthafer  die 
gleichen  Procentsätze  an  Spelzen ;  auch  soll  das  Mehl  des  Frtthhafers 
besser  sein,  was  jedoch  noch  der  Bestätigung  bedarf. 

Im  Allgemeinen  lagem  die  Späthafer  durch  ihren  kräftigen 
Habitus  nicht  leicht,  und  vertragen  eine  ungünstige  Witterung  und 
schweren,  feuchten  Boden  besser  als  die  Frtthhafer. 

Bekanntlich  hat  die  aufsaugende  Wurzeloberfläche  mit  der  ver- 
dunstenden Blattoberfläche  in  einem  gewissen  Verhältnis  zu  stehen 
und  gibt  hierüber  ein  Versuch  von  Haberlandt  Aufschluss;  dar- 
nach betmg: 


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748 


Besonderer  Teil. 


Oberfläche 
der  Ver- 
suchs- 
pflanzen 

Vertuch 


I 
gern 


n 

gern 


Zahl  der 
Spaltöff-  I 
nnngen 
auf  der 
unteren 
Blattseite 
pro  qmm 


Verhältnis 
des  Trocken- 
gewichts der 
Wurzeln  zu 
jenem  der 
oberirdi- 
schen Teile 


Ver- 
dunstung 
pro  Tag 
u.lOOqcm 
beiWasser 
im  Ueber- 

fluss 

in  gr 


a.  Junge  Pflanze  vor  dem  Schossen 

b.  Mittlere  Pflanze  vor  der  Blüte 

c.  Pflanze  nach  der  Blüte 


158 
229 
310 


170 
191 
291 


96 
75 
62 


1:  1.208 
1  :  4.819 
1  :  16.914 


3.272 
2.438 
2.2S8 


Es  Terdanstet  die  Haferpflanze  vermöge  ihrer  grossen  Blattober- 
fläche  von  allen  Sommergetreidearten  am  meisten,  doch  ist  die  Ver- 
dunstung von  der  Flächeneinheit  am  wenigsten  intensiv,  denn  dieselbe 
stellte  sich  pro  100  qcm  pro  Tag  im  Mittel 

auf  3.794  gr  bei  der  Gerste 
„    3.532  „     „   dem  Weizen 
„    Roggen 
„    Hafer. 

Nach  den  Untersuchungen  Hellriege l's  ergab  sich  als  durch- 
schnittlicher Wasserverbrauch  pro  Gramm  producierter  oberirdischer 
Trockensubstanz  376  gr. 

Der  Entzug  an  Pflanzennährstofifen  durch  eine  mittlere  Hafer- 
ernte stellt  sich  pro  ha  wie  folgt: 


„    2.849  „     „ 
„    2.666  „     „ 


Ertrag  pro  ha  in  kg. 

Entzug  durch  eine  Mittelernte  pro  ha  in  kg. 

Min. 

Max. 

Mittel 

Sa 
1 

aa 

< 

1 

1 

=3 

o 

ii 

H 

|i 

II 

Eom    .    . 

368 

7130 

1100 

21.1 

29.0 

4.6 

1.1 

1.1 

2.0 

6.1 

0.4 

13.6 

Stroh  .    . 

1200 

5600 

2600 

10.0 

110.0 

24.3 

6.8 

9.0 

4.6 

9.0 

3.8 

68.0 

im  Ganzen 

1668 

12630 

3600 

31.1 

189.0 

28.9 

6.9 

10.1 

6.6 

16.1 

4.2 

66.6 

Gegen  die  Reife  hin  wandert  der  grösste  Teil  der  wichtigsten 
Pflanzennährstoffe  zur  Bildung  des  Kornes  der  Aehre  zu  und  möge 
das  folgende  Beispiel)  die  Wanderung  der  Protetnkörper  näher 
darthun. 


1)  Chemischer  Aokersm.  1867,  pg.  110. 


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Die  biologischen  Verhältnisse  des  Hafers. 


749 


Blätter 

Stengel 

A  ehren 

Eb  enthalten  an  Protein: 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

1.  Pflanze  bei  Beginn  des  Schossens 

21.3 

13.8 

2.  Entwickelung  der  Blutenknospen 

15.1 

5.0 

13.0 

3.  Blütezeit 

— 





4.  Ende  der  Blüte 

13.8 

5.5 

11.7 

6.  Halbe  Reife 

10.2 

5.2 

18.0 

6.  Ganze  Reife 

9.0 

4.9 

19.2 

Als  Feinde  des  Hafers  sind  zunächst  die  Unkräuter  anzuführen 
und  zwar  auf  Bruchboden,  sowie  auf  den  feuchten  humosen  Thon- 
böden  der  Ackersenf  (Sinapis  arvensis  L.),  der  Ackerhahnenfuss  (Ra- 
nunculus  arvensis  L.),  der  gemeine  Knöterich  (Polygonum  Persicaria 
L.),  und  der  Wasserpfeflfer  (Polygonum  Hydropiper  L.).  Die  Lehm- 
mergel-, Lehm-  und  sandigen  Lehmböden  bieten  der  Feldkratzdistel 
(Cirsium  arvense  Scop.),  dem  Wildhafer  (Avena  fatua  L.),  der  Quecke 
(Triticum  repens  L.),  der  Saatwucherblume  (Chrysanthemum  sege- 
tum  L.),  sowie  auch  dem  schon  erwähnten  gemeinen  Knöterich  einen 
sehr  günstigen  Standort.  Ferner  ist  als  ein  dem  Hafer  sehr  gefähr- 
liches Unkraut  der  Hederich  (Raphanus  Raphanistrum  L.)  zu  erwähnen, 
der  ihn  namentlich  auf  den  leichten  lehmigen  Sandböden  zu  unter- 
drücken vermag. 

Auf  den  Sandböden  kommen  vor:  Feldritterspom  (Delphinium 
Gonsolida  L.),  Feldspörgel  (Spergula  arvensis  L.),  stinkende  Hunds- 
kamille (Anthemis  Cotula  L.),  Kreuzkraut  (Senecio  vemalis  W.  K.), 
rauhhaarige  Hanfnessel  (Galeopsis  Tetrahit  L.),  bunter  Dann  (Galeopsis 
versicolor  Gurt.),  und  kleiner  Sauerampfer  (Bumex  Acetosella  L.). 
Ist  der  Sandboden  jedoch  kalt  und  feucht,  so  findet  sich  häufig  in 
grossen  Massen  der  gemeine  Windhalm  (Agrostis  Spica  venti  L.)  ein. 

Die  Pflanzenkrankheiten  des  Hafers,  welche  durch  Pilze  erzeugt 
werden,  sind  im  Allgemeinen  denen  der  Gerste  identisch.  Gefähr- 
licher als  der  Gerste  ist  ihm  der  Rost  und  treten  Gras-  oder  Streifen- 
rost (Puccinia  graminis  Pers.)  und  der  am  häufigsten  vorkommende 
Kronenrost  (Puccinia  coronata  Corda)  auf,  und  wird  die  Aecidien- 
form  dieses  Pilzes  auf  dem  Faulbaum  (Rhamnus  Frangula)  und  dem 
Kreuzdom  (Rhamnus  cathartica)  erzeugt,  daher  diese  Pflanzen  aus 
der  Nähe  der  Haferfelder  zu  entfernen. sind. 

Nach  Sprengel  wird  durch  diese  Rostpilze  der  Ertrag  zuweilen 
um  66  Proc.  vermindert,  ausserdem  wird  das  Stroh  stark  befallenen 
Hafers  derart  mürbe,  dass  es  auf  dem  Halme  zusammenbricht  und 
schliesslich  seinen  Futterwert  verliert,  während  die  Kömer  verkümmern. 


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750  BeBonderer  Teil. 

Von  allen  Getreidearten  befäUt  der  Hafer  am  meisten  mit  dem 
Rnss-  oder  Flngbrand  (Ustilago  Garbo  Tal.),  der  in  der  Regel  sämmt- 
licbe  Scbös8linge  einer  Pflanze  ergreift  and  deren  Aehrchen  zerstört, 
doch  hält  sich  aach  bei  ihm  der  Schaden  meist  in  massigen  Grenzen, 
nnd  eine  Zerstörang  des  achten  Teils  der  Pflanzen,  wie  Sprengel 
anführt,  habe  ich  niemals  beobachten  können.  Bei  einer  solchen  hoch- 
gradigen Infektion  dürfte  es  sich  empfehlen,  das  Saatkorn  in  der- 
selben Weise  wie  beim  Weizen  mit  schwefelsaarem  Kapferozyd  za 
beizen. 

Sehr  selten  erscheint  dagegen  das  Mntterkom  (ClaTiceps  par- 
purea  TuL). 

Als  Präseryatiy  gegen  diese  Krankheiten  empfiehlt  sich  die 
Kaltur  des  Hafers  in  laftiger,  trockner  Lage,  sowie  die  Entfernung 
derjenigen  Pflanzen  ans  der  Nähe  der  Haferfelder,  welche  die  Aeci- 
dienform  der  Rostpilze  zu  erzeugen  vermögen. 

Die  Anzahl  der  den  Hafer  schädigenden  tierischen  Feinde  ist 
verhältnismässig  gering.  Die  Wurzeln  werden  durch  die  Larven  des 
Maikäfers  (Melolontha  vulgaris  F.),  des  Saatschnellkäfers  (Agriotes 
lineatas  L.  und  obscuras  Gyllh.),  sowie  durch  die  Maulwurfsgrille 
(Gryllotalpa  vulgaris  Latreille),  und  die  Raupe  der  Graseule  (Gharaeas 
graminis  L.)  angegrifi^n.  Finden  sich  Rttbennematoden  (Heterodera 
Schachtii)  in  einem  Felde,  so  können  diese  anf  den  Hafer  übergehen, 
und  durch  Aussaagen  des  Saftes  an  den  Wurzeln  es  dahin  bringen, 
dass  die  Pflanzen  kümmern  oder  eingehen,  also  die  sog.  „Hafermüdig- 
keit'' des  Feldes  erzeugen.  ^ 

Die  jungen  Pflanzenteile  werden  in  Schweden  darch  einen  Blatt- 
käfer (Phyllotreta  vittula)  und  in  Nord-Amerika  durch  die  Raupe 
von  Leucania  obsoleta  Httbn.  abgefressen.  Darch  Saugen  des  Saftes 
in  den  Blattscheiden  erwies  sich  in  Poppeisdorf  eine  Milbe  (Phytop- 
tns)  sehr  nachteilig  und  scheint  der  sog.  Senger  des  Hafers  durch 
sie  hervorgebracht  zu  werden.  Dnrch  Aussaagen  des  Saftes  in  den 
Blattscheiden  und  an  der  Oberseite  der  Blätter  schädigt  auch,  wenn- 
gleich selten  erheblich,  die  Hafer-Blattlaus  (Aphis  Avenae  Fabr.). 

Sehr  gefährlich  und  auch  ^Hafermüdigkeit*  des  Bodens  veran- 
lassend, sind  die  Stockälchen  (Angnillnla  devastatrix  J.  Kühn),  welche 
in  den  Geweben  des  jungen  Pflänzchens  leben. 

Die  Blätter  werden  durch  Abschaben  der  Oberhaut  durch  Käfer 
und  Larven  des  rothalsigen  Getreidehähnchens  (Lema  melanopus  L.) 
und  durch  Minieren  in  den  jungen  Blättern  von  Seiten  der  Larve  von 
Hydrellia  griseola  Fall,  verletzt.  Die  Kömer  frisst  auf  dem  Korn- 
boden die  Larve  der  Kommotte  (Tinea  granella  L.)  aus. 


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Klima  für  Hafer. 


751 


Klima. 

Die  Verbreitangszone  des  Hafers  ist  weit  weniger  ausgedehnt 
als  die  der  Gerste,  denn  schon  in  der  wärmeren,  gemässigten  Zone 
findet  sich,  mit  Ausnahme  der  höheren  Gebirgslagen,  Haferbau  ver- 
hältnismässig selten,  weil  ihm  ein  trocknes  Klima  mit  hoher  Sommer- 
temperatur wenig  zusagt;  und  andererseits  reicht  er,  da  seine  Vege- 
tationsperiode längec  als  die  der  Gerste  ist,  weniger  weit  als  diese 
in  die  arktische  Zone  hinein. 

Die  Vegetationsperiode  des  Hafers  schwankt  zwischen  88  und 
150  Tagen,  und  bezeichnen  wir  diejenigen  Sorten,  welche  in  Deutsch- 
land binnen  120  Tagen  ausreifen,  als  Frtthhafer.  Selbstverständlich 
sind  die  nordischen  Hafersorten  Frtthhafer,  denen  die  Tendenz  inne- 
wohnt, verhältnismässig  schnell,  allerdings  auf  Kosten  der  Produktion, 
auszureifen.  Je  länger  jedoch  die  Sommer  und  je  geringer  die 
Schwankungen  der  Tagestemperaturen  einer  Gegend  sind,  um  so 
mehr  vergrössert  sich  der  Habitus  der  Pflanzen  und  verlängert  sich 
die  Vegetationszeit. 

Letzteres  bestätigen  die  nachfolgenden  Zahlen,  welche  aus  Be- 
richten des  Dr.  Wittmack^)  über  vergleichende  Kulturen  mit  nor- 
dischem Getreide  entnommen  sind,  und  zwar  diente  ein  hochnordischer 
Hafer  aus  Umeä,  und  ein  deutscher  Hafer  aus  Nauen  zur  Ver- 
gleichung. 


Temperatur- 

Vegetations- 

Ort des  Yersuohes. 

Hafersorte 

summen 

dauer 

0  C. 

in  Tagen 

Maaen  bei  Königsberg 

Ume& 

1406.06 

88 

Nanen 

1694.56 

107 

Proskau  in  Schlesien  . 

ümeÄ 

1610.87 

98 

Nauen 

1758.50 

107 

Zabikowo,  Posen 

Umeä 

1486.06 

98 

Nauen 

1628.87 

101 

Eldena  bei  Greifswald 

Umeä 

1404.87 

108 

Nauen 

1518.52 

118 

Leipzig 

ümeä 

1612.05 

95 

Nauen 

1679.85 

98 

Oöttingen 

üme& 

1585.90 

108 

Nauen 

1771.80 

117 

Poppeisdorf  bei  Bonn 

ÜmeÄ 

1588.10 

106 

Nauen 

1629.81 

118 

Verridres  bei  Paris 

üme& 

1715.90 

101 

Nauen 

2060.20 

118 

Rothamsted,   England 

üme& 

1708.20 

184 

Nauen 

1708.20 

184 

1)  Landw.  Jahrb.  V,  1876. 


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752  .  Besonderer  Teil. 

Das  Klima  der  kälteren,  gemässigten  Zone  sagt  dem  Hafer  un- 
streitig am  meisten  zu,  namentlich  sobald  es  nicht  an  Feuchtigkeit 
fehlt.  In  diesem  Klima  gedeihen  die  kräftigsten  Hafersorten  und 
liefern  die  schwersten  und  feinschaligsten  Körner. 

Die  Ansprüche  der  Hafersorten  sind  in  Bezug  auf  das  Klima 
sehr  Terschieden,  z.  B.  werden  in  der  wärmeren,  gemässigten  Zone, 
wie  in  der  Türkei,  in  Italien,  Spanien,  Portugal  etc.  vorzugsweise 
Sorten  der  Varietäten  Avena  sativa  rubida,  trisperma  und  aristata 
gebaut,  auch  gedeihen,  soweit  die  Olivenkultur  reicht,  die  sehr  weich- 
lichen Winterhafer  von  A.  s.  grisea  und  cinerea.  In  den  Ländern 
der  kälteren,  gemässigten  Zone  prävaliereu  auf  gutem  Boden  uud  im 
Seeklima  die  besten  weissen  Rispenhafer  der  Varietät  A.  s.  mutica, 
doch  werden  auch  vielfach,  namentlich  im  nordwestlichen  Frankreich 
Sorten  von  A.  s.  brunnea,  nigra  und  aurea,  und  in  Schottland,  den 
nordwestlichen  Staaten  der  amerikanischen  Union,  sowie  in  Ganada 
häufig  Sorten  von  A.  s.  praegravis  kultiviert.  Seltener  tritt  in  diesen 
Gebieten  der  Fahnenhafer  (Avena  orientalis)  auf,  doch  findet  sich 
derselbe  auf  den  guten  Böden  des  südöstlichen  Europas  und  haupt- 
sächlich in  Rumänien  verbreitet.  In  rauhen  Gebirgslagen  wird  auch 
noch  in  Deutschland  A.  s.  aristata  und  montana  und  in  den  Bergen 
der  Auvergne  (1000—1300  m  hoch),  Avena  brevis  und  strigosa 
gebaut. 

In  den  höheren  Gebirgslagen  und  je  mehr  sich  die  Kultur  der 
subarktischen  Zone  nähert,  treten  sehr  frühreife  Sorten  der  Varietäten 
A.  s.  mutica  und  aristata  auf,  weil  in  jenen  Gebieten  die  Haferemte 
durch  Spätfröste,  wenn  der  Frost  den  Hafer  im  Milchsaft  trilBEt,  ge- 
schädigt wird,  und  die  Ernte  in  die  regenreiche,  kühle  Witterung 
des  Spätherbstes  fallen  würde. 

Im  Allgemeinen  ist  die  juoge  Haferpflanze  vor  der  Bestockung 
gegen  nasskalte  Witterung  auch  empfindlicher  als  die  Gerste. 

Die  Kultur  der  Nackthafer  tritt  nur  sehr  vereinzelt  innerhalb 
der  kälteren  gemässigten  Zone  auf  und  erstreckt  sich  vornehmlich  auf 
Ostasien,  namentlich  auf  China  und  Japan. 


Boden. 

Der  Hafer  ist  die  einzige  Getreideart,  deren  Kultur  sich  auf  alle 
Bodenarten  erstreckt,  und  selbst  noch  in  Folge  seines  grossen  Wurzel- 
und  Blattvermögens  auf  an  Pflanzennährstoffen  armen  Böden  verhältnis- 
mässig hohe  Erträge  bringt,  weshalb  man  ihnmit  Vorliebe  auf  den  aus- 
getragenen und  armen  Ländereien  kultiviert.    Andererseits  wirft  er 


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Boden  fOr  Hafer.  753 

auf  den  klüftigen,  reichen  Böden  nicht  selten  höhere  Brutto-  nnd 
anch  Beinerträge  ab,  als  die  übrigen  Getreidearten.  Femer  befähigt 
ihn  seine  yerhältnismässig  lange  Vegetationsperiode  und  sein  bedenten- 
des  Wnrzelvermögen,  die  sich  im  Boden  zersetzended  Pflanzenreste 
anszunntzen,  weshalb  er  gern  auf  frisch  umgebrochenes  Weide-  und 
Luzemeland  oder  Kleedresch  gebracht  wird,  auch  sagen  ihm  sehr 
humose  und  an  Nährstoffen  reiche  Böden  besonders  zu,  z.  B.  Neu- 
bruch und  Moorland,  auf  denen  er  sich  mehrere  Jahre  hintereinander 
mit  dem  besten  Erfolge  bauen  lässt. 

Der  Hafer  verträgt  aber  auch  die  Tcrschiedenartigste  physika- 
lische Beschaffenheit  des  Bodens,  was  zur  Genüge  aus  seinem  Ver- 
halten auf  den  sehr  feuchten,  selbst  schwammigen  und  sauren  Humus- 
und  Torfböden  hervorgeht,  welche  sich  häufig  nur  durch  ihn  vor- 
teilhaft benutzen  lassen.  Andererseits  liefert  er  auf  den  sehr  leichten 
Sand-  und  Kalkböden,  wenn  di^e  zur  Saatzeit  nicht  zu  trocken  sind, 
und  während  des  Schossens  einen  ausgiebigen  Regen  erhalten,  noch 
befriedigende  Ernten^  vorausgesetzt,  dass  mit  der  ungünstigeren  Ge- 
staltung der  Produktionsfaktoren  auch  eine  erhöhte  Sorgfalt  in  der 
Kultur  gleichen  Schritt  hält.  Ebenso  lässt  sich  durch  Meliorationen 
auf  diesen  extremen  Bodenarten  viel  helfen,  z.  B.  auf  den  nassen 
Thon-  oder  humosen  Böden  durch  eine  zweckmässige  Eutwässerung, 
auf  Thonboden  durch  Kalkung,  auf  Humusboden  durch  Uebererdung, 
und  auf  den  lockeren  Sandböden  durch  Mergelung,  Befahrung  mit 
Thon,  Lehm  oder  Humus  zur  Vermehrung  der  wasseri'assenden  und 
wasserhaltenden  Kraft  des  Bodens  und  überhaupt  zur  Förderung 
seiner  Produktionskraft. 

Günstige  Ernteergebnisse  lassen  sich  aber  nur  dann  erwarten, 
wenn  auch  den  Bodenansprüchen  der  Sorten  entsprechend  Rechnung 
getragen  wird,  da  sie  in  dieser  Beziehung  sehr  erheblich  von  ein- 
ander abweichen. 

Die  höchsten  Anforderungen  an  den  Boden  stellen  sonder  Zweifel 
die  Winterhafer,  da  sie  nur  auf  durchlässigen,  warmen,  nicht  zu 
losen  und  an  Nährstoffen  reichen  Böden  gedeihen.  Hohe  Ansprüche 
erheben  auch  die  spätreifen,  weissen,  ungegrannten  Rispenhafer,  die 
ihre  höchste  Vollkommenheit  nur  auf  den '  nahrungsreichen  Lehm- 
böden erreichen.  Die  im  Habitus  sehr  kräftigen,  viel  Stroh,  wenn 
auch  verhältnismässig  weniger  Kömer  erzeugenden,  daher  vielfach 
zur  Grünfutterproduktion  dienenden  Fahnen-  und  Goldhafer  gelangen 
am  besten  auf  den  reichen  humosen  und  schweren  Thonboden  zur 
Kultur. 

Die  dickkömigen  Sorten  der  Varietät  ;,A.  s.  praegravis"  sind 
auf  den  von  Natur  reichen  und  humosen  Böden  der  Steppen,  z.  B. 
in  Nord-Amerika  zu  kultivieren,  wenngleich  sie  auch  auf  sehr  humosem 
Boden,  selbst  Torfboden  gedeihen. 

Eoornioke  n.  Werner^  Huidb.  d.  OetreidebAii'i  n.  43 


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754  Besonderer  Teil. 

Fttr  sehr  leichte  oder  trockne  Böden  passen  die  frühreifen 
weissen  Bispenhafer,  sowie  die  Sorten  der  Varietäten  „A.  s.  aristata» 
montana  und  rabida'^ 

Mit  besonders  gutem  Erfolge  kommen  auf  den  Moor-,  Bnieh- 
und  gerodeten  WaldbOden  die  braunen  und  schwarzen  Sorten  der 
Varietäten  „A.  s.  brnnnea  und  nigra''  zur  Kultur. 

Da  sich  nun  der  Hafer,  wie  schon  oben  hervorgehoben  wurde, 
auf  allen  Bodenarten,  wenngleich  nicht  immer  mit  gleich  gutem  Er- 
folge anbauen  lässt,  so  verweise  ich  auf  das  schon  im  ^^Allgemeinen 
Teil"  tlber  den  Boden  Gesagte. 


Dfingnng. 

Oby?ohl  von  allen  Getreidearten  der  Hafer  noch  am  besten  auf 
entkräftetem  Boden  gedeiht,  ist  er  doch  ftlr  alte  Bodenkraft,  schnell 
wirkende  Kunstdtti^er,  Kompost,  sogar  ftlr  frische  Stallmist-  und 
Gründüngung  sehr  dankbar,  weshalb  unter  Umständen  eine  Düngung 
nicht  nur  für  den  Ertrag,  sondern  auch  für  die  Krafterhaltung  des 
Bodens  von  grossem  Nutzen  sein  kann. 

Der  Hafer  verträgt,  ohne  zu  lagern  oder  stark  mit  Rost  zu  ber 
fallen,  relativ  leicht  einen  sehr  reichen  Boden,  wie  seine  Kultur  auf 
dem  Schlamm  abgelassener  Fischteiche,  auf  umgebrochenem  Weide- 
und  Luzemeland  beweist. 

Auf  des  Dunges  bedürftigen  Aeckem  lässt  sich,  namentlich  auf 
leichten  Böden,  gut  zersetzter  Kompost  sehr  erfolgreich  verwen- 
den, sobald  derselbe  entweder  zeitig  im  Frühjahr  eingegrubbert 
oder  gleichzeitig  mit  der  Saat  untergebracht  wird.  Er  stellt  dann 
der  jungen  Pflanze  einen  reichlichen  Vorrat  leicht  aufhehmbarer 
Pflanzennährstoffe  zur  Verftlgung,  in  Folge  dessen  sich  der  Halm 
und  die  Bestockung  kräftigt  und  die  Pflanze  leichter  nachteiligen 
Witterungseinflüssen  zu  widerstehen  vermag,  während  eine  tiefere 
Unterbringung  weniger  für  die  erste  kritische  Jugendzeit  der  Pflanze 
nutzt.  In  ähnlicher  Weise  wie  der  Kompost  wirkt  auf  leichtem 
Boden  auch  die  Pferchdüngung. 

Soll  der  Acker  durch  Kunstdünger  gekräftigt  werden,  so  wendet 
man  im*Herbst  oder  zeitig  im  Frühjahr  auf  leichtem  Boden  Knochen- 
mehl, auf  schwerem  Aromoniak-Superphosphat  in  Quantitäten  von 
200—300  kg  p.  ha  an,  und  bringt  sie  durch  Krümmern,  flaches  Unter- 
pflügen oder  Eineggen  unter. 

Auf  den  sehr  humosen  Böden  gibt  man  200—300  kg  Knochen- 
mehl und  200  kg  Kalisalz. 


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Frachtfolge  für  Hafer.  755 

Eine  KopfdtlDgimg  ist  filr  krftnkelnde  Saaten  eben&lls  im  hohen 
Grade  empfehlenswert  nnd  steht  hierfür  der  Stickstoffdünger  m  Form 
des  Chilisalpeters  in  erster  Reihe,  von  dem  auf  stiekstoffarmem  Boden 
bis  160  kg,  fBr  gewöhnlich  jedoch  nnr  100  kg  p.  ha  möglichst  zer- 
kleinert nnd  sorgfältig  ttber  den  Hafer,  sobald  er  das  dritte  Blatt 
gebildet  hat,  gestrent  werden.  Bei  gleichzeitig  hervortretendem  Mangel 
an  Phosphorsänre  verwendet  man  auf  den  absorptionsfähigen  Böden 
als  Kopfdttngnng  znr  besseren  Ansbildnng  der  Körner  100 — 200  kg 
hochgradige  Snperphosphate  pro  Hektar. 

Der  frische  Dnng  kommt  im  Allgemeinen  dem  Hafer  noch  zu 
statten,  wenn  derselbe  vor  Winter  aufgebracht  und  womöglich  unter- 
gepflügt wurde,  damit  er  Zeit  znr  Zersetzung  erhält,  also  der  jungen 
Pflanze  eine  reichliche  Menge  von  Pflanzennährstoffen  während  ihrer 
Vegetationszeit  zugeführt  wird;  geschieht  aber  die  Düngung  und 
Unterbringung  spät,  dann  kommt  der  Dung  zu  wenig  zur  Geltung, 
auch  wächst  und  reift  darnach  der  Hafer  leicht  ungleich. 

Eine  schwache  Stallmist-Düngung  wirkt  namentlich  auf  den 
armen,  leichten  Böden,  wenn  nicht  eine  stark  gedüngte  Frucht  dem 
Hafer  voranging,  in  hervorragender  Weise  und  lässt  sich,  da  der 
Hafer  für  dieselbe  sehr  dankbar  ist,  nnr  empfehlen,  zumal  auf  diesen 
leichten  Bodenarten  Kunstdünger  relativ  wenig  leisten. 

Aber  auch  die  Gründüngung  sagt  auf  sandigen  Feldern  dem 
.  Hafer  besonders  zu.  Man  säet  hier  zweckmässig  unter  Boggen,  dem 
der  Hafer  häufig  folgt,  im  Frühjahr  Serradella  und  Lupinen,  oder 
nach  dem  Umbruch  der  Roggenstoppel  weissen  Senf,  der,  wenn 
der  Boden  nicht  zu  arm  ist,  bis  zur  Zeit  des  Unterpflügens,  Ende 
Oktober,  noch  eine  recht  beträchtliche  Höhe  erreichen  kann. 


Fmchtfolge. 

Die  besten  Vorfrüchte  des  Hafers  sind  unstreitig  stark  gedüngte 
und  gut  bearbeitete  Hackfrüchte,  z.  B.  auf  leichtem  Boden  die  SLar- 
toffeln,  auf  Humusboden  die  Kohlrüben,  auf  Lehmboden  die  Bunkel- 
rüben  und  auf  Thonboden  die  Pferdebohnen;  femer  gedeiht  der 
Hafer  nach  Botklee  oder  Kleedresch  vortrefflich,  wenn  der  Klee  nicht 
in  den  abtragenden  Schlag,  sondern  dicht  nach  einer  Düngung  einge- 
säet  wurde,  und  auch  dementsprechend  einen  dichten  Bestand  auf- 
wies. Nach  solchen  Vorfrüchten  findet  der  Hafer  eine  reichliche 
Menge  leicht  aufhehmbarer  Nährstoffe,   sowie  einen  von   Unkraut 


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756  Besonderer  Teil. 

nahezu  freien  nnd  gut  zermürbten  Boden  vor,  also  Bedingungen, 
die  sein  Wachstum  wesentlich  fördern.  Bischt  gute  YorMchte  sind 
auch  gedüngte  Hülsenfrüchte,  Orttnfuttei^ewächse  und  Winteigetreide. 

Folgt  der  Hafer,  wie  dies  häufig  in  der  Koppelwirtschaft  der 
Fall  ist;  im  abtragenden  Schlag  naefa  Gerste,  so  wird  sein  Ertrag 
bei  den  hohen  Ansprüchen  der  Gerste  an  die  Bodenkraft  wenig  be* 
friedigen,  und  dasselbe  ist  mit  seiner  Stellung  nach  Stoppelrttben 
der  Fall. 

Der  Hafer  ist  nun  auf  nicht  zu  armem  Boden  keineswegs 
als  schlechte  Vorfrucht  fUr  gedtlngte  Winterung  oder  Kleegras 
zu  erachten,  denn  bei  dichtem  Stande  hinterlässt  er  ein  reines, 
lockeres  Land  und  recht  ansehnliche  Quantitäten  an  Stoppel-  und 
Wurzelrückständen,  die  an  wertvollen  Pflanzennährstoffen,  z.  B.  an 
Phosphorsäure,  die  der  anderen  Getreidearten  übertreffen,  und  fanden 
sich  nach  unseren  Untersuchungen  in  Proskau  bis  zu  einer  Tiefe  von 
26  cm  pro  ha  in  Kg  vor:  an  wasserfreien  Stoppel-  und  Wnrzelrüek* 
ständen  3725.7  kg,  Stickstoff  30.0  kg,  Asche  1614^  kg  und  darin  an: 
Kalk  95.9  kg,  Magnesia  13.6  kg,  Kali  27.9  kg,  Nalron  20.3  kg,  Schwe- 
felsäure 9.9  kg,  und  Phosphorsäure  33.5  kg. 

Auch  ist  zu  beachten,  dass  sich  der  Hafer  mit  Hülfe  seines 
grossen  Wurzelvermögens  die  Pflanzennährstoffe  aus  grösseren  Tiefen 
leichter  anzueignen  vermag,  als  die  übrigen  Getreidearten,  daher  der- 
selbe auch  weit  weniger  als  z.  B.  die  Gerste  die  oberste  Schicht  der 
Ackerkrume  an  fertiger  Pflanzennahmng  erschöpft. 

Mit  sich  selbst  ist  der  Hafer  sehr  verträglich,  in  Folge  dessen 
er  sich  auf  reichem  Boden,  z.  B.  in  abgelassenen  Fischteichen,  auf 
Neuland  etc.  sehr  gut  ohne  wesentliche  Ertragsminderung  mehrmals 
hinter  einander  anbauen  lässt;  in  der  Regel  bringt  man  ihn  jedoch 
erst  nach  4—5—6  Jahren  auf  dasselbe  Feld  zurück. 

Wegen  seines  bedeutenden  Wurzel-  und  Blattvermögens,  welche 
ihn  in  den  Stand  setzen,  noch  spärlich  vorhandene  Nährstoffreste  auf- 
zusammeln und  sich  anzueignen,  säet  man  ihn  aucli  in  den  abtragen- 
den Schlag,  wie  dies  z.  B.  in  den  Koppelwirtschaften  gebi^uchlich 
ist,  wo  nicht  selten  auf  Weisen  und  Cterste  der  Hafer  folgt. 


Bodeibearbeitiuis. 

Die  Bodenbearbeitung  ist  in  der  Weise  durohznftthr^  dass  die 
Bestellung  möglichst  zeitig  im  Frühjahr  geschehen  kann,  der  Acker 
nicht  zu  locker  ist  und  ihm  namentlich  auf  leichtem  Boden  die  zum 
gleichmässigen  Auflaufen  und  kräftigen  Wachstum  der  jungen  Pflanze 


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Bodenbearbeitmig  zu  Hafer.  757 

notwendige  Feuchtigkeit  erhalten  bleibt,  sowie  auch  eine  möglichst 
durchgreifende  Zerstörung  der  Samen-  und  Wurzelunkräuter  erzielt 
wird. 

Aus  allen  diesen  Gründen  sollte  es  Grundsatz  sein,  die  Pflug- 
arbeit stets  vor  Winter  zu  beenden,  so  dass  im  Frühjahr  nur  noch 
Grubber,  Egge  und  Walze  in  Thätigkeit  treten. 

Der  Hauptsache  nach  sollte  sieh  die  Bearbeitung  zu  Hafer  nach 
der  Bodenbeschaffenheit  und  der  Vorfrucht  richten,  und  auf  eine 
gute  Bearbeitung  Wert  gelegt  werden,  denn  obwohl  der  Hafer  Ton 
allen  Gerealien  die  wenigst  gute  Bearbeitung  noch  am  besten  ver- 
trägt, ist  er  doch  andererseits  für  eine  sorgsame  Vorbereitung  des 
Bodens  äusserst  dankbar. 

Nach  Hackfrüchten  bricht  man  das  Feld  vor  Winter  bis  zur 
vollen  Tiefe  der  Ackerkrume  um,  und  eggt  im  Frühjahr,  wodurch 
der  leichte  oder  humose  Boden  genügend  zur  Saat  vorbereitet  wird, 
während  auf  schwerem,  bindigem  Boden  im  Frühjahr  ein  einmaliges 
und  selbst  zweimaliges  Grubbern  über  Kreuz  folgen  muss,  um  den 
zu  sehr  geschlossenen  Boden  wiederum  zu  lockern.  Nach  Klee  oder 
Kleedresch  wird  im  Herbst  die  Kleenarbe  am  besten  mit  mehrschari- 
gen  Pflügen  umgerissen  und  mit  einer  schweren  Walze  zum  besseren 
Verwesen  der  Pflanzenrückstände  an  den  Boden  angedrückt,  hierauf 
wird  kurz  vor  Eintritt  des  Winters  geeggt,  event.  noch  einmal  ge- 
walzt und  die  Saatfurohe  gegeben.  Aehnlich  ist  die  Bearbeitung 
alten  Gras*  und  Weidelandes,  nur  dass  man  dasselbe  im  Herbst  gern 
mit  Hülfe  des  Doppelpflügens  umbricht,  d.  h.  es  laufen  zwei  Pflüge 
hintereinander  in  derselben  Furche,  von  denen  der  erste  die  Narbe 
nur  auf  8  cm  schält,  und  der  zweite  dieselbe  mit  frischer  Erde,  und 
zwar  zum  schnellen  Verwesen  12—15  cm  hoch  bedeckt.  Ein  gleich 
gutes  Besultat  lässt  sich  auch  durch  Verwendung  von  Bajolpflügen 
mit  Schälsohaar  erreichen.  Die  an  die  Oberfläche  gebrachte  frische 
Erde  wird  über  Winter  durch  den  Frost  gelockert  und  zermürbt, 
während  der  Rasen  verwest,  so  dass  nach  dem  Abtrocknen  des  Feldes 
im  Frühjahr  die  Aussaat  sofort  erfolgen  kann. 

Auf  Lehmböden,  wenn  der  Hafer  einer  Hülsen-  oder  Halmfrucht 
folgt,  stürzt  man  die  Stoppeln  möglichst  bald  nach  der  Ernte,  und 
eggt  nach  dem  Auflaufen  der  Unkrautsamen;  hierauf  bleibt  das  Feld 
liegen,  bis  es  sich  von  neuem  begrünt  hat,  um  dann  noch  vor  Winter 
bis  zur  vollen  Tiefe  der  Ackerkrume  die  Saatfurche  zu  geben,  im 
Frühjahr,  namentlich  wenn  Wurzelunkrant  zu  fürchten,  wird  geeggt, 
und  über  Kreuz  gegrubbert.  Auf  Sandboden  ist  die  Bodenbearbei- 
tung dieselbe,  nur  fällt  das  Grubbern  im  Frühjahr  meist  fort,  wenn 
der  Boden  nicht  verschlämmt  oder  verqueckt  ist. 


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758  Besonderer  TeiL 


Aussaat. 

Die  Zeit  der  Aussaat  richtet  sich  in  der  Hauptsache  nach  der 
Wärmezone,  der  Höhenlage,  der  Witterung  und  der  Bodenbeschaffen- 
heit. Oemeinhin  wird  in  der  wärmeren,  gemässigten  Zone,  in  wel- 
cher relativ  wenig  Hafer,  und  vorzugsweise  Sorten  der  Varietäten 
A.  s.  rubida,  grisea  und  cinerea  gebaut  werden,  der  Sommerhafer 
im  Februar  und  März,  der  Winterhafer  von  September  bis  Mitte 
December  gesäet,  wenngleich  die  späte  Saat  vom  November  ab 
unsicher  ist,  weil  die  noch  sehr  jungen  Pflanzen  zu  leicht  unter  star- 
ken Herbstregen  und  Nachtfrösten  leiden. 

Im  kälteren,  gemässigten  Klima  fällt  die  Aussaatzeit  in  der 
Regel  in  die  Monate  März  und  April  und  nur  in  sehr  rauhen  Lagen, 
oder  auf  schwerem  Boden  und  bei  ungünstiger  Witterung  ausnahms- 
weise in  den  Mai. 

Im  westlichen  und  südlichen  Frankreich  z.  B.  in  der  Bretagne 
und  den  Ebenen  des  Langnedoc  säet  man  den  Winterhafer  (Heuzö) 
von  Anfang  September  bis  Anfang  November^  den  Sonunerhafer  auf 
leichtem  Boden  im  Februar  und  März,  während  auf  den  schweren 
Böden  des  nördlichen  Frankreichs,  beispielsweise  in  der  Brie  und 
den  Poldern  Flanderns  die  Aussaat  in  der  zweiten  Hälfte  des  April 
bis  Anfang  Mai  bewirkt  wird.  In  Grossbritannien  und  Irland  säet 
man  von  Anfang  März  bis  Ende  April,  und  wird  die  Zeit  bis  Mitte 
März  für  die  günstigste  gehalten.  Ausnahmsweise  kommt  in  Süd- 
England  die  Aussaat  Ende  Februar  vor. 

In  der  subarktischen  Zone  tritt  die  Saatzeit,  je  nach  Boden  und 
Witterung,  im  April  und  Mai  ein. 

Im  Allgemeinen  gilt  für  den  Hafer  derselbe  Grundsatz  wie  fttr 
die  Gerste,  seine  Aussaat,  den  Umständen  gemäss,  möglichst  zeitig 
zu  bewirken,  weil  die  Erträge  im  Korn  und  Stroh  sich  nach  Quan- 
tität und  Qualität  günstiger  als  bei  später  Saat  gestalten,  denn  früh 
gesäeter  Hafer  leidet  namentlich  auf  leichtem  Boden  weniger  durch 
die  Trockenheit  und  widersteht  auch  besser  dem  Rost,  weil  seine 
Blätter  beim  Auftreten  desselben  schon  kräftiger  sind  und  daher  dne 
geringere  Krankheitsdisposition  besitzen.  Die  Rücksicht  auf  die  Nacht- 
fröste kann  für  die  Aussaatzeit  nicht  massgebend  sein,  zumal  häufig 
gerade  die  späte  Aussaat,  weil  die  Pflänzchen  bei  spät  eintretenden 
Frösten  noch  sehr  klein  sind,  weit  mehr  als  die  frühe  Aussaat  leidet 

Fordern  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  einen  späten  Eintritt 
der  Ernte,  so  lässt  sich  dies  durch  richtige  Auswahl  einer  späten 
Hafersorte  erreichen,  welche  bei  früher  Aussaat  in  der  Regel  höhere 
Erträge  als  spät  gesäeter  Frühhafer  abwirft. 


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Aussaat  des  Hafers. 


759 


lieber  die  grossen  Vorteile  frtther  Aussaat  gibt  ein  interessanter 
Versuch  von  Crampe^).Aufschlus8,  welcher  auf  dem  Versuchsfelde 
zu  Proskau  sechs  englische  Hafersorten  zu  vier  verschiedenen  Aus- 
saatzeiten anbaute  und  fand,  dass,  trotzdem  die  erste  Saat  erheblich 
durch  Frost  beschädigt  wurde,  denn  wenigstens  ein  Drittel  der  Pflanzen 
war  eingegangen,  sich  doch  herausstellte,  dass  die  Erträge  an  Körnern, 
Stroh  und  Spreu  in  demselben  Masse  abnahmen,  als  sich  die  Vege- 
tationszeit des  Hafers  verkürzte,  wie  dies  die  nachstehende  Uebersicht 
zeigt: 


Abteilung 

I 

II                  III 

IV 

Aussaatzeit 

27.  März 

7.  April 

17.  April 

28.  April 

Es  verflossen  vom  Auslaufen 

der  Saat  bis  zum  Schossen 

vom  Schossen  bis  zur  Reife 

72  Tage 

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67  Tage 
41       „ 

65  Tage 
37      „ 

58  Tage 
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115  Tage 
103.450  kg 

0.89     „ 
0.71      „ 

108  Tage 
96.800  kg 

0.91      „ 
0.69     „ 

102  Tage 
81.300  kg 

0.79      „ 
0.58     „ 

93  Tage 
62.000  kg 

0.66  „ 
0.44     „ 

Die  Höhe  der  Erträge  sowohl  an  Gesammtmasse,  als  auch  an 
Körnern  entspricht  bei  den  Abteilungen  I  und  H  genau  der  Länge 
der  Vegetationszeit  der  damit  bestellten  Früchte,  bei  beiden  kommt 
auf  einen  Tag  Vegetationszeit  fast  ein  ganz  gleiches  Quantum  an 
producierter  Gesammtmasse  resp.  an  erzeugten  Körnern;  jeder  Tag 
späterer  Bestellung  wird  durch  einen, Verlust  an  Stroh,  Spreu  und 
Körnern  gebttsst.  Diese  Verluste  gestalten  sich  bei  den  übrigen 
Abteilungen  um  so  grösser,  je  weiter  hinaus  die  Bestellung  geschoben 
und  je  mehr  dadurch  die  Vegetationszeit  der  Pflanze  verkürzt  wird. 

Aber  nicht  genug  an  dem,  dass  der  Ertrag  an  Gesammtmasse 
ein  geringerer  wird,  auch  das  Verhältnis  zwischen  derselben  und  den 
producierten  Körnern  gestaltet  sich  zu  Ungunsten  der  späten  Saat. 
Bei  der  am  27.  März  bestellten  Abteilung  waren  dem  Hafer  115  Tage 
Vegetationsdauer  zugemessen,  der  Ertrag  an  Kömern  beträgt  30  Proc. 
der  Gesammtmasse.    Bei  Abteilung  II,  bestellt  am  7.  April,  kommen 


1)  Der  Landwirt  No.  86.  1878. 


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760  Besonderer  Teil. 

bei  108  Tagen  VegetationWaner  gleichfalls  30  Proc.  der  Qesammt- 
masse  auf  Körner. 

Auf  Abteilung  III,  bei  102  Tagen  Vegetationsdaner  der  Fracht, 
kommt  nicht  allein  auf  den  Tag  nur  eine  Production  von  0.79  Kilo 
Oesammtmasse,  statt  0.89  Kilo  bei  Abteilung  I,  sondern  der  Ertrag 
an  Körnern  beträgt  nur  26.5  Proo.  der  Gesammtemte.  Noch  ungün- 
stiger stellt  sich  dieses  Verhältnis  auf  Abteilung  lY  dar,  hier  sind 
iu  der  Ernte  nur  25  Proc.  Kömer  enthalten. 

Die  Saatquanta  des  Hafers  wechseln  je  nach  den  Witterungs- 
und Bodenverhältnissen,  nach  der  Kulturart,  der  Grösse  des  Saat- 
koms,  dem  Habitus  und  der  Bestockungsfähigkeit  der  Sorte  in 
erheblichem  Masse,  und  schwankte  z.  B.  der  Wachsraum  der  Pflanze 
in  Poppeisdorf  unter  gleichen  klimatischen  und  Bodenverhältnissen 
bei  den  beschälten  Hafervarietäten  zwischen  30  und  45  qcm,  bei  den 
nackten  zwischen  12.5  und  33.3  qcm. 

In  der  auf  Seite  761  fttr  Poppeisdorf  entworfenen  Saattabelle 
werden  die  mittleren  Saatquanta  der  verschiedenen  Hafervarietäten 
aufgeführt  und  bemerken  wir  zu  derselben,  dass  die  Drillweite  20  cm 
betrug. 

Dieser  Tabelle  ist  hinzuzufügen,  dass  im  konkreten  Falle  die 
Saatquanta  auch  durch  die  Aussaatzeit  mit  bestimmt  werden  und 
dass  eine  um  14  Tage  gegen  die  normale  Aussaatzeit  verspätete  Aus- 
saat das  Saatquantum  um  ein  Zehntel  zu  vermehren  ist.  Von  sehr 
viel  bedeutenderem  Einfluss  ist  ferner  die  Bodenb^chafienheit,  weil 
sie  hauptsächlich  den  Habitus  der  Pflanzen  bestimmt,  und  lässt  sich 
annehmen,  dass,  wenn  auf  sehr  reichem  Boden  das  Saatquantum  =  1 
ist,  dasselbe  auf  Mittelboden  schon  =  1.5  und  auf  leichtem  Boden 
=  2  sein  kann,  wobei  jedoch  selbstverständlich  noch  Kulturart  und 
Pflege  zu  berücksichtigen  sind. 

Zur  Vergleichung  der  Saatquanta  unserer  Tabelle'  mit  denen 
älterer  Autoren,  diene  folgende  Zusammenstellung:  Es  empfehlen 
zur  Aussaat:  Burg  er  auf  sehr  gutem  oder  Msch  gedüngtem  Boden 
p.  ha  2.85  hl,  in  zweiter  Traeht  4.28  hl  und  in  schlechtester  Lage 
5.70  hl;  Podewils  (langjähriger  Durchschnitt  auf  Bruchboden)  5  hl; 
Koppe  auf  sandigem  Lehm  3.3  hl,  Thonboden  4.4hl;  Schweitzer 
3.3-3.8  hl;  Block  im  Mittel  2.75  hl;  Thaer  3  hl;  Veit  3.8  hl  und 
Hlubek  4  hl.  In  England  säet  man  nach  A.  Toung  auf  reichem 
Boden  3.5—4.3  hl,  auf  armem  Boden  5.35  hl  bis  7  hl.  Nach  Schwerz 
werden  auf  den  in  hoher  Kultur  stehenden  Böden  der  Niederlande 
gesäet:  auf  reichem  Sandboden  2.25  hl,  in  den  Poldern  2.75—3  hl, 
auf  dem  Sand  der  Kampine  3.4  hl.  Die  Saatquanta  stellen  sich  nach 
Heuz^  in  Frankreich  fiir  reichen  Boden  auf  2.5—3.2  hl,  für  armen 
Boden  und  späte  Saat  auf  5.0—6.0  hl  und  für  Drillsaat  (16  cm  Reihen- 
entfernung) auf  1.5— 2  hl. 


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Aussaat  des  Hafers. 


761 


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762  Besonderer  Teil. 

Beim  Winterhafer  richtet  sich  die  Saatmenge  hauptsächlich 
nach  dem  Zeitpunkt  der  Aussaat  und  werden  bei  frttber  Saat  2.5 — 
3  hl  und  bei  später  3.5—4  hl  p.  ha  gesäet. 

In  Betreff  der  Säemethoden  ist  zu  bemerken,  dass  auf  leichtem 
Boden  der  Hafer  sehr  häufig  breitwürfig  mit  der  Hand  auf  die  rauhe 
Furche  gesäet  und  durch  Eineggen  untergebracht  wird,  ein  Ver- 
fahren, dass  nur  zur  Saatverschwendung,  sowie  zu  ungleichem  Auf- 
laufen der  Samenkörner  und  ungleichem  Wachstum  der  Pflanzen 
ftlhrt,  demnach  zu  verwerfen  und  höchstens  nur  auf  sehr  verrasten 
Böden,  z.  B.  auf  Neuland  anwendbar  ist.  Weit  mehr  empfiehlt  es 
sich,  auf  den  leichten  Sand-  und  milden  Lehmböden  die  Aussaat 
auf  das  glattgeeggte,  beziehungsweise  gewalzte  Land  durch  eine 
Breitsäemaschine  zu  bewirken,  und  die  Samenkörner  mit  Htllfe  von 
Krttmmereggen  oder  mehrschaarigen  Saatpflttgen  bis  zur  wünschens- 
werten Tiefe  unterzubringen,  und  später  zur  besseren  Vertilgung 
der  aufgelaufenen  Unkräuter  und  event.  zur  Brechung  der  Kruste, 
wenn  der  Graskeim  schon  einige  Centimeter  lang  ist,  glatt  zu  eggen. 
Durch  dieses  Verfahren  werden  die  Samenkörner  weit  gleichmässiger 
als  auf  die  rauhe  Furche  ausgesäet  und  untergebracht,  was  fttr  die 
gleichmässige.  Entwickelung  und  den  normalen  Stand  der  Pflanzen 
von  grösster  Wichtigkeit  ist.  Ebenso  darf  auch  auf  den  schweren, 
feuchten  Böden  die  Aussaat  niemals  auf  die  rauhe  Furche  erfolgen, 
sondern  nur  auf  gut  vorgeeggtem  Lande,  da  hier  eine  genügende 
Tiefe  der  Unterbringung  durch  Eineggen  mit  eisernen  Eggen  erzielt 
werden  kann. 

Die  empfehlenswerteste  Eulturmethode  bleibt  aber  unzweifel- 
haft die  Drillkultur,  welche  vorzugsweise  in  England,  den  Nieder- 
landen, Belgien,  Nord-Frankreich,  Nord-Deutschland  und  Dänemark 
immer  mehr,  mit  Ausnahme  auf  den  sehr  leichten  Sandböden  oder 
den  mit  vielen  unzersetzten  Pflanzenresten  versehenen  Humusböden^ 
zur  Anwendung  gelangt. 

In  der  Regel  drillt  man  auf  dem  glatt  geeggten  und  gewalzten 
Lande  quer  über  die  Pflugfurchen  und  gibt  dann  nach  beendigter 
Einsaat  zur  besseren  Schliessung  der  Drillreihen  quer  über  dieselben 
einen  Eggenstrich.  Durch  die  gleichmässige  Tiefe  der  Saatunter- 
bringung und  Pflanzenverteilung  beim  Drillen  wird  nicht  allein  er- 
heblich an  Saatgut  gespart,  sondern  auch  die  gleichmässige  und 
kräftige  Entwickelung  der  Pflanzen  gefördert,  was  wiederum  eine 
vermehrte  Widerstandsfähigkeit  gegen  Lagern  und  Pflanzenkrank- 
heiten, sowie  auch  einen  besseren  Ertrag  an  Quantität  und  Qualität 
nicht  nur  im  Korn,  sondern  auch  im  Stiroh  gegenüber  der  breitwttr- 
figen  Aussaat  zur  Folge  hat,  schliesslich  auch  das  Gedeihen  etwaiger 
Untersaaten,  z.  B.  des  Kleegrases  fördert. 

Durch  die  Drillkultur  lassen  sich  die  angeführten  Vorteile  aber  nur 


• 


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Pflege  des  Hafers. 


763 


dann  erzielen,  wenn  im  konkreten  Falle  die  Entfernung  der  Drillreihen 
Yon  einander  genau  ermittelt  wird,  wobei  die  Witterung,  der  Kultnr- 
znstand  des  Bodens,  die  Entwickelungsfähigkeit  der  anzubauenden 
Hafersorte  und  ob  eine  Bearbeitung  der  Zwischenräume  während 
der  Yegetationszeit  stattfinden  soll  oder  nicht,  wohl  zu  beachten  ist. 

Im  Allgemeinen  können  die  Beihenweiten  zwischen  10  und 
50  cm  schwanken  und  fanden  wir  die  letztere  Weite  von  50  cm,  bei 
1.5  hl  Aussaat,  auf  dem  stark  gedüngten  sandig-lehmigen  Humus- 
boden des  Gutes  Badhoeye  im  Harlemermeer. 

Meistenteils  wählt  man  unter  günstigen  Verhältnissen  in  Deutsch- 
land Beihenweiten  von  15—20  cm  (z.  B.  in  Poppeisdorf  20  cm), 
unter  weniger  günstigen  10—12  cm  und  im  Mittel  15  cm. 

Im  Seeklima  und  auf  gutem  Boden  wird  die  Entfernung  der 
Drillreihen  weiter  gegriflfen,  z.  B.  drillt  man  in  England  auf  25— 
30  cm,  in  den  Niederlanden  auf  20—22.5  cm  und  fanden  wir  22.5  cm 
Drillweite  auf  humosem  Thonboden  zu  Wilhelmina-dorp  in  Zeeland. 

Wie  sich  zwischen  der  Breitsaat  einerseits  und  der  Drill-  und 
Dibbelsaat  andererseits  die  Saatquanta  und  Ernteerträge  gestalten, 
zeigen  die  komparativen  Versuche  von  WoUny^),  welche  derselbe 
1872  mit  Kamtschatka-Hafer  ausführte. 


Reihen- 

ent- 
femung. 

AU8- 

saat- 
qnan- 
tum. 

Körnei 
Brutto 

Ernte  ] 
rinkg 
Netto 

)ro  ha: 
Stroh 

Spreu 

kf 

k? 

k» 

kg 

^ 

Breitsaat 

— 

162.00 

2928.2 

2761.2 

5436.0 

256.8 

Drillsaat 

15.7  cm 

128.00 

3196.8 

8073.8 

6642.0 

286.0 

Dibbelsaat 

20.9  cm 

im  n 

12.85 

2842.4 

2829.5 

4672.0 

230.0 

Hiemach  stellte   sich  beim  Hafer  die  Drillsaat  am  günstigsten. 


Pflege. 

Die  Pflege  des  Hafers  beginnt  auf  den  leichteren  Böden  und 
bei  trockner  Witterung  mit  der  Erhaltung  der  zum  gleichmässigen 
Aufkeimen  notwendigen  Feuchtigkeit  in  der  Ackerkrume  und  zwar 

1)  Joum.  f.  Landw.  1881.  pg.  498  ff. 


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764  Besonderer  Teil. 

durch  Walzen  knrz  nach  der  Einsaat.  Hierdurch  wird  die  oberste 
Schicht  der  Ackerkrume  angedrückt,  in  welche  jetzt  durch  kapillare 
Strömung  Wasser  von  unten  eintritt.  Bei  ganz  glatten  FlUchen  würde 
sich  jedoch  an  der  Oberfläche  wiederum  eine  sehr  stUrke  Verdun- 
stung geltend  machen,  weshalb  man  gern  kannelirte  oder  Ringel- 
walzen  benutzt,  event.  auch  mit  einer  leichten  Egge  wiederum  eine 
lockere  Isolierschicht  herstellt. 

Auf  durch  schweren  Regen  festgeschlagenen  und  yerkrusteten 
Böden  verwendet  man  diese  letzteren  Walzen  ebenfalls  zur  Erzielung 
eines  vollkommeneren  Luftzutrittes. 

Gewöhnlich  läuft  nach  dem  Walzen  viel  Unkraut,  das  in  den 
Erdschollen  eingeschlossen  war,  auf,  welches  am  besten  durch  Eggen, 
sobald  der  Hafer  eine  Länge  von  7—8  cm  erreicht  hat,  zerstört  wird. 

Bei  einer  Höhe  der  Pflanzen  von  15  cm  walzt  man  zur  Förde- 
rung der  Bestockung  gern  noch  einmal. 

Die  Pflege  der  Drillsaaten,  sobald  sie  nicht  behackt  werden, 
was  schon  bei  einer  Drillweite  von  16  cm  möglich  ist,  gestaltet  sich 
wie  die  der  Breitsaaten. 

Durch  die  Anwendung  der  Hederichjätemaschine  kurz  vor  dem 
Schossen  des  Hafers  wird  der  grösste  Teil  der  schnellwachsenden 
Cruciferen  und  namentlich  der  Hederich  beseitigt 

Kränkelt  auf  kaltem,  feuchten  Boden  der  Hafer,  so  gibt  man 
eine  Kopfdüngung  mit  Ghilisalpeter. 

Der  Winterhafer  wird  im  Frühjahr  zur  Zerstörung  des  Unkrautes 
und  Lockerung  des  Bodens  bei  Drillkultur  behackt  und  bei  Breitsaat 
mit  eisernen  Eggen  tüchtig  bearbeitet. 


Ernte,  Ausdrusch  und  Anfbewahrnng. 

Im  Allgemeinen  reift  der  Hafer  etwas  ungleich,  und  da  bei 
vielen  Hafersorten  die  reifen  Kömer  sehr  leicht  ausfallen  und  dies 
gerade  die  vollkommensten  Kömer  sind,  schreitet  man  gern  zur  Ernte, 
sobald  sich  die  Mehrzahl  der  Halme  als  mähereif  erweist  Allerdings 
lassen  sich  die  weniger  reif  gewordenen  Kömer  mit  dem  Flegel 
etwas  schwer  ausdreschen,  doch  ist  dies  jetzt  nebensächlich  gewor- 
den, da  die  Dreschmaschinen  in  ausgiebigster  Weise  zur  Anwendung 
gelangen  und  diese  rein  ausdreschen,  auch  kommt  das  leiehte  im 
Futterstroh  noch  befindliche  Kom  dem  Vieh  zu  Gute. 

Der  Hafer  wird  als  reif  erachtet,  sobald  das  Koro  die  charak- 
teristische Farbe  der  Sorte  anzunehmen  beginnt,  aber  noch  so  v^ich 
ist,  dass  es  sich  über  den  Nagel  biegen  lässt,  also  sein  Inhalt  eine 


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Ernte,  Ansdrusch  und  Anfbewabmng  des  Hafers.  765 

wachsweiche  Konsistenz  besitzt,  und  haben  zu  diesem  Zeitpunkt  auch 
gewöhnlich  die  Halme,  Blätter  und  Rispen  eine  gelbliche  Färbung 
angenommen.  In  diesem  Stadium  gemähet,  erzielt  man  die  höchsten  Er- 
träge, sowie  ein  relativ  schweres  Korn  und  nahrungsreiches  Futterstroh. 

In  der  wärmeren,  gemässigten  Zone  tritt  die  Ernte  des  Sommer- 
hafers gewöhnlich  im  Juni  ein,  in  der  kälteren  Ton  Mitte  Juli  bis 
Ende  August,  jedoch  im  Seeklima  und  in  rauhen  Lagen  häufig  erst 
Anfang  September;  und  in  der  subarktischen  Zone  Ende  August  und 
Anfang  September. 

Der  Winterhafer  wird  in  Italien,  Spanien,  in  der  Provence  und 
in  den  Ebenen  des  Languedoc  Ende  Mai  oder  Anfang  Juni,  und  in 
der  Vend6e,   in  Anjou  und  in  der  Bretagne   bis  Mitte  Juli  geemtet 

Das  Schneiden  des  Hafers  geschieht  im  Süden  Europas,  zuweilen 
aber  auch  in  Süd -Deutschland,  Frankreich  und  Belgien  mit  der 
Sichel,  dagegen  im  Norden  meist  mit  der  Gestellsense  oder  Mähe- 
maschine. Ist  der  Hafer  sehr  blattreich,  oder  findet  sich  viel  saftreiches 
Unkraut  oder  Kleegras  in  ihm,  dann  lässt  man  ihn  gern  auf  dem 
Schwad  liegen,  bis  die  grünen  Pflanzen  abgewelkt  sind,  worauf  man 
ihn  mit  dem  eignen  Stroh,  wenn  hierzu  der  Hafer  genügend  lang  und 
zähe  ist,  in  Garben  bindet  Dor^  anhaltenden  Begea,  welefaer  den 
Hafer  im  Sehwade  trifft,  wird  namentlich  auf  an  und  ftlr  sich  feuch- 
tem Boden  das  Stroh  leicht  mürbe  und  die  schwersten  Kömer  fallen 
aus,  zumal,  wenn  behufs  des  Trocknens  die  Schwade  mehrmals  um- 
zulegen sind.  Aus  diesen  Gründen  bindet  man  den  blattarmen  und 
wenig  mit  saftigen  Unkräutern  rermischten  Hafer  gern  sofort  nach 
dem  Mähen  auf,  weil  er  dann  im  Stande  ist,  schlechter  Witterung, 
ohne  auszufallen,  besser  Widerstand  zu  leisten;  auch  setzt  man  ihn 
wohl  im  feuchten  Gebirgsklima  ungebunden  wie  den  Spelz  nach  dem 
Mähen  in  sog.  Kapellen  auf,  in  denen  er  vollkommen  trocknet  und 
erst  kurz  vor  dem  Einfahren  gebunden  wird. 

Bei  gutem  Wetter  lässt  sich  reiner  Hafer  schon  nach  3 — 4 
Tagen,  mit  saftreidien  Pflanzen  vermischter  nach  5—6  Tagen  ein- 
fahren, und  in  Scheunen,  aber  auch  sehr  gut  in  Feimen,  in  denen 
er  sich  vortrefflich  hält,  einbansen. 

Mit  Hülfe  der  Dreschmaschine  wird  jede  Hafersorte  vollkommen 
rein  ausgedroschen,  was  vom  Flegeldrusch  nicht  immer  gilt. 

Von  allen  Getreidearten  erfordert  der  Hafer  die  geringste 
Anfinerksamkeit  in  Betreff  seiner  Aufbewahrung  auf  den  Kornspei- 
chern. Sorgt  man  für  frische  Luft  und  zeitweises  Umstechen,  so  bleibt 
er  vollkommen  gesund. 

Seine  Reinigung  auf  Getreidereinigungsmaschinen  geht  leicht 
von  statten«  nur  zur  Heri^tellung  eines  gleichförmigen  Saatgutes  ist 
eine  Getreidesortiermasehine  unbedingt  erforderlich. 


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766 


Besonderer  Teil. 


Erträge  nnd  Nahrnngsbestandteile. 


Der  Korn-,  Stroh-  nnd  Sprenertrag  des  Hafers  stellt  sich  pro 
ha  wie  folgt: 

Min.  Max.  Mittel. 

Korn  in  hl 8  154.7  24.1 

Stroh  in  kg 1100  5000  2250 

Spren  in  kg 110  500  225 

Volumengewicht  pro  hl  in  kg         36  57  46 

Wird  der  Mittelertrag  aller  an  der  Haferkultur  beteiligten  Län- 
der berücksichtigt,  so  ergiebt  sich  eine  Produktion  pro  ha  von  24.1  hl 
Korn  und  2250  kg  Stroh. 

lieber  das  Verhältnis  der  Körner  zum  Stroh  aller  Hafervarie- 
täten geben  die  von  uns  in  Poppeisdorf  angestellten  Untersuchungen 
Aufschluss  und  sind  die  Resultate  derselben  in  der  nachstehenden 
Tabelle  niedergelegt. 

Tabelle  über  das  Verhältnis  der  Kömer  zum  Stroh  (excl.  Stoppeln). 


Mittlere               > 

Früchte 

an  einer 

Rispe 

Stück 

Anzahl 
der 

unter- 
suchten 

Sorten 

Gewiohts- 
prooente 

Varietät: 

jHalm- 
l&nge 

cm 

Blattzahl 

pro 

Halm 

•  Bispen- 
länge 

cm 

Eom 
Proc 

Stroh 
ind. 
Spreu 
Proc 

Avena  sativa 

mutica  .... 
aurea    .... 
praegravis     .    . 
grisea   .... 
cinerea      .    .    . 
trisperma  .     .    . 
aristata     .     .    . 
Erausei     .    .    . 
montana    .    .    . 
ruhida  .... 
hrunnea     .     .    . 
nigra    .... 

120 
126 
124 
130 
130 
108 
125 
135 
110 
110 
118 
115 

4.5 

4.5 

3.8 

4 

4 

4 

4.5 

5 

5 

4.5 

5 

4.6 

23 
21 
24 
24 
22 
25 
27 
25 
25 
16 
23 
24     * 

150 
130 
140 
100 
100 
135 
170 
HO 
150 
65 
160 
106 

40 
18 

8 
1 
1 
1 
2 
1 
1 
2 
8 
4 

50 

49 

53 

44.6 

44.8 

62.8 

50 

53 

51.5 

50 

50 

48 

50 

51 

47 

55.4 

55.2 

87.7 

50 

47 

48.5 

50 

50 

52 

Durchschnitt     .    . 

123 

4.4 

22 

140 

77 

51 

49 

Avena  Orientalis 

pugnax.    .    .    . 
ohtusata    .    .    . 
Metzgerii  .    .    . 
flava     .... 
tristis    .... 

118 
125 
HO 
135 
115 

5 

5 

5 

5.3 

4.4 

22 
30 
25 
25 
20 

190 
200 
150 
170 
115 

8 

1 
1 
1 
2 

51 

42.5 

42 

50 
49 

49 

57.5 

58 

50 

51 

Dorohsohnitt     .    . 

120 

4.9 

23 

165 

8 

48 

52 

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Erträge  und  Kahrungsbestandteile  des  Hafers. 


767 


Mittlere 

Früchte 

an  einer 

Rispe 

Stück 

'Anzahl 
der 
unter- 
suchten 
Sorten 

Gewichts- 
procente 

Varietät: 

Halm- 
lange 

cm 

Blattzahl 
pro 
Halm 

Rispen- 
länge 

cm 

Korn 
Proc. 

Stroh 

incl- 

Spreu 

Proc. 

Avena  nuda 

inermis  major    . 

„       minor    . 

ohinensis   .    .    . 

nuda     .... 

110 
120 
100 
85 

4 
5 
5 
4 

25 
30 
27 

18 

200 

160 

120 

80 

1 
1 

1 
1 

35.4 
37.4 
28.3 
37.0 

64.6 
62.6 
71.7 
63.0 

Durchschnitt     .    . 

104 

4.5 

25 

140 

4 

33.6 

66.4 

Ans  dieser  Tabelle  ergiebt  sich  ein  auffallend  hober  Procentsatz 
an  Korn,  der  für  gewöhnlich  nicht  vorkommt,  und  sich  nur  dadurch 
erklären  lässt,  dass  sich  der  Poppelsdorfer  milde  Lehmboden  in  ganz 
vorzüglicher  Weise  zur  Komproduktion  eignet,  und  dass  nur  Halme 
mittlerer  Länge  zur  Untersuchung  dienten,  dementsprechend  gibt  die 
Tabelle  auch  nur  darüber  Auskunft,  wie  sich  die  einzelnen  Varietäten 
in  ihren  Gewichtsprocenten  an  Korn  und  Stroh  zu  einander  ver- 
halten. 

Man  kann  wohl  im  Grossen  und  Ganzen  annehmen,  obgleich 
die  einzelnen  Sorten  erheblich  von  einander  abweichen  und  auch 
andere  Umstände  z.  B.  die  Witterung  und  Bodenbeschaffenheit  auf 
das  Verhältnis  zwischen  Korn  und  Stroh  erheblich  einwirken,  dass 
sich  das  Stroh  zu  den  Körnern  verhält  wie  100  :  100  bis  100 :  33 
und  im  Mittel  wie  100 :  66;  und  was  die  Spreu  anbetrifft,  so  dürfte 
sie  6—25  Proc.  und  im  Mittel  10  Proc.  des  Stroherzeugnisses  aus- 
maphen. 

Diese  Angaben  werden  recht  gut  durch  nachstehenden  Kultur- 
versuch von  Ftthling  in  St  Nicolas,  Rheinprovinz,  illustriert: 


Hafersorte: 

Verhältnis  des 

Verhältnis     5 
des           der 

Die  Kör- 
nergeben 
Spelzen 

Korns  : 

Strohs 

,Strohs  : 

Spreu 

Proc. 

1)  Hafer  aus  Canada     .    .    . 

100  : 

166 

100  : 

lOJJ 

29.2 

2)  Goldhafer  aus  Schottland  . 

11 

150 

,9 

26.0 

39.0 

3)  Hopetoun-Hafer     .    .    .    . 

)) 

150 

6.6 

26.8 

4)  Lappländischer  Hafer    .    . 
6)  Probsteier             „        .    . 

)) 

143 

, 

10.0 

36.1 

)} 

200 

, 

8.2 

33.3 

6)  Russischer  Riesen-Hafer    . 

7)  Früher  sibirischer     „ 

)) 

288 

, 

6.6 

28.8 

}) 

113 

22.0 

39.9 

8)  Ungarischer  schwarzer  Haf. 

n 

228 

M 

8.3 

26.5 

9)  Weisser  aus  Algier  .    .    . 
10)  Hafer  von  St.  Nicolas  .    . 

»1 

142 

ff 

18.4 

37.3 

j» 

162 

)f 

6 

26.0 

Durchschnitt    . 

172 

12.1 

32.0 

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768  Besonderer  Teil 

Der  Hafer  ist  eine  sehr  sichere  Frucht,  welche  in  dieser  Be- 
ziehung namentlich  auf  den  geringeren  Böden  und  auf  Neubruch 
jedes  andere  Getreide  in  den  Schatten  stellt,  und  nimmt  Block  von 
10  Ernten  9  als  vollkommen  an. 

Im  kälteren  gemässigten  Klima  werden  pro  ha  nachstehende 
Erträge  erzielt: 

1)  Reicher,  tiefer,  milder  Thon-  und  Aueboden;  Weizenboden  L  EL 
44-55  hl  =  2024-2530  kg  Korn,  4000-5000  kg  Stroh. 

2)  Humoser,  reicher,  milder  Lehmboden;  Gerstenboden  I.  Kl. 
35—44  hl  =  1610-2024  kg  Korn,  3200—4000  kg  Stroh. 

3)  Schwerer,  kräftiger  Thonboden;  Weizenboden  IL  Kl. 
35—44  hl  =  1610—2024  kg  Korn,  3200-4000  kg  Stroh. 

4)  Milder,  tiefer,  mergeliger,  frischer  Lehm-  und  sandiger  Lehm- 
boden; Gerstenboden  II.  Kl. 

30.5 -35  hl  =  1403— 1610  kg  Korn,  2520-2880  kg  Stroh. 

5)  Leichter,  sandiger  Lehm  und  lehmiger  Sandboden;  Roggenboden 
I.  Kl. 

28—33  hl  =  1288-1518  kg  Korn;  2080—2400  kg  Stroh. 

6)  Kalter,  zäher  Thon-  und  Lehmboden;  Weizenboden  IIL  Kl. 
22— 26  hl  =  1012-1196  kg  Korn;  1800-2160  kg  Stroh. 

7)  Leichter,  magerer  Sand,  dürftiger  lehmiger  Sandboden.   Roggen- 
boden IL  Kl. 

17—22  hl  =  782-1012  kg  Korn,  1280-1600  kg  Stroh. 

8)  Strenger,  zäher,  lettenartiger  Thonboden;  Haferboden  I.  Kl. 
17-22  hl  =  782—1012  kg  Korn;  1410—1800  kg  Stroh. 

9)  Armer  Sand  und  Kiesboden;  Roggenboden  IIL  Kl. 
15-19.5  hl  =  690—897  kg  Korn,  1120-1440  kg  Stroh. 

10)  Töpferthon,  loser  Sand,  Grand  etc.;  Haferboden  IL  und  HI  Kl. 
11-13  hl  =  506-598  kg  Korn,  900-1080  kg  Strph. 

11)  Milder,  thoniger  Humusboden. 

26—30.5  hl  —  1196-1610  kg  Korn,  2400—2800  kg  Stroh. 

12)  Milder  Humus  mit  wenig  Lehm  und  Sand. 

19.5—22  hl  =  897-1012  kg  Korn,  1800-2000  kg  Stroh. 

13)  Saurer,  sandiger  Humusboden. 

11—15  hl  -  506—690  kg  Korn,  900-1260  kg  Stroh. 

14)  Saurer  Haidehumus  mit  Sand. 

13-17  hl  =  598-782  kg  Korn,  1080-1440  kg  Stroh. 

15)  Mooriger,  saurer  Torfboden. 

11-13  hl  =  506—598  kg  Korn,  900-1080  kg  Stroh. 

Der  Hafer  enthält  an  verdaulichen  und  unverdaulichen  Nahrungs- 
bestandteilen: 


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Erträge  und  NahrongsbestandteQe  des  Hafers. 


769 


im  Korn: 

Trocken- 
substanz 

N-haltige 
Substanz 

Fett 

N-freie 
Substanz 

Holzfaser 

Asche 

Proc. 

Proc. 

Proa 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Minimam 
Maximum 

Mittel 

84.S 
92.8 

87.6 

8.6 
18.6 
12.7 

4.4 
7.1 
6.0 

48.0 
61.7 
64.3 

7.2 
16.1 
11.1 

2.6 
6.1 
3.4 

im  Stroh: 

jjoQoimum 
Maximum 
Mittel 

84.9 
89.7 
86.4 

2.0 
7.0 
4.6 

1.0 
2.7 
1.6 

33.1 
41.2 
87.0 

38.6 
47.2 
38.0 

4.1  • 

7.0 

6.2 

ind.Sprea: 

Minimum 
Maximum 
Mittel 

86.7 
87.4 
86.3 

3.7 
7.0 
4.9 

1.8 
1.6 
1.4 

28.2 
43.2 
37.4 

25.9 
86.1 
31.7 

11.0 

Der  mittlere  Gehalt  an  Terdaulichen  Nährstoffen  beträgt  nach 
E.  Wolff: 


Kohle- 

Nährstoff- 

Geldwert  pro  100  kg 
in  Mark. 

Eiweiss 

hydrate 

Fett 

yerhältnis 
wie  1  : 

1kg  Eiweiss         kiO^ 
1  „  Fett               „40„ 
1  .„  Kohlehydrate  „  8„ 

im  Haferkom 

9.0  Proc. 

43.3  Proc. 

4.0  Proc 

5.9  Proc 

8.66  ^ 

im  Stroh  .    . 

1.4      „ 

40.1    „ 

0.7      „ 

29.9      „ 

4.04    „ 

in  der  Spreu 

1.6      „ 

36.6    „ 

0.6      „ 

23.8      „ 

3.66    „ 

Darchsctmittlich  liefern  100  kg  Körner  65-75  Proc.  Hebl  nnd 
25—35  Proc.  Kleie  und  Abgang, 

Der  Wert  des  Haferkoms  ist  aber  auch  von  dem  6ehalt  an 
Spelzen  abhängig,  nnd  verweise  icb  in  dieser  Beziehung  auf  meine 
oben  angeführten  Untersuchungen,  nach  denen  der  Gehalt  an  Spelzen 
bei  den  verschiedenen  Hafersorten  zwischen  21  und  49  Proc.  schwan- 
ken kann. 


Koernioke  n.  W«rn«r,  Huidb.  d.  Oetreidebaii's. U. 


49 


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770  Besonderer  Teil. 


Benntzuig. 

Der  Hauptsache  nach  dient  das  Haferkom  als  Pferdefutter  und 
eignet  sich  durch  seine  leichte  Verdaulichkeit,  sein  enges  Nährstoff- 
verhältnis  und  seinen  hohen  Fettgehalt  ganz  besonders  flir  die  Er- 
nährung von  Arbeitstieren,  aber  auch  jungen  Tieren,  z.  B.  den  Käl- 
bern und  Lämmern,  sowie  männlichen  Tieren  in  der  Brunst  ist  er 
in  hohem  Grade  zuträglich. 

Die  eigentümlich  anregende  Wirkung  des  Hafers,  welche  andere 
Futtermittel  nicht  erzielen  lassen,  soll  auf  dem  Vorhandensein  eines 
aromatischen  Körpers  beruhen,  der  nach  Journet^)  mit  der  Vanille 
identisch  sein  soll.  Sanson  stellt  ihn  jedoch  unter  die  AlkaloMe 
und  schlägt  vor,  denselben  „Avenin"  zu  nennen.  Nach  seinen  Unter- 
suchungen enthält  namentlich  der  schwarziß  Hafer  das  Avenin  am 
reichlichsten,  doch  wird  dasselbe  durch  Quetschen  des  Hafers  in 
seiner  anregenden  Kraft  abgeschwächt. 

Das  Mehl  des  Hafers  ist  fast  weiss  und  enthält: 

Mehl 


fein 

grob 

ProtelnkOrper 

16.1 

19.5 

Zucker 

2.2 

2.2 

Gummi 

3.5 

2.5 

Fett 

6.8 

5.7 

Stärke 

59.1 

58.4 

Wasser 

12.3 

11.7 

Das  aus  dem  Mehl  bereitete  Brot  ist  schlecht  und  wenig  zur 
menschlichen  Nahrung  geeignet  und  wird  zur  Zeit  nur  noch  in  hoch- 
nordischen Ländern  bereitet.  Weit  verbreiteter  ist  dagegen  der 
Haferbrei,  der  schon  bei  den  alten  Deutschen  die  Hauptkost  ge- 
bildet haben  soll. 

Die  Grtttze  wird  zur  Herstellung  schleimiger  Suppen  oder  Breie 
und  in  der  Heilkunst  nicht  selten  zu  warmen  Umschlägen  verwandt 

ZüweUen  vermalzt  man  den  Hafer  zur  Herstellung  von  Bier, 
z.  B.  soll  die  Braunschweiger  Munmie  aus  Hafer,  Weizen  und  Pferde- 
bohnen gebraut  werden. 

Nach  Mulder  enthält: 


1)  Heuz6,  Plant,  alim.  pg.  520. 


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Benatznng  des  Hafers. 


771 


Haferkom 

Malz 

Stärke 

47.0 

37.8 

Zucker 



0.4 

Dextrin 

5.0 

7.1 

Fett 

5.4 

4.1 

Eiweiss 

12.1 

13.3 

Cellulose 

14.5 

22.6 

Asche 

2.8 

8.1 

Wasser 

13.2 

12.1 

Das  Haferstroh  ist  weich,  geschmeidig,  blattreioher  als  Weizen- 
oder Koggenstroh,  und,  gnt  geemtet,  von  angenehmem  Geruch  und 
etwas  bitterem  Geschmack,  auch  soll  es,  yerfbttert,  ein  wenig  ad- 
stringierend  wirken.  Bleibt  das  Stroh  bei  schlechtem  Wetter  längere 
Zeit  anf  dem  Felde,  so  wird  es  missfarben  und  dem  Vieh  weniger 
gedeihlich. 

Die  Haferspreu  ist  ebenfalls  ein  nahrhaftes,  weiches,  dem  Rind- 
vieh sehr  zuträgliches  Futter. 

Vielfach  wird  der  Hafer  auch  zur  Grünfutterung  verwandt  und 
sollte  zu  diesem  Zwecke  in  einem  noch  milchigen  Zustande  der 
Körner  geschnitten  werden,  weil  mit  der  weiter  vorgeschrittenen 
Reife  die  Haferpflanzen' an  Nahmngswert  verlieren. 

Es  enthielt  nach  Völker: 


in  den  Körnern  an  Protein 
im  Stroh  ,,        ,, 


reifer  Hafer 

Versuch 
II 


14.92 
8.31 


16.87 
8.62 


grüner  EEafer 

Versuch    . 
II 


17.93 
10.87 


17.81 
11.25 


auch  gibt  Völker  an,  es  sei  mehrfach  die  Erfahrung  gemacht  wor- 
den, dass  der  noch  grttne  Hafer  ein  Viertel  mehr  Futterwert  als  der 
völlig  reife  besass. 

Die  Ursache  dieser  Erscheinung  liegt  nun  nicht  allein  in  dem 
höheren  Eiweissgehalt  des  grflnen  Hafers,  sondern  auch  in  seiner 
grösseren  Weichheit  und  leichteren  Verdaulichkeit. 


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Mais. 

Zea  Mais  L. 

Einteilung. 

Grnppe  L    Exeellens  AI.    Ansgezeiclmeter  Mais. 

Varietät:  Zea  Mais  tnnicata  Larranhaga. 
Sorten: 

Pinslngallo  bei  Bnenos-Ayres. 

Kolben:  konisch,  einem  Pinienzapfen  ähnlich,  10— 12-reihigy  Beihen 
etwas  nnregeknässig,  17  cm  lang,  3.5  cm  an  der  Spitze,  5.5  cm  an  der 
Basis  breit,  23  Früchte  in  der  Reihe.  —  Scheinfracht:  von  brannen  Spelzen 
umgeben;  Frucht  gelb;  Krone  mnd,  etwas  zugespitzt,  grösste  Breite  TY^nun, 
geringste  5  mm,  9  mm  lang,  5  mm  dick,  38  Früchte  =  10  gr;  selten 
gebaut,  Früchte  schwer  zu  enthülsen.  —  Halm  2 — 3  m  hoch. 

Heimat:  St.  Hiiaire  erhielt  sie  aus  Paraguay,  Bonafous  (Zea 
cryptosperma)  aus  Buenos-Ayres. 

In  der  Poppelsdorfer-Sammlung. 

Anhang. 

Rocky  Monntain-eoni. 

Syn.:  Texas-com;  Califomia-com ;  Forage-com;  Wild-com  ^). 
Kolben:  konisch,  einem  Pinienzapfen  ähnlich,    22  cm  lang;   Spindel 
weiss  oder  rot;  meist  2  Kolben  pro  Halm.  —  Scheinfrucht:  von  braunen 
Spelzen  umgeben;  Frucht  weiss,  gelb,  rot  oder  purpurn.  —  Halm  2.5 — 3  m 
hoch,  BlaUzahl  9. 

Nach  Salisbury')  ist  dies  eine  wilde  Maisform,  welche  bei  guter 
Kultur  allmählich  die  Spelzen  verlieren  soll. 
Die  Früchte  enthielten: 

die  weisse  gelbe  Sorte 

Stärke 49.65  Proc.         41.34  Proc. 

Zucker  und  Extraktstoffe       7.92     „  14.32     „ 

Holzfaser 18.30     „  13.16     „ 

Proteinstoffe      ....       9.24     „  13.44    „ 

Dextrin  oder  Gummi .     .       4.88     „  7.76     „ 

Wasser 7.12     „  9.12     „ 

1)  Landwirt  Nr.  99  Jahrg.  1879. 

2)  Salisbury,  Maiz  or  Indian-oom;  Transaot  of  the  N.  T.  st.  Vol. 
VIII,  1848. 


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Ml^issorten.  773 

Varietät:  Zea  Mais  macrosperma  El. 

Sorten: 
Weisser  Cnzeo-Mais. 

Franz.:  Mais  de  Cuzco  blanc. 

Ital.:  Mais  Cuzco  bianoo. 

Kolben:  konisch,  verhältnismässig  breit,  8-reibig;  Spindel  weiss.  — 
Fracht:  zart  mattweiss,  noch  stärker  als  beim  Pferdezahn  zusammenge- 
drückt, unregelmässiger,  aber  länger  und  breiter,  sehr  gross  (20  mm  lang, 
15  mm  breit,  6  mm  dick,  11  Kömer  =  10  gr),  oval,  Bruch  mehlig.  — 
Halm  sehr  gross,  in  Peru  bis  3.50  m  hoch,  in  Frankreich  ^)  als  Grün- 
futter  3  m  hoch  und  8 — 21  cm  im  Umfang. 

Ausser  dem  weissen  Cuzko-Mais  gibt  es  noch  einen  gelben  mit  roten 
Streifen  und  roter  Spindel  (mirabilis  Kcke.). 

Heimat:  Cuzco  in  Peru  und  dort  die  ergiebigste  Maissorte.  Sehr 
spätreif,  so  dass  er  in  Europa  nirgends  reift;  He  uz  6  führt  zwar  an,  dass 
er  in  Spanien  reife,  doch  ist  dies  sehr  fraglich,  da  er  bei  Neapel,  wohin  ihn 
Körnicke  zur  Kultur  sandte,  nicht  ausreifte. 

Körnicke  erhielt  Originalfrüchte  vom  Consul  Beinecke  aus 
Cuzko  1872,  durch  Yermittelung  von  Th.  v.  Bunsen. 

In  der  Sitzung  der  naturforschenden  Freunde  zu  Berlin  am  19.  Au- 
gust 1851  zeigte  Dr.  Klotzsch  Früchte  dieser  Maissorte  vor,  welche 
A.  V.  Humboldt  aus  Cuzco,  Süd-Peru,  erhalten  und  schlug  für  dieselbe 
den  Namen  „Zea  macrosperma'*  vor. 

Varietät:  Zea  Mais  aeuminata  Kcke. 

Sorten: 

Gelber  gesehnftbelter  Mais. 

Span.:  Maiz  picudo  (Chile). 

Ital.:  Granturco  a  becco. 

Franz.:  Mais  jaune  k  bec,  6pineux,  pointu. 

Engl.:  Beaked  maize. 

Kolben:  sattgelb,  konisch,  einem  Pinienzapfen  ähnlich,  16 — 20  cm 
lang,  SVj — 4  cm  an  der  Basis  breit,  14 — 16-reihig,  regelmässig,  30  Früchte 
p.  Beihe,  Spindel  weiss.  —  Frucht:  Original  sattgelb,  geschnäbelt,  oval, 
etwas  zusammengedrückt  (9  mm  lang,  6  mm  breit,  5  mm  dick,  85  Früchte 
=  10  gr),  1  hl  wiegt  72.5  kg,  feinschalig. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  bei  50  cm  Eeihenweite  und  25  cm  Ent- 
fernung in  der  Beihe,  ergab  folgendes  Besultat:  Aussaat  20/5.,  Auflaufen 
7/6.,  Blütezeit  16/8.;  männliche  Blüte,  1  pro  Pflanze,  gelbgrün,  Staubbeutel 
gelbgrün  oder  rot;  weibliche  Blüte,  3.1  pro  Pflanze,  Griffel  hellgrün, 
oder  rosa.  Bestockungstriebe  1.15  pro  Pflanze,  Halme  180  cm  (Max. 
170  cm)  lang,  1.8  cm  dick,  Blattzahl  10.2,  Blätter  60  cm  lang,  5.5  cm 
breit,  Blattfläche  6732  qcm,  Halmfläche  702  qcm;  Gesammtfläche  7434  qcm. 


1)  Goffart,  Man.  de  la  Galt,  et  de  l'ensilage  des  Mais  1877,  pg.  6. 

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774  Besonderer  Teil. 

Beifezeit  12/10,  1.8  fruolitbare  Kolben  p.  Pflanze,  nnd  von  100 
reifen  Pflanzen  wnrden  geemtet:  17.500  kg  Kolben,  3.100  kg  Hüllen,  in 
den  Kolben  12.500  kg  Kömer,  5  kg  Spindeln;  19.500  kg  Strob. 

Vaterland:  Stid- Amerika. 

Original  1880  dnrcb  von  Gülicb  ans  Cbile,  Hacienda  de  Colina, 
Dept.  de  Santiago  erbalten. 

Dieser  Mais  zeiebnet  sieb  dnrob  Frübreife  ans,  so  dass  er  sieb  in 
Süd-Dentscbland  erfolgreicb  anbauen  lässt. 

Kleiner  8pltzk<ömiger  ehlnesischer  Mais. 

Franz.:  Mais  petit  de  la  Cbine. 

Kolben:  bellgelb,  stark  koniscb,  17 — 20  cm  lang,  3Y2— 4  cm  an  der 
Basis  breit,  18— 20-reibig,  locker,  nnregelmässig,  82  Früchte  p.  Reibe; 
Spindel  weiss.  —  Frucbt:  Original  bellgelb,  mit  bakig  gekrümmter 
Spitze,  länglicb-mndlicb  (10  mm  lang,  5  mm  breit,  4  mm  dick,  99  Frücbte 
=  10  gr),  sebr  feinscbalig. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  bei  50  cm  Reibenweite  und  25  cm  Ent- 
fernung in  der  Reibe,  ergab  folgendes  Resultat:  Aussaat  20/5.  1878,  £r- 
scbeinen  der  Pflanzen  7/6.,  Blütezeit  29/8.,  männlicbe  Blüte  1.26  p. 
Pflanze,  Staubbeutel  pfirsicb-grün,  weiblicbe  Blüte  3.25  p.  Pflanze. 
Scbösslinge  2  p.  Pflanze,  Halme  150  cm  (Max.  200  cm)  lang,  2.3  cm 
dick,  Blattzabl  9,  BläUer  65.3  cm  lang,  6.1  cm  breit,  Blattflficbe 
7169.94  qcm,  Halmfläche  1035  qcm,  Gresammtfläche  8204.94  qcm. 

In  Poppeisdorf  reift  er  nur  in  sebr  beissen  Sommern  in  einigen 
Kolben  aus;  da  er  aber  feinbalmig,  buschig  und  blattreicb  ist,  empfleblt 
er  sich  Yielleicbt  als  Grünfutter.  Es  betrug  das  mittlere  Frischgewicht 
blühender  Halme  450  gr  (Max.  1000  gr). 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 

Bezugsquelle:  Vilmorin,  Paris.  . 

Varietät:  Zea  Mais  pungens  Kcke. 

Sorte: 

Boter  spltzkömiger  Mais. 

Franz.:  MaXs  rouge  k  bec. 

Ital.:  Grantnrco  rostrato  rosso. 

Kolben:  rot,  ziemlich  cylindrisch,  10  cm  lang,  3  om  an  der  Basis 
breit;  14»reihig,  unregelmässig,  24  Frücbte  p.  Beibe;  Spindel  rot.  — 
Halm  bis  2  m  hoch.  —  Frucht :  braunrot,  zugespitzt  (10  mm  lang,  5  mm 
breit,  5  mm  dick,  98  Frücbte  =  10  gr),   sehr  feinscbalig. 

Dieser  Mais  ist  etwas  weniger  frühreif  als  Quarantino,  und  wird 
vielfeMb  in  Frankreich,  Italien  und  namentlich  Spanien  kultiviert. 

Original  in  der  Poppelsdorfer  Sammlung. 


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MaisBorten.  775 

Gruppe  n.    Saccharata  Ecke.    Znekermais. 

Varietät:  Zea  Mais  rngosa  Bonaf. 

Sorten: 
Briggs  Large  early  Sweet-eom. 

Kolben:  farblos,  soliwach  konisch,  13  cm  lang,  3.5  cm  dick,  8-reihig, 
regelmässig,  28  Früchte  p.  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Fmcht:  farblos,  zu- 
weilen blassrötlich,  hornig,  runzelig  (11  mm  lang  und  breit,  5  mm  dick), 
sehr  zart  und  süss. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf,  bei  50  cm  Reihenweite  und  20  cm  Ent- 
fernung in  der  Reihe,  ergab  folgendes  Resultat:  Aussaat  20/5.  78,  Er- 
scheinen der  Pflanzen  7/6.,  Blütezeit  12/8.;  männliche  Blüte  1  p.  Pflanze, 
rot,  Staubbeutel  gelb;  weibliche  Blüte  hellgrün,  1.6  p.  Pflanze;  Schöss- 
linge  1.1  p.  Pflanze,  Halme  80  cm  (Max.  110  cm)  lang,  1.5  cm  dick, 
Blattzahl  8,  Blätter  37.5  cm  lang,  8.6  cm  breit,  Blattfläche  2160  qcm, 
Halmfläche  360  qcm,  Gesammtfläche  2520  qcm. 

Zur  Reifezeit  (12/10.)  1  Kolben  pro  Pflanze  und  100  trockne  Halme 
lieferten  6.670  kg  Kolben,  1.330  kg  Hüllblätter,  5.325  kg  Früchte, 
1.345  kg  Spindeln,  2.000  Stroh. 

Dieses  frühe,  grosskolbige  Süsskom  wird  als  zeitiges  Gemüse  sehr 
vielfach  in  Nord- Amerika  kultiviert. 

Von  Thilmany,  Bonn,  erhalten,  derdasselbe  von  der  Firma  Briggs 
&  Brother,  Rochester,  N.  York,  bezog. 

Large  Bhode-Island  Sweet 

Syn.:  Rhode  Island  Asylum. 

Kolben:'  farblos,  schwach  konisch,  13 — 21  cm  lang,  Durohmesser  an 
der  Spitze  5  cm,  an  der  Basis  3V2  ^^j  ö — 10-reihig,  auf  20  cm  Länge 
40  Früchte  p.  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  farblos,  hornig,  runzelig, 
gross  (10  mm  lang,  8  —  13  mm  breit,  4.5  mm  dick,  44.2  Früchte  = 
10  gr). 

Nach  Salisburyi)  erreichte  er  in  der  Blüte  im  Staate  New- York 
eine  Höhe  von  1.73  m,  in  der  Reife,  welche  nach  127  Tagen  (Aussaat 
12/5.)  eintrat,  2.06  m,  mit  3  Kolben  und  10  Blättern,  und  der  Ertrag 
stellte  sich  p.  ha  auf  4972.8  kg  Früchte,  1372  kg  Spindeln,  1492.96  kg 
Blütenhüllen,  3112.48  kg  Blätter  und  Scheiden,  3557.12  kg  Halme. 

Ergiebig,  von  vortrefflichem  Geschmack,  spätreif. 

Large  eight  rowed  Sweet-Cont 

Kolben:  farblos,  bis  22  cm  lang,  4  cm  dick,  8-reihig,  mit  40  Früch- 
ten p.  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  farblos,  hornig,  stark  runzelig 
(9  mm  lang,  13  mm  breit,  6  mm  dick). 

Original  in  der  Poppelsdorfer  Sammlung. 


1)  Transact.  of  the  N.  Y.  st.  Vol.  Vm,  1848. 

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776  Besonderer  Teil 


Brlll'8  early  Dwarf  Sogar. 

Frucht:  farblos,  kurz,  hornig,  platt,  runzelig;  10  mm  lang,  12  mm 
breit,  SVj  mm  dick,  47  Früchte  =  10  gr. 

Wird  namentlich  in  Massachusetts  in  94  cm  Eeihen weite  und  26 — 
30  om  Entfernung  in  der  Eeihe  kultiviert  und  ist  frtih,  ^rt  und  ergiebig. 

Erhalten  durch  van  Treeck  1872  aus  New- York. 


Varietät:  Zea  Hais  dolcis  Ecke. 

Sorten: 

Darling's  early  sogar. 

Kolben:  farblos,  18  cm  lang,  an  der  Basis  4  cm,  an  der  Spitze 
2.5  om  dick,  8-reihig,  42  Früchte  pro  Eeihe ;  Spindel  weiss.  —  Frucht : 
farblos,  hornig,  platt,  runzelig  (10  mm  lang,  10  mm  breit,  4  mm  dick, 
38.7  Früchte  =  10  gr). 

Dies  ist  eine  sehr  feine,  ertragreiche  Sorte  des  Zuckermaises,  die 
in  Nord- Amerika  Anfang  Mai  gepflanzt,  schon  Anfang  Juli  als  Gremüse 
benutzt  wird. 

Heimat:  Connecticut. 

Wurde  1872  durch  van  Treeck  aus  New-York  eingesandt 

Hats  Huer6  rii6. 

Syn.:  Farbloser  runzliger  Zuckermais. 

Kolben:  farblos,  konisch;  20  cm  lang,  5  cm  dick,  14-reihig,  sehr 
regelmässig,  37  Früchte  pro  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Halm  sehr  zucker- 
reich, 150 — 200  cm  lang.  —  Frucht  farblos,  hornig,  abgeplattet,  runzelig 
(15  mm  lang,  11  mm  breit,  4  mm  dick,  4Ö.6  Früchte  =  10  gr),  sehür 
zuckerreich. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  bei  50  cm  Eeihenweite  und  30  om  Ent- 
fernung in  der  Reihe,  ergab  folgendes  Resultat:  Aussaat  20/5.  1878,  Er- 
scheinen der  Pflanzen  7/6.,  Blütezeit  30/8.;  männliche  Blüte  1.1  p.  Pflanze, 
grün,  rot  gestreift,  Staubbeutel  rot;  weibliche  Blüte  2.15  p.  Pflanze; 
Schösslinge  1.15  p.  Pflanze,  Halm  150  cm  (Max.  200  cm)  lang,  2.3  om 
dick,  Blattzahl  13.5,  Blätter  66.2  om  lang,  6.4  cm  breit,  BlattflSche 
11  439.36  qcm,  Halmfläche  1035  qcm,  Gesammtfläche  12  474.36  qcm. 

In  Poppeisdorf  reift  er  nur  in  sehr  heissen  Sommern,  1878  lieferte 
er  an  Frischgewicht  p.  Halm  630  gr  (Max.  820  gr),  100  trockne  Halme 
lieferten  32.500  kg  Kolben,  8.500  kg  Hüllblätter,  18.650  kg  Früchte, 
13.850  kg  Spindeln,  24.000  kg  Stroh. 

In  Amerika  werden  die  unreifen  Früchte,  wie  grüne  Erbsen  zube- 
reitet, gegessen,  und  würde  sich  zur  Bereicherung  unserer  Küche  der 
Anbau  wohl  empfehlen. 

Die  Ueppigkeit  ihres  Wachstums,  sowie  ihr  Zuckerreichtum  machen 
diese  Sorte  zur  Futtermaiskultur  sehr  empfehlenswert. 

Bezugsquelle:  Yilmorin,  Paris. 


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Maissorten.  777 


Varietät:  Zea  Mais  nberior  Koke. 

Sorten: 
Stowel's  Eyergreen  Sngar-eorn. 

Kolben:  farblos,  fast  cylindrisch,  20  cm  lang,  4V2 — 5  cm  breit, 
12 — 14— 16-reihig,  39  Früchte  p.  Reihe;  Spindel  weiss,  schmal.  —  Halm 
knrz,  reichfcolbig,  3 — 5  Kolben.  —  Frucht;  farblos,  hornig,  runzelig, 
platt,  in  der  Form  dem  Zahnkommais  sehr  ähnlich,  gross  (14  mm  lang, 
7—10  mm  breit,  3V2  mm  dick,  43.3  Früchte  =  10  gr). 

,  Diese  Sorte  ist  die  spätreifste  aber  süsseste,  bleibt  grün  bis  zum 
Eintritt  des  Frostes,  und  wird  daher  auch  häufig  als  spätes  Grünfutter 
benutzt,  zu  gleicher  Zeit  mit  frühreifen  Sorten  in  1  m  Eeihenweite  und 
30  cm  Entfernung  der  Horste  (k  4 — 6  Pflanzen)  ausgelegt,  versorgt  sie 
in  Nord- Amerika  noch  im  Oktober  den  Tisch  mit  frischem  Gemüse.  Sie 
ist  sehr  ertragreich,  und  wurde  zuerst  durch  Mr.  Stowel  gezogen  und 
nach  Philadelphia  zu  Markt  gebracht.    Beift  in  Poppeisdorf  nicht. 

Durch  van  Treek  1872  aus  New-York  erhalten. 

Twelve  rowed  Sweet-eorn. 

Verbesserte  Form:  Burr's  Mammoth. 

Aehre:  farblos,  fast  oylindrisch,  23  cm  lang,  4 — 5  cm  breit,  12 — 
16-reihig,  mit  50  Früchten  p.  Beihe.  —  Frucht:  farblos,  hornig,  runzelig, 
in  der  Form  dem  2iahnkom  ähnlich,  platt  (10  mm  lang,  6 — 10  mm  breit, 
4  mm  dick),  feinschalig. 

Diese  sehr  grosse,  ergiebige,  unempfindliche  und  sehr  spätreife 
Sorte  hat  ihre  Heimat  in  Massachusetts. 


Varietät:  Zea  Mais  flavodnlcis  Koke. 

Sorte: 

Hai2  azncarado  arnigado^  Chile. 

Kolben :  fast  cylindrisch,  schlank,  20  cm  lang,  3.5  cm  dick,  10-reihig, 
40  Früchte  in  der  Reihe.  —  Frucht:  blassgelb,  durchsichtig,  verschrumpft, 
10.5  mm  lang,  9.5  mm  breit,  4.5  mm  dick,  47  Früchte  =  10  gr.  —  Halm: 
185  cm  lang,  2.5  cm  dick,  4  Schösslinge,  Rispe  35  cm  lang,  1  Kolben 
pro  Halm,  weibliche  Blüte  schön  rot;  Blattzahl  11,  Blätter  67  cm  lang, 
7.7  cm  breit,  Blattfläche  11  349.8  qcm,  Halmfläche  1  387.5  qcm,  Gesammt- 
fläche  12  737.3  qcm. 

Sehr  spätreif. 

Bezugsquelle:  durch  v.  Gülich  aus  Hacienda  de  Golina,  Chile,  1880. 


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778  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Zea  Mais  mbentidnlcis  Kcke. 

Sorte: 

Early  Narra^anset. 

Kolben:  rosenrot,  Spindel  rot,  8-  nnd  lO-reihig,  schwach  konisch 
(an  der  Spitze  3  cm,  an  der  Basis  4  cm  Durchmesser),  17  cm  lang,  mit 
296—370  (37  p.  Reihe)  Früchten.  —  Halme  kurz.  —  Frucht:  rosenrot^ 
durchsichtig,  runzelig,  platt  (12  mm  breit,  10  mm  lang,  4  mm  dick),  38.5 
Früchte  =  lOgr. 

Dieser  Zuckermais  zeichnet  sich  durch  sehr  feine  Qualität,  Früh- 
reife und  Ergiebigkeit  aus;  die  nicht  ausgereiften  Kolben  werden  in 
New-York  gern  als  Gemüse  benutzt. 

£r  wird  vorzugsweise  auf  leichtem  Boden  in  Connecticut  kultiviert 

Varietät:  Zea  Mais  rubrodulcis  Kcke. 

Sorte: 
Roter  Znckermais  yon  PUladelpUa. 

Kolben:  braunrot,  konisch,  11 — 16  cm  lang,  4 — 4.5  cm  dick,  10- 
reihig  mit  40  Früchten  p.  Beihe;  Spindel  hellrot.  —  Frucht:  braunrot, 
runzelig  (8  mm  lang,  11  mm  breit,  SVamm  dick«  53.4  Früchte  =  10  gr), 
feinschalig. 

Original  in  der  Poppelsdorfer  Sammlung. 

Varietät:  Zes^  Mais  coeruleodalcis  Kcke. 
Sorte: 

Black  Mexieaa  Sweet-Con. 

Kolben:  bläulich,  konisch,  15 — 17  cm  lang,  SVs  cm  dick,  lO-reihig, 
mit  25  locker  sitzenden  Früchten  p.  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht: 
graublau,  runzelig  (8  mm  lang,  10  mm  breit,  3 Vs  mm  dick),  platt,  47 
Früchte  =  10  gr. 

Durch  van  Treeck  1872  aus  New-York  erhalten. 

Varietät:  Zea  Hais  chilena  Kcke. 

Sorte: 

Mail  ii^ye,  CUle. 

Kolben:  konisch,  lang,  schmal,  18-reihig,  Beihen  sehr  regelmässig. 
—  Frucht:  hellgelb,  im  Kronenteil  verschrumpft  und  durchsichtig,  also 
gleich  Zuckermais,  unterer  Teil  undurchsichtig,  Form  des  Zahnkommaises, 
gross,  12  mm  lang,  7  mm  breit,  3.6  mm  dick,  65  Früchte  =  10  gr.  — 
Halm  175  cm  lang,  2.3  om  dick,  4  Schösslinge,  1  Kolben  p.  Halm,  Bispe  . 
35  cm  lang;  Blattzahl  12,  Blätter  54  cm  lang,  6  om  breit,  Blattfläehe 
7776  qcm,  Halmfläohe  1207.5  qcm,  Gesammtfläche  8983.5  qcm. 

Spätreif.  • 

Original  durch   von  Gülich  aus  Hacienda  de  Colina,   Chile  1880. 


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Maissorten. 


779 


Grnppe  in.    Dentiformis  Ecke.    Pferdezahnmais. 

Varietät:  Zea  Mais  lencodon  AI. 

Sorten: 

WUte  Deut 

Syn.:  White  tooth-com  (St.   Louis),    Goordseed,    Kentucky   white 

Dent,  North  Carolina-com,  Devereaux. 
Franz.:  Mais  hlanc  dent  de  cheval. 
Ital. :  Granturco  a  dente  di  cavallo. 

Spanisch:  Maiz  diente  de  Caballo;  Maiz  Blanco  Hegalo  de  Llobre- 

gat,    Catalnfia;    Maiz    americano    blanco,    Chile;     Maiz 

comun  Chile. 

Kolben:    weiss,    konisch^    sehr   gross,    18— 26  cm  lang,    5 — 6.5  om 

dick,  12— 18-reihig,  mit  86  Früchten  p.  Eeihe,  sehr  regelmässig;  Spindel 

weiss.  —  Halm  sehr  gross,  blattreich.  —  Frucht:  weiss,  pejrlmutterartig 

glänzend,    platt,  an  der  Krone  oft  etwas  ausgehöhlt,   mit  einem  scharfen 

Zahn,  12  mm  lang,  7 — 10mm  breit,  35  mm  dick,  28.5  Früchte  =:  lOgr. 

Dieser  Mais  wurde  1877  in  Poppeisdorf  durch  Kreusler  und  1878 

durch  mich  geprüft  und  ergaben  sich  nachfolgende  Resultate: 


1877 

1878 

Pflanzraum 

760  qcm 

1500  qcm 

Aussaat 

11/5 

20/5 

Blütezeit 

24/8 

28/8 

Zahl  der  Triebe  d.  Pflanze 
„     „   mftnnli<men  Blüten 

1.03 

1 

1 

1 

„      „   weiblichen        „ 

1.8 

1.3 

„     „  fruchtbaren  Kolben 

1.1 

1.1 

Halmlänge 

802  om  (Max.  850  cm) 

170  cm  (Max.  220cm) 

Halmdurohmesser 

— . 

2.7  cm  (Max.  8  om) 

Blattzahl  p.  Halm 

16.1 

cm  (Max.  20  om) 

18 

BlatUänge 

— 

68.4  cm  (Max.  71.8  cm) 

Blattbreite 

— 

6.4  cm  (Max.  8  cm) 

Blattfläche  beider  Seiten 

16  61 6  qcm 

11881.76—14830.4  qcm 

Hahnfläche 



1377.00-  1980.0     „ 

Gesammtfläche 

— 

12758.76—16810.4     „ 

Nach  den  Untersuchungen  von  Kreusler  1877  betrug  p.  Pflanze  am 
24.  August    das  Frischgewioht  1377.30  gr,  Trockengewicht  168.140  gr. 
28.  September  „  „  1380.60  „  „  267.82     „ 

5.  October     „  „  1174.20  „  „  248.19     „ 

Von  der  Blütezeit    an    gestaltetet    sich   die  Blattflächen   p.  Pflanze 
einseitig  gemessen,  wie  folgt: 


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780 


Besonderer  Teil. 

am  24. 

August      betrug  die  Blattfläcbe  8258  qcm, 

„   31. 

j>               11 

11 

7090     „ 

,,     7. 

September      „ 

11 

9200     „ 

„   15. 

11              11 

11 

,         6838     „ 

„  21. 

11              11 

11 

7071     „ 

„   28. 

»              11 

11            j 

5610     „ 

„     5. 

Oktober         „ 

11 

5059     „ 

Bis  zum  5.  Oktober  zeigte  sieb  eine  sebr  geringe  Eomentwickelung 
und  betrug  das  Trockengewicbt  der  Körner  nur  11,64  gr  p.  Pflanze. 

In  Mitteleuropa  werden  die  Frücbte  nur  selten  reif,  und  da  sie  aucb 
leiobt  degenerieren,  so  ist  das  Saatgut  für  diesen  nur  als  Grünfutter  bei 
uns  zu  kultivierenden  Mais  aus  Nord-Amerika  zu  bezieben. 

In  seiner  Heimat  wird  dagegen  das  Korn  bocb  geschätzt  und  grob 
geschrotet  in  Milcb  gekocht,  verzehrt. 

Im  Allgemeinen  ist  nach  Salisbury^)  der  Zahnkommais  viel  ärmer 
an  Oel  als  die  Flintkomsorten,  wie  nachstehende  Analyse  zeigt. 
Zucker 
Stärke     und  Extrakt    Holzfaser   Eiweiss    Oel   Dextrin    Wasser 
White  Dent:    46.92  13.80  12.32         7.96     2.64     8.08      12.22 

„       Flint:    44.08  8.88  13.80         7.14    5.60     8.36      12.26 

Stark  angebaut  in  Kentucky,  N.  Carolina,  Ohio,  New- Jersey  und 
Süd- Amerika.     Femer  gedeiht  er  gut  in  Algier  und  Spanien. 

Cara^a-Mais. 

Franz.:  MaSs  g6ant  Caragua. 

Ital.:  Frumentone  gigante-Caragua. 

Kolben:  weiss,  sich  wenig  verjüngend,  16  cm  lang,  16 — 20-reihig, 
mit  30  resp.  35  Früchten  p.  Eeihe;  Spindel  weiss.  —  Fmcht:  weiss, 
perlmutterfarbig,  wenig  durchscheinend,  Mehl  sehr  weiss;  in  der  Form 
mit  Za]|nkom  identisch  (12  mm  lang,  8 — 12  mm  breit,  4  mm  dick),  292.8 
Früchte  =  100  gr.  —  Halm:  Stengel  und  Hüllblätter  mit  violetten 
Streifen,  Stengel  und  Blätter  noch  üppiger  als  beim  Pferdezahn,  2.3— 
3  m  hoch. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  bei  50  cm  Eeihenweite  und  30  cm  Ent- 
fernung in  der  Eeihe  ergab  folgendes  Besultat:  Aussaat  20/5.  78,  Er- 
scheinen der  Pflanzen  7/6.,  Blütezeit  20/9. ;  männliche  Blüte  1.1  p.  Pflanze, 
hellgrün,  Staubbeutel  grünlichgelb;  weibliche  Blüte  1.6  p.  Pflanze,  Grifi'el 
blassrosa.  Bestockungstriebe  1 .55  p.  Pflanze,  Halme  180  cm  O^ax.  220  cm) 
lang,  2V2cm  (Max.  3  cm)  dick,  Blattzahl  18,  Blätter  63  cm  lang,  8  cm 
breit,  Blattfläche  18  144  qcm,  Halmfläche  1350  qcm,  Gesammtfläche 
19  494  qcm. 

Dieser  Mais  gewährt  noch  ein  viel  späteres  Grünfutter,  zu  gleicher 
Zeit  gepflanzt,  wie  der  Zahnkommais,  und  ist  selbst  noch  kräftiger  und 
buschiger  als  die  gelben  Zahnkorasorten. 

Das  Frischgewicht  stellte  sich  bei  einem  Halm  mittlerer  Grösse  auf 
1030  gr. 

Goffart  zu  Burtin  in  der  Sologne,  Frankreich,  erntete  von  ihm 
100000  kg  Sauerfutter  p.  ha. 

Da    er    im  Südwesten   Frankreichs   reift,   so    ist   von    dorther   ein 


1)  Transaot.  of  the  N.  Y.  st.  V.  VIII,  1848.  p.  883. 


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Maissorten.  781 

leichter  Samenbezng  möglich.  Geemtet  werden  von  100  Kolben  12 — 
22V2  kg  Kömer. 

In  Algier  wird  dieser  Mais  sehr  geschätzt  nnd  ausgedehnt  gebaut, 
und  in  neuerer  Zeit  ist  seine  Kultur  auch  in  Ober-Italien  eingeführt. 

üeber  den  Ursprung  des  Caragua-Maises  besteht  eine  Kontroverse 
zwischen  M.  Goffart  und  M.  Vilmorin^).  Goffart  behauptet,  Vil- 
morin  habe  den  „Caragua-Mais"  durch  einen  Kommissionär  Müller  aus 
New- York  erhalten,  und  sei  dies  der  als  Woodrow  oder  Moka  in  den 
Vereinigten  Staaten  bekannte  Mais,  der  vielfach  in  N.  Carolina,  Georgia 
und  Maryland  als  Futtermais  angebaut  werde,  während  dagegen  Yilmorin 
anführt,  er  habe  ihn  aus  einer  Pflanzenschule  Algiers  erhalten,  wohin  er 
ursprünglich  aus  Nicaragua  in  Süd-Amerika  gekommen,  demnach  der 
Name  „Caragua^^  nur  die  Abkürzung  von  „Nicaragua^'  sei. 

Zu  bemerken  ist,  dass  dieser  Mais  nicht  mit  dem  „Curagua"  (Zea 
curagua  Molina)  in  Chile  identisch  ist. 

Bezugsquelle:  Yilmorin,  Paris. 

Rhode  Island  Cap. 

Kolben:  weiss,  fast  cylindrisch,  13—16  cm  lang,  76.3  Proc.  machen 
die  Früchte  und  23.7  Proc.  die  Spindeln  aus.  —  Halm:  2.8  m  hoch,  mit 
1 — 3  Kolben.  —  Frucht:  weiss,  in  der  Form  „White  Dent^*  ähnelnd^ 
gross  (10  mm  lang,  9 — 10  mm  breit,  4.8  mm  dick). 

Nach  Salisbury*)  wurde  dieser  Mais  am  12/5.  im  Staate  New- 
York  ausgelegt,  lief  am  20/5.  auf,  trat  am  25/7.  in  Blüte  und  reifte  nach 
einer  Yegetationszeit  von  126  Tagen,  nämlich  am  15/9.  In  der  Blüte 
erreichte  er  eine  Höhe  von  1.96  m,  in  der  Reife  von  2.66  m,  die  durch- 
schnittliche Blattzahl  betrug  10.  Der  Ertrag  stellte  sich  p.  ha  auf 
7459.2  kg  Früchte,  2287.04  kg  Spindeln,  6161.12  kg  Blätter  und  Kolben- 
hüllen und  5589.92  kg  Stengel. 

Das  Korn  zeigte  nachfolgende  Zusammensetzung: 

Zacker  Zei'n  Dextrin 

Stärke  u.  Extrakt  Holzfaser  Eiweiss  Kasein  u.  Olutin  Gel  u.  Gummi  Wasser 
50.36        6.56  10.48      5.84      0.76        5.40     4.76       3.38      12.49. 

Ursprünglich  stammt  diese  frühreife  Sorte  aus  Canada,  und  wird 
jetzt  vielfach  in  den  nordlichen  und  östlichen  Staaten  der  Union  kulti- 
viert, und  würde  sich  vielleicht  auch  erfolgreich  in  Süd-Deutschland  an- 
bauen lassen. 

Adam^s  early-eorn. 

Kolben:  weiss,  stark  konisch,  12 — 18  cm  lang,  Durchmesser  an  der 
Basis   4Vs  cm,   an   der  Spitze  3  cm,    10-reihig    mit  36 — 40  Früchten   p. 
Beihe.  —  Halm:  mittelgross.  —  Frucht:  weiss,  Kunden  sehr  tief,  schwach 
transparent,  gross  (11mm  lang,  10  mm  breit,  4  mm  dick). 
Diesen  Speisemais  züchtete  Mr.  Walker  aus  Columbia. 
Nach  Salisburj  enthält  das  Korn: 

Zucker  Dextrin 

Stärke    und  Extract    Holzfaser    Protein    Oel    und  Gummi    Wasser 
57.18  9.30  6.60        10.84    4.16        0.32  11.45 


1)  Joum.  de  rAgrio.  1876.  4.  Bd^.  17  und  305. 

2)  Transact.  of  Üie  N.  Y.  tt.  Y.  YIU  1848.  p.  830. 


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782  Besonderer  Teil. 

Sheep's  tooth-eorn  or  Sheep's  dent. 

Syn.:  Franz.:  Mai's  dent  de  monton. 
Deutsch:  Schaf szahnkormnais. 

Kolben:  konisch,  18 — 20 — 22-reihig,  immer  2  Eeihen  dicht  zu- 
sammen stossend,  60  Früchte  p.  Reihe,  26  om  lang,  5Y2  cm  dick.  — 
Frucht:  weiss,  lang,  schmal,  ein  wenig  länger  und  schmaler  als  vom 
Pferdezahn,  sonst  in  der  Form  dem  Pferdezahn  gleich;  glasig,  an  der 
Spitze  mehlig  (14  mm  lang,  7  mm  breit,  3  mm  dick,  176  Früchte  =  10  gr). 

—  Halm  300  cm  hoch,  3  cm  dick,  Blattzahl  18,  Blätter  72  cm  lang, 
8.6  cm  breit,  Blattfläche  2229  qcm,  Halmfläche  900  qcm,  G-esammtfläche 
3129  qcm;  2  Kolben  pro  Halm. 

Diese  Sorte  wird  seit  einiger  Zeit  in  den  .Yereinigten  Staaten  kul- 
tiviert und  tritt  mit  dem  Pferdezahnmais,  von  dem  sie  nur  eine  andere 
Form  ist,  in  Rivalität.  Sie  unterscheidet  sich  von  dieser  Form  durch 
kleinere  und  schmälere  Kömer,  sowie  durch  grösseren  Blattreichtum, 
daher  sie  mehr  Grrünfutter  als  Zahnkom-Mais  liefert. 

Bezugsquelle:  Yilmorin,  Paris. 

Varietät:  Zea  Mais  alborabra  Ecke. 

.Sorte: 

Weisser  Pferdezahnmais  mit  rothen  Spelzen. 

Kolben:  cylindrisch,  18  cm  lang,  5  cm  dick,  12 — 16-reihig,  32—36 
Früchte  p.  Reihe;  Spindel  rot.  —  Frucht:  oben  weiss,  nach  unten  zu 
blass-rötlich,  Kunden  oval  (12  mm  lang,  6—8  mm  breit,  4  mm  dick, 
31.4  Früchte  =  10  gr). 

Original  in  der  Poppelsdorfer  Sammlung. 

Varietät:  Zea  Mais  xanthodon  AI. 

Sorten: 
Maiz  diente  de  Caballo  amarillo.  Chile. 

Syn.:  Orangegelber  Pferdezahnmais. 

Kolben:  fast  cylindrisch,  26  cm  lang,  4 — 5  cm  dick,  14— 16-reihig, 
Beihen  regelmässig,    mit  Ö5— 60  Früchten   in  der  Eeihe;    Spindel  weiss. 

—  Halm  bis  2  m  hoch.  —  Frucht:  orangefarben,  Spitze  etwas  breit, 
schmal,  lang,  Seiten  eingedrückt,  Kunden  ziemlich  tief  (12  mm  lang, 
7—9  mm  breit,  4 — 5  mm  dick,  26  Früchte  =  10  gr). 

Vaterland:  Süd- Amerika. 

Von  der  Hacienda  de  Colina,  Dept.  de  Santiago,  Chile,  durch  Herrn 
von  Gülich  (landw.  Museum  zu  Berlin)  erhalten. 

Kaiz  ehieo  l^*ero^  Cliile. 

Kolben:  konisch,  82-reihig,  regelmässig.  —  Frucht:  Original  schwe- 
felgelb und  durchsichtig,  Form  des  Pferdezahnmaises  mit  tiefen  Kunden, 
gross,   14  mm  lang,    8  mm  breit,    5  mm   dick    40  Früchte  =  10  gr.  — 


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Mai88orten.  783 

Halm  200  cm  lang,  3  cm  dick,  3  Sobösslinge,  Eispe  40  cm  lang,  weib* 
liehe  Blüte  grünlich-gelb;  Blattzahl  11,  Blätter  77  cm  lang,  9.9  cm 
breit,  Blattfläche  16  770.6  qcm,  Halmfläche  1800  qom,  Gresammtfläche 
18  570.6  qcm. 

Sehr  spätreif. 

Bezugsquelle:  Durch  von  Grülioh  aus  Hacienda  de  Colina,  Chile, 
1880. 

Malz  precoz^  Chile. 

, Kolben:  klein,  20-reihig.  —  Frucht:  Original  schwefelgelb,  undurch- 
sichtig. Form  des  Pferdezahnea,  1 1  mm  lang,  6 V2  ^^  breit,  4  mm  dick, 
62  Früchte  =  lOgr.  —  Halm:  165  cm  lang,  2.5  cm  dick,  1.5  Schöss- 
linge,  Eispe  25  cm  lang,  1  Kolben  pro  Halm,  weibliche  Blüte  grüngelb; 
Blattzahl  13,  Blätter  55  cm  lang,  6.6  cm  breit,  Blattfläche  9448  qcm, 
Halmfläche  1237.5  qcm,  G-esammtiläche  10  685.5  qcm. 

Spätreif. 

Bezugsquelle:  Durch  von  Oülich  aus  Hadlenda  de  Colina,  Chile, 
1880. 

Maiz  Llampo^  Chile. 

Kolben:  konisch,  24-reihig.  —  Frucht:  hellgelb.  Form  des  Pferde- 
zahnes, verhältnismässig  lang,  13  mm  lang,  6.5  mm  breit,  4  mm  dick, 
58  Früchte  =  10  gr.  —  Halm:  rotbraun,  250  cm  lang,  3  cm  dick,  Eispe 
45  cm  lang,  3  Schösslinge,  rotbraun;  Blattzahl  15,  Blätter  73  cm  lang, 
6.2  cm  breit,  Blattfläche  13  578  qcm,  Halmfläche  2250  qcm,  Gresammtfläche 
15  828  qcm. 

Sehr  spätreif. 

Bezugsquelle:  Durch  von  Gülich  aus  Hacienda  de  Colina,  Chile, 
1880. 

Varietät:  Zea  Mais  flayombra  Kcke. 

Sorten: 

PennsylTania  Dent. 

Syn.:  Clinton-Com. 

Franz.:  Mals  de  Pennsylvanie,  g^ant  de  Chine. 
Ital.:  Granturco  gigante. 
Portug.:  Milho  gigantil. 
Spanisch:  Maiz  americano  gigante,  Chile* 
Kolben :  in  der  Mitte  häufig  am  dibksten,  sich  nach  der  Spitze  stark 
verjüngend,    doch    endet  dieselbe  plötzlich;    15 — 21  cm    lang,    3.5 — 5  cm 
dick,  8 — 10— 12-reihig,    sehr  regelmässig,    dicht,    bis  50  Früchte  in  der 
Eeihe;    Spindel  blassrot.  —  Frucht:   fleischfarben  am  Zahn,    gelb  in  der 
Mitte,  hellgelb  an  der  Krone,  platt,    sehr  gross  (10  mm  lang,  5 — 10  mm 
breit,  2.5 — 4  mm  dick,  26  Früchte  =  10  gr).  —  Halm  2.5  m,  ausnahms- 
weise in  den  Südstaaten  der  Union  3 — 4  m  hoch. 

Nach  Salisbury^)  erschien  im  Staate  New-York  am  12/5.  gelegter 


1)  A.  a.  0.  1848  p.  882. 


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784  Besonderer  Teil. 

Mais  am  21/&.,  trat  am  28/7.  in  Blüte  und  reifte  nach  126  Tagen  am 
15/9.  Die  Halme  erreichten  in  der  Blüte  eine  Höhe  von  1.96  m,  in  der 
Reife  von  2.77  m,  hesassen  10  Blätter  nnd  1  Kolhen.  Der  Ertrag  stellte 
sich  p.  ha  auf  5376  kg  Früchte,  1968.96  kg  Spindeln,  4827.2  kg  Blätter 
und  Kolhenhüllen  nnd  24  858.2  kg  Stengel. 

Die  Analyse  der  Früchte  ergah  folgende  Zusammensetzung  in  Pro- 
oenten : 

Zacker  Dextrin 

Stärke    und  Extrakt    Holzfaser    Protein    Oel    und  Gummi     Wasser 
45.52  14.36  13.68         9.36      3.68         3.28  10.23 

Nach  Gasparin^)  liefern  100  Kolhen  22 — 25  kg  Korn,  von  dem 
1  hl  =  75  kg  wiegt,  und  heansprucht  dieser  Mais  eine  Wärmesumme 
von  4400®.  Er  reift  nicht  mehr  in  Frankreich,  wohl  aber  in  Piemont, 
Spanien,  Portugal,  in  den  Südstaaten  der  Union  und  in  Süd-Amerikä. 

Original    in    der  Sammlung  zu  Poppeisdorf,    und  von  der  Hacienda 
de  Colina,    Dept.  de  Santiago,  Chile,   durch  Herrn  von  G-Ülich   (landw. 
Museum  zu  Berlin)  erhalten. 
% 

Largo  yellow  Gonrd-seed^  wlth  red  eob. 

Kolben:  cylindrisch,  sehr  gross,  15 — 23  cm  lang,  6 — 7  cm  dick, 
22 — 26-reihig;  Frucht  mittelfest  sitzend,  nicht  selten  liefert  ein  Kolben 
bis  zu  500  gr  an  Früchten:  Spindel  tief-rot.  —  Halm  sehr  gross,  oft 
4.5  m  hoch.  —  Frucht:  rötlich-gelb  an  den  Seiten,  hellgelb  an  der  Krone, 
sehr  stark  gezahnt,  4-eckig,  gross  (11  mm  lang,  8 — 9  mm  breit,  4.5  mm 
dick). 

Diese  Sorte  ist  aus  einer  Kreuzung  2)  des  „Southern  Big  Yellow" 
mit  „White  Gourd-seed"  hervorgegangen. 

In  den  Südstaaten  der  Union  sehr  ertragreich,  doch  ist  seine  Vege- 
tationsperiode für  New- York  schon  zu  lang. 

Zuweilen  findet  sich  dieser  Mais  auch  in  Ober-Italien,  z.  B.  in  der 
Provinz  Verona  angebaut. 

Largo  Ohio  Deut  or  Gonrd-seed« 

Franz.:  Miüfs  jaune  de  TOhio. 

Kolben:  cylindrisch,  21 — 36  cm  lang,  5—6  cm  dick,  12-reihig; 
Spindel  hellrot.  —  Frucht:  tief-gelb  an  den  Seiten,  hellgelb  an  der  Krone, 
sehr  stark  gezahnt,  gross  (11— 13  mm  lang,  7— 10  mm  breit,  4  mm  dick). 

Gehört  mit  zu  den  grössten  aber  am  spätesten  reifenden  Maissorten 
der  Südweststaaten  der  Union. 

In  Ohio  wird  diese  Sorte  neben  dem  weissen  Pferdezahn  seines 
hohen  Ertrages  wegen  am  meisten  gebaut. 

Nach  Salisbury')  besitzen  die  Früchte  nachfolgende  Zusammen- 
setzung in  Procenten: 

Stärke    Zncker  und  Extrakt    Holzfaser    Protein    Oel    Dextrin    Wasser 
54.00  6.80  10.16         8.60     3.90     5.36        10.36 


1)  Cours  d'agric.  m  74a 

2)  Salisbary,  Transact.  of  the  N.  Y.  st.  V.  Vm  1848  p.  833. 

3)  A.  a.  0.  V.  VIII  pag.  883. 


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Maissorten.  785 

Yirglnia  Tellow-Dent. 

Kolben:  schwach  konisch,  15 — 26  cm  lang,  5  cm  dick^  16-reihig» 
etwas  nnregelmässig,  24—80  Früchte  p.  Eeihe;  Spelzen  rot.  —  Halm 
gelbgrün,  hoch.  —  Frncht:  gelblich-rot  an  den  Seiten,  tief  gelb  an  der 
Krone;  massig  gezahnt,  namentlich  sind  die  Früchte  an  der  Basis  nnd 
Spitze  kanm  gezahnt  (10  mm  lang,  5 — 8  mm  breit,  4  mm  dick,  47  Kömer 
=  10  gr). 

In  Poppebdorf  erfolgte  bei  einem  Pflanzranm  von  1500  qcm  die 
Anssaat  am  20/5.  78,  die  Pflänzchen  zeigten  sich  am  7/6.,  nnd  die  Blüte 
begann  am  5/9.  Jede  Pflanze  entwickelte  nur  einen  Halm,  eine  mann- 
liehe  Blüte  mit  goldgelben  Staubbeuteln,  nnd  eine  weibliche  Blüte  mit 
blassrosa  gefärbten  Griffeln,    doch  gelangte  sie  kanm  znm  Fruchtansatz. 

Halme  200  cm  (Max.  250  cm)  lang,  3  cm  dick,  Blattzahl  12,  Blätter 
64.4cm  lang,  7.2  cm  breit,  Blattfläche  11368.32  qcm,  Halmfläche  1800  qcm, 
Gesammtfläche  13  168.32  qcm.  Das  Frischgewicht  eines  Halmes  betrug 
930  gr. 

Nach  Salisbury^)  ist  sie  eine  der  nährstoffreichsten  Sorten  der 
Südstaaten  und  enthält  die  Frucht  in  Procenten: 

Stärke    Zucker  und  Extrakt     Holzfaser    Protein    Gel    Dextrin    Wasser 
41.54  15.40  12.70        11.62     5.20     6.64         7.26. 

Diese  Sorte  ist  nahe  mit  „Large  Ohio  Dent'*  verwandt. 

Varietät:  Zea  Mais  crocodon  Ecke. 

Sorte: 
SaflSranfarbener  Pferdezahmnais. 

Kolben:  cylindrisch,  gross,  17  cm  lang,  4  cm  dick,  12-reihig,  Beihen 
sehr  regelmässig,  weit  von  einander  entfernt,  locker,  35  Früc*hte  in  der 
Beihe;  Spindel  rot.  —  Frucht:  Einsenkung  in  der  Krone  (Kunde)  oval, 
gelb,  undurchsichtig,  sonst  saffranfarben,  sich  nach  der  Basis  zu  ver- 
sclimälemd  (10  mm  lang,  6 — 8  mm  breit,  3V2  ^^  ^^^^1  39.3  Früchte 
=  10  gr). 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 

Varietät:  Zea  Mais  crococeras  Koke. 

Sorte: 

Salfranfarbener^  spitziger  Pferdezahmnais. 

Kolben:  gross,  cylindrisch,  20 — 25  cm  lang,  5— 5V2  cm  breit,  16- 
reihig,  Eeihen  regelmässig,  locker,  37 — 40  Früchte  in  der  Beihe.  — 
Spindel  rot.  —  Frucht:  saffranfarben  mit  auffallend  langem  Zahn,  platt 
(12  mm  lang,  6—8  mm  breit,  4  mm  dick,  39.6  Früchte  =  10  gr). 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 


1)  Transact.  of  the  N.  Y.  st.  Vol.  VIII  1848  p.  838. 
Koernioke  u.  Werner,  Handb.  d.  aetreidebau'f  II,  ^0 


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786  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Zea  Mais  pyrodon  AI. 

Sorten: 
Malz  morado  comun^  Chile. 

Kolben:  stark  koniscli,  18  cm  lang,  4  cm  breit,  18— 20-reihig,  50 
Früchte  in  der  Reihe.  —  Frucht:  Original  dnnkelrot,  länglich,  sich  ver- 
jüngend. Form  des  Zahnkommaises,  Kunden  schwach,  12  mm  lang,  9  mm 
breit,  4.5  mm  dick,  60  Früchte  =  10  gr.  —  Halm:  270  cm  lang,  8.2  cm 
dixsk,  3.3  Schösslinge,  2  Kolben,  Eispe  40  cm  lang;  Blattzahl  14,  Blätter 
67.5  cm  lang,  9.6  cm  breit,  Blattfläche  18  144  qcm,  Halmfläche  2592  qcm, 
Gesammtfläche  20  736  qcm. 

Spätreif. 

Bezugsquelle:    Durch  von  G-ülich  aus  Hacienda  de  Colina,    Chile, 


1880. 


Bed-Dent 


Franz.:  Mais  rouge  dent  de  cheval. 

Deutsch:  Roter  Pferdezahnmais. 

Kolben:  gross,  cylindrisch,  17 — 20cm  lang,  4 — 4.5  cm  dick,  14- 
reihig,  Reihen  regelmässig,  locker,  40  Früchte  in  der  Reihe;  Spindel  rot. 
—  Frucht:  braunrot,  Kunden  sehr  tief,  läoglich,  abgeplattet  (10  mm  lang, 
7 — 10  mm  breit,  5  mm  dick,  28.2  Kömer  =  10  gr).  —  Halm  sehr  hocL 

Spätreife  Sorte,  die  sich  ausser  in  den  Südstaaten  der  Union  nur 
in  Süd-Europa  kultivieren  lässt. 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 

Varietät:  Zea  Mais  striatidens  Kcke. 

Sorte: 

Gestreifter  Hais  ans  Indiana. 

Kolben:  fast  cylindrisch,  18— 20  cm  lang,  5  cm  dick,  12— 15-reihig, 
Reihen  etwas  unregelmässig,  30  Früchte  in  der  Reihe;  Spindel  rötlich- 
weiss.  —  Frucht:  auf  weissem  Grunde  rotbraune  Streifen,  Kunden  rund 
und  tief,  Zahn  schwach  (8  mm  lang,  8  mm  breit,  4  mm  dick,  46.3  Früchte 
=  10  gr.) 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 

Varietät:  Zea  Mais  rabrostriata  Kcke. 
Sorte: 

Gallischer  Hais. 

• 

Kolben:  einem  Pinienzapfen  gleichend,  14— 16  cm  lang,  5—6.5  cm 
dick,  14-reihig,  Reihen  sehr  regelmässig,  30  Früchte  in  der  Reihe;  Spin- 
del weiss.   —    Frucht:    auf  mehr  oder  weniger  sattgelbem  Grunde,    der 


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Maissorten.  787 

Länge  nach  dnnkelrote  Streifen,  Einsenknng  in  der  Krone  (Ennde)  wenig 
sichtbar,  Zahn  kräftig,  abgeplattet,  gross,  lang  (15  mm  lang,  5 — 10  mm 
breit,  4  mm  dick,  83.6  Früchte  =  10  gr). 

Original  in  der  Sammlong  zu  Poppeisdorf. 

Varietät:  Zea  Mais  rubrovelata  Kcke. 

Sorte: 

Malz  tieni0  eol«rado>  Chile. 

Kolben:  24 — 80-reihig^  Beihen  nnregelmässig,  Spelzen  rot,  Httll- 
blätter  rotbrann.  —  Fmcht:  Original  blassgelb  mit  dankelroten  Streifen, 
Form  des  Pferdezahnes,  12  mm  lang,  8  mm  breit,  4  mm  dick,  52  Körner 
=  10  gr.  —  Halm:  rotbrann,  200  cm  lang,  8.3  cm  dick,  4  Schösslinge, 
3  Kolben;  Blattzahl  11,  Blätter  62.5  cm  lang,  9.6  cm  breit,  Blattfläche 
13  200  qcm,  Halmfläche  1980  qcm,  Gesammtfläche  15  180  qcm. 

Spätreif.     In  Poppeisdorf  Frncht  milchig,  also  nicht  gereift. 

Bezugsquelle:  Durch  .von  GtLlich  aus  Hacienda  de  Colina,  Chile, 
1880. 


Gruppe  lY.    Hicrosperma  Ecke.    Eleinkoniiger  Hais. 

Varietät:  Zea  Mais  oryzoides  Kcke. 
Sorte: 

Biee  Pop-Corn. 

Kolben:  konisch,  Beihen  in  sehr  verschieden  grosser  Zahl,  an  der 
Basis  oft  bis  20  vorhanden,  doch  nnregelmässig,  Früchte  ans  den  Beihen 
hervortretend,  5 — 10 — 18  cm  lang,  2 — 3  cm  dick;  Spindel  weiss.  — 
Fmcht:  weiss,  sich  nach  der  Basis  verjüngend,  Krone  elliptisch,  sehr  zart, 
klein  (7  mm  lang,  4  mm  breit,  8  mm  dick,  115.2  Früchte  =  10  gr), 
f einschalig.  —  Halm  bis  150  cm  hoch,  buschig,  3—4  Halme  p.  Pflanze. 
Stengel  und  Blattscheiden  zeigen  rote  Färbung,  feinhalmig,  bis  1.3  cm  dick. 

Sehr  spätreif,  in  Poppeisdorf  war  die  Frucht  Mitte  Oktober  noch 
sehr  weich  und  wenig  entwickelt. 

Die  Frucht  ist  reich  an  Oel  und  Proteüi,  jedoch  arm  an  Stärke, 
was  auch  die  unten  stehende  Analyse  von  Salisbury^)  beweist,  nach 
dieser  besitzt  die  Frucht  in  Procenten: 

Zucker  Dextrin 

Starke    und  Extrakt    Holzfaser    Protein    Oel    und  Gummi    Wasser 

37.72         12.40  12.40        14.72    4.82        4.64  12.22 


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788  Besonderer  Teil. 

Das  Mehl  soll  sehr  trocken  sein,  und  Iftsst  sich  allein  nicht  zu 
Brot  verwenden,  doch  eignen  sich  die  Kömer,  ihrer  Grösse  und  Zusam- 
mensetzung nach,  als  Geflügelfatter  ganz  vorzüglich.    Wenig  ergiebig. 

Heimat:  Pennsylvanien. 


Varietät:  Zea  Mais  leucomis  AI. 

Sorten: 

Mais  moracko  perla,  Chile. 

Kolben:  konisch;  20-reihig,    Reihen  regelmässig,    mit  88  Früchten; 

16  cm  lang,  8.5  cm  dick.  — .Fracht:  weiss,  transparent,  Krone  rundlich, 
sich  verjüngend,  Seiten  zusammengedrückt,  10  mm  lang,  7  mm  breit,  4  mm 
dicky  55  Früchte  =  10  gr.  —  Halm:  280  cm  lang,  8  cm  dick,  4  Schöss- 
linge,  Eispe  40  cm  lang,  1.5  Kolben  pro  Halm ;  Blattzahl  12,  Blätter 
71  cm  lang,  7  cm  breit,  Blattflächo  11  928  qom,  Halmfläche  2070  qcm, 
Gesammtfläche  18  998  qcm. 

Spätreif. 

Bezugsquelle:  Durch  von  Gülich  aus  Hacienda  de  Colina,  Chile, 
1880. 

Maiz  enragaa  blanea. 

Kolben:  konisch,  18-reihig,  klein  (17  cm  lang,  8  cm  breit),  Beihen 
regelmässig,  45  Früchte  pro  Eeihe.  —  Frucht:  gelblich- weiss,  transparent, 
klein,  länglich,  Krone  4-eckig,  sich  nach  der  Basis  verjüngend,  91  Kömer 
=  10  gr.  —  Halm:  8.5  Sohösslinge,  220  cm  lang,  8  cm  dick,  Bispe 
45  cm  lang,    Blattzahl  14,   Blätter  74  cm  lang,    8.5  cm  breit,   Blattfläche 

17  612  qcm,  Halmfläche  ^980  qcm,  Gesammtfläche  19  592  qcm. 

Die  Aufstellung  der  Art  „Zea  Curagua"  durch  Molina  gründet 
sich  vornehmlich  auf  die  etwas  gezahnten  Blattränder  (Culmo  humili,  foliis 
serratis,  Molina).  Die  Blätter  der  aus  Originalfrüchten  gezogenen  Pflanzen 
zeigten  sich  in  Poppeisdorf  nicht  stärker  gezahnt  als  die  anderer  Maissorten. 
Auch  Bürger^)  weist  die  von  Molina  gebildete  Species,  wie  er  solche 
in  seinem  „Versuch  einer  Naturgeschichte  von  Chili,  aus  dem  Ital.  über- 
setzt von  Brandis  1786''  aufstellt,  ebenfalls  zurück,  zumal  die  Beschrei- 
bung sehr  kurz  und  hingeworfen  und  überdies  nicht  ganz  gleichstimmig 
ist,  einmal  spricht  er  von  „Curagua,  foliis  serratis^'  und  später  von  „foliis 
denticulatis''.    Bonafous  Hess  dagegen  diese  Species  bestehen. 

Die  Bezeichnung  Maiz  curagua  der  Chilenen  bedeutet,  von  der  Härte 
der  Eömer  hergeleitet  „Steinmais^  Derselbe  liefert  ein  vorzügliches 
Mehl. 

Seine  Yegetationszeit  umfasst  in  Chile  5  Monate.  Ausser  dieser 
Sorte  gibt  es  in  Süd-Amerika  noch  zahlreiche,  hauptsächlich  nur  anders 
gefärbte  Sorten,  die  zum  Teil  bei  den  betreffenden  Varietäten  beschrie- 
ben sind. 

Bezugsquelle:   Durch  von  Gülich   aus  Hacienda  de  Colina,  Chile. 


1)  Natorgeeck,  Kalt.  u.  Benutz,  d.  Mais  1809  pg.  21. 

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Maissorten.  789 


New-Joint  Parehing« 

Syn.:  Amerika n.:  Pop  or  Parclnng-oom. 
Deutsch:  Pnffkom  oder  Böstmais. 

Kolben:  schwach  konisch,  15  cm  lang,  3V2  c°^  ^ick,  18-reihig, 
Eeihen  nicht  ganz  regelmässig,  43  Früchte  in  der  Beihe.  —  Fracht: 
weiss,  transparent,  keilförmig,  abgeplattet,  klein  (7  mm  lang,  3 — 5  mm 
breit,  3.5  mm  dick).  —  Halm  bnschig,  feinhalmig,  bis  180  cm  hoch, 
8 — 10  Kolben  an  einem  Halm. 

In  Poppeisdorf  am  20/5.  ausgelegt,  Pflanzraum  1500  qcm,  trat  die 
Blüte  erst  am  30/8.  ein,  mithin  diese  Sorte  sehr  spätreif  ist  und  hier 
jiicht  mehr  reift. 

Die  Zahl  der  männlichen  Blüten  (Staubbeutel  hellrot),  betrug  1  p. 
Halm,  die  der  weiblichen  (Grriffel  hellrot  oder  rot),  1.7.  Halme  160  cm 
(Max.  180  cm)  lang,  2.5  cm  dick,  Blattzahl  10,  Blätter  66.8  cm  lang, 
6  cm  breit,  Blattfläche  8016  qcm,  Halmfläche  1200  qcm,  Gesammtfläcbe 
9216  qcm. 

Das  Frischgewicht  eines  Halmes  stellte  sich  auf  420 — 500  gr. 

Diese  Sorte,  da  das  Korn  weich,  zart  und  von  ausgezeichnetem 
Geschmack  ist,  eignet  sich  vorzüglich  zum  Boston,  doch  wird  es  auch 
vielfach  zum  Futtern  des  Federviehs  benutzt.    Sie  ist  sehr  ergiebig.    » 

Heimat;  New-York  State. 

Original  in  der  Poppelsdorfer-Sammlung. 


Varietät:  Zea  Mais  gracillima  Kcke. 
Sorte: 

Zea  graeilllma  ans  Nord-Amerika. 

Syn.:  Spanisch:  Blat  de  moro. 

Kolben:  klein,  fast  cylindrisch,  9 — 14  cm  lang,  2.5  cm  dick,  16- 
reihig,  Beihen  regelmässig,  30 — 46  Früchte  in  einer  Beihe.  —  Frucht: 
blassgelb,  transparent,  meiisselförmig,  platt,  sehr  klein  (6  mm  lang,  2.5 — 
4  mm  breit,  2.5  mm  dick,  194  Früchte  =  10  gr).  Halm  niedrig,  nur 
70 — 90  cm  hoch,  doch  einen  umfangreichen  Busch  bildend. 

Diese  Sorte  ist  sehr  spätreif  und  entwickelte  sich  in  Poppeisdorf 
nicht  einmal  bis  zur  Blüte,  doch  ist  sie  vielleicht  zur  Grünfuttemutzung, 
da  ihr  Anbau  wenig  Saatgut  erfordert,  die  Halme  blattreioh  und  fein 
sind,  und  das  Futter  noch  spät  weich  bleibt,  geeignet. 

Halm  170  cm  lang,  2.5  cm  dick,  Blattzahl  24,  Blätter  70  cm  lang, 
7.7  cm  breit,  Blattfläche  25  872  qcm,  Halmfläche  1275  qcm,  Qesammt- 
fläche  27  147  qcm.    Anzahl  der  Schösslinge  5. 

Original  in  der  Poppelsdorfer-Sammlung  und  „Blat  de  moro'*  durch 
Ant.  Cipr.  Costa,  aus  der  Granja  de  Barcelona  1881  erhalten. 


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790  Besonderer  Teü. 

Varietät:  Zea  Mais  xanthomis  Kcke. 
Sorten: 

Malz  cnragna,  Chile. 

Syn.:  Zea  Gnragua  Molina^). 
Mais  Cnrahna^). 
Franz.:  Mais  de  pierre. 
Ital.:  Grranotnrco  di  pietra. 
Deutsch:  Enragna-  oder  Steinmais. 
Kolben:  konisch,  15  cm  lang,  4  om  breit,  12-reihig  mit  35  Früchten 
pro  Beihe.  —  Frucht:  sattgelb,  Krone  fast  4-eckig,  sich  nach  der  Spitze 
verjüngend,    länglich,   klein  (10  mm  lang,    5  mm  breit,    4  mm    dick,   89 
Früchte  =  10  gr).    —  Halm:    160  cm  lang,    2.5  cm  dick,    Blattzahl  12, 
Bispe   30  cm   lang,   Narben   rosa,    2  Kolben,    Anfang    August   blühend; 
Blätter  58.3  cm  lang,  7.8  cm  breit,  Blattfläche  10  913.8  qcm,    Hahnfläche 
1200  qcm,  Oesammtfläche  12  113.8  qcm. 
In  Poppeisdorf  nicht  reif  geworden. 

Bezugsquelle:  Durch  Ministerresident  von  G-Ülich  1880  erhalten, 
welcher  diese  Sorte  an  das  landw.  Museum  in  Berlin  von  der  Hacienda 
de  la  Einconada,  Dept.  del  Parral,  Chile,  einsandte. 

Malz  enragna  alpiste,  Chile. 

Kolben:  konisch,  16-reihig.  —  Frucht:  Original  schwach  rötlich- 
gelb, transparent,  Krone  4-eckig,  sieh  meisselförmig  verjüngend,  klein 
(8.5  mm  lang,  3.5  mm  breit  und  dick,  138  Früchte  =  10  gr).  —  Halm: 
6  Schösslinge,  200  cm  lang,  2.5  cm  dick,  fiispe  30  cm  lang,  Mitte  Sep- 
tember blühend,  2  Kolben,  Narben  gelblich-grün,  Blattzahl  11,  Blätter 
62  cm  lang,  8.2  cm  breit,  Blattfläche  11  184.8  qcm,  Halmfläche  1500  qcm, 
G-esammtfläche  12  684.8  qcm. 

Sehr  spätreif,  in  Poppeisdorf  Korn  kaum  angesetzt. 

Bezugsquelle:  Durch  v.  G-ülich  aus  der  Hacienda  de  Colina,  Dept 
de  Santiago,  1880,  Chile. 

Mais  enragna  amarillo  eommi« 

Kolben:  schwach  konisch,  22  cm  lang,  4.5  cm  dick,  16 — 18 — 22-reihigy 
mit  45  Früchten  in  der  Eeilie.  —  Frucht:  Original  orangegelb,  wenig 
transparent,  Krone  4-eckig,  sich  meisselförmig  verjüngend,  klein  (10  mm 
lang,  6  mm  breit,  3  mm  dick,  85  Früchte  =  10  gr).  —  Halm:  4  Sohöss- 
linge,  200  cm  lang,  2.5  cm  dick,  Blattzahl  14,  Eispe  35  cm  lang,  Anfang 
August  blühend,  3  Kolben;  Blätter  60  cm  lang,  7.9  cm  breit,  Blattfläche 
13  272  qcm,  Halmfläche  1500  qcm,  Gresammtfläche  14  772  qcm. 

Ziemlich  frühreif,  meist  nahezu  ausgereift. 

Bezugsquelle:  Durch  v.  G-ülich  aus  der  Hacienda  de  Colina,  Dept 
de  Santiago  1880,  Chile. 


1)  Molina,  Chili  ed.  germ.  pg.  107. 

2)  BonafouB,  Eist  nat  Agric.  et  6con.  du  Mais. 


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Haitsorten.  791 

Mais  cnragiia  de  Aconeagaft,  CUlOr 

Kolben :  konisch,  14-reiliig,  Eeihen  unregelmässig,  15  cm  lang,  3  cm 
dick,  86  Früchte  in  der  Reihe.  —  Pmcht:  Original  schwefelgelb,  Krone 
4-eokig,  sich  nach  der  Basis  meisselförmig  verjüngend,  transparent,  klein 
(10  mm  lang,  5  mm  breit,  4  mm  dick,  90  Früchte  =  10  gr).  —  Halm: 
4  Schösslinge,  200  cm  lang,  3  cm  dick,  Blattzahl  13,  Eispe  30  cm  lang, 
2  Kolben;  Blätter  58  cm  lang,  8  cm  breit,  Blattfläche  12  064qcm,  Halm- 
fläche 1800  qcm,  Gesammtfläche  13  864  qcm. 

Nur  unvollkommen  ausgereift. 

Bezugsquelle:  Durch  von  Gülich  aus  Haoienda  de  Colina,  Dept. 
de  Santiago,  Chile. 

Hais^  Ponte  da  Sir^  Portugal. 

Kolben:  schwach  konisch,  18  cm  lang,  4.5  cm  breit,  18-reihig, 
ziemlich  regelmässig,  30  Früchte  in  der  Reihe.  —  Frucht:  schön  gelb, 
glasig,  Krone  gerundet,  sich  verjüngend,  Seiten  platt,  Keim  eingedrückt, 
mittelgross,  8  mm  lang,  8  mm  breit,  4  mm  dick,  55  Früchte  =  10  gr. 
—  Halm:  145  cm  lang,  2  cm  dick,  1.3  Schösslinge,  2  reife  Kolben, 
weibliche  Blüte  grünlich-gelb,  Eispe  30  cm  lang,  Blattzahl  11,  Blätter 
53  cm  lang,  7.5  cm  breit,  Blattfläche  8745  qcm,  Halmfläche  870  qcm, 
G-esammtfläche  9615  qcm. 

Frühreif,  in  Poppeisdorf  ziemlich  gut  im  September  ausreifend. 

Bezugsquelle:  Prof.  Jul.  Henriques,  Coimbra,  Portugal. 

Chieken-Coniy  Amerika* 

Syn.:  Deutsch:  Hühnermais. 

Engl.:  Poultry-Maize,  Little  yellow  Pop-com. 
Franz.:  Mais  k  poulet,  Mais  nain. 
Ital.:  Ghranoturco  nano. 

Kolben:  fast  cylindrisch,  dünn,  abgerundet,  klein,  oft  nur  8  cm 
(Max.  12  cm)  lang,  8— 16-reihig,  doch  meist  10-reihig,  Eeihen  regel- 
mässig, dicht,  mit  20  fest  sitzenden  Früchten  in  der  Eeihe.  —  Frucht: 
hellgelb,  rundlich,  glasig,  klein  (7  mm  lang,  7  mm  breit,  5  mm  dick, 
83.3  Früchte  =  10  gr,  1  hl  =  75  kg). 

In  den  Jahren  1875/78  von  Kreusler  und  mir  durchgeführte 
Kulturen  ergaben  im  Durchschnitt  nachfolgende  Eesultate: 

Pflanzenraum  1000  qcm,  Aussaat  Mitte  Mai,  Blüte  Ende  Juli,  männ- 
liche Blüte  1  p.  Pflanze  (Staubbeutel  grün),  weibliche  Blüte  2.7  (Griffel 
rot).  Bestockungstriebe  p.  Pflanze  1.4,  Halm  108  cm  (Max.  160  cm) 
lang,  2.2  cm  dick,  Blattzahl  15,  Blätter  34.5  cm  lang,  4.4  cm  breit,  Blatt- 
fläohe  4554  qcm,  Halmfläche  712.8  qcm,  Gesammtfläche  5266.8  qcm.  Die 
Eeife  erfolgte  in  120  Tagen  und  lieferten  100  Halme  9.600  kg  Kolben 
ohne  Kolbenhüllen,  1.900  kg  Kolbenhüllen,  7.525  kg  Früchte,  2.075  kg 
Spindeln,  und  8.000  kg  Stroh. 

Der  Komertrag  stellte  sich  auf  5897.32  kg  p.  ha. 

Es  ist  dies  eine  kleine,  sehr  zeitige,  doch  auch  wenig  ergiebige 
Sorte,  die  noch  auf  Mittelboden  gut  gedeiht,  sich  für  Mittel-Deutschland 
noch  recht  gut  eignet,  und  als  Hühnerfutter  geschätzt  ist 

In  ItcJien  reift  dieser  Mais  in  2—3  Monaten. 


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792  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Zea  Mais  haematomis  AI. 
Sorten: 

Mais  eoragua  Argentina. 

Kolben:  konisoli,  18-reihig.  —  Fracht:  hellrot,  transparent,  Krone 
4-eckig,  sich  nach  der  Basis  verjüngend,  klein,  110  Kömer  =  10  gr.  — 
Halm:  300  cm  lang,  4  cm  dick,  5  Sohösslinge,  Eispe  40  cm  lang,  2  Kol- 
ben, Blattzahl  15;  Blätter  86  cm  lang,  9  cm  breit,  Blattfläche  23  220  qcm, 
Halmfläche  3600  qcm,  Gesammtfläche  26  820  qcm. 

Sehr  spätreif,  in  Poppeisdorf  nnreif. 

Bezugsquelle:   Durch  von  Gülich  aus  Hadenda  de  Colina,   Chile. 

The  large  12—14-  and  16-rowed  Hematite. 

Syn. :  Blood-red. 

Kolben:  cylindrisch,  18— SO  cm  lang,  12 — 14- und  16-reihig,  Beihen 
locker;  Spindel  rot.  —  Frucht:  dunkelrot,  eckig  (9  mm  lang,  4.9 — 9  mm 
breit,  5  mm  dick). 

Dankelroter  Hflhnermais. 

Kolben:  konisch,  klein,  11  cm  lang,  3  cm  breit,  14-reihig>  Beihen 
ziemlich  regelmässig,  32  Früchte  in  der  Eeihe;  Spindel  rot  —  Frucht: 
dunkelrot,  platt,  spitz  zulaufend,  klein  (6  mm  lang,  3Va— ^  t^^  ^^^t, 
2Vainm  dick). 

Original  in  der  Poppebdorfer  Sammlung. 

Varietät:  Zea  Mais  melanomis  Kcke. 

Sorte: 
Botsekwarzer  Hfllinermais. 

Kolben:  wenig  cylindrisch,  10  cm  lang,  2^«  co^  breit,  14-reihig, 
mit  30  Früchten  in  der  Beihe,  Beihen  regelmässig;  Spindel  hellrot  — 
Frucht:  rotschwarz,  rundlich,  sehr  klein  (5  mm  lang,  5  mm  breit,  3Vsiam 
dick). 

Original  in  der  Poppelsdorfer  Sammlung. 

Varietät:  Zea  Mais  rosea  Kcke. 
Sorten: 

Rosafarbener  Hais  ans  Siebenbtrgen. 

Kolben:  stark  konisch,  klein,  10  cm  lang,  3Vs  cm  breit,  14 — 16- 
reihig,   Beihen  unregelmässig,    20 — 25  Früchte  in   einer  Beihe;    Spindel 


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UaisBorten.  798 

weiss.   —   Fracht:  rosa,  knglig,   klein   (7  mm  lang,  6  mm  breit,   5  mm 
dick,  92.3  Frttclite  «  10  gr.). 

Original  in  der  Poppelsdorfer  Sammlnng. 

Mals  rosado»  Chile. 

Kolben:  fast  cylindrisoh,  18  cm  lang,  3.5  cm  dick,  10— 14-reitug, 
38  Frücbte  in  der  Reihe.  —  Fmcht:  Original  rosa,  halb  transparent, 
znsammengedrüokt,  10  mm  lang,  8  mm  breit,  4  mm  dick,  45  Früchte  = 
10  gr.  —  Halm:  rotbrann,  240  cm  lang,  3  cm  dick,  5  Schösslinge,  Bispe 
36  cm  lang,  2  Kolben  pro  Halm;  Blattzahl  14,  Blätter  73  cm  lang,  9  cm 
breit,  Blattfläche  18  896  qcm,  Halmfl&che  2160  qcm,  Gesammtfläche 
20  566  qcm. 

Spätreif. 

Bezugsquelle:  Durch  y.  G-ülich  aus  Hacienda  de  Colina,  Chile,  1880. 

Varietät:  Zea  Mais  glaucomis  AI. 

Sorte: 

Blaver  Ufikneniiala. 

Kolben:  stark  konisch,  11—13  cm  lang,  2Y2  cm  dick,  16-reihig, 
Eeihen  ziemlich  regelmässig,  Früchte  dicht  und  30 — 35  in  der  Beihe; 
Spindel  weiss.  —  Frucht:  blau,  spitzlich,  sehr  klein  (6  mm  lang,  4  mm 
breit,  3  mm  dick),  168.5  Früchte  =s  10  gr. 

Original  in  der  Poppelsdorfer  Sammlung. 


Cfrnppe  Y.     Vulgaris  Ecke.    Gemeiner  Mais. 

Varietät:  Zea  Mais  alba  AI. 
Sorten: 

Weisser  OberlEnder-Hais  ans  Baden« 

Kolben:  konisch,  20  cm  lang,  5  cm  dick,  8-reihig,  Eeihen  regel- 
mässig, 34  Früchte  in  der  Beihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  weiss,  glän- 
zend, Erone  konvex  (10  mm  lang,  10  mm  breit,  6  mm  dick). 

Die  Kultur  dieses  Maises  ergab  in  Poppeisdorf  nachstehende  Se- 
sultate: 

Pflanzenraum  1250  qcm,  Aussaat  20/5.,  Blttte  20/7.,  männliche 
Blttte  1  p.  Pflanze  (Staubbeutel  rostrot),   weibliche  Blttte  2.85  p.  Pflanze 


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794  Besonderer  Teil. 

(GhrifiPel  gelb-grün).  Scliösslinge  p.  Pflanze  1.25,  Halme  130  cm  (Max« 
180  cm)  lang,  2  cm  dick,  BlattzaLl  10,  Blätter  45  cm  lang,  6  cm  breit, 
Blattfläche  5400  qcm,  Halmfläche  780  qcm,  Gesammtfläche  6180  qom. 

Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  1.6,  Eeifezeit  15/9.,  mithin  Dauer  der 
Vegetationsperiode  118  Tage. 

Bas  Frischgewicht  der  Halme  betrug  in  der  Blüte  350  gr. 

Nach  Er eu 8 1er  betrug  das  Trockengewicht  bei  der  Keife  am 
15.  September: 

der  Blätter        10  785  gr, 
„    Stengel        32  116    „ 
„    Kömer        43  352    „ 

Diese  im  hohen  Grade  beachtenswerte  Sorte  wird  in  Poppeisdorf 
wohl  in  jedem  Jahre  reif. 

Nach  einer  Analyse  des  Laboratoriums  zu  Karlsruhe  ^)  enthielt  das 
Korn  nachfolgende  Bestandteile: 

Sonstige 
Stärke    Zucker    Holzfaser    Protein    stickstofffreie  Stoffe    Oel     Asche    Wasser 
67.00      Spur        5.94        6.82  3.57  5.60     2.91        9.16 

Demnach  ist  dieser  Mais  sehr  reich  an  Stärkemehl  und  Oel,  doch 
arm  an  Protei'nstoffen. 

Hais  ans  dem  Obeivlnnthale. 

Kolben:  stark  konisch,  18 — 22  cm  lang,  5—5.5  cm  dick,  8 — 12*reihig, 
etwas  unregelmässig,  42  Früchte  in  der  Reihe ;  Spindel  weiss.  —  Frucht: 
weiss,  mit  perlmutterartigem  Glanz,  abgeplattet,  Krone  halbkreisförmig, 
gross  (10  mm  lang,  10  mm  breit,  4  mm  dick,  23.4  Früchte  =10  gr). 

Original  in  der  Poppelsdorfer  Sammlung. 

Weisser  grobkörniger  Mureeker^l[ais. 

Kolben:  konisch,  18 — 20  cm  lang,  6  cm  dick,  12 — 16 -reihig, 
Beihen  ziemlich  regelmässig,  mit  30  dicht  stehenden  Früchten.  —  Frucht: 
gelblichweiss,  hornig,  trapezoYdisch,  platt,  gross  (10  mm  lang,  11  mm 
breit,  5V2  mm  dick,  24.6  Früchte  =  10  gr,  1  hl  =  75  kg). 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  ergab  1878  folgende  Eesultate: 

Pffanzenraum  1250  qcm,  Aussaat  20/5.,  Blütezeit  9/8.,  männliche 
Blüte  1  p.  Pflanze  (Staubbeutel  hellgelb),  weibliche  Blüte  1.85  p.  Pflanze 
(Ghriffel  hellrot  oder  grünlichgelb);  Triebe  p.  Pflanze  1.07,  Halm  125  cm 
(Max.  175  cm)  lang,  2  cm  dick,  Blattzahl  10,  Blätter  51  cm  lang,  5  cm 
breit,  Blattfläche  5100  qcm,  Halmfläche  750  qcm,  Gesammtfläche  5850  qcm. 

Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  p.  Pflanze  1.4,  Eeifezeit  4/10.,  mithin 
beträgt  die  Dauer  der  Vegetationsperiode  137  Tage. 

Das  Frischgewicht  eines  mittleren  Halmes  betrug  zur  Blütezeit 
290  gr  (Max.  490  gr).  Der  Ertrag  von  100  Halmen  belief  sich  auf 
17.000  kg  Kolben,  10.810  kg  Kömer,  6.190  kg  Spindeln,  3.600  kg  Hüllen, 
12.900  kg  Stroh. 

Diese  aus  dem  unteren  Murthal  in  Steiermark  stammende  Sorte  ist 
wahrscheinlich  dieselbe,   welche  Bürger^)    durch  Kreuzung  einer  einhei- 


1)  Fühling.  Landw.  Zeit.  1872.  76. 

2)  Burger,  Mais  1809,  pg.  60, 


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MaisBorten.  795 

miBchen  Sorte  mit  dem  weissen  Cinqnantino  1804  erzielte,  und  die  jetzt 
neben  dem  gelben  Mnrecker-MaiB  fast   ansscbliesslich  dort   gebaut  wird. 

In  Poppeisdorf  dürfte  er  wohl  meist  zur  vollen  Ausreife  ge- 
langen. 

Von  Professor  Wilhelm  1878  aus  Graz  erhalten. 

White  King  Philip. 

Syn.:  Amerika n.:  Smith  early  White-com. 
Franz.:  Malte  Eing*Philip  blanc. 
Deutsch:  Weisser  König-Philip. 
Verbesserte  Form:  Improved  King-Philip. 

Kolben:  konisch,  20  cm  lang,  4 — 4V«  cm  dick,  8 — 10-reihig,  Rei- 
hen regelmässig,  locker,  35  Früchte  in  der  Eeihe;  Spindel  weiss.  — 
Frucht:  weiss,  perlmutterfarben,  Krone  konvex,  abgeplattet  (8  mm  lang, 
11  mm  breit,  6  mm  dick,  33  Früchte  ==  10  gr,  1  hl  =  73  kg).  —  Halm 
150—200  cm  hoch. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  ergab  1878  folgende  Eesultate: 

Pflanzenraum  1250  qcm,  Aussaat  20/5.,  Blüte  12/8.,  männliche  Blüte 
1.5  p.  Pflanze  (Staubbeutel  dunkelrot),  weibliche  Blüte  2.3  p.  Pflanze 
(Griffel  hellgrün  oder  blassrot),  Schösslinge  p.  Pflanze  1.42,  Halme  120  cm 
(Max.  170  cm)  lang,  2  cm  dick,  Blattzahl  11,  Blätter  44  cm  (Max.  56.5  cm) 
lang,  3.8  cm  (Max.  5.5  cm)  breit,  Blattflfiche  3678.4  qcm^  Halmfläche 
720  qcm,  Gesammtfläche  4398.4  qcm. 

Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  1.35  p.  Pflanze,  Eeifezeit  4/10.,  mithin 
Dauer  der  Vegetationsperiode  137  Tage. 

Es  lieferten  100  Halme  20.250  kg  Kolben,  darin  13.020  kg  Körner, 
7.230  kg  Spindeln,  und  2.250  kg  Kolbenhüllen,  22.500  kg  Stroh. 

Das  Frischgewicht  der  Halme  betrug  in  der  Blütezeit  im  Mittel 
200  gr  (Max.  465  gr). 

Dieser  Mais  ist  ertragreich,  liefert  viel  Futter  und  lässt  sich  noch 
im  mittleren  Deutschland  und  nördlichen  Frankreich  anbauen,  auch  wird 
diese  neue  Sorte  besonders  stark  in  Canada  kultiviert. 

Die  verbesserte  Form  unterschied  sich  in  nichts  von  der  gewöhnlichen. 

Grantiireo  maggengo  bianco  o  Grantnreo  bianeo  di  Padoya« 

Syn.:  Deutsch:  Paduaner  oder  gewöhnlicher  weisser  Mais. 
Franz.:  Blanc  de  Padoue. 

Kolben:  konisch,  20  cm  lang,  4—5  cm  dick,  8 — 10 — 14-reihig, 
ziemlich  regelmässig,  locker,  35  Früchte  in  der  Beihe ;  Spindel  weiss.  — 
Frucht:  gelblich- weiss,  rundlich,  gross  (8  mm  lang,  8  mm  breit,  5V8  inii^ 
dick,  28  Früchte  =  10  gr,  1  hl  =  72.5  kg). 

In  Poppeisdorf  ergab  1878  ein  von  dem  Verfasser  durchgeführter 
Kulturversuch  nachstehendes  Eesultat: 

Pflanzenraum  1250  qcm,  Aussaat  20/5.,  Blüte  9/8.,  männliche  Blüte 
1  p.  Pflanze  (Staubbeutel  pflrsichgrün),  weibliche  Blüte  1.8  p.  Pflanze 
(Griffel  hellgrün,  oder  rot).  Triebe  p.  Pflanze  1*05,  Halm  100  cm  (Max. 
155  cm)  lang,  1.6  cm  dick,  Blattzahl  9.5  (Max.  11),  Blätter  43  cm  lang, 
5  cm  breit,  Blattfläche  4085  qcm,  Halmfläche  480  qcm,  Gesammtfläche 
4565  qcm. 

Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  1.2,   Ernte  4/10.,   mithin    betrug   die 


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796  Besonderer  Teil. 

Vegetationsperiode  187  Tage.  Es  lieferten  lOOJSalme  16.000  kg  Kolben, 
10.575  kg  Eömer,  5.425  kg  Spindeln,  5.900  kg  Kolbenküllen,  15.600  kg 
Stroh. 

Diese  Sorte  lässt  sich  in  Süd-Frankreich,  Ober-Italien  nnd  Ungarn, 
aber  anoh  recht  gut  in  Süd-Deutschland  anbauen. 

In  Ungarn  wird  er  seiner  Frühreife  und  G-rosskömigkeit  wegen 
geschätzt  und  im  gekochten  Zustande  am  Kolben,  mit  Salz  bestreut, 
genossen. 

Mais  blane  hktit  des  Landes. 

Syn.:  Franz.:  Mais  blanc  de  la  Bresse,  de  Saverdun. 
Span.:  Milho  de  Vianna. 
Deutsch:  Weisser  Mais  von  Landes. 

Kolben:  konisch,  mittelgross,  17— 20  cm  lang,  4.5 — 5.5  cm  dick, 
12--14-reihig,  ziemlich  regelmässig,  locker,  25 — 30  Früchte  inderEeihe; 
Spindel  weiss.  —  Frucht:  weiss,  perlmutterfarben,  Krone  konvex,  Seiten 
platt,  in  der  Mitte  eingedrückt,  mittelgross  (8  mm  lang,  10  mm  breit, 
6  mm  dick,  20.6  Früchte  =  10  gr,  1  hl  =  74.6  kg),  grobschalig.  — 
Halm  in  den  Landes  160 — 180  cm  hoch,  blattreich. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  1878  ergab  folgende  Eesultate: 

Pflanzenraum  1500  qcm,  Aussaat  20/5.,  Blüte  30/7.,  männliche  Blüte 
1.  p.  Pflanze  (Staubbeutel  gelbgrün),  weibliche  Blüte  1.25  p.  Pflanze 
(Griffel  rosa).  Triebe  p.  Pflanze  1.08,  Halme  100  cm  (Max.  140  cm)  lang, 
2.5  cm  dick,  Blattzahl  10,  Blätter  46  cm  (Max.  58.4  cm)  lang,  4.6  cm 
(Max.  6.4  cm)  breit,  Blattfläche  4282  qcm,  Halmfläche  750  qcm,  Oesammt- 
fläche  4982  qcm. 

Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  1.15,  Eeifezeit  1/10.,  mithin  Dauer 
der  Vegetationsperiode  134  Tage. 

Es  lieferten  100  Halme  16.100  kg  Kolben,  darin  10.500  kg  Kömer, 
5.600  kg  Spindeln,  2.550  kg  Kolbenhüllen  und  17.000  kg  Stengel. 

Diese  Sorte  ist  die  ertragreichste  in  den  Landes  und  wird  auch  in 
Spanien  gebaut. 

Die  in  Poppeisdorf  erzielten  Kolben  standen  nur  wenig  hinter  dem 
Original  zurück,  und  scheint  dieser  Mais  für  das  Weinklima  Deutsch- 
lands beachtenswert  zu  sein. 

Das  Frisohgewicht  der  Halme  betrug  in  der  Blüte  250—450  gr, 
demnach  sich  auch  der  Anbau  zur  G-ewinnung  zeitigen  Grünfutters 
empfehlen  lässt. 

Bezugsquelle:  Yilmorin,  Paris. 

Hais  blaue  gros. 

Kolben:  konisch,  20  cm  lang,  5  cm  dick,  10— 12-reihig,  80  Früchte 
in  der  Beihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  gelblich-weiss,  perlmutterfarben, 
Krone  konvex,  platt,  gross  (9  mm  lang,  11  mm  breit,  5  mm  tief,  1  Frucht 
wiegt  0.38  gr,  1  hl  =  71  kg). 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  ergab  1878  folgende  Resultate: 
Pflanzenraum  1600  qcm,  Aussaat  20/5.,  Blütezeit  18/8.,  m&nnliohe 
Blüte  1  p.  Pflanze  (Staubbeutel  schmutzig-grüngelb),  weibliche  Blüte 
2.75  p.  Pflanze  (GriflPel  hellgrün).  Triebe  p.  Pflanze  1.2,  Halme  150  cm 
(Max.  180  cm)  lang,  2.3  cm  dick,  Blattzahl  11,  Blätter  56.2  cm  lang, 
5.4  cm  breit,  Blattfläche  6676.56  qcm,  Halmfläche  1035  qcm,  Gbsammt- 
fläche  7711.56  qcm. 


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Maissorten.  797 

Die  Ernte  erfolgte  am  18/10.,  jedoch  wird  dieser  Mais  nur  in  selur 
warmen  Sommern  in  Poppeisdorf  vollkommen  reif. 

Das  Frischgewicht  eines  mittleren  Halmes  betrug  zur  Blütezeit 
470  gr  (Max.  760  gr). 

Die  Fmchtemte  ergab  auf  100  Halme  29.000  kg  Kolben,  darin 
16.080  kg  Kömer,  13.920  kg  Spindeln,  femer  11.000  kg  Kolbenbüllen 
nnd  38.000  kg  Stroh. 

Vorzugsweise  im  südlichen  Frankreich  kultiviert,  nnd  für  Deutsch- 
land vielleicht  als  zeitiges  Grünfutter  zu  empfehlen. 

Bezugsquelle:  Yilmorin,  Paris. 

Mais  g^aBt  hybride  de  la  Breille. 

Kolben:  sehr  gross,  konisch,  20  cm  (Max.  25  cm)  lang,  7  cm 
dick,  14 — 18 -reihig,  Eeihen  regelmässig,  nur  etwas  spiralig  gewun- 
den, 32  Früchte  in  der  Eeihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  weiss,  perl- 
mutterfarben,  an  den  Seiten  abgeplattet,  gross  (11  mm  lang,  9  mm  breit, 
4  mm  dick),  1  Kom  wiegt  0.31  gr,  1  hl  =  73  kg. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  ergab  1878  folgende  Eesultate: 

Fflanzenraum  1500  qcm,  Aussaat  20/5.,  Blütezeit  22/8.,  mftnnliche 
Blüte  1.1  (Staubbeutel  grüngelb),  weibliche  Blüte  2.6  (Griffel  hellgrün); 
Triebe  p.  Pflanze  1.5,  Halme  160  cm  (Max.  250  cm),  2.3  cm  dick,  Blatt- 
zahl 11,  Blätter  66.4  cm  lang,  6.4  cm  breit,  Blattfläche  9349,12  qcm, 
Halmfläche  1104  qcm,  Oesammtfläche  10  453.12  qcm. 

Die  Emte  erfolgte  am  18/10.,  jedoch  ist  anzunehmen,  dass  nur  in 
sehr  warmen  Sommem  in  Poppeisdorf  dieser  Mais  vollkommen  ausreift, 
doch  liefert  er  ein  vorzügliches  zeitiges  Grünfutter  und  betrug  das  Frisch- 
gewicht mittlerer  Halme  700  gr  (Max.  900  gr). 

Die  Fmchterate  ergab  auf  100  Halme  32.000  kg  Kolben,  darin 
17.950  kg  Körner,  14.050  kg  Spindeln,  ferner  10.000  kg  Kolbenhüllen 
und  47.000  kg  Stroh. 

Wird  in  Süd-Frankreich  auf  reichem  Boden  angebaut  und  seines 
hohen  Ertrages  wegen  sehr  geschätzt. 

Bezugsquelle:  Vilmorin,  Paris. 

Blat  de  moro  Manch,  Hospitalet^  Spanien. 

Kolben:  konisch,  25  cm  lang,  5  cm  dick,  8 — 12-reihig,  35  Früchte 
in  einer  Eeihe.  —  Original  weiss,  abgemndet,  zuweilen  etwas  eingedrückt, 
glasig,  gross,  9  mm  lang,  12  mm  breit,  5  mm  dick,  21.4  Früchte  =  10  gr. 
—  Halm  190  cm  lang,  3  cm  dick,  Eispe  35  cm  lang,  2  Kolben,  Blatt- 
zahl 20.2,  Blätter  sehr  leicht  zerbrechlich,  62.6  cm  lang,  10  cm  breit, 
Blattfläche  13  772  qcm,  Halmfläche  1710  qcm,  Gesammtflaohe  15  482  qcm. 

Ziemlich  frühreif,  in  warmen  Sommem  in  Poppeisdorf  reifend. 

Bezugsquelle:  Ant.  Cipr.  Costa,  Barcelona  1881. 

Malz  Blanco-Bedondo  de  Lecano  del  Llobregat,  Catalnfia^ 

Spanien. 

Kolben:  stark  konisch,  25  cm  lang,  5  cm  dick,  10-reihig,  Eeihen 
regelmässig,  mit  40  Früchten.  —  Fmcht:  weiss,  glasig,  gerundet,  gross, 
10  mm  lang,  12  mm  breit,  8  mm  dick,  22  Früchte  =  10  gr.  —  Halm: 
215  cm  lang,  3  cm  dick,  1.3  Schösslinge,    Eispe  40  cm  lang,  2  weibliche 


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798  Besonderer  TeiL 

Bitten  mit  grünlich-gelben  Griffeln,  1  reifer  Kolben  pro  Halm ;  Blattzahl 
18,  Blätter  66  cm  lang,  7.7  cm  breit,  Blattfläeke  18  295.2  qcm,  Halm- 
fläcbe  1935  qcm,  Cksammtfläcbe  20  230.2  qcm. 

Spätreif. 

Bezngsqnelle:  Ant.  Cipr.  Costa,  Barcelona,  1881. 

Weisser  Mais  ans  Hinho,  Portugal. 

Kolben:  konisch,  20  cm  lang,  4  cm  breit,  10 — 12-reihig,  40 
Früchte  pro  Beihe.  —  Fmcht:  Original  weiss,  glasig,  gemndet,  doch 
im  Allgemeinen  sehr  verdrückt  nnd  verschiedenartig  geformt,  9  mm 
lang,  8  mm  breit,  6  mm  dick,  374  Früchte  =  lOgr.  —  Halm:  4  Schöss- 
linge,  250  cm  lang,  3  cm  dick,  Bispe  35  cm  lang,  Anfang  Angnst  blühend, 
2—3  Kolben ;  Blattzahl  12,  Bl&tter  63  cm  lang,  3  cm  breit,  Blattfläche 
12  096  qcm,  Halmfl&che  2250  qcm,  Gesamtfläche  14  346  qcm. 

Bezugsquelle:  Prof.  Jul.  Henriques,  Col'mbra,  Portugal. 

Orantureo  einqnaiitino  bianeo. 

Sjn.:  Weisser  Cinquantino  Metzger. 
Zea  mais  quinquantina  AI. 

Kolben:  konisch,  17  cm  lang,  4  cm  dick,  16  — 18-reihig,  Beihen 
sehr  regelmässig,  mit  40  Früchten,  etwas  locker.  —  Frucht:  weiss,  hor- 
nig, meisselförmig,  Seiten  stark  eingedrückt  (9  mm  lang,  4 — ly^mm  breit, 
4  mm  dick,  60.8  Früchte  =  10  gr,  1  hl  =  75  kg). 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  ergab  1878  folgende  Besultate: 

Pflanzraum  1250  qcm,  Aussaat  20/5.,  Blütezeit  20/8.,  männliche 
Blüte  1  p.  Pflanze  (Staubbeutel  grünlich-gelb),  weibliche  Blüte  1.8  p. 
Pflanze  (Griffel  hellrot).  Schösslinge  p.  Pflanze  1.15,  Halme  130  cm 
(Max.  160  cm)  lang,  2.3  cm  dick,  Blattzahl  11,  Blätter  56.2  cm  lang, 
4.5  cm  breit,  Blattfläche  5563.8  qcm,  Halmfläche  897  qcm,  Oesanuntfläche 
6460.8  qcm. 

Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  p.  Pflanze  1.6,  Beifezeit  12/10.  Im 
Allgemeinen  ist  nur  in  warmen  Sommern  in  Poppeisdorf  auf  eine  ge- 
nügende Ausreife  zu  rechnen. 

Das  Frischgewicht  eines  mittleren  Halmes  betrug  zur  Blütezeit 
450  gr  (Max.  550  gr). 

Die  Fruchternte  stellte  sich  für  100  Halme  auf  14.400  kg  Kolben, 
10.325  kg  Kömer,  4.075  kg  Spindeln,  8.450  kg  Kolbenhüllen  und  14.000  kg 
Stroh. 

Dieser  Mais  wird  häuflg  in  Ober-Italien  nnd  Süd-Oesterreich,  nament- 
lich in  Steiermark  gebaut,  wohin  ihn  Burger  i)  1802  aus  Vicenza  ein- 
führte. 

Das  Mehl  ist  rein  webs  und  wird  daher  in  Italien  gern  dem 
Weizenbrotmehl  zugesetzt. 

Weisser  Mais  ans  Abrantes,  Portugal. 

Syn.:  Maie  aus  Aveiro  und  Benavente. 

Kolben :   stark    konisch,   mittelgross,    1 6  cm  lang,    SVs — ^  cm  dick» 


1)  Burg  er,  Mais  1809  p.  60. 


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Maissorten.  799 

10 — 14-reiliig,  Beihen  regelmässig,  mit  30  Frticliteii.  —  Frnclit:  Original 
weiss,  transparent,  Krone  gerondet,  Seiten  platt,  Keim  vertieft,  7  mm 
lang,  8  mm  breit,  4  mm  diok,  56.8  Kömer  =  10  gr.  Halm:  140  cm 
lang,  2  cm  dick,  mit  2  Kolben;  Eispe  25  cm  lang,  Mitte  Jnli  erschei- 
nend, Ende  Jnli  blühend,  weibliche  Blüte  rosa;  Blattzahl  8,  Blätter  50  cm 
lang,  7  cm  breit,  Blattfläche  5600  qcm,  Halmfläche  840  qcm,  Gesammt- 
fläche  6440  qcm. 

Frühreif,  in  warmen  Sommern  in  Poppeisdorf  reifend. 

Bezugsquelle:  Prof.  Jul.  Henriques,  Col'mbra,  Portugal,  1881. 

Hais  naiii  hätif. 

Portugiesisch:  Milho  blanco  de  ameiros. 

Kolben:  konisch,  kurz,  13 — 15  cm  lang,  4— 4V2  cm  dick,  14-reihig, 
Eeihen  regelmässig,  23  Früchte  in  der  Eeihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht: 
weiss,  transparent,  trapezoi'disch,  klein  (9  mm  lang,  7  mm  breit,  5  mm 
dick).  —  Halme  blattreich,  1.50 — 1.70  cm  lacng. 

Auf  leichtem  Boden  erfolgreich  in  Languedoc,  Spanien  und  Portugal 
kultiviert.     Ergiebig. 

Original  in  der  Poppelsdorfer  Sammlung. 

Varietät:  Zea  Mais  virginica  Bonaf. 
Sorten: 

Large  Tirginia  White  Flint 

Syn.:  Deutsch:  G-rosser  weisser  Flintkommais  aus  Yirginien. 

Franz.:  Mais  de  Virginie. 
Kolben:  cylindrisch,  20 — 36  cm  lang,  5  cm  dick,  14-reihig,  Beihen 
regelmässig  mit  45 — 50  Früchten;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  sehr  weiss, 
transparent,  abgeplattet,  sehr  gross  (10  mm  lang,  13  mm  breit,  5  mm 
dick,  29  Früchte  =  10  gr),  Mehl  geschätzt  —  Halm  bis  3.50  m  hoch, 
Blätter  gross. 

Es  ist  eine  der  besten  weissen  Flintkomsorten  der  Südstaaten  Nord- 
Amerikas,  die  sich  in  Europa  noch  in  Spanien,  Süd-Frankreich,  Italien 
und  Ungarn  kultivieren  lässt. 

Nach  Salisbury^)  zeigte  das  Korn  nachfolgende  Zusammensetzung 
in  Procenten: 

Zucket  Dextrin 

Stärke    und  Extrakt    Holzfaser    Protein      Oel      und  Gummi    Wasser 
34.04         11.80  17.70       15.50      4.60  5.28  10.36. 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 

Small  Whlte-Fllnt 

Syn.:  Kleiner  weisser  Flintkom-Mais. 

Kolben:  fast  cylindrisch,  15 — 28  cm  lang,  4  cm  diok,  6 — 8-reihig, 
Eeihen  sehr  regelmässig,  mit  45— 56  Früchten.  Ein  Kolben  enthält  78.7 
Proc.  Korn,  21.3  Proc.  Spindel;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  weiss  (8 — 9  mm 
lang,  9—12  mm  breit,  4  mm  dick).     Mehl  geschätzt. 


1)  Transact.  of  the  N.  Y.  st.  VIÜ  1848  p.  834. 

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800  Besonderer  Teil. 

Salisbary's^)  Enltnr  im  Staate  New-Tork  ergab  foL|^ende  Besoltate: 

Aussaat  12/5.,  Erscheinen  der  jungen  Pflanzen  20/5.,  Blttte  10/8., 
Beife  29/9.,  mitliin  beträgt  die  Vegetationsperiode  140  Tage;  Halme  in 
der  Blüte  214  om,  in  der  Beife  277  cm  hoch,  Blattsahl  10,  Zahl  der 
fmohtbaren  £olben  p.  Pflanze  3. 

Der  Ertrag  stellte  sich  p.  ha  auf  6384  kg  Früchte,  1714.72  kg 
Spindeln,  7209.44  kg  Blätter  und  Kolbenhüllen,  6606.88  kg  Stengel. 

Die  procentische  Zusammensetzung  des  Eomes  ergab: 
Zucker  Ze'in  Dextrin 

Stärke    u.  Extrakt    Holzfaser    Protem    u.  Glutin    Oel     und  Gummi     Wasser 
56.35        12.30  6.88  4.48  8.63      4.60        3.35  8.56 

Sie  ist  eine  der  ergiebigsten  weissen  Flintmaissorten  und  wird  vor- 
zugsweise in  New-Jersey  kultiviert. 

Long  Island,  or  Bkode  Island  white  flint,  or  Donglass« 

Syn.:  Weisses  Flintkom  von  Bhode-Island. 

£olben:  fast  cylindrisch,  gross,  20—36  cm  lang,  3 — 4  cm  dick, 
40  Früchte  in  der  Beihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht  weiss  (10  mm  lang, 
9 — 15  mm  breit,  4.5  mm  dick).  —  Halm  2.50—3 — 4  m  hoch,  mit  IV4 — 
IV2  Kolben. 

Nach  Salisbury')  ergaben  im  Staate  New- York  durchgeführte 
Versuche  nachstehendes  Besultat: 

Aussaat  12/5.,  Erscheinen  der  jungen  Pflänzchen  23/5.,  Blütezeit 
10/8.,  Beifezeit  29/9.  (140  Tage),  Halme  in  der  Blüte  2.64  m,  in  der 
Beife  8.20  m  hoch,  Blattzahl  10,  Anzahl  der  fruchtbaren  Kolben  3.  Ge- 
emtet  wurden  p.  ha:  5443.20  kg  Früchte,  1714.72  kg  Spindeln,  6268.64  kg 
Blätter  und  EolbenhüUen,  9655.52  kg  Stengel. 

Die  Früchte  enthielten  in  Procenten: 
Zucker  u.  Zein  a.  Dextrin  u. 

Starke    Extrakt    Holzfaser    Eiweiss    Gasein    Glutin      Oel      Gummi     Wasser 
44.08      8.88         13.80        6.74        0.44       4.36      5.60       3.36        12.26 

Hiemach  zeichnen  sie  sich  besonders  durch  Oelreichtum  aus. 

Die  ausgedehnteste  Kultur  hat  diese  Maissorte  auf  Long-Island,  wo- 
hin sie  durch  Hr.  Douglass  eingeführt  worden  ist  Sie  gehört  zu  den 
grössten  und  spätesten  Sorten  und  reift  nicht  immer  vollkommen  in  den 
nördlichen,  mittleren  und  westlichen  Teilen  des  Staates  New- York.  In 
Europa  würde  sie  noch  in  Italien,  Spanien  und  Süd-Frankreich  anzu- 
bauen sein. 

Large  white  Pop. 

Kolben:  cylindrisch,  8 — 15  cm  lang,  2.5 — 3  cm  dick,  8-reihig,  Reihen 
regelmässig,.  45—50  Früchte  in  der  Eeihe,  Spindel  weiss.  —  Frucht: 
weiss,  7  mm  lang,  4 — 8  mm  breit,  3.5  mm  dick. 

Nach  Salisbury*)  ergab  die  Kultur  im  Staate  New-Tork  folgende 
Besultate : 

Aussaat  12/5.,  Erscheinen  an  der  Oberfläche  22/5.,  Blütezeit  28/7., 


1)  Transact.  etc.  p.  829. 

2)  Transact  of  the  N.  Y.  st.  YIII  1848.  p.  828. 

3)  Transact.  of  the  New- York  st.  Vol.  VIII  1848,  p.  830. 


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Maissorten.  801 

Beifezeit  10/9.,  mithin  betraf  die  YegetationBdaaer  121  Tage.  Halme 
in  der  Blüte  1.57  m,  in  der  Keife  1.88  m  hoch,  Blattzahl  10,  Zahl  der 
fimchtbaren  Kolben  p.  Pflanze  3.  Ertrag  p.  ha  5241.6  kg  Früchte, 
1778.86  kg  Spindeln,  5368.16  kg  Blätter  und  Kolbenhüllen,  5463.36  kg 
Stengel. 

Analyse  der  Früchte: 

Zucker  Dextrin 

Stärke      und  Extrakt      Holzüaser      Protein        Oel      und  Gummi    Wasser 
Proc.  .   Proc.  Proc.  Proc.         Proc.  Proc.  Proc. 

39.20  10.60  15.20  14.10        6.98  3.40  10.56. 

Heimat:  New-Jersey. 

Diese  Sorte  würde  sich  wegen  ihrer  Frühreife  noch  zum  Anbau  in 
Süd-Deutschland  eignen. 

Small  Wliite  Pop. 

Kolben:  fast  cylindrisch,  8 — 12  cm  lang,  2cm  dick,  12 — 16-reihig; 
Spindel  weiss.  —  Frucht:  weiss,  klein  (5  mm  lang,  8 — 5  mm  breit, 
2.5  mm  dick).  —  Halm  mit  3 — 7  Kolben  besetzt. 

Early  Canada  White  Flint. 

Syn.:  Früher  canadischer  weisser  Flintkommais. 

Kolben:  fast  cylindrisch,  13—23  cm  lang,  4  cm  dick,  8-reihig, 
Beihen  sehr  regelmässig,  mit  38 — 42  Früchten;  Spindel  weiss.  —  Frucht: 
gelblich-weiss,  hornig,  halbkreisförmig  in  der  Krone,  platt  (7  mm  lang, 
7 — 10  mm  breit,  4  mm  dick,  1  Frucht  wiegt  0.47  gr).  —  Halm  1.50  m  hoch. 

Diese  Maissorte  reifte  noch,  am  10.  Juni  im  südlichen  Canada  aus- 
gesäet,  in  110  Tagen,  und  wird  wegen  ihrer  Frühreife  häufig  auch  in 
den  Vereinigten  Staaten  zur  Erzielung  zeitigen  Grünkoms  als  Gemüse 
ausgesäet  auch  liefert  sie  ein  sehr  zeitiges  Grünfutter. 

Sie  wurde  1862  durch  Ingenieur  William  Wagner  aus  Canada 
dem  Akklimatisationsverein  zu  Berlin  übersandt,  und  reifte  dieselbe  bei 
Berlin  und  Danzig  vollkommen  aus. 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 

Sqnaw-Corn. 

Kolben:  weiss,  cylindrisch  10 — 21cm  lang,  3 — 4cm  dick,  8-reihig, 
Beihen  etwas  locker  (77.9  Proc.  Korn,  22.1  Proc.  Spindel);  Spindel  weiss. 
—  Frucht:  weiss,  gross  (10  mm  lang,  8.5 — 12  mm  breit,  4.8  mm  dick). 

Salisbury's*)  Kultur  im  Staafe  New- York  ergab  nachfolgende 
Besultate : 

Aussaat  12/5.,  Erscheinen  der  jungen  Pflanzen  21/5.,  Blütezeit 
25/7.,  Beifezeit  6/9.,  mithin  beträgt  die  Vegetationsperiode  nur  117  Tage; 
Halme  in  der  Blüte  165  cm,  in  der  Eeife  183  cm  hoch,  Blattzahl  10, 
Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  p.  Pflanze  3. 

Der  Ertrag  stellte  sich  p.  ha  auf  4838.4  kg  Früchte,  1372  kg  Spin- 
deln, 3557.12  kg  Blätter  und  Kolbenhüllen,  3811.36  Stengel. 


1)  Transact.  of  the  N.-Y.  st.  VIÜ,  p.  829. 
Koernloke  o.  Werner,  Handb.  d.  Getreidebau 's  IL  51 


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802  Besonderer  Teil. 

Die  procentische  ZciBammeiisetziing  des  Kornes  ergab: 
Zucker  Ze'in  Dextrin 

Stärke    u.  Extrakt    Holzfaser    Protein    und  Glutin     Oel    und  Gummi    Wasser 
38.98        11.12         18.96         8.10  4.08  4.50        5.04  8.72. 

Ursprünglicli  wurde  dieser  Mais  von  den  Indianern  am  Michigan- 
See  kultiviert. 

Chinese  Tree-Corn. 

Syn.:  Deutsch:  Chinesisches  Baumkom. 
Franz.:  MaYs  arbre  de  la  Chine. 

Kolben:  in  der  Mitte  dicker  als  an  der  Basis,  21 — 30  cm  lang, 
3— 5  cm  dick,  10-reihig,  Reihen  dicht;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  weiss, 
an  der  Spitze  abgerundet,  lang,  keilförmig,  abgeplattet,  zuweilen  leicht 
eingedrückt,  sehr  gross  (10 — 12  mm  lang,  grösste  Breite  11 — 18  nun, 
geringste  4—7  mm,  4  mm  dick). 

Diese  häufig  in  Nord-Amerika  angebaute  Sorte  ist  sehr  ertragreich, 
beansprucht  jedoch  eine  so  lange  Vegetationsperiode,  dass  sie  im  Staate 
New- York  nicht  in  allen  Jahrgängen  ausreift. 

Das  Mehl  wird  sehr  geschätzt  und  wegen  seines  angenehmen  Ge- 
ruches gern  zu  Suppen  verwandt. 

Ursprünglich  soll  das  erste  Saatkorn  in  Amerika  in  einer  chinesi- 
schen Theekiste  gefunden  und  weiter  kultiviert  worden  sein'  und  zwar 
wurde  diese  Maissorte  zuerst  durch  GrantThornburn  zu  Astoria  in 
der  Nähe  von  New-York  1845  bekannt  gemacht 

Durch  J.  L.  Husted,  Green  wich,  Connecticut,  gelangte  dann  1860 
eine  verbesserte  Form  in  den  Handel. 

Nach  Salisburj^)  besitzt  die  Frucht  folgende  procentische  Zu- 
sammensetzung : 

Zucker  Dextrin 

Stärke      und  Extrakt      Holzfaser      Protein      Oel      und  Gummi      Wasser 
47.64  9.12  11.80  9.44        3.80  3.76  13.52 


Varietät:  Zea  Mais  erythrolepis  Bonaf. 
Sorte: 

Early  Tnscarora^Com. 

Syn.:  Deutsch:  Tuscarora-Mais. 
Franz.:  Mais  tuscarora. 

Kolben:  cylindrisch,  18 — 26cm  lang,  3.5 — 5  cm  dick,  8— 12-reihig, 
35 — 40  festsitzende  Früchte  in  der  Reihe;  sie  enthalten  66.7  Froc.  Eom, 
83.3  Proc.  Spindel;  Spelzen  rot.  —  Frucht:  milchweiss  mit  durchweg 
mehligem  Eiweisskörper,  an  der  Krone  abgerundet,  von  trapezoYder  Ge- 
stalt, platt,  sehr  gross  (10 — 11  mm  lang,  11 — 16  mm  breit,  4  mm  dick, 
23  Früchte  =  10  gr) ;  Mehl  fein,  weiss.  —  Halme  2.50  m  und  darüber 
hoch,  blattreich. 


1)  Transact  of  the  N-.Y.  st.  VHI,  834. 

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Maissorten. 

Salisbury's  ^)  Kultur  im  Staate  New-York  ergab  folgende  Be- 
aultate : 

Aussaat  12/5.,  Erscheinen  der  jungen  Pflanzen  21/5.,  Bltttezeit  28/7., 
Eeifezeit  15/9.,  mithin  umfasst  die  Yegetationszeit  126  Tage;  Halme  in 
der  Blüte  187  cm,  in  der  Eeife  252  cm,  Blattzahl  10. 

Der  Ertrag  stellte  sich  p.  ha  auf  4099.2  kg  Früchte,  2082.8  kg 
Spindeln,  5335.68  kg  Stengel,  5017.16  kg  Blätter  und  Blütenhüllen. 

Die  Analyse  ergab  in  Procenten: 

Zucker  Dextrin 

Stärke      uud  Extrakt      Holzfaser      Protein      Gel      und  Gummi      Wässer 
46.92  8.80  10.92  12.50      4.60  3.68  12.22. 

Das  Mehl  soll  leicht  dumpf  und  gern  zur  Stärkebereitung  benutzt 
werden. 

Diese  Maissorte  wird  vielfach  nach  einer  Yegetationszeit  von  60 — 
75  Tagen  als  Grünkom  gekocht,  und  da  sie  mittelfrüh  ist,  lässt  sie  sich 
mit  Erfolg  noch  in  der  südlichen  Schweiz,  in  der  Provence,  Ober-Italien, 
Ungarn  und  Rumänien  kultivieren. 

Sie  soll  zuerst  von  den  Tuscarora-Indianem  gezüchtet  und  später 
lange  Zeit  von  den  Onondagas  kultiviert  worden  sein,  zur  Zeit  wird  sie 
vorzugsweise  in  Pennsjlvanien  angebaut. 

Nach  Heuz6  (PI.  alim.  36)  soll  auch  ein  Tuscarora-Mais  mit  weisser 
Spindel  vorkommen. 

Varietät:  Zea  Mais  vulgata  Ecke. 

*  Sorten: 

The  golden  Sionx,  or  large  Yellow-FUnt 

Syn.:  Large  yellow  Dutton-com,   Early  Dutton-com,   Small  yellow 
Dutton-Com  (verbesserte  Formen). 

Kolben:  fast  cylindrisch,  20 — 30  cm  lang,  3.5 — 5cm  dick,  12 — 18- 
reihig,  Beihen  regelmässig,  doch  sind  zwei  und  zwei  Beihen  durch 
grössere  Entfernung  getrennt,  50  Früchte  in  der  Beihe,  78.26  Proc. 
Korn,  21.74  Proc.  Spindel.  —  Frucht:  gelb,  halbkreisförmig,  gross, 
(10  mm  lang,  9 — 10  mm  breit,  4.5  mm  dick),  ölreich;  ein  vorzügliches 
Mehl  und  Viehfutter  abgebend. 

Salisbury's*)  Kultur  im  Staate  New-Tork  ergab  folgende  Be- 
sultate : 

Aussaatzeit  12/5.,  Erscheinen  an  der  Oberfläche  20/5.,  Blüte  25/7., 
Beife  4/9.,  mithin  beträgt  die  Vegetationsperiode  115  Tage. 

Der  Ertrag  stellte  sich  p.  ha  auf  7996.8  kg  Früchte,  2223.2  kg 
Spindeln,  5526.08  kg  Blätter  und  Kolbenhüllen,  2885.2  kg  Stengel. 

Die  Analyse  ergab  in  Procenten: 

Zucker  Zein 

Stärke      und  Extrakt      Holzfaser      Protein      und  Glutin      Gel      Wasser 
50.64  8.96  6.83  10.34  4.56  4.60     10.22. 

Diese  Maissorte  erreicht  eine  Höhe  von  209  cm  in  der  Blüte  und 
251  cm  in  der  Beife.  Ihre  grosse  Frühreife  würde  die  Kultur  vielleicht 
schon  in  Süd-Deutschland  gestatten. 


1)  Transacl  of  the  N.-Y.  st  VITI,  886. 

2)  Transact.  of  tbe  N.-Y.  st.  VIII,  825. 


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804  Besonderer  Teil. 

ürsprünglioli  wurde  dieser  Mais  von  den  Sionx-Indianem  knltivierty 
nnd  1818  machte  Mr.  Salmon  Dntton,  Cavendisli  in  Vermont,  verbes- 
serte Formen  bekannt,  von  denen  jede  einen  gewissen  Wert  beanspruchen  darf. 

Large  Tellow  Dntton-com  stimmt  mit  Gklden-Sionx  in  den  Formen 
überein,  nur  ist  die  Frucht  orangefarben  und  liefert  ein  sehr  feines  MehL 

Early  Dutton-com  ist  kleiner  und  frühreifer,  Kolben  12-reihig,  18  cm 
lang,  3V2  cm  dick;  Frucht  sattgelb,  platt  (6  mm  lang,  6  mm  breit» 
5  mm  dick). 

Small  jellow  Dutton-com.  Kolben  etwas  konisch,  20 — 25  cm  lang, 
4  cm  dick,  12-reihig,  45  Früchte  in  der£eihe;  Frucht  (9  mm  lang,  9  mm 
breit,  4  mm  dick),  gelb,  platt. 

Large  eight-rowed  Tellow-FlInt-conu 

Kolben:  schwach  konisch,  fein,  sehr  lang,  20 — 30  cm  lang,  2.5 — 
4  cm  dick,  8-reihig,  Eeihen  regelmässig,  bei  25  cm  Länge  mit  50  Früchten 
besetzt,  liefert  79.74  Proc.  Korn,  20.26  Proc.  Spindel;  Spindel  weiss.  — 
Frucht:  orangefarben,  halbkreisförmig,  platt  (10  mm  lang,  9 — 12  mm 
breit,  4.5  mm  dick,  30  Früchte  =  10  gr.) 

Salisbury's^)  Kultur  im  Staate  New- York  ergab  folgende  Ee- 
sultate: 

Aussaat  12/5.,  Erscheinen  der  Pflänzchen  23/5.,  Blütezeit  25/7.', 
Beifezeit  15/9.,  mithin  beträgt  die  Yegetationszeit  126  l?age.  Die  Halme 
erreichten  in  der  Blüte  eine  Höhe  von  195  cm,  in  der  Beife  von  239  cm, 
Blattzahl  10,  fruchtbare  Kolben  2. 

Der  Ertrag  stellte  sich  p.  ha  auf:  7862'.4  kg  Früchte,  2001.44  kg 
Spindeln,  5908.00  kg  Blätter  und  KolbenhüUen,  5082.56  kg  Stengel. 

Die  Analyse  ergab  in  Procenten: 

Zucker  Zein  Dextrin 

Stärke    u.  Extrakt    Holzfaser    Protein    u.  Glutin      Oel      u.  Gummi     Wasser 
42.03        12.52  9.80         6.58  7.32        4.35         6.28  11.18. 

Es  ist  eine  der  besten  gelben  Flintkomsorten  und  wird  sehr  aus- 
gedehnt im  Staate  New-Tork  kultiviert;  zum  Anbau  für  Süd-Frankreich, 
Ober-Italien  und  Ungarn  geeignet. 

Large  Yellow  eight-rowed  Pop. 

Kolben:  15 — 25  cm  lang,  2.5—4  cm  dick,  8-reihig,  mit  48  Früchten 
in  der  Reihe;  liefert  81.66  Proc.  Früchte,  18.34  Proc.  Spindel;  Spindel 
weiss.  —  Frucht:  gelb,  rundlich,  klein  (7  mm  lang,  7 — 9  mm  breit, 
4  mm  dick),  grobschalig. 

Nach  Salisbury^  ergab  die  Kultur  im  Staate  New- York  folgende 
Besultate: 

Aussaat  12/5.,  Blütezeit  15/7.,  Höhe  in  der  Blüte  161  cm,  Beife- 
zeit (30/8.)  nach  110  Tagen,  Höhe  in  der  Beife  195  cm,  Zahl  der  reifen 
Kolben  4  p.  Pflanze. 

In  Poppeisdorf  reifte  er  selbst  noch  in  dem  kühlen  Sommer  1879 
vollkommen  aus,  und  betrug  die  Zahl  der  Triebe  1.4,  der  fruchtbaren 
Kolben  1.4  p.  Pflanze.    Halme  200  cm  (Max.  250  cm)  lang,    2  cm  dick, 


1)  Transact.  of  the  N.-Y.  st  Vin  826. 

2)  Transact.  of  the  N.-Y.  st  Vm  827. 


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Maissorten.  805 

Blattzahl  8,  Blätter  64  cm  lang,  5  om  breit,  Blattfläclie  5120  qcm,  Halm- 
fläche 1200  qcm,  Gesammtfiäche  6320  qcm. 

Nach  S aus bnry  stellt  sich  der  Ertrag  p«  ha  anf  7526.4  kg  Früchte, 
1683.86  kg  Spindeln,  4480  kg  Blätter  and  Eolbenhüllen,  2858.24  kg 
Stengel. 

Noch  frühreifer  ist  die  verwandte  Sorte  „Small  Yellow",  deren 
Eolben  nur  eine  Länge  von  4 — 8  cm  und  1 — 2  cm  Dicke  und  eine  Höhe 
von  60 — 90  cm  erreichen.     Diese  reift  in  90  Tagen. 

Middle  siied  eight-rowed  Tellow-Flint 

Kolben:  kurzer  und  cjlindrischer  als  bei  „Large  Tellow-Flint", 
15 — 26  cm  lang,  3 — 4.5  cm  breit,  etwas  locker,  8-reihig,  bei  26  cm  Länge 
56  Früchte  in  der  Eeihe;  liefert  75.78  Proc.  Früchte,  24.22  Proc.  Spin- 
del; Spindel  weiss.  —  Frucht:  gelb,  halbkreisförmig,  platt,  sehr  gross 
(10  mm  lang,  10 — 13  mm  breit,  4.5  mm  dick). 

Nach  Salisburj^)  ergab  die  Kultur  im  Staate  New- York  folgende 
Besultate : 

Aussaat  12/5.,  Erscheinen  der  jungen  Pflanzen  22/5.,  Blütezeit  25/7., 
Höhe  in  der  Blüte  190  cm,  Blattzahl  10,  Beifezeit  15/9.,  mithin  umfasste 
die  Vegetationsperiode  126  Tage,  Höhe  in  der  Beife  239  cm,  Zahl  der 
Kolben  2  p». Pflanze. 

Ertrag  p.  ha:  8064.00  kg  Früchte,  2128  kg  Spindehi,  4416.16  kg 
Blätter  und  Kolbenhüllen,  3493.28  kg  Stengel 

Die  Analyse  ergab  im  Korn  in  Procenten: 

Zucker  Zein  Dextrin 

Stärke  n.  Extrakt  Holzfaser  Protein  und  Glutin  Oel  und  Gummi  Wasser 
42.62        10.40  5.56         10.04         5.30         4.40         5.92         11.23. 

Geschätzt  und  stark  im  Norden  der  Vereinigten  Staaten  gebaut. 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 

Early  eight-rowed  Canada. 

Syn.:  Canadian  early  Yellow-Flint. 

Kolben :  fast  cylindrisch,  schmal,  13 — 20  cm  lang,  2 — 4  cm  dick, 
82.3  Proc.  Korn,  17.7  Proc.  Spindel  liefernd;  8-reihig,  Eeihen  etwas 
locker,  20  Früchte  in  der  Eeihe.  —  Frucht:  sattgelb,  halbkreisförmig, 
platt,  mittelgross  (8  mm  lang,  7—10  mm  breit,  4  mm  dick,  27  Früchte 
=  10  gr),  grobschalig. 

In  Poppeisdorf  betrug  die  Zahl  der  Schösslinge  1.5,  die  der  männ- 
lichen Blüten  1.5,  die  der  weiblichen  1.3. 

Halme  200  cm  (Max.  260  cm),  2  cm  diok,  Blattzahl  9,  Blätter  71  cm 
lang,  6.6  cm  breit,  Blattfläche  8434.8  qcm,  Halmfläche  1200  qcm,  6e- 
sammtfläche  9634.8  qcm.  Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  1.1,  Beifezeit 
140  Tage. 

Nach  den  Versuchen  von  Salisbury^)  im  Staate  New-York  stellte 
sich  die  Halmhöhe  auf  168  cm  in  der  Blüte,  und  192  cm  in  der  Beife,  die 


1)  Transact.  of  the  N.-Y.  st.  VXH  826. 

2)  Transact.  of  the  N.-Y.  st.  Vin,  p.  827. 


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806  Besonderer  TeiL 

Blattzahl  auf  11,  die  KolbenzaM  auf  2,  die  Yegetationszeit  auf  117  Tage, 
und  der  Ertrag  p.  ha  auf  5913.6  kg  Früchte,  1270.08  kg  Spindeln, 
4565.12  kg  BläUer  und  Kolbenhüllen,  2985.92  kg  Stengel. 

Die  Analyse  ergab  nachfolgende  Bestandteile  in  Frocenten: 
Zucker  Zein  Dextrin 

Stärke  n.  Extrakt  Holzfasttr  Protein  und  Glutin  Oel  und  Gummi  Wasser 
42.62        11.76  6.12         11.40  4.66         5.20        4.76         12.22. 

Nach  dieser  Zusammensetzung  erweist  sich  das  Korn  als  besonders 
ölreich,  und  liefert,  namentlich  für  Geflügel  und  Schweine,  ein  sehr  wert- 
volles Futter  und  wird  auch  unreif  als  Gemüse  geschätzt. 

Diese  frühreife  Maissorte  wird  vorzugsweise  in  Canada  und  im 
Norden  des  Staates  New-York,  wie  überhaupt  in  den  Nord-Staaten  der 
Union,  wo  die  grösseren  Sorten  nicht  mehr  gedeihen,  gebaut. 

Nach  Berichten  der  Samenhandlung  von  Metz ')  in  Berlin  reifte 
er  in  warmen  Sommern  noch  in  der  Mark  Brandenburg  und  Sachsen. 

Mais  moraclio  amarillo,  Chile. 

Kolben:  schwach  konisch,  20  cm  lang,  2.5  cm  dick,  14-reihig,  45  Früchte 
in  der  Reihe.  —  Frucht:  Original  orangegelb,  transparent,  Krone  abgerun- 
det, sonst  zusammengedrückt,  11  mm  lang,  9  mm  breit,  5  mm  dick,  38 
Früchte  =  10  gr.  —  Halm:  260  cm  lang,  2.5  cm  dick,  4.5.  Schössünge, 
Sispe  40  cm  lang,  1.5  Kolben,  weibliche  Blüte  gelbgrün;  Blattzahl  15, 
Blätter  77.4  cm  lang,  7.4  cm  breit,  BlaUfläche  17  182.8  qcm,  Halmfläche 
2000  qcm,  Gesammtfläche  19  182.8  qcm. 

Sehr  spätreif. 

Bezugsquelle:  Durch  von  Gülich  aus  Hacienda  de  Colina,  Dept. 
de  Santiago,  Chile,  1880. 

Maiz  de  Argon,  Spanien. 

Kolben:  lang,  dünn,  schwach  konisch,  8-reihig,  je  2  Beihen  enger 
stehend,  25  cm  lang,  5  cm  breit,  40  Früchte  pro  Beihe.  —  Frucht:  Ori- 
ginal gelb,  halbkreisförmig,  platt,  transparent,  gross,  10  mm  lang,  12  mm 
breit,  4  mm  dick,  28.6  Früchte  =  10  gr.  —  Halm:  1  Schössling,  240  cm 
lang,  3.5  cm  dick,  Bispe  Anfang  August  blühend,  Narbe  rosa,  Blattzahl 
18,  Blätter  70  cm  lang,  10.5  cm  breit,  Blattfläche  19.110  qom,  Halm- 
fiäche  2520  qcm,  Gesammtfläche  21  630  qcm. 

Frühreif,  in  Foppeisdorf  in  warmen  Sommern  ausreifend. 

Bezugsquelle:  Ant.  Cipr.  Costa,  Barcelona  1881. 

Maiz  amarillo  de  Ampnrdan^  Prov.  Gerona^  Catalniia, 

Spanien. 

Kolben:  schwach  konisch,  gross,  22  cm  lang,  6  cm  dick,  12 — 14 — 16- 
reihig,  35  Früchte  pro  Eeihe.  —  Frucht:  Original  schön  dunkelgelb,  trape- 
zoi'disch)  transparent,  gross,  9  mm  lang,  11  mm  breit,  6  mm  breit,  29.8 
Früchte  ^  10  gr.  —  Halm:  2  Schösslinge»  200  cm  lang,  3.5  cm  dick, 
männliche   Bispe  Anfang  August   blühend,    Narbe    gelblich-grün,   40  cm 


1)  Berichte  1858,  67  und  87. 

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Maissorten.  807 

lang,  IV2  Kolben,  Blattzahl  13,  Blätter  66  cm  lang,   11  cm  breit,  Blatt- 
fläcbe  18  876  qcm,  Halmfläcbe  2100  qcm,  Gesammtfl&clie  20976  qcm. 

Frübreif,  in  warmen  Sommern  in  Poppeledorf  reifend. 

Bezugsquelle:  Ant.  Cipr.  Costa,  Barcelona  1881. 

Hais  ans  Benayente,  Portngal. 

Kolben:  scbwacb  konisch,  15  cm  lang,  Eeiben  regelmässig,  dicht,  8-rei- 
hig,  30  Früchte  in  der  Reihe.  —  Frucht:  Original  orangegelb,  transparent, 
gerundet,  an  den  Seiten  platt,  Keimling  vertieft,  über  Mittelgrösse,  8  mm 
lang,  9  mm  breit,  4  mm  dick,  39.2  Früchte  =  lOgr.  —  Halm:  3  Schöss- 
linge,  130  cm  lang,  1.5  cm  dick,  6  blühende  und  2  reife  Kolben,  Rispe 
25  cm  lang,  Narbe  grünlich-gelb,  Mitte  Juli  blühend ;  Blattzahl  7,  Blätter 
52  cm  lang,  7  cm  breit,  Blattfläche  5096  qcm,  Halmfläche  585  qcm,  6e- 
sammtfläche  5681  qcm. 

Sehr  frühreif. 

Bezugsquelle:  Prof.  Jul.  Henriques,  Coimbra,  Portugal. 

Grantnrco  Quarantiiio^  oder  nostrano  basso  preeoce. 

Syn.:  Ital.:  Agostanella  (Form  mit  etwas  kleineren  Früchten). 

Franz.:  Mais  quarantain  jaune,  Mais  pr6coce,  Mais  d'Onona, 

Mais  hätif  de  Thourout. 
Spanisch:  Maiz    cuarenteno,    Maiz    tremis,    Olate    Colorado 

(Mexico). 
Engl.:  Old  Forty-days  maize. 

Kolben:  schwach  konisch,  10 — 16cm  lang,  8—10 — 14-reihig,  24—34 
Früchte  in  der  Reihe,  dicht;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  hellgelb,  zuweilen 
orange,  rundlich  (6  mm  lang,  7  mm  breit,  6  mm  dick,  1  Frucht  wiegt 
0.167  gr  und  1  hl  =  76  kg),  Frucht  ein  wenig  grösser  als  vom  Hühner- 
mais, doch  Schale  feiner;  Mehl  gelb,  von  angenehmen  Oeruch,  geschätzt. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  ergab  folgende  Resultate:  Pflanzraum 
1000  qcm,  Aussaat  20/5.  78,  Erscheinen  der  jungen  Pflanzen  7/6.,  Blüte 
29/7.,  männliche  Blüte  (Staubbeutel  olivengrün  oder  rot)  1.05,  weibliche 
(Griffel  hellrot)  2.2  p.  Pflanze;  Zahl  der  Triebe  1.16  p.  Pflanze.  Halme 
78  cm  (Max.  llO  cm)  lang,  2  cm  dick,  Blattzahl  10,  Blätter  35  cm  lang, 
3.6  cm  breit,  Blattfläche  2520  qcm,  Halmfläche  468  qcm,  Gesammtflftche 
2988  qcm. 

Halm,  Blattscheiden,  Blattrippen  und  Blattränder  sind  dunkel-violett 
gefärbt 

Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  2,  Reifezeit  20/9.,  mithin  Dauer  der 
Vegetationsperiode  123  Tage. 

Frischgewicht  des  Halmes  in  der  Blüte  120  gr  (Max.  360  gr). 

Es  lieferten  100  Halme  8.900  kg  Kolben,  darin  7.275  kg  Kömer, 
1.625  kg  Spindeln,  femer  2.100  kg  Kolbenhüllen,  7.250  kg  Stengel. 

Dieser  sehr  frühreife  Mais  wird  in  den  höheren  Lagen  Piemonts 
gewöhnlich  um  Johannis  gesäet  und  Martini  geeratet;  bei  Dauzig  reifte 
er  1862  in  163  Tagen  noch  vollkommen  aus. 

Nach  Gasparin*)  reift  er  in  Süd-Frankreich,  bis  zum  20.  Juni 
gesäet,  noch  Ende  Oktober  aus  und  beanspmcht  3300^  AlVärme. 


1)  Cours  d'Agric.  HI,  p.  747. 


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808  Besonderer  Teil. 

In  der  Lombardei  ^)  soll  der  ,^^08tanella"  durolischnitilioli  30 — 85  hl 
k  68 — 72  kg  und  der  ^^Quarantino''  25—30  hl  p.  ha  aufbringen  und  be- 
trägt seine  Vegetationszeit  Sy^  Monate. 

Es  ist  ein  alter  in  Italien  einheimischer  Mais,  den  schon  Dale- 
champ*)  1587  erwähnt. 

Cinqnantino. 

Syn.:  Ital.:  Granturco  d'estate,  Meliga  ostenga,  agostana,  Fromen- 
tone  di  steola,  di  stoppia. 
Franz.:  Mais  cinquantain,  d  aoüt,  d'6t6  k  grain  jaune®). 
Ungarn:  Cz6ndery  oder  Banater-Mais. 
Amerika:  MohawVCom  *). 

Kolben:  schwach  konisch,  11 — 21  cm  lang,  3 — 4  cm  dick,  12 — 14 — 16- 
reihig,  Eeihen  regelmässig,  sehr  dicht,  mit  24 — 38  fest  sitzenden  Früchten 
in  der  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  gelb  bis  goldgelb,  in  der  Form 
eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  dem  Zahnkorn,  klein,  abgeplattet  (8  mm 
lang,  4—6  mm  breit,  SVs— 4  mm  dick,  93.9  Früchte  =  10  gr,  1  hl  = 
78  kg),  Mehl  blassgelb,  sehr  geschätzt.  —  Stengel  120  cm  hoch. 

Die  Kultur  in  Poppelsdorf  ergab  folgende  Eesultate:  Pflanzraum 
1000  qcm,  Aussaat  20/5.  78,  Erscheinen  der  Pflanzen  7/6.,  Blüte  1/8., 
männliche  Blüte  (Sta^ubbeutel  schmutzig-gelb)  1  p.  Pflanze,  weibliche 
2  p.  Pflanze.  Halme  100  cm  (Max.  130  cm)  lang,  1.6  cm  dick,  Blattzahl 
10,  Blätter  33  cm  lang,  4.5  cm  breit,  Blattfläche  2970  qcm,  Halmfl&che 
480  qcm,  Gesammtfläche  3450  qcm. 

Zahl  der  Triebe  1.2  und  der  fruchtbaren  Kolben  1.39  p.  Pflanze, 
Reifezeit  28/9.,  mithin  betrug  die  Dauer  der  Vegetationszeit  132  Tage, 
während  sie  in  Ungarn  120  Tage,  in  Ober-Italien  70—80  Tage  und  in 
Amerika  90  Tage  umfassen  soll. 

Das  Frischgewicht  stellt  sich  p.  Halm  in  der  Blüte  auf  190  gr 
(Max.  280  gr). 

Es  lieferten  in  Poppelsdorf  100  Halme  10.400  kg  Kolben,  darin 
8.475  kg  Kömer,  1.925  kg  Spindehi,  femer  2.350  kg  Kolbenhüllen,  9.250  kg 
Stengel. 

Zur  Zeit  Burger's  (1809)  soll  er  ausser  in  Spanien  und  Italien 
im  übrigen  Europa  noch  unbekannt  gewesen  sein,  während  er  sich  jetzt 
über  Burgund,  die  Franche-Comt6,  über  einen  Teil  Süd-Deutschlands,  die 
Schweiz,  Kärnten,  Krain,  Steiermark,  namentlich  aber  über  Eumänien, 
Serbien  und  Ungarn  verbreitet  hat.  In  Ungarn  wurde  er  zuerst  auf  der 
Herrschaft  Czinderj  im  Banat  gebaut,  weshalb  er  den  Kamen  Cz^ndery 
oder  Banater  Mais  führt.  In  Ungarn  ist  derselbe  seiner  Ergiebigkeit 
und  der  Güte  seines  blassgelben  Mehles  wegen  sehr  geschätzt;  in  den 
Preisnotierungen  figuriert  er  als  der  schwerste  und  am  höchsten  bezahlte 
Mais  Ungarns.  Er  wird  in  Ungarn  in  der  Kegel  auf  63  cm  Eeihenweite 
und  30  cm  Entfernung  in  der  ßeihe  gedrillt,  verträgt  die  Dürre  des 
Steppenklimas  vorzüglich  und  gibt  noch  Kolben,  wenn  der  spätreife 
,J^ignoletto"  schon  unter  derselben  leidet,  ausserdem  erlaubt  es  seine 
Frühreife,  nach  ihm  noch  Wintergetreide  aussäen  zu  können.   Die  Namen 


1)  Ital.  CaUl.  Pariser  Ausst.  1878. 

2)  Heu  z 6,  PL  aliment,  II.  p.  26. 

8)  BonafouB,  Hist.  nat.  Agr.  et  6oon.  du  Mais  1886. 
4)  Burg  er,  Mais  p.  58. 


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Maissorten«  809 

y^omentone  dl  steoW  oder  „di  stoppia'^  hat  er  in  Italien  erhalten,  weil 
er,  in  die  Stoppel  des  Wintergetreides  ges&et,  noch  ansreift. 

Der  Durchschnittsertrag  stellt  sich  auf  45—50  hl  k  75—78  kg 
pro  ha. 

Melia  inTemenga. 

Sjn.:  Ital.:  Meliga  invenienga  o  di  otto  fili  deir  Abbadia;   Mag- 
gengo;  Grano  turco  d'autnnno. 
Fortng.:  Milho  grosso. 

Franz.:  Mais  d'automne  k  grain  jänne*),  Mais  jaune  gros. 
Deutsch:  G-rosser,  gelber  Mais. 
Kolben:  fast  cylindrisch,  gross,  22 — 28  cm  lang,  5 cm  dick, 8 — 10— 
12-reihig,  Eeihen  ziemlich  dicht,  35  Früchte  in  der  Reihe;  100  Kolben 
liefern  17 — 23  kg  Früchte;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  citronengelb,  voll, 
ein  wenig  abgeplattet,  gross  (10  mm  lang,  13  mm  breit,  6  mm  dick,  1  hl 
wiegt  78  kg).  —  Stengel  bis  2  m  hoch,  in  Italien  und  Portugal  bewäs- 
sert, erreicht  er  3— 4  m. 

Die  Vegetationszeit  dauert  4V2  Monat  und  gehört  er  zu  den  ertrag- 
reichsten gelben  Maissorten  Süd -Europas,  so  bringt  er  in  Ober-Italien^) 
65—76  hl  k  72—75  kg  p.  ha  auf. 

Diese  Sorte  wird  vorzugsweise  in  Italien,  und  zwar  in  Piemont, 
der  Lombardei  und  Toscaua,  in  Spanien,  Portugal  und  Süd-Frankreich 
kultiviert. 

Die  Aussaatzeit  fällt  in  Italien  in  den  April. 

Orantnreo  bergamaseone* 

Syn.:  Ital.:  Fromentone  oro, 

Franz.:  MaYs  dorö,  orange,  de  Grece. 
Portug.:  Milho  temporao. 

Kolben:  schwach  konisch,  mittelgross,  Beihen  ziemlich  unregelmässig. 
—  Frucht:  goldgelb  oder  orange,  gross,  an  der  Spitze  abgerundet,  Seiten 
ein  wenig  platt,  rundlich  11  mm  lang,  11  mm  breit,  5  mm  dick,  27  Früchte 
«=  10  gr.  —  Halm  130—140  cm  hoch. 

Viel  in  der  Gegend  von  Bergamo,  doch  auch  in  Portugal,  Spanien, 
z.  B.  bei  Jerez  de  la  Fronteira  gebaut,  widersteht  der  Trockenheit  vor- 
trefflich, aber  selbst  weniger  als  Quarantino  ertragreich. 

Bezugsquelle:  Ausstellung  zu  Mailand  1881. 

Ha!s  d'Anxoime. 

Syn.:  Jaune  hfttif  d*Auxonne. 

Kolben:  mittelgross,  ziemlich  cylindrisch,  doch  oft  platt,  bis  15  cm 
^g>  3V2""^V2  cm  dick,  12-reihig,  Eeihen  ziemlich  dicht,  regelmässig, 
bis  25  Früchte  enthaltend,  Spindel  weiss.  —  Frucht:  gelb,  platt,  länglich 
und  etwas  spitz  (9  mm  lang,  4 — 8  mm  breit,  5  nun  dick,  1  Korn  wiegt 
0.156  gr,  1  hl  «c  74.5  kg),  Mehl  blassgelb,  geschätzt,  feinschalig. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  ergab  folgende  Eesultate: 


1)  Bonafous,  Bist.  nat.  Agric.  et  6con.  du  Mau  1836. 

2)  ItaL  Cat  zur  Paris.  Ausst.  1878. 


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810  Besonderer  Teil. 

Fflanzraum  1250  qcm,  Aussaat  20/5.  78,  Erscheinen  der  Pflanzen  7/G., 
Blüte  10/8.,  männliche  Blüte  (Staubbeutel  gelb)  1.25,  weibliche  (Griffel 
grünlich-gelb  oder  blassrot)  2.15  p.  Pflanze,  Schösslinge  p.  Pflanze  1.2. 
Halme  130  cm  (Max.  160  cm)  lang,  2.2  cm  dick,  Blattzahl  10,  Blätter 
52.7  cm  lang,  5.8  cm  breit,  Blattfläche  6113.2  qcm,  Halmfläche  858  qcnif 
Oesammtfläche  6971.2  pcm. 

Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  1.6  p.  Pflanze,  £eifezeit  4/10.,  mithin 
Dauer  der  Vegetationsperiode  137  Tage. 

Frischgewicht  eines  Halmes  in  der  Blüte  450  gr  (Max.  680  gr). 

Es  lieferten  100  Halme  19.000  kg  Kolben,  darin  12.900  kg  Eömer, 
6.100  kg  Spindeln,  femer  6.000  kg  Eolbenhüllen  und  22.500  kg  SteneeL 

Diese  ergiebige  Maissorte  reifte  1862  noch  am  20/10.  (Aussaat  10/5.) 
bei  Danzig,  sowie  bei  Berlin,  und  wird  vorzugsweise  in  Burgund  und  in 
der  Franche-Comtö  kultiviert. 

Bezugsquelle:  Vilmorin,  Paris. 

Kuknricza. 

Syn. :  Deutsch:  Gelber  ungarischer  Mais. 
Franz.:  Mals  jaune  de  Hongrie. 

Kolben:  Original  schwach  konisch,  25  cm  lang,  5V2cm  dick,  12 — 14- 
reihig,  37  Früchte  in  der  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  gelb,  platte 
gross  (9  mm  lang,  9 — 10  mm  breit,  6  mm  dick),  1  hl  wiegt  73  kg  und 
39.4  Kömer  gehen  auf  10  gr. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  stellte  sich  1878  wie'  folgt: 

Pflanzraum  1250  qcm,  Aussaat  20/5., Erscheinen  der  jungen  Pflanzen  7/6., 
Blütezeit  14/8.,  männliche  Blüte  (Staubbeutel  pflrsich-grün)  1,  weibliche 
(Griffel  hellgrün)  2.15  p.  Pflanze;  Zahl  der  Triebe  1.33,  der  fruchtbaren 
Kolben  1.25  p.  Pflanze.  Halme  115  cm  (Max.  160  cm)  lang,  2  cm  dick, 
Blattzahl  11,  Blätter  55  cm  lang,  5.4  cm  breit,  Blattfläche  6534  q^om, 
Halmfläche  690  qcm,  Oesammtfläche  7224  qcm. 

Das  Frischgewicht  betrug  in  der  Blüte  530  gr  (Max.  670  gr). 

Die  Eeife  erfolgte  12/10.,  also  nach  einer  Yegetationszeit  von  145 
Tagen  und  wurden  von  100  Halmen  geemtet:  22.500  kg  Kolben,  darin 
13.685  kg  Kömer,  8.815  kg  Spindeln,  femer  4.400  kg  Kolbenhüllen,  20.600 
kg  Stengel. 

Dieser  sehr  allgemein  in  Ungarn  angebaute  und  in  150  Tagen  dort 
reifende  Mais  wird,  je  nach  den  Boden-  und  Kulturverhältnissen,  auf 
63 — 75  cm  Beihenweite  und  50  cm  Entfernung  in  der  Beihe  kultiviert 

Sehr  häufig  wird  er  jedoch  bei  Einführung  der  Fruchtwechselwirt- 
schaft durch  den  frühreifen  Cinquantino  verdrängt,  weil  dieser  noch  den 
Anbau  von  Winterung  nach  Mais  gestattet,  und  die  Qualität  seines  Kornes 
höher  geschätzt  wird. 

Frfiher  gelber  Badener  Mals. 

Kolben:  cylindrischy  20  cm  lang,  4V2  cm  dick,  konstant  8-reihigr 
33  Früchte  in  der  Beihe.  —  Frucht:  sattgelb,  rundlich,  gross  (10  mm 
lang,  12  mm  breit,  7  mm  dick,  48  Früchte  =  10  gr),   grobschalig. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  stellte  sich  im  vierjährigen  Durchschnitt 
1875/78  wie  folgt: 

Pflanzraum  1250  qcm»  männliche  Blüte  (Staubbeutel  gelb  oder  dunkel- 


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Maissorten.  811 

rot)  1.08,  weibliche  (Griffel  meist  hellgrün,  zuweilen  blaesrot)  2.3;  Zahl 
der  Triebe  1.02,  der  ftuchtbaren  Kolben  1.3  p.  Pflanze. 

Halme  170  cm  (Max.  240  cm)  lang,  0.2  cm  dick,  Blattzahl  10, 
Blätter  57  cm  lang,  5  cm  breit,  Blattfläche  5700  qcm,  Halmfläche  1020  qom, 
Gesammtfläche  6720  qom. 

Das  Frischgewicht  in  der  Blüte  betrug  p.  Halm  855  gr  (Max. 
765  gr). 

Die  Eeife  erfolgte  nach  einer  Yegetationszeit  von  140  Tagen  und 
wurden  von  100  Halmen  geemtet:  21.900  kg  Kolben,  darin  15.375  kg 
Früchte,  6.525  kg  Sjjindeln,  femer  4.600  kg  Kolbenhüllen,  21.000  kg 
Stengel. 

Dieser  Mais  wird  vorzugsweise  in  Baden  kultiviert  und  dort  all- 
jährlich reif. 

EUwanger-Mais. 

Kolben:  schwach  konisch,  12 — 20cm  lang,  8—10 — 12-reihig,  mit 
28—32  fest  sitzenden  Früchten  in  der  Beihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht: 
hellgelb,  halbkreisförmig  (10  mm  breit,  9  mm  lang,  4  mm  tief,  39  Früchte 
=  10  gr,  1  hl  wiegt  75  kg). 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  ergab  folgende  Eesultate: 

Pflanzraum  1000  qcm,  Aussaat  20/5.  78,  Erscheinen  der  Pflanzen 
7/6.,  Blüte  28/7.,  männliche  Blüte  1.03,  weibliche  1.65  und  Triebe  1.34 
p.  Pflanze.  Halme  in  der  Blüte  70  cm  (Max.  100  cm)  lang,  2.5  cm  dick, 
Blattzahl  10,  Blätter  43  cm  lang,  4.45  cm  breit,  Blattfläche  3827  qcm, 
Halmfläche  525  qcm,  Gesammtfläche  4352  qcm. 

Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  1.65  p.  Pflanze,  Beifezeit  20/9.,  mithin 
Dauer  der  Yegetationszeit  128  T.age. 

Das  Frischgewicht  eines  Halmes  betrug  120  gr  (Max.  250  gr). 

Es  lieferten  100  Halme  14.850  kg  Kolben,  darin  9.725  kg  Kömer, 
4.625  kg  Spindeln;  2.400  kg  Kolbenhüllen  und  9.750  kg  Stengel. 

Diese  Maissorte  ist  zweifellos  aus  dem  Cinquantino  hervorgegangen, 
welcher  ihm  auch  vorzuziehen  ist. 

In  Württemberg  und  namentlich  bei  Ellwangen  häuflg  gebaut. 

Original  von  Prof.  Vossler,  Hohenheim,  erhalten. 

Cannstatter-Mais. 

Kolben :  schwach  konisch,  15 — 22  cm  lang,  8 — 10-reihig,  Reihen  regel- 
mässig mit  24  sehr  fest  und  dicht  sitzenden  Früchten;  Spindel  weiss.  — 
Frucht:  gesättigt  gelb,  halbkreisförmig,  gross  (10  mm  lang,  11  mm  breit, 
6  mm  dick,  32.6  Früchte  =  10  gr,  1  hl  =  75  kg.) 

D^e  Kultur  in  Poppelsdorf  ergab  folgende  Eesultate: 

Pilanzraum  1000  qcm,  Aussaat  20/5.  78,  Erscheinen  der  Pflanzen 
7/6.,  Blüte  26/7.,  männliche  Blüte  1  (Staubbeutel  roth),  weibliche  1.6 
(Griffel  rosa)  und  Triebe  1.57  p.  Pflanze.  Halm  in  der  Blüte  70  cm 
(Max.  135  cm)  lang,  2  cm  dick,  Blattzahl  7,  Blätter  44  cm  lang,  4.5  cm 
breit,  Blattfläche  2772  qcm,  Halmfläohe  420  qcm,  Gesammtfläche  3192  qcm. 

Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  1.1  p.  Pflanze,  Beifezeit  20/9.,  mithin 
Dauer  der  Vegetationsperiode  123  Tage. 

Das  Prischgewicht  eines  Halmes  betrug  1 70  gr  (Max.  600  gr). 

Es  lieferten  100  Halme  13.900  kg  Kolben,  darin  10.225  kg  Kömer, 
3.675  kg  Spindeln;  2.850  kg  Kolbenhüllen,  9.250  kg  Stengel. 


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812  Besonderer  Teil. 

Dieser  Mais  wird  allenthalben   im  Neckartfaal  angebaut   und  bildet 
mit  dem  Ellwanger  die  beiden  speeifiscb  württembergischen  Maissorten. 
Original  von  Prof.  Yossler,  Hohenheim,  1878  erhalten. 

Heinemann's  September-Mais* 

Kolben:  dünn,  fast  cylindrisch,  20  cm  lang,  4V2  cm  dick,  8-reihig, 
85  Früchte  in  der  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  hellgelb,  halbkreis- 
förmig, platt,  hornig  (9  mm  lang,  IIV2  mm  breit,  5  mm  dick,  37  Früchte 
wiegen   10  gr). 

Die  Kultur  stellte  sich  in  dem  sehr  kühlen  Sommer  von  1879 
wie  folgt: 

Pflanzraum  1000  qcm,  Aussaat  20/5.,  Zahl  der  männlichen  Blüten  1.6, 
der  weiblichen  1.3,  der  fruchtbaren  Kolben  1,  der  Triebe  1.8.  Halme 
170  cm  (Max.  200  cm),  5  cm  dick,  Blätter  57  cm  lang,  5  cm  breit,  Blatt- 
zahl 7,  Blattfläche  3990  qcm,  Halmfläche  765  qcm,  Oesammtfläche 
4755  qcm. 

Diese  Sorte  reifte  am  frühesten  von  allen  gleichzeitig  angebauten 
Sorten  und  wurde  selbst  noch  in  diesem  ausnahmsweise  kühlen  Sommer 
gegen  den  12.  Oktober  hin  reif,  also  nach  einer  Yegetationszeit  von  145 
Tagen. 

Für  Mitteldeutschland  scheint  diese  Maissorte  sehr  passend  zu  sein, 
wenn  es  sich  bewahrheitet,  dass  ihre  Ertragsfähigkeit  eine  ausgezeich- 
nete ist. 

Bezugsquelle:  F.  C.  Heinemann,  Erfurt. 

Varietät:  Zea  Mais  turgida  Bonaf. 
Sorten: 
Pignoletto. 

Syn.:  Eeichtragender  Syrmier. 

Kolben:  stark  konisch,  17  cm  lang,  5cm  dick,  vielreihig  (18—24),  40 
Früchte  in  der  Eeihe,  Eeihen  an  der  Basis  häuflg  unregelmässig;  Spindel 
weiss.  —  Frucht:  prachtvoll,  orangefarben,  platt,  glasig,  klein  (6  mm 
lang,  5 — 7Y2  mm  breit,  4  mm  dick,  73.9  Früchte  =  10  gr,  1  hl  wiegt 
74  kg). 

In  Poppeisdorf  gestaltete  sich  seine  Kultur  1878  wie  folgt: 

Pflanzraum  1250  qcm,  Aussaat  20/5.,  Erscheinen  der  Pflanzen  7/6., 
Blütezeit  20/8.,  männliche  Blüte  (Staubbeutel  gelb)  1,  weibliche  (Griffel 
hellrot)  1.9  p.  Pflanze.  Zahl  der  Triebe  1.05 ;  Halme  120  om  (Max. 
160  cm)  lang,  2  cm  dick,  Blattzahl  12,  Blätter  46  cm  lang,  4.6  cm  breit, 
Blattfläche  5078.4  qcm,  Halmfläche  720  qcm,  Gesammtfläche  579S.4  qcm. 

Zahl  der  reifen  Kolben  1.5,  Erntezeit  12/10.,  mithin  erfolgte  die 
Keife  nach  145  Tagen,  und  wurden  von  100^  Halmen  erzielt:  15.100  kg 
Kolben,  darin  9.625  kg  Kömer,  5.475  kg  Spindeln,  femer  6.000  kg  Kolben- 
hüllen, 21.400  kg  Stengel. 

Dieser  Mais  zeichnet  sich  durch  Ergiebigkeit  und  vorzügliche  Qua- 
lität der  Früchte  aus,  weshalb  er  auf  den  rationeller  bewirtschafteten 
Gütern  Ungarns  dem  gewöhnlichen  gelben  ungarischen  Mais  vorgezogen 
wird,  doch  verträgt  er  die  Dürre  weniger  gut  .und  ist  auch  spätreifer  als 
der  Cinquantino,  der  in  trocknen  Jahren  einen  höheren  Ertrag  bringt,  und 


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Maissorten.  818 

dem  Winterung  folgen  kann,  daher  meist  diese  beiden  Maissorten  auf 
grösseren  Gütern  angebaut  werden,  und  zwar  in  der  Eegel  auf  63  cm 
Beihenweite  und  50  cm  in  der  Reihe,  die  Yegetationsdaner  nmfasst 
150—160  Tage. 

Ausser  in  Ungarn  wird  diese  vorzügliche  Sorte  noch  in  Rumänien 
und  Ober-Italien  gebaut. 

Bezugsquelle:  Samenhandlung  von  A.  Frommer,  Budapest. 

Allerfrühestor  Szekler-Kokiiru. 

Kolben :  stark  konisch,  Basis  sehr  breit,  16  cm  lang,  5  cm  dick, 
12 — 16-reihig,  25  Früchte  in  der  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  licht- 
gelb, rundlich,  mittelgross  (8  mm  lang^  10  mm  breit,  9  mm  dick,  1  hl 
wiegt  75—77  kg,  37  Früchte  =  10  gr). 

In  Siebenbürgen  am  28.  Mai  ausgesäet,  trat  die  volle  Reife  am 
10.  September,  also  nach  105  Tagen  ein,  auch  in  Poppeisdorf  bewährte 
sich  1879  in  dem  kühlen  Sommer  seine  Frühreife,  da  er  zu  den  frühreif- 
sten (Ernte  12/10.)  der  ausgesäeten  Sorten  gehörte. 

Die  Zahl  der  Triebe  betrug  1.1,  der  männlichen  Blüten  1.1,  der 
weiblichen  Blüten  1.2,  der  fruchtbaren  Kolben  1.15  p.  Pflanze. 

Halme  185  cm  (Max.  220  cm)  lang,  1.5  cm  dick,  Blattzahl  10, 
Blätter  60.5  cm  lang,  5.0  cm  breit,  Blattfläche  6050  qcm^  Halmfläche 
990  qcm,  Gesammtfläche  7040  qcm. 

Durch  Kreuzung  des  Cinquantino  mit  einer  frühen  Sorte  des  Szekler- 
Landes  in  Siebenbürgen  ist  diese  durch  grosse  Frühreife  sich  auszeichnende 
Sorte  von  Arpad  Szentskiralyi^)  erzeugt  worden. 

Diese  Sorte  eignet  sich  vorzüglich  für  rauhere  Gebirgslagen. 

Bezugsquelle:  Samenhandlung  A.  Frommer,  Budapest. 

MaSs  janne  trte-hfttif  des  Metteanx. 

Kolben:  stark  konisch,  12 — 15 — 17  cm  lang,  an  der  Basis  5 — 5.5  cm 
dick,  16 — 20-reihig,  Reihen  etwas  unregelmässig,  dicht,  25  Früchte  in 
der  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht:  gesättigt  gelb,  rund;  oben  breit, 
nach  unten  spitz;  klein  (7  mm  lang,  7  mm  breit,  6  mm  dick,  31.8  Früchte 
=  10  gr,  1  hl  =  76.5  kg). 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  ergab  folgende  Resultate: 

Pflanzraum  1000  qcm,  Aussaat  20/5.  78,  Erscheinen  der  jungen 
Pflanze  7/6.,  Blütezeit  1/8.,  männliche  Blüte  (Staubbeutel  hell  bis  dunkel- 
rot), 1  p.  Pflanze,  weibliche  (Griffel  blassrosa)  1.8  p.  Pflanze;  Triebe 
1.19  p.  Pflanze.  Halm  in  der  Blüte  90  cm  (Max.  130  cm)  lang,  1.5  cm 
dick,  Blattzahl  9,  Blätter  38.8  cm  lang,  4  cm  breit,  Blattfläche  2793.6  qcm, 
Halmfläche  405  qcm,  Gesammtfläche  3198.6  qcm. 

Zahl  der  fruchtbaren  Kolben  1.25  p.  Pflanze,  Reifezeit  30/9.,  mithin 
Dauer  der  Vegetationsperiode  133  Tage. 

Prischgewicht  eines  Halmes  in  der  Blüte  ca.  200  gr  (Max.  360  gr)» 

Es  lieferten  100  Halme  12.750  kg  Kolben,  und  darin  9.075  kg 
Kömer,  3.675kg  Spindeln;  2.250  kg  Kolbenhüllen,  11.000kg  Stengel. 

Bezugsquelle:  Yilmorin,  Paris. 


1)  Oesterreiohisoh,  Wochenbl.  Nr.  4,  1878. 

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814  Besonderer  Teil. 

Gelber  grobk&rniger  Mnreeker-Mftis. 

Kolben:  stark  konisch,  22  cm  lang,  6 — 7  cm  dick,  14 — 24-reihig,  regel- 
mässig, ziemlich  dicht,  35  Früchte  in  der  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Frucht: 
«attgelb,  undnrchsicKtig,  trapezoi'disch,  platt,  gross  (10  mm  lang,  10  mm 
hreit,  6  mm  dick,  31.2  Früchte  =  10  gr,  1  hl  wiegt  70  kg). 

Die  Kultur  ergab  1878  in  Poppeisdorf  folgende  Resultate: 

Pflanzraum  1250  qcm,  Aussaat  20/5.,  Blütezeit  16/8.,  männliche 
Blüte  (Staubbeutel  gelb)  1.1,  weibliche  (Griffel  blassrot)  1.4  p.  Pflanze; 
Zahl  der  Triebe  1.1,  der  fruchtbaren  Kolben  1.05  p.  Pflanze. 

Halme  120  cm  (Max.  160  cm)  lang,  2  cm  dick,  Blattzahl  10,  Blätter 
53.2  cm  lang,  5.3  cm  breit,  Blattfläche  5639.2  qcm,  Halmfläche  720  qcm, 
Oesammtfläohe  6359.2  qcm. 

Es  lieferten  100  Halme  25.000  kg  Kolben,  darin  13.535  kg  Kömer, 
11.465  kg  Spindeln,  femer  5.000  kg  Kolbenhüllen  und  18.000  kg  Stengel 

Die  Reife  erfolgte  4/10.,  also  nach  137  Tagen. 

Diese  Sorte  gehört  zu  den  im  Murthale  meist  gebauten. 

Erhalten  durch  Güterdirektor  Weck  feu  Brunnsee  im  Murthal. 

Varietät:  Zea  Hais  gilva  Koke. 
Sorte: 

Isabellfarbener  Hais. 

Kolben:  cylindrisch  klein,  12  cm  lang,  3V2  om  dick,  10-reihig,  22 
Früchte  in  der  Reihe;  Spindel  weiss.  —  Fracht:  isabellfarben,  rundlich, 
^oss  (8  mm  lang,  8  mm  breit,  5  mm  dick). 

Original  in  der  Poppelsdorfer  Sammlung. 

Varietät:  Zea  Mais  Philippi  Koke. 
Sorte: 

Early  King-Philip. 

Syn.:  Amerikan.:  Improved  King-Philip,  Brown-Corn.      (Verbes- 
serte Formen.) 
Franz.:  Mais  du  roi  Philippe. 

Deutsch:  König  Philip-Mais. 

Kolben:  fast  cylindrisch,  20 — 30  cm  lang,  3V2 — 4  cm  dick,  8-reihig, 
«doch  soll  er  auf  sehr  gutem  Boden  auch  12-reihig  werden  können,  Reihen 
dicht,  je  zwei  Reihen  durch  einen  weiteren  Zwischenraum  getrennt,  sehr 
regelmässig,  bei  20  cm  Länge  40  Früchte  in  der  Reihe;  Spindel  schmal, 
weiss.  —  Frucht:  hellgelbbraun  ins  Rötliche  spielend,  Krone  halbkreis- 
förmig, platt,  gross  (9  mm  lang,  11  mm  breit,  5.5  mm  dick,  26.1  Früchte 
=  10  gr,  1  hl  wiegt  71.5  kg).  —  Halm:  schlank,  150—200  cm  hoch. 

In  Poppeisdorf  ergab  1878  die  Kultur  dieses  Maises  folgende  Resultate: 

Pflanzraum  1250  qcm,  Aussaat  20/5.,  Erscheinen  der  Pflanzen  7/6.» 
Blütezeit  12/8.,  männliche  Blüte  (Stoubbeutel  rot)  1.55,  weibliche  (Griflel 
hellgrün)  2.7  p.  Pflanze,  Zahl  der  Triebe  1.65.  Halme  120  cm  (Max. 
165  cm)  lang,  2  cm  dick,  Blattzahl  11,  Blätter  53.4  cm  lang,  4.5  cm  breit. 
31attfläche  5286.6  qcm,  Halmfläche  720  qcm,  Gesammtfläche  6006.6  qcm. 


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Maissorten.  815 

Das  Frischgewioht  eines  Halmes  zur  Blütezeit  betrag  250  gr  (Max. 
550  gr). 

Die  Reife  erfolgte  4/10.,  also  nach  187  Tagen  und  fanden  sicli  1.15 
fruchtbare  Kolben  p.  Pflanze. 

Es  lieferten  100  Halme  21.000  kg  Kolben,  darin  13.650  kg  Körner, 
7.350  kg  Spindeln,  ferner  5.400  kg  Kolbenhtillen,  21.250  Stengel. 

Dieser  harte,  ertragreiche,  frühreife  Mais  ist  in  den  Nordstaaten 
der  Union,  namentlich  in  den  Neu-England-Staaten,  sowie  in  den  Berg- 
gegenden von  Virginien,  Maryland  und  Pennsylvanien  sehr  geschätzt. 

Im  Weinklima  Deutschlands  und  in  Frankreich  bis  Paris  lässt  er 
sich  noch  erfolgreich  kultivieren.    . 

Den  Namen  „King  Philip"  hat  er  nach  einem  berühmten  Häuptling 
der  Wampanoag-Indianer  erhalten.  Diese  Sorte  wurde  durch  Mr.  John 
Brown,  Long-Island,  am  Winnipiseogee-See  verbessert,  indem  er  den 
Ertrag  (bis  122  hl  p.  ha)  und  Oelreichtum  steigerte,  und  Früchte  dieser 
verbesserten  Sorte  wurden  durch  den  preussischen  Gesandten  in  Washing- 
ton, von  Gerolt,  1855  an  das  Landes-Oekonomie-Kollegium  in  Berlin 
gesandt,  welches  Versuche  an  den  preussischen  landwirtschaftlichen  Lehr- 
anstalten, welche  günstig  ausfielen,  anstellen  liess. 

Varietät:  Zea  Hais  rubropaleata  Kcke. 
Sorten: 

Maiz  anaranjado,  Chile. 

Kolben:  fast  cylindrisch,  18-reihig,  Eeihen  sehr  regelmässig  mit  50 
Früchten;  Spelzen  rot.  —  Frucht:  Original  orangegelb,  halbdurchsichtig, 
10  mm  lang,  9  mm  breit,  5  mm  dick,  38  Früchte  =  10.gr,  —  Halm 
220  cm  lang,  2.5  cm  dick,  4  Schösslinge,  2  Kolben,  Rbpe  40  cm  lang; 
Blattzahl  14,  Blätter  67  cm  lang,  9.1  cm  breit,  Blattfläche  16471.6  qcm, 
Halmfläche  1650  qcm,  GesammlSäche  18121.6  qcm. 

Spätreif. 

Bezugsquelle :  durch  vonGülichaus  Hacienda  de  Colina,  Chile  1880. 

Citronengelber  Mais  mit  roten  Spelzen. 

Ital.:  Granturoo  giallo  ranciato  a  stelo  rosso. 

Kolben:  konisch,  gross,  20  cm  lang,  4  cm  breit,  10-reihig,  Beihen 
etwas  unregelmässig,  locker,  32  Früchte  in  der  Reihe;  Spelzen  rot,  Frucht: 
citronengelb,  rundlich,  etwas  gedrückt,  gross  (8  mm  lang,  7  mm  breit, 
7  mm  dick). 

Original  in  der  Poppelsdorfer  Sammlung. 

Varietät:  Zea  Mais  rabropanetata  Kcke. 
Sorte: 

Oelber  Hais  mit  roten  Oriffelpnnkten. 

Kolben :  konisch,  etwas  gebogen,  mittellang,  20  cm  lang,  SVs  ^^^ 
breit,  8— 10-reihig,  32  Früchte  in  der  Reihe;  Spindel  rot.  —  Frucht: 
sattgelb,  Chriffelpunkt  rot,  gerundet  (7  mm  lang,  9  mm  breit,-  5  mm  dick, 
47  Früchte  ==  10  gr). 


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816  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Zea  Mais  rubra  Bonaf. 
Sorten: 

Red  Indian-eom. 

Syn.:  Deutsch:  Roter  Mais. 

Franz.:  Mai's  rouge,  gros,  k  grain  de  corail  (Bonafous). 
Ital.:  Grrantnrco  rossiccio  o  rosso. 
Pörtug.:  Milho  sequeiro. 

Kolben:  dick,  20  cm  lang,  5  cm  dick,  8 — 14-reihig,  30 — 35  Früchte 
in  der  Reihe;  Spindel  rot.  —  Frucht:  dunkelrot,  Krone  gerundet,  etwas 
abgeplattet,  dick,  gross  (9  mm  lang,  1 2  mm  breit,  8  mm  dick,  29  Früchte 
=  10  gr,  1  hl  wiegt  73  kg).     Halm  175—200  cm  hoch. 

Die  Kultur  in  Poppeisdorf  ergab  1878  folgende  Resultate: 

Pflanzraum  1250  qcm,  Aussaat  20/5,  Erscheinen  der  Pflanzen  7/6, 
Blütezeit  10/8,  männliche  Blüte  1,  weibliche  1.9  p.  Pflanze,  Zahl  der  Triebe 
1.2.  Halme  130  cm  (Max.  170  cm)  lang,  2  cm  dick,  Blattzahl  10,  Blätter 
58.8  cm  lang,  5.5  cm  breit,  Blattfläche  6468  qcm,  Halmfläche  780  qcm, 
Gesammtfläche  7248  qcm. 

Das  Frischgewicht  eines  Halmes  in  der  Blüte  betrug  364  gr  (Max. 
930  gr). 

Die  Reife  erfolgte  (12/10.)  nach  145  Tagen  und  entflelen  1.05  frucht- 
bare Kolben  p.  Pflanze. 

Es  lieferten  100  Halme  22.750  kg  Kolben,  darin  13.310  kg  Kömer, 
9.440  kg  Spindeln,  femer  5.000  kg  Kolbenhüllen  und  18.750  kg  Stengel. 

Diese  Sorte  ist  gegen  ungünstige  Witterungsverhältnisse  au£fiEillend 
UBempflndlioh,  so  ertrug  sie,  obgleich  eine  späte  Sorte,  den  kühlen  und 
sehr  feuchten  Sommer  von  1879  von  den  angebauten  Sorten  mit  am  besten. 

Dieser  Mais  wird  besonders  in  Süd-Frankreich,  Portugal,  Nord- 
AfHka  und  namentlich  in  Aegypten,  dagegen  wenig  in  Italien  gebaut 

Er  gelangte  in  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  von  Amerika  nacli 
Europa. 

Bezugsquelle:  Yilmorin,  Paris. 

Fancy  Pap-corn. 

Kolben:  schmal,  fast  oylindrisch,  20  cm  lang,  3  cm  breit,  8-reihig, 
45  Früchte  in  der  Reihe.  —  Frucht:  dunkelrot,  Seiten  platt,  Krone  ge- 
rundet (6  mm  lang,  10  mm  breit,  5  mm  dick,  50.8  Früchte  =  10  gr). 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 

Twelv6  rowed-Flesh-color. 

Kolben:  18—28  cm  lang,  3 — 4  cm  dick,  liefert  78.82  Proc.  Frucht, 
21.68  Proc.  Spindel.  —  Frucht:  rötlich-gelb,  grobschalig.  —  Halm: 
200 — 250  cm  lang,  mit  2,  zuweilen  3  Kolben. 

Nach  Salisbury^)  reifte  er  im  Staate  New- York  in  116  Tagen, 
und  der  Ertrag  stellte  sich  p.  ha  auf:  7123.2  kg  Früchte,  1958.96  kg 
Spindeln,  4764.48  kg  Blätter  und  Kolbenhüllen,  3335.36  kg  Stengel. 

Die  Kömer  zeigten  nachfolgende  Zusammensetzung  in  Procenten: 


1)  Transact.  of  the  N.-Y.  st.  Vin,  828. 

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Maissorten.  617 

Zaoker  Zein  Dextrin 

Stärke     und  Extrakt     Holzfaser     Protein     und  Glutin      Oel      und  Gummi 
45.38  10.47  9.58  9.42  4.22  6.80  5.64 

Hiemach  sind  die  Körner  im  hohen  Grade  ölreich. 
Diese  Maissorte   ist    ein  Bastard    des   achtreihigen  Flesh    und    des 
Sionz,  erzengt  durch  Mr.  Salishury  zu  Cortland,  Vereinigte  Staaten. 

Varietät:  Zea  Mais  nigra  AI. 
Sorte: 

Cfrano  tnrehino  nero. 

Syn.:  Deutsch:  Botschwarzer  Mais. 
Franz.:  Mais  noir. 

Kolben:  ziemlich  cylindrisoh,  kurz,  10 — 15  cm  lang,  3  cm  dick,  20 — 25 
Früchte  in  der  Eeihe;  Spindel  rot.  —  Frucht:  tief  dunkelbraun,  Krone 
abgerundet,  Seiten  platt  (10  mm  lang,  9  mm  breit,  5  mm  dick,  34.8 
Früchte  =  10  gr). 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 

Varietät:  Zea  Mais  violacea  Koke. 

Sorte: 
Mals  noir  de  Chine,  on  de  Canton. 

Syn.:  Violetter  Mais  mit  weissen  Spelzen. 

Kolben:  ziemlich  konisch,  14 — 17  cm  lang,  4  cm  dick,  12 — 18-reihig, 
Reihen  etwas  unregelmässig,  36  Früchte  in  der  Eeihe.  —  Frucht:  violett, 
nach  der  Spitze  zu  heller,  Krone  gerundet,  Seiten  platt,  klein  (7  mm 
lang,  4—6  mm  breit,  4  mm  dick,  50.2  Früchte  =  10  gr.) 

Nach  Heuz6^)  ist  diese  Sorte  in  China  verbreitet  und  1812  durch 
Mr.  L  u  puy  im  botanischen  Garten  zu  Bordeaux  zuerst  kultiviert  worden. 

Varietät:  Zea  Mais  eaesia  AI. 

Sorte: 

Blae-Pop. 

Kolben:  cylindrisch,  7.5 — 15  cm  lang,  3 — 4  cm  dick,  8 — 12-reihig, 
Spindel  weiss,  liefert  79.6  Proc.  Früchte,  20.4  Proc.  Spindel.  —  Frucht: 
schmutzig-blau,  hornig,  gerundet  (8  mm  lang,  8  mm  breit,  4  mm  dick), 
Mehl  von  guter  Beschaffenheit.  Halm:  bis  2  m  hoch,  mit  3  Kolben. 
Nach  einer  Vegetationszeit  von  116  Tagen  erzielte  Salishury*)  im  Staate 
New- York  p.  ha  6921.6  kg  Früchte,  1778.56  kg  Spindeln,  4954.88  kg 
Blätter  und  Kolbenhüllen,  5716.48  kg  Stengel. 

Diese  Sorte  eignet  sich  noch  für  Süd-Deutschland. 


1)  PI.  aliment.  II.  38. 

2)  Transact.  of  the  N.-Y.  st.  Vol.  VIII,  831. 

Koerniclc«  u.  Werner.  Qandb.  d.  Getreidebau't.  II.  52 

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818  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Zea  Hais  mbrocaesia  Ecke. 

Sorte: 

Frflher  schmutzigblaiier  Hais  mit  roten  Speisen. 

Kolben:  14 — 16  cm  lang,  3  cm  breit,  Eeihen  ziemlicb  regelmässig, 
8-reiliig,  25  Früchte  in  der  Eeibe;  Spindel  rot.  —  Frucbt:  schmutzig- 
blan,  abgemndet  (8  mm  lang,  9  mm  breit,  6  mm  dick,  39.3  Früchte 
=  10  gr). 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 

Varietät:  Zea  Mais  striata  AI. 
Sorte: 

Calico-eorn,  Nord-Amerika. 

Syn.:  Spanisch:  Mais  moracho  jaspeado  (Chile),  Süd-Amerika. 
Amerika:  Speckled-com. 
Franz.:  Ma¥s  jasp6. 
Deutsch:  Gefleckter  Mais. 
Kolben:    fast  cylindrisch,    15—23  cm  lang,    3 — 4  cm  dick,    8—14- 
reihig,  Beihen  dicht;    Spindel   weiss.  —  Frucht:    gelb,    mit  roten  Strei- 
fen, jaspisartig  gebändert,   undurchsichtig,   hart,   ziemlich  gross    (10  mm 
lang,   7 — 11  mm  breit,    4  mm  dick,    45  Früchte  =10  gr),    Mehlkörper 
sehr  weiss  und  fest.  —  Halm:  150  cm  lang,  mit  1  Kolben. 
Mittelfrüh;  wenig  in  Nord-  und  Süd-Amerika  kultiviert. 
Original  von  der  Hacienda  de  Colina,  Dept.  de  SantiagO|  Chile,  durch 
Herrn  von  Gülich  1879  erhalten. 

Varietät:  Zea  Mais  dierythra  Kcke. 
Sorte: 

Pfanenmais. 

'Kolben:    ziemlich    cylindrisch,    13 — 15  cm    lang,    8 — 12-reihig,    30 
Früchte  in  der  Beihe.  —  Frucht:  auf  hellgelbem  Grunde  gehen  von  einem 
Punkte  aus  nach  der  Basis  zu  hell  bis  dunkelrote  Streifen,  rundlich,  mittel- 
gross (7  mm  lang,  9  mm  breit,  6  mm  dick,  65.1  Früchte  =  10  gr). 
Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 

Varietät:  Zea  Mais  alboflava  Kcke. 
Sorte: 

Weissgelber  Mais. 

Kolben:  cylindrisch,  klein,  schmal,  15  cm  lang,  2V2  ^^  breit,  8-r«ihigy 
Eeihen  regelmässig,  ziemlich  dicht,  30 — 34  Früchte  in  der  Beihe.  — 
Frucht:  weiss  oder  hellgelb,  hornig,  rundlich,  Seiten  platt  (7  mm  lang» 
8  mm  breit,  4  mm  dick,  42.5  Früchte  =  10  gr). 

Original  in  der  Sammlung  zu  Poppeisdorf. 


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Die  biologischen  YerhältniBse  des  Maises.  819 

Varietät:  Zea  Mais  multicolor  AI. 

Sorte: 

Pearl-cont 

Syn.:  Deutsch:  Perlmais. 
Franz.:  Mais  perle. 
Spanisch:  Maiz  multicolor  (Chile). 

Kolben :  ziemlich  cylindrisch,  mittelgross,  16  cm  lang,  8 — 4V2  cm  dick, 
10-reihig,  84  Früchte  in  der  Beihe.  —  Frucht:  in  der  Farbe  rot,  braun, 
gelb,  rosa,  weiss,  bläulich,  schwärzlich  sehr  verschieden  und  in  gleicher 
Weise  auch  in  Form  und  Grösse,  halbglasig,  45  Früchte  =  lOgr.  — 
Halm :  bis  175  cm  hoch,  blattreich,  mit  2  Kolben. 

In  Poppeisdorf  ergab  die  Kultur  folgende  Eesnltate: 

Halme  160  cm  lang,  2.8  cm  dick,  Blattzahl  11,  Blätter  56  cm  lang, 
6.8  cm  breit,  Blattfläche  7761.6  qcm,  Halmfläche  1104  qcm,  Oesammtfläohe 
8865.6  qcm.    Die  Eeife  erfolgte  in  140  Tagen. 

In  Amerika  wird  er  vielfach  als  Böstkom  benutzt. 


Die  biologisclieii  YerliUtiiisse  des  Maises. 

Der  sorgfältigen  Auswahl  des  Saatgutes  ist  besondere  Aufmerk- 
samkeit zu  schenken,  weil  in  nicht  vollkommen  trocken  gewordenen 
Maiskörnern  bei  unzweckmässiger  Aufbewahrung  leicht  Zersetzungs- 
processe  auftreten,  welche  die  Keimkraft  zerstören,  was  auch  schon 
durch  geringfügige  äussere  Verletzungen  des  Keimlings  geschehen 
kann. 

Femer  werden  durch  zu  nahe  Kultur  verschiedener  Maissorten 
Kreuznngsprodukte  erzeugt,  weshalb  man  bei  der  Beinzucht  das  Saat- 
gut von  solchen  Pflanzen  auszuwählen  hat,  welche  der  Kreuzungsge- 
fahr am  wenigsten  ausgesetzt  waren  und  deren  Frttchte  die  charak- 
teristischen Eigenschaften  der  gewünschten  Sorte  besitzen. 

Das  beste  Saatgut  liefern  die  reifsten,  vollkommensten,  am  Halm 
zu  Unterst  stehenden,  verhältnismässig  kurzen  und  dicken  Kolben. 

Gewöhnlich  sind  nach  Wilhelm^)  die  im  unteren  Drittel  des 
Kolbens  befindlichen  Frttchte  die  schwersten  und  zugleich  keimfä- 


1)  Oetterr.  landw.  Wohbl  1875,  p.  178. 

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820 


Besonderer  Teil. 


Die  zur  Lieferung  des  Saatkornes  bestimmten  Kolben  hängt 
oder  bewahrt  man  zweckmässig  zum  Aastrocknen  der  Spindel  aa 
einem  luftigen  Ort  auf,  wodurch  die  Keimfähigkeit  der  Früchte  3 
und  4  Jahre  bewahrt  bleibt. 

Die  EntkOrnung  der  Kolben,  welche  Saatfrucht  liefern  sollen, 
geschieht  erst  kurz  vor  der  Aussaat  und  zwar  ohne  Hülfe  einer  Ent- 
körnungsmaschine oder  eines  harten  Instrumentes,  weil  die  Keimlinge 
zu  leicht  beschädigt  werden. 

Zur  Gevnnnung  der  besten  KOmer  aus  dem  mittleren  Teil  dea 
Kolbens  bricht  man  zunächst  die  oberen  und  unteren  Enden  desselben 
ab  und  rebbelt  nun  mit  flttlfe  einer  entkörnten  Haisspindel,  indem 
man  durch  Drücken  nach  abwärts  die  Kömer  zu  lösen  sucht,  letztere  ab. 

In  den  Handel  gelangt  auch  sehr  viel  Saatgut,  das  bei  feuchter 
Witterung  oder  verspäteter  Reife  künstlich  getrocknet  wurde,  also 
leicht  an  seiner  Keimkraft  Schaden  gelitten  haben  kann,  denn  nach 
Sachs  reicht  bei  feuchten  Maiskörnern  eine  einstündige  Einwirkung 
einer  Temperatur  von  ca.  50  ^  C.  und  bei-  trocknen  von  65  ®  C.  voll- 
kommen zur  Zerstörung  der  Keimkraft  des  grössten  Teiles  der 
Kömer  aus. 

Der  Mangel  an  Keimkraft  lässt  sich  sehr  bald  erkennen,  wenn 
man  das  untere  Ende  des  Maiskorns  mit  einem  scharfen  Messer  der- 
art durchschneidet,  dass  der  Keimling,  welcher  ziemlich  gross  ist  und 
10 — 14  Proc.  des  ganzen  Kornes  beträgt,  halbiert  wird;  ist  derselbe 
hell  und  weiss,  mit  einem  grünlichen  Schimmer  und  dunklem  Rand, 
60  darf  er  als  keimfähig  angesehen  werden.  Bei  nicht  keimfähigem 
ist  dagegen  der  Keim  dunkel. 

Demnach  erscheint  es  geboten,  angekauftes  Saatgut  stets  auf  die 
Keimfähigkeit  und  Menge  der  fremden  Bestandteile  zu  prüfen,  und 
fand  Nobbe  in  Handelsware: 


Unreinigkeit 
keimfähige  KÖmer 


Mittel 

Min. 

Proc. 

Proc. 

1.53 

0 

70 

28 

Max. 
Proc. 


7.61 
97 


Das  absolute  Gewicht  der  Maiskörner  ist  je  nach  der  Sorte, 
welcher  sie  entstammen,  ausnehmend  verschieden,  wie  dies  unsere 
Untersuchung  an  90  Maissorten  bezeugt;  damach  betrag  das  Gewicht 
eines  Komes  im  Mittel  179  mgr,  mindestens  51  mgr  (Zea  gracillima), 
höchstens  909  mgr  (Cuzco-Mais). 

Die  von  Nobbe  untersuchte  Handelsware  ist  viel  gleichmässiger 
im  Kom,  weil  die  für  technische  Zwecke  verkauften  Sorten  meist 
nur  den  über  mittelgrossen  Sorten  angehören,  so  wog  von  22  unter- 


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Die  biologischen  Yerhältnisse  des  Maises. 


821 


Buchten  Proben  ein  Korn  im  Mittel  282.7  mgr,  höchstens  382.9  mgr 
und  mindestens  114.5  mgr. 

Die  Grösse  der  Körner  einer  Sorte,  von  denen  auch  die  Grösse 
der  Kolben  abhängt,  charakterisiert  auch  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
die  daraus  entstehenden  Pflanzen,  d.  h.  die  kleinkörnigen  Sorten  sind 
auch  im  Habitus  klein,  die  grosskömigen  gross. 

Nach  Bonafous^)  macht  das  Episperma  6.00  Proc,  das  Peri- 
sperma  79.95Proc.,  derCotyledon  12.53  Proc.  und  der  Embryo  1.52  Proc. 
des  Kornes  aus. 

Von  den  Getreidearten  variieren  die  Maiskörner  in  ihrer  Zusam- 
mensetzung am  stärksten,  und  zeichnen  sich  durch  einen  relativ  nie- 
deren Proteen-,  aber  hohen  Fettgehalt  aus,  wie  aus  folgender  Tabelle 
ersichtlich : 


Trocken- 
substanz. 

N-haltige 
Substanz 

Fett 

N-freie 
Extraktst 

Holz- 
faser 

Asche 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc 

Proc. 

Minimum 

80.9 

6.8 

4.1 

59.0 

1.6 

l.I 

Maximum 

90.8 

15.1 

9.2 

70.6 

8.5 

4.1 

Mittel 

87.6 

9.9 

6.6 

66.4 

4.6 

2.6 

Das  Endosperm  ist  am  reichsten  an  Kohlehydraten,  der  Embryo 
an  Fett  (Samenlappe  ca.  63  Proc.)  und  Eiweisskörpern,  das  Episperm 
an  Holzfaser  ca.  47.5  Proc. 

Zur  Erlangung  einer  Maximalernte  erscheint  es  nun  sehr  wichtig, 
nicht  verletzte,  sondern  ganze  Körner  auszulegen,  namentlich,  wenn 
die  Anbauverhältnisse  nicht  besonders  günstig  sind,  also  die  jungen 
Pflänzchen  der  gesammten  Mutternahrung  zur  kräftigen  Entwickelung 
benötigen.  In  dieser  Beziehung  hat  nun  Blocziszewski  ausserordent- 
lich belehrende  Versuche  angestellt,  welche  nachstehendes  Resultat 
lieferten. 


1)  Hist.  nat.  du  Mais  1836. 


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822 


Besonderer  Teil. 


Procent  der 

a> 

S 

Ausgelegt  wurden: 

1 

II 
it 

Gewicht  d.Pflan 
in  gr 

Gewicht  dersel- 
ben Pflanze  auf 
lOOGewächsteOe 
der  Pflanze  aus 
ganzen  Samen 
berechnet 

Embryonen  mit  dem  Schildohen 

76 

76 

170 

819 

66.38 

„           „   Vi  Endosperm 

92 

90 

172 

849 

68.61 

Hälften  quer  durchschnittener  Samen 

76 

76 

171 

1036 

71.36 

Ganze  Samen 

92 

90 

172 

1462 

100.00 

Das  Samenkorn  beanspracht  znm  Keimen  eine  verhältnismässig 
geringe  Quantität  Qnellangswasser,  welche  Hoffmann  auf  44  Proc. 
nnd  Haberlandt  auf  49.7  Proc.  vom  Gewicht  des  Kornes  angibt^ 
doch  wird  dasselbe  nicht  sehr  schnell  aofgenommen,  z.  B.  brauchte 
das  Maiskorn  nach  den  Untersnchangen  von  Haberlandt  7  Tage 
znr  Aufnahme  von  42.2  Proc.  Wasser,  wenn  das  Quellen  in  reinem 
Wasser  geschah,  und  verlor  dabei  durch  Exosmose  nach  24stttndigem 
Einquellen  1.05  Proc.  an  Substanz,  welcher  Verlust  sich  nach  5  Tagen 
bei  Wasser  von  7»  C.  auf  4.34  Proc.  und  von  18^  C.  auf  5.45  Proc 
steigerte. 

In  stagnierendem  Wasser  häufen  sich  die  ausgelaugten  Stoffe  am 
in  Folge  dessen  Bakterienbildung,  also  Fäulnis  eintritt,  daher  es  zur 
Erhaltung  der  Keimkraft  nicht  rätlich  ist,  länger  als  24  Stunden  ein- 
zuquellen. Andererseits  wird  in  fliessendem  Wasser  die  Keimkraft 
mehrere  Tage  voll  erhalten,  und  fanden  von  Schlag  und  B res s  1er 
nach  40tägigem  Einquellen  noch  28  Proc.  keimfähiger  KOmer. 

Dem  Einquellen  behufe  Erleichterung  der  Keimung  ist  kaum 
das  Wort  zu  reden,  denn  wir  sehen,  dass  das  Maiskorn  in  massig 
feuchtem  Boden  schon  nach  3  höchstens  6  Tagen  bei  genügend  hoher 
Temperatur  keimt,  mithin  sich  mit  dem  notwendigen  Quellungswasser 
schnell  versieht  und  gleichzeitig  einen  sehr  wichtigen  Faktor  der 
Keimung,  den  Sauerstoff  mit  aufnimmt,  was  bei  dem  Quellen  unter 
Wasser  nicht  der  Fall  ist. 

In  einem  beim  Auslegen  noch  sehr  trocknen  Boden  keimt  das 
mit  Wasser  imbibierte  Korn,  ohne  dass  fär  das  junge  Pflänzchen  die 
gentigende  Feuchtigkeit  im  Boden  zu  finden  wäre,  wie  andererseits 
auch  auf  schwerem,  feuchtem  Boden  viel  leichter  ein  Ausfaulen  ab 
beim  Legen  trockner  Kömer  vorkommt,  und  schliesslich  kann  bei  sn 
langer  Dauer  des  Einquellens,  wenn  z.  B.  durch  ungünstige  Witte- 
rung die  Aussaat  verzögert  wurde,  das  Saatgut  seine  Keimkraft  ver- 


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Die  biologischen  YerhältniBse  des  Maises. 


823 


lieren,  wenn  das  Wasser  nicht  häufig  erneaert  oder  fliessendes  Wasser 
verwendet  wird. 

Die  niedrigste  Keimongstemperatnr  liegt  nach  Sachs  sehr  hoch, 
nämlich  bei  9.4^  C,  nach  Haberlandt  zwischen  8—10^  0.,  das 
Maximnm  bei  40— 4i<'  und  das  Optimum  bei  32— 35^  C.  Die  Kei- 
mung vollzieht  sich  aber  bei  8—10^  0.  ausserordentlich  langsam, 
weshalb  es  rätlich  erscheint,  erst  bei  höherer  Temperatur  zur  Aussaat 
zu  schreiten,  weil  dann  durch  schnelles  Keimen  und  Aufwachsen  die 
verlorene  Zeit  vneder  eingebracht  und  das  Saatkorn  weniger  Fähr- 
lichkeiten  ausgesetzt  wird. 

Zur  Bekräftigung  des  Gesagten  mögen  die  Untersuchungen  von 
Haberlandt  dienen,  nach  denen  die  Keimung  mit  dem  Sichtbar- 
werden des  WUrzelchens  erfolgte 


bei  10.260  C. 


16.750  C. 


190  C. 


in  Tagen 

und  das  darchschnittliohe  Längenwachs- 
tum des  Stengelchens  pro  Tag  in  mm 
betrug: 


11.25 


0.2 


3.25 


2.4 


6.5 


Hiemach  scheint  es  wohl  empfehlenswert,  erst  bei  einer  Boden- 
erwärmung von  16—18^  C.  mit  der  Aussaat  zu  beginnen,  zumal  dann 
auch  das  Gelbwerden  (Chlorose)  der  jungen  Pflanzen  vermieden  wird, 
welches  sich  bei  frtther  Saat  und  nicht  genügend  hoher  Temperatur 
leicht  zum  grossen  Nachteile  ftlr  die  jungen  Pflanzen  einstellt. 

Zur  schnellen  Keimung  und  kräftigen  Entwickelung  der  Pflanzen 
darf  aber  auch  die  zweckmässigste  Tiefe  des  Auslegens  der  Samen- 
kömer,  welche  sich  nach  der  Grösse  der  Kömer,  dem  Boden,  der 
Witterung  etc.  richtet,  nicht  ausser  acht  gelassen  werden. 

Ueber  die  Tiefe  der  Unterbringung  stellte  schon  Burger  fol- 
genden Versuch  an: 
Bei  einer  Tiefe  von    2.6  cm  lief  die  Saat  auf  nach 
»      »        »       >»      ^'^  »     »     11       »      fj      » 

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»    79  »>    17      i-o.y)    „   „   „    „    „    „ 

Hiemach  sind  Maiskömer  mittlerer  Grösse  auf  schwerem  Boden 
nicht  tiefer  als  3—4  cm,  auf  leichtem  6—8  cm  tief  unterzubringen. 


072  J 

Lagt 

9Vs 

» 

10 

7> 

IIV2 

» 

12 

» 

13 

77 

13V2 

>i 

17V2 

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nicht  auf. 

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824  Besonderer  Teil. 

Mit  dem  Beginn  der  Keimung  tritt  zunächst  ein  Wttrzelchen 
hervor,  später  die  Plumula.  Darüber,  welche  chemischen  Processe 
nun  zur  weiteren  Entwickelung  des  Embryo  zum  jungen  Pflänzchen 
vor  sich  gehen,  geben  die  chemischen  Untersuchungeü  über  das 
Wachstum  der  Maispflanze  von  Hornberger^)  in  Poppelsdorf  Auf- 
schluss;  er  fand,  dass  bei  der  Keimung  in  den  ersten  zwei  Wochen 
nach  der  Aussaat  der  Verlust  der  Körner  an  Mineralstoffen,  nament- 
lich Phosphorsäure  und  Kali,  relativ  grösser  als  der  an  organischer 
Substanz  ist.  In  der  zweiten  Woche  bemerkt  man  eine  ausgiebige 
Bildung  von  Amid-  etc.  Verbindungen  aus  Eiweiss.  Der  grösste 
Verlust  an  Stickstoff  und  organischer  Substanz  fällt  in  die  dritte 
Woche,  auch  Phosphorsäure  geht  reichlicher  ab,  Kali  nur  noch  in 
geringem  Masse. 

Schon  in  der  dritten  Woche  beziehen  die  Keimpflänzchen  den 
üt)erwiegenden  Teil  ihrer  anorganischen  Nahrung  aus  dem  Boden, 
während  der  organische  Zuwachs  nur  halb  so  gross  ist  als  der  gleich- 
zeitige Verlust  der  Körner.  Die  Stickstoffabgabe  und  -zunähme  be- 
findet sich  ungefähr  im  Gleichgewicht.  In  der  vierten  Woche  über- 
wiegt auch  hinsichtlich  der  organischen  Substanz  die  Zunahme  der 
Pflänzchen  und  beziehen  dieselben  von  jetzt  ab  ihren  Bedarf  an 
Stickstoff  und  Aschenbestandteilen  aus  dem  Boden. 

Ungefähr  8—18  Tage  nach  dem  Auslegen  der  Samenkörner  er- 
scheint das  Maispflänzchen  mit  einem  dtttenförmig  zusammengerollten 
Blatt  an  der  Oberfläche,  worauf  eine  Wachstumsverzögerung  eintritt, 
welche  bei  kühler  Witterung  nicht  selten  14  Tage  dauern  kann. 
Während  dieser  scheinbaren  Buhepause  des  Pflänzchens  entwickeln 
sich  jedoch  die  Wurzeln  um  so  schneller,  was  namentlich  auf  leichtem 
Boden  sehr  wichtig  ist,  damit  den  später  sehr  energisch  wachsenden 
oberirdischen  Teilen  auch  die  nötigen  Nährstoffe  und  das  Vegetations- 
wasser nicht  fehlen.  In  der  Regel  besitzt  das  Pflänzchen  nach  30 
Tagen  2—3  Blätter  und  ist  in  seiner  Ernährung  vom  Samenkorn 
unabhängig  geworden. 

Mit  Eintritt  der  intensiveren  Boden-  und  Lufterwärmung  geht 
auch  die  kräftigere  Entwickelung  der  oberirdischen  Organe  Hand  in 
Hand,  vorausgesetzt,  dass  in  dieser  Periode  die  Witterung  nicht  lu 
kühl  ist,  und  Chlorose  auftritt,  welche  das  Wachstum  in  hohem  Grade 
zurückhält. 

Der  Stengel  treibt  in  dieser  Periode  empor  und  zeigt  am  unteren 
Ende  eine  mehr  runde,  am  oberen  eine  zusammengedrückte  Form,  es 
spriessen  auch  in  schräger  Richtung  Schösslinge  hervor,  deren  Zahl 
je  nach  Sorte,  Boden,  Kulturart  etc.  wechselt,   doch .  im  Allgemeinen 


1)  Landw.  Jahrb.  1882  pg.  463. 

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Die  biologischen  Yerhältnisse  des  Maises.  825 

geringer  als  bei  den  echten  Gretreidearten  ist;  so  betrug  in  Poppels- 
dorf  die  Zahl  der  Halme  pro  Pflanze  im  Durchschnitt  1.2,  mindestens 
1  und  höchstens  5,  dagegen  stellt  sich  die  Blattzahl  pro  Halm  zar 
Bltttezeit  verhältnismässig  hoch,  nämlich  im  Mittel  auf  10,  im  Mini- 
mum 7  und  im  Maximum  15  Blätter,  bei  einer  Stengelhöhe  von 
0.7—6.0  und  im  Mittel  1.40  m. 

Mit  der  Entwickelung  der  oberirdischen  Organe  hält  aber  auch 
die  der  Wurzeln  gleichen  Schritt,  indem  sich  zahlreiche  Kronenwur- 
zeln bilden,  welche  zum  Teil  auf  bindigem,  reichem  Boden  0.5—1  m, 
auf  leichtem  Boden  sogar  3 — 4.7  m  ^)  tief  einzudringen  vermögen, 
doch  bleibt  die  Hauptmasse  in  der  Ackerkrume,  wie  dies  ein  Versuch 
von  Thiel  zeigt,  bei  dem  sich  auf  einem  Bodenquerschnitt  von 
900  qcm  und  bei  einer  Tiefe  von 

10  cm  68  Wurzeln 

20  ,  32    , 

30  ,  33 

40  ,  23    , 

50  .  23 

60  „  14    „ 

70  ,   6    , 

80  ,   2    , 

90    „      0 
ergaben,  mithin  der  Mais  als  Flachwurzler  anzusehen  ist. 

Der  Mais  sucht  ferner  seine  Bewurzelung  noch  dadurch  zu  ver- 
stärken, dass  er  aus  dem  ersten  und  auch  zweiten  Knoten  seines 
Stengels  oberhalb  der  Erde  Wurzeln  durch  die  Luft  bis  in  den  Boden 
sendet,  wo  sie  sich  zu  wirklichen  Wurzeln  umgestalten,  doch  sollen 
diese  Adventivwurzeln  der  Hauptsache  nach  dem  schweren  Stengel 
als  Stutze  dienen,  der  sonst  allzusehr  durch  Windbruch  leiden  würde, 
hierzu  sei  bemerkt,  dass  bis  zur  Halbreife  der  Kolben,  die  Stengel- 
knoten noch  soviel  Quellungsfähigkeit  besitzen,  den  niedergelegten 
Stengel  wieder  aufzurichten. 

Bei  der  sehr  bedeutenden  Blatt-  und  Stengeloberfläche  der  Mais- 
pflanzen darf  wohl  auch  auf  eine  sehr  starke  Transpiration  und  dieser 
entsprechend  wohl  auch  auf  ein  sehr  beträchtliches  Wurzelvermögen 
geschlossen  werden.  Nach  Riss  1er  verdunsten  100  qcm  Blattfläche 
in  1  Stunde  0.16  gr,  beim  Hafer  nur  0.14  gr  Wasser. 

Vom  Auflaufen  bis  zur  Blüte  beansprucht  der  Mais  je  nach 
Sorte,  Witterung,  Bodenbeschaffenheit  etc.  45—105  und  im  Mittel 
68  Tage,  und  ist  in  dieser  Periode  eine  feuchtwarme  Witterung 
erwünscht. 


1)  Johnson,  Wie  die  Feldfr.  wachsen.     1871  pg.  263. 

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826  Besonderer  Teil. 

Mit  dem  Erscheinen  der  männlichen  Blfltenrispe  iot  auch  die 
Vegetation  am  lebhaftesten  und  nicht  selten  wächst  der  Halm  in 
dieser  Periode  binnen  24  Stunden  um  17 — 20  cm. 

Die  Klappen  der  Rispe  fangen  an  sich  zu  öffnen,  wenn  sich  in 
den  Achseln  des  Halmes  die  Spitzen  der  Deckblätter  der  Kolben 
zeigen. 

Die  Befruchtung  beansprucht  eine  lange  Zeit,  meist  18  Tage, 
da  sich  die  männlichen  Blflten  nur  allmählich  öffnen  und  die  Griffel 
sich  auch  erst  nach  und  nach  entwickeln. 

In  der  Regel  wird  nur  eine  kleine  Zahl  der  Kolben  eines 
Halmes  befruchtet,  doch  genflgen  1—2  Kolben  schon  zur  Erzielung 
eines  hoben  Ertrages,  auch  kann  der  Halm  selten  eine  grössere  An- 
zahl ernähren. 

Nach  dem  Abblühen  verliert  die  Rispe  ihren  Glanz  und  nimmt 
eine  rötliche  oder  bräunliche  Farbe  an,  und  nun  beginnt  die  Frucht- 
bildung im  Kolben,  wobei  unmittelbar  nach  dem  Beginn  eine  sehr 
erhebliche  Verzögerung  der  Assimilationsthätigkeit  eintritt,  welche 
sich  aber  nach  kurzer  Zeit  wiederum  lebhaft  steigert,  und  dürfte 
diese  Erscheinung  nicht  auf  äussere,  sondern  vielmehr  auf  innere 
Ursachen  zurückzuführen  sein  und  nimmt  Hornberger  an,  dass 
dieselben  in  der  nach  anderen  Zielen  gerichteten  und  aussergewöhn- 
liche  Oxydationsverluste  erheischenden  Stoffwanderung  bezw.  Stoff- 
metamorphose zu  suchen  wären.  In  der  Periode  des  Reifens  ist 
trocknes,  warmes  Wetter  höchst  willkommen. 

Es  vergingen  von  der  Blüte  bis  zur  Reife  in  Poppeisdorf  40—80 
und  im  Mittel  60  Tage  und  die  gesammte  Vegetationszeit  schwankte 
zwischen  80—183  Tagen  und  betrug  im  Mittel  140  Tage. 

Zur  besseren  Beurteilung  der  Vegetationsverhältnisse  lasse  ich 
auf  Seite  827  zwei  Tabellen  folgen,  von  denen  die  erste  die  Resultate 
eines  von  mir  in  Poppeisdorf  angestellten  Versuches  und  die  zweite 
(Seite  828)  solche  von  Salisbury  im  Staate  New-York  bringt 

Die  Wachstumserscheinungen  bestehen  aber  auch  in  der  Ge- 
wichtszunahme an  Trockensubstanz,  weshalb  ich  auf  Seite  829 
die  Trockengewichtsbestimmnngen  von  Kreusler^)  folgen  las- 
sen will. 


1)  Landw.  Jahrb  1877  pg.  759. 


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Die  biologischen  Yerhältnisse  des  Maises. 


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830  Besonderer  Teil. 

Aus  den  Zahlen  der  Trockengewichtsbestimmongen  lässt  sich 
folgern: 

a)  Das8  eine  Periode  gesteigerter  Trockensabstanzvermehrong, 
welche  sich  von  Anfang  Jnli  bis  über  Mitte  August  erstreckt,  eintritt 

b)  Dass  mit  der  plötzlichen  VergrOsserung  der  Blattoberfläche 
auch  die  Trockensubstanzerzeugung  gleichen  Schritt  hält  und  gleich 
grosse  Blattoberflächen  bei  den  verschiedenen  Haissorten  ziemlich 
gleich  grosse  Trockensubstanzmehgen  producieren.  * 

c)  Dass  die  Trockensubstanzmengen  ein  und  derselben  Sorte, 
je  nach  Witterung,  Kultur  etc.  sehr  verschieden  sein  können,  wie  dies 
der  frühe  badische  Mais  in  vorzüglicher  Weise  zeigt,  der  am  31. 
August  1875  erst  100.38  gr  Trockensubstanz  bei  2907  qcm  Blattober- 
fläche produciert  hatte,  während  1876  am  30.  August  202.168  gr  bei 
8462.8  qcm  Blattoberfläche  pro  Pflanze  erzeugt  worden  waren. 

Zur  Vervollständigung  des  Bildes  fügen  wir  diesen  Unter- 
suchungen über  die  Trockensubstanz,  auch  die  Endresultate  der 
chemischen  Untersuchungen  von  Hornberger^)  bei,  welche  derselbe 
an  am  20.  Mai  ausgelegten  Badischen  Frtthmais  in  Poppeisdorf  durch- 
führte. 

Er  fand  folgendes: 

Die  Massenzunahme  der  Pflanze  erreicht  mehrere  Wochen  vor 
der  Eörnerreife  ihr  Ende  und  fällt  die  weitaus  grCsste  Gewichts- 
vermehrung in  die  Zeit  nach  der  Blüte,  doch  trifft  dieselbe  vorzugs- 
weise die  Stengel,  während  die  Blätter  nur  noch  geringe  Zunahme  zeigen. 

Die  absolute  Zunahme  an  Kohfaser  erreicht  gleichzeitig  mit  der 
Trockensubstanzvermehrnng  ihr  Ende,  ihr  Maximum  ebenfalls  zu 
gleicher  Zeit  wie  diese.  Den  höchsten  relativen  Gehalt  zeigen  die 
Wurzeln,  die  Blüten  und  die  stetig  zunehmenden  Spindeln,  den  nie- 
drigsten die  Körner.  Die  grössten  absoluten  Mengen  finden  sich  vor 
der  Blüte  in  den  Blättern,  hernach  in  den  Stengeln. 

An  Fett  wird  die  Pflanze  relativ  ärmer  bis  zur  Vollendung  des 
Eömeransatzes,  worauf  der  procentische  Gtehalt  wieder  zunimmt 
Der  höchste  relative  Fettgehalt  befindet  sich  in  den  Körnern,  der 
niedrigste  in  den  Spindeln.  Die  Stengel  sind  procentlich  ärmer  an 
Fett  als  die  Blätter.  Bis  zur  Zeit  des  ersten  Kolbenansatzes  ist  die 
absolute  Hauptmasse  des  Fettes  in  den  Blättern,  hierauf  durch  einige 
Wochen  in  den  Stengeln,  schliesslich  in  den  Körnern  enthalten.  Die 
Pflanze  fährt  noch  nach  Beendigung  der  Trockengewichtszunahme 
Fett  zu  bilden  fort,  welches  ausschliesslich  den  Körnern  zukonunt, 
ausserdem  geben  auch  die  übrigen  Organe  noch  Fett  an  die  Kömer  ab. 

An  stickstofffreien  Extraktstoffen  nimmt  die  Pflanze  relativ  und 
beständig  zu  und  werden  noch  gebildet,  wenn  die  Pflanze  nicht 


1)  Landw.  Jahrb.  1682  pg.  859. 

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Die  biologischen  Yerbältnisse  des  Maises.  831 

mehr  an  Gewicht  zunimmt  und  wandern  die  Kohlehydrate  aus  den 
Blättern  in  die  Stengel,  von  da  später  durch  die  Spindehi  in  die 
Kömer. 

Der  relative  Stickstoffgehalt  der  Maispfianze  nimmt  mit  fort- 
schreitender Entmckelung  beständig  ab.  Bis  zur  Blttte  enthalten  die 
Blätter  nahezu  Vs»  die  Stengel  Vs  ^^^  Gesammtstickstoffis  und  von 
da  ab  vergrössert  sich  in  den  Stengeln  die  Zunahme  derart,  dass  sie 
mit  dem  Auftreten  befruchteter  Kolben  fast  dreimal  so  gross  ist 
als  die  der  Blätter,  welche  nur  noch  spärliche  Stickstoffzufuhr  erhalten. 

Der  Stickstoffzuwachs  kommt,  ebenso  wie  der  an  Fett  und 
Kohlehydraten,  schliesslicji  nur  den  Körnern  zu  Gute,  während  die 
tlbrigen  Organe  Stickstoff  verlieren. 

Auch  der  procentische  Aschengehalt  ist  in  der  jungen  Pflanze 
höher  als  in  der  entwickelteren,  und  sind  die  Blätter,  in  welchen 
derselbe  von  der  Blttte  an  zunimmt,  das  mineralstoffreichste  Organ, 
die  Spindeln  das  ärmste.  In  den  Stengeln  veimindert  sich  der  Asche- 
gehalt im  Allgemeinen  mit  dem  Alter,  sehr  beträchtlich  aber  mit 
Eintritt  der  Blttte  (auf  %),  zu  welcher  Zeit  auch  die  Blätter  und 
Wurzeln  Abnahme  zeigen.  Kömer  und  Spindeln  nehmen  beständig 
ab.  Die  Aschenaufnahme  nimmt  ihr  Ende  mit  dem  Aufhören  der 
Trockengewichtszunahme. 

Von  den  wichtigeren  Mineralstoffen  sind  es  die  Phosphorsäure 
und  das  Kali,  welche  uns  besonders  interessieren  und  ist  der  Phosphor- 
säuregehalt in  der  jungen  Pflanze  am  höchsten,  später  weisen  den 
höchsten  Gehalt  die  Körner,  den  niedrigsten  die  Wurzeln  und  von 
oberirdischen  Teilen  die  Spindeln  auf,  während  die  Blätter  daran 
reicher  als  die  Stengel  sind. 

Die  Phosphorsäure  ist  der  einzige  Mineralstoff,  der  von  der 
Pflanze  noch  aufgenommen  wird,  nachdem  eine  Trockensubstanzzu- 
nahme nicht  mehr  stattfindet 

Was  das  Kali  anbetrifft,  so  ist  der  Procentgehalt  der  Stengel 
unmittelbar  vor  der  Blttte  am  höchsten  und  mit  dem  Auftreten  der 
ersten  Blttten  vermindert  sich  derselbe  um  Vs»  ^^  zum  Teil  von  der 
reichlichen  Abgabe  an  die  Blttten  herkommt,  denn  diese  sind  procen- 
tisch  sehr  reich  an  Kali,  ebenso  die  ersten  Kolben;  auch  ist  die 
Asche  der  Pflanze  bei  Beginn  der  Blttte  am  kalireichsten.  Das 
Kali  findet  aber,  im  Gegensatz  zu  sänmitlichen  Mineralstoffen,  in 
der  2ieit  der  höchsten  Assimilation  keine  Aufnahme  mehr  in  die 
Blätter  und  ist  eine  Bttckwanderang  von  Kidi  in  den  Boden  wahr- 
scheinlich. 

Der  Mais  stellt  bezüglich  des  Nährstofireichtums  an  den  Boden 
sehr  hohe  Ansprttche,  so  entnimmt  derselbe  in  einer  Mittelerate  aus 
dem  Boden  eine  grössere  Menge  wichtiger  Pflanzenuährstoffe  als  viel- 
leicht mit  alleiniger  Ausnahme  des  Reises  irgend  eine  andere  Getrei- 


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832 


Besonderer  Teil. 


deart,    wobei  zu  bemerken,    dass    nanientlich  ttberraschend  grosse 
Mengen  an  Kali  und  Phosphorsäure  verbraucht  werden. 
Eine  Mittelernte  entzieht  dem  Boden  pro  ha  in  kg: 


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0.2 

0.4 

2.2 

6.6 

0.1 

0.4 

Stroh  etc. 

7000 

83.6 

329.0 

116.2 

3.5 

85.0 

18.2 

26.6 

17.5 

125.3 

Im  Ganzen 

• 

52.9 

»43.8" 

120.1 

3.7 

34.4 

20.4 

33.2 

17.6 

125.7 

Die  Feinde  des  Maises. 

Wie  wir  gesehen,  entwickelt  sich  der  Mais  in  seinen  ersten 
Jagendstadien  ausnehmend  langsam,  daher  schnell  vegetierende,  blatt- 
reiche Unkränter  ihn  leicht  zu  überwachsen  und  zu  unterdrücket^ 
vermögen,  wenn  sie  nicht  durch  Jäten  oder  Hacken  rechtzeitig  aus- 
gerottet werden. 

Auf  den  leichteren  Böden  werden  vorzugsweise  der  Hedericb^ 
(Raphanus  Raphanistrum  L.),  die  Hühner-Hirse  (Panicum  Grus-galli  L.) 
und  die  Bluthirse  (Panicum  sanguinale  L.)  gefährlich,  während  auf 
den  fruchtbaren,  feuchten  Lehmböden  der  gemeine  Knöterich  (Poly- 
gonum  Persicaria  L.),  der  windenartige  Knöterich  (Polygonum  Con- 
volvulus  L.),  die  Ackerwinde  (Convolvulus  arvensis  L.)  und  der 
Ackersenf  (Sinapis  arvensis  L.),  letzterer  auch  gern  auf  humosem 
Boden,  vorkonmien. 

Enfield^)  schlägt  vor,  vermittelst  Kochsalzdüngung  das  Unkraut 
zu  schrecken,  auch  werde  durch  eine  solche  Dflngung  auf  schwerem 
Boden  der  Ertrag  erhöht 

Durch  Pilzkrankheiten  leidet  der  Mais  nur  wenig,  am-gefliroh- 
tetsten   ist  der  Mais-Flugbrand  oder  Beulenbrand  (Ustilago   Maydis 


1)  Edw.  Enf  ield,  Indian-Corn,  New-York  1860. 


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Die  Feinde  des  Maises.  833 

TqI),  welcher  die  jungen  Kolben  vollständig  zerstört,  auch  ist  der- 
selbe von  Kühn  an  Stengeln  und  Blattrippen  nnd  neuerdings  von 
Hoffmann^)  an  den  männlichen  Bltttenteilen  beobachtet  worden. 
Gegen  diesen  Pilz  wird  von  Kühn  das  Beizen  der  Samenkörner  mit 
Kupfervitriollösung  empfohlen.  Hierbei  sei  bemerkt,  dass  nach  den 
Beobachtungen  von  Haubner  und  Haselbach  diejenigen  Kühe 
verkalbten,  welche  mit  von  Mais-Beulenbrand  befallenem  Grttnmais 
gefüttert  worden  waren. 

In  feuchten  Lagen  und  bei  Bewässerung  tritt  nicht  selten  ein 
Pilz  (Sporisorium  Maydis  Ges.)  auf,  der  sich  äusserlich  am  Korn  als 
grüner  Fleck  oder  Ring  bemerkbar  macht,  weshalb  man  auch  die 
Krankheit  Grünspan  (Verdet  franz.)  genannt  hat. 

Sehr  häufig  findet  sich  dieser  Pilz  in  Nord-Italien  und  soll  der- 
selbe, wie  Pisani,  Bolard ini,  Gostellat  und  Andere  behaupten, 
was  jedoch  noch  nicht  bewiesen  ist,  die  Ursache  jener  furchtbaren 
Hautkrankheit,  der  Pellagra,  sein. 

Schliesslich  soll,  wenn  auch  nur  höchst  selten,  das  Mutterkorn 
vorkommen. 

Weit  zahlreicher  und  gefährlicher  als  diese  Feinde  aus  dem 
Pflanzenreich,  sind  die  tierischen  Feinde,  welche  den  Mais  heim- 
suchen. 

Unter  ihnen  ragen  zur  Zeit  der  Maisaussaat  ganz  besonders  die 
Vögel  hervor,  z.  B.  Saatkrähen,  Elstern,  Schwarzdrosseln  und  Häher, 
welche  nicht  allein  die  ungenügend  mit  Erde  bedeckten  Körner  auf- 
lesen, sondern  auch  den  soeben  die  Oberfläche  durchbrechenden  Pflänz- 
chen  nachspüren  und  mit  diesen  das  Saatkorn  herausziehen,  was  so 
lange  betrieben  wird,  bis  die  im  Korn  aufgespeicherten  Beservestoffe 
zur  Bildung  der  jungen  Pflanze  verwandt  sind.  Gegen  diese  arge 
Schädigung  hat  man  die  verschiedenartigsten  Mittel  angewandt,  ohne 
vollkommen  durchgreifende  Erfolge  erzielt  zu  haben. 

Die  Aufstellung  von  Windklappern  und  Scheusalen  hilft  wenig, 
während  bessere  Erfolge  durch  Schiessen  und  Aufhängen  der  toten 
Vögel,  sowie  durch  Ueberziehen  des  Feldes  mit  groben  Fäden,  die 
an  Stäben  15  cm  über  den  Boden  befestigt  werden,  erzielt  worden 
sind.  Auch  hat  man  versucht,  wenngleich  mit  zweifelhaftem  Erfolge, 
die  Samenkörner  mit  giftigen  oder  den  Tieren  unangenehmen  Sub- 
stanzen einzuheizen,  wodurch  nicht  nur  die  Vögel,  sondern  auch 
Mäuse,  Eichhörnchen,  Insekten  etc.  abgehalten  werden  sollen. 

In  Amerika  wendet  man  bei  der  Beizung  i)  folgendes  Verfah- 
ren an: 


1)  Oeater.  landw.  Wohbl.  1870  p.  470. 

2)  Bep.  of  the  Commissioner   of  Agric.  1866   und  Enfield,   Indian-Corn 
New-York  1866. 

Koernioke  n.  Werner,  Handb.  d.  Oetreldeben's  IL  53 

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834  Besonderer  TeU. 

Nachdem  das  Saatkorn  10—12  Standen  eingeweicht  worden  ist, 
setzt  man  auf  1  hl  angefäbr  V4  Ltr.  Kohlen-  oder  Gasteer  zu, 
welcher  sich  in  warmem  Wasser  gut  verteilt,  hierauf  wird  das  Korn 
herausgenommen  und  mit  trockner  Asche,  gepulvertem  Kalk  oder 
Gips  bestreut,  um  das  Zusammenbacken  zu  vermeiden.  Das  Einbeizen 
geschieht  aber  auch  mit  Salpeter,  Kupfervitriol,  Holzasche,  Guano, 
Chlorkalk,  schwefelsaurem  Ammoniak  und  Urin. 

Nach  Burger  weicht  man  den  Mais  in  Boussillon  24  Stunden 
lang  in  Goloquintenabsud  (Cucumis  colocjnthis  L.)  und  in  Amerika 
nach  Haller^)  über  Nacht  in  dem  gesättigten  Absud  der  weissen 
Niesswurz  (Veratrum  album  L.)  ein,  wonach,  kurz  nach  dem  Genuss, 
die  Vögel  in  einen  taumelnden  Zustand  geraten  und  leicht  erlegt 
werden  können.  Ein  gleicher  Erfolg  lässt  sich  nach  Sprengel 
auch  durch  einen  Absud  von  Stechapfelsamen  (Datura  Stramonium  L.) 
erzielen.  Sehr  gute  Erfolge  will  man  femer  durch  das  stinkende 
Tieröl  (Oleum  animale  foetidum)  erzielt  haben;  von  diesem  werden 
auf  1  hl  Samenkörner  4  gr  in  Alkohol  oder  Terpentinöl  aufgelöst  und 
in  soviel  Wasser,  als  zur  Anfeuchtung  notwendig,  verteilt  Der  Geruch 
soll  den  Vögeln  derart  zuwider  sein,  dass  sie  die  Maiskörner  unbe- 
rtlhrt  lassen. 

Alle  diese  Mittel  helfen  jedoch  wenig  zur  Femhaltung  der  Insek- 
tenlarven etc.,  da  sie  den  wachsenden  jungen  Teilen  des  Embryo 
nicht  anhaften. 

Die  Maiskeime  frisst  der  Aaskäfer  (Silpha  opaca  L.),  und  die 
jungen  Pflänzchen  in  Nord-Amerika  die  Larve  und  der  Käfer  von 
Systema  blaiida  Melsch.,  eine  Heuschrecke,  Caloptenus  femur-mbrum 
Har.,  und  in  Süd-Europa  die  Wanderheuschrecke  (Gryllus  italicus  L.), 
die  Raupe  der  tiberall  vorkommenden  Agrotis  segetum,  clandestina, 
fumosa,  exclamationis,  Ypsilon  und  praecox,  sowie  in  Nord-Amerika 
die  Raupe  von  Celaena  herbimacula  Green. 

An  den  Maiswurzeln  leben  in  Amerika  die  Larven  von  Anisoplia 
horticola  L.,  in  Europa  und  Amerika  die  Larven  von  Agriotes  linea- 
tus  und  obscums  und  in  Ungarn  die  des  Melanotus  niger  Fabr.,  in 
Frankreich  und  Italien  des  Crypticus  quisquilius ;  an  den  Wurzeln  sau- 
gend finden  sich :  Aphis  Mayis  Harris,  Aphis  Zeae  und  Coccus  Zeae 
maydis. 

Im  Stengel  des  Maises  leben  die  Larven  von  Sphenophoms 
cariosus  Oliv,  und  Sp.  Zeae,  von  Botys  nubilalis  Hub.  und  es  saugt 
am  Stengel  Aphis  Matdis  Fitsch. 

Die  Blätter  werden  hauptsächlich  und  zwar  sehr  häufig  in 
Amerika  durch  mehrere  Heuschreckenarten  verzehrt,  auch  kommt 
eine  Blattlaus  (Aphis  Zeae  Bonaf.)  darauf  vor. 


1)  Hist.  stirpinm  Helvetiae,  Bernae  1768  tom.  II  pg.   98. 

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Klima  für  Mais.  835 

Die  HttUblätter  werden  ausser  den  bei  den  Blättern  sehen  er- 
wähnten Feinden  noch  durch  die  Raupe  der  Leucania  Zeae  Dnp.  an- 
gegriffen. 

Durch  Fressen  an  den  Kolben  verursacht  ein  Glanzkäfer  (Niti- 
dula  atrata  Lat.)  in  Frankreich  erheblichen  Schaden  und  im  Marke 
der  Spindel  lebt  die  Raupe  von  Botys  quadripunctalis  Schiff. 

Die  Anzahl  der  die  Maiskörner  heimsuchenden  Feinde  ist  sehr 
gross,  und  kommen  vor: 

Larve  und  Käfer  von  Pityophagus  4-guttatus  Say,  Trogosita 
caraboides  F.  und  corticalis  Mels.,  Cucujus  minutus  Oliv,  Silvanus 
surinamensis  Steph.,  Ptinus  Zeae  Nob.,  Anobium  paniceum  Fabr.; 
Tribolium  ferrugineum  Fabr.,  Gurculio  oryzae  L.  und  granarius  L., 
femer  die  Raupe  von  HeliothLs  armigera  Hub.  und  Oelechia  pyropha- 
gella  KoU.  Im  Mehl  finden  sich:  die  Larven  und  Käfer  vonTenebrio 
molitor  L.,  T.  obscurus;  die  Raupe  von  Asopia  farinalis  L.  und  Tinea 
Zeae,  beide  in  Amerika  einheimisch. 

Sehr  gefährlich  ist  femer  in  Amerika  eine  Getreideraupe,  Chinch- 
bug  genannt,  welche  nicht  nur  in  allen  Entwickelungsstadien,  sondem 
auch  an  allen  Teilen  dem  Mais  erheblichen  Schaden  zufttgt 


Klima. 

Die  Anbauzone  des  Maises  ist  nach  der  der  Gerste  die  grösste, 
weshalb  denn  auch  die  Maissorten  sowohl  in  ihrem  Habitus  als  auch 
in  ihren  Wärmeansprttchen  sehr  verschieden  sind. 

In  Amerika  reicht  der  Maisbau  vom  40^  sttdl.  Br.  bis  zu  Gum- 
berland-House  in  Canada  unter  dem  54  ^  nördl.  Br.  Es  ist  selbst- 
verständlich, dass  unter  diesem  hohen  Breitengrade  nur  frtthreife  Sorten 
angebaut  werden,  welche  in  den  langen  warmen  trocknen  Herbsten, 
und  auf  dem  reichen  jungfi^lichen  Boden  bei  einer  mittleren  Som- 
mertemperatur von  15®  G.  ausreifen  können.  In  Europa  geht  die 
Grenze  des  Kommaisbaues  weit  weniger  hoch  nach  Norden  und 
bildet  nach  De  Gandolle  dieselbe  eine  Linie,  welche  man  sich  von 
der  Vend6e,  47 «  n.  Br.  über  Paris  48»  50',  Goblenz  50«  20',  die 
Bukowina  49®,  Gharkow  50®  n.  Br.  gezogen  denkt.  In  Asien  weicht 
diese  Grenzlinie  noch  weiter  nach  Süden  zurück,  denn  Bunge  fand 
z.  B.  bei  Peking  40®  n.  Br.  Maisbau  nicht  mehr  vor. 

Im  Allgemeinen  fällt  die  nördliche  Grenze  des  Maisbanes  in 
Europa  mit  der  Kultur  des  Weinstockes  zur  Weinbereitung  zu- 
sammen. 


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836  Besonderer  Teil. 

Die  grösste  Verbreitung  hat  aber  der  Maisbaa  in  fast  allen 
Ländern  der  subtropischen  und  wärmeren  gemässigten  Zone  gefun- 
den, wo  er  seine  vollkommenste  Entwiokelung  erreicht 

Je  nach  Sorte,  Klima,  Bodenbeschaffenheit  etc.  beträgt  die 
Vegetationszeit  70—183  und  im  Mittel  140  Tage,  so  dass  bei  einer 
mittleren  Sommertemperatur  von  20 — 25  <>  C.  der  Mais  vom  Auslegen 
bis  zur  Reife  eine  Wärmesumme  von  1700—3500^  C.  beansprucht 

Nach  Boussingault  verlangt  der  Mais  im 

YegetatioDszeit    mittl.  Temperatur    Totalwärme 
EUass  153  Tage  20.9«  C.  3198»  C. 

Kingston  122    „  28.4    „  3465    „ 

Magdalena  (Süd- Amerika)        92    „  34.4    „  3165    „ 

Santa.F6  (Hochebene)  183    „  18.4    „  3367    „ 

In  der  subtropischen  Zone,  z.  B.  in  Mexico  erreicht  der  MaiSt 
je  nach  der  Sorte  und  Lage,  eine  Höhengrenze  von  700 — 3000  m 
und  in  der  wärmeren  gemässigten  Zone  von  600—900  m,  z.  B.  in 
Italien  bei  günstiger  Lage  900  m. 

In  den  Thälern  von  Steiermark  und  Friaul,  dann  bei  Lienz  in 
Tirol  wird  noch  Mais  in  Höhen  bis  zu  567  m,  im  Bheinthal  zu 
Trons  bis  zu  880  m  und  in  den  Earpathen  bis  670  m  kultiviert 

Wie  alle  subtropischen  Gewächse  widersteht  auch  der  Mais  der 
Trockenheit  sehr  gut,  was  die  Möglichkeit  seines  Anbaues  im  Step- 
penklima, z.  B.  in  Ungarn,  Italien,  im  Westen  Nord-Amerikas  be- 
kundet. Seine  grosse  Widerstandsfähigkeit  gegen  Trockenheit  bezeugt 
auch  Humboldt,  welcher  in  den  westlichen  Cordilleren  nach  langer 
Trockenheit  Mais  fand  und  ihn  verloren  glaubte,  als  er  nach  einge- 
tretenem Regen  mit  erstaunlicher  Kraft  von  Neuem  zu  wachsen 
begann.  Gewöhnlich  sind  die  grossen  Maissorten  gegen  Dttrre  wider- 
standsfähiger als  die  kleinen  und  mag  dies  mit  dem  grösseren  Tief- 
gang ihrer  Wurzeln  in  Verbindung  stehen. 

Uebrigens  genügen  schon  verhältnismässig  geringe  Nieder- 
schläge zur  Belebung  seines  Wachstums,  da  die  breiten  Blätter  das 
Regen-  und  Tauwasser  sammeln  und  am  Stengel  zu  den  Wurzeln 
hinabgleiten  lassen. 

Die  vollkommenste  Entwickelung  erreicht  er  jedoch  in  feucht- 
warmen Sommern,  oder  wenn  im  warmen  Klima,  wie  in  Italien,  ein- 
zelnen Gegenden  Spaniens  etc.  für  eine  ausreichende  Bewässerung 
gesorgt  wird;  auch  erträgt  der  Mais  bei  hinreichend  warmer  Witte- 
rung eine  längere  Zeit  andauernde  Inundation  des  Bodens  weit  besser 
als  die  tlbrigen  Getreidearten. 

Erhält  der  Mais  bis  zur  Blütezeit  genügend  Regen  und  begün- 
stigt dann  ein  trockner,  warmer  Herbst  die  Ausreife,  so  wird  er 
sichere  und  hohe  Erträge  aufbringen,  vorausgesetzt,  dass  an  den 
Grenzen  seines  Anbaues  für  reichliche  Düngung  auf  nicht  zu  schweren 


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Boden  für  Mais.  837 

Böden  and  Schutz  gegen  rauhe,  kalte  Winde  und  gute  Kultur  Sorge 
getragen  wird. 

Gegen  Nachtfröste  im  Frühjahr  ist  die  junge  Haispflanze  sehr 
empfindlich  und  erfriert  leicht,  allerdings  schlägt  sie  von  Neuem  aus 
und  kann  auch  immerhin  in  einem  warmen  Klima  noch  befriedigende 
Erträge  aufbringen,  was  in  der  kälteren  gemässigten  Zone  selten 
der  Fall  ist,  weil  hier  der  durch  Frost  beschädigte  Mais  nur  aus- 
nahmsweise zum  Blühen  kommt,  wenn  die  Entwickelung  der  Pflanz- 
chen  bereits  weit  vorgeschritten  war,  oder  im  besten  Falle  der  Er- 
trag nur  sehr  gering  ausfällt;  daher  eine  nicht  zu  frühe  Aussaat  die 
erste  Bedingung  ftir  eine  gute  Kömeremte  ist.  Ferner  können  aber 
auch  Frühfröste  im  Herbst  das  Ausreifen  des  Maises  an  den  Grenzen 
seiner  Kulturzone  verhindern. 

Als  Grünfuttermais  lässt  er  sich  in  der  kälteren  gemäersigten 
Zone  wohl  noch  überall  anbauen. 


Boden. 

Der  Mais  stellt,  mit  Ausnahme  des  Reises,  von  den  Getreide- 
arten die  höchsten  Ansprüche  an  den  Nährstoffi*eichtum  des  Bodens 
und  verlangt  insbesondere  viel  Kali  und  Phosphorsäure,  wäh- 
rend andererseits  seine  Ansprüche  an  die  physikalische  Beschafifen- 
heit  des  Bodens  verhältnismässig  gering  sind,  woher  es  kommt,  dass 
derselbe,  ausgenommen  den  sterilen  Sand-,  den  sauren  Moor-  und 
Haideboden,  sowie  den  undurchlassenden  zähen  Thonboden,  auf  allen 
Bodenarten  wächst,  sobald  sie  reich  an  fertiger  Pflanzennahrung  sind. 

Da  nun  der  Mais  in  seiner  ersten  Jugendzeit  gegen  Nässe  und 
Kälte  sehr  empfindlich  ist,  so  liegt  es  nahe,  dass  in  dem  kälteren 
gemässigten  Klima  die  leichteren,  durchlassenden  Böden  für  den 
Maisbau  ausgesucht  werden,  und  ausserdem  eine  nach  Süden  geneigte 
Lage  wegen  der  stärkeren  Erwärmung  des  Bodens  gewählt  wird,  wäh- 
rend man  im  warmen  Klima  den  schweren  und  von  Natur  reichen 
Böden  den  Vorzug  einräumt. 

Ferner  producieren  feuchte  Lagen  hohe,  blattreiche  Pflanzen 
mit  grossen  Kolben,  trockne  dagegen  die  schwersten  und  schönsten 
Kömer. 

Vortrefflich  sind  für  den  Maisbau  die  reichen  Alluvialböden  und 
die  im  richtigen  Masse  durchlassenden  Lehmböden  geeignet,  wenn  die- 
selben durch  Humussubstanzen  warm,  lose,  porös  sind  und  eine  bedeu- 
tende Absorptionsfähigkeit  besitzen.   Da  nun  der  Boden  an  Nährstoffen 


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838  Besonderer  TeiL 

dem  Mais  nicht  za  reich  werden  kann,  derselbe  aach  dem  Lagern  m'cht 
ausgesetzt  ist,  so  bringt  man  ihn  gern  auf  die  allerreichsten  Böden. 
Vorzüglich  gedeiht  er  im  zweiten  Jahre  nach  dem  Umbrach 
auf  Neuland,  wenn  Rasen  seine  Kultur  nicht  mehr  behindern,  und 
auf  den  frisch  umgebrochenen  mit  leicht  aufnehmbaren  Pflanzennähr- 
stoffen erfüllten  Prairieböden,  auf  der  kalireichen  Schwarzerde  des 
sttdöstlichen  Europas  und  in  dem  reichen  Schlamm  ausgetrockneter 
Seeen  und  Teiche. 


Dfingnng. 

In  Folge  seines  grossen  Nährstoffbedttrfhisses  fordert  der  Mais, 
mit  Ausnahme  auf  den  tiberreichen  Böden,  eine  Düngung,  welche 
nicht  zu  stark  werden  kann,  denn  sein  Ertrag  steht  mit  der  Stärke 
der  Düngung  im  Verhältnis,  und  andererseits  stehen  keinerlei  Nach- 
teile durch  übermässige  Düngung,  selbst  nicht  für  die  Nachfrucht,  zu 
befürchten,  denn  der  Mais  entzieht  dem  Acker  den  grössten  Teil  der 
fertigen  Pflanzennahrung. 

Vom  Stallmist,  der  in  Quantitäten  von  50.000  kg  und  darüber 
pro  ha  aufgebracht  werden  kann,  empfiehlt  sich  namentlich  für  die  mitt- 
leren Böden  der  Hindviehmist,  für  die  schweren  der  Pferde-  und  Schaf- 
mist,  und  Ar  die  leichten  Sandböden  der  Hindyieh-  und  Schweinemist. 

Auf  Böden  mit  genügender  Absorptionsfähigkeit  bringt  man  den 
Stallmist  gern  schon  im  Herbst  bis  zur  vollen  Tiefe  der  Ackerkrume 
unter,  damit  er  sich  bis  zur  Saatzeit  hinreichend  zersetzt;  aber  auch 
im  Laufe  des  Winters  aufgefahren  und  im  Frühjahr  untergepflügt, 
wird  der  Dung  bei  der  langen  Vegetationszeit  des  Maises  immerhin 
noch  gut  ausgenutzt. 

Selbstredend  ist  der  Stallmist  zur  Erzielung  befriedigender 
Ernten  recht  gleichmässig  auszustreuen  und  durch  exaktes  Einpflügen 
und  Eggen  auch  fein  und  gleichmässig  in  der  Ackerkrume  zu  ver- 
teilen. 

Für  die  leichten  Sandböden  eignet  sich  die  Gründüngung  oder 
die  Verwendung  eines  reichen  Kompostes,  letzterer  namentlich  zur 
Lochdüngung,  vortrefflich. 

Von  ausserordentlichem  Erfolge  sind  femer  sich  leicht  zer- 
setzende stickstoffi*eiche  Dünger,  z.  B.  menschliche  Exkremente, 
Jauche,  Guano  und  Chilisalpeter,  letzteren  verwendet  man  auch  als 
Eopfdung,  sobald  die  Pflanzen  das  dritte  Blatt  entwickelt  haben,  in 
der  Stärke  bis  zu  160  kg  p.  ha.  Auf  an  Phosphorsäure  armen, 
doch  bindigen  Böden  streut  man   im  Frühjahr  mit  der  Saatfurche 


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Fmclitfolge  für  Hais.  839 

200—300  kg  Saperphosphat  p.  ha  und  auf  sehr  leichten  oder  hnmoaen 
Böden  schon  im  Herbst  200—400  kg  Knochenmehl  und  auf  den  an 
Kali  armen  Böden  bis  200  kg  eines  Kalisalzes  aas. 

In  Amerika^)  gibt  man  gern  bei  der  Dibbelknltnr  an  jeden 
Horst  Kopfdünger  heran,  z.  B.  eine  halbe  Schanfel  Kompost  oder 
eine  Hand  voll  gut  kompostierten  BaumwoUensamen,  200 — 400  kg 
Gnano  in  Prisen  den  Samenkörnern  beigefügt,  femer  anf  leichtem 
Boden  Holzasche. 

In  Amerika  scheint  man  mit  grosser  Vorliebe  anch  Gips,  Koch- 
salz und  Kalk  zur  Maigdttngung  zu  verwenden,  also  hauptsächlich 
die  Löslichmachung  und  Verteilung  der  Nährstoffe  auf  von  Natur 
reichem  Boden  zu  erstreben.  Es  werden  20 — 100  hl  Kalk,  0.5—2  hl 
Gips  oder  3-^4  hl  Kochsalz  p.  hl  ausgestreut. 


Frachtfolge. 

Die  Vorfrucht  ist  für  das  Gedeihen  des  Maises  weniger  als  bei 
anderen  Getreidearten  wichtig,  da  der  Boden  zur  Haiskultur  tief 
bearbeitet  und  stark  gedttngt  wird,  doch  wächst  er  nach  Klee,  Gras 
oder  Neubruch  gemeinhin  am  besten. 

In  der  Regel  soll  der  Mais  eine  Hackfrucht  ersetzen,  dement- 
sprechend er  gern  zwischen  zwei  Halmfrüchten  gebaut  wird. 

Hackfrüchte  als  Vorfrucht  zu  wählen,  ist  unrentabel,  weil  die 
Vorteile,  welche  der  Hackfruchtbau  bietet,  besser  durch  anderes  Ge- 
treide als  Nacbfrucht  ausgebeutet  werden,  ausserdem  scheint  es,  als 
wenn  die  Hackfrüchte  den  Boden  fttr  Mais  zu  sehr  entkräften,  und 
liegen  hierüber  Beobachtungen  von  Karmrodt  vor,  der  weissen 
Pferdezahnmais  nach  verschiedenen  Vorfrüchten  sonst  aber  unter 
gleichen  Verhältnissen  kultivierte  und  pro  ha  erzielte: 
nach  Mohrrüben  33.320  kg  Grünmais 
„     Zuckerrüben       37.500   „  „ 

„     Sommerweizen  41.340  „  „ 

Zuweilen  treten  die  frühreifen  Maissorten  in  den  wärmeren 
Klunaten  noch  als  Stoppelfrucht  anf,  z.  B.  folgt  in  Ober-Italien  nicht 
selten  der  Cinquantino  auf  Weizen,  und  in  Valencia  pflegt  er  die 
zweite  Ernte  des  bewässerten  Landes  zu  bilden,  indem  man  den 
Weizenacker  nach  der  Ernte  im  Juni  mit  jungem  Mais  bepflanzt,  der 


1)  Rep.   of  the  Commis.   of  Agric  Wash.  1866.    Maiskultur  in  Amerika 
von  Wolfinger,  Penns. 


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840  Besonderer  Teil. 

Ende  September  reift;  in  Zwischenknltar  werden  aber  noch  Kohl, 
Salat,  Gnrken,  Melonen  etc.  angebaut,  deren  Ernte  noch  vor  der 
des  Maises  fällt. 

Diese  Zwischenknltnren  finden  sich  auch  im  Kleinbetriebe  der 
kälteren  gemässigten  Zone,  wo  sich  ihre  Kultur  noch  bezahlt  macht, 
und  wird  durch  sie,  da  der  Mais  in  seiner  ersten  Vegetationsperiode 
langsam  wächst,  der  Raum  vortrefflich  ausgenutzt. 

Hat  der  Mais  und  namentlich  der  Grttnfuttermais  in  der  käl- 
teren, gemässigten  Zone  in  seiner  ersten  Entwickelungsperiode  durch 
Kälte,  Vögel,  Insekten  etc.  so  stark  gelitten,  dass  der  Stand  Ittckig 
geworden  ist,  dann  schreitet  man  zum  Umbruch,  oder  wenn  der 
Schaden  nicht  allzu  bedeutend  ist,  nach  dem  zweiten  Hacken,  also 
bis  spätestens  Mitte  Juli,  zu  einer  gleichmässigen,  breitwttrfigen 
Uebersaat  von  IV2"— 2  kg  p.  ha  Wasserrüben,  und  führt  hierüber 
J.  Kühn  an,  die  Wasserrübe  wachse,  wo  sie  stärker  vom  Mais  be- 
schattet wird,  stark  ins  Kraut,  bilde  sich  aber  normal  dort  aus,  wo 
grössere  kahle  Stellen  vorkommen.  Selbstverständlich  wird  eine  volle 
Maisernte  durch  dieses  Verfahren  nicht  ersetzt,  wohl  aber  der  Aus- 
fall an  jPutter  wesentlich  vermindert. 

Genügend  dicht  stehender  Mais  hinterlässt  das  Feld  fttr  die 
nachfolgenden  Früchte  in  vorzüglichem  Zustande,  und  bringt  nach 
den  frühreifen  Maissorten  das  Wintergetreide,  nach  sehr  spätreifen 
das  Sommergetreide  hohe  Erträge,  doch  liegt  der  Grund  hierfttr  vor- 
nämlich nur  in  der  guten  Bodenbearbeitung,  Düngung  und  Pflege, 
welche  dem  Mais  zu  Teil  geworden,  und  nicht  etwa  darin,  dass  er 
den  Boden  wenig  angegriffen  hätte,  denn  nicht  gut  bearbeiteter  und 
gedüngter  Mais  hinterlässt  auf  nicht  von  Natur  überreichen  Böden 
das  Land  in  sehr  schlechtem  Zustande. 

In  Deutschland  wird  der  Grünmais  sporadisch  in  geringer  Aus- 
dehnung und  Kommais  nur  im  südlichen  Deutschland,  aber  auch 
hier  nur  in  kleinen  Parzellen  kultiviert,  während  er  in  Amerika, 
Italien,  Ungarn  und  allen  stark  Mais  bauenden  Ländern  die  Hack- 
frucht ersetzt. 

Im  Westen  Nord-Amerikas  wechselt  auf  reichem,  noch  wenig 
erschöpftem  Prairieboden  der  ungedüngte  Mais  in  der  Regel  mit 
Weizen,  während  auf  den  schon  mehr  erschöpften  Böden  des  Ostens 
zu  ihm  gedüngt  wird,  selbst  wenn  Hackfrüchte  in  die  Fruchtfolge 
aufgenommen  sind,  wie  dies  die  nachfolgende  interessante  Fruchtfolge 
des  Mr.  Wright  in  Jowa  ü.  S.  zeigt:  1)  Hackfrucht,  2)  Mais*, 
3)  Winterung,  4)  Hafer,  5—10)  Kleegras. 

Fruchtfolgen  der  Erzherzoglich  Albreeht'schen  Herrschaft  Unga- 
risch-Altenburg  in  Ungarn  fttr  leichten  Boden: 


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fiodenbearbeitnng  zu  Mais.  841 

I.  n. 

1)  Mais,  Bttben,  Mohar"^  1)  Wintening 

2)  Mohär,  Mais  2)  Mais,  V2  Kuben* 

3)  Roggen  3)  Mohär,  Grttnmais 

4)  Brache  4)  Winterung 

5)  Weizen  5)  Brache* 

6)  Hafer  6)  Weizen 

7)  Grttnmais*  7)  Hafer 

8)  Weizen.  8)  Mais. 

Die  gebräuchlichen  Fruchtfolgen  in  Italien  und  zwar  auf  hoch 
gelegenen  Terrains  um  Verona  sind: 

1)  Weizen  und  hierauf  Cinquantino*  2/3)  Luzerne,  4)  Weizen 
und  hiemach  Bohnen  zur  Orttndttngung. 

Auf  wenig  bewässerten  Terrains: 

1)  Weizen,  2)  Mais*,  3)  Hafer  mit  Luzerne,  4/5)  Luzerne. 
6)  Weizen,  7)  Wassermelonen*. 

Auf  gut  bewässerten  Terrains: 

1)  Reis*  2)  Mais*,  3)  Weizen,  4)  Rotklee. 


BodenbearbeitUDg. 

Je  zeitiger  und  sorgfältiger  der  Boden  zu  Mais  vorbereitet  wird, 
desto  sicherer  ist  auf  einen  hohen  Ertrag  zu  rechnen,  da  der  Boden 
Zeit  zur  Verwitterung,  also  zur  Gare  erhält,  und  demzufolge  ein 
poröser,  an  fertiger  Pflanzennahrung  reicher  Boden  dem  Mais  ge- 
boten wird.  Bei  reicher  Dttngung,  oder  auf  Boden  mit  günstigem 
Untergrunde  sollte  wie  zu  Hackfrüchten  Tiefkultur  betrieben  und 
ein  Untergrund  von  ungünstiger  Beschaffenheit,  den  man  also  nicht 
gern  mit  der  Ackerkrume  vermischt,  mit  Hülfe  des  Untergrunds- 
pfluges gelockert  und  bei  sehr  hoch  stehendem  Untergrundwasser- 
spiegel drainieft  werden,  damit  den  zum  Teil  tief  in  den  Boden 
dringenden  Wurzeln  die  Gelegenheit  zu  ihrer  kräftigen  Entwickelung 
nicht  benommen  wird. 

Sehr  wichtig  ist  die  Tiefkultur  im  Steppenklima,  in  dem  der 
Mais  leicht  durch  Trockenheit  leidet,  denn  der  tief  gelockerte  Boden 
bewahrt  besser  die  Feuchtigkeit  als  der  flach  bearbeitete.  Hierfür 
sprechen  die  Erfolge,  welche  mit  der  Dampfkultur  resp.  mit  der 
tieferen  Beackerung  auf  der  Erzherzogl.  Albrechfschen  Herrschaft 
„Bellye"  in  Ungarn  erreicht  worden  sind,  wo  seit  Einftihrung  der 
Dampfkultur  nach  dem  übereinstimmenden  Urteil  der  Beamten,  erheb- 
lich die  Sicherheit  und  Höhe  der  Erträge  zugenommen  hat. 


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842  Besonderer  Teil. 

Die  Erfolge  der  tieferen  qdcI  sorgfältigeren  Bearbeitung  sind 
aber  so  stark  in  die  Angen  fallend,  dass  selbst  in  den  sehr  extensiv 
betriebenen  Wirtschaften  auf  dem  Prairieboden  Nord- Amerikas  der 
Acker  zu  Mais  schon  im  Sommer  gebrochen,  und  im  Herbst  möglichst 
tief  (15—30  cm)  umgepflügt  wird. 

Im  Allgemeinen  und  namentlich  auf  schwereren  Böden  empfiehlt 
es  sich,  sofort  nach  Aberntung  der  Vorfrucht  den  Boden  flach  um- 
zubrechen, nachdem  das  Unkraut  aufgelaufen,  zu  eggen,  darauf  im 
Herbst  noch  den  Dung  aufzufahren  und  sorgfältig  zu  streuen  und 
zur  vollen  Tiefe,  bei  günstigem  Untergrunde  bis  SO  cm  tief,  zu  pflü- 
gen, hierauf  bleibt  das  Feld  in  rauher  Furche  bis  zum  Frühjahr 
liegen,  wird  nach  dem  Abtrocknen  geeggt  und  kurz  vor  der  Einsaat, 
damit  die  Samenkörner  in  einen  frischen  Boden  kommen  und 
schneller  auflaufen,  zur  Saat  gepflügt. 

Auf  leichtem  Boden,  der  dem  Austrocknen  stark  ausgesetzt  und 
an  und  fbr  sich  locker  ist,  genügt  es  auch,  an  Stelle  der  Saatfurcbe 
zu  grubbern. 

Ist  der  Boden  jedoch  sehr  flachgründig,  steht  z.  B.  der  Fels 
dicht  unter  der  Ackerkrume  an,  oder  liegt  der  üntergrundwasser- 
spiegel  zu  hoch,  so'  sollte  man  den  Dung  über  Winter  auflFahren  und 
das  Land  im  Frühjahr  mit  Hülfe  eines  Hack-,  Häufel-  oder  Kamm- 
pfluges in  Kämme  oder  Dämme  setzen,  auf  welche  dann  der  Mais 
ausgelegt  wird. 

Soll  der  Acker  eine  sehr  starke  Düngung  erhalten,  dann  kann 
es  vorteilhaft  erscheinen,  die  Hälfte  des  Dunges  vor  Winter  mit  der 
tiefen  Furche  unterzubringen,  im  Laufe  des  Winters  noch  einmal 
zu  düngen,  ev.  auch  Jauche  aufzufahren,  und  diese  Düngung  mit 
der  Saatfurche  der  Ackerkrume  einzuverleiben. 


Aussaat. 


Die  Zeit  der  Aussaat  des  Maises  ist  "Zunächst  von  der  Witterung 
abhängig,  da  sich  der  Boden  auf  16—18  <^  C.  erwärmt  haben  muss 
und  Nachtfröste,  welche  die  junge  Pflanze  zerstören  könnten,  nicht 
mehr  in  Aussicht  stehen  dürfen;  gemeinhin  wird  der  leichte  warme 
Boden  zeitiger  als  der  schwere  kalte  zu  besäen  sein;  ausserdem 
sind  spätreife  Sorten,  wenn  das  Klima  nicht  in  allen  Fällen  für  sie 
passt,  zuerst,  frühreife  später  auszulegen,  damit  die  spätreifen  nicht 
im  weichen  Korn  durch  Frühfröste  im  Herbst  getroffen  werden. 

Im  subtropischen  EJima,  z.  B.  in  Aegjpten  reift  der  Mais  zwei, 
mal  und  wird  im  März  und  August  gesäet. 


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Aussaat  des  Maises.  843 

In  Nord- Amerika  säet  man  in  den  Stidstaaten  der  Union  vom 
1.  Febmar  bis  15.  April,  in  den  Mittelstaaten  vom  15.  April  bis 
Ende  Mai  nnd  in  den  nördlichen  Staaten  Maine  und  Minnesota,  so- 
wie anch  in  Canada  im  Juni.  In  Sttd-Italien  nnd  Sttd- Spanien 
währt  die  Saatzeit  vom  März  bis  Mitte  April.  In  Nord-Italien  und 
Nord-Spanien  säet  man  die  spätreifen  Sorten  im  April,  die  mittel- 
frühen Anfang  Mai  nnd  die  frühreifen,  wie  Qnarantino  nnd  Cinqnan- 
tino,  im  Juni.  In  Frankreich,  Ungarn,  Kärnten,  Steiermark  wird 
im  April  nnd  in  der  ersten  Hälfte  des  Mai  der  Mais  gelegt,  in  Sttd- 
Dentschland  Ende  April  bis  Ende  Mai. 

Da  der  Mais  die  Dürre  gnt  erträgt,  lässt  er  sich  anch  im  Som- 
mer znr  Orünfattererzengnng  anssäen,  und  gestattet  daher  in  Ungarn, 
Ende  April  ansgesäet,  indem  er  in  der  zweiten  Hälfte  des  Juni 
schon  eine  Höhe  von  1  m  erreicht  haben  kann,  noch  eine  zweite 
Aussaat  anf  demselben  Felde,  von  dem  der  Grttnmais  im  Oktober 
yerfUttert  oder  zu  Heu  gemacht  wird.  Durchschnittlich  stellten  sich 
die  Erträge  einer  Ernte  auf  8000  kg  Grünmais  oder  2000  kg  Heu 
pro  ha. 

In  Nord-Deutschland  lässt  sich  der  Mais  nur  noch  als  Orttn- 
futter  erfolgreich  yerwenden,  und  säet  man  zu  diesem  Zweck  von 
Mitte  Mai  ab  in  Zwischenräumen  von  8  Tagen  bis  Ende  Juli  und 
selbst  noch  Anfang  August,  Jind  erhält  auf  diese  Weise  von  Mitte 
August  an  bis  Mitte  ev.  Ende  Oktober  ein  weiches  nnd  den  Tieren 
zusagendes  Futter. 

Der  Mais  wird  entweder  gedibbelt  oder  gedrillt  und  nur  aus- 
nahmsweise bei  sehr  reinem  Felde  oder  zur  Gewinnung  von  Futter- 
mais breitwürfig  gesäet 

Der  zur  Erzielung  eines  möglichst  hohen  Rohertrages  ftir  eine 
Pflanze  notwendige  Wachsraum  lässt  sich  nur  im  konkreten  Falle 
genau  feststellen,  weil  die  Grösse  desselben  nicht  nur  vom  Klima, 
der  Bodenbeschaffenheit  und  Eulturart,  sondern  auch  von  dem  Habi- 
tus der  Sorten  abhängt 

In  Amerika,  wo  meist  grosse  Sorten  angebaut  und  hauptsäch- 
lich eingedrillt  werden,  brauchen  die  Pflanzen  im  Allgemeinen  den 
grössten  Wachsraum,  während  in  Europa  meist  die  kleineren  Sorten 
zum  Anbau  gelangen  und  vorzugsweise  die  Dibbelkultur  Platz  greift. 

Die  hierunter  folgende  Tabelle  bringt  Angaben  über  den  not- 
wendigen Wachsraum  der  Maispflanze  in  ihren  Hauptproduktions- 
gebieten. 


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844 


Besonderer  Teil. 


• 

Drillkultur 

Dibbelkultur 

r 

3i 

Grosse 
des  WadiB- 
raumes  pro 

Pflanze 

Land 

Reihenweite 

Entfernung 
in  der  Reihe 

Reihenweite 
der  Horste 

Entfernung 

der  Horste  in 

der  Reihe 

i 

1 

1 

2 

1 

p 

s 

1 

i 

d 

1 
1 

i 

.2 

1 

cm 

om 

cm 

cm 

om 

cm 

cm 

cm 

cm 

^s|n 

cm 

cm 

cm 

cm. 

cm 

Amerika 

120 

60 

90 

30 

15 

22.5 

120 

60 

90 

120 

60 

90 

3 

48O0 

900  2700 

Ungarn,  Kommais 

75 

50 

63 

30 

15 

20 

75 

50 

63 

50 

30 

40 

2 

2250 

760 

1250 

„      Futtermais 

30 

15 

20 

10 

7 

9 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

300 

]0b 

180 

Italien 

80 

50 

60 

30 

15 

20 

80 

50 

60 

50 

30 

40 

2 

2400 

760 

1275 

Frankreich!) 

80 

50 

60 

80 

16 

20 

100 

70 

85 

33 

25 

SO 

2 

2400  750 

1275 

Deutschland 

80 

50 

65 

30 

16 

20 

100 

60 

75 

32 

20 

25 

2 

2400 

500 

1000 

Die  Aassaatmenge  richtet  sich  im  konkreten  Fall  einerseits 
nach  dem  Wachsraum  der  Pflanzen  und  andererseits  nach  dem  Ge- 
wicht des  Saatkornes,  wobei  jedoch  nicht  ausser  acht  zu  lassen  ist, 
dass  der  unvermeidlichen  Verluste  wegen  sich  das  absolute  Saat- 
quantum mindestens  um  30  Proc.  zu  erhöhen  hat,  so  werden  z.  B.  in 
Amerika  bei  der  Dibbelkultur  zur  Erzielung  von  3  Pflanzen  pro 
Horst  4—6  Samenkörner  und  in  Europa  für  2  zu  erzielende  Pflan- 
zen pro  Horst  3—4  Samenkörner  ausgelegt. 

Weil  nun  die  Sorten/  sowohl  in  ihrem  Habitus,  als  auch  im 
Gewicht  ihrer  Körner,  erheblichen  Schwankungen  unterworfen  sind, 
hat  man  sich  das  Saatquantum  für  jede  Sorte  selbst  zu  berechnen, 
und  sollen  als  Beispiel  für  diese  Berechnung  die  nachstehend  auf- 
geführten Sorten  dienen. 

Saatquanta  pro  ha  bei  Drillkultur: 


S 

Ǥ 

~r^ 

^ 

Entfer- 

Wacha- 

Anzahl 

Gewicht 

^J 

rS 

Sorte 

1 

nung  in 

raum  pro 

der  Pflan- 

eines 

ii 

J 

1 

der  Reihe 

Pflanze 

zen  pro 

Kornes 

<  3 

1 

cm 

cm 

qcm 

ha 

«r 

kg 

^ 

GrosjBe  Sorten: 

Virginia  Yellow  Dent 

120 

30 

8600 

27  700 

0.21 

9.8 

7.7 

Caragua 

150 

80 

4500 

22  000 

0.84 

7.6 

10.0 

White  Dent     .    .    . 

120 

80 

8600 

27  700 

0.40 

11.0 

14.6 

1)  Dibbelkultur  auf  Kämmen  (Billons). 


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Aussaat  des  Maises. 


845 


s 

% 

Entfer- 

Wachs- 

Anzahl 

Gewicht 

6 
ä  9 

1 

Sorte 

1 

1 

nung  in 
der  Reihe 

raum  pro 
Pflanze 

der  Pflan- 
zen pro 

eines 
Kornes 

1- 

1 

cm 

cm 

qom 

ha 

pr 

kg 

^? 

Mittlere  Sorten: 

Larffe  Yirgmia  white 

Kukuricza    .... 
Pignoletto    .... 
Psäuaner     .... 

90 
68 
68 
68 

80 
50 
50 
50 

2700 
8150 
8150 
8150 

87  040 
81746 
81746 
81746 

0.85 
0.25 
0.18 
0.86 

18.0 
7.9 
4.1 

11.4 

17.8 

10.5 

5.5 

15.2 

Kleine  Sorten: 

Qaarantino  .... 
Cinquantino      .    .    . 
Hühner-Mais    •    .    . 

60 
50 
50 

20 
80 
15 

1000 

1500 

750 

100000 

66  700 

188400 

0.17 
0.11 
0.12 

17.0 

7.4 

16.0 

22.7 
10.0 
21.8 

Was  nun  den  Fnttennais  anbetrifft,  so  erhalten  die  grossen 
Sorten,  welche  hauptsächlich  in  Nord-Deutschland  angebaut  werden^ 
meist  eine  Reihenweite  von  50—70  cm,  bei  einer  Entfernung  in  der 
Reihe  von  16—20  cm,  mithin  sich  ein  Wachsraum  yon  1000— 1400  qcm 
pro  Pflanze  ergiebt.  Diese  Kultur  setzt  aber  die  kostspielige  Bear- 
beitung der  Zwischenräume  voraus,  und  fragt  es  sich,  ob  sich  dieselbe 
bei  einer  Pflanze  rentiert,  deren  Nährstoffe  einen  relativ  geringen  Wert 
besitzen.  Auch  leiden  die  Pflanzen  bei  dieser  Kultur  durch  Wind- 
bruch. Die  Saat  lässt  sich  nur  mit  Mühe  durch  Schiessen  oder 
Ueberspannen  des  Bodens  mit  Fäden  gegen  die  Krähen  schützen. 
Es  scheint  demnach  die  breitwtlrfige  Saat  oder  sehr  enges  Drillen 
und  frühzeitiger  Schnitt  des  Grttnmaises  mehr  Vorteile  zu  bieten  und 
namentlich  auch  seine  Kultur  für  die  leichtem  Böden  zu  ermöglichen, 
da  der  Mais  im  allgemeinen  gegen  Trockenheit  ziemlich  Widerstands* 
fähig  ist. 

Diese  Art  der  Kultur  ist  schon  allgemein  in  Ungarn  verbreitet^ 
wo  dem  Grünmais,  damit  der  Halm  fein  bleibt,  ein  sehr  dichter  Stand 
gegeben  wird,  auch  schneidet  man  ihn  schon,  sobald  er  eine  Höhe 
von  1  m  erreicht  hat,  doch  wählt  man  seltener  den  Pferdezahnmaia 
zur  Aussaat,  sondern  benutzt  dazu  meistens  den  gelben  ungarischen 
Mais  und  den  Cinquantino.  Gemeinhin  drillt  man  den  Mais  sehr  eng^ 
sodass  die  Reihenweite  nur  15—18  cm  beträgt  oder  säet  ihn  breit- 
würfig  aus,  und  zwar  mit  einem  Wachsraum  von  200—300  qcm  pro 
Pflanze,  je  nach  dem  Habitus  der  Maissorte. 

Sehr  häufig  findet  auch  mit  grossem  Erfolge  eine  Uebersaat  von 
Buchweizen  und  Wicken  statt,  welchem  Gemenge  aber  auch  noch 
andere  Grtlnfuttergewächse  beigemischt  werden  könnten,  wie  Erbsen, 
Saubohnen,  Hafer  u.  s.  w.     Ein  solches  Gemenge  gewährt  offenbar 


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846  Besonderer  Teil. 

den  Vorteil,  auf  ärmeren  und  fttr  Mais  weniger  gut  vorbereiteten  Böden 
noch  gute  Erträge  zu  erzielen  und  ausserdem  ein  Futter  zu  liefern, 
in  welchem  sich  das  NährstofiFverhältnis  weit  enger  als  im  Mais  ge- 
staltet, da  die  im  Gemenge  befindlichen  Leguminosen  sich  durch 
Eiweisreichtum  auszeichnen ;  mithin  würde,  wenn  die  Menge  des  Grttn- 
mais  im  Gemenge  50  Proc.  nicht  übersteigt,  ein  Yortreffliches  Grttn- 
futter  bei  geringeren  Kosten  erzielt  werden  können,  zumal  der  Mais 
inmier  feinhalmig  bleibt  und  deshalb  weit  nahrhafter  ist,  als  die  in 
die  Blttte  getretenen  grobstengligen  Sorten. 

Schliesslich  sei  bemerkt,  dass  auch  bei  der  Kornmaiskultur  auf 
gutem  Boden  und  hauptsächlich  im  Kleinbetriebe  Zwischenkulturen 
Torkommen,  so  pflanzt  man  z.  B.  in  Süd-Deutschland  und  im  Alpen- 
gebiet in  die  Drillreihen,  damit  die  Bearbeitung  nicht  gestört  werde, 
nicht  rankende  Zwergbohnen,  Kürbisse,  seltener  Bttben  und  Kartoffeln 
etc.  hinein. 

In  Ungarn  werden  die  Bänder  der  Maisfelder  und  ev.  auch 
Lttcken,  denn  obwohl  sich  der  Mais  verpflanzen  lässt,  unterlässt  man 
die  Auspflanzung  der  Lttcken  mit  ihm,  da  er  doch  nur  kümmerliche 
Pflanzen  aufbringt,  mit  der  Sonnenblume,  die  Speiseöl  liefert,  und 
der  Besenhirse  (Andropogon  Sorghum  technicus  Kcke.),  deren  Samen 
als  Geflttgelfutter  und  deren  Bispen  zur  ßesenfabrikation  dienen, 
bepflanzt. 

Die  Säemethoden  des  Maises  sind  ausserordentlich  mannigfaltig, 
und  wollen  wir  die  Besprechung  derselben  mit  der  einfachsten,  der 
breitwttrfigen  beginnen.  Die  Aussaat  lässt  sich  bei  kleinkörnigen 
Sorten  mittelst  einer  Breitsäemaschine,  bei  sehr  grosskörnigen  mit 
der  Hand  bewirken,  und  wird  auf  leichtem  Boden  mit  dem  Saatpflug, 
auf  schwerem  mit  der  Egge  untergebracht. 

Doch  ist,  namentlich  zur  Kornmaiserzielung  diese  Methode  ver- 
werflich, weil  die  Samenkörner  sehr  ungleich  verteilt  und  ungleich 
durch  Erde  bedeckt  werden. 

Selbstverständlich  muss  auch  der  Acker  sehr  rein  und  unkraut- 
frei sein. 

Den  Nachteil  nicht  ganz  gleichmässiger  Unterbringung  hat  aber 
auch  das  Legen  nach  dem  Pflug,  was  vielfach  in  Amerika,  Italien 
(z.  B.  in  Toskana)  und  in  Sttd-Deutschland  (Elsass)  gebräuchlich  ist. 
Je  2—3  Kömer  werden  auf  die  als  zweckmässig  erkannten  Entfer- 
nungen (33—45  cm  in  Toskana  und  Süd-Deutschland)  in  die  dritte 
Furche  und  zwar  nicht  auf  die  Sohle  derselben,  sondern  in  die  lose 
Erde  durch  Menschenhände  gelegt.  Zur  Erleichterung  und  Erspa- 
rung von  Handarbeit  sind  auch  Kombinationen  zwischen  Pflttgen  und 
Säemaschinen  erfunden  worden,  die  im  Allgemeinen  eine  sehr  befrie- 
digende Arbeit  leisten.  Zu  erwähnen  ist  eine  Drillmaschine  mit 
Pflugkörpem  von  Tomaselli  in  Gremona,  Italien;  doch  finden  sich 


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Aussaat  des  Maises.  847 

in  Italien  auch  noch  andere  Konstruktionen,  z.  B.  ist  auf  einem  Httufel- 
pflug  eine  kleine  Löffeldrillmaschine  direkt  montiert,  deren  Welle  da- 
durch bewegt  wird,  dass  über  ein  Rad  mit  vier  Hebelarmen,  welche 
in  den  Boden  greifen,  also  die  Vorwärtsbewegung  des  Pfluges  mit* 
machen,  eine  Kette  ohne  Ende  läuft,  welche  diese  Bewegung  auf  die 
Säewelle  überträgt.  Aehnliche  Apparate  sind  auch  in  Sttd-Amerika 
in  Anwendung  und  hatte  auf  der  Pariser  Weltausstellung  1878 
Uruguay  einen  solchen  Maispflanzer  ausgestellt.  Unmittelbar  vor 
dem  Sterzen  auf  dem  Pflugbaum  eines  amerikanischen  Adlerpfluges 
befindet  sich  ein  Säekasten,  aus  welchem  vermittelst  einer  mit  peri- 
pherischen Einschnitten  versehenen  Scheibe,  welche  bei  der  Vor- 
wärtsbewegung des  Pfluges  mit  Htilfe  der  Uebertragung  durch  ein 
hinter  demselben  auf  der  Pflugsohle  laufendes  Bad  sich  dreht,  die 
Maiskörner  in  eine  viereckige  Drillröhre  geworfen  werden,  so  dass 
sie  zwischen  Sohle  und  Streichbrett  auf  die  Pflugsohle  gelangen. 

In  Nord-Amerika  liefert  der  sog.  „Keystone  Planter^^  die  beste 
Dibbelarbeit,  und  zwar  in  folgender  Weise. 

Die  Saatreihen  werden  meist  mit  einem  Markeur  gezogen,  der 
wie  ein  Schlitten  konstruiert  ist,  mit  so  viel  Kuffen,  als  man  Linien 
zu  ziehen  beabsichtigt  Quer  ab  von  diesem  Gei^t  steht  unter 
rechtem  Winkel  eine  Stange,  die  nach  Belieben  auf  die  rechte  oder 
linke  Seite  ausgelegt  werden  kann.  An  das  Ende  derselben  wird  ein 
Stttck  Kette  gehängt,  was  auf  dem  Boden  nachschleppt  und  somit 
auf  der  Seite  eine  Spur  abzeichnet,  die  der  Treiber  beim  Znrflckfahren 
als  Richtschnur  benutzt  Auf  diese  Weise,  und  da  man  den  ersten 
Zug  sorgfältig  mit  Stäben  abvisiert,  werden  die  Reihen  ausserordent^ 
lieh  exakt  und  ein  nach  beiden  Richtungen  markiertes  Maisfeld  sieht 
aus,  als  sei  es  mit  Schnur,  Winkelmass  und  Zirkel  angelegt  Es  ist 
diese  Regelmässigkeit  von  der  grössten  Wichtigkeit  Da  bei  dem 
hohen  Preise  der  Handarbeit  an  eine  lohnende  Verwendung  für  den 
Maisbau  nicht  zu  denken,  so  muss  durch  regelmässige  Aussaat  die 
Möglichkeit  gegeben  sein,  das  Behäufeln  und  Reinhalten  ausschliess- 
lich mit  Gespannwerkzeugen  auszuführen.  Ein  Mann  mit  2  Pferden 
markiert  täglich  25—30  Acres  je  nach  der  Reihenweite. 

Hierauf  wird  genau  in  den  vorgezeichneten  Linien  die  Aussaat 
mit  dem  zweispännigen  „Planter'' ^)  gemacht.  Ein  starkes,  nach 
vorn  und  unten  scharfes  Drillschar  durchschneidet  Rasen  und  Wurzeln 
bis  zur  gewünschten  Tiefe.  Nach  hinten  erweitert  es  sich  und  ist 
bohl,  so  dass  die  Kömer  auf  die  Sohle  der  von  ihm  geöffiieten  Furche 
fallen  und  von  dem  nachbröckelnden  losen  Boden  bedeckt  werden 


1)  Gefertigt   von  Batchelder,    Fabrik  Arnes  Flow   Co.   in  Woroester, 
Massach.    Vertreter:  Hammacher  &  Delios,  Hamburg. 


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848  Besonderer  Teil. 

können.  Auf  dem  Pflaggestell  in  der  Mitte  des  Grindels  befindet 
sich  der  Saatkasten,  in  dessen  Boden  ein  beweglicher  mit  Löchern 
versehener  Schieber  angebracht  ist  Während  des  Ganges  wird  der- 
selbe durch  eine  gekröpfte  Welle  und  Lenkerstange  hin  und  her 
bewegt,  wobei  die  Samenkörner  durch  die  Schieberöffnungen  fallen. 
Durch  Anwendung  von  Schiebern  mit  verschieden  grossen  Oeffhungen 
lässt  sich  die  Aussaatmenge  in  ziemlich  weiten  Grenzen  regulieren. 

Hinter  dem  unter  dem  Saatkasten  befindlichen  Schar  folgt  ein 
dreieckiger  eiserner  Streichapparat  zu  Beseitigung  von  Steinen  etc., 
und  endlich  eine  Walze,  welche  die  von  dem  Schaar  geöfihete  Rille 
wieder  zupresst.  Von  der  Achse  dieser  Walze  wird  mittelst  Zahn- 
radttbertragung  die  zwischen  den  Sterzen  gelagerte  Kurbelwelle,  von 
welcher  aus  die  Bewegung  des  Saatschiebers  erfolgt,  in  Betrieb 
gesetzt. 

Das  Drillen  des  Maises  lässt  sich  bei  kleinkörnigen  Sorten  auch 
ganz  gut  mit  einer  Getreidedrillmaschine  und  bei  grosskömigen  mit 
dem  Bohnendriller  bewirken. 

Bei  der  Dibbelsaat  auf  gut  vorbereitetem,  ebenem  Lande  wird 
der  Acker  ttber  Kreuz  in  den  zweckmässig  erscheinenden  Entfernungen 
markiert  und  mit  der  Hand  an  den  Kreuzungsstellen  ein  Grtlbchen 
ausgehöhlt,  in  welches  3 — 6  Samenkörner  gelegt  und  mit  Erde,  welche 
ein  wenig  angedrückt  wird,  bedeckt  werden.  In  Nord -Amerika 
dibbelt  man  auch  mit  Säestöcken. 

Ist  das  Land  in  Kämmen  aufgepflttgt  und  nachher  gewalzt,  so 
wird  behufs  Erleichterung  des  Dibbeins  quer  tlber  die  Balken  markiert, 
und  dann  durch  Frauen  in  den  Markierliuien  das  Auslegen  bewirkt, 
oder  es  erhalten  die  Arbeiter  kleine  Stäbchen,  von  einer  Länge, 
welche  den  Entfernungen  der  Horste  entspricht,  diese  werden  mit 
der  linken  Hand  als  Massstab  auf  den  Kamm  gelegt,  während  die 
rechte  das  Grtlbchen  höhlt  und  die  Samenkörner,  aus  Schürze  oder 
Sack  entnommen,  auslegt. 


Pflege. 

Nach  der  Einsaat  folgt  bei  trocknem  Wetter  und  auf  leichtem 
Boden  zur  Beschleunigung  des  Aufiaufens  die  Walze  und  von  jetzt 
ab  ist  das  Hauptbestreben  auf  möglichst  zeitige  Zerstörung  des  Un- 
krautes oder  eine  die  Oberfläche  schliessende  Kruste  zu  richten. 

Dies  sind  die  Gründe,  welche  das  Eggen  oder  Hacken  mit  der 
Hand,  selbst  wenn  die  jungen  Pflänzchen  schon  eine  Länge  von  3  cm 
erreicht  haben,  wünschenswert  erscheinen  lassen. 


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Pflege  des  Maises.  849 

Bei  einer  Höbe  der  Pflänzehen  von  12—16  cm  reinigt  man  mit 
der  Pferdehacke  und  bei  85—40  cm  werden  die  zu  dicht  stehenden 
oder  ganz  unfruchtbaren  Stengel  und  Schösslinge  ausgeschnitten  und 
später  die  ttberflttssigen  Kolben  ausgegeizt,  so  dass  nur  2—3  Kolben 
an  einem  Halm  verbleiben;  hierauf  wird  schwach  angehäufelt.  Mit 
dem  Hervortreten  der  Bispe  häufelt  man  noch  einmal  und  zwar  stärker, 
indem  die  Erde  8—10  cm  hoch  an  denFuss  der  Pflanze  herangebracht 
wird,  um  dieselbe  nicht  nur  zu  erneuter  Wurzelbildung  ai^uregen, 
sondern  auch  gegen  Windbruch  wirksamer  zu  schfltzen. 

Während  der  Blütezeit  darf  das  Maisfeld  nur  im  Notfall  betreten 
werden,  weil  schon  eine  geringfügige  Verletzung  der  Pistille  hinreicht, 
den  Komertrag  zu  vermindern. 

Zur  Beschleunigung  der  Ausreife  glaubt  man  den  Mais  gipfeln, 
d.  \i.  nach  dem  Vertrocknen  der  Pistille  den  Halm  bis  dicht  ttber  den 
obersten  Kolben  abschneiden  zu  mttssen,  welche  Teile  dann  als  Vieh- 
futter dienen. 

Durch  diese  Entlaubung  werden  jedoch  der  Pflanze  sehr  beträcht- 
liche Nährstoffquantitäten  zur  Ausbildung  der  Früchte  entzogen,  in 
Folge  dessen  sich  der  Komertrag  wesentlich  verringert  und  das  ge- 
wonnene Grttnfutter  nicht  entfernt  diese  Verluste  zu  decken  vermag; 
so  will  man  in  Amerika  durch  das  Gipfeln  6—9  hl  Korn  pro  ha 
weniger  geemtet  haben,  wozu  noch  die  Unkosten  des  Gipfeins  treten. 
Auch  Haberlandt  ^)  hat  das  Unvorteilhafte  des  Gipfeins  nachge- 
wiesen. 

Dagegen  dient  zur  Beschleunigung  der  Ausreife  das  Au&chlitzen 
und  Herabbiegen  der  Hüllblätter  des  Kolbens,  ungefähr  14  Tage  vor 
der  Beife,  welches  das  leichtere  Austrocknen  der  Spindel  und  das 
schnellere  Erhärten  der  Frtichte  zur  Folge  hat 

Die  etwa  durch  Sturm  in  der  Blütezeit  geknickten  Halme,  denn 
später  sind  sie,  weil  stärker  verholzt,  widerstandsfähiger,  müssen 
wiederum  aufgerichtet  und  die  gänzlich  abgebrochenen  entfernt  werden. 

Zu  dem  Aufrichten  dtlrfen  jedoch  nur  umsichtige  Lieute  verwandt 
werden,  weil  die  jungen  Kolben  nicht  berührt  werden  dürfen;  auch 
müssen  die  Stengel  vollkommen  frei  von  Begentropfen  sein,  da  sie 
sich  anderenfalls,  durch  das  Gewicht  des  Wassers  beschwert,  wie- 
derum herunterbiegen  würden. 

Durch  Tiefkultur  und  nicht  zu  engen  Stand  lässt  sich  Wind- 
bruchschaden erheblich  vermindern. 

In  Nord- Amerika  spart  man  möglic^t,  weil  zu  teuer,  an  Hand- 
arbeit, weshalb  sich  hier  die  Pflege  eigenartiger  gestaltet. 


1)  Wie  kann  man  die  Beife  des  Maieee  beschleunigen?  Allg.  1.  n.  f.  Ztg. 
Wien,  1B66  Nr.  85. 

Ko«riilok«  XL  Werner,  Handb.  d.  Oetr«idelMMi'f  IL  54 


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850  Besonderer  Teil. 

Ist  z.  B.  nach  dem  Legen  der  Samenkörner  mit  dem  »Planter' 
das  Wetter  trocken,  bevor  der  Mais  hoch  genug  ist,  nm  mit  dem 
Kultiyator  befahren  werden  zu  können,  so  wird  das  ganze  Feld  zuvor 
noch  gewalzt  Man  thut  das  gern  eine  Woche  yor  dem  Befahren, 
damit  die  in  den  Boden  gedrückten  Erdschollen  bis  dahin  noch 
Feuchtigkeit  anziehen  und  mürbe  werden. 

Es  sind  zwar  einspännige,  zweischarige  Kultivatoren  noch  im 
Gebrauch,  dasjenige  Gerät  jedoch,  ohne  welches  sich  ein  fortge- 
schrittener Maisfarmer  nur  sehr  schwer  behelfen  wttrde,  ist  der  zwei- 
spännige  verbesserte  „Selby  Cultivator*.  DerFtthrer  sitzt  auf  einem 
bequemen  Sitze,  regiert  die  Schare  mit  den  Füssen  und  die  Zttgel 
mit  den  Händen.  Die  Schaufeln  gehen  bis  dicht  an  die  Pflanzen 
heran  und  machen  beide  Seiten  gleichzeitig  fertig. 

Die  Hauptsache  fttr. einen  gewinnbringenden  Maisbau  ist,  einen 
rechtzeitigen  Vorsprung  vor  den  Unki^utem  zu  gewinnen,  da  anf 
Nachhülfe  durch  Handarbeit  nicht  gerechnet  werden  kann.  Es  mnas 
also  Mh  mit  dem  Befahren  begonnen  und  durch  4— 5  Wochen  dieses 
mindestens  einmal  die  Woche  wiederholt  werden.  Diese  Arbeit  wird 
wesentlich  durch  das  sehr  gleichmässige  Auslegen  der  Kömer  er- 
leichtert. Tritt  bald  nach  der  Aussaat  nasses  Wetter  ein,  so  dass 
reichliches  Unkraut  früher  da  ist,  als  der  Mais,  so  wird  mit  dem 
„Selby  Cultivator*'  blind  gearbeitet,  da  die  Reihen  durch  die  Radspar 
des  „Planters''  genugsam  kenntlich  sind.  Alsdann  erst  wird,  naeh- 
dem  die  Unkräuter  abgewelkt,  geeggt  und  gewalzt,  wie  gewöhnlich. 

Im  wärmeren  Klima  und  auf  leichtem  Boden  verlangt  der  Mais 
zur  Sicherstellung  und  Erhöhung  der  Ernten  einer  periodischen  Be- 
wässerung, die  also  erst  platz  greift,  sobald  sich  ein  effektiver  Wasser- 
mangel einstellt,  so  dass,  wie  z.  B.  in  Ober-Italien,  in  feuchten  Jahren 
unter  Umständen  fast  gänzlich  auf  die  Bewässerung  verzichtet  werden 
kann,  wodurch,  da  diese  Geld  kostet,  nicht  unerhebliche  Kosten  er- 
spart werden  können. 

Zur  Bewässerung  ist  jedoch  das  Ackerland  besonders  einzu- 
richten, und  wird  die  Bestellung  in  Ober-Italien^)  in  der  Weise  vor- 
genommen, dass  entweder  schmale  1— IV2  m  breite  und  gewölbte 
Beete,  oder  flache  3—4  m  breite  Beete  in  der  Richtung  des  grössten 
Gefälles  aufgepflügt  werden;  in  die  Beetfnrchen  strömt  dann  von 
einem  Verteilgräbchen  aus,  das  parallel  dem  Bewässerungsgraben 
läuft,  das  Wasser  langsam  ein  und  sobald  es  am  entgegengesetzten 
Ende  angekommen,  wird  meist  die  Bewässerung  als  genügend  anzu- 
sehen sein.  Auf  den  mit  Mais  bestellten  Aeckem,  werden  auch  häufig 


1)  Yergl.  Werner,  Landw.  Reiseskizzen  aus  Ober-Italien.  Landw.  Jahrb. 
1882. 


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Ernte,  Entkömuiig  und  Anfbewahrang  des  Maises.  851 

durch  Hänfelpfltfge  zwischen  je  zwei  Reihen  die  Wasserfurchen  auf- 
gezogen. Während  der  Blütezeit  und  Ausbildung  der  Aehren  darf 
jedoch  niemals  gewässert  werden. 

D^  Wasserkonsum  betrilgt  in  Italien  durchschnittlich  (K377  Ltr., 
in  Sttdfrankreich  0.300  Ltr.,  in  Algier  0.930  Ltr.  pro  ha  und  Sekunde 
und  in  Valencia  wird  der  Mais  alle  drei  Tage  unter  Wasser  gesetzt 


Ernte,  EntkSnmiig  und  Anfbewalirnng. 

Der  Mais  ist  reif,  sobald  sich  die  Kolben  nach  untep  neigen^ 
die  Hüllblätter  an  den  Spitzen  einzutrocknen  beginnen,  sich  gelb 
färben  und  aufspringen.  Zu  dieser  Zeit  zeigen  die  Körner  ihre 
charakteristische  Farbe,  sind  glänzend,  und  so  hart,  dass  sie  nur 
noch  wenig  dem  Nageldruck  nachgeben.  Mit  dem^  Erhärten  der 
KOmer  werden  die  dunkelgrünen  Blätter  schmutzig-grün,  und  ihre 
glänzenden  Oberflächen  matt,  schliesslich  yertrocknet  die  ganze  Pflanze, 
und  färbt  sich,  yom  Frost  getroffen,  fast  weiss. 

Die  Reifezeit  tritt  in  den  Südstaaten  (30—400  n.  Br.)  Nord- 
Amerikas  Ende  August  ein,  in  den  Mittelstaaten  (40— 45^  n.  Br.) 
Ende  September  bis  Anfang  Oktober  und  in  den  nördlichen  Staaten 
und  Canada  im  Laufe  des  Monat  Oktober. 

In  Europa  fällt  die  Ernte  in  der  Türkei,  Süd-Italien,  Spanien 
nnd  Portugal  in  den  August,  nur  bei  sehr  späten  Sorten  in  den 
September  und  Oktober;  in  Süd-Frankreich  und  Nord-Italien  in  den 
September,  wobei  jedoch  zu  berücksichtigen  ist,  dass  frühreife  nach 
Vorfrüchten  gebaute  und  bewässerte  spätreife  Sorten  häufig  erst  im 
Oktober  und  selbst  noch  im  Noyember  geemtet  werden.  Im  mitt- 
leren Frankreich,  Süd-Deutschland  und  Ungarn  reift  der  Mais  Ende 
September  und  Anfang  Oktober. 

In  Algier  erntet  man  im  Juli  und  August,  in  Aegypten  im  Juli 
und  November,  wenn  zwei  Ernten  genommen  werden. 

Die  Emtemethoden  sind  ausserordentlich  verschieden,  z.  B.  wird 
in  Nord-Amerika  der  reife  Mais,  dessen  Stengd  ganz  ausgetrocknet 
sind,  mit  der  Sichel  oder  dem  Messer  tief  am  Grunde  abgeschnitten, 
mit  Stroh  in  Ckrben  gebunden  und  diese  dann  in  Feimen  gefahren, 
um  die  Kolben  bei  gelegener  Zeit  auszubrechen.  Sind  die  Stengel 
noch  nicht  vollkommen  trocken,  wie  dies  häufig  in  den  nördlichen 
Staaten  der  Fall  ist,  so  müssen  die  Garben  zum  Nachtrocknen  auf- 
gestellt werden,  doch  fällt  die  Qualität  des  Kornes  um  so  geringer 
aus,  je  grüner  die  Blätter  und  Stengel  bei  der  Ernte  waren. 


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852  Besonderer  Teil 

Ein  anderes  sorgfältigeres  Verfahren^)  ist:  Man  geht  strich- 
weise die  Maisfelder  durch  nnd  schneidet  die  Stengel,  deren  Kolben 
völlig  reif  sind,  nahe  dem  Boden  ab  nnd  stellt  sie  in  Schobern  von 
massigem  Umfange  zam  Trocknen  auf.  Indem  auf  diese  Weise  das 
ganze  Feld  durchgegangen  wird,  kommt  man  nach  etlichen  Tagen 
an  dieselben  Stellen  nochmals  zurück,  denn  da  die  Abemtung  nicht 
ttbereilt  zu  werden  braucht,  kann  man  die  Reife  zurückgebliebener  Kolben 
abwarten  und  sanmielt  die  bis  dahin  reif  gewordenen  Stengel  ein. 
Hierdurch  wird  bei  dem  an  und  für  sich  ungleichmässigen  Reifeein- 
tritt  des  Maises  eine  möglichst  gleichmässig  reife  Frucht  geemtet. 
In  extensiyer  betriebenen  Wirtschaften  bricht  man  wohl  auch  «nur 
die  besten  reifen  Kolben  aus,  und  treibt  zur  Ausnutzung  der  yer- 
bliebenen  Ernte  das.  Vieh  hinein,  welches  sich  die  Kolben  und  zar- 
teren Pflanzenteile  heraussucht,  und  der  Rest  wird  als  Dung  unter- 
gepflügt 

Dieses  Verfahren  wird  in  Wirtschaften,  welche  die  hinreichen- 
den Arbeitskräfte  zur  Bergung  der  Ernte  absolut  nicht  auftreiben 
können,  noch  weiter  ausgedehnt,  indem  die  ganze  Ernte  durch  Vieh 
abgeweidet  wird,  wie  dies  z.B.  auf  der  Besitzung  des  Mr.  Süll  i  van  ^) 
in  Illinois  auf  einer  Fläche  von  4000  ha  geschieht,  die  unausgesetzt 
mit  Mais  bestellt  wird. 

Während  hier  die  Ernte  heranwächst  und  reift,  gehen  die  Agenten 
nach  Texas  und  kaufen  halbwilde,  magere  Ochsen.  Dieselben  werden 
dann  in  kleinen  Tagemärschen  von  reitenden  Hirten  der  Besitzung 
zugetrieben,  indem  man  sie  unterwegs  in  den  Waldungen  und  auf 
Wiesen  weiden  lässt  Sie  kommen  auf  der  Besitzung  zur  Reifezeit 
des  Maises  an,  und  werden  alsdann  in  die  Maisfelder  getrieben, 
wo  ihnen  ein  bestimmter  Raum,  der  mit  beweglichen  starken  Hürden 
eingeschlossen  und  mit  einem  Wasserbehälter  versehen  ist,  über- 
liefert wird.  Die  Ochsen  treten  die  Pflanzen  nieder  und  ver- 
zehren die  Kolben.  Wenn  der  Raum  abgeweidet  oder  vielmehr  die 
Pflanzen  darin  niedergetreten  sind,  werden  die  Ochsen  in  die  an- 
stossende  Abteilung  gebracht  und  in  der  ersten  durch  eine  Heerde 
Schweine  ersetzt,  welche  die  übrig  gelassenen  Reste  der  Maiskolben 
verzehren.  Den  Schweinen  folgt  eine  Heerde  Welschhühner,  um  die 
ausgefallenen  Kömer  aufzulesen  und  sich  damit  zu  mästen.  In  dieser 
Weise  folgen  sich  drei  Heerden  von  Thieren  verschiedener  Art  von 
Abteilung  zu  Abteilung,  verrichten  die  Ernte,  mästen  sich,  düngen 
den  Boden,  und  liefern  sich  schliesslich  selbst  auf  den  Markt  von 
Chicago  oder  an  die  nächste  Eisenbahnstation  ab. 


1)  Vergl.  Fielt  oh  mann,  der  nordamenk.  Landw.  1862. 

2)  VergL  Zeit8ohr.  d.  bayr.  landw.  Terehit  1878. 


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Ernte,  Entkörnung  und  Anfbewahrnng  des  MftiseB.  853 

Die  aasgebroohenen  und  anf  Haufen  znisammengeworfenen  Kolben 
müssen  möglichst  sehneil  von  ihren  Htillblättem  befreit  werden,  weil 
sie  sich  leicht  erhitzen  nnd  die  Verderbnis  sich  aaoh  dem  Korn  mit^ 
teilt  Dies  erfordert  viel  Arbeit,  daher  man  hierzu  in  neuerer  Zeit 
in  Amerika  die  Maisentblätterungsmaschine  Yon  Philipp)  verwende^ 
die  au<^  zugleich  das  Ausbrechen  der  Kolben  besorgen  kann.  Bei 
dieser  Maschine  gehen  die  Maispflanzen  zwischen  zwei  am  Umfange 
spiralförmig  ausgekehlten  Walzen  hindurch,  wobei  die  Kolben  von 
dem  Stengel  gebrochen  werden.  Die  Stengel  fallen  auf  einen  Ele- 
vator, die  Kolben,  welche  nicht  zwischen  den  Walzen  hindurch  können, 
auf  ein  schrägliegendes  zweites  Walzenpaar  mit  spiralförmigen  Nuten 
und  korrespondierenden  spitzen  Stahlzähnen,  welche  bei  der  Drehung 
der  Walzen  die  Deckblätter  fassen,  in  die  Nuten  ziehen  und  beim 
Abwärtsgleiten  der  Kolben  diese  entblättern.  Kolben  und  Htfllblätter 
gelangen  auf  besonderen  Elevatoren  aus  der  Maschine. 

Dieser  Apparat  ist  auch  mit  einer  Maismähemaschine  j^American 
com  harvester  and  husker'  kombiniert  und  zuerst  in  Philadelphia 
ausgestellt  worden,  und  gibt  Thallmayer^)  von  derselben  nach- 
folgende Beschreibung:  * 

Bei  der  Ernte  wird  mit  der  Maschine  ähnlich  wie  mit  einer 
Gretreide-Erntemaschine  um  das  Feld  gefahren  und  eine  Reihe  nach 
der  anderen  abgemacht. 

Zwei  Girkularsägen  ähnliche  Stahlblätter  schneiden  die  Mais- 
pflanzen ab,  sie  fallen  auf  ein  endloses  Band,  werden  zweien  hori- 
zontal liegenden  Walzen  zugeführt,  zwischen  welchen  die  Stengel 
durchrutschen,  von  denen  aber  die  Kolben  unter  gleichzeitiger  Ab- 
streifung der  Lischen  abgerissen  werden. 

Ein  Elevator  entfuhrt  den  Walzen  die  Kolben  und  bringt  sie 
in  einen  Trog,  von  wo  sie  in  einen  neben  der  Maschine  angebrachten 
Behälter  fallen,  der  von  Zeit  zu  Zeit  entleert  wird. 

Die  inmier  noch  in  der  Spindel  viel  Feuchtigkeit  enthalten- 
den, ihrer  Hüllblätter  beraubten  Kolben  werden  in  den  warmen 
Gegenden  Nord-Amerikas  entweder  an  der  Sonne  getrocknet,  oder 
zum  Nachtrocknen  in  einen  starken  Lufteng  gestattenden  Behäl- 
ter (Com-crib)  locker  aufgehäuft,  trocknen  darin  aus,  und  werden 
dann  bei  gelegener  Zeit  mit  Hülfe  der  Maisentkömungsmaschinen 
(Com-shellers)  entkörnt,  und  die  leeren  Spindeln,  welche  noch  als 
Viehfutter  dienen  sollen,  auf  einer  den  Oelkuchenbrechem  ähnlichen 
Maschine  (Com-cob-crusher)  zerquetscht. 

In  Europa  erntet  man  meistenteils  durch  Ausbrechen  der  Kolben, 


1)  Fritz,  Handb.  d.  landw.  Maschinen,  1880  pg.  479. 

2)  Oesterr.  landw.  Wchbl.  1876  pg.  279,  Mais-Erntemasohine. 


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854  Besonderer  TeiL 

entweder,  dass  vorher  die  HtlllbUttter  mit  der  Hand  oder  dem  Messer 
geöffnet  nnd  die  Kolben  ansgebroehen  werden,  oder  man  Iftsst  die 
Httilblätter  am  Kolben,  nm  dieselben,  wie  hSixs&g  im  Kleinbetriebe, 
an  denselben  znm  Nachtroeknen  aufhängen  zu  können.  Selbstrer- 
ständlieh  entnimmt  man  zunächst,  da  der  Mais  ungleich  reift  und 
sich  die  Ernte  bis  zum  Eintritt  des  Frostwetters  ausdehnen  lässt,  die 
reifsten  Kolben,  und  hält  später  Nachlese. 

Es  ernten  nach  Burger  26—30  Weiber  durch  Ausbrechen  der 
Kolben  1  ha  täglich  ab. 

Das  Nachtrocknen  der  noch  feuchten  Kolben  geschieht  in  warmen 
Ländern,  z.  B.  in  Italien,  auf  der  Dreschtenne  an  der  Sonne  oder 
wie  in  Ungarn  in  eigens  zu  diesem  Zweck  eingerichteten  Trocken- 
häusem,  welche  im  gemässigten  Klima  eigentlich  erst  die  Maiskultur 
im  Grossen  ermöglichen.  SelbstverstiUidlich  sind  in  diesen  Fällen 
Yor  dem  Trocknen  die  Httilblätter  und  die  Beste  der  noch  an  den 
Kolben  befindlichen  Stengelteile  zu  entfernen,  und  hat  dies  möglichst 
bald  zu  geschehen,  damit  sich  die  Kolben  nicht  erhitzen,  weshidb 
man  täglich  nicht  mehr  Kolben  abbrechen  sollte,  als  man  an  dem- 
selben Abend  oder  dem  fol^nden  Vormittag  zu  entblättern  vermag. 

Die  in  Ungarn  zur  Trocknung  und  Aufbewahrung  bis  zur  Ent- 
kömung  dienenden  sog.  Maisszartaken^)  sind  eigentlich  nur  lange 
Kästen  mit  Fussboden  und  Dach,  während  die  Seiten  aus  Latten- 
wänden hergestellt  sind.  In  der  Begel  liegt  der  Fussboden  ly^  m 
ttber  der  Erde,  die  Breite  beträgt  IVs  ^  nnd  Höhe,  sowie  Länge 
können  beliebige  Dimensionen  aufweisen.  Die  Entfernung  der  Latten 
Yon  einander  ist,  zur  Hervorrufung  einer  energischen  Ventilation^ 
möglichst  weit  zu  greifen,  doch  richtet  sich  dieselbe  auch  einiger- 
massen  nach  der  Kömergrösse  der  Maissorten;  bei  sehr  weiten  Ent- 
fernungen schädigen  auch  die  Krähen  durch  Entkörnen  der  dicht  an 
den  Latten  befindlichen  Kolben.  Meist  beträgt  die  mittlere  Entfemuns 
der  Latten  2  cm.  Ein  weit  nach  den  Seiten  ttberstehendes  Schindel- 
dach schützt  den  Mais  gegen  Regen. 

Sollen  die  Kolben,  wie  dies  im  Kleinbetriebe  in  Frankreich, 
Italien,  Steiermark,  Kärnten,  Sttd-Deutschland  ttblich,  angehangen 
werden,  dann  belässt  man  am  Kolben  3--4  der  innersten  Blätter,  und 
verknttpft  mit  ihrer  Hülfe  mehrere  Kolben  zu  einem  Bündel,  das  sich 
bequem  an  einem  luftigen  Ort  aufhängen  lässt  Dieses  Verfahren 
soll  nach  Burger  schon  von  den  Ureinwohnern  Amerikas  geübt 
worden  sein. 

Die  auf  dem  Felde  verbliebenen  Stengel  werden  abgeschnitten 
und  mit  Hülfe  yon  Strohbändem  zu  Garben  gebunden  und  zum  Aus- 


1)  Yergl.  Werner,  Bericht  über  eine  landw.  Studienreise  durch  Ungarn. 
Laodw.  Jahrb.  1880  pg.  697. 


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Ernte,  fintkörnnng  und  Aufbewahrung  des  Maises«  855 

trocknen  immer  5  aufrecht  gegen  einander  gestellt.  Feucht  einge- 
bracht schimmeln  sie  sehr  leicht  und  sind  dem  Vieh  nachteilig. 

Nach  dem  Austrocknen  der  Kolben  und  am  besten  nach  einem 
starken  Frost,  beginnt  man  mit  der  Bntkömung  und  zwar  bei  zu 
Saatkorn  bestimmten  Kolben  mit  der  Hand,  sonst  mit  dem  Dresch- 
flegel, oder  noch  besser  mit  Maschinen,  den  sog.  Maisreblem,  welche 
in  Yorzttglicher  Qualität  fbr  Hand-,  Göpel-  und  Dampfbetrieb,  nach 
amerikanischem  Princip  konstruiert,  von  der  Firma  Clayton  & 
Shuttle worth  in  Wien,  sowie  von  einer  grossen  ZahlO  anderer 
Fabrikanten  geliefert  werden. 

Bei  den  Handreblem  werden  die  Maiskolben  einzeln  oben  in 
den  Apparat  eingeführt  und  die  Kömer  zwischen  zwei  rotierenden 
Scheiben,  wovon  die  eine  gezahnt,  die  andere  gerippt  ist,  abgerebelt. 
Die  leeren  Spindebi  werden  durch  eine  seitwärts  angebrachte  Oeffnung 
ausgeworfen,  während  die  Kömer  durch  die  untere  Spalte  zu  Boden 
fall^. 

Die  für  Dampf-  oder  Göpelbetrieb  2)  eingerichteten  Maisrebler 
können  feststehend  oder  transportabel  sein  und  sind  mit  Pntzwerk 
und  Einsackungs- Vorrichtung  versehen. 

Mit  einer  Lokomobile  von  vier  Pferdekräften  werden  mittelst 
des  grössten  Apparates  in  10  Stunden  420—500  hl  Maiskörner  abge- 
rebelt, während  ein  kleinerer,  durch  vierpferdigen  Göpel  getrieben, 
150-185  hl  ausgiebt. 

Der  im  warmen  ELlima  entkömte  Mais  wird  gemeinhin  noch  an 
der  Sonne  nachgetrocknet  und  kommt. dann  auf  Malta,  Sicilien,  in 
Spanien  und  an  der  afrikanischen  Kttste  in  Silos  wie  anderes  Ge- 
treide und  hält  sich  darin  sehr  gut  Im  kälteren,  gemässigten  Klima 
dürfen  die  Kömer,  wenn  sie  nicht  vorher  gedörrt  wurden,  nicht  über 
20  cm  hoch,  selbst  auf  einem  lufdgen  Speicher  anfgeschttttet  werden, 
und  sind  zur  Verhütung  der  Verderbnis  mindestens  alle  3  Tage  ein- 
mal umzuschaufebi. 

Unreif  geemteter  Mais  ist  zu  dörren,  weil  er  sich  sonst  nicht 
aufbewahren  lässt. 

Die  Ernte  des  Gränfuttermaises  geschieht  am  zweckmässigsten 
mit  dem  Erscheinen  der  männlichen  Bispe,  weil  er  dann  noch  weich 
und  den  Tieren  angenehm  ist,  auch  meist  die  grösste  Menge  verdau- 
licher Nährstoffe  von  der  Flächeneinheit  liefert. 

Die  Benutzung  des  Maises  als  Grttnfutter  und  auch  als 
Sanerfutter  ist  der  als  Heu  vorzuziehen,  denn  die  Henwerbung  des 
Maises  ist  sehr  schwierig  und  gelingt  es  niemals,  die  Feuchtigkeit 


1)  Vergl.  Fritz,  Handb.  d.  1.  Maschinen  pg.  476. 

2)  Werner,  Bericht  über  eine  landw.  Studienreise  durch  üogam  p.  598. 


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856  Besonderer  Teü. 

aas  den  starken  Maisstengeln  soweit  za  entfernen,  dass  er  sich  in 
geschlossenen  Räumen,  ohne  schimmlig  zu  werden,  aufbewahren  lässt 

Um  Mais  zn  Heu  zu  werben  und  im  Freien  anfzabewahren,  em- 
pfiehlt van  Laer^)  folgende Ifethode. 

Der  abgeschnittene  Mais  wird  in  znckerhntförmigen  Haufen  auf 
dem  Felde  aufgestellt,  so  zwar,  dass  im  Innern  ein  freier  Saum,  der 
unten  einen  Durchmesser  von  1— l.S  m  hat,  bleibt  Um  einem  solchen 
Haufen  die  nötige  Festigkeit  zu  geben,  wird  vorher  ein  sogenanntes 
„Pferd*  gebnnden.  Man  wählt  dazu  8—12  Maishalme  aus,  welche 
nicht  abgeschnitten  werden;  dieselben  müssen  unter  sich  ein  Vier- 
eck bilden,  d.  h.  in  4  Büscheln  ungefähr  1.3  m  von  einander  entfernt 
stehen. 

Es  werden  nun  je  2  solcher  Bttschel  in  der  Diagonal-Bichtung 
zusammengeflochten,  so  dass  das  Ganze  ein  Kreuz  von  ca.  1 — 1.3  m 
bildet,  welches  eine  grosse  Festigkeit  besitzt.  In  die  Winkel  dieses 
Kreuzes  wird  der  abgeschnittene  Mais  gelehnt ;  dann  wird  der  giuize 
Haufen  oben  mit  einem  Strohseil  sehr  fest  gebunden  und  erlangt  da- 
durch eine  solche  Festigkeit,  dass  ihn  kein  Sturm  umwirft. 

Je  nach  dem  Stande  des  Maises  genügen  p.  ha  06 — 160  Haufen. 
In  diesen  Haufen  kann  er,  ohne  Schaden  zu  nehmen,  bis  zum  Früh- 
jahr stehen  bleiben.  Die  äusseren  Blätter  werden  zwar  gelb,  aber 
im  Innern  behalten  sie  ihre  grüne  Farbe  und  verlieren  nur  äusserst 
wenig  an  ihrem  Futterwerte. 

Eine  der  besten  Methoden  der  Maiskonservierung  ist  die  in 
Ungarn  gebräuchliche,  welche  auch  Corvisart  inGhateauneuf(CherX 
Frankreich  ado))tiert  zu  haben  scheint.  Zu  dieser  Sauerfiitter- 
oder  richtiger  gesagt  Braunheubereitung  wird  eng  gedrillter,  nicht 
zu  starker  Grünmais  gewählt. 

Nachdem  der  Mais  mit  der  Mähemaschine  oder  Sense  abgemähet, 
lässt  man  ihn  abwelken  und  bringt  ihn  sodann  in  2  m  tiefe  und  4ni 
breite  und  beliebig  lange  Gruben,  in  welche  er  fest  eingetreten  wird. 
Nachdem  die  Grube  bis  zum  Rande  gefüllt  ist,  wird  der  Mais  weite^ 
hin  dacbfl)rmig  aufgeschichtet,  sodass  er  sich  nicht  selten  noch  reich* 
lieh  3  m  über  die  Grubenwand  erhebt;  dann  wird  er  mit  Erde  be- 
deckt; mit  dem  Beginn  der  Gärung  sinkt  jedoch  diese  Erhöhung 
immer  mehr  zusammen,  weshalb  die  in  der  Erdbedeckung  entstehen- 
den Risse  immer  wieder  sorgfältig  zugeschlagen  werden  müssen. 
Dieser  Mais  besitzt  in  seinen  oberen  Schichten  den  angenehmen 
Geruch  und  die  Farbe  des  Braunheues  und  nur  in  den  unteren 
nimmt  er  mehr  den  Charakter  des  Sauerfntters  an. 

Bei  dem  Lecouteux'schen  Verfahren   in  Cercay,   Frankreich, 


1)  Zeitschr.  des  landw.  Central-Yereins  der  Provinz  Sachten  1870  p.  210. 

2)  Schmitz,  die  Kultnr  and  Anfbewahrang  des  Grünmais  1880. 


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Ernte,  Entkörnnng  und  Anf  bewahrong  des  Maises.  857 

sind  die  Graben  ebenfalls  in  blosser  Erde  angelegt,  doch  die  Wände 
stark  geneigt  and  die  Ecken  abgerandet 

Der  Mais  kommt  klein  geschnitten  hinein,  wird  mit  einem 
Zehntel  Kaff  oder  Häcksel  yermischt  and  erhält  anfangs  eine  Erd- 
bedeckang  von  50  cm,  welche  nach  6  Wochen  aaf  1  m  verstärkt  wird. 

Während  des  EinfUllens  haben  mehrere  Arbeiter  das  Mais- 
häcksel,, besonders  in  den  Ecken  and  die  Bänder  entlang,  energisch 
festzatreten.  Dieses  Festtreten  wird  aach  fortgesetzt,  bis  eine  Mais- 
masse von  derselben  Figar,  wie  der  Inhalt  der  Grabe,  aas  der  Erde 
heraasragt.  Die  Erdbedeckang  wird  direkt  aaf  den  Mais  gebracht, 
nachdem  derselbe  zaerst  mit  einem  Lehmbrei  ttberzogen  worden. 
Der  Mais  gärt  nan  and  die  Erdbedeckang  erhält  Bisse,  welche  an- 
fangs täglich  mehrmals  zageschlagen  werden.  Der  Hänfen  sinkt 
langsam  zasammen,  bis  nach  etwa  sechs  Wochen  statt  eines  2.50  m 
hohen  Haufens  nur  mehr  eine  dachförmige,  flache  Erhöhung  ttber 
dem  Boden  stehen  bleibt.  Der  Mais  kann  nun  zur  Fütterung  benutzt 
werden. 

Wir  kommen  jetzt  zur  dritten,  der  Goffart 'sehen  Methode^). 
Sie  erfordert  gemauerte  Behälter  von  12  m  Länge,  5  m  Breite  und 
5  m  Tiefe,  welche  zur  Hälfte  in  der  Erde  liegen.  Die  Figur  eines 
solchen  Behälters  erscheint  von  oben  gesehen  als  ein  Parallelogramm 
von  7  m  Länge,  dessen  schmale  Seiten  in  je  einen  Halbkreis  von 
2.50  m  Badius  ausgeschweift  sind.  Durch  diese  Form  sind  alle 
Ecken  vermieden,  die  Wände  stehen  lotrecht  und  sind  äusserst 
glatt  verputzt,  um  der  Masse,  welche  auf  genau  1  cm  geschnitten 
ist,  beim  Herabsinken  den  kleinstmOgliohen  Widerstand  entgegenzu- 
setzen. Auf  den  möglichst  geebneten  Mais  kommt  als  Decke  eine 
4  cm  dicke  Schicht  Strohhäcksel  oder  Fichtennadeln,  hierauf  schmale 
dünne  Bretter,  lose  in  die  Quere  neben  einander  gelegt  und  schliess- 
lich schwere  Gegenstände,  welche  auf  den  Quadratmeter  einen  Druck 
von  500  kg  ausüben.  Die  Grube  ist  zum  Abhalten  des  Begenwassers 
überdacht  Ein  solcher  Behälter  enthält  das  Futter  für  fünfzehn 
Stück  Bindvieh  von  500  kg  lebend  Gewicht  auf  ein  Jahr. 

Das  Zerschneiden  des  Maises  findet  mit  einer  Häckselmaschine 
von  Bichmond  &  Ghandler  statt,  und  wird  dieses  Häcksel  mit  soviel 
Strohhäcksel  vermischt,  dass  sich  der  Wassergehalt  des  Maises  von 
85  Proc.  auf  75  Proc.  erniedrigt. 


1)  Goffart,  Manuel  de  la  Galt  et  de  Tensilage  du  Mais,  1877. 


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858  Beflonderer  TeU. 


Erträge  und  Nahmngsbestandteile. 


Den  höchsten  Dnrchschnittsertrag  der  Mais  bauenden  Länder 
liefern  die  Vereinigten  Staaten  von  Nord- Amerika  mit  20  hl  pro  ha, 
während  der  Durchschnittsertrag  für  Italien  18.3,  Australien  18,  Ra- 
mänien  16.5,  Frankreich  16.4,  Portugal  13.6,  Oesterreich-Üngam  12.7 
und  Algier  sogar  nur  7.2  nnd  der  Durchschnittsertrag  aller  Länder 
15.3  hl  ä  78  kg  ausmacht.  Die  Grenze  der  Produktion  mit  225  hl  ^) 
erreichte  ebenfalls  Nord-Amerika. 

Die  Maiserträge   stellen  sich  im  Allgemeinen  pro  ha  wie  folgt: 

Min.  Max.  Mittel 

Kömer        7  hl        225  hl        15.3  hl 
Stroh       730  kg  20000  kg  2500  kg. 

Diese  Ertragsznsammenstellnng  zeigt  recht  deutlich,  in  welchen 
ausserordentlich  weiten  Grenzen,  je  nach  Sorte,  Klima,  Bodenbeschaf- 
fenheit, Kulturart  etc.,  die  Erträge  beim  Mais  schwanken  können. 
Ausserdem  erscheint  es  eigentümlich,  dass  Maximal-  und  Durch- 
schnittsertrag in  so  auffälliger  Weise  verschieden  sind,  was  sich 
wohl  darauf  zurttckfllhren  lässt,  dass  die  Hauptproduktionsländer  des 
Maises  dem  warmen,  trocknen  Klima  und  den  Gebieten  extensiver 
landwirtschaftlicher  Kultur  angehören,  mithin  sich  der  Durchschnitts- 
ertrag verhältnismässig  niedrig  stellen  muss,  während  andererseits 
durch  intensivere  Kultur  oder  Wasserzufuhr  bei  Dürre  eine  ausser- 
gewöhnliche  Ertragssteigerung  erzielt  werden  kann. 

So  erhöhten  sich  z.  B.  durch  intensivere  Kultur  bei  den  Ver- 
suchen von  Salisbury  mit  13  verschiedenen  amerikanischen  Sorten 
im  Staate  New-York  die  Erträge  auf  6240  kg  =  80  hl  Kömer, 
1800  kg  Spindeln,  1754  kg  Hüllblätter,  3570  kg  Blätter  und  4600  kg 
Stengel  pro  ha,  während  der  Durchschnittsertrag  in  den  Vereinigten 
Staaten  nur  20  hl  Kömer  p.  ha  beträgt. 

In  welcher  Weise  sich  durch  intensive  Kultur  die  Roh-  und 
Beinerträge  heben  lassen,  ergiebt  sich  aus  nachfolgender  Uebersioht 
der  Produktionskosten  und  der  Ernteresultate  bei  verschiedenartiger 
Kultur  in  den  Vereinigten  Staaten  '). 


1)  Enfield,  Indian-Corn  1866  pg.  54. 

2)  Enfield,  a.  a.  0. 


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Erträge  und  NahrnngsbeBtandteüe  des  HaiseB.  859 

a.  ProdnktioDskoBten  bei  extensiver  Knltar. 

Pflttgen  pro  acre 2.00  Dollars 

Markieren^  Säen,  Same  ....  2.00      ,, 

Emtekosten 3.00      ,, 

Bodenrente 5.00      „ 

Sa.:    .    .  12.00  Dollars. 
Davon  der  Wert  der  Stengel  ab      3.60      , 

Ertrag  15  bushel  =      8.40  Dollars, 
mithin  stellen  sich  die  Produktionskosten  pro  1  bushel  auf  56  oents. 

b.  Weniger  extensive  Kultur,  jedoch  noch  ohne  Düngung. 

Zweimal  pflügen  und  eggen  .    .  4.50  Dollars 

Säen  etc. 2.00      ^ 

Pflege 4.00      „ 

Ernte 3.50      ;, 

Rente 5.00      „ 

Sa.:    .    .    19.00  Dollars. 
Davon  der  Wert  der  Stengel  ab :      7.20      „ 

Ertrag  30  bushel  =    11.80  Dollars, 
mithin  betragen  die  Produktionskosten  pro  1  bushel  =  39  cents. 

c.  Intensive  Kultur. 

Kosten  wie  bei  b  mit    ....  19.00  Dollars 

Dazu  noch  Dttngung 16.00      „ 

Untergrundpflttgen 3.00      „ 

Extra  gut  eggen 1.00      „ 

Vermehrte  Ernte 0.50      „ 

Total:  .    .    30.50  Dollars, 
Davon  die  Hälfte  der  Kosten  der 
Dttngung  und  Untergrundslocke- 
rung für  die  Nachfrüohte  ab:        9.50      , 

bleiben    30.00  Dollars. 
Wert  der  Stengel    16.80      „ 

Ertrag  70  bushel  =    13.20  Dollars, 
mithin  betragen  die  Produktionskosten  pro  1  bushel  19  cents. 

Unter  sehr  günstigen  Bedingungen  rechnet  man  in  Ohio  auf 
80—90  hl,  in  Jowa  auf  35  hl,  in  Indiana  auf  27  hl  und  eine  sehr 
gute  Ernte  betiilgt  54  hl,  während  früher  bis  72  hl  erzielt  wurden, 
Erträge,  welche  in  diesem  Staate  durch  den  unausgesetzt  betriebenen 
Maisbau  nicht  mehr  vorkommen;  in  Italien  werden  bis  50  und  60  hl, 
in  Portugal  und  Spanien  30—40  hl,  in  Ungarn  24-30  hl,  in  Süd- 
Deutschland  (Baden)  15—35  hl  und  im  Mittel  22.5  hl  und  in  Brasi- 
lien 90  hl  pro  ha  produciert. 


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860 


Besonderer  TeiL 


lieber  das  VerhältDis  der  KOmer  zu  den  Stengeln,  Blättern, 
Httllblättem  nnd  Spindeln  geben  die  Versachsresaltate  Ton  Salis- 
bnry  in  New- York  nnd  die  von  mir  in  Poppeisdorf  angestellten  Ver- 
suche mit  italienisehen«  französischen,  ungarischen,  frtthreifen  ameri- 
kanischen und  süddeutschen  Sorten  Aufschluss. 
Es  betrugen  an  Gewichtsprocenten 

Früchte      Spindeln     Hüllblätter     Blätter  Stengel 

bei  13  Sorten  in 

New-York     .      35Proc.     lOProc.     9.8  Proc.    20Proc.   25.2  Proc 
bei  23  Sorten  in  -.        , 

Poppeisdorf  .      29    „        16    „       11.0   „  44  Proc. 

im  Durchschnitt :    32  Proc     13  Proc.    10.4  Proc.  44.6  Proc 

lieber  die  Frage,  ob  in  Stld-Deutschland  der  Anbau  des  Maises 
noch  lohnt,  oder  ob  dies  nicht  der  Fall,  lässt  sich  folgendes  sagen. 
Setzt  man  die  Kulturkosten  für  Mais  und  Weizen  gleich  hoch  und 
nimmt  man  den  milden,  tiefen,  mergligen,  frischen  Lehmboden  an, 
auf  dem  Mais  und  Weizen  im  Klima  Süd-Deutschlands  hohe  Kom- 
erträge  aufbringen,  nämlich  durchschnittlich  23  hl  (Baden)  Weizen 
und  22.5  hl  Mais  (Baden),  so  stellt  sich  der  mittlere  Durchschnitts- 
ertrag für  Weizen  noch  ein  wenig  höher  als  für  Mais  und  wird  der 
höhere  Weizenpreis  berücksichtigt,  dann  ergiebt  sich  durch  Weizen- 
bau ein  nicht  unerheblich  höherer  Beinertrag,  ganz  abgesehen  Ton 
der  besseren  Verwendbarkeit  des  Weizenstrohes. 

Doch  soll  hierdurch  nicht  behauptet  werden,  dass  die  Kultur 
des  Kommaises  in  Verbindung  mit  Zwischenkulturen  im  Kleinbetriebe, 
sobald  die  Arbeit  sehr  gering  berechnet  wird,  nicht  lohnender  als 
der  Weizenbau  sei. 

Die  Erträge  an  Futtermais  schwanken  zwischen  33.000  und 
150.000  kg  und  belaufen  sich  im  Mittel  auf  80.000  kg  pro  ha. 

An  Nahrungsbestandteilen  (yerdaulichen  und  unverdaulichen)  be- 
finden sich: 


Trocken- 

N-halt. 

Fett. 

N-freie 

Holz- 

Asche. 

im  Maiskorn: 

substanz. 

Substanz. 

Substanz. 

&8er. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proa 

Proc 

Minimum 
Maximum 
Mittel 

80.9 
90.8 
87.6 

6.8 

16.1 

9.9 

4.1 
9.2 
5.6 

59.0 
70.6 
63.4 

1.5 
8.5 
4iS 

1.1 
4.1 
2.5 

in  den  Spindeln: 

Minimum 
Maximum 
Mittel 

86.6 
88.5 
87.0 

1.2 
2.8 
1.8 

0.1 
0.7 
0.4 

45.8 
47.6 
46.6 

86.1 
88.8 
87.2 

L8 

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Ertrilge  und  NahrnngsbeBtMdteile  dea  Maises. 


861 


im  Stroh: 

Trocken- 
snbstanz 

N-halüge 
Substanz 

Fett 

N-freie 
Substanz 

Holzfaser 

Asche 

Proa 

Proo. 

Proa 

Proc 

Proc. 

Proc. 

Mittel 

86.0 

8.0 

1.1 

87.9 

40.0 

• 

4.0 

im  Fattermais: 

Minimnm 
Maximum 
Mittel 

12.81 

18.86 

.16.00 

1.21 
2.28 
1.85 

0.24 
0.82 
0.66 

5.76 

10.59 

7.18 

8.29 
5.49 
4.89 

0.72 
1.48 
1.01 

Hiernaeh  sind  die  Maiskörner  nach  dem  Weizen  am  reichsten 
an  Stärkemehl,  und  von  allen  Getreidearten  am  fettreichsten,  doch 
am  ärmsten  an  stickstofiThaltiger  Substanz. 

Im  Allgemeinen  enthält  das  Maiskorn  mehr  Wasser,  und  weni- 
ger Fett,  Dextrin  und  Kleber,  je  nördlicher  der  Anbau  erfolgt,  nach 
Heuzä  gebaut 

im  Elsass  in  Pisa  in  Ohio 

Wasser 17.00  Proc,        14.60  Proc.     10.00  Proc. 

Eiweiss  und  Fett     .    .      7.00     «  11.16     „        12.37     „ 

Dextrin  und  Zucker      .      1.50     „  8.60     ,        14.40     „ 

Eine  auffallende  Erscheinung  ist  das  Zusammenschrumpfen  der 
Früchte  des  Zuckermaises  beim  Austrocknen  und  fahrt  Salisbury  ^) 
als  Ursache  desselben  an,  dass  die  Früchte  sehr  viel  Albumin  und 
Dextrin  enthielten  (ca.  28  Proc),  die  reich  an  Wasser  seien,  so  dass 
sie  beim  Trocknen  ungefähr  85  Proc.  ihrer  Hasse,  also  Vo— V?  ver- 
lören. Aus  diesem  Grunde  seien  die  Früchte  vor  der  Reife  noch  voll- 
kommen turgescent,  schrumpfen  aber  durch  den  starken  Wassenrer- 
lust  beim  Trocknen  zusammen. 

Den  Beweis  hierfllr  sucht  er  durch  eine  Analyse  der  Früchte 
zu  erbringen,  und  stellen  wir  zur  Vergleichung  derselben  eine  Ana- 
lyse des  unter  gleichen  Verhältnissen  gewachsenen,  nicht  runzligen 
Tuscarora-Maises  gegenüber. 

Zacker  q.  Zein  a.        Dextrin  n. 

Starke  Extrakt  Holzfaser  Albumin  Glutin   Oel  Gummi  Wasser 
Large  Bhode- 
Island-Sweet- 

com  15.16    20.80     18.04      15.64     3.68  9.92  12.32    10.22 

Tuscarora        46.92      8.80     10.92       8.02     4.48  4.60    3.68    12.22. 


1)  Salisbnry,  Maize  or  Indian-oom,  Transaot.  of  theN.  Y.  st.  1848.  Vol. 

ym,  p.  886. 


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862 


Besonderer  TeiL 


Der  mittlere  Procentgehalt  an  verdaalichen  Nährstoffen  betrSgt 
nach  E.  Wolff: 


Prooent-Gehalt 
an 

Mittl.  Prooentgeh. 

an  verdaul.  Nähr- 

stofPen 

Wahr- 
soheinL 
NShr- 
stoffver- 
hältnis 
wie  1  : 

Geldwert  pro  100  kg 

im 

Was- 
ser 

Asche 

Orgr. 
Sub- 
stane 

Ei- 
weiss 

ii 

Fett 

1kg  TerdanL 
Protmn          »40^ 
Kohlehydrate«  8„ 
Fett               «40  „ 

Maiskorn 

UA 

1.6 

84.1 

8.4 

60.6 

4.8 

8.6 

10.12 

Spindeln 

18.0 

1.8 

86.7 

0.6 

41.7 

0.4 

71.2 

8.74 

Stengel 

16.0 

4.2 

80.8 

1.1 

87.0 

0.3 

84.4 

8.62 

Granmais 

82.9 

1.8 

16.8 

0.7 

8.4 

0.8 

18.0 

1.08 

Sauermais 

79.8 

1.6 

19.2 

0.6 

10.8 

0.6 

19^ 

1.26 

Darchschnittlich  erhält  man  aus  100  kg  Maiskörnern  93  kg 
Mehl,  5  kg  Kleie  und  2  kg  Verlust,  und  es  enthält  dasselbe  11.5  kg 
ProteYnkörper,  67.1  kg  Stärke,  13.4  kg  Wasser  und  der  Best  besteht 
aus  Zucker,  Fett  und  Gummi. 


Benutzung. 

Das  Maismehl  dient  zur  Bereitung  Von  Brot  und  Maisbrei,  wo- 
von sich  ein  grosser  Teil  der  Bevölkerung  Amerikas,  Italiens,  Porta- 
gals,  Spaniens,  des  südwestlichen  Frankreichs  und  sfldOsilichen  Euro- 
pas ernährt 

Gewöhnlich  zieht  man  das  Mehl  der  halbharten  weissen  Mais* 
Sorten,  dem  der  gelben  vor. 

Das  nur  aus  Maismehl  bereitete  Brot  ist  jedoch  altbacken^ 
trocken  und  spröde,  da  der  Elebergehalt  des  Mehles  nicht  zur  Brot- 
bereitung genügt,  und  dazu  häufig  widerlich  süss. 

Aus  diesen  Gründen  lässt  sich  nur  mit  Hülfe  einer  Beimischung 
kleberreichen  Boggen-  oder  Weizenmehles  ein  schmackhaftes,  nähr- 
stoffreiches und  sich  genügend  lange  Zeit  frisch  erhaltendes  Brot 
herstellen.  In  dieser  Hinsicht  empfiehlt  sich  die  von  Bahr  in  Ungarn 
angewandte  Methode.    Bei  dieser  wird  das  Brot  aus  einem  Drittel 


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Benateong  dee  Maises.  868 

Mais-  nnd  zwei  Dritteln  Boggenmehl  bereitet  und  soll  15  Proc.  mehr 
Brot  geben  als  reines  Soggenmebl,  da  das  Maismehl  eine  grössere 
Fähigkeit  zar  Wasseranfnahme  besitzt;  dabei  soll  die  Preiserspamis 
gleichfalls  15  Proc.  betragen  nnd  der  höhere  Nährwert  sich  auf 
3V2  Proc.  beziffern. 

lieber  dieses  Brot  äussert  sich  Birnbaum^)  wie  folgt: 

^Vor  einem  Boggenbrot  nnd  einem  Weizenbrot  zeichnet  sich 
Bahr's  Brot  aus  durch  seinen  bedeutenden  Gehalt  an  Fett,  nnd  ist 
dieses  Brot  in  Bezug  auf  stickstoffhaltige  Nährsubstanzen  reinem 
Boggenbrot  mindestens  gleich,  in  Bezug  auf  stickstofffreie  Nährstoffe 
—  namentlich  In  Bezug  auf  Fett  —  ist  es  dem  reinen  Bog^nbrot 
entschieden  tiberlegen. 

In  Frankreich  vermischt  man  1  oder  2  Teile  Maismehl  mit  3 
oder  4  Teilen  Weizenmehl  und  stellt  aus  100  kg  Mehl  135—140  kg 
wohlschmeckendes,  haltbares  Brot  her. 

Ein  Uebelaitand  beim  Maismehl  ist,  dass  es,  in  grösseren  Par- 
tieen  aufbewahrt,  wegen  seines  hohen  Fettgehaltes  leicht  ranzig  wird 
nnd  eine  gelbliche  Färbung  annimmt,  worunter  der  Gebrauchswert 
leidet.  Durch  Entfernung  des  Maiskeimes,  der  sehr  ölhaltig  ist,  nach 
Verfahren  von  Chiozza')  und  H.  Gavaye,  wird  ein  reines,  weisses, 
sich  nicht  leicht  zersetzendes,  ölfreies  Mehl  gewonnen,  und  zwar  in 
der  Gesammtquantität  von  67  Proc.  mit  78  Proc.  Stärke,  6  Proc. 
Eiweisskörpem  und  0.6  Proc.  Asche.  Ausserdem  werden  10  Proc* 
Keimlinge  erzielt,  die  4 — 9  Proc.  gut  verwendbares  Gel  und  als 
Rückstand  Maiskeimölkuchen  liefern,  die  als  Yiehfutter  geschätzt  sind. 

Der  Mehlkörper  wird  auf  Gries,  Mehl  und  Stärke,  oder  auf 
fuselfreien  Alkohol  verarbeitet 

In  weit  ausgedehnterem  Maasse  als  zur  Brotbereitung  findet  das 
Mehl  in  der  Herstellung  des  Maisbreis  in  Italien  „Polenta",  in  Bu- 
mänien  „Mamaliga^i  in  Siebenbürgen  j,Paluchos*,  in  Mexico  «AtoUi^ 
oder  ;,Atole*  genannt,  Verwendung. 

In  der  Regel  rechnet  man  auf  1  kg  Matemehl  2V4  bis  3  Ltr. 
Wasser,  doch  ist  es  wichtig,  wenn  die  Polenta  die  wünschenswerte 
Konsistenz  erhalten  soll,  das  richtige  Verhältnis  zwischen  Mehl  und 
Wasser  zu  finden,  da  nicht  jedes  Mehl  die  gleiche  Absorptionsfähig- 
keit besitzt.  Der  Topf,  in  welchem  die  Polenta  bereitet  werden  soll, 
darf  höchstens  bis  zu  zwei  Drittteilen,  da  das  Mehl  stark  quillt,  mit 
Wasser  geffiUt  und  muss  konisch  sein,  damit  die  Speise  leicht  heraus- 
gestttrzt  werden  kann.  In  das  kochende  Wasser  wird  das  Mehl  unter 
stetem  Umrtthren  hineingeschflttet,  etwas  Salz-hinzugefilgt  und  zehn 


1)  Dm  Brotbacken,  Lehrb.  der  rat.  Praxis  der  landw.  Gewerbe,  Bd.  29. 

2)  Joum.  de  FAgria  1876,  I,  pg.  286. 


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864  Besonderer  Teil. 

Minuten  lang  gekocht.  Hiernach  lässt  man  den  Brei  ohne  zn  rühren 
noch  80  lange  kochen,  bis  er  sich  vom  Topfe  ablöst  und  ansschtttten 
läsBt  Die  Polenta  sieht  alsdann  wie  ein  Napfkuchen  ans»  lisst  sich 
aber  nicht  mit  dem  Messer  schneiden,  sondern  nur  mit  einem  Faden 
oder  Draht  teilen.  Genossen  wird  die  Polenta  mit  Käse»  Fett,  branner 
Butter,  Fruchtsauee  etc.  Will  man  die  Polenta  als  Beiseproyiant  ver- 
wenden, so  schneidet  man  dieselbe  in  fingerdicke  Scheiben,  welche 
auf  heissen  Steinen  geröstet  werden  und  alsdann  wie  Schifbzwieback 
schmecken.  In  dieser  Form  werden  die  Kuchen  in  Rumänien  ,Mama^ 
ley^  genannt,  welche  jeder  Bauer  unterwegs  mit  sich  ftthrt. 

Bei  der  Billigkeit  des  Maises  durfte  diese  nahrhafte  Speise 
auch  für  Deutschland  noch  eine  Zukunft  haben. 

Leider  ist  in  denjenigen  Ländern,  in  welchen  die  Polenta  ÜLSt 
ausschliesslich  zur  Nahrung  der  ärmeren  Bevölkerungsklassen  dient, 
wie  in  Nord-  und  Mittel-Italien,  im  nördlichen  Spanien,  dem  süd- 
westlichen Frankreich,  im  Banat  und  Rumänien,  eine  schreck- 
liche und  abstossende  Hautkrankheit  unter  dem  Namen  „Pellagra*^ 
bekannt 

Diese  Krankheit  trat  in  Europa  zuerst  1735  in  Spanien,  1740 
in  Italien,  1818  in  Frankreich  und  seit  1829  in  Rumänien  auf  und 
herrscht  in  allen  diesen  Ländern  noch  heutigen  Tages  und  zwar 
ttber  eine  zwischen  dem  42.  und  46.^  n.  Br.  begriffenen  Zone.  Aeos- 
serlich  erscheint  sie  dem  Beobachter  als  eine  Hautkrankheit,  die  zu- 
nächst an  denjenigen  Teilen  des  Körpers  auftritt,  welche  der  Luft 
und  der  Sonne  ausgesetzt  sind  —  aber  diese  Krankheit  der  Haut 
ist  nur  das  äussere  Zeichen  eines  schweren  inneren  Leidens,  welches 
alle  Organe  in  Mitleidenschaft  zieht  und  langsames,  qualvolles  Hin- 
sterben des  Betroffenen,  nicht  selten  den  Verlust  der  Vernunft  zur 
Folge  hat.  Während  des  Winters  scheint  das  schreckliche  Uebel  zu 
ruhen;  kommt  aber  mit  dem  Frühling  die  heisse  Sonne  wieder,  so 
wird  an  den  Händen,  im  Gesicht,  am  Nacken  die  Epidermis  erst  rot 
und  blättert  ab,  dann  werden  Lippen,  Gaumen  und  Kehle  in  ähn- 
licher Weise  be&Uen  und  es  stellt  sich  zugleich  hartnäckige,  keinem 
Mittel  weichende  Diarrhöe  ein,  welche  den  Patienten  aller  Kräfte 
beraubt  So  kann  man  die  Armen  in  der  Lombardei,  die  von  der 
Pellagra  befallen  sind,  umherschleichen  sehen,  matt  und  abgezehrt^ 
fiahl  und  erdfarben,  als  wären  sie  von  der  Malaria  ergriffen.  Das  ist 
aber  erst  die  erste  Stufe  der  Krankheit  Im  nächsten  Jahre  geseUen 
sich  noch  schlimmere  Wirkungen  hinzu:  furchtbarer  Kopfschmerz 
nebst  heftigstem  Fieber,  Atemsnot  und  die  Erscheinungen  hochgra- 
digen Skorbuts.  Wirkt  die  Krankheit  an  sich  nicht  gleich  tödlich, 
so  zerrttttet  sie  den  Körper  doch  in  solchem  Maasse,  dass  es  nur  des 
geringsten  anderweitigen  Anstosses  bedarf,  um  einen  tödlichen  Aus- 
gang herbeizufllhren. 


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Benutznng  des  Halses.  865 

Die  Provinzialkommission  von  Mantna^)  bat  in  einem  besonde- 
ren Berichte  über  das  Wesen  und  die  Ausdebnang  der  Pellagra  die 
Anfmerksamkeit  der  italienischen  Begierung  nnd  Bevölkerung  anf 
diese  Krankheit  gerichtet.  Die  Begiemng  hat  daraufhin  zunächst 
eine  statistische  Erhebung  im  ganzen  Lande  angeordnet,  und  das 
Ministerium  für  Ackerbau  und  Handel  ist  damit  beschäftigt,  die  Er- 
gebnisse dieser  Erhebung  zu  veröffentlichen.  Es  zeigt  sich  dabei, 
dass  das  Uebel  viel  weiter  verbreitet  ist;  als  man  glaubte,  dass  nicht 
allein  die  Lombardei  und  Venetien,  sondern  auch  in  beträchtlichem 
Masse  die  Emilia  so  wie  mit  geringeren  Bruchteilen  Toscana,  die 
Marken  und  Umbrien,  Ligurien,  Piemont  und  endlich  auch  Latium 
betroffen  sind.  Die  in  der  Lombardei  im  Jahre  1879  festgestellten 
chronischen  Krankheitsfälle  beziffern  sich  auf  mehr  als  40  000  und 
bilden  Zweifttnftel  der  G^sammtsumme  für  das  ganze  Königreich.  Die 
Lombardei  mit  ihren  unabsehbaren  Mais-  und  Beisfeldem  weist  auch 
die  grösste  Procentzahl  auf  (1L76  auf  1000  Einwohner),  ihr  ganz 
nahe  kommt  Venetien  (11.08),  dann  die  Emilia  mit  8.86,  worauf  die 
Procentzahl  bei  Toscana  schon  auf  2.21  sinkt,  um  endlich  in  Latium 
(0.09)  ihren  niedrigsten  Stand  zu  erreichen. 

Der  stete  Gknuss  von  Mais  scheint  die  Hanptursache  der  Krank- 
heit zu  sein,  denn  die  einzige  Bedingung,  welche  allen  diesen  infi- 
cierten  Gebieten  gemeinsam,  ist  die  ausgedehnte  Maiskultur  und  der 
Qenuss  des  Maises  als  ausschliessliche  Nahrung  der  ärmeren  Bevöl- 
kerung. Merkwürdigerweise  ist  nun  Ungarn,  ein  ebenfalls  stark  Mais 
bauendes  Land,  mit  Ausnahme  des  Banats,  von  der  Pellagra  verschont 
geblieben,  doch  dient  der  Mais  hier  weniger  als  in  anderen  Ländern 
zur  alleinigen  Nahrung,  sondern  man  benutzt  ihn  als  Viehfutter  und 
setzt  ihn  namentlich  gern  in  Schweinefleisch  um. 

Ebenso  ist  es  bemerkenswert,  dass  die  Einführung  der  Mais- 
kultur stets  um  einige  Generationen  dem  Zeitpunkte  vorausging,  wo 
in  den  genannten  Ländern  die  ersten  Erkrankungsfälle  beobachtet 
wurden. 

Man  hat  angenommen,  dass  dem  Körper  durch  Mais  zu  wenig 
Eiweiss  zugeführt  werde,  denn  da  der  Mais  durchschnittlich  nur  10 
Proc.  Eiweiss  enthält  und  ein  Erwachsener  120  gr  und  bei  schwerer 
Arbeit  130  gr  bedarf,  müssten  1300  gr  Maismehl  aufgeuommen  wer- 
den, ein  Quantum,  welches  beinahe  Niemand  zu  überwältigen  ver* 
mag  und  gewöhnlich  wird  kaum  mehr  als  die  Hälfte  aufgenommen. 
Aehnliches  findet  aber  auch  bei  der  ausschliesslichen  Reisnahrung 
der  Inder  und  der  Kartoffelnahrung  der  Irländer  statt,  und  dennoch 
wurde  diese  Krankheit  hier  nicht  beobachtet. 


1)  La  Pellagra  nella  provincia  di  Mantova.    Belazione  della  CommisBione 
provinciale,  Firenze  1878. 

Koornioke  tu  Werner,  Handb.  d.  Getreidebau'B  11.  55 


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866  Besonderer  Teil. 

Neaerdings  behauptet  nan  Professor  Lombroso  in  Turin,  dass 
nur  ranzig  gewordenes  Maismehl  die  Erankbeit  erzeuge,  und  erinnert 
daran,  dass  Mittel- Amerika  deshalb  die  Elrankheit  nieht  kenne,  weil 
man  nur  gesundes  Mehl  verwende,  auch  glaubt  er  in  einem  alkoho- 
lischen Extrakt  das  Gift  «PelagroseYn''  gefunden  zu  haben.  Ferner 
bestreitet  er  die  Annahme,  dass  der  Genuss  brandigen  Maises,  der 
mit  den  Sporen  von  Ustilago  Maydis  DC  oder  mit  einem  Schimmel- 
pilz (Penicillium  glaucum)  behaftet  sei,  die  Ursache  zur  Erzeugung 
der  Krankheit  abgebe. 

Da  durch  Trennung  der  Keimlinge  vom  Endosperm  aus  dem 
letzteren  sich  ein  gut  haltbares  Mehl  erzielen  lässt,  so  sollten  mit  dem 
entölten  Mehl  Versuche  angestellt  werden,  denn  aus  allem  geht  her- 
vor, dass  die  eigentliche  Ursache  der  Krankheit  noch  keineswegs 
erkannt  ist. 

In  Mittel- Amerika  werden  aus  dem  Maismehl  die  von  den  Spa- 
niern „Tortillas''  genannten  Kuchen  hergestellt,  indem  man  zuerst 
die  Körner  in  Wasser  mit  wenig  Kalk  kocht,  bis  sie  weich  werden 
und  sie  dann  enthülst.  Hierauf  verreibt  man  sie  zwischen  flachen 
Steinen  zu  einer  feinen  Masse,  aus  welcher  runde,  sehr  dtlnne  Kuchen 
geformt  und  auf  einer  erhitzten  Thonplatte  gebacken  werden.  Diese 
Tortillas  werden  warm  verzehrt,  weil  sie  dann  am  schmackhaftesten 
sein  sollen. 

Ein  sehr  wertvolles  Produkt  der  Maiskörner  ist  die  Maisstärke  oder 
Maizena,  welche  jetzt  in  grossen  Quantitäten  in  Nord-Amerika  dar- 
gestellt wird  und  der  Weizen-  und  Kartoffelstärke  in  Europa  eine 
schwerwiegende  Konkurrenz  bereitet. 

In  Amerika  gelten  auch  geröstete  Maiskörner  als  beliebte  Speise 
und  eignen  sich  zum  Rösten  besonders  schnell  aufspringende  Sorten 
(Pop-Gom).  Die  reif  gewordenen  Körner  werden  in  einen  ringsum 
geschlossenen  Behälter  von  länglich-runder  Form  aus  feingeflochtenem 
Eisendraht  gebracht,  dieser  bis  zur  Hälfte  gefüllt  und  unter  fort- 
währendem Drehen  und  Schütteln  der  Hitze  glühender  Holzkohlen 
ausgesetzt.  Die  Körner  platzen  und  vergrössern  dabei  ihren  Umfang 
so  beträchtlich,  dass  sie  den  ganzen  Baum  ausfüllen.  Mit  Leimwasser 
oder  Gummi  arabicum,  und  einem  Zusatz  von  Zucker  oder  Sirup 
vermischt,  gibt  man  der  Masse  beliebige  Formen  und  wird  dieselbe 
als  Naschwerk  verkauft. 

Ein  ganz  allgemein  in  Amerika  geschätztes  Gemüse  liefert  das 
Süss-  oder  Gartenkorn  (Sweet-com),  dessen  Zubereitung  als  Ta&l- 
gericht  folgende  ist  Die  Kolben  werden  in  der  Halbreife,  bevor 
das  Korn  anfängt  hart  zu  werden,  was  jedoch  Geschmaoksache  ist, 
denn  von  Vielen  wird  reiferes  Korn  vorgezogen,  geemtet  Die 
von  ihren  Hüllen  befreiten  Kolben  werden  mit  etwas  Salz  gar  ge- 
kocht, heiss  aufgetragen  und  mit  Butter  und  Gewürzen   genossen. 


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Beaatzxmg  des  Maises.  867 

Das  Sttsskom  säet  man  in  den  8fldlichen  Staaten  von  An&ng 
Mai  bis  zum  Jali,  in  den  sttdlichsten  sogar  bis  zum  Angnst  in  vier- 
zehntägigen  Zwischenräomen^  so  dass  alle  vierzehn  Tage  frisches 
Sttsskom  geerntet  werden  kann. 

Auch  in  Ungarn,  Bnmänien  etc.  findet  junger  Mais  die  gleiche 
Yerwendong,  wenngleich  hier  weniger  die  Sttsskomsorten,  sondern 
gewöhnliche  Maissorten  in  noch  weichem  Zustande  gekocht,  mit  Salz 
bestreut  und  event.  mit  Butter  bestrichen  vom  Kolben  hemntergegessen 
werden. 

Die  Zubereitung  geschieht  in  der  Weise,  dass  der  Boden  eines 
Topfes  mit  den  von  den  Kolben  gelösten  HttUblättem  bedeckt  wird, 
und  hierauf  legt  oder  stellt  man  die  Kolben  hinein,  giesst  kaltes 
Wasser  auf  und  legt  oben  wiederum  Hüllblätter  auf.  In  der  Regel 
ist  dann  nach  zweistttndigem  Kochen  der  Mais  weich.  Arme  Leute 
essen  auch  den  ganzen  Winter  ttber  reif  gewordenen  Mais,  doch  ist 
derselbe,  soll  er  emigermassen  weich  werden,  vorher  einzuquellen 
und  einen  halben  Tag  lang  zu  kochen. 

Die  jungen  Maiskolben  eignen  sich,  sobald  die  Pistille  einge- 
trocknet sind,  vorzüglich  zum  Einmachen.  Zunächst  werden  sie  von 
den  Blättern  und  Hüllen  befreit  und  von  den  Stielen  abgeschnitten, 
darauf  in  Salzwasser  weichgekocht  und  nach  dem  Herausnehmen 
auf  ein  trocknes  Tuch  gelegt,  damit  die  Feuchtigkeit  bald  ab- 
ziehen kann.  Nachdem  sie  in  Glasbttchsen  gethan,  wird  guter  Wein- 
essig, der  mit  Zucker,  etwas  Zimmet  und  Gewürznelken  abgekocht 
ist,  darüber  gegossen.  Nach  dem  Abkühlen  werden  die  Büchsen 
verkorkt  und  verlackt  und  an  einem  kühlen  Orte  bis  zum  Verbrauch 
aufbewahrt. 

Das  Süsskom  kommt  auch  als  Präserve  vor.  Zu  dem  Zweck 
werden  die  Kömer,  nachdem  sie  mit  etwas  Salz  halb  gar  gekocht 
sind,  abgeschnitten  resp.  mit  einer  Maschine  von  den  Kolben  abge- 
schält, in  eine  Blechbüchse  gebracht,  und  diese  in  Wasser  von 
110^  C.  gestellt  und  verlötet.  Zum  Gebrauch  wird  das  Korn  er- 
wärmt und  mit  den  nötigen  Zuthaten  versehen. 

Aus  der  Maisstärke  bereitet  man  auch  Zucker  oder  Sirup  und 
zwar  geben  die  besten  Maiskomsorten  auf  100  kg  Korn  ca.  56  kg 
Stärke  und  diese  bis  zu  60  kg  Zucker  oder  Sirup. 

Diese  Produkte  werden  von  Bierbrauern,  Weinhändlem,  Kondi- 
toren etc.  verbraucht,  auch  stellt  man  durch  Hinzufiigung  anderer 
Stoffe,  wahrscheinlich  durch  Rohrzucker,  einen  wohlschmeckenden 
Tafelsirup  her. 

Femer  wird  der  Maissirup  zum  Vermischen  mit  Califomiahonig 
verkauft,  weil  er  mit  diesem  in  Farbe  und  anderen  Eigenschaften 
Aehnlichkeit  hat.  Es  wird  einer  Gallone  Honig  mindestens  eine 
Gallone  Maissirup  zugesetzt;  diese  Mischung  wird  dann  als  Honig 


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868  Besonderer  Teil. 

nicht  bloss  an  die  Konsamenten  im  Inlande  abgesetzt,  sondern  anch 
nach  Europa  verschifft.  i 

Diese  Maiszucketfabrikation  ans  Maisstärke  gewinnt  einen  immer 
bedeutenderen  Umfang  und  kann  der  Rohra^uckerindustrie  nicht  gleich- 
gültig sein. 

Die  Darstellung  ton  Sirup  aus  dem  Saft  des  Maisstengels, 
welche  schon  den  alten  Mexikanern  bekannt  war  und  auf  die  viel- 
fach zu  Ende  des  vorigen  und  Aufaug  diesea  Jahrhunderts  aufinerk* 
sam  gemacht  wurde,  scheint  nicht  wieder  aufleben  zu  wollen,  da  sie 
sich  nicht  rentiert,  denn,  wenn  Bürger^)  anführt,  dass  1  ha  kastrie^ 
ter  Maisstengel  1600  Pfund  Sirup  geliefert  und  Bies  in  Ofen  p.  ha 
160—225  Pfund  Zucker  erhalten  hätte,  so  ist  dies  gegen  die  50—60 
Ctr.  Zucker  aus  ZuQkerrüben  so  wenig,  dass  eine  Konkurrenz  nicht 
möglich  ist 

Ferner  bereitet  man  in  Mexiko  aus  den  Maisstengeln  ein  ge- 
gorenes Geti^nk,  namens  Fulque.  In  Süd-Amerika  braut  man  aus 
Mais  das  sog.  Maisbier  (Ghicha  oder  Gfaica).  In  Portugal  wird  zur 
Bierbereitung  neben  anderem  Getreide  ebenfalls  Mais  verwandt 

In  neuerer  Zeit  wird  der  Mais  vielfach  in  Deutschland  au 
Stelle  des  teuren  Soggena  in  grossen  Quantitäten  zur  Spiritusberei- 
tung benutzt  und  liefern  100  kg  Maismehl  ca  26—28  Ltr.  sehr  rein- 
schmeckenden feinen  Sprit  und  ca.  2.5  Ltr.  Oel,  das  zum  allgemeinen 
Gebrauch  dienen  kann. 

Schliesslich  gewinnt  man  eine  Hefe,  welche  die  Bierhefe  er- 
setzen soll. 

Was  nun  die  Fütterung  unserer  Haustiere  mit  Maiskörnern 
anbetrifft,  so  lässt  sich  darüber  kurz  folgendes  mitteilen. 

Den  Pferden  wird  der  Mais  in  grob  geschroteneni  Zuiltande 
gereicht  und  hat  sich  gezeigt,  dass  die  Maisfütterung  bis  zur  Hälfte 
des  zu  gebenden  Körperfutters  ,.bei  reichlich  ernährten  Tieren,  von 
welchen  eine  gleichmässige  Zugarbeit  verlangt  wird,  ohne  besonders 
hervortretenden  Nachteil  durchgeführt  werden  kann,  während  sie  für 
minder  reichlich  gefütterte  Pferde,  von  denen  zeitweise  eine  das  ge- 
wöhnliche Arbeitsmasß  bedeutend  überschreitende  Dienstleistung 
gefordert  wird,  also  besonders  für  Soldatenpferde,  nicht  geeignet  ist 

Für  Bindvieh  schrotet  man  den  Mais  und  brüht  ihn  mit  heissem 
Wasser  an.  Den  Schafen  reicht  man  die  Körner  gern  in  gequollenem 
Zustande,  und  weicht  sie  zu  diesem  Zweck  24  Stunden  in  Salz- 
wasser ein. 

Für  Mastschweine  ist  der  Mais  eines  der  besten  Futtermittel, 
denn  er  liefert  einen  kernigen  Speck.  Am  zweckmässigsten  wird  er 
den  Schweinen  in  Schrotform  und  wo  möglich   angebrüht,  gegeben. 


1)  Natarg.  d.  Mais  1809. 

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Benatzung  des  Maises.  869 

Ebenso  ist  der  zerkleinerte  Mais  auch  für  Geflügel  ein  beliebtes 
und  wirksames  Putter.  Die  Hühner  verzehren  mit  Begierde  die 
kleinkörnigen  Maissorten  und  legen  darnach  fleissig. 

Die  Mai^pindeln  werden  vom  Bindvieh,  wenn  in  Salzwasser 
24—48  Stunden  eingeweicht,  gern  gefressen;  in  Amerika  zerreisst 
man  sie  vorher. 

Das  Stroh  wird  den  Tieren  zur  Nahrung  vorgelegt  und  suchen 
sich  dieselben  dann  die  JTeineren  nahrhafteren  Teile  heraus.  Als 
Streumatertal  ist  dasselbe  jedoch  wertlos. 

Aus  der  Holzfaser  der  Hüllblätter,  aber  auch  der  gewöhnlichen 
Blätter  und  Stengel,  wird  namentlich  in  Oesterreich  ein  recht  gutes 
Papier  gefertigt.  Am  besten  ist  das  Papier  aus  den  Hüllblättern, 
von  denen  100  kg  ca.  20  kg  Papier  liefern ;  auch  werden  aus  ihnen 
in  Amerika  Hüte,  und  in  Guatemala  und  Cuba  Cigarrenhüllen  her- 
gestellt. 

In  Frankreich  benutzt  man  die  Spindeln  als  Feueranzünder, 
indem  man  sie  eine  Minute  lang  in  ein  Bad  von  60  Teilen  Harz  und 
40  Teilen  Teer  taucht  und  trocknen  lässt. 

Sehr  wichtig  ist  femer  die  Verwendung  des  grünen  Futter- 
maises in  den  warmen,  häufig  an  Dürre  leidenden  Ländern  als  Yieh- 
futter,  weil  hier  die  Wiesen  und  Weiden  fehlen;  aber  auch  im  feuch- 
teren, kälteren,  gemässigten  Klima  liefert  er  im  Herbst  ein  beachtens- 
wertes Futter. 

Der  Grünmais  wird  seines  Zuckergehaltes  wegen  von  allem 
Vieh  ausserordentlich  gern  gefressen  und  bietet  er  nicht  allein,  bei 
Herstellung  eines  passenden  Nährstoffverhältnisses  durch  Eraftfutter- 
mittel,  ein  vorzügliches  auf  die  Qualität  und  Quantität  der  Milch 
günstig  wirkendes  Futter,  sondern  auch  Mastfutter  und  wird  ihm 
nachgerühmt,  dass  er  sehr  schmackhaftes  Fleisch  erzeuge.  Kühe 
verzehren  50  bis  60  kg  Grünmais  pro  Tag. 

Zur  Unterhaltung  der  Stallftttterung,  namentlich  in  den  Monaten 
August,  September  und  Oktober,  ist  er  im  hohen  Grade  verwendbar. 

Bekanntlich  lässt  sich  der  Grünmais  nur  sehr  schwierig  zu  Heu 
werben,  weshalb  meist  sog.  Sauerfutter  aus  ihm  bereitet  wird,  wobei 
durch  die  eintretende  Gährung  Verluste  an  leicht  verdaulichen  Nähr- 
stoffen entstehen,  und  zwar  nicht  nur  an  Kohlehydraten,  sondern  auch  an 
Eiweissstoffen,  wie  die  Untersuchungen  Stutzer's^)  übereinstimmend 
zeigten,  indem  der  überwiegend  grösste  Teil  der  Stickstoff-Substanz 
aus  Zersetzungsprodukten  der  Eiweissstoffe  bestand,  welche  im  Nähr- 
werte den  Eiweissstoffen  nicht  an  die  Seite  gestellt  werden  können, 
und  betrug  die  Menge  der  leicht  verdaulichen  Eiweissstoffe   nur 


1)  Zeitschrift  d.  1.  V.  f.  Rheinpr.  1888  Nr.  2. 

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870 


Besonderer  Theil. 


einige  Zehntel  Procent.  Demnach  liegt  es  auf  der  Hand,  dass  der 
Mais  durch  das  Einsäuern  an  Nährkraft  bedeutend  verliert 

Aus  diesen  Gründen  ist  bei  Verftttterung  des  den  Tieren  wohl- 
schmeckenden Sauermaises  die  Zugabe  an  Eiweissstoffen  richtig  zu 
bemessen,  um  jeglicher  Futtenrerschwendung  vorzubeugen,  und  wird 
der  Eiweisszusatz  entsprechend  dem  geringen  Eiweissgehalt  des 
Sauermaises,  sehr  hoch  zu  stellen  sein. 

Auf  1000  kg  leb.  Gewicht  nimmt  das  Bindvieh  120  kg  Sauer- 
mais auf. 

Nach  einer  Zusanmienstellung  von  Eon  ig  ^)  finden  sich  im 
Sauermais  und  im  Braunmais  (Grtinmais  abgewelkt  eingemacht): 


Was- 
ser 

Roh- 
protein 

Roh- 
fett 

N-freie 
Extrakt- 
stoffe 

Holz- 
faser 

Asche 

Sand 

Proc. 

Proc. 

Proa 

Proc. 

Proa 

Proc. 

Proc. 

Grümnais  frisch 

79.86 

0.90 

0.76 

10.62 

6.67 

0.63 

0.87 

Ala  SaaermaiB  ans  42  cm  Tiefe 

67.69 

1.86 

1.88 

7.48 

18.32 

1.90 

1.84 

»>               »1            »    °»  V        i} 

77.84 

1.06 

1.08 

7.48 

10.38 

1.01 

1.21 

AU  Brannmais  „   85  cm  Tiefe 

78.10 

1.18 

1.25 

10.40 

7.68 

0.88 

0.66 

»           «         »>  *'0  )»     ), 

80.40 

0.87 

0.95 

9.86 

6.39 

0.80 

0.84 

1)  Ueber  den  Grtinmais  etc.  Deutsche  1.  Presse  1882  Nr.  31. 


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Bispenhirse. 

Panicum  miliaceum  L. 
Einteilung. 
Gruppe  I.    Efftasmn  AI.    RispenUrse. 

Varietät:  Panicam  miliaceam  candidum  Kcke. 

Weisse  Rispenhirse. 

Rispe:  unreif  grüngelb,  reif  rötlich-gelb,  mit  sehr  langen  Aesten, 
deren  überhängende  Spitzen  ein  wenig  zusammengezogen  sind,  locker, 
armsamig,  gross,  25  cm  (Max.  30  cm}  lang.  —  Stroh:  gelbgrün  bis 
orange,  ziemlich  blattreich,  fest,  kaum  mittellang.  —  Scheinfrucht:  gelb- 
lich-weiss  und  rein  weiss,  oval  (3  mm  lang,  2  mm  breit),  glänzend. 

Halme  gelbgrfin,  diese,  sowie  die  Blattscheiden  mit  wagerecht  ab- 
stehenden Haaren  besetzt,  die  Blattspreiten  weniger  behaart;  1.9  Schöss- 
linge,  Halm  90  cm  (Max.  110  cm)  lang,  0.63  cm  dick,  Blattzahl  5.5, 
Blätter  30  cm  lang,  1.7  cm  breit,  Blattfläche  561  qcm,  Halmfläche  170  qom, 
Gesammtfläche  731  qcm. 

Spät  schossend  und  blühend  (in  88  Tagen),  etwas  spät  nach  110 
Tagen  reifend.     Scheinfrüchte  leicht  ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  2.5  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  15  Millionen  Körner  auf  i  hl  (=  70  kg,  leicht,  weil  nicht 
ganz  reif  geworden)  entfallen,  bei  Drillsaat  0.23  hl  p.  ha. 

Diese  Hirse  wird  nur  im  wärmeren  gemässigten  Klima  erfolgreich 
kultiviert,  so  in  Sdd-Russland,  Italien,  Süd-Frankreich,  Spanien  und  Por- 
tugal und  erhielten  wir  aus  letzterem  Lande  eine  mit  dieser  identische 
Sorte  durch  Prof.  Jul.  Henriques  aus  Coimbra  zugesandt. 

Varietät:  Panicum  miliaceum  cinereum  AI. 

Graue  Rispenhirse. 

Engl.:  Chrey-seeded-MUlet. 

Franz.:  Millet  gris  yerd&tre. 

Kispe:  reif  rötlich-gelb,  sonst  grüngelb,  sehr  ausgebreitet,  locker, 
im  Mittel  25  cm  (Max.  ^  cm)  lang;  Aehrchen  oyal,  1 -sämig,  mit  bau- 
chiger, gestreifter  Klappe,  unbegrannt.  —  Stroh:  gelbgrün,  fest.  —  Schein- 
frucht: aschgrau,  gestreift,  oyal,  glänzend. 

Halme  gelbgrün,  Halme  und  Blattscheiden  mit  wagerecht  abstehen- 


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872  Besonderer  Teil. 

den  Haaren  bedeckt,  obere  Blattspreite  fein  behaart,  untere  kahl;  3.2 
Scbösslinge,  Halm  100  cm  (Max.  120  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzabl  5, 
Blätter  25.2  cm  lang,  1.4  cm  breit,  Blattfläche  352.8  qcm,  Halmfläclie 
150  qcm,  Gresammtfläche  zur  Blütezeit  502.8  qcm. 

Zeitig  schossend  und  blühend  (nach  66  Tagen),  mittelfrüh  nach  105 
Tagen  reifend.     Scheinfrüchte  ziemlich  leicht  ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  2  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  15.2  Millionen  Körner  auf  1  hl  (=  78.5  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.18  hl  p.  ha. 

Diese  Hirse  zeigte  sich  konstant  in  Eispen  und  Früchten,  soll  sich 
wild  in  Indien  ^)  finden,  und  wird,  soweit  das  Weinklima  reicht,  so  in 
Baden,  Hessen,  Baiern,  Oesterreich-Ungam,  Süd-Russland  und  in  Italien 
kultiviert. 

In  Proskau  wurden  1871  auf  Sandboden  nach  gedüngtem  Hoggen 
geerntet : 

26  hl  =  1664  kg  Kömer,  2550  kg  Stroh,  246  kg  Spreu. 

Varietät:  Panicnm  miliacenm  flavum  Kcke. 
(^elbe  Bispenhirse. 

Engl.:  Common  Millet. 

Eispe :  rötlich-gelb,  ein  wenig  zusammengezogen,  überhängend»  25  cm 
(Max.  30  cm)  lang.  —  Stroh:  schmutzig-gelbgrün,  fest.  —  Scheinfrucht: 
blassgelb  (gerundeter  und  dunkler  als  bei  subvar.  bosnicum),  oval  (3  mm 
lang,  2  mm  breit),  glänzend. 

Halme  gelbgrün  mit  1 — 2  Seitensprossen;  Halme  und  Blattscheiden 
rauhhaarig,  Blattspreiten  schwach  behaart;  Schösslinge  1.8,  Halm  25  cm 
(Max.  30  cm)  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  23.6  cm  lang,  1.4  cm 
breit,  Blattfläche  330.4  qcm,  Halmfläche  142.5  qcm,  Gresammtfläche  zur 
Blütezeit  472.9  qcm. 

Mittelfrüh  schossend  und  blühend  (in  76  Tagen),  nach  102  Tagen 
reifend. 

Auf  1  ha  wachsen  4  Millionen  Pflanzen,  mithin  «beträgt  das  Saat- 
quantum, da  17.8  Millionen  Körner  auf  1  hl  (=  78  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.31  hl  p.  ha. 

Gelbe  Bispenhirse  aus  Bosnien. 

Eispe:  grün,  an  der  Spitze  rötlich,  etwas  zusammengezogen,  25  cm 
(Max.  30  cm)  lang.  —  Stroh:  gelbgrün,  kräftig.  —  Scheinfrucht:  blass- 
gelb, oval,  (3  mm  lang,  2  mm  breit),  glänzend. 

Halme  gelbgrün,  rauhhaarig,  nur  Blattspreite  etwas  weniger  stark 
behaart;  zuweilen  Seitensprossen  auftretend;  2.2  Schösslinge,  die  kräf- 
tigsten, bestentwickelten  Pflanzen  erreichten  eine  Höhe  von  130  cm  (Max. 
140  cm),  und  0.8  cm  Dicke,  Blätter  83  cm  lang,  2  cm  breit,  Blattzahl 
9,  Blattfläche  1178  qcm,  Halmfläche  312  qcm,  G-esammtfläche  zur  Blüte- 
zeit 1490  qcm. 

Sehr   spät,    meist   erst   Ende   September    schossend   und   nach  108 


1)  Metzger,  Landw.  Pflkande.  I.  1841  pg.  201. 

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EispenlÜTBesorten.  873 

Tagen  blühend;  die  wenigen  Pflanzen,  welche  in  Poppeisdorf  zur  Eeife 
gelangten,  gebrauchten  eine  YegetationBzeit  yon  140  Tagen. 

Anf  1  ha  wachsen  1.2  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantnm,  da  1  hl  14.6  Millionen  Körner  enthält,  bei  Drillsaat  0.11  hl 
<1  hl  =  75  kg)  p.  ha. 

Biese  Hirse  wurde  1869  vom  preussischen,  landwirtschaftlichen 
Ministerium  zur  Untersuchung  eingesandt,  und  ist  dieselbe  nur  für  Süd- 
Europa  von  Wert,  wo  sie  in  grossem  Umfange  angebaut  wird. 

Wir  erhielten  vollständig  identische  Formen  als  Mijo  del  Llobregat 
und  Mill  Hospitalet  durch  Antonio  Cipriano  Costa  aus  Barcelona 
und  durch  Jul.  Henriques  aus  Col'mbra,  Portugal,  als  „Hirse  aus  Ponte 
da  S6r"  zugesandt. 

Varietät:  Panicum  miliaceum  laetnm  Ecke. 

Hellrote  Buipenhirse. 

Bispe:  reif  rötlich-gelb,  ausgebreitet,  sehr  locker,  im  Mittel  20  cm 
(Max.  25  cm)  lang;  Klappen  rötlich;  Stroh:  gelbgrün,  steif.  —  Schein- 
frucht: hellrot,  OYiJ  (3  mm  lang,  2  mm  breit),  glänzend. 

Halme  gelbgrün,  mit  1 — 2  Seitensprossen,  und  abstehenden,  langen 
Haaren  besetzt,  Blätter  auf  der  Unterseite  sehr  schwach,  auf  der  Ober- 
seite stärker  behaart;  1.2  Schössliuge,  Halm  70  cm  (Max.  80  cm)  lang, 
0.43  cm  dick,  Blattzahl  6,  Blätter  22.3  cm  lang,  1.35  cm  breit,  Blattfläche 
361.26  qcm,  Halmfläche  90.3  qcm,  Gesammtfläche  zur  Blütezeit  451.56  qcm. 

Zeitig  schossend  und  blühend  (in  74  Tagen),  zeitig  nach  96  Tagen 
reifend. 

Auf  1  ha  wachsen  6  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  15  Millionen  Körner  auf  1  hl  (=  78  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.54  hl  p.  ha. 

Wegen  ihrer  Frühreife  wohl  noch  über  die  Grenzen  des  Wein- 
klimas hinaus  kultivierbar. 

Varietät:  Panicum  miliaceum  coccineum  Koke. 

Bote  Bispenhirse. 

Bispe:  dunkelbraun,  au  der  Spitze  ein  wenig  zusammengezogen, 
überhängend,  locker,  20  cm  (Max.  80  cm)  lang.  —  Stroh:  grünlich-gelb, 
teilweise  dunkelblutrot,  Blätter  ebenfalls  blutrot,  mittellang.  —  Scheinfrucht: 
blassrot,  am  hellsten  von  allen  rotfrüohtigen  Sorten,  oval  (8  mm  lang, 
2  mm  breit),  glänzend. 

Halme  und  Blattscheiden  rauh  behaart,  Blattspreiten  oben  schwach 
behaart,  unten  fast  kahl,  meist  blutrot  umrandet.  Halm  mit  1—5  Seiten- 
sprossen ;  Schösslinge  1.3,  Halm  95  cm  (Max.  140  cm)  lang,  0.4  cm  dick, 
Blätter  22.2  cm  lang,  1.4  cm  breit,  Blattzahl  6,  Blattfläche  372.96  qcm, 
Halmfläche  141  qcm,  Gesammtfläche  zur  Blütezeit  514  qcm. 

Mittelfrüh  schosseud  und  blühend  (in  76  Tagen),  mittelfrüh  nach 
108  Tagen  reifend.  Scheinfrüchte  weniger  leicht  als  bei  anderen  Sorten 
ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  5  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  17  Millionen  Kömer  auf  1  hl  (as  77  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.40  hl  p.  ha. 


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874  BeBonderer  Teü. 

Eine  rote  Kispenhirse  ans  Ungarn,  welche  Körnicke  1873  auf  der 
Wiener  Ausstellung  fand,  yerhielt  sich  im  Habitus  genau  wie  obige 
Sorte,  doch  yariierte  sie  in  der  Farbe  ihrer  Scheinflüchte,  welche  gesättigt 
orangerot  und  am  dunkelsten  von  allen  Sorten  der  Varietät  coccineum  war. 

Diese  Sorte  wird  wohl  kaum  noch  in  Nord- Deutschland  mit  Erfolg 
angebaut  werden  können. 

In  Proskau,  Schlesien,  lieferte  sie  1871  auf  Sandboden  nach  ge- 
düngtem Eoggen: 

27.75  hl  =  1776  kg  Korn,  3120  kg  Stroh,  276  kg  Spreu. 

Varietät:  Panicum  miliacenm  badinm  Koke. 

Braune  Rispenliirse. 

Kispe:  unreif  grün,  reif  hellrötlich,  sehr  locker,  lang,  im  Mittel 
28  cm  lang.  —  Stroh:  gelbgrün,  mittellang,  steif.  —  Scheinfrüchte:  rot- 
braun, oval  (3  mm  lang,  2  mm  breit),  glänzend. 

Halme  gelbgrün,  mit  1 — 2  Seitensprossen,  Blattscheiden  und  Halm 
mit  wagerecht  abstehenden,  langen  Haaren  besetzt,  Blattspreite  an  Ober- 
und  Unterseite  dicht  behaart;  2.7  Schösslinge,  Halm  90  cm  lang,  0.38  cm 
dick,  Blattzahl  5,  Blätter  19  cm  lang,  1.31  cm  breit,  Blattfläche  248.9  qcm, 
Halmfläche  102.6  qcm,  Gesammtfläche  zur  Blütezeit  351.5  qcm. 

Mittelfrüh  schossend  und  blühend  (in  80  Tagen),  etwas  spät,  in 
110  Tagen  reifend.     Scheinfrüchte  leicht  ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  3.6  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das 
Saatquantum,  da  13.4  Millionen  Kömer  auf  1  hl  {=:  76  kg)  entfeülen, 
bei  Drillsaat  0.35  hl  p.  ha. 

In  Poppeisdorf  stand  diese  Hirse  in  warmen  Sommern  kraftig  und 
schön,  doch  sind  auch  von  ihr  befriedigende  Erträge  nur  im  wärmeren, 
gemässigten  Klima  zu  erlangen. 

Hohe  braune  Bispenhirse. 

Eispe:  gelblich-grün  oder  blassrot,  letztere  Farbe,  wenn  gut  aus- 
gereift, sehr  locker,  25  cm  lang.  —  Stroh:  gelblich-grün,  sehr  lang  und 
blattreich,  kräftig.  —  Scheinfrucht  glänzend  braunschwarz,  oval  (3  mm 
lang,  2  mm  breit). 

Halme  und  Blattscheiden  rauhhaarig,  Blattspreiten  oben  schwach 
behaart,  unten  kahl;  2.3  Schösslinge,  Halm  130  cm  (Max.  155  cm)  lang, 
Blattzahl  8,  Blätter  36  cm  lang,  1.8  cm  breit,  Blattfläche  1036.8  qcm, 
Halmfläche  258.5  qcm,  Gesammtfläche  zor  Blütezeit  1290.3  qcm. 

Sehr  spät  schossend  und  blühend  (in  104  Tagen),  selten  in  Poppels- 
dorf  gut  ausreifend,  meist  schosste  die  Pflanze  erst  Mitte  August,  einige 
reiften   in  warmen    Sommern    in   einer  Yegetationszeit   von    130  Tagen. 

Auf  1  ha  wachsen  1.5  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  17.3  Millionen  Kömer  auf  1  hl  («=  75  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.12  hl  p.  ha. 

Nur  für  wärmere  Klimate  geeignet. 


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Bispenhirsesorten.  875 

Varietät:  Panicom  miliaceum  aerenm  Kcke. 
Bronderte  BispenUrse. 

Hispe:  unreif  grün,  reif  grünlich-gelb  bis  hellrötlicb,  mit  ziemlich 
langen  Aesten,  armsamig^  locker»  im  Mittel  18  cm  (Max.  27  cm)  lang.  — 
Stroh:  gelbgrün,  sehr  kurz,  steif.  —  Scheinfrucht:  broncefarben,  heu  ge- 
streift, oval  (3  mm  lang,  2  mm  breit),  glänzend. 

Halme  gelbgrün  mit  2  Seitensprossen,  Halme  und  Blattscheiden  be- 
haart, obere  Blattspreite  stark  behaart,  nntere  fast  kahl;  1.6  Schösslinge, 
Halm  65  cm  lang  (Max.  75  cm),  0.87  cm  dick,  Blattzahl  4,  Blätter  18.7  cm 
lang,  1  cm  breit,  Blattfläohc  149.6  qcm,  Halmfläche  72.2  qcm,  Gesammt- 
fläche  zur  Blütezeit  221.8  qcm. 

Ziemlich  früh  schossend  nnd  blühend  (in  76  Tagen),  mittelfrüh  nach 
104  Tagen  reifend.    Scheinfrüchte  ziemlich  leicht  ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  7  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  15.2  Millionen  K5mer  auf  1  hl  (=  79  kg)  entfallen,  bei 
DriUsaat  0.63  hl  p.  ha. 

Biese  Hirse  bezog  der  Akklimatisations* Verein  zu  Berlin  aus  Frank- 
reich und  berichtet  Bouchi^)  1866  über  dieselbe,  dass  sie,  bei  Berlin 
kultiviert,  ertragreich  und  frühreif  sei. 

Im  Allgemeinen  scheint  dieselbe  vorzugsweise  im  wärmeren,  ge- 
mässigten Klima  kultiviert  zu  werden,  und  erhielten  wir  von  Prof.  Jul. 
Henriqueszu  Coi'mbra,  Portugal,  eine  dieser  vollkommen  identische  Sorte. 

Varietät:  Panicom  miliaceum  nigrnm  AI. 

Sehwarze  Bispenhirse. 

EngL:  Black-seeded  Millet. 

Franz.:  Millet  noir. 

Bispe:  meist  hellrötlich,  wenn  nicht  ganz  reif,  dann  braun,  ausge- 
breitet, locker,  im  Mittel  20  cm  (Max.  .30  cm)  lang.  —  Stroh:  schmutzig, 
gelbgrün,  fest.  —  Scheinfrucht:  grünlich-grauschwarz,  oval,  3  mm  lang, 
2  mm  breit,  glänzend. 

Halme  gelbgrün,  oft  mit  2 — 3  Seitensprossen;  Halme  und  Blatt- 
scheiden rauhhaarig.  Haare  wagerecht  abstehend,  obere  Blattspreite  be- 
haart, untere  fast  unbehaart  und  glänzend;  1.6  Schösslinge,  Halm  100cm 
(Max.  120  em)  lang,  0,43  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  21.6  cm  lang, 
1.3  cm  breit,  Blattfläche  280.8  qcm^  Halmfläche  129  qcm,  Gesammtfläche 
zur  Blütezeit  409.8  qcm. 

Zeitig  schossend  und  blühend  (in  66  Tagen),  nach  95  Tagen  reifend. 
Scheinfrüchte  sehr  leicht  ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  5  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  19  Millionen  Körner  auf  1  hl  (=  76  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.35  hl  p.  ha. 

Sie  lässt  sich,  soweit  als  das  Weinklima  reicht,  und  auf  leichtem, 
warmem  Boden  noch  darüber  hinaus,  anbauen.  In  neuerer  Zeit  wird  sie 
viel  im  östlichen  Nord-Amerika  kultiviert. 

Konstant  in  Bispen  und  Früchten. 


1)  Annalen  d.  Landw.  1866  pg.  82. 

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876  Besonderer  Teil. 

Grnppe  IL    Gontraetnm  AI.    Elnmpliirse. 

Varietät:  Panicnm  miliaceum  album  AI. 

Weisse  Klnmphirse. 

Engl.:  White  seeded  Millet. 

Franz.:  Millet  k  graines  bknches. 

Kispe:  unreif  grün,  reif  rötlich,  ziemlich  dicht  zusammengezogen^ 
überhängend,  20  cm  (Max.  27  cm)  lang.  —  Stroh:  gelblich-grüni  blatt- 
reich, lang.  —  Scheinfrucht:  weiss,  einige  schwach  gelblich,  oval  (3  nmi 
lang,  2  mm  breit),  glänzend. 

Halme  gelbgrün,  besitzen  wenig  Neigung  zur  Bildung  yt)n  Halm- 
sprossen;  Halme  und  Blattscheiden  steif-borstig,  Blätter  unten  fast  kahl, 
oben  mit  wagerecht  abstehenden  Haaren  besetzt;  2  Schösslinge,  Halm 
120  cm  (Max.  150  cm)  lang,  0.6  cm  dick,  Blattzahl  8,  Blätter  27.4  cm 
lang,  18  cm  breit,  Blattfläche  789.12  qcm,  Halmfläche  216  qcm,  Gesammt- 
fläche  zur  Blütezeit  1005.12  qcm. 

Spät  schossend  und  blühend  (in  85  Tagen)  und  nach  105  Tagen 
reifend.     Scheinfrüchte  ziemlich  leicht  ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  2  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  14.8  Millionen  Körner  auf  1  hl  (=  72  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.18  hl  p.  ha. 

Im  Weinklima  kultivierbar. 

Varietät:  Panicum  miliaceum  griseum  Ecke. 

C^rane  Klnmphlrse. 

Eispe:  grünlich-gelb  bis  hellrötlich,  stark  zusammengezogen,  über- 
hängend, 20  cm  (Max.  25  cm)  lang.'  —  Stroh :  gelbgrün,  mittellang.  — 
Scheinfrucht:  grau  und  graugelb,  oval  (3  mm  lang,  2  mm  breit),  glänzend. 

Halme  und  Blattsdieiden  stark  behaart.  Blattspreiten  fast  kahl  und 
Unterseite  glänzend;  2  Schösslinge,  Halm  110  cm  (Max.  130  cm)  lang, 
0.53  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  24.6  cm  lang,  1.7  cm  breit,  Blattfläche 
418.2  qcm,  Halmfläche  174.9  qcm,  Gesammtflädhe  zur  Blütezeit  592.1  qcm. 

Zeitig  schossend  und  blühend  (in  74  Tagen ),  nach  .92  Tagei^  reifend. 
Scheinfrüchte  weniger  leicht  als  bei  anderen  Sorten  ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  3.5  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  16.8  Millionen  Kömer  auf  1  hl  (<=s  80  kg)  entfallen, 
0.28  hl  p.  ha  bei  Drillsaat. 

Diese  Sorte  lässt  sich  wegen  ihrer  Frühreife  noch  in  Nord-Deutsoli- 
land  recht  gut  kultivieren. 

Varietät:  Panicnm  miliaceum  aureum  Ecke. 

Gelbe  Klnmphirse. 

Eispe:  unreif  grün,  reif  rötlich,  sehr  dicht  zusammengesogen,  £a8t 
Compactum,  überhängend,  25  cm  (Max.  82  cm)  lang.    —  Stroh:  gelb  1)is 

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Eispenbirsesorten.  877 

orange,  blattreich,  mittellang.  —  Scheinfrucht:  gelb  und  zwar  reiner  als 
luteum,  fast  kugelrund  (8  mm  lang,  2V2  nini  breit),  glänzend. 

Halme  und  Blattscheiden  gelbgrttn,  rauhhaarig,  Blattspreite  oben 
weich  behaart^  unten  fast  kahl;  1.8  Scbösslinge,  Halm  105cm  (Max. 
148  cm)  lang,  0.57  cm  dick,  Blattzahl  5.5,  Blätter  28.5  cm  lang,  1.53  cm 
breit,  Blattfläche  523.32  qcm,  Halmfläche  179.55  qcm,  Gresammtfläche 
702.87  qom. 

Mittelfrüh  schossend  und  blühend  (in  81  Tagen),  nach  100  Tagen 
reifend.     Scheinfrüchte  sehr  leicht  ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  3  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  14.8  Millionen  Kömer  auf  1  hl  (=  78  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.27  hl  p.  ha. 

Diese  Hirse  wird  stark  in  Oesterreich,  Schlesien,  aber  auch  sonst 
in  Nord-Deutschland  gebaut. 

Varietät:  Panicnm  miliacenm  luteum  Koke. 

Lehmgelbe  Elnmphirse, 

^  Eispe:  unreif  grüngelb,  reif  rötlich-gelb,  ein  wenig  locker,  doch 
noch  zu  Contractum  gehörig,  überhängend,  22  cm  (Max.  30  cm)  lang.  — 
Stroh:  gelbgrün  oder  orange,  blattreioh,  mittellang.  —  Scheinfrucht: 
graugelb,  oval  (3  mm  lang,  2  mm  breit),  glänzend. 

Halme  und  Blattscheiden  stark  behaart.  Blattspreite  auf  beiden 
Seiten  sehr  schwach  behaart;  1.5  Scbösslinge,  Halm  90  cm  (Max.  110  cm) 
lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  7,  Blätter  20.4  cm  lang,  1.2  cm  breit,  Blatt- 
fläche 342.72  qcm,  Halmfläche  135  qcm,  Gesammtfläche  in  der  Blütezeit 
477.72  qcm. 

Mittelfrüh  schossend  und  blühend  (in  76  Tagen),  doch  zeitig  nach  93 
Tagen  reifend.    Scheinfrüchte  leicht  ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  4.8  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
qüantum,  da  17.6  Millionen  Kömer  auf  1  hl  (=  80  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.36  hl  p.  ha. 

Lässt  sich  in  Nord-Deutschland  kultivieren. 

Varietät:  Panieum  miliaceum  sangaineam  AI. 

Hellrote  Klnmphirse. 

Eispe:  unreif  grün,  reif  gelb,  zusammengezogen,  überhängend,  25  cm 
(Max.  30  cm)  lang.  —  Stroh:  gelbgrün  bis  orange.  —  Scheinfrucht:  hell- 
orangerot,  oval  (3  mm  lang,  2  mm  breit),  glänzend.  Ist  die  hellste  Sorte 
ihrer  Varietät. 

Halme  gelbgrün,  mit  2 — 3  Seitensprossen;  Halme  und  Blattscheiden 
stark  behaart,  Blattspreiten  oben  wenig  behaart,  unten  fast  kahl  und 
glänzend;  2  Scbösslinge,  Halm  110  cm  (Max.  125  cm)  lang,  0.5  cm  dick, 
Blattzahl  6,  Blätter  28  cm  lang,  1.4  cm  breit,  Blattfläche  470.4  q^cm, 
Halmfläche  165  qcm,  Gresammtfläche  635.4  qcm. 

Zeitig  schossend  und  blühend  (in  75  Tagen),  nach  92  Tagen  reifend. 
Scheinfrüchte  ziemlich  fest  sitzend. 

Auf  1  ha  wachsen  3  Millionen  Pflanzen,    mithin    beträgt    das  Saat- 


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878 


Besonderer  Teil. 


quantum,    da  15.8  Millionen  Körner   auf  1  hl   (s=  80  kg)   entfalleii,    bei 
Drillsaat  0.27  hl  p.  ha. 

Diese  Sorte  lässt  sich  erfolgreich  noch  in  Nord-Deutschland  an- 
bauen. 

Varietät:  Panicum  miliaceum  subsanguineom  Ecke. 

Blutrote  Klnnipliirse. 

Kispe:  reif  dunkelblutrot,  zusammengezogen,  20  cm  (Max.  82  cm) 
lang,  tiberhängend.  —  Stroh:  gelbgrtin  bis  blutrot.  —  Scheinfracht: 
orangerot,  glänzend,  spitzlich  (8  mm  lang,  2  mm  breit). 

Halme  dunkelgrün  mit  blutroten  Flecken,  Halme  und  Blatt-scheiden 
stark,    Blattspreiten  an  der  Basis  der  Oberseite  behaart,    sonst  fast  kahl. 

£s  wurden  8  Sorten  kultiviert,  welche  sich  folgendermassen  za  ein- 
ander verhielten: 


Bluthirse  aus 

Gewöhnliche 

Panicum  violaoeum 

Ungarn 

Bluthirae 

hört.  Königsberg 

Halmlänge 

165  cm 

75  cm 

UOom 

Halmdicke 

0.76  cm 

0.5  cm 

0.68  cm 

Blattzahl 

9 

5 

7 

Blattlänge 

81.22  cm 

23.6  cm 

29  cm 

Blattbreite 

1.6  cm 

1.4  cm 

1.6  cm 

Blattfläche 

899.1  qcuL 

830.4  qcm 

649.6  qcm 

Halmfläche 

894.1  qcm 

112.5  qcm 

174.9  qcm 

Gesammtfläche 

1293.2  qcm 

442.9  qcm 

826.6  qcm 

Anzahl  der  Schösslinge 

1.6 

2.6 

2 

Vegetationszeit 

94  Tage 

108  Tage 

108  Tage 

Anzahl  der  Pflanzen  p.  ha. 

1.500.000 

8.500.000 

8.800.000 

„        „    Körner  p.  hl 

18.000.000 

14.500.000 

11.200.000 

Hektolitergewicht 

73  kg 
0.12  hl 

78  kg 
0.32hl 

70  kg 

Saatquantum 

0.34  kg 

Der  Ertrag  dieser  Hirse  soll  sich  in  Ungarn  ^)  auf  13  hl  Körner 
und  2000  kg  Stroh  stellen. 

Varietät:  Panicum  miliaceum  atrum  Ecke. 

Schwarze  Klnmphirse. 

Eispe :  unreif  grün,  reif  rötlich-gelb,  zusammengezogen,  überhängend, 
25  cm  (Max.  30  cm)  lang.  —  Stroh:  schmutzig-gelbgrün,  mittellang,  — 
Scheinfrucht:  grauschwarz,  gestreift,  oval  (3  mm  lang,  2  mm  breit), 
glänzend. 

Halme  gelbgrün,  steif-borstig,  Blätter  unten  wenig  und  kurz,  oben 
lang  und  reichlicher  behaart,  1 — 2  Halmsprossen;  1.5  Schösslinge,  Halm 
100  cm  (Max.  120  cm)  lang,  0.33  cm  dick,  Blattzahl  5,  Blätter  17.5  cm 
lang,  1.2  cm  breit,  Blattfläche  210  qcm,  Halmfläche  99  qcm,  Gesammt- 
fläche zur  Blütezeit  309  qcm. 


1)  Allg.  Land-  und  forstw.  Ztg.  Wien  1867  pg.  291. 


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EispenUrsefiorteii.  879 

Zeitig  Bchossend  und  blühend  (in  75  Tagen),  nach  96  Tagen  reifend. 
Scheinfrüchte  ziemlich  leicht  ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  6  Millionen  Pflanzen,  mithin  betritt  das  Saat- 
quantum, da  15  Millionen  Samenkörner  auf  1  hl  (=»  78  kg)  entfallen, 
bei  Drillsaat  0.54  hl. 

Wegen  ihrer  Frühreife  wohl  noch  über  das  WeinUima  hinaus  kul- 
tivierbar. 


&rnppe  III.    Gompactom  Ecke.    Dickhirse. 

Varietät:  Panienm  miliaceum  dacicum  Ecke. 

Mein  rofa,  Bam&nien. 

Bispe:  unreif  grün,  reif  hellrot,  sehr  dicht,  aufrecht,  12  cm  (Max. 
15  cm)  lang,  bis  4.5  cm  breit.  —  Stroh:  schmutzig-gelbgrün,  blattreich, 
unter  mittellang.  —  Scheinfrucht:  gelbbräunlich,  am  dunkelsten  yon  allen 
gelbroten  Sorten,  gross  (3.5  mm  lang,  2.3  mm  breit),  glänzend. 

Halme  und  Blattscheiden  rauh  behaart,  Oberseite  der  Blattspreite 
wenig  behaart,  Unterseite  kahl,  viel  Seitensprossen,  durchschnittlich  4; 
Schösslinge  2.4,  Halm  80  cm  (Max.  106  cm)  lang,  0.53  cm  dick,  Blatt- 
zahl 5,  Blätter  21  cm  lang,  1.35  cm  breit,  Blattfläche  396.9  qcm,  Halm- 
fläohe  143.1  qcm,  Oesammtfläche  540  qcm. 

MittelMh  schossend  und  blühend  (in  81  Tagen)  nach  103  Tagen 
reifend.    Scheinfrüchte  ziemlich  leicht  ausfallend. 

Auf  1  ha  wachsen  3  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  10.8  Millionen  Kömer  auf  1  hl  (=  73  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.4  hl. 

Wir  erhielten  1872  diese  Hirse  durch  Vermittelung  der  Frau  Fürstin 
Wied  unter  dem  Namen  „Mein  roga^^  (Millet  rouge  roumain)  aus  Bumä- 
nien,  und  1876  durch  Gutsbesitzer  Detiareff  aus  Jekaterinoslaw. 


Die  biologisclieii  Yerli&Itiiisge  der  RispenUrse. 

Das  Samenkorn  soll  vollkommen  ausgereift,  von  hohem  abso- 
luten Gewicht,  glänzend,  und  nicht  multrig  sein. 

In  dem  kälteren,  gemässigten  Klima  mit  seiner  f&r  den  Hirse- 
ban  relativ  geringen  Wärme   und  feuchten  Atmosphäre  ist  auf  die 


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880 


Besonderer  Teil, 


Qualität  und  Aufbewahrung  der  Samenkörner  ein  ganz  besonderes 
Augenmerk  zu  richten,  da  die  Hirse  hier  weniger  gleichmässig  aus- 
reift und  gut  trocknet  als  in  wärmeren  und  trockneren  Elimaten. 
Aus  diesem  Grunde  ist  anzuraten,  die  Hirse  sofort  nach  dem  Schnitt 
zur  Gewinnung  der  reifsten  und  vollkommensten  Körner  oberfläch- 
lich abzudreschen,  letztere  mit  Spreu  vermischt  auf  einem  luftigen 
Boden  dttnn  aufzuschütten  und  häufiger  umzurechen,  weil  sich  sonst 
die  nicht  ganz  trocknen  Körner  leicht  erhitzen,  schimmeln  und  in 
Folge  dessen  ihre  Keimkraft,  die  an  und  für  sich  kaum  länger  als 
2  Jahre  währt,  einbüssen. 

Das  Stroh,  welches  feucht  eingebracht,  ebenfalls  leicht  schim- 
melt, wird  entweder  in  Garben  gebunden  und  zum  Trocknen  in  Hocken 
aufgestellt,  oder  zur  Herstellung  von  Braunheu  in  Feimen  zusammen- 
gefahren. 

Im  wärmeren  gemässigten  Klima  reift  die  Hirse  gleichmässiger 
und  trocknet  schneller,  weil  die  Temperatur  hierzu  genügend  hoch  ist. 

Gedörrte  Samenkörner  sollten  ebensowenig  wie  bei  anderen 
Getreidearten  zur  Saat  Verwendung  finden,  denn  schon  nach  fünf- 
stündiger Einwirkung  einer  Temperatur  von  30®  C.  keimten  nach 
Haber lan  dt  von  trocknen  Samen  nur  75  Proc,  nach  24stündigeni 
Einweichen  und  darauf  folgendes  Trocknen  nur  noch  66  Proc. 

Die  Quantität  des  zum  Keimen  nötigen  Quellungswassers  ist 
relativ  gering  und  reichen  nach  Ho  ff  mann  durchschnittlich  25  Proc. 
des  Komgewichtes  hin;  dagegen  ist  die  erforderliche  Wärmemenge 
sehr  bedeutend,  denn  es  erfolgte  die  Keimung  mit  dem  Sichtbar- 
werden des  Würzelchens  bei 


10.250  C. 


15.750  C. 


19.00«  C. 


in  Tagen 

Dorchschnittliches  Längenwachstum  in 
mm  pro  Tag 


13.25 


0.15 


325 


2.33 


3.00 


6.33 


Hiemach  sollte  man  mit  der  Einsaat  warten,  bis  sich  der  Boden 
auf  12 — 15®  C.  erwärmt  hat,  zumal  die  junge  Pflanze  ausnehmend 
leicht  durch  Frost  geschädigt  und  durch  kaltes  Wetter  in  der  Vege- 
tation zurückgehalten  wird. 

Wegen  der  Kleinheit  der  Samenkörner  dürfen  dieselben  auf 
Mittelboden  nur  1  cm,  auf  Sandboden  nicht  über  2.5  cm  tief  unter- 
gebracht werden. 

Die  Grösse  des  Wachsraumes  einer  Pflanze  kann  je  nach  den 
angebauten  Sorten,  da  diese  in  Betreff  ihres  Habitus  sehr  grossen 
Verschiedenheiten  unterliegen,  sowie  nach  Massgabe  der  Reschaffen- 


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Die  biologificlien  YerhältnisBe  der  Eispenhirse.  881 

heit  des  Klimas,  Bodens  und  der  Kolturart  erheblich  von  einander 
abweichen.  In  Poppeisdorf  betmg  der  Wachsranm  der  unter  jglei- 
chen  Verhältnissen  angebauten  und  auf  20  cm  gedrillten  Sorten  zwi- 
schen 14  und  83  qcm,  im  Mittel  34  qcm. 

Ueberhaupt  gestalteten  sich  bei  den  in  Poppeisdorf  kultivierten 
Varietäten  die  Vegetationsverhältnisse,  wie  nebenstehende  Tabelle 
Seite  882  sie  zeigt. 

Aehnlich  dem  Habitus  weichen  auch  die  Hirsesorten  bezttglich 
der  Dauer  ihrer  Vegetationsperiode  sehr  stark  von  einander  ab,  denn 
letztere  kann  zwischen  3  bis  5  Monaten  betragen,  daher  denn  auch 
die  zum  Wachstum  notwendige  Wärmesumme  in  weiten  Grenzen,  zwi- 
schen 1500  und  2500  <>  C.  schwankt. 

Die  Hirse  ist  ein  Flachwurzler  und  eine  echte  Krumepflanze, 
deren  Kultur  einen  reichen  Vorrat  fertiger  Pflanzennahrung  in 
der  Ackerkrume  verlangt,  denn  eine  mittlere  Ernte  von  1360  kg 
Korn  und  2725  kg  Stroh  entzieht  dem  Acker  pro  ha  mehr  Pflanzen- 
nährstoffe als  eine  mittlere  Weizenernte,  nämlich  40  kg  Stickstoff, 
200  kg  Mineralstoffe  und  in  diesen  23.2  kg  Kali,  12.4  kg  Magnesia, 
12  kg  Kalkerde,  13.6  kg  Phosphorsänre. 

Die  Wasserverdunstung  der  meist  ziemlich  dicht  behaarten 
oberirdischen  Organe  steht  gegen  andere  Gtetreidearten  nicht  uner- 
heblich zurück,  z.  B.  verdunstete  nach  Haber lan dt  der  Mais  auf 
100  qcm  Oberfläche  pro  Tag  2.16  gr,  der  Weizen  2.66  gr,  die  Hirse 
aber  nur  1.91  ^,  mithin  die  Pflanze  mit  einem  relativ  geringen 
Wasservorrat  im  Boden  auszukommen  vermag,  was  jedoch  nicht 
ausschliesst,  dass  im  wärmeren  Klima,  wie  in  Ober-Italien,  Indien  etc. 
durch  die  Bewässerung  eine  recht  bemerkenswerte  Ertragserhöhung 
erzielt  wird. 

Die  Hirse  entwiekelt  sich  in  ihrer  ersten  Jugendzeit  verhältnis- 
mässig langsam,  und  wird  daher  durch  Unkraut  leicht  überwachsen, 
wenn  letzteres  nicht  rechtzeitig  durch  Jäten  oder  Hacken  entfernt  wird. 

Auf  den  humusreichen  Sandböden,  welche  im  kälteren  gemäs- 
sigten Klima  der  Hirse  sehr  zusagen,  gelten  folgende  Unkräuter  als 
besonders  gefährlich:  Spörgel  (Spergula  arvensis  L.),  Ackersenf 
(Sinapis  arvensis  L.),  Hederich  (Raphanus  Baphanistrum  L.),  Vogel- 
miere (Alsine  media  L.)  Feld-Pfennigkraut  (Thlaspi  arvense  L.), 
Täschelkrant  (Capsella  bursa  pastoris  Mnch.),  gemeiner  Knöterich 
(Polygonum  Persicaria  L.),  sowie  die  Atriplex- Arten.  Von  den  Wur- 
zelunkräntem  ist  vorzugsweise  die  Quecke  (Triticum  repens  L.)  ge- 
fürchtet. 

Die  Hirse  leidet  an  einer  specifischen  Krankheit,  dem  Hirsebrand 
(Ustilago  destruens  Sohlecht).  Dieser  Brandpilz  befällt  meist  sämmt- 
liehe  Rispen  einer  Pflanze,  und  werden  dieselben  schon  in  den  Blatt- 
scheiden brandig,  wo  sie  dann  zusammengeknäulte,  weissliche,  dicke, 

Koernioke  n.  Werner,  Hftndb.  d.  Getreidebftu'i  n,  56 


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882 


Besonderer  Teil. 


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Elima  und  Boden  der  Bispenhirse.  883 

konische  Körper  bilden,  welche  in  ihrem  Innern  die  Brandsporen  ber- 
gen; diese  letzteren  sind  noch  emmal  so  gross,  als  die  des  Flugbran- 
des>  dabei  unregelmässig-mnd  und  donkelbrann  gefärbt.  Das  Einbeizen 
der  Samenkörner  mit  Enpfervitriol  soll  gegen  den  Brandpilz  schützen. 

Von  den  der  Pflanze  eigentümlichen  tierischen  Feinden  ist  nur  die 
Baupe  des  Hirsezünslers  (Botys  nnbilalis  Hühner)  anzuführen,  welche 
sich  in  den  Stengel  einbohrt  und  die  Hirse  znm  Absterben  bringt 
Durch  Verbrennen  der  Stoppeln  kann  die  Vermehrung  dieses  Feindes 
einigermassen  gehemmt  werden. 

Ausserdem  ist  die  reife  Hirse  stark  dem  Vogelfrass  ausgesetzt, 
und  sind  die  Vögel  durch  Bewachen  der  Felder  und  Schiessen  zu 
verscheuchen. 


Klima. 

Die  späten  Hirsesorten  sind  in  der  subtropischen  und  wärmeren 
gemässigten  Zone  heimisch  und  nur  solche,  welche  die  mittlere  Vege- 
tationszeit von  106  Tagen  nicht  weit  überschreiten,  werden  noch  in 
der  kälteren  gemässigten  Zone  angeb«ut>  denn  obwohl  die  Vegeta- 
tionszeit der  späteren  Sorten  keineswegs  an  und  für  sich  zu  lang 
ist,  können  sie  doch,  weil  gegen  Frühjahrsfröste  und  feuchte,  kalte 
Witterung  sehr  empfindlich,  erst  verhältnismässig  spät  ausgesäet 
werden,  mithin  späte  Sorten  im  kälteren  gemässigten  Elima  mit 
seinen  kühlen  und  feuchten  Sommern  zu  ungleich  und  unsicher  reifen, 
sowie  nicht  gehörig  austrocknen.  Frühreife  Sorten  gedeihen  noch  im 
Weinklima  und  in  Nord-Deutschland  auf  sich  leicht  erwärmenden 
Böden,  z.  B.  humosem  Sandboden,  bis  zum  53.^  n.  Br. 

Als  Pflanze  des  Eontinental-Elimas  erträgt  sie  ganz  vorzüglich 
die  Dürre. 


Bodem 

In  den  wärmeren  Elimaten  wächst  die  Hirse  auf  den  von  Natur 
reichen  Lehmböden  am  besten,  im  kälteren  gemässigten  Elima  da- 
'  gegen  auf  den  leichteren,  warmen  Böden,  daher,  je  mehr  sich  die 
Hirse  den  Grenzen  ihres  Anbaues  nähert,  die  physikalische  Be- 
schaffenheit des  Bodens  um  so  sorgsamer  zu  überwachen  ist  Der 
geeignetste  Boden  würde  hier  ein  in  guter  Dungkraft  stehender 
leichter,  lockerer,  humoser,  lehmiger  Sand*  oder  Haideboden,  also 
ein  Roggenboden  L  oder  IL  Elasse  sein. 

Auf  den  bindigen,  eisenschüssigen  Thonböden,  oder  den  kalten, 
nicht  gehörig  entwässerten  Bruch-  und  Moorböden  wächst  sie  gar 
nicht;  auch  sagen  ihr  die  Ealk-  und  Mei^lböden  wenig  zu. 


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884  Besonderer  Teil. 

Dünsnig. 

Die  Hirse  ist  eine  Krumepflanze  mit,  wenigstens  bei  der  Mehr- 
zahl der  Sorten,  relativ  kurzer  Vegetationsperiode  und  setzt  dies 
yorans,  dass  der  Boden  ,,alte  Kraft''  also  fertige  Pflanzennahning  in 
reichliehem  Masse  besitzen  muss,  wenn  sie  gedeihen  soll.  Aus  diesem 
Grunde  liebt  die  Hirse  auch  sich  zersetzende  Grasnarbe,  Neuland 
und  Kleedresch,  weil  diese  ihr  leicht  aufnehmbare  Nahrung  in  ge- 
nügender Menge  zur  VerfUgung  stellen,  ebenso  nährstoffreichen  Kom- 
post oder  stark  treibende  stickstoffhaltige  Dtlngemittel,  wie  Guano, 
Chilisalpeter,  Anmioniaksuperphosphat,  Schafpferch  und  Fedenrieh- 
mist  Eine  starke  Stickstoffdüngung  erhöht  den  Ertrag  bedeutend, 
ohne  die  Qualität  zu  schädigen  oder  Lagern  heryorzumfen. 

Eine  Stallmistdttngung  yerwendet  man  zur  Hirse  niemals  direkt, 
sondern  düngt  die  Vorfrucht. 


Friehtfolge. 

Die  Hirse  beansprucht  einen  nährstoffreichen  und  von  Unkräu- 
tern freien  Boden,  weshalb  als  Vorfrüchte,  Hackfrüchte,  umgebrochenes 
Gras-  oder  E^eeland  und  gut  gedüngte  Wintergetreide  den  Vorzug 
verdienen. 

Die  besten  Vorfrüchte  sind  jedenfalls  stark  gedüngte  und  gut 
bearbeitete  Kartoffeln,  und  dicht  stehender  roter  Klee,  welcher  die 
Ackerkrume  nicht  nur  durch  seine  Stoppel-  und  Wurzelrückstände 
bereichert,  sondern  auch  ihre  physikalische  Beschaffenheit  günstiger 
gestaltet. 

Da  die  Aussaatzeit  verhältnismässig  spät  erfolgt,  so  lassen  sich 
im  Weinklima  auch  Zwischenfrüchte,  wie  Inkarnatklee  oder  Grün- 
futterroggen anbauen. 

Zuweilen  wird  die  Hirse  auf  leichtem  Boden,  da  sie  der  Dürre 
vortrefflich  widersteht,  auch  im  Gemenge  mit  Wickhafer,  Buchweizen, 
Lupinen  oder  Mais  ausgesäet 

Die  Hirse  entzieht  dem  Boden  sehr  viel  Nährstoffe,  weshalb 
ungedüngte  Nachfrüchte  sehr  schlecht  geraten,  am  besten  gedeiht 
noch  der  Roggen. 


Bodenbearbeitung. 

Die  Hirse  verlangt  zu  ihrem  Gedeihen  einen  lockeren,  unkraut- 
freien Boden,  daher  es  rätlich  erscheint,  sofort  nach  der  Ernte  der 
Vorfrucht,  wenn  diese  Getreide  war,  die  Stoppeln  umzubrechen  und 


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Aussaat  der  Bispenhirse.  885 

vor  Winter  noch  einmal  tief  zn  pflügen,  im  Frtthjahr  wird  der  Boden 
abgeeggt  oder  noch  einmal  gegrubbert.  Nach  Hackfrüchten  gibt 
man  vor  Winter  gern  noch  eine  tiefe  Fnrche,  eggt  im  Frühjahr  das 
Land  ab,  grubbert,  eggt  und  walzt.  Bei  Zwischenfrüchten  genügt 
eine  Furche.  Der  Kleedresch  wird  zweckmässig  zeitig  im  Herbst 
geschält  und  gewalzt,  darauf  vor  Winter  die  Narbe  tief  untergepflügt 
und  im  Frühjahr  zur  Saat  geeggt  und  gewalzt. 

Jedenfalls  ist,  bei  der  Kleinheit  der  Samenkörner,  das  Saatland 
möglichst  fein  zu  präparieren. 


Anssaat. 


Im  tropischen  Afrika  wird  die  Rispenhirse  bei  Beginn  der 
Regenperiode  Anfang  Juli  bis  Mitte  Juli,  und  im  nördlichen  Indien^) 
im  Oktober,  im  südlichen  Ende  Mai  und  Anfang  Juni  gesäet.  In 
Aegypten  fällt  die  Aussaat  nach  dem  Fallen  des  Nils  in  die  Sommer- 
periode, also  wie  in  der  wärmeren  gemässigten  Zone  in  den  April. 

Die  Aussaatzeit  in  der  kälteren  gemässigten  Zone  richtet  sich 
nach  dem  Auftreten  der  Frühjahrsfröste  sowie  nach  der  Bodenerwär- 
mung, da  es  sich  empfiehlt,  die  Hirse  nicht  früher  zu  säen,  bis  die 
Bodentemperatur  12—15^  C.  erreicht  hat;  demzufolge  säet  man  im 
Weinklima  Anfang  Mai  und  nördlich  von  dieser  Zone  von  Mitte  Mai 
bis  Anfang  Juni  und  selbst  erst  Mitte  Juni.  Selbstverständlich  sind 
bei  dieser  späten  Anssaat  nur  die  frühreifsten  Sorten  zu  wählen. 

Zur  Benutzung  als  Grünfntter  lässt  sie  sich  zur  Erzielung  eines 
immer  frischen  Futters  in  14-tägigen  Perioden  noch  bis  Anfang 
August  aussäen. 

In  Poppeisdorf  entfielen  durchschnittlich  15.5  Millionen  Samen- 
kömer  auf  1  hl  (=  77  kg),  und  da  im  Mittel  3.7  Millionen  Pflanzen 
pro  ha  wuchsen,  ergab  sich  eine  mittlere  absolute  Saatmenge  von 
0.24  hl  (=  18.5  kg),  bei  Drillsaat  (20  cm)  von  0.33  hl  (=  25.66  kg), 
bei  Breitsaat  von  0.42  hl  (=  32.34  kg). 

Die  nebenstehende  Saattabelle  (Seite  886)  gibt  den  Saatbedarf 
pro  ha  für  alle  in  Poppeisdorf  kultivierten  Varietäten  an. 

Die  Aussaat  darf  nicht  auf  feuchtem  Boden,  der  schmiert,  ge- 
schehen, weil  die  Hirse  dies  durchaus  nicht  verträgt,  auch  dürfen 
die  Samenkörner  nur  1— 2.5  cm  tief,  je  nach  der  BodenbeschafFenheit, 
und  zwar  auf  leichtem,  trocknem  Boden  am  tiefsten,  untergebracht 
werden,  zu  dem  Ende  ist  das  Feld  zur  breitwürfigen  Saat  tüchtig 
vorzueggen,  ev.  zu  walzen,  worauf  entweder  mit  der  Säemaschine 


1)  Royle,  Illostr.  of  bot.  of  the  Himalaya  and  Gashmere  1889  p.  418. 

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866 


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Pflege,  Ernte,  AnsdniBeli  und  Anfbewalimng  der  Bispenhirse.     887 

oder  mit  der  Hand  über  Krenz  die  Aussaat  erfolgt,  worauf  die 
Samenkörner  mit  leichten  hOkemen  oder  eisernen  Eggen  unterge- 
bracht werden. 

Am  meisten  empfiehlt  sich  jedoch  die  Drillknltnr,  indem  nicht 
allein  das  Ausreifen  gleichmässiger  erfolgt,  sondern  sich  auch  der 
Ertrag  nadi  Quantität  und  Qualität  höher  stdlt,  ausserdem  wird  die 
Arbeit  des  Jätens  nicht  selten  vollkommen  erspart,  sobald  die  Drill- 
reihen zum  Behacken  genttgend  weit  gestellt  werden.  Zu  diesem 
Zweck  sind  Entfernung  yon  20—30  cm  zu  geben,  welche  sich  aber 
für  die  grössten  Sorten  auf  60 — 70  cm  erweitem  können. 


Pflege. 

Nach  der  Aussaat  hat  man  zuvörderst  darauf  zu  achten,  dass 
der  Acker  an  seiner  Oberfläche  nicht  verkrustet,  weil  dies  ein 
ungleichmässiges  Auflaufen  und  einen  ungleichen  Stand  nach  sich 
zieht,  weshalb  mittels  kannelierter  oder  Ringelwalzen  die  Kruste  recht- 
zeitig zu  brechen  ist. 

Femer  wird  die  Hirse  wegen  ihres  langsamen  Wachstums  in 
der  ersten  Vegetationszeit  sehr  leicht  durch  Unkraut  unterdrückt, 
wenn  man  nicht  im  Kleinbetriebe  durch  Jäten  nach  dem  Erscheinen 
des  zweiten  Blattes,  und  im  Grossbetriebe  durch  nochmaliges  Eggen, 
sobald  die  junge  Pflanze  3 — 4  Blätter  entwickelt  hat,  und  bei  Drill- 
kultur durch  mehrmaliges  Hacken  bis  kurz  vor  dem  Schossen  das 
Unkraut  entfernt. 

Bei  ktlnmierlichem  Stande  lässt  sich  auch  mit  Hülfe  stickstoffhal- 
tiger schneUwirkender  Kop^dttnger  ein  besseres  Erateresultat  erzielen. 


Ernte,  Ausdrusch  und  Aufbewahrung. 

Der  zweckmässigste  Beifezustand  scheint  bei  dem  ungleichen 
Reifen  und  leichten  Ausfsdlen  der  Hirse  gekommen  zu  sein,  sobald 
Stengel  und  Blätter  sich  gelb  färben  und  die  Mehrzahl  der  Kömer 
die  charakteristische  Färbung  der  Sorte  angenommen  hat. 

Im  tropischen  Afrika  tritt  die  Ernte  in  der  Regel  Mitte  November 
bis  Ende  December,  im  nördlichen  Indien  im  Februar,  im  südlichen 
Anfeng  September,  in  der  wärmeren  gemässigten  Zone  im  Juli  und 
August,  und  schliesslich  in  der  kälteren  gemässigten  Zone  im  August 
und  September  ein. 

Zur  Grünfuttergewinnung  mähet  man  sie  am  zweckmässigsten 
vor  der  Blüte,  weil  sie  dann  die  grösste  Masse  verdaulicher  Substanz 
liefert,  und  unter  Umständen  noch  einen  zweiten  Schnitt  abwirft. 

Die  reife  Hirse,  deren  Stroh  immer  noch  viel  Vegetationswasser 


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888 


Besonderer  TeiL 


enthält,  wird  entweder  mit  der  Sichel  und  Sense,  oder  mit  einer 
Mähemaschine  abgemäht,  dann  am  besten  sofort  gedroschen  und  das 
Stroh  in  Garben  gebunden  zum  Nachtrocknen  aufgestellt,  oder  man 
lässt  die  gemähte  Hirse  ^)  1—2  Tage  auf  dem  Schwad  abwelken, 
bindet  sie  dann  in  Garben  auf  und  fährt  sie  in  grosse  Feimea  zu- 
sammen. In  diesen  erwärmt  sie  sich  und  färbt  sich  braun  (Braunheu), 
die  Körner  lassen  sich  dann  leicht  ausdreschen  und  können  za  Er- 
nährungszwecken, jedoch  nicht  zur  Saat  verwandt  werden. 

Das  Einfahren  der  reifen  Hirse  geschieht  zweckmässig,  zur 
Vermeidung  von  Kömerverlusten,  auf  mit  Piantttchem  ausgeschlagenen 
Wagen. 

Die  ausgedroschenen  noch  frischen  Hirsekörner  sind  im  warmen 
Klima  nach  der  Ernte  sehr  sorgfältig  in  dünnen  Lagen  an  der  Sonne 
zu  trocknen,  während  sie  im  kälteren,  gemässigten  Klima  am  besten 
mit  Spreu  vermischt,  auf  einem  luftigen  Speicherraum  dttnn  aofge- 
schüttet  und  häufig  umgerecht  werden,  damit  sie  schnell  austrocknen 
und  nicht  verderben. 


Erträge  nnd  Nalirnngsbestandteile. 

Die    Erträge    der   Rispenhirse    stellen    sich    im    Allgemeinen 
wie  folgt: 


Min. 

Max. 

Mittel 

Körner  (1  hl  k  77  kg)    . 

8  hl 

86  hl 

20  hl 

Stroh 

1000  kg 

4000  kg 

2500  kg 

Spreu 

90  kg 

850  kg 

225  kg 

Nach  Block  ^)  gibt  die  Hirse  in  4  Jahren  im  kälteren  gemäs- 
sigten Klima  3  ziemlich  vollkommene  Ernten,  welche  sich  durch- 
schnittlich auf  17  hl  (=  1312  kg)  Korn  und  1800  kg  Stroh  stellen, 
doch  lassen  sich  innerhalb  des  Weinklimas  unter  sonst  gtlnstig^ 
Kulturverhältnissen  bis  zu  30  hl  Korn  und  3000  kg  Stroh  aufbringen, 
während  sich  fttr  das  wärmere  gemässigte  Klima  Erträge  von  30  bis 
35  hl  pro  ha  ergeben. 

Der  Grünfutterertrag  berechnet  sich  auf  10.000— 15.000  kg  p.  ha- 


1)  Vergl.  Sprengel,  a.  a.  0.  pg.  268. 

2)  A.  a.  0.  I.  pg.  98. 


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BenntzTiiig  der  Bispenhirse. 
Die  Körner  enthalteii  an  Nährstoffen: 


889 


Trocken- 

Stickstoff- 

Fett 

N-freie 

Holz- 

Asche 

Bubstanz. 

Substanz. 

Extraktst. 

faser 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proa 

Proc. 

Proc. 

Minimum 

86.0 

10.9 

8.0 

56.9 

6.4 

— 

Maximum 

86.9 

14.6 

8.4 

59.1 

18.1 

— 

Mittel 

86.5 

12.7 

8.8 

58.0 

9.5 

8.0 

Nach  Horky  und  Klose  beträgt  das  Spelzengewicht  im  Mittel 
16.8  Proc,  wobei   zu  bemerken  ist,   dass  das  Spelzengewicht  der 
Hirsen  der  wärmeren  E[limate  am  geringsten  ist. 
Nach  yon  Bibra  enthalten: 

Hirsemehl  Geschälte  Hirse 

Wasser      .  ^ 10.30  Proc.  12.22  Proc. 

Albumin 0.55    „  0.87    „ 

Pflanzenleim 3.36    „  3.40    „ 

Kaseto 0.30    „  0.50    „ 

in  Wasser  and  Alkohol  lösliche 

N-haltige-Substanz  ....      5.91    „  5.50    „ 

Gummi       10.60    „  9.13    „ 

Zucker 1.30    „  1.80    „ 

Fett 8.80    „  7.53    „ 

Stärke  und  Verlust    ....    58.88    „  59.15    „ 


Benutzung. 

Das  Korn  wird  auf  besonderen  Mtthlyorrichtungen  geschält  und 
als  Grütze  verwandt,  wobei  dem  Volumen  nach  50  Proc.  und  dem 
Gewichte  nach  40  Proc.  verloren  gehen,  doch  lässt  sich  diese  Grtttze 
nicht  lange  Zeit  aufbewahren. 

Die  Hirse  ist  sehr  nahrhaft,  aber  etwas  schwer  verdaulich, 
auch  kann  sie  vermählen,  nicht  allein,  sondern  nur  nach  Vermischung 
mit  gleich  viel  Weizenmehl  zu  Brot  verbacken  werden. 

Femer  dienen  die  Kömer  als  Mastfutter  fSr  Geflügel  und  das 
Grflnfutt^r  zur  Emähmng  des  Rindviehs,  wodurch,  weil  ein  gutes 
Milchfutter,  auf  leichtem  Sandboden  die  Durchftthmng  der  Sommer- 
stallftittemng  unterstützt  wird.  Das  Stroh  ist  geschätzter  als  Gersten- 
stroh. 

Der  Preis  der  Hirse  hält  sich  meist  höher  als  der  des  Weizens. 


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Eolbenhirse. 

Panicnm  italicum  L. 

Einteilung. 

äfvppe  L    Mtximn  AI.    Grosse  Eollmihirse. 

Varietät:  Panicnm  italicum  lobatnm  Ecke. 
Grosse  gelappte  italienische  Kolbenhirse. 

Kspenähre:  gelb,  mit  langen  sohmalen  Seitenzweigen,  sehr  lappig,  sehr 
gross,  24  cm  lang,  4  cm  breit,  Seitenzweige  3 — 4  cm  lang;  Borsten  ziem- 
lich lang  (1  cm),  grünlich.  —  Stroh:  schmntzig-gelbgrün,  sehr  lang, 
blattreich,  markig.  —  Scheinfrucht:  gelb,  matt,  gdhindet,  ziemlich  gross 
(2V2  mm  lang,  2  mm  breit). 

Zahl  der  Schösslinge  2.5,  Halmlänge  150  cm,  Blattzahl  10,  Ge- 
sammtfl&che  einer  mittleren  Pflanze  1500  qcm. 

Sehr  spät,  in  110  Tagen  schossend  und  blühend,  nach  160  Tagen 
notdürftig  reifend. 

Auf  1ha  wächst  1  Million  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat^an- 
tum,  da  27  Millionen  ScheinMchte  auf  1  hl  (=73  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.05  hl. 

Diese  Varietät  ist  eine  Parallelform  von  P.  it.  gigas  Kcke.,  und  soll 
ihre  ursprüngliche  Heimat  Ostindien  sein. 

Wir  erhielten  davon  eine  Sorte  von  Professor  Dein  in g er  in  Ungar.- 
Altenburg  als  Setaria  germanica  Xr.  41. 

Nur  für  ein  warmes  Klima  geeignet. 

Varietät:  Panicum  italicum  longisetum  Doli. 
Grosse  langborstige  Kolbenhirse  mit  gelben  Samen« 

Bispenähre:  grünlich-gelb  bis  orangegelb,  etwas  lappig,  fnchsschwanz* 
artig,  sehr  lang,  15  cm  lang  (Max.  25  cm)  2.3  cm  breit,  dicht;  nickend^ 
sehr  reichsamig;  Aehrohen  von  den  Hül^orsten  weit  überragt,  letztere 
grün,  bis  1.5  cm  und  darüber  lang.  —  Stroh:  gelbgrün,  blattreich,  sohilf- 
artig,  meist  markig.  —  Scheinfrucht:  gelb,  rundlich,  verhältnismässig 
gross    (2Y2  mm  lang,  2  mm  breit),  glatt. 

Halme  gelbgrün,  Ton  der  Blattscheide  fast  ganz  umschlossen,  Blatt 
rauh;  Bestechung  mittelstark,  2.5  Schösslinge;  der  Halm  mittlerer  Pflan- 
zen 124  cm  lang,  Blattzahl  8,  &esammtfläche  964  qcm  pro  Halm. 


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Eolbenhirsesorten. 


«ai 


Dorobsolmittlioli  entwickelten  sich  die  Pflanzen,  weil  es  ihnen  an 
Wärme  in  Poppeisdorf  fehlte,  nnr  kümmerlich,  weshalb  wir  von  den  hier 
gebauten  Sorten  dieser  Varietät  in  Nachfolgendem  eine  üebersioht  des 
Habitns  der  grössten  nnd  kräftigsten  Pflanzen  bringen  wollen. 


Chrosse 

Setaria  ita- 

lanffborstige 
Kou>enhir8e 

lioa  major 

Paniso  del 

Panis 

lonfifiseta 
h.  Heidel- 

Talles 

Llano  del 

mit  gelben 

Cataloüa. 

Llobregat. 

Samen. 

berg. 

146 

185 

115 

115 

0.7 

0.B 

0.6 

0.6 

8 

7 

9 

9 

84.4 

28 

88 

80 

1.0 

2 

1.5 

L5 

880.64 

784 

891 

810 

821.20 

202.5 

207 

207 

1201.84 

986.5 

1098 

1017 

21 

25 

15 

15 

2 

1.8 

8 

8 

1876 

1877 

1881 

1881 

Halmlänge cm 

Hafandicke cm 

Blatizahl cm 

Blattlänffe cm 

Blattbreite  ....  cm 
Grösse  d.  Blattfläche  .  qcm 
„  „  Halmfläche  .  qcm 
,,  »,  Gesammtflächeqcm 
Bispenlänge  ....  cm 
Ansahl  der  Sohossliage 
Jahr  der  Untersuchung 


Sehr  spät,  in  96  Tagen  schossend  und  blühend,  nach  140  Tagen 
sehr  notdürftig  reifend. 

Auf  1  ha  wachsen  1.4  Millionen  Pflanzen,  und  beträgt  das  Saat- 
guantnm,  da  26.9  Millionen  Samen  auf  1  hl  (=  73  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.07  hL 

Nach  Metzger  (Landw.  Pflanzenkunde.  1841  pg.  195),  soll  sie  in 
Süd-Carolina  2.6 — BSm  hoch  werden.  Soll  wild  in  Indien  vorkommen; 
kultiviert:  in  Italien,  Süd-Carolina,  in  der  Gegend  von  Genf^  im  Eanton 
Waadt  und  im  südlichen  Frankreich. 

Wir  erhielten  die  vollkommen  identischen  Formen  ,J^aniso  de 
valles,  Catalufia  und  Panis,  Llano  del  Llobregat  dureh  Ant  Cipr.  Costa, 
aus  Barcelona,  so  dass  diese  Varietät  innerhalb  der  wärmeren  gemässigten 
Zone,  also  im  südlichen  Europa  anzutreffen  ist. 

Selbst  für  Süd-Deutschland  kann  sie  wegen  ihrer  Ertragsunsicher- 
heit in  kühlen,  feuchten  Sommern  einen  Wert  kaum  beanspruchen. 


Varietät:  Panicmn  italicnm  califomicum  Koke. 

Kalifornische  Eolbenhirse. 

Franz.:  Moha  de  Hongrie  vert  de  Califomie. 

Ital.:  Miglio  verde  di  California. 

Bispenähre:  grün,  aufrecht,  etwas  nickend,  etwas  lappig,  waMich, 
10  cm  (Max.  18  cm)  lang,  1.5  cm  (Max.  2  cm)  breit;  Borsten  grün,  mittel- 
lang. —  Stroh:  gelbgrün,  blattreich,  kräftig,  lang.  —  Scheinfrucht: 
Ueieh-gräulich-gelb,  unter  der  Lupe  oft  gefleckt,  fein  querrunzelig,  etwas 
spitzlidi,  gross  (3  mm  lang,  2  mm  breit). 

Habne  gelbgrün,  Zahl  der  Schösslinge  3. 

Mittlere  und  grösste  Halme  zeigen  folgenden  Habitus: 


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892 


Besonderer  Teil. 

Mittel 

Maximum 

Halmlänge 

110  cm 

150  cm 

Halmdicke 

0.4  cm 

0.46  cm 

Blattzahl 

8 

8 

Blattlänge 

25  cm 

34.63  cm 

Blattbreite 

1  em 

1.86  cm 

Blattfläche 

400  qcm 

793.44  qcm 

Halmfläohe 

132     „ 

217         „ 

Gesammtfläche 

532     „ 

1010.44    „ 

Ausserdem  fanden  sich  am  grössten  Halm  noch  3  Seitensprossen 
mit  einer  Gresammtfläcbe  von  274.3  qcm,  so  dass  sich  die  GhesammtflSche 
des  grössten  Halmes  auf  1284.74  qcm  stellt. 

Zeitig,  in  75  Tagen  schossend  und  blühend,  nach  118  Tagen  reifend. 

Auf  1  ha  wachsen  2.5  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  25.9  Millionen  Samen  auf  1  hl  (=  77  kg)  entfallen,  bei 
Breitsaat  0.13  hl  pro  ha. 

Diese  Pflanze  ist  weit  kräftiger  und  gibt  mehr  Futter  als  der 
Mohär,  weshalb  sich  ihr  Anbau  im  Steppenklima  und  auf  leichtem  Boden 
empfiehlt. 

In  neuerer  Zeit  wird  sie  häufig  in  Italien  zur  Futterprodoktion 
gebaut. 

Varietät:  Panicum  italicnm  erythrospermum  Ecke. 

Grflnborstige  rotkSmige  Kolbenhirse. 

Bispenähre:  reif  rotgelb,  sich  nach  der  Spitze  kolbig  verdickend, 
14  cm  (Max.  27  cm)  lang,  2  cm  dick,  die  grossen  nickend;  Borsten 
an  der  Spitze  der  Bispe  meist  hellfuchsig,  sonst  grün,  1.5  cm  lang.  — 
Stroh:  gelb  bis  orange,  ziemlich  blattreich,  mittellang,  markig.  —  Schein- 
frucht: orangerot,  aber  dunkler  als  bei  P.  it.  aurantiacum,  unreif  gelb, 
klein  (2  mm  lang,  IV2  ^ni  breit). 

Anzahl  der  Schösslinge  2.2,  Halme  gelbgrün,  110  cm  (Max.  122  cm) 
lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  8,  Blätter  24.6  cm  lang,  1.3  cm  breit,  Blatt* 
fläche  511.68  qcm,  Halmfiäche  132  qcm,  G-esammtfläche  643.68  qcm. 

Zeitig,  in  75  Tagen  schossend  und  blühend,  nach  113  Tagen  reifend. 

Auf  1  ha  wachsen  2.5  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  32.6  Millionen  Samen  auf  1  hl  (=  77.5  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.11  hl,  bei  Breitsaat  0.14  hl  pro  ha. 

Die  Frühreife  dieser  Hirse  erlaubt  noch  ihre  Kultur  im  südlichen 
Deutschland. 

Eörnicke  erhielt  sie  1873  als  S.  it.  major  und  breviseta  aus  h. 
Heidelberg. 

Varietät:  Panicum  italicom  rubrum  Koke. 

Brannborstige  rotkondge  Kolbenhirse. 

Bispenfthre:  rot  bis  orange,  walzlich,  weniger  lappig,  dicht,  meist 
aufrecht,  mittellang,  14  cm  (Max.  18  cm)  lang,  1.8  cm  (Max.  2  cm)  breit; 
Borsten  im  jungen  und  reifen  Zustande  braun,  kurz,  6 — 7  mm  lang« 
länger  und  dichter   als   bei  aurantiacum.   —  Stroh:    schmutzig-gelbgrün, 


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Kolbenhirsesorten.  893 

unter  mittellang,  ziemlich  hlattreich,  markig.  —  Scheinfrucht :  hellorange- 
rot,  doch  dunkler  als  bei  P.  it.  aurantiacum,  grösser  als  bei  den  übrigen 
rotfrüchtigen  Sorten  (3  mm  lang,  2  mm  breit),  gerundet. 
Zahl  der  Schösslinge  3,  Halme  gelbgrtin. 
Die  mittleren  und  grössten  Halme  zeigten  folgenden  Habitus: 

Mittel  Maximum 

Ualmlänge  92  cm  115  cm 

fialmdicke  0.43  cm  0.56  cm 

Blattzahl  8  8 

Blattlänge  29  cm  39.37  cm 

Blattbreite  1.3  cm  1.67  cm 

Blattfiiäche  603.2  qcm         1052  qcm 

Halmfläche  108       „  196  % 

Gesammtfläche        711.2    „  1248    „ 

Mittelfrüh,  in  80  Tagen  schossend  und  blühend,  nach  121  Tageu 
reifend. 

Auf  1  ha  wachsen  1.7  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  28.5  Millionen  Samen  auf  1  hl  (=  73  kg)  entfallen,  bei 
Breitsaat  0.11  hl,  bei  Drillsaat  0.08  hl  p.  ha. 

Die  Kultur  dieser  Hirse  ist  noch  in  warmen  Lagen  im  Weinklima, 
möglich. 

Varietät:  Panicmn  italicum  nigrum  Kcke. 

Grosse  sehwarze  Kolbenhirse. 

Franz.:  Panis  noir. 

Bispenähre:  dunkel-grüngelb,  sich  nach  der  Spitze  kolbig  verdickend,, 
mittellang,  10  cm  (Max.  17  cm)  lang,  an  der  dicksten  Stelle  2  cm  breit, 
grössere  nickend;  Borsten  1  cm  lang,  unreif  grün,  reif  bräunlich  oder 
etwas  fachsig.  —  Stroh:  schmutzig-grüngelb,  blattreich,  doch  feinhalmig. 
—  Scheinfrucht:  unreif  gelb,  reif  schwarz,  d.  h.  unter  der  Lupe  schwarz- 
braun oder  auf  gelbem  Grunde  schwarzbraun  gefleckt,  fein  querrunzelig,, 
mittelgross  (2  mm  lang,  1.5  mm  breit). 

Zahl  der  Schösslinge  2,  Halme  gelbgrün,  90  cm  (Max.  110  cm)- 
lang,  0.33  om  dick,  Blattzahl  9,  Blattlänge  22.7  cm,  Blattbreite  0.9  cm, 
Blattfläohe  475.74  qcm,  Halmfläche  89.10  qcm,  Gesammtfläche  564.84  qcm. 

Zeitig,  in  75  Tagen  schossend  und  blühend,   in  112  Tagen  reifend. 

Auf  1  ha  wachsen  3.5  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  33  Millionen  Samen  auf  1  hl  (=  75  kg)  entfallen,  bei  Drill- 
saat 0.13,  bei  Breitsaat  0.18  hl  pro  ha. 

Eörnicke  erhielt  sie  1867  aus  Üngar.-Altenburg  als  grosse  Kol- 
benhirse aus  Ungarn. 

In  iliren  Eigenschaften  gleicht  sie  dem  Mohär. 

Varietät:  Panicum  italicum  brevisetum  Doli. 
Kleinere  knrzborstlge  Kolbenhirse. 

Rispenähre:  grünlich-gelb,  lappig,  kleine  Rispen  aufrecht,  grosse 
nickend,  dicht;  Hüllborsten  bräunlich,  wenig  zahlreich,  von  den  Aehrchen 
überragt,  daher  wenig  bemerkbar.    Rispe  11  cm  (Max.  22  cm)  lang,  1.7  cm 


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894 


Besonderer  Teil. 


(Max.  2  cm)  breit.  —  Strob:  gelbgrttn,  blattreicb,  mittellang,  kräftifp, 
fast  markig.  —  Scheinfracbt:  blassgelb,  mittelgross  (2Vamm  lang,  2  mm 
breit),  gerundet. 

Zahl  der  Schösslinge  1.5;  Halme  gelbgrün,  110  cm  (Haz.  165  om) 
lang,  0.44  cm  dick,  Blattzahl  9,  Blätter  22  cm  lang,  1.2  om  breit,  Blatt- 
fläche 475.2  qcm,  Halmfläche  141.9  qcm,  Oesammtfläche  617.1  qcm. 

In  Poppeisdorf  wurden  3  Sorten  kultiviert,  von  denen  die  grdssten 
Halme  folgenden  Habitus  aufwiesen: 


Maximum : 

Eolbenhirse 
aus  New-York, 

Setaria  pumila. 

Kleine 

Eolbenhirse  ohne 

Borsten. 

• 
Halmlänge 
Halmdicke 
Blattzahl 
Blattlänge 
Blattbreite 
Blattfläohe 
Halmfläche 

147  cm 
0.5  cm 
9 
26.66  cm 
1.41cm 
676.62  qcm 
220.5  qcm 
897.12  qcm 

165cm 
0.5  cm 
9 

29.55  cm 

1.57  cm 

885.02  qcm 

201.70  qcm 

1036.72  qcm 

145  cm 
0.48  om 
10 

27.7  cm 

1.4  cm 

775.6  qom 

187.0  qom 

962.6  qom 

Zeitig,  in  75  Tagen  schossend  und  blühend,  nach  113  Tagen  reifend. 

Auf  1  ha  wachsen  3.5  Millionen  Pflanzen,  mithin  betrögt  das  Saat- 
quantum, da  32.9  Millionen  Samen  auf  1  hl  (==  75  kg)  entfallen,  0.13  hl 
bei  Drillsaat  und  0.18  hl  bei  Breitsaatw 

Xur  für  wärmeres  £ontinental-Elima  geeignet. 

Snbvar.:  maximnm  Kcke. 


OrftBsere  knrzborstlge  Eolbenhirse. 

üispenähre:  grünlich-gelb,  lappig,  nickend,  dicht,  gross,  20  om  lang, 
2.5  cm  dick,  Hüllborsten  bräunlich,  kurz,  wenig  bemerkbar.  —  Stroh: 
gelbgrün,  sehr  lang,  kräffcig,  sehr  blattreich,  markig.  —  Scheinfrucht: 
hellgelb,  gross  (2Y2  mm  lang,  2  mm  breit),  gerundet. 

Zahl  der  Schösslinge  1.2;  Halme  170  om  lang,  0.8  cm  dick,  Blatt- 
zahl 18,  Blätter  35.5  om  lang,  8  cm  breit,  Blattfläohe  2544  qcm,  Hahn- 
fläche  408  qom,  Gesammtfläche  2952  qcm. 

Spät,  in  110  Tagen  schossend  und  blühend,  erst  nach  160  Tagen 
notdürftig  reifend. 

Auf  1  ha  wächst  1  Million  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saatquan- 
tum,  da  26.6  Millionen  Samen  auf  1  hl  (=  73  kg)  ent&Uen,  bei  Drill- 
saat 0.05  hl,  bei  Breitsaat  0.07  hl  pro  ha. 

Diese  Hirse  wurde  aus  Ifinhos,  Portugal  durch  Jul.  Henriques 
aus  Col'mbra  eingesandt,  und  eignet  sich  nur  für  warme  Klimate. 

Snbvar.:  insigne  Kcke. 

Grosse  knrzborstlge  Eolbenhirse  mit  gelben  Samen. 

Bispenähre:  grünlich-gelb,  lappig,  nickend,  ausserordentlich  groae 
(30  cm  lang,  4  cm  breit) ;  Borsten  sehr  kurz,  wenig  zahlreich,  daher  yersohwin- 


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Eolbenhirsesorten. 


895 


dend.  —  Stroh:  schmutzig-gelbgrün,  sehr  kr&ftig,  blattreich,  markig.  — 
Schein^oht:  grünlioh-gelb  bis  blassgelb,  überall  feinnmzelig,  gerundet, 
yerhältnismässig  gross  (3  mm  lang,  2  mm  breit). 

Halme  nnd  Blätter  gelbgrtin,  bestockte  sich  in  Poppeisdorf  nicht. 
Halme  150  cm  lang,  1.1  cm  dick,  Blattzahl  13,  Blätter  41  cm  lang, 
2.63  cm  breit,  Blattoberfläche  2804.1  qcm,  Halmfläche  495  qcm,  Oesammt- 
fläohe  3299.1  qcm. 

Sehr  spät,  in  120  Tagen  schossend  und  blühend,  erst  nach  165 
Tagen  konnten  einige  notreife  Scheinfirüchte  geemtet  werden. 

Anf  1  ha  wächst  1  Million  Pflanzen,  da  25.6  Millionen  Schein- 
früchte anf  1  hl  (3=  73  kg)  entfallen,  so  beträgt  das  Saatqnantnm  bei 
Drillsaat  0.05  hl. 

Wir  erhielten  diese  Hirse  als  „Millet  d'Italie"  von  der  Fürstin  Wied 
ans  Rumänien. 

Zu  ihrer  Ausreife  verlangt  sie  heisse  Sommer,  bringt  daher  erst  im 
wärmeren,  gemässigten  Elima  befriedigende  Ernten. 

Verietät:  Panicnm  italicum  aurantiacnm  Ecke. 
Orangenfarbige  Eolbenhirse. 

Franz.:  Panis  orange. 

Bispenähre:  rot,  sehr  lappig,  ziemlich  dicht,  nickend;  Borsten  braun, 
kurz,  5 — 6  mm  lang,  spärlich.  —  Stroh:  gelbgrün  oder  orangefarben, 
ziemlich  kurz,  ziemlich  blattreich,  markig.  —  Scheinfrucht:  orangerot, 
heller  als  P.  it.  erythrospernnim,  unreif  gelb,  spitzlich,  sehr  klein  (2  mm 
lang,  1.05  mm  breit). 

Angebaut  wurden  4  Sorten,  die  sich  im  Habitus  wie  folgt  unter- 
schieden : 


1 

Mittlerer  Halm 

Setaria  brevi- 
folia  Jahn 

Setaria  ita- 

Panicum 

Setaria 

h.  Dresden  1872. 

lica  var. 
dilatata  von 

eriogonum, 
Algier,  von 

persica 
von  Haaffe 
&  Schmidt, 

Erfurt. 

Haage  & 

der  Wiener 

Mittl. 

Grösster 

Schmidt, 

Ausstellung 

Halm 

Halm 

Erfurt  1870. 

1878. 

Bispenlän^e    . 

.    .  cm 

12 

18 

16 

12 

17 

Bispenbreite 

.  cm 

1.5 

2.5 

1.8 

1.5  • 

2 

Anzahl  der  Schösslinge 

1.8 

2.5 

1 

2 

3 

Habnlänge 
Hahndicke  . 

.    .  cm 

90 

120 

85 

75 

95 

•    .    •  cm 

0.4 

0.6 

0.48 

0.5 

0.6 

Blattzahl    . 

7.8 
28.1 

10 
84.2 

8 
27.5 

10 
28.7 

8 

BlatUänge  . 

.    .  cm 

0 
82 

Blattbreite 

.       cm 

1.6 

1.66 

1.67 

1.3 

1.6 

Blattfläche 

qcm 

701.22 

1185.4 

785.2 

616.2 

768 

Hahnfläohe     . 

qcm 

108.0 

226.8 

109.7 

115.7 

171 

Geeammtfläohc 

)    .     qcm 

809.22 

1861.7 

844.9 

781.9 

989 

Mittelfrüh,    in  85  Tagen    schossend   und  blühend,    nach  125  Tagen 
reifend. 


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896  Besonderer  Teil. 

Auf  1  ha  wachsen  2  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Sa&t- 
quantum,  da  38.3  Millionen  Samen  auf  1  hl  (=  75  kg]  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.07  hl,  bei  Breitsaat  0.09  hl  pro  ha. 

Diese  Hirse  eignet  sich  für  das  wärmere  gemässigte  und  subtro- 
pische Klima. 

Varietät:  Panicum  italicum  gigas  Kcke. 

Grosse  Eolbenhirse  ohne  Borsten. 

Rispenähre:  rot,  lappig,  nickend,  ausserordentlich  gross,  bis  25  cm  lang, 
4  cm  dick,  ohne  (d.  h.  mit  sehr  kurzen)  Borsten,  letztere  wenig  zahlreich, 
hell,  nicht  in  die  Augen  fallend.  —  Stroh:  schmutzig-gelbgrün,  blatt- 
reich, markig,  sehr  lajog  und  kräftig.  —  Scheinfrucht  r  orangerot,  ziemlich 
gerundet,  feinrunzelig  auf  allen  Seiten,  dtidurch  von  den  Scheinfrüchten 
des  Panic.  it.  aurantiacum  zu  unterscheiden,  schlecht  ausgebildete  Schein- 
früchte gelb,  gross  (2^2  T^'Oi  lang,  2  mm  breit). 

Hfidm  an  der  Basis  rötlich,  Basis  der  Blattspreite  und  der  Mittel- 
nerv  rot,  sonst  Alles  dunkelgrün.  2.5  Schösslinge  und  ein  Halm  mittlerer 
Grösse  besass  eine  Gesammtoberfläche  von  1511.16  qcm,  während  ein 
Halm  der  grössten  Pflanze  folgenden  Habitus  aufwies;  Halmlänge  155  cm, 
Halmdicke  0.9  cm,  Blattzahl  13,  Blätter  43.3  cm  lang,  1.94  cm  breit, 
Blattfläohe  2184  qcm,  Halmfläohe  438.43  qcm,  Gesammtfläche  2622.43  qcm. 

Sehr  spät,  in  110  Tagen  schossend  und  blühend,  nach  160  Tagen 
erst  notdürftig  reifend. 

Auf  1  ha  wächst  1  Million  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saatqnan- 
tum,  da  27  Millionen  Scheinfrüchte  auf  1  hl  (=  73  kg)  entfallen,  hei 
Drillsaat  0.05  hl. 

Diese  Hirse  eignet  sich  selbst  für  das  Weinklima  nicht  mehr,  son- 
dern gedeiht  nur  in  wärmeren  Klimaten,  so  in  Italien,  Spanien  etc. 


Gruppe  ü.    Germanicnm  Roth.    Kleine  Kolbenliirse  (Moto). 

Varietät:  Panicum  italicum  Metzgerii  Kcke. 

Mohär. 

Syn.:  Kleine  Kolbenhirse  mit  gelben  Samen  aus  Ungarn. 

Franz.:  Moha  de  Hongrie. 

Eispenähre:  bräunlich,  wegen  der  dunkelbraunen  langen  Borsten 
und  braunen  Klappen,  walzlich,  dicht,  aufrecht,  klein,  7.5  cm  (Max.  11  cm) 
lang,  1.2  cm  (Max.  1.8  cm)  breit;  Spindel  und  Bldtenstiel  behaart;  Bor 
sten  lang  (7  mm).  —  Stroh :  gelbgrün,  blattreich,  kurz,  markig.  —  Schein- 
frucht: gelb,  etwas  spitzlich,  klein  (2  mm  lang,  1.5  mm  breit). 

Zahl  der  Schösslinge  2.4;  Halme  gelbgrün,  80  cm  (Max.  127  m) 
lang,  0.28  cm  (Max.  0.33  cm)  dick,  Blattzahl  7.5  (Max.  9),  Blätter  18.9  cm 
(Max.  29.77  cm)  lang,  1.14  cm  (Max.  1.22  cm)  breit,  Blattfläche  323.25  qcm 
(Max.  653.76  qcm),  Halmfläche  97.2  qcm  (Max.  131.72  qcm),  Gesammt- 
fläche 420.45  qcm    (Max.  785.48  qcm);  femer    besass   der   grösste  Hshn 


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Eolbenhirsesorten.  897 

noch  2  HalmsproBsen  von  81  und  58  cm  Länge,  mit  6  resp.  4  Blättern, 
welche  Blattflächen  von  242.6  qcm  und  169.66  qcm  aafwiesen,  mithin 
sich  die  Gesammtfläche  des  gri>8sten  Halmes  anf  1197.74  qcm  steUt. 

Zeitig,  in  80  Tagen  schossend  nnd  blühend,  nach  122  Tagen  reifend. 
Anf  1  ha  wachsen  3.5  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
qnantnm,    da  33.5  Millionen  Samen    anf  1  hl  (=  78  kg)    entfallen,   bei 
Drillsaat  0.15  hl,  bei  Breitsaat  0.19  hl  pro  ha. 

Die  eigentliche  Heimat  des  Mohär  ist  Ungarn,  doch  wird  er  anch 
viel  in  Hlyrien,  Oesterreich  nnd  Italien,  sehr  selten  in 'der  Schweiz,  in 
Sohlesien  nnd  Baden  gebant.  Nach  Frankreich  wurde  derselbe  durch 
Graf  von  Gonrcy  1815,  nnd  durch  Borda  1820  in  die  Umgebung  von 
Metz  eingef&hrt,  letzterer  sandte  von  dem  Samen  an  Yilmorin,  Paris, 
d«r  ihn  namentlich  in  Süd-f^ankreich  auf  den  kalkhaltigen  trocknen 
Lehm-  und  Sandböden  verbreitete. 

In  dem  Steppenklima  Ungarns  bringt  er  selbst  auf  ganz  leichtem 
Boden  sichere  Erträge.  Vom  Mai  ab  bis  Mitte  August  wird  er  breit- 
würflg  zur  Grünfuttererzeugung  ausgesäet,  nnd  da  die  Saatquantität  ge- 
ring, so  kommt  dieselbe  billiger  als  die  des  Maises  nnd  Wickfutters  zu 
stehen.  Er  ist  in  Ungarn  wohl  überall  in  die  Fmchtfolgen  ^)  der  Sand- 
regionen wegen  seiner  relativ  hohen  Erträge  an  Futter  (3600  bis  4500  kg 
Hen  pro  ha)  und  Widerstandsfähigkeit  gegen  Dürre,  wodurch  er  als  sehr 
wesentliche  Stütze  der  Yiehhaltnng  erscheint,  mit  aufgenommen. 

Der  Mohär  sendet  seine  Wurzeln  tief  in  den  Boden,  weshalb  er 
auch  der  Dürre  vortrefflich  widersteht;  so  führt  Vilmorin*)  an,  dass 
bei  der  grossen  Dürre  von  1842,  als  der  grösste  Teil  der  Kulturpflanzen 
verdorrte,  der  Mohär  keinen  Augenblick  zu  vegetieren  aufhörte  und  noch 
8000  kg  reifen  Mohär  p.  ha  lieferte. 

In  Gegenden  mit  kühlen,  feuchten  Sommern  gedeiht  dagegen  der 
Mohär  nicht. 

Im  grünen  Zustande  frisst  das  Vieh  den  Mohär  nicht  gern,  nimmt 
ihn  jedoch  als  Heu  um  so  lieber  an,  je  mehr  sich  die  Pflanzen  ent- 
wickelt haben,  daher  man  zur  Heuwerbung  das  Erscheinen  der  Eispen 
abwartet. 

Wie    sich    die  Nährstoffmengen    in    den  verschiedenen  Yegetations- 
stadien  des  Mohär    stellen,    ergiebt    sich    aus  Analysen  von  Moser    nnd 
Metzdorf  ^),  welche  dieselben  in  Ida-Marienhütte  ausgeführt  haben. 
Wasser.        Asche,      Holzfaser.         Nfr.  Nh. 

grün.  Hen.  grün.  Heu.  grün.  Hen.  grün.  Heu.  grün.  Hen. 
I.  Schnitt  11.  Juli,  8 

bis  10.5  cm  hoch  .    80.95  12.6   2.49  11.44   4.56  20.94    7.10  32.58   4.90  22.54 
n.  Schnitt  26.  Jnli,  21 

bis  26  cm  hoch     .    78.65  12.5    2.47  10.12   5.48  22.46   8.06  35.05   5.34  21.87 
HI.  Schnitt  10.  August, 

89—41  cm  hoch    .    69.91  12.5   2.35    6.88   9.42  27.41  12.47  36.26  5.85  16.92 
lY.  Schnitt  24.  Aufirnst, 
47—63  cm  ho(£  (in 

der  Blüte)     .    .    .    65.56  12.5   2.29    5.82  11.34  28.5114.95  37.98  5.86  14.89 
V.  Schnitt   7.  Septbr. 
47—63    cm     hoch 
(nach  der  Blüte)    .    62.89  12.5   2.40    bM  11.50  27.32  17.4041.05  5.78  18.62 


1)  Vergl.  Werner,  Studienreise  durch  Ungarn,  Landw.  Jahrb.  1880. 

2)  Joum.  d'Agric.  prat.  1858  II  pg.  378. 

3)  Wilda's  Centralbl.  1861.  I.  552. 

Koernioke  u.  Werner,  Handb.  d.  aetreldeban'i  n.  57 

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898  Besonderer  Teil. 

Die  Erträge  an  G-rünfatter  und  Heu  stellen  eich  p.  ha  wie   folgt: 
£8  erzielten 
Vianne,  Boden  leicht,  fruchtbar     .     45.000kg  Griinfutter     —    kg  Heu 

R ob  inet,  KAlkboden —      „  „  5000  „        „ 

In  Frankreich  bei  grosser  Dürre  auf 

Kalkboden -      „  „  7912  „ 

In  Grignon,  Boden  trocken,  leicht, 

kreidig     . 19.000  „  „  —     ^ 

Wilhelm,     Ungarisch  •  Altenburg, 

3  jähr.  Durchschnitt —      „  „  7050  „        „ 

Mayer  in  Preuss  bei  Nimptsoh  auf 

mildem  Lehmboden     .     .     .     .     .     24.000  „  „  5600  „        ^ 

Durchschnitt  p.  ha  ca.:     29.100  kg  Grünfutter  6400kg  Heu. 

Mayer  in  Preuss  erntete  p.  ha  an  y ollkommen    reinen    und   reifen 

Samen  874  kg,    an  Stroh  4641  kg,    an   Spreu  234  kg.     Die  Samen    ent- 

Hülsen  sich  schwer,    bieten   aber  geschroten    ein    vorzügliches  Eraftfatter 

für  Rindvieh,  ungeschroten  für  G-eflügel. 

Das  Heu  wird  in  Ungarn  vorzugsweise  an  die  Zugochsen  verfüttert, 
doch  fressen  es  auch  Pferde  und  Schafe,  nur  verschmähen  letztere  die 
borstigen  Rispen. 

Varietät:  Panicum  italicnm  mite  AI. 

Kleine  gelbe  Kolbenhirse. 

Rispenähre :  grün,  aufrecht,  nur  die  grösseren  nickend,  dünn,  walzlicli, 
mittellang ;  Borsten  hellgrünlich-gelb,  zcdilreich,  5  mm  lang.  —  Strob : 
grünlich-gelb,  mittellang,  ziemlich  blattreich.  —  Scheinfrucht:  gesättigt 
gelb,  klein  (2  mm  lang,  1.5  mm  breit),  gerundet. 

Anzahl  der  Schösslinge  1.5;  Halme  kahl,  fast  ganz  von  der  Blatt* 
scheide  umschlossen,  gelbgrün,  Blätter  rauh. 

Die  mittleren  und  grössten  Halme  zeigten  folgenden  Habitus: 

Mittel  Maximum 

Rispenlänge  11  cm  14  cm 

Rispenbreite  1.5  cm  2.5  cm 

Halmlänge  100  cm  123  cm 

Halmdicke  0.4  cm  0.5  cm 

Blattzahl  8  8 

Blattlänge  23.25  cm  29.66  cm 

Blattbreite  1.34  cm  1.8  cm 

Blattfläche  498.56  qcm  961 .02  qcm 

Halmfläche  120        ,,  193.29    „ 

Gesammtfläohe  618.56   „  1154.31    ,, 

Zeitig,  in  80  Tagen  schossend  und  blühend,  nach  115  Tagen  reifend. 
Auf  1  ha  wachsen  3.5  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum,   da    34.2  Millionen   Samen   auf   1  hl   entfallen,    bei   Drillsaat 
0.13  hl,  bei  Breitsaat  0.18  hl  p.   ha. 

Nach  Metzger,  Pflanzenkunde,  wild:  in  Indien,  verwildert:  im 
südlichen  Frankreich;  kultiviert:  in  Italien,  Frankreich,  der  Schweiz, 
Baden,  Oesterreich,  Illyrien. 

In  Deutschland  empfiehlt  sie  sich  für  wenig  produktive,  sandige 
Felder,  auf  denen  die  Rispenhirse  nicht  mehr  gut  gedeiht.  Sie  wird  als 
Vogelfutter  und  zur  Grützbereitung  verwertet,  steht  aber  als  Futterpflanze 
dem  Mohär  nach. 


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Eolbenhirsesorten.  899 

Kleine^  gelbe^  dichte  Eolbenhirse  ohne  Borsten. 

Eispenähre:  grtinlicli-gelb,  kurz,  8  em  (Max.  10  cm)  lang,  sehr  dicht, 
etwas  lappig,  anfreclit;  «Borsten  grün,  jedoch  so  klein  nnd  wenig  zahl- 
reich, dass  sie  für  das  unbewaffnete  Ange  verschwinden.  Stroh:  gelb- 
grün, markig,  kurz.  —  Scheinfrucht:  gelb,  klein  (2  mm  lang,  1.5  cm 
breit),  genmdet 

^zahl  der  Schösslinge  1.2,  Halme  gelbgrün,  100  cm  (Max.  118  cm) 
lang,  0.38  cm  dick,  Blattzahl  6.6,  Blätter  21.8  cm  lang,  1.88  cm  breit, 
Blattfl&che  378.9  qcm,  Halmfläche  114  qcm,  Gesammtfläche  501.9  qcm. 

Sehr  zeitig,  nach  78  Tagen  blühend;  nach  110  Tagen,  am  frühesten 
▼on  allen  reifend. 

Auf  1  ha  wachsen  5  Ifillionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
qnantnm,  da  36.7  Millionen  Samen  anf  I  hl  («r  78  kg)  entfallen,  bei 
Drillsaat  0.18  hl,  bei  Breitsaat  0.23  hl  p.  ha. 

Zur  Kultur  in  Süd-Deutschland  geeignet. 

Varietät:  Panicnm  italicnm  atnun  Ecke. 
Kleine  sehwarze  Kolbenhlrse. 

Rispenähre :  dunkelbraun,  sich  nach  der  Spitze  kolbig  verdickend,  auf- 
recht, einige  hängend,  klein,  8  cm  (Max.  13  cm)  lang,  1.3  cm  und  an  der 
dicksten  Stelle  2  cm  dick;  Borsten  zahlreich,  braun,  mittellang,  beinahe 
1  cm  lang.  —  Stroh:  schmutzig-gelbgrün  bis  violett,  blattreich,  feinhalmig, 
häuflg  markig.  —  Scheinfrucht:  nicht  ganz  reif,  so  hellgelb,  glatt;  reif 
schwarzbraun,  fleckig,  fein  querrunzelig,  gerundet,  verhältnismässig  gross 
(272  mni  lang,  2  mm  breit). 

Halme  dunkelgrün;  Zahl  der  Schösslinge  3. 
Habitus  eines  mittleren  und  eines  grössten  Halmcj: 

Mittel  Maximum 

Halmlänge  90  cm  125  cm 

Halmdicke  0.3  cm  0.38  cm 

Blattzahl  9  9 

Blattlänge  22.6  cm  28.7  cm 

Blattbreite  0.85  cm  1.1  cm 

Blattfläche  345.78  qcm         568.26  qcm 

Halmfläche  81         „  129.64     „ 

Gesammtfläche  426.78   „  707.90     „ 

Zeitig,  in  83  Tagen  schossend  und  bliihend,  nach  113  Tagen  reifend. 
Auf  1  ha  wachsen  8.5  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum,   da  27  Millionen  Samen   auf   1  hl   (==  75   kg)   entfallen,   bei 
Drillsaat  0.18,  bei  Breitsaat  0.23  hl  p.  ha. 

Eörnicke  erhielt  sie  1867  aus  Ungar.  Altenburg  und  gleicht  sie 
in  ihrem  sonstigen  Verhalten  genau  Panic.  it.  Metzgerii. 


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^00  Besonderer  Teil. 

Anhang. 

Panicnm  viride  L. 

Orflner  Fennieh. 

Bispenähre:  hellgrüiiy  dünn,  kurz,  10  cm  lang,  1  cm  dick,  walzlicb, 
ziemlicli  anfoecht;  Aebrohen  von  den  Hüllborsten  weit  überragt,  letztere  bell- 
grün,  zablreicb,  bis  1  cm  lang.  —  Ströb:  gelbgrün  bis  violetfe,  feinkalmig. 
—  Scheinfrucht:  braunschwarzfleckig  und  ziemlich  fest  von  den  grau^'grüneii 
Klappen  umschlossen,  feinrunzelig,  sehr  klein,  1.5  cm  lang,  1  mm  breit. 

Anzahl  der  Schösslinge  2,  Halme  gelbgrttn,  95  cm  lang,  0.33  cm 
dick,  Blattzahl  6,  Blätter  21.66  cm  lang,  0.95  cm  breit,  Blattflfiche 
246.96  qcm,  Halmfläche  98.53  qcm,  Gesammtfläche  345.49  qcm,  doch 
treten  noch  4  Seitensprossen  des  Halmes  mit  10  Blättern  und  einer  Oberfläche 
von  275  qcm  hinzu,  so  dass  die  Oesammtoberfläche  620.49  qcm  ausmacht 

Zeitig,  nach  75  Tagen  schossend  und  blühend  und  118  Tagen  reifend. 

Auf  1  ha  wachsen  3  Millionen  Pflanzen,  mithin  beträgt  das  Saat- 
quantum, da  48.2  Millionen  auf  1  hl  (=  75  kg)  entfallen,  bei  Drillsaat 
0.08  hl,  bei  Breitsaat  0.11  hl  p.  ha. 

Für  Sandboden  in  guter  Düngung  im  Kontinentalklima  zur  Heu-, 
weniger  zur  Komproduktion  geeignet. 

Weiden h a mm er^)  drillte  diese  Hirse  auf  7.8  cm  und  säete  breit- 
würflg  aus.  Die  Tiefe  der  Unterbringung  betrug  1.3  cm.  Er  erntete 
3510  kg  Heu  p.  ha  und  585 — 780  kg  Weidefutter  aus  dem  Stoppelauf- 
schlag.  Der  Komertrag  stellte  sich  auf  526.5  kg  und  3900  kg  Stroh  p.  ha. 

Das  Heu  wurde  von  Pferden  und  das  Stroh  auch  von  Kühen  gern 
gefressen. 

Der  grüne  Fennieh  ist  die  Stammform  der  Kolbenhirse  und  kommt 
wild  in  Mittel-  und  Süd-Europa  etc.  vor. 


t)le  "biologischen  YerMltnisäe  der  KoIbonUrse. 

Die  Samenkörner  sollen  yoUkommen  ausgereift  sein,  worauf 
namentlich  in  solchen  Gegenden  zu  achten,  in  denen  Kolbenbirsen 
nicht  immer  gut  reifen,  femer  ein  möglichst  hohes  absolutes  Gewicht 
und  keinen  multrigen  Geruch  besitzen,  welchen  sie  bei  nicht  vor- 
sichtiger Aufbewahrung  leicht  annehmen.   Sie  verlieren  unter  soleben 


1)  Mitteil.  d.  Ter.  f.  Land-  u.  Forstw.  im  Herzogt.  Braunschweig. 

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Die  biologischen  Yerhältnisse  der  Eolbenhirse. 


901 


Umständen  ihre  Keimkraft,  welche  ttberhanpt  schnell  erlischt;  so 
keimten  nach  Wilhelm^)  von  zweijährigen  Samen  64  Proc,  and 
von  yierjährigen  nur  3  Proc. 

Gedörrte  Samen  dürfen  ebenfalls  nicht  zur  Saat  verwandt  wer- 
den,  denn  nach  Haberlandt  keimte  bei  fünfstündiger  Einwirkung 
einer  Wärme  von  55^  C,  sowohl  von  trocknen  als  anch  eingeweichten 
Samen  kein  einziger. 

Die  Samenkörner  sind  annähernd  halb  so  gross  als  die  der 
Bispenhirse,  denn  von  der  Eolbeühirse  entfallen  33.5  llillionen  anf 
1  hl  (=  75  kg),  und  von  der  Bispenhirse  durchschnittlich  nur  15.5 
Mülionen  auf  1  hl  (=  77  kg). 

Die  Menge  des  zum  Keimen  notwendigen  Quellungswassers  ist 
wahrscheinlich  ebenso  gering  wie  bei  der  Bispenhirse,  wo  es  unge- 
fähr 25  Proc.  betrug.  Die  Eolbenhirse  erfordert  zum  schnellen 
Aufkeimen  sehr  riel  Wärme,  denn  nach  Haberlandt  erfolgte  beim 
Mohär  die  Keimung  mit  dem  Sichtbarwerden  des  Wttrzelchens  erst  bei 


10.250  C. 

16.760  C. 

19.000  C. 

in  Tagen 

Durchschnittliches  LängenwaohBtam  in 
mm  pro  Tag 

7.6 
0.81 

2.76 
3.92 

2 

6.82 

Hieraus  ersieht  man,  dass  die  Keimung  erst  bei  höherer  Tem- 
peratur wesentliche  Fortschritte  macht,  und  da  ausserdem  die  Kol- 
benhirse gegen  Frost  in  hohem  Grade  empfindlieh  ist,  erscheint  es 
zweckmässiger,  mit  der  Aussaat  zu  warten,  bis  sich  der  Boden  auf 
12—150  c.  erwärmt  hat. 

Die  Samenkörner  dürfen,  weil  sehr  klein,  auf  Lehmboden  nur 
0.5  cm,  auf  Mittelboden  1  cm  und  auf  sehr  leichtem  Sande  höchstens 
1.5  cm  tief  untergebracht  werden. 

Der  Wachsraum  einer  Pflanze  unterliegt,  je  nach  dem  Habitus 
und  den  Anbauverhältnissen,  sehr  grossen  Abweichungen,  und  schwankte 
derselbe  in  Poppeisdorf  zwischen  20  und  100  qcm  und  das  Mittel 
stellte  sich  auf  53  qcm. 

Ueberhaupt  ergaben  sich  ftlr  die  in  Poppeisdorf  kultivierten 
Varietäten  nebenstehende  (Seite  902)  Vegetationsverhältnisse : 

Die  Vegetationszeit  der  Kolbenhirse  ist  länger  als  die  der 
Rispenhirse  und  beträgt  zwischen  110  und  165  Tagen,  im  Mittel 
131  Tage,  während  das  Mittel  bei   der  Bispenhirse  nur  106  Tage 


1)  Nene  landw.  Ztg.  1868.  pg.  241. 


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902 


Besonderer  Teil. 


3  ::  3  :3  :s 


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Aassaat  bis 
Schossen 


Schossen  bis 
Blüte 


Blüte  bis 
Reife 


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Aussaat  bis 
Ernte. 


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I    Büttlere  Halmlange. 


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5    Halmes 


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einer 
Pflanze 


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7"  9  ® 


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Klima  und  Boden  für  Eolbenliirse. 


903 


ausmacht,  demzufolge  stellt  sich  auch  die  Wärmesumme  bei  der 
Kolbenhirse  höher,  nämlich  auf  1800—30000  C* 

Obgleich  nun  auch  die  Eolbenhirse  als  Fiachwurzler  und  echte 
Erumepflanze  anzusehen,  so  ^rägt  sie  doch  vortrefflich  die  Trocken- 
heit und  ist  nach  Risler  die  Verdunstung  sehr  gering,  nämlich  die- 
selbe beträgt  beim  Mohär  auf  100  qcm  Oberfläche  nur  1.84  gr  Wasser. 

Betreffs  der  Bodenerschöpfung  durch  den  Anbau  der  Kolben- 
hirse ist  zu  bemerken,  dass  darüber  die  Untersuchung  von  Mobarheu 
durch  J.  Moser  einigen  Anhalt  bietet;  derselbe  fand  5.672  Proc. 
Asche  und  in  derselben  folgende  Mineralstoffmengen: 


Kieselsäure 
Schwefelsäure 
Phosphorsäure 
Eisenoxyd  .  . 
ELalkerde  .  . 
Magnesia  .  . 
Kali  ...  . 
Natron  .  .  . 
Chlornatrium  . 


25.598  Proc. 

3.584  „ 
6.620      „ 

1.265  „ 

9.515  „ 

11.719  „ 

33.908  „ 

3.910  „ 

3.881  „ 


Die  Feinde,  welche  hauptsächlich  der  Hirse  gefährlich  werden, 
sind  schnellwachsende  breitblättrige  Unkräuter,  weil  diese  die  in 
ihrer  ersten  Jugendzeit  sehr  langsam  vegetierenden  Pflanzen  laicht 
ttberwuchem,  weshalb  ihnen  durch  Jäten  und  Hacken  entgegenzu- 
treten ist. 

Die  Samenkörner  leiden  durch  den  Flugbrand  (Ustilago  Garbo 
Tul.),  sowie  von  einem  durch  Körnicke  aufgefundenen  Brandpilz 
(Ustilago  Gramen  Kcke.),  letzterer  vei^ndert  die  Gesammtgestalt  der 
Rispe  nicht,  und  der  brandige  Fruchtknoten  bleibt  geschlossen. 

Zur  Reifezeit  leidet  sie  stark  durch  Vogelfrass. 


Klima  und  Boden. 

Die  Kolbenhirse  verlangt  ein  warmes  Kontinentalklima  und 
leidet  in  feuchten,  ktthlen  Sommern,  daher  ihr  Anbau  wohl  kaum 
ttber  den  50^  n.  Br.  in  Europa  und  Asien,  und  nicht  ttber  den  4b^ 
n.  Br.  in  Nord-Amerika  hinausgeht,  und  in  Australien  bis  zum  40^ 
8.  Br.  reicht. 

Ihr  Anbau  als  Körnerfrucht  und  Futtergewächs  ist  in  Ostindien, 
dbm  Sundaarchipel,  China,  Japan,  Sttd-Europa,  Afrika,  Nord-Amerika 
und  Westindien  verbreitet 

Gegen  Dttrre  ist  sie  in  hohem  Grade  widerstandsfähig. 

In  der  kälteren  gemässigten  Zone  gedeiht  sie  am  besten  auf 
den  leichten  Böden,  z.  B.  auf  dem  humosen  sandigen  Lehm,  oder  lehmi- 


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904  Besonderer  TeiL 

gen  Sand,  sowie  auf  Sandmergel-  und  Kalkböden,  während  sehwere 
bindige  BOden,  welebe  jedocb  in  den  wärmeren  Klimaten  dea  yo^ 
zag  Terdienen,  zn  yermeiden  sind. 

Friseb  umgebrochenes  Grasland  sagt  der  Kolbenhirse  sehr  za. 


Dfingung  nnd  Frnclitfolge. 

In  Dangkraft  stehende  Böden  werden  sich  im  Allgemeinen  besser 
als  frisch  gedüngte  ftir  die  Kolbenhirse  empfehlen,  z.  B.  gnt  gedüngte 
und  bearbeitete  Hackfrüchte,  wie  Kartoffeln,  Mais  etc.,  welche  nicht 
nar  reichliche  Mengen  an  Pflanzennährstoffen  der  Ackerkrame  zarflck- 
lassen,  sondern  dieselbe  aach  der  Nachfracht  möglichst  frei  von  ün- 
kraat  übergeben. 

Zaweiien,  wenn  die  Eolbenhirse  zar  Grttnfütterang  benutzt  wird, 
düngt  man  mit  Stallmist,  aach  würden  sich  zar  kräftigen  Entwicke- 
lang der  Pflanzen  stickstoffhaltige  Kunstdünger  Tortrefflich  eignen. 

Auf  der  Erzherzoglich  Albrecht'schen  Herrschaft  Ungarisch- 
Altenburg,  in  der  auf  Sandboden  viel  Mohär  kultiTiert  wird,  gestalten 
sich  die  Fruchtfolgen  wie  folgt: 

I.  IL 

1)  Mais,  Rüben,  Mohär  i)         1)  Brache  i) 

2)  Mohär,  Mais  2)  Weizen 

3)  Roggen  8)  Mais 

4)  Brache!)  4)  Mohär  i) 

5)  Weizen  5)  Weizen 

6)  Hafer  6)  Gerste 

7)  Grünmais  1)  7)  Wickfutter 

8)  Weizen.  8)  Weizen 

9)  Hafer. 


Bodenbearbeitung,  Aussaat,  Pflege. 

Die  Ackerkrume  ist  zur  Kultur  der  Eolbenhirse  vor  Winter  biü 
zur  vollen  Tiefe  zu  pflügen  und  im  Frühjahr  zu  grubbern  und  mit 
der  Egge  resp.  Walze  zu  präparieren,  da  die  sehr  kleinen  Samen- 
körner im  scholligen  Lande  weniger  gleichmässig  aufgehen. 

Die  Zeit  der  Aussaat  fällt   meist  mit  der  der  Bispenhirse  so* 


1)  as  gedüngt. 


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AtMsaat  der  Eolbenhirse. 


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906 


Besonderer  TeiL 


sammen,  also  in  der  wärmeren  gemässigten  Zone  in  den  April  (z.  B. 
in  Japan  von  April  bis  Jnni),  in  der  kälteren  Anfang  Mai  bis  Mitte 
Jani,  doch  lässt  sie  sich  für  Grtinfatter  bis  zum  Augast  bin  aus- 
dehnen. 

Die  vorstehende  Saattabelle  (Seite  905)  gibt  den  Saatbedarf  pro 
ha  für  die  in  Poppeisdorf  kultivierten  Varietäten  an;  wobei  zu  be- 
merken ist,  dass  zur  Grünfuttererzeugung  die  Saatquanta  ftir  die 
breitwttrfige  Aussaat  um  33  Proc.  zu  erhöhen  sind. 

Die  Aussaat  hat  auf  gut  abgetrocknetem  Boden  entweder  mit 
einer  DriUmaschine,  oder  mit  der  Hand  über  Kreuz  und  die  Unter- 
bringung mit  leichten  hölzernen  Strauch-,  oder  Wieseneggen  zu  er- 
folgen. 

Die  Pflege  der  Eolbenhirse  erstreckt  sich  nicht  nur  auf  Ver- 
htttung  der  Verkrustung,  wodurch  die  Keimpflänzchen  am  Hervor- 
brechen behindert  werden,  sondern  auch  auf  Zerstörung  des  Unkrautes, 
weshalb  man  gern  vor  dem  Auflaufen  noch  einmal  eggt,  nachher 
walzt  und  sobald  als  möglich  durch  Hacken  und  Jäten  das  Unkraut 
zerstört. 


Ernte,  Ertrag  nnd  Benntznng. 

Ueber  den  zweckmässigsten  Reifezustand,  die  Erntezeit  nnd  die 
Ausführung  der  Ernte  verweise  ich  auf  das  bei  der  Rispenhirse 
Gesagte. 

Die  Erträge  der  Eolbenhirse  stellen  sich  im  Allgemeinen  pro 
ha  wie  folgt: 


Minimum 

Maximum 

Mittel 

Kömer  1  hl  i  76  kg    . 

16  hl 

85  hl 

20  hl 

Stroh 

1200  kg 

2500  kg 

2500  kg 

Spreu 

öOkg 

240  kg 

120  kg 

Die  Kömer  (Mohär)  enthalten  an: 

Stiokstoff-  stickstofffreien 

Trockensubstauz  Substanz  Fett  Extraktstoffen  Holzfasser  Asche 
87.5  Proc.  10  Proc.  4.1  Proc.  58.6  Proc.  11.6  Proc.  3.3  Proc. 
Die  Benntznng  als  Grfinfntter  nnd  Hen  erreicht  vorzugsweise 
im  Steppenklima,  wo  es  an  Wiesen  nnd  Weiden  fehlt,  eine  sehr 
grosse  Bedeutung,  und  lassen  sich  Erti%e  von  30  000  kg  Grtlnfutter 
und  6  500  kg  Heu  pro  ha  recht  wohl  auf  leichtem  Boden  erwarten. 


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Ernte,  Ertrag  und  Benatzimg  der  Kolbenhirse.  907 

Im  Mittel  enthält  das  Orttnfatter 

an  Trockensnbstanz 28.7 

yy  Prote^ü:istoffen 4.4 

„  Fett 1.1 

„  stickstoffireien  Extraktstoffen  12.1 

,j  Holzfaser 9.2 

Nach  E.  Wolff  beti^  der  mittlere  Procentgehalt  an  verdaa- 
lichen  Nährstoffen: 

Wahrscheinliches 
Eiweiss     Kohlehydrate         Fett         Nährstoffverhältnis 
1.8  Proc-    11.8  Proc.    0.3  Proc.  1 :  7 

nnd  100  kg  Grtinfatter  besitzen  einen  Wert  von  1.78  M. 

Im  grtlnen  Znstande  firisst  das  Vieh  die  Kolbenhirse  nicht  sehr 
gern,  doch  wird  sie  als  Hen  Ton  Pferden  nnd  Rind?ieh  gut  auf- 
genommen. 

Die  Körner  der  Kolbenhirse  sind  weniger  wertvoll  als  die  der 
Bispenhirse  nnd  werden  in  gleicher  Weise  wie  jene  benutzt. 


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908  Besonderer  Teil 


Blnthirse. 

Panicum  sanguinale  L. 

Syn.:  Deutsch:  Blatfench,  rotes Fingergras,  Schwaden,  HimmelstaiL 
Engl.:  Polish  millet. 

Eispe:  violett,  gefingert  (9 — 13  Eispenäste),  20  cm  lang.  —  Stroh: 
gelbgrfin,  fein.  —  Scheinfrucht:  grünlich-violett,  von  den  Klappen  kst 
umschlossen,  spitzlich  (4  mm  lang,  iVs  mm  breit). 

Halme  kahl,  Blattscheiden  rauhhaarig,  Blattspreite  wenig  behattt 
Halme  90  cm  (Max.  127  cm)  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  6,  Blätter 
14.7  cm  lang,  1.1  cm  breit,  Blattfläche  193.4  qcm,  Halmfll^e  108  qcm, 
Gesammtfläche  301.4  qcm. 

Nach  Wilhelm  wiegen  500— 700  Kömer,  nach  v.  Eodiczky  965 
Kömer,  und  nach  unseren  Auszählungen  794  Kömer  1  gr  und  lOOcbcm 

Diese  Pflanze  wächst  wild  auf  den  besseren,  humosen  Böden  imd 
wird  vielfach  auf  sandig-moorigem  Boden,  so  z.  B.  seit  Jahrhunderten^) 
in  der  Oörlitzer  Haide  (Nieder-Schlesien)  und  auch  in  Böhmen,  CtozZj 
Kämten,  Slavonien  kultiviert. 

Die  Bluthirse  reift  ungleich  und  fällt  leicht  aus,  weshalb  sie  im 
halbreifen  Zustande  zu  emten  und  sofort  abzudreschen  ist;  das  Stioh 
liefert  ein  wertvolles  Futter. 

Yon  Eodiczky  erzielte  1880  in  Ungarisch •  Altenburg  420  kg 
Kömer,  1200  kg  Stroh  und  Wilhelm  in  Graz  520  kg  Kömer  und 
780  kg  Stroh  p.  ha. 

Die  Kömer  werden  wie  die  Schwaden  (G-lyceria  fluitans)  zur  Biei- 
bereitung  verwendet. 

Diese  Pflanze  steht  auf  für  Hirse  geeignetem  Boden  dieser  im  Er 
trage  wesentlich  nach. 

Es  kommt  auf  ihr  ein  Brandpilz  vor  (IJstilago  Babenhorstia  Jid. 
Kühn),  der  die  Aehren-  und  Hauptspindel  zerstört.  Als  G-egenmittel  hat 
sich  das  Einbeizen  der  Kömer  mit  Kupfervitriol  bewährt. 

Die  ägyptische  Bluthirse  ist  mit  dieser  vollkommen  identisch. 

Nach  Eoyle^  kommt  sie  in  Indien  wild  und  angebaut  vor  lud 
ist  wahrscheinlich  von  dort  nach  Europa  gelangt. 


1)  Yergl.  Mehler,  Phys.  ök.  Bibliotkek.  XIV.  pg.  26;  Beckman&t 
Grands,  der  deutsch.  Landw.  1806  pg.  161.  Matthiolus,  Neues  KrilaterboelL 
pg.  428.  1668.    Gasp.  Bauhinus,  Pinax  theatri  bot.  1623  pg.  8. 

2)  Illustr.  of  bot.  of  the  Himalaya  etc.  1889  pg.  418. 


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Mohrhirse. 

Andropogon  Sorghum  Brot. 
Gruppe  L    Effisns  Ecke.    Lockere  Mohrhirse. 

Variettt:  Andropogon  Sorghum  technicns  Ecke. 

Besenmohrlilrse. 

Amerika:  Broom-oom. 

Ital.:  Sagginada  granate  (Toscana),  o  da  scope. 

Franz.:  Sorgho  k  balais. 

Sirak^)  (in  Istrien,  dem  kroatischen  Littorale  nnd  in  Dalmatien 
unter  diesem  Namen  gebaut). 

Rispe:  sehr  locker,  die  Spitzen  der  SispenSste  einseitig  hängend; 
Zweige  lang,  sehr  biegsam,  an  ihren  unteren  Teilen  keine  Früchte  tragend, 
nicht  verzweigt  and  besenförmig  ans  einem  Punkte  entspringend;  20 — 50cm 
lang,  dnnkelgrtln.  —  Halm:  gelblich-grttn,  Stengel  und  Blattscheiden  mit 
blutroten  Streifen,  markig,  sehr  dick  (1.6 — 2  cm  dUck),  3—4  m  hoch;  blatt- 
reioh,  Blätter  gross.  —  Scheinfrucht:  je  nach  der  Sorte  hellrot  bis  braun- 
rot, häufig  hellrot  mit  blutroten  Punkten,  glänzend,  Basis  spitz,  nach 
oben  anschwellend  (6  mm  lang,  4  mm  breit,  76  Früchte  =  1  gr). 

Die  Euhur  in  Poppeisdorf  ergab  folgende  Besultate:  Halm  2  m 
(Max.  3  m)  lang,  2  cm  dick,  Blattzahl  10,  Blätter  57.6  cm  lang,  5.4  cm 
breit,  Blattfläohe  6220.8  qcm,  Halmfläche  1200  qcm,  Gesammtfläche 
7420.8  qcm.  Sispenlänge  20 — 46  cm.  Die  Samen  reiften  niemals  aus, 
und  in  kühlen  Sommern  brachten  es  die  Pflanzen  nur  bis  zur  Blüte. 

Die  in  Amerika^  zur  Besenfabrikation  benutzten  Sorten  sind: 

1)  Tennessee-Evergreen. 

Liefert  eine  vorzügliche  Qualität  für  Besen  und  Bürsten,  sowie  hohe 
Erträge. 


1)  Lorenz,  Wien.  Land-  und  forstw.  Zeit.  1862  pg.  179. 

2)  Verffl.  Traver'B  Broom-Corn  Cnlturist  and   Öroom   Maker's  Manuel, 
Chicago  1878. 


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910  Besonderer  Teil 

2)  Missouri-Evergreen. 

Ist  gröber  nnd  länger  in  den  Bispen  als  obige  Sorte. 

3)  Mohawk. 

Eispe  kurz  und  liefert  nur  25  Proc.  des  Ertrages  von  Tennessee- 
Evergreen. 

4)  Early  York  und  Shaker. 

Im  Allgemeinen  dem  Mohawk  ähnlich. 

5)  Dwarf  Broom-Corn. 

Frühreif,  Eispen  sehr  fein  nnd  namentlich  zu  Bürsten  geeignet; 
sehr  ertragreich,  wird  aber  bei  nassem  Wetter  leicht  missfarbig;  auch  in 
Australien  kultiviert. 

6)  Pine-tree. 
Schlechteste  Sorte. 

7)  New-Jersey  oder  Large  Broom-Corn. 
Eine  der  besten  angebauten  Sorten. 

8)  Shirley  oder  Black-brusL 
Selten  gebaut. 

Was  die  Einführung  dieser  Pflanze  in  Nord-Amerika  anbetrifft,  so 
wird  angenommen,  dass  zuerst  Franklin^)  an  einer  aus  Ostasien 
stammenden  Bürste  noch  einige  Samen  fand  und  diese  austäete,  seit 
dieser  Zeit  hat  nun  der  Anbau  immer  grössere  Ausdehnung  nnd  Bedeu- 
tung gewonnen,  so  dass  jährlich  mehrere  Millionen  Dollars  daraus  ge- 
wonnen werden.  Connecticut  Eiver  Valley  in  den  Vereinigten  Staaten 
war  der  erste  Platz,  wo  die  Eispen  als  Handelsartikel  in  grösserer  Quan- 
tität gewonnen  wurden  und  gegenwärtig  ist  Illinois  das  Gentmm  der 
Kultur  der  Besenhirse,  und  in  Chicago,  Cleveland  und  Philadelpliia 
befinden  sich  grosse  Fabriken. 

In  Europa  wird  wohl  in  Italien  und  zwar  nach  Arduino  seit 
dem  vorigen  Jahrhundert  in  grösserer  Ausdehnung  die  Kultur  be- 
trieben, und  namentlich  in  Toscana  werden  auf  gut  gewässerten  Böden 
bis  48000  Besen  p.  ha  geemtet;  aber  auch  in  Portugal,  Spanien,  Süd- 
Frankreich,  Ungarn,  Dalmatien,  Istrien  und  Eumänien  findet  sich  die 
Besenhirse  vielfach  angebaut,  wenngleich  hier  meist  nur  für  den  eigenen  Be- 
darf. Die  Verwendbarkeit  dieser  Pflanze  ist  eine  überaus  grosse,  eo 
dient  das  vermahlene  Korn  zur  Brotbereitung  und  als  Schweincd^tter,  mit 
den  ganzen  Körnern  werden  Truthühner  aufgefüttert,  die  entkörnten  Bis- 
pen werden  zu  Besen  verwandt,  die  Stengel  dienen  zur  Bedachung  nnd 
die  grünen  Pflanzen  als  Futter. 

Ihre  Kultur  ist  ferner  eine  sehr  ausgebreitete,  in  China,  Ost-bdien, 
Algier,  Abessinien,  wo  sie  selbst  noch  auf  Höhen  von  2500  m  gedeiht, 
und  überhaupt  in  Central-Afrika. 

Leider  eignet  sie  sich  nicht  zum  Anbau  in  Deutschland,  da  ihre 
Vegetationsperiode  zu  lang  ist,  und  sind  damit  angestellte  Versuche  als 
nicht  gelungen  anzusehen.  So  gelangte  1878  durch  Vermittlung  des 
preussischen  landw.  Ministeriums  von  einem  Deutsch-Amerikaner  Julias 
Wach  zu  Stockbridge,  Massach.,  Samen  des  Broom-Corn  zu  Anbauver 
fluchen  an  den  ökonomisch-botanischen  Garten,  doch  wurden  nur  negative 
Eesultate  erreicht. 


1)  Traver's  Broom-com  Cult.  etc.  Chicago  1878. 


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Mohrhirsesorten.  911 

Varietät:  Andropogon  Sorghum  saccharatus  Pers. 

Znckermolirhirse. 

Syn.:  Amerika:  Chinese   or  Sorghum   sugar-cane,   Chinese   sngar 
millet. 
Aegypten:  Dnrrah  beledi. 

Franz.:  Sorgho  sner^,  S.  de  la  Chine;  Honqne  saccharine. 
Ital.:  Sorgho  znecherino. 
Japanisch:  Morokoshi  EiM. 
Malaiisch:  Batari  ^)« 
Javanisch:  Djogomntri. 

C  h  i  n  e  8. :  Eao-liang,  (bei  E  o  y  1  e  ^)  Kow-leang  „tall-com" 
d.  h.  hohes  Getreide). 
Bispe :  anfangs  stranssartig  ausgebreitet,  dann  mit  der  Spitze  schweif- 
artig überhängend,  30 — 36  cm  lang,  an  der  Spitze  16 — 21  cm  breit;  Aeste 
sehr  lang,  von  unten  bis  oben  hin  platt  und  breit,  ihre  Zweige  sehr  lang, 
dicht  am  Aste  anliegend.  —  Halm :  gelbgrün  mit  blutroten  Flecken,  fest, 
markig,  Mark  zuckerhaltig,  3 — 4  m  hodh.  —  Scheinfrucht:  rot,  wenn 
nicht  ganz  reif  so  hellrot,  glänzend,  wenig  behaart,  eirund,  an  der  Basis 
spitz  (6  mm  lang,  4  mm  breit,  45  Früchte  =  1  gr). 

In  Poppeisdorf  ergab  die  Kultur  nachfolgende  Besultate:  Halm 
200  cm  lang,  1  cm  dick,  Blattzahl  10,  Blätter  55  cm  lang,  5  cm  breit, 
Blattfläohe  5500  qcm,  Halmfläche  600  qcm,  Gresammtfläche  6100  qcm. 

Die  Bestockungsfähigkeit   ist  sehr  viel   grösser  als  bei  den  Imphy- 
Sorten,  und  entwickeln  sich  zwischen  5  und  12  Schösslinge  pro  Pflanze. 
Der  Zuckergehalt  stellt  sich  nach  Erni,  Chemiker  des  „Departement 
of  Agriculture"  zu  Washington,  durchschnittlich  auf: 
3.99  Proc.  unkrystallisierbaren  Zucker 
6.90      „      Eohrzucker 
Sa.  10.89  Proc.  Zucker 

1.075  specifisches  Gewicht  des  Zuckersaftes. 
Die    Heimat   dieser   Varietät    liegt  wahrscheinlich   in    Indien   und 
China,   woselbst  sie  vielfach  in  der  Begenzeit,    also  Mitte  Juni  bis  Ende 
September  gebaut  und  ihr  Stroh  als  Yiehfutter')  sehr  geschätzt  wird. 

Die  Zuckerhirse  hatte  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  von  China 
aus  nach  Frankreich  unter  dem  Namen  „Canne  k  sucre  du  Kord  de  la 
Chine"  Eingang  gefunden,  doch  war  während  der  Eriegsjahre  1814  bis 
15  dieselbe  wieder  verloren  gegangen;  später  wurde  diese  Pflanze  von 
Amerika  aus,  wo  sie  sich  eingebürgert,  wiederum  empfohlen,  doch  die 
allgemeinere  Aufmerksamkeit  erst  auf  sie  gelenkt,  als  der  französische 
Konsul  zu  Schang-hai,  de  Montigny,  1850  der  geographischen  Gesell- 
schaft in  Paris  Samen  der  Zucker hirse  einschickte,  und  Yilmorin  und 
Beauregard  es  sich  angelegen  sein  Hessen,  für  eine  möglichst  weite 
Yerbreitung  dieser  Pflanze  zu  sorgen.  Diese  Pflanze  findet  sich  in  Ost- 
asien vom  30^  n.  Br.    bis    in    die  Tropengegenden,    so  z.  B.    im  Sunda- 


1)  F.  A.  W.  Miquel,  Fl.  v.  Nederlandsch  Indie  1860.  p.  604. 

2)  lUustr.  of  bot.  of  the  Himalaya  1889  pg.  122. 
8)  Koyle,  a.  a.  0.  1889  pg.  419. 


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912  Besonderer  Teil. 

Archipel  verbreitet,  und  wird  jetzt,  ausser  in  Süd-Enropa,  sehr  stark  in 
Amerika  nnd  zwar  nngeföhr  bis  zum  40^  n.  Br.  hanptsäcblicb  zur  Simp- 
gewinnnng  .und  darüber  hinaus  zur  Körner-  und  Grtinfuttererzeugiuig* 
angebaut. 

Diese  Zuckerhirse  ^)  ist  zarter,  sowie  leichter  durch  Windbruch  lei- 
dend und  liefert  weniger,  aber  wohlschmeckenderen  Sirup,  mit  geringerem 
Säuregehalt  als  die  Imphy,  so  dass  sie  zur  Sirupfabrikation  der  letzteren 
in  Amerika  vorgezogen  wird. 

Varietät:  Andropogon  Sorghum  leucospermus  Ecke. 

Lockere^  welssfrfiektige  Mohrhirse. 

Bispe:  locker,  ausgebreitet,  bis  25  cm  lang,  Scheinfrüchte  niclit 
leicht  ausfallend.  —  Halm:  gelblich-grün,  markig,  kräftig,  mittellang.  — 
Scheinfrucht:  weiss,  sammetig,  an  der  Basis  spitz,  nach  oben  eiförmig  an- 
schwellend, doch  etwas  eckig  (6  mm  lang,  4  mm  breit,  58  Scheinfrüchte 
=  1  gr),  Mehl  vorzüglich. 

In  Poppeisdorf  ergab  die  Kultur  folgende  Besultate:  Halm  2  m 
lang,  1.8  cm  dick,  Blattzahl  8^  Blätter  55.6  cm  lang,  4.4  cm  breit,  Blatt- 
fläche 2446.4  qcm,  Halmfläche  1080  qcm,  Oesammtfläche  3526.4  qcm. 

In  warmen  Sommern  reiften  einige  Körner  in  der  Bispe. 

Sie  wird  vorzugsweise  in  China  (Chifu)  und  in  Ostindien  zur  mensek- 
lichen  Kahrung  benutzt. 


Gruppe  IL    Gontractns  Ecke.    Dichte  Mohrhirse. 

Varietät:  Andropogon  Sorghum  Arduini  Gmel. 

Dichte  rotfirfichtige  Mohrhirse. 

Aegypten:  Durrah  Nili  oder  Durrah  Ouakeh*}. 
Eaffirland:  Imphy-Zulus. 
Amerika:  Bed  Imphee. 

Franz.:  Sorgho  imphy,   Millet  de  la  Cafrerie,   Grand  miUet 

de  Guin6e,  Dourra  rouge. 

Bispe:    rot,  sehr  zusammengezogen,    Zweige  strikt  aufrecht  und   an 

die  Spindel  angedrückt,   £lappen  rot,    meist  kdil,   länglich- eiförmig,   bis 

20  cm   lang,    Scheinfrüchte    leicht   ausfallend,    reichfrüchtig,    500 — 5000 


1)  Smith,  Imphee  and  Sorghum  Culture.    Transaot  of  the  N.-Y.  st  YoL 
1861/64. 

2)  Figari  Bey,  stud.  sdent.  sulP  Egitto  1864  pg.  104. 


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Mohrhirsesorten.  913 

Scheinfrüchte  in  der  Eispe.  —  Halme  dünn,  lang  (2 — 5  m  hoch,  2—5  cm 
dick),  gelblich-grün,  rotfleckig,  sich  wenig  bestockend,  durch  Wind  nicht 
leicht  umbrechend.  —  Scheinfrucht:  rot,  glänzend,  fast  kahl,  gross,  voll, 
60  ScheinMchte  =»  1  gr  und  1  hl  wiegt  öSVs  ^S- 

In  Poppeisdorf  kultiyiert,  ergaben  sich  folgende  Resultate: 

Halme  210  cm  lang,  1.4  cm  dick,  Blattzahl  8,  Blätter  43.5  cm  lang, 
3.7  cm  breit,  Blattfläohe  beider  Seiten  2575.2  qcm,  Halmfläche  882  qcm, 
Gesammtfläche  3457.2  qcm.  Die  Pflanze  entwickelte  keine  Seitentriebe 
und  trat  am  12/8.  in  Blüte,  doch  reifen  nur  in  sehr  warmen  Jahren  die 
Früchte  einigermassen  aus. 

Das  Vaterland  ist  Afrika,  wo  das  Korn  als  Brotfrucht  benutzt 
wird,  während  die  Stengel  einen  zuckerreichen  Saft  liefern«  der  sich  auf 
50 — 80  Proc.  belaufen^  und  10—16  Proc.  Zucker  (Erystallzucker  and 
Sirup)  enthalten  soll. 

Im  Jahre  1850  ging  M.  Leonard  Wray,  ein  praktischer  Zucker- 
pflanzer Ostindiens,  nach  Südost-Afrika,  und  fand  im  Kaffirlande  um 
die  Hütten  der  Mngeborenen  zuckerreiche  Yarietäten  und  Sorten  des 
Sorghum  angebaut  und  brachte  Samen  von  diesen  mit  nach  Europa  und 
hauptsächlich  nach  Frankreich,  Belgien  und  England.  Da  nun  in  Amerika 
schon  die  Zuckermohrhirse  (Andropogon  Sorghum  saccharatus  Pers.)  ge- 
baut wurde,  so  machte  der  amerikanische  G-esandte  in  England,  Mr. 
Buch  an  an,  die  Amerikaner  auf  diese  neuen,  sog.  Imphy-Zuckerhirsen 
aufrnerksam,  und  1853  verbreitete  sich  deren  Kultur  hauptsächlich  über 
die  Südstaaten  der  Union. 

In  Spanien  werden  diese  Zuckerhirsen  ebenfalls  angebaut  und  be- 
schreibt Don  Julian  Pellon  ySodriguez^)  in  einem  kleinen  Schrift- 
chen die  angebauten  Sorten  und  bespricht  deren  Kultur.  Die  ursprünglich 
kaffirischen  Namen  waren  nun  auch  nach  Spanien  und  Amerika  mit  über- 
tragen worden,  und  hierbei  wurde  ihre  Orthographie  jeder  der  betreffen- 
den Sprachen  angepasst. 

Die  angebauten  Sorten')  dieser  Varietät  sind  nun  folgende: 

1)  E-en-gha  (amerikanisch),  Enga  (spanisch). 

lÜspe:  gross,  dicht,  Rispenäste  lang.  —  Halm:  sehr  fein,  3 — 4m  hoch, 
mit  14  Proc.  Zucker,  sehr  süss.  —  Scheinfrucht :  gelbrot,  länglich ;  Yege- 
tationszeit  90—120  Tage. 

2)  Boom-veva-na  (amerikanisch),  Boonvana  (spanisch). 
lUspe:  gross,    dicht.  —  Halm:  kurz,  dick,  süss,   rot  gefleckt,    steif, 

selten  schwerer  als  500  gr,  saftreif,  ergiebig,  sehr  geschätzt.  —  Schein- 
frucht: auf  gelbem  Grund  rote  Punkte.     Yegetationsdauer  100  Tage. 

3)  Shla-goo-ya  (amerikanisch),  Sagova  (spanisch). 
Bispe:    ein   wenig  ausgebreitet  bis  30  cm   lang;   Klappen    so  lang 

als  Scheinfrucht,  rotgelb,  meist  wollig.  —  Halm:  hoch,  sehr  süss,  und 
der  Zucker  scheidet  sidi  gut  kömig  aus.  —  Scheinfrucht:  fleischfarben 
oder  rot  bis  purpurrot,  an  der  Basis  meist  heller  werdend,  eiförmig.  — 
Yegetationsdauer  90 — 105  Tage. 

4)  Koombana  (Name  der  Zulukaffern). 
Koon-bu-na  (amerik.),  Combana  (spanisch). 

Bispe:  klein,  aufrecht.  —  Halm:  kurz,  sehr  feinhalmig,  doch  nicht 
leicht  umbrechend.  —  Scheinfrüchte:  fleischfarben. 


1)  Wien,  land-  u.  fontw.  Zeit.  1859.  518. 

2)  Dep.  of  Agric.  U.  S.  Rep.  1862.  1864;   Transact  of  the  111.  st  Agric. 
8oc  V.  1861/64. 

Xo«riilek«  n.  Werner,  Handb.  d.  0«treid«baii'i  n.  58 

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914  Besonderer  Teil. 

5)  Liberian  (Name  des  Freistaates  West-Afrika's,  aas  dem 
diese  Hirse  stammt). 

Eispe :  abgestutzt,  sehr  ziisammenge2sogen,  Rispenäste  knrz  und  dicht 
an  die  Spindel  gedrückt,  15  cm  lang;  Klappen  kürzer  als  die  Schein- 
fr  ncht,  meist  kM,  —  Halm:  mittelgross.  —  Scheinfrucht:  an  der  Basis 
gelbrot,  nach  oben  dunkler. 

6)  Vim-bis-chee-a-pa  (amerik.),    Yimbischuapa  (spanisoH). 
Rispe :  dicht,  breit,  30—40  cm  lang.  —  Halm :  von  allen  am  grossesten, 

3.3 — 5  m  hoch,  4 — 5  cm  dick,  sehr  süss,  der  Saft  enthält  14  Procent 
Zucker.  —  Scheinfrucht:  gelbrot,  plump.  Erfordert  ein  sehr  warmes 
Klima  und  eine  Yegetationsdauer  von  4 — 5  Monaten. 

7)  Oom-se-a-na  ^)  (amerik.),  Onsiana  (spanisch). 

Syn.:  Otaheitan,  soll  nach  Mr.  M.  Day  jr.  1859  durch  das  Pa- 
tent-ofüce  in  Illinois  aus  „Otaheiti*'  bezogen  worden  sein. 

Als  Spielart,  welche  Mr.  Stewart  in  Minnesota  U.  S.  durch  Kreu- 
zung von  Chinese-sugar-cane  mit  Oom-se-a-na  erzeugt  haben  soll,  gilt: 

Minnesota  early  amber;  franz.:  Sucrä  hfttif  duMinnesote 
(Yilm.);  ital.r  Ambra  del  Minnesota  per  zucchero;  deutsch: 
Ambrarohr  aus  Minnesota. 

Rispe:  zusammengezogen.  —  Halm  hoch,  am  zuckerreichsten  von 
allen  Sorten,  sehr  geschätzt.  —  Scheinfrucht:  dunkel-purpur,  mehr  flach 
als  rund. 

Bestockt  sich  gut  und  reift  in  4  Monaten. 

8)  E-a-na-moo-dee  (amerik.),  Anamody  (spanisch). 

Rispe:  gross,  steif,  aufrecht.  —  Halm:  etwas  dünn,  wenig  saft-  und 
zuckerreich,  der  Saft  enthält  nur  zwischen  6  und  14  Proc.  Zucker.  — 
Schein^cht:  rötlich-gelb,  plump.     Yegetationsdauer  8Vs — 4  Monate. 

9)  Shla-goon-dee  (amerik.),  Sagondi  (spanisch). 

Rispe:  sehr  steif,  dicht,  aufrecht.  —  Halm:  zuckerreicL  —  Schein- 
frucht: gelbrot.    Yegetationsdauer  3V2  Monat. 

10)  Zim-moo-ma-na  (amerik.),  Zimmomana  (spanisch). 
Rispe:    kompakt,    aufrecht,    fein,    reichsamig.    —  Halm:    süss.    — 

Scheinfrucht:  rotgelb,  plump. 

Ausserdem  werden  noch  angebaut: 

11)  E-both-la  (amerik.),  Elota  (spanisch). 

12)  Boo-ee-a-naa  (amerik.),  Boyana  (spanisch). 

13)  See-en-gla  (amerik.),  Sienglana  (spanisch). 

14)  Zim-ba-za-na  (amerik.),  Zimbazana  (spanisch). 

15)  E-thlo-sa  (amerik.),  Eltosa  (spanisch). 

Zur  Kultur  in  Mitteleuropa  eignen  sich  am  besten:  Elota,  Boyana, 
Sienglana,  Zimbazana  und  insbesondere  Eltosa,  alle  übrigen  erfordern 
wärmere  Klimate. 

Das  African  oder  Imphee-cane  eignet  sich  namentlich  für  den  Süden 
der  Union  besser  als  die  Zuckermobrhirse  (Chinese  sugar-cane),  denn  da 
es  dicker,  kürzer  und  fester  im  Halm  ist,  brechen  die  Prüriewinde  das- 
selbe weniger  leicht  nieder,  und  ausserdem  ist  es  ertragreicher  an  Samen 
und  krystaUisiertem  Zucker,  so  wurde  1868  auf  einem  Meeting  der  Sugar- 
Grower's  Association  in  Michigan')  anerkannt,  dass  allerdings  das  ^^Chi- 


1)  Botanical  Hist.   of  Sorgh.  by  Pech,   Rep.  of  the  commiM.   of  Agria 
1866.  Washington. 

2)  Rep.  of  Agric/Departm.  Washington  1868. 


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Mohrhirsesorten.  915 

nese  sngar-cane*'  mehr  und  wolüsohmeckenderen  Sirup,  doch  viel  weniger 
krystallisierten  Zncker  liefere.  Als  die  beste  Sorte  zur  G-ewinnnng  von 
ErystallzQcker  wurde  Otaheitan  angesehen. 

Ausserdem  dient  der  Same  als  vortreffliches  Futter  für  Geflügel  und 
die  grüne  Pflanze  als  Yiehfatter. 

Tatarische  Hohrhirse. 

Syn.:  Early  Sorgho*),  Amerika. 

Eispe:  zusammengezogen,  ^aufrecht|  bis  20  cm  lang;  Deckspelzen 
schwarz,  meist  wollig  und  so  lang  als  die  Frucht.  —  Halm:  gelblich- 
grün mit  blutroten  Flecken,  dünn.  —  Scheinfrucht:  hellrot,  eckig,  an  der 
Spitze  behaart,  6  mm  lang,  4  mm  breit,  und  67  Scheinfrüchte  wiegen  1  gr. 

Nur  Scheinfrüchte  hellrot,  sonst  Andropogon  Sorghum  Arduini  Gmel. 
«ehr  ähnlich.     Frühreif. 

Varität:  Andropogon  Sorghum  Usorum  N.  ab  E. 

Dlehte  weissfrflclitige  Hohriiirse. 

Amerika:  White  Imphee,  White  Liberian. 

Franz.:  Grand  miUet  blanc. 

Ital.:  Saggina  bianca. 

Bispe:  sehr  zusammengezogen,  aufrecht,  Zweige  dicht  an  die  Spindel 
gedrückt,  grün^  bis  30  om  lang;  Aehrchen  2  mm  breit,  Klappen  eiförmig, 
kahl,  Innenseite  weiss,  —  Halm:  gelblich-grün,  markig,  kurz,  fest,  dick. 
—  Scheinfrucht:  weiss,  sammetig,  kantig,  eiförmig  (6  mm  lang,  4  mm 
breit),  75  Scheinfrüchte  =  1  gr. 

In  Poppeisdorf  kultiviert,  ergaben  sich  folgende  Resultate: 

Halme  215  cm  lang,  1.5  cm  dick,  Blattzahl  9,  Blätter  57  cm  lang, 
5  cm  breit,  BlattflSche  5130  qcm,  Halmfläche  967.5  qcm,  Gesammtflftche 
6097.5  qcm. 

Die  Scheinfrüchte  reiften  nur  zum  kleinsten  Teil  in  einigen  sehr 
warmen  Jahren  spät  im  Oktober. 

Die  in  den  vereinigten  Staaten  zur  Zuckergewinnung  angebaute  und 
aus  dem  südöstlichen  Afrika  stammende  Sorte  ist  „Nec-a-ga-na*' '),  oder 
White  Imphee. 

Varietät:  Andropogon  Sorghum  aethiopg  Ecke. 
Dichte  sehwarze  Hohrhirse. 

Amerika:  Black  Imphee'). 

Ital.:  Saggina  nera. 

Franz.:  Sorgho  noir  d*Afrique,  Orand  millet  noir. 


1^  Bot.  Bist.  ofSorgh.  byPech,  Rep.of  theCommiss.  ofAgric.1865.Wa8h. 

2)  Pech,  Botanio.  Bist,  of  Sorgh.  Bep.  of  the  commiss.  of  Agria  1866. 
Washington. 

8)  Pech,  Botanio.  Hiat  of  Sorgb.  Bep.  of  the  commiss.  of  Agric.  1865. 
Washington. 


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916  Besonderer  Teil. 

Aispe:  braunrot,  sehr  kompakt,  anfrecht,  20  om  lang,  Aekrokei 
eiförmig,  2  mm  breit,  etwas  flacb,  Klappen  kahl,  braunrot,  l&iger  ab  dk 
Scbeinfrncht,  Sobeinfrücbte  nicht  leicht  ansfallend.  —  Halm:  g^lieb- 
grün,  mit  blutroten  Flecken,  schilfig»  dick.  -^  Scheinümoht :  schwatz, 
glänzend,  fast  kahl,  eckig  (6  mm  lang,  4  mm  breit,  52  ScheinMdite 
=  1  gr);  Frucht  rot. 

In  Poppeisdorf  ergab  ihr  Anbau  folgende  Eesultate:  Halm  240  cm 
lang,  1.4  om  dick,  Blattzahl  6,  Blätter  47  cm  lang,  5.2  cm  breit,  Blatt- 
fläche  2933  qcm,  Halmfläche  1056  qcm,  G-esammtfläche  3989  qcm. 

In  warmen  Sommern  reifen  in  Poppeisdorf  die  Früchte  aemhdi 
gut  aus.  Wegen  ihrer  Frühreife  lässt  sie  sich  in  Europa  noch  im 
Weinklima  kultivieren,  sonst  ist  sie  in  den  wärmeren  Zonen  von  Europa, 
Afrika,  Asien  und  Amerika  verbreitet. 

Zur  Zeit  des  Plinius  soll  sie  aus  Indien  nach  Italien  eingeführt 
worden  sein,  und  sagt  hierüber  Plinius:  „Milium  intra  hos  decem  anaos 
ex  India  in  Italiam  invectum  est,  nigrum  colore.'' 

Die  am  meisten  angebaute' Sorte  ist: 

Nee-a-zee-na  (amerik.),  Ni-a-za-na  (kaffrisch),  Niazana 
(spanisch)^). 

Rispe:  buschig.  -^  Halm:  sehr  saftig  und  sttss,  liefert  in  Spanioi 
70 — 80  Proc.  schleimigen,  trüben  Saft  mit  15  Proc.  Zucker,  enthält  wenig 
Holzfaser,  und  die  entblätterten  Stengel  wiegen  ca.  Ve  ^S'  —  Schein- 
früchte: rein  schwarz,  glänzend,  gross,  plump,  rundlich. 

Sehr  frühreif,  reift  in  Amerika  in  90 — 100  Tagen. 

Bei  den  Zulukaffem  soll  sie  als  die  süsseste  aller  Imphj- Arten  an- 
gesehen werden. 

Sie  wird  vielfiach  zur  Zuokergewinnung,  das  Eom  zur  Mehl-  ib4 
Brotbereitung,  sowie  zur  Spiritusbrennerei,  und  die  grüne  Pflanze  ala 
Viehfutter  benutzt. 

Varietät:  Andropogon  Sorghum  bicolor  L. 

Zweifarbige  Hohrhirse. 

Syn.:  Ital.:  Sorgho  bicolore. 

Franz.:  Sorgho  ou  Houque  bicolorie« 
Engl.:  Whitish  Indian-Millet. 
Hindustani:  Kala-jooar  nach  Boyle. 
Arab.:  Burrah  Ahmar^. 
Bispe:    zusammengezogen,   kompakt,   aufrecht,    eiförmig,  bis  30c]i 
lang.  —  Halm:  gelbgrün,  mit  einigen  blutroten  Flecken,  sehr  fest,  maiki|i 
bis  3  m  lang.    —    Scheinfrucht:    schwariE^    Frucht   weiss    und    aus   d» 
schwarzen  JOappen  hervorragend,  wenig  behaart  (6  mm  lang,  4  mm  breit), 
an  der  Basis  spitz,  sonst  mndlicL 

In  warmen  Jahren  erscheint  die  Bispe  Anfiaiigs  August,  nur  ein 
Teil  der  Früchte  erlangte  eine  ziemlich  gute  Ausreife. 

Verbreitung  und  Benutzung  sind  dem  Andr.  Sorgh.  cemuus  gleich, 


1)  Veral.  Smith,  Imph.   and  Sorgh.   cult.    Transact   of  the  Hl  li  o' 
Agric.  Soc.  Y.  1861/64,  und  Wien,  land-  und  forstw.  Zeit.  1859,  514. 

2)  Figari  Bey,  Stud.  sdentif.  buU'  Egitto  etc.  1864  pg.  104. 


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MobrliirsQsorteii.  917 

nur  soll  ans  dieser  Hirse  und  G-erste  aach  eine  Art  Bier  hergestellt 
werden,  welches  in  Aegypten  „buza'*,  am  oberen  Nil  ,,meri8a'S  in  Abes- 
sinien  „tala''  nnd  ,,suoka*\  südlich  davon  ,,pombe*'  und  am  Zambese 
„boyaloa"  genannt  wird. 

Varietät:  Andropogon  Sorghum  cernuua  Ard. 

Nickende  Mohrhirse. 

Syn.:  Franz.:  Sorgho  k  epi  blanc;  Couscon;  Sorgho  de  Changallar, 
d'AMque,  penchi;  Barboninclini. 
Ital. :  Saggina  a  coUo  torto. 
Amerika:  Bice-com. 

Turkestan:  Dsohugara,  Dschungara  (Yilmorin). 
Aegypten:  Durrah  seifi  oder  sSfi  ^)  =  Sommergetreide,  weil 

Aussaat  in  Sommerperiode  fällt. 
Arabisch:  Bischnat  und  Beschna  in  Algier. 
Malta:  Carambasse. 
Sudan:  Massakua. 
Bispe:  zusammengezogen,  eiförmig,   verästelt,  bis  15  cm  lang,  hän- 
gend.   IHe  Stengel  biegen  sich  im  oberen  Teil  gleich  nach  dem  Hervor- 
brechen der  Bispen  aus  den  Scheiden  sehr   langsam  um,    dabei    springen 
die   äusseren  Zellpartien   auf   der  Aussenseite   der  Krümmung  auf.    Zur 
Blttteieit  (Anfang  September  in  Poppeisdorf,  also  sehr  spät  blühend)  sind 
sie  schon  vollständig  umgebogen,  so  dass  die  Spitze  der  Bispe   nach  der 
Erde  gerichtet  ist.  —  Halm:   gelblich-grün,    sehr  fest,   kräftig,    markig, 
blattreich,  2—4  m  hoch.  —  Scheinfrucht:   weiss,  sammetig,*an  der  Basis 
schwach-rötlich  und  spitz,  sonst  kugelig  (6  mm  lang,  4  mm  breit) 

Die  Stengel  wurden  in  Poppeisdorf  250  cm  lang,  1.8  cm  dick; 
Blattzahl  18,  Blätter  51.8  cm  lang,  7.2  cm  breit,  Blattfläche  9696.96  qcm, 
Halmfläche  1850  qcm,  Gresammtfläebe  11046.96  qcm. 

In  Poppeisdorf  wurden  nur  in  sehr  warmen  Sommern  einige  Kömer 
notreif. 

Viel  in  Indien,  namentlich  im  Distrikt  Manipur,  Aegypten  und 
überhaupt  in  Afrika  meist  auf  nicht  bew&sserbaren  Böden  als  Sommer- 
frueht  gebaut,  und  ist  das  Korn  in  diesen  Ländern  als  menschliches 
Kabrongsmittel,  so  wie  das  Qrünftatter')  und  Stroh,  welches  den  Ochsen 
9  Monate  hindurch  zur  Nahrung  dient,  sehr  wichtig.  Aber  auch  in 
Spanien,  Portugal,  Italien,  in- den  Niederungen  der  dalmatinischen  Flüsse 
und  auch  in  neuerer  Zeit  in  den  Südstaaten  der  nordamerikanischen 
Union  werden  die  Früchte,  wie  Beis  oder  Hais  gekocht,  zur  Speise  ver- 
wandt   Die  Stengel  dienen  zur  Dachbedeokong. 

In  Indien  fällt  die  Saatseit  in  den  Oktober  und  die  &nte  in  de» 
Januar;  in  Aegypten  wird  im  Mai  gesäet  und  Anfang  August  geemtet. 


1)  Figari  Bey,  Stud.  scientif.  suir  Egitto  pg.  104,  1864. 

2)  Dies  Grünfdtter  heittt  nach  Royle  a.  a.  0.  p.421  in  Indien  „Kurfoee''. 


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918  Besonderer  Teil. 


Die  biologischen  Verhältnisse  der  Mohrhirse. 

Die  Samenkörner  der  Mohrhirse  reifen  in  dem  kälteren,  gemäs- 
sigten Klima  je  nach  der  Sorte  entweder  gar  nicht,  oder  doch  nor 
unsicher,  und  besitzen  dann  meist  ein  geringeres  absolutes  Gewicht^ 
als  die  in  wärmeren  Klimaten  gereiften. 

Von  den  Mohrhirsen,  welche  in  Poppeisdorf  einigermassen  aus- 
reiften, wogen  die  Scheinfrüchte 

von  A.  S.  saccharatus        22.2  mgr  (nach  Nobbe  22.5  mgr) 
„    „    „  technicus  13.2    „ 

„    „    „  leucospermus     17.2    „ 
„    „    „   Usorum  13.3    „ 

„    „    „   aethiops  19.2    „ 

„    „    „  Arduini  16.7    „ 

Die  Originalfrüchte  von  aus  Spanien  gesandten  Sorten  wiesen 
dagegen  folgende  Gewichte  auf: 

Sorgo  azucarat    .    .    19  mgr 
Saina,  Cadiz    .    .    .    23.7  „ 
Panizo,  Cadiz  .    .    .    35.7  „ 
Bei  letzterer  Sorte  waren  die  Früchte  nicht  fest  von  den  Spelzen 
umschlossen,  sondern  nackt  ausfallend. 

Nach  Hör ky  und  Klose  betrug  der  Gewichtsanteil  der  Spelzen 
von  afrikanischen  Originalsorten  nur  5  Procent  vom  Gewichte  der 
ganzen  EOmer  und  hafteten  die  Spelzen  nur  an  der  Basis  des  Kornes, 
indem  sie  letzteres  auch  nicht  einmal  teilweise  einzuschliessen  ver- 
mochten; dagegen  stellte  sich  der  Procentanteil  der  Spelzen  mittel- 
europäischer Mohrhirsen  im  Durchschnitt  einer  grosseren  Anzahl 
von  Proben  auf  13.45  Procent 

Die  Keime  betragen  5—6  Procent  vom  Ctewicht  des  Kornes. 
Bei  fllnfstündiger  Einwirkung  einer  Wärme   von   nur  55  <>  0. 
keimten  nach  Haberlandt  von  100  trocknen  Samenkörnern  6,  von 
eingeweichten  keines. 

Gemeinhin  wird  der  Same  vor  dem  Auslegen  24  Stunden  einge- 
weicht. 

Die  normal  ausgereiften  Scheinfrüchte  besitzen  eine  recht  be- 
friedigende Keimfähigkeit,  denn  es  keimten  von  A.  S.  saccharatus 
(Nobbe)  im  Mittel  73  Proc.,  und  die  Beimengung  fremder  Bestand- 
teile betrug  0.26  Proc. 


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Die  biologisclien  Verhältnisse  der  Mohrliirse. 


919 


Die  Tiefe  der  Unterbringnng  der  Samen  schwankt,  je  nach  der 
Bodenbeschaffenheit  zwischen  1.5—2.5  cm.  Die  unterste  Keimangs- 
grenze  zwischen  10—12^  C.  nnd  das  Optimum  zwischen  25  und 
37.5^  C,  mithin  erst  bei  einer  Bodenerwärmnng  von  mindestens 
15  0  C.  zur  Einsaat  geschritten  werden  sollte. 

Nach  Haberlandt  erfolgte  die  Keimang  bei  A.  S.  saccharatns 


bei  10.260  C. 

16.750  C. 

190  c. 

mit  dem  Sichtbarwerden  des  Würzelohens 
in  Tagen 

26 
1.8 

7.26 
2.4 

6 

DurchB^nittlichos  Längenwachstnm  pro 
Taar  in  mm 

8.8 

**"o     *"    ***—     • 

mithin  die  späte  Einsaat  wohl  gerechtfertigt  erscheint. 

Entsprechend  der  Tiefe  der  Unterbringung  und  der  vorhandenen 
Wärme  läuft  das  junge  Pflänzchen  in  7 — 14  Tagen  nach  der  Saat 
auf  und  wächst  in  der  ersten  Zeit,  namentlich  bei  kühler  Witterung 
sehr  langsam  fort,  so  dass  es  nicht  selten  Mitte  Juli  erst  eine  Höhe 
von  18—20  cm  erreicht  hat;  von  diesem  Zeitpunkt  tritt  mit  der  zu- 
nehmenden Wärme  auch  ein  sehr  beschleunigtes  Wachstum  ein. 

In  der  Regel  entwickelt  A.  S.  saccharatns  5 — 10  SchOsslinge, 
während  die  Imphy-Arten  meist  nur  einen  Halm  treiben. 

In  Poppeisdorf  stellten  sich  die  Yegetationsverhältnisse  im  Mittel 
wie  folgt: 


Halm- 

Halm- 

BlStter 

Gesammt- 

Rispen- 
länge 

Andropogon  Sorghum 

länge 

dicke 

Blatt- 
zahl 

lang 

breit 

fläche 

cm 

cm 

cm 

cm 

qom 

cm 

I.  Effnsns: 

sacoharatus      .    .    . 
teohnioas     .... 
lenoospermns   .    .'  . 

200 
200 
200 

1 
2 
1.8 

10 
10 

8 

66 

67.6 

65.6 

6 

6.4 

4.4 

6100 
7421 
8526 

30-36 

20-46 

26 

II.  Gontractus: 

oemuns 

Usorum       .... 

aethiops 

Arduini        .... 

260 
21& 
240 
210 

1.8 
1.6 
1.4 
1.4 

18 
9 
6 

8 

61.8 
57 
47 
48.6 

7.2 
6 

6.2 
8.7 

11047 
6098 
3989 
8467 

16 
30 
20 
20 

In  den  wärmeren  Elimaten  erreichen  einzelne  Varietäten  der 
Mohrhirse  eine  Höhe  von  4  m  und  darüber. 

Ihr  Wurzeltie^ang  ist  sehr  beträchtlich,  so   dass  die  Pflanze 


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920 


Besonderer  TeiL 


nach  Ueberwindung  des  Jogendstadiums  kaum  dorch  Trockenheit 
leidet,  doch  erweist  sie  sich  in  warmen,  trocknen  Elimaten  fUr  eine 
massige  Berieselang  sehr  dankbar. 

Femer  ist  die  Mohrhirse  verpfianzbar,  mithin  sich  Ittckige  Be- 
stände aasbessem  lassen. 

Da  sich  nnn  die  verschiedenen  Mohrhirsevarietäten  bei  zu  naher 
Kultur  kreuzen,  und  auch  unter  nicht  ganz  günstigen  Vegetations- 
bedingungen leicht  degenerieren,  z.  B.  wird  bei  den  Zuckermohr- 
hirsen  das  Mark  saftlos  und  zuckerarm,  so  ist  auf  recht  Yollkommene 
Samen,  welche  die  charakteristischen  Eigenschaften  der  Sorte  be- 
sitzen, und  auf  günstige  Anbauverhältnisse  zu  achten. 

Die  Menge  der  Pflanzennährstoffe,  welche  sie  dem  Boden  ent- 
nimmt, ist  nach  E.  Wolff  sehr  erheblich,  denn  es  enthalten  1000 
Teile: 


5o 

S 

s 

, 

1 

1 

9 

1 

< 

Ä 

8 

Je 

'S! 
1- 

ii 

frischer  Substanz 

800- 

8.7 

18.0 

1.8 

1.2 

0.6 

0.8 

0.4 

8.7 

Körner 

140 

15.0 

16.0 

0.5 

2.4 

0.2 

8.1 

— 

1.2 

Die  Hauptfeinde  der  reifen  Hohrhirse  sind  jedenfalls  die  Vögel, 
weshalb  die  Felder  zur  Reifezeit  bewacht  werden  müssen. 

Von  anderen  Feinden  aus  dem  Tierreiche  sind  nur  wenige  be- 
kannt geworden,  was  daran  liegen  mag,  dass  die  Pflanze  weder  in 
Amerika,  noch  in  Europa,  sondern  in  Afrika  die  Hauptlracht  bildet, 
mithin  sich  ihre  Feinde  wohl  noch  der  Kenntnis  entziehen. 

In  Poppeisdorf  frass  die  Raupe  von  Acronycta  Rumieis  L.  die 
Blätter  ab. 

Die  Larre  der  Getreidewanze  (Ghinch-bug),  Micropus  leucoptems 
Say,  wird  der  Mohrhirse  in  Amerika  in  allen  ihren  Entwickelnngs- 
stadien  sehr  gefährlich,  so  sangen  die  jungen  Larven  ca.  2  cm  tief 
unter  der  Erde  den  Saft  aus  den  Wurzeln,  später  gehen  sie  am  Hahn 
empor,  von  dem  Saft  der  jungen  Pflanzenteile  lebend,  bis  sie  sdiUess- 
lieh  Fltlgel  erhalten  und  sich  in  Schaaren  auf  den  Getreidefeldern  nie- 
derlassen, wo  sie  das  weiche  Korn  verzehren. 

Zur  Abhaltung  der  Insektenlarven  vom  Saatkorn  gibt  man  in 
die  Löcher  bei  horstweiser  Saat  etwas  Gktskalk  oder  noch  besser 
Naphtalin. 

Im  Allgemeinen  bringt  die  Mohrhirse  weit  sicherere  Ernten  $k 
der  Mais,  sobald  man  Sorge  trägt^  dass  in  der  ersten  Vegetatienszeit 


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Elima  für  Mohrhirse.  921 

das  Unkraut  zerstört  wird.  Andere  Feinde  scheinen  ihr  selten  ge- 
fährlich zu  werden,  nnd  hat  sich  in  Amerika  gezeigt,  dass  nicht 
einmal  die  Heuschrecken,  so  lange  sie  anderes  Futter  finden,  die 
Mohrhirse  annehmen. 

In  Afrika  sollen  die  Termiten   beträchtlichen   Schaden  verur- 
sachen können. 


Elina. 

Die  Mohrhirse  ist  die  Hauptbrotfrucht  des  tropischen  und  sub- 
tropischen Afrikas  und  greift  dann,  wenn  auch  weniger  ausschliess- 
lich als  Brotfrucht  dienend,  nach  Arabien  und  Klein-Asien  über  und 
wird  Tielfach  in  Indien,  dem  Sunda-Archipel,  China  und  Japan  gebaut. 

In  Süd-Europa  wird  sie  ausser  zur  Komproduktion,  zur  Erzeu- 
gung von  Rispen  zur  Besen-  und  Bttrstenfabrikation  und  zuweilen 
zur  Sirup-  und  Grttnfuttergewinnung  benutzt,  und  baut  man  sie  zu 
diesen  Zwecken  auf  der  ^alkanhalbinsel,  in  Rumänien,  Sttd-Russland, 
wenn  auch  selten,  doch  häufiger  in  Siebenbürgen,  Ungarn,  Süd-Tirol, 
namentlich  aber  in  Dalmatien,  in  Italien,  auf  der  pyrenäischen  Halb- 
insel und  in  Sttd-Frankreich  an. 

Einen  grossartigen  Umfang  hat  aber  der  Anbau  und  zwar  vor- 
zugsweise zur  Sirup-  und  Rispengewinnung  zur  Herstellung  von 
Besen  und  BUrsten  in  Nord-Amerika  gewonnen. 

Die  Nordgrenze  der  Kultur  reicht  im  Steppenklima  des  sttd- 
dsflichen  Europas  kaum  tlber  den  48^  n.  Br.,  wenn  es  sich  nicht  um 
Grttnfuttergewinnung  handelt,  hinaus,  und  sinkt  nach  Westen  zu  noch 
um  einige  Grade  südlicher.  Auch  soll  der  Zuckergehalt  abnehmen, 
je  mehr  sich  der  Anbau  dieser  Nordgrenze  nähert,  wenigstens  ftthrt 
Lepiay  an,  dass  sich  unter  dem  ü^  n.  Br.  noch  15  Proc.  Zucker 
fänden,  und  Dupeyrat,  dass  in  Sttd-Russland  unter  dem  45^  n.  Br. 
nur  noch  13^15  Proc.  und  in  Sttd-Frankreich  unter  47,5^  n.  Br.  nur 
noch  10  Proc.  zu  finden  seien. 

In  den  Nordstaaten  der  Union  ttberschreitet  hingegen  die  Kultur 
kaum  den  40®  n.  Br.,  weil  in  diesem  Teile  Amerikas,  z.  B.  in  In- 
diana ^)  das  Frtthjahr  relativ  spät  eintritt,  so  dass  erst  Mitte  Mai 
die  Aussaat  erfolgen  kann,  und  zuweilen  schon  Ende  September 
Nachtfröste  vorkommen,  wodurch  das  noch  milchige  Korn  erfriert  und 
der  Saft  bitter  wird,  weshalb  hier  auch  die  Kultur  der  Besenmohr- 
hirse eher  am  Platze  ist.  In  gewöhnlichen  Sommern  reift  das  Korn 
Mitte  Oktober  aus. 


1)  Trtnsaci  of  the  N-.T.  st  Agrio.  soc.  1867  pg.  129  flgde. 

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922  Besonderer  Teil. 

Angenommen  wird  nun,  dags  die  Mohrhirse  dnrchschnittlich  eine 
Vegetationszeit  von  150  Tagen,  sowie  eine  Wärmesnmme  bis  zur 
Blüte  von  3000^  C.  nnd  bis  zur  Reife  von  4000^  C.  beanspracht 

Gegen  DUrre  ist  die  Mohrhirse  weit  widerstandsfähiger  als  der 
Mais,  doch  darf  sie  nicht  bei  Beginn  ihrer  Vegetation  von  derselben 
betroffen  werden,  weil  sie  dann  erheblich  in  ihrem  Wachstum  zurück- 
gehalten wird,  was  auch  bei  nasskalter  Witterung  der  Fall  ist 
Femer  vertragt  sie  von  der  Blütezeit  ab  keine  starken  Stürme,  die 
leicht  Windbruch  veranlassen. 


Boden. 

Die  Pflanze  leidet  gewöhnlich  mehr  durch  feuchte  Frühjahre 
als  durch  trockne  Sommer,  weshalb  die  losen,  porösen  Böden  in 
Gegenden  mit  feuchter  Frtthjahrswitterung  den  Vorzug  verdienen. 

Die  Mohrhirse  und  zwar  sowohl  Zucker-  wie  Besenmohrhirse, 
gedeiht  am  besten  auf  den  lockeren,  kalkhaltigen  und  fruchtbaren 
Mergellehmböden,  und  vorzüglich  auf  den  sehr  nahrungsreicben, 
porösen,  erst  frisch  umgebrochenen  Steppenböden. 

In  den  sehr  warmen  Klimaten  ist  das  Gedeihen  der  Mohrhirse 
auch  auf  schwerem  Thonboden  gesichert,  während  in  einem  weniger 
warmen  Klima  auf  warme,  thätige  Böden  zu  sehen  ist. 

Häufig  werden  zur  Komproduktion  auch  noch  Böden  herange- 
zogen, die  wegen  ihrer  schwachen  Krume,  ihrer  geringen  wasser- 
fassenden und  wasserhaltenden  ELraft,  sowie  unbedeutenden  Produk- 
tionskraft kaum  anderes  Getreide  aufbringen.  Es  wird  z.  B.  die 
Mohrhirse  noch  auf  den  trocknen,  kalkig-grusigen,  erdarmen  ELarst- 
gebieten  kultiviert,  und  dort  als  Hauptbrotfrucht  dienend,  so 
zwischen  Pinguente,  Montona  und  Buje,  doch  wird  die  Mohrhirse 
überall  in  Istrien,  dem  kroatischen  Littorale  und  Dalmatien  gebaut» 
und  gibt  es  auch  merkwürdigerweise  dort  Sumpf]}lantagen  ^).  Bleibt 
n&mlich  in  den  Niederungen  der  Küstenflüsse,  namentlich  der  Na- 
renta,  das  Wasser  so  lange  stehen,  dass  es  zur  Maiskultur  zu  spät 
wird,  dann  säet  man  Mohrhirse  ein,  die  das  60— 70 fache  Korn 
geben  soU. 

Zur  Grünfuttergewinnung  bringt  sie  auf  gut  entwässerten  Moor- 
böden und  Neuland,  sowie  auf  reichem  Alluvialboden  sehr  hohe 
Erträge. 


])  Lorenz,  Allg.  land.  und  forstw.  Ztg.  Wien  1862  p.  179. 


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Düngung  und  Frnchtfolge  der  Mohrhiree.  923 

DfingUDg. 

Zur  Znekergewinnang  ist  eine  sehr  stickstoffreiche  Düngnng  zu 
vermeiden,  weil  der  Saft  darnach  leicht  schleimig  und  salpeterhaltig, 
demzufolge  zur  Zuckerfabrikation  ungeeignet  wird. 

Am  meisten  empfiehlt  sich  die  Düngung  zur  Vorfrucht,  oder  die 
Anwendung  eines  gut  zersetzten  Kompostes,  und  auf  Böden,  welche 
Mangel  an  Phosphorsäure  und  Kali  haben,  das  Ausstreuen  daran 
reicher  Kunstdünger,  weil  diese  beiden  Pflanzennährstoffe  zugleich 
auf  die  Vermehrung  des  Zuckergehaltes  hinwirken,  wie  dies  der 
frisch  umgebrochene  Prairieboden,  der  reich  an  denselben  ist,  deut- 
lich erkennen  lässt. 

Eine  starke  Stallmistdttngung,  z.  B.  von  Rindviehmist,  ist  für 
die  Produktion  von  Körnern  und  Rispen  sehr  vorteilhaft,  während 
durch  Gründüngung  keine  günstigen  Resultate  erzielt  worden  sind. 

Gern  wird  auch  mit  Kalk  und  auf  schwächlichen  Saaten  mit 
Jauche  und  Guano  gedüngt. 


Frnchtfolge. 

Erwartet  man  von  der  Mohrhirse  einen  hohen  Körner-,  Zucker- 
oder Grünfutterertrag,  so  fordert  sie  eine  an  fertiger  Pflanzennahrung 
reiche  Ackerkrume,  daher  für  wenig  angreifende  Vorfrüchte  zu  sorgen 
ist,  anderenfalls,  obgleich  sie  sonst  in  Bezug  auf  ihre  Vorfrüchte 
nicht  wählerisch  erscheint,  bringt  sie  entsprechend  geringere  Erträge, 
wie  dies  beispielsweise  eine  Beobachtung  Karmrodt's  darthut,  nach 
welcher  sich  das  Getreide  als  bessere  Vorfrucht  wie  die  Hackfrüchte 
ervnes,  denn  er  erzielte  an  grüner  Mohrhirse  pro  ha: 

1858 
nach  Mohrrüben    .    .    20.300  kg 
„    Zuckerrüben      .    26.380    „ 
„    Sommerweizen  .    29.040   „ 
Auf  den  an  fertiger  Pflanzennahrung  überreichen  jungfräulichen 
Böden  des  Westens  Nord-Amerikas  ist  die  Mohrhirse  mit  sich  selbst 
in  hohem  Grade  verträglich,  und  nicht  selten  werden  hier,  z.  B.  von 
der  Besenhirse,  8—10  Ernten  ^)  hinter  einander  von  demselben  Felde 
genommen,  ohne  dass  sich  die  letzte  Ernte  verschlechtert  hätte. 

Die  Mohrhirse,  namentlich,  wenn  sie  zur  Grünfuttererzeugung 
dient,  beschattet  den  Boden  verhältnismässig  dicht  und  wenn  gedrillt 


1)  The  Tbird  annual  Rep.  to  the  Legislatnre  of  Kansas  1874  pg.  282. 

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024  Besonderer  Teil. 

und  bearbeitet;  so  verbleibt  der  nachfolgenden  Frucht  ein  wohl  sa- 
bereiteter  und  durch  die  gegebene  Dttngung  und  die  der  Ackerkrume 
verbleibenden  Stoppel-  und  Wnrzelrttckstände  auch  ein  an  Nährstoffen 
reicher  Boden,  in  dem  Getreidearten  ein  vorztlgliches  Gedeihen  finden. 

Es  ist  einleuchtend,  dass  die  viel  Dung  beanspruchende  Kultur 
von  Grtlnfuttersorghum  im  kälteren  gemässigten  Klima  nur  in  inten- 
siv betriebenen  Wirtschaften,  in  welchen  der  Schwerpunkt  in  der 
Futtererzeugung  liegt,  von  Wert  sein  kann,  vorausgesetzt,  dass  nicht 
andere  Futtergewächse,  z.  B.  Mais,  unter  gleichen  Verhältnissen  eine 
grossere  Menge  verdaulicher  Nährstoffe  von  der  Flächeneinheit  liefern. 

Weit  grösser  ist  dagegen  die  Bedeutung  zur  Futtererzengnng 
in  den  wärmeren,  sehr  trocknen  Klimaten,  wo  andere  Grttnfntter- 
gewächse  sehr  viel  unsicherer  sind  und  auch  wohl  kaum  die  gleiche 
Menge  an  Futter  erzeugen  können. 


Bodenbearbeitung. 

Die  Bodenbearbeitung  ist  dieselbe  wie  zu  Mais,  d.  h.  es  empfiehlt 
sich  Tiefkultur,  damit  der  Wurzelausbreitung  möglichst  wenig  mecha- 
nische Widerstände  entgegenstehen.  Selbstverständlich  hat  sie  nach 
dem  Stoppelumbruch  der  Vorfrucht  noch  vor  Winter  zu  erfolgen, 
und  zwar  auf  Böden  mit  gutem  Untergrunde  durch  den  B%j(dpflug, 
sonst  durch  den  Untergrundpflug.  Nach  dem  Abeggen  im  Frtlluahr 
pflttgt  man  zur  Saat,  damit  das  Unkraut  unterdrückt  wird  und  di^ 
Samenkörner  in  frischen  Boden  gelegt  werden  können.  Eine  Haupt- 
bedingung des  guten  Auflaufens  und  Gedeihens  der  Saat  liegt  aber 
in  der  feinen  Zubereitung  des  Ackers,  weshalb  die  Saatfurche  recht 
sorgsam  zu  ziehen,  und  der  Acker  mit  Httlfe  der  Egge  und  Walze 
gut  zu  zerkleinern  ist. 


Aiuaat 


Die  Mohrhirse  wird  in  Indien  im  Oktober,  die  Sommersaat 
(A.  S.  cemuus)  in  Aegypten  Mitte  Mai,  die  Herbstsaat  im  Delta  Mitte 
August  gesäet.  In  dem  wärmeren  gemässigten  Klima  Nord-Amerikas 
erfolgt  die  Aussaat  vom  15.  April  bis  15.  Mai,  doch  an  den  Grenzen 
ihrer  Kultur  in  Illinois  und  Indiana  vom  20.  Mai  ab,  und  nicht 
selten  wird  Besenhirse,  welcher  der  Frosteintritt  vor  der  Komreife 
weniger  schadet,  als  der  Zuckerhirse,  noch  am  20.  Juni  bestellt. 

In  den  wärmsten  Gegenden  Süd -Europas  werden  schon  im 


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Aussaat  der  Hohrliirse.  925 

Mftrz,  weiter  Bach  Norden  im  April,  und  unter  dem  48^  n.  Br.  Mitte 
Maiy  wenn  Nachtfröste  nicht  mehr  zu  befttröhten  sind,  die  Samen- 
körner ausgelegt. 

Was  nun  die  Ermittelung  der  OrOsse  des  Pflanzraumes  anbe- 
triflFI,  80  ist  derselbe  von  der  Bodenbeschaffenheit,  von  dem  Klima, 
dem  Habitus  der  Sorte  und  dem  Benutzungszweck  abhängig;  doch 
lässt  sich  nicht  allein  hiemach  der  Pflanzraum  bestimmen,  sondern 
auch  nach  der  Bestockungsfähigkeit  der  Varietäten,  z.  B.  erzeugt 
A.  S.  saccharatus  8— 12  Schösslinge,  während  die  übrigen  meist  nur 
einen  vollkommen  entwickelten  Halm  hervorbringen. 

In  der  nachfolgenden  Saattabelle  (Seite  926)  haben  wir  eine 
Uebersicht  der  Pflanzräume  und  Saatquanta  in  den  Hauptregionen 
der  Mohrhirsekultur  berechnet,  bemerkt  sei,  dass  das  mittlere  Ge- 
wicht von  1  hl  Samenkörner  70  kg  beträgt,  und  1  hl  A.  S.  saccha- 
ratus 3.150.000  Samenkörner,  1  hl  der  Imphy- Varietäten  3.850.000, 
und  1  hl  der  Besenhirse  5.320.000  Samenkörner  enthält 

Gewöhnlich  wird  der  Same  24—48  Stunden,  und  in  Amerika 
mit  warmem  Wasser,  dem  etwas  Chlorkalk^)  zugesetzt  wird,  ein- 
geweicht. 

Es  scheint  fllr  die  Zucker-  und  Eömerhirse  im  Allgemeinen  die 
Dibbelkultur,  und  fllr  die  Besen-  und  Grflnfutterhirse  die  Drillkultur 
bevorzugt  zu  werden.  Doch  findet  auch  für  Korn-  und  Grttnfutter- 
hirse  im  extensiven  Betriebe  die  Breitsaat  Anwendung. 

In  Aegypten  wird  das  Feld  zur  Herbstsaat,  weiche  bewässert 
werden  soll,  in  Quadrate  von  ca.  15  qm  Grösse,  die  60  Horste  auf- 
nehmen können,  durch  die  BewädserungsgiUbchen  eingeteilt,  hierauf 
werden  mit  der  Hacke  flache  Löcher  gemacht  und  3^5  Samenkörner 
hineing:elegt  und  mit  wenig  Erde  bedeckt 

Die  Sommersaat  wird  nicht  bewässert,  weshalb  jeder  Horststelle 
nach  dem  Einlegen  der  Samenkörner  V2  Ltr.  Wasser  gegeben  wird. 

In  Nord- Amerika  wird  mit  Hülfe  des  „Keystone-Planter"  ent- 
weder gedibbelt  oder  gedrillt,  selten  breitwttrfig  gesäet  oder  gepflanzt, 
letzteres  geschieht  im  Mai  oder  Juni,  wenn  die  Pflanzen  eine  Höhe 
von  18—20  cm  erreicht  haben. 

Das  Auspflanzen  ist  auojk  fast  allgemein  in  China  verbreitet, 
und  sind  die  Pflanzen  häufig  schon  im  April  verpflanzbar. 

In  Europa  wird  entweder  mit  der  Maschine  gedrillt,  oder  nach 
einem  Markeur  mit  der  Hand  gedibbelt 

Bei  breitwttrfiger  Aussaat  bringt  man  die  Samenkörner  mit 
einer  leichten  Egge  unter  und  walzt  bei  trocknem  Wetter. 


1)  Smith,  Imphee  and  Sorgh.  oult.    Transact  of  the  111.  st  Agrio.  Soc. 
Y.  1861—64. 


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926 


Besonderer  Teil. 


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Entfernung 

d.  Honte  in 

der  Reihe. 


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Zahl  d.  Samen- 
kömer  p.  Horst 


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Pflege  der  Molirhirse.  927 


Pflege. 

Das  Aaflaufen  der  Samenkörner  erfolgt  je  nach  der  Temperatar, 
der  Bodenfeuchtigkeit,  sowie  ob  das  Samenkorn  eingeweicht  oder 
trocken  ausgelegt  wurde,  in  3—4  oder  in  14 — 20  Tagen. 

Bei  einer  Höhe  der  Pflänzchen  von  ca.  6  cm  beginnt  man  ge- 
meinhin mit  dem  Behacken,  das  sich  nach  Massgabe  der  Boden- 
erhärtung oder  Verunkrautung  mehrmals,  sei  es  mit  der  Hand-,  oder 
Pferdehacke,  wiederholt. 

Werden  die  jungen  Pflänzchen  durch  Frost  getroffen,  so  schneidet 
man  die  abgestorbenen  Teile  ab,  und  lässt  sie  yon  Neuem  ausschlagen. 
Ist  die  Witterung  günstig,  dann  lässt  sich  noch  auf  einen  befriedi- 
genden Ertrag  hoffen. 

Die  Schösslinge  der  Zuckerhirse  (A.  S.  saccharatns)  erscheinen 
in  der  Regel  bei  einer  Höhe  des  Haupthalmes  von  18 — 20  cm,  zu 
welchem  Zeitpunkt  auch  das  Verziehen  und  bei  Ittckigem  Stande 
das  Nachpflanzen  geschehen  kann. 

In  der  Kegel  lässt  man  bei  der  Dibbelkultur  für  Zuckerhirse 
bis  10  Halme  im  Horst  stehen  und  bei  Drillkultur  gibt  man 
den  Halmen  in  der  Reihe  Zwischeni^ume  von  15—20  cm,  für  Körner- 
und Besenhirse  nicht  selten  von  30— 36  cm,  und  gedibbelt  lässt  man 
in  den  Horsten  3—4  der  besten  Halme  stehen. 

Verlangt  man  von  der  Besenhirse  auch  einen  reichen  Korn- 
ertrag,  so  bindet  man  vor  der  Ernte,  wenn  die  Kömer  noch  milchig 
sind,  die  Rispen  an  der  Stelle* wo  sie  abgeschnitten  werden  sollen, 
indem  man  sie  umbiegt,  mit  den  ebenso  behandelten  Halmen  der 
nächsten  Reihe  über  Kreuz  zusammen;  durch  dieses  Verfahren  blei- 
ben nicht  nur  die  oberen  Halmteile  gerade  und  eignen  sich  besser 
zu  Kehrbesen,  sondern  es  gewinnen  auch  die  Rispen  an  Qualität, 
die  Körner  reifen  schneller  und  besser  aus,  und  die  Halme  sind  den 
Gefahren  des  Windbruchs  weniger  als  die  nicht  umgebogenen  und 
unter  einander  verbundenen  ausgesetzt. 

In  den  heissen  und  trocknen  Ländern,  in  welchen  eine  Bewäs- 
serung der  Mohrhirse  wünschenswert  erscheint,  reicht  man  gewöhn- 
lich mit  3  Bewässerungen  aus,  von  denen  die  erste  am  zweckmäs- 
sigsten  bei  einer  Höhe  von  15— 20  cm,  die  folgende  kurz  vor  dem 
Schossen,  und  die  letzte  kurz  nach  der  Blttte  gegeben  wird. 


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928 


Besonderer  Teil. 


Ernte,  Ausdnigeh  nnd  Anfbewalinuig. 

Die  Eömerhirse  ist  reif,  sobald  die  Samenkörner  die  charakte- 
ristische Farbe  und  Form  der  Sorte  angenommen,  sowie  Halme  nnd 
Blfttter  sich  gelb  gefärbt  haben,  nnd  tritt  dieser  Zeitpunkt  in  Indien 
und  im  tropischen  Afrika  im  Januar,  in  Aegypten  bei  der  Sommer- 
saat im  August,  bei  der  Herbstsaat  im  Delta  Ende  Oktober,  nnd  in 
Süd-Europa  im  Laufe  des  Monat  September  ein. 

Gemeinhin  schneidet  man  die  Rispen  mit  dem  oberen  Teil  des 
Halmes  ab,  bringt  sie  auf  die  Dreschtenne,  wo  sie  zum  vollständigen 
Austrocknen  der  Sonne  ausgesetzt  werden  und  lässt  sie  dann  durch 
Ochsen  austreten,  wie  z.  B.  in  Aegypten,  oder  drischt  sie  mit  der 
Hand  ab.  In  weniger  heissen  Elimaten  empfiehlt  es  sich,  die  Rispen 
zum  Austrocknen  an  einen  luftigen  Ort  vor  dem  Ausdrusch  aufeu- 
hängen,  nnd  die  gewonnenen  Kömer  nur  flach  auf  luftigen  Böden 
au&uschtttten,  weil  sie  anderenfalls  leicht  verderben. 

Der  Zuckermohrhirse  kommt  der  höchste  Sirupgehalt  (Glncose) 
im  milchigen  Zustande  der  Samenkörner  zu,  der  geringste  knrz  vor 
der  Blüte  und  nach  vollendeter  Reife.  In  Nord-Amerika  wird  in 
neuester  Zeit  dahin  gestrebt,  statt  des  Sirups  Krystallzucker  (Saccha- 
rose) zu  gewinnen,  und  gestützt  auf  seine  1879  ausgeführten  Unter- 
suchungen, zeigte  Dr.  Collier,  dass  sich  die  Saccharose  mit  der 
Ausreife  der  Samenkörner  unausgesetzt  vermehrt,  so  dass  die  Stengel 
mit  der  vollständigen  Kömerreife  auch  das  Maximum  der  Saccharose 
enthalten.  Dieselbe  nimmt  jedoch  nach  einem  harten  Frost .  (mit 
Aosnafame  bei  Early  Amber)  ab. 

Die  folgende  Tabelle  enthält  die  Resultate  der  Untersuchungen 
an  Zuckennofarhirse  und  Zuckerrohr. 


Sorte. 

Entwiokelimg 
der 

Datum 
des 

Procente  im  Saft 
an 

Mohrhirse: 

Pflanze. 

Schnittes 

Gluoose 

Sao<^arose 

Early  Amber 

Samenbüschel  eben  heraus 

18.  Juli 

8.7 

3 

dto. 

Samenkörner  hart  werdend 

16.  August 

1.6 

14 

dto. 

„            reif,  trocken 

16.  Septbr. 

0.6 

15 

dto. 

„            nach  Frost 

29.  Oktbr. 

1.1 

17 

Chinese 

Samenbilschel  eben  heraus 

6.  August 

6.5 

1 

dto. 

Samenkörner  hart  werdend 

19.  August 

5.2 

6 

dto. 

„            reif,  trocken 

13.  Septbr. 

1.4 

18 

dto. 

„            nach  Frost 

29.  Oktbr. 

1.8 

18 

White  Liberian 

Samen  in  der  Milch 

26.  Juli 

3.6 

4 

dto. 

„       beinahe  reif 

26.  August 

1.4 

18 

dto. 

„       reif  nnd  hart 

27.  Septbr 

0.2 

15 

dto. 

„       nach  Frost 

29.  Oktbr. 

2.1 

18 

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Ernte,  Aasdrasch  und  Anfbewahrong  der  Mohrhirse. 


929 


Sorte: 

Entwiokelung 
der 

Datum 
des 

Procente  im  Saft 
an 

1 

Pflanze. 

Schnittes. 

Glucoee 

Saccharose 

Zuckerrohr: 

Honduras 

dto. 
dto. 
dto. 

Samenbüsohel  noch  nicht 

heraus 
Samen  in  der  Milch 
„        hart  werdend 
„        nach  hartem  Frost 

12.  August 
18.  Septbr. 
20.  Oktbr. 
29.  Oktbr. 

6 

3.8 
1.8 
1.6 

1 

8 

16 

14 

La  Ribbon-Cane 
dto. 

1879  Pflanzung 
1878        „ 

10.  Novbr. 
dto. 

1.2 
0.6 

12 
16 

La  Red-Cane 

1878        „ 

dto. 

1.2 

U 

Hieraus  ist  ersichtlich,  dass  obige  Sorten  der  Zuckermohrhifse 
einen  Saft  liefern,  welcher  eben  so  reich  an  Erystallzacker  ist,  als 
der  des  Zuckerrohrs,  und  dass  man  znr  Erzielang  des  höchsten 
Procentsatzes  an  Saccharose  die  volle  Aasreife  der  Samenkörner  ab- 
warten mnss. 

Die  Ernte  der  Znckermohrhirse  erfolgt  im  wärmeren  gemässigten 
Klima  Europas  und  Nord- Amerikas  Ende  August  und  im  September. 

In  einem  grösseren  Betriebe  richtet  man  sich  bei  der  Sirup- 
und  Alkobolgewinnung  so  ein,  dass  die  Kampagne  mit  der  Milchreife 
beginnt  und  mit  der  Samenreife  beendet  ist. 

Unmittelbar  vor  dem  Schneiden  werden  in  Nord-Amerika  mit  den 
Händen,  welche  durch  Lederhandschuhe  geschützt  sind,  die  Blätter  ab- 
gestreift, und  darauf  die  Halme  oberhalb  des  untersten  Knotens  abge- 
schnitten. Die  Rispe  kann  nun  vor  oder  nach  dem  Schnitt  geköpft  wer- 
den und  zwar  am  zweiten  Knoten  von  oben,  denn  bis  dahin  ist  der 
Halm  sehr  zuckerarm  und  helfen  die  noch  in  ihm  aufgespeicherten 
Beservestoffe  eine  gute  Nachreife  der  Samenkörner  herbeiftLhren,  zu 
welchem  Zweck  die  Bispen  an  einem  luftigen  Ort  angehangen  werden. 

Die  geköpften  und  entblätterten  Halme  werden  in  Bündeln  zu 
20  bis  30  Stück  frisch  in  die  Fabrik  gebracht  und  verarbeitet,  wes^ 
halb  man  täglich  nur  das  zu  verarbeitende  Quantum  erntet  Ein 
Frost  darf  jedoch  die  Stengel  nicht  treffen,  weil  hiernach  der  Saft 
bitter  wird. 

Die  Hidme  lassen  sioh  auch,  getrocknet  bis  zum  Februar,  grün 
bis  in  den  December  hinein  aufbewahren  ^). 

Zu  dem  Ende  trocknet  man  die  Halme  1—2  Tage  an  der  Sonne, 
in  Folge  dessen  die  Schnittwunden  vertrocknen,  und  stellt  sie  dann 
in  Bündeln  in  einer  Scheune  und  zwar  auf  einem  Gestell  auf,  damit 


1)  MitteiL  d.  fr.  ok.  GeselUch.  z.  St.  Petersburg.  1868.  pg.  80. 
Ko^rnicke  u.  Werner.  Huidb.  d.  Getreldebftxi'a.  II.  59 


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930  Besonderer  Teil. 

nicht  von  dem  feuchten  Boden  ans  Fäulnis  erzeugt  wird.  Femer  ist 
eine  gute  Lüftung,  bisweilen  Räucherung  mit  Schwefel  und  Bestreuen 
der  Diele  mit  Kohlenpulver  nötig. 

Die  Ernte  der  Bispen  und  Besen  der  Besenhirse  kann  gleich 
nach  der  Blüte  beginnen  und  erhält  man  dann  das  feinste,  teuerste 
Material  von  Erbsenfarbe,  oder  man  lässt  die  Pflanze  ausreifen,  wo- 
durch gleichzeitig  ^in  Komertrag  erzielt  wird  und  entscheidet  die 
Berechnungi  welcher  Zeitpunkt  den  Vorzug  verdient. 

In  der  wärmeren  gemässigten  Zone  von  Amerika  und  Europa 
erntet  man  die  Bispenmohrhirse  im  September  bis  Mitte  Oktober. 

Die  Rispen  schneidet  man  in  Amerika  60 — 75  cm  vom  Boden 
entfernt,  wenn  es  sich  um  die  Gewinnung  von  Besen  handelt,  oder 
20  cm  von  der  Rispe  entfernt  bei  der  Gewinnung  des  Materials  zur 
BUrstenfabrikation.  Die  Rispen  werden,  zur  Verhütung  der  Pilz- 
bildung, zum  Trocknen  aufgehangen,  und  später  auf  einer  den  Flachs- 
riffeln ähnlichen  Vorrichtung  entkörnt. 

Sehr  erwünscht  ist  bei  der  Ernte  schönes  Wetter,  weil  die 
Rispen  durch  Regen  missfarbig  werden. 

Die  Grünfutterernte,  wenn  die  Mohrhirse  nicht  abgeweidet  wird, 
geschieht  wie  folgt: 

In  der  Regel  erscheint  Anfang  August  die  Rispe  bei  einer  Höhe 
der  Pflanze  von  2.5 — 3  m  und  wird  dann  zur  Heuwerbung  oder  zur 
Grünfuttergewinnung  die  Mohrhirse  gemähet.  Die  Stoppeln  schlagen 
in  warmen  Sommern  und  auf  kräftigem  Boden  wieder  aus  und  trei- 
ben noeh  bis  Ende  Oktober  1—1.3  m  hohe  Triebe. 

So  erzielte  Earmrodt  im  1.  Schnitt  46.800  kg  Grünfutter  p.  ha, 
und  Ende  Oktober  im  2.  Schnitt  noch  19.400  kg. 

Man  will  nun  die  Beobachtung  gemacht  haben,  dass  der  Nach- 
wuchs geringer  bei  niedriger  Stoppelhdhe  ausfällt;  es  sollen  nach 
7  Tagen  die  Triebe  mit  einer  Stoppelhöhe  von  5  cm  eine  Länge  von 
16  cm,  die  mit  18  cm  Stoppelhöhe  eine  solche  von  26  cm  erreicht 
haben,  weshalb  es  sich  wohl  empfehlen  dürfte,  nicht  zu  kurze  Stop- 
peln stehen  zu  lassen,  weil  die  in  denselben  noch  verbleibenden  Nähr- 
stoffe den  Trieben  zu  Gute  kommen. 

Mit  dem  Grünfntterschnitt  lässt  sich  aber  auch  schon  beginnen, 
wenn  die  Pflanzen  1  m  hoch  erwachsen  sind  und  folgen  dann  diesem 
1.  Schnitt  noch  1 — 2  weitere  Schnitte  und  erzielt  man  auf  diese 
Weise  in  verschiedenen  Perioden  ein  wertvolles  Grünfutter. 

Bis  zur  Blüte  hin  lässt  sich  die  Pflanze  als  Grünfutter  noch  gut 
verwerten. 


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Erträge  und  Kahnmgsbestandteile  der  Mohrhirse. 


931 


Erträge  und  Nahnugsbestandteile. 

Von  der  Eömerhirse  werden  in  den  tropischen  Ländern  bis 
zu  80  U  pro  ha  geerntet  nnd  zwar  zeichnet  sich  dieselbe  durch  hohes 
Yolnmengewicht  aus^  das  je  mehr  sich  der  Anbau  seinen  Grenzen 
nach  Norden  zu  nähert,  immer  mehr  abnimmt,  daher  schwankt  das- 
selbe zwischen  65  und  80  kg  und  beträgt  im  Mittel  70  kg  pro  hl. 

In  Aegypten  ^)  erntet  man  26—54  hl  und  im  Mittel  33  hl  p.  ha. 
Erträge,  welche  auch  in  Sttd-Europa  erzielt  werden  können. 

Die  geringsten  Erträge  bringt  aber  wohl  das  arme  Earstgebiet 
von  Istrien  und  Dalmatien,  wo  nach  Lorenz  ^)  15.75  bis  21.40  hl,  ja 
selbst  nur  4.28  hl  pro  ha  geerntet  werden. 

Im  Allgemeinen  stellt  sich  der  Ertrag  wie  folgt: 


Min. 

Max. 

Mittel 

beim  Kom  in  hl 
,y     Stroh  in  kg 

4.8 
900 

80 
12000 

40 
6000 

Was  die  Zusammensetzung  der  Früchte  angeht,  so  geben  dar- 
über folgende  Analysen  Auskunft.    Es  enthielten  in  100  Teilen: 

Early  amber.  Chinese  sugar-oom") 

(Imphy)  (A.  S.  saocharatus): 

.      10.57  9.93 

1.81  1.47 

4.60  3.95 

1.91  2.70 

4.55  5.34 

1.10  0.72 

.      68.55  70.17 

1.48  1.52 

Femer  liegen  Analysen  der  Samen  von  Sorghum  vulgare  von 
Prof.  T.  Stör  er  und  Lewis^)  vor,  nach  denen  in  100  Teilen 
Trockensubstanz  gefunden  wurden: 


1)  Figari  Bey,  Studii  sdentif.  sull'  Egitto.  U.  106. 

2)  Allg.  land-  nnd  forstw.  Ztg.  Wien  1862.  pg.  179. 
8)  Bep.  of  the  Gommiss.  of  Agric.  1879.  pg.  101. 

4)  Bnllet.  of  the  Bnssey-InBtit.  II.  1877.  pg.  94—105. 


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932 


Besonderer  Teil. 


Same  unreif 


in  der 
Blfite 


nach  der 
Blüte 


in  der 
Milchreife 


Bohprotein 

Nfr.  ind.  Fett 

Gellnlose 

Asche  (frei  von  Kohlensaure) 


8.68 

81.01 

7.46 

2.90 


7.88 
59.98 
28.26 

4.48 


9.65 
58.40 
25.42 

6.58 


9.72 
69.18 
16.82 

4.78 


Die  Zusammensetzung  der  EOmer  im  natürlichen  Zustande 
unterliegt  aber  nicht  unbeträchtlichen  Schwankungen,  wie  die  nach- 
folgende Tabelle  zeigt: 


Trocken- 

N-halt. 

Fett. 

N-freie 

Holz- 

Asche. 

substanz. 

Substanz. 

Substanz. 

&8er.' 

Proc. 

Proc 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc 

Minimum 

86.0 

7.2 

2.4 

68.0 

8.2 

— 

MaxJT"?'"* 

88.1 

11.0 

8.8 

73.0 

3.5 

— 

Mittel 

86.5 

9.1 

8.1 

68.0 

3.4 

2.4 

Die  Halme  sind  verhältnismässig  zuckerreich  und  werden  daher 
auf  Sirup  und  Alkohol  verarbeitet 

Nach  einer  Analyse  von  Moser  ^)  enthielten  am  3.  November 
geemtete  Halme  von  A.  S.  saccharatns  in  100  Teilen: 


des 
Halmes 

der 
Blätter 

Wasser 

Aetherextrakt:  Fett,  Wach«,  Chlorophyll 
Protein 

72.812 
0.288 
0.892 
0.885 
1.280 
9.600 

9.578 
6.020 

50.898 
0.839 
8.744 

Asche 

4.529 

Starke     

Zucker 

In  verdünnter  Kalilauge  und  Salzsäure 

losliche  Substanz 

Darin  unlöslich 

28.091 
12.899 

1)  Land-  u.  forstw.  Ztg.  Wien  1862.  pg.  857. 


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Erträge  und  Kahrtmgsbestandteile  der  H olirliirse. 


933 


Die  Erti^e  an  Simp,  Alkohol   oder  Branntwein  pro  ha  er- 
geben sich  aus  nachstehender  Uebersicht: 


Art  der  Kultur. 


!■ 


kg. 


2*3 

OuQQ 

Ltr. 


p4 
g 

CG 


Ltr. 


1^ 

hl 


Branntwein  (500  Tr.) 
durch 


Gähruug 

des 

reinen 

Saftes 

hl 


Gährung 
d.  ganzen 

Roh- 
materials 
hl 


Press- 
rück- 
stände 

hl 


I^.- Amenkai  Indiana^)  .    . 

„  Illinois  .     .    . 

„  Ohio  7j&hriger 

Durchschnitt      .... 

S.-Frankreioh  (uachHervö) 

Sfid-Russland,  Gut  Demir- 

Chadshi^) 


48720 

40000 
52800 


9589.5 


20300 
120  R. 


2865 
2825 

1200 


80—40 


49 


87 


230 


Der  Durchschnittsertrag  an  Sirup  stellt  sich  in  N.-Amerika  atf 
12  hl,  ün  Max.  auf  30  hl  pro  ha. 

Von  der  Besenhirse  werden  an  Bispen  und  EOmem  pro  ha 
geemtet: 


Ort  der  Kultur: 

Rispen 
kg 

Kömer 
hl 

Nord-Amerika,  Massachusetts  ^^ 

„          „          Kansas*)  Boden  reich 

«          fj              f,          Höheland 

S.-Frankreich  ^)  reicher  Alluvialboden  an  der  Rhone 

1300 

1255 

660-900 

4250 

79 
67.5 
36 
51 

Hiemach  stellt  sich  in  Amerika  die  durchschnittliche  Prodoktion 
an  Bispen  auf  1100  kg  und  an  Korn  auf  60  hl  pro  ha. 

Die  Erträge  in  Süd-Frankreioh  sind  ausserordentlich  hoch,  und 
nur  unter  den  günstigsten  Bedingungen  zu  erreiehen. 

An  Grtinfutter  liefert  die  Mohrhine  pro  ha: 
In  Frankreich  im  Durchschnitt     .    .    ,  100.000  kg 

In  Landes  reichlich  gedüngt,  Maximum  123.000  ;, 

Zu  Mab^,  auf  leichtem  Boden     .    .    .  44.000  , 

M.  Favier 40—70.000  , 

Oraichen  bei  Leipzig 60.000  , 


1)  Transact.  of  the  N.-Y.  st.  Agrio.  Soo.  1857.  pg.  129  flgde. 

2)  Mitteil.  d.  fr.  ök.  Gesellsch.  zu  St.  Petersburg,  1858  pg.  80. 
8)  Traver's  Broom-Com  Cult.  1873. 

4)  Ilie  Third  annual  Rep.  to  the  Legisl.  of  Kansas  1874  pg.  232. 

5)  Oasparin»  Cours  d'Agnc  III. 


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934  Besonderer  Teil. 

Earmrodt,  Si  Nicolas 66.000  kg 

Reylen  bei  Stuttgart 90.000  , 

Hölzlin  bei  Offenburg 98.000  , 

Hohbach  in  Böhmen 26.600  „ 

Rohde  in  Eldena 17.400  „ 

Durchschnittlich  ist  daher  ein  Ertrag  von  ca.  76.700  kg  pro  ha 
an  Orttnfutter  anzunehmen,  und  stellt  sich  der  Heuertrag  auf  unge- 
fähr 30  Procent. 

Im  Allgemeinen  sind  aber  die  Erträge  und  zwar  selbst  im 
Weinklima  Deutschlands  sehr  unsichere. 

Was  den  Futterwert  des  Grttnsorghum  anlangt,  so  untersuchte 
ihn  Moser  in  dem  Entwickelungsstadium,  wo  die  Bispe  aus  der 
*Blattumhtillung  herrortritt  und  fand  in 

Wasser  Asche      Holzfaser       Fett  Nfr.  Nh. 

Probe  Nr.  L  76.6  Proc.  O.SProc.  5.4Proc.  1.5Proc.  13.9  Proc.  l.SProc 

.  n  IL  78.4  „  1.3  ^  6.2  ,  -  ,  11.0  ,  3,1  , 
Durchschnitt: 77.5 Proc.  1.0  Proc.  5.8 Proc.  1.5  Proc.  11.7  Proc.  2.5 Proc. 
Zum  Yerflittem  darf  die  Mohrhirse  nicht  zu  alt  werden,  wenn 
sie  dem  Vieh  behagen  soll;  sie  wird  von  Kflhen  und  Sohweioen  sehr 
gern  angenommen  und  wirkt  gttnstig  auf  die  Quantität  und  QuaUOt 
des  Milchertrages  ein,  wenn  durch  Hinzufttgung  von  ELraftfiiitter  ein 
gttnstiges  NährstoffVerhältnis  hergestellt  worden  ist 

Da  sie  mehrere  Schnitte  liefert,  unterstützt  sie  die  Sommer- 
stallftttterung  und  bietet  noch  spät  im  Herbst  ein  vorzügliches  Orttn- 
futter. 


Beintzung. 

In  der  tropischen  und  subtropischen  Zone  werden  vorzugsweise 
die  Früchte  der  Mohrhirse  zur  Ernährung  der  Mensohen  benutzt, 
und  leben  die  Neger  AfrikaSi  sowie  die  Fellahs  Aegyptens  der 
Hauptsache  nach  von  diesen  Frttchten. 

100  kg  Scheinfrüchte  liefern  58—60  kg  enthülste  Kdmer  und 
100  kg  dieser  geben  57  kg  Mehl,  21  kg  grobe  und  20  kg  feine  Kleie. 

Das  Mehl  ist  weisser^  dabei  nahrhafter  und  haltbmrer  als  das 
der  anderen  Hirsearten. 

In  den  Ländern  der  wärmeren  gemässigten  Zone  werden  die 
Früchte  hauptsächlich  als  Futter  für  Schweine  und  Geflügel  verwertet 

In  China  und  Afrika  bereitet  man  aus  ihnen  einen  wohl- 
schmeckenden Branntwein,  und  werden  die  Früchte  als  »Darhikon'^ 
zur  Alkoholbereitung  in  die  Brennereien  Mittel-Europas  verkauft. 

Die  Neger  bereiten  aus  den  Köqiem  einen  roten  Farbstoff  ixx 


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Benutznng  der  Mobrhirse.  985 

Färbung  ihrer  Zeuge,  auch  stellte  der  Pharmaceat  Hetet  1855  einen 
roten  Farbstoff  «Parpnrholcine*  und  einen  gelben  «Xantholcine^  aus 
den  Körnern  von  A.  S.  saocharatos  her. 

Die  Benutzung  auf  Sinip  ist  nicht  nur  bei  den  Aegyptem,  son- 
dern auch  weit  ttber  Nord-Amerika  ^)  und  hauptsächlich  in  den 
Staaten  Blinois,  Indiana  nnd  Ohio  verbreitet. 

In  neuester  Zeit  soll  es  auch  gelungen  sein,  durch  die  Ernte 
in  der  Vollreife  und  den  Anbau  frühreifer  Sorten,  Rohrzucker  aus 
der  Zuckermohrhirse  zu  gewinnen,  doch  scheint  der  von  der  Regie- 
rung zu  Washington  darauf  ausgesetzte  Preis  von  100000  Dollars 
bis  jetzt  noch  nicht  vergeben  zu  sein. 

Es  scheint  die  Herstellung  von  krystallisiertem  Rohrzucker  nach 
den  Erhebungen  von  Moser  daran  gescheitert  zu  sein,  dass,  wenig- 
stens bei  A.  S.  saccharatus,  der  Gehalt  an  Traubenzucker  und  Stärke- 
mehl des  Stengels  im  Verhältniss  zum  vorhandenen  Rohrzucker  zu 
hoch  ist.  Nach  Collier  lässt  sich  jedoch  durch  die  Ernte  in  der 
Vollreife  der  Kömer  dies  Verhältnis  günstiger  gestalten. 

In  Europa  ergab  die  Sirupfabrikation  weniger  günstige  Re- 
sultate als  in  Nord-Amerika,  denn  obschon  die  ersten  Versuche 
aus  dem  Jahre  1856  datieren,  hat  sie  keineswegs  an  Ausdehnung 
gewonnen.  Man  sollte  nun  glauben,  dass  die  Schwarzerde  Sttd-Russ- 
lands  ein  sehr  günstiges  Terrain  für  die  Kultur  der  Zuckerhirse  ab- 
geben müsse,  und  ist  in  der  That  schon  1856  zu  Demir-Chadshi,  im 
Akkerman'sehen  Kreise,  unweit  der  deutschen  Kolonie  Sarata  und 
dem  Flecken  Tatar-Bunarg  eine  Branntweinbrennerei  erbaut  worden, 
welche  die  Stengel  der  Zuckerhirse  verarbeitete. 

Auf  diesem  Oute  wurden  pro  ha  34100  Horste  mit  132000 
Stengeln  im  Gewichte  von  52800  kg  erzielt,  ein  Ertrag,  welcher  den 
Durohschnittsertrag  in  Nord-Amerika  übertrifft,  und  trotzdem  ver- 
lantet  zur  Zeit  Nichts  über  eine  weitere  Ausdehnung  dieser  Brennereien. 

Femer  ist  mir  auf  privatem  Wege  bekannt  geworden,  dass  die  in 
S.-Russland  auf  Simpfabrikation  gegründeten  Fabriken  schon  in  kurzer 
Zeit  haben  eingehen  müssen,  so  wurde  z.  B.  im  Lande  der  Donischen 
Kosaken,  in  dem  Orte  Bolschinsk,  1858  eine  Fabrik  dicht  am  Flusse 
Bolschaja  gegründet,  so  dass  es  möglich  war,  die  Zuckerhirseplantagen 
auf  dem  reichen,  jungfräulichen  Boden  zu  bewässern  und  hohe  Roh- 
erträge zu  erzielen,  trotzdem  liquidierte  die  Fabrik  nach  4  Jahren 
ihres  Bestehens  mit  87000  Rubeln. 

Der  Grund  des  schlechten  Gktnges  dieses  Unternehmens  wird 
nun  in  den  zu  kleinen  Verhältnissen  der  Fabrik  gesucht 


1)  Ueber  die  Technik  der  Zuokergewinnung  berichtet  A.  Gossmann, 
Beitr.  z.  Kenntnis  d.  sog.  chines.  Zuckerrohrs.  Philadelphia.  Abgedruckt  in 
Henneberg's  Joum.  f.  Landw.    6.  Jahrg.  17.  Heft  p.  294. 


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Besonderer  TeiL 

Am  Don  treten  gew(^hnlieh  schon  Anfang  September  kleme 
Nachtfröste  auf,  demzufolge  sich  die  Kampagne  nur  aiif4— 5  Wodiei 
beschränkt  und  die  Fabrik  nicht  ausreichte,  die  Stengel  Ton  20  bi 
rechtzeitig  zu  verarbeiten,  so  dass  ein  Teil  durch  Frost  zu  Grunde 
ging;  aus  diesem  Grunde  muss  eine  Sirupfabrik,  soll  sie  rentieren, 
mit  einer  Brennerei  verbunden  sein,  um  die  vom  Frost  beschldigteii 
Stengel  auf  Branntwein  verarbeiten  zu  können^  doch  ist  in  diesem 
Fall  wiederum  das  Anlagekapital  zu  hoch. 

Weit  mehr  scheint  dagegen  in  Europa  die  Kultur  der  Beseu- 
hirse  Erfolge  aufzuweisen,  denn  nicht  nur  in  Italien  wird  sie  m 
allen  Provinzen  zur  Gewinnung  von  Besen,  Bttrsten,  Grttnfutter  und 
Korn  angebaut,  sondern  auch  im  südlichen  Frankreich  finden  sich 
ausgedehnte  Kulturen  und  im  südöstlichen  Europa  deckt  man  we- 
nigstens den  eignen  Bedarf  an  Bürsten  und  Besen. 

In  Nord-Amerika,  z.  B.  in  Dlinois,  aber  auch  in  Massachusetts, 
Kansas  und  Indiana  wird  ihre  Kultur  in  sehr  beträchtlichem  Umfange 
betrieben  und  grosse  Fabriken  in  Chicago,  Gleveland,  Philadelpliit 
etc.  verarbeiten  das  Rohmaterial,  und  bilden  die  Besen  und  Bürsten 
dieser  Fabriken  einen  sehr  bedeutenden  Handelsartikel. 

In  den  heissen,  trocknen  Ländern,  denen  es  an  Wiesen  und 
Weiden  fehlt,  dient  die  Mohrhirse  als  wiUkonmienes  Grünfutter  und 
das  Stroh  häufig  als  Brennmaterial. 

Dagegen  scheint  die  Mohrhirse  als  Grünfutter  für  das  kätteie 
gemässigte  Klima  ungeeignet  und  nicht  im  Stande  zu  sein,  andeie 
Grünfuttergewächse  und  selbst  nicht  den  Grünmais  verdrängen  zt 
können,  wie  dies  aus  einem  Kulturversnch  von  von  Nathusini- 
Königsborn^)  und  von  Bohde  in  Eldena  bei  Greifeiwald  her- 
vorgeht 

Letzterer  legte  am  1.  und  2.  Juni  auf  gut  gedüngtem  sandig« 
Lehmboden  Zahnkornmais  und  Zuckerhirse  auf  66  cm  voa  einander 
entfernte  Kämme  und  zwar  je  2  Samenkörner  auf  10.5  cm  Entfemong 
4  cm  tief  aus.  Schon  nach  6  Tagen  lief  der  Mais,  nach  10  Tagen 
die  Mahrhirse  auf.  Nach  10  Wochen  wurden  vom  Mais  40000  kg 
und  Mitte  September  in  Blüte  tretend,  56000  kg  Grflsfutter  pro  ka 
geemtet 

Die  Zuekerhirse  war  dagegen  in  ihrer  Entwickelung  sehr  weit 
zurückgeblieben,  denn  es  zeigten  sich  erst  Anfang  Oktober  bei  we- 
nigen Pflanzen  die  Bispen.  Am  8.  Oktober  wurde  nun  bei  Eintritt 
des  Frostes  und  zwar  gleichzeitig  mit  dem  zum  Verg^eieh  stehen- 
gebliebenen Mais  die  Zuckerhirse  geerntet,  und  lieferte  dieedbe 
17520  kg,  der  Mais  aber  52800  kg  Grünfhtter. 

Hieraus  folgt,  dass  die  Kultur  des  Grünmaises  in  Nord-Dentseh- 

1)  Annal.  d.  Landw.  1867.  pg.  266. 


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Benutzung  der  Mohrhirse.  937 

land  den  Vorzug  verdient,  denn  obgleich  die  Mohrhirse  reicher  an 
ProteYnstoffen  als  der  Mais  ist,  also  einen  höheren  Fntterwert  besitzt, 
80  ist  doch  der  Mehrertrag  an  Mais  zu  bedeutend,  als  dass  derselbe 
durch  die  bessere  Qualität  der  Mohrhirse  aufgewogen  werden  könnte. 

Auch  erbringen  vergleichende  Analysen  von  Moser  zwischen 
Mohrhirse  und  Mais  den  Nachweis,  dass  letzterer  nicht  allzu  weit  in 
Betreff  seiner  Nährstoffe  gegen  die  Mohrhirse  zurücksteht. 

Moser  fand  in  100  Teilen: 


Sorghum  vulgare  - 

-  S.  saccharstnm. 

Zea  Mais. 

Wasser     .  ..    .    77.310 

78.411 

76.792 

Protflta     .    .    .      2.960 

3.084 

1.937 

Kohlehydrate    .    11.910 

10.964 

14.414 

Holzfaser.    .    .      6.700 

6.229 

5.871 

Asche  ....      1.126 

1.311 

0.978 

Hiernach  ist  der  Mais  ärmer  an  Protelfnstoffen  und  reicher  an 
Kohlehydraten,  als  Sorghum,  doch  liegen  auch  anderweite  Analysen 
von  Moser  vor,  bei  denen  das  umgekehrte  Verhältnis  Platz  greift. 

Die  Pflanzen  wurden  untersucht,  als  die  Mohrhirse  die  Rispe 
entwickelt  hatte,  doch  war  dieselbe  noch  nicht  aus  der  BlattumhttUung 
hervorgetreten,  beim  Mais  zeigten  sich  die  männlichen  Bifiten. 

100  Teile  enthielten:  Grünsorghum  Grünmais. 

Wasser 76.589  85.444 

Kohle-  nnd  kohlensäurefreie  Asche  und  Sand      0.775  0.720 

ProteYnstoffe 1.765  2.018 

Bohfaser 5.408  4.022 

Aetherextrakt 1.545  0.820 

Nfr.  Extraktstoffe 13.918  6.981 

Die  Versuche,  welche  Earmrodt  zu  St.  Nicolas  am  Nieder- 
rhein  1858  mit  Sorghum  und  Mais  anstellte,  fielen  trotz  des,  Eldena 
gegenfiber,  viel  günstigeren  Klimas,  ftlr  Sorghum  ebenfalls  ungttn- 
Btig  aus. 

Er  erntete  an  Grttnfutter  pro  ha 

vom  Sorghum    .    .    25840  kg, 
„     Zahnkommais    37400   „ 

Hiernach  scheint  es,  als  wenn  die  Kultur  des  Sorghum  voiv 
zugsweise  in  warmen  und  regenarmen  Distrikten  am  Platze  ist,  um 
den  Futtermais  zu  ersetzen,  z.  B.  in  Italien,  Ungarn,  Sttd-Frank- 
reieh  etc«,  weil  er  die  Dürre  besser  als  der  Mais  verträgt. 

Nach  E.  Wolff  enthält  das  Grttnfutter  an  organisofaer  Substana 
21.6  Proc.,  und  darin  an  verdaulichem  Protein  1.8  Proc,  Kohlehydrat 
11.9  Proc.  und  Fett  0.3  Proc.,  mithin  ist  das  Nährstoff^erhältnis 
wie  1 :  7.4^  und  stellt  sich  der  Futterwert  von  100  kg  auf  1.72  Mark. 


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Beis. 

Oryza  sativa  L. 
I.  Usitatissima  Ecke.    GebrSnehliclier  Reis. 

Der  Eiweiskörper  im  Bmclie  glaBig,  etwas  glänzend. 
(Eooh-  and  backfähig.) 

1.  Communis  Kcke,     Grosser  oder  gemeiner  Reis. 
Früchte  gross  (5 — 7  mm  lang). 

A.    Unbegrannt. 

a.  Frucht  weiss. 

Varietät:  italica  AI    Italienischer  Reis. 
Scheinfrucht  gelbrötlich,  Frucht  weiss. 

Sorten: 

Biso  Bertone  o  mellone. 

Syn.:  Franz.:  Riz  imberbe  ou  sans  barbes,  £iz  d^AMque. 

Rispe:  mittelgross,  zusammengezogen.  —  Halm  niedrig,  Sjiotea 
schwarz^  wenig  blattreich.  —  Scheinfrucht:  AnfiEuigs  grünlich,  später  röt- 
lich und  in  der  Reife  gelbrötlich,  feinhaarig,  SVs  ^^^  l<^gy  3  mm  breit^ 
Frucht:  graulich- weiss,  abgeplattet,  länglieh. 

Unsere  Ausmessungen  auf  Reisfeldern  bei  Locate,  Prov.  Mailand 
ergaben  1881  folgende  Resultate: 

Rispe  bis  20  cm  lang  mit  100  Scheinfrüchten,  welche  unenthülst 
60  kg  p.  hl  wogen,  dies  ist,  weil  Scheinfrüchte  grannenlos,  für  unge- 
schälten Reis  ein  sehr  hohes  Gewicht,  es  liefern  durchschnittlich  100  kg 
des  ungeschälten  Reises  50  kg  geschälten  Reis,  dagegen  gegrannte  Sorten 
nur  40—45  kg. 

Halm  90  cm  lang,  0.4  cm  dick,  Blattzahl  5,  Rlätter  30  cm  lang, 
0.9  cm  breit,  mithin  beträgt  die  OesammtoberÜche  eines  Halmes  378  qom, 
und  die  einer  Pflanze  bei  4  Schösslingen  1612  qom. 

Diese  Sorte  ist  sehr  frühreif,  da  sie  schon  im  August  und  wenn 
nach  einer  Yorfrucht  erst  im  Mai  gesäet,  Ende  September  geemtet 
wird.  Gemeinhin  reift  sie  bei  einer  Aussaat  zwischen  dem  1.  und  15. 
März  um  40—60  Tage  früher  als  die  späten  in  Ober-Italien  angebauten 
Sorten. 


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Beissorten.  939 

Kaoh  Gasparin  verlangt  sie  2730 ^  Sonnenwärme  and  1967^  im 
Schatten  gemessener  Wärme. 

Sie  beansprucht  aber  zu  reichlicher  Produktion  einen  guten  Boden,  und 
wenn  auch  weniger,  jedoch  fliessendes  Wasser,  als  die  spätreifen  Sorten. 
Letztere  tragen  aber  reichlicher  auf  geringeren  Böden,  bewurzeln  sich 
stärker  und  werden  daher  weniger  leicht  aus  dem  Boden  gerissen,  lassen 
das  Unkraut,  da  sie  den  Boden  besser  beschatten,  nicht  leicht  aufkommen 
und  haben  ein  wertvolleres  Korn. 

Der  Name  „Bertone'^  soll  von  Breton  (britannisch)  und  „Mellone^^ 
von  der  Helonenform  der  ScheinMchte  abgeleitet  sein. 

In  Italien  wird  sie  hauptsächlich  in  den  Provinzen  Parma,  Hilano, 
Novara,  Pavia  und  Brescia  kultiviert,  doch  ist  sie  auch  in  Algier,  Aegyp- 
ten,  auf  Madagascar  und  unzweifelhaft  auch  in  Ostasien  verbreitet 

Femer  gehören  dieser  Yarietftt  nachfolgende  Sorten  ^)  des  ostindi- 
dischen  Archipels  an: 

Paddy  G-endjah-Harus;  Holög;  Tjempi  TJtri  (sehr  frtthreif);  lAU; 
ICrbun;  Benggala;  Bunturan;  Gundil  Slojur  (frühreif). 

Varietät:  javanica  Ecke.    Java-Reis. 

Scheinfrucht  dunkelrot,  Frucht  weiss. 

Sorten: 

Pareh  gandil,  Jaya^), 

Frucht  weiss,  mehlig,  dick. 

Biso  dl  Oiaya. 

Heimat:  Java;  versuchsweise  in  der  Provinz  Bologna,  Italien  an- 
gebaut. 

In  Mailand  1881  ausgestellt. 

Yariet&t:  paragnajensis  Ecke.    Parnguaj-Reis. 
Scheinfrucht  schwärzlich,  Frucht  gross,  weiss.     . 

Sorte: 

Biso  del  Paraguay. 

Heimat:  Paraguay:  versuchsweise  in  Italien  gebaut. 
In  Hailand  1881  ausgestellt 

b.  Frucht  rotbraun. 

Varietät:  sandensis  Ecke.    Sanda-Reis. 
Scheinfrucht  gelbrötlich,  Frucht  rotbraun. 

Sorten: 

Zu  dieser  Yarietät  gehören  auf  den  Inseln  des  ostindischen  Archipels: 
Paddy  Hataram;   Tjempi  Blulook,    sehr  Mhreif;    Tjempi    Eenanti, 
Mhreif. 


1)  Die  aufgefOhrten  Reissorten  des  ostindischen  Archipels  sind  uns  durch  den 
Direktor  des  Haarlemer  Kolonial^Museums,  Herrn  vanEeaen,  übersandt  worden. 

2)  Miquel,  Fl.  v.  Nederl.  Indie  (1860). 


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940  Besonderer  Teil. 

B.    Begrannt. 

a.  Frucht  weiss. 

Varietät:  vulgaris  Ecke.    Gemeiner  Beis. 
Scheinfmclit  und  Grannen  gelbrötlich. 

Sorten: 

CaroUna-rlce. 

Syn.:  Engl.:  Common  white  rice. 
Ital.:  Eisone  biancone. 

Spanisch  und  Portugiesisch:  Arroz  earolino. 
Franz.:  Biz  de  la  Caroline,  Eiz  am^icain^  Caroline  ordinaire. 
Deutsch:  Carolina-Eeis. 
Eispe:  ausgebreitet.  —  Halm:  1.20  m  hoch,  — Scheinfrucht:  gelb- 
rötlich, 7  mm  lang,  dVa  mm  breit,    2  mm  dick,    €b*annen  kurz,    gelblieh; 
Frucht  rein  weiss,  ein  wenig  glasig,  länglich,  feinmehlig,  geruchlos. 
Wohl  eine  der  feinsten  Eeissorten. 

Angebaut  in  South-Carolina,  sowie  in  den  übrigen  Eeis  bauenden 
Staaten  der  nordamerikanischen  Union,  in  Ostindien,  Italien  und  auf  Ma- 
dagascar,  aus  welqhem  letzteren  Lande  er  1701  nach  South-Carolina  ^) 
eingeführt  .wurde. 

Bezugsquelle:  Mailänder-Ausstellung  1881. 

Long  grain  Carolina-rlce. 

Syn.:  Franz.:  Eiz  k  grain  long  ou  odorif^re  (HeuzÄ). 
Deutsch:  Carolina-Eeis  mit  langem  Korn. 

Eispe:  ein  wenig  zusammengezogen.  —  Halm:  1.20— I.SO  m  hoch, 
sehr  steif,  daher  nicht  leicht  lagernd.  —  Scheinfrucht:  gelbrötlich,  in 
der  Eeife  nicht  leicht  abfallend;  Granne  gelbrötlich,  mittellang;  Fracht 
weiss,  lang,  hochfein,  wohl  der  feinste  Eeis  der  £rde. 

Nach  Indien  1868  eingeführt,  wird  er  in  Bengalen  als  „Benafuli^^ 
sehr  geschätzt,  auch  sind  mit  ihm  in  ItaHen  und  Brasilien  Anbauversuche 
gemacht  worden. 

White  bearded-riee. 

Syn.:  Franz.:  Eiz  k  barbes  Manches. 
Deutsch:  Weissbärtiger  Eeis. 
Frucht   weniger   fein    als   vom  Carolina-Eeis;   Grannen   heller    und 
länger,  auch  nimmt  er  mit  weniger  reichem  Wasser  vorlieb. 
Sehr  nahe  mit  dem  Carolina-Eeis  verwandt. 

Biso  Ostiglione. 

Syn.:  Ital.:  Biso  Novarese  ed  anche  Americano. 

Franz.:  Eiz  novarais  ou  de  Novare. 

Deutsch:  Novara-Eeis. 
Eispe:  ausgebreitet,  gross,  bis  25  cm  lang,  mit  176  Scheinfrüchten. 
—  Halm:    sehr   kräftig,    wohl  von  den   in  Italien   gebauten  Sorten   am 

1)  Eloden,  Handb.  d.  Erdkunde,  VoL  I.  pg.  1050  (1873). 

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Reissorten.  941 

längsten,  blattreioli,  Knoten  sohwänlkh.  —  Schein^clit :  gelbrötlioli, 
8.5  mm  lang,  3.5  mm  breit,  2  mm  dick;  Grannen  gelbrötlich,  lang;  Fmcbt: 
weiss  mit  sebwacb  gelblicbem  Anflug,  mittelgross,  länglich,  woblscbmeckend. 

Spätreif,  denn  ich  fand  ibn  am  18.  August  1881  bei  Locate,  Pro- 
vinz Mailand,  soeben  abgeblüht,  während  der  frühreife  Biso  Bertone 
nahezu  reif  war.  Die  Pflanze  ist  sehr  robust,  denn  die  Ausmessung  hatte 
folgendes  Ergebnis:  Halm  150  cm  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  6.5, 
Blätter  47  cm  lang,  1.2  cm  breit,  Gesammtoberfläche  eines  Halmes 
948.2  qom,  einer  Pflanze  bei  1.5  Schösslingen  1422  qcm. 

Diese  Sorte  ist  in  Italien  aus  dem  Carolina-Reis  herausgezüchtet 
worden,  und  wird  yomehmlich  ihres  hohen  Ertrages  wegen,  auf  reichem 
Boden  und  mit  gutem  Wasser  in  den  Provinzen  Novara,  Milano,  Padova, 
Verona,  Brescia  und  der  Emilia  gezogen. 

Biso  Franeone. 

Syn.:  Franz.:  Eiz  de  Piimont. 

Oryza  sativa  Caroliniana  subv.  dell'  Ostiglione  ^). 

Rispe:  ein  wenig  zusammengezogen  und  kurz.  —  Halm:  kräftig, 
1.30m  hoch,  blattreich.  —Scheinfrucht:  gelbrötlich,  7.5 mm  lang,  8,5 mm 
breit,  2  mm  dick;  Grannen  gelbrötlich,  kürzer  als  bei  Ostiglione,  nur 
4.5  cm  lang ;  Frucht  weiss  und  kleiner  als  bei  Ostiglione,  wohlschmeckend. 

Unter  gleichen  Kulturverhältnissen  wie  Ostiglione  gewachsene  Pflan- 
zen gaben  nachfolgende  Ausmessungsresultate: 

Halme  130  cm  lang,  0.5  cm  dick,  Blattzahl  6,  Blätter  40  cm  lang, 
1.2  cm  breit,  Gesammtoberfläche  pro  Halm  837.7  qcm  und  bei  1.5  Schöss- 
lingen 1256.55  qcm  pro  Pflanze,  und  bleibt  hiernach  Francone  nicht  un- 
bedeutend gegen  Ostiglione  in  der  Entwickelung  zurück. 

Stark  in  den  italienischen  Provinzen  Kovara,  Milano,  Distrikt  Abia- 
tegrasso,  Pavia  und  in  neuerer  Zeit  auch  in  Spanien  angebaut. 

Der  Käme  „Francone'^  soll  der  des  ersten  Züchters  sein. 

Riso  nostruo  o  nostnile« 

Syn.:  Spanisch:  Arroz  anegado. 
Portug.:  Arroz  praganudo. 
Engl.:  Common  rice. 
Franz.:  Riz  commun. 
Deutsch:  Gemeiner  Bartreis. 
Cochinchina:  Lua-chin-mua  (Heuzi). 
Rispe :    ein  wenig '  zusammengezogen.    —   Halm :    1.80  m   hoch.    — 
Scheinfrucht:    gelbrötlioh,   länglich;    Ghranne    gelbrötlich,    8.5  cm    lang; 
Frucht:  8  mm  lang,  3  mm  breit,  2  mm  dick,  ein  wenig  kurz,  sehr  weiss, 
Qualität  gut,  l  hl  wiegt  50  kg. 

Eignet  sich  wegen  seiner  Frühreife  für  Ober-Italien  (Ernte  Anfang 
bis  Mitte  September)  vortrefflich,  zumal  er  auf  weniger  reichen  Böden 
noch  gut  gedeiht  Vorzugsweise  in  den  Provinzen  Ravenna,  Yicenza  und 
Bologna  gebaut 

Bezugsquelle:  Mailänder- Ausstellung  1881. 


1)  Relazione  intomo  alle  Condizioni  dell'  Agric.  in  Italia;  1876. 

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942  Besonderer  Teil. 

Biso  d'08tigUo. 

Diese  Sorte  ist  dem  Biso  nostrano  sehr  nahe  verwandt,  nur  Spelzea 
stärker  behaart,  Früchte  kleiner  und  wohlschmeckender,  Grann^i  nnd 
Halme  länger  (1.50  m  hoch)  nnd  etwas  spätreifer,  denn  er  reift  in  den 
Provinzen  Favia,  Novara  nnd  Milano>  in  denen  er  hauptsächlich  gebaut 
wird,  in  160  Tagen. 

Bezugsquelle:  Mailänder- Ausstellung  1881. 

<}k>ld  seed  rice. 

Syn.:  Ital.:  Risone  d'oro. 

Franz.:  Riz  h  grain  d^or. 
Deutsch:  Goldreis. 

Eispe:  ausgebreitet.  —  Halm:  hoch.  —  Scheinfrucht:  goldfarben, 
abgeplattet;  Grannen  gelbrötlich,  kurz;  Frucht  weisslich,  doch  etwas 
glasig  und  von  schönem  Perlmutterglanz. 

In  South-Carolina,  wohin  ihn  1785  Colonel  Mayban  (nach  Heuz^) 
einführte,  sehr  geschätzt. 

Versuchsweise  in  Italien  (Abiategrasso)  kultiviert 

Bezu^quelle:  Mailand  er- Ausstellung  1881. 

RIz  des  lies  Phllippines. 

Syn.:  Riz  Binambang. 

Rispe:    ein  wenig  hängend.   —    Halm:    kräftig,    bis  1.65  m   hodi; 
Blätter  stark  behaart.  —  Scheinfrucht  und  Grannen  gelbrötlich;  Frucht  weiss. 
Spätreif.    Häufig  zu  Batangas  angebaut. 

Paddy  ebbass,  Sumatra. 

Franz.:  Riz  gros  grain,  bontot  cabayo. 

Rispe:  ausgebreitet.  —  Halm:  mittelhoch,  1.20  m.  —  Scheinfiracht: 
gelbrötlich;  Granne  gelbrötlich.  —  Frucht  weiss,  wenig  wohlschmeckend. 

Auf  Sumatra  als  Bergreis  angebaut. 

Femer  gehören  hierhin  nachstehende  Sorten  des  ostindischen  Archipels: 

Paddy  ^)  Gendjah  Eoas;  G^dap;  Sambang;  Gogo  prampellan;  Bla- 
jangan  Gogo;  Srikuning,  spätreif;  Gajak,  Granne  kurz;  Putih;  Giliran 
Sungo;  Lojor;  Madura;  Glembok;  Wantego;  Gendjah  Halati;  Sampang- 
hurang;  Hentjek,  frühreif;  Djowan;  Eatumba;  Madiun;  Sampangan;  Bren- 
del; Eewal;  Eletji  Eenongo,  frühreif;  Euntulan. 

• 
Varietät:  erythroceros  Koke. 

Rotgramüger  Reis. 

Scheinfrucht  gelbrötlich,  Grannen  schmutzig-rot 

Sorten: 

Im  ostindischen  Archipel  werden  gebaut: 

Paddy  Djeribongan;  Longong;  Indra,  kurz  begrannt;  Eankungan; 
Burum. 


1)  Paddy  s  Gebräuchlicher  Reis. 

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Reissorten.  943 

Varietät:  xanthoceros  Kcke. 

Tiolettgrranniger  Bete. 

Soheinfmclit  gelbrötlich,  Grannen  dunkelviolettbrann. 

Sorten: 

Im  ostindischen  Arcliipel  werden  gebaut: 

Paddy  Edju;  Gunong-Kuning,  Bergreis;  Kapal;  Paolan;  Sogleng; 
Sekapril;  Gogo  Sembukan ;  Masmasen;  Ealin;  Marong-Medjoo;  EedangsarL 

Varietät:  melanoceros  AI. 

Schwarzgranniger  Beis. 

Scheinfmclit  gelbrötlich,  Grannen  schwarz. 

Sorte: 

Blaek  bearded-riee. 

Syn.:  Ital.:  Eiso  americano  con  areste  nere. 

Deutsch:  Carolina-Reis  mit  schwarzen  Grannen. 

Rispe :  ein  wenig  zusammengezogen,  klein,  12  cm  lang.  —  Halm : 
kurz,  70  cm  lang.  —  Scheinfrucht:  gelbrötlich,  7  mm  lang,  3Vs  mm  breit, 
2  mm  dick;  Granne  schwarz,  sehr  lang  (8—9  cm);  Frucht  weiss. 

Zuweilen  in  Carolina  und  Italien  gebaut 

Varietät:  rubra  Kcke. 

Boter  Beis. 

Scheinfrucht  und  Grannen  rot. 

Sorten: 

Im  ostindischen  Archipel  werden  gebaut: 
Paddy  Blambangan;  Gondo  puru. 

Varietät:  Hasskarlii  Kcke. 

HaBskarPs  Beis. 

Scheinfrucht  rot,  Grannen  dunkelviolettbrann. 

Sorten: 

Im  ostindischen  Archipel  werden  gebaut: 

Paddy  Randa  Kemassan;  Tumbong  Njiromoa;  ütal. 

Varietät:  leacoceros  Kcke. 

Weissgrannlger  Beis. 

Scheinfrucht  schmutzigbraun,  Grannen  weisslich. 

Sorte; 

Arroz  Moscado  de  Valencia« 

Frucht  sehr  gelblich. 

Erhalten  durch  Ant.  Cipr.  Costa  1881  aus  Barcelona. 

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944  Besonderer  Teil. 

Varietät:  amaura  AI. 

Dankler  Beis. 

Scheinh'acht  und  Grannen  brann. 

Sorte: 

Faddy  E^dang  anf  Java. 

Varietät:  brunnea  Kcke. 

Branner  Beis. 

Sobeinfracbt  schmutzig-braun,  Grannen  dunkelyiolettbrann. 

Sorte: 

Paddy  Srijaoon,  Java. 

b.     Flrucht  weiss,  rot  gestreift. 
Varietät:  striata  Heuzö. 

Gestreifter  Beis. 

Scbeinfrucht  and  Grannen  gelbrötlicb. 

Sorte: 

Bl80  di  Mantora. 

Syn.:  Ital.:  Bisone  Marozzi  (Snmpfreis). 
Franz.:  Eiz  de  Mantoue. 
Deutsch:  Gestreifter  Eeis  von  Mantua. 
Bispe:  ausgebreitet,  gross.  —  Halm  mittelhoch,  Knoten  schwärzlich. 
—  Scheinfrucht:  gelblich;   Grannen  ziemlich  kurz;    Frucht  in  den  Rillen 
ein  wenig  rot  oder  rosa  (gestreift). 

In  Italien  bevorzugt  man  diese  Sorte    für  die  auf  Sumpfländereien 
namentlich  um  Hantua  gelegenen  permanenten  Reisfelder. 
Bezugsquelle:  Mailänder- Ausstellung  1881. 

c.     Frucht  weiss,  schwärzlich  gestreift. 
Varietät:  catalonica  Ecke. 

Catalonischer  Bete. 

Scheinfrucht  braun,  Grannen  schwärzlich. 

Sorte: 

Arroz  de  Catalnüa. 

Syn.:  Ital.:  Biso  Spagnola  o  Catalano. 

Franz.:   Biz    catalan,    d'Espagne,   noirfttre   de   Chine,   brun 
amirioain. 


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EeisB  orten.  945 

Bispe:  ausgebreitet,  gross.  —  Halm:  kräftig.  ^  Scheiofmclit: 
braun;  Granne  scbwärzlicb  bis  schwarz,  sehr  lang;  Fracht  weiss,  in  den 
Killen  schwärzlich,  ein  wenig  glasig,  gross;  Qualität  untergeordnet 

Spätreif.     In  Ostasien,  Spanien  und  zuweilen  in  Italien  gebaut. 

Bezugsquelle:  Mailänder- Ausstellung  1881. 

d.     Frucht  rötlich. 
Varietät:  Savannae  Ecke. 

SAYannah-Bels. 

Scheinfrucht  gelbrot,  Grannen  rot. 

Sorte: 

Savannah-riee. 

Bispe:  ausgebreitet  —  Halm:  kräftig,  1.30  cm  hoch,  blattreich.  — 
Scheinfrucht:  gelbrot,  länglich,  mittelgross;  Grannen  rot,  lang;  Frucht 
rötlich. 

In  South-Carolina,  Georgia  und  Louisiana,  wenn  auch  nur  sporadisch, 
da  die  Scheinfrüchte  in  der  Beife  leicht  abfallen,  gebaut. 

Heimat:  wahrscheinlich  Ostindien. 

e.    Frucht  rotbraun. 
Varietät:  pyrocarpa  AI. 

Botfrfiehtiger  Reis. 

Scheinfrucht  und  Grannen  gelbrötlich. 

Sorten: 

Im  ostindischen  Archipel  werden  gebaut: 

Paddy  Tjir6,  Bergreis;  Kopo,  Loro  Djawi;  Mera;  Atap;  Tunggu. 

Ya^mi^  China. 

Syn.:  Deutsch:  Eaiserreis. 
Franz.:  Biz  imperial. 

Bispe:  ausgebreitet  *—  Scheinfrucht:  gelbrötlich;  Granne  gelbröt- 
lich; Frucht  rot,  länglich,  wohlschmeckend. 

Frühreif  und  Bergreis  i). 

Die  Einführung  und  Verbreitung  dieses  Beises  in  China  wird  dem 
Kaiser  Eang-hi  (1661 — 1722)  zugeschrieben. 

Varietät:   Desvauxii  Kcke. 
DesYanx's-Beis. 

Scheinfrucht  gelbrötlich,  Grannen  dunkelviolettbraun. 

Sorten: 

Im  ostindisohen  Archipel  werden  gebaut: 

Paddy  Eletji  Bujung;  Bangdanunnt;  Randa-Gluje;  Gambiran;  La- 
gundi;  Badjaussi;  Gendjah  Sumoivono. 


1)  Allen,  Americ.  Farm-book,  1850. 
Koornloke  n.  Wernerj  Handb.  d.  Oetreideban'B  II.  60 


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946  Besonderer  Teil. 

Bisone  Barbarossa  ^),  Chile. 

Scheinfruclit:  gelbrötlicb,  klein;  Grannen  violett,  lang;    Fmcht  rot. 
In  Chile,  Brasilien,  sowie  versuchsweise  in  Italien  kultiviert- 
Bezugsquelle:  Mailänder- Ausstellung  1881. 

f.    Frucht  schwarzbraun. 
Varietät:  atrofnsca  Ecke. 

Schwarzbrauner  Reis.  • 

Scheinfrucht  gelbrötlich,  Grannen  rot. 

Sorte: 

Paddy  Hapit,  Java. 

2.  Minuta  Presl.    Kleiner  Reis. 

Scheinfrucht  und  Frucht  klein.     (Frucht  weiss,  4  mm  lang). 

A.     Frucht  rundlich, 
a.     XJnbegrannt. 

Varietät:  cyclina  AI. 

Bnndkörniger  Reis. 

Scheinfrucht  gelbrötlich. 

Sorten: 

Paddy  ondallong,  Sumatra^). 

Syn.:  Franz.:  Riz  globuloide. 

Rispe:  zusammengezogen.  —  Halm  niedrig,  Blätter  mittelgroBs.  — 
Scheinfrucht:  gelbrötlich;  ISrucht  weiss,  fast  kreisrund,  sehr  klein. 

Paddy  Snmbing^  Jaya. 

Rispe :  Rispenäste  stark  hin-  und  hergebogen,  ein  wenig  zusanunen- 
gezogen.  —  Hahn  niedrig.  —  Scheinfrucht  gelbrötlich;  Frucht  gelblich- 
weiss,  fast  kreisrund. 

Varietät:  melanacra  Ecke. 

Sehwarzspitziger  Reis. 

Scheinfrucht  graurot,  an  den  Endährchen  der  Rispenäste  mit 
violettbraunen  Grannenspitzen. 

Sorte: 

Paddy  Slsimaga^  Jaya. 

Rispe;  etwas  zusammengezogen,  reichsamig.  —  Halm:  niedrig, 
nicht  über  im  hoch.  — Scheinfrucht:  graurot;  Frucht  gelblich-weiss,  fast 
kreisrund,  klein. 


1)  Unter  diesem  Namen  1881  auf  der  Aasstellung  in  Mailand  ausgeetellt. 

2)  Marsden,  Hist.  of  Sumatra,  London  1788  pg.  60. 


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Beiflsorten.  947 

b.    Begrajmt. 
Varietät:  microcarpa  Kcke. 

BJeinfrflehtiger  Reis. 

Soheinfrucht  gelbrötlich,  Grannen  rot 

Sorten: 
Paddy  fiettran,  Jaya. 

Eispe:  zoBammengezogen,  reichBamig.  —  Halm:  niedrig.  —  Schein« 
frucht  gelbrötlich;  Granne  rot,  kurz;  Fracht:  gelblich-weiss,  fast  kreis- 
rund, klein. 

Bezugsquelle:  Haarlemer-Eolonial-Museum. 

Biso  giapponese. 

Deutsch:  Japaner-Eeis. 

Rispe:  zusammengezogen,  reichsamig.  —  Halm:  1  m  hoch.  ^—  Schein- 
frucht: gelbrötlich;  Grannen  blassrot;  Frucht  sehr  weiss,  oyal|  klein. 

Vegetationszeit  160—160  Tage. 

Dieser  aus  Japan  stammende  Beis  wird  versuchsweise  in  den  Pro- 
vinzen Bavenna,  Bologna,  Pavia  und  Novara  angebaut. 

Bezugsquelle:  Mailänder- Ausstellung  1881. 

B,    Frucht  länglich  (unbegrannt). 
Varietät:  longior  AI. 

Ltnglleher  Beis. 

Scheinfhicht  gelbrötlich. 

Sorte: 

Paddy  Santong,  nach  Harsden^)  auf  Sumatra  gebaut. 


IL     Olntinosa  Lonr.    Klebreis. 

Der  Eiweisskörper  im  Bruche  von  stearinartigem  Aussehen,  matt. 
(Nur  kochfähig). 

1.    Unbegraont. 

A.    Frucht  weiss. 
Varietät:  affinis  Kcke. 

TerwaBdter  Beis. 

Scheinfrucht  gelbrötlich. 

Sorten: 

Ln  ostindischen  Archipel  werden  gebaut: 

Setan^  Senggolan;  Tjempa;  Nangka;  Bimsing;  Djambang;  Lombok; 
Ülrel. 


1)  Hist.  of  Sumatra,  London  1788  pg.  60. 

2)  Edtan  «s  Klebreis  im  ostindischen  Archipel. 


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948  Besonderer  Teil. 

Varietät:  Miqueliana  Kcke. 

MiqnePs  Reis. 

Scheinfruclit  gramrotbrann. 

Sorte: 

Eetan  Laron,  Java. 

B.    Frucht  rotbraun. 
Varietät:  dubia  Ecke. 

Zweifelhafter  Reis. 

Scheinfrucht  gelbrötlich. 

Sorte: 

Eetan  Ijaruluk,  Java. 

2.    Begrannt. 

A.    Frucht  weiss. 
Varietät:  alba  AI. 

Weisser  Reis. 

Scheinfrucht  und  Grannen  gelbrötlich. 

Sorten: 

Im  ostindischen  Archipel  werden  gebaut: 

Eetan  Papah-Sogling;  Lojor;  Euning;  Lilin;  6Sndu;  Adjas  Suko. 

Varietät:  zomica  Ecke. 

Sappen-Reis. 

Scheinfrucht  gelbrOtlich,  Granne  rot 

Sorten: 

Im  ostindischen  Archipel  werden  gebaut: 

Eetan  Bobol;  Handrajuda;  Patrajuda;  Mindjangan;  Djambu. 

Varietät:  Henz6ana  Ecke. 

Henz^'s  Reis. 

Scheinfrucht  gelbrötlich,  Grannen  dunkelyiolettbraun. 

Sorten: 

Im  ostindischen  Archipel  werden  gebaut: 

Eetan  Bussee;   Djewineng;  Erawang;  Mulut;  Handalagiri;  Surong. 


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BeisBorten.  949 

Varietät:  isochroa  Ecke. 

Qleiehfarbiger  Beis. 

Soheinfrnclit  und  Grannen  rot. 

Sorten: 

Im  ostindisclien  Arcliipel  werden  gebaut: 
EStan  Malele;  Hurang. 

B.    Frucht  rotbraun. 
Varietät:  Eedeniana  Ecke. 

Tan  Eeden's-Beis. 

Scheinfruclit  gelbrötücb;  Grannen  dunkelviolettbraun. 

Sorte: 

Eetan  gurunini,  Java. 

C.    Frucht  schwarzbraun. 
Varietät:  melanocarpa  AI. 

SehwarzfMlehtiger  Bei8. 

Scheinfirucht  und  Grannen  gelbrötlich. 

Sorte: 

Eetan  Jtam,  Jaya. 

Bispe:    ein  wenig  zuflammengezogen,  klein.  —  Scheinfrucht:   gelb- 
rötlich;  Granne  gelbrötlich,  4 — 5  cm  lang;  Frucht:  schwarzbraun. 
Frühreif. 

Varietät:  atra  Ecke. 

Sehwarier  Beis. 

Scheinfrucht  gelbrötlich,  Grannen  dunkelviolettbraun. 

Sorte: 

EStan  Irang,  Java. 


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950  Besonderer  TeiL 


Die  biologischen  Verhältnisse  des  Reises. 

Das  Wasserqnantum,  welches  die  Reispflanze  zu  ihrem  (xedeihen 
beansprucht,  überragt  dasjenige  anderer  Getreidearten  nicht  anerheb- 
lich, obschon  die  Ansprüche  der  Reissorten  unter  sich,  ganz  abge- 
sehen von  dem  Einfluss,  welchen  die  klimatischen  und  Bodenver- 
hältnisse ausüben,  sehr  verschieden  sind,  und  lassen  sich  zwei 
Hauptgruppen,  der  Bergreis  und  der  Snmpfreis,  unterscheiden. 

Der  Bergreis  wurde  wegen  seiner  Fähigkeit,  ohne  künstliche 
Bewässerung  in  den  höheren  Gebirgslagen  des  Monsnngebietes  zu 
gedeihen,  von  Loureiro,  der  ihn  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts in  Gochinchina  fand,  als  Oryza  montana  beschrieben;  da 
jedoch  botanische  Unterschiede  mit  der  Art:  Oryza  sativa  L.  nicht 
aufißndbar  sind,  so  ist  der  Bergreis  mit  derselben  zu  vereinigen. 

Der  Bergreis  ist  dort  von  allergrösster  Bedeutung,  wo  ^  an 
fiiessendem  Wasser  oder  Sumpfland  fehlt,  denn  es  genügt  ihm  der 
Regenfall  in  der  Regenperiode  der  tropischen  und'  subtropischen 
Zone  und  ausserdem  verträgt  er  ein  rauheres  Klima,  so  dass  er  in 
Indien  ^)  noch  erfolgreich  in  Höhen  bis  zu  1500  m  gebaut  wird. 

Sobald  die  ersten  Regenschauer  im  April  oder  Mai  nieder- 
gehen, wird  gesäet  und  nach  100—120  Tagen,  also  zeitig,   geemtet 

Unter  der  Regierung  des  Kaisers  Tschin-Tsung  (998—1022)  soD 
er  zuerst  in  China  angebaut  worden  sein.  Jetzt  erstreckt  sich  sein 
Verbreitungsgebiet  über  Japan,  Gochinchina,  Maläka,  Sumatra,  Java, 
die  Philippinen,  R^union,  Madagascar  und  einige  Teile  der  Süd- 
Staaten  der  nordamerikanischen  Union. 

Man  hoffte  nun,  diesen  harten  und  an  Bewässerung  im  Monsun- 
gebiete nicht  gebundenen  Reis  fttr  die  Landwirtschaft  der  wärmeren 
gemässigten  Zone  Europas  gewinnen  zu  können  und  wurden  die 
ersten  hierauf  abzielenden  Anbauversuche  in  Frankreich ')  schon 
1753  durch  Poivre  in  Isle  de  France  gemacht;  an  diese  schlössen 
sich  solche  von  de  Carro '),  Nuvolone  und  Balbis  1834  bei 
Palermo,  sowie  von  der  Gentralschule  in  Algier  1842  und  von 
St.  Denis  du  Sig  in  Algier  1855  an.  Diese  Versuche  haben  nun 
gezeigt,  dass  sich  unter  den  gegebenen  klimatischen  Verhältnissen 


1)  Boyle,  niostr.  of  bot.  etc.  1889  pg.  19  und  Statement  ezhib.  the  Moral 
and  Material  progr.  and  cond.  of  India.  1872/73. 

2)  Barral,  Jonm.  d'Agric.  prat.  1860  I.  p.  57. 

S)  Yaterl.  Blatter  1808  Kro.  XI  pg.  316,  citiert  dorch  Trautman,  Land- 
wirtachaftelehre  U.  1816  pg.  28. 


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Die  biologischen  Yerhältiiisse  des  Beises.  951 

ohne  Bewässerung  kein  gftnstiges  Resultat  erzielen  lässt,  weil  gerade 
in  der  Hauptvegetationsperiode  die  Regen  ausbleiben.  ^ 

Die  hauptsächlichsten  Benennungen,  welche  er  in  seinem  An- 
baugebiet trägt,  sind  folgende:  Mountain- rice,  Hill-rice,  Upland-rice, 
Dry-rice  englisch;  Riz  de  montagne  ou  sec,  ou  de  Carro  ^  franzö- 
sisch; Riso  k  secco  italienisch;  Ärroz  de  secano  spanisch;  Arroz  de 
sequeiro  portugiesisch ;  Sien-tao  und  Tsao-tao  (frühreif),  Kang-tao  und 
Wan-tao  (spätreif)  chinesisch^);  Okabo  japanisch  (nach  Rein), 
Paddj rawa  malaiisch,  P. songo-negoro,  P.tjereh  javanisch^);  Lua-ray 
in  Cochinchina;  Paddy-baggea  auf  den  Molukken;  Paddy  Laddang 
auf  Sumatra. 

Der  Sumpfreis,  von  dem  frühe  und  späte  Sorten  gebaut  wer- 
den, wächst  nur  auf  künstlich  inundiertem  Terrain,  oder  auf  solchem, 
das  vermöge  der  tiefen  Lage  durch  natürlichen  Zufluss  hinreichend 
mit  Wasser  versorgt  wird.  Im  ersteren  Falle  lassen  sich  die  Felder 
zeitweise  trocken  legen  und  periodisch  mit  anderen  Früchten  bestel- 
len, es  sind  dies  die  sog.  ^alternierenden  Reisfelder",  während  die 
anderen,  bei  denen  nur  mit  Unterbrechung  durch  Brachliegen,  da 
sie  sich  nicht  entwässern  lassen,  unausgesetzt  Reis  gebaut  wird, 
„permanente  Reisfelder*'  genannt  werden.  Die  Vegetationszeit  des 
Sumpfreises  umfasst  150—200  Tage.  Derselbe  wird  gemeinhin  im 
März  gesäet  und  im  August,  Oktober  oder  November  geemtet. 

Der  wilde  Reis  (Newari  bei  den  Telingas  [von  Nivara  im  Sanskrit] 
und  Volunteer  or  Wild-rice  in  Nord-Amerika)  findet  sich  nach  Rox- 
burgh^)  in  Indien  allenthalben  an  den  Ufern  der  Seeen  in  den 
Gircars  und  wird  wegen  der  Schn\fickhaftigkeit  seiner  Körner  eingesam- 
melt, doch  ist  er  so  wenig  ertragreich,  dass  seine  Kultur  nicht  lohnt; 
jedenfalls  tritt  er  aber  häufig  als  unangenehmes  Unkraut  auf,  zumal 
der  frühreife  (Drop-rice),  der  seine  Körner  bereits  vor  der  Ernte  aus- 
fallen lässt,  und  daher  vorzugsweise  die  permanenten  Reisfelder  stark 
verunkrautet,  und  sich  in  Folge  seiner  Aehnlichkeit  mit  dem  kulti- 
vierten Reis  nicht  ausjäten  lässt. 

Als  Saatgut  sind  die  absolut  schwersten,  vollkommen  ausgebil- 
deten, harten,  sowie  die  charakteristischen  Eigenschaften  der  Sorte 
stark  ausprägenden  Kömer  zu  verwenden. 

In  Japan  ^)  legt  man  auf  die  Auswahl  des  Saatgutes  grossen 


1)  Barral,  Journ.  d'Agric.  prat.  1860  I.  pg.  57. 

2)  Heuz6,  a.  a.  0.  n.  pg.  135  nnd  186. 

3)  Miquel,  Fl.  v.  Nederl.  Ind.  pg.  370,  (1860). 

4)  Fl.  ind.  II.  pg.  201,  (1832).   Die  Circars  sind  der  Küstenstrich  am  Ben- 
galischen Meerbasen  von  ongefahr  20 — 17^  n.  Br. 

5)  0.  Kellner,  MitteiL  ans  d.  agric-chem.  Lab.   zu  Tokio,    die  1.  Vers. 
Stat  XXX.  Heft  I,  pg.  19. 


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952  Besonderer  Teil. 

Wert  und  erfolgt  dieselbe  für  das  kommende  Jahr  vor  der  Ernte  anf 
dem  Felde.  Man  sammelt  alsdann  die  bestentwickelten  Bispen  und 
streift  die  an  dem  oberen  Teile  derselben  sitzenden  Körner  mit  der 
Hand  ab.  Nar  diese  werden  znr  Aussaat  benutzt  und  unmittelbar 
vor  ihrer  Verwendung  nochmals  durch  Einwerfen  in  Wasser  sortiert 
Das  Saatgut  wird  in  Strolisäcken  an  luftigen  trocknen  Orten  auf- 
bewahrt. 

Was  die  Beschaffenheit  der  Scheinfrüchte  also  des  beschälten 
Kornes  (Paddy)  anbetrifft,  so  enthalten  die  in  South-Garolina^)  ange- 
bauten Sorten  durchschnittlich  82.10  Teile  Korn  und  17.90  Teile 
Spelzen,  während  nach  Horkj  und  Klose  begrannte  Sorten  ans 
Aeg}'pten  und  Spanien  im  Mittel  21.26  Proc.  und  unbegrannte  18.31 
Proc.  Spelzen  aufwiesen.  Die  Frucht  bestand  aus  73.735  Proc.  AI- 
bumen,  3.909  Proc.  Keimling  und  4.456  Proc.  Samenschale. 

Die  Körner  werden  regelmässig  vor  der  Saat  eingeweicht,  was 
sie  im  Verhältnis  zu  anderen  Getreidearten  merkwtlrdig  gut  Ter- 
tragen,  wie  die  Untersuchungen  von  Schlag  und  Br essler  beweisen, 
nach  denen  80  Tage  hindurch  eingeweichte  Reiskörner  noch  44  Proc. 
keimfähige  zeigten. 

Das  Reiskorn  keimt  leicht,  sobald  die  Temperatur  des  Wassers 
10 — 12^  C.  erreicht  hat;  das  Maximum  der  Keimungstemperatur  be- 
trägt 36—380  c.,  das  Optimum  30-32 »  C. 

Das  Samenkorn  des  Sumpfreises  wird  kaum  tiefer  als  1  cm  in 
den  Schlamm  gebettet,  hingegen  das  des  Bergreises  bis  4  cm  tief 
untergebracht. 

Gremeinhin  erscheint  bei  genügender  Wärme  das  erste  Blatt 
nach  10—12—14  Tagen  und  am  15.  bis  20.  Tage  nach  der  Saat  tritt 
die  Pflanze  an  die  Oberfläche  des  Wassers  und  nimmt  eine  schöne 
grflne  Farbe  an,  vorausgesetzt,  dass  das  Wasser  eine  gleichmässige 
nicht  zu  niedrige  Temperatur  bewahrt  und  die  jungen  Pflänzchen 
gegen  kalte  Winde  geschützt  sind.  In  dieser  Periode  beginnen  die 
Wurzeln  sich  zu  befestigen,  doch  darf  das  Wasser  nicht  zu  stark 
fliessen  oder  bewegt  sein,  weil  durch  den  Wellenschlag  die  jungen 
Pflänzchen  noch  leicht  ausgerissen  werden,  daher  man  häufig  den 
Zufluss  entweder  sehr  verringert,  oder  auch  ganz  abstellt,  und  erst 
wieder  den  voUen  Wasserbedarf  znlässt,  sobald  sich  die  Pflänzchen 
genügend  angewurzelt  haben.  In  der  Regel  hält  man  dann  bis  zur 
Blüte  das  Wasser  gleichmässig  hoch. 

Das  Schossen  tritt  bei  mittelfrühen  Sorten  in  der  Regel  40  Tage 
nach  dem  Erscheinen  der  Pflanze  an  der  Oberfläche  des  Wassers 
ein,  40—50  Tage  später  steht  sie  in  Blüte  und  braucht  znr  Ausreife 


1)  Shepard,  Chemical  ezaminat.  of  the  Rioe-pL  etc,  in  Tranaact.  of  the 
N.-Y.  «t.  Agrio.  Soc.  1846.  IV.  pg.  848. 


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Die  biologischen  Verhältnisse  des  Beises.  953 

eben&lls  40—50  Tage.  Die  Bltitezeit  des  Reises  ist  eine  sehr  kri- 
tische Periode,  da  Wind  und  Nässe  in  dieser  Zeit  den  Eömeransatz 
sehr  ungtlnstig  beeinflussen  können. 

Im  Jahre  1881  besuchte  ich  die  Reisfelder  Ober-Italiens^)  und 
stellte  dort  nachfolgende  Wachstums  Verhältnisse  fest: 

Die  Blattoberfläche  einer  Pflanze  und  zwar  beide  Blattseiten 
und  die  Halmoberfläche  gemessen,  betrug  durchschnittlich  1500  qcm, 
und  zwar  besassen  der  frühreife  Bertone  und  der  spätreife  Novarese 
folgende  Oberflächen: 

Biso  Bertone  Koyarese 

Halmoberfläche 108  qcm  225    qcm 

Blattobcrfläche   .    . 270   „  723.2    „ 

Oesammtoberfläche  eines  Halmes  378  qcm  948.2  qcm 

Anzahl  der  Sprossen      ....      4  IV2 

Blattoberfläche  einer  Pflanze   .    .         1.512   „  1.422      „ 

t  Durchschnittlich  nimmt  eine  Reispflanze  einen  Raum  von  60  qcm 
ein,  mithin  wachsen  1.6  Millionen  Pflanzen  auf  1  ha  und  dieselben 
besitzen  eine  Blattoberfläche  von  250.000  qm,  welche,  da  nach  den 
Untersuchungen  Schtibler's  bewässerte  Pflanzen  täglich  ca.  200  gr 
Wasser  pro  Quadratmeter  Blattfläche  verdunsten,  täglich  50  cbm 
Wasser  verbrauchen. 

Die  Verdunstung  des  Wassers  auf  einer  Fläche  von  der  Grösse 
eines  Hektars  ist  aber  noch  beträchtlicher,  und  beträgt  dieselbe  nach 
Pereis  2)  in  Italien  120 cbm  oder  12— 13  mm  täglich. 

Wollen  wir  aber  das  fllr  ein  Reisfeld  notwendige  Wasserquan- 
tum bestimmen,  so  darf  auch  die  Bodenfiltration  nicht  ausser  Acht 
gelassen  werden,  die  durchschnittlich  einen  Wasserverlnst  von  50  cbm 
beansprucht,  mithin  ergiebt  sich  ein  täglich  zu  erneuernder  Gesammt- 
verlust  von  220  cbm,  welcher  nahezu  einem  Verbrauche  von  2.6  1  pro 
ha  und  Sekunde  entspricht,  und  stimmt  diese  Zahl  mit  den  von 
Cav.  Patriarca^)  ermittelten  Quantitäten  ganz  vorzüglich  ttberein, 
denn  nach  demselben  verbraucht 

sehr  schwerer  Boden    2.081 1  pro  ha  und  Sekunde 
schwerer  Boden  2.398 1    „     „      „         „ 

mittlerer  Boden  8.486 1    „     „      „         „ 

leichter  Boden  4.773 1    „     „      „         „ 

Mittel    2.637  1  pro  ha  und  Sekunde. 
Di^chschnittlich  beanspruchen  die  Reisfelder  Italiens  innerhalb 
der  Vegetationsperiode  des  Reises  12.000  cbm  Wasser  pro  ha. 

Selbstverständlich  werden  sich   in   einem  wärmeren  Klima  als 


1)  Werner,  landw.  Reiseskizzen  aus  0.*ltalien.  Landw.  Jahrb.  1882  pg.  264. 

2)  Handb.  d.  landw.  Wasserbaaes  1877  p.  611. 

8)  Yorgl.  Markus,  d.  landw.  Meliorationswesen  1881  S.  59. 


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954  Besonderer  Teil. 

dasjenige  Italiens  ist,  auch  die  zu  verbrauchenden  Wasserqnanta  ein- 
sprechend erhöhen  müssen. 

So  erhält  z.  B.  der  Beis  nach  Kresnik^)  in  Ostindien  zeb 
Ueberstanangen  ä  22  cm  Höhe,  wovon  7  cm  zur  Sättigung  des  Bodeos 
und  die  übrigen  15  cm  als  stagnierende  Wasserschicht  gerechnet 
werden,  demnach  im  Ganzen  22  000  cbm  Wasser  pro  ha  erfo^de^ 
lieh  sind. 

Der  Reis  lässt  sich  sehr  gut  verpfianzefi  und  geschieht  dies 
auch  in  vielen  Ländern. 

Mit  dem  Herannahen  der  Reife  senkt  sich  die  Rispe,  die  BtiUler 
erhalten  eine  gelbliche  und  die  Spelzen  die  der  Reissorte  charakte- 
ristische Färbung. 

Die  Ej-ankheiten  des  Reises  sind  sehr  zahlreich  und  fdgeede 
zu  erwähnen.  Nehmen  die  jungen  Pflanzen  bald  nach  dem  Auflaufen 
eine  gelbe  Färbung  an,  so  ist  dies  ein  Zeichen,  dass  das  Wasser  u 
kalt  ist.  Wird  diese  Krankheit,  in  Italien  „Grappo'^  genannt,  nicht 
rechtzeitig  durch  Abstellen  des  Wassers,  damit  sich  der  Boden  erst 
wieder  erwärmt,  behoben,  so  kümmern  die  Pflanzen  bis  sieh  die 
Wasserwärme  erhöht,  wodurch  der  Ernteertrag  sehr  empfindlich  beein- 
trächtigt werden  kann. 

Nicht  selten  tritt  aber  auch  die  umgekehrte  Erscheinung  ein, 
d.  h.  die  Pflanze  wächst  auffallend  kräftig  und  ihre  Farbe  ist  nieht 
grtlngelb,  sondern  dunkelgrün ;  sie  wächst  demnach  zu  sehr  ins  Blatt, 
worunter  immer  der  Samenertrag  leidet.  Diese  zu  üppige  Vegetation 
muss  daher  zurückgehalten  werden,  und  geschieht  dies  entweder 
durch  Beschleunigung  des  Zuflusses,  damit  das  Wasser  unter  der 
notwendigen  Mitteltemperatur  bleibt,  oder  man  vermindert  den  Zn- 
fluss,  so  dass  sich  das  Wasser  sehr  stark  erwärmt,  denn  in  beiden 
Fällen  verzögert  sich  das  Wachstum. 

Eine  sehr  verderbliche  auch  in  Carolina  und  auf  Java  gekannte 
und  gefürchtete  Reiskrankheit  ist  die  in  Italien  mit  dem  Namen 
„Brusone*'  bezeichnete,  welche  unter  Umständen  die  Ernte  vollstln- 
dig  vernichten  kann.  Sie  wird  durch  einen  Eernpilz  (Pleospora 
oryzae)  *)  erzeugt,  der  mit  seinem  Mycel  in  allen  Teilen  der  Fflame 
wuchert,  und  je  nach  dem  Grade  seiner  Ausbildung  und  dem  Ort 
seiner  Verbreitung,  entweder  die  schwarze  (Carole  nero  o  minore), 
oder  die  weisse  Reiskrankheit  (Carole  bianco  o  maggiore)  her70^ 
bringen  kann.  Bei  ersterer  nehmen  die  Blätter  eine  braunrote  Farbe 
an,  bei  letzterer  färben  sich  die  Rispen  gelblich-weiss  und  verl!h)cknen. 
Die  Krankheit  erscheint  während  der  Entwickelung  der  Rispen  oder 


1)  Vorstudien  über  die  Bodenbewäeserong,  Joarn.  f.  Landw.  XXXL 
pg.  827. 

2)  Haberlandt,  FühHng's  landw.  Ztg.  1876.  S.  552. 


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Die  biologischen  Yerliältnisse  des  Reises.  955 

in  der  Blüte  und  werden  zunächst  die  kräftigsten  Pflanzen  an  den 
Wasserrinnen  von  der  Krankheit  ergriffen,  wie  der  Pilz  überhaupt 
dort  am  stärksten  auftritt,  wo  sich  der  Boden  in  einem  vorzüglichen 
Düngungszustande  befindet. 

Die  Verhütung  stauenden  Wassers  und  die  Auswahl  solcher 
Beissorten,  die  sich  gegen  die  Krankheit  am  widerstandsfähigsten 
gezeigt  haben,  sowie  die  Vermeidung  zu  stickstoflfreichen  Düngers 
werden  als  Mittel  zur  Bekämpfung  dieser  Krankheit  anzusehen  sein. 
In  Carolina  entfernt  nian  beim  Jäten  des  Unkrautes  zugleich  alle 
diejenigen  Reispflanzen,  welche  durch  ihre  ungesunde  weissliche 
Färbung  verdächtig  erscheinen. 

Der  Rost  (ital.:  Ruggine)  stellt  sich  auf  allen  grün  geiUrbten 
Pflanzenteilen  sehr  häufig  ein,  und  sucht  man  in  diesem  Falle  durch 
Abstellen  des  Wassers  für  einige  Zeit  seine  Entwickelung  zurück- 
zuhalten. 

Als  sehr  gefährliche  Feinde  der  Reiskultur  sind  ferner  und 
zwar  vorzugsweise  für  das  wärmere  gemässigte  Klima  Süd-Europas  ^) 
aufEuftthren: 

Lytrum  Hyssopifolia  L.,  Ysopblätteriger  Weiderich.  Ital.  Corg- 
giola  dei  fossi,  o  Erba  Spagolina.  Schadet  durch  Verstopfen  der 
Gräben. 

Lytrum  Salicaria  L.,  gemeiner  Weiderich.  Ital.  Riparella,  Sal- 
cerella.  Stipa  marina.    Schadet  wie  oben. 

Suffrenia  filiformis  Bellar.  Ital.  SuflVenia  risajuola.  Erstickt 
den  jungen  Reis  und  entzieht  ihm  die  Nährstoffe. 

Myriopbyllum  verticillatum  L.,  quirlblütiges  Tausendblatt.  Ital. 
Millefoglio  d'acqua.  Bringt  das  Wasser  zum  Stauen  und  ist  daher, 
weil  sehr  schädlich,  auszurotten. 

Myriopbyllum  spicatum  L.,  ährenblütiges  Tausendblatt.  Ital- 
Millefoglio  d'acqua,  o  dei  Laghi,  Roscola,  Fertro.    Schädigt  wie  oben. 

CeratophyUum  demersum  L.,  rauher  Igellock.  Ital.  Code  di 
Cavallo,  Fertro.    Schädigt  wie  oben. 

Bidens  cemuus  L.,  nickender  Wasserdost  Ital.  Forbicina  intera. 
Kann  die  Reispflanzen  vollkommen  unterdrücken. 

Bidens  tripartitus  L.,  dreiteiliger  Wasserdost  Ital.  Oanapa 
acquaticaforbicina.    Wie  oben. 

Lycopus  europaeuB  L.,  gemeiner  Wolfstrapp.  ItaL  Erba  sega 
0  Marrobio  acquatico.   Wird  bis  1  m  hoch  und  unterdrückt  den  Reis. 

Utricularia  vulgaris  L„  gemeiner  Wasserhelm.  Ital.  Erba  ves- 
cica,  Ragu^ja,  Ovo  di  bolla.    Schädigt  wie  Myriopbyllum. 


1)  Vergl.  Werner,  Landw.  Reiseskizzen  aas  Ober*Ita1ien.   Landw.  Jahrb* 
1862.  pg.  265. 


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956  Besonderer  Teil. 

Gratiola  ofScinalis  L.,  gebräuchliches  Gnadenkraut  Ital.  Gratis 
Dei.  Graziola,  Fossicaria. 

Polygonum  Hydropiper  L.,  Wasserpfeflfer.  Ital.  Erba  pepe,  Pepc 
acquatico.  Meist  tritt  derselbe  in  grosser  Menge  auf  und  ist  dann 
sehr  schädlich  und  nur  durch  Entwässerung  zu  entfernen. 

Polygonum  Persicaria  L.,  gemeiner  Knöterich.  Ital.  Cncitoli, 
Persicaria,  Salcerella.  Erreicht  eine  riesige  Höhe,  ich  sah  Pflanzen 
von  2V2  ni  Höhe.  Die  Vertilgung  kann  nur  durch  Jäten  geschehen 
und  ist  die  Pflanze  durch  Unterdrückung  des  Reises  sehr  gefährlich. 

Sehr  nachteilig  durch  Verstopfen  der  Gräben,  in  Folge  dessen 
das  Reisfeld  versumpft,  sind  noch  folgende  Unkräuter: 

Alisma  Plantago  L.,  gem.  Froschlöffel;  ital.  Alismate  Gayloccio, 
Mestola. 

Sagittaria  sagittifolia  L.,  gem.  Pfeilkraut;  ital.  Saetta. 

Butomus  umbellatus  L.,  doldenbltitigeSchwanenblume;  ital.  Aglio 
dei  fossi. 

Potamogeton  crispus  L.,  krauses  Samkraut;  ital.  Erba  gala. 

Potamogeton  natans  L.,  schwimmendes  Samkraut;  ital.  Lingae 
d'acqua. 

Caulinia  Alaganensis  Pollini,  ital.  Ranochina  fasciolata. 

Gaulinia  fragilis  Willd.,  zerbrechliches  Nixkraut;  ital.  Rano- 
china falcata. 

Beide  stauen  gern  auf  neu  angelegten  Reisfeldern  das  Wasser, 
so  dass  die  Anlagen  versumpfen. 

Juncus  conglomeratus  L.,  geknäulte  Binse;  ital.  Giunco. 

Juncus  articulatus  L.,  gefiederte  Binse;  ital.  Giunco  nodose. 

Typha  latifolia  L.,  breitblättriges  Kolbenrohr;  ital.  Sala,  Mazsa 
sorda. 

Sparganium  simplex  Huds.,  einfache  Igelskolbe;  ital.  Sparganio 
Mezzano. 

Sparganium  ramosum  Huds.,  ästige  Igelskolbe ;  ital.  Biodo,  Col- 
tellanio. 

Beide  erscheinen  vorzugsweise  auf  schlecht  gehaltenen  Feldern. 

Iris  Pseud-Acorus  L.,  Wasserschwertlilie;  ital,  Acoro  falso. 

Cyperus  Monti  L.,  ital.  Stiance  da  paduli. 

Ist  auf  leichteren,  schlecht  kultivierten  Reisfeldern  »ehr  gefährlich. 

Cyperus  conglomeratus,  ital.  Quadrettone. 
„       flavescens  L.,  ital.  Bottoncino. 
„       difformis,  ital.  Giunco  da  Risaje. 

Carex  hirta  L.,  ital.  Garice. 

Scirpus  maritimus  L.,  ital.  Nocco. 

„      mucronatus  L.,  ital.  Giunco  affilato. 

Sehr  schwer  zu  vertilgen,  weil  die  Stolonen  lang  und  weit  ver- 
breitet sind. 


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Die  biologisclien  Verhältnisse  des  Heises.  957 

Heleocbaris  acicularis  B.  Br.,  nadelfönniges  Biet;  ital.  Gapitelli, 
Spilloni.  Es  ist  dies  ein  kleiues  unscheinbares  Pflänzehen,  das  aber 
den  Boden  dicht  überzieht,  den  jungen  Beis  erstickt  und  das  Wasser 
zum  Stagnieren  bringt.    Die  Vertilgung  ist  sehr  schwer. 

Heleocharis  palustris  B.  B.,  SumpfBiet.    Wie  oben. 

Leersia  oryzoides  Sw.  Beisqueeke;  ital.  Asperella. 

Wächst  häufig  auf  reichen  Feldern  und  unterdrückt  den  Beis 
und  entzieht  durch  ihre  zahlreichen  Stolonen  dem  Boden  die  Pflan- 
zennährstoffe. Diese  Quecke  ist  dem  Beis  sehr  ähnlich,  wodurch 
das  Ausjäten  wesentlich  erschwert  wird. 

Nach  MiqueH)  kommen  in  Ostasien,  Südamerika  und  Abessi- 
nien  noch  vor:  Leersia  luzonensis  Presl.,  und  Leersia  mexicana  Kunth 
(Syn.:  L.  brasiliensis  Spreng.,  L.  contracta  N.  ab  Es.,  L.  abyssinica 
Höchst.,  Asprella  brasiliensis  und  mexicana). 

Panicum  crus  galli  L.,  Hübner-Hirse;  ital.  Panicastrella. 

Dieses  Gras  wird  dem  Beis  namentlich  bei  seiner  ersten  Ent- 
Wickelung  sehr  gefährlich  und  lässt  sich  nur  durch  Jäten  vor  dem 
Schossen  entfernen. 

Glyceria  fluitans  B.  Br.,  flutendes  Schwadengras;  ital.  Gramigna 
olivella.  Weil  dem  Beis  vor  dem  Erscheinen  der  Blüte  sehr  ähnlich, 
lässt  es  sich  durch  Jäten  nur  schwer  vertilgen. 

Arundo  Phragmites  L.,  gemeines  Bohr;  ital.  Ganna  da  spassole. 

Alopecurus  genioulatus  L.,  geknieter  Fuchsschwanz;  ital.  Co- 
dolina. 

Von  den  Eryptogamen  sind  gefährlich: 

Pilularia  globulifera  L.,  kugelfrüchtiges  Pillenkraut;  ital.  Pepe 
di  palude. 

Marsilia  quadrifolia,  vierblättrige  Salvine;   ital.  Leute  palustre. 

Salvinia  natans  AU.,  schwimmende  Salvine;  ital.  Erba  pesce. 

Oedogonium  capillaceum. 

Encyonema. 

Diese  Pflänzehen  überziehen  das  Wasser  wie  mit  einem  diehten 
Schleier,  entnehmen  die  Pflanzennährstoffe  und  verhindern  das  Fliessen 
des  Wassers. 

Ohara  foetida  in  Italien  und  Ch.  hispida  in  Spanien. 

Verstopfen  und  erfüllen  alle  Gräben. 

Auch  tierische  Feinde  schädigen  den  Beis  nicht  selten  in  erheb- 
lichem Umfange,  so  z.  B.  der  Blattfuss  (Apus  cancriformis  Schaff.) 
und  der  Wasserskorpion  (Nepa  cinerea  L.},  welche  durch  ihre  sehr 
heftigen  Bewegungen  den  jungen  Beis  entwurzeln  und  hilft  gegen 
dieselben  kaum  eine  zeitweise  Trockenlegung  nach  der  Saat,   weil 


1)  ¥1  V.  Nederl.  Indie.  1860. 

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958  Besonderer  Teil. 

sie  des  Nachts  von  einer  Fläche  zur  anderen  fliegen.  Aach  die 
Maulwarfsgrille  (Gryllotalpa  vulgaris  Latreille)  wühlt  während  der 
Trockenlegung  nach  der  Saat  Gänge  auf,  wodurch  viele  keimende 
Pflänzchen  zerstört  werden.  Dagegen  hilft  die  Trockenlegung  nach 
der  Saat  gegen  die  Zerstörungen  der  jungen  Keime  durch  Wasser- 
schnecken (Paludina  und  Limneus- Arten)  und  der  jungen  Blätter 
durch  Helix-Arten. 

Femer  stellen  zwei  Vogelarten  aus  der  Familie  der  Finken,  der 
Beisvogel  (Fringilla  oryzivora)  und  der  Kreuzschnabel  (Loxia  maja) 
dem  reifenden  Reise  in  einer  Weise  nach,  dass  die  Ernte  Gefahr 
läuft,  vernichtet  zu  werden,  weshalb  Vorrichtungen  zur  Abhaltung 
derselben  anzubringen  sind.  Beide  sind  in  Ostasien  heimisch,  doch 
kommt  der  Beisvogel  auch  in  den  SUdstaaten  der  Union  vor. 

Die  Larve  eines  kleinen  Käfers  (Silvanus  surinamensis  Steph.) 
frisst  in  Amerika  im  Reiskorn. 

Der  Reiskäfer  (Gurculio  oryzae  L.)  zerstört  im  Orient,  Sfid- 
Europa  und  in  den  Sttd-Staaten  der  nordamerikanischen  Union  das 
Reiskorn. 


Klima. 

Die  frühreifen  Reissorten  werden  100—120  Tage,  die  spätreifen 
150 — 200  Tage  nach  der  Aussaat  geerntet  und  beanspruchen  eine 
mittlere  Frtihjahrstemperatur  von  13^  C,  eine  Sommertemperatur  von 
22—300  C.  und  eine  Durchschnittstemperatur  von  20®  C.  Die  zur 
Ausreife  notwendige  Wärmesumme  beträgt  3500—4500®  C. 

Vorzugsweise  ist  die  Reiskultur  in  der  tropischen  und  subtropi- 
schen Zone  verbreitet,  und  bildet  hier,  wie  Grisebach  hervorhebt, 
die  Benutzung  der  Regenperiode,  welche  im  Frühjahr  dem  Monsun- 
wechsel folgt,  für  die  ersten  Vegetationsphasen  des  Reises  die  natür- 
lichen Grundlagen  seiner  Kultur,  daher  denn  auch  hier  der  Bergreis 
zu  gedeihen  vermag. 

Die  Reiskultar  reicht  auch  stellenweise  in  die  wärmere  ge- 
mässigte Zone  hinein  und  zwar  am  höchsten  nach  Norden  (45^  n.  Br.) 
in  Europa,  während  er  in  South-Carolina  mit  dem  38  ^  n.  Br.  ab- 
schneidet. 

Auf  der  südlichen  Hemisphäre,  z.  B.  auf  Madagascar  und  in 
Paraguay  geht  er  kaum  über  den  Wendekreis  hinaus. 

In  Ober-Italien  liegt  die  nördlichste  Grenze  der  Reiskultur, 
daher  hier  auch  nicht  selten  Ende  April  der  Reif  die  junge  Reis- 
pflanze schädigt,  oder  ein  kaltes  Frühjahr  die  Entwickelung  stark 
zurückhält,  weiterhin  ist  aber  zur  vollkommenen  Ausreife  auch  noch 
ein  warmer,  trockner  September  erforderlich.    Im  Allgemeinen  reicht 


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Boden  für  Eeis.  959 

die  Wanne  knapp  hin,  noch  etwas  spätreife  Sorten  zur  Seife  za 
bringen,  in  Folge  dessen  anch  die  italienischen  Beisfelder  keine  zn 
dichte  Umpflanzung  mit  stark  schattenden  Bäumen,  wie  Pappeln  und 
Erlen  vertragen. 

Der  Beis  wird  im  ganzen  Monsungebiete,  so  in  Japan,  Korea» 
China,  auf  den  malaiischen  Inseln,  in  Vorder-  und  Hinter-Indien, 
Afghanistan,  Persien,  Armenien,  und  Mesopotamien  kultiviert.  Wahr- 
scheinlich gelangte  er  in  Folge  malaiischer  Einwanderung  nach  Mada- 
gascar,  durch  die  Araber  aber  kam  er  an  die  Ostkttste  Afrikas  und  in 
die  Mittelmeerregion,  z.  B.  in  das  Nildelta,  und  durch  das  tropische 
Afrika  bis  zur  Westkttste,  wo  er  in  Senegambien,  Liberia,  Guinea, 
am  Kongo  etc.  gebaut  wird. 

In  Süd-Europa  findet  sich  seine  Kultur  auf  der  Balkanhalbinsel 
und  zwar  an  der  Maritza  und  in  Griechenland,  im  Temesvarer  Banat 
in  Ungarn,  im  südlichen  Kaukasien  in  Daghestan,  in  der  friaulischen 
Tiefebene,  in  Italien  namentlich  um  Mailand,  Novara,  Mantua,  Verona, 
in  der  Romagna  und  auf  Sicilien;  in  Spanien,  soweit  es  die  alten 
Wasserleitungen  in  den  Huertas  von  Valencia  gestatten;  in  Portugal 
bei  CoYmbra,  Estremadura  und  Algarve. 

In  Kord-Amerika  wird  der  Beisbau  in  S.-Garolina,  bis  hinein 
nach  N.-Garolina,  Georgia,  Alabama,  Florida,  Louisiana  und  Missis- 
sippi betrieben,  in  letzteren  Staaten  gedeiht  auch  der  Bergreis. 

In  Süd- Amerika  baut  man  ihn  vorzugsweise  in  Columbien, 
Guyana,  Brasilien,  Paraguay  etc. 


Boden. 

Mit  Ausschluss  des  Torf-,  Moor-,  unfruchtbaren  Sand-  oder  Ge- 
röllbodens nimmt  der  Reis  mit  allen  Bodenarten  vorlieb.  Die 
schweren  von  Natur  reichen  Thon-  und  Lehmböden  liefern  die  höch- 
sten Erträge  und  fordern  die  kleinsten  Wassermengen,  weil  die  Ver- 
luste durch  Versinken  des  Wassers  gering  sind.  Nach  Massgabe  der 
zunehmenden  Durchlässigkeit,  also  auf  den  leichteren  kalkhaltigen 
Lehmböden  müssen  Wasserzufluss  und  Düngung  vermehrt  werden, 
wenn  der  Ertrag  nicht  bedeutend  zurückgehen  soll.  Auf  den  sehr 
durchlässigen  Sandböden  wird  aber  aus  diesen  Gründen,  zumal  wenn 
das  Wasser  bezahlt  werden  muss,  die  Beiskultur  häufig  nicht  mehr 
berechtigt  sein.  Auf  salzhaltigem  Boden  gedeiht  der  Beis  nicht, 
wohl  aber  auf  an  und  für  sich  tief  gel^enen,  feuchten  Ländereien, 
auf  denen  eine  andere  Kultur  mit  gleich  gutem  Erfolge  kaum  noch 
betrieben  werden  kann,  es  sind  dies  die  sog.  bleibenden  oder  per- 
manenten Beisfelder,  welche  Jahrzehnte  hindurch  bei  Wässerung  mit 


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960  Besonderer  Teil. 

gutem  Wasser  und  dann  selbst  ohne  Dtlngung  immerbin  nocb  befrie- 
digende Ernten  abwerfen,  wie  dies  anf  den  permanenten  Reisfeldern 
der  italienischen  Provinzen  Mantova  und  Verona  der  Fall  ist;  doch 
sind  diese  Felder  weniger  umfangreich  und  ergiebig  als  die  sog. 
alternierenden  oder  temporären,  welche,  weil  höher  gelegen,  sich 
entwässern  lassen,  so  dass  der  Reisbau  im  Wechsel  mit  anderen 
Kulturen  erfolgreich  betrieben  werden  kann.  Wo  es  angeht,  legt 
man  die  temporären  Felder  gern  an  Hängen  an,  welche  der  Sonne 
gut  ausgesetzt  sind,  doch  darf  es  niemals,  selbst  im  trockensten  nnd 
heissesten  Sommer,  an  dem  nötigen  Wasser  fehlen,  und  ist  ausser- 
dem wohl  zu  beachten,  dass  stärkeres  Gefälle  auch  grössere  Wasser- 
mengen erfordert. 


DfiBgnng. 

In  Ober-Italien  wird  die  Düngung,  bestehend  aus  verrottetem 
oder  kompostiertem  Stallmist,  in  der  R^el  im  Februar  auf  das  Feld 
gebracht  und  unterpflügt.  Felder,  welche  in  der  Rotation  das  erste 
Mal  Reis  tragen,  erhalten  bis  80000  kg,  flir  die  Folge  nur  15000 
bis  20  000  kg  pro  ha. 

Guano,  Poudrette  und  andere  sehr  stickstoffreiche,  die  Pflanzen 
stark  treibende  Dünger  dürfen  nur  mit  Vorsicht  und  in  Quantitäten 
von  200—250  kg  pro  ha  aufgebracht  werden,  um  ein  allzustarkes 
Auftreten  der  Brusone-Krankheit  zu  vermeiden;  vielfach  wird  auch 
mit  gepulverten  Leinkuchen,  und  zwar  300—400  kg  pro  ha  gedüngt. 

Sehr  gern  bringt  man  den  Reis  in  Gründüngung  von  Raps, 
Roggen,  Erbsen,  Inkarnatklee,  Saubohnen  u.  s.  w.  Als  Kopfdüngung 
werden,  wenn  die  Reispflanze  5  cm  hoch,  bis  4  hl  Lupinenkömer 
gegeben,  welche  unter  Wasser  in  kurzer  Zeit  faulen  und  auf  die 
Dauer  eines  Jahres  eine  vortrefflich  düngende  Wirkung  äussern. 

Das  Wasser  führt  den  Reisfeldern  ebenfalls  düngende  Sub- 
stanzen zu,  doch  können  dieselben  füglich  ausser  Berechnung  bleiben, 
da  ja  andererseits  das  Wasser  auf  den  reich  dnrcbdüngten  Feldern 
viele  Pflanzennährstoffe  löst  und  mit  fortführt,  weshalb  solches  Wasaer 
noch  mehrmals  auf  seine  nährenden  Bestandtheile  benutzt  werden  kann. 

In  China  zieht  man  nach  Fortune^)  ebenfalls  Grttnfutterge* 
wachse  zur  Düngung  heran  und  zwar  zwei  Leguminosen,  nämlich 
ein  Trifolium  und  eine  Goronilla.  Ein  Verfahren,  welches  z.  B.  in 
den  grossen  Reisniederungen  von  Tschekiang  ganz  allgemein  ist 


1)  Grisebaoh,   Ber.  ü.  d.  Leist.  d.  geogr.  and  syst.  Bot.  während  d.  J. 
1848  (1851)  pg.  42  nnd  48. 


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Düngung  des  Eeises.  961 

Diese  Grünfuttergewächse  werden  während  des  Winters  zwischen 
zwei  Reisemten  eingeschaltet  nnd  ist  dies  Verfahren  als  Ersatz  des 
animalischen  Düngers  von  altersher  üblich. 

Auch  in  Japan  werden  nach  Bein^)  zum  Zweck  der  Düngung 
Grünfuttergewächse  und  namentlich  Leguminosen  (z.  B.  Astragalus 
lotoides  nach  Kellner)  angebaut,  wozu  noch  Gras  und  Kräuter 
treten,  welche  von  Frauen  und  Kindern  an  Berghängen  etc.  gesammelt 
werden. 

Zur  Düngung  benutzt  man  ferner  Bapsstroh,  Kalk,  Asche, 
Grabenschlamm,  menschliche  Exkremente,  zu  denen  in  Japan  noch 
eine  Art  Fischguano,  sog.  „Kass*  tritt. 

In  Indien  gibt  es  nach  Boxburgh^)  noch  sehr  viele  Beis- 
felder,  welche  keine  andere  Düngung  empfangen,  als  ihnen  Begen 
und  Luft  bieten,  doch  werden  die  besten,  und  machen  diese  wohl 
den. grösseren  Teil  aus,  jährlich  von  den  grossen  Flüsse.n  überflutet 
und  hierdurch  bedüngt. 

Immer  wird  dafür  gesorgt,  dass  das  Beisfeld  nicht  durch  Bäume 
beschattet  oder  die  freie  Euftcirkulation  behindert  wird. 

Das  Ausstreuen  des  Düngers  geschieht  entweder  vor  dem  Pflü- 
gen und  Umhacken,  oder  nach  dem  Ebnen  des  Feldes. 

Mit  Schlamm  und  Wasser  bedeckt,  zersetzen  sich  die  Düng- 
Stoffe  bei  Gegenwart  von  Kalk  sehr  schnell. 

Der  Beis  entnimmt  dem  Boden  in  einer  Mittelemte  sehr  be- 
trächtliche Quantitäten  an  Pflanzennährstoffen,  welche  durch  Düngung 
zu  ersetzen  sind. 

Nehmen  wir  die  Mittelernte  zu  42  hl  =  2100  kg  Korn  und 
2600  kg  Stroh  an,  so  werden  dem  Boden  in  kg  pro  ha  entzogen: 

Phosphor-  Schwefel-  Eiesel- 

an  Eali    Natron    Ealkerde    Magnesia        säure        säure      saure 

im  Korn        26.7        6.5  7.4  12.4  68.5        0.8  0.8 

im  Sroh         26.5        9.9  1.8  11.7  2  9        9.4       192.7 

Nach  Johnston  enthalten  1000  Teile 

Wurzeln  und  Stoppeln  .    .      36.08  Teile  Asche 
Halme  und  Blätter    .    .    .      36.08      „        „ 

Spelzen 14.20      „       „ 

Epidermis  und  Keimling    .       11.64      „        „ 
Geschälter  Beis     ....        2.00      „ 


1)  Jahresber.  d.  Ver.  f.  Geogr.  und  Statist,  in  Frankfurt  a.  M.  1876/78. 

2)  Fl.  ind.  H,  pg.  202  (1882). 


Koernloke  n.  Werner,  Hftndb.  <L  Qetreldeban'i  n,  ^1 

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962  Besonderer  TeiL 

Die  ÄBche  enthielt  in  1000  Teilen: 


IS 

jS 

C8 

1 

1 

ji 

1 

u 

9 

} 

im  Eom 

18.48 

10.67 

1.27 

11.69 

0.45 

58.86 

— 

0^7 

8.85 

0.46 

in  der  Hülse 

i.eo 

1.58 

1.01 

1.96 

0.54 

1.86 

0.92 

0.84 

89.71 

0.48 

im  Stroh 

10.17 

8.82 

0.73 

4.49 

0.67 

1.09 

8.56 

0.83 

74.09 

0J6 

Frnchtfolge. 

In  Ober-Italien  wird  der  Reis  gewöhnlich  mit  Ausnahme  der 
permanenten  Reisfelder,  in  die  Fmchtfolge  aufgenommen,  wfthrsiid 
die  permanenten  durch  unausgesetzten  Reisbau  ermtideten  Felder 
einige  Jahre  brach  liegen,  und  lässt  sich  auf  grösseren  Flächen  oifi 
vollständiger  Turnus  einführen,  so  dass  Vö— V4  der  Felder  inuner  in 
Brache  liegen.  Die  temporären  Reisfelder  wechseln  mindestens  alle 
drei  Jahre  mit  dem  Trockenbau. 

Der  sehr  anspruchsvollen  Reispflanze  ist  nun  eine  solche  Stel- 
lung in  der  Fruchtfolge  zu  geben,  dass  sie,  zumal  als  eintrüglichsle 
Frucht,  vorztlgliche  Vegetationsbedingungen  erhält 

Beispiele  dieser  Fruchtfolgen  sind: 

a)  Fruchtfolge  bei  Vercelli. 

1.  Winterweizen*,  250  kg  Guano, 

2.  Kleegras*, 

3.  Mais*  mit  Stallmist  und  Guano, 

4.  Reis  (Ostiglione  oder  Francone), 

5.  Reis  (Ostiglia), 

6.  Reis  (Ostiglia)*  mit  4  hl  Lupinenkömem. 

b)  Fruchtfolge  bei  Milane. 

1.  Mais*, 

2.  Weizen, 
8.  Klee* 

4.  Reis  (Bertone  oder  Francone)  in  Rotklee  als  QrttndflngoDft 

5.  Ostiglia, 

6.  Ostiglia*  mit  4  hl  Lupinenkömem. 


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BodenbeitrbeitTmg  zu  Reis.  963 

c)  Frachtfolge  bei  Payia.  d)  Verona. 

1.  Weizen,  1.  Reis*, 

2.  und  3.  Wiesen*,  2.  Mais* 

4.  Mais*,  3.  Weizen, 

5.  Reis,  4.  Rothklee  u.  Ryegras*. 

6.  Mais* 

In  der  Regel  folgt  auf  den  Reis  in  Japan  eine  Winterfrucht, 
zu  dem  Ende  wird  z.  B.  der  Raps  im  September  auf  Beete  gesl&et 
und  nach  der  Reisernte  ausgepflanzt.  Weizen  oder  Gerste  drilU 
man  zwischen  oder  neben  die  Stoppeln  der  Reisreihen. 


Bodenbearbeitnng. 

In  Italien  wird  das  Reisfeld  im  Winter  mit  dem  Dombasle* 
Pflug  tief  gepflügt  und  im  Frühjahr  durch  Egge  oder  Hacke  mög- 
lichst geebnet,  weil  sonst  an  den  höheren  Stellen  das  Unkraut  den 
Reis  leicht  überwuchert,  während  an  den  tieferen,  wegen  des  zu 
hohen  Wasserstandes,  Bestockung  und  Wachstum  zurückgehalten 
werden.  Nach  dem  Ebnen  werden  parallel  den  Pflugfurchen  Längs- 
dämme gezogen,  welche  auf  denjenigen  Feldern,  die  mehrmals  hinter 
einander  Reis  tragen  sollen,  bei  der  Zubereitung  des  Feldes  im 
nächsten  Jahre  bleiben,  während  die  transversalen,  deren  Bestimmung 
es  ist,  je  nach  Beschaffenheit  des  Terrains,  die  einzelnen  im  Niveau 
liegenden  Feldteile  in  mehr  oder  weniger  grosse  und  mit  Hülfe  der 
Wasserwage  genau  zu  planierende  Bassins  abzuteilen,  nach  der  Ernte 
zerstört  werden,  weil  sie  die  Bearbeitung  hindern. 

Die  Dimensionen  der  Dämme  hängen  von  der  Beschaffenheit 
des  Terrains  ab  und  wechseln  zwischen  16—40  cm  Eronenbreite  und 
40—65  cm  Höhe. 

Diese  Dämme  müssen  tadellos  gearbeitet  und  nach  dem  Einlassen 
des  Wassers  gehörig  gestampft  werden.  Unter  Wasser  werden  dann 
auch  noch  die  grösseren  Schollen  zerschlagen.  Hat  das  Wasser  so- 
dann eine  Standhohe  von  5  cm  erreicht,  so  ist  das  Land  zur  Ein- 
saat fertig. 

In  neuerer  Zeit  beginnt  man  die  Bodenbearbeitung^)  in  der 
Weise  vorzunehmen,  dass  Mitte  April  die  Fläche  unter  Wasser  ge- 
setzt wird,  worauf  das  Pflügen,  Zerschlagen  der  Schollen,  Einebnen 
u.  s.  w.  beginnt.  Auf  diese  Art  sättigt  sich  der  zu  einem  Brei 
gewordene  Boden  vollkommen  mit  Wasser  und  da  derselbe  durch 


1)  Siehe  Markus,  «.  a.  0.  8.  88. 

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964  Besonderer  Teil. 

die  Zugtiere  während  des  Pflügens  ausserdem  noch  fest  zusammen- 
getreten wird,  so  erzielt  man  eine  recht  bedentende  Wassererspamis 
fttr  die  ersten  Wochen  der  eigentlichen  Vegetation. 

In  Portugal  ^)  wird  im  März  oder  April  tief  gepfltlgt,  und  das 
Reisfeld  in  Abteilungen  von  0.5—1  ha  Grösse  eingeteilt,  die  voll- 
ständig geebnet  und  mit  kleinen  Dämmen  von  1  m  Breite  in  der 
Basis,  0.50  m  Eronenbreite  und  0.40  m  Höhe  umgeben  werden.  In 
diese  Bassins  leitet  man  das  Wasser  an  einer  Ecke  ein,  während  es 
an  der  diagonal  gegentlberliegenden  in  ein  anschliessendes,  tiefer 
gelegenes  Bassin  abgeführt  wird. 

An  den  Flüssen  der  Reisregion  in  den  Stldstaaten  Nord-Ame- 
rikas^) findet  sich  ein  leicht  inundierbares,  aus  reichem  AUuvial- 
Lehm  bestehendes  Terrain,  auf  dem,  und  namentlich  bei  der  Stadt 
Savannah,  der  feinste  Export-Reis,  der  als  Carolina-Reis  in  den 
Handel  kommt,  wächst. 

Die  Reisfelder  besitzen  dort  eine  Grösse  zwischen  5  und  9  ha 
und  werden  mit  Hülfe  von  1  m  tiefen  und  50  cm  breiten  Grm>en 
bewässert  und  mit  Erdwällen  umgeben. 

Die  Zubereitung  dieser  Reisfelder  ist  jedoch  eine  von  einander 
sehr  abweichende.  Einige  Pflanzer  pflügen,  wenn  auch  häufig  nur 
flach,  den  Boden  alljährlich  Anfang  Januar,  andere,  und  zwar  ist 
dies  die  am  meisten  verbreitete  Methode,  pflügen  gar  nicht,  sobald 
die  Aecker  unkrautfrei  sind,  sondern  verbrennen  im  Frühjahr  nur  die 
Stoppeln  und  reissen  zwischen  den  alten  Stoppelreihen  mit  der  Hacke 
oder  einem  kleinen  Drillpflug  Rillen  auf,  in  welche  die  Samenkörner 
gesäet  werden. 

In  Japan  steigen  die  Reisfelder,  den  kleinen  Wasserläufen  fol- 
gend, terrassenförmig  aus  den  Thälem  empor  und  jedes  Reisfeld,  so 
klein  es  auch  sei,  denn  ihr  Flächeninhalt  schwankt  zwischen  1 — 2 
und  300 — 400  qm,  ist  von  einem  30—140  cm  hoben  Erdwall  umgeben. 

Die  Beschaffung  der  notwendigen  Wassermenge  und  die  gute 
Anlage  und  Ausführung  des  Bewässerungssystems  ist  von  der  grössten 
Wichtigkeit. 

Mit  dem  fehlenden  Wasser  schwindet  die  Hoffnung  auf  eine 
reiche  Ernte,  was  von  der  Bevölkerung  um  so  schwerer  empfunden 
wird,  als  in  den  ausschliesslich  Reis  bauenden  Ländern  ein  Ersatz 
durch  anderes  Getreide  schwierig  ist. 

An  Orten,  in  denen  der  Wasserzulauf  im  Sommer  leicht  versiegt, 
legt  man  deshalb  künstliche  Wasserbehälter  an,  und  in  ebenen 
Gegenden  heben  Schaufelräder  das  Wasser  von  den  tieferen  auf  die 
höheren  Stellen. 


1)  Per  eis,  Handb.  d.  landw.  Wasserbaues  pg.  610. 

2)  Rnssell,  Galt,  of  Caroline-rioe«  Jonm.  of  Agrio.  1855—57.  pg.  266. 


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AuBsaat  des  Beiaes. 


965 


Die  horizontalen  Felder  bilden  nun  nicht  allein  an  den  Berg- 
hängen, sondern  anch  in  der  Ebene  Terrassen»  and  von  den  höher 
gelegenen  fiiesst  das  Wasser  in  ruhiger  Strömung  zu  den  niederen 
ab,  so  dass  es  auf  denselben  überall  gleich  hoch  steht. 

Die  trocken  gelegten  Felder  werden  nach  der  Düngung  meist 
umgegraben,  seltener  seicht  gepflügt. 

Vor  der  Saat  wird  auf  die  schweren  Thonböden  Wasser  ge- 
lassen und  das  Feld  durch  Herumwaten  von  Kindern,  Pferden  etc^ 
welche  es  bis  60  cm  tief  durchkneten,  in  einen  Sumpf  verwandelt.  Erd- 
schollen, welche  noch  nicht  gänzlich  zerkleinert  sind,  zerschlägt  man 
mit  Hülfe  eines  Holzspatens.  Schliesslich  wird  ein  hölzerner  mit 
langen  Zinken  versehener  Baum  zur  Ebenung  durch  den  Schlamm 
geschleppt. 

Zu  Bergreis  wird  überall  wie  beim  Getreide  der  Boden  mit 
Hülfe  des  Spatens  oder  durch  Pflug  und  Egge  vorbereitet. 


Aussaat. 


Die  Aussaatzeit  des  Sumpfireises  richtet  sich  nach  der  physika- 
lischen Beschaffenheit  der  Böden,  nach  der  Temperatur  des  Wassers 
und  der  Luft  und  der  Vegetationszeit  der  Reissorten. 

Durchschnittlich  wird  gesäet  und  geerntet  in: 


Saatzeit. 

Erntezeit. 

Indien: 

Frühreis 

Juni  bis  Anf.  Juli 

Ende  September 

Spätreis 

April 

November,  December 

Sompfreis  (Boro) 

December 

April,  Mai 

Japan: 

Südliche  wärmere  Orte  und 

spätreife  bessere  Sorten 

März,  April 

September,  Oktober 

NördL,  kühlere  Orte  u.  früh- 

reife  weniger  gute  Sorten 

Anf.  Mai  bis  Anf.  Juni 

Oktober,  November 

China 

Ende  April  bis  Anf.  Mai 

Ende  Oktober 

Südstaaten  von  K.- Amerika 

März  bis  Mitte  Mai 

Anf.  September 

Guyana 

Mitte  März  b.  Mitte  April 

September 

Aeffypten 

Italien,  spätreife  Sorten 

Ende  April  bis  Anf.  Mai 

Octbr.  bis  Mitte  Novbr. 

März,  April 

September 

„        frühreife  Sorten 

Ende  April  bis  Anf.  Mai 

Anfang  August 
Ende  Septbr.,  Anf.  Okt 

Spanien 

März 

Das  Saatgut  wird  vor  der  Aussaat  immer  eingeweicht  und  ge- 
schieht dies  in  Italien  in  der  Weise,   dass  man  die  Samenkörner  in 


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966  Besonderer  TeU. 

nicht  gänzlich  gefbUten  Säcken,  damit  letztere  nicht  beim  Anfqnellen 
der  Samenkörner  zerreissen,  8—10,  wohl  anch  20—24  Standen  in 
die  Znleitnngggräben  legt.  Zuweilen  wird  aber  anch  in  mit  ansge- 
gorener  Mistjauche  oder  Wasser  gefttllten  Bottichen  geweicht. 

In  Japan  legt  man  nach  Kellner  die  mit  Saatgut  gefttllten 
Strohsäckchen  7—30,  im  Durchschnitt  10  Tage  in  fliessendes  Wasser. 
Hierauf  werden  die  aufgequollenen  Kömer  auf  Matten  ausgebreitet, 
des  Tags  tiber  an  sonnige  Plätze  gelegt,  öfters  gemischt  und  des 
Nachts  auf  einem  Häufchen  vereinigt  und  bedeckt.  Nach  4— 5tägiger 
Behandlung  auf  der  Matte  beginnt  die  Keimung. 

Bei  ktthler  Witterung  und  in  kalten  Oegenden  bringt  man  die 
gequollenen  Samen  in  Strohsäckchen  und  erhält  sie  durch  Aufgiefisen 
von  lauem  Wasser  warm  oder  man  gräbt  sie  in  einen  Kompost- 
haufen ein. 

Der  Sumpfreis  wird  in  Italien,  am  Mississippi  und  zuweilen 
auch  in  Spanien  breitwttrfig  gesäet,  dagegen  in  South-Carolina  und 
den  übrigen  Staaten  der  nordamerikanischen  Reisregion  vorzugsweise 
gedrillt  und  in  China,  Japan,  Hindostan,  auf  den  Philippinen,  Java, 
Sumatra,  in  Indien,  Aegypten,  sowie  auf  den  Reisfeldern  von  Murcia 
und  Valencia  in  Spanien  grösstenteils  gepflanzt. 

Die  breitwtirfige  Aussaat  geschieht  in  Sttd-Europa  wie  folgt: 

Vor  der  Saat  wird  das  Wasser  bis  zur  Höhe  von  6— 8  cm  abge- 
lassen, und  hierauf  der  Same  mit  der  Hand  bei  möglichst  stillem 
Wetter  eingesäet,  damit  durch  den  Wellenschlag  die  gleichmässige 
Verteilung  des  Samens  nicht  behindert  wird.  Der  eingeweichte  Same 
geht  leicht  unter,  da  sich  sein  spezifisches  Gtewicht  durch  das  Quellen 
vermehrt  hat,  und  drückt  sich  in  den  Schlanmi  ein.  Durch  Auf- 
schlagen mit  einem  Brett,  oder  mittelst  eines  Rechens  wird  er  dann 
etwas  in  den  Boden  gebracht.  Nicht  selten  wird  auch  eine  schwere 
Diele,  auf  welcher  ein  Arbeiter  steht,  von  einem  Pferde  tlber  das 
Feld  geschleift  und  hinterher  geht  der  Säemann,  so  dass  der  nieder- 
sinkende Schlamm  den  Samen  bedeckt. 

Das  Aussaatquantum  schwankt  zwischen  1.50  und  3  hl,  und 
bringt  man  auf  neue  Reisfelder  2.10—2.80  hl,  auf  alte  2.75—3  hl  und 
auf  sehr  fruchtbare  1.50—1.75  hl. 

Gewöhnlich  wird  2—3  Tage  nach  der  Saat,  damit  der  Reis 
gut  keimt,  das  Feld  soweit  trocken  gelegt,  dass  nur  noch  sehr  wenig 
Wasser  sichtbar  bleibt. 

In  South-Carolina  ^)  werden  flache  Rillen  gezogen  und  in  diese 
die  Samenkörner  ausgestreut,  oder  mit  einer  kleinen  Drillmaschine 
auf  30  cm  Reihenweite  gedrillt  Das  Saatquantum  beträgt  1.80 — 
2.70  hl  pro  ha. 


1)  Russell,  a.  a.  0.,  pg.  266. 

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Auseaat  des  Beises.  967 

Hierauf  laset  man  eine  kleine  Quantität  Wasser  l*-2  Tage  lang 
darüber,  wodorch  die  Samenkörner  in  den  offenen  Drillreihen  ein- 
gesehlämmt  werden  oder  man  bedeckt  sie  mit  Hülfe  des  Bechens. 

Die  Aussaat  des  Sumpfreises  geschieht  in  Indien  ^)  auf  einem 
kleinen  Pflanzbeet,  welches  bewässert  werden  kann. 

Ist  die  Witterung  eine  günstige  gewesen,  so  haben  die  jungen 
Pflänzchen  nach  40  Tagen  eine  Höhe  von  25—40  cm  erreicht  und 
können  nun  ausgepflanzt  werden. 

Die  Beisfelder  sind  indessen  zur  Aufnahme  folgendennassen 
Torbereitet  worden :  Zunächst  werden  sie  seicht  gepflügt,  sodann  unter 
Wasser  gesetzt  und  dadurch  geebnet,  dass  ein  Paar  Ochsen  oder 
Büffel  einen  langen  Baumstamm  über  das  Feld  schleifen. 

In  dieses  Schlammfeld  werden  nun  die  jungen  Pflanzen  hinein- 
gepflanzt. 

Von  nun  an  wird  der  Wasserzufluss  den  Ansprüchen  der  ge- 
bauten Sorte  entsprechend,  bis  zum  Eintritt  der  Erntezeit  sorgsam 
reguliert. 

Die  Bestellnngsarbeiten  beginnen  in  Japan  im  April  mit  Her- 
richtung eines  Saatbeetes.  Dasselbe  wird  mit  einem  30—45  cm  hohen 
Wall  umgeben,  sowie  mit  einem  kleinen  Wasserlauf  in  Verbindung 
gebracht  Nach  dem  Einlassen  von  3—4  cm  Wasser  gräbt  man  das 
Saatbeet  mehrere  Male  um  und  bearbeitet  es  dann  mit  einem  Bechen 
so  lange  Zeit,  bis  sich  ein  feiner  Schlamm  gebildet  hat. 

Häufig  wird  nun  mit  Asche,  grünen  Pflanzen  oder  vergorener 
Jauche  gedüngt. 

Hierauf  säet  man  die  Samenkörner,  welche  meist  ein  6  mm 
langes  Federchen  getrieben  haben,  aus,  und  zwar  30—60  1  pro  Ar, 
welche  den  Pflanzenbedarf  für  8—11  a  (nach  Kellner)  decken. 

Bei  noch  nicht  ausgekeimten  Samenkörnern  zeigen  sich  die 
Federchen  nach  Verlauf  von  4—5  Tagen. 

Während  der  ersten  10  Tage  wird  das  Saatbeet  in  der  Begel 
nur  des  Nachts  bewässert,  damit  es  sich  am  Tage  erwärmen  und 
den  Keimlingen  genügend  Sauerstoff  zufliessen  kann.  Anfänglich 
wird  6  cm,  später,  nachdem  das  erste  Blatt  2.5  cm  lang  geworden 
ist,  nur  noch  1.2  cm  hoch  bewässert. 

Hierauf  werden  die  Pflänzchen  gewöhnlich  40—56  Tage  nach 
der  Aussaat,  sobald  sie  eine  Höhe  von  18—24  cm  erreicht  haben, 
auf  ein  wohlvorbereitetes  Feld  ausgepflanzt.  Zu  diesem  Zweck  zieht 
man  die  Pflänzchen  sehr  sorgfältig  unter  Wasser  aus,  um  Verletzun- 
gen der  Wurzeln  möglichst  zu  vermeiden.  Die  ausgezogenen  Pflänz- 
chen bindet  man  in  kleine  mit  der  Hand  umspannbare  Bündel  und 


1)  Roxb.,  Fl.  ind.  II.  pg.  208  (1882). 

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968  Besonderer  TeiL 

bringt  sie  auf  das  8—10  cm  tief  unter  Wasser  stehende  Reisfeld,  auf 
dem  meist  Frauen  das  Auspflanzen  besorgen  und  die  Männer  die 
Pflanzen  zutragen. 

Beim  Pflanzen  werden  mit  dem  Daumen  Löcher  in  den  Boden 
gedrückt  und  in  jedes  3—4,  doch  zuweilen  bis  10  Pflänzchen  gesetzt 
und  zwar  geschieht  dies  in  Reihen  und  beträgt  die  Entfernung  der 
Reihen,  je  nach  Bodenbeschaffenheit,  Sorte  etc.  20 — 33  cm  und  die 
Entfernung  der  Büschel  in  der  Reihe  12—20  cm,  auch  pflanzt  man  in 
der  Quincux-Stellung  auf  25  cm  Entfernung. 

Nach  Kellner  schwankt,  auf  die  Fläche  eines  Ar  berechnet, 
die  Anzahl  der  Büschel  von  unter  1200  bis  über  3000. 

In  der  Provinz  Setsu,  die  ziemlich  in  der  Mitte  von  Japan  liegt 
und  sich  eines  guten  Bodens  erfreut,  sind  die  Anzahl  der  Büschel 
folgende: 

Büschel  pro  Ar        Pflanzen  pro  Büschel 
Frühreife  Sorte       1410—1500  6—7 

Mittelreife    „  1320—1350  5-6 

Späte  „  1200  4—5 

Nach  14  Tagen  werden  die  Pflanzen  noch  einmal  fest  ange- 
drückt und  etwaige  Erdschollen  mit  den  Händen  zerkleinert 

Aehnlich  wird  in  Spanien  gepflanzt  und  zwar  auf  30  cm  Ent- 
fernung. 

In  China  sind  die  Aussaatmethoden  sehr  verschieden,  so  säet 
man  nach  Barrow^)  in  der  nordöstlichen  Provinz  Pe-tschi-li  mittelst 
des  PflanzstockeSy  womit  Löcher  gegraben  oder  Furchen  gezogen 
werden,  oder  durch  Breitsaat;  in  der  Provinz  Eiang-nan  pflanzt  man, 
und  in  der  Provinz  Kan-ton  drillt  man  mit  Hülfe  eines  Säepfluges. 

Nach  Fortune*)  wird  in  Kiang-nan  mit  Beginn  der  Früh- 
lingsregen im  Mai  gesäet,  so  dass  der  fieis  Anfang  Oktober  reift. 
Es  ist  daher  eine  zweimalige  Reisernte,  wie  im  südlichen  China,  in 
Schang-hai  nicht  mehr  möglich.  Aber  schon  in  Ning-po  (29^  n.  Br.)> 
wo  der  Sommer  länger  währt,  erzielt  man  diese  dadurch,  dass  man 
2—3  Wochen  nach  der  hier  in  die  Mitte  des  Mai  fallenden  Saat 
eine  zweite  Saat  in  denselben  Acker  bringt  Diese,  durch  jene  in 
der  Entwickelung  gehemmt,  schiesst  erst  hoch  auf,  nachdem  zu  An- 
fang August  die  erstere  geemtet  ist  und  liefert  demnächst  eine  zweite 
Ernte  im  November. 

Im  südlichen  China  erhält  man  nicht  bloss  allgemein  zwei 
Beisemten  im  Sonmier,  sondern  schaltet  sogar  noch  eine  Grttnfrucht 
im  Winter  ein. 


1)  Voyage  en  Chine,  1806, 

2)  Grisebach,   Ber.  iL  d.  Leist.  d.  geogr.  and  syst  Bot.   während  d.  J. 
1848  (1851)  pg.  41. 


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Aassaat  dea  IteiseB.  969 

Auf  Java  und  Sumatra  mrd  der  Beis  auf  die  nassen  Felder 
(Sawah's)  ans  einer  Pflanzschule  verpflanzt.  Die  Aussaat  geschieht 
zu  Anfang  oder  um  die  Mitte  der  Regenzeit  und  reift  der  Beis  je 
nach  der  Sorte  und  Höhenlage  der  Felder  in  4—7  Monaten. 

In  günstigen  Lagen  lassen  sich  recht  gut  zwei  Keisemten  all- 
jährlich erzielen. 

Zur  Bestellung  des  Bergreises  wartet  man  dagegen  die  Begen- 
periode  ab,  welche  sich  in  China  gewöhnlich  im  Mai  einstellt.  Nach- 
dem der  Boden  durch  zweimaliges  Pflügen  gelockert  ist,  wird  der 
eine  Nacht  hindurch  zur  Beschleunigung  seiner  Keimung  eingeweichte 
Same  in  kleinen  Löchern  ausgelegt,  und  zwar  entfallen  auf  jedes 
Loch  2—4  Samenkörner  und  stellt  sich  das  Saatquantum  auf  2— 3  hl 
pro  ha.  Einen  Monat  später  wird  mit  dem  Jäten  und  Hacken  be- 
gonnen. In  der  Begel  hackt  man  dreimal  und  zwar  das  erste  Mal 
bei  einer  Höhe  der  Pflanzen  von  20  cm,  vorausgesetzt,  dass'  der 
Boden  weder  zu  nass  noch  zu  trocken  ist.  Nach  drei  Monaten  tritt 
die  Beife  ein. 

Nach  Boyle^)  wird  der  Bergreis  im  Himalaya  zur  Begenzeit 
(Mitte  Juni  bis  September)  gesäet  und  hierbei  folgendermassen  ver- 
fahren. 

Sobald  vom  Weizen  als  Vorfrucht  die  Aehren  abgesichelt  sind, 
wird  das  Stroh  als  Dünger  untergepflügt  und  beim  Eintritt  der  ersten 
Begenschauer  der  Beis  ausgesäet. 

Auf  Java  ^)  wird  ebenfalls  dort,  wo  die  Wasserverhältnisse  oder 
andere  Umstände,  z.  B.  Unkrautwucherung,  es  nicht  gestatten,  nasse 
Beisfelder  (Sawah^s)  anzulegen,  auf  trocknen  Feldern,  den  sog. 
Tipar's  und  Oaga's  (auf  Ostjava  Gogo,  auf  Sumatra  von  den  Batta 
Laddang*s  genannt),  Bergreis  gebaut.  Die  Tipar's  und  Gaga's  unter- 
scheiden sich  hauptsächlich  darin,  dass  zur  Anlage  ersterer  eine 
mehr  oder  weniger  grosse  Strecke  einer  mit  Wald  oder  Gesträuch 
besetzten  Ebene  hiervon  so  gesäubert  wird,  dass  der  Boden  mit  dem 
Pflug  bearbeitet  werden  kann,  worauf  der  Beis  breitwürfig  wie  anderes 
Getreide  gesäet  wird. 

Die  Gagafelder  werden  dagegen  auf  abgebrannten  oder  frisch 
geschlagenen,  jedoch  nicht  gerodeten  Waldflächen  angelegt,  und  wird 
hierzu  der  frische  Waldboden  nicht  weiter  bearbeitet,  als  dass  man 
den  Beis,  dem  einige  Baumwollensamen  beigefügt  werden,  um  nach 
der  Beisernte  4 — 5  Monate  später  noch  eine  BaumwoUenemte  er- 
zielen zu  können,  in  kleine  Löcher  auslegt. 

Die  Tipar's  werden  wohl  2—3  Jahre  hinter  einander  bebaut, 


1)  Illastr.  of  bot.  the  Himal.  and  Cashmere  1889. 

2)  Hasskarl  in  Flora  80  (1847)  496. 


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970  Besonderer  Teil. 

dagegen  die  Gaga*s  gleich  nach  der  Ernte  verlassen,  oder  höchstens 
noch  ein  Jahr  zum  Mais-  oder  Tabackban  benutzt  nnd  hiernach  sind 
sie  sehr  bald  wieder  eine  nndarchdringliche  Wildnis. 

Aehnlich  ist  auch  die  Kultur  des  Upland-rice  ^)  in  dem  öst- 
lichen Teil  des  Staates  Mississippi,  «Piney-Woods^  genannt. 

Hier  wird  nach  dem  Abräumen  der  geschlagenen,  aber  nicht 
gerodeten  Stämme  eines  Fichtenwaldes,  oder  zwischen  den  Bäumen, 
wenn  diese  so  wenig  zahlreich  sind,  dass  sich  grosse  Blossen  finden 
der  frische  Waldboden  mit  einem  einpferdigen  Schälpflug  ca.  5  cm 
tief  umgebrochen  und  der  Same  eingedrillt.  Die  Zwischenräume 
werden  behackt.  Nach  einigen  Jahren  ist  jedoch  der  Boden  ffir  den 
Reisbau  vollständig  erschöpft. 

Dieser  Reis  dient  nicht  zur  Ausfuhr,  sondern  nur  zum  eignen 
Bedarf. 


Pflege. 

Die  Pflege  hat  sich  der  Hauptsache  nach  auf  die  Regulierung 
der  Stauhöhe  und  Temperatur,  sowie  auf  die  Unkrautvertilgung  zu 
richten. 

In  Italien  sorgt  man  dafür,  dass  sich  das  Wasser  in  der  ersten 
Zeit  in  solcher  Höhe  erhält,  dass  die  Blattspitze  über  den  Wasser- 
spiegel hervorragt,  auch  ist  die  Temperatur  durch  schwächeren  oder 
stärkeren  Zu-  oder  Abfluss  zu  regeln,  damit  dieselbe  immer  gleich- 
massig  bleibt,  daher  denn  auch  das  Wasser  niemals  an  ein  und  der- 
selben Stelle  dauernd  einfliessen  darf,  sondern  möglichst  ftlr  einen 
örtlichen  Wechsel  zu  sorgen  ist.  Häufig  sind  auch  Sammelteiche  vor- 
handen, in  denen  sich  das  Wasser,  bevor  es  auf  das  Reisfeld  abge- 
lassen wird,  erwärmen  kann.  Bis  Johannis  erreicht  das  Wasser  in 
dem  Reisfelde,  je  nach  seiner  Temperatur,  eine  Höhe  von  20—30  onb 
welche  Stauhöhe  bei  der  weiteren  Entwickelung  der  Pflanze  nicht 
überstiegen  wird. 

Auf  sehr  schwerem  Boden  ist  auch  eine  periodische  Bewässe- 
rung, die  jeden  5.,  6.  oder  8.  Tag  erfolgt,  zulässig. 

In  Italien  wird,  weil  breitwürfig  gesäet,  nicht  gehackt,  aber 
dafttr  ein-  oder  zweimal  das  Unkraut  gejätet,  eine  Arbeit,  welche 
ungefähr  drei  Wochen  erfordert  (vom  24.  Mai  bis  Ende  Juni)  und  im 
Wasser  durch  Frauen  und  Kinder  geschieht. 

Während  der  Bestockung  und  des  Schossens  darf  nicht  gejätet 


1)  Allen,  The  amerio.  Farm-book  (1850). 

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Pflege  des  Beises.  971 

werden,  weil  darunter  die  Bestockang  leidet,  oder  die  Schösslinge 
leicht  knicken  and  sich  nachher  nicht  wieder  erheben. 

Die  Arbeit  des  Jätens  beginnt  Morgens  3  Uhr  und  endet  am 
Nachmittag,  doch  wird  bei  der  Schwierigkeit  der  Arbeit,  denn  die 
Arbeiter  müssen  in  dem  warmen  Wasser  yornttbergebengt  bei  glilhen- 
der  Sonnenhitze  nmherwaten,  diese  Arbeitszeit  für  einen  vollen 
Arbeitstag  gerechnet. 

Im  Juli  lässt  man  znr  möglichsten  Vertilgung  der  Feinde  des 
Reises  das  Wasser  auf  einige  Tage  ab,  wodurch  die  Wassertiere, 
wie  Fische,  Insekten  etc.  zu  Grunde  gehen,  sehr  schnell  faulen  und 
den  Boden  für  die  Frucht  des  nächsten  Jahres  dttngen. 

Trifft  Hagel  den  Reis  beim  Beginn  des  Schossens,  so  wird  das 
Feld  ebenfalls  trocken  gelegt,  es  vertrocknen  dann  die  beschädigten 
primären  Halme  und  die  sekundären  wachsen  schnell  nach  und  in 
den  frei  gewordenen  Raum  hinein. 

In  Carolina  wird  die  Drillsaat  gehackt,  sobald  die  Pflänzchen 
18  cm  hoch  sind,  und  zu  dem  Zweck  das  Reisfeld  trocken  gelegt. 
Nach  dem  Hacken  lässt  man  wiederum  reichlich  Wasser  zu.  Nach 
Verlauf  von  20—25  Tagen  wiederholt  sich  das  Hacken,  und  treibt 
zu  dieser  Zeit  der  Reis  in  den  Halm.  Vom  1.  Juli  ab  bis  zur 
Trockenlegung,  14  Tage  vor  der  Saat,  gibt  man  einen  gleichmäs- 
sigen  Wasserzufluss  und  eine  Wasserstandshöhe  von  16—20  cm. 

Die  Pflege  der  Reisfelder  in  Japan  gestaltet  sich  nach  Kellner 
wie  folgt: 

Nach  dem  Auspflanzen  beginnt  die  Bewässerung  und  Unkraut- 
vertilgung. Die  Bewässerung  ist  zum  Zweck  der  Unkrautvertilgung 
etwas  herabgesetzt,  oder  ganz  unterbrochen,  und  die  Unkräuter,  so- 
wie die  oben  schwimmenden  Reiswurzeln  werden  mit  der  Hand  in 
den  Schlamm  unter  die  einzelnen  Büschel  gestossen. 

(Gewöhnlich  rtthrt  man  vor  dieser  Operation  den  Schlamm  mittelst 
langer  hölzerner  Hacken  auf  und  unterzieht  sich  dieser  Arbeit  bis 
zur  Mitte  des  Juli  8—5  Mal  in  Zwischenräumen  von  15—7  Tagen. 
Durch  das  Aufwühlen  des  Schlammes  gelangen  neue  Bodenteilchen 
an  die  Pflanzen. 

Von  der  Mitte  Juli  bis  Mitte  August  (Zeit  des  Schossens)  legt 
man  das  Feld  in  Intervallen  von  je  10  Tagen  stets  2—3  Tage  trocken 
und  hört  dann  mit  der  Bewässerung  auf.  Nur  zur  Blütezeit,  in 
welcher  die  physiologischen  und  chemischen  Processe  eine  plötz- 
liche Steigerung  erfahren,  setzt  man  die  Felder  2—3  Tage  unter 
Wasser. 


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972  Besonderer  Teil. 


Ernte,  Ansdrnsch  nnd  Aufbewahrnng. 

Bei  Beginn  der  Reife  senkt  sich  die  Rispe,  nnd  in  der  sollen 
Reife  nehmen  die  Blätter  und  Halme  eine  blassgelbe  Färbung,  hin- 
gegen die  Rispen  die  charakteristische  Farbe  der  Sorte  an.  Das 
Korn  bricht  zu  dieser  Zeit  leicht  über  den  Nagel. 

Leider  tritt  die  Reife  sehr  ungleichmässig  ein,  und  da  nun  die 
Körner  in  der  Vollreife  leicht  ausfallen,  auch  die  Rispe  sich  sehr 
bald  so  tief  zu  Boden  senkt,  dass  sich  der  Reis  ohne  grosse  Verluste 
nicht  ernten  lässt,  und  die  Rispe  leicht  abbricht,  ferner  durch  Hagel- 
schlag und  Eintritt  der  Herbstregen  der  Ernte  Verluste  drohen,  wartet 
man  die  Reife  aller  Früchte  einer  Rispe  nicht  ab,  sondern  erntet, 
sobald  die  Mehrzahl  reif  ist,  aber  die  übrigen  nicht  mehr  milchig  sind. 

Vor  dem  Schnitt  stellt  man  das  Reisfeld  möglichst  trocken.      ^ 

Die  Ernte  geschieht  in  Italien  mit  der  Sichel  und  zwar  schnei- 
det man  den  Halm  in  halber  Höhe,  legt  den  abgesichelten  Reis  in 
kleinen  Büschelchen  auf  den  Dämmen  zum  Trocknen  nieder,  und 
hierauf  werden  diese  entweder  mit  dem  eigenen  Stroh  oder  Weiden- 
ruten gebunden  und  zum  sofortigen  Ausdrusch,  der  meist  mit  Hülfe 
einer  Stiftendreschmaschine  seltener  durch  Austreten  erfolgt,  auf  die 
Tenne  gebracht.  Der  abgedroschene  Reis  wird  dann  auf  einen  mit 
Ziegeln  oder  Steinen  gut  abgepfiasterten  und  der  Sonne  ausgesetzten 
Platz,  der  „Aja*",  zum  Trocknen  dünn  aufgeschüttet,  mehrmals  am 
Tage  umgerührt  und  Abends  in  breiter  aber  niedriger  prismatischer 
Form  aufgehäuft,  am  nächstfolgenden  Tage  ist  die  Behandlung  die 
gleiche,  nur  dass  am  Abend  kegelförmige  Haufen  von  30 — 50  hl  In- 
halt gebildet  werden.  Diese  Behandlung  wiederholt  sich  bis  der 
Reis  ganz  trocken,  sich  leicht  von  der  Spreu  sondert  und  eine  glän- 
zende, harte  Bruchfläche  zeigt.  Hierauf  wird  er  entweder  auf  der 
Getreidereinigungsmaschine  oder  durch  Worfeln  (Werfen  mit  Schau- 
feln) gereinigt.  Auf  den  Speichern  kann  er  dann  bis  zu  einer  Höhe 
von  6—8  m  aufgeschichtet  werden. 

In  Carolina  ^)  wird  der  Reis  mit  Sicheln  30—45  cm  vom  Boden 
entfernt  geschnitten  und  auf  die  hohen  Stoppeln  gelegt  Bei  gutem 
Wetter  bindet  man  ihn  nach  24  Stunden  in  Garben  von  12—15  kg 
Gewicht  und  stellt  sie  in  Hocken  auf.  Nach  einigen  Tagen,  wenn 
das  Stroh  ganz  trocken  geworden,  werden  die  Garben  auf  flachen 
Booten  in  den  Hauptkanälen  nach  den  Dreschtennen  gebracht  oder 


1)  Faveau,  Rep   of  the  Commiss.  1867. 

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Erträge  und  Nahmngsbestandteile  des  Heises.  973 

in  Feimen  von  10  m  Länge,  2.75  m  Breite  und  3.3  m  Höhe  einge- 
banst,  um  gelegentlich  durch  Dreschmaschinen  ausgedroschen  zu  werden. 

Das  Schneiden  des  Heises  geschieht  in  Japan  und  China  mit 
kurzen,  häufig  gezähnten  Sicheln  dicht  am  Boden,  hierauf  wird  er  in 
kleine  Garben  gebunden,  und  damit  er  auf  feuchtem  Terrain  oder 
bei  feuchter  Witterung  weniger  leicht  auswachse,  über  Stangen  auf- 
gehangen, oder  um  die  Erlenbäume  längs  der  Gräben  aufgeschichtet» 
und  nach  dem  Austrocknen  durch  Tiere  oder  Menschen  nach  Hause 
getragen,  um  in  Japan  auf  einem  unseren  Flachsriffeln  ähnlichen 
Gerät  entkörnt,  oder  wie  auch  in  China  mit  Dreschflegeln  aus  Bam- 
bus gedroschen  zu  werden. 

In  Indien^)  lässt  man  einige  Tage  vor  Eintritt  der  Ernte  das 
Wasser  aus  den  Reisfeldern  ab. 

Der  Schnitt  erfolgt  mit  Hülfe  der  Sichel  und  das  Ernteprodukt 
wird  auf  trocknen,  erhöhten  Stellen  zum  Austrocknen  ausgebreitet 
und  hierauf  entweder  eingemietet  oder  durch  Tiere  ausgetreten.  In 
letzterem  Falle  trocknet  man  das  Korn  nach  und  bringt  es  in  Haufen, 
welche  mit  Reisstroh  eingedeckt  werden. 


Erträge  nnd  Nahrnngsbestandteile. 

Die  Reiserträge  stellen  sich  pro  ha  wie  folgt: 

Min.  Max.         Mittel 

Korn  in  hl  (Paddy)  la  100  46 

Gewicht  pro  hl  in  kg         40  66  50 

Stroh  in  kg  1000         6000       2600 

Der  Ernteertrag  beträgt  in  Italien  auf  den  permanenten  Reis- 
feldern 28—32  hl,  auf  den  temporären  45—60  hl,  doch  werden  auf 
den  besten  Reisfeldern  um  Novara  zuweilen  75  hl,  ja  selbst  100  hl 
geemtet  und  als  Durchschnittsertrag  werden  für  Italien  42.20  hl  p.  ha 
angegeben.  Es  wiegt  1  hl  gegrannter  unenthtilster  Reis  40—45  kg, 
ungegrannter  50  kg,  während  geschälter  Reis  sein  Gewicht  auf  72 
bis  80  kg  erhöht.  Im  Durchschnitt  gibt  1  hl  unenthfüster  Reis  80  bis 
85  1  geschälten  Reis. 

In  der  Regel  liefert  auf  neuen  Reisfeldern: 

Bertone  nach  Weizen  mit  Klee        70  hl  pro  ha, 
Ostiglione  im  2.  Jahr      ...        65  „      „      „ 

«  77      "•»•••       •  50    fl         ^         » 

»  n     ^»        »     •      •      •      •  ^^    w        »        n 

Summe  Ertrag  in  4  Jahren  225  hl 
und  durchschnittlich  pro  Jahr  56.25  hl  pro  ha. 


1)  Roxb.  FK  ind.  H.  pg.  204  (1882). 


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974 


Besonderer  TeiL 


Auf  den  Savannah-swampd  ^)  von  South-Carolina  erntet  ma 
von  alten  gut  kultivierten  Feldern  an  nngeschältem  Beb  (Paddj) 
63—73  hl,  auf  den  geringeren  36—45  hl  und  auf  Feldern  mittlerer 
Qualität  40--50  hl  pro  ha. 

Fttr  Portugal  wird  die  Ernte  auf  37.5  hl,  tttr  Spanien  auf  58  U 
pro  ha  angegeben. 

Für  Japan  ^)  gehen  die  Angaben  sehr  weit  auseinander, 
nach  Le  Gendre  stellt  sich  der  Ertrag  auf       35  hl 

n     Kineh  .        .      «        ^         ),  27.6  hl 

•  ^     Syrski  «       «       «        »         «  55.2  , 

„     van  Buren      ;,       n      »        n         «        26— 35  hl 
„     Rein  »       ;,      «        r         n  31.8  hl, 

und  das  japanische  Finanzministerium  legt  seinen  Stenerberechnangea 
23  hl  zu  Grunde. 

Liebscher  gibt  fttr  Japan  den  Durchschnittsertrag  an  geschalten 
Beis  auf  17.84  hl  pro  ha  an  und  würde  dies  einem  Ertrag  an  UIlg^ 
Schaltern  Beis  (Paddy)  von  ca.  35.68  hl  ausmachen,  bei  Annahme 
einer  Volumenverringerung  durch  Enthülsen  von  50  Proc. 

In  nachstehenden  Ländern  stellen  sich  die  Anbauflächen  und 
Erträge  wie  folgt: 

Anbaufläche        Ertrag  Ertrag  p.  ha 

ha  in  hl  in  hl 

Italien 232669       9818151      42.20  (ungeschllt) 

Spanien 20894       1211993      58.00  „ 

Portugal ^     4000         150000      37.50 

Süd-Staaten  v.  N.-Amerika  '    20000        700000      35.00 

Java  (1873) 2500000     52244230      20,90 

Japan 

nach  Bein 1587757     50512000      31.81 

„     Liebscher  (Komge- 
schält  und  Durchschnitt 

von  1873/78)     ....    2610993     46572316      17.84  (geschält). 
Es  betragen  in  Japan   die  Beisfelder  9.2  Proc.  der  Gesammt- 
fläche  des  Landes,  und  58  Proc.  der  Felder. 

An  Nahrungsbestandteilen  (verdaulichen  und  unverdaulichen)  lini 
vorhanden  im 


1882. 


1)  Russell  a.  a.  0.  266. 

2)  VergL  Liebs  eher,  Japan's  landw. 


und  allg.  wirtsohaftL  Verhiltoiiie 


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Erträge  und  Nahrnngsbestandteile  des  Beises. 


975 


Trocken- 

N-haltige 

N-freie 

Korn: 

substanz 

Substanz 

Fett 

Substanz 

Holzfaser 

Asche 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proo. 

Proc. 

Mi-  1  ^Ä"' 

86.3 

8.6 

0.1 

74.5 

8.5 

85.4 

7.5 

0.5 

75.9 

0.8 



M-  1 T^^'' 

96.0 

7.8 

0.3 

86.1 

4.8 

— . 

87.6 

9.2 

0.8 

76.0 

0.9 

.. 

M"**»t  ge".Ä" 

91.4 

5.0 

0.2 

81.5 

4.4 

0.4 

86.b 

8.6 

0.7 

76.0 

0.8 

0.7 

Stroh: 

MiUel 

88.7 

7.9 

8.0 

40.8 

89.1 

9.2 

Der  mittlere  Procentgehalt  an  verdaulichen  Nährstoffen  beträgt 
nach  E.  Wolff : 


Orga- 
nische 
Sub- 
stanz 

Verdauliche  Nährstoffe 

Wahr- 
scheinl. 
Nähr- 
stoffver- 
hältnis 
wie  1  : 

Geldwert  p.  100  kg 

in  JC, 
1  kg  Protein   40  ^ 
1  „  Fett        40  „ 
1  „  N-fr.          8  „ 

im 

Eiweiss 

Kohle- 
hydrate 

Fett 

Korn  1  ^^^' 
Stroh 

90.6 
86.1 

79.5 

3.5 
6.8 

2.4 

66.1 
68.6 

43.9 

0.6 
0.6 

0.9 

19.0 
10.8 

19.2 

6.76 
8.46 

4.84 

Ungeschälter  Reis  (Paddy)   gibt  47-50  Proc.   geschälte  Ware, 
12—16  Proc.  Bruchreis  und  35—40  Proc.  Spelzen  und  Kleie;  durch- 
schnittlich sind  auf  100  Teile  Korn  130  Teile  Stroh  zu  rechnen. 
Nach  Braconnot  enthält  ungeschälter  Reis  von 

Carolina  Piemont. 

Stärke 85.07      83.60 

Holzfaser     ....        4.80        4.80 
Unkrystall.  Zucker  .        0.29       0.05 

Proteen 3.60        3.60 

Gummi 0.71        0.10 

Oel 0.13       0.25 

Phosphors.  Kalk .    .        0.13       0.40 

Wasser 5.00       7.00 

und  nach  Rep.   of  the  Gommiss.  of  Agric.  1879  pg.  102  enthalten 
nachfolgende  Sorten  geschälten  Reises: 


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976 


Besonderer  Teil. 


Fett 

Gnmmi 

Sxtrakt- 
stoffe 

Stärke 

Cello- 
lose 

N-h. 

Asche 

Wasser 

Proc. 

Proc 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc, 

Proc. 

Carolina  gold-seed 

0.27 

1.67 

0.73 

76.40 

0.17 

8.66 

0.38 

12.93 

„        white  „ 

0.30 

1.67 

0.57 

76.47 

0.13 

8.31 

0.34 

13.31 

Japan 

0.42 

1.74 

0.89 

74.90 

0.17 

7.44 

0.42 

14.02 

Patna,  Bengalen 

0.82 

1.36 

0.57 

76.71 

0.14 

7.70 

0.35 

12.85 

White  seed,  Loui- 

siana 

0.27 

1.44 

0.79 

78.17 

0.19 

6.65 

0.33 

12.16 

Hondaras,  Lonis. 

0.30 

1.07 

0.77 

78.27 

0.19 

7.26 

0.34 

11.80 

Volunteer,    dto. 

0.37 

1.35 

0.80 

78.40 

0.40 

6.83 

0.40 

1145 

Nach  Atkinson^)   ergeben   sich  von  rohem  japanischen  Reis 
für  die  Trockensubstanz: 


Crewöhnlicher 

Glutinöser 

Bergrc 

Reis 

Reis 

RohproteTfn                   7.00 

5.87 

8.75 

ßohfett                        2.29 

3.44 

2.58 

Rohfaser                      4.58 

5.19 

1.98 

Stickstofffreie  Stoffe  84.76 

83.89 

85.53 

Asche                          1.37 

1.61 

1.18 

Zar  genaueren  Feststellung  der  Zusammensetzung  des  Kleb- 
reises Übergaben  wir  dem  Vorsteher  der  Versuchsstation  zu  Poppels- 
dorf,  U.  Ereusler,  einen  enthtllsten  Klebreis  aus  Slam,  welchen  wir 
durch  van  Eeden  aus  dem  Kolonial-Museum  zu  Haarlem  erhalten 
hatten.  Es  fanden  darin  U.  Kreusler  und  Dafert,  berechnet  auf 
Trockensubstanz  (=  86.72  Proc.  der  lufttrocknen  Körner): 

Zucker 
Bohprotein    Rohfett      Rohfaser     (Glycose)      Dextrin         Starke  A^che. 

8.89  pCt.  0.68  pCt  0.76  pCt  8.65  pCt.  3.35  pCt.  76.98  pCt.  0.69  pCt 

Hiemach  unterscheidet  sich  der  Klebreis  von  dem  gebräuch- 
lichen durch  merklich  höheren  Dextrin-  und  insbesondere  Zuckei^ehalt. 

U.  Kreusler  und  Dafert  prüften  nun  auch  das  mikroskopische 
Verfahren  und  fanden,  was  auch  schon  vorher  durch  Kör  nicke 
festgestellt  worden  war,  dass  die  Stärkekömehen,  welche  sonst  voll- 
kommen normal  erscheinen,  nicht  die  charakteristische  tiefblaue  bis 
blauschwarze  Jodreaktion,  sondern  eine  braunrötliche  bis  blauviolette 
Färbung  zeigen,  und  zwar  auch  dann  noch,  nachdem  sie  sehr  wieder- 
holt mit  Wasser  gewaschen  und  vollständig  von  einander  getrennt 
worden  waren,  also  von  einer  Änlagerang  von  Dextrin,  Zucker  u.  dgl. 
nicht  mehr  die  Rede  sein  konnte. 


1)  On  sake  brewing.    Memoirs  of  the  üniversity  of  Tokio,   dtiert  durch 
Kellner,  Landw.  Versndist.  XXX.  Heft  1,  pg.  46. 


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Benntznng  des  Beises.  977 

Nach  alledem  gewinnt  es  den  Anschein,  als  ob  hier  eine  neue, 
bei  sonst  unveränderten  Eigenschaften  specifisch  mit  Jod  sich  bräa- 
nende  Stärkemodifikation  vorläge. 


Benutzung» 

Der  beschalte  Beis  (Paddy)  ist  noch  keine  Handelsware,  son- 
dern mnss  geschält  werden. 

Früher  wurde  der  Reis  in  Nord- Amerika  in  Holzmörsem  ent- 
hülst, jetzt  werden  hierzu  überall  vervollkommnete  Maschinen  ange- 
wandty  und  auf  einem  Sortiercylinder  die  Kleie,  das  Mehl  und  der 
Bruch  von  den  guten  Körnern  getrennt. 

In  Japan  bearbeitet  man  den  Paddy  entweder  in  einem  runden 
Stein-  oder  Holztrog  mit  hölzernen  Stössem  oder  in  Stampfmühlen, 
welche  durch  Wasserkraft  bewegt  werden. 

•  In  China  ^)  finden  sich  ebenfalls  verschiedene  Vorrichtungen 
zum  Enthülsen;  eine  derselben  besteht  aus  zwei  kreisförmigen  höl- 
zernen Blöcken,  welche  derart  über  einander  angebracht  sind,  dass 
der  obere  Block  bei  seiner  durch  eine  Person  bewirkten  Bewegung 
mit  der  Oberfläche  des  unteren  in  Berührung  kommt  Man  wirft  den 
Reis  durch  ein  Loch  des  oberen  Blockes  hinein  und  derselbe  fällt 
zwischen  den  Rändern  der  Blöcke  zum  Teil  enthülst  heraus.  Zur 
Handelsware  wird  er  aber  erst  in  grossen  steinernen  Mörsern,  in 
welchen  man  ihn  mit  schweren  Keulen  bearbeitet 

In  Italien,  wo  früher  nur  Stampfmühlen  den  Reis  enthülsten, 
hat  sich  jetzt  die  von  Berti-Pichat  empfohlene  Graupenmühle^) 
verbreitet,  bestehend  aus  einem  Bodenstein  aus  Sandstein  und  einem 
Läufer,  welcher  250  Umgänge  pro  Minute  macht  und  400—1000  kg 
pro  Stunde  schält,  —  von  dem  unbegrannten  mehr,  von  dem  begrann- 
ten  weniger. 

Für  den  ersteren  hat  man  besondere  Orannenbrecher,  die  aus 
einem  mit  Eisenblech  versehenen  vertikalen  Cylinder  von  25  cm 
Durchmesser  bestehen,  dessen  Aussenseite  eine  doppelte  Reihe  von 
10—12  cm  langen  und  2  cm  dicken,  vierkanntigen,  stählernen,  spiral- 
förmig angeordneten  Spitzen  trägt  Dieser  massive  Cylinder  dreht 
sich  in  einem  2  m  langen  Hohlcylinder,  dessen  Innenseite  eben£ftlls 
mit  denselben    spiralförmig    eingesetzten  Spitzen   besetzt  ist     Der 


1)  West,  Agricoltarwerkzeuge  pg.  213. 

2)  VergL  die  Angaben  von  Dünkelberg,   Ealtnrtechnisohe  Beiseskizzen 
aus  Ober-Italien,  Landw.  Jahrb.  1881  pg.  924  flgde. 

Soernioke  il  Werner,  Huidb.  d.  Getreidebau 's  n.  62 


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978  Besonderer  Teil. 

erstere  macht  800  Umgänge  pro  Minute  und  zwei  Pferdekräfte  ent- 
grannen  damit  täglich  30.000  kg  Beis. 

Mit  diesen  Maschinen  kann  nun  wohl  der  weisse  verkäufliche 
Beis  (Nr.  6)  hergestellt  werden,  der  aber  damit  noch  nicht  fttr  den 
Grosshandel  und  den  Verbrauch  fertig  ist. 

Die  weitere  Verarbeitung  erfolgt  daher  in  besonderen  Fabriken, 
von  denen  die  der  Gebrüder  Malinverni  in  Vercelli  näher  besprochen 
werden  soll,  weil  ja  auch  die  deutsche  Landwirtschaft  von  den  Beis- 
abfällen  steigenden  Gebrauch  macht  und  diese  je  nach  ihrem  Ur- 
sprung einen  sehr  verschiedenen  Futterwert  haben  können. 

Die  gedachte  Fabrik  arbeitet  mit  einem  Wasserrad  von  effektiv 
15  und  einer  Jonval-Turbine  von  30  Pferdekräften,  beide  von  1200  l 
Wasser  pro  Sekunde  bei  einem  Fall  von  nahehin  3  m  gespeist 

In  dieser  Fabrik  sind  ausser  den  obigen  Maschinen  noch  Beib- 
mtthlen  aufgestellt,  bestehend  aus  einer  hölzernen  oder  eisernen  Wand 
und  einem  Boden  aus  Sandstein,  über  welchem  sich  an  einer  senk- 
rechten Welle  zwei  drehbar  befestigte  aufrechte  Mühlsteine  von  1.25  m 
Durchmesser  bewegen.  Diese  bestehen,  um  das  Gewicht  zu  ver- 
ringern, nur  je  aus  einem  Steinring  von  10—20  cm  Dicke  und  30  bis 
35  cm  Breite,  welcher  durch  ein  Kreuz  aus  Holz  oder  Gnsseisen, 
ähnlich  wie  in  Oehnühlen,  an  die  wagerechte  Drehachse  befestigt  ist 

Die  Umfange  dieser  Mühlsteine  schweben  etwa  5  cm  über  dem 
Bodenstein,  werden  aber  mittelst  Gegengewichten  in  demselben  Masse 
gehoben,  als  sich  der  Beis  unter  und  vor  denselben  anhäuft,  wodurch 
derselbe  einen  gleichmässigen  nicht  allzu  starken  Druck  erhält 

Die  Beibmühle  bedarf  2—3  Pferdekräfte  und  macht  30—40  Um- 
gänge pro  Minute. 

Ausserdem  passiert  der  geriebene  Beis  noch  Bttrstencylinder 
aus  durchlöchertem  Eisenblech  oder  feine  Drahtgeflechte,  die  200 
Umläufe  pro  Minute  machen. 

Die  Fabrik  stellt  vier  Beisqualitäten  oder  Marken  dar: 
geglänzte  ordinäre 

Nr.  1.    Brillato  Stella  Nr.  3.    Camolino, 

Nr.  2.         „         A,  Nr.  4.    Mereantile, 

welche  folgende  Arbeiten  erfordern: 

I.  Arbeit.  Der  ungeschälte  Beis  wird  von  allem  Staube  und 
fremden  Substanzen  befreit  und  in  den  Grannenbrecher  gebracht 
Man  erhält  in  Procenten  Nr.  2.  96.65  Beis,  Beisabfälle  Nr.  3.  1.61, 
Unbrauchbares  1.74. 

II.  Arbeit  Beis  Nr.  2  geht  durch  den  Staubcylinder,  wird  von 
Abfällen  (Nr.  3  und  4)  befreit  und  fällt  auf  die  Graupenmühle. 
Man  gewinnt  in  Procenten:  Beis  Nr.  4.  78.92,  Spreu  Nr.  5.  20.61 
und  Abgang  0.47. 

III.  Arbeit.    Bringt  man  Beis  Nr.  5  unter  das  Stampfwerk,  so 


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Benutznng  des  Eeises.  979 

erhält  man  nach  35 — 40  Minuten  in  Procenten:  Mercantil-Reis  Nr.  6. 
87.63,  Pistino  Nr.  7.  2.65,  Spreu  Nr.  8.  8.48  und  Abgang  1.24. 

Bringt  man  dagegen  Reis  Nr.  5  unter  Beifügung  von  Spreu  in 
die  Beibmtthle,  so  ist  die  Arbeit  vollkommen.  Man  erhält  Procente: 
Mercantil-Rcis  Nr.  6.  88.50,  Pistino  Nr.  7.  1.78,  Spreu  Nr.  8.  8.48 
und  Abgang  1.24. 

IV.  Arbeit  Der  Mercantil-Reis  Nr.  6  wird  mit  Spreu  vermischt, 
einerlei  ob  auf  dem  Stampfwerk  oder  der  Reibmühle  20  Minuten 
weiter  verarbeitet  und  dann  von  der  Spreu  befreit,  wiederholt  ge- 
stampft und  gerieben,  mit  der  Vorsicht,  dass  dies  nicht  zu  lange 
geschieht,  weil  er  sonst  anstatt  weiss  schwarz  wird.  Von  100  Teilen 
Mercantil-Reis  erhält  man  dann  einschliesslich  7  kg  Spreu :  Camolino- 
Reis  Nr.  9.  93.68,  Mezzagrana  Nr.  10. 0.43,  Pistino  Nr.  11. 1.15,  Spreu 
Nr.  12.  10.70  und  Abgang  1.04. 

V.  Arbeit  Um  geglänzten  Reis  A  Nr.  13  zu  bereiten,  muss 
man  den  Camolino  Nr.  9  zweimal  unter  Beimischung  von  Spreu  unter 
die  Reibmtthle  bringen  und  ihn  zweimal  reinigen.  Man  erhält  dann 
von  108  Teilen  Camolino  und  13  Teilen  Spreu:  Geglänzter  Reis  A 
Nr.  13.  94.22,  Mezzagrana  Nr.  14.  0.81,  Pistino  Nr.  15.  1.52,  Spreu 
Nr.  16.  16.07  und  0.38  kg  Abgang. 

VI.  Arbeit  Bringt  man  den  geglänzten  Reis  A  Nr.  13  unter 
Beimischung  grober  Weizenkleie  40  Minuten  lang  auf  die  Reibmühle, 
so  erhält  man  Brillato  Stella  und  zwar  aus  100  Teilen  Brillato  Stella 
und  14  Teilen  grober  Kleie,  Nr.  17.  Riso  Stella  Nr.  18.  93.33,  Ri- 
setto  Nr.  19.  2.00,  Mezzagrana  Nr.  20.  0.85,  Pistino  Nr.  21.  1.71, 
Kleie  und  Reismehl  Nr.  22.  14.39  und  Abgang  1.72. 

Es  folgt  hieraus,  dass  man  im  besten  Reisfuttermehl  Abfälle 
von  Weizenkleie  mitkauft  und  dass  es  wesentlich  diese  ist,  welche 
den  Albumingehalt  verstärkt  —  Aus  Muster  Nr.  3  (s.  I.  Arbeit)  er- 
zeugt man  Muster  Nr.  23,  das  Erste  ausschliesslich  aus  Sumpfhirse 
(Panicum  Crus  Galli  L.)  bestehend,  hat  einen  Wert  von  16—20  Lire 
pro  100  kg,  und  wird  gemahlen  zu  einem  schlechten  Schwarzbrod 
verarbeitet  oder  als  Spreu  verwendet. 

Auch  kam  es  schon  vor,  dass  man  diese  Hirse  im  Verhältnis 
von  8—10  Proc.  mit  Kleesamen  vermischte  und  dieses  Falsifikat  bis 
zu  36  Lire  pro  100  kg  verkaufte. 

Nachdem  Muster  Nr.  5  (s.  U.  Arbeit)  in  gehöriger  Menge  zur 
Stampfung  (III.  Arbeit)  gedient  hat,  wird  es  mit  einem  schweren, 
auf  dem  Bodenstein  ruhenden  senkrechten  .Läuferstein  einer  beson- 
deren Reibmühle  gemahlen  und  zu  Spreu  Nr.  24  verarbeitet.  Ver- 
mischt man  dieses  Produkt  mit  den  Spreuarten  Nr.  8  (III.  Arbeit), 
Nr.  12  (IV.  Arbeit)  und  Nr.  16  (V.  Arbeit),  so  erhält  man  das  be- 
kannte Futtermittel  aus  Reis,  das  auch  in  Italien  an  Schweine^ 
Rindvieh  und  Pferde  gegeben  wird. 


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980  Besonderer  Teil. 

Setzt  man  100  kg  ungeschälten  Reis  zom  Preise  Ton  23  Lire 
an^  so  kann  man  erhalten: 

Markpreis  inkl.  der  Abfalle 
I.  Arbeit:  96.66kg  Nr.  2  |  ^^^^^^  ^^^  ^  ^^^  ^^^^^^ 
n.        „       76.27  „   Nr.  4  ) 

ni.        „       66.88  „   Mercantile   .  .   zu  0.36  Lire —  23.39  Lire  +  1.11  =  24.50  L. 

IV.        „       62.60,,    Camolino  .  .  .    „0.87    „    -23.47    „    +1.09=24.66,, 

V.        „        68.98  „    Brillato  A.  .  .    „  0.40    .,    -  23.68    „    +  1.48  =  26.06  „ 

VI.        „        66.40,,  „       Stella    „0.43    „   -28.66    „    + 1.32  =»  26.09  „ 

Es  sind   nämlich  hier  auch  noch  die  Preise  der  geringeren  Er- 
zeugnisse dem  Marktpreis  zuzusetzen,  indem  man  etwa  erhält  bei  der 

m.  Arbeit:    2.66kg  Nr.    7  Pistino 

a48  „    Nr..  8  Spreu    .    .    .    „   0.06    „      -  0.61 
IV.        „         0.48  „    Nr.  10  Mezzagrana    .    „   0.27    „     —  0.12 
1.16  „    Nr.  11  Piatino 
10.70  „    Nr.  12  Spreu 


0.81  „    Nr.  14  Mezzagrana   .    „  0.28    „     —  0.23 


zu  0.28  Lire  —  0.61  Lire  l  j  jj  j^ 
.-    006    ..      —  0.51    ..      ' 


0.26    „     —  0.28    „      i  1.05  L. 
0.06    „     —  0.64    „      ) 


0.26    „      —  0.89    „      i  1,68  li. 
0.06    „     —  0.96    „      ) 
0.32    „     —  0.64 


1.62  „    Nr.  16  Pistino  . 
16.07  „    Nr.  16  l^reu     . 
VI.        „         2.00  „    Nr.  19  Risetto 

0.85,,    Nr.  20  Mezzagrana    .    „  0.30    „     —0.26    „      f,^., 

0.28,,    Nr.  21  Pistino  .  '^"^  '^  ^^  /i^i-. 

0.89  „    Nr.  22  MehU)  . 

Es  folgt  aus  Obigem,  dass  der  durch  die  Verarbeitung  erhöhte 

Wert  des  Reises  die  Unkosten  der  Behandlung  reichlich  deckt  und 

einen  Gewinn  erzielen  lässt,  da  ja  auch  die  Produkte  Nr.  24  und  25 

hier  nicht  yerrechnet  sind,   obwohl  sie  gewiss  auch  noch  dem  Reis- 

futtermehl  zugesetzt  werden. 

Das  Gewicht  eines  Hektoliters  Beis  in  den  Terschiedenen  Be- 
arbeitungsstadien ist: 

Natürlicher  ungeschälter  Reis  Nr.  1    .    .    .      50  kg, 

Muster  Nr.  2  (Grannenbrecher) 64    >, 

Muster  Nr.  4  (Graupenmühle) 77    „ 

Biso  Mercantile  Nr.  6 79    „ 

„     Camolino  Nr.  9 80    „ 

„     Brillato  A  Nr.  13 82    „ 

„     Brillato  Stella  Nr.  10 86    „ 

Ueber  die  Qualität  der  einzelnen  Produkte  sind  die  Meinungen 
verschieden.  Manche  halten  den  stark  bearbeiteten  und  durchsichtig 
gemachten  Beis  Nr.  18  für  besser,  wie  die  Sflditaliener,  die  denselben 
aus  Bologna  beziehen  und  die  Franzosen.  Andere  halten  den  weni- 
ger bearbeiteten,  wie  Nr.  6  und  9  für  besser  und  nahrhafter,  weil 
er  noch  mit  Mehl  und  Staub  behaftet  ist,  wodurch   die  Brühe  beim 


1)  Man  rechnet  hier  nur  0.39  kg  Mehl,  weil  die  übrigen  14  kg  ans  Weisen- 
kleien und  nicht  aus  Reisabfall  bestehen. 


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Benutzimg  des  Beises.  981 

Kochen  dick  und  schleimig  wird;  so  inPiemont  and  der  Lombardei, 
wo  man  noch  an  die  alte  Bereitung  des  Reises  gewöhnt  ist. 

Der  bearbeitete  Reis  erfährt  bei  der  Anfbewahmng  keine  chemi- 
sche Verilndening,  weil  er  die  letzte  Schicht  der  Fruchthtille,  die 
Fmchtdecke,  yerliert.  Diese  aber  bildet  eine  äusserst  ölige,  leicht 
sauer  werdende  und  in  Gärung  übergehende  Substanz,  welche  In- 
sekten anzieht  und  den  Reis  unbrauchbar  macht. 

Dies  ist  daher  auch  bei  dem  Ankauf  von  Reisfdttermehl  zu 
beachten. 

Sollte  nachXargioni  das  im  Reise  enthaltene  Albumin  vorzugs- 
weise im  Keime  abgelagert  sein,  so  geht  dasselbe  schon  bei  der 
ersten,  höchstens  zweiten  Bearbeitung  mit  der  Spreu  Nr.  5  weg,  weil 
hierbei  die  Körner  abgestumpft  werden.  Albumin,  Fett,  Gummi, 
Zucker  und  Holzfaser  werden  also  durch  die  Bearbeitung  so  zu 
sagen  gänzlich  entfernt.  Länger  gelagerter  Reis  wird  mit  der  Zeit 
an  Wert  verlieren,  und  um  so  eher,  je  weniger  er  bearbeitet  ist, 
während  der  Brillato  Stella,  der  fast  nur  aus  Stärkemehl  besteht, 
sich  nicht  durch  Erhitzen,  sondern  nur  durch  Insekten  verschlechtert 
Derselbe  kocht  sich  am  besten  und  fast  ganz  zu  Brei.  Je  weniger 
der  Reis  bearbeitet  ist,  um  so  schwieriger  kocht  er  sich,  weshalb 
Nr.  4  (Sbramato)  nie  in  der  Kttche  verwendet  wird. 

Die  Mehrzahl  der  Menschen  auf  der  Erde  lebt  von  Reis,  und 
haben  dieselben,  sobald  sie  nur  auf  Reisnahrung  angewiesen  sind, 
davon  enorme  Quantitäten  zur  Erzeugung  der  notwendigen  plastischen 
Stoffe  in  ihrem  Körper  aufzunehmen,  denn  der  Reis  ist  arm  an  Ei- 
weiss  hingegen  reich  an  Kohlehydraten  und  zwar  verhält  sich  das 
Eiweiss  zu  den  Kohlehydraten  wie  1 :  10.3;  da  nun  ein  erwachsener. 
Europäer  125  gr  verdauliches  Eiweiss  notwendig  hat,  so  müsste  er 
zu  seiner  Ernährung  täglich  mindestens  1250  gr  nur  enthtilsten  aber 
nicht  weiter  bearbeiteten  Reis  verzehren;  annähernd  stimmen  diese 
Quanta  auch  mit  den  von  den  Ostasiaten  wirklich  verzehrten  Mengen 
tiberein,  zumal  dieselben  durchschnittlich  ein  geringeres  Gewicht  als 
die  Europäer  aufweisen,  z.  B.  braucht  ein  malaiischer  Arbeiter  Hinter- 
Indiens monatlich  28  kg  Reis,  ein  Siamese  sogar  32  kg  und  nicht 
viel  weniger  als  1  kg  pro  Tag  nimmt  auch  ein  Japaner  oder  Chinese 
zu  sich. 

Diese  einseitige  Ernährung  führt  bei  den  nur  von  Reis  leben- 
den Menschen  nicht  selten  eine  Krankheit  „Morbus  oryceus*'  herbei, 
welche  Brennen  an  Händen,  Füssen,  dem  Rttckgrat  etc.  erzeugt. 

Bei  den  Ostasiaten  liefert  jedenfalls  der  in  Wasserdampf  ge- 
kochte Reis  zu  jeder  der  drei  Hauptmahlzeiten  das  wichtigste  Ge- 
richt Nach  diesen  lieben  ihn  die  Orientalen,  welche  ihn  in  Fleisch- 
brühe gekocht,  mit  Butter  Übergossen  und  mit  Fleischstücken  erfüllt, 
als  „Pilau"  verzehren. 


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982 


Besonderer  Teil. 


Von  den  Enropäern  brauchen  wohl  die  Engländer  zur  Darstel- 
lung ihrer  Pndding's  die  grössten  Reisqnantitäten. 

Die  Frllchte  des  klebrigen  Reises  (0.  glutinosa)  werden  nicht 
wie  die  des  stärkereichen  gewöhnlichen  Reises  nach  Enropa  ansge- 
fllhrt,  sondern  dienen  fast  ausnahmslos  den  Eingeborenen  Ostasiens 
zur  Nahrung. 

Dieser  klebrige  Reis  zeichnet  sich,  wie  wir  gesehen  haben, 
durch  seinen  Reichtum  an  Dextrin  und  Zucker  aus,  und  liefert  einen 
kleisterartigen,  elastischen  Teig,  der  Europäern  nicht  mundet,  aach 
schwer  verdaulich  sein  soll. 

Dieser  hohe  Dextrin-  und  Zuckergehalt  ist  jedoch  der  Benutzung 
zur  Herstellung  alkoholischer  Getränke  sehr  günstig,  und  stellen  die 
Japaner  daraus  den  Reiswein  (Sake,  Jahresproduktion  6V2  Millionen  hl 
nach  Rein)  und  die  Chinesen  Reiswein  und  Arrak  her,  während  der 
gewöhnliche  Reis  zur  Stärkefebrikation  Verwendung  findet. 

Die  Abfälle  der  Reisverarbeitung,  in  Japan  „Musa^^  genannt, 
werden  dort  den  Pferden  und  Rindern  als  Kraftfutter  gereicht  In 
Europa  kommen  diese  Abfälle  als  Reiskleie,  Futterreis  oder  Reis- 
fnttermehl  in  den  Handel,  und  können  je  nach  ihrer  Abstammung, 
einen  sehr  verschiedenen  Futterwert  besitzen,  so  enthält  an  verdau- 
lichen Nährstoffen: 


Orga- 
nische 
Sabstanz 

Proc. 

Eiweiss 
Proc. 

Kohle- 
hydrate 

Proc 

Fett 
Proa 

N&hr- 
stofifver- 
hältnits 
wie  1: 

Geldwert 
pro  100  kg. 

Mai^ 

Reisfuttermehl 

79.6 

8.6 

47.2 

8.8 

8.0 

10.74 

Beiskleie  (Schalen) 

76.8 

1.7 

46.8 

0.7 

28.2 

4.66 

Futterreis 

86.4 

6.7 

66.8 

1.4 

10.4 

8.60 

mithin  ist  das  Reisfuttermehl  am  reichsten  an  Proteinstoffen  und 
Fett  und  empfiehlt  sich  demnach  vorzüglich  als  Kraftfutter  z.  B.  fBr 
Milchvieh. 

Das  Reisstroh  dient  zur  Herstellung  von  Stricken,  Sandalen, 
Besen,  Papier,  Httten,  zur  Nahrung  fär  Last-  und  Nutztiere  und 
schliesslich  zur  Einstreu. 

Die  Kulturkosten  pro  Hektar  Reisfeld  stellen  sich  ftlr  Ober- 
Italien  wie  folgt: 


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Benutzung  des  Eeiees.  983 

Pacht  oder  Interessen  des  Bodenpreises     ....  180  Lire, 

Kulturkosten  im  Winter 50    „ 

Beackern      .    .    .    .    , 20    „ 

Ausgleichen  und  Hacken  des  Ackers i    „ 

Drei  Hektoliter  Samen 40    „ 

Aussäen 20    „ 

Reinigen  und  Jäten 40    „ 

Beaufsichtigung  des  Feldes  und  Wässerung  ...  5    „ 

Schneiden  der  Ernte 40    „ 

Ausdreschen 10    ., 

Trocknen  auf  der  Tenne  und  Aufeicht 16    „ 

Versicherung  gegen  Hagel 30    „ 

Jährliche  Amortisation  und  Zins  der  Anlagekosten  5    „ 

Generalunkostenquote 4    „ 

Beingewinn 20    „ 

Die  Qesammtkosten  betragen  sonach      ....  484  Lire, 

welche  bei  einem  Durchschnittsertrage  von  42.20  hl  Reis  k  11.50  Lire 

gedeckt  werden. 

Hierbei  ist  die  Dttngung,   als  durch  die  Stroh-   und  Spreuemte 

aufgewogen,  ausgenommen. 


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Sachregister. 


Abweiden  der  Saaten 79 

Acker-Klassifikation 19 

Aidorka-Hartweizen 421 

Amidonnier  blanc ^6 

„  de  Tartarie  .    •    .    .  445 

„  d'Heidelberg      ...  449 

„  noir  compacte  .    .    .  458 

„  roux 450 

Ammoniak,  schwefelsaures     ...    27 
Anbaustatistik  d.  Vereinigten  Staat  177 

Andriolo  rosso 899 

„  „     peloso 402 

Anoropogon  Sorghum  Brot.  .  .  909 
dto.  aetMops  Ecke.  .  .915 
dto.  Arduini  QmeL  .  .  .912 
dto.  bicolor  L.  ....  916 
dto.  cemuus  Ard.  .  .  .917 
dto.  leucospermus  Ecke  .  912 
dto.  saccharatus  P.  .  .  .911 
dto.  technicus  Ecke.  .  .  909 
dto.  Usorum  N.  ab  E.  .  915 
Amautischer  Hartweizen  ....  422 

Arroz  de  Alemania 644 

„      carolino 940 

„      de  Catalulia 944 

„      Mosoado  de  Valencia  .    .    .  943 
Aufbewahrung  d.  Getreides  .    .    .118 
„  „  „      inErd- 

gruben 114 

Ambewahrung   des   Getreides    auf 

Schüttboden 115 

Aufbinden  des  Getreides  ....    90 

Auffrieren  des  Bodens 76 

Augustweizen 258 

Ausdrusch  des  Getreides  ....  109 
„  mit  der  Hand  ....  109 

„         mit  Maschinen     .    •    .110 
„  durch  Tiere     .    .    .    .110 

Aussaat  —  Gerste 667 

„        —  Getreide 45 

„        —  Hafer 759 

„        —  Eolbenhirse    ....  904 
„        —  Mais 848 


Aussaat  —  Mischel 592 

—  Mohrhirse 924 

—  Reis 965 

-^  Rispenhirse    ....  885 

—  Roggen 588 

—  W5zen 497 

Avena  brevis 788 

Colonia  de  Punta-Arenas    .  696 
comune  di  Viterbo     .    .    .718 

del  Llobregat 728 

di  Palermo 714 

di  Ruvo  di  Puglia     ...  729 

di  Sibiria 708 

flandrese 718 

grigia  d'invemo     ....  720 

marzuola 699 

nera  di  Brie 726 

„      d'üngheria    ....  782 
Orientalis  flava  Ecke.     .    .  781 
„  gymnocarpaEoke.  787 

„  Metzgerii  Ecke.  .  780 

„  obtusata  AI.   .    .780 

„  pugnax  AL     .    .  782 

,,  tristis  AI.   .     .    .  782 

satiya  L 681 

,,  aristata  Erause  .  •  711 
„  aurea  Ecke.  ...  715 
„  brunnea  Ecke.  .  .  721 
„  chinensis  Fisch.  .  .  787 
„  cinerea  Ecke.  .  .  721 
„  inermis  Ecke.  .  .  785 
„  grisea  Ecke.  ...  720 
„  Erausei  Ecke.  .  .  719 
„  montana  AL  •  .  .  728 
„  mutica  AL .  .  .  .  681 
,,        nigra  Erause  .    .    .  724 

„        nuda  AL     .    .    .     I  ^jjj 

„  Orientalis  L.  •  .  .  780 
„  patula  AL  .  .  .  .  681 
„  pennsylvanica  .  .711 
„  praemvis  Langethal  705 
„  rubida  Ecke.  ...  728 
„        trisperma    Schubler 

u.  Mart 718 

strigosa  Schreb 789 

subcutanea  Ecke.   ...  788 
tartarica  ..••...  735 


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Sachregister. 


985 


Avoine  k  fonrrage 789 

„      k  trois  grains 718 

„  blanche  d' Adelaide    .    .    .  706 
„        de  Hongrie  •    •    •  780 

1707 
780 

„  „        de  Tartarie  ...  780 

„  „        de  Turquie  ...  780 

„      brone  hätive 726 

„  „      tardive 726 

„      courte 788 

„      d'Am^rique 707 

„      de  Chenailles 726 

„      de  Chine 787 

„      d'Ecosse       706 

„  de  Coulonuniers    ....  726 

„      de  Meaux 726 

„  de  Pithiviers     .    .    .    .    .728 

„      de  Podolie 780 

„      de  Pologne 698 

„      de  Pstross 707 

y,      des  Canaries 707 

„      de  Soissons 726 

y      des  Salines 718 

„      de  Tartarie 733 

„  dliiver  de  Provence  .    .    .  708 

„      d'Orl^ans 726 

„      dn  Banat 707 

„      dn  Canada 707 

„  dn  comte  Bandissin  .    .    .  707 

„  dn  Kamtschatka    .     .     .     <  jq^ 

„      dn  Nord 718 

„      fonrchne 726 

n      grifle 720 

„  9    de  Hondan   ....  723 

„  „de  Perche     ....  728 

„  h&tive  d'Angerville    .    .    .  724 

„  »de  Beauce  ....  724 

„  »de  Normandie      .    .  724 

„  »de  Siberie  ....  708 

.  „  »      d'  Etampes     .    .    .  724 

„  „      d'Ontarville     ...    .724 

„  jaune  de  Bourbonrg      .    .719 

„  „      n    Flandre       ...  718 

„      Jeanette 725 

9  noire  de  Beauce    ....  723 

„  „de  Brie 726 

„  9»     de  Champagne     .    .  726 

„  »de  Hongrie       .    .    .  782 

„  »de  printemps  des  C6- 

tes  dn  Nord    ...  726 

„  »de  Rnssie    ....  782 

„  »     de  St.  L6    .    .    .    .  726 

„  »des  trois  lunes     .     .  726 

„  »de  Tartarie      ...  785 

„  »de  trois  mois  .    .    .  726 

„  »de  Tnrqnie      ...  782 

9  „     d'hiver  de  Bretagne  726 

»  „     d'Orient 732 

9      nne  grosse 786 

9        j,    petite 786 


Avoine  ordinaire  blanche  etbarbne  711 

„  patate 691 

»  ^.»    J^^^ ^ 

„  Picardie 728 

„  pied  de  Mönche    ....  789 

„  rongeatre  ou  ronge  .    .    .  722 

„  Bousse  conronn6e      •     .    .  722 

„  strigieuse 789 


B. 

Backfahigkeit  des  Weizenmehles    .  622 

Backer-Guano 80 

Barley,  Abyssinian  black  ....  640 

„      Alpine- 642 

„      Annat- 688 

„      Black  Winter- 617 

„      Cape- 689 

„      Chesney- 685 

„      Chevalier- 631 

„       Common- 680 

„      Dunlop- 630 

„      Early  english- 630 

„      Fulham- 644 

„      Golden- 642 

„      Golden-drop 634 

„         •  „      Melon- 684 

„      HaHday- 646 

„  Hallet's  Pedigree-Chevalier  681 

„  Himalaya  naked    .    .    .    .619 

„      Italian- 642 

„       Kintbnry- 619 

„      Long-eared 686 

„      Nepanl-naked 622 

„      New-Beardless 682 

„      Page's  prolific 687 

„      Peacock's- 644 

„      Porter- 636 

„      Prima-Donna- 635 

„      Probstier- 623 

„      Rouffh- 604 

„  Scholey's  warp  Grown-Che- 

valier 631 

„       Scotch- 633 

„      Siberian- 646 

„  Webb's  Kinver-Chevalier  .  681 

„  TVTiite  Four-rowed  Winter-  603 

Bartweizen 327 

Batari 911 

Battledore 644 

Benutzung  der  Gerste 677 

„  des  Hafers 771 

„  der  Kolbenhirse  ...  907 

„  des  Maises 862 

„  der  Mohrhirse      .    .    .  984 

„  des  Reises 977 

„  der  Rispenhirse  .    .    .  889 

„  des  Roffgens    ....  698 

„  des  Spelzweizen   .    .    .  627 

„  des  Weizens    ....  518 


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986 


Sachregister. 


Beetbau 42 

Bestockung  des  Roggens  ....  570 
„  der   Pflanzen   aus   ge- 

beizten Samenkörnern  465 
Bewässerung  des  Getreides  ...  75 
Bewurzelung  des  Getreides   ...     14 

Bianchetto 242 

Biologische  Verhältnisse  d.  Gerste  647 
„  „  d.  Hafers  740 

„  „  der   Kol- 

benhirse. 900 
„  „  d.  Maises  819 

„  „  d.   Mohr- 

hirse .    .  918 
„  „  d.   Reises  950 

„  „  d.  Rispen- 

hirse .     .  879 
„  „  des  Rog- 

gens  .    .  567 
„  „  d. Weizens  462 

Bischnat 917 

Biugg 604 

Blat  del  pais 867 

„    mitaden 396 

„    Montjuich 349 

„    morisco 408 

„    Nonette  de  Lausanne    .    .    .  402 

„    de  Sesia       396 

.     de  X^rds 411 

Ble  k  balles  panach^es     ....  299 

„    k  dpi  carr6 255 

„    k  grain  jaune  de  M.  Bazin     .  271 

„    k  quatre  cotes 388 

„     ä  six  carr^ 404 

„    Album  densum 236 

„    amidonnier  a  courtes  barbes  .  448 
„  „  blanc  i  6pi  veloutd  451 

„  „  de  Tarascon     .    .  450 

r,  n  eleve 450 

,>  ,1  noirätre  ....  453 

„  „  rose 450 

„  n  ^owL  compacte      .  449 

„    anglais  blanc 236 

„  ,,     de  Bricquebec    .    .    .  315 

„  „      des   environs  de  Blois  236 

„  „      du  Blaisois     ....  236 

„    aubaine  de  Languedoo  •    .     .  425 

,,    Aubanie  blanche 394 

„    Aubron  blanc 394 

„    barbu  compacte 388 

„        „      Pictet 327 

„    Bladette  de  Lesparre     .    .    .  305 

„    blanc  k  duvet 313 

„        „     k  paille  pleine       .    .    .  283 

„        „     Charles 222 

„        „     de  Decaze 401 

„        „     de  Flandre 241 

„        „     de  Hongrie 286 

,,        „     de  Loudunais   .     .    .     .241 

„        „     de  Mareuil 236 

„        ,,     de  la  Mayenxra      .    .    .  220 
„        „     de  la  Sarthe     ....  220 


d'Essex 


B16  blanc  de  la  Vienne     ....  397 

de  Rome 242 

des  coteaux 267 

4  212 
•    •     •     {315 

„     d'Oxford 213 

„     du  Nord 241 

„     Locar 397 

„     veloute 813 

„     Zee 241 

Blanchard 313 

blanzi 241 

blaze  de  Lille 241 

bleu 268 

„    conique 407 

„    d'Australie 407 

„    d'%ypte       407 

„    de  Kivet 407 

bleuitre  d'£gypte      ....  406 

„  FAveyron  ....  406 

brun  d'Heidelberg      ....  406 

buisson 897 

carre  de  Chili 265 

„      de  Chine 887 

„      de  Sicile 882 

Chevalier 286 

Chicot  blanc 278 

,^       rouge  de  Caen    .    .     .  807 

Chiddam  blanc  de  Mars     .     .  288 

„         d'autonmeädpi  blanc  216 

,9  „        äepirouge  282 

y,         de  marsä  grain  rouge  274 

comprimd  barbu 888 

dacca  Youssfi 411 

d'Afrique  noirätre      ....  485 
d'Alger  du  g6n6ral  Galbois    .  460 

d'Alexandrie 417 

d'Anatolie 425 

d'Andalousie 411 

d'Anjou 272 

d'Australie  blanc  rond  .    .     .  285 

de  Bergues 241 

de  Boheme 821 

debout 268 

de  Bordeaux 805 

de  Caracas 887 

de  Car6ne 278 

de  Caucase  rouge  sans  barbes  806 

de  Cayran 267 

de  chapeau  de  Toscane  .    .    .  850 

de  Chatellerault 897 

de  Constantine 416 

de  Crepi 267 

de  Cr^te 882 

de  Dantzic 402 

de  Fellenbeijg 269 

de  Flandre  ä  6pi  court      .    .  888 

de  Gdorgie 415 

d'figypte 426 

»  k  barbes  noires  .    .  417 

de  Haie 818 

de  Hunter 214 


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Sachregister. 


987 


B16 


n 
n 


de  Jassy 869 

de  la  Cal6donie 417 

de  la  Chine 247 

de  la  Colombie 387 

de  Lado 242 

de  l'Ard^he 415 

de  la  LozSre 894 

,,    „      „        k  barbes  noires  898 

de  la  Mecque 402 

de  la  Mongolie 897 

!394 
447 

de  la  Trinit6 887 

de  Vile  de  No6 263 

de  rinde 247 

de  Manfiredonia 416 

de  Mars  k  Spi  rou^e  .  .  .  804 
„  „  barbn  de  Toscane  .  860 
„  „  rouge  de  Brie .  .  .  278 
„      „         „       „   No6  .    .    .  808 

de  Mogador 416 

de  N^rao 267 

de  No6 268 

de  payB  du  (Hlünais  ....  278 

de  Phalsbonrg 882 

de  Pologne 284 

„  „  k  6pi  velu  .  .  .  489 
„  „  compacte  .  .  .  460 
„  „  mutique  ....  460 
„       „        d'Astrakan   .    .    .  458 

de  Pom^anie |  ^ 

de  Rampillon 805 

de  Beiset      .......  272 

de  Bevel 278 

de  Bonsflülon         239 

de  Saison 267 

de  Saleme il5 

de  Samnur  d'autonme  .  .  .  272 
„        „        de  Mars  ....  278 

de  Scholey 255 

de  Siberie 894 

de  Sicile 425 

de  Silistrie 402 

de  soixante-dix  jours      .    .    •  887 

d'Espagne 284 

„  noir 485 

des  ffouttidres 402 

des  lies  Barbades       ....  887 

de  Taganrook 397 

yy  „  compacte  .  .  888 
„   TalaTcra 234 

"  T^ {g? 

»  Toscane {gj 

„  Toozelle  anone      ....  317 

„  Tunis 417 

„  Varsovie 234 

„  Victoria 387 

„  Vihnorin 270 

„  Whittingham 215 


B16 


de  Z^ande 241 

d'hiver  ordinaire 267 

d'Ismael 428 

„  k  barbes  noires  .  .417 
d'Odessa  barbu  k  epi  court    .  888 

dore 267 

d'Ostende 240 

Drouillard 274 

du  cap 827 

„  Caucase  amSliore  ....  882 
„  „  barbu  ....  882 
„   Dauphine 400 

„  Languedoc |  g^^ 

„   Mesnil  Saint-Finnin      .    .271 

dur  d' Alger 415 

„    de  Barbarie 409 

„    de  Desfontaines  ....  415 

„    de  Medeah 417 

„    de  Vendome 415 

„    dit  Santa-Martha     ...  420 

„    noir 427 

durelle  fastueuse 429 

egyptien 411 

espagnol  sans  barbes      .    .     .  242 

Fem 363 

fin  de  Toulouse 273 

Gagarin 269 

GaUand 394 

garagnon  blano 394 

„  de  Grignon     .    .    .  898 

„  du  Languedoc    .    .  898 

Garreau 271 

gSant 254 

„     d'Alger 894 

„     d'Eley 216 

„  de  St.  H^l^ne  ....  402 
„     de  la  Tr^honnais       .    .  272 

g^6alogique 254 

gouape  de  PAnjou     ....  404 

griB  de  Bussie 405 

„      „  St.  Land 272 

„     souris 407 

grissard  de  Douai      ....  267 

gros  turquet 402 

grossagne  de  N^rac  ....  404 
grossagne  des  Bassee-Pyren^es  404 

Srossau  blanc 394 
aigh's  prolific 295 

h6risson 388 

„        rouge 388 

„  sans  barbe  ....  381 
Hickling 256 

„        de  Mars 270 

hybride  de  Galland    ....  394 

,,        „   Bussie      ....  427 

Jacquin 307 

Jersey-Dantzick 277 

Joannet  de  Chatellerault  .  .  290 
Kubanka 421 

Gammas j  J^ J 


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988 


Sachregister. 


B16  Le  Couteor-Dantzick      ...  277 

,.  locar  de  la  Picardie       .    .    .  407 

„    mitadin 402 

„    Monterosier 307 

„    Mottu  du  Cröte 882 

„    noir  d'Afrique 427 

„      ,,     de  Oalland 485 

y,  „     de  Montpellier   ....  405 

„      „     de  Rossie 486 

»      „     deSidle |g 

„    Napoleon 274 

„    Narbonne  blanc 239 

„  Nonette  de  Lausanne     .    .    .  402 

„  ordinaire  variete  a  6pi  oom- 

pacte  et  barbu       389 

„    raquet 306 

„    Perle 316 

„  p^tanielle  blanche      ....  400 

„  „          de  Nice      ....  397 

„  „          d'Orient      ....  397 

„  ^,  noire 405 

„  petit  rouge  Desvauz      .    .    .  307 

„    Pictet 269 

„    plat  blano 447 

„  „     bron  ou  noir      ....  453 

„      „     d'Afrique 453 

„      „     roux 449 

„    Pluie  d*or 294 

„    Pomon 271 

„  poulard  blanc  ä  barbes  noires  398 

„  „           „      lisse  ou  carre  .  897 

„  „        bleu      ..../..  407 

„         „        du  Nord 394 

„  „        velu  d'Australie    .    .  406 

„    Rab 844 

„    Rafford 806 

„    Raten 306 

„  reqa  de  la  Nouvelle-2^1and6  ,  807 

„  red  chafif  de  Dantzik     .    .    .  277 

„  renfle  a  barbee  blanohes     .    ,  400 

„  Richelle  blanche   de  Naples  .  242 
„        de  Provence  242 


Roseau      .    . 

rouge  anglais    .    . 
„      d'Afrique     . 
„      de  Bretagne 
„      d'Ecosse 
„      de  TAigle    . 
„      de  Lectoure 
„      de  Marianopoli 
„      de  Montpellier 
„      de  Provence 
„      de  St.  Laud 
„      inversable    . 
„      Pnnoe  Albert 
„      Touzard 

Rousselin  .... 

roux  d'Armentiöres 
„    grand  grill6  . 

salonique  .... 


287 
•290 
425 
806 
296 
806 
805 
425 
899 
808 
304 
305 
297 
807 
282 
267 
325 
38a 


Bl€  saumon 


(271 

J236 

seigle 325 

dcüien 415 

St.  Pierre 290 

Sans    barbe    sorti    da   Siaisse 

d'Arles 289 

Spalding        291 

Somon 271 

souris        402 

Standard  rouge 298 

suisse        241 

Taganrock  noir     ....    -  427 

„         rouge        ....  425 

Talav6ra  de  Bellevue     ...  284 

tendre 288 

touzelle  de  Sardaigne     .    .    .  398 
„       noir  yeloat6      .    .    .  405 

tr^mois 415 

trimenia 415 

Tripet 428 

Tunstall 818 

turc 268 

velu  de  Talav6ra 317 

vert  b&tard 804 

Victoria  d'automne     ....  272 

„  „rose 267 

Blüte  des  Roggens r^70 

Bluthirse 908 

Boden  für  Gerste 662 

„        „     Hafer 752 

„        „     Mais 837 

„        „     Mohrhirse 922 

„        „     Reis 959 

„        „     Rispenhirse     ....  883 

„        „     Roggen 580 

„        „     Weisen 488 

Bodenansprüche  des  Getreides  .    .    14 

Bodenbearbeitung  für  Gerste     .    .  666 

„  „    Getreide      .    89 

„  „    Hafer      .    .  757 

„  „    Kolbenhirse   904 

„  „    Mais  .    .    .  841 

„  „    Mohrhirse   .  924 

„  „    Reis   ...  968 

„  „    Rispenhirte    884 

„  n    Roggen  .    .  687 

.)  y,    Weisen   .    •  495 

Bodenbeschaffenhdt  und  ihr  Ein- 

fluss  auf  die  Keimung  ....    54 

Bodenbesohattung 83 

Bodenklima 12 

Bredkom 644 

Broom-com 909 

Byg,  Almindeligt- 604 

,,      Common- 604 

„      Davids- 619 

„      Firtaxet- 617 

„      Hevede- 619 

„      Himmel- 619 

,,      Sommer-     .......  004 


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Sachregister. 


989 


Byg,  Thore- |  J^ 

„      Victoria- 608 

„      Winter- 608 


C. 


Carambasse 917 

Cebada  abanico 644 

oomun 614 

de  6-hilera8 616 

malting-barley       .    .    .    .681 

Punta-Arenas 616 

sin  Cascara 621 

Tramasö 638 

Centeio  barazzo 549 

Centeno  de  Ponta-Arenas     .    .    .  562 

Chica 868 

Ghilisalpeter '  ...    27 

Chinese  sngar  miUet 911 

Ciyada  blanca 699 

Corn,  Adam's  early- 781 

„    Blaok  Mezican-Sweet-  .    .    .  778 

„    ßlood-red 792 

„    Blue  Pop- 817 

,,  Brigffs  large  early  Sweet-  .  775 
,,    Brifi^  early  Dwarf-Sogar-    .  776 

„    Brown- 814 

„    Borr's  Mammoih      ....  777 

„    Calioo- 818 

„    California- 772 

„    Chicken- 791 

n    Chinese  Tree- 802 

„    Clinton- 783 

„    DarHng's  early  sugar  .    .    .  776 

„    Devereanx 779 

„    Donglass 800 

.,  Early  Canada  white  Flint-  .  801 
„  „  dght  rowed  Canada-  .  805 
„  „  Kuig-Philip-  ...  814 
„  „  Narraganset-  .  .  ,  778 
„        „      Tuscarora-      ....  802 

„    Fancy  Pop- 816 

„    Forage- 772 

„    Oonrd-seed- 779 

„  Improved  King-Philip-  .  .  795 
„  Kentucky  white  Dent-  .  .  779 
„  Large  eight-rowed  Sweet-  .  775 
„       „         „        „  yellow 

Flint-  .  804 
„  „  Ohio  Dent-  ....  784 
„  „  Rhode-Island  Sweet-  .  775 
„  „  Virginia  white  Flint-  799 
„  „  white  Pop-  ....  800 
„  „  yellow  dffht-rowed  Pop- 804 
„  „  „  FBnt-  ....  803 
„        „  „      Gbnrd-seed  with 

red  cob    .    .    .784 
„    Little  yellow  Pop-   ....  791 


Com,  Lone  Island- 800 

Mid<Ue  sized  eight-rowed  yel- 
low Flint- 805 

Mohaw^s 808 

New  Joint  Parching-    ...  789 

Nord-Carolina- 779 

Parching- 789 

Pearl-      ........  819 

Red  Dent- 786 

Rhode  Island-Asylom-       .    .  775 
„     Cap-   .    .    .    .  781 

„  „     white  Flint-     .  800 

Rice  Pop- 787 

Rocky  Mountains-    ....  772 

Sheep's  Dent- 782 

Small  white  Flint-   ....  799 

„  „     Pop-     ....  801 

Smith  early  white    ....  795 

Speckled- 818 

Squaw- 801 

StoweFs  Evergreen  Sugar-    .  777 

Texas- 772 

The  golden  Sioux-  ....  803 
Twelve-rowed  Flesh-color-  .  816 
„  „  Sweet-  ...  777 
Virginia  yellow  Dent-  .  .  .  785 
White  Dent- 779 

„      King-PhiHp-  ....  795 
Wild- 772 


Dampfkultur 48 

Deina  polonica 458 

„  „        clavata  AL    .    .    .  460 

Deutscher  Keis 648 

Devaux's  Speicher 116 

Dichtigkeit  des  Pflanzenstandes     .    56 

Djogomutri 911 

Drillmaschinen 68 

Drillsaat 67 

Drillweiten 67 

Dörrapparat 94 

Dörren  des  Getreides 98 

Dourra  rou^e 912 

Dreifelderwirtschaft 87 

Dreimonatweizen •  415 

Dreschkosten 111 

Dreschmaschinen 111 

Dschugara 917 

Düngung  des  Getreides    ....    22 

„  für  Gerste 668 

„  „    Hafer 754 

„  „    Kolbenhirse    •    .    .  904 

„  „    Mais 888 

„  „    Mohrhirse  ....  928 

„  „    Reis 960 

„           „    Rispenhirse     .    .    .884 
»  «    Roggen 582 


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990 


Sachregister. 


Düngung  für  Weizen 490 

Durchschnittserträge 123 

Durrah  Ahmar 916 

„       NiU 912 

.,       Ouakeh 912 

„       tefi 917 


Ebenbau 41 

Einbansen  des  Getreides  .    .    .    -  104 
Einbeizen  des  Weizens      ....  465 

Einkorn 455 

„        Gemeines 456 

„        Weichhaariges  rotes     .    .  455 
Einquellen  der  Samenkörner     .    .    64 

Emmer 445 

„        Aegyptischer 448 

„  Breiter,  roter  Sommer  .  449 
„  Dichter,  rötlicher  .  .  .  449 
„        Grannen  bajonnetförmig 

gekrümmt 451 

„        Grosser,   weisser,   samme- 

tiger 451 

„  I^ter  aus  Serbien  .  .  .  450 
„  „      kahler,  ästiger  .    .  453 

„  „      sammetiger    .    .     .  402 

„  „  „  ästiger  454 

„  „      Sommer-   ....  450 

„  Schwarzer  sammetiger  .  453 
„  »  »     ästiger  455 

„        Weisser 445 

„  „        aus  Serbien     .    .  448 

Englischer  Weizen 893 

Engrain  commun 456 

„        double 457 

Entenschnabelweizen 899 

Entwässerung  des  Bodens     ...    76 
Entwickelung  der  Gerste       .     .    .  653 
„  des  Maises      .    .    .  827 

„  des  Weizens  .    .     .  469 

Epaule  blanche  du  Gatinais  .  .  897 
^peautre  barbu,  blanc  et  velout^  442 
„       bleu  et  velout§  .  444 

commun 446 

double      ......  446 

de  Mars 445 

du  Cap  d*hiver     .    .    .  446 

noir  barbu 444 

ordinaire  blanc  barbu   .  440 

roux  barbu 441 

Ernte  der  Gerste 672 

„      des  Hafers 764 

„      der  Kolbenhirse      ....  906 

„      des  Maises 851 

„      der  Mohrhirse 928 

„      des  Reises 972 

„      der  Rispenhirse 887 

9,      des  Roggens 594 


Ernte  des  Spelzweizens     .    .    .    .611 

„      des  Weizens 509 

„      auf  Holzgerüsten     ....    95 

„      mit  Sense,  Sichet  und  Sidiel    88 

„      über  die  hohe  Stoppel    .    .    95 

Emteentzug  an  Nährstoffen      .    .    24 

Emtemethoden     .......    88 

„  in  Amerika  .    .    .  103 

Erntezeiten 87 

Erträge  an  Eomem,  Stroh  u.  Spreu  124 

der  Gerste 674 

des  Getreides 119 

des  Hafers 766 

der  Kolbenhirse  ....  906 

des  Maises 859 

der  Mohrhirse      ....  931 

des  Reises 973 

der  Rispenhirse    ....  888 

des  Roggens 595 

des  Weizens 513 

Escourgeon  de  Mars 607 

„  noir 617 

Espeita  de  cebada 644 

Exportfdhigkeit  von  N.-Amerika  u. 
Russland 194 


F. 


Fan 644 

Farro  bianco  a  spigarada     .    .     .  440 

Fennich,  Grüner 900 

Flachwurzler 16 

Froment  blanc  de  Brosson    .    .     .  239 

„        Chouroute 306 

„        commun,  barbu,   roux  et 

glabre      368 

„        commun,   barbu,  roux  et 

velout^ 376 

„  commun  saus  barbes  .  .  240 
„  „  „        „  veloute 

blanc  .  321 

„        d'Afrique 343 

„        d'Alsace 382 

„        de  la  Basse-£gypte      .    .  426 

„        de  Medeah 413 

„        de  Taganrock   d'Espagne  429 

„        de  Tiflis 844 

„        du  duc  de  PorÜand     .     .  298 

„        dur  violet 427 

„  ffris4tre  ä  dpi  veloute  .  321 
„  üsse  d'Odessa  ....  394 
„  rouge  de  Burrel  .  .  .  293 
„  „     de  M.  Van  Malders  305 

„        tendre  d*AMque      ...  394 

Fruchtfolge 32 

„  für  Gerste      ....  665 

„  „    Hafer 755 

„            „    Eolbenhirse      .    .  904 
,,  »    Mais 889 


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Sachregister. 


991 


Fmclitfolge  für  Mohrhirse 
„  „    Reis     .     . 

„  „    Rispenhirse 

„  ,,    Roggen 

„  „    Weizen 

Fruchtwechselwirtschaft 

Frühjahrsbestellung 

Fnunento  Barberia  .  . 
„  bianco  .  . 
„  detto  grosso 

„  duro  di  Puglia 

„  farro    .     . 

„  fiorentino 

„  grosso      . 

,,  mazzocchio 

„  nostrano  . 

„  Rieti  .  . 
„  Taganrock 
„  Veneto 


928 
962 
884 
584 
492 
88 
44 
409 
899 
358 
411 
485 
868 
394 
429 
351 
858 
425 
408 


Gerst,  Baard- 644 

„      Speltige 644 

Gerste 600 

„       Adelaide- 639 

„       Aegina- 615 

„  Aegyptische  aus  Siout    .    .618 

»  Aegyptisches  Korn     .    .    .619 

„       Altai- 608 

„       Apulische 607 

„       Aveiro-     . 615 

„       Bart- 648 

„       Bären- 608 

„       Benavente 615 

„       Bergstrasser 624 

„  Bestehom's  verbesserte  Che- 
valier     681 

„       Bigha- 615 

„  Bläuliche  aus  Florenz    .    .618 

„  „           „    Leonforte      .618 

„  „           „    Portici      .    .  618 

„  „          gemeine      .    .    .  614 

„       Borkum- 606 

„  CanadischeMammuthWinter-  611 

„       Chesney- 685 

„       Chevalier- 681 

„       Chilenische- 612 

„       Chinesische- 612 

„       Co'imbra- 616 

„       Dalekarlien- 610 

„       Dinkel- 648 

„       Edel- 619 

„  Enfflisohe  Früh-    ....  680 

„  Er&rter  feinste      ....  625 

„       Fächer- 648 

„       Florentinische 637 

„  Gemeine  vierzeilige  Sommer-  604 

„  „                „        Winter-   608 


Jerusalemer 


Gerste,  Glattgrannige  zweizeilige  a. 

Persien  . 640 

Gold- 627 

„      Melone 684 

Goldtropfen 684 

Grosse  norwegische  .  .  .611 
„      von  Falster     ...  627 

Hannakische 628 

Hellweg- 626 

Himmels- |  ^4* 

JapanisQhe 612 

„  6-zeilige  Winter  602 

Jekaterinoslaw-      ....  680 

(648 

•    •     •     J619 

Imperial- 648 

Italienische 642 

Kaiser- 643 

Kaiina- 625 

Karrierte 606 

Kleine  Sand- G04 

„       Warthebruch-      .    .  606 

Kurländische- 608 

Kurze  sechszeilige  Sommer-  601 
„  „        Winter-    600 

Kurzgrannige  sechszeilige  a. 

Japan 600 

Lange  gemeine  Winter-  .  604 
„  sechszeilige  Sommer-  602 
„  ,,        Winter-    601 

„      zweizeilige       .    .    .  686 

LuleÄ-       610 

Mandschurei-     .    .    .    '.    .  609 
Nackte  aus  Charkow      .    .  645 

„        Kaffee 645 

„        Nepaul 619 

„  ostindische  .  .  .  620 
„        peruanische    .     .    .019 

„        Reis- 619 

„  schottische  .  .  .  619 
f,  serbische  ....  645 
„  ungarische  .  •  .  645 
„  violette  ....  622 
„  von  Risso  .  .  .  619 
„        zweizeilige     .    *    •  645 

Nampto- 619 

Nepal- 622 

Oregon- 688 

Ostindische 617 

Pagets  ergiebige    ....  687 

Perl- 603 

Persische 688 

Peters- 648 

Pfauen- 643 

Phoenix- 626 

Poppelsdorfer 624 

Porter- 686 

Prima-Donna 685 

Probsteier 623 

Reading- 636 

Rettema- 603 


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992 


SacliregiBter. 


Gerste,  Riemen- 
„        Ritter- 


643 
631 
628 
614 
626 
626 
605 
633 
640 
622 
618 
617 


„  Saas  im  Grund 

„  Samnio-    .    .    . 

„  Sächeische  Sand- 

„  „         Zucker- 

„  Schlesiflche  Zeil-  . 

„  Schottische  Annat- 

„  Schwarze  abessinische 

„  „       ans  Ekholmen    . 

„  „         „    Persien    .    . 

„  „       gemeine  Winter- 

„  „       glattflrannige  4- 

zemge    .    .    .  619 

y,  jy       Sommer     •    •    .  618 

„  „       Winter- aus  Tiflis  618 

„        Schwärzliche 640 

„        Spiegel- 643 

„        Stammbaum- 634 

„        Svartlö- 611 

„        Thor- 619 

„        Tunis- 616 

„        Turkestan- 609 

„        türkische 643 

„        ümeft- 610 

„        Ungarische 628 

„        üpfändische 630 

„        Uruguay- 639 

„  Verästelte  zweizeilige     .    .  646 

„        Victoria 608 

„        Vierzeilige 603 

,,  „          aus  Irkutsk      .  609 

„  „          Oderbruch  .    .  606 

„        Voigtländer 626 

„        Wafachische 619 

„        Walper's 621 

„        Weizen- 609 

„        Wucher- 643 

„        Wunder- 621 

„       Zea- 607 

„        Zeilen- 643 

„        Zermatt- 627 

„        Zweizeilige 623 

„  „         australische      .  639 

„  „          jütländische      .  627 

„  „          glattgrannige 
schwarze  aus 
Persien     .    .641 

„  „          serbische      .    .  629 

Genretenbau  Italiens 152 

,y  Russlands 163 

,,  Spaniens 156 

„  d.  Vereinigten  Staaten  176 


Getreidedepöt,  Amerikanisches  . 

.  116 

Getreidehandel 

in  Aegypten      . 

.  197 

)t 

„   Australien     . 

.  197 

» 

„   Belgien     .    . 

.  201 

n 

„   Bulgarien      . 

.  196 

if 

„   Dänemark     . 

.  197 

it 

jy   Deutschland  . 

.  200 

>» 

„   England   .     . 

.  199 

» 

„   Frankreich    . 

.  200 

Getreidehandel  in  Italien      .    .    .  201 
„  yy   d.  Niederlanden  201 

„  „   Oesterreich   .     .  197 

„  „   Rumänien     .     .  196 

„  „   Russland  .    .    .195 

„  „   Serbien     .    .    .  196 

„  „   Skandinavien     .  197 

„  „   Ungarn     .    .    .  196 

.,  und   Getreideprobe  198 

Getreideimport  Englands      .    .    .  197 

Getreidenaohlese 108 

Getreideproduktion  u.  Konsumtion  127 
dto.    in  Aegypten    ....  180 

dto.     „  Algier 182 

dto.     „  Australien  ....  183 

dto.     „  Belgien 158 

dto.     „  Britisch-Indien     .    .179 

dto.     „  Canada 178 

dto.  „  Dänemark  .  .  .  .170 
dto.  „  Deutschland  .  .  .  180 
dta  „  Frankreich  ...  138 
dto.  yy  Griechenland  .  .  .157 
dto.     „  Grossbritannien    .    .127 

dto.     „  Italien 148 

dto.  „  den  Niederlanden  .  159 
dto.  „  Oesterreich-Ungam  .  14S 
dto.  „  Portugal  ....  156 
dto.  „  Rumänien  ....  166 
dto.  „  Russland  ....  161 
dto.     „  Skandinavien  .     .    .  167 

dto.     „  Spanien 153 

dto.  „  der  Schweiz  .  .  .  157 
dto.  „  der  Türkei  ...  167 
dto.  „  d.  Vereinijft.  Staaten  171 
dto.  „  d.  Uebemchtstabelle  186 
Getreidereinigungsmaschinen      .    .113 

Ghirka  ostistaja 355 

Grain  elevator 116 

Grand  millet  blanc 915 

„  „      de  Guinee    ....  912 

„  „      noir 915 

Grano  bianoo 842 

„       carosella 242 

„       comune 351 

„       di  Losanno 402 

„       di  NapoU 297 

„       di  Zelanda 241 

„       duro  di  Realforte  ....  425 
„  „     ex  Apulia     ....  438 

„  „     Mazzocchio    ....  435 

„  „     nero 427 

„  „     SaragoUa 412 

„       Gallandt 394 

„       gentile  bianco 238 

„  „  „      dei  Tosoani  .  331 

„       ibrido  di  Galland  ....  394 

„       maiorica  rossa 352 

„       marzatico 416 

„       marzuolo 850 

„       moro 396 

„       Pilosella 402 

,,       Pisano 368 


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Sachregbter. 


993 


Grano  rosso 489 

„       Salerno 353 

„       sammartinaro 412 

„       Boorsonera 412 

„       Serino 852 

„  ,j      di  Sesto-Aunmca      .  405 

„       Siciliano  di  Alghero  .    .    .  435 

„       tenero 238 

„  „      bianco 400 

„       Timilia 415 

„       Tremilia 415 

„       Triminia 415 

„       Tumminia 415 

„       vulgo  rosso  ......  352 

Grantnrco  a  becco 773 

„  a  dente  di  cavallo    .    .  779 

„  Agostanella      ....  807 

„  bergamascone  ....  809 

„  bianco  di  Padova     .    •  795 

„  oinquantino  bianco    .    .  798 

,,  d'aatunno    .....  809 

„  d'estate 808 

„  di  pietra 790 

„  gigante 783 

„  jy      Caragua  .    .    .  780 

„  Maggengo 809 

„  „  bianco      .    .  795 

„  nano 791 

„         nostrano  basso  precooe  807 

„  Pignoletto 812 

„  Quarantino       ....  807 

„  rosso 816 

„  rostrato  rosso       .    .    .  774 

„  tnrchino  nero  ....  817 

Gros  ble  blanc 897 

brousse 402 

de  la  Gironde  ....  402 
de  PArddche  ....  402 
de  Montauban    ....  404 

de  Saomur 272 

roux 402 

„      de  Montpellier   .    .  402 


Hacken  der  Drillsaaten     ....    78 

Hafer 681 

„      Abrantes- 728 

„      Algier- 704 

,,      Amerikanischer  Kartoffel-    .  698 

„      Apulischer 729 

„      Belgischer  Bispen-      .    .    .  687 

„      Berff 728 

„      Borkam- 685 

„  Bonrbourg-Gold-  ....  719 
5,  Brauner  norwegischer  .  .  724 
),  „        tatarischer    ge- 

grannter  Fahnen-  735 
„  „        üme& 723 


Hafer,  Brauner  nngegrannt.  Rispen-  721 

„      Charkow- 701 

„  Chinesischer  Nackt-     .    .    .737 

„  Doppel-      .......  713 

„  Dreikömiger  Lappländischer  714 

„  „           ümeA-     .    .    .714 

„      Drummond- 718 

„  Dublauer  Früh-      ....  686 

„      Eichel 728 

„  Englischer  Kartoffel-  ...  691 

„  „          weisser      .    .    .  696 

„      Fahnen- 730 

y,      Finnländischer 702 

„      Fliegenfuss- 739 

„      Gabeis- 713 

„  Gregrannter  Dreikömiger     .713 

„  „         Gold-    ....  719 

„  Gelber  flandrischer      .    .    .718 

„      Georgischer 707 

„  Gilmannsdorfer  Früh-      .    .  686 

jy      Goldfahnen- 731 

„  Grauer  ungegrannt.  Winter-  720 

»  ♦!        gegrannter  Winter-    721 

„      Grosser  gelber 715 

-„  „           „       Thüringer    .  716 

„  ,,        nackter  .     .    ...    .  735 

„  „           „        Fahnen-      .  737 

„      Halbwilder 788 

„      Högen- 699 

„      Hoher  Gold- 717 

„      Hopetoun- 689 

„      Jekaterinoslaw- 700 

„      Irbit- 701 

„      Irkutsk- 702 

„  Italienischer  Fahnen-  .    .    .  784 

„      Kamtschatka- 704 

„      Kartoffel-Gold- 716 

„      Kaukasischer 700 

„  Kleiner  nackter  Fahnen-     .  738 

„      Klump- 718 

„      Kurz- 788 

„  Lappländischer   .    .    .    .  •  .  700 

„      Ligowo- 686 

„      Luher- 687 

„      Mährischer 687 

„      Milton- 694 

„      Nackter 785 

„  „         kleiner 736 

„      Nagpore 711 

„      Nauener  Früh- 684 

„  Neuer  australischer  aus  Port- 
Adelaide      710 

„      Neuer  Gerst- 705 

„      Oderbruch- 681 

„      Ossetinischer 717 

„  Ost^esischer  Gold-     .    .    .  718 

„  Peking-  und  Mongolei-   .    .  736 

„      Petersburger 717 

„  Podolischer  Gold-   ....  717 

„      Probsteier- 682 

„  Rauh-  oder  Sand-   ....  739 

„      Rheinischer 683 


Koernioke  n.  Werner,  Handb.  d.  Oetxeidebftn't  n. 


63 

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994 


Sachregister. 


Hafer,  Boter  Bruch-  oder  Moor-   .  721 

Rügen'scher 683 

Sandy- 690 

Sauerländer 715 

Schatilowsky 701 


Schlesischer  Früh-      .    .    . 

684 

Schottischer  Berlie-    .    .    . 

706 

)) 

Berwick*     .    . 

691 

jj 

Dun-  .... 

722 

» 

früher  Angus- 

688 

)) 

„     Shirrers  694 

)) 

Kartoffel-    .    . 

706 

»> 

Long-Fellow-  . 

692 

>» 

Providenoe- 

695 

später  Angus-. 
Zwerg-    .    .    . 

688 
696 

Schwarzer  alter  schottischer  727 

}j 

Brie-      .    .    .    . 

726 

» 

Etampes-    .    .    . 

724 

» 

gegrannter    oder 

Streit-Fahnen- . 

734 

» 

Moldau-     .    .    . 

727 

»j 

schwedischer  . 

727 

„         tatarisch.Fahnen-  733 

„         ungarischer     ,,      782 

Sehr  früher  Jeanette-     .    .  725 

Sibirischer  Früh-   ....  703 

„  Omsk-  ....  702 

Sommer-Oabel- 685 

Später  podolischer      .    .    .710 

Tasmanischer 710 

Tatarischer  Grütz-      ...  738 

Tula- 701 

Wald- 728 

Warthebruch- 681 

Weisser  australischer  .  .  705 
„  canadischer  .  .  .  707 
„  friesländischer  .  '  682 
„  gegrannter  .  .  .711 
»  „  engl. 

Fahnen-     ...  730 

.     ,,        neuseeländischer    .711 

„        polnischer     .    .    .  693 

„        westerwälder     .    .  684 

Westerwälder 712 


Trauer- 


ümeä- 


732 
699 
728 
780 
716 
152 
145 


Ungarischer  Fahnen- 
,,  Gold- 

Haierbau  in  Italien      .    .    . 
„   Oesterreich    .    . 

„   Russland 164 

„    Spanien 155 

,,   d«  Vereinigten  Staaten  176 

Hammelkom 643 

Handsaat 65 

Hartweizen 409 

Aidurka 4:>1 

Altai 423 

Amautka 422 

Atalantis 423 


Hartweizen  Beloturka 421 

„  Berberei 409 

„  Bigha 432 

,,  blauer  kahler     .    .    .  427 

„  Charkow -428 

„  Garnowka      ....  422 

„  Gersten- 418 

„  Goldgelber     ....  426 

,y  Goldgelber  aus  Murda  419 

„  Grannen  bajonnettfor- 

mig  gekrümmt    .    .  430 

„  krumm  zahniger       .    .  414 

„  Eubanka 42l 

„  Kupjansk  .    .    .    .    .  422 

„  Murcia  ......  424 

„  Persien      •    •    •    •    1 4^ 

„  Rotähriger  sammetiger 

aus  Apulien    .    .    • 
„  Rotähriger  sammetiger 

aus  Valencia  .    . 
„  Roter  aus  dem  Altai 

))  ,,     sammetiger  mit 

dunklen  Grannen 
,y  Rotblauer  . 

yy  Schmalährigei 

tiger 
„  Schwarzmeer 

,».  Sieruschka 

„  Spelzartiger 

„  Tschemuschka 

,,  Tunis     . 


„  Valencia     . 

„  von  Volo  . 

„  Weissähriger 

9)  Xeres     .    . 

Herbstbestellung  .    .    . 

Himmelbyg      .... 

Himmelkorn     .... 

Hirsebau  in  Oesterreich 
„  yy   Russland  . 

Höhengrenze  des  Getreides 

Hordeum  distichum  L. 


samme- 


433 

432 
424 

434 
425 


429 
422 
431 
411 
431 
417 


}  411  ,^- 
1419^7 


dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 


compositum  Ecke, 
erectum  Schübl. 
medicum  Koke.  . 
nigrescens  Ecke, 
nigricans  S^. 


423 
416 
411 
44 
645 
619 
146 
164 
5 
623 
646 
642 
640 
640 
640 


nudum  L 645 


nutans  Schübl. 

persicum  Ecke. 

Zeocrithum  L. 
Hordeum  hexastichum  L. 

dto.      brachyatherum  Ecke.  600 
dto.      parallelum  Ecke.  .    .  602 
dto.      pyramidatum  Ecke. 
Hordeum  tetrastichum  Ecke.     . 
dto.        coeleste  L.       .    . 
dto.        coerulescens  S^. 
dto.     '  himalayense  Ritti^. 
dto.        leiorrhynchum  Kaie*  619 


623 
641 
643 
600 


600 
608 
619 
618 


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SaohregiBter. 


995 


HordeumtetrastichumniffriimWillGL  617 
dto.  pallidum  S^.  .  .  603 
dto.  triforoatum  Sohl.  .622 
dto.  Tiolaoemn  Koke. .  .  622 
dto.        Walpenii  Ecke.  .    .  621 

Hordeum  vulgare  L 600 

„  „        ohilense     .    .    .  612 

„  „        mandohuriGum  .  609 

9)  jy        minus   ....  614 

„  Zeocrithum  ramosum     .  644 

Hordi  comü 614 

„      yano 644 

Hordiate  polau  y  verd      ....  622 
Humusboaen 18 


I. 

Jeczmien  ryzowy 644 

Imphee,  White- 916 

„        Black- 916 

Imphy-Zulus 912 

Indian-Millet,  Whitish-      ....  916 


Kala  jooar 916 

Kalidüngung 31 

Kalkboden 18 

Kalkdüngung 31 

Kao-liang 911 

Keimfähigkeit  der  Gerste      .    .    .  649 
„  des  Saatgutes      .    .    46 

„  ,,    Weizens  .    .     .  464 

Keimfähigkeit,  ihre  Verminderung  48 
Keimkraft,  durch  Beizen  geschädigt  466 
Keimtiefe  beim  Weizen     ....  466 

Keimung  der  Gerste 661 

„  des  Hafers 743 

„  des  Maises 822 

,,  des  Roggens      ....  669 

„  des  Weizens      ....  466 

Keimungsprocess 60 

Keimzeit  und  Dauer  derselben      .    52 

K^tan  Irang 949 

„      Itam 949 

Klebergehalt  des  Wdzens     .    .    .  486 

Klima 1 

„      für  Gerste 669 

„        „    Hafer 761 

„        „    Kolbenhirse      ....  903 
„        „    Mais    .......  835 

jy        „    Mohrhirse 921 

„        „    Keis         958 

„        „    Bispenhirse       ....  883 

.,        „    Roggen 579 

„        „    Weizen    ......  483 


Knochenmehl 30 

Kochsalzdüngung 83 

Kolbenhirse 890 

„           Braunborstige,  rotkör- 
nige   892 

„           Califomische  .    .    .    .891 
„           Grosse  gelappte  italie- 
nische      890 

„  Grosse  kurzborstige    .  894 

„  Grössere    kurzborstige  894 

„  Grosse  langborstige    .  890 

„  „      ohne  Borsten   .  896 

„  Grünborst,   rotkömige  892 

„  Grosse  schwarze     .    .  893 

„  Kleine 896 

„  y,       dichte  ohne 

Borsten  ...  899 
„  „       gelbe      ...  898 

„  Kleinere  kurzborstige    893 

„  Kleine  schwarze      .    .  899 

„  Mohär 896 

„  Orangefarbene    .    .    .  896 

Konkurrenz  im  (^treidehandel      .  201 

Kontinental-Klima 1 

Koppelwirtschaften 37 

ir^^  )  603 

„      Davids- 619 

„  Efyptik  Reeller-  .  .  .  .619 
Kornffewioht  des  Weizens  .  .  .  463 
Krankheiten  des  Reises     ....  954 

Krumepflanzen 16 

Kulturgrenzen  des  Getreides      .    .      4 
Kupfervitriol  als  Beize      ....    49 


La^ergetreide 78 

Lehmboden 17 

„            Mergeliger      ....  17 

„            Sandiger 17 

Licht  als  Wachstumsbedingung  9 


M. 

Mähemaschinen 89 

Mais 772 

,,    ä  ffrain  de  corail      ....  816 
„    Allerfrühester  Szekler-Kuku- 

rucz       813 

„    arbre  de  la  Chine    ....  802 

„    Banater 808 

„    Benavente- 806 

„    blanc  gros 796 

„       „      de  la  Bresse  ....  796 
„       „      dent  de  Cheval  ...  779 


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996 


SachregiBter. 


blaue  de  Padone  ....  795 
„  de  Sayerdon  ....  796 
„     h4tif  dea  Landes     .    .  796 

Blauer  Hühner- 798 

Cannsiatter- 811 

Caragua- 780 

ChineaJBcher  Baum-       .    .    .  802 

Cinquantino 808 

Citronengelber    mit    roten 

Spelzen 816 

Curahua- 790 

Cozco  bianco 778 

Cz6ndery 808 

d'autonine  k  grain  jaune       .  809 

d'Auxonne 809 

de  Cnzco  blano 778 

dent  de  mouton 782 

de  Pennsylvanie 783 

de  pierre 790 

de  Virginie 799 

d'Onona 807 

dore 809 

Dunkebroter  Hühner-    ...  792 

EUwanger 811 

epineux 773 

früher    canadisoher    weisser 

Flintkom- 801 

Früher  gelber  Badener     .    .  810 

Gallischer 786 

g^ant  Caraffua 780 

„      de  Chine 788 

„      hybride  de  la  Breille  797 
Gelber  geschn&belter    .    .    .  773 

„       grosser 809 

„       grobkÖmigerMorecker  814 

„       m.  roten  Griflelpnnkten  815 

„       nngarischer  ....  810 

Gestreifter  aus  Indiana     .    .  786 

h&tif  de  Thonrout    ....  807 

Heinemann's  September    .    .812 

Hühner-       791 

janne  k  bec 778 

„     de  Hongrie     ....  810 

„      de  rOhio 784 

,.      tr^-h&tif  des  Motteaux  813 

Isabellfarbener 814 

King  Philip  blano    ....  795 
Kleiner  spitzkömiger  chinesi- 
scher     774 

King-Philip 814 

Knknricza 810 

Landes 796 

nein  hätif 799 

noir 817 

Ober-Innthaler 794 

orange 809 

Orangegelbor  Pferdezahn-      .  782 

Paduaner 796 

perle 819 

petit  de  la  Chine      ....  774 

Pfauen- 818 

Pferdezahn  mit  roten  Spelzen  782 


Maisy  PinsingaUo 77S 

,f    pointu 77S 

,,  quarantain  jaime      ....  807 

„  Reichtragender  Syrmier    .    .812 

,,    Bosafarbener 792 

„    Roter 816 

„  „      Pferdezahn-    ....  786 

„  „      spitzkömiger      .    .    .  774 

„        „      Zncker- 778 

„    roteohwarzer 817 

„  „             Hühner-  .     .    .  792 

„    rouge  ä  bec 774 

„  „      dent  de  Cheval  .    .     .  786 

„  Saffiranfarbener  Pferdezahn-     786 

;,    Schafzahnkom- 7^ 

„  Schmutzigblauer    mit    roten 

Spelzen 818 

„    Stein- 790 

„    sncrö  rid6 776 

„    Tuscarora- 802 

,f  Violetter  mit  weissen  Spelzen  817 

;,  Weisser  aus  Abrantes  .    .    .  798 

„  „         M    Minho  ....  798 

„  yf        Cinquantino    .     .     ,  798 

„  „        Cuzco 778 

»  tt        grobköm.  Murecker  794 

,»  ,f        Oberländer  a.  Baden  793 

„    Weissgelber 818 

Maiz  amarillo  de  Ampurdan      .    .  806 

„  americano  gigante    ....  783 

„    anaranjado 815 

„  azuoarado  arrugado      .    .    .  777 

„  Bianca  Redondo  de  Lecano  •  797 

„  „       Regalo   de  Llobregat  779 

„    cuarenteno 807 

„    curagua 790 

„  „       alpiste 790 

„  „       amarillo  oomun    .    .  790 

„  „       Argentina    ....  792 

„  ,y       bianco 788 

„  yt       de  Aooncagua      .    .  791 

„    chico  lijero 782 

„    de  Argon 806 

j,  diente  de  Caballo     ....  779 

„  „        „      „         amarillo    .  782 

„    Llampo 783 

„  moracho  amarillo     ....  806 

»I  19       jaspeado     .    .    .    .  818 

„  „       perla 788 

.,    morado  oomun 786 

^    multicolor 819 

„    picudo 778 

„    Ponte  da  Sör 791 

„    precoz 783 

„    rosado i,  793 

j,    tiemo  Colorado 787 

„    trem^ 807 

„    uguye 778 

Maize,  ^eaked 773 

„  Old  Forty-days      ....  807 

„       Poultry 791 

Maisbau  in  Italien 151 


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SaoliregiBter. 


997 


Maisbaa  in  Oesterreioh-Ungam      .  146 

„         „  Rassland 164 

„         „  Spanien 154 

„         „  d.  Vereinigten  Staaten  174 

Maisbier 868 

Maisfütteranff       868 

Maiskolben,  Eingemachte      .    .    .  867 

■Maispräserven 867 

Maissirup 667 

Maisstärke 866 

Maiszucker       867 

Maizena 866 

Marselage  grisfttre 806 

Maschinensaat 65 

Massakna 917 

Meliga  invemenga 809 

Mergelboden 18 

Mergeln 31 

MiDio  blanoo  de  arneiros      .    •    .  799 

„      sequeiro 816 

„      temporao 809 

„      Vianna 796 

MiUet  k  graines  blanohes      .    .    .  876 

,,      Black-seeded       875 

„      Common 872 

„      de  la  Cafrerie 912 

,,      Grey-seeded 871 

„      gris  verdätre 871 

„      noir 876 

„      White  seeded 876 

Mohrhirse 909 

„         Besen- 909 

„         Dichte  rotfriichtige    .    .912 
„  „        schwarze    .    .    .  915 

„         Lockere  weissfrüchtige  .912 

yt        Nickende 917 

„         Tatarische 915 

„         Zucker- 911 

„         Zweifarbige       .    .    .    .916 
Mohrhirsebau   in  den  Vereinigten 

Staaten ,    .  176 

Moor-Damm-Kultur 43 

Morokoshi-Kibi 911 


Nachreifen  des  Getreides  ....    85 
Niski  Goli  J^cam 645 


Oat,  Americain  Potato-     ....  698 

„    Animal  or  Fly- 739 

y,    Australian-Cape- 690 

„    Barbaohlow- 695 

„    Berwiok- 691 

„    Black  Tartarian 733 

„    Blaintlie- 696 


Oat,  Bristle-pointed 739 

China- 737 

Cluster- 712 

Common  Dun  or  red      .    .    .  722 

„        late 688 

„         or  old  Black-  ...  727 
,.         white  Tartarian-       .  730 

Cubian- 697 

Cumberland  early  white     .    .  696 

Drummond- 718 

Dutch- 682 

Early  Angus- 688 

Excelsior- 698 

Flemish- 718 

Friesland- 682 

Georgian- 707 

Grey  Angus- 688 

Halkerton- 693 

Hallet's  pedigree  Black  Tarta- 
rian-    .    .  738 
„  „        white   Cana- 

dian-    .    .  707 

Helena-Montana 709 

Hopetoun- 689 

Kildrummie- 693 

Large  naked 735 

Late  Angus- 688 

Long  Fellow- 692 

Meagre 739 

Müton- 694 

Neffly- 732 

New-Brunswiok 724 

Norway 697 

Old  Poland  or  Tom  Finlay's  .  693 

Oregon- 709 

Orkney- 697 

Poland- 693 

Potato- 691 

Prolific  Black  Tartarian-    .    .  738 

Providence-       695 

Sandie- 690 

Sootch  Barley-       706 

„       Berlie- 706 

„       Dwarf- 696 

„       Potato 706 

ShirrefTs 694 

Short 738 

Siberian  early  white  ....  703 

Small  naked 736 

Surprise 710 

Three  grained  white      .    .    .  713 

Walla-Walla 709 

Waterloo- 697 

Webb's  challenge  white  Cana- 

dian- 707 

White  Australian-      ....  705 

„       Canadian- 707 

f,       or  Common     ....  696 
„        „       Schönen  or  Beautiful-  .  698 

Gelen  des  Weizens J^28 

Ordu  golazu    ........  615 

„     negru 641 


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998 


Saeliregirter. 


Orge  ä  caft 645 

»,  k  denx  rai|g«  dltalie    .    .    .  642 

„    k  large  ^ 643 

„    bifurqu^e 622 

•  „    blene       617 

„  carr^  de  printempt      .    .    .  607 

„        „       dTiiver 603 

„        ,,       noire 617 

„    Celeste 619 

„  y,       de  Constantine       .    .  646 

„    Chevalier 631 

„  commune  i  §pi  noir     .    .    .  617 

„  „         bleuatre    ....  614 

„    crochoe 622 

„    d'Abysiinie 640 

„    d'Annat 633 

„    d'Am^riqae 617 

„    de^David 619 

,    d'^gypte 619 

„  d'6t^  k  qnatre  rangs    .    .    .  604 

.,    de  Gtiimalaya       619 

,f    de  Jeraialem l  ^^r 

^  de  la  baMe  £gypte  ....  616 

^  .  de  la  haute       „       ....  616 

„  de  Lord  Weitern     ....  633 

„    de  Nampto       619 

-    de  Paon .643 

643 

M    de  Russie (617 

U45 
„    des  Alpes 642 

,    de  Sib^rie |  g^g 

„     d'Espagne 646 

y,    de  Valachie 619 

„    du  Holstein 623 

„     du  Japon 643 

y,    du  Kepaul 622 

»    d«P*'o« \ul 

„    du  Portugal 683 

„    du  Thibet 646 

„     öventail 643 

„    faux-riz   . 643 

„  fromentacöe      ......  646 

„    mondde 646 

„  noire  k  deux  ränge  ....  640 

„  nue     „     «        „       ....  640 

„      „    violette 622 

„    petite  nue 619 

„    plate  d'Italie 642 

„    pyramidale 643 

„    riz *  643 

„  Sans  barbes  de  l'Himalaya    .  622 

„    trifurqu6e 622 

„    Victoria 608 

Oryza  sativa  L 988 

yy  „      affinis  Ecke.     .    .    .  947 

„       .   „      alba  AI 948 

,  „      amaura  AI  ...    .  944 

9  „      atra  Koke 949 


Oryza  sativa  atrofusca  K^e.     .    .  94€ 

„  „      bnmnea  Kcke.      .    .  944 

„  „      catalonica  Kdce.    .    .  944 

„  j,      cydina  Ecke.    .    .    .  946 

„  j,      Desvauxii  Ecke.    •    .  945 

„  „      dubia  Ecke.      .     .    .  948 

„  „      Eediana  Ecke.      .    .  949 

„  „      erythroceros  Edte.    .  942- 

„  „      glutinosa  Lour      .     .  947 

„  „      Hasskarlii  Ecke.    .     .  94S 

„  „      Heuz^ana  Ecke.    .    .  948 

„  „      javanica  Ecke.      .     .  939 

„  „      isochroa  Ecke.      .    .  949 

„  „      italica  AI 938 

„  „      leucooeros  Ecke.    .    .  943 

„  „      longior  AL  .    .    .    .  947 

„  „      melanacra  Ecke.   .     ,  946 

„  „      melanocarpa  AI.   .     .  949 

„  „      melanocerofl  AI.    .    .  943 

„  „      microcarpa  Ecke.      .  947 

„  „      minuta  PresL    .    .    .  946 

„  „      Miqueliana  Ecke.       .  948 

„  „      paraguayensis  Ecke. .  939 

„  „      pyrocaroa  AL  .    .    .  945 

„  „      rubra  Ecke.      .    .    .  948 

„  „      Savannae  Ecke.     .    .  945 

„  „      striata  Heuze   .     .    .  944 

„  „      sundensis  Ecke.     .    .  939 

„  „      vulgaris  Ecke.       .    .  940 

„  „      xanthoceros  Ecke.     .  943 

„  „      zomica  Ecke.    .     .     .  948 

Orzo  a  spiga  lunga 644 

„    a  ventaglio 644 

„  oomune  d'autunno    ....  608 

„  „         di  primavera   .    .    .  604 

„    da  cafif6e 645 

„    deir  Himalaya 622 

„    di  America 617 

„    di  Firenxe 613 

„    di  Germania 644 

„    di  Leonforte 613 

„    di  Nepaul 622 

„    marzuolo 604 

„    maschio 644 

„    mazzarella 644 

„    mondo 619 

„    monstarolo 619 

„    nudo 619 

„    quadrato  nero 618 

„    trifuroato 622 

„    vemino 603 

Orzola 614 


Paddy  Eetiran 947 

,y       Santong 947 

„       Sisimaga 946 

,y       Sumbing 9^ 

p       undallong 946 


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Sachregister. 


999 


Pamelle  nae 645 

Ptmcum  italicmn  L 890 


dto. 
dto. 
dto. 
dto. 

dto. 

dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 


caHfornioom  Ecke, 
erythrospermmn  Ecke, 
gigas  Ecke.    . 
lobatom  Ecke, 
longisetum  Doli, 
mite  AI.    .    . 
Metzgerii  Ecke. . 
Digrum  Ecke, 
rnbrum      .    . 


Panicmn  miliaceum  L, 


dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 
dto. 


atrum  Ecke 899 

aurantiacnm  Ecke.      .  895 

brevisetom  Ecke.    .    .  898 

„  subv.    in- 

signe  .    .  894 
„  subv.maxi- 

894 
891 
892 
896 
890 
890 
898 
896 
898 
892 
871 
876 
876 
878 
876 
874 
871 
871 
873 
879 
872 
876 
873 
877 
875 
877 
Ecke.  878 


aereum  Ecke, 
albuin  AI.     . 
atrum  Ecke 
aureum  Ecke, 
badium  Ecke, 
candidum  Ecke 
cinereum  AI. 
coccineum  Ecke, 
dacicum  Ecke, 
flavum  Ecke, 
griseum  Ecke, 
laetum  Ecke, 
luteum  Ecke, 
nigrum  AI.  . 
sanguineum  AI. 
subsanguineum 


Panicum  sanguinale  L. 
„         yiride  L. 

Peruguano  

P^tamelle  de  Lavaur    . 
„         noire  de  Nice 
„         rousse  veloutee 
Pflege  der  Gerste     .    . 
„       des  Getreides 
„       des  Hafers      .    . 
y,       der  Eolbenhirse 
„       des  Maises     .    . 
„       der  Mohrhirse    . 
„       des  Beises 
„       der  Bispenhirse 
„      des  Roggens 
«       der  Sommersaat 
„       des  Weizens 
n       der  Wintersaat 
Pilzkrankheiten  der  Gerste 
„  des  Hafers 

»  des  Maises 

„  des  Reises 

„  des  Roggens 

„  des  Weizens 

Plumagekom  .... 
Poulage  rouge  du  Mont  d*Or 
Poulard  Aubaine  blanche 


908 
900 

28 
404 
896 
402 
671 

76 
763 
904 
849 
927 
970 
887 
593 

77 
^06 

77 
668 
749 
838 
964 
576 
481 
644 
402 
401 


Poulard  barbu  de  Russie  .  .  .  397 
„  blano  k  barbes  caduques  894 
I»  jf      comprime      .     .    .  897 

„  „      d'Australie     .    .    .  894 

„  „      delaSeine-Införieure  397 

9  9      <^e  Montauban    .     .  400 

„  »de  Touraine      .    •  897 

„  ff      du  Blaisois    .     .     .  397 

n  n      Sans  barbes   .    .     .  394 

„  „      velu  du  G&tinais    .  401 

„  „      velu  de  Touraine  .  401 

„        brun  de  la  Vienne    .    .   .  405 

„        carr6  velu 402 

„        d'Auvergne 899 

,,  „  k  ^pi  long  .    .  402 

„        de  Grenoble 399 

,,        des  Hautes-Alpes   ....  394 
„        dor6  de  Bourgeois     .   .   .  399 

„        dor6  de  Russie 394 

„        g§ant  ä  6pi  blanc  ....  394 
„  „     de  Lille    .....  894 

„  19     du  Milanais  ....  402 

„        gros  rouge 899 

„        prolific  cone 401 

,,        rouge  bleu 399 

„  y,     lisse  de  Beauce  .   .  399 

„  y,      de  la  Limagne    .   .  399 

„        St  Land 394 

„        touzelle  des  Alpes  ....  894 

„        velu  de  la  Beauce ....  402 

„  „      „   Taganrock    .   .    .  401 

Preisbestimmung  des  Getreides  .   .  187 

Preise  des  Getreides  in  Preussen  u. 

England 192 

Preise  des  Weizens 191 

Pulque 868 

Putney 644 

Pyros  Trimenaios 415 


Qualität  des  Getreides 124 

Quellungswasser 51 


Red  Imphee 918 

Reifezeit  des  Getreides 83 

Reinigung  u.  Sortieren  d.  Getreides  112 

Reis  Carolina 940 

„        mit  langem  Eorn  .    .  940 
„        m.  schwarzen  Grannen  943 

Gemeiner 940 

Gestreifter  von  Mantua    .    .    .  944 

Gold- 942 

Eaiser- 945 

Eleb- 947 


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1000 


Sachr^Bter. 


Eeis  Novara- 940 

„     Yu-mi 945 

,,     Weissbärtiger 940 

Hice  Black  bearded 943 

yy     Common       941 

„     Ck>mmon  white 940 

„     Oold-seed 942 

,,     Long  grain  Carolina     .    .     .  940 

„      Savannah-    945 

„     White  bearded 940 

Biso  americano  con  areste  nere    .  943 

„     Barbarossa        946 

„     Bertone  o  mellone    ....  938 

„     biancone       940 

„     Catalano       . 944 

„     del  Paraguay 939 

„     di  Giava 939 

„     di  Mantova 944 

„     d'Oro 942 

.,     Francone 941 

„     ffiapponese 947 

p     Marozzi 944 

,,     nostrano       941 

„     Novarese 940 

„      Ostiglio 942 

„     Ostiglione 940 

„     Spagnola 944 

Rispenuirse 671 

„  Blutrote 878 

y,  Boanische 872 

„  Braune       874 

„  Broncierte       ....  876 

„  Gelbe 872 

„  „    Klump-      .    .     .  876 

„  Graue 871 

,,  „    Klump-      ...  876 

Hellrote 873 

„  „        Klump-       .     .  877 

„  Hohe  braune       .     .     .  874 

„  Lehmgelbe  Klump-      .  877 

„  Mein  roga 879 

„  Rote       873 

„  Schwarze 875 

„  „  Klump-   .     .  878 

„  Weisse 871 

„  „      Klump-   ...  876 

Riz  ä  barbes  blanobes      ....  940 

„    ä  grain  long 940 

„    am6rioain 940 

„    brun 944 

,,    catalan 944 

,,    commun 941 

„    d'Afrique 938 

„    de  la  Caroline 940 

„    de  Mantoue 944 

„    de  Novare 940 

„    de  Piemont 941 

,,    des  lies  Philippines    .    .    .     .942 

,,    d'Espagne 944 

)•    gi'os  ffrain 942 

„    imberbe 938 

yy    impMal    . 945 


Bis  noirfttre  de  Chine      ....  944 

,.    odoriföre 940 

„    d'Allemagne 643 

Roggen 680 

„      Abessinischer 662 

„      Alands- 568 

„      Alpen- 646 

„      Altai-       662 

„  ästiger  aus  der  Türkei       .  666 

,,  Astrachan'scher     ....  664 

„      Aulock'scher 665 

„  Bestehom's  Riesen-  .     .    .  535 

„  Böhmisch.  Gebirgs-Standen-  540 

„  brauner  aus  Erzeram    .    .  665 

yt      Campiner- 540 

„      Canada- 564 

,,      Champagner 546 

,y  Correns-Stauden-  ....  586 

,,  Dunkelbrauner  a.  Erzeram  565 

p      Eis- ,658 

yy  Eldenaer  Bastard^     .     .    .  636 

„      Erzeram- 551 

„      Evora- 548 

„  Finnländisoher  Nyland       .  556 

„  „              Wasa     .    .  556 

yy  Fuchsiger  aus  Erzerum     .  564 

,y  Garde  du  oorps-   ....  534 

„  GewÖhnL  böhmisch.  Winter-  541 

y,      Sommer- 538 

„      Giftkom       538 

,,      Göttinger 536 

„  Graf  WalderdorflPs  regene- 
rierter   531 

„  Grosser  russischer     .    .    .  555 

,,      Hellweff 532 

yy      Hessischer 534 

„  Jekaterinoslaw      ....  557 

„      Jerusalemer 554 

„      Johannis- 568 

„      Irkutsk- 561 

,y      Italienischer 550 

„  Klafterbrunner      .    .    .    .531 

,y      Klebkom 568 

y,      Kolossal- 565 

,,  Lintelermarsoher       .     .    .  534 

„      Livinenthaler 644 

„      Livländischer 561 

„      Macu^^aga 548 

„  Märkischer  Stauden-      .    .  686 

,»  Mehrblütiger  von  Martiny  580 

„      Minho 548 

,y  Montagner  regenerierter    .  646 

„      Norwe^^ischer 568 

„      Ostindischer 664 

,.      Palermo- 650 

y,  Pennsylvanischer       .    .    .  563 

„      Petersburger 566 

„      Pimaer 585 

„  Podolischer  Stauden-     .    .  564 

yy      Probsteier 682 

„      Rheinischer 688 

„      Römischer 649 


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Saohrefister. 


1001 


Boggen,  Riesenstauden-    .    .    .     |  gt^ 

„  Rumänischer 642 

„  RusBischer       658 

,,  rassisches  Schneekom      .  561 

„  Saas- 544 

,y  Säch8i8ch.Sommer-StaiideD-681 

,,  Saksonka 557 

„  Schilf- 546 

y,  Schnee- .  552 

„        Schwedischer-      .    .    .    SerV 

>9  ,,  Sand-    .    .  552 

„        Serbischer       542 

„        Spanischer  Doppel-      .    .  547 

„        Türkischer 550 

,,        Ukrainer 657 

„        üme&- 551 

„        Unff  arischer 541 

„        Yielstengliger      ....  545 

„        Waldkom 568 

„        Wallborger 584 

,,        Westermarscher       .    .    .  584 
„        Westerwälder      ....  531 

„        WoUny- 637 

„        Zeeländer *  589 

„        Zermatt- 648 

Roggenbau  in  Italien 152 

„  in  Oesterreioh-Ungarn   145 

„  in  Russland    .    .    .    .162 

,,  in  Spanien      .    .    .    .165 

„  in  d.  Vereinigt.  Staaten  175 

Russgerste 617 

Rye,  Canada- 564 

„    Giant- 544 

„    Midsummer- 558 

„    Northern- 568 

,,    St.  John*s  day- 558 

„    Tyrolese- 644 

„    Western 563 


Saatgut,  seine  Beschaffenheit     .    .    45 

„        der  Grerste 647 

jf        des  Hafers       740 

„        des  Maises 819 

„        des  Roggens 567 

„        des  Weizens 462 

Saatmethoden       65 

Saatquantum,  Bestimmung  desselb.    56 

Saattabelle 64 

Saggina  bianca 915 

„        a  collo  torto 917 

„        da  granate  o  da  scope    .  909 
„        nera 915 

Saisette  de  Tarascon     ....    \o^ 

Salzlösungen,  ihr  Einfluss  auf  die 
Keimung 68 


Samenwechsel 68 

Sandboden 17 

„  Lehmiger-       ....     18 

Sandomirska  Pszenica 288 

Saragolla  di  Calabria 411 

Sauerstoff,  Einfluss  a.  d.  Keimung    61 

Scandella 645 

Schlegel-Dinkel .  487 

Schröpfen  der  Saaten 80 

Schwarzerde 21 

Schwindung  des  (retreides  bei  der 

Aufbewahrung 118 

Seeklima 1 

Segol  aus  Vieh 548 

Se|^ola  S.  Giovanni       558 

Seigle  k  ^OB  grains 549 

„      buisson 558 

„      Champagner-Hybride       .    .  545 

„      d*Archangel 568 

„      de  la  Saint-Jean     ....  568 

„      de  Rome 549 

„  d'Espagne  double  ....  547 
„       des  Alpes  ou  de  Montagne.  546 

„      des  forets 558 

„      d'etS  de  Saxe 581 

„      d'hiver  de  Saxe      ....  547 

„      du  Nord 558 

„  g^ant  ou  tyrolien  ....  544 
n  grand  de  Russie  ....  555 
„      multicaule      ......  558 

„      roseau 545 

Siaisse  de  Beziers 289 

„       blanche 239 

Sigam  guanhe  tengai 644 

Silo 114 

Sindair's  Getreideturm     .    .    .    .116 

Sirak       909 

Skyffelkorn 644 

Sorgho  k  balais        909 

„       ä  6pi  blano 917 

„      bicolorö         916 

„      d'Afnque 917 

„      de  Changallar 917 

„       imphy 912 

„      noir  d'Afrique       .    .    .    .915 

„      pench^ 917 

.j,      sucr6  de  la  Chine     .     .    .  911 

„      zuocherino 911 

Sorfi^hum  sugar-cane 911 

Spalda 644 

Specifisches  Gewicht  des  Getreides  120 

Spelz 436 

„  Blauer  sammetiger  Grannen-  444 
„  „  Winter-Kolben-  .  .  439 
„     Dunkelroter  Winter-Ghrannen-  442 

„    Fuchs- 441 

„    Grannen- 440 

„    Roter  Sommer-Kolben-     .    .  439 
„        „      Winter-Kolben    ...  439 
„        „     kahler  Winter-Grannen-  441 
„        „     sammetiger    Winter- 
Grannen-       ....  444 


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1002 


Sachregister. 


Spelz,  rotlicher  sammetigerSommer- 

Grannen- 448 

„    rötlicher  sammetiger  Winter- 

Orannen- 448 

„     Knssischer 448 

„    Schwarzer  Grannen-     .    .    .  444 
„  „  Winter-  aus  Afrika  468 

„    Weisser  sammetiger  Winter- 
Grannen-  ....  442 
.  .      Sommer-Grannen  .   .441 

„  „  „         Kolben-  .   .  487 

„  „      Winter-Grannen-  .   .  440 

r,  „  n       Kolben-     .   .  486 

Spelzengewioht  des  Getreides     •   .  119 

Spread      644 

Stallmistdüngung 25 

Staudenroggen 572 

Steppenklima 2 

Stoppel-  und  Wurzelrückst&nde     .    86 

Superphosphat 80 

Süsskomgemüse 866 


T. 


Taganrog-Bartweizen 422 

Tarwe,  Irnhem 275 

„      Dikkop 815 

„      Haarlemermeer 276 

„      Roode  Kaalarige  Tiel.    .    .  807 

„  „      Roozendaal  ....  275 

„  „      ruwarige  Tiel.     .   .  889 

„  „      Westland 868 

„      Witte  Wilhelmina-Polder  .  816 

„      Zeeuwsch  witte 241 

Thonboden 17 

Tieflage  der  Samenkörner   ....    65 

Tiefkultur 41 

Tierische  Feinde  der  Gerste   .   .   .  668 

„  „des  Hafers  ...  750 

„  „den  Maises    ...  833 

„  „        des  Reises    .   .   •  967 

„  „        des  Roggens    .   .  578 

„  „        des  Weizens     .    .  482 

Tortiilas 866 

Tosctto  rosso 868 

Touzelle  blanche 817 

„  „      Sans  barbe     .   .   .  240 

«      rouge,  barbue 868 

„  „      Sans  barbe     .   .   .  808 

Transportkosten  u.  Transportfahig- 

keit,  des  Getreides  ......  189 

Trigo  Alaga 411 

n      Alonso      480 

„      amarello  de  St.  Martha   .   .  420 

„      Americano      .......  240 

1899 
n      arisnegro ^^^^ 

„      aza  de  corvo 427 


Trigo 


aznlejo ^^JJ 

azul  o  azulenco 416 

berberisco 409 

blanoo 281 

blanqnillo ^im 

canalvo  o  patta 435 

candeal  amanllo  largo  .  .  420 
„  chamorrodeHungria  236 
„  de  barba  negra  .  .  436 
„  de  la  Mancba  .  .  .  413 
„  del  Carmen  ....  436 
„        de8raq>ado  deM  urcia  235 

n        neero 409 

„        redondo 420 

«        tremesino  marzal  de 

Raspa 348 

„        velloso  de  Talavera  817 

candealense 331 

candial 435 

Carbillo 366 

Cartagena  rojo  aristado  .  .  866 
cerrado  de  Tunst^l  ....  313 
Chamorro  de  Saumur  .    .    .  272 

chapado  velloso 434 

chinense 387 

claro  de  Raspa  negra.  .   .   ,  438 

oortesano 431 

de  Australia 233 

de  Bergues 241 

de  California 330 

de  Crepi 267 

de  Egipto 398 

de  Jerez 411 

de  la  China 387 

de  la  India 387 

de  la  Viuda 886 

de  Nueva  Holanda    ....  238 

de  Talavera 234 

de  Tesoro 333 

dorado  de  Murda      ....  419 

durazio  rijo 411 

escafia  menor      457 

fanfarrön  blanco 4fi9 

„  velloso  raspinegro  433 

f,  n       rubion    .    .  433 

Fuerte  de  Sevilla 436 

jej&r  de  Valencia 348 

Ingles 317 

la  Rioja 411 

linaza 384 

Macolo 436 

Mananopoli 435 

marzal  da  CovilhS     ....  850 

mayor 411 

Mesdilla  de  Sevilla  ....  410 

mocho 380 

Moruno 409 

mourisoo 409 

nero  o  rubion 4Mß 

No6  pelado ISB 


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j 


Sachregister. 


1008 


Trigo  Nomorado'de  Carvalho    .   .  420 

„      obispado 416 

9      piche 367 

«      Pisana 896 

n  pulardo  blanco  Espanöl   .   .  400 

n      reoio  de  pastas 420 

n  redondillo  rubio  reoio  .   .   .  399 

n  »y           velloso  blanco     •  400 

„  n                j,     mbiorecio404 

yf      ribeiro 849 

„      ricello 242 

rt      rico  de  Napoles 242 

n      rojal 411 

n      rojo  de  Escoda  •• 296 

9      rubio 408 

n      salmerone 430 

^      salmonado 285 

9      Sennaar    889 

f,      tiemo 288 

»      Tremes 415 

n      Tremesino 415 

*>  trobat  de  Valencia      .    .    .419 


„      Victoria  de  Otofio       .    . 

.  272 

n      white  Lammas   .... 

.817 

9      Xexa 

.  368 

Trimenon 

.  415 

Triticum  Cienfuegos  Lag.      .    . 

.  449 

Triticum  oompaotum  Host.    .     . 

.  879 

dito 

albiceps  Kcke.    .    . 

.  892 

dito 

clavatum  AI.      .     . 

.  385 

dito 

creticum  AL  .     .    . 

.  881 

dito 

echinodes  Kcke. 

.  892 

dito 

erinaceum  Kcke 

.  891 

dito 

Fetisowii    .... 

.  891 

dito 

Humboldtii  Kcke.   . 

.  879 

dito 

hystrix  Kcke.     .    . 

.  890 

dito 

icterinum  AI.      .    . 

.  887 

dito 

linasa  Kcke.  .     .     . 

.  884 

dito 

serioeum  AI.  .    .    . 

.  892 

dito 

Bplendens  AI.      .    . 
Wemerianum  Kcke. 

.  885 

dito 

.  381 

dito 

Wittmackianum  Kcke.  884 

Tnticum  dioocoum  Sehr.  .    .    . 

.  445 

dito 

atratum  AI.   .    .    . 

.  453 

dito 

Bauhini  AL    .    .     . 

.  452 

dito 

brunneum  AI.     .     . 

.  450 

dito 

cladura  AI.     .    .    . 

.  458 

dito 

farrum  Bayle      .    . 

.  445 

dito 

flexuosum  Kcke. 

.  451 

dito 

Krausei  Kcke.     .    . 

.  454 

dito 

majuB  Kcke.  .    .    . 

.  451 

dito 

melanura  AL      .    . 

.  455 

dito 

pyonura  AI    .    .    . 

.449 

dito 

semicanum  Krause 

.  452 

dito 

triooccum  Schübl.  . 

.  448 

Triticum  durum  Desf.  .... 

.  409 

dito 

a£6ne  Kcke.   .    .    . 

.  414 

dito 

africanum  Kcke. 

.  432 

dito 

alexandrinum  Kcke. 

.  426 

dito 

apulicum  Kcke. .    . 

.  488 

dito 

campylodon  Kcke.  . 

.  414 

dito 

drcumflexum  Kcke. 

.  480 

Triticum  durum  erythromelanKcke.  425 
dito  fastuosum  La?.  .  •  .  429 
dito    hordeiforme  Host  .     .418 

dito    italicum  AI 482 

dito    leucomelan  A,l.   .    .    .416 

dito    leucura  AI 409 

dito  meianocus  h.  Dresd.  .418 
dito  melanopus  AL  .  .  .  430 
dito  murciense  Kcke.  .  .  424 
dito  niloticum  Koke.  .  .  434 
dito  obscurum  Kcke.  .  .  427 
dito  provinciale  AI.  .  .  .  426 
dito  Reichenbachii  Koke.  .  418 
dito  tagarooense  Desv.  .  .  435 
dito    Valenciae  Kcke.      .     .  427 

Triticum  Koeleri 813 

Triticum  monococcum  L.  ...  455 
dito  flavescens  Kcke.  .  .457 
dito  Homemanni  Clem.  .  455 
dito    vulgare  Kcke.     .    .    .  456 

Triticum  polonicum  L 458 

dito  attenuatum  Kcke.  .  .461 
dito  ohrysospermum  Kcke.  460 
dito  compactum  Krause  .  460 
dito  levissimum  Haller  .  .  458 
dito  rufescens  Kcke.  .  .  .  458 
dito    villosum  Desv.    .    .    .  459 

Triticum  pruinosum 444 

„        sordidulum 425 

Triticum  Spelta  L 436 

dito    albovelutinnm  Kcke.    .  442 

dito    album  AI 486 

dito    Alefeldii  Kcke.  .         .  489 

dito    Arduinii  AI 440 

dito  coeruleum  AI.  .  .  .  444 
dito    rubrovelutinum  Kcke.   448 

dito    rufum  AI 488 

dito    vulpinum  AI.      ...  441 

Triticum  subfragile 802 

„        tumonia     .     .     .    \    .    .415 

Triticum  turgidum  L 898 

dito    buccale  AI 401 

dito    dinura  AI 402 

dito    Dreiechianum  Kcke.     .  399 

dito    frentile  AI 896 

dito  jodura  AI.  .  .  .  405 
dito  meealopolitanum  Kcke.  400 
dito  melanatherum  Kcke.  .  896 
dito  mirabile  Kcke.  .  .  409 
dito  nigrobarbatum  Desv.  .  398 
dito  pseudo-oervinum  Kcke.  408 
dito  rubroatrum  Kcke.  .  .  405 
dito  Salomouis  Kcke.  .  .  401 
dito    speciosum  AL     .    .    .  899 

Triticum  vulgare  L 209 

dito    albidum  AI 209 

dito  alborubrum  Kcke.  .  .  277 
dito  barbarossa  AL  .  .  .  875 
dito  oaesium  AL  .  .  .  .  872 
dito  ooeruleo-velutinumKckA.d78 
dito  cyanothrix  Kcke.  .  .  826 
dito    Delfii  Kcke.   ....  822 


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1004 


Sachregister. 


Triticom  vulgare  er^rthroleuooiiKoke.  867 
dito  erythrospermüm  Koke.  387 
dito  ferrngrineuiD  AI.  .  .  358 
dito  fuliginoram  AI.  .  .  .  878 
dito  graecum  Kcke.  .  .  .  827 
dito    leucospermuin  Kcke    .  818 

dito    lutescenB  AI 248 

dito    meridionale  Kcke.  .    .  873 

dito    miltura  AI 286 

dito  pyrothrix  AI.  ...  824 
dito  sabvelatinum  Kcke.  .  875 
dito  tarcicum  Kcke.  .  .  .  874 
dito  yelutinam  AI.  ...  874 
dito    villosum  AI 319 

Trockengewichts  -  Bestimmang    des 
Maises 829 

Trocknen  des  Getreides  in  mittel- 

feuchten  Klimaten 97 

dito    auf  Harfen     ....    95 
dito    in  Hocken      ....    98 
dito    in  prismatischen  Man- 
deln       97 

dito    in  Puppen      ....    99 


r. 

Unkraut  in  Gerste 657 

»,        „  Hafer 749 

„        „  Mais 682 

„        „  Reis 955 

»>        w  Roggen 575 

„        „  Weizen 479 


T. 

Vallery's  grenier  mobile  .  .  .  .116 
Yeesen  des  Spelzweizen  ....  464 
YerdunstungsgrÖsse  der   (retreide- 

pflanzen 10 

Voegeles  —  Dinkel 488 

Volamengewicht  des  Getreides  .    .  121 


w. 

Walzen  der  Saaten 81 

Wirme,  Wichtigkeit  derselben  bei 

der  Keimung 52 

W&rmemengen  der  Pflanzen      .    .      6 

Wärmeverteilung 1 

Wasser.   Wert  desselben  für  das 

Wachstum 9 

Wassenrerbrauob  des  Maises  .  .  825 
«  >.    Rogjgens  .    .  578 

yy  „    Weizens  •    .  478 


Walzenarbeit 43 

Weizen 209 

{246 
402 

„        Aluv 859 

f,        Alands-Insel- 871 

„        Amerikanischer  Prairie-  .  266 
Sand-      .  228 

„        Andres- 869 

„        Angermünder-     ....  252 

Atalanti- 834 

»,        Australischer  gelber     .    .  406 

Wechsel-    .  285 

„V       Bart- aus  England  .    .     .862 

„        Beutel- Jinthel      ....  883 

„        Berberei- 245 

,»        Berdjansk- SlO 

„        Bernsteinfarbener  Winter-  261 

Bigha- 846 

„        Bismarck- 818 

„  Blauähriger  Sommer-Bart-  872 
„  Blauer  englischer  .  .  .  407 
„  „      sammetiger  Bart-.  878 

„  ,t  fj     englische  405 

„  »  „     Binkel-    .  885 

„        Blumen- 292 

„        Bogenser 255 

„  Böhm,  saromet.  Kolben-  .  821 
„  Brasilianischer  ....  277 
„  Brauner  Grannen-  .  .  .  859 
„  Braunroter  franz.  Land-  .  808 
„  Braunsamig.  Sommer-Igel-  889 
„  Braunschweiger  ....  289 
,,  Bundhorster  Misch-  .  .  251 
„        Galcutta  weisser  Bart-     .  886 

„        Califoruischer 880 

„        Canadischer 279 

„        Gatanien 401 

„  Ghinesischer  Igel-  .  .  .  387 
„  Clever  Hochland  ...  858 
„  Cretischer  Binkel  ...  882 
„        Delhi  „  ...  836 

,,  Deutscher  Grannen-  .  .  860 
„  Dichter  polnischer  .  .  .  460 
ff        Dickahriger  langgranniger 

polnischer 461 

„        Dickkopf- 815 

„        Dreimonat- 848 

„        Dünnähriger  Bart-      .    .  414 

Eifel-      . 252 

„        Esula  Binkel-      .    .     .    .882 

,»        Fellenberg- 269 

„        Fern-  oder  April-    .    .    .  868 

„        Flandrischer 241 

,»  Frankensteiner  ....  209 
„  Früher  gelber  Noö'tdier .  268 
,,        Fuchs- 859 

Fülek- 841 

„        Galizischer  Sommer-    .    .  275 

GaUand-     894 

„  Gelb&hriger  Binkel-  .  .  879 
„  ,,  aus  Salerao.  858 


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Sachregister. 


1005 


Weisen,  Gelbiihriger  von  Eupjansk  856 

„  Gelber  kahler  Winter-Igel-  889 

„  „      Mecklenburger .   .819 

„  „      Sommer-Igel-     .   .  885 

Ghirka- 870 

»,        Gilmannsdorfer 212 

„        Glocken- 402 

„  Goldblnmen- Weizen  .    .   .  292 

„        Goldene  Aue 819 

„  Goldgelber  Winter-Bart-.  838 

,,  Goldradt  Sommer-    .   .   •  252 

„  Graf  WalderdorTs   ...  861 

„  Graublauer  Kolben-  .   .   .  826 

„  „           sammet.  Bart-  876 

„  „           aus  Wjemoje  878 

y.  Griechischer  aus  Messenien  854 

„  „          Sommer-  aus 

Petali 854 

„        Haffkani- 846 

„  Baiffh's  ergiebiger    .   .   .  295 

„        Halberstädter 289 

„  HalleVs  genealogischer    .  254 

„  „                    „    Nusery  291 

„  „        Stammbaum     .    .  254 

„  Hartsamiger  sioilianisoher 

Binkel- 882 

„        Ilasselburger 250 

„        Hecken- 818 

„        Helena- 402 

„  Hiokling*8  ergiebiger    .  .  256 

„  „          Sommer- .    .   .  270 

„        Hunderttägiger 862 

„        Jarica- 845 

M        Igel- 885 

„        «fohannis- 861 

„        Irkutsk- .871 

„        Juldas- 885 

„        Juli- 250 

,>        Kaiser- 248 

„        Karysto« 878  838 

„        Kastamuni- 845 

„        Kaukasus- 811 

*   „  Kaukasischer  Bart-  ...  882 

„        Keulen  Binkel- 885 

„        Kis-Tnr 841 

„        Kostruma 248 

„  Krasnaja  ostistaja.   •   •   .  870 

„        Kuban- 421 

„        Kuiavischer 210 

,,        Kmmer 211 

„        Kupjansk-Igel- 890 

„  Kurzähriger  deutscher.   .  288 

»  ))            sammet.Bart-  875 

,,        Lachsfarbener 235 

„  Lang&hriger  oder  kahler  860 
„  Langgranniger     Sommer- 
Igel-  890 

„        Langsdorff 888 

H        Lappländischer 812 

n        Livomo 881 

„        Manchester 819 

„  Man-zi     ........  247 


Weizen»  Marokkanischer 402 

„        März  Chiddam^   ....  288 

,,        Missolunghi 248 

„        Mokry- 840 

,,        Mount-Barker 226 

,,        Nepal-     856 

,»        Neuer  Bastard 804 

„  „      sehr    ertragreicher 

Igel- 887 

„        Neu-Schottland 266 

„        Nichtlagernder  roter 

We<3i8el- 805 

ff        Nordungarischer   .    .   .    .841 

,,        Normandie 898 

„        Ostindischer  Igel-  ....  890 

„        Palermo  Igel- 898 

„        Pedigree- 254 

Pererodka 810 

Perl- 816 

„        Persischer  weisser  Bart-.  885 

„        Polnischer  . 458 

„        Preis  von  Oxford  .   .   .   .218 

Prinz  Albert 297 

„        Rheinischer  Kling-    ...  249 

Richmond's  Preis-    ...  828 

,,  „  Riesen- ...  820 

„        Ringelblumen- 292 

t>        Roggen- 825 

„        RotUiriger  Probsteier     .  287 
f,  t,  weisser  aus 

Ostindien   •   .  858 
,,  „  aus  Persien    .  858 

„  ,9  „    Turkestan  857 

„  „  Kolben-  aus 

Ostindien    .   .  285 

»        Roter  August- 290 

M  „      Bart- aus  Cartagena  866 

tt  „  „      „  Ostindien   872 

>»  n         n      ),  Wjemoje   870 

M  >f  »      9t  ümeä  .   •  871 

»  „  „    yom  Altai.   .  871 

»  „      deutscher    ....  287 

h  t      itus  Charkow  .   .   .  809 

„  „        „    Ostindien.   •   •  818 

u  >r        *r    dem  Vispihal.  808 

„  M      Goldtropfen    ...  294 

„  „      Igel-  aus  Wjemoje  891 

„  „      kahler  Wunder-     .  408 

„  „      Mai- 800 

„  „      Missolunghi    •   .   .  808 

99  f»      sammetiger.   .   .   .  404 

dito    Bart-  aus  Juldus.   .    .  877 

dito        „       „    Kastamuni .  877 

dito    englischer  Bart-  .    .    .  404 

dito    Kolben- 824 

dito    Winter-Igel- 892 

dito    Wunder- 409 

M        Roter  schlesischer.Gebirg8-  288 
99  H     schottischer.   .    .    .  296 

,9  ,>     schwachsammetig^r 

Bart- 875 

,,  „     vom  Altai    ....  311 


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1006 


Sachregister. 


Weizen,  Roter  Ton  Jekaterinoslaw  309 

„  „       „     Knpjansk    .   .  810 

„  „       „     Noe 303 

„  ,,       „     St.  Laad.   .   .  304 

„  „       „     Saumur   .   .   .  272 

„  „   Wechsel-  a.  Böhmen  289 

„  „    Winter-Taganrog.   .  363 

„  „         „     Talavera    .   .  296 

„  Botstroh-  oder  Dessauer-  286 

„        Rnm&nischer |o|f 

„        Russischer 405 

„        S&chsischer  ans  den  deut- 
schen Kolonien  Bnsslands  355 

„        Salmons- 235 

„        Sammetiger  Essex-  .   .   .315 
,y  „        roter  polni8cher460 

„  „        Talavera  .   .   ,317 

„  „     weiss,  polnischer  459 

„        Sand- 291 

„  „      aus  Münster  .   .   .  362 

„        Sandomir 283 

„.      Schilf- 287 

y,        Schlesischer  Gebirge-   .   .  211 
,,        Schmaläbriger  langgranni- 
ger roter  polnischer  .  458 

„        Schönermark's 212 

„        Schottischer 402 

j,  „  rauher  .   .    .  406 

„        Schwarzblauer  dickährigcr 

sammetiger  Bart-    .   .  406 

„        Serbischer 312 

„  ,,      weiss  begrannter  334 

,,        Smogger 245 

„        Sommer -Blumen-   ....  338 

„        Sonora 232 

„        Svartlö 322 

f,        Tasmanien 247 

„        Theiss- 341 

„        Toskana- 850 

,,        Toskanisch.  weisser  Kolben  225 

„        Tunesischer 403 

»,        Turkestanischer  aus  Wjer-  ■ 

noje 334 

^,        Turkestanisch.  rotahriger  374 

„        Türkischer 402 

,,        Ungarischer 840 

„        IJrtoba- 244 

^,        Valencia- 349 

S272 
887 

„        Walla-Walla 379 

^,        Wallachischer 843 

^,       Weisser  Kolben- ansMurcia  235 

^,        Weissähriger  Goldtropfen  257 

^,        Weissähriger  Probsteier  .  248 

dito    roter  aus  Ostindien    .  357 

dito       „       „    Turkestan  .  856 

dito       ,f      Binkel-  aus  Sici- 

lien 381 

4ito       „      Kolben-  aus  Ost- 
indien ....  277 


Weizen,  Weissähriger  roter  Kolben- 

Yom  Altai  276 
dito  rotsamiger  Taganrog  .  397 
dito  Sammeleifer  Binkel-  .  384 
dito  ,9  mit  rotem 

Korn  .  .  S92 
dito  „  1^1      mit 

weisslichem  Kom  .   .  992 

dito    vom  Altai 855 

„        Weisser  aus  Belgien    .   .  241 
„  „        „    Neuseeland  .  318 

„  f,        „    Ostindien.    .  246 

„  „      Essex- 212 

„  „      holländischer  mit 

Selbem  Korn  •   .  321 
[allorca  ....  380 
II              „      Mammuth  -  Som- 
mer-  280 

,,  „      polnischer    .    .    .  458 

„  „      reichtragender 

Neapolitaner  .    .  242 
„  „      sammetiger  Bart-  374 

„        Weissspelziger  Winter-    .  250 

„        Westerwälder 359 

„        Wjemoje-Igel- 391 

„        Wispel- 402 

,y       Zborower 839 

,,        Zeeländer 241 

,,        Zwätzener  Sommer- .   .    .  251 

Weizenbau  in  Italien 150 

„  j,  Spanien 153 

^  „  Russland 163 

„  „  den  Ver.  Staaten    .  172 

Weizeukom,  seine  Qualität    .   .   .  521 
Weizenmehl      „  „  .   .   •  619 

Werbungsmethoden,  künstliche  .   .  106 

Wbeat,  Allerton 261 

„      Allias 221 

„      Amber-Straw 864 

„  „      Winter-     ....  261 

„      Archer's  prolific   ....  218 

„      Amautka- 422 

„      Amold*B  hybrid    ....  2tfB 
„  „        Victor     ....  230 

„      Awny 363 

„      Baxter's 297 

„     -  Bearded  Flint- 886 

„      Biddle's  Imperial-    .     .    .  248 

„      Black-sea 422 

„      Blood  red 296 

„      Blue  Rivet 407 

„      Blue  Stem- 331 

„      Bole's  prolific 298 

,,      Bristol  red 325 

„      Broad-leaf  Cape-  ....  224 

„      Brodie's  white 213 

„      Browick  red 298 

„      Bull 826 

,1      Burwell's  red SIN) 

„      Callaby's  purple-etraw  .    .  226 

„      Canada  Club-Spring.    .    .  SSI 

„       Flint- 2tt 


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Sachregister. 


1007 


Club 


Wheat,  Cape- 327 

„      Carter's  fiU  measore .    .    .  880 

„      Casey'B  white 223 

„      Caucasian 332 

„      Champlain 346 

„      Chancellor  red .     .     .     .    '.  299 

„      Cheltham 216 

„      Chidham 216 

„      Chili- 227 

„      Chili  Square 265 

„      Chub 381 

„      Clawson- 280 

„      Clover'sred. 293 

(281 

{886 

,.    headed 316 

Cluster  dwarf  white ...  223 

Common  Rivet 406 

Compfsane  Prize  ....  279 
Cone  Rivet  or  Antifly  .    .  401 

Courtney's   six-rowed  Che- 
valier   256 

Crate 376 

Crimson  red 298 

Dantzik  red  chaffed  .     .     •  277 
Defiance  Spring-  ....  229 

Deihl 264 

Demokrat 264 

Dorking    Glory     ....  320 

Dott 365 

Dowestons  new     ....  258 

Downy-Kent 313 

Drouved's  new 300 

Dudney 224 

£arly  East  Barns-  .  .  .221 
„  Eclipse  dwarf  .  .  223 
„  Lancaster  ....  366 
„       Michigan    ....  825 

„      No^ 268 

Egyptian 847 

Eley's    Giant 215 

English  Flint- 232 

Farwer's- 259 

Fenton  white 278 

Fern  or  April 363 

Festal-Pedigree     ....  265 
Flanderns  short-eared    .     .  388 

Fraser's 221 

Fultz  Winter- 262 

Geja 248 

General  Harmon's  improved 

white   Flint- 232 

German  Amber    ....  261 

Thickset ....  401 

Giant  St.  Helena  ....  402 

Gold  Dust 801 

Golden  rough-chaff  .    .     .  325 

Swan 360 

Grass- 800 

Haigh's   prolific    ....  295 
Haigh-Wath  prolific.    .    .  272 


Wheat,  Hallet's  pedigree  Golden- 
drop 
dito 
dito 
dito 
dito 


294 
214 
254 
291 
220 


Hunter*s  white 

red   .... 

red  Nursery  . 

white   Victoria 

Hard-castle 221 

Hartwood's 259 

Harvey's  prolific   ....  299 

Hatherthon's 222 

Hedge 313 

Henton 224 

Hicklings  prolific  ....  256 

Hoary-white 313 

„      Talavera    .    .  317 

Hopetoun 217 

Hunter's  white 214 

Huntlops  prolific  ....  298 

Hutchinson- 886 

Jenning*8  white     ....  328 
Indedons  prolific  ....  256 

Indiana 232 

Irish- 261 

Italian    Spring-    ....  350 

Kentuky 264 

„        white  ohaff  ...  886 

Eessingland 257 

King  William 256 

Lady  Hall 221 

Lammas  red 290 

Langley's  red 260 

Large 232 

Leghorn 350 

Longberried  Winter-    .     .  365 

Lord  Ducie 222 

„     Wester 221 

Louisiana-    .    .    .    .    ^     .  281 

Mainstay 322 

Manchester 319 

Michigan-Wick      ....  828 

Mummy-  . 259 

Mungowell's- 221 

Murray's- 221 

Muskingum- 268 

Nairn-prize 222 

New  Sindh-Thoree    ...  324 

Norfolk 256 

North-Carolina 231 

Nova-Scotia 266 

Odessa 263 

Old  Genesee  red-chaff  .  .  280 
„  red  Lammas  ....  290 
„    white  Irish     ....  261 

Oregon  Club- 281 

Original  white  Flint     .    .  232 

Oxford  prize 218 

„       red 297 

Paines  defiance     ....  407 

Peari 316 

Piper's  Thickset   ....  382 

Pole  Rivet 399 

Post 329 


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1008 


Sacbregister. 


Wheat,  Prince  Albert 297 

„  Pringle's  white      ....  816 

„      Priory 221 

,»  Purple  stalked  Golden-drop  294 

n  Ked  bearded  Mediterranean  366 

„        „    beds 225 

,»        ,,    Berwick 299 

M        t,    BritaDnia 806 

»        „    chaff 802 

„       „    Bald 280 

»»        „     enfflish 290 

»  „    Golden-drop  ....  294 

„        „    Kent 290 

f,        „    Langham 298 

»        n    Marygold 292 

„        „    Rostock 297 

)*        „    Russian 870 

«>        „    strawed 268 

tf  „          „        white    .    .    .  279 

„        „    Talavera 296 

„        „    Wonder 298 

»  Richmond^B  Giant     .    .    .  820 

„  „            Priie     ...  820 

u  Rio-grande  Spring    .    .     .  880 

»      Rochester 282 

»  Rough  chaffed  Essex     •   .  815 

»      Sanford 880 

»9      Saumur  Spring- 278 

i>  „        yellow 272 

»  ShirifiPs  Square  headed-    .  255 

»  ShirrefiTs  bearded  white.    .  827 

»      Shumaker 801 

»  Smooth  Mediterranean  .   .  801 

»      Soule's 282 

»  Spalding|8  prolific   ....  291 

»  Square  Sicilian  Spring-  .   .  882 

ff      Standard  red 298 

»      Striped  chaff 299 

„      Stuffed 818 

)>  Taffanrock  smooth  white  .  897 

„      TaUvera 284 

„      Tall  Cluster 224 

»      Tappahannock- 280 

»      Taunton-Dean 815 

„      Tham 245 

„      Thick-set 256 

„  „      „  Club 298 

„  Tunstall  Thick  chaffed  .   .  818 

„      Turkey 847 

„      Turkish  flint 347 

„      Uxbridge 816 

„      Velvet  Board 376 

„  „       chaff 876 

„  Victoria  red  spring-  .    .    .  837 

„      Vipound's  white 218 

„      Yirginian-May 800 

„  „        white 228 

„      Volunteer 222 

„      Walker- 262 

„  Walla-WaUa  Spring-  ...  879 

„  Washington-Glass    .    .    •   .  230 

„  Webb'sChallenge  white  .   .  220 


Wheat»  Webb*s  selected  Golden-drop  257 
,»  „  „  Hunter'8white214 

M      White  Californian   ....  380 

ft  „      Champion 219 

„  „      Chiddam 216 

„  „  „       Spring-.   .  238 

„      egg-sheU 223 

„      Essex 212 

„  „       Flanders 241 

»»  „      Golden-drop     .    .    •  257 

}»  „      Hungarian    .    .    .   •  236 

»>  „      Lammas 817 

n  „      Mammoth 280 

„  „      Naples 242 

„  „      Oregon 240 

»»  M      Rivet 894 

„  „      Rogers 829 

„  „       SUndard 214 

„  „       Swan 223 

„      Tradewell 229 

„  ,,       Trump 219 

„  ,,      Tuskan 225 

„      Velvet 313 

„  „      Victoria 220 

„      Whittington- 316 

„      Woodleps  soperb    .    .    .   .  261 

„      Woolly  eared »13 

,,      Yellow  Lammas 253 

„      Yorkshire- 232 

Wunderweizen 408 

Wurzelathmung 40 

Wnrzeltiefgang 15 


Zea  Mais 772 

„     aouminata  Koke 778 

„    alba  AI 793 

„    alboflava  Kcke. 818 

„    alborubra  Kcke 782 

„    oaesia  AI 817 

„    chilena  Kcke 778 

„  ooeruleodulcis  Kcke.  .   .  778 

„    crococeras  Kcke 786 

9,    crocodon  Kcke 785 

„  dierythra  Koke.    .    .   .   .818 

„    dulcis  Kcke 776 

„    flavodulcis  Kcke 777 

„  flavorubra  Kcke.  .  •.   .   .  783 

„    gilva  Kcke. 814 

„    glaucomis  AI 793 

„  gracillima  Kcke.  ....  789 

„  haematornis  Kcke.  .   .    .  792 

„    leucodon  AI 779 

„    leuoomis  AL 788 

„    macrosperma  Kl 773 

,,  melanomis  Kcke.  ....  792 

„    mnlticolor  AL 819 

„    nigra  AI 817 


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^Ma«   ompMesKcke. 

"  *^*iI'Ppi  Kcke  ■ 
"  Pnngens  Kcke'  "  ' 
"  PjTodon  AI  '  ■ 
"    rosea  Kcke    '    '    ' 

"     "''""'«dulcisKcke 
»    rubra  Bonaf. 

"  ^broduJcis  Kcke.     ' 

"  Tk     P"°'"ata  Kcke' 

"  :»bro8triata  Kckf 

"  rubrovelata  Kcke      ' 


Sach 


register. 

1009 

^^^  Mais,  ru^o,,  ^ 

"     striata  AI  775 

"         "     »Watidens  kcke    "    '    "    •  818 

"     tunioata  LarranL'    "    '    ■  'S« 

::         "     *«rgida  Bon7f    ''*«'"  ■    ■  '72 

..     uberfor  Kcke     '    '    '    •    •  812 

-     violacea  Kcke    '    '    •    '    •  777 

•        "     ^"-grinica  Bonaf-    '    '    '    "  .«^^ 

"     ^"'ffata  Kcke ~^^ 

•'     xanthodon  AI    '    '    '        ■  803 
Zonen  "pfl^'*""'0'-nfs  Kc'ke       '    '    "  !5 


II. 


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04 


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Drnckfeliler. 


Seite  186 


317 
386 
850 
381 
898 
411 
415 
426 
484 
484 
486 
486 
488 
440 
447 


In  der 
nnd  in 
Länder 
Anstatt 

Z.  8  V. 
Z.  1  V. 
Z.  6  V. 
Z.  18  V. 
Z.  12 
10 
7 
8 
18 
17 
4 
18 
11 


üebenichtstabelle  der   Getreideprodnktion   und  Konsmntioii 

der  Spalte  ,,Mehreinfuhr  in  Mark^  für  die  aiueerenrop&iBdiea 

die  Zahlen  fortzulassen. 

vellosa  lies  velloso. 

Delhie  lies  Delhi. 

u.  Anstatt  Sigma  lies  Signo. 


0. 

u. 
o. 
o. 
u. 
o. 
o. 
u. 
u. 
u. 
u. 
u. 


Malorca  lies  Mallorca. 

Ejipto  lies  Egipto. 

Trigo  k  laga  lies  Tr.  Alaga. 

Puros  lies  ryros. 

nero  lies  negro. 

vellosa  lies  velloso. 

Patianchuclo  lies  Patianohuelo. 

blanches  lies  blanc. 

commune  lies  commun. 

rousse  lies  roux. 

blanche  barbue  lies  blanc  barbu. 

commune  lies  commun. 


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