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Jahresbericht
über die Fortschritte auf dem Gesamtgebiete der
Agrikultur -Chemie.
Dritte Folge, XIII. 1910.
Der ganzen Reihe dreiundfünfzigster Jahrgang
Unter Mitwirkung von
LIBRARY
NEW YORK
BOTANICAL
GARDEN
Dr. G. Bleuel, Forstmeister -Freudenberg, Dr. G. Kalb -Hildesheim, Prof. Dr. A. Kohler-
Möckern, Prof. Dr. 0. Krug - Speyer, Dr. F. Mach -Augustenberg, Dr. M. P. Neumanu-
Charlottenburg, K. k. Regierungsrat A. Stift -Wien, Prof. Dr. fl. Will -München
herausgegeben von
Prof. Dr. Th. Dietrich,
Geh. Eegierungsrat, Hannover.
BERLIN.
Verlagsbuchhandlung Paul Parey.
Verlag für Landwirtschaft. Gartenbau und Forstwesail.
SW., Hedemannstrasse 10.
1911.
Alle Rechte, auch das der Übersetzung, vorbehalten.
Inhaltsverzeichnis.
1. Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Referenten: G. Bleuel, Th. Dietrich, G. Kalb, M. P. Neumann
und A. Stift.
A. Quellen der Pflanzenernährung.
1. Atmosphäre. Referent: G. Bleuel. Seite
Zusammensetzung der atmosphärischen Luft. Von G. Claude. . . . 3
Gehalt der Atmosphäre in Montevideo an Kohlensäure. Von
J. Schroeder 3
Die Stickstoffverbindungen im Regen und Schnee. Von Fr. T. Shutt 3
Salpeter- und Ammoniakgehalt im Regen zu Tonkin. Von Aufray . 3
Das Regen wasser als Stickstoffquelle. Von T. Weedon 4
Stickstoffgehalt der atmosphärischen Niederschläge in Flahult. Von Hj.
V. Feilitzen und J. Lugner 4
Zusammensetzung des Regens auf der Insel Barbados 4
Meteorologische Beobachtungen zu Ploty. Von A. Bytchikhine und
M. Boulatoviteh 4
6jähr. Beobachtungen mit dem Aktinoskop. Von W. Schiptschinski 5
Zusammenhang zwischen Luftdruck und Temperatur. Von Trabert . 6
Sonnenflecken und Niederschlagsmengen. Von G. Hellmann. . . . 6
Geographische Verteilung der Gewitterhäufigkeit in Europa. Von E. Alt 7
Beobachtungen des niederösterreichischen Gewitterstationsnetzes 1901 bis
1905. Von A. Defant 8
Schneeverhältnisse Süddeutschlands 1890—1900. Von Fr. Lengacker 9
Witterung in der Schweiz i. J. 1909. Von R. Bill willer 10
Hagelhäufigkeit in der Schweiz. Von J. Maurer 10
Kälteeinbrüche in Mitteleuropa 1908/1909. Von A. Feßler .... 11
Temperaturschwankungen in Rußland und Nordasien. Von H. v. Ficker 12
Der Regen in Samoa. Von K. Wegener 13
Sommertemperaturen in verschiedenen Teilen Europas. Von H. H.
Hildebrandson 13
Entstehung der Föhnwinde auf der Nordseite der Alpen. Von H. v.
Ficker 14
Klimaklassifikation auf physiogeographischer Grundlage. Von A. Penck 14
Zum Klinaa von Palästina. Von F. M. Exner 15
Wettertypen in Ägypten. Von J. Craig • ■^'^
Wechselbeziehungen zwischen Klimaänderungen. Von H. Arctowski . 17
Geschützter Regenmesser. Von R. Billwiller 18
Wetterdienst in Bayern. Von A. Schmauß 19
Ne e Methode der Wettervoraussage. Von G. Guilberi 19
fiher das Eindringen des Regenwassers in den Boden. Von B. Latham 21
Einfluß der Wälder auf das Klima und Wasserführung der Flüsse. Von
W. L. Moore 22
I*
YI Inhaltsverzeichnis.
Seite
Fortdauer der Fruchtbarkeit der Böden Asiens. Von F. H. King . , 75
Über die Fruchtbarkeit des Bodens in bezug auf PjOs- Von A.
Kostzyelyetzkii 75
Studium über Fruchtbarkeit des Bodens und wasserlösliche Pj 0. Von
J. Pouget und D. Chouchak 76
Wirkung der Drainage. Von Bieler-Chatalan 76
Einfluß der Regenwürmer auf die Fruchtbarkeit des Bodens. Von E. J.
Russell 77
Die Nutzbarkeit im Boden eathaltener Phosphate. Von W. P. Kelle y 77
Beziehungen der Ergebnisse von Topfversuchen zum Gehalte an aktiver
P3O5 im Boden. Von G. S. Fraps 77
Einfluß von CaO auf die Löslichkeit von Bodenbestandteilen. Von E.
W. Gaither 78
Nutzbarkeit des Boden -N im Verhältnis zur Basicität des Bodens. Von
F. L. Lyon und J. A. Bizzell 78
2. Physik des Bodens und Absorption.
Bodentemperatur. V^on C. Flammarion 78
Einfluß des Forstes auf die Bodentemperatur in verschiedenen Tiefen.
Von E. Oeuf 79
Einfluß der Bodendecke auf die Bodentemperatur und Wärmeaustausch.
Von Zaboslawski 79
Über den Wassergehalt des Bodens. Von W. Schneidewind. . . . 80
Bedeutung der Bodenkolloide für die Bestimmung von Hygroskopicität im
Boden. Von P. Ehrenberg und H. Pick 80
Das Wasserfassungsvermögen u. a. typischer Böden unter dem Einfluß
von Meliorationsmittel. Von 0. Engels 81
Die Bodenbearbeitung und der Wasserhaushalt im Boden. Von G. Paris 82
Einfluß von Kalk und Humus auf die Beschafi'enheit von Böden. Von
W. Thaer 82
Bodenfeuchtigkeit in Beziehung zur Beackerungsmethode. Von K. G.
Mankowski. . . 83
Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit. Von W. W. Burr und W. P. Snyder 84
Verdunstung von Wasser- und Bodenoberflächen. Von E. G. J. Mohr 84
ßödenverdunstung. Von R. W. Thornton .... 85
Verdunstung von Rasen. Von W. Schiptschinsky 85
Absorptionsfähigkeit einiger russischer Böden. Von A. N. Sabanin. . 85
Absorptionsfähigkeit des Bodens vom physikalisch-chemischen Standpunkt
aus. Von U. Pratalongo 86
Die KolloidstofFe in den Tonen und die Adsorptionserscheinungen. Von
P. Rohland 86
Beziehungen der physikalischen Eigenschaften zur mechanischen Analyse
der Böden. Von A. Frankau 86
Plastieität und Cohärenz der Tone und Lehme. Von A. Atterberg . 87
ßodenphysikalische Untersuchungen in Mischbeständen von Eiche und
Buche. Von R. Wallenböck 87
Zusammenhang zwischen Ertragsleistung und Bodenbeschaffenheit bei der
Kiefer. Von Schön berg 87
3. Niedere Organismen.
Der Stickstoff haushält des Ackerbodens. Von Th. Pfeiffer. A. Gut-
mann und F. Thiel 88
Denitrification und N-Sammlung im Ackerboden. Von Fr. Marr, Ber.
v. Th. Pfeiffer 92
StickstofFanreicherung des Bodens durch freilebende Bakterien. Von
A. Koch 93
Stickstofianreicherung des Bodens. Von A. Krainsky 94
Bodenbakteriologische Untersuchungen VI. Von B. Heinz e 95
Bakteriologische Beziehungen in Böden unter Gewächshausbedingungen.
Von J. G. Lipman und Mitarb 96
Abhängigkeit der Bakterienzahl im Boden von äußeren Einflüssen. Von
D. Engberding 98
Inhaltsverzeichnis. YU
t
Seite
N-Bindung in Böden Colorados. Von W. P. Headder 99
Bodenbakteriologische Studien. Von F. L. Stevens u. W. A. Withers 100
Beiträge zur Bodenbakteriologie. Von Ad. Dzierzbicki 100
Faktoren bei der Bindung von N durch Azotobacter. Von C. Hoff-
mann und B. W. Hammer. . 101
Azotobacter-Studien. Von J. G. Lipman 102
BodenimpfuDg mit Azotobacter Beyerincki. Von J. G. Lipraan . . . 103
Mineralstoff bedarf von Azotobacter. Von H. Kaserer 103
Bestimmung der cellulosezersetzenden Fähigkeit des Bodens. Von H. R.
Christensen 103
N-Bindung im Boden mit Hilfe von Cellulose als Energiequelle. Von
Alfr. Koch 104
N-ßindung im Boden mit Hilfe von Cellulose als Energiequelle. Von
H. Pringsheim 1Ü5
Agar-Agar als Energiequelle zur Assimilation des N. Von H. und E.
Pringsheim 105
Messung der Lebenstätigkeit der aerobiotischen Bakterien im Boden
durch die CO, -Produktion. Von F. H. Hesselink van Suchtelen 105
Die Bakterienflora als Faktor der Bodenunfruchtbarkeit. Von A.
Dachnowski 107
Leistungen und Wert der Bodenbakterien. Von K. F. Kellermann . 108
Assimilation von Ammon-, Nitrat- und Amid-N durch Mikroorganismen.
Von St. Bierema 108
Aerobe N-bindende Bakterien in den Tropen. Von E. de Kruyff . . 108
N- Assimilation der Wälder. Von G. Zemplen und G. Roth . . . 108
Über Ammoniak- und Nitratbildung in Böden. Von J. G. Lipman
und Mitarb 109
Nitrifikation vom biologischen Standpunkt. Von J. A. Makrinow. . 112
Nitrifikation in den Böden an Ort und Stelle. Von Pouget und
Guirand 113
Vorkommen und Bildung der Salpetersäure in Wald- und Heideboden.
Von Fr. Weis 114
Einfluß der Ernte und Bebauung auf die Nitrifikation innerhalb der
Wachstumsperiode. Von C. A. Jensen 116
Über die Zersetzung der Nitrate durch Bakterien. Von S. Sewerin . 116
Verschiedener Verlauf der Denitrifikation im Boden und Flüssigkeiten.
Von A. Koch und H. Pettit 117
Wirkung der Dampfsterilisation auf die wasserlösliche Substanz in Böden.
Von F. L. Lyon und J. A. Bizzell 117
Zur Frage der N- Assimilation des weißen Senfs. Von 0. Lemm er-
mann, E. Blanck und R. Staub 118
Einfluß der Gründüngung auf Denitrifikation. Von A. Bartels . . . 118
Versuche bei Lupinen mit versch. Impfmitteln. Von Hj. v. Feilitzen 119
Ergebnisse verschiedener Impfversuche. Von Brux 119
„ „ ., Von E Grabner 120
„ „ ., Von H. V. Feilitzen ... 120
„ „ ,, Von J. G. Lipman .... 121
Impfung der Serradella u. a. mit Bakterienarten. Von L. Hiltner . 121
Neuere Ergebnisse bodenbakteriologischer Forschungen. Von J. Simon 122
Einfluß von CS.^ auf N-Ümsetzungsvergänge im Boden. Von R. Scherpe 122
Corrodierende Tätigkeit von Bakterien im Boden. Von R. H. Gaines 123
Das Kali und die Mobilmachung des organischen N. Von P. Renault 123
Mobilisierung der PjOj im Boden durch Bakterien. Von S. A. Sewerin 123
Brachefeldversuche. Von E. A. Mitscherlich 124
Literatur 124
4. Düngung. Referenten: Th. Dietrich, G. Kalb und A. Stift.
a) Analysen von Dilngeniitteln, Konseryiernngr, Streumittel.
Über die N -Verluste des Stallmistes bei Verwendung verschiedener
Streumittel. Von Hj. v. Feilitzen 131
YJIX Inhaltsverzeichnis.
Seite
Entweichen von NHj, aus Gülle. Von P. Lieehti und E. Ritter . . 132
Untersuchung von Gülle. Von P. Lieehti und E. Ritter .... 133
Die Bedingungen der Nitrification im Stallmist. Von Br. Niklewski 133
Guano aus der Grotte von Ärequita. Von J. Schroeder 134
Untersuchung von Kalkstickstoff und Stickstoff kalk. Von A. Bömer . 134
Fluorhaltige Martinschlacken. Von 0. Lemmermann 134
Chemische Versuche mit Calciumcyanamid u. a. Von Fr. Reis . . . 135
Physiologische Versuche mit Calciumcyanamid u. a. Von Fr. Reis . . 135
Untersuchungen über Kalkstiekstoff u. a. Von Ä. Stutzer u. Fr. Reis 136
Über die vermeintliche ammoniakalische Gärung des Cyanamids. Von
C. Ulpiani 137
Ober die Zersetzung des Cyanamids durch Pilze. Von H. Kappen . 137
Die Salpeterlager in Chile. V^on R. A. F. Penrose jr 138
Die Produktion von schwefelsaurem Ammoniak. Von H. G. Söderbaum 138
Coufri., Tafla und Marog, Naturdünger in Ägypten. Von S. Strakosch 139
Gehalt von Ruß an N. Von H. W. Harvey 139
Neue Ablagerung von Kalkphosphat. Von A. Chavard 139
Untersuchung von Knochenmehl und Guano. Von J. Schroeder . . 139
Untersuchung von Knochenmehl in verschiedenem Feinheitsgrad. Von
H. Damraann und J. Schroeder 140
Über das Verhalten von Superphosphat im Boden. Von J. K. Gr eisen-
egg er 140
Über die N-haltigeu Substanzen der Knochensuperphosphate. Von G.
Chardet 140
Das Kalisalzlager im Ober-Elsaß. Von L. Grandeau 141
Kainit aus dem Ober-Elsaß. Von M. Kling 141
Handelsmarke Carnallit und Kainit. Von P. Krisch« 142
Pohl's Zeolithdünger mit Kaligehalt. Von A. Halenke und M. Kling 142
Über die Verrottung des Gründüngers. Von B. Heinze 143
Zusammensetzung der Manganose. Von 0. Reitmair 143
Kompostin. Von M. Kling 143
Analyse einer Schlempekohle. Von Fr. Strohmer 143
Zusammensetzung von Gaskalk. Von P. J. Bhatt 143
Torf zu Streuzwecken 144
Praktische Versuche zur Feststellung des Gebrauchswertes der Torfstreu.
Von Hj. v. Peilitzen 144
Giftigkeit von Kalkstickstoff. Von Kionka 145
Ist der Genuß von Kalkstickstoff und Norgesalpeter für Haustiere ebenso
gefährlich wie Chilisalpeter? Von P. Gordan 145
b) Ergebnisse der Düng^erkonfrolle.
Ergebnisse in Augustenberg. Von F. Mach 145
., ., Berlin. Von O. Lemmermann und O. Foerster . . 146
., Bern. Von P. Lieehti 146
,, „ Breslau. Von B. Schulze 147
,, ., Danzig. Von M. Schmoeger 148
„ Görz. Von J. Bolle 148
„ Halle a. S. Von H. C. Müller 148
., ,. Hildesheim. Von K. Aumann ... 149
„ .. Kiel. Von H. Wehnert 149
., „ Köslin. Von P. Baeßier 150
„ „ Marburg. Von E. Haselhoff 150
,, ., Möckern. Von O. Kellner und Köhler 151
„ ., Münster. Von J. König und A. Bömer 152
„ „ Pommritz. Von G. Loges 152
„ „ Speyer. Von A. Halenke und M. Kling 15S
„ Triesdorf. Von A. Kleemann 153
., Zürich. Von A. Grefe 154
c) Dßngung'sversache.
Ober die N- Ernährung der grünen Pflanzen mit Ammoniaksalzen. Von
E. Pantanelli und G. Severini 154
Inhaltsverzeichnis, IX
Seite
Über die Wirkung von Kalknitrat, Kalknitrit und Chilisalpeter. Von
Br. Tacke 156
Versuche mit Chilisalpeter und schwefelsaurem Ammoniak bei Hafer.
Von H. Svoboda 156
Vergleichende N-Düngungsversuche. Von Gaul 157
Vergleichende N-Düngungsversuche. Von H. G. Söderbaum . . . 157
Ammonsulfat als Düngemittel. Von H. G. Söderbaum 158
Vergleichende M -Düngungsversuche. Von Steglich 158
Düngungs versuche mit Kalkstickstoff und Kalksalpeter. Von E. Hasel-
hoff 159
Düngungsversuche mit schwefelsaurem Ammoniak mit Kochsalz. Von
B. Schulze 160
Düngung mit Torf-, Stroh- und Sägemehlstreu-Stalldünger. VonL. Wilk 160
Relative Wirkung verschiedener N-Formen auf den Haferertrag. Von
N. Owtschinikow 160
Düngungsversuche mit Kalk Stickstoff und Kalksalpeter. Von Buchner 161
Düngungsversuche mit neuen N-Düngemitteln. Von J. Hendrick . 162
Kalk- oder Natronsalpeter. Von P. Wagner 162
Versuche über die Wirkung des Nitrit-N. Von M. Gerlach .... 163
Von O. Kellner .... 163
,, ., ., ., „ Moorboden-N. Von F. Herrmann . 164
„ ,, ., .. „ Schwefelwassers. Von H. C. Müller
und K. Störmer 166
Gründüngungsversuche zur Feststellung der Ausnutzung des N. Von
P. Baeßler 167
Verbleib des Gründüngungs-N in Sandboden. Von C. v. Seelhorst . 168
Verwertung von Torf-N. Von J. G. Lipman u. Mitarb 168
I Düngungsversuche mit N-Düngemitteln. Von W. Schneidewind
u. Mitarb 168
Felddüngungsversuche. Von W. Schneidewind 169
Untersuchungen über den Stalldünger. Von B. J. Russell .... 170
Mitwirkung von Mikroorganismen an der Ausnutzung von Phosphaten.
Von S. de Grazia 171
Bestimmung des P, Og-Bedarfs der Zuckerrübe. Von G. Wimmer . . 172
Über die rationelle Anwendung der Superphosphate. Von J. Dumont 172
Zur Erforschung des PjOr,- und K^ 0-Bedürfnisses von Kulturböden an-
gestellte Wiesendüngungsversuche. Von P. Liechti 173
Versuche mit verschiedenen phosphorsäurehaltigen Düngemitteln. Von
. J. Schroeder und H. Dammann 174
Felddüngungsversuche mit verschiedenen Phosphaten. Von 0. Reitmair 174
H Phosphorsäureversuche. Von W. Schneidewind u. Mitarb. . . . 175
Ein Düngungsversuch mit Knochen-Präcipitat. Von A. Rind eil . . 175
Düngungsversuche mit Palmaerphosphat auf Moorboden. Von Hj.
V. Feilitzen 176
Wirkung der PoO^ in Gypsphosphat. Von J. G. Lipman 177
Wirkung der PjOg in geringhaltigem Mineralphosphat. Von J. G. Lipman 177
Auf welchen Böden kann Thomasmehl durch Rohphosphate ersetzt
werden? Von Br. Tacke 177
Wirkung von Tonerde- und Kieselsäure-gel auf die Ausnutzung der
P2O5 durch die Pflanzen. Von Th. Pfeiffer und E. Blanck . . 178
Nachwirkung verschiedener Phosphate auf gekalktem und ungekalktem
Boden. Von H. J. Wheeler 179
III Kalidüngungsversuche. Von W. Schneidewind u. Mitarb. . . 179
Düngungsversuche mit für Kalimangel empfindlichen Gerstensorten.
Von Hj. V. Feilitzen 180
Wirken bestimmte Kalisalze durch ihre wasserentziehende Kraft günstig
auf das Pflanzenwachstum? Von B. Tacke 180'
Die Ausnutzung des Kalis im Kalktraßdünger. Von A. Stutzer . . 181
Über die Düngerwirkung der Humuskieselsäure. Von L. Hiltner und
F, Lang 182
X Inhaltsverzeichnis.
Seite
Über die Düngerwirkung der Humuskieselsäure im Sandboden. Von
A. Stutzer 182
Über die Wirkung löslicher SiOj bei Zugabe und bei Abwesenheit von
gelösten Kohlehydraten. Von A. Stutzer 183
Düngewirkung von 40procent. Kalisalz, Kalisilicat und Feldspat. Von
R. Heinrich, F. Honcamp u. Mitarb 183
Gefäßversuche mit Kalisilcat. Von E. Wein 183
Wirkung des Phonoliths als Kalidüngemittel. Von B. Tacke . . . . 184
Beitrag zur Beurteilung kalihaltiger SilicatdüDger. Von Th. Remy . 184
Bedeutung des Phonoliths als Kahdüngemittel. Von T h.P f e i f f e r u. Mitarb. 185
Düngungsversuche mit Phonolithmehl. Von Bj. v. Feilitzen . . . 187
Phonolithversuche. Von W. Schneide wind 187
Topiversuche mit Phonolithmehl. Vcn L. Hiltner 187
Ausnutzung des KaUs in Ton und tonhaltigem Lehmboden. Von F. W.
Morse und B. E. Curry 188
Die Kalkfeindlichkeit der Lupine. Von Th. Pfeiffer und E. ßlanck 188
Kalk- und Magnesia- Versuche. Von D. Meyer 189
Ist der Kalk der Kalksilicate zur Ernährung der Pflanze geeignet? Von
H. Mieth 190
Einfluß von CaCOg und MgCOg auf Boden und Pflanzen. Von P. S.
Kossowitsch und L. Althausen 191
Einfluß des Feinheitsgrades des Kalks auf dessen Wirkung. Von Hj.
V. Feilitzen 192
Düngerwert von borhaltigem Ca CO,. Von J. G. Lipman 192
Düngerwert von borhaltigem CaSO^. Von J. G. Lipman 192
Düngerwert von Grünsand-Mergel im Sandboden. Von J. G. Lipman 192
Wirkung des Mangans bei der Düngung. Von L. Bernardini . . . 193
Mangan-Düngungsversuche. Von H. Bartmann 194
Mangan-Düngungsversuche. Von 0. Reitmair 194
Wirkung löslicher Mineraldünger in trocknen Klimaten. Von S. d e G razia 194
Düngerwirkung der Torfasche. Von Hj. v. Feilitzen 196
Kochsalzdüngung und N - Düngung zur Bekämpfung der Herz- und
Trockenfäule. Von R. Schander 196
Kochsalzdüngung zu Zuckerrübe. Von J. Ash 197
Aufnahme von Ba durch die Pflanzen. Von H. Colin und J. de Rufz 197
Bor als katalytisches Düngemittel. Von H. Agulhon 198
COj-Düngung. Von A. E. Mitscherlich 198
Düngung im Hochmoor. Von A. Baumann und E. Gully .... 198
Felddüngungsversuche mit Hafer. Von E. Haselhoff 199
Düngung des Sommergetreides. Von A. Ziehe 200
Gewinnung von Braugerste. Von H. Dammann 200
Einfluß verschiedenzeitiger Salpeterdüngung auf ßeschafi'enheit der Gerste.
Von F. Moertlbauer 201
Düngungsversuche bei Kartoffeln. Von Crochetelle 201
Düngungsversuche bei Lupinen; mitgeteilt von W. Fleischmann . . 201
Düngungsversuch auf humosem Sandboden. Von A. Baumann . . . 202
Kalkdüngung im Hochmoor. Von A. Baumann und H. Paul . . . 202
Kartofi"erbau im Hochmmoor. Von A. Baumann und H. Paul . . 204
Gedanken und Bedenken über Düngungsversuche. Von H. Briem . . 205
Düngungsversuche zu Zuckerrübe. Von H. Kaserer 205
„ „ „ „ Reichert 206
„ E. Saillard 206
„ „ „ „ W. Krüger 207
Düngungsversuche bei Stecklingsrüben. Von L. Sempolowski . . . 207
Norgesalpeter. Von K. Ulrich 208
Zur Stickstofi' frage beim Zuckerrübenbau. Von H. Briem . . . . 208
Düngungsversuche zu Zuckerrüben. Von B. Prochäzka 208
Stickstoffdüngung zu Zuckerrüben. Von M. Graftiau 209
„ ,, „ „ Krawcynski 209
., B. Erben u. Mitarb. . , , 210
j Inhaltsverzeichnis. XI
Seite
WiesendünguDgsversuche in der Rhön. Von E. Haselhoff .... 210
Von E. Solberg 211
„ H. Svoboda 211
„ „ Kröber 212
.Kalkzufuhr bei Wiesen auf Hochmoor. Von ßr. Tacke 212
Wiesendüngungsversuche. Von Th. Remy . . . 213
Verschiedene Einwirkung der Düngemittel auf das Wachstum der
Wiesenkräuter. Von Emil M er 214
Wiesendüngungsversuche. Von A. Grebe 214
Wiesen und Weiden. Von Th. H. Hunt 215
Wiesen und Weiden im Hochmoor. Von A. Baumann und H. Paul 216
Düngungsversuche auf Moorboden. Von Th. Mayer 217
Werden Moorwiesen ausreichend gedüngt. Von B. Tacke . . . . 218
Werden Moorwiesen ausreichend gedüngt. Von Hj. v. Feilitzen . . 218
Alpendüngungsversuche in Kärnten. Von H. Svoboda 220
Rebendüngungsversuche. Von K. Windisch 220
„ ., Fr. Gvozdenovic 221
,, J. Stoklasa 221
Düngungsversuche bei Korbweiden. Mitgeteilt von H. Wagner . . 221
Die Düngung im forstlichen Großbetriebe. Von Schwappach . . . 221
Zwei forstliche Düngungsversuche. Von H. Vater 222
Düngungsversuche in einem Saatkamp. Von H. Vater 223
Düngungsversuche mit Saatschulfichten. Von Siefert und A. Heibig 224
Kieferndüngungsversuch. Von K. Rackmann 225
Einfluß verschiedener Ernährung von Obstbäumen auf ihr Gedeihen.
Von H. Müller-Thurgau und 0. Schneider-Orelli .... 225
Obstbaumdüngungsversuch bei Germersheim. Von Hoff mann . . . 227
Düngungsversuche mit Nährsalzen bei Gartengewächsen. Von J. Simon 228
Düngungsversuche mit Gummibäumen. Von A. R. Thompson . . . 228
Brachefeldversuche. Von P. Ehrenberg 229
Ausnutzung des im Minimum vorhandenen Nährstoffes. Von E. A.
Mitscherlich und K. Celichowski 230
Wirkung des Zinks bei Vegetationsversuchen. Von P. Ehrenberg . 231
Feldversuche auf Lehm und sandigem Lehm. Von M. F. Miller und
C. ß. Hutchison 232
Feldversuche auf Kalksteinboden. Von M. F. Miller und C. B.
Hutchison 233
20jähr. Versuche im Poltavafelde. Von K. T. Manko wski .... 233
Secundäre Wirkungen von Düngemitteln auf den Boden. Von A. D. Hall 233
Literatur 234
B. Pflanzenwachstum.
1. Physiologie. Referent: M. P. Neumann.
a) Fortpflanzung, Keimung'.
Einfluß verschiedener Nährsalze auf die Keimung von Mais. Von 0.
und E. Chudinin 240
Bedeutung des Pflauzenschleims für die Keimung. Von C. Ravenna
und M. Zamorani 240
Intensität der Atmung und Keimfähigkeit der Samen. Von 0. K. Haus-
mann und H. P. Iwanissowa 241
Widerstandsfähigkeit gewisser Medicagosamen gegen hohe Temperaturen.
Von 0. Schneider-Orelli 241
Einfluß von Phosphaten auf die Atmung der Pflanzen. Von N. N.
Iwanoff 241
Wirkung der Phosphate auf die Ausscheidung der C 0^ durch Pflanzen.
Von L. Iwanoff ." 242
Wirkung von Desinfektionsmittel auf die Keimkraft. Von G. D. Ippolito 242
Einfluß des ultravioletten Lichtes auf die Keimung. Von L. Raybau d 242
yn Inhaltsverzeichnis.
Seite
Wirkung des galvanischen Stromes auf die Keimung. Von H. Mi che eis 242
Über die Bildung von Hordenin während der Keimung der Gersten-
samen. Von T. Torquati 243
Einige Bedingungen, welche die Keimung und Fruchtbarkeit von Pollen
beeinflussen. Von E. P. Sandsten 243
Parthenocarpie bei der Stachelbeere. Von Ewert (-Proskau) .... 244
Die correlativeD Einflüsse des Keros beim K.eifeproceß der Früchte. Von
Ewert (-Proskau) 244
b) Ernährung^, Stoffwechsel, Assimilation.
Die Beziehungen der Pflanzen zu den Bodensalzen. Von B. Hansteen 245
Über die Wurzelausscheidungen. Von Brocq- Rousseu und E. Gain 245
Über das Vermögen der Wurzel in der Absorption der Salze Auswahl
zu treffen. Von J. deRufzdeLavison 245
Die Einwirkung einiger hydrolysierbarer Salze auf höhere Pflanzen. Von
A. Gregoire 246
Über die Wirkung der Mineralsalze auf den Eiweißumsatz in den
Pflanzen. Von W. Zaleski und Israilsky 246
Wo findet die Ausnutzung des Nitratstickstoffs im Pflanzenkörper statt?
Von C Acqua 246
Die Beziehung der Salze des Ca zur Assimilation des Nitrat- N durch
grüne Pflanzen. Von V. P. Erraakov 247
Aufnahme der P2O5 durch die Pflanzen. Von J. Pouget und D.
Schuschak 247
Zur Kenntnis des Mineralstoffbedarfs von Azotobacter. Von H Kaserer 248
Können Bromeliaceen durch die Schuppen der Blätter Salze aufnehmen?
Von K. Aso 248
Über die Salzausscheidung durch die Blätter. Von J. Schtsoherback 248
Haben höhere Pilze Ca nötig? Von S. Hori 248
Untersuchungen über die Aufnahme von stickstofi"haltigen organischen
Substanzen durch die Wurzel der Phanerogamen bei Ausschluß von
COg. Von V. Gräfe 249
Über die Assimilation des freien atmosphärischen N in den Pflanzen.
Von G. Briosi 249
Studien über den Mikroorganismus, der die Leguminosenknöllcben er-
zeugt, und über die N-ßindung in Reinkulturen. Von G. de Rossi 250
Über die H - Oxydation durch Mikroorganismen. Von B. Niklewski 250
Über die Vergärung der Ameisensäure durch Bac. prodigiosus. Von
H. Franzen und G. Greve 250
Die Umsetzung des Phosphats in der Pflanze. Von W. Staniskis . . 250
Untersuchungen über die Stickstoff- Assimilation in den Laubblättem.
Von R. Otto und W. D. Kooper 251
Über die Proteinbildung in reitenden Samen. Von E. Schulze und
E. Winterstein 251
Über die Glucoside. Von Th. Bokorny 252
Über die Bildung der Aminosäuren in den Pflanzen und über die Ein-
wirkung von Formaldehyd auf Cyankali. Von H. Franzen . . . 252
Der Beginn der Photosynthese und die Entwicklung des Chlorophylls.
Von A. A. Irving 252
über die photochomische Bildung von Pormaldehyd in grünen Pflanzen.
Von S. B. Schryver 253
Über die Entwicklung der Phosphor- und Minerals abstanz in den Blättern
der ausdauernden Pflanzen. Von G. Andre 253
Der organisch gebundene Phosphor in reifen Samen u. m. Von A.
Parazzoni 254
Ober den Einfluß der Kalisalze auf die Bildung von Rohrzucker in den
Samen. Von G. de Plato 255
Beiträge zur Kenntnis der Lebensvorgänge in ruhenden Pflanzenteilen.
Von H. Müller-Thurgau und 0. Schneider-0 reUi .... 255
Über die synthetische Asparaginbildung in den Pflanzen. Von D.
Prianischnikow und J. Schulow 255
Inhaltsverzeichnis. "ÜTTTT
Seite
Über die Concentration des Asparagins iu verschiedenen Teilen der
Keimlinge von Phaseolus faba. Von Lydia Krestovnikova . . 256
Über die Wandlungen des Stärke- und Fettgebalts der Pflanzen. Von
Friedr. Weber 257
Abnorme Stärkeansammlung in vergilbten Fichtennadeln. Von F. W.
Neger 257
Abnahme und Rückwanderung der N - Verbindungen aus den Blättern
während der Nacht usw. Von R. Otto und W. D. Kooper . . 258
Der Ursprung und die physiologische Funktion der Pentosane in Pflanzen.
Von C. Ravenna und 0. Cereser 258
Über die Entwicklung der Zwiebelgewächse. Von G. Andre . . . 259
Über die Atmung der Weizenkeime. Von K. Galitzky und V.
Wassiljeff . 260
Über den respiratorischen Gaswechsel der oberirdischen vegetativen
Organe der Gefäßpflanzen. Von G. Nicolas 260
Experimentelle Untersuchungen über pflanzliche Assimilation und
Respiration. Von D. Thoday 261
Über die Wirkun^r nützlicher und schädlicher Reizmittel auf die Atmungs-
processe der Pflanzen. Von M. Iwanow 261
Über den Vorgang der Zuckeroxydatioa bei der Pflanzenatmung. Von
S. Kostytschew . 261
Die Transpiration und der Wasserauftrieb in Bäumen unter dem Klima
Australiens. Von A. J. Ewart und Bertha Rees 262
Die Bedeutung der Wasserverdunstung der Pflanzen. Von Leclerc
du Sablon 263
Einige Verdunstungsversuche mit Bezug auf die übermäßige Transpiration.
Von K. M. Wiegand 263
Die Wirkung gewisser chemischer Agentien auf die Transpiration von
Weizenkeimlingen. Von H. S. Reed 264
Nahrungsaufnahme ausdauernder Wiesengräser. Von Th. Remy und
L. Geller 264
Stoflfbildung und Stofifaufnahme in jungen Nadelhölzern. Von H. Bauer 265
e) Physikalische, Gift- und stimalierende Wirkungen.
Die geotropische Reaktion in gespaltenen Stengeln. Von J.
Schtscherback 266
Geotropismus der Luffafrüchte. Von N. Monteverde und W.
Lubimenko 266
Über den Holiotropismus von Holzgewächsen. Von Fr. Kölbl . . . 267
Das Belichtungsoptimum für die Entwicklung der Pflanzen. Von K.
Combes 267
Der Einfluß verschiedener Samenbestrahlungen auf Pflanzen. Von C.
Flammarion 267
Der Einfluß des Lichtes auf die Entfaltung der Knospen von Holz-
pflanzen. Von W. Lubimenko 268
Einwirkung ultravioletter Strahlen auf Cumarinpflanzen. Von
J. Pougnet 268
Über den Chemotropismus der Wurzel. Von Th. Porodko .... 268
Gefrieren und Erfrieren, eine physiko- chemische Studie. Von H. W.
Fischer 269
Über den Einfluß von Kälte und Betäubungsmitteln auf Blätter und
Früchte. Von E. Heckel 269
Der Einfluß verschiedener Temperaturen auf die Fermente und die Re-
generation fermentativer Eigenschaften. Von M. J. Gramenitzki 269
Über Säuregehalt und Säureresistenz verschiedener Wurzeln. Von K. Aso 269
Über die Giftigkeit verschiedener Salze gegenüber den grünen Blättern.
Von L. Maquenne und E. Demoussy 270
Über die stimulierenden und tropischen Wirkungen der verschieden-
artigen Chromverbindungen auf die Pflanzen, insbes. auf landwirt-
schaftliche Nutzpflanzen. Von P. Koenig 270
XIV Inhaltsverzeichnis,
Seite
Der Einfluß des Eisens auf die Sporenbildung bei Aspergillus niger.
Von B. Sauton 271
Die Wirkung von Giften auf die Atmung der Pflanzen. Von W.
Palladin 271
Einfluß einiger künstlicher Oxydasen und einiger Metallverbindungen auf
das Wachstum der Pflanzen. Von V. Nazari 271
Über den Einfluß verschiedener flüchtiger Substanzen auf die höheren
Pflanzen. Von H. Coupin 272
Die Wirkung verschiedener Gase und Dämpfe auf etiolierte Keimlinge
der Platterbse. Von L. J. Knight, R. C. Rose und W. Crocker 272
Ober den Grad der specifischen Widerstandsfähigkeit gegen Gifte. Von
E. Verschaffelt 273
Über ein einfaches Verfahren, Pflanzen zu treiben. Von H. Molisch 273
d) Verschiedenes.
Untersuchungen über Gummifluß und Frostwirkungen bei Kirschbäumen.
Von P. Sorauer 273
Beitrag zum physiologischen Studium des Milchsaftes. Von D. Bruschi 274
Der Säuregehalt der Pflanzensäfte im Bezug zur Widerstandsfähigkeit
der Pflanzen gegen Parasiten. Von R. Averna-Saccä • . . . 275
Theorie der Oxydasen. Von A. Bach . 276
Über die Rolle des Sauerstoffs bei der Bildung und Zerstörung der roten
Anthocyan-Farbstofi"e in den Pflanzen u. a. m. Von R. Combes . 276
Zur Physiologie der Lipoide. Von W. Palladin 277
Über das Fettspaltungsvermögen der süßen Mandel. Von M. Tonegutti 277
Einfluß der Kultur auf den Alkaloidgehalt einiger Solaneen. Von J.
Chevalier 278
Über di3 Bildung der Blausäure bei der Keimung der Samen. Von
C. Ravenna und M. Zamorani 279
Über die Wanderung von Alkaloiden der Solaneen in die Pfröpflinge auf
Solaneen. Von M. Javillier 279
Über die Entstehung der Farbstoffe der Alkannawurzel. Von E.
Eriksson 280
Über die Fermente verschiedener Bacterienarten. Von Abderhalden
und Mitarb 280
Zur Kenntnis der Lebensdauer der Bacterien. Von A. Nest 1er. . . 280
Über das latente Leben der Sporen der Mucorineen und Ascoroyceten.
Von P. Becquerel 281
Die Kräusel- oder Rollkrankheit der Kartoflfel, ihre Ursache und Be-
kämpfung. Von J. Vanha 281
Neuere Beobachtungen über die Blattkrankheit der Kartoti'el. Von
Alb. Boerger 282
Die Blattrollkrankheit der Kartoff'el auf Moorboden. Von W. Bersch 282
Biochemische Untersuchung über die Rollkrankheit der Kartoffel. Von
G. Doby 283
Über die Herz- und Trockenfäule der Zuckerrüben. Von W. Krüger
und G. Wimmer 283
Das Aufblühen der Gräser. Von H. Zud ereil 284
Über das Reifen des Rebenholzes. Von F. Schmitthenner .... 284
Über kolloidchemische Vorgänge bei der Holzbildung. Von H. Wisli-
cenus und M. Kleinstück 285
Anatomie und Biologie deutscher Gallbildung I. Von H. Roß . . . 285
Symbiose von Ameisen und Pflanzen. Von H. N. Ridley 285
Corallorhiza und Pilzsymbiose. Von H. C. Gruenberg 285
Zur Kenntnis des Nachreifens von Früchten. Von R. Otto und W. D.
Kooper 286
Zum Studium des Reifungsprocesses bei tanninhaltigen Früchten. Von
A. Manaresi und M. Tonegutti 286
Literatur 287
Inhaltsverzeichnis. XV
Seite
2. Beständteile der Pflanzen. Referenten: Th. Dietrich und G. Kalb.
a) Organische.
1. Eiweisse, Atnide, Fermente.
Ein Beitrag zur Kenntnis des Vernins. Von E. Schulze 289
über die in den Pflanzen vorkommenden Betaine. Von E. Schulze
und G. Trier 289
Über das Vorkommen von ßetain in den Topinamburknollen. Von E.
Schulze 290
Hydrolyse des Proteins des Leinsamens. Von F. W. Foreman . . . 290
Ober das Vorkommen von Lab in den Pflanzen. Von C. Gerber . . 290
Über das Vorkommen von Allantoin im Samen von Datura Metel. L.
Von G. de Plato 290
2. Fette, Kohlehydrate usw.
Das öl der Maulheersamen. Von L. Prussla 291
Das öl von Samen der Evonymus europaea. Von J. Kochs . . . . 291
Über das Vorkommen von Hemicellulose in den Samenhülsen von Erbsen
und Bohnen. Von E. Schulze und U. Pfenninger 291
Über die Gegenwart eines Glycosids in den Blättern des Birnbaums.
Von E. Bourquelot und A. Fichtenholz 291
Über das Verhältnis der Methylpentosen gegenüber den Pentosanen in
Pflanzensamen. Von G. Borghesani 291
Über die chemische Zusammensetzung der Samen unserer Kulturpflanzen.
Von E. Schulze ' 292
Tn den Pflanzensamen enthaltene Kohlehydrate. Von E. Schulze. . 294
Über die Bestandteile der Haferkörner unter verschiedenen Einflüssen.
Von A. Frei 295
Einfluß der Beschattung auf die Zusammensetzung der Pflanzen. Von
R. W. Thatcher 295
Einfluß der Umgebung auf die Zusammensetzung des Weizens. Von
J. A. Le Clerc und S. Leavitt 296
Einfluß des Bodens auf die Zusammensetzung des Weizens. Von F. T.
Shutt 296
Einfluß des Bodens auf die Zusammensetzung von Süßmais. Von M.
N. Straughn und C. G. Church 296
Neue Studien über den Mais. Von G. Borghesani 298
Über die Bestandteile des Blumenkohls. Von R. Dmochowski und
B. Tollen s 298
Über die Bestandteile der Spargel. Von J. L. Wichers q. B. ToUens 298
Chemische Untersuchung der Kürbis- und Melonensamen. Von Fr. B.
Power und Ar th. H. S a 1 w ay 299
Zusammensetzung und Nährwert der Wassernuß (Trapa natans). Von
L. Grandeau 299
Chemische Zusammensetzung der Feige. Von R. Paladino. . . . 300
Zur Chemie der Gerstenspelzen. Von K. Geys 300
Zusammensetzung und Ertrag einiger Hafersorten. Von H. Hitier . 300
Zur Kenntnis der Helianthi-Knollen. Von J. Kochs 301
Analysen einiger Gemüsearten. Von J. Kochs 302
Trockensubstanzgehalt junger Weizenpflanzen verschiedener Varietät.
Von C. v. Seelhorst 302
Zusammensetzung des Holzes und der Rinde des Birnbaums usw. Von
A. Manaresi und M. Tonegutti 302
Chroraogene Substanzen der weißen Trauben. Von S. Dezani . . . 303
b) Anorganische Bestandteile.
Ober die Aschenbestandteile von Carex brizoides. Von B. Gossner . 303
Mineralstoffgehalt der Obstbaumblätter in verschiedenen Wachstums-
zeiten. Von L. Richter 304
Zusammensetzung der Reinaschen von Nadelholzpflanzenteilen. Von
Hein r. Bauer 305
Literatur 305
XVI
Inhaltsverzeichnis.
Seite
308
3. Prüfung der Saatwaren. Referent: Th. Dietrich.
Ergebnis der Samenprütung. V.-St. Augustenberg. Von F. Mach . .
,, ,, „ Berlin. Von 0. Lemmermann
und P. Filter 308
„ Breslau. Von W. Grosser . . 309
„ Brunn. Von J. Bukovansky. . 310
,, Danzig. Von M. Schmoeger . 310
„ Graz. Von E. Hotter .... 310
„ Halle a. S. Von W. U. Müller
und P. Schumann . . . . 310
Hildesheim. Von K. Aumann . 311
„ Köslin. VonP. ßaeßler ... 312
„ Marburg. Von E. Haselhoff . 312
„ Münster. Von A. Spieckermann 312
,. Wien. Von Th. v. VVeinzierl . 313
„ Zürich. Von F. G. Stehler . . 314
Die Beurteilung der kleinen, zerbrochenen und geschrumpften Körner
im Saatgut. Von H. Pieper 315
Widerstandsfähigkeit von Samen gegen hohe Temperaturen. Von 0.
Schneider-Orelli 316
Vorsicht beim Bezug von Gelbkleesamen. Von K. Stürmer und
A. Eichinger 316
Die Vernichtung der Kleeseide durch Salpeter. Von J. Farcy . . . 316
Ober die Keimung alter und verletzter Samen. Von L. Macchiati . 317
Literatur 317
4. Pflanzenkultur. Referent: Th. Dietrich.
Die Lauchstädter Getreidesorten -Anbauversuche. Von W. Schneide-
wind 318
Getreidesorten- Anbauversuche. Von W. Schneidewind 319
Feldversuche mit kleinen und Abfall - Knäulen. Von W. C. Müller
und Mitarb 320
Anbauversuche mit Luzernesamen und Gräsern. Von H. C. Müller
und P. Schumann 321
Anbauversuche mit verschiedenen Gerstensorten. Von Br. Tacke . . 321
„ ,, Winterdinkel. Von Wacker 322
„ „ Knaulgras verschiedener Herkunft. Von F. G.
Stehler und A. Volkart 322
„ ,, Gräsern und Leguminosen. Von H. Dammann . 323
,. „ Futterrüben. Von F. Windisch ....... 324
,. Zuckerrüben. Von H. Dammann 32.Ö
,, „ Futterpflanzen. Von J. Sehr oeder u. H. Dam mann 325
Nochmals die violette Sumpf kartoffel. Von Hj. v. Feilitzen . . . 326
Kartoffel- und Rübensorten -Anbauversuche. Von W. Schneidewind 327
Anbauversuche mit Kartoffelsorten. Von Steglich 328
Versuche über die Haltbarkeit verschiedener Turnips- und Mohrrüben-
varietäten. Von Hj. V. Peilitzen 328
Flachsanbau versuche. Von Kuhnert 328
Anbauversuch mit Natal- und Virginiamais. Von Wacker 329
Über die Kultur der Braugerste. Von L. Malpeaux 329
Proteingehalt russischer Braugerste. Von K.Bening 329
Bastardierungs versuch mit Mais. Von P.Holdefleiß 329
Ernterückstände der Halmfrüchte und der Ackerbohne. Von B.Schulze 330
Der Wasserverbrauch von Wiese und Weide. Von C. v. Seelhorst . 330
Der Wasserverbrauch von Roggen auf Sandboden. Von C. v. Seelhorst 331
Beobachtungen über das Wachstum von stickstoffsammelnden und stick-
stoffzehrenden Pflanzen bei Mischsaat. Von Br. Tacke . . . . 331
Einflui5 häufigeren Mähens auf den Ertrag von Gräsern. Von Br. Tacke 332
Pflanzenzüchterische Arbeiten am Buchweizen. Von L. Althausen . 333
Inhaltsverzeichnis. XYII
Elektrokultur mit Benutzung der atmosphärischen Elekthcität. Von
Theo Griffit 333
Botanik und Herkunft der amerikanischen fiaumwolle. Von F. Pletcher 333
Varietäten der amerikanischen Bergbaumwolle. Von F. J. Tyler . . 334
Apogamie bei der Maispflanze. Von G. N. Coli ins 334
Literatur 334
IL Laiidwirtscliaftllche Tierproduktion.
Referenten: A.—D.: A. Köhler. E. u. F.: F. Mach.
A. Futtermittel, Analysen, KonserTierung und Zubereitung.
Referent: A. Köhler,
a) Grttnfuttor und b) Trockenfutter 343
c) Körner, Samen, Wurzeln und Knollen 343
d) Mfillereiprodukte und Abfälle der Stärkefabrikation 344
e) Abfälle der Ölfabrikation 345
f) Abfälle der Brennerei, Brauerei und Zackerfabrikation 346
g) Tierische Produkte und Abfälle 347
Futtermittelkontrolle in Görz. Von J oh. Bolle 347
Berichte der landwirtschaftlichen Versuchsstationen i. D. R. p. 1909/10 347
Über die sog. stickstofffreien Extraktivstofie des Futters. Von F. Scurti 349
' Doppelt gesiebtes und enttasertes Baumwollsaatmehl. Von E. Haselhoff 350
Über einige animalische Futterstoffe. Von S. Hals und Ivar Hole . 350
Verwertung abgetöteter Heuschrecken als Futtermittel. Von J. Bolle 350
Über minderwertiges Baumwollsaatmehl. Von Fr. Lehmann. . . . 351
Roggenkeime. Von M. Kling 351
Über die botanische und chemische Zusammensetzung von Heusorten.
Von Br. Tacke 352
Futtermittel-Untersuchungen. Von Fr. Strohmer 355
Analysen von Ha wai 'sehen Futtermitteln. Von M. R. Thompson . 357
Weintrestermelasse. Von 0. Fallada 357
Rebholzhäcksel. Von J. Bolle 358
Getrocknete Obsttrester. Von A. Grete 358
Futterwert von Futterrüben. Von T. B. Wood 358
Über die Verwendung der Maiskolbenspindel zur Tierernährung. Von
L. Danesi und F. Scurti . . . 358
Über den Wert von Topinambur und Helianthi. Von A. Mazzaroni 359
Bedeutung der Untersuchung für die Beurteilung der Gesundheitsschäd-
lichkeit der Rapskuchen. Von G. Jörgensen 360
Über Maisflocken. Von F. Barnstein 360
Getrocknete Hefe als Futtermittel. Von 0. Kellner 361
Roßkastanien als Futtermittel. Von M. Kling 362
Verwertung d. Rückstände d. Tomatenverarbeitung. VonF. Perciabosco
und E. Semeraro 362
Über das Konservieren der Kartoffeln durch Dämpfen und Einmieten.
Von M. Schmoeger 362
Konservierung von Zuckerfabriks- und ßrennereischnitzeln. Von R.
Sarcin 363
Das Kartoffeltrocknungsverfahren „Papka" mit Eiweißgewinnung. Von
H. Rehbel 363
B. Cliemisch-physiologische und C. Experimentaluntersucliuugen.
Die Zusammensetzung des Fettes von Rindvieh auf verschiedener Er-
nährungsstufe. Von R. C. Moulton und P. F. Trowbridge . . 364
Phosphor in Rindvieh. Von C. K. Francis und P. F. Trowbridge . 365
Jahresbericht 1910. II
XYIII Inhaltsverzeichnis.
Seit©
Verteilung des Kupfers im tierischen Organismus. Von S. Yagi . . 365
Änderungen im Knochengerüste beim Rindvieh. Von P. F. Trowbridge
und AV. F. Woodmann 365
Über den Cholingehalt tierischer Gewebe. Von Tos. Kinoshita . . 366
Über die Verteilung des Fluors in den menschlichen Organen. Von
Em. Zdarek 366
Über den Gesamtchlorgehalt des tierischen Körpers. Von R. Eosemann 366
Über den Lecithingehalt des Knochenmarks von Mensch und Haus-
tieren. Von A. Bolle 367
Über das Vorkommen von eisenhaltiger Lipoide in der Milz. Von Rob.
Burow 367
Ist das am Aufbau der Körperzellen beteiligte Fett von der Art des auf-
genommenen Fettes abhängig? Von E. Abderhalden u. C. Brahm 367
Über den Gehalt menschlicher Organe an anorganischen und organischen
Bestandteilen. Von A. Magnus-Levy 367
Über den Eisengehalt der Leber nach Verfiitterung von Ferratin. Von
T. Iraabuchi 368
Der Einfluß der Trinkwassersalze auf die körperliche Entwicklung. Von
RagnarBerg 368
Über die physiologische Rolle der Calciumsalze. Von Ose. Loew. . 368
Über den Einfluß der Muskelarbeit auf den tierischen Organismus. Von
S. Gerhartz 369
Über die Beeinflussung der Diffusionsvorgänge an frischen tierischen
Darmmembranen. Von E. Mayerhofer und E. Pribram . . . 370
Über Fettspaltung durch Pankreassaft. I u. II. Von E. F. Terroine 370
Beziehungen zwischen Trypsin und Erepsin. Von K. Glaessner und
AI. Stauber 372
Bestandteile von Harn und Kot ;andwirt ■chaftlicher Nutztiere. Von A.
Stutzer 372
Literatur 372
D. Stoffwechsel, Ernährung.
Über Kochsalz - Stoffwechsel und -Wirkung beim gesunden Menschen.
Von R. Tuteur . 373
Über Kalk -Stoffwechsel unter Berücksichtigung des Stoffwechsels der
PjOj und der MgO. Von M. Kochmaun 374
Über die bei jungen Tieren durch kalkarme Ernährung und Oxalsäare-
Fütterung entstehenden Knochenveränderungen. Von H. Götting
Phosphor haushält des wachsenden Hundes. Von A. Lipschütz . . 375
Die Rolle des anorganischen Phosphors bei der Tierernährung. Von
E B. Hart, E. V. McCollum und J. G. Füller 375
Die Verwertung des Eiweißes durch Saugkälber. Von G. Fingerling 376
Über die Ausscheidung subcutan eingeführter Kochsalz-Lösung usw.
Von G. Trosianz 376
Über den Einfluß der subcutanen Fettzufuhr auf den Eiweißstoffwechsel.
Von E. Heilner 376
Über den Biweißstoffwechsel des Hundes usw. Von Adam Loeb . . 377
Über parenterale Eiweißzufuhr. Von K. v. Körösy 377
Organ analytische Untersuchungen über den N- und P-Stoffwechsel. Von
G. Grund 378
Über den Abbau von Aminosäuren im Organismus. Von L. Fiatow . 378
Verwertung von tiefabgebautem Eiweiß im tierischen Organismus XIII.
Von E. Abderhalden und F. Glamser 379
Verwertung von tiefabgebautem Eiweiß im tierischen Organismus XIV.
Von E. Abderhalden und D. Manoliu . 379
Stoffwechselversuche mit Elastin. Von E. Abderhalden u. E. Ruehl 379
Über die Resorptionsweise des Bence-Jones'schen Eiweißkörpers. Von
L. ßorchardt und H. Lippmann 380
Nährwert der Eiweißkörper des Blutes. Von T. Imabuchi .... 380
Inhaltsverzeichnis. XTX
Seite
Die physiologische "Wertigkeit des Caseins und seiner Spaltungsprodukte.
Von E. Voit und J. Zisterer 380
Eiweißstoffwechsel beim Kinde. Von P. Grosser 380
Eiweißabbau im menschlichen Darme. Von Alice Stauber .... 381
Verwertung der Ammonsalze und der nicht eiweißartigen Stickstoffver-
bindung der Futtermittel. Von A. Morgen, C. Beger und F.
Westhausser 381
Über den Einfluß einiger nicht eiweißartiger Stickstoffverbindungen. Von
0. KellDer, P. Eisenkolbe, R. Flebbe und R. Neumann . . 382
Beobachtungen am Igel während der Nahrungsaufnahme. Von H.
Mimachi und E. VVeinland 382
Zur Kenntnis des Kohlehydrat Stoffwechsels bei Carcinus maenas. Von
E. V. Schönborn , 382
Verhalten der Benzoesäure im Organismus des Huhns. Von J. Yoshikawa 383
Bildung von Kohlehydraten aus Fett im tierischen Organismus. Von
PeterJunkersdorf 383
Die Ausnützung der Cellulose beim Hunde. Von H. v. Hoesslin . 383
Die Zersetzung der Cellulose durch den Inhalt des Pferde-Cöcums. Von
H. v. Hoesslin und E. J. Lesser 383
Über die Verdaulichkeit des Palmkern kuchenmehls und des entfetteten
Palmkernmehls. Von E. Weiniger 384
Über die Verdaulichkeit des Samenrübenstrohes und der Zuckerrüben-
samenabfälle. Von P. Eisenkolbe .... 384
Die Sojabohne und ihre Abfallprodukte. Von Fr. Honcamp . . . 384
Fütterungsversuche mit Schweinen über die Verdaulichkeit getrockneter
Kartoffeln und des entfetteten Sojabohnenmehls. Von O. Kellner
und R. Neumann 385
Fütterungsversuche mit Schweinen über die Wirkung von Fleischmehl
und Fischmehl. Von A. Klee mann 386
Verdauungscoefficienten bei Fütterung von Schafen. Von J. H. Shepard
und A. E. Koch 386
Abhängigkeit der Futterausnützung von der Beschaffenheit des Stalles.
Von Br. Tacke 387
Über die Giftigkeit der Kornradesamen. Von J. Brandl 387
Über das Verhalten von Brandsporen im Tierkörper und im Stalldünger.
Von Fr. Honcamp, H. Zimmermann und G. Schneider . . 388
Literatur 388
E. Betrieb der landwirtschaftlichen Tierproduktion.
Referent: F. Mach.
Aufzucht, Fleisch- und Fcttproduktion.
Über die Verwendung durch Fe'tzusatz ergänzter Magermilch bei der
Aufzucht von Kälbern. Von C.Besana 390
Die Verwertung des Eiweiß's durch Saugkälber. Von G. Fingerling 391
Ansatz bei natürlicher und künstlicher Ernährung. Von A. Orgler . 392
Ist das am Aufbau der Körperzellen beteiligte Fett in seiner Zusammen-
setzung von der Art des aufgenommenen Nahrungsfettes abhängig?
Von E. Abderhalden und C. Brahm 302
Ersatzmilch für Magermilch bei der Aufzucht der Kälber. Von E.
Savage und G. W. Tailby 392
Fütterungsversuch mit pasteurisierter abgerahmter Milch bei Kälbern 392
Einfluß der Körperbildung und des Alters auf die Ausnutzung des
Futters durch Rinder. Von H. P. Armsby und J. A. Fries . . 393
Über den Betrieb der Jungviehweiden. Von A. Baumann u. H.Paul 393
Vergleichende Fütterungsver.suche mit Schweinen über die Wirkung von
Fleisch- und Fischmehl. Von A. Kleemann 393
Specifische Wirkung von Rationen auf die Entwicklung von Schweinen.
Von E. B. Forbes 394
n*
XX Inhaltsverzeichnis.
Seite
Versuche über die Wirkung von Kartoffeln und Kartoffelfabrikaten bei
der Schweinemast. Von B. Haselhoff 395
Fütterungsversuch mit Kartoffelmehl, sowie mit Kartoffel-Flocken im
verzuckerten und unverzuckerten Zustande an Ferkel. Von J. Klein 396
Schweinefütterungsversuch mit süßer und saurer Magermilch. Von J. K 1 e i n 397
Verwendung von Gerste, Gerstefuttermittel und Mais bei der Schweine-
mästung. Von H. Bock und D. Engberding 397
Über das Auftreten des Fischgeruchs beim Sohweinefleisch. Von Stadie 398
Fütterungsversuche. Von W. Schneidewind u. Mitarb 398
Über die Wirkung der verdaulichen Nährstoffe im Rauh- und im Kraft-
futter. Von W. Schneidewind u. Mitarb 398
Über die Wirkung des getrockneten Rübenkrauts im Vergleich zu
Trockenschnitzel und Wiesenheu. Von W. Schneidewind und
Mitarb 399
Fütterungsversuch mit Mastschlempe. Von G. Ellrodt 399
Über die Abhängigkeit der Futterausnutzung von der Beschaffenheit des
Stalles. Von B. Tacke 400
Speck von Schweinen nach Verfütterung von Cocosnußkuchen. Von
H. D. Gibbs und F. Agcaoili 400
Literatur 400
Z. Milchproduktion.
Über die Verwertung der Ammonsalze und nicht ei weißartige a N- Ver-
bindungen u. a. Von A. Morgen u. Mitarb 402
Über die großen \"erschiedenheiten der Milcherzeugung bei Kühen. Von
C. G. Eckles und 0. E. Reed 404
Nährstoff- und Eiweißbedarf der Abraelkkühe. Von J. Hansen . . 404
Specifische Wirkung der Kraftfuttermittel. Von Hansen 405
Zur Fütterung der Milchkühe. Von Marquart 405
Füttern unsere Landwirte richtig? Von Kleeberger 405
Wert der Sojakuchen und des Sojamehls bei Fütterung von Milchkühen.
Von XilsHansson 406
Fütterungsversuche mit Sojakuchen. Von A. Mayer 406
Der Gehalt der Kuhmilch an N-Substanzen bei wechselnder Ernährung.
Von P. H. Vieth 406
Einfluß der Nahrung auf die Zusammensetzung der Kuhmilch. Von
Ciccarelli 407
Eosinfütterung an Milchkühe 407
Fütteruugsversuch mit Zuckerrübenabfall. Von N. O. Hoffmann-Bang
und Lund 407
Weintrauben als Futtermittel für Milchkühe. Von G. Fascetti und
N. Fotticchia 408
Einfluß des Yohimbins auf die Milchleistung bei Kühen und Schafen.
Von Kronacher 408
Veränderung in der Zusammensetzung der Milch unter dem Einflüsse der
Einnahme von Morrenia. Von J. Chevalier und Goris .... 408
Über die Spaltungsprodukte des Nukleoproteids der Milchdrüse. Von
J. A. Mandel 408
Literatur 408
F. Molkereiprodukte.
1. Milch.
Regelmäßige wöchentliche Untersuchung von Milch auf Fett und spec.
Gewicht. Von J. Klein 411
Ergebnisse der Untersuchung einiger Stallproben. Von A. Behre . . 411
Der Gehalt der Milch von Niederungs- und von Höhenrindern ao N-
Substanz. Von F. Schoenemann 412
Untersuchung über die chemische Zusammensetzung der Kuhmilch. Von
ß. V. Ponicki 412
Inhaltsverzeichnis. XXI
Seite
Zur Kenntnis der Einzelkuhmilch. Von 0. Mezger, K. Fuchs und
H. Jesser 413
Zusammensetzung der Milch. Von H. DroopRichmond . . . . 414
Milch vom Viehmarkt. Von C. J. Koning 414
Anormale Stallprobenmilch. Von G. Heuser ... 414
Vergleichende Untersuchung einiger Milcharten. Von G. Mouriquand
and Th. Russo 415
Ziegenmilchuntersuchungen. Von M. Siegfeld 415
Zusammensetzung der Milch von Wollschafen. Von P. Vieth . . 415
Erzeugung und Eigenschaften der wallachischen Schafmilch. Von
Otok. Laxa 416
Zusammensetzung der Milch von Kühen, die auf mit Pj O5 und KgO
gedüngten Weiden gehalten worden waren. Von John Golding
und S. G. Paine 416
Ober die Colostralmilch der Kuh, der Ziege und des Schafes. Von
E. Weber 416
Über die bactericide Eigenschaft der Colostralmilch. Von Max Bub . 418
Sogenannte Eisenmilch. Von C. Mai 418
Studien über Kumiß. -Von ßenj. Kubinsky 418
Zur Kenntnis des Milchlins. Von v. Sobbe 419
Ober die Zunahme der fettfreien Trockensubstanz in der Milch bei Ent-
rahmung. Von C. Formenti 419
Zusammensetzung des Caseins der Frauen- und Kuhmilch. Von E.
Abderhalden und L. Langstein 419
Die N-Veiteilung in der Frauenmilch. Von A. Frehn 419
Wirkung von Schutzkolloiden auf die Verdaulichkeit des Caseins und
des Fettes. Von J. Alexander 420
Zur Kenntnis des Milchzuckers und seines Verhaltens in wäßrigen
Lösungen. V^on W. Fleischmann und G. Wiegner 420
Einfluß kalkarmen Futters a'ifden Kalkgehalt der Kuhmilch. Von L.Frank 420
Über den Kalkgehalt der Frauenmilch. Von Hunaeus 421
Präformierte Schwefelsäure in der Milch. Von J. Tillmans und W.
Sutthoff 421
Über den Säuregehalt frischer Milch. Von W. M. Esten 421
Bestimmung der Citronensäure in der Milch. Von E. Desmouliöre. 422
Citronensäuregehalt der Büffelmilch. Von F. Baintner und R. Irk . 422
Veränderungen des Säuregrades der Milch durch Erhitzen derselben.
Von W. Van Dam 422
Oberflächenspannung und Viskositätsbestimmungen bei Kuhmilch usw.
Von R. Burri und Th. Nußbaumer 422
Wärmewert der Milch als Zeichen ihrer Qualität. Von J. Malcolm
und A. A. Hall 422
Morphologie der Milchkügelchen. Von V. Nalli 423
Reducierende Wirkung von Milch. Von L. Rosenthaler 423
Zur Kenntnis der Oxydasen und Reductasen der Kuhmilch. Von W.
D. Kooper 423
Zur Scharding'schen Reaktion der Kuhmilch. Von P. Römer u. Th. Sames 423
Fermente der Milch und ihre Herkunft. Von J. Wohlgemuth und
M. Strich 424
Aciditätsbestimmung und Katalasimetrie bei der Milchkontrolle. Von
J. Sarthou . . 424
Biologische und biochemische Studien über Milch. Von C. S. Koning 424
Entstehung der Katalase in der Milch. Von A. Faitelowitz . . . 425
Zur Katalasebestimmung der Milch. Von N. Gerber und A. Ottiker 427
Zur Milchsterihsierung durch ultraviolettes Licht. Von P. H. Römer
und Th. Sames 428
Einwirkung der Hitze auf Milch. Von R. R. Renshaw u. F. C. Ware 428
Zur Tiefkühlung der Milch. Von W. Pies 428
Einfluß niedriger Temperatur auf die Milch. Von E. Leberke . . 429
Hefen in Milch und Milchprodukten. Von W. Dombrowski . . . 429
yXTT Inhaltsverzeichnis.
Seite
Obligat anaerobe Bakterien in Milch und Milchprodukten. Von Chr.
ßarthel 429
Enzym- und Streptokokken-Gehalt aseptisch entnommener Milch. Von
W. Rullmann 430
Über blaue Milch. Von Van Meickebecke 430
Zwei Fälle von schleimiger Mil<h. Von Chr. Barthel 430
Übergang der Arzneimittel in die Milch und des Nahrungsfettes in das
Körperfett. Von G. Wesenberg 430
Vorkommen und Ursprung von Rhodanaten in der Milch. Von Stoecklin
und Crochetelle 431
Zusammensetzung pathologischer Milch bei Milchdrüsenentzündung. Von
A. Monvoisin 431
Literatur 431
3 Butter.
Milchwirtschaftliches aus dem Laboratorium zu Smeinogorsk. Von A.
Nestreljaew 437
Einfache oder gemischte Glyceride in Butterfett? Von M. Siegfeld 437
Einige Analysen von Ghee. Von E. R. Bolton und C. Revis . . . 438
Veränderung des Butterfettes unter dem Einfluß von Licht und Luft.
Von A. Nestreljaew 438
Die chemischen Veränderungen der Butter. Von V. Vincent . . . 439
Über die Fettsäuren der Milch u. a. Von V. Vincent 439
Sterilisierung der Butter durch die ultravioletten Strahlen. Von Dornic
und Daire 439
Haltbarkeit der Butter in Kalthäusern. Von 0. Rahn, C W. Brown
und L. M. Smith 440
Haltbarmaehen von Butter. Von H. Kreis 440
Einfluß der Alkalinität des Waschwassers auf den Wassergehalt der
Butter. Von W. Meijeringh 440
Ansäuerungsreinkultur des milchwirtschaftlichen Laboratoriums zu
Jaroslaw. Von F. Engel 440
Der Säuregrad von Molkereibutter. Von Larson, Lund und Miller 441
Vorkommen niederer pflanzlicher Organismen in Butter. Von H. Kühl 441
Ein neues Butterungsverfahren. Von Hesse 441
Ölige Butter. Von 0. Lindemann .... 441
Milchgeschirr als Ursache von Butterfehlern. Von T eich er t . . . 441
Prüfung von Pergamentpapier auf Brauchbarkeit zum Einschlagen von
Butter. Von A. Burr und A. Wolff 441
Literatur 442
3. Käse.
Einfluß verschiedener Labmengen und verschiedener Temperaturen auf
Gerinnung der Milch u. a. m. Von R. Bräuler 444
Schwankungen in der Labungsfähigkeit der Milch einzelner Herden.
Von H. Höft 444
Das Käsen der rohen Milch durch Labenzyme der gekochten Milch.
Von C. Gerber 444
Vergleich zwischen der Wirkungweise verzögernder Salze und der Pro-
teine usw. Von C. Gerber 445
Untersuchungen vun Oaseinen und Q,uarg. Von A. Burr . . . . . 445
Über den Koloszvärer ßüffelkäse. Von Jäszberenyi und Jrk . . . 446
Der Norwegis« he Gammelost. Von I. Nielsen 446
Beziehungen zwischen dem Gehalt der Milch und der Zusammensetzung
des Emmentalerkäses. Von A. Peter Köstler 446
Das Fett im Käse. Von G. Cornalba 447
Bildung flüchtiger Fettsäuren und Ester im Cheddarkäse. Von S. K.
Suzuki u. a 447
Enzym-chemische Studien über Käsereifung. Von W. Van Dam . . 448
Studien über den Käse. Von P. P. Lombarde 448
Einfluß von Salpeter auf die Qualität des Käses. Von A. Wolff und
F. M. Berberich 449
Inhaltsverzeichnis. XXIII
Seite
Konservierung des Käses. Von L. F. Rosengren 449
Die intracellularen Enzyme von Penicillium u. a. Von A. W. Dox . 450
Säurebildende Kokken im Käse. Von C. Gorini 450
Über Käsefehler. Von F. W. J. Boekhout und J. J. Ott de Vries . 450
Literatur 450
III. Landwirtscliaftliclie ^ebengewerbe,
Gäruugsersclieiuungen.
Referenten: Th. Dietrich, 0. Krug, M. P. Neumann, A. Stift, H. Will.
A. Gretreidewesen.
1. Mehl und Brot. Referent: M. P Neumann.
Zur Kenntnis des deutschen Getreides. Von M. P. Neumann und
K. Mohs 455
Die Qualität des deutschen Getreides aus der Ernte 1909. Von J. Buch-
wald und A. Ploetz 456
Zur Charakteristik einiger ausländischer Weizen. Von M. P. Neuraann
und K. Mohs 456
Mehlbleichversuche in Kanada 456
Über Klebergehalt und Backfähigkeit einiger einheimischer Weizenmehle.
Von M. P. Neumann und K. Mohs 456
Versuche über die ßackfähigkeit des Weizens. Von W. Schneidewind 457
Mahl- und Backfäbigkeit der indischen Weizen. Von A. u. G. Howard 457
Backfähigkeit der Mehle einiger Weizen aus dem westlichen Kanada.
Von R. Harcourt 457
Die Mehlanalyse mit Rücksicht auf die Backfähigkeit des Mehles. Von
Th. Kosutany 457
Zur Chemie der kanadischen Weizen und Mehle. Von Fr. T. Shutt 457
Gehalt und Verteilung der Stickstoffsubstanz bei den einheimischen
Weizen. Von M. P. Neu mann . . 458
Die Bestimmung des Trockenklebers. Von 0. Rammstedt .... 458
Mehlprüfer zur Bestimmung der Farbunterschiede einzelner Mahlprodukte.
Von A. Fornet 458
Das Vollkornbrot. Von M. P. Neumann 459
Chemische Zusammensetzung einiger Vollkornbrotarten. Von H. Kalning 459
Reizstoffe für Hefe bei der Teiggärung. Von M. P. Neumann und
0. Knischewski 459
Prüfung der Bäckereihefen; Kahmhefeinfektion. Von 0. Knischewski 459
Literatur 460
3. Stärke. Referent: Th. Dietrich.
Stärkeausbeute bei Kartoffeln. Von E. Parow und 0. Matzdorff . 460
Die Produktion der Weizenstärkeindustrie Deutschlands 460
Über die Stärke im kleberreichen Reis. Von Y. Tanaka 461
Herstellung reiner Haferstärke. Von A. Frei 461
Schnelle Hydrolysierung von Stärke. Von G. A. Olson 461
Herstellung löslicher Stärke mittels Persalze. Von E. Frick .... 461
Herstellung einer mit kaltem Wasser verkleisternden Stärke. Von F. Supf 462
Herstellung einer mit kaltem Wasser verkleisternden Stärke. Von H.
Wulkan 462
Herstellung löslicher Stärke mittels Säuren 462
Über Stärkebestimmungen. Von Fr. Schubert 462
Literatur 463
B. Rohrzucker. Referent: A. Stift.
1. Rübenkultnr.
Über das Vorkommen der Wildform der Zuckerrübe am Quarnero.
Von E. V. Proskowetz 463
XXIY Inhaltsverzeichnis.
Seite
Ein kleines Mittel zum gleichmäßigen Aufgang der Rüben. Von Schurig 464
Ober den Einfluß der Saattiefe der Rübenkerne beim Rübenbau. Von
J. Trzebinski 464
Entwicklung des Rübenpflänzchens in der Erde. Won 0. Schubart . 464
Vergleichende Anbauversuche mit Zuckerrübensorten. Von K. Komers
und E. Freud 1 464
Die Bewässerung der Rübenptianzen. Von F. W. Boeding . . . . 465
Über die Klimafestigkeit des Zuckergehaltes der jetzigen Hochzucht-
Zuckerrübe. Von F. Strohmer 465
Über die Beziehungen der Trockensubstanz des Krautes zu dem Zucker
der Wurzel. Von K. Andrllk und J. Urban 466
Über den Zuckergehalt der Zuckerrüben i. d. J. 1909. Von B. Schulze 467
Die Verschiedenheit der Rübenstämme und Individuen in ihrer Zu-
sammensetzung. Von K. Andrllk u. M 467
Anbauversuche mit Zuckerrübensorten. Von W. Schneidewind . . 468
Einfluß der Fremdbestäubung durch Futterrüben auf Zuckerrüben. Von
K. Andrlik u. M ■ .... 468
Die chemische Struktur und deren Einfluß auf den Zuckergehalt der
Beta vulgaris. Von 0. Ciaassen 469
Die Erblichkeit des Stickstoffgehaltes bei der Rübe. Von Jos. ürban 470
Die Grenzen der Variation unter den Nachkommen der Zuckerrübe.
Von Sperling 470
Der derzeitige Stand der Sortenfrage bei der Zückerrübe. Von Th.
Remy und E. Zimmermann 471
Welche Größe ist die natürlichste für das Rübensamen-Saatgut in der
Praxis. Von H. Briem 471
Die praktische Stecklingskultur in der Rübensamenzucht. Von H. Briem 471
Zur Physiologie des Rübensamens. Von H. PI ahn 472
Anbauversuche mit präparierten Rübensamen. Von H. K. Günther . 472
Geschälter Rübensamen. Von Thallmeyer 473
Fortschritte in der Rübenzucht 473
Zur Methode der Ernte und Aufbewahrung von Samenstecklingen. Von
E. Bippart 473
Früh- und Spätbestellung der Rüben, Schoß und Ernte. Von O. Schubart 474
Die Kontrolle der Qualität verschiedener Rübensorten. Von Jos. Urban 474
Die Einmietung von Mutterrüben. Von (J. 0. Townsend 474
Der heutige Stand der Rübenblätter trocknung. Von L. Kühle . . . 475
Die Rübenblätter- und Köpfe trocknungsanlage. Von A. Stift . . . 475
3. Saltgewinnung.
Die im Diffusionssafte gelöst enthaltene Gasmenge. Von E. Saillard
und Ruby 476
Einfluß des Schaumes bei der Messung des Diffusionssaftes. Von H. Pellet 476
Unbestimmte Verluste bei der Saftgewinnung. Von H. Pellet . . . 476
Verwertung der Zuckerrüben nach verschiedenen Verfahren der Saft-
gewinnung. Von I. V. Fogelberg 477
Gegenwärtiger Stand der Saftgewinnung. Von Jos. Curin .... 477
Welches ist das beste und vorteilhafteste Verfahren der Saftgewinnung?
Von A. Herzfeld 477
Vergleichende Rentabilitätsberechnung bei continuierlicher Saftgewinnung.
Von 0. Emmrich 478
Continuierliches Diffussionsverfahren nach Hyroß - Rak. Von Alph.
Eeinze 478
Prüfung des Diffusionsverfahrens nach Hyroß-Rak. Von A. Herzfeld 478
Kontrolle des Diffusionsverfahrens nach Hyroß-Rak. Von Em. Saillard 479
Claassen's Zurücknahme von Abwässern auf die Diffusionsbatterie. Von
A. Herzfeld 479
Ciaassen oder Pfeift'er-Bergreen ? Von H. Hoppe . 480
Zurücknahme der Diffusions- und Schnitzelpreß Wässer. Von Z seh eye 480
Betriebsergebnisse mit der Brühdiffusion. Von P. Herr mann . . . 481
Über ßrühdiffusion. Von R. Kaiser 481
Inhaltsverzeichnis, XXV
Seite
Üigestions-Centrifugalverfahren der Saftgewinnung. Von M. Zuew und
A. Scbumilow 481
Die Sperber-Trocknung. Von H. Stoepel 481
Rübenschnitte-Trocknung, Systena Imperial. Von P. Hoffmeister . 481
Schnitzeltrocknung durch Kalkofengase. Von Er. Kühne 482
Conservierung von Zuckerfabriks- und Brennereischnitzeln. Von Rene
Sarcin 482
Conservierung der Rübenschnitto mittels „Lacto-Pülpe". Von M. Deutsch 482
Veränderungen in der Zusammensetzung der Schnitzel beim Einmieten.
Von Demiautte und Vuaflart 482
Saftreiniguiijar.
Behandlung der Rüben und des Rohsaftes mit Kalk. Von H. Bosse . 48.^
Reinigung von Zuckersäften mit Hilfe des elektrischen Stromes. Von
Chr. Mrasek : 483
Über das Verhalten von kalkhaltigen Zuckerlösungen und Betriebssäften.
Von J. Schnell 483
Saturationseffekt und seine Ermittlung. Von K. Andrlik 484
Verhalten der Raffinose bei der Saturation. Von M. Zuew . . . 484
Welche Fettart ist beim Überschäumen der Säfte zu bevorzugen. Von
M. Gonnermann 484
Über die Wirkung des Hydrosullits. Von L. Nowakowsky und L.
Muszynski 485
Über das Schwinden der Alkalität. Von Ed. Viewegh 485
Tonerdehydrat als Niederschlag auf den mechanischen Filtern. Von
K. Smolenski 485
Die Schlammstation und ihre Nebenerscheinungen. Von M. (jonnermann 486
Gewinnung- des Rohrzuckers und Rafßnation.
Verdampfapparat von Kestner. Von H. Ciaassen 486
Die Ursache des Schwerkochens der Füllmassen. Von L. Nowakowski 486
Die Weston-Centrifuge. Von J. Chalupa 487
Die continuierliche Centrifuge mit discontinuierlicher Eutleerung. Von
K. Fuchs 487
Mährische und niederösterreichische Rohrzucker von 1906/07 u. 1909/10.
Von A. Frolda 487
Der Rohzucker und seine Beschafi'enheit. Von H. Ciaassen. . . . 487
Rohrzuckerstudien. Von Th. Koydl 487
Nachproduktenarbeit nach Karlik-Czapikowski. Von Ed. Koiär . . . 488
Affinationsversuche. Von A. Frolda 488
Rolle des Feinkorns beim Affinieren des Rohzuckers. Von Th. Koydl 488
Klärstation und Filtration. Von F. Laagen 488
„Esponit", ein neues Entfärbungsmittel. Von F. Strohmer , . . . 489
Erzeugung der Brotware mittels der Stampfmethode. Von R. Zeman 489
Erzeugung von Preßbroten. Von H. Kosän 489
Löslichkeit der Raffinaden. Von Th. Koydl . . . 489
Verarbeitung der Raffinerie-Nachprodukte. Von W. Gredinger . . 489
Nachproduktenarbeit in der Raffinerie. Von F. Langen 490
Allgemeines.
Rechtsdrehende Substanzen in der Rübe 1908/09. Von J. E. Duschky 490
Optisch -aktiver Nichtzucker der Rübe (2 Art.) Von W. H. Rees . . 490
Einfluß optisch -aktiven Nichtzuckers auf die Bestimmung des Zuckers.
Von K. Andrlik und V. Stanek 490
Optisch-aktive, der Einwirkung von Kalk unterliegende Nichtzuckerstoffe.
Von Frz. Herles .491
Die N- haltigen, nicht eiweißartigen Substanzen der Zuckerrübe und die
Polarisation. Von K. Smolenski 491
Beurteilung der Qualität der Zuckerrübe auf Grund ihres Gehaltes an
schädlichem N. Von G. Friedl 491
Gehalt der Rüben und Säfte an Trockensubstanz. Von H. Ciaassen . 492
Chemisch -analytische Methode zur Bestimmung der Ausbeute an
Schnitzeln. Von H. Herlinger 492
XXYI Inhaltsverzeichnis.
Seite
Entstehung reducierender Substanzen. Von M. Zuew 493
Electr. Leitvermögen unreiner Zuckerlösungen. Von A. E. Lange . . 493
Verhütung des Wasserverlustes bei Rohzuckerauf bewahrung. Von Rolle 493
Literatur 493
C. Gräruilgserschelnungen. Referent: H. Will.
Ober den Bau der Hefenzelle. Von A. Guilliermond 499
Über einige koreanische Gärungsorganismen. Von K. Saito . . . . 500
Zur Kenntnis der Gattung Mycoderma. Von H. Leberle und H. Will 500
Zur Kenntnis der Honiggärung. Von Th. Nußbaumer 501
Einfluß der Züchtung auf den morphologischen und physiologischen Zu-
stand der Kulturhefezellen. Von W. Henneberg 501
Die Überführung einer untergärigen in eine obergärige Hefe. Von R.
Kusserow 502
Die Beeinflussung der Bigenschatten obergäriger Brauereihefen. Von
F. Schönfeld, Hinricbs und Roßmann 502
Die Beeinflussung der Eigenschaften obergäriger Brauereihefen. Von
F. Schönfeld 503
Bedeutung der Hefeorganismen im Rahmen des Naturganzen. Von P.
Lindner 504
tJber die Entvricklung der Weinhefen. Von A.Dumolon 505
Die Hefereinzucht im Kleinen. Von G. Feuerstein! 505
Die Feststellung des physiologischen Zustandes der Hefen. Von W.
Henneberg 505
Neue Theorie der alkoholischen Gärung. Von R. Kusserow . 506
Gärungsfähige und nicht gärungsfähige Formen des Hefepilzes. Von
R. Kusserow 506
Die chemischen Vorgänge bei der alkoholischen Gärung IV. Von E.
Buch n er und J. Meisenheimer 506
Das Alkoholferment des Hefepreßsaftes IV u. V. Von A. Harden und
W. J. Young 507
Über die Bildung von Hexosephosphat. Von W. J. Young . . . . 508
Die Funktion der Phosphate bei der alkoholischen Gärung. Von A.
Harden und W. J. Young 508
Über den Phosphorgehalt der Hefe und Hefepräparate. Von E. Buchner
und Haehn 509
Die Wirkung der Nitrate auf die alkoholische Gärung. Von A. Fern-
bach und A. Lanzenberg 510
Die Wirkung der Nitrate auf die alkoholische Gärung. Von E. Kays er 510
Einfluß der Saccharose concentration auf die paralysierende Wirkung
gewisser Säuren bei der alkoholischen Gärung. Von M. Rosenblatt
und Frau 510
Über alkoholische Gärung in Gegenwart schwefliger Säure. Von Pozzi-
Escot 511
Über die Wirkung des Natriumselenits auf die Ausscheidungen von
Kohlensäure der Hefe. Von M. Korsakow 511
Chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. Von H. Euler
und Beth af Ugglas 511
Methylglucase in der Bierhefe. Von M. Bresson 512
Viscosaccharase. Von M. W. Beijerinck 512
Darstellung des polypeptolytischen Ferments der Hefe. Von A. H.
Koelker 513
Über Autolyse. Von A. Baudrexel 513
Verhalten des Hefegummis bei der Autolyse und der alkoholischen
Gärung. Von E. Salkowski 514
Antiprotease im Hefepreßsaft. Von E. Buchner und H. Haehn . . 514
Zur Kenntnis der Invertase. Von H. Euler, E. Lindberg und K.
Melander 515
Zur Kenntnis der Invertinwirkung. Von N. Masuda 515
Inhaltsverzeichnis. XXYII
Die Vergärung von Galaktose durch Hefe und Hefesaft. Von A Harden
und R. V. Norris 515
Über das Verschwinden des Furfurols bei der Alkoholgärung. Von
C. J. Lintner 515
Über die Nebenprodukte der alkoholischen Gärung. Von 0. E. Ashdown
und J. Th. flewitt 516
Über die reducierende Wirkung von Milch, Leber und Hefe. Von L.
Rosenthaler 516
Assimilierbarkeit verschiedener Kohlehydrate durch verschiedene Hefen.
Von P. Lindner und K. Saito 517
Assimilierbarkeit von Pentosen und Pentiten durch Pflanzen. Von Th.
Bokorny 518
Der Glycogengehalt bei verschieden ernährten Kulturhefen. Von W.
Henneberg 518
Bedeutung der mineralischen Salze im Gärungsgewerbe. Von H.
Wüstenfeld . 518
Einwirkung von Ozon auf Organismen in der Brauerei. Von H. Will
und F. Wieninger 519
Oontinuierliche Sake-Bereitung. Von K. Yeda 519
Einfluß der Luft auf die Haltbarkeit der Hefe. Von F. Hayduok u. a. .520
Über das bactericide Vermögen von Hefeauszügen. Von A. Fernbach
und E. Vulquin 520
Über die mikrocide Kraft von Hefe und Getreide -Mazeration. Von
A. Fernbach und E. Vulquin 521
Über das Hefegift, Pepton und Weizenmehl. Von F. Hayduck . . 522
Beeinflussung der Tätigkeit der Hefe durch das Solenoid. Von St.
Rosenblatt 522
Über die Lebensdauer von Weinhefen in 10"/o-llohrzuckerlösung. Von
ß. Meißner 522
Über Triebkraftbestimmungen. Von 0. v. Boltenstern 522
Über die Verwendung der Hefe in der Bäckerei. Von Heinze . . . 523
Über die Rolle der Hefe beim Backen. Von L. Lindet 523
Kahmhefe - Infektion in Bäckerhefe. Von W. Henne berg und M. P.
Neumann 524
Über Alkoholbildung bei der Sauerkrautgärung. Von C. Wehmer . . 524
Wirkung ultravioletter Strahlen auf die Essigsäuregärung. Von J.
Schnitzler und V. Henri 524
Literatur 524
D. Wein. Referent: O. Krug.
1. Weinbau.
Über amerikanische Reben. Von R. Goethe 525
Über den gegenseitigen Einfluß des Wildlings und Pfropfreises beim
Weinstock. Von L. Ravaz 527
Literatur 527
3. Most und Wein.
Ergebnisse der amtlichen Weinstatistik. Von A. Günther . . . . 527
Rheinhessische Moste. Von J. Mayrhofer 529
Zusammensetzung der Moste aus dem Nahetale. Von Karl Asch off 529
Zusammensetzung des Zuckers der Trauben. Von L. Roos u. J. Hugues 529
Analysen der Weine des Gard und der Camarque. Von A. Astruc und
J. Mahoux 529
Die Regel, Säure : Alkohol, und die Weine des Gard. Von G. Halphen 529
Die Weine von Segonnaux und die Gesetzmäßigkeiten der Mouillage.
Von A. Descomps 530
Moste aus dem Moselgebiete 1908. Von A. C. Wellenstein . . . 530
Moste aus dem Moselgebiete 1909. Von A. C. Wellenstein . . . 530
Zusammensetzung eines Auszug- und eines Kelterweines. Von A.
Manuresi und M. Tonegutti 531
XXVIII Inhaltsverzeichnis.
Seit»
Die Rotweine der Gironde von 1909. Von P. Carles 531
Die "Weine des Bezirks von Philippeville. Von H. Frangois und
L. Tissier 531
Die portugiesischen „Gei-opigas'" und die Portweine. Von A. J. Ferreira
da Silva 531
Weine der französischen Schweiz aus unreifen und aus überreifen
Trauben. Von Porchet 531
Ungarische Weine des Jahres 1907. Von L. Krämszky 532
Charakteristische Weine des Küstenlandes. Von M. Ripper .... 532
Charakteristische Unterschiede natursüßer und versüßter Weißweine.
Von Ch. Blarez und L. Chelle 533
Bor in algerischen Weinen. Von Dugast 533
Bor in tunesischen Weinen. Von Beitainchand und Gauvry . . 533
Über den Fluorgehalt der Weine. Von A. Kickton und W. Behncke 533
Entsäuerungsversuche mit küstenländischen Weinen. Von A, Bene-
'schovsky 534
Untersuchung der besten Weine der Görzer Provinz. Von J. Bolle . 534
Beurteilung der Ausbruchweine und die Glycerinbestimmung in Süß-
weinen. Von J. Mayrhofer 585
Über Weine der Gegend von Annonay. Von G. Filaudeau. . . . 536
Vergleichende Analysen einiger Ausbruch- und Nachweine von Sauternes.
Von Ch. Blarez und U. Gayon 536
Zusammensetzung der Weine der Ernte 1909 aus Loire et Cher. Von
B. Fallot 530
Zusammensetzung von Hefeweinen. Von H. Astruc 536
Literatur 536
3. Obstwein.
Übersicht der Erzeugung von Äpfel- und Birnenmost in Frankreich,
1909 und 1910 537
Folgen der vorzeitigen Ernte der Früchte auf deren Beschaffenheit.
Von A. Truelle 537
Der Einfluß des Alters der Apfelbäume auf die Zusammensetzung ihrer
Früchte. Von A. Truelle 537
4. Hefe und Gärang'.
Änderungen des Verhältnisses von Alkohol zu Glycerin b. d. Umgärung.
Von W. Seifert und R. Haid 538
Chemie des Weines und ihre Beziehungen zur Pflanzenchemie. Von
F. Scurti 538
Literatur 538
5. Weinkrankheiten.
Über die Behandlung kranker Weine des Görzer Gebietes. Von Joh.
Bolle 538
Zur Behandlung fehlerhaft schmeckender Weine. Von F. Muth . . . 539
Bildung des Acroleins bei dem Bitterwerden der Weine. Von E.
Voisenet 539
Fehler und Krankheiten der Weine, für welche gesetzl. Verfahren vor-
gesehen. Von W. Seifert 539
Ein Parasit der Weinpfropfen. Von Manon 540
Das Umschlagen der Weine. Von J. M. Gull Ion 540
6. Gesetzliche Massnahmen.
Beurteilung der Trockenweine nach dem Weingesetz. Von P. Kulisch 540
Der spontane Säurerückgang im Wein. Von P. Kulisch 541
Die Verwendung von Fruchtzucker bei der Wein Verbesserung. Von W.
J.Baragiola 541
Literatur 541
7. Allg-emeines.
Die Alkalität der Asche bei den Südweinen. Von G. de Astis . . . 541
Wirkung des Mangansuperoxyds bei der W^einbereitung. Von G.
Leoncini 542
Inhaltsverzeichnis. XXIX
Seite
Die Klärung der Weine in der Wärme. Von Depathy fröres. . . 542
Die gebräuchlichsten, käuflichen Schönelösungen. Von W. J. ßarigiola
und Huber 542
Verfälschung von Schwefelschnitten. Von P. Carles 543
Ober Mostsubstanzen und sog. Weinverbesserung 543
Die Reaktion mit Natriumphosphat zum Nachweis von Alaun im Wein.
Von G. Masoni 543
Absorption der Metallspectren durch Wein. Von B. De'Conno . . 543
Das Weinkonservierungsmittel „Narcol". Von P. Kulisch . . . . 543
Über die physiologische Wirkung der im Weißwein enthaltenen schwefligen
Säure. Von J. Gautrelet 544
Über die wirkliche Acidität der Weine. Von P. Dutoit und M.
Duboux ... 544
Detannierte Weine. Von W. L. Scoville 544
Über die Bedeutung der Unschädlichkeit der schweüigen Säure im
Wein. Von P. Carles 544
Über Montamin als Desinfektionsmittel. Von K. Kroemer .... 545
Die Oberflächenspannung und die kolloidalen Weinsubstanzen. Von R.
Binaghi 545
Das Trübwerden der Weine beim Verschneiden. Von L. Math ieu . . 545
E. Spiritusindustrie. Referent: Th. Dietrich.
Die Verzuckerung des Zellstoffs. Von H. Ost und L. Wilkening . 545
Zucker, Cellulose- und Alkoholfabrikation aus Mais. Von G. Doby . 546
Die Vergärung von Melassemaischen. Von G. Heinzelmann . . . 546
Die Vergärung von Melassemaischen. Von L. Neustadl u. B. Ehren-
freund 547
Über Edel- und Franzbranntwein. Von Br. Haas und Fr. Freyer . 547
Über Edel- uud Franzbranntwein. Von V. Kreps und J. Mayrhofer 548
Über die Einwirkung von Wasserstoffsuperoxyd auf verschiedene
Alkohole. Von A. C. Chauvin 548
Über die Analyse des ungekeimten Getreides und des Malzes. Von
Tad. Chrzaszcz 549
Über die Analyse des ungekeimten Getreides und des Malzes. Von
Tad. Chrzaszcz und S. Piorozek 550
Vergleichende Atmungsversuche mit Kartoffelsorten. Von J. Hoffmann
und S. Sokolowski 550
Über den Einfluß der Luft auf die Haltbarkeit der Hefe. Von F.
Hayduck u. M 550
Die 24stündige Milchsäurehefe. Von G. Heinzelmann 551
Milchsäure- Reinzuchthefe in 24 Stunden 551
Die Bestimmung von Estern in Branntwein. Von Frank Browne 551
Literatur 551
IV. Agrikulturchemisclie Untersuchuugsmethoden.
Referenten: Th. Dietrich, A. Köhler, F. Mach, A. Stift, 0. Krug.
A. Boden. Referent: Th. Dietrich.
Beitrag zur Bodenanalyse. Von James H. Pettit, mitget. von B.
T ollen s 555
Die Bestimmung der Acidität eines Bodens. Von D. Meyer . . . . 556
Das Ammoniak in Böden. Von E. J. Russell 556
Die Fehler der Bestimmung des Stickstoffs im Boden. Von E. A.
Mitscherlich und E. Merres 558
Ein Beitrag zur Boden- und Düngemittel- Analyse. Von E. A.
Mitscherlich und Mitarb 558
Zwei maßanalytische Methoden zur Bestimmung von Kalk und Magnesia.
Von V. Schenke 559
XXX Inhaltsverzeichnis.
Seite
Elektrochemische Methoden bei der Bodenuntersuchung. Von F. K.
Cameron 560
Zur quantitativen Bestimmung der Kolloide in Tonen. Von K. Endeil 560
Zur Methodik der bacteriologischen Bodenuntersuchung. Von Vogel . 561
Zur Methodik der bacteriologischen Bodenuntersuchung. VonTh. Remy
und G. Rösing 562
Bestimmung der Phosphorsäure in Böden und Ernteprodukten. Von
H. Kaserer und J. K. Greisenegger 564
Literatur 564
B. Düngemittel. Referent: Th. Dietrich.
Allgemeine Methode der Salpeter-N-Bestimmung. Von Salle . . . . 565
Über die Anwendung des Nitrons von Busch zur Analyse von Chili-
salpeter. Von L. Radlberger 565
Bestimmung der wasseriöslichan Phosphorsäuie in Doppelsuperphosphaten 566
Zur Bestimmung der Basicität der Thomasmehle. Von R. Michel . . 566
Nachweis von Verfälschungen d. Knochensuperphosphate. Von G. Masoni 566
Literatur 567
C. Pflanzenbestandteile. Referent: Th. Dietrich.
Die bei der qualitativen Untersuchung von Samen angewendeten
Methoden. Von E. Schulze 568
Ober die Bestimmung der Stärke im Holz der Baumäste. Von Manaresi
und M. Tonegutti 569
Bestimmung des Schwefels in organischen Verbindungen. Von Th. St.
Warunis 569
Bestimmung des Gesamt -Schwefels in organischer Substanz. Von H.
Schreiber 570
Bestimmung des organischen Phosphors. Von E. B. Forbes u. Mitarb. 570
Literatur 570
D. Saatwaren.
(Siehe oben unter Prüfung der Saatwaren.)
E. Futtermittel und Tierphysiologie. Referent: A. Köhler.
Eine Schnellmethode zur Bestimmung der Rohfaser. Von J. M. Pickel 571
Die Bestimmung von Rohfaser. Von G. Ri. Mac Nider 571
Neue Methode der Cellulosebestimmung. Von R. Dmochowski und
B. Tollens 571
Über die quantitative Cellulosebestimmung mit Hilfe der Methoden von
,,Lange"' und ,. Simon und Loriseh''. Von A. Scheunert und
Ernst Lötsch 572
Über die Bestimmungsmethoden der Cellulose. Von M. Renker . . 572
Stickstoffbestimmung in Futtermitteln. Von 0. Engels 572
Über die quantitative Bestimmung von Reisspelzen. Von T. Katayama 573
Über das Harneisen. Von Otto Wolter 573
Zur Methodik der Eisenbestimmung im Blute. Von D. Charnass . . 574
Ein Respirationsapparat für isolierte Organe und kleine Tiere. Von
0. Cohnheim 574
Untersuchung des phosphorsauren Futterkalkes. Von 0. Kellner . . 574
Literatur 574
F. Milch, Butter, Käse. Referent: F. Mach.
Lichtbrechung und speeifisches Gewicht des Chlorcalciumserums der
Milch. Von C. Mai und S. Rothenfusser 575
Über den Oxydatiousindex der Milch. Von T. Jona 576
Bestimmung des Trockenrückstandes der Milch. Von G. Borghesio . 576
Inhaltsverzeichnis. XXXI
Seite
Fehlerquelle bei der Bestimmung des fettfreien Rückstandes. Von G.
Borghesio 576
Volumetrische Methode zur Bestimmung von Milchcasein. Von L. L.
Van Slyke und A. W. Bosworth 576
Abgeändertes Verfahren zur Bestimmung des Milchfettes nach Röse-
Gottlieb. Von R. Eichloff und W. Grimmer 577
Zur Fettbestimmung in der Milch. Von W. Fahrion 577
„Neusal'S neues, säure- und alkalifreies Verfahren zur Ermittelung des
Fettgehalts der Milch. Von 0. Wendler 577
Nachprüfung der Neusal- Methode. Von T. E. Nottbohm und J.
Angerhausen 577
Die Neusalmethode. Von 0. v. Sobbe 578
,. „ Von \V. Grimmer 578
Von C. Beger 578
Einfluß verschiedener Konservierungsmittel auf die Untersuchung der
Milch. Von A. Hesse . 578
Bestimmung des Fettgehaltes in geronnener Milch. Von O. Hoffmeister 578
Ermittelung der Lactose und des Fettes der Milch. Von T. Jona . . 579
Nachweis stattgehabter Erhitzung der Milch. Von A. Hesse und i). W.
Kooper 579
Nachweis stattgehabter Erhitzung der Milch. Von S. Rothenfußer . 579
Zur Katalasebestimmung. Von v. Heygendorff und Meurer . . . 580
Die Milchsäurereaktion nach Qffelmann. Von W. Kühl 580
Prüfung der Gerber'schen Rahm-Untersuchangsmethode. Von A. Hesse 580
Methode, d. Fettgehalt d Rahms zu bestimmen. Von L. Fr. Rosengreen 580
Prüfung des Rahms auf Wasserzusatz. Von H. Höft 580
Rahmuntersuchung nach dem Salverfahren. Von A. Hesse . . . . 581
Butteruntersucbung nach dem Salverfahren. Von A. Hesse . . . . 581
Fettbestimmung in der Buttermilch. Von M. Siegfeld u. M. Kersten 581
Wasser- und Fettbestimniung im Käse. Von M. Siegfeld 581
Fettbestimmung im Käse nach dem Salzsäure- Verfahren. Von H. Höft 582
Zur Analyse des Emmentaler Käses. Von G. Koestler 582
Prüfung von Labpräparaten. Von H. Höft 582
Literatur 583
Gr. Zucker. Referent: A. Stift.
Die Presse „Sans Pereille". Von A. Le Docte 586
Zuckerbestimmung in der Rübe. Von O. Bialon und W. Taegner . 587
„ „ ,. ., und Schnitzeln. Von A. Schumilow 587
„ ., ., ., Von Stanek und J. Urban . . . 587
Über das Volumen des Rübenbreies bei heißer Digestion. Voü J. Duschki 588
Zur Zuckerrübenanalyse. Von L. Ledoux 588
Bestimmung des Invertzuckers in Rüben. Von J. Urban 588
Bestimmung der Trockensubstanz und des Markgehaltes der Rüben. Von
R. E. Skärblom 589
Anweisung für einheitliche Betriebsuntersuchungen 589
Russische Anleitung für Zuckerfabrikschemiker. Von Duschsky, Mine
und Pawlenko 589
Untersuchung und Probenahme der Rübenschnitzel. Von H. Ciaassen 590
„ der Kalkmilch in der Zuckerfabrik. Von L. Lindet . . 590
Bestimmung der Alkalität des Saturationsschlammes. Von J. Muszynski 590
,, „ schwefligen Säure in Zuckerfabriksprodukten. Von H.
Pellet 591
Bestimmung des organisch-sauren Kalks in Dünnsäften. Von Sydersky 591
„ „ organisch-sauren Kalks in Zuckerfabriksprodukten. Von
Sidersky 591
Zur Präge der Fällung reduc. Zucker durch Bleiverbindungen. Von
H. Pellet 592
Bestimmung unkrystallisierbaren Zuckers in Gegenwart reduc. Stoffe.
Von H. Pellet 592
XXXII Inhaltsverzeichnis.
Seite
Bestimmung des Rohrzuckers mittels Invertase. Von C. S. Hudson . 592
,, ,, Wassers in Rohrzuckern mittels Eintauchrefraktometer.
Von V. Stanek 593
Korrektion für die Temperatur bei der Bestimmung der Trockensubstanz.
Von V. Stanek .593
Aschenbestimmung in Rohrzuckern. Von K. Vorbuchner 593
„ „ ,. usw. durch Ermittlung der elektrischen
Leitfähigkeit. Von A. T renkler 594
Bestimmung des lüvertzucker.s in Rohrzucker. Von Ed. Hoppe . 594
Über das Vorkommen der Raffinose im Rohrzucker. Von Fr. Strohmer 594
Eigenschaften und Bestimmung der Raffinose. Von A. Herzfeld . . 595
Eigenschaften und Bestimmung der Raffinose. Bestimmung des Rohr-
zuckers 595
Bestimmung des Krystallgehaltes der Sirupe. Von Th. noydl . . . 595
Beitrag zur Untersuchung der Melasse. Von Ad. J olles 596
Literatur 596
H. Wein. Referent: 0. Krug.
Beiträge zur Chemie und Analyse des Weins. Von C. v. d. Heide
und W. J. Baragiola 597
Bestimmung des Weinextraktes. A'^on Ph. Malvezin 598
Zur physikalisch-chemischen Bestimmung der Weinasche. Von H. Pellet 598
Über den Einfluß der Kellerbehandlung auf die Alkalität der Weinasche.
Von W. J. Baragiola .^j98
Beurteilung der Weine auf Grund niedriger Aschenalkalitätszahlen. Von
W. J. Baragiola und P. Huber 598
Nachweis von Schwefelsäure und Phosphorsäure im Wein. Von A.
Hubert und F. Alba 599
Bestimmung der Mineralsäuren in Weinen. Von A. Hubert u. F. Alba 599
Nachweis der Nitrate in Wein und Most. Von T. Marsiglia . . . 599
Physikalisch -chemische Bestimmung des Kalks im Wein. Von Marcel
Duboux 599
Bestimmung des Mangans im Wein. Von Dimitrescu u. E. Nicolau 600
Bestimmung des Glycerins in dem Wein. Von C. Bfeys 600
Über die K. Lehmann'sche Titration von Zuckerarten. Von E. Rupp
und F. Lehmann 600
Über den Nachweis von Saccharose im Wein. Von S. Rothenfusser 601
Verfahren Rothenfusser zum Nachweis der Saccharose im Wein. Von
F. Schaffer 601
Bestimmung der Weinsäure in Weinen. Von A. Kling 601
Über den Nachweis der Benzoesäure, Zimtsäure und Salicylsäure im
Weine. Von C. v. d. Heide und F. Jacob . 602
Die Verwendung von Urotropin zur Herabsetzung des Gebalts an
schwefliger Säure. Von J. Mayrhofer 602
Bestimmung der flüchtigen Basen im Wein. Von P. Dutoit u. M. Duboux 603
Nachweis des Formaldehyds im Wein. Von A. Hubert . . . . . 603
Verschwinden von schwefliger Säure. Von A. Hubert 603
Die schweflige Säure in den Weinen. Von X. Rocques . . . . . 608
Die schweflige Säure im Champagnerwein. Von G. Filaudeau . . . 604
Bestimmung der schwefligen Säure. Von P. Cazenave 604
Zur analytischen Kenntnis der Oxydationserscheinungen in dem Wein.
Von Ph. Malvezin 604
Analytische Untersuchung der weißen Kabinettweine der Gironde. Von
Blarez, Carles und Gayou 604
Autoren -Verzeiebnis 606
I.
Landwirtschaftliche Pflanzenprodul(tion.
Referenten :
G. Bleuel. Th. Dietrich. G. Kalb. M. P. Neumann und A. Stift.
Jahresbericht 1910.
^^EW YORK
BOT AN IC AL
GARDEN
A. Quellen der Pflaiizenernährung.
1. Atmosphäre.
Referent: Georg Bleuel.
Über die Zusammensetzung der atmosphärischen Luft. Von
G. Claude. ^) — Vermittelst einer einfachen Vorrichtung, welche er
seinen Apparaten zur Trennung von 0 und N anfügte, ist es dem Vf.
gelungen, durch inogressive Condensation und Wiedervergasung die Menge
der seltenen, am wenigsten leicht condensierbaren Gase der Luft mit
größerer Genauigkeit zu bestimmen, als dies bisher möglich war. Pro 1 Mill.
Volumteile Luft wurden gefunden 15 Teile Neon, 5 Teile Helium und
weniger als 1 Teil Wasserstoff.
Über den Gehalt der Atmosphäre in Montevideo an Kohlen-
säure. Von J. Schroeder.2) — Während der Zeit vom 1. Mai 1908
bis 1. Mai 1909 betrug der mittlere Gehalt der Luft in Sayago an COg
2,98 Vol. in 10 000 Vol. Luft bei 0» und 760 mm Druck; er schwankte
von 2,70 bis 3,30 Vol. Die Jahreszeiten haben einen merklichen Einfluß
auf den procentischen Gehalt der Atmosphäre an COg, dieser vermindert sich
in den Wintermonaten (Juni und Juli 1908) und vermehrt sich in den
Sommermonaten Februar 1909; er ist ferner abhängig von der Windrichtung,
er wird etwas vermindert bei dem continentalen W-Wind und etwas erhöht
im entgegengesetzten Falle. (D.)
Die Stickstoffverbindungen im Regen und Schnee. Von Frank
T. Shutt. ^) — Eine in Ottawa (Canada) ein volles Jahr lang durchgeführte
Untersuchung sämtlicher Regen- und Schneeniederschläge auf ihren
Gehalt an NH3-, Nitra.t und Nitrit-N ergab eine durchschnittliche Gesamt-
N-menge von 1950 g auf 45 ha (43,4 g auf 1 ha) und zwar waren
0^40/0 des N als NHg oder NH^-Salz und 26% als Nitrat und Nitrit
^l^orhauden. Der Gesamt-N des Regens war etwa doppelt so groß wie der
*— ^es Schnees.
^^ Über den Salpetersäure- und Ammoniakgehalt im Regen zu Tonkin.
\^on Aufray. '^) — Nach den Beobachtungsergebnissen 1902 — 1909 wechselte
^das Gewicht der im Regen wasser niedergegangenen Ng O5 von 15,48 bis
~t 70,37 kg pro ha. Diese dem Boden kostenlos zugeführten N- Verbindungen
1) Compt. rend. 1909, 148, 1454; ref. nach Centrlbl. Agrik. -Chera. 1910, 39, 277. (EicMer.)
— 2) Sondorabdruck d. Revist^ del Institute de Ai,'ronomia de Montevideo 1910, 7, 123—127. — ^) Chem.
News 1909, 100, 305—306: ref. nach Chem. Centrlbl. 1910, I. 857. (Henle.) — *) Bull. Econ. Indo-
Chine, n. ser. 1909, 12, 595—616; ref. nach Ejcper. Stat. Rec. 1910, 23, 220.
1*
4 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
bilden eine nicht zu unterschätzende Zugabe zu den Pflanzen-Nährstoffen.
Wie nicht anders zu erwarten stand, wurden in den wärmeren Monaten
die größten Mengen N im Regenwasser gefunden.
Das Regenwasser als Stickstoff quelle. Von T. Weedon.^) — An
3 Orten Queenslands mit mäßigem, mittlerem und starkem (tropischem)
Regenfall fanden während 18 Monate der Jahre 1907 und 1908 hierauf
bezügliche Beobachtungen statt. Die jährliche Regenmenge an den 3 Be-
obachtungsorten betrug zwischen 660 und 1901 mm. Die dem Boden
durch die Regenfälle zugeführte N-Menge war an allen 3 Orten fast die
gleiche, nämlich 3,36 bis 4,48 kg pro 1 ha (3 — 4 Ibs. per acre). An
dem Orte mit starkem Regen überwog an Menge der NjOj-N den NH3-N.
Die Regenfälle enthielten im Anfangsstadium mehr gebundenen N als am
Ende, weiterhin geht bei heftigen Regengüssen weniger N nieder als bei
leichten.
Einige Untersuchungen über den Stickstoffgehalt der atmo-
sphärischen Niederschläge in Flahult in Schweden. Von Hj. v. Feih'tzen
und J. Lugner.-) — Im Mittel der letzten 7 Jahre (1902—1908) betrug
die Niederschlagsmenge in Flahult (11 km südl. von Jönköping) 577 mm.
Im Jahre 1909, wo die N-Bestimmungen ihren Anfang nahmen, erreichten
ausnahmsweise die Niederschläge eine Höhe von 827 mm. Die gesamte
N-Menge, die mit dem Regen und Schnee 1909 dem Boden zugeführt
wurde, machte 5,18 kg auf 1 ha aus. Der Gehalt an Nitrat- und Nitrit-N
wechselte zwischen 0,128 und 0,266 mg in 1 I und beim NH3-N lagen
die Grenzen zwischen 0,267 bis 0,711 mg. Das procentische Verhältnis
bei den beiden N- Verbindungen wechselte ebenfalls ziemlicli viel. Für
die Niederschlagsmenge des ganzen Jahres war das Verhältnis NH3- zu
NjOg-N wie 71,8*^/0 zu 28,2%, also fast genau dasselbe wie in Rothamsted.
Zusammensetzung des Regens auf der Insel Barbados.^) —
Es kommt hier der Regen in Betracht, der in Dodds botanischem Garten
vom December 1906 bis März 1908 fiel. Als gesamte Regenhöhe wurden
1499 mm gemessen, das sind 882 mm pro Jahr. Mit dem Regen gingen
innerhalb Jahresfrist auf 1 ha nieder: 22,584 kg Cl und 1,080 kg N.
Resultate meteorologischer Beobachtungen an der Versuchsstation
Ploty im Jahre 1908. Von A. Bytchikhine und M. Boulatovitch.^) —
Die Niederschläge erreichten im Jahre 1908 eine Höhe von 427,9 mm,
ein Betrag, der das langjährige Mittel von 413 mm nur um 14,6 mm
überschreitet. Die einzelnen Jahreszeiten nahmen an dem gesamten Nieder-
schlag folgenden Anteil: Winter 1907/8 mit 91,9 mm, Frühling 95,1 mm,
Sommer 162,5 und der Herbst mit 95,4 mm. Am reichlichsten fiel der
Regen im Juli mit 67,1 mm und am spärlichsten gingen die Niederschläge
im Dezember mit 9,9 mm nieder. — Die Schneebedeckung zeigte
während des Winters 1907/8 eine bemerkenswerte Unbeständigkeit und
Ungleichheit in ihrer Verteilung. Im ganzen gab es nur 29 Tage, wo
Schnee lag. Der erste Schneefall trat am 19. Oktober 1908 ein, am
16. Februar des gleichen Jahres war er bereits vollständig verschwunden.
1) Ann. Rpt. Dept. Agr. and Stock (Queensland) 1908—09, 59, 60, 77, 78; ref. nach Exper. Stat.
Rec. 1910, 22, 618. — ») Fühlings landwsch. Zeit. 1910. 59, 248—252. — «) Rpt Agr. Work Barbados,
Imp. Dept. Agr. "West Indies 1906—08; ref. nach Exper. Stat. Bec. 1910, 22, 518. — «) Vierzehnter
Jahresber. d. landwsch. Versuchsst. Ploty f. d. Jahr 1908, 7. Odessa 1909. (Französische Ausgabe.)
Vorgl. Jahresber. 1908, 15.
A. Quellen der Pflanzenemährung. 1. Atmosphäre. 5
Ihre größte Höhe erreichte die Schneedecke in der Zeit vom 12. bis
17. November mit 19 cm. — Die Verdunstung ließ eine außerordentliche
Abnahme erkennen. Gegen den langjährigen Durchschnitt blieb sie um
128,2 mm zurück. — Die relative Feuchtigkeit entfernte sich nur um
den Betrag von + l^O^o vom Mittel. — Bei der absoluten Feuchtig-
keit wurde im December ein durchschnittliches Minimum von 3,1 mm
beobachtet. Gewöhnlich zeigt der Januar den tiefsten Stand der absoluten
Feuchtigkeit an. — Die mittlere Jahrestemperatur der Luft von
8** C. (im Schatten) brachte eine negative Abweichung von 0,9° vom
Durchschnitt. Während im vorausgegangenen Jahr der Februar außer-
ordentlich kalt war, zeigte dieser Monat im Jahre 1908 eine verhältnis-
mäßig hohe Temperatur. Das absolute Jahres-Maximum von 34,2'' wurde
am 20. Juli und das absolute Minimum von — 21,6° am 3. Januar ge-
messen. Die jährliche Amplitude beträgt demnach 55,9°. Ein ungewöhnlicher
Wärmerückgang trat in der Nacht vom Lauf 2. Juli ein, wo der Thermo-
meter auf 3,5° fiel. Die Folge dieses Temperatursturzes war, daß in einer
Entfernung von 3 — 4 km von der Versuchsstation die Gurken und Wasser-
melonen unter Frost litten. Im Laufe des Jahres zählte man 53 Tage
ohne Tauwetter bei 148 Frosttagen. — Bei der Temperatur der 6oden-
oberf lache ergaben sich folgende Abweichungen vom Mittel: Im Winter
0,2°, im Sommer —0,9°, im Herbst —2,5° und im Frühling 0,0°.
Das absolute Maximum mit 63,5° wurde am 21. Juni und das absolute
Minimum mit — 16,9 '^ am 15. Dezember beobachtet. Die Amplitude
umfaßt also 80,4°. Der letzte Spätfrost machte sich am 18. April durch
0,1 ° Kälte geltend , während der erste Frühfrost in gleicher Stärke am
15. September sich bemerkbar machte. Im Boden drang der Frost bis
50 cm tief ein. Die niedrigste Temperatur in dieser Bodenschicht wurde
am 13. Januar mit — 0,4° gemessen. — Der Bewölkungsgrad —
bedeckter Himmel mit 100 bezeichnet — betrug 66% und steht um 3°/^
über dem Mittel. Die einzelnen Monate lassen hier beträchtliche Ab-
weichungen vom Mittel erkennen. Das monatliche Minimum der Bewölkung
(47°/o) fiel in den Juni und das Maximum (90%) in den Februar. Tage
mit bedecktem Himmel wurden 160 gezählt, was einen Überschuß von
20 über das Mittel bedeutet. — Die Sonnenscheindauer erstreckte sich
über 1884,1 Stunden und bleibt so gegen die normale Dauer um 154,6
Stunden zurück. Das monatliche Minimum des Sonnenscheins zu 47 Stunden
wurde im Januar registriert und das Maximum zu 291,3 Stunden im
Mai. — Die Sonnenstrahlung wurde zu 121,606 (kleinen) Kalorieen ge-
messen, eine Wärmemenge, die hinter dem Durchschnitt um 5,710 Kalorieen
zurückbleibt. Das Maximum der Insolation fand im Mai, das Minimum
im Dezember statt. — Das Jahresmittel des Luftdrucks mit 750,3 mm
zeigt einen Überschuß von 0,5 mm gegenüber dem Durchschnitt. —
Bezüglich der Winde wäre zu bemerken, daß das Jahr 1908 sich durch
Windstille auszeichnete.
Resultate öjähriger Beobachtungen mit dem Aktinoskop Arago-
Dävy am meteorologischen Observatorium des K. Forstinstituts. Von
W. Schiptschinski. ^) — Der Vf. weist nach, daß, wenn man die Werte des
1) Mitt. d. Kaiserl. Forstinstitnts in St. Petersburg. Bd. XFX. St. Petersburg 1909 (russisch mit
Inhaltsangabe in deutscher Sprache); ref. in Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. 1910, 42, 636.
6 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
richtig berechneten Rediictionsfactors für das Instrument besitzt, sich mit
dem letzteren nicht nur der allgemeine Character der Sonnenenergie be-
rechnen läßt, sondern auch ihre Gröi3e und zwar die „Gesamtsumme der
Energie der Sonne, des Himmelsgewölbes und der umgebenden Gegenstände,
welche die entscheidende Rolle in den Yegetationsprocessen spielt".
Der Zusammenhang zwischen Luftdruck und Temperaturver-
hältnissen. Von Trabert. ^) — Aus den bisherigen Untersuchungen von
Hann, Hanzlik, Ekholm und Wagner zieht der Vf. folgende Schlüsse:
1. Die Anticyklonen bringen erst eine Erwärmung der Luftsäule hervor,
und ganz ebenso haben die Cyklonen eine niedrige Temperatur der Luft-
säule erst im Gefolge. Dann, wenn die Fortpflanzungsgeschwindigkeit
gering ist, wird aber hierdurch auch der Luftkörper der Anticyklonen
relativ warm. 2. Es gibt (meist seichte) Anticyklonen, bei welchen der
hohe Druck an der Erdoberfläche durch das größere Gewicht des kälteren
Luftkörpers verursacht ist. Es ist hier ebenso wie bei den Keilen hohen
Druckes an der Alpenkette, von denen Ficker zeigte, daß sie ein reiner
TemjDeratureffekt seien. Auch bei den Gebieten niederen Druckes mag es
unter Umständen sein, daß sie durch relativ zu hohe Temperatur des
Luftkörpers, aus dem sie bestehen, verursacht sind. 3. Es steht nicht
mit den Beobachtungen im Widerspruch, es wird im Gegenteil durch die
Untersuchungen Hanzlik's gestützt, daß im Beginn auch unsere
europäischen Anticyklonen relativ kalt sind, und ebenso wäre es denk-
bar, daß auch unsere Cyklonen anfänglich rein thermisch verursacht
sind. 4. Es steht aber absolut fest, daß unsere großen europäischen
Cyklonen, wenn sie erst ausgebildet sind, ein Deficit an Luft
vorstellen, das nicht durch hohe Temperatur, sondern durch
mechanische Kräfte erhalten wird. Dieses Deficit erstreckt sich
bis zu der isothermen Zone hinauf, d. h. es umfaßt die ganze Höhe der
sogenannten Troposphäre, also jenes Teiles der Atmosphäre, in welchem
sich alle für das Wetter wichtigen Erscheinungen abspielen. Umgekehrt
sind die großen europäischen Anticyklonen bis zur Grenze der Troposphäre
reichende Anhäufungen der Luft, welche nicht durch niedrige Temperatur,
sondern durch mechanische Kräfte hervorgerufen sind.
Über Sonnenflecken und Niederschlagsmengen. Von G. Hell-
mann.-) Mitgeteilt von Krüger.'^) — Die vermehrte Sonnenstrahlung
bewirkt in der Äquatorialregion der Erde eine größere Steigerung der
Temperatur, Verdunstung und Niederschlagsbildung als in den höheren
Breiten, und die hierdurch besonders in der Äquatorialregion erhöhte
Energie der gesamten Cii'culation der Atmosphäre kommt naturgemäß
in den höheren Breiten erst später als in der niederen zur Geltung.
Die in der Aquatorialregion und am Orte in höherer geographischer
empfangenen Impulse werden also, je nach dessen Lage, entweder
eine cumulative (verstärkende) oder eine interferierende (schwächende)
Wirkung ausüben, so daß an dem einen Orte mit dem Maximum der
Sonnenflecken ein Minimum des Regenfalls verbunden sein kann und an
dem anderen Orte das Umgekehrte stattfindet. Es besteht eben eine
1) Meteorol. Zeitschr. 1910. 27, 301-307. — *) G. Hellmann. Untersuchmigen über die Schwaa-
kungen der Niederschläge. Veröffentl. d. Kgl. Preaß. Meteorol. Inst. Abhandl. Bd. III. Nr. 1. Berlin,
Behrend & Co., 1909. — 3) Naturw. Rundsch. 1909, 24, 661: re£. in Meteorol. Zeitschr. 1910, 27, 566.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. 7
Wechselwirkung zwischen den meteorologischen Zuständen aller Teile der
Erdoberfläche untereinander; kein einziges Gebiet ist von den übrigen un-
abhängig. — Zur Prüfung dieser Auffassung dienten Hellmann die
Regenmessungen von einigen 30 streng gesichteten Stationen aus fast ganz
Europa für die nahezu fünf Sonnenfleckencyclen 1851 bis 1905. — Die
Tatsachen zeigen, daß es in der 55jährigen Periode 1851 bis 1905 in
ganz Europa kein einziges Jahr gab, das für das ganze Gebiet allgemein
zu trocken oder zu naß war, und daß, wenn überhaupt ein Zusammenhang
der jährlichen Niederschlagsmenge mit der Sonnenfleckenhäufigkeit besteht,
dieser notwendig regional verschieden ist. He 11 mann hat deshalb diese
Beziehung auch für jede einzelne Station untersucht und kommt zu
folgenden Schlüssen: 1. Ein für alle Teile Europas gleichmäßig gültiger
Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Sonnenflecken und der jähr-
lichen Niederschlagsmenge besteht nicht. 2. Infolge des Fortschreitens
nasser und trockener Jahre von S nach N verschieben sich auch die
Maxima und Minima der Niederschlagsmenge im Sonnenfleckencyclus;
enger begrenzte Gebiete, wie Südspanien und Südportugal Centralfrankreich,
Mittelengland, Schottland usw., zeigen dabei jeweilig gemeinsame Charaktere.
3. Bei der Mehrzahl der Stationen treten innerhalb einer Sonnenflecken-
periode zwei Maxima des Regenfalles auf, die um 6 bezw. 5 Jahre von-
einander abstehen. Zur Zeit des Sonnenfleckenminimums tritt an den
meisten Stationen ein Maxiraum des Regenfalles ein. 5. Die Schwankungen
der jährlichen Niederschlagsmenge innerhalb einer Sonnenfleckenperiode
sind im allgemeinen so klein und so unsicher, daß eine Verwertung für
praktische Zwecke vorerst ausgeschlossen ist. — Für die norddeutschen
Stromgebiete fand Hellmann, schon früher, daß das Regenmaximum
auf das Jahr des Sonneufleckenminimums und das vorangehende Jahr fällt,
und ein secundäres Maximum sicli im Jahre des Fleckenmaximums einstellt.
Die geographische Verteilung der GewitterhäufigkeitinContinental-
und Nordeuropa. Von E. Alt. i) — Zum Entwiu-f der Karte wurden
die Beobachtungen von 900 Stationen beigezogen. Dabei entfallen auf
Großbritannien und Irland 51, auf Skandinavien 83, auf Belgien 14,
auf die Niederlande 10 und auf Dänemark 13. Aus Frankreich lagen
die Aufzeichnungen von 98, aus der Schweiz von 60 Beobachtungs-
orten vor; die deutschen Bundesstaaten lieferten Angaben von 220,
Österreich - Ungarn und Bosnien -Herzegowina von 200 und Rußland von
151 Stationen. Yon den südeuropäisclien Halbinseln standen leider Be-
obachtungen in gewünschtem Umfang und für die ausgewählte Periode
nicht zur Verfügung. Die zugrunde gelegten Beobachtungen gehören fast
durchgehends der zehnjährigen Epoche 1893 — 1902 an. Die aus den
Beobachtungsdaten construierte Karte läßt im allgemeinen die Tatsache
erkennen, daß küstennahe Gebiete und ausgedehnte Ebenen relativ gewitter-
arm sind gegenüber gebirgigen Gegenden, doch bestehen mehrere bemerkens-
werte Ausnahmen von dieser nur in erster Annäherung gültigen Regel.
Die westliche Bretagne, das südwestliche Cornwall. das schottische Hoch-
land, ferner das Gebiet des skandinavischen Hochgebirges, daran anschließend
die Halbinsel Kola und das arktische Küstengebiet Rußlands weisen die
') Petermann's Mitt. 1910, 56, I. 5—7.
3 Landwirtschaftliche Pfianzenproduktion.
geringste Gewitterhäufigkeit mit einer durchschnittlichen jährlichen Anzahl
von weniger als fünf Gewittertagen auf. Die Linie, welche die Gebiete
mit weniger als 10 Gewittertagen pro Jahr abgrenzt, rückt schon be-
trächtlich mehr landeinwärts. Sie schließt das französische West- und
Nordküstengebiet mit Ausnahme der Halbinsel Contentin, dann Cornwall,
Wales, ganz Irland und Schottland aus, verläuft sodann durch die nördliche
Nordsee nach dem Norden Jütlands, wendet sich hierauf südostwärts gegen
die Odermündung und folgt dann nahe der deutschen und russischen
Küstenlinie bis gegen Petersburg. Durch Rußland führt die Grenzlinie
beiläufig in der Breite des Onegasees. Recht unregelmäßig erscheint die
Verteilung der Gewitterhäufigkeit im centralen Westeuropa. Obschon
Deutschland im großen und ganzen als Gebiet relativ hoher Gewitter-
häufigkeit hervortritt, so finden sich doch innerhalb seiner Grenzen auch
wieder Bezirke, welche hinsichtlich der Gewitterhäufigkeit Verhältnisse
wie Irland oder Schweden oder das nördliche Rußland aufweisen. So er-
scheinen das Erzgebirge, die Lausitz wie auch die sächsische Ebene
zwischen Mulde und Saale als Gelände, in denen durchschnittlich im Jahre
weniger als zehn Gewitter beobachtet werden. Auch andere Mittelgebirgs-
gegenden sind als relativ gewitterarme Gebiete anzusprechen, so Hunsrück
und Taunus, Harz, Thüringerwald, franken wald und Böhmerwald. In sehr
charakteristischer Weise äußert sich auf der Karte die Lage der kühn
geschwungenen jüngeren Faltungsgebirge, des Alpen- und Karpathenzugs.
Im allgemeinen finden wir den Verlauf dieser Faltungsgebirge durch die
Erstreckung einer relativ gewitterarmen Zone wiedergegeben. Das aus-
gedehnte osteuropäische Tafelland zeigt wieder einfache Verhältnisse. Ein
Gebiet größerer Gewittertätigkeil bildet der südliche Teil der russischen
Centralplatte und die südrussische Steinplatte. Außerdem finden sich noch
im Wolgabecken und im südlichen Uralgebiet Bezirke höherer Gewitter-
frequenz. Die kaspische Steppe und das Küstengelände am Westufer der
Kaspisee, in weniger ausgeprägtem Maße auch das Küstenland des Schwarzen
Meeres, das Gebiet der Rokitno- und Pripetsümpfe, die mecklenburgische»
pommersche und preußische Seenplatte, Polen und die westrussische Land-
höhe zeichnen sich durch verhältnismäßig niedrige Gewitterhäufigkeit aus.
Der Kaukasus, der physikalisch eigentlich nach Asien zu zählen ist, tritt
wieder als Bezirk hoher Häufigkeit hervor.
Ergebnisse der Beobachtungen des niederösterreichischen Ge-
witterstationsnetzes in den Jahren 1901 bis 1905. Von A. Defant. ^)
— Von den gewonnenen Ergebnissen seien hier nachstehende Sätze in
loser Aneinanderreihung aufgeführt: Das ganz ebene Gebiet zeichnet sich
durch große Armut von Gewittern aus, dagegen vermögen nur ganz geringe
Erhebungen, absolut wie relativ genommen, eine bedeutende Steigerung
der Gewitterhäufigkeit herbeizuführen. Aus der Zahl von 101 Gewitter-
tagen im Durchschnitt der 5 Jahre ergibt sich, daß 27,7 "^/o aller Tage
Gewittertage waren. Der Februar zeigt das Minimum an Gewittertagen,
der Juli die größte Zahl und der Mai ein secundäres Maximum. An
einem Gewittertag ist durchschnittlich der vierte Teil von Niederösterreich
mit Gewittern bedeckt. Die Zahl hängt erstens von den Geländeveriiält-
J) Meteorol. Zeitschr. 1910, 27. 341—354.
A. Quellen der Pflanzeneraährung. 1. Atmosphäre. 9
Bissen des Landes, zweitens aber auch vom Character des betreffenden
Jahres ab. Die Zahl ändert sich aber von Jahr zu Jahr sehr wenig. Die
an Gewitterztigen reichsten Monate sind Juni und Juli, auf diese zwei
Monate entfallen im Durchschnitt aller Jahre über 100 Gewitterzüge; im
übrigen ist die Verteilung der Gewitter ziemlich regelmäßig; der Vor-
sommer zeigt mehr Gewitter als der Herbst. Alle größeren Erhebungen,
besonders alle dominierenden, bieten günstige Verhältnisse für die Bildung
von Gewittern ; sie fördern auffallend die Entwicklung des Gewitterprocesses.
Die ebeneren Gebiete lassen nur äußerst wenig Gewitter entstehen; sie
sind die Auflösungsstätten der Gewitter, die von auswärts kommen und
den ebeneren Gegenden zuziehen; sie hemmen die Entwicklung des
Gewitterprocesses. Ein Gebiet bevorzugt stets Gewitter einer bestimmten
Richtung; es läßt hauptsächlich nur Gewitter dieser bestimmten Richtung
entstehen und vernichtet dann mit Vorliebe Gewitter der entgegengesetzten
Richtung; ein Gebiet fördert den Gewitterproceß in einer bestimmten
Richtung, in der entgegengesetzten hemmt es ihn. Die Gewitter der
gewittererzeugenden Gebiete folgen dem abfallenden Gelände, ziehen längs
der ßergabhänge den ebeneren Gegenden zu und erlöschen vollständig,
wenn sie sich in der Ebene ausbreiten können. Die gewitteraussendenden
Gebiete erzeugen die längsten und ausgedehntesten Gewitter. Je breiter
das Gewitter ist, desto länger hält der Gewitterproceß an, einen desto
längeren Weg legt das Gewitter zurück. Die Gewitterfront beträgt etwa
50 7o der Zuglänge. Der tägliche Gang der Gewitterbildung weist drei
gut ausgedrückte Maxima auf; das erste liegt in den Vormittagsstunden,
das zweite fällt auf die wärmste Tageszeit, das dritte auf die Abendstunden.
Die Dreiteilung ist in jedem Jahre deutlich und klar ersichtlich und kann
nicht als zufällige Erscheinung hingenommen werden.
Untersuchungen über die Schneeverhältnisse Süddeutschlands
auf Grund der Beobachtungen in den Jahren 1890—1900. Von
Fr. Lengacker. ^) — Ergebnisse: Die mittleren Daten des Eintretens des
ersten und letzten Schneefalls, der Bildung der ersten und des Ver-
sehwindens der letzten Schneedecke. — Die mittleren Zahlen der Tage
mit Schneefall und der mit Schneedecke im Winter wie in jedem einzelnen
Monat. — Die mittleren, die mittleren größten und die absolut größten
Schneehöhen jedes Monats. — Außer diesen in Zahlen gegebenen Werten
wMirden folgende Resultate gewonnen: Die Anzahl der Tage zwischen dem
Eintreten des ersten Schneefalls und der Bildung der ersten Schneedecke
ist im allgemeinen in den Lagen von 600 — 1000 m geringer als bei den
tiefer und höher gelegenen Stationen. — Die Zwischenzeit zwischen den
Daten des ersten Schneefalls und der ersten Schneedecke sind erheblich
kleiner als die zwischen den Terminen der letzten Schneedecke und des
letzten Schneefalls. — Die Differenz zwischen der Zahl der Tage der
Schneefallperiode und der der Schneedeckenperiode ist in den Lagen unter
400 m am größten; sie nimmt mit wachsender Meereshöhe ab, um bei
den Gipfelstationen wieder zuzunehmen. — Der Verlauf der Monatszahlen
der Tage mit Schneedecke folgt dem Gange der Temperaturkurve und
1) S.-A. aus den Beobachtungen der meteorol. Stat. im Kgr. Bayern. Herausgegeben von der
K. Meteorol. Centraistation 1908, XXK. München.
10 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
erreicht das Maximum im Januar, bei den höchsten Stationen im Februar,
während sich für die Monatszahlen der Tage mit Schneefall zumeist zwei
Maxima, im Januar und März, ergeben. — Die Schwankungen in der Zahl
der Tage mit Schneedecke von Winter zu Winter sind in den tieferen
Lagen beträchtlich größer als in den höheren. — Das Maximum der
mittleren Schneehöhen hat bei den meisten Stationen der Februar, bei
einzelnen schon der Januar; in den in dieser Untersuchung verwendeten
höchsten Lagen verschiebt es sich auf den März und tritt in den eigent-
lichen hochalpinen Lagen wohl noch später im Frühjahr ein. — Die Ab-
hängigkeit der Schueeverliältnisse von der Meereshöhe tritt bei allen
Elementen des Schneefalls klar zu Tage; Abweichungen werden zumeist durch
die spezielle topographische Lage der Stationen bedingt.
Die Witterung des Jahres 1909 in der Schweiz. Von R. Billwiller. ')
— Der Verlauf der Witterung des Jahres 1909 über dem Gebiete der
Schweiz läßt sich kurz folgendermaßen charakterisieren : Auf einen ziemlich
kalten und tief in den März hineinreichenden Winter folgte ein etwas
spätes, aber um so machtvoller einsetzendes, auffallend sonniges Frühjahr.
Dagegen war der Sommer dann ziemlich trübe und im Juni und Juli sehr
kühl und regnerisch. Von den Herbstmonaten war der Oktober warm;
der kalte November schien einen strengen Winter einleiten zu wollen;
das Jahr schloß aber mit einem außerordentlich warmen und regnerischen
December.
Die Hagelhäufigkeit in der Schweiz. Von J. Maurer.-) — Die
nachstehenden Daten sind dem umfangreichen Werke von Heß „Das
Klima der Schweiz" entnommen. Die hervorragendste Gewitter- und
Hagelhäufigkeitsstraße der Schweiz erstreckt sich von Pruntrut bis zum
unteren Rheintal: sie verbindet Pruntrut mit Breiten bach (Kanton Solothurn)
und zieht sich über Mellingen (K. Aargau), AVallisellen (K. Zürich),
Fischingen im Hinterthurgau, Flawll, Gossau (K. St. Gallen) und Speicher
(K. Appenzell) nach Balgach im St. Galler Rheintal. Längs dieser Linie
laufen mehrere Streifen maximaler Hagelschlagfrequenz. Die Boden-
gestaltung dieser Streifen liefern den Beweis, daß Flußtäler, welche von
den fortschreitenden Gewitterzügen unter stumpfem Winkel geschnitten
werden, die Hagelbildung begünstigen. Im weiteren erhöht der gebirgig
ansteigende Hintergrund einer wasserreichen Gegend für frontal heran-
ziehende Gewitter die Disposition für Hagelbildung. Mit der Begünstigung
der Hagelbildung auf der Luvseite eines zum heranziehenden Gewitter
querstehenden Gebirgszuges, ist unter Umständen eine Verminderung der
Disposition auf der Leeseite verbunden. Die Dämpfung des Hagelschlages
ist zum Teil auch dem Einfluß der Wälder zuzuschreiben. Die Abnahme
der Frequenz vom westlichen Albisvorland über den waldreichen „Schnabel"
und den großen Sihlwald hinweg bis Horgen und Wädenswil am Zürich-
see, spricht zu Gunsten dieser Annahme. Dagegen deutet der Umstand, daß
der waldreiche Irchel und sein stark bewaldeter Nachbar, der Kohlfirst,
die Leeseite nicht merklich zu schützen vermochten, darauf hin, daß zu
einer sicheren Schutzwirkuug entweder sehr ausgedehnte
Komplexe, oder eine bereits eingetretene Ermattung erforderlich sind.
») Schweiz. Zeitschr. f. Forstw. 1910, 53 u. 89. — -) Ebend. 345-352.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. H
Die Schutzwirkung kommt aber auch dann noch zur Geltung, sofern das
Gebiet hinter dem Waldkomplex nicht für sich durch Spendung neuer
Nahrung die Hagelbildung begünstigt. Folgt auf den mit Wald be-
setzten Berg ein wasserreiches Gebiet (Fluß, Sumpf. Moor-
gegend, See), so erfolgt eine Auffrischung von Gewitter und
Hagelschlag; die Schutzzone des Waldes wird zum mindesten stark
reduziert. — Zu den Gebieten, welche die Disposition zur Hagelbildung
erhöhen, gehören auch Talkessel, die ringsum von Bergen eingeschlossen
sind. — Zu den hauptsächlich betroffenen Gegenden des Voralpengebietes
zählt namentlich die Zone der oberen Aare und des Thuner-Sees, über das
Entlebuch hin gegen das Luzerner Seegebiet. — Mit dem Eindringen in
die Alpen weit ist ersichtlich ein starkes Zurückweichen des Hagel-
phänomens verbunden, in dem die Höchstwahrscheinlichkeit nahe auf den
vierten Teil sinkt. Mit dem Hintergrund der großen Alpentäler hört nun
scheinbar die Hagelfrequenz ganz auf, es fehlen wenigstens die zusammen-
hängenden Striche. — Am Südhang der Alpen ist das besuchteste Hagel-
gebiet im Kanton Tessin die Umgebung des oberen Teiles des Lago
Maggiore mit den Mündungen der Tallandschaften Vazasca und des Tessins.
— Wenn wir die verschiedenen orographi sehen Hauptgebiete absuchen, so
finden wir zahlreiche Belege für das Zusammenfallen großer Hagel-
häufigkeit mit ausgedehnten Moorkomplexen. Allerdings gibt es
auch Gegenden mit zahlreichen und ausgedehnten Mooren und relativ ge-
ringer Hagelschlagshäufigkeit wie z. B. die Gegenden von Saignelegier,
Montfaucon und La Joux. Fraglich ist es jedoch hier, ob die erfolgten
Meldungen den tatsächlich niedergegangenen Hagelwettern entsprechen. —
Vergleicht mau die ebenfalls von Heß entworfene Gewitterfrequenzkarte mit
der des Hagelschlags, so ergibt sich die nicht unerwartete Tatsache, daß
sowohl die Haupthäufigkeitsmaxima als -Minima die nämlichen Gebiete
überlagern. Beide Frequenzen nehmen auch stufenförmig ab von den Vor-
alpen zu den Alpen und Hochalpen.
Die Kälteeinbrüche in Mitteleuropa 1908/1909. Von A. Feßler.M
— Bei diesen Kälteeinfällen handelt es sich um die Erörterung der Frage,
ob wir es bei denselben mit einem rasch auftretenden Strahlungsphänonien
zu tun haben, oder ob in solchen Fällen kalte Luft aus kälteren Gebieten
herangeweht wird, oder aber ob die Kälteeinbrüche als Folge des Zu-
sammenwirkens beider Ursachen anzusehen sind. Wird die kalte Luft
herangeweht, dann ist zu entscheiden, von woher die kalte Luft stammt;
es muß an der Hand der Wind- und Temperaturaufzeichnungen der be-
treffenden Tage die Strömung der kalten Luft verfolgt werden können. —
Die Untersuchung der Kälteeinbrüche des vergangenen Winters hat nun
auf drei Arten oder Typen von Kälteeinbrüchen geführt: „Abkühlung
durch Advektion aus dem Kontinent mit Ausstrahlung'*, die
„reinen Ausstrahlungsfälle" und schließlich „Abkühlung durch
Advektion aus NW mit Ausstrahlung". Die Fälle Ende Dezember,
in welchem es nicht zu einer eigentlichen Ausstrahlung kam, und Januar
1909, in welchem die Advektion aus NE fast ganz zurücktritt, die aber
hinsichtlich der Wetterlage den Fällen des ersten Typus ganz ähnlich sind
») Meteorol. Zeilschr. 1910, 27. 1—12.
12 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
und sich nur durch eine extreme Variation der Elemente Ausstrahlung
und Advektion auszeichnen, betrachten wir als Spezialfälle des ersten
Typus. — Ob es nun außer diesen drei Typen von Kälteeinfällen noch
andere Arten gibt, oder ob durch diese Typen alle Arten von Kälteeinfällen
erschöpft sind, läßt sich durch eine Untersuchung einer so kurzen Reihe
von Fällen nicht feststellen, hierzu ist die Untersuchung einer mehrjährigen
Reihe von Fällen unumgänglich.
Temperaturschwankungen in Rußland und Nordasien. Von
H. V. Ficker. 1) — Zusammenfassung der Ergebnisse: Wärme- und Kälte-
einbrüche, die das Tagesmittel der Temperatur in 24 Stunden um
mindestens 10^ erhöhen oder erniedrigen, sind in Sibirien, und zwar
zwischen Eismeer im N., dem 50. Breitegrade im S., Uralgebirge im "W.,
Lena im E. am häufigsten. Extreme Temperaturschwankungen treten in
West- und Ostsibirien fast gleich häufig ein: in den Randgebieten (Ruß-
land, Russisch-Centralasien, Transbaikalien , an der ostasiatischen Küste
und in Nordostsibirien) nimmt die Häufigkeit rasch ab. Je südlicher die
Lage wird, um so mehr treten die Wärmeeinbrüche" gegenüber den Kälte-
einbrüchen in den Hintergrund. — Wärmeeinbrüche sind eine spezifische
Wintererscheinung; Kälteeinbrüche sind durchschnittlich ebenfalls im Winter
am häufigsten, sind aber auch in den wärmeren Monaten nicht selten. Je
südlicher die Lage wird, um so häufiger treten starke Kälteeinbrüche in
den wärmeren Jahreszeiten ein, z. B. in Transbaikalien und Russisch-
Centralasien. — Temperatui Schwankungen , die das Tagesmittel der
Temperatur in 24 Stunden um mindestens 20 •^ herabdrücken oder erhöhen,
sind bereits sehr selten, doch kann die Änderung den Betrag von etwa
3C erreichen. Als größte absolute Temperaturänderung in 24 Stunden
wurde eine Erwärmung um 40 '^' (in Werchojansk) gefunden. — Wärme-
einbrüche sind in den meisten Fällen von Druck fall, Kälteeinbrüche von
Drucksteigerung begleitet, ohne daß sich ein Unterschied je nach der
geographischen Situation finden läßt. Bemerkenswerter Ausnahmen wegen
läßt sich jedoch hier nur von einer Regel, nicht von einem Gesetze
reden. — Wärmeeinbrüche werden vorwiegend durch südliche und west-
liche Winde verursacht. In Nordostsibirien und au der ostasiatischen
Küste jedoch wird bei Wärmeeinbrüchen auch häufig Wind aus nördlicher
Richtung beobachtet. — Kälteeinbrüche werden vorwiegend durch N- und
W- Winde verursacht; in Nordostsibirien überwiegen bei raschen und
intensiven Abkühlungen weitaus Kalmen. Während in den Randgebieten
die starken Abkühlungen durch Zufuhr kalter Luft aus kalten Gebieten
verursacht oder doch wenigstens eingeleitet werden, sind die starken Ab-
kühlungen in Nordostsibirien meist nur ein Effekt starker Ausstrahlung.
In den wärmeren Monaten, wo Abkühlung durch Ausstrahlung auszuschließen
ist, dominieren N- Winde; gleichzeitig verschwinden in Nordostsibirien
auch die häufigen Windstillen, — Im Winter transportieren die bei
Temperaturschwankungen namentlich in Sibirien häufigen W- Winde ab-
wechselnd warme und kalte Luft, so daß hier den W- Winden ein ein-
deutiger Temperaturaffekt und damit auch eine einheitliche Herkunft nicht
zuerkannt werden kann. — Wärmeeinbrüche bedingen eine Zunahme der
1) Meteorol. Zeitschr. 1910, 27, 385—400.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. 13
Bewölkung in allen Gebieten; mit winterlichen Kälteeinbrüchen ist,
ebenfalls in allen Gebieten, eine Bewölkungsabnahme verbunden, ein
deutlicher Beweis, daß bei winterlichen Kälteeinbrüchen die Abkühlung
durch Ausstrahlung nicht vernachlässigt werden darf. Zufuhr kalter Luft
leitet die Abkühlung ein; durch Ausstrahlung bei Aufheiterung wird die
tiefste Temperatur erreicht. Kälteeinbrüche in der wärmeren Jahreszeit
hingegen bewirken in allen Gebieten Zunahme der Bewölkung. — Die
Seltenheit von Kalmen und die größere Windstärke bei Wärmeeinbrüchen
läßt erwarten, daß bei Wärmeeinbrüchen meist warme Luft aus weit ent-
fernten Gebieten zugeführt wird, während extreme Abkühlung häufig nur
lokaler Natur zu sein scheint. — Auf Grund dieser Voruntersuchung wird
es möglich sein, die Untersuchung an Einzelfällen mit Aussicht auf Erfolg
vorzunehmen.
Der Regen in Samoa. Von K. Wegener.^) — Die aus den Be-
obachtungsergebnissen an 24 Stationen ermittelten Zahlen sollen im all-
gemeinen Interesse, insbesondere aber auch für Pflanzer und Ansiedler
eine kurze Übersicht über den Regen in Samoa geben. Nach den Auf-
zeichnungen von 1909 an 24 Stationen der Inseln Savaii und üpolu
bewegen sich die Jahresniederschläge zwischen 1817 mm (Mulifanua) und
5121 mm (Afiamalu). Die Zahl der Regentage mit 114 war am geringsten
in Palauli und am höchsten mit 231 in Saluafata. — Eine nasse Periode
fiel in die Jahre 1892 und 1893, eine trockene in die Jahre 1903 bis
1907. Die Zunahme des Regens pro 100 m Erhebung ist in Samoa zu
300 mm (in Deutschland etwa 80 mm) zu veranschlagen. Mit der bloßen
Annäherung an das regenspendende Gebirge nimmt der Regen stark zu, wie
dies auch die folgende kleine Tabelle zeigt:
c, ,. ,, , ... Entfernung Regen
Station Meereshohe vom Kamm 1909
Observatorium 0 m 12 km 1809 mm
Dr. Funk (Sogi) 0 .. 10 .. 2435 ,.
Moamoa 100 ,. 6 .. 3457 „
Afiamalu 700 .. 0 „ 5121 „
Einige Bemerkungen über die Sommertemperaturen in ver-
schiedenen Teilen Europas. Von H. Hildebrand Hildebrandson.-)
— Bei der Fortsetzung seiner Arbeiten ^i fand der Vf., daß die Sommer-
temperatur von Skandinavien und der ganzen baltischen Region vom
Nordkap bis nach Hamburg und Hannover nicht durch die gleichzeitige
Temperatur des Islandmeeres bestimmt wird, sondern durch die Temperatur
dieses Meeres im vorangegangenen Winter: die mehr oder weniger
große winterliche Abkühlung von Nordeuropa führt eine entsprechende
Sommertemperatur herbei. Für diese winterliche Abkühlung fand der Vf.
einen guten Maßstab in der Anzahl von Tagen, an denen der Boden in
üpsala mit Schnee bedeckt ist; weiter nach Norden hat nämlich der
Boden im Winter fast immer eine Schneedecke und mehr südlich ist er
fast stets schneefrei. Die Kurven der Schneebedeckung und der Temperaturen
der betreffenden Gebiete bestätigen die hier erwähnten Beziehungen, von
denen nur die westlichen Küsten Stationen Norwegens und Dänemarks eine
») Das "Wetter 1910, 27, 145—152. — 2) Compt. rend. 1909, 149. 703—705; ref. nach Naturw.
Rundsch. 1910, 25, 8. — ») Vergl. dies. Jahresber. 1909, 14.
14 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Ausnahme machen ; sonst ist die Temperatur des Sommers in der Baltischen
Eegion und in den Umgebungen des Nordkaps der Temperatur im voraus-
gegangenen Winter in Thorshavn stets entsprechend. — Der Gegensatz
zwischen Nordeuropa und Sibirien bleibt auch im Sommer bestehen; die
Sommertemperaturen in Barnaul zeigen ein entgegengesetztes Verhalten
wie die des vorangegangenen Winters in Thorshavn. Ebenso zeigen die
Kurven der Temperaturen für Lyon im Zentrum von Frankreich und in
gleicher Weise die von Marseille, Montpellier, Madrid und San Fernando,
daß die Sommertemperaturen von Südeuropa einen entgegengesetzten Ver-
lauf nehmen wie die des voraufgegangenen Winters in Thorshavn. —
Kann man aus den hier ermittelten Beziehungen auch keine sicheren
Wettervorhersagen für lange Zeiten ableiten, so geben sie doch eine an-
nähernde Vorstellung von den für den Sommer in Skandinavien, Frankreich
und Sibirien zu erwartenden Temperaturen, wenn man die Temperaturen
von Thorshavn oder die Zahl der schneebedeckten Tage in Upsala während
des vergangenen Winters kennt. Die zwischen den behandelten Zentren
liegenden Gebiete werden bald dem einen, bald dem anderen System sich
anschließen.
über die Entstehung der Föhnwinde auf der Nordseite der Alpen.
Von H. V. Ficker. -) — Die Ergebnisse der Untersuchung über die Ent-
wicklung des Föhns lassen sich in folgende Sätze zusammenfassen: Ver-
hältnisse vor dem Föhn: Auticyklonal, Höhe relativ warm und trocken,
Täler kalt, häufig mit Temperaturumkehr. — Vor Stadium des Föhns:
Die kalte Inversionsschicht in den Tälern fließt ab, die höheren Schichten
der Inversionsschicht senken sich, womit in den Tälern der Leeseite
langsame Erwärmung verbunden ist. Gleichzeitig senken sich die wärmeren
Luftmassen der Höhe. Sowohl die warme Luft der Höhe wie die kalte
in den Tälern strömt vom Gebirge weg. — Anticyklonalstadium: Die
kalte Luft ist in den Tälern der Föhnseite gänzlich abgeflossen, der Föhn
in den Tälern ausgebrochen. In der Höhe und auf der Luvseite dauern
die anlicyklonalen Verhältnisse fort. Die Föhnströmung wird genährt durch
Luft, die dem Alpenkamm aus der Höhe oder horizontal zufließt. —
Stationäres Föhustadium: Die auticyklonalen Verliältuisse in der Höhe
und auf der Luvseite erlöschen. Die Luft steigt auf der Luvseite auf,
unter Niederschlägen. Die relative Feuchtigkeit in der Höhe steigt meist
bis zur Sättigung. Bildung der Föhnmauer. Die eintretenden Temperatur-
änderungen sind in den einzelnen Fällen sehr verschieden. — Nicht jeder
Föhn zeigt diese ganze Entwickelung. Der Föhn kann erlöschen, ohne
daß die Entwickelung in den tiefsten Tälern der Leeseite über das Vor-
stadium hinaus gediehen ist. Das stationäre Stadium kann sich entwickeln,
während die tiefsten Täler der Leeseite noch im Vorstadium stecken.
Selbst wenn die ganze Entwickelung verfolgt werden kann, ist doch der
Zeitraum, der für die ganze Entwickelung beansprucht wird, in den einzelnen
Fällen von sehr verschiedener Länge.
Versuch einer Klimaklassifikation auf physiogeographischer Grund-
lage. Von A. Penck. -) — Der Vf. macht den Versuch, auf Grundlage
des Zusammenwirkens aller atmosphärischen Verhältnisse, wie es der Land-
1) Meteorol. Zeitschr. 1910, 27, 4B9— 451. — -) Sitznngsber. d. Berl. Akad. d. Wissensch. 1910,
236—246: rei. nach Naturw. Rundsch. 1910, 25, 405.
A. Quellen der Päanzenernährung. 1. Atmosphäre. 15
Oberfläche seine charakteristische Beschaffenheit aufdrückt, eine genaue und
dabei doch natürliche Einteilung der festen Erdoberfläche in Klimaprovinzen
zu geben. Er unterscheidet drei verschiedene klimatische Hanptprovinzen
oder Klimareiche: das nivale, das humide und das aride Klimareich.
— Im nivalen Klimareich fällt mehr schneeiger Niederschlag, als durch
Ablation an Ort und Stelle entfernt werden kann, so daß eine Abfuhr
durch Gletscher erfolgen muß. Das nivale Klimareich läßt sich in zwei
Provinzen gliedern, in die vollnivale, in der nur schneeige Niederschläge
fallen und in die semi nivale, in der auch Regen fällt, doch nicht genug,
um den Schnee zum Schmelzen zu bringen. — Im humiden Klimareiche
fällt mehr Niederschlag, als durch Verdunstung entfernt werden kann, so daß
ein Überfluß in Form von Flüssen abfließt. Es läßt sich in vier Provinzen
gliedern. In der polaren ist Bodeneis vorhanden, infolgedessen kann die
Speisung der Flüsse hauptsächlich nur durch die Schneeschmelze erfolgen.
Begrenzt wird die Provinz etwa durch die Jahresisotherme — 2 *', als
ünterprovinzen lassen sich die bewaldeten und die unbewaldeten Gebiete
auffassen. — In den anderen drei Provinzen, den „phreatischen" führen
die Niederschläge zur Bildung von Grundwasser und in Verbindung damit
zu einer Auslaugung des Bodens. An das nivale Reich schließt sich als
Übergangsgebiet die subnivale Provinz an, die eine regelmäßige winter-
liche Schneedecke aufweist. Auch hier lassen sich wie in der polaren
Provinz eine bewaldete und eine unbewaldete unterscheiden. In letzterer
ist die Oberfläche den größeren, in ersterer nur den kleineren Teil des
Jahres mit Schnee bedeckt. — Die Gegenden, die das humide Klima in
typischer Ausbildung besitzen, bilden die vollhumide Provinz. Sie wird
aber durch trockenere Länder meist räumlich getrennt, in äquatoriale mit
tropischer Wärme und in temperierte mit ansehnlichen Temperaturunter-
schieden, aber ohne starke Eis- und Schneebildung, wenn diese auch nicht
ganz fehlen. — Den Übergang zum dritten Klimareiche bildet die ziemlich
ausgedehnte semihumide Provinz, in der feuchte und trockene Jahres-
zeiten miteinander abwechseln. Hiei'her gehören als Unterprovinzen die
Subtropen, wie das Mittelmeergebiet, mit Niederschlägen beim tiefsten
Sonnenstande, ferner die Mousungebiete Asiens und Australiens, sowie
die Tropen außerhalb der äquatorialen Regenzone. — Bei noch größerer
Trockenheit kommen wir in das aride Reich, in dem die Verdunstung
alle Niederschläge aufzehrt und noch mehr aufzehren könnte. Infolgedessen
verschwinden oder verkleinern sich wenigstens die einströmenden Flüsse.
Dieses Reich läßt sich wieder in zwei Provinzen gliedern. In der semi-
ariden sinkt das Niederschlagswasser in den Boden, steigt aber in der
Trockenzeit wieder durch Capillarität empor und bringt die unten gelösten
Stoffe, besonders Salze und Calciumcarbonat empor, damit die Oberfläche
anreichernd und feste Krusten auf ihr bildend. In der voll ariden Provinz
dagegen fehlt diese Wanderung der Bodenwässer. In beiden Gebieten
lassen sich wieder temperierte Zonen mit starken jahreszeitlichen Temperatur-
schwankungen und subtropische unterscheiden, in denen nur die täglichen
Schwankungen beträchtlich sind.
Zum Klima von Palästina. Von F. M. Exner.^) — Verwertung
bei der vorliegenden klimatologischen Arbeit fanden hauptsächlich die
1) Zeitschr. d. Deutsch. Palästina- Vereins 1910, 33, S.-A. ; ref. n. Naturw. Eundsch. 1910, 25, 512.
16
Land wirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Beobachtungsergebnisse für das Jahrzehnt 1896 bis 1905 an 14 Stationen.
— Klimatisch gehört Palästina zur subtropischen Zone zwischen den
Jahresisothermen 19,5" und 21,5 ^ Trotz der großen Verschiedenheit in
der Bodengestaltung bildet das Land ein zusammengehöriges Ganzes, in
dem sich alle Schwankungen der Temperatur und der Niederschläge stets
gleichmäßig abspielen. — Das Jahr besteht aus einer winterlichen Regen-
zeit und einer sommerlichen Trockenzeit, und die Einteilung des Jahres
in vier Jahreszeiten hat keine praktische Bedeutung. Als Temperatur-
werte ergeben sich für die Periode 1896 bis 1905 folgende Durchschnitts-
zahlen, wobei die Zahlen für Damaskus nur beiläufige, nicht auf die
gleiche Periode reducierte Angaben sind:
ic
CS
so
=2
a
a
o
03
Herbst
c
3
e
3
3
<
O 1 3
■— « 5
Vi
Küstengebiet ....
19,6"
18,2"
25,4«
22,0°
12,9»
11,4"
26,5"
15,1»
Bergland
16,8
15,7
22,7
19,7
9,4
8,2
23,8
15,6
Jordantal
22,4
20,3
29,5
25,4
14,2
12,5
31,2
18,7
Damaskus
15,5
15
24
16
7
6
27
21
Bezieht man die Temperaturen auf den Meeresspiegel, so sieht man,
daß die mittlere Jahrestemperatur unter Berücksichtigung der Temperatur-
abnahme mit der Höhe (0,5'' für 100 m) steigt. Der kälteste Monat ist
der Januar und der wärmste der August. Auffällig hoch ist die Wärme
im Herbst im Vergleich mit der des Frühlings, weil der September heißer als
der Juni und oft so heiß wie der Juli ist, und der Oktober wärmer als
der Mai ist. Die niedrigsten Temperaturen hat mitunter schon der
December, in der Regel aber erst der Januar bei starkem Nordost- oder
Ostwind und namentlich, wenn im Grebirge Schnee gefallen ist. Frost
kommt an der Meeresküste fast gar nicht und im Gebirge nur selten vor,
da sich die Nullgrad isotherme selbst an den kältesten Tagen meist nur
bis zu ungefähr 500 m Meereshöhe herabsenkt. Die höchsten und tiefsten
überhaupt beobachteten Temperaturen waren in Jerusalem 39,0° (Mai 1903)
und —6,00 (Januar 1907), in Tiberias (Seehöhe —199 m) 45,6° (Juni
1899) und 1,1° (Januar 1896) und in Haifa (an der Küste, Seehöhe 10 m)
40,0» (Mai 1900, Oktober 1904) und —1,6» (Januar 1907). Das
klimatisch wichtigste Element ist für die hauptsächlich Landwirtschaft
treibende Bevölkerung der Niederschlag, sowohl wegen seiner geringen
Menge als besonders auch wegen der unregelmäßigen Aufeinanderfolge von
nassen oder fruchtbaren und trockenen oder dürren Jahren. Im allgemeinen
sind nasse Jahre mit tiefem Luftdruck über Palästina im Winter verbunden
und trockene mit hohem. — Die Regenzeit dauert von ungefähr Mitte
Oktober bis Anfang Mai, das Jahr ist also während 6^2 Monate vor-
wiegend naß und durch 5 Y, Monate trocken. Aber das Regenwetter wird
häufig von einzelnen oder auch mehreren Tagen mit heiterem Himmel
unterbrochen und auch in der Trockenzeit fällt vereinzelt einmal etwas
Regen, aber meist so wenig, daß im Sommer der Boden völlig austrocknet,
und aller Pfianzenwuchs aufhört. Nur im Gebirge erhält der Boden dann
durch den Tau noch Wasser, der sich bei Abkühlung der feuchten, vom
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. 17
Meere herstammenden Luft in höheren Lagen in ziemlicher Menge bildet.
— Als jährliche Niederschlagsmenge finden wir an der Küste bei
Beirut 880 m, bei Haifa 610 mm, bei Jafa 500 mm, bei Gaza 420 mm
und bei Alexandrien 210 mm. Neben dieser Abnahme längs der Küste
nach Süden wird die Regenverteilung im Innern Palästinas durch das
Gebirge beeinflußt, wo der Niederschlag sich auf 630 mm beläuft. —
Ähnlich wie die Regenmenge nimmt auch die Zahl der Regentage
von Norden nach Süden ab; im Mittel beträgt ihre Anzahl etwa 55. Die
größte Regenhäufigkeit hat überall der Januar mit 11 bis 13 Regentagen,
und die mittlere Regenmenge an einem Regentage beträgt überall etwa
10 mm. Die extremen Niederschlagssummen in den Regenzeiten von
1890 bis 1907 betrugen für Jerusalem 976 und 404 mm, für Haifa
1128 und 403 mm und für Tiberias 773 und 347 mm. Ebenso ver-
änderlich sind auch die Extremwerte der monatlichen Niederschläge und
die Zahl der Regentage. — Schnee fällt im Berglande zwei- bis dreimal
im Jahre, meistens im Januar, und bleibt selten über Tag liegen. Im
Ostjordantale scheint Schnee häufiger zu fallen und auch länger liegen zu
bleiben. — Die mittlere Bewölkung nimmt infolge der heiteieu
Sommermonate nur ein Drittel der Himmelsfläche ein und ist im Sommer
an der Küste bedeutend größer als im Innern des Landes. Nebel sind
selten. — Die Luftfeuchtigkeit beträgt an der Küste morgens und abends
rund 75 ^/o und mittags 60% und nimmt mit der Entfernung von der
Küste ab. — Einen sehr großen Einfluß auf den Gang der relativen
Feuchtigkeit üben die Winde aus. Von den Winden sind an der Küste
und im Berglande im Frühjahr, Sommer und Herbst die Westwinde am
häufigsten, während im Winter der nördliche Teil von Palästina vorwiegend
östliche und der südliche Teil vorwiegend westliche Winde hat.
Wettertypen in Ägypten. Von J. Craig. ^) — Zusammenfassend
kann man das Wetter in Ägypten in folgende Typen gliedern: 1. Der
normale Typus, charakterisiert durch die Abwesenheit von Störungen.
2. Der kalte nördliche, charakterisiert durch ein Hochdruckgebiet über
Griechenland und Türkei, wodurch kalte Nordwinde hervorgerufen werden.
3. Der östliche Typus, bedingt durch eine entfernte Depression und charakterisiert
durch das Vordringen von südlichen Winden. Die Küstenstationen scheinen
am meisten empfänglich zu sein für diese schwachen Westwinde. 4. Der
südliche, hervorgerufen durch die Bewegung einer Depression von W nach 0
längs des Mittelmeeres. Dieser Fall zeigt sich an durch Halos, Cirrus-
wolken, Sinken des Barometers, Tätigkeit des Mikrobarographen. und häufig
teilweise Nebel rings um Sonne oder Mond, verursacht wahrscheinlich
durch feinen Dunst. 5. Der westliche, welche nur als Folge des südlichen
auftritt, wenn nämlich das Tiefdruckgebiet über Syrien stationär wird.
Im allgemeinen besteht die Wirkung in einigen Regentagen.
Wechselbeziehungen zwischen Klimaänderungen. Von H.
Arctowski. -) — Nach näherer Betrachtung der mittleren Jahrestemperaturen
von 1891 — 1900 und nach Ausscheidung aller zweifelhaften Aufzeichnungen
wurden Karten angefertigt, welche die geographische Verteilung der
*) The Cairo scientific Journal 1909, 3, Nr. 30; ref. in Meteorol. Zeitschr. 1910, 27, 42. —
2) Science n. s. 1910, 31, 25; ref. nach Meteorol. Zeitschr. 1910, 27, 186.
Jahresbericht 1910. 2
18 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Jahresabweichungeii von den 10 jährigen Durchschnittstemperaturen wieder-
gaben. In diesen Jahreskarten führen die Gebiete, die von positiven Ab-
weichungen eingenommen werden, die Bezeichnung „Thermopleionen'' oder
einfacher „Pleionen" und jene, die von negativen Abweichungen bedeckt
erscheinen, den Naraen „Antipleionen''. Die Pleionen und Äntipleionen
sind begrenzt von den fast normalen Linien (quasi normal line). Auf
diesen Linien sind die Abweichungen Null, indem die Werte mit den
zehnjährigen Mitteln identisch sind. — Die Linien von gleichen positiven
oder negativen Abweichungen werden „Hyperthermen" bezw. „Hypothermen"^
genannt. Die Pleionen zeigen Einbuchtungen der isothermen Linien gegen
die Pole, oder genau tresagt, gegen Gegenden kalter Klimate an. Die
Antipleionen entsprechen dagegen lokalen, abnormen Einbuchtungen der
Isothermen gegen den Äquator. — Die Karten der aufeinander folgenden
Jahre für die gleichen Gegenden und jene desselben Jahres für verschiedene
Gegenden zeigen bemerkenswerte Wechselbeziehungen in der Verteilung
dieser Abweichungen. — In den meisten Fällen hält sich ein Pleion
W'ährend einiger Jahre, indem es ständig seinen Ort ändert. Wenn man
die verschiedenen Karten, namentlich jene des europäischen und asiatischen
Rußlands näher betrachtet, gelangt man zur Ansicht, als ob die Pleionen
durch ungeheuer große sich kreuzende Wellen erzeugt werden. Es besteht
die Wahrscheinlichkeit, daß für die ganze Welt die Jahre entweder zu
warm oder zu kalt sind, je nachdem die Pleionen oder Antipleionen vor-
dringen. So war das Jahr 1893 außerordentlich kalt, das Jahr 1900 da-
gegen am Lande zu warm. Die Temperatur der Erdatmosphäre war im
Jahre 1900 wenigstens um ^U^ G. wärmer als während des Jahres 1S93.
Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß weder die Alpen noch der
Kaukasus, auch nicht die Rocky Mountains, nicht einmal die Himalaya-
kette Störungen im Fortschreiten der Pleionen und Antipleionen hervor-
bringt. Dies beweist, daß die Thermopleionen und Antipleionen verursacht
sind von zeitweiligen Änderungen in der allgemeinen Zirkulation unserer
Atmosphäre.
Ein neues Modell eines geschützten Regenmessers (abgeänderter
Nipher'scher Trichter). Von R. Billwiller. ^) — Die Nipher" sehe Schutz-
vorrichtung 2) gegen den Wind besteht aus einem konischen, den eigent-
lichen Regenmesser umhüllenden Trichter, dessen engerer Teil das untere
Ende des Auffanggefäßes umschließt, und dessen oberer, weiterer Rand in
gleicher (oder wenig größerer) Höhe liegt mit dem oberen Ende des
Auffanggefäßes. Diese Schutzvorrichtung, die bei reichlichem Schneefall
bald mit Schnee sich füllt und dann ihren Dienst versagt, wurde vom
Vf. dahin abgeändert, daß die untere Grundfläche des Trichters eine Er-
weiterung erfuhr, offen bleibt und in einen kurzen, etwa 10 cm hohen
zylindrischen Ansatz übergeht, in dessen Raum das Auffanggefäß — von
einer Stange mit Platte getragen — zu stehen kommt. Die Differenz der
in geschützten und ungeschützten Regenmessern aufgefangenen Nieder-
schlagsmengen ist je nach Art des Niederschlags (Schnee, feiner Regen,
Hagel, Gußregen usw.) und der Windstärke eine sehr beträchtliche. Bei
1) Meteorol. Zeitschr. 1910, 27, 193—198. — 2) F. E. Nipher, Über die Bestimmung der wahren
Kegenmenge mittels hoch aufgestellter Regenmesser. Meteorol. Zeitschr. 1879.
A. Quellen der Pflanzenemährung. 1. Atmosphäre. 19
starkem "Winde und Schneefällen werden in ungeschützten Regenmessern
oftmals kaum mehr als 50% der wirklich gefallenen Niederschläge erhalten.
Der Wetterdienst in Bayern. Von A. Schmauß. ^) — Der
bayrische Wetterdienst ist vollständig angeschlossen an die bayrische
Centralstatiou in München. Für die rasche Verbreitung der um 10^° Vorm.
festgestellten Prognose kommt eine Einrichtung sehr zu statten, die nach
Wissen des Vf. nur Bayern besitzt: der „Generaltaster". Um 11^3 werden
von München aus sämtliche Telegraphenlinien des Landes gesperrt zur
Abgabe des von der Sternwarte kommenden Zeitzeichens (11*^). Im un-
mittelbaren Anschluß hieran wird vom Telegraphenamt die Prognose
depeschiert, so daß in kürzester Zeit an allen mit Telegraphen ausgerüsteten
Post- und Bahnämtern Bayerns die Wettervorhersage zur Verfügung steht.
Alle Dienststellen sind verpflichtet die Prognose an einer gut
sichtbaren Stelle des Gebäudes zum Aushang zu bringen. Da die Prognose
nicht chiifriort, sondern mit Worten gegeben wird, ist diese Aufgabe sehr
einfach. Im Bedarfsfalle sind bis 10 Worte zugestanden. Bei der Pro-
gnose muß der Tag genau angegeben sein, für welchen dieselbe gilt. Eine
weitere Vergrößerung erfährt die Prognose noch, wenn eine besondere
Hochwasserwarnung beigegeben werden muß. Seit dem Winter 1909/10 ist
nämlich der Meteorologischen Centralstation die Aufgabe übertragen worden,
im Zusammenwirken mit dem Kgl. bayr. Hydrotechnischen Bureau zur
Sicherung der Hochwasserwarnung beizutragen. Der weit ins Detail
gehende Warnungsdienst ist genau geregelt. Um die Grundlagen für die
Hoch Wasser Warnung zu haben, welche die Kenntnis der Schnee- und
Temperaturverhältnisse voraussetzen, ist die Anzahl der täglich morgens
berichtenden Stationen auf 23 erhöht worden. Der größte Teil von ihnen
gibt ein chiffriertes Wettertelegramm an die Centralstation, ein kleinerer
verkehrt telephonisch in genau geregelter Weise, unter den telephonischen
Stationen steht die Hochstatiou auf der Zugspitze in erster Reihe. Für
die Zwecke des internationalen Austausches wird um 8 Uhr die Morgen-
ablesung heruntergegeben; dem speziellen prognostischen Zweck dient ein
weiterer Anruf um 11 Uhr. Leider sind die Beobachtungen des Hoch-
Observatoriums für die Prognose nicht immer von Wert, was darin liegt,
daß die Zugspitze nahezu südlich von München liegt. — Zur Sicherung
der Wetterprognose werden auch die Angaben über die voraussichtliche
Witterung verwertet, welche die Wetterberichtsstationen täglich ihren
Telegrammen beifügen. Diese Einrichtung hat sich seit ihrem kurzen
Bestehen sehr bewährt. Außerdem werden zur Sicherstellung der Prognose
von zwei ausgewählten Stationen — Ludwigshafen und Nürnberg — die
Beobachtungen erst um 10^^ Vorm. übersandt. Ein Anhalt über die
Veränderung, welcher das Wetter kurz vor der Prognose zustrebt, ist
durch die kurz vorausgegangene Beobachtung an vier Punkten — Ludwigs-
hafen, Nürnberg, München und Zugspitze — so gegeben. Grundsatz ist,
eine präcise Prognose zu geben und diese zu begründen.
Eine neue Methode der Wettervoraussage. Von G. Guilbert.-) —
Die Lösung der Frage der Wettervoraussage wird als eng verknüpft mit
1) Das "Wetter 1910, 27, 163—168. — 2) Paris, Gauthier-Villars 1909. V. d. Itelg. GeseJlsch.
für Astronomie, Meteorologie nsw. ,, Gekrönte Preisschrift"; ref. in Meteorol. Zeitschr. 1910, 27, 189
u. Das Wetter 1910, 27, 97.
2*
20 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
dem Problem der Luftdruckänderungen und deren Ursache hingestellt.
Die Ursache jeden Fallens und Steigens des Luftdruckes, der gesamten un-
periodischen Druckänderungen sucht der Vf. in den anormalen Winden.
Der normale Wind ist der, welcher in direkter Beziehung zu der Größe
des Gradienten steht. Dieses normale Verhältnis ist auf empirischem
Wege gefunden. — Ein schwacher Wind (Stärke 2 der franz. Skala) ist
normal für einen Gradienten von 1 mm; einem Gradienten von 2 mm
entspricht die Windstärke 4 usw. Ist das Verhältnis von Windstärke zu
Gradient größer als 2, so ist der Wind übernormal, wenn kleiner als 2,
unternormal. In den Abweichungen vom normalen Verhältnis sieht der Vf.
die Ursache aller Luftdruckänderungen. — Weitere Sätze sind: In einer
Cyklone sind zwei Kräfte wirksam. Diese bestehen einerseits in dem
Gradient, der die Cyklone zu erhalten strebt, andererseits in dem Wind,
der sie auszufüllen sucht. Überwiegt eine dieser Kräfte, so muß sich die
Cyklone deformieren, der Luftdruck steigt über dem Gebiet der über-
normalen Winde, der Luftdruck fäUt über dem Gebiet der unternormalen
Winde; denn im ersten Falle überwiegt die centripetale Kraft, der Wind,
im zweiten Falle die centrifugale, der Gradient, Im normalen Falle des
Gleichgewichts beider Kräfte sind keine Druckänderungen in der Luftdruck-
verteilung vorhanden. Für alle Änderungen, die in den letzteren vor sich
gehen, werden also zuletzt die an der Erdoberfläche herrschenden Wind-
verhältnisse verantwortlich gemacht. — Den zweiten wichtigen Faktor
beider Veränderungen der Luftdruckverteilung bilden die convergenten und
divergenten Winde. Unter divergenten Winden versteht der Vf. Winde,
die sich voneinander entfernen, wie es z. ß. normalerweise bei den Luft-
strömungen in einem Hochdruckrücken der Fall ist, unter convergenten
Winden solche, die sich einander nähern (Typus: cyklonale inklinierende
Winde). Wenn über einem Gebiet Luftmassen nach verschiedenen Seiten
abfließen, so soll über diesem Gebiet eine Luftverdünnung entstehen und
schließlich eine Depression erzeugt werden. Die divergenten Winde sind
so die letzte Ursache der Cyklonenbildung. Das Charakteristikum der
convergenten Winde ist, daß ihre Bahnen sich einander nähern. Bei den
Bewegungen der Cyklonen ist wiederum die Seite der divergenten Winde
die des geringsten Widerstandes, die Seite der convergenten die des
größten. Von diesen theoretischen Ansichten ausgehend, werden 25 Regeln,
deren hauptsächlichste dem Sinne nach im folgenden wiedergegeben sind,
für die Wettervoraussage abgeleitet. Sie finden ihre Anwendung an einer
großen Zahl concreter Fälle und Wetterlagen. Diese Wetterregeln lauten
auszugsweise: 1, Übernormal starke Winde führen einen Barometeranstieg
in den nächsten 24 Stunden herbei, der proportional dem Übermaß des
Windes ist. (Das ist eine Hauptregel, die auf den theoretischen Ansichten
über die Entstehung anormaler Winde beruht,) ^) — 2. Jede Depression, die
übernormale Winde hervorruft, wird sich mehr oder weniger rasch aus-
füllen. Wenn sie auf allen Seiten von convergenten und überuormalen
Winden umgeben ist, tritt die Erscheinung der Compression der Cyklone
ein und die Depression wird sich an Ort und Stelle ausfüllen. (Die
Regel bestätigt sich sehr oft und dürfte daher für die Praxis brauchbar
1) Die ein^klammerten Sätze sind Bemeiknngen des Rel. W. Peppler.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. 21
sein.) — 6. Zwei Zonen hohen Drucks mit steigendem Barometer, getrennt
durch tiefen Druck, ziehen sich gegenseitig an und versuchen den tiefen
Druck auszufüllen. (In dieser Form ist die Regel nur bedingt richtig.
Die beobachtete Anziehung ist in allen Fällen eine nur scheinbare und
zwar beobachtet man einen derartigen Vorgang, wenn die Luftdruck-
verteilung zwischen zwei Hockdruckgebieten große Erhaltungstendenz be-
sitzt und sich noch vertieft, also eher von einer Abstoßung der Hochdruck-
gebiete die Rede sein könnte.) — 11. ünternormal starke Winde führen
einen Barometerfall in den nächsten 24 Stunden herbei. (Dieser Satz ist
die Ergänzung zu Regel 1.) — 12. Jede Depression, die einen starken
Barometersturz bringt, wird sich vertiefen und oft bilden sich so schwache
Depressionen zu Stürmen aus. (Der Satz ist sehr brauchbar, doch würde
er wohl richtiger lauten: bei intensiven Luftdruckwellen und schwachen
Gradienten ist Vertiefung einer vorhandenen Depression oder Ausbildung
einer Depression zu erwarten.) — 13. Zwei zueinander divergente Winde
von normaler oder übernormaler Stärke, die in der Nähe eines Gebietes
wehen, wo der Luftdruck fällt, werden in den nächsten 24 Stunden eine
barometrische Depression hervorrufen oder den Druck rasch zerstören.
(Es wurde schon bemerkt, daß die Divergenz nicht die Ursache ist, sondern
die Barometerwellen. Bei Abwesenheit derselben bleibt das Divergenz-
gebiet ohne Einfluß auf die Wetterlage.) — 15. Jede Depression wendet
sich gegen das Gebiet geringsten Widerstandes. (Diese Gebiete sind durch
unternormale und divergente Winde bestimmt. Den größten Widerstand
findet die Cyklone in den Gebieten mit convergenten und übernormalen
Winden.) — 17. Zwei Depressionen, die durch eine Zone höheren Druckes
mit divergenten Winden getrennt sind, werden sich über dem Hochdruck-
rücken vereinigen müssen. (Die Regel ist nur bedingt richtig. Der Vor-
gang besteht nicht in einer Vereinigung der beiden Depressionen, sondern
in der Überlagerung von Luftdruckwellen.) — 18. .,Zwei Tiefdruckgebiete
mit gleichzeitigem Barometerfall versuchen sich zu vereinigen. (Der Satz
ist dann ungültig, wenn die Luftdruckverteilung sich synchron mit der
Druckwelle bewegt.) — 21. Jede Depression, deren maximales Luftdruck-
fallgebiet nicht mit dem Minimum der Depression zusammenfällt, ist in
Auflösung begrifTen imd sacht sich auszufüllen. (Darin ist sehr klar aus-
geprägt, welche Rolle die Änderungstendenz des Luftdruckes in
der Guilbert 'sehen Methode spielt. Die Verlagerung des barometrischen
Fallgebiets vom Centrum der Cyklone weg deutet darai^f hin, daß sich die
Cyklone deformiert und ihre Energie sich in der Richtung des Fallgebietes
verlegt. Eine Ausfüllung der Hauptcyklone ist jedoch nur in wenigen
Fällen damit verbunden.)
Versuche über das Eindringen des Regenwassers in den Boden
in England. Von Baldwin Latham.i) — Der Verdunstungsmesser be-
stand in einem Kupfergefäß von 1 Fuß Durchmesser, das auf einer
größeren Wasserfläche schwimmend erhalten wurde (A). Ein zweiter
Verdunstungsmesser war wie gewöhnlich frei der Luft ausgesetzt. Die
Messungen sind zu Croydon angestellt. Über die erhaltenen Resultate gibt
die nachstehende Tabelle Aufschluß:
1) Quart. Joum. E. Met. Soc, Jnly 1909; ref. nach Meteorol. Zeitschr. 1910, 27. 138—139 (Hann).
22
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Monatsmittel des ßegenfalles, des Sickerwassers, der Verdunstung und der
Condensation zu Croydon in den Jahren 1879 — 1908.
Sickerwasser
Temp.
Regen-
faU
Ver-
dunstung
A
Con-
densation
Ver-
dunstung
bei B
im Ver-
dunstungs-
messer
A, ga
Tempoia-
Kreide-
boden
Kies
tur des
Tau-
punktes
Januar . .
47.0
43,2
41,7
6,3
1,54
18.9
2,3
1,3
Februar
47,1
41,4
38,3
8,7
1.17
25,2
2,7
1,6
März
44,0
32,3
28,7
23,8
0,46
55,6
4,4
2,5
April .
41,0
14,0
9,9
45,9
0,10
89,2
8,5
4,4
Mai . .
45.9
10,2
5,3
68,5
0,03
124.2
13,1
7.4
Juni
57,2
11,2
7.9
79,1
0,07
133,6
16,8
10,7
JuH. .
58,4
7:9
7,4
83,9
0,01
141,0
18,5
12,5
August
57,5
8,1
6,6
68,0
0,05
118,4
17,4
12,6
September
51,0
4,3
3,1
38.6
0.05
74,4
14,2
11,2
October .
75,3
25,1
24.4
21,0
o:96
39,4
9,6
7,6
November
66.3
36,3
42,7
10.8
1,66
22,7
6,0
5,0
December
55,8
41.1
46,5
5,9
3.02
17.0
q 9
2,2
Jahr
646,5
275,1
262,5
460,5
9,12
859,6
9,7
6,6
Über den Einfluß der Wälder auf das Klima und die Wasser-
führung der Flüsse. Von W. L. Moore. ^) — Die in dieser Schrift
niedergelegten Beobachtungen lassen sich in nachstehende Schlußfolgerungen
zusammenfassen: 1. Änderungen des Klimas, die sich über weiten Land-
gebieten ergeben haben und nicht lokaler Natur sind, verdienen nur dann
Beachtung, wenn sie in geologischen Zeiträumen gemessen wurden. Es
ist einleuchtend, daß das Abholzen von Wäldern auf den Eintritt und die
Dauer von Trockenzeiten in irgend einem Teile der Welt keinen Einfluß
ausüben kann. 2. Die Niederschläge bilden einen ausschlaggebenden Faktor
für die Bewaldung eines Landes, hingegen bleiben die Waldungen ohne
Wirkung auf die Niederschläge. 3. Ortliche Verschiedenheiten der
Temperatur und Feuchtigkeit, wie sie im Bereiche von Gebäuden und
Ortschaften durch den Schutz umliegender bezw. vorliegender Wälder ver-
ursacht werden, lassen sich nicht weiter als einige Hundert Fuß (ca. 60
bis 1000 m) aufwärts verfolgen. In solch niedrigen Luftschichten kommt
es aber selten, selbst während eines Regens, zur Nebel- oder Niederschlags-
bildung. Dieser Vorgang vollzieht sich nur in höheren Luftregionen un-
beeinflußt von den geringen thermischen Unregelmäßigkeiten der Luft an
der Erdoberfläche. 4. Während der Zeit, in der genaue Beobachtungen
stattfanden, hat die Menge der Niederschläge in beachtenswerter Weise
weder zu- noch abgenommen. 5. Hochwasser wird durch ergiebige Nieder-
schläge verursacht. Die Quelle der Niederschläge über den mittleren und
östlichen Teilen der Vereinigten Staaten ist in dem Wasserdampf der Luft
gegeben, der von den warmen Südwinden aus dem Golf von Mexiko und
dem Atlantischen Ozean in das Innere des Landes geführt wird. Der
Stille Ozean kommt als Wasserspender weniger in Frage, weil im Westen
des Landes die Rocky Mountains vorliegen. 6. Im Vergleich zu dem
Gesamtareal des Eingangsgebietes eines Flusses liefert der Abfluß aus den
1) Washington, D. C: U. S. Honse Representatives, Com, on Agr. 1910; ref. nach Exper. Stat.
Eec. 1910, 22, 516.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. 23
Quellen nur eine geringe Wassermenge. Abgesehen von einigen Gebirgs-
strömen würde der Quellenabfluß keine größere Wasserführung hervorrufen,
selbst wenn infolge einer Abholzung in deren Gebiet ein stärkerer oder
schnellerer Abfluß der Quellen möglich wäre. Sollte tatsächlich die Ab-
holzung an einer Überschwemmung im gesamten Einzugsgebiete eines
Flusses die Ursache bilden, so müßten zur Vermeidung einer solchen
Kalamität die niederen Lagen ausgedehnter Landflächen aufgeforstet werden.
Ein solches Unternehmen würde jedoch den Verlust von wertvollem,
Nahrung produzierendem Ackerland nach sich ziehen. 7. Die Wasser-
führung unserer Flüsse wird wesentlich durch keinen anderen Faktor als
durch die Menge der Niederschläge bedingt. 8. Der Höchststand und der
Tiefststand der Flußwässer ist nicht höher bezw. nicht tiefer als früher.
In den letzten Jahren scheint sogar im Tiefststande während des Sommers
eine geringe Steigung eingetreten zu sein. 9. Überschwemmungen sind
nicht häufiger und nicht von längerer Dauer als früher.
Über die Beziehungen der Entwaldung zu den Niederschlägen
und den Flußwasserabfluß in Wisconsin. Von W. C Deverreaux.*) —
Die Ausführungen stützen sich in der Hauptsache auf langjährige und verläß-
liche Beobachtungen in den beiden ausgedehnten Tälern des Wisconsinflusses
{oberhalb Portage) und des Wolfflusses (oberhalb New-Loudon). Der Inhalt
des Artikels läßt sich kurz in folgende Sätze zusammenfassen: Das Ab-
holzen der Wälder begann vor etwa 70 Jahren im nördlichen Wisconsin
und wurde bis jetzt fortgesetzt, so daß gegenwärtig die Hälfte des Landes
entwaldet ist. Die Abholzung hat keinen Einfluß auf die Niederschläge
gehabt. Die Abholzung an sich hat auch nicht die Größe des Wasser-
ablaufs verändert, wohl aber mögen die Entwässerungsanlagen auf den
Farmen und die Korrektionen an den kleineren Flüssen deren Abfluß ver-
mehrt haben.
Agrar-meteorologische Beobachtungen auf dem Versuchsfelde bei
Poltawa in der Zeit 1886—1900. Von V. A. Vlasov.^) — Die
durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge im Gebiete des Versuchs-
feldes beträgt 465 mm. Die Schwankungen bewegen sich zwischen 337
und 628 mm. Die mittlere Temperatur während der Zeit des Wachstums
von Hafer und Sommerweizen liegt bei 17,3*^ C, wechselnd zwischen
16,1 — 19,30. — Im allgemeinen kann aus den Versuchsergebnissen ge-
schlossen werden, daß für ein gutes Wachstum des Sommergetreides eine
relativ große Niederschlagsmenge und nicht hohe Temperatur in der Zeit
von der Keimung bis zur Fruchtbildung sich förderlich erwies. Nach dem
letzteren Stadium ist ziemlich viel Hitze, reichliche Sonnenbestrahlung
und wenig Regen notwendig. Das Gewicht der Getreidekörner schien in
einem direkten Verhältnis zur Intensität der Sonnenbestrahlung und in
einem indirekten zur Menge der Niederschläge, der Luftfeuchtigkeit und
der Bewölkung vom Beginn der Blüte bis zur Fruchtreife zu stehen. Was
die Gerste anbelangt, so hing deren Ernteertrag von der Größe der Nieder-
schläge während der ganzen Periode des Wachstums, besonders von der
Fruchtbildung ab. Eine hohe Temperatur in der Vegetationszeit ver-
1) Mo. Weather Rev. 1910, 38, 720—723; ref. in Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 443. — 2) In
Itoghi Rabot Poltavskagho Opuitnagho Polga za Dvadtzat Lyet 1886—1905. Poltawa 1908, 1, 1; ref.
nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 119.
24 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
ringerte sowohl die Menge wie die Güte der Erträge. Für das Gredeihen
des Wintergetreides schien die kritische Zeit vom September bis zum
Oktober zu liegen; ihr Anfang dürfte manchmal schon in den August
fallen. Ausschlaggebend auf die Größe und Güte der Ernte der Winter-
cerealien waren hauptsächlich die Niederschläge und zwar in der Zeit von
der Saat bis zum Anfang des Winters.
Junifrostschäden an der Kiefer. Von Dengler. ^) — Der Frost in
der Nacht vom 20./21. Juni 1910, der nach landwirtschaftlichen Berichten
hauptsächlich in der Provinz Brandenburg, dann aber auch in Mecklenburg,
Pommern, Westpreußen und Posen an Acker- und Gartengewächsen großen
Schaden anrichtete, zog auch die Wälder der genannten Gebiete in Mit-
leidenschaft. Ausnahmsweise wurde von diesem Frostschaden, im Gegen-
satz zu Buche und Eiche, die Kiefer verhältnismäßig stark befallen, eine
Holzart, die im allgemeinen im Rufe vollkommener Frosthärte steht.
Fragliche Frostbeschädigung unterschied sich nun von den gewöhnlichen
in auffallender Weise. Die Triebe waren nämlich überall straff und frisch
geblieben und zeigten auch bei mikroskopischer Untersuchung keinerlei
innere Beschädigung. Dagegen waren die meist schon weit entwickelten
Nadeln der jungen Triebe gauz oder häufiger nur teilweise rotbraun-
gelblich verfärbt. Höchst überraschend war es, daß sehr oft, ja wohl in
der Mehrzahl der Fälle nur ein mittleres Nadelstück so verfärbt war,
während Spitze und Basis frisch und grün geblieben waren. Der Farbenton
der geschädigten und offenbar rasch getöteten Teile war dabei ziemlich
lebhaft und nicht von dem fahlen Braun der abgefallenen Nadeln, wie
man sie in der Streu findet. Am meisten gelitten hatten die Endtriebe
und zwar häufig deren Spitzen, ebenso die Enden und Oberseiten der
Seitentriebe, also im ganzen die mehr nach außen gekehrten Teile der
Pflanzen als die nach innen gelegenen, ganz abgesehen davon, daß die
unteren, dicht über dem Boden befindlichen Seitentriebe fast unbeschädigt
blieben, während die höheren stark verfärbt waren. Das Alter der be-
fallenen Pflanzen lag in den Lehrrevieren der Forstkademie Eberswalde
zwischen 3 und 8 Jahren, einjährige zeigten keine, zweijährige nur selten
Beschädigungen. Nach Ansicht des Vf. dürfte dieser höchst auffällige
Frostschaden auf eine bei uns äußerst selten auftretende und auch wieder-
kehrende Combination einer ungünstigen Wetterlage und Entwicklungsstufe
der Vegetation zurückzuführen sein.
Literatur.
Bacon, Raymond F. A.: Preliminary Study of the of Tropical Sunlight
on the Atmosphäre, with Some Notes on ßadioactive Phenomena in the
Philippines. — The Philippine Journal of Science A. Chemical and Geological
Sciences and the Industries 1910, V. Nr. 4, edited by Paul C. Freer. (D.)
Brounov, P. J.: Cber den Einfluß der Witterung auf das Wachstum und
die Ernte des Hafers in der Tschemozem-Region. — Trudui Selsk. Khoz. Met.
1908, Nr. 4, I. 270; ref. in Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 117.
Dreis, J. : Über die Beobachtung der Gewitter. — D. Wetter 1910, 27. 14.
1) Zeitschr. '. Forst- u. Jagdw. 1910, 42, 670—674.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre. 25
Dunlop, W. E. : Der Wert der Wetterprognose für die Landwirtschaft.
— Agr. Gaz. 1910, 71, 87, 10.5, 129, 153 u. 177; ref. in Exper. Stat. Rec. 1910,
23, 14.
Eckardt: Wetterlage und Vogelzug. — D. Wetter 1910, 27, 238. — (So
ist und bleibt für das Vogelzuchtproblem unter den meteorologischen Faktoren
der Luftdruck, oder besser gesagt, die Luftdruckverteilung der allerwichtigste.)
Eckardt: Erfahrungen über die Wettervorhersage für Rheinland und
Westfalen. — D. Wetter 1910, 27, 213. — (Die Witterungsumschläge, soweit sie
durch Tiefdruckgebiete verursacht werden, kommen für Rheinland und Westfalen
in der Hauptsache aus drei Richtungen. Sie werden verursacht 1. durch Aus-
läufe des großen isländischen Minimums von Westen bezw. Nordwesten her,
2. vlurch Tiefdruckgebiete, die sich von Norden bezw. Nordosten her über den
Kontinent hereinsenken und 3. von Tiefdruckgebieteu, die von Südwesten, der
Biskayasee oder mehr von Süden, vom Mittelmeergebiete her, ihren Einfluß
geltend machen. — Für mehr oder weniger schnelles und intensives Eingreifen
des Witterungsumschlages sowie unter Umständen auch für die Dauer des durch
ihn hervorgerufenen Wetters ist die jeweilige Lage der das Gebiet vorher be-
herrschenden Hochdruckgebiete, bezw. die Ausprägung der Ausläufer dieser, der
Zungen hohen Druckes, maßgebend.)
Ellemann, Fr.: Zur Gewitterkunde Anhalts. — D. Wetter 1910, 27, 225,
247 u. 265.
Eulefeld: Die Frosterscheinungen an der Douglasie. — Naturw. Zeitschr.
f. Land. u. Forstw. 1910, 8. 550. — (Unter Bezugnahme auf die vielerorts ge-
machten Beobachtungen, daß im Sommer 1909 Douglastannen, namentlich grüne
ganz oder teilweise eingingen und hierfür dem Frühfrost des W^inters 1908/09
die Schuld beigemessen wurde, teilt der Vf. mit, daß in seinen Revieren der-
artige Schädigungen weder an der blauen noch an der grünen Douglasie vor-
kamen. Dieses Verhalten der genannten Exoten sei auffällig, weil in der fraglichen
Gegend im Oktober 1908 ebenfalls Frühfrost und im folgenden Winter die gleiche
Kälte wie im übrigen Deutschland geherrscht habe. Die tödlichen Erscheinungen
an der Douglasie im Sommer 1909 hält der Vf. im allgemeinen für ein Ver-
trocknen, hervorgerufen durch ein Mißverhältnis zwischen Verdunstung und
Wasseraufnahme der Bäume. Letzteres Mißverhältnis hinwiederum war bedingt
durch den langandauernden Bodenfrost, verbunden mit vielfach warmem Sonnen-
schein im Winter 1908/09.) Vergl. Jahresber. 1909. S. 20 u. 21.
v. Ficker, H.: Innsbrucker Föhnstudien IV. Weitere Beiträge zur Dynamik
des Föhns. Wien 1910. S.-A. Denkschriften d. math.- naturw. Kl. d. k. Ak. d-
Wiss. Bd. LXXXV.
Freybe: Über die Bedeutung der Wetterkarten für den Unterricht. —
D. Wetter 1910, 27, 286.
Bamberg, H. E.: Nebulosite et soleil dans la peninsule Scandinave. —
Appendice I aux observations meteorologiques Suedoises L. 1908. 2 Ser., 36,
Upsala 1909; ref. in Petermann's Mitt. 1910, 56. I. 242. — (Von den 63
schwedischen Stationen sind die Monats- und Jahresmittel, zumeist aus dem
Zeitraum 1880—1900 abgeleitet, in einer Tabelle mitgeteilt. Für Norwegen
wurden Bewölkungstabellen Mohn 's benützt. Die Dauer des Sonnenscheins wird
aus der Bewölkung abgeleitet, da nicht eine genügende Anzahl von direkten
Sonnenscheinregistrierungen vorhanden ist.)
Hann, Julius: Handbuch der Klimatologie. Bd. IL Klimatologie. I.Teil.
Klima der Tropenzone. Dritte, wesentlich umgearbeitete und verbesserte Auflage.
Stuttgart, J. Engelhorn, 1910.
Hecker: Häufige AViederkehr sehr kalter Februarmonate m den Jahren
1895—1909. — D. Wetter 1910, 27, 195. — (Die Temperaturverhältnisse beziehen
sich auf die Gegend zwischen Bonn und Poppeisdorf. Im Jahre 1895 verhielt
sich der Februar äußerst abnorm, da sein Monatsmittel — 6,6" betrug. Sehr
frostiges Wetter mit durchschnittlich — 2,5" herrschte außerdem im Februar
1901. Weiterhin waren 1896, 1902, 1907 und 1909 die Februarmonate sehr kalt.
Die Häufigkeit des späten Frostwetters brachte der Landwirtschaft einen erheb-
lichen Nachteil. Über die Widerstandsfähigkeit einiger Winterweizensorten
sind infolgedessen heute vielfach ganz andere Ansiijhten verbreitet wie früher.)
26 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Hegyfoky, J.: Regenangaben aus Ungarn für den Zeitraum 1851 — 1870.
Ergänzung zum Werke ,,Die jährliche Periode der Niederschläge in Ungarn".
Budapest 1909. S. - A. Jahrbuch der kgl. ung. Reichsanstalt für Meteor, u.
ErdmagD. XXXV n. Bd., IV. Teil.
Hegifoky: Die tägliche Regenperiode auf der ungarischen Tiefebene.
— Meteorol. Zeitschr. 1910, 27, 561. — Außer der Menge wird die Häufigkeit,
die Intensität und die Dichte behandelt. — Greringe stündliche Regenmengen
fallen mehr von Mitternacht bis Mittag, stärkere von Mittag bis Mitternacht,
besonders im Sommer. — In den kühleren Monaten, im März, April, Oktober,
November regnet es viel häufiger von Mitternacht bis Mittag, ja auch einiger-
maßen im Juli, August, September, als von Mittag bis Mitternacht. — Die
größte stündliche Menge der Gewitterregen [beobachtet seit September 1899]
fiel am 18. Juni 1901 zwischen 5 und 6p mit 26,2 mm.
Heiland-Hansen und Nansen: Die jährlichen Schwankungen der
Wassermassen im norwegischen Nordmeer in ihrer Beziehung zu den Schwankungen
der meteorologischen Verhältnisse, der Ernteerträge und der Fisch ereiergebnisse
in Norwegen. — Internat. Rev. d. ges. Hydrobiologie und Hydrographie 1909, 2,
337; ref. in Naturw. Rundsch. 1909. 24, 661. — Die Yflf. machen selbst darauf
aufmerksam, daß die Untersuchungen sich bis jetzt nur über einen Zeitraum
von 5 Jahren erstrecken und die vorläufigen Ergebnisse daher in Zukunft mehr
oder weniger modificiert werden können.
Helme, Nathaniel: Die Meteorologie i. J. 1. Juli 1908 bis 30. Juni
1909. — 22. Ber. II. Teil d. Rhode Island Agric Exper. Stat. Kingston 173
bis 189. (D.)
Hennig, Rieh.: Die angebliche Kenntnis des Blitzableiters vor Franklin.
Frankzig 1909. Archiv für die Geschichte der Naturw. u. der Technik, Bd. 2.
97—136.
Hildebrandsso n, H. H. : Über die Kompensation zwischen den
Witterungstypen der Jahreszeiten in verschiedenen Gegenden der Erde.
K. Svenska Vetensk. Akad. Handl. 1909, 45. 11; ref. in Exper. Stat. Rec.
1910, 23, 14. >)
Hoepfner, Alfred: Beobachtungen über elektrische Erscheinungen im
Walde. Ein weiterer Beitrag zum Kapitel Blitzlöcher im Walde. — Naturw.
Zeitschr. f. Forst- u. Landwsch. 1910, 8, 411. (D.)
Holdefleiß, P. : Die klimatischen Vorbedingungen für den Obstbau
Feuchtigkeits- , Temperatur- und Sonnenschein - Verhältnisse. Berlin 1910.
S.-A. Berichte über Landwirtschaft, herausgegeben im Reichsamte des Innern.
Heft 17. ' » s
Ihne, E.: Phänologische Mitteilungen, Jahrgang 1909. Darmstadt 1910.
Arbeiten der Landwirtschaftskammer für das Großherzogtum Hessen. Heft Nr. 6.
Jelinek's Anleitung zur Ausführung meteorologischer Beobachtungen
nebst einer Sammlung von Hilfstatelu. In zwei Teilen. Fünfte umgearbeitete
Auflage. Herausg. von der Direktion der k. k. Centralanstalt f. Meteorologie
und Geodynamik. Zweiter Teil. Sammlung von Hilfstafeln. Wien 1910. Im
Kommissionsverlag von Engelmann, Leipzig.
Jochims en: Der Sommer in Schleswig. Holstein. — D. Wetter 1910,
27, 49.
Jyengar, N. Yenkatesa: Regenmessungen im ostindischen Gouvernement
Mysore. — Report on Rainfall Registration in Mysore for 1908; ref. nach
Meteorol. Zeitschr. 1910, 27, 139. — Der Bericht, herausgegeben von der
meteorologischen Abteilung des Gouvernements Mysore liefert einen wertvollen
Beitrag zur Kenntnis der tropischen Regen nach ihrer örtlichen und zeitlichen
Intensität auf einem ca. 72 000 qkm großen Ländergebiete. Über einige Daten
gibt die folgende Tabelle auf Grund 16 jähriger Durchschnittswerte [mm],
Aufschluß :
1) Vergl. dies. Jahresber. 1909, 14.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Atmosphäre.
27
Anzahl
der
Jahres-
Mittleres
Jaiires-
Free.
Absolutes Maximum
Flußgebiet
Proc.
Stationen
maximum
Jahresmittel
24 Stunden
Cauvery . . .
77
976
132
13
5294
412
8
Tungabhadra. .
64
97.5
142
14
8460
525
6
South Pennar
20
756
135
18
883
196
22
North Pennar .
19
613
131
21
814
207
25
Palar ....
11
709
152
21
775
292
37
Marikanive . .
12
615
118
19
741
147
20
Kister: Bericht über die in Hamburg ausgeführten Rauch- und Ruß-
untersuchungen. — Gesundh. Ingen. 1910, 33, 30. — Schwefelsäure konnte im
Winter mshr als im Sommer, und in der Luft des Hafengebietes in größerer
Menge als in der Stadt nachgewiesen werden. Schweflige Säure fand sich nur
in der Nähe von Schornsteinen in der Luft. Auf Pflanzen wurde schweflige
Säure nur in einem Falle nachgewiesen.
Knoch, K.: Ein Beitrag zur Kenntnis der Temperatur- und Feuchtigkeits-
verhältnisse in verschiedener Höhe über dem Erdboden. Berlin, Behrend &Co.
1909. Abhandl. des Kgl. Preuß. Meteorol. Instituts. Bd. Hl. Nr. 2.
Kremer, Eduard: Die unperiodischen Schwankungen der Niederschläge
und die Hungersnöte in Deutsch-Ost-Afrika. Hamburg 1910. Aus dem Archiv
der Deutschen Seewarte, XXXIII. Jahrg.
Kurz, K. : Radium, Thorium und Aktinium in der Atmosphäre und ihre
Bedeutung für die atmosphärische Elektricität. Habilit.-Schrift. München 1909;
ref. in Naturw. Rundsch. 1910, 25, 185. — Der Vf. zeigte, daß sich in der
Luft nicht nur Thorium- und Radium- sondern auch Aktiniumemanation bezw.
deren Zerfallprodukte nachweisen lassen.
Leiter, Hermann: Die Frage der Klima änderung während geschicht-
licher Zeit in Nordafrika. Wien 1909. Abhandl. d. k. k. geogr. Ges. in Wien.
VIII. Bd., Nr. 1.
Marek: Beiträge zur Klimatographie der oberen Waldgrenze in den Ost-
alpen. — Petermann's Mittl. 1910, 56, 1. 63 — 69. — Der Vf. gliedert seine um-
fassenden Untersuchungen in 3 Abschnitte: I. Die mittlere Temperatur an der
klimatischen Waldgrenze während der Vegetationszeit [Mai-September]. II. Die
Hydrometeore in ihrer Einwirkung auf die Waldgrenze. 111. Die Windverhältnisse.
Maurer, Jul., Billwiller jr., Rob.. und Heß. CL: Das Klima der
Schweiz. Auf Grundlage der 37jährigen Beobachtungsperiode 1864 bis 1890
bearbeitet. Preisschrift, herausgegeben durch die Stiftung von Schnyder von
Wartensee mit Unterstützung der schweizerischen meteorologischen Central -
anstalt. In zwei Bänden. Zweiter Band — Tabellen. Frauenfeld, Hub er & Co., 1910.
Pulmann, J. A. : Der Ernteertrag der Hirse (Panicum miliaceum) in ihrer
Abhängigkeit von den meteorologischen Faktoren. — Trudui Selsk. Kohz. Met.
1909, Nr. 4, I. G; ref. in Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 117. — (Temperatur und
Regen beherrschen in der Hauptsache den Ernteertrag.)
Seh niz lein; Ist die grüne Douglastanne frosthart? — Allg. Forst- u.
Jagdzeit. 1910, 86, 147. — Der Vf. glaubt diese Frage mit nein beantworten zu
dürfen, da in allen Douglas-Pflanzungen und -Saaten des niederbaj'rischen Hügel-
lands zwischen Donau und Inn, 380 — 450 m über der Meereshöhe, im Winter
1908/9 ein Drittel der Pseudotsuga Douglasü entweder ganz oder teilweise gerötet
und getötet wurden. Der gleiche Frost vernichtete auch die Blätter an den Linden,
Zwetschen und Apfelbäumen.
Schultheiß: Der Wetterdienst in Baden. — D. Wetter 1910, 27, 20. —
(Der Wetterdienst gestaltet sich folgendermaßen. Noch vor 10 Uhr trifft in der
Kegel das Drachentelegramm aus Friedrichshafen mit den Ergebnissen des Morgen -
aufstiegs ein, dessen Inhalt graphisch dargestellt wird Die von 10 Uhr an eiu-
laufenden Wettertelegramme werden zunächst vom Vf. zur Anfertiguug einer
Arbeitskarte verwertet, dann wird ihr Inhalt von einem Gehilfen mit litho-
graphischer Tusche in einen Unterdruck eingezeichnet. Um etwa 10 Va Uhr
sind gewöhnlich die Isobaren gezeichnet, dann wird die Prognose aufgestellt und
sofort vervielfältigt. Der Text, den mau sich schon vorher etwas zurecht gelegt
28 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
hat, ist bis längstens 10 Uhr 40 Min. entworfen und bis längstens 11 Uhr kann
die fertig gezeichnete Wetterkarte in die Druckerei gehen. — Em die Herstellung
und die Versendung der Wetterkarte recht erschwerender Umstand ist der, daß
die Postzüge, mit denen sie in den Süden des Landes befördert wird, schon
etwas vor der Mittagszeit abgehen; es muß daher die Wetterkarte, und zwar
völlig postfertig, bis längstens 11 Uhr 40 Min. vorm. bei dem ungefähr ^j^ km
entfernten Bahnpostamt aufgeliefert werden.)
Ständer: Gibt es Vorzeichen für einen harten, mittleren oder milden
Winter? — D. Wetter 1910, 27, 29. — Der Vf. kommt bei Untersuchung dieser
Frage zu keinem abschließenden Urteil.
Steen. Axel, S : Die Meerestemperatur an den norwegischen Küsten. —
Archiv for Math, of Naturvid. Bd. XXIX. Kristiania 1908; ref. nach Meteorol.
Zeitschr. 1910. 27. 124. — Diese Daten sind für das Klima von Nordwesteuropa
von großer Wichtigkeit. Die mittlere Meerestemperatur, berechnet aus dem
Durchschnitt von 30 Jahren — 1874 bis 1903 — betrug an den Küsten von
Torungen, Utsire, Hellisö, Ona, Presto, Nordberne Andenes und Gjesvaer im
Minimum 0,7 bis 4.4" und im Maximum 8,5 bis 15,7". Die Minima fallen in
die Monate Februar und März, die Maxima ausschließlich in den August.
Süring, E. und Mey, A.: Über den Zusammenhang zwischen Gewitter-
zügen und Niederschlagsgebieten. Berlin, Behrend >& Co., 1910. Abhandl. des
Kgl. Preuß. Meteorol. Instituts, Bd. Ill, Nr. 5.
Vujevic, P. : Die Temperaturverhältnisse der untersten Luttschichten.
Wien 1909. S.-A. Sitzungsber. d. Ak. d. Wiss. in Wien. Math.-naturw. Kl.,
Bd. CXYIU, Abt. Ua.
Weber. Leonhard: Wind und Wetter. Fünf Vorträge über die Grund-
lagen und wichtigeren Aufgaben der Meteorologie. Zweite Auflage. Leipzig,
B. G. Teubner. 1910.
Weber, L. : Meteorologische Beobachtungen an schleswig-holsteinischen
und benachbarten Stationen 1906-1908. Kiel 1909 S.-A. Schriften d. Naturw.
Vereins f. Schleswig-Holstein. Bd. XIV, S. 320—351.
Westmann, J.: Die Verteilung der Insolation in Schweden. Upsala 1910.
S.-A. Nova acta regiae soc. scient. Upsaliensis Ser. IV, 2, Nr. 7.
Wimmenauer: Ist die grüne Douglastanne frosthart? — AUg. Forst- u.
Jagdzeit. 1910. 86, 388. — Der Vf. teilt die Beobachtungen eines Forstmannes
aus dem Odenwald mit, nach der bereits im Januar 1909 Douglastannen bis zu
'/j oder zur Hälfte von der Spitze herab abgestorben waren. Da es sich nicht
um das Erkranken der höchsten und freistehenden Exemplare handelte, dürfte
der Frühfrost im Oktober 1908 als Ursache der Erscheinung anzunehmen sein.
Blitzwirkungen im Walde. — Deutsche Forst-Zeit. 1910. 25. 26. —
(Im Jahre 1908 schlug der Blitz in drei nahe beieinander stehende Kiefern,
ohne zu zünden, im Verlaufe von 8 Tagen wurden weitere 21 in der Nähe
stehende Kiefern dürr. Im Jahre 1909 fuhr der Blitz au einer anderen Stelle
des Waldes in eine Kiefer, was abermals das Absterben von 46 benachbarten
Bäumen gleicher Gattung zur Folge hatte.)
Waldverwüstuug durch Unwetter in Unterfianken. — Deutsche
Forst-Zeit. 1910. 25, 435. — (Am 11. Mai 1910 zog ein heftiges Gewitter mit
cyklonartigem Sturm von Südosten kommend über den Brückenauer Stadtwald
und die bayr. Staatswalddistrikte Sinnberg und Harth bis in das preußische
Revier Oberzell. Im Stadtwalde von Brückenau wurden ungefähr 5000 fm
Buchen und Fichten und im Staatswalde des For>tamtes Brückenau sogar bis
250000 fm, hauptsächlich Buchen und Eichen, ferner Kiefern, Weißbuchen usw.
geworfen oder abtjerissen und zersplittert.)
Niederschlagsbeobachtungen der meteorologischen Stationen im
Großherzogtum Baden. Jahrgang 1909. 1. und II. Halbjahr, je 25 S. Karls-
ruhe 1909/10. Veröftentlicht von dem Centralbureau für Meteorologie und
Hydrographie im Großherzogtum Baden.
Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1908. Bayern. Beobachtungen
der meteorologischen Stationen im Königreich Bayern im Jabre 1908 unter Be-
rücksichtigung der Gewittererscheinunpen im Königr. Württemberg, Großherzogt.
Baden und in den Hohenzollernschen Landen. Veröff"entlichungen der Königl.
A. Quellen der Pflanzenernähnmg. 1. Atmosphäre. 29
Meteorolog. Centralstation. Herausgegeben durch den Direktor Fritz Erk.
Jahrg. XXX. München 1910.
Deutsches Metorologisches Jahrbuch für 1904. Elsaß-Lothringen. Heraus-
gegeben von Hugo Hergesell. Straßburg i. E. 1909.
Niederschlagsbeobachtungen an den meteorologischen Stationen
im Großherzogtum Hessen für das Jahr 1909. IX. Jahrgang. Bearbeitet im
Großherzog!. Hydrographischen Bureau. Darmstadt 1910.
Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1909. Württemberg. Mit
2 Anhängen. 1. Jahresbericht der Erdbebenwarte zu Hohenheim. 2. Jahres-
bericht der Drachenstation am ßodensee. Herausgegeben von der Kgl. Württem-
bergischen Meteorologischen Zentralstation. Stuttgart 1910.
Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1905. Königreich Sachsen.
Die hauptsächlichsten Ergebnisse aus den von allen meteorologischen Stationen
des Königreiches Sachsen im Jahre 1905 eingesandten Beobachtungen. Be-
arbeitet durch C. Lindemann. IL Hälfte oder IH. Abt. des Jahrbuches der
Kgl. Sachs. Landes- Wetterwarte. — Jahrg. XXIII. 1905. Dresden 1909.
Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1906. Königreich Sachsen.
Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen im Jahre 1906. Herausgegeben
von P. Schreiber. I. Hälfte des Jahrbuches der Kgl. sächs. Landes - Wetter-
warte. — Jahrg. XXIV. 1906. Dresden 1909.
Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1908. Beobachtungs - System
der Deutschen Seewarte. Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen an
10 Stationen H. Ordnung und an 57 Sturm Warnungsstellen, sowie stündliche
Aufzeichnungen an 4 Normal - Beobachtungs - Stationen. Jahrgang XXXI.
Hamburg 1909.
Wetterbeobachtungen in Deutsch-Ostafrika. Jahrgang 1909. Kaiser-
liche Hauptwetterwarte. Beilage zum Amtlichen Anzeiger Nr. 14 u. 23. 1910.
— Die früheren Jahrgänge sind erschienen unter dem Titel: Ergebnisse der
Witterungsbeobachtungen.
Ergebnisse der Witterungsbeochtungen in Deutsch -Ostafrika im
Jahre 1908. Mitgeteilt von der Meteorologischen Hauptstation zu Daressalaam.
(Beilage der „Deutsch-Ostafrikanischen Rundschau bezw. Amtlichen Anzeiger".)
Das Wetter- und Regenwartennetz der Kolonie (Deutsch -Ostafrika).
S.-A. des Anhangs der vom Kaiserl. Gouvernement herausgegebenen „Auskunft
über Deutsch-Ostafrika für Ansiedler und Reisende". Daressalaam 1910. — Ent-
hält meteor. Monats- und Jahresmittel.
Klimatographie von Österreich. Herausgegeben von der Direktion der
k. k. Zentralstation für Meteorologie und Geodynamik. IV. Klimatographie von
Tirol und Vorarlberg von H. v. Ficker. Mit zoo- und phytobiologischen Bei-
trägen von K. W. V. Dalla Torre 1909.
Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen an den Landesstationen in
Bosnien-Herzegowina im Jahre 1908. Herausgegeben von der Bobuisch-Herzego-
winischen Landesregierung. Serajevo 1909.
VIII. Bericht über die Tätigkeit der Königl. ungarischen Reichsanstalt für
Meteorologie und Erdmagnetismus und des Observatoriums in Ogyalla 1907.
(Deutsche Ausgabe.) Budapest. Toldi, 1910.
Wochenberichte über die Schneebeobachtungen im österreichischen
Rhein-, Donau-, Oder- und Adriagebiet für den Winter 1908 1909. Heraus-
gegeben vom k. k. hydrographischen Zentralbureau. Wien 1909.
Wochenberichte über die Schneebeohachtungen im österreichischen
Elbegebiete und im böhmischen Donau- und Odergebiete für den Winter 1908/1909.
H erausgegeben von der k. k. hydrographischen Landesabteilung der böhmischen
Statthalterei. Prag 1909.
Wochenberichte über die Schneebeobachtungen im österreichischen
Weichsel-, Dniestr-, Dniepr-, Pruth- und Serethgebiete für die Zeit vom
22. Dezember 1908 bis 3. April 1909. Herausgegeben von der k. k. hydro-
graphischen Landesabteilung in Lemberg. Lemberg 1909. (In deutscher und
polnischer Sprache.)
Graphische Darstellungen der schweizerischen hydrometrischen Be-
obachtungeo, der Lufttemperaturen und der Niederschlagshöhen für
das Jahr 1908. Herausgegeben durch die Abteilung für Landesbydrographie
30
landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
des Schweiz. Departement des Innern. Bern 1909. — Titel und Text auch in
französischer Sprache.
Ergebnisse der täglichen Niederschlagsmessungen auf den meteoro-
logischen und Regenmeß-Stationen in der Schweiz. 1908. Herausgegeben v. d.
Schweizerischen meteorologischen Zentralanstalt. Zürich 1909.
Ergebnisse der Niederschlagsbeobachtungen im Jahre 1908 von
C. Kaßner. Berlin 1910. Veröffentlichungen des Kgl. Preuß. Meteorolog.
Instituts. Herausgegeben durch dessen Direktor G. Hellmann.
Kaßner. Carl: Das Reich der Wolken und Niederschläge. Leipzig,
Quelle & Meyer, 1909. (D)
Gerlach-Waldenburg: Die Ermittelung des Säuregehaltes der Luft in
der Umgebung von Rauchquellen und der Nachweis seines Ursprunges. Berlin,
Verlagsbuchhandlung Paul Parey, 1909. (D)
2. Wasser.
Referent: Georg Bleuel.
a) ^iiell-, Drain- und Berieselungswasser. (Meerwasser.)
Über Quellen. Ton M. Ringelmann. 0 — Die Menge an Salzen,
weiche in gelöstem Zustande durch alle Quellen der Erde dem Meere
zugeführt wird, ist sehr groß. Dieselbe würde in fester Form dargestellt,
die Fläche, welche die Stadt Paris bedeckt, 32 m hoch bedecken. Daraus
ergibt sich die nivellierende Kraft des Wassers. Dies wird mit Beispielen
belegt.
Analysen einiger Porphyr- und Flußwässer. Von Emanuel
Schneider, mitgeteilt von Wilh. Graf zu Leiningen. 2) — Die Wasser-
proben entstammen der Umgegend von Bozen. Im Liter sind enthalten
in mg
Herkunft der
Wässer
Abdampf-
Rück-
stand
Minera-
lische
Substanz
G]üh-
verlusl
Oxydier-
barkeit
a)
CaO
MgO
SiOo
SO3
Cl
St. Anton . .
254,4
221,6
32,8
3,34
64,7 ' 32,4
16,96! 6,2
0,8
Rhomberg
186,9
181,8
5,1
0,93
68,4 1 18,2
11,64: 4.3
0,657
Kohlern
103,6
101,4
2,2
1,86
35,7 2,3
9,7
5,5
3,6
Jenesien .
213,3
201,3
12,0
1,24
73,0 25,3
5,7
4,7
4,5
Bad Isidorl^)
148,3
142,4
5,9
0,64
57,6 i 4,1
10,4
1,6
1,137
Talfer . .
63,2
60,2
3,0
1,37
15.6
3,74
7,2
3,8
1,12
Eisak . .
156,7
149,0
7,7
1,55
49,5
13,7
3,6
28,40
3,94
Etsch . .
183,4
178,7
4,7
3,09
51,9
15,8
10,1
39,6
3,9
a) Verbrauchte ccm i/k, norm. Permanganatlösung ; b) das Wasser enthält außerdem 9,474 mg
Na20 und 1,702 mg KjO; c) der hohe Gehalt des Eisak und der Etsch an SO3 erklärt sich durch den
Umstand, daß diese Flüsse in ihrem Oberlauf durch Gesteine fließen, welche reich an Schwefelkies und
anderen sulfidischen Verbindungen sind. (D.)
Entstehung und Zusammensetzung von Quellwässern ist nach den
Untersuchungen von E. Haselhoff •'^) je nach der Boden- oder Gesteiusart,
durch welche das Wasser sickert, qualitativ und quantitativ verschieden.
1) Jonrn. d'agric. pratique Jahrg. 73, 16, 500, 17, 529, 19, 597; ref. nach Wasser u. Abwasser
1909. 2, 191. — 2) Naturw. Zeitschr. f. Land- u. Forstwsch. 1907, 5, 479. — =) Wasser u. Abwässer,
ihre Zusammensetzung u. Untersuchung 1909, 9 u. 11. Sammlung Göschen, Leipzig 1909, bei G. J.
Göschen. Die Untersuchungen wiirden in der landwsch. Versuchsst. Marburg ausgeführt.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. Wasser.
31
Zum Nachweis hierfür teilt der Vf. folgende Zahlen mit, welche das
Mittel der Ergebnisse vieler von ihm ausgeführten Untersuchungen von
Quellwässern darstellen. 1 1 Wasser enthält in mg:
Gesteinsart
Abdampf-
riickstände
KMn04 =
Verbrauch
N0O5
SO3
Cl
CaO
MgO
K2O
NaaO
Härte-
grade
unterer l Bunt-
mittlerer !> sand-
oberer ) stein
Muschelkalk . .
72,0
97,5
2421,0
352,0
3,4
2,0
5,6
1,1
Spur
8,6
Spur
7.6
14,4
3,8
1144,7
28,1
5,1
4,4
28,4
6,8
11,5
21.0
842,0
112,0
4,2
7,6
101,2
41,7
4,6
5,6
8,7
13.2
1,7
3,1
98,4
17,0
Derselbe Vf. teilt ferner die Zusammensetzung von Wasser des
Diemelf lusses, das zu verschiedenen Zeiten geschöpft wurde, mit. In
1 1 Wasser war in mg enthalten : (von Feg O3
3 Fällen nur Spuren enthalten)
und ALOo waren in allen
am
g<3 0
SS
:0 0
1^ €
K
0"
0
0
% ^
0°
0
^^c«
§.«2
s ^
^
cc
ü
s
« ^
00
pT
21.
11.
1907
80
390
21,8
1,9
9,6
9,5 ! 137.5 32,6
25,5
15,7
80,6
Spur
16,0
16.
12.
1907
20
310
4,5
1,1
1,8
7,0 100.0 22,7
5,1
19,6
54.0
1,0
13,0
4.
3.
1908
50
240
7,2
1,7
1,1
6,8
91,3
18,6
6,8
35,4
35,2
0,5
9,0
Von den suspendierten Stoffen waren organisch: 60, 5 und 20 rag;
von den gelösten organisch 30, 45 und 20 mg. (D.)
Flußwasser-Untersuchungen. Von J. König und A. Bömer (Ref.). i)
— Von den zahlreichen Untersuchungen von Wässer teilen wir hier nur
die von Flußwässern mit, die nicht als verunreinigt bezeichnet sind,
ms: in 1 1.
Bezeichnmijren
Schwebe-
0
stoffe
"0
w
0
"^io
0
0
§
JS
■g
ä
m
1 •—
0
S i 03
•p^
0
C
e 5
>-
0
0
0
0
mäßig getrübt
ö90,o' 195,0
21,6
130,3
_
35,5
vereinzelte
1
Flocken
207,5 145,0
—
68,7
—
1V,V
9,9
5.2
8.Ö
38,0
6,8
_
5.5
0
7,1
2,7
3,0
8.5
40,0
4,8 -
4,4
0
7,1
2,3
0
0
94,0
37,0
3,8
8,6
0
4,5
2,7
0
0
99,2
36,8
4,7
7,9
0
4,5
1,2
0
0
164,0
78,0
5,3
10,3
12.8
5,3
1.4
0
0
259,2
95,4
10,4
12,0
19,9
25,7
0.9
0
0
314,8
100,6
13,8
8,7
19,9
47,0
(D.)
1,0
Kuhbach b. Bergkaraen (Juli;
Stockhauser Stangenbach b. Benk hausen (Jnli) . .
Olpobach bei Olpe (April)
Biggo vor Einfluß d. Olpohaches (April) . . .
Mohne <^oberhalb d. Einflusses des Goldbachs (Mai)
b. Brilon \nnterhalb d. ,, ,. ,. ,,
Briloner Aa, uni erhalb d. Niedermühle (Mai) . . .
„, , / oberer Teil des Quellteiches ., ...
Oberalme \ unterer „ „ „ „ . . .
Über die durch Sickerwässer dem Boden entzogenen Mengen
Wasser und Nährstoffe. Von M. Gerlach. ^) — Untersuchungen des
Instituts ergaben folgenden mittleren Gehalt an Nährstoffen in Drainage-
wässern, welche von fünf verschiedenen Gütern und zu verschiedenen
Zeiten entnommen waren: (in 1 cbm g)
CaO K^O Gesarat-N NO3- u. NO.,-N NH3-N Organ. X P^Oj
215,0 6,3 11,8 10,9 0,0 0,9 0,0
1) Ber. über die Tätigk. d. landwsch. Versuchsst. Münster i. W. i. J. 1909, 17. — -) 111. landwsch.
Zeit, 1910, Nr. 95, 879-880.
32
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Zehn 2 m breite und lange, sowie 1,2 m tiefe gemauerte Lysimeter,
je mit 4 cbm Boden gefüllt, dienten zum Auffangen und Sammeln der
Sickerwässer. Je zwei der Lysimeter enthalten denselben Boden, welcher
in einem Falle ungedüngt bleibt, im anderen Falle regelmäßig eine Düngung
erhält. Während des Zeitraums vom 1. Juni 06 bis 26. Juli 09 (1152 Tage)
trugen die Lysimeter im 1. Jahre keine Pflanzen (Brache), im 2. Kartoffeln,
im 3. Hafer, im 4. Roggen. Es fielen während dieser Zeit 1698.9 mm
Niederschläge. Hiervon sind durchgelaufen in ^/q oder pro ha in cbm
Lysimeter
Niederungs-
moor a.
Lojewo
schwach
hainoser
Lehm, Sand
a. Pentkowo
humushaltig.
lehm. Sand
mit etwas
Lehm a.
Bromberg
heller
huiuusarm.
lehm. Sand
aus Mochein
heller gelber
sandiger
Lehm
a. Kaisers-
felde
gedüngt g .
ungedüngt g
nro ha I S^^'^^S^ cbm
^ \ ungedüngt cl
cbm
9,7
9.7
1652
1640
16,3
21,1
2769
3577
27,6
27,0
4690
4588
7.6
7,1
1289
1213
9.6
11.6
1633
1966
In den
durchgeflossenen Sickerwässern waren enthalten g pro Lysimeter:
Boden ans:
Gesamt -
N
N(NOs
u. N0„)
Organ .
N
K,0
P2O6
CaO
Lowejo
{
gedüngt
ungedüngt
32,74
64,97
30,04
60,27
2,70
4,70
32,17
26,23
0
0
405,00'
507,02
Pentkowo .
{
gedüngt
ungedüngt
68,61
70,31
66,91
68,36
1,70
1,95
30.85
22,66
0
0
358,62
462,40
Bromberg
■{
gedüngt
ungedüngt
67,78
69,46
64,64
66,09
3,14
3,37
70,19
47,44
0
0
399,36
414,78
Mocheln .
■{
gedüngt
ungedüngt
25,50
20,95
25,07
20,41
0,43
0,54
25,09
8,47
0
0
92,21
90,74
Kaisersfelde
{
gedüngt
ungedüngt
58,45
66,27
56,79
65,05
1,66
1,22
17,32
27.55
0
0
414,50
622,92
Die Menge der von Drain wasser fortgeführten Pflanzennährstoffe wurde
bei einer Drainage der Domäne Strumin, welche das Wasser eines Feldes
von 38 ha aufnimmt, für die Frühjahrszeit 1909 festgestellt. Von 1 ha
flössen 1161,6 cm Wasser ab und mit diesen 6,8 kg Gesamt-N, 5,9 kg
Salpeter-N, 7,6 kg KoO und 18,7 kg CaO. An sich sind das nicht un-
bedeutende Mengen, im Verhältnis zu dem Bodenvorrat jedoch verschwindende
Mengen; ihre Bedeutung kommt aber zur Geltung, wenn man erwägt, daß
die weggeführten Nähi stolfe die leichtlöslichsten und wirksamsten Anteile sind.
— Über gleichzeitig mitgeteilte Analysen von Böden aus der Provinz
Posen berichteten wir unten, (D.)
Über die Größe und den Stickstoffgehalt von Sickerwässern.
Von B. C. Burt und J. W. Leather. ^) — Innerhalb Jahresfrist vom
1. Juni 1908 bis 31. Mai 1909 fielen 800 mm Regen. Der Sickerwasser-
Abfluß aus zwei 183 cm (= 6 engl. Fuß) tief im Boden befindlichen
Lysimetern erreichte eine Höhe von 36 bezw. 35,4 mm. Der in beiden
1) Ept. Cawnpore (India) Agi. Stat. 1909, 22—26; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910. 23, 420.
I
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. "Wasser. 33
Sickerwassermengen in Form von Nitraten enthaltene N berechnete sich
zu 114,7 bezw. 119,1 kg bezogen auf 1 ha. Die zwei 91,5 cm tief
liegenden Lysimeter lieferten Sickerwasser von 38,6 und 40 mm Höhe.
Die treffenden N-mengen betrugen 72,5 bezw. 64,1 kg.
Über den Gehalt des Mainwassers an freiem, gelöstem Sauerstoff.
Von Tillmanns. ^) — Die Ergebnisse der Untersiichungen, die von Ende
1907 das ganze Jahr 1908 hindurch ausgeführt wurden, lassen sich wie
folgt, zusammenfassen: Der 0-Gehalt des Mainwassers in der Nähe der Frank-
furter Kläranlage ist ziemlich beträchtlich und liegt meist in der Nähe der
Sättigungsgrenzen. — Der Sättigungswert wii-d im Sommer oft überschritten;
während der heißesten Zeit ist jedoch das Mainwasser meist nicht mehr über-
sättigt, sondern etwas untersättigt. Im Winter ist meist erhebliche ünter-
sättigung vorhanden. — Die Einleitung der Frankfurter geklärten Abwässer
bewirkt im Flusse nur eine geringe Erniedrigung des 0-Gehaltes. — Im Mittel
aller Untersuchungen fällt der 0-Gehalt von 7,58 auf 7,38 ccm im 1
ab, — Die 0-Zehrung oberhalb der Kläranlage ist nicht sehr beträchtlich.
Sie beträgt in 24 Stunden bei 23 o im Mittel 0,73 ccm pro 1. Unter-
halb der Kläranlage steigt sie im Mittel aller Untersuchungen auf 1,14 ccm
im 1 in 24 Stunden. Die Differenz zwischen unterhalb und oberhalb ist
also 0,41 ccm im 1. — Die Probeentnahme durch einfaches Einfließen-
lassen in Flaschen ergibt infolge der Berührung des Wassers mit der ent-
weichenden Luft einen zu hohen Gehalt an Sauerstoff. Wenn der Sauer-
stoffgehalt nahe an der Sättigungsgrenze liegt, wird der Fehler so klein,
daß er praktisch kaum in Betracht kommt; bei größeren Fehlbeträgen
kann er aber sehr beträchlich werden. — Da man aber dem Wasser nicht
ohne weiteres ansehen kann, ob es nahezu mit Sauerstoff gesättigt ist,
empfiehlt es sich für exakte Untersuchungen stets, das Wasser in die
Flaschen einzusaugen.
Eisengehalt und Drainagewasser. Von J. Haas.-) — Gelegentlich
der bekannten Versuche über Wasserverbraucli landwirtschaftlicher Kultur-
pflanzen wurde die Beobachtung gemacht, daß dem mit Luzerne be-
standenen Kasten I (kalkiger alluvialer Lehmboden) eine bräunlichgelb ge-
färbte Masse entfloß, während die Drainagewasser anderer Kästen (ßrache-
und Erbsenkästen IV und II) ungefärbt blieben. Im Monat Februar 1910
wurden von K. I 15,23 1, von K. IV 16,74 1 Wasser gesammelt. Aus
dem Boden von Kasten I waren 0,067 g F2O3 innerhalb des Monats
Februar ausgewaschen worden, während die Wässer der Kästen II u. IV
nur Spuren davon aufwiesen. Der Vf, vermutet, daß durch die Verrottung
von Wurzel teilen der perennierenden Luzerne, vielleicht mit Beihilfe ge-
wisser Mikroorganismen, Fe in Lösung gebracht wird. (D.)
Analyse des Wassers des Schwarzen Meeres. Von Burada. '^) —
Eine 16 km von Konstantza in 18 m Tiefe geschöpfte Wasserprobe gab
folgende Analysen werte:
fester Rückstand SiO, H,,SO, Gl Br Na Ka Ca Mg
1) Mitt. Kgl. Prenß. Anst. f. Wasserversorg, u. Abwässerreinig. 1909, Heft 12, 195-212; ref.
nach "Wasser u. Abwasser 1910, 2, 3(55. — ") Journ. f. Landwsch. 191Ö, 58, 141—142. (A. d. landwsch.
Vers. -Feld d. Univ. Göttingen.) — 3) Ann. scient. Univ. Jassy 1909, 5, 251—255; ref. in Chem. Centrlbl.
1909, II. 57; ref, nach "Wasser u. Abwasser 1909, 2, 177.
Jahresbericht 1910. 3
34 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Die Dichte des Wassers wurde bei 10 ^ zu 1,0143 gefunden. Durch die-
erhaltenen Resultate wird die Angabe von Schloesing (Compt. rend. 1906)
bestätigt, daß die ^/^ische Zusammensetzung des Salzrückstandes
für alle Meere gleich ist.
Die Farbe der Seen und Meere. Von R. Kolkwitz. ^) — Es
wird gezeigt, daß die Farben blau, grün, gelb, braun eine Stufenfolge
bilden, indem der Gehalt an organischer Substanz — bei Braun an Humus-
säure — zunimmt. Der Vf. konnte eine Beziehung feststellen zwischen
dem zum Nachweis der organischen Materie dienenden K Mn O4- Verbrauche
und der Eigenfarbe des Wassers. So entspricht die blaue Farbe einem
Verbrauch desselben von ca. 1 — 3 mg, die grüne einem solchen von
etwa 14, die gelbe einem von etwa 30 und die gelbbraune einem von
etwa 50 mg pro 1. Ähnliche Farbenabstufungen finden sich nach den
Darlegungen des Vf. auch an Grundwasser.
Über Verdunstung von Wasserflächen. Von S. R. Lowcock.') —
Nach den Beobachtungen des Vf. spielt bei der Verdunstung von großen
(geschlossenen) Wasserflächen Dauer und Intensität der Bestrahlung durch
die Sonne die ausschlaggebende Rolle, während barometrische Schwankungen
sowie der Wind einen nur verschwindend kleinen Einfluß ausüben. Auf
dieser Basis hat der Vf. eine Formel aufgestellt auf Grund vierjähriger
Beobachtungen in Camdensquare. Bezeichnet man mit m das durch-
schnittliche Temperaturmaximum im Sonnenschein und mit d die Dauer
des Sonnenscheins und mit V die Verdunstung in Zoll (24 mm), so ist
V = m X d x: C. f)abei ist C eine Constante, welche aus den Versuchen
zu 0,0001254 berechnet wurde. Bei Anwendung von C für einzelne Monate
erhält man, da dieser Wert aus Jahresdurchschnitten berechnet ist, für
die Monate des Winters zu hohe, für die des Sommers zu niedrige Werte.
Die in der Gleichung angegebenen Werte dürften wahrscheinlich nur für
England und Orte mit ähnlichem Klima Gültigkeit besitzen.
Über Verdunstung von Wasser und Bodenoberfläche. Von E. C. Jul.
Mohr. ^) — Die Ansicht, daß von feuchtem Boden mehr Wasser verdunstet
als von einer gleich großen Wasserfläche, ist allgemein verbreitet, auch durch
Untersuchungen bestätigt. — Durch die Tatsache, daß bei einem Ver-
witterungsversuch aus Behältern, in denen Basaltgrus unter Wasser stand ,^
mehr Wasser verdunstete als von einem Atmometer mit kupferner Wasser-
schale angezeigt wurde, kam der Vf. jedoch zu folgender Ansicht: „Nicht
die Temperatur und das Sättigungsdeficit der Luft entscheiden über die
etwaige Verdunstung, sondern der Unterschied zwischen der absoluten
Wasserdampftension der Luft und der zu der Temperatur des Wassers
gehörigen Maximaltension. Von Wasserflächen verschiedener Temperatur,
aber sonst unter gleichen Umständen, verdunstet also mehr, je höher die
Temperatur ist. Dann muß auch alles, was Einfluß ausübt auf die
Temperatur des Wassers, die Verdunstung in Mitleidenschaft ziehen. Es
läßt sich demnach ein Einfluß der Farbe des Bodens sowie der Dicke
der Wasserschichi vom Boden bis zur Oberfläche auf die Verdunstung
1) Deutsch. ViertelJÄhrsschr. f. öffenü. Gesundheitspflege 1910, 42; ref. in Wasser u. Abwasser
1910. 3, 285. — •) Surveyor 1909, 36, 742; ref. nach Wasser u. Abwasser 1910, 3, 108. — ») Buil.
du Depart. de FAgric. aux'lndes neerlandaises 1909, Nr. 29; ref. in Geolog. Centrlbl. 1910, 14, 293:
ref. nach Wasser u. Abwasser 1910, 3, 108. (Schiele.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. "Wasser. 35
erwarten." — Versuche des Vf. bestätigten diesen Einfluß; sie ergaben
u. a., daß je nachdem der Boden Zink-Gelb-Schwarz oder -Weiß ist, die
aus sonst ganz gleichen Schalen verdunsteten Wassermengen sich verhalten
wie 100:101:108:91. Der Vf. glaubt deshalb, daß bei den eingangs
erwähnten Untersuchungen zu wenig berücksichtigt wurde, in welcher
bestimmten Weise die Wasserverdunstung gemessen und zum Vergleich
herangezogen wurde. — Mohr verglich die Verdunstung von nassen und
feuchten Erdoberflächen mit der von einer Wasserfläche unter möglichst
gleichen Umständen und fand, daß die Verdunstungszahlen der unter-
suchten nassen und feuchten Erde (schwarze Humuserde, gelbe Lateriterde,
rote Lateriterde, weiße Kalkerde) übereinstimmend sämtlich hinter denen
des Wassers zurückblieben.
Der Einfluß der Bodenkultur auf die Versorgung mit Grund-
wasser und die Ansprüche der Kulturpflanzen an das Wasser. Von
Hitier. 1) — Eine Besprechung der Untersuchungen von Houllier'-^), der
zu dem Schlüsse kam, daß das Sinken des Grundwassers und der Mangel
an Quellen in gewissen Teilen Frankreichs durch die räumlich sehr aus-
gedehnte und intensive Bodenkultur bedingt wird und nicht von einem
Rückgang der Niederschläge, einer Verminderung der Wälder oder inneren
Erderosionen herrührt.
Die Entstehung des Grundwassers. Von Mezger. ^j — Zur Er-
klärung der sich abspielenden Vorgänge bei der Entstehung des Grund-
wassers hat der Vf. auf Grund eigener Beobachtungen folgende Sätze zu-
sammengestellt: 1. Der Wasserdampf vermag, wie im luftleeren Raum, so
auch im lufterfüllten Raum aus eigener Kraft, d. h. seinem Spannungs-
gefälle folgend, sich frei zu bewegen. Die Unterschiede der Dampf-
spannungen verursachen daher im Boden wie in der äußeren Atmosphäre
selbständige Dampfströmungen. 2. Diese Dampfströmungen haben, gleich-
viel in welcher Richtung sie erfolgen, nur den Reibuugswiderstand der
Luft zu überwinden, nicht auch den Luftdruck. 3. Der Reibungswiderstand,
den die Luft der Bewegung des Wasserdampfes entgegensetzt, ist abhängig
von der Dichtigkeit des Dampfes, der Dichtigkeit der Luft und der Summe
oder der Differenz der Geschwindigkeiten, mit der beide Gase in entgegen-
gesetzter bezw. in gleicher Richtung sich bewegen. 4. Reicht das
Spannungsgefälle des Dampfes zur Überwindung der Reibungswiderstände
nicht aus, so wird der Dampf von der Luftströmung mitgeführt; doch
wird dadurch die selbständige Bewegung des Dampfes in einer von der
Luftströmung abweichenden Richtung nicht aufgehoben. — Für die
Schwankungen des Grundwassers und damit der Quellenergiebigkeit hat
der Vf. auf Grund seiner Untersuchungen und Beobachtungen folgendes
Schema aufgestellt: 1. Das Grundwasser steigt: a) Nach ausgiebigen
Regenfällen, b) bei einem plötzlichen Umschlag von Frost in Tauwetter,
wenn dabei der Boden gefroren und schneefrei ist, c) bei starken
Temperaturzunahmen, auch wenn kein Frost vorherging, d) bei lebhaften
südöstlichen bis südwestlichen Winden. 2. Das Grundwasser fällt:
1) Bull. Soc. Agr. France 1909, 360—366; ref. in Rev. Gen. Agron. 1909, n. ser. 4, 481; ref.
nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 16. — =) Exper. Stat. Rec. 19, 12. — s) Joxirn. Gasbel. u. "Wasser-
versorg. 1909, 52, 476—479 u. 497-500; rei. nach Wasser u. Abwasser 1909, 1, 86.
3*
36 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
a) Bei anhaltender Trockenheit, b) bei Frostwetter, wenn dabei der Boden
gefroren und schneefrei oder die etwa vorhandene Schneedecke gleichfalls
gefroren ist, c) bei starken Teraperaturabnahmen , auch wenn kein Frost
eintritt, d) bei lebhaften nordwestlichen bis nordöstlichen Winden. 3. Der
Grrundwasserstand bleibt unverändert: a) Nach Regen von mäßiger
Stärke und verhältnismäßig niedriger Temperatur, b) nach der Bildung
einer Schneedecke, solange diese nicht gefriert, c) nach Ansammlung von
Wasser über einer gefrorenen ßodenschichte, d) nach dem Eindringen von
Schmelzwasser in den Boden. — Für die Entstehung des Grundwassers
gilt der Grundsatz, daß die Verschiebung der Bodenfeuchtigkeit in verti-
kalem Sinne bei Bodenschichten von größerer Mächtigkeit überwiegend in
Dampf form erfolgt.
Die Bewässerung Ägyptens und die Stauanlagen im Nil- Von
Tholens.i) — In der Einleitung schildert der Vf. die Bewässerungs-
anlagen Ägyptens nach dem Stande von 1902, wo 4 Stauanlagen vor-
handen waren und zwar der Staudamm in Assuan zur Verbesserung der
Somraerbewässerung in ünterägypten und zur Einführung der dauernden
Bewässerung in Mittelägypten, ferner drei Wehre bei Assiut an der Delta-
spitze und in Zifta, welche durch Hebung des Fluß Wasserspiegels die
dauernde Bewässerung sicherstellen. Daran schließt sich ein durch
graphische Darstellungen der Verhältnisse im Jahre 1907 unterstützter
Nachweis der Erfolge dieser Bauwerke für die Bewässerung, welcher durch
die Zunahmen der Kulturflächen und ihres Ertrages seit 1902 näher er-
läutert wird. Weiter wird über ein in den Jahren 1906 — 1908 aus-
geführtes neues Bauwerk eingehend berichtet, das Wehr bei Esneh, welches
vorläufig nur die Flutbewässerung in Oberägypten sicherstellt und gleich-
zeitig die Überschwemmung von Ländereien ermöglicht, welche früher nur
bei sehr hohen Fluten bewässert werden konnten. Bewässerungs werke von
diesem Wehre aus sind im Bau, werden jedoch erst in einigen Jahren
vollendet sein. Der weitere Teil (Schloß-) berührt bautechnische Ver-
hältnisse.
Einfluß der Trockenlegung von Sümpfen auf die wirtschaftlichen
Verhältnisse der Nachbarschaft. -) — Zur Untersuchung dieser Ver-
hältnisse wurde 1898 vom St. Petersburger landwirtschaftlichen Ministerium
in die Gouvernements Wladimir, Rjäsan, Moskau und Twer eine Kommission
gesandt, welche berichten sollte a) über den Umfang der Arbeiten, b) über
ihren Einfluß auf die Besserung der Land- und Forstwirtschaft, über die
Nutzung der entsumpften Flächen und der daraus gezogenen Erträge,
c) über ihren Einfluß auf Trockenheit und Versanden der Flüsse sowie
über den Wasservorrat im allgemeinen, d) ob demgemäß die Arbeiten in
der bisherigen Weise fortzuführen seien oder nicht. Die Berichte der
Kommission sind nunmehr veröffentlicht. Es hat sich ergeben, daß in den
genannten 4 Gouvernements über 64000 Desjät. entwässert wurden. Die
Brücher waren teils Torfbrüeher mit MoosOberzug, teils Grünlandsmoore
mit Grasüberzug, teils (beim Betreten) schwankend, meist mit spärlichen
Kiefern und Birken, die mit 50 Jahren kaum 1 — 2 m hoch und 4 cm
1) Centrlbi.d. Banverw. 1909, 393-396 u. 408—410; ref. nach Wasser u. Abwasser 1909, 2, 124.
2) Losnoj Journal 1909: ref. in Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. 1910, 42, 373.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. Wasser. 37
stark waren, bestanden; nur zugänglich, wenn vor dem Schneefall starker
Frost eintrat. Die kahlen oder nur mit einzelnen Krüppel wüchsen be-
standenen Flächen zeigten eine fast wertlose Sumpfvegetation. Die mit
Hote bewachsenen Flächen waren ertraglos. — Die Entwässerung wirkte
belebend auf allen Holzwuchs, der nicht über 50 Jahre alt war; der ältere,
80- und mehrjährige starb ab. Im übrigen aber nahmen Höhenwuchs
und Stärke bedeutend zu, die Masse vermehrte sich in 8 Jahren um das
4 — Gfache, überall fand sich Anflug ein. Die kahlen Flächen zeigten
Klee, Poa u. a. nutzbare Gräser. Die umliegenden Ortschaften haben da-
durch bedeutend in ihren wirtschaftlichen Verhältnissen gewonnen.
Über die Bestimmung der freien Kohlensäure im Wasser. Von
J. Tillmanns und O. Heublein. ^) — Bei der Prüfung verschiedener
C02-Bestimmungsmethoden und der gebräuchlichsten Indicatoren gelangten
die Vff. zu Ergebnissen, die in folgende Schlußsätze zusammengefaßt sind:
1. Die Bestimmung der freien CO, im Wasser durch Titration mit Kaik-
wasser und anderen Alkalien unter Verwendung von Phenolphtalein als
Indieator zeigt genau die im Wasser vorhandene Menge der freien COg an.
Die Sulfate, Chloride, Nitrate und Bicarbonate der Alkalien und Erdalkalien
reagieren gegen diesen Indieator neutral. Bei der Titration muß man be-
sondere Vorsichtsmaßregeln anwenden, um CO2 -Verluste zu vermeiden.
Unter Beachtung dieser Vorsichtsmaßregeln ist das Verfahren aber nicht
ungenau, wie es an einigen Stellen heißt, sondern sehr genau. 2. Die
Nitrate, Chloride, Sulfate der Alkalien und Erdalkalien reagieren gegen
Rosolsäure neutral, die Alkali- und Erdalkalicarbonate reagieren aber gegen
diesen Indieator stark alkalisch. 1 mg Bicarhonat-COg verdeckt die saure
Reaktion von 0,25 mg freier COg. 3. Beim qualitativen Nachweis von
freier COg mit Rosolsäure nach Pettenkofer können daher nicht nur
kleine, sondern bei Vorhandensein von reichlichen Mengen Bicarbonat sehr
große Mengen von freier COj sich dem Nachweise vollkommen entziehen.
4. Die quantitative Bestimmung der freien COg im Wasser durch Titration
mit Alkali- oder Boraxlösung unter Verw^endung von Rosolsäure als Indi-
eator liefert unrichtige, nämlich stets zu niedrige Ergebnisse, die um so
weiter sich von dem richtigen Werte entfernen, je größere Mengen von
Biearbonaten das Wasser enthält. Bei einem bestimmten Verhältnis von
Bicarbonat-COa zu freier COg ist eine Titration überhaupt unmöglich, da
der Indieator trotz der vorhandenen freien COg sofort rot ist.
Bestimmung des Verunreinigungsgrades von Meerwasser durch
die Bestimmung der organischen Substanz. Von C. Lenormand.-) —
Das vorgeschlagene Verfahren wird ausgeführt, indem man 100 ccm Meer-
wasser mit 1 g chemisch reinem K2CO3 und 10 ccm einer Permanganat-
lösung, die in zehnfacher Stärke — 3,95 g in 1 1 — vorrätig gehalten
wird, eine Viertelstunde kocht, nach dem Erkalten auf 100 ccm auffüllt
und im Colorimeter mit einer Lösung, die 10 ccm der verdünnten
Permanganatlösung = 0,00395 g KMnO^ = 1 mg 0 in 100 ccm ent-
hält, unter Zuhilfenahme einer Grünscheibe vergleicht und auf Farben-
gleichheit einstellt. Die Berechnung gestaltet sich einfach; das Verfahren
1) Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 617. — 2) Bull. Sciences Pharmacol. 1909, 16,
253—258; ref. wörtlich nach Zeitschr. Unters. Nähr.- u. aenußm. 1910, 20, 483. (Sutthoff.)
38 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
ist im Vergleich zur bakteriologischen Untersuchung schnell und leicht
ausführbar. Die verbrauchte 0- Menge steht im Verhältnis zur Keimzahl,
deren Bestimmung durch das vorgeschlagene Verfahren in den meisten
Fällen entbehrlich gemacht werden soll. •
b) Abwässer und ßeiniguiig toii Abwässern.
Die neuen Normen für Abwasser-Abflüsse. Von S. Rideal und
W. T. Burgess. ^) — Nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnis kann
ein Abwasser am besten beurteilt werden einesteils nach seinem Gehalte
an suspendierten Stoffen, anderenteils nach der Geschwindigkeit, mit welcher
das Abwasser nach Beseitigung der suspendierten Substanzen den Sauer-
stoff aus dem Wasser aufnimmt. Aus diesen Gesichtspunkten ist ein
Abwasser nicht zu beanstanden, wenn es folgenden Ansprüchen genügt:
1. Es darf nicht mehr als 3 Teile suspendierte Substanzen in 100 000
Teilen enthalten. 2. Nach Filtration durch Papier darf es von gelöstem
oder atmosphärischem Sauerstoff nicht mehr absorbieren als a) 0.5 Gewichts-
teile in 100 000 Teilen während 24 Stunden; b) 1,0 Gewichtsteil in
100 000 Teilen während 48 Stunden oder c) 1,5 Gewichtsteile in 100000
Teilen während 5 Tagen.
Der Selbstreinigungsprozeß der natüHichen Gewässer nach der
künstlichen Impfung mit Bakterien. Von E. Schepilewski.^) — Der
Vf. zieht aus seinen Versuchen den Schluß, daß in der Regel die natür-
lichen Gewässer bakterientötende Eigenschaften besitzen, welch letztere
sie befähigen, sich selbst schnell von bakteriellen Verunreinigungen zu
befreien. Diese Fähigkeit wird durch die Gegenwart und das Wachstum
von Protozoen bedingt. Das Wachstum der Protozoen hinwiederum im
eucystierteu und vegetativen Zustande wird durch die Auflösungen und
wahrscheinlich auch Ausscheidungsprodukte der Bakterien gefördert.
Die ultravioletten Strahlen und ihre Anwendung bei der Sterili-
sation von Flüssigkeiten. Von Th. Nogier.^) — Drei Gruppen ultra-
violetter Strahlen sind zu unterscheiden: 1. die gewöhnlichen von 3920
bis 3000 Angströra- Einheiten, 2. die mittleren von 3000—2200 A.-Einh.,
3. die letzten von 2200 — 1000 A.-Einh. Die mittleren Strahlen wirken
stark keimabtötend. Sie durchdringen reines Wasser mehrere cm tief und
sind praktisch anwendbar im Wasser bis auf eine Entfernung von 30 cm.
Von der Luft werden sie nur wenig, von Quarz fast gar nicht absorbiert.
Die dritte Gruppe wirkt ebenfalls stark keimabtötend, aber Quarz und
selbst Wasser in dünner Schicht absorbieren das Licht energisch, — Von
den verschiedenen ultravioletten Lichtquellen ist die Quecksilberquarzlampe
die zweckentsprechendste. Sie hat eine lange Brenndauer, sie bedarf keiner
Überwachung und keiner mechanischen Regulierung. — Der Einfluß dieser
kurzwelligen Strahlen auf Pflanzen und chemische Substanzen, auf Chloro-
phyll, Bilirubin und Hämoglobin wurde untersucht und seit 1908 der
Gedanke verfolgt, Trinkwasser mittelst der Quarzlampe zu sterilisieren.
Man kann praktisch bis auf 30 cm Entfernung Bakterien im Trinkwasser
i) Analyst 1909, 34, 193—205; ref. nach Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 19, 511.
(Neufeld.) — 2) Arch. Hyg. 1910, 72, 73-90: ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 16. — ») Kev.
d'Hyg. 1910, 421—430: ref. nach Gesundh. Ingen. 1910, 33, 635.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. Wasser. 39
innerhalb 1 Minute abtöten. Bei geeigneter Versuchsanordnung sogar
115 1 in 1 bis 2 Minuten. Das so behandelte Wasser zeigt keinerlei
giftige Eigenschaften, weder für Pflanzen noch für Tiere. Auch wird der
Gas- und Salzgehalt in keiner Weise verändert. Die Vorzüge dieses
Sterilisationsverfahrens sind außerdem noch, daß es schnell und absolut
wirkt und daß es sich in der Kälte vollzieht. Verdünnte Toxine werden
durch das ultraviolette Licht geschwächt oder zerstört, dagegen sind
Kolloidsubstanzen für die ultravioletten Strahlen nur sehr schwer durch-
dringbar und daher ist es sehr schwer, Wein, Bier usw. zu sterilisieren.
Diese Wirkung der ultravioletten Strahlen wurde von den einen dem
dabei auftretenden Ozon, von den anderen der Sauerstofi Wirkung zugeschrieben.
Die angestellten Untersuchungen zeigen, daß keins von beiden der Fall
ist, sondern daß es eine Wirkung der Strahlen selbst ist. Negier kon-
statierte einen für die Sterilisation von Trinkwasser geeigneten handlichen
Apparat. Wie aus einer beigegebeneu Figur zu ersehen ist, muß sämtliches
Wasser in dünner Schicht an der Quecksilberdampfquarzlampe vorüber.
Durch ein automatisch funktionierendes mit dem elektrischen Strom ver-
bundenes Ventil wird dafür Sorge getragen, daß nur dann Wasser aus
<3em Hahn austreten kann, wenn die Lampe in Tätigkeit ist. Die mit
diesem Apparat erzielten Ergebnisse sind derart, daß Wasser, dem pro
Liter 1800 000 000 Colibacillen zugesetzt waren, nach Behandlung in
diesem Apparat, selbst in 1 1 Wasser keine Colibacillen enthielt. Auch
Wasser mit 148 000 000 Keimen des Bacillus mesentericus ruber, der so
resistent ist, daß er mehrstündiges Kochen vertragen kann, war vollständig
sterilisiert,
(Nach einer hierzu gehörigen Arbeit vom Vf. und Jules Courmant
und Rochaixi) ist die in Rede stehende Wirkung weder auf die
Bildung von Ozon noch auf die von HgOj zurückzuführen.) (D.)
Zersetzung des Wassers durch ultraviolette Strahlen. Von
Miroslaw Kernbaum.-) — Die Versuche des Vf. zeigen, daß ultraviolette
Strahlen das Wasser in gleicher Weise zersetzen wie die /if-Strahlen des
Ra. Es bildet sich Wasserstoffsuperoxyd nach der Gleichung: 2H2O =
BgOg + Hg. Das Auftreten von H2O2 erklärt die sterilisierende Wirkung
der ultravioletten Strahlen gegenüber Wasser und Milch, Die Ursache der
Zersetzung des Wassers durch ultraviolette Strahlen dürfte im Hertz 'sehen
Effekt zu suchen sein. Diese Resultate stehen im Einklang mit der schon
längst gemachten Beobachtung, daß sich Wasserstoffsuperoxyd im Regen-
wasser und im Schnee findet.
Über die Sterilisation größerer Wassermengen mit Hilfe ultra-
violetter Strahlen, Von Gabriel Vallet, ^) — Die Untersuchungen sollten
feststellen, unter welchen Bedingungen mittelst einer Quecksilberdampf-
quarzlampe die Sterilisation von Wasser am wirkungsvollsten betrieben
werden kann. Bei den Versuchen kam eine Quarzlampe von 220 Volt
und eine solche von 110 Volt aber mit doppeltem Mantel zur Verwendung,
Die größere Leistungsfähigkeit zeigte die Lampe von 110 Volt. Die weiter
unten folgenden Ergebnisse beziehen sich auch nur auf diese. Während
1) Compt. rend. 1910, 150, 1453. — 2) Ebend. 1909, 149, 273—275; ref. wörtlich nach Chem.
Centrlbl. 1909, U. 131. (Bugge.) — 3) Ebend. 1910, 150, 1076—1077.
40 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
der Versuchsanstellung war die Quarzlampe in einen geschlossenen Reei-
pienten eingetaucht, der vollständig mit Kanalwasser (Montpellier) gefüllt
war und von solchem durchflössen wurde. Das Wasser enthielt die ge-
wöhnlichen Verunreinigungen; an Colibacillen kamen pro 1 1000 Stück.
— Aus den Versuchen geht hervor, daß es möglich ist unter Anwendung
einer einzigen Lampe von 110 Volt 10 cbm eines stark verunreinigten
Wassers innerhalb einer Stunde zu sterilisieren, wenn folgende Bedingungen
erfüllt werden: 1. Das Wasser muß einen vollständigen Klärungsprozeß
durchlaufen haben. 2. Das Wasser muß dem Apparat derart zugeführt
werden, daß die neu einströmenden Massen ganz allmählich mit dem
Ausstrahlungskörper in Berührung kommen. 3. Das Fassungsvermögen
des Recipienten ist so zu wählen, daß jedes Wassermolekul wenigstens
eine Minute lang den Strahlen ausgesetzt bleibt. 4. Alles Wasser, das
zum Hinausleiten bestimmt ist, darf nur aus der unmittelbaren Umgebung
der Lampe entnommen werden. — Bei der Sterilisation von ca. 10 cbm
stark verunreinigtem Wasser verbrauchte die Quarzlampe mit doppeltem
Mantel 4 Hektowatt- Stunden. Bei diesem geringen Kraftverbrauch, der
einfachen Art der Installation und der beträchtlichen Wassermasse, die
von einer einzigen Lampe sterilisiert w^erden kann, dürfte die beschriebene
Stadtwässerreinigung in größerem Maßstabe zur Ausführung sich empfehlen.
Über die Verwendbarkeit von Torf zum Aufbau von Abwässer-
reinigungsanlagen. Von Guth.^) — Nach den über eine Zeit von 1 Yg
bis 3 Jahren ausgedehnten Versuchen im staatlichen hygienischen Institut
zu Hamburg, muß Torf, sofern er hinreichend durchlässig ist oder durch
Drainage oder Zubereitung gemacht werden kann, als ein für die Abwässer-
reinigung geeignetes Material bezeichnet werden. Rohes Abwasser wird
besser gereinigt als vorgefaultes. Die in der ersten Zeit durch gelöste
Humusstoffe meist dunkelgefärbten Abflüsse zeigen im Gegensatz zu
Schlackekörpern oft eine Zunahme der Oxydierbarkeit, aber die Oxydier-
barkeitsbestimmung ist hier als Kriterium für den Reinigungseffekt nicht
verwendbar. Was das Hinzufügen von Kreide betrifft, so zeigte sich, daß
die Abflüsse der Tropfkörper, mit und ohne Kreidegehalt, nach längerer
Betriebszeit sich in der Färbung überhaupt nicht mehr, die der inter-
mittierenden Filter nicht wesentlich unterscheiden und daß dieser Zusatz
auf die Herabsetzung der Oxydierbarkeit von geringem Einfluß ist.
Untersuchungen über die biologische und chemische Abwasser-
reinigung, ausgeführt vom hygienischen Institute in Lille und der Ver-
suchsstation La Madelaine. Von A. Calmette, E. Rolants, F. Constant,
E. Boullanger und L. Massol.^) — An eine Übersicht über den gegen-
wärtigen Stand der Abwasserfrage schließen sich vergleichende Studien
über die auf der Versuchsstation „La Madelaine" erhaltenen analytischen
Daten. Die ermittelten procentualen Reinigungseffecte von 1904 bis 1909
bezogen auf das rohe Abwasser sind in folgender Tabelle zusammengefaßt:
1) Gesundh. Ingen. 1910, 33, 683. — ") Paris, Massen et Cie, 1910. ref. nach W" asser n. Abwasser
1910, 3, 26. (Weldert.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. Wasser.
41
"in Abnahme
Biologische
Füllkörper
Biologische
erste Stufe
zweite Stufe
Tropfkörper
33.8 bis 48,8
55,6 bis 66,9
66,0 bis 86,0
34,5 „ 41,3
61,6 ., 67,5
67,0 ., 92,0
41,0 „ 52,0
60,0 „ 71,0
77,0 „ 88,0
50,0 ., 58,0
71,0 ., 75,0
79,0 .. 88,0
3 „ 21
23 ,. 44
67,9 .. 79,9
37,5 „ 39,5
61,7 ., 62,6
72,0 .. 90,5
des vSauerstoffverbrauches in 4 Stunden
des Ammoniaks
der Oxydierbar- f in saurer Lösung
keit erhitzt ^ in alkalischer Lösung
des organischen Stickstoffs
des organischen Kohlenstoffs . . . .
Aus diesen Ergebnissen ziehen die Vff. den Schluß, daß die Tropf-
körper den Füllkörpern zweifellos überlegen sind. — Ein weiteres Kapitel
beschäftigt sich mit den im Abwasser enthaltenen kolloidalen Stoffen. —
Versuche der Reinigung von Molkereiabwasser durch das biologische Ver-
fahren waren erfolgreich, nachdem das Fett des Abwassers von den
Körpern ferngehalten wurde und Tropfkörper zur Anwendung kamen. —
Der zweite Teil des vorl. Bandes gibt eine Anzahl wichtigerer deutscher
und englischer Arbeiten aus dem Gebiete der Abwasserreinigung, welche
in den letzten Jahren erschienen sind, in französischer Übersetzung, sowie
die von Masson und Calmette ausgearbeiteten Grundlinien über die
Städtereinigung und Abwasserbeseitigung.
Die Reinigung städtischer Abwässer durch Fischteiche. Von
Schick.^) — Auf den Wert von Jaucheweihern in vergrößerter Ausführung
als Fischteiche, zur Abwasserbeseitigung und -Verwertung hat zuerst
Hof er hingewiesen; er empfahl die Einleitung von städtischen Kanal-
wässern in Karpfenteiche, wodurch nicht nur eine vollständige Beseitigung
der Fäcalien, sondern auch ein erheblicher Gewinn durch die Production
an Fischen zu erzielen sei. Zur Beseitigung städtischen Abwassers durch
Fischteiche liegen jetzt die ersten Projekte vor, von Prof. Miller in
Nürnberg ausgearbeitet. Es handelt sich um Wemding und Ichenhausen,
zwei Städte in Südbayern mit je 3000 Einwohnern. In Ichenhausen
passiert das Abwasser zunächst einen Sand fang, gelangt darauf in einen
Faulraum und dann in den etwa 6000 qm großen Fischteich, der auch
einen Keinwasserzufluß erhält, um für Sauerstoffzufuhr zu sorgen. Durch
einen Notauslaß kann der mehr als fünffach verdünnte Trockenwetterabfluß
abgeleitet werden, bevor er in den Teich gelangt. — In Wemding fließt
das Kanalwasser zunächst durch zwei Absitzbecken aus Beton und gelangt
dann in den 2 ha großen Fischteich. Faulräume sind nicht vorhanden.
Ob solche überhaupt bei dieser Art der Abwässerbeseitigung notwendig
und nützlich sind, darüber sind die Versuche noch nicht abgeschlossen. —
Weitere Projekte zu Fischteichen als biologische Reinigungsanlagen sind in
letzter Zeit (durch Prof. Miller- Nürnberg) in den Kurorten Oberstdorf
und Oberstaufen im Algäu ausgearbeitet worden und zum Teil schon aus-
geführt. — Das Abwasser muß vor dem Einleiten in die Teiche von Sand
und Fett befreit werden. 1 ha Karpfenteich genügt, um die Abwässer
von 1000 — 2000 Personen zu reinigen.
1) Techn. Gemeindebl. 1909, Nr. 18, 276; ref. nach Gesundh. Ingen. 1910, 33, 155.
42 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Die Frage der Abwasserreinigung. Von Scott -Moncrieff.^) —
Besonders eingehend befaßt sich der Vf. mit der Frage, ob die Einführung
des Schwemmsystems bei der Kanalisation, welches zwar in bezug auf
die rasche Abschwemmung der Abfallstoffe aus der Nähe menschlicher
"Wohnungen erfolgreich wirkt, nicht doch vom rolkswirtschaftlichen Stand-
punkte aus Nachteile mit sich bringt infolge der durch die große Ver-
dünnung des Abwassers bewirkten Vernichtung der im Abwasser ent-
haltenen Dungwerte. — Die Abwasserreinigung mittelst Rieselfelder
liefert, wo das Gelände sowie der Erdboden für diesen Zweck geeignet,
d. h. sandig ist, gute Ergebnisse. Wie die Landbehandlung des Abwassers
als Methode der Abwasserreinigung zu beurteilen ist, darüber hat sich die
Kgl. Commission in ihrem 4. Bericht etwa folgendermaßen geäußert:
1. Vom bakteriologischen Standpunkte aus betrachtet sind Rieselfeldabflüsse
zur Einleitung in Flüsse, deren Wasser unterhalb zu "Wasserversorgungs-
zwecken dient, nicht geeignet. 2. Die in den Rieselabflflssen enthaltene
Bakterienflora ist mehr die für Abwasser als die für Boden charakteristische.
3. Die Zahl der im Abwasser vorhandenen Bakterien wird durch die Be-
handlung auf Land erheblich vermindert. 4. Es liegt allem Anscheine
nach kein Grund vor, daran zu zweifeln, daß Land für eine, praktisch
gesprochen, unbegrenzte Zeit Abwasser reinigen kann. 5. In einen wasser-
reichen Vorfluter abgelassen, werden Rieselfeldabflüsse das Fischleben
nicht nachteilig beeinflussen. 6. Vor der Verrieselung sollte das Abwasser
stets durch Rechen und Absitzbecken vorgereinigt werden. 7. Gesundheits-
schädigungen, hervorgerufen diu'ch richtig betriebene Rieselfelder, sind nicht
beobachtet worden. 8. Im allgemeinen wird der Betrieb des Rieselfeldes
keinen Gewinn abwerfen. 9. Die Verpachtung von Rieselfeldern ist mit
Hinsicht auf die einander entgegengesetzten Interessen im allgemeinen nicht
rätlich. 10. Die Verdünnung des Abwassers kann als selbständige Ab-
wasserreinigungsmethode nicht angesehen werden. 11. Die berieselten
Landflächen sollen sich zu den in Ruhe befindlichen, d. h. nicht berieselten,
verhalten etwa wie 5:1.
Abwasserreinigung in den Vereinigten Staaten. Von Winslow.') —
Intermittierende Bodenfiltration. Die durch den englischen
Chemiker Frankland zuerst empfohlene und durch die Experimente in
Lawrence in Massachusetts für die Praxis ausgebaute intermittierende
Filtration durch Sand kann man wohl als die charakteristische amerikanische
Abwasserreinigungsmethode ansehen. Das Verfahren scheint, wo geeigneter
Sand vorhanden, sehr befriedigend zu arbeiten. 2. Intermittierende
Bodenfiltration mit vorhergehender Faulkammerbehandlung ist
in Staaten gebräuchlich, wo geeigneter Sand weniger reichlich vorhanden.
Die Vorreinigung besteht in Absitzen lassen und Faulkammerbehandlung.
Das Problem der Entfernung der suspendierten Stoffe ist nach Ansicht der
amerikauischen Fachleute von einer befriedigenden Lösung noch weit ent-
fernt. 3. Füll- und Tropfkörper. In manchen Gegenden der Ver-
einigten Staaten ist geeigneter Sandboden für intermittierende Boden-
flltration überhaupt nicht vorhanden, und man begann deshalb um das
Jahr 1900, als die Reinigung durch Füllkörper eine vielversprechende
») Surveyor 1909. 353, 378. 410, 439 u. 476: ref. nach Wasser u. Abwasser 1909. 2, 57. — S) Wasser
n. Abwasser 1909, 2. 149—155 (in englischer Sprache); ref. abend. 155 u. in Gesundh. Ingen. 1910, 33, 230.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. Wasser. 43
Methode zu werden schien, eine Anzahl ein- und zweistufiger Anlagen
mit vorgeschaltetem Faulbecken nach diesem System zu bauen. Durch
eingehende Versuche in Columbus (Ohio) in den Jahren 1904 und 1905
konnte festgestellt werden, daß zur Reinigung städtischen Abwassers
Tropfkörper am geeignetsten sind und daß sie auch im Winter bei strenger
Kälte befriedigend arbeiten. 4. Verrieselung in trockenen Gegenden.
In den dürren Gegenden des Westens ist diese Art der Abwasserbeseitigung
besonders verbreitet. Zahlreiche Rieselbetriebe finden sich in Colorado
Montana, Nebraska und Kalifornien. In den zentralen und östlichen
Staaten kommen die Rieselbetriebe wegen der hohen Arbeitslöhne nicht
vor. Die Ergebnisse sind ausgezeichnet in hygienischer und in finanzieller
Beziehung. In den mittleren und östlichen Staaten sind Rieselbetriebe
wegen der hohen Betriebskosten und des Verhaltens der Behörden nicht
am Platze. 5. Chemische Abwasserreinigung. Diese Methode hat
sich in Amerika, im Gegensatz zu England und Deutschland niemals ein-
gebürgert. Es gibt in den Vereinigten Staaten nur zwei derartige An-
lagen. 6. Desinfektion des Abwassers durch Chemikalien. Die
Entfernung der Keime aus dem Abwasser, die durch die künstliche
biologische Reinigung nicht immer bewerkstelligt wird, ist von großer
Wichtigkeit für Gegenden, wo Schalentiere durch Bakterien geschädigt werden
können. In Baltimore will man, mit Rücksicht auf die Nähe der Austern-
bänke, die Abflüsse der Tropfkörper mit Chlorkalk behandeln. 7. Versuchs-
anlagen zum Studium der Abwasserfrage. Solche Anlagen wurden
in Lawrence (Massachusetts) 1887 und in Boston 1902 gegründet. Zum
Studium besonderer Fragen wurden noch mehrere Stationen vorübergehend
errichtet. 8. Aussichten für das Abwasserreinigungswesen in den
Vereinigten Staaten. Das Abwasserreinigungswesen steckt in Amerika heute
noch in den Kinderschuhen. Die meisten Orte schicken das Canalwasser
noch ungereinigt in den nächsten Wasserlauf. Seit etwa fünf Jahren ist
man bemüht, für Abhilfe zu sorgen. Der Staat Massachusetts hat sich seit
1890 in Fragen der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung ganz
besonders hervorgetan.
Zuckergewinnung mittelst Abwasser. (Sewage into Sugar.) Von
Ashton.i) — Nach der Erklärung eines Fachmannes (S. Stein, sugar
expert-Liverpool) eigneten sich Rieselfelder in ganz hervorragender Weise
für den Bau von Zuckerrüben, wie er durch Tausende von Versuchen fest-
gestellt hätte. Der Ertrag beliefe sich auf 45 — 102 tons pro ha, der
Zuckergehalt der Rüben betrüge durchschnittlich 16^0 5 J" Deutschland
rechne man auf den ha 30 tons bei einem Zuckergehalt von 15 — 16%.
Über Flachsbau auf Rieselfeldern. Von W. Schulze. 2) — Der
oft erörterten Frage, ob durch Anbau von Flachs auf den Rieselfeldern der
Großstädte sowohl der Flachsbau gehoben als die Feldwirtschaft auf den
Rieselgütern erweitert werden könne, tritt der Vf. entgegen, indem er
nachweist, daß die N-Anreicherung eine so große ist, daß sie der Flachs,
als verhältnismäßig wenig N verbrauchende Pflanze^ nicht ausnützen kann.
Überdies aber würde eine zu große N-Zufuhr die Qualität des Flachses
selbst herabsetzen.
») The Sanitary Record 1910, 55, 92; ref. nach Gesundh. Ingen. 1910, 33, 315. — ^) Mitt. d.
D. L.-G. 1910, 5—6; ref. in Wasser u. Abwasser 1910, 3, 185.
44 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Literatur.
Bas eh, E.: Ober Vereinfachungen bei der Bestimmung von Wasserhärte.
— Journ. f. Grasbel. u. Wasserversorg. 1909, 52, 145 — 147 ; ref. in Zeitschr. Unters.
Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 486.
Bogert: Chemistry, and tbe conversation of our water resources. — Jour.
Franklin Inst. 1910, 169, 385—388; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 22], —
Hinweis auf die Bedeutung, welche die Versorgung mit reinem Wasser für die
Hygiene und die Industrie besitzt. Bei der stetig zunehmenden Verunreinigung
der Flüsse und Flutwasser durch Abwässer, Fabrikabfälle und sonstigen Unrat
werden die Dienste der Chemie immer wertvoller.
Brezina, E.: Ober die Verwertbarkeit der Sauerstoffzehrung in der
Methodik der Wasser- und Abwasseruntersuchung. — Wien. klin. Wochenschr.
1908, 21, 1525—1527; ref. in Zeitschr. Unters.. Nähr.- u Genußm. 1910, 20, 763.
Bugow: Die Verlandung unserer Gewässer. — Mitt. d. Fischerei- Ver. f.
die Prov. Brandenburg, Bd. 2, 65 u. 67; ref. in Wasser u. Abwasser 1910, 2, 468.
Courmont, M. J., u. Nogier, Th.: über die Sterilisation von Wasser
mittels einer Quecksilberdampf- Quarzlampe. — Compt. rend. 1909, 148, Nr. 8.
Cronheim, W. : Teichdüngung und Abwasserreinigung. Vortrag vor der
Hauptversammlung des Schles. Fischerei- Ver. Breslau, 22. April 1909: ref. nach
Wasser u. Abwasser 1910, 2, 248. — Yortr. bespricht die bekannten Gesetze
vom Minimum, die im Wasser die gleiche Geltung besitzen wie im Erdboden
und kommt darauf zu dem Schluß von der Notwendigkeit der Zuführung der
fehlenden Nahrungsstoffe, besonders Schwefel und Phosphor. Da die Abwässer
der meisten gewerblichen Anlagen [Brennereien, Stärkefabriken usw.] ebenso wie
die Kanalisationswässer diese Stoffe enthalten, empfiehlt Vortr. , sie in kleinen
Mengen den Teichen zuzuführen, da dadurch die normale Selbstreinigung nicht
gestört wird.
Egger, E.; Beiträge zur hydrochemischen Untersuchung des Rheins und seiner
hauptsächlichsten Nebenflüsse. — Notizblatt des Ver. f. Erdkunde u. d. Großh.
Geolog. Landesanstalt zu Darmstadt f. d. J. 1908. IV. 29. Heft, 105—146; ref. in
Wasser u. Abwasser 1910, 2, 366. — Die im Rheinwasser suspendierten Stoffe
sind bis Mannheim vorwiegend von dem kalkreichen Schlick gebildet, der von
den Schweizer Flüssen und Bächen zugeführt wird. Unterhalb Mannheim bringt
der Neckar schon bei mäßigem Hochwasser reichliche Mengen Schwebestoffe,
die wegen ihrer lehmigen Beschaffenheit eine starke, im Rhein weithin erkennbare
Trübung hervorrufen. Das gleiche ist beim Main der Fall. Vom Main abwärts
nehmen die vom Oberrhein zugeführten kalkhaltigen suspendierten Stoffe ihrer
Menge nach immer mehr ab. Infolge der Zuflüsse aus dem Rheinischen Schiefer-
gebirge beobachtet man aber eine Zunahme von Eisen und Ton. Die
Menge der in dem Flußlaufe fortbewegten Schwebestoffe befindet sich häufig in
Übereinstimmung mit der jeweiligen Höhe des Pegelstandes. Je mehr Wasser
in dem Stromschlauche vorhanden ist, um so bedeutender ist in der Regel auch
die Menge der mitgeführten Stoffe.
Egger, E.: Beiträge zur hydrochemischen Untersuchung des Rheins und seiner
Nebenflüsse. — Notizbl. d. Ver. f. Erdkunde und der Großh. Geol. Landesanstalt
zu Darmstadt f. d. J. 1909, IV. 30. Heft, 87; ref. in Wasser u. Abwasser, 1911, 3,
460. — In Fortsetzung seiner früheren Arbeit teilt der Vf. Analysen vom
Wasser des Main und seiner hauptsächlichsten Nebenflüsse [von Bamberg bis
zur Mündung in den Rhein] mit und zeigt unter stetem Hinweis auf die
geologischen Verhältnisse [Ursprungsgesteine und -quellen], welche Veränderungen
das Mainwasser auf der untersuchten Strecke — der obere Main und die Regnitz
sind bereits durch die Arbeiten von Schwager u. a. hydrographisch erschlossen —
erleidet und welchen Anteil die Nebenflüsse [insbesondere Regnitz, Warn,
fränkische Saale, Sinn, Lohrbach, Hafenlohr, Tauber, Haßlochbach, Mudau,
Elsava, Gersprenz, Kahl, Kinzig. Nidda] daran haben. Wie früher, sind immer
die zur Zeit der Entnahme gemessenen Pegelstände angegeben.
Eulefeld: Manche Baumarten drainieren den Boden. — Deutsche Forst-
zeit. 1910, 25, 73. — Durch Aufforstung einer verlassenen Teichfläche mit
Erlen und Weiden wurde der ehemals sumpfige Boden so ausgetrocknet, daß
A. Quellen der Pflanzen emährung. 2. Wasser. 45
auch andere ßaumarten, wie kanadische Pappeln, amerikanische Eschen und
Fichten, zu wachsen vermochten.
Eve, A. S.: Über den Grehalt an Radium im Meerwasser. — Philos.
Magazine 1909, 18, 102; ref. in Chem. Centrlbl. 1909, II. 929.
Fe der off: Über den Nachweis des Bacterium Coli im Wasser durch die
Fällungsmethode. — Arch. f. Hyg. 1909, 70, 311; ref. in Wasser u. Abwasser
1909, 2, 84.
Frankforter, G. H., Walker, G. W., und Wilhoit, A. D.: Colori-
metrische Bestimmung von gelöstem Sauerstoff in Wasser. — Journ. Amer. Chem.
Soc. 1909, 31, 35—43; ref. nach Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20,
603. — Die Vff. haben für diesen Zweck ein schnell auszuführendes kolori-
metrisches Verfahren ausgearbeitet. Es beruht auf der Blaufärbung des
Cu[NH=']*Cr- bei der Berührung mit 0.
Gehrke: Über Farbe und Durchsichtigkeit des Ostseewassers. Mit einer
allgemeinen Theorie des Zusammenhanges zwischen Farbe und Durchsichtigkeit
in natürlichen Gewässern. — Conseil Permanent International pour l'Exploration
de la Mer. Pubiication de Circonstance Nr. 45. Kopenhagen, Februar 1909;
ref. in Wasser u. Abwasser 1910, 2, 360.
Hae dicke: Der Grundwasserspiegel. — Zeitschr. f. prakt. Geologie 1910,
18, 209; ref. in Wasser u. Abwasser 1910, 3, 150.
Halb faß: Der Wasservorrat der Erde. — Das Wasser 1910, 6, 88; ref.
in Wasser u. Abwasser 1910, 3, 147. — Durch die Regulierung der Flüsse,
Verminderung der stehenden Wasserflächen, Austrocknung der Sümpfe und
Moore und durch gesteigerte Bodenkultur wird der Wasservorrat des
Kontinents verringert. • — Ob und inwieweit die Umwandlung von Seen in
Staubecken, die Abfangung von Wasserfällen und Stromschnellen und die
selbständige Errichtung künstlicher Seen, die ja in den letzten Jahren vielfach
im Interesse der Industrie und Landwirtschaft erfolgt sind, geeignet sind, den
den Wasservorrat auf dem Festlande wieder zu vermehren, ist eine Frage für
sich. Jedenfalls sollte man die unvermeidliche Verminderung des natürlichen
Wasservorrats auf der Erdoberfläcbe nur dann durch künstliche Eingriffe des
Menschen noch beschleunigen, wenn vitale Interessen auf dem Spiele stehen, die
sich anders nicht oder nur unter größeren Nachteilen verwirklichen lassen.
Haselhoff, E.: Abwässer. — S.-A. aus Chemisch-techn. Untersuchungs-
methoden, herausgegeben von Dr. G. Lunge u. Dr. E. Berl. II. Bd. 6. Aufl.
Berlin, J. Springer, 1910. — Der Vf. unterscheidet die Abwässer in solche
mit vorwiegend mineralischen Bestandteilen und in solche mit vorwiegend
stickstoffhaltigen organischen Stoffen. Der Gang der Untersuchung
der Abwässer kommt in folgenden Arschnitten zur Darstellung: A. Probe-
nahme. — B. Chemische Untersuchung. I. Vorprüfung an Ort und Stelle.
II. Untersuchung im Laboratorium. — C. Mikroskopische und bakterio-
logische Untersuchung der Abwässer. — D. Beurteilung der Ver-
unreinigung der Gewässer und deren Schädlichkeit. I. Schädlichkeit
für die Fischzucht. II. Schädliclikeit für die Viehzucht. III. Schädlichkeit für
gewerbliche Zwecke. IV. Schädlichkeit für den Boden. V. Schädlichkeit für
die Pflanzen. VI. Schädlichkeit für das Grund- und Brunnenwasser.
Haselhoff, E.: Wasser und Abwässer, ihre Zusammensetzung, Beurteilung
und Untersuchung. Leipzig, G. J. Göschen, 1909.
Henze, M.: Bemerkungen zu den Anschauungen Putter 's über den Gehalt
des Meeres an gelösten organischen Kohlenstoffverbindungen und deren Bedeutung
für den Stoffhaushalt des Meeres. — Pflüger's Arch. 1908, 123, 487—490;
ref. nach Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 482.
Joly: Über den Radiumgehalt des Seewassers. — Philos. Magazine 1909,
Bd. 18, 396; ref. in Chem. Centrlbl. 1909, II. 1374.
Kellermann, K. F., und Whittaker, H. A.: Die Wasserversorgung der
Farmen in Minnesota. — ü. S. Dept. Argr. Bur. Plant Indus. Bul. 154; ref. in
Exper. Stat. Rec. 1910, 22, 16. — Der Bericht verbreitet sich über die zu-
nehmende Gefahr der Verunreinigung der Wasservorräte infolge der stetig
wachsenden Bevölkerung, klassificieit die Wasserversorgungsarten der Farmen
nach den Faktoren, die zu den Verunreinigungen beitragen, beschreibt die
Methoden bei der Untersuchung der Wasserversorgungen und gibt eine aus-
46 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
führliche Darstellung aller untersuchten derartigen Anlagen einschließlich der
Saug-, Bohr-, Riesel- und Röhrenbrunnen, Quellen, Flüsse u. dergl. Die Unter-
suchungen berücksichtigen, obwohl nur auf einen einzigen Staat beschränkt, die
mannigfaltigsten Verhältnisse der Wasserversorgung auf dem Lande. Eine Reihe
von Ergebnissen, die aus den Untersuchungen gewonnen wurden und vielfach
sanitäre bezw. hygienische Zustände berühren, folgen am Schlüsse des Berichts.
Koch: Im Zeichen des Wassermangels. — Gäa 1909, 45, 703; ref. in Wasser
u. Abwasser 1910, 2, 564.
König, J., und Bömer, A. (Ref.): Untersuchung von Abwässer aus Klär-
bassins, Buntweberei, Lederfabrik, Papierfabrik, Spinnerei. Färberei, Ammoniak-
fabrik und Kohlenwäsche und aus einer Zeche. — Ber. über die Tätigk. d.
landwsch. Versuchsst. Münster i. W. i. J. 1909, 18. (D.)
Lauterborn, R.: Bericht über die Ergebnisse der fünften biologischen
Untersuchung des Oberrheins auf der Strecke Basel— Mainz vom 4.— 16. Juli 1907.
— Arbeit, a. d Kais. Gesundheitsamte 1909, 30, 523; ref. in Wasser u. Abwasser
1910, 2, 368.
Desgl. d. 6. Unters. Basel-Mainz v. 15.— 30. Nov. 1907. — Ebend.
1909, 32, 35; ref. ebend. 1910, 2, 368.
Desgl. d. 7. Unters. Basel— Mainz v. 21. Jan. bis 4. Febr. 1908. —
Ebend. 1910, 33, 453; ref. ebend. 1910, 3, 144.
Marsson, M.: Berichte über dieselben Untersuchungen an gleicher Stelle.
Macky, Wm. McD.: Reinigung von Färbereiabwässern. — Journ. Soc.
Dyers Nr. 2, 38; ref. in Zeitschr. angew. Chem. 1909, 694. — In einer ein-
fachen, leicht herzustellenden Apparatur werden die Abwässer mit Kalkmilch
und rohem Tonerdeeisensulfat gereinigt. Der Niederschlag wird dabei als Filter
benutzt
M endenhall, W. C: Grundwasser fragen im Westen der Vereinigten
Staaten. — Econ. Geology 1908, 4, 35; ref. in Geolog. Centribl. 1910, U, 141;
ref. nach Wasser u. Abwasser 1910, 3, 62. — Besprechung der Wasserfrage
für ein Tal in Südcalifornien von 1000 qkm Einzugsgebiet mit den Städten
Los Angeles, Passadena, Redlands und Riverside. Die bisherigen Grundwasser-
studien erwiesen ein Fallen des Grundwassers in trockenen, ein Ansteigen in
regenreichen Jahrgängen. Die durchschnittliche Höhe des Grundwasserstandes
gibt einen Anhalt dafür, wie stark die Entnahme sein darf; wird dem Grund-
wasser zu viel entnommen, so weichen die Grenzen des artesischen Beckens
zurück und die artesischen Brunnen geben weniger Wasser.
Miller. W. : Die Kanalisation der Stadt Wemding in Schw. — Gesundh.
Ingen. 1910, 33, 237; ref. in Wasser u. Abwasser 1910, 3, 14. — Beschreibung
der mit Rücksicht auf die Gebäude- und Grundwasserverhältnisse sowie ein be-
stehendes Wasserrecht in zwei Systemen mit getrenuten Reinigungsanlagen aus-
geführten Karalisation, bei welcher die Behandlung der Abwässer in Fischteichen
nach mechanischer Klärung in Becken besonder- interessiert.
Morosow: Der Einfluß des Waldes auf das Grundwasser. — Tagebuch
d. 12. Vers. russ. Naturf. u. Ärzte in Moskau 1910, Nr. 8, 336—337 (russisch);
ref. in Geolog. Centribl. 1910, 14, 513. — Die Untersuchungen Morosow's be-
stätigen die bekannten Arbeiten des Prof. Ototzkij.)
Müntz, A. : Über das Mitsichreißen von Bodenteilen durch die Seine. —
Compt. rend. 1910, 150, 257. (D)
Neresheimer, Eugen: Die biologische Methode der Abwasser- Unter-
suchung und Abwasser-Reinigucg. Vortrag. — Archiv f. Chem. u. Mikroskopie
1910, 3, 138 u. 179. (D-)
Pleißmann, M.: Über die Abhängigkeit der Sauerstofi"zehrung natürlicher
Wässer von der Versuchsdauer und der Versuchstemperatur. — Arb. a. d. Kais.
Gesundheitsamte 1910. 34, 230; ref. iu Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußni.
1910, 20, 602.
Reese: Über den Entwurf eines preußischen Wassergesetzes. — Journ.
Gasbel. u. Wasserversorg. 1910, 53, 84. — Der Vf. bespricht in ausführlicher
Weise den Entwurf mit besonderer Rücksicht auf die Paragraphen, die für den
Wasserversorgungsingenieur von Interesse sind und gibt eine Reihe von Ab-
änderungsvorschlägen, die von Fachmännern gemacht wurden.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 2. Wasser. 47
Eingelmann, Max: Quellen. — Journ. d'Agric. prat. 1909, I. 500—502,
529—530, 597-599. (D.)
Ringer, W. E., u. Klingen, J. P. : Nitrate, Nitrite und Ammoniak in
Meerwasser. — Cham. Weekblad 1908, 3, 147; ref. nach Zeitschr. Nähr- u.
Genußm. 1910, 19, 227. — Die Vff. weisen auf die große Bedeutung hin, welche,
wie aus den Arbeiten von Brandt und Nathanson hervorgeht, die Verteilung
der Stickstoffverbindungen im Meerwasser haben kann für die Produktivität des
Meeres und veröffentlichen die Resultate zahlreicher Bestimmungen von Ammoniak,
salpetriger Säure und Salpetersäure, welche von ihnen vorgenommen werden.
Risler, E. et Wery, G.: Irrigations et Drainages. Introduction par le
docteur P. Regnard. 2. edition. Paris, J. B. Balliöre et fils, 1909.
Roh 1 and: Über das Reinigungsverfahren von Abwässern durch Tone.
— Centrlbl. f. Wasserb. u. Wasserwirtsch. 1909, 4, 337; ref. nach Wasser u.
Abwasser 1909. 2, 42. — Stark plastische Tone adsorbieren nach Versuchen des
Vf. alle kolloiden, gallertartigen Stoffe, sowie alle komplicierter zusammengesetzten
Farbstoffe; sie eignen sich daher zur Reinigung der Abwässer aus Stärkedextrin-
fabriken, aus Färbereien, Zucker- und Papierfabriken, aus Gerbereien und
Seifensiedereien.
Rolants, E. : Abwasserreinigung in heißen Ländern. — Rev. d'Hjg. 1909,
25. Febr.; ref. nach Wasser u. Abwasser 1909, 2, 44.
Stab 1er, H., u. Pratt, G. H.: Die Reinigung einiger Textil- und anderer
Fabrikabfälle. — U. S. Geol. Survey, Water-Supply Paper, Nr. 235; ref. in Exper.
Stat. Rec. 1910, 22, 17.
Urbain, E., Seal, C, u. Feige, A.: Die Sterilisation von Wasser mittelst
ultravioletter Strahlen. — Compt. reod. 1910, 150, 548. — Untersuchungen über
die Absorption ultravioletter Strahlen durch Quarz, Luft und Wasser werden
kurz besprochen. Außerdem wird eine Einrichtung beschrieben, mit Hilfe der
es dem Vf. gelang, Abwasser aus einer Stadt vollständig zu sterilisieren. Das
Wasser wurde einer elektrischen BogenJichtlarape von 2 Ampöre auf die Ent-
fernung von 10 cm eine Minute lang ausgesetzt.
Voller, A. : Das Grundwasser in Hamburg. Mit Berücksichtigung der
Luftfeuchtigkeit, der Lufttemperatur, der Niederschlagsmengen und der Fluß-
wasserstände. 17. Heft, enthält Beobachtungen aus dem Jahre 1908. Hamburg 1909.
Wang: Das Hochwasser der Seine und die Waldfrage. — Zeitschr. d.
österr. Ing.- u. Arch. -Vereins 1910, 62, 439; ref. in Wasser u. Abwasser 1910,
3, 142. In der Zeitschr. Revue des eaux et forets 1910, Nr. 3.
Weldert, R.: Die chemische Analyse als Mittel zur Bestimmung des
Effektes von Abwasserreinigungsanlagen. — Ber. Deutsch. Pharm. Ges. 1909,
19, 259—284; ref. in Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 19, 511.
Winterstein: Bemerkungen über die in dunkel gehaltenem Seewasser
auftretenden Änderungen des Sauerstoffgehaltes. — Biochem. Zeit&chr. 1909, 19,
425—433; ref. in Zeitschr. Unters. Nähr. u. Genußm. 1910, 20, 483.
The electrical treatment of Sewage effluents. — Electrician.
Bd. 63, 213; ref. nach Wasser u. Abwasser 1910, 2, 240.
Nutzbarmachung des Londoner Abwassers für Landberieselung.
— The Sanitary Rec. 1910, 54, 240; ref. in Gesundh. Ingen. 1910. 33, 758. —
Es wird der Vorschlag gemacht, das Küstenland von Essex zwischen Themse
und ßlackwater, das zur Berieselung vorzüglich geeignet sein soll, mit Londoner
Abwasser zu behandeln. Schon in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
wurden hier von einer Gesellschaft ca. 5000 ha für Rieselzwecke erworben. Das
vorher sandige und unfruchtbare und last wertlose Land gab reichliche Gras-
nahrung für Vieh.
The sewage farm of Possadena (Cal, U. S. A.) — Engineering Record 1910,
61, 309; ref. für Wasser u. Abwasser 1910, 3, 186.
Water Treatment by Electricity. Electrical Age 1909, H. 5, 11;
ref. in Wasser u. Abwasser 1910, 2, 216. — Bericht über einen Vortrag von
J. L. Campbell von der Am. Rail. Eng. and Maintenance of Way Assoc. ge-
haltenen Vortrages. Derselbe gibt das Resultat einiger Versuche der Enthärtung
von Wasser mit Hilfe des elektrischen Stromes wieder. Als Elektroden fanden
Eisen- bezw. Aluminiumplatten Verwendung.
48 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
3. Boden.
Referenten: Th. Dietrich und Gr. Kalb.
a) Mineralien, Oesteine, Verwitterung.
Rolle der Glimmer in der Ackererde. Von Ph. Bieler - Chatelan. ^)
— Durch Versuche in Töpfen hat D. Prianischnikow^j gezeigt, daß
der Glimmer den Pflanzen K2 0 in größerer Menge liefern kann als der
Orthoklas. Der Vf. erklärt sich diese Tatsache aus der ungleichen Lös-
lichkeit dieser Mineralien. Fein zerkleinerter Glimmer gab an 1000 Teile
H2O 0,48 Teile K^O ab. Feldspat jedoch nur 0,20 Teile. Die größere
Löslichkeit des Glimmers wird jedenfalls durch die ihm zukommende
Eigenschaft, sich in sehr feine Blättchen zu spalten, welche dem Lösungs-
mittel eine große Oberfläche darbieten, erklärt. Die Auflöslichkeit des
KgO wird noch gesteigert, wenn man dem Wasser Säuren oder andere
Substanzen, wie sie mit den Düngemitteln in den Boden gelangen, hinzu-
fügt. Auf lOOO Teile destilliertes "Wasser wurden aus dem Glimmer KgO
gelöst durch:
H2O -|-G'PS + Torf -(- Ammonsulfat -(- CaO + 1 " (, Citronens. Phosph. ' HCl
Toüe 0,48 1,02 1,05 1,55 1,76 1,85 2,24 2,90
Wie ersichtlich, wird die Auflöslichkeit des KgO sehr beträchtlich
durch das Monocalcium-Phosphat, wie es in Form von Superphosphaten in
den Boden gelangt, erhöht; sie kommt fast derjenigen gleich, welche durch
concentrierte kalte HCl erreicht wird. Diese Tatsachen sind insbesondere
von praktischer Bedeutung für die Böden aus den glimmerführenden Ge-
steinen Granit, Gneiß, Schiefer. Ferner zeigt der Vf. durch einen Topf-
versuch, daß die Pflanzen imstande sind, dem Glimmer Kg 0 zu entziehen.
Ein künstlicher Boden, bestehend aus reinem Quarzsand, Glimmer (voll-
ständig seines löslichen Kalis durch wiederholte Behandlung mit HCl und
Wasser erschöpft) und etwas Tricalciumphosphat wurde mit Raygras besät,
mit Wasser begossen und mit einer an K9O- freien Nährlösung versehen,
die p. 1. 1 g Ca(N03)2, 1 g Mg(N03)2, 0,2 g MgSO^ und 0,2 g FeC12 enthielt.
Die Vegetation verlief ziemlich normal und dauerte, ohne Blüten zu bilden,
bis Ende des Jahres. Die Asche der Ernte enthielt KgO. Außer diesem
Nährstoff können die meisten Glimmer den Pflanzen auch noch MgO und
F liefern.
Untersuchungen über die Wirkung von Regenwasser auf die
Gesteinsverwitterung in den Tropen, ^"on E. C. J. Mohr.') — Frisch
gebrochener (tertiärer) Basalt in Bruchstücken von 3 Größen: 1/3 — V2'
1 — IY2 und 3—4 mm D. — wurde der Einwirkung von Regen wasser
in der Zeit vom Juli 1906 bis December 1908 unterworfen; und zwar
in einem Apparat, der so eingerichtet war, daß in einer Versuchsreihe die
Oberfläche des Wassers über den Gesteinsbruchstücken stand, während in
der anderen Versuchsreihe das Wasser von unten an das Gestein heran-
trat. Das hauptsächlichste Ergebnis der Versuche der ersten Reihe war,
1) Compt. rend. 1910. 150, 1132—1135. — ^) Die landwsch. Versuchsst. 1905, 63. 151 u. dies.
Jahresber. 1905, 43. — 3) Bu'.l. Dept. Agx. Indes Nöerland 1909, Nr. 32, 26; ref. nach Exper. Stat. Rec.
1910, 22, 713.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 49
daß die SiOo im Verhältnis zu der Zersetzung des Augits und des Kalk-
feldspats ausgewaschen wurde mit den löslichen Basen, während die SiOj
der alkalischen Feldspate in Form von Kaolin zurückblieb. In der zweiten
Versuchsreihe wurde nur die SiOg des Augits ausgewaschen, während die
SiOg des Kalkfeldspats zurückgehalten wurde.
Die kaolinisierende Wirkung der Wurzeln auf römische Lava-
felsen. Von G. de Angelis d'Ossat. ^) — Frische leucitische Lava wurde
in ein Pulver von 2, 1 und 0,8 mm Korngröße verwandelt, gleiche Anteile jeder
Korngröße gemischt und die Mischung mit destilliertem Wasser sorgfältig
gewaschen. Mit der einen Hälfte wurde ein Glas- mit der anderen ein
irdenes Gefäß beschickt, das vorher mit salzsäurehaltigem Wasser bis zum
Verschwinden des Äufbrausens behandelt war. Das irdene Gefäß wurde
mit Wiesengras (Gramineen und Leguminosen) besät. Beide Gefäße wurden
unter zweimaligem wöchentlichem Ersatz des verdunsteten durch destilliertes
Wasser ein Jahr unter gleichen Bedingungen aufbewahrt. Am Schluß
dieser Zeit enthielt die Mischung im Glasgefäß b,5^/Q Feinerde und eine
Spur Ton, während in dem Gefäß mit Pflanzen der Gehalt an Feinerde
9,7 der an Ton etwas über 2^/q betrug. Die Versuche ergaben also,'-)
daß die Vegetation sehr stark die Spaltung nicht nur der Feldspate,
sondern auch der Leucite begünstigt. Noch im höheren Maße werden
von der Vegetation die anderen, infolge ihrer physikalischen Beschaffenheit
leichter auflösbaren vulkanischen Gesteine kaolinisiert. Denn die Pflanzen
absorbieren und assimilieren die Erdalkalien und die anderen zur Ernährung
geeigneten Mineralbestandteile und hinterlassen im Erdboden das Silicium-
Aluminiumhydrat (Kaolin). (Kalb.)
Die Bodenbildungsprocesse und die Hauptprincipien der Boden-
Classification. Von P. Kossowitsch.^) — Der Vf. ist der Anschauung,
daß der Autbau einer allgemeinen Bodenclassification nicht auf Combination
von äußeren Factoren der Bodenbildung (Klima, Muttergestein, Lage usw.)
und noch weniger auf irgend einem einzigen dieser Factoren gegründet
werden darf. Zur Grundlage einer wissenschaftlichen Bodenclassification
müssen innere Eigentümlichkeiten und zwar die den Böden eigenen und
für sie charakteristischen Bodenbildungsprocesse genommen werden.
Davon ausgehend, daß ein Teil der Böden, der giößte, selbständig, also
unabhängig von anderen Böden entsteht, daß es aber auch solche, gewöhn-
lich in Niederungen liegende Böden gibt, an deren Bildung Verwitteruugs-
producte anderer Böden beteiligt sind, teilt der Vf. alle Böden der Erd-
oberfläche in zwei Grundclassen ein: A die genetisch selbständigen und
B die genetisch abhängigen. Für A stellt der Vf. 7 Typen der Boden-
bildungsprocesse auf, die nach einzelnen typischen Bodenarten gewisser
physiko-geographischer Gebiete nur den Namen erhalten; herausgesondert
und charakterisiert werden sie aber nach ihren inneren Eigentümlich-
keiten. Es sind das folgende Bodenbildungstypen (die wir hier nur nach
1) Atti R. Accad. dei Lincei, Rend. Cl. Sei. Fis. , Mat. e Nat., 5. ser. 1910, 19, I. Nr. 3,
154— 15V; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 19. — 2) Nach d. Chem. CentrJbl. 1910, I. 1544.
(Roth - Cöthen.) — ^) Russ. Journ. f. experim. Landwsch. 1910, 11, 700—703. Deutsch. Ausz. Dieser
Gegenstand wurde vom Vf. auch auf der II. internationalen Agrog-eologenconferenz zu Stockholm 1910
besprochen. Die Verhandlungen der Conferenz sind bereits im Druck erschienen. Stockholm 1911,
Nordiska Bokhandeln.
Jahresbericht 1910. 4
50 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
ihren Benennungen mitteilen können): 1. Wfistenbodenbildungsproceß,
2. Halbwüstenboden. 3. Tschernozeraboden. 4. Podsolboden. 5. Tundra-
boden. 6. Hochmoorbodenbildungstypus und 7. Lateritboden. Auf diese
Einteilung fußend hat der Vf. ein vorläufiges Classificationsschema ent-
worfen; er ist jedoch der Meinung, daß z. Z. noch kein genügendes
Tatsachenmaterial zur Construction einer allgemeinen endgültigen Classi-
fication vorhanden ist, d. h. einer solchen, in welcher alle Böden der
Erdoberfläche ihren ganz bestimmten Pflatz finden würden.
Mittlere Zusammensetzung einer Efflorescens aus einem Boden
in Uruguay. Von J. Schröder. ^) — Der Vf. fand Efflorescensen an vielen
Stellen eines Feldes der Besitzung Tidemann im Departement de Flores,
die gesammelt ein weißgraues, geruchloses, in Wasser leicht lösliches
Pulver darstellte. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung:
NagSO^ NaCl Nag CO, MgSO^ organische Substanz Wasser (Differenz)
80 10 3 4 2 1%
Eine Übersicht der Phosphatfelder von Idaho, Utah und Wyoming.
Von W. H. Waggaman.-) — Der Vf. erörtert an der Hand einer Karte
die Lage und das geologische Vorkommen der Phosphatbetten, er bespricht
des näheren die Lage in Idaho (Georgetown, Montpelier, Hot Springs) in
Wyoming (Thomas Fork, Cokeville, Beckwith Hills) und in Utah (Crawford
Mountain, Woodruff Creek, Laketown). Der Gehalt der verschiedenen
Schichten dieser Lager an PgOg resp. Ca3(P04)2 wurde bestimmt. Schließ-
lich ist dieser Gehalt der Phosphatfelsen der verschiedenen Lokalitäten
der drei Staaten in einer Tabelle mitgeteilt. Der PjOg-Gehalt schwankt
von ca. 32— 38,6 o/o, der an C03(P04)2 von 70,0—84,5 %.
b) Kulturboden.
1. Analysen und Eigenschaften.
Analysen von Porphyr-Boden. Von H. Vater. =^) — Zur Ergänzung
der im vorigen Jahrgange (1909) unseres Jahresber., S. 44 mitgeteilten
Analyse berichten wir hier über Analysen des Vf., die gelegentlich von
Düngungsversuchen ■^) ausgeführt wurden. Der Boden A, dessen Grund-
gestein quarzarraer Porphyr ist und als lehmiger Steinboden zu bezeichnen
ist, wurde in 3 verschiedenen Schichten 0 — 12 cm, 12—50 cm und
50 — 70 cm Tiefe untersucht. Der Boden B, dessen Grundgestein ein
40 m mächtiger, auf quarzarmem Porphyr ruhender Sandstein ist, besteht
aus einer etwa 5 cm dicken Schicht von Trockentorf, einer darunter
folgenden 15 cm betragenden Humusboden- Schicht, auf die eine 60 — 75 cm
dicke Schicht weißlichen Sandes folgt, der wieder von gelbem Sande unter-
lagert wird. Untersucht wurde der Boden aus der oberen bis zu 15 cm
Tiefe reichenden Schicht und der folgenden 15 — 25 cm T. gehenden
Schicht. Der Nährstoffgehalt wurde in einem Bodenauszuge ermittelt, der
durch 1 -stund. Kochen des lufttrockenen Feinbodens (unter 2 mm D.) mit
1) Revista del Institnto de Ägrononiia de Montevideo Nr. VII, Juli 1910, 63. — -) U. S. Dopart.
of Agric. Bur. of Solls, Bnll. Nr. 69. — 3) Tharandtor Forstl. Jahrb. 1909, 60, 253—286; ref. nach
Centrlbl. Agrik.-Chera. 1910, 39, 387. (R. Neumann.) — ••) Folgen unten.
A. Quellen der Pfianzenemährung. 3. Boden.
51
HCl (1,15) erhalten wurde. Die Analyse ergab in ^j^ des Gesamtbodens
folgendes :
In Tiefe
o 1 o ; o
o
Ca
O
o
O
O
O
pT
s
S
3
Iz
A
( 0—12 cm ... .
{ 12-50 „ . . . .
(50—70 „ . . . .
0.368
0,753
0,712
0,&36
0,502
0,378
0,011 0,011
0,002 i 0,010
0,007 0,012
0,018
0,021
0,016
0,036
0,035
0,043
0.004
0,009
0,012
0,015
0,010
0,005
0,110
0,008
0,007
1,13
0,33
0,28
0,022
0,005
0,005
B
/ 0-15 ,
\15— 25 ,
0,163
0,085
0,149
0,048
—
0,011
0,008
0,012
0,004
0,007
0,007
0,013
0,006
0,029
0,014
0,019
0,004
7,11
0,35
0,200
0,080
*) Der Hnmns wurde durch Elementaranalyse bestimmt.
(Die Ergebnisse der mechanischen Analyse sind in unserer Quelle
nicht mitgeteilt.)
Analyse eines Sandsteinbodens. Von H. Vater. ^) Das Grund-
gestein des untersuchten Bodens ist Sandstein. Als Decke des Bodens
befindet sich auf dem Boden eine im Mittel 6 cm betragende Schicht,
aus Bodenstreu und Kiefernnadeln bestehend. Darauf folgt eine ebenso
starke Schicht humusreicher Erde und darnach bis zu 65 cm Tiefe ein
hellgrauer bis gelber, schwachsteiniger, schwachlehmiger Sand. Die beiden
letzteren Erdschichten wurden der chemischen Untersuchung unterworfen.
In dem durch 1 stund. Kochen mit HCl (1,15 spec. Gew.) erhaltenen
Auszuge fanden sich in ^/q des Gesamtbodens:
Tiefe
< ] 1*
o
a
CaO
o
«5
o
12; Pi
o
a
3
!z;
Bodendecke
Sand b. 25 cm T. . . .
0,160 0,540
0,327 0,469
-
0,179
0,020
0.075
0;034
0,062
0,027
0,024 i 0,072
0,007 i 0,018
0,075
0,011
4,05
0,918
0,104
*) Humus durch Elementaranalyse ermittelt.
(Über die Ergebnisse der mechanischen Analyse ist in unserer Quelle
nichts mitgeteilt.)
Schwarzerde und Kalkkruste in Marokko. Von Theobald Fischer. 0
— Unter den Bodenarten Marokkos sind neben weitverbreiteten Roterden
namentlich Schwarzerden (tirs) durch ihre große Verbreitung und erstaun-
liche Fruchtbarkeit von besonderer Bedeutung. Die Mächtigkeit dieser
Schwarzerden ist allerdings eine geringe, ihre große Fruchtbarkeit gilt
deshalb nur für einjährige Pflanzen, nicht für Bäume, die bei der "Wasser-
armut des Landes nicht aufkommen. Das Hauptgebiet ist ein Landgürtel,
der am Flusse Tensift (SW- Marokko) beginnt und im N am Bu-Regregg
endigt. Vergesellschaftet mit der Schwarzerde ist eine krustige Kalk-
schicht, eine Unterlage, die in Schauin und Abda vorwiegend ein weißer,
bröcklicher, weicher und abfärbender Kalktuff ist, also grundverschieden von
Schwarzerde. Die Entstehung der letzteren wird äolischen Einflüssen zu-
geschrieben, indem Stanbtrompen und der immer wieder emporgewirbelte
Mineralstaub, vermischt mit der aus der verdorrten Steppenflora her-
rührenden organischen Substanz da sich niederläßt, wo stärkere Durch-
feuchtung mit Regen und namentlich Tau den Boden mit einem dichteren
Pflanzen kleide bedeckt haben. Der Vf. teilt frühere Analysen mit. In
J) Tharandter Porstl. Jahrb. 1909, 59, 93—121 ; ref. nach Centrlbl. Agrik.-Chem. 1910, 39, 443.
(R. Neumann.) — 2) Zeitschr. f. prakt. Geologie 18, i05 - 114.
4*
52 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
einem zweiten Artikel von Arthur Schwantke^) teilt dieser eine von
Emil Haselhoff-) ausgeführten Analyse einer von Th. Fischer ab-
gegebenen Probe Schwarzerde aus Abda mit; das Analysenergebnis war
folgendes :
orga- davon in HCl lösl.
Wasser nische Humus
Stofie (nachLoges) N CaO MgO KgO P,ü,
0/ 0/ 0/ 0/ 0 0/ 0/ 0/
/o /o /o /o 0 /o '0 /o
6,01 3,79 0,763 0,084 2,650 1,260 0,406 0,049
Der in HCl unlösliche Rückstand (75,05%) mit conc. HSO4 auf-
geschlossen enthielt Alj, O3 -{- Fe2 ^3 ^^A^^lo-
Einige Granitböden von Neu-Südwales. Von H. J. Jensen. ^) —
Die Arbeit betrifft eine Reihe systematischer Untersuchungen über die
BeziehuDgen zwischen verschiedenen Gresteinsformationen und den daraus
gebildeten Böden. Sie enthält die Ergebnisse der chemischen Analysen
neben Mitteilungen über die allgemeinen physikalischen Eigenschaften von
Granitböden der Distrikte von Bathurst, Bega und Cowra, welche als
typische Vertreter der basischen Granitböden gelten. Außerdem wurden
auch die progressiven Stadien der Gesteinszersetzung im Boden in ver-
schiedener Tiefe geprüft. Die Analj'sen zeigen eine größere Überein-
stimmung in der Zusammensetzung der Inlandböden als jener der Küsten-
gegend von Bega. Das Klima dieses Küstenbezirks begünstigt die Gesteius-
zersetzuug und daher sind dessen Böden reicher an Kali als jene von
Bathurst und Cowra. Der Untergrund der Granitböden ist beständig
reicher an mineralischer Pflanzennahrung als der Obergrund. Die PgOj
nimmt etwas, der N beträchtlich mit der Tiefe ab; dahingegen ist der
Gehalt an CaO und K^O bedeutend höher im Untergrund. Der Vergleich
der Granitböden mit Böden aus anderen Gesteinen, z. B. den aus Basalt
und Kalkstein gebildeten, zeigt, daß die Böden des Granits bei weitem
nicht so reich an Pflanzennährstoffen sind als die andern. (Kalb.)
Mineral bestand teile in Granitböden. Von C. Perret.*) — Die
sich über einen Zeitraum von 9 Jahren erstreckenden Studien beschäftigen
sich mit der Untersuchung von Granitgestein und -böden des Forez-Gebirges,
Gebiet Saint-Bonnet-le-Chateau, Loire. Auf Grund seiner Untersuchungen
behauptet der Vf. im Gegensatz zu Risler, nach welchem die Granit-
böden reich an KgO und arm an P2O5 sein sollen, daß die fraglichen
Granitböden reich an Gesamt- wie an assimilierbarer P2O5 sind und in
manchen Fällen von einer Kalidüngung Nutzen ziehen. — "0% ^^^
Gesteins dieser Gegend sind granitisch, im wesentlichen aus Quarz, Feld-
spat und Glimmer bestehend. — Abweichungen vom Typus des Gesteins
sind von entsprechenden Veränderungen der daraus entstandenen Böden
begleitet. — Analysen von 5 Proben typischer Böden ergaben einen Gehalt
an: Feinerde von 31— 88,6 7o, N in der Feinerde von 0,06— 0,4%, Ge-
samt-PjOg von 0,12— 0,79 »/o, assimilierb. P,05 von 0-0,S6^lo, Gesamt-
KjO von 0,41— 1,18%, assimilierbares KgO von 0,007—0,04% «nd
/ £jc7Lbot^Lu. A. piAA.!.. VIÜVIV510 j. o , i i.* — LS.V. — "_; jjüui xvüi. iiut;u vuu x.. n. guLigsi uiioia. uui^ol
— s) AgT. Gaz. N. S. Wales 20 (1909), Nr. 12, 1085—1093; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22. 522
— *) Proy. Agr. et Vit. (Ed. l'Est-Oeutre). 30 (1909), Nos. 49, 691—695; 50, 728—732; ref. nach Exper
Stat. Rec. 1910, 22, 320, 321.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
53
CaO von 0,003 — 0,95 '^/o- — Analysen typischer Muster des Gesteins,
von welchem die Böden stammen, ergaben einen PjOj-Gehalt von 0,19 ^/o
im Gneis, bis 0,56 ^/q im Basalt. Diese Ergebnisse stellen es außer
Zweifel, daß die fraglichen Granitböden reich an P2O5 wie an KjO sind.
— Düngungsversuche mit verschiedenen Feldfrüchten bewiesen, daß die
PjOg in hohem Grade assimilierbar war, während in manchen Fällen das
KgO in sehr wenig nutzbarer Form in den Böden enthalten war, so daß
diese auf eine Kalidüngung reagierten. (Kalb.)
Zur Charakteristik des Schlierbodens. Von H. Grüner.*) —
Mit dem Namen „Schlier" werden in verschiedenen Gegenden Bodenarten
von mannigfacher geologischer Stellung bezeichnet, die infolge ihrer eigen-
artigen sehr feinsandig -tonigen oder mergeligen Beschaffenheit im nassen
Zustande leicht auseinanderfließen, sich als bald mehr, bald minder zäher,
schleimiger Schlamm ausbreiten und bei geneigtem Untergrunde ab-
wärts gleiten. Folgende Böden dieser so charakterisierten Art wurden
vom Vf. der chemischen, physikalischen und mechanischen Untersuchung
unterworfen. Dazu diente der Feinboden (unter 2 mm) von Ackerkrume
und Untergrund. Zur chemischen Untersuchung wurde der bei 105*^ C.
getrocknete Feinboden verwendet. — Schlier boden von St. Martin
(Innviertel). Der als typischer Schlier bezeichnete Boden ist ein Niederungs-,
ein Anschwemmungs- oder Flußmarschboden , ein von Gesteinsgrus und
groben Sand freier, feinsandiger und gleichartiger, humoser, im trockenen
Zustande grau gefäibter Tonmergelboden. In der Ackerkrume bestand der
Boden aus 11,9 Sand (zunächst 0,1—0,05 mm), 83,6 7o tonhaltigen Teilen
und 4,3 O/q organischer Substanz — in dem Untergrund aus 13,6^/0 Sand,
83,4 7o tonhaltigen Teilen und 2,2% organischer Substanz. Die Be-
stimmung der Aufnahmefähigkeit für N wurde nach Knop ausgeführt
und gefunden, daß 100 g Feinboden der Ackerkrume 102,37 ccm oder
0,128 Gewichts-7o — 100 g Feinboden des Untergrunds 106,447 ccm
oder 0,133 ^/o N aufnahmen. Die wasserhaltende Kraft betrug bei der Acker-
krume für 100 ccm Boden 52,92 Vol. «/o, für 100 g B. 52,16 Gew.-O/o;
bei dem Untergrund für 100 ccm Boden 45,08 Vol. »/o "^^^ ^^^ l'JO S Bei-
40,04 Gew.- o/o- — Die „NährstofP'-Bestimmung (1 stund. Kochen mit HCl
V. 1,15 spez. Gew. des bei 105 <> C. getrockneten Feinbodens) gab folgendes
Ergebnis : -)
0
0
0
ja
— '
0
bn
0
0
0
03
« 1 r
Ol
3
s
3
'0
0
'S
Ackerkrume
Untergrund .
0,039
0,028
0,751
2,368
4,080
4,0Si
6,570
4,140
2.038
1,886
0,588
0,293
0,683
0,287
0,167
0,121
0,282l 0,692 0,177
0,243; 1,158 0,060
4,334
2,193
5,290
2,332
74.309
79,807
*) Chem. gebund. **) Entsprechend 12,023 bezw. 7,573o/o CaUOg.
Von diesem durch Anschwemmung entstandenen [schlierigen Boden
wesentlich verschieden ist der eigentliche Schlier, der aber nach den
jeweiligen Fundpunkten sehr mannigfaltige Ausbildungsweise besitzt,
nämlich 1. als bald dick-, bald dünnschiefriges, mit viel Glimmer und
») Landwsch. .Jahrb. 1910, 39, 613-622. (A. d. miner. -bodenkundl. Lab. d. Kßl. landwsch.
Hochschule Berlin.) — 2) Die analytischen Arbeiten wurden mit Unterstützung vonWeiske ausgeführt.
54
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Quarzstaub gemengtes, toniges, hellgrau bis gelblichgrau gefärbtes Mergel-
gestein; als lockerer sandiger kalkreicher, hellgrauer oder bläulichgrauer,
leicht zerfallender Mergel; 3. als dünnschiefriger, grauer oder bräunlicher,
feinsandiger und glimmerhaltiger Ton. Analysen solcher Schliermergel
gaben folgende Ergebnisse:
A betrifft den Schliermergel von Haag und B das Schliermergel-
geste in von Sigharting in Oberösterreich (aus Mergelgruben entnommen).
C betr. den Schherboden (Flinz) von Kirchberg bei Linz, Oberösterr.
D Lößboden von Molin, Passau und E. Lößlehmboden aus Jessen
bei Lommatzsch, Königr. Sachsen.
A
B
c
32,64
67,34
49,49
50,46
43,3
47,4
3,5
.53,66
0,067
44,79
31,62
—
88,98
0,116
47,90
37,20
D
Acker-
krume
D
Unter-
grund
E
Acker-
krume
E
Unter-
grund
»Sand
Tonhaltig
Organ. Substanz . . .
N-Aufnahme, ccm . .
„ Gew.-o/o .
Wasserh. Kraft Vol.-«/„
,, ,, >-J C VT . y ft
45,26
52,15
2,59
71,90
0,090
49,58
38,72
45,09
53,84
1,07
75,70
0,094
45,46
30,33
15,8
82,2
1.9
61,81
0,077
45,70
34,28
7,0
91,1
1,7
68,97
0,086
43,66
28,95
O
o
o"
o
o
o
O
6'
O
O
Iz;
3
a
O
m
<
ü
a
W
M
Dh
a
A HCi-Lösung . . .
0,044
2,979
2,673
11,492
2,035
0,387
0,079
0,076
0,162
2,121
_
10,37
B -f HF-Lösung . . .
53,850
10,622
3,997
12,915
3,718
1,351
0,090
0,090
0,270
2,140
—
—
10,37
BKoO + Na.,0 . . .
52,110
6,799
4,770
13,400
3,411
1,342
0,465
0,261
0,467
0,13b
—
—
11,675
(HCl Ackerkrume
0.026
0,446
2,689
7,698
0,495
0,396
1,091
0,118
0,268
1,341
0,231
3,541 3,909
^ 1 „ Untergr.3— 4mt.
0,040
3,988
3,045
3,277
1,449
0,295
0,093
0,098
0.221
2,bV6
0,138
4,348 3,669
^ 1 „ „ 5 m t. .
0,040
4,061
2,966
3,372
2,910
0,512
0,244
0,084
0,212
2,461
0,130
4,619
3,854
l ,, (Jesamt-An. . .
56.376
15,376
5,972
3,466
3,022
2,596
1,239
0,098
0,290
2,576
0,138
4.348
3,669
n / io f Ackerkrume
l c3 § J Untergrund .
TT / B 'o 1 Ackerkrume
^ \ i-J l Untergrund .
0,022
3,231
2,451
1,065
1,036
0,210
0,052
0,058
0,162
2,255
0,262
2,590
0,768
0,020
2,705
3,072
0,600
0,805
0,224
0,048
0,281
0,148
2,620
0,128
1,074
1,104
0,028
2,238
2,092
0,355
0,633
0.232
0,025
0,010
0,11V
1,491
0.134
1,909
—
0,100
3,319
2,765
0,389
0,598
0,345
0,093
Spur
0.126
1,122
Spur
1,66V
—
Analysen typischer westfälischer Bodenarten sowie 2 Analysen
siamesischer Böden. Von J. König und A. Bömer (Refer.). ^) Die Er-
gebnisse der Analysen beziehen sich auf die Trockensubstanz der Böden
und sind in ^j^ mitgeteilt. (0 bedeutet Obergrund, ü Untergrund). Die
Böden unter 1 — 15 sind als Lehm-, die unter 16-26 als Sandböden
bezeichnet.
(Siehe Tab. S. 55.)
Letztere beiden Böden enthielten an „sehr feinem Sand und Ab-
schlämmbaren" 75,6 bezw. 77,8 "/q.
Die galizisch - podolische Schwarzerde. Von Leopold Buber. ^)
— Über die geologische Beschaffenheit spricht sich der Vf. dahin aus:
Der Löß, das hier fast ausschließliche Muttergestein der Schwarzerde, ist
aerogenen Ursprungs. Dafür sprechen einmal die große Ausdehnung des
Lößes, der sich nicht allein auf Galizien beschränkt, sondern daran an-
1) Ber. d. Tätigk. d. landwsch. Versuchsst. Münster i. W. i. J. 1909, 16. — '•') Die galizisch-
podolische Schwarzerde, ilire Entstehung u. natürliche Beschaffenheit usw. Siehe unter Literatur.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
55
Art und Herkunft der Böden
Glüh-
verlust
CaO
MgO
K,0
P^O.
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
0,3
-0,6
Gemarkung
Schönau-
Altenwenden
Lehmboden a. Wickede- f 0 bis
Asseln t U 0,3
Lehmboden a. Gruiten (Rhld.)
Morgen- u. Mittagsbrüchel j,
Nocken- u. Gelsterwiese] jy
Lumnicke V
Lehnhausen, I tt a 'a n ö
Wiesenboden I ' *. A o
{ „ unter 0,8 m
Rehsiepen a. d. Sorge f 0 bis 0,2 m . .
bei Schmallenberg \ U 0,2 — 0,8 m . .
Hellbrauner L. (Heide) a. d. Reh-f . . I
brauckbachtal b. Halver \ . .11
Kinderhaus bei Münster
Rote Heck
In d. Knüven
ßockenfoerderfläche
Pottbäckerei
Königerei
Wälle
Roserei
Middelfride
0,569
0,162
0,223
0,935
0,365
12,41
4,59
23,87
8,85
8,02 0,285
9,86,0,418
7,0210,374
11.36,0,529
8,47,0,400
6,15 0,296
11,20 0,219
7,5i;0,205
17,63 0,423
16,050,359
Aus Siam Klons: Rangsit-Kanal
y^
3,96
0,61
1,91
1,50
1,10
1,07
1,12
0,84
1,05
17,32
14,10
0,122
0,019
0,015
0,023
0,039
0,031
0,046
0,023
0,015
0,617
0,487
7,80
25,79
0,568
0,053
0,041
0,056
0,083
0,106
0,742
0,643
0,490
0,060
0,038
0,058
0,074
0,122
0,025
0,005
0,025
0,020
0.010
0,025
Spur
0,410
0,408
0,287
0,498
0,407
0,107
0,063
0,068
0,076
0,163
1,016
1,018
1,000
0,716
0,308
0,185
0,166
0,002
0,006
0,007
0,006
0,008
0,007
Spur
0,007
0,228
0,246
0,125
0,059
0,180
0,190
0,106
0.135
0,111
0.074
0,228
0,264
0,218
0,075
0,107
0,043
0,059
0,078
0,018
0,017
0,013
0,024
0,027
0,016
0,003
0.004
0,117
0,109
0,244
0,088
0,205
0,166
0,085
0,108
0,080
0,087
0,136
0,127
0,120
0,153
0,129
0,057
0,069
0,091
0,010
0,019
0,051
0,019
0,010
0,013
Spur
0,057
0,068
schließend auf russisches Gebiet übergreift, dann der Umstand der mantel-
förmigen Bedeckung aller Bodenunebenheiten, der Anpassung an das
Landrelief, indem der Löß selbst ziemlich abgeböschte Hänge bekleidet,
endlich das sporadische Erscheinen der pfeilerförmig den Löß durchsetzenden
Schnecken region und des Popielicalehmes, als des Liegenden des typischen
Lößes. — Die große Fruchtbarkeit der Schwarzerde ist im hohen Maße
auf den Gehalt des Bodens an Steppen -Rohhumus (5 — 8^/o) und an N
(0,2 — 0,7 ^/q) zurückzuführen, welchem Umstand auch die Tatsache eines
hohen Gehaltes der darauf gebauten Cerealien, besonders Weizen, an Protein
beizumessen ist. Die östlichen, centralen Distrikte der Schwarzerderegion
sind die humusreichsten (Symbirsk bis 16, Orenburg bis 14, Niznigorod
bis IC/o Humus) und zeigen die höchsten Protei ngehalte des Weizens
(22 — 26*^/0 der Trockensubstanz). Mit dem Sinken des Hurausgehalts sinkt
auch der Proteingehalt des Weizens. — Bei der Bildung der Schwarzerde
setzten gleichzeitig dreierlei Processe ein: die Schluchten- und Tälerbildung
(äußere Gestaltung), welche den Feuchtigkeitsgehalt des humosen Steppen-
bodens herabsetzte, die allmähliche Verwesung der Steppenflora und die
Auswaschung des Kalkes als Kalkbicarbonat. Letzteres gibt in den tieferen
Schichten die locker gebundene COg ab und wandelt sich in das unlösliche
Carbonat um, welches in unregelmäßig gestalteten, nieren- bis walzen-
förmigen Kalkconcretionen im Lößuntergrunde dortigen Schwarzerdegebietes
zum Vorschein kommt. Dieser Prozeß geht um so intensiver vor sich, je
mehr Humus die absterbende Steppenvegetation hervorbringt und anhäuft.
56
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Es ist für die Schwarzerdebildung unerläßlich und kommt in der Färbung
der Lößgebilde zum Ausdruck. In der Regel folgen sich in der podolischen
Schwarzerde 4 aufeinander folgende Schichten 1. 0,6 — 1,0 m und darüber
tiefe, schwarzbraune, im feuchten Zustande tiefschwarze Erde (Ackerkrume
und Untergrund), dann Schichten von unbestimmter Tiefe; 2. braungelber,
dunkler Lößlehm mit braunschwarzen länglichen Einlagen und weißlichenj
im frischen Zustande plastischen Schuppen von CaCOg; 3. dunkelgelber
Lößlehm; 4. hellgelber Löß mit Kalkconcretionen. Eine Gruppierung des
podolischen Tschernosembodens nach dessen wichtigstem, morphologischem
Merkmale der Farbennuance gibt folgende Abarten: I. der stark humose
intakte Tschernosem; IL die durch Kultur oder Wald gegenwärtig im
Abbaustadinm ihres organischen Anteils befindliche Schwarzerde; III. die
früher allem Anschein nach unter Wald gestandene, gegenwärtig sich
dem Abschlüsse des Dehumifikationsprocesses nähernde, daher grau
bis dunkelbraun gefärbte Schwarzerde. Zur weiteren Charakterisierung
der Böden führte der Vf. die mechanische (nach J. Kühn) und chemische
Untersuchung von 12 Böden verschiedener Herkunft aus. die zum größten
Teil der IL der ebengenannten Abarten angehören (Boden 8 der III. Abart).
Die mechanische Analyse podolischer Schwarzerden führte zu folgendem
Ergebnis in Yo tles steinfreien Bodens (mit Weglassung der gröberen Sande):
.S
"o
TT
0
PL,
C3
(S
0
0 'S
■i
'S
Schwarzerde von
>
Sr
Popieiica-
IJoden
Lubianki-
Nizsze
s
'S
0
6h
Pantalicha-
Steppe
na 0
a
p
<D
a
g
11
t3 a
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67,16
23.20
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39,88
56,74
19.11
73,74
17,99
77,03
16,53
73,44
17,91
64,14
39,08
59,96
29,61
68,60
■) von Lubianki-Nizsze ; ") der Miodoboren (Magilka); ***) von Piesdorf bei Belleben.
Zur chemischen Untersuchung gelangten Böden von folgender Her-
kunft: 1. Lubianki-Wyzsze, Mogilka, 400 m ü. d. M. 2. Pantalichasteppe,
334 m ü. d. M. 3. Domäne Lubianki-Nizsze 356 m. 4. Domäne Grzy-
malow 328 m. 5. Domäne Podwoloczyska 329 m. 6. Domäne Toutry
354 m. 7. Gemeindeland Lubianki-Nizsze 385 m. 8. Domäne Myszkowice
355 m. 9. Gemeindeland Warwarynce 325 ra. 10. Löß Lubianki. Der
Bodenauszug für die Analyse wurde durch 48 stündige Behandlung des
Bodens mit kalter HCl hergestellt. i) Die Analyse der Auszüge ergaben
Gehalt in o/q der lufttrocknen Feinerde:
1) Nach F. Wohltmann (wie auch allgemein üblich 450 g lufttr. Boden mit 1500 ccra conc.
reiner Salzsäure von 1,15 spec. Gew. übergössen und damit unter häufigem Umschütteln 48 Std. lang
bei gewöhnl. Temperatur fl4— 18" C] in Berührung gelassen.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
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58 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Charakteristisches von den Böden der westlichen Prairie in
Canada. Von Frank T. ShuttJ) -— Der Vf. bespricht einleitend die
physikalische Geographie dieser Region, die klimatischen und die Anbau-
Verhältnisse. Die Prairieböden sind charakterisiert hauptsächlich durch
hohen Humus- und Stickstoifgehalt, der die große Fruchtbarkeit der Böden
sichert. Bei der Untersuchung der zahlreichen Bodenproben wurden zur
Bestimmung der G-esamtmenge von KjO, P2O5 und CaO 10 g lufttrockner
Boden mit 100 ccm HCl von 1.115 spec. Gew. bei der Temperatur des
Wasserbades 10 Stunden lang digeriert. Zur Bestimmung der aufnehm-
baren Nährstoffe (available) wurden 100 g lufttrockener Boden mit 1000 ccm
einer Iprozent. Citronensäurelösung 7 Tage hindurch bei Zimmertemperatur
digeriert. Unter Glühverlust sind „organische und flüchtige" Substanzen
zu verstehen. Die Ergebnisse sind auf wasserfreien Boden berechnet.
(Siehe Tab. S. 59.)
Wie stark die Verminderung des N der Böden durch den Anbau ist,
zeigt ein Vergleich der Zahlen für N bei dem jungfräulichen und dem
kultivierten Boden von Indian Heed.
Böden. Von Frank T. Shutt.^) — Die Arbeit umfaßt die Ergebnisse
weiterer chemischer Prüfungen von Böden, die auf einer Reise in Britisch-
Columbia (Ober-Columbia und östliche Kootenai-Districte) gesammelt waren,
die Untersuchung von Alkali-Böden aus Britisch-Columbia und Ontario,
ferner Ergebnisse von Versuchen über die N-Anreicherung in Böden durch
den Anbau von Leguminosen und schließlich Resultate über den Wert der
Bodenimpfung für Luzerne. — Aus den Prüfungs- Ergebnissen von
12 Bodenproben, worunter sich 5 Proben der typischen „sagebrusch"-
Gegend (Salbei-Land?) (Landstrich mit Alkaliböden, die durch Vorkommen
von Artemisia tridentata charakteristisch sind) geht folgendes hervor: Die
Böden bestehen meist aus schocoladefarbenen oder braunen, sandigen Lehmen
von lockerem, beinahe ascheuartigem Charakter. Der Sand derselben ist
sehr fein und der Tongehalt sehr gering. — Die Böden sind sehr leicht
zu bearbeiten, doch ist beim Bewässern eine sorgfältige Behandlung er-
forderlich, um zu vermeiden, daß tiefe Furchen eingeschnitten und die
oberflächlichen Schichten weggewaschen werden. — Eine strenge Ab-
grenzungslinie zwischen Obergrund und Untergrund besteht nicht. Beide
Schichten gehen ineinander über, doch ist der Mutterboden reicher an
Humus, was eine dunklere Färbung der oberflächlichen Schichten zur Folge
hat. — Die chemische Analyse weist mit Sicherheit auf einen gemein-
samen Ursprung hin, obgleich die Bodenanalyse nicht die Gleichmäßigkeit
der Zusammensetzung aufweist wie manche Züge der nordwestlichen
Prairie. — Ihr N- Gehalt ist überaus hoch. Kalk ist reichlich vorhanden
und Kali in mehr wie genügender Menge. Die Gesamt -PgOg, obgleich
nicht sehr reichlich gegenwärtig, ist in allen Fällen, ausgenommen einen,
weit mehr oder weniger in assimilierbarer Form zugegen. Auch vom Kg 0
ist ein hoher Anteil immittelbar für die Pflanze nutzbar. Der Ausnutzungs-
coefficient für den Kalk ist ebenfalls sehr hoch. — Bei im Jahre 1905^)
begonnenen Versuchen mit Klee auf leichtem Sandboden konnte in diesem
1) Joum. Agric. Science 1910, III. Part 4, 335—357. (Mit 2 Landkarten.) — «) Canada Expt.
Farms Rpts. 1909, 151-159; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22, 321. — ») Widerspruch im Original-
ilefer. Wahrscheinlich muß es heißen : 1903. D. Ref.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
59
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60
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
eine ausgesprochene iu jedem Jahre gesteigerte Anreicherung des N-Gehaltes
6 Jahre lang beobachtet werden. — Die Impfung eines zum ersten Mal
mit Luzerne bestandenen Feldes mit Impferde eines Luzernebodens
(2975 kg Impferde auf ein ha) hatte nicht bloß einen erhöhten Ernte-
ertrag gegenüber ungeimpftem Boden, sondern auch eine bemerkenswerte
Steigerung des N-Gehaltes der Luzerne zur Folge. (Kalb.)
Der Gehalt der Böden in der Provinz Posen an wertvollen
Pflanzennährstoffen. Von M. Gerlach, i) — Die Untersuchung betraf
Böden, die von Landwirten als gute oder schlechte Weizen-, Gersten- oder
ßoggenboden bezeichnet werden und hatte den Zweck nachzuw^eisen, in-
wieweit diese Bonitierung mit den Ergebnissen der Untersuchung überein-
stimmt. Die mechanische Analyse zeigte zunächst, daß der Sandgehalt
des Bodens im allgemeinen um so höher war, je geringer der Landwirt
den Boden bewertete und aus der chemischen , sich auch auf die Be-
stimmung des Tongehaltes erstreckenden Untersuchung ergab sich, daß
ein Boden um so reicher an Ton und wertvollen Pflanzennährstoffen war,
je höher ihn der Landwirt einschätzte. Im allgemeinen waren die Böden
arm an diesen Stoffen. Der Gehalt schwankte beim CaO von 0,11 bis
0,97%, beim K2O und bei der P2O5 von 0,01—0,10%, bei dem N war
der Gehalt vielfach noch geringer. Obwohl der auf eine Y4 m dicke
Bodenschicht berechnete Vorrat an Nährstoffen so bedeutend war, daß er
auf Jahrzehnte hinaus für die Pflanzen genügt hätte, so zeigten doch
anderseits die Erträge und Düngungsversuche, daß keiner der Böden ohne
Zuführung von Düngemitteln befriedigende Ernte liefern konnte. Die
Nährstoffe waren also zu einem nur sehr geringen Teil löslich und ver-
wertbar. "Wieviel dennoch durch Wasser aus dem Boden weggeführt
werden kann, zeigen die Ergebnisse einer Lysimeteranlage; in 15 Monaten
wurden vom ha in kg ausgewaschen:
Düuen aus
Kaiserfelde
Pentkowo
N
. . 79
70
F,0,
. . 0
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KoO
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19
CaO
. . 597
520
Mocheln
16
0
13
93
Bromberg
SO
0
60
476
Ferner berichtet 2) der Vf. über den Befund einer großen Anzahl
Bodenproben der Provinz auf ihren Gehalt an den wertvollen Pflanzen-
nährstoffen in folgender Zusammenstellung iu % des Feinbodens:
Zahl
der
unter-
suchten
Proben
Bezeichnung des Bodens
Acker-
krume
Unter-
jrrund
CaO
Acker- Untor-
krume i errund
K3O
Acker- 1 Unter-
krume I grunä
F.O.
Acker-
krume
Unter-
grund
21
28
4
26
8
11
28
leichter ßoggenboden .
besserer Roggenboden .
Roggen- bis Gerstenboden
Gerstenboden
Gersten- bis Weizenboden
dunkler Weizenboden . .
heller Weizenboden .
0.052
0,068
0,070
0.096
0.066
0,131
0,394
0,016
0,026
0,023
0,03ü
0.035
0,057
0,045
0,1080.136
0,15l;0.216
0,2300.467
0,233 0.793
0,050 1 0.056
0.068 '0.085
0,084 0,095
0,334
0,751
0.575
0.445
1,408
1,335
0,083
0,097
0,152
0,124
0,110
0,179
0,157
0,174
0,060
0,060
0,059
0,063
0,057
0,076
0,074
0,049
0,043
0,034
0,050
0,054
0,061
0,061
1) Landwsch. Centrlbl. f. d. Prov. Posen 1909; ref. nach Centrlb.. Agrik.-Chem. 1910, 39,
108-104. — 2) 111. landwsch. Zeit. 1900, Nr. 95, 880.
A. Quellen der Pflanzenernährnng. 3. Boden.
61
Bodenanalysen. Von A. Grete. ^) — Für die untersuchten Böden
wurde folgende Zusammensetzung gefunden:
In o/g der Trockensubstanz
N
P.2O5 j K„0
CaO
MgO
Humus
1908 Boden V. d. Magadino ebene, Tessin
0,141
0,157 0,655
1,53
2,09
,. Weinbergboden von Lenzburg
0,10 0,07 0,20
17,92
0,75
—
1909 Wiesenerde von Eiken (Aargau) .
0,40 0,13 0,13
11,99
1,42
—
„ Gartenerde aus Riehen (Basel) 1 .
— ! 0,149 0,163
9,70
—
—
- 2 .
—
0,153 0,113
5,37
—
—
.. ., „ 3 .
—
0,150 0,106
8,99
—
—
„ 4 .
—
0,161 0,164
3.84
—
—
„ Magerwiese von Löhningen . . .
0,44 10,07610,105
—
—
4,66
„ Sand V. d. Dünen nördlich Venedig
0,014
0,084 1 0,076
31,21
14,91
—
Von besonderem Interesse sind die Mitteilungen des Vf. über die
Schwankungen von Böden an CaO -Gehalt innerhalb geringer Ausdehnung
der Flächen. So schwankte der CaO-Gehalt im Boden des Versuchsfeldes
in „Oerlikon" im Obergrund von 0,27 — 0,56^/o, im Untergrund von 0,24
bis 0,55^0- -^Di „Käferberge" schwankten die CaO-Gehalte auf Parzellen
1 — 14 von 0,61-0,467o, Parz. 15—22 von l,20-2,467o. Parz- 23
bis 44 von 0,33—0,76% und Parz. 45—46 von 2,20— 2,70 Vo-
Die Bodenverhältnisse der flachsbauenden Gegenden Nordwest-
Europas. Besprochen von J. Frost- Brüssel.'^) Es kommen hier ins-
besondere die Niederlande (Prov. Groningen, Friesland, Seeland), Belgien
(Ost- und Westflandern) und Frankreich (Departem. du Nord, Pas de Calais,
Seine-Inferieur) in Betracht. Es sind Böden verschiedenster Natur, zum
Flachsbau wohl geeignet, leichtester Sand, Lehmboden, Polderland, sie
müssen nur in physikalischer Beziehung der Natur der Leinpflanze ent-
sprechen. Moorige und kalkige Böden sind für Flachsbau ungeeignet;
ebenso alle Böden von zu zäher, zu poröser oder steiniger Struktur sind
für den Flachsbau unzugänglich. Der Flachs ist eine empfindliche, zarte
Kulturpflanze, die für ein gutes Gedeihen, ein feuchtes (aber durchlässiges),
gut zubereitetes Kulturbeet verlangt. Vorzügliche physikalische Struktur
gibt den Groninger Flachsböden die Eigenschaften, die sie zur Erzeugung
des feinen Flachses nötig haben. Der Boden ist humusreich genug, um
die Feuchtigkeit zu halten und andrerseits tiefgründig und durchlassend, um
Wasserüberschuß im Untergrunde zu vermeiden. Ähnlichkeit mit dem
Groninger Flachsboden haben die Böden in Südholland, Nordbrabant und
Seeland, leichte miltelschwere Marschböden. Das Land von Waes ist
Sandboden, Die vlämischen Sandböden bilden eine Ebene, die sich nur
wenig über den Meeresspiegel erhebt; sie bestehen aus Quarzsand mit sehr
wenig lehmigen und tonigen Teilen. Auch in den übi-igen genannten
flachsbauenden Ländern baut man Flachs auf sandigen Böden mit mehr
oder weniger Beimengung von Lehm.
Untersuchungen von Böden der südlichen Inseln der Neuseeland-
Gruppe. Von B. C. Aston. ^) — Die Arbeit berichtet über Studien der
1) 31. Jaliresber. ü. d. Tätigkeit d. schweizer, agrik. -ehem. Aiist i. Zürich pro 1908, 224 und
ebend. 32. Ber. pro 1909, 202. — ^) Flachsbau und Flachsindustrie in Holland, Belgien und Frankreich.
Heft 9 der , .Berichte über Landwirtschaft" herausgegeben im Eoichsamte des Innern, S. 12-17. (Berlin,
Verlagsbuchhandlung Paul Parev, 1909) — «) New Zeal. Dept. Agr. Ann. Rpt. 17 (1909), 457—485,
pls. 6; ret. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 23.
(32 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Humusböden und der Flora, sowie über Gefäß versuche von Äbfallboden
von Goldminen, unproduktivem Moorboden, von Böden mit übermäßigem
Gehalt an MgO und KgO und von sonstigen abnormen Böden. Der
Minenboden enthielt kleine Mengen an Zinksulfid, auf dessen Gegenwart
wahrscbeinlich die beobachtete Vegetationsschädigung zurückzuführen war.
Die Gefäß versuche mit dem unproduktiven Moorboden erwiesen, daß dieser
durch Drainage und Zuführung von Kalk und Thomasschlacke verbessert
werden konnte. Gyps und gemahlener Kalkstein wirkten je nach der
Versuchspflanze auf die Böden mit übermäßigem MgO -Gehalt ertrags-
erhöhend. — Auf Böden, die infolge eines hohen in Citronensäure lösliehen
Gehalts an KgO ungünstig wirkten, konnten durch Anwendung von P2 0g-
haltigen Düngemitteln bei Pflaumen Mehrerträge erzielt werden. (Kalb.)
Durch die Kultur verursachte Veränderungen der Lößböden
von Nebraska. Von F. J. Alway. i) — Die Arbeit besteht in der chemischen
Prüfung von Proben typischer Lößböden der Gegenden von Antelope und
Lancaster. Verglichen wurde die Zusammensetzung des Obergrundbodens
der Präriefelder mit den nebenliegenden 30 bis 40 Jahre unter Kultur
stehenden Böden mit folgendem Ergebnis:
KgO P^O, CaO
Prärie .... 0,67 »/o 0,07 <>/„ 0,480/o
Kulturboden . . 0,65 „ 0,07 „ 0,48 „
Die jungfräulichen Lößböden Ost-Nebraska's sind reich an KgO, N,
Humus und nichthumificierter Substanz. Der Gehalt an CaO ist reichlich,
der an P2O5 ausreichend. Die Zusammensetzung läßt eine andauernde
Fruchtbarkeit bei Ersatz des N und der organischen Substanz erwarten.
Der Gelialt an P2O5 und K3O im Ober- und Untergrund ist gleich groß,
was auf Wirkung der Deflation und Erosion ziu-ückzuführen ist. Der
Gehalt an N, Humus und nichthumifizierter Substanz nimmt äußerst schnell
von der Oberfläche nach unten ab infolge der Entblößung durch Wind
oder Wasser. Während die chemische Analyse keinen Unterschied im
Gehalt an K2O, P2O5 und CaO aufweist, zeigt sie, daß in den in langer
Kultur stehenden Böden ein großer Verlust an N, Humus und nicht-
humuficierter organischer Substanz entstanden ist. (Kaib.)
Untersuchung pfälzischer Böden auf ihren Gehalt an Kalk,
Magnesia u. a. m. Von M. Kling.-) — Die in den Jahren 1907 — 1909
ausgeführten Untersuchungen bilden die Fortsetzung früherer Untersuchungen.
Im ganzen wurden 113 Proben oberer Schicht und 116 Proben vom
Untergrund der Böden (229 in Summa) untersucht; davon sind 67 Acker-
und Gartenböden, 161 Weinbergsböden und 1 Wiese entnommen. Der
Bodenbeschaffenheit nach sind 145 Sand-, 27 Lehm-, 52 Lette- und Kalk-
stein-, 3 Tonböden und 2 Gesteinsproben. Der CaO -Gehalt schwankte
zwischen Spuren bis 48,6 o/q, der MgO -Gehalt zwischen 0 — l,38 7o-
Folgende Übersicht gibt über die Mengen von CaO und MgO nähere
Auskunft; es enthielten Proben:
1) Nebraska Sta. BuU. 111, 3—19; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22, 422, 423. — -) Sonder-
abdruck a. d. .jLandwirtsch. Blättern" d. landwsch. Kreisausschuß der Pfalz Nr. 15—17. (Dieser Artikel
steht in Beziehung zu der Untersuchung Engel'."? über die Wasserkapacität typischer Ptälzer Weinbergs-
böden ; unter dem Abschn. Physik des Bodens.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
63
CaO
MgO
%
0 bis
0,10
0.11 bis 0,21 bis 0,31 bis 0,41 bis
0,20 0,30 0,40 0,50
0,51
bis 2
über
2
0 bis 0,11 bis
0,10 0,20
0,21 bis
0,30
0,31 bis
0,50
über
0,5:
Obere Schicht
Untergrund
19
22
17
26
11
9
12
12
3
4
27
21
24
22
7]
76
19
18
10
10
8
8
5
4
Als Grenze eines genügenden Kalkvorrats nimmt der "Vf. einen Gehalt
von 0,3 CaO an; doch ist anzunehmen, daß für leichtere Böden schon
ein CaO-Gehalt von 0,2 genügt, während die schweren Lette-, Ton- und
Lehmböden noch bei einem Gehalte von 0,5 ^/^ durch Kälkung verbessert
werden können. — Ferner wurden noch einige Bodenproben, die dem
Untergründe von "Weinbergen entstammen , etwas eingehender und mit
folgendem Ergebnis untersucht. In ^/q der Feinerde-Trockensubstanz:
steine
Sand + i AI o
SiO, ' '
FeaOg
P205
K2O
CaO
0,08
0,08
0,08
0,14
0,23
0,10
0,19
0,16
15,00 1
0,14
0,44
1,04
0,21
0,31
6,74
0,17
0,60
0,14
MgO
weißer Sand . .
weißer sandiger Ton
Lößmergel ....
Ton
Lette
verwittert. Sandst.**)
4,6
0
0,1
0
12,6*)
75,4
97,5]
76,29
64,41
71,05
66,03
86,64
1,52 0,28
17,90 1,45
3,95
11,03
9,13
6,60
2,30
4,00
4,32
2,22
Spur
o'b?
Spur
*) Kalksteine. ") Hier wurde die Analyse in dem zerkleinerten Gestein ausgeführt.
Barym in Böden. "Von G. H. Feilyer. i) — Der Vf. prüfte eine
große Anzahl von Böden, sowohl in der Oberfläche als auch in geringerer
oder größerer Tiefe spektroskopisch auf die Anwesenheit von ßa und
konnte dieses Element ausnahmelos nachweisen, so daß er zu dem Schlüsse
gelangt, daß Barym ein allgemeiner Bestandteil der Böden ist. Er be-
stimmte bei etwa 50 Erdproben verschiedenster Art und verschiedener
Tiefe auf ihren Gehalt an Ba. Als Höchstgehalt wurden 0,11 °/o gefunden.
Stickstoff und Kohlenstoff in jungfräulichem Boden und Brach-
land des östlichen Oregon. Von C E. Bradley.-) — Bestimmungen des
Gesamt -N- Gehaltes in verschiedenen "Weizenböden des östlichen Oregon
haben ergeben, daß nur ganz geringe unterschiede im N- Gehalte jung-
fräulichen Bodens und dem seit einem Vierteljahrhundert lang unter Kultur
gestandenen Bodens, der dauernd mit "^^eizen bei eingeschobener Brache
bebaut worden ist, bestehen. Dahingegen hat eine bemerkenswerte Abname
an C oder organischen Bestandteilen festgestellt werden können.
Der veränderliche Charakter der Vegetation auf Basaltböden,
Von H. J. Jensen. ") — Der Vf. schildert die verschiedenen Typen der
auf Basaltformationen vorkommenden Pflanzen und versucht, die Verteilung
der Pflanzen mit der eigentümlichen Bodenbeschaffenheit in Einklang zu
bringen. In einer Tabelle werden die durchschnittliche chemische Zu-
sammensetzung sowie die physikalische Beschaffenheit typischer Bodenarten
aus verschiedenen geologischen Formationen veranschaulicht und mit den
Basaltböden verglichen, auf denen die Beobachtungen gemacht waren. —
1) U. S Depart Agric. Bureau of soils, Bull. Nr. 72, 5—23. — 2) Joum. Ind. Engin. Chem.
1910 2, 128-139; ref. nach Chem. Centrlbl. 1910, U. 1402. (Helle.) — 3) Proc. Linn. Soc. N. S. "Wales
34 (1909), 4, 713—720; rel. nach Exper. Stat. Reo. 1910, 23, 223.
64 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Diese zeigen, dem Yf. zufolge, im allgemeinen, daß die Nachteile der
Basaltböden niemals an Mangel au Pflanzennahnmg bestehen. Der größte
Fehler der Basaltböden sind die große Aufnahmefähigkeit von Wasser,
wodurch bei nassem Wetter die Pflanzen ertrinken, und die geringe
Capillarität, die bei Dürre eine Erneuerung der Bodenfeuchtigkeit verhindert.
Zuckerrohrböden, Von G. R. Patten,^) — Chemische Unter-
suchungen und Bestimmungen der Wassercapacität von Böden der Zucker-
distrikte Queenslands sind der Gegenstand dieser Arbeit. — Als Ergebnis
des Vergleiches der lösenden Wirkung Iprozent. Lösungen von Asparagin-,
Essig-, Citronen- und Salzsäure konstatiert der Autor, daß Maxwell's
Asparaginsäure - Methode am brauchbarsten und die alleinige ist, die zu-
verlässig den für eine Zuckerrohrernte erforderlichen Bedarf an NährstoÖen
annähernd angibt. (Kalb.)
Untersuchungen über die Humussäuren. IL Die „freien Humus-
säuren" des Hochmoores. Ihre Natur, ihre Beziehungen zu den
Sphagnen und zur Pflanzenernährung. Von Anton Baumann
(Ref.) und Eugen Gully. 2) — In seiner I. Untersuchung über die Humus-
säuren war A. Baumann zu dem Schlüsse gekommen: „ein bindender
Nachweis, daß es freie Humussäuren im Hochmoor gibt, liegt nicht vor". ^)
In vorliegender Arbeit wenden sich die Vff. zunächst den „freien Humus-
säuren" des Hochmoores zu, weil sie die wichtigste Rolle bei der Moor-
kultur spielen und zeigen, daß man in der wichtigsten Pflanze des Hoch-
moores dem Sphagnum (Torfmoos), ungefähr die gleiche Menge Säure wie
im Moostorf findet, was darauf hinweist, „daß die sog. Humussäure des
Moostorfes wahrscheinlich nichts anderes ist, als eine in den Hochmoor-
Sphagnen ursprünglich vorhandene saure Substanz". Da es nicht gelang,
die Säuren aus Sphagnen oder Moostorf rein darzustellen und in ihren
Eigenschaften zu vergleichen, mußten die Vff. sich begnügen, zu prüfen
ob die auffälligen und noch unerklärten Eigentümlichkeiten, die den Humus-
säuren des Moostorfes zugeschrieben werden, sich auch bei den Sphagnen
wiederfinden. Zu den zahlreichen Untersuchungen hierüber dienten
einerseits lebende oder getrocknete Sphagnumpflanzen aus dem Hochmoor
bei Bernau am Chiemsee und anderseits gelber Moostorf aus dem von
Bernau räumlich weit abgelegenen Triangel (Hannover). Es handelte sich
bei den Untersuchungen der Vff. um folgende Punkte: A. Sind die „freien
Humussäuren" identisch mit den „Sphagnumsäuren"? Es wurde das Ver-
halten der beiden Stoffe a) gegen Tricalciumsulfat und b) gegen ver-
schiedene andere Salze geprüft. Die unter a) bei verschiedener Abänderung
der Mengenverhältnisse von Stofl", Wasser und Phosphat ausgeführten Be-
stimmungen ließen erkennen, daß Sphagnen die Phosphate mit derselben
Leichtigkeit zersetzen wie Moostorf und daß es unmöglich ist, die Menge
der durch Moostorf gelösten PgOg als Maß für die darin enthaltene freie
Humussäure zu benutzen. Die Arbeiten zu b) reichen vollständig aus, um
zu beweisen, daß ein und dieselbe Substanz in den Sphagnen und im
Moostorf bei der Aufspaltung der Salze wirksam ist; es gibt keine
freien Humussäuren im Moostorf. Die eigentümlichen Erscheinungen,
1) Afln. Rpt. Bur. Sugar Expt. Stas. [Queensland] 1909, 4—6; ref. nach Esper. Stat. Rec. 1910,
23, 120. — 2) Mitt. d. K. Bayr. Moorkulturanstalt Heft 4, 1910, 31-156. — S) Ebend. Heft 3, 1909.
52—123 n. dies. Jahresber. 1909, 52.
A. Quellen der Päanzeaernälirung. 3. Boden. 65
die man den freien Humussäuren beigelegt hat, sind einem Stoffe zu-
zuschreiben, der bereits in den lebenden Sphagnen enthalten ist. B. Sind
die Säurerscheinungen in den Sphagnen und Moostorf auf Colloidwirkung
zurückzuführen? Zu dieser Frage wurden Untersuchungen ausgeführt,
1. über die Unterschiede zwischen Säuren und Colloiden mit negativer
elektrischer Ladung; 2. über die elektrische Leitfähigkeit von Sphagnen
und Moostorf; 3. über „Salzbildung oder Absorption" bei der Neutrali-
sierung der Sphagnen und des Moostorfes mit Basen; 4. über die Ab-
scheidung freier Säuren aus Salzen bezw. die Absorption von Basen aus
Salzen durch Sphagnen und Moostorf; 5. über die Loslösung absorbierter
Basen aus Sphagnen und Moostorf mittels Wasser, Wiederherstellung des
ursprünglichen ,, Säuregrades" nach der ,,Neutralisierung" von Sphagnen und
Moostorf (Reversibilität und Absorption); 6. über Hysteresis und andere
CoUoiderscheinuugen bei Sphagnen und Moostorf. C. Welche Substanz
bewirkt die Absorption, bezw. die „Säureerscheinungen" in beiden Stoffen?
Bedeutung des Absorptionsvermögens für die Ernährung der Sphagnen. —
Diesen Abschnitten folgen Rückblick und Folgerungen, denen wir folgendes
entnehmen: Alle die auffallenden Eigentümlichkeiten, die man am Hoch-
moortorf bei Zersetzung der Phosphate und der Abspaltung freier Säuren
aus Metallsalzen beobachtet, sind schon bei den Hochmoorsphagnen nach-
zuweisen. Man müßte also annehmen, daß es keine freien Humus-
säuren im Hochmoor gibt, sondern daß ein bereits in den Hochmoor-
bildnern, den Sphagnen vorhandener Stoff die Säureerscheinungen hervor-
ruft. Aus der geringen elektrischen Leitfähigkeit und dem Verlauf der
Reaktionen mit löslichen und unlöslichen Salzen müßte man schließen, daß
keine Säurewirkungen, sondern Absorptionswirkungen in Frage kommen,
die sich an großen Oberflächen abspielen. Durch starke Oberflächen-
wirkungen zeichnen sich bekanntlich coUoidale Stoffe aus und es ist seit
lange bekannt, daß im Sphagnen und Moostorf quellbare CoUoide enthalten
sein müssen , die man jetzt Emulsion scolloide nennt. Die angeblichen
Säureerscheinungen verlaufen nun bei Sphagnen und Moostorf genau in der
gleichen Weise wie die Absorptionserscheinungen an organischen und un-
organischen Emulsions-CoUoiden. Betrachtet man nun den anatomischen
Bau der Sphagnen, so erkennt man, daß sie fast nur aus Zellhäuten be-
stehen und diese Zellhäute bilden auch den Hauptbestandteil des Moos-
torfes. Quellbare Zellmembranen sind daher ausgesprochene Colloide. Es
liegt also der Schluß sehr nahe, daß die Colloidwirkungen von der außer-
ordentlich großen Oberfläche dieser Zellhäute ausgehen und die angeblichen
Säurewirkungen hervorrufen, indem die Zellhäute aus Salzlösungen mehr
Basis als Säure absorbieren, also Säure frei machen, welche eine saure
Reaktion auf Lackmus hervorbringen. Die Zellhaut kann nur aus Lösungen
die Basis durch Diffusion aufnehmen; sie kann als unlösliches CoUoid
keine unlöslichen Salze zerlegen, wie die Säuren. Es wird deshalb auch
aus dem unlöslichen oxalsauren Kalk in Sphagnen und Moostorf keine
Säure frei gemacht und keine Basis absorbiert, wohl aber werden aus
Lösungen von Calciumsulfat und Chlorcalcium durch Kalkabsorption die
starken Mineralsäuren abgeschieden. Auch die Zerlegung des Tricalcium-
phosphats und. Calciumcarbonats kann nicht auf Säurewirkung zurück-
geführt werden; sie beruht darauf, daß die Kochsalze durch Wasser zer-
Jahresbericht 1910. 5
Qß Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
setzt werden und darin, wenn auch nur in geringer Menge, löslich sind.
Die Zellhäute nehmen aus diesen Lösungen den Kalk auf, worauf sich
wieder Phosphat und Carbonat lösen kann und zwar jetzt in größerer
Menge, weil sich auch die frei gewordene P2O5 bezw. COg an der Aut-
schließung der Kalksalze beteiligen. Aus diesen dargelegten Vorgängen
in den Zellhäuten ergeben sich Beziehungen zur Düngerlehre, die der Ref.
des näheren beleuchtet. Die Laboratoriumsversuche zeigten die wunderbare
Fähigkeit der Hoehmoorsphagnen und des Hochmoortorfes, mineralische
Nährstoffe, die zum Leben der Sphagnen unentbehrlich sir.d, an sich zu
ziehen und festzuhalten. Diese Anziehungs- und Absorptionskraft ist
zweifellos für das Leben der Sphagnen unentbehrlich. Sie kann aber auch
im Kulturboden nur Nutzen stiften. Wäre sie nicht vorhanden, so würden
die Nährstoffe unserer Düngemittel in kurzer Zeit aus der Ackerkrume in
den Untergrund versinken und zumeist verloren gehen. Für die praktische
Ausführung der Düngung im Hochmoor ergeben sich aus Vorstehendem
wichtige Anhaltspunkte: „Man muß sich so einrichten, daß die Nährstoffe
möglichst vollkommen am Torf absorbiert werden und zwar möglichst in
dem Verhältnis, wie sie die Kulturpflanzen zur Ernährung benötigen und
man muß alle Maßnahmen vermeiden, welche die absorbierten Nährstoffe
wieder auflösen und in den Cntergrund führen können." — Mit ein^r
Betrachtung über Colloidchemie und Pflanzenphysiologie beschließt
der Ref. diese große Arbeit. Es bleibt nach ihm folgende Hypothese über
die Aufnahme mineralischer Nährstoffe durch die Pflanzen zu prüfen:
„Die gequollene Zellhaut ist negativ elektrisch, sie zieht hierdurch die
Kationen der dissociierten Salzlösungen an und verwandelt sie in Hydrate,
die sie durch Diffusion in die Zellhaut abgeben und von da an die Orte
des Verbrauchs geleitet werden. Gleichzeitig müssen Reductionswirkungen
eintreten, die von dem H dieser Elektrolyse herrühren. Nach Sättigung
mit Basen oder durch H-Ionen findet eine elektrische Umladung der Zell-
haut statt, die es ermöglicht, daß Säuren diffundieren können. Durch die
Umladung wird also die Nährstoffaufnahme selbsttätig reguliert. Wurzel-
abscheidungen in Form organischer Säuren sind für die Nährstoffaufnahme
nicht nötig, eher nachteilig. (Siehe auch im Abschn. Düngung weitere
Ausführungen über diese klassische lehrreiche Arbeit.)
Über die Humussäuren des Bietsandes und des Ortsteins. Von
R. Hornberger.^) — Anknüpfend an die A. Mayer 'sehe Erklärung der
Bleisand- und Ortsteinbildung ^), in welcher das Fe — Reduction von FegOs
zu FeO und Bildung löslicher Ferrohumate in den obersten Bodenschichten
und Überführung der Ferrohumate in schwerer lösliche Ferrihumate im
Untergrunde, die die Sandkörner verkitten — eine sehr wesentliche Rolle
spielt, prüfte der Vf. diese Angaben nach. Er konnte, wenn er durch
Einwirkung von Natronhumat auf Ferrosulfat Ferrohumat herstellte und
den Niederschlag auswusch bis die SO3- Reaktion verschwunden war, bei
weiterem Auswaschen nach einiger Zeit im Filtrat Humussäuren nebst
Ferrooxyd nachweisen; die ersteren durch vorsichtigen Zusatz von Ferri-
chlorid, woraus sich die größere Löslichkeit von Ferrohumaten gegenüber
1) Landwsch. Versnchsst. 1910, 73, 221—233. (Münden.) — 2) Ebend. 1903, 58, 161 u. 1904, 60,
475 sowie dies. Jahresber. 1903, 28 u. 1904, 54.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
67
den Ferrihumaten ergibt. Auch fand der Vf., daß unter geeigneten Ver-
bältnissen Fe (HO)^ durch Humussäiiren zu Fe (OH) 2 reduciert wird. Jedoch
fand der Vf. einen niedrigeren C- Gehalt der aus Bleisand hergestellten
Humussäure als Mayer. Wenn der Vf. ein und dieselbe Humussänre-
lösung des Ortsteins nur schwach sauer machte, erhielt er eine Fällung
von niedrigem C-Gehalt und hohem Aschengehalt (auf aschenfreie Substanz
berechnet); aus stark mit HCl sauer gemachter Lösung dagegen einen
Niederschlag von hohem C-Gehalt mit wenig Asche. Weiter zeigte der
Vf., daß durch die in den aus Ortstein und Bleisand abgeschiedenen
Humussäuren eingehende Tonerde der C-Gehalt tatsächlich zu niedrig wird.
Zwischen den Humussäuren des Ortsteins und denen des Bleisandes besteht
ein Unterschied: selbst die an C reichsten Humussäuren des Ortsteins
bleiben im C-Gehalt noch hinter denen des Bleisandes zurück. Eine Er-
niedrii^ung des C-Gehaltes der Bleisand-Humussäuren durch FeCl^ konnte
der Vf. nicht feststellen; der abweichende Befund kann durch das Material
oder die Art der FeClg- Behandlung verursacht sein. — Mayer 's Vor-
stellung der Ortsteinbildung, die nicht aufgegeben zu werden braucht, setzt
eine relativ gute Gelegenheit zur Oxydation im Untergründe voraus, „da
0 nicht nur nötig ist zur Bildung des Ferrihumates, sondern auch zur
allmählichen Zerstörung des Übermaßes an Huminsäure". Während Mayer
diese Oxydation als einen rein chemischen Vorgang anzusehen scheint,
hält es der Vf. für wahrscheinlich, daß jene Oxydation in der Ortsteinzone
unter der Mitwirkung von Mikroorganismen erfolgt.
Bodenbeschaffenheit der Beispielswirtschaft im Laibacher Moore.
Von Wilh. Bersch. 1) — Der Boden beschaff enheit nach liegt ausgesprochenes,
sehr gut bis ausgezeichnet zersetztes Niedermoor vor, dessen Mächtigkeit
durchschnittlich mehr als 3 m beträgt. Die nachfolgenden Zahlen ver-
anschaulichen die Zusammensetzung des (vermutlich an 3 Stellen ent-
nommenen) Bodens. Das Volumgewicht desselben ist verhältnismäßig
gering und enthält daher die eigentliche Kulturschichte auf 20 cm Tiefe
pro ha eine nicht sehr bedeutende Menge von Bodennährstoffen.
Tiefe cm
0-20
20-40
0-20
20-40
0-20
20—40
,
o
,i4
^
^
a
H
(Wasser
Organ.
Asche
Organ.
N
K,0.
CaO.
Substanz
Substanz
kg Volumgewicht
■ . -kg
69,52
22,92
7,56
75,20
2,24
0,10
0,28
3,83
1102
15 048
672
1881
25 729
89,57
9,19
1,24
88,09
1,97
0,14
2,17
884
3 633
258
4 997
83.02
13,87
3,11
81,67
2,16
0,23
4,71
1076
7 893
840
17 211
89,69
9,00
1,31
87,25
1,94
0,14
2,86
932
3 728
269
5 496
82,37
14,37
3,26
81,51
2,50
0,33
4,55
1012
8 921
1178
16 236
89,47
9,34
1,19
88,67
2,06
0,11
0,14
3,54
3 857
206
262
6 628
1) Zeitechr. f. Moorknlt u. Torfverwerüing 1910, 8, 291.
68 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Der Gehalt von Ackerboden und Neuland an Humus und seine
Löslichkeit. Von M. Pankow, i) — Am landwirtschaftlichen Institut zu
Neu - Älexandria sind i. J. 1881 künstliche Beete aus 7 verschiedenen
Bodenarten eingerichtet worden. Seit etwa 10 Jahren wird der größere
Teil jeden Beetes mit einer Kulturpflanze bestellt (Äckerboden), während
der übrige Teil sich selbst und der natürlichen Vegetation überlassen
bleibt (Neuland), wobei die Pflanzen an Ort und Stelle absterben und ver-
wesen. Der Vf. hat nun beiden Teilen jeden Beetes Bodenproben ent-
nommen und deren Humusgehalt (nach Gustavson) bestimmt. Der Humus-
gehalt ist im Neuland bedeutend größer als im Ackerboden; das Neuland
ist um so humusreicher, je feinerdiger der betreifende Boden ist. Die
wäßrigen Auszüge der Ackerböden reagieren neutral, die des Neuland in
allen Fällen sauer, erstere sind heller gefärbt wie die entsprechenden des
Neulands. Zugleich war die Menge der wasserlöslichen Substanzen im
Neuland geringer als im Ackerboden, die Wasserlöslichkeit der Humusstoffe
in lockereren Böden höher wie in den schweren. Die COg- Menge der
organischen Substanz, die aus einer Gewichtseinheit des Bodens in Lösung
übergegaugeu , ist bei Ackerboden und Neuland fast gleich, was darauf
hindeutet, daß die löslichen organischen Verbindungen ein und dieselbe
Anzahl von C-Atomen enthalten, trotzdem sie sich in verschiedenen Graden
der Oxydation befinden. Im Zusammenhang damit ergibt Chamäleon wohl
annähernd dieselben Zahlen wie die Bestimmungen nach Gustavson, so-
fern es sich um den Gesamtgehalt eines Bodens an Humus handelt;
werden aber wäßrige Auszüge auf ihren Gehalt an organischen Stoffen
untersucht, so sind die Ergebnisse beider Methoden sehr abweichende, und
zwar gibt die Anwendung von Chamäleon bei der Bestimmung des Gehalts
an gelöstem Humus die Möglichkeit, über den Grad seiner Oxydation zu
urteilen, ist aber nicht zur genauen Bestimmung des Gehalts daran
verwendbar.
Organische Stickstoffverbindungen in Torfböden. Von S. L.Jodidi.-)
— Der Vf. behandelte verschiedene Proben aus Michigan mit Wasser,
durch das nur geringe Mengen von Stickstoffverbindungen, bei gesteigerter
Temperatur etwas mehr, gelöst wurden; dann mit verdünnter HCl oder
HgSO^, durch welche 40 — ßO^/g des Gesamt -N in Lösung kamen; Con-
centration der Säure und die Dauer der Einwirkung erhöhten die gelösten
Mengen. Der gelöste N verteilte sich auf folgende Verbindung und in
folgenden Mengen: NHg-N 2,52 o/q, Amid-N 26,80 7o, Diamino-N ö^/o,
Monoamino-N 65,68 •'/q. Der Vf. kommt auf Grund seiner Untersuchung
zu folgenden Schlüssen: Die geprüften Torfböden aus Michigan enthalten
keine Nitrate; der Gehalt an NHg ist gering und beträgt etwa einige
lOOOtel bis VsooVo- Beioi braunen Torf ist indessen dessen Gehalt an
NH3-N genügend, den Bedarf von einer oder zwei Ernten an N zu decken.
1 Ackerfußboden enthält rund 170 t (im Ofen getrockneten) Torf und
darin 0,041 Vo NH3-N, entsprechend 0,0697 t oder 139,4 Pfd. NHg-N.
In praktischer Hinsicht ist der N des Torfes organischer Natur, -/g bis
^/4 des organischen N geht in Lösung durch Einwirkung kochender
1) Russ. Journ. f. experim. Landwsch. 1910, 11, 194 — 195. Deutsch. Ausz. — ^) Jonrn. Amer.
Chem. Soc. 1910, 32, 396—410. (Michigan Exper. Stat. Chem. Labor.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 69
Säuren und bilden sich zu etwa 1/4 Amide, ^/^ — sy^ Monoaminosäuren und
im übrigen zu Diaminosäuren. Durch Witterungseinflüsse werden die im
braunen Torf enthaltenen N-Körper allmählich verändert. In wasserfreiem
Zustande enthielt dieser Torf C: 55,06, H: 5,21, N: 2,74, Si: 0,35, Asche:
6,62, 0: (durch Differenz) 30,02 o/^.
Die chemische Natur organischer Bodenbestandteile. Von Oswald
Schreinerund Edmund C. Shorey. ^) — In früheren Arbeiten beschrieben
die Vff. bereits organische Verbindungen, welche sie aus verschiedenen
Böden isoliert hatten: 2) Dioxystearinsäure Ci^^B^qO^, Picolincarbonsäure
C7H7O2N, Agrocerin säure C21H42O3 und Agrosterol C26H4^0.H20. In der
vorliegenden Arbeit berichten die Vff. Ober 16 andere chemische Ver-
bindungen organischer Natur, die aus Böden zu isolieren ihnen gelungen
ist. Die Liste der isolierten und identificierten sind folgende: Hentriacontan
C31 Hg^ , Monohydroxystearinsäure C^g Hgg O3 , Paraffinsäure C24 H^g O2 ,
Lignocerinsäure C24H4g02; Phytosterol C26H44O.H2O, Pentosan, Histidin,
Arginin, Cytosin, Xanthin, Hj^poxanthin, Glyceride und einige Harzsäuren
und Ester, Wir fügen hier eine schematische Übersicht des Ganges der
Untersuchung bei, welche gleichzeitig die Verteilung des Kohlenstoffs eines
Bodens an die Gruppen der verschiedenen chemischen Körper erkennen
läßt. Ein Boden mit einem Gehalt von 0,955 7o organischem C ist zu-
grunde gelegt. Der Anteil C, welcher in den angewandten Lösungsmitteln
in Lösung kam, ist angegeben in ^/^ des Gesamt- C. Der Boden wurde
extrahiert mit einer 2prozent, NaOH-Lösung, davon
blieben unlöslich 24,1 0/„ C gingen in Lösung 75,67o C
die alkalische Lösung wurde angesäuert und filtriert
ausgefüllt wurden 36,9 »/^ C ins Filtrat gingen 397o C
das Präcipitat mit Alkohol ausgekocht könnte enthalten
blieben nngelöst 15,7 7o C Monohydroxystearinsäure, Histidin,
Xanthin Hyoxpanthin, Cytosin,
Arginin und Pentosan
gingen in Lösung 21,2 "/^ C
Der Verdampfungsrüokstand wurde mit Petroleumäther ausgezog^^n.
Unlöslich 19,l'';o C Löslich 21% C
könnte enthalten Harzsäuren und könnte enthalten Hydroxystearinsäure,
Harzester Paraffinsäure, Lignocerins., Glyceride,
Agrosterol, Phytosterol.
Über einige saure Bestandteile des Humusbodens. Von Oswald
Schreiner und Edmund C. Shorey. ^) — In einer früheren Arbeit^)
hatten die Vff. die Picolincarboxyl-, Dihydroxystearin- und Agrocerin-Säuren
isoliert. In vorliegender Untersuchung gelang es den Vff. an weiteren
organischen Säuren zu isolieren und deren Identität festzustellen : a Mono-
hydroxystearin- Säure (CigHggOg), Paraffin-S. (C24H48O2), Lignocerin - S.
(C24H48O2).
Pentosane in Böden. Von Osw. Schreiner und Elbert C. Lathrop.^)
— Die Vff. bestimmten durch Überführung des Furfurols in Phloroglucid
in 10 verschiedenen Böden den Gehalt an Pentosane, die von der Ver-
1) U. S. Depart. Agric, Bureau of Soils, Bull. Nr. 74, 1-48. — 2) Jonm. Amer. Chem. Soc.
1908, 30, 1235 u. 1699 und 1909, 31, 116 sowie dies. Jahresber. 1908, 72 u. 73; 1909, 59. — 3) Ebend.
1910, 32. 1674-1680. (Laborat. of Seil Fertility Investig.) - *) Ebend. 1908, 30, 1295 u. 1599 sowie
dies. Jahresber. 1908, 72 u. 73. - &) Ebend. 1910, 32, 1680-1683. (Bureau of Soüs [Washington
Feitility Investig.]).
70 Landwirtschaftliehe PflanzenproduktioQ.
wesung der pflanzlichen Reste übrig geblieben. Sie fanden an Gesamt-C
0,315-— 27,102% (letzter, im Torfboden), 0,055 — 2,75% Pentosan, 0,012
bis 1,249 7o Pentosan-C und 1,30—28,53 Pentosau-C in % des Gesamt-C.
Methyloxyl in der organischen Substanz des Bodens fanden die
Vff. vorig. Art. 1) in 8 derselben 10 Böden, die zum Nachweis des
Pentosans gedient hatten. Der Gehalt an CHgO wurde nach Zeisel's
Methode ermittelt und schwankte zwischen 0,002 (schwerer Lehmboden)
und 1,114% (Torfboden), entsprechend 0,051 — 1,590% des Gesamt-C.
Da Methoxyl in einer großen Zahl von Alkaloiden und ätherischen Ölen
vorhanden, so schreiben die Vff. diesen Körpern und besonders Holz die
Entstehung von CH3O zu.
Fettsäure - Glyceride in Böden. Von Osw. Schreiner und Edm.
C. Shorey. ^) — Da Fette und Wachse allgemein in Pflanzen und Tieren
vorkommen, so gelangen diese Körper auch in erheblichen Mengen
in den Boden. Die Vff. fanden gelegentlich der Untersuchung von
Böden auf die Anwesenheit von Paraffinsäure im alkoholischen Filtrat vom
Pb- Niederschlag dieser Säure als Vei^dampfungsrückstand, eine orange-
farbene ölige Flüssigkeit von der Dichte 0,935 bei 26^, eine Mischung
von Fettsäureglyceriden, die bei weiterer Untersuchung nach der Verseifung
die Gegenwart von Caprinsäure (?) und Ölsäure, so^vie von Glycerin und
einen unver seif baren Körper mit Cholesterinreaktiou erkennen ließ. —
Paraffin- Kohlenwasserstoffe fanden die Vff. bei Fortsetzung ihrer Unter-
suchung in Torfboden, ein Hentriacontan., C3]^H64.
Über das Vorkommen von Enzymen im Boden (in Gewässern
und im Staub). Von Claudio Permi. '^) — Der Vf. berichtet über die
Ergebnisse seiner Untersuchungen etwa wie folgt: Gelatinelösende
Enzyme fanden sich in größerer oder geringerer Menge in allen unter-
suchten 30 Bodenproben; besonders reich daran sind die Erden der
Boden überfläche und die kultivierten enthielten mehr als die unkultivierten
(sauren). Coagulierende Enzyme (Coagulose und Chymase) fanden sich
nur in an Fäulnisstoffen reichen Böden. Fibrino-, caseino- und serolytische
Enzyme, sowie Araylase, Invertase und Amygdalase wurden nicht auf-
gefunden. Eine Wirkung des Bodens auf die Enzyme äußerte sich insofern,
als größere Bodenmengen, diesen beigemischt, die Wirkung des Trypsins,
Pepsins und Papains stark beeinträchtigten, weniger die des Emulsins.
Untersuchungen über den Einfluß giftiger, alkaloidführender
Lösungen auf Boden und Pflanzen. Von R. Otto und W. D. Kooper.*)
Zur Beantwortung der 3 Fragen: 1. welchen Einfluß übt eine 3 %o wäßrige
Lösung von Nicotin auf den Boden aus? 2. bleibt das Alkaloid als solches
längere Zeit in dem Boden oder zerfällt es in andere Produkte? 3. können
bestimmte Faktoren die Zersetzung und Verflüssigung im Boden be-
schleunigen? führten die Vff, Versuche aus. Glastrichter von 30 cm D.
wurden mit Gartenhumus beschickt, der im Trichter auf gereinigten Kiesel-
steinen und Glasperlen ruht. Die Bodenschicht betrug 19 cm. Erleumeyer-
Kolben dienten zur Sammlung von Filtraten, die Trichter waren vor dem
1) Journ. Amer. Chem. Soc. 1911, 33, 75-78. — -) Ebend. 1911. 33. 78—80 u. 81—83. —
3) Centrlbl. Bakleriol. II. Abt. 1910, 26, 330-334. — i) Landwsch. Jahrb. 1910, 39, 397—407. (Chem.
Versuchsst. d. ksjl. pomol. Instit. Proskau.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 71
Einfluß des Lichtes geschützt. Der Boden enthielt keine Nitrite und keine
anorganischen Ammoniumverbindungen, jedoch ziemlich viel Nitrite, Gesamt-N
0,3006%. Der Boden wurde vom 14./6.— 24./9. wöchentlich 3 mal jedes-
mal mit 50 ccm einer 3%o Nicotinlösung übergössen, ebenso 2 mal wöchent-
lich mit 150 ccm Wasser. Ebenso wurden mit Sand gefüllte Trichter
behandelt. Die aufgesammelten Filtrate wurden auf Nicotin geprüft. Die
Beobachtungen führten zu folgenden Schlüssen: 1. Das Nicotin wird sowohl
vom Humusboden wie vom Sandboden absorbiert; 2. im Boden findet
keine chemische Bindung, sondern nur eine physikalische Anziehung statt,
das Nicotin behält seine chemischen Eigenschaften; 3. im Boden zersetzt
es sich z. T. (Ammoniak im N- freien Sandboden), was von Wärme und
Feuchtigkeit begünstigt wird, während ein anderer Teil sich verflüchtigt. —
Vegetationsversuche führten zu folgenden Ergebnissen: 4. ein 3%o wäßrige
Nicotinlösung übte auf das Wachstum von Nicotiana Tabacum einen sehr
günstigen, von Solanum tuberosum einen günstigen Einfluß aus. 5. der
Alkaloidgehalt des Tabaks wurde dabei gesteigert. 6. Natriumnitrat führte
gleichfalls eine Steigerung des Nicotins herbei; 7. die Zusammensetzung
der anderen Bestandteile wurde nicht verändert.
Einige Daten über die chemische Zusammensetzung von Alkali-
böden. Von N. Stepanow. ^) — Der Vf. untersuchte einen lehmigen
Tschernosem und einen schwarzen, stäbchenartig gegliederten Alkaliboden
aus dem Gouvernement und Kreis Ssamara. Die Auszüge der aus ver-
schiedenen Tiefen entnommenen Bodenproben Avurden hergestellt mit HF,
mit H^SO^ mit heißer lOprozent. HCl, mit kalter Iprozent. HCl und mit
HgO. In allen sauren Auszügen wird eine starke Anreicherung des
Horizonts B, der Übergangsscbicht von der eigentlichen Bodenschicht zum
Untergrund (Tiefe von 15 — 4 cm), beim Alkaliboden an Sesquioxyden,
MgO und Alkalien besonders NagO festgestellt. Die wäßrigen Auszüge
zeigen ebenfalls einen bedeutenden Gehalt an NagO im Alkaliboden im
Vergleich zu den Bodenschichten des Tschernosem. Für die wäßrigen
Auszüge aus dem Alkaliboden sind ihre ungemein schwierige Klärbarkeit,
die Intensität ihrer Färbung (wie starker Tee) und eine hohe Alkalinität
bei sehr geringen Mengen von CaO, SOg und Cl charakteristisch. Mit
dem Anwachsen der SOg-Mengen sinkt die Alkalität (was auch durch einen
Versuch, bei dem eine Parzelle des Alkalibodens mit Gyps gedüngt wurde,
Bestätigung gefunden hat). Die mechanische Analyse ergibt für den
Horizont B des Alkalibodens eine starke Anreicherung der Bodenteilchen
< 0,001 mm und an Feinstaub 0,005—0,001 mm. — Versuche über
das Steigen des Wassers in weiten Glasröhren haben gezeigt, daß das
Wasser im Horizont B des Alkalibodens im Zeitraum von 155 Tagen nur
bis 55,2 cm gestiegen ist.
Das Verhältnis der Vegetation zu dem Salzgehalt der Böden.
Von Grig. Tumin.-) — Die Untersuchungen beziehen sich auf denjenigen
Teil des Kreises Atbasar (Gebiet Akmolinsk), der sich im Westen an
den See Dentr anschließt und im Süden auf Wera Kirei und Kiptschak
stößt. In diesem Streifen betragen die Niederschläge bis zu 200 mm
h Rass. Journ. f. experim. Landwsch. 1910, 11, 74—75. Deutsch. Aasz. — ä) Ebend. 1910, 11,
717—718. Deutsch. Ausz.
72 Landwirtschaftliclie PflanzeDproduktion.
pro Jahr. Die Bödeu wurden in Proben von der oberen fußhohen und
den unteren bis etwa 2 Fui3 gehenden Schichten mit Wasser ausgezogen
und in den Auszügen Trockenrückstand, Cl, SO3 und Alkalität bestimmt.
Nach diesen Bestimmungen ist die Versalzung des Bodens in verschiedenen
Tiefen ungleich ; daher ist die Pflanze gezwungen sich mit verschiedenem
Salzgehalt abzufinden; so verträgt z. B. die Festuca- und Stipa- Vegetation
in 2 Fuß Tiefe einen solchen Salzgehalt, \velchen sie in 1 Fuß nicht aushält.
Unter Hinweis auf die Versuche von Dernay und Harter neigt der Vf.
zu der Annahme, daß nicht nur CaS04 sondern auch CaCOg der Pflanze
die Möglichkeit geben, höhere Grade der Versalzung zu ertragen. Diese
Kalksalze waren in den tieferen Bodenschichten in größerer Menge (0,6
bis 0,8% SO3 des trocknen Bodens) vorhanden als in den oberen bis
0,02% SO3. Die Fähigkeit der Gramineen und der Artemisia- Arten, in
den tieferen Schichten eine höhere Versalzung zu vertragen, nur durch
den Einfluß des mit der Tiefe zunehmenden Gehalts an CaSO^ und CaC03
zu erklären, hält der Vf. für nicht möglich; es scheint, daß die Pflanze
auch in dieser Richtung eine aktive Rolle spielt.
Die Art der Farbe des schwarzen Baumwollbodens. Von H. E.
AnnettJ) — Der schwarze Baumwollboden Indiens nimmt einen Flächen-
raum von wenigstens 200 000 Quadratmeilen ein und steht hinsichtlich seiner
Bedeutung unter den indischen Böden an zweiter Stelle, da er den bei
weitem größten Anteil der indischen Baumwolle hervorbringt. Seine Farbe
variiert von einem tiefen Schwarz bis zu einer schiefergrauen Färbung.
Der typische Baumwollboden hat jedoch eine tiefschwarze Farbe und eine
ausgesprochene Neigung, bei trocknem Wetter Sprünge zu bekommen. —
Verschiedene Untersuchungen zur Erklärung dieser Eigentümlichkeiten ver-
liefen erfolglos. Der Autor glaubt, daß der Boden in situ aus schwarzem
Porphyr entstanden sei. Die schwarze Farbe desselben schreibt er der
Gegenwart von titanhaltigera Magnetit in Verbindung mit 1 — 2 % löslicher
Huroussubstanz zu; die Mineralsubstanz kann nicht die alleinige Ursache
der Färbiing sein. — Hier sei als analoge Erscheinung erwähnt, daß die
Farbe gewisser hawaischer Böden ebenfalls teilweise auf die Gegenwart
von Mineralsubstanz, in diesem Falle Braunstein, zurückzuführen ist. (Kalb.)
Beitrag zur Frage der Feststellung des Nährstoffgehaltes einer
Ackerparzelle. Von Hermann Kaserer, -) — Von Parzellen von 1000 qm
Größe wurden mittels des Kopetzky 'sehen Röhrenbohrers an 9 gleich-
mäßig verteilten Punkten bis zu 20 cm Tiefe Bodenproben genommen und
diese Proben jede für sich auf ihren Gehalt an Trockensubstanz, Gesamt- N
und Nitrat -N untersucht. Die zwei Parzellen, von denen diese Probe ge-
nommen, hatten von 1903 und früher an keinen Stallmist erhalten. Zur
Bestimmung des Gesamt-N wurden je 4 Analysen ausgeführt, bei den
Nitrat-N- Bestimmungen nur je eine. Während die Einzelbestimmungen
von jeder Probe untereinander sehr gut übereinstimmende Ergebnisse
lieferten, stimmen die N- Gehalte der 9 Probenahmen nicht gut überein;
sie schwankten bei der einen Parzelle von 0,113 — 0,134% der Boden-
trockensubstanz, bei der andern Parzelle zwischen 0,122 — 0,145%. Noch
1) Mem. Dept. Ag:r. India, Chem. Ser.. 1 (1910), Nr. 9, 185-203: ref. nach Exper. Stat. Rec.
1910, 23, 316. — 2) Zeitschr. landwsch. Versuchsw, i. üsterr. 1910, 13. 742—747. iLandwsch. Labor,
d. K. K. Hochschule f. Bodenkultur, "Wien.)
A. Quellen der Pflanzeaernährung. 3. Boden. 73
größer sind die Schwankungen im Gehalte an Nitrat- N, nämlich zwischen
0,00073—0,00189% bezw. zwischen 0,00080—0,00121% (im letzteren
Falle gaben jedoch 6 der Einzelproben übereinstimmend 0,00080%, die
3 übrigen Proben 0,00120 — 0,00121 7o). Es ergibt sich hiernach aus
dieser Untersuchung, „daß Bestimmungen, die mit einiger Sicherheit
Schlüsse auf den Nährstoffvorrat einer Ackerparzelle zulassen sollen, un-
bedingt sich auf Durchschnittsproben einer großen Anzahl von Einzel-
proben stützen müssen (etwa von jedem qm)".
Faktoren, welche den Phosphorsäuregehalt des Bodens be-
einflussen. I. Der P205-Gehalt als Wirkung der Bewirtschaftung.
Von A. R. Whitson und C. W. Stoddart.^) — Der Boden von Wisconsin
enthält im jungfräulichen Zustande nach der Untersuchung der Vff. mehr
PgO-, als der angebaute und ungedüngte oder ungenügend gedüngte Feld-
boden. So fanden sie einen Gehalt an P2 0g im Durchschnitt von 9 Böden
im jungfräulichen Boden 0,185% P2O5, im bebauten, fast nie gedüngten
Boden 0,120%. Auf den Acker berechnet erhielt ersterer 1225 Pfd. PgOg
mehr als letzterer. Durch die Ernte waren dem Boden p. Acker 1086 Pfd. PgOg
entzogen, durch die Düngung jedoch nur 109 Pfd. zugeführt worden. Durch
bessere Bestellung und Düngung wird das Verhältnis umgekehrt, so daß
der Gehalt des Bodens an P2O5 zunimmt.
Der Kohlensäuregehalt des Bodens während der verschiedenen
Wachstumsperioden der Pflanzen. Von P. Barakow. -) — Um die
Znsammensetzung der Luft in den Lysimeterböden und ihre Abhängigkeit
von der Pflanzenentwicklung festzustellen, unternahm der Vf. im Sommer
1907 eine systematische Untersuchung der Bodenluft auf ihren COj-Gehalt.
Zu diesem Zwecke wurden vom April an bis zum Herbst in einwöchentlichen
Zwischenräumen Luftproben in 1,5 — 2 1 fassende Kolben (welche mittels
Wasserstrahlpumpe vorher vollkommen luftleer gemacht waren) aufgenommen.
Die COg wurde auf übliche Weise bestimmt. Die verschiedenen Boden-
arten wurden mit ein und derselben Pflanze, gelben Lupinen, besät, gleiche
Böden dagegen (lehmiger Sand und Löß) mit verschiedenen, dem Frucht-
wechsel entsprechenden Pflanzen. — Die erhaltenen Resultate bestehen in
folgendem: ,,1. Die Hauptquelle der COg im Boden wird durch die Atmung
der lebenden Pflanzenwurzeln erzeugt. 2. Die CO2 -Menge wechselt je
nach der Entwicklungsperiode der Pflanzen: im Anfang der Vegetations-
periode ist die CO2 -Menge unbedeutend, dann steigt sie rasch imd erreicht
zur Blüteperiode ihr Maximum, wonach ihr Gehalt eine rapide Abnahme
zeigt, um zur Reifeperiode ein Minimum zu erreichen. 3. Die absoluten
CO2 -Mengen sind auf verschiedenen Böden ungleich und hängen von ihrer
Fruchtbarkeit ab: je fruchtbarer der Boden und je üppiger die Pflanzen-
entwicklung, desto größer sind die absoluten CO2- Mengen während sämt-
licher Vegetationsperioden. 4. Beim Vergleich der Atmungskurven ver-
schiedener Pflanzenwurzeln bemerken wir bei jeder Pflanze ihre besonderen
Eigentümlichkeiten. Die Lupinen, deren Wurzeln durch eine hohe Auf-
nahmefähigkeit ausgezeichnet sind, haben eine Atmungskurve, welche auch
auf mageren Böden zur Blütezeit eine starke Steigung zeigt. Einen
ähnlichen Verlauf zeigt die Atmungskurve des Hafers, dessen Wurzeln
1) Eesearoh Bull. Nr 9, 1909, Agric. Expei. Stat. "Wisconsin; ref. nach Centrlbl. Agrik. - Chem.
1910, 39, 287. — -^j Russ. Journ. f. experim. Landwsch. 1910, 11, 342—343.
74 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
allen übrigen Getreidearten an Aufnahmefähigkeit überlegen sind. Sie
unterscheidet sich nur dadurch, daß das Maximum zwei Wochen vor dem
Blühen erreicht wird, was mit den Untersuchungen von Herrn I. Pulmann,
nach welchen gerade dieser Zeitpunkt aus meteorologischen Gründen für
den Hafer als kritischer erscheint, übereinstimmt. Den schwächer
assimilierenden Gerstewurzeln entspricht eine flachere Atmuugskurve , als
dem Hafer. Noch schwächer ist die Atmungsfähigkeit der Wintergotreide-
arten (wenigstens während der Frühlings- und Sommerperiode), was be-
sonders für den Weizen gilt. Die Kurven der Wurzel- und Knollengewächse
zeichnen sich durch langsames Ansteigen, langandauernde Maximalperiode
und langsames Sinken aus. Was speziell die Kartoffel betrifft, so wird
hier das Maximum nach der Blütezeit, bei der Zuckerrübe dagegen während
des Wachstumsminimums erreicht. Die größte Atmungsenergie fällt also
bei den Wurzeln dieser Pflanzen mit der Ablagerung der Reservestoffe in
Wurzeln und Knollen zusammen, was bekanntlich mit einem großen
Energieaufwand beim Auseinanderschieben der Bodenteilchen verbunden
ist. 5. Aus dem 4. Satze folgt, daß die Aufnahmefähigkeit der Wurzeln
der Atmungsenergie der Wurzeln parallel läuft und durch letztere erklärt
werden kann. 6. Die partiellen Schwankimgen der Atmungskurven finden
in dem Eindringen der Luftfeuchtigkeit in den Boden ihre Erklärung:
bei ihrem allmählichen Eindringen zwingt sie auch die CO2 in die Tiefe
zu dringen; dieser umstand veranlaßt eine vorübergehende unbedeutende
Steigung der Atmungskurve. 7. Was die CO2- Bildung aus sich zer-
setzenden organischen Überresten anbetrifft, so konnte eine solche nur in
einem Falle beobachtet werden, wo Lupinen und Wicke zur Gründüngung
untergepflügt worden waren. Jedenfalls steht diese CO2- Quelle (wenigstens
in den hier erörterten Versuchsbedingungen) den lebenden Pflanzenwurzeln
ganz entschieden an Bedeutung nach."
Eine Methode für das Studium von Problemen der Boden-
fruchtbarkeit. Von Jac, G. Lipman.^) — Dem Vf. war der augen-
scheinliche günstige Einfluß von Felderbsen auf Hafer, wenn diese durch-
einander wachsen, aufgefallen. Der kräftige Wuchs des Hafers, seine
dunkelgrüne Farbe und die verzögerte Reife waren eine Anzeige einer
reichlichen Zuführung von verwertbaren N- Verbindungen. Andererseits
war Hafer, zu gleicher Zeit ohne Erbsen ausgesät, weniger kräftig in
seinem Wachstum und reifte früher. Weitere Beobachtung und Nach-
forschung brachten den Vf. zu der Meinung, daß das gesellschaftliche
Wachsen von Leguminosen und Nichtleguminosen häufig günstig ist für die
Zuführung von N- Verbindungen, die entweder von dem Zerfall der fasrigen
Leguminosen wurzeln oder von löslichen, aus der Wurzel in den um-
gebenden Boden gelangenden Substanzen herstammen. Zur Prüfung dieser
Beziehungen zwischen Leguminosen und Nichtleguminosen verwendete der
Vf. zwei Töpfe verschiedener Größe und Weite, so daß der kleinere in
den weiteren gestellt werden konnte. Der äußere Topf war von glasierter,
undurchlässiger, der innere von poröser durchlässiger Masse. Beide wurden
mit Quarzpulver gefüllt und dieser mit allen Pflanzennährstoffen außer N
versehen, sowie mit einem Bodenaufguß. In den äußeren Topf wurde eine
1) Journ. Agric. Science III. Part 3. 297—300, Sept. 1910. (New Jersey Agr. Coli. Expor. Stat.
New Brunswick.)
A. Quellen der Päanzenernährung. 3. Boden. 75
Leguminose, Erbse, in den inneren Topf Hafer gesät. In abgeänderter
Weise wurde ein zweites Paar Töpfe gleich behandelt, nur mit dem
Unterschied, daß der innere Topf gleichwie der äußere aus undurchlässiger
Masse hergestellt war. — Wie erwartet gedieh in dem ersteren Falle der
Hafer in vorzüglichem Grade, während im zweiten Falle der Hafer nur
ein mäßiges Wachstum und blassere Blätter zeigte, wie im ersteren Falle.
Da der Hafer den zu seinem Wachstum nötigen N im inneren Topf nicht
erhalten hatte, so müssen lösliche N- Verbindungen von der Leguminose
geliefert und durch die poröse Wand des inneren Topfes diffundiert sein.
Der Vf. glaubt, dieselbe Einrichtung auch zur Lösung anderer Fragen der
Pflanzenernährung benutzen zu können.
Die Fortdauer der Fruchtbarkeit in Böden Asiens. Von F. H. King.^)
— Auf Grund persönlicher Beobachtungen beschreibt der Vf. die in China,
Korea und Japan angewandten Methoden zur Nutzbarmachung wertloser
Produkte für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. — Trotz melirjähriger
Bebauung bewahren die Böden ihre Fruchtbarkeit ohne Anwendung von
Kalisalzen, Phosphaten oder Nitraten. Der Stickstoffersatz wird durch den
beharrlichen Anbau von Leguminosen beschafft, das K2O und das P2O5-
Bedürfnis durch Nutzbarmachung von Abfallprodukten und durch sorgfältige,
die Lösung der Boden -Minerale begünstigende Bodeubehandlung gedeckt.
Was Japan angeht, so ist dieses Land, das auf ein Areal von 21321 Quadrat-
meilen eine Bevölkerung von 48500 000 Seelen und 260 000 Pferde und
sonstiges Vieh, also auf die Quadratmeile 2 277 Seelen und 125 Stück
Vieh zu ernähren hat, imstande, seinen Bedarf an Nahrungsmitteln selbst
zu beschaffen. Dieses Ziel ist nur durch eine sorgfältige Erhaltung und
Anwendung jedes bischens Düngematerials, durch Gründüngung und große
Sorgfalt in der Boden behandlung erreicht. — Viel Dungmaterial wird als
Kompost angewandt. Die in Japan gebräuchlichen Methoden der Kora-
postierung, wie die für die Aufbewahrung des Kompostes benutzten Gebäude
werden beschrieben. Die Arbeit enthält noch Angaben über die Zu-
sammensetzung von Kompost, Aschen und Gründüngungsmassen. (Kalb.)
Über die Fruchtbariceit des Bodens in bezug auf Phosphor-
säure. Von A. Kostzyelyetzkii. - ) — Ein weiterer und genauerer Bericht
über bereits erwähnte Untersuchungen, der besagt, daß das Wachstum des
Aspergillus niger in Nährflü-ssigkeiten einen Anhalt gibt über deren Gehalt
an Phosphorsäure. — Es wurde ermittelt, daß die P2O5 Y200 '^^^ Gewichts
von dem Mycelium dieses Pilzes beträgt. Versuche zwecks Bestimmung
des Alters, in welchem das Mycel sein volles Wachstum erreicht, sowie
der Ermittelung des °/o-isch. Gehalls an P2O5 im ausgewachsenen Mycel
ergaben, daß bei Anwendung der geringsten Menge von P2O5 (nicht über
0,025%) der Aspergillus in 18 Tagen sein Wachstum vollendete und in
dieser Zeit fähig war, den ganzen Inhalt an P2O5 zu absorbieren. Die
mit dem Aspergillus erzielten Ergebnisse stimmten genau mit denen
überein, die sich beim Extrahieren von Podzol-Boden mit Citronen-Säure
und von Tschernosem-Boden mit Oxalsäure ergaben. (Kalb.)
1) Country Gent. 75 (1910), Nr. 2973, 53 u. 54, figs. 4; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22,
522 u. 523. — 2) Zhur. Opuitn. Affron. (Russ. Journ. Exper. Landwsch.) 10 (1909), Nr. 4, 449-483;
ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22, 619.
76 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Beitrag zum Studium der Beziehungen zwischen der Fruchtbar-
keit des Bodens und der in Wasser löslichen Phosphorsäure. Ton
J. Pouget und D. Chouchak.^) — An 17 Ackerböden, denen sehr ver-
schiedene Reaktion auf PgOg- Düngung durch Gefäßversuche bestimmt
wurde, haben die Vff. mit Hilfe ihres colorimetrischen Verfahrens zur Be-
stimmung kleiner Mengen PjOj^) die mit l^^/gig. Citronensäure nach Dyer
und die mit calciumdicarbonathaltigem Wasser ausziehbare PgOj- Menge
bestimmt. Nach den Yersuchsergebnissen ist anzunehmen, daß die P2O5-
Yerbindungen im Boden in einer leicht löslichen Form, die zum größten
Teile in organischer Bindung vorhanden zu sein scheint, und in einer
weniger löslichen Form enthalten sind. Beide Formen sind assimilierbar,
da die Absorption der Pg O5 durch die Pflanzen nur von der Concentration
der Bodenlösung abhängt, die wieder von dem Verhältnis beider Formen
zueinander und von der Menge der begleitenden mineralischen Boden-
elemente abhängig ist. Bei den weniger fruchtbaren Böden ist die erstere
Form nur in geringer Menge vorhanden und lange vor der vollen Ent-
wicklung der Pflanze erschöpft. PjO- -Düngung vermehrt die in dieser
Form vorhandene P2O5 -Menge und wirkt aus diesem Grunde günstig. —
Die Concentration der Bodenlösung spielt zweifellos eine wesentliche Rolle
bei der Pj 05-Versorgung der Kulturpflanzen. — In einer weiteren Arbeit
der Vff. über die Absorption der PgOg in Lösungen durch die Pflanzen
ergab sich bei Wasserkulturen, daß bei Concentrationen zwischen 4 und
0,14 mg P2 O5 pro 1 Absorption der P2O5 eintrat, die jedoch in keiner
Beziehung zum verdunsteten Wasser steht und viel schneller vor sich gebt.
Ist die Concentration größer als 1 mg. so ist sie direkt der Absorption
proportional, wird sie kleiner als 1 mg, so nimmt die Absorption viel
schneller ab als die Concentration. Ist in 1 1 weniger als 0,1 mg P2O5
enthalten, so wird P2O5 nicht mehr absorbiert; die gelöste P2O5 nimmt
vielmehr zu. Nach einiger Zeit ist die gesamte P2 O5 in organischer
Bindung vorhanden, da die Reaktion mit Strychuin nitro molybdat erst nach
dem Eindampfen der Lösung und Glühen des Rückstandes eintritt. Die
Wurzeln liefern also organische Ausscheidungen. Die Absorption der P2O5
hängt somit nur von dem Bedarf der Pflanzen und von der Concentration
der Lösungen ab. An der Erhöhung der Concentration der Bodenlösungen
können auch die Wurzelausseheidungen und die ausgeatmete C O2 mitwirken.
Eine Wirkung der Drainige. Von Bieler-Chatalan.'^) — Bei der
Prüfung der Wirkung von Kalidünger auf natürlichen Wiesen wurde auf
zwei benachbarten Wiesen von gleicher Bodenbeschaffenheit eine ziemlich
verschiedene Wirkung beobachtet. Während sich der Ertrag an Heu auf
der Wiese zu Macheiry durch Kalidünger um 17^0 steigerte, betrug diese
Steigerung an Heu auf der benachbarten Wiese zu Colovrex nur 6%,
trotzdem daß der Boden von Macheiry reicher an K2O war, als der erstere.
Es waren nämlich löslich KjO:
in kalter in COj-haltigem
concentr. HCl Wasser
im Boden von Macheiry . . . l,9o/o O.IO80/0
Colovrex . . . 1,6 „ 0,090 „
1) Eevae generale de Chimie pur et appl. 13. 157—178, 198—201 u. 219-222: ref. (fast wörtlich)
nach Chem. Centrlbl. 1910, II. 491 (Mach ) — 2) Siehe vorig. Jahresber. S. 470. — S) Compt. rend.
1910, 150. 884—886; siehe auch Chcra. Centrlbl. 1910, I. 1985. (Düsterberg.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 77
Dieses auffallende Ergebnis scheint sich dadurch zu erklären, daß der
erstere Boden dichter und schwerer und trotz der Drainage weniger
durchlässig ist. als der andere. Infolgedessen werden die im ersteren
Boden enthaltenen löslichen Nährstoffe von den Pflanzen schwerer auf-
genommen werden, als die Nährstoffe des zweiten Bodens, in dem Luft
und Wasser leicht circulieren können. Bei dieser erschwerten Ausnutzung
des Bodens auf der Wiese zu Macheiry haben die Pflanzen den größeren
Nutzen von einer künstlichen Zuführung von KgO.
Der Einfluß der Erd- (Regen-) Würmer auf die Fruchtbarkeit des
Bodens. Von Eduard John Russell.^) — Die über diese P'rage an-
gestellten Untersuchungen führten zu folgenden Schlüssen: Die Erdwürmer
scheinen einen merklichen direkten Einfluß auf die Erzeugung von Pflanzen-
nährstoffen nicht zu haben. Organische Substanz scheint sich zu zersetzen
unter Bildung von Nitraten gleichmäßig schnell, ob Würmer vorhanden
sind oder nicht. Sie sind reich an N, etwa 1,5 — 2^1 o, und sie zersetzen
sieh rasch und vollständig; auf diese Weise liefern sie nach iiirem Tode
eine gewisse Menge Pflanzennährstoffe an den Boden. Ihr Nutzen für
den Boden und das Gedeihen der Pflanzen besteht hauptsächlich in ihrer
Tätigkeit als Kultivator, indem sie den Boden lockern und düngen und
durch ihr Gängebilden die Lüftung und Entwässerung des Bodens befördern.
Die Nutzbarkeit im Boden enthaltener Phosphate. Von W. P.
Kelley. ■') — Der Vf. ist der Meinung, daß sich die im Boden enthaltenen
nutzbaren Phosphate sich durch Ausziehen des Bodens mit Yö"''^ HCl
oder -/g-n HNOg bestimmen lassen, und daß, wenn eine große Menge
Säure zur Neutralisierung gebraucht, die betr. Böden auch einen entsprechend
hohen Gehalt an löslichen Phosphaten haben. Die zur Neutralisieruog
nötige Menge Yg-n HCl gibt gleichzeitig auch einen Anhalt, ob der Boden
CaO braucht und ob ihm etwa P, O5 mangelt. Während Ca -Phosphate
durch ^l^-x\ HCl gelöst werden, werden die basischen Fe- und AI -Phosphate
kaum davon angegriffen; diese müssen mit Iprozent. Na OH, die nur
geringes Lösungsvermögen für Ca-Phosphat besitzt, längere Zeit bei 40^
digeriert werden; im Filtrate läßt sich dann die P^Og bestimmen.
Beziehungen der Ergebnisse von Topfversuchen zum Gehalt an
aktiver Phosphorsäure im Boden. Von G. S. Fraps.^) — Unter aktiver
P2O5 versteht der Vf. solche, die 200 g des Bodens bei 5 stund. Digestion
(40 0) mit 2000 ccm Yg-n HNO3 entzogen wird. Während eines Zeitraums
von etwa 4 Jahren ausgeführte Versiiche mit Texasböden haben ergeben,
daß solche Böden, die 20 Teile oder noch weniger aktiver H3PO4 auf
1 Million Boden enthalten, bei Topfkulturen sich als höchst PgOg bedürftig
erweisen, solche mit einem Gehalt von 30 — 100 Teilen H3PO4 sind ge-
wöhnlich P205-bedürftig, und solche mit 100— 300 Teilen H3PO5 können,
aber brauchen nicht P2 Og-bedflrftig zu sein, da günstige und ungünstige
Ergebnisse sich in diesem Falle etwa gleich stehen. Die Menge der durch
die Ernte dem Boden entzogenen H3PO4 steht in enger Beziehung zur
Menge der im Boden vorhandenen aktiven H2PO4.
1) Journ Agric. Science 1910, III. Part 3, 246—257. — ^) Joum. of Ind. tu Engin. Chem. 2, 277;
Hawai Exper. Stat. ; ref. nach Chem. Centrlbl. 1910, II. 1495. (Helle.) — 3) Ebend. 2, 350—352; ref.
ebend. 1910, U. Iü82. (Helle.)
78 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Einfluß an Kalk auf die Lösiichkeit von Bodenbestandteilen.
Von E. W. Gaither. ^) — Es ergab sich bei Gefäß versuchen mit Luzerne,
(]aß — wie schon bei früheren, nicht veröffentlichten Versuchen — die
Kälkung des Bodens die Kaliauf nähme herabsetzt, die Verwertung von
schwerlöslicher P2O3 aber ermöglicht, indem er an Stelle von Fe und AI
in den Phosphaten eintritt. Auch wirkt der CaO aufschliei3end auf ge-
wisse Silicate, die dadurch leichter löslich in ^/5-n HNO3 werden, ohne
daß jedoch Kaliumverbindungen davon betroffen werden.
Nutzbarkeit des Bodenstickstoffs im Verhältnis zur Basicität des
Bodens und zum Wachstum von Hülsenfrüchten. Von T. Lyttleton
Lyon und James A. Bizzell.-) — Versuche der Vff. mit Luzerne und
Timotheegras auf gekalktem und ungekalktem Bodi^n bestätigen die Ansicht,
daß ein gewisser Grad von Basicität im Boden günstig auf die Nitratbildung
wirkt, und daß CaO-Zusatz eine Nitratvermehrung für wenigstens 4 Jahre
nach seiner Verwendung bewirkt. In Boden, auf dem Luzerne wuchs,
war eine höhere Nitrifiication, als in solchem mit Timothee bestellten.
Luzerne auf gekalktem Boden ist N- reicher als Luzerne auf kalkarmem
Boden gewachsen; wachsen Timothee und Luzerne zusammen, so ist
ersteres N-reicher, als wenn es allein gew-aehsen, und diese Unterschiede
treten noch deutlicher hervor bei gekalkten and bei kalkarmem Boden.
2. Physik des Bodens und Absorption.
Bodentemperatur. Von C. Flammarion. ^) — Die Arbeit enthält
mehrjährige Beobachtungsergebnisse über die Temperatur des Bodens in
verschiedenen Tiefen bis zu einem Meter, verglichen mit der Lufttemperatur.
— Es ergab sich, daß die täglichen Schwankungen der Temperatur im
Boden mit der Tiefe und der Jahreszeit abnehmen. Die Temperatur-
Veränderungen im Boden bleiben zeitlich hinter denen der Luft zurück
und diese Differenz nimmt mit der Tiefe zu. So erreicht die Lufttemperatur
ihr Maximum ungefähr um 2 Uhr nachmittags, die Maximaltemperatur
des Obergrunds ist um 1 Uhr erreicht. In einer Bodentiefe von 0,05 m
ist dasselbe 2^*^, in einer Tiefe von 0,1 m um 3^^ und in einer Tiefe von
0,25 m um 6 Uhr nachmittags erreicht. Das Minimum der Luft- und
Bodentemperatur fällt ein wenig vor Sonnenaufgang ein. Bei 0,05 m
liegt es ein wenig nach Sonnenaufgang und bei 0,1 m eine, bei 0,25 m
4 Stunden nach Sonnenaufgang. Im Winter sind alle Bodenschichten
wärmer als die Luft. Der Obergrund war wärmer als die Luft vom Mai
bis November. Der größte Unterschied in dieser Beziehung w^urde im
Juni beobachtet. Die Temperatur des Obergrunds nahm ab bis Ende
September und zwar unter die Bodentemperatur bei 1 m Tiefe, im Oktober
unter jene bei 0,5 m und im November unter jene bei 0,25 m. Während
einer Reihe von Jahren wurden regelmäßige jährliche Schwankungen der
Bodentemperatur beobachtet, die zu denen der Luft in Abhängigkeit standen.
Im Dezember, Januar und Februar wurde eine konstante Zunahme, im
») Journ. of Ind. and Engin. Chem. 2, 315: ref. nach Chem. Centrlbl. 1910. 11. 1558 (Helle).
(Wooster. Ohio, Agric. Exper. Stat ) — =) Ebend. 2, 313. (Cornoll Univers. Dep. of Soils Technol.);
ref. nach Chem. Centrlbl. 1910, H. 1558. (Helle.) — 3) Bul. Mens. Off. Renseig. Agr. [Paris] 8 (1909),
Nr. 8, 1106-1117, figs. 3; ref. nach Esper. Stet. Rec. 1910, 22, 521.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 79
Mai, Juni und Juli eine konstante Abnahme der Bodentemperatur mit der
Tiefe konstatiert. Die erste Temperatur- Umkehr trat in der Zeit vom
März zum April ein, wenn die Bodenlemperatur an der Oberfläche am
höchsten Avar und bis zu einer Tiefe von 1,5 m abnahm. Die zweite
Temperatur-Umkehr kam im Herbst, wenn die Temperatur der oberfläch-
lichen Bodenschichten am niedrigsten war und bis zu einer Tiefe von
1,5 m zunahm. Der allgemeine Charakter der täglichen Schwankungen
war derselbe im bebauten und unbebauten Boden, aber die oberen Schichten
des bewachsenen Bodens waren wärmer im Winter und kälter im Sommer
als die unteren Schichten. (Kalb.)
Der Einfluß des Forstes auf die Bodentemperatur in verschiedenen
Tiefen. Von E. Ceuf. ^) — Die an der ecole forestiere in Nancy in den
Staatsforster zu Amance und Elieux ausgeführten geothermischen Be-
obachtungen bestanden in vergleichenden Prüfungen der Bodentemperatur
innerhalb und außerhalb des Forstes, wobei verschiedene Forstarten berück-
sichtigt wurden. Die in den Forsten von Amance erhaltenen Ergebnisse,
die sich mit den zu Elieux erzielten decken, waren die folgenden: Wald-
boden unter Beständen mit Blattabfall ist in allen Tiefen bis zu SO cm
im Winter etwa Yj^ C. wärmer, im Sommer ungefähr 3*^ kälter als die
des nicht mit Wald bestandenen Bodens. — Die Schwankungen der Boden-
temperatur sind innerhalb des Waldes ungefähr 3 — 4^ geringer als aiiBer-
halb desselben. — Im Sommer ist der Boden eines 16 jährigen Nieder-
waldes ^2*^ kälter als der eines 100jährigen Hochwaldes. — Die Amplitude
der täglichen Schwankungen der Bodentemperatur in einer Tiefe von
20 cm verglichen mit derjenigen der täglichen Schwankungen der Temperatur
der Luft über freiem Boden sind relativ gering. Der Wald scheint die
Temperatur ungefähr um einen Grad zu erniedrigen. Bei einer Tiefe von
80 cm sind diese täglichen Schwankungen nicht mehr meßbar. — Die
Tagestemperatur der Luft über freiem Boden hat ihr Maximum ungefähr
um 2 Uhr, die Bodentemperatur in 20 cm Tiefe ihren höchsten Stand um
6 Uhr nachmittags erzielt. . (Kalb.)
Einfluß der Bodendecke auf Temperatur und Wärmeaustausch
in den oberen Bodenschichten. Von Zaboslawski. ^) — Über einer
Thermometerreihe wurden 15 Jahre lang im Sommer die Pflanzen und im
Winter die Schneedecke entfernt, während sie über einer anderen Reihe
erhalten blieb. Man fand bis zu einer Tiefe von 17 m: auf der ersterea
2347,6 g Calorieen, auf der letzteren 1822,9 g Calorieen — Differenz
524,7 g Calorieen. Die Differenz betrug in einer Tiefe von 0 bis 1,6 m
473, in einer Tiefe von 1,6 bis 2,7 m 49,7, in einer solchen von 2.7
bis 17 m C. Die Wirkung der Decke verschwindet also in einer
Tiefe von 2,7 m. — Der Wärmeaustausch der Säule in bedecktem wie
in entblößtem Boden wurde von Monat zu Monat berechnet und danach
die Wärmemenge bestimmt, die der Boden unter dem Einfluß der Decke
weniger aufgenommen oder abgegeben hat. Es sind der Arbeit eine Menge
von Tabellen und Zeichnungen beigefügt, welche dies veranschaulichen.
Doch ist, wo es sich um die Wärmebilanz der oberen Schichten handelt,
^) Bul. Soc. Sei. Nancy, 3. ser., 10 (1909). Nr. 1, 51—66, fils. 4; ref. nach Exper. Stat. Reo.
1910, 22, 44. — 2) Mitt. d. Kaiserl. Forstinst, in St. Petersburg Bd. XIX. St. Petersburg 1909 (russisch
mit Inhaltsangabe in deutscher Sprache); ref. in Zeitschr. f. Forst- a. Jagdw. 1910, 42, 637.
80
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
die Frage durch Beobachtung der Temperatur allein nicht erschöpft, es
wird vielmehr auch das Studium des Wasseraustausches notwendig.
(Bleuel.)
über den Wassergehalt des Bodens. Von W. Schneidewind. ^)
— In Übereinstimmung mit den früheren Ergebnissen zeigte der „Brache-
boden" auch in trockenen Jahren und in trockenen Perioden stets einen
guten Feuchtigkeitsgehalt. Es betrug der procent. Wassergehalt des
Brachebodens im Durchschnitt der Monate April — Juli
1905 1906 1907 1908 1909 im Durchschnitt
15,43 16,03 15,11 14,63 14,91 15,22» „
Die Düngung des Bodens beinflußt dessen Feuchtigkeitsgehalt insofern,
als die gedüngten, d. h. kräftiger wachsenden Pflanzen einer größern
Menge Wasser bedürfen als ungedüngte und den Boden trockner machen,
was nachstehende Zahlen über den Wassergehalt zum Ausdruck bringen.
Parzellen
Juli 1908
Kartoff. Rüben
Juli 1909
Kartoff. I Rüben
August-Septemb.
1908
Kartoff. 1 Rüben
August-Septemb.
1909
Kartoff. I Rüben
Ungedüngte . . . .
volle Mineraldüngung .
desgl. + Stalldünger .
13,08
12,44
12,24
12,86
11,14
10,64
15,05 14.11
14,35 13.24
14,38 1 13.35
15,00 13,49
14,71 j 12,77
14,24 12,49
14,30
14,11
13,26
12,57
12,54
11,66
Stark nehmen auch die Gründüngungspflanzen den Wassergehalt des
Bodens auf, was ebenfalls zahlenmäßig nachgewiesen wird, namentlich war
bei Gelbklee der Wassergehalt bedeutend zurückgegangen. Die unter-
gepflügte Gründüngung übt, wie Zahlenbelege nachweisen, einen schädigenden
Einfluß auf den Wassergehalt des Bodens nicht aus, wenn der Acker nicht
zu locker daliegt.
Die Bedeutung der BodenkoUoide für die Bestimmung der
Hygroskopicität in Acker- und Waldboden. Von Paul Ehrenberg
(-Münden) und H. Pick (-Breslau).-) — Um festzustellen, ob die Boden-
kolloide durch ihre Veränderung beim weitgehenden Trocknen die Hygros-
kopicitätsbestimmungen nach der bisher üblichen Methode ungenau zu
machen vermöchten, prüften die Vfif. in dieser Richtung eine Kolloid Substanz
und kolloidhaltige Materialien und zwar: amorphe SiOg, dargestellt durch
Eindunstung eines Hydrogels an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur,
lufttrocken, Teichschlamm, Faulschlamm, Ton, Dollartschlick, Löß, humose
Gartenerde, Humuskolloid, selbst hergestellt, lufttrocken, kultivierter Moor-
boden, oberflächlich getrocknet. Aus ihren Untersuchungen ergibt sich,
abgesehen von der Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, daß besonders die
Humussubstanzen ein vorheriges Trocknen bei der Hygroskopicitäts-
bestimmung mit unrichtigen Werten quittieren, die unzweideutige Forderung,
zumal bei der Untersuchung von humosen und Moorböden, keinesfalls von
völlig oder auch nur lufttrocken gemachtem Boden auszugehen, sondern
von der feuchten Seite aus den Dampfspannungs-Ausgleich zu erreichen.
Die eben geforderte Änderung der Methodik der gedachten Bestimmung
1) 7. Ber. über d. Vers. -Wirtsch. Lauchstädt 1907-1909. (Unter Mitwirkung von D. Meyer,
F. Munter, J. Graff und W^ Gröbler); ref. nach D. landwsch. Presse 1910, 37, Nr.41, 44,S. —
2) Overgedrukt uit hed ,,Gedenkboek van Bemmelen" 1910, 1—12. (A. d. agrik.-chem. Inst. d. Univ.
Breslau.;
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 81
läßt erwarten, daß wir wenigstens einigermaßen den Zustandsänderungen
der Bodeukolloide Rechnung tragen und so weiter in die Bedingungen der
sog. physikalischen Eigenschaften des Bodens einzudringen vermögen.
Gänzlich wird freilich auf dem hier behandelten Wege die in den Zustands-
änderungen der Bodenkolloide liegende Fehlerquelle nicht beseitigt werden
können.
Das Wasserfassungsvermögen und die kapillare Steigkraft einiger
typischer Pfälzer Weinbergböden unter dem Einfluß verschiedener
Meliorationsmittel. Von O. Engels.^) — Nach eingehender Besprechung
der physikalischen Eigenschaften der Böden und ihrer großen Bedeutung
für den Pflanzenbau, insbesondere für den "Weinbau, berichtet der Yf. über
Untersuchungen, durch welche vermittelt werden sollte, ob und in welchem
Maße sich durch Kalkdüngung in verschiedener Form und durch Meliorationen
anderer Art die Wasserkapacität verringern oder erhöhen läßt und ob und
wie durch diese Maßnahmen auch die kapilläre Steigkraft im günstigen
Sinne beeinflußt werden kann. Die untersuchten Bodenarten (Sand, lettige
Sande und Lette) und Meliorationsmittel (Ton, Letten, Löß, Faulfelsen)
stammen sämtlich aus der Gemarkung des Bades Dürkheim. Die physi-
kalischen und mechanischen Untersuchungen wurden nach den üblichen,
vereinfachten Methoden ausgeführt. Die Ergebnisse werden vom Vf. in
folgenden Sätzen zusammengefaßt: Die Wassercapacität der leichten Sand-
böden wird durch Düngimg mit Kalk in Form von CaO und CaCOg
etwas herabgedrückt. Diese Herabminderung ist aber bei den in der Praxis
anzuwendenden Mengen ziemlich unerheblich. — Durch stärkere Kalk-
düngung wird auch die Wassercapacität der schweren Bodenarten, bei
denen geringe Mengen von Kalk ohne wesentlichen Einfluß sind, vermindert
und zwar proportional der angewandten Kalkmenge. — Die Wassercapacität
wird bei schweren Bodenarten ebenfalls vermindert durch Melioration mit
leichten Sandböden und zwar ebenfalls um so mehr, je größer die an-
gewendeten Mengen sind. — Wesentlich erhöht wird die Wassercapacität
bei leichten Sandböden durch Melioration mit Ton- und Letteböden; auch
Lößboden wirkt in dieser Beziehung günstig ein, letzterer hat den be-
sonderen Vorzug, daß er auch als Kalkdünger gleichzeitig wirken kann.
— Dieselbe Wirkung wie durch Melioration mit den genannten Bodenarten
kann man auch erreichen durch Aufbringung von Torfmull, und zwar
schon bei Anwendung von verhältnismäßig geringen Mengen. — Die
Wassersteighöhe in 24 Stunden war bei Zugabe von CaO und CaCOg in
Mengen 0,04 g bezw. 0,1 g ä 50 g sowie auch bei Zugabe von Torf in
einer Menge von 1 g ä 50 g annähernd die gleiche wie im ursprünglichen
Zustande. — Bei kräftigerer Zugabe von CaO in Mengen von 0,1 g
ä 50 g nahm die kapillare Steigkraft bei den leichten Böden schon
wesentlich ab. — Bei schweren Böden nimmt die kapillare Steigkraft
unter Anwendung von CaO entsprechend zu, doch muß man, um eine
wesentliche Steigerung zu erzielen, schon ziemlich erhebliche Mengen von
CaO anwenden. Bei einer Kalkgabe von 05, g ä 50 g entsprechend ca.
250 Ztr. pro Morgen differierte die Steighöhe gegenüber ungekälkt bei den
Letteböden um 4,7 cm und 2,5 cm. — Erhöht wird die kapillare Steig-
1) Das Weinblatt 1910, Nr. 8 bis Nr. 13.
Jahresbericht 1910.
g2 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
kraft bei leichten Boden noch durch Melioration mit Lößböden, dagegen
wesentlich verringert bei Anwendung von Ton und Lette, und zwar betrug
die Differenz im vorliegenden Fall in 24 Stunden ca. 7 cm. — Um bei
schweren Bodenarten durch Melioration mit Sandböden eine erhöhte kapillare
Steigkraft zu erzielen, müssen ebenfalls ziemlich große Mengen angewendet
werden, wie dies auch beim CaO der Fall ist. Nach den Versuchen
betrug die Differenz in der Steighöhe bei Anwendung von 10 g ä 50 g,
entsprechend ca. 5000 Ztr. pro Morgen in 24 Stunden gegen ungemischt
nur ca. 3 cm.
Die Bodenbearbeitung und der Wasserhaushalt im Boden. Von
G. Paris. ^) — In Übereinstimmuug mit den Resultaten anderer Autoren
haben auch die vorliegenden Versuche des Vfs. gezeigt, welch eine große
Bedeutung für die Pflanzenproduktion die tiefe Durcharbeitung des Bodens
hat. Auf einem Felde von möglichst gleichmäßiger Beschaffenheit wurde
die eine Parzelle mit dem gewöhnlichen, typischen, ortsüblichen Pfluge,
die andere mit dem Tief pflüg von Sack bearbeitet. Der Mehrertrag bei
Mais betrug im letzteren Falle in einem Jahre 23,15, in dem anderen
21,19 dz pro ha an gesamter Pflanzensubstanz. — Um die Wasserdurch-
lässigkeit der verschieden bearbeiteten Böden festzustellen, wurden nach
einem starken Regen Proben aus verschiedener Tiefe entnommen und
folgender Wassergehalt ermittelt:
Wassergehalt
Bodentiefe 19Q8 1909
cm flach tief flach tief
gepflügt
25 20.15 21.20 19,70 21,00
50 18,70 21,00 19,00 21,00
75 18,50 19,60 19,10 20,50
100 19,40 20,00 20,00 20,90
Mittel 19,19 20,45 19,45 20,85
Difi-erenz 1,26 1,40
Auf 1 ha Boden berechnet
in Tons 115,9 128,8
Die Zahlen bestätigen den Einfluß der Bodenbearbeitung auf die Wasser-
versorgung und den Wassertransport im Boden. Aus diesen imd früheren
Untersuchungen des Vfs. ist folgendes abzuleiten: Der Wassergehalt nimmt
bei den gut bearbeiteten Böden mit der Tiefe langsam und stufenweise zu;
bei schlecht bearbeiteten Böden sind die oberen Schichten bis 40 oder
50 cm wasserarm und in der Tiefe findet ein plötzliches Ansteigen des
Wassergehaltes statt. (M. P- Xeumann.)
Der Einfluß von Kalk und Humus auf die mechanische, physi-
kalische und chemische Beschaffenheit von Ton-, Lehm- und Sand-
boden. Von Willi Thaer.-) — Zur Ermittelung dieses Einflusses wurden
6 Bodenarten verwendet, die hinsichtlich ihres Gehaltes an abschlämmbaren
tonigen Teilen und an gröberen Teilen alle Abstufungen zeigten (61 bis
0,4% ton. T.) und auch hinsichtlich des hygroskopisch festgehaltenen
Wassers verschieden waren. Von den lufttrocknen, gesiebten und innigst-
1) Staz. sperim. agrar. ital. 1910, 43, 409. — -) Von der philos. Facultät d. Uiiiv. Göttingen
gekrönte PTeisschrift. Göttingen 1910, 1—145.
A. Quellen der Pflanzenemährung. 3. Boden. 83
gemischten Böden wurden je zweimal 10 kg abgewogen und zu dem einen
Teil 100 g (= 1%) chemisch reiner feingepulverter CaO zugemischt und
beide Teile in große Vegetationsgefäße gefüllt. Zu dem gekalkten sowohl,
wie zu den ungekälkten Böden wurde eine gleiche Menge destilliertes
Wasser gegeben und der feuchte Boden öfters durchgeknetet. Dieses
Durchmischen wurde vom 6. August bis zum 15. September alle paar
Tage durchgeführt und der Wassergehalt der Mischung annähernd gleich
erhalten. Zuletzt wurde der Boden an der Luft getrocknet und chemisch
auf seinen Gehalt an CaO und MgO untersucht und zwar auch der Anteil
von CaO, der an COj gebunden ist, durch Bestimmung der COg ermittelt.
Der Yf, bestimmte ferner den Anteil des CaO, der koUoidal gebunden,
auf folgende Weise: 25 g Boden wurden mit 100 ccm einer 4,26prozent.
HCl bestimmte Zeit digeriert; der nicht verbrauchte Anteil der Säure
wurde durch Titration festgestellt und aus dem Säureverbrauch der CaO
berechnet. Letzterer gelöste CaO ist in diesen Böden nach der Meinung
des Vfs. an COg und kolloidale Säuren gebunden. Aus der Differenz der
solcherweise ermittelten CaO-Menge und der aus dem COg-Gehalt berech-
neten CaO-Menge ergibt sich der Gehalt an kolloidalen CaO- Verbindungen
(der MgO-Gehalt ist hierbei auf CaO um- und mitgerechnet). — Mit diesen
gekalkten und nicht gekalkten Böden wurden Untersuchungen ausgeführt
zur Bestimmung von deren Durchlässigkeit, Wassercapacität, Hygroskopicität,
Bearbeitbarkeit u. a. m. Als Ergebnisse werden angeführt: Durch CaO
werden die Bodenkolloide gefällt, die Durchlässigkeit und die Wasser-
kapacität vermehrt, die Bearbeitung erleichtert, der Schwund verringert.
Zur Bestimmung des Humus wurden 25 g Boden mit 3 00 ccm einer
4,5procent. KOH-Lösung unter zweimaligem Zusatz von 10 ccm Wasser
eine Stunde lang auf dem Wasserbade erhitzt; darnach wurde auf 510 ccm
verdünnt und die Flüssigkeit zum Absetzen des Ungelösten 2 Tage stehen
gelassen. Eine bestimmte Menge des Humusauszuges wurde mit P2O5
angesäuert, im Kolben eingedampft und in geeigneter Weise durch CrO^
und HSO* oxydiert, die erzeugte COg bestimmt und deren Menge zur
Berechnung des Humusgehalts mit 1,724 multipliciert. Als Humus ist
hier also der in KOH lösliche Anteil der organischen Substanz des Bodens
gemeint. Bei der Bestimmung der Durchlässigkeit der Böden ergab sich,
daß Humuskolloide sich ähnlich anderen Bodenkolloiden verhalten. Eine
besondere Einwirkung des Kalks auf diese üeß sich nicht feststellen. Bei
Ermittelung der Wassercapacität wurde eine Schädigung der Quellbarkeit
des Humus durch CaO festgestellt im Gegensatz der Einwirkung des CaO
auf Tonkolloide. Der Gehalt des lufttrocknen Bodens an Wasser wird
beim Kompost am meisten durch die Kälkung beeinflußt, es ist daher an-
zunehmen, daß der CaO eine starke Wirkung auf die HumuskoUoide äußert.
Bezüglich der weiteren Ausführungen des Vfs. verweisen wir auf die
Originalabhandlung.
Bodenfeuchtigkeit in Beziehung zur Beackerungsmethode bei
Winter- und Sommergetreide. Von K. G. Maukovski.i) — Der Einfluß
der Zeit, Art und Tiefe der Beackerung wtirde bei diesen Versuchen aufs
eingehendste geprüft. Sie erwiesen nach mehrjähriger Durchführung den
1) In Itoghi Eabot Poltavskagho Opuitnagho Polya za Dvadtzat Lyet. 1886—1905. PolUva 1908,
1, 43—209; App. 33—111; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910. 23, 222.
6*
84 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Vorteil der flachen Beackerung für die Aufnahme und Erhaltung der
Bodenfeuchtigkeit. Der Nutzen fiel besonders beim Umpflügen im Früh-
herbst in die Augen, Frühes Beackern erhöhte den Vorrat nutzbarer
Pflanzennahrung und verringerte das Wasserbedürfnis der Pflanzen. Eine
Beackerung in verschiedener Tiefe lieferte bessere Ergebnisse als bei gleich-
bleibender Tiefe. Der aufl"allende Einfluß des „mulch''^) auf die Erhöhung
des Wasservorrates wurde ebenfalls nachgewiesen. iKaib.)
Die Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit. Von W. W. Burr und
W. P. Snyder. ^) — Dieser Bericht behandelt die Bewegung der Feuchtig-
keit im Boden und legt die Notwendigkeit dar, das während der Regen-
periode aufgenommene Wasser für die Zeit der Dürre aufzuspeichern. Die
Untersuchungen bestanden in Feuchtigkeitsbestimmung von Böden bis zu
15 Faß Tiefe, Aus den Ergebnissen wurden folgende Schlüsse gezogen:
Gründlich beackertes Land absorbiert bedeutend mehr Wasser als un-
kultiviertes, oder mit Gras bestandenes, oder mit einer harten Kruste be-
decktes, verliert jedoch in mehr als 1 Fuß Tiefe nur wenig Wasser durch
Oberflächenverdunstung, solange der „mulch" im guten Zustande ist. —
Ein wachsender Bestand entzieht dem Boden das Wasser im Verhältnis
der Zunahme seiner Trockensubstanz. — Land der Stationsfarm sammelte
unter Sommerbeackerung oder gründlicher Pflege vom 1, Mai bis 1, Sep-
tember in den oberen 6 Fuß 5,5 — 7 Zoll mehr Wasser an, als ähnliches
mit Feldfrüchten bestandenes Land, Das so aufgespeicherte Wasser betrug
40 — 50^0 der auf die gleiche Zeit entfallenden Regenmenge. Der
Feuchtigkeitsgehalt in Böden mit Sommerbeackerung nimmt in der Tiefe
über 6 Fuß zu und macht sich noch in einer Tiefe von mindestens 10 Fuß
bemerklich. — Reichliches üntergrundwasser ist für den Bestand der Ge-
wächse ein großer Schutz gegen Dürre, während die Feuchtigkeit der
Oberfläche denselben nicht gegen anhaltende Dürre schützen kann, wenn
sie auch sein augenblickliches Wachstum fördert. Der Schutz des Bestandes
gegen Dürre steht in sehr genauem Verhältnis zu der gesamten, für den
Bestand erreichbaren Bodenfeuchtigkeit. — Luzerne und Trespe trocknen
auf der Stationsfarm den Boden derartig aus, daß die erste darauf folgende
Saat lediglich auf den Regen für ihren Wasserbedarf angewiesen ist. —
Ein Regen von Y^ — Y2 2°^^ ^^^1 "^^^enn er auch einen wohltätigen Einfluß
auf den heranwachsenden Bestand hat und das Aufgehen der Saat wesentlich
befördert, doch für die Wasserbereicherung der unteren Schichten völlig
belanglos, wenn nicht vorangegangene Regenfälle die Oberfläche bereits
aufgeweicht haben. Weniger als Y2 ^^^ Regen auf trockenem Boden-
„mulch" durchdringt den Boden nicht unter dem „mulch" und ist durch
Sonne und Wind schnell verdunstet. cKaib.)
Verdunstung von Wasser- und Bodenoberflächen. Von E. C.
J. Mohr. 3) — Das relative Verhältnis der Verdunstungsgröße von Wasser-
und Bodenoberflächen wurde in cylindrischen Zinkgefaßen von 3 cm Tiefe
und von einem Oberflächeninhalt von 100 qcm bestimmt. Einige der
Gefäße enthielten verschiedenartige Böden. Jedes Gefäß bekam 200 cbm
1) Unter ,, mulch" ist halbverrottetes Stroh oder ähnliche Substanz zu verstehen, die zum Schutz
der Pflanze gegen Hitze und Trockenheit auf das Land gestreut wird. — *) Nebrasca Sta. Bul, 114.
5—51; ref. nach Exper. Stat. Eec. 1910, 23, 222. — 3) Bul. Dopt. Agr, Indes Neerland 1909, Nr. 29, 12.
figs. 2; ref. nach Exper. Stat. Eec. 1910, 22, 617.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 85
Wasser, sämtliche wurden der freien Luft ausgesetzt und durch zeitweiliges
Wägen die Größe der Verdunstung bestimmt. — Die Resultate zeigten,
daß die Verdunstung einer Wasseroberfläche übereinstimmend größer war,
als die der Bodenoberfläche, einerlei ob dieser stark oder schwach benetzt
war. Anfangs war die Verdunstung vom Boden größer und nahm später
noch zu, aber schließlich nahm sie soweit ab, daß sie unter die der
Wasseroberfläche sank. (Kalb.)
' Bodenverdunstung. Von R. W. Thornton.^) — Der Autor prüfte
die Wirkung der Beackerung auf die Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit.
Die Versuche wurden in umkleideten Cylindern ausgeführt. Der Inhalt der
Cylinder erhielt verschiedene Mengen Wasser. In einigen wurde die
Boden Oberfläche bei genügender Trockenheit bearbeitet, die anderen blieben
ungepflegt. Die Ergebnisse zeigten, daß die bearbeiteten Cylinder viel
weniger Wasser verloren als die unbearbeiteten. Durch die Boden-
bearbeitung war eine außerordentliche Menge Feuchtigkeit erspart worden,
die im kühlen Monat September mehr als ^/g Zoll Regenhöhe beträgt.
Wenn nun auch die Verdunstung bei Sommerhitze bedeutend stärker ist,
so bedeutet doch die sich für das Jahr ergebende Regenhöhe von 6 Zoll,
eine monatliche Regenhöhe von ^2 ^^^^ angenommen, eine ansehnliche
Wasserersparnis. (Kaib.)
Beobachtungen über Verdunstung von Rasen. Von W. Schip-
tschinsky. -) — Die Arbeit beschäftigt sich in der Hauptsache mit einem
für solche Beobachtungen geeigneten Apparat. Der letztere besteht aus
einem Zinkbehälter von der Größe 40 X 25 X 30 cm, der bis zum oberen
Rande in den Boden eingegraben wird. In diesen Behälter wird ein
Kasten von 40x25x30 cm eingepaßt, der mit einam entsprechend
dicken Rasenstück vollständig ausgefüllt wird. Der innere Kasten ist an
den Wandungen und am Boden durchlocht (1 mm D.). Zur Bestimmung
der Verdunstung wird der Kasten 3 mal innerhalb 24 Stunden gewogen,
der Gewichtsverlust ist der Ausdruck für die Größe der Verdunstung.
Betrugen die Niederschläge mehr wie die Verdunstung, so berechnete man
letztere aus der Differenz zwischen dem Gewicht des Apparates und dem-
jenigen der Niederschläge nach Umrechnung dieser auf die Oberfläche des
Apparats. Der Vf. berichtet weiterhin über Beobachtungsergebnisse, die
mit diesem Apparate erhalten wurden, im Vergleich zu denen mit anderen
Apparaten erhaltenen und kommt zu der Meinung, daß dieser Apparat,
von M. A. Rykatschew erbaut, der einzige unter den bestehenden ist,
der die wirkliche Verdunstung bestimmt. Er empfiehlt ihn allen landwirt-
schaftlichen Versuchsstationen.
Über die Absorptionsfähigkeit einiger russischer Böden. Von
A. N. Sabanin.^) — Bei den in Frage kommenden Versuchen wurde die
Absorptionsfähigkeit für Ammoniak nach Knop's Methode, diejenigen für
P2O5 und für CaO nach Wolff's Methode bestimmt. Es wurden große
Schwankungen in der Absorptionskraft russischer Böden sehr verschiedenen
Ursprungs und wechselnder Zusammensetzung beobachtet, ohne daß jedoch
1) Agr. Jour. Cape Good Hope 36 (1910), Nr. 3, 342—347; ref. nach Exper. Stat. Eec. 1910. 23,
223. — «) Euss. Jonrn. f. experim. Landwscb. 1910, 11, 174—177. — ») Pochvovyedyenie (Pedologie)
1908, 87—98; abs. in Zhur. Opuitn. Agron. (Russ. Joum. Expt. Landwsch.) 10 (1909), Nr. 3, 374, 375;
ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22, 620.
86 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
ein Parallelismus in diesen Schwankungen für NH3, P2O5 und CaO ge-
funden wurde. Die stärkste Absorptionsfähigkeit für NHg wiesen humus-
reiche Böden (Tschernosems) auf, für P2O5 die eisenschüssigen Böden und
für CaO die Alkaliböden. Die Absorptionskraft für NHg schwankte mit
dem Gehalt an hygroskropischem "Wasser. Augenscheinlich ist die Ab-
sorptionsfähigkeit im gewissen Umfange durch die mechanische Zusammen-
setzung des Bodens bedingt, jedoch in geringerem Grade als durch andere
Faktoren. Die Absorption wurde beeinflußt nicht nur durch die Art,
sondern auch durch die Menge der verwandten Lösung. (Kalb.)
Das Absorptionsvermögen des Bodens vom physikalisch-
chemischen Standpunkt aus. (Vorlauf. Mitteil.) Von Ugo Pratalongo. ^)
— Der Vf. kommt zu folgenden Schlüssen: Der Charakter der Ver-
bindungen, welche dem Absorptionsvermögen des Erdbodens ihr Entstehen
verdanken, kann, im Lichte der Phasenregel betrachtet, nur als feste Lösung
und Absorptionsverbindungen aufgefaßt werden. Das Studium ihres Ver-
haltens, Lösungsmitteln gegenüber, läßt im hohen Maße wahrscheinlich er-
scheinen, daß sie ausschließlich oder fast nur Absorptionsverbindungen
darstellen.
Die Kolloidstoffe in den Tonen und die Adsorptionsphänomene.
Von Paul Rohland. -) — Über die Wichtigkeit und die Eigenschaften der
KoUoidstoffe in tonigen Böden spricht sich der Vf. in folgenden Sätzen
aus: Die Kolloidstoffe sind die Ursache der plastischen Eigenschaften, sie
bedingen die Schlüpfrigkeit des Bodens, sie bestimmen den Durchlässigkeits-
grad für Wasser, sie haben die Eigenschaft der Semipermeabilität, sie
lassen die kristalloiden Nährsalze der Pflanzen diffundieren, sie adsorbieren
1. alle Stoffe im Kolloid zustand, 2. alle complicierter zusammengesetzte
Farbstoffe (u, a. die des Urins, der Jauche, der Fäkalien), 3. starke, üble
Gerüche, 4, die CO3"-, HCO3S B^Oy "-Ionen vollständig, die PO^ "-Ionen zum
Teil, und reichern den Boden mit diesen loneu an; sie adsorbieren,
wenigstens in einigen besonders zusammengesetzten Tonen und tonigen
Böden, 5. ungesättigte Kohlenwasserstoffe, sie beeinflussen die Löslichkeit
der in der Ackererde enthaltenen und ihr zugesetzten Salze, und mit allen
diesen Vorgängen die Düngung. Sie verhindern die Ausblähungen und
AuswitteruQgen der wasserlöslichen Salze an der Oberfläche des Bodens
(Natrium-carbonat u. -sulfat, Magnesiumsulfat). Im allgemeinen kann man
sagen : „je mehr Kolloidstoffe im Boden enthalten sind, um so fruchtbarer
ist er."
Über die Beziehungen der physikalischen Bodeneigenschaften
zueinander und zur mechanischen Bodenanalyse. Von August Frankau. ^)
— „Das Ergebnis der Untersuchungen läßt sich dahin zusammenfassen,
daß im allgemeinen die physikalischen Eigenschaften des Quarzsandes,
Kalksandes, lehmigen Sandbodens, Lehms und Tons in gewisser Beziehung
zu den „abschlämm baren Teilen" nach Kühn 's Schlämm verfahren und den
„geringsten hydraulischen Werten" nach Schöne's Verfahren stehen.
!■) Rendiconti del R. Ist. Lomb. di sei. et lett. (2) 43, 542 — 555. Mailand, ehem. Lab. d. landwsch.
Hochseh. ; ref. nach Chem. Centrlbl. 1910, II. 1773. (Heiduschka.) — -) Landwsch. Jahrb. 1910, 39,
369—372. (Instit. f. techn. u. Elektrochmie d. techn. Hochsch. Stuttgart.) — ^) Dissertation des Vf. 's
Kgl. techn. Hochsch. München; ref. nach Centrlbl. Agrik.-Chem. 1910, 39, 359. (Blanck.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 87
Nicht aber Heß sich eine derartige Beziehung bei dem humosen Sand und
zwei Mergeln ermitteln, weil sowohl Humus wie Kalk specifisches Ver-
halten der Böden in ihren physikalischen Eigenschaften bedingen."
Die Plasticität und Cohärenz der Tone und Lehme. (Vorläufige
Mitteilung.) Von Albert Atterberg. i) — Der Vf. bespricht in dem
«rsteü Abschnitt seiner Mitteilung „Die Plasticitätsgrenzen und den
Plasticitätsgrad". Die Eigenschaften der Tone schwanken stark gemäß
deren Wassergehalts und es müssen sich Grenzen finden lassen, bei denen
dies Wechseln stattfindet. Der Vf. hat versucht, für die wichtigeren
Eigenschaften scharfe Grenzen festzustellen und nach seiner Auffassung
sind es nicht weniger als 6 Grenzen. Die erste Grenze ist die, wo der
beim Anrühren eines Tones mit Wasser gebildete Tonbrei beim Austrocknen
dickflüssig zu werden beginnt. Diese Grenze ist die ,, obere Dickflüssigkeits-
grenze". Die zweite Grenze ist die „untere Dickflüssigkeitsgrenze" oder
die „Fließbarkeitsgrenze". Die dritte Grenze ist die „Klebegrenze" d. i. da,
wo der Ton zu kleben aufhört. Die vierte ist die „obere Formbarkeits-
grenze" (der Tonindustrie). Die fünfte ist die „untere Plasticitätsgrenze",
bei der die leichte Formbarkeit des Tones auftiört. Die sechste ist die
Grenze der „Zusammenhaftbarkeit". Schließlich kommt die ,,Schwindungs-
grenze", bei der die Tone beim Trocknen nicht mehr schwinden. Für
die Bestimmung dieser Grenzen gibt der Vf. Methoden der Bestimmung,
Für die Zwecke der Bodenanalyse unterscheidet der Vf. nur drei ver-
schiedene Plasticitätsgrade. Im zweiten Abschnitt behandelt der Vf. die
„Bindigkeit der Tone und Lehme", im dritten die Bedeutung der
„Plasticitäts- und Cohärenzbestimmungen in der Bodenaualyse". Hinsichtlich
der näheren Ausführungen und Bestimmungsmethoden müssen wir auf die
Orginalmitteilung verweisen.
Bodenphysikalische Untersuchungen in Mischbeständen von Eiche
und Buche. Von R. Wallenböck.^) — Die Ergebnisse der an fünf
Reihen dargestellten Untersuchungen lassen sich in folgende Sätze zusammen-
fassen: 1. Die physikalischen Eigenschaften des Waldbodeus werden von
der bestandbildenden Holzart und der von ihr abhängigen Bodendecke be-
einflußt. 2. Die im Schatten des reinen Buchenbestandes entstehende tote
Bodendeeke erhöht die Wassercapacität des Bodens in weit größerem Maße
als die lebende Vegetationsdecke reiner Eichenhorste. 3. Die von der
Oberfläche ausgehende, infolge der Humusanreicherung günstige Beeinflussung
der physikalischen Eigenschaften des strengen Lehmbodens kann, wie ein
Beispiel zeigt, im Buchenbestande dreimal so tief als in mit Eiche be-
stocktem Boden reichen. 4. Bei stammweiser Mischung von Eiche und
Buche ist die Größe der Wassercapacität des Bodens vom procentuellen
Anteile der Buche an der Mischung abhängig. Denn dieser beeinflußt den
Grad der Beschirmung des Bodens und drängt die lebende Bodendecke
zugunsten der leblosen Laubdecke zurück. (Bienei.)
Über den Zusammenhang zwischen Ertragsleistung und Boden-
beschaffenheit bei der Kiefer. Von Schönberg. =^) — Auf ausgedehnten
Bodenflächen gleichen geologischen Alters in den um Eberswalde gelegenen
1) Chem. Zeit. 1910, Nr. 42, 369. - ") Centrlbl. ges. Forstw. 1910, 20, 145—151. — «) Zeitschr.
f. Forst- u. Jagdw. 1910, 42, 649—657.
gg Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Forsten suchte der Vf. die Frage zu studieren, ob gleichen Ertragsklassen —
abgesehen von dem Einflüsse verschiedener wirtschaftlicher Maßnahmen —
stets auch ähnliche Bodentypen entsprechen. — Das eine üntersuchungs-
objekt bildet der zur Oberförsterei Freienwalde gehörige Schutzbezirk
Breitelege, welcher Revierteil von dem Steilufer der Oder beginnend all-
mählich bis zu einem Grundraoränenplateau aufsteigt. Auf dieser Land-
terrasse trifft man, einer gewissen Richtung folgend, ungefähr sämtliche
Standortsklassen der Kiefer an. Die Sande der niedersten Talstufe sind
bei weitem die schlechtesten und gehen in den höheren Lagen immer
mehr in bessere über. Auf der ganzen Strecke wurden acht Boden ein schlage
hergestellt und Bodenproben aus ungefähr gleicher Tiefe entnommen. Die
Ergebnisse der chemischen Analyse lassen die Beziehungen zwischen
Ertragsleistung und Mineralstoffgehalt, namentlich bei P2O5 und CaO
deutlich erkennen. Ebenso deutlich ist der enge Zusammenhang zwischen
Ertragsleistung der Böden und deren Gehalt an tonhaltigen Teilchen un-
verkennbar und lehrt uns, daß die mechanische Analyse bei der Unter-
suchung derartiger Böden oft mindestens ebenso gute Dienste leisten kann,
wie die chemische. Das Ergebnis ist für das vorliegende Gebiet insofern
noch besonders bemerkenswert, als Grundwasser für die Wasserversorgung
des Bestandes hier nicht in Frage kommt. Die Bäume sind hinsichtlich
ihres "Wasserbedarfs lediglich auf die Niederschläge (mittlere jährliche
Niederschlagshöhe beträgt dort 400 — 500 mm) angewiesen. Die wasser-
haltende Kraft, hervorgerufen durch einen höheren oder geringeren Gehait
an feinsten Teilchen fällt bei der Ertragsleistung stark ins Gewicht. —
Zu teils gleichen, teils aber auch wesentlich verschiedenen Resultaten
führten die Untersuchungen in dem Schutzbezirk Kupferhammer des Ebers-
walder Stadtforstes. Auch dieses Waldgebiet ruht auf Talsandablagerungen
verschiedener Höhenlage bis zu ca. 40 ra. Die untersten Teile enthalten
alluviale Sande mit hohem Grundwasserstand, die höheren diluviale Sande
mit Sanduntergrund und sehr tief anstehendem Grundwasser. Bei dem
diluvialen Talsande nun existiert derselbe enge Zusammenhang zwischen
deren Ertragsleistung einerseits und deren Gehalt an feinsten Teilchen
sowie an Pflanzennährstoffen andrerseits. Ganz anders verhalten sich die
Böden mit nahe anstehendem Grundwasser, die ihrer mechanischen und
chemischen Analyse nach geringwertig sein müßten , tatsächlich aber
Kiefernbestände I. und IL Bonität tragen. Das für die Wurzeln leicht
erreichbare Grundwasser hebt in diesem Falle sowohl die ungünstige
physikalische als auch chemische Beschaffenheit des Bodens völlig auf. —
Eine Abhängigkeit der Ertragsleistung der Böden von deren Humus- bezw.
N-Gehalt ließ sich nicht nachweisen, weil der höhere Humusgehalt der
besseren Böden zweifellos erst eine Folge der stärkeren Streuproduktion ist.
(Bleuel.)
3. Niedere Organismen.
Der Stickstoffhaushalt des Ackerbodens. (2. Mitteilung.) Von
Th. Pfeiffer, A. Guttmann und F. Thiel, i) — Diese Mitteilung bezieht
sich auf Arbeiten, welche eine Fortsetzung der i. vor. J. veröffentlichten
1) Sonderabdr. a. Mitt. d. landwsch. Inst. d. Kgl. Univ. Breslau 1910, 5, Heft V. 657—713.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 89
Untersuchungen bilden i) und zur Aufklärung verschiedener Einflüsse auf
den Stickstoffhaushalt des Bodens beitragen. Es wurden die in nach-
folgenden Abschnitten aufgestellten Fragen behandelt. A. Einfluß der
Brache bezw. des Anbaues verschiedener Pflanzen auf die
Stickstoffbilanz des Ackerbodens. Für diese Versuchsreihe wurden
IS Zinkgefäße mit je 13 kg Rosenthaler Lehmboden benutzt. Die Be-
stellung erfolgte in nachstehender Weise: Nr. 1 — 6 Brache, 7 — 12 Anbau
von Hafer, 13 — 18 Anbau von Senf. Die Düngung betrug pro Gefäß
2 g KgO als K2SO4 — 2 g P2O5 als CaH^(P0j2 — 0,8 g MgC\ und
3 g CaCOg. Hafer und Senf entwickelten sich normal, Hafer wurde am
18. Juli, Senf in der Blüte am 5. Juni geerntet. Zum Vergleich mit den
unter F. folgenden Versuchen fand eine 4 mal wiederholte Aussaat von
Senf statt; vor der dritten Aussaat erfolgte eine Düngung mit je 5 g
K2HPO4. Die Pflanzen der vierten Aussaat entwickelten sich sehr
kümmerlich, so daß auf die Ernte verzichtet wurde und die vereinzelten
Pflänzchen mit der Erde zusammen zur Verarbeitung gelangten. Die
Ernteergebnisse mit den zugehörigen N- Zahlen kommen in folgenden
Durchschnittswerten und der sich für diese ergebenden wahrscheinlichen
Fehler zum Ausdruck:
Hafer: oberird. Substanz 73,0+ 1,0g mit 0,560 + 0,011g N
Wurzeln . . . 42,1 + 3,6,. ,. 0,109 + 0,006,, „
Senf: oberird. Substanz (Summe von 3 Ernten) 42,1 + 0,2 g mit 0.831 +0,004 g N
Wurzeln 0.7 „ „ 0,014
Die N- Bilanz ergibt sich aus nachfolgender Zusammenstellung der
Durchschnittszahlen (je 6 Gefäße)
Brache Hafer Senf
Mittel g +0,901 +0,929 +1,131
Wahrscheinl. Fehler nach N-Zahlen g . . . . + 0,070 + 063 + 064
,, „ „ ßilanzergebnissen g . +0,043 + 038 + 042
Die N- Bilanz schließt in sämtlichen Einzelfällen ausnahmslos mit
einem sehr bedeutenden Plus ab, das den wahrscheinlichen Fehler der
Mittelwerte etwa um das 24 fache übertrifft und daher völlig sicher gestellt
ist. Dem Gesamtdurchschnitte von -f- 0,987 g N gegenüber verschwindet
der zugehörige wahrscheinliche Fehler von nur + 0,024 g noch mehr.
Der Versuchsboden hat also seine Fähigkeit, erhebliche N- Mengen aus der
Atmosphäre zu binden, mit unzweifelhafter Sicherheit dargetan. Der unter-
schied zwischen der Sammlung bei der Brache und bei dem Anbau des
Hafers ist derartig gering, daß man zweifelhaft sein muß, ob man dem
Hafer wirklich eine geringe Überlegenheit zuerkennen darf; dagegen
schneidet der Senf weit besser ab, so daß sich mit großer Wahrscheinlich-
st annehmen läßt, daß unter dem Einflüsse dieser Pflanzenkultur das
N-Sammelvermögen des Bodens etwas erhöht worden ist. „Der Brache
wird man aber anderseits sicherlich keinen Vorzug einzuräumen ver-
mögen." In der Mehrzahl der Fälle war in den Vorjahren das Verhalten
des Senfs übereinstimmend mit dem obigen. Die Vff. glauben also, „daß
1) Sondörabdr. a. Mitt. d. landwsch. Inst. d. Kgl. Univ. Breslau 1909, 4, Heft V. 715—851 u.
dies. Jahxesber. 1909, 46.
90 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
der Senf, wenn auch schwach, die Fähigkeit besitzt, das N- Kapital im
Boden auf einen etwas günstigeren Stand zu bringen. Es handelt sich
dabei entweder um die bekannte Eigenschaft dieser Pflanze, lösliche N- Ver-
bindungen rasch in sich aufspeichern zu können und dadurch vor Verlusten
zu schützen, oder um einen Anklang an die von Liebscher aufgestellte
Hypothese, daß der Senf direkt N-sammelnd zu wirken vermag.
B. Einfluß der Dampfsterilisation des Bodens auf seinen
N-Haushalt. 24 der mit demselben Boden (w. b. A) gefüllten Gefäße
wurden im Autoklaven 2 Stunden bei 3 Atmosph. Druck erhitzt und 18
davon wie vorher behandelt; 6 andere dienten zur Feststellung der event.
N - Verluste während des Sterilisierens. Die Ernteergebnisse in Durch-
schnittswerten waren folgende:
Hafer: oberird. Substanz 93,6 + 4,9 g mit 1,154 + 0,021 g N
Wurzeln . . . 51,8 + 5,8 „ ., 0,153 + 0,010 „ „
Senf: oberird. Substanz (3 Ernten) 41,6 + 0,4 g mit 1,416 + 0,025 g N
Wurzeln 4,4 ,, ,. 0,072 „ „
N-Bilanz Brache Hafer Senf N-Verlust
Mittel g +0,823 -|-0,822 +0,645 0,208 N
Wahrscheinl. Fehler nach N-Zahlen g +0,048 +056 +048 080 ,.
,, ,, .. Bilanzergebnissen g . . +0,073 + 021 + 077 032 ,.
Bei Berücksichtigung der ermittelten, durch die Sterilisation bedingten
N- Verluste stellen sich die Mittelwerte der N-Bilanz, unter Wiederholung
der entsprechenden Zahlen für die unsterilisierteu Gefäße, wie folgt:
Sterilisiert Unsterilisiert
Brache . . + 1,031 + 0,079 g N + 0,901 + 0,043 g N
Hafer . . +1.030 + 0,038 ., .. +0,929 + 0,038 ,, „
Senf. . . +0,853 + 0,083 ., ., + l^lSl + 0,042 ., „
Die vorjährigen Versuche weichen in ihrem Ergebnis von diesem Er-
gebnis ab, immerhin ergibt sich als Mittelwert beider Versuchsreihen ein
auf der Seite der Sterilisation liegendes Plus von 0,239 + 0,052 g N.
Eine Entscheidung über das specielle Verhalten von Brache, Hafer und
Senf läßt sich dagegen an der Hand der vorliegenden Versuche nicht
treifen.
C. Einfluß einer CSg-Behandlung des Bodens auf seinen
N-Haushalt. Die Versuche fanden unter ähnlichen Bedingungen wie
vorher statt. Die Behandlung des Bodens mit CS., hat beim Hafer eine
geringe Erntesteigerung, beim Senf dagegen, mit Ausnahme der Wurzeln,
eine geringe Verminderung bewirkt. Die erwarteten bedeutenden Ertrags-
steigerungen sind gänzlich ausgeblieben. Da die hierüber von anderer
Seite gesammelten Beobachtungen ziemlich weit auseinander gehen, so
dürften Bodenverschiedenheiten eine Rolle bei fraglicher Wirkung spielen.
D. Einfluß einer Zuckergabe zum Boden auf die Gestaltung
seiner N-Bilanz. Die wieder mit Hafer und Senf ausgeführten Ver-
suche, sowie sämtliche über diese Frage von den Vff. ausgeführten Ver-
suche zeigten weder eine günstige Beeinflussung des N- Haushaltes im
Ackerboden, noch eine nennenswerte Erntesteigeruug durch Zuckerbeigabe.
Der Zuckerzusatz hat das Pflanzenwachstum erheblich beeinträchtigt. Die
schädlichen Wirkungen waren im Laufe von 6 Monaten nicht verschwunden.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3, Boden.
91
E. B^eförderung der Tätigkeit N-sammelnder Bakterien durch
Boden-Algen. 12 emaillierte, 45 cm lange und 28 cm breite Schalen
wurden mit je 8 kg Glashüttersand beschickt. Dem Sande wurden
Lösungen von NaNOg (0,191 g N) und Kaliumphosphat beigefügt. 4 Schalen
wurden durch übergreifende Deckel vor Licht geschützt; die übrigen
Schalen blieben unbedeckt und der Sand dem Lichte ausgesetzt. Der
Sand dieser 8 Schalen wurde mit einer aus Rosenthaler Boden gezüchteten
Mischkultur von Algen, die sich auf dem Sande vortrefflich entwickelten.
Die Schalen blieben von Mai bis Oktober stehen; die Algenentwicklung
war eine außerordentlich üppige. In einer zweiten Versuchsreihe wurde
in Zinkgefäße gefüllter Rosenthaler Lehmboden mit derselben Algen-
mischkultur geimpft, damit aber eine recht spärliche Entwicklung der
Algen erreicht. Die Vff. äußern sich über den Erfolg in folgenden Sätzen :
wie bei der Zuckerfrage „empfehlen wir gegenüber der Frage über die
Bedeutung der Algen für die N-Bindung im Ackerboden eine abwartende
Stellung". Im Sande brachte zwar die üppige Algenentwicklung eine geringe
N-Bindung, aber man wird nicht annehmen dürfen, daß die im Felde
herrschenden Bedingungen eine auch nur annähernd gleiche intensive
Förderung des Algenwachstums ermöglichen könnten. Der Bilanzversuch
auf dem Lehmboden läßt überhaupt nicht die Deutung einer nützliclien
Wirkung der Algen zu.
F. Verbleib des vom Nitrat- bezw. Ammoniak-N durch die
Pflanzen nicht verbrauchten Anteils. Wie in Reihe A, so wurden
auch in diesem Versuche 12 Gefäße mit Lehmboden 4 mal mit Senf
besät; die letzte Saat gedieh jedoch auch hier nicht und führte nicht zu
einer Ernte. Es ist deshalb hinsichtlich der N-Bilanz mit einer 4 maligen,
hinsichtlich der N- Ausnutzung durch die Pflanze dagegen nur mit einer
3 maligen N-Gabe zu rechnen. Die Gefäße wurden bei jeder Aussaat mit
je 1 kg Nitrat- oder Ammoniak-N gedüngt, Im Durchschnitt von je
6 Parallelgefäßen ergaben sich folgende Ernteziffern:
Aus-
Nitrat-N : oberirdische Substanz cutzuntr
d. N'
Ammoniak-N : oberird. Substanz
Aus-
nutzung
d. N
I. Ernte
n. ..
m. „
35,4 + 0,6 s mit 1,291 + 0,022 e: N 81,5
27,8 + 0,3., ,. 1,015 + 0,012,,,, 89,1
14,0+0,5,. ,. 0.647+0,023.,,. 52,0
33,0 + 0,2 g mit 1,090 + 0,008 g N
26,0 + 0,2,. ,. 0.883 + 0,008,,,,
15,8 + 0,5,, ,, 0,640 + 0,010,,,.
61.1
76,0
51,9
Summe
"Wurzeln
77,2 + 1,2 g mit 2,953 + 0,042 g N 74,2
1,1 0,014 !
74.8 + 0,8 g mit 2,613 + 0,007 g N
2,2 0,390
63,0
N-Bilanz
+ 1,026 g ]sr 1
+ 0,949 s N
„Die auch bei diesen Versuchen hervortretende geringere Ausnutzung
des Ammoniak-N im Vergleich zum Nitrat -N durch die Pflanzen findet
ihre wahrscheinlichste Erklärung der Hauptsache nach in einer vermehrten
Aufspeicherung des Ammoniak-N im Boden, während gesteigerte N-Verluste
höchstens in untergeordnetem Maße sich geltend gemacht haben. Diese
Versuchsreihe hat ferner ergeben, daß eine sehr hohe N- Düngung das
N-Sammelvermögen des Bodens nicht oder höchstens nur sehr wenig zu
beeinträchtigen vermag. Der wiederholte Anbau von Senf lieferte trotz
92
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
reichlicher Nährstoffzufuhr sinkende Ernteerträge. Man kann daher von
einer Art ,Senfmüdigkeit' sprechen.''
Denitrifikation und Stickstoffsammlung im Ackerboden. Von
Francis S. Marr j. Berichtet von Th. Pfeiffer. ^) — Durch Versuche
sollte der Einfluß des Zusatzes organischer Substanzen (Stroh, Rohrzucker)
zur Äckererde auf diese Vorgänge geprüft werden, ebenso der Einfluß
eines reichlichen 0-Zutrittes auf die Denitrifikation. Dementsprechend ge-
staltete sich der Versuchsplan. Aufs sorgfältigste gemischte steinfreie
Feinerde (Roseuthaler Lehmboden) diente zum Füllen von 36 Glasgefäßen.
Während des Abwiegens von je 3 kg dieser Erde erfolgte die Entnahme
einer größeren Analysenprobe, in der dann je 10 N- Bestimmungen aus-
geführt wurden. Die unterschiedliche Behandlung der Gefäße ergibt sich
aus folgender Übersicht.
Gefäß Nr. :
1/3 I 4/6
7/9
10/12
13/16 ! 17/20
21/24
25/28 29/32 i 33/36
Znsätze :
Behandlnng
15 g gemahlenes Stroh 0,5%
— I +4,5gNaN03
' I 1 durch-
— — I — 1 lüftet
60 g Rohrzucker 20/„
- i+4,5gNaNOs
! I durch-
I 1 lüftet
240 g Rohrzucker 8%
— |+4,5gNaNÜ8
I I durch-
"" i ~ I lüftet
Die in einen Thermostaten untergebrachten Bödenproben wurden bei
20% "Wassergehalt und annähernd 30 ^ C. Wärme gehalten. Alle 2 bis
3 Tage wurde mit Hilfe ron eingesetzten Röhren unter 2 Atmosphären
Druck 0-Gas durch die Erde der bezeichneten Gefäße gepreßt. Eine
Sättigung der Bodenflüssigkeit mit 0 mußte unter diesen Bedingungen
stattfinden. Einige der Gefäße dienten zur Beobachtung der fortschreitenden
Zuckerzersetzung. In der Zeit vom 5. November bis 11. December konnte
eine Abnahme des Zuckers in folgender Höhe — in °/o der ursprünglich
vorhandenen Menge — konstatiert werden.
90
20/. Zucker ^^^^ J^^ 8«,. Zucker
S"/, Zucker
+ Salpeter
49,2
desgl.
durchlüftet
56,4
60,0 70,8 80,0 43,3
Die niedrige Zuckergabe hat eine relativ stärkere Abnahme zu ver-
zeichnen; der Zusatz von Salpeter hat durch Förderung der Bakterien-
tätigkeit zu einer Erhöhung der Zuckerzersetzung Veranlassung gegeben
und die Durchlüftung hat in gleichem Sinne noch kräftiger gewirkt. Aus
einer kritischen Besprechung der gewonnenen Ergebnisse heben wir
folgendes hervor. Die Höhe des N-Gewinnes auf 1 g des zugesetzten
Rohrzuckers bezw. auf 100 g trocknen Boden umgerechnet betrug
2% Zucker
im Laufe der
ersten 43 Tage
p. 1 g Zucker . . 0,4
„ 100 g Boden . 1,0
der folgenden von
53 Tage 96 Tagen
1,9 2,3
4,2 5,2
87o Zucker
in
109 Tagen
0,6 mg N-Gewinn
Der N-Gewinn ist, namentlich bei Berücksichtigung der Versuchsdauer,
als außerordentlich geringfügig zu bezeichnen, namentlich während der
ersten 43 Tage. Die Strohbeigabe hat im Laufe der ersten 43 Tage
einen höheren N-Gewinn wie der Zusatz von 2°/o Zucker zu verzeichnen
1) Sonderabdr. a. Mitt. d. land-wsch. Inst. d. Kgl. Univ. Breslau 1910, 5, 639—656.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 93
— auf lÜO g Boden umgerechnet, ergeben sich 4,4 bezw. 1,0 mg. Im
zweiten Abschnitt dreht sich aber das Bild vollständig um, indem merkbare
N- Verluste eintraten. Zucker führt zu einer sehr langsam einsetzenden
aber stetig verlaufenden N- Sammlung, Stroh dagegen anfangs zu einer
stärkeren N-Zunahme, später zu einem N- Verluste. — Die sehr reichlich
bemessene Zugabe von Salpeter neben Stroh bezw. Zucker hat den Stick-
stoffhaushalt ausnahmslos ungünstig beeinflußt und zwar hat der mit Stroh
vermischte Boden am schlechtesten abgeschnitten. Die Unterschiede bei
den Schlußbilanzen stellen sich wie folgt: (Stroh bezw. Zucker verglichen
mit Stroh bezw. Zucker -f- Salpeter)
Stroh + Salpeter — 0,212 ± 0,016 g N 2 % Zucker + Salpeter — 0,104 ± 0,017 g N
8% Zucker + Salpeter - 0,155 ± 0,032 g N.
Der Vf. meint, daß diese N- Verluste durch Denitrifikation zu erklären
sind. Der Zucker befördert vermutlich bei Gegenwart von Nitraten nicht
nur die Tätigkeit der N- sammelnden Bakterien, sondern auch diejenigen
der Denitrifikation. — Ein recht widerspruchsvolles Bild bietet der Einfluß
der 0- Zufuhr. Aus den Zahlenangaben der Bilanzaufstellung kann man
folgern, daß beim Stroh -)- Salpeter die Durchlüftung eine Verminderung
der Denitrifikationserscheinungen wachgerufen habe. Die Zuckerversuche
haben dagegen ganz andere Ergebnisse gebracht. Bei Verwendung von
2^Iq Zucker ist die Durchlüftung so gut wie wirkungslos geblieben, bei Zusatz
von 8 ^/o Zucker ergibt sich unzweifelhaft ein merkbarer N- Verlust, der
durch die 0-Zufuhr verursacht worden ist, so daß diese die Denitrifikation
wachgerufen bezw. begünstigt haben müßte.
Weitere Untersuchungen über die Stickstoffanreicherung des
Bodens durch freilebende Bakterien. Von Alfred Koch.i) — Die vom
Vf. früher-') veröffentlichte Arbeit über dieselbe Frage hatte ergeben, daß
ein Lehmboden sich durch Bakterientätigkeit stark mit Luft-N anreichert,
wenn C- Verbindungen zugefügt werden, die als Energiequelle für die be-
treffenden Bakterien dienen können, und daß dieser in den Bakterien ge-
bundener Luft-N von höheren Pflanzen ausgenutzt wird. Da aber nur
ein Teil des auf diesem "Wege gebundenen Luft-N im ersten Jahre in die
Ernte überging, so prüfte der Vf. in weiteren Versuchen, ob und wie lange
eine Nachwirkung des im Bakterienkörper niedergelegter Luft-N in den
Ernten der folgenden Jahre noch nachzuweisen wäre. Es ergab sich nun
aus diesen bis 1909 fortgesetzten Versuchen, daß der im Jahre 1905 in
Form von Bakteriensubstanz gebundene Luft-N noch in den Ernten der
folgenden Jahre ertragsvermehrend wirkte. Jedoch wurden einer vorläufigen
Berechnung nach nur 31 °/o des gebundenen N in 4 Jahren in Erntemasse
umgesetzt, jedenfalls wurde aber festgestellt, daß solcher Bakterien -N von
den höheren Pflanzen, wenn auch allmählich, ausgenutzt wird und ebenso
wie derjenige von Stallmist, Gründüngung usw. deshalb jahrelang nach-
wirkt. Der Nachweis, daß wirklich der von Bakterien gebundene Luft-N
von den Pflanzen ausgenutzt wird, hätte mit N- freiem Boden schärfer
geführt werden können. Der Vf. hat deshalb in zerkleinertem Buntsandstein
einen Versuch ausgeführt und konnte nachweisen, daß bei Anwesenheit
von Zucker und nach Impfung mit einer Aufschwemmung eines Lehm-
1) Journ. f. Landwsch. 1909, 57, 269—286. — 2) Ebend. 1907, 55, 355; dies. Jahresber. 1907,
94 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
bodens eine deutliche N- Bindung stattgefunden hat, welche pro 100 g
Boden oder 2 g Rohrzucker 7,2 mg Luft-N betrug. In der Fortsetzung
dieses Versuchs (1907 u. 1908) gelang es nicht, den angebauten Senf oder
Buchweizen hochzubringen, immer gingen die Keimpflanzen in dem ge-
zuckerten Sand zugrunde, sobald sie die ersten Blätter entwickeln wollten.
Immerhin war nach ihrer dunkelgrünen Farbe zu urteilen, daß sie
reichlich N zur Verfügung hatten. Erst i. J. 1909 gelang es, einige
Buchweizensämlinge trotz der schädlichen Einwirkung der giftigen üm-
setzungsprodukte des Zuckers zu kräftiger Entwicklung zu bringen und
damit zu erweisen, daß — da eine Auf Schließung von Boden -N nicht in
Betracht kommen kann — ausschließlich der gebundene Luft-N die Ernte-
steigerung verursachte. — Die Freilandversuche führten 'zu ähnlichem
Ergebnis, der gebundene Luft-N kam im ersten Jahre wenig, sehr erheblich
im zweiten und diitten Jahr zur Geltung. — Wie der Vf. schon früher
darauf hingewiesen, hebt der Vf. auch hier hervor, daß die N- Bindung
dem Azotobacter zuzuschreiben ist; wo dieser fehlt, bleibt auch der Zusatz
von Zucker ohne Erfolg. — Schließlich prüfte der Vf. noch einige
organische Körper in ihrer Eigenschaft als Energiequellen und nach dieser
Prüfung haben nur Mannit und Dextrose eine geringe N- Bindung ver-
mittelt, während Calciumsuccinat, Glycerin, Xjlan und Calciurabutyrat
wirkungslos oder nachteilig waren.
Über die Stickstoffanreicherung des Bodens. Von A. Krainsky. ')
— Zur Erläuterung der Frage über die Menge des organischen Materials,
welche vom Azotobacter unter günstigen Lüftuugsbedingungen zur Bindung
einer Einheit freien N verbraucht wird, hat der Vf. die Bestimmung der
COj- Ausscheidungskurve der Azotobacter-Sandkultur unternommen. 500 g
mit Säure usw. gereinigten Flußsandes wurden in ein weithalsiges Gefäß
gebracht, durch einen Wattepfropfen geschlossen und durch trockne Wärme
bei 150 — 160^ C. sterilisiert. Die Anschlußgeräte und auch die nötige
Menge Mannitlösung wurden appart im Autoklaven sterilisiert. Die Mannit-
lösung wurde mit reiner Azotobacterkultur inficiert, durchgeschüttelt und
über einer Bunsenflamme längs der Gefäßwand gegossen, wodurch der
Sand in schiefer Ebene benetzt wurde. In bestimmten Intervallen wurde
ein von COj . NHg und Wasserdämpfen gereinigter Luftstrom durch dieses
Gefäß geleitet, jedesmal 15 1. Die abströmende Luft wurde zur Bestimmung
der COj- Menge durch conc. H2SO4 und mit Natronkalk gefüllte C- Röhrchen
geleitet. Zum Schlüsse des Versuchs wurde destilliertes Wasser ins Gefäß
gegossen, mit dem Sand durchschüttelt und nach Absetzen des Sandes die
trübe Flüssigkeit abgegossen. Dieses Verfahren wurde bis zum Klarbleiben
des Wassers wiederholt. Die gesamte Flüssigkeit wurde mit Hg SO4 angesäuert
und bis zu einem kleinen Reste eingedampft und in diesem wurde die
N -Menge bestimmt. Die Ergebnisse der dreifachen Versuche sind wie
folgt zusammengestellt. Vom 18. Febr. bis 18. März wurde 10 mal Luft
durchgeleitet und jedesmal die COg bestimmt. Die Summe der COj-
Mengen, sowie die gefundenen N- Mengen sind in mg angegeben. Die
3 Gefäße waren mit 25,75 oder 100 ccm 2procent. Mannitlösung angesetzt.
1) Centrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 26, 231—235. (A. d. iandwpch. Labor, d. Unir. St. Wladimir
zu Kiew.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 95
Gefäß 1. 0,5 g Mannit Gefäß 2. 1,5 g Mannit Gefäß 3. 2 g Mannit
Gesamt -COj . . . 167,0 910,6 986,5 mg
Assimil. N. . . . 4,12 8,73 9,78,,
Der Vf. kommt zu folgenden Schlüssen: 1. Der Boden wird reicher
an N durch die Tätigkeit der N- sammelnden Mikroorganismen. 2. In den
Versuchen hat sich im Boden ein ziemlich ökonomischer Verbrauch des
organischen Materials während der N- Assimilation gezeigt. 3. Flüssige
Kulturen des Azotobacter verbrauchen 100 — 200 Einheiten Zucker auf
1 Einheit gebundenen N. 4. In Sandkulturen wurden bei üppiger Ent-
wicklung von Azotobacter etwa 11— 30 Einheiten C auf 1 Einheit geb. N
verbraucht. 5. Die große Ökonomie im Verbrauche des organischen
Materials des Bodens durch die N- Sammler ist durch ihre Symbiose mit
den autotrophen Organismen zu erklären, welche im Dunkeln organische
Verbindungen bilden durch die Zerlegung von COg unter 0- Ausscheidung.
Bodenbakteriologische Untersuchungen. VI. Von B. Heinze.^) —
1. Versuche über die Brache. Von großem Einfluß auf die Keimzahl
ist die Bearbeitung des Brachebodens; während der Brachebearbeitung
stieg auf drei Brachefeldern die Keimzahl ganz beträchtlich (von 2,5 bis
7,5 Mill. pro 1 g Boden bis auf 20 — 23 Mill.); erst im Spätsommer und
Herbst fiel der Keimgehalt wieder (auf 8 — 12 Mill. gelatinewüchsiger
Keime). Über den Einfluß der Mineralstoffe konnten bei den großen
und kleinen Feldbrachen bisher keine auffallenden Unterschiede zugunsten
oder Ungunsten einer einseitigen PgOg- oder KgO-Düngung beobachtet
werden, auch nicht bei gleichzeitiger Zufuhr von organischen Stoffen, Bei
Topfversuchen mit Lagererden (im Laboratorium) dagegen, konnte eine
erhebliche Vermehrung der Keime bei PgOj- Zusatz festgestellt werden,
wenn der Boden mit organischer Substanz einige Zeit lagerte; ebenso
wurde bei Zuckerzusatz -Lagererden in Töpfen eine wesentliche Zunahme
der Keime bei einer Kaligabe beobachtet, bei einer Pg Oj-Gabe in geringerem
Maße. Bei einer Zufuhr von organischen Stoffen (Zucker, Stroh)
vermehrten sich die gelatinewüchsigen Keime ganz besonders stark, in ein-
zelnen Fällen auffallenderweise auch die gelatineverflüssigenden. Auch die Zu-
gabe N-haltiger organischer Substanzen (Asparagin, Pepton, Kasein) bewirkte
eine Steigerung der Keimzahlen; dagegen übten Aramonsulfat und Salpeter
einen erheblichen Einfluß nicht aus. Die Brachebearbeitung scheint mit
Hilfe der im Boden vorhandenen natürlichen C- Quellen eine geringe
N-Sammlung hervorzubringen; diese N-Zunahme wird aber sehr erheblich,
wenn man in reichlicher Menge C -Verbindungen (Unkräuter, Zucker,
Stroh usw.) dem Boden einverleibt. 2. Weitere Versuche über die
N-Assimilation durch niedere Organismen, mit Azotobacter chroo-
coccum und anderen N -bindenden Organismen, innerhalb und außerhalb
des Bodens, zeigen, daß die N- Bindung das Vorhandensein reichlicher
Mengen organischer und mineralischer Stoffe und eine neutrale oder
schwach alkalische Bodenreaktion voraussetzt. Mit Chlostridienvegetationen
wurden keine so hohen N-Zunahmen erzielt wie mit Azotobacter. Versuche
mit Dematium (pullulans?) und Streptothrix odorifera lassen eine recht
1) Landwseh. Jahrb. 1910, 39, Ergänzungsbd. III. 314-343. Arbeiten d. agrik.-chem. Versuchsst.
Halle a. S. III.
96 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
beträchtliche N-Bindungsfähigkeit seitens dieser Bodenorganismen erkennen.
Nach dem Vf. „besteht kein Zweifel mehr, daß es vorliegend assimilierter
und allmählich umgewandelter Luft-N (Organismeneiweiß-N) ist, welcher
die Mehrernten bedingt und nicht etwa zum größten Teile oder fast aus-
schließlich schon vorhandener, nur in verstärktem Maße aufgeschlossener
Boden-N". 3. Schließlich wurden Versuche über KnöUehenorganismen
und Leguminosenkulturen ausgeführt die ergaben, daß auf lupinen-
müdem und kleemüdem Boden durch Zuführung frischer Impferde eine
normale Entwicklung wieder erzielt werden und daß nach allen neueren
Beobachtungen Serradella und Lupine keineswegs eine Ausnahmestellung
für Sandboden einnehmen.
Einige bakteriologische Beziehungen in Böden unter Gewächs-
hausbedingungen. Von Jacob G. Lipman, Percy E. Brown und
Irving L. Owen. ^) — Gewächshausböden unterliegen infolge veränderter,
mehr oder weniger künstlicher Bedingungen in bezug auf Temperatur,
Feuchtigkeit und Durchlüftung beschleunigteren Processen als Böden im
freien Felde; namentlich kommen diese zur Geltung bei Einfüllen von
Gefäßen, beim Mischen mit Düngstoffen, wobei ein näherer Kontakt der
Bodenteilchen mit dem atmosphärischen 0 herbeigeführt wird, als das in
freiem Felde möglich ist und wodurch eine lebhaftere Bakterientätigkeit
eine beschleunigtere Zersetzung organischer Substanzen und infolgedessen
ein schnelleres Absterben der Bakterien herbeigeführt wird. Das Ver-
halten der Bakterien in solchen Böden zu studieren war der Zweck nach-
folgender in vier Versuchsreihen ausgeführter Untersuchungen.
I. Die Wirkung verschiedener Mengen von saurem Phos-
phat und von Citronensäure auf die Anzahl von ßakterien-
colonien auf Agarplatten. Boden, der keine Ernte getragen hatte
und bei 14% Wassergehalt gehalten wurde, wurde auf 14 Gefäße verteilt
wie folgt mit Zusätzen versehen: 2 Gefäße erhielten keinen Zusatz,
2 wurden mit CaCOg versetzt; 5 erhielten Zusätze von saurem Phosphat
in von 0,1496 — 1,7952 g steigenden Mengen und 5 desgl. von 0,3233 g
bis 3,8796 g steigende Mengen von Citronensäure. Die so vorgerichteten
Bodenproben wurden zu 4 verschiedenen Zeiten auf Bakteriengehalt geprüft,
nach 3 Wochen der Aufstellung zum ersten Male am 10. December, dann am
21. Dec, 14. Jan. und 4. Febr. Durch die Beimischung von CaCOg war
die Anzahl der Colonieen, gegenüber der des unbehandelten Bodens ver-
mindert worden; saures Phosphat wirkte noch stärker vermindernd. Der
Zusatz von Citronensäure wirkte dagegen Colonieen vermehrend in beträcht-
lichem Grade. Dieselben Verhältnisse zeigten sich auch noch bei der
zweiten Prüfung, bei der dritten und vierten war ein Rückgang allgemein,
so daß sich die Unterschiede nahezu ausglichen, nur bei Wirkung der
Citronensäure kam noch die Anzahl der Colonieen zum Ausdruck.
II. Einfluß geringer Zusätze fruchtbarer Erde auf den
Bakteriengehalt von mit Nährstoffen versehenem Quarzsand.
8 Glastöpfe wurden je mit 19,8 Pfd. Quarzsand und 0,2 Pfd. fruchtbarem
Boden gefüllt; je 4 blieben unsterilisiert, je 4 wurden sterilisiert und
von diesen beiden Reihen wurden je 2 mit Hafer besät, je 2 blieben
•i) Rep. of the Soil Chemist and Bacteriologist of the New Jersey Agricultnral College Exper.
«tat. f. 1909, 211—222.
A. Quellen der Ptianzenernährung. 3. Boden.
97
unbestellt. Der Hafer wurde am 2. Dec. gesät, am 2. April geerntet. Im
Mittel von je 2 Gefäßen wurden vom Hafer geerntet:
vom nicht sterilisierten Sand 5,85 g Trockensubstanz mit 7,55 mg N
„ 7,10 „ ,, ., 10,74 .. ,,
Dieser höhere Ertrag im letzteren Falle dürfte dem Umstand zuzu-
schreiben sein, daß sonst schwerlösliche N -Verbindungen durch das
Sterilisieren löslich wurden. Zur Ermittelung des Bakteriengehalts wurden
dem nicht mit Hafer besäten Boden dreimal Proben entnommen und in
denselben im Mittel von je 2 Gefäßen und in je lg Boden Bakterien
am 15. December 4. Januar 25. Februar
in nicht sterilisiertem Boden 8 200 000 3 590 000 810 000
„ sterilisiertem „ 4 100 000 7 750 000 1189000
Während bei der ersten Probenahme der unsterilisierte Boden doppelt
so viel Bakterien enthielt wie der sterilisierte, änderte sich dies mit der
Zeit und während im ersteren Falle die Bakterienzahl stark sank, stieg
diese im sterilisierten Boden ganz beträchtlich.
III. Die Bakterienzahl im Gewächshausboden nach Zusatz
von organischer Substanz und Kulturen von B. mycoides. In
einer Reihe diente mit Nährstoffen versehener Quarzsand, in der anderen
fruchtbarer Boden zu den Versuchen; beide Reihen erhielten etwas CaO
in Form von Austernschalen und Zusätze nach folgendem Plane:
ohne Gründung u. sterile Kultur I Gründung in Form von Gras u. sterile Kultur
„ „ ,, lebende ,, | „ „ „ „ „ „ lebende ,,
Die Zählung der Bakterien zu verschiedenen Zeiten ergab folgendes.
Am 7. Januar (erste Zählung) fand sich, daß sich die Bakterienzahl nach
Grasznsatz (organische Substanz) erheblich gesteigert hatte. Der Zusatz
von lebenden Kulturen von B. myc. erhöhte die Bakterienzahl beim Fehlen
von Gras, verminderte sie beim Zusatz von Gras. Der Quarzsand enthielt
mehr Bakterien als der Boden; im Februar (zweite Z.) dagegen war der
Sand sehr arm an Bakterien und der Einfluß der organischen Substanz
war fast verschwunden. — Der fruchtbare Boden aber erheblich reicher
au Bakterien als der Quarz und als bei der Prüfung im Januar, namentlich
in den Töpfen, welche keine organische Substanz erhalten hattea. Die
sterilen Kulturen waren auf die Vermehrung der Bakterien von größerem
Einfluß als die lebenden. Anfangs März (dritte Z.) zeigte sich überall
eine reichliche Vermehrung, Ende März (vierte Z.) wieder eine starke
Verminderung der Bakterienzahl.
IV. Der Einfluß von Gyps auf die Bodenbakterien. 12 irdene
Gefäße wurden mit je 18 Pfd. fruchtbare Erde gefüllt und teils mit Wicken,
teils mit Hafer besät und in jeder Reihe einige Gefäße mit Gyps gedüngt.
Die Ergebnisse sind aus folgendem zu ersehen:
Bei einem
Zusatz
von Gyps
An Trockensubstanz
■wurde geeintet in g
"Wicken | Hafer
Nitrat-N in unbebaut
gebliebenem Boden
pro Million Teile
am 1. März am 26. Aprü
Bakten
am 25. Febr.
enzahl in 1 g Boden
in Millionen
am 29. Märzlam 26. April
t' : :
4 ., . .
8„ . .
16,2 i 6,2
17.7 5,2
10.8 6,3
20,2 10,7
0,612
1,780
3,450
2,880
5,200
10,410
6,250
15,620
2,52
2,80
3,36
3.20
0,30
0,82
0,56
1,00
1,26
0,98
0,96
0,96
Jahresbericht 1910.
98 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Vergleichende Untersuchungen über die Bakterienzahl im Acker-
boden in ihrer Abhängigkeit von äußeren Einflüssen. Von Diedrich
Engberding. ^) — Die wichtigsten Ergehnisse seiner ausgedehnten Arbeit
faßt der Vf. etwa wie folgt zusammen: a) Zur Methodik d"er Bakterien-
zählung. 1. Heyden-Agar gibt als Nährboden bei der Plattenmethode
sicherere und im allgemeinen auch höhere Werte als Gelati neuährbodeu
und ist auch den anderen (vom Vf.) benutzten Ägarnährböden (Bouillon-,
Bodenauszug-, Mannit-, Hefewasser-, Kohl-Auszug-Agar) überlegen. 2. Mit
der Plattenzählmethode ist die absolute Zahl der bei Luftzutritt in Heyden-
Agar wachsenden Bakterien nicht zu ermitteln, weil die auf den Platten
schnell zu Colonieen heranwachsenden Bakterien durch Ausscheidung der
Stoffwechselprodukte oder durch Entziehung der Nährstoffe die in ihror
Nachbarschaft liegenden langsam sich vei mehrenden Keime unterdrücken
können. Das Platten verfahren gibt aber annähernd vergleichbare Werte,
wenn man die Zählplatten stets mit der gleichen Boden menge beimpft;
bei sehr bedeutenden Unterschieden in der Bakterienzahl der zu ver-
gleichenden Böden sind die so ermittelten Ausschläge indessen zu gering,
b) Der Einfluß verschiedener Faktoren auf die Bakterienzahl
im Ackerboden. 3. Erhöhung und Erniedrigung der Bodentemperatur
bewirkten bei Beobachtungen auf dem Felde und bei Tellerversuchen im
Laboratorium nur sehr geringe Veränderungen iu der Bakterienzahl. Im
gewachsenen Feldboden steigt und fällt die Baktei'ienzahl in der wärmeren
Jahreszeit mit seinem Wassergehalte. Das Optimum des Wassergehalts
liegt in diesem Boden sehr hoch; bei den im Laboratorium bei hoher
Zimmertemperatur ausgeführten Tellerversuchen war schon ein geringerer
Wassergehalt, ein Feuchtigkeitsgrad von etwa 80% der vollen Wasser-
capacität, optimal. Nach dem Ergebnis einer im März angestellten Be-
obachtung scheint längerer Frost mit einer darauf folgenden längeren Ein-
wirkung niederer Temperatur (0 — 5*^ C.) die Bakterienzahl herunterzudrücken.
4. Zufuhr von organischer Substanz (Zucker, Getreidestroh, Senf, Wicken,
Jauche) zum Boden befördert die Vermehrung der Bakterien meist stark..
Im Feldboden war ein unterschied in der Zahl der Bakterien nach Herbst-
und Frühjahrsunterbringung des Stallmistes einige Zeit nach der Frühjahrs-
furche nicht mehr vorhanden. 5. Ebenso wie im unbearbeiteten Boden
übt auch im bearbeiteten, besonders im Bracheboden, der Wassergehalt
den Haupteinfluß auf die Bakterienzahl aus. Deshalb ist die Erhöhung
der wasserhaltenden Kraft des Bodens durch eine Bearbeitung für die
Erklärung der Brachewirkung auf die Bakterienzahl von großer Bedeutung.
Nach dem Wassergehalte kommt hierbei noch die organische Substanz des
Bodens in Frage. So werden Unterbringung des Unkrautes und die Be-
grünung des Bodens mit Moosprotonema und Algen die Bakterienzahl
steigern, Zerstörung der Begrünung sie herabdrücken. Die durch die
Bearbeitung bewirkte bessere Durchlüftung des Bodens scheint auf die
Bakterien zahl nur einen untergeordneten Einfluß auszuüben. 6. Von
mineralischen Nährstoffen verändert der Zusatz geringerer Mengen von
(NH4)2S04 (0,05 g N zu 100 g Boden) die Bakterienzahl nicht. Größere
Mengen davon, sowie NaN03, KgSO^, und wahrscheinlich auch CaO, er-
1) Centrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1909, 23, 569—642.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 99
höhen die Zahl in geringem Grade; MgS04 steigert sie ziemlich beträcht-
lich; Superphosphat ist ohne Einfluß. Nach A. Koch wirken auf die
N-Bindung im Gröttinger Yersuchsboden CaO, K2SO4 vielleicht auch MgS04
erniedrigend ein, P2O5, besonders als Superphosphat erhöhen sie beträcht-
lich. Mineralische NährstofTe beeinflussen also die Bakterienzahl und die
N- Bindung nicht im gleichen Sinne. 7. Ähnlich wie die Gesamtbakterien-
zahl steigt und fällt im Lehmboden auch die Zahl der ein halbstündiges
Erhitzen in Heyden-Agar bei 100*^ C. überdauernden Sporen mit dem
Wassergehalte; Austrocknen des Bodens begünstigt also die Bildung der
widerstandsfähigen Sporen nicht. Die Zahl der Sporen erhöht sich nach
dem Zusätze von Zucker zum Boden trotz der starken danach eintretenden
Vermehrung der Bakterien nicht, c) Vergleich der Bakterienzählungen
und der Umsetzungsversuche nach Remy. 8. Nach diesen Versuchen
steigert sich die Zahl der N-bindenden und pepton zersetzenden Bakterien
nach dem Zusätze von Zucker zum Boden bedeutend, indessen bleibt diese
größere Zahl der Bakterien in der Impferde ohne Einfluß auf das Ergebnis,
weil die N-bindenden und peptonzersetzenden Bakterien sich in den
Lösungen schon in kurzer Zeit ganz unabhängig von der eingeimpften
Zahl auf dieselbe Höhe vermehren. Von den beiden Faktoren, die für
die Leistungen der Bakterien im Boden wesentlich maßgebend sind, nämlich
die Bakterienzahl und deren individuelle Leistungsfähigkeit, findet also der
erstere im Ergebnis der ümsetzungsversuche keinen entsprechenden Aus-
druck. Anders ist es bei den nitrificierenden Bakterien. Auch deren
Zahl wird sich durch den Zusatz von Energiematerial, z. B. (NH4)^S04,
zum Boden erhöht haben. Weil die nitrificierenden Bakterien sich ungemein
langsam vermehren, so wird ihre größere Zahl in der mit (NH4)2S04 ver-
setzten Impferde durch das Ergebnis des Umsetzungsversuches angezeigt.
Durch einen Zusatz von Ammonsulfat zum Boden wird die Zahl der
N-bindenden und peptonzersetzenden Bakterien nicht wesentlich verändert.
Auch das Ergebnis des Umsetzungsversuches mit peptonzersetzenden
Bakterien wird kaum beeinflußt. Ein Zusatz von bedeutenden Zucker-
mengen zum Boden schwächt die Lebenskraft der nitrificierenden Bakterien,
Stickstoff bind ung in einigen Böden Colorados. Von Will. P.
Headder. ^) — Das Auftreten von Stellen, auf welchen „nichts wachsen"
will, hat sich in Colorado über Felder in Ausdehnung von Quadratmeilen
bemerklich gemacht. Bisher ist als Ursache dieser Erscheinung nur der
hohe Gehalt der Böden an in Wasser löslichen Salzen festgestellt. Die
Bodenproben zeigen große Mengen (über 10% ^^^ lufttrocknen Bodens)
wasserlösliche Bastandteile, wie Chloride, Nitrate, Sulfate von Ca, Mg, K
und Na. In der Oberfläche des Bodens wurden über ö^/q Nitrate gefunden.
Mit wachsender Tiefe des Bodens sinkt der Gehalt der wasserlöslichen
Salze. Die Menge an N in den Coloradoböden ist im Vergleich zu jener
Menge, welche man sonst in Böden und z. B. in Rothamstedt gefunden
hat, enorm. Als größte Menge wurden dort 359,4 Pfd. Salpeter p. Acre
bis zu einer Tiefe von 27 Zoll berechnet, während der Vf. im Boden
eines schwer geschädigten Obstgartens Colorados 9040 Pfd. Salpeter p.
f. Zuckerind
1) Agric. Exper. Stat. Colorado Agr. College 1910, Bull. 155; ref. nach Österr.-Ungar. Zeitscbr.
cerind. u. Landwsch. 1911, 40, 122—126. (K. Vorbuchner.)
100 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Acre bis zu einer Tiefe von 12 Zoll nach Entfernung der reicheren Ober-
fläche feststellte. Letztere in einer Dicke von 4 Zoll enthielt 22 747 Pfd.
Salpeter p. Acre (0,02 Oy'o). Bei über 100 Bodenproben, die bis zu 6 Zoll Tiefe
genommen waren, stellte der Yf. Gehalte von 0,0005 — 0,002% Nitrat-N
fest. Nach weitereu Ausführungen kommt der Vf. zu folgenden Schlußsätzen:
Die Ursache wüster Strecken in einigen Gegenden Colorados, welche
volkstümlich, jedoch unrichtig „black alkali" genannt werden, liegt in der
Anwesenheit übermäßiger Mengen von Nitraten. — Diese Nitrate werden
im Boden gebildet. — Das Absterben einer größeren Anzahl von Apfel-
bäumen und Alleebäumen während des Jahres 1909 wurde durch über-
mäßige Mengen von Nitraten im Boden verursacht. — Diese Nitrate wurden
in die Zone der Ernährungswurzeln durch die Frühjahrsregen und die
Bewässerung geführt. — Das Mittel, durch welches der Luft-N zu Nitrat
in dem Boden umgewandelt wird, sind Mikroorganismen, welche die
Fähigkeit besitzen, den Luft-N zu Salpetersäure zu oxydieren. — Diese
Organismen haben in den Böden Colorados eine sehr weite Verbreitung und
wirken nicht immer schädlich, doch wenn die Beschaffenheit des Bodens,
einschließlich Feuchtigkeit und Temperatur, bei Anwesenheit von Erd-
alkali-Carbonaten besonders günstig ist, entwickeln sie sich so massenhaft,
daß sie die beschriebenen Erscheinungen hervorrufen. — Diese Organismen
gedeihen in einigen bestbebauten Landstrichen und gewisse Unregelmäßig-
keiten in der betreffenden Landwirtschaft sind wahrscheinlich die Folge
davon. — Die sehr bedeutenden Mengen von Nitraten, welche in einigen
Boden gefunden werden, im Verein mit den großen damit angereicherten
Flächen, sowie die weite Verbreitung derselben weisen auf die Möglichkeit
hin, daß die Bildung des Salpeters in Cliile und Peru ebenfalls der
Wirksamkeit dieser Organismen zuzuschreiben ist.
Bodenbakteriologische Studien. Von F. L. Stevens und W. A.
Withers.^) — Die Vff. studierten insbesondere die Nitrifikation im Boden
und in Nährlösungen bei Zusatz von Ammonsulfat und von Baumwoll-
saatmehl. Aus den beschriebenen Versuchen geht hervor, daß nicht alle
diejenigen Böden, welche innerhalb 4 Wochen im Boden Ammonsulfat
und Baumwollsaatmehl nitrificieren , auch in Lösungen während der
gleichen Zeit uitrificierend wirken. In manchen Böden schreitet die
Nitrifikation so schnell vorwärts wie die Ammoniakbildung; aus dem
Ammoniak wird also ebenso schnell Nitrat gebildet, wie das Ammoniak
selbst durch die entsprechenden Organismen gebildet wird. Die Nitrat-
bildung ist manchmal im Bodenauszug nur gering, so daß man diese
Prüfung nicht als maßgebend zur Beurteilung der nitrificierenden Kraft
eines Bodens ansehen darf. Dagegen nitrificieren Organismen aus Abwässer-
kanälen in Lösungen besser als im Boden. Impft man Böden mit nitri-
ficierenden Bakterien, so steigt bei manchen Böden die nitrificierende Kraft
mit der Menge der Bakterien, bei manchen aber sinkt sie.
Beiträge zur Bodenbakteriologie. Von Adam Dzierzbicki. 2) —
Der Vf. bringt die hauptsächlichen Ergebnisse seiner Arbeit in folgenden
') Jahresber. d. Agric. Exper. Stat. of North Carolina 1908, 40: ref. nach Centrlbl. Agrik.-Chem.
1910, 39, 1—2. (Popp.) — 2) Bull, intemat. de l'Acad. d. scienc. de Cracovie. Ser. B. 1910, 21-66;
ref. nach Centrlbl. ßakteriol. H. Abt. 1910, 27, 632. (Matouschek - Wien.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
101
Sätzen zum Ausdruck: 1. Die Remy'sehe Methode kann nur dann über
den bakteriologischen Zustand des Bodens in gewisser Hinsicht zuverlässige
Resultate ergeben, wenn die Zusammensetzung der Nährstoffe eine solche
ist, daß der Zusatz der Impferde nur durch den bakteriologischen Zustand,
nicht aber durch ihre chemische Zusammensetzung auf den Verlauf des
betr. Processes von Einfluß sein kann. 2. Der bakteriologische Zustand
des Bodens ist hinsichtlich der N- Bindung recht stark abhängig vom
Gehalte dieses Bodens an aufnehmbaren Mineralstoffen; er ist ungünstig,
wenn darin aufnehmb. P2O5, KgO oder CaO fehlt. Namentlich fehlt dann
Atozobacter. Man muß der Mannillösung (b. d. Rem y 'sehen Meth.) nicht
nur die mineralischen Nährstoffe, sondern auch eine gewisse Menge Natrium-
humat hinzufügen, dann erst sterilisiert man und impft mit A zotobacter.
3. K2HPO4 ist für die Ernährung des Azotobacter vorteilhafter als Ca
HPO4 + KCl. 4. Je weniger aufnehmb. P2O5 dem Azotobacter zu Gebote
steht, um so weniger ist der Verbrauch der Energiequelle für N-Bindung.
5. Die Intensität einer NH3 -Abspaltung in Peptonlösungen hängt wohl
vom bakteriologischen Zustande des Bodens, aber insbesondere von seiner
chemischen Zusammensetzung und seinem Gehalt an P2O5 ab. Will man
(nach Remy) den Fäulnisprozeß untersuchen, so geben wir also der Pepton-
lösung eine für die Bakterien leicht aufnehmbare Pg 05-Verbindung hinzu.
Der Zusatz von leicht zersetzbaren organischen Stoffen (bes. Kohlehydraten)
zu der mit Erde geimpften Peptonlösung vermindert die Menge des sich
abspaltenden NH3, der Zusatz von Humaten vergrößert sie dagegen, wenn
auch unbedeutend. Ein starker Luftzutritt vermindert, wenigstens in
manchen Fällen, die Menge des sich aus der mit Boden geimpften Pepton-
lösung abspaltenden NH3.
Einige Faktoren bei der Bindung von Stickstoff durch Azotobacter.
Von Conrad Hoffmann und B. W. Hammer.^) — Die Untersuchungen
betrafen die Wirkungen von Rohkulturen und von Reinkulturen auf die
N-Bindung bei verschiedenen Bodenai-ten und unter verschiedenen Verhält-
nissen, namentlich hinsichtlieh der Energiequellen und Concentiation der
benutzten C-hydrate. Die Menge des gebundenen N durch Rohkultur in
Ashby's Medium schwankte bei 9 verschiedenen Böden zwischen 0,15 mg
(Sandboden), 8,10 mg (Torfboden) und 14,47 mg (Marschboden) p. g
Mannit, Der Einfluß verschiedener C-hydrate auf die Bindung von N
durch Azotobacter in Reinkultur zeigte sich in folgenden Zahlen für
fixierten N p. g verbrauchten C-hj^drats:
M j £
c ^ s
Ü5 s^ ro
mg
4,5515,0515,35 7,20
(,35:7,351 r,90|8,9510,00|l0,30|l0.85|ll,70|l3,40
14,40
Die hauptsächlichsten Ergebnisse der Versuche geben die Vff. in
folgenden Sätzen: 1. Die in ihren Vermögen, N zu binden, sehr weit
variierenden Böden fixierten atmosphärischen N in Mengen von 0,15 bis
1) Centribl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 28, 137-139.
102 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
14,47 mg p. g verbrauchten Maanits. 2. Mannit und Lactose erwiesen sich
als die besten unter den C-hydraten, um in Rohkulturen das Maxiraum
von N zu binden; Maltose und Sucrose erwiesen sich als am wenigsten dazu
geeignet. In Reinkulturen lieferten Mannit und Dextrin die besten Ergeb-
nisse, Sucrose bessere als in Rohkulturen; Lactose zeigte einen geringeren
Grad der Bindung als in Reinkulturen. 3. Greringe Mengen von C-hydraten
steigern die Azotobacter- Tätigkeit. Für Bodenimpfung ist es von hoher
Wichtigkeit, daJ3 die fraglichen Kulturen so energisch und wirksam als
möglich sind. 4. Di- und Triealciumphosphat liefern (in Rohkulturen
wenigstens) bessere Ergebnisse als das Monocalciumphosphat. 5. Bei der
Bestimmung des Coefficienten der N-Bindung eines Bodens ist es wichtig,
die Incubationsperiode zu beachten. Wenn sie zu lang ist, wird weniger
N fixiert und die Bestimmungen des N-Gehaltes der Kulturen zeigen die
wirklich fixierte Menge nicht sicher an. Nach den erhaltenen Ergebnissen
scheint es, daß die Incubationsperiode bei Rohkulturen zwischen 21 bis
28 Tagen schwankt. 6. CaCOg braucht nur in sehr geringen Mengen
vorhanden zu sein ; größere Mengen erwiesen sich nutzlos. 7. Für eine
reichliche Entwicklung in Reinkulturen, wenn sie in flüssigen Medien
wachsen, ist die Anwendung von Quarzsaud sehr wirksam. 8. um eine
reichliche Menge trockner Azotobacter-Zelleu zum Zweck der chemischen
Analyse zu erzielen, ist die Anwendung von Petrischalen zu empfehlen.
9. Der Proteingeiialt der Azotobacter-Zellen wird anscheinend von dem
Alter der Kulturen beeinflußt. Der procent. Proteingehalt schwankt von
8,31 — IOjIS^'/q. Diese Ergebnisse weichen beträchtlich von den von
anderen Forschern erhaltenen ab. Die Verschiedenheit der angewendeten
Methoden ist möglicherweise die Ursache der Unterschiede. 10. Der P-
Gehalt der Zellen wird ebenfalls von dem Alter der Kulturen beeinflußt.
Der P-Gehalt, berechnet als PgOg, schwankte von 2,51 — 2,97^0.
Azotobacter-Studien. Von Jacob G. Lipman.^) — Die 8 auf ihr
N-bindungsvermögen geprüften Azotobacter -Kulturen waren verschiedener
Herkunft, aus Böden von Californien (1, 7 u. 8), Louisiana (2), Madison (3).
1, 3, 6 u. 8 waren dem A. chroocoocum ähnlich; ferner A. Beyerincki
aus Dänemark, A. vinelandii aus Südjersey- Boden. Mit diesen Kulturen
wurde eine 15°/oo Mannitlösung geimpft, je 100 ccm. Nach Ende von
4 Wochen wurden in diesen Kulturen ein von 0,39 — 10,45 mg schwankender
Gehalt an N gefunden. Das Maximum wurde von der 5 Jahre alten
A, vinelandii-Kultur erreicht; der nächst höchste Gehalt — 6,75 mg N —
wurde bei einer ganz frischen Kultur von A. chroococcum erhalten. Die
N- An reicherung konnte durch Zugabe kleiner Mengen von CaCOg (0,003,
0,006 und 0,012 g in Form eines Bodens) oder von Kaliumphosphat
(10 — 20 mg K2HPO4) gefördert werden. — In einem anderen Versuche
wurden Portionen der Kulturlösung mit je 10 g eines frischen Bodens
geimpft und diese dann in irdene Töpfen gebracht und einige Wochen
stehen gelassen. Der Boden war teils ungedüngt geblieben, teils mit
Kaliumphosphat und Chlorcalium, teils mit diesen Salzen und Kalk ge-
düngt. Nach der Sterilisation und Abkühlung wurden je 100 ccm der
Kulturlösung mit gleichen Mengen der verschieden behandelten Böden
1) Rep. New Jersey Agr. Coli. Exper. Stat. New Brunswick p. 1908. 137—143.
A. Quellen der Pflanzenemährung. 3. Boden. 103
geimpft und nach 16 Tagen die Gehalte an N bestimmt. Die letztere
Düngungsweise hatte den besseren Erfolg,
Bodenimpfung mit Azotobacter Beyerincki. Von Jacob G. Lip-
man. ^) — Ein sorgfältig gemischter, gleichmäßiger Boden wurde in
Cylinder gefüllt und mit Pg O5 und Kg 0 reichlich versehen. Die Nummern
IIa— 18a erhielten keinen CaO, IIb — 18b erhielten je 125 g CaCOg,
llc — 18c je 250 g CaCOg; ferner erhielten 12a, b u. c, sowie 16a, b
u. c je 30 g Rohrzucker; 13a, b, c und 17a, b u. c je 30 g Stärke und
14 a, b, c und 18 a, b, c je 30 g Filtrierpapier. Ferner wurden die Gefäße
15, 16, 17 u. 18 (sämtl. a, b u. c) mit Kulturen von A. Beyr. geimpft;
die übrigen 11 — 14 blieben ungeimpft. Die Gefäße wurden mit 16 Kernen
Mais besät. Der Ertrag an Trockensubstanz und N war folgender:
IIa— 18a Trocksbst. 90 g, N 0,493 g. IIb— 18b Trocksbst. 136,5 g, N 0,700 g.
llc— 18c Trocksbst. 170 g, N 0,801 g.
Die Wirkung des Kalkes tritt hier bestimmt hervor. Im übrigen
zeigten die Ergebnisse, daß die Impfung ein deutlich geringeres Wachstum
des Maises zeigte, daß die Zusätze der Kohlehydrate wenig günstig war.
Zur Kenntnis des Mineralstoff bedarf s von Azotobacter. Von
Hermann Kaserer. -) — In N-haltigeu Dextroselösungen war das Wachs-
tum verschiedener Bakterien bei Abwesenheit löslichen Fe oder AI stets
kümmerlich und nicht zu vergleichen mit dem Wachstum in organischen
Decocten, besserte sich aber bedeutend auf Zusatz von Silicophosphaten
dieser Elemente. Es scheint somit, daß alle Bakterien einen gewissen
Bedarf an Fe und AI haben, der durch die gebräuchlichen organischen
Nährböden vollkommen gedeckt wird und auch auf eiweißfreien Nährböden
erst bei Abwesenheit organischer Säuren die Ausfällung der in Spuren
überall, besonders aus dem Glase vorfindlichen Fe- und AI-Verbindungen
verhindern. Aus zahlreichen Versuchen des Vf. ergab sich, daß sowohl
Fe als AI nötige Nährstoffe für Azotobacter sind. Am meisten N, nämlich
12,25 mg, wurde durch Azotobacter bei einem Versuche gebunden, in
welchem diese Elemente auf folgendem Wege in die Nährlösung eingefügt
wurden: 2 g A12(S04)3, 0,5 g FeCl-' wurden in Wasser gelöst, mit Nag
HPO4 gefällt, abgesaugt; mit H.^O aufgeschwemmt und durch Zusatz von
3 g Caliumsilicat in HgO zur Lösung gebracht. Nach dem Dämpfen auf
2 Atm. wurde auf 1 1 aufgefüllt.
Ein Verfahren zur Bestimmung der cellulosezersetzenden Fähig-
keit des Erdbodens. Von Harald R. Christensen.^) — Das Verfahren
ist folgendes: In einen 30 ccm fassenden Jena -Erlenmeyer -Kolben wird
eine 50 g Trockenerde entsprechende Menge des zur Untersuchung be-
stimmten Bodens gebracht. Mit einem Glasspatel wird die Erde auf dem
Kolbenboden in der Weise angeordnet, daß auf ca. */5 desselben eine
gleichmäßig starke, lose liegende, jedoch überall zusammenhängende Schicht
vorhanden ist; ca. Y5 des Kolbenbodens bleibt unbedeckt; durch eine
Pipette wird dann langsam und vorsichtig destilliertes Wasser auf den
unbedeckten Teil des Kolbenbodens gebracht. Dieses Wasser wird (durch
Drehung des Kolbens) von der Erde kapillär aufgesaugt, ohne deren
botaUc
i) Reo, New Jersey Agr. Coli. Exper. Stat. New Brunswick p. 1908, 144—147. — 2) Ber. deutsch.
. Ges. 1910, 28, 208—212. — 3) Centribl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 27, 449—451.
104 Landwirtschaftliche Pflanzenprodoktion.
Struktur zu zerstören. Es wird soviel Wasser zugeführt, daß die Erde
beinahe mit Wasser gesättigt wird. Eine Übersättigung darf nicht ein-
treten. Auf die in dieser Weise befeuchtete Erde werden jetzt in passender
Entfernung zwei schmale, bei allen vergleichenden Untersuchungen aber
gleich große Streifen aschenfreien Filtrierpapiers (J. H. Munktells Nr. 6)
von 30 mm Länge und 5 mm Breite gelegt; dieselben werden durch eine
Glasstange gegen die Erde gedrückt, damit sie vollständig mit derselben
in Berührung kommen, ohne jedoch von derselben bedeckt zu werden. —
Nach dem Verlaufe weniger Tage bis mehrerer Wochen sieht man, daß
das Papier angegriffen wird. Gewöhnlich entstehen anfangs hie und da
auf dem Papier kleine runde und scheinbar fast durchsichtige Fleckchen,
oft sieht man aber auch die Zersetzung an den Enden oder den Seilen
der Papierstückchen eintreten. Bei der Zersetzung wird die Papiercellulose
gewöhnlich nach und nach in einen zähen graulichen Schleim, worin die
cellulosespaltenden Mikroben enthalten sind, umgebildet. Zuweilen, und,
wie es scheint, besonders wenn der Abbau der Cellulose durch Schimmel-
pilze hervorgerufen wird, tritt eine Schwarzfärbung des Papiers ein, und
die Zersetzung kann dann ohne Schleimbildung zu Ende geführt werden.
An jedem dritten Tage werden über das Fortschreiten der Cellulosezersetzuug
Aufzeichnungen gemacht, und dasselbe wird mit den Zahlen 0 — 4
charakterisiert. Die Zahl 0 bezeichnet, daß das Papier unverändert ge-
blieben ist, 1. daß die Cellulosespaltung gut eingeleitet und ca. Y^ des
Papieres zersetzt, 4. daß die Zersetzung ganz oder beinahe ganz vollendet
ist, 2. u. 3. die dazwischen liegenden Stufen. Das während des Versuchs
aus den mit Wattestöpseln verschlossenen Kolben verdunstete Wasser wird
hin und wieder ersetzt, so daß die Erde stets soviel Feuchtigkeit enthält,
daß die Papierstückchen durch und durch naß bleiben. — Bei sortjfältigem
Arbeiten läßt sich durch dieses Verfahren bei vergleichenden Untersuchungen
eine sehr gute Übereinstimmung erhalten. Die zu einer vollständigen
Cellulosezersetzung erforderliche Zeit schwankte bei des Vf. Versuchen von
ca. 50 verschiedenen Ackerböden zwischen 9 und 93 Tagen. Diese sehr
große Verschiedenheit läßt hoffen, daß man diuch dieses Verfahren ver-
hältnismäßig kleine Unterschiede des Bodenzustandes messen können wird.
über Luftstickstoffbindung im Boden mit Hilfe von Cellulose
als Energiequelle. Von Alfr. Koch.^) — Im Gegensatz zu Pringsheim
hielt es der Vf. für besser Cellulosebakterien zur Impfung von Bodenproben
zu verwenden, die gerade reiche Luftzufuhr lieben, weil die N-Bmdung
im Boden durch gute Lüftung begünstigt wird. Er benutzte flache Flüssig-
keitsschichten und impfte diese teils mit Erde, Pflanzenkompost, Kanal-
schlamm oder frischem Pferdemist. Die in Form von Filtrierpapier zu-
gesetzte Cellulose wurde bei 30° C. bald angegriffen und in einen Brei
verwandelt. Dann wurden in diese Kulturflüssigkeiten neue Papierstreifen
getaucht und auf Tellern mit Erde + Sand bedeckt, sowie etwas Dextrose
zugesetzt. Die nach 6 Monaten gesammelten ursprünglich 12 g wiegenden
Papierstreifen — Cellulosereste — wogen nach der Impfung mit Erde
10,8, mit Compost 8,15, mit Kanalschlamm 10,15 und mit Mist nin- 1,65 g.
Die N-Zunahmen betrugen, nach Abzug der durch Dextrose erfolgten, bei
1) Centilbl. Baktetiol. II. Abt. 1910, 27, 1-
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 105
den Kulturen aus Erde 9,04, aus Kompost 13,68 imd aus Mist 102,2 mg;
per g verbrauchte Dextrose 6,502 mg, verbrauchte Cellulose 9,874 rag N.
Die Ausnutzung der CeUulose zur N- Bindung stellt sich also wesentlich
günstiger wie die der Dextrose, wenn Cellulosebakterien aus Mist zugegen
waren. Papier löst sich in nicht mit Mistbakterien versetztem Boden
langsam und seine Abbauprodukte werden von salpeterumsetzenden Bakterien
verbraucht, der Boden bleibt daher bis zum Verschwinden des Papiers
frei von Salpeter und liefert infolgedessen kümmerliche Pflanzen. Daher
ist es vorteilhaft, die Cellulose durch Impfung mit Mistbakterien möglichst
schnell aus dem Boden herauszuschaffen, um die schädliche Wirkung der
Cellulose auf die Salpeterurasetzung zu verhindern und deren vorteilhafte
Verwendung der Cellulose zur LuftN-Bindung zu ermöglichen.
Weiteres über die Verwendung von Cellulose als Energiequelle
zur Assimilation des Luftstickstoffs. Von Hans Pringsheim.') —
In seiner dritten Mitteilung über N-assimilierende Clostridien 2) hat der Vf.
gezeigt, daß sicli durch die gleichzeitige Verwendung von N-bindenden
und Cellulose lösenden Bakterien dieses unlösliche Kohlehydrat, welches
den N- Sammlern allein unzugänglich ist, als Energiequelle für die N-
Biiidung ausnutzen läßt. Aus neueren Versuchen des Vf. geht nun hervor,
daß das Zusammenleben von Clostridien und Cellulosezersetzern eine bessere
Ausnutzung des Energiematerials auf der unlöslichen C-Quelle als die von
Clostridien allein auf den verschiedenen bisher verwandten Materialien:
Trauben-, Rolu'-, Milch-Zucker, Stärke und Mannit gestattete.
Über die Verwendung von Agar-Agar als Energiequelle zur
Assimilation des Luftstickstoffs. Von Hans und Ernst Pringsheim.^) —
Zur experimentellen Prüfung wurden der (von Kral bezogene) Bac. gelaticus
zusammen mit N-bindenden Bakterien, Azotobacter chroococcum oder
Clostridium Americanum auf eine Lösung von Agar verimpft, die neben
den nötigen Nährsalzen, dem Bedürfnis des Bac. gelaticus entsprechend,
3% NaCl und CaCOg zur Bindung der gebildeten Säuren, und außerdem
entweder eine geringe Menge einer C- oder N-Quelle enthielt. Die Agar-
verzehrung geht sehr langsam von statten. Erst nach monatelangem
Stehen war eine Verflüssigung des Agar zu bemerken, die soweit führte,
daß eine dünnflüssige Lösung zustande kam. Die gebundenen N-Mengen
sind auf die Einheit des Energiematerials berechnet sehr beträchlich und
übersteigen in einem Falle, bei der Verbindung von Clostr. Americanum
und Bac. gelaticus noch die mit Cellulose als Energiematerial gewonnenen
Werte.
Über die Messung der Lebenstätigkeit der aerobiotischen Bakterien
im Boden durch die Kohlensäureproduktion. Von F. H. Hesselink
van Suchtelen. ■^) — Zur Bestimmung der freien CO2 im Boden verwendete
der Vf. ein dem Petersen 'sehen 5) nachgebildetes Verfahren, bei welchem
die in einem geschlossenen Raum befindliche COg durch einen C02-freien
Luftstrom ausgetrieben und durch COg absorbierende Chemikalien geleitet
>) Centrlbl. Bakteriol. ü. Abt. 1910, 26. 222—226. (A. d. ehem. Inst. d. Univ. Berlin.) —
2) Ebend. 23, 300—304; dies. Jahiesber. 1909, 183. — s) Ebend. 26, 227—231. (A. d. ehem. Labor,
d. Univ. Berlin u. d. botan. Inst. d. Univ. Halle.) — '') Ebend. 28, 45-89. (Landwsch. -Bakt. Inst. d.
Univ. Götlingpn.) — ") Landwsch. Versuehsst. 1870, 13, 155.
106 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
wird. Als Behälter für die zu untersuchende Erde verwendete der Vf. 8 1-
Flaschen von 32 cm Höhe. Der Boden derselben wurde mit einer 1 kg
schweren Schicht von Kies (zur Verteilung des Luftstroms) beschickt, auf
diesen wurden 6 kg der zu untersuchenden Erde geschichtet. Die Flasche
wurde mit einem doppelt durchbohrten, mit Röhren versehenen Kautschuk-
Ijfropfen sorgfältig verschlossen. Das eine bis unter den Kies reichende
Rohr diente zur Einführung der verdrängenden Luft, das andere zur Aus-
leitung der mit der COg des Bodens versehenen Luft. Diese COg-haltige
Luft gelangte zunächst in ein 70 cm langes und 4,5 cm weites, mit
CaCl^ gefülltes Rohr und von da in einen &eißler' sehen Kaliapparat.
Benutzt wurde in der Regel der lehmige Feldboden des Instituts. Die
Untersuchungen wurden in einem Räume mit gleichbleibender Temperatur
von 10 — 12 0 C. ausgeführt. Diese Untersuchungen erstreckten sich auf
folgende Fragen: Einfluß der Zerkleinerung und Lüftung eines Bodens auf
die in ihm lebenden Bakterien. — Einfluß des Wassergehaltes des Bodens
auf die Tätigkeit des Bodenorganismen. — Der Einfluß des Frostes auf
das Bakterienleben im Boden. — Einfluß des Zusatzes von verschiedenen
Substanzen (Zucker, Gründung, Ruß, Graphit, MgSO^, CaO, Ammonium-
sulfat, Superphosphat, CSj) auf das Bakterienleben eines Bodens. — Ein-
fluß des Zusatzes von CS^ auf das Baklerienleben eines Bodens. — Über
die Lebenstätigkeit der Bodenbakterien in verschieden tief gelegenen Erd-
schichten und in verschiedenen Böden. Den Schlußfolgerungen des Vf.
entnehmen wir folgendes: 1. Gleiche Böden weisen unter gleichen Um-
ständen dieselbe Intensität der CO2 -Produktion auf. 2. Auf einem eng
begrenzten Felde zeigt diese Intensität unter Vermeidung der allerkleinsten
Lageveränderungen der Erdteilchen große Unterschiede, so daß es ratsamer
ist, solche Versuche mit gemischter Erde anzustellen. 3. Gut bearbeiteter
Boden besitzt eine größere Bakterieuwirksamkeit als nicht bearbeiteter
Boden. 4. Vermehrte Lüftung hat bei reichlichem Zusatz von leicht ver-
brennbarer organischer Substanz einen proportional fördernden Einfluß auf
das Bakterienlehen, jedoch besteht dieses genau proportionale Veriiältnis nur
in der allerersten Zeit, später wird der Einfluß der stärkeren Lüftung auf
das Bakterienleben immer geringer, eine Erscheinung, die sich nicht aus
dem Mangel an geeigneter organischer Substanz erklären läßt. 5. Bei
Böden ohne jeglichen Zusatz hat eine stärkere Lüftung in der allerersten
Zeit zwar auch einen fördernden Einfluß auf die CO, -Produktion des
Bodens. Aber dieser Einfluß ist bei weitem nicht proportinal der Lüftung.
6. Ein Zusatz von 3 g Dextrose auf 6 kg Boden steigert in den ersten
IY2 Tagen die Intensität des Bakterienlebens um das drei- bis vierfache,
selbst bei IY2 g Dextrose läßt sich bereits eine deutlich bemerkbare
Steigerung der Bakterienintensität erkennen. Bei allen Versuchen mit
Dextrose wurde die größte Intensität des Bakterienlebens zwischen dem
ersten und zweiten Tage gefunden. Bei Zusatz von Wickenstroh war die
größte Intensität des Bakterienlebens erst nach 8 Tagen vorhanden.
Demnach war nachher auch hier ein stetiges Nachlassen des Bakterien-
lebens zu beobachten. Die Versuche mit Ruß und Graphit ließen keinen
festen Schluß hinsichlich ihres Einflusses auf das Bakterienleben zu.
Durch Zusatz von Salzen, wie (NH-^j-SO^, MgSO^ und Superphosphat wurde
das Bakterienleben erkennbar gefördert und zwar am meisten durch (NH*)"^S04,
Ä. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 107
weniger durch MgSO^, am wenigsten, aber doch noch sehr erkennbar,
durch Superphosphat. Bei einer Zugabe von 170 g CS^ auf 12 kg Boden,
welcher mit 6 g Dextrose versehen war, zeigte sich bis zum 9, Tage eine
beträchtliche Lähmung des Bakterienlebens, die danach wieder gänzlich
aufgehoben wurde. Das Bakterienleben war nach dieser Lähmungs-
erscheinung intensiver wie im Boden ohne CS^-Zugabe. Die Gesamtmenge
der CO2 -Produktion während der ganzen "Versuchszeit stand dabei- bei dem
mit CS2 behandelten Boden zu der des Bodens ohne CS^ im Verhältnis
wie 7,2 : 6. 7. Der Wassergehalt eines Bodens ist neben Lüftung und
Gegenwart organischer Substanz der wächtigste Faktor, welcher das
Bakterien leben des Bodens beeinflußt. Schon geringe Änderungen des
Wassergehaltes machen sich an der COg- Produktion bemerkbar. Der für
die Bakterien optimale Wassergehalt im hiesigen Versuchsfeldboden liegt
ungefähr bei 75^0 ^^^ vollen Wasserkapacität. Das Minimum des Wasser-
gehalts für das Bakterienleben im Versuchsfeldboden, bei welchem selbst
bei Zusatz von Dextrose keine CO2 entwickelt wird, liegt nahe über 4,4%.
8. Durch Fi'ost wird die Tätigkeit der Bodenbakterien herabgesetzt. Jedoch
leben die Bakterien bei einer Temperatur von 10 — 12 <^ C. in wenigen
Tagen wieder auf. 9. Für die Beurteilung des Bakterienlebens in ver-
schiedenen Schichten gibt die COo-Methode nur in der allerersten Zeit der
Beobachtung einen Aufschluß. Später verwischen sich die Unterschiede
offenbar, weil die Bakterien der tieferen Schichten sich an die stärkere
Luftzufuhr schnell anpassen. Das Bakterienleben ist in den unteren
Schichten bei weitem nicht so rege als in den oberen Schichten. Dieser
Umstand ist bei dem hiesigen Versuchsfeld boden in der Hauptsache nicht
auf den Mangel an organischer Substanz zurückzuführen, sondern darauf,
daß die Luftzufuhr in den unteren Schichten eine geringere ist. 10. Durch
die Prüfung dreier untereinander sehr verschiedener Böden mit und ohne
Dextrosezusatz kam der Vf. zu der Überzeugung, daß die durch die
niederen Organismen producierte CO2 eine Beurteilung der wichtigsten
Eigenschaften der Bodenarten gestattet. Die Zählraethode gibt dieselben
Resultate wie die COj- Methode bei verschiedenen Schichten desselben
Bodens, dagegen fast keine Unterschiede bei verschiedenen Böden, so daß
im letzteren Fall die CO.,-Methode ungleich leistungsfähiger ist. Obgleich
in den meisten Fällen viele Eigenschaften eines Bodens wohl genügend
bekannt sind, bezw. durch praktische Beurteilung festzustellen sind, so
hält der Vf. es doch für wichtig, daß man auf Grund seiner Versuche
diese Eigenschaften auf einem neuen und zwar bakteriologischen Wege
messen kann.
Die Bakterienflora als Faktor der Bodenunfruchtbarkeit. Von
A. Dachnowski.i) — In Lösungen gezogene Weizenkeimlinge wurden mit
Kulturen von aus Surapfwassern und Böden stammenden Organismen ge-
impft und die Wirkung auf die Trauspiration beobachtet. Es wurde eine
Einschränkung der Transpiration um 20 bis 52% festgestellt. Nach
Ansicht des Vfs. ist die Wachstumsverzögerung nicht durch physikalische
oder chemische Bedingungen, sondern durch die direkte Tätigkeit der
Bakterienüora verursacht. Die nach dem Wachstum wilder Pflanzen auf-
1) Ohio Nat. 10 (1910), Nr. 6, 137—145: ref. nach Exper. Stat. Reo. 1910, 23, 122.
108 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
tretenden, oft lange bestehen bleibenden Unterschiede in der Produktions-
kraft rnancl^er Böden scheinen darauf hinzuweisen, daß die nach vorher-
gehenden Ernten oder dem Wachstum von Unkraut beobachteten Schädigungen
der nachfolgenden Frucht, weniger einem Entzug von Nährstoffen als einer
Beeinträchtigung der Lebensfähigkeit der Bodenorganismen zuzuschreiben
seien, eine Anschauung, die bei den bekannten wechselseitigen Beziehungen
der Bakterien zueinander an sich nicht unwahrscheinlich erscheint. Der
Vf. ist von der Richtigkeit dieser Anschauung, die seine eigenen Versuche
zu stützen scheinen, überzeugt. Die häufig beobachtete Bodenerschöpfung
kann nach ihm nicht immer der Entnahme von Ptlanzennährstoffen zu-
gewiesen werden. (Kalb.)
Die Leistungen und der Wert der Bodenbakterien. Von K. F.
Kellermann. ^) — Der Vf. weist auf die Notwendigkeit einer genauen
Untersuchung der Wechselwirkung der verschiedenen Gruppen von Boden-
bakterien hin, ebenso auf die Wirkung der Bebauungsmethoden, der Frucht-
folge, der Düngung usw. auf die Bakterientätigkeit. Der Vf. glaubt, daß
durch eine geeignete Methodik des Pflügens, der Fruchtfolge und der
Gründüngung die Tätigkeit gewünschter Mikroorganismen gefördert, die
Entwicklung unerwünschter gehemmt werden könne. Die Erkenntnis von
der Wichtigkeit des Bakterieuwachstums für die Umsetzung verschiedenen
Materials in nutzbare Pflanzennahrung legt die Notwendigkeit nahe, exaktere
und vollständigere Tatsachen über die gegenseitige Abhängigkeit von land-
wirtschaftlicher Produktion und Mikroorganismenflora des Bodens zu er-
bringen. (Kalb.)
Die Assimilation von Ammon-, Nitrat- und Amid-Stickstoff durch
Mikroorganismen. Von Steven Bierema. -) — Aus den sehr umfang-
reichen Versuchen des Vf., die nur eine allgemeine Orientierung bezweckten,
geht aufs deutlichste hervor, daß die einzelnen Mikroorganismen die in der
Praxis verabreichten löslichen Stickstoff Verbindungen in sehr verschieden
lösliche und zersetzbare Formen überführen. Besondere Untersuchungen
werden zeigen müssen, ob diese Erscheinung auch in der Praxis, z. B. bei
einer neuen Art von Düngerkonservierung, nutzbar gemacht werden kann.
Über aerobe freien Luftstickstoff fixierende Bakterien in den
Tropen. Von E. de Kruyff. •^) — Bereits i. J. 1907 isolierte der Vf.
eine solche Bakterie aus Bodenproben von der Insel Krakatau, die sich in
allen Proben in großer Menge vorhanden zeigte. Während Azotobacter
chrooeoccum in kälteren Regionen allgemein ist, fehlt er in den Tropen
ganz. Der Vf. hat nun nach weiteren Luft- N- bindenden Organismen m
Böden des Tropeulandes gesucht und deren eine große Anzahl gefunden.
Alle diese isolierten Organismen waren facultativ aerob. Er beschreibt
1 Micrococcus imd 2 Bakterien, die sich besonders als kräftig N-bindeud
erwiesen hatten.
Beitrag zur Stickstoff-Assimilation der Wälder. Von G. Zemplen
und G. Roth.^) — Die Untersuchungen bestehen in mikroskopischen
Prüfungen verschiedener Arten von Forst bäumen nach der von Jamieson
») U. S. Dept. Agr. Jearbook 1909, 219-226: ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910. 23, 121 n. 122.
— 2) Centrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1909, 23, 672-717. — ^ Ebend. 1910, 26, 54-56. (A. d. Labora-
toiie dfi Microbioiogie, Buitenzorg.) — *) Erdeszeti Kiserletek 10 (1908), Xr. 1—2, 1—61; ref. nach
Exper. Sta. Rec. 1910, 22, 521, 522.
Ä. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
109
beschriebenen Methode. Die Vf. ermittelten in allen Fällen die Gregenwart
haarfeiner Organismen, welchen Jamieson die Fähigkeit freien Stickstoff
zu binden zuschreibt. Die VfF. glauben, daß ihre Arbeit eine Erklärung
für die Tatsache liefert, daß der Gehalt an N in Waldböden nicht nur
erhalten bleibt, sondern sich sogar vermehrt, obwohl ein beträchtlicher
Anteil desselben für das Wachsen der Bäume verwandt wird.
Untersuchungen über Ammoniak- und Nitrat-Bildung in Böden.
Von Jacob G. Lipman (Ref.), Percy E. Brown und Irving L, Owen. ^)
über die durch den Zusatz von Dextrose und Natriumeitrat
bewirkten bakteriologischen Verhältnisse eines Bodens. —
8 irdene Gefäße, in glasierten Untersätzen stehend, wurden mit je 22 Pfd.
eines Bodens gefüllt, der von der Oberfläche eines fruchtbaren alljährlich
gedüngten Feldes genommen war. Bei 2 Gefäßen blieb der Boden ohne
Zusatz; bei je 2 der übrigen Gefäße bekam der Boden die unten be-
merkten Zusätze, welche mit dem Boden soigfältig gemischt wurden. Der
Feuchtigkeitsgehalt des Bodens wurde während der Dauer des Versuchs
auf etwa 12,5% gehalten. Aus diesen so vorgerichteten und sich selbst
überlassenen Böden wurden in verschiedenen Zeiträumen Proben genommen
und diese zur Bestimmung der Anzahl der vorhandenen Bakterien und
des Gehaltes an NHg-N und an NgOj-N verwendet. Um die Zahl der in
den Böden vorhandenen Bakterien ermitteln zu können, wurden Impfungen
von festen Agarplatten mit Boden vorgenommen und die entwickelten
Colonieen gezählt. Die folgenden Zahlen vorhandener Bakterien in 1 g
Boden in Millionen und im Mittel von je 2 Gefäßen (die Gefäße waren
am 25. Nov. 1908 aufgestellt worden):
am 15. Dec. 1908 4. Jan.
ohne Zusatz .... 7,70 4,91
22,5 g Dextrose . . . 6,75 4,50
45.0 „ „ ... 75.00 20,00
45,0 „ Natriumeitrat . unzählbar 80.00
21. Jan.
3,79
6,75
17,40
54.00
11. Febr. 1909
3,22 Mill.
4,50 „
8.40 „
16,52 „
Wie ersichtlich, haben die größere Menge von Dextrose und das
Natriumeitrat eine beträchtliche Erhöhung der Bakterienzahl hervorgebracht.
Der Gehalt an Bakterien nahm, abgesehen von 1 Fall, in allen Fällen im
Laufe der Zeit beträchtlich ab, zur Bestimmung des Gehalts an NH3-N
■wurden 10 g Boden oder eine äquivalente Menge von Bodenaufguß zu
100 ccm einer sterilen Pepionlösung gebracht und in dieser nach 3 oder
4 Tagen das erzeugte NH3 ermittelt (Remy). In der Peptoniösung wurden
mg NH3-N im Mittel von je 2 Gefäßen gefunden (siehe unten): Zur Be-
stimmung des Gehaltes an Ng O5-N wurden gleichzeitig genommene Proben
verwendet und N in Teilen auf 1 Million Teilen Boden gefunden:
NH3-N
N2O5-N
18. Dec. 7. Jan.|25. Jan. 15.Febr.
15. Dec.
4. Jan. 21. Jan.
11. Febr.
ohne Znsatz . .
22,5 ? Dextrose
45,0 „
45,0 „Natr -Citr.
88,62
94,37
84,82
103,20
80,91 ' 22,98 1 8,41
79,86 : 21,56 i 10,72
81,33 ' 27,48 1 10,40
94,66 1 34,25 i 14,62
10,55 11,40
Spur Spur
4^16 Ml
49,39 36,36 100,0 80,40
7,57 8,93 12,5 15,38
9,16 4,67 14,28 7,81
19.03 6,41 41,66 8,25
46,33 50,00
9,29 9,80
8,43 8,33
50,00 21.35
*) Eep. of the Seil Chemüst and Bacteriologist of the New Jersey Aaric. Coli. Exper. Stat. New
Brunswick for 1909, 113-180. Auch Centrlbl. Bakteriol. H. Abt. 1910, 26, 590—632.
110
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Die Ammoniak -Erzeugung in der Peptonlösung zeigt hier eine
direkte Beziehung zu der Anzahl der in den Böden gefundenen Bakterien.
— Wie ersichtlich fand in dem unbehandelten Boden (1 u. 2) eine fort-
schreitende Anhäufung von Nitrat bis zum 21. Januar statt, nachher, bis
zum 11. Februar, eine beträchtliche Abnahme, vermutlich infolge des
Verbrauchs von Nitrat- N durch Algen und Bakterien. Ähnlich verhielten
sich die Böden aus den Gefäßen 3, 4 und 5, während sich bei den Böden
6, 7 u. 8 eine ununterbrochene Zunahme des Gehalts an Nitrat-N zeigte.
Den höchsten Gehalt zeigte der Boden ohne Zusatz und zwar schon am
15. Dec. 1908, 3 Wochen nach Beginn des Versuchs, während der mit
Dextrose versetzte Boden zu dieser Zeit nur Spuren von Nitrat-N enthielt.
Über die Ammoniakerzeugung aus stickstoffhaltigen Stoffen
in fruchtbarem Boden und in weißem Sand. — Bei diesen Ver-
suchen wurden 12 mal je 100 g Boden und weißer Sand mit N-haltigen
Stoffen vermischt befeuchtet, in bedeckte Becher gebracht und nach 4 oder
8 Tagen auf Gehalt an NHg untersucht. Ein Teil der Böden erhielt die
Zusätze im sterilisierten Zustande, der andere unsterilisiert. Der gefundene
Gehalt an NH3-N ist nachfolgend in mg (p. 100 g Boden) angegeben.
Fruchtbarer Boden
sterili-
siert
nicht
sterili-
siert
Mittel
Sand
sterili-
siert
nicht
sterili-
siert
Mittel
ohne Zusatz
Pepton 0,5 g
„ 1,0 g
Eieralbumin 1,0 g**) . .
getrocknetes Blut 1,0 g**)
Harnstoff 0,25 g . . . .
1,13*;;
48,48 I
74,91 I
77.51 i
19,13 !
55,46 ;
0,81
45,56
93,39
71,51
18,15
36,65
0,97
47,02
84.15
74,51
37,28
36,05
0.16
7,46
13,78
8,12
5,89
9,57
0,32
7,78
10,70
6,37
8,28
7.29
0,24
7,62
12,24
7,24
7,08
8,43
*) Nicht sterilisiert; **) Befand nach 8 Tagen.
Aus den angegebenen Gehaltszahlen ergibt sich, daß in weißem Sand
die Zersetzung der Stickstoffsubstanzen weniger fortgeschritten ist, als im
Ackerboden, daß ierner der Betrag an NH3-N aus den verschiedenen Stick-
stoffsubstanzen merklich verschieden war, besonders im Sande, in dem die
Anzahl der Bakterien jedenfalls geringer war und letztere von anderer
Art waren. Mit der verwendeten größeren Menge Pepton stand eine
größere Menge erzeugten NH3 im Verhältnis.
Unter Abänderung der Verhältnisse führte der Vf. noch mehrere
Reihen von Versuchen aus und zwar: B. Über die Ammoniak-
erzeugung im Boden aus verschiedenen Mengen von Pepton,
sowie C. von getrocknetem Blut; D. desgl. aus verschiedenen
Mengen dieser Stoffe und von Baum wollsaatmehl unter ver-
schiedenen Mengen Boden; E. der gleiche Versuch bei gleichem
Bakteriengehall bei verschiedenen Bodenmengen; F. der
gleiche Versuch bei ungleichem Bakteriengehalt und bei
gleichen Bodenmengen.
Zu B. Der Gehalt an NH3-N stieg mit der Menge des (von 0,5 — 3 g)
gegebenen Peptons und zwar war die Erzeugung von NH3 erheblicher bei
28^ C. als bei Zimmertemperatur.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden.
111
Zu C. Hier betrugen die zugesetzten Mengen getrockneten Blutes
10 — 40 g und wurden NH3- Bestimmungen nach 5, 7, 9 und 12 Tagen
vorgenommen. Nach 5 Tagen zeigte sich ebenfalls eine Zunahme des
NH3 - Gehaltes mit der gegebenen Menge N- haltiger Substanz und dieser
Gehalt stieg in allen Fällen bis zu Ende des Versuchs, jedoch nicht
gleichmäßig, so daß sich am Ende das Verhältnis beträchtlich verschob.
Zu D. Der Zusatz von Pepton (Eiweiß-Derivat) betrug 0,5, 1,0 und
2 g ; der von Blutmehl (fast nur Proteine) und der von Baumwollsaatmehl
(Proteine -\- Kohlehydrate) betrug 5, 10 und 20 g. Die Bodenmengen
stiegen von 25 auf 50, 75, 100 und 200 g. Die NH3 -Menge stieg hei
dem Pepton wiederum mit der gegebenen Menge und fast unabhängig
von der Bodenmenge. Das Blutmehl zeigte ein ähnliches Verhältnis, doch
weniger regelmäßig. Noch weniger Regelmäßigkeit war beim Baumwoll-
saatmehl zu erkennen, welches Verhalten der Vf. damit erklärt, daß die
NHg- Erzeugung nicht allein von der gegebenen Menge der N- haltigen
Substanz, sondern auch von den Bedenmengen und den stickstofffreien
Substanzen der Zusätze abhängig war.
Zu E. 50, 100 and 200 g Boden wurden sterilisiert, mit einem
Bodenaufguß aus 10 g Boden infieiert und jede Bodeumenge mit steigenden
Mengen von sterilisierten N- haltigen Substanzen versetzt. In jeder der
Bodenmengen war hiernach anfänglich die gleiche Anzahl lebensfähiger
Bakterien enthalten, dagegen ungleiche Mengen löslicher mineralischer
Nährstoffe. Die Mengen erzeugten NHg-N betrugen im Mittel von je
2 Versuchen in rag:
bei
Pepton
(nach 4 Tagen)
Blutmehl
(nach 7 Tagen)
Baumwollsaatmehl
(nach 7 Tagen)
g
0,5 1.0 1 2,0
5
10 20
5
10 1 20
Boden 50 g .
„ 100 ,. .
„ 200 ,, .
53,74 92,93
53,63 104.40
54,11 99,94
124,9
191,44
192,63
52,12
91,41
85,35
26,30 47,98
112,53 69,50
158,72 175,02
119,23
106.40
80,49
117,48
196.77
138,59
146,09
243,40
205,15
Der Einfluß verschiedener Mengen Boden auf die Erzeugung von NH3
aus Pepton w^ar bei den geringeren Gaben gleich 0 oder geringfügig, bei
der höheren Gabe (2 g) jedoch zu erkennen. Bei Blutmehl und Baum-
wollsaatmehl waren die Erträge an gebildetem NH3 sehr unregelmäßig;
der Einfluß der Bodenmenge kommt jedoch zum Ausdruck, wenn man die
Einzelbeträge von 5, 10 imd 20 g summiert und mit den Bodenmengen
vergleicht. Es werden die folgende Beträge erhalten:
beim Blntmehl
5, 10 und 20 g bei 50, 100, 200 g Boden ;
NH3-N mg 126,40 273,44 419,09
beim BamDwollsaatmehi
bei 50, 100, 200 g Boden
382,80 546,57 424,23
Zu F. 100 g sterilisierter Boden wurde geimpft mit dem Aufguß
von 2,5, 5,0 und 10 g Boden unter Zusatz von sterilisierten N-haltigen
Substanzen. Die Ergebnisse sind aus nachstehender Übersicht der ge-
fundenen Mengen an NHg-N ersichtlich. Die Mengen sind angegeben in
mg und im Mittel von je 2 Versuchen:
1J2
Landwirtschaftliche Pflanzenprodulvtion.
Pepton
(nach 4 Tagen)
Blutmehl
(nach 7 Tagen)
Baumwollsaatmehl
(nach 7 Tagen)
0,5 g
2,0 g
5 g 1 20 g
5 g 1 20 g
ö =2 j von 2,5 g Bd. .
^^\ <. 5,0
(Sil -• 10,0
56.74
58,18
57.94
190,24
191,12
193,19
16,50
16,26
28,21
44,39
43,99
43,51
28.69 1 215,66
30,36 256,02
87,03 274,32
Des weiteren kam eine Reihe von Versuchen in folgender Weise zur
Ausführung, a) 100 g Böden (Greenhonse soils), gemischt mit 5 g ge-
trocknetem Blut und 25 ccm sterilem Wasser wurden in bedeckten
Bechern in den Incubator gestellt; b) 100 g Boden mit 5 g getrocknetem
Blut wurden in verstopfte Erlen meyers gebracht, sterilisiert und geimpft
mit 22 ccm eines aus 100 g fruchtbarem Boden und 200 ccm sterilem
Wasser hergestelltem Aufgusse {^^^ 10 g fruchtb. Boden). Die Flaschen
wurden ebenfalls in den Incubator gestellt; c) 100 g des fruchtbaren
Bodens wurden mit 5 g getrocknetem Blut sterilisiert und geimpft mit
einem Aufguß von Böden 1 — 7 unter a. (Vermutlich ebenfalls in den
Incubator gestellt. D. R.). Nach 6 Tagen hatten sich folgende Mengen
NH3 gebildet, im Mittel von je 2 Versuchen, mg:
12 3 5 7 12 3
NHsmg 6,98 7,42 8,21 7,06 7,68 85,61 68,82 65,38
5 7 1 2 3 5 7
3,66 80,75 71,30 72,71 64,40 65,44 54,42
Die Produktion von NH3 war hiernach in den Böden a vergleichs-
weise gering und gleichmäßig. Dagegen war die NHg-Produktion derselben
Böden nach ihrer Behandlung (unter b) sehr beträchtlich. In der Boden-
reihe unter c war die Produktion ebenfalls beträchtlich aber nicht ganz
so groß wie unter b. Es scheint daher, daß in den unsterilisierten Böden (a)
die NH3 -Bildung schwach war, möglicherweise weil die vorausgehende
Anhäufung von Bakterienprodukten den Microorganismen schädlich war.
Ferner beschäftigten sich die Vff. noch mit folgenden Untersuchungen, die
wir hier hier nur noch ihren Überschriften nach mitteilen können: über
Nitrat- und Nitritbildung (wie im letzten Abschnitt). — Die Wirkung von
löslichen und unlöslichen Kohlehydraten auf NH3 -Bildung in Böden und
Kulturlösungen. — Die NH3 -Bildung durch B. Mycoides bei Gegenwart
von Dextrose. — Vergleichende Untersuchung über die Bildung von NH3
und NO3 aus N- haltigen Materialien. — Nitrat- Bildung als Wirkung des
Boden-Volums. — Die Wirkung eines Zusatzes von Nitrat auf die An-
häufung von Nitraten in dem Boden.
Die Nitrification vom biologischen Standpunkt. Von J.A.Makrinow.^)
— Aus der über diese Frage vorhandenen Literatur zieht der Vf. folgende
Schlüsse: Ein hoher Gehalt an organischer (Humus-) Substanz ist keine
Bedingung für die Nitrifikation, da diese auch in humusarmen Böden mit
der Zeit sich vollzieht; aber Humusreichtum begünstigt diesen Vorgang.
Augenscheinlich wirken Humussubstanzen günstig auf die Vermehrung der
Organismen und je mehr ein Boden mit aktiven Organismen versehen ist
um so mehr ist er zu einer raschen Nitrification fähig. — Des Vfs. eigene
1) Vyestnik Bact. Aghron. Stantzii V. k. Ferrein 1908, Nr. 14, 132—179; abs. in Zhui. Opuitn.
Apren. (Rnss. .Tour. Expt. Landw.) 10 (1909), Nr. 3, 427, 428; ref. nach Exper. Stat. Reo. 1910, 22,
318, 319.
A. Quellen der Pflanzeneraährung. 3. Boden. 113
Versuche beziehen sich ebenfalls auf die Bedeutung der organischen Sub-
stanz im Nitrifications-Proceß. Er züchtete auf Kieselgallerte aus 2 Böden
einen Nitritbildner von 1,8 fx Länge und 1,3 /li Breite, der obwohl etwas
kleiner als der St, Petersburger Mikroorganismus Oraeliansky's, diesem
doch in allen übrigen morphologischen Eigenschaften sehr ähnelt. — Aus dem
Verhalten des auf festen ( Magnesia -Gypsplatten Omeliansky's, Magnesia-
Platten Per otti's) und flüssigen Nährböden (Omeliansky's Lösung) ge-
züchteten Organismus zum Substrat wie verschiedenen Zusätzen zu demselben
zieht der Vf., der diese Versuche als vorläufige ansieht, folgende Schlüsse:
Organische Substanz in Form von Boden, oder Auszüge aus trockenen
Blättern oder Boden übt einen günstigen Einfluß auf das Wachstum des
Nitritbildaers auf festem, einen ungünstigen in flüssigem Substrat aus. —
Eine Steigerung des proeent. Gehalts an MgCOg übt einen günstigen Einfluß
auf das Wachstum der Salpeter-Organismen aus. MgCOg scheint also ein
sehr geeignetes Substrat für die Kultur dieser Organismen zu sein.
(Kalb.)
Über die Nitrifikation in den Böden an Ort und Stelle. Von
Pouget und Guirand. ^) — Auf zwei Weizenfeldern der Ackerbauschule
zu Maison-Carree (Alger) wurden kurze Zeit nach dem Aufgehen der Saat
2 Stellen, wo der Boden und die Pflänzchen in größerer Ausdehnung von
gleichmäßiger Beschaffenheit erschienen, ausgesucht und auf diesen alle
Proben im Umkreise von wenigen Metern genommen, die Pflänzchen
wurden sorgfältig mit der Hand entfernt. Die Bodenproben wurden
folgendermaßen entnommen: zunächst wurde eine Grube von 60 cm Breite
und 60 cm Tiefe ausgehoben ; auf einer der senkrechten Wände der Grube
und in wagrechten Abständen von 5, 15, 25, 35 u. 45 cm Tiefe wurden
dann mehrere Reihen Bodenproben genommen, jede Reihe umfaßte 5 — 6
Proben zu je 8—10 g. Darauf wurden um die Wände der Grube herum
dünne bis zur Oberfläche des Bodens reichende Bretter gelegt und wurde
die Grube dann wieder zugeschüttet, wobei der Boden an die Fugen der
Wandungen dicht angedrückt wurde. Bei den nachfolgenden Probenahmen
wurden die Gruben wieder geöffnet und an gleicher Stelle der bloßgelegten
Wände eine 25 cm dicke Schicht des Bodens senkrecht abgeschnitten und
entfernt. Die Proben wurden nunmehr an der neuen Wand wie vorher
genommen. Diese Anordnung der Probenahme ermöglichte es, die Proben
immer an benachbarten Stellen zu entnehmen, ohne daß der Zustand des
Bodens an diesen Stellen merklich verändert war. Zur Bestimmung der
Nitrate (nach der colorimetrischen Methode von Grandval und Lajoux)
wurden je 15 g Boden 2 bis 3 Tage mit 20 ccm Wasser (unter Zusatz
von einigen Tropfen Chloroform) digeriert und 10 ccm der klaren Flüssig-
keit verwendet. Aus den Ergebnissen geht folgendes hervor: 1. Während
des Winters wird die Nitrifikation im algerischen Küstengebiet nur dann
verhindert, wenn ständiger Regen den Boden mit Feuchtigkeit gesättigt
hat. 2. Nach diesem Stillstand setzt die Nitrifikation nur schwierig wieder
ein; sie beginnt erst Ende Mai, etwa 1 Monat nach Ende der Regenperiode.
8. Während des Sommers findet in einem dichten Boden Nitrifikation statt,
aber sie ist meist begleitet von Denitrifikation, der Nitrat-N vermindert
1) Compt. rend. 1909, 148, 725-
Jahresbericht 1910.
114- Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
sich. Da nur sehr schwache Regen zu dieser Zeit niedergehen, so erscheint
eine Wegführung von Nitrat -N durch Sickerwasser ausgeschlossen, im
Gegenteil läßt sich infolge von Wasserverdunstung eine Anhäufung von
Nitrat -N an der Oberfläche annehmen. Diese Wahrnehmung wirft ein
neues Licht auf die guten Wirkungen der Bodenbearbeitung während des
Sommers; durch die Lüftung, welche sie hervorbringen, erleichtern sie die
Nitrifikation und unterdrücken die Denitrifikation. Eine andere Tatsache
ergibt sich aus diesen Versuchen: während der Monate Februar, März und
April, wo die Nitrifikation in einem dichten Boden gleich Null ist, ist
dennoch die N- Aufnahme bei dem Gretreide überaus lebhaft — es muß
demnach in dieser Zeit eine N-Ernährung des Weizens durch Ammoniak-
verbindungen zustande kommen.
Über Vorkommen und Bildung der Salpetersäure in Wald- und
Heideboden. Von Fr. Weis. ^) — Nachdem sich an zwei Standorten
typischer Waldmull gefunden hatte, der auf Salpetersäure kräftig reagierte,
wurden allmonatlich Proben dieser Böden genommen, um diese systematisch
zu untersuchen. Die Proben wurden mit einem cylindrischen Bohrer von
9 cm Durchmesser und 12 cm Höhe, welcher nach Entfernung der Laub-
decke in den Boden hineingedrückt und dann herausgegraben wurde, ge-
nommen; die durch den Cylinder ausgeschnittene Säule wurde als ein
Ganzes aus dem Boden gehoben. Die gleichmäßig genommenen Proben
entsprechen den oberen 12 cm. Die Proben wurden nach Entfernung der
Steine sofort in Arbeit genommen, indem 500 g der frischen Feinerde in
1000 ccm destill. Wasser ausgerührt wurden; gleichzeitig wurden .50 g
zur Bestimmung der Trockensubstanz abgewogen. Andere Proben sind
durch sorgfältiges Mischen der oberflächlichen Schichten am Platze genommen
und in lufttrocknem Zustande untersucht worden. Die Auszüge sind dann
unter öfterem ümschütteln 24 Stunden lang in Cylindergläsern, mit dicht-
schließenden Glasplatten bedeckt, stehen geblieben. Nach dem Filtrieren
wurden 700 ccm beinahe zur Trockne verdampft. Zur Bestimmung
der N2O5 wurde das S c hui ze-Tiemann 'sehe Verfahren angewendet,
über die beiden untersuchten Mullböden ist angegeben: 1. Folehave-
Wald. Unter einer dünnen Laubdecke eine dunkle, gekrümelte Oberfläche,
ca. 1 cm stark, hauptsächlich aus Regenwürmer -Excrementen und vege-
tabilischen Abfällen bestehend. Darunter 50 — 55 cm stark hellbraun-grauer
lockerer Obergrund, unmerkbar in den ziemlich steifen sandigen Lehm-
Untergrund übergehend (ohne Steine). Der Wald, in welchem der Boden
lagert, ist in der Hauptsache 85 — 95 j. Buchenbestand von 25 — 27 m
Höhe. Der frische Boden ist nach dem Ergebnis der Schlämmanalyse als
lehmiger, humushaltiger Sand characterisiert. 7,6 Yo Grlühverlust, 0,26 %N.
2. Sorö-Wald. Der unter der Bodendecke (wie bei 1 beschaffene) lagernde
Boden ist frischer lockerer Mull bis zu 40 — 45 cm Tiefe; dieser geht
ohne Übergangsschichten in „grausigem'' Lehm von geringer Dichte und
Festigkeit über, die darin befindlichen großen Steine sind Granit, Feuerstein
u. a. Der Wald ist 100— 120 j. Buchenwald, ca. 28—30 m hoch. Der
Boden kann als sandiger, mit Kies untermengter, humushaltiger Lehm
bezeichnet werden. 7,85^0 Glühverlust, 0,27 ■'/o N der Trockensubstanz.
ij CentrJbi. Bakteriol. II. Abt. 1910, 28, 434—460.
A. Quellen der Pflanzenemährung. 3. Boden.
115
Die Ergebnisse der Salpetersäurebestimmungen sind in folgendem zusammen-
gestellt. Die Tage der Probenahme sind hier nicht aufgeführt, sie fallen
nahezu in die Mitte der Monate 1905/06. Der Wassergehalt ist in "/o
der frischen Erde, der Gehalt an Ng O5 in mg pro kg Trockensubstanz
angegeben.
Boden
0
R
i
1
u
CS
3
a
SS
2
,
t 1
53
3
1
1
0
a
^
^
-:
►-5
^
tz;
P
<-i
fc.
<!
0
02
0
, /"Wassergehalt %
^ \N2O5n1g . . .
24,34
23,90
27,18
26,40
27,80
28,04
21,30
21,68 19,76
14,74'23,72
18,00
18,04
34,68
3ti,37
6,81
18,67
12,13
5,29
11,28
1,41 7,91
0 4.94
5,69
3,03
0 / Wassergehalt "L
^ \ N2O5 mg . . .
—
21,50
21,10
23,22
19,12
22,46
21,14
17,36 15,56
16,34 21,26
21,46
22,58
—
43,92
63,03
21,23
26,b8
8,01
22,14
26,13
5,8»
8,91
47,32
42,23
26,V4
Der Yf. konnte ferner nachweisen, daß das mehr oder weniger gute
Gedeihen der Fichte mit der Menge vorhandener Salpetersäure im Boden
zusammenhängt; er fand bei frischem, grünen und üppigem Stand der
Fichte 3,14 — 7,49 mg NjOg p. kg lufttrocknem Boden, während bei
Stockung des Wachstums von Kiefern und Fichte oder bei Wiederbeginn
desselben nur 0,92 u. 1,86 mg gefunden wurden. — Ferner berichtet der
Vf. über Nitrifikation sver suche mit Trockentorf (Heiderohhumus) unter Zu-
satz von Kalk. Die beiden Proben zu diesen Versuchen, mit G u. T
bezeichnet, werden folgendermaßen charakterisiert. G ist ein Heidenflächen-
rohhumus aus einer mit Heidekraut bewachsenen Fläche, die anscheinend
niemals angebaut und mit Wald bewachsen war. Die Schicht ist nur
3 — 4 cm stark. T ist eine jüngere Form desselben Rohhumus, äußerst
dünn. G ist einer Stelle entnommen, an welcher der Humus derartig
beschaffen ist, daß eine Fichtenpflanzung ohne Kiefer hier erfahrungsgemäß
15 — 30 Jahre lang stocken und gewöhnlich zum größten Teil eingehen
wird. T die junge Heide, die mit Unterholzpflanzen reichlich vermischt,
ist ein Standort, wo die Fichten ohne Beimischung von Kiefern sofort
anschlagen oder nur kurze Zeit stocken. Von dem Humus G wurden
Proben von je 400 g in 6 glasierte Tongefäße, von Humus T je 300 g
in 3 solche Gefäße gebracht, nachdem diese Proben mit den unten ver-
zeichneten Mengen gepulverten „Fakskalkes" gemischt waren. Die Gefäße
mit ihrem Inhalt wurden gewogen, erhielten 20 ccm dest. Wasser zugesetzt,
mit Glasplatten bedeckt, aufgestellt. Nach 131/2 Monat wurde die Be-
stin^mung der vorhandenen N2O5 vorgenommen und davon gefunden in
mg p. 1 kg trockner Substanz; der anfängliche Gehalt bei Beginn des
Versuches ist beigefügt:
1,92 g 3,84 g Ca 0
9,67 314,21
0 0 2,75 g 2,75 g 5,50 g 5,50 Ca 0 Anfängl. 0
NaOsrng 4,76 2,37 2,90 1,13 1,13 17,64 4,59 4,U 16,19
Nach des Vfs. Untersuchung enthält der mullige Waldboden gewöhn-
lich ziemlich bedeutende Mengen NgOg, während der Rohbumusboden,
besonders alter Rohhumus auf armem, hochländigem Boden, nur geringe
Mengen Ng O5 enthält, der jedoch durch Bearbeitung, Kalken der Vegetation
zugänglich gemacht werden kann.i)
1) Naturw. Zeit. f. Forst- u. Landwsch. 1907, 5, 52, sowie dies. Jahresber. 1907, 105.
8*
11 Q Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Der Einfluß der Ernte und Bebauung auf die Nitrifikation
innerhalb der Wachstumsperiode. Yon C. A. Jensen, i) — Der Vf.
stellte Untersuchungen an über die Veränderungen des Gehalts an wasser-
löslichen Nitraten im Boden bis zu 24 Zoll Tiefe während der Wachstums-
periode und ermittelte die von einer Ernte entnommenen Nitratmengen.
Die Versuche wurden auf Mais-, Weizen- und Sommerbrachland gemacht.
— Der Maximalgehalt an Nitraten wurde in einer Bodentiefe von 6 Zoll
im Frühlingsanfange gefunden. Danach wurde eine Verminderung des
Nitratgehaltes dieser Schicht und eine stufenweise Zunahme abwärts be-
obachtet. Die Bodenschichten des Brachlandes wiesen die größte Anhäufung
von Nitraten ungefähr eine Woche früher auf als die entsprechenden
Schichten des Weizenfeldes. Die Weizenpflanzenwurzeln schienen den
übrigen Bodenschichten dieselbe Menge wasserlöslicher Nitrate zu entziehen,
wie der Sechszollschicht. Die Maispflanzen hatten am Ende ihrer stärksten
Wachstumsperiode den Vorrat an wasserlöslichen Nitraten im gleichen Grade
erschöpft, wie die Weizenpflanze desselben Wachstumsstudiums. Weizen
und Mais verminderten den Nitratgehalt beständig bis auf etwa 0,000015
Teile trockenen Bodens; Weizen entzog dem Boden die Feuchtigkeit bis
auf ungefähr 15 %. Die Veränderung des Nitratgehaltes konnte weder
auf Denitrifikation noch auf Auswaschen durch Regen zui ückgef ührt werden.
Eine Beziehung zwischen Nitratgehalt und Lufttemperatur oder Boden-
feuchtigkeit war nicht zu ermitteln. Die Zu- und Abnahme an wasser-
löslichen Nitraten nahm denselben Verlauf auf dem Brachlande wie auf
den bestandenen Feldern. Der einzige Unterschied bestand darin, daß das
Brachland nach dem 16. Mai mehr Nitrate enthielt als das Weizenfeld.
(Kalb.)
Über die Zersetzung der Nitrate durch Bakterien II. Von
S. Sewerin.2) — Die Arbeit ist eine Fortsetzung früherer Versuche mit
Bacillus pyocyaneus und dem vom Autor entdeckten Vibrio denitriflcans.
— Die erste Abhandlung berichtete über das Verhalten dieser Organismen
in Fleischpepton-Brühe unter aeroben Bedingungen, die vorliegende Arbeit
beschäftigt sich mit Prüfungen der Lebenstätigkeit derselben unter anaeroben
Bedingungen und mit ihrer Denitrificationskraft im Boden. — Bei Prüfung
der Denitrificationstätigkeit in Nitrat -Bouillon in einer Atmosphäre von H
und COg wurde diese Tätigkeit energischer befunden als in einer H-
Atmosphäre unter aeroben Bedingungen. — COg vermindert die Wirksam-
keit der Organismen, besonders die des V. denitrificans beträchtlich, doch
ist auch bei letzterem die Lebenstätigkeit noch ganz energisch. — Nach
Sewerin's Ansicht sind diese beiden Organismen wie alle Denitrifications-
Bacillen, welche Nitrate zu freiem Stickstoff zersetzen, ihrer Natur nach
Aerobier, jedoch ist der von ihnen hervorgerufene Denitrificationsproceß
ein anaerober Proceß in höherem oder geringerem Grade. Aus diesem
Grunde muß in einem infolge der Cultur gut durchlüfteten Boden eine
nachdrückliche Vermehrung der Denitrificatious - Bacillen neben einer
schwachen Ausübung ihrer denitrificierenden Function, dagegen in einem
dichten und schlecht durchlüfteten Boden eine schwache Vermehrung der
1) U. S. Dept. Agr., Bur. Plant Indus. Bul. 173, 31; ref. nech Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 122.
— «) Vyesüiik ßact Aghroii. Stantzü V. K. Ferrein 1908, Nr. U, 1-t— 42: ref. nach Exper. Stau
Rec. 1910, 22, 319. Siehe auch Centrlbl. Bakteriol. H. Abt. 1909, 22, Nr. 11/12.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 117
Bacillen neben ein^r verstärkten Denitrificationstätigkeit stattfinden. Der
Verfasser prüfte die Lebenstätigkeit der 2 Organismen in 17 Proben der
verschiedensten Böden und schließt, daß ihre Yermehrungsenergie in direkter
Abhängigkeit vom Gehalt an Nährsubstanz im Boden stehe. — Je frucht-
barer der Boden ist, desto größer ist die Vermehrung der Denitrifications-
bacillen. B. pyocyaneus ist der lebenskräftigere Organismus und entwickelt
sich verhältnismäßig gut noch in armem Boden. Dagegen vermehrt sich
der weniger active V. denitrificans nur in guten Böden. — Die Zuführung
von tierischem Dünger und Stroh erhöht augenscheinlich die Lebenstätigkeit
des B. pyocyaneus sowohl hinsichtlich der Vermehrung als der Denitri-
ficationskraft, scheint aber V. denitrificans nicht merkbar zu beeinflussen.
(Kalb.)
Anschließend an das Vorstehende gibt der Vf. (Mitteilung IIP) weitere
Auskunft über diese Frage und über die Eigenschaften der beiden ge-
nannten Organismen.
Über den verschiedenen Verlauf der Denitrifikation im Boden
und in Flüssigkeiten. Von Alfr. Koch imd H. Pettit. ^) — In ver-
schiedenen Versuchsreihen wurde geprüft, ob einige erfahrungsgemäß in
Flüssigkeiten aus Salpeter viel freien N entbindende und w^enig Eiweiß
bildende Bakterien formen dies auch im Boden tun oder imter dem Einfluß
des anders gearteteten Mediums mehr Eiweiß bilden und wenig oder gar
keinen freien N entbinden. Die angestellten Untersuchungen der Vfi".
zeigen, „daß die Nitratumsetzung im Boden anders wie in Flüssigkeiten
verläuft, weil die von ihnen angewendeten denitrificierenden Bacterien
(Bacill. fluorescens liquefaciens Flügge, Bacill. pyocyaneus Gessard und
Bacterium Hartlebi) und das Gemisch ihres Bodens je nach dem physi-
kalischen Zustande des Mediums bald in erheblichem Grade freien N aus
dem Salpeter entbinden, bald diese Eigenschaft nicht zu entfalten imstande
sind. Und diese Bakterien sind in dieser Beziehung so fein eingestellt,
daß im Boden ihre N-entbindende Fähigkeit plötzlich aufflammt, sobald der
Wassergehalt die im Boden zwischen 25- und 30 % Hegende Grenze über-
schreitet. Vermutlich ist dieses Verhalten dadurch zu erklären, daß in
Flüssigkeiten und sehr feuchtem Boden der Zutritt des 0 der Luft so er-
schwert ist, daß die Bakterien 0 aus dem Nitrat beziehen und dabei N in
Freiheit setzen, während in mäßig feuchtem, gut durchlüftetem Boden dieser
Anlaß zur Entbindung freien N wegfällt."
Die Wirkung der Dampfsterilisation auf die wasserlösliche Sub-
stanz in Böden. Von F. L. Lyon und J. A. Bizzeil. =^) — Die Arbeit
gibt einen Abriß über die von anderen Forschern bei partieller oder voll-
ständiger Sterilisation durch Hitze oder flüchtige Antiseptica erhaltenen
Ergebnisse und berichtet über eigene Versuche über die chemischen Ver-
änderungen von Gartenböden durch Dampfsterilisation im Autoclaven bei
2 Atmosphären Druck. Die sterilisierten Böden wurden im Verein mit
nicht sterilisierten in Töpfen unbepflanzt, mit Filtrierpapier bedeckt im
Gewächshaus auf einem etwa 25% ^^^ trocknen Bodens betragenden
1) Centrlbl. Bakteriol. 11. Abt. 1910, 25, 479-492. (A. d. Labor, d. bakter. - agron. Stat. b. d.
K. Russischen Aiklimatisations-Gesellsch. f. Pflanzen u. TierR in Moskau.) — ') Centrlbl. Bakteriol.
II. Abt. 1910. 26, 335-345. (A. d. landwsch. -bakter. Inst. d. Univ. Göttingen.) — 3) New York ComeU
Sta. Bul. 275, 129-155; ref. nach Exper. Stat Rec. 1910, 23, 316.
118 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Feuchtigkeitsgrad erhalten, ohne daß besondere Vorsicht gegen eine
Infektion gebraucht wurde. "Während der Versuchszeit trat in den
sterilisierten Böden eine außerordentlich starke Vermehrung der Bacterien
ein. Nitrificierende Bacterien waren jedoch, wie sich aus dem constant
gebliebenen Gehalt an Nitraten ergab, nicht darunter. Die wichtigsten
Versuchsergebnisse waren folgende: Eine zwei- bis vierstündige Dampf-
sterilisation unter einem Druck von 2 Atmosphären reduciert die Nitrate
des Bodens zu Nitriten und Ammoniak; der größte Teil des Ammoniaks
ist jedoch aus organischem Stickstoff gebildet. — Innerhalb eines Zeitraums
bis zu 3 Monaten nahmen die sterilisierten unbepflanzten Böden im Gehalt
an löslicher Substanz einschließlich des NHg und der N-haltigen organischen
Substanz ständig ab. — Ammonification und Nitrification waren 3 Monate
nach der Sterilisation practisch nicht nachweisbar. — Die von den Böden
für die Erholung von den schädlichen Wirkungen der Sterilisation be-
anspruchte Zeit entsprach mit einer Ausnahme ihrer relativen Ertrags-
fähigkeit. — Weizenkeimlinge gediehen im wäßrigen Auszug des durch
Dampf sterilisierten Bodens schlechter als in dem Auszug des nicht
sterilisierten Bodens. Waren jedoch die Extracte verdünnt, so nahmen
die Keimlinge im Extract des sterilisierten Bodens besser zu als in dem
des nicht keimfrei gemachten, ein Zeichen, daß durch den Sterilisations-
proceß schädliche Stoffe erzeugt waren. — Dampfsterilisierter Boden, der
3 Monate lang Weizen getragen hatte, enthielt am Ende dieser Periode
entschieden mehr lösliche Substanz als der gleiche nicht bepflanzte aber
unter gleichen Verhältnissen aufbewahrte Boden. — Die Bestellung des
sterilisierten Bodens mit Weizenpflanzen beschleunigte seine Erholung von
den schädlichen Folgen der Sterilisation. — Der Zusatz eines Aufgusses
von nichtsterilisiertem Boden zu demselben sterilisierten Boden begünstigte
die Keimung und zunächst auch das Wachstum der Pflanzen, verzögerte
es indessen später so, daß die Ernte des so behandelten Bodens geringer
war als die des aufgußfreien. — Eine andere Wirkung bestand im be-
schleunigten Verschwinden der gesamten wasserlöslichen Substanz, ohne
daß hiermit eine Zunahme der Nitrification oder Ammonification verbunden
war, wenigstens nicht auf unbewachsenem Boden.
Weitere Beiträge zur Frage der Stickstoffassimilation des weißen
Senfs, Nach Versuchen von O. Lemmermann, E. Blanck (Ref.) und
R. Staub. ^) — Die über diese Frage fortgesetzten Versuche der Vff. haben,
in Übereinstimmung mit den früheren, zu dem Ergebnis geführt, daß
sowohl der mit Senf bestanden gewesene Boden als auch der gebrachte
Boden auf Zusatz von Zucker zwar N assimiliert haben und zwar rund
10 mg auf 2 g Zucker bezw. 100 g Boden, daß aber ein unterschied
zwischen dem „Senfboden" und dem gebrachten Boden hinsichtlich der
Größe der N - Assimilation nicht besteht. Die Ergebnisse sind wie folgt
zusammengestellt: 1. Durch den Anbau von Senf war während der
Vegetatiousversuche eine außerhalb der wahrscheinlichen Fehlergrenze
liegende, wenn auch nicht große, so doch merklich wahrnehmbare N-Zu-
nahme festzustellen; 2. nach dem Abernten des Senfs erwies sich der
Boden nicht reicher an N als der unbebaut gebliebene Boden ; 3. wie oben
1) Landwsch. Versnchsst. 1910, 73, 425—456.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 119
bemerkt. 4. Auf dem ohne Zuckerzusatz belassenen Boden war die N-
Assimilation in allen Fällen minimal und auf dem Senfboden keineswegs
größer als auf dem unbebaut gebliebenen.
Über den Einfluß der Gründüngung mit Senf und Erbsen- in
verschiedenen Entwicklungsstadien und bei verschiedener Stickstoff-
düngung auf die Denitrifikation. Von Adolf Bartels.^) — Diese Arbeit
hatte hauptsächlich den Zweck, den Einfluß der Pentosane (in der
Gründüngung) auf die Denitrifikation zu prüfen. Das ungefähre Maß der
Denitrifikation sollte sich dabei aus der Höhe der Ernten und der N-
Mengen in diesen ermitteln lassen. Der Vf. spricht sich am Ende seiner
Arbeit dahin aus, daß sich die gewonnenen Ergebnisse nicht in der er-
warteten Richtung bewegt haben. „So ist bei den Pentosan-Bestimmungen
nicht die gewollte Abstufung im ^o-ischen Pentosan - Gehalt des so ver-
schieden alten Senfes und der Erbsen gefunden. Wenn aber auch wirklich
in der frischen Gründüngungsmasse diese Unterschiede bestanden haben,
so hat sich doch im ganzen Verlauf der Arbeit in den gewonnenen Er-
gebnissen gezeigt, daß es sehr schwierig ist, aus der Höhe der Ernten
und den darin gewonnenen N- Mengen auf die Stärke der Denitrifikation
im Boden zu schließen. Neben der durch die Gründüngung in den Boden
gebrachte Pentosan-Menge spielen stets noch andere Faktoren mit, welche
auf die Höhe der Ernten und auf deren N-Gehalt nicht unwesentlich von
Einfluß sind. Mit dem Alter der Gründüngungsmasse tritt nicht nur eine
Veränderung im Pentosangehalt ein, sondern auch gleichzeitig eine Ab-
änderung sämtlicher Verhältnisse, welche auf die Nachfrucht, sei es
günstig, sei es nachteilig, wirken."
Neue Impfversuche zu blauen Lupinen auf neukultiviertem
Hochmoorboden mit Nitrobakterine, Nitragin und Impferde. Von
Hj. V. Feilitzen. 2) — Aus den hierüber angestellten Versuchen, sowie
aus den vielen älteren Impfungsversuchen zieht der Vf. folgende Schlüsse:
1. Auf dem unzersetzten Hochmoor in Flahult hat sich eine Zufuhr von
Knöllchenbakterien durch Impfung stets als notwendig für die normale
Entwicklung der Leguminosen erwiesen. Ohne Impfung war das Wachstum
sehr dürftig. 2. Sogenannte Impferde von Feldern, die vorher Hülsen-
früchte getragen hatten, hat immer einen sehr guten und sicheren Erfolg
gehabt. Dabei hat es sich gezeigt, daß es notwendig ist, die Impferde
von Feldern zu nehmen, die dieselbe oder eine nahe verwandte Hülsen-
frucht getragen haben. 3. Das Nitragin zeigte sich auf Hochmoor etwas
unsicher und hat immer eine niedrigere Ernte hervorgebracht als die Impf-
erde. Die Bakterien in diesem Präparat scheinen auch besonders
empfindlich zu sein. 4. Nitrobakterine hat sich in 2 Jahren jedesmal als
völlig unwirksam erwiesen.
Über die Ergebnisse verschiedener Impfversuche. Von Brux. 3)
— Die Ergebnisse der Impf versuche mit Nitragin zu Serradella, Sau-
bohnen, Rotklee und Lupinen, welche durch den Vf. i. J. 1909 in ver-
1) Joum. f. Landwsch. 1910, 58, 143—198 (Ausz. ans gleichbetitelt. Dissett. 1910 des \f.).
(A. d. landwsch. Vers. -Feld d. Univ. Göttingen.) — *; Centrlbl. Bakteriol. H. Abt. 1910, 26, 345— 3o2.
(Versuchsst. d. Schwedischen Moorkulturvereins Jönköpins?, Schweden.) — ») Praktische Blatter f.
Pflanzenbau u. Pflanzenschutz 1909, 133; ref. nach Centrlbl. Bakteriol. U.Abt. 1910, 27, 256 cVogel-
Bromberg).
]^20 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
schiedenen bäuerlichen Wirtschaften des Kreises Traunstein ausgeführt
wurden, fielen in allen Fällen sehr günstig aus, besonders in einem Falle
bei Rotklee. Der Versuch wurde auf einem Felde ausgeführt, das
bisher alle 6 Jahre Klee getragen hatte. Der geimpfte Klee stand im
Vergleich zu dem ungeimpften viel üppiger, so daß er bereits im ersten
Jahre seines Wachstums gemäht werden konnte, was beim ungeimpften
nicht möglich war. Der geimpfte Klee schien auch infolge seines kräftigeren
Wachstums von der Stockkraukheit, die den ungeimpften Klee stark er-
griffen hatte, verschont geblieben zu sein.
Bodenimpfversuche mit Nitragin und Nitrobacterine. Von Emil
Grabner. ^) — Die beiden Impfstoffe sind in Gefäßversuchen auf einem
kalkreichen (CaCOg 17,7 %) Quarzsandboden bei Lupinen und Peluschken
verglichen worden. Beide Impfstoffe waren, besonders bei gleichzeitiger
Kaliphosphatdüngung, wirksam; die Nitrobacterine zeigte jedoch eine größere
Wirkung als das Nitragin. Letzteres hatte besonders auf kalkarmem Sand-
boden schwache Wirkung. Freilandversuche sollen noch ausgeführt werden.
Nitrobacterine, Nitragin oder Impferde. Von Hjalmarv. Feilitzen.-)
— Das erstgenannte Präparat — von W. B. Bottomle3^ London her-
gestellt, ist dem sog. Nitro -Culture- Präparat von Moore 3) ähnlich und
besteht in der Hauptsache aus etwas trockner Erde und Watte, worauf
wohl die Bakterienaufschwemmung eingetrocknet war. Besonders beigegeben
wird in getrennten Paketchen einige g Zucker und Ammonphosphat nebst
einer Gebrauchsanweisung. Dieses Präparat wurde im Vergleich mit
Nitragin (Hiltner) und Impferde bei Anbau von blauen Lupinen geprüft;
die Impferde war Erde aus der Ackerkrume von etwas humosem Sandboden,
der i. J. 1907 Erbsen getragen hatte. (Lupinen waren dort niemals an-
gebaut worden.) — Am 27. Mai wurden auf dem noch unkultivierten
Hochmoore bei Flahult in einer Entfernung von 200 m von den kultivierten
Feldern 4 Parzellen von je 25 qm (5x5) und 10 m auseinarder durch
Hacken urbar gemacht. Um die Parzelle herum wurde ein 40 cm tiefer
Graben ausgehoben und der Grabenauswurf auf die Beete geworfen. Dann
wurden, auf 1 ha gerechnet, 6000 kg gelöschter Kalk, 1200 kg Thomas-
mehl und 300 kg 38procent. Kalidünger ausgestreut und eingehackt.
Sämtliche Arbeiten wurden mit der größten Sorgfalt durchgeführt, um
etwaige Infektion von außen zu vermeiden. Die Saat war (wie alle Gerät-
schaften usw.) mit einer öprocent. Formalinlösung gewaschen und gleich-
zeitig auf die Parzellen gebracht. Die Witterung war zur Erhaltung der
Lebenskraft der Bakterien sehr günstig. Die Lupinen wurden grün ge-
wogen mit folgendem Ergebnis:
Ungeimpft Nitro-Bacterine Nitragin Impferde
8,7 7,1 5,6 43,7 kg
Die beiden Bakterienpräparate haben hiernach keine Ertragssteigerung
hervorgebracht und hier war auch die KnöUchenbildung äußerst spärlich
1) Jonrn. f. Landwsch. 1909, 57, 217—223. (Kgl. nngar. Land. - Versuchsst f. Pflanzenbau in
Magyar-Ovär.) — -) Centrlbl. Bakteriol. IL Abt. 1909. 374-378. (Tersuchsst. d. Schwed. Moorkulturver.
z, Jönköping.) — ^) VergL dies. Jahresber. 1908, 110 u. 111.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 121
vorhanden. Die Impferde hat dagegen eine sehr gute Wirl^ung gezeigt
und die Lupinen zeigten dort zahlreiche große Knöllchen an den
"Wurzeln.
Prüfung von Farmogerm- und Nitragin - Kulturen zur Boden-
impfung. Von Jac. G. Lipman.^) — Ersteres Präparat stammt von der
Earp-Thomas Company zu Bloemfield, Nr. 7, letztere aus Dr. Reiche Com-
pany z. Milwaukee, Wisconsin. Das Ergebnis ist in dem Satze enthalten:
Die Prüfung hat gezeigt, daß auf gut drainiertem und reichlich mit Feuchtig-
keit, CaO, P2O5 und KgO versehenem Boden Farmogerm und Nitragin
fähig sind, die Erträge solcher Leguminosenarten zu heben, welche vorher
auf dem Lande nicht wuchsen.
Über die Impfung der Serradella und anderer Kulturpflanzen
mit mehreren Bakterienarten. Von L. Hiltner.^) — Durch Anstellung
von Versuchen ist der Vf. der Frage näher getreten, „ob bei der Er-
nährung der Leguminosen nicht außer den Knöllchenbaktex'ien auch andere
Bakterienarten eine Rolle spielen können; ob ferner nicht gewisse Bakterien-
arten , die sich in gewissen Fällen an den Wurzeln auch von Nicht-
Leguminosen vorfinden, für das Gedeihen der betreffenden Pflanzenarten
von Wichtigkeit sind und schließlich, ob es möglich ist. durch Anwendung
dieser Bakterien als Impfstoff Erfolge zu erzielen." Zunächst berichtet
der Yf. über die Ergebnisse, die bei zahlreichen i. J. 1909 in Bayern
ausgeführten Feldversuchen mit Serradella gewonnen wurden, bei denen
eine Doppelimpfung erfolgte. Der Vf. hat bereits früher die Ansicht
geäußert, daß bei den Leguminosen neben der Symbiose mit KnöUchen-
bakterien namentlich auf besseren Böden noch eine zweite mit anderen
Bakterien arten erfolgen müsse, damit die Pflanzen aus ihren WurzelknöUchen
den größtmöglichen Vorteil ziehen können. Diese zweite Symbiose bezeichnet
der Vf. als die eigentliche Quelle jener guten Nachwirkung, welche die
Leguminosen, auch wenn man sie aberntet, auf eine Nachfrucht äußern.
Bei den ausgeführten Versuchen kam nun beim Anbau von Serradella als
Impfmittel außer Serradella-KnöUchenbakterien I noch eine zweite Bakterien-
art „Serradella II" zur Anwendung, teils für sich allein, teils — wie be-
absichtigt — gemeinsam. Von in Betracht kommenden 52 Versuchen
versagten 8 (= 15 7o)» "während bei den übrigen (85 7o) ©ine Wirkung
der Impfung festgestellt werden konnte. In 14 = 27 7o ^^^^^ Fälle wird
berichtet, daß zwischen den einfach und den doppelt geimpften Pflanzen
ein Unterschied nicht wahrzunehmen war. Bei rund aller Fälle hat sich
die Verwendung der Beibakterien als nützlich erwiesen. Letztere haben
in den Fällen, wo sie für sich allein angewendet worden waren, bewirkt,
daß der Stand der Serradella ein besserer war als der der ungeimpften
Serradella. Nach dem Vf. unterliegt es demnach keinem Zweifel mehr,
„daß die Verwendung der von ihm aus Serradellawurzeln isolierten
Bakterienart schon für sich aliein, besonders aber zusammen mit
den Knöllchenbakterien als Impfmittel zu Serradella sehr in Betracht
kommt".
1) New Tersey Agric. Exper. Stat. Bull. 227, 1910, 3—23. — 2) Ul. Isindwsch. Zeit. 1910^
Nr. 33, 319-320.
122
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Neuere Ergebnisse boden bakteriologischer Forschungen. Von
Jos. Simon. ^) — Einem Vortrage 2) des Vf. entnehmen wir eine Mitteilung
über die Anwendung von Leguminosen-Impfstoff, in der gesagt wird, daß
für die Forstkultur sowohl wie für die Bewahrung von Bakterienimpfstoff
auf längere Zeit unter vollständiger Erhaltung der Impftüchtigkeit guter
Ackererde mit einem Zusatz von Kalk und anderen Stoffen als am besten
geeignet befunden worden ist. Dauernd bei nur wenig schwankender
Feuchtigkeit, etwa dem Zustand der Gare bei Krümelstruktur entsprechend,
gehalten, bietet dieselbe ein ausgezeichnetes Substrat für die Kultur sowohl
wie für den Versand dar. Eine vergleichende Prüfung über die Frage
der Anwendung von Impfstoff in gelatinöser, fester und flüssiger Form
hatte folgendes Ergebnis bei Serradella. Trockengewichtsproduktion, un-
geimpft = 100 gesetzt.
Impfstoff in gelatinöser Form
Impfstoff +
Wasser -{- Erde,
getrocknet +
CaSOi
Impfstoff + steri-
lisierte Erdauf-
schwemmung -)-
CaSOi
Ungeimpft
desgl. + 1%
-\- "Wasser ohne Pepton und
Zusatz 1% Trauben-
zucker
4- aiüch + lo/o
Pepton und
-|- lO/o Trauben-
zucker
nach dieser Behandlung frisch zur Impfung ver-
wendet
3 "Wochen aufbewahrt, dann ver-
wendet
100
229 289
587
6(i9
442
über den Einfluß des Schwefelkohlenstoffs auf die Stickstoff-
umsetzungsvorgänge im Boden. Von R. Scherpe. ■^) — Für die CS2-
Wirkung im Boden sind zwei Erklärungen versucht und zwei Theorien
aufgestellt worden, zuerst die der Reizwirkung und dann die von der
indirekten Bakterienwirkung (Aufschließungstheorie). Zweck vorliegender
Arbeit war, sicher festzustellen, ob unter günstigen wie ungünstigen Ver-
hältnissen der Stickstoffernährung die durch CSg -Behandlung erzielten
Mehrerträge im Einklang stehen mit der Anreicherung an assimilierbarem N.
Zu diesem Zwecke wurden zum Versuche Böden mit voraussichtlich
wesentlich verschiedener Mikroflora verwendet und Beimengungen gegeben,
von denen eine erhebliche Veränderung der Bodenflora erwartet werden
konnte. Die verwendeten Böden waren Dahlemer Ackerkrume (sandiger
Lehmboden mit 1,4% Humus und 0,0507% N), Komposterden, Moor-
wiesenboden und mehrere Rohhumusböden. Der Dahiemer kam teUs für
sich, teils mit Ledermelü oder Kartoffelkraut (Gründüngung), oder Kalk
oder Stroh vermischt zur Anwendung. Die Wirkung der CS2-Behandlung
wurde sowohl durch die chemische Untersuchung der Böden (Veränderungen
des N2O5- und NHg-Gehaltes des Bodens), als auch durch Kulturversuche
festgestellt. — Die Wirkung der CSj auf die N-Umsetzungen im Boden
zeigen im allgemeinen einen Einklang mit der Aufschließungstheorie und
zwischen der Erzeugung von assimilierbarem N und der Ertragssteigerung
bei Gefäß- und Freilandversuchen. Die Versuche sprechen dafür, daß die
Hauptwirkung der CSy-Behandlung nicht oder doch nicht allein durch
1) Centrlbl. Agrik. Chem. 1910, 39, 3—6. — =) Vortrag gehalt. Dresden i. d. Ökon. GeseUsch.
i. Kgr. Sachsen, am 13/11. 1908. — ») Arb. a. d. Kais. Biol. Anst. f. Land- n. Forstwsch. 1S09, 7. 353;
Centrlbl. Agrlk. - Chem. 1910, 39, 79—86; Centrlbl. Bakterioi. 11, Abt. 1909, 25, 321—327; Naturw!
Zeitschr. f. Forst- u. Landwsch. 1910, 8, 455.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 123
den aus abgetöteten Organismen erschlossenen N verursacht wird, sondern
daß sie insbesondere in der Mobilisierung des Humus-N zu suchen ist.
Corrodierende Tätigkeit von Bakterien im Boden. Von R. H.
Oaines. ^) — Die Untersuchung von Kostproben, die in verschiedenen
Landesteilen gesammelt und der Außen- und Innenseite von eisernen
Leitungen entnommen waren, führten zu dem Schluß, daß die Corrosion
des in der Erde befindlichen Eisens zum Teil auf Bakterien - Tätigkeit
zurückzuführen ist, die entweder in einem direkten Angriff" einer specifischen
Mikrobe auf das Eisen oder einer Ätzung des Eisens durch bakteriell
gebildete Säuren besteht. Gewisse Bakterien sollen imstande sein, auf-
genommenen Schwefel und seine Verbindungen in corrodierende Säuren
zu verwandeln. — Als Schutzmaßregeln werden empfohlen: Drainage oder,
wo diese nicht anwendbar, Verpacken der Metallröhren in gelöschten Kalk.
(Kalb.)
Das Kali und die Mobilmachung des organischen Stickstoffes
in Humusböden. Von P. Renault.-) — Der Vf. legt dar, daß der
Säuregehalt nicht immer die Ursache der geringen Nitrifikationskraft in
Moorböden ist. — Versuche von Dumont beweisen, daß eine geringe
Nitrifikation häufig nicht dem Mangel an CaO, sondern der Art der or-
ganischen Substanz zuzuschreiben ist und daß eine geringe Ammonifikation
und folgende Nitrifikation immer von einem geringen Gehalt von KjO
begleitet ist. Die angezogenen Versuche zeigen weiter, daß K2CO3 direkt
und KgSO^ und KCl indirekt die Nitrifikation begünstigen, nachdem diese
Salze im Boden in KjCOg übergeführt sind.
Die Mobilisierung der Phosphorsäure des Bodens unter dem
Einfluß der Lebenstätigkeit der Bakterien. Von S. A. Sewerin.^) —
Zu den Versuchen wurden verschiedene Böden, in lufttrocknem Zustande
und durch ein 2 mm -Sieb gegangen, verwendet. Je 1100 g Boden, ver-
mischt mit 10 g fein vermahlenem Phosphorit wurden in 2 L.-Kolben
gebracht und mit 550 ccm Wasser versetzt. Der Kolben wurde mit einem
Pfropfen und einem Röhrensystem versehen, welches einerseits die Zuleitung
CO2- und NHg-freier Luft und anderseits die Ableitung und Sammlung
im Kolben erzeugter COg und NH3 gestattete. Ein anderes Rohr diente
für die Zuführung von Impfmaterial. Die Kolben wurden im Autoklaven
bei 2 Atmosphären Druck 1 Stunde lang sterilisiert, eine Abteilung davon
darauf mit 1 ccm flüssiger Reinkultur der zu prüfenden Mikroorganismen
oder auch mit 2 ccm eines wäßrigen Bodenaufgusses geimpft; die zweite
Abteilung blieb ungeimpft. Im Verlaufe des ganzen, jedesmal 2 Monate
währenden Versuchs wurde durch die Kolben in langsamem Strom gereinigte
Luft ununterbrochen ein und die mit erzeugter COg und NH3 versehene
Luft abgesogen. Die im KHÜ-Rohr gesammelte COj wurde aller 5 Tage
gewogen: die Menge des NH3 am Schlüsse des Versuches bestimmt. Zu
letzter Zeit wurde nun auch die Menge der im Boden enthaltenen „leicht
löslichen PgOg'' bestimmt und als solche, die in 2procent. Essigsäure
lösliche P2O5 angesehen. Was die Ausscheidung von NH3 anbelangt, so
») Jour. Indus, and Engin. Chem. 2 (1910), Nr. 4, 128—130; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910,
23, 318. — ») Engrais 25 (1910), Nr. 5, 132—135; ref. nach Exprr. Stat. Eec. 1910, 22, 714. —
3) Centrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 28. 561—580. (A. d. bakteriol. - chem. Station b. d. K. russischen
Akklimatis.-Gos. f. Pflanzen u. Tiere in Moskau.)
124 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
war dieselbe meist minimal und bei dem geimpften wie angeimpften
Boden ungefähr gleich. Im übrigen sind die Ergebnisse der Versuche
etwa wie folgt mitgeteilt: 1. Bei den Versuchsbedingungen hat der biologische
Proceß eine negative Rolle gespielt, indem derselbe in den Substraten die
Menge der leichtlöslichen P2 0g, ungeachtet einer nebenbei reichlichen
Bildung von COg, bedeutend herabgesetzt hat. 2. Die Abnahme von leicht-
löslicher PgOg muß erstens einem Verbrauche derselben durch die Bakterien
selbst und zweitens der rein chemischen Austauschreaktion zugeschrieben
werden. 3. Dessen ungeachtet braucht das Bestehen eines direkten Über-
gangsprocesses schwerlöslicher Pg O5 - Verbindungen in eine leichtlösliche
Form nicht aufgehoben zu sein, nur war dieser Proceß quantitativ schw^ächer
als der ihm entgegengesetzte. 4. Bei den Versuchen des Vfs. erreichte
die CO2- Bildung ihr Maximum in den ersten 5 — 10 Tagen, dann folgte
eine allmähliche Abschwächung derselben. Die Gesamtmenge der innerhalb
dieser Zeit (60 Tage) zur Ausscheidung kommenden COg ist um 10 — 20 mal
größer als in dem sterilen Boden.
Die Brachefeldversuche der D. L.-G. am landwirtschaftlichen
Institut Königsberg, i. d. J. 1906—1909. Von Eilh. Alfr. Mitscherlich. i)
— Die Versuche im Garten wurden derart angelegt, daß auf 24 benach-
barten Parzellen von 2,5 m Breite und 10 m Länge (= je 0,25 a) je
3 mal die folgenden beiden Fruchtfolgen durchgeführt wurden: I Brache,
Weizen, Roggen, Hafer, II Kleebrache, Weizen, Roggen, Hafer mit Klee-
einsaat. Aus den Untersuchungen wird gefolgert: 1. daß durch die Brache
wie auch durch Kleebrache keine N- Anreicherung des benutzten Bodens
stattgefunden hat, sondern daß im Gegenteil eher N- Verluste eingetreten
sind. Brache ist demnach eine Art „Raubbau"; 2. daß durch die Brache,
wie besonders durch die Kleebrache ein guter Teil des vorhandenen N
(rund V2V0) ^^ assimilierbare Form übergeführt worden ist, so daß der
Gehalt des Bodens an assimilierbarem N um rund 30 ^/q vermehrt wurde.
Die Brache wirkt danach „N- Düngung ersparend", aber „N vergeudend";
durch die Brache wird das im Boden vorhandene N- Kapital schneller
abgebaut.
Literatur.
a) Mineralien, Gesteine, Verwitterung.
Arsandaux, H.: Neuer Beitrag zum Studium der Latente. — Compt.
rend. 1910, 150, 1698.
Baschieri, E.: Neuer Beitrag zum Studium der chemischen Beschaffenheit
der Zeolithe. — Neues Jahrb. f. Mineral. 1909, II. 193—195.
Blanck, E. : Zur Entwicklung des Pontus im jüngeren Tertiär. — Sonder-
abdr. a. d. Monatsberichten der Deutsch. Geolog. Ges. 1910, 62, Nr. 3.
ßücking, H.: Die Basalte und Phenolithe der Rhön, ihre Verbreitung
und chemische Zusammensetzung. — Sitzungsber. d. K. Pr. Akad. d. Wiss.
Berlin 1910, 490—519.
Fromme, J.: Chemisch - mineralogische Notizen aus dem Radautale. —
Tschermak's mineralog. u. petrograph. Mitt. 1909, 28, 305; Chem. Centrlbl.
1910. I. 295. — Der Vf. beschreibt die in genanntem Tale vorkommenden
MineraUen: Nephritoid, Rhodonit, Axinit, Datolith, Apophyllit, Mesolith u. Orthit.
J) Mitt. (1. D. L.-G. 1909, 24, Stück 48, 715-718.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 125
Axinit und DatoHth sind B.,03 haltig (6,3 resp. 20,79 %). Ortliit enthält BeO 0,42,
Y2O3 0,21, Ce,03 11,23 und Pt,0., 10,73%.
Lacroix, A.: Die mineralogische Beschaffenheit der französischen Phos-
phorite. — Compt. rend. 1910, 150, 1213—1217.
Mayer, Adolf: Verwitterung. — D. landwsch. Presse 1910, Nr. 65, 707,
Nr. 67. 729.
Man sholt(- Groningen): "Wie sind die Wattpolder der Nordseeküste ent-
standen? — Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 41, 598; ebenda 1909, Stück 1 u. 2,
sowie dies. Jahresber. 1909, 93.
Mohr, B. C. Jul.: Vorläufige Notiz über die Bildung des Laterits. —
"Ober Moorbildungen in den Tropen. — Bull. d. Depart. de l'Agric. aux Indes
Nöerland 1909, 17. Buitenzorg, Geol. Agron. Labor, d. Dept. f. Landwsch.
Mohr, E. C. Jul.: Über Efflataböden. — Ebend. Chem. Centrlbl.
1910, I. 294. (Mach.) — Der Vf. nennt alle von Vulkanen ausgeblasenen Stoffe
Efflatum. Von solchen Ausblasungen wird ein großer Teil des Bodens von Java
gebildet. Die von Regen durchtränkte Efflatamasse gleitet als Schlammstrom
von den höheren Berglagen herab und bildet, zur Ruhe gekommen, die sog.
Efflataböden.
Rüssel, Joseph: Über die Formation der Tricalcium -Phosphate in Algier
und Tunis. — Compt. rend. 1910, 151, 600—602.
Stremme, H.: Ober Kaoünbildung im allgemeinen und die Entstehung
der Lausigker Kaolinlagerstätten im besonderen. — Sprechsaal 1909, 42, 669 — 671.
Van Bemmelen, J. M.: Die verschiedenen Arten der Verwitterung der
Silikatgesteine in der Erdrinde. — Zeitschr. f. anorgan. Ohem. 1910, 66, 322 — 357.
Chem. Weekblad 1909, 6, 947—978.
Zailer, Viktor: Das diluviale Torf- (Kohlen-) Lager im Talkessel von
Hopfgarten, Tirol. — Zeitschr. f. Moorkultur u. Torf Verwertung 1910, 8. 267—281.
Zambonini, F.: Beitrag zum Studium der wasserhaltigen Silicate. —
Atti d. R. Accad. d. Scientific e mat. di Napoli 14. — N. Jahrb. f. Mineral.
1910, L 177—182. (Philipp.)
b) Kulturboden. 1. Analysen und Eigenschaften.
Angelis d'Ossat G. de: Über Bewässerung von Leucitboden. — Atti R.
Accad. dei Lincei, Roma [5] 19, I. 575—578.
Bauer, 0.: Bonitierungsversuch auf agronomisch - naturwissenschaftlicher
Grundlage. Inaug.-Dissert. d. Vf. München 1909.
Baumann, Anton: Untersuchung von Moorflächen. — Ber. über die
Arbeiten der K. Bayer. Moorkulturanstalt i. J, 1909. München 1910, 85—114.
— Die Untersuchung umfaßt etwa 120 Proben Moorböden und deren chemische
Analysen, die hier mitzuteilen unausführbar ist.
Bell, James M.: Der Betrag der Extraction von Pflanzennährstoffen aus
den Calciumphosphaten und einem Lehmboden. — Journ. Amer. Chem. Soc.
1910, 32, 879.
Blacher, C: Zur Frage des Studiums der Humussubstanzen. — Chem.
Zeit. 1910, 148, 1314. — Der Vf. teilt seine Beobachtungen über das Vor-
kommen und Verhalten von Humussubstanzen in Kesselwasser mit.
Blanck, Edwin: Über die petrographischen und Bodenverhältnisse der
Buntsandsteinformation Deutschlands. — Sonderabdr. aus „Jahreshefte d. Ver.
f. vaterländische Naturkunde in Wittenberg" 1910. — Eine sehr verdienstvolle
Arbeit, in welcher über das Wichtigste, was in wissenschaftlicher Richtung über
die Buntsandsteinformation geforscht und veröffentlicht worden ist. berichtet sein
dürtte. Nachweis von Analysenergebnissen.
Conn, H. J. : Bacteria in Frozen Soil. — Centrlbl. Bakteriol. IL Abt.
1910, 28, 422—433. (Cornell Exper. Stat. Ithaca N. Y.)
Eberhart, C. : Über Wesen und Bedeutung der Bodenkarten. Vortrag.
— Naturw. Zeitschr. f. Forst- u. Landwsch. 1910, 8, 193—211.
Ehrenberg, Paul: Bildung und Eigenschaften der Humussubstanzen. —
Chem. Zeit. 1910, Nr. 130.
Ehrenberg, Paul: Beitrag zur physikalischen Bodenuntersuchung. Vor-
trag a. d. Naturforscherversammlung in Königsberg 1900. — Sonderabdr. a. d.
Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw.
126 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Endell, Kurd.: Der Säuregehalt des Moorwassers. — Journ. f. prakt.
Chem. 1910, 82. 414. — Die durch Titration mit Vk,,, n-KOH ermittelte freie
Säure entsprach bei Hochmoorwasserproben 0,008 g norm. HCl. 100 ccm Moor-
wasser des roten und schwarzen Moors in der Rhön waren 0,007, 100 ccm Moor-
wasser des Paulsborner Moores 0,0063 n-HCl sauer. In letzterem erwies sich
die gesarate Acidität als COj.
Grreaves, J. E.: Wirkung löslicher Salze auf unlösliche Phosphate. —
Journ. of Biol. Chem. 1910, 7. 319; ref. nach Chem. Centrlbl. 1910. I. 1631.
(Henle.) Utah Exper. Stat. — Der Vf. untersuchte 6 natürliche Phosphate und
ein Gemisch von Phosphat mit Boden auf ihre Löslichkeit in Iproc. Lösungen
von Sulfaten, Nitraten und Chloriden der Alkalien und alkalischen Erden.
Ca- und Fe -Salze verminderten die Löslichkeit der Phosphate. Xa-, K, NH^-
Sulfat, NH^Cl, NH^NOg und Mg(N03)2 erhöhten die Löslichkeit der Phosphate.
NaNOg und KNO3 erhöhten die Löslichkeit des Ca-Phosphats, erniedrigten die
des Fe - Phosphats. Die Wirkung von MgSO^, NaCl, MgClg u. KCl war gering
und bei den verschiedenen Phosphaten verschieden. Die Zumischung von Boden
unterstützte die löslichkeitsfördernde Wirkung der Salze, namentUch bei An-
wendung von NH^NOg.
Grüner, H.: Charakteristik neuerer Methoden der geologisch-agronomischen
Bodenkartierung. - D. landwsch. Pr. 1910, Nr. 72, 779, Nr. 73, 794 u. Nr. 74, 804.
Headden, Wm. P.: Das Vorkommen von As in Boden, Pflanzen und
Tieren. — Proc. of the Colorado scientif. Soc. 1910, 345—360. — Der Vf. fand
in noch nicht kultiviertem Boden 2,.ö — 5 Teile pr. 1 Mill. T. , in darunter
liegendem Mergel 4 — 15 T.; in Boden von Obstgärten, die mit As besprengt
waren 10— 20mal mehr als im unkultivierten. Auf letzterem gebaute Pflanzen
enthielten Arsen; ebenso Organe von Tieren, die mit solchen gefüttert waren.
Das As im Boden war zu geringem Teil in Wasser löslich.
Kelley, W. P.: Pineapple soils. — Hawaii Stat. Rpt. 1909, 58—63. —
Die chemische Untersuchung von einigen schwarzen Böden, auf welchen Ananas
nicht gut gediehen, ergab die Anwesenheit von 2,43 — 9,74 o/^j MugO^ und eine
bestimmte Beziehung zwischen dem Mangehalt des Bodens und den allgemeinen
Wachstumserscheinungen der Ananas. (Siehe vorig. Jahresber. 172.)
Loew, Ose: Über angebliche Widerlegung der Lehre vom Kalkfaktor.
— Landwsch. Jahrb. 1910, 39, 335—343. — Der Vf. wendet sich gegen die
Äußerungen, welche Hager auf Grund seiner (uns noch unbekannten) Arbeit
.,über die Aufnahme und organische Verteilung von Sr, Ba u. Mg neben und in
Vertretung von Ca durch höhere Pflanzen" gegen die Low' sehe Lehre ge-
richtet hat.
Schmidt, Albert: über die Torfmoore im Fichtelgebirge und ihre Ver-
wertung. — Mitt. d. K. Bayr. Moorkulturanstalt 1910, Heft 4, 157—180.
Schroeder, J.: Berichte über Studienreisen in die Departements in Uruguay
de San Jose, Colonia y Soriano, Minas, Tacuarembö y Rivera, de Flores (Estancia
Tiedemann). in welchen die landwirtschaftlichen Verhältnisse dieser Landbezirke
dargelegt werden. Der Bericht enthält ferner die Analysen, mechanische und
chemische, von bei diesen Reisen entnommenen zahlreichen (ca. 100) Bodenproben,
Obergrund, Untergrund und tiefere Schichten. — Revista dei Instituto de Agro-
nomia de Montevideo Nr. VII, Juli 1910, 15—64.
Schroeder, J.: ßodenstudien. — Agros, Revista mensual agronömica
cientifico practica. Organo official de la Secciön Agronomia de la Federaciön
de los Estudiantes del Uruguay 1900, 2, Hett 2, 4 — 14. — Beschreibung der
Bodenverhältnisse in der Gegend von Sayago z. T. jungfräuliche Böden mit
Kalk - Concretionen nebst mechanischen und chemischen Analysen.
Smith, Warren D. (Division of Geologie and Mines, Bureau of Sciences):
The Mineral Resources of the Philippine Islands. — Manila. Bureau of Printing 1910.
Wegener (-Norden): Schlick. — Mitt. d. D. L.-G. 1909, Stück 4, 43.
2. Physik des Bodens.
Cornu, F.: Zur Theorie der Kolloide. — Zeitschr. f. Chem. u. Industr.
d. Kolloide 1910, 4, .305.
Cornu, F.: Über die Verbreitung von Hydrogelen im Mineralreiche. —
Zeitschr. f. prakt. Geologie 17, 143—144.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 127
Cornu, F.: Die Bedeutung gelartiger Körper in der Oxydationszone der
Erzlagerstätten. — Zeitschr. f. prakt. Geologie 17, 81—87.
Cornu, F.: Die heutige Verwitterungslehre im Lichte der Kolloidchemie.
— Zeitschr. f. Chem. u. Industr. d. Kolloide 1910, 4, 291—295.
Cornu, F.: Die Systematik der Kolloide des Mineralreiches. — Die Be-
deutung der Hydrogele im Mineralreiche. — Zeitschr. f. Chem. u. Industr. d.
Kolloide 1910, 4, 298—300 und 15 u. 18.
Cornu, F.: Die Anwendung der histologischen Methodik zur mikro-
skopischen Bestimmung von Kolloiden, namentlich in der Bodenkunde. — Zeitschr.
f. Chem. u. Industr. d. Kolloide 1910, 4, 304. — Die histologischen Färbe-
methoden sind auch bei der Untersuchung der Kolloide anwendbar, indem sie
sich die des Ackerbodens (die Gele der SiOg, der Al^Og-SiO,, der Fe[OH]^, die
Humussäuren) durchweg sehr stark anfärben. Durch Fuchsinfärbung einer
Bodenprobe kann man sich sofort über die vorhandenen Kolloidmengen orientieren.
(Chem. Centrlbl. 1909, II. 1163. Etzold.)
3. Niederer Organismus und Verwandtes.
Adam, J. H. : Die Moorkulturen der Herrschaft Brody. Ber. p. 1910. —
Zeitschr. f. Moorkultur u. Torfverwertung 1910, 8, 282—291.
Bottomley, W. B. : Die Assimilier ung von N durch gewisse N- bindende
Bakterien im Boden. — Proc. Roy. Soc. London, Ser. B. 82. 627 — 629. London
King's Coli. — Azotobakter und Pseudomonas banden pro Kohlehydrateinheit
gleichviel N, wenn sie gleichzeitig anwesend waren oder jeder für sich wirkte.
Drude: Aufklärungen über Nitragin und Azotogen. — Sachs, landwsch.
Zeitschr. 1910, Nr. 32. (Botan. Garten Dresden.)
Fischer, Hugo: Einige neuere Erfahrungen der Bodenbakteriologie. —
Ber. deutsch, botan. Ges. 1910, 28. Generalversammlungsheft.
Froehlich, G.: Stickstoff bindung durch einige auf abgestorbenen Pflanzen
häufige Hyphomyceten. — Naturw. Rundsch. 23, Nr. 19. (Vergl. d. Arbeit von
Charlotte Fernetz. Jahrb. f. wissensch. Bot. 1907. 44, 3.ö3 u. dies. Jahresber.
1907, 213.)
Gage, George Edward: Biologische und chemische Studien an Nitrose-
Bakterien. — Centrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 27, 7—48. (A. d. Sheffield
Labor, of Bacteriology and Hygiene. New Havea, Conn. U. S. A.)
Grimbert, L., und Bagros, M.: Über den Mechanismus der Deni-
trifikation bei den indirekt denitriticierenden Bakterien. — C. r. de la Soc. biolog.
Paris 1909, 760. Journ. Pharm, et Chim. (6), 30, 5—10.
Heinze, Berthold: Humusbildung und Humuszersetzung. — Landwsch.
Mitt. f. d. Prov. Sachsen 1909, 145.
Heinze, ßerthold: Über die Stickstoffversorgung des Bodens und der
Pflanzen unter Berücksichtigung der Stickstoff sammelnden Organismen und ihre
Bedeutung für die praktische Landwirtschaft. — Landwsch. Mitt. f. d. Prov.
Sachsen 1909, 57—59.
Heinze, Berthold: Über die Salpeterbildung im Boden. — Landwsch.
Mitt. f. d. Prov. Sachsen 1909, 5.
Henri, E.: Über eine neue Theorie der Bindung des atmosphärischen N
durch die Pflanzen. — Bull. Soc. Sc. Nancy, ser. 3, 1909, 1—29; Centrlbl.
Bakteriol. II. Abt. 1910, 27, 634. — Der Vf. bespricht die Theorie von Jamieson
d'Aberdan, nach welcher bekanntlich haarähnliche Gebilde als Binder des Luft-N
eine große Rolle spielen. Albumin, das als erstes Produkt der Assimilation zu
gelten hätte, konnte nachgewiesen werden. Zemplen, sowie Roth und
de Selmecbanya halten an dieser Theorie fest, bringen aber keine Beweise
dafür. (Matouschek.)
Hoffmann, Conrad, und Hammer, B. W.: Some Factors Concerned
in the Fixation of Nitrogen by Azotobacter. — Centrlbl. Bakteriol. IL Abt. 1910,
28, 127 — 139. (Bacter. Labor, of the Univers, of Wisconsin. Madison.)
Keeble, F.: Versuche über den Wert von Nitrobacterine. — Gardner's
Chronicle 1909, 20 u. öO.
Koch, Alfr.: Stickstoffgewinn und Stickstoffverlust im Ackerboden.
Vortrag. — Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 12. 173.
128 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Koch, Alfr., und Petit, H. : Über den verschiedenen Verlauf der
Denitrifikation im Boden und in Flüssigkeiten. — Centrlbl. Bakteriol. 11. Abt.
1910, 26, 335—345.
Kövessi, Francois: Über die angebliche Nutzbarmachung des atmo-
sphärischen Stickstoffs durch besondere Haare der Pflanzen. — Compt. rend.
1909, 149, 56 — 58. — Der Vf. prüfte diesen von Jamieson, Zemplen und
Roth behaupteten Vorgang experimentell nach, kam aber zu dem entgegen-
stehenden Ergebnis.
Kruyff, E. de: Die thermophilen Bakterien in den Tropen. — Centrlbl.
Bakteriol. 11. Abt. 1910, 26, 65—74. (Mikroskopisches Laboratorium Buitenzorg.)
Mitscherlich, Eilh. Alfred: Bakterienkult. — Centrlbl. Bakteriol.
IL Abt. 1910, 26, 513.
Pringsheim, Hans: Weiteres über die Verwendung von Cellalose als
Energiequelle zur Assimilation des Luftstickstofi's. 4. Mitteilung über N-assimi-
lierende Clostridien. — Centrlbl. Bakteriol, IL Abt. 1910, 26, 222-227.
Pringsheim, Hans und Ernst: Über die Verwendung von Agar-Agar
als Energiequelle des Luft-N. 5. Mitt. über N- assimilierende Clostridien. —
Centrlbl. Bakteriol. IL Abt. 1910, 26, 227—231.
Rossi, Gino, de: Studien über den knöllchenerzeugenden Mikroorganismus
der Leguminosen. I. Isolierung, bakteriologische Diagnose, Anwendbarkeit der
Kulturen in der landwirtschaftlichen Praxis. IL Ober die Fixierung des
elementaren Stickstoö"s in den reinen Kulturen. — Annali di Botanica 1909.
Autoreferate in Centrlbl. Bakteriol. H. Abt. 1910, 26, 263—272. — „Man kann
schließen", sagt der Vf., ,,daß, wenn eine Fixierung des elementaren N in Zu-
kunft und unter noch nicht erreichten besonderen Kulturbedingungen bewiesen
werden sollte, ein solches Phänomen bei dem jetzigen Stand unserer Kenntnisse
über den knöllchenerzeugenden Mikroorganismen und mit den kulturellen durch
die heutige Technik uns zur Verfügung gestellten Mitteln in den sicher reinen
und sicher identificierten Kulturen des knöllchenerzeugenden Mikroorganismus
der Leguminosen noch nicht bewiesen worden ist."
Russell, Edward John, und Hutchinson, Henry Brougham: Ein-
fluß von Amöben und anderer Protozoen auf die Fruchtbaikeit des Bodens. —
Chem. News 1910, 102, 202. Yergl. Artikel derselben Vflf.: Jahresber. 1909, 97.
Stevens, F. L. , und Withers, W. A.: Bakteriologische Bodenstudien.
IV. Die Hemmung der Nitrifikation durch organische Materie, verglichen in
Boden und Lösungen. — Centrlbl. Bakteriol. U. Abt. 1910, 27, 169—185. —
Große Mengen organischer Substanz, von landwirtschaftlichem Standpunkte aus,
sind nicht unumgänglich nachteilig der Tätigkeit salpeterbildender Organismen
im Boden.
Stranäk, Fr.: Zur Assimilation des Luftstickstofi'es durch im Boden frei-
lebende Mikroorganismen. — Zeitschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1909, 33, 599.
Van Suchtelen, F. H. Hesselink: Über die Messung der Lebenstätigkeit
der agrobiotischen Bakterien im Boden durch die CO, -Production. — Centrlbl.
Bakteriol., H. Abt., 1910, 28, 45—89. — Für die Beurteilung des Bakterienlebens in
verschiedenen Bodenschichten gibt die CO.^- Methode nur in der allerersten Zeit
der Beobachtung einen Aufschluß; später verwischen sich die unterschiede.
Vogel: Beeinflussung der ßodenorganismen durch die Bestellungsarbeiten
im Herbst. — 111. landwsch. Zeit. 1910, Nr. 82, 767.
Westmann: Impferfolge mit Nitragin. — Zeitschr. d. Landwsch.-Kammer
. d. Prov. Schlesien, 1910, 410.
Büchermarkt.
Andersson, Gunnar und Hesselman: Verhandlungen der zweiten
„Internationalen Agrogeologenkonferenz" in Stockholm 1910. — Stockholm 1911,
Nordi^ka Bokhandeln (in Kommission). Die Verhandlungen betrafen Vorträge,
insbesondere über 1. Mechanische Bodenanalyse (Atterberg, A.; Beam, W.);
2. Die Kolloide des Bodens (Ramann, E.; Hissink, D. J. u. Leopold, G. H.);
3. Bereitung der Bodenlösuogen für chemische Analyse (von Sigmond, A.;
Vesterberg, A.; Rindeil, A.); 4. Specielle Bodenuntersuchungen (d'Andri-
mont, R.; Vesterberg, Alb.; WeibuU; Mats; Johansson; Simon;
A. Quellen der Pflanzenernährung. 3. Boden. 129
V. Feilitzen, Hj.; Haglund, E.; v. Dicenty, D.; 5. Classification, Nomen-
klatur und Kartierung der Bodenarten; 6. Bodenverhältnisse einzelner Länder.
Atterberg, Albert: Die Klassifikation der Mineralböden nach deren für
die Landwirtschaft wichtigsten Eigenschaften. Kalmar, Tidn. Kalmar's Aktie-
bolags Boktryckeri. — Das Schriftchen enthält im wesentlichen eine Besprechung
der Forschungsergebnisse des Vf., über welche in diesem Jahresberichte 1908,
5. 67 und 191Ü oben S. 87 berichtet wurde.
Buber, Leopold: Die galizisch-podolische Schwarzerde, ihre Entstehung
und natürliche Beschaffenheit und die gegenwärtigen landwirtschaftlichen Betriebs-
verhältnisse des Nordostens dieser Bodenzone Galiziens. Dissertation mit einem
Geleitwort des Geh. B,eg -Rat Prof. Dr. F. Wohltmann-Halle. Berlin, Verlags-
buchhandlung Paul Parey, 1910. — Diese Schrift zerfällt in 2 Teile, deren
erster die Entstehung und natürliche Beschaffenheit der galizisch-podolischen
Schwarzerde, deren zweiter die landwirtschaftlichen Betriebsverhältnisse der betr.
Gegend behandelt. Der erste Teil enthält in 6 Kapiteln die Übersicht der reich-
haltigen Tschernosemliteratur, die genlogische Beschaffenheit des galizisch-
podolischen Tschernosemgebiets, die Relief-, die floristischen und faunistischen
Verhältnisse nebst einer geobotanischen Untersuchung, ferner das Klima der
Vor- und Jetztzeit und seine Beziehungen zur Vegetation und schließlich die
Schwarzerdebildung und die sie begleitenden Processe (siehe ob. Artikel S. 54).
Failyer, G. H.: Barium in Solls. — U. S. Depart. of Agric, Bur. of Solls.
Bull. No. 72.
Haselhoff, E., Prof. Dr.: Boden. Chemisch -technische Untersuchungs-
methoden, herausgegeben von Dr. Georg Lunge und Dr. Ernst Berl.
Zweiter Band. Sechste vollständig umgearbeitete und vermehrte Auflage. Berlin,
Verlag von Jul. Springer. — Der Vf. bespricht in sachverständiger Weise
die zur Zeit üblichen Methoden der chemischen, mechanischen und physikalischen
Bodenanalyse.
Haselhoff, Emil: Agrikulturchemische üntersuchungsraethoden (Sammlung
Göschen 470). Leipzig, G. J. Göschen.
Löhnis, F.: Handbuch der landwirtschaftlichen Bakteriologie. Berlin,
Gebrüder Bornträger, 1910 Kapitel iV und V. Vorkommen und Tätigkeit
von Mikroorganismen im Stalldünger, bezw. im Boden. Ferner 1. desgl. in
Futtermitteln I, bei Flachsröste, Tabakgärung usw. H, desgl. in der Milch IV.
Ototzky, P. : La Pedologie, Revue internationale. Publiee sous les auspices
du Comite Pedologique de la Societe Imperiale libre Economique. St. Peters-
bourg 19n. 13. Jahrgang, No. 1. — Enthält Beiträge von Kr. Höye: Einige
Ideen über die Methoden der bakteriologischen Bodenuntersuchung. K. Glinka:
Über die sogen. ,, Braunerde". S. Sacharow: Zur Frage über Mikro- u. Makro-
relief im Podsolgebiete (Schluß). S. Jakowleff: Sur un type de la dislocation
des marais.
Rohland, P: Die Tone. Wien und Leipzig 1909.
Schreiner, Oswald and Shorey, Edmund C: Chemical Nature of
Soil Organic. Matter. U. S. Depart. of Agric, Bur. of Solls. Bull. No. 74.
Troubetzkoy, Pri nee Paul, Fondateur de la Station; Bytchkhine, A.,
Diretor, Boulatovitch, M. et Karabetoff, A.: Resume du quatorziörae
rapport annuel de l'annee 1908 de la Station cxperimentale agronomique de
Ploty, Gouvern. de Podolie et les courtes donnees de la position geographique
de la Station et de son Organisation. Odessa 1910.
Vaäha, Johann, J. : Bericht über die Tätigkeit der (Mährischen) Land-
wirtschaftlichen Landes - Versuchsanstalt in Brunn in de." Zeit des ersten Jahr-
zehntes 1899—1900. — Sonderabdruck a. d. Zeitschr. f. Landwsch. Versuchswesen
in Osterreich, 1911, Heft 4. — Das mit 9, die Einrichtungen der Anstalt be-
trefienden Tafeln ausgerüstete Schriftchen gibt ein Bild von der Entwicklung der
aufblühenden Anstalt und von der eifrigen Tätigkeit derselben in den ersten
10 Jahren ihres Bestehens unter ihrem oben genannten Director. Die Arbeiten
der Anstalt gliedern sich nach ihren 6 Fachabteilungen: 1. Landwirtschaft-
liches Versuchswesen (Vegetations- und Feldversuche), 2. Pflanzenzüchtung,
3. Pflanzenpathologie, 4. Chemisches Versuchswesen, 5. Chemische Kontrolle und
6. Samenkontrolle.
Jahresbericht 1910. 9
130 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Waggaman, W. H. : A Review of the Phosphate Fields of Idaho, Utah
and Wyoming. With special Reference to the Thickness and Quality of the
Deposits. — U. S. Depart. of Agric, Bur. of Solls. Bull. 69.
Wood, T. B : A Course of practical work in Agricultural Chemistry for
senior students. Cambridge, at the University Press, 1911. — Das Schriftchen
enthält kurze Anleitung zur chemischen Untersuchung landwirtschaftlich wichtiger
Gegenstände, Boden, Düngemittel, Futtermittel u. a. m.
Literatur- Anhang.
Blechinger, L. : Zehnjährige Tätigkeit des Deutschösterreichischen Moor-
vereines in Staab, Böhmen. — Österr. Moorzeitschr. 1910, 11, 1 — 3.
Brüne (-Bremen): Bericht über die Tätigkeit der Bremer Versuchsabteilung
des Vereins zur Förderung der Moorkultur i. D. R. i. J. 1909. — Mitteil. d.
Ver. z. Ford. d. Moorkult. i. D. R. 1910, 28. 1—12 u. 20—24.
Dachmowski, A.: Physiologisch aride Standorte und Widerstandsfähigkeit
von Pflanzen gegen Trockenheit. — Bot.-Gaz. 1910, 49, 325 — 339; Experim.
Stat. Rec. 1910, 23, 428. — Die tropische Eigenschaft sumpfiger Böden äußert
sich nicht in gleichem Grade gegen verschiedene Pflanzen. (Kalb.)
Gamble, W. P. und Slator, A. E.: Character und Behandlung von
Moorböden und nassen Böden. — Ontario Dep. Agric. Bull. 178, 39; Exper.
Stat. Rec. 1910, 23, 120. — Mehrjährige Versuche auf solchen Böden zeigten,
daß diese — gute Entwässerung und Bearbeitung vorausgesetzt — durch
Düngung mit KgO und P^Og, event. auch CaO zu großen Erträgen gebracht
werden können, wenn gleichzeitig dem Boden durch Stalldung nitrificiereude
Bakterien zugeführt werden. (Kalb.)
Guthrie, F. B.: Schädliche Substanzen im Boden. — Agr. Gaz. N. S.
Weles 1910, 21. 434-441; Exp. Stat. Rec. 1910, 23, 623. — Die Schädlichkeit
beruht auf foxischen Ausscheidungen von Pflanzen, Anhäufung von CaCP und
Alaun usw. (Kalb.)
Mayer, Ad.: Über die Ursachen der Bildung von Ortstein. — Fühling's
landwsch. Zeit. 1910, 315—320.
Rahn, Otto: Die Verwertbarkeit von Kurven zur Deutung biochemischer
Vorgänge. — Centrlbl. f. Bacteriol. II. Abt., 1910, 28, 111—127. (A. d. Vers.-
Stat. East Lansing des Staates Michigan U. S. A.)
Rohland, P. : Ober die Adsorption durch Talke. — Biochem. Zeitschr.
1910, 2,5, 421—424. — Die vom Vf. bei den Tonen beobachteten Adsorptions-
erscheinungen treten in beschränkterem Maße auch bei den Talken auf. Während
die Tone adsorbieren: kolloid gelöste Substanzen, compliciert zusammengesetzte,
anorganische und organische Farbstofi"e, die HCO.,', CO./, B^O/'- Ionen voll-
ständig, die PO^"- Ionen teilweise, ungesättigte Kohlenwasserstoß'e von der
Constitution CnHgU, CnH2 — ^ und starke Gerüche, erstreckt sich die Adsorption
der Talke nur auf kolloidgelöste Substanzen, auf alle compliciert zusammen-
gesetzte pflanzliche und tierische Farbstofi'e.
Wheeler, H. J., Hartwell, B. L. und Pember, F. R.: Über die
Wirkung von Pyrogallol auf unfruchtbarem Boden — Proc. Soc. Prom. Agr.
Sei. 1909, 30, 43—54; Exp. Stat. Rec. 1910, 23, 623. — Die Vff. hatten keinen
Erfolg des Pyrogallols. (Kalb.)
Zander, Hans: Beobachtungen zur Siebmethode. Fühling's landwsch.
Zeit. 1910, 95—99.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
131
4. Düngung.
Referent: Th. Dietrich.
a) Analysen Ton Düngemitteln, Konservierung, Streumittel.
Neue Untersuchungen über die Stickstoff Verluste des Düngers
im Stalle oder im Düngerhaufen bei Verwendung von Torfstreu, Stroh
oder Sägespänen als Streumittel. Von Hj. v. Feilitzen. ^) — In der
Zeit von 30 Tagen Januar — Februar 1909 wurde das Futter für zu dem
Versuche dienenden 10 Kühe und der benutzten Streumenge genau analysiert,
ebenso die in derselben Zeit gewonnenen und gewogenen Mengen von
Milch und Dünger. Als Streumaterial wurden in den ersten 10 Tagen
Torfstreu, in den zweiten 10 Tagen Stroh und in den letzten 10 Tagen
Sägespäne benutzt. Die täglich gewonnenen Mengen streufreien Düngers
schwankten innerhalb 39,2 — 39,7 kg. Vergleicht man nun die in Futter
+ Streu gegebenen Steife mit denen im Dünger und in der Milch wieder
erhaltenen, so ergeben sich folgende Verluste:
an Trocken- organischer
bei . Torfstreu
„ Strohstreu
,, Sägespäne
Substanz
37,5
38,5
30,3
Substanz
41,5
42,0
33,0
N
8,9
20,7
14,9
K,0
0,4
12,3
in "/o dagegen Gewinn an
Asche
22,6
4,2
10,1
CaO
2,2
4,7
P,0, K,0
4.5 —
1.6 -
6,2 4,8
Der N- Verlust im Stalle beträgt, wenn man noch den in die Körper-
gewicht-Zunahme gelangten N in Anrechnung bringt, in Periode 1 : 2,208 kg
= 7,1%, Periode 2: 6,216 kg = 19,8% und Periode 3: 3,379 kg =
11,1%. Die Analyse des gewonneneu Düngers ergab:
g N pr. Tier u. Tag
in Vo
Gesamt-N
Torfstreudünger . . . 0,501
Strohdünger 0,443
Sägespänedünger . . . 0.382
leichtlösl. N
0,215
0,180
0,145
gesamt
222,49
190,27
203,97
leichtlöslich
95,48
77,51
77,33
Der gewonnene Dünger wurde 4 mal täglich während der Versuchs-
dauer möglichst vollständig in besondere Behälter gebracht und fest zu-
sammengestampft. Die während des Lagerns auftretenden Volumverminderung
betrugen beim Torfstreudünger 5,3, beim Strohdünger 19,9 und beim
Sägespändünger 2,6%. Am 15. Mai wurde der Dünger ausgefahren und
für die Analyse vorbereitet. Diese ergab folgende Werte (nach 3 Yg monat-
licher Lagerung):
Düngermenge in kg
Gesamt-N in kg
Ammoniak -N in kg
,
-M 1 "^
,
a
a
Dünger mit
^1
CS g
.5.2
2 ^
§
|o-
M
Iß o
^&
«5 §)
>
>
M §)
>
<! tß
M be
>
1
Torfstreu . .
4921
4747
174
3,9
22,151
20,501 1,650
7,4
9,506 9,059
0,447
4,7
Strohstreu
4275
3459
816
19,1
18,983
15,147,3,791
20,0
7,695
3,750
3,945
51,3
Sägespäne
5318
4721
597
11,2
20,321
18,793
1,528
7,5
7,711
5,663
2,043
26,6
(Mit diesen Düngerarten ausgeführte Düngungsversuche siehe weiter unten.)
1) Svenska Mooskulturförenigens tidskrift 1910, 34, 10—34; ref. nach Centrlbl. Agrik. -Chem.
1910, 39, 694-698. (Jolin Sebelien.)
132 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Über das Entweichen von Ammoniak aus Gülle während und
nach dem Ausbringen derselben. I. Mitt. Von Paul Liechti und
Ernst Ritter.^) — Ammoniakverlust während des Ausbringens
der Gülle. Die Grülle tritt aus einem Vorratsgefäß durch eine sehr
feine Rohrspitze in einem ganz dünnen Strahle von oben in ein 1 m
langes und 13 — 14 mm weites senkrecht stehendes Rohr. Letzteres endet
in ein gabelförmiges Rohrslück, welches sowohl den Abfluß der oben ein-
fließenden Gülle als auch das Einsaugen von Luft gestattet. Die Luft
wird im Gegenstrom zur abfließenden GüUe aufwärts und oben durch eine
Reihe vorgelegter zur Aufnahme des mitgeführten NH3 bestimmter Kölbchen
gesogen. In der Minute strömten 4 — 4,5 1 Luft durch den Apparat.
Auf diese Weise wurde jedenfalls eine bedeutendere und länger andauernde
Durchmischung der Gülle mit Luft erzielt, als das je in der Praxis beim
Ausbringen der Gülle der Fall ist. Die ausgeführten Versuche brachten
das praktische Ergebnis, daß der NH3 -Verlust während des Ausbringens
der Gülle so gering ist, daß er völlig vernachlässigt werden kann. Er
betrug bei 2 mitgeteilten Versuchen 0,83 und 0,69 7o des Gesamt-N
der Gülle.
Ammoniakverlust nach dem Ausbringen der Gülle. Der
Plan der Vff. lief im wesentlichen darauf hinaus, „auf einem abgegrenzten
Stück Kulturboden Bedingungen zu schaffen, wie sie der Hauptsache nach
in der freien Natur gewöhnlich vorhanden sind, bei diesen Bedingungen
das unter verschiedenen Verhältnissen dem Boden entweichende NHg auf-
zufangen, zu bestimmen und schließlich diejenigen dem menschlichen
Eingreifen zugänglichen Verhältnisse herauszufinden, unter denen der NH3-
Verlust auf ein Mindestmaß herabgesetzt werden kann". Die näheren
Einrichtungen der komplicierten Versuchsanlage ist aus der Originalab-
handlung zu ersehen. Die wichtigsten Ergebnisse der umfangreichen Ver-
suche fassen die Vff. in folgenden Sätzen zusammen: 1. „Es ist mit
Sicherheit nachgewiesen, daß bei der Gülledüngung durch NH3- Verdunstung
aus dem Boden bezw. Schnee bedeutende N- Verluste entstehen. Bei
ungünstigen Verhältnissen kann auf diese Weise innerhalb einiger Tage
voraussichtlich bis Ys ^^^^' mehr des mit der Gülle gegebenen Ammoniak-N
verloren gehen. 2. Die Verluste im Freien werden im allgemeinen größer
sein als bei den Versuchen der Vff., namentlich weil dort der Luftwechsel
durchschnittlich größer ist und weil die direkte Sonnenbestrahlung ein-
wirken kann. 3. Beim Begüllen des mit Schnee bedeckten Bodens spielt
die Temperatur in bezug auf das Entweichen von NHg eine sehr bedeutende
Rolle. 4. Nach diesen Versuchen hat eine Schneedecke bei Lufttemperatur
über O'' die NHg- Verluste um ungefähr 2/3 vermindert. 5. Bei Luft-
temperatur unter 0° hingegen hat die Schneedecke die NHg-Verluste um
etwa 1/4 erhöht. G. Bei Lufttemperaturen über 0^ steigt und fällt der
Wirkungsgrad der Schneeschicht mit deren Mächtigkeit. 7. Auch am
2. u. 3. Tag konnten z. T. erhebliche Verluste festgestellt werden. Sie be-
wegen sich in den unter 4 u. 5 angegebenen Richtungen." — Für die
Praxis ergeben sich die Lehren, daß bei Lufttemperaturen über 0^ das
Begüllen des mit Schnee bedeckten Bodens sehr vorteilhaft ist, da hierbei
1) Sonderabdr. a. d. landwsch. Jahrb. d. Schweiz 1910, 481—525.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 133
die NH, - Verdunstung wesentlich geringer ist, als beim BegüUen des
schneefreien Bodens. Bei Temperaturen unter 0^ soll eine Begüllung auf
Schnee unterlassen werden.
Untersuchung von Gülle. Von Paul Liechti und Ernst Ritter. i)
— Gelegentlich der Ausführung von Versuchen über das Entweichen von
NHg aus Gülle führten die Vf. nachfolgende Gehaltsbestimmungen von
2 Güllan aus, die nach dem in der Schweiz allgemein üblichen Verfahren
gewonnen worden. Die Gülle besteht im wesentlichen aus einem Gemisch
der festen und flüssigen tierischen Excremente, die im Stalle aus dem
Streumaterial zum Teil frei abfließen, zum Teil mechanisch davon ab-
gesondert werden und mit oder ohne Wasserzusatz außerhalb des Stalles
bis zur „Reife" in Gruben gelagert bleiben:
Gesamt- Ammoniak- Trocken- Alkalinität
N N Substanz
100 ccm enthalten J 0,3026 g 0,2818 g 4,346 g = 62,2 ccm Va n-SOg
100 ccm „ II 0,3876 „ 0,3564 „ 4,567 „ = 69,2 „ „
Über die Bedingungen der Nitrifikation im Stallmist. Von
Bronislaw Niklewski. 2) — 1. Die Nitritbakterien kommen ursprünglich
im Kot und Harn nicht vor, am Stroh sind sie in äußerst geringer Menge
vorhanden; dagegen sind Erde, Torfstreu und die Sohle der Düngerstätte
reich daran. 2. Die Nitritbakterien können im Hofdünger sehr günstige
Bedingungen für ihre Entwicklung finden, sofern der Luftzutritt nicht
allzusehr erschwert ist. In lagerndem Stalldünger fand man schon in den
ersten Tagen solche Bakterien, deren Zahl nach vier Wochen auf einige
10 000 pro 1 g Substanz stieg; allmählich nimmt mit dem Alter des
unberührten Haufens die Zahl der Nitrifikationskeime bis zum Verschwinden
ab. 3. Im Tiefstalldünger finden die Nitrifikationsbakterien keine günstigen
Bedingungen für ihre Entwicklung, sie fehlen deshalb dort. 4. In der
Jauche sowohl wie im frischen Harn, selbst bei starker Verdünnung,
können sich diese Bakterien nicht entwickeln, wahrscheinlich infolge
specifisch wirkender, biologisch resistenter organischer Stoffe. Die festen
Bestandteile des Düngers dagegen enthalten keine derartigen Stoffe. 5. Die
Entwicklung der Nitritbakterien findet, selbst in einem an organischen
Substanzen reichen Milieu auf Kosten der Ammoniak-Oxydation statt. Auf
diese Weise können Nitritbakterien gemeinsam mit Denitrifikations-Organismen
N- Verluste herbeiführen, ohne daß sich sonst durch Bildung von Nitriten
oder Nitraten die Anwesenheit von Nitritbakterien kundgibt. Aus der
Abwesenheit dieser Produkte darf also nicht auf die Abwesenheit der
Nitrifikationsorganismen geschlossen werden. 6. Es ist wahrscheinlich,
daß lediglich das Zusammenwirken von Nitrifikation und Denitrifikation
die Entbindung freien N im Stallmist hervorruft. Annahmen, daß andere
Organismen das NHg in freien N überführen, entbehren bis dahin jeglichen
Beweises. 7. Die Nitrifikation ist also als ein integraler Proceß der biologischen
Reinigung zu betrachten und das Auftreten der Nitrifikations-Produkte ist
schon als ein Zeichen vorgeschrittener Reinigung anzusehen, 8. Für
Untersuchungen über N- Umsetzungen des Stallmistes ist die Aufklärung
i) Sonder-Abzug a. d. landwsch. Jahrb. d. Schweiz 1910, 524. — 2) Centrlbl. Bakteriol. 11. Abt.
1910, 27, 388-442. (Dublany b. Lemberg.)
134
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
der Rolle, welche der Nitrifikation im Stallmist zukommt, von Bedeutung.
Die Verbreitung von Nitritbakterien kann gleichsam als Indicator beim
Begutachten von Konservierungs - Verfahren benutzt werden. Die Aus-
schaltung des Nitrifikationsprocesses kann das Studium der NH3-Verdunstung
im Stallmist erleichtern. 9. Feste Lagerung des Mistes und Anwendung
concentrierter Jauche wird der Methode des Begießens des Hofdüngers mit
Jauche förderlich, im entgegengesetzten Falle nachteilig sein; glaubt der Vf.
10. Die im Stallmist gefundenen Nitritbakterien sind vermutlich dieselben,
die "Winogradsky aus der Erde isoliert hat; dafür spricht die morpho-
logische Ähnlichkeit und die Fähigkeit der Nitritbakterien des Mistes zur
prototrophen Lebensweise in anorganischer Nährlösung. Die mit den
natürlichen Verhältnissen im Widerspruch stehende Schlußfolgerung von
Winogradsky und Omelianski, die Nitrifikation könne nicht in Gegen-
wart zersetzungsfähiger organischer Substanzen vor sich gehen, ist vielleicht
auf die Anpassung der Kulturen an die anorganische Nährlösung, vielleicht
aber auch auf das spärliche Tatsachenmaterial zurückzuführen, auf dem
jener Schluß fundiert ist.
Chemische Zusammensetzung des Guanos aus der Grotte von
Arequita. Von J. Schroeder. ^) — Der bei 50 ^ getrocknete, ein gelbes
Pulver darstellende Guano enthielt in o/^:
ver-
brenn-
licho
Stoffe
Stickstoff
Phosphorsäure
K2O
CaO
Wasser
^i in Form von „-
^^^*( NH3 1 NOs ganLh
gesamt | Y?^,^^^
1 löslich
Oxal-
säure
12,96
23.78
5,59 0,19 1 0,17 5,23
7.45 0,45
3.14
1,20
0.80
Die eingehendere Untersuchung des Kalksalpeters durch A. Bömer^)
ergab folgende Zusammensetzung:
N
In Wasser löslich
In Wasser unlöslich
Wasser
CaO
MgO
CaO
MgO
Mn,0< ' ^6303 +
' * j AI2O3
SiOj
Sand
usw.
im
Ganzen
20,06
13,03*)
26,98**)
Spur
0,25***)
0,25
0,02 0,35 "/o
0,16
0,10
1,32
*) davon N2O3 0,03%. — ") davon Ca(0H)2 0,04%. — *") entsprechend CaCOs 0.44 o;,,.
Die eingehendere Untersuchung einer Probe Kalkstickstoff und
einer Probe Stickstoff kalk von A. Bömer^) ergab folgende Zusammen-
setzung :
Pp O 1 Kohle
Wasser N CaO MgO ai"6. Cl bezw.
Graphit
— 13,93
3,75 14.64
Kalkstickstoff
Stickstoffkalk
0,26 19,21 54.85 0,07
0,60 18,00 56,20 0,45
Fe2 0s +
AI2O3
2,10
2,70
Ather-
extrakt Sand
(Mineral- usw.
öl)
- 2,90%
6,62 2,64 „
Über fluorhaltige Martinschlacken, die als Thomasmehle ge-
handelt werden. Von O. Lemmermann. ^) — Der Vf. bemerkt hierüber
folgendes: „Sobald sowohl beim Thomasproceß wie beim basischen Martin-
proceß bei der Verarbeitung von Eisen mit hohem Schwefelgehalte, sowie
zur Erzielung einer höchst-basischen, dünnflüssigen Schlacke Flußspat zu-
*) Sonderabdr. a. Revista del Institute de Agronomia de Montevideo Nr. VII, Julio 1910, 43. —
2) Ber. über d. Tätigkeit d. landwsch. Versuchsst. in Münster i. W. i. J. 1909, 3. — ») Ebend. 4. —
*) Hl. landwsch. Zeit. 1910, Nr. 91, 847.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 135
gesetzt wird, wie es beim basischen Martinproceß vielfach geschieht, so
geht die Citronensäure löslichkeit bis auf ein Minimum zurück und es kann
dann wohl möglich sein, daß eine Schlacke mit etwa 10°/o Gesamt-PjOs
nur 1,5^/0 citronensäurelösliche P2O5 enthält, wie in folgenden Beispielen
zweier unter Zusatz von Flußspat entstandener Schlacken:
Gesamt- P2O5 davon citronens.-löslich
Martinschlacke . . 6,31 1,38 7^
Thomasschlacke . . 22,70 1,33 ,,
Chemische Versuche mit Calcium cyanamid und mit einigen
anderen daraus hergestellten Verbindungen. Von Fr. Reis. ^) — Der
Vf. erörtert einleitend die Arbeiten anderer Forscher über dieses Arbeits-
gebiet und berichtet alsdann über seine „experimentelle Untersuchungen",
für welche der Vf. nach folgendem Verfahren reines Cyanamid darstellte:
100 g Kalkstickstoff wurden in einem L- Kolben mit 0,5 1 Wasser zu-
sammengebracht und der CaO unter Schütteln und Kühlung mit der aus
dem CaO-Gehalt berechneten Menge Oxalsäure gefällt, dann wurde noch
2 Std. geschüttelt. Das Filtrat wurde im Vacuum abgedampft und der
Rückstand mit Äther aufgenommen ; aus der Ätherlösung kr^^stallisierte
reines Calcium cyanamid aus. Die Ausbeute daran betrug 75 — 80%.
Bei den folgenden Untersuchungen wurden Cj^anamid und Dicyandiamid
nach einer im Princip von N. Caro ausgearbeiteten Methode 2) bestimmt.
Wird die alkalische Kalkstickstofflösung (25 ccm enthielten 69,89 mg
Cyanamid -N und 0,54 mg Dicyandiamid -N) längere Zeit bei Zimmer-
temperatur aufbewahrt, so nimmt der Gehalt der Lösung an Cyanamid
bedeutend ab, ohne daß der an Dicyandiamid zunimmt, es wird also bei
Zimmertemperatur kein Dicyandiamid gebildet. Letzteres entsteht erst
beim Erhitzen unter starker Abnahme des Cyanamids. Schwache Säuren
(CO2, Essigsäure) haben keinen zersetzenden Einfluß auf das Cyanamid.
Während Permanganatlösung (als Oxydationsmittel) keine Einwirkung hatte,
reducierte Devarda'sche Legierung kräftig zu NH3 unter gleichzeitiger
reichlicher Dicyandiamid -Bildung. Letztere geht nur bei Gegenwart von
Oxyden, Hydroxyden oder Carbonaten der Alkalien oder alkalischen Erden
vor sich und zwar ohne bemerkliche Bildung von Nebenprodukten. Cyan-
amid wird von Ackererde absorbiert, aber in erheblich geringerer Menge
als NH3. Bei der Umsetzung des Cyanamids in Ackererde sind Mikro-
organismen anscheinend nur in geringem Grade beteiligt, dagegen wirkt
Fe(OH)''* bezw. FejOg stark auf das Cyanamid ein und zwar unter Bildung
von Harnstoff. Eine Verbindung mit Fe geht das Cj^anamid nicht ein.
Ob FegOj allein im Boden wirkt, und ob nur Harnstoff gebildet wird,
bleibt zu ermitteln übrig.
Physiologische Versuche mit Calcium cyanamid. Von Fr. Reis. 3)
— Der Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse entnehmen wir
folgendes. Das Calcium cyanamid ist ein heftiges Gift*) und wirkt gleich
schädlich auf Bakterien, Pilze, auf die Keimung der Samen und auf
wachsende Pflanzen, sofern ihnen keine andere N- Quelle zu ihrer Er-
1) Biochem Zeitschr 1910, 25, 460—476. — ^) Noch nicht veröffentlicht. Ausfällen des Cyan-
amids aus ammoniakalischer Silber acetatlösung, Fällen des Ag- Salzes des Dicyandiamids aus dem
Filtrat mit KOH und Bestimmung d. N in beiden Niederschlägen. — ') Biochem. Zeitschr. 1910, J5,
477—493. — *) Auch für Tiere.
j^36 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
nähning zur Verfügung steht. O,lprozent. Lösungen von Cyanamid, Di-
cyanamid, Dicyandiamidin und Diguanid können von gewissen Mikro-
organismen assimiliert werden, bezw. es sind bestimmte Pilze und Bakterien
befähigt, sich allmählich an das Gift zu gewöhnen. Eine Abspaltung von
NHg wurde dabei nicht beobachtet. Um diejenigen Umstände genauer
kennen zu lernen, unter denen das Cyanamid in für die Pflanzen nutzbare
Yerbindungen umgesetzt wird, bezw. unter welchen Verhältnissen es seine
Giftwirkung beibehält, sind vom Vf. Vegetationsversuche mit höheren
Pflanzen in reinem Quarzsand ausgeführt, von dem anzunehmen war, daß
die chemische Veränderung der angewendeten N- Verbindungen eine sehr
geringe sein würde und daß er Giftwirkungen besonders stark hervortreten
lassen würde. Waren die Verbindungen vor der Aussaat der Samen in
den Boden gebracht und ihnen keine andere N-Nahrung geboten, so machte
sich eine Giftwirkung deutlich bemerkbar; wurden die Verbindungen an
bereits im Wachstum begrifTene höhere Pflanzen gegeben, so konnte das
Dicyandiamidin Sulfat in beschränktem Grade zur N- Ernährung dienen,
während Dicyandiamid und Diguanid sulfat nicht verwendbar waren, aber
auch keinen sichtbaren Nachteil auf im Wachstum begriffene Pflanzen aus-
übten, wenn andere assimilierbare N- Verbindungen zur Verfügung standen.
Auf die Keimung von Samen wirkten Dicyandiamid, Diguanid sulfat und
Dicyandiamidin sulfat gleich schädlich, die beiden letzteren wahrscheinlich
wegen der starken Säure; Cyanamid vernichtete überhaupt die Keimkraft
der Samen. Wenn also der Kalk-N dennoch ein gutes Düngemittel ist,
so muß er im Boden eine Umwandlung in absorbierbare Pflanzennahrung
erfahren.
Untersuchungen über Kalkstickstoff und einige seiner Um-
setzungsprodukte. Von A. Stutzer und F. Reis.^) — Die Untersuchung
wendete sich zunächst der Frage zu, ,,unter welchen Verhältnissen Dicyan-
diamid entsteht und ob gewisse Bodenbestandteile auf das Cyanamid eine
rein chemische Wirkung ausüben können''. Die Vff. fassen die Ergeb-
nisse ihrer Versuche etwa wie folgt zusammen: 1. Die Umsetzung des
CaO-N im Boden in Dicyandiamid ist nicht zu befürchten. Das Dicyan-
diamid bleibt im Boden sehr lange als solches bestehen, es kann von den
Pflanzen nicht verwertet werden, übt einen nachteiligen Einfluß auf die
Keimung der Samen aus, dagegen erwies es sich nicht schädlich für in
vollem Wachstum befindliche Pflanzen, sofern andere aufnehmbare N- Ver-
bindungen im Boden vorhanden sind. Das Dicyandiamid ist den Faden-
pilzen, gewissen Bakterien, der Hefe und Streptothrix nicht nachteilig unter
eben genannter Bedingung. 2. Bei der Umsetzung des Caü-N im Boden
muß, nach nicht bezweifelten Annahmen, zuerst die Bindung des CaO
durch Absorption oder COg geschehen. Darauf erfolgt eine Umsetzung
des Cyanamids, anscheinend ohne Beteiligung der Mikroben. Viel wichtiger
ist die rein chemische (nicht biologische) Umsetzung durch gewisse Be-
standteile in Harnstoff, insbesondere ist Fe2 03 als eine Substanz erkannt,
die aus Cyanamid Harnstoff bildet. In welcher Weise dies geschieht, be-
darf noch der Aufklärung. Harnstoff (und dem ähnliche Verbindungen)
können selbstverständlich durch Bakterien des Bodens sehr schnell in
1) Jonm. f. Landwsch. 1910, 58, 65—76. (Agrik.-chem. Inst. d. Univ. Königsberg i. Pr.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 137
Ammoniak und später in Salpeter umgewandelt werden, 3. Für weitere
Forschungen ist es von Wichtigkeit, die Umstände aufzuklären, unter
denen bestimmte, noch näher festzustellende Bodenbestandteile eine mög-
lichst schnelle und vollständige Umwandlung des Cyanamids in Harnstoff
bewirken.
Über die vermeintliche ammoniakalische Gärung des Cyanamids
(Kalkstickstoffs). Von C. Ulpiani.^) — Löhnis hat feststellen können,
daß die Umsetzung des Calcium cyanamids zu Ammoniak im Boden von
der Lebenstätigkeit bestimmter Bakterien begleitet, bezw. bedingt ist. Der
Vf. wendet sich gegen die von einigen anderen Autoren bestätigte Theorie
Löhnis', indem er die Ansicht vertritt, daß das Cyanamid an sich un-
angreifbar für Bakterien ist und daß es nur insoweit in NHg umgesetzt
wird, als es in vitro oder im Erdboden gespalten wird. Als Gesamt-
ergebnis der umfangreichen Arbeit folgert der Vf.: Das Cyanamid ist in
biologischer Beziehung ein Gift und unangreifbar für Bakterien, in che-
mischer Beziehung aber ein sehr labiler Körper, der unter bestimmten
Bedingungen sowohl Hydrations- als Polymerisationsprodukte (Harnstoff
oder Dicyandiamid) zu liefern vermag. Diese beiden Umwandlungsprodukte
wieder, können in NHg übergehen: der BarnstofF schnell, das Dicyandiamid
langsam. Beide Produkte sind für die Pflanzen unschädlich, wenigstens
in den landwirtschaftlich in Betracht kommenden Gaben; sie bewirken also
gewissermaßen eine Entgiftung des Kalkstickstoffs. Das Problem der
Kalkstickstoffdüngung wird dadurch noch complicierter. Man wird in Zu-
kunft genau den Düngungswert der beiden Umwandlungsprodukte be-
stimmen, das quantitative Verhältnis und die Bedingungen ihrer Bildung
aufklären und die Möglichkeit, den einen oder den anderen Vorgang be-
günstigen zu können, verfolgen müssen.
Über die Zersetzung des Cyanamids durch Pilze. Von
H. Kappen.^) — Der Vf. studierte nach einem Ausgangsversuch den
Einfluß der Concentration der Lösung auf die Umwandlung des Cyanamids,
den Einfluß verschiedener Mengen Traubenzucker auf die Zersetzung des
Cyanamids, die Fragen, welches sind die mikrobiellen Umwandlungsprodukte
des Cyanamids? — auf welchem Wege bewirken die Pilze die Hydrolyse
des Cyanamids? und welche Bedeutung besitzen die Pilze für die Zer-
setzung des Cyanamids im Ackerboden. Der Zusammenfassung der Unter-
suchungsergebnisse entnehmen wir folgendes: i. Die Befähigung der Cyan-
amid Zersetzung wurde bei 5 verschiedenen Pilzen nachgewiesen. 2. Hierzu
haben letztere nur sehr geringe Mengen organischer Nährstoffe nötig.
3. Die Empfindlichkeit der Pilze gegen die Giftwirkung des Cyanamids
ist verschieden; bei 2%o Lösung kamen zwei der untersuchten Pilze
noch zum wachsen, die drei anderen versagten bereits bei l°/oo Cyanamid-
lösung. 4. Die Zersetzung des Cyanamids führt, wie bei drei der Pilze
nachgewiesen werden konnte, zunächst zur Bildung von Harnstoff. Je
nach der weiteren Befähigung des Pilzes, Harnstoff zu zersetzen, wird
mehr oder weniger NHg gebildet. Das Enzym jder Cyanamid Zersetzung
ist demnach nicht identisch mit der Urease. 5. Über die Art des Enzyms
1) Gazz. chimic. ital. 1908, 38. 11. T. ; ref. nach Centrlbl. Agrik.-Chem. 1909, 588—589.
(M. P. Neumann.) — 2) Centrlbl. Bakteriol. H. Abt. 1910, 26, 633-643.
138
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
läßt sich nur sagen, daß bei der Zersetzung dei vom Vf. untersuchten
Pilze Ektoenzyme keine Rolle spielen. 6. Mikroorganismen Wachstum in
einer Kalkstickstofflösung ist unmöglich, solange die ätzende Beschaffenheit
der Lösung nicht abgestumpft ist. Dicyandiamid ist für die N-Ernährung
der 5 Pilze unbrauchbar. 7. Die Frage über die Bedeutung der Pilze für
die Zersetzung des Kalkstickstoffs im Boden bleibt noch offen.
Die Salpeterlager in Chile. Von R. A. F. Penrose jr.^) — Dieser
Artikel beschäftigt sich mit der Lage und der natürlichen Beschaffenheit
der Salpeter-Gegenden, der Geschichte der Salpeter-Minen-Industrie, der Art
des Vorkommens und der Bestandteile der Salpeterlager von Tarapacä, den
charakteristischen industriellen Merkmalen der Tarapacä -Gegend, anderer
Salpeter-Regionen in und außerhalb Chile's und dem Ursprung der chile-
nischen Lager. — Aller Salpeter Chile's findet sich in dem großen
trocknen Becken zwischen den Anden und den Küstenstrichen, in den
Provinzen Tarapacä und Antofagasta. Kleinere Lager finden sich nördlich
und südlich von diesen Provinzen. Der Vf. hält die Entstehung aus
organischen Stoffen, speciell aus Guano für die wahrscheinlichste Hypo-
these über den Ursprung dieser Lager. Die Salpeter-Minen-Industrie ist
verhältnismäßig neuern Datums. Im Jahre 1830 wurden 8348 Tonnen
(ä 1016,05 kg) gewonnen, 1909 waren es etwa 1808 986 Tonnen. Mit
dem augenblicklich im Abbau befindlichen Salpeter wird sehr verschwenderisch
umgegangen, ein großer Procentsatz sammelt sich in dem sich um die
Zechen anhäufenden Abfall. Diese ungeheueren Mengen minderwertigen
Salpeters können später noch Einführung sparsamerer Betriebsmethoden
Verwendung finden. Dieser Abfall und die Möglichkeit der Aufschließung
neuer Lager gestalten die Zukunft der Salpeterindustrie viel aussichtsvoller
als einige pessimistische Propheten uns glauben machen möchten. Chile
wird noch viele Jahre in der Lage sein, den Weltbedarf an Salpeter zu
decken. (Kalb.)
Die Produktion von schwefelsaurem Ammoniak. Nach einer Zu-
sammenstellung von H. G. Söderbaum.^) betrug die Produktion in den
Jahren 1899—1908 in 1000 Tonnen
in den Jahren
England
Deutsch-
land
Vereinigte
Staaten
„ , . , ^^'^'^ Übrige
Frankreich + Länder
I Holland
Summa
1899
1900
1901
1902
1903
1904
1905
1906
1907
1908
205,5
213
217,5
229
234
245,5
268,5
289
316
325
100
130
130
135
140
175
190
235
287
313
52
58
60
65
70
100
60
60
82
36
32
37
33
38
35
40
38
47
35
47
35
49
35
54
35
54
35
30
35
40
45
45
45
45
55
80
455,5
506
520,5
552
571
685,5
713
807
889
1) Jonr. Geol. 18 (1910). Nr. 1, 1—32; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22. 620. — =) Medde-
lande Nr. 26 frän Centralanstalten för törsöksväsendet pa iordbruksomradet. Kemiska laboratoriet
1910, Nr. 5, 3.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
139
Coufri, Tafla und Marog, drei Naturdünger in Ägypten.
Besprochen von Siegfried Strakosch. ^) — „Coufri" in Unter- wie in
Oberägypten vorkommend, besteht ans den Resten längst vergangener
menschlicher Niederlassungen, gemischt mit den organischen Abfällen aller
Art. Überall im ganzen Lande haben sich unter dem Schutze des trocknen,
fast regenlosen Klimas solche Überreste erhalten. — „Tafla", in Ober-
ägypten vorkommend, ist ein schwarzblauer Lehm, manchmal auch Mergel,
der sich in den Hügeln der Wüsten südlich von Kenneh vorfindet. — -
Ägypten besitzt noch ein anderes ganz eigentümliches N- Vorkommen, den
„Marog". Die unkultivierten Strecken zwischen dem Nil und dem Hügel-
lande Oberägyptens, zwischen Luxer und Assuan, bedecken sich oft mit
einer Salzschicht, die ganz ansehnlichen Düngerwert besitzt. — Für diese
Dungstoffe werden folgende Analysen mitgeteilt:
Dünger
Coufri
Tafla
Marog
Muster
1 1 2 1 3 1 4
1 1 2 1 3 1 4 1 5
1
2 j 3 1 4 j 5
Feuchtigkeit . .
4,60
3,97
6,21
3,50
3,34
Organ. Substanz .
_
—
—
—
—
--
—
—
—
10,41
14,56
8,52
9,61
11,30
Gesamt-N . . .
0,42
0,718
0,296
0,190
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
Nitrat-N . . . .
0,112
0,178
0,153
0,121
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
Na-Nitrat. . . .
0,68
1,046
0,931
0,737
9,13
6,80
9,02
4,42
9.01
5,92
4,88
3,6V
3,52
4,22
NaCl
2,72
3,51
0,97
2,17
6,25
3,97
4.92
5,88
9,24
3,19
4,09
3,3o
3,56
4,41
Na,S04 . . . .
—
—
—
—
3,84
1,16
2,74
5,28
4,12
—
—
—
—
—
schädliche Salze (?)
—
—
—
—
—
—
-
—
—
4,36
5,40
4,79
5,34
6,01
Coufri enthält ferner 1 — 1,75%
P2O5
und 1— 2 7o
K2O.
(Die
Im Mittel einiger Analysen
Analysen wurden ausgeführt in dem Chemischen Laboratorium der Khe-
divial- Agrikulturgesellschaft.)
Über den Gehalt von Ruß an Stickstoff. Mitgeteilt von H. W.
Harvey.-) — Der N-Gehalt von Ruß aus verschiedenen Arten Schornstein
beträgt nach Analysen von F. B. Wood und F. W. Foreman 2,7 — 5,5 "/o?
nur in einem Falle, der Ruß eines Küchenschornsteins, 11%.
Eine neue Ablagerung von Kalkphosphat. Von A. Chavard.^)
— Die im Departement de l'Aude gefundene Ablagerung befindet sich im
oberen Devon, unmittelbar unter dem Griotte*) von Cannes. Sie besteht
aus einer Bank wellenförmigen Schiefers von 1 bis mehrere m Mächtigkeit
und bedeutender Ausdehnung (ca. 500 ha),
enthält das Oestein in ^/q:
CaO P2O5 CO., Fe^Os+AlaOa
30,50 32,71 1.35 2,0
Die Überführung des Phosphats in Superphosphat bietet keine Schwierig-
keiten.
Untersuchung von Knochenmehl und Guano. Von J. Schroeder.^)
— Unter Guano ist hier ein Abfallprodukt der Fleischextrakt-Fabriken zu
Fray-Bentos zu verstehen. Die Analysen ergaben folgende chemische Zu-
sammensetzung:
Wasser N Fett Asche F,0^ CO, CaO
Knochenmehl . 3,84 1,71 3,34 76,75 30,70 3,00 38,80 "/o
Guano . . . 6,86 5,50 10,65 39,65 14,50 0,75 19,20 „
1) ,, Erwachende Agrarländer'' v. S. Strakosch. Berlin, Verlagsbuchhandlung Paul Paroy, 1910;
ref. nach D. landwsch. Presse 1910, Nr. 23, 262. — =) Journ. Agric. Science 1910, III. Part 4, 398—399.
(A. d. Agrik.- Schule z. Cambridge.) — ") Journ. d'Agric. prat. 1909, I. 779. — ^) Eine rot- und braun-
gefleckte Art Marmor. — f) Sonderabdr, d. Revista del Institute de Agronomia, Montevideo 1908, 3, 70.
in Säure
Unlösliches
20,50
Tricalcium-
phosphat
71,28
140 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Untersuchung von Knochenmehl von verschiedenem Feinheits-
grad. Von H. Dammann und J. Schroeder.^) — Ein Handels- Knochen-
mehl wurde durch Siebe in Mehl von gröberer Beschaffenheit (> 0,4 mm),
in mittelfeines {> 0,2 mm) und in Feinmehl (< 0,2 mm) zerlegt und diese
Mehle chemisch untersucht. Die Aschenmenge stieg mit dem Feinheits-
grade von 72,86 — 78,02°/o, dementsprechend auch der Gehalt an P2O5
und CaO. Der N-Gehalt "war im gröbsten Mehle am höchsten 2,1 ''/q, in
den beiden feineren ^fehlen gleichmäßig geringer 1,59^0. Ein mit diesen
Mehlen angestellter Düngungsversuch zeigte, daß das gröbere Mehl einen
ein wenig geringeren Ertrag an Körnern ergab als die beiden feineren.
Über das Verhalten von Superphosphat im Boden. Von Ignaz
K. Greisenegger. -) — Drei verschiedene Böden wurden teils ohne, teils
mit Superphosphat, das in den oberen Schichten verteilt war, in Rohren
verschiedener Länge mit Wasser bald rasch, bald langsam Übergossen.
Die ablaufenden Flüssigkeiten wurden auf ihren Gehalt an Pg O5 untersucht.
Gleichzeitig wurden in einem der Böden Vegetationsversuche ausgeführt.
Der Boden war eine Reihe von Jahren hindurch ohne Düngung angebaut
worden und somit des größten Teils seiner assimilierbaren Nährstoffe
beraubt. Trotz ziemlich hohen P2O5- Gehalts reagierten die Pflanzen gut
gegen eine P2 Oj-Düngung. Die Ergebnisse der Versuche faßt der Vf. in
Sätzen zusammen, denen wir folgendes entnehmen: 1. Die Versuche be-
stätigten die bekannte Tatsache, daß die in Superphosphaten gegebene wasser-
lösliche P2 O5 in einer wasserunlöslichen, für die Pflanzen jedoch auf-
nehmbaren Form schon in den obersten Schichten sowohl im kalkhaltigen
als auch im kalkarmen Boden festgelegt wird und daß die festgelegte P2O5
allmählich immer in noch schwerere Form übergeht. 2. Ein Auswaschen
der P2O5 des Düngers durch atmosphärische Niederschläge ist nicht zu
befürchten. 3. Das Wandern der (Sp.-Phosph.j-PgOj im Boden findet
tatsächlich statt. 4. Tiefer als 30 cm in den Boden dringen nur kleine
Anteile der oberflächlich aufgenommenen PgOj-Mengen ein. 5. Nach den
Ergebnissen der Vegetationsversuche hat der Zeitpunkt der Superphosphat-
düngung innerhalb 6 Wochen keinen Einfluß auf den Ertrag, wohl aber
einen Einfluß auf die Höhe der PjOj-Aufnahme durch die Pflanze, indem
bei der Saat gegebenes Superphosphat einen Luxuskonsum bewirkt hat;
eine frühere Zuführung des Superphosphats erscheint vorteilhafter. 6. Der
Gehalt der Sickerwässer an P2O5 ist niedriger, als nach der Löslichkeit
der Ca3(P0*)'- anzunehmen wäre. Das ablaufende Sickerwasser enthält
unabhängig vom PgOs-Gehalt des Bodens etwa 3 mg bei Kalk-, ungefähr
2 mg bei Granitboden pro 1.
Über die stickstoffhaltigen Substanzen der Knochensuperphosphate.
Von Gaston Chardet.^) — Nach der Einwirkung der SO^Hg auf die
Knochen sind diese Albuminoid- Substanzen hydratisiert und in folgenden
Formen vorhanden: 1, Humus; 2. Säureamide (Glycocoll, Leucin, Alanin);
3. Hexonbasen (Arginin, Lysin, Histidin); 4. NHg; 5. unzersetzte Albu-
minoid e. Zur Bestimmung dieser Bestandteile verfährt der Vf. wie folgt:
NH,: 20 g Superphosphat werden mit Wasser verührt und das NHj durch
1) Sonderabdr. d. Revista del Institute de Agronomia, Montevideo 1910, 7, 109—114. — 2) Zeitschr.
f. d. landwsch. V«suchsw. in Österr. 1910, 13, 1—47. — ») Ann. Chim. analyt. 1910, 15, 215—219.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 141
Kochen mit 10 g gebrannter Magnesia abdestilliert. Zur Bestimmung der unter
1 — 3 genannten Körper erwärmt man 50 g Superphosphat mit 150 com
90procent. Alkohol und 15 com NHg von 22 ^ ße. V2 Stunde auf dem
Wasserbade, filtriert in einen Yg 1-Kolben und wäscht mit 250 ccm Alkohol,
cer 5 ccm NHg enthält, nach. (NHg setzt man zu, um die freie SO^H*
und P2O5 zu Salzen zu binden, die in Alkohol unlöslich sind; die Säure-
amide und die Humuskörper sind leicht löslich in HNg.) Man füllt mit
Alkohol bis zu 500 ccm auf, bestimmt in 100 ccm der alkoholischen
Lösung den Extraktgehalt und verwendet 12 g dieses Extraktes zur Be-
stimmung des N nach Kjeldahl. Zur Bestimmung des Humus-N werden
200 ccm der alkohol. Lösung auf dem Wasserbade zum Sieden erhitzt, um
das NHg zu verjagen, fügt dann Barytwasser hinzu, solange noch ein
Niederschlag entsteht, kocht von neuem, filtriert den flockigen Niederschlag
vollständig ab, wäscht ihn mit Wasser aus, trocknet ihn und bestimmt
den N. Das Filtrat vom Baryt-Niederschlag säuert man mit HCl an, fällt
mit Phosphor Wolfram säure, filtriert und bestimmt im Niederschlag den N
der Hexonbasen. Zur Bestimmung des Säureamide-N wird das Filtrat
vom vorigen Niederschlag bis zu etwa 10 ccm Rückstand abgedampft und
verfährt mit diesem nach Kjeldahl. Bestimmung des N in Form un-
angegriffener Albuminoide. Von dem getrockneten und gewogenen
Rückstande des mit NHg -haltigem Alkohol erschöpften Superphosphats
(dessen Gewicht zu 94 g angenommen) suspendiert man 5 g in Wasser,
setzt 5 g MgO hinzu, kocht Y2 Std. zur Verjagung des NHg, dampft zur
Trockne und wägt. Angenommen, das Gewicht betrage 9 g entsprechend
4,7 g des reinen Superphosphats. In 4,5 g = 2,35 g Superphosphat
bestimmt man den N. Der Vf. führt die Zusammensetzung von 4 solcher-
weise untersuchten Knochensuperphosphaten an; eins derselben enthielt:
Gesamt-N NH3-N Humus-N Hexon-N Amid-N Albumin-N
2,10 0,08 0,11 0,31 1,12 0,480/0
Das Kalisalzlager im Ober- Elsaß. Von L. Grandeau. ^) — Der
Vf. beschreibt das durch neuerliche Schürfungen aufgedeckte Kalilager in
Niederbrück bei Witteisheim ; diese Ablagerung befindet sich in einem von
Mühlhausen, Cernay, Sulz und Ensisheim begrenzten Gebiet, in einer Länge
von 20 km in der Richtung von SO nach NW und in einer Breite von
10,5 km; es umfaßt eine Fläche von etwa 8 qkm. In geologischer Hin-
sicht sind diese Lager wesentlich verschieden von denen in Preußen und
Thüringen. Unter Humus-, Kies- und Sand-, Kalkstein- und Tonschiefer-
schichten folgt ein erstes Steinsalzlager mit einer Kalisalzschicht in einer
Tiefe von 358 — 513 m und in einer Mächtigkeit von 154 m; dann folgt
harter schief rigor Kalkstein in einer Tiefe von 512 — 620 m und darauf
wieder eine kalifreie Salzschicht. In der Salzschicht finden sich 2 Kali-
lager in 1,2 — 4,5 m Mächtigkeit, deren Gehalt zwischen 30 — 40 bezw.
23~300/o K2CI schwankt.
Kainit aus dem Oberelsaß. Von M. Kling. 2) — Im Oberelsaß
sind bei Mühlhausen Kalilager entdeckt worden. Von der Gewerkschaft
Amelie bei Witteisheim wurden bisher 3 Proben untersucht, die folgenden
1) Joum. d'AgrJc. prat. 1909, n. 11—12. — 2) D. landwsch. Presse 1910, Nr. 50, 551.
142 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
KgO-Gehalt aufwiesen: 15,65, 14,09 und 16,1 1%. Id der ersten Probe
wurden außerdem noch gefunden und bestimmt: wasserunlösliche Bestand-
teilen 17,00%, Salzsäure unlösliche Bestandteile 6,65%, CaO 6,42%, COg
3,25%. Die in CIH unlöslichen Teile bestehen hauptsächlich aus Ton,
der dem Salze eine graue Farbe verleiht. — Weiterer Mitteilung i) zufolge
enthält das „Rohsalz" der Gewerkschaft in %:
Feuchtig- Wasser- Salzsäure- in H„0 löslich in HCl lösl.
keit unlösl. unlösl. qq^ gg^ ci NaoO K2O CaO MgO CaO MgO
0,90 3,00 0,10 0 2,07 51,27 25,16 27,50 2,04 0.10 2,30 0,10
Das Rohsalz besteht also fast ausschließlich aus Na Gl (47,5%) und
KCl (43,5%); es ist demnach ein fast reiner Sylvinit, der als Beimengungen
u. a. etwas Anhydrit (ca. 3,5° o CaSO^) enthält. Zur Herstellung einer
Ware, die ihrem Gehalte nach dem Kainite gleichsteht, wird dem Rohsalz
Abteuf material, kohlensauren Kalk haltiger Tonschiefer zugesetzt. Dieses
Gemisch ist nicht geeignet zur Herstellung kalihaltiger Superphosphate.
Handelsmarke Carnallit und Kainit. Von P. Krische.") — Man muß
zwischen wissenschaftlicher Mineral- und Handelsbezeichnung streng unter-
scheiden. Letztere sind ganz etwas anderes als erstere. Die Mineralien
kommen nie allein vor, sondern sind stets mit Schnüren und Bändern
von Steinsalz durchzogen. Da ein vollständiges Trennen der gemengten
praktisch unmöglich ist, begnügt man sich mit der Entfernung der größeren
Steinsalzteile. Nach den Untersuchungen van't Hoff 's auf Grund moderner
physikalischer Methoden ist der Kainit ein Doppelsalz, bestehend aus
Chlorkalium, schwefelsaurer Magnesia und 3 Molekülen Krystallwasser
(KCl . MgSO^ + SHgO). Der Carnallit ist ein Doppelsalz, bestehend
aus Chlorkalium und Chlormagnesium mit 6 Molekülen Krystallwasser
(KCl. MgClj + GHgO). Nach diesen und den weiteren Ausführungen des
Yf. ist unter „Handelsmarke Kainit" zu verstehen: 1. ein Gemenge von
Kainit und Steinsalz; 2. Hartsalz, ein Gemenge von Chlorkalium, Kieserit
und Steinsalz; 3. (jedoch selten) Silvinit, ein Geipenge von Chlorkalium
und Steinsalz — sämtliche Gemenge mit einem Mindestgehalt von 12,4 ^/^
KgO in der Form von Chlorkaliura. — Die „Handelsmarke Carnallit" ist
entweder: 1. ein Gemenge von Carnallit und Steinsalz, oder 2. ein solches
von Carnallit, Steinsalz und Kieserit — mit einem Mindestgehalt von
90/0 K,0.
Pohl's Zeolithdünger mit Kaligehalt. Von A. Halenke und
M. Kling. ^) — Dieser Dünger wird aus zermahlenem rheinischen Traß,
einem dem Phonolith ähnlichen Eruptivgestein, und feuchtem Kalkhydrat
mit hochgespannten Wasserdämpfen hergestellt. Eine Untersuchung dieses
Düngers enthielt neben Wasser (bei 100 '^ C. getrocknet) 5,45 und ehem.
geb. H2O 6,07 7o in Vo-
CO3 SiOa P2O5 SO3 KoO Na^iO CaO MgO J']^]^§ C usw.
Gesamtmenge . . . 2,73 44,90 0,32 0,12 3,83 4,64 12,05 0,85 18,6o' 0,20
.Sri5proc. heiße CIH — 0,70 0,22 — 2,99 3,98 9,60 0,43 — —
_;{ 2proc. Citronens. — 5,40 — — 0,82 0,49 _ _ _ _
^ l heißem Wasser . — 0,10 ~ — 0,55 0,57 _ _ _ _
Der Feinmehlgehalt, wie beim Thomasmehl bestimmt, betrug 58,7 %.
Der Preis 2,95 M p. 100 kg.
1) D. landwsch. Presse 1910, Nr. 92, 997. — ') Ebend. 1910, 37, 3. — 3) Tätigkeitsber. d.
land-wsch. Kreis- Versuchsst. Speyer f. d. .J. 1909, 6.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 143
Über die Verrottung und weitere Aufschließung des Gründüngers
unter Mitwirkung von Mikroorganismen. Von Berthold Heinze.^) —
Der Grründünger ist bei seiner Zersetzung in der Hauptsache auf die
Mikrobenkeime des Bodens angewiesen, die nach dem jeweiligen Kultur-
zustand desselben aus bald geringerem, bald größerem Nahrungsmangel,
wenigstens zum Teil, in einem weniger fäulnis- oder gärkräftigen physio-
logischen Zustande verharren. Der Humus, der aus der Grünmasse neu-
gebildet wurde und der schon vorhandene Vorrat an ßodenhumus kommen
für Azotobacter als natürliche konstante COg- Quelle in Betracht. Diese
Aufschließung des Humus ist eine der wichtigsten Aufgaben der mikro-
biologischen Forschung. Die Anfänge sind gemacht und bestehen in
folgendem: 1. Organismen- Impfung in einfacher Form, d. h. mit sehr
kleinen Stalldüngermengen, ist gleich bei der Unterpflügung der Grün-
masse vorzunehmen. 2. Gleichzeitige Zufuhr von kleinen Mengen von
KjO und F2O5. 3. In allen weniger tätigen Böden kann eine erneuerte
minimale Stallmistgabe als Impfstoff kurz vor der Bestellung zuweilen
noch erheblichen Nutzen bringen, wenn es nämlich gilt, gerade den weiteren
Abbau der N-haltigen Gründünger- Substanzen zu beschleunigen und für
die anzubauende Frucht in möglichst vorteilhafte Bahnen zu lenken.
Zusammensetzung der Manganose. Von O. Reitmair. 2) — Dieses
von einer französischen Gesellschaft, der Societe des Mines de Las Cabasses
(Ariege) in den Handel gebrachte, als Düngemittel empfohlene Präparat
bat nach Analyse des Vf. folgende 0/0-Zusammensetzung:
MnCOg Mn,0.3 CaCOs MgCOg FeaO,, AlOg usw.
27,86 8,20 45,36 9,79 8,79 7o
Kompostin. Von M. Kling. ^) — Unter dieser Bezeichnung kommt
neuerdings ein Erzeugnis in den Handel, das unter „nennenswerter Er-
höhung des N- Gehaltes die Auflösung von Komposthaufeu beschleunigen
soll". Eine Probe desselben enthielt nach Untersuchung des Vf. in %:
Feucbtig- in HCl Fe 0 ^ ^ p 0 ^ q CaO
keit Unlösliches + AI, O3 * ^ ° ^
1,24 13,12 4,90 48,31 0 0,48 0,29 0,32
Das Mangan ist in Form von Braunstein (MnOg), etwa 76,5%, vor-
handen. Das Erzeugnis ist vermutlich ein Naturprodukt.
Analyse einer Schlempekohle. Von Frdr. Strohmer.^) — Die
Analyse ergab folgende %ische Zusammensetzung:
Wasser ^nlösl. ünlösl. ^.^Os Na2C03 KCl K^SO* ^5?" Süicät
Organ, anorgan. ^ pnai öuicai,
2,77 2,11 6,71 58,68 10,92 7,10 10,06 1,30 0,23
Über die Zusammensetzung von Gaskalk. Von R J. Bhatt.^) —
Die untersuchten beiden Proben stammten aus den Cambridge Gaswerken.
Der eine in frischem Zustande befindliche Kalk, sog. Carbonated lime,
A, ist ein Kalk, der nach Anwendung von Fe(0H)3 zur weiteren
1) Landwsch. Mitt. f. d. Prov. Sachsen 1909, 169—170: rei. nach Centrlbl. Bakteriol. II. Abt.
1910, 26, 685. (Matoushak-Wien.) — ») Zeitschr. landwsch. Versuchsw. Österr. 1910, 13, 189. (A. d.
Tätigkeitsber. d. k. k. landwsch. Vorsuchsst. Wien)^— 3) D. landwsch. Presse 1910, Nr. 103. 1139.
(Mitt d. landwsch. Kreis- Vorsuchsst. Speyer.) — *) Osterr. -Ungar. Zeitschr. f. Zuckennd. u. Landwsch.
1909, 38, 492. — 5) Journ. Agric. Science Septemb. 1910, III. Part 3, 317-319.
144
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Reinigung des Gases diente; er ist in praktischer Hinsicht CaCOg. Der
zweite Kalk, als Kalisulfid benannt, B, hat ebenfalls zu gleichem Zwecke
gedient, jedoch ohne vorherige Behandlung des Gases mit Fe(OH)^. Die
Zusammensetzung wird wie folgt angegeben:
o
O
O
o
o
CO
s
!
n
i
O
0
3
i
M
M
h
—>
3
<!
o
■H
M
n
a
o
J3
0
A . .
26,62
3,81 1,86 j 35,3710,391 0,86
24,74| 0 Spm- 1 0 i Spur 0
0
1,825| 0,359] 30.19
B . .
29,06
3,82
1,99
34,08; 0,28| 1,26
23,65! 0,17
2,66
0,407 i 0,710
0,18
ü,48ö
0
0,296
25,82
A besitzt außer dem CaCOg keine Düngstoffe und scheint unschädlich
zu sein. B enthält Schwefel- und Cyanverbindungen, welche den Ge-
wächsen unschädlich sein dürften, vielleicht aber fungicide Fähigkeit be-
sitzen. Schwächere wäßrige Lösungen (l'^/oo) beider Kalke erwiesen sich
bei der Keimung von Kresse- und Kleesamen unschädlich; stärkere
Lösungen (10 Vo) dagegen nachteilig. Die Sporen von Penicillium glaucum
wurden bereits mit 1 7o - Lösungen in ihrer Keimung sehr beträchtlich
behindert.
Torf zu Streuzwecken. ^) — Zu Streuzwecken eignet sich am besten
jüngerer Moostorf. Alle andere Arten eignen sich wegen geringer Auf-
saugungsfähigkeit weniger gut für den Zweck, vollkommen ungeeignet
sind Lebertorf und Schafthalmtorf. Wünschenswerte Eigenschaften des
Rohstoffes für Torfstreu sind leichte Stechbarkeit, geringe Dichte, geringer
Aschengehalt, großes Aufsaugungsvermögen für Flüssigkeiten und Gase,
leichte Trocknung, leichte Zerkleinerung im Reißwoif, w^enige staubige
Teile, helle Farbe und gleichartige Beschaffenheit. Als Vorzüge der Torf-
streu gegenüber der Strohstreu werden genannt: Torf hält die festen,
namentlich aber die flüssigen und gasförmigen Ausscheidungen besser fest
als Stroh. Raum und Arbeit werden erspart; Torf nimmt etwa nur die
Hälfte des Raumes ein, den ein gleiches Gewicht Stroh benötigt. Torf-
streu ist billiger und nicht so feuergefätirlich wie Stroh. Dagegen ist
Stroh reicher an Pflanzennährstoffen und hat ein gefälliges freundliches
Aussehen.
Einige praktische Versuche zur Feststellung des Gebrauchs-
wertes der Torfstreu. Von Hj. v. Feilitzen. -) — Es sollte insbesondere
die Frage gelöst werden, in welchem Verhältnis die bei den Analysen ge-
wonnenen Zahlen über das Wasseraufsaugungsvermögen zu der Ausnutzung
der Torfstreu im Stalle stehen. Die vom Vf. mitgeteilte, in 27 Ställen
ausgeführte Untersuchung soll als eine niu- vorläufige angesehen werden. Sie
zeigte, daß die Torfstreu bei deren Verwendung in Ställen mit tiefen
Rinnen im allgemeinen dieselbe Menge flüssiger Entleerungen aufzunehmen
scheint, als die im Laboratorium nach der Methode des Vf. gewonnenen
Zahlen zeigen. Wenn die Streu unter den Tieren liegt, muß man eine
viel größere Torfstreumenge benutzen, denn dort wurden nur ca. V5 — Ye
ausgenützt.
1) Österr. Moorzeitschr. 1910, 11, 103—105, — 2) Ebend. 81—85.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 145
Die Giftigkeit von Kalkstickstoff und Stickstoffkalk. Von Kionka.^)
— Bei dieser Frage kommt nur das Cyanamid in Betracht. Der Yf.
glaubt aus den Erfahrungen mit Kaninchen und Hunden annehmen zu
dürfen, daß die tödliche Mindestmenge für den erwachsenen Menschen mit
10 g anzugeben sei. Diese verhältnismäßig große Menge, das mißfarbene
Aussehen und der widerliche Geruch bieten eine Gewähr dafür, daß die
Substanz nicht aus Versehen genommen oder aus böswilliger Absicht bei-
gebracht und auch nicht dem Wild und Weidevieh schädlich werden kann.
Ist der Genuß der neueren stickstoffhaltigen Düngemittel, Kalk-
stickstoff und Norgesalpeter, für unsere Haustiere ebenso gefährlich
wie Chilisalpeter? Von P. Gordan.-) — Die angestellten Versuche
führten zu nachstehenden Ergebnissen : ,,Chili- und Norgesalpeter werden
im allgemeinen von den Tieren nicht gern gefressen. Kleinere und
schwächliche Versuchstiere gehen schon mit dem Genuß von geringeren
Mengen innerhalb kurzer Zeit unter Vergiftungserscheinungen zugrunde,
dagegen vertragen größere gesunde Haustiere (Hühner, Schweine) als Bei-
futter recht beträchtliche Mengen von beiden Salpeterarten, selbst dann,
wenn sie mehrere Wochen lang täglich größere Mengen davon erhalten.
Kalkstickstoff ward wegen seines üblen Acetylengeruches von allen Tieren
nur mit großem Widerwillen verzehrt und sicherlich nur zum kleinen
Teil verdaut. Seine gesundheitsschädliche Wirkung beruht in der Haupt-
sache nicht auf chemischen Umsetzungen, die sich im Körper bilden,
sondern auf mechanischen Einwirkungen, wie Darmverstopfung u. dergl.
Tb) Ergebnisse der Düngerkontrolle.
Ergebnisse der Düngerkontrolle i. J. 1909. Vers. -Siat.
Augustenberg. Von F. Mach. ^) — Thomasmehl Von 2410 Proben,
deren Gehalt garantiert war, wurden wegen eines 0,5 "/o ^2^5 über-
schreitenden Mindergehalts 564 Proben beanstandet. Hiervon fielen auf
die nach Citrs.-löslichkeit untersuchten Mehle 489 Proben und auf die nach
Gesamt -PgOg untersuchten 75 Proben. Die Zahl der minderwertigen
Proben ist procentisch gegen die im vorigen Jahre wesentlich gestiegen.
Sie betrugen im Vorjahre 15,6, 15,5 und 15,5 7o' ^^^ Jahre 1909 23,4,
27,5 und 11,7%. Superphosphat. Wegen eines 0,5% übersteigenden
Untergehaltes wurden 52 Proben = 15,2% beanstandet. Der Minder-
gehalt der beanstandeten Proben bewegte sich zwischen 0,5 und 0,99 7o
wasserlösl. PjOg bei 30 Proben, zwischen 1,0 und 1,99% 1. PgOj bei
12 Proben, zwischen 2 und mehr 7o ^^^ 1^ Proben. Der höchste Unter-
wert betrug bei einem ISprocent. Superphosphat 8,15%. Kalisalze. Ein
ünterwert wurde bei 3 Kainiten und bei 12 Proben Kalisalz gefunden;
im ganzen also bei 15 Proben = 8,7%. Chilisalpeter. Von den er-
haltenen 100 Proben blieben 14 hinter einem Gehalt von 15,5 °/o N um mehr
als 0,25% zurück. Nur in einem Falle wurde ein größerer Mindergehalt
— 1,17% — ermittelt. Schwefelsaures Ammoniak. Von 23 Proben
erreichten 3 Proben den gewöhnlich garantierten Gehalt von 20% N nicht.
1) Fühling's landwsch. Zeit. 1909, 58, 397—404. — 2) D. landwsch. Presse 1909. 103.
3) Ber. d. Großh. Bad. landwsch. Versuchsanst. Augustenberg p. 1909. Karlsruhe 1910, 60—70.
Jahresbericht 1910. 10
146
Lan dwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
1 Muster enthielt sogar nur 18,97 %. Kalkstickstoff. Bei 10 Prob,
schwankte der Gehalt von 14,54 — 19,41 ^/q. Der mittlere Gehalt betrug
17,59%. Ricin uskuchendiinger. 5 Proben enthielten 4,77 — 5,380/o N.
Als ein besonderes Düngemittel „ßiogine" „ein vollständiges Nahrungsmittel
für Pflanzen, erfunden und zubereitet durch Georges Truffaut, ofKcier
du Merite d'Agricole et d'Acaderaie, Ingenieur -chimiste in Versailles" wurde
untersucht; es erwies sich als ein Gemisch aus Knochenmehl, Hornspänen
und Kalisalzen mit 17,24 7o Gesamt-PgOs, 5,46% N und 3,61 7o KgO.
Der Vf. berechnet den Wert auf etwa 10 M f. 100 kg — während der
Preis 25,6 M betrug.
Ergebnisse der Düngerkontrolle in Berlin i. J. 1909. Von
O. Lemmermann und O. Foerster. ^) (Berichterst.) — In nachfolgender
Übersicht berücksichtigen wir hier nur die wichtigeren und in größter
Anzahl untersuchten Düngemittel, soweit diese in Proben mit Garantie-
angabe eingeliefert waren, und die Zahl der insgesamt untersuchten
Proben :
t-i
S
Ammon-
1
Thomasmehl
j=
a.^
Super-
Kalisalze
0
S.
ii
phosphat
ja
M
0
citrons.- Ges.-
0,
con-
lösl. P2O5
00
^
N
i'2<-»5
rohe
centr
3569
1129
148
138
621
504 ' 236 1
2304 [ 127
861
148
138
531
504
236
457 1 26
137
2
7
86 1 44
56
43
20 , 20
16
1
5
2
i
11
18
m£
Gesamt-Probea . . .
Unter Garantieangabe .
Entschädigungspflichtig
in °ig rund
38 + 98
39
9
23
Im ganzen ist in den drei letzten Jahren die Zahl der entschädigungs-
pflichtigen Lieferungen von 26,8 auf 17,9% zurückgegangen. An minder-
wertigen Schlacken mehlen wurden 17 Proben, deren Gehalt an Gesamt-PgO^
von 0,33 — 10,60 (mit l,807o csl. P2O5) und an citronens.-l. PgOg von
0,24 — 9,89% schwankte. 2 Proben davon erwiesen sich als gefälscht;
die eine bestand aus etwa 40% Hochofenschlacke und 60% Thomasmehl;
die andere bestand aus etwa 16% Hochofenschlacke, 27% CaCOg und
57% Rohphosphat. Von 106 auf Perchlorat untersuchten Proben Chile-
salpeter enthielten % :
KCio« 0,0-0,1 0,1-0,2 0,2-0,3 0,3-0,4 0.4-0,5 0,5—0,6 0,6-0,7 0,7—0,8 0,8-0,9 0,9-1,0 1,0-1,1
Proben 13 26 24 13 10 5 3 9 0 2 1
Ergebnis der Düngerkontrolle in Bern (Liebefeld). Von Paul
Liechti.-) — Einfache Superphosphate. 10,6% der mit Garantie
gelieferten Proben wiesen Mindergehalte auf. Zahl der untersuchten
Proben 973. Wie in früheren Jahren wiesen die zusammengesetzten
Superphosphate zahlreiche Mindergehalte auf. Von 100 mit Garantie
gelieferten Proben der N-halt. Superphosphate lieferten 21.2 Mindergehalte.
Thomasmehl. 17,2% der mit Gehaltsgarantie gelieferten Thomasmehle
wiesen Mindergehalte an PjOj und Feinmehl auf, z. T. beträchtliche.
Knochenmehl, entleimtes; 10,7% der Proben ininderhaltig; rohes
1) Ber. über d. Tätigk. d. landwsch. Versnchsst. Berlin p. 1909. — -) Sonderabdr. a. d. landwsch.
Jahrb. d. Schweiz 1910, 528—530; Tätigkeitsber. d. schweizer, agrik. - ehem. Anst. Bern (Lichterfelde)
f. d. J. 1909.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
147
11, 6% minderhaltig. Kalidüngemittel. Die Qualität der untersuchten
Kalisalze war eine sehr zufriedenstellende und Mindergehalte kamen selten
vor (von 240 Proben nur bei 2 Proben). Chilisalpeter; von 54 Proben
varen nur 2 ein wenig minderhaltig. Sogenannter Edeldünger in
3 Marken enthielten an wertbestimmenden Bestandteilen in ^/q:
Marke
"Wasser
Asche
P2O5
K2O
N
HK
„Stickstoffhumus mit 26" 0 Si Ca" . . .
24,0 40,31
21,4 43,82
27,3 33.48
0,46
2,58
0,51
0,44
0,40
0,49
0 71
16.
E.
„ 130,0 ,, und 13%
,, Naturhumus mit 26% SiOj" . . .
ThomasmeW"
0.72
1,22
Ergebnis der DüngerkontroUe in Breslau (Schlesien) i.J. 1909/10.
Von B.Schulze. ^) — Im ganzen wurden im Betriebsjahre 13794 Proben
Düngemittel, rund 2100 Proben mehr wie im Vorjahre, untersucht, davon
entfallen auf einfache und Doppel-Superphosphate 3889, auf Thomasmehl
4920 Proben. Die Superphosph ate enthielten im allgemeinen 16,5
bis 20 7o wl. PjOg (bis zu 21,12 «/q max.), unter 15 7o nur 18 Prob.,
15 — 16*^/0 37 Prob., die Doppelsuperphosphate mit Ausnahme einer
Probe (v. 38 ^/q) durchweg einen Mindestgehalt von 40 7oi i™ Maxim.
43,38 ^/o wasserl. P2O5. Über den Thomasschlackenhandel ist im
allgemeinen nur Gutes zu berichten; soweit diese von den Verkaufs-
vereinigungen geliefert wurden, obwohl von anderer Seite sehr minder-
wertige, angeblich Thomasmehl, ohne Garantie verkauft wurden. Die
Chilisalpeterproben (312) enthielten bis auf wenige einen normalen bis
15,8% steigenden N-Gehalt; unter 15^ ;q zeigten 22 Proben, die erdige
Beimengungen enthielten. Auf Perchlorat wurden 76 Proben geprüft mit
folgendem Befund:
Perchlorat bis 0,5 0,5—0,6 0,6-0,7 0,7—0,8 0,8—0,9 0,9—1,0 1,0— l,23(mx.)7o
Proben 32 12 6 6 6 7 7
Norgesalpeter (7 Prob.) enthielten 12,24—12,86% N. 1 Probe
Kalknitrit enthielt 17,79% N, 1 Gemisch von Kalknitrit und Kalk-
nitrat enthielt 13,48% Gesamt-N, 1,58% Nitrat- und 11,90% Nitrit-N.
— Das schwefelsaure Ammoniak (795 Prob.) hatte so gut wie durch-
weg den normalen Gehalt von mindestens 20,5% N. Bei 53 Proben
Stickstoffkalk schwankte der Gehalt an N von 14,58—19,56%. Unter
den als gedämpftes Knochenmehl (und Trommelmehle) (472 Prob.)
eingelieferten Proben waren eine größere Anzahl von solchen, die durch
Vermischung mit entleimtem Mehl oder minderwertigen Abfällen der
Knochenmehlfabrikation im Charakter wesentlich verändert waren, so daß
ihnen der volle Wert des normalen Knochenmehls nicht zugesprochen
werden konnte. Dagegen waren die entleimten Knochenmehle von gleich-
mäßiger Beschaffenheit, wenn auch von wechselndem Gehalte. Der N-Gehalt
schwankte zwischen 0,43 — 1,63%, der PgOg-Gehalt zwischen 25,94 und
35,12%. Peruguano (aufgeschlossener?) zeigte nur sehr geringe
Schwankungen bei 7% N und 9 — 10% wl. P2O5. Kainit, Sylvinit
und Carnallite, 1283 Proben. Von den als Kainit bezeichneten Proben
waren 10% derselben unterhalb des Norraalgehaltes von 12,4% KgO. Bei
1) Jahresber. über d. Tätigkeit der agrik. -ehem. Vers.- u. Kontrollstat. f. d. Prov. Schlesien
V. 1909/1910, 11—17.
10*
148 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
den Sylviniten stieg der KgO-Gehalt bis auf ISjSO^/o; die Carnallite enthielten
gewöhnlich 9 — lO^/oEjO. Unter den concentrierten Kalisalzen, 357 Prob.,
befanden sich einige mit nur 30 — 32% KgO. Von den mit 40 "/o garan-
tierten Salzen waren Ys unterwertig. Auch hier zeigte sich, daß vielfach
die Werksproben höheren Gehalt aufwiesen als die Empfängerproben. Das
allgemeine Bild, das der Düngermarkt zeigt, ist ein günstiges, insofern
die am meisten gebrauchten Düngemittel eine gleichmäßig gute Beschaffen-
heit aufweisen.
Ergebnis der Düngerkontrolle i. J. 1909/1910. Vers.-Stat. Danzig.
Von M. Schmoeger. ^) — Fast die Hälfte der untersuchten Düngemittel-
proben waren von Händlern eingegangen. Von 476 mit Garantiezahlen
versehenen Proben Thomasmehl blieben 210 unter der Garantie und zwar
war der Befund an P2O5 niedriger bei 94 Proben um 0,21 — 1,0%, bei
86 um 1,01—2,0% und bei 30 Proben um 2,01 und mehr %; von
383 Proben Superphosphat blieben 151 unter Garantie, die meisten,
96, um 0,21—1,0% P2O5. Bei Chilisalpeter (66 Proben) sank der
N-Gehalt bis auf 14,38%, bei schwefelsaurem Ammoniak (60 Proben)
bis auf 19,24%. Bei 220 Proben Ammoniak-Superphosphat mit
bekannter Garantie blieben 88 Proben unter Garantie, auch wenn der
Überschuß des einen Wertbestandteils auf den Miudergehalt des anderen
dem Werte entsprechend angerechnet wurde. 1 Probe concentr. Kali-
salz Avar stark mit Sand verunreinigt und enthielt infolgedessen nur
36,6% KgO statt 40 — 42%. Die Bestimmung von Perchlorat wurde in
10 Proben Chilisalpeter ausgeführt und in sämtlichen Proben solches ge-
funden, schwankend von 0,16 — 0,80%. — Es wurden 5 Proben Scheide-
schlamm untersucht, von denen 1 nur 0,05% N, 0,18% P2O5, aber
47,2% CaO enthielt, während die vier andern Proben 0,19 — 0,24% N,
0,82-0,99% P2O5 und 25— 28,6% CaO enthielten.
Ergebnisse der Düngerkontrolle in Görz. Von Johann Bolle.'-)
— Von den untersuchten Thomasmehlmustern haben 50"/o derselben
üntergehalte an Gesamt- P2P5 aufgewiesen; 6"/o der Muster waren wegen
zu geringem Feinmehlgehaltes zu beanstanden, es kamen Proben mit nur
45% und 53% Feinmehlgehalt vor. Der P2 05-Gehalt blieb bis zu 4,5%
JVIindergehalt gegen den garantierten zurück. — 33% der eingelieferten
Chili salpetermustern hatten Mindergehalte, 3 Proben davon wiesen unter
6,2% N auf. Letztere enthielten NaNOg 32,9—38,9%, NaCl 38,5 bis
42,5%, NaaSOi 16,5 — 16,87o. Auch bei Superphosphat waren 28%
der eingelieferten Proben minderwertig; es fehlten bis zu 3% des garan-
tierten Gehaltes an wasserlösl. P2 05- Nur bei Kalisalzen waren nennens-
werte üntergehalte nicht festzustellen. (Die Anzahl der untersuchten
Proben ist nicht angegeben. Der Ref.)
Ergebnis der Düngerkontrolle in Halle a. S. i. J. 1909. Von
H. C. Müller. 3) — Chilisalpeter, 369 Proben, der N-Gehalt schwankte
von 12,8 — 16,1%; weniger als 15,25% enthielten 55 Proben. Von 121
auf Perchlorat geprüften Proben enthielten 119 Perchlorat, 2 waren frei
davon, der Gehalt schwankte von 0,02 — 1,27%. 1 Probe Chilisalpeter
1) Tätigkeitsber. d. landwsch. Vers.- u. Kontrollsfcit. Danzig 1909/1910. — 2) Zeitsclir. iandwsch.
Versuchsw. i. Üsterr. 1910, 13, 287^289. (Tätigkeitsber. d. k. k. landwsch. Versuchsst. in Görz i. J. 1909.)
— 3) Ber. über d. Tätigk. d. agrik.-chem. Koutrollstat. f. Prov. Sachsen i. J. 1909, 4—11.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 149
enthielt 5,5 7o KgO als KNO3. 1 Probe mit 12,7%, N war verfälscht
mit Abraumsalz. Schwefelsaures Ammoniak, 281 Proben enthielten
18,7— 21,9% N; bei 9 Proben lag der Gehalt unter 207o. Cyau und
Rhodan wurden bei den darauf geprüften Proben nicht gefunden. Bei
60 Proben Stictstof fkalk und Kalkstickstoff N-Geh. 8,9— 20''/o.
Hornmehl 12 Proben N 7,4—14,8%. Blutmehl 38 Proben N-Geh.
6,8—14,8%. Peruguano 15 Proben N-Geh. 0,2—3,2%, PgOg 18,8
bis 35,9%. Aufgeschlossener Peruguano 105 Proben N-Geh. 5,1
bis 10,1%, wl. PaOg-Geh. 3,9—11,2%. Fischguano 11 Proben N-Geh.
5,6—12,4%, PaOä-Geh. 2,6—16,5%. Knochenmehle 100 Proben N
0,1 — 7,9%, P2O5 11,0—37,8. Ammoniak-Superphosphate 1582
Proben NH3-N 2,6—12,3, wl. PgOg 2,4—15,5%. 437 Proben von 1188
Proben mit Garantie waren entschädigungspflichtig. Superphosphate
2249 Proben P2O5 13,4—20,9%; von 954 Proben mit Garantie waren
101 unter Garantie und entschädigungspflichtig. Doppel-Superphos-
phate 127 Proben P2O5 38,4—44%. Thomasmehl 3007 Proben, davon
359 auf Ges.-PjOj untersucht 3,2—23,8% und 2178 Proben auf citronen-
säurelösl. P2O5 2,0 — 20,4%. Es gelangten sehr viel min der wer ige und
z. T. verfälschte Thomasmehle zur Untersuchung. Von 1133 Proben mit
Garantie waren 196 untergehaltige. Kalisalze concentr. 112 Proben zu
40^0 nnd 15 zu 20 — 30%. Entschädigungspflichtig waren 8 Werks-
und 6 Empfängerproben. Kainit 223 Proben 7,4—18,8% KgO. Ent-
schädigungspflichtig 25 Werks- und 4 Empfängerproben. Carnallit
12 Proben 8,9—15,1% KgO. Sylvinit 12 Proben 13,1—21,4% KgO.
Ergebnis der Düngerkontrolle in Hildesheim i. J. 1909. Yon
K. Aumann.-) — Über die Befunde berichtet der Vf.: Superphosphate,
1016 Proben, waren zu 24%, Superphosphatmischungen 1405 Proben zu
27 bezw. 22% unter der Gehaltsgarantie geblieben. Die physikalische
Beschaffenheit der Superphosphate war durchweg gut. Thomasmehle, die
zu 96% der Proben auf Gehalt an citronensäurelöslicher P2O5 untersucht
wurden, hatten in 87% der Fälle die Gehaltsgarantie erreicht. Der mittlere
Befund betrug 15% citronensäurelösliche P2O5, die mittlere Garantie 15,26%.
Vereinzelt wurden Fälschungen festgestellt; so wurden als Thomasmehle
gemahlene Schlacken mit verkauft, die einen Gehalt von 0,45 — 1,5%
citronensäurelösliche P2O5 aufwiesen. Was die N- haltigen Düngemittel
anbelangt, so hatten ll'^lo der Chilisalpeterproben einen geringeren Gehalt
als 15% N und 5% der schwefelsauren Ammoniaksalze einen geringeren als
20% N. Die Ammoniaksalze waren sämtlich frei von Pflanzengiften. In
vier Chilisalpeterproben wurden Perchlorat nachgewiesen, der Gehalt
schwankte von 0,20 — 0,69% Perchlorat. Von Kalisalzen wurden 796
Proben untersucht. Die Kainite hatten zu 7% einen geringeren Gehalt
als 12% K2O.
Ergebnis der Düngerkontrolle in Kiel i.J. 1909. Von H. Wehnert^)
Thomasmehl 3807 Proben. Der Gehalt an citronensäurelösl. P2 O5 wurde
bei 3657 Proben ermittelt, 1371 von diesen waren nach Analysenausfall
gehandelt. Ein entschädigungspflichtiger üntergehalt wurde bei 373 Proben
1) Tätigkeitsber. d. landwsch. Versuchsst. Hildesheim i. J. 1909, 2. — 2) Jahresber. d. agrik.-chem.
Versuchsst. f. d. Prov. Schleswig-Holslein in Kiel f. 1909.
150 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
festgestellt. Auf Gesamt-P2 05 und Feinmehl wurden 153 Proben unter-
sucht, 9 Proben waren unterhaltige, 1 Probe enthielt 6,83 "'o Gesamt- und
1,46% citronensäurelösl. PjOg. Von 374 Proben Super phosphat waren
56 Proben entschädigungspflichtig. An Ammoniaksalz wurden 68 Proben
untersucht, 14 Proben enthielten unter 20% N. Bei 8 Proben untersuchten
Kalkstickstoff schwankte der Gehalt von 15,27 — 19,70% N, im Mittel
betrug der Gehalt 17,8%. Die Zahl der untersuchten Chilisalpeter-
proben betrug 26 mit im Mittel 15,2% N und Schwankungen von 10,94
bis 16,14%. 2 Proben enthielten bei 14,87, bezw. 14,43% N 0,20 und
0,16 Kaliumperchlorat. Die Kaliumrohsalze, Kainit und Carnallit
wurden in 136 bezw. 21 Proben untersucht. Kainit zeigte Schwankungen
im Gehalte an K2O von 9,73—16,28, Carnallit 12,0—15,2%. Concentrierte
Kalisalze schwankten von 36,04—46,77% KgO. 13 der Proben hatten
einen entschädigungspflichtigen Untergehalt. Ammoniaksuperphosphate;
von 801 Proben wiesen 48 einen Mindergehalt an 1. P2 O5, 158 Proben
an N und 10 an N und Pg O5 auf. Außerdem gelangten Proben von 10
verschiedenen Abfallprodukten zur Untersuchung.
Ergebnis der Düngerkontrolle in Köslin. Von P. Baeßler.^) —
Superphosphat. Es wurden 1563 Proben mit einem mittleren Gehalt
von 17,93% wl. P2O5 untersucht. In 977 Fällen war die Gehaltsgarantie
bekannt; bei Berücksichtigung der Handelslatitüde von 0,5% P2O5 waren
129 entschädigungspflichtig mit einem üntergehalt von durchschnittlich
0,74% wl. P2P5. Iq einigen Fällen war die Ware wegen Gehalts von
9 — 10% freier PgOg nicht maschinen streufähig. Thomasmehl. Von
5314 Proben wurden 5138 (ca. 97% der Proben) auf citronensäurelösl.
PgOg untersucht. Von 2259 Proben, deren Gehalt garantiert war, stellten
sich bei Berücksichtigung des Handelsspielraums von 0,75 "^/o wl. P2O5
425 Proben als entschädigungspflichtig heraus (0,76— 5,207o Mindergehalt).
Besonders bemerkenswerte Fälle sind im Berichtsjahre nicht beobachtet worden.
Ergebnis der DüngerkontroUe in Marburg i. J. 1909/1910. Von
E. Haselhoff. 2) — Superphosphat. Bei 33 Proben (von 345 Proben)
wurde der Garantiegehalt nicht erreicht luid betrug der Fehlgehalt an
wl. P2O5 bis zu 6.277o- Der Gehalt der Thomasmehle (2904 Proben)
an Gesamt- PjPg schwankte von 12,88 — 21,75^0? an citronensäuielösl.
P2O5 von 8,10- 19,7 0^0- Von den auf Gesamt-P2 O5 untersuchten Proben
waren 13,4 ''/o, von den auf citronensäurelösl. P2O5 untersuchten Proben
5^/0 minderwertig, der Minderwert betrug im ersteren Falle bis 5,08, im
letzteren bis 4,33 °/o. Von den eingesandten 2904 Proben Thomasmehf
wurden 2464 Proben oder 84,8% <iers. auf citronensäurelösl. P2O5, der
Rest auf Gesamt- Pg O5 und Feinmehl untersucht. Vielfach wird das Thomas-
mehl nach Analysenausfall gekauft. Eine Offerte eines Sulzbacher Mahl-
werkes, welches als Thomasschlackenmehl ein Material anbietet, das unter
10% P2O5 enthält und als „0. G. Ware" bezeichnet wird, in welchem
aber eine Garantie für den Gehalt an P2 O5 nicht geleistet, sondern nur
80% „Citronensäurelöslichkeit" garantiert wird. Die Untersuchung einer
solchen Ware ergab 3.54% Gesamt- und davon 2,33% citronensäurelösl.
1) Jahresber. d. agrik.-chem. Versuchsst. Köslin i. J. 1909. — ^) Jahresber. d. landwsch. Versuchsst.
d. Ldwsch. -Kammer f. d. Regsbez. Cassel f. 1909/10, 7—10.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
151
P2O5 (rund 66°/o „Citronensäurelöslichkeit"). Nach dem Preis der Ware
berechnet sich, daß die PgOg derselben um das Doppelte, bezw. fast das
Dreifache teurer war, wie in normalem Thomasmehl. In niedrig-procentigen
Schlacken mehlen istPgOg erheblich teurer, wie in höherprocentiger Ware.
Von allgemeinem Interesse ist noch das Untersuchungsergebnis sog. Rück-
stände, die bei der Aufbesserung der niedrig-procentigen Schlackenmehle
vielleicht Beachtung gefunden haben. Diese Rückstände waren mit alter
Hochofenschlacke dunkelgefärbter Apatit und enthielten 32,26 ^/q Apatit-P2 05.
Bei 874 Proben Ammoniak-Superphosphat von 973 Gesamtproben
war die Gehaltegarantie angegeben. Unter Berücksichtigung der Latitüde
war die Gehaltsgarantie nicht erreicht bei 101 Proben im N-Gehalt, bei
20 Proben im PgOg-Gehalt. Berücksichtigt man diese Latitüde nicht, sondern
ermittelt die Fälle, in denen der Befund von der Garantie überhaupt ab-
weicht, so wurde ein Mindergehalt ermittelt im N-Gehalte bei 523 Proben,
im PjOg-Gehalte bei 527 Proben. Die Mindergehalte an N betrugen an
N bis 2,96, an PjOj bis 2,12 7o- Der Gehalt des Chilisalpeters
(55 Proben) schwankte zwischen 6,74 — 15,77 7o- Minderwertige Proben,
die eine Beimischung von Kalisalz oder Erde enthielten zeigten 6,74,
9,18, 10,28 und 11.29% N. In 40 Proben wurde Perchlorat festgestellt
und zwar bis zu 0,72 7^. Der Gehalt (56 Proben) des Ammoniak-
salzes schwankte von 20,21— 21,040/o. Kalisalze. Der Gehalt der
Rnhsalze schwankte von 10,52— 17,97 7o ^2^^ derjenige der hochprozentigen
Salze von 34,65 —47,47 7o ^2^- ^^n den 76 Rohsalzen enthielten
14 Proben weniger als 12,4 7o und 7 Proben weniger als 12% ^2^-
Von den conceutrierten Salzen erreichten 14 Proben den garantierten Gehalt
von 40^0 ^2^ nicht. Mindergehalte bis zu 35,36^0 herab wurden in
mehreren Fällen ermittelt. Düngekalke enthielten zum Teil einen so
hohen Gehalt von hydratischer SiOg (bis 12 7o)' ^aß sie für Düngezwecke
nicht empfehlenswert waren.
Ergebnis der Düngerkontrolle. Vers.-Stat. Möckern i. J. 1909.
Von O. Kellner und A. Köhler i) (Referent). — In nachstehender Über-
sicht der Düngemittel sind diejenigen aufgeführt, die von Firmen stammen,
welche sich unü^r die vom sächsischen Landeskulturrate errichtete Dünger-
kontrolle gestellt haben. Daneben sind diejenigen gestellt, die im freien
Verkehr gekauft worden sind.
Insgesamt unt. Garant, gekauft
Von Firmen unter Kontrolle .
Garantie nicht erreicht . . .
in 7o
Von Firmen außer der Kontr.
Garantie nicht erreicht . . .
/o
921
300
45
15,00
621
37
6,6
03 M
" 's
S °<
00
295 I 863
226 i 623
68 I 204
S Ol
39
31
4
215
159
16
30,1 32,74 12,90 10,06
69 240 8 56
25 I 61 * 13
36,23 25,4l| — |23.21
o o
? a
3 ®
74
57
18
31,58
17
6
39
31
4
12,90
*) in allen Fällen Garantie erreicht.
1) Mitt. d. Kgl. landwsch. Versuchsst. Möckern. Sonderabdr. a. d. Sachs, landw. Zeitschr. 1910, Nr. 33.
152
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Ergebnis der DüngerkontroUe in Münster i. W. i. J. 1909. Von
J. König und A. Bömer (Ref.).i) — Chilisalpeter (41 Proben). Die
Bestimmungen des N-Gehalts zeigten, daß 2 unter 15 ^'n blieben, daß
33 Proben 15—15,5% und 6 15,5—16% enthielten. Der Gehalt an
Chlornatrium schwankte von 0,59 — 3,22%. Perchlorathaltig (KCIOJ bis
zu 0,24% waren 3 — 0,25—0,49% 4 — 0,50—0,99% 24 und 1%
und darüber 10 Proben. Von Kalksalpeter wurden 5 Proben unter-
sucht; sie enthielten 12,36—13,03%, im Mittel 12,72% Salpeter-N. —
Am mon Sulfat. 124 Proben. 2 Proben enthielten 19 — 19,5%, 13 Prob.
19,5—20% und 109 Proben über 20% N. 3 Proben Kalkstickstoff
bezw. Stickstoffkalk enthielten 18,00—19,21% N. — Superphos-
phate und Guano. Im Berichtsjahre wurden 192 Proben Superphosphat
mit Garantieangabe untersucht, bei 65 Proben wurde die Garantie nicht
erreicht; desgleichen von 939 Proben Ammoniaksuperphosphaten in
91 Fällen nicht; desgleichen von 190 Proben Guano in 24 Fällen nicht.
Bei 149 nicht als entleimt bezeichneten Knochenmehlen schwankte
der Gehalt au N von 3,11—6,04%, der Gehalt an P2O5 von 9,85 bis
25,48%. Der in der Eegel garantierte Gehalt 4N-f20P2O5 oder
4^4 N -|- 21 PgOg wurde im ersteren Falle von 149 Proben, in 15 Proben
beim N und in 24 Proben bei P2O5, nicht erreicht; im zweiten Falle von
149 Proben in 37 Proben beim N und in 64 bei der P2O5 nicht erreicht.
Der Gehalt 1. entleimter Knochenmehle schwankte von 0,69 bis
2,17% N und 28,14— 33,48% PgOg. Die Anzahl der Thomasmehlproben
betrug 7638. Bei 869 Proben mit Garantieangabe nach Gesamt -PjOj
blieben 148 Proben (17%) unter der Garantie; bei 5856 Proben mit
Garantieangabe nach citronens.-lösl. P2O5 blieben 173 (3%) unter der
Garantie. Bei den untersuchten 265 Proben Kainit schwankte der Gehalt
an K2O von 8,14—21,83%. Die Garantie (12,4%) war unter Berück-
sichtigung der Latitüde bei 32 Proben nicht erreicht. 5 Proben Carnallit
enthielten 8,89—12,78% KgO. Bei 21 Proben sogen. 40%-Kalisalz
schwankte der Gehalt von 37,05 — 45,47%; 4 Proben erreichten den
garantierten Gehalt nicht. — Ferner wurden 7 Proben des „Animalischen
Stickstoff- Düngers" der Frankfurter Düngemittel - Gesellschaft untersucht;
deren Gehalt an N schwankte von 0,67 — 2,72%, deren Gehalt an P2O5
von 0,96—4,48%, deren Gehalt an K2O von 0,06—0,18%.
Ergebnis der Düngerkontrolle. Vers.-Stat. Pommritz. Von
G. Loges. 2) — Die folgende Übersicht zeigt , wie viele Proben der
wichtigeren Düngemittel untersucht wurden und wie deren Befund war:
2
c-
E
i
1
1 "c
if
0)
i
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0
0
S
•i 5
■3
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£
0
3
1
t8 V
0
c
1
s
"3
ai
Q
im ganzen
984
280
64
37
14
643
315 54
27
161
24
86
mit Garantieangabe . .
904
221
53
23
7
605
252
42
22
128
19
46
mit Untergehalten . .
440
97
22
2
5
552
188
31
9
31
17
28
entschädigungspflichtig
104
46
15
—
5
273
68
22
—
23
10
16
») Ber. über d. Tätigkeit d. landwsch. Versuchsst. Münster i. W. i. J. 1909, 2—15. — ■'\ Ber.
über d. Tätigkeit d. agrik.-chem. Versuchsst. zu Pommritz i. J. 1910.
A. Quellen der Pflaazenernährung. 4. Düngung. 153
Es sind demnach von den mit fester Grarantie verkauften Dünge-
mittel ei^/o unter der Garantie geblieben und waren 25^/2*^ lo ent-
schädigungspflichtig. Von den 37 Proben Chilisalpeter enthielten 18 Proben
Perchlorat bis zu 0,8%. Von den Kalkstickstoffproben waren 2 für ca.
4'*/i N ersatzpflichtig.
Ergebnis der Düngerkontrolle in Speyer i. J. 1909. Von
A. Halenke und M. Kling.^) — Chilisalpeter. Der Gehalt an N bei
140 Proben schwankte zwischen 15,0 — K^jB'^/o, ein Grund zu einer Be-
anstandung lag nirgends vor. 1 Probe Kalksalpeter enthielt bei 23,2%
Wassergehalt 12,9% N. In 21 von 199 Proben schwefeis. Ammoniak
wurden weniger als 20% N gefunden. 1 Probe Kalkstickstoff enthielt
19,6% N, eine andere nur lO.S'^/o- Von 535 Proben Superphosphat
enthielten 11 Proben unter 10%, 36 Proben 10—14%, 132 Proben 14
bis 16%, 298 Proben 16 — 18% iind 58 Proben über 18% wasserl. PgOg.
Von 953 Proben Thomasmehl wurden 819 auf Gesamt-PgOg und Fein-
mehl, 126 auf citronensäurel. P2O5 untersucht; von ersterem Teil blieben
9 unter 10% P205-Gehalt, 69 Proben enthielten 10—12,9%, 432 Proben
13—15,9%, 306 Proben 16—18.9% P2O5, 3 enthielten 19 und mehr %r
vom anderen Teil enthielten die meisten Proben (112) zwischen 13 — 19"/o
ctrs.-l. P2O5. Kalisalze wurden insgesamt 502 Proben untersucht und
zwar 226 Proben Kainit imd andere Rohsalze und 236 Proben concen-
trierte Kalisalze. Der Gehalt an KgO bei den Rohsalzen schwankte
zwischen 10,5 — 20,0%, bei den concentrierten zwischen 30,3 — 52,9%*
230 Proben derselben enthielten 35 — 45% KgO. Superphosphate in
Gemisch mit N- haltigen Düngemitteln und Kalisalzen kamen in großer
Mannigfaltigkeit zur Untersuchung, z. B. Kali-Ammoniak-Superphosphate in
8 Mischungsverhältnissen, Ammoniak -Superphosphate in 10 Mischungs-
verhältnissen. Eine als „reines schwefelsaures Ammoniak" verkaufte Ware
enthielt etwa 25% Kalisalz, 14,4% Ammoniak-N und 9,9% KgO. Au
Mindergehalten kamen vor beim Superphosphat von 0,5 bis über 1 °/o
67 Proben, Thomasmehl 130 Proben, Ammoniak-Superphosphat 15 Proben.
Bemerkenswert ist eine Zusammenstellung der Mindergehalte von Werk-
und Empfängerproben, die nachweislich derselben Lieferung entstammen,
aus der hervorgeht, daß die Analysen der „Werk-Proben" wesentlich besser
ausfallen, als die Analysen der Empfängerproben. Die Daten hierüber, die in
97 Fällen 58 mal bei Kainit und 39 mal bei concentrierten Kalisalzen er-
halten wurden, ergaben, daß von sämtlichen untersuchten Werkproben nur
2% als minderwertig, von den Empfängerproben davon 25% und von
den nachweislich derselben Lieferung entstammenden Proben waren von
den Werkproben nur 1%, von den Empfängerproben dagegen 21°/o
minderwertig.
Ergebnis der Düngerkontrolle in Triesdorf (Mittelfranken) f.
1909. Von Andr. Kleemann.^) — Thomasmehl (688) nahm in bezug
auf Anzahl der Proben die erste Stelle ein. Die Garantie lautete bei
326 Proben auf citronensäurelösliche PjOg, bei 97 Proben auf Gesamt-PgOj,
bei 106 Proben auf % ohne Angabe der Art der P2O5 und bei 159 Prob.
1) Tätigkeitsber. d. landwsch. Kreis - Versuchsst. Speyer f. d. J. 1909, 4—9. — -) Ber. über d.
Tätigk. d. land-wsch. Kreis-Versuchsst. f. Mittelfranken in Triesdoif f. d. J. 1909.
154 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
wurde eine Garantie überhaupt nicht angegeben. Von 529 Proben wurden
157 minderhaltig befunden. Die Mindergehalte schwankten in der Mehr-
zahl zwischen 1 — 2%, häufig betrug derselbe 3% und in einem Falle
8,44%. Unter der Bezeichnung „Thomasmehl'' kamen auch PgOs-arme
Mehle der Hochofenschlacke zum Verkauf. Von Superphosphaten und
Aramoniak-Superphosphaten wurden 119 Proben untersucht. Von
18 Superphosphaten wiesen 4 Proben Mindergehalte von 0,64 — 3,84 wl.
PgOg auf. Von 101 Prob. Am.-Superph. hatten 30 einen N- Mindergehalt
von 0,26 — 0,827o, 4 Proben waren an PgOg minderhaltig. Kali-
Superphosphate und Kali-Ammoniak-Superphosphate entsprachen
mit wenigen Ausnahmen der Garantie. Kainit. Von 38 Proben waren
5 minderhaltig um 0,6 — 4,46% Kg 0. Hochprocentige Kalisalze
(38 Proben) entsprachen bis auf eine der Garantie; eine andere hatte nur
14,43% K2O und war Kainit. Chilisalpeter imd Guano kamen nur in
wenigen Proben zur Untersuchung, ersterer in 2 Fällen minderhaltig. An
besonderen sog. Düngemitteln kamen zur Untersuchung: eine Probe „Dünge-
salz" mit einem Gehalt an NaCl 96,7% und KCl 0,66% (Preis 2 M
pro Ctr.); „Gloriedünger", vorherrschend aus Asche und Kalk bestehend,
enthielt 0,49% N (organisch), 0,21 PjOg, 22,16 CaO, 1,26% KjO;
1 „Specialdünger, besser als Superphosphat, wasserlöslich" enthielt löslichen
N 0, Gesamt-N 0,12%, P2O5 0,34, KgO 2,09%, CaCOg 2,86%, Gesamt-
CaO 24,15 und war im Gemenge von namentlich Gyps, Sand und etwas
Kalk. Preis 4,5 M pro Ctr. Wert 25—30 Pf.
Ergebnisse der Düngerkontrolle in den Jahren 1908 und 1909.
Vers.-Stat. Zürich. Von A, Grete. i) — Die Bestimmungen der wasser-
löslichen PjOj in Superphosphaten stellten fest, daß die Anzahl der
minderwertigen Proben (unter Garantie und Latitüde) 1. J. 190b 13,9,
i. J. 1909 7,3% der untersuchten Proben betrug, während 10,9% bezw.
18,2% der Proben über Garantie und Latitüde P2O5 enthielten, Citrat-
oder citronensäurelösliche PgOg. Während noch 1907 die Anzahl
der minderwertigen Proben 88% betragen hatte, war diese Procentzahl
1908 auf 6,9% gesunken. Im Jahre 1909 ist die Zahl der Untergehalte
jedoch wieder auf 77,6% gestiegen. Gesamt-PgOj. Im Jahre 1908 be-
trugen die üntergehalte nahezu 60^/o aller Proben, i. J. 1909 immer noch
54%. — N. Unter Garantie aber noch innerhalb der Latitüde blieben
i. J. 1908 40% der Proben, i. J. 1909 45% und unter die Latitüde hinaus
6 resp. 7%. — K2O. Unter Garantie und Latitüde blieben i. J. 1908 16,
i. J. 1909 15,5% aller Proben.
c) Düiigungsversuche.
Einige Versuche über die Stickstoffernährung der grünen Pflanzen
mit verschiedenen Ammonsalzen. Von E. Pantanel.'e und G. Severini.^)
— Die umfangreiche Arbeit bringt zunächst eine Literaturübersicht zu der
Frage, ob und in welcher Weise die Assimilation der Ammoniumsalze
durch die grünen Pflanzen erfolgt. — Die eigenen Versuche der Vff., auf
die hier nur verwiesen werden kann, sind teilweise in Nährlösungen,
1) 31. u. 32. Tätigkeitsber. d. agrik -chem Anst. Zürich p. 1908 u. 1909. — «) Staz. sperim.
agrar. ital. 1910, 43, 449—544.
A. Quellen der Pflaozenernährung. 4. Düngung. 155
teilweise in sterilen Böden angestellt; es haben sich folgende Schluß -
folgeningen ergeben: In sterilen wäßrigen Kulturen, also unter Bedingungen,
unter denen eine Nitrifikation ausgeschlossen ist, können gewisse Ammon-
salze als N-Quelle versagen, da eine schnelle Absorption des Cations (NH^)
in der Nährlösung Säurebildung hervorruft, die in der ersten Periode bei
den Ammonsalzen der starken Säuren (SO3, CIH, N2O5, P2O5) sehr groß
ist. Wird das Anion auch stark absorbiert, wie das bei N2O5 und P2O5
<3er Fall ist, so verringert sich schon nach einer Woche der Gehalt an
freier Säure und die Pflanze wächst üppig. Bei Anwendung eines schwer
löslichen Salzes, wie z. B. dem MgNH^PO^ieHjO), fehlt die Gefahr der
Säurebildung; überdies geht notwendigerweise die Absorption des NH"^ viel
langsamer vor sich und die Pflanze kann dieses besser ausnutzen, wenigstens
bei den in Versuch genommenen Kulturen von Weizen, Mais und Reis.
Ein Ammonsalz mit organischem Anion, das wenig dissociiert ist, aber
leicht absorbiert wird, wie z. B. das Tartrat, ermöglicht wohl eine schnelle
Synthese stickstoffhaltiger Substanz, ist aber ungeeignet, da es leicht zu einer
Alkalisierung der Nährlösung führt, wodurch die Entwicklung der Pflanze
gehemmt wird. Ferner können gewisse Ammonsalze in bestimmten Fällen
zu einer besseren Ausnutzung der Stickstoffquelle führen, wenn man die
specifische Eigenschaft gewisser Pflanzen, dieses oder Salz zu bevorzugen,
in Erwägung zieht; so z. B. die bessere Ausnutzung des Phosphats durch
Weizen, Mais und Reis, des Chlorids und Sulfats durch Senf und Lein. —
In sterilem Boden verhalten sich die verschiedenen Ammonsalze verschieden
je nach dem Absorptionsvermögen des Bodens für Ammoniak und je nach
dem Gehalt an Kalk, der die Neutralisation der Säure bedingt; auch kann
der Kalk durch Bildung von Ammonium -Calciumphosphat zur Herab-
minderung der Löslichkeit des Ammons führen. Bei den Versuchen wurden
drei typische Böden verwendet: grober, vulkanischer Sand, frei von Ton
und Kalk; feiner Flußsand, mit wenig Ton und viel Kalk; Mergel, in der
Hauptsache Ton mit einem starken Kalkgehalt Aus den Versuchen mit
Weizen und Mais läßt sich ableiten, daß auch in den sterilen Böden, je
nach deren Natur, bald das eine, bald das andere Ammonsalz sich als
Stickstoffquelle besser eignet. Bei beiden Pflanzen haben die Ammonsalze
einen höheren Ertrag an Pflanzensubstanz ergeben als Salpeter; mit Aua-
nähme des Ammontartrats im Flußsand. Diese ünterlegenheit des Sal-
peters ist dem Natron zuzuschreiben, das die Alkalinität und Verkrustung
des Bodens bedingt; es mußte sich das am deutlichsten bei dem tonhaltigen
Mergel zeigen, was auch der Fall war. Die Ausnutzung des N bei den
einzelnen Salzen und Böden war folgende: bei den Weizenkulturen wurde
im Flußsand am besten das Ammonphosphat; im Mergel das Amraonnitrat
und -Chlorid; im vulkanischen Sand am besten der Salpeter ausgenutzt
bei den Maiskulturen zeigte sich der Salpeter ein wenig überlegen im
Flußsand, wurde aber im vulkanischen Sand vom Ammontartrat , -nitrat
nnd -phosphat, im Mergel von allen Ammonsalzen übertroffen. — Für die
Bildung der organischen Gesamtstickstoffsubstanz in der Pflanze sind die
Ammonsalze bei Weizen immer, bei Mais fast immer vorteilhafter; die
Proteinbildung wird bald vom Salpeter-, bald vom Ammoniakstickstoff be-
schleunigt; die Araide entwickeln sich gewöhnlich im entgegengesetzten
Sinne zum Gehalt an Proteinen. Was das Verhalten der Böden anbetrifft,
156
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
SO war die Ausbildung der Trockensubstanz bei Weizen im Mergel am
größten, bei Mais im Flußsand; der vulkanische Sand gab stets die ge-
ringste Menge Trockensubstanz. In dem gleichen Verhältnis steht auch
die Anhäufung von Stickstoff Substanz. — Zusammenfassend muß also fest-
gestellt werden: 1. Die häufig beobachtete Unter legenheit des schwefelsauren
Ammoniaks gegenüber Salpeter ist auf eine unzweckmäßige Anwendung,
insbesondere auf die ungeeignete Bodenart zurückzuführen ; eine Übertragung
solcher Versuchsresultate auf Ammonsalze im allgemeinen ist nicht zulässig.
2. Der Ammoniakstickstoff hat vielmehr einen größeren Ausnutzungs-
koeffizienten in bezug auf die Ausbildung stickstoffhaltiger, organischer
Substanz als der Salpeter. 3. Die Ausnutzung eines Ammonsalzes hängt
von der Absorptionsgeschwindigkeit für die beiden Ionen ab. (M. p. Neumann.)
Über die Wirkung von Kalknitrat, Kalknitrit und Chilisalpeter.
Von Br. Tacke. ^) — Das „Kalknitrit" war von Kristiansand in Norwegen
bezogen und enthielt über IS'^/o N überwiegend in Form von Ca(N02)2. Es
wurde die Wirkung des neuen Stickstoffdüngers auf nicht gekalktem und
auf gekalktem Hochmoor und auf Hochmoor, auf dem die säurebiudende
Wirkung des Kalks durch KgCOg ersetzt worden, geprüft. Zunächst
wurde Hafer angepflanzt und grün geerntet, darauf als zweite Frucht Öl-
rettjg angebaut. Beide Ernten wurden in lufttrocknem Zustand gewogen;
sie betrugen im Durchschnitt für jedes Gefäß bei ausreichender Düngung
mit KgO und PgOg und mit je 0,5 g N:
Ohne N
Kalk-
nitrit
Kaik-
nitrat
ChUi-
salpeter
Ohne N
Kalk-
nilrit
Kalk-
nitrat
Chili-
salpeter
Hafer
ölrettig
Ohne Kalk . . g
CaCOg
K,C03 . . . . „
5,2
14,7
15.9
1,6
5,4
3,3
15,2
23,7
21,6
16,3
21,7
23,9
0,25
0,02
0,02
0,15
13,43
12,95
0,07
14,28
13,80
Das Nitrit übte also einen deutlich erkennbaren schädlichen Einfluß
auf das Pflanzen Wachstum in neukultiviertem Hochmoorboden aus; es ist
nicht ausgeschlossen, daß bei Versuchen auf Böden älterer Kultur die Er-
gebnisse mit Nitrit günstiger ausfallen. Auch beim Feldversuch hat Kalk-
nitrit auf jungem Kulturland nicht befriedigt. Auf älterem Kulturland
wurde eine recht befriedigende Wirkung des Kalknitrites beobachtet.
Vergleichende Versuche mit Chilisalpeter und schwefelsaurem
Ammoniak auf Hafer (1909). Von H. Svoboda.') — Bei 9 Gütern, auf
Parzellen von 5 a Größe wurden Versuche nach folgendem Schema aus-
geführt: a) üngedüngt, b) Grunddüngung (Kg 0 -f- PgOj), c) Grunddüngung
-f- Chilisalpeter und d) Grunddünger -\- Aramonsulfat. Auf 1 ha Fläclie
berechnet wurden 50,9 kg PgOg (Superphosphat), 39,67 kg KgO (40procent.
Kalisalz) und 22,5 kg N in beiden Formen angewendet. Im Mittel der
9 Versuche wurden geerntet, berechnet auf dz p. ha:
Parzelle a b c d
Körner. . . 16,53 18,86 21,41 21,48
. 29,30 33,64 37,93
Stroh
38,72
Mehrertrag
b
•• über
c
üngedüngt
d
2,33
4,34
4,88
8,63
4,95
9,42
1) Mitt. i. Ver. z. Förder. d. Moorkult. i. D. E. 1910, 28, 319-320. — ") Zeitschr. f. landwsch.
Versuchsw. in Österr. 1910, 13, 812—828. (Landes- Vers. -Anst. d. Herzogt. Kärnten zu Klagenfurt.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 157
Das schwefelsaure Ammoniak hat also bei diesen Versuchen gegen-
über dem Chilisalpeter günstig abgeschnitten, sowohl bezüglich der Erträge
als auch der Rentabilität.
Vergleichende Stickstoffdüngungsversuche in Südwest-Thüringen
1900 — 1910. Von Gaul (-Hildburghausen), i) — Die Versuche wurden auf
schweren, oft flachgründigen steinreichen Böden des Muschelkalks und des
Jura ausgeführt, den es nicht an Niederschlägen fehlen darf, wenn sie nicht
im hohen Grade an Trockenheit leiden sollen und der darauf verwendete
Chilisalpeter nicht der Vegetation schaden soll. Auf flachgründigem,
steinigem Kalkboden zu Roggen nach Kartoffeln gaben bei vergleichendem
Versuche in Birken feld über „ungedüngt" für Y^ ha Mehrerträge an
Korn und Stroh:
62,5 kg 62,5 kg 50 kg schwefeis. 125 kg Ammon-
Chilisalpeter Kalkstickstoff Ammoniak Superphosphat 9 -|- 9
Korn Stroh Korn Stroh Korn Stroh Korn Stroh
53 88 25 95 70 150 105 213
desgl. in Exdorf auf tiefgründigem, kalkreichem Boden bei schwächerer
Düngung:
82 111 66 34(?) 124 184 — —
desgl. in Gundelwein auf Basaltboden an Winterweizen nach Kartoffeln:
238 400 175 231 188 325 — —
desgl. in Römhild zu Sommerweizen auf kalkhaltigem, tiefgründigem Lehm
und bei gleichzeitiger Düngung mit Thomasmehl und Kainit:
115 76 — — 179 274 — —
desgl. in Milz zu Gerste nach Winterung auf schwerem, kalkreichem Lehm-
boden und bei gleichzeitiger Düngung mit Kalisalz und Superphosphat:
211 162 — — 189 223 — —
desgl. zu Hafer nach Wintergetreide auf Kalkverwitterungsboden und bei
gleichzeitiger Düngung mit Thomasmehl und Kainit:
105 103 — — 126 169 — —
desgl. zu Hafer auf flachgründigem, ärmstem Kalksteinboden und bei
Düngung wie vorher:
57 144 26 45 113 182 - -
Auf Grund dieser Ergebnisse gibt der Vf. dem Ammonsulfat den
Vorzug vor Chilisalpeter und Kalkstickstoff. Er empfiehlt unter gewöhn-
lichen Verhältnissen in Thüringen die Gabe von 20 — 25 kg für Y4 ^^
nicht zu überschreiten.
Vegetationsversuche mit neueren Stickstoffdüngemitteln. Von
H. G. Söderbaum. ") — Bei Fortsetzung seiner Gefäßversuche i. J. 1907^)
über die Wirkung von Calcium cyanamid gelangte der Vf. i. J. 1908 bei
Weizen und Roggen zu untenfolgendem Ergebnis. N erhielten die Gefäße
in Mengen der angewendeten Düngemittel, welche in allen Fällen einer
Düngung von 150 kg N p. ha entsprach. Die Keimung war anfänglich
normal, etwas später erkrankten jedoch die mit Kalkstickstoff gedüngten
1) ni. landwsoh. Zeit. 1910, Nr. 93, 863. — ^) Meddelande Nr. 25 fran Centralanstalten för
försöksväsendet pa jordbraksomradet. Kgl. Landbr. Akj.demiens handlingar och tidskrift 1910, 18; ref.
Centrlbl. Agrik.-Chem. 1910, 39, 662—665. (John Sebelien.) — 3) Ebend. 1908, 104 u. Centilbl. Agrik.-
Chem. 1908, 37, 657, sowie dies. Jahresber. 1908, 162.
]^58 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Pflanzen und starben sämtlich ab, so daß bei dieser Düngung eine Nach-
saat stattfiuden mußte und die Ernte 10 Tage später als bei den übrigen
Pflanzen erfolgte. Der Mehrertrag dps Natronsalpeters über ungedüngt
= 100 gesetzt wurden im Durchschnitt von je 3 Gefäßen folgende Werte
Natron- Kalk- Amnion- Kalkstickstoff Albumin
Salpeter salpeter sulfat Frank Polzeniusz Carlsson
^ . i Körner 100 7.5,5 94,2 80.2 68,2 70,3 78,1
Weizen I gj.j.^j^ 100 91,0 84.4 60,7 60,0 56.2 87,5
T, (Kömer 100 92,9 123,7 30,8 60,6 64,1 96,9
Koggen^ g^j.^j^ 100 107.6 112,7 53,6 59,4 68,0 97,7
Den ungünstigen Erfolg der Kalkstickstoffdünguug glaubt der Vf. dahin
deuten zu sollen, daß Roggen und Weizen eine speeifische Empfindlichkeit
gegen diese Düngemittel haben. (Sind diese Kulturen bei ihrem ver-
schiedenen Verlauf mit den übrigen vergleichbar? D. Bef.) Auffällig ist
es, daß Aramonsulfat bei Weizen anders wirkte als bei Roggen. Weitere
Versuche mit verschiedenen Cyanamid -Derivaten bei Hafer
i. J. 1909 führten zu folgendem Ergebnis [a) ein gewöhnlicher, b) ein
geölter Kalkstickstoif, Ölzusatz um das Verstäuben zu verhindern]:
Kalk- Ammon- Kalk- desgl. Dicyan- jjJ^^J' desgl. ^h^^j^jq
Salpeter sulfat Stickstoff a) b) diamid dijjgyifat I'^osphat
Körner 100,8 100,4 99,1 98,2 —3,9 —13,4 —10,4 85,6
Stroh 99,1 106,5 89,0 85,9 —5,2 -19,1 —16,6 77,6
Wie eisichtlich, waren die beiden Salpeter und Aramonsulfat in ihrer
Wirkung gleichwertig und der Kalkstickstoff, namentlich was den Körner-
ertrag anbetraf, stand diesen ganz nah. Dagegen waren Dicyandiamid
und die Dicyandiamidine der Entwicklung der Haferpflanzen sehr nachteilig.
Ammoniumsulfat als Düngemittel. Von H. G. Söderbaum. ^) —
Der A^f. bespricht die Ergebnisse seiner seit 1903 fortgesetzten Vegetations-
ergebnisse über die Düngerwirkung des Ammoniumsulfats im Vergleich zu
der des Chilisalpeters. Der in 25 kg fassenden Gefäßen enthaltene Boden
wurde mit 0,25, 0,50 und 0,75 g N p. Gef., entsprechend 50, 100 und
150 kg N p. ha, gedüngt und mit verschiedenen Kulturpflanzen bestellt.
Bei Hafer hat das Ammoniumsulfat durchweg eine gute Wirkung geäußert
und zwar besonders dort, wo die P^ Og in Form von Knochen- oder Thomas-
mehl gereicht wurde. Die Wirkung des Chilisalpeters = 100 gesetzt,
schwankte die Wirkung des Ammonsulfats zwischen 90,8 und 195,8.
Bei Gerste hat ein Gemisch von Chilisalpeter und Aramonsulfat in
äquivalenten Mengen etwas besser als Chilisalpeter allein gewirkt. Aramon-
sulfat allein angewendet hat dasselbe viel weniger gewirkt als Salpeter.
Bei Roggen war das Aramonsulfat dera Salpeter etwas überlegen, bei
Weizen zeigte sich das Gegenteil. Bei Möhren und Kartoffeln war
die Ausnutzung der beiden Düngeraittel fast gleich gut.
Über die Wirkung und das Verhalten der neueren Stickstoff-
düngemittel im Vergleich zu Chilisalpeter und schwelsaurem Ammoniak
in Sand- und Lehmboden. Von Steglich. 2) — Der Versuch wurde
1) Meddelanden Nr. 26 fran Centralanstalten usw. Stockholm 1910, 17; ref. nach Centrlbl. Agrik.-
Chem. 1910, 640. (J. Sebelien.) — ») Ber. über d. Tätigk. d. landwsch. Abt. d. Kgl. Pflanzenphysiol.
Versuchsst. zu Dresden i. J. 1909, 3.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 159
zur Beobachtung des Verlaufes der Nitrifikation mit Herbstdüngung in der
Vegetationskastenanlage ausgeführt, a) Sandboden. Der N des Chilisalpeters
und des Kalksalpeters war über Winter fast vollständig ausgewaschen,
während KalkstickstofT und schwefeis, Ammoniak fast keinen N abgegeben
hatten. Dementsprechend zeigten die Düngemittel in ihrer Wirkung nach-
stehende Reihenfolge: schwefeis. Ammoniak, Kalkstickstoff, Chilisalpeter,
Kalksalpeter, b) Lehmboden. Bei schwefeis. Ammoniak und Kalkstickstoff
betrug die N-Auswasehung auf 1 qm nur etwa 0,^ g, bei Chili- und Kalk-
salpeter dagegen etwa 0,9 g. Die Erträge waren trotzdem bei sämtlichen
Düngemitteln fast gleich hoch. Der N- Verlust wird demnach in der
Nachwirkung zum Ausdruck kommen.
Versuche über die Wirkung des Calciumnitrit gegenüber
Calcinmnitrat als Sti c k st of formen des Kalksalpeters, a) Parzellen-
düngungsversuch zu Spelz. Eine nachteilige Wirkung des Nitrit war nicht
zu beobachten. Die Erträge waren in Korn und Stroh bei beiden Stick-
stofforraen gleich hoch, b) Gefäßdüngungsversuch zu Hafer in Sand- und
Lehmboden. Die Düngung erfolgte am Tage vor der Saat. Die Dünge-
mittel zeigten keinen schädlichen Einfluß auf die Vegetation. — Die
Düngemittel zeigten nachstehende Reihenfolge in der Wirkung auf den
Ertrag: a) Sand: schwefeis. Ammoniak, Kalk Stickstoff, Kalksalpeter, Calcium-
nitrit, Chilisalpeter, Stickstoffkalk, b) Lehm: Kalksalpeter, Kalkstickstoff,
Calciumnitrit, Chilisalpeter, schwefeis. Ammoniak, Stickstoffkalk.
Felddüngungsversuche mit Kalkstickstoff und Kalksalpeter wurden
von E. Haselhoff') mit Hafer und Zuckerrüben auf mildem Lehmboden
ausgeführt. Die Parzellen waren je 2 a groß. Die neben gleicher Grund-
düngung gegebene Stickstoffdüngung entsprach 5 Clr. Chilisalpeter p. ha.
Die Düngemittel wurden in 3 Gaben, je ^/g bei der Aussaat, 14 Tage
nach dem Aufgange der Saat und 4 Wochen später bezw. bei der 2. Hacke
gegeben. Auf einer Parzelle wurde die Gesamtmenge des Kalkstickstoffs
14 Tage vor der Aussaat eingehackt. Der Hafer hat auf allen Parzellen
durch Trockenheit gelitten. Nach der ersten Kopfdüngung mit Kalk-
stickstoff trat eine Gelbfärbung der Pflanzen ein, die nach bald eintretendem
Regen wieder verging; dieselbe Verfärbung in noch stärkerem Maße trat
nach der zweiten Kopfdüngung ein. Auch bei den Zuckerrüben trat eine
Verfärbung und zum Teil Vertrocknung der Blätter nach der Düngung
mit Kalkstickstoff nach dem Aufgange der Pflanzen ein. Eine derartige
Erscheinung war weder bei Hafer noch bei Zuckerrüben zu bemerken,
wenn der Kalkstickstoff 14 Tage vor der Aussaat in den Boden gebracht
wurde. In dem Aufgange der Pflanzen wurden Unterschiede nach den
verschiedenen Düngungen nicht bemerkt. Die für 1 ha berechneten Mittel-
erträge von je 2 Parzellen sind folgende:
Ohne N
Chilisalpeter
Kalksalze
Kalkstickstoff
Kalkst.
14T.v.d.S.
Körner . . . 49,22
Stroh + Spreu 71,92
Zuckerrüben . 777,50
65,92
99,60
909,00
65,62
95,38
859,50
57,91
82,88
785,75
60.39 Otr.(?)
92,24 „
808,00 „
1) Jahresber. d. landwsch. Versnchsst. z. Marburg f. 1909/1910, 3.
160 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Die Düngewirkung des schwefelsauren Ammoniaks mit Beigabe
von Kochsalz. "Von B. Schulze.^) — Durch Versuche sollte die Frage
erörtert werden, wie sich die Leistung des schwefelsauren Ammoniaks als
N-Dünger zu der des Salpeters stellt, wenn beim Vergleich beider dem
schwefelsauren Ammoniak eine dem Natrongehalt des Salpeters entsprechende
NaCl-Düngung beigegeben wird. Auf Feldern verschiedener Güter wurden
zu Rüben, Kartoffeln, Sommerweizen, Hafer u. a. Versuche ausgeführt, bei
denen neben ungedüngten und mit Chilisalpeter gedüngten Parzellen
2 Parzellen mit Ammoniaksalz und 1 von diesen außerdem noch mit
Kochsalz in entsprechender Menge gedüngt wurden. „Das gesamte Bild,
das aus diesen Versuchen entgegentritt, zeigt unverkennbar, daß die Leistung
des schwefelsauren Ammoniaks verbessert wird, wenn man damit eine wie
oben angegebene Kochsalzbeigabe verbindet. Es ist nicht zu bezweifeln,
daß das Zurückbleiben der Düngewirkung des schwefelsauren Ammoniaks
hinter der des Salpeters, wenn niclit ganz, so doch zum großen Teil auf
eine Natronwirkung des Chili Salpeters zurückzuführen ist."
Düngungsversuch mit Torfstreu-, Strohstreu- und Sägemehl-
Stalldünger. Von L. Wilk. -) — In Verbindung mit der Untersuchung
über die Stickstoff Verluste im Stall und auf der Düngerstätte ^) unter Ver-
wendung verschiedener Einstreumittel wurden mit den drei genannten
Düngersorten im vergangenen Jahr eine Reihe von Düngungs versuchen
durchgeführt. Als Versuchsfeld diente ein nährstoffarmer bisher nicht
kultivierter, schwach bestockter Sandboden bei Flabult, auf welchem
18 Parzellen ä 0,5 a Fläche hergerichtet wurden. Der ganze Damm er-
hielt Mitte Mai 2000 kg Kalksteinmehl p. ha, worauf geeggt wurde.
6 Parzellen blieben ungedüngt, 3 Gruppen zu je 3 Parzellen bekamen die
verschiedenen Stalldüngersorten (50 000 kg p. 1 ha) und die letzten 3 eine
Kunstdüngung bestehend aus je 300 kg Superphosphat, Kalisalz (37prozent.)
und Chilisalpeter. Stalldünger, Kalisalz und Superphosphat gelangten am
15. bezw. 17. Mai, der Salpeter am 5. Juli gelegentlich des ersten Behackens
in den Boden. Am 17. Mai wurden die Knollen (Up to date) im Verband
66 X 33 cm gelegt. Die Entwicklung der Kartoffelpflanzen war eine sehr
verschiedene. Die Stalldüngerparzellen trieben am 28. Juni aus, die anderen
nicht vor dem 5. Juli. Der gedüngte Teil des Versuchsfeldes blühte am
9. August, der ungedüngte Teil überhaupt nicht. Ein großer Teil der
Parzellen lieferte einen iingewöhnlich niedrigen Ertrag (Abfrieren des
Krautes vor hinreichender Entwicklung der Knollen), doch traten die Unter-
schiede zwischen den verschieden gedüngten Parzellen trotzdem deutlich
hervor. Der Torfstreudünger mit seinem hohen Gehalt an leichtlöslichem
N zeigte sich mit fast 11 000 kg Mehrertrag den anderen Düngungen
bedeutend überlegen; Strohstreudünger und Kunstdünger ergaben rund je
5000 und Sägemehlstreudünger 2000 kg Mehrertrag über ungedüngt. Der
Stärkegehalt zeigte durchwegs eine procentische Vermioderung.
Die relative Wirkung verschiedener Stickstoffformen auf den
Haferertrag in Abhängigkeit vom Charakter der Böden unter den
1) Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 30. 452—458. (Mitt. a. d. Tersuchsst. Breslau.) — S) Zeitschr.
f. Moorkult. u. Torfverwert. 1910, 8, 302—305. (H. v. Feilitzen, Svenska Mooskulturföreningens Tidskr.
1910, 111. — 3) Siehe Jahresber. oben S. 131.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 161
Bedingungen des Yegetationsversuches. Von N. Owtschinikow.^)
— Zur Beleuchtung dieser Frage wurden Versuche mit Hafer in Zink-
gefäßen (20 cm H. u. 20 cm D.) auf Böden verschiedener Beschaffenheit
(Sand-, leichter Lehm-, mittlerer Lehm- und Tonboden) angestellt. Gedüngt
wurde pro Gefäß mit 0,25 g N in Form verschiedener Düngemittel imd
außerdem mit 0,25 gfio^ als Kg SO^ und 0,5 g PgOg als Na2HP04. Die
Düngemittel wurden mit dem Boden unmittelbar vor der Aussaat gemischt,
nur der Stiekstoffkalk wurde 2 Wochen früher dem Boden zugemischt.
Aus den Ergebnissen zieht der Vf. Schlüsse, denen wir folgendes entnehmen:
1. Die Höhe der Ernten an Hafer-Trockensubstanz untei- der Wirkung der
N-Düuger wurde zugleich auch durch den Charakter der Böden beeinflußt.
Die höchsten Erträge wurden auf dem „mittleren Lehmboden" erzielt;
etwas weniger auf dem ,, leichten Li^hmbodeii'', dann folgt der Ton- '.;ud
zuletzt der Sandboden. 2. Innerhalb jedes einzelnen Bodens ergaben
Ca(N03)2 und (NH^jgSO^ fast gleiche höhere Erträge als NaNOg. nur beim
Sandboden blieb die Wirkung des Ammonsulfats wegen seiner physiologischen
Acidität zurück. 3. Der Hauptunterschied zwischen Kalksalpeter und
Ammoniumsalz besteht in ihrer ungleichen Fähigkeit ihren N den Pflanzen
zu übermitteln. Am vollständigsten ist durch die Ernten der N des
(NH4)2S04 ausgenützt worden, dann folgt der N des Ca(N03)2 — zu dessen
Wirkung der CaO beigetragen zu haben scheint auf den kalkärmeren
Lehmböden. A^on den organischen N- Düngern wurde am besten der N
des entfetteten Knochenmehls aufgenommen, bei welchem auf mittlerem
Lehmboden eine höhere Ausnutzung erzielt wurde wie von NaNOg. Im
Vergleich zu letzterem war die Ausnutzung des N im Kalkstickstoff sehr
niedrig. (Der Vf. vermutet nachteilige Wirkung von freiem Cyanamid und
PHg.) Von Blutmehl N wurden auf mittlerem Lehmboden 85 7o von der
N-Ausnutzung des NaNOg erzielt. Die niedrigsten CoefFicienten der N-
Ausnutzung ergaben Fleischmehl, rohes Knochenmehl, insbesondere auf
Sandboden. 4. Kalk Stickstoff wirkte mehr auf Kornertrag als auf Stroh-
ertrag, ebenso mehr oder weniger die anderen organischen Düngemittel.
Die mineralischen Düngemittel und das entfettete Knochenmehl führten
mit wenigen Ausnahmen zu einem weiten Verhältnis zwischen Korn- und
Stroh-Mehrerträgen, insbesondere auf leichtem Lehmboden. 5. Der Einfluß
der Düngung auf den procent, N-Gehalt der Ernten war bei den mineralischen
N-Quellen höher wie bei dem organischen, mit Ausnahme des Kalkstiekstoffs.
Vergleichende Düngungsversuche mit Kalkstickstoff und Kalk-
salpeter. Von Buchner (- Eiste rtrebnitz, Sachsen).'-) — In Vergleich
gezogen wurden Chilisalpeter und schwefelsaures Ammoniak. Die Versuche
wurden auf schw^erem, stark humosen, tiefgründigen Lehmboden, auf Teil-
stücken von je 1 a Größe ausgeführt. Letztere bekamen eine ausreichende
Grunddüngung von P2O5 und KgO (Superphosphat, 40 7o-Kalisalz) und
N-Düngung mit gleichem N-Gehalt. Es kamen nur solche Felder zur
Verwendung, die seit 4 Jahren keinen Stalldung erhalten hatten, mit Aus-
nahme der Zuckerrüben -Parzellen, die i. J. 1907 Stalldung bekamen.
Kalkstickstoff und Ammonsulfat wurden 7 — 8 Tage vor der Aussaat aus-
1) Russ. Joum. f. experim. Landwsch. 1910. 11, 530-531. Deutscher Auszog. (Von den ausführ-
lichen in rassischer Sprache gemachten Mitteilungen und Tabellen [48 Seiten] konnte Eef. leider keinen
Gebrauch machen.) — *) Sachs, landwsch. Zeit.: ref. nach D. landwsch. Presse 1910, Xr. 24, 273.
Jahresbericht 1910. H
162
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
gestreut und sofort uatergekrümmert, während die Salpeter zugleich mit
der Saat oder, bei Zuokerrüben, in 2 Gaben verteilt gegeben wurden. Die
von uns mitgeteilten Erträge sind die Durchschnittserträge von je 3, oder
bei Zuckerrüben, je 2 gleichgedüngten Parzellen, in dz auf 1 ha.
Sommerweizen
Hafer
Kartoffeln
Zuckerrüben
Körner Stroh 1 relativ
Kömer 1 Stroh
relativ
Knollen
Wurzeln
Kalkstickstoff .
Ammonsulfat .
Kalk-Salpet. .
Chili- „
Ohne N . . .
32,29 49,11 138,8
31,57 47,58, 135,0
32,78 49,77 140,7
32,94 51,70 144.3
23,99 34,66 1 100
34,11
33,65
34,14
33,24
27,40*)
36,78
37,30
38,59
40,21
32,00*)
119,3
119,4
122,4
123,6
100*)
290,6
297.5
294,80
295,16
277,7
282,2
302,4
305,7
*) Hier lag nicht eine Parzelle
bekommen hatte.
,ohneN" vor, sondern eine solche, die nur die halbe N-Düng'ing^
Das Ergebnis bei Sommerweizen wurde nicht unerheblich durch starkes
Auftreten von Flugbrand beeinträchtigt. Der Hafer zeigte starkes Lager.
Sowohl der Kalkstickstoff, als auch der Kalksalpeter haben sich auf diesem
schweren Boden sehr gut bewährt. Ist ersterer auch im Durchschnitt
hinter der Wirkung der Salpeter etwas zurückgeblieben, so muß ander-
seits berücksichtigt werden, daß der Kalkstickstoff zurzeit noch das billigste
N-Düngemittel ist. Um die Wirkung der N-Dünger auf den Zuckergehalt
der Rüben festzustellen, wurden bei zwei Zuckerfabriken Polarisationen
ausgeführt, die folgende Zahlen ergaben: Kalk-N 17,6 — 17,4; Ammoniak-
salz 17,8—18,0; Kalksalpeter 17,7—17,2 und Chilesalpeter 17,6 — 17,4.
Versuche mit neuen Stickstoff-Düngemitteln. Von J. Hendrick.^)
— Das Wesentliche der Arbeit ist eine Schilderung 5 jähriger Versuche
über die N- Wirkung des Ca(N03)2 und Calciumcyanamids im Vergleich
zu der des NaNOg und (NH4)2S04. Die Versuche bestanden in Feld-
versuchen mit Hafer. Gerste und Rüben, und Topfversuchen mit Hafer,
Die N-Dünger wurden stets in Mengen mit gleichem N- Gehalt und in
Verbindung mit den gleichen Mengen Kalisalzen und Superphosphat an-
gewandt. Das Calciumcyanamid erwies sich als Düngemittel für Körner-
ernten dem NaNOg oder (NH^), SO4 gleichwertig, das Ca(N03)2 wirksamer
alsNaNOg, (NH4)2S04 oder Calciumcyanamid. Wahrscheinlich ist die größere
Wirksamkeit des Ca(N03)2 ^^"^ ^^^ zuzuschreiben und vermutlich werden
auf kalkreichen Böden die Ergebnisse andere sein. Bei Anwendung von
etwa 1 engl. Ctr. Calciumcyanamid auf den Acre bemerkte man keine
wesentliche Beeinträchtigung der Keimung, auch wenn es zur Zeit des
Keimens angewendet wurde. (Kalb).
Kalksalpeter oder Natronsalpeter, Von Paul Wagner, 2) — Bei
Versuchen mit Futterrüben auf lehmigen Sandboden und auf Lehmboden,
mit Zuckerrüben auf sandigem Tonboden, mit Kartoffeln auf Lehmboden,
mit Wiuterroggen auf kiesigem Lehmboden, auf Sandboden, mit Hafer auf
Lehmboden und mit Gerste auf Lehmboden ergab sich mit vollkommener
Regelmäßigkeit, daß bei Verwendung gleicher N- Mengen Chili- und Kalk-
salpeter entweder gleich gut gewirkt haben, oder, wenn ein Unterschied
1) Aberdeen and No. of Scotland Col. Ä!?r. Bnl. 13, 29; abs. in Mark Lane Expreß 103 (1910),
Nr. 4089, 137, 139: ref. nach Exper. Stat. Reo. 1910, 22, 621. — =) Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 8, 107.
ohne N , .
29
29
V2 g Nitrat-N
126
197,5
V2 „ Nitrit- „
106
190,5
1 ., Nitrat-,,
185
262,2
1 ,, Nitrit-,,
170
250,5
Gesamt-N
Trockensbst.
N
0,55
—
—
1,86
100
100
1,81
91
96
3,16
150
199
2,73
139
166
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 163
festzustellen war, der Chilisalpeter etwas besser als der Kalksalpeter ge-
wirkt hat.
Versuche über die Wirkung des Nitritstickstoffs in verschiedenen
neueren Düngemitteln. Von M. Gerlach. ^) — Bereits i. J. 1906 in
Gefäßen mit Hafer ausgeführte Versuche über diese Frage ergaben folgende
Ernteerträge im Mittel von je 4 Gefäßen in g:
TT.. r,. 1- Gesamte t\t^u-„^*
Korner Stroh Trockensbstz.
51,4
281,7
261,1
397,4
372,5
Schädliche Wirkungen des Nitrits zeigten sich nirgends. Ein aus
Calciumnitrit bestehendes neues Düngemittel, das IG, 5 — 17 ^/o Nitrit-N
enthielt, erwies sich ebenfalls bei Hafer unschädlich ; doch blieb es gegen
Chilisalpeter-N wie bei vorigen Versuchen in seiner Wirkung zurück, ebenso
bei einem Versuch mit Möhren und Senf, der als Nachfrucht nach Hafer
gebaut wurde. Die Versuche bei Hafer ergaben folgende Verhältniszahlen,
der Ertrag von Nitrat-N = 100 gesetzt: Nitrit-N: Körner 69, Stroh 83,
Gesamt-Trockensubstanz 67, Gesamt-N 58.
Vergleichende Untersuchungen über die Düngewirkung von Nitrat
und Nitrit. Von O. Kellner.'-) — Die Versuche wurden in viereckigen
aus emailliertem Eisenblech hergestellten Gefäßen von je 300 qcm Ober-
fläche, die mit einer Unterlage von Quarzkies und 6 kg frischer gleichmäßig
gesiebter Erde gefüllt wurden, mit Hafer ausgeführt. Die Erde war 6 Tage
vor der Aussaat mit je 10 g gefällten CaCOg, 1 g P2O5 (Doppelsuper-
phosphat) und mit 1,7 g KjO in Form von chemisch reinem Kaliumnitrat
und bezw. KtJiumnitrit gemischt worden. Nur die Gefäße „ohne N" er-
hielten das KgO halb in Form von Sulfat, halb als Chlorid. Der Hafer
wurde in gleicher Zahl von Körnern am 26. April in gekeimtem Zustande
in den Boden gebracht. Die Gefäße wurden während der Dauer des
Versuchs von unten mit destilliertem Wasser bewässert. Der Wassergehalt
des Bodens wnirde hierdurch auf ^/g der wasserfassenden Kraft des Bodens
erhalten. Bald nach dem Beginn der Versuche zeigte sich, daß die Gabe
von 0,25 g und mehr noch diejenige von 0,5 g Nitrit-N den weiteren
Verlauf der Keimung beeinträchtigte und den Aufgang der Pflanzen um
8 — 10 Tage verzögerte. Allmählich erholten sich jedoch die Pflänzchen
und erreichten in ihrer Entwicklung etwa nach 5 Wochen die Nitratpflanzen
so vollständig, daß, dem Augenschein nach, ein Unterschied zwischen
Nitrit- und Nitratpflanzen nicht mehr bestand. — 12 Tage nach der Aus-
saat erhielten 2 Gefäße, die keinen N erhalten hatten, 0,5 g N in Nitrit-
form, die keine Schädigung der Pflanzen mit sich brachte, vielmehr die
wegen N-Mangels zurückgebliebenen Pflanzen in ihrem Wachstum in solcher
Weise förderte, daß die Pflänzchen bald die mit 0,5 g Nitrat-N gedüngten
einholten. Die am 15. Aug. in reifem Zustande geernteten und später in
gleichmäßig lufttrocknem Zustande gewogenen Pflanzen ergaben pro Gefäß
folgende Erträge:
1) m. landwsch. Zeit. 1909. Nr. 97, 895. — =) D. landwsch. Versnchsst. 1910, 72, 311-317.
11*
164
Laadwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
0,5 g
Nitrat-N
0,25 s
Q^5 g I Nitrat-N
Nitxit-N 0,25 g
Nitait-Ni
0,4 g
Nitrat-iN
0,1 g
Nitrit-N
0,5 g I
Nitrat-N 0 25 g
(Kopf- ' Nitrat-N
düng.^ !
0,25 s
Nitrit-N
Ohne N
Körner g
Stroh g
35.0
60,6
30,7
60,1
39,3
66,0
39,7
62,4
36,6
61,7
27,5
49,8
27,7
52,0
13,8
24,4
Eine Schädigung der Pflanzen ist hiernach nur durch die höchste
der hier angewandten Nitritmengen (166 kg N p. ha) hervorgerufen worden
und ist ausschließlich auf eine Benachteiligung der Keimungsvorgänge
zurückzuführen, da die gleiche Gabe Nitrit, als Kopfdünger angewandt, bei
den in der Entwicklung etwas vorgeschrittenen Pflanzen keinerlei nachteilige
Wirkung mehr ausübte. Um jedoch eine Verzögerung in der Entwicklung
junger Saaten durch Nitrite vorzubeugen, ist es geboten, möglichst nitrit-
armen Kalksalpeter (der Nitrite zu enthalten pflegt) herzustellen. Der Vf.
weist noch auf die Gefahr bei sauren Böden hin, daß aus Nitrit freie
salpetrige Säure abgespalten wird, die ein starkes Pflanzengift ist.
Untersuchungen über die Wirkung des Moorbodens als Dünger
unter besonderer Berücksichtigung seines Stickstoffgehaltes. Von
Frido Herrmann. ^) — Durch Versuche in Gefäßen sowie in freiem Felde
sollte ermittelt werden: wie wirkt eine Düngung mit Moorböden und
und zw,ar 1. für sich allein angewendet, 2. neben einer Kalkdüngung,
3. neben einer Stallmist- (Harn- u. Kot-) Düngung und 4. wie wirkt der
N im Moorboden im Vergleich zu dem N im Stalldünger? Von den zum
Düngen eines sehr armen Sandbodens benutzten Moorböden waren 1. und
2. Niederungs-, 3. und 4. Hochmoore und zwar 3. die obere, jüngere und
4, die untere, ältere Schicht ein und desselben Moores.''') Böden 1 und 2
stammten von Wiesen und waren von nahezu gleicher Beschaffenheit; sie
wurden nach der Entfernung der oberen etwa 30 cm mächtigen Schicht
bis zu einer Tiefe von 70 cm ausgehoben. Die chemische Analyse der
Böden ergab folgende Bestandteile in % der Trockensubstanz und bezw,
Trockensubstanz in % des lufttrocknen Bodens:
i 1 o 1 ^- !
ig; o K-g ; ^ ; + „
.51
£■5
1
CS
■o ■=
«1
20
mW
13
a
o
a
o
0^'
& ^
Niederungsmoor
1
83,6
17,64
3,92 3,00
3,40
6.59
0,35
- 3,05
•1
2
85,8
17,38
2,52 4,15
4,20
6,19
—
0,17
3,13
Hochmoor, jung.
3
85,65
2,13 1,21 i0,04
0,14
0,19
—
0,04
—
0,77
alt. .
4
89,33
1,12 0,65i0,02
0,14
0.17
—
0,04
—
0,86
Mineralboden
99,29
99,03
0,014
1,098
0,058
0.072
Spur
0,021
0,0578
Der verwendete Stalldünger war eine Mischung von 384 g Kot, 150 g
Harn (beide in ganz frischem Zustand) und 30 g Roggenstrohhäcksel. Der
Kot enthielt 16,6''/o Trockensubstanz und in "/o der Trockensubstanz 0,33 N,
0,17 P3O5 und 0,12 KgO. Der Harn enthielt 4,62% Trockensubstanz
und in % der Trockensubstanz 1,17 N und 1,62 KgO. Der angefertigte
i) Ber. a. d. physiol. Labor, d. landwsch. Inst. d. Univ. Hallo 19. Helt, 126—177. — s) Die
Moorböden stammten 1. aus Dretzel b. Genthin (Fienerbruch); 2. aus Mahlitz (Kr. Stendal); 3. u. 4. aus
d. Bourtanger Moor ("West -Hannover).
Ä. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 16.5
Stalldünger enthielt 1 6,32 7o Trockensubstanz und darin 0,52<^/'o N, 0,15%
PgOg und 0,56 7o K2O. Der Düngekalk wurde in Form von frisch ge-
branntem, gemahlenem Atzkalk gegeben. Als Grnnddüngung kamen Thomas-
mehl, Kainit und etwas Ammonsulfat zur Anwendung. Die Glasgefäße
faßten 10 kg Boden; sie erhielten zunächst eine 2 — 3 cm starke Kies-
schicht, darauf eine 12 cm hohe Schicht Erde und darauf 4 kg Boden,
der mit der erforderlichen Menge Dünger sorgfällig gemischt war, imd
zuletzt eine 2—3 cm starke Schicht der Erdmischung ohne besondere
Düngung. Die Wassermenge, welche in den Gefäßen während der Dauer
der Yersuche erhalten wurde, wurde auf etwa 60 ^/q der mittleren Wasser-
kapacität — zu 22 ^/q angenommen — bemessen. Zum Versuche in freiem
Felde wurden 2 aus Drahtnetz angefertigte Kästen von 1 qm Oberüäche
und 30 cm Tiefe mit demselben Boden wie bei den Gefäßversuchen gefüllt
und in Ackerboden eingesenkt, jedoch noch mit einer 20 cm starken
Schicht ausgewaschenem weißen Sand umgeben. Beide Gefäße erhielten
eine Grunddüngung von je 80 g Kainit, 40 g Thomasmehl und 4 g Ammon-
sulfat, sowie 250 g Kalk. In Kasten I außerdem noch lOGOO g luft-
trocknes Moor. Kästen und Gefäße wurden am 25. bezw. 23. September
mit Winterroggen besät, für jeden Kasten wurden 95, für jedes Gefäß
15 Pflanzen bestimmt. Die Ernte im Juli nächsten Jahres wurde lufttrocken
gemacht und in derselben alsdann das Gewicht von Körnern, Stroh und
Spreu ermittelt. Die Ernteprodukte wurden auf ihren Gehalt an Trocken-
substanz, N und Asche untersucht. Die Einzelergebnisse aller Ermittlungen
sind in der Mitteilung des Vf. in 13 Tabellen niedergelegt. Von den
mitgeteilten Ergebnissen mögen folgende hervorgehoben werden. — Die
Zahlen über den Gesarat wasser verbrauch der einzelnen Nummern in der
Zeit vom 8. Mai bis 1. Juli zeigen, daß da, wo Niederungsmoor zum
Sand gegeben wurde, ein größerer Wasserverbrauch, namentlich bei Kaik-
zusatz, stattgefunden hat, als da wo reiner Sand oder Sand -\- Hochmoor
den Boden bildeten. Ferner war der Wasserverbrauch von Moorboden -f-
Stalldünger weit höher, als da, wo neben Moorboden Harn zur Anwendung
kam; dagegen war dieses Verhältnis von Stalldünger zu Harn gerade um-
gekehrt, wenn diese ohne gleichzeitige Anwendung von Moorboden zu
Sand gegeben waren. — Den Tabellen über Ertrag entnehmen wir folgenden
Auszug (s. Tabelle). Die Tabelle bringt die Erträge — im Mittel von je
2 Gefäßen — an Trockensubstanz, N und Asche in g und in Relativzahlen.
— Aus den Zahlen der Tabelle geht mit Sicherheit eine günstige Wirkung
des Moorbodens auf den Ertrag an Roggen hervor, die nicht zum größeren
Teil einer Verbesserung des Sandbodens in physikalischer Hinsicht zuzu-
schreiben ist, sondern der Aufnahme der Pflanzen an Moor-N. Das zeigt
ein Vergleich mit der Wirkung des in gleicher Menge angewandten
stickstoffarraen Hochmoorbodens. „Die düngende Wirkung des Hochmoor-
bodens ist verschwindend klein gewesen, das Niederungsmoor dagegen
hat auf den Ernteertrag und auf den N-Gehalt desselben in analoger
Weise gewirkt wie eine Düngung mit in der Praxis gebräuchlichen stick-
stoffhaltigen Düngemitteln." „Der Mehrgewinn an N beim Niederungsmoor
muß so gut wie ganz dem wirksamen N-Gehalt des Moores zugeschrieben
werden." Und diese günstigen Wirkungen wurden erhöht, wenn gleich-
zeitig Kalkdüngung gegeben wurde. Aus einer besonderen Zusammenstellung
166
Landwirtschaftliclie Pflanzenproduktion.
der Ergebnisse ist zu ersehen, in wie verschiedener "Weise der Kalk auf
die übrigen Düngemittel gewirkt hat, während beim Stalldünger und
beim Harn der Kalk den Ertrag bedeutend herabgedrückt hat. Es zeigt
sich, daß durch den Kalk der Kot-N, in weit höherem Grade aber der
Moor-N, in seiner "Wirksamkeit gehoben ist. Der im Moor enthaltene N
unterliegt also noch schwerer der Zersetzung als der im Kot enthaltene N.
Der "Vf. berechnete, daß bei der Ernte des ersten Jahres 2,6 Teile N im
Stalldünger dieselbe "Wirkung gehabt haben, wie 100 Teile N im Moor.
Ertrag an
Trockensubstanz
N
Asche
Znsätze zum Sand
Körner
Stroh +
Spreu
gesarat
Kömer
100
Stioh +
Spreu
100
ge-
samt
100
gesamt
g 1 100
gesa
imt
100
Stalldünger . . .
Harn
Kot
7,53
11,37
12,58
8,68
19,04
25,02
23,65
21,43
26,57
36,39
36,23
30,11
100
151
167
115
100
131
124
113
100
137
136
113
0,263
0,403
0,419
0,290
100
153
159
111
2,735
3,284
3,125
2,569
100
120
114
94
Durchschnitt . . .
10,04
22,28
32,32
133
117
122
0,344
131
2,929
107
o ! Stalldünger .
§ 1 Harn . . .
l Kot . . . .
8,53
15,61
11.98
9,87
21,44
26,76
25,14
25,70
29,97
42,37
37,12
35,57
113
207
159
131
113
141
132
135
113
159
139
134
0,315
0,471
0,419
0,337
120
179
159
128
2,316
2,829
2,833
2,664
85
103
104
97
Durchschnitt . . .
11,50
24,76
36,26
153
130
136
0,385
147
2,661
97
■^ Stalldünger .
iJ 1 Harn .
l Kot . . . .
8,56
10,13
12,16
8,99
21,61
25,56
25,07
22,08
30,17
35,69
37.23
31,07
114
135
161
119
113
134
132
116
114
134
140
117
0,327
0,409
0,430
0,330
124
156
163
125
2,831
3,403
3,360
2,974
104
124
123
109
Durchschnitt . . .
9,96
23,58
33,54
132
124
126
0,374
142
3.142
115
't'^] Stalldünger ".
%^\ Harn . .
S l Kot ... .
10,76
12,09
11,41
10,56
24,48
28.85
27,50
23,97
35,24
40,94
38,91
34,53
143
161
152
140
129
152
144
126
133
154
146
129
0,365
0,438
0.435
0,365
139
167
165
139
2,620
3,129
3,135
2,692
96
114
115
97
Durchschnitt . .
11,21
26,20
37,41
149
138
141
0,401
153
2,894
106
ll / Kalk . . .
1 i \ Kalk + Moor
251,03
358.57
451.86
616,44
702,89
975,01
100
143
100
136
100
139
8,62
12,57
100
148
35,58
44,34
100
125
Untersuchungen über den Düngewert des Schwelwassers. Von
H. C. Müller und K. Störmer,^) (Mitrefer.) — Nach wiederholten Ver-
suchen mit Schwelwasser in Sand -Torfgemisch, Lehmboden und sandigen
Lehmboden bei weißem Senf kamen die Vff. zu dem Ergebnis, daß der N
dieses "Wassers in den 3 Böden weit besser ausgenutzt wird, wenn das
Schwelwasser vor der Saat dem Boden zugeführt wird, z. T. deshalb, weil
es bei der Anwendung nach der Saat infolge seines Gehaltes an S-Ver-
bindungen und phenolartigen Körpern nachteilig auf die Pflanzen wurzeln
einwirkt. Die Ausnutzung des N war bei richtiger Anwendung eine ver-
hältnismäßig hohe und ging im Lehmboden bis auf 66 "/o. Zweifellos ist
jedoch, daß der N des Schwelwassers nicht als gleichwertig mit dem N
des Ammonsulfats oder des Chilisalpeters bezeichnet werden darf.
^) Ber. über d. Tätigk. d. agrik.-chem. Kontrollstat. d. Prov. Sachsen. Halle a. S. p. 1909, 57— 5S.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
167
Gründüngungsversuche in Justin zur Feststellung der Ausnutzung
des Gründüngungs-Stickstoff durch die Nachfrüchte. Von P. Baeßler.^)
— Das Versuchsfeld hat sehr leichten Sandboden und war zu einem Teil
im Herbst 1905, zum andern im Frühjahr 1906 mit Serradella und
Lapinengemenge bestellt worden. Nach Serradella betrug der N- Erwerb
155 kg, nach Lupinengemenge 208 kg pro ha. Die Ertragssteigerung bei
den Nachfrüchten betrug in dz auf 1 ha wie nachstehend angegeben (bei
Kartoffeln für Knollen, bei Getreide für Korn und Stroh):
Nachirucht
Nach Serradella-Gründüngung
ohne N
Grün-
düngung
Mehrertrag
d. Grün-
düngung
Nach Lupinen-Gründüngung
ohne N
M «3
Grün-
düngung
Mehrertrag
d. Grün-
düngung
1. Hafer, bezw. Kartoffeln
2. 1907 Winterroggen .
3. 1908
7.89 12,42 21,87
7,35 14,79 9
12,86| 19,92 14,24
31,59
17,45
22,84
13,98
2,54
1,39
19,17
2,66
2,92
106,4 245,5
7,871 15,75 12,981 24,69
11,271 18,50| 12,56| 21 "
139,1
5,11 I 8,94
1,29 I 3,18
Hiernach ist erwiesen, daß die "Wirkungsdauer einer Gründüngung,
auch bei großer Durchlässigkeit des Bodens, auf wenigstens drei Jahre zu
veranschlagen ist. Die bessere Wirkung der Lupinen im 2. Jahre auf
Winterroggen im Vergleich zu jener der Serradella vermutet der Vf. in
dem Umstände, daß die stärkeren, noch nicht verrotteten Stengel und
Wurzeln der Lupinenpflanzen größere Mengen von N zur Verfügung stellen
und den Boden feuchter erhielten. — Aus dem weiteren Zahlenmaterial
geht hervor, daß im Herbste untergebrachte Lupinen in allen Fällen bessere
Erfolge brachten, als die Frühjahrsunterbringung. Bei Serradella machten
sich diese Unterschiede weniger bemerklich. Von dem in den Boden ge-
brachten Gründüngungs-N sind in der Ernte der Nachfrüchte bei Herbst-
düngung und flacher Unterbringung immer etwas mehr als bei tiefer
Unterbringung wiedergefunden worden, namentlich bei der Serradella in
Summe der 3 Jahre, 42% gegen 32,8"/o. Dagegen waren die Unterschiede
nach Frühjahrsunterbringungen zwischen flach und tiefer von geringem Betrage.
■ — Unter Nebenwirkung der Grunddüngung versteht der Vf. den-
jenigen Anteil des durch Gründüngung veranlaßten Erfolges bei dem Anbau
N-sammelnder Leguminosen, der nicht auf den N, sondern auf die
günstigen Beeinflussungen der Bodenbeschalfenheit, wie sie in der Be-
schattung des Ackers, der Lockerung und Erschließung des Untergrundes
durch die tiefgehenden Wurzeln der angebauten Leguminosen, der Wasser-
versorgung der Nachfrüchte u. a. zurückzuführen ist. Zur Prüfung dieser
Frage war die Einrichtung getroffen worden, daß die auf besonderen Teil-
stücken erzeugte Gründüngungsmasse in ihrer Gesamtheit (einschl. Wurzeln)
auf ein nicht mit Luguminosen angebautes Teilstück übertragen, dort
gleichmäßig verteilt und planmäßig flach eingegraben wurde. Die hier-
nach erzielten Erträge wurden mit denen der ohne N erzielten und der
bei in gewöhnlicher Weise durch dieselbe Leguminosendüngung erzielten
in Vergleich gestellt. (Näheres ers. i. Original.) Es wurden solche Neben-
1) Mitt d. D. L.-G. 1910, Stück 18, 263—267.
168
Landwirtscliaftliche Pflanzenproduktion.
wirklingen bei allen Nachfrüchten in größerem oder kleinerem M.iße fest-
gestellt. Sie gewinnen an Bedeutung namentlich bei leichten Bodenarten.
Versuch über den Verbleib des Gründüngungs-Stickstoffs auf
einem Sandboden. Von C. v. Seelhorst. ^) — Die Versuche bilden die
Fortsetzung der in früheren Berichten mitgeteilten Versuche. ^) Das Gesamt-
resultat zeigt ebenso wie die Einzelresultate es tun, daß die späte Unter-
bringung der Gründüngung gegenüber der frühen einen wesentlichen Vor-
zug hat. Die in dem Drainwasser ausgewaschenen N-Mengen sind geringer,
die in den Ernten zurückerhaltenen sind bei der späten Unterbringung
größer gewesen als bei der frühen. Das Gesaratresultat zeigt ferner die
sehr viel stärkere N- Abgabe der früher mit Kartoffeln bestellt gewesenen
Kasten, die aber lediglich auf dem stärkeren N- Verlust im Drain wasser
beruht.
Versuche über die Verwertung von Torf -Stickstoff. Von Jacob
G. Lipman, Percy E. Brown und Irving L. Owen.^) — In Gefäß-
versuehen wurden ein an der Sonne getrockneter und ein gedörrter Torf
verwendet und in Mengen, die 1, 2 oder 3 g N enthielten, zu je 20 Pfd.
reinem Quarzsand gegeben. Letzterer erhielt eine Grunddüngung aus 20 g
Austernschalen, 4 g saurem Phosphat, 2 g KClg, 0,5 g Mg 80^ und 0,5 g
FeSO^ aqu. bestehend. Eingesät wurde Roggen. Der Ertrag an Trocken-
substanz und an in derselben enthaltenen N in g und bezw. mg betrug:
An der Sonne
getr. Torf
Gedörrter Torf
Ungedüng-t
Roggen-Trockensubstanz g 2,15 .
darin N mg 20,92
wieder gefundener N d. Tort-N
(nach Abzug v. unged ) in % .
1
7,6
77,90
11,4
164,34
5,69 7,17
3 g N
13.5
215,59
6,49 i.ilitt.6,4
6,5
57,39
3,65
2
9,6
109,82
3 g N
11,2
176,18
4,44 5,17, i.M. 4,4
Düngungsversuche. Von W. Schneidewind (Ref.), D. Meyer,
B. Heinze, F. Munter und J. Graff. *) — 1. Stickstoff versuche,
a) Die unten genannten N-Formen wurden bei 4 Hafer-, 1 Roggen- und
2 Kartoffelversuchen geprüft. Im Durchschnitt ergaben sich folgende
Verhältniszahlen:
Natronsalpeter Schwefelsaur. Ammon Kalkstickstofl
Mehr-
N-Aus-
Mehr-
N-Aus-
Mehr-
N-Aus-
ertrag
nutzung
ertrag
nutzung
ertrag
nutzung
Getreide . .
. 100
100
89
91
82
89
Kartoffeln .
. 100
100
97
91
88
74
b) Natron-, Kali- und Kalksalpeter wurden bei Hafer und Kar-
toffeln geprüft und für sie fast genau die gleiche Wirkung gefunden. Die
Nährstoffaufnahme gestaltete sich bei der Kartoffel wie folgt:
Düngung
Ohne N
Natronsalpeter
Kalisalpeter
Kalksalpeter
2;
M 1
o
6
;z;
o
o O
1 -
12;
1
o
5
Iz
o
g:
2,18
5,07 0,37
1,00
6,45
12,94
2,65 3,21
6,53
19,43| 0,25
2,93
6,43
13,86
0,71 3,64
») Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 20. 291—292 u. 21, 309-310. — «) Ebend. 1906, 1907, 1908
u. 1909. Dies. Jahresber. 1907, 188; 1909, 135. — s) Rep. of the Soll Chemist a. Bacteriol. of tlie New
Jersey Agnc. Coli. Exper. Stat. New Brunswick f. 1909, 1910. 188—195. — *) Landwsch. Jahrb. 1910,
39, Ergänzungsbd. III. 209-342.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 169
Wie man sieht, so bat der Kalisalpeter (trotzdem, daß eine sehr reich-
liche Gruuddüngnng mit Kg 0 gegeben war) die KgO-Aufnahme erheblich
gesteigert, während die Düngung mit Nag 0- Salpeter die Nag 0 - Auf nähme
weit weniger erhöht hat. Die Kartoffel verschmähte das NagO so gut wie
vollständig, c) Kalkstickstoff und Stickstoffkalk erwiesen sich bei
3 Hafeiversuchen und 1 Roggenversuch in einer aus gleichen Teilen Sand
und hnmos. Lehmboden annähernd gleichwertig, d) Versuche mit Stick-
stoff kalk in verschiedenen Korngrößen zeigen, daß nur die großen Stücke
(1,0 — 3,0 mm) eine etwas geringeie Wirkung aufweisen. e) Guanyl-
Harnstoffsulfat und Guanyl- Super (aus Westeregeln) haben sich, zu-
nächst stark giftig wirkend, Stickstoifkalk gegenüber nicht bewährt,
f) Organische N-Dünger ergaben bei Hafer gegenüber dem Chilisalpeter-
Mehrertiag = 100 folgendes:
Ammon- Kalk- Stickstoff- Fisch- Fleisch- Blut- Hern- Leder-
sulfat Stickstoff kalk mehl mehl mehl mehl mehl
78 77 69 64 59 48 48 13
2. Versuche über die N-Verluste des Ammonsulfats und
des Kalkstickstoffes bei Oberflächendüngung zeigen (in Labora-
toriums- und Vegetationsversuchen) übereinstimmend, daß auf kalkarmem
Sandboden keines der Düngemittel Verluste an N erlitten hat, wohl aber
das Ammonsulfat auf kalk reichem Boden.
3. Die Festlegung des Ammoniak-N durch Zeolithe im
Boden. Th. Pfeiffer hatte gefunden, daß der von den Zeolithen ab-
sorptiv gebundene Ammoniak-N zum Teil über die Dauer einer Vegetations-
periode hinaus für die Pflanzenwurzeln unzugänglich bleibe. Der Vf.
kommt auf Grund seiner über diese Frage angestellten Versuche zu dem
Schlüsse, daß auf normalen Böden, wo die Oxydation des NHg zu NO3
glatt erfolgt, eine nennswerte Beeinflussung der NH3- Verbindungen durch
Zeolithe nicht stattfindet.
4. Die Wirkung des Gründüngungsstickstoffs. Die Grün-
düngung in Form von Gelbklee hatte eine bessere Wirkung gezeigt als die
Gründüngung in Form von Erbsen, Bohnen und Wicken, was auf die
leichtere Zetsetzbarkeit der zaiten Kleemasse zurückzuführen ist. Sehr
gering waren die Unterschiede zugunsten des Gelbklees auf dem durch-
lüfteten Sandboden, groß auf wenig durchlüftetem Lehmboden. Der N des
Gelbklees war auf dem besseren Boden zu 40,8, auf dem Sandboden zu
36,5, der der Erbsen, Bohnen und Wicken auf dem besseren Boden zu 30,5,
auf dem Sandboden zu 33,5*^/o ausgenutzt worden.
Feld-Düngungsversuche. Von W. Schneidewind, i) — In längeren
Ausführungen (auf die wir hier nicht nähr eingehen) bespricht der Vf. die
Wirkung von N, PgOg und KgO ohne und neben Stalldünger sowie die
Ausnutzung der in den künstlichen Düngemitteln enthaltenen Nährstoffe,
ferner die Wirkung und Verwertung des Stalldüngers. Im
letzteren Falle zeigte sich, daß die Verwertung in den letzten 7 Jahren
(1903—1909) genau die gleiche als in den ersten 5 Jahren (1898— -1902)
war. Es hat sich im Durchschnitt der 12 Jahre 1 Ctr. Tiefstalldünger
1) 7. Ber. d. Vers.-Wirtsch. Lauchstädt 1907-1909. (Unter Mitw. von D. Meyer, F. Munter,
J. Graff u. W. Gröbler); ref. nach D. landwsch. Presse 1910, Nr. 41, 443 u. 42, 454.
170
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
neben P2O5 und Kg 0 zu rund 70 Pf. verwertet, während ohne gleich-
zeitige P2 ^5" ^^^ Kg 0- Düngung die Verwertung eine noch höhere war.
Diese hohe Verwertung wurde erreicht, wenn der Stalldünger gleich nach
dem Ausfahren gebreitet und untergepflügt wird und wenn nur soviel an
N in Form von Salpeter oder Ammoniaksalz neben dem Stalldünger ver-
abfolgt wird, als unbedingt erforderlich ist. Da nun hie Kartoffel auf
besserem Boden neben Stalldünger meist keinen Salpeter bezw. kein
Ammoniak erhält oder doch nur in sehr geringen Mengen, so wird man
die obige Verwertung von gleich gutem Stalldünger bei der Kartoffel unter
den in der Praxis herrschenden Verhältnissen eher erzielen als bei der
Rübe, wo man meist mit einem Überschuß von N arbeitet. — Die höhere
Stalldüngergabe (300 dz auf 1 ha) hatte durchweg bei Rüben mit der
Nachfrucht Gerste eine höhere Ernte erzeugt als die niedrigere Stalldünger-
gabe (200 dz), während bei der Kartoffel mit der Nachfrucht Weizen
durch die niedrigere Stalldüngergabe überall genau die gleichen Erträge
gewonnen wurden als mit der höheren. Die Verwertung von 1 dz Stall-
dünger war bei Verwendung von 200 dz Stalldünger durchweg besser als
bei Verwendung von 300 dz, ganz besonders bei der Kartoffel mit der
Nachfrucht Weizen. — Es betrugen die im Durchschnitt der Jahre erzielten
Mehrernten:
Mehrertrag auf 1 ha dz
bei Zuckerrüben
bei Kartoffeln
angew. Stalldünger
300 dz j 200 dz
300 dz 1 200 dz
durch Stalldünger neben PjOg und K,0 (N- Wirkung d. Stalld.)
N ., K2O (P2O3- )
„ N ,. PoOä (KoO- ., .. ., )
1
106,0 89.4
88,5 67,4
39,1 29,5
61,4
73,0
109,7
65,3
73,1
109,2
Es steht hiernach fest, daß die hohe Wirkung des Stalldüngers zu
Kartoffeln zum größten Teil auf die KgO-Wirkuug des Stalldüngers zurück-
zuführen ist, während die durch den Stalldünger bei den Rüben erzielten
Melirernten dem N und der P2O5 des Stalldüngers in erster Linie zu ver-
danken sind. — Hinsichtlich der Wirkung und Verwertung der
Gründüngung — die mit Gelbklee zeichnet sich besonders aus — ergab
sich, daß damit im Durchschnitt Mehrernten von 47,4 dz Zuckerrüben,
34,4 dz Kartoffeln und 9,2 dz Körner + 18,6 f^z Stroh (abgesehen von
der Nachwirkung) erzielt wurden. Die Ausnutzung des N betrug etwa
40—48, im Durchschnitt 43 7o-
Untersuchungen über Stalldünger. Von E. J. Russell.') — Die
Versuche bezweckten die Ermittelung unvermeidbarer Verluste im Stall-
dünger und den Wert von Stroh, Torf und Farnkraut als Streu. Stallmist
von Ochsen, die mit Leinsamenkuchen gefüttert waren, verlor während
der Versuchsperiode trotz Einhaltung der praktisch möglichen Konservierungs-
maßregeln 15*^/0 seines N- Gehaltes. Dieser Verlust ist, da die Ergebnisse
mit denen anderer Forscher gut übereinstimmen, als unvermeidlich an-
zusehen. Der Nachteil ist bedeutender als es scheint, weil er die leicht
nutzbaren N- Verbindungen betrifft und noch eine weitere Einbuße durch
Festlegung von N - Verbindungen durch Mikroorganismen zu verzeichnen
1) Jour. Sontheast. Agr. Col. Wve 1908, No. 17, 441—447 : ret. nach Exper. Stat. Rec. 1910.
23, 124. & . , .
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 171
ist. Diesen Verlusten ist nicht abzuhelfen. — Torf eignet sich besser als
Stroh zur Streu wegen seiner größeren Absorptionskraft, zersetzt sich aber
weniger rasch im Boden. Auf leichten Böden ist daher Torfdünger weniger
brauchbar als Strohdünger, besonders in trockenen Jahren. Farnkraut ist
als Streumaterial gut verwendbar und hierfür beinah so gut als Stroh.
Der mit demselben hergestellte Dünger wirkt wegen seiner geringeren
Zersetzbarkeit gegenüber dem Strohdünger besser auf schwerem als auf
leichtem Boden. (Kalb.)
Über die Mitwirkung von Mikroorganismen an der Ausnutzung
unlöslicher Phosphate des Bodens durch die höheren Pflanzen. Von
S. de Grazia. ^) — Der Vf. hat in einer früheren Arbeit feststellen
können, daß die Bodenflüssigkeit sich unter dem Einfluß von Mikro-
organismen an Phosphat anreichern kann und Koch und Kröber haben
diese Erscheinung lediglich damit erklären wollen (Fühling's landwsch,
Zeit. 1906), daß die durch die Lebenstätigkeit der Mikroorganismen
hervorgebrachte Säure eine Lösung der Phosphate bedingen dürfte. Mit
den vorliegenden Untersuchungen will der Vf. erweisen, daß die Auf-
spaltung unlöslicher Bodenphosphate auch ohne Säurebildung, nämlich durch
Enzym Wirkung, erfolgen könne. — Vorversuche zeigten, daß eine Säure-
bildung durch Mikroorganismen in Gegenwart von Chloroform nicht nur
nicht stattfindet, sondern daß eine starke Säureabnahme eintritt. Es
wurden nämlich Kolben mit steriler Nährlösung und Phosphat mit Garten-
erde geimpft und mit und ohne Chloroform im Brutschrank gehalten,
wobei der Säuregrad im letzten Fall von 77 auf 690 stieg, während er
bei Gegenwart von Chloroform von 77 auf 19 sank. — Nach solchen
Vorversucheu wurden nachstehende Versuche angestellt, deren Verlauf und
Ergebnis sich klar aus folgender Aufzeichnung ergeben:
Ergebnis nach Tagen
Substrat 7) 15 30 56^
Säure P2O5 Säure PoOg Säure P2O5 Säure P2O5
Wasser 3,0 — 2,5 — 2,5 — — —
Wasser + Chloroform .... 3,0 — 2,5 — 2,5 — - —
Nährlösung 14,0 — 44.0 — 42,0 — — -
Nährlösung + Chloroform . . . 15.0 — 14,0 — 20,0 _ — —
Wasser + Phosphat 8.0 — 8,0 4,8 7,0 — 17,5 5,0
Wasser + Phosphat + Chloroform 8,0 — 7,0 4,6 7,0 5,6 17,0 5,1
Nährlösung + Phosphat . . . 22,5 — 142,0 5,2 832,0 100,0 960,0 135,4
Nährl. + Phosphat + Chloroform 23,0 - 15,0 7,0 5,0 10,6 neutral 26,5
Nährlösung + Phosphat steril . 2,0 — 2,5 3,7 2,0 3,9 1,5 4,4
Die Angaben des Säuregrades sind in ccm ^ NaOH, die des PjOg-
Gehaltes in mg Mg.^PgO^ ausgedrückt. Als unlösliches Phosphat wurde
reines Tricalciumphosphat von Merck verwendet. Die Nährlösung bestand
wie in den Vorversuchen aus lOprocent. Glucoselösung, die 5 v. H. Torf-
pulver und einige Tropfen Gartenerdeextrakt als Impfstoff erhielt. — Die
Versuche erweisen, daß eine Lösung des Phosphates auch ohne Säure-
bildung tatsächlich eintritt, daß aber — wenigstens unter den Versuchs-
bedingungen — die Aufspaltung des Phosphates in ganz ungleich höherem
1) Staz. sperim. agrar. ital. 43, 179.
172 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Maße durch die Säure erfolgt. Die Äufspaltuug in der neutralen Flüssigkeit
möchte der Yf. einer enzymatischen Hydrolyse zuschreiben. Da sowohl
die Enzyme wie die Säure den Organismen entstammen, ist es für die
Praxis schließlich gleichgültig, ob neben der starken Spaltung durch die
Säure auch eine geringe durch die Enzyme erfolgt; immerhin zeigen die
Versuche, daß die Mikroorganismen -Tätigkeit im Boden eine vielseitige
sein kann. (M. P. Neumann.)
Über die Bestimmung des Phosphorsäurebedarfes der Zucker-
rübe. Von G. Wimmer. ^) — Unter Bedarf ist wohl diejenige Menge
eines Nährstoffes zu verstehen, die zur Erzeugung einer Höchsternte von
bestem Gebrauchswerte notwendig ist. Die nach der Methode der Saud-
kultur duichgeführten umfassenden "Versuche haben gelehrt, daß bei
normaler Bodenfeuchtigkeit und der angewendeten Düngung, die zur
Erzeugung von 10 000 kg Rübentrockensubstanz erforderliche Phosphorsäure-
menge von 18 — 83 kg schwankte. In bezug auf erzeugte Erntemenge
wurde die Phosphorsäure am besten bei Phosphorsäuremangel und am
schlechtesten bei Phosphorsäureüberschuß ausgenützt, die vorteilhafteste
Ausnützung, wenn man auch zugleich die Beschaffenheit der Rüben mit
berücksichtigt, liegt aber bei einer anderen Phosphorsäuregabe, nämlich
bei 44,45 kg Phosphorsäure (rund 50 kg). Der Phosphorsäurebedarf
(Nährstoff bedarf) der Zuckerrüben ist dann am besten gedeckt, wenn bei
einer bestimmten, stets gleichen Ernte an Trockengewicht das Fleisch-
gewicht der Rüben am geringsten, die geerntete Zuckermeuge aber am
höchsten ist. Die Sandkultur, die in Bernburg eine hohe Stufe der Aus-
bildung erlangt hat, dürfte vielfach berufen sein, rätselhafte, unwahrschein-
liche Fragen einer richtigen Lösung zuzuführen. (Stift.)
Über die rationelle Anwendung der Superphosphate. Von J.
Dumont. -) — Schon früher kam der Vf. auf Grund seiner Untersuchung'^)
zu dem Schlüsse, daß bei humusreichen Böden die Bindung der P2O5
nicht ausschließlich dem Zurückgehen zuzuschreiben ist, daß die Größe
der Absorption nicht vom Kalkgehalte, sondern von dem Verhältnis von
Humus zum CaCOg abhängt. Ein Bruchteil der wasserlöslichen P2O5 wird
von den humificierten organischen Substanzen gebunden. Dieses Ergebnis
ließ den Vf. vermuten, daß das Zurückgehen der Superphosphate im Boden
durch gleichzeitiges Ausstreuen der Superphosphate mit einem stark ver-
rotteten, an Huraaten reichen Stallmist verhindert und die Wii-kung des
Superphosphates gefördert werden kann. Die während mehrerer Jahre zu
Grignon über diese Frage ausgeführten Versuche bestätigten diese Ver-
mutung. Vier Parzellen von möglichst gleicher Beschaffenheit erhielten
im Februar 1907 eine Düngung von Stallmist und mineralischem Super-
phosphat, p. ba berechnet 30 000 kg bezw. 600 kg. Auf 2 der Parzellen
wurde der Dünger wie üblich getrennt angewendet; auf den anderen
wurde der Dünger gemischt angewendet, d. h. das Superphosphat wurde
einige Tage vorher dem Stallmist zugemischt. Im ersten Jahre des Ver-
suchs wurden Rüben und Kartoffeln, im zweiten Jahre Weizen und Hafer
1) Die Deutsche Znckerind. 191Ü, 35, 829—830. — •■!) Conipt. rend. 1909. 148, 1205—1207. —
3) Ebend. 19(il, 132, 435 n. Dies. Jahresber. 1901, 42: ,,Über die Absorption des Mono calcium phosphates
durch die Ackererde und den Humus."
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 173
angebaut. Auf 1 ha berechnet wurden geerntet (in kg bezw. in Meter-
Centner) :
1907 Rüben Kartoffeln 1908 Weizen Hafer
Rüben Trockensbst. Rüben Trockensbst. Körner Stroh Kömer Stroh
Dünger /I.Reihe 66800 10915 47 600 12432 35,2 120,8 51 117
gemischt \ 2. .. 58160 9306 46000 12080 27,8 92,8 56 116
Dünger (1. .. 67 600 8817 46000 11684 30,4 116,8 48 112
getrennte 2. „ 56400 8663 42000 11037 25,6 88.4 48 108
In beiden Jahren und bei allen Früchten gab der Dünger in Mischung
höhere Erträge als der gleiche Dünger, getrennt gegeben. Der Vf. empfiehlt
zur Herstellung des Mischdüngers 1000 kg verrotteten Stalldünger und
75 — 100 kg Superphosphat zu verwenden. — Schlackenphosphate und
Rohphosphate, also unlösliche Phosphate üben keine Wirkung auf die
Hnmiissubstanzen aus.
Über die zur Erforschung des Phosphorsäure- und Kalibedürfnisses
von Kulturböden angestellten Wiesendüngungsversuche. IL Mitteii.
Von Paul Liechti. ^) — Die erhaltenen Ergebnisse haben zunächst nur
Gültigkeit für diejenige Pflanzenart, welche bei dem Versuche benutzt
■wurde; die vorliegenden auf Wiesen ausgeführten Versuchen beziehen sich
auf aus zahlreichen verschiedenen Pflanzen zusammengesetzten Bestand
und wenn von dem Dünger bedürfnis eines Wiesenbodens gesproclien wird,
so ist darunter nur das Bedürfnis eines jeweilen gegebenen Pflanzen-
bestandes zu verstehen. Der Vf. berichtet zunächst über die bei den
einzelnen Düngungen eingetretenen Wirkungen, unter Verwendung der
Ergebnisse von früher abgeschlossenen Versuchen. Als die Wirkung einer
Düngung wurde gerechnet, wenn der Mehrertrag der gedüngten Parzellen
größer ist, als die größte Ertragsabweichung einer ungedüngten Parzelle
vom Mittelertrag der ungedüngten Parzellen. — Einseitige PgOg- (Super-
phosphat-) Düngung. In 50 Fällen von 78 Ver.suchen (64 7o) wurden
Mehrerträge von 1 bis über 20 q Dürrfutter p. ha erzielt, in maximo 32,4 q.
Es ist also auf ein noch stark verbreitetes PjOj-Bedürfnis der Wiesenböden
zu schließen. Einseitige KgO- (33 procent. Kalisalz-) Düngung. In
41 Fällen von 78 Versuchen (52,6 %) wurden Mehrerträge erzielt, jedoch
keine über 20 q p. ha. Bei gleichzeitiger Anwendung von Super-
phosphat und Kalisalz wurden in 67 Fällen von 78 Versuchen (86,9 7o)
Mehrerträge bis zu 37,1 q Dürrfutter p. ha erzielt. Wurde das Super-
phosphat durch Thomasmehl ersetzt, so ergab sich bei den 34 Vergleichs-
versuchen, daß in 21 Fällen die Thomasmehl -Kali -Düngung besser, in
8 Fällen geringer gewesen ist, als die der Superphospbat-Kalidüngung. —
Ferner beschreibt der Vf. die 34 einzelnen (33 im Kanton Bern) 3jährigen
1906 — 1908 ausgeführten Versuche, bei denen in der Hauptsache 5 Par-
zellen : ungedüngt, Superphosphat, Kalisalz, Superphosphat -j- Kalisalz und
Thomasmehl -|- Kalisalz eingerichtet^waren. Die hauptsächlichsten Ergebnisse
sind in den oben mitgeteilten enthalten; im einzelnen können sie hier
nicht Raum finden. Mitgeteilt sei nur das Ergebnis, das auf einer Natur-
wiese mit kalkreichem Lehmmergelboden und bei der Ermittelung der
botanischen Zusammensetzung des gewonnenen Dürrfutters erhalten wurde.
1) Sonder -Abdr. a. d. Landwsch. Jahrb. d. Schweiz 1910, 357—384. (Schweizer, agrik. - ehem.
Anst. Bern.)
174
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Die Erträge an Dürrfiitter sind in q p. ha, die Zusamnaensetzung des
Dürrfutters in Gewichts-% angegeben, 1 Scliuitt 1907.
Erträge an Dün-futter
in q auf 1 ha
Botanische Zusammensetzung
des Dürriutters
1906 1907 1908 1906—1908
a) Ungedüngt . . .
b) Superphosphat
c) Kalisalz ....
d) b + c
e) Thomasm. + Kalis.
20,9
32,4
22,8
33.6
21,9
21,5
64,3
29,1
73,4
53,1
30,1
73,2
29,8
77,0
78,2
72,5
169,9
81,7
184.0
153.2
Mittel
p. Jahr
24,2
56,6
27.2
63,1
51.1
Gräser
73,9
25,1
69,0
16,5
22,8
Legu-
minosen
14,8
73,4
23,7
82,3
74,5
sonstige
Arten
11,3
1,5
7,8
1,2
2,7
Versuche mit verschiedenen phosphorsäurehaltigen Düngemitteln.
Yon J. Schroeder und H. Dammann, i) — Als Dungmiltel wurden Knochen-
mehl, Thomasschlacke und Superphosphat angew^andt. Als Versuehspflanze
diente die Futterrübe. Gedüngt wurde in einer Stärke von 100 kg P2O5
pro ha. Alle drei Düngemittel gaben etwa die gleichen Mehrerträge,
nämlich über 200 °/o mehr an Wurzeln und über 150 ^^ mehr an Trocken-
substanz gegenüber der ungedüngten Fläche. Die Vif. schreiben die hohen
Mehrerträge dem großen Mangel des Bodens an P2O5 und der raschen
Zersetzung der Düngemittel durch das Klima zu.
Felddüngungsversuche mit verschiedenen Phosphaten. Von O.
Reitmair.2) • — Der Vf. hat auf Grund von Löslichkeitsversuchen u. a.
die Anschauung gewonnen, daß die P2O5 des Ackerbodens nicht in der
Form eines einfachen Phosphates vorhanden sein kann, weil alle bisher
bekannten Phosphate höhere Löslich keitsziffern zeigen als die Phosphate
der Ackerböden, und vermutet, daß die PgOg des Bodens in Form von
Siliko- und Hydrosilikophosphaten vorhanden ist. In Beziehung zu dieser
Frage hat der Vf. Versuche ausgeführt, bei denen eine Differenzdünguug
mit verschiedenen Phosphaten gegeben wurde, die sich im allgemeinen den
früheren Versuchen anschließen und an 64 Orten ausgeführt wurden.
Nachstehende vom Vf. gegebene Übersicht der Hauptergebnisse zeigen die
Anordnung der Versuche und teilen vorläufig nur die durch die Phosphat-
düngungen (je 60 kg P2O5 p. ha) bei Gerste erzielten Mehrerträge mit.
Mittlerer Körner-
Kömerertrag in dz p. ha
mehrertrag durch
PoO in dz. p. ha
gegen ungedüngt
durch
gegen Grunddüngung
durch
Mittel ans
gl
11
c
1
1 rt
3 0
s
i
5
0
H
Knochon-
mohl
(entloimt)
Praecipitat
A
s 0
1
s=
S
Knochen-
mehl
(entleirat)
'S,
40 Vers, mit POg-Reaktion
24 „ ohne „
64 „ gesamt ....
3,37
0,79
2,40
3,31
0,49
2,25
3,75
1,66
2,97
3,08
0,37
2,06
3,27 3,28
0,44 0,70
2,21 [2,31
3,71
0,58
2,52
3,04
1,13
2,32
3,01
-0,17
1,82
3,24
0.49
2,21
Nach dem Vf. sind die Unterschiede der einzelnen Phosphate nicht
groß genug, um bei den dortigen reicheren Böden einen praktisch ver-
wendbaren Unterschied im relativen Wirkungswert der drei Phosphate
1) Rev. Inst. Agron. Montevideo 1909, Nr. 5. 239—242. — 2) Zeitschr. f. d. landwsch. Versuchsw.
in Österr. 1910, 13, 182-185. (Ber. über d. Tätigk. d. k. k. landwsch.-chem. Versuchsst. Wien i. J. 1909.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 175
Thomasmehl, entleimtes Knochenmehl und Praecipitat zu bedingen; nur
Superphosphat zeigt einen höheren Wirkungswert.
n. Phosphorsäureversuche. Yon W. Schneidewind und D. Meyer. ^)
— Die Versuche betrafen 1. die Wirkung verschiedener P2O5-
Formen bei Vorratsdüngung und jährlichen Gaben, 2. desgl.
bei längerer oder kürzerer Lagerzeit im Boden und 3. die
PaOs-Wirkung verschiedener Düngemittel und lieferten folgendes
Gesamtergebnis: „In Böden mit einem guten Ca 0- Gehalt, aber geringem
Gehalt an Fe und AI behalten nicht nur die Thomasmehl -Pgüg, sondern
auch die Pg O5 des Präcipitats und Superphosphats auf eine lange Reihe
von Jahren ihre Wirksamkeit, — In den beiden ersten Jahren brachte
eine Vorratsdüngung mit Superphosphat höhere Erträge als eine solche mit
Thomasmehl; im 3., 4. und 5. Jahre leisteten die beiden Vorratsdüngungen
dasselbe, während im 6. und 7. Jahre das Thomasmehl das Superphosphat
übertraf. An P2O5 lieferte die Vorratsdüngung mit Superphosphat den
Pflanzen in 7 Jahren größere Mengen als die mit Thomasmehl. Die
höhere PgO^- Aufnahme trat bei der Vorratsdüngung mit Superphosphat
hauptsächlich im 1. Jahre hervor. Die P2O5 des Tnomasmehles wurde
haushälterischer von den Pflanzen verwertet, als die wasserlösliche P2O5
des Superphosphats. — Das Agrikulturphosphat zeigte auf einem Löß-
lehmboden nur eine sehr geringe Wirkung und lieferte den Pflanzen nur
sehr geringe PgOg-Mengen. Setzt man die PgOg-Ausnutzung der Vorrats-
düngung mit Thomasmehl = 100, so betrug diese bei Agrikulturphosphat
nur 18,6. — Durch das Mischen des Superphosphats mit Kalkstickstoff
verlor die Superphosphat-Pg O5 an Wirksamkeit."
Ein Düngungsversuch mit Knochen -Präcipitat. Von Arthur
Rindell.^) — Bei dem Dflngungsversuch, der auf gut zersetztem, mit
Lehm melioriertem und mit etwas Stalldünger gedüngtem Niederungsmoor
ausgeführt wurde, kamen Thoraasmehl und Knocheupräcipitat zum Ver-
gleich. Der bei 100° getrocknete Boden enthielt 1,64% N und 48,41%
Aschen bestandteile. Von der Trockensubstanz des Bodens gingen in
Lösung bei der Behandlung mit 4procent. HCl (nach Nilson-Eggertz):
SiO.2 SO3 P2O5 AlaOg + FegOa OaO MgO K,0 Na^O
% 0,27 0,05 0,04 2,94 1,88 0,36 0,07 0,07
kg p. ha 1757 357 271 14499 13242 2389 476 443
Nach Erfahrung des Vf. ist dieser Boden so kalireich, daß Kalidünger
keine nennenswerte Wirkung zeigen, dagegen wirkt eine Düngung mit
P2O5 meistens recht kräftig. Das geprüfte Präcipitat enthielt 33,9% P2O5,
zum größeren Teil in Form von Ca3P2 0s. Die Düngung erfolgte im
Frühjahr 1904, wurde aber in der 3jährigen Dauer des Versuchs nicht
erneuert; sie wurde, um die Aussichten auf eine schnelle Wirkung zu be-
schränken, als Kopfdüngung gegeben. Im Mittel der Erträge von je 2
miteinander gut übereinstimmenden Parallel-Parzellen wurden geerntet pro ha
folgende Heumengen in kg:
1) Landwsch. Jahrb. 1910, 39. Ergänzungsh. KI. 236—247 bezw. 673-677. — 2) Mitt. d. Ver. z.
Förder. d. Moorkult. i. D. E. 1910, 28, 337—339.
176
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
1904 Mittel
Mehrerträge über
1904
1905 1906
bis pro
1906 Jahr
Kainitd.
1904 1 1905 1 1906
üngedüngt
2145 178711304 5 23611744
_ _ i _
mit 500 kg Kaiait + 250 kg Thoraasmehl
2567 3163 2857 8 587!2862
573 1507] 1544
+ 118 „ Präcipitat .
4005'3439 2202 9 616:3215
2001
1783! 889
+ 50U „ Thomasmehl
31304127 3669 1 10 926
3642
1336
2471
2356
,.
+ 236 ,. Präcipitat .
4730,4393 3471112 654
4218
2736
2787
2158
., .* 1-
1994
1656 1313
4 963
1654
—
—
—
Auf Grund dieser Zahlea hat das Präcipitat nicht nur eine schnellere
Wirkung gezeigt als das Thomasmehl, sondern aucli eine stärkere in
Summe der drei Jahre und in den 2 ersten Jahren. Der unterschied in
der P2 05-Wirkung wird von Jahr zu Jahr geringer. Im Durchschnitt ist
die Wirkung der Präcipitat- Pg O5 auf 24°/'o höher zu schätzen als aiejenige
der Thomasmehl-Pg O5.
Einige Düngungsversuche auf Moorboden mit Palmaerphosphat.
Von Hj. V. Feilitzen. ^) — Das geprüfte, vom Vf. nach dem Erfinder des
Herstellungsverfahrens „Palmaerphosphat" benannte Phosphat wurde bereits
von G. H. Soederbaum auf seine Wirksamkeit als Düngemittel auf
Mineralböden geprüft, 2) und zwar mit günstigem Erfolge. Der Vf. führte
Versuche in Versnchskästen von 0,36 qm Oberfläche auf Moorboden aus
und verglich das neue Phosphat mit Superphosphat und Thomasphosphat.
Für die Versuche von 1908 und 1909 wurde als Versuchsboden ein mit
etwas Sand vermengtes Niederungsmoor, ein sehr gut humificierter Carex-
torf mit hohem CaO- und N- Gehalt aber arm an P2O5 verwendet. Angebaut
wurden Kartoffeln, 1909 blaue Lupinen, Kartoffeln und Kopfkohl. Gleich-
zeitig wurden in beiden Jahren Feldversuche auf dem Hochmoor zu Flahult
auf älteren Feldern in Sandmischkultur mit einer Mischung von Peluschken,
Wicken und Pferdebohnen ausgeführt; desgl. in Limmared auf Niederungs-
moor, das kurz vorher entwässert und noch unkultiviert war, mit Gold-
regen-Hafer. Das i. J. 1908 verwendete Palmaer -Phosphat enthielt
37,42% Gesamt- P2O5, davon citratlöslich 35,56 %, das i. J. 1909 ver-
wendete 33,72 °/o citratl. P2O5. — ■ In allen Versuchen hatte die P2O5-
Düngung eine sehr hohe Wirkung. — Um einen Überblick über die Er-
gebnisse der sämtlichen Versuche zu erhalten, stellte der Vf. in folgender
Übersicht die relativen Zahlen der Erntesteigerung zusammen:
Kar- Pe-
toffeln luschken
100
102
141
100
174
100
100
LiU-
)inen
j\.ar-
toffeln
Kohl
Hafer
100
100
100
100
95
101
98
—
127
100
118
96
100
100
100
—
66
96
111
—
91
93
104
—
50 kg ( Superphosphat .
p Q° -J Thomasphosphat
- ^ ( Palmaerphosphat
100 kcri Superphosphat .
p Q°< Thomasphosphat 88
~ ^ \ Palmaerphosphat 83
Hiernach „steht das neue Phosphat bei der direkten Düngung auch
auf Moorboden gegen die anderen Phosphate nicht zurück, sondern es hat
sich bei den Versuchen als gleichwertig gezeigt*'.
1) Journ. f. Landwsch. 1910, 58, 33—43. Dies Verfahren der Herstellung dieses neuen Phosphats
wurde bereits 1907 in dies. Jahresber. S. 115 auf Grund emer Mitteilung von H. G. Södorbauru im
Tätigkeitsber. der Kontrollstat Trondhjem mitgeteilt, desgl. auch die Analyse von 2 Proben des , .gefällten
Calciumphosphats". — 2) Siehe dies. Jahresber. 1908, 180; 1910, ?, sowie Centrlbl. Agrik.-Chem. 1908, 156.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 177
Über die Wirkung der Phosphorsäure in Gypsphosphat (Phospho-
Plaster). Von Jacob G. Lipman. ^) — Der bei der Herstellung von Pg O5
aus Florida- Phosphat mittels SO3 gewonnene Abfall, zum größten Teil aus
Gyps bestehend, enthält annähernd 3,5% Gesamt- und etwa 1% verwert-
bare P2O5. Durch Gefäß versuche, bei denen 20 Pfd. reiner Quarzsand
pro Topf unter Zumischung eines Nährstoftgemisches zur Anwendung
kamen, wurde die Wirkung dieses Abfalls bei Winter- Wicken geprüft.
Je 2 Gefäße erhielten neben der gleichmäßigen Düngang teils keine P2O5,
teils solche in Form von 2 und 6 g Gypsphosphat. teils in Form von
Superphosphat. Im Mittel zweier Gefäße wurden an Wicken-Trockensubstanz
geerntet :
nh^^ PO 2 g ^yP^" ^ g ^5^P^' ^ ^ Superphosphat
onne r,U5 phosphat phosphat (Uprozent.)
1,95 g 4,45 g 6,00 g 8,15 g
Der Vf. bespricht den sich aus diesem Ergebnis ableitenden Dünger-
wert dieses Abfalls und lerner den Wert, der dem Gips in diesem Abfall
als NH3- bindendes Mittel, sowie als die Nitrifikation im Boden be-
günstigendes Mittel zukommt, durch welches auch das Wachstum der-
jenigen Bakterien unterstützt wird, welche die Bildung von Knöllchen bei
den Leguminosen veranlassen.
Über die Wirkung der Phosphorsäure in geringhaltigem Mineral-
phosphat. Von Jacob G. Lipman.-) — Es handelt sich hier um einen
Abfall, der bei der Aufarbeitung von Eisenerz in beträchtlicher Menge s)
gewonnen und so fein zubereitet wird, daß er 62^2% Feinmehl (Sieb hat
100 Maschen pro cm) enthält. Übereinstimmend mit den Untersuchungen
des Werkes fand der Vf. in einer 25 Pfund-Probe 15,26 "/o PgOg.
Düngungsversuche in mit Quarzsand gefüllten Gefäßen'') erwiesen die
völlige Unwirksamkeit dieses Abfalls; während 2 g Superphosphat
6,35 Eoggentrockensubstanz erzeugten, brachten Gaben von 2 — 20 g des
Abfalls pro Topf es nicht zu einer höheren Production als die Gefäße,
welche keine PgOg erhalten hatten, die Pflanzen gingen in beiden Fällen
aus Mangel an PgOg zugrunde. Der Vf. glaubt das Ausbleiben einer
Wirkung des Abfalls dem gänzlichen Mangel des künstlichen Bodens an
Humus zuschreiben zu sollen und bei anderen humusreichen Böden günstigere
Wirkung erwarten zu dürfen.
Auf welchen Böden kann Thomasmehl durch bestimmte (Roh-)
Phosphate ersetzt werden ? Von Br. Tacke. 5) — In ihrer Wirkung als
P2 O5 - Dünger unterscheiden sich die weicherdigen Phosphate (Algier-,
Gafsay-, französische Phosphate) vorteilhaft von den felsigen (Lahn-Ph.),
welcher Unterschied durch die verschiedene Struktur dieser Rohphosphate
bedingt ist. Die erdigen Phosphate werden erheblich schneller im Boden
angegriffen als die felsigen. Der Unterschied kann auch nicht durch feinere
Mahlung ausgeglichen werden. Über die Wirkung dieser Phosphate gibt
ein auf gemergeltem, neukultiviertem Hochmoorboden ausgeführter Versuch
1) Eep. New Jersey Agric. CoU. Exper. Stat. New Branswick, for the year 1909. 183—185. —
'-) Ebend. 185—188. — s) In den works of "Witherbee, Sherman &• Comp, at Mineville, Essex county
New York. — *) Wie bei vorigem Artikel. — &) Haimov. land- u. lorstwsch. Zeit. 1909, 62, 414; ref.
nach Centrlbl. Agrik.-Chem. 1910, 39, 9-11. (Böttcher.)
12
Jahresbericht 1910.
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
ohne P,05
1,9
3,5
des Vf. Aufschluß. Die P2^5 wurde in gleicher Menge gegeben; geerntet
wurden in dz (vermutlich pro ha, von welchem Getreide?)
r, r» • T? Thomas- Algier- Lahn-
P2O5 m Form von ^^^^ phosphat phosphat
Körner 32,4 30.8 7,9
Stroh 47,0 44,4 13,0
Erst nach 6jähriger Dauer des Versuchs erreichte bei jährlicher
wiederholter Düngung der Lahnphosphorit in seiner Wirkung die beiden
anderen Phosphate. — Für die Wirkung dieser Phosphate ist ein gewisser
Gehalt an freier Humussäure in den Böden Bedingung, sie wirken deshalb
besonders günstig auf Hochmooren und hochmoorartigen Übergangsmooren.
Es können Kulturböden von hoher Ertragsfähigkeit noch stark sauer sein,
wie die folgenden Zahlen für den Gehalt au freier Säure zeigen, berechnet
in °/o der Boden-Trockensubstanz:
Hochmooracker
in sehr alter
Kultur,
ungekälkt
Desgl. stark
gekalkt
Desgl. vor
längerei Zeit,
2-ekalktera
Land
Sandböden
von altem
Eschland
a. d. Ems
Unkultivierter
Heidesandboden
b. Stade
Desgl. in
guter Kultur
b. Stade
0,80
0,27
0,86
0,09-0,12
0,10-0,38 1 0,06-0,12
Auf Grund der Erfahrung und der Ergebnisse einer größeren Zahl
von exakten, längere Zeit durchgeführten Feldversuchen kommt der Vf.
zu dem Schluß: daß weicherdige Rohphosphate auf sauren Hochmoorböden
den Vorzug vor dem Thomasmehl verdienen. Auf sauren, mineralischen,
stark humosen, aus Heide kultivierten oder lange Zeit mit Heideplaggen-
streu gedüngten Böden kann das Thomasmehl durch die genannten Roh-
phosphate ersetzt werden, wenn der Gehalt an freien Säuren, berechnet
auf Bodentrockensubstanz, bei Ackerland etwa 0,05 °/o> bei Wiesenland
0,10% beträgt, namentlich wenn zunächst die PgOg-Düngung im Vergleich
zu Thomasmehl um ^/-^ verstärkt wird.
Über die Wirkung eines Zusatzes von Tonerde- und Kieselsäure-
gel zum Boden auf die Ausnutzung der Phosphorsäure durch die
Pflanzen. Von Th. Pfeiffer und E. Blanck.^) — Zu den Versuchen
wurden 15 Gefäße mit je 17 kg Odersand, mit je einer Grunddüngung
von 3 g K,HP04 (1,2 g PgOg und 1,6 g KgO) versehen, beschickt;
außerdem erhielt jedes Gefäß 50 ccm eines wäßrigen Aufgusses, der aus
einem Lupinensandboden hergestellt wurde. Angebaut wurde die gelbe
Lupine. Die bei 12 Gefäßen als Zusätze verwendeten A1(0H)2 und
Si(OH)^ waren durch Fällung und sorgfältiges Auswaschen hergestellt und
enthielten als feuchte Massen 2,60 Vq AI2O3, bezw. 8,56% SiOg. Bei
diesen Gefäßen wurden dem Sande in obigen Formen je 10 g Al^Og und
20 g SiOg innig beigemischt. Bei je 3 der Gefäße wurde dieser Zusatz
a) unbehandelt gegeben; b) nachdem dieser 4 Tage lang einer Temperatur
von — 8^ ausgesetzt worden war; c) nachdem dieser 5 g CaC^ erhalten
hatte; d) 3 der Gefäße wurden nach Zusatz der Gele 5 Stunden bei einem
Dampfdruck von 2 — 2^2 Atmosphären erhitzt. Von den aus je 24 aus-
gesäten Lupinenkörnern erhaltenen Pflanzen wurden 12 kräftige Pflanzen
1) Sonderabdr. a. Mitt. der landwsch. Inst. Breslau 1911, 6, Heft U. 315—324.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 179
stehen gelassen; die Ernte erfolgte am 14. August. Das Ergebnis der
Ernte an Pflanzentrockensubstanz und an darin enthaltener Pg O5 im
Mittel von je 3 Gefäßen ist folgendes: (AI und Si abgekürzte Bezeichnung.)
Zusatz von AI + Si keiner unbehandelt Frost Wärme 4-CaCl2
Trockensubstanz . g 110,2-^-0,7 102,3 + 2,0 98,9 + 2,1 87,7 + 1,1 95,8 + 0,9
P2O5 g 0,648 + 0,022 0,367 + 0,013 0.346 + 0,009 0,324 + 0,006 0,343 + 0,008
Die durch den Zusatz von AI und Si erwartete Schädigung, namentlich
in bezug auf die Ausnutzung der Pg O5 - Düngung ist deutlich erwiesen
worden. Von der reichlich hoch bemessenen Pg Og-Gabe haben die Pflanzen
im Odersande (mit minimaler Absorptionskraft) ausgiebigen Gebrauch
(Luxus) gemacht, während AI und Si eine kräftige Festlegung der Pg O5
bewirkt haben (ohne Zusatz 0,552 7o> mit AI und Si 0,337^0). Frost
und Zusatz von CaClg sind so gut wie wirkungslos geblieben, dagegen
brachte die Einwirkung von Wärme eine Verminderung der Trocken-
substanz und eine etwas geringere Ausnutzung der P2 Og-Düngung. Nach
den weiteren Ausführungen der Vff. sind diese der Ansicht, daß sämtliche
Beobachtungen gegen die Entstehung von Adsorptionsverbindungen sprechen,
daß vielmehr der Zusatz von Tonerde- und Kieselsäure gel lediglich eine
Bindung der P2O5 auf chemischem Wege verursacht hat, daß jedoch
möglicherweise unter anders gewählten Versuchsbedingungen — Fortlassen
des Si O2 - Gels, geringere Mengen Alj O3 - Gel im Verhältnis zur Pg O5 —
anderslautende Ergebnisse erzielt werden könnten, und daß daher vor-
liegende Untersuchungen lediglich zu einer Orientierung über die Wirkung
eines Zusatzes anorganischer kolloidaler Substanzen auf die Ausnutzung der
Pflanzennährstoffe im Boden dienen sollten.
Nachwirkung verschiedener Phosphate auf gekalktem und un-
gekalktem Boden. Von H. J. Wheeler. i) — Feldversuche mit Kohl-
rüben, Goldhirse und Mangelwurzel zeigten, daß das Kalken des Bodens
bei gleichzeitiger Anwendung von Phosphaten fast durchgehend eine
wesentlich bessere Ernte lieferte als Phosjjhat ohne Kalken; eine Aus-
nahme machte Hirse, die mit saurem Phosphat allein einen besseren Ertrag
lieferte. Die Nachwirkung war bei allen Phosphaten nicht gleich günstig.
III. Kah'düngungs-Versuche. Von W. Schneidewind, D. Meyer
und F. Munter.-) — 1. Versuche mit Phonolithmehl wurden im
Vergleich zum Chlorkalium und Kaliumbicarbonat in Gefäßen in einem
Boden, der aus 80 % Heidesand und 20 % ^^^ Lauchstädter Lehmbodens
bestand, ausgeführt. Angebaut wurden Kartoffeln, Sommerweizen und
Kleegras. — Bei den Kartoffeln betrugen die Mehrer nteu an Knollen-
trockensubstanz :
durch 6 g durch 6 g durch 6 g durch 30 g
Chlorkalium Kaliumbicarbonat Phonolith Phonolith
215,9 g 184,2 g 73,2 g 112,2 g oder
i-elativ 100 ca. 34 52
die Kaliausnutzung = 100 24,7 48,5
beim Sommerweizen betrugen die Mehrernten durch 1,5 g Chlor-
kalium 12,2 g Körner {= 100), durch 1,5 g Phonolith (Gesamtkali) 4,15 g
1) Ref. nach Chem. Centrlbl. 1910, D. 1402. (Henle.) — ^) Landwsch. Jahrb. 1910, 39, Er-
giinzungsbd. HI. 247—253. Arbeiten der agrii.-chem. Versuchsst. Halle a. S. III.
12*
1QQ Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
(= 34 Vo)^ durch 1,5 g Phonolith (in Salzs. lösl.) 8,95 g (= 73,4 %) und
die relative Kaliausnutzung 100, 4,1 u. 9,9;
beim Kleegras waren die Relativ zahlen die folgenden: Mehrertrag
durch Chlorkalium == 100, durch Gresamtkali im Phonolith = 20,3, desgl.
salzsäurelöslicher Teil 55,1.
2. Versuche über die Wirkung des Chlornatriums, schwefel-
sauren Natrons, Chlormagnesiums und der schwefelsauren
Magnesia wurden in gleichem Boden wie bei 1. unter Zusatz von
wasserlöslichem, kieselsaurem Kali bei Futterrüben ausgeführt. Es
wurden an Rübentrockensubstanz geerntet und die Kaliaufnahme gesteigert:
in allen Fällen 6 g KjO als kieselsaures Kali:
p., 6gK,0 desgl. desgl. desgl. desgl.
^T^^^ als kieseis. + 30 g + 36,732 g + 30 g + 37,878 g
^^ K^O NaCl Na, SO, MgCl, MgOSO,
222,17 348,68 456,10 432.50 278,30 354,28
Mehrernte — 126,51 233,93 210,33 56,13 132,11
Kaliaufnahme gesteigert 5,09 6,62 4,90 6.37 4,90
In seinem Rückblick auf diese beiden Versuche faßt der Vf. (Ref.)
die Ergebnisse wie folgt zusammen: 1. Der Phonolith hatte bei sämtlichen
Versuchspflanzen im Vergleich zum Chlorkalium und Kaliumcarbonat eine
sehr schwache Wirkung gezeigt und selbst das in HCl lösliche Phonolith-KgO
hatte nicht annähernd die Wirkung geäußert und den Pflanzen die Kali-
menge geliefert als obige Salze. 2. Eine Beidüngung von NaCl und
Na^SO^ steigerte die Futterrübenproduktion ganz erheblich, während die
entsprechenden Magnesiasalze diese Wirkung nicht äußerten, das MgCl,
sogar nachteilig auf den Ertrag wirkte. Das NaCl zeigte noch eine etwas
bessere Wirkung als das NajSO^. NaCl und Mg, erhöhten die Ausnutzung
des Bodenkalis, ohne daß aber das letztere den Ertrag steigerte.
Düngungsversuche mit für Kalimangel sehr empfindlichen Gerste-
sorten. Von Hj. V. Feilitzen. 1) — Die Versuche wurden 1. auf einem
gut humificierten , früher nie gedüngten Moorboden, 2. auf einem ganz
rohen Hochmoorboden zu Flahult angestellt. Bei Vers. 1 wurden die
Parzellen von je 1 qm Fläche „teils mit Superphosphat und Ammonium-
sulfat, teils mit Kali (100 kg p. ha)" gedüngt. Bei Vers. 2 wurde der
Boden zunächst gekalkt (89 lü gelöschter Kalk p. ha), alsdann mit 1000 kg
Thomasphosphat und 300 kg Ammonsulfat p. ha gedüngt; die mit Kali
gedüngten Parzellen erhielten 250 kg 37procent. Kalisalz p. ha. Die Er-
träge in Verhältniszahlen waren folgende (ohne K2O ^ 100):
^ . Gerste von den Japan- Gerste v. d. Princeß-
Japangerste Kalkalpen gerste Kalkalpen gerate
„, , „ ox 1 T-" Trockengewicht der grün-
Stroh Korner Stroh Korner geschnittenen Ernte
Ertragssteigerung 349 345 131 449 166 592 220
Wirken bestimmte Kalisalze durch ihre wasserentziehende Kraft
günstig auf das Pflanzenwachstum? Von Br. Tacke. 2) — Zur Be-
antwortung dieser Frage wurden Versuche in Gefäßen nach folgender An-
ordnung ausgeführt. 12 Gefäße wurden gleichmäßig mit mittelfeinem
1) Svenska moosku'.turiöreningens tidskrift 1909, 430—433: ref. nach Centrlbl. £. Agrik. -Chem.
1909, 39, 59. (Sebeüen.) — ^) D. landwsch. Presse 1909, Nr. 71.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 181
Sandboden beschickt, mit CaO, P2O5, N in den üblichen Mengen gedüngt
und mit gleichen Mengen KgO (lg für jedes Gef.) in Form verschiedener
Kalisalze versehen. Es erhielten je 3 Gefäße 1 g KgO in Form von
reinem KCl 1,58, 40procent. Kalisalz 2,45, Kainit 8,34, Carnallit 9,51 g.
— Die Gefäße wurden mit Hafer besät und gleichmäßig mit ausreichender
Menge Wasser versehen, ohne daß sich Sickerwasser bildete, und zunächst
durch Wägung und Nachgießen von Wasser in gleichem Feuchtigkeits-
zustande erhalten. Nachdem die Entwicklung des Hafers bis kurz vor
der Rispenbildung vorgeschritten war, wurden die Yegetationsgefäße nicht
mehr begossen, die Gewichtsabnahme ständig durch Wägung ermittelt, bis
zu dem Punkte, bei dem deutlich ein Welken der Pflanzen zu beobachten
war. Dann wurde der Inhalt der betr. Gefäße von neuem begossen, um
die Pflanzen für eine Wiederholung des Versuchs zu erhalten. So wurde
der Versuch mit denselben Pflanzen dreimal wiederholt. Die am Schlüsse
des Versuchs auf sämtlichen Gefäßen (eins ging verloren) erzielte Pflanzen-
Trockensubstanz schwankte nur innerhalb sehr geringer Grenzen. Nach-
folgend sind die Mengen Wasser in g angegeben, die bei den verschiedenen
Versuchen aus den vorher gleichmäßig feuchten Gefäßen verschwanden
bis zu dem Zeitpunkt, in dem die Pflanzen durch Welken zeigten, daß
die Aufnahme von Wasser in genügender Menge aus dem Boden ihnen
nicht mehr möglich war. Die Zahlen sind die Mittel aus befriedigend
übereinstimmenden Kontrollversuchen. Das Welken der Pflanzen trat bei
folgendem Wasserverlust ein (in g):
bei Chlorkalium 40procent. Kalisalz
Versuch 1 1077, II 1065, III 980 g I 1042, II 1010, III 985 g
bei Kainit Carnallit
Versuch I 913, II 762, III 795 g I 882, II 767~III 805 g
Zuletzt wurde der Versuch dahin ausgedehnt, die Verdunstung bei
allen Gefäßen soweit zu treiben, daß der Gewichtsverlust 1100 g betrug.
In dem Augenblick wurde die Pflanzenmasse abgeerntet und deren Gehalt
an Wasser bestimmt. — Die Gewichtsverminderung der Gefäße auf 1100 g
trat ein und der procentische Gehalt der Pflanzen an Wasser betrug:
bei Chlorkalium Kalisalz Kainit Carnallit
Gewichtsverm. trat ein nach 1 Tage nach 3 8 8 Tagen
Wasser in den Pflanzen 81,4 73,5 67,5 65,6 7o
Wie erwartet war die abgeerntete Pflanzenmasse um so wasserärmer,
je schwieriger die Wasseraufnahme auf dem betrefl"enden Boden war. Die
Kalisalze erschweren die Wasseraufnahme in um so höherem Maße, je
größere Mengen derselben zur Deckung einer gewissen Menge Kali dem
Boden zugeführt werden müssen.
Die Ausnutzung des Kalis im Kalktraßdünger. Von A. StutzerJ)
— Bei den vom Vf. im Sommer 1910 ausgeführten Gefäßversuchen dienten
Gerste und Erbse als Versuchspflanzen. Der benutzte Boden war ein
KgO-armer Quarzsand (säurel. KgO 0,025%). Die Tongefäße faßten 10 kg
Sand, der bis zu einer Tiefe von etwa 12 cm mit 5 g Thomasmehl, 0,5 g
1) Mitt. d. D. L.-Ct. 1910. Stück 43, 621—623.
182 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Magnesiumsulfat, 0,5 g Magnesiumchlorid und 0,25 g Ferrichlorid gemischt
wurde. Außerdem wurde in 3 Portionen mit gelöstem Kalksalpeter {0,5 g N)
gedüngt. Der Kalktraßdünger (sog. „Pohl 'scher Zeolithdünger mit Kali-
gehalt") enthielt neben 11 — 76% CaO in heißer CIH löslich 2,4l7o KgO
und 3,61 7o Si025 i^ kalter lOprozent. CIH lölich 1,57 % ^2^ und
4,87% SiOa. Verglichen wurde dieser bei den Versuchen mit KCl in
folgenden Gaben: 0,1, 0,2 und 0,4 g in Form von KCl und 0,2, 0,4 und
0,8 g KgO in Form von Traßdünger. Als Ergebnis des Versuchs wird
mitgeteilt: Die Ausnutzung des KCl durch die Erbsen ist eine gute und
normale. Die Gerste hat das KCl schlecht ausgenutzt, und dies ist viel-
leicht dadurch zu erklären, daß in dem Sandboden das leichtlösliche Kali
des KCl in den tieferen Schichten des Bodens einsickerte, die der flach
wurzelnden Gerste weniger gut als der Erbse zugänglich war. Die Aus-
nutzung des Kalis im Traßdünger ist überall eine mangelhafte gewesen.
— Setzt man die mittlere Ausnutzung des im KCl enthaltenen Kalis =
100, so war die Ausnutzung des Kalis im Traßdünger durch Erbsen =17
und durch Gerste = 19.
Über die Düngerwirkung der Humuskieselsäure. Von L. Hiltner
und F. Lang. ^) — In Fortsetzung ihrer Versuche mit diesem Düngemittel
bei Hafer berichten die Vff. über gleiche Versuche bei Kleegras, Hafer
und Kartoffeln. Kleegras, welches im vorhergehenden Versuch in den
Hafer eingesät war, zeigte die Nachwirkung von Guano und künstlichen
Düngemitteln mit dem Erfolge, daß bei gleichzeitiger Anwendung von
Humuskieselsäure (Schwarzdünger) eine deutliche Nachwirkung stattgefunden
hat, während ohne dieser Beidüngung nur Guano eine geringe Nachwirkung
zeigte. Der zweite Versuch bei Hafer und der bei Kartoffeln zeigte, daß
durch Beidüngung von Humuskieselsäure zu den angewendeten künstlichen
Düngemitteln in allen Fällen erhebliche Mehrerträge erzielt wurden. Ganz
besonders stark wirkte die Humuskieselsäure auf den Kalksalpeter-Parzellen.
Sie wirkte in allen Fällen weit mehr auf die Erhöhung des Strohertrages
beim Hafer. Im Kornertrage wirkte sie im Mittel aller Reihen am
günstigsten in den Fällen, wo auch mit 40procent. Kalisalz gedüngt worden
war — in der Stroh- und Gesamternte dagegen in den ohne Kalidüngung
gebliebenen Reihen.
Versuche über die Wirkung der Humuskieselsäure im Sandboden.
Von A. Stutzer.-) — Die günstigen Erfolge, über welche L. Hiltner
und F. Lang^) von der Anwendung dieses Präparates berichteten, veranlaßten
den Vf., seinerseits die Humuskieselsäure durch Gefäßversuche bei Hafer
auf ihre Wirksamkeit zu prüfen. Der Boden war ein humusarmer kalk-
haltiger Sandboden (0,782% CaO, 0,107% PjOg, 0,161% KgO und
0,090 7o N). Auf 8 kg Boden wurden durchgehends 1 g KgO (Kalisalz)
und 0,75 gPjOj (Thomasmehl) und wechselnd mit 0,1, 0,2, 0,8 N (Chiü-
salpeter) gedüngt. Bestimmten Gefäßen wurden dann außerdem 3,86 oder
1,93 g der Humuskieselsäure beigefügt. Dadurch sollte die Frage beant-
wortet werden, ob die Ausnutzung des N im Chilisalpeter durch Humus-
kieselsäure gesteigert werden kann. Das benutzte schwarze, alkalisch
1) ni. landwsch. Zeit. 1910, Nr. 86. 811. — 2) Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 44, 640—641. —
8) Ber. d. a!?rik.-botan. Anst. München 1907, 153. Dies. Jahresber. 19Ü8, 195.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 183
reagierende Präparat enthielt verbrennliche organische Substanz 48,95 "^/q
(0,707oN), 23,llo/o SiO, (1,73 % in Hg 0 löslich). Die Versuche führten
zu dem Ergebnis, daß unter dem Einfluß der Humuskieselsäure bei dem
benutzten Boden und unter den sonst eingehaltenen Versuchsbedingungen
weder eine Erhöhung des Ernteertrages noch eine bessere Ausnutzung des
N stattgefunden hat.
Über die Wirkung von löslicher Kieselsäure bei Zugabe und bei
Abwesenheit von gelösten Kohlehydraten. Von A. Stutzer.^) — Die
Versuche wurden mit Hafer in reinem Quarzsand, der eine Grunddüngung
von Thomasmehl, Kalisalz, FcgOg und MgSO^ bekommen, ausgeführt. Die
gut entwickelten Haferpflanzen erhielten eine Kopfdüngung von Kalksalpeter
(0,2 g N) und tags darauf eine solche von 2 g gelöster SiOg (Natron-
wasserglas 1 : 10 mit H2O verdünnt) und von gelöster organischer Sub-
stanz (5 g Melasse). Das Ergebnis besteht darin, daß eine bessere Aus-
nutzung des N unter dem Einfluß einer gleichzeitigen Düngung von löslicher
organischer Substanz und löslichem Silikat die Versuche nicht ergeben
haben. Die Melasse hat in Verbindung mit löslichem Silikat die Ausnutzung
des N vermindert. Die Ablauge der Cellulosefabriken verminderte die
Ausnutzung des N noch stärker.
Vergleichende Untersuchungen über die Düngewirkung von
40procent. Kalidüngesalz, Kalisilikat und Feldspat. Von R. Heinrich,
F. Honcamp (Ref.), B. Gschwendner, D. Engberding und H. Scheffer. 2)
— Die mit Hafer, Gerste, Peluschken, Kartoffeln und Klee, 1909 mit
Peluschken, Kartoffeln, Gerste und Klee ausgeführten Gefäßversuche be-
stätigten — obwohl dem Kalisilikat eine gewisse Wirkung nicht abgesprochen
werden kann — das, was die Wagner' sehen Topf versuche und die
Popp 'sehen Feldversuche ergaben, daß nämlich das Phonolithmehl unter
keinen Umständen den löslichen Kalisalzen ebenbürtig zur Seite zu stellen
ist. Mit Feldspat und anderen kalireichen schwer verwitternden Mineralien
wird man das Kalisilikat auch nicht ohne weiteres auf eine Stufe stellen
können. Daß gleichzeitig Düngung mit schwefelsaurem Ammoniak die
Löslichkeit des Phonolithkalis erhöhe, konnte nicht beobachtet werden,
ebenso auch keine Nachwirkung dieses Kalisilikats.
Gefäßversuche mit Kalisilikat. Von E. Wein. 3) — Der Vf. hat
seine Düngungsversuche mit Kalisilikat (Phonolithmehl) i, J. 1909 wieder-
holt, hauptsächlich um die Frage zu prüfen, ob die Art der Anwendung
d. h. das Vermischen mit dem ganzen Bodenquantum, oder nur mit einem
Teil desselben, resp. das Aufstreuen auf die Oberfläche, die Ernteergebnisse
zu beeinflussen imstande sei. Zu den Versuchen diente wieder italienisches
Raigras, das einmal in einem sehr nährstoffarmen Sande, das andere Mal
in Niedermoorboden angebaut wurde. Der Düngungsplan enthält 2 un-
gedüngte Gefäße, 2 Gef. mit einer Grunddüngung von 20 g Superphosphat
(3 g P2^s>)'> ^^® ^^* ^^^ ganzen Bodenquantum vermischt werden. Dann
folgen je 2 Gefäße mit Grunddüngung + 2 g Kg 0 als Kainit mit dem
ganzen Bodenquantum gemischt; 2 Gef. mit Grundd. -f 2 g KgO als
Kalisilikat ebenso, desgl. mit dem oberen 20 cm des Bodens gemischt und
1) Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 44. 641. — ") Ebend. Stück 4, 46 u. Stück 5, 61. —
s) D. '.andwsch. Presse 1910, 37, 145.
184 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
desgl. obenauf gestreut. Im letzteren Falle spülte das Gießwasser einen
großen Teil des Silikats in tiefere Teile des Bodens. In beiden Versuchs-
reihen wurde die beste Wirkung vom Kalisilikat erzielt, wenn dieses mit
den oberen Bodenschichten gemischt wurde, da bei Kalisilikat dann am
besten die Berührung mit Luft ermöglicht wird, was für die Wirksamkeit
des Silikats eine hauptsächliche Bedingung zu sein scheint. Es wurde in
diesen Fällen nicht nur die Wirkung des Kainits erreicht, sondern auch
beim Obenaufstreuen des Kalisilikats übertroffen.
Über die Wirkung des Phonoliths als Kalidüngemittel. Von Br.
Tacke. ^) — Die über diese Frage angestellten Versuche wurden 1908
und 1909 auf anmoorigem Sandboden und auf neu kultiviertem Hochmoor-
boden mit Phonolithmehlen ausgeführt, die 9,47 bezw. 8,79 % Gesamt-KgO
und 4,52 bezw. 2,90% ^^ HCl lösliches KgO enthielten. Es wurden
die Wirkung und bei den 1908er Versuchen auch die Nachwirkung des
Phonoliths im Vergleich zur Wirkung von 40procent. Kalisalz ermittelt
und pro ha 100 kg K2O in Form des Kalisalzes sowie 100 und 300 kg
salzsäurelösl. KgO in Form von Phonolithmehl gegeben. Bei der Ernte
Avurden der Ertrag an frischer und trockner Substanz, sowie auch der
Gehalt der Ernte au K, 0 ermittelt. Von der Mitteilung des Zahlenmaterials
sehen wir hier ab. Die Ernteerträge sind, abgesehen von Vers. 1, bei dem die
Nachwirkung festgestellt wurde, durch die ungünstige Jahi-eswitterung
herabgedrückt worden, auf den Hochmoor- Versuchsflächen außerdem auch
durch den Umstand, daß es sich um neue Kulturen handelte, die 1909
zum erstenmal eine Ackerfrueht trugen. In allen Fällen war eine be-
friedigende Wirkung des Kalis in Kainit und Kalisalz zu bemerken, ebenso
eine deutliche, wenn auch durchschnittlich geringere Wirkung des Phonolith-
Kalis, bezogen auf dessen Gehalt in HCl löslichem KgO. Die Wirkung
und namentlich die Ausnutzung des Kalis im Phonolith sinkt im Vergleich
zu den Kalisalzen jedoch auf einen viel geringeren Betrag, wenn sie auf
die Gesamtmenge des im Phonolith gegebenen Kalis bezogen wird.
Beitrag zur Beurteilung der neuen kalihaltigen Silikatdünger.
Von Th. Remy.2) — Es handelt sich um die Feststellung der Wirksamkeit
des Kalis in Phonolithmehl und in Kalktraßdünger, einem aus
rheinischem Traß durch Einwirkung von gebranntem Kalk unter Wasser-
dampf mit hohem Druck hergestellten Dünger, der 2,63 ^/o Gesamt-K2 0
enthielt, von denen 2,07% in kochend. HCl löslich waren. Versuche in
10 kg trocknen Boden fassenden Gefäßen mit Kartoffeln bei 3 verschiedenen
Böden lieferten nachstehende Ergebnisse. Verwendet wurde ein Lehmboden
von einem Felde, das seit 15 Jahren keinerlei Kalidünger erhalten hatte,
ein leichter Rheintalsand und ein Quarzsand. Erslere beiden Böden ent-
hielten in trocknem Zustande in kochender lOprocent. HCl löslich: Lehm-
boden KgO 0,488 (dav. in kalter HCl löslich 0,063 Vq). ^2% 0,1687o
und CaO 0,596%. Sandboden KgO 0,110, PgOg 0,101 und CaO
0,316%. Den Böden (11,25, 12,35 u. 12,80 kg) beigemischt wurden je
10 g CaCOg, dem Quarzsand 5 g. Ferner erhielten sie eine Grunddüngung
von Ammonsulfat, NaNOg und Superphosphat. Die zu prüfenden Kali-
1) m. landwsch. Zeit. 1910, Nr. 3, 13—14, sowie Mitt. d. Ter. z. Förder. d. Moorknlt. i. D. E.
1910, 28, 53-57. — 2) 111. landwsch. Zeit. 1910, Nr. 6, 39-42 u. Nr. 7, 48-50.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
185
düngemitteln wurden in Vergleich gezogen mit KCl und KjSO^ in Gaben
von je 1,0 g KgO. Die Gefäße wurden am 14. April mit schwach vor-
gekeimten Kartoffeln bepflanzt, deren Aufgang und Entwicklung durchgängig
tadellos erfolgte. Die Ernte der Kartoffeln fand statt, sobald die äußeren
Symptome des Kalihungers an der Blattfärbung überall deutlich in Er-
scheinung traten, nämlich beim Lehmboden am 15. Juli, beim Rheintaisand
am 24. Juli und beim Quarzsand am 28. Juni. Die Knollen wurden für
sich frisch gewogen. Die gesamte Wurzelmasse wurde so gut wie restlos
gesammelt, mit den Knollen und den oberirdischen Pflanzenteilen vereinigt
und einheitlich getrocknet, gewogen und untersucht, i) — Die Ergebnisse
erhellen aus nachfolgender Zusammenstellung:
lg KgO in Form von
Mehrertrag in g
vom Gefäß
Mehrertrag an Trocken-
substanz in g
Ausnutzung des K2O
KCl
K2SO,
Phonolith
Kalktraßd
1.5 g KgO in K2SO, .
103
55
47
71
102
139 54
53 30
1 15
70 49
80 38
23,4
12,4
9,0
14,2
10,9
37,8
16,8
5,3
21,2
26,1
9,0
3,3
0,2
8,6
9,3
23,4
10,8
4,8
14,7
15,4
90 111
43 58
0
11
33
17
47
53
42
12
47
40
96
47
10
35
42
Diese Feststellungen lassen erkennen, daß das Phonolithmehl-KgO
von der Kartoffel sehr schlecht ausgenutzt wird, daß der Kalktraß in bezug
auf Ausnutzung des KgO auf bedeutend höherer Stufe steht, aber immer
noch erheblich hinter jenen Kalisalzen zurückbleibt, die als KgO-Träger
in den Staßfurter Salzen vorkommen. Beim Kalktraß aber ist die Ertrags-
steigerung stets erheblich größer als nach Maßgabe der Kaliausnutzung zu
erwarten war, so daß der Kalktraßdünger beim Vergleich der durch ihn
erzeugten Mehrerträge seine Stellung zwischen dem KCl und dem K2SO4
erhält. Eine Klärung der Ursachen, denen der Kalktraßdünger diese ver-
hältnismäßig günstige Ertragswirkung verdankt, ist für die Beurteilung
des neuen Düngers u. a. wichtig. — Orientierende Feldversuche mit
Kartoffeln in gleicher Richtung gaben keine entscheidende Ergebnisse.
Weiter wurden in d. J. 1906, 1907 und 1908 Versuche auf 13 ver-
schiedenen Wiesen rheinischer Betriebe ausgeführt und zwar aufwiesen,
die in den Vorjahren ausgesprochene Kg 0 - Wirkungen gezeigt hatten.
Wegen ungünstigen Witterungsverhältnissen blieb die Ernte um ein volles
Drittel hinter den vorjährigen Heuerträgen zurück. Dementsprechend waren
auch die Kaliwirkungen zurück. Immerhin treten sie nicht nur im Durch-
schnitt, sondern auch in der großen Mehrzahl der Einzel versuche deutlich
hervor und führen zu dem Schlüsse, daß Phonolith und kalihaltiger Kalk-
traßdünger von Pohl zweifellos gewisse Kalidünger- Wirkungen auszuüben
vermögen. Das Entscheidende muß weitereu Versuchen vorbehalten bleiben.
Die Bedeutung des Phonoliths als Kalidüngemittel. Von
Th. Pfeiffer, E. Blanck imd M. Flügel. 2) — Nach einer Beleuchtung
und Besprechung der zahlreichen von anderer Seite über diesen Gegen-
') Durch L. Geller. Siehe auch Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 52, 777. — 2) Sondeiabdr. a.
Mitt. d. landwsch. Inst. d. K. Univ. Breslau 1911, 6, Heft II. 233—272.
186
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
stand ausgeführten Düngungsversuche beschreiben die Vff. ihre eignen
Versuche, die den Zweck hatten, die für Phonolith erhaltenen günstigen
Ergebnisse nachzuprüfen. Die Gre faß versuche wurden in 17 kg Odersand
und einem aus 5 kg Rosenthaler Lehmboden und 11 kg Odersand be-
stehenden Gemisch ausgeführt. Sämtliche Gefäße erhielten eine Düngung
von 6 g CaHPO^ und 0,5 g MgClg + 0,5 MgSO^ und dann, wie aus
folgender Übersicht zu ersehen, wechselnde Zusätze von NH4NO3, Ca(N03)2,
K2SO4, Phonolith und Humuskieselsäure. Der Zusatz von Ca(N03)2 ^^^"
so bemessen, daß im Yerhältnis zum Basengehalte des verwendeten Phono-
liths äquimoleculare Mengen des CaO darin enthalten waren. Die Kaligaben
sollten 1 bezw. 2 g in Form von K2 SO^ und Phonolith p. Gefäß betragen,
in Wirklichkeit betrugen sie aber beim Phonolith 1,087 bezw. 2,174 g.
Der Phonolith enthielt 10,33% Gesamt-KgO, davon waren löslich in verd.
HCl 3,28, in heißem Wasser 0,074 7o- Die Ernte des Hafers erfolgte zur
Zeit der Blüte, zu welcher Zeit das Maximum der Kaliaufnahme erfolgt
ist. Die Erträge an Trockensubstanz und die Mengen der in letzterer
aufgenommenen Si02 und des KgO sind im Mittel von je 3 Gefäßen wie
folgt gewesen:
Differeazdiingnng
Versuche auf Sandboden
SiO,
%
K,0
%
Versuche auf Lehm + Sand
SiO.
% S
K2O
1
2
1,087
2,174
1
2
1,087
2,174
Ohne
Ohne
1
2
1,087
2,174
g K2O als K2SO1
Phon.
, K2SOi + Ca(NOj)2
,' Phon. 4- '•
K2O
KoO + CaCNOg), Ifach
„ + „ '2 fach
,. + Humuskieselsäuie
g K2O als £2804 +
,',' !' !! Phon. + l\
13 1,
9
4ü3
933 1
501 1
939 1
593 1
,046
,664
,436
,595:
,238
,258
,066
,361
,481
,540
,857
381
,787
.840
.931
,525
2,198
2,69l!
0,903'
0,820,
1,696
2,598
0,885
0,956
0,812
0,826
0,771
0,891
1,809
2,106
0,968
1,066
1,190
1,748
0,329
0.364
1,038
1,698
0,328
0,421
0,200
0,281
0,317
0,236
0,880
1,218
0.361
0,436
.59,21
63,88
55,73
53,27
60,51
55,02
57,12
52,90
58,33
57,75
55,99
58,23
58.00
62,10
3,180
2,482
1,773 0
3.188
2,203 1
2,112 1
2.595
2; 155
2,004
1,691
1,763
2,193
3,414
2,554
69,133,236
53,933,428
IG.'
482
140
169
977
,987
,277
,980
,586
,914
,849
1,858
2,446
1,193
1,127
2.591
1,237
0,964
0,867
0,949
1,103
0,920
1,400
2,021
1,156
0,877
1,100
1,563
0,665
ü;6oo
1,142
1,427
0.707
0.510
0,506
0,548
0,618
0,536
0,812
1,255
0.684
0,473
Die Unterschiede in den Ernteerträgen an Hafertrockensubstanz treten
klar zutage und lehren mit voller Bestimmtheit, daß das lösliche Kalisalz
das Pflanzenwachstum in einer weit günstigeren Weise als der Phonolith,
obwohl dieser nicht mit den Böden vermischt worden war, beeinflußt hat.
Auch hat die Ausnutzung des Phonoliths durch die Pflanzen unter der
Mitwirkung des Calciumnitrates keine Steigerung erfahren; ebenso ist der
Phonolith unter dem Einflüsse einer Zugabe von Humuskieselsäure von dem
Hafer nicht besser verwertet worden. Was die Ausnutzung des Kalis durch
die Pflanzen anbetrifft, so ist diese beim Kaliumsulfat auf dem Sand-
boden eine ungewöhnlich günstige, auf dem Lehm-Sand, infolge seiner ab-
sorbierenden Bestandteile eine beschränktere gewesen. Der Phonolith ist
dagegen überall in sehr geringem Grade verwertet worden, seine angebliche
leichte Verwitterungsfähigkeit hat sich zum mindesten nicht auf seine kali-
haltigen Bestandteile erstreckt.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 187
Einige Düngungsversuche mit Phonolithmehl. Von Hjalmar
V. Feilitzen. ^) — Die Versuche wurden teils in eingesenkten Holzkästen
mit sehr gut zersetztem Niederungsmoor gefüllt, teils auf dem Felde auf
neukultiviertem, schlecht zersetztem Hochmoorboden in Flahult ausgeführt.
Bei ersteren wurden Kartoffeln, Kohlrüben und Erbsen, bei letzterem Gerste
angebaut. Phonolith wurde in Vergleich zu 38 "^/q Kalisalz gezogen und
beide in Mengen von 50, 100 und 150 kg KgO pro ha (neben 400 kg
Superphosphat -\- 300 kg Chilisalpeter) gegeben, — Bei den Kästenversuchen
hat das Phonolithmehl zu allen drei Versuchspüanzen und in verschiedenen
Gaben eine sehr schwache Wirkung ausgeübt und stand gegen das Kalisalz
weit zurück. (Mit einer Ausnahme bei Kohlrüben mit abnorm hoher Ernte-
zahl, die nur auf einem Irrtum beruhen kann.) Auch bei dem Feldversuch
war das Phonolithmehl dem Kalisalz bei weitem unterlegen.
Über Phonolithversuche. Von W. Schneidewind.-) — Auf besseren
Böden mit Zuckerrüben und Kartoffeln ausgeführten Feldversuchen hat der
Phonolith entweder gar keine oder nur eine schwache Wirkung gezeigt,
während die Kalisalze deutliche Ernteerhöhungen hervorbrachten. Der Vf.
hebt jedoch hervor, daß der procent. Stärkegehalt der Kartoffeln durch die
Phonolithdüngung nicht erniedrigt, sogar etwas erhöht ist, während die
Kalisalze in der bekannten Weise den Stärkegehalt der Kartoffeln erniedrigt
haben. Hinsichtlich der producierten absoluten Menge von Stärke wird
daher der Phonolith im allgemeinen etwas besser abschneiden, als bei der
Zugrundelegung der Rohernten.
Bericht über einen Topfversuch mit Phonoh'th, nebst einigen
allgemeinen Bemerkungen über die Wirkung des Phonoliths.
Von L. Hiltner. 3) — Die Gefäße waren mit einem Gemenge von Pferde-
bohnen und Hafer bepflanzt worden und hatte der Boden zum Teil eine
Beimischung von je 20 g Laubhumus erhalten. Dieser Humuszusatz hatte
die Aufnahme des KgO aus Chlorkalium und Kaliumammoniuraphosphat
begünstigt, so daß insgesamt in den Reihen ohne Humus 50,73 7o f^^s
gegebenen Kalis, in jenen mit Humus dagegen 86,70 7o aufgenommen
wurden. Dagegen hat derselbe Humus die Aufnahme des Kalis aus dem
Phonolith außerordentlich herabgedrückt. Ohne Humus sind 26,4 7o der
im Phonolith enthaltenen Gesamt-KgO-Menge von den Pflanzen aufgenommen
worden, in dem mit Humus versehenen Boden dagegen nur 8,52%. —
Von dem Phonolith-Ka 0 kam im ersten Jahre etwa Ys zur Wirkung; der
Vf. vermutet, daß die Wirkung eine bessere gewesen wäre, wenn das
Mehl obenauf gestreut, statt dem Boden gleichmäßig beigemischt worden
wäre. „Der Phonolith enthält stark oxydierende Stoffe, auch Kolloide.
Diesem Umstände ist vielleicht zuzuschreiben, daß der Phonolith in un-
gewöhnlich hohem Maße bei Gegenwart entsprechender organischer Körper
die Entwicklung und das N - Sammlungsvermögen luftbedürftiger N-
sammelnder Bakterien begünstigt. Er übertrifft in dieser Beziehung sogar
erheblich noch den Humus und scheint selbst nur durch Mischungen von
Phonolith mit löslichem Humus übertroffen zu werden."
1) Mitt. d D L.-G. 1910, Stück 10, 145. (Versuchsst. d. Schwed. Moorkult.-Ver. z. Jönkopmg.)
— 2) Mitt. d. D. L.-e. 1910, Stück 6, 76. — s) Prakt. Blätter f. Pflanzenbau u. -schütz 1910, 43; ref.
nach Centrlbl. Bekteriol. n. Abt. 1910, 27, 637. (Vogel - Bromberg.)
188 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Die Ausnutzung des Kalis in Ton und tonhaltigen Lehmböden.
Von F. W. Morse und B. E. Curry. ^) — Der Bericht, dessen grund-
legende Untersuchungen bereits veröffentlicht wurden, 2) behandelt das lös-
liche Kali in Böden. Bei den auf diese Frage bezüglichen Versuchen der
Vff. blieb Kalidüngung erfolglos, da der betr. Boden, Ton und tonreicher
Lehm, genügenden Vorrat löslichen Kalis besaß. — Bei Einwirkung von
Kalk auf Feldspat löst sich Kali. Die Gegenwart von Ton verhindert
den Lösungsprozeß. Ein hoher Anteil des in künstlichen Düngemitteln
zugeführten Kalis geht unter Freiwerden anderer Basen in einen unlös-
lichen Zustand über. Der Kalk spielt bei diesem Vorgange eine ent-
scheidende Rolle. (Kalb.)
Die Kalkfeindlichkeit der Lupine, sowie Bemerkungen über das
Verhalten auch einiger anderer Pflanzen alkalisch bezw. sauer
reagierenden Nährflüssigkeiten gegenüber. Von Th. Pfeiffer und
E. Blanck. ^) — Drei Versuchsreihen ergaben übereinstimmend, „daß die
Lupine empfindlich gegen alkalisch reagierende Nährmedien ist. Eine
Beigabe von (NH4)2SO^ zu einer Düngung mit CaCOg läßt (NH4)2C03
bezw. NB^ entstehen und schädigte das Wachstum der Lupine in hohem
Grade. Das physiologisch alkalische NaNOg wirkte unter den gewählten
Bedingungen direkt ungünstig und noch weit mehr neben steigenden Gaben
von CaCOg. Die geradezu verhängnisvolle Eigenschaft, die das CaSiOg
entwickelt hat, läßt sich nur aus der Tatsache, daß das benutzte Präparat
der Bodenflüssigkeit eine schwach alkalische Reaktion verliehen hat, er-
klären. "Während eine KgO-Düngung in Form von KHSO^ verhältnismäßig
hohe Erträge lieferte, sanken diese bei Verwendung von KgCOg schließlich
im Durchschnitt um 50 %. In dem mit Citronensäure angesäuerten
Sande erwies sich die Lupine, umgekehrt wie der als Vergleichsobjekt
dienende Senf, nicht als säureempfindlich, während in dem mit KgCOg
versetzten Sande der Senf weit besser als die Lupine zu gedeihen ver-
mochte. Diese sich überall zeigende Alkaliempfindlichkeit der Lupine
findet ihre natürliche Erklärung in der Annahme, daß die genannte Pflanze
eine Abstumpfung der "Wurzelsäure, sei es außerhalb oder innerhalb ihres
Organismus, aus irgend einem Grunde schlecht verträgt. Der CaCOg wird
in gleicher Richtung zur Geltung kommen." Nach eingehender Erläuterung
der Frage und anscheinenden "Widersprüchen in den darüber vorhandenen
Erklärungen kommen die Vö. zu der Schlußfolgerung, „daß die Lupine
unzweifelhaft besonders alkaliempfindlicli ist, was für eine schädliche
Wirkung der Säurebindung spricht, imd daß daher auch die Kalkfeindlich-
keit, wenigstens zum Teil, auf Neutralisationsvorgänge der Wurzelsäuren
durch CaCOg zurückgeführt werden muß. Es handelt sich hierbei nicht
nur um eine indirekte Wirkung, eine Verminderung des Wurzelaufschließungs-
vermögens, sondern auch darum, daß die Luiiine auch direkt von einem
selbst sehr schwach alkalisch reagierenden Nährmedium geschädigt wird."
— Auf Grund von weiteren Versuchen mit Kartoffeln und Rüben zeigte
es sich mit voller Bestimmtheit, „daß die Kartoffeln sich ganz andei's,
wie die Lupine verhält. Die Lupine hat die sauer reagierende Grund-
1) New Hampshire Sta. Bul. U2, 39—58, fig. 1; ref. nach Exper. Stat. Eec. 1910, 22, 424. —
2) Ebend. 1907/08, 2(53—271 u. 297-310 u. Exper. Stat. Rec. 1909. 21, 714 u 715 n. dies. Jahresber.
1909, 58 u. 59. — ») Sonderabdi. a. Mitt. d. landwsch. Inst. d. Univ. Breslau 1900, 6, 11. 273-313.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 189
düngung gut vertragen und unter dem Einfluß der alkalischen Reaktion
bedeutende Wachstumsstörungen erlitten. Es ist aber völlig ausgeschlossen,
ein auch nur annähernd gleiches Verhalten für die Kartoffel feststellen zu
können". Zu ähnlichen Schlußfolgerungen gelangten die Vff. hinsichtlich
ihrer Rüben versuche.
IV. Kalk- und Magnesiaversuche. Von D. Meyer. ^) — Die Arbeiten
betreffen: 1. Die Abhängigkeit des Maximalertrages von einem
bestimmten Verhältnisse von CaO und MgO im Boden. Zu den
Versuchen dienten 6 Böden: 1. Lößlehmboden (Krs. Halberstadt), 2. desgl.
(Lauchstädt), 3. Sandboden (Kr. Salzwedel) und 4., 5. u. 6. Lehmböden
(Thüringen). Nach der mechanischen und der chemischen Analyse sind
diese Böden 1 u. 2 als sehr milde, die Lehmböden 4 — 6 als mittelschwere
Böden und der Sandboden 3 als sehr leichter Boden zu bezeichnen. Mit
diesen Böden wurden Gefäßversuche mit verschiedenen Gewächsen aus-
geführt. Die Böden erhielten, um bestimmte Verhältnisse von CaO: MgO
herzustellen, zur Ergänzung des gewünschten CaO-Gehaltes einen Zusatz
von Kreide, zur Ergänzung des MgO- Gehaltes einen Zusatz von MgS04
oder gepulvertem Magnesit. Der Vf. kommt durch seine Versuche zu
folgenden Ergebnissen: Die Abhängigkeit des Höchstertrages von einem
bestimmten Verhältnisse von CaO: MgO im Boden konnte weder bei den
Böden mit einem höheren CaO- als MgO-Gehalte, noch bei den Böden
mit einem höheren MgO- als CaO -Gehalte bestätigt werden. Beim
Buchweizen hatte das nach Loew günstigste Verhältnis 3:1 bei den
Böden mit höherem CaO- als MgO-Gehalte (Gruppe I) eine Ertrags Ver-
minderung von 9,8 g, bei den Böden mit höherem MgO- als CaO-Gehalte
(Gruppe II) eine solche von 20,9 g zur Folge. Das nach Loew ungünstigste
Verhältnis von CaO: MgO wie 1:3 hatte im Durchschnitt einen höheren
Ertrag als das Verhältnis von 3 : 1 und 1 : 1 und denselben Ertrag wie
die nicht mit CaO oder mit MgO gedüngten Böden geliefert. Beim Hafer
war durch das nach Loew günstigste Verhältnis von CaO: MgO wie 1:1,
bei Gruppe I durch die Düngung mit MgS04 eine geringe Erhöhung des
Korn- und Strohertrages, bei Gruppe II durch die Düngung mit CaCOg
eine geringe Erhöhung des Strohertrages eingetreten. Durch das Ver-
hältnis von CaO: MgO wie 1:3 (ausschließliche Düngung mit MgSO^)
wurde der Kornertrag noch etwas erhöht. Die Korrektur eines durch die
Düngung gegebenen MgO -Überschusses erniedrigte sowohl den Ertrag an
Buchweizen wie auch an Hafer.
2. Die Wirkung größerer Gaben von Magnesia- und
Natronsalzen auf das Pf lanzen Wachstum. Aus den vorigen
Versuchen ergab sich, daß auf dem kalkreichen Lößlehmboden 1 die
Düngung mit MgSO^ außerordentlich hoch bemessen werden konnte, ohne
daß eine nachteilige Wirkung bei Hafer eintrat. Der Vf. zog nun die
kalkärmeren Lößlehmboden 2 und den Sandboden zu Versuchen heran, bei
denen die Wirkung außer von MgSO^ auch von MgClg und NaCl als
Düngemittel zu Hafer verwendet w^urden, letztere in Gaben 0,25, 0,50,
1,0 und 2,0 7o tlei" wasserfreien Salze auf 8000 g Sandboden und 6500 g
Lößlehmboden. Aus diesen Versuchen geht nach dem Vf. hervor, daß
1) Landwsch. Jahrb. 1910, 39, Ergänzungsh. III. 254—298. Arbeiten d. agrik.-chem. Versnclisst.
Halle a. S.
190 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
die Chlorverbindungen schädlicher wirken, als die schwefelsauren Salze,
und daß die schädliche Wirkung um so größer ist, je leichter der Boden
und je niedriger der CaO-Gehalt desselben ist. Aus besonderen Versuchen
über die Einwirkung dieser Salze auf Boden geht hervor: „Die durch
Zusatz von MgO- und NagO-Salzen in Lösungen übergeführte CaO-Mengeu
sind um so größer, je höher der Kalkgehalt des Bodens ist. — Das MgClg
führt erheblich mehr Kalk in Lösung als das NaCl. — Durch die MgSO^
ist die Löslichkeit des Kalkes infolge der eintretenden Gypsbildung
geringer als durch das MgClg."
3. Kalkgehalt und Bodenreaktiou in ihrer Beziehung zur
Kalkbedürftigkeit eines Bodens. Die ausgeführte Untersuchung führte
zu folgendem Ergebnis: „Für die Kalkbedürftigkeit eines Bodens ist außer
dem Kalkgehalte auch die Reaktion desselben von Bedeutung. Neutrale
Böden weisen bei einem relativ niedrigen Kalkgehalte oftmals keine Kalk-
reaktiou auf. Bei Böden mit höherem Kalkgehalte war auch bei saurer
Reaktion eine direkte Kalkwirkung nicht vorhanden. Saure Böden sind
aber für einen normalen Verlauf der zahlreichen chemisch -biologischen
Vorgänge und für eine normale Wirkung physiologisch-saurer Düngemittel
von Nachteil, so daß auch bei ausreichendem Kalkgehalte eine Kalkdüngung
notwendig ist. Dieselbe braucht aber dann nicht wesentlich höher be-
messen zu werden, als dem Säuregehalt des Bodens entspricht."
4. Die Wirkung verschiedener Kalk- und Magnesiaformen
auf einem sauren, kalkbedürftigen Boden. Aus den auf sandigem
Lehmboden mit Rotklee, Senf, Hafer und Kartoffeln ausgeführten Versuchen
geht hervor, „daß für saure Mineralböden der CaSO^ weder zu Leguminosen
noch zu Getreide eine günstige Wirkung zeigt, daß dagegen die MgCOs
dieselbe günstige Wirkuug zeigt wie der CaCOg ausübt. Für den sauren
Boden ist der Gy])s daher kein geeignetes Düngemittel. Die MgS04
beeinflußte nur beim Hafer den Kornertrag günstig".
Ist der Kalk des kieselsauren Kalkes zur Ernährung der Pflanze
geeignet? Von Hans Mieth.^) — Zur Beantwortung dieser Frage stellte
der Vf. in den Jahren 1906 und 1907 Vegetationsversuche nach der
Wasserkulturmethode an, in denen der CaO teils in Form von CaCU,
teils in Form von Ca-Silicaten gegeben wurde. Den Pflanzen wurden alle
Nährstoffe, mit Ausnahme von Ca, in gleicher Art und gleicher Menge dar-
geboten. Das Ca wurde dann einer Anzahl von Pflanzen in Form von
CaClg, einer anderen in Form des Kalksilicats I (durch Vermischen einer
sehr verdünnten CaCig-Lösung mit käuflichem Kali Wasserglas hergestellt,
8,l*^/o CaO und 72,4% SiO, enthaltend) gegeben; zu einer dritten Ab-
teilung Pflanzen gab der Vf. Kalisilicat II (durch Vermischen einer con-
centrierten Lösung von CaClj mit sehr verdünnter Lösung von Kali-
wasserglas hergestellt und 16,27o CaO und 62,2% SiO^ enthaltend). Eine
vierte Abtl. Pflanzen blieb ohne CaO -Gabe. Als Versuchspflanze diente
Hafer. Die gewonnenen Ernten wurden gewogen und verascht. Aus den
interessanten in zwei Jahren durchgeführten Versuchen erhielt der Vf.
Ergebnisse, durch welche folgendes als erwiesen angesehen werden kann:
1. Der CaO von Silicaten wird von den Pflanzen leicht und ohne Schaden
^) Die landwsch. Versuchsst. 1910, 74, 81—120. Mitt. d. landwsch. Versuchsst. Eoatock.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 191
für diese aufgenommen. 2. Ein wesentlicher Unterschied bezüglich der
producierten pflanzlichen Substanzmenge zwischen den einzelnen Kalk-
silikaten läßt sich nicht erkennen, da die Ernteerträge der mit diesen
Silicaten ernährten Pflanzen sich nur um ein geringes unterscheiden.
3. Die Pflanzen haben bei weitem mehr SiOg als CaO aufgenommen.
Aus diesen Ergebnissen folgert der Vf.: 1. daß die Kalksilicate durch
die Lebensäußerungen der Pflanzen zersetzt werden in freie SiOg und
CaCOg; 2. daß die Pflanzen begierig SiOg aufzunehmen bestrebt sind,
was besonders daraus hervorgeht, daß Pflanzen in SiOg -freier Nährlösung
in geringer Menge solche aus dem Glas der Gefäße sich angeeignet hatten ;
3. daß die leicht zersetzbaren Ca-Silicate, sei es, daß sie als mineralischer
Bodenbestandteil teils bereits vorhanden, sei es, daß sie sich erst durch
die Kalkdüngung gebildet haben, durch die aus den Wurzeln ausgeschiedene
COg in CaCOg und SiOg (wahrscheinlich kolloidale) umgesetzt werden, eine
Annahme des Vf., die mit der Wahrnehmung übereinstimmt, daß die
Kalksilikate bei Aufbewahrung an der Luft sich allmählich unter Aufnahme
von COj umsetzten. — Mithin ist auch der von SiOj gebundene CaO
durch die Wurzeln zersetzbar und von den Pflanzen assimilierbar; bei
Bestimmung des „assimilierbaren CaO" in einem Boden wird es also nicht
genügen, lediglich auf den CaCOj Rücksicht zu nehmen.
Der Einfluß von kohlensaurem Kalk und kohlensaurem Magnesia
auf Boden und Pflanzen. Von P. S. Kossowitsch und L. Althausen. ^)
— Nachstehende Schlußfolgerungen werden aus den Ergebnissen mehr-
jähriger Topf versuche gezogen. 1. Das Kalken saurer Böden von aus-
gesprochenem Podzol- Charakter ohne Darreichung anderer Nährstoffe er-
höhten den Ertrag verschiedener Pflanzen ganz bedeutend; auf Böden, die
diesen Charakter weniger ausgesprochen zeigten, war die Kalk Wirkung
schwächer; auf grauem Waldton und Tschernozem war fast keine Wirkung
zu beobachten. 2. Die Ertragssteigerung auf sauren Podzol-Boden war
geringer, wenn neben CaO und CaCOg N, PgOg und Kg 0 enthaltende
Düngemittel gegeben wurden. 3. Die günstige Einwirkung von CaCOg
auf sauren Podzol-Boden nahm mit der Menge dieses Düngemittels zu,
bis zu einer gewissen Grenze, die nahe bei dem Quantum CaO lag, das
für die Neutralisation des Bodens erforderlich war. Größere Zusätze von
CaO blieben je nach der Art der Pflanze entweder vollständig ohne Wirkung
auf den Ertrag, oder setzten ihn merklich herab, oder zerstörten in ein-
zelnen Fällen die Pflanzen. 4. Klee und besonders Senf zeigten sich gegen
die Bodensäure sehr empfindlich, demgemäß erhöhte das Kalken den Ertrag
dieser Pflanzen besonders stark, Kalküberschuß jedoch schädigte sie sehr.
Buchweizen, Futterwicke, Erbsen und Roggen wurden von der Bodensäure
weniger geschädigt und ertrugen einen Kalküberschuß besser. Gerste, ob-
gleich nicht besonders empfindlich gegen die Bodensäure, wurde doch
durch das Kalken in ihrem Gedeihen sehr gefördert und vertrug über-
schüssige Mengen von CaCOg sehr gut. 5. Wahrscheinlich wirken die in
stark sauren Böden nach übermäßigem Kalken sich bildenden normalen
Carbonate, Na- und Ca-Carbonat schädlich. 6. Im allgemeinen wirkten
CaO, gefällter Kalk, Marmor, Dolomit, Magnesit und basisches Magnesium-
1) Trudni Mendelyevsk. Syezila Obshch. i. Prikl. Khim. 1 (1907), 490; abs. in Zhur. Opuitn.
Agron. (Russ. Jour. Expt. Landw.), 10(1909), Nr. 5, 693—695; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23. 226.
192 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
carbonat wie CaCOg. Diese Düngemittel differierten jedoch im Übermaß
auf entschiedenem Podzol- Boden angewendet bezüglich der Schädlichkeit.
Basisches Magnesiumcarbonat wirkte nach dieser Richtung am stärksten,
Dolomit am schwächsten. — 7. Die Zeit der Kalkzuführung (entweder un-
mittelbar oder 30 Tage vor der Aussaat) war bei übermäßigem Kalken
ohne Belang. (Kalb.)
Über den Einfluß des Feinheitsgrades des Kalkes auf dessen
Wirkung als Bodenverbesserungsmittel auf kalkarmem Moorboden.
Von Hj. V. Feilitzen. ^) — Es kamen ein gelöschter Sihirkalk aus Wester-
götland und Kalksteinmehl aus schonischer Kreide zur Untersuchung,
welche ergab, daß bei ersterem Kalk der Gehalt an CaO mit zunehmender
Feinheit der durch Siebe getrennten Teile stieg, während beim Kalkstein-
mehl, wie erklärlich, der CaO -Gehalt der verschiedenen Körnergrößen
fast ganz gleich war. Bei einem Düngungsversuche zu Sanderbsen war
der gebrannte Kalk in seiner Wirkung der des Kalksteinmehls überlegen.
Die Wirkung der 5 verschiedenen Feinheitsgrade stieg in beiden der Er-
trag an Körnern mit der Feinheit des Kalkes; doch wurde bei gelöschtem
Kalk schon bei vorletztem Feinheitsgrade (0,2 — 0,5 mm) der höchste Ertrag
erreicht.
Versuche über den Düngewert von kohlensaurem Kalk, der kleine
Mengen von Boraten enthält. Von Jacob G. Lipman.-) — Ein solcher
Kalk wird als Nebenprodukt auf den Werken der Pacific Coast Borax
Company at Bayonne gewonnen und als feines Pulver der Landwirtschaft
angeboten. Zwei Proben davon enthielten:
SiOg AI3O3 Fe.O, CaO MgO CO, H^BO, Na,0 H.,0
9,71 i^86 44,56 3.65 33,04 2.00 1,76 2,36 "/o
8,67 1,81 0,35 45,84 2,75 33,85 2,36 1,16 2,02 «/„
Bei Gefäßversuchen mit Wicken wirkte dieser borsäurehaltige Kalk
ebenso wie vergleichsweise angewendete gebrannte Austerschalen ertrags-
erhöhend. Obwohl die Keimung und das Wachstum der Wicken in den
ersten Wochen normal verlief, zeigte sich doch später bei Gaben von 8 und
16 g des borsäurehaltigen Kalks ein Zusammenschrumpfen und Verwelken
der Blattspitzen bei den Wicken.
Versuche über die Wirkung von borsäurehaltigem Gyps auf das
Wachstum von Roggen. Von Jacob G. Lipman.^) — Dieser Gyps ist
wie der kohlensaure Kalk ein Nebenprodukt der (in vor. Art.) genannten
Fabrik; er enthält:
CaO SO3 SiO, Al^Og + FcoOg H3BO3 MgO HgO
37,28 51,40 4,48 1.59 ' 2,10 0.24 2,91 7o
Seine Wirkung auf das Wachstum von Roggen war nur sehr gering-
fügig und kaum günstiger wie die anderen Gypses. Der Vf. meint, daß
seine Anwendung in Ställen auch aus sanitären Gründen zu empfehlen sei.
Grünsand-Mergel als Quelle von Pflanzennährstoffen im Sand-
boden, Von Jacob G. Lipman. ^) — Dieser Mergel enthält nach mehr-
fachen Untersuchungen oft weniger als 1,5, selten mehr als 2% P2O5
1) Svenska Mosskult. Tidskrift 1910, 24, 95—98; ref. nach Gentrlbl. f. Ägrik. - Chem. 1910, 39,
588—590. (John Sebelien.) — =) Rep. New Jersey Agric. Coli. Exper. Stat. 1909, 196—198. -
S) Ebend. 198—200. — *) Ebend. 200-208.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
193
und 5 — 6 % Kg 0. Eine Probe dieses Mergels, der zu Düugungsversuchen
diente, enthielt nur 0,58% Pg^ö ^^^ 4:,14% ^2^'> er wurde in Mengen
von 10, 20 und 30 Tonnen pro Acker verwendet; seine Wirkung war
aber bei Weizen eine negative.
Über die Wirkung des Mangans bei der Düngung. Von
L. Bernardini. ^) — Die Versuche wurden zunächst mit dem Boden des
Versuchsfeldes von Arco angestellt. Dieser Boden entstammt ehemaligen
Eruptiongesteinen des Vesuvs. Je 250 g Feinerde, bis zur Gewichts-
konstanz an der Luft getrocknet, wurden mit 250 ccm -|- Lösungen von
K-, Na-, Ca- und Mn- Chlorid 48 Stunden lang behandelt. Dabei war
folgende Verteilung der gelösten Basen eingetreten:
Aus 250 g Boden gelöste
Basen
durch 250 ccm --- Lösung von
KCl
NaCI
NH.Cl
CaClo
MnClg
CaO
MgO
£,0
Nä,0
0,3310
0,0290
0,9620
0,2400
0,0235
0,9800
0,3290
0,0238
0,1325
0,0340
0,0215
0,0590
0,0890
0,4140
0,0357
0,0410
0,0755
Daraus leitet der Vf. folgendes ab: Wenn eine Mangansalzlösung mit
dem Boden in Berührung kommt, so verhält sie sich nicht anders gegen
diesen, wie die Lösung der andern Salze, d. h. ein Teil des Mangans wird
absorbiert und an seine Stelle treten in die Bodenflüssigkeit äquivalente
Mengen K^O, NagO, CaO und MgO. Die Lösung eines Mangansalzes führt
jedoch eine größere Menge CaO und MgO in Lösung über als die äqui-
valente Lösung der anderen Salze. Diese speciflsche Wirkung des Mangans
kann entweder auf seiner — wie der Vf. sagt — selektiven Eignung zur
Umsetzung der kolloidal absorbierten oder in Form von Zeolithen ge-
bundenen Basen beruhen oder aber das zweiwertige Mangan kann eine
besondere Lösungsfähigkeit für die CaO- und MgO -haltigen Silicate nicht
zeolitbischer Natur besitzen. — Zur Begründung dieser letzten Annahme
hat der Vf. dieselbe Feinerde durch sechsstündiges Erhitzen zur hellen
Rotglut calciniert. Aus diesem calcinierten Material wurde gelöst:
von KCl -Lösung von Mn Gl -Lösung
CaO ... . 0,1885 0,2440
MgO . . . . 0,0175 0,0215
Auch in diesem Fall zeigt also die Mangansalzlösung eine stärkere
Einwirkung auf CaO und MgO. Zu weiterer Klärung dieses lösenden
Einflusses des Mangans hat der Vf. die Versuche mit Vesuvasche und
zwei reinen Silicaten, dem Augit und der Hornblende, wiederholt. Hierbei
erzielte er folgende Resultate:
durch ^ KCl
Es wurden gelöst von
Vesuvasche
Augit
Hornblende
durch -5- Mn CU
CaO
2,11
0,24
0,35
MgO
0,43
Spuren
Spuren
CaO
2,70
0,69
1,06
1) Staz. sperim. agrar. ital. 1910, 43, 217.
Jahresbericht 1910.
M^O
0,83
0,45
0,23
13
194 Landwirtscliaftliclie Pflanzenproduktion.
Auch diese Zahlen bestätigen dem Yf., daß das Mangansalz eine be-
merkenswerte Fähigkeit hat, MgO und CaO auch aus ihren unlöslichen
Verbindungen frei zu machen. Die bei der Düngung beobachtete stimu-
lierende Wirkung des Mangans dürfte daher in einer erhöhten Mobilisierung
von CaO und MgO ihre Erklärung finden. (M. p. Neumann.)
Mangan-Düngungsversuche. Von Henry Bartmann.^) — Das be-
nutzte Versuchsfeld liegt am Ufer der Seine im Alluvium und hat einen
leichten kalkreichen Sandboden mit 98,4 ^'/q Feinerde. In o/q der Fein-
erde waren vorhanden N = 0,092, PgOj 0,116, KgO 0,044, CaO 21,12,
MgO 0,100, Mn 0,0394. Außer Manganbioxyd, Manganchlorür und
Mangonosulfat wurden noch 2 käufliche manganhaltige Düngemittel 2) an-
gewendet, nämlich Manganose (= Mangancarbonat mit Io^Jq Mn) und
Mangankalk (= 15% Mn als MnO, MugOg und Mn3 04). — Zum ersten
Versuche wurden diese Stoffe in Mengen gegeben, die je 300 g Mn p. ar
entsprachen. Die bei Rübsen, Erbsen und Bohnen (Phaseolus) ausgeführten
Versuche führten zu dem Ergebnis, daß von Bioxyd, Chlorür und Sulfat
eine Wirkung nicht zu beobachten war, während die käuflichen Manganmittel,
besonders die Manganose, eine deutliche Ertragssteigerung und die Er-
zeugung stärkerer Früchte hervorbrachten. Bei einem zweiten Versucne
wurden steigende Mengen von den beiden letzten Produkten zu Kartoffeln,
Pferdezahnmais und Zuckerrüben gegeben. Der Erfolg ist aus nachstehenden
Ertragszahlen zu ersehen, die sich auf kg pro ar beziehen:
Ohne 2 kg 2 kg Mn- 4 kg 4 kg Mn- 6 kg 6 kg Mn-
Mn Manganose Kalk Manganose Kalk Manganose Kalk
Kartoffeln . 53 82 70 62 55 41 47
Mais grün . 520 580 620 710 690 650 540
Zuckerrübe. 328 340 330 314 360 366 284
Der Vf. glaubt aus diesen Zahlen und seinen Beobachtungen folgern
zu können, daß die Mangandünger das Wachstum der Pflanzen ins-
besondere in seinem Beginn günstig beeinflusse und die Keimung be-
schleunige. Auch auf die Qualität der Produkte war diese Düngung von
merklichem Einfluß, insbesondere bei den Knollen der Kartoffeln.
Mangan-Düngungsversuche, mitgeteilt von O. Reitmair. ^) — Mit der
in vor. Art. genannten ,, Manganose" 1909 eingeleitete größere Anzahl feld-
mäßiger Versuche, sowie Freilandversuche auf kleineren Parzellen mit ver-
schiedenen Kulturpflanzen, und Gefäß versuche, endlich auch Versuche mit
Gemüsen, Blumen usw. führten zu Ergebnissen, die ein klares Bild vom
Werte oder Unwerte der Manganose-Düngung nicht gewähren.
Über die Wirkung der löslichen Mineraldünger in trockenen
Klimaten. Von S. de Grazia.^) — Daß die häufig beobachtete geringere
Wirkung der löslichen Mineraldünger in Ländern mit trockenem Klima im
Zusammenhang mit der mangelnden Wasserversorgung der Bodens stehen
dürfte, ist ein naheliegender Schluß. Die tatsächlichen Ursachen dieser
Wirkung und dieses Zusammenhanges sind jedoch experimentell nicht be-
') Joum. d'Agric. prat. 1910, II. 666 — 667. — ^) Diese Düngemittel kommen in den Handel durch
die j.Societe des mines de Manganese de Las Cabesses (Ariöge)"'. Siehe oben S. 143. — *) Zeitschr. f.
landwsch. Versuchsw. i. Östorr. 1910, 13, 189 (a. d. Tätigkeitsber. d. K. K. landwsch. Versnchsst.
Wien.) — *) Staz. sperim. agrar. ital. 1910, 43, 49.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
195
stätigt. Der Vf. hat das Thema nach drei Eichtungen in Angriff ge-
nommen. Eine Zusammenstellung der gesamten physiologischen, chemischen
und landwirtschaftlichen Gesichtspunkte, die für diese Frage in Betracht
kommen, sowie Untersuchungen über die Veränderlichkeit der Boden-
flüssigkeit unter dem Einfluß der Mineraldünger sind noch nicht beendet;
in der vorliegenden Arbeit teilt der Vf. nur von ihm angestellte Gefäß-
und Feldversuche mit. Die Gefäßversuche wurden in Glascylindern von
15 ccm D. u. 2 kg Bodeninhalt ausgeführt; die Gefäße wurden mit
schwarzem Papier zur Verhinderung der Algenentwicklung umkleidet.
Als Boden diente ein an Feinerde armer Sand vulkanischen Ursprungs.
Die als Versuchsobjekt dienenden Roggenkörner wurden zu je 21 für jedes
Gefäß in 2 cm Abstand ausgesät. Bei einem Wasserbindungsvermögen des
Bodens von 30,2 (nach Schübler) wurde die Wasserversorgung während
des ganzen Versuchsverlaufes so geregelt, daß der Boden 20, 40 und
60 V. H. dieser Wassermenge enthielt. Von Mineraldüngern wurden in
Versuch genommen: NaNOg, (NH4)S04, KCl und K2SO4, und in Mengen
von 200, 500 und 1000 kg für den ha angewendet und zwar 2 Tage
vor der Aussaat und 40 Tage später; der Salpeter in 2 Gaben. Die
Vegetationsperiode dauerte 80 Tage; nach dieser Zeit wurde die Ernte
festgestellt. Die Resultate sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt:
Ernteertrag an Trockensubstanz bei
Relative
Bodenfeuchtigkeit
Salpeter
Ammonsulfat
Chlorkalium
Kaliumsulfat
CS
m
a
pro ha
200
500
1000
200
500
1000
200
500
1000
200 1 500
1000
Ui
200/0
407o
6OO/0
28,74
37,22
32,80
35,05
39,45
28,70
38,23
39,70
35,93
22,50
30,10
27,10
30,33
31,44
32,00
35,82
34,25
28.87
14,18
20,30
21,25
14,28
19,00
17,24
15,77
20,05
19,39
19,21
15,22
21.00
17,10
19,39
17,45
16.29
19,00
18,22
15,00
19,80
18,00
Aus ihnen leitet der Vf. folgende Schlüsse ab: Alle vier Salze haben in
der Mehrzahl der Fälle eine Vermehrung der Ernte ergeben. Diese Ver-
mehrung wächst mit der angewendeten Salzmenge, ist jedoch bei den beiden
Stickstolfsalzen begrenzt. Die günstigste Bodenfeuchtigkeit liegt bei einem
Wassergehalt von 40 v. H. des Wasserbindungsvermögens des Bodens.
Ein höherer Wassergehalt ist auch nicht für die stärkeren Salzgaben von
Vorteil. — Die Feldversuche, welche sich über die Jahre 1902 bis 1908
erstreckten, wurden im besonderen von dem Gesichtspunkte sus angestellt,
die Wirkung des Düngers unter dem Einfluß der verschiedenen Nieder-
schlagsmengen festzustellen. Es wurden auch hier die vorerwähnten Salze
und als Versuchsfrucht Roggen, Weizen, Lein gewählt. In den Auf-
zeichnungen sind die Niederschlagsmengen in mm angegeben. Die Er-
gebnisse stimmen weitgehend mit denen der Gefäßversuche überein. Es
zeigte sich, daß die hier untersuchten Salze in der Mehrzahl der Fälle zur
Steigerung der Produktion führten und es ist zu schließen, daß bei ge-
eigneter Bodenbearbeitung die Frucht vor einer schädlichen Wirkung der
Mineraldüngesalze unbegründet ist, ja daß sogar durch eine zweck-
entsprechende Düngung klimatische Nachteile mancher Gegenden aus-
geglichen werden können. (M. p. Neumann.)
13^
196 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Die Zusammensetzung und Düngerwirkung der Torfasche. Von
Hj. V. Feilitzen. ^) — Innerhalb der Jahre 1891 bis 1909 untersuchte der
Vf. die Aschen verschiedener schwedischer, meist Hochmoortorfe und fand
den Gehalt derselben in weiten Grenzen schwankend ; der Gehalt schwankte
beim CaO von 5,8 — 21,04 »/o, beim KgO von 0,52— 2,21 % und bei der
PgOg von 1,73 — 2,70%. Vom Gesamt-KgO- Gehalt waren bei drei Proben
nur 0,16 — 0,54% in CIH löslich und vom Gesamt- PgOg -Gehalt waren
nur 0,95 — 1,95%, etwa ^5 citronensäurelöslich. Auf einem gut humi-
ficierten kalk- und stickstoffreichen, an KgO- und P2 0g armen Moorboden
wurde Torfasche in Mengen von 2000, 4000 und 6000 kg p. ha und
zwar einmal allein oder mit Superphosphat oder Kalisalz zusammen. Im
Jahre 1907 und 1908 wurden Erbsen zum Reifwerden, 1909 Lupinen
zur Grünernte angebaut. Es zeigte sich, „daß die Torfasche allein in
jedem Jahre eine deutliche Steigerung des Ertrags bewirkt hat, und daß
diese Wirkung mit zunehmender Menge von Torfasche stieg''. „Die Wirkung
der Torfaschen -P2O5 (citronensäurelösl.) war stets kleiner als nach der-
selben Menge P2O5 in Form von Superphosphat und betrug etwa 50 — 60"/o
der letzteren." „Stets war die Wirkung des Torfaschen-Kj 0 kleiner als
die des 37procent. Kalisalzes.
Über den Einfluß der Kochsalzdüngung und Stickstoffdüngung
zur Bekämpfung der Herz- und Trockenfäule. Von R. Schander.') —
Die Versuche bezweckten auch, ob es möglich sei, einen Teil des Chile-
salpeters durch Kochsalzdüngung zu ersetzen. Eine wesentliche Reducierung
der Herz- und Trockenfäule durch die Kochsalzdüngung war bei keinem
Versuch zu erkennen. Auch die Salzdünguug bei Beginn der Erkrankung
brachte keinen Erfolg. Die Salzdüngung erhöhte aber den Procentsatz
wurzelbrandiger Pflanzen nicht wesentlich, trotzdem eine starke Verkrustung
des Bodens zu beobachten war. Bezüglich des Ertrages wurden teilweise
höhere Zahlen gegenüber den Stickstoffparzellen festgestellt, doch darf man
die Wirkung des Kochsalzes nicht zu hoch einschätzen, da der Stickstoff
durch die große sommerliche Trockenheit von den Böden nicht ausgenützt
worden ist. Was nun den Einfluß der einzelnen Stickstoffdüngungen an-
betrifft (diese hatten nicht den Zweck, die Wirkung der einzelnen Dünger
auf den Ertrag festzustellen, sondern die vorhandenen Beziehungen zwischen
Düngung und Krankheit klarzulegen), so wurden die höchsten Erträge durch
Chilesalpeter erzielt, diesen folgten die Parzellen, die zur Hälfte Kalk-
stickstoff bezw. schwefelsaures Ammoniak, zur anderen Hälfte Chilesalpeter
erhalten hatten, während die nur mit Kalkstickstoff und schwefelsaurem
Ammoniak gedüngten Parzellen die geringsten Erträge aufwiesen. Der
Befall der Herz- und Trockenfäule stand in umgekehrter Reihenfolge, da
die geringsten Zahlen kranker Pflanzen die allein Kalkstickstoff und Ammoniak
erhalten hatten, während sich die höchsten Zahlen auf den Chilisalpeter-
und Norgesalpeterparzellen fanden. Immerhin sind aber die Unterschiede
nur sehr geringe und die erhaltenen Zahlen keine konstanten, da im
Vorjahre die Chilesalpeterparzellen die gesündesten waren. (Stift.)
1) Svenska Moosknltnr föreningens tidskrift 1910. 24, 101—110; ref. nach Centrlbl. '. Agrilc.-
Chem. 1910, 39, 586-588. (John Sebelien.) Siehe auch Mitt. d. Vet. z. Förder. d. Moorku.t. i. D. R.
1910, 28, 50—52 u. 101—105. - «) Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 110—113.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 197
Kochsalzdüngung zu Zuckerrübe. VonJ. Ash.^) — Die VersucLs-
parzellen erhielten eine Grunddüngung von 300 g Stalldünger und 3 g
Superphosphat pro ha. Zwei Parzellen erhielten keine andere Düngung,
die anderen in der Reihenfolge außer der Grunddüngung 2 g Chilesalpeter,
2 g Chilesalpeter und' 1 g Kochsalz, 1,5 g schwefelsaures Ammoniak und
1 g Kochsalz, 1 g Chilesalpeter' und 1 g Kochsalz, 0,75 g schwefelsaures
Ammoniak und 1 g Kochsalz und schließlich 1,5 g Kochsalz allein. Das
Kochsalz wurde mit Chilesalpeter zur Hälfte vor der Saat, zur Hälfte
sofort nach dem Vereinzeln, und auf den Parzellen neben dem schwefel-
sauren Ammoniak frühzeitig als Kopfdünger gegeben. Die Zugabe von
2 g Chilesalpeter zu 300 g Stalldünger stellt für die betreffende Domäne
die höchste wirtschaftlich zulässige Menge dar. Die Resultate waren
folgende: 1. 2 g Chilesalpeter ergaben durchschnittlich einen Mehrertrag
von 19,2 g Wurzeln und 18,6 g Blätter und einen Gewinn von 13 kg
pro ha. 2. Zugabe von 1 g Kochsalz je 2 g Chilesalpeter ergab durch-
schnittlich eine Verringerung der Wurzeiernte und damit einen Geldverlust.
Die Ursache lag darin, daß durch die mit Kochsalz verstärkte Kopfdüngung
im trocknen Mai und Juni eine den Rüben schädliche Concentration der
Bodenlösungen eintrat. 3. Die Düngung mit 1 g Chilesalpeter und 1 g
Kochsalz ergab nahezu dieselbe Ernte wie bei 2 g Chilesalpeter. Der
Mehrgewinn betrug 9 kg pro ha. 4. Die Düngung mit 1,5 g Kochsalz
allein ergab eine etwas kleinere Wurzeiernte als die Düngung mit 2 g
Chilesalpeter, doch einen etwas höheren Geldertrag. Nach den Ergebnissen
dieser Versuchsparzellen kann man aber auch bei in guter Dungkraft
stehenden Böden an einen vollständigen Ersatz von künstlichen Stickstoff-
düngungen durch Kochsalz nicht denken. 5. Auf durchschnittlich mäßig
kalkhaltigem, aber seit einer Reihe von Jahren in regelmäßigem Turnus
gekalktem Boden der betreffenden Domäne kann bei Anwendung von Koch-
salz 1 g Chilesalpeter ganz gut durch 0,75 g schwefelsaures Ammoniak
ersetzt werden. 6. Die Kochsalzgaben haben keine Verminderung des
Zuckergehaltes mit sich gebracht. (Stift.)
Über die Aufnahme von Barium durch die Pflanzen. Von H. Colin
und J. de Rufz.-') — Über diese Frage haben die Vff. Versuche angestellt,
indem sie Erbsen, Mais und Bohnen in verdünnten Lösungen von Ba(N03)j
und BaClg wachsen ließen. Die Erbsen ließ man in destilliertem Wasser
keimen und brachte die Keimlage in die Barytsalzlösuugen, in welchen
die Wurzeln eine ansehnliche Entwicklung nahmen. Die Concentration
von 0.125 g in 1 1 war die für diese Entwicklung geeignetste. In den
solcherweise erzogenen Ei'bsenpflanzen wurde Baryt nachgewiesen, jedoch
beschränkte sich das Vorkommen nur auf die Wurzeln. In 0,930 g
Wurzel-Trockensubstanz wurden 9,855 mg BaO (0,015 g BaSO^) gefunden.
Im centralen (Holz-) Cylinder konnte man das Ba durch die mikrochemische
Reaktion nachweisen, während das bei der Rinde nicht gelang. Im ersteren
fanden sich reichliche die Zellhohlräume ausfüllende, körnige Ablagerungen.
(Knop hat s. Z. die Giftigkeit des Ba nachgewiesen und festgestellt, daß
Ba das Ca bei der Pflanzeneruährung nicht ersetzen kann. Der Ref.)
0 Wiener landwsch. Zeit. 1910, 60, 417 u. 418. — 2) Compt. rend. 1910, 150, 1074-1076.
198 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Die Anwendung des Bors als katalytisches Düngemittel. Von
H. Agulhon.^) — Die mitgeteilten mit Weizen, Mais, Rübsen, weißen
Rüben, Erbsen und Hafer ausgeführten Yersucbe führten zu der Annahme,
daß Bor ein nützlicher Bestandteil der höheren Pflanzen ist. Der Zusatz
kleiner Quantitäten entweder zu einer Nährlösung' oder zu natürlichem
Boden erhöhten merklich das Gewicht der erzielten Trockensubstanz. Der
Kulturwert des Bors scheint dem des Mangans ganz ähnlich zu sein.
(Kalb.)
Ein Beitrag zur Kohlensäuredüngung. Von Eilh. Alfr. Mitscherlich.^)
— Auf Grund in 3 verschiedenen Böden angestellter Versuche bei Hafer
kommt der Vf. zu dem Ergebnis: 1. Daß eine Steigerung des Gehaltes
des Bodens an COg keine Ertragssteigerung zur Folge hat; 2, daß bereits
im Boden soviel COg sei es durch die Wurzelausscheidungen der Pflanze,
sei es durch die Zersetzung der Humussubstanzen oder infolge der Wasser-
zufuhr enthalten ist, daß durch eine weitere CO2 - Zufuhr eine größere
Löslichkeit und somit eine bessere Ausnutzung der Bodennäbrstoffe durch
die Pflanze nicht stattfindet.
Düngung im Hochmoor. Von Anton Baumann und Eugen GuUy.^)
— Nach den Darlegungen der Vff. (siehe oben unter Boden) muß man
die Düngung so einrichten, daß die Nährstoffe möglichst vollkommen am
Torf absorbiert werden und alle Maßnahmen vermeiden, welche die ab-
sorbierten Nährstoffe wieder auflösen und in den Untergrund führen können.
Kalidüngung. K2O u. NaaO werden am wenigsten aus Chloriden, mehr
aus Sulfaten und am meisten aus Salzen mit schwachen Säuren festgehalten;
es werden deshalb von den Kalisalzen des Handels die kohlensauren Salze
(Pottasche, kohlensaure Kalimagnesia) die beste Wirkung zeigen (wie auch
die Erfahrung bestätigt), dann die hochprocentigen Kalisalze (40procent.).
Die im Boden bei Düngung mit letzteren im Boden entstehenden freien
Mineralsäuren werden bei gleichzeitiger Düngung mit dreibas. Kalkphosphat
neutralisiert und unschädlich gemacht. Man hat keine anderen schädlichen
freien Säuren im Hochmoor zu fürchten, als die man selbst durch Düngung
mit Staßfurter Kalisalzen hineinbringt. Bezüglich des Kälkens haben
die Vff. Versuche gezeigt, daß es unmöglich ist, im Hochmoor die
„freien Humussäuren" mit Kalk zu neutralisieren bezw. das Hochmoor auf
die Dauer seiner wertvollen Absorptionskraft zu berauben. Die „freie
Säure", d. h. das Absorptionsvermögen stellt sich auch nach der stärksten
Kalkung allmählich von selbst wieder ein, weil der absorbierte Kalk durch
das CO2 haltige Bodenwasser vom Torf wieder abgewaschen wird. Eine
starke Kälkung ist zu vermeiden, denn sie wird die PgOg -Wirkung be-
nachteiligen, schon absorbiertes KgO verdrängen und dem Untergrund zu-
führen. Man soll also die Kalkgabe auf das äußerst zulässige Maß be-
schränken. Den Nährstoff CaO suche man einem an CaO- und PgOj-
armen Hochmoor durch eine starke Phosphatdüngung beizubringen. Zur
Düngung mit PgOg ist das Superphosphat am wenigsten geeignet. Die
Ursache liegt in dem verhältnismäßig geringen Kalkgehalt und in der
Anwesenheit von Gyps im Superphosphat. Der Kalk wird absorbiert
werden, wodurch neben der freien PgOg noch erhebliche Mengen freien
1) Compt. rend. 1910, 150, 288-291. — =) Landwscli. Jahrb. 1910, 39, 157—166. — S) Mitt. d.
K. Bayr. Moorkultnranst. 1910, Heft 4, 144-150.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
199
SO3 sich im Boden verbreiten und den Pflanzen verderblich werden. Auch
das Thomasmehl wirkt im Hochmoor schädlich, weil es leicht zersetzliche
Sulfide enthält. Auf die volle Wirksamkeit der Rohphosphate kann man
nur in den ersten Kulturjahren und zwar nur in ungekalktem Boden
rechnen. Das beste P2 Oj-Düngemittel ist nach den zahlreichen Versuchen
der bayerischen Moorkulturanstalt im Hoch- und Niederungsmoor das
Woltersphosphat.
Felddüngungsversuche mit Hafer i. J. 1909. Von E. Haselhoff, i)
— Die Versuche wurden nach ein und demselben Plane in verschiedenen
Kreisen des Regbz. Cassel ausgeführt. Es wurde neben einer ungedüngten
Parzelle, solche mit Volldüngung (N.PgOu. KgO) und Volldüngung ohne
N, oder ohne PgOg oder K2O eingerichtet; ferner bei einer zweiten Reihe
dieser 5 Parzellen wurde außer den genannten Düngstoffen noch Kalk
gegeben. Die A^ersuchsfelder sind folgenderqjaßen charakterisiert: (Boden-
bestandteile in ^'/o der Trockensubstanz)
1. Schwarzenfels (Gelnhausen) Lehmboden a. Sandstoinverwitterung-
2. Hilperhausea (Hersfeld) durchlässiger sandiger Lehm , Krume
25—30 cm tief
3. Holzheim (Hersfeld) durchlässig, sandig. Lehm, leicht verhärtend
4. Kerspenhausen (Hersfeld) ziemlich durchläss. Sandboden, Krume
20—26 cm tief
5. Hünfold (Hünfeld) tiefgründ. schwerer Lehmbod., im Untergrund
mit Kalksteinen durchsetzt
6. NiederzeU (Schlüchtern) durchlässiger sandiger Lehm
7. Herrenbreitungen (Schmalkalden) leichter Sandboden
2,87
2,92
3,26
1,93
6,84
3,91
2,59
0,111
0,108
0,119
0,082
0,234
0,152
0,100
0,052
0,090
0,049
0,046
0,197
0,052
0,057
0,130
0,099
0,121
0,092
0,270
0,128
0,072
0,329
0,120
0,181
0,103
0,330
0,242
0,268
0,156
1,300:0,714
0,1810,467
0,15710,043
In nachfolgender Übersicht sind die Erträge an lufttrocknen Körnern
und Stroh (+ Spreu) pro ha in Ctr. eingetragen:
Schwaizen-
fels
Hilper-
hausen
Holzheim
Kerspen-
hausen
Hünfeld
NiederzeU
Herren-
breitungen
1
2
"3
in
3
c
•.0
XI
0
Jl
0
c
'i2
0
a
m
S
c
:0
.£3
s
0
c
ja
s
0
1
j
^
^Ungedüngt .
45,73
61,90
79,27
97,73
46,90
62,65
50,19
85,38
74.94
129,16
41,96
50,77
18,11
23,20
US
1 Volldüngung
76,87
102,57
97,89
112,12
77,56
92,97
83,00
119,17
V3.94
160,77
60,48
78,10
44, iV
52,70
W
l ., ohne N .
50 .H4
68,69
85,25
104,84
.39,06
56,39
55,69
110,84
6V,83
140,67
4V,V4
62,94
24,4/
29,04
ä
0
1
K2O
69 97
86,66
96,92
112,81
70,46
81,89
72,06
105,44
VS,80
161,85
54,02
72,94
o3,20
58,33
l
p;o5
68173
88,26
91,33
105,83
68,68
78,03
67,78
102,91
82,86
160,34
oV,bO
75,97
62,08
74,24
f Ungedüngt .
1 Volldüngung
68,60
91,61
84,29
107,33
55,09
67,78
58,36
101,10
62,55
127,35
47,21
59,84
50.38
52,03
•p
87,. 56
123,11
103,16
120,57
77,10
92,51
77,58
110,98
Vü,V9
151,05
88,58
115,70
V'i,63
72,79
W
l ,. ohne N .
7'-? 41
92,03
91.59
119,63
.51,27
57,38
Vö,9V
100,24
66.VV
219,95
ol,52
68,44
6V,14
56,43
■♦J
t :: :,
KoO
77 04
106,04
88,20
122,45
76,02
77.74
75,68
106,69
66,72
150,74
66,24
89,11
V1,V2
73,32
s
P2O5
91,01
119,91
97,25
123,18
74,34
85,21
69,66
111,90
69,0/
154,60
62,28
83,18
80,bV
81,97
Die Wirkung der verschiedenen Nährstoffe kommt in den Erntezahlen
deutlich zum Ausdruck. Insbesondere tritt die Wirkung des Kalkes zu-
tage; mit Ausnahme des Hünfelder Versuchsfeldes zeigte die Kälkung auf
allen Feldern eine sehr erhebliche Steigerung der Erträge gegenüber den
Parzellen „ohne Kalk", allerdings nicht auf allen Parzellen desselben Feldes.
1) ßechenschaftsber. über d. Tätigkeit d. Ldwsch.-Kammer f. d. Regbez. Cassel i. J. 1909, 24-35.
200
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Die Düngung des Sommergetreides. Von A. Ziehe. ^) — Der
Vf. berichtet über 2 Versuche, die i. J. 1909 im Westerwald auf lehmigen
Böden mit Ligowo- und Leutewitzer Hafer ausgeführt wurden. Angewendet
wurden bei Vers. 1 220 Pfd., bei Vers. 2 200 Pfd. Kainit p. Morg., und
bei Vers. 1 220 Pfd., bei Vers. 2 200 Pfd. Thomasmehl. Im übrigen
wurden bei Vers. 1 80 Pfd. Ammonsulfat, bei Vers. 2 100 Pfd. Chili-
salpeter gegeben. Plan und Ergebnisse der Versuche sind aus folgender
Zusammenstellung ersichtlich; Ertrag pro Morgen Ctr.:
Ligowohafer
Leute-
witzer
Lieowohafer
D'--
^■'t:
Leute-
witzer
Korn
Stroh
13,19 20,12 17,69^15,69 15,94,27,56
18,44j27,97|23,75
8,30] 9,60 8,90
17,70i20,55ll9,90
9,60
21,70
9,00
22,35
11.25
21,20
19,22,21,03125,00
Versuch 1 zeigt, daß nur bei Anwendung aller 3 Hauptnährstoffe der
Höchstertrag erreicht wurde, während beim zweiten Versuch im allgemeinen
der Ertrag ein recht niedriger war, obwohl er unter gleichen Boden-,
Wirtschafts- und klimatischen Verhältnissen ausgeführt wurde, wie ersterer.
In beiden Fällen zeigte der Leutewitzer Hafer eine höhere Ertragsfähigkeit
als der bisher bewährte Ligowohafer.
Versuche über die Gewinnung von Braugerste. Von H. Dammann.-)
— Versuche in Zinkgefäßen. Der Boden zur Füllung derselben war einem
Versuchsfelde entnommen; er enthielt an in 25procent. HCl bei 48 stund.
Einwirkung löslichen Bestandteilen 0,04% P2O5, 0,19% KgO und
1,18 7o CaO; er enthielt ferner bei einem Gehalt von 2,69% hygroak.
HgO 2,0% Humus und 0,13''/oN. Die Gefäße enthielten je 10 kg Boden.
Es wurde eine aus Kgü, CaO, N und P2 O5 bestehende Volldüngung ge-
geben und in 4 Versuchsreihen ä 3 Töpfe je eins der Nährmittel weg-
gelassen. KgO wurde als Sulfat gegeben, N als NaNOg in wäßriger
Lösung, P2O5 in verdünntem Zustande, p. ha 120 kg KgO, 1000 kg CaO,
75 kgN und 120 kg P2O5. Gesät wurde Svalöf's Hannchen-Gerste. Das
Ergebnis des Versuchs ist aus folgenden Zahlen der Ernte in g für jedes
Gefäß zu ersehen (im Mittel von je 3 Gefäßen):
Voll-
desgl.
düngung ohne KjO ohne CaO
desgl. desgl.
ohne N ohne PoOg
Körner 14,83 13,57 13,05 10,67 8,15
Stroh 18,08 17,95 18,47 12,80 13,00
Proteingeh. d. Körn. «/„ 11,04 12,67 13,03 7,75 13,72
Versuche auf dem Felde führten zu ähnlichem Ergebnis. Der Vf.
kommt zu folgenden Schlüssen: In Uruguay ist es möglich Braugerste zu
bauen. Als beste Sorte zu diesem Zweck hat sich die Sorte „Svaloefs
Hannchen" erwiesen. Für den Anbau von Gerste ist ungedüngtes Land
zu empfehlen und Land, das mehrere Jahre hindurch andere Gewächse ge-
tragen oder in Brache geruht hat oder auch den Boden durch Leguminosen an
N bereichert hat. Bei der Düngung ist neben P2O5, CaO und K2O N im
1) lU. landwsch. Zeit. 1910, Xr. 29, 284.
Montevideo 1909, 5, 201—211.
2) Sonderabdr. der Revista del Institute de Agronomia,
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
201
relativen Minimum zu halten. Als Po O5- Dünger ist Knochenmehl von
Fray-Bentos mit 1 — 2*'/o N zu empfehlen. Die durch das Landesklima
gelegentlich möglichen Schäden für den Gerstenbau bestehen meist in
großer Hitze, durch welche die Zersetzung der N-haltigen Substanzen, die
zur Ernährung der Pflanzen dienen, befördert wird.
Über den Einfluß verschiedenzeitiger Salpeterdüngung auf
Spelzengehalt, Mehlkörperstruktur und Proteingehalt der Gerste.
Yon F. Moertlbauer. 1) — Die bei Sandkulturen angewendete Salpeter-
düngung hatte zur Folge, daß diese Düngung zu jeder Zeit der Anwendung
den Spelzenanteil an Gerstenkörnern herabdrückt; der Anteil an
glasigen Körnern wurde um das zwei- bis dreifache erhöht; der Einfluß
der Düngung vor dem Schossen war größer als bei späteren Gaben. Sehr
frühe Gaben von Salpeter erhöhte etwas den Trockensubstanzgehalt.
In allen Fällen wurde der Proteingehalt durch Salpeter erhöht, und
zwar um so mehr, je später Salpeter gegeben wurde. Mit Teilung der
Salpetergabe stieg der Gehalt an Rohprotein. Aus dem Grade der Glasig-
keit kann kein direkter Schluß auf den Proteingehalt gezogen werden.
Der Proteingehalt ist nicht als einzige Ursache der glasigen Struktur des
Mehlkörpers anzusehen.
Düngungsversuche mit PoOg, KoO und N zu Kartoffeln. Von
J. Crochetelle. -) — Die P2O5 wurde in Form von Thomasschlacke
(Marke Etoile), Kg 0 in Form von Sulfat und N in Form von Kalkstickstoff
gegeben. Der Gehalt der Düngemittel an den entsprechenden Nährstoffen
ist nicht angegeben. Düngermenge und Knollenertrag sind in kg pro ha
angegeben. In der ersten Versuchsreihe wurden 2 Sorten Kartoffeln ver-
wendet, zur zweiten Reihe 1 unbenannte:
dessrl.
Prime jaune
Bois-joli . .
Un-
gedüngt
16 800
18 300
500 kg
Thomas-
schlacke
17 400
21 200
-f 300 kg
Kalisalz
22 800
30 400
1000 kg
Thomas-
schlacke
18 000
22 700
-\- 300 kg
Kalisalz
28 300
Un-
gedüngt
je 600 kg Cyanamid
+ 500 kg
Thoraasmehl '
+ 300 kg
Kalisalz
1000 kg
Thomas-
mehl
je 600 kg Cyan amid
+ 500 kg
Thomasmehl
+ 300 kg
Kalisalz
+ 1000 kg I
Thomasmehl +25000 kg
+ 300 kg Stalldünger
Kalisalz
kg
8800
8000 11000
10 600
11100
18 800
16 600 28 000
Düngungsversuch zu Lupinen, mitgeteilt von W. Fleischmann. 3)
— Eine Fläche Heide mit lehmigem Sand \on 18 Morg. Größe wurde in
3 aufeinanderfolgenden Jahren in Ackerland umgewandelt. Die erste
8 Morg. große Parzelle wurde im Frühjahr 1907 tief umgepflügt und die
eine Fläche mit Lupinen, die andere mit Buchweizen besät. Die Lupinen
waren gedüngt mit 3 Ctr. Kainit und 2 Ctr. Thomasschlacke pro Morg.
Außerdem wurde noch 1 Fuder (25 Ctr.) Impferde p. Morg. auf die Fläche
verteilt, die mit Lupinen bestellt werden sollte. Die Impferde stammte
von einem Felde, daß im Vorjahre Lupinen getragen hatte. Die Buch-
«) Zeitschr. f. ges. Brauwesen 34, 13—17; ref. nach Chem. Centrlbl. 1911. 586. (Pinner.) —
') Jonrn. d'Agric. prat. 1910, I. 784—786. — 3) Hann. Land- u. Forstw.-Zeit. ; ref. nach D. landwsch.
Presse 1910, 37, 134.
202
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
weizenfläche hatte eine starke Stallmistgabe erhalten, dazu 1^2 Ctr. Siiper-
phosphat. Der Bestand der Lupinen, soweit geimpft, war ein durchaus
üppiger, der Buchweizen brachte nicht einmal die Einsaatfrucht wieder.
Die zweite Parzelle wurde im Winter 1908 tief gepflügt und in derselben
Weise wie erste mit Lupinen bestellt. Auch der Erfolg derselbe. Die
dritte Parzelle wurde zur Hälfte im Herbste 1908, zur andern Hälfte im
Frühjahr 1909 zur Saat gepflügt. Beide Teile erhielten eine Einsaat von
einem Gemenge von Lupinen und Serradella; auf beiden Teilen gedieh die
Saat gleich gut, es zeigte sich jedoch der Bestand der Lupinen im Sommer
1909 noch weit üppiger als im Vorjahre, da sie noch besonders 1^2 Ctr.
Thomasmehl neben der Hauptdünguug von 3 Ctr. Kainit und 2 Ctr. Thomas-
mehl erhalten hatten. Es wurde daher auch doppelt soviel Gründünger
geerntet, wie auf den früheren Parzellen. Die Wirkung zeigte sich auch
noch auf den nachfolgenden Roggen. Die Lupinen sind also, wie hier
wieder nachgewiesen wird, vor allen Dingen zu impfen. Die geimpften
Lupinen maßen im letzten Jahre 1,10 m. Die Lupinen des ungeimpften
Teils nur 19 cm. — Die geimpften Serradellapflauzen 62 cm, die un-
geimpften nur 31 cm. — Günstig war es, die für den nachfolgenden
fioggen bestimmte Thomasdüngung schon den Lupinen im Frühjahr zu-
kommen zu lassen.
Düngungsversuche auf humosem Sandböden im Vtlstale. Von
A. Baumann. ^) — Zwei je 68 a große Flächen wurden wie nachstehend
zu ersehen, gleichmäßig gedüngt, jedoch die eine Fläche außerdem mit
1000 kg CaO pro ha gekalkt, während die andere Fläche ungekälkt blieb.
Es handelte sich insbesondere um Ermittlung des Einflusses vom Kalken
des Bodens auf die Ertragsfähigkeit. Der Erfolg dieses Versuches ist aus
nachstehender Übersicht zu ersehen. Für die ungedüngten Parzellen beider
Flächen ist eine Angabe der Ernte nicht gemacht. K bedeutet K2O,
P = P2O5. Erträge in kg pro ha an Hafer:
Kalkarmer Niederungsmoor.
Düngang pro ha in kg
120 K
120 K
+ 25N
120 K
+ 120 P
120 K
+ 60 P
+ 25 N
120 K
+ 120 P
+ 25 N
80 K
+ 120 P
+ 25 N
40 kg
+ 120 P
+ 25 N
Körner) 1 • /-, r^
Stroh |l"""iCi'0
170
400
360
800
990
2200
980
2100
490
1020
680
1460
1040
2450
1660
3320
1480
3360
2530
5520
1890
4200
3900
9700
1250
3050
2080
4900
Kg 0 wurde in Form 40 procent. Kalisalz, Pg O5 in Form von Wolter's
Natronphosphat, N in Form von Chilisalpeter, CaO in Form von ge-
mahlenem Rohkalkstein (also CaCOg) gegeben.
Kalkung und Kalkdüngung im Hochmoor. Von A. Baumann und
H. Paul.^) — Nachwirkung von Kalkdüngung zu Kartoffeln.
Um die Nachwirkung der i. J. 1907 bezw. 1908 zu Kartoffeln verabfolgten
Kalkgaben zu ermitteln, wurden die Versuche, über welche im vorigen
1) Ber. über d. Arbeiten d. K. Bayer. Moorkulturanst. i. J. 1909. München 1910, 130. (Moor-
kulturstat. Bema.) — ^) Ebend. 157. (Bernau.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 203
Jahre berichtet wurde , fortgesetzt. ^) Die Ergebnisse sind in folgenden
Zahlen enthalten. Es handelt sich um zwei Felder, die beide K u. P er-
halten hatten, und zwar:
Feld 180 im Herbst 1907 : 200 kg P2 O5 u. 200 kg Kj 0 und daain im Frülijahr 1909 150 kg Pg O5 ". 200 kg Kg 0
Feld 181 im Früh] ahr 1908: „ ,, ,, ,. ., , „ , ,, ,
^''"'"„^h^ägun^mU^"^' 0 230 460 920 1380 1840 2300 GaOalsCaCOa
Feld 180 einmalige Kalkgabe
im Herbst 1907 . . — 30600 32600 27850 30700 25450 25800
Feld 181 einmalige Kalkgabe
im Frühjahr 1908 . 30000 31700 31225 30400 28325 29025 25000
Die P2O5- Düngung für das erste Kulturjahr war auf 200 kg P2O5
ermäßigt worden, um dem CaO möglichst günstige Bedingungen für seine
Wirkung zu bieten. Wäre mit 300 kg P2 O5 in Form von 20procent.
Kreidephosphats gedüngt worden, so wären von vornherein ca. 200 kg
Kalk mehr dem ßoden einverleibt worden und zwar in günstigster Ver-
teilung, so daß wahrscheinlich eine Wirkung der kleinen Kalkgaben gar
nicht zur Beobachtung gekommen wäre. Aus diesen Düngungsversuchen
geht jedoch die schädliche Wirkung der Kalkung über 2000 kg Kalk
deutlich hervor.
Versuche, ob durch hohe Kalkgaben zu Hafer die Ernte
erhöht, oder ob dadurch an N-Dünger gespart werden kann.
Bisher haben die Vff. bei Hafer immer eine günstige Wirkung einer
mäßigen Kalkgabe (ca. 800 kg) beobachtet; in diesem Versuche kamen
große Kalkgaben zur Anwendung gleichzeitig mit mäßiger und höherer
N-Grabe, und zwar auf gleich alten Feldern des vierten Kulturjahres, die
vorher Roggen in gleichmäßiger Düngung getragen hatten. Im Herbst 1908
wurden die verschiedenen Mengen CaO in Form von präcipitiertem CaCOg
aufgebracht, auf Parzellen, 9 — 10 ar umfassend. N wurde in Form von
Chilisalpeter gegeben. Der ausgesäte Hafer (Schlanstedter) ging auf allen
Feldern gleichmäßig gut auf und entwickelte sich bis in den Sommer
hinein normal; dann aber wurden die Haferrispeu auf den mit N gedüngten
und stark gekalkten Parzellen gelblich und boten ein eigenartiges Krank-
heitsbild. Der Strohertrag war überall normal. Die Ernte gestaltete sich
wie folgt:
Kalk ohne N 15 kg N 45 kg N ohne N 15 kg N 45 kg N
kg P- lia Stl^h
1000 4516 5834 6906
1500 5066 6205 7319
2000 4496 5085 7187
4000 6151 6797 7286
6000 5398 6119 7098
8000 6300 7019 7658
Die Verabreichung großer Kalkmengen hat bei Hafer also eine starke
Schädigung der Körnerernte zur Folge gehabt und diese Schädigung ist
durch die N- Düngung noch bedeutend verschärft worden. Die Ursache
der Schädigung ist mit Sicherheit noch nicht anzugeben. Die Vff. weisen
darauf hin, daß die holländische Vers.-Stat. in stark gekalkten Moorböden
pflanzenschädliche Stoffe gefunden hat, die durch Oxydation der Humus-
Körner
2392
1634
939
2050
1395
889
2117
2120
1401
1089
989
316
540
415
202
786
398
278
1) Ber. über d. Arbeiten d. K. Bayer. Moorkulturanst. i. J. 1908, 87 u. dies. Jahresber. 1909, 154.
204 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Substanz entstanden sind, und daß raan daraus annehmen dürfe, daß durch
Zugabe eines stark oxydierenden Stoffes, wie Salpeter, die Entstehung dieser
schädlichen Stoffe begünstigt wird.
Kartoffelbau im Hochmoor. Von A. Baumann und H. Paul.^) —
Vergleichende Versuche mit P^Oj-Düngemitteln auf nicht ge-
kalkten Feldern. Gegeben wurden als Grunddüngung 125 kg KgO in Form
von 40procent. Kalisalz, 125 kg KgO als Kalimagnesia -f- 75 kg N als
Chilisalpeter pro ha. Geerntet wurden in kg pro ha:
präcipit. Kalk- ^r ,, ;
u u Woltersnatron- ir -j i. i i.
(DFcaSh.) Pk-P"»' Kre,a.pl,osphat
kg PjO, 0 200 300 200 300 200 300
Knollen . ' . 4000 8300 9000 14 100 l.ö 200 14 300 15 300
Stärke % . 12,2 14,6 14,6 14,6 14,6 15,4 15,4
„Während hiernach Wolters- und Kreidephosphat fast die gleichen
Ergebnisse lieferten, hat das Präcipitat erheblich geringere Erträge gebracht.
Die Kartoffeln blieben auf den Präcipitat -Parzellen von Anfang an in der
Entwicklung zurück, vermutlich weil mit diesem hochprocentigen Phosphat
(40% P2O5) zu wenig CaO zugeführt worden ist.
Desgl. mit KjO-Düngemitteln. Bei diesen kam auch zum Ver-
gleich Phonolithmehl in Anwendung. Bei zwei Versuchsreihen, bei
welchen Herbst- und Frühjahrsdüngung verglichen wurde, zeigte sich, daß,
wie früher, das 40"/o- Kalisalz bei Herbstdüngung viel niedrigere Ernten
liefert als bei Frühjahrsdüngung. Von einer Ebenbürtigkeit des Phonoliths
mit dem 40%- Kalisalz kann keine Rede sein. Bei einer dritten Versuchs-
reihe, in welcher pro ha 260 kg P, O5 als Kreidephosphat und 75 kg N
gegeben wurden, wurde folgendes Ergebnis erhalten, Kartoffeln in kg p. ha:
K^OiuForm 0 Phonolith 40 »/„-Kalisalz "i7?:l^.^T!^-':'' ™^_M°?J^
Kalimagnesia -\- Kalisalz
„ kg . . 0 200 300 200 300 200 300 200 300
Kartoffeln . 9000 11 600 11900 15 300 17 100 16 400 17 100 18 200 18100
Auch hier hat sich das Phonolithmehl als minderwertig gezeigt, da-
gegen hat eine Mischung von Kalimagnesia mit Kalisalz die besten Erträge
geliefert.
Bei Prüfung der N-Düngemittel hat Chilisalpeter gegenüber Kalk-
stickstoff und Kalksalpeter am besten gewirkt und kann nach den Vff.
kein Zw^eifel bestehen, daß auf den dortigen Hochmooren der Chilisalpeter
das beste und zuverlässigste Stickstoffdüngemittel ist. Versuche mit
Gründüngung und Chilisalpeter haben gezeigt, „daß der Chiii-
salpeter besser gewirkt hat als die Grünmasse von Lupinen, mit denen
doch weit mehr N dem Boden zugeführt wurde. Der Hauptanteil an der
Erntevermehrung des Gründungs ist jedoch dem im Boden verbliebenen
Wurzelwerk und der dadurch hervorgerufenen Lockerung des Bodens zu-
zuschreiben. Denn da, wo das Lupinenkraut entfernt wurde, wurden mehr
Kartoffeln geerntet, als die Grünmasse oder der Chilisalpeter auf einem
zuvor nicht mit Lupinen bebauten Boden erzeugen konnten; eine weitere
1) Ber. über d. Arbeiten d. K. Bayer. Moorkulturanst. i. .J. 1908, 162.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 205
Düngung mit Chilisalpeter konnte naturgemäß auch hier noch eine be-
deutende Wirkung ausüben, arbeitete man die Lupinen da in den Boden
ein, wo sie gewachsen waren, so erschien die N-Düngung fast vollkommen
ausreichend, denn die weitere Chilisalpetergabe konnte nur noch eine ganz
geringe Ertragssteigerung (ohne Rente) hervorrufen."
Versuche mit Tiefstalldünger-N im Vergleich zu Chili-
salpeter gaben bei gleichmäßiger Gründüngung von 150 kg P2O5 und
200 kg Kg 0 nachfolgende Ergebnisse. An Tiefstalldünger wurden p. ha
gegeben 20000, 30000 und 40 000 kg entsprechend 100, 150 und
200 kg Gesamt-N. Erträge an Kartoffeln in kg pro ha:
kein N Tief-Stalldünger Chilisalpeter
N kg 0 löo i^ö 2Öö^ "eö 7?
Kartoffeln . . 15 500 22 500 23 400 26 400 26 600 27 500
Stärke 7, . . 15,5 14,6 15,6 15,6 15,1 15,5
Gedanken und Bedenken über Düngungs- und Sortenanbau-
versuche. Von H. Briem. ^) — Der Vf. kritisiert verschiedene in den
letzten Jahren durchgeführte unzulängliche Versuche, und hebt auf Grund
der Arbeiten maßgebender Forscher hervor, daß nur die größte Gewissen-
haftigkeit, langjährige Versuche auf verschiedenen Feldern, in verschiedenen
klimatischen Örtlichkeiten, bei wiederholter Probenahme größerer Mengen
und fachgemäßer Zusammenstellung und gewisser Übung zu einem halb-
wegs richtigen Schlußresultate führen, während hingegen nur einjährige,
auf kleinen Einzelparzellen ausgeführte Versuche nicht bloß höchst zweifel-
haft sind, sondern direkt zu falschen Schlüssen führen. Im Interesse der
Samenhändler liegt es, bei Vorlage einzelner Zahlen eine Nachfrage über
die Art und Weise der Versuche anzustellen, um sich vor Schaden zu
bewahren. (Stift.)
Düngungsversuche zu Zuckerrübe. Von H. Kaserer.'"^) — Die
Versuche wurden an der k. k. Versuchswirtschaft Großengersdorf in den
Jahren 1907 und 1908 augestellt, zu dem Zwecke, um neben einer reich-
lichen Stallmistdüngung von 300 g pro ha die Wirkung von Stickstoff
als Chilesalpeter in der Menge von 200 kg pro ha, Stickstoff und Phos-
phor, letzterer als 45 kg wasserlösliche Phosphorsäure im Superphosphat
und endlich Stickstoff-Phosplior-Kali zu erproben. Von Kali wurden 60 kg
in Form des 40procent. Kalisalzes gegeben. 1908 wurden überdies
Parzellen eingeschaltet, die nur Phosphat erhielten, um die Einzelwirkung
des Phosphors festzustellen. Stickstoffdüngung allein ergab in den beiden
Jahren einen Mehrertrag an Rübe und Zucker, gegen ungedüngt dagegen
einen Minderertrag au Blattmasse imd erhielt man dasselbe Resultat auch
bei der Phosphordüngung. Stickstoff und Phosphor lieferten zusammen in
beiden Jahren ansehnliche Mehrerträge an Rübe und Zucker, die auch
durch eine Kalizugabe nicht mehr gesteigert werden konnten. Im Jahre
1908 lieferten sowohl Stickstoff als Phosphor fast den gleichen Mehrertrag
und die Combiuation entspricht fast im Ertrage der Summe der Einzel-
compouenten, ein Beweis, daß es sich nicht um einen einzelnen im
Minimum vorhandenen Nährstoff handelt, sondern um verwickelte Zusammen-
1) Zeitschr. f. Zuckerind. in Böiimen 1910, 35, 80-84. — 2) Wiener landwsch. Zeit. 1910, 60,
366-368.
206 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
hänge. Die Kalizugabe zu Stickstoff-Phosphor lieferte im trockenen Sommer
1908 (nach einem trockenen Winter) einen erheblich kleineren Ertrag als
Stickstoff - Phosphor ohne Kali. Da der Kalibedarf der Rübe durch das
Kali des Stallmistes und des Bodens sowie durch die indirekte Kaliwirkung
des Salpeters völlig gedeckt war, so hat die durch das Kalisalz eingetretene
Erhöhung der Concentration der Bodenlösung eine starke schädliche
Wirkung gehabt. Für die Berechnung der Rentabilität der Versuche wurden
pro p Rübe 2 K, pro q frische Blätter 80 h, pro q Chilesalpeter 30 K, pro
kg wasserlöslicher Phosphorsäure 60 h und pro kg Kali im 40procent.
Kalisalz 30 h in Rechnung gestellt, und darum so hoch, um auch die
Nebenauslagen (Transport, Ausstreuen) zu decken, wobei sich folgende
Resultate ergaben:
TT- . Differenz gegen ungedüngt Gewinn oder
Hosten ^^^^ gjg^^ Verlust
Stickstoff 60 K +34 — 8,80 — 34,80
Phosphor 27 ., +34 —3,20 + 3,80
Stickstoff-Phosphor . . 87 ., +64 —0,80 —23,80
Stickstoff-Phosphor-Kali . 105 „ +52 +2,40 —50,60
Die Zugabe von Handelsdünger zu Stallmist bei Rübe war somit nur
bei Phosphor rentabel. (Stift.)
Vergleichende Düngungsversuche zu Rüben mit Chilesalpeter,
Jauche und Fäkalien als Kopfdünger. Von Reichert.^) — Das Auf-
bringen der Jauche und Fäkalien auf das Feld (nach Beendigung der
Rübenbestellung) geschah mittels eines fahrbaren, etwa 400 1 fassenden
Jauchefasses, das mit einem von Schnell konstruierten Reihen -Jauche-
verteiler versehen war, der es bequem gestattete neben oder in beliebiger
Entfernung von den Drillreihen die Jauche laufen zu lassen. Die Ernte
erfolgte auf allen Versuchsstücken zu gleicher Zeit anfangs Oktober und
ergab pro Morgen das folgende Resultat:
Chilesalpeter
Zuckerrüben 1 . . 388
Zückerrüben II . . 412
Zuckerrüben . 163
Jauche und Fäkalien haben daher günstig abgeschnitten. Die Kosten
der Jauchedüngung werden naturgemäß, je nach den örtlichen Verhältnissen,
sehr verschieden ausfallen. Da nun aber die Ausführung dieser Düngung
in die Zeit unmittelbar nach beendeter Frühjahrsbestellung fällt, wo die
Gespanne teilweise im Stalle stehen müssen, so braucht kein Gespann
oder Arbeiter weniger oder mehr gehalten zu werden, ob nun diese Düngung
ausgeführt wird oder nicht. Der Kostenpunkt spielt also keine große
Rolle, andererseits ist aber die Möglichkeit vorhanden, an Chilesalpeter zu
sparen und die Jauche zur denkbar höchsten Ausnutzung zu bringen.
(Stift.)
Düngungsversuche zu Zuckerrüben mit Kalksalpeter, Kalkstickstoff,
Chilesalpeter und Kainit. Von E. Saillard.^) — Es sollte ermittelt
werden, wie sich Kalkstickstoff und Kalksalpeter im Vergleich zu Chile-
salpeter verhalten, ferner ob sich Kainit, der bekanntlich neben Kali un-
Jauche
Fäkalien
466
— Ctr.
—
418 „
174
168 .,
1) lU. landwsch. Zeit. 1910, 30, 115 u. 116. — =) La sucrerie indigene et coloniaie 1910, 46,
126—136.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 207
gefähr 10,5°/o Magnesia enthält, besser bewährt als reines Kaliumsulfat und
Chlorkalium. Eine Gabe von 200 kg (30 kg Stickstoff) pro ha von Chile-
salpeter und Kalkstickstoff hat eine gleiche Ernte ergeben, die von der-
jenigen des Kalksalpeters etwas übertroffen wurde. Der Kaliversuch muß
wiederholt werden, da es wegen Ungleichmäßigkeit des Bodens im Kali-
gehalt, bezw^ wegen möglicher Anreicherung des Bodens mit Natronsalpeter
infolge früherer starker Salpeterdüngung nicht angeht, aus den Resultaten
eines einzigen Jahres bestimmte Schlußfolgerungen zu ziehen. Eine Wieder-
holung finden auch die Stickstoffdüngungsversuche und zwar mit höheren
Gaben. (Stifto
Versuche über die Wirkung verschiedenen Stickstoffdüngers bei
Zuckerrübe. Von W. Krüger.^) — Zurzeit spielt eine besondere Rolle die
Verwendbarkeit der sog. Luftstickstoffdüngemittel und das allgemeine Er-
gebnis vieler Felddüngungsversuche geht dahin, daß der aus der Luft
gew^onnene Kalksalpeter (Norgesalpeter) etwa dem Chilesalpeter, der Kalk-
stickstoff (Stickstoffkalk) dem schwefelsauren Ammoniak in der Wirkung
entspricht, falls ihre Anwendung in sachgemäßer Weise erfolgt. Im all-
gemeinen wird daher weiterhin die hauptsächlichste Stickstoffversorgungs-
quelle in Form der Salpetersäure bleiben, und nur wenn man eine nach-
haltige StickstoffNvirkung beabsichtigt oder den Bodenverhältnissen ent-
sprechend benötigt, ist eine entsprechende Gabe von schwefelsaurpm
Ammoniak oder Kalkstickstoff am Platze. Der Kalksalpeter ist dem Chile-
salpeter mindestens ebenbürtig und der Vf. empfiehlt die Anwendung
dieses Düngemittels besonders auf kalkarmen Böden oder auf solchen, die
zur Krustenbildung neigen oder vielleicht auch auf Herzfäule zeigenden
Böden. Vielleicht ist in diesem Präparat ein Stickstoffe! üngemittel für
Rüben zu erhalten, das die Vorteile des Chilesalpeters aufweist, aber seine
Nachteile nicht besitzt. (Stift.)
Neuere Düngungsversuche bei Steckh'ngsrüben. Von L. Sem-
polowski. ^) — Die Versuche beziehen sich auf mit Stallmist reichlich
versehenen russischen Schwarzerdeboden, die für jede Art von Hilfsdünger
dankbar ist. Am günstigsten war die Wirkung des Stickstoffs in Gegen-
wart ausreichender Mengen von Phosphorsäure und Kali. Die nötige
Kalkgabe würdo dem Boden gleichzeitig in Form von Superphosphat (dessen
dritter Teil aus Kalk besteht), Holzasche und Hühnermist einverleibt. Der
Huhnermist kann bei den bestehenden klimatischen Boden- und Anbau-
verhältnissen recht wohl als Volldünger die bedeutend teueren künstlichen
Düngemittel ersetzen, falls er rationell, d. h. in entsprechender Menge,
Form und in sorgfältiger Verteilung verwendet wird. Auch das Kochsalz
hat auf den Ertrag der Samen vorteilhaft eingewirkt, was w^ohl haupt-
sächlich seiner Fähigkeit, das für eine vollkommene Ausnutzung des ver-
fügbaren Stickstoffs notwendige Kali teilweise zu ersetzen, anzurechnen ist.
Chilesalpeter, Holzasche und Kochsalz wurden erst bei der ersten Hacke
als Kopfdünger den bereits grünenden Samenrüben geliefert. Die gute
Wirkung des Hühnermistes auf Stecklinge könnte auch teilweise auf einen
Gehalt desselben an Kalk und Magnesia, die zum normalen Wachstum und
zur Entwicklung der Samenrüben unentbehrlich sind, beruhen. Auch beim
1") Zeitschr. Ver. D. Zuckerind. 1910, 60, 872—876. — «) Blätter f. Zuckerrübenbau 1910, 17, 85-?
208 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Rübenbau hat der Vf. den Hühnermist als teilweises Ersatzmittel für die
teuren Stickstoff- und phosphorsäurehaltigen Düngemittel und die Holzasche
(Holz dient in Rußland noch immer als Heizmaterial in der Technik) und
die Melasseschlempe als Surrogat für die ebenfalls teuren Kalisalze mit
großem Erfolg in den verschiedensten Bodenarten Südwest - Rußlands an-
gewendet. (Stift.)
Norge- Salpeter. Von K. Ulrich.^) — Da der Norge - Salpeter als
leicht lösliches Kalksalz die auf schweren Böden mitunter unangenehm
auftretende, stark abbindende Eigenschaften des Chilesalpeters nicht besitzt,
schien seine Verwendung besonders im schweren Boden der Börde Erfolg
versprechend. Vorfrucht war Kartoffeln. Pro Morgen wurden im Frühjahr
mit 2 Ctr. Superphosphat gedüngt und ein Teil mit Chilesalpeter (1 Ctr. pro
Morgen), der andere mit einer dem Stickstoffgehalt desselben entsprechenden
Menge Norge-Salpeter. Bei der Ernte am 25. Oktober ergaben sich folgende
Erntezahlen au chemisch reinem Zucker pro Morgen: 1. Norge-Salpeter:
25,27, 27,06 u. 36,67 Ctr.; 2. Chilesalpeter: 22,29, 23,32 u. 35,07 Ctr.
Diese Resultate sprechen für die Bevorzugung des Norge - Salpeters, der
auch Rüben mit reineren Säften von besserer Kristallisation liefern müßte.
Diesbezüglich sind allerdings noch Versuche ausständig. (StiEt.)
Zur Stickstoffrage beim Zuckerrübenbau. Von H. Briem.-) —
Der Vf. zeigt au einem bestimmten Beispiel, daß eine einseitig hohe
Stickstoffdüngung — hier mit Cliilesalpeter — auf einem dazu sehr stick-
stoffhaltigen Boden die aus den besten Rübensamen stammenden Zucker-
rüben minderwertig gegenüber den aus denselben Samen gezogenen und
normal gedüngten Rüben machen kann, woraus die Lehre folgt, daß die
Düngung nicht nach einer Schablone durchgeführt werden darf, sondern
mit Bedachtnahme aller Verhältnisse — Zusammensetzung des Bodens
uud praktisch gerechtfertigte Hölie der Stickstoffgabe — auszuführen ist.
(Stift.)
Versuche über Düngung zur Zuckerrübe mit verschiedenen
Stickstoffdüngern. Von Bohuslav Prochäzka.') — Zur Anwendung
kamen Chilesalpeter, schwefelsaures Ammoniak, Kalkstickstoff und Norge-
salpeter und zwar in solchen Mengen, daß die Stickstoffgabe auf allen
Versuchsparzellen die gleiche war. Wird der Ertrag der migedüngten
Parzelle mit 100 angenommen, so war derjenige auf den mit Norgesalpeter
gedüngten Parzellen 102, auf den mit Chilesalpeter gedüngten 105,2, auf
den mit schwefelsaurem Ammoniak gedüngten 107 und auf den mit Kalk-
stickstoff gedüngten 109,9. Auch der Ertrag an Rübenblätter war bei
der Düngung mit Kalkstickstoft' am höchsten, beim Norgesalpeter am
geringsten. Beim Vergleich der Trockensubstanz- und Polarisationszahlen
der verschiedenen Düngemittel findet man das umgekehrte Verhältnis wie
beim Ertrag. Mit Kalkstickstoff wurde der geringste Trockensubstanzgehalt
und die niedrigste Polarisation erreicht. Was mm die Rentabilität der
Düngung anbetrifft, so stellen sich die Verhältnisse des Mehrertrages an Geld
folgendermaßen: Beim Chilesalpeter 39,79 K, bei schwefelsaurem Ammoniak
53,63 K, beim Kalkstickstoff 74,70 K und beim Norgesalpeter 14,92 K
pro 1 ha. Berücksichtigt man jedoch auch den Mehrertrag an Rübenblätter,
1) Blätter f. Zuckerrübenbau 1910, 17, 6 u. 7. — 2) u«terr. - Ungar. Zeitschr. f. Zuckerind. u.
Landwsch. 1910, 39, 30-40. — s) hlätter f. Zuckerrübenbau 1910, 17, 219 u. 220,
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 309
SO stellt sich der Wert der gesamten Mehrerträge (Wurzeln und Blätter)
nach Abzug des Aufwandes für die Döugeraittel pro 1 ha wie folgt:
Beim Chilesalpeter 17 K, beim schwefelsauren Ammoniak 28 K, beim
Kalkstickstoff 93,8 K, beim Norgesalpeter — 26,86 K. Es hat sich aber
hier die Düngung mit Norgesalpeter nicht bezahlt gemacht. — Job. Möller^)
rechnet die Pro chäzka' sehen Zahlen auf den Zuckerertrag pro 1 ha um
und kommt dann zu Zahlen, die lange nicht so günstig für den besonderen
Wert des Kalkstickstoffes als Stickstoffdüngemittel sprechen. Versuchs-
ergebnisse, wie die vorliegenden, müssen vorsichtig behandelt werden, da
sie sonst zu einem ganz falschen Bild führen würden. (Stift.)
Über Stickstoffdüngung zu Zuckerrübe. Von M. Graftiau. '■*) —
Zur Anwendung gelaugten Chilesalpeter, schwefelsaures Ammoniak und
Kalkstickstoff neben Superphosphat und schwefelsaurem Kali. Der Boden
war ein leichter. Eine Parzelle erhielt 3 Tage nach dem schwefelsauren
Ammoniak Kalk. Das Verhältnis vom Blatt- zum Wurzelgewicht war auf
der mit schwefelsaurem Ammoniak und Kalk gedüngten Parzelle am
niedrigsten, dann folgte die mit schwefelsaurem Ammoniak gedüngte Parzelle,
hierauf kam die Chilesalpeterparzelle an die Reihe und an höchster Stelle
stand die Kalkstickstoffparzelle. Die reifsten Rüben gab die mit schwefel-
saurem Ammoniak und Kalk gedüngte Parzelle, während die Rüben der
Kalkstistoffparzelle zur Zeit der Ernte am wenigsten reif waren, was auch
in der hohen Verhältniszahl des Blatt- zum Wurzelgewicht zu ersehen war.
Die mit schwefelsaurem Ammoniak und Kalk gedüngte Parzelle ergab die
zuckerreichsten, die Kalkstickstoffparzelle die zuckerärmsten Rüben, Die
schwersten Rüben lieferte die Chilesalpeterparzelle imd dann folgten die
Parzellen mit schwefelsaurem Ammoniak allein, mit schwefelsaurem Ammoniak
und Kalk und schließlich mit Kalkstickstoff. Was den Zuckerertrag an-
betrifft, so war die Reihenfolge der Parzellen die gleiche wie beim Reife-
grad und beim Zuckergehalt, wobei die Kalkstickstoffparzelle weitaus die
schlechtesten Resultate ergeben hat. (Stift.)
Die Stickstoffdüngung bei Zuckerrüben. Von Krawcynski. ^) —
Zur Anwendung gelangten Chilesalpeter, Kalkstickstoff und Kalksalpeter
und wurden die Versuche auf gleichmäßig bearbeiteten und gedüngten
Parzellen während zweier Jahre ausgeführt. Der Kalkstickstoff wurde
ungefähr 2 Wochen vor der Aussaat in den Boden untergebracht. Kalk-
salpeter und Chilesalpeter wurden 1/3 bei der Aussaat, 1/3 nach dem Ver-
ziehen und Ys i^^ch der zweiten Hacke gegeben. Die Ernte fand Ende
September statt. Ein Kilogramm Stickstoff erzeugte pro ha:
Ist die Wirkung des Chilesalp. = 100,
1908 1909
kg Zucker
Im Chilesalpeter 104,6 89^
., Kalksalpeter 98,4 85,3
,. Kalkstickstoff 99,2 82,2
so ist die von
1908 1909
kg Zucker
Kalksalp.-N . . 94,1 95,8
Kalkstickst.-N . . 94,8 92,2
Aus diesen Zahlen ist zu ersehen, daß der Chilesalpeter in beiden
Jahren die besten Erfolge erzielte. Die Witterung war total verschieden:
1908 warm mit wenig Niederschlägen, 410 mm von Januar bis Oktober,
1) Blätter f. Zuckerrübenbau 1910, 17, 238—240. — ^) La sucrerie indigene et coloniale 1910,
46, 266—276. — s) Die Deutsche Zuckermd. 1910, 35, 267 u. 268.
Jahresbericht 1910. 1^
210 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
1909 kalt mit 536,5 mm Niederschlägen in derselben Zeit. 1 kg Stick-
stoff kostet im Chilesalpeter 1,62 M, im Kalksalpeter 1,60 M und im
Kalkstickstoff 1,20 M. Der Kalksalpeter ist also noch zu teuer. — von
Naehrich^) hebt hervor, daß er mit Kalkstickstoff gute Resultate erzielt
hat, der direkt vor der Saat angewendet werden kann und auch in trockenen
Jahren nicht ungünstiger wirkt. Bemerkenswert ist auch, daß die Nach-
wirkung des Chilesalpeters gleich Null, diejenige des Kalkstickstoffes aber
sehr günstig ist. (Stift.)
Versuche über die Anwendung von Stickstoffdunger zu Zucker-
rüben. Von Bohdan Erben, Fr. Prachfeld nnd Wenzel Vilikovsky.^) —
Die Versuche, welche nicht verallgemeinert werden können, aber dennoch
für den Rübenbauer einiges Interesse haben dürften, führten zu folgenden
Schlüssen: 1. Mäßige Gaben von Salpeter waren die vorteilhafteren, höhere
Gaben steigerten nur den Krautwuchs. 2. Der Kalksalpeter wirkte fast gleich
günstig wüe der Chilisalpeter. 3. Der Kalkstickstoff hat den Wurzelertrag
nur unbedeutend erhöht, namentlich bei stärkerer Gabe. 4. Die Jauche
hat eine schwächere Wirkung gezeigt als der Chilisalpeiter. Mit Rück-
sicht auf den billigen Preis dieses Düngers kann jedoch durch die Jauchen-
düngung nicht selten die Rentabilität des Zuckerrübenbaues bedeutend
gesteigert werden. Überdies ist mit dieser Art Düngung kein großes
Risiko verbunden wie mit den teuren Stickstoffdüngern, bei welchen man
nicht selten, insbesondere in trocknen Jahren, mit Verlust arbeitet. 5. Die
Jauche hatte keine Verschlechterung des Zuckergehaltes der Rübe zur
Folge; sie kann anstandslos als Kopfdüngung gegeben werden. 6. Die
N-Düngung hat überhaupt, in mäßiger Menge gegeben, keine oder höchstens
minimale Erniedrigung des Zuckergehaltes der Rübe hervorgerufen, sowie
sie auch auf die Menge der Nichtzuekerstoffe ohne Einfluß geblieben ist.
Wiesendüngungsversuche i.J. 1910 in der Rhön. Von E. Haselhoff.^)
— a) Fortsetzung der älteren Düngungsversuche.*) Letztere sind seit
einer langen Reihe von Jahren nach demselben Plane auf Wiesen mit
verschiedeneu Böden durchgeführt worden. Es wurde mit Thomasmehl und
Kainit, in einigen Fällen unter Zusatz von geringerer oder größerer Menge
gelöschten Kalkes gedüngt. Durch diese Versuche ist der außerordentlich
günstige Einfluß der Kg 0 + P2O5- Düngung auf Quantität und Qualität
des Wiesenfutters hinreichend festgestellt. Ob die Wiesen einer gleich-
zeitigen Zufuhr der beiden Düngstoffe oder ob nur der eine oder der
andere dieser Stoffe notwendig ist, blieb bei einigen Versuchen unentschieden
und deshalb ist im letzten Jahre bei 4 der Versuchen der Düngungs-
plan dahin geändert worden, daß auch Parzellen eingerichtet wurden,
welche nur PgOj oder nur KgO erhielten, oder die Gaben an PgO- oder
KgO wurden gegen früher herabgesetzt. Auch in anderer Weise wurden
die Versuche abgeändert insofern b) der Einfluß einer Verjüngung der
Narbe oder eine Neuansaat der Wiese bei gleichzeitiger rationeller Düngung
unter den klimatischen Verhältnissen beobachtet werden sollte. Bei den
1) Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 268. — 2) Mitt. d. landwsch.-botan. Versnchsst. Tabor;
ref. nach Osten. - Ungar. Zeitschr. f. Zuckerind. u. Landwsch. 1909, 38, 861—863. (Fallada.) —
3) Rechenschaftsber. über d. Tätigkeit d. Ackerbau- Comraission d. Ldwsch. -Kammer f. d. Regbez. Cassel
i. J. 1909, 1—23. (Die betr. Commission besteht aus den Herren G. Fahrenbach-Frankenhausen,
W. Gerland -Cassel. E. Haselhoff-Marbnrg, Reck nagel- Strauchmühle, G. Rexeroth - Cassel
II. Vogelsang-Mühlenhof.) — <) Etwa i. J. 1890 begründet von W. Gerland u. Th. Dietrich.
1907
1
2
3
4
5
514
734
649
577
610
335
522
443
435
519
426
547
490
549
543
397
487
459
467
523
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 211
meisten der Versuche wurden von der Ernte botanische und chemische
Untersuchungen (je 40) durch die landwsch. Vers.-Stat. Marburg ausgeführt.
Bei dem großen Umfange der mannigfaltigen Ergebnisse dieser musterhaft
durchgeführten Versuche und der analytischen Untersuchungen ist es nicht
möglich, hier näher zu berichten und sei nur auf diese hingewiesen.
Wiesendüngungsversuche 1907 bis 1908. Von Erik Solberg. ^) —
Die bereits 1906 angestellten Versuche 2) wurden in derselben Gegend
„Söndre Trondhjems Amt" 1907 auf 9 niedrig gelegenen und auf 11 höher
gelegenen Wiesen ausgeführt. Die Düngung bestand wie damals aus Chili-
salpeter, Thomasmehl und 37proc. Kalisalz, welche Düngemittel in folgenden
Mengen pro 10 a aufgestreut wurden: Parzelle 2 erhielt bezw. 20, 50 u.
20 kg, Parz. 3 erhielt nur die Hälfte dieser Düngermenge, Parz. 4 erhielt
nur POg u. KgO in Menge wie bei 2, Parz. 1 blieb ungedüngt, Parz. 5
erhielt 2000 kg Stalldünger. Der Ertrag an Heu pro 10 a in kg war
folgender :
Parz.
Im Mittel der 9 niedr. gel. Wiesen ....
,, ,, ,, 11 höher ,. ., . .
Nachwirk, der 1906 angel. Versuche i. J.
im Mittel von 22 Wiesen
Desgl. der 1907 angel. Vers. i. J. 1908 .
Während bei den 9 niedrig gelegenen Wiesen die Volldüngung in
j^rößerer und kleinerer Gabe einen Geldgewinn erzielte, nicht die N-freie
Düngung (Parz. 4) und die Stallmistdüngung, gaben sämtliche Düngungs-
weisen auf den höher gelegenen Wiesen einen, wenn auch niedrigeren
Geldgewinn ab. Die Nachwirkung der 1906 gegebenen Düngung war
1907 am höchsten bei der größeren Gabe an Volldüngung und bei der
Düngung mit KgO u. P2O5 allein. Bei den neueren Versuchen wurde
ein gleiches Resultat erhalten. Die Kopfdüngung mit Stallmist hat sich
in beiden Fällen sehr bewährt und rentabel erwiesen.
Vergleichende dreijährige Versuche mit Thomasmehl und Knochen-
mehl auf Wiesen. Von H. Svoboda.=^) — Von 8 Parzellen zu je 5 a
Größe wurden 2 ungedüngt gelassen, 6 erhielten eine Grunddüngung von
134 kg (p. ha) Chilesalpeter und 250 kg (p. ha) 40procent. Kalisalz; je
2 Parzellen erhielten außerdem 784 kg Thomas- oder 468 kg Knochenmehl.
Die Phosphatdüngemittel enthielten:
an citronensäurelöslicher P, O5 . Thomasmehl 15,05'/, Kochenmehl 25,787o
an Gesamt P2O5 ....".. „ 19,14.. „ 32,0 „
Die Versuche wurden auf 7 über ganz Kärnten verteilten Wiesen
mit verschiedenartigen Böden ausgeführt, bei 4 Wiesen über 3 Jahre 1907
bis 1909, bei 3 über 2 Jahre 1907 u. 1908 ausgeführt. Die Analyse
der Böden ergab für lufttrockne Feinerde folgende Mengen Nährstoffe und
hinsichtlich der Siebanalyse folgenden Gehalt an Körnern unter 0,5 mm
Durchmesser in 7o) ^i© angeführten Erträge an Heu + Grummet in 3,
bezw. 2 Jahren in dz:
1) Bevetning om Statens Kemiske Kontroistation og Frökontrolstation i Trondhjem 1907 n. 1908;
re/. nach Centribi. f. Agrik.-Chem. 1910, 39, 12. (Sebeiien.) — 2) Dies. Jahresber. 1908, 202. —
3) Ztschr. f. Idwsch. Versnchsw. in Österr. 1910, 13, 519—635. (A. d. Labor, d. Landes - Versuchsst.
Klagenfurt [Kärnten].)
14*
212
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Wiesen
Beschaffenheit
opirtai
a. d. Drau
humos.
sand.Lehm
Reicnen- Klagenfurt ^oos,
haus, Gurk | Bleiburg
sand. Lehm
über
Schotter
sandiger Lehm
Luschin-
hof, Miss
Schotter
über
Lehm
Friesach
tiefgr.
Lehm
Arlsdorf
sand. Lehm
über
Schotter
Kömer unter 0,5 mm
P2O5
K,0
CaO
N
83,6
79,4
85,7
48,6
81,9
88,8
76,0
0,102
0,177
0,364
0,245
0,086
0,041
0,450
0,336
0,108
0,054
0,450
0,294
0,118
0,075
0,460
0,245
0,105
0,340
0,268
0,329
0,198
0,082
1,125
0,224
0,080
0,075
0,373
0,294
Erträge an Heu -\- Grummet
141,6 1 146,0 91,3 I 41,15
161,6 I 170,1 97,3 66,3
146,1 184,8 119,9 59,8
153,6 172.7 127,8 | 57,65
45,05
61,62
65,94
71,12
142,8
161,1
168,6
164,2
94,8
115.0
94,6
113,2
ungedüngt . .
Grrunddüngung
-f- Knochenmehl
4" Thomasmehl
Aus den Ergebnissen ist folgendes hervorzuheben: Die Erfolge der
Grunddüugung waren durchwegs sehr gute. Die PgOg-Wirkung war eine
geringe und wenig auffällige. Die des Thomasmehles waren ein wenig
günstiger als die des Knochenmehles. Die Nachwirkungen der beiden
P2 05-Dünger (bis ins 3. Jahr) waren gute und hierin zeigte sich bei diesen
Versuchen vor allem die Überlegenheit der Volldüngung gegenüber der
Grunddüngung, welche in den meisten Fällen keine Nachwirkungen auf-
wiesen.
Über zwei Wiesendüngungsversuche auf sandigem Lehmboden
Westfalens. Von Kröber. ^) — Die Wiesen haben eine Höhenlage von
460 bezw. 480 m; erstere liegt auf einer kleinen Talsohle, die zweite
an dem zu letzterer herabführenden Südabhang. Der Boden ist sandiger
Lehm und gehört zur Formation des Lenneschiefers. Die Düngung be-
stand aus Thomasmehl und Kainit, w^elche Düngemittel teils zusammen,
teils jedes für sich verabreicht werden, und zw^ar eiue Reihe von Jahren
hindurch. „Als Gesamtergebnis aus den beiden sorgfältig durchgeführten
Versuchen laßt sich feststellen, daß durch die jährliche Thomasmelil-
düngung ,ohne' wie ,mit' nicht zu hoher Kainitgabe sich dauernd hohe Mehr-
erträge erzielen ließen. Von einem Versagen der Thomasmehl Wirkung konnte
in diesen 5- und 6jährigen Versuchen nichts beobachtet werden. Der Be-
stand der Wiesen hat sich verbessert, ohne daß ein Überhandnehmen der
Kleearten eingetreten ist und ohne daß sich zugleich N- Mangel für die
Gräser gezeigt hätte, obwohl der Boden von Haus aus N-arm ist.''
Über die Stärke der Kalkzufuhr bei Wiesen und Weiden auf
Hochmoorboden. Von Br. Tacke. 2) — Um über das Verhalten der
wichtigsten Grasarten gegen eine Kalkzufuhr Aufschluß zu erhalten, wurden
zunächst Versuche in Gefäßen angestellt, die durch solche im freien Felde
ergänzt werden. Das Ergebnis der Gefäßversuche i. J. 1909 war folgendes.
Die Erträge bezeichnen g Trockensubstanz für je ein Gefäß. 10 g Kalk
entsprechen 2000, 20 g 4000 und 30 g 6000 kg auf 1 ha. N, FgOg,
K2O wurden in ausreichender Menge gegeben, sämtliche Gräser 2 mal ge-
schnitten. Der Boden, auf dem Versuche angestellt wurden, war Hoch-
1) D. Idwsch. Presse 1910, 37. Nr. 16, 179—180.
i. D. R. 1910, 28, 323.
3) Mitt. d. Ver. z. Förder. d. Moorkult.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
213
moorboden aus der Vers.-Wirtschaft Maibuschermoor. Erträge in g Trocken-
substanz:
tS--
3 M
1^
^1
Agrosti
alba
Alopecur
pratens''
34,3
47,5
27,1
36,4
50,0
28,0
33,2
52,4
25,6
s s
ce o
O! S
o'^
bjR
>>fc
> g
-a^"©
P
«■3:
34,9
33,5
32,8
56,0
43,2
34.5
32,3
56.7
37,9
34,6
28,1
55,6
10 g
20 g
30 s
37.2 I 37,4 23,3
47.3 I 41,7 I 25,7
45,0 I 35,4 j 22,6
44,7
49,1
50,9
Es zeigt sich, daß bei der Mehrzahl der geprüften Gräser mit 30 g
Kalk pro Gefäß das Optimum bereits überschritten ist, eine Ausnahme
machen nur Agrostis alba und Lolium perenne; bei Avena flavescens ist
keine Steigerung, aber auch kein Rückschlag bei stärkerer Kälkung zu
beobachten gewesen.
Wiesendüngungsversuche in den Jahren 1904—1908. Von
Th. Remy. 1) — Die zahlreichen Versuche, die vom Vf. in den ersten
beiden Jahren in Norddeutschland, die übrigen in der Rheinprovinz aus-
geführt wurden, sollten zeigen: 1. wie nötig es ist, bei der Wiesendüngung
dem Düngerbedürfnis der Wiesenböden von Fall zu Fall Rechnung zu
tragen, 2. in welcher Weise man sich Aufschluß über die besonderen
Düngungsansprüche der Wiesen verschaffen kann und 3. wie weitgehend
die Güte des Wiesenfutters durch die Düngung beeinflußt wird. In der
Volldüngung wurden N (Salpeter), KgO (Kainit), P2O5 (Thomasphosphat)
und CaO (Ätzkalk), in den ersten Jahren in kg p. ha 500 Salpeter,
später 250 kg gegeben, ferner alle Jahre gleichmäßig 1000 kg Kainit,
500 kg Thomasmehl (1905/06 1000 kg). Kalk wurde in den Versuchen der
ersten beiden Jahre 2500 kg, 1905/OG 500 und späterhin 1000 kg ge-
geben. Die Ergebnisse der verschiedenen Jahrgänge, welche nachstehend
verzeichnet sind, zeigen gewisse charakteristische Züge:
Durchschnittlicher Mehrertrag
in kg vom ha
Der Mehrertrag deckte den
Mehrertrag in 0/0 der Versuche
Jahrgang
1
to
-O 3
1 1 ^
«^ö-s
0
0
0
■73
0
0 1 <^ \ =i ?
W 3
s^
i^
pT
es
0 tc
i4
Pu'
0 >§
1904 . .
2060 1 1581
2981 165
80
2078
18
33
22
22
\33
6
1905 . .
3089 1 684
1127 662
-62
2085
12
42
58
50
58
1906 . .
4742 i 1286
613 886
432
2902
69
53
57
67
68
51
1907 . .
3950 i 1206
776 1 1030
377
3164
56
52
69
75
64
73
1908 . .
4038
1359
1022
1376
571
3745
41
56
68
85
66
80
Bei den ungewöhnlich niedrigen Erträgen der Versuche im Dürrjahre
1904 fällt das einseitige Hervortreten der Salpeterwirkung auf; die
sclüechte Wirkung von Kainit, Thomasphosphat imd Kalk dürfte in der
extrem trocknen Witterung d. J. 1904 begründet sein. 1905 war die
"Witterung günstiger. Deshalb und wegen der Nachwirkung der vorjährigen
Düngergaben erreicht die Kainit- und Thomasphosphatwirkung im
1) 111. Zeit. 1910. Nr. 72 u. 73, 677—680 u. 686—687 u. erweiterter Sonderabdr. (A. d. Inst. f.
Bodenlehre u. Pflanzenbau. Bonn - Poppeisdorf .)
214 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Durchschnitt eine recht ansehnliche Höhe, desgl. Salpeter. Wenig be-
friedigte die Nachwirkung der Kalkdüngung. Die in den 3 letzten Jahren
durchschnittlich fast gleiche Salpeterwirkung war 1906 — 1908 so groß,
daß die Heuraehrerträge die Düngungskosten reichlich bezahlt machten.
Auch in der Mehrzahl der Einzelversuche wurde eine vollständige Kosten-
deckung erzielt. Noch günstiger stellte sich das Verhältnis zwischen
Aufwand und Mehrertrag bei der Kainitdüngung, die sich durchschnittlich
und in 2 Drittel aller Fälle recht gut lohnte. Am günstigsten zeigte sich
bei den rheinischen Versuchen die Düngung mit Thomasphosphat, deren
Kosten zuletzt 85 % aller Fälle durch Mehrerträge gedeckt wurden. Die
Kalkwirkung war bei den Rhein- Versuchen absolut zwar nur mäßig, doch
im Durchschnitt und in 2 Dritteln der Versuche zur Kostendeckung aus-
reichend. Die Gesamtwirkung der Volldüngung bleibt etwas hinter der
summarischen Wirkung der EinzelnährstofPe zurück. Die ermittelten
Ertragssteigerungen bleiben auf alle Fälle erheblich hinter den wirklichen
zurück, weil die Mehrerträge die Nachwirkung der Düngemittel nur zum Teil
einschließen und weil der zweite Schnitt vielfach abgeweidet, also nicht
ermittelt ist. Die weiteren umfassenden Ausführungen des Vf. sind aus
der Originalmitteilung zu ersehen.
Verschiedenheit der Einwirkung der Düngemittel auf das Wachs-
tum der Wiesenkräuter. Von Emile Mer. i) — Es ist vom Vf. und anderen
wiederholt die Beobachtung gemacht worden, daß eine kräftige Düngung
das Bild des Pflanzenbestandes einer Wiese verändert und je nach der
Düngung bald die Gräser, bald die Klee'e oder die anderen Gewächse die
Oberhand gewinnen und ein üppiges Wachstum erhalten. Der Vf. hat die
Einwirkung des Düngers in dieser Richtung zum Gegenstand einer Unter-
suchung gemacht. Er verglich die Entwicklung von 6 großblättrigen
Wiesen kräutern auf dem ungedüngten Teil und dem mit Chilisalpeter ge-
düngten Teil einer Wiese; es wurden die Längen- und Breitenausdehnung
gemessen, ihr Wasser- und Trockensubstanzgehalt, sowie auch ihre
chemische Zusammensetzung ermittelt. Es wurde festgestellt, daß die
Ausdehnung der Blätter nach Länge und Breite bei allen 6 Kräutern
durch die Düngung eine Zunahme erfahren hatte, jedoch nicht in gleichem
Grade; ferner ergab sich, daß die Blätter der gedüngten Kräuter zum
Teil erheblich mehr Wasser enthielten als die der ungedüngten (AlchemiUa
vulgaris, Sanguisorba officinalis und Polygonum bistorta) und dem-
entsprechend weniger Trockensubstanz. Bei den anderen Kräutern war der
Unterschied unerheblich. Die Ermittelung der chemischen Zusammen-
setzung erstreckte sich auf den Gehalt an N, KgO, P2^5 ^^^ ^^^- -^
wurde bei allen 6, die andern Bestandteile nur bei 3 der Kräuter fest-
gestellt. Der procent. N-Gehalt und der K2 0-Gehalt war in allen Fällen
böi den Pflanzen der gedüngten Fläche mehr oder weniger größer als bei
den Pflanzen der ungedüngten. In P2O5- und CaO- Gehalten waren da-
gegen die Unterschiede unerheblich und der höhere Gehalt in mehreren
Fällen auf Seite der Blätter von der ungedüngten Fläche.
Wiesendfingungsversuche. Von A. Grete. -) — Die Versuche
wurden in den Jahren 1905 und 1906 auf vier verschiedenen Flächen
1) Journ. d'Agric. prat 1910, I. 16—18. — -) Flugblatt, Auszug aus den VerMffentlichungen d. Vf.
i. Landwsch. Jahrb. d. Schweiz 1889, 1905 u. 1906. (Die Relativzahlen der Erträge wurden v. Ref. ber.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
215
ausgeführt; Anordnung und Ergebnisse der Versuche sind aus Nachfolgendem
ersichtlich. Die Erträge an Heu sind in kg angegeben (auf welche Fläche
berechnet und die Düngertnengen ist in uns. Qu. nicht angegeben):
Wiesen
Ungedüngt
P^Os + N
K2O + N IP2O5 + K2O
PaOg + KsO
+ N
Adlikon (Zürich) .
Großdietwil (Luzern) -
Muri (Aargau) . .
Mendle-Appenzell . .
5693 (100)
8026 (100)
5637 (100)
3348 (100)
7768 (136)
5144 (170)
5937 (105)
5399 (161)
6482 (114)
5309 (175)
6395 (113,5)
4290 (128)
7766 (136)
6770 (223)
6728 (119,5)
6714 (200)
7727 (135,7)
7652 (253)
6961 (123,5)
6918 (207)
Die Hauptergebnisse dieser (und älterer) Versuche faßt der Vf. in
Sätzen zusammen, denen wir das Folgende entnehmen : Einseitige Düngung
mit KgO und N hat in den seltensten Fällen Erfolg gehabt. — Düngung
mitPgOs ohne KgO, wenn auch mit N, wirkte nur auf kalireichen Böden.
— Pg O5 -}- Kg 0 auf kaliarmen Böden ergab in der Regel sehr hohe Er-
träge. — P2 ^51 ^2 0 + ^ übertraf in der Höhe der Erträge häufig die-
jenigen der Parzellen ohne N, doch erwies sich diese Düngung nicht als
rentabel. Als vorteilhafteste Düngung war regelmäßig die mit PgOg + K^a^-
— Vorbedingung zu diesen Ergebnissen ist eine genügend kleefähige
Wiese, deren Leguminosen den Gräsern und Kräutern N liefern können.
— Die Folge einer Düngung mit Pg O5 -)- Kg 0 ohne N ist ferner die Be-
günstigung der Leguminosen und damit die Verbesserung der Qualität des
Ertrages. — Unter Berücksichtigung der Qualitätsverbesserung des Heus
wird durch N- freie Düngung in der Regel ein weit höherer Reingewinn
erzielt, als bei der Berechnung nach Quantität der Ernte. In vielen Fällen
sind die Düngermengen von 80 kg P2O5, 100—150 kg KgO und 45 kg N
pro ha und Jahr nicht voll zur Wirkung gelangt.
Wiesen und Weiden. Von Thomas F. Hunt.^) — In einem so
betitelten Schriftchen teilt der Vf. Düngungsversuche mit, welche bei Klee
und Gräsern angestellt wurden. Von diesen teilen wir hier folgende mit:
1. Versuch bei Mammoth-Klee i. J. 1908 auf Lehmboden. Der Klee
war im Jahr zuvor in Hafer eingesät worden. Die Düngung mit Kunst-
dünger bestand aus Superphosphat — P — 100 Pfd., Chlorkalium — K —
50 Pfd. und Natronsalpeter — N — 100 Pfd. (vermutlich p. acre). Auf
einer Parzelle wurden 15 Tonnen Stalldünger gegeben. Die Erträge an
Heu (vermutl. p. acre in Pfd.) werden wie folgt angegeben:
ungedüngt PK PKN Stalldünger
ungekälkt . . . 1824 2349 2235 2091
gekalkt 3852 4174 4085 4976
Der Kalk war hiernach von hervorragender Wirkung, die sich auch
hinsichtlich der Qualität des Heus zeigte; auf dem ungekälkten Teil des
Feldes bestand das Heu hauptsächlich aus Gras (redtop = Agrostis exarata,
d. Ref.), während auf dem gekalkten Teil das Gras zumeist aus kräftig
gewachsenem Timotheegras bestand.
2. Kälku ng eines Landes, welches vorwiegend „redtop" und Sauer-
ampfer getragen hatte und mit Klee und Timotheegras angesät worden
war. Das Land war seit 25 Jahren in Kultur, die Gesamterträge an Feld-
1) Pennsylvania State Coli. Agric. Exper. Stat. 1910, Bull. Nr. 101. 3—16.
216
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
fruchten ist wie folgt angegeben. 1 Teilstüek blieb nngedüngt, ein anderes
erhielt 2 Tonnen gebrannten Kalk aller 4 -Jahre, ein anderes erhielt dieselbe
Kälkung und aller 2 Jahre 6 Tonnen Stallmist und schließlich ein Teilstück er-
hielt aller 2 Jahre nur 6 Tonnen Stallmist. Der Ertrag an Timotheeheu in Pfd.
pro Acker war folgender (die Relativzahlen sind vom Referenten beigefügt):
Ungedüngt Kalk Stalldünger i jr"]^''
1909, Pfunde 1040(100) 1880(181) 4008(380) 5784(556)
Gesamt-Ernten 1882— 1906 1663(100) 11632(99,5) 17383(149) 18016 (155)
3. Düngung mit N, Pj O5 und KgO. Die Versuche wurden bei
Timotheegras auf zwei Feldern in den Jahren 1905 — 1907 ausgeführt.
Die Felder hatten 1903 eine vorläufige Düngung von künstlichem Dünger
bei der Einsaat des Grases erhalten; in 1905/07 geschah die Düngung im
Frühjahr als Kopfdüngung, wie auch 1906 der Stallmist als Kopfdünger
gegeben wurde, während 1903 zur Einsaat mit Mist gedüngt worden war.
An N wurden 25 Pfd. p. a. (als Natronsalpeter), an P wurden 50 Pfd. P2O5
(als Superphosphat) und an K2O 40 Pfd. (als KCl) gegeben. Anordnung
des Versuchs und Erträge an Heu in Pfunden pro acre im Durchschnitt
der 3 Jahre sind aus Folgendem zu ersehen. Für „ungedüngt'' waren 8,
für die Düngung mit N, P u. K waren 6 Teilstücke eingerichtet, für alle
anderen Fälle nur 1 Teilstück.
rT„. Stallmist
^°" P K N P,N P,K K,N N,P,K -- — -- — .
gedüngt 10 t 20 t
a) . . 2901 4233 4490 4530 4797 4127 5127 6615 5093 7293
b) . . — 1211 683 988 1614 2081 1079 2632 2975 5175
Wiesen (und Weiden) im Hochmoor. Von A. Baumann und
H. Paul.^) — Über das Verhalten von Wiesengräsern in Rein-
saat gegen eine N-Düngung beendeten die Vif. ihre Versuche-') mit
nachstehendem Ergebnis, Erträge pro ha in kg:
.- ^- ^ i s ^ ^
CS C
O ffl
^1
^ ^ fiü't N 11400 5200 7300 j 6100 | 7400 7400 11400 4500 9500 6200 9100 10500 7700
frisch -^chne j^- 9oo(( 2600 4600 2800 \ 2600 2800 5800 ' 2700 5000 3400 5000 6000 5100
wasser-/mit N 4:389 1776 — — 1 2890 2760 3775 ' 1397 3179 1550 2962 4075 2785
frei \ohne N 2537 888 — ! — I 1097 1120 i 2102 | 798 1651 788 1893 2411 1975
Der Mehrertrag durch N-Düngung (30 kg N als Salpeter) war bei den
meisten Gräsern ganz bedeutend und größer wie in den Vorjahren, 2) was
jedoch durch den Rückgang der Gräser auf stickstofffreien Parzellen be-
dingt ist. — Bei Versuchen mit Stallmist im Vergleich zu Kunstdünger
wurden nachfolgende Ergebnisse erzielt. Jedes Feld hatte p. ha 10 000 kg
Stallmist erhalten und dem der durch Analysen festgestellten Mindergehalte
(dem Kunstdünger gegenüber) an PgOg durch 60 kg als Kreidephosphat,
an KgO durch 120 kg als Kalisalz zugefügt. Der Kunstdünger bestand aus
Kreidephosphat, Kalisalz und Chilisalpeter (20 kg pro ha). Der Gesamt-
ertrag von 2 Schnitten betrug in kg pro ha (an Heu'?):
Tiefstalldünger Pferdedünger Rinderdünger Kunstdünger
6110 5740 5450 5855
<
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C3
"^1
p.
s2
fS2
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3 *J
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11400
5200
7300
6100 7400
7400
11400
4500
9500
6200
9100
10500
9001 1
2600
4600
2800 ! 2600
2800
5800 ' 2700
5000
3400
5000
6000
4:389
1776
- 1 2890
2760
3775 ' 1397
3179
1550
2962
4075
2537
888
—
—
1097
1120
2102
798
1651
788
1893
2411
1) Ber. über d. Arbeiten d. Kgl. Bayr. Moorknltnranit. i. J. 1909. München 1910, 168—171.
2) Ebend. 1909, 97-101 u. dies. Jahresber. 1909, 159.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
217
Wie im Vorjahre wiesen die mit Tiefstall- und gewöhnlichem Rinder-
dünger gedüngten Wiesen den größten Kleegehalt auf, trotzdem dieser im
Versuchsjahre erheblich gegen die Gräser zurückgetreten ist.
Tiefstalldünger Pferdedünger Rinderdünger Kunstdünger
1. Sehn. 2. Sehn.
Gräser »'o 78,8 57,2
Klee % • 15,2 31,2
l.Schn. 2. Scbn. 1. Sehn. 2. Sehn. 1. Sohn. 2. Sehn.
93,3 78,4 82,8 72.0 93,1 81,1
3,2 13,8 9,4 19,9 3,2 6,8
Düngungsversuche mit steigenden Kali- und Phosphorsäuremengen
in Feilenmoos auf Moorboden. Von Th. Mayer. ^) — Die auf Neubruch
mit Strube's Original Schlanstedter Hafer ausgeführten Versuche führten
zu nachfolgendem Ergebnis, die Düngung und die Erträge auf 1 ha in kg
berechnet (Kali als 40Yo-Salz):
KoO .
P.;05 .
Saperphosphat
Woltersphosphat
P205 . . kg
K„0 . -kg
- 1 72 ! 72
— - 1 30
72
60
72
90
80 80 1 80
— 25 i 50
80
75
80 1 80
— \ 26
80 80
50 75
Körner .
Stroh . .
243
498
437 990
973 2347
1544
5403
1797
4205
715 1592 2135
1286 3446 4121
1706
3213
676 1172 1820 1959
1189 2525 345813894
Aus diesen Zahlen ist leicht lu erkennen, daß der Boden sowohl das
KgO als auch die PgOg für das Pflanzen Wachstum nötig hat, ersteres in
höherem Maße als die letztere. Bei der höchsten Gabe P2 O5 in Form als
Superphosphat trat eine Verminderung des Ertrages ein, die vermutlich
unterblieben wäre, wenn gleichzeitig auch die Gabe an Kg 0 erhöht worden
wäre, wie aus der ersten Versuchsreihe hervorgeht, wo bei fast gleicher
Menge Pj O5 wie in zweiter Reihe durch die gesteigerte K^ 0 - Gabe auch
der Ertrag stieg. Die PgOg des Woltersphosphats war scheinbar nicht so
aufnahmefähig wie die des Superphosphats, da mit der höchsten Gabe des-
selben keine Ertragserniedrigung, sondern noch eine Erntezunahme eintrat.
— Bei einem weiteren Versuch, bei dem einer KgO und P2O5-
Düngung noch 30 kg Chilisalpeter (pro ha) zu Hafer gegeben wurde
und zwar in 2 aufeinanderfolgenden Jahren, wurde in beiden Jahren ein
beträchtlicher Ertragsrückgang beobachtet (von 2192 kg Körner auf
1488 kg und von 1614 kg auf 1008), der nach dem Vf. darauf zurück-
zuführen ist, daß bei dem geringen N-Bedürfnis des Bodens die Gabe von
30 kg N (= 200 kg Salpeter) pro ha zu groß waren und die Ent-
wicklung der Haferpflanzen zu üppig wurde. — In einem weiteren Ver-
suche bei Sommerrogen wurde neben einer Gabe von 100 kg Kali
als 40 0/0 -Salz die Gabe von 60 kg P2O5 in Form von Woltersphosphat,
Superphosphat und Thomasschlacke verglichen. Die Beidüngung von Pj O5
zu K2O hat nahezu den 3 fachen Kornertrag gegenüber der Kalidüngung
ohne P2O5, und den 1^/2 fachen Strohertrag bewirkt. Am besten erwies
sich die Düngung mit Woltersphosphat, die den höchsten Ertrag an Körnern
und Stroh bewirkte; außerdem lieferte diese Düngung Körner von höchstem
Hektolitergewicht und höchster Größe.
>) Ber. über d. Arbaiten d. K. Bayr. Moorkulturan st. i. J. 1909. München 1910, 185— 1S6. Stat.
Karlshnld.
218 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Werden die Moorwiesen ausreichend gedüngt? Yen Br. Tacke.^)
Siebzehn Durchschnittsproben von im normalen Wirtschaftsbetriebe auf
Moorboden gewonnenen Heus wurden auf ihren Gehalt an K2O, CaO, P2O5
und N untersucht. 2 der Proben stammten von ungedüngten Hochmoor-
wiesen, die übrigen von mit Kunstdünger, bezw. mit Kali und Phosphor-
säure gedüngten Moorwiesen. Der Vf. vergleicht die gefundenen Mittel-
zahleu mit den Befunden v. Feilitzen und anderer, wonach Heu von
Moorwiesen usw. enthalten, bezogen auf Heu mit 15 ^/^ Feuchtigkeit:
%
K,0 PoO.
CaO
17 Proben der vorl. Untersuchung
2 Proben desgl. Hochmoorwiesen'')
Mit Kaliphosphat gedüngt. Moorwiesen (Stutzer's Tab.) *) .
Wiesenheu überhaupt
Hochmoorwiesen nach v. Feilitzen*)
Niederungsmoorwiesen nach v. Feilitzen
nach älteren u. jüngeren Untersuch, d. Moorvers. - Station
Bremen^)
1.28
1,68
1.90
0,50
0,48
0,54
0,83
0,68
1,98
1,67
1,44
0,43
0,38
0,37
0,94
0,76
0,72
2,04
0,67
—
1,79
1,28
1,62
1,54
1,00
1,13
Hiernach steht der Gehalt des Heus nach obiger Untersuchung an
KgO bedenklich weit hinter dem des Heus von ausreichend mit KgO
gedüngten Moorwiesen zurück, in geringerem Maße der Gehalt an Pj O5 ;
es scheint also, daß ein großer Teil der Moorwiesen überhaupt nicht aus-
reichend gedüngt, namentlich nicht genügend mit Kg 0 versehen wird.
Bei einzelnen der Wiesen sinkt der K2*0-Gehalt unter 1 °/o (bis 0,6 ^/o)
und der PgOs-Gehalt bis 0,35 u. 0,30%. „JedenfaUs" — meint der Vf.
— ,, ergibt sich aus den dargestellten Ergebnissen die unbedingte Not-
wendigkeit, daß die Moorwirte allgemein die bisher von ihnen geübte
Düngung der Moorwiesen auf KgO u. P2O5 einer strengen Prüfung unter-
ziehen".
Werden die Moorwiesen ausreichend gedüngt? VonHj.v.Feilitzen.^)
— Ergänzend zu vorigem Artikel teilt der Vf. Analysen von Wiesenheu
mit, die nach denjenigen ausgeführt wurden, welche Tacke in seinem
Artikel angegeben. Es sind 36 Analysen von Heuernten von Hochmoor-
wiesen, die aus 7 verschiedenen Wirtschaften und aus 4 Jahren stammen
und 61 Analysen von Niederungsmoorwiesen aus 28 W^irtschaften und aus
6 Jahren ausgeführt worden. Der Vf. teilt vorläufig nur einige derselben,
die besonders charakteristisch sind, mit. Die Zahlen sind auf einen mittleren
Feuchtigkeitsgehalt von 14,3% berechnet worden. Die Ergebnisse der
Untersuchung sind in folgender Tafel wiedergegeben. Auf derselben ist
die Düngermenge pro ha in kg, der PgOg- u. KgO-Gehalt des Heus in %
angegeben :
1) Mitt. d. Ver. z. Förder. d. Moorkult. i. D. R. 1910, 28, 1(5-20. — «) Mittel v. Ref. ber.
— ') Mentzel - Lengerke's Kai. 1910, 98. — *) Diese Zeitschr. 1904, 23, 327. — -) 4. Ber. d. Moor-
Versuchsst. 1898. Landw. Jahrb. 27, Ergänzung:sbd- 4. 258. — 6) Mitt. d. Ver. z. Förder. d. Moorkult,
i. D. R. 1910, 28, 265-268.
A. Quellen der Pflanzenemährung. 4. Düngung.
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Stallmist
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220
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Die Alpendüngungsversuche in Kärnten i.J. 1909. Von H.Svoboda.^)
— Die V'ei suche bilden die Fortsetzung der i. J. 1907 eingeleiteten Ver-
suche, 2) über welche im vorigen Jahre belichtet wurde. Zu den 10 bis-
herigen Alpen sind noch 2 Alpenwiesen hinzugekommen, die Hutmannschwaig
in 1400 ra Seehöhe im Glimmerschiefer und die Hofalpe in 1600 m Seehöhe,
auch im Glimmerschiefer. Der Bericht ergänzt den vorjährigen durch
Mitteilung der Analysen der Böden ^) dieser Alpenwiesen. Diese Alpen-
böden müssen nach dem Yf. als ungewöhnlich verarmt an den wichtigsten
Pflanzennäh t'stoffen bezeichnet werden. Der Düngungsplan umfaßt 4 Par-
zellen: Ungedüngt, Stallmist, Kunstdünger und Stallmist -\- Kunstdünger.
Die Ermittelung der Ernteerträge an Grünfutter (erster Schnitt) und Heu
(zweiter Schnitt) konnte n\ir auf 8 Wiesen erfolgen, auf zwei derselben
zum ersten Male, auf den übrigen zum zweiten Male. Die Erträge der
ungedOngten Parzellen waren i. J. 1909 entsprechend der feuchteren Witterung
etwas höher als i. J. 1908; weitaus die besten Erträge brachten die
Parzellen mit Stallmist -\- Kunstdünger, die zugleich auch die beste Nach-
wirkung im zweiten Jahre erzielten und eine Ertragssteigerung brachten
i. J. 1909 für das Grünfutter das reichlich 3 fache, für Heu das 2^4 wnd
bei der Heutrockensubstanz das 2 Y2 flache. Im allgemeinen läßt sich sagen:
„Die absoluten erzielten Erträge sind gegenüber den Tahviesen natürlich
niedrig, die Übereinstimmung der Ergebnisse der beiden Jahre ist eine
gute, so daß sich die Zahlen gegenseitig in ihrem Werte unterstützen, die
Ertragssteigenmgen sind sehr hohe, die Nachwirkung ist eine sehr energische."
Rebendüngungsversuche. Von Karl Windisch. ^) — An verschiedenen
Orten Württembergs wurden Düngungsversuche in Weinbergen fortgesetzt
oder neu ausgeführt. Der Düngungsplau war im allgemeinen ein einfacher;
es gab teils 5 teils 3 oder 2 Teilstücke: ungedüngt, P2O5 -l-KgO — N -j-
K2O — N-j-PgOg und N, P2O5U. KgO. Zur Anwendung gelangten Super-
phosphat, schwefelsaures Ammoniak und 40proceut. Kalisalz in verschiedenen
Mengen, je nach dem Boden. Wir teilen hier einige der Versuche in ihren
Anordnungen und Ergebnissen mit, zunächst 2 der seit 1907 fortgesetzten
Traubenerträge in kg p, a:
1. in Lauffen in Neckar
'S +
^ 0
1 1
^ ^ ü
+ + i
d ^
M er
>
62,1
75,0
76,6
76,9
87,6
23,4
20,9
19,7
19.1
20,0
75,5
110,0
108,4
102,6
122,2
65
63 1 65
65
03
13,0
13,4
13,2
13,6
12,8
2. Mersrentheim a. T.
^
^"i
to
ÄH
+
fco
0
p
W
Weinberg- 11 Jahr i ■ ^^ t 1907
alt, sand. Lehm. « g -b "^ •! 1908
Lettenkohle H -= S c. l 1909
Mostgewichte b. 150 C. oQechse 1909
Säuregehalt d. Moste »/oo 1909
Weinbers 30 Jahre i , tcn907
alt. leiciiter Boden g § i < 1908
(Muschelkalk) H ■= S ( 1909
Mostgewicht, "Oochsle 1909
Säuregehalt d. Moste "/„^ 1909
1,7
5,0' 6,7
0,8
4.3 4,0
3.8
5,0 7,6
47
60 51
15,1
13.6 13,2
3,3
3,3
8,8
52
12,8
Bei Weinberg 1 wurde ein bedeutender Mehrgewinn durch die Düngung
erzielt; eine Verbesserung der Beschaffenheit der Moste ist nicht zu be-
obachten. Bei Weinberg 2 ist die Wirkung der Düngung trotz des
schlechten Jahrgangs und des geringen Trauben ertrages deutlich bemerkbar
und ein Mehrgewinn festgestellt. — Zu den übrigen Versuchen ist zu
1) Ztsehr. f. d. Idwsch. Versuchsw. in Österr. 1911 (Sonderabdr. 1—20), 14, 39—58. (Landes-
Versnchsst. Klaeenfurt.) — ■') Ebend. 1909, 12, 697—712; auch dies. Jahresber. 1909, 159. — 3) Siehe
unter Beden, Analysen. — ••) Mitt. d. D. L -G. 1910, Stück 19, 278—281.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 221
bemerken, daß die Düngung hinsichtlich des Traubenertrages in 3 Fällen
von guter Wirkung war, in 2 Fällen jedoch ausblieb, oder durch Sauer-
wurm und Fäulnis vernichtet wurde.
Die Nachwirkung der Kunstdünger in Weingärten. Von Fr.
Gvozdenovic. ^) — Zur ErgänzAing der vom Vf. im vorigen Jahre mit-
geteilten Düngungsversuche 2) wurde die Nachwirkung der angewendeten
Düngemittel festgestellt. Durch diese Versuche konnte bewiesen werden,
daß eine mittelmäßige Volldüngung, bestehend pro ha in 60 kg P2^5 (Super-
phosphat), 80 kg KgO (40procent. Kalisalz) und 48 kg N (Chilisalpeter),
nicht allein eine beträchtliche Ertragssteigerung im ersten Jahre herbeiführt,
sondern vielmehr auch im zweiten Jahre eine erhebliche Nachwirkung
ausübt. Für die Praxis läßt sich die wichtige Folgerung ziehen: ,,an-
genommen, daß längsten alle 5 Jahre die Weingärten mit Stallmist ziemlich
ausgiebig gedüngt werden, würde genügen, wenn dieselben behufs frischer
Zufuhr von Nährstoffen zur Ergänzung der Stallraistdüngung alle zwei
Jahre eine mittelmäßige Menge von künstlichen Düngemitteln erhalten.
Neue Versuche, die Rebendüngung betreffend. Von J. Stoklasa.^)
— Die Versuche wurden mit der Rieslingsrebe auf Parzellen von je
323 qm Fläche ausgeführt. Eine Parzelle erhielt pro ha 370 kg 17procent.
Superphosphat und 650 kg Kainit; eine andere Parzelle erhielt neben
dieser Düngung auch noch 280 kg Ammonsulfat. Die Düngung erfolgte
im Oktober, die Ernte ein Jahr später. Die Wirkung des Düngers kommt
in folgenden Zahlen zum Ausdruck, das Erntegewicht der Trauben bei
der ungedüngten Parzelle = 100 gesetzt. In dem Traubensaft wurden
Gehalt an Extrakt und Zucker bestimmt:
Ernte an Trauben Extrakt i. Saft Zucker i. Saft
ungedüngt 100 17,9 14,6
P.,0, + K.,0 .... 119 18.2 15,2
P205-f-K;0 + N . . 15.5 19,6 16,4
Ergebnisse von Düngungsversuchen bei Korbweiden in der
Provinz Posen. Mitgeteilt von Hermann Wagner.*) — Die Ergebnisse
von 6 von Foss (-Neutomischl) ausgeführten Versuchen lauten wie folgt:
Erträge pro Morgen in Ctr. 1
Ungedüngt 35
Volldüngung ..... 48
ohne N . . 40
,. K2O . 45
., P2O5 . 42,5
Die geringe Ertragssteigerung bei Versuch 1 ist auf das Alter der
Anlage zurückzuführen. Durch Kali -Phosphatdüngung wurden teils Ge-
winne, teils Verluste erzielt, je nach dem N-Gehalt der Böden.
Die Düngung im forstlichen Großbetriebe. Von Schwappach
(-Eberswalde). 5) — Am Schlüsse eines Referats faßt der Vf. die Ergeb-
nisse der von ihm hinsichtlich der Düngung im forstlichen Großbetriebe
2
3
4
5
6
76-
29,35
50
40,98
60,4
94,25
51
77,4
71,23
119,2
90
34,2
—
39,40
85,35
84
44,5
55,75
58,55
64,80
82,5
45,6
67,5
60,50
79,10
1) Ztschr. f. d. Idwsch. Versuchsw. in österr. 1910, 13, 835-841. (Mitt. d. k. k. landwsch.-
chem. Versuchsst. Görz.) — «) Ebend. 1909, 12, 601—626 u. dies. Jaliresber. 1909, 163. — s) Wiener
Idwsch. Zeit. 1909, Nr. 18; ref. nach Centrlbl. Agrik.-Chem. 1910. 39, 60. (Volhard.) — *) Ldwsch.
Centrlbl. f. d. Prov. Posen 1909, Nr. 19; rof. nach Ctrlbl. Agrik.-Chem. 1910, 39. 60. — s) Mitt. d.
D. L.-G. 1910, Stück 39, 574—576. (Referat a. d. 6. Kongreß der internal. Union d. forstl. Versuchsst.
zu Brüssel 1910.)
222 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion^
gemachten Erfahrungen und Beobachtungen in folgenden Leitsätzen zu-
sammen: „1. Die Düngung besitzt für den forstlichen Großbetrieb hohe
volkswirtschaftliche Bedeutung, weil sie die erfolgreiche Aufforstung von
Ödländereien und die bessere Nutzbarmachung mangelhaft bestockter Wald-
flächen ermöglicht. 2. Auf den mittleren und besseren Standorten der
ordnungsmäßig bcMartschafteten Waldungen kommt die Forstdüngung der
Regel nach nur in Betracht zur Förderung der in der Entwicklung stockenden
Yerjüngungen, bei Einleitung der Verjüngung auf oberflächlich vermagerten
Bodeupartien und zur Herbeiführung einer vorteilhaften Umwandlung
größerer Humusansamralungen. 3. Im mittleren und höheren Alter der
Bestände vermag die Düngung im Großbetriebe nach den bis jetzt erprobten
Methoden keine wesentliche Förderung des Wachstums herbeizuführen, sie
bildet hier nur eine Maßregel der Bodenpflege. Ihre wesentlichste Be-
deutung besitzt sie bei Begründung der Bestände und in deren frühester
Jugend. 4. Die Wirkung der Berieselung durch städtische Abwässer und
Düngung durch Hausmüll auf die Entwicklung der Bestände verdient mit
Rücksicht auf die volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Frage eingehende
Erprobung. Düngung mit Hausraüll scheint auch im Stangenholzalter
noch günstige Wirkung zu äußern. 5. Die wichtigste Aufgabe der Forst-
düngung im Großbetriebe besteht in der Beschaffenheit von längere Zeit
wirksamen, wenn auch nur schwachen Stickstoffquellen mit dem geringsten
Kostenaufwand. 6. Die zu diesem Zwecke erprobten Düngungsmethoden
sind folgende: a) Düngung vor der Begründung der Bestände durch An-
bau von Lupinen und Beigabe von Moorerde oder anderen Humusstoffen
bei Herstellung der Pflanzlöcher, b) Düngung gleichzeitig mit der Aus-
führung der Kultur durch Anbau von blauer Lupine und Klee, Deckung
mit Lupinenstroh, Kartoffelkraut, Reisig usw., Mischung mit Pinus rigida,
montana, Robinia pseudoacacia und Almis incana. c) Nachdüngung der
sich entwickelnden Kulturen mit Moorerde und anderen Humusstoffen,
Ammonium - Superphosphat, schwefelsaurem Ammoniak, Chilisalpeter usw.
7. Die Nachdüngung mit den intensiv wirkenden Stickstoffdüngern kommt
besonders dann in Betracht, wenn es sich darum handelt, in der Ent-
wicklung stockende Kulturen rasch über eine kritische Periode hinweg-
zubringen."
Zwei forstliche Düngungsversuche und Bemerkungen zur Aus-
fuhrung waldbaulicher Versuche. Von H. Vater. V) — I. Düngung
einer zurückgebliebenen Freikultur von Fichte. Die vier Ver-
suchsbeete A — D, von je 20 X 50 m = 0,1 ha Größe, lagen in einer
Reihe von SO nach NW. Der Boden (Grundgestein quarzarmer Porphyr)-)
war mit einer 5 cm dicken Schicht lehmigem, von ünkrautwurzeln eng
durchzogenen Oberflächenhumus bedeckt. Dem folgte rotbrauner lehmiger
Steinboden. Der darunter befindliche Porphyr war etliche Meter tief zer-
rüttet und von Wurzeln durchzogen. Der im Wachstum zurückgebliebene
Fichtenbestand zählte pro ha 4500 Pflanzen. — IL Plätze mit je 1 Fichte.
Die Behandlung der vier Versuchsbeete war planmäßig folgende: Beet A
erhielt auf jedem Platz auf kreisförmig um die Fichte herum verwundeten
Boden 100 g Rohkalksteinmehl (95% CaCOg), 15 g 40procent. Kalisalz,
1) Tharandter forstl. Jahrb. 1909, 60, 253—286; ref. nach Centrlbl. ARrii. - Chera. 1910, 387-
(R. Neumann.) — *) Die Analysen der Böden finden sich oben unter Boden, S. 50.
A. Quellen der Pflanzenernälirung. 4. DüDgung. 223
50 g Thomasphosphatmehl (13% citrlösl. PgOg) sowie drei Jahre lang je
10 g Chilisalpeter. Diese Düngung entsprach pro ha 427,5 kg CaC03,
27 kg KgO, 29 kg citri. PgOg und 200 kg Chilisalpeter. — Beet B blieb
unberührt und ungedüngt. — Beet C erhielt, breitwürfig ausgestreut,
2000 kg Kalkstein mehl, 300 kg Kalisalz, 1000 kg Thomasmehl und
3 Jahre lang je 200 kg Chilisalpeter pro ha. — Beet D erhielt dieselbe
Düngung wie A, der Boden wurde aber nicht bearbeitet. Die für alle
3 Jahre geplante Düngung mit Chilisalpeter wurde tatsächlich nur im
ersten Jahre ausgeführt. Einen großen Einfluß auf den Ertrag hatte die
Bodenflora, die sich, nachdem die Fläche gegen Wildfraß sicher umzäunt
war, bald stark aber sehr verschieden entwickelte. Feld A mit Ausnahme
eines Streifens an seiner Nordwestgrenze und Feld B an seiner Südecke
bedeckten sich vorwiegend mit Calluna vulgaris Salisb. und nur zurück-
tretend mit Aira flexuosa L. Auf der übrigen Fläche, etwa ^j^ des ge-
samten, entwickelte sich fast nur Aira flexuosa mit wenigen Callunapflanzen.
Infolgedessen wurden die Beete A u. B geteilt in A u. B (wie C u. D)
ohne Einfluß der Beheidung, A| u. B^ uuverheideter Teil, Ag u. Bg ver-
heideter Teil. Die Wirkung der Düngung zeigte sich an dem Höhen-
zuwachs in den Jahren 1903 — 1907. Wir beschränken uns hier auf die
Mitteilung des Gesamtzuwachses.
Beeto und BeetteUe A Aj A2 B Bj B2 C D
Mittlere Höhe der Stämmchen, Herbst 1902, cm 39,5 49,9 37,3 47,5 48,4 39,8 42,8 45,1
desgl. Herbst 1907 97,3 144,1 87,6 130,7 137,8 75,7 146,8 139,2
Gesamtzuwachs 57,8 94,2 50,3 83,2 89,4 35,9 104,0 94,1
Werden die unverheideten Flächen verglichen, so ergibt sich ein Mehr
des Zuwachses gegenüber dem von ungedüngt (B^) für A^ 4,8, für C 14,6
und für D 11,7 cm. Bei den verheideten Teilen beträgt der Mehrzuwachs
des gedüngten Beetes (A2) über den Zuwachs von ungedüngt (B2) 14,4 cm.
Indessen blieben die Fichten bei A2 noch um 39,1 cm gegenüber denen
des ungedüngten und unverheideten Beetteiles B^ zurück. „Es reicht
daher die angegebene Düngung bei weitem nicht aus, um auf verheidetem
Boden die Fichte zu befähigen, wenigstens wie die Fichten auf un-
verheideten Boden zu wachsen."
IL Düngung einer auszuführenden Ausbesserung mit
Kiefer. Auch diese Versuche zeigten, daß die Düngung kaum zureicht,
den Pflanzen im Kampfe mit der Heide wesentliche Hilfe zu bringen; die
Kiefern der vollgedüngten aber verheideten Fläche blieben hinter den,
Kiefern der ungedüngten aber nur wenig verheideten Fläche erheblich
zurück.
Weitere Düngungsversuche in einem Saatkamp auf Sandstein-
boden. Von H. Vater. ^) — Diese Versuche bilden die Fortsetzung von
i. J. 1905 ausgeführten Versuchen. 2) Der eingezäunte Versuchskamp um-
faßte 30 quadrat. Beete von 3 m Seitenlänge. Auf dem Boden (Grund-
gestein Sandstein) befand sich eine im Mittel 6 cm betragende Schicht
einer aus Bodenstreu und Kiefernnadeln bestehenden Decke, der eine im
Mittel 6 cm mächtige Humuserde folgte; unter dieser folgte bis zu 65 cm
Tiefe hellgrauer bis gelber, schwachsteiniger, schwachlehmiger Sand. •''•).
1) Tharandter Forstl. Jahrb. 1909, 59, 93—121; ref. nach Centrlbl. Agrik.-Chem. 1910, 39, 443
bis 447. (K. Neumann.) — 2) Ebend. 1905, 55, 116 u. dies. Jahresber. 1905, 55 u. 147. — 3) Analyse
ersiehe oben unter Boden, S. 51. >
224 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Bei dem Versuche bandelte es sich um folgende Fragen: 1. "Wie be-
einflußt bei einer 25 cm tiefen Bodenbearbeitung durch wiederholtes Durch-
hacken das Einbringen der Bodendecke die Fruchtbarkeit des Bodens im
Vergleich zur Entfernung der Bodendeoke? 2. Welchen Einfluß übt eine
ausschließliche Kalkdüngung auf die Fruchtbarkeit aus? 3. Bewirkt eine
geringe Gabe von Pj O5 , Kg ^ "^^^ -^ wiederum eine so überraschend
günstige Wirkung wie bei gleichem Versuche i. J. 1903? 4 a. Inwieweit
fehlt dem Boden KgO? 4b. Ist Kainit, 40% -Kalisalz oder KjSO^ das
beste Kg 0- Düngemittel? — Zur Beantwortung dieser Fragen dienten
folgende Beete: A. Bodendecke entfernt, ungedüngt. B. Bodendecke ein-
gebracht, ungedüngt. C. Bodendecke entfernt, gekalkt (650 g Kalkstein-
mehl). D. Bodendecke eingebracht, gekalkt. E. Bodendecke entfernt, im
1. und 2. Jahre je zweimal 5 g ,,P K N". F. Bodendecke untergebracht,
gekalkt und „PKN" wie vorher. G. Bodendecke eingebracht, gekalkt,
200 g Thomasmehl und im 1. und 2. Jahre je zweimal 5 g Chilisalpeter.
H. wie G + 300 g Kainit. J. wie G -f 90 g 40 VKalisalz. K. wie G
-f- 76 g Staßfurter schwefelsaures Kali." Die Düngermengen beziehen
sich auf 1 qm. Die Bezeichnung ,,P K N" bezieht sich auf ein Dünger-
gemisch. Jede Versuchsweise wurde auf 3 Beeten ausgeführt. Die Beete
erhielten in zwei kurz aufeinander folgenden Gaben 6,7 g Kiefernsamen
auf 1 qm. Die Ergebnisse sind im Mittelwerte aus je 3 Beeten und aus
nachstehenden Zahlen ersichtlich:
A BCDEFGHJK
Mittieres Trockengewicht . 0,86 1,10 0,95 1,44 1.17 1,70 2.33 2,61 2.34 2.35 g (?)
Trockengewicht in % von H 33 42 36 55 49 65 89 100 90 90
Mehrertrag in % über A . - 9 3 22 16 32 56 67 57 57
Stickstoff-Düngungsversuch mit 2jährigen Saatschulfichten. Von
Siefert und M. Heibig (-Karlsruhe).^) — Eine Fläche wurde vom
Oberholzbestand durch Roden befreit, Humusschicht und Grasnarbe bis
zum ungefärbten Mineralboden entfernt und dieser auf 30 cm Tiefe rajolt;
jede ersichtliche Ungleichheit wurde zu beseitigen gesucht. Der Boden
kann als anlehmiger, mittelkörniger, mäßig frischer Sand angesprochen
werden. In % des lufttrocknen Bodens (unter 2 mm Korngroße) waren
durch HCl (1,12 spec. Gew.) löslich: 2)
SiO, Fe,03 AI2O3 MnO CaO MgO P^O^ SO3 KgO Na,0
0,046 1,105 ],636 0,054 0,101 0,142 0,049 0,036 0,059 0,632
Die Düngermengen für den ha betrugen 45 kg N (Chili-, Norge-
salpeter oder Ammonsulfat) 80 kg KgO (40procent. Kalisalz) und 175 kg
P2O5 (Thomasmehl). Auf 30 Feldern wurden 10 Abteilungen von je 3
gleichgedüngten Parzellen gebildet: a, b, c Volldüngung einschließlich
Chilisalpeter oder Ammonsulfat oder Norgesalpeter ; d Kalisalz mit Thomas-
mehl; e, f, g nur Natronsalpeter oder Ammonsulfat oder Kalksalpeter;
h nur Kalk 2 Parz. (dem CaO -Gehalt des Thomasmehls entsprechende
Menge); i wurde mit Lupine besät und k 4 Parz. blieben ungedüngt.
Perennierende Lupine kam als Zwischensaat zur Anwendung; doch ging
diese so schlecht auf, daß eine Düngerwirkung nicht zu beobachten war.
Die in Gräbchen mittels Pflanzbrett gesetzten 2 jähr. Versuchspflanzen sind
1) Mitt. d. D. L. e. 1910. Stück 11, 158—161. (Lab. f. Bodenkunde, Karlsruhe.) — 2) Die
chemische Untersuchung des Bodens wurde von Kosch ausgeführt.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
225
gut angewachsen und waren Nachbesserungen nur vereinzelt nötig. Über
weitere Einzelheiten der Versuchs - Ausführung und der -Ergebnisse gibt
die Originalarbeit Auskunft. Die Ergebnisse sind in folgenden Sätzen
zusammengefaßt und beziehen sich auf die nach beendeter Yegetationszeit
ermittelten Gesamt- und Mittelhöhen der Pflanzen. 1. Die Parzellen mit
Volkiüngungen waren stets allen anderen an Höhenwachstum überlegen,
namentlich im ersten Jahre; die Pflanzen waren am dunkelsten ergrünt.
2. Im zweiten Versuchsjahr, in dem keine N-Nachdüngung erfolgte, er-
reichte die KjO-PgOg-Düngung gleiche Höhensteigerung wie Volldüngung.
3. N-Düngung allein erreichten gegen ungedüngt in beiden Jahren
keinen Vorsprung. 4. Gleiches gilt für CaO und Lupine. 5. Der Kalksalpeter
zeigte sich dem Natronsalpeter und Ammonsulfat ebenbürtig in der Wirkung.
Kieferndüngungsversuch auf den Dünen der Kurischen Nehrung.
Von K. Rackmann. ^) — Der Versuch gilt als ein Vorversuch zur Ent-
scheidung der Frage, ob es angezeigt, Düngungsversuche in größerem Maße
vorzunehmen. Durch die Düngung sollte insbesondere die Jugendentwicklung
der Kiefer gefördert werden. Auf dem nährstoff- insbesondere stickstoff-
armen Dänensaude wurden 5 Parzellen von je 25 a Größe eingerichtet;
eine davon blieb ungedüngt, die anderen wurden wie unten angegeben
gedüngt. Die Düngung erfolgte im Frühling 1908. Durch Einstecken
von Rohr wird auf den Wanderdünen Schutz gegen Flugsand in Gestalt
von quadratischen Pflanzgärten von 10 qm Flächeninhalt hergestellt,
deren jeder 9 Pflanzstellen enthielt. An jeder Pflanzstelle wird etwa in
der Größe von 30 cm im Quadrat ein Loch ausgehoben und dieses mit
mit Sand durchmischtem Lehm gefüllt, oberflächlich aber mit Sand bedeckt.
In diesen Lehm, dem auch die Düngemittel beigemischt wurden, hinein
wurden je 4 junge Pflanzen gesetzt. Im Herbst 1909 wurden von jeder
Parzelle je 4 Pflanzen genommen und deren Gesamtgewicht, sowie das
Gewicht von Wurzel, Stamm, Triebe und Nadeln bestimmt. Als Düngung
wurden gegeben für jede Pflanzstelle 3 g Blutmehl, für die Parzellen 2,
3, 4 u. 5 bezw. 2,5, 5,0, 7,5 u. 7,5 g Thomasmehl, ferner für dieselben
Parzellen 5, 7,8, 10 g Kainit und bei 5, 4 g 40procent. Kalisalz. In
nachfolgender Übersicht stellen wir die wichtigsten Ergebnisse zusammen
(für je 4 Pflanzen eines Pflanzloches geltend):
In der
Gewicht der
grünen Pflanzen in
g
In der Gesamt-
Auf-
Nr. der
Düngung
ernte in g
genommen
K2O in^/pd
K2O
"Worzel
stamm
Triebe | Nadeln
ganze Pfl.
Asche
K2O
gegebenen
I .
8,2
9,0
11.0
55,3
83,5
1,093
0,239
11 .
0,625
18,15
18,35
34.5
132,0
203,0
2,154
0,480
7,69
III .
0,938
13,5
15,4
24,1
96,0
149,0
1,464
0,887
4,12
IV .
1,250
14,5
12,0
25,0
96,0
147,5
1,533
0,528
4,23
V .
1,600
21,8
11,0
23,25
32,45
138,5
1,476
0,371
2,32
Einfluß verschiedener Ernährung von Obstbäumen auf ihr Ge-
deihen. Von H, Müller-Thurgau und O. Schneider-OreUi.^) — Zweck
des über diese Frage angestellten Versuches war, festzustellen, welche
1) Naturwsch. Zeitschr. f. Forst- u. Landwirte 1910, 8, 513—521. — 2) Ber. d. Schweiz. Ver-
suchsanst. f. Obst-, Wein- u. Gartenbau in WädenswU f. d. J. 1907 u. 1908. Sonderabdr. a. d. Landwsch.
Jahrb. d. Schweiz 1910, 226-234.
Jahresbericht 1910. 15
226
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Folgen eine ungenügende Zufuhr des einen oder anderen notwendigen
Nährstoffes nach sich zieht. Eine große Anzahl etwa 5 jähr. Topf bäume
der Birne „gute Luise von Ävranches'' wurde von 1903 bis Frühjahr 1906
in der gleichen anfänglich guten Kulturerde ohne Düngung gehalten;
oberer Durchm. der Töpfe 30 cm, Inhalt 8 1. April 1906 wurden von
diesen Bäumen die 56 bestent wickelten ausgelesen und in 8 Abteilungen
zu je 7 Stück so gruppiert, daß die Bäume dieser Gruppen sowohl in
ihrer Größenentwicklung als im Blütenansatz möglichst gleich beschaffen
waren. Diese Bäume wurden nun in der Weise ernährt, daß sie je von
einem Nährstoff sehr reichliche oder nur geringe Mengen erhielten, von
den übrigen Nährstoffen aber eine genügende Quantität. N wurde in Form
von NH4NO3 event. von KNO3, PjOg in Form von CaHPO^, KgO in
Form K2HPO4 event. Kg SO4 u. KNO3, CaO in Form von CaSO^, event.
CaHPO^ gegeben. Diese Nährstoffe wurden zuerst in der zweiten Hälfte
April und dann in Zwischenräumen von meist 14 Tagen in den Jahren
1906 u. 1907 sechsmal, in den Jahren 1908 u. 1909 achtmal verabfolgt
und zwar in 2procent. Lösung. Der Gyps wurde bei der ersten Düngung
in ganzer Menge dem Boden zugemischt. Die "Wirkung der Düngung
wurde an der Zunahme des Stammumfanges, ferner an der Zahl der
Gesamtlänge und des Gewichtes abgeschnittener Zweige sowie an der Zahl
und dem Gewichte der Früchte jedes einzelnen Bäumchens und somit
jeder Gruppe von 7 Bäumchen ermittelt. Wenn auch, betonen die Vff.,
die Auswahl der Bäume für den Versuch möglichst sorgfältig stattfand
und, abgesehen von der Düngung, die Verhältnisse für alle möglichst
gleich gestaltet wurden, so sind doch noch verschiedene Faktoren denkbar,
die ungleich einw^irken konnten. Trotz dieser individuellen Verschieden-
heiten glauben die Vff. doch die Summen der Zuwachse und Fruchterträge
der Gesamtgruppen untereinander vergleichen zu dürfen. Dieselben ge-
stalten sich folgendermaßen (a bedeutet Zunahme des Stammumfanges in
cm, b Fruchtertrag in g):
190Ü
1907
1908
1909
Summe
Gruppen
a j b
cm 1 g
a
cm
b
S
a
cm
b
g
a
cm
b
a 1 b
cm 1 g
P,K,Ca wenig N .
„ „ „ viel N. .
N,K,Ca wenig P .
„ „ „ viel P . .
N,P,Ca wenig K .
„ „ ,, viel K . .
N,P,K wenig Ca.
„ „ „ viel Ca .
4,4
3,5
3,9
2,9
5,8
4,0
5,0
3,9
7000,5
10567,0
6984,9
7411,3
7196,4
7552,0
7313,8
9545,2
3,6
4,9
5,9
4,0
5,9
4,1
5,1
4,3
13179,6
12940,0
10007,6
8752,1
11625,0
13719,2
13599,4
15156,0
3,7
3,1
3,3
5,4
2,9
2,6
3,9
1,8
1032.5
8969,5
1803,5
3508,1
2074
5845
591,3
3891,4
1,8
3,9
3,6
4,0
4,6
4,3
5,8
6,4
2675,7
6868,9
6215,5
4297,7
278,7
8443,6
4779,5
8970,0
13,5
15,4
16,7
16,3
19,2
15,0
19,8
16,4
23888,3
39345,4
25011,5
23969,2
21174,1
35559,8
26284,0
37562,6
Bei den äußerst ungleichen Witterungsverhältnissen ist ein Vergleich
der Zuwachse und Erträge in den vier Versuchsjahren nicht gut möglich,
dagegen lassen sich wohl die Gesamterträge der einzelnen Gruppen unter
sich miteinander vergleichen. Deutlich äußert sich der Einfluß des N auf
den Ertrag an Früchten; wenn der Einfluß sich nicht in gleichem Grade
auf das Dicken Wachstum äußerte, so muß berücksichtigt werden, daß
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
227
starke Erträge hemmend auf das Dickenwachstum einwirken. Die Versuche
ergaben im allgemeinen, daß ungenügende N-Zufuhr eine bedeutende Ver-
minderung des Fruchtertrages zur Folge hatte und auch eine schwache
^vorübergehende Chlorose verursachte. Bezüglich des P lieferte der Versuch
^•orläufig kein deutliches Ergebnis. Die geringere K- Zufuhr verursachte
einen beträchtlichen Minderertrag und ausgesprochene Chlorose. Ebenso
vermochte Mangel an Ca, den Ernteertrag bedeutend herabzudrücken.
Ein Obstbaumdüngungsversuch bei Germersheim. Von Hoff-
mann (-Bellheim). i) — Der auf die Dauer von 11 Jahren eingerichtete
Versuch begann i. J. 1902 auf einem Bestand von Zwetschenbäumen auf
jüngerem Diluvialgerölle. Der Düngungsplau bestand darin, daß ein
Teilstück mit 12 Bäumen eine Volldüngung (jeder Baum 150 g 40procent.
Kalisalz, 100 g ISprocent. Superphosphat, 1500 g CaCOg, alle drei Jahre
und davon 6 Bäume 225 g schwefelsaures Ammoniak, 6 andere 300 g
Chilisalpeter) bekamen. Bei den übrigen Teilstücken fiel immer 1 der
Düngemittel weg; 1 blieb ganz ungedüngt und 1 erhielt nur CaCOg aller
3 Jahre. Ferner erhielt ein Teilstück die dreifache Menge von N, KgO u.
P2O5 wie das Teilstück mit Volldüngung. Die Wirkung des Düngers
wurde insbesondere durch Dickenzunahme der Stämme und das Gewicht
der geernteten Früchte gemessen. Erweitert wurde der Versuch noch
dahin, daß immer die Hälfte eines Teilstückes trocken gelassen, die andere
aber durch Gießen naß gehalten wurde. In folgender Zusammenstellung
sind die Mittel der Erträge in den 5 ersten Jahren 1903/4 — 1907/8 in kg,
sowie die Mittel der Umfangszunahme in mm angegeben und zwar nur
die der trocken gehaltenen Bäume, ferner die Gewichte von je 1 Frucht in g:
Volldüng.
stark
ira.
NO,
Volldüng.
schwach
NH, NO,
Volldüng,
ohne K2O
NH,
NO,
Volldüng,
ohne P2O5
NHq I NO,
Voll-
düng,
ohne
N
CaCO.
Unge-
düngt
Früchte kg. . .
Zuwachs mm .
S Gewicht v. 1 Fr.
136,4
17,59
133,5
16.02
16,93
62,16
12,04
64,76
13,67
17,32
46,5 '36,8
12,34113,38
13,40
56.0
11,41
61,5
13,52
13,69
4,14
6,04
12,10
15,7
8,16
13,64
10,6
8,56
11,92
Die Anwendung von Wasser gegenüber „trocken gehalten" war von
sehr geringem Erfolg.
Düngungsversuche bei Garten- und Topfgewächsen. Von Stoll
und Rieh. Otto. 2) — 1. Vergleichende Versuche über die Wirkung von
Stickstoffkalk und Chilisalpeter auf schwerem, sehr kalkreichem
Gartenboden bei Kohlrüben. Eine Schädigung des 6 Tage vor der
Pflanzung in den Boden gebrachten Stickstoifkalks war nicht zu beobachten.
Der Chilisalpeter hat etwas besser als der Stickstoifkalk gewirkt. 2. In
einem anderen Versuche kam Stickstoffkalk bei Topfgewächsen zur
Anwendung, der auch hier eine günstige Wirkung äußerte, wenn der
Dünger in einer Stärke von 5 : 1000 der Topferde gleichmäßig untergemischt
wurde und die betreffenden Pflanzen 14 — 21 Tage später eingesetzt wurden.
3. Versuche über die Beeinflussung der Kopf- und Knollenaus-
bildung der Gemüsearten a) durch einseitige P20g-, b) einseitige
1) Mitt. d. I>. L. - Cr. 1910, Stück 2, 15 u. Stück 3, 36. — -) Jahresber. d. Kgl. Pomolog. Inst,
zn Proskau f. d. J. 1908, 1910. Die betr. Versuche waren bereits in der Gartenflora 1909 veröffentlicht.
15*
228 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
KgO-Düngung; bei a) wurden neben ungedüngt 2 Parzellen ä 1 qm mit
je 25 g Doppelsuperphosphat gedüngt; bei b) desgl. mit je 40procent.
Kalisalz. In beiden Reihen wurden die zweiten gedüngten Parzellen reich-
lich mit Wasser versehen. In beiden Fällen wirkte die einseitige Düngung
günstig auf die Entwicklung der Knolle (Kohlrabi) , insbesondere die Pg O5 ;
bei gleichzeitiger starker Wassergabe wurde jedoch diese Wirkung nicht
nur völlig vereitelt, der Ertrag ging vielmehr unter dem der ungedüngten
Parzelle zurück. 4. Versuche mit Staßfurter Nährsalzen (PKN, KN,
NP u. PK) zeigten, daß die Volldüngung PKN bei Salat, Wirsingkohl,
Gurken und Kürbis am besten wirkte, nur bei Weißkraut traf das nicht
zu, hier hatte PN, dann KN besser gewirkt, PKN kam hinsichtlich seiner
Wirkung erst nach ungedüngt.
Düngungsversuche mit Nährsalzlösungen steigender Concentration
bei gärtnerischen Kulturpflanzen. Von J. Simon (-Dresden). i) — Der
Vf. berichtet über von ihm in den Jahren 1905 — 1908 ausgeführte Ver-
suche. Gartenpflanzen verschiedener Art standen in mit Erde gefüllten
8 1- oder 4 1-Töpfen und wurden dann mit Nährsalzlösungen verschiedener
Concentration 1 Voo — 5*'/oo und stärker wiederholt begossen. Das Salz-
gemisch (Florasalz) besteht aus 12,5 Gew. -Teil. Chilisalpeter, 17,5 Tl.
Aramoniumsulfat, 5 Tl. ChlorkaUum (80 7o) ^i^cl 18—20 Tl. Superphos-
phat bezw. (verbess. Florasalz) aus 30 Gew. -Teil. Chilisalpeter, 20 Tl.
Ammoniumsulfat, 10 Tl. Chlorkalium (80%) und 40 Tl. Superphosphat.
Die Pflanzenarten verhalten sich verschieden gegen die angewendeten
Concentrationen und Mengen von Nährsalzen. Die Wirkung der Nährsalze
bei den Versuchen wurde durch Wägen der Pflanzen nach Frisch- oder
Trockengewicht nach bestimmten längeren Fristen bestimmt. Die Einzel-
Ergebnisse sind aus der Originialquelle zu ersehen. Im allgemeinen ist
zu beachten, daß ein Zuviel an Nährsalzen zu vermeiden ist ; ein Zuwenig
vermag die Pflanze meist schon selbst abzuhelfen, indem sie durch reich-
lichere Wurzelbildung und die damit verbundene Beherrschung eines
größeren Bodenmaßes eine bessere Ausnutzung des letzteren erstrebt. Ein
Mangel macht sich meist leicht bemerkbar, dagegen machen sich die
nachteiligen Folgen einer zu reichlichen Düngung erst später geltend und
sind meist nicht wieder gut zu machen. Der Vf. empfiehlt bei Topfkulturen
ein öfteres Düngen mit verdünnteren Lösungen (^2 — ^^oo)-
Düngungsversuche bei Gummibäumen. Von Alice R. Thompson.-)
— Die Versuche wurden in besonderen Gefäßen mit verschiedenen Arten
von Gummibäumen angestellt. — Sie führten für den Para-Gummibaum
zu dem Ergebnis, daß tierischer Dünger, NaNOg oder Kalk, einzeln ge-
geben, die Transpiration wesentlich förderten. — Mischungen von PgOj
und K2SO4 förderten die Transpiration in ausgiebigem Maße. Dagegen
bewirkte P2 O5 in anderen Mischungen entweder eine Einschränkung oder
nur eine mäßige Förderung der Wasserabgabe. — Bei Cerea-Gummibäumen
wurden die besten Ergebnisse mit CaO, NaNOg und dieser in Verbindung
mit KjSO^ erhalten. Gleich günstig wirkte eine Mischung der beiden
letzten Körper mit PgOj. Auch tierischer Dünger und KgSO^, jedes ein-
i) Sonderabdr. ..Flora" 1909, 119—128. — =) Hawaii Sta. Rpt. 1908, 62—64; ref. nach Exper.
Stat. Eec. 1910, 22, 46.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
229
zeln gegeben, lieferten günstige Ergebnisse. — Nach den Versuchsergebnissen
ist NaN03 allein ein gutes Düngemittel für Gummibäume, während der
P2O5 eine etwas schädigende Wirkung zuzukommen scheint. (Kalb.)
Die Brachefeldversuche in Schlesien 1905 — 1909. Von Paul
Ehrenberg. ^) — Um dem Mangel an Feldversuchen über die Brauchbar-
keit der Brache abzuhelfen, wurden vom Vf. zwei „praktische" Feld-
versuche ausgeführt, in welchen durch Anwendung von Parallelparzellen
eine möglichst weitgehende Sicherheit des Ergebnisses angebahnt werden
sollte. Das erste Brache Versuchsfeld liegt in der Breslauer Ebene, es ist
eben und schwach südlich geneigt. Von einem etwa 15 ha großen Feld-
stück sind 6 ha für den Versuch abgeschnitten; das Bodenprofil war
überall nahe das gleiche, nämlich 30 cm Krumentiefe, dann weiterhin bis
1 m lehmiger Sand, in tieferen Schichten mit Eisenadern durchsetzt. Das
zweite Feld liegt in den Vorbergen des Riesengebirges in einer Tal-
senkung, eben, voq W nach 0 leicht abfallend. Der Boden, gleichmäßig
mittlerer bis schwerer Lehmboden, zeigt im Profil 20 cm Krume, dann
50 cm fast reinen Lehm, der in größerer Tiefe von Eisenadern durch-
zogen ist. Das Feld ist nur halb so groß wie das erste und die Parzellen
sind dementsprechend kleiner. Die Analyse beider Böden ergab für Acker-
krume (A) und Untergrund (U) folgende Gehalte in %:
Felder
Abschlämm-
bare Teile
A 1 U
Staubsand
A i U
N
A 1 U
CaO
A j U
K
A
2O
A U
erstes . .
zweites .
34,9 28,3
45,5| 43,1
51,2 59,5
30,7 32,5
0,039
0,304
0,024
0,128
0,032 0,031
0,502 0,157
0,098
0,172
0,082
0,160
0,122
0,123
0,122
0,064
Erstes Feld. Düngung und Fruchtfolge erhellen aus folgendem
Schema, Angaben in dz auf 1 ha:
Brachereihe. 1 Gründüng'ungsreihe.
Brache . 40 dz gebrannten Kali Gemengfutter 40 dz gebr. Kalk, 4 dz Kainit -j- 3 dz Superphosph.
"Weizen . 5 dz Kainit, 3 dz Superphosphat ■ Weizen . . — —
Roggen . 4 ,, ,, 3 „ ., | Boggen . . — —
Hafer . 4 „ „ 3 „ „ i Hafer . . . —
Von den Ernten der einzelnen Früchte in den maßgebenden 4 Jahren
(1905 — 1909) eingehend zu berichten, sehen wür hier ab. Hier folgen
die vom Vf. zusammengestellten Mittelzahlen unter Berücksichtigung
der wahrscheinlichen Fehler der Einzelparzellen-Unterschiede. dz auf 1 ha:
2 „
,. 4-2,.
4 „
M --3„
4,,
• , +3„
Brache Körner Stroh
Weizen 2335,0(+31,5) 6752,0(+ 68,0)
Koggen 1731,0(4:19,7) 4433,0(+ 28,1)
Hafer . 2144,0(+42,0) 4264,0{+ 101,0)
Grünfuttergemenge 24 687,0 (+ 609,5)
Weizen 2148,0(+36,7) 5337,0 (+160,5)
Roggen 1778,0(+18,7) 4318,0(+ 51,4)
Hafer . 2094,0 (+76,0) 4142,0 (+ 79,4)
Als Ergebnis des Versuchs Avird vom Vf. folgendes bemerkt: „Als
Erfolg der mit Kälkung verbundenen Schwarzbrache zeigte sich sehr leb-
hafte in die Augen fallende N- Wirkung, die den Eindruck einer reichlichen
Salpeterdüngung machte. Von erheblichem Nutzen ist sie aber nur für
den Strohertrag gewesen, der dadurch zweifellos im allgemeinen starke
Förderung erfährt. Der Kornertrag weist zwar auch eine leidliche ein-
wandfrei festgestellte Vermehrung auf, doch ist diese immerhin nur recht
1) Mitt. d. D. L.-e. 1910, Stück 15, 213—216. (Sonderabdruck 1—5.)
230 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
unbedeutend, was durch die Neigung des Bracheweizens zu starkem Lager
im wesentlichen mit bedingt sein dürfte.
Zweites Feld. Hier fiel wegen des erheblichen Kalkgehalts des
Bodens und seiner Kleewüchsigkeit die Kälkung weg. Die Fruchtfolge
war wie bei 1. Die Düngung beschränkte sich jedoch auf je 2 dz Super-
phosphat bei den 3 Früchten und nur der Hafer bekam 1,4 dz Kalisalz,
40procent. — Die Erträge waren völlig die gleichen, einerlei, ob man
Brachehaltung oder Gründüngung anwandte. An Erträgen wurden für die
Brachehaltung erzielt: bei Weizen 7 kg Korn mehr und 79 kg Stroh
weniger; bei Roggen 9 kg Korn weniger und 105 kg Stroh mehr; bei
Hafer 59 kg Stroh weniger. „Als Gesamtergebnis kann jedenfalls aus den
beiden Versuchsreihen nicht geschlossen werden, daß die Schwarzbrache
gegenüber dem Anbau von Gemengfutter mit nachfolgender Johaanisbrache,
bezw. gegenüber der Gründüngung im allgemeinen zweifellose Vorzüge be-
säße. Es wird vielmehr sehr auf den jeweils vorliegenden Fall, und alle
Einzelheiten ankommen, ob die Brache für den Zeitraum einer Rotation
nennenswerte Vorteile bietet. Die weitere Frage aber, ob die Güte und
Kraft eines Bodens durch Brache erschöpft wird, und im besonderen, ob
durch sie Raubbau stattfindet, oder Stickstoffsammlung aus der Luft, >Ä'ürde
wohl nur bei weitaus längerer Versuchsdauer durch derartige Feldversuche
einer maßgeblichen Klärung näher zu bringen sein."
Beitrag zur Erforschung der Ausnutzung des im Minimum vor-
handenen Nährstoffes durch die Pflanze. Von Eilh. Alfr, Mitscher-
lieh (Ref.) und Kasimir Celichowski. ^) — Die vorliegende Arbeit ist aus
den gleichen Vegetationsversuchen, deren Ergebnisse in Mittelzahlen bereits
früher 2) mitgeteilt wurden, abgeleitet. Die Gesetze, die der Vf. nunmehr
fand, haben, „obwohl sie nur für die Haferpflanze und nur für die P2O5-
Düngung festgestellt sind, jedenfalls aus püanzenphysiologisch-physikalischen
Gründen allgemeinere Gültigkeit", obwohl der Beweis hierzu noch zu liefern
ist. Sie lauten (abgekürzt): 1. Unter gleichen Vegetations-
bedingungen ist die procentuale Ausnutzung des in einem Düngemittel
gegebenen, aber im Minimum befindlichen C O2 - löslichen Pflanzennähr-
stoffes die gleiche. Sie ist also unabhängig von der Menge des ver-
abfolgten Nährstoffes. 2. Der Pflanzenertrag nimmt daher mit der Menge
des von der Pflanze aufgenommenen, zuvor im Minimum befindlichen Nähr-
stoffes in logarithmischer Funktion zu. 3. Die procentuale Ausnutzung
dieses Nährstoffs ist eine verschiedene, wenn er in zwei verschieden lös-
lichen Düngemitteln gegeben wird. 4. Der procentuale Gehalt der Pflanze
an dem im Minimum verabfolgten Nährstoffe ändert sich, wenn dieser
Nährstoff in zwei verschieden löslichen Düngemitteln verabfolgt wird;
z. B. kann der gieichhohe Pflanzenertrag einen ganz verschieden hohen
procentualen Gehalt an dem im Minimum vorhandenen Nährstoffe besitzen,
wenn dieser durch verschieden lösliche Düngemittel bewirkt wurde.
5. Der procentuale Mehrgehalt der Pflanze an diesem Nährstoffe ist pro-
portional der im Boden zugeführten CO, -löslichen Nährstoffmenge. 6. Die
durch die Pflanze aufgenommene Nährstoffmenge ist gleich derjenigen
1) Landwsch. Jahrb. 1910, 39, 133—155. — -) Ebend. 1909, 38, 537—552. (Im Jahresber. nur
unter ,. Literatur" mitgeteilt.)
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung.
231
Menge dieses Nährstoffes, welche unter gleichen Löslichkeitsbedingungen in
COg- haltigem Wasser löslich ist. 7. Durch veränderte Vegetations-
bedingungen (Klima, Boden), durch welche die Löslichkeitsbedingungen des
gegebenen Nährstoffes verändert werden, wird die Höhe der procentualen
Ausnutzung dieses Nährstoffs eine andere. Sie ist dabei unabhängig von
der Menge des gegebenen Nährstoffes. — Die bei diesen Versuchen in Gefäßen
angewendete Methode ist kurz folgende. Das ßodenmaterial bestand aus reinem,
trocknem Quarzsand (6 kg p. Gefäß), der mit je 1,28 g CaCOg gemischt und mit
je 360 g Wasser durchfeuchtet wurde. Die Grunddüngung wurde in Lösung,
teils vor der Bestellung teils als Kopfdüngung gegeben. Die Differenz-
düngung wurde in Form von 1-, 2- und 3bas. Kalkphosphat und zwar
in Gaben von je 0,1, 0,25, 0,50 und 1,0 g PgOg zugeführt. Jeder
Topf wurde anfangs Mai mit je 21 Körnern Hafer besät; die nicht auf-
gegangenen Samen wurden später entfernt und durch vorgekeimte Samen
ersetzt. Die Ernte erfolgte am 10. August. Der Hafer wurde abgeschnitten,
lufttrocken gemacht, die Körner vom Stroh getrennt, die Wurzeln aus-
gesiebt und sodann die geerntete Trockensubstanz an Körnern, Stroh und
Wurzeln festgestellt. Die PaOg-Menge der Ernte wurde in üblicher Weise
bestimmt. Nach der Entfernung der Ernte einschließlich der Wurzeln
wurde die im Sande gebliebene, in COg lösliche P2O5 be.stimmt. i) 100
bezw. 200 g des Sandes wurden in Rührgefäße gebracht und darin n^it
2 1 Wasser unter ständigem Zuleiten von CO2 bei H-30°C. IOY2 Stunde
lang gerührt und bei der gleichen Temperatur mittelst Tonzellen filtriert
usw. Über die Mengen an geernteter Gesamt- Trockensubstanz und P2O5
geben nachstehende Zahlen Auskunft:
Ibas.
P2O5- Düngung in Form von
ibas. 3bas. Kalkphosphat
0,1 I 0,25 0,5 1,0
0,1 1 0,25 I 0,50 I 1,0
0,102| 0.256 0,51l| 1,022
Trockensubstanz
darin P2 0 . .
44,3 60,5
0,0761 0,139
78,5
0,284
88,5
0,489
45,4! 62,71 78,0^ 91,4
0,068| 0,145| 0,243, 0,483
8,4 16,3
0.016 0,051
25,0 44,1
0,080| 0,193
Bezüglich der weiteren Ausführungen des Vf. -Ref. müssen wir auf
die Arbeit selbst verweisen.
Wirkungen des Zinks bei Vegetationsversuchen. Zugleich
Beiträge zur Ammoniakfrage IL Von Paul Ehrenberg (-Breslau). 2)
— Nach einer längeren Literatur - Besprechung erörtert der Vf. in einem
experimentellen Teil die für die Zinkwirkung bei Vegetationsversuchen in
Frage kommenden Möglichkeiten: a) "Wirkung auf die physikalischen
Eigenschaften des Bodens; b) Reizwirkung auf die Pflanzen; c) indirekte
Förderung des Pflanzen Wachstums durch lösende Wirkung beim Basen-
austausch mit Nährstoffen, Schädigung N-festlegender Boden klein lebewesen ;
d) indirekte Schädigung des Pflanzen Wachstums durch Ätzwirkung infolge
erhöhter Bildung von Hydroxylion, verbunden mit Freiwerden und Ver-
dunsten von NH3; e) Giftwirkung des Zinks auf die Pflanzen: 1. bei
saurer Reaktion des Bodens, 2. bei wechselnder Empfindlichkeit der Pflanzen,
3. unter gewöhnlichen Verhältnissen; f) gegenseitige Beeinflussung der
Bodenlösung und des Zinks bei Vegetationsversuchen. Zu Punkt d) gibt
1) Landwsch. Jahrb. 1907. 36, 318, 319; dies. Jahresber. 1907, 555. — =) D. iandwsch. Versuchsst.
1910, 72, 15-142.
232 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
der Vf. den Inhalt seiner Ausführung wie folgt an: „Das Zink vermag
aus Ammoniaksalzen das Ammoniumhydroxyd in Freiheit zu setzen, das
dann durch sein Hydroxylion ätzend auf die Pflanzen wurzeln wirkt und
wegen seiner geringen Dissociationstendenz zum Teil als freies Ammoniak
verdunstet. Sterilisation wirkt stark fördernd auf den Vorgang ein, weil
die Wirkung der Salpeterbildner und damit die Beseitigung der Ammonium-
verbindungen dadurch erschwert bis verhindert ist und ferner die ersten
Umsetzungen zwischen Bodenlösung und Zinkmetall durch die Wärme stark
gefördert w^erden, auch wenn das Ammoniaksalz erst später zugesetzt
wird." Am Schlüsse seiner Ausführungen faßt der Vf. all die Momente
zusammen, die sich durch Verwendung von Zinkmetall bei Gefäßversuchen
ergeben können: „Wirkung des Zinks auf die physikalischen Eigenschaften
des Bodens, bei Böden ungünstiger physikalischer Beschaffenheit oder bei
auf solche hinwirkender Düngung zu erwarten." „Reizwirkung von Zink
auf die Pflanzen möglich, wenn auch noch unbewiesen und nicht wahr-
scheinlich." „Indirekte Förderung des Pflanzenwachstums durch Zink in-
folge lösender Wirkimg beim Basenaustausch, — naturgemäß besonders zu
erwarten bei adsorptionskräftigen Böden, gewissermaßen als Korrelat zu
der hier zurücktretenden Schädigung durch Hydroxylionen." „Indirekte
Förderung des Pflanzenwachstums durch Zink wegen Schädigung N-fest-
legender Boden klein lebewesen, wie überhaupt infolge bestimmter Be-
einflussung der Kleinflora und Fauna.'' „Indirekte Schädigung durch Ätz-
wirkung infolge erhöhter Bildung von Hydroxylionen, verbunden mit Frei-
werden und Verdunsten von NHg." „Giftwirkung des Zinks (wie oben
unter e)." „Gegenseitige Beeinflussung der Bodenlösung und des Zinks,
sowie der Pflanzen bei Vegetationsversuchen ohne Verwendung von
Ammoniaksalzen, voraussichtlich von größerer Bedeutung nur bei höheren
Salzgaben und adsorptionsschwachen Böden."
Feldversuche auf dem Hochland -Lehm in Südost -Missouri und
auf dem sandigen Prairie-Lehm in Südwest - Missouri, i) Von M. F.
Miller und C. B. Hutchison. — Der erstere Boden ist zum Teil aus
Kalkstein, z. T. aus Sandstein hervorgegangen, ist frei von Kies und be-
steht aus feinsandigem, schlammigem Lehm, unterschichtet von schwerem
Lehm. Der zweite Boden besteht aus einem dunkelgrauen 20 cm mächtigen
Lehm, unter dem ein feiner, sich bis zu einer Tiefe von 60 — 90 cm er-
streckender Ton liegt. Beide Versuchsfelder waren in 3 Reihen zu je
5 acre geteilt. Jede der Reihen bestand aus 4 gedüngten Parzellen die
wie folgt gedüngt wurden: 1. Kuherbse (cowpea), 2. desgl. + CaO, 3. wie
2. -f P2O5, 4. wie 3. -|- KgO. Die Fruchfolge war Mais, Kuherbse, Weizen
und Klee; die Bestellung der Reihen war so angeordnet, daß jedes Jahr
abwechselnd eine der Reihen mit Mais, eine mit Weizen und eine mit
Klee besät wurde. 2 Parzellen in jeder Reihe blieben ungedüngt. Die
Versuche auf diesen durch mehrjährige Ernten erschöpften Böden ergaben,
daß dem Boden zunächst Humus und N, dann PgOg und in geringerem
Grade auch KgO und CaO fehlten. Dementsprechend reagierten die Böden
auf die Zufuhr der genannten Nährstoffe. (Kalb.)
1) Missouri Stat. Bull. 83, 16 n. 84, 19; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 20.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 233
Feldversuche auf dem welligen Kalksteinhochlande Süd-West-
Missouri's. Von M. F. Miller und C. B. Hutchison.') — Der fragliche
Boden ist ein in verschiedenem Grade, oft in beträchtlicher Menge von
Feuerstein oder Hornstein durchsetzter, rotbrauner bis grauer, feiner Lehm,
äer aus Kalkstein entstanden ist. Der Boden ist bröcklig und locker und
wo der Feuerstein fehlt oder bereits entfernt ist, leicht zu bearbeiten.
Die Versuchsan Ordnung war dieselbe wie in der vorstehend beschriebenen
Arbeit. — Die Ergebnisse der chemischen Analyse wie des Feldversuchs,
zeigten übereinstimmend den Mangel an N und Pg O5 in etwas geringerem
Grade auch den an CaO an. Die Anwendung von Kalisalzen lohnt sich
nicht. Durch den N-Mangel ist auch zugleich ein Mangel an vegetabilischer
Substanz angezeigt. (Kalb.)
Ergebnisse 20jähriger Versuche im Poltavafelde, 1886 — 1906,
II, Getreide. Von K. T. Mankovski.^) — Die Versuche tun dar, daß
der Anbau desselben Getreides auf demselben Felde höhere Erträge an
Korn und Stroh liefert, als der Anbau dieser Cerealien in Wechselwirtschaft
in 3 jährigem Turnus mit Mai -Brache. Die in dem Zeitraum 1886 bis
1906 bezüglich der Wirkung des Stalldüngers erhaltenen Ergebnisse
sind folgende: In der Bracheperiode frisch untergepflügter Dünger hat auf
die Bodenfeuchtigkeit keinen Einfluß. Wenn in nassen Perioden die
Feuchtigkeit der gepflügten Schicht des gedüngten Brachebodens auch die
höhere ist, so geht doch das Austrocknen der Oberschicht dieser Brache-
felder schneller vor sich, während einer Trockenpeiiode und gegen die
Saatzeit sind sie trockener als das ungedüngte Brachland. Auf den
Feuchtigkeitsgehalt der tiefereu Schichten hat der Stalldünger keinen be-
merkenswerten Einfluß; er vermehrt den Ertrag nicht bloß des Winter-
getreides, sondern auch den der darauf folgenden Sommerernte und macht
sich bei dieser noch mehr bemerkbar als bei der Winterfrucht. (Kalb.)
Die sekundären Wirkungen von Düngemitteln auf den Boden.
Von A. D. Hall. 3) — Versuche auf den Feldern zu Woburn und
Rothamsted führten zu folgenden Beobachtungen: Der lang fortgesetzte
Gebrauch von Ammoniumsulfat auf kalkarmen Böden macht dieselben sauer.
Die Unfruchtbarkeit ist in diesem Falle darauf zurückzuführen, daß die
normale Bakterientätigkeit durch die Säurebildung unterbrochen wird und
andere als die gewöhnlichen Organismen den Boden durchdringen und
von den Nährstoffen Besitz ergreifen. Auf den Woburn-Feldern erwies sich
die Anwendung von Kalk in zur Neutralisation genügenden Mengen als
Heilmittel. — Die von den Rothamsted -Böden ausgewaschene Menge an
CaCOg belief sich pro acre auf rund 800—1000 Ctr. im Jahr.*) Die
Verluste wurden vermehrt durch Anwendung von (NH4)2S04, dagegen
vermindert durch Stalldünger oder Chilesalpeter. Die Anwendung von
Chilesalpeter auf schweren Böden in großen Mengen veränderte deren
Struktur. — Die bisweilen durch Pflanzen und Bakterientätigkeit ein-
tretende Umwandlung von NaNOg in Na2C02 schädigte durch Entflockung
i) Missouri Stat. Bnll. 86, 75—94: ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23. 21. — =) Itoghi Eabot
Poltavskagho Opnitnagho Polya za Dvadtzat Lyet, 1886—1906, U, Zemovriie Khlyeba. Poltava 1909,
X 4- 410 + 144, pl. 1; rev. in Znhr. Optiitn. Aaron. (Russ. Jonr. Expt. Landw.) 10 (1909), Nr. 6, 857
bif 864 ; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 125. — ^) Jour. Roy. Agr. Soc. England 1909, 70, 12—35;
ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 320. — *) Entspricht etwa 900—1100 kg pro ha.
234 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
der Tonpartikeln die Ackerkrume. — Als bestes Heilmittel hiergegen erwies
sich die Anwendung von Ruß oder Superphosphat. Am besten beugt man
diesem Übelstande vor, indem man NaNOg und (NH4)2S0^ anstatt einzeln
im Gemisch anwendet. — Lösliche Kalisalze und Kochsalz schädigen die
Krume schwerer Böden durch Bildung kleiner Mengen freien Alkalis. Es
empfiehlt sich, um dem vorzubeugen, solche Düngemittel im Winter oder
in Verbindung mit Superphosphat anzuwenden. (Kalb.)
Literatur.
Andrä (-Braunsdorf): Leitsätze für die Verwendung von künstlichen Dünge-
mitteln auf schwerem Boden. Leitsätze von allgemeiner Bedeutung. — Jahrb.
d. D. L.-G. 1900, Bd. 25, 1. Lief. 178 u. 179.
Bader: Landwirtschaftliche Versuche der Moorkulturstat. Erdinger Moos.
— Ber. über d. Arbeit d. K. Bayer. Moorkulturanst. i. J. 1909. München 1910,
210 — 260. — Der Vf. berichtet über zahlreiche Anbauversuche mit Getreide,
Kartoffeln, Rüben und Möhren und Gartengewächsen.
Badermann: Phosphatgewinnung in Mikronesien. — Zeitschr. f. angew.
Chem. 1910, 23, 642—643. — Unter den Palau, Westkarolinen und Marianen
sind mehr oder weniger reiche Phosphatinseln entdeckt worden, deren Ausbeute
durch deutsche Unternehmer begonnen hat.
Bartmann, Henry: Das Mangan im Ackerbau. — Journ. d'Agric prat.
1910, L 115—117.
Becker, J. : Die Ergebnisse einer Umfrage über Wiesendüngung. — 111.
Zeit. 1910, Nr. 27, 263.
Brömme, Karl: Feldversuche mit Phonolit, Traß. — D. landwsch. Presse
1910, 37, Nr. 30, 334.
Christensen, Fr.: Düngemittel-Untersuchung. — Beretning fra V. Steins
Analystik-Kemiske Laboratorium Kjobenhavn 1910. Saertryk af „Tidsskrift for
Landkonomi". — Es kamen 306 Proben P2O5-, 146 Proben N- und 62 Proben
Kj 0 - Dünger zur Untersuchung.
Cronheim, W.: Zur Teichdüngungsfrage. Vortrag. — Mitt. d. D. L.-G.
1910, Stück 45, 652.
Ebbinghaus, Otta: Das Palmaer'sche Verfahren zur Verarbeitung armer
Phosphate auf Phosphordünger. — Chem. Zeit. 1910, Nr. 60, 586.
Ehrenberg, Paul: Inwieweit kann die Düngerwirkung durch Bakterien-
arbeit ergänzt oder verstärkt werden? Vortrag. — Jahrbuch d. D. L.-G. 1909,
24, 4. Lief. 915—925.
Ehrenberg: Ober Gründüngungsfragen. Vortrag. — Fühling's landwsch.
Zeit. 1910, 198.
Feilitzen, Hj. v. : Unterbringung von Handelsdünger in verschiedener
Tiefe. — Mitt. d. D. L.-G. 1909, Stück 37, 566. — Der Vf. hat auf Moorland
1 qm große Teilstücke angelegt und diese verschieden tief (0—20, 0 — 40, 20 — 40
u. 40 — 50 cm mit P, O5 , K^ O und teilweise auch mit N gedüngt. Bei allen
Versuchspflanzen (Hafer, Timothee, Bohnen u. Bastardklee hatte die tiefere Unter-
bringung des Düngers größere Ernten gegeben als die flachere.
Feilitzen, Hj. v. : Über Palmaerphosphat. — Journ. f. Landwsch. 1910,
58. 33 — 35. — Bereits im Jahresber. 1907, S. 115 in einem Artikel von H. G.
Söderbaum besprochen.
Grandeau, L. : Die Mineraldünger in 1908, eine Obersicht der Produktion,
des Handels und des Verbrauchs. — Journ. d'Agric. prat. 1909, II. 77-78. —
An ßohphosphaten wurden i. J. 1908 auf der Erde insgesamt 4649000 t ge-
wonnen, davon allein in den Vereinigten Staaten Nordamerikas 2250000 t, in
Tunis 1300555 t und in Algier 347345 t. Der Verbrauch an Thoraasschlacken
ist von 135000 t i! J. 1898 bis auf 250000 t i. J. 1908 gestiegen.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 235
Grandeau, L. : Die Stickstoffdünger. — Journ. d'Agric. prat. 1909, II.
107—109. — Der Verbrauch an Chilisalpeter stieg von 230000 t i. J. 1880 auf
1748000 t i. J. 1908. Die Produktion von schwefelsaurem Ammoniak betrug
i. J. 1908 gesamt 878000 t, davon in England 314000, in Deutschland 313000 t.
Guffroy, Gh.: Die Cerealien im wilden Zustande. Beitrag zum Studium
ihres Ursprungs. — Journ. d'Agric. prat. 1909, II. 204 — 207.
Hansen, J. : Kopfdüngung der Futterrüben mit Jauche. — 111. Zeit.
1910, Nr. 28, 276.
Heine: Gemüse- und Topfgewächse -Düngungsversuche. — Ber. d. Kgl.
Gärtnerlehranst. Dahlem 1908/1909, 193-204.
Heinze, B. : Über die Verrottung und weitere Aufschließung des Grün-
düngers unter Mitwirkung von Mikroorganismen. — Landwsch. Mitt. f. d. Prov.
Sachsen 1909, 169.
Hiltner, L., und Lang: Feldversuche über die "Wirkung verschiedener
Stickstoffdüngemittel. — Prakt. Blätter f. Pflanzenbau u. Pflanzenschutz 1910, 31.
Hitier, H.: Über die späte Aussaat von Frühhafer. — Journ. d'Agric.
prat. 1909, I. 359.
Hitier, H.: Die Frühgerste. — Journ. d'Agric. prat. 1909, I. 397.
Hof, Hans: Fortschritte der Kaliindustrie. — Chem. Zeit. 1910, Nr. 50, 445.
Holdefleiß, P. : Einige Düngungsfragen in bezug auf Sommergetreide
(Sommerweizen, Hafer, Gerste). — 111. Zeit. 1910, Nr. 24, 227.
Kappen, H.: Über die Zersetzung des Cyanamids durch Pilze. — Centrlbl.
Bakteriol. II. Abt. 1910, 26, 633—643. Mitt. d. agrik.-chem. Abt. d. landwsch.
Versuchsst. üniv. Jena. — Es wurden bei 5 verschiedenen Pilzen die Befähigung
zur Cyanamid-Zersstzung nachgewiesen. Die Frage über die Bedeutung der
Pilze für die Zersetzung des Kalkstickstoffs im Ackerboden bleibt noch offen.
Karl: Die Düngung des Tabaks. — Journ. d'Agric. prat. 1910, I. 464 — 466.
— Der Vf. kommt zu dem Schlüsse, daß der Stalldünger die Grundlage der
Dünger sein muß und daß der chemische Dünger, obwohl ihm eine große
kulturelle Bedeutung zukommt, nur in mäßigen Gaben angewendet werden darf.
Kaserer, Hermann: Mangan als Pflanzennährstoff. Abhandlung. —
Monatshefte f. Landwsch. 1909, 2, 227.
Kasten (-Liegnitz): Vierjährige Felddüngungsversuche auf Dom. Wert-
schütz. — 111. Zeit. 1910, Nr. 19, 176.
Krantz, Hermann (-Memmingen): Veredelte Wirtschaftsdünger. — Mitt.
d. D. L.-G. 1910. Stück 50, 737—739.
Krische,P.: Production, Beschaffenheit, Bezeichnung der von der deutschen
Landwirtschaft hauptsächhch verwandten Kalisalze. — Mitt. d. D. L.-G. 1910,
Stück 2, 20 u. Stück 3, 33.
Krische, P. : Phonolithmehl (Kalisilicat), ein neuer Kalidünger. — Chem.
Zeit. 1910, Nr. 44, 387.
Krische, P. : Die Bedeutung der deutschen Kaliumsalze für die industrielle
und landwirtschaftliche Verwertung des Kalis. — Chem. Ind. 1910, 33. 157—170.
Krüger, E. (-Bromberg): Über die Wirkung des im Moore enthaltenen
Stickstoffs als Dünger. — Mitt. d. Ver. z. Förder. d. Moorkult. i. D. ß. 1910.
28, 441. — Die Bemoorung von Sandboden hat keine Ertragssteigerung gebracht,
vielmehr eine mit dem Steigen der Moorgabe wachsende Ertragsabnahme.
Kuhner t(-Preetz): Düngungsversuche auf Weiden. — Mitt. d. D. L.-G.
1909. Stück 19, 313.
Kuhnert (-Preetz): Düngung von Lupinen mit Chilisalpeter. — D. landwsch.
Presse 1910 37 216.
Kuhn'ertVPreetz): Über Teichdüngung. — Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 6, 77.
Lemmermann, 0.: Die gesetzliche Regelung des Handels mit Dünge-
mitteln, Futtermitteln und Sämereien und die Unparteilichkeit der Untersuchungs-
stellen. — 111. landwsch. Zeit. 1910, Nr. 80, 750.
Lemmermann, 0.: Der neue Kalivertrag für 1910 und seine Bedeutung
für die Landwirte. — Landbote 1910, Nr. 9.
Liebenau (-Halle): Der Stand der Klee -Gründüngungsfrage i. d. Prov.
Sachsen. Vortrag. — Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 19, 244—278.
236 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Lindenberg (-Hadmersleben): Etwas über die Wirkung des schwefel-
sauren Ammoniaks und des Chilisalpeters. Vortrag. — 111. landwsch. Zeit. 1910,
Nr. 81, 757, Nr. 82, 768—769.
Lipman, Jacob Gr.: Versuche über die Verwertung von Torf- Stickstoff.
— Rep. of the soil. Chemist and ßacteriologist of the New Jersey Agric. Coli.
Exper. Stat. f. 1909, 188-195.
Lommel, V.: Düngungsversuche des B. L. Instituts Amani bei Topf-
versuchen mit Baumwolle und Sisalagaven auf schlechtem Untergrundboden. —
Der Pflanzer 1910, 6, 33—35. — Düngung hatte günstigste Wirkung, insbesondere
die mit N + P^ O5.
Mach, F.: Düngungsversuch mit Winterroggen über den Einfluß kiesel-
säurehaltiger Posphorsäure - haltiger Düngemittel auf die Lagerfestigkeit. — Ber.
d. Großherz. Bad. landwsch. Versuchsanst. Augustenberg über ihre Tätigkeit
i. J. 1909 usw. Karlsruhe 1910, 105—108. — Der Boden des betr. Feldes erwies
sich so ungleichartig in seiner Beschaffenheit, daß die Ergebnisse nicht ver-
wertbar sind.
Mayer, Adolf: Eine Stimme aus Holland über Wiesendüngung mit Chili-
salpeter. — D. landwsch. Presse 1910, Nr. 29. 324.
Mayer, Adolf: Warferde als Düngemittel. — D. landwsch. Presse 1910, 37, 49.
Mayer. Adolf: Salpeter zur Wiesendüngung? — D. landwsch. Presse
1910, 37, 287.
Mer, Emile: Cber den Wechsel des Pflanzenbestandes der Wiesen unter
dem Einfluß der Düngung und der klimatischen Verhältnisse. — Journ. d'Agric.
prat. 1910, I. 621—623, 657—659 u. II. 83—86. — Der Vf. beschreibt anschaulich
wie sich unter diesen Einflüssen der Pflanzenbestand der Wiesen (in den hohen
Vogesen) allmählich vollständig ändert, wie allmähhch die ärmlichen, anspruchs-
loseren Pflanzenarten der Wiesen durch anspruchsvollere aber auch ertragsreichere
Arten verdrängt werden, welche Änderung sich namentlich durch Höhe und
Feinheit der Pflanzen ofi'enbart.
Mer. Emile: Die Anwendung von Stickstoffdünger auf trockenen Wiesen.
— Journ. d'Agric. prat. 1909, U. 604—606, 631—632.
Moertl bau er, F.: Über den Einfluß verschiedenzeitiger Salpeterdüngung
auf Ausbildung und Ertrag der Getreidepflanze. — D. landwsch. Presse 1910,
Nr. 79, 861.
Oldenburg, F.: Die Düngungsversuche im Fürstentum Schwarzburg-
Sondershausen. (Nach amtlichem Bericht.) — D. landwsch. Presse 37, 73 u. 98.
111. Zeit. 1910, Nr. 8, 57—58.
Ortmann(-Schependorf): Zweckmäßige Gewinnung, Konservierung und An-
wendung der Stalljauche. Vortrag. — Jahrb. d. D. L.-G. 1910, Bd. 25, 1. Lief.
189—193.
Otto, R.: Stickstoffkalk als Stickstoffdünger für Topfgewächse. — Garten-
flora 1909, 58, 57—59. — Der Dünger ist für Topfgewächse zu empfehlen, sofern
der Boden eines Topfes im Verhältnis von 1000 g Boden zu 5 g Dünger gleich-
mäßig gemischt und erst nach 14 — 21 Tagen bepflanzt wird.
Otto, R. : Vergleichende Düngungsversuche mit Kalk- und Natronsalpeter,
Ammonsulfat und Kalkstickstoff zu Kartoffeln. — Gartenflora 1910, 59, 16. —
In der Wirkung auf die Knollenerüte folgten sich von höchster beginnend:
Ammonsulfat, Kalkstickstoff, Norgesalpeter und Chilisalpeter. Die mangelhafte
Wirkung des Chilisalpeters ist darauf zurückzuführen, daß durch heftige Regen-
güsse nach der zweiten Gabe Salpeter ausgewaschen wurde.
Paturel, G. : Der Einfluß der Düngemittel auf die Zusammensetzung der
Getreidekörner. — Journ. d'Agric prat. 1910, IL 529—531. — Die über diese
Frage auf 6 verschiedenen Versuchsfeldern angestellten Düngungsversuche lassen
eine erhebliche Wirkung der Düngemittel (N, P„ O5, K^ 0) auf den proceutischen
Gehalt der Körner an N-haltiger Substanz und an P., O5 , welche Bestandtei'e
allein ermittelt wurden, nicht erkennen, obwohl die Düngstoffe ertragssteigernd
wirkten. Nur in einem Falle, bei Mais, trat eine beträchtliche Steigerung des
procentischen Pj 0- - Gehaltes ein.
Pfannenstiel, A., und Langer, Gust. Ad.: Gärtnerische Düngerlehre.
Stuttgart, Eng. Ulmer, 1909.
Ä. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 237
Pfrogner: Wirkungen des Kalksalpeters und des Kalkstickstoffs verglichen
mit denen des Chilisalpeters und schwefelsauren Ammoniaks. — D. landwsch.
Presse 1910, Nr. 98, 1071. — Die Wirkung der beiden neuen Düngemittel war
eine günstige, sobald sie vor der Saat gegeben wurde.
Popp, Max: Ein Guano-Import. — D. landwsch. Presse 1910, 37, Nr. 35,
385; Nr. 90, 980.
Quartaroli, A.: Unters, über ein unlösliches Phosphat des Natriums und
über komplexe Verbindungen von Ammoncitrat mit alkalischen Erden. — Staz.
sperim. agrar. ital. 1910, 43, 545. (M. P. Neamann.)
Ray, Julien, und Pradier, G.: Urannitrat und Mangansulfat, ihre
vorteilhafte Verwendung bei dem Obstbau. — Journ. d'Agric. prat. 1909, 11.
311 — 312. — Mangansulfat soll wie beim Hafer das Wachstum der Obstbäume
fördern und größere Früchte producieren. Urannitrat soll bei Kirsch- und
Birnbäumen, in Lösung von 0,0002 auf 1000 rund um den Stamm gegossen, den
gleichen günstigen Erfolg haben.
Reichert (-Dessau) : Vergleichende Düngungsversuche zu Rüben mit Chili-
salpeter und Fäkalien. — 111. Zeit. 1910, Nr. 14, 115. — Die Versuchsergebnisse
zeigen, daß im vorliegenden Falle die Wirkung der Kopfdüngung mit Jauche
bezw. Fäkalien auf den Rübenertrag keineswegs geringer war, als wenn die
gleiche Menge N in Form von Chilisalpeter gegeben wurde.
Rhodin, Sigurd: Phonolithmehl als Kalidüngemittel in Schweden. —
D. landwsch. Presse 1910, Nr. 27, 302. — Der Vf. berichtet über mehrfache Ver-
suche mit Phonolithmehl, bei denen dieses sich durchgehends als wirkungslos erwies.
Ruß, Franz: Die Fabrikation von Luftsalpetersäure in Osterreich nach
dem Verfahren der Salpetersäure -Industrie -Gesellschaft. Vortrag. — 111. Zeit.
1910, Nr. 17, 156—157.
Rygärd, Hans: Verwertung von Gaswasser für Düngez wecke. — Journ.
f. Gasbeleucht. 1910. 53, 246 (Landskrona). — Der Vf. neutralisiert das Gas-
wasser mit HjSO^ und mischt es mit Torfstreu.
Schäcke, Ferd.: Zur Beurteilung des Phonolithmehls oder Kalisilicats. —
Chem. Zeit. 1910, 84, 472. Entgegnung auf Kr i sehe's Beurteilung.
Scheibe (-Varchentin): Kali- und Phonolithdüngungsversuche zu Winter-
weizen. — D. landwsch. Presse 1910, 37, Nr. 39. 429. — Der Vf. berichtet über
Versuche, bei denen sich Phonolith als unwirksam erwies.
Serpek, Ottokar: Aluminiumstickstoff. — Monatshefte f. Landwsch.
1910, 3, 264; Centrlbl. f. Agrik.-Chem. 1910, 39, 640 (D. Red.). — Diese Ver-
bindung wird durch Überleiten von gasförmigem N über Aluminiumcarbid im
elektrischen Ofen hergestellt. Ferner gelang dem Vf. die Darstellung von
Aluminium -N, als er statt Alam.-Carbid einfach eine Mischung von Tonerde
und Kohle erhitzte und atmosphärische Luft darüber leitete, die vorher über
glühendem Kalk sauerstoffarm gemacht worden war. Es wird behauptet, daß
bei diesem Verfahren nur wenig elektrische Kraft benötigt wird.
Schneidewind, W.: Die Düngung der Kartoffeln. — 111. Zeit. 1910,
Nr. 16, 136. — Der Vf. bespricht die Verwertung von Stallmist, Gründüngung
und Mineraldünger beim Kartoffelbau nach den Erfahrungen bei den Lauch-
städter Versuchen.
Schneidewind, W. Prof. Dr.: Die Kalidüngung. Dritte, vollständig neu
bearbeitete Auflage. Mit 4 farbigen Tafeln. Berlin, Verlagsbuchhandlung
Paul Parey, 1910.
Schneidewind, W. : Die Stickstoffquellen und die Stickstoffdüngung. —
Berlin, Verlagsbuchhandlung Paul Parey, 1908.
Schreiber, Hans: Erfahrungen bei den Moorerhebungen. — österr.
Moorzeitschr. 1910. 134—140.
Schreiber, Hans: Kennzeichnung der Moorgruppen und ihre Einteilung.
— Österr. Moorzeitschr. 1910, 71-76. — Nach Beschaffenheit der obersten
Va m mächtigen Torfschicht werden die Moore in folgende Gruppen eingeteilt:
1. Rieder oder Riedmoore. 2. Moser oder Moosmoore. 3. ßrücher oder Bruch-
moore. 4. Riedmöser.
Schreiber, Hans: Einteilung der Moore nach der Bildungsstätte. —
Österr. Moorzeitschr. 1910, 42—45. — Mulden-, Tal-, Talstufen-, Hange- und
Kamm -Moore.
238 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Schroeder, J. . und Dammann, H.: Vergleichende Versuche über
Phosphat- Düngemittel. — Sonderabdruck d. Revista del Institut© de Agronomia
de Montevideo 1909, 5, 239—242. — Es wurden gleiche Mengen PgOg in Form
Fray-ßentos Knochenmehl, von Thomasschlacke und Superphosphat verglichen
und ein für das Knochenmehl günstiges Ergebnis bei Düngung zu Futterrüben
erhalten.
Ssamöjlow, J. : Über die mineralogische Bedeutung der Vegetations-
versuche. — Centrlbl. f. Min. u. Geol. 1910, 257—262. (Moskau.) — Bei fehlendem
KgO in der Düngung werden die KjO- haltigen Mineralien zur Ernährung der
Pflanzen herangezogen.
S t e i n (-Schleusingen) : Wiesendüngungsversuche auf der Demonstrations-
fläche für die Wiesenbauschule zu Schleusingen. — 111. landwsch. Zeit. 1910,
Nr. 94 873-874.
Stiegeier, v. (-Sobotka): Kartoffeldüngungsversuche. — 111. landwsch.
Zeit. 1910, Nr. 16, 149.
Stutzer, A. : Einige Beobachtungen über die Wirkung von Kalk Stickstoff.
— Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 13, 149.
Stutzer, A.: Erfahrungen über die Düngung mit Kalisalzen. — Mitt. d.
D. L.-G. 1910, Stück 16, 235.
Stutzer A.: Über Düngungsversuche zur Ermittlung der Ertragsfähigkeit
der Felder. — Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 38, 560.
Stutzer, A.: Das specifische Gewicht der gebräuchlichsten künstlichen
Düngemittel. — Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 1, 9. — Wenige der Düngemittel
mit ihrem spec. Gew. mögen hier abgerundet angeführt werden:
Chilisalpeter Kalisalpeter J^,, ^-^ pho!pTTl80/„ 'S" ^-^ -- ^«^^ ^«'^
2,24 2,03 2,3 1,76 2,17 3,4 2,20 3,2
Tacke, Br.: Ersatz des Thomasmehles durch Rohphosphate auf sauren
Böden. — Mitt. d. Ver. z. Förder. d. Moorkult. i. D. R. 1910, 28, 321.
Tacke, Br. : Zur Bewässerung von Moorwiesen. — Mitt. d. Ver. z. Förder.
d. Moorkult. i. D. R. 1910, 28, 322.
Tacke, Br. : Die Notwendigkeit der feinen Mahlung des Mergels. — Mitt.
d. Ver. z. Förder. d. Moorkult. i. D. R. 1910, 28, 323.
Uhle, W.: Gründüngungsverfahren aus den Jahren 1908/10. — Mitt. d.
D. L.-G. 1910, Stück 49, 718—720.
Ulpiani. C: Über die Umwandlungen des Calciumcyanamids im Erd-
boden. III — Gazz. chim. ital. 40, 1. 613—666.
Ulrichs (-Münden): Untersuchung von Bodenarten und Streumaterialien in
lufttrocknem Zustande auf ihre wasserhaltende Kraft. Die in 1 Tabelle nieder-
gelegten Ergebnisse beziehen sich auf 54 Proben Böden, Sand usw. und 17 Proben
Streumaterialien. - Jahrb. d. D. L.-G. 1910, Bd. 25, 1. Lief. 144—146.
Vater, H.: Die Erforschung des Zulangens der Nährstoffe im Waldboden.
Vortrag. — Naturwsch. Zeitschr. f. Forst- u. Landwirte 1910. 8, 570 — 577.
Vater, H.: Die Tharandter Forstdüngungsversuche. — Mitt. d. D. L.-G.
1910, Stück 35, 513—516 u. Stück 36, 580—532. — Unter sehr verschiedenen
Standortsverhältnissen sind an 16 Örtlichkeiten Versuche angebahnt und ein-
geleitet worden, aus welchen der Vf. das Ergebnis in folgendem vorläufig
kundgibt. „Wegen der Kürze der bisherigen Beobachtungszeit im Verhältnis
zu dem langen Leben unserer Waldbäume kann überhaupt noch kein ab-
geschlossenes Wissen über den Einfluß der Düngung auf die Bestände vorliegen.
Es ist sogar selbstverständlich nicht unmöglich, daß sich in der Folge manches
zeigt, was heute noch nicht einmal vermutet wird.'- (A. d. bodenkundl. Abt. d.
Kgl. Sachs, forstlichen Versuchsanst. z. Tharandt.)
Versuchsstation Colmar: Zur Frage der Kalkdüngung auf den Böden der
Rheinebene. — Straßburger Post 1911, Nr. 213. — Die Annahme, daß die in
der Rheinebene mit verbreiteten Löß- und Humusböden so kalkarm seien, daß
eine Düngung mit Kalk, namentlich zur Erzielung haltbarer Kleefelder erforderlich
sei, trifft nach vielen Feststellungen der Versuchsstation nicht zu.
Wagner, Paul: Die Phosphorsäuredüngung der W^iesen und die Frage
der Vorratsdüngung mit Thomasmehl. — D. landwsch. Presse 1910, Nr. 48, 527,
Nr. 49, 539 u. Nr. 50, 548.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 4. Düngung. 239
Wagner, Paul: Die Stickstoflfdüngung der Wiesen. — D. landwsch.
Presse 1910, 37, 57, 82, 119. Siehe Jahresber. 1909, 156—157.
Wagner. Paul: Mit wieviel Kali ist die Wiese zu düngen? — D. landwsch.
Presse 1910, 37, Nr. 29 u. 30, 321 u. 331.
Wagner, Paul: Ertragssteigerung durch Kohlensäuredüngang? — Mitt.
d. D. L.-G. 1910. Stück 12, 176.
Wein, Ernst: Ober die Wirkungen des Phnnoliths. I. — D. landwsch.
Presse 1910, 37, Nr. 36, 394. Nr. 38, 413.
Westmann: Düngungsversuche in Greisitz. — D. landwsch. Presse 1910,
Nr. 51. 566. — Die Ergebnisse sind in dem Satze zusammengefaßt: „Immer sind
die höchsten Ernten wie auch die höchsten Reingewinne auf selten der Parzellen
zu finden, welche neben Stall- resp. Gründüngung auch eine Volldüngung mit
Kunstdünger erhalten haben.
Wheeler, H. J.: Studien über die Bedürfnisse von Rhode Islaud-Böden.
— Agric. Exper. Stat. Kingston, Rhode Island State College 1910, Bull. 139,
35 — 103. — Die Schrift gibt einen Überblick über die von genannter Versuchsst.
über diese Frage ausgeführten Untersuchungen, namentlich über die io den
Jahren 1896 — 1909 ausgeführten Düngungs- und Kälkungsversuche. Ferner
werden kurz besprochen: Der Einfluß des Kaikens auf den Boden, auf die
Wirksamkeit der N- Dünger, auf die Tätigkeit der Nitrifications-Organismen, auf
die Freimachung von K.jO u. a. mehr.
22. Ber. 2. Teil d. Rhode Island Agric Exper. Stat. Kingston. Ein Bericht,
der zumeist die äußeren Verhältnisse der Anstalt betrifft.
Whitney, Milton: Die Zusammensetzung von Handels-Düngemitteln. —
U. S. Depart. Agric; Bureau of Solls, Bull. Nr. 58, 5—39.
Whitney, Milton: Zusammenstellung über 2082 vom Jahre 1887—1907
in den Vereinigten Staaten ausgeführte Versuche über die Wirkung von Dünge-
mitteln auf Baumwollboden und Baumwollertrag. — Arbeit Nr. 62 der Abt. f.
Bodenkunde d. U. St. Depart. of Agric. Mitt. d. Kolonial-Abt. d. D. L.-G.
(Merkol.) Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 48, 702—706. (Unter der Überschrift
„Baumwolldüngungsversuche in Nordamerika.")
Whitney, Slilton: Düngung für Mais-, Kartoffel-, Weizen-, Hafer-,
Wiesenböden usw. — U. S. Depart. of Agric ßur. of Solls Bull. Nr. 64, 65,
66 u. 67. Washington 1910. — Der Vf. stellt in 4 Heften die Ergebnisse der
zahlreichen Düngungsversuche, welche in den Jahren 1869 — 1907 in den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika ausgeführt wurden (z. B. 6394 bei Mais,
1769 bei Kartoffeln usw.) zusammen, aus denen im allgemeinen hervorgeht, daß
ein erheblicher Ernte -Mehrertrag selten von nur einem Dungstoff zu erwarten
ist, daß er sicherer und größer wird bei Anwendung von 2 oder 3 geeigneten
Nährstoffen.
Wild: Düngung m den forstlichen Pflanzengärten. — Ernährung der
Pflanze 1910, 63; Centrlbl. Bakteriol. H. Abt. 1910, 28, 547. — Der Vf. empfiehlt
für Pflanzengärten die Anwendung aller 3 Jahre eines Kompostes, der aus Ab-
fällen der Bodendecke unter Zusatz, pr. 1 cbm von 10 kg Kalk, 3 kg Kainit
(beim Umstechen) und l'/g ^S schwefelsaures Ammoniak im zweiten Herbst her-
gestellt wird. Außerdem " empfiehlt er, die Beete alsbald nach Abräumen def
Bodendecke 2 Jahre hintereinander mit 6 kg Thomasmehl, 2 kg 40proc. Kali-
düngesalz zu düngen. 3 Wochen später, vor der Saat auch noch mit 3 kg
Ammonsulfat zu düngen.
W immer, G. (-Bernbnrg): Durch welche Maßregeln können wir die Be-
schaffenheit des Tabaks beeinflussen? Vortrag in der Sitz. d. Sonder -Aussch.
f. Tabakbau in Neustadt a. d. H. — Mitt. d. D. L.-G. 1910, Stück 39, 569—571.
Wood, T. B., und S tratton, F. J. M.: Die Deutung von Versuchs-
ergebnissen. — Journ. Agric. Science 1910, III. Part 4, 417—440. — Die Vff.
besprechen die Notwendigkeit der richtigen Deutung von Versuchsergebnissen,
die Zulässigkeit von Durchschnittszahlen, die Bedeutung und Methoden der Be-
rechnung der wahrscheinlichen Fehler. Sie haben den wahrscheinlichen Fehler
bei Berechnung von Rationen für Mastvieh zu etwa 14 "/o des producierten
Lebendgewichts gefunden und meinen, um vollere Sicherheit zu lO°/p zu erhalten,
müssen in einem gewöhnlichen Fütterungsversuch mit jeder Ration 29 Tiere
gefüttert werden. Der nach zwei unabhängigen Methoden berechnete wahr-
240 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
scheinlichen Fehler bei Feldversuchen haben sie zu etwa ö'/^ der Ernte ge-
funden. Sie empfehlen noch besondere Überlegung über Größe, Form und Zahl
paralleler Teilstücke bei Düngungs- und Anbauversuchen.
Yokoyama, H. : Ist künstliches Calciumcarbonat wirksamer als Kalkstein-
mehl? — Journ. Coli, of Agric. Tokyo 1909, 1. Nr. 2. — Ein nennenswerter
Unterschied in der Wirkung beider Substanzen wurde nicht ermittelt.
Die Stickstoffgewinnung in Form von schwefelsaurem Ammoniak
und deren Erfolge. Bericht über die i. J. 1909 mit schwefelsaurem Ammoniak
durchgeführten Düngungsversuche mit einer Einleitung über die Bedeutung
des schwefelsauren Ammoniaks für die Landwirtschaft. Bochum 1909. Dem
Bericht zufolge wird das schwefeis. Ammoniak in 2 Marken geliefert: 1. mit
mindestens 25% NH3 (= 20,.ö8'^ q ^) ^- ^- gedarrt und gemahlen mit 25,25 bis
25.50% NH (=20,8—21,1% N).
B. Pflanzenwachstum.
1. Physiologie.
Referent: M. P. Xeumann.
a) Fortpflanzimg, Keimims:.
Der Einfluß verschiedener Nährsalze auf die Keimung von Mais.
"Von Olga und Elisabeth Chudinin.^) — Verglichen wurde das Wachs-
tum in destilliertem Wasser, m einer alle Nährstoffe enthaltenden Lösung
und in Nährlösungen bei welchen verschiedene Nährstoffe, wie CaO, N,
KgO, P2O5 und MgO weggelassen waren. — Die Samen wurden Keim-
perioden von 10 und 20 Tagen unterworfen. Nach Abschluß des Versuchs
wurden die Keimlinge gesammelt, die Samenlappen abgetrennt und beide
Teile getrocknet. Die Länge der Stämrachen und Würzelchen wurden
gemessen. — Als Ergebnis des Zeitraums von 10 Tagen, während w^elcher
Zeit das Reserveraaterial noch nicht erschöpft war, ergab sich, daß das
Ca eine wichtigere Rolle spielt als die anderen Elemente. Beim Fehlen
dieses Stoffes im Nährmedium waren die Keimlinge im Wachstum am
meisten zurückgeblieben. — Am Ende des 20tägigen Zeitraums waren
die Ergebnisse noch schlagender. In der Nährlösung ohne Kalk wiesen
die Keimlinge gegenüber den in allen anderen Lösungen gewachsenen das
geringste Wachstum auf und waren noch etwas kürzer als die in destilliertem
Wasser producierten. iKaib.)
Über die Bedeutung des Pflanzenschleims für die Keimung der
Samen. Von C. Ravenna und M. Zamorani. -) — Die Versuche an
Leinsamen zeigten, daß der Pflanzeuschleim bei der Keimung und der
Ernährung des Keimlings eine große Rolle spielt. Den Nachweis hierfür
führte der Vf. zunächst dadurch, daß er den Samen durch wiederholtes
1) Izv. Moskov. Selsk. Khoz. Inst. (Ana. Inst. Agron Moscon) 75 (1909), Nr. 2, 230-234 ; ref.
nach Esper. Stat. Rac. 1910. 22, 228. — ^) Att. Acad. Line. Eoni. 1910, 19. 247.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 241
Weichen in destilliertem Wasser den Schleim und die in Wasser über-
gehenden Bestandteile entzog. Aus l kg Leinsamen traten in das Wasser
3,042 g Asche über, die 0,84 g K, 0,2 Na, 0,3 Ca, 0,12 Mg und 0,046 PO^
enthielten. Die aus den extrahierten Samen gezogenen Pflänzcheu wiesen
ein geringeres Gewicht und einen geringeren Aschengehalt auf. Durch
Zufuhr von Zucker und Mineralstoffen ließen sich wiederum Pflänzcheu
von annähernd normaler Beschaifenheit heranziehen.
Die Beziehung zwischen der Intensität der Atmung und der
Keimfähigkeit der Samen. Von O. K. Hausmann und H. P. Iwansssowa.^)
— Die Vf. prüften die von Quam vorgeschlagene Methode der Bestimmung
des Keimvermögens von Samen. Sie fanden, daß unzweifelhaft eine Be-
ziehung zwischen Atmung und Keimung besteht, daß diese Processe jedoch
nicht in so enger Abhängigkeit voneinander stehen, daß die ausgeatmete
COg mit Sicherheit als Index für die Keimfähigkeit der Samen zu be-
trachten sei. (Kalb).
Über die Widerstandsfähigkeit gewisser Medicagosamen (Woll-
kletten) gegen hohe Temperaturen. Von O. Schneider- Orelli.-) —
Der Vf. machte die interessanie Beobachtung, daß Medicagosamen in dem
Wollpelz der Schafe noch nach dem Eeinigungs- und Färbeproceß, während
dem sie 1^2 Stunden in siedendem Wasser zugebracht hatten, keimfähig
geblieben waren. Er stellte daher systematische Versuche mit Medicago-
samen südamerikanischer Schafwolle an und fand folgende merkwürdige
Erscheinungen: Von den Samen der Medicago arabica und denticulata
lieferten mehrere noch normale Pflanzen, nachdem sie 17 Stunden einer
Temperatur von 100 <> und ^2 Stunde einer solchen von 120° ausgesetzt
waren. Kein Same ertrug indessen selbst während einer kürzeren Zeit
eine Temperatur von ISO''. Zurückzuführen ist diese ganz außerordentliche
Widerstandsfähigkeit auf die enorme harte Schale, die den Medicagosamen
eigentümlich ist und die sie zu den widerstandfähigsten Lebewesen macht.
Über den Einfluß von Phosphaten auf die Atmung der Pflanzen.
Von N. N. Iwanoff. '^j — Die hierzu augestellten Versuche mit Hefe, mit
lebenden und mit abgetöteten Weizenkeimlingen und mit etiolierten
Stengelspitzen von Vicia Faba zeigten, daß eine 0,5procent. Lösung
von Na2HP04 die Gärung lebender Hefe für einige Stunden unter-
drückte und eine 2procent. Lösung die Atmuug von Weizenkeimen herab-
setzte, daß dagegen eine Iprocent. Lösung die Ausscheidung von COg bei
den abgetöteten Weizenkeimen beträchtlich (um 27°/^) erhöhte. 0,5 bis
2procent. Lösungen von diesem Salze regten auch im H-Strom befindliche
abgetötete Weizenkeime zur COg-Ausscheidung an, die also nur auf primären
anaeroben Proceß zurückzuführen sein dürfte. Die eliolierten Stengelspitzen
von Vicia Faba verhielten sich gegen Phosphatlösungen in gleicher Weise
und zeigten erhöhte COg - Ausscheidung, die auf Stimulation hindeuten
könnte, welche Deutung bei toten Pflanzenteilen nicht zutreffend sein kann.
(D.)
1) Izv. Imp. St. Petersb. Bot. Sada (Bul Jardin Imp. Bot. St. Petersb.) 9 (1909), Nr. 5, 97—106 ;
ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22, 326, 327. - ^} Flora 1910, 100, 305. — s) Bul. Acad Imp.
Sei. St. Petersburg 1910 (6. ser. Nr. 4) 303-318; ref. nach Expor. Stat. Rec. 1910, 23, 230 u. Chem.
Centrlbl. 1910, I. 1436.
Jahresbericht 1910. ^^
242 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Über die Wirkung der Phosphate auf die Ausscheidung der
Kohlensäure durch Pflanzen. Von Leonid Iwanoff. ^) — Yersuche mit
lebenden, zerkleinerten, mit Aceton und Toluol bearbeiteten Weizenkeime
zeigten eine bedeutende Erhöhung der COg-Ausscheidung unter dem Ein-
fluß von basischen Phosphatlösungen (verschiedeuer bis 5^Jq betragender
Concentration), die 20 — 30% ^^^ mehr erreicht, was für die "Wirkung
dieses Salzes im Gegensatz zu anderen Salzen charakteristisch ist. Aus
weiteieo Versuchen geht zweifellos hervor, daß auch organische P2O5
(bei der Zymingärung gebildet) die CO2- Ausscheidung ungemein fördert.
Auch bei Erbsen- und anderen Pflanzensamen, ganze wie gemahlene,
wurden dieselben Erscheinungen beobachtet, jedoch nur bei einigen be-
stimmten Sorten. (D.)
Über die Wirkung einiger Desinfektionsmittel auf die Keimkraft
einiger Weizen- und Hafersorten. Von G. D. Ippolito. 2) — Die Ver-
suche wurden ausgeführt in Keimbetten aus Ton mit je 200 Samen, die
mit Filtrierpapier bedeckt 8 Stunden des Tages bei 24 — 25 '^ und für den
Rest des Tages bei 18^ gehalten wurden. Es wurde neben der Keimkraft
auch die mittlere Keiradauer (nach Pieper, Dissert. Jena 1909) bestimmt
und zwar unter dem Einfluß von Kalkmilch (öOprocent.) und Kupfersulfat
(0,25 bezw. 0,5 procent.). Die Resultate besagen, daß die Behandlung der
Samen mit Kupfersulfat in 0,5procent. Lösung während der Dauer von
2 Stunden die Keimkraft und Keimfähigkeit der Mehrzahl der geprüften
Sorten mehr oder weniger stark geschwächt hat, daß dagegen die Weizen-
sorten Triminia und Bordeaux sogar begünstigt schienen. Kupfersulfat in
0,25procent. Lösung und Kalkmilch verändern kaum das Verhalten der
Samen im Keimproceß, die letztere befördert — außer bei den Hafersorten
üngheria und Russa — Keimkraft und Keimdauer.
Der Einfluß des ultravioletten Lichtes auf die Keimung von
Samen. Von L. Raybaud.^) — Ultraviolettes Licht schädigt bekanntlich
grüne Pflanzen. Der Autor prüfte die Wirkung dieses Lichtes auf keimende
Pflanzen besonders auf Kresse. Die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht,
die das Wachstum der Pflanzen vernichtet, begünstigte für einige Zeit den
Keimungsproceß der jungen Pflanzen wahrscheinlich infolge der Äbsorptions-
kraft ihrer dünnen Gewebe. Die Pflanzen starben kurz nach der Chorophyll-
bildung ab. Der Tod trat um so eher ein, je näher die ultravioletten
Strahlen dem violetten Teile des Spectrums lagen. Die centrale Achse
der Pflanzen nahm, dem Lichte einer Quecksilberdampf-Lampe ausgesetzt,
eine anormale Stellung ein, die mit der Entwicklung langer, rechteckiger
Zellen im Zusammenhang zu stehen schien. (Kalb)
Wirkung des galvanischen Stromes auf die Keimung. Von H.
Micheels. *) — In Verfolg früherer Untersuchungen berichtet der Vf. über
neuere Versuche betr. den Einfluß des galvanischen Stromes auf keimende
Samen. Es ergab sich, daß nicht die elektrischen Ladungen der Ionen,
sondern die an den Elektroden hervorgerufenen Veränderungen des von
dem Strom durchlaufenen Mediums die Wirkung ausüben.
1) Bioehem. Zeitschr. 1910, 25, 171— ISö. — -) Staz. sperira. aurar. ital. 1910, 43, 735. —
3) Compt. rend. Soc. Biol. [PansJ 68 (1910), Nr. 15, 772—774: ref. nach Expor. Stat. Rec. 1910, 23,
526. — *) Bull. Acad. roy. Belg. 1910, 51—101 u. Chem. Centrlbl. 1910, I. 1798.
ß. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 243
Über die Bildung von Hordenin während der Keimung der
Gerstensamen. Von T. Torquati. ^) — Der Yf. verfolgte den Hordenin-
gehalt von Gerstenkeimlingen in fünf verschiedenen Entwicklungssladien.
Während der angekeimte Samen kein Hordenin enthält, steigt der Gehalt
ar. dieser Substanz bei der Keimung sehr schnell an und erreicht inner-
halb von 4 Tagen das Maximum. Das Würzelohen enthält in der Tr.-S.
etwa 0,45%; der Keimling 0,1%. Darauf nimmt dieser Eiweißstoff in
der Pflanze wieder ab und ist nach etwa 25 Tagen nahezu verschwunden.
Bei keimenden Samen von Weizen, Erbse und Lupine konnte Hordenin
nicht nachgewiesen werden. Für die Bestimmung des Hordenins gibt der
Vf. ein Verfahren an.
Einige Bedingungen welche die Keimung und Fruchtbarkeit von
Pollen beeinflussen. Von E. B. Sandsten. 2) — Nach einer Morphologie
und Physiologie des Pollens beschreibt der Vf. Versuche über den Einfluß
der Temperatur, Feuchtigkeit usw. auf die Keimung desselben. — Die
Keimung und das nachfolgende Wachstum des Pollenschlauches sind Analoga
zu denselben Entwicklnngsvorgängen der Sporen. Die meisten Polleukörner
keimen gut in Rohrzuckerlösungen mit Ausnahme des Pollens der Tomate
und der Feuerbohne. Der Pollen der ersteren keimt am besten in schwach
angesäuerter Zuckerlösung, der der letzteren in reinem Olivenöl. Einige
Arten vertragen eine beträchtliche Variierung der Lösung, während für
andere der Concentrationsgrad ganz beschränkt ist. Temperaturen von
25 — 55^0. in trockener Atmosphäre beeinflußten die Pollenkeimung nicht;
bei Temperaturen unter 25 ^ wurde dieselbe jedoch hintangehalten. Tem-
peraturen von 70 — 80^ in gesättigter Atmosphäre sind tödlich für den
Pollen des Pfirsichs und der Pflaume. Es wird festgestellt, daß der Pollen
dieser Bäume oft in großen Massen während warmer Frühlingsregen zu-
grunde geht. Kältetemperaturen von — 1,5 bis — 1 '^ waren nicht sonder-
lich schädlich für den Pollen des Apfels, der Birne und der Pflaume,
rernichteten aber fast zur Hälfte den des Pfirsichs und der Aprikose.
Die Griffel der in den Versuch gezogenen Bäume waren empfindlicher
gegen niedere Temperatur als Pollen. Sonnenschein ist bei den meisten
Pflanzen ohne, oder nur von geringer Wirkung auf die Keimung des
Pollens und auf das Wachstum des Pollenschlauches. Bei der Tomate
und einigen Arten von Lilium verzögerte trübes Wetter entschieden Keimung
und Wachstum des Pollens und die Antheren dieser Pflanzen erforderten
einen gewissen Betrag von Sonnenschein für die günstige Pollenentwicklimg.
Vernachlässigung der Pflege und der Düngung verringerten Produktion
und Fruchtbarkeit des Pollens. Versuche bezüglich der Lebensdauer von
Apfel-, Birnen- und Pflaumenpollen zeigten, daß derselbe bei Temperaturen
von 7 — 26^ 6 Monate lang und länger an einem trockenen Orte ohne
Verlust seiner Lebensfähigkeit aufbewahrt werden konnte. Es ist also
möglich, unter geeigneten Vorsichtsmaßregeln Pollen von einer Gegend
zur anderen ohne Verlust seiner Fruchtbarkeit zu versenden. Innerhalb
9 — 32 Stunden nach der Pollenübertragung auf die Narbe kann der
Pollenschlauch bei Äpfeln, Pflaumen und Kirschen die Eizelle erreichen.
2 oder 3 recht warme Tage genügen also, entgegen der landläufigen
1) Arcli. d. Fannacolos-. sperim. 1910. 10, 62. — -) Wisconsin Sta. Research. Bui. 4, 149—172;
ref. nach Esper. Stat. Eec. 191(.), 22, 526, 527.
16*
244
Landwirtschaftliche Pflanzenprodulition.
Meinung, für den Fruchtansatz. Die Narben des Apfels waren, ob be-
fruchtet oder nicht, für 4 bis 6 Tage aufnahmefähig. Wahrscheinlich führt
6 Tage oder länger anhaltendes Regenwetter bei den meisten Früchten zu
einer totalen Mißernte. (Kalb.)
Parthenocarpie bei der Stachelbeere. Von Rieh. Ewert(-Proskau).i)
Bei dem botanischen Studium der Frage hat der Vf. feststellen können,
daß die kernlosen Stachelbeeren sich bezüglich des Zellwachstums gerade
umgekehrt verhalten wie die kernlosen Weinbeeren. Was die chemische
Beschaffenheit des Fruchtsaftes anbetrifft, so findet sie ihren Ausdruck in
folgenden Zalilen:
o
^
o
bei
it =
!^5
bo
iC
Früchte
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'•S'-
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5ä^
S^
"S^
der grünen Flaschenbeere
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o
in
O 7^
1^^
S'c
r
f
w
Ui
W
«
w
Gesamtzucker in 100 ccm Saft . . .
3,33 ' 7,58
4,24
6,85 j 7.58 ' 5,89
7.25
5,00
6,25
Gesamtsäure in 1 1 Saft als Apfelsiiure
21,43
31,26
28.58
25,45
26.34
—
30,81
25,00
25.72
der loten Trinmphbeere
Kernlose,
last reif
Kernhaltige,
unreif
Kernlose, Kernhaltige,
reif reif
Gesamtzucker ....
Gesaratsäure ....
Ü,49
26,61
4,63
25,27
6,41
23,81
6,25
19,-^0
Aus den Zahlen ist besonders zu entnehmen, daß die kernlosen
Stachelbeeren nicht allein mehr Zucker, sondern auch mehr Säure enthalten,
wie die kernhaltigen Vergleichsfrüchte; auch wenn letztere ihre volle Reife
erlangt haben. Im allgemeinen besteht allerdings auch bei den Jungfern-
früchten die Tendenz, allmählich an Säure abzunehmen, wenngleich auch
in erheblich geringerem Maße, wie bei den kernhaltigen Beeren. Damit
sind diese Verhältnisse gerade umgekehrt wie bei den kernlosen Trauben-
beeren befunden, bei denen MüUer-Thurgau stets einen auffallend
niedrigen Säuregehalt festgestellt hat. — Eine gewisse Rolle für die Zucker-
und Säurespeicherung spielt der Wassergehalt der Frucht. Der Vf. fand,
daß die noch nicht ganz reifen kernlosen Früchte sowohl bei der grünen
wie bei der roten Beere auf 100 g Frischsubstanz 10 ccm weniger Saft
lieferten wie die kernhaltigen Beeren der gleichen Sorten. Bei den reifen
Früchten kehrte sich das Verhältnis gerade um.
Die correlativen Einflüsse des Kerns beim Reifeproceß der Früchte.
Von Rieh. Ewert (-Proskau).^) — Die an Birnen und Äpfeln vorgenommenen
Untersuchungen ergaben folgendes: Der Unterschied in der Reifezeit kern-
loser und kernhaltiger Früchte ist ein geringer. Befinden sich an einem
und demselben Baum kernhaltige und kernlose Früchte, so sind die Jungfern-
früchte am ärmsten an Zucker und der Zuckergehalt steigt mit der Kernzabl
an. Entstammen Jungfernfrüchte und Kernfrüchte verschiedenen Bäumen, so
sind die ersteren die zuckerreichsten. Für den Säuregehalt der Früchte
gilt: je mehr Kerne desto mehr Säure. Während bei den Stachelbeeren
und Trauben die Unterschiede in Zucker und Säuregehalt schon im un-
1) Landwsch. Jahi-b. 1910, 39, 463 -470. — 2) Ebend. 471—486.
ß. Pflanzen Wachstum. 1. Physiologie. 245
reifen Zustand deutlich hervortreten, kommen sie bei den Birnen erst im
letzten Stadium des Reifungsprocesses zum Ausdruck. Bei Äpfeln weisen
die kernlosen Früchte bereits im unreifen Zustand den geringsten Säure-
gehalt auf; dieser steigt sodann mit der Kernzahl. um bei hoher Kernzahl
wieder zu sinken. — Aus allem ergibt sich, daß der Reifungsproceß von
dem Kerngehalt weitgehend beeinflußt wird.
b) Ernährung, Stoffwechsel, Assimilation.
Die Beziehungen der Pflanzen zu den Bodensalzen. Von
B. Hansteen.^) — Zur Prüfung des behaupteten Antagonismus zwischen
K, Na und Mg und zwischen Ca und Mg wurde die Wirkung der Salze
dieser Elemente in verschiedenen Stärken, sowohl einzeln wie in Ver-
bindungen mit Kalk, in Wasserkulturen bei Weizenkeimlingen geprüft. Die
Versuche erstreckten sich über einen Zeitraum von 14 Tagen. Kalksalze
begünstigten in einer unter Y2 Vo liegenden Concentration das Wachstum
der Pflänzchen. Die anderen Salze wirkten, einzeln angewandt, je nach
der Concentration mehr oder weniger schädlich. In Verbindung mit Kalk-
salzen wurde die schädigende Wirkung auf Blätter, Wurzeln und Wurzel-
haare stark vermindert. Diese Wirkung hing ab von dem relativen Ver-
hältnis des Kalkes zu den anderen Salzen. Kalk übt nach Ansicht des
Vf. eine antagonistische Wirkung aus, indem er als äußerer Schutz der
Wurzeln funktioniert. (Ka!b.)
Über die Wurzelausscheidungen. Von Brocq-Rousseu und
Edmond Gain.'^) — Die Vff. konnten an Versuchen mit Bohnen und
Kastanien zeigen, daß durch die absorbierenden Wurzelhaare Peroxyd iastasen
ausgeschieden werden, die durch Guajak und Wasserstoffsuperoxyd nach-
zuweisen sind. Die 3 — 6 cm langen Würzelchen wurden gut mit Wasser
gewaschen und in Glasröhren mit etwa 3 ccm Wasser eingesetzt. Schon
nach 6 — 12 Stunden trat die Peroxydiastasereaktion ein. Daß die
Würzelchen unverletzt und die Wurzelhaube vorhanden war, stellten die
Vf. dadurch fest, daß die Pflänzchen mit der Wurzel für 10 Minuten in
Wasser gesetzt wurden, wie zuvor beschrieben; dieses Wasser gab keine
Enzymreaktion. Der gleiche Versuch mit 0,5procent. Salzlösung wieder-
holt, gab die Reaktion. Diese Versuche mit Wasser und Salzlösung
konnten beliebig wiederholt werden. Sie bilden zugleich den Beweis, daß
es sich hier um eine physiologische Osmose handelt.
Über das Vermögen der Wurzel in der Absorption der Salze
Auswahl zu treffen. Von Jean de Rufz de Lavison. ^) — Der Vf.
hatte beobachtet, daß die Wurzel diejenigen Salze, welche das Protoplasma
nicht aufnimmt, in dem Korkgewebe des Endosperms ablagert, um nun
die Aufgabe des Stengels und der Wurzel bei der Aufnahme von Salzen
zu verfolgen, hat der Vf. einmal ganze Pflanzen und zum andern die ab-
geschnittenen Stengel in Salzlösungen gehalten und die Absorption verfolgt.
Als Versuchspflanze diente Bohne, von Salzen wurden die Chloride des
1) Nyt Mag. Natnrvidensk. 1909, 47, Nr. 2, 181—192; ref. nach Esper. Stat. Rec. 1910, 23, 28.
2) Compt. rend. 1910, 150, 1610—1611. - 3) Ebend. 151, 675—677.
246 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
K, Na und Ca in ^-Lösung angewendet. Nach 5 bis 6 Tagen — die
Lösungen waren etwa zur Hälfte verbraucht — wurden die restlichen
Mengen untersucht, und es ergab sich, daß die abgeschnittenen Stengel
die drei Salze mit gleicher Schnelligkeit absorbiert hatten. Das war bei
den ganzen Pflanzen nicht der Fall; hier hatte vielmehr eine Auswahl
stattgefunden, indem das Kaliumchlorid viel stärker absorbiert war, als
die anderen Salze. Das Verhältnis zwischen der in einem bestimmten
Volum der ursprünglichen Flüssigkeit und dem gleichen Volum der von
der Pflanze aufgenommenen Lösung enthaltenen Salzmenge war für Kalium-
chlorid nahezu 1, für Natriurachlorid 0,55, für Calciumchlorid 0,6. Man
muß somit folgern, daß der Pflanzenwurzel tatsächlich ein Auswahl-
vermögen bei der Aufnahme von Salzen zukommt.
Die Einwirkung einiger hydrolysierbarer Salze auf höhere
Pflanzen. Von Ach. Gregoire. ^) — Der Vf. beobachtete, daß in einer
Nährlösung, der er 3 g Ca -Silicohumat oder CaCOg zugesetzt hatte, die
Entwicklung von Roggenpflanzen viel langsamer vonstatten ging, als in der
gleichen Nährlösung, die je 2 g Na- oder Ca-Zeolith enthielt. Da der Vf. in
dem Nährstoffgehalt des Mediums einen Grund für die verschiedenartige Ent-
wicklung nicht erblicken kann, so schließt er, daß die Hydrolysierbarkeit
der Salze die specifische Wirkung auf die Entwicklung der Pflanze hervor-
rufen müsse; je nach der Natur des Stoffes kann diese Wirkung positiv
oder negativ sein.
Über die Wirkung der Mineralsalze auf den Eiweißumsatz in
den Pflanzen. Von W. Zaieski und W. Israilsky. -) — Die Vff. be-
nutzten zu ihren Versuchen Samen von Lupinus angustifolius und Triticum
sativum. Die Samen wurden eine gewisse Zeit in dest. Wasser geweicht
und dann in Wasserkulturen gezogen (mit und ohne Zusatz der zu
prüfenden Salze). Nach beendetem Versuch wurden die sorgfältig ge-
waschenen Keimlinge getrocknet (bei 70*^), fein gepulvert und auf Tr.-S.
und Eiweiß (Stutzer) untersucht. Das Resultat war nun ein sehr merk-
würdiges. Bei den Lnpinenkeimlingen wurde durch die Nährlösung sowohl
als auch durch einzelne Componenten derselben der Eiweißabbau unter
Ansammlung der Eiweißstoffe in den Achsenorganen befördert; Magnesium-
sulfat wirkte entgegengesetzt. Bei den Weizenkeimlingen wirkten nun die
Salze ganz anders wie bei den Lupiuensamen. Hier trat durch die Nähr-
lösung gerade eine Herabminderung des Eiweißabbaus ein. Dieselbe
Wirkung äußern auch Kali- und Calciumnitrat; der Einfluß muß dem
Nitrat zugeschoben werden, da Calciumsulfat einflußlos bleibt.
Wo findet die Ausnutzung des Nitratstickstoffs im Pflanzenkörper
statt? Von C. Acqua. ^) — Bei Untersuchungen über die Anhäufung
radioaktiver Stoffe in Pflanzen hatte der Vf. beobachtet, daß bei Verwendung
von Uianylnitrat ein gelber Niederschlag entsteht, der als Zersetzungs-
produkt des Nitrates anzusprechen war. Der Vf. glaubte, daß diese
Reaktion geeignet sein müßte, Ort und Stelle der Stickstoffausnutzung im
Pflanzenkörper zu ermitteln. Er verwendete an Stelle des giftigen Uran-
salzes jedoch das Mangansalz, das mindestens unschädlich wenn nicht
1) Bull. Soc. Chim. Belg. 1910, 24. 200 u. Chem. Centrlbl. 1910, II. 97. - -) Biochem. Zeitschr.
1910. 24, U-21. — 3) Att. Accad. Lincei Rom. 1910, 19, I. 339-Si4.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 247
nützlich für die Pflanze ist. Bei den in verdünnter Mangannitratlösung
gezogenen Pflanzen (Weizen und Bohnen), die sieh gut entwickelten, ent-
standen an verschiedenen Stellen deutliche Flecken, die der Vf. als
MnOg angesprochen hat. Er folgert, daß an diesen Stellen die Bindung
des Nitrat- Stickstoffs unter Zersetzung des Mangannitrats stattgefunden
haben müßte.
Die Beziehung der Salze des Calciums zur Assimilation des
Nitratstickstoffs durch grüne Pflanzen. Von V. P. Ermakov.^) —
Blätter verschiedener Pflanzenarten wurden mit ihren Stielen 1 oder 2 Tage
lang in Lösungen von Nitraten gebracht und hierauf mikrochemisch auf
Nitratgehalt geprüft. Eine Anhäufung von Nitraten wurde nur beobachtet
in den Blättern, welche kein Ca erhalten hatten. In einer anderen Ver-
suchsreihe wurden Blätter, in denen durch vorhergehendes Einstelleu in
KgO- oder NajO-Nitratlösung eine Anhäufung von Nitraten eingetreten war,
in Calciumsalze enthaltende Lösungen übertragen. Hierdurch verschwanden
die Nitrate. Der Autor schließt hieraus, daß die Gegenw^art von Calcium-
salzen für die Assimilation des Salpeterstickstoffs notwendig ist. — Zur
Ergänzung der mikrochemischen Prüfung wurden quantitative Ermittlungen
des Salpeterstickstoffs in den Blättern vorgenommen, welche die mikro-
chemischen Prüfungen bestätigten. In Gegenwart von Ca Gl, und CaSO^
assimilierten die Blätter des Weins und der Paulownia mehr als 90 ^o
der angehäuften Nitrate, während bei Abwesenheit dieser Salze nur 10
bis 15 7o assimiliert wurden. — In einer anderen Versuchsreihe wurde
durch ähnliche Versuchsanstellung die Abhängigkeit der Anhäufung von
organischem N von der Gegenwart oder Anwesenheit von Ca-Salzen derart
bestimmt, daß jedesmal von 100 im Einzelversuch angewandten in Nitrat-
lösungen gebrachten Blättern die eine Hälfte Ca- Salze erhielt, die andere
davon frei blieb. Der Gehalt an organischem N war im Mittel aller Ver-
suche in den Blättern, welche Ca -Salze erhalten hatten, etwa um 10%
vermehrt, während er in den Blättern, die keine Ca-Salze erhalten hatten,
unverändert blieb. (Kalb.)
Über die Aufnahme der Phosphorsäure durch die Pflanzen.
Von J. Pouget und D. Schuschak.-) — Nach Schloesing und Kosso-
witsch sollen Pflanzen imstande sein, die PgOg aus sehr verdünnten
Lösungen (0,5 — 2 mg p. L.) auszunutzen. Der Vf. studierte diese Frage,
indem er je 3 — 6 ca. IV.2 Monate alte Weizenpflanzen in PgOj-Lösungen
verschiedener Concentration (4 — 0,05 mg P2O5 p. L.) brachte und sie
ly — 70 Stunden darin stehen ließ. Die P2 O5 wurde in Form von
PO4HK2 gegeben; in einigen Fällen sind Ca(N03)2 (0,00112 g N p. L.)
und MgSO^ (0,006 M p. L.) hinzugefügt worden. Die Lösungen befanden
sich in 50 ccm fassenden Kölbchen. Aus den Versuchen ist zu ersehen,
daß 1. bei einer Concentration von 4 — 1 mg PgO- p. L. die Aufnahme
der P2O5 durch die Pflanze d'rect proportional der Concentration der
Lösungen vor sich geht; 2. zwischen der Verdunstung von Wasser durch
die Pflanze und der PgOj- Auf nähme beobachtet wurde; '6. die P2O5 (ein
1) Univ. Izv. [Kiev] 48 (1908), Nr. 5, Art. 3, 1—68 ; abs. in Zhur. Opuitn. Agron. (Russ. Jour.
Expt. Landw.) 10 (1909). Nr. 3, 394—396: ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 329. — =) Russ. Journ.
f. experim. Landwsch. 1910, 11, 830—831. (Vergl. Artikel ders. Vff . S. 76 dies. Jahresber.)
248 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Verhältnis zu ihrer ursprünglichen Menge) schneller aufgenommen wird
wie das Wasser, also ein Sinken der Concentration der PgOg-Lösung statt-
findet; 4. bei Concentrationen von 1,1 herab bis 0,137 mg P2O5 p. L.
eine Aufnahme von Pg O5 durch die Pflanze stattfindet, aber eine Pro-
portionalität zwischen Concentration der Lösung und der Aufnahme nicht
vorhanden; 5. bei Concentrationen von 0,1 — 0,05 und 0 mg p. L. nach
Schluß des Versuchs in den die Wurzeln umspülenden Lösungen mehr
P, O5 gefunden wurde, als ursprünglich vorhanden war. (D.)
Zur Kenntnis des Mineralstoffbedarfs von Azotobacter. Von Her-
mann Kaserer. ^) — Das Resultat dieser vorläufigen Mitteilung ist dahin
zusammenzufassen, daß das Wachstum verschiedener Bakterien bei Abwesen-
heit löslichen Eisens oder Aluminiums stets kümmerlich und nicht zu
vergleichen ist mit dem Wachstum in organischen Dekokten. Durch Zu-
satz von Silikophosphaten wurde eine günstige Wirkung erzielt. Es erscheint
somit, daß alle Bakterien einen gewissen Bedarf an Eisen und Aluminium
haben, der durch die gebräuchlichen organischen Nährböden vollkommen
gedeckt wird und auch auf eiweißfreien Nährböden erst bei Abwesenheit
organischer Säuren in Erscheinung tritt, da die organischen Säuren die
Ausfällung der in Spuren überall besonders aus dem Glase vorfindlichen
Eisen- und Aluminiumverbindungen verhindern. (Eingehende Mitteilimg
über das Thema soll in der Zeitschrift für das landwirtschaftliche Versuchs-
wesen in ()sterreich veröffentlicht werden.)
Können Bromeliaceen durch die Schuppen der Blätter Salze auf-
nehmen? Von K. Aso.2) — Der Vf. fand, daß den Schuppen der
Ananas nur die Aufgabe der Wasserregulierung zukommt, diese daher auch
nur Wasser aufnehmen können. Bei Tillandsia dagegen, die ganz in der
Luft lebt, sind die Schuppen auch befähigt, Salze aufzunehmen, die ihnen
durch Staub und Regen zugeführt werden.
Über die Salzausscheidung durch die Blätter von Statice Gmelini.
Von Johannes Schtscherback. =^) — Unter den Halophyten in der Um-
gebung von Odessa kommt hauptsächlich Vertretern der Gattung Slatice,
insbesondere Statice Gmelini die Fähigkeit zu, sich vom Überschuß der Salze
zu befreien, indem dieselben durch Secretion durch die Blätter nach außen
ausgeschieden werden. Der Vf. hat Versuche über die Faktoren der Salz-
ausscheidung angestellt, die folgendes ergaben: Die Secretion wird durch
gewisse Stoffe gefördert, durch andere gehemmt. Sulfate und Chloride von
Na, K und Mg fördern stark; Calciumverbindungen hemmen. Besonders
hemmend wirkt auch Zucker, trotzdem die Blätter in dessen Lösung längere
Zeit am Leben bleiben als in Wasser oder Salzlösungen. Die Kraft der
Secretion steht mit dem Turgordruckes in den Blattzelleu in keinem direkten
Zusammenhang.
Haben höhere Pilze Kalk nötig? Von S. Hori.*) — Es sollte
geprüft werden, ob ein Parallelisraus zwischen Pilzen und Algen auch darin
besteht, daß wie die höheren Algen auch die höheren Pilze kalkbedürftig
sind, während die niederen Pilze wie die niederen Algen ohne Kalk zu
leben vermögen. Der Kalkentzug erfolgte durch Zusatz von Kaliumoxalat
1) Der. dentsch. botan. Ges. 1910, 28. 208-212. (Ldwsch. Lab. u. Vors. -Wirtschaft d. k. k. Hoch-
schule f. Bodenkulttir in Wien.) - "-) Flora 1910, 100, 447. — 3) Ber. deutsch, botan. Ges. 1910,
28, 30—34. (Bot. Lab. d. Univ. Odessa.) - *) Flora 1910, Heft 4, 447.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 249
(0,25 und 0,5 "^/o) zur Nährlösung. Während 4 cm hohe junge Ägaricus-
exemplare in der kalkfreien Flüssigkeit schon nach 4 Tagen eingingen,
die Kontrollpflanzen jedoch normal gediehen, war bei den niederen Pilzen
Aspergillus, Penicillium eine Beeinträchtigung des Wachstums in dem
kalkfreien Substrat nicht zu beobachten. — Diese Beobachtungen machen es
wahrscheinlich, daß nur die höheren Pilze Kalk nicht entbehren können.
Weitere Mitteilungen werden in Aussicht gestellt.
Untersuchungen über die Aufnahme von stickstoffhaltigen or-
ganischen Substanzen durch die Wurzel der Phanerogamen bei
Ausschluß von Kohlensäure. Von V. Gräfe. ^) — In letzter Zeit sind
von verschiedener Seite experimentelle Untersuchungen veröffentlicht worden,
die die Mögliclikeit der Aufnahme von organischer Substanz durch höhere
Pflanzen zu erweiseu suchten. Insbesondere ist von Lefevre diese Er-
nährungsffiöglichkeit der höheren Pflanzen behauptet worden. Der Vf. hat
nun unter gewisser, zweckmäßiger Abänderung die Lefevre' sehen Ver-
suche nachgeprüft. Er ernährte Bohnenpflanzen (Phaseolus vulg.) in einer
von Lefevre vorgeschriebenen Nährlösung mit Tjn'osin, Glykokoll, Alanin,
Oxamid, Leucin als Stickstofl'quelle, verwendete aber nicht Erde als Sub-
strat, sondern die Lösung selbst. Die Versuche wurden unter möglichster
Sterilisation durchgeführt; die Kulturgefäße mit den Keimpflänzchen standen
in einer großen Schale mit Barytwasser unter einer Glocke und die zu-
geführte Luft war vollständig kohlensäurefrei. Das Resultat dieser Versuche
war nun ein vollständig entgegengesetztes dem von Lefevre gefundenen.
Die Pflanzen gingen, wenn ihre Reservestoffe aufgebraucht waren, zugrunde,
gleichgültig, ob ihnen Amide geboten waren oder nicht. Auch der Nachweis
irgend eines der dargebotenen Amide in Wurzel- und Stengelschnitten
gelang niemals, so daß ihre Aufnahme überhaupt zweifelhaft erscheint. —
Die ganze Frage nach der möglichen organischen Ernährung der höheren
Pflanzen, die ja die bisher geltende Theorie umstoßen dürfte, muß sonach
noch einer eingehenden Prüfung unterworfen werden.
Über die Assimilation des freien atmosphärischen Stickstoffs in
den Pflanzen. Von G. Briosi. ^) — Zur Prüfung der Frage, ob gewissen
Pflanzen die Fähigkeit zukommt, atmosphärischen Stickstoff ohne Mitwirkung
von Mikroorganismen zu assimilieren, hat der Vf. folgende Versuche durch-
geführt : Die Versuchsobjekte wurden in flüssigem Medium oder auf Quarz-
sand kultiviert unter Anwendung einer stickstofffreien Nährlösung und in
einer Atmosphäre, die von Mikroorganismen völlig befreit aber mit 4°/q
C'^)2 angereichert war. Die Versuche wurden sowohl auf Kryptogamen
wie Phanerogamen ausgedehnt; bei ersteren wurden die besten Resultate
mit Salvinia auriculata und Azolla carolinia erreicht. Pflänzchen mit wenig
Blättern entwickelten sich in der stickstofffreien Nährlösung gut und
gaben wie unter normalen Bedingungen mehrere Avohlausgebildete Pflanzen.
Aus 10 Blättern waren uach 8 monatiger Kultur 92, aus 200 Blättern in
einem anderen Falle 479 geworden. Von den höheren Pflanzen wuchsen
besonders gut die Wasserlinsen (Lemna). So nahm einmal Lemna major
in 41 Tagen 198^0 an Frischgewicht zu; die Stickstoffvermehruug betrug
89°/o; bei Lemna minor sogar 133%. In der stets kontrollierten Kultur-
1; Sitzungsber. Wien. Akad. 1909, US, 1135. — -') Kendic. Accnd. d. Lincei 1910, 19, 501.
250 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
flüssigkeit fanden sich weder nitrifizierende Organismen noch gebundener
Stickstoff. Auch verschiedene andere Pflanzen (Anthurium, Tradescantia,
Salvia, Begonia, Canna u. a.) absorbierten, wenn sie längere Zeit unter
einer Glocke gehalten wurden, von der abgeschlossenen Luft, wie durch
Manometer festgestellt werden konnte. Daß es sich dabei um eine Stick-
stofTassimilation handelte, erwiesen die Analysen. — Der Vf. glaubt mit
den vorliegenden Versuchen nachgewiesen zu haben, daß höhere Pflanzen
tatsächlich freien Stickstoff zu binden vermögen, daß aber nicht alle
Pflanzen gleichmäßig hierzu befähigt sind.
Studien über den Mikroorganismus, der die Leguminosenknöllchen
erzeugt und über die Stickstoffbinduug in Reinkulturen. Von G. de
Rossi. ^) — Dem Vf. ist es in seinen Versuchen nicht gelungen, in Rein-
kulturen von Bakterien, die den Leguminosenknöllchen entstammen, eine
StickstofFanreicherung festzustellen, die über die Fehlergrenzen hinaus-
gegangen wäre. Er glaubt auch, daß bei den Versuchen der Forscher,
die eine Stickstoff fixierung beobachtet haben wollen, unreine Kulturen vor-
gelegen haben.
über die Wasserstoffoxydation durch Mikroorganismen. V"on B.
Niklewski. -) — Lebedeff hatte gefunden, daß die in einer Knallgas-
atmosphäre bei Impfung mit Erde gebildete Kahmhaut einem Mikro-
organismus entstammt, den er als bewegliches, monotriches Stäbchen
beschreibt, das die Eigenschaft besitzt, Kohlenstoff aus der Kohlensäure zu
assimilieren. Die Untersuchungen des Vfs. haben nun gezeigt, daß aus
der Kahmliaut zwei Stäbchenbakterien isoliert werden konnten, die der Vf.
als Hydrogenomonas vitrea und flava bezeichnet. Er konnte weiter nach-
weisen, daß diese beiden Organismen auf eine symbiotische Wechsel-
wirkung angewiesen sind, indem sich weder der eine noch der andere
in einer Knallgasatmosphäre allein entwickeln konnte, da sie auf eine
bedeutend niedrigere Sauerstoffspaunung gestimmt sind, als sie im Knallgas
vorliegt. Beide Bakterien sind auch zu heterotropher Ernährung ohne
Wasserstoff befähigt.
Über die Vergärung der Ameisensäure durch Bac. prodigiosus.
Von Hartwig Franzen und G. Greve.^) — Die von den Vff. untersuchten
4 Arten vergären in der gleichen Zeit bei derselben Temperatur verschieilene
Mengen Ameisensäure. Jede einzelne Bakterienart vergärt bei verschiedenen
Temperaturen verschiedene Mengen Ameisensäure. Die Menge der ver-
gorenen Ameisensäure ist abhängig: vom physiologischen Zustand der betr.
Bakterie, von dessen Menge, von der Temperatur, von der Concentration
der Ameisensäure, von der Zusammensetzung der Nährlösung, von dem
Luftwechsel. Ferner stellte der Vf. fest: Die in der Bakteriologie übliche
Nährbouillon ist kein gleichmäßig zusammengestellter Nährboden und der
übliche Wattepfropfen gewährt nicht immer einen gleichmäßigen Luftwechsel.
In weiteren Mitteilungen behandelt der Vf. die Vergärung der Ameisen-
säure durch Bacillus Phlymouthensis und Bac. Kiliense.
Die Umsetzung des Phosphors in der Pflanze. A^on W. Staniszkis.^)
— Eine Untersuchung der Hirse durch alle Wachstumsperioden hindurch
1) Annal. di Botanica 1910, 7, 653. — -) Jahrb. f. wissensch. ßotan. 1910, 48, 113. — 3) Ztschr.
f. physiol. Chem. 1910. 64, 169; 67, 251: 70, 60. — *) Bul. Internat. Acad. Sei. Cracovie, Cl. Sei.
Math, et Nat. 1909, Nr. 6. 95—123, pl. 1: abs. in Jour. Chem. Soc. (London) 96 (1909', Nr. 565, II.
923, 934: ref. nach Esper. Stat. Reo. 1910, 22, 531.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 251
wurde vorgenommen, um deren P-Umsetzung festzustellen. Die Samenkörner
enthielten nur wenig P in anorganischer Bindung, und während ihrer
Entwicklung erhöhte sich der P- Gehalt mit der Zunahme des Trocken-
gewichts. Bis zur ßispenentwicklung bildeten sich nur kleine Mengen
organischen Phosphors, von da an bis zur Reife nahm die Menge von
Phosphorproteinen, besonders Phytiu bedeutend zu. Gleichzeitig wanderte
der P aus dem Halm in die Blätter. Der Höchstgehalt an Lecithin zeigte
sich in den frühen Stadien der Körnerbildung. Dabei nahm der Gehalt
an Protein ab, während der Gesamt -N zunahm. — Im reifen Hirsekorn
ergab der Befund 97% des N-Gehaltes als Protein. Während des Reifens
der Samen erhöhte sich das Verhältnis des Protein - Phosphors zu dem
Protein-N; es wurde dabei erwiesen, daß die phosphorfreien Proteine sich
in Phosphoproteine verwandelten. (Kalb.)
Untersuchungen über Stickstoffassimilation in den Laubblättern.
Von R. Otto und W. D. Kooper. i) — Zur Beantwortung der Frage, ob
die grünen Blätter der höheren Pflanzen an der Stickstoffassimilation beteiligt
seien, haben die Vff. an besonders sonnigen Tagen Blätter von Aesculus
Hippocastanum sofort nach dem Entfernen von der Pflanze, das am Morgen
6 Uhr geschah, und nach 12 stündigem Verweilen (mit den Stielen) in Wasser
(bis abends 6 Uhr) auf den Stickstoffgehalt geprüft. Die Zahlen erweisen, daß
die den Tag über mit den Stielen im Wasser gestandenen, Licht und Luft
ausgesetzten Blätter am Abend stets einen niedrigeren Stickstoffgehalt auf-
wiesen als die Morgenblätter. Hätte eine N- Assimilation stattgehabt, so
wäre eine Stickstoffzunahme, zum wenigsten ein Stickstoffgleichgewicht die
notwendige Folge gewesen. Die Vf. glauben daher bestimmt aussprechen
zu dürfen, daß die Nicht -Leguminosen (an und für sich) nicht imstande
sind, sich den Luftstickstoff dienstbar zu machen.
Studien über die Proteinbildung in reifenden Samen. Von
E. Schulze und E. Winterstein.-) — Während der Abbau der Stickstoff-
substanz im keimenden Samen schon nach vielen Gesichtspunkten klar-
gestellt ist, befindet sich unsere Kenntnis von dem Proteinaufbau im reifenden
Samen noch in den Anfangsstadien. Aus den A. Emmerling'schen^)
Arbeiten wissen wir, daß lösliches stickstoffhaltiges Material in Form von
Aminosäuren und Amiden den Samen zugeführt wiid und N. Wassilieff^)
hat vor kürzerer Zeit zeigen können, daß auch die Samenhülsen Stickstoff-
verbindungen an das reifende Korn abgeben. Die Vff. haben schon vor
längerer Zeit (1905) ähnliche Resultate bei Versuchen an Pisum sativum
eihalten, die aber erst jetzt fortgeführt und auf Phaseolus und Weizen-
körner ausgedehnt wurden. — Die Früchte wurden in den verschiedenen
Entwicklungsstadieu untersucht, indem in den voneinander getrennten
Körnern und Hülsen Protein und Nichtprotein bestimmt wurde. Die in
den Hülsen enthaltene Stickstoff menge verringert sich während des Reifens
ganz bedeutend und sinkt bis auf 30 7o der ursprünglichen Menge.
Auch das Nichtprotein zeigte nach dem Reifen bei Pisum eine starke Ab-
nahme. Die Abnahme des Ge-amtstickstoffs in den Hülsen bestätigt die
Annahme, daß die Samenhülsen der Leguminosen als Rerservestoffbeh älter
1) Ldwsch. Jahrb. 1910, 39, 999—1004. (Chem. Abt. d. V^ersuchsst. d. K. poraol. Inst. Proskau.)
— 2) Ztschr. physiol. Chem. 1910, 65. 431—476. (Agrik.-chem. Labor, d. Polytechn. Zürich.) —
3) Ldwsch. Versuchsst. 34, 1 u. 54, 215. — *) Russ. Journ. f. experim. Ldwsch. 1904, 34. (Dies.
Jahresber. 1904, 247.
252 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
dienen und daß aus ihnen Stickstoffsubstanz in die reifenden Samen über-
geht. Im reifenden Samen nimmt der Proteinstickstoff zu; aber ein Teil
cies Nichtproteins bleibt auch in den reifen Samen enthalten. — Was nun
die Art der Nicbtprotein - Stoffe anbetrifft, so konnten die Vff. feststellen,
daß in den Samen hülsen von Pisum außer größeren Mengen Asparagin
kleine Quantitäten Arginin, Histidin und Tryptophan anzutreffen waren;
auch Monoaminosäuren wurden ermittelt. Das in den Samen enthaltene
Gemisch von Nichteiweiß weicht in der Zusammensetzung stark von
dem der Hülsen ab. Es wurden gefunden: Glutamin, Tyrosin, Lysin und
Vernin; und wenn diese Stoffe vielleicht auch in den Hülsen vorhanden
sein mögen, so doch sicher in soviel geringerer Menge, daß mit Bestimmt-
heit eine Verschiedenheit zwischen Samen und Hülsen betont werden muß.
Erklären läßt sich diese merkwürdige Erscheinung vielleicht mit einer
verschieden raschen Überführung der einzelnen Stoffe zum Samen, vieDeicht
auch mit der Neubildung gewisser Verbindungen im Samen (Arginin). —
Bei Phaseolus liegen die Verhältnisse ähnlich. Milchreife Samen von
Triticum enthielten Nicbtprotein nur in höchst geringer Menge. Asparagin
konnte nicht, Arginin nur in geringer Menge und nicht mit Sicherheit nach-
gewiesen werden; Monoaminosäuren sind in geringer Menge vorhanden. —
Die Versuche, an Samen von Pisum und Phaseolus durch Autolyse die Gegen-
wart eines Asparagin spaltenden Enzymes nachzuweisen, blieben ohne Erfolg.
Über die Glycoside. Von Th. Bokorny. ^) — Der Vf. stellte in
Versuchen mit Hefe fest, daß die Glucoside (Arbutin und Salicin) außer-
ordentlich schwer in die Zelle einzudringen vermögen, womit die schon
von Pfeffer besprochene Eigenschaft der Glucoside bestätigt wird.
Über die Bildung der Aminosäuren in den Pflanzen und über
die Einwirkung von Formaldehyd auf Cyankali. Von H. Franzen.-) —
Nach M. Treub bilden sich in der Pflanze aus dem Nitratstickstoff über
Cyanwasserstoff und Aminonitrite (entstanden unter Einwirkung von Aldehyd
und Ammoniak) die Aminosäuren. Auch der Vf. führt die Bildung der
Aminosäuren auf die Einwirkung von Formaldehyd und Cyanwasserstoff
zurück und entwickelt die Bildungsart der einzelnen Aminosäuren. Aus
dem umfangreichen Material schließt der Vf. weiter, daß die Entstehung
der Pflanzensäuren nicht auf eine Ursache — Oxydation der Zucker-
arten — zurückzuführen sei, sondern daß zimi Teil auch synthetisciie
Prozesse in Frage kommen.
Der Beginn der Photosynthese und die Entwicklung des Chloro-
phylls. Von A. A. Irving.''^) — Die Versuche wurden mit Gerstenkeim-
pflanzen und abgeschnittenen Sprossen der Gerste und der Bohne (Vicia)
angestellt, um das Verhältnis der Chlorophyllmenge zur Größe der Photo-
synthese zahlenmäßig zu verfolgen. Dabei ging der Vf. von der Annahme
aus, daß der Assimilationsapparat mit Ausnahme des grünen Pigments in
den Sprossen fertig entwickelt wäre, und daß es nur des Ergrünens be-
dürfe, um ihn in Wirksamkeit treten zn lassen. Die Untersuchungen be-
standen in Messungen der Kohlensäuremengen, die bei der Atmung etio-
lierter oder ergrünender Sprosse im Licht und im Dunkeln gebildet wurden.
») Chem Zeit. 1910, 34, 1. — 2) Sitznngsber. Akad. Heidelberg 1910 u. Chem. Ctrlbl. 1910, II.
983. — 3) Aonals of Bolany 1910, 805.
B. Pflanzenwa 'hstum. 1. Physiologie. 253
Die Yersuche bestätigten nun keineswegs die Annalime des Vf., indem
nicbt nur die etiolierten Sprosse kein meßbares Assimilationsvermögen
zeigten, sondern auch Sprosse, die schon merklich ergrünt waren. Erst
wenn die Farbe deutlich grasgrün geworden war, übertraf die Menge der
im Dunkeln abgegebenen Kohlensäure die im Licht erzeugte. Der Vf.
schließt daher, daß die erste Entwicklung der Photosynthese zu der ge-
bildeten Chlorophyllmenge in keiner direkten Beziehung steht.
Über die photochemische Bildung von Formaldehyd in grünen
Pflanzen. Von S. B. Schryver. ^j — Die zahlreichen Versuche, die
unternommen wurden, um die Bayer'sche Hypothese des Assimilations-
processes experimentell zu stützen, haben bekanntlich zu eindeutigen
Resultaten nicht geführt. Die Untersuchungen des Vf. liefern einen neuen
— in jedem Fall interessanten — Beitrag zu dieser Frage. Es gelang
ihm nämlich in den meisten Chlorophyllproben die Gegenwart von Formal-
clehyd nachzuweisen. Möglich war der Nachweis nur durch eine außer-
ordentlich scharfe Formaldehydreaktion, die der Vf. wie folgt beschreibt:
Zu 10 ccm einer freien Formaldehyd enthaltenden Lösung fügt man 2 ccm
einer Iprocent., frisch bereiteten und filtrierten Lösung von Phenyl-
hydrazin hydrochlorid; darauf 1 ccm einer frischen öprocent. Kalium-
t'erricyanidlösung und 5 ccm concentrierte HCl. Bei Gegenwart geringster
Mengen Formaldehyd entsteht eine leuchtend rote Färbung von Fuchsintönung.
Die Reaktion soll bis auf 1 : 1 000000 genau sein. Ist der Formaldehyd in
gebundenem Zustand gegenwärtig, so muß nach Zusatz des Hydrazinsalzes
kurz erwärmt werden; im übrigen bleibt die Reaktion die gleiche. Das
Vorhandensein von Farbstoffen, auch von anderen Stoffen, kann die Reaktion
stören; das ist z. B. bei Chlorophyll der Fall. Der Vf. hat in seinen
Versuchen das Chlorophyll zunächst durch Lösen in Äther gereinigt. Wie
erwähnt, hat der Yf. mit dieser Methode feststellen können, daß das Chloro-
phyll Formaldehyd in gebundenem Zustand enthält und daß sich in dünnen
Chlorophyllschichten Formaldehyd im Sonnenlicht bildet; im Dunkel unter-
blieb diese Bildung. — Der Vf. leitet daraus ab: Die Zuckersynthese geht
über das — physiologisch unschädliche — Chlorophyll -l'ormaldehyd-
additionsprodukt. In dem Maße, wie Formaldehyd zur Zuckerbildung ver-
braucht wird, regeneriert das Additionsprodukt, ein Vorgang, der sich im
Sonnenlicht und bei Gegenwart von Kohlensäure wahrscheinlich ununter-
brochen abspielt.
Über die Entwicklung der Phosphor- und Mineralsubstanz in
den Blättern der ausdauernden Pflanzen. Von G. Andre.-) — In
Verfolg früherer Arbeiten über die Wandlungen der Stickstoffsubstanz in
den Blättern (vergl. Jahresber. 1909, 183) hat der Verfasser seine Unter-
suchungen auf die Phosphorsubstanz ausgedehnt. Dieselben Blätter der
Kastanie wiesen folgenden Gehalt an Gesamtphosphor auf:
13. Mai 12. Juni 15. Juli 17. Aug. 21. Sept. 25. Okt.
Auf 100 Tr.-S 1,22 0,93 0,öl 0,81 0,76 0,74
Gegen den Juli findet also eine beträchtliche Verminderung der
Phosphorsäure statt, d. h. etwa um die gleiche Zeit, zu welcher die
1) Proc. Boyal. Soc. London sor. B. 1910, 82, 226—232. - =) Compt. rend. 1909, 149, 45-48.
254
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Wanderung des Stickstoffs nach den Blütenorganen einsetzt. Von dieser
Phosphorsäure war folgender Anteil in Wasser loslich (°/o von Gesamt-
phosphorsäure) :
13. Mai 12. Juni 15. Juli 17. Aug. 21. Sept. 25. Okt.
19,67 25,80 19.34 4,44 6,71 2,56
Durch die Wanderung wird — - wie vorauszusehen war — die
lösliche P.2O5 stark verringert und der Gehalt steigt auch zunächst nicht
wieder an. Dagegen vermehren sich die complexen Phosphorverbindungen
organischer Natur (Lecithine, Phosphatide) und erreichen zur Zeit der Blüte
den höchsten Stand. — Der Aschengehalt der Blätter war in allen Ent-
wicklungsperioden ziemlich niedrig und zeigte nur geringe Schwankungen
im Gegensatz zu den Blättern der einjährigen Pflanzen, deren Aschengehalt in
der Regel ziemlich hoch und ausgesprochenen Schwankungen ausgesetzt ist.
Gesamtasche in 100 T.
(z. d. gleichen Zeiten) 4.92 5,63 5,26 5,72 6,47
Hinsichtlich der Zusammensetzung der Asche verhalten
Kastanienblätter ähnlich denen einjähriger Pflanzen:
im T^ A V, J H,PO, 24,93 16,53 11,19 14.19
iw 1. Ascüe I (^^Q 11,52 14,92 19,29 25,82
(z. d. gleichen i ^^^q j- gg jy 53 22,57 26,68
Zeiten] y ^q 26,72 26,12 26,25 24,55
Kalk und Magnesia häufen sich somit in den Blättern mit zunehmendem
Alter an, Kali zeigt eine stetige, wenn auch geringe Abnahme. Der Kiesel-
säuregehalt betrug am 13. Mai 4,73%. am 25. Okt. 7,68%.
Der organisch gebundene Phosphor in reifen Samen und seine
Beziehung zu dem Amidstickstoff und den anderen stickstoffhaltigen
Nichteiweißstoffen. Von A. Parrozzani. ^) — Die Versuche wurden mit
ausgereiften Maissamen verschieden gedüngter Pflanzen ausgeführt. Be-
stimmt wurden Gesamt-, Eiweiß, -Amid, -Aminosäure, -Stickstoff und Gesamt-
Nuklein, -Lecithin, -Phosphor und der Phosphorgehalt der Posternackschen
Säure. — Die Ergebnisse waren folgende: Vergleicht man den Gehalt der
Samen an Amidstickstoff" mit dem Gehalt an Phosphor, so läßt sich ein
bestimmtes, konstantes Verhältnis nicht ableiten. Bezieht man aber den
Amidstickstoff auf 100 des gesamten nichteiweißartigen Stickstoffs, so
findet sich mit einer Ausnahme das konstante Verhältnis, daß die Phosphor-
zunahme der Zunahme des Amid Stickstoffs parallel geht. Eine noch voll-
kommenere Parallele ergibt sich, wenn man die einzelnen Phosphorformen
auf 100 des Gesamt -Phosphors bezieht:
11,75
26,14
26,54
21,87
5,51
sich die
13,53
26,07
25,18
20,24
Mineral -Phosphat
XaNOg
(NH4)
,so.
K2SO4
KCl
1
2 I 3
4
5
6
7
8 1 9
10
11
Organischer |
P 7o von {
Gesamt -PjOl
d. Posternackschen
Säure ....
72
75
81
55
60
57
59
61
65
55
57
der Nukleine . .
16
13
11
30
29
26 1
26
21
23
36
27
der Lecithine . .
3,3
3,4
3,7
4,8
5,2
3,4
3,9
2,8
3,6
2,5
4,2
Amid-N % d
Nichteiweiß - N
35
49
50
60
70
40
53
30
36
39
44
Hier beobachtet man bei allen Formen ein paralleles Anwachsen. Nur
der Nukleinphosphor unterliegt Schwankungen.
») Staz. sperim. agrar. ital. 1909, 42, 890—901.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie.
255
Über den Einfluß der Kalisalze auf die Bildung des Rohrzuckers
in den Samen. Von G. de Plato. ^) — Der Vf. hat Zuckererbsen auf
zwei ganz verschiedenen Böden, einem Kalkboden und einem saudigen
Tonboden, kultiviert, um den Einfluß der verschiedenen Zusammensetzung
des Bodens auf die Ausbildung der Kohlehydrate zu verfolgen. Es enthielt:
P2O5 K2O CaCOä N Wasser hygroskop.
Boden A . . %o 5,1 18,0 370,0 5,7 9.5
Boden B . . %o 3,2 5,9 27,8 4,0 14,2
Die Entwicklung der Pflanzen war in beiden Fällen eine üppige-
Die Samen wurden in unreifem und reifem Zustand untersucht.
-S
^
1 u
CD
J3
0
i?
N-Sb
0
II
Asc
Gluc
5,43
1,28 1,31
0,91
2,90
5,49
5,35
5,79
1,35
1,25
0,96
2,53
7.10
5,74
7,67 2,36
1,49 0,79
0,98
1,22
3.85
8,17
2,54
1,50
0,98
0,85
1,72
4,40
Ö-i
A I ^"f ^f
\ reif
g i unreif
\ reif
s s r 77,33
.2 5 j 75,28
^1 I 81,64
'OM I
79,84
23,95
23,42
41,77
40,52
60,60
62,17
32,95
34,57
Die Zahlen erweisen, daß die auf dem kali- und kalkreichen Boden
gewachsenen Pflanzen in den Samen mehr Kohlehydrate, insbesondere
Rohrzucker und weniger stickstoffhaltige Stoffe, ferner, wie die Unter-
suchung der Asche erwies, mehr KgO, CaO und MgO speicherten als die
Pflanzen des Tonbodens.
Erbsenasche CaU MgO PaOg KgO
vom Boden A . . 6,77 6,90 27,65 49,80
„ B . . 3,71 5,14 41,96 38,04
Der Vf. möchte daraus ableiten, daß das Kalium die Bildung der
Kohlehydrate begünstigt, während dem Magnesium eine große Rolle bei
dem Transport und der Ablagerung dieser Stoffe in den Samen zukommt;
Calcium befördert die Entstehung der organischen Salze.
Beiträge zur Kenntnis der Lebensvorgänge in ruhenden Pflanzen-
teilen. V^n H. Müller -Thurgau imd O. Schneider - Orelli. -) — Die
Vff. untersuchten den Einfluß des Ätherisierens und der Erwärmung auf
die Atmung und die chemischen Umsetzungen bei Kartoffelknollen und
Maihlumenkeimen. Durch das Ätherisieren wurde die Atmung der Kartoffeln
gesteigert; eine solche Atmungssteigerung tritt auch unter natürlichen
Verhältnissen als Alterserscheinung ein, die Vf. nehmen somit an, daß der
Äther vorübergehend schwächend auf den Protoplasten wirkt. Vorüber-
gehende Erwärmung führte bei mehr als 35° gleichfalls eine Atinungs-
steigerung herbei; die chemische Zusammensetzung wird dabei bedeutend
beeinflußt. Die statischen Enzyme die bei keimenden Knollen schon öfter
beobachtet sind, finden sich auch in der ruhenden Kartoffel und in
Convalariakeimlingen.
Über die synthetische Asparaginbildung in den Pflanzen. Von
D. Prianischnikow und J. Schulow.^) — Die Ansichten über die Her-
kunft des in den Pflanzen angetroffenen Asparagins haben in neuerer Zeit
1) Staz. sperim. agrar. ital, 1910, 43, 97—104. (R. Staz. Chim. Agrar. Sperim. Roma.) — ") Flora
1910, 309. — 5) Ber. deutsch, botan. Ges. 1910, 28, 253—264. Moskau, Ldwsch. Inst.
256 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
eine grundsätzliche Änderung erfahren. Man nimmt heute auf Grund der
Arbeiten von E. Schulze, dem Vf. und anderen an, daß Asparagin nicht
als Spaltungsprodukt des Eiweißes, sondern als ein sekundäres s^nithetisches
Produkt aus Ammoniumverbindungen entsteht. Während nun aber der
Nachweis, daß heim Eiweißzerfall Asparagin nicht auftritt, durch ver-
schiedene Arbeiten geführt wurde, liegen zur Bestätigung der Ansicht einer
Asparaginbildung aus Ammoniumsalzen nur Mitteilungen von japanischen
Forschern vor, die eben der Vf. hinsichtlich ihrer Resultate in Frage zieht.
Seine eignen hierauf bezüglichen Versuche sollten zunächst erweisen, oB
bei Aufnahme von Ammoniurasalz durch die Pflanze der Asparagingehalt
zunimmt. Die ersten Versuche mit Erbsen gaben ein vollständig negatives
Resultat; allerdings war an der Gesamtstickstoff bi (an z zu erkennen, daß
überhaupt keine wesentliche Ammoniumsalzaufnahme stattgefunden hatte.
Dagegen gaben die Versuche mit Gerste Zahlen, die eine Synthese des
Asparagins in der Pflanze durchaus wahrscheinlich machen. Die absoluten
Werte, für 100 Keimlinge berechnet, waren:
Gesamt Eiweiß Asparagin Ammon-Stickstoff
in Wasser . . mg 145,83 61.78 36,67 0,55
in NH.Cl . . ,, 161,50 61.49 56,41 0,89
Man erkennt nicht nur eine stark vermehrte Asparaginbildung bei
Darreichung von Ammonchlorid, sondern auch eine Vergrößerung des
Gesamtstickstoffs von nahezu der gleichen Höhe, wie sie durch den Asparagin-
zuwachs bedingt wird. Immerhin blieb aufzuklären, auf welche Ursachen
das negative Resultat bei der Erbse zurückzuführen sei. Aus der Über-
legung heraus, daß die Erbse gegen ein saures Medium viel empindlicher
ist als die Gerste — und das mußte bei der Aufnahme von Ammoniak
aus Chlorammonium vorliegen — versuchten die Vff. durch Zusatz von
Kreide die Säure zu neutralisieren und setzten, da Kalk auf die Entwick-
lung der Erbse an und für sich günstig wirkt, in einem w^eitereu Versuch
noch Gyps zu. Bei diesen Versuchen konnte auch für Erbsen eine erhöhte
Asparaginbildung nachgewiesen werden. Die Vff. können damit bestätigen,
daß sich das Asparagin in der Pflanze — wie Loew und Suzuki voraus-
gesetzt haben — durch Synthese aus Ammoniak Verbindungen bilden kann;
die Bedingungen für die Intensität dieses Processes sind allerdings bei
den verschiedenen Pflanzen nicht gleich günstige.
Die Concentration des Asparagins in verschiedenen Teilen der
Keimlinge von Vicia faba. Von Lydia Krestovnikova. i) — Versuche
von Prianischnikow haben erwiesen, daß mit zunehmender Entwicklung
die Concentration des Asparagins in Keimlingen größer wird als in dem
Cotyledon. Der vorliegende Versuch wurde unternommen, um zu bestimmen,
ob die Concentration des Asparagins dieselbe ist in den oberen wie in den
unteren Partien des Keimlings. Im Sand gekeimte. Bohnen wurden in
von destilliertem Wasser benetzten Tüll gebracht. Nach 14 Tagen wurden
die Cotyledonen und Würzelchen von der Keimpflanze getrennt und der
Asparagingehalt der oberen und unteren Stengelteiichen bestimmt. Es
wurde kein Unterschied im Asparagingehalt der oberen und unteren Teile
1) Izv. Moskov. Selsk. Khoz. Inst. (Ann. Inst. Agron. Moscou) 15 (1909), Nr. 2, 235-237: ref.
nach Exper. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 229.
A. Quellen der Pflanzenernährung. 1. Physiologie. 257
der 14 Tage alten Stengel beobachtet, während die Schwankungen zwischen
den einzelnen Individuen beträchtlich waren. Es ergaben sich aus den Be-
stimmungen im ganzen so geringe Unterschiede, daß sie als belanglos an-
zusehen sind. (Kalb.)
Über die Wandlungen des Stärke- und Fettgehaltes der Pflanzen,
insbesondere der Bäume. Von Friedr. Weber. ^) — Es gibt eine An-
zahl von Holzgewächsen, bei denen der Stärkegebalt während des Winters
nur in der Rinde schwindet, während im Holz höchstens eine schwache
Abnahme auftritt (Stärkebäume); andere wiederum sind im Winter sowohl
im Holz wie in der Rinde stärkefrei; führen aber mehr oder weniger
reichliche Mengen Fett (Fettbäume). Die Herkunft dieses Fettes ist noch
nicht erwiesen, zumal Niklewski festgestellt hat, daß eine direkte Um-
wandlung der Stärke in Fett nicht statthat. — Die Untersuchungen des
Vfs. erstreckten sich zunächst auf den Einfluß, welchen die Temperatur
auf die Reservestoffwandlungen im Laufe der ganzen Jahresperiode ausübt;
als Versuchspflanze diente hierfür der Fetthaum: Linde. Weitere Versuche
galten der Feststellung des Stärke- und Fettgehaltes verschiedener Pflanzen
zu verschiedenen Zeiten der Jahresperiode. Hierbei wurden geprüft: Linde,
Birke, Pappel, Buche und mehrere andere. Als Resultat der Untersuchungen
ist folgendes festzustellen: Der Proceß der Stärkebildung in den Ästen
der Fettbäume (Linde) ist nicht periodisch; die Fähigkeit dazu ist vielmehr
während des ganzen Jahres vorhanden. Niedere Temperaturen wirken
hemmend auf diesen Vorgang. Der Proceß der Stärkelösung ist dagegen
als ein periodischer aufzufassen; die Fähigkeit hierzu fehlt in der ersten
Sommerhälfte. Die Temperatur spielt hierbei keine wesentliche Rolle.
Auch der Proceß der Fettbildung stellte sich bei den geprüften Gewächsen
als periodisch und von der Temperatur unabhängig heraus. Einen direkten
Zusammenhang zwischen Stärke- und Fettbildung hat auch der Vf. nicht
feststellen können. Daß das Fett als Schutzmittel gegen die Kälte gebildet
•wird, scheint nach den vorliegenden Untersuchungen nicht wahrscheinlich.
Der Vf. ist vielmehr der Ansicht, daß das Fett im Vergleich zur Stärke
die stabilere Form des Reservestotfes repräsentiert.
Abnorme Stärkeansammlung in vergilbten Fichtennadeln. Von
F. W. Neger. 2) — In verbreiteter Weise wurden im Herbst 1909 Fichten-
zweige beobachtet, deren Nadeln eine auffallende Gelbfärbung aufwiesen.
Die Farbe, welche die kranken Triebe annehmen, schwankt zwischen gelb-
grün, graugelb und reinstem citronengelb ; es ist, bemerkt der Vf., wie
■wenn die betreffenden Nadeln des grünen Anteils des Chlorophylls beraubt
worden wären und nur den gelben Anteil, das Etiolin, behalten hätten.
An der Oberseite der Nadeln ist die Vergilbung meist ausgesprochener,
■während die Unterseite häufig ins Grüne spielt. Daß die Vergilbung keine
auf Parasiten zurückführende Krankheit ist, kann keinem Zweifel unterliegen,
da niemals von Mycel u. a. eine Spur aufzufinden war. Der Umstand,
daß stets nur die letzten oder vorletzten Triebe die Vergilbuug zeigen,
spricht dafür, daß die Krankheit mit der Trockenheit des letzten Winters
in irgend welchen Zusammenhang steht. Die mikroskopische Untersuchung
der vergilbten Nadeln zeigte nun, daß die Zellen dicht mit Stärke erfüllt
1) Siteungsber. "Wiener Akad. 1909, 118, 967; nach Naturw. Rundsch. — -) Naturwsch. Ztschr,
f. Forst- u. Ldwsch. 1910, 8, 44—49.
Jahresbericht 1910. 17
258 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
sind, so daß ein Querschnitt einer vergilbten Fichtennadel nach Behandlung^
mit Jod schwarz erscheint, nur die Zellwände und das Grefäßbündel sind
weiß. Alle Zellen eines Querschnitts, auch das Lumen der Epidermis-
und Hypodermzellen sind, nach Jodbehandlung, mit dunkelblauen Körnern
erfüllt. Das Bild macht den Eindruck, als ob die Assimilationsgewebezellen,
sowie auch die Parenchymzellen des Centralstranges über und über mit
Stärkekörnern verpackt sind. Diese Reaktion trat aber stets nur an den
gelben Nadeln oder vergilbten Stellen teilweise noch grüner Nadeln ein.
Diese Stärkeanhäufung ist offenbar eine Begleiterscheinung (Ursache oder
Folge?) der Nadelvergilbung. Da nun die Fichte naturgemäß in ihren
Nadeln nur Zucker speichern dürfte, so ist das Auftreten großer Mengen
von Stärke in den Fichtennadeln daher wohl als eine tiefgreifende Störung
der normalen Lebensfunktion aufzufassen. Und diese Störung ist die
Folge einer Kältestarre. Der Höhepunkt der Stärkeansammlung trat
gegen Ende Oktober zur Zeit plötzlich gesunkener Temperatur ein, welche
eine Ableitung der Assimilate zeitweise verhinderte. (Weitere Ausführungen
des Vfs. sind in der Orig.-Abhandl. zu ersehen.) (D.)
Abnahme und Rückwanderung der Stickstoffverbindungen aus
den Blättern während der Nacht sowie zur herbsth'chen Rückwanderung
von Stickstoff Verbindungen aus den Blättern. Von R, Otto und W. D.
Kooper. ^) — In Verfolg früherer Untersuchungen haben die Vff. an einem
größeren Material die Stickstoffwanderung in den Blättern zu verschiedenen
Tages- und Jahreszeiten beobachtet. Als Versuchsmaterial dienten Laub-
blätter von Aesculus Hippocastanum, Syringa vulg., Phlox Drumoudi,
Philadelphus coronar., Sambucus nigra. Es konnte festgestellt werden, daß
in den verschiedensten Vegetationsperioden die Blätter an jedem Abend
stickstoffreicher sind als am darauffolgenden Morgen. Es scheint also, —
die Versuche bestätigen frühere Resultate — daß tatsächlich des Nachts
eine Rückwanderung oder eine Abfuhr von Stickstoffsubstanz nach anderen
Organen der Pflanze erfolgt. Bei Sambucus sind die Unterschiede zwischen
Morgen- und Abendblatt besonders in den Monaten Juni — Juli sehr groß ;
später gleichen sie sich wieder mehr aus. Es wurde ferner festgestellt,
daß der Gehalt der Blätter an Stickstoffverbindungen in den ersten Ent-
wicklungsstadien (April — Mai) am höchsten ist und daß er dann allmählich
und kontinuierlich bis zum Absterben der Blätter abnimmt.
Der Ursprung und die physiologische Funktion der Pentosane in
Pflanzen. Von C. Ravenna und O. Cereser.-) — Bei einem Versuche
mit Bohnen zeigte sich, daß keine bemerkenswerte Schwankung im Gehalte
an Pentosanen während der Tätigkeit des Chlorophj^lls bestand. Im Dunkel,
bei verminderter Tätigkeit des Chlorophylls, wurden beträchtliche Schwan-
kungen konstatiert, die bisweilen in einer Zunahme, bisweilen in einer
Abnahme des vorher ermittelten Betrages bestanden. Wenn als Kohlehydrat-
nahrung ausschließlich Glucose dargereicht wurde, vermehrte sich der
Gehalt an Pentosanen beträchtlich, besonders im Lichte. Bei Be-
einträchtigung der Funktion des Chlorophylls für längere Zeit, sank der
Betrag an Pentosanen. Die Vff\ schließen, daß die einfachen Zucker weit
') Ldwsch. Jahrb. 1910, 39, 167. — 2) Atti R. Accad. Lincw. Rend. Cl. Sei. PHs., Mat. e Nat.,
6. ser., 18 (1909), U. Nr. 6, 177—183; abs. in Jonr. Chem. Soc. [London], 96 (1909), Nr. 566, II. 1046,
1047; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22, 721.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 259
mehr als die komplexen Kohlehydrate die Bildung der Pentosane beeinflussen,
und daß diese als Reservematerial dienen können, wenn das schneller ver-
wendbare Nährmaterial erschöpft ist. (Kalb).
Über die Entwicklung der Zwiebelgewächse; Schwankungen im
Gewicht der Trockensubstanz. Von G. Andre. ^) — Man weiß, daß
Zwiebeln, z. B. auch die gewöhnliche Speisezwiebel, wenn sie im ersten
Yegetationsjahr nicht zur Reife gelangt sind, wachsen und größer werden,
wenn man sie im folgenden Frühjahr wieder in die Erde bringt. Zum
Verfolg dieses Vegetationsverlaufes und der Ernährungserscheinungen hat
der Vf. folgende Versuche angestellt: Speisezwiebeln mittleren ümfanges
wurden im April in gute Erde gesetzt; sie entwickelten sich, trieben
sogar einen Schaft mit Blüten und Früchten. In der ersten Zeit der Ent-
wicklung nahm die Zwiebel etwas an Gewicht ab, da sie sich au der
Ernährung der oberirdischen Teile der Pflanze beteiligte. Sobald aber die
Assimilation begann, vermehrte sich das Gewicht durch Zufuhr neuer
Substanz aus den oberirdischen Teilen, die also zu gleicher Zeit die sich
ausbildenden und reifenden Samen imd die Zwiebel mit Substanz versorgten.
Zahlenmäßig gestaltet sich der Verlauf der Entwicklung folgendermaßen : ^)
Substanz • , Tr.-S.- -rxr
j. . r . 1 Asche . , Wasser
frisch trocken Asche
g g g g Vo
Anfangs (13. April) 100 Zwiebeln 1 255 147,09 10,11 136,98 88,28
/oberirdische 4 808 315,50 40,73 271,77 93,44
\ unterirdische 1750 127,50 17,43 110,07 92,72
/oberirdische 12 494 860,88 83,68 777,20 93,11
\ unterirdische 4 894 474,74 33,47 441,27 90,30
TII. Stad. 26. Juli /oberirdische 13 356 1064,49 98,89 965,60 92,03
(Blüte) \ unterirdische 5 321 576,25 46,45 529,80 89,17
IV. Stad. 3. Sept./ oberirdische 11189 994,77 108,80 885,97 91,11
(Fruchtbildung) \ unterirdische 5 040 517.46 44,19 473,27 89.74
Aus den Zahlen ist abzuleiten : Zur Zeit der Blüte erreichen Trocken-
substanz- und Wassergehalt ihren Höhepunkt; zur Zeit der Samenreife hat
das Gewicht beider abgenommen, w^as auf Rechnung der Atmuugsvorgänge
zu setzen ist. Von der Blüte bis zur Samenreife scheint die Substanz-
wanderung zAvischen dem ober- und unterirdischen Teil der Pflanze all-
mählich aufzuhören; die Pflanze verbraucht also für die Samenreife die in
ihrem Schaft enthaltenen Reservestoffe. — In einem späteren Artikel 3)
berichtet der Vf. über den Gehalt der ober- und unterirdischen Teile der
Zwiebelpflanze an N, PO4H3, CaO, MgO, KgO und schließt aus dem Er-
gebnis, daß sich der unterirdische Teil anfänglich an der mineralischen
und organischen Ernährung des oberirdischen Teiles beteiligt, daß sich
diese Abgabe aber späterhin, etwa 6 Wochen nach dem Setzen der Zwiebel
durch Aufnahme von Näbrstofi"en ergänzt; daß von da ab eine regelmäßige
Zunahme der gesamten Mineralstoffe in den Teilen unter und über der
Erde stattfindet. Diese MineralstofFe steigen zunächst und zumeist in
Blätter und Schaft, wo sie verarbeitet werden, um dann in die Zwiebel
zurückzuwandern. Gleich nach der Blüte hört diese Rückwanderung auf,
I. Stad. 27. Mai
II. Stad. 24. Juni
1) Conipt. rend. 1910, 150, 545—5-17, — ^) Die in der zweiten, dritten und vierten senkrechten
Zahlenreihe 3- und 4stölligen Brüche wurden vom Ref. auf 2 Stellen gekürzt. — s) Compt. rend. 1910,
150, 713—715.
17*
260 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
so daß in dieser Wachstumsperiode die mioeralischen uud organischen
Reservestoffe des Schaftes nach den Samen hin gebracht werden und die
Ernährung der Zwiebel zum Stillstand kommt. (D.)
Zur Atmung der Weizenkeime. Von Katharina Galitzky und Vera
Wassiljeff. ^) — Die Vff. haben in Verfolg früherer Beobachtungen
Palladins'2), daß Weizenkeime in ihrem Extrakt lebhafter atmen als in
Wasser, die Wirkung verschiedener Pflanzenextrakte und bestimmter anderer
Substanzen auf die Atmung der Weizenkeime studieren wollen. Es wurde
zunächst bestätigt, daß gekochte Extrakte von Weizenkeimen, Weizen- und
Erbsensamen die Atmung lebender oder mit Aceton getöteter Weizenkeime
steigern. Die Ursache dieser stimulierenden Wirkung kann in Substanzen
zu suchen sein, die ein Nährmaterial darstellen, oder auch als Coenzyme
wirken. Aufgeklärt haben die Vff. das nicht, sie haben aber den Einfluß
einer Reihe von Substanzen auf ihre Wirkung geprüft. Dabei ergab sieh,
daß Milchsäuresalze und Pepton keine Steigerung bedingen. Mono- und
Disaccharide — Lactose ausgenommen — steigern die Atmung aber weit
schwächer als die benutzten Extrakte; Arabinose wirkte allerdings sehr
stark. Neutrale Mineralsalze sind wirkungslos, nur Ferrosalze stimulieien
kräftig. Wenn es auch scheint, daß es sich bei der stimulierenden
Wirkung der Extrakte nicht um den Einfluß von Nährsubstanzen handelt,
so kann andrerseits die Frage auch nicht als geklärt gelten.
pber den respiratorischen Gaswechsel der oberirdischen vege-
tativen Organe der Gefäßpflanzen. Von G. Nicolas.^) — Der Vf.
hatte früher beobachtet, daß die Blattspreite sich von den anderen ober-
irdischen Vegetativorganen sehr stark durch die Energie der in derselben
stattfindenden Oxydationen und durch den geringen Wert der Quotienten
^ und — (n = normale, i = intramolekulare Atmung) unterscheidet.
Die Ursache hierfür ist fraglos in der besseren Circulation der Gase, die
durch Spaltöffnungen und Intercellularräume begünstigt wird, zu suchen.
Mangin hat nachgewiesen, daß durch teilweises oder vollständiges Ver-
stopfen der Spaltöffnungen mit Glyceringelatine eine Verminderung der
Atmungsintensität statthat. Der Vf. bediente sich beim weiteren Studium
dieser Frage einfacher Vaseline. An einem abgeschnittenen Zweige wurden
mehrere Blätter an der Unterseite mit Vaselin bestrichen und der Zweig
mit seinem Ende in Wasser tauchend 2 — 3 Stunden im Dunkel gehalten.
Dann wurden die Blattspreiten losgelöst und eine möglichst gleiche Menge
mit Vaselin behandelter und gewöhnlicher Blätter zur Messung der normalen
Atmung mit einem bekannten Volum mit Feuchtigkeit gesättigter Luft ins
Dunkel gestellt. Bei Messung der intramolekularen Atmung wurde ein
zweiter Teil in der Wasser Stoffatmosphäre gehalten. — Die Versuche er-
gaben nun, daß die Unterschiede der Atmungsenergie zwischen den ge-
wöhnlichen und bestrichenen Blattspreiten etwa die gleichen waren, wMe
sie zwischen ersteren und den anderen vegetativen Organen (Stengel,
Blattstiel) bestehen. Die Versuche erweisen daher, daß tatsächlich die
geringere Gascirculation bei Stengel, Stielen u. dergl. die soviel geringere
Atmungstätigkeit dieser Organe gegenüber der Blattspreite bedingt.
1) Ber. deutsch, botan. Ges. 1910, 28, 182—187. Charkow, Pflanzenphysiol. Laborat. Vorl. Mitt.
— 2) Ztschr. f. physiol. Chem. 1906, 47. — ^) Compt. rond. 1909, 148, 1333—1336.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 261
Experimentelle Untersuchungen über pflanzliche Assimilation
und Respiration in der freien Luft. Yen D. Thoday.i) — Mittels der
vom Vf. modifizierten Sachs 'sehen Methode wurde die Menge des von
den Pflanzenblättern im hellen Sonnenschein assimilierten Kohlendioxyds
in der Weise bestimmt, daß man die Zunahme an Trockensubstanz nach
1/2 Stunde ermittelte. Als Versuchsmaterial dienten Helianthus - Blätter,
die vom Stamm abgelöst wurden und Blätter von Catalpa bignonioides, die
am Stamm verblieben. Bei Helianthus betrug die Zunahme 0,017 g
pro qdm Blattfläche; bei Catalpa 0,005—0,006 g.
Über die Wirkung nützlicher und schädlicher Reizmittel auf die
Atmungsprocesse der Pflanzen. Von N, Iwanow. 2) — Die Atmungs-
vorgänge der Pflanzen werden einerseits durch Nährstoffe, andererseits
durch Gifte gereizt; die durch die verschiedenen Stoffe ausgelösten
chemischen Processe sind jedoch sehr abweichende. So üben die
Phosphate auf die Atmung lebender Pflanzen keinen merklichen Einfluß
aus, wohingegen abgetötete Pflanzen stark gereizt werden. Andrerseits
wirken Selen- und Blausäuresalze auf lebende Pflanzen intensiv reizend,
während wiederum tote Pflanzen indifferent bleiben oder in der Atmung
stark herabgedrückt werden.
Über den Vorgang der Zuckeroxydation bei der Pflanzenatmung.
Von S. Kostytschew. 3) — Die theoretische Grundlage für die folgenden
Versuche des Vf. muß hier kurz entwickelt werden; sie ist folgende:
Die klassischen Untersuchungen von Bach und Chodat^), Engler^) u. a.
haben erwiesen, daß die physiologische Oxydation sich im wesentlichen
nach folgendem Schema vollzieht: Der molekulare Sauerstoff (ungesättigte
Moleküle — 0 — 0 — ) wird von den in den Pflanzengeweben vorhandenen
autoxydablen Stoffen unter Bildung peroxydartiger Verbindungen (Oxy-
genasen, Moloxyde) aufgenommen. Diese Peroxyde haben ein höheres
Oxydationspoteutial als der molekulare Sauerstoff, sie können also Stoffe
oxydieren, welche molekularen Sauerstoff nicht oder kaum binden; diese
Stoffe nennt man die Acceptoren. Nun besteht aber noch die Möglichkeit,
daß das Oxydationspotential erhöht wird durch Bildung von sekundären
Peroxyden (Peroxydasen), die durch ümlagerung der primären Oxygenasen
entstehen. Diese Peroxydasen oxydieren Stoffe, die die Oxygenasen intakt
lassen. Die Oxygenasen bilden mit den Peroxydasen zusammen die oxy-
dierenden Enzyme der Pflanzen, die Oxydasen. Die Anwendung dieser
Beziehungen auf die Pflanzenatmung führt nun zu folgender Überlegung.
Es ist bekannt, daß als Atraimgsmaterial in der Hauptsache Kohlehydrate
und zwar Hexosen dienen, die zu Kohlendioxyd und Wasser verbrannt
werden. Die Aufnahme und Aktivierung des Luft Sauerstoffs ist somit die
erste Phase der Sauerstoffatmung. Der weitere Verlauf der Atmung müßte
der sein, daß Zucker durch Oxygenasen und Peroxydasen aufgespalten
wird; dazu sind die bisher in den Pflanzen aufgefundenen Oxydations-
enzyme nicht imstande. Es muß daher das Atmungsmaterial in den
Pflanzen in einen Zustand übergeführt werden, in dem es durch die oxy-
dierenden Enzyme angegriffen wird. Das ist nun, wie der Vf. in der
1) Proc. Royal. Soc. London Ser. B. 82. 421—450; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1910, II. 1065. —
2) Bull. Acad. St. Petersb. 1910, 571-581; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1910, II. 97. — s) Ztschr physiol.
Chem. 1910, 67, 116-1.37. Pflanzenphysiol. Laborat. d. Univ. St. Petersburg. — <) Compt. rend. 1897,
124, 951. — S) Chem. Ber. 1897, 30, 1669 u. folg.
262 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
vorliegenden Arbeit erwiesen hat, der Abbau durch Gärungsfermente, die
in den Pflanzen ja immer enthalten sind. Es sind jedoch keineswegs die
Endprodukte der Alkoholgärung, sondern die Zwischenprodukte — über
deren Natur bekanntlich keine bestimmten Erfahrungen vorliegen — , die
das geeignete Betriebsmaterial liefern. Der Yf. hat nämlich auf die Frage,
ob in fermentativ vergorenen Zuckerlösungen leicht oxydierbare Stoffe vor-
handen sind, positive Antwort erhalten. Er studierte die Einwirkung des
Wasserstoffsuperoxyds auf eine durch Hefauol (abgetötete Hefe) vergorene
zuckerfreie Flüssigkeit bei Gegenwart von Eisensulfat (dem eine der Per-
oxydase analoge Wirkung zukommt) und es ergab sich eine starke in der
Intensität von der Eisensulfatmenge abhängige Kohlensäurebildung. Es
wurde aber weiter festgestellt, daß durch das System Hydroperoxyd
-j- Eisensulfat auch Glukose verbrannt wird und es blieb somit noch die Frage
zu lösen, ob auch die Peroxydase die Zwischenprodukte der alkoholischen
Gärung zu oxydieren vermag; die Peroxydase wurde nach dem Vorgänge
von Chodat aus Weizenkeimlingen isoliert. Die Lösung der Gärungs-
produkte wurde wiederum durch Hefanol erzielt; da Glukose von Hydro-
peroxyd -f- Peroxydase nicht angegriffen wird, so konnte die Gärzeit auf
1 — 3 Stunden beschränkt werden, wodurch besonders labile, primäre Spalt-
produkte erhalten wurden. Die Versuche ergaben ein und dasselbe
Resultat: nur die Zwischenprodukte der Alkoholgärung sind durch Per-
oxydase unter Bildung bedeutender COg -Mengen oxydierbar. Es ist somit
zum erstenmal gelungen, ein oxydierendes Pflanzenferment für
die Verbrennung der Produkte des pflanzlichen Stoffwechsels mit Erfolg
anzuwenden, und den Nachweis zu führen, daß die Peroxydase am
Atmungsproceß direkt beteiligt ist. Daß bei den Versuchen die Oxygenase
durch Hydroperoxyd ersetzt war, glaubt der Vf. für unwichtig halten zu
dürfen. Die Rolle der Zymase im Pflanzenorganismus bekommt mit diesen
Ergebnissen auch eine plausible Erklärung. Diese Gärungsfermente haben
offenbar die Aufgabe, die Umwandlung vorrätigen Betriebsmaterials (Zucker)
in leicht oxydierbare Acceptoren zu bewirken.
Die Transpiration und der Wasserauftrieb in Bäumen unter
dem Klima Australiens. Von A. J. Ewart und Bertha Rees. ^) — Die
Autoren, die auf Grund früherer Versuche behauptet hatten, daß der Auf-
stieg des Wassers unter ihren Versuchsbedingungen eher ein kinetisches
als ein statisches Problem sei, setzten ihre Versuche in Australien fort.
Die Versuche erstreckten sich auf die Bestimmung der Verdunstungsgröße,
die Größe des Saftaufstieges, das Verhalten des Leitgewebes während der
aktiven Transpiration und den Widerstand gegenüber dem Saftaufstieg in
den Stämmen. Es wurde ermittelt, daß die Verduustungsgröße der Blatt-
oberfläche abgeschnittener Zweige, einerlei, ob dieselben im Wasser befindlich
sind oder nicht, immer geringer ist, als der einer im Boden wurzelnden
Pflanzen. — In heißer und trockener Luft erleidet die Oberfläche freien
Wassers einen starken Verlust; der Wasserverlust der lebenden Pflanze ist
ein regelmäßiger und beträgt etwa Yg ^®^ ^^^ freien Wasseroberfläche.
Abgeschnittene Sprosse absorbieren weniger Wasser, als die im Boden
wurzelnden Pflanzen verdunsten. Der höchste Ertrag des Saftaufstieges
1) Ann. Bot. [London] 24 (1910), Nr. 93. 85—105. <igms. 5; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910,
23, 26 u. 27.
B. Pflanzen Wachstum. 1. Physiologie. 263
belief sich bei Eucalyptus viminalis auf 12,3 m pro Stunde. In ab-
geschnittenen Ästen anderer Arten von Eucalyptus und in Akazienbäumen
überschritt die Säurewirkung selten 1—2 m und betrug oft weniger als
1 m pro Stunde. Lufthaltige und von transpirierenden Bäumen ent-
nommene Zweige zeigten einen viel größeren Widerstand gegen die Strömung,
als mit Wasser gesättigte. Um die Geschwindigkeit der Transpirations-
strömung hervorzurufen, würde eine 2 — 10 mal die Sproßlänge betragende
Wasserhöhe erforderlich sein, aber in vollständig gesättigten Sprossen mit
breiten und langen Gefäßen dürfte eine ein Fünftel der Stammlänge aus-
machende Wasser höhe genügen. — Ein Versuch zeigte, daß eine gefärbte
Flüssigkeit in einem gesättigten in gesättigter Atmosphäre gehaltenen
Sprosse langsam stieg, aber noch langsamer, wenn der Sproß getötet war,
ein Zeichen, daß die Erscheinung nicht das Ergebnis eines vitalen Pro-
zesses ist, der einer physikalischen Erklärung nicht zugänglich wäre. In
ihrer Blätter beraubten Bäumen wurde keine bemerkbare Saugwirkung
beobachtet. (Kaib.)
Die Bedeutung der Wasserverdunstung der Pflanzen. Von Leclerc
du Sablon.i) — Zweifel bezüglich der Wichtigkeit der Transpiration für
die Ernährung der Pflanzen veranlaßten den Vf. zu einer kritischen Durch-
sicht der älteren und neueren Literatur, die ihn zu der Ansicht führte,
daß die Wasserverdunstung eine weit weniger wichtige Rolle spielt, als
ihr gewöhnlich von den Physiologen zugeschrieben wird. — Nach Be-
hauptung des Autors ist die Absorption von Mineralsalzen durch die
Wurzeln unabhängig von der Wasseraufnahme und Verdunstung; sie wird
reguliert durch den osmotischen Druck eines jeden der innerhalb und
außerhalb der Pflanze befindlichen Salze. Die mit einer Umsetzung in un-
lösliche Verbindungen verbundene Nutzbarmachung dieser Salze ist die
Hauptursache ihrer Absorption durch die Wurzeln. — Ein Versuch
Schlösing's mit Tabak bewies, daß bei einer beträchlichen Einschränkung
der Verdunstung kaum ein Unterschied in der Salzaufnahme, dagegen eine
Tendenz zur Erhöhung des Trockengewichts bestand. Die Verdunstung ist
nicht erforderlich für den Salztransport, noch besteht eine Beziehung
zwischen Transpiration und der Bildung von Trockensubstanz. — Die
Spaltöffnungen sind Organe für den Gasaustausch bei der Atmung und
Assimilation, und ihre physiologische Rolle und anatomische Struktur
zeigen, daß sie nicht für die Ausgabe von Wasserdampf bestimmt sind,
sondern daß ihre Aufgabe mehr darin besteht, den Wasserdampf zurück-
zulialten, als die Pflanze davon zu befreien. (Kalb.)
Einige Verdunstungsversuche mit Bezug auf die übermäßige
Transpiration. Von K. M. Wiegand. ^) — Zur Ermittlung des Nutzens
der Behaarung und Cutinisierung für die Pflanze stellte der Vf. Versuche
an mit befeuchtetem Löschpapier, das mit Baumwolle oder Wachs bedeckt
war. Diese Objekte sollten die Rolle des behaarten oder cutinisierten
Blattes spielen und wurden vergleichsweise der ruhigen und bewegten
Luft ausgesetzt. Es wurde gefunden, daß das Wachs die Verdunstung
stärker verzögert als das Haar. Die Wirksamkeit der Behaarung war
größer bei Wind als in unbewegter Luft, sogar sehr dünne Haarbekleidungen
1) Rev. Gen. Bot. 21 (1909), Nr. 248, 295—311; ref. nach Exper. Stat. Eec. 1910, 22, 630. —
2) Abs. in Science, n. ser. 31 (1910), Nr. 794, 434; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 130.
264 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
hatten eine bemerkenswerte Hemmung der Luftwirkung zur Folge. Auch
im Sonnenschein war diese Hemmungswirkung zu verzeichnen. Der Vf.
schließt hieraus, daß die Pflanzen, um die Transpiration einzuschränken,
von ihrer Wachsbekleidung Gebrauch machen unter allen Verhältnissen,
von ihrer Haarbedeckung nur, wenn sie trocknen Winden und Sonnenschein
ausgesetzt sind. (Kalb.)
Die Wirkung gewisser chemischer Agentien auf die Transpiration
und das Wachstum von Weizenkeimlingen. Von H. S. Reed.M —
Der Vf. prüfte die "Wirkung chemischer Verbindungen, meist von Salzen,
auf die Transpiration von Weizenpflanzen im Vergleich zu der Wirkung
dieser Verbindungen auf das Wachstum dieser Pflanzen. Die Daten sind
aus etwa 6000 Einzelversuchen, bei den Böden, Bodenextrakte und Salz-
lösungen angewandt wurden, hervorgegangen. Ein Teil der Versuche
wurde in Wasserkulturen, ein anderer auf Böden in Parafinenkörben aus-
geführt. Bei den meisten Bodenversuchen w^urden NaNOg, KjSO^,
C-dE.^(P0^)2 und CaCOg angewandt. Der Autor schließt, daß schon geringe
Mengen chemischer Agentien einen entscheidenden Einfluß auf correlative
Transpiration haben. Kalk- und Natriumphosphat erhöhen, Kaliumsalze
vermindern sie. Die Wirkung von NaNOg war etwas schwankend, ge-
wöhnlich wurde die Transpiration vermindert. Anorganische Säuren
schränken die Verdunstung ein, während die Wirkung der organischen
Säuren scliwankend w^ar. Pyrogallol und Gerbsäure verursachten eine starke
Einschränkung der Verdunstung, in allen Fällen schien die wahr-
genommene Beeinflussung eine specifische Wirkung der die gegebenen
Agentien bildenden Ionen zu sein. Kali beschränkte immer die Ver-
dunstung, einerlei ob es in Verbindung mit Gl, NO3 oder SO3 gegeben war.
(Kall).)
Über den Nahrungsbedarf und die Nahrungsaufnahme einiger
ausdauernden Wiesengräser, Von Th. Remy und L. Geller. 2) — Der
Anbau der beiden Gräser Lolium perenne und Festuca pratensis geschah,
um eine restlose Gewinnung der Wurzeln zu ermöglichen, in 95 cm 1.,
45 cm br. und 30 cm tiefen Holzkästen mit durchlöcherten Böden, die
bis zum Rande in den Erdboden eingelassen waren. Zur Füllung dienten
je 175 kg Rheintalsand, der pro Kasten gedüngt wurde: 1. bei der Be-
stellung anfangs Mai 1907 mit 5 g Blutmehl, 10 g 40% -Kalisalz und
40 g Thomasmehl; 2. 10./7. 1907 mit 10 g Chilisalpeter ' und 15 g Kali-
salz; 3. am 9./1L 1907 mit 1,5 g Stalldünger; 4. Juli 1908 mit 1,8 g
KgO in Form von KjH, PO^ und 5. nach jeder Ernte mit 1 1 vergorener
Jauche. Die Einsaat der Gräser erfolgte am 8. Mai 1907. Die ober-
irdischen Teile wurden regelmäßig beim Hervortreten der Blütenstände und
außerdem im Sjjätherbste beider Jahre geerntet. Bei jeder Ernte wurden
von 2 — 3 Kästen außerdem die Wurzeln durch sorgsames Ausspritzen ge-
wonnen und untersucht; die verlustlose Gewinnung des zusammenhängenden
Wurzelfilzes gelang leicht und vollständig. Das Ergebnis von Ernte und
Untersuchung ist nachstehend übersichtlich zusammengestellt. Vom Tage
der Saat bis zu den angegebenen Erntetagen waren insgesamt gebildet,
bezw. aufgenommen worden in kg pro ha:
1) Bot. Gaz. 49 (1910), Nr. 2, 81—109: ref. nach Expor. Stat. Rec. 1910. 22, 721. — 2) Fühlmg's
Idwsch. Zeit. 1910, 59, 1—12. Unter Beteiligung von A. Trieschmann.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie.
265
Erntezeit
Oberirdische Ernte
Wurzeln
Gesamtpflanze
lll ^
o
cf
o o
*o|
z;
O
o
o
o
■üi ^ ^
o
O
O
§ gi'
M
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i £ä
M
Cu
o
a
°S.^ M
0-(
o
a
^ =
tOfH 3
"H g
ni
8./10. 1907
4076
48
67
30
73
30
7347
51
108
51
134
83
11423' 99
175
81
207
113
§
8./6. 1908
6513
94
150
54
92
41
5523
61
52
35
89
39
12036, 155
202
89
181
8Ü
°A
20./8. 1908
8884
140
215
79
lll
52
4050
57
46
30
53
17
12934' 197
261 1 109
164 i 69
^[
4./11. 1908
9729
154
238
87
119
56
6860
77
69
38
99
25
165891 231
307
125
218
81
gf
8./10. 1907
3685
42
69
23
56
27
6665
49
87
46
128
46
10350 91
156
69
184
73
?
9./6. 1908
7048
97
177
53
84
42
7827
73
158
68
105
65
14975 170
335
121
189
107
'^\
20. /8. 1908
10014
150
270
87
112
59
671S
76
115
49
100
.36
17236 226
385
136
212
95
fei
4./11. 1908
10751
161
289
94
125
64
11518
90
121
62
139
35
22269 151
410
156
264
99
Diese Zahlen lassen zunächst deutlich den großen Nahrungsbedarf der
Gräser im ersten Entwicklungsjahr erkennen. Die in der Jugend auf-
genommenen Nährstoffe dienen zum Teil der Ausbildung des ausdauernden
Wurzelstocks, weit über seinen unmittelbaren Bedarf hinaus speichert dieser
im Herbst Nähr- und Bildungsstoffe auf, die im nächstfolgenden Jahre für
die Erzeugung der oberirdischen Pflanze verbraucht werden. Über den
Verlauf der Nahrungsaufnahme geben nachfolgende Zahlen Auskunft. Im
Mittel gebildet, bezw. aus dem Boden aufgenommen in kg pro ha:
Zeitranm
§1
CO
1 o
.Cd
o o
2;
O
O
pT
o
O
pf
Vom 8.
V. 07 (Bestellung) bis 8. X. 07
+ 10470
+ 953
+ 99
+ 175
+ 81
+ 207
+ 113
^
Vom 8.
X. 07 bis 9. VI. 08
-- 526
-- 937
+ 85
--56
-- 27
- 8
— 26
— 33
^^
Vom 9.
VI. bis 20. VIII. 08
- 75
--42
— 69
--20
- 17
— 11
^[
Vom 20.
Vm. bis 4. XI. 08
+ 3347
+ 108
+ 34
+ 46
+ 16
+ 54
+ 12
^f
Vom 8.
V. 07 (Bestellung) bis 8. X. 07
+ 9819
+ 531
+ 91
+ 156
+ 69
+ 52
+ 184
+ 73
5
Vom 8.
X. 07 bis 9. VI. 08
-- 3975
+ 550 1+79
+ 179
-- 5
+ 34
^.\
Vom 9.
VI. bis 20. vm. 08
-- 2236
+ 125 1 + 56
+ 50
+ 15
+ 23
- 12
fei
Vom 20.
vm. bis 4. XI. 08
+ 4999
+ 34
+ 25
+ 25
+ 20
+ 52
+ 4
(D.)
Stoffbildung und Stoffaufnahme in jungen Nadelhölzern. Von
Heinrich Bauer, i) — Die vorliegende Arbeit bildet den ersten fertigen
Teil einer im großen umfange in die Wege geleiteten Untersuchung über
den Verlauf der Nährstoffaufnahme in forstlichen Gewächsen. Die Ge-
winnung des Untersuchungsmaterials fiel in folgende Etappen der Nährstoff-
aufnahme: a) Vegetationsruhe im Frühjahr bis zur teilweisen Neubildung;
b) Zeit der vollständigen Streckung und Entwicklung der neuen Organe;
c) Hauptvegetationszeit und d) Zeit bis zum Vegetationsabschluß. Die
Untersuchung erstreckte sich auf Lärche (3 jähr.), Fohre (2 jähr.), Fichte
(4 jähr.) und Tanne (4jähr.). Die chemisch -analytischen Arbeiten wurden
im allgemeinen nach den üblichen Methoden ausgeführt. Die Zahlen-
ergebnisse der Untersuchungen sind in 9 mehr oder weniger großen
Tabellen niederlegt. Bei dem großen Umfang der Arbeit müssen wir ans
hier auf teilweise Wiedergabe derselben beschränken und wählen für unser
Eeferat als Beispiel die Untersuchung der Fohre. Die nachstehenden Zahlen
sollen zeigen, wie die Aufnahme, bezw. Bildung von Nährstoffen in den.
4 verschiedenen Zeiträumen stattgefunden hat.
•) Natnrwsch. Ztschr. f. Forst- n. Ldwsch. 1910, 8, 457
-498.
266
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Zeiträume
1
o 1 o o
Ol Ca bO
MOS
o
in <"o d. 7UI Zeit der Vegetationsiuhe vorhandenen Mengen gebildet, bezw. aufgenommen.
X -,-, Kf u- r,^ nf • /Ganze Pflanze
a) 11. März bis 22. Mai \ Stamm ' "W.
5 I 19
— 21 — 7
— 24
— 74
in '^/o d. Ausgangsraengen gebildet, bezw. aufgenommen.
1.x o.-. iif ■ u- r> T 1- / Ganze Pflanze
b) 22. Mai bis 9. Juli | gtamm + W.
c) 9. Juli bis 17. September . . . \ g,j,
d) 17. September bis 17. November {
Ganze Pflanze
amm -|- "W.
Ganze Pflanze
Stamm + W.
253
169
274
219
136
96
213
160
87
72
294
182
562
413
509
173
368
269
468
336
363
146
681
386
158
107
-39
80
67
62
147
31
15
30
48
-80
15
— 42
179
84
466
305
91
76
Zu a) Die ersten Neubildungen der Pflanze geschehen hinsichtlich
der Nährstoffe auf Kosten der im Stamm und Wurzel reservierten Aschen-
bestandteile und des N. b) In dieser Zeit gestaltet sich die Bildung
organischer Substanz und die Nährstoffaufnahme sehr energisch, besonders
stark setzt die Kaliaufnahme ein. Die Aufnahme der P2O5 ist noch ge-
ringer als die aller anderen Stoffe, c) In diesem Zeitraum erreicht die
Bildung und Aufnahme der Stoffe ihre Höhe, d; Die Bildung der Trocken-
substanz hat bedeutend abgenommen und die Aufnahme an Nährstoffen
bleibt hinter dieser noch zum Teil stark zurück. — Unter den tabellarischen
Angaben befindet sich eine solche über die Bildung der Trockensubstanz
im Verhältnis zur Nährstoffauf nähme ; eine solche über den Gehalt von
1000 Teilen Trockensubstanz (von Nadeln, Stamm, Wurzeln getrennt) an
Einzelbestandteilen; eine über den Gesamtgehalt von je 100 Pflanzen und
eine solche über den procent. Gehalt der Reinaschen und Einzelbestand-
teilen. Letztere Tabelle teilen wir unter „Pflanzenbestandteile" mit. (D.)
c) Physikalische, Gtift- und stimulierende Wirkungen.
Die geotropische Reaktion in gespaltenen Stengeln. Von J.
Schtscherback. ^) — Die Versuche, welche von dem Gesichtspunkt aus
unternommen waren, festzustellen, welchen Anteil die einzelnen Gewebe
an der geotropischen Krümmung haben, ließen erkennen, daß dieselben
Hemmungen und Beschleunigungen, die an intakten Sprossen bei geo-
tropischer Reizung eintreten, sich auch an den gespaltenen Hälften ein-
stellen, also von der lebendigen Kontinuität von Ober- und Unterseite
unabhängig sind. Wo diese Kontinuität vorhanden ist — wie bei unver-
sehrten Sprossen — kommen mechanische Zug- und Druckwirkungen zu-
stande. Bis zu einem gewissen Grade machen sich solche auch geltend,
wenn die beiden Spalthälften mit Baststreifen zusammengebunden werden
und dann geotropischer Reiz erfolgt.
Über den Geotropismus der Luffafrüchte. Von N. Monteverde
und W. Lubimenko.^) — Die Früchte der Luffaarten (Kürbisgewächse)
sind langcylindrich, gurkenähnlich und hängen an den gewöhnlich klettern-
den Sprossen nach unten herab. Die reife Frucht öffnet sich durch Ab-
fallen eines kleinen Deckels von ihrer Spitze. Die Vff. brachten die jungen
1) Beul. z. Botan. Ctrlbl. 1910, 25, 358. — ^) Bull. Jard. imper. Botanique St. Petersb. 1910, 10, 21.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 267
Früchte aus ihrer natürlichen, abwärts gerichteten Lage, indem sie sie
horizontal oder nach oben gerichtet befestigten und teilweise im Licht,
teilweise im Dunkel hielten. Es trat nun während des Wachstums dieser
jungen Früchte eine Krümmung ein, indem die Spitze der Frucht sich
senkrecht nach unten wendete. Es handelt sich hier offensichtlich um
einen geotropischen Reiz auf die Frucht zur Begünstigung der Aussaat,
die ja, wie erwähnt, dadurch erfolgt, daß die Samen aus der Frucht durch
Öffnen des Deckels senkrecht auf den Boden ausgestreut werden.
Über den Heliotropismus von Holzgewächsen. Von Fr. Kölbl.^) —
Es zeigte sich, daß die Keimpflanzen sämtlicher untersuchten Holzgewächse
deutlich heliotropisch sind. Ein Unterschied zwischen diesen und den
Krautgewächsen besteht höchstens in der größeren Empfindlichkeit der
letzteren. Im etiolierten Zustand sind die Keimpflanzen der Holzgewächse
heliotropisch empfindlicher als die im Lichte gezogenen. Die Laub sprosse
der Holzgewächse sind gleichfalls, solange sie wachsen, heliotropisch, doch
ist die Krümmung selten deutlich.
Das Belichtungsoptimum für die Entwicklung der Pflanzen. Von
Raoui Combes. ^) — Da sich aus den Arbeiten einiger Autoren ergeben
hatte, daß die Belichtungsoptima nicht für alle physiologischen Vorgänge
an einer und derselben Pflanze die gleichen seien, hat der Vf. an Pflanzen
verschiedenen Types, nämlich an solchen, die starke Belichtung brauchen
(Salsola, Atriplex u. a.), an solchen mittleren Belichtungsbedürfnisses
(Triticum, Pisum, Raphanus u. a.) und endlich an Schatten pflanzen
(Teucrium) die verschiedenen Belichtungsoptima während ihrer Entwicklung
feststellen wollen. Die Abstufung der Belichtung wurde durch Grewebe
von größerer oder geringerer Fadenstärke erzielt; dadurch sollte das Licht
nur in der Menge, nicht in der Beschafi'enheit geändert werden. Die
Resultate waren folgende: Das Belichtungsoptimum ist nicht nur je nach
dem einzelnen physiologischen Vorgang ein verschiedenes, sondern auch
für den einzelnen Vorgang während verschiedener Entwicklungsstadien.
Starke Lichtintensitäten rufen im allgemeinen bei den Pflanzen Anhäufung
der Assirailationsprodukte hervor und begünstigen die Ausbildung der
Speicherorgane (Wurzeln, Knollen, Früchte); schwache Belichtung dagegen
führt unter Verwertung der Nährstoffe zur Ausbildung der Lebensorgane
(Stengel, Blätter).
Der Einfluß verschiedener Sonnenbestrahlungen auf Pflanzen.
Von C. Flammarion. ^) — Der Vf. berichtet kurz über Untersuchungen von
Bohnen, Erbsen und Lauch, in welchen der Einfluß verschieden gefärbter
Gläser auf den N-Gehalt der Pflanzen nachgewiesen wird. Im allge-
meinen stellte sich heraus, daß unter dem gefärbten Glase der Zuwachs
an N schneller vor sich geht, als unter dem hellen Glase. Diese Zunahme
scheint am bedeutendsten bei den Farben zu sein, die die Chlorophyll-
Funktionen der Pflanzen am wenigsten reizen. Mit Ausnahme der Erbsen
war der Gehalt an Gesamt- und Albuminoid-N unter dem blauen und
grünen Licht am größten. (Kalb.)
J) Sitzungsber. Wien. Akad. 1909, 118, 1295. Naturw. Rundsch. — 2) Compt. rend. 1910. 150,
1701. — 3) Bul. Mens. Off. Renseig. Agr. [Paris] 8 (1909), Nr. 8, 1117—1119; ref. nach Exper. Stat.
Rec. 1910, 22, 529. Vergl. Jahresber. 190S, 247.
2^8 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Der Einfluß des Lichtes auf die Entfaltung der Knospen von Holz-
pflanzen. Von W. Lubimenko. ^) — In einer früheren Yeröffentlichung
zeigte der Autor, daJ5 intramolekulare von der Photosynthese unabhängige
Ernährung der Pflanzen durch die Intensität der erhaltenen Belichtung
reguliert wird. Im Anschluß au diese Versuche erforschte der Vf.
die Wirkung des Lichtes auf die Knospenöffnung, indem er unter Glas-
glocken gebrachte Zweige von Flieder, Buche, Linde, "Weißbirke und Eiche
unter Regulierung der Lichtzufuhr durch verschieden starke Papierschichten
belichtete. Er fand, daß bei einer die photosynthetische Wirkung aus-
schließenden Belichtung, die Knospen nach der Winterruhe zur Entwicklung
angeregt wurden. Für den Flieder und die Buche schien ein Optimum
zu bestehen, nach dessen Überschreitung die Entwicklung verzögert wurde.
Die Entfaltung der Linden-, Birken- und Eichenknospen ging sehr langsam
im reducierten Lichte vor sich, diese erfordern eine beträchtliche Menge
Licht für ihre Entwicklung, Die Knospen der Holzgewächse scheinen
einer Vorbereitung für ihre Entwicklung zu bedürfen und während dieser
Periode ist eine gewisse Menge von Licht erforderlich. Nachdem diese
Vorbereitungsperiode vorüber ist, entfalten sich die Knospen in der
Dunkelheit oder im Licht. Dasselbe wirkt also indirekt auf ihr Wachstum.
(Kalb.)
Einwirkung ultravioletter Strahlen auf Cumarinpflanzen und
Pflanzen, die unter Glucosidspaltung Geruch geben. Von Jean
Pougnet.2) ~ Im Anschluß an die He ekel' sehen Versuche hat der Vf.
die Wirkung ultravioletten Lichtes auf die Geruchbildung bei Pflanzen
geprüft. Wie die Anästhetica und Kälte, so zeigte auch die Bestrahlung
eine Enzymreiznng. Unter dem Einfluß einer mit 110 Volt und 4 Amp.
gespeisten Quarzlampe, die verschieden lange und aus verschiedener Ent-
fernung wirkte, wurde bei Melilotus und Asperula gleich schnell, bei
Anthoxanthum später und bei Herniaria am letzten der Cumaringeruch
ausgelöst. Auch bei anderen Pflanzen — Kresse, Rettich, Löffelkraut,
Kirschlorbeer — trat nach mehr oder weniger langer Belichtung unter
dem Einfluß ultravioletter Strahlen der charakteristische Geruch hervor.
Über den Chemotropismus der Wurzel. Von Theodor Porodko.^)
— Das Studium des Vf. erstreckt sich auf das Verhalten von Lupinen-
und Sonneublumenwurzeln im Diffusionsstrom 44 verschiedener Stoffe. Im
Diffusionsstrora von Nichtelektrolyten beobachtet man keine bestimmten
Resultate; eine dominierende Krümmungsrichtung besteht nicht im Gegensatz
zu dem Verhalten im Diffusionsstrom der Elektrolyte. Hier ist die
Krümmungsrichtung bei Säuren, Alkalien und Carbonaten eine positive,
bei neutralen Salzen eine negative. Die Salze mit zweiwertigen Kationen
rufen, unabhängig von der Natur des Anions, stets ausgezeichnete
Krümmungen hervor und zwar in sehr breiten Concentrationsgrenzen;
enger begrenzt und weniger prägnant sind die Krümmungen durch die
Salze mit einwertigem Kation. Die Krümmungen durch H'- oder OH'-
lonen kommen gleichfalls nur zwischen engeren Concentrationsgrenzen vor.
1) Izv. Irap. Akad. Nank (Bnl. Acad. Imp. Sei. St. Petersb.) 6. ser., 1910, Nr. 2, 163—168; ref.
nach Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 27. — 2) Compt. rend. 1910, 151, 566—569. — S) Ber. deutsch, botan.
Ges. 1910, 28, 50-57. Odessa, Botan. Lab. d. Univ.
B. Pflauzenwachstum. 1. Physiologie. 269
Gefrieren und Erfrieren, eine physikochemische Studie. Von
H. W. Fischer.^) — Niedere Temperaturen können die Organismen auf
zwei Arten töten: 1. durch Störung des dynamischen Gleichgewichts der
vitalen Reaktionen, 2. durch Ausfrieren von Eis aus den Geweben. Der
erste Eingriff bedingt ein langsames Absterben; der zweite führt zur
plötzlichen Sistierung des Lebens. Über die coUoidchemischen Vorgänge
dieses Processes wird eingehend diskutiert.
Über den Einfluß von Kälte und Betäubungsmitteln auf die
Blätter von Angraecum fragrans Thou und die grünen Schoten
der Vanille. Von Edouard Heckel. 2) — In Fortsetzung seiner
früheren Versuche (vergl. dies. Ber. 1909, S. 202) hat der Vf. feststellen
können, daß auch die Blätter von Angraecum fragrans in der bei den
anderen Cumarin gebenden Pflanzen beobachteten Weise auf Kälte und
Auästhetica reagieren. Die dicke Oberhautschicht, die überdies eine starke
Cuticula bedeckt, hat den Proceß wohl etwas verlangsamt, aber der
Cumaringeruch trat dann deutlich und stark auf. — Bei den Vanilleschoten
zeitigte die oben erwähnte Behandlung abweichende Resultate. Die grünen
Schoten wurden durch Kälte ganz in der Enzym Wirkung gestört und
Äther- oder Chloroform-Dämpfe veranlaßten lediglich eine Ausscheidung
von Wassertropfen, ohne einen Vanillingeruch auszulösen. Schoten, die be-
reits mit Gelbfärbung begonnen hatten, entwickelten jedoch — unter
Wasserausscheidung und Dunkelfärbung — Vanillingeruch. Das aus-
geschiedene Wasser war geruchlos und enzymfrei. Für die Praxis ergibt
sich daraus der Wink, die Schoten erst nach 5 — Sstündiger Einwirkung
von Ätherdämpfen zu trocknen.
Der Einfluß verschiedener Temperaturen auf die Fermente und
die Regeneration fermentativer Eigenschaften. Von M. J. Gramenitzki.^)
— Wie Kulpsohn beobachtet hatte, nehmen die oxydierenden Enzyme
des Rettichs, nachdem sie ihre Eigenschaften durch Erhitzen bis 100 und
115 '^ verloren hatten, dieselben durchstehen an der Luft wieder an. Der
Vf. konnte die gleiche Erscheinung bei Takadiastase sowie bei den Oxydasen
und der Amylase des Maltins feststellen. Amylomaltase regeneriert nicht
wieder.
Über Säuregehalt und Säureresistenz verschiedener Wurzeln. Von
K. Aso. *) — Der Vf. suchte die Beziehung des Säuregehaltes der Wurzeln
zum Säuregehalt im Boden in folgender Weise nachzuprüfen. Er ver-
wendete Kulturen in Citronensäurelösungen von 0,1 und 0,01*^/0 von
Kartoffel, Gerste, Hafer, gelbe Lupine, Erbse, Spinat, weißem Senf und
Buchweizen. Es zeigte sich, daß die Citronensäure schon in der Con-
centration von 0,01^0 ^•"f Spinat, Senf und Erbse schädlich wirkt; während
die Wirkung bei den anderen Pflanzen eine langsamere ist. Bei dem
Vorhandensein der oben erwähnten Beziehung mußten die empfindlichen
Pflanzen (Spinat, Senf, Erbse) nur den geringeren Säuregehalt in den
Wurzeln aufweisen. Diese Prüfung erfolgte in folgender Weise : Ausgehend
von der Annahme, daß Nitrite deshalb ein starkes Pflanzengift sind, weil
die organischen Wurzelsäuren salpetrige Säure frei machen, die auf das
1) Beitr. z. Biolog. d. Püanz. 1910, 133—234. Cham. Ctrlbl. 1911, I. 497. — 2) Compt. rend.
1910, 151, 128-130. — 3) Zeitschr. physiol. Chem. 1910, 69, 286—300. Pharraakol. Lab. d. medic.
Akad. z. St. Petersburg. — «) Flora 1910, 311.
270 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
lebende Plasma oxydierend wirkt, folgert der Vf., daß ein Nitrit auf die
Pflanzen schneller und intensiver wirken wird, die einen hohen Säuregehalt
in dem Zellsaft der Wurzeln aufweisen. Von den in Nitritlösung gebrachten
Pflanzen zeigten sich nun in der Tat Senf und Erbse länger widerstands-
fähig als Buchweizen und die anderen Versuchspflanzen. Es würde damit
-— wie der Vf. folgert — die oben erwähnte Beziehung möglich erscheinen.
Über die Giftigkeit verschiedener Salze gegenüber den grünen
Blättern. Von L. Maquenne und E. Demoussy.^) — Nach früheren
Untersuchungen der Vff. ist die Schwarzfärbung der Pflanzenorgane ein
äußeres Zeichen für den Tod des Plasmas oder richtiger für eine Ver-
mengung der Zellsäfte. Der Anlaß zu einer solchen Veränderung kann
wie die Vff. früher zeigten, ein verschiedener sein: Hitze, Anästhetica,
ultraviolette Strahlen. So glaubten sie auch für den Verfolg der Gift-
wirkung von Salzlösungen dieses Kriterium benutzen zu können. Blätter
von Aucuba, Liguster und Birne wurden in Lösungen von bestimmtem
Salzgehalt, der jedoch nicht so groß sein durfte, daß an und für sich
Plasmolyse eintrat, gelegt und die Dunkelfärbung beobachtet. Ganze Blätter
erwiesen sich dabei widerstandsfähiger als angeschnittene. — Junge, un-
verletzte Birnblätter schwärzten sich in 1 procent. Lösungen von nach-
stehenden Salzen innerhalb Tagen:
CaCla NaCl KBr NaHaPOo KNO3 KCl BaCl XaNOg KJ NH4CI (NH4)oS0i
5 Weh. 23 22 18 17 14 14 13 11 5 5 T.
In reinem Wasser liielten sich die Blätter 6 — 8 Wochen. Bemerkens-
wert ist die große Schädlichkeit der Ammoniaksalze ; wie auch andererseits
die Indifferenz des Chlorcalciums im besonderen gegenüber dem Chlor-
natrium. Die Wirkung der Ammoniumsalze kommt noch deutlicher zum
Ausdruck in folgenden Zahlen, die bei Versuchen mit Blättern, deren
Rand abgeschnitten war, erhalten wurden:
Kali Natrium Ammonium
Chlorid, Tage . . 7 18 3
Sulfat, .... 10 7 5
Nitrat, ., . . 9 7 4
Auch die Aminbasen wirken stark; das Monomethylaminchlorid mehr,
das Trimethylamin weniger; Anamoniumchlorid erreichten sie in der Wirkung
aber nicht. — Die Vff. erblicken in dem Auftreten der Schwarzfärbung
der Blätter eine einfache Methode zur Kennzeichnimg der Giftwirkung von
Salzlösungen.
Studien über die stimulierenden und toxischen Wirkungen der
verschiedenwertigen Chromverbindungen auf die Pflanzen insbesondere
auf landwirtschaftliche Nutzpflanzen, Von Paul Koenig.-) — Die aus-
führlichen Mitteilungen behandeln den Einfluß der Chromverbindungen
auf eine große Anzahl von Versuchspflanzen in morphologischer und
physiologischer Hinsicht. Es wurde festgestellt, daß durch Chromverbindungen
oft bedeutende Verschiebungen in der Stoffproduktiou hervorgerufen werden
können. Cliromoxydul und Chromeisenstein in Gaben von 0,0001 — -0,05%
Cr begünstigen die Nährstoffaufnahme, ebenso Chromat und Dichromat in
1) Compt. rend. 1910, 151, 178—182. — 2) Ldwsch. Jahrb. 1910, 39, 775—916. Ldwsch. Ver-
snchsst. Eostock.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 271
Gaben von 0,00001 — 0,001*^/0 Cr. Eine wachstumshemmende Wirkung
wurde angetroffen bei folgenden Gaben: Chromalaun 0,5 — 0,1 ^Jq Cr, Chromat
0,005—0,10/0 Cr, Dichromat 0,001— 0,1 «/o Cr. Giftwirkung kommt vor-
züglich den chromhaltigen Anionen zu und in einer bestimmten, für jedes
Anion verschiedenen Concentration. Am giftigsten ist Chromsäure und
ihre Salze; die Chromoxyd Verbindungen sind Stimulantia, die erst in
stärkeren Gaben schädlich wirken. Die Schädlichkeitsgrenze wurde zu
Ungunsten verschoben bei Pflanzen in Sand- oder Wasserkultur. Gegenwart
von Kalk mildert bei kalkliebenden Pflanzen, verschärft bei Kalkfeinden.
Die Giftwirkung der Chromsalze äußert sich in verschiedener Weise: 1. All-
gemeine Verkümmerung. 2. Zunahme der Behaarung an Blättern, Stengeln
und Früchten. 3. Abtötung des Chlorophylls; Ausbildung von Rot- Violett-
farbstoff und Chlorose. 4. Unterdrückung oder Verringerung der Blüten
und Früchte. 5. Reducierte Produktion. 6. Veränderung bestimmter Zell-
partieen. — Der Verfolg der Chromwirkung auf Unkrautpflanzen förderte
interessante Resultate zutage, die teilweise zur Benutzung der Chromver-
bindungen als Unkrautvertilgungsmittel praktisch verwertet werden konnten.
Der Einfluß des Eisens auf die Sporenbildung bei Aspergillus
niger. Von B. Sauton. ^) — Der Vf. bemerkte, daß Aspergillus auf
Raulin 'scher Nährlösung nie zur Sporenbildung kam, wenn Eisen fehlte.
Die weiter angestellten Versuche scheinen sicherzustellen, daß die gleich-
zeitige Anwesenheit von Eisen und Sauerstoff für die Sporenbildung not-
wendig ist. Bedeckt man z. B. einen Teil der Kultur mit einer Glasplatte,
so erhält man nach 24 Stunden eine deutliche Scheidegrenze: der der
Wirkung der Luft entzogene Teil ist weiß, der andere mit schwarzen
Sporen bedeckt. Ob die Sauerstoft'bindung unter Vermittlung des Eisens
erfolgt, steht dahin; ein solcher Schluß liegt nahe.
Die Wirkung von Giften auf die Atmung der Pflanze. Von
W. Palladin.^) — Die Pflanzengifte können in ihrer Wirkung auf Pflanzen
in zwei Gruppen eingeteilt werden: 1. Gifte im wahren Sinne des Wortes
(z. B. Blausäure), die anfangs die Atmung hemmen, dann die Pflanze ganz
töten. 2. Gifte, die in geringerer Menge die Atmung anregen, in größerer
Gabe dagegen tödlich sind. Die Ursachen der Atmungshemmung können
verschiedene sein; können die Atmungsfermente oder ein der Atmung
unterliegender Stoff beeinflußt werden. Stimulierende Substanzen sind
unter den organischen, wie anorganischen Giften zu finden. Ob letztere
als Katalysatoren fungieren oder Nährwirkung hervorrufen, ist in den
meisten Fällen unentschieden. Organische Gifte mit stimulierender Eigen-
schaft scheinen nicht auf die Fermente zu wirken ; es sei denn, daß die
Fermentbildung aus Proferment beeinflußt wird.
Einfluß einiger künstlicher Oxydasen und einiger Metallver-
bindungen auf das Wachstum der Getreide -Pflanzen. Von Vittorio
Nazari.3) — Die günstige Wirkung des Mangans auf die Entwicklung der
Pflanzen ist in den letzten Jahren von verschiedener Seite experimentell fest-
gestellt worden und auch an theoretischen Erwägungen über die Art dieser
Wirkung hat es nicht gefehlt. Nach dem Vorgange von Bertrand nimmt
>) Compt. rend. 1910, 151, 241—243. — =) Bull. Acad. St. Petersb. 1910, 401—421. — «) Staz.
sperim. agrar. ital. 1910, 43, 667—682.
272 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
heute ein Teil der Forscher an, daß das Mangan als Aktivator und Sauerstoff-
liberträger ein wesentlicher Bestandteil der Oxydasen ist (vergl. dagegen die
Anschauung und den experimentellen Befund von Bach, S. 276). Auch
der Vf. hat Versuche über die Art der Wirkung des Mangans angestellt
und in Keimversuchen und Düngungsversuchen folgende Resultate erhalten :
Das Mangan übt auf die Entwicklung des Weizens in den verschiedenen
Formen der Anwendung — sei es als Bestandteil einer künstlichen Oxydase
(Tri Hat), sei es bei der Behandlung der Samen oder in üblicher Weise
als Düngemittel — einen günstigen Einfluß aus, der verschieden für die
verschiedenen Verbindungen ist. Das Carbonat fördert in gleicher Weise
Sproß- wie Körnerbildung; das Sulfat begünstigt die Entwicklung des
Krautes; das Dioxyd gibt dem Halm eine gewisse Festigkeit und hebt
auch den Körnerertrag. Auch Eisenoxyd kann in manchen Fällen eine
ähnKch günstige Wirkung zeigen, wohingegen das Sulfat des Eisenoxyduls
schädlich wirkt (allerdings die Rostbildung verhindert). Ebenso haben die
Sulfate des Kupfers und Aluminiums den Ertrag herabgesetzt.
Über den Einfluß verschiedener flüchtiger Substanzen auf die
höheren Pflanzen. Von Henri Coupin. ^) — Die Versuche wurden an
jungen Weizenpflänzchen, deren Sproß die Grröße von 2 ccm erreicht hatte,
angestellt. Die Objekte wurden bei 15 — 20^ C. der Einwirkung der be-
treffenden Substanzen ausgesetzt. Um die stärkere oder geringere Wirkung
zum Ausdruck zu bringen, hat der Vf. die flüchtigen Substanzen in fünf
Gruppen eingeteilt, wie folgt: 1. Die Pflanzen sterben sofort. Aceton,
Essigsäure, Salzsäure, Blausäure, Ameisensäure, schweflige Säure, Methyl-
Äthyl - Amylalkohol , Benzoldehyd, Ammoniak, Benzin, Brom, Bromoform,
Chloroform, Äther, Schwefelammonium, Schwefelkohlenstoff, Kohlenstoff-
tetrachlorid. 2. Die Pflanzen sterben nach sehr kurzem Wachs-
tum. Thymian-, Quendel-, Eukalyptusöl, Petroläther, Nitrobenzol, Toluol,
Xylol. 3. Die Pflanzen sterben nach bemerkenswertem Wachs-
tum. Formaldehyd, Chlor, Terpentinöl, Rosmarinöl, Furfurol, Jod, Menthol,
Petroleum. 4. Die Pflanzen sterben nicht, aber ihr Wachstum
ist verringert. Citronenöl, Lavendelöl, Mineralöl, Thymol. 5. Die
Pflanzen zeigen keine Veränderung. Phenol, Campher, o-Kresol,
Kreosot, Nelkenöl, Patchouliöl, Gasteer, Quecksilber, Naphthalin. Die meisten
flüchtigen Substanzen sind den jungen Keimlingen schädlicher als den
schon im Sproß entwickelten Pflänzchen. Die verschiedenen flüchtigen
Substanzen wirken auf die verschiedenen Pflanzen nicht immer in der
gleichen Weise ein; so ist z. B. der Formaldehyd für Weizenkeimlinge ein
wenig giftig; für die Sonnenblume, der Linse und des Buchweizens nicht
im geringsten.
Die Wirkung verschiedener Gase und Dämpfe auf etiolierte
Keimlinge der Platterbse. Von L. J. Knight, R. C. Rose und W. Crocker.2)
— Die Verunreinigungen der Laboratoriumsluft haben einen auffallenden
Einfluß auf die etiolierten Keimlinge verschiedener Leguminosen. Die Vff.
prüften die Wirkung von Gasen und Dämpfen auf Keimlinge der sweet-
pea. Die Wirkungen zeigten sich in verzögertem Wachstum, in der Länge,
1) Compt. rend. 1910, 151, 1066—1067. — =) Abs. ia Scienco, n. ser. 31 (1910), Nr. 799, 635, 636;
jef. nach Exper. Stat. Rec. 1910. 23, 229 u. 230.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 273
in Anschwellungen und in der horizontalen Lage des im Wachstum be-
griffeneu Teils des Keimlings. Die bei den Versuchen stets auftretenden
Schädigungen äußerten sich bei Anwendung von über ein Dutzend Gasen
lind Dämpfen fast stets in der gleichen oben dargestellten Weise. Äthylen-
gas verursachte noch in einer Verdünnung von 0,1 zu einer Million Teilen
eine starke Wachstumsverzögerung, die in der gleichen Intensität erst bei
einem Leuchtgasgehalt von 2,5 Teilen in derselben Luftmenge auftrat. —
Die Vff. glauben, daß die etiolierten Keimlinge der Platterbse ein empfind-
liches Keagens für den Nachweis chemisch nicht entdeckbarer Spuren Gas
abgeben. (Kalb.)
Über den Grad der spezifischen Widerstandsfähigkeit gegen
Gifte. Von E. Verschaffelt. ^) — Der Vf. prüfte die Widerstandsfähigkeit
verschiedener Pflanzenorgane (ßlattstücke, Stengel, Knollen) gegen Oxalsäure
mittels eines Verfahrens, dessen Prinzip auf der Gewichtszunahme oder
-abnähme von in Giftlösung befindlichen Organen beruht; die Organe
nehmen nämlich solange an Gewicht zu als die Zellen am Leben, das
Plasma also semipermeabel ist. In dem Maße als das Gift die Zelle tötet,
wird die Gewichtsvermehrung geringer, um bald einer Ahnahme Platz zu
machen. Es zeigte sich nun, daß die Blätter der Mesembryanthemum und
Rhizom und Blattstiel von Rheum viel widerstandsfähiger gegen Oxalsäure
waren als z. B. Stengelstücke von Silphium oder Kartofi'elknollen. Die
Methode ist also geeignet, den Grad der Giftwirkung eines Stoffes auf die
einzelnen Organe der Pflanzen zu ermitteln.
Über ein einfaches Verfahren, Pflanzen zu treiben. Von H.
Molisch.-) — Die vom Vf. schon an anderer Stelle beschriebene Warm-
badraethode zum Treiben von Pflanzen besteht darin, daß die in der
Ruhe befindlichen und zum Knospen zu veranlassenden Holzgewächse in
Wasser von 30—40*^ C. untergetaucht und darin 9 — 12 Stunden belassen
werden. Der Vf. stellt nun weiter fest, daß das Warmbad die Knospen
gewisser Holzgewächse schon vor dem herbstlichen Laubfall zum Aus-
treiben veranlaßt, so z. B. bei Syringa schon im Juli; in der Regel aber
tritt vor dem Laubfall ein solches Treiben nicht ein. Bemerkenswert ist,
daß das warme Wasserbad durch ein Dampfbad von derselben Temperatur
nicht ersetzt werden kann, wenigstens nicht zu Beginn der Ruhezeit; in
der vorgeschrittenen Ruhezeit wirkt auch ein solches Luftbad begünstigend.
— Für die Praxis sind diese Beobachtungen von großer Bedeutung. Es
lassen sich von gärtnerisch wichtigen Pflanzen mittels der Warmbadmethode
treiben: Syringa, Forsythia, Prunus, Spiraea, Azalea, Salix und Convallaria.
übrigens wirkt das Warmbad auch auf das Austreiben ruhender Zwiebeln
beschleunigend.
d) Terschiedenes.
Untersuchungen über Gummifluß und Frostwirkungen bei
Kirschbäumen. Von P. Sorauer. ^) — Die ausführlichen Untersuchungen
des Vf. haben ergeben, daß neben den Gummilücken und -drusen, die zum
Austritt verschieden gefärbter Gummimasseu führen, gebräunte Markzellen
1) Ajin. Jardin botan. Buitenzorg 1909, 11. 3, 531. — 2) Sitzungsber. Wien. Akad. 1909, 118, 637.
(Nach Naturw. Rundsch.) — S) Ldwsch. Jahrb. 1910, 39, 259-298.
Jahresbericht 1910. 18
274 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
in schachbrettartiger Verteilung auftreten. Man bemerkt auch bei diesen
QuelluDg der Wandungen, aber auch Veränderungen des Markinhaltes, der
in gummöse Formen übergeht. Mit dieser Umbildung der Markzellen geht
parallel die gummöse Ausfüllung der weitlumigen, peripheren Elemente
der Hartbaststränge. Die Häufigkeit derart erkrankter Zellen wechselt mit
dem Individuum und innerhalb seiner Organe. Der Anfang der Gummosa
muß im Innern einer Zelle oder Gefäßanlage gesucht werden, weil man
Zellen findet, deren Inhalt bereits degeneriert ist, deren Membranen aber
noch keine Anomalien erkennen lassen. Der Vf. möchte als erste Ursache
einen Enzymüberschuß ansehen, der die tertiäre Membran durchdringt und
die secundäre Membi-an quellen macht, wohl auch bereits fertige Reserve-
stoffe (Stärke) umwandelt. Bei dem Fortschreiten der gummösen Ent-
artung im altern Gewebe scheint zuerst die primäre Membran ergriffen zu
werden; aber auch hier liefert die secundäre das Hauptmatcrial für das
Gummi. Der Zustand der gummöser Quelluug anheimgefallenen Zellen
darf als ein hinausgezogenes Verbleiben im Jugendzustand bezeichnet
werden, d. h. es wird die normale Ausbildung der Membran und das Ab-
lagern von Reservestoffen hinausgeschoben oder dauernd verhindert. Die
Bildung solcher jugendlicher Elemente findet häufig als Reaktion auf Ver-
wundungen statt; aber auch durch abwegige Spannungsdiö'erenzen und
daraus entstehende Gewebekomplexe, die als Parenchymholz an Stelle von
Prosenchymholz auftreten, was geschieht, wenn die Druckverhältnisse
zwischen Holzzylinder und Rindenmantel sich ändern und in dem normalen
Verlauf gestört werden. Solche Störungen können z. B. durch Frost-
wirkung entstehen, wobei die ungleiche Zusammenziehung von Riuden-
mantel und Holzcylinder in Betracht kommt. Der erstere ist nicht voll-
kommen elastisch, bleibt daher nach Aufhebung der Frostwirkung über-
verlängert, und übt den Riudendruck nicht in früherer Stärke aus, wodurch
das Jungholz die Anregung zur parenchymatischen Ausbildung erhält. Die
Parenchymnester sind aber aJs die Herde für die Gummosis erkannt
und man kann ihr Auftreten mit dem Vf. als latente Gummosis bezeichnen.
Solche parenchymatischen Zellnester kommen bei allen — auch gesunden
— Obüt- und Waldbäumen vor und der Vf. möchte behaupten, daß die
Anlage zur Gummosis in jedem gesunden Baum steckt. Es bedarf nur
eines äußeren Anlasses um diese Anlage (latente Gummosis) zur Ent-
wicklung d. h. zum Gummifluß (offene Gummosis) zu bringen. — So
erblickt der Vf. in dem Gummifluß nur einen besonderen, durch voll-
ständige Schmelzung der Gewebe ausgezeichneten FaU einer bei den
meisten (vielleicht bei allen) Bäumen normal vorkommenden Neigung un-
gleichmäßige Gewebeausbildung, die sich in schneller Hinfälligkeit einzelner
Markzellen, in Quellungserscheinungen der Membranen und der Bildung
parenchymatischer Holzgruppen kenntlich macht.
Beitrag zum physiologischen Studium des Milchsaftes. Von
D. Bruschi. ^) — Über die physiologische Aufgabe des Milchsaftes herrscht
bis zur Zeit keine Klarheit; so ist z. ß. noch nicht sichergestellt, ob
diesen Pflanzenprodukten eine Rolle in der Ernährung zufällt. Die Vf.
hat an verschiedenen Moraceen und Euphorbiaceen die Zusammensetzung
>) Annal. di Botan. 1910, 7, 671.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 275
und die Umwandlungen des Milchsaftes unter verschiedenen Lebens-
bedingungen der Pflanzen geprüft. In Einzelfällen wurde die Milchsaft-
bildung von der Keimung der Samen bis zur Fruktifikation der Pflanzen
verfolgt. Eiweiß: Während bei Ficus elastica und den Euphorbiaceen der
Proteingehalt ein ganz geringer ist, enthält der Milchsaft von Ficus Carica
und Pseudo-carica reichliche Mengen Eiweiß. Der Gehalt ist im allgemeinen
ziemlich konstant; nur in den Ruhemonaten (Januar bis März) trat eine
Abnahme auf. Proteolytische Enzyme: In den eiweißreichen Säften
wurde ein stark enzymatisches Pepsin gefunden, das geronnenes Eiweiß und
Weizenkleber verflüssigt. Gelatine und Fibrin lösendes Trypsin findet sich
häufiger und ein Labferment allgemein in den Säften. Fett ist der
Hauptbestandteil der Milchsäfte; es ist entweder in Form kleiner, halb-
flüssiger Tröpfchen (Ficus) oder in Emulsion (Euphorbia) vorhanden. Der
Fettgehalt ist veränderlich mit den Lebensbedingungen. Im Wärmeschrank
oder in kohlensäurefreier Luft nimmt er ab; bei lebhafter Chlorophyll-
assimilation steigt er an. Es scheint also, wie der Vf. meint, daß im
Milchsaft eine Art Fettspeicherung gegeben ist, wo das Fett in einer den
Enzymen leicht zugänglichen Form vorliegt. Sehr interessant gestaltet
sich der Verfolg von der Stärke. Im Milchsaft von Ficus fehlt sie stets;
in dem der Euphorbien ist sie reichlich in der charakteristischen Form
von Stäbchen und Knochen vorhanden. Aber es war nicht möglich, die
Funktion der Stärke zu erkennen. Es findet unter den natürlichen
Lebensbedingungen keine Änderung in dem Gehalt an Stärke statt und
selbst bei der (aseptischen) Autolyse wird sie nicht gelöst. Nur bei
extremem Hungerzustand findet vornehmlich in dem Saft der erwachsenen
Organe eine Abnahme im Stärkegehalt statt. Zucker: Von den Zuckern
waren nur im Milchsaft der Euphorbien reichliche Mengen reducierender
Arten nachzuweisen; bei Ficus fand der Vf. einen Teil geringer Mengen,
zum Teil gar keinen Zucker (Ficus elastica). Organische Säuren sind
in geringer Menge in den Säften vorhanden und erteilen diesen die immer
deutlich saure Reaktion. Kautschuk ist ein charakteristischer Bestand-
teil der Ficus elast. ; in geringer Menge kommt er auch bei den andern
Ficus vor, fehlt aber ganz bei Euphorbia, die an seiner Stelle wesentliche
Mengen von Harz enthält. Gerbstoff wurde nur bei Euphorbia,
Lathyrus angetroffen. — Die Zusammensetzung des Milchsaftes, der Ge-
halt an schwerer und leichter assimilierbaren und spaltbaren Stoffen macht
es somit sehr wahrscheinlich, daß der Milchsaft einen Nahrungsspeicher
darstellt, dessen Nährstoffe einem stufenweisen Aufbrauch unterliegen, die
aber gewöhnlich erst dann zur Verwendung kommen, wenn andere Vor-
räte erschöpft sind.
Der Säuregehalt der Pflanzensäfte in bezug zur Widerstands-
fähigkeit der Pflanzen gegen Parasiten. Von Rosario Averna-Saccä.^)
— Untersuchungen an den Organen der Weinrebe und am Weinmost
haben die Vff. die Bestätigung dafür gebracht, daß die Empfindlichkeit der
Pflanzen gegen Parasitenbefall in direkter Beziehung zu dem Säuregehalt
der Gewebesäfte steht. Die amerikanische Rebe, deren Widerstandsfähig-
keit gegen Peronospora bekannt ist, weist in dem Saft der Blätter 10,5 bis
1) Staz. sperim. agrar. ita".. 1910, 43, 185—209.
18^
27G Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
6,2^/0 Säure (als Weinsäure berechnet) auf. Die aus Setzlingen gezogenen
Reben sind verschieden widerstandsfähig und es zeigt sich, daß die
Empfindlichkeit einsetzt, wenn der Säuregehalt auf 2,6 — 2,5 herabsinkt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Säuregrad des Mostes, der auch als
Kriterium herangezogen werden kann. In gleicher Weise zeigte auch
Corylus avellana ihre Empfänglichkeit für Oidium von dem Säuregehalt
der Blätter abhängig. Die Varietät Giannusa ist die widerstandsfähigste,
weist auch mit 8,9 *^/o Säure den höchsten Gehalt unter den Corylusarten
auf. Die Pflanzenkultur unterstützt nun keineswegs die Erhaltung dieser
Widerstandsfähigkeit bestimmter Arten und daher kommt es, daß sie bald
geschwächt und vernichtet wird.
Theorie der Oxydasen. Von A. Bach.^) — Die Annahme, daß
Mangan oder Eisen das aktivierende Princip in den Oxydasen sei, hielt der Vf.
nicht für zutreffend, da die der Oxydase nahe verwandte Peroxj-dase keine
Spur dieser Elemente enthält und doch wirksam ist. Es ist nun dem Vf.
gelungen, durch Behandlung von Pfianzensäften mit 5 — 10 "/o Magnesium-
sulfat und fraktioniertem Fällen mit Alkohol eine mangan- imd eisenfreie
Oxydase von hoher Wirksamkeit darzustellen und damit zu beweisen, daß
auf diese Elemente die Oxydasewirkung nicht zurückgeführt werden kann.
Dagegen konnte der Vf. dartun, daß die Salze der genannten Metalle die
Oxydasewirkung zu beschleunigen vermögen.
Über die Rolle des Sauerstoffs bei der Bildung und Zerstörung
der roten Anthocyanfarbstoffe in den Pflanzen.-) Über die gleich-
zeitige Entwicklung von Sauerstoff und Kohlensäure im Laufe des
Verschwindens der Anthocyanfarbstoffe bei den Pflanzen.^) Von
Raoul Com bes. — Von den zahlreichen Autoren, die sich mit dem
Studium der roten Pflanzenfarbstoffe beschäftigt haben, hat die Mehrzahl
eine Mitwirkung von Oxydasen feststellen können. Der Vf. hat zur Grund-
lage seiner Untersuchungen, wieweit der Sauerstoff an der Bildung dieser
Farbstoffe beteiligt ist, vergleichende Messungen über den Gaswechsel
grüner und roter Blätter gemacht und zwar unter den Bedingungen der
Bildung und des Verschwindens der roten Farbe. Das Versuchsmaterial
war ein verschiedenartiges hinsichtlich der Herkunft der Rotfärbung,
nämlich: 1. Blätter von Ampelopsis hederacea; Rotfärbung unter dem
Einfluß der Beleuchtung; 2. Rumex crispus und Oenotliera Lamark; Rot-
färbung infolge parasitärer Eingriffe; 3. Spiraea prunifol. und Mahonia
aquifol., Anthcyanbildung infolge Entrindung des Stengels; 4. Rubus
fructic, Herbströtung. Das Schwmden des Anthocyans wurde an jungen
Blättern von Ailanthus glandul. verfolgt. — Es wurde an diesem Material
stündlich bei Tag und Nacht die für den qcm Oberfläche gebundene und
abgegebene Sauerstoffmenge gemessen. Die Resultate ließen erkennen,
daß die Bildung des Anthocyans bei allen Arten von einer Steigerung der
Oxydationserscheinungen in den Blättern begleitet ist, unabhängig davon,
aus welcher Ursache die Rotfärbung entstanden war. Entweder verlieren
die roten Blätter weniger Sauerstoff als die grünen, oder sie binden mehr
als die grünen. Das Verschwinden des Anthocyans ist wiederum von
1) Arch. scieac. physiques et natur 1910, 29, 649. — -) Compt. rend. 1910, 150, 118G-1189. —
8) Ebend. 1532—1534.
B. Pflanzen Wachstum. 1. Physiologie. 277
einem größeren Sauer stoffverlu st begleitet, als er in den grünen Blättern
statthat. Es scheint sich also tatsächlich um eine Oxydasewirkung bei
der Bildung des Anthocyans zu handeln.
Weitere Untersuchungen hat der Vf. an Blättern von Ailanthus
glandulosa über die Beziehung Assimilation: Atmung ausgeführt. Dabei
zeigte sich, daß beim Verschwinden des Anthocyans sowohl Sauerstoff wie
Kohlensäure abgegeben wird. Daraus schließt der Vf., daß bei den roten,
chlorophyllarmen Blättern die Assimilation schwach, die Atmung stark ist.
Von der abgegebenen Kohlensäure wird nur ein Teil assimiliert, der übrige
an die Luft abgegeben. Die Sauerstoffentwicklung beruht auf einer
Zersetzung des Anthocyans. Dieses Verhalten des Anthocyans würde eine
Parallele zu dem der Äpfelsäure bei den Fettpflanzen bilden, deren Zer-
setzung gleichfalls eine Anomalie der Chlorophyllassimilation bedingt.
Zur Physiologie der Lipoide. Von W. Palladin. ^) — Als Lipoid-
stoffe bezeichnet man die Zellbestandteile, welche durch Äther oder ähnliche
Extraktionsmittel gelöst werden. Der Vf. suchte den Zusammenhang dieser
Stoffe mit der Atmung der Pflanzen aufzuklären. Als Versuchsobjekte
benutzte er trockne Weizenkeime, welche durch eine große Atmungsenergie
ausgezeichnet sind. Die Keime wurden mit verschiedenen Lösungsmitteln
ausgezogen (bei Zimmertemperatur) und jedesmal Portionen zu je 3 g
30 Minuten lang in 50 ccm Wasser gequollen und in besonderer Versuchs-
anordnung auf ihre Atmungsintensität geprüft. Jeder Versuch unter ge-
wöhnlichen Bedingungen wurde von einem Kontrollversuch mit Toluol
begleitet. Die Menge der von den Weizenkeimen unter dem Einfluß der
verschiedenen Extraktionsmittel ausgeschiedenen Kohlensäure war eine sehr
verschiedene. Die Ursache dieser Verschiedenheit wird durch folgende
Zahlen beleuchtet, die eine Gegenüberstellung der von dem Lösungsmittel
extrahierten Phosphorsubstanz und der ausgeatmeten Kohlensäuremenge
darstellen.
Aceton Benzol Chloroform Äther Alkohol
CO2 in mg ... . 9,17 8,94 6,43 4,73 0,53
Lipoide in g ... 0,698 0,964 1,110 1.412 1,628
P2O5 in g .... 0,0594 0,078 0,092 0,095 0,134
Daraus folgt, daß das betreffende Extraktionsmittel im allgemeinen um
so schädlicher auf die Kohlensäureausscheidung der abgetöteten Pflanzen
einwirkt, je mehr Phosphorsäure es letzteren entzieht. Es erscheint ferner
zweifellos, daß die Hauptbedeutung der Lipoide auf ihrem Phosphorgehalt
beruht.
Über das Fettspaltungsvermögen der süßen MandeL Von M.
Tonegutti.-) — Daß Ricinussamen sowohl im Ruhezustand wie bei der
Keimung eine stark wirkende Lipase entwickeln, ist seit längerem bekannt.
In anderen Ölsamen ist der Nachweis nicht mit Sicherheit gelungen. Zu-
letzt haben Scurti und Parrozani im Krotonsamen ein fettspaltendes
Ferment nachweisen können und der Vf. hat den Versuch des Nachweises
für die Mandeln übernommen. Die Versuche erstreckten sich auf ver-
schiedenes Material aus den Jahren 1908 und 1909. Die Versuchs-
1) Ber. deutsch, tctan. Ges. 1910, 28, 120—125. Pflanzenphysiol. Inst. d. Univ. St. Petersburg-.
— '') Staz. sperim. agrar. ital, 1910, 43, 723—734. Ld-wsch-chem. Labor, d. Univ. z. Bologna.
278
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
anstelhmg geschah zunächst in der Weise, daß die geschälten und ge-
pulverten Samen unter Zusatz 1 procent. Chlorallösung bei 35 '^ sich selbst
überlassen und von Zeit zu Zeit der Säuregrad bestimmt wurde, um fest-
zustellen, ob sich schon in den Mandeln selbst der Säuregrad erhöht; das
fand tatsächlich statt, indem die 5 g Mandelsubstanz mit einem anfäng-
lichen Säuregrad von 3 ccm ^ KOH nach 6 Tagen einen solchen von
10 ccm aufwies. Da die bei 100'' getrockneten Mandeln ein ganz nega-
tives Resultat ergaben, konnte auf das Vorhandensein eines Enzyms ge-
schlossen werden. Der Hauptversuch ging nun dahin, festzustellen, ob die
fettspaltende Kraft sich auf zugesetzte Öle äußern würde. Es wurden also
4 g der geschälten und zerriebenen Mandeln unter Zusatz von 5 ccm
Mandelöl bezw. Olivenöl bezw. Ricinusöl und 10 ccm Chlorallösung an-
gestellt. Außerdem erfolgte in einer Versuchsreihe ein Zusatz von 3 ccm
^ Schwefelsäure, um nach dem "Vorgange von Connstein u. a. den Ein-
fluß der schwachen Säure auf den Verlauf der Lipolyse zu prüfen. Die
Resultate waren folgende:
Säuregrad
H„SO^
Mandeln 1908
Mandelöl Olivenöl
ohne I mit ohne ' mit
Ricinusöl
ohne 1 mit
Mandeln 1909
Mandelöl
Olivenöl
ohne j mit
ohne mit
3,9 6,5
4,6
8,0
7,7 14,0
8,6
12,5
10,0 18,0
9,0
16,5
12,5 21,0
13,5
18,0
8,6; 14,5
9,9
10,0
Ricinusöl
ohne I mit
Anfang
nach 1 Tag . . .
,. 3 Tagen . .
„ 6 „
Gresamtsäurezunahme
3,8 5,5
7,0 7,0
8,5 ! 13,0
9,5 ! 17,0
5,7 I 11,5
3,7
7,8
11,0
14,0
10,3
8,0
11,5
14,5
17,5
9,5
4,5
8,0
19,0
20,5
7,0
12,5
17,5
25,5
16,0; 18,5
4,0 7,0
9,5 13,5
15,01 21,5
17,5] 27,0
13,5 1 20,0
Daraus ergibt sich ein deutlicher Verlauf der Fettspaltung, die
wiederum nicht eintrat, wenn die zum Versuch verwendeten Mandeln bei
100° getrocknet waren. Es wurde weiterhin erwiesen, daß ein Zusatz
von gekeimten Mandeln (1 g) zu einem Gemisch von 5 g Mandelpulver,
5 g Olivenöl, 10 ccm Clüorallösung die Lipolyse noch beschleunigte; der
Säuregrad betrug im ersten Versuch nach 4 Tagen 12,5, bei Zusatz von
gekeimten Mandeln nach derselben Zeit 33,5 ccm. Es ist somit erwiesen,
daß die Mandel auch im Ruhezustand ein Fettspaltungsvermögen aufweist,
das auf die Tätigkeit einer Lipase zurückzuführen ist. Durch schwache
Säuren und durch die Keimung gewinnt das Enzym an Aktivität.
Der Einfluß der Kultur auf den Alkaloidgehalt einiger Solanaceen.
Von J. Chevalier.^) — Es ist bekannt, daß Pflanzen, die irgend einen
charakteristischen Stoö in sich ausbilden, sehr häufig einen höheren Gehalt
an diesem Bestandteil beim Wachstum am wilden Ort erreichen als in der
Kultur. Die Versuche des Vf. scheinen zu erweisen, daß der Grund hier-
für lediglich in der falschen Wahl des Bodens und der Kulturbedingungen
gegeben ist; daß dagegen z. B. schon eine richtige Düngung zu höheren
Erträgen führen kann. Die Versuche wurden auf den ausgedehnten
Feldern in Houdan zunächst mit der Tollkirsche vorgenommen. Die Gesamt-
ernte betrug durchschnittlich 15 000 kg frischer Blattsubstanz. Der Boden
1) Compt. rend. 1910, 150, 344.
B. Pflanzen Wachstum. 1. Physiologie. 279
war ziemlich durchlässig, kalkreich und phosphor säurearm. Der Einfluß
der Düngung auf die Ausbildung der Alkaloidsubstanz in ^o ^©r trocknen
Blattsubstanz der Tollkirsche war folgender:
Feld, übliche Feld, Gartenland. p, , -, -vr . Feld, Stallmist
Bearbeitung P^Og + K^O N J^eld, JN und Nitrat
0,320 0,480 0,616 0,676 0,756
0,336 0,490 0,406 0,680 —
Wie die Zahlen erkennen lassen, ist es hauptsächlich die Stickstoff-
düngung, die den Alkaloidgehalt anwachsen läßt, wobei die gemeinsame
Gabe von Stallmist und mineralischer N- Substanz besonders zweckmäßig
erscheint. — Auch bei Bilsenkraut und Stechapfel hat der Vf. ähnliche
Zunahmen an Alkaloid im Wege zweckmäßiger Kultur beobachten können.
So erhielt er Bilsenkraut mit 0,286 v. H. Alkaloid gegen 0,07—0,18
üblichem Gehalt und die Stechapfelblätter hatten 0,2^0 Alkaloid gegen
0,1— 0,125 7o.
Über die Bildung der Blausäure bei der Keimung der Samen.
Von C. Revenna und iW. Zamorani.^) — Zur Klarstellung der Frage,
wo die Blausäure bildenden Pflanzen das Material für die Entstehung der
Blausäure hernehmen, haben die Vff. vergleichende Keimversuche an
Sorghum vulg. (Mohrenhirse) und Linum usitat. (einer Varietät von Lein)
im Licht und im Dunkel angestellt. Sorghumsamen enthalten keine Blau-
säure; dagegen ergab das Destillat der grün und etioliert gekeimten
Samen deutliche Blausäurereaktion. In beiden Fällen hatte sich die Menge
der Blausäure mit der Dauer der Keimungsperiode nur bis zu einer
gewissen Grenze vermehrt; dann hatte sie abgenommen. Bei den im
Dunkel erwachsenen Pflanzen sind die gebildeten Blausäuremengen geringer
als bei den im Licht gekeimten. Die zum Versuch herangezogene Varietät
der Leinsamen enthielt ansehnliche Mengen Blausäure. 100 g ruhende
Samen ergaben im Destillat 0,027 g Blausäure. Bei gleicher Versuchs-
anstellung wurden hier nach der Keimung wesentlich größere Mengen
Blausäure gefunden als bei Sorghum ; auch hier nahm die Blausäure mit
der Keimdauer zu, wobei die grünen Pflanzen einen höheren Gehalt auf-
wiesen als die etiolierten. Ob, wie bei Sorghum die Blausäurebildung ein
Maximum erreicht, um dann wieder abzunehmen, konnte wegen Schimmel-
biidung nicht festgestellt werden. — Die Versuche haben erwiesen, daß
die Blausäure sich bei der Keimung (sowohl im Licht wie im Dunkel)
bildet, ohne daß StickstofFsubstanzen aus dem Boden aufgenommen wären.
Die Vfi. sind nun der Ansicht, daß die Blausäure sich unmittelbar aus
Kohlehydraten und organischem Stickstoff zu bilden vermag, oder daß die
Kohlehydrate jedenfalls einen wesentlichen Anteil an der Blausäurebildung
haben; weitere Versuche Izeigten nämlich, daß die Entstelmng der Blau-
säure bei der Keimung in kohlen säurefreier Luft in viel geringerem Grade
statthat. Der Stickstoö könnte, wenn nicht aus der Luft, dem bei der
Keimung der Samen entstehenden Ammoniak entstammen.
Über die Wanderung von Alkaloiden der Solaneen in die Pfröpf-
linge auf Solaneen. Von M. Javillier.^) — Der Vf. hat Gelegenheit
gehabt, an einigen interessanten Pfropfungen Untersuchungen über die
1) Rend. Acad. d. Lincei 1910, 19, a56. — ^) Compt. rend. 1910, 150, 1360-1363.
280 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Wanderung des für den Pfröpfling charakteristischen Stoffes anzustellen:
1. Einfache Pfropfung von Tollkirsche auf Kartoffel. Der
Nachweis von Atropin wurde an 850 g der Knollen versucht; er fiel
negativ aus. 2. Gemischte^) Pfropfung von Tabak auf Kartoffel.
Nicotin war in den Knollen mit Sicherheit nicht nachzuweisen, bei Kraut
und Wurzeln war das Resultat negativ. 3. Gemischte Pfropfung von
Tollkirsche auf Tomate. Atropin konnte in der Tomate auf physio-
logischem Wege schwach, aber unzweifelhaft nachgewiesen werden.
4. Gemischte Pfropfung von Tomate auf Tollkirsche. Sowohl
auf chemischem wie physiologischem Wege ließ ich Atropin in der Tomate
(500 g Frucht) nachweisen. Bei Stengel und Blättern fiel die Reaktion
negativ aus. Die Versuche bestätigen und erweitern somit frühere gleiche
Beobachtungen Laurent's. Sie erweisen ferner, daß bei der künstlichen
Symbiose, als welche die Pfropfung anzusprechen ist, die eine der ver-
einten Pflan/.en ihren Chemismus beibehält.
Über die Entstehung des Farbstoffes in der Alcannawurzel. Von
E. Eriksson.^) — Nach einer Beschreibung der morphologischen und ana-
tomischen Beschaffenheit der Alcannawurzel bespricht der Vf. die Ent-
stehung des Farbstoffes in derselben. Der Farbstofi" entsteht stets im
Zellinhalt und durchdringt die Wände nicht; die Farbstofi" führenden
Zellen sind verkorkt. Überall, wo der Farbstoff auftritt, beobachtete der
Vf. eine Verletzung des Gewebes. Es scheint daher, daß der Farbstoff als
Wundschutz dient.
Untersuchungen über die Fermente verschiedener Bakterien-
arten. Von Emil Abderhalden, Ludwig Pincussohn und Adolf R.
Walther. ^) — Die Vff. fanden bei Untersuchungen über das Verhalten
verschiedenartiger Bakterien gegen sjaithetische Peptone, daß die ver-
schiedenen Bakterien eine ganz verschiedene Wirkung äußerten, die ge-
eignet sein müßte, die Mikroorganismen je nach ihrer Stellung zu be-
stimmten Proteinen und Peptonen zu classificieren.
Zur Kenntnis der Lebensdauer der Bakterien. Von A. Nestler. ^)
— Obschon man weiß, daß gewisse Sporen ein sehr langes Austrocknen
vertragen, ist doch nie ermittelt worden, ob in den widerstandsfähigsten
Sporen das Leben länger bewahrt wird als in den Samen. Der Vf. hat
Erdproben aller Moosherharien als Material zur Beantwortung dieser Frage
benutzt. Er nimmt an, daß in solchen Herbarien die Bedingungen einer
wiederholt erfolgten Entwicklung nicht gegeben sind. Es zeigte sich nun,
daß diese Erdproben in einem Falle nach 23, in dem anderen nach 92
Jaliren noch lebensfähige Bakterien sporen enthalten haben. Es waren
typische Vertreter von Erdbakterien, um die es sich hier handelt, so daß
an eine spätere Infektion kaum gedacht werden kann: Bacillus vulgatus
= Bac. mesentericus (Kartoffelbacillen), Bac. mycoides Flügge, Bac.
subtilis Cohn. Nach diesen Resultaten ist anzunehmen, daß die Lebens-
dauer einiger Bakterien in keiner Weise der der widerstandsfähigsten
Samen nachsteht.
*) Bei gemischter Pfropfung im Siniie Dani el' s läßt man auf der Unterlage ein oder mehrere Triebe
stehen, kneift diese aber zur Einschränkung ihrer Ent\vickluiig ab. — ') Ber. D. Pharm. Ges. 1910, 20,
202. — ») Zeitschr. physiol. Chem. 1910, 68, 471—476. — *) Ber. dentsch. botan. Ges. 1910, 28, 7—16.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 281
Über das latente Leben der Sporen der Mucorineen und
Ascomyceten. Von Paul Becquerel. ^) — Die vom Vf. früher mit-
geteilten Versuche über das latente Leben der Samen (vergl. dies. Jahrber.
1909) wurden mit Pilzsporen fortgesetzt. Das Ergebnis war das gleiche.
Sporen von Mucor, Rhizopus, Sterigmatocystis und Aspergillus wurden in
sterilisierten Gefäßen in Gegenwart von Ätzbaryt 14 Tage bei 35'' ausge-
trocknet. Die Gefäße wurden luftleer gemacht und zugeschmolzen. Nach
dem Verweilen in flüssiger Luft ( — 180^) während drei Wochen und in
flüssigem Wasserstoff ( — 253 *') während 77 Stimden wurden sie wieder
geöffnet und die Sporen in sterile Medien ausgesät. Nach 16 Stunden
waren alle Sporen der Mucorineen und nach zwei Tagen auch die der
anderen Versuchspilze gekeimt. Es handelt sich hier, wie der Vf. schließt,
tatsächlich um ein zeitweiliges vollständiges Aufhören und Wiedereinsetzen
des Lebens, ein Beweis, daß das Leben nichts anderes ist als ein äußerst
verwickelter physikalisch -chemischer Proceß der Protoplasmaorganismen,
hervorgerufen durch Wechselwirkung von Kraft und Stoff.
Die Kräusel- oder Rollkrankheit der Kartoffel, ihre Ursache und
Bekämpfung. Von J. Vaüha. -) — Die Kräusel- oder Rollkrankheit der
Kartoffel tritt sehr verschiedenartig auf und man hat zwei Arten der
Krankheit streng auseinanderzuhalten. Geschieht das Einrollen der grünen
Blätter unter mehr oder weniger starkem Vergilben der ganzen Staude,
so ist die Ursache dieses physiologischen Zustandes eine Fäulnis des unter-
irdischen Stengels, hervorgeiufen durch verschiedene Pilze, namentlich der
Gattungen Fusarium, Rhizoctonia — und verschiedene Bakterien, aber
auch durch tierische Schädigung. Die echte Kräuselkrankheit dagegen
tritt ohne w\^hrnehmbare Fäule des Stengels auf; nur der Gipfel ist ver-
kümmert, etwas vergilbt und rötlich gefärbt; die Blätter sind klein
und entwicklungsunfähig. Die Knollen der kranken Pflanzen faulen nicht
und weisen entweder gar keine Merkmale der Krankheit auf oder zeigen
gebräunte Gefäßbündel unter der Oberfläche, Über die Ursache dieser
Krankheit ist man im Zweifel, ob es sich um eine Pilzinfektion handelt
oder nicht. Es wurde sehr häufig Fusariummycel in den gebräunten Ge-
fäßbündeln angetroffen, ohne daß es jedoch gelungen wäre, die Krankheit
durch eine künstliche Infektion mit diesem Pilz hervorzurufen. In den
Fällen, wo sich kein Pilz in dem Gewebe findet, können auch verschiedene
Arten von Tylenchusnematoden die Krankheitsursache sein. Der Vf. selbst
fand auf kranken Kartoffelorganen, wie auch auf anderen Pflanzen (Rüben,
Luzerne, Klee) ein und dieselbe Tylenchusart, die er T. I mihi nennt und
sie hier näher beschreibt. — Eine der Hauptursachen der Krankheit wird
jedoch auch vom Vf. in einer Pilzinfektion erblickt. Es gelang ihm, den
Fruchtkörper eines Pilzes zu finden, der die Krankheit hervorzubringen
vermag. Es ist ein Schlauchpilz, der im Boden lebt und auf dessen
Oberfläche fruktifiziert. Das mächtige farblose oder schwach rötliche
Mycel vermag sich wie höhere Pflanzen aus dem Boden zu ernähren. Der
Vf. nennt den Pilz Solanella rosea novum geuus et species. Infektions-
versuche auf sterilem Boden erwiesen den Zusammenhang der ßlattroll-
krankheit mit diesem Pilz. Desinfektion mit lOprocent. Lohsollösung führte
1) Compt. rend. 1910, 150, 1437-1439. — a) Monatsh. f. Ldwsch. 1910.
282 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
zu normaler Entwicklung. Aus seinen Versuchen leitet der Vf. folgende
Bekämpfungsmaßregeln ab: Setzen von gesunden Knollen von einem be-
sonders ausgesuchten — und zwar zur Zeit, wo das Kraut noch grün
ist — Felde; Beseitigung aller kranken Stauden samt den Wurzeln und
dem ringsherum liegenden Boden. An den Stellen, wo kranke Stauden
gestanden haben, wird lOprocent. Lohsollösung eingespritzt und mit
feuchtem Boden bedeckt. Sind die Knollen nicht gesund, so sollen sie in
einer Iprocent. Lohsollösung V2 Stunde lang gebeizt und gleich gesetzt
oder als Saatgut verworfen werden. Ist der Boden stark infiziert, so bleibt
nichts anderes übrig, als den Kartoffelbau auf dem Felde für mehrere
Jahre auszusetzen. Über die Kräuselkrankheit ist also nach des Vf. Unter-
suchungen folgendes festzustellen: Der Urheber der echten Krankheit hat
seinen Sitz im Boden und ^vird durch die Knollen übertragen. Es ist in
dem vorliegenden Falle der oben genannte Pijz; der Vf. will damit nicht
festgestellt haben, daß nicht auch andere Pilze Ursache zur Infektion sein
hönnen. — Auch Tylenchusarten können eine ähnliche Krankheit hervor-
rufen. — Lobsollösung (ein wasserlösliches Karbolineumpräparat) ist als
ein wirksames Mittel anzusehen. Es soll in einer Menge von 20 — 40 com
einer lOproc. Lösung auf den qm Boden benutzt werden.
Neuere Beobachtungen über die Blattrollkrankheit der Kartoffel.
Von Alb. Boerger. 1) — Der Vf. gibt einen Überblick über die neueren
Beobachtungen über das Wesen der Blattrollkrankheit nach folgenden Ge-
sichtspunkten: Erkennung, Ursache, Verbreitung und Schaden der
Krankheit in der Kheinprovinz. Bei dieser Gelegenheit teilt er neuere
Versuche (1909) von Remy mit, die in Übereinstimmung mit den Ver-
suchsergebnisseu anderer Autoren erkennen lassen, daß der Ertrag eines
anscheinend gesunden, aber latent infizierten Saatgutes erheblich hinter
den Leistungen guten Saatgutes zurückbleibt. „Je nach den besonderen
Vegetationsverhältnissen, unter denen anscheinend dem Boden führende
Bedeutung zukommt, ist ein mehr oder weniger großer Ernteausfall zu
verzeichnen. Unter besonders ungünstigen Verhältnissen steigert sich dieser
Ernteausfall bis zur Ertraglosigkeit.'' Als Maßregeln zur Bekämpfung
der Blattrollkrankheit vermag der Vf. auch nur mit anderen Autoren
anzugeben: Böden, auf denen gesunde Saat erkrankt ist, vom Kartoffelbau
auszuschließen, und gesundes Saatgut zu verwenden.
Die Blattrollkrankheit der Kartoffel auf Moorboden. Von Wilhelm
Bersch.-) — Der Vf. hatte in den letzten Jahren Gelegenheit, das Auf-
treten der Krankheit auf den Kartoffelversuchsfeldern der Moorwirtschaft
Admont zu verfolgen. Die Krankheit stellte sich auf frisch kultiviertem
Hoch- wie Niedermoor, die nie Kartoffeln getragen hatten, ein. Es er-
scheint dabei eine Infektion durch den Boden ausgeschlossen, um so mehr
als in den Jahren 1906 und 1907 Krankheitserscheinungen nicht beob-
achtet und befriedigende Erträge erzielt wurden. Wie schädlich die
Krankheit dem Kartoffelbau sein und werden kann, zeigt folgende Zu-
sammenstellung, die den Ergebnissen der Anbauversache mit 47 Sorten
entnommen ist. Die durch die Blattroll krankheit bedingte stufenweise
Verringerung des Ertrages betrug in dz pro ha:
>) Ldwsch. Ztschr. f. d. Kleinprovinz (Separat). Mitt. d. Hauptsammelstelle f. Pflanzenschutz in
Bonn -Poppeisdorf. — -) Zeitschr. f. Moorkultur u. Torfverwert. 1910, 8, 90.
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie.
283
Sorte:
Topas
Up to
dato
Perkun
Magnola
Solan.
Comraers.
Imperator
vor der
Front
Magnum
bonum
1905 . . .
240
289
1906 . . .
173
170
224
330
352
256
—
—
1907 . . .
135
258
181
204
176
213
198
151
1908 . . .
149
195
108
161
87
136
164
100
1909 . . .
58
78
37
30
58
70
90
30
über die Natur der Krankheit hat der Vf. besondere Feststellungen
nicht gemacht und registriert lediglich die zurzeit geltenden verschiedenen
Anschauungen. Der Gedanke, den kranken Pflanzen durch kräftige Er-
nährung aufzuhelfen, wurde auch in Admont verfolgt. Doch konnte durch
eine kräftige Düngung lediglicii eine üppige Entwicklung des Krautes
erzielt werden; solche Stöcke setzten nur sehr wenige und kleine
Knollen an.
Biochemische Untersuchung über die Rollicrankheit der Kartoffel.
Yon G. Doby. ^) — Der Vf. hat in Anlelmung an die bekannte Sorauer'sche
Theorie von der Blattrollkrankheit der Kartoffel gesunde und kranke Kar-
toffeln auf ihren Gehalt an Oxydasen und Anaeroxydasen geprüft und ge-
funden, daß der Gehalt an diesen Substanzen in keiner Beziehung zum
Gesundheitszustand der Pflanze steht.
Über die Herz- und Trockenfäule der Zuckerrüben. Von W. Krüger
und G. Wimmer. 2) — Auf Grund von Sandkulturversuohen in Töpfen
fanden die Vff. als Ursache der Krankheit Wachstumsstörungen, welche
durch die Verarbeitung der salpetersa\iren Salze hervorgerufen werden.
Von diesen Nitraten assimiliert die Pflanze den N, während die Base sich
innerhalb der Pflanze und im Boden ansammelt. Der eigentliche Grund
für die Entstehung der Krankheit ist in diesen alkalisch reagierenden und
schädlich wirkenden Resten zu suchen. Durch rechtzeitige Umwandlung
dieser alkalischen Reste in unschädliche Verbindungen wird die krankheits-
erregende Ursache beseitigt. Die Witterung in ihrer Gesamterscheinung
ist wegen ihres Einflusses auf das mehr oder weniger üppige Gedeihen
der Pflanzen für das Auftreten der Krankheit von großer Bedeutung, ohne
daß bis jetzt alle Einzelheiten hierbei mit Sicherheit erkannt wären. Ist
die Unschädlichmachung der alkalischen Reste nicht oder nur unzureichend
möglich, so tritt die Krankheit um so stärker auf, je mehr Salpeter-N und
je mehr Bodenfeuchtigkeit bei ausreichender Wärme den Rüben zur Ver-
fügung steht, d. h. je üppiger die Rüben wachsen. Trockenheit, d. h.
geringe Bodenfeuchtigkeit befördert unter keinen Umständen die Krankheit,
sondern ist das beste Heil- und Vorbeugungsmittel, da dieselbe das
Wachstum hemmt, das Auftreten der genannten schädlichen Steife ver-
langsamt und dadurch deren Umsetzung in unschädliche Verbindungen
erleichtert. Soweit diese bei Sandkulturen gemachten Erfahrungen die
Bodenfeuchtigkeit betreffen, stehen sie, vermutlich nur scheinbar, in Wider-
spruch mit den Ansichten der Praxis. Aber immer werden die üppigst
gewachsenen Rüben, d. h. solche Rüben, denen nach reicher Düngung mit
1) Jonm. Pharm, et Chim. 1910, 2. 437.
Ctrlbl. Agrik.-Chem. 1910, 39, 115. (Fopp.)
-) Ztschr. d. Ver. D. Zuckerind. 59, 640; ref. nach
284 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Kj 0, Po O5 und N genügend Feuchtigkeit zur Verfügung stand , von der
Krankheit befallen. Die Krankheit zeigt sich äußerlich auf zwei ganz ver-
schiedene Arten, durch eine Art Fäulnis der Wurzel und, in ihrem Höhe-
punkt, durch das Absterben der Herzblätter. Letzteres stellt sich aber
stets in der Trockenperiode des Sommers ein, und daher kommt die
Meinung der Praxis, daß die Herzfäule durch die Trockenheit bedingt sei.
In Wirklichkeit war jedoch die eigentliche Krankheit schon viel früher
eingetreten, nur war sie äußerlich nicht sichtbar. Durch Herabsetzen der
Bodenfeuchtigkeit die Krankheit hervorzurufen, gelang den Vff. nicht, viel-
mehr war neben einer G-ypsgabe zur Umwandlung der schädlichen
alkalischen Stoße in unschädliche neutrale Terbindungen, die Herabsetzung
der Bodenfeuchtigkeit das beste Vorbeugungs- und Heilmittel der Krankheit.
— Die "Vff. glauben, daß die bei den Rüben Herzfäule genannte Krankheit
auch bei anderen Pflanzen, ausgeprägt bei Senf und Kartoffeln, auf-
treten kann. (D.)
Über das Aufblühen der Gräser. Von H. Zuderell.^) — In den
an Roggen- und W'eizenähren angestellten A^ersuchen beobachtete der Yf.
folgendes: Die Transpiration begünstigt — wenn auch nur in geringem
Grade — das Aufblühen der Gräser. Die Temperatur beeinflußt natürlich
das Aufblühen; auf Roggenähren aber, die sich bereits in einer zum Auf-
blühen günstigen Temperatur befanden, übten Temperaturschwankungen
keinen Einfluß aus. In hervorragendem Maße wirkt das Licht auf die
Blüteuentwicklung. Ähren, auf die nach Aufziehen eines Vorhanges
plötzlich direktes Sonnenlicht fällt, blühen in wenigen Minuten auf. Dabei
stellte sich heraus, daß es nicht so sehr auf die Strahlengattung ankommt
— die Ergebnisse waren die gleichen, im blauen wie im roten Licht —
als vielmehr auf die positive Lichtschwankung. Sehr schwache Be-
leuchtung und völlige Verdunklung hemmen das Aufblühen, vermögen es
jedoch nicht zu unterdrücken. Des weiteren wird die Bedeutung der
zwischen Fruchtknoten und Deckspelze befindlichen Schüppchen, der
Lodiculae, für den Mechanismus des Aufblühens behandelt.
Untersuchungen über das Reifen des Rebenholzes und die Er-
ziehung der amerikanischen Unterlagsreben. Von F. Schmitthenner. -)
— Diese Untersuchungen und Besprechungen behandeln 1. die Reife-
merkmale und die Reifungsvorgänge (a) Beteiligung des Periderms an dem
Reif ungsproceß ; b) elementarer Ausbau der Rebentriebe während des
Reifens; c) die Reservestoff- Ablagerung in den Rebentrieben während des
Reifens; d) Wassergehalt reifer und unreifer Rebentriebe; e) specifisches
Gewicht des Rebenholzes); 2. Einfluß der klimatischen Verhältnisse und
der Bodenbeschaffenheit, 3. Einfluß der Rebenkrankheiten, 4. Einfluß der
Erziehuugsart und der Laubarbeiten auf die Holzreife. Der Zusammen-
fassung der Untersuchungsergebnisse entnehmen wir folgendes: Das erste
Anzeichen der beginnenden Reife (Monat August) ist die äußerliche Ver-
färbung der Triebe auf der Sonnenseite, braun bis braunrot. Zwischen
der primären und sekundären Rinde bildet sich ein Periderragürtel, der
die Wasserverdunstung auf das nötigste Maß herabsetzt und als Wärme-
1) Sitzungsber. Wiener Akad. 1909. 118. 1403. — -) Ldwsch. Jahrb. 1909, 38, G29-696.
(A. d. wissenschaftl. Abt. d. Rebenveredelungsstat. Geißenheim a. Rh.)
B. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 285
schütz dient. Die Peridermbildung ist der einleitende Akt des Reifungs-
Torganges und der sichtbare Ausdruck für den guten Ernährungszustand
eines Triebes. Nach dieser stirbt die primäre Rinde unter Braunfärbung
ab und bildet nun als Borkemantel den äußeren Schutz der Triebe. Die
sekundäre Rinde erfähit schon vor der Peridermbildung eine wichtige
Veränderung, indem sich vom Cambium her in die Rindenstrahlen ab-
wechselnde Lagen von Hart- und VVeichbastgruppen einschieben. Je stärker
im Vergleiche zum Marke die Ausbildung des Holzkörpers ist, desto
besser ist die Qualität der Rebe. Je reicher seine Markstrahlzellen und
Libriformfasern mit Stärke angefüllt sind, desto reifer ist das Holz. Stärke-
ablagerung und die Peridermbildung stehen in einem korrelativen Ver-
hältnisse. (D.)
Über kolloidchemische Vorgänge bei der Holzbildung und die
stoffliche Natur des Holzes und Lignins. Von H. Wislicenus und
M. Kleinstück. ^) — Die Vff. bemerken zu den bisher bestehenden
Theorien über die Holzbildung, daß sie alle nicht befriedigen, weil sie die
Grundtendenz der Holzbildung, die colloide Natur der Stoffe übersehen.
Ihre eigne Theorie ist in folgendem dreistufigen Vorgang zum Ausdruck
gebracht: 1. Bildung der Cellulose in den jüngsten pflanzlichen Geweben
als chemisch indifferenten Oberflächen- oder Gerüstkörper, der in den Ge-
webe- und Faserstrukturen mit einer ungeheuren Oberfläche entwickelt ist.
2. Verdickung und Verholzung dieses Oberflächenkörpers durch Adsorption
und Gelhautbildung aus den colloiden ProcambiumstofTen des Cambial-
saftes. 3. Chemische Nachwirkungen in den gequollenen, vielleicht teil-
weise hydrolysierten Adsorptaten; wirklich chemische Verbindungsvorgänge,
wie Esterbildung und andere Condensationen, jedesfalls in ganz neben-
sächlichem Umfang.
Beiträge zur Kenntnis der Anatomie und Biologie deutscher
Gallbildung I. Von Hermann Roß.'^) — Es wird beschrieben: 1. Die
Galle von Tychius crassirostris Kirsch auf den Blättern von Melilotus alba
Desr. 2. Die Galle von Oligotrophus (Perrisia) carpini F. Low auf den
Blättern von Carpiuus betulus L. und die Galle von Rhabdophaga heterobia
H. Loew auf den männlichen Kätzchen von Salix triandra L.
Symbiose von Ameisen und Pflanzen. Von H. N. Ridley.^) —
Nachdem der Vf. zunächst bei einigen bisher als »Ameisenpflanzen« be-
zeichneten Arten eine Symbiose in Abrede stellt — was übrigens schon
von anderer Seite geschehen ist — beschreibt er als wirkliche Ameisen-
pflanzen eine Anzahl Vertreter der Euphorbiaceen- Gattung Macaranga, bei
denen es sich insofern um eine Symbiose handelt, als beide Teile von
dem Zusammenleben profitieren. Die Ameise aus naheliegenden Gründen,
die Macaranga weil sie vor Raupenschäden bewahrt bleibt. Die nicht von
Ameisen bewohnten Exemplare werden fast stets von Raupen befallen, die
durch Zerstörung der Terminalknospe der Pflanze den Tod bringen.
Corallorhiza und Pilzsymbiose. Von B. C. Gruenberg.*) — Die
Untersuchungen der Rhizome verschiedener Arten von Corallorhiza ergaben,
daß dieselben secundäre Stärke enthielten, die nach Ansicht des Vf. dem
1) Zeitschr. Chem. u. Ind. d. Kolloide 1910, 6, 17. — 2) Ber. deutsch, botan. Ges. 1910, 28, 228.
— 3) Annal. of Botan. 1910, 24. 457. — ■") Abs. in Science, n. ser. 31 (1910). Nr. 799, 633; ref. nach
Exper. Stat. Eec. 1910, 23, 228.
286 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Humus oder anderen organischen Stoffen des Bodens entnommen ist. Der
Yf. glaubt, daß die Corallorhiza in ihrer Ernährung von den Pilzsymbionten
nicht abhängig sei. Da die Symbiose ein ständiges Merkmal der unter-
suchten Arten ist, so sieht er sie als Ergebnis der Lebensgewohnheiten
des Pilzes an, hält sie aber zur Erhaltung der Orchidee nicht für not-
wendig. Der Pilz soll der Orchidee dadurch nützen, daß er günstige Be-
dingungen für das Keimen der Samen schafft. Die Infektion des Rhizoms
soll ungefähr zur Zeit des Keimens eintreten und die Verdauung der
Hyphenmassen im Rindengewebe erscheint dem Autor als Selbsthilfe der
Pflanze, die hierdurch den Pilz an einer für sie schädlichen Ausbreitung
hindert, nicht als Ernährungsvorgang. (Kalb.)
Beiträge zur Kenntnis des Nachreifens von Früchten. Von R.
Otto und W. D. Kooper. 1) — In Versuchen mit Früchten der Mespilus
germ. und Cydonia japon. haben die Vff. in Verfolg früherer Unter-
suchungen an Schlehen die Umwandlungen beim Nachreifen geprüft. Die
Schlehenfrüchte (Trums opin.) hatten nach dem Verweilen während einiger
Stunden bei — 4 bis — 5° und darauffolgendem 4tägigen Lagern eine
starke Abnahme des Wassergehaltes, einen verhältnismäßig geringeren
Säure-Gerbstoff und StickstoffVerlust, dagegen eine erhebliche Zunahme an
Fructose auf Kosten der — weniger süßen — Glukose gezeigt. Auch
der Gesamt-Zuckergehalt hatte etwas zugenommen, obschon nicht derart,
daß das Süßerwerden der Früchte damit erklärt werden könnte. Bei den
Mispelfrüchten ergab sich nun eine bedeutende Abnahme des Säure- und
Stickstoff- aber auch des Zuckergehaltes. In der Tr.-S. der Mispelfrucht
wurden gefunden :
Gesamtsäure
Gesamt- luvert- berechnet als
Zucker Apfel- Wein-
säure
Stickstofif
Frisch 41,13 41,13 4,36 4,88 3,08
Nach dem Gefrieren nach
Stägigem Lagern . . . 37,37 37,37 3,50 3,92 2,68
Auch bei der japanischen Quitte hatte nach dem Lagern eine starke
Zuckerabnahme stattgefunden; Säure und Tanningehalt sanken besonders
stark. Man sollte demnach diese Früchte, die für die Obstweinbereitung
vielleicht gerade wegen ihres Säure- und Tanningehaltes in Betracht
kommen, nicht gleich nach der Ernte, aber auch nicht nach zu langem
Lagern verwenden. 8—14 Tage nach der Ernte dürften genügen.
Beitrag zum Studium des Reifungsprocesses (Teigigwerden) bei
tanninhaltigen Früchten. Von Angelo Manaresi und Mario Tonegutti. -)
Bei dem Reifen der Früchte hat man mit den Vff'. zu unterscheiden
zwischen dem phylologischen Reifezustaud — die Früchte sind herb —
und dem Teigigwerden - die Früchte befinden sich in dem allgemein
als »reif« bezeichneten Zustand — ; die Vff. haben die Zusammensetzung
und Beschaffenheit der Früchte in diesen St^adien verfolgt und die
Untersuchungen auch auf den Zustand der Überreife — einige Wochen
nach erfolgtem Teigigwerden — ausgedehnt. Als Versuchsmaterial wurden
typische „Tanninfrüchte", nämlich Mespilus germanica, Pirus domestica und
J) Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 19, 328. — 2) Staz. sperim. agrar. ital. 1910, 43, 369.
ß. Pflanzenwachstum. 1. Physiologie. 287
Diospyros Kati gewählt. Die Resultate lassen folgendes erkennen: Die
Früchte verringerten bei der Aufbewahrung fortlaufend ihr Gewicht. Der
tägliche Verlust betrug bei Nespole 0,56—0,36%, bei Pirus 0,26— 0,16 7o,
bei Kaki 0,39 — 0,19%; dieser Verlust ist — da der Wassergehalt nahezu
unverändert blieb — dem Atmungsproceß zuzuschreiben. Der Ätherextrakt
scheint mit der Lagerreife zuzunehmen (außer bei Kaki) Rohfaser, Asche,
Phosphate bleiben quantitativ unverändert. Die Stickstoffsubstanz, welche
bei Mespilus und Pirus größtenteils Protein darstellt, verändert sich nicht
eindeutig; es finden Zu- und Abnahmen statt, die einen sicheren Schluß
nicht zulassen. Der Säuregehalt — Apfelsäure — unterliegt einer deut-
lichen Verminderung mit zunehmender Lagerreife; am stärksten tritt der
Verlust bei Mespilus und Pirus auf:
Früchte
erntereife lagerreife
Mespilus 1,148 0,640
Pirus 0,606 0,375
Kaki 0,109 0,080
Die flüchtige Säure erfährt dagegen eine deutliche Zunahme; dasselbe
gilt für den Alkohol. Der Zuckergehalt zeigt nur geringe und nicht
charakteristische Änderungen. Ausgesprochen ist dagegen wiederum das
Verhalten des Tannins, dessen Gehalt in sehr starkem Maße abnimmt:
reif überreif
Mespilus 0,200 0,028
Pirus 0,681 0,064
Kaki 0,258 0,042
Danach findet die Veränderung tanninhaltiger Früchte bei dem
Reifungsproceß seinen Ausdruck in einer deutlichen Abnahme des Säure-
gehaltes und in noch ausgesprochenerem Schwinden des Tannin Vorrates.
Literatur.
Abraham söhn, ß. : Über die Atmung der Gerste bei der Keimung,
insbesondere ihre Abhängigkeit vom Gehalt an Eiweiß. — Wochenschr. f.
ßrauerei 1910, 27, 589.
o o
Ake Akerman: über die Chemotaxis der Marchantia-Spermatozoiden.
— Zeitschr. f. Botan. 1910, 94.
Angelstein, U. : Über die Kohlensäureassimilation submerser Wasser-
pflanzen in Bikarbonat- und Karbonatlösungen. — Beiträge z. Biolog. d. Pflanzen
1910, 87.
Boy er, G.: Zur Biologie der schwarzsporigen Trüffel. — Compt. rend.
1910, 150, 1253.
Burgeff, H.: Die Wurzelspitze der Orchideen, ihre Kultur und ihr Leben
in der Pflanze. Jena, G. Fischer, 1909.
Correns, C: Zur Kenntnis der Rolle von Kern und Plasma bei der Ver-
erbung. — Ztschr. f. indukt. Abstammungslehre 1909, 2, 331.
Czapek, F.: Versuche über Exosmose aus Pflanzenzellen. — Ber. deutsch,
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Czapek, F.: Über die Oberflächenspannung und den Lipoidgehalt der
Plasmahaut in lebenden Pflanzenzellen. (Vorl. Mitt.) — ßer. deutsch, botan. Ges.
1910, 28, 480.
Czapek, F.: Fällungsreaktionen in lebenden PflanzenzeUen. — ßer. deutsch,
botan. Ges. 1910, 28, 147.
288 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion,
Czapek, C: Die Pflanzenatmung. — Ergeh. Physiol. 9 (1910), 587—613;
ref. nach Exper. Stat. Reo. 1910. 23, 429. — Kritische Prüfung der wichtigeren
Literatur über die Pflanzenatmung und einer Zusammenstellung der verschiedenen
Theorien und Anschauungen über diese Lebensfunktion. Die Arbeit enthält die
Literaturangabe von mehr als 100 Publikationen. (Kalb.)
Dixon, H. H., und Atkins, W. R. G.: Über den osmotischen Druck
in den Pflanzen und eine thermoelektrische Methode zur Bestimmung der Ge-
frierpunkte. — Scient. Proc. Royal Dublin Soc. 1910, 12, 275.
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wichtigsten Kulturpflanzen Indiens hat der Vf. die Wassermenge ermittelt, die
zur Erzeugung einer Gewichtseinheit Trockensubstanz von den Pflanzen verdunstet
wird unter dem Einfluß von Wassergehalt des Bodens, Düngung, Temperatur u. a. m.
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B. Pflauzenwachstura. 2. Bestandteile der Pflanzen. 289
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2. Bestandteile der Pflanzen.
Referent: Th. Dietrich.
a) Organische.
1. Eiweifs, Amide, Fermente u. a.
Ein Beitrag zur Kenntnis des Vernins. Von E. Schulze.^) —
Der Vf. fand diesen von ihm entdeckten Körper zwar in zehn verschiedenen
jungen grünen Pflanzen in stets geringer Menge aber nicht regelmäßig, und
es scheint ihm, daß diese Stickstoffverbindung sich in den Pflanzen zwar
häufig bildet, später aber wieder verbraucht wird und sich deshalb nicht
anhäuft. Das Vernin ist in kaltem Wasser schwer löslich (1 Teil in
1320 Teilen Wasser bei 17— 18*^ C), in kochendem Wasser leicht. Aus
einer Lösung in heißem Wasser scheidet sich beim Erkalten das Vernin
in Krystallen (dünne Nadeln oder flache Prismen) aus, die nach der Formel
C^o Hi3 N5 O5 -f- 2 Hg 0 zusammengesetzt sind. Der Vf. hält diesen Körper
für ein nach dieser Formel zusammengesetztes Guanin-Pentosid. Über die
Darstellung von Vernin ist die Originalmitteilung nachzusehen.
Über die in den Pflanzen vorkommenden Betaine. Von E,
Schulze und G. Trier.-) — In den Pflanzen findet man neben Cholin
und neben N-haitigen Stoffen, die man für primäre und secundäre Produkte
des Abbaues der Proteine erklären kann, nicht selten N- Verbindungen, die
man als „Betaine" zusammenfassen kann, nämlich Betain (C5 H^^ N Og),
Trigonellin (C7H7NO2) und Stachydrin (C^H^gNOa, dieses erst in zwei
Pflanzen nachgewiesen. Trigonellin ist das Methylbetain der Nikotinsäure,
das Stachydrin das Methylbetain der Hygrinsäure. Im chemischen Ver-
halten sind sich diese 3 ßetaine einander sehr ähnlich. Sie sind leicht
löslich in Wasser, auch löslich in Alkohol. Die Lösungen reagieren
neutral. Mit Säuren bilden sie gut krystallisierende , sauer reagierende
Salze. Die Vff. sind der Ansicht, daß diese ßetaine wahrscheinlich Neben-
produkte des Stoffwechsels sind, die sich an den physiologischen Vorgängen
1) Ztechr. f. physiol. Chem. 1910, 66. 128-136. (A. d. agrik. -ehem. Labor, d. Polytechn.
Zürich.) — ') Ebend. 67, 46—58. (.A. d. agrik. -chem. Labor, d. Polytechn. Zürich.)
Jahresbericht 1910. 19
290
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
nicht mehr beteiligen. Als Muttersubstanz für das Stachydrin wird Prolin^
für Betain Cholin oder Glykokoll in Betracht gezogen.
Über das Vorkommen von Betain in den Knollen des Topinamburs
(Helianthus tuberosus). Von Ernst Schulze.^) — Früher hat der Vf.
nachgewiesen 2), daß der Saft dieser Knollen neben Asparagin auch Arginin
enthält. Nunmehr hat der Vf. auch festgestellt, daß diese Knollen — was
noch nicht bekannt — auch Betain (CgH^^NOa) enthalten. Aus 25 kg
frischer Knollen wurden ungefähr 2 g salzsaures Betain erhalten.
Hydrolyse des Proteins des Leinsamens. Von F. W. Foreman.^)
Das Protein wurde wie folgt hergestellt: 150 g fettfreies Leinsamenmehl
wurde mit 0,2procent. Kalilösung (und 5 Tropf. Toluol) gemischt und auf
45 ^ C. erwärmt. Die Mischung wurde 3 Stunden geschüttelt, über Nacht
bei 45 ° stehen gelassen und am anderen Morgen nochmals eine Stunde
geschüttelt. Dann wurde filtriert und der gummöse Rückstand nochmals
in gleicher Weise mit Kalilösung behandelt. Die gemischten Filtrate
wurden mit der fünffachen Menge dest. Wassers verdünnt und dann durch
genaue Neutralisation mit sehr schwacher Säure das Protein gefällt»
Letzteres wurde wiederholt (4 oder 5 mal) mit dest. Wasser gewaschen..
Endlich wurde der Rückstand mit Methylalkohol über Nacht stehen ge-
lassen, dann filtriert, dreimal mit absolutem Alkohol und darauf dreimal
mit wasserfreiem Äther behandelt. Das lufttrockene Präparat enthielt
16,28% N, 6,26 7o Wasser imd 0,5% Asche. Das Verfahren der Hydro-
lyse und der Trennung der Produkte derselben werden genau beschrieben.
Das Ergebnis der Hydrolyse war folgendes, in %:
c
'S
3
Valin
Leucin und
Isoleuein
c
1
c
1
c
o
0_
c
<
Ei
ü
1
'S
<
.2
}
EH
S
a
vor-
handen
1,03
12,71 3,97
2,85
4,14
1,65
11,58
Vor-
hand.
0,65
6,06
1,66
1.19
1,94
Vor-
hand.
4P,4a
Das Vorkommen von Lab in Pflanzen. Von C. Gerber.^) —
Ein kritische Literaturübersicht über das Vorkommen von Lab (Enzym)
in Pflanzen, ihre örtliche Beschränkung, die Wirkung vegetabilen Labs auf
Milch, die Beziehung zwischen Lab- und proteolytischen Pflanzenfermenten
und die Rolle der Lab-Enzyme in den Pflanzen ist der Inhalt der Arbeit.
Nach Ansicht des Vf. spielen die Labenzyme eine wichtige Rolle bei der
Synthese, der Translocution und der Speicherung des stickstoffhaltigen
Reservematerials und bei der Ernährung und Leitung des Pollen Schlauches
zum Ei. (Kalb.)
Über das Vorkommen von Allantoin in den Samen von Datura
Metel L. Von G. de Plato. ^) — In den Samen von Datura Metel, die
dem Tabaksamen sehr ähnlich sind, konnte der Vf. Allantoin oder Ver-
bindungen analoger chemischer Beschaffenheit ermitteln. Dagegen wurden
weder Alkaloide noch Blausäure liefernde Glukoside angetroffen.
(M. P. Neumann.)
1) Ztschr. f. physiol. Chem. 1910, 65, 293—294. — -) Ldwsch. Versochsst. 48, 45. — ») Joum.
Agric. Science 1910, m. Part 4, 858—382. — ■*) Rev. Sei. 48 (1910), I. Nr. 7, 195—207; ref. nach
Exper, Stat. Rec. 1910, 23, 30. — ^) Staz. sperira. agrar. ital. 1910, 43, 79.
B. Pflanzenwachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen. 291
2. Fette, Kohlehydrate usw.
Das Öl der Maulbeersamen. Von L. Prussla. ^) — Der Vf. unter-
suchte das Öl aus dem Samen von Morus alba verschiedener Herkunft.
Die eine Probe Samen gab durch Ausziehen mit Äther 33 %? die andere
Probe durch Pressen 24^0 Öl. Das Maulbeersamen - Öl stellt eine dicke
Flüssigkeit von goldgelber Farbe, schwachem Geruch und angenehmem
charakteristischen Geschmack. Es ist in Alkohol von 95*^ sehr leicht
löslich, auch in allen bekannten Fettlösungsmitteln.
Öl der Samen von Evonymus europaea. Von J. Kochs. 2) —
Der Gehalt der frischen Samen samt Arilus an Öl betrug 35,2 °/o. Die
Reichert-Meißl'sche Zahl wurde außerordentlich hoch, zu 35,31% ge-
funden. Neuerdings hat der Vf. Samen und Arilus gesondert untersucht
und folgende Gehalte festgestellt, in ^/q-.
Wasser Fett N-Substanz
Arilus . . . 2,71 56,41 20,56
Samen . . . 3,10 43,63 26,81
Über das Vorkommen von Kemicellulosen in den Samenhülsen
von Pisum sativum und Phaseolus vulgaris. Von E. Schulze und
U. Pfenninger.'") — Letztere Pflanzenteile gehören zu den an Hemicellu-
losen reichen Pflanzenteilen. Annähernde Bestimmungen ergaben, daß bei
der Erbse fast ^5 ^o'^ Trockengewichte der unreifen Samenhülsen aus
Hemicellulosen bestand. Bei der Hydrolyse dieser Hemicellulosen wurde das
Vorhandensein von Fruktose, Galaktose und Arabinose festgestellt. . Nach der
Untersuchung der reifen Samenschale ist zu schließen, daß die Menge der
Cellulosen während des Reifens der Hülsen sich um einen geringen Betrag
vergrößert hatte. Bei den Produkten der Hydrolyse dieser Hemicellulosen
fehlte die Arabinose. Für den Gehalt der Bohnen -Samenhülsen an Hemi-
cellulosen wurden folgende Zahlen gefunden: für unreife Hülsen, I. Stadium
19,350/0, n. Stadium 15,65 Vo und für reife Hülsen 48,657o- I^ie
Hydrolyse ergab vorzugsweise Galaktose und Arabinose, wenig Fruktose.
Über die Gegenwart eines Glycosids in den Blättern des Birn-
baums und über seine Gewinnung. Von E. Bourquelot und A. Fichten-
holz.'^) — Die Vif. bestätigen den früheren Befund von Hydrochinon in den
Birnblättern und konnten weiterhin ein Glykosid isolieren, das durch
Emulsion gespalten wird, wie die Zuckerbildung erweist. Das Glukosid
wird durch Extraktion der Blätter mit Essigäther in Mengen von 1,2 bis
1,4 °/o der Frischsubstanz gewonnen. Die Vff. halten das Glukosid für echtes
Arbutin. (M. P. Neumann.)
über das Verhältnis der Methylpentosane gegenüber den Pento-
sanen in einigen Arten von Pflanzensamen. Von Guido Borghesani
(-Bologna). ^) — Zur Ergänzung seiner früheren Untersuchungen über den
Pentosangehalt der Samen der Sojabohne^) und des Maises'^) untersuchte
der Vf. diese Samenarten nach dem Verfahren von B. Tollens und W. B.
Ellett auf das Verhältnis der Mengen von Pentosane zu Methylpentosane.
Im Mittel von je 4 Bestimmungen erhielt der Vf. folgende Ergebnisse (%):
1) Chem. Zeit. 1910, Nr. 93, 830. — -) Ber. d. Kgl. Gärtnerlehranst. z. Dahlem f. 1908/09, 192.
— 3) Ztsckr. physiol. Chem. 1910, 68, 93—108. (A. d. agrik. -chem. Labor, d. Pob-techn. Zürich.) —
■>) Compt. rcnd. 1910, 151, 81—84. — 5| Journ. f. Ldwsch 1910, 58, 77—79. — s) Le Staz. sperim.
agrar. ital. 1907, 40, 118; dies. Jahresber. 1907, 250. — 7) Ebend. 1908. 41, 2ä3.
19*
292
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Sojabohnen
1
>>§
c
o
s
Jthyl-
tosano
itosano
Mais
1
1 c
55
g
-i -
•5 o
Ol
2
^
£
^l\ £
^ i^a
^
S g. ;£
ßiesen - gelbe
1
9,80 0,50 2.82
0,40
2.52
Coriano- .
11,61
0,70
3,40
0,56
3,03
gemeine ..
9,15
0,53 2,92
0,43
2,60
Pignolo-
10.60 0,51
2,49
0,41
2.20
schwarze . .
11,20 0,68 3,80
0,55
3.39
Ostego-
6,40 0.50
2,42
0.40
2.17
braune . .
9,80 0,65 3,61
0,52 1 3.22
Cinquantino -
14,35 0,57
2,78
0,46
2,49
grüne . . .
10,80 0,63 3,55
0,51
3,17
—
—
—
—
—
—
Hierdurch werden die BeobachtuDg von Tolle ns und Eilet bestätigt,
wonach das "Verhältnis des Pentosans zum Methylpeutosan 'gewöhnlich
geringer als die Einheit ist. Außerdem zeigt sich für jede der beiden
Samenarten ein bestimmtes Verhältnis, nämlich wenn man die Menge der
Pentosane durch die der Methylpentosane dividiert. Man erhält dann
folgende Werte:
schwarze braune grüne
6,16 6.19 6,21
Sojabohnen :
Pentosane
Riesen- gem.
selbe
6,30 6,04
^ . ^- . ^ . Cinquan-
Mais: Conano Rgnolo Ostego. ^^Q
5,41
5,37
5,42
5,41
Methylpentosane
Das Mittel dieser Werte würde für die Sojabohne 6,18 und für den
Mais 5,40 ergeben und im allgemeinen wird da" speci fisch-chemische
Gesetz bestätigt, was der Yf. in seinen Studien über den Mais aufstellte.
Über die chemische Zusammensetzung der Samen unserer Kultur-
pflanzen. Von E. Schulze.^) — In einer umfangreichen Arbeit berichtet
der Vf. zusammenfassend über die Ergebnisse der zahlreichen früheren
und neueren Untersuchungen über die näheren Bestandteile (chemische
Zusammensetzung) der Samen einer größeren Reihe von Kulturpflanzen,
die der Vf. und seine Mitarbeiter ausgeführt haben. Die Mitteilung um-
faßt nachfolgende Abschnitte: 1. Proteine; 2. Nichtproteinartige StickstofF-
verbindungen; 3. Bestandteile des Ätherextraktes: 4. In Wasser lösliche
Kohlehydrate; 5. In Wasser unlösliche Kohlehydrate; 6. Organische
Säuren; 7. Phosphorverbindungen; 8. Äschenbestandteile; 9, Von dem Vf,
und Mitarbeiter angewendeten Methoden der qualitativen Untersuchungen;
10. Die quantitative Zusammensetzung entschälter Samen; 11. Die Zu-
sammensetzung des Embryos von Triticum vulgare; 12. Bestandteile der
Samen und Fruchtschalen. Diesen Abschnitten folgt ein die analytischen
Belege enthaltender Anhang. Diese Belege betreffen die neueren Arbeiten
unter den Abschnitten 7, 8, 10 und 12. Letzteren Arbeiten entnehmen
wir folgendes. 7. Phosphorverbindungen. „Verbindungen der PgOj"
könnten sie auch lauten, da man annehmen darf, daß in allen Pflanzen-
teilen auch andere P-Verbindungen, als Derivate der P2O5, nicht enthalten
sind. Die Untersuchung bestand in der Bestimmung des P2O5- iiod
Aschengehalts in den Kernen und in den Samenschalen nachgenannter
Sämereien. Ferner wurden die Rückstände von Samenkernen, welche der
künstlichen Verdauung mit Pepsin -Salzsäure und darauf folgend mit
alkalischer Trypsinlösung unterworfen worden waren, auf den verbliebenen
Gehalt an P untersucht.
1) D. Idwsch. Versnchsst. 1910. 73. 35—170. Ä. d. agrik.-chem. Labor, d, Polytochn. Zürich.
(Um über die Ergebnisse dieser großen Arbeit nicht zu lückenhaft zu berichten, mußte Ref. teilweise
Daten bringen, die bereits in früheren Jahresberichten zu finden sind : 1907, 246; 190S, 271, 281 ; 1909, 230.)
B. Pflanzenwachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen.
293
Pinus
Cembra
Pinus
It
Soja hispida
8 ?
13 0
n
a j b
maritima
►J CS
a 1 b
1^
■ja
«8
p n 0/ / ^*''° • • ■ •
-12 "-'s /o ^^ Samenschale . .
1,16
0,025
1,26
0,066
2,60
0,092
1,53
0,156
1,56
0,266
0,277
1,32
0.138
2,10
0,150
1,14
0,024
PoOj-Gehalt r des Kerns. . .
dei Asche \ der Samenschale
42,8
3,2
51,0
2,4
40.5
6,1
31,5
4,5
—
32.3
3,3
55,8
6,4
31,3
0,6
Aschen- i Kerne ....
menge 7o \ Schalen . . .
3,02
0,80
2.77
0,78
5,10
3,86
3,78
2,55
4,96
5,94
7,24
4,09
4,22
3,67
1,76
3,63
7,73 7,01
Ps O5 - Gehalt der Samen . . .
-
0,066
0,092 0,083
0,156
0,266
0,277
0,138
—
0,040
Wie schon früher vom Vf. und Anderen beobachtet, trat wieder die
Erscheinung hervor, daß die PgOg-Mengen im allgemeinen mit dem Protein-
gehalt steigen, wenn auch nicht in einem bestimmten Mengenverhältnis.
Über die Aschen- und P^Oj-Mengen in Kernen und Schalen ist noch über
folgende Samen zu berichten:
Cucumis Aesculus Castanea
melo hippocastanum vesca
Kerne, Asche 4,69 4,85
Schalen, Asche 1,99
2,45 2,39 2,71 2,78
Helianthus Fagus
annuus silvatica
3,66 4.30
1,93 —
Nach der Behandlung der Samen mit Pepsin und danach mit Trypsin
enthielten die Saraenkerne von
Lupin. angustif. Cucurbita Pepo Pinus cembra
P2O5 % nach Pepsin . . . 0,130 0,144 0,176
„ ., ., Trypsin . . 0,019 0,009 —
In der folgenden Übersicht sind Analysen zusammengestellt, die vom
Vf. und Mitarbeitern bereits früher veröffentlicht wurden, die aber z. T.
ergänzt oder verändert wurden. Die N- freien Extraktstoffe sind in
a) wasserlösliche Stoffe, b) Stärkemehl und c) in Wasser und Malzauszug
unlösliche Stoffe zerlegt. Letztere Stoffe sind entweder sämtlich oder doch
größtenteils Zellwandbestandteile, die zu den Hemicellulosen zu rechnen
sind. Die Zahlen beziehen sieh auf entschälte Samen. Für die Be-
rechnung der Protein- und Nichtprotein- Mengen wurde der gefundene N-
Gehalt mit G multipliciert. Wenn zur Bestimmung von Rohfaser entfettete
Samen mit hohem N- Gehalt verwendet wurden, so wurde bei dieser Be-
stimmung zuerst mit Iprocent. Natronlauge, dann erst mit Schwefelsäure
gekocht.
Pinus
Cerabra
Pinus
marit,
Lupinus
luteus
Lupinus
angustif.
Phaseol.
vulg.
Gucurb.
Pepo
11
.3 S
.a a
«8
Corylus
avell.
Juglans
regia
Araygdal.
coram.
Proteine ....
}l9.18
„ „„ 54.38
38,61
24,06
23,82
33,07
22,37
12,80
}l5,18
15,80
17,69
Nicht-Proteine .
42,28
4,44
2,82
1,32
0,60
1,20
2,80
1,98
Fett
59,83
46,01
7,02
7.32
1,09
55,46
55,20
52,50
72,60
71,23
66,29
69,4b
wasserl. N-fr. St.
9,30
4.43
14,43
16.57
10,20
7,64
2,95
10,05
3,42
4,32
5,2V'
5,90
Stärkemehl . . .
5,10
0
0
0
43,98
0
0
1,0V
0
0
—
0
In "Wasser u, Malz
unlöslich . . .
2,50
0
10,48
29,95
12,91
6,.58
2,42
3,69
4,24
4,11
2,36
2,bl
Eolilaser . . .
1,20
1,62
5,52
1,57
2,35
2,24
1,49
3,18
1.32
2,06
1.53
1,58
Asche ....
2,90
5,10
3,73
3,16
4,09
3,66
3,67
4,34
3,64
3,09
2,40
2,86
Phosphatide . .
0,99
0,86
2,14
2,19 2.58
0,78 0,91
0,41
0,43 0,67
0,30
0,28 0,30' —
—
—
Phytosterin . .
0,40
—
0,16
0.20
0,14
0,1b
0,11
—
—
—
—
Im Abschnitt „Bestandteile der Samen- und Kruchtschalen"
gibt der Vf. zunächst für eine Anzahl von Samen das Verhältnis an, in
294
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
welchem das G-ewicbt der Samenschalen und der Kerne zueinander steht.
Bei einigen Samen wurden diese, um das Äbtrennen der Schalen zu er-
leichtern, in Wasser eingeweicht. Die Samen der Arve, der Seekdefer, der
Melone, des Ricinus, der Sonnenblume und des Kürbis wurden ohne An-
wendung von Wasser von den Schalen befreit. In °/o des Trockengewichts
der Samen (der mit einem * versehenen) oder der lufttrockenen Samen
entfielen :
auf die
Oh O
3 -i,
■Ig
PL, >
Soja hispida
^ *
5 =
3 5
■-3 9
"§ 2
5 ^5"
m
3 >
Schalen ....
62,5
51.0
26,0
16,0
7,5
10,0 ! 7,5
46,0
24,0
20,0
36,0
5,0
8,0
Kerne
37,5
49,0
74,0
84,0
92,5
90,0
92,5
54,0
76,0
80,0
64,0
95,0
92,0
In % "i^r S c h a 1 e n trockensubstanz sind enthalten:
Rohprotein .
Fett . . .
N-fr. Extrakt
Rohfaser
Asche . .
0,84
2,52
4.69
7,00
5.40
1.33
5.82
20.09
2,84
1,18
0,47
0.79
0,98
0,70
—
—
1,00
1,35
0,98
0,57
,36,06
23,13
38.45
37,86
58,42
—
—
31,20
|S5,46
77,17
94,60
61.12
70.02
54,.34
.52.42
31.26
—
64,54
0,80
3,86
1,73
1,74
4,22
—
—
1,93
7,37
1,76
1,90
10,62
16.53
68.00
4,30
Jnglans
regia
10,38
15,05
70.20
4,37
Rohprotein Fett Asche
Die Fruchtschalen von Juglans regia enthielten 3,94 1,43 2,36 "/o
„ ., .. Fagus silvatica ., 4,31 1,56 2,81 „
,. Uorylus avellana „ 2,01 0,34 1,12 „
Die Restbeträge bestanden aus stickstofffreien Extraktstoffeu -f- Roh-
faser, nämlich 92.27, 91,32 und bezw. 9G,53**/o. Wasserlösliche Kohle-
hydrate wurden entweder gar nicht oder in nur sehr kleinen ilengen ge-
funden. Chemisch und mikroskopisch wurden Hemicellulosen in
ansehnlicher Menge nachgewiesen, bei deren Hydrolyse Xylose oder Ara-
binose einerseits, Galactose anderseits festgestellt wurden. Den Cellulose-
gehalt der Schalen bestimmte der Vf. nach der Metiiode von Franz Schulze,
welche jedoch bei Doj^pelbestimmungen nicht übereinstimmende Zahlen
lieferte. Die nachfolgenden Zahlen geben demnach nur annähernde Werte an.
Pin. Pin. Cucurb. Helianth. Ricin.
Cembra marit. Pepo ann. communis
34,0 44,2 34,8 36.5 10,0% d. Trockensubst.,
Samenschalen von
Cellulose . . .
Jugl. regia u. Coryl. avellana
je höchstens 30,0 "/q.
wurde bereits früher ver-
desgleichen Fruchtschalen von Fagus silvatica
-■■•»^ /O
Die Analyse des Weizenembryos
öffentlicht. i)
Ein Beitrag zur Kenntnis der in den Pflanzensamen enthaltenen
Kohlehydrate. Von E. Schulze und U. Pfenninger. 2) — Zur Er-
gänzung einer früheren Abhandlung 3) machen die Vff. Mitteilungen von
weiterer Untersuchung über Lupeose (ursprünglich als /i-Galaktan be-
zeichnet), die bis jetzt nicht zur Krystallisation gebracht werden konnte.
Es gelang den Yff. — im Gegensatz zum früheren Ergebnis — unter
den Oxydationsprodukten der Lupeose Zuckersäure nachzuweisen und
1) D. Idwsch. Versuchsst. 47. 449—470; Jahresber. d. Agrik.-Chem. 1896, 307, — 2) Ztschr. f.
physiol. Chem. 1910. 69, 366-382. — ») E. Schulze u. Ch. Godet, ebend. 1909. 61, 279 u. dies.
Jahresber. 1909, 226.
ß. Pflanzen wachst um. 2. Bestandteile der Pflanzen. 295
die Mengen von Schleimsäure zu bestimmen, die bei Oxydation von ver-
schiedeneu Lupeosepräparaten erhalten wurden. Ob die Lupeose eine ein-
heitliche Substanz ist, konnte mit Sicherheit noch uicht entschieden
werden. Ein aus dem Samen von Phaseolus vulgaris hergestelltes Kohle-
hydratpräparat bestand wahrscheinlich aus einem Gemenge von Lupeose
mit einem anderen Kohlehydrat. Ferner erwähnen die Yff. noch, daß
N. Castoro^) aus dem Samen von Cicer arietinum ein Kohlehydrat darge-
stellt hat, dessen Identität mit Lupeose er für sehr wahrscheinlich hält.
Untersuchung über die Bestandteile der Haferkörner unter dem
Einflüsse verschiedener Witterungs- und Anbau Verhältnisse. Von
August Frei.-) — Über diesen Gegenstand hat der Vf. eine sehr aus-
gedehnte und eingehende Untersuchung angestellt. Das Material bestand
aus 4 bayerischen Landsorten, 6 außerbayerischen Sorten und aus
Züchtungsprodukten (Weihenstephan). Von den zahlreichen Ergebnissen
können hier nur einige berücksichtigt werden. Die Untersuchung erstreckte
sich auf: 1. Einfluß der Aussaatstärke auf die Zusammensetzung der
Haferkörner; anderweitig gewonnene Ergebnisse bestätigend, war der Pro-
leingehalt bei schwächerer Aussaat höher, Stärke- und Fettgehalt niedriger.
2. u. 3. Einfluß von Boden und Düngung auf die Bestandteile der Hafer-
körner; weniger geeignete Bodenverhältnisse verursachten einen lückigen
Bestand des Hafers und infolgedessen die eben unter 1. bemerkten Ein-
flüsse. 4. Einfluß der Größe und Form der Körner gleicher Sorte auf
die chemische Zusammensetzung. 5. Die Zusammensetzung der Hafer-
körner in verschiedenen Jahrgängen. — Unter den hauptsächlichsten Er-
gebnissen, welche der Vf. am Schlüsse seiner Arbeit zusammenstellt, ist
hier noch zu erwähnen: ,,Von den entspelzten Körnern haben die größeren
einen höheren Gehalt an Protein und Stärke und einen geringeren an
Asche und Fett als die kleineren, bei den Spelzen ist für die entsprechenden
Bestandteile das Umgekehrte der Fall; in der Gesamtfrucht fällt der
Spelzen- und Aschengehalt mit der Korngröße; Stärke. Protein und Fett
zeigen im allgemeinen ein entgegengesetztes Verhalten. Unter dem Ein-
flüsse der verschiedenen Jahrgänge (Witterungsverschiedenheiten? Ref.)
wechseln der Gehalt an Spelzen, Stärke, Protein, Fett und Asche. Spelzen-
gehalt und Stärkegehalt lassen sich als Sortenmerkmale ansprechen.
Zwischen den Absaaten derselben Jahrgänge und Sorten, deren Original-
saaten verschiedenen Jahrgängen entstammen, ist bei keinem der Bestand-
teile ein wesentlicher Unterschied festzustellen ; dieselben erwiesen sich
in ihrer chemischen Zusammensetzung als ziemlich gleichwertig. Es ist
daher in dieser Beziehung ein wesentlich anderes Verhalten als bei den
Wachstums- und morphologischen Verhältnissen festzustellen.
Der Einfluß der Beschattung auf die Zusammensetzung der
Pflanzen. Von R. W. Thatcher.^) — Im Anschluß an eine frühere
Veröffentlichung*) berichtet der Vf. über die Untersuchungen zur Prüfung
der Wirkung des Beschattens auf die Zusammensetzung von Kartoffeln,
Felderbsen, Spelt, Weizen, Hafer und Gerste. Bei Anwendung ver-
schiedener Intensität der Beschattung verschiedener Dauer und der ver-
1) Gazetta Chimica ItaHano 39, 1. Tl. — -) D. Idwsch. Versuchsst. 1910, 7a, 161—310. —
3) .lour. Indus, aiid Engin. Chem. 1 (1909), Nr. 12, 801. 802; ref. nach Esper. Stat. Rec. 1910, 22, 530.
— ^) Journ. Amer. Chem. Soc. 1907, 29, 764 u. dies. Jahresber. 1908, 246.
296 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
schiedenen Feldfrüchte, stellte sich heraus, daß sich, auBer bei Pflanzen,
die bei der Reife sehr trocken werden, der Feuchtigkeitsgehalt unter der
Beschattung sehr erhöht. Ebenso zeigt zieh, mit Ausnahme des Hafers,
in den beschatteten Exemplaren ein höherer Gehalt von Asche, und in
den im Schatten aufgewachsenen Pflanzen ein höherer Gehalt an Roh-
Protein. — Die allgemeine Wirkung der Beschattung, einerlei, welches
Material dazu verwandt wurde, oder wie lange die Beschattungszeit
dauerte, ist die Erhöhung des Gehalts an Feuchtigkeit, mineralischen
Stoffen und N, verbunden mit einer Abnahme an Stärke und Kohle-
hydraten. Indessen ist die Zunahme anderer Bestandteile dem verminderten
Stärkegehalte nicht direkt proportinal. Der Vf. nimmt an, daß die durch
die Beschattung herbeigeführen Änderungen nicht in einer einfachen Ver-
hinderung der Stärke- oder Kohlehydrate-Bereitung besteht, sondern daß
dadurch andere physiologische Veränderungen herbeigeführt werden. (Kalb.)
Versuche über den Einfluß der Umgebung des Bodens auf die
Zusammensetzung des Weizens. Von J. A. Le Clerc and S. Leavitt.^
— Weizen deiselben Varietät, jedoch aus 3 verschiedenen Quellen und
mit verschiedeneu chemischen und physikalischen Eigenschaften, liefert in
Erscheinung und Zusammensetzung fast gleiche Ernten, wenn er unter
gleichen Verhältnissen gewachsen ist. — Weizen, irgend einer Art und
Herkunft und absolut gleich in seinen chemischen und physikalischen
Eigenschaften, liefert in Erscheinung und chemischer Zusammensetzung
ganz verschiedene Ernten, wenn er an Orten mit verschiedenen klima-
tischen Verhältnissen gewachsen ist. Die Ergebnisse scheinen zu zeigen,
daß Boden und Samen einen relativ geringen Einfluß auf die Zusammen-
setzung der Ernte haben. Die Praxis, Feldfrüchte zu veredeln, die in
einer ganz anderen Gegend mit ganz verschiedenen klimatischen Verhält-
nissen gewachsen sind, kann nicht empfohlen werden. Früchte sollten
veredelt werden an dem Ort, für den man den Anbau beabsichtigt, oder
die Samen sollten aus einer Gegend mit ähnlichen klimatischen Verhält-
nissen gewählt worden. Aus den Ergebnissen des sehi' umfangreichen
Analysenmaterials sei noch der Befund hervorgehoben, daß große Körner
mit niedrigem Stickstoffgehalt nicht immer absolut soviel Stickstoff pro
Korn enthalten, wie die kleineren Körner. (Kaib.)
Der Einfluß der Umgebung des Bodens auf die Zusammensetzung
des Weizens. Von Frank T. Shutt. -) — Nach den Versuchen des
Vf. wird der Proteingeiialt des Weizens von der Feuchtigkeit des Bodens
sehr stark beeinflußt. Ein frisch in Kultur genommener, während der
Vegetationsdauer viel feuchterer Boden lieferte trotz seines höheren N-Ge-
haltes einen viel proteinärmeren Weizen als ein anstoßender seit 9 Jahren
kultiviertet Boden. Ähnlich wirkte bei einem anderen Versuch eine
künstliche, Mitte Juli vorgenommene Bewässerung des Bodens. Im ersten
Fall betrug der Unterschied im Proteingehalt 3.51, im zweiten 2,5''/o.
Der Einfluß der Umgebung auf die Zusammensetzung von Süß-
mais. Von M. N. Straughn und C. G. Church.^) — Diese Forschungen
wurden unter Leitung des Bureau of Chemistry und des Bureau ot Plant
>) U. S Dept. Agr.. Bur. Chem. Bul. 128, IS; ref. nach Esper. Stat. Rec. 1910, 22. 730. —
2) Joum. Soc. Chem. Ind. 28, 3.%— 338; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1909, I. 1904. (Mach.) — s; u. S.
Dept. Agr., Bur. Chem. Bul. 127, 69; ref. nach Exper. Stat. Rec. 191U, 22. 238.
B. Pflanzenwachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen.
297
lüdustry, des Ackerbau -Ministeriums der Vereinigten Staaten von 5 Ver-
suchsstationen ausgeführt. — Die in den Jahren 190.5 bis 1908 aus-
geführten Untersuchungen beschäftigten sich mit dem EinfluiS der Faktoren
der Umgebung, wie Tageslänge, Betrag und Verteilung des Sonnenscheins,
Temperatur, Betrag und Verteilung des Eegens auf den Zuckergehalt des
Süßmaises. Es wurden an allen Stationen 2 Varietäten Süßmais, Stowell
Evergreen und Crosby gebaut, mit Ausnahme der Station Maine, welche
nur die letzte Varietät zog. — Die analytischen und meteorologischen
Ergebnisse sind folgende (prooont. Mittel):
Zuckergehalt, Mittel
(z. Z. der Genieß-
Wassergehalt, Mittel
Zuckergehalt in der
Station
barkeit)
1905
1906 1 1907 1 1908
1905 1 1906 1 1907 | 1908
1905
1906 1 1907 1 1908
1 Süd-Carolina . .
•? Maryland . . .
_
5,01
5,57
4,99
_
67,11 ! 72.11
67,89
_
15,64
20,89
15.74
>>
12,22
4,73
7,25
5,19
65,84
76.77
74.27
76,72
36,03
20,64
28,98
23,17
s
—
6,01
5,40
—
69,79
75,14
—
—
17,46
22,72
—
o
1 Connecticut . .
7,73
4.23
4,83
4,76
73.01
65,26
71.19
70,12
30,44
12,46
17.19
16,58
(Maine . .
6,.o0
5,66
—
4,66
79,80
71,88
—
73,72
32,76
20,94
—
18,17
c
^Florida ....
—
4,07
5,43
4,59
_
70,27
77,08
76,24
—
13,94
24,25
20,03
■ö; ?
j Süd -Carolina . .
6,68
4,99
4,95
4,41
75,54
71,72
76,82
75,Ä0
27,95
18,07
22,05
18,43
& !*
{Maryland . . .
5,78
3,77
4,83
6,20
78,13
72,34
80,59
77,92
27,18
13,61
24,97
24,02
INew Jersey
J Connecticut . .
4.26
—
—
—
69,28
—
—
—
14,12
—
—
0^^
5,36
3,92
3.69
2,92
74,62
73,38
78,20
70,91
21,70
15,10
17,11
10,12
Übersicht der Gesamtergebnisse:
Station
Florida, 1906-08 . .
Süd-Carohna, 1905—08
Maryland. 1905—08 . .
New Jersey, 1905 . .
Connecticut, 1905—08 .
Maine, 1905—08 . . .
*) Mittel aus Crosby und Stowell-Evergreen-Mais in der Trockensubstanz.
Gesamt-
Mittlere
Niederschlags-
Helle
Sonnenschein
Zucker*^
Temperatur
menge
Tage
Dauer
"lo
«F.
Zoll
%
18,41
73,3
15,62
57
69,1
24,42
71.0
20,17
75
61,8
21,66
67,6
20,56
69
56,1
14,12
68,0
16,91
87
61,0
17,59
66,6
19,11
58
61,5
23,96
64.6
9,62
55
—
Die aus den Versucher gezogenen Schlüsse sind folgende: Der Zucker-
gehalt des Süßmaises ist durch Temperatur und Tagelänge weniger be-
einflußt als dies bei der Zuckerrübe der Fall war. Mäßige und wohl
verteilte Niederschläge, besonders während der Wachsturasperiode, scheinen
erforderlich zur Produktion von Mais bester Qualität. — Der Zuckergehalt
vermindert sich schnell nach Entwicklung der Ähre. — Das Verschwinden
des Zuckers wird zurückgeführt auf das beständige Wachsen der Körner
und die damit in Verbindung stehende Urnwandlung des Zuckers in Stärke
oder andere Kohlehydrate. — Der Zuckergehalt des in Süd-Carolina und
J'lorida gewachsenen Maises war im Mittel höher als der des in Connecticut
und Maine gewachsenen, jedoch bestand der wesentliche Unterschied zwischen
dem im hohen Norden und dem im äußersten Süden gezogenen Maises
weniger im Zuckergehalt als in der Saftigkeit. Die niedrigen Temperaturen
des Nordens machen den Mais zarter und für längere Zeit eßbar als die
extremen hohen Temperaturen des Südens. — Die Ergebnisse legen die
Möglichkeit einer Acclimatisation der südlichen zuckerreichen Züchtungen
nahe. (Kaib.)
298
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Neue Studien über den Mais. Beitrag zur chemischen Kennt-
nis italienischer landwirtschaftlicher Produkte. Von Guido
Borghesani. ^) — Die vier untersuchten Sorten Mais italienischer Herkunft
enthielten in ^j^ der Trockensubstanz:
Sorte: Coriano Pignolo Osteoro Cinquantino im Mittel Abweichung
Pentosane . 3,93 2,84 2,67 3,24 3,17 0.42
Fett . . . 3,76 4,52 4,67 3,72 4,17 —
Lecithin . . 0,22 0,25 0,26 0,22 0,24 0,017
Die Zahlen sind charakteristisch für den italienischen Mais besonders
im Vergleich zum amerikanischen. Hervorzuheben ist noch, daß das
Verhältnis zwischen Fett und Lecithin eine charakteristische Kon-
stante = 17,5 (mittlere Abweichung 0,48) darstellt.
über die Bestandteile des Blumenkohls. Von Roman Dmochowski
und B. ToUens. -) — Zu dieser Untersuchung diente der in Stiel (Strunk)
und Blume zerlegte Blumenkohlkopf; die Untersuchung wurde wie üblich
ausgeführt, jedoch der Vif. neue Methode^) der Cellulosebestimmung an-
gewendet; ferner wurden die Pentosane und Methyl -Pentosaue bestimmt.
In der frischen Substanz mit 90,84 ^/o Wasser und in der Trockensubstanz
waren in '^/q enthalten:
Wasser
Roh-
protein
Roh-
asche
Cellu-
Eohfett lose
Pen-
tosan
Methyl-
Pentos.
andere
St.')
Blume
Stiel
frisch
90,84
90,84
Blume
Stiel
\ tri
ocken
0,25
0.15
1,05
1,50
2,73 I 11,46 1 9,50
1,64 1 16,38 I 12,55
0,87
1,15
0,26
0,27
2,84
2,94
2,78
2,81
30,35
30,68
2,95 ; 1,00
2,11 I 1,17
32.21 10,91
23,04 I 12,77
*) Pentosan- und mothylpentosanfreie stickstofffreie Extraktstoffe.
In dem concentrierten wässrigen Auszuge des Blumenkohls waren
Glukose und wahrscheinlich Fruktose enthalten, von ersterer viel (ca. Ys)'
von letzterer wenig. Prüfungen auf Mannose und Galaklose, Pentosan und
Glukuronsäure gaben ein negatives Resultat ; auch Rohrzucker ließ sich
mit Sicherheit nicht nachweisen. Hydrolysierbare Kohlehydrate scheinen
im Blumenkohl vorhanden zu sein, ebenso Glukuronsäure.
über die in den Spargeln und Spargelwurzeln enthaltenen Be-
standteile. Von J. L. Wichers und B. Tollens (Berichterstatter)^) —
Von der einen Hälfte eines dreijährigen Spanrelbeetes wurden im April
die Wurzeln ausgegraben und zur Untersuchung vorbereitet. Von der
zweiten Hälfte des Beetes wurden vom April bis Ende Juni die hervor-
kommenden Spargelsprossen gestochen, abgespült, frisch gewogen, dann
zerschnitten und getrocknet. Danach, Anfang Juli, wurden die im Boden
verbliebenen Wurzeln derselben Beethälfte gesammelt und wie die vom
April behaudelt und untersucht. Von den Wurzeln wurden Haupt- und
Nebenwurzeln getrennt untersucht. Die Untersuchung fand im allgemeinen
in üblicher Weise statt. (Rohfaser nach der Weender Meth.; K, 0 mit
Überchlorsäure.) Das Ergebnis der Untersuchung ist aus folgender Zu-
sammenstellung ersichtlich:
1) Lo Staz. sperim. agrar. ital. 1908, 41, 233—2-10. - «) Journ. f. Ldwsch. 1910, 58, 27—31.
— ^) Ebend. 1. (Siehe unter Untersuchungsmethoden dies. Jahresber.) — *) Journ. f. Ldwsch. 1910, 58,
101—112 u. 113—116. (A. d. Dissert. von Jonkheer Louis Wichers, Göttingen 1909, luitget. t. Tollens.)
ß. Pflanzenwachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen.
299
1
^
^
'S
1
Ja
1
o
'S
a S
o
o
IS
Spargeln ....
12,38
1,49
21,19 6,10
54,40
4,44
31,53
8,59
3,03
1.04
3,39
^ ( Nebenwurzel .
^ \ Hauptwurzel .
8,72
0,72
14.13 12,20
61,23
3,00
36,80
6,25
1,44
0,89
2,26
15,42 j 1.59
10,2515,21
53,67
3,86
17,70
9,77
1.60
0,54
1,64
a i Nebenwurzel •
►^ \ Hauptwurzel •
13,54 1,10
16,5611,77
53,42
3,61
23,19
7,73
1,57
1,03
2,65
19,79
1.67
9,90
11,67
54,04
2,93
15,32
11,48
1,26
0,53
1,59
Aus diesen Zahlen lassen sich nach den Vff. folgende Schlüsse ziehen :
In den Wurzeln vom April sind mehr leicht zu Glykosen hydrolisier-
bare Kohlehydrate (Zucker) enthalten, als in den entsprechenden Wurzeln
im Juli. Die N-freien Extraktstoffe, in welchen die leicht hydrolisierbaren
Hemicellulosen und die Zuckerarten enthalten sind, finden sich in den
Nebenwurzeln im April in erheblich größerer Menge als im Juli, in den
Hauptwurzeln sind die betreffenden Zahlen weniger verschieden. Dagegen
sind die Hauptwurzeln reicher an Rohfaser, Pentosan und Fett als die
Nebenwurzeln und bei beiden Wurzeln ist der Gehalt an Rohfaser im
Juli größer als im April. — Der Gehalt an N ist in den Nebenwurzeln er-
heblich höher als in den Hauptwurzeln; er nimmt in den Nebenwurzeln
vom April bis Juli zu. — Der Gehalt an P2O5 ist in den Nebenwnrzeln
bedeutend größer als in den Hauptwurzeln. — Über die in der Spargel-
pflanze enthaltenen Kohlehydrate berichten dieselben Vff. in
einer zweiten Yeröffentlichung; hinsichtlich der Spargelwurzeln, daß diese
Traubenzucker, Fruktose und ein wenig Glukose enthalten ; dagegen gelang
es nicht Galaktose und Rohrzucker mit Sicherheit zu gewinnen. In 100 com
Spargelsprossen-Saft wurden 0,89 g Glukose und 1,55 g Fruktose ge-
funden. Das konstante Vorkommen von Mannit erscheint dem Vf. T.
zweifelhaft.
Chemische Untersuchung der Kürbissamen und der Samen der
Wassermelone. Von Frederick B. Power und Arthur H. Salway. ^)
— Die Untersuchung bezog sich in der Hauptsache auf das fette Ol
dieser beiden Samenarten, der Samen von Cucurbita pepo und der
Cucurbita citrullus, Linne. Die Vff. entzogen dem Kürbissamen ein fettes
Öl durch Behandlung mit Petroleumäther, 34,3 "/o, während durch Pressen
der entschälten Samen 19,3% Öl gewonnen wurden. Beiiie Öle sind von
gleicher Beschaffenheit. Die Samen der Wassermelone, das man ebenfalls
mit Petroleum äther und Pressen gewinnen kann, lieferten 19 "/o fettes Öl.
Die Eigenschaften der Öle sind durch folgende Zahlen charakterisiert:
Dichte Säurezahl Verseifungszahl Jodzahl
Kürbissamen 0,9220 3,4 189.4 119,7
Wassermel.-S. 0,9233 3,9 191,8 121,1
Physiologische Wirkungen wurden bei den Samen nicht
beobachtet. Ausführlichere Untersuchung ist im Original zu ersehen.
Die Wassernuß (Trapa natans), ihre Zusammensetzung, ihr
Nährwert und ihr Wert als Dünger. Von L. Grandeau.^) — Auf
einer Fläche von 18 ha Teich in der Vendee wurden ungefähr 10 cbm
1) Joum. Araer. Chem. Soc. 1910, 32, 346-360 u. 860—874. — 2) .Journ. d'Agric. prat. 1909, II. 139.
300
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
an Nüssen geerntet. In einigen Ländern, namentlich in Serbien und
Rußland, wird die Frucht als menschliches Nahrungsmittel verwertet, so-
wohl im grünen als im reifen Zustand, bald roh, bald gekocht oder ge-
röstet. Sie wird auch an Schweine verfüttert. Im grünen Zustande ent-
hält sie:
Kohle-
hydrate
47,P,4
Wasser c' , . " Fett
öubstanz
Asche
3,30%
(NachNenmann):
Glucose Stärkemehl
3,500/„ 58,25 7o
Rohfaser
38,45 10,78 0,69 47,34 1,20
In der ganzen Nuß wurden 3,29 "/o Reinasche, in der geschälten
Frucht 2,20% festgestellt. Deren Aschen enthalten:
K:,0 Na,0 CaO MgO Fe^O, P,0, SO., SiO.j Q
in der Nuß . . . 38,22 1,24 6,22 12,33 0.36 39,16 1.43 0,21 0,62
in der entschält. N. 26,71 13,82 24,15 27,29 2.45 5,86 4,77 3,78 9,77
Über die chemische Zusammensetzung der Feige (Ficus carica)
Von Raffaele Paladino. ^) — Die feingeschnittenen Feigen wurden zu-
nächst mit Äther fettfrei gemacht, in der fettfreien Substanz wurden durch
Ausziehen mit 97°'o Alkohol die Zuckerstoffe bestimmt. Die fett- und
zuckerfreie Substanz wurde wiederholt mit „genügend" concentrierter Kali-
lauge mehrere Tage lang behandelt. Die vereinigten alkalischen Lösungen
wurden zur AusfälJung der Eiweißstoffe mit Essigsäure neutralisiert. Der
ausgelaugte und ausgewaschene Rückstand wird als Cellulose angesehen.
Die Zusammensetzung der Feigen ergab sich aus diesem Verfahren
wie folgt:
frische Feigen Fleisch
., ,, Schale
getrocknete Feigen
Wasser
80.0
86,0
57,0
N-haltige „ .. . „
Substanz Tettstoffe
0,7
0,0
4,1
0,3
0,1
0 ■)
Zucker-
stoffe
16,2
5,4
26,1
Cellulose
u. Samen
1.3
5.8
8,0
Asche
0,7
2,5
Gummi
u. Schleim
0,8
2,7
0.2
Zur Chemie der Gerstenspelzen. Von K Geys.^) — Die Menge
der beim Hey mann'schen Sehälverfahren der Gerste abfallenden Gersten-
spelzen beträgt etwa nur l,57o- Nach der Analyse der Abfälle werden
mit dem 1,5% Abgang der Gerste entzogen:
Wasser Protein Stärke Rohfett Rohfaser Asche Pentosan
7,1 8,2
andere Nfr.
Extr.- Stoffe
Abfall 7o 7.4
in 1,5% Abfall 0,1
2,1
0,03
22,6
0,32
10,0
0,14
20,0
0,3
22,6
Das Vorkommen von Stärke in den Abfällen ist lediglich auf durch
Drusch und Piitzung verletzte Körner zurückzuführen, da durch die
Schälung der Melükörper selbst nicht angegriffen wird. Die Asche des
Abfalls besteht zu 71% aus SiO.^, zu B^o *i"s P2O5.
Ertrag und Zusammensetzung einiger Hafersorten. Von H. Hitier ^)
— Vergliclien wHirden in den Jahren 1908 und 1909 folgende 4 Sorten:
Noire Champenoise, Jaune des Salines, Noire de Mesdag und Blanche de
Ligowo. Dieselben wurden auf einem ausgeglichenen Boden nach Zucker-
rüben angebaut und mit 200 kg Natronsalpeter (pr. ha?) gedüngt. Die
Ernte betrug in dz p. ha:
ij Biochem Ztschr. 1910, 24, 263-265. — -) Ztschr. f. d. gesamte Branw. 1910, 33, 347—349-
(Gärungschera Labor, d. Kgl. techn. Hochsch. München); ref. nach Chem. Ctribl. 1910, II. 981. (Alexander.)
— 3) Journ. d'Agiic. prat. 1910, II. 367-369.
B. Pfianzenwachstuni. 2. Bestandteile der Pflanzen.
301
1908
1909
Champe-
noise
Stroh . 37,52
Körner 25,45
Hektoliter-
gew, i. kg 51,70
Salines Mesdag Ligowo
29,65
21,70
46,00
28,00
19,10
29,79
25..50
52,00
Obampe-
noise
29,00
18,75
48,20
Salines Mesdag Ligowo
37,60 29,00 36,70
20,00
24,00
45,00
25,00
46.30 48,70
Zur Ergänzung dieses Versuchs wurden noch die chemischen Ana-
lysen der Ernteprodukte ausgeführt. Procentische Zusammensetzung:
Körner
Champe-
noise
1908 1909
Salines | Mesdag
19081 1909, 1908 1009
Ligowo
1908 1909
Stroh
Champe-
noise
1908 1909
Salines
1908 1909
Ligowo
19081 1909
Mes-
dag-
1908
Protein . .
Fett . . .
N-fr. Extraktst
Cellulose
Asche . .
Wasser . .
9,75
5.94
G4,99
6,24
2,64
10,44
9,82 11,25
6.08 4,00
63,30 61,51
6,82
2,80
11,18
9
2;74
10,70
10,38
4,70
61,86
9,44
2,96
10.66
11,93
5,20
61,47
8,40
2,80
10,20
10.58
5,30
60,20
9,30
3,12
11,50
11.56
4.14
62,10
9,30
2,50
10,40
11,06
4,60
61,60
8,80
2,72
11,22
3,25
1.66
40.47
40,36
5,86
8,40
3,10
1,26
40,04
41,20
4,70
9,70
2,87
1,70
43.01
38.52
5,26
8,64'
2,50
1,24
40,62
39,00
6,10
10,54
2,68 2,,50
1,42 1,26
41.02.37,70
40,1441,50
6.00 6,94
8,74|l0,10
3,43
1,46
40,15
36.72
9,74
8,50
Die geernteten Haferkörner wurden noch in Spelzen und Kerne ge-
trennt und diese von zwei der Hafersorteu getrennt chemisch untersucht
mit folgendem Ergebnis. Die Haferkörner enthielten in °/o Kerne und
Spelzen :
1908
1909
Champe-
noise
Salines
Ligowo
Mesdag
Champe-
noise
Salines
•
Ligowo
Mesdag
Kerne ....
Spelzen . . .
78,98
21,02
72,30
27,70
73,49
26,51
68,70
31,30
77,70
22,30
71,20
28,80
71,70
28,30
68,84
31,16
Charapenoise - Körnet
Salines - Körner
Kerne. . «/^
Spelzen . «/„
11,63
2,19
7,53
0,44
66,151 1,67
55,25 26,00
1,96
5,40
11,06
10,76
13,40 6,10
2,25 0,32
65,50| 1,40
53,79,29,86
2,03
4.90
11,57
4,68
Beiträge zur Kenntnis der Helianthi-Knollen. Von J. Kochs. ^ —
Die vom Vf. ausgeführten Untersuchungen führten zu folgendem Ergebnis
über den Gehalt der Knollen und anderer Pflanzenteile dieser Pflanze und
von Topinambur- und Dahlienknollen (Dahlemer Züchtung):
1908
1909
H. de Noter
1909
H. Plöttner
1909 de Noter
1909
1908
Knollen
§
N Sc
u c
'TD
im
o
ijf
— o -2
i ° E
— o ■=
o
SS
o
ea
'5
ffl
S
■ocß
dünne
Stiele
Blätter
ä
o
.£
et
c
"Wasser
u >. g rN- Substanz . .
"^ "o -2 J Reinprotein . .
c £ 5 1 Zucker . . .
Hg ^Inulin . . .
12,65
8,11
60,18
14,06
13,04
60,52
11.69
13,60
58,33
14,81
9,47
0
65,70
11,82
8,57
0
52,47
71,75
14,29
6,12
6,92
71,22
82,09
20,34
10,61
7,88
44,72
4,67
4,21
}l7,42
9,78
7,16
11,80
16,42
15,24
Spuren
78,62
9.23
3,76
8,05
60,43
83,84
4,42
7,64
61,95
1) Ber. d. Kgl. Gärtnerlehranst. zu Dahlem f. 1908/09, 160.
302
Lan dwirtschaftliche Pflanzenproduktion .
Analysen von einigen Gemüsearten. Von J. Kochs. ^} — Diese
wurden gelegentlieh vergleichender Untersuchungen über die Verluste,
welche Gemüsearien beim Blanchieren und Dämpfen erleiden, i. J. 1909
ausgeführt. Die Zeit der Ernte ist den Bezeichnungen der Gemüse beigefügt.
Rhabarber-
stengel
11./ V.
0 96.205
. 3,795
, 0,493
! 0,425
Spinat
Spargel
2./VI.
22./VI.
92,59
92,27
7,41
7,73
2,18
3,87
0,121
3.29
1.33
0.51
0.006
—
Blumen-
kohl
18./VI.
92,11
7,89
2.23
2.05
1.32
Karotten Bohnen
9. Vri. 15./IX.
85.29
14,71
1.02
6,77
0,79
87,78
12.22
2,80
1,35
0,94
Wasser
Trockensubstanz
t. ö c f N- Substanz
r^ ^ I I Zucker . .
c I J I Mineralstoffe
■" ^ S ( Eisen . .
Über den Trockensubstanzgehalt junger Weizenpflanzen ver-
schiedener Varietät. A'on C. v. Seelhorst, ^j — Um die Frage zu be-
antworten, ob zwischen Wintersicherheit der Weizenvarietäten ein Zusammen-
hang mit der Höhe des Trockensubstanzgehaltes der jungen Pflanzen be-
steht, stellte der Vf. in den Jahren 1908/09, sowie 1909/10 Erhebungen
an und fand den Betrag der Trockensubstanz im letzten Jahre wie folgt:
<fi
£ ©
2. Febr. 1910
7. März 1910
19,3319,23 19,46
20.39, 20,30|20,72
17.75118,04
19,84 19,81
26,62 21,23 22,63 20,84 21,32 21,54 19,16
23,38 22,98;23,75 23,33 21,87 22,05!l9,50
Die Zahlen zeigen das vorjährige Ergebnis. Die 6 ersten Weizen
haben einen relativ hohen, die 6 letzten einen relativ niedrigen Trocken-
substanzgehalt. Die ersteren haben sich als relativ wiuterhart, die anderen
als wenig widerstandsfähig wegen Frost gezeigt.
Untersuchung über die Zusammensetzung des Holzes und der
Rinde des Birnbaums. ') Über die chemische Zusammensetzung des
Holzkörpers verschiedener Fruchtbäume. ^) Kurze morphologische und
chemische Studien über das Laub verschiedener Obstbäume.*) Von
A. Manaresi und M. Tonegutti. — Die mangelhaften Angaben in der
Literatur über die Zusammensetzung des Holzes imd der Rinde der
Bäume und insbesondere der Obstbäume haben die Vff. die vorliegenden
Untersuchungen nahe gelegt. Als Objekt diente zunächst ein Birnbaum,
Varietät Cuiato, von dem ein einjähriger Trieb von 1,74 m Länge inid
6,5 cm Umfang (am Grunde), nachdem er von Blättern und Knospen be-
freit war, in Holz und Kinde zerlegt und zur Analyse hergerichtet wurde.
Holz verhielt sieh zu Rinde wie 72,1 : 27,9. Es wurden folgende Werte
ermittelt:
Roh-
faser
Pento-
san
Stärke
Fett
Stick-
stoff
Asche
P.O,
SiO^
A1,0,
+ Fe2 03
Kalk
Holz .
. 51,20
23,78
3,07
0.51
0,59
1.99
0.27
• 0,14
0,49
0,14
Rinde
. 25,97
15,22
7,41
1,87
1.21
6,89
0,36
2.81
0,82
2,24
1) Ber. d. Kgl. Gärtnerlehranst. zu Dahlem f. 1908/09, 186. — 2) Joum. f. Ldwsch. 1910, 58,
Sl— 82. (Ldwsch. Versuchsfeld Göttingen.) - 3) Staz. sperim. agrar. ital. 1910, 43, 714. — *) Ebend.
758. — 5) Ebend. 787.
B. Pflanzen wachst um. 2. Bestandteile der Pflanzen. 303
Die Zahlen lassen die große Verschiedenheit in der Zusammensetzung
von Holz und Rinde deutlich erkennen. Im Holz des mechanischen
Princips der Pflanze ist die Holzfaser in überwiegender Menge vorhanden •
dagegen tritt der Stärkegehalt zurück. Die Asche der Rinde übersteigt
die des Holzes um mehr als das dreifache; sie ist ärmer an Phosphor-
säure und Erden, reicher au Kieselsäure und Kalk. Denn bei der Hundert-
rechnung ergibt sich folgendes Verhältnis:
P.,05 SiOg Erden (AI, Fe) Caü
Holz. . . 13,53 7,23 24,60 6,80
Rinde . . 5,21 40,82 11,88 32,54
Weitere Untersuchungen sollten dartun, ob und in welcher Weise
sich die Zusammensetzung der Organe mit deren Funktion im Leben des
Baumes ändert. Dazu wurde gewählt vom Laubholz: 1. stark verholzte
Äste; 2. grüne, noch nicht verholzte Zweige; 3. junge Triebe und vom
Fruchtholz 1. fruchttragende Äste, 2. augentragende Zweige bis 25 cm
Länge, 3. junge knospende Triebe von Birne, Apfel, Pflaume und Pfirsich,
Aus dem Zahlenmaterial ist folgendes zu ersehen: Laubholz und Frucht-
holz, die morphologische und anatomische Verschiedenheiten aufweisen, zeigen
auch in der chemischen Zusammensetzung bemerkenswerte Unterschiede.
Im allgemeinen ist das Fruchtholz reicher an Nährstoffen wie das Laub-
holz. Das gleiche gilt auch bei den Blättern, über die die Vff. in einer
dritten Mitteilung berichten. (M. p. Neumann.)
Chromogene Substanzen der weißen Trauben. Von Serafino
Dezani. ^) — Der Vf. fand in den weißen Weintrauben zwei Chromogene
— von denen das eine mit Bleiacetat fällbar ist — , die unter der Ein-
wirkung von Salzsäure Farbstoffe geben und in ihrem Verhalten ein
Analogon des Oenocyanins sind. Die Umwandlung der Chromogene in Farb-
stoffe geschieht nicht auf Grund einer Oxydation, sondern durch hydro-
litische Spaltung unter gleichzeitiger Bildung von Reduktionsprodukten.
In den chromogenfreien Trauben existieren noch andere Substanzen, welche
sich mit Alkali rot färben; und diese Färbung zeigt Analogie mit den
alkalischen Tanninlösungen. (M. p. Neumann.)
b) Anorganische.
Über die Aschenbestandteile von Carex brizoides (Seegras). Von
B. Gossner. 2) — Die Frage, wie die Seegrasnutzang das Nährstoffkapital
des Bodens in Anspruch nimmt, gab dem Vf. die Veranlassung zur
Aschenbestimmung von Seegrasproben aus verschiedenen örtlichen Vor-
kommen. 1. Aus 5 — 6 jähriger Fichtenpflanzung; als Kahl-, bezw. Jung-
holzfläche auf Seegras seit 8 Jahren genutzt. Wuchs sehr gut, von gelb-
grüner Farbe. Toniger feuchter Boden. Probenahme 22. August 1906.
2. Fichtenbestand, Seegras von gleichmäßigem Wachstum, sehr lang^
von dunkler Farbe. Boden und Probenahme wie bei 1. 3. 4 jährige
Erlenanpflanzung; schwach sandiger, sehr feuchter Lehm. Probenahme
am 1. Juni 1906. 4. Desgl. Probenahme am 20. August. 5. Seit Winter
abgeholzter Mittelwald, also Seegras seit Jahren nicht mehr genutzt;.
1) Staz. sperim. agrar. ital. 1910, 43, 428. — ^) Natnrwsch. Ztschr. f. Forst- n. Landwirte
1907, 5, 261.
304
Landwirtscliaftliche Pflanzenproduktion.
zietnlicli kurz, gelbgrün. 20. August 1906. 6. Mit Fichtea angepflanzte
Lücke innerhalb einer Buchenverjüngung; ziemlich kurz, gelbgrün.
1. Juni 1906. 7. Fichtenpflanzung, sehr feuchte Mulde mit tonigem
Boden; Wuchs äußerst üppig. 14. Juni 1906. Nach den Analysen ent-
halten 1000 Teile Trockensubstanz:
Probe
SiOä
FeOa
MnO
CaO
MgO
K2O
NajO
i\ O5
Ci i SÜ3 Se' ^'
1
26.87 0,39
1,17
2.69
5,65
9,25
0,21
2.46
2,56
2.32 53,57 1 14,53
2
35,15 \ 0,44
1,49
4,56
5,72
20,33
0,28
4,34 ; 4,93
1,62 1 77,86 1 25,08
S
8,68 1 1,23
0,77
3,00
2,91
24,13
0,49
4,02 1,60
4,05 1 50,88 , 21,53
4
16,00 1 0,29
1,02
5,01
3,63
10,56
0,47
1,96 1,11
2,37 ! 42,42 16,18
5
18,33 1 0,70
0,53
5,42
1,78
24,75
0,34
4,05 1 1,96
2,24 60,10, 18,50
6
15,86' 1,11
0,93
2,97
3.04
24.99
—
2.80 1 2,01
3,49 57,20! 19,02
7
16,31
, 0,44
0,74
2,77
3,42
29,69
0,25
4.64
2,71
2,72' 63,69 22,80
Procentische
Zusammensetzung
der Reinasche.
50,16
0.73
2,18
5,02
10,55
17,25
0,39
4.59 ■ 4.78
4,33
—
45,15
0,56
1,91
5,86
6,06
26,11
0.37
5,58 6,33
2,08
—
17,06
2,41
1,51
5,89
5,72
47,42
0,97
7.91 3.14
7,96
—
37,71
0,68
2,40
11,81
8,56
24,90
1.11
4,61 2,62
5,59
—
30,50
1,16
0,88
9,02
2.96
41.18
0,56
6,74 3.26
3,73
—
27,73
1,94
1.62
5,19
5,31
43,70
—
4.90 3,51
6,10
—
25,60
0,69
1,16
4,35
5,87
46,61
0,39
7,28 4,25
4,26
1
2
3
4
5
6
7
Die angewendeten, von dem sonst üblichen Verfahren etwas ab-
weichenden Bestimmungsniethoden sind angegeben.
Mineralstoffgehalt der Obstbaumblätter in verschiedenen Wachs-
tumszeiten. Von L. Richter.^) — Die Untersuchung erstreckte sich in
3 Jahren auf Kirschen-, Birnen-, Apfel- uud Pflaumensorten. Die Bäume
standen in geringer Entfernung voneinander auf einem mit Graswuchs
bedeckten Sandboden. Sie waren gleichalterig (Jahr der Pflanzung 1890)
und hatten alle 2 Jahre eine mäßige Düngung erhalten. Die Entnahme
der Blätter mit Stielen — nur unversehrte, im Frülijahr gebildete von
mittlerer Größe — erfolgte stets bei trocknera Wetter und ungefähr zu
derselben Tageszeit. Im J. 1907 wurden nur einmal von je 2 Sorten der
genannten Obstarten genommen. Im J. 1908 wurden viermal Proben ge-
nommen: 1. alsbald nach dem Erscheinen der Blätter (Mai); 2. am
22. Juni; 3. am 29. August und 4. kurz vor dem Blattfall. Das Ergeb-
nis der Analysen war folgendes (N, KgO, CaO, P2O5, Asche in % der
Trockensubstanz) in ^/q:
Erste Probenahme
Zweite Probenahme
0
.^ §
o
o
r^
5
O j .g g
O O
o"
•s
ffl
^2;
fcd"
(Sä
O
pT
-^
X 1 sl
1
oT
Birne . . .
75,90
24,10
4,0871 2,4601 0,754
1,357
6,908
62,53
37,47
2,282 1.690
1,977
0,414
7,157
Apfel . . .
78,18
21,82
4,152
3,1601 1,186
1,299
8,304
69,60
.30.40
2.628
1,886
2,166
0,562
8,017
Kirsche . .
78.81
21,19
4,867
3.006 1,511
1,386
9,006
68,82
31,18
2,639
2,782
2,699
0,692
10,510
Pflaume . .
79,09
20,91
4,917
2,774| 1.026 1,171
7,369
73,51
26,49
3,208
4,887
3,512
0,699
15,031
Dritte Probenahme
V^ierte Probenahme
Birne . . .
59,90
40,10
2,041
1,770
3,147
0,406: 9,454
52,99
47,01
0.917
1,321
3,473
0,158 9,552
Apfel . . .
64.24
35,76
2,015
1,927
2,762
0,475 1 9,166
56,85
43,15
1,198
1,601
3,723
0,288 10,889
Kirsche . .
62,97
37,03
2,160
2,637
3,987
0,752 12,319
67,31
32,69
1,022
3.080
4,558
0,625 1 14,446
Pflaume . .
68,31
31,69
2,398
5,221
4,591
0,662
17,757
72,12
27,88
1,152
6,825
5,696
0,451
20.987
1) D. Idwsch. Vorsuchsst. 1910, 73, 457-477.
"Versuchsst. Dresden.)
(Mitt. d. Idwsch. Abt. d. Kgl. pflanzenphysiol.
B. Pflanzenwachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen. 305
Im J. 1909 wurde die Zusammensetzung von Blatt- und Blüten-
knospe hei Kirsche uud Pflaume verglichen, die den Bäumen 6 bezw. 8 Tage
vor Öffnung der Blüten entnommen worden waren. Nach den analytischen
Ergebnissen zeigen die Blütenknospen bei Kirsche und Pflaume einen
etwas höheren Wassergehalt als die Blattknospen. Die Zusammensetzung
der Trockensubstanz zeigt, daß diejenige der Blütenknospen ärmer an
CaO, etwas reicher an K2O und N ist, als die der Blattknospen, während
der Gehalt an P2O5 in beiden Fällen derselbe ist. — Im weiteren gibt
der Vf. einen Beitrag zur Frage der herbstlichen Entleerung der
Blätter durch ein reiches analytisches Zahlenmaterial, durch welchen
„eine Rückwanderung der Inhaltsstoffe des Blattes kurz vor dem Blattfall
bei Birne, Apfel, Kirsche, Pflaume, Zwetsche mit Sicherheit nachgewiesen
wird''. „Die Verminderung der Trockensubstanz betrug zwischen 30 und
55%. An der Rückwanderung waren alle in Betracht gezogenen Mineral-
stoffe mit Ausnahme der SiOg beteiligt. Besonders in die Augen fallend
war die Verminderung der N-Substanz."
Zusammensetzung der Reinaschen von Nadelholzpflanzenteilen.
Von Heinr. Bauer. ^) — Gelegentlich seiner Untersuchung über die
„Stoffbildung und Stoffaufnahme in jungen Nadelhölzern'' (siehe oben
S. 265) wurden auch die Aschenbestandteile der nachstehend verzeichneten
Pflanzenteile ermittelt und die folgende procent. Zusammensetzung der
Reinaschen berechnet: (Siehe Tab. S. 306.)
Literatur.
Averna-Sacca. Rosario: Der Säuregrad der Pflanzensäfte in Beziehung
zur Widerstandsfähigkeit gegen die Angriffe der Parasiten. — Staz. sperim. agrar.
ital. 1909, 43, ] 85-209.
Bertrand, Gabriel u. Weisweiller: Die Vicianose, ein neuer redu-
cierender Zucker mit j^C(C,iH,oOio). — Compt. rend. 1910, 150, 180 — 182.
Blood, Alice ¥.: Das Erepsin des weißen Kohls. — Journ. of Biol. Chem.
8, 215, New Haven, Connect. Yale Univ. Chem. Ctrlbl. 1910, IL 1310.
Bourquelot, Em.: Über das Vorkommen von einem Cyanwasserstoff
liefernden Glucosid in Linaria striata. — Journ. Pharm, et Ohim. 1909 (6), 30,
385 — 389. — Die Beobachtung, daß dieses weit verbreitete Unkraut von Sohafen
gemieden wird, veranlaßte den Vf. zur Untersuchung dieses Krautes und stellte
dabei die Anwesenheit eines Glucosides fest, welches unter der Einwirkung von
Emulsin HCN, Benzaldehyd und ein reducierendes Glucosid liefert.
Bourquelot, Em., u. Fichtenholz, A.: Über die Gegenwart eines
Glucosids in den Blättern des Birnbaums und über die Extraktion desselben. —
Compt. rend. 1910, 151, 81—84. Das Glucosid ist Arbutin. u. Journ. Pharm, et
Chim. (7), 2, 97 — 104 u. Herisscy, H.: über Darstellung des wahren Arbutins,
ebenda 248—53.
Bridel, Marc Über ein neues aus Menyanthes trifoliata L. isoliertes,
durch Emulsin spaltbares Glucosid. (Meliatin). V^orläuf. Mittl. — Journ. Pharm.
et Chim. 1910(7), 2, 165 — 167.
Chevalier, J.: Schwankungen im Sparteingehalt des Besenginsters je nach
der Vegetationsperiode. — Compt. rend. 1910, 150, 1068-1069. — Der all-
monatlich bestimmte Gehalt schwankte zwischen 2,33 (im August) und 6,80 g
(im März) Sparteinsulfat pro kg trockner Pflanzen. Der Sparteingehalt nimmt
im Frühjahr rasch zu und nimmt zur Zeit der Blüte und Fruchtbildung rasch
wieder ab.
1) Naturwsch. Ztschr. f. Forst- u. Ldwsch. 1910, 8, 498.
Jahresbericht 1910. 20
306
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
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10,41
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16,81
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12,74
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13,47
14,20
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22,05
15,94
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13,16
8,77
15,49
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45,99
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10,77
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I
B. Pflanzenwachstum. 2. Bestandteile der Pflanzen. 307
Deiler, A. C, u. Fraps, G. S.: Pekanöl. — Amer. Chem. Journ. 1910,
43, 90. Texas Exp. Stat. — Dies Pekanöl wird aus den Kernen der großen
kultivierten Pekannüsse (Carya oliva^ formis Marsh. , Hickorynuß) gewonnen.
(Chem. Ctrlbl. 1910, 1. 1033.).
Fernbach, A.: Ober die biologische Eückbildung der Kohlehydrate. —
Compt. rend. 1910, 151, 1004—1006. — Die Arbeit betrifft die Einwirkung der
abgetöteten Mikroben Tyrothrix tenuis, welche Amylase, Maltase, Succase und
Enzyme enthalten, auf Stärke, Maltose, Dextrose, Saccharose.
Fichtenholz, A.: Das Glucosid der rundblättrigen Pyrola. — Journ.
Pharm, et Chim. (7), 2, 193...
Grimme, Clemens: über neuere und wenig untersuchte Ölfrüchte. —
Chem. Rev. Fett- u. Harz -Ind. 1910, 17, 233—37 u. 263—69. Chem. Ctrlbl.
1910, il 580 u. 1713.
Grimaldi, C, u. Prussla, L.: Das Öl des Koloquintensamens. — Chem.
Zeit. 1909, 33, 1239.
Hairs, Eug. : Über die Gegenwart eines Alkaloids in dem Samen von
Lunaria biennis. — Bull. Acad. roy. Belgique, Classe des sciences 1909, 1042
bis 1048. (Lüttich pharmac. Inst. d. Univers.)
Kerb OS ch, M. G. J. M.: Bildung und Verbreitung einiger Alkaloide in
Papaver somniferum L. — Pharmac. Weekblad 47, 1062 u. 1081. Arch. Pharm.
248, 536. Chem. Ctrlbl. 1910, IL 1762.
Piault, L. : Über die Gegenwart von Stachyose in den unterirdischen
Teilen einiger Pflanzen aus der Familie der Labiaten. — Journ. Pharm, et Chim.
(7), 1, 248—255. Lab. Bourquelot.
Power, Federick Beiding, u. Salway, Arthur Henri: Die Bestand-
teile der Blüten des roten Klees. — Journ. Chem. Soc. London 1910, 97, 231
bis 254. (London, The Wellcome Chemie. Research Lab.)
Prussla, L.: Über^das Öl der Maulbeersamen. — Chem. Zeit. 1910, 34,
Nr. 92, 830. — Das Maulbeeröl stellt eine dicke Flüssigkeit von goldgelber Farbe,
schwachem Geruch und angenehmem characteristischem Geschmack dar. Es ist
in allen bekannten Fettlösungsmitteln recht gut löslich.
Rogerson, Harold: Die Bestandteile der Blüten von Trifolium incarnatum.
— Journ. Chem. Soc. London 97, 1004.
Sani, Giovanni: Chemisch physiologische Untersuchungen über die
Knöllchen von Vicia Faba. Vorlauf. Mittl. — Atti R. Lincei, Roma 1910(5),
19, IL 207 — 11. (Perugia, agric. chem. Lab. d. Kgl. Ldwsch. Inst.)
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2230—2234. Agrik.-chem. Lab. d. Polytechn. Zürich.
Schulze, E., u. Trier, G. : Über das Stachydrin und über einige neben
ihm in den Stachysknollen und in den Orangeblättern enthaltenen Basen. —
Zeitschr. für physich Chem. 1910, 67, 59—96. (A. d. agrik.-chem. Lab. d. Poly-
techn. Zürich.)
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Tanret, Ch.: Über eine neue Base aus Mutterkorn, das Ergothionin. —
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Van Itallie, L. : Die Blausäure in der Gattung Thalictrum. — Arch. d.
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Warren, L. E.: Der giftige Bestandteil von Rhus. — Pharmaceutical
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— Ztschr. f. Unters. Nahrungs- u. Genußm. 1910, 19, 253—256. (Morioko-Japan.)
Yoshimura, K. : Über das Eiweiß von Pinus Koraiensia Sieb, et Zucc.
— Ebenda 257—260.
Büchermarkt.
Winterstein, Ernst, u. Trier, Georg: Die Alkaloide, eine Monographie
der natürlichen Basen. Berlin 1910, b. Gebr. Bornträger.
20=«
308
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
3. Prüfung" der Saatwaren.
Keferent: Th. Dietrich-
Ergebnis der Samenprüfung i. J. 1909. Vers.-Stat. Äugusten-
berg. Von F. Mach. ^) — Es wurden 818 Proben von 26 Arten Sämereien
untersucht. Davon wurden nur 34 Proben von Landwirten zur Nach-
prüfung eingesandt, die übrigen kamen von Händlern, Märkten, Genossen-
schaften u. a. Von dem Befunde der landwirtschaftlich wichtigeren Samen
ist folgendes mitzuteilen:
Zahl der Proben
Eemheits - ",0
Keimf ähigkeits - %
Hartsamigkeit
Land- Händ-
wirt I lor
Max.
Min.
Mittel
Max. Min.
Mittel
Max.
Min.
Mittel
Rotklee .
Luzerne •
1
8 88
— 45
99,5
99,5
94,5
69,5
97,87
98,35
98,25 61,5
98,25 34,5
87,51
86,86
33
53,5
0,25
0,25
7,66
9,84
Unter den 248 Rotkleeproben befanden sich 50 seidehaltige, von
205 Luzerneprobeu 6 seidehaltige.
Ergebnis der Samenprüfung in Berlin i. J. 1909. Von O. Lemmer-
mann und P. Filter (Berichterstatter). 2) — Von 523 untersuchten Saat-
warenproben waren von Landwirten zur Nachprüfung 196 Proben ein-
geliefert worden. Der Befund der wichtigeren und in großer Zahl von
Landwirten eingelieferten Saatwaren war folgender:
1
Bastardklee
"Weißklee
0
0
<D
3
■o
a
0
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1
1
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1
0
1
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27
22
17
33
23
44
17
25
12
Reinheit-Mittel "/„....
Keimfähigkeit-Mittel "/„ . .
96,6
88,1
95,1
86,4
95,2
84,6
96,6
83,1
89,7
88,7
96,3 93,9
82,9 87,7
96.6 96,0
84.7 87,3
98,2
93,9
79,9
93,2
Proben mit Garantie . . .
13
7
8
6
5
10 11
9 3
8
4
Prb. nicht d. i Reinheit . .
Gar. entspr. \ Keihmfähigk.
1
3
2
3
—
2
1
2
1
4
4
5
—
2
1
1
Im ganzen entsprachen 36,5 *^/o aller mit Garantieangabe eingelieferten
Proben nicht der Garantie. Der Befund der nachbenannten Saatwaren an
Seidekörnern war folgender:
y 95 Prb. 30 Prb. 24 Prb. 16 Prb. 13 Prb. 28 Prb.
^° Rotklee Bastardklee Weißklee Gelbklee Wundklee Luzerne
waren 28 4 2 11 8 Prb. seidehaltig
Das Maximum des Seidegehaltes (das in 100 g Rotklee gefunden
wurde), betrug 45 Körner. Grobseide trat häufig auf. 3 Proben „süd-
amerikanische Grassaat" stellten Ausputz aus La Plata-Leinsaat dar, darunter
etwa die Hälfte „argentinisches Raygras" (an Wert den einheimischen
weit nachstehend). Der Rest bestand neben viel Getreidekörnern aus den
für diese Herkunft charakteristische Unkrautsamen Brassica campestris,
1) Ber. d. Großh. Bad. Idwsch.. Versuchsanst. Augustenberg p. 1909. Karlsrahe 1910, 84—87. —
2) Ber. d. Idwsch. Vers.-Stat. Berlin p. 1909.
B. Pflanzen Wachstum. 3. Prüfung der Saatwaren.
309
Centaurea melitensis, Ceratochloa australis, Loliiim temulentum, Neslea
paniculata. In einer der Proben war außerdem noch sehr viel Phalaris
canariensis vorhanden. — Die untersuchten Zuckerrübenknäuel (12 Prb.)
zeigten folgende Beschaffenheit:
Eeinheit
von 100 l
[näulen keimten
Gewicht von
1000 Knaul.
1 g Saat ergab
Wassergehalt
o/o
Kncäule
mit Keimen
gekeimte Kn.
Keime
%
Max. 99,4
80
183
32,71 g
32
67
15,61
Min. 98,5
69
154
24,29 „
21
50
13,07
Mittel 98,9
74
169
27,40 „
26
62
14,25
Ergebnis der Samenprüfung in Breslau i. J. 1909/1910. Yon
W. Grosser.^) — Die Anzahl der untersuchten Samenprohen beträgt 4615
und beziehen sich dieselben auf 51 Samenarten. Wir teilen hier nur die
Befunde derjenigen wichtigeren Samenarten, die in einer größeren Anzahl
von Proben zur Prüfung gelangten :
•So es Sc
^ " 1 M
in
i
0>
1
Weizen
Mais
ö
o
c
.9
Probenzahl
13
13
27
52
43
64
96
26 1 14 36
Reinheit, Mittel . . .
96,7
88,0
74,5
98,9 99,5
99,2
99,3
97,0
98,5 98.3
Keimfähigkeit, Mittel
78,5
89,5
80
91 94
93,5
95
82
81 94,5
,, Minimum
67
83
50
62
16
43
43
35
62
75
Yon den geprüften Eotkleeproben erwiesen sich 30 ^/^ als seidehaltig
und davon waren ^/^ stark verseidet, meist kleinkörnige Seide, Grohseide
war seltener. Von 752 Proben schwedischer Klee waren 36^0 seidehaltig.
Schlesische Saat war zum Teil stark mit Sauerampfer und Sand besetzt.
"Weißklee war zu 37°/o seidehaltig, Gelbklee zu 25% seidehaltig, Luzerne
zu 28%, Timotheegras zu 15% seidehaltig. Zucker- und Futterrüben-
samen wurde wie folgt befunden :
Zuckerrüben (94 Prb.) Futterrüben (150 Prb.)
Mittel
Eeinheit o/^ 99
gekeimte Knäule 85,5
Keime pro 100 Knäule 184
1 g Knäule lieferte Keime .... 98
1 g Knäule lieferte keimende Knäule 45
Wassergehalt % 13,5
Max.
Min.
Mittel
Max.
Min.
99,8
93
98,6
99,7
88
94
71
80,3
99.0
55
233
114
185
261
68
129
71
91
115
62
53
34
42
60
29
17,3
11,8
14,5
19,0
13,1
1) Ber. über die Tätigk. d. agrik.-botan. Vers.- u. SamenkontroUstat. f. d. Prov. Schlesien 1909/10.
310 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Ergebnis der Samenprüfung in Brunn i. J. 1910. Von Jos. Buko-
vansky.i) — Yoq Rotklee gingen 2144, von Luzerne 835, Wundklee 74,
Sehwedenklee 60, Weißklee 40 Proben ein, von denen jedoch nur ein
verhältnismäßig geringer Anteil auf Vorhandensein von Kleeseide unter-
sacht wurde. Über den Kleeseidegehalt gibt folgende Zusammenstellung
Auskunft (die "/^-Zahlen beziehen sich auf ursprüngliche ungeputzte Ware) :
ßotklee Luzerne Schwedenklee Weißklee
Anzahl d. unters. Muster .... 346 57 11 24
Kleeseidehaltig in «/^ der Proben . 83 20 54 62
bei der gereinigten zur Plombierung angemeldeten Ware war der Kleeseide-
gehalt folgendermaßen:
Eotklee Luzerne Schwedenklee Wundklee Timotheegr.
von Anzahl Säcken . .
enthielten Seide . . .
5370
12
2384
12
147
21
219
32,2
Weißklee
195
11,7%
„ Keimfähigkeit
„ Reinheit . .
89,5
91,9
91,7
97,3
91,9
97,2
93,0
97,2
98,5 „
99,4 „
Ergebnis der Samenkontrolle in Danzig i. J. 1909/10, Von M.
Schmoeger. 2) — Von 682 zur Untersuchung gelangten Proben waren
nur 155 Proben (ca. 23*^/0) von Landwirten eingegangen. Vorwiegend
handelte es sich bei den Kleearten und Timotheegrassamen um Prüfung
auf Seidegehalt. Bei dieser Prüfung wurden folgende Befunde erhalten
(Händler- u. Käuferproben):
Rotklee 'WeLßklee BastardMee Gelbklee Wandklee Luzerne Timothee
Von 394 94 49 9 16 3 18 Proben
•waren seidehaltig 185 30 15 2 2 3 2 „
in % .... 47 31,9 30,6 22,2 12,5 — 11,1%
Die Reinheits- und Keimfähigkeitsbestimmungen brachten bei den für
den Landwirt wichtigeren Samen folgendes Ergebnis:
Rot- Weiß- Bastard- Grelb- Wund- Serra- Timo- engl.
ktee klee klee klee klee della thee Raygras
Anzahl d. Prob. 48 16 13 6 8 17 10 6
Reinheits-% . 93,6 91,9 95.4 93.1 91.9 89,8 98,3 95,3
Keimfähigk.-% 75,5 80.4 83,1 79,4 80,6 86,3 92,5 86,1
Ergebnis der Samenprüfung in Graz i. J. 1909. Von Ed. Hotter. 3)
— Kleeseide. Von den 409 auf Seide geprüften Kleesamenproben "waren
159 Muster (= 38,7%) mit der kleinen grauen Seide, wie auch mit
Grobseide mehr oder weniger durchsetzt. 38 Proben (= 9,2 Yq), die alle
aus Ungarn stammten, enthielten Grobseide und zwar in einigen wenigen
Fällen in solcher Menge, daß die Seide 1 — 1,5% ^^^ Kleegewichts aus-
machte. In der Rotkleesaat steirischer Herkunft fanden sich niemals groß-
körnige Seidearten.
Ergebnis der Samenprüfung. Vers.-Stat. Halle a. S. i. J. 1909.
Von H. C. Müller und P. Schumann (Ref.).*) — Von dem Befunde der
untersuchten 5446 Proben teilen wir hier nur die Befunde der wichtigeren,
1) Ztschr. Idwsch.. Versuchsw. 1910, 13, 438—441. Tätigkeitsber. d. Idwsch. Landes- Versuchsanst.
Brunn i. J. 1909. DLrect. Johann J. Vanha. — *) Ber. über die Tätigkeit d. Idwsch. Versuchsst. Danzig
vom 1./4. 1909 bis 1./4. 1910. — s) Ztschr. Idwsch. Versuchsw. 1910. 13, 464—466. Tiitigkeitsber. d.
Idwsch. -ehem. Landes- Vers. u. SamenkontroUstat. Graz f. d. J. 1909. (Dir. E. Hotter.) — *) Ber. über
die Tätigk. d. agrik.-chem. Kontiollstat. f. d. Prov. Sachsen i. J. 1909, 37-42.
B. Pflanzenwachstum. 3. Prüfung der Saatwaren.
311
in größerer Probenzahl untersuchten landwirtschaftlichen Sänaereien wie
folgt mit:
3
o
i
3
C5
CS ö
1^
1
■5
Gorste
Hafer
Mais
Erbsen
"3
Probenzahl
185
82
39
24
41
27
20
15
57
24
fremde Teile, Mittel %
3,35
2,73
3,95
9,52
0,45' 1,61
1,20
3,53
2,39
1,73
Keimfähigkeit. Mittel .,
91
89,5
82,9
81,6
97 i95,7
91,8
81,8
80,8 |82
„ Minim. „
78
63
53
44
73
77,3
79,5
54
20
71
Von auf Seidegehalt untersuchten 273 Proben waren 38 seide-
haltig; hiervon waren besetzt mit Seidekörnern 2 Proben Trifol. hybri-
dum, 2 Proben Gelbklee, 7 Proben Luzerne, 27 Proben Rotklee — mit
Seidekapseln 3 Proben Luzerne und 14 Proben Rotklee. Rüben-
samen. Befand von 3925 Proben Zuckerrüben- und 578 Proben Futter-
rübensamen. Außer diesem Befund gibt der Vf. nachträglich noch eine
Übersicht der Ergebnisse der Ernte 1908, 1. September 1908 bis Ende
April 1909, betreffend 3822 Proben Zuckerrüben und 523 Proben Futter-
rübensamen.
Zuckerrübonsamen
1 i
.3
% a
a
14,51*21,84
8,5
0,95
6,7
0,1
194
316
22
204
322
29
13
78
0
46,8
71
26
40,7
58
17
86,97
7o der
Knäuelzahl
95
154
36
1909
Znck.-
rüben-
samen
Feuchtigkeit 7o
fremde Teile „
100 Knäuel lieferten n. 7 Tagen Keime
14
Von 100 Knäueln keimten nicht, Knäuel
1 g rein enthält Knäuel
lg,, ,, keimende Knäuel . .
d. i.
1 g rein ergab n. 14 Tagen Keime . .
15,5 21,58
1,74 6,0
157
169
22,6
51
37,7
247
260
60
74
56
10,3
0,1
40
42
1
31
13
15,89,15,71
1,06 2,02
75,90/0 desgl.
84 I 135 I 20
197
15,2
48
41
95
166
24,4
52,4
39
Ergebnis der Samenprüfung i. J. 1909 u. 1910. Vers.-Stat. Hildes-
heim. Von K. Aumann.^) — Wir berichten hier nur von dem Befunde
der wichtigeren, in etwas zahlreicheren Proben untersuchten Saatwaren:
Rotklee
"Weißklee
Bastardklee
Gelbklee
Luzerne
Serradella
1909 j 1910
1909
1910
1909
1910
1909
1910
1909
1910
1909 1910
Zahl der Proben
davon seidehaltig .
Reinheit . . . O/,,
Keimfähigkeit . „
181
52
97,6
82,7
99
26
97,4
82,8
3
1
97,6
82,7
12
5
92,7
88,7
1
98,7
81,5
5
96,6
89,8
4
97,6
91,5
10
97.3
76,6
13
4
97,9
77,6
9
1
97,8
68,7
9
92,7
75,5
5
94,0
78,8
Der Befund der Rübensaaten war folgender:
1) Ber. über d. Tätigkeit d. Idwsch. Versuchsst. Hildesheim p. 1909 u. 1910. Die Berichte um-
fassen den Zeitraum vom 1. November bis 31. Oktober.
312
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
1909
1910
L909
1910
Zucke rr üben
Zuckerrüben
Futterrüben
Futterrüben
19 Proben
27 Proben
2 Proben
7 Proben
5 g .3
?.
^
2 1 H c
R
B ö
§ g S
S
S
S
s i s s
§
a §
%,
14,29
17,07 11,85
15,81
22,18
12,37
%
2,09
3.41 0,92
2,87
5,34
1,25
4,45
4,52
4.38
7,34
25,42 1,19
2()H
242 149
165
196
107
194
253
135
127
163 32
14
33 6
23
48
12
21
35
6
36
77 20
85
104 67
79
94
52
78
81
65
67
86 24
"Wassergehalt ....
Fremde Bestandteile
100 Knäuel g. Keime .
von 100 Knäueln keimten nicht
1 g rein. Kn. lieferte Keime
Ergebnis der Satnenkontrolle in Köslin i. J. 1909. Von Baeßler. *)
Die 491 zur Prüfung gelangten Proben waren zumeist von Zwischen-
händlern und Landwirten eingegangen. Die Untersuchung der Kleearten-
Samen und der Samen von Timothee auf Seide hat entweder Seidefreiheit
ergeben (bei Bastard-, Spät- 2), Gelb- und Bokharra - Klee und Serradella)
oder einen geringfügigen Gehalt an Seide ergeben. Für Keimkraft und
Gehalt an fremden Bestandteilen wurden folgende Werte gefunden:
Trifolium
Medicage
^1
'S«
o
II
J3 cü
Lolium
Lnpinus
a
n
p.
s
a
(D
g
perenne
italicum
1
_3
tlO
g
Fremdes . ^/q
Keimfähigk. „
2,35
86,96
4,09
82,46
4,00
80,75
1,02
88,50
1,64
89,06
8,64
90,63
5,51
83,94
1,70
88,85
2,16 0,98
83,81 81,88
84.57
77,15
Ergebnis der Saatwaren-Untersuchung in Marburg i, J. 1909/1910.
Von E. Haselhoff. ^) — Von 580 zur Untersuchung gelangten Saatprobeu
waren 362 Proben (= 62,4 ''/q) von Käufern (vorwiegend Darlehnskassen)
eingesandt worden. Der Befund der Proben war folgender:
Rot-
klee
484
davon von Käufern 299
/Reinheit . 7o 96,23
iJKei
Weiß-
klee
6
9
Bastard- Luzerne
Gelb-
klee
andere
Legu- Gräser Rüben
minosen
14
9
20
10
10
10
15
11
Ge-
treide
15
11
MitteK
96,16 95,05
93,13 79,85
eimfähigk. „ 87,54
In den von Käufern eingesandten Kleesamen - Proben waren von
298 Proben Rotklee 76 (^22,2^0) seidehaltig, von 10 Luzerneprobeu
2 seidehaltig.
Ergebnis der Samenprüfung. Vers.-Stat. Münster i. J. 1909. Von
A. Spieckermann.^) — Im ganzen wurden 667 Proben untersucht, und
zwar nur auf Seide 409, auf Reinheit und Keimfähigkeit 258. Von den
nur auf Seide untersuchten Kleearten waren 203 seidehaltig und zwar
enthielten 86 Feinseide, 14 Grobseide, 31 beide Seidearten, 72 Seide-
kapseln mit tauben Seidensamen (also unschädlich und den seidefreien
Proben zuzuzählen). Andere gefährliche Unkrautsamen kamen nicht vor.
Reinheit und Keimfähigkeit bei den in etwas erheblicher Zahl von unter-
suchten Proben war folgende:
1) Jahresber. über d. Tätigk. d. agrik. -ehem. Versnchsst. Köslin i. J. 1909, 18. — ') Trifolium
medium. — ^) Jahresber. d. Idwsch. Versuchsst. Marburg i. J. 1909,'1910. — *) Ber. über d. Tätigk. d.
Idwsch. Versuchsst. Münster i. W. i. J. 1909, 34.
B. Pflanzenwachstum. 3. Prüfung der Saatwaren.
313
Rotklee . .
"Weißklee . .
Serradella
ital. Raygras
Zahl der
Proben
. 64
. 13
. 21
. 10
Reinheit
Keimkraft
Max.
99,0
98,6
98,0
99,0
Min.
93.7
88,6
90,7
94.4
Mittel
97,5
95,9
93,3
96,0
Max.
97,5
96,3
88,8
92.3
Min.
76,5
65,3
47,5
65,0
Von Th.
Mittel
91,1
86,5
81,2
81,0
Ergebnis der Samenprüfung in Wien i. J. 1909. Von Th. Wein-
zierl.^) ■ — 1. Kleeseide. Es wurden im Berichtsjahre 6316 Proben
auf den Gehalt an Seidesamen geprüft, von denen sich 1756 Proben
(= 27,7 °/o) als seidehaltig erwiesen. Nähere Auskunft gibt nachstehende
Übersicht, bei welcher die Saatarten, von denen nur unter 5 Proben unter-
sucht wurden (Lotus uliginosus, Trifol. incarn., Melil. officin. u. M. albus)
fortgelassen wurden.
Trifolium
a
Medicagc
)
Ol es
S
;s"E
es «
Q
■P.S
Bi
o o
Je
t a
_3
<s
o
o
1421
15
27
59
32
303
2
2
2
5
21,4
13,3
7,4
3,4
15,6
13,9
12,3
2,9
7,0
5,0
o yi
pH P.
Anzahl der Proben
davon seidehaltig
lOj. Mittel, 1899—1908 %
3841
1366
28,1
31,7
272 i 185
35 38
12,9 I 20,5
17,5 I 15,1
Zur Plombierung angemeldete Säcke
im ganzen
seidehaltig
in o/o . .
11818
164
64
5140
1411
5
1
488
11,9
3,0
1,6
9,5
17
15
183
452
1
0,2
4,8
376
(Wegen zu geringen Gebrauchsw^ertes wurden ferner beanstandet
42 Säcke Trif. pratense, 119 Säcke Med. sativa, 56 Säcke Anthyll. vuln.
und 13 Säcke Med. media.) — Das Vorkommen der Cusc. suaveolens,
Ser. und Cusc. arvensis Beyr. ist beim Trif. repens und Medic. sativa
gegenüber dem Vorjahre zurückgegangen. Auch ein Rückgang des kapsel-
seidehaltig befundenen Klee ist zu verzeichnen. 2. Herkunft. Zur Fest-
stellung der Herkunft wurden im ganzen 108 Proben Rotklee (107
amerikanerfrei), 71 Proben Luzerne eingesendet. Der Rotklee war in der
Mehrzahl mitteleuropäischer Herkunft, seltener miditerraner; ebenso war es
bei der Luzerne. 3. Qualität der 404 Proben Rübensamen:
Wassergehalt Fremdbestandteile Anzahl d. Knäule p. g
Minimum ... 8,8 0,1 35
Maximum . . . 19,8 6,5 170
Mittel .... 14,5 0,96 50
1 g reiner Knäule lieferte durchschnittlich Keime nach 6 Tagen 71,
nach 12 Tagen 76. Von den 404 Proben haben 41,6 % den modi-
ficierten Wiener Normen (28. Aug. 1906) nicht entsprochen. 4. Lein-
samen. Von 19 einges. Proben waren 6 flachsseidehaltig. 5. Forstliche
Samen. Hinsichtlich ihrer Keimfähigkeit verhielten sich die 25 ein-
gesandten Proben wie folgt:
Picea Pin.
excelsa silvestris
Mittel ... % 66,4 64,8
Min. und Max. »/q 59—79 3—86
Pin.
Larix
Pin.
Quercus
austriaca
europaea
strobus
robus
65,0
33,7
81,0
44,0
—
30—40
78—84
18-64
1) Ztschr. Idwsch. Versuchsw. Österr. 1910, 13, 348-
Kontrollstat. "Wien i. J. 1909.
-360. Ber. über d. Tätigk. d. k. k. Samen-
314
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Ergebnis der Samenprüfung in Zürich, i. J. 1./7. 1909— 30./6. 1910.
Von F. G. Stehler.^) — In dem Berichtsjahre wurden im ganzen
11606 Samen-Proben eingeschickt, die 8584 Echtheits-, 8173 Reinheits-,
9399 Keimfähigkeits - Bestimmungen, 3175 Untersuchungen auf Kleeseide,
333 auf Tausendkorngewicht, 253 auf hl -Gewicht, 207 auf Pimpinelle
und 56 auf Wassergehalt erforderten. Die untersuchten Proben umfassen
195 Sameuarten, von denen u. a. auf 17 Kleeärten mit 3300, auf 47 Gras-
arten mit 4946 und auf 49 Gehölzsamen mit 2063 Proben entfallen.
Lieferungen mit „mehr als 5 *^/o Minderwert" kamen bei den wichtigeren
Saatwaren vor:
27Lfr. Luzerne (3849 kg) m. Minderw. biszu 19,2%
16 „ Eotklee (.3373 „) ,. ., „ „ 17,8,,
12 „ Esparsette (3459 ,, ) ,, ., ., ,, 16,3,.
9 ,, "Wiesenschwingel (1496 kg) ,30,6,,
5 Lfr. Weißklee (280 kg) m. Minderw. bis zu ll,8«/o
3 „ Bastardkl. (1400 „ ) ,, „ ,. „ 24,4,,
3 ,, Saatwicken (450 ,, ) 25,8 ,,
1 ,, Pferdezahnmais(7()0kg) ,, von 41, 70/0 usw.
Auf Kleeseide wurden 2839 Proben der verschiedenen Kleearten
untersucht. Die Befunde der wichtigeren Saaten war folgende:
Zahl d. unters. kleesamen- durchschnittl. Höchstgehalt
Proben haltig Körnerzahl pro kg pro kg
Rotklee . . 1530 403 = 260/o 551 15 054 Körner
Weißklee . 236 37 = 15 „ 208 3 000 „
Luzerne . . 729 83 = 11 „ 555 12 637 „
Die Cuscuta racemosa hat sich stark verbreitet; von sämtlichen auf
Kleeseide untersuchten Rotkleemustern waren im vorigen Jahre 3,6%, im
Berichtsjahre aber 12,9% grobseidehaltig. — Über die Durchschnitts-
zahlen der Reinheit und Keimfähigkeit der Kleesaaten gibt folgende Über-
sicht Auskunft:
Klee-
Rot-
Weiß-
1
u
'S
1
i
c
B
i
s
II
Probenzahl
1625 ! 262
190
52
14
81
36
15
738 ! 268
Reinheit-Mittel . . %
95,9 i 94,2
94,9
93,1
93,7
96,2
87,8
88,7
96,1
97,4
Keimfähigkeit-Mittel „
89 79
90
64
76
67
83
51
86
74
-Min. „
16 29
56
44
13
64
25
42
68
0
Über die Zahl der untersuchten Rotklee proben und das Verhalten
der einzelnen Herkunftsländer gibt folgende Zusammenstellung Auskunft:
Deutsch
üstorr.-
ungar.
1
schweizer.
Italien.
o
c
o
1
nord-
amerikan.
chü.
Zahl der Proben ....
davon sind seidehaltig in °/q
Reinheit ,, ,,
Keimfähigkeit . . . „ „
112
14,3
96,2
86
135
36,0
96,3
87
180
15,5
96,6
88
19
15,8
90,9
84
16
25,0
95,4
94
64
34,5
95,7
82
319
11,0
94,5
94
31
19,3
95,9
93
12
75,0
97,7
93
In diese Zusammenstellung sind nur diejenigen Proben aufgenommen
worden, deren Herkunft genau und zweifellos zu ermitteln war. — Der
Befund der wichtigeren Grassamen war folgender:
1) 33. Jahresber. 1909/1910 d. Schweiz. Samen-Unters.- u. Vers. -Anstalt in Zürich.
ß. Pflanzenwachstuiu. 3. Prüfung der Saatwaren.
315
^.S
a
0.2
ii
0) S
O m
3
tuca
at.
tuca
scula
4
^1
li
<^'5
^1
o o
<3
T3
p.
a.-£
Probezahl
473
481
382
581
186
246
313
275
388
277
176
240
\ Keimfähigkeit . .,
81.8
94,6
91,5
75.4
97.6
91,5
68,3
92,0
72,1
83,3
86,2
74,9
76
81 1 74
85
93
83
75
76
79
72
81
86
Minimum d. „ . .
2
10
3
45
73
12
22
1
0
31
20
17
Der Befund der untersuchten Gehölzsamen war folgender:
p
.2
k
1
O
1
a
"SS
a 1
©AI
1-2
02
1
S
'S ®
Probenzahl
856
435
228
94
139
32
36
23
Mittel j Keimfähigkeit . „
93,9
95,9
81,3
91,0
96,5
25,6
55.0
33,9
74
76
38
73
72
38
28
32
Minimum d. „ . .
2
1
0
44
6
1
2
0
Von den untersuchten Lärchenproben hatte 1 die Keimkraft voll-
ständig eingebüßt und 6 andere erreichten nicht 10°/o- — ^^^ ^^n durch
Kultur bestimmten Unkrautsamen aus Handelssaaten teilt der Vf. folgendes
mit: Phalaris angusta Nees (best, durch Ä. T hellung) aus argentinischem
Raygras; — Geum virginianum L., aus amerikanischem Timothee; Silybum
marianum Grtn. aus Smyrna- Gerste; Notobasis syriaca Cass. aus La Plata-
Hafer.
Die Beurteilung der kleinen, zerbrochenen und geschrumpften
Körner im Saatgut Von H. Pieper.^) — Kleine Körner vermögen
gegenüber großen Körnern bei gleiclier Zahl nicht gleiche, sondern nur
geringere Erträge zu liefern. Dagegen ist es sicher, daß man mit 1 Ctr.
kleiner Körner eine höhere Ernte erzielen kann, als mit 1 Ctr. also mit
der gleichen Gewichtsmenge doppelt so großer Körner, da man durch
kleinkörniges Saatgut eine größere Zahl von Pflanzen gewinnt. — Die
geschrumpften Körner haben insofern eine Ähnlichkeit mit kleinen
Körnern, als in ihnen ebenfalls dem Keimling eine nur geringe Menge
Endosperm zur Verfügung steht. Da die Ursache des Schrumpfens in
mangelhafter Reife zu suchen ist, so ist der Embryo möglicherweise nicht
völlig ausgebildet und die Keimkraft eine schwache. — Für die Beurteilung
zerbrochener Körner ist entscheidend, ob sie imstande sind, entwicklungs-
fähige Pflanzen zu liefern, d. h. ob der Endosperm mehr oder weniger
beschädigt ist. Prüfung von Roggenkörnern, denen Y^, Y2 ^^^ ^U ^®^
Samens von der Bartseite abgeschnitten, und von Rotkleesamen einmal
die Spitze und einmal das Würzelchen abgetrennt wurden. Diese so künst-
lich hergestellten Bruchkörner brachte der Vf. gleichzeitig mit unverletzten
Körnern derselben Proben in Sandkeimbetten und in freies Land. Da;^
Ergebnis dieser Keimprüfung zeigt, daß die Keim- und Entwicklungsfähig-
keit unvermindert bleibt, solange nicht wesentliche Teile des Embryos
1) Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 59. 90-95.
316 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
verletzt werden. Selbst der Schnitt durch die Cotyledonen der Kleesamen
hat deren Keimfähigkeit nicht beeinträchtigt.
Widerstandsfähigkeit von Samen gegen hohe Temperaturen. Von
O. Schneider-Orelli.^j — Die mit südamerikanischer und australischer
Schafwolle nach hier eingeführten „Wollkletten" verhalten sieh gegen
relativ hohe Temperaturen äußerst widerstandsfähig. Aus des "Vfs. Ver-
suchen ist zu ersehen, daß sich besonders die Samen von Medicago
denticulata und M. arabica durch bedeutende Widerstandsfähigkeit aus-
zeichnen. Einige Samen entwickeln sich selbst nach 17 stündigem un-
unterbrochenen trocknem Erwärmen auf 100° C. oder nach halbstündigem
Erhitzen auf 120*^ C. zu normalen Pflanzen. Eine wenn auch nur kurz
andauernde Temperatur von 130*^ wirkt dagegen immer tötlich. Infolge
ihrer großen Hartschaligkeit ist ein kleiner Teil befähigt, einen 7 Yg stund.
Aufenthalt in siedendem Wasser (98'' C.) oder ein Y2^t^"^- Liegen in
Wasser von 120 "^ unter Druck zu ertragen. Eine Verletzung (Durch-
ritzung usw.) der Samenschale und danach erfolgter Wasseraufnahme hebt
die Widerslandsfähigkeit auf.
Vorsicht beim Bezug von Gelbkleesamen. Von K. Störmer und
A. Eichinger. -) — Der zu Gründüngungszwecken verwendete Gelbklee,
Medicago lupulina, kommt von ungleichmäßiger Beschaffenheit hinsichtlich
der Schwere in den Handel und ist oft von hohem Seidegehalt. Die Vff.
stellten die Schwere der Samen von verschiedener Herkunft fest und fanden
das Gewicht von 1000 Körnern wie folgt: ungarischer Gelbklee 1,26,
Thüringer I 1,80, Thüringer II 1,65, Thüringer III 1,62 g, bei einer im
Handel erscheinenden Mischung von ungarischer und thüringer Saat I
1,58 g (etwa 20 °/o Beimengung), einer Mischung II 1,42 g (etwa 50%
Beimengung). Je nach Menge der Beimengung von ungarischem Steinklee
sinkt also das 1000 -Korngewicht, das einen sehr wichtigen Wertmesser
der Qualität darstellt, beträchtlich. Der ungarische Gelbklee (Steinklee)
ist vermutlich Ausputz, hat bei schöner Färbung ein auffällig kleines Korn
und zeigt auf dem Felde eine viel geringere Entwicklung, als unsere
einheimische Saat. Gegenüber einheimischer kleinkörniger Qualität würde
jedoch dieser Unterschied verschwinden; aber diese ungarische Saat bietet
noch andere Merkmale, die die Feststellung einer Beimischung zu hiesiger
Saat ermöglichen. Sie hat nämlich einen auffälligen Gehalt an geschälten
Unkrautsamen, vor allem von Polygonum aviculare, Pol. lapathifolium,
Rumex acetosa, und an einigen osteuropäischen Charaktersameo aus der
Familie der Cruciferen, z. ß. Erysimum Orientale und nicht genau bestimmte
Crucifere, die der Camelina sativa nahe verwandt ist.
Die Vernichtung der Kleeseide durch Salpeter. Von J. Farcy.^)
— Versuche hierüber haben gezeigt, daß Salpeter in hohen Gaben (1000 kg
pro ha) zur Vernichtung der Kleeseide dienen kann. Dank seiner be-
fruchtenden Wirkung ist er zu diesem Zwecke viel vorteilhafter anzuwenden,
als kaustische Salze, wie z. B. Eisenvitriol, welche der Vegetation so nach-
teilig sind. Ferner, daß die Luzerne und unzweifelhaft auch andere der
1) Ber. d. Schweizer. Vers. -Anst. f. Obst-, "Wein- u. Gaitenbau in Wädenswil f. d. .1. 1907 n.
1908, 224. Director H. Müller-Thurgau. Ausführlicher in FJora oder Allgem. botan. Zeit. 100.
305—311. — 2) Illustr. Idwsch. Zeit. 1900, Nr. 15, 125. D. Idwsch Presse 1910. ^^r. U und Mitt. d.
agrü;.-chem. Kontrollstat. Halle a. S. — s) Journ. d'Agric. prat. 1910. 11. 497-498.
B. Pflanzenwachstum. 3. Prüfung der Saatwaren. 317
Vernichtung von Kleeseide unterworfene Futterleguminosen von der be-
fruchtenden Wirkung des Salpeters großen Vorteil zieht. Im folgenden
Jahre seiner Anwendung war auf dem Felde die Kleeseide fast vollständig
verschwunden.
Über die Keimung alter und verletzter Samen. Von L. Macchiati.^)
— Die Versuche wurden mit Mais, Gerste, Hirse, Bohnen und Kicher-
Erbse angestellt. Es wurden frische und Samen der Ernte von 1907 be-
nutzt. — Alte Saat erwies sich als ganz gering keimfähig. Bei einer
Temperatur von 9 — 17*' C. lieferte Mais 5, Gerste 7, Hirse 12% keim-
fähige Samen, die Leguminosen-Samen waren überhaupt nicht keimfähig.
Eine Steigerung der Temperatur auf 20—24° erzielte keine nennenswerte
Erhöhung der Keimzahl. Dagegen waren bei einer Temperatur von 20
bis 40^ C. die angeführten Samen frischer Ernte, die bei der Temperatur
von 9— 17*' eine unzureichende Keimfähigkeit gezeigt hatten, zu 86 bis
IOO^Iq keimfähig. — Bei den Versuchen über die Wirkung der Ver-
stümmelung der Samen auf die Keimung wurde gefunden, daß es möglich
war einen oder beide Cotyledonen der Leguminosen-Samen und die Hälfte
oder zwei Drittel des Endosperras der Früchte zu entfernen, ohne daß
hierdurch die Keimung aufgehoben w^urde. In einigen Fällen schien die
Verstümmelung die Keimung zu besclileunigen. (Kalb.)
Literatur.
Boerger. Albert: Einiges über die Wichtigkeit der Herkunftsfrage bei
Kotkleesaaten. — Separatabdr. v. d. Ldwsch. Ztschr. f. d. Kheinprovinz.
Boerger, Alb.: Reisebeobachtungen über Veredlung, Gewinnung und Ver-
wertung von Klee- und Grassämereien. — Sonderabdr. v. Fühling's Iwdsch.
Zeit. 1911.
Filter, P.: Der gegenwärtige Stand der Samenkontrolle. — Illustr. ldwsch.
Zeit. 1910, Nr. 25, 243.
Halenke, A., u. Kling. M.: Untersuchung von Saatwaron. — ßer. ü. d.
Tätigkeit der Ldwsch. Kreis- Vers.-Stat. Speyer f. d. J. 1909. — Es gelangten
nur 13 Proben zur Untersuchung. Von 3 Prob. Rotklee waren 2 stark seidehaltig
und wurden pro kg 3660 bezw. 2460 Seidesamen gezählt; die dritte Probe, sowie
3 Prob. Liuzerne waren seidefrei.
Kleemann, Andr., u. Behr, H.: Samenkontrolle. — Ber. ü. d. Tätigkeit
d. Ldwsch. Kreis -Vers.-Stat. f. Mittelfranken in Triesdorf f. d. J. 1909. — Es
gelangten 144 Proben zur Untersuchung,
Kraus, C: Zur Kenntnis der Keimungsverhältnisse des Ackersenfs.
(Sinapis arvensis L.). Vorläufige Mittl. — FühUng's Ldwsch. Zeit. 1910, 59,
81—90.
Simon, J. : Neue Apparate zum Gebrauche bei Keimkraftprüfungen in der
Samenkontrolle. — D. ldwsch. Vers.-Stat. 1909, 71, 431—436. — Ein Apparat
zur genauen und wiederholten Abmessung von Wasser stellt eine Vereinigung
mehrerer Meßbüretten verschiedener Teilgrößen dar und dient zur Abgabe der
zur Befeuchtung von Keimbetten nötigen Wassermengen. Der Vf. beschreibt
noch unter Hinweis auf Abbildungen einen Keimraum zur Aufstellung zahlreicher
Keimproben.
Steg lieh: Samenkontrolle. — Ber. ü. d. Tätigkeit d. ldwsch. Abt. d. K.
Pflanzenphysiol. Vers.-Stat. Dresden i. J. 1909. — Von den wichtigeren land-
wirtschaftlichen Sämereien kamen 617 Prob. Klee, 59 Prob. Gräser, 87 Prob.
Runkelrüben und Möhren zur Untersuchung. Die Untersuchungen erstreckten
1) Bul. Soc. Bot. Ital. 1908, Nr. 7—9, 141—151; ref. nach Esper. Stat. Rec. 1910, 22, 326.
318
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
sich auf Keimfähigkeit bei 500, auf Reinheit bei 452 und bei 382 Prob, auf Seide
usw. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind (leider) nicht mitgeteilt.
Wüst: Die Verbreitung des Flughafers, Avena fatua L. — Prakt. Blätter
f. Pflanzenbau und Pflanzenschutz 1910, 22.
Wüst: Durch Kleesaat eingeschleppte Unkräuter. — Ebenda 10 u. Ctrlbl.
f. Bakter. II. 29, 131. (Matouschek - Wien). — Durch amerikanische Kleesaat
wurden in Europa Plantago aristata, Stenacris annua Ness und Erigeron oana-
densis L. eingeschleppt, durch Luzernesamen Centaurea solstitialis, mit Eotklee-
samen Centaurea Calcitropa L.
Zielinski, Z. : 29. Jahresbericht der Samenkontrollstation Warschau i. J.
1909, — Russ. Journ. f. experim. Ldwsch. 1910, 11, 727. Deutscher Ausz. —
Der Vf berichtet ausführlich über die Arbeiten und Versuche seiner Anstalt.
Ergebnisse sind nur im russischen Text mitgeteilt.
Zur Kieferusamen- Provenienzfrage. — Naturw. Ztschr. f. Forst- u, Land-
wirte 1910, 8, 549.
4. Pflanzenkultur.
Referent: Th. Dietrich.
Die Lauchstädter Getreide-Anbauversuche. Von W. Schneidewind.')
— Die unten genannten Sorten wurden mehrere Jahre hintereinander an-
gebaut und stellen die Zahlen die Mittel der Erträge in diesen Jahren dar.
1, Weizensorten. Mittel von 1904—1909 (ohne 1906) Ertrag an
Körnern und Stroh in dz pro ha, Proteingehalt der Körnern in "/q:
^ .
« 7
«5 S
.5 3
BS
5 ^
Körner
Protein %
Stroh . .
34.62 34,45
10,4011.10
33,59
10,43
57,55, 60,62|70,46
33,39 32,77 31,72
10,71 12,68! 10,89
59,35|58,6l|60,34
31,46
10.39
62,18
31,23 31,03
10,74 12,46
61,19^55,52
30,06
11,08
29,32 29,30
11,15 10,35
56,03 62,42 61,82
Der „Criewener" ist für dortige (Halle-Lauchstädt) Verhältnisse ein
sehr beachtenswerter Weizen, der auch eine größere Winterfestigkeit zeigte
als die Squarehead-Sorten. Cimbal's ., Prinz Carolath" erwies sich besser als
Cimbal's Gelbweizen. — Seit 1904 wurde außerdem auch der Nachbau
einiger typischer Sorten geprüft. Im Jahre 1906 wurde der dritte Nach-
bau und i. J. 1909 der fünfte Nachbau bei 3 Sorten mit folgendem Erfolg
geprüft (Körnererträge auf 1 ha in dz):
1906. 3. Nachbau.
1909. 5. Nachbau.
Strnb.
Squareh.
Bes.
Sqnareh.
Cimbal's
Gelbwz.
Strab. Bes. 1 Cimbars
Sqnareh. Squareh. , Gelb-wz.
Originalsaat .
Nachbau . .
41,11
40,93
36,50
37.02
30,65
30,49
42,81 1 35,09
42,52 ! 35,53
33,21
36,60
1) Illustr. ldwsch. Zeit. 1909, Nr. 82.
2. Gers
Proteingehalt
B. Pflanzenwachstum.
teil Sorten. Ertrag an
der Körner in ^/qI
4. Pflanzenkultur.
Körnern und Stroh in
319
dz pro ha.
Durchschnitt von 1902—1909.
Durchschnitt von 1906—1909.
II
:ll
.s g
fr
o
"o
"> J3 "o sb c"
"3 C8
:§>§
0-'
- .2
:= "3
o
Q.
O
'S
m 3
•11
«6
Körner . .
Protein '^/'q .
Stroh . . .
31,90
8,78
49,37
31,44
8,47
42,79
30,35
8,44
50.82
29,97
7,87
46,75
32,25
8,18
42,85
32,21
8,39
44,99
31,72
8,64
46,72
28.97
8,66
49,54
28,16
7,66
48,85
27,81
8,17
52,81
Nennenswerte Unterschiede sind in den letzten Jahren zwischen den
verschiedenen Landgersten (Hanna-G.) nicht vorhanden, während die Chevalier-
gersten in diesen Jahren, ungünstiger Witterung wegen, in ihrem Ertrage
sehr zurück stehen. — Der Nachbau lieferte folgende Ergebnisse (Körner-
erträge auf 1 ha in dz):
1906 Dritter Nachbau
1908 Fünfter Nachbau
1909 Sechster Nachbau
Original
Hanna
Heine's „ „^,
Chevalier Goldthorpe
Original
Hanna
G-oldthorpe
Original
Hanna
Goldthorpe
Originalsaat . .
Nachbau . . .
26,51
26,93
23.00 22,65
21,93 19,66
36,79
38,93
30,66
33,27
31.87
30,21
31.17
3343
Svalöf's Ligowo
Körner . . . 34,89
„ -Protein o/o 11,89
Stroh .... 53,12
Beseler II
31,69
11.05
57,97
Ein Rückgang im Ertrage hat bis jetzt also nicht stattgefunden.
3. Hafersorten. Die Durch schnittserträge von 1902 — 1909 waren
folgende (pro ha in dz):
Strube's Hf. Leutewitzer Gelb-H
34.52 33,24
10,66 11,21
64,91 59,11
Im Jahre 1908 kam zu diesen Sorten noch Svalöf's „Goldregenhafer'',
der bis dahin sehr gut abgeschnitten hat. Auch beim Hafer war ein
Ruckgang im Nach bau nicht zu beobachten.
Getreidesorten-Anbauversuche. Von W. Schneidewind. ^) — Von
den angebauten Weizensorten, die eine längere Reihe von Jahren hin-
durch geprüft wurden, haben die höchsten Erträge geliefert: Der „Weiß-
weizen" von Jaensch (auch Square-heed-Type), Strube's „Squarehead",
Rimpau's „Squarehead" und der ,.Criewener Nr. 104". Hohe Erträge
lieferten auch die ungarischen Sorten „Banater" und „Theißweizen", welche
sich schnell entwickeln und auf diese Weise die Winters- und Frühjahrs-
feuchtigkeit weit besser auszunutzen vermögen, als die anderen, langsamer
wachsenden Sorten. Was den Proteingehalt betrifft, so zeigten die ungarischen
Weizen stets den höchsten Proteingehalt, dem auch immer ein entsprechender
Klebergehalt entsprach. Am winterfestesten erwiesen sich der Criewener,
der Landweizen (Eppw.), dann die Kreuzungen und von den Squarehead-
Sorten: Sperling's Sinslebener und Cimbals's Squarehead. Bei den
Nach bau -Versuchen mit Strube's und Beseler 's Squarehead III sowie
1) 7. Ber. d. Vers.- Wirtsch. Lauchssädt 1907— 1909. (Unter Mitwirkung von D.Meyer, F. Munter,
J. Graff, W. Gröbler); ref. nach D. Idwsch, Presse 1910, Nr. 43, 470.
320
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
mit Cimbal's Gelbweizen hat der Y. Nachbau noch keine geringeren
Erträge geliefert als die Originalsaaten. — Von den geprüften Gersten-
sorten standen obenan im Ertrage: „Svalöf's Hannchen", ,,Bethges Original-
Landg.", „Original Hanna", „Rimpau's Hanna" und Svalöf's Chevalier". In
den einzelnen Jahren differierten die Chevalier- und Hanna- (Land-) Gersten
im Ertrage außerordentlich. Diese Differenz glich sich aber im Laufe der Zeit
ziemlich aus. Den niedrigsten Ertrag lieferte immer die Goldthorpe, welche
aber hinsichtlich der Qualität obenan stand. Im Nach bau hat bis jetzt
ein Rückgang im Ertrage nicht stattgefunden. — Yon den geprüften
Hafersorten standen obenan ..Svalöfs Ligowo 11" und ,,Strube's", darauf
folgte in kurzem Abstand der „Leutewitzer Gelbhafer" welcher wegen
seiner Feinschaligkeit eine besondere Beachtung verdient. Im Nachbau
hat Hafer ebenfalls keinen Rückgang im Ertrage aufgewiesen.
Dreijährige vergleichende Feldversuche zur Beurteilung des
Wertes der kleinen und der Abfallknäule im Rübensaatgut. Von
H. C. Müller, P. Schumann und K. Störmer (Ref.). i) — Die einzelnen
Kuäuelgrößen wurden gewonnen, indem daß ein und dieselbe Rübensaat
durch Absieben mittelst Schlitzsieben in die 3 wie folgt angegebenen Größen-
sorten zerlegt wurde. Von jeder Knäuelgrößensorte wurde genau die
gleiche Gewichtsmenge zur Aussaat gebracht. Die i. J. 1909 erhaltenen
Ergebnisse, Mittel aus 10 Versuchen, bringt die nachstehende Übersicht:
■i
1 g reineWaxe lief.
-:i-n°
Ernte pro 1 ha
s
c °
° 1 1 o
cs-ri ^
N
o ei
W)c
■^ . C ' TS
'S 'S
Knäuelgröße
koiniendo Knä
Keime in
Keimversuche
o
S
o
S
'S
Ä ^ a
o
Ig
Zucker in de
Rübe %
e
<D
i
'S
tS3
3 N
C8'0
O .2
CK
größer als 2.5 mm
51,8
43,2 94,6 23,3
24,6
98,5
15,32
14,96 87,1
10 510
0,Vt4
2,5—2,0 mm*) . .
170,8
68,1 93,1 14,8
15,9
96.5
15,41
14,90 78,4
9 295
1,04
kleiner als 2 mm .
273,9
59,1 78,2
16,0
20,4
89,6
15,19
13,87
71,6
8 436
1,06
*) kleiner als 2,5 und größer als 2,0 mm.
Aus den Keimversuchen ist nach den Vff. zu entnehmen, daß die
kleineren Knäuelgrößen schlechter als die größten Knäule keimten, doch
ist die Anzahl der Keime, die 1 g der Ware liefert, ziemlich gleich. Ihr
verschiedener innerer Wert zeigt sich aber beim Auflauf auf dem Felde.
Dementsprechend wurde mit der Aussaat der größten Knäule ein lücken-
loser Bestand auf dem Felde erzielt, während die Aussaaten der anderen
beiden Größensorten erhebliche Lücken und deshalb auch geringere Ernten
lieferten, obwohl die lückenhaft stehenden Rüben sich besser entwickeln
konnten. Jedenfalls bestätigen die Versuche die Erfahrung, daß die unter
2 mm- Abfallknäule minderwertig sind, als die größten Knäule, Bei Be-
urteilung ist jedoch zu berücksichtigen, daß es sich um das Mittel von
10 Rübenproben handelt und im einzelnen sowohl größere Unterschiede
vorkommen und daß auch aus den kleineren Knäueln gleich oder gar
größere Ernten als Ernten aus größeren Knäueln vorkommen.
») ßer. über d. Tätigk. d. agrik -ehem. Kontrollstat. d. Prov. Sachsen z. Halle a. S. i. J. 1909, 54.
B. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultur.
321
Anbauversuche mit Luzernesamen und Gräsern verschiedener
Herkunft. Von H. C. Müller und P. Schumann (Ref.).i) — a) Bei
dem Versuche mit Luzerne handelt es sich besonders um die Prüfung
der Saatwaren aus Persien und Turkestan, die auch unter der Bezeichnung
„russische'' Luzerne im Verkehr waren. Um diese und Saaten anderer
Herkunft auf ihre Ertragsfähigkeit und Winterfestigkeit vergleichend zu
prüfen, wurden mit folgenden zur Untersuchung eingegangene Proben
kleine 4 qm große Parzellen auf 2 verschiedenen Böden besät. Die im
ersten Jahre, 1909, erzielten Erträge an Frisch- imd Trockengewicht sind
nachfolgend verzeichnet:
.d
■g
1
•g.^
.11
jC
,■-1
1
Herkunft der Saat
■s
2
1
§2
c
=1
■c
a
Provence
alldeutsch
Possen- ( frisch . .
dorf \ trocken
0.710
0,182
0,915
0,223
0,975
0,235
1,217
0,278
1,410
0,376
1,550
0,370
1,630
0,333
2,435
0,619
1,652
0,413
1,400
0,327
1,957
0,560
1,355
2,030
0,476
/frisch .
Halle \ trocken
1,960
0,612
-
—
2,370
0,795
-
—
2,680
0,888
3,150
1,010
3,090
0,964
2.700
0,843
3,310
1,055
—
2,514
0,844
Eine Probe, die amerikanische Woll -Luzerne aus Amerika, ist nicht
aufgegangen.
b) Raygräser. Die zu prüfende Saatware war als ,, argentinisches"
Raygras bezeichnet, die ihrem Aussehen nach mit italienischem Raygras
verwechselt werden kann. 2 Proben verschiedener Einsendung wurden
anbauweise mit englischem und italienischem Raygras verglichen. Die
Ernte i. J. 1909 auf 4 qm großen Parzellen "war folgende:
argentinisches
englisches italienisches
Possendorf {Jj^;j^^^
Halle . .{^^
11,580
2,558
kg 5,460 — 2,200 —
,. 1,518 — 1,865 —
,. 4,510 5.140 — 8,520
„ 2,058 2,049 - 2,047
Der Versuch ergab, daß das argentinische Raygras eine einjährige
Form des italienischen Raygrases ist; es schießt sofort in die Ähren und
liefert infolgedessen ein ganz trocknes minderwertiges Futter und steht
im Ertrage weit hinter dem englischen und dem italienischen Gras. Diese
Bewertung wird noch durch den unterschied in der Zusammensetzung der
sandfreien Substanz bekräftigt.
-rr;- ßch" Roh- Roh" N-freie ■ ■,
protein fett faser Extraktstofife
15,00 10,95 1,73 28,87 28,40 15.05
15,00 17,31 2,53 21,30 20,80 23,06
Argentinisches Raygras
Englisches „
c) Vergleichende Anbauversuche w^irden auch mit finnischem
und einheimischem Timothee-Gras ausgeführt, wobei sich das finnische
recht gut bewährte, namentlich infolge seiner Spätreife. Es hat sich
ebenso gut als mehrjährig erwiesen wie das einheimische T.-Gras.
Anbauversuche mit verschiedenen Gerstensorten. Von Br. Tacke. ^)
— Aus einem Gerstenan bauversuch der Moor- Vers. -Stat. Bremen auf den
besandeten Dammkulturen des Niederungsmoors in Burgsittensen geht hervor,
1) Ber. über d. Tätigk. d. agrü. -ehem. Kontrollstat. d. Prov. Sachsen z. Halle a. S. i. J. 1909,
55 u. 56. — =) Mitt. d. Ver. z. Förder. d. Moorkult. i. D. R. 1910, 28, 322.
Jahresbericht 1910. 21
322 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
daß auf gleichem Boden und bei gleicher Behandlung und Düngung von
verschiedenen Getreidesorten verschiedene Erträge erhalten werden können.
So wurden in kg pro ha folgende Erträge erhalten:
Friedrichs Hanna- Gerste Svalöfs Prinzeß -Gerste Heine's Goldtorpe- Gerste
Körner 3345 Stroh 6326 Körner 2963 Stroh 5007 Körner 2691 Stroh 5524
Vergleichende Anbauversuche mit Winterdinkel i. d.J, 1907 — 1909.
Von Wacker (-Hohenheim).^) — 1. Der rote Tiroler (Vorarlberger Dinkel-
Original) gab den besten Ertrag an Körnern und Stroh. Durch den di'ei-
jährigen Nachbau ließ er in seiner Ertragsfähigkeit nicht nach. 2. Kaum
geringer standen der württembergische Nachbau des roten Tirolers und der
Landdinkel, auf Moor gewachsen. 3. Der braune Winterkolbenspelz (von
St oll in Meckesheim blieb in bezug auf Kornertrag wesentlich hinter sämt-
lichen roten Dinkel zurück, im Strohertrag jedoch nicht, im Gegenteil
erwies er sich, wo er nicht auswinterte, als strohwüchsiger. 4. Alle drei
Herkünfte erwiesen sich als frühreife Dinkelsorten von großer Winter-
festigkeit. 5. Alle drei Formen des roten Dinkels zeigten eine auffallende
Übereinstimmung hinsichtlich der Veesen- und Kernenqualitäten, und sie
übertrafen in merklichem Grade den Meckesheimer Dinkel durch ein
höheres Hektolitergewicht der Veesen, geringereu Spelzenprocentanteil,
schwerere Ährchen sowie glasigeren dunkleren und schwereren Kernen.
Versuche mit Knaulgras verschiedener Herkunft. Von F. G.
Stehler und A. Volkart.-) — Auf Grund ihrer seit 1905 ausgeführten
12 Versuche kommen die Vff. zu folgender Beurteilung der verschiedenen
Knaulgrase: 1. Das französische Knaulgras ist ein sehr schnell sich
entwickelndes Knaulgras, das früh blüht und gegen Witterungseinflüsse
sehr widerstandsfähig ist. Es entwickelt sich deshalb in den Mischungen
sehr sicher und gibt stets gute Erträge, wird aber schnell überständig
und hart und verliert dann an Futterwert. 2. Das Neuseeländer
Knaulgras, eine sehr langsam sich entwickelnde Provenienz, blieb in
sechs Versuchen, d. h. in allen, in denen es überhaupt geprüft wurde, im
Ertrage stets hinter der französischen Saat zurück, so namentlich in
Mischungen, wo es sehr leicht von den übrigen Gräsern überwachsen und
unterdrückt wird und dann einen ganz geringen Ertrag gibt. Es ist auch
nicht so winterhart wie die französische und andere Saaten, seine Keim-
fähigkeit läßt oft zu wünschen übrig und es ist daher nicht zu empfehlen,
trotzdem es ein gutes, blattreiches Futter liefert. 3. Das amerikanische
Knaulgras kam in allen fünf Versuchen, in denen es geprüft wurde, im
Ertrage der französischen Provenienz sehr nahe und übertraf sie sogar in
zweien davon. Da es durchaus winterfest ist und sich etwas langsamer
entwickelt, also nicht so schnell hart und überständig wird, wie die fran-
zösische Saat, empfiehlt es sich in erster Linie als Ersatz für diese, zumal
die Samenqualität recht gut ist. 4. Das märkische Knaulgras. In
den drei Versuchen, in denen sie geprüft wurde, kam diese Provenienz
im Ertrage der französischen sehr nahe. Sie entwickelt sich gleich schnell
wie diese und ist ebenso winterhart. Da sie in sehr reiner und guter
Ware geliefert wird, kann sie wohl als Ersatz für die französische Saat
1) 'Württemb. "Wochenbl. f. Ldwsch. ; ref. nach D. Idwsch. Pr. 1910, Nr. 74, 806. — =) Sonder- Abdr.
a. d. Idwsch. Jahrb. d. Schweiz 1911, 171—188.
B. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultnr.
323
verwendet werden. 5. Das ungarische Knaulgras. Diese Provenienz
ist in den beiden Versuchen im Hügellande und in der Bergregion im
Ertrage hinter der franzosischen Saat zurückgeblieben. Da sie sich über-
dies als weniger winterfest erwies als die meisten andern Provenienzen,
ist sie kaum zum Anbau vor der französischen Saat zu empfehlen, trotz
der guten Qualität der Handelsware. 6. Das holländische Knaulgras.
Die Versuche mit dieser erst neuerdings im Handel erschienenen, viel-
versprechenden Provenienz sind noch nicht abgeschlossen. Sie entwickelt
sich zwar langsam , vermag sich aber doch in den Mischungen zu be-
haupten und liefert größere Erträge selbst als die französische Provenienz.
Sie liefert überdies ein blattreiches, gutes Futter, verbindet also Qualität
mit Quantität. 7. Über die übrigen Provenienzen ist ein abschließendes
Urteil kaum möglich. Gute Saaten scheinen zu sein das Tiroler und auch
das Knaulgras aus dem schweizerischen Hügellande, während das Alpen-
knaulgras in einem Versuche ganz versagt hat. Über das hessische
Knaulgras läßt sich aus dem einen Versuche kaum etwas Sicheres sagen.
Dagegen muß von der mitteldeutschen, in Wäldern gesammelten Saat ent-
schieden abgeraten werden. Sie wird in geringer Qualität geliefert, bleibt
klein und gibt geringe Erträge.
Vergleichende Anbauversuche von Gräsern und Leguminosen.
Von H. Dammann. ^) — Das Versuchsfeld hat tonigen humusarmen
Boden von nachstehender chemischer Zusammensetzung in der oberen
20 cm mächtigen Schicht und in der folgenden 20 — 40 cm tiefen Schicht.
Der Humusgehalt im lufttrocknen Boden betrug 2,01 bezw. 1,71%,
N 0,13 bezw. 0,10 »/q und (in 25% HCl bei 48stündiger Einwirkung
löslich), P2O5 0,04 bezw. 0,03%, K.^O 0,19 bezw. 0,18%, CaO 1,18
bezw. 1,22%. Die für mehrere Jahre angelegten, langen rechteckigen
Parzellen ergaben in den ersten 2 Schnitten folgende Mengen Trocken-
substanz der ausgesäten Pflanzen Saat- und Erntemenge in kg pro ha:
1-
"3 'S
Trifolium
Lolium
S.2
> CS
2 0
= 0
§1
pH et
1
05
B
a>
2
es
"es
0
c
c
s
^1
Saatmenge . .
1. Schnitt. . .
31
2542
23
1933
14
2320
14
2766
48
9996
50
7951
60
6789
19
3422
40
6024
47
5361
23
3983
17
4548
2. Schnitt . . .
2. 1081
3. 878
676
168
281
178
—
1205
331
964
304
60
521
Summe ....
4501
2610
2489
3047
10174
—
7994
3754
6988
5665
4043
5069
Von Medicago sativa wurden 3 Schnitte, von Lol. perenne wurde
nur 1 Schnitt gewonnen. Der Aufgang der Saaten war ziemlich gleich-
mäßig vom 8. — 13. Mai; der erste Schnitt wurde bei den Loliumarten und
bei Avena am 30. Oktober, bei Medicago am 9. und bei allen andern
Saaten am 11. November gewonnen, der zweite Schnitt geschah vom 6.
bis 10. Februar und der dritte Schnitt bei Medicago am 12. März. Der
Gesamtertrag an Grünfutter schwankte von 9625 (Trif. repens) bis 33780 kg
pro ha (bei Lolium italicum). — Von vorgenannten Saaten wurden auch
1) Sonderabdr. a. Kevista del Instituto de Agxonomia, Montevideo 1908, 3, 23—40 u. 1910, 7,
201—212.
21*
324
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Saatmischuügen gebildet und ausgesät. In ^|^y der Saatmengen wurden
gemischt :
Mischung
1
2
3
4
5
6
7
8
Medicago sativa . .
90
60
25
30
10
—
— (aurl Schnitt)
Dactylis glomerata .
10
15
25
—
15
—
—
—
Festuea pratensis
—
15
2b
—
15
—
—
—
Poa pratensis . . .
—
10
25
—
—
—
—
—
Trifolium pratensis .
—
—
—
30
10
85
30
—
Lolium italicum . .
—
—
—
10
—
5
10
—
Avena elatior . . .
—
—
—
15
—
—
10
—
Lolum perenne . .
—
—
—
15
10
—
10
20
Trifolium hybridum
—
—
—
—
20
—
20
—
Phleum pratense . .
—
—
—
—
10
10
—
—
Trifolium repens . .
—
—
—
—
10
—
20
80
Ertrag in ( grün .
21455
22200 23125 29145 27440
17083 25376
17950
3 Schnitten \ trocken
5227
5512
5741
7237
6813
4241
6300
4457
Die im zweiten Jahre fortgesetzten Kulturen ergaben noch folgende
Ernten in kg pro ha und zwar Medicago in 4 Schnitten, die Trifolium-
Arten und Festuea in 3 Schnitten, Agrostis in 4, Phleum in 2, Poa in 4,
Avena und Dactylis in je 5 Schnitten:
Medicago
Trifol.
Trifol.
Trifol.
Festuc.
Agrost.
PhJouni
Poa prat.
Avena
Dactyl.
sat.
pratense
repens
hybrid.
prat.
vulg.
prat.
etat.
glom.
a
c
c
1 c
c
a
c
c
a
Ö
1
e
=2
o
ä
c
2
grün
trocko
fe
8
c
sc
1
G
t
1
. Jahr
19930 5970
8875 2390
5625
1460
7925
2250
11250 3710
23920
7440
4960
2180
11450
3710
27260
8669
33420
1051
17405!450l
10100,2610
9 625
2489
11785
3047
18809:5665
16830
5069
12463
3754
13424
4Ü34
26540
6994
23200
698
jumme
37335
1047
18975
5000
15260
3949
19710
5297
30059] 9375
40750
12509
17423
5934
24874
7744
53800
16663
56620
1749
Die obigen Mischungen unter 1 — 3 ergaben im zweiten Jahre 48100,
45 600 und 44300 kg grüne Ernte.
Ein zweijähriger Futterrübensorten-Anbauversuch. Von F. Win-
dirsch (-Gradlitz).i) — Die nachbenannten Sorten gelangten im Frühjahr
1910 auf einem Felde mit mittlerem Lehmboden nach Roggen als Vor-
frucht zum Anbau. Unter dem Einflüsse des niederschlagsreichen Wetters,
das eine um 179,6 mm höhere Regenmenge im Vergleiche zu derselben
Periode des Vorjahres ergab und das auch die mittleren Temperaturen der
einzelnen Monate wesentlich herabdrückte, wurde namentlich die Blatt-
entwicklung mit begünstigt, andererseits jedoch das Ausschossen angeregt.
Sorten und ihre Erträge in dz auf 1 ha sind in nachstehender Tafel ver-
zeichnet. Die für die Blatternte angegebenen Nebenzahlen bedeuten Blätter
in ^Iq der Gesamternte:
Rüben 1910 . .
„ 1910 . .
Blätter 1909 . .
„ 1910 . .
•;o Sehoßrüben 1910
*) Norddeutsche EUtezaeht,
Ecken-
dorf,
verb.
Kiesen-
walz. *)
755
797
170/180/0
226/28 „
Borries
Original
rot
870
1045
198/18 O/'o
256/34 .,
^ , Obem-
Ecken- ^^^^j.
dorfer gelbe
runde
952
190/210/0
612
820
279/310/0
268/28 „ 380/46 „
Ries.
Mammut
674
807
269/280/0
362/44 ,,
NutrLx
Futter-
rübe
weiß
Nutrix
Futter-
rübe
rot
534
755
183 25%
225/29 „
471
399
128/200/0
Zucker-
Futterr.
Cha-
tooka
465
400
219/320/o
1) D. Idwsch. Pr. 1910, Nr. 99, 1086.
ß. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultur.
325
Cimbal's
Wohanka's
Kirsche's
Ideal
Leutewitzer
orange
Riesen
Frömsd.
Eies.
Obem-
dorfer
Mammut
rot
gelb
Kuben 1909 ....
„ 1910 ....
Blätter 1909 ....
„ 1910 ....
790
905
308/280/0
413/45 „
756
906
345/310^0
409/46 „
562
741
234/290/0
317/42 „
455
659
192/280/0
295/44 „
897
269/29 0/0
822
310/370/0
859
343/390/0
Versuche über den Kulturwert verschiedener Sorten Zuckerrüben,
verbunden mit einem Düngungsversuch. Von H. Dammann.^)
— Das Ergebnis des Anbauversuches ist aus nachfolgender Zusammenstellung
zu ersehen. Im Mittel zweier Parzellen wurde an Zucker in kg pro ha
geerntet, geordnet nach den Erträgen:
Herkunft der
Saat
Zuckerfab.
Klein-
Wanzleben
(spät)
Dippe's
Elite-
züchtung
Zuckerfab.
Klein-
Wanzleben
(früh)
Strube's
Kiein-
Wanz-
lebener
Dippe's
verbessert.
Kl.-W.
Dippe's
Elitezucht
Z
Friedrichs-
worter
Elite
Dippe's
verbessert,
zucker-
reichste
kg . . .
«/o . . •
8025
13,68
8002
13,89
7729
13,08
7260
13,40
6517
11,27
6234
11,20
6086
10,77
5539
10,08
Der Düngungsversuch zeigte eine beträchtliche Steigerung des Ertrags
durch Stalldünger; eine genügende Steigerung des Ertrags durch P2O5,
eine ungenügende durch Kg 0 und eine deutliche Verminderung des Ertrags
durch Kalk.
Versuche über den Kulturwert verschiedener Sorten Futterrüben.
Von H, Dammann. '-) — Das Ergebnis ist ans nachfolgender Zusammen-
stellung ohne weiteres zu ersehen. Es wurden in kg pro ha an Rüben
und Blättern, sowie an Rübentrockensubstanz geerntet:
Eckendorfei
Original
Heinr. Mette's
verbesserte
Leutewitzer
rot
Stieghorster
Walzen
Friedrichs-
werter
Rüben
Blätter
Bübentrockensbstz.
108 788
11452
6 768
92 193
12 066
7 898
80110
13 360
5 866
83 899
12 032
6168
79 516
10 825
6 226
Anbauversuche mit Futterpflanzen. Von J. Schröder und H. Dam-
mann.^) — Auf dem Versuchsfelde mit tonigem humusarmem Boden
wurden folgende Mengen an Grünfutter in kg pro ha von nachgenannten
Pflanzen erzielt; beigefügt ist der Wassergehalt der grünen Ernte und die
procent. Zusammensetzung der bei 105° getrockneten Substanz, sowie der
Stärkewert von je 100 kg der grünen Pflanzen.
1) Sonderabdr. d. Eevista del Institute de Agronomia, Montevideo 1908, 3, 48—69. — ^) Ebend.
1908, 4, 209—213. — 3) Ebend. 1909, 5, 222-238.
326
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Sorghum
CS
r-
c
ü ®
'S 'S
1
o
ö
O
1
O
>
Helianth.
tuberös. ")
>>
a
11
O M
Uli«
" 3
i
3
>
o
a
Grünfutter
28 000
5100
19 400
10 700
3750
2560 6560
23 500
137 330
H,0
87,56
89,60
79.75
78,80
86,50
72,70
72,76
68,20
93,50
ö
f Asche . . . Vo
11,59
20,00
9,74
12,72
16,40
10.13
11,89
5,77
18,72
fix
Rohfett . . . „
3,20
4,80
2,18
2,69
3,63
3,19
3,41
1,90
2,21
H-^ j
Rohprotein . „
17,78
23,03
12,35
14,42
26,01
20,15:20,70
9,75
19,35
•6
Rohfaser . . „
35,97
18,40
26,56
36,53
18,05
22,57129,84
3,59
13,37
a
l N-fr. Extraktf. „
31,46
33,70
49.17
33,64 35,91
43.9634,07
78,99
46,34
Star
iewert in kg .
4,10
3,30
10,90
9,30
6,00
13.7010,70
22,40
2,40
*) In der Blüte geschnitten. ") Knollen. ***) Rüben.
Yon Sorghum saccharatnm wurden 4, vom S. halapense wurden
3 Schnitte gewonnen, zur Zeit wo die Blüten erschienen und von ersterer
Sorte 78 000 kg, von der zweiten 43 400 kg Grünmasse. Die chemische
Zusammensetzung der verschiedenen Schnitte wurde wie folgt ermittelt:
%
"Wasser
Asche
Rohfett
1
RohproteiD' Rohfaser
X-fr.
Extr. N
Stärkew.
in kg
^ , r2. Sehn.
Sorgh. 1 q
saccharat-l ,' "
l4. „
Sorgh. f2. „
halapense \ S.
87,10
87,30
77,40
82,94
82,70
12,21
11,60
8,73
11,20
10,88
3,32
2,83
3,14
3,56
3,93
17,48 33,70
16,61 34.90
10,01 1 28,21
18,45 1 31,64
18,56 i 31,85
33,29
34,06
49,91
35,15
34,78
9
6.1
12,3
8,3
8,3
Schließlich geben die Vff. noch eine Übersicht der von den ver-
schiedenen Pflanzen pro ha producierten Stärkewerten und in zwar in der
Rangfolge :
Zucker- Topi- Sorgh. Futter- Futter- -n7-i„i.„„ Espar-
Sorgh. nambur halap. rüben mais
kg Stärkew. 6949 5264 3762 3296 1148
"Wicken
702
sette
346
Raps
225
Buch-
weizen
219
Nochmals die violette Sumpfkartoffel. Von Hj. v. Feilitzen. ^) —
Zur Ergänzung seiner Versuche in Kästen mit dieser Kartoffelsorte ^) führte
der Vf. i. J. 1908 und 1909 Freilandversuche und zwar unter ungünstigen
klimatischen Verhältnissen aus, um die vermeintliche Widerstandsfähigkeit
der Sorte zu prüfen. In Flahult wurde die Sumpf kartofiel teils auf etwas
humosem Sandboden neben 27 verschiedenen Sorten verglichen, teils wurde
sie auf einer kleinen mitten im ürmoor kultivierten Fläche neben 3 anderen
Sorten angepflanzt. Schließlich wurde auch ein Anbauversuch auf Flach-
moor in Torestorp neben 11 anderen Sorten angestellt. — Im ersten Ver-
suche gab die Sumpfkartoffel auf Sandboden nur Ys ^^^r Ernte der sämt-
lichen 27 Sorten und Y2 '^'^^ blauen Riesen. Der Stärkegehalt betrug
nur 9,5 °/o gegenüber 12,7 der anderen Sorten. Im zweiten Versuche
wurden die aufgegangenen Pflanzen Mitte August durch Frost ( — 2,5° C.)
stark beschädigt, die der Sumpf kartoffel aber ganz vernichtet. Im dritten
Versuch w^urde infolge der ungünstigen Witterungsverhältnisse und be-
1) Mitt. d. Ver. z. Förder. d. Moorkult. 1910, 28, 292-294.
Jahresber. 1909, 254.
2) Ebend. 27, 210—215 u. dies.
B. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzen kultur. 327
sonders des schweren Frostes am 15. — 16. August der Ertrag sämtlicher
Sorten so bedeutend herabgesetzt, daß sogar die frühen Sorten nur rund
9000 kg Knollen auf 1 ha ergaben. Die Sumpfkartoffel litt viel mehr als
die meisten anderen Sorten und der Ertrag war im Vergleiche damit:
Knolleuertrag pro ha: Mittel von 11 Sorten 5370 kg, Blaue Riesen 2650 kg,
Sumpf kartoffel (Commersonii Violet) 1067 kg. Beim Aufbewahren über
Winter blieben von letzterer nur 1/3 gesund, von den blauen Riesen
dagegen 80%.
Kartoffel- und Rübensorten-Anbauversuche. VonW.Schneidewind.^)
— Yon den geprüften Kartoffelsorten stand hinsichtlich der Stärkeproduktion
obenan die „Silesia", dann folgen, ohne nennenswerte Unterschiede im
Stärkeertrage zu zeigen, „Leo", „Fürst Bismarck" und „Imperator". Den
höchsten prozent. Stärkegehalt wies immer Fürst Bismarck auf, die sich
demnach für die Trocknung am besten eignen dürfte. Alle frühen Kar-
toffelsorten zeigen einen erheblich niedrigeren Stärkegehalt als die späten
und mittelspäten, so daß sie an den Stärkeertrag, den die ersteren Sorten
lieferten, nicht herankamen. — Futter- und Zuckerrübensorten. Wie
in den früheren Jahren, so wurden auch in den letzten Jahren wieder
verschiedene typische Futterrübensorten unter sich und dann gleichzeitig
im Vergleich zu zwei Zuckerrübensorten geprüft. Als Zuckerrübensorten
wurden gewählt: Dippes Kleinwanzlebener Elite W. I, bekanntlich eine
sehr zuckerreiche Rübe mit stark ausgeprägtem Blattwuchs, und die
Friedrichswerther, welche als eine mehr massige Sorte mit einem ge-
ringeren Blattwuchs bekannt ist. — Die Versuche führten zu folgendem
Ergebnis: a) Der Trockensubstanz- und Zuckergehalt standen im um-
gekehrten Verhältnis zu den Erträgen. Die Differenzen zwischen dem
Trockensubstanzgehalt und dem Zuckergehalt waren um so größer, um so
trockensubstanzreicher die Rüben waren. Die größte Differenz zwischen
Trockensubstanz- und Zuckergehalt zeigte infolge ihres hohen Markgehaltes
die Zuckerrübe, b) Die auf 1 ha erzeugten Trockensubstanzmengen w^aren
bei allen Sorten (Futter- und Zuckerrübensorten) fast die gleichen. Rechnet
man die Kraut-Trockensubstanz hinzu, so überflügelten die Zuckerrüben in
allen Jahren um ein nicht Unbedeutendes sämtliche Futterrübensorten. Auf
trocknen Böden wird die anspruchsvolle blattreiche Zuckerrübe diese Über-
legenheit nicht zeigen können, c) Die ertragreiche, blattärmere Meyer'sche
Zuckerrübe zeigte in allen Jahren einen höheren Rohertrag an Wurzeln,
dagegen einen bedeutend niedrigeren Ertrag an Kraut als Dippe's Klein-
wanzlebener Elite. Die letztere wies dagegen in allen Jahren einen w^eit
höheren prozent. Zuckergehalt auf. Auch hat sie im Durchschnitt der
Jahre höhere absolute Mengen von Zucker geliefert als die Meyer'sche
Rühe. Sehr bemerkenswert ist aber, daß die Meyer'sche Rübe in einem
abnorm trocknen Rübenjahr erheblich mehr Zucker lieferte, als die Dippe'sche,
während die letztere wieder in einem kälteren Jahre die Meyer'sche ganz
erheblich überflügelte. Als praktische Konsequenz ergibt sich hieraus, daß
sich eine blattreiche, schneller sich entwickelnde Rübe wie die Dippe'sche
für die besseren Böden mit günstigeren und weniger günstigen klimatischen
Verhältnissen, eine mehr massige, blattärmere Sorte sich mehr für trocknere,
1) Ber. d. Vers.-Wirtsch. Lauchstädt; ref. nach D. Idwsch. Fresse 1910, Nr. 43, 470.
328 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
leichtere Böden eignen dürfte, wo die blattreichen Sorten infolge ihres
hohen Wasserbedarfs die Trockenheit weniger gut überstehen als die blatt-
ärmeren Sorten.
Vergleichende Anbauversuche. Von Steglich. ^) — 1. Mit 32 neuen
Kartoffelsorten. Durch hohe Erträge zeichneten sich aus: Martha, Eva,
Blaue vom Odenwald, Alice, Hassia, G. R. Haas, Amalie, Zeppelin, Vater
Rhein, Erfolg, Ovale frühe Blaue, Alba, Rodensteiner, Schnellert's, Erste
vom Odenwald. 2, Mit 27 Luzerne verschiedener Herkunft. Die höchsten
Erträge lieferten Tschinkend (771 dz auf 1 ha), Chiva Turkestan (753 dz)
und Caesarea (728 dz). Nicht winterhart waren 1908/09 Schiras, Süd-
Persien.
Versuche über die Haltbarkeit verschiedener Turnips- und Mohr-
rübenvarietäten während der Einwirkung. Von Hj. v. Feilitzen. 2) —
In den 4 Wintern 1905 — 1909 sind mit den in der Versuchswirtschaft
geernteten Rüben und Möhren zum Zweck der Feststellung ihrer Haltbar-
keit besondere Einmietungsversuche ausgeführt worden, deren Ergebnisse
hier kurz mitgeteilt werden. Die Einmietung aller Sorten war in allen
Jahren mit Gewichtsverlusten verbunden; bei den Rüben waren die Ver-
luste um so größer, je länger die Dauer der Einmietung war; sie waren
in den 4 Jahren sehr verschieden, sie betrugen in den Jahren 1905 — 06
und 1907—08 bis zu etwa IO^/q, in den beiden anderen Jahren bis zu
37 bezw. 43°/o. Besonders litten unter dem Fäulnisproceß und zwar in
allen Jahren die runden frühen Sorten; am besten hielten sich die langen
Sorten Bortfelder, Tellow Tankard und Oestersundom. Bei den Mohr-
rübensorten zeigten sich ähnliche Verhältnisse. Die absolute Meuge an
Trockensubstanz hat in allen Fällen abgenommen; im Durchschnitt von
3 Jahren betrug diese Abnahme
Möhrensorte: Vogesische weißo belgische Champion James Altringham
bei kurzer Dauer d. Einwirkung — 3,8 9,6 26,2 17,6%
„ längerer „ „ „ 34,1 19,1 16,8 22,9 43,9,,
Im Durchschnitt der letzten 5 Jahre hat die Vogesische den höchsten
Massenertrag gegeben ; Altringham hat in jedem Jahr am schlechtesten ab-
geschnitten.
Die Flachsanbauversuche der D. L.-G. i. J. 1909. Berichtet von
Kuhnert(-Preetz). ^) — Um festzustellen, ob der Bezug von russischer
Originalsaat mit der Zeit nicht entbehrt werden könne, wurden i. J. 1 905
Rigaer und Pernauer Originalsaat ausgesät, von da ab die gewonnenen
Saaten wieder ausgesät, so daß i. J. 1909 die vierte Aussaat erhalten und
mit frischer Originalsaat zum Vergleich angebaut werden konnte. Nach,
den Zahlenergebnissen hat die 4. Rigaer Absaat in einem Falle von
dreien einen Mehrertrag an Samen und in zwei Fällen einen bedeutenden
Mehrertrag an Schwingflachs gebracht, welcher letzterer von gleicher
Qualität wie der aus der Originalsaat war. Die Pernauer Originalsaat
hat in allen 3 Fällen*) des Anbaues gegen die 4. Absaat einen Mehr-
') Ber. über d. Tätigkeit d. Idwsch. Abt. d. K. Pflanzenphysiol. Versuchsst. Dresden i. J. 1909.
— 2) p. Idwsch. Pr. 1910, Nr. 18, 203-204. — ») Mitt. d. D. L. G. 1910, Stück 12, 179. — *) Hier
liegt ein Irrtum vor, wenn nicht ein Druckfehler! Nach der Mitteilung wurden in dem einen Falle von
der Originalsaat 5,40 dz Schwingflachs vom ha geerntet, von der 4. Absaat aber 8,15 dz — a'.so mehr
als von dar Originalsaat.
B. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultur. 329
ertrag an Schwingflachs gebracht und in einem Falle auch noch einen
Mehrertrag an Samen, In 2 Fällen brachte die Absaat einen Mehrertrag
an Samen. Bei Berechnung des Geldwertes der Ernteprodukte ergibt sich,
daß die Pernauer Absaat sich der Originalsaat durchaus ebenbürtig gezeigt
hat. Fortsetzung der Versuche abzuwarten.
Anbauversuch mit Natal- und Virginiamais. Von Wacker (-Höh en-
heim). 1) — Auf mittelschwerem Lehmboden, Vorfrucht Futtergemenge
von Bohnen, Erbsen, Wicken und Hafer, in auf 15 cm alsbald unter-
gegrabenem verrottetem Stallmist (375 dz pro ha) wurden benannte Mais-
sorten nebeneinander auf je zwei Teilstücken angebaut. Bei diesem erst-
maligen Versuche wurden vom Natalmais pro a im Mittel der zwei Teil-
stücke 573 kg grüne Masse geerntet, vom Virginiamais dagegen nur
413 kg.
Über die Kultur der Braugerste. Von L. Malpeaux. -) — Die
Versuche wurden mit Svalöf-Gerste ausgeführt. Zur Ermittelung der Saat-
weite wurden Reihen weiten von 0,15, 0,18, 0,20 und 0,22 m angelegt
und dabei geerntet in dz pro ha:
Stroh bezw. 30, 33, 32 u. 35 Körner bezw. 21, 21, 21 u. 24
von Keimkraft 90, 92, 84 u. 88 Körnergew. v. 100 Körnern 3,65, 4,10, 3,62 u. 3,70 g.
In der chemischen Zusammensetzung der bei verschiedener Reihen-
weite geernteten Gerste sind erhebliche unterschiede nicht zu erkennen.
Der Einfluß der Düngung auf Erntemenge und Qualität der Körner ist in
folgenden Schlüssen des Vf.s dargelegt: Von den N-haltigen Düngemitteln
stand der Kalksalpeter ara höchsten hinsichtlich der Wirkung auf Ertrag
an Körnern, dann folgen Natronsalpeter, schwefelsaures Ammoniak und
Ricinuskuchen. Die Anwendung von Mineraldünger erhöht die des
N-Düngers, ohne daß eine Verminderung der Qualität eintritt.
Einige Analysen russischer Braugerste auf Proteingehalt. Von
K. Bening. ^) — Die Ergebnisse der Proteinhestimmung zahh-eicher Proben
von Braugersten benutzte der Vf., um Beziehungen hinsichtlich der Ab-
hängigkeit des Protreingehalts von dem Herkunftsgebiete der Gerste zu
erhalten. Der Vf. geht davon aus, daß Gerste mit weniger als 11%
Protein für den Brauzweck tauglich ist, mit mehr als ll^o dagegen nicht.
Auf Grund dieser Gehaltsgrenze ergab sich, daß von 27 Proben aus dem
S.-W.- Gebiete (Gouvern. Podolien und Bessarabien) nur 11 Gersten
{=- 40.3% der Proben) für Brauzwecke geeignet erscheinen. Von
24 Proben aus den centralen südlichen Gouvernements (Charkow, Tambow
u. Saratow) genügten nur 9,1%. Von 16 Proben aus dem nordöstlichen
Gebiet (Gouv. Kasan und der angrenzenden Teile der Gouv. Nishny-Nov-
gorod u. Wjatka) erwiesen sich 43 % als tauglich. Somit sind es nur die
centralen südrussischen Gouvernements, die fast gar keine Braugerste
produzieren.
Bastardierungsversuche mit Mais. Von P. Holdefleiß.^) — Aus
seinen Versuchen zieht der Vf. folgende Schlußfolgerungen: 1. Die kurz-
gestielten Maiskolben neigen weniger zur gleichzeitigen Hervorbringung
1) D. Idwsch. Pr. 1910, 37, 216. — 2) Journ. d'Agric. prat. 1909, I. 41—44. — ») Euss. Joum.
f. experim. Ldwsch. 1910, 11, 361—362. Deutsch. Ansz. — *) Ber. a. d. physiol. Labor, d. Idwsch.
Inst. d. Univ. Halle, 19. Heft, 178—198.
330
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
von männlichen und weibliehen Blüten als langgestielte, auf längeren
Zweigen des Stengels sitzende. Die Seitensprossen, die von der Stengel-
basis ausgehen, enthalten am häufigsten männliche und weibliche Blüten
in einem Blütenstande gemischt. 2. Die Wirkung der Fremdbefruchtung
erstreckt sich beim Mais nur auf die Keimanlage und das Endosperm,
nicht mehr auf die Samenschale; die letztere ist also an der Xenien-
bildung nicht beteiligt. 3. Bei den Eigenschaften, die sich nach dem
„Erbsentypus" verhalten, sind Zwischen- oder Mischformen nicht zu er-
erwarten. 4. In bezug auf „Form der Körner" findet eine Aufspaltung
nach dem „Zeatypus" statt. 5. Bei der Vererbung nach dem ,,Zeatypus"
scheinen die Eigenschaften der weiblichen Pflanze einen stärkeren Einfluß
auszuüben. 6. Das Merkmalspaar ,, blaue und farblose Kleberschicht" ver-
erbt sich bei Kreuzungen nicht immer nach dem „Zeatypus", sondern auch
bisweilen in reinen Farben. 7. Die gefundene rotkörnige Mutation zeigte
sofort vollkommen gleichmäßig gefärbte Kolben, und zwar in scharfem
Kontraste zur früheren Form. 8. Die Spaltung des Merkmalspaares „blaue
und farblose Kleberschicht" geschieht in besonderer Weise, nämlich auch
innerhalb einer Pflanze und eines Kolbens, die anderen untersuchten
Merkmalspaare nur einheitlich für jede Pflanze.
Die Ernterückstände der Halmfrüchte und der Ackerbohnen.
Von B. Schulze. ^) — Mittels einer eingehenden Untersuchung und einer
besonderen Berechnuugsweise, die in der Originalarbeit-) nachzusehen, ge-
langte der Vf. zu folgenden Ergebnissen: Als lufttrockne Ernterückstände
in kg pro ha wurde gefunden:
"Winter-
Winter-
Sommer-
Sommer-
Acker-
Koggen
Weizen
Hafer
Gerste
Roggen
Weizen
bohnen
Stoppeln . .
1247
925
900
702
Wurzeln . .
739
1102
1210
636
—
—
—
gesamt . . .
1986
2027
2110
1338
2121
1332
3540
darin N . .
15,9
i 16,2
16,9
10,7
17,0
10,7
63
Körner . .
3040
3480
3110
2930
—
— -
—
Stroh . . .
8030
1 7570
7790
4170
—
—
—
Die vorstehend aufgeführten Zahlengrößen sind als Maximalzahlen
der Ernterückstände anzusehen, dann, wie die beigegebenen Erntemengen
erkennen lassen, haben die Feldkultureu Erträge geliefert, die in der großen
Praxis nicht allgemein erreicht werden.
Der Wasserverbrauch von Wiese und Weide. Von C. v. Seelhorst. ^)
— Die Versuche wurden in Kästen wie schon früher beschrieben,-*) aus-
geführt. In die mit Erde gefüllten Kästen wurde, nachdem sich der
Boden vollständig gesetzt, Ende August 1907 1. mit Weide-, 2. mit
Wiesenpflanzeu angesät. Die junge Saat entwickelte sich gut und über-
stand den Winter ebenfalls gut. Im Sommer 1908, vom Mai ab, be-
gannen die wiederholten Ernten in beiden Kästen und die Ermittlungen
des Wasserverbrauchs. Dieser betrug folgende Mengen in kg:
1) Fühling's Idwscli. Zeit. 1910, 59, 801—807. — =) Festschr. z. Feier des öOjähr. Bestehens der
Versuchsst. Breslau 1907 und dies. Jahresber. 1907. 231 u. 301. — s) Journ. f. Ldwsch. 1910, 58, 83—88.
— ■*) Ebend. 1902, 277 u. 1904, 354 sowie dies. Jahresber. 1905, 80.
B. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultur. 331
1908 1909
es hatten verdunstet und verbraucht Weide Wiese Weide Wiese
336.0 481,1 332,3 435,8 kg
geerntet wurde lufttrockne Subst. in 4 Ernt. in 3 Ernt. in 3 Ernt. in 2 Ernt.
542.1 972,5 498,2 748,0 g.
Der als Weide behandelte Kasten hat in beiden Jahren weniger
Wasser verdunstet und verbraucht als der mit Wiesenpflanzen bestellte und
zwar um soviel weniger als eine Niederschlagsmenge von 14.5,1 bezw.
103,5 mm entspricht. Aus demselben Grunde war in der Folge der
Weidekasten schwerer als der andere; dagegen war vom Weidekasten eine
höhere Abgabe an Drainwasser zu beobachten.
Wasserverbrauch von Roggen auf Sandboden. Von C. v. Seel-
horst. ^) — In den bekannten hierzu benutzten 13 Kästen wurde nach
verschiedener Vorbehandlung (Gründüngung 1904 — 1907 tief oder flach
untergebracht) und Vorfrucht (Kartoffeln, Gerste oder Roggen) wurde im
Herbst 1908 Roggen eingesät. Infolge dieser verschiedeneu Vorbehandlung
und danach eingetretenen verschiedenen N- Vorrats im Boden fielen die
Ernten auch verschieden aus, ebenso die Wasserabgabe der Kästen. Stellt
man die letztere nach der Höhe der Ernten zusammen, so erhält man als
Wasserverbrauch für je lg Trockenernte folgende Zahlen (verdunstetes
und verbrauchtes Wasser):
Erntemenge, g 526,0 482,3 482,1 458,5 414,8 399,4 397,4 395,5 398,5 390,6 390,0 350,6 339,0
verd. u. verbr. 588,5 685,0 665,8 719,7 731,2 777,2 760,7 767,9 754,0 763,4 793,1 840,0 900,0
Wenn auch einige Abweichungen vorhanden sind, so ist doch ein
Zusammenhang zwischen Erntehöhe und Wasserverbrauch in der Weise
anzunehmen, daß, um so höher die Ernte, um so geringer der Wasser-
verbrauch auf 1 g erzeugter trockner Pflanzensubstanz ist. Der Vf. bringt
diese Regel mit dem Reichtum des Bodens an Pflanzennährstoffen zu-
sammen: je größer dieser, um so weniger Wasser haben die Pflanzen
nötig um dieselbe Menge an Nährstoffen aufzunehmen; je nährstoffreicher
der Boden, um so größer aber auch die Ernte.
Einige Beobachtungen über das Wachstum von stickstoffsammelnden
Pflanzen (Klee) und stickstoffzehrenden Pflanzen bei Mischsaat. Von
Br. Tacke. -) — ,,Bei Anlage von Grasflächen auf Hochmoorboden hat
sich nach den vielfachen Versuchen der Moor-Versuchsstation im allgemeinen
die Anwendung einer Düngung mit Stickstoff in irgend welcher Form als
nicht notwendig erwiesen, wenn nur dafür gesorgt wird: 1. daß die Ent-
wässerung eine angemessene ist, 2. eine sorgfältige Bodenbearbeitung statt-
gefunden hat, namentlich die Kalkung oder Mergelung des Bodens in
sachgemäßer Weise geschehen ist, 3. daß in dem anzusäenden Samen-
gemisch ein genügender Anteil von Klee vorhanden ist, und zwar werden
seit längerer Zeit im allgemeinen in die Gemische für dauernde Gras-
flächen nur Weißkleo und Sumpfschotenklee eingestellt, weil bei ihnen
nicht wie bei anderen Kleearten z. B. Rotklee oder Bastardklee die Gefahr
vorliegt, daß sie durch ihre hohe und üppige Entwicklung die Grassaat
unterdrücken oder schädigen. — Seit einer Reihe von Jahren ist nun in
vielfacher Wiederholung die Beobachtung gemacht worden, daß der Klee
1) Joum. f. Ldwsch. 1910, 58, 89—92. — 2) Prakt. Blätter f. Püanzenban u. Pflaiizenschutz ;
ref. nach Illustr. Zeit. 1910, Nr. 5. 33.
332
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
auf das G-edeihen der zwischen ihm wachsenden Graspflanzen eine ganz
specifische Wirkung ausübt und zwar, nicht etwa erst im zweiten oder
den folgenden Jahren, sondern schon im Jahre der Ansaat selbst, bald
nachdem überhaupt die Kleepflanzen angefangen haben, sich üppig zu
entwickein, also zu einer Zeit, in der von einer bodenbereichernden Wir-
kung des Klees etwa durch Stickstoffsammlung und Stoppelrückstände keine
Rede sein kann. Die Einwirkung des Klees auf die Gräser äußert sich
in einem kräftigeren Wachstum, die Blattspreiten sind saftig und dunkel-
grün gefärbt, während dort, wo das betreffende Gras in Reinsaat ohne
Klee auf demselben Boden genau unter denselben Bedingungen angebaut
wird, die Entwicklung ungleich schwächer ist und die Färbung des Grases
auf Stickstoff hunger hindeutet. Je besser der Klee gedeiht, desto besser
auch das dazwischen stehende Gras. Wo aus irgend einem Grunde der
Klee sich schwächlich entwickelt, verhält sich das Gras ebenso. Die Ein-
wirkung einer Kleepflanze auf die umgebenden Graspflanzen äußert sich
in einem gewissen Umkreis.''
Der Einfluß des häufigeren Mähens auf den Gesamtertrag von
Gräsern. Von Br. Tacke. ^) — Der Verfasser hat sich bemüht, auf
Weideflächen unter Versuchsbedingungen, die sich denen auf von Tieren
beweideten Flächen möglichst nähern, die Erträge an Pflanzenmasse zu er-
mitteln. Die Versuche sind noch nicht abgeschlossen. Zur Ergänzung
dieser wurden i. J. 1909 in größeren Vegetationsgefäßen Versuche im
Freien angestellt, wobei von zwei im übrigen durchaus gleich behandelten
parallelen Reihen die eine nach Art der Wiesen nur 2 — 3 mal geschnitten
wurde, während auf der anderen in Nachahmung der Weidenutzung so oft
als möglich das Gras abgeerntet wurde. Die Erträge an Gras - Trocken-
substanz pro Gefäß waren folgende:
Phleum
pratense
Festuca
pratensis
Festuca
rubra
Poa
pratensis
Poa
trivialis
Weidenutzung g
Wiesennutzung g .
. . 25,3
. . 87,0
38,6
97,4
25,7
44,8
31,4
44,9
29,2
63,9
Die Versuche wurden i. J. 1910 in Gefäßen und auch im freien
Felde fortgesetzt; es kam dabei zunächst die Bestimmung der absoluten
Erntemasse und der in dieser enthaltenen Mengen von KjO und P2O5 an,
um über den Bedarf der Weideertiäge an diesen Stoffen weitere Auf-
schlüsse zu erhalten. Die Untersuchung in dieser Richtung brachte
folgendes Ergebnis: Gehalt der Erntetrockensubstanz:
Weidenutzung
Wiesennutzung
% K,0 g
0/0 P2O5 g
% KjO g
»10 P9O5 g
Phleum pratense . . .
Festuca pratensis . .
„ rubra ....
Poa pratensis ....
„ trivialis ....
4,50
4,90
3,53
3,84
5,18
1,14
1,89
0,90
1,21
1,51
2,39 ! 0,61
1,74 0.67
1,16 0,30
1,52 0,48
1,58 0,46
3,59
4,38
2,67
3,48
4,32
3,12
4,27
1,20
1,56
2,76
1,20
1,42
0,88
1,18
1,25
1,04
1,38
0,89
0,53
0,80
1) Mitt. d. Ver. z. Förder. d. Moorknlt. i. D. K. 1910, 28, 318.
B. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultur. 333
Aus pflanzenzüchterischen Arbeiten am Buchweizen. Von L. Alt-
hausen. ^) — Nach längeren Ausführungen über bisherige Forschung des
Vf.s auf dem Gebiete der Formentrennung, der Mutation und der accu-
mulativen Selection wendet sich der Vf. den i. J. 1909 begonnenen
Bastardierungsversuchen zu, deren Ergebnisse er in einer Reihe von Thesen
zum Ausdruck bringt, denen wir folgendes entnehmen: 1. Der Buchweizen
gehört zu den Xenien bildenden Pflanzen. 2. Neben Exemplaren mit
Xenienbildung sind beim Buchweizen Individuen anzutreffen, deren hybrider
Kornertrag keinen Einfluß des Vaters auf die äußere Form erkennen läßt.
3. Der Buchweizen gehört zu den Pflanzen, bei denen reciproke Kreuzung
ungleiche Produkte liefert. 4. Wenn beim Buchweizen durch Kreuzung
bald vaterähnliche, bald mutterähnliche Körner entstehen, so kann von
Ditypie der ersten hybriden Generation gesprochen werden. 5. Bisher
herrscht die Meinung vor, daß bei Xenienbildung der Einfluß des Vaters
nicht über das Endosperra hinausgreift und, insbesondere, die Form der
Körner und die Samenschale nicht berührt. Des Vf.s Beobachtungen sind
durchaus abweichende. 6. Die hier angeführten Ergehnisse können bei
Buchweizenzucht von praktischer Bedeutung sein. — Hinsichtlich der aus-
führlichen, umfangreichen und mit Abbildungen versehenen Erläuterungen
des Vf.s verweisen wir auf die Originalquelle.
Elektrokultur mit Benutzung der atmosphärischen Elektricität.
Von Theo Griffet.-) — Versuche wurden in einem dem Nordwind aus-
gesetzten Garten unter veränderlichen atmosphärischen Einflüssen aus-
geführt und zwar in 4 Abteilungen. 1. Die Samen wurden vor der Aus-
saat elektrisiert und in einen der Zuführung von Elektricität unterworfenen
Boden gesät. 2. Die Samen vorher elektrisiert, Boden der Einsaat nicht
elektrisiert. 3. Die Samen nicht elektrisiert, der Boden elektrisiert. 4. Weder
Samen noch Boden elektrisiert. — Für die erste Abteilung wurden am
17. März 18 Samenarten an 5 Tagen je während 1 Stunde elektrisiert;
der Strom war ununterbrochen von 6 Volts Stärke und einer Intensität
von 4/10^^^ Ampere. KartolTelknollen und Dattelnüsse wurden auch 5 Nächte
je 1 Std. elektrisiert. Die Keime der Kartoffeln gingen dabei zugrunde.
Die meisten der Samen keimten gegenüber den nicht elektrisierten, um
einige Tage früher, so z. B. Klee 5 Tage, Hanf 3, Gerste 6, Spinat 8,
Weizen 10, Hafer 5, Mais 10 Tage usw., nur bei Radieschen zeigte sich
kein Einfluß in dieser Richtung. In den übrigen Abteilungen 2 und 3
war der Einfluß in geringerem Grade sichtbar. Bei der weiteren Ent-
wicklung machte sich nicht nur der Vorsprung der Keimung geltend,
sondern der Einfluß der Elektricität im Boden ergab auch größere Ernte
und bessere Qualität.
Botanik und Herkunft der amerikanischen Bergbaumwolle. Von
F. Fletcher.3) — Auf Grund der Untersuchung zahlreicher Pflanzen weist
der Vf. die amerikanische Bergbaumwolle zu der Species Gossypium
siamense entgegen der allgemeinen Annahme, daß diese Pflanze zu den
Species G. hirsutum oder G. herbaceum zu rechnen sei. Der Vf. stützt
') Rass. Joarn. f. osperim. Ldwsch. 1910. 11, 39—51 u. 818-824. Deutsch. Ausz. A. d. „Boreati
f. Ackerbau u. Bodenkunde am Gelehrtencomite der Hauptverwaltung f. Landorganisation und Land-
wirtschaft". Siehe auch frühere Arbeit desselben Vf. über Buchweizen: Russ. Journ. 1907, 8, 412 u.
1909, 9, 568 u. dies. Jahresber. 1907. 204; 1908, 353. — 2) Journ. d'Agric. prat. 1910, II. 407—411. -
3) Cairo Sei. Jour. 3 (1909), Nr. 38, 263—267, pls. 3; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22, 528, 529.
334 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
seine Behauptung auf die große Ähnlichkeit im Habitus der amerikanischen
Bergbaumwolle und der aus Siam stammenden Art und glaubt, daß die
letztere aus Ostasien in die botanischen Gärten eingeführt und später in
Amerika angepflanzt sei. (Kalb.)
Varietäten der amerikanischen Bergbaumwolle. Von F. J. Tyler. ')
— Der Artikel bespricht die wirtschaftliche Botanik der Baumwollenpflanze,
den Ursprung der Hochland Varietäten, die Stabilität der Varietäten und den
Einfluß %'on Boden und Klima sowie die Klassifikation der Varietäten.
Eine Tabelle enthält das Prüfungsergebnis von 5 Varietäten in bezug auf
relative Zahl und Größe der Samenkapseln und Samen, das procentische
Verhältnis von Baumwolle zum Samen, sowie Länge und Stärke der
Baumwolle. Ferner bespricht der Vf. das Verhältnis von Baumwolle zum
Samen. Bei 10 Varietäten gehen im Mittel 58,4 fünffächrige , oder 72,3
vierfächrige Samenkapseln auf 1 Pfd. Von den dreifächrigen Kapseln der
Varietät King kamen 149 aufs Pfund. (Kalb.)
Apogamie bei der Maispflanze. Von G. N. Collins. -) — Der Autor
beschreibt eine ganz konstant bei einer Varietät des Mexikanischen Maises
vorgefundene Abnormität. Dieselbe bestand im Auftreten von Zweigen
oder jungen Pflanzen an Stelle der Ährchen des männlichen Blütenstandes.
Die Abnormität wurde fast ausnahmslos bei allen Pflanzen dieser Varietät
in größerem oder geringerem Grade vorgefunden. In den Achseln der
ersten Blätter entwickelten sich korrespondierend mit den äußeren Spelzen
kleine Wurzeln, die von der Mutterpflanze getrennt zu ansehnlichen Pflanzen
auswuchsen, allerdings ohne die völlige Reife zu erlangen. Der Autor
hält die Erscheinung für einen echten Fall von Apogamie, ähnlich jener
bei Zwiebeln, gewissen Agavearten und anderen Pflanzen. (Kalb.)
Literatur.
Albert: Bericht über das Versuchsfeld ,. Waldgarten" in Ostpreußen. —
12. Ber. d. Idwsch. Inst. Königsberg. D. Ldwsch. Pr. 1910, 37, 229. — „Es
wurden unter den allerschwierigsten Verhältnissen des Bodens, des Klimas, der
technischen Hilfsmittel, Mangel an Stallmist u. a. m. in wenigen Jahren zunächst
bei Hafer, Futterrüben und Koggen Erträge erzielt, die nicht annähernd ver-
mutet werden konnten.
Bauer, E.: Propfbastarde. — Biolog. Ctrlbl. 1910, 497—514.
Becker, J.: Über den Lecithingehalt des Weidegrases. — Fühling's Ldwsch.
Zeit. 1910, 420—424.
Bersch, Wilhelm: Anbauversuche mit Kartoffeln. — Ber. ü. d. Tätigkeit
der ,, Moorwirtschaft Admont" d. k. k. Idwsch. -ehem. Vers.-Stat, Wien i. J. 1909.
Ztschr. f. Moorkult. u. Torfverw. 1910, 9—12. — Die seit 1906 fortgesetzten
Versuche litten unter dem Einfluß der Blatt- RoUkrankheit derart, daß die
Fortsetzung der Versuche zwecklos erschien. Mit wenigen Ausnahmen gingen
die Erträge aller Sorten zurück.
Bersch, Wilhelm: Anbauversuche mit Beinwell (Comphry) auf Hochmoor.
— Ber. ü. d. Tätigkeit der „Moorwirtschaft Admont" d. k. k. Idwsch. - ehem.
Vers.-Stat. Wien i. J. 1909. Ztschr. f. Moorkult. u. Torfverw. 1910, 9-12. —
Die Ergebnisse entsprachen nicht den bescheidensten Erwartungen.
1) U. S. Dept. Agr.. Bur. Plant Indas. Bul. 163, 127, pls. 8; ref. nach Exper. Stat. R©c. 1910,
22, 635. — «) U. S. Nat. Mus., Conlrib. Nat. Herbarium 12, pt. 10, 453-455, pls. 2; ref. nach Exper.
Stat. Reo. 1910, 22, 528.
B. Pflanzenwachstum. 4. Pflanzenkultur. 335
Berthault, Pierre: Über die wilden Typen der angebauten Kartoffel.
— Compt. rend. 1910, 150, 47—50.
ßey, Audebeau: Über durch die Domänenverwaltung des ägyptischen
Staates ausgeführten Versuche zur Ermittlung des Einflusses unterirdischer Be-
wässerung im Delta auf die Kultur der Baumwolle. — Compt. rend. 1910, 151,
335—337.
Breslauer, Max: Einige Zahlen über die für die Elektrokultur erforder-
liche Energie und Strommenge. — Ztschr. f. Elektrochem. 16, 557 — 559; Uhem.
Ctrlbl. 1910, 2, 828.
Brick (-Hamburg): Der Gemüse- und Obstbau in den Hamburgischen
Marschgebieten. Vortrag i. d. Obst- u. Weinbau-Abtl. d. D. Ldwsch.-Gesellsch.
— Jahrb. d. D. Ldwsch.-Gesellsch. 1910, Bd. 25, 2. Lief., 398—410. (Auch als
Broschüre erschienen.)
Broili, Jos.: Beiträge zur Hafer-Morphologie. — Journ. f. Ldwsch. 1910,
58, 205—220.
Broili, Josef: Betrachtungen zu dem Berufe des Pflanzenzüchters. —
FühliDg's ldwsch. Zeit. 1910, 594-600.
Chevalier, Aug.: Über eine neue Leguminose mit in der Erde reifenden
Früchten, die in Moyen - Dahomey angebaut wird. — Compt. rend. 1910, 151,
84—86. — Es handelt sich um die Leguminose „Vonandzeia Poissoni (und V.
subterranea)", die in Dahomey angebaut und deren Früchte als Nahrungsmittel
benutzt werden. Der Vf. sagt, daß diese köstliche, für den Europäer sehr angenehme
Hülsenfrucht verdiente, in den Kolonien angebaut zu werden.
Cla usen (-Heide) : Bestehen Sortenunterschiede im Bewurzelungs- Vermögen
des Hafers? — 111. ldwsch. Zeit. 1910, N. 5, 29.
Crochetelle, J., u. Petit, R. : Versuche über die Repiquage der Ge-
wächse. — Journ. d'Agric. 1909, L 591 — 593.
Dade, Heinr. : Die Bedeutung des landwirtschaftlichen Kulturbodens in
Deutschland und seine Erträge von 1885—1910. — Mitt. d. D. L.-G. 1910,
Stück 50, 722 — 729. — Die lehrreiche Abhandlung zerfällt in folgende Abschnitte:
1. Die Bedeutung des Kulturbodens. 2. Die landwirtschaftliche Bevölkerung.
3. Die landwirtschaftlichen Betriebe. 4. Anbauflächen. 5. Die Bodenerträge
1885—1910. 6. Hopfen. 7. Entwicklung der deutschen Viehproduktion. 8. Ent-
wicklung der deutschen Zucker - Industrie. 9. Desgl. der Spiritus - Industrie.
10. Desgl. der Stärke-Industrie und 11. Obst- und Weinbau.
Dammann, H.: Versuche des Anbaues der Futter- und Zuckerrübe (in
Uruguay). — Sonderabdr. der Revista del Instituto de Agronomia, Montevideo
1909, 5, 213—221. — Die beste Zeit der Aussaat ist Ende August. Die Pflanz-
weite ist auf 800 : 900 cm zu bemessen.
Dam mann, H.; Untersuchungen über den Wert angebauter Gerstenarten.
— Sonderabdr. der Revista del Instituto de Agronomia, Montevideo 1908, 3, 40—48.
Dam mann, H. : Versuche zur Ermittelung des Einflusses des ßehäufelns
während des Wachstums auf die Ernte an Mais. — Sonderabdr. der Revista del
Instituto de Agronomia, Montevideo 1910, 7, 171. Desgl. der Pflanzweite ebenda
167—170.
Denaiffe: Über das Ausarten der angebauten Hafersorten; seine haupt-
sächlichen Ursachen. — Journ. d'Agric. prat. 1910, I. 238 — 242.
Denaiffe: Ray-grass Multiflore. — Journ. d'Agric. prat. 1910. I. 144 bis
145. — Diese Raygrasart gab im Vergleich zu italienischem Raygras eine be-
deutend größere Futtermasse, 123 dz pro ha gegenüber 75 dz. „Diese Art ist
geeignet einen wirklichen Dienst für Sommersaat zu leisten, sie ist sehr ertrag-
reich und von sehr rascher Entwicklung.''
Dern (-Neustadt a. d. H.): Welche Rebsorten haben sich unter verschiedenen
klimatischen Verhältnissen und auf verschiedenen Bodenarten am besten bewährt?
Vortrag i. d. Obst- und Weinbau-Abtl. d. D. L.-Ges. — Jahrb. d. D. L.-Ges.
1910, Bd. 25, 1. Lief., 72—79.
Diest, V. (-Plantikow): Aus meiner Praxis im Kartoffelbau. — 111. ldwsch.
Zeit. 1910, Nr. 16, 148.
Edler, Wilh. : Über die Fruchtwechsel- Wirtschaft. Vortrag. — Fühling's
ldwsch. Zeit. 1910, 497—527.
336 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Ehrenberg, Paul: Energie als Vegetationsfaktor. — Fühling's Idwsch.
Zeit. 1910, '269.
Ehrenberg, Paul: Kritische Gedanken zum Thema Wiesendüngung. —
Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 113—141.
Ehrenberg, Paul: Über Gründüngungsfragen. — Fühling's Idwscih. Zeit.
1919, 198—216.
Emerson, R. A.: Die Erblichkeit der Farbe bei den Samen der Phaseolus
vulgaris. — Nebraska Stat. Rept. J908, 65—101; Exper. Stat. Rec. 1910, 22. 40.
Felle, Friedr. R. : Bestookung und Standraum der Getreidepflanzen. —
Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 321—322.
FruwirthjC: Formen des Pflanzenzüchtungsbetriebes. — Fühling's Idwsch.
Zeit. 1910, 641—651.
Fruwirth, C: Spaltungen bei Folgen von Bastardierungen und von spon-
taner Variabilität. — Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 282—283.
Fruwirth, C. : Über die Vielförmigkeit der Landsorten. — Monatshefte f.
Ldwsch. 1910.
Fruwirth, C: Die Entwicklung der Auslesevorgänge bei den landwirt-
schaftlichen Kulturpflanzen. — Progressus Rei ßotanicae 1909, 259 — 330.
Gerlach: Versuche über Elektrokultur. — 111. Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 15,
123—125.
Gerlach, M.: Die Bewässerung des leichten Ackerbodens. (Vortrag.) —
D. Idwsch. Pr. 1910, 37, Nr. 17, 195.
Goethe, Rud.: Untersuchungen über das Wurzelwachstum der Obstbäume.
1. Die charakteristische Wurzelbildung der einzelnen Übstarten. 2. Die die
Wurzelgestaltung beeinflussenden Umstände. 3. Wurzelerkrankungen und Baum-
müdigkeit. Vortrag, gehalten von Ihne (-Darmstadt) i. d. Obst- u. Weinbau- Abtl.
d. D. L -G. - Jahrb. d. D. L.-G. 1910, Bd 25, 1. Lief., 61—70. (Mit 16 Abb.)
Haas (-Sebastiansberg): Bericht über die waldbaulichen Versuche an der
Moorkulturstation Sebastiansberg i. J. 1909. — Österr. Moor-Ztschr. 1910, 11,
33 — 35. — Auf Grund der bereits 10jährigen Erfahrungen, unter Vorbehalt ihrer
Abänderung späterer Erfahrungen, sollen nachstehende Grundsätze aufgestellt
werden: ,,Als Schutzholz wäre von den Laubhölzein in erster Linie die Birke,
in zweiter Linie die Srhwarzerle zu nennen. Von Nadelhölzern bewährte sich
Weymouthskiefer und Bankskiefer in erster, Pech- und Hackenkiefer in zweiter
Linie. Als Bestandesholzart gilt in erster Linie Blaufichte, dann gemeine
Fichte und Schwarzfichte. — Die Lochpflanzung ist zu verwerfen, die Rasenhügel-
pflanzung empfehlenswert."
Hartmann, P. : Künstliche Bewässerung durch das Beregnungs- Anlage-
system Hartmann. — D. Idwsch. Pr. 1910, Nr. 95, 1034.
Hub er, K.: Die Weißkohlanbau- und Verarheitungs- Versuche der D. L.-G.
i. J. 1909. — Mittl. d. D. L.-G. 1910, Stück 16. 224.
Hummel, A. : Ein Beitrag zur Züchtung von Raps und Rübsen. — 111.
Idwsch. Zeit. 1910. 524.
Hunt, Thomas F., u. Myers, C. E.: Bericht über Anbauversuche von
25 Sorten Kraut i. d. J. 1908 u. 1909. — The Pennsylvania State College Agri-
cultural Exp. Stat. 1910, Bull. Nr. 96, 4—18.
Hunt, Thomas F., u. Noll. Charles F.: Bericht über vergleichende
Anbauversuche zahlreicher Kartoffelsorten in den Jahren 1906 — 1909. — The
Pennsylvania State College Agricultural Exp. Stat. 1910, Bull. Nr. 98, 3-20.
Jablonski, M. : Zur Ausdauer des schwedischen Klees in einer Dauer-
wiesen-Ansaat auf Moorboden. — Mittl. d. Ver. z. Ford. d. Moorkult. i. D. R.
1910, 28, 12.
Jackowski(-Wronczyn): Ein Mittel um die Lebensdauer guter KartofFel-
sorten zu verlängern. — 111. Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 16, 149.
Jaensch, Gustav: Anbau versuche mit Krupbohnen unter besonderer
Berücksichtigung für Dauerwarenzwecke. — Mittl. d. D. L.-G. 1910, Stück 14. 205.
Jansen, A. : Anbau der Hülsenfrüchte zur Lieferung an Conservenfabriken.
— Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 173—181.
Kappen, H. : Versuche zur Züchtung cyanamid-zersetzender Bakterien. —
Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 221.
B. Pflanzen Wachstum. 4. Pflanzenkultur. 337
Kaumanns, N. : Obstkultur, Obstaufbewahrung in den Verein. Staat, v.
Amerika. Vortrag i. d. Obst- u. Weinbau -Abtl. d. D. L. -G. — Jahrb. d. D.
L.-G. 1910, Bd. 25, 1. Lief., 80—91.
Kiessling, L. (-Weihenstephan): Die Sortenfrage bei Gerste und Hafer.
— 111. Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 24, 229—232.
Kleeberger: Der Zusammenhang zwischen der von Campbell und der
von Demtschinsky vorgeschlagenen Kulturmethode und seine Bedeutung. —
Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 257-261.
Koch, Alfred (Göttingen): Bodenbakterien und ihre Beziehungen zum
Sommergetreidebau. — 111. Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 24, 232.
Kraus, C, u. Kiessling, L.: Bericht der Kgl. Saatzuchtanstalt in Weihen-
stephan i. J. 1909. Freising 1910.
Krüger, E. (-Bromberg): Bericht über einen Kulturversuch nach Dem-
tschinski nnd Zehetmayr. — Mittl. d. D. L.-G. 1910, Stück 47, 677—679.
Krzymowski, E-ich.: Einige Streitfragen aus dem Gebiete des Getreide-
baues. — Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 858—872.
Lang, H.: Einiges über Tabaksamenbau und -Züchtung in Baden. — 111.
Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 75, 705.
Lenz, J. V. (-Jezowka): Dreijährige ßoggensorten-Anbauversuche. — 111.
Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 68, 638.
Liebau, L. (-Steglitz): Vergleichende Sortenanbauversuche mit Feldbohnen.
— 111. Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 23, 215. (Ldwsch. Vers.-Stat. Berlin.) Desgl. mit
Kartofieln, Nr. 34, 329.
Lochow, F. V. (-Petkus): Prüfung auf Leistung bei der Kartoffelzüchtung.
111. Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 16, 135—136.
Lochow, F. V.: Die Veredelungsauslese in der Kartnffelzüchtung zur
Verhinderung des Abbaues und der Anfälligkeit für Krankheiten. — Fühling's
Idwsch. Zeit. 1910, 537—540.
Luedecke, C. (-Breslau) : Die Verbesserung und Bewirtschaftung unbewässerter
Vv'iesen und Weiden. — Fühling's Idwsch. Zeit. I9l0, 290—314.
Mall(-Hohenheim): Einiges über die Barstardierungszüchtung. — 111. Idwsch.
Zeit. 1910, Nr. 49, 465.
Mall (-Hohenheim): Das künstliche Befruchten bei Weizen und Gerste. —
111. landw. Zeit. 1910, Nr. 52, 487.
Malpeaux, L.: Die Varietäten des Hafers. — Joum. d'Agric. prat. 1908,
H. 466—469.
Mayer, Ad.: Pflanzenenergie und Bodenbearbeitung. — Fühling's Idwsch.
Zeit. 1910, 270—271.
Mitscherlich, Eilh. Alfr.: Über den Vegetationsfaktor „Energie". —
Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 261—267.
Merkel, Friedrich: Anbauversuche mit deutschen Hafer- und Sommer-
weizen-Sorten in Rußland i. J. 1909. — Mittl. d. D. L.-G. 1910, Stück 4, 43. —
,,Die Sortenversuche mit Sommerweizen konnten bisher noch nicht die Über-
legenheit der deutschen Saaten der russischen Landsorte „Bjelokoloska'' gegen-
über erweisen. Der außergewöhnlich großen Hitze und Trockenheit waren die
deutschen Saaten im allgemeinen nicht gewachsen, was in der kurzen Wachtums-
dauer (besonders auf leichterem Boden) und Notreife ersichtlich war. In Strzelce
herrschten absolut normale klimatische Verhältnisse, wie aus den sehr beachtens-
werten Korn- und Stroherträgen von ,Wohltmanns blauer Dame' und ,Strubes
rotem Schlanstedter' hervorgeht. Auf leichteren Böden mit Festlandsklima hat
,Strubes begrannter Sommerweizen' im Korn- und Strohertrag, sowie was gute
Kornausbildung anbelangt, den russischen Landweizen weit hinter sich gelassen."
Oetken, W.: Die Heine 'sehen Kartoffel-Anbauversuche zu Kloster Had-
mersleben i. J. 1909. — 111. Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 16, 141—148; Nr. 18, 167—168.
OUech, V.: Trüffelkultur in der Provence. — Fühling's Idwsch. Zeit. 1910.
217—291.
Pellisier, J.: Die Enziane und ihre Verwertung. — Journ. d'Agric.
prat. 1909, I. 464-465.
Pfeiffer, Th. : Tafel zur Erläuterung des Gesetzes vom Minimum. —
Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 690—697.
Jahresbericht 1910. 22
338 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Pfeiffer, Th.: Die Bedeutung der Wahrscheinlichkeitslehre für die Land-
wirtschaft, dargelegt an der Hand von Sortenanbauversuchen. — Fühling's Idwsch.
Zeit. 1910, 569—588.
Pro ve (-Kaiserslautern): Der Tabakbau in Deutschland. — Fühling's Idwsch.
Zeit. 1910, Nr. 58, 550.
Reray, Th., u. Samel, P. : Die Bedeutung der Wahrscheinlichkeitslehre
für die Landwirtschaft, dargelegt an der Hand von Samenanbauversuchen mit
Zuckerrüben. — Sonderabdr. aus Blatt, f. Zuckerrübenbau 1911.
Remy, Th. : Stand der Deutschen Pflanzenzucht. — Sonderabdr. a. d.
„Arbeiten d. D. L.-G."
Rettich (-Rostock); Anbau von Raps, Rübsen und Leindotter. — 111.
Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 57, 538.
Roemer, Th.: Die Besteckung des Getreides. Referat. — Fühling's Idwsch,
Zeit. 1910, 424—428.
Roesicke (-Görsdorf): Über KartoflFelzüchtung. — 111. Idwsch. Zeit. 1910.
Nr. 67, 627.
Rudsinski, D. v.: Ist die Samen-Erblichkeit von Einzelpflanzen konstant?
Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 164—168.
Rümker, K. v.: Der Klee- und Grassamenbau in Nordamerika. Vortrag
i. d. Saatzucht- Abtl. d. D. L.-G. — Jahrb. d. D. L.-G. 1910, Bd. 25, 2. Lief,
309—318.
Rümker, K. v.: Was können wir von der Saatzucht des Auslandes lernen?
Jahrb. d. D. L.-G. 1910, 47-59.
Rupprecht (-Budapest): Versuche mit entfahntem und nicht entfahntem
Mais. — 111. Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 81, 761.
Sachs, Hugo: Anbauversuche mit Erbsen i. J. 1909. — JVJittl. d. D. L.-G.
1910, Stück 15, 217.
Schloesing jr., Th. : Über die Gewinnung von Nicotin durch die Tabak-
kultur — Compt. rend. 1910, 151, 23 — 26. — Der Versuch, die Nicotinmenge
im Tabak durch besondere Kultur und Ernährung zu erhöhen, fiel negativ aus.
Schmelzer: Eckendorfer Zuchtschablone, ein einfacher Apparat zur
Fixierung der Eübe nach Form und Größe bei züchterischen Arbeiten. — 111.
Idwsch. Zeit. 1910, Nr. 1. S. 2.
Schneidewind, W. : Über die Behäufelung und Rillensaat des Getreides.
— D. Ldwsch. Presse 1910, Nr. 77, 837.
Schoene, M.: Samenkulturen in Thüringen. — 111. Idwsch. Zeit. 1910,
Nr. 54, 505. — Betrifft die Kultur von Spinat-, Möhren-, Gurken-, Radies- und
Resedasamen. Desgl. Nr. 57, 541 von Mohn, Kümmel. Tabak.
Scholz, Hans: Versuche über den Einfluß der Beschattung auf einige
Kulturpflanzen und Sorten mit verschiedener Vegetationsdauer. — Fühling's
Idwsch. Zeit. 1910, 697—708.
Scholz, Hans: Zur Methode des Sorten Versuches. — Fühling's Idwsch. Zeit.
1910, 776—785, 807—830. (Mittl. d. Kgl. Saatzuchtanstalt Hohenheim.)
Schreiber, Hans: Bodenbearbeitung der Moore. Zusammenfassung der
Ergebnisse zehnjähriger Versuche. — Österr. Moorztschr. Monatshefte d. deutsch-
österr. Moorvereines 1910, 11, 177 — 188. — Die Bodenbearbeitung der Moore
bezweckt 1. Beseitigung der im Urzustände und im veiwilderten Moor vorhandenen
Unkräuter und Holzgewächse, wie Einebnen des Bodens; Lockerung des Torfs
behufs Durchlüftung, Unkrautvertilgung und Schaffung eines Saatbeetes; Ver-
besserung der Eigenschaften des Toribodens duri.h Erdzufuhr. Der Vi. bespricht
in ausführlicher Weise die Maßnahmen, welche öen Zweck erreichen lassen sollen.
Schreiber, Hans: Beschreibung der Urmoor-Gruppen. — österr. Moor-
ztschr. Monatshefte d. deutsch-österi. Moorvereines 1910, 11, 10—13.
Schreiber. Peter (Obersetzer), u. Forbes, A. C: Baumwachstum auf
Moorboden in Irland. — österr. Moorztschr. Monatshefte d. deutsch-österr. Moor-
V3reines 1910, 11, 167.
Schroeder, J.: Untersuchung von Tabaksextrakten und ihren Wert als
Mittel zur Bekämpfung von Parasiten. — Sonderabdr. der Revista del Institute
de Agronomia, Montevideo 1910, 115—121.
Schnitze, W. (-Berhn): über Flachsbau auf Rieselfeldern. — Mittl. d. D.
L.-G. 1910, Stück 1, 5. — Der Vf. hält den Flachsbau (Leinbau) auf Rieselfeldern
B. Pflanzen Wachstum. 4. Pflanzenkultur. 339
für ganz ungeeignet, einmal weil diese Pflanze die N-Menge, welche auf den
Rieselfeldern untergebracht werden müssen, nicht auszunutzen vermag, das
anderemal weil die reiche N- Ernährung die guten Eigenschaften des Leins be-
nachteiligt.
Seel horst, v. : Die Form und die Ausbildung der Weizenähren. — Hannov.
Land- u. Forstwirtsch.-Zeit. 1910, Nr. 28.
Snell, Karl: Untersuchungen über das Vorkommen gewisser Unkräuter.
— (Mittl. a. d botan. Inst. d. Kgl. Ldwsch. Akad. Bonn -Poppeisdorf, Leiter
M. Ko ernicke). D. Ldwsch. Presse 1010, 37, 226. — ,,Centaurea Cyanus" und
„Agrostemma Githago'^ gehören zu den reinen Samenunkräutern, die durch
Schaufeln und Behacken leicht völlig zu vernichten sind und daher in Saaten,
die nicht behackt werden können, am stärksten auftreten. Lichtmangel beschränkt
ihr Gedeihen, sie kommen daher in größerer Menge am Rande eines Feldes,
als in der Mitte desselben vor. Ähnlich verhalten sich Raphanus Raphanistrum
und Equisetum arvensp.
Sperling, E.: Ist der Proteingehalt der Gerstenkörner erbliche Eigenschaft?
— Ldwsch. Umschau 1910, 213-215.
Sperling, Ernst: Die Korrelation zwischen Gewicht und procent. Protein-
gehalt bei Gerstenkörner. — 111. Ldwsch. Zeit. 1910, Nr. 19, 175. Ldwsch.
Instit. Halle a. S.
Strecker (-Leipzig): Die Förderung des Wasserhaushaltes durch Fruchtfolge
und Bestellung. Vortrag. — Jahrb. d. D. L.-G. 1910, Bd. 25, Lief. 1, 124—1.^6.
Strecker (-Leipzig): Ein neues Verfahren zur Entwässerung und Kulti-
vierung des Bodens durch systematische Sprengkuituren. — D. Ldwsch. Presse
1910, Nr. 57, 623. — „Der große Vorteil der (Pilz' sehen) Sprengkultur liegt darin,
daß UDter allen ungewöhnlichen Verhältnissen der tote Untergrundboden nicht
mit dem Überboden vermengt wird und diesen verschlechtert. Es wird im
Oberboden die nötige Feinheit geschaffen, der Untergrund aber nur zerrissen
und gelockert, wie dies durch kein anderes bekanntes Verfahren oder durch
irgend ein Gerät überhaupt möglich ist" usw.
Strecker (-Leipzig): Land -Automobil König, St. Georgen (zur Bearbeitung
des Bodens). — D. Ldwsch. Presse 1910, Nr. 96, 1044.
Tacke, Br. : Anlage, Düngung und Pflege von Moorweiden. — 111. ldwsch.
Zeit. 1910, Nr. 39, 375.
Ulrichs (-Münden): Die Förderung des Wasserhaushaltes durch Frucht-
folge und Bestellung. Vortrag. — Jahrb. d. D. L.-G. 1910, 25, Lief. 1, 136-143.
Vuaflart, L.: Einfluß des Klimas auf den Gehalt des Weizens an Gesamt-
Stickstoff i. J. 1909. — Journ. d'Agric. prat. 1910, L 113—114.
Volkert, A.: Getreidezucht und Saatgutvermittlung in der Schweiz. —
Mittl. der Gesellsch. Schweiz. Ldwrt. 1910, 20 Seiten.
Westmann (-Greisitz): Über Kartoffelbau. — Hl. ldwsch. Zeit. 1910,
Nr. 16, 138—141.
Wissmann, v. (-Neinstedt a. H.): Die nordamerikanische Korbweidenkultur.
— Mittl. d. D. L.-G. 1910, Stück 32, 480—483.
Wittmack, L.: Studien über die Stammpflanze der Kartoffel. — Ber. d.
D. Botan. Ges. 1909, 27. (28)— (42).
Wohltmann: Die Bedeutung der Sortentrage für die Erhöhung des Rein-
ertrages. — Arb. d. Ldwsch. -Kammer f. d. Prov. Sachsen, Heft 18, 14 Seiten.
Ziegler, A. (-Tückelhausen-Bayern) : Die Frankengerste und deren Anbau-
wert. — 111. ldwsch. Zeit. 1910, Nr. 24, 234.
Experimentaluntersuchungen über die Physiologie der Erblichkeit. — Repts.
to Evolution Com. Roy. Soc. (London), 1909, Nr. 5, S 79, pls. 79, pls. 3; ref.
nach Exp. Stat. Rec. 1910. 23, 428. — Das Werk enthält folgende Abhandlungen:
1. Weitere Beobachtunjien über die Erblichkeit der Blütenfarbtn bei Antirrhinum
majus und eine Notiz über die physiologische Auslegung» von Mendel's Faktoren
bezüglich der Farbe bei Pflanzen von M. Wheldale. 2. Bastardierungsversuche
mit Mirabilis jalapa von Dorothea C E. Marryat. 3. Vererbung der Farbe
und überzähliger Mammen bei Guinea-Schweinen mit einer Notiz über das Vor-
kommen einer Zwergform von Igerna B. J. Sollas. (Kalb.)
22*
340 Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
ßücherschau.
Frost, J. (-Brüssel): Flachsbau und Flachsindustrie in Holland, Belgien und
Frankreich. — Berichte über Landwirtschaft, herausgegeben im Reichsamte des
Innern. 9. Heft. Berlin, Verlagsbuchhandlung Faul Parey, 1909.
Fruwirth, C. : Die Züchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen.
Band IIL Die Züchtung von Kartoffel, Erdbirne, Lein, Hanf, Tabak, Hopfen,
Buchweizen, Hülsenfrüchten und kleeartigen Futterpflanzen. Zweite, neubearbeitete
Auflage. Mit 35 Textabbildungen.
Fruwirth, C, Proskowetz, E. v., Tschermak, E. v. u. Briem, H.:
Bd. IV. Die Züchtung der Hauptgetreidearten und der Zuckerrübe. Zweite
neubearbeitete Auflage. Berlin, Verlagsbuchhandlung Paul Parey, 1910.
Kraus, C. : Die Lagerung der Getreide. Entstehung und Verhütung mit
besonderer Berücksichtigung der Züchtung auf Standfestigkeit. Stuttgart, Eug.
Ulmer, 1910.
Lang, H. : Theorie und Praxis der Pflanzenzüchtung. Ein Leitfaden für
praktische Landwirte und Studierende. Mit 47 Abbildungen. Stuttgart, Eug.
Ulmer, 1910.
Remy, Th.: Der Hackfruchtbau. Bedeutung, Geschichte, Kultur, Auf-
bewahrung und Verwertung unserer wichtigsten Hackfrüchte. Erster Teil: Der
Kartofi'elbau. Mit 21 Textabbildungen. Berlin , Verlagsbuchhandlung Paul
Parey, 1909.
Rümker, K. v. (-Breslau), u. Tschermak, E. v., Seyssenegg, Edler v.
(-Wien): Landwirtschaftliche Studien in Nordamerika mit besonderer Berück-
sichtigung der Pflauzenzüchtung. Mit 22 Tafeln. Berlin, Verlagsbuchhandlung
Paul Parey, 1910.
II.
Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Referenten:
A— D.: A. Köhler. E. u. F.: F. Mach.
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung
und Zubereitung.
Refeient: A. Köhler.
Bezeichnung
des
Futtermittels
Procentische Zosammensetzung
Jz;
<D
1
1
Ca
X
tz;
1
N-froio
Extrakt-
stoffe
o
ja
Besondere
Bestandteile und
Bemerkungen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
16
17
18
19
20
21
Rotklee ')
Luzerne*)
Esparsette^) . . . .
Wickfutter«) . . . .
Wickfutter III') . .
Luzerne*)
Rübenblätter, frisch**)
„ welk'«)
a) (xrünfutter.
Tr.-s. 17,42 I 3,96 I 48,44
45,83
36,81
36,12
45,78
33.97
30,97
36,38
82.02 2,191 0,23 8,71
75,63 2,55 ! 0,32 i 10,19
17,42
3,961
18,25
3,19
22,26
4,45
14,00
3,43
17,92
4,69
21,93
3,67
22,24
4,30
23,38
3,32
2,19
0,23
2,55
0,32
22.47
8,40
24.15
5,58
25,18
10,67
33,35
13,10
19,72
12.49
27,47
12,96
28,88
13,63
26,79
10,13
0,70
5,15
2,45
8,86
Vor der Blüte
Beginnende Blüte
Unmittelbar vor d. Blüte
Beginnende Blüte
In d. Blüte, verunkrautet
Vor der Blüte
Vor der Blüte
1)) Trockeilfutter (Dürrheu, Stroharten, Spreu)
Kiefernnadeln")
Wiesenheu *^)
Haferstroh''') .
Weizenstroh '^)
denXfr.
9.80
9,01
Extrst
zu-
gezählt
44,15
33,79
3,25
9,80
10,65
8.35
38.08
29,97
3,14
Tr.-s.
12,01
2,51
48,31
28,52
8,65
3,04
1,77
44,17
43,76
7,26
f^
4,10
1,13
45,63
42,03
7,11
Präparat von Halle
Göttingen
c) Körner, Samen, Wurzeln und Knollen.
Russ. Futtergerste 1907 '«)
1900 1')
Deutsche Futtergerste '*)
Wintergerste'^) . . . .
Gerste gut.Qualit. 1900-")
Gerste bester Qualität -')
Tr.-s.
17,90
3.86
67,71
6,94
3,59
14,81
2,29
73,05
6,55
3,30
11,18
2,36
76,35
6,96
3,15
9,50
1,90
78,99
6,36
3,25
12,50
2,38
77,00
5,01
3,15
11,17
2,51
78,71
4,85
2,76
1)—^) Fr. Lehmann, Ber. über Ldwsch., herausg. im Reichsamte d. Innern, Heft 15. Berlin,
Verlagsbuchhandlung Paul Parey, 1909. — '•) u. 1°) 0. Lemmermann, Ber. d. ldwsch. Versuchsst.
Berlin 1909. — ») u. i^) "W. Schneidewind, Ldwsch. Jahrb Ergänzuns^sbd. HI. 1910, 39, 161. —
13) E. Weiniger, Ldwsch. Versuchsst. 1910, 72, 113. — ") n ^^ 0. Kellner, Ldwsch. Versuchsst.
1910, 72, 437. — i6)_«i) pr Lehmann, Ber. über Ldwsch., herausg, im Keichsamte d. Innern,
Heft 15. Berlin, Verlagsbuchhandlung Paul Parey, 1909.
344
Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Bezeichnung
Futtermittels
Procentische Zusammensetzuna
Besondere
Bestandteile
und
Bemerkungen
Mais')
Bohnen ')
Trockenkartoffeln (Calbe)*)
„ (Heinersdorf)*)
„ (Garwitz) ^). .
„ (Dramburg)*) .
,, (Vienenburg) ')
Zuckerrüben, gedämpft*)
,. getrocknet®)
Futterrüben, gedämpft '")
roh") .
Roßkastanienschrot ^^)
")
Kern der Roßkastanien'^)
Schale „ „ '')
Ganze Roßkastanien '*) .
Bohnen, weiße*®) . . .
Mais •■'<')
Kartoffeln ")
„ eingesäuert ^'^} .
Kartoffelflocken„Papka-'-^)
Tr.-S.
Kartoffelpreßlinge „
Möhren -°) ....
Rübenpreßlinge**) .
Sojabohnen:
Grüne Bohnen*')
Weiße „ -8)
Schwarze „ **)
Weiße „ 8")
Weiße „ 3«)
Grüne ., '*)
14,88
13,40
73,36
69,49
12,93
13,00
85,38
55,22
Tr.-S.
11,06
32,69
6,25
8,93
9,08
7,58
6,61
6,06
5,81
8,94
8.75
8,34
9,33
8,85
9.62
9,80
4,00
8,84
25,38
8,98
1,69
2,00
3,85
3,76
0,82
6,82
40,2
43,1
45,3
40,5
44,8
41,8
4,51
1,39
0,54
0,47
0,30
0,38
0,39
1,04
0,71
1,32
1,38
6,47
6,87
6,86
7.64
8,09
0,33
6,82
1,29
3,42
0,07
0,33
0,19
0,30
0,16
1,10
20,4
20,6
19,2
19,9
19,3
25,6
80.49
53.84
84,61
82,79
84.14
83,97
74,86
82.94
84,13
75,32
76,09
69,01
73,46
76,72
76,79
76,69
67,78
75,22
49,52
70,48
23,12
26,05
77,86
77,66
11,04
2.43
8,05
2,82
3,31
2.41
4,64
13,71
5,70
5.57
6,25
5,66
12.49
6,64
4,32
2,73
2,68
25,83
6,50
4,88
2,41
0,62
1,17
2,97
3,09
1,41
±o,oo
24.0
9,7
24,7
5,4
23,6
5,2
27,7
7,4
23,1
8,3
20,9
5,3
1.51
4,03
5.78
4.50
4,07
3,43
4,49
4,26
3,78
8,17
8,12
3,69
3,70
3,25
3,22
2,74
2,06
2,62
4,05
1,32
1,14
1,19
2,21
2I21
1,19
3,02
5,7
6,2
6,7
4,5
4,5
6,4
Von ungeschälten
Kastanien
Von geschälten
Kastanien
Herkunft : Japan
i .. China
,, Italien
aus Japan. Saat (Ernte
1909).
d) Müllereiprodukte und Abfälle der Stärkefabrikation.
Reine Roggenkeime ^^
) •
Tr.-S.
46,31
12,39
32,81
2,63
5,86
Roggenkeime l'^*) . . .
,,
36,03
9,96
40,47
7,63
5,91
Roggenkeime 11^^)
31,87
8,82
44,93
8,25
6,13
Gerstenschrot •^*)
,.,
10,69
1,54
80.26
4,67
2.84
Haferschrot ^') . .
,,
13,09
3,58
69,67
9,83
3,83
Roggenschrot ^*)
12,45
1.82
82,18
1,52
2,03
Ackerbohnenschrot ^*)
,,
33,14
1,44
55.52
5,77
4,13
Roggenkleie *") . .
17,23
3,89
67,85
6,06
4,97
Weizenkleie*') . .
„
19,11
5,33
63,41
7,58
4,57
Handelsware mit
, ca. aO— 40% Roggei
auspntz
i) — 11) Fr. Lehmann, Ber. üher Ldwsch., herausg. im Reichsamte d. Innern, Heft 15. Berlin,
Verlagsbuchhandlung Paul Parey, 1909. — 12)— 18) M Kling, Ldwsch. Versucbsst. 1910, 73, 397. —
i9)_26) 0. Lemmermann, Ber. d. ldwsch. Versuchsst. Berlin 1909. — ^^)—^) Paul Liechti, Ber.
d. agrik.-chem. Anst. Bern (Liebefeld) 1909. — S3)_35) M Kling, Ldwsch. Versuchsst. 1910, 72, 427.
— s6)_ii) 0. Ke.lner, Ber. über Ldwsch., heraufg. im Reichsamte d. Innern, Heft 15. Berlin, Ver-
lagsbuchhandlung Paul Parey, 1909.
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung. 345
u,
Procentische Zusammensetzung
!5
Besondere
Bezeichnung
des
1
CO
c2
J2
Bestandteile
und
■g
Futtermittels
SS
X
•g
"r-ö5
Ä
w
C3
^
i
(§
^^"
a
<
Bemerkungen
64
ü-erstenkleie ') . . . .
Tr.-S.
18,45
2.80
66,39
8,17
4,19
65
(xerstenfuttermehl -)
.,
16.57
1,65
79,78
0,81
1,19
66
Roggen futtermehl ^)
1«
13,56
2,34
81,58
1,25
1,27
67
Reisfuttermehl*)
'1
12,81
12.51
54,83
9,51
10,34
68
Roggenbollenmehl ^)
18,30
3,10
72,66
3,65
2,29
69
Weizengrieskleie*) .
„
20,18
3.29
68,19
4,53
3,87
70
ßohnenschrot^) . ,
12,04
25,39
1,30
50,50
7,10
3,67
71
Gerste n futterm ehl ^)
10,52
14,04
2,63
58,37
9,97
5,00
Mittel von 2 Analysen
72
Haferkleie®) . . .
8,77
10,37
5,70
55,98
14,01
5,17
78
Maiskleie '") . . .
10,60
5,97
2,63
63,21
15,70
1,89
74
Quakerfutter") . .
11,13
10,13
3,31
60,21
11,71
3,51
,, 4
75
ReisfuttermehP^) .
9,32
11,56
11,52
47.58
9,73
10,30
., 5
76
Roggenkleie '^) . .
11,02
14,52
3,10
60,12
6,00
4,91
„ 6
77
Weizenkleie '■*) . .
11,16
17,40
4,43
55,96
6,56
4,50
,, 3
78
Maisfuttermehl, weiß**) .
13,06
10,63
5,62
64,11
3.76
2,82
79
gelb 16) .
12,45
10,78
8,87
62,30
2,90
2,70
80
Weizenfuttermehl '^j . .
Tr.-S.
21,1
3,9
71,0
1,7
2,3
Herkunft: Schweiz
81
18\
11
16,1
4,6
69,6
6,8
2,9
/• ,, Deutschland
82
191
51 /
)i
21,3
3,2
70,3
3,0
2,2
83
20\
7' )
)i
22,3
7,5
62,4
4,9
2.9
84
21\
}'. )
)i
16,4
5,3
73,8
2,4
2,1
85
22\
11 )
)i
18,7
5,5
67,3
6,1
2,4
!■ ,, Frankreich
86
23\
„
19,7
5,0
70,9
1,8
2,6
87
21\
11 )
11
20,9
5,9
65,3
4,7
3,2
88
25\
11 /
)i
16,3
4,5
72,7
3,4
3,1
/ ,, Italien
89
■2*\
11 )
11
23,5
3,7
65,2
3,7
3,9
90
Weizenkleie ^') . .
11
17,9
6,2
56,8
12,5
6,6
/ ,, Schweiz
91
'') ■ .
18,7
5,8
57,7
11,5
6,3
92
29'\
11 ) ■ •
11
16,6
5,8
60.5
11,0
6,1
93
30\
11 ) • ■
17,2
5,4
59,1
10,4
7,9
94
*') . .
.,
15.8
5,6
65,7
7,2
5,7
\ ,, Frankreich
95
'') ■ ■
)i
16;8
5,8
60,2
11,0
6,2
96
83\
11 J • ■
11
16,2
5,4
59,9
11,5
7,0
e) Abfälle der Ölfabrikatioii.
Palmkernmehl I*")
IP^)
Palmkernschrot I^')
IP')
ßaumwollsaatmehl ''^^)
Sojakuchen P^) , .
II") .
III*') •
IV«) .
Sojabohnenmehl ^^) .
Tr.-S.
18,94
6,60
49,88
20,29
4,29
20,38
9,89
49,61
16,00
4,12
22,81
2,21
49,43
20,49
4,92
21,03
2,29
46,91
25,39
4,38
55.13
9,63
22,97
5.92
6,35
10,50
42,10
5,70
30,25
5,69
576
10,28
43,40
5,40
30,48
4,92
5,52
10,63
42,30
5,30
31,52
4,94
5,31
10,49
43,10
6,20
30,63
4,34
5,24
11,52
46,74
2,20
28,65
4,14
6,75
Aus Harburg
,, Aussig
^)— 3) 0. Kellner, Ber. über Ldwsch., herausg. im Reichsarate d. Innern, Heft 15. Berlin,
Verlagsbuchhandlung Paul Parey, 1909. — *)— 6) Fr. Lehmann, ebend. — *)— >*) 0. Lemmermann,
Ber. d. ldwsch. Versuchsst. Berlin 1909. — '5) q. le^ f. Mach, Ber. d. ldwsch. Versuchsst. Augusten-
berg i. J. 1909. — ")— 33) Paul Liechti, Ber. d. agrik.-chem. Anstalt Bern {Liebefeld) 1909. —
3*)— 37) E. Weiniger, Ldwsch. Veisnchsst. 1910, 72, 143. — 38) P. Eisenkolbe, Ldwsch. Versuchsst.
1910, 72, 154. — 39)_42) F, Honcamp, Ldwsch. Versuchsst. 1910, 73, 241. — ■'3) £. Haselhoff,
Ber. d. ldwsch. Versuchsst. Marburg 1909/10.
346
Landwirtschaftliche Tierproduktion.
^i
Procentische Zusammensetzung
Bezeichnung
>o
u
Besondere
des
m 1 ^
1
llig
(S
BestandteUe und
1
Futtermittels
1 ^
J2
O
1
<
Bemerkungen
107
Sojabohnenkuchenmehl M
11,23 i 43,58
5.13
30,10
3,58
6,38
108
')
12.64 1 42,41
5,34
30,24
3,61
5,76
109
')
11,57 1 42.13
5,82
29,58
4,97
5,93
110
Bucheckernkuchen *) . .
9,77 22,17
5,88
35,91
21,57
4,78
111
Ölkuchen«) . . .
8,55 ! 16,13
7,92
55,58
6,15
5,67
( Vorwiegend Bassla
\ mit etwas Kokosmehl
112
Baumwollsaatmehl ^)
8,23
49.04
7,95
21,54
7,21
6,03
113
')
8,14
35,70
7,40
24,65
18.35
5,76
114
Mowrahkuchen^) .
11,27
15,14
7,01
52,72
5,63
8,23
115
Sojabohnenmehl ^) .
12,84
45,19
3,16
27.32
5,50
5,99
116
'') ■
9,70
48.94
1,73
27,72
5,98
5,98
117
Baumwollsaatmehl '^)
8.63
24.70
5,-5
35,26
20,95
5,21
( Ausungeschälten
\ Samen
118
Kokoskuchen, weiß '^)
8,58
23,32
9,21
39,79
13,32
5,88
119
hellbraun")
8.85
21,35
9,45
40,53
13,45
6.38
120
SojabobnenkucheumehP*)
10,02
44,93
5,96
28,37
4,60
6,12
Engl. Herkunft
121
SojabohnenmehP'). . .
9,93 47,74
2,19
29,12
4,54
6,48
122
Sesammehl "")
Tr.-S. 47,4
14,3
21,0
4,9
12.4
1
123
., '') •
1'
46,4
12,7
22.0
62
12;7
J Herkunft: Mannheim
124
„ '') .
46,0
13,1
24,2
5,2
11,5
1
125
'') ■
V
43,8
14,3
20.6
5,9
15,4
126
20\
46,6
11,2
23,4
ö,l
12,7
\ ., Genua
127
l '') '.
,,
45,8
11,5
22,5
6,4
18,8
1
128
ErdnußmehP^') .
^^
56,1
10,2
21,2
6,7
5,8 -
,, Deutschland
129
23)
11 ' •
,,
55,7
7,4
24,4
7,1
5,4
,, Frankreich
130
Leinmehl ^'') . .
34,4
9,8
86,3
12,4
7,1
,, Genua
131
Sojakuchenmehl ^^)
.,
47,0
12,1
28.4
6,3
6,2
Antwerpen
132
'')
n
48,8
8,1
29.3
7,8
6,0
,, England
133
Leinkuchen ''*7') _
8,00
30,43
11,08
33,20
10,13
7,18
Mittel von 2 Analysen
134
Rapskuchen 28) .
8,50
34,40
9,95
27,10
11,45
8,60
135
Erdnußmehl 29) .
7,95
45,95
10.20
20.40
6,95
8,55
f) Abfälle der Brauerei, Brennerei und Zucker fabrikation.
TrockenscbnitzeP") . .
Zuckerschnitzel (Ens-
kirchen^^)
Zuck«rschnitzel(Gostyn)^"^)
Saure Rüben blätter^^)
Biertreber^*)
Getr. Bierlreber '^) . .
Getr. Schlempe ä^) . . .
Zuckerrübenstroh 1^'')
IP«) .
Zuckerübensamenabf. I ^^)
Getr. Schlempe") . . .
Getr. Rübenkrauts^) . .
Zuckerschnitzel *^) . .
Tr.-S.
10,40
10,18
12,4
8,81
0,68
67,96
17,92
4,63
7,11
0,66
71,17
16,00
5,06
6,39
0,69
76,83
12,68
3,41
8,01
1,97
16,92
12,37
60,73
21.19
6,85
50,80
16,85
4,81
26,47
5,35
46,87
17,78
3,53
31.10
11.21
43,06
12,59
2.04
7.48
1,16
36,06
45.20
10,11
5,68
0.94
42,04
41,05
10,29
14,56
1,83
38,37
35,07
10,17
15,39
2,46
41,05
28,48
12,62
25,80
7,85
41.70
7.00
7,25
8,35
1,29
42,82
18,87
23,87
7.7
1,2
58,4
16,7
8,6
Mittel von 10 Best.
1)— 5) E. HaselhoEf, Ber. d. Idwsch. Versuchsst. Marburg 1909/10. — S)-»") 0. Lemmer-
mann, Ber. d. Idwsch. "Versuchsst. Berlin 1909. — ")— ^) F. Barnstein, Ber. über Futtormittol-
kontrolle d. Idwsch. Versuchsst. Möckern i. J. 1909, Sachs. Idwsch. Ztschr. 1909, Nr. 31. — i6)_26) paul
Liechti, Ber. d. agrik.-chem. Anst. Bern (Liebofeld) 1909. 27)_29) h. C. Müller, Ber. d. agrik.-chem.
Kontrollstation Halle a. S. 1909. — 8ci)-S4) Pr. Lehmann, Ber. über Ldwsch., horausg. im Roichs-
amte d. Innern, Hott 15. Berlin, Verlagsbuchhandlung Paul Parov, 1909. — s5) u. 36) o. Kellner,
ebend. — 37)_40) p. Eisenkolbe, Ldwsch. Versucl^st. 1910, 72, 154. — •»!) u. 42) g q Müller,
Ber. d. agrik.-chem. KontroUstation Halle a. S. 1909. — ^^) M. Schmöger, Ber. d. Idwsch. Versuchsst.
zu Danzig 1. April 1909 bis 1. April 1910.
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
347
Bezeichnung
dos
Futtermittels
Procentische Zusammensetzung
Besondere
Bestandteile und
Bemeikungen
g) Tierische Produlite und AMälle.
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
Heringsmehl M . •
Heringsabfall'-) . .
Fleischfuttermehl ^)
Kadavermehl*) . .
FischfuttermehP) .
11 / •
Fleischfuttermehl
(Liebig) 8) . . . .
Fettarmes Fischmehl
„Eumogen"^) . . .
Fettreiches Fischmehl
„Diamant'''") . . .
11,11
64,11
14,06
_
11,79
10,81
49,29
13,17
—
—
23,06
Tr.-S.
91.50
10,42
—
—
1,10
,.
59,63
15,60
—
4,28
21,76
69,25
2,90
—
—
28,10
60,20
1,10
—
—
39,37
1'
63,99
4,86
—
—
32,29
9,7
80,20
7,80
—
—
1,38
13,02
48,90
2,10
—
—
—
17.75
51,50
4.80
—
—
—
Herg-estellt aus
ganzen Fischen
25,780/o Ca3(P04)2
13,50 o/o
Ergebnis der Futtermittelkontrolle in Görz. Von Johann Bolle. *^)
— Die nachgenannten Handeisfuttermittel zeigten nachstehende Miuimal-
und Maximalgehalte an Fett (Ätherextrakt) und Protein:
Sesamkuchen
.Minim. 1 Maxim.
Erdnuß kuchon
Minim. 1 Maxim.
Kokoskuchen
Minim. Maxim.
Leinkuchen
Minim. 1 Maxim.
Cottonkuchen
Minim. Maxim.
Fett .
Protein
5,86 i 17,84
37,37 I 41,75
5,36 ! 15,78
37,63 I 46,02
5,97 10,92
19,75 I 20,88
5,62
10,82
4,18
19,63
7,04
24,06
(Über die Anzahl der untersuchten Proben befindet sich keine Mit-
teilung in dem Berichte. Der Ref.) (D.)
Berichte 1909/10 der landwirtschaftlichen Versuchsstationen i. D.
R. über Futtermittel. — Wir haben in der folgenden Tabelle die Mittel-
zahlen von Protein und Fett der hauptsächlichsten an 6 Versuchsstationen
(Köslin, Berlin, Halle, Marburg, Augustenberg und Wien) im letzten Jahre
untersuchten Futtermittel zusammengestellt:
(Siehe Tab. S. 348.)
Wenn wir die Berichte 1909/10 deutscher Versuchsstationen über-
blicken, so sehen wir, daß sich die allgemeinen Verhältnisse des Futter-
mittelhandels gegen die der vorausgegangenen Jahre nicht gebessert haben.
Namentlich waren die feinpulverigen Futtermittel, insbesondere die
Müllereiabfälle (Kleien, Futtermehle usw.) wieder in hohem Maße mit wert-
losen Abfällen verfälscht; auch entsprachen die Melassemischungen vielfach
nicht den ihnen zugelegten Bezeichnungen. Am bedauerlichsten jedoch ist
die Erscheinung, daß der Handel mit den sogenannten Viehkraft-, Freß-
und Mastpulvern nicht ab- sondern zunimmt. Zu den bekannten alten
1) u. 2) Sigmund Hals. Centrlbl. Agrik. 1910, 39, 629. — 3)-6) 0. Kellner, Ber. über
Ldwsch., herausg. im Reichsamte d. Innern, Heft 15. Berlin, Verlagsbuchhandlung Paul Parey, 1909.
— 7) Fr. Lehmann, ebend — 8)— '") A. Kleemann, Ldwsch. Versuchsst. 1910. 73, 187. —
") Ztschr. ldwsch. Versuchsw. i. Österr. 1910, 13, 289. (Tätigkeitsber. d. k. k. ldwsch. -ehem. Versuchsst.
Görz i. J. 1909.)
348
Landwirtschaftliche Pflanzenproduktion.
Bezeichnung der
Futtermittel
Mittlerer procent. Gehalt der
untersuchten Futtermittel an
Protein
Versuchsstation
bo
ö
icj=
s,
3
<1
46,46
44,78
46,98
47,79
40,92
40,59
17,67
16,64
21,9Ü
20,96
36.38
35,39
31,56
31.98
20,99
19,33
44,25
-
15,73
17,86
11,64
13,01
—
25,94
14,31
-
23,15
-
9,28
-
31,34
—
32.38
25,31
—
54,33
59,94
81,89
81,68
—
--
Mittlerer procent. Gehalt der
untersuchten Futtermittel an
Fett
Versuchsstation
bo
e
C m
^
'm
13
•e
1^
W
m
a
a
1^
8,26
8,74
1
8,58 8,13
8,54
8,77
8.80
8,43 10,39
10.31
9,51
11.05
10,53 12,09
12,20
8,33
8,50
6,22
7,59
7,42
9,86
10,44
10.63
7,86
9,52
8,14
8,58
8,95
8,74
9,42
9.52
9,10
8,89
7,94
8,21
l(j,69
11,09
12,01
—
—
6,12
—
11,00
9,48
8,18
2,83
3,59
—
4,95
—
—
10,05
9,95
—
—
4,17
4,18
3,61
4,23
4,45
3,11
3,20
3,26
—
—
2,85
3,81
3.97
—
—
12,04
12,00
11,22
12,38
14,12
3,17
3,98
—
—
2,90
2,32
2.45
—
6,19
—
15,98
13,52
7,21
7,38
6,92
1,20
0,49
6,40
8,15
—
—
0,20
—
—
—
_
0,25
—
1,35
—
—
8.19
8,00
—
—
7,99
—
—
3,59
—
—
—
—
—
1,15
—
—
—
12,92
—
4,04
3,17
_
5,43
3,78
—
14,70
14,öb
—
—
—
7,87
12,36
8,99
8,90
11,65
14,13
3,15
—
—
Produkte u. Abfälle:
a) der Öl f ab rikation.
Baumwollsaatraehl ....
Erdnußkuchen
Sesamkuchon
Palmker kuchen ....
Kokoskuchen
Rapskuchen
Leinkuchen
Sonnenblumenkuchen . . .
Maisöikuchen
Sojabohnenkuchen ....
Hanfkuchen
b) der Müllerei
"Weizenkleie
Roggenkleie
Gerstfuttermehl . . . .
Reisfutterraehl . . . .
Maizenafutter , . . .
Gerstkleie . . . . .
Hirsepoliermehl ....
c) d. Brauerei, Brennerei,
Spiritus-, Stärke- und
Zuckerfabrikation.
Biertreber, getr
Malzkeime
Zucker-schnitzel
Trockenschnilzel
Maisfutter (Homco) ....
Getr Getreideschlempe . . .
Getr. Reisschlempe
Maistrockenschlempe ....
d) Tierische Produkte.
Fischmehl (entfettet) ....
,, (unentfettet) . . .
Fleischmehl (Licbigs) ....
Fleischmehl mit Tierkörperraehl
44.92
47,40
41,13
18,14
20,39
34,33
29,13
30,32
14,70
45,28
16,01 15.91
15.52 15,08
14,20
11,88
23,69
8,67
12,79
12,87
11,91
28,01
9.68
17,19
24,11
25,52
32,33
55,30
59.20
21,45
25,38
6,54
8,58
10,62
57,48
64,25
82,59
48,69
30,50 —
15,00,
14,99
14,27
11,86
21,69
22,45
26,10
41,6
21,10
a5.80
.33,10
35,90
13,20
10,44
61,15
83,75
55,10
— za.ü
3,80
10,80
11,00
8,40
8,70
19,40
11,70
— 13,1
Schwindelpräparaten sind wiederum neue hinzugekommen: Halenke-
Speyeri) hat von diesen neuen Präparaten folgende untersucht: Gemischter
Futterkalk, als Futterknochenmehl bezeichnet, von unbekannter
Firma, besteht aus: ca. 56 ^/^ präzipitiertem phosphors. Kalk, 22^ q Kochsalz,
12 o/p Glaubersalz, 10 ^/q Drogenpulver (Bockshornklee usw.); Preis für
100 kg 90 M, Wert ca. 14 M. — Eier- Plu rat für Geflügel von der
chemischen Fabrik Voss & Co., Frankfurt, besteht aus 68% Schlemm-
kreide, 23 0/q phosphors. Kalk, 37o Kochsalz, 2% rotem Ton, 4%
schalenhaltigem Pfeffer, Preis pro Pfund 85 Pf., reeller Wert 4 — 5 Pf.
— Eierlegepulver „Ovifax" von Th. Lauser in Regensburg besteht aus
ca. 25 0/q Sclilemmkreide, 8°/^ Kochsalz, 67^0 zermahlenen Drogen. Preis
pro Pfund 2 M, reeller Wert ca. 11 Pf. — F. Barn st ein 2) erwähnt
von neu erschienenen Viehpulvern folgende: 1. Thorley food for cattle
1) Ber.
1910, Nr. 31.
d. Versuchsst. Speyer 1909. — 2) Futtermittolkontrolle 1909, Sachs. Idwsch. Zisch r.
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung. 349
bestand aus Leinsamenresten, Mais, Johannisbrot und Spuren von Gerste.
Gehalt: 11,42% Protein, l.SS^/o Fett- 2. Simoni's Deutsches Nähr-
Heilpulver bestand aus Rückständen von Bockhornkleesamen, Wacholder-
beeren, Kamillen, sehr viel Schwefel und Glaubersalz; Verkaufspreis an-
geblich 80 Pf. pro Pfund, Wert vielleicht 10 Pf. 3. „Pflanzenf utter-
raehl" war gemahlenes Weizenstroh. Preis pro Centner 3,50 M. —
Ä. Scholl^) macht auf ein „Geflügelfutter" aufmerksam, das sich
als eine gedörrte Mischung von brandsporenreicher Kleie, Trockenkartoffeln,
Fleisch- und Knochenabfällen erwies. Protein 13, 74^0^ J'ett 7,11 7o7
Asche 11,01 7o> Sand l,100/o. Phosphorsäure 1,48 7o- Preis 36 M für
100 kg, Wert rund 13 M. — Loges^) hat folgende Geheimmittel unter-
sucht: 1. „Saures Eiweiß-Nährsalz-Futter" der Firma Emil
Sauer & Co., Dresden. Ist Trockenhefe mit 51,9 7o Protein, 0,3% Fett
und 34,4% Kohlehydraten. Preis UM. Wert etwa 8 M der Centner,
2. „Nutricia-Ferkelmehl" der Nutricia-Milchwerke, Berlin. 16,4%
Protein, 0,8 7o Fett, 66,2% Kohlehydrate (mit 18,1 7o Milchzucker). Ist
mit Cerealien teilen und wenig Lein und Erdnußresten getrocknete Mager-
milch. Preis ist ein viel zu hoher. 3. „Holländisches Ferkelmehl"
von Töpfer, Großzschocher. 18,0% Protein, 3,0% Fett, 63,3% Kohle-
hydrate (mit 18*^/o Milchzucker). Getrocknete Magermilch mit Cerealien
(vorwiegend Hafer), wenig Lein und Rapsteilen. Preis 20 M der Centner,
Wert etwa die Hälfte. 4. „Sowiehafer" von Chem. Fabrik E. W. Fischer,
Böhlitz - Ehrenberg bei Leipzig. Melassefutter mit 42% Melasse, dessen
Melasseträger aus Haferschalen, Malzkeimen, Mais- und Leinresten, Reis-
spelzen, Erdnußhülsen und Torf besteht. 7,0% Protein, 2,7 "^/o Fett. Preis
7 M, Wert höchstens 5 M der Centner. 5. Pferdefutter „Haferin" der
Ersten Österreich. Haferin -Werke, Prag-Lieben. Melassegemisch mit 307o
Melasse; Melasseträger: Gersten- und Haferteile mit sehr fein verraahlenen
Reisspelzen. Preis 6,40 M, Wert höchstens 3,50 M der Centner. Auf
gerichtliche Anordnung wurde die berüchtigte „Bauernfreude" von Lauser-
Regensburg wieder einmal untersucht; sie war ein Gemisch von 30%
Viehsalz, 15% kohlensauren Kalk, etwas Kohle mit allen möglichen Drogen,
Getreide und sonstigen Abfällen.
Über die sogenannten stickstofffreien Extraktivstoffe des Futters.
Experimentelle Untersuchungen mit Süßklee (Hedysarum coronarium
L.). Von F. Scurti. ^) — Der Vf. untersuchte die stickstofffreien Extraktiv-
stoffe der Stiele des Süßklees, welche bei der Analyse durch Differenz
gefunden werden, um festzustellen , inwieweit diese bei der Bewertung
des Futters in Betracht kommen. 100 Teile der trockenen gepulverten
Substanz enthielten 46,38% stickstofffreie Extraktivstoffe. Letztere be-
stehen im allgemeinen aus folgenden 3 Gruppen von Verbindungen:
1. Eigentliche Zucker, teils Monosaccharide mit 5 oder 6 Kohlenstoff,
teils Disaccharide. 2. Zuckeranhydride, gebildet durch Condeusation ver-
schiedener Monosaccharide, wovon aber Glucose ausgeschlossen zu sein
scheint. 3, Saure Verbindungen, wahrscheinlich Säuren, die sich von
Kohlehydraten ableiten. Im vorliegenden Falle war die Zusammensetzung
1) Ber. tl. Versuchsst. Münster 1909. — ^) Ber. d. agiik. - chem. Versuchsst. Pommritz 1909. —
») Staz. sperira. agrj.r. ital. 43, 5; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, 1. 1632.
350 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
der Extraktivstoffe folgende: 100 Teile Trockensubstanz enthielten 7,42
Teile Glucose, Lävulose und Ärabinose; 2,93 Rohrzucker; 3,73 Galactose,
Arabane usw. löslich in Natronlauge (0,06%); 0,67 freie organische Säuren;
8,43 Verbindungen saurer Natur als Salze, 23,2 Galactane, Arabane usw.
unlöslich in Alkalien, aber hydrolisierbar durch verdünnte Schwefelsäure.
Am Schluß wird auf den wesentlichen Nährwert dieser stickstofffreien
Extraktivstoffe des Süßklees hinge^wiesen.
Doppelt gesiebtes und entfasertes Baumwollsaatmehl. Von E.
Haselhoff. ^) — Aus den Ausführungen des Vfs. (s. Original) geht hervor,
daß die Bezeichnung „doppelt gesiebt" und „entfasert" für Baumwollsaat-
tnehle hinsichtlich des Nährstoffgehaltes und selbst nicht einmal hinsicht-
lich der mechanischen Beschaffenheit einen Anhalt für die Beurteilung
derselben bieten, daß diese Bezeichnungen vielmehr nur Reklamebezeich-
nungen sind, welche den Käufer über den Wert der Ware täuschen.
Über einige animalische Futterstoffe. Von Siegmund Hals und
Ivar Hole. ^) — Obgleich der Import von Ölkuchenmehl nach Norwegen
ganz bedeutend gestiegen ist, finden doch auch die aus den Tieren des Meeres
gewonnenen Futtermittel in großem Umfange Verwendung; u. a. werden in
Norwegen jähilich 50 000 Ctr. Heringsmehl hergestellt, das zum größten
Teile im Inlande Verwendung findet. Das Heringsmehl wird teils aus
ganzen Fischen, teils aus Fischabfall fabriciert und hat nach vorliegenden
Analysen der letzten Jahre folgende Zusammenstellung:
Heringsmehl aus
ganzen Fischen Heiingsabfall
(12 Proben) (20 Proben)
Protein 64.11 »/o (54,2— 66,4 »/J 49.297« (43 6- .o9,l 7«)
Rohfett 14,06 „( 9,3— 19,2 „) 13,17 „( 8,6— 18,5 „)
Aschensubstanz 11,79 „ (9,13— 14,27 „ ) 23,06 „ (19,6-25,9 „)
Feuchtigkpit 11,11 „ (9,14-12,30 „) 10,81 „( 5,6-19.1 „)
Kaliumphosphat 9,74 „ (6.06-12,18 „ ) 13,21 „ (9,26— 21,72 „ )
Kochsalz 0,92 „ (0.60- 1.17,,) 8,47 „ (5,51— 11,64 „ )
Verdaulichkeit des Proteins . . 92,2 „ (85,6-94,5 „) 86,5 ,. (75,2-93,2 „)
Von 100 Teilen Stickstoff fäll-
bar durch Kupferoxydhydrat 94,2 „ 93,0 „
Der Ammoniakgehalt stellt sich gewöhnlich auf 0,1 bis 0,2 7o. Zu
erwähnen ist noch, daß in den letzten Jahren auch größere Mengen von
Dorschlebermehl mit einem Gehalte von ca. 50,07'o Protein, 28 bis 36"/o
Fett und 6 bis 7% Feuchtigkeit in den Handel gebracht werden. Diese
Fischmehle werden fast sämtlich für Milchvieh verwendet. Die Milch
bekommt als solche durch diese Futtermittel in passenden Gaben keinen
schlechten Geschmack. Für die Butterproduktion jedoch empfehlen
die Vf die Heringsmehle vorher mit Benzin zu entfetten.
Verwertung abgetöteter Heuschrecken als Futtermittel. Von Johann
Bolle. ^) — Das Abtöten der Heuschrecken geschah mit siedend heißem
Wasser, dem etwa 5 — 107o Kochsalz zugesetzt wurde. Das Trocknen
wurde an der Sonne vorgenommen. Die gut getrockneten Heuschrecken,
1) Ldwsch. Ver&uchsst. 1910, 72, 413. — ") Tidsslirift for Kemi, Farraaci og Terapi. Ejistiania
1910, 6, 81—92; ref. Centrlbl. Agrik. -Chem. 1910, 39, 628. iJohn Sebelien.) — 3) ztschr. ldwsch.
Verisuchsw. i. Österr. 1910, 13. 290—291. (Tätigkeitsber. d. k. k. ldwsch. -chem. Versuchsst. Görz
i. J. 1909.)
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
351
grob zermahlen und zur Entfernung der chitinösen Körperteile (insb. Flügel
und Füße) durchgesiebt, bilden ein wertvolles Futtermittel, von dem
4 Proben mit nachstehendem Ergebnis untersucht wurden :
Wasser Fett N Asche
1. Aus Kostanjevica, im Ofen vorgetrockn. . 11,44 5,86 8,30 9,92%
2. „ Skrbina (gemischte Gattungen) . . 10,46 5,64 8,72 7,02 „
3. „ Sveto (ausgewachs. Culligera hystrix) 11.40 6,46 8,72 4,80 „
4. „ „ (gemischte Gattungen) . . . 10,94 7,72 10,36 4,24 „
Da die N-Substanz nicht lediglich aus Protein besteht, sondern auch
in wechselnden Verhältnissen Chitin enthält, so wurde die Berechnung des
Proteins aus dem N-Gehalt unterlassen. (D.)
Über minderwertige Baumwollsaatmehle. Von Franz Lehmann/)
— Die Erscheinung, daß in den letzten 10 Jahren ein Mindergehalt an
Protein und Fett bei Baumwollsaatmehl immer häufiger geworden ist, hat
den Vf. zu den vorliegenden Untersuchungen veranlaßt. Der Untergehalt
wird hauptsächlich durch die Beimischung von Baumwollsaatschalen ver-
ursacht. Diese Beimischung läßt sich jedoch nicht ohne weiteres als Ver-
fälschung ansehen, da nicht jede Baumwollsaat wie die nordamerikanische
vor der Ölgewinnung entschält wird. Vom Vf. wurden 8 schalenlialtige
Baumwollsaatmehle durch Ausnützungsversuche (angestellt mit Hammeln)
auf ihre Verdaulichkeit geprüft. Es ergaben sich für diese 8 Probea
folgende Futterwerte:
Geld-
Wert des
Veniau-
Stärke-
wert
normalen
lichos
"wsrt
für
Raumwoll-
Eiweiß
100 kg
M
saatmehls
= 100
1. Baumwollsaatmehl A 1906 ....
16,9
45,0
10,38
54,6
1 Mittel
f 58,3
2. Entf. Baumwollsaatmehl a. Harburg
18.0
51,2
11,74
61,8
3. Baumwollsaatmehl a. Hamburg 1906
13.1
48,9
10,95
57,6
4. „ A 1907 ....
24,7
55,7
13,09
68,9
1 Mittel
J 70,3
5. ., C Bremen 1907 .
25,2
57,1
13,41
70,6
6. „ C „ 1906 .
23,6
58,3
13,56
71,4
7. ., B II a. Hamburg .
20,6
56,9
13,08
68 8
\ Mittel
1 70,0
8. Baumwollsaatkuchen a. Breslau . .
19,8
59,4
13,55
71,3
Zur Berechnung des Geldwertes sind für 1 kg Stärkewert 20,7 Pf.
und für 1 kg verdauliches Eiweiß ein Zuschlag von 6,32 Pf. eingesetzt
worden. Das normale Baumwollsaatmehl ergibt nach gleicher Methode
berechnet für 100 kg den Wert von 19 M. Diese Zahl gleich 100 gesetzt,
ergibt die Verhältniszahlen für die minderwertigen Mehle in Spalte 4 der
obigen Tabelle. Die geringeren Sorten schaleuhaltiger Baumwoll-
saatmehle haben 58%, die besseren höchstens TO^^/q des Wertes
von normaler Handelsware.
Roggenkeime. Von M. Kling. 2) — Die Keime des Roggens sind
bis jetzt nur in vereinzelten Fällen in den Handel gekommen; aus diesem
Grunde haben wir über dieses Abfallprodukt der Müllerei sehr wenig er-
fahren. Dem Vf. wurden zu den vorliegenden Untersuchungen aus einer
Schifferstadter Mühle Roggenkeime zur Verfügung gestellt; auf Reinheit
1) Min. d. D. L.-G. 1910, 14, 203.
Idwsch. Kreis- Versuchsst. Speyer.
2) Ldwsch. Versuchsst. 1910, 72, 427—435. Mitt. d.
352
Landwirtschaftliche Tierproduktion.
konnten diese keinen Ansprach machen. Um vollständig reine Keime für
die Untersuchung zu erhalten, wurden die unverletzten Keime Stück für
Stück mit einer Pincette herausgelesen. Die chemische Untersuchung
dieser reinen Roggenkeime ergab folgendes:
"Wasser Rohprotein Fett
%
i "/o
N-freie
Extrakt-
stoffe
Rokfaser
Asche
%
In der ursprüngl. Subst. .
In der Trockensubstanz .
14.70
39,50
46,31
10,57
12,39
27,99
32,81
2,24
2,63
5,00
5,86
Die stickstoffhaltigen Stoffe setzen sich wie folgt zusammen:
Wasserlösl.
Eiweißstoffe
(Albumosen)
Wasser-
unlösl.
EiweLßstoffe Eiweißstofcfe
(Globulosen)
%
N-haltige
Summe der Stoffe nicht-
eiweißartiger
%
Natur
Somiiie der
N -haltigen
Stoffe
%
In der ursprüngl. Subst.
In der Trockensubstanz
9,50
11,14
26,18
30,69
35,68
41,83
3,82
4,48
39,50
46,31
Die stickstofffreien Extraktstoffe der Roggenkeime bestehen, wie bei
den Weizenkeiraen, zum großen Teile aus Zuckerarten ; Stärkemehl ist in
den Roggeukeimen nicht enthalten. Ferner stellte der Vf. fest, daß die
Roggenkeime arm an Kalk und reich an Phosphorsäure sind. Die in
der Mühle gewonnenen und vom Vf. untersuchten Roggenkeime enthielten
nur 60 — 70% reine Roggenkeime. Probe I mit ca. TO^'o und Probe II
mit ca. 60% reinen Keimen ergab folgende Zahlen:
In der ursprünglichen Substanz
In der Trockensubstanz
Probe I
%
Probe II
%
Probe I Probe II
Wasser
Rohprotein
Fett
N-freie Extraktstofle .
Rohfaser
Asche
16,37
30,13
8,33
33,85
6,38
4,94
14,50
27,25
7,54
38,42
7,05
5,24
36,03
9,96
40,47
7,63
5,91
31,87
8,82
44,93
8,25
6,13
Der Vf. berechnet für
Probe I
., n . . . . .
Reine Roggenkeime .
Stärkewert pro dz
kg
68,4
68,1
73,6
Verdaul. Eiweiß
Ol
10
22,4
20,6
30.7
Ausnutzungsversuche mit Roggenkeimen sowie Beobachtungen über
deren Bekömmlichkeit mit verschiedenen Nutztieren sind noch anzustellen.
Über die botanische und chemische Zusammensetzung ver-
schiedener Heusorten. Von Br. Tacke (unter Mitarbeit von C. Weher
[Botan.], Reimann und Schraidbauer [Chem.]).i) — Über die Herkunft
der Proben und den Befund der botanisclien Untersuchung wird folgendes
berichtet: 1. Heu von Siepelborg; Dauerwiese, leichte Marsch, alle
3 Jahre mit Stallmist gedüngt, erster Schnitt gemäht, danach geweidet.
1) Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 59, 361—374. (A. d. Moor - Versuch.sst. Bremen.)
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung. 353
Ernte 1907. Seit denkbarer Zeit in dieser Weise bewirtschaftet. Heu
ziemlich grob, lang, blaß, sehr staubig, Geruch gut. Besteht in der
Hauptmasse aus Triticum repens, Phleum pratense, Dactylis glomei^ata,
Cynosurus cristatus, Lolium perenne und Festuca pratensis. Schmetter-
lingsblüher fehlen.^) Ernte etwa Anfang Juli. 2. H. von Siepelborg;
Außendeichs -Dauerwiese, erstklassiger Schlickboden, ohne Behandlung und
ungedüngt. Seit denkbarer Zeit jährlich 2 mal gemäht. Heu mittellang,
wenig staubig, von gutem Geruch und bräunlicher Farbe. Hauptmasse:
Festuca rubra und F. pratensis, viel Arundo phragmites, ziemlich viel
Papilionaceen und Alectorolophus major. 3. H. von Bunder Neuland;
Marschboden mit schlickigem Untergrund. Jedes Jahr abwechselnd Mähe-
wiese und -Weide. Alljährlich geeggt, alle 3 — 4 Jahre mit Stallmist und
Jauche gedüngt. Grundwasserstand 0,75 — 1,0 m. Die Fläche liegt schon
über 20 Jahre grün. Heu bräunlich blaß, von sehr gutem Geruch, fein-
halmig, ziemlich kurz. Hauptmasse: Cynos. cristatus, Lol. perenne, ziemlich
viel Anthoxanthum odoratum, Agrostis alba und Phleum pratense, wenig
Papilionaceen, 4. H. von Jemgumgeise; Marschboden, unten Knick.
Erster Schnitt gemäht, dann geweidet. Vor 3 Jahren mit Erde und
Stallmist überfahren, seit 15 Jahren grün. Grundwasserstand 0,5 — 0,75 m.
Heu feinhalmig, schwach gebräunt bis grünlich, Geruch gut. Hauptmasse:
Poa trivialis und Ägr. alba, etwas Cynos. crist.. Fest. prat. und Hole,
lanat. Sehr wenig Kleearten. 5. H, von Heinitzpolder; Quellerheu
von Außendeichs-Mähewiese, die 8 — 10 Jahre alt ist und seit 6 — 8 Jahren
gemäht wird. Im Winter wird das Land 10 — 12 mal vom Meerwasser
(Schlick) überflutet. Die Schlickschicht beträgt mindestens 4 m. Heu
hellbräunlich, geruchlos, ziemlich stark staubig. Hauptmasse fast nur
Fest, thalassica. 6. H. von Heinitzpolder; Marschboden, seit 50 bis 60
Jahren Weide, 1908 zum erstenmal gemäht, ohne Behandlung und Dünger.
Grundwasserstand 0,8 — 0,9 m. Heu blaßgrünlich, von schwachem aber
gutem Geruch, feinhalmig, ziemlich kurz, ziemlich staubig, staudenreich.
Hauptmasse: Poa trivialis, Agrost. alba und ziemlich viel Bromus
racemosus, Blätter von Achillea millefolium, Taraxacum offic, Kleearten
fehlen. 7. H. von Bunde; Marschboden mit 0,5 — 1,0 m Krume, 2 Jahre
Weide, 1 Jahr Mäheland. Düngung höchstens alle 5 Jahre mit Stallmist.
Über 30 Jahre alt. Grundwasser 0,75 — 1,0 m tief. Heu blaßbräunlich,
feinhalmig, kurz, von gutem Geruch. Hauptmasse: Fest, rubra mit sehr
viel Poa triv. und Lol. perenne, etwas Cynosur. crist., Klee nur in
Spuren. 8. H. von Holtgaste bei Bingum. Das Land liegt in einem
ausgetrockneten Emsarm und besteht anscheinend aus reinem feinstem
0,8 — 1,0 mächtigem Schlick. Seit 10 Jahren gemäht und entweder vor-
oder nachgeweidet. 1905 mit Stallmist gedüngt. Heu blaßbräunlich, gut
im Geruch, feinhalmig, ziemlich kurz. Hauptmasse: Poa triv. und Agr.
alba, ziemlieh viel Cynos. und Lol. perenne, etwas Fest, prat., Klee sehr
wenig. 9. H. von Holtgaste; Boden wie bei 8, 1906 mit Stallmist ge-
düngt. Heu grobhalmig, mäßig staubig, sonst wie 8. Hauptmasse: Fest,
prat. mit ziemlich viel Poa triv. und Cynos., etwas Agr. alba, Alopecurus
geniculatus und Anthoxanth. odor., wenig Klee. 10. H. von Woquard;
1) ,,Die Nebenbestandteilo" der Heue führen wir hier nicht an.
Jahresbericht 1910. 23
354 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
bestes tiefgründiges Marschland, Bauschicht ca. 1,5 m tief, erster Klasse,
darunter ca. 1 m Knick, dann beste Wühlerde. Grundwasserstand 1 bis
2,5 m. Seit 13 — 14 Jahren Weideland, 1905 mit Stallmist gedüngt,
1908 mit Thomasmehl; 1908 einmal gemäht. Heu teils grün, meist aber
gebräunt und braunheuartig, von sehr gutem Geruch, ziemlich staubig,
feinhalmig. Hauptmasse Agr. vulgaris mit ziemlich viel Cynosurus,. etwas
Lol. per., Agr. alba und Poa trivialis. In einzelnen Bündeln reich an
Klee und Kräutern, in anderen sehr arm daran. 11. H. von Dykster-
husen bei Ditzum. Angaben über BodenbeschafFenheit u. a. fehlen. Vor-
landsheu vom Strande, sehr stark gebräunt (sehr braunheuartig), geruchlos,
sehr feinhalmig und ungemein kurz, etwas staubig. Hauptmasse: Fest,
rubra und Juncus Gerardi, Klee in Spuren. 12. H. von Kloster Muhde.
Feinkörniger Schlick 3 — 6 m tief. Das Land wird seit Menschengedenken
zweimal i. Jahre gemäht und nicht gedüngt. Jährlich im Herbst und
Winter wird mit der Überschwemmung durch die Leda Schlick abgelagert.
Heu erster Klasse, grünlich, schwach staubig, langhalmig, ziemlich grob,
von schwachem aber gutem Geruch. Hauptmasse: Fest. prat.. Trit. repens.
Fest, rubra, Agr. alba, in einzelnen Bündeln noch viel Dact. glom., Klee
wenig, 13. H. von Kloster Muhde. Das Land wird jährlich im Herbst
künstlich mit schlickhaltigem Ledaw^asser überflutet und erhält reichlich
Schlick. Im Winter steht das Land unter Wasser. Es wird fast nie ge-
düngt und nur einmal jährlich gemäht und vor- oder nachgeweidet. Heu
langhalmig, ziemlich grob, von gutem, kräftigem Geruch. Hauptmasse: Agr.
alba mit ziemlich viel Phal .arund., etwas Trit. rep., Fest, prat., Alop. prat.,
Alop. genicul., Alop. agrestis, Brom, racem. und sehr wenig Klee. 14. H. von
Schloß Evenburg. Das Land liegt dicht amLedateich, besteht mehrere Meter
tief aus feinstem, durchlässigem Schlick; es wird mit zu dem besten Grün-
land geschätzt, was es überhaupt in Ostfriesland gibt. Im Winter wasser-
frei. Seit 11 — 13 Jahren Weide, seit 2 oder 3 Jahren wird es einmal
gemäht, dann geweidet. Heu blaß bräunlichgrün, feinhalmig, ziemlich
kurz, von schwachem, aber gutem Geruch. Hauptmasse: Cynos. crist. und
Lol. perenne (meist nur in Laubtrieben); ziemlich viel Anthox. odor. und
Agr. alba, etwas Fest, rubra und Phleum pratense. Ziemlich viel Alec-
torolophus major, ziemlich wenig Klee. 15. H. von Evenburg. Außen-
deichsland des Emsbettes. Heu grünlich-bräunlich, mittelfein bis ziemlich
grob, Geruch gut. Hauptmasse: Agr. alba mit Glyceria fluitans, ziemlich
viel Fest, rubra, etwas Trit. repens, Klee sehr wenig. 16. H. vom Börs.-
sumer Vorwerk. Am Emsdeich. Das Land soll ähnlich den besten
Weiden der Marschversuchswirtschaft in Widdelswehr sein. Altes Weideland,
1908 vorgeweidet, dann einmal gemäht. Sonst seit langen Jahren nicht
gemäht. Heu grünlich, ziemlich feinhalmig, fast geruchlos. Hauptmasse:
Cynos. crist. mit ziemlich viel Lol. perenne und Agr. alba, etwas Poa triv. und
wenig Phleum pratense. Klee sehr wenig. 17. H. von Ostevmeedlandshof
bei Leer. Marschboden, alte Weide, zeitweise gemäht, seit Jahren nicht ge-
düngt. Heu lebhaft bräunlich (fast braunheuartig), fast geruchlos, ziemlich
kurz, feinhalmig. Hauptmasse: Agr. alba, ziemlich viel Lol. perenne. Klee
sehr wenig. 18. u. 19. H. vonder Marschversuchs Wirtschaft in Widdels-
wehr bei Petkum a. d. Ems. Kleiboden bis zu 35 cm Tiefe, darunter als
„Darg" bezeichnetes Moor. Lol. perenne mit sehr viel Weißklee, etwas
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
355
Cynos., Phlenm, Fest, prat., Trit. repens u. Trifolium pratense. Ernte des
ersten Schnittes 13. — 15. Juli, des zweiten Schnittes 18. — 25. September.
20 — 25 entstammen verschiedenen älteren wie jüngeren Wiesen im Mai-
buschermoor bei Hude (Oldenburg). In nachfolgender Zusammenstellung
der Analysenergebnisse sind die Einzelbestandteile in ^/o der 15''/o
Feuchtigkeit enthaltenden Heue angegeben; ferner die "/^ an Feuchtigkeit
und Trockensubstanz der Heuproben.
§1
<D
tH
•^'3 1 ■? to
'§
:zi
'
1
10,31
89,69
10,00
2
11,16
88,84
7,74
3
10,86
89,14
7,76
4
12.74
87,26
7,75
5
15,24
84,76
7,41
6
11,00
89,00
8,62
7
13,09
86,91
9,58
8
13,14
86,86
7,40
9
11,44
88,56
7,36
10
10,90
89,10
8,79
11
12,75
87,25
9,21
12
13,08
86,92
9,42
13
12,09
87,91
7.68
14
10,38
89,62
7,76
15
11,32
88,68
8,53
16
11,14
88.56
7,80
17
12,44
87,56
8,96
18
12,17
87,83
7,64
19
18,84
81,16
11,07
20
8,68
91,32
5,83
21
11,28
88,72
7,02
22
8,25
91.75
6,19
23
8,05
91,95
6,86
24
8,94
91,06
5,68
25
6,95
93,05
6,38
1,45
1,65
1,32
1,39
0,88
1,74
1.61
1,28
1,47
1.55
1,39
1,34
1,22
1,89
1,28
1,33
1,31
1,20
2,18
1,50
2,33
1,67
2,00
1,32
1,94
0.66
1.29
0,81
0,62
0,32
0,82
0,53
0,6S
0,77
0,74
0,69
1,16
0,53
1,05
1,01
0,61
0,88
0,77
1,39
0,68
1,46
0,73
1,17
0,76
1,22
2,76 0,57
2,14 0,52
2,91 0,77
2,67 0,52
1,48
0,41
2,69
0.60
2,87
0,62
2,44
0,46
2.65
0,53
2,82
0,54
2,18
0,49
2,20
0,49
1,93
0,37
1,95
0,37
2,40
0,46
2,46
0,55
2,30
0.43
2,06
0.44
2,55
0,60
2,61
0.79
2,25
0,82
2,49
0,67
2,14
0,80
1,96
0,52
1,84
0,69
9,09
10,31
8,24
8,71
5,53
10,89
10,04
8,02
9,19
9,67
8,71
8,40
7.65
8,66
8,02
8,34
8,19
7,49
13,60
9,35
14,56
10,41
12,49
8,24
12,11
.So
O O O \
P5-S f5
o 'S i
^?.fe
8,40
9,14
6,85
7,17
3,88
9.51
8,71
6,64
7,17
7,34
6,75
6,54
6.32
7,86
7,12
7,17
6,00
6,64
12,38
7,76
12,44
8,66
11,10
7,23
9,46
3,03
3,03
3,09
2,92
4,60
3.40
2,87
2,34
2,60
3.35
4,15
2,34
2,29
2,66
2,45
2,18
2,87
2,71
4,57
2,60
4.68
4,41
4,41
2,71
4.51
25.98
29,84
25,48
26,98
22,56
29,07
26,98
28,76
31,21
28,53
25,53
27.44
27,74
28,28
26,69
29,75
24,34
30,07
19.45
26,17
24,64
29,61
21,52
28,04
23,09
1,69
2,28
2,12
1,57
1.65
2,12
2,35
1,76
1,59
2,03
2,51
2,15
1,66
2,11
2,06
1,64
1,80
2.19
3,76
2.57
3,33
2,54
4,05
2,32
2,60
Futtermittel- Untersuchungen.
Rübenzucker-Industrie:
Von F. Strohmer. ^) — A.
38.24
34,83
41,40
39,99
47,85
34,30
36,05
39,06
35,65
35,98
39,04
37,59
40,27
38,19
39,70
37,47
41,71
37.61
37,12
41,08
35,45
36,25
40,08
40,72
40,82
Aus der
Melassefutter 1908
I
II
lU
IV
Melassefutter 1909
I
m
IV
VI
Wasser
Rohprotein . . . .
Fett,
Zucker
Andere N fr. Extraktst.
Rohfaser
Asche
Sand
14,98
18,87
0,45
28,50
20.64
9,27
6,65
0,64
15,82
15,88
0.40
15.21
20,13
0.84
28,30 28,80
21,96
10,69
6,68
0,27
Melasseträger
21,25
7,24
6,20
0,83
18,65
12,44
0,25
30,10
20,79
10,73
6,80
0,24
22,11
13,56
0,30
16,60
28.07
10,56
8,62
0.18
18,17
15,94
0.48
20,00
31,07
7,26
7,08
16,07
14,94
0,93
22,80
29,72
9,52
6,02
Malz-
keime
Trocken-
treber
16,82
14,19
0,83
19,70
32,87
9,05
6,54
16,98 17,14|
21.14110,23
Malz-
keime
-I- ßier-
tieber
1,13
23,90
9,53
19,95
7,37
Kokos-
nuß-
schrot
1,00
22.00
22,17
15,12
12,34
20,10
14,82
2,92
24,00
20,40
12,38
5,38
Lein- Trocken- 1 Grob-
samen- treber kleie
mehl
1) Österr. - Ungar. Zeitschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1909, 38, 490—492 u. 1910, 39, 680—683.
Chem.-techn. Versuchsst. f. Zuckerind. Wien.
23*
356
Landwirtschaftliche Tierproduktion.
I— VII
Troekenschnitte
i
Sauer-
Blätter-
I
11
lll
n
V
VI
^ ^'- ; schnitte
ensilage
10,42
14,51
10,43
9,16
9,93
9,47
8,16
91,02
72,96
7,56
7,63
9,13
9,50
9,50
9.06
8,75
0,92
3,10
0,74
0,40
0,60
0,50
0,39
0.61
0,66
0,08
1,00
56,79
55,69
53,72
56,15
54,54
57,65
58,00
5,51
9,31
21,24
18,57
22,61
21.25
22,13
19,87
21,52
2,10
5,60
3,20
2,99
3,33
3,00
3,38
2,97
2,76
0,36
4,37
0,05
0,21
0,18
0,14
0,13
0,37
0,15
0,01
3,66
Rüben-
ensüage
Wasser ....
ßohprotein . .
Fett
Nfr. Extraktstoffe
Rohfaser . . .
Reinasche . . .
Sand
"Wasser Eiweiß
Nicht-
eiweiß
Rohfett
Rohr-
zucker
N freie
Extraktst.
Roh-
faser
55,97
5,70
0.78
19,48
6,30
8,97
2,80
Asche
Getrocknete Rüben 15,00 2,98 2,96 0,21 41,69 17,67 7,92 11,57
B. Aus der Öl-Industrie:
Kürbiskern-
kuchen
Sonnen-
blumen-
kuchen
. C
, ^
a o
M (B
c3J=
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■£'°
oca ti
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O (3
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Ui' '
^ "■
Wasser ....
Protein
Fett
Nfr. Extraktstoffe
Rohfaser . . .
Reinasche . . .
Sand ....
9,18
6,28
52,19
49,63
19,07
24,71
5,05
7.54
6,92 6,35
6,88 5,33
0,71
0,16
6,75
50.63
23,80
5,22
6,71
6,75
0,14
7.70 9,06
36,63
9,38
20,44
20,83
4.93
0,09
35,75
9,77
23,28
11,36
40,94
8,37
15,52
15,70,13,28
5,58 9,07
0,861 1,46
9,60
18,89
9,53
35,60
20,53
5,19
0,66
8,3510,35
19,56 32,94
11,49
2,37
54,90
2,83
0,50
3.00
15,16
31,41
6,83
0,31
8,04
5,00
1,97
14,58
67,93
2,12
0,36
7,90
11,75
7,62
19,78
49,23
13,72
Protein
Protein
Mittlerer procent. Gehalt an Fett und Protein, i)
Kürbiskernkuchen 1908 aus 16 Proben
Fett -Mittel 20,23
„ Max. 23.45
„ Min. 16,90
1909 aus 34 Proben
47.09 Fett -Mittel 22,80
55,50 „ Max. 31,36
43,19 .. Min. 12,30
Mittel 50,24
Maxim. 55,75
Minim. 42.25
•Mittel
Maxim.
Minim.
Protein- + Fett -Mittel 70,47
„ .. Max. 74,53
„ „ Min. 63,65
Protein- -f Fett- Mittel
„ „ Max.
„ „ Min.
69.90
76,55
55,61
Sonnenblumenkuchen 1908 aus 12 Proben.
Protein - Mittel 36,65
Maxim. 42,44
„ Miüim. 30,81
Protein -Mittel 38,56
„ Maxim. 45,19
Minim. 26,00
Fett -Mittel 19,44 Protein- + Fett - Mittel 56,09
„ Max. 25,58 Max. 63,99
„ Min. 11,48 „ „ „ Min. 46,7 7
1909 aus 21 Proben.
Fett -Mittel 15,91 Protein- -f Fett - Mittel 54,47
.. Max. 21,88 Max. 62,07
„ Min. 7,19 Min. 37.49
Rapskuchen 1908 aus 11 Proben.
Protein -Mittel 33,58
„ Maxim. 38,19
Minim. 31,19
Protein -Mittel 34,54
„ Maxim. 36,50
„ Minim. 31,25
Fett- Mittel 9,50
„ Max. 15.42
., Min. 6,46
1909 aus 13 Proben.
Fett -Mittel 8,23
„ Max. 10,17
„ Min. 6,84
Protein- -j- Fett - Mittel 43,08
„ ,, „ Max. 48,05
„ „ Min. 38,65
Protein- + Fett -Mittel 42,77
„ „ Max. 45,50
„ „ Min. 39,52
1) Berechnung und Zusammenstellung der Mittel usw. aus den Einzelanalysen vom Ref. ausgeführt.
A. Futtermittel, Analysen, Konserviernng und Zubereitung.
357
Sesamkuchen ans 1908
aus 1909
Mittel
Protein . . .
Fett ....
Protein + Fett
42.25 45,38
11,76 11,66
54,01 57,04
43,38
U,47
54,85
42,43
9,79
52,22
41,75| 45,24
11,46 8.92
53,21 1 54,16
44,25
9,92
54,17
42,06
9,26
51,32
37, .50 42,63
9,21 , 9,94
46,71 52,57
35.44
19,60
55,04
40,69
10,98
51,67
41,91
11.16
53,07
C. Verschiedenes.
1
N-fr.
1
W asser
Protein ,
Fett
Extrait-
stoffe
Eohfaser
asche
Sand
1908 Weizenkieie . .
11.77
14,50
4,34
51,77
10,91
6,70
0,01
1909 Kornkleie . .
11,07
14,25
4.17
56,20
9,50
4,26
0,55
1908 Maisschrot . .
11,76
12,31
11.62
51,91
9,05
3,28
0,07
1909 Futtermehl . .
12,43
14,13
3,93
56.35
8,13
5,03
—
1909 Futterstroh . .
6,62
2,38 1
1,96
31,99
45,72
11,33
—
2
'S
e .
a
,^ o o
.a
o
— j^ ^
^
•^
"-"
15,69
19,31
2,49
9,41
Leinkachen-
mehil
'k^
ig.
S a
■CS
p t
'B,-ü
m g
21,88
34,38
1,71
20,06
S. Maisschlempe
Kokoskuchen
Protein
Fett
33,25
8,02
35,56
7,79
Analysen von Hawai'schen Futtermitteln.
,44 ! 22,24 20,88 19,69
13,04 1 7,43 9,13 10,50
(D.)
Von Alice R. Thomp-
son. ^) — Die Aualysen ergaben für die teils lufttrocknen, teils natur-
frisciien Futtermittel nachstehende Bestandteile in %:
'S
Amid-N
Fott
N-fr.
Extrakt-
stoffo
1
o
1
<
o , o 1 ^
=> CS 1 ~
w 1 c. [ pT
Rhodesgras-Heu . .
Weizen-Heu (Wheat) .
Kuherbse
Taubenerbsp ....
Jackbohne
n.75
9,87
9,44
83,15
70,00
76,81
6,08
7,25
4,48
3,71
7,11
5,21
0,212
0,204
0,106
0,169
0,139
0,204
2,31
1,39
1,82
0,22
1,65
0,48
42,51
44,64
45,14
5,26
7,88
8,44
30,20
29,21
31,80
5,75
10,72
6,36
7,15
7,64
7,32
1,911
2,64
2,70
1,314
0,681
0,904
0,650
0,070 0,280
0,805 —
0,.375: —
0,290 0,183
0,428 '0,259
0,780 0,162
Der Vf. bemerkt hierzu, daß die untersuchte eowpea ärmer an Fett
sei, als die amerikanische, dagegen mehr Rohfaser, als durchschnittlich
die letztere enthält. Für die 3 letzten Futterpflanzen sind nachfolgende
botanische Namen angegeben: Vigna catjang, Cajanus indicus und Canavalia
ensiformis. (d.)
Über Weintrestermelasse. Von O. Fallada. 2) — In Italien
werden neuerdings die Rückstände der Traubensaft-Gewinnung zunächst
einer Destillation zwecks Herstellung von Tresterbranntwein unterworfen,
dann abgepreßt und nach einer Vortroeknung mittels eines Siebes, welches
nur die Kerne und kleine Teile von Schalen durchläßt, von den schwer
verdaulichen Stengeln und Kämmen befreit. Der durchgesiebte Anteil
1) Hawaii Sta. Rpt. 1908, 58; ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22, 69. — 2) Österr. - ungar.
Zeitschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39. 407—410. (Mitt. Ser. IV, Nr. 13 d. Chem. -techn. Ver-
suchsst. f. Zuckerind. Wien.)
358
Landwirtschaftliche Tierproduktion.
wird dann soweit getrocknet, daß er sich zu Schrot vermählen läßt. Das
letztere wird dann, meist in einem Verhältnis von 60 : 40, mit heißer
Melasse vermengt. Das so erhaltene Futter soll angeblich 10 — 11 7o Roh-
protein, 7 — 8% Fett und 20 — 2 2 ^'/o Zucker enthalten. Eine größere, aus
Italien bezogene Probe enthielt nach des Vfs. Untersuchung in '^/ol
ca «'S
3 =3
Roh-
fett
Rohr-
zucker
Invert-
zucker
Raffi-
nose
and. Nfr.
Extrakt -
Stoffe
Rohfasor
Asche
13
C
CS
CO
1|-
20,31
7,84
3,91
3,09 9,57
1,91 0,71 20,60 26,52 5,41
0,13
9,06
(D.)
Rebholzhäcksel. Von Johann Bolle. ^) — Nach in Frankreich ge-
machten Erfahrungen sind die Schnittabfälle an Weinstöcken zur Behebung
der durch Dürre häufig auftretenden Futternot zu verwenden. Der Vf.
hatte Gelegenheit, ein solches Häcksel, welches mittels eigens dazu ein-
gerichteten Maschinen aus Herbstschnittlingen der Reben hergestellt und
zu feinem Häcksel zerschnitten und zerfasert, verarbeitet ist, zu unter-
suchen. Dasselbe enthielt 30,85% Wasser, 0,84 "/o Fett (Ätherextrakt),
3,50 "/q Protein und 2,60 7o Asche. Angestellte Fütterungsversuche er-
gaben, daß Kühe es, mit etwas Salz versetzt, gern nahmen und in ihrer
Milchleistung keine Abnahme erlitten. (D.)
Getrocknete Obsttrester. Von A. Grete. -) Vier Muster kamen
mit folgendem Ergebnis zur Untersuchung:
Obsttrester
1
Wasser
Protein
i
ja
«"Sic
1
<
O
o7
o
o
6
1908 .
1908 v.
1909 v.
1909 v.
Äpfel u. Birnen
Spätobst . .
Teilersbirnen .
— !4,10
— 3,30
8,13 i 3,93
8,59 ! 3,71
2,86
8,50
2,32
2,00
36.77
26,50
25,83
32,53
9,22
18,56
16,58
7,36
54,82
62,94
41,39
43,70
1,45
1,76
1,82
2,11
0,20
0,25
0,55
0,66
0,18
0,18
CD.)
Über den Futterwert von Futterrüben (Mangels). Von T. B.
Wood.^) — Auf Grund von Anbau- und Fütteruugsversuchen kommt der
Vf. zu folgenden Äußerungen. Es wurden verglichen 2 Sorten Long
Reds und Yellow Globes. Der relative Futterwert dieser zwei Typen
verhält sich annähernd wie 116:100 zugunsten der Long Red, damit
übereinstimmend war der relative procentische Gehalt der Rüben au
Trockensubstanz, 120:100. Der Long Red nahezu gleich verhielt sich
die Sorte Golden Tankard. (D.)
Über die Verwendung der Maiskolbenspindel zur Tierernährung.
Von L. Danesi und F. Scurti.*) — Die Maiskolbenspindel sind ein fett-
und eiweißarmes Material, das hinsichtlich dieser beiden Nährstoffe mit
anderen Futtermitteln nicht gleichwertig erachtet werden kann. Sie ent-
halten aber eine reiche Menge Kohlehydrate, deren Ausnutzung als Nähr-
stoff in gewissen Arbeitsperioden des Tieres oder bei ausgesprochener
1) Ztschr. Idwsch. Versnchsw. i. Österr. 1910, 13, 290. (Tätigkeitsber. d. k. k. Idwsch. - ehem.
Versuchsst. Görz i. J. 1909.) — *) 31. u. 32. Jahresber. über d. Tätigkeit der schweizer, agrik. -ehem.
Anst. pr. 1908 u. 1909. Sonderabz. a. d. Idwsch. Jahrb. der Schweiz 1909, 223 u. 1910, 201. — ») Journ.
Agric. Science, Septemb. 191U, III. Part. 3, 225—232. — ••) Staz. sperim. agrar. ital. 1900, 43, 273—282.
R. Staz. Chim. Agrar. Speiim. Roma.
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
359
Kohlehydratfütterung nach Meinung der Yff. wohl angezeigt erscheint, da
der größere Teil dieser Kohlehydrate durch verdünnte Mineralsäuren in
Zucker überführbar ist. — Die Hauptschwierigkeit der Verwendung dieser
Maiskolbenspindeln beruht auf ihrer physikalischen Beschaffenheit, die nach
den Vff. durch ein einfaches Rösten verbessert werden kann. Die ge-
rösteten Spindeln lassen sich in ein sehr feines Mehl überführen, das
nicht nur besser zu kauen ist, sondern den Tieren auch mehr zusagt. Ein
geringer Verlust an löslichen Stoffen findet durch das Rösten allerdings
statt. — Die Vff. haben nun eine Reihe von Maisarten auf die Zusammen-
setzung der Kolbenspindeln untersucht:
Varietät
Fett
Protein
Rohfaser
Asche
Stickstoff-
freie Stoffe
(Diff.)
Löslich
in
Wasser
Löslich in
verdünnter
Salzsäure
Italien, gelbrot .
„ gelb . .
Frühreif gelb
Cinquantino weiß
Italien, weiß . .
Amerik. weiß. .
0,28
0,31
0,38
0.55
0,56
0,40
2,31
2,21
2,44
2,31
2,31
2,50
39,41
40,53
39,18
36,83
46,73
40,07
1,17
1,08
1,28
1,56
1,57
1,26
56,83
55,87
56,72
58,75
48,83
55.77
3,75
5,48
6,98
5,80
6,11
5,90
Geröstet
Italien, gelbrot .
„ gelb . .
Frühreit gelb . .
Cinquantino weiß
Italien, weiß . .
Anaerk. weiß . .
0.20
2,41
43,33
1,62
52,44
3,19
0,25
2,24
44,55
1,96
51,00
5,13
0,26
2.55
44,44
1,71
51,04
5,53
0,34
2,44
40,90
1,94
54,38
5,34
0,37
2,60
52,24
1,79
43.00
5,44
0,32
2,58
44,74
1,60
50,76
4,81
46,09
45,09
45,76
48,71
46,57
47,06
43,64
40,26
40,49
42,67
39,62
40,84
Die Vff. bezeichnen die Kolbenspindel der Varietät Cinquantino weiß
als die geeignetste zur V^erfütterung, da die Menge der durch verdünnte
Salzsäure beim Kochen in Lösung gehenden Substanzen die größte ist und
etwa -/g der Trockensubstanz beträgt.
Vergleichende Untersuchungen über den Wert von Topinambur
und Helianthi. Von A. Mazzaroni. ^) — In den letzten Jahren hat man
vielfach den Anbau der der Topinambur (Helianthus tuberosus) ähnlichen
Helianthusarten (doronicoides und decapetalus) empfohlen. Der Vf. hat
Zusammensetzung und Wert der Knollen festgestellt. Es enthalten:
die Knollen von Wasser Tr.-S. ^ Kohlehydrate in
Ir.-S. Frisch-S.
Topinambur 83,33 16,67 64,62 10,34
Hehantbus 75,20 24,80 56,32 14,08
und die Verteilung der Nährstoffe gestaltet sich in den frischen Knollen
folgendermaßen :
Gesamt verdaulich
Topinambur Helianthus Topinambur Helianthus
Stickstofffreie Extraktstoffe . 12,01 16,92 11,76 16,56
Fett 0,29 0,36 0,17 0.22
Protein 1,38 2,93 1,10 2,34
Rohfaser 1,69 2,83 1,01 1.69
Asche 1.10 1,76 — —
1) Staz. sperim. agrar. ital. 1910, 43, 660—667. (E. Scuola di Pornologia, Firenze.)
360 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Damit hat Helianthus bessere Resultate gegeben als Topinambiir, so-
weit der Nährwert der Substanzen in Frage kommt. Zieht man jedoch
die Rentabilitätsberechnung in Frage, so verschiebt sich durch die weit
überlegene Produktion der Topinamburknollen das Resultat vollständig. Es
wurden produziert an Helianthusknollen pro ha 49 037 kg, an Topinambur
146 635 kg. Damit bleibt der Anbau der Topinambur vorzuziehen.
(M. P. Neumann.)
Die Bedeutung der Laboraton'umsuntersuchungen für die Be-
urteilung der Gesundheitsschädlichkeit der Rapskuchen. Von Gunner
Jörgensen.i) — E. H. Stein hat die Behauptung aufgestellt, daß das aus
indischem Rapskuchen entwickelte Senföl für die mitunter beobachtete
giftige Wirkung nicht verantwortlich gemacht werden könnte. Stein
führt diese Vergiftungserscheinungen auf Ptomainbildung zurück, eine Be-
hauptung, die dem Vf. nicht genügend bewiesen erscheint. Auf Grund
seiner Untersuchungen betont er, daß die schädlichen Wirkungen mancher
Rapskuchen nur auf Senföl zurückzuführen seien und stellt folgende
Forderungen auf: 1. Wenn ein Rapskuchen, mit weißem Senf und Wasser
versetzt, in der Zeit von einer Stunde 0,8 ''/o Senföl entwickeln kann,
und das aus dem Senföl gebildete Thiosiuamin 22.5% Stickstoff enthält,
und wenn ferner die Hälfte des Senföls bei 17 stündigem Stehen bei 35" mit
Wasser und Thymol sich entwickeln läßt, dann hat man von dem Gebrauch
dieses Futterkuchens als Yiehfutter abzuraten. 2. Wenn der Stickstoff-
gehalt des Thiosinamins 22 7o nicht erreicht, darf man dem Kuchen, in
gewöhnlicher Weise verfüttert, keine gesundheitsschädliche Wirkung bei-
legen, wenn auch die bei Zusatz von weißem Senf im Verlaufe einer
Stunde entwickelte Senfölmenge sich l°/o nähert; je niedriger der Stick-
stoffgehalt ist, um so mehr Senf darf man zulassen.
Über Maisflocken. Von F. Barnstein.-) — Neuerdings wird neben
Maisölkuchenmehl, Homco und Maizenafutter ein weiterer Maisabfall an-
geboten, der sowohl nach seiner chemischen Zusammensetzung sowie nach
seiner sonstigen Beschaffenheit von den oben genannten nicht unwesentlich
abweicht. Es sind das die Maisflocken. Eine in Möckern untersuchte
Probe hatte folgende Zusammensetzung: Wasser 8,62%, Rohprotein 14,71%,
Fett 5,43 ''/o, stickstofffreie Extraktstoffe 65,78°/o, Rohfaser 4,66%, Asche
0,80%. Über die Gewinnung der Maisflocken wird folgendes berichtet:
Der Mais wird gereinigt, gequellt und geschroten, dann wird ein Teil der
Stärke entfernt, die übrige Masse gepreßt und einem von Dampf durch-
strömten Becherwerk zugeführt; von hier aus fällt die Masse in ein Rühr-
werk, das ebenfalls mit DamjDf geheizt wird. Das so sterilisierte Futter
wird dann auf dem Trockenapparat fertig getrocknet. Die Trocknung er-
folgt offenbar in derselben Weise wie bei den Kartofi^elflocken. Die Mais-
flocken sind zweifellos ein für alle landwirtschaftlichen Nutztiere recht
bekömmliches Futtermittel. In der folgenden Tabelle ist der Gehalt an
Rohnährstoffen und verdaulichen Bestandteilen, sowie der Stärkeweit und
der Geldwert angeführt:
I) Ldwsch. Versuch.sst. 1910, 72, 1. — =) Sachs. Idwsch. Zeitschr. 1910, 32, 438. (Kgl. Idwsch.
Versnchsst. Möckern.)
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
361
Mais-
schrot
Glukose-
Maisöl-
kuchen mehJ
Maizena-
futter
Homco
Mais-
flocken
%
%
%
°/o
7o
13,0
11,0
8,1
9,5
8,6
9,9
21,0
23,7
9,8
14,7
4.4
9,0
2,5
8,4
5,4
69,2
43,8
56,8
63,3
65,8
2,2
9,1
6,8
6,2
3,7
1,3
6,1
2,1
2,8
0,8
7,1
18,3
19,9
5,0
10,6
6,6
14,4
18,4
4,1
10,0
3,9
8,5
1,9
7,1
4,8
65,7
38,5
47,1
51,9
62,5
1,3
4,5
2,5
2,4
2,8
100,0
97,0
90,0
95.0
95,0
81,5
60,9
63,8
96,6
81,2
19,70
13,24
14,14
14,14
16,90
Kohnährstoffe.
Wasser
Rohprotein
Fett
Stickstofffreie Extraktstoffe
E.ohfaser
Asche
Verdaul. Nährstoffe.
Rohprotein
Eiweiß
Fett
Stickstofffreie Extraktstoffe
Rohfaser
Wertigkeit
Stärkewert auf 100 kg . .
Geldwert auf 100 M . . .
Getrocknete Hefe als Futtermittel. Von O. Kellner, i) — Nach
einem patentierten Trocknungsverfahren läßt sich aus Hefe ohne jeden
Zusatz ein schwach bräunlich gefärbtes Produkt erhalten, das ähnlich wie
die Kartoffelflooken aus dünnen Blättchen besteht und einen angenehmen,
an Brot erinnernden Geruch besitzt. Die Hefezellen werden durch den
Trocknungsprozeß soweit abgetötet, daß sie, einer lOprocent. Zuckerlösung
zugesetzt, innerhalb 24 Stunden keinerlei Gärungserscheinungen hervor-
rufen. Zwei Muster Trockenhefe, von denen das eine (T) deutschen Ur-
sprungs, aus Blättchen bestand, das andere (H) aus England stammend,
ein hellbräunliches Mehl darstellte, hatten nach Untersuchungen der Ver-
suchsstation Möckern folgende procentische Zusammensetzung:
Wasser Rohprotein Fett ^ , vio+offp Rohfaser
0/ 0; 0' 0/ 0/
/o /O 0 /o /o
I . . . 7,7 52,5 0,8 26,1 5,3
II . . . 11,8 43,1 0,5 36,3 0,2
Asche
%
7,6
8,1
Um ein Urteil über die Verdaulichkeit der Hefe zu gewinnen, wurde
ein Ausnutzungsversuch 2) mit zwei Hammeln ausgeführt, die auf den Tag
und Kopf 750 g Wiesenheu und 300 g Trockenhefe Nr. II erhielten. Die
Hefe wurde dabei von den Tieren sehr gern aufgenommen. Aus der
Menge und Zusammensetzung des Futters und des Kotes berechnet sieh,
daß aus der Trockenhefe von 100 Teilen organischer Substanz 91,0 Teile
und von 100 Teilen Rohprotein 90,9 Teile und dazu die Gesamtmenge
der stickstofffreien Extraktstoffe verdaut worden sind. Für das Fett und
die Rohfaser ließen sich wegen des sehr geringen Gehaltes der Hefe an
diesen Stoffen bestimmte Zahlen nicht feststellen. Nach den vorliegenden
Ergebnissen stellt die Trockenhefe ein hochverdauliches, wegen ihres
Proteinreichtums besonders wertvolles Futtermittel dar.
1) Sachs. Idwsch. Ztschr. 1910, Nr. 27. — -) Biedermann's Ctrlbl. f. Agrik.-Chem. 1911, 40, 52.
362 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Roßkastanien als Futtermittel. Von M. Kling. ^) — Der Vf. bringt
eine zusammenfassende Darstellung über folgende Punkte: I. Allgemeines
und Geschichte. IL Die Samen der Roßkastanien und ihre Zusammen-
setzung, ni. Die Verwertung der Roßkastanien als Futtermittel. 1. Ver-
daulichkeit der Roßkastanien. 2. Fütterungs versuche mit Roßkastanien,
a) Rindvieh, b) Schafe, c) Schweine, d) Ziegen, e) Wild, f) Hühner,
g) Pferde. 3. Zusammenstellung der Ergebnisse über Fütterungsversuche
und Zubereitung der Roßkastanien. — Nach den vorliegenden Berichten
stellen die Roßkastanien ein gutes und brauchbares Futtermittel dar in
der Voraussetzung, daß sie in geeigneter Weise zubereitet worden sind.
Die Verdaulichkeit der Roßkastanien ist eine zufriedenstellende, das Fett
{tu 85%) und die stickstofffreien Extraktstoffe (zu 93 ^o) sind leicht ver-
daulich, während die Verdaulichkeit des Proteins mit nur 60% zu
wünschen übrig läßt. Die Roßkastanien eignen sich besonders als Neben-
futter bei der Verabreichung wasserreicher, stark abführender Futtermittel,
wie z. B. von Grün- und Sauerfutter, Rübenblättern, Schnitzeln u. a.
Verwertung der Rückstände der Tomatenverarbeitung, Von
F. Perciabosco und F. Semeraro. -) — Die VS. untersuchten die Rück-
stände der Tomatenverarbeitung und fanden, daß es sich lohnt, das fette
Ol daraus zu extrahieren. Der Extraktionsrückstand ist wegen des hohen
Gehaltes an verdaulichen Stickstoffsubstanzen ein gutes Viehfutter. An-
gaben über Ausnutzungsversuche mit diesen Rückständen fehlen.
„Zur Ergänzung ist noch folgendes mitzuteilen. Die Rückstände be-
standen (nach der Originalmitteil.) aus 66% Samen und 34% Schalen usw.
Dieselben enthielten 12 — 16% extrahierbares und für die Industrie ver-
wendbares Öl. Der ölfreie Rückstand enthielt:
Wasser Asche Fett Protein verdaul. Eiweiß Eohfaser Lecithin
6,99 4,11 17,06 22,84 15.10 22,43 0,47%
und in der Asche waren enthalten: 18,87% K2O, 1,44% Na^O, 6,95%
FCgOg-fAlgOg, 7,12% CaO U. 8,58Vo MgO." (M. P. Neumann.)
über das Konservieren der Kartoffeln durch Dämpfen und darauf
folgendes Einmieten. Von M. Schmoeger.^) — Obgleich das Konser-
vieren der Kartoffeln zu Fütterungszwecken durch Einstampfen und Ein-
mieten nach vorausgegangenem Dämpfen längst bekannt ist, scheint es in
der Praxis noch wenig geübt zu werden. Nur wenige Versuche sind
angestellt worden, um die Verluste festzustellen, die mit dem Einmieten
gedämpfter Kartoffeln verbunden sind. Aus diesem Grunde hat der Vf.
auf der Domäne Sobbowitz, Kreis Dirschau, nachstehend beschriebenen
Versuch mit gedämpften Kartoffeln ausgeführt. Die Kartoffeln (ein Gemisch
der Kartoffel Sorten Prof. Wohltmann und Bohun) wurden in einem dem
„Henze" ähnlichen Apparat gedämpft, dann einen Tag im Haufen an der
Luft liegen gelassen, hierauf am 20. Oktober 1909 in die Grube (Miete)
gefahren und dort eingetreten; es kamen 114,56 Ctr. gedämpfte Kartoffeln
in die Grube. Über die Herstellung und das Eindecken der Grube be-
1) Ldwsch. Versuchsst. 1910, 73, 397. (Ldwsch. Kreis-Versuchsst. Speyer.) — ^) Staz. sperim.
agrar. ital. 43, 260-252 (R. Staz. Agrar. Portici); ref. Chem. Ctrlbl. 1910, U. 169. (Heiduschia.) —
3) Fühling's ldwsch. Zeit. 1910, 59, 652.
A. Futtermittel, Analysen, Konservierung und Zubereitung.
363
richtet der Vf. ausführlich (s. Original). Am 18. August 1910, also nach
10 Monaten wurde die Miete entleert. Die Kartoffeln sahen schön weiß
aus, rochen nur schwach säuerlich und machten einen gesunden Eindruck.
Schweine und Rindvieh nahmen die Kartoffeln sofort auf und fraßen sie
anstandslos weiter. Das Gewicht der noch vorhandenen Kartoffeln betrug
97,11 Ctr.; es war also ein Verlust von 17,45 Ctr. = 15,2 ^ der Gesamt-
masse entstanden. Sowohl beim Einmieten als beim Entleeren der Miete
waren sorgfältig Proben zur chemischen Untersuchung genommen worden,
die Analyse ergab folgende Zahlen auf die Originalsubstanz bezogen:
in 0/„
i
'S
2
&
o
öS
•S-2
1
o
1
1
c
2g
ü
2-ä
Zur Miete gebrachte gedämpfte Kartoffeln
73.09
( 1
1,90 i 1,46 1 0,03
22,77
19,6 0,77
1,03 i 0,41 1 —
Aus der Miete gebracht
72,41
2,02
1,50
0,02
22,95
18,9
0,87
1,09
0,64
0,13
Darnach waren die aus der Miete gekommenen Kartoffeln sogar etwas
trockensubstanzreicher als die in die Miete gekommenen ; es berechnet sich
ein Verlust an sandfreier Trockensubstanz von 13,8 ^/q.
Konservierung von Zuckerfabriks- und Brennereischnitzeln. Von
Rene Sarcin. ^) — Bisher waren die eingemieteten Schnitzel verschiedenen
natürlichen Gärungen überlassen (der fauligen Gärung, der Buttersäure-
gärung, der alkoholischen und der Milchsäuregärung, Schimmelpilzen, den
Erregern der Schnitzelkrankheit usw.), die, da sie alle schlechten Geruch
erzeugen, den Nährwert der Schnitzel herabmindern und Gesundheitsstörungen
beim Vieh hervorrufen können. Vor kurzem haben die Chemiker Bouillaint
und Crolbois ein neues Verfahren entdeckt, bei dem es sich um das
Impfen der Schnitzel mittels eines an saure Schnitzel gewöhnten Milch-
säurefermentes handelt. Nach diesem Verfahren wurden von einem Land-
wirt 2 Millionen kg Schnitzel in Gruben eingemietet. Die dabei bis jetzt
erhaltenen Ergebnisse sind folgende: Seit der Impfung ist der oft abstoßende
Geruch, den man in der Nähe der Schnitzelgruben wahrnahm, verschwunden,
um einem frischen Geruch, wie dem der aus der Diffusion ausscheidenden
Schnitzel Platz zu machen, und zwar selbst nach acht Monaten Einraietung.
Die Mästung des mit den Schnitzeln ernährten Viehes wurde um fast
3 "Wochen beschleunigt. Niemals litt ein Tier an Verstopfung oder Durch-
fall. In einem mit Lämmern angestellten Versuch konnten 350 dieser
Tiere mit geimpften Schnitzeln ohne jeden Zwischenfall ernährt werden,
im Gegensatz zu der Erfahrung mit Brennereischnitzeln. Die Exkremente
dieser Tiere hatten dieselbe Farbe wie die von Weideschafen. Die durch
Schimmelpilze verursachten Verluste an eingemieteten Schnitzeln wurden
sehr erheblich verringert. Das Impfen von Zuckerschnitzeln ergab noch
bessere Resultate. Die Verwendungsart des Fermentes ist ausführlich be-
schrieben (s. Original).
Das Kartoffel-Trocknungsverfahren „Papka" mit Eivi^eißgew^innung.
Von H. Nehbel. -) Das Wort „Papka" ist aus den Anfangsbuchstaben
der Worte Patent-Preß-Kartoffel zusammengesetzt. Das Verfahren beruht
1) Ztschr. Ver, D. Zuckerind. 1910, 649, 105. — =) Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 59, 353.
364 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
auf dem Prinzip, zunächst durch Vakuum und Pressen der Kartoffel den
hohen Wassergehalt auf kaltem Wege soweit als möglich zu entziehen und
nur den Rest durch Hitze zu verdunsten. Die rohen Kartoffeln werden
^ut gereinigt und dann im Zerkleinerungsapparat (Reibwerk) zu einem
Brei verrieben. Aus dem Breibottich wird dann das Reibsei mitsamt dem
Fruchtwasser über den Absaugeapparat mit Luftdiffusion geführt. Dieser
besteht aus zwei übereinanderliegenden und sich berührenden hohlen Walzen ;
ihr Inneres steht unter Luftabschluß mit der zu einer Vakuumpumpe
führenden Rohrleitung in Verbindung. Der Wassergehalt der Rohkartoffeln
ist nach Verlassen dieses Trockenapparates von 75 — 80°/o auf 20°/o ver-
ringert; das so gewonnene Material wird in einem mit Dampf geheizten
Trockenofen weiter getrocknet. Will man ,,Papka" für Export oder Militär-
zwecke brikettieren, so kommt das krümelige Futter in eine besondere
Trockenpresse; die Platten werden in quadratischer Form von 15.15 cm,
1 cm dick, etwa Y2 ^S schwer, hergestellt. Nach einer vom Institut der
Landwirtscbaftskammer der Provinz Sachsen ausgeführten Analyse hatte
„Papka" folgende Zusammensetzung: 8,20^0 Wasser, 2,95% Protein,
0,15% Fett, 1.90% Asche, 3,50 7o Rohfaser, 83,30% stickstofffreie
Extraktstoffe. Das beim Pressen abfließende Fruchtwasser wird gesammelt
und auf Eiweiß verarbeitet. — Fütterungsversuche mit Schweinen, die
0. Kellner mit Preßkartoffeln „Papka'' auf Veranlassung des Deutschen
Landwirtschaftsrates angestellt hat, haben gezeigt, daß diese neue Trocken-
kartoffel hinter den Flocken nicht zurücksteht.
B. Cliemiscli-physiologische und
C. Experimentaluntersuclmngeii.
Referent: A. Köhler.
Die Zusammensetzung des Fettes von Rindvieh auf verschiedener
Ernährungsstufe. Von C. R. Moulton und P. F. Trowbridge. ^) — Die
Vf. kommen auf Grund ihrer Untersuchungen zu folgenden Schlüssen:
Fett, Feuchtigkeits- und Eiweißgehalt im Fettgewebe der Tiere stehen in
engem Zusammenhange miteinander, denn einem hohen Procentgehalt an
Fett entspricht ein niederer Gehalt an Feuchtigkeit und Eiweißstoffen,
Der Fettgehalt im Fettgewebe nimmt zu mit der Wohlbeleibtheit, der
Feuchtigkeitsgehalt mit der Magerkeit des Tieres; das hängt vom Zustande
ohne Rücksicht auf das Alter ab. Der Fettgehalt ist abhängig vom Orte
der Ablagerung im Tierkörper; er nimmt von außen nach innen zu,
während der Feuchtigkeitsgehalt von innen nach außen zu größer wird.
Die Jodzahl des Fettes nimmt zu mit dem Alter des Tieres, während der
Schmelzpunkt des Fettes niedriger wird ; die Jodzahl w^ächst bei zunehmender
Wohlbeleibtheit, w^ährend der Schmelzpunkt wiederum fällt. Das in den
äußeren Partien abgelagerte Fett hat niedrigere Jodzahl und höheren
1) Joum. of Ind. and Engin. Chem. 1, 761; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1732. (Helle.)
B. Chemisch -physiologische und C. Experimentaluntersuchungen. 365
Schmelzpunkt, das in den inneren Teilen abgelagerte dagegen umgekehrt
höhere Jodzahl und niedrigeren Schmelzpunkt. Jodzahl und Schmelzpunkt
stehen also in enger Beziehung zueinander, immer steigt eines an, wenn
das andere fällt. Das spezifische Gewicht scheint der Jodzahl zu folgen,
während die Verseif ungszahl schwankt wie der Schmelzpunkt.
Phosphor in Rindvieh. Von C. K. Francis und P. F. TrowbridgeJ)
— Von elf frisch geschlachteten Rindern wurde der Gehalt verschiedener
Gewebe und Organe an Feuchtigkeit, Fett und Asche und an Gesamt-
phosphor, lösl. anorganischem Phosphor und lösl. organischem Phosphor
bestimmt. Die größten Mengen Phosphor waren im Cirkulations- und
Nervensystem, in der Leber, m der Muskulatur und in Bindegeweben
enthalten, verhältnismäßig wenig Phosphor wurde im Fett festgestellt. Das
Fleisch magerer Tiere war reicher au lösl. Phosphor als das Fleisch fetter
Tiere. — Etwa 52 — 65*'/o des in kalten wässerigen Extrakten enthaltenen
Gesamtphosphors waren in organischer Form vorhanden ; wurde der Extrakt
über 500 erhitzt, so ging ein großer Teil des organischen Phosphors in
die anorganische Form über. Aus diesem Grunde geben die zur Bestimmung
des anorganisch gebundenen Phosphors dienenden Methoden, welche ein
Erhitzen des wässerigen Extrakts verlangen, stets zu hohe Resultate.
Über die Verteilung des Kupfers im tierischen Organismus und
den Kupfergehalt der menschlichen Organe. Von S. Vagi.-) — Der
Vf. untersuchte erstens die Verteilung des Kupfers im Leibe des normalen
und mit Kupfer gefütterten Kaninchens und zweitens die Leber und Niere
menschlicher Leichen auf ihren Kupfergehalt, Es ergab sich, daß alle
Organe kupferhaltig waren und daß die Leber auch beim Menschen weit
mehr Kupfer enthält als die Niere, daß sich aber zwischen beiden kein
bestimmtes Verhältnis erkennen läßt und daß der Kupfergehalt individuell
sehr großen Schwankungen unterliegt. Der Kupfergehalt ist bei den
Japanern beträchtlich höher als bei den Europäern.
Änderungen in der Zusammensetzung des Knochengerüstes beim
Rindvieh. Von P. F. Trowbridge und W. F. Woodman.'^) — Die Vf.
ziehen aus ihren Versuchen folgende Schlüsse: Junge, sicli entwickelnde
Rinder werden größer,, und ihr Knochengerüst erfährt weiteren Zuwachs,
auch wenn sie an Gewicht verlieren. Das Knochengerüst wird auch bei
magerer Kost nicht in Mitleidenschaft gezogen, bis praktisch alles Fett
von den Muskeln und anderen Organen entfernt ist. Die Hauptwirkung
magerer Kost auf das Knochengerüst ist die Entfernung des Fettes oder
Markes und dessen Ersatz durch Wasser. Unter verschiedenen Ernäbrungs-
bedingungen ist der Procentgehalt an organischer Materie, die nicht Fett
ist, praktisch konstant für das ganze Knochengerüst. Es haben sich keine
Anzeichen ergeben (außer in einem Falle), die zu dem Schlüsse berechtigten,
daß Mineralsubstanzen in dem Maße resorbiert würden, wie geeignete
Nahrung fehlt. Das Verhältnis zwischen Fett und Feuchtigkeit in den
entsprechenden Teilen des Knochengerüstes ist ziemlich konstant bei normal
genährten Rindern; bei solchen, die lange Zeit unter ungenügender Er-
nährung gelitten haben, kann das Fett fast ganz aus dem Knochengerüst
1) Journ of Biol. Chem. 7, 481; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, IL 985. (Henle.) — 2) Arch. intemat
de Pharmacodyn. 20, 51; ref. Ctrlbi. Phvsiol. 1910, 24, 399. — ») Jouin. of Ind. aod Engin. Chem.
1, 725: ref. Uhem. Ctrlbl. 1910, 1. 1285. '(Hella.)
366 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
resorbiert sein, und die Eesorption findet an allen Stellen desselben statt.
Das Verhältnis von organischen und unorganischen Bestandteilen im
Knochengerüst wechselt mit dem Alter ; dieses Verhältnis schwankt in
den verschiedenen Teilen des Knochengerüstes je nach der Natur der
Knochen, Der Proceutgehalt an Phosphor in der Äsche von Rinderknochen
ist beinahe konstant; in verschiedenen Teilen des Knochengerüstes von
demselben Rinde schwankt er etwas, jedoch wie Versuche ergeben haben,
um nicht mehr als 0,7%.
Über den Cholingehalt tierischer Gewebe. Von Tosaku Kinoshita. ')
— Zusammenfassung: 1. Zur quantitativen Bestimmung des Cholins in
tierischen Geweben wurde ein auf dem Loh mann 'sehen Cholindarstellungs-
verfahren basierender Vorgang benutzt. 2. Die Reinheit der zur Wägung
gebrachten Goldverbindung des Cholins wurde durch quantitative Be-
stimmung der darin enthaltenen Methylgruppen nach dem Vorgange von
Herzig und Meyer kontrolliert. 3. Bei der Darstellung der Gold-
verbindung müssen gewisse Kautelen eingehalten werden (Lichtabschluß,
Trocknung im Vakuum bei niederer Temperatur), um Verluste zu ver-
meiden, insbesondere aber eine Zersetzung des Cholins unter Bildung eines
auch in heißem Wasser schwer löslichen Aurates hintanzuhalten. 4. Die
bisher untersuchten Organe (Dünndarm, Pankreas, Milz, Muskel, Leber,
Niere, Lunge vom Rinde) wiesen einen zwischen 0,01 — 0,03% schwankenden
Cholingehalt auf, wobei sich zwischen den durch Wägung des Goldsalzes
und den aus den Methylbestimmungen ermittelten Cholinwerten eine be-
friedigende Übereinstimmung ergab. 5. Die von einigen Autoren geäußerten
Zweifel hinsichtlich des Vorkommens von Cholin im Darme bezw. im
Pankreas erscheinen diesen Befunden gegenüber als nicht mehr berechtigt.
Über die Verteilung des Fluors in den einzelnen Organen des
Menschen. A^on Emil Zdarek. -) — Zusammenstellung der vom Vf. ge-
fundenen Fluorwerte für 1 ks: Trockensubstanz:
Organe : Herz
Nieren
Gehirn
Lunge
Milz
Leber
I
. . . g 0,0046
0,0154
0,0023
0,0022
0,0082
0,0068
II
. . . „ 0,0045
0,0134
0,0027
0,0070
0,0235
0,0080
Aus den Analysenergebnissen des Vf. geht hervor, daß das B'luor im
ganzen Organismus verbreitet ist, die Mengen desselben sind allerdings
durchweg kleine, die relativ größte Menge findet sich in der Leber, Niere
und im Knochen. Bezüglich des Knochens ist es auffallend, daß sich die
Hälfte des Fluor in seinem Fett befindet.
Über den Gesamtchlorgehalt des tierischen Körpers. Von R. Rose-
mann. ^) — Bezüglich der Versuchsanstellung und der vom Vf. an-
gewandten analytischen Methoden müssen wir an dieser Stelle auf das
Original verweisen. Die folgende Tabelle gibt eine Zusammenstellung der
Befunde des Vf. mit den AVerten für den Chlorgehalt ganzer tierischer
Körper, wie sie von anderen Autoren durch direkte Bestimmung gefunden
wurden.
1) Pflüger's Arch. 1910, 132, 607. — 2) Zeitschr. physiol. Chfim. 1910, 69, 127. (Lab. an-
gewandte medic. Chem. Wien.) — «) Pflüger's Arch. 1910, 135, 177. Beiträge z. Physiologie der V»r-
danung, II. Mitt.
ß. Chemisch -physiologische und C. Experimentaluntersuchungen. 367
Hund
4 Tage
alt
ausgewachsen
Katze
neugoboren laTag-e neugeboren ^^^^"
alt gewachs.
Kaninchen
14 Tage alt
Gewicht g
Cl . . %
354 9945 19097 28910 132 I 136
0,231 0,105 0,136 [ 0.119 0,214 ! 0.210
Bunge ') I Rosemann
182 184 196 2350
0,197 0,205 0,204 0,159
')| Roseraann
10,5
0.135
Bunge ')
Menschlicher Fötus
Kind
11 Tage
neugeboren
Gewicht g
Cl . . o/o
2,48
0,272
Rose-
raann
522
0,241
Hugou-
nei.qä)
841
0,223
Rose-
mann
1024
0,290
1165
0,205
Michel3)|?^"„\--
1339
0,221
Rose-
mann
1850
0,189
Gia-
cosa 4)
2720 I 3300
0,151 0,146
3335
0,193
Hugounenq'^) MicheP)
3348
0,178
Camerer u.
Söldner B)
S) Compt. rend. 1899, 27. Mai.
') Ztschr. Biol. 1874, 10, 324. — =) Compt. rcnd. 1900. 21. Mai.
— 4) Arch. ital. Biol. Heft 22, 262. — 5) Ztschr. Biol. 1900, 39, 37.
Aus dieser Tabelle ergibt sich die Tatsache, daJ5 der Fötus chlor-
reicher als das Neugeborene und dieses wieder chlorreicher als der aus-
gewachsene Organismus ist.
Über den Lecithingehalt des Knochenmarks von Mensch und
Haustieren. Von A. Bolle. ^) — Das Ergebnis der vorliegenden Ver-
suche ist folgendes: Die Bildung des Knochenmarks beginnt bei Schweine-
sorten etwa nach dem 4. Monat, bei Rindersorten im 7. Monat. Vor dieser
Zeit ist die Markhöhle reichlich mit Knochenbälkchen durchsetzt, zwischen
denen eine rötliche Flüssigkeit sich findet, aber kein flüssiges oder festes
Mark. — Das Knochenmark der Schweinesorten im Alter über 4 Monate
und der Rindersorten über 6 Monate, sowie das der jungen Tiere zeigt
dunkelrote, weichliche Beschaffenheit. Mit zunehmendem Alter tritt Fett
an Stelle der roten Blutkörperchen, das Mark wird gelb und fest. — Das
Lecithin ist ein ständiger Bestandteil des Knochenmarkfettes; jedoch erhielt
der Vf. niedrigere Werte als Glikin. Mit zunehmendem Alter nimmt der
Lecithingehalt im Knochenmark ab. Ferner konnte der Vf. bei Paralytikern
einen Schwund des Lecithins aus dem Knochenmark resp. Verarmung des-
selben an Lecithin feststellen.
Über das Vorkommen eisenhaltiger Lipoide in der Milz. (Vor-
läufige Mitteilung.) Von Robert Burow.^) — Aus den Unter-
suchungen des Vf. geht deutlich hervor, daß die Lipoidsubstanzen sowohl
der Rindermilz wie ganz besonders der Menschenmilz mit der einen Aus-
nahme des Jecorins sämtlich eisenhaltig sind, und scheint der Eisengehalt
für das Organ charakteristisch zu sein.
Ist das am Aufbau der Körperzellen beteiligte Fett in seiner Zu-
sammensetzung von der Art des aufgenommenen Nahrungsfettes ab-
hängig? Von Emil Abderhalden und Carl Brahm.^) — Es ergab sich,
daß das eigentliche Zellfett in seiner Zusammensetzung nicht abhängig ist
von der Art des aufgenommenen Nahrungsfettes. Der Schmelzpunkt der
isolierten Fettsäure war der gleiche, gleichgültig, ob Hammeltalg oder
Rüböl verfüttert worden war. Als Versuchstiere benutzten die Vff. Hunde.
Über den Gehalt normaler menschlicher Organe an Chlor,
Calcium, Magnesium und Eisen sowie an Wasser, Eiweiß und Fett.
Von A. Magnus-Levy.*) — Bezüglich der Versuchsanstellung muß auf das
1) Biochem. Ztschr. 1910, 24, 179. (Biochem. Abt. d. Instit. f. experim. Therapie z. Düsseldorf.)
— 2) F.bend. 25. 165. iChem. Labor, d. pathol. Inst. d. Univ. Berlin.) — s) Ztschr. phTsiol. Cham. 1910,
65, 330. (Physiol. Anst. d. tierärztl. Hochsch. Berlin.) — *) Biochem. Ztschr. 1910, 24, 363.
368
Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Original verwiesen werden. Die hauptsächlichsten Resultate, welche der
"Vf. bei seinen Untersuchungen erhalten hat, sind in der folgenden Tabelle
niedergelegt.
In 100 g frischem Organ
In 100 g fetttreier Trocken-
sabstaaz
Tr.-S.
K
Fett TJ..S
g S
Cl
mg
Fe
mg
Ca
mg
Mg
mg
Cl
mg
Fe
mg
Ca
mg
Mg
mg
S
27.76
7,56 20 50
61
124
130,5
260
25,8
6.7
8,3
67,2
60,8
72,3
i5;8
13,3
4,5
5,5
5,8
4.5
6,5
7,9
10,6
16,9
7,2
9,8
19,2
13,5
15.9
18,1
33,7?
8,3
21,5
17,4
13.9
7,i
17,5
14,2
2i>,7
7,4
16,8
9,6
9,5
302
769
1421
529.8
859
1087,5
525,4
933
845
848
254Ö
125
39,6
372
335,5
385,6
82.6
114,6
26,1
34,5
29,0
56.9
88,2
46,8
92,8
39,7
49,6
100,4
116,3
92,2
82,4
169,4
93,6
106,4
102,9
40,9
96,6
75,7
108,2
68,7
97,4
48,0
107
15,12
14,81
14,62
14,9a
14,89
14,70
2. Herz
3. Gehirn
25,19
22,10
20,00
8,28
1,7
21,28
2.77
5,27
6,53
10,56
11.41
4,38
4,51
16,91
18,30
5. Leber
6. Milz
39,40
21.53
24.40
18,12i 96
18,75 161
19,13 208
11,61 61
17.24 161
15,98 135
19,92 169
8,88 226
8. Darm
9. Pankreas ....
10. Speicheldrüsen . . .
11. Schilddrüsen . . .
12. Hoden
18,14
27,80
27,39
24,30
13.39
15.26
15,13
15,41
13,48
15,41
Über den Eisengehalt der Leber nach Verfütterung von Ferratin.
Yen T. Imabuchi. ^) — In folgender Tabelle sind die Ergebnisse der vor-
liegenden Untersuchungen über den Eisengehalt der Leber sowohl bei normalen
als auch bei den mit Ferratin gefütterten Kaninchen zusammengestellt.
Xummer
der
Kaninchen
T— i - ■ ui Eisen in
Korper- gewicht i ^er ganzen
gewicht 1 der Leber i Leber
in g in g in mg
Eisengehalt
in
100 g Leber
in mg
Eisengehalt
der Leber
pro 1 kg
Körpergewicht
in mg
Normale Kaninchen <
1
2
3
2780
2930
2160
98,0 1 10,42
107,4 i 14,18
87.5 ' 8,40
10,65
13,20
9,G0
3,75
4,84
3,89
Mittel
Versuchs-Kaninchen-!
4
5
6
7
2623 97.6 1 11,00
2750 ; 78,0 ' 9,83
2510 ' 90,6 14,18
2460 106,5 14,06
2410 107,0 1 15.89
11,15
12,60
15,65
13,20
14,85
4,16
3.57
5,65
5,72
6,59
Mittel
2532
95,5 1 13,49
14,08
5,38
Der Einfluß der Trinkwassersalze auf die körperliche Entwicklung.
Von Ragnar Berg. 2) — Daß das Calcium und das Magnesium für die
körperliche Entwicklung von größter Bedeutung sind, steht seit langem
fest. Durch die vorstehenden Versuche ist nachgewiesen worden, daß der
Mensch für die Zufuhr dieser beiden Elemente von der Härte des Trink-
wassers abhängig ist. Sowolil bei einzelnen Organen wie beim Gesamt-
organismus wurde bewiesen, daß, je härter das Trinkwasser während der
Entwicklungsjahre ist, desto vollendeter auch der körperliche Aufbau wird,
aber auch daß das Wohlbefinden des erwachsenen Menschen in gewissem
Maße von der Trinkwasserhärte abhängig ist.
Über die physiologische Rolle derCalciumsalze. Von Oscar Loew.^)
— Nach den Arbeiten des Vf.s ist die Giftwirkung der Oxalsäure auf die
Calcium entziehende Wirkung derselben zurücKzuführen. Der Vf. hat
») Ztschr. physiol. Chem. 1910, 64, 10. (Chem. Abt. d. pathol. Instit. d. Univ. Breslau.) —
2) Biochem. Ztschr. 1910, 24, 282. (Physiol.-chem. Lab. v. Dr. Lahmanns Sanat. -Dresden ) — ^) Münch.
med. Wochenschr. 1910, Xr. 49.
B. Chemisch - physiologische und C. Experimentalunteruchungen. 369
deshalb nochmals eine kurze Übersicht über die einschlägigen Tatsachen
gegeben, da von anderer Seite darauf hingewiesen wurde, daß „schon ver-
schiedene Forscher (Loew, Friedenthal) die Wirkung der Oxalsäure als
Folgen einer Kalkentziehung oder -bindung angesprochen haben, ohne
jedoch einen Beweis dafür zu liefern".
Untersuchungen über den Einfluß der Muskelarbeit auf die
Organe des tierischen Organismus, insbesondere ihren Wassergehalt.
Von Heinrich Gerhartz. ^) — Die Ausdehnung der vorliegenden Arbeit
rechtfertigt eine kurze Übersicht über die wichtigsten Ergebnisse: 1. Die
Arbeitsleistung der Muskulatur steigert die Harnflut. Hierbei geht die
Salzausfuhr (Chloraatrium) der Wasserausscheidung parallel. 2. Die bei
der Arbeit producierte Wärme wird beim Hunde hauptsächlich durch Ver-
dunstung von Wasser, nur zum geringen Teile (^/^) durch vermehrte
Strahlung und Leitung abgegeben. 3. Die Aufnahme von Wasser kom-
pensiert nicht vollständig die Ausscheidung von Wasser, so daß es zu
einer Verarmung des Organismus an Wasser infolge der Arbeit kommt.
4. Diese Wasserverarraung läßt sich sowohl am Ablauf der Lebendgewichts-
kurve dartun, wie namentlich an der Wasserbilanz, schließlich an der
chemischen Untersuchung der Organe. 5. Die Wasserabgabe betrifft, wie
aus der Mineralstoff bilanz und aus der Untersuchung des Blutes hervor-
geht, a) die cirkulierenden Organflüssigkeiten, b) hauptsächlich die peri-
pherische Muskulatur. 6. In dem Blute des Arbeitstieres läßt sich eine
Zunahme der roten Blutkörperchen, des specifischen Gewichtes und des
Hämoglobins, in chemischer Beziehung eine Vermehrung von Trocken-
substanz und Stickstoff konstatieren. 7. Die peripherischen Muskeln
werden in der Regel infolge der Arbeitsleistung schwerer. 8. Die peri-
pherischen Muskeln besitzen nach der Arbeit weniger Wasser, Mineral-
stoffe und in der Regel auch weniger leicht extrahierbares Fett, dagegen
mehr Stickstoff (N haltige Extraktivstoffe, mehr Fleischfasersubstanz) und
schwer aus dem Muskel mit Äther auszuziehendes Fett. 9. Die Zu-
nahme der Trockensubstanz stellt das wichtigste Charakteristikum der
Muskel- Arbeitshypertrophie, deren Begriff somit zu revidieren ist, dar, nicht
die Gewichtszunahme; denn die Muskeln können soviel Wasser verlieren,
daß die Zunahme der Trockensubstanz in der Gewichtsänderung nicht
zum Ausdruck kommt. 10. Im Herzmuskel treten keine für die Arbeits-
hypertrophie der peripherischen Muskulatur charakteristischen chemischen
Veränderungen auf. Der Herzmuskel nimmt aber infolge der Arbeit an
Gewicht zu. Ebenso verhält sich anscheinend die Leber. 11. Die Darm-
peristaltik und die Nährstoffausnutzung werden durch die Arbeitsleistung
nicht geändert, die Eiweißzersetzung dagegen wird in geringem Grade
vermindert. 12. Der calorische Quotient des Harns ändert sich nicht.
13. Die Knochenernährung wird durch die Arbeitsleistung nicht alteriert.
Die beobachtete Retention von SO3 und KgO ist wahrscheinlich auf den
Ansatz von Fleischsubstanz zu beziehen. 14. Beim erwachsenen Vierfüßler
gibt es bezüglich des Gewichtes und des Wassergehaltes der peripherischen
Muskulatur keine Unterschiede zwischen rechter und linker Seite, wohl
aber zwischen vorderer und hinterer Extremität, sowie zwischen Ober-
1) Pflüger's Arch. 1910, 133, 397.
Jahresbericht 1910. 24
370 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
schenke! und Untersehenkel; die hintere Extremität nnd die Unterschenkel
sind wasserärmer. Die hier beobachteten Differenzen stehen im Zusammen-
hang mit der Arbeitsleistung. 15. Während der Brunst sinkt die Stick-
stoffausfuhr beim Hunde ab. Dieser Abfall bedeutet aber nicht eine
Eegulation für den Stickstoffverlust. Es handelt sich hier vielmehr um
eine allgemeine Wirkung der Brunst auf den Stoffumsatz.
Über die Beeinflussung der Diffusionsvorgänge an frischen
tierischen Darm membranen. Von Ernst Mayerhofer und Ernst Pfibram/)
— Es ergab sich aus den Untersuchungen der Vff. : 1. Die Permeabilität
der Darmmembran ist unter anderem eine Funktion ihres Wassergehaltes.
Je mehr das Wasser in dem zweiphasigen System Plasmogel -\- Wasser
überwiegt, desto durchlässiger ist die Darmmembran für wasserlösliche
Stoffe, 2. Bei willkürlicher Variation des Wassergehaltes können außer-
halb des Organismus an ursprünglich gefundenen Darmmembranen zwei
fundamental voneinarder verschiedene Zustände erzeugt werden; durch
künstliche Quellung wird eine erhöhte Permeabilität verursacht (entsprechend
der akuten Enteritis), durch künstliche Entquellung eine verminderte
Permeabilität (entsprechend der chronischen Enteritis). 3. Je quellfähiger
eine Darmmembran ist, desto leichter gelingt die physikalische Überführung
des einen Permeabilitätszustandes in den anderen. 4. Eine einmal im
Organismus der Quellfähigkeit beraubte Darmmembran kann außerhalb des
Organismus nur sehr schwer durch Wasseraufnahme rücksichtlich ihrer
Permeabilität verändert werden. 5. Auch durch wasserentziehende Mittel
(Alkohol, oft gewechselter trockener Äther, Tannin) können die Permeabilitäts-
differenzen, die zwischen der akut und der chronisch erkrankten Darm-
membran bestehen, ausgeglichen werden. 6. Ein schonender physikalischer
Wasserentzug verändert an dem ausgeschnittenen Darm nur die Neigung
der Permeabilitätskurve zur Abscisse, nicht aber ihren Charakter; ein
brüsker physikalischer Wasserentzug erhöht stark die Permeabilität und
bildet den Übergang zu dem das Eiweiß verändernden Wasserentzug durch
chemische Mittel, die den Charakter der Permeabilitätskurve durch Er-
höhung der Anfangsosmose verändern.
Zur Kenntnis der Fettspaltung durch Pankreassaft. Von Emile
F. Terroine. 2) I. Mitt. — Dem Vf. erschien es notwendig, den Wirkungs-
mechanismus der Pankreaslipase, die Wirkungen der Temperatur, der
Reaktion des Milieus, des Zusatzes von Elektrolyten, Aktivatoren und
anderen Verdauungssäften zu studieren. Die vorliegende Arbeit zerfällt in
die folgenden Abschnitte: I. Einfluß der Reaktionsprodukte. 1. Wirkung
der Reaktionszwischenprodukte (Mono- und Diglycerid). Ein Zusatz
von Mono- und Dyglycerid zu einem Triglycerid beeinflußt dessen Zer-
legung nicht. Die im Laufe der Spaltung eines Ti'iglycerides durch den
Pankreassaft gebildeten Produkte werden immer resistenter. 2. Wirkung
der Reaktionsprodukte (Fettsäuren, Seifen und Glycerin). Der Zusatz
von Ölsäure zu dem Öl hindert die Verseifung durch den Pankreassaft
bedeutend. — Ein Zusatz von Natriumoleat hemmt die Spaltung des Oleins
durch den Pankreassaft bedeutend. — Ein Zusatz von Glycerin zu einer
1) Biochem. Ztschr 1910, 24, 4ö3. (K. K. Kais.-Frz.-Jos.-Spit. Wien.) -- -') Ebend. 23, 401—428
n. 429—462. (Labor, f. physiko-chem. Physiol. d. ficole prat. des Hautes Etudes, Coli, de France,
Paris.) Unter Mifwirkung von Frau Terroine u. L. Morel.
B. Chemisch -physiologische und C. Experimentaluntersuchungen. 371
Mischung von Öl und Pankreassaft vergrößert die Spaltungsschnelligkeit
bedeutend. — Die durch das Giycerin hervorgebrachte Beschleunigung der
Sp<ungsschnelligkeit des Öles durch den Pankreassaft muß zum größten
Teil der Vergrößerung der sich berührenden Flächen des zu spaltenden
Körpers und des Ferments zugeschrieben werden. — IL Wirkung der
Temperatur auf die Spaltungsschnelligkeit. 1. Die Hydrolyse ist fast Null
bei einer Temperatur von 54°. 2. Die Hydrolyse ist bei 0^ noch sehr
deutlich. 3. Die optimale Wirkungstemperatur liegt nahe bei 40*^. 4. Die
Hydrolyse des Öls ist den Temperaturänderungen gegenüber ein wenig
empfindlicher als die des Athylbutyrats oder des Triacetins. 5. Pankreas-
saft, 10 Minuten lang auf 65 ** erwärmt, verliert jede lipolytisshe Kraft.
6. Die Lipase ist der Erwärmung gegenüber sehr empfindlich, 10 Minuten
lange Einwirkung einer Temperatur von nur 45° vermindert ihr Fett-
spaltungsvermögen. 7. Die Empfindlichkeit der lipolytischen Kraft gegen
Erwärmung wird noch größer, wenn dem Safte Gallensalze zugefügt
werden. In diesem Falle genügt fast immer eine 30 Minuten lange Er-
wärmung auf 45°, um die Lipase total zu vernichten. — III. Einfluß des
Reaktionsmilieus. 1. Der neutrale Pankreassaft besitzt noch eine be-
deutende lipolytische Aktivität. 2. Das saure Milieu ist der lipolytischen
Wirkung wenig günstig, diese Wirkung nimmt ab und verschwindet. Sie
verschwindet schneller, wenn die Säure aus stark dissociierter Salzsäure
besteht, als aus schwach dissociierter Essigsäure. 3. Das schwach alkalische
Milieu scheint für die Fettspaltung sehr günstig zu sein, jedoch verhindern
starke Concentrationen sofort die lipolytische Wirkung.
II. Mitt. IV. Wirkung der Elektrolyten. Der Einfluß von Elektro-
lyten auf die Pankreaslipase kann allein an solchen Verbindungen erkannt
werden, welche die Reaktion des Milieus nicht ändern, d. h. deren Lösungen
neutral sind ; die Salze der Sehwermetalle, die Alkaliphosphate und Carbonate
können also von diesem Standpunkte aus nicht studiert werden. Der Ein-
fluß der Elektrolyte kann nicht Wirkungen auf die Emulsion oder die
Löslichkeit der zu hydrolysierenden Körper oder der Spaltprodukte zu-
geschrieben werden. — V. Welchem Bestandteile verdankt die Galle die
beschleunigende Wirkung, die sie auf die Spaltung der Fette durch Pankreas-
saft ausübt? Das lipolytische Vermögen des Pankreassaftes wird in keinem
Falle durch Zusatz von Lecithin deutlich verstärkt; die beschleunigende
Wirkung der 3alle muß allein dem Vorhandensein der Gallensalze zu-
geschrieben werden. — VI. Wirkung der Gallensalze. Zugabe von Gallen-
salzen verstärkt ganz allgemein bedeutend das Fettspaltungsvermögen des
Pankreassaftes auf beliebige Substrate. Diese Verstärkung zeigt sich zu-
gleich in einer bedeutenden ßeschleunigimg der Spaltungsschnelligkeit und
in einer deutlichen Verschiebung des Gleichgewichtszustandes der Reaktion.
Die Wirkungsweise der Gallensalze ist stets dieselbe, welches auch der zu
spaltende Körper sei. Die Gallensalze scheinen nicht durch Erhöhung der
Löslichkeit der zu spaltenden Körper oder Reaktionsprodukte zu wirken;
sie scheinen vielmehr eine direkte Wirkung auf das Ferment auszuüben.
— VII. Wenn man durch Zugabe von Kinase Pankreassaft proteolytisch
aktiv macht, beobachtet man eine rasche Abnahme des lipolytischen Ver-
mögens. Die Verminderung ist fast Null, wenn der Pankreassaft auf
koaguliertes Eiweiß einwirkt.
24*
372
Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Beziehungen zwischen Trypsin und Ercpsin. Von Karl Glaessner
uud Alice Stauber, ^) — Die Schlußfolgerungen der Vff. aus ihren Unter-
suchungen sind folgende: 1. Dünn- und Dickdarm des Kaninchens ent-
halten in ihrer Schleimhaut ein Albumosen spaltendes Ferment, das im
Dünndarme reichlicher vorhanden ist. 2. Die erepsinartige Wirkung der
Colibakterien hat mit diesen Darmfermenten nichts zu tun. 3. Das Trypsin
und die Pankreasdrüse hat außer der Trypsin- auch eine Erepsinkomponente.
4. Durch das im Blutserum vorhandene Antiferment läßt sich die tryptische
und ereptische Wirkung separieren, indem Trypsin gehemmt wird, Erepsin
nicht. 5. Kurze Zeit nach der Unterbindung des Pankreasganges (9 — 21 Tage)
findet man beim Kaninchen sowohl eine Vermehrung des Erepsingehaltes
des Blutes, als auch eine Vermehrung des Erepsingehaltes des Darmes.
6. Nach Verödung der Pankreasdrüse durch Paraffininjektionen in den Gang
verschwindet das Erepsin aus dem Darm.
Die Bestandteile von Harn und Kot der wichtigeren landwirt-
schaftlichen Nutztiere. Von A. Stutzer. -) — Der Vf. ließ Harn und
Kot von Milchkühen, Mastschweinen, Pferden und Schafen in vorgehaltene
Kübel auffangen, so daß jede Verunreinigung mit anderen Stoffen aus-
geschlossen war; die Untersuchungen wurden sogleich vorgenommen. Die
erhaltenen Mittelzahlen sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt (die
Angaben sind g in 1 kg Harn und Kot):
N
P^Os
H2O
Organ.
Stoffe
Ge- leicht
Ge- leicht
K2O
CaO
MgO
SO,
Gl
samt- löslich
samt- löslich
S r Schaf . .
äI Pferd. .
1 j ßind . .
•g i Schweio .
903 70 15,8
15,8
1,3
1,3
18,5' 1,8
2,5
1,0
3,8
926
47
15,2
15,2
0,05
0,05
16.5 3,2
2,4
1,6
3,0
923
57
15,0
15,0
1,5
1,5
15,5 0,3
0,1
0,3
1,0
966
23
6,4
6,4
1,6
1,6
8,0 0,1
0,8
2,7
1,0
0 i Schaf . .
^1 Pferd. .
1 j Rind . .
•J l Schwein .
680
295
6,2
0,5
3.0
1,7 4,0
2,4
1,4
1,0
750
230
5,6
0,5
3,0
—
3,3! 2,3
1,0
0,5
0,1
835
150
5,9
0,6
2,8
—
1,4
2,4
1,8
1,2
0,1
800
160
6,0
0,8
6,0
0,5
5,0
0,5
0,2
0,6
0,1
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D. Stoffwechsel, Ernährung.
Referent: A. Köhler.
Über Kochsalzstoffwechsel und Kochsalzwirkung beim gesunden
Menschen. Von R. Tuteur. ^) — Der Vf. kommt durch seine Unter-
suchungen zu den folgenden Hauptergebnissen: 1. Ein absolutes tägliches
Chlorgleichgewicht des gesunden menschlichen Organismus läßt sich weder
bei mittleren, noch hohen oder niedrigen Kochsalzgaben erzielen. Vielmehr
1) Zeitschr. Biol. 1910, 53, 361. (Medic. Poliklinik Marburg.)
374 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
folgen sich geringe Retentionen und entsprechend stärkere Entladungen von
Chlor in stetem Wechsel. 2. Nach Ablauf längerer Zeitabschnitte wird
bei mittlerer und niedriger Kochsalzeinnahme alles zugeführte Chlor in
den Sekreten wiedergefunden; fortgesetzt reichlicher Kochsalzgenuß führt
dagegen zu einer länger dauernden geringen Chloraufspeicherung im
Organismus, während eine einmalige stärkere Chlorzulage innerhalb
48 Stunden wieder völlig ausgeschieden wird. 3. Der Chlorgehalt der
Fäces ist sehr gering, im allgemeinen wächst und fällt seine Größe mit
der Masse des entleerten Kotes. Nur bei starken Kochsalzdosen, die eine
Chlorretention im Körper bedingen, macht sich eine minimale Erhöhung
der Chlorconcentration der Fäces geltend. 4. Bei stets gleichgroßer
"Wasserzufuhr veranlaßt die Vermehrung der Salzeinnahme eine ent-
sprechende Steigerung der Diurese. Chlor- und Wassersecretion durch die
Nieren bewegen sich im großen und ganzen in parallelen Linien. 5. Das
infolge hohen Salzgenusses und angeregter Harnflut wachsende Bedürfnis
nach Wasser sucht der Organismus durch eine sparsamere Flüssigkeits-
abgabe durch den Darm, sowie durch Haut und Lungen zu befriedigen.
Bei geringen Kochsalzdosen sind dagegen die Fäces relativ wasserreich.
6. Je stärker die Wasserresorption durch die Darmschleimhaut ist, um so
intensiver gestaltet sich die Aufsaugung fester Substanzen aus dem Ver-
dauungskanal. So kommt es während der kochsalzreichen Zeit zu Stuhl-
verstopfung; dagegen sind an den Tagen mit kochsalzarmer Diät die Darm-
entleerungen reichlicli. 7. Die gleichmäßige Zufuhr mittlerer Kochsalz-
mengen hat eine gewisse Bedeutung für die Erhaltung des Stoffwechsel-
gleichgewichts.
Zur Kenntnis des Kalk-Stoffwechsels unter Berücksichtigung des
Stoffwechsels der Phosphorsäure und der Magnesia. Von Martin
Kochmann. ^) — Beim ausgewachsenen Hund ist es unter normalen
Verhältnissen nicht möglich, für den Kalk eine Minimalmenge als not-
wendig für die Erhaltung des Gleichgewichtes anzugeben, denn die Kalk-
bilanz wird durch die Menge des aufgenommenen Eiweißes, Fettes und
wahrscheinlich auch der Kohlenhydrate so beeinflußt, daß durch eine Zu-
lage dieser Substanzen zu der ursprünglichen Nahrung der Kalk in erheb-
lichem Grade vom Organismus abgegeben wird. Durch Kalkzulage zu der
veränderten Nahrung läßt sich immer wieder Kalkgleiohgewicht und sogar
Ansatz herstellen. Die Minimalmenge von Kalk muß demnach für jede
Nahrung besonders bestimmt werden. — Der Magnesiastoffwechsel wird
vom Eiweiß, Fett und den Kohlenhydraten der Nahrung nicht in demselben
Sinne beeinflußt wie der des Kalkes, er scheint vielmehr ziemlich unabhängig
davon zu sein. Der Phosphorsäurestoffwechsel wird neben anderen Faktoren
sowohl von dem des Eiweißes wie von dem des Kalkes beeinflußt. —
Das eigentliche Verhalten des Kalkes läßt sich am besten durch die
Annahme erklären, daß durch ihn unnütze Stoffwechselprodukte
gebunden, unschädlich gemacht und ans dem Körper hinausgeleitet werden.
über die bei jungen Tieren durch kalkarme Ernährung und
Oxalsäurefütterung entstehenden Knochenveränderungen. Von H.
Götting. 2) — Die Versuche wurden an Hunden, Kaninchen und Ferkeln
1) ßiochem. Ztschr. 1910, 27. 85-86. (Pharmakol. Inst. d. Univ. Greifswald.) — =) Yirchow's
Arch. inCC. 1; ref. Ctrlbl. Physiol. 1910. 24, 374.
D. Stoffwechsel, Ernährung. 375
vorgenommen. An den kalkarm ernährten Hunden zeigten sich Ver-
änderungen, wie sie hei Rachitis auftreten. Es besteht aber zwischen
Rachitis und der durch kalkarme Fütterung hervorgerufenen Knochen-
alfektion ein prinzipieller Unterschied, indem bei der ersteren Krankheit
das Kalklosbleiben des osteoiden Gewebes, bei der zweiten die gesteigerte
Resorption des verkalkten Knochens das Wesen des Prozesses bilden. Die
mit oxalsäurehaltiger Nahrung gefütterten Kaninchen und Ferkel lassen
ähnliclie Störungen erkennen. Nach Ansicht des A^f. ist der einwandfreie
Nachweis einer experimentellen Erzeugung von Rachitis bisher nicht
erbracht.
Untersuchungen über den Phosphorhaushalt des wachsenden
Hundes. Von Alexander Lipschütz. i) — Die Versuche wurden an einem
Wurf junger Hunde durchgeführt. Ein Teil der Hunde erhielt eine nur
0,07^/0 P enthaltende Nahrung, welche aus Eieralbumin, Reis, Zucker, Palmin
und einem Salzgemisch mit den Salzbestandteilen der Milch abzüglich den
Phosphaten bestand. Die übrigen Hunde erhielten dieselbe Nahrung mit
einem Zusatz von Kasein und Monophosphaten, so daß der P-Grehalt 1 ^/^
betrug; ein letztes Tier wurde mit normaler Milch und Fleischnahrung
gefüttert. Es zeigte sich, daß im Vergleich mit dem normal er-
nährten Tier der P-Ansatz für jeden Tag und jedes Kilogramm bei
P-reicher Ernährung etwas ansteigt, bei P-armer Nahrung jedoch auf Yß
bis Yi5 absinkt; bei diesen letzteren im Zustand „relativen Phosphor-
hungers'" befindlichen Tieren werden nur noch minimale Mengen von
Phosphor im Harn ausgeschieden: es wird möglichst aller disponible
Phosphor im Organismus verwertet. Nach 7 wöchentlicher Fütterung traten
bei dem einen P-arm erwähnten Hunde erhebliche Deformierungen der
Extremitäten auf. Diese Knochenveränderungen müssen, da der Kalk-
und Nukleoproteidgehalt der Nahrung derselbe war wie bei den gesund
gebliebenen P- reich ernährten Tieren, durch den Mangel an Phosphaten
bedingt sein.
Die Rolle des anorganischen Phosphors bei der Tierernährung.
Von E. B. Hart, E. V. McCollam und J. G. Füller. 2) — Die Vff. fassen
ihre gesamten Ergebnisse wie folgt zusammen: 1. Bei einer sehr niedrigen
Phosphorration nehmen junge Schweine anfangs zu bis etwa zu einem
Gewicht von 75 oder 100 Pfund. Darauf sinkt das Gewicht, bis schließ-
lich Kollaps eintritt. 2. Legt man zu einer solchen Ration Phosphor iu
anorganischer Form zu, so entwickeln sich die Schweine ebenso gut, als
wenn sie den Phosphor in organischer Form erhalten. 3. Präcipitiertes
Calciumphosphat gibt keine besseren Ergebnisse als Rohphosphat. 4. Ebenso
sind die Resultate die gleichen bei Phytinfütterung. 5. Der Gehalt an
Phosphor und Calcium in den Geweben und Organen von Schweinen, die
eine phosphorarme Ration erhielten, war aber ebenso groß wie bei
Schweinen, die reichlich mit diesen Nährstoffen gefüttert waren. 6. Der
procentische Aschengehalt des Skelettes von Schweinen mit niedriger
Phosphorration war fast auf die Hälfte gesunken von dem der Schweine,
die eine normale Ration oder das arme Grundfutter mit einer Zulage von
1) Arch. f. exper. Pathol. 62, 2/3, 210: ref. Ctrlbl. Physiol. 1910, 24, 375. — ^) Eesearch
Bulletin Nr. 1 of the University of Wisconsin. Juni 1909; ref. Ctrlbl. Agrik.-Chem. 1910, 39, 247.
376 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
anorganischen Phosphaten erhalten hatten. 7. Dieser bemerkenswerte Rück-
gang zusammen mit der Fähigkeit des Tieres, ein calciumphosphatreiches
Skelett zu bilden, wenn es einen Überschuß an organischem Phosphor
erhält, führt zu der Annahme einer synthetischen Kraft im Tierkörper,
welche imstande ist, aus anorganischen Phosphorverbindungen organische Ver-
bindungen zu bilden, die der Körper verlangt. 8. Wenn die Tiere nach
Phosphor hungern, entziehen sie dieses Element den Knochen und scheiden
Tricalciumsphosphat aus. 9. Der tägliche Bedarf an Phosphor beträgt für
50 Pfund schwere, wachsende Schweine mindestens 3 g; doch sind 4 bis
5 g eine unbedingt sichere Menge. 10. Die Versuche lieferten keinen
Beweis für die Synthese von Nukleoproteiuen oder anderen organischen
Phosphorverbindungen aus anorganischen Phosphorsalzen im Tierkörper.
Beiträge zur Physiologie der Ernährung wachsender Tiere.
2. Die Verwertung des Eiweißes durch Saugkälber. Von Gustav
Fingerling.^) — Der Vf. kommt auf Grund seiner Versuche zu den
folgenden Schlüssen: 1. Die bei jungen Saugkälbern bei ausschließlicher
Ernährung mit Vollmilch zu beobachtende schlechte Verwertung des Ei-
weißes beruht auf dem ständig gleichbleibenden Nährstoffverhältnis der
Milch, so daß bei ausreichender Vollmilchzuführung mehr Eiweiß geboten
wird, als verwertet werden kann, und bei unzureichender Verabfolgung
dieser Nahrung wegen Mangel an stickstofffreien Stoffen (Milchzucker und
Fett) Eiweiß zu Erhaltungszwecken verbrannt wird. Während im ersten
Falle eine normale Zunahme resp. Fleischproduktion garantiert ist, ge-
stalten sich im zweiten Falle die Ausatz- und Produktionsverhältnisse
meistens ungünstig. 2. Eine bessere Verwertung des Eiweißes läßt sich
durch Zuführung von leicht verdaulichem und hoch verwertbarem
stickstofffreien Nährmaterial erzielen. 3. Eine günstige Fleisch-
produktion und gute Verwertung des Eiweißes wurde erzielt während eines
SOtägigen Versuches bei 9 kg Vollmilch und entsprechende Zu-
führung von leicht verdaulichen und hoch verwertbaren stickstofffreien
Nährstoffen.
Über die Ausscheidung subcutan eingeführter NaCI-Lösungen
und ihre Wirkung auf den N-Stoffwechsel. Von G. Trosianz.-) —
Aus den angestellten Versuchen ergab sich folgendes: 1. Subcutan ein-
geführte NaCl-Lösungen werden, gleiche Zufuhr vorausgesetzt, in umge-
kehrtem Zeitverhältnis zu ihrer Concentration wieder ausgeschieden. 2. Im
N-Gleichgewicht und hei NaCl-reicher Kost verursachen Injektionen hypo-
und isotonischer NaCl-Lösungen keine merkbare Mehrausscheidung von N,
hypertonische nur eine mäßige; subkutan zugeführter Harnstoff wird fast
quantitiv wieder ausgeschieden, ohne Zersetzung von Eiweiß hervorzurufen.
Bei NaCl-armer Kost verursachen schon hypotonische Lösungen eine Mehr-
ausfuhr von N. 3. Im Hungerzustande bewirken sowohl subkutan zuge-
führtes Na Gl wie Harnstoff in verschiedenen Concentrationen eine deutliche
Steigerung der N-Äusscheidung.
Über den Einfluß der subcutanen Fettzufuhr auf den Eiweiß-
stoffwechsel. Ein Beitrag zur Frage der subcutanen Ernährung.
Von Ernst Heilner. ^) — Durch subcutan einem Kaninchen beigebrachtes
1) Ldwsch. Versuchsst. 1910, 74, 57—80. (K. Wüittemb. Idwsch. Versuchsst. Hohenheira.) —
a) Ztschr. Biol. 1910, 55, 241—266. (Medic. Klin. HaUe.) — 5) Ebend. 54, 54—63. (Physiolog. Inst. München.)
D. Stoffwechsel, Ernährung. 377
Fett (Olivenöl) in einer den Tagescalorienbedarf deckenden Menge wird
die Eiweißzersetzung deutlich gesteigert. Die Fettzersetzung vom Körper
wird nicht beeinflußt.
Über den Eiweißstoffwechsel des Hundes und über die Abschei-
dung der Galle bei Fütterung mit Eiweiß und Eiweißabbauprodukten,
mit besonderer Berücksichtigung der zeitlichen Verhältnisse. Von Adam
Loeb.^) — Bezüglich der Methodik der Versuche muß auf das Original ver-
wiesen werden. Aus der Zusammenfassung der Versuchsergebnisse teilen
wir hier die hauptsächlichsten mit: 1. Die Gallenmenge ist abhängig von
der Menge des zugeführten Eiweißes, aber nicht nur von der Menge,
sondern auch von der Art des Eiweißes. Beim eiweißarm ernährten Hunde
ist die Schwefelausscheidung mit der Galle in den ersten vier
Stunden nach der Mahlzeit etwa doppelt so groß wie in den folgenden
vier Stunden. 2. Unter dem Einflüsse der Verdauung sinkt nach einer
anfänglichen Zunahme die Ammoniakausscheidung im Urin ab, derart, daß
etwa von der dritten bis fünften Stunde ein Minimum der absoluten Menge
und des Ammoniakquotienten besteht. Die Schwankungen der Ammoniak-
ausscheidung beruhen auf Alkalinitätsäuderungen des Körpers durch die
Ausscheidung der Verdauungssäfte. 3. Nach der Fütterung stellt sich
regelmäßig ein starkes Absinken der Phosphatausscheidung ein.
4. Der Gallenfistelhund von löYj ^g wurde mit 3 g N in Form von
Eiweiß in Stickstoffgleichgewicht, ja sogar in Stickstoffretention erhalten.
Ersatz des größten Teiles des Eiweißes in einer 3tägigen Periode durch
die N- äquivalente Menge des gleichen Eiweißes in tiefabgebauter Form
führte sofort zu einer deutlichen negativen Bilanz. Dieses Ergebnis
ist nicht leicht vereinbar mit der Hypothese von Abderhalden, daß
alles Eiweiß im Darm tief gespalten und ausschließlich dort aus den
Bausteinen zu indifi"erentem Bluteiweiß aufgebaut wird. Der Ausfall eines
mit tiefabgebautem, tryptophanfreien Kasein unternomn^enen Versuches
verlief gleichfalls nicht im Sinne der Abderhalden'schen Annahme.
5. Die Ausscheidung des neutralen Schwefels ist beim Zellenfistelhund
in der Verdauungsperiode höher als in der Ruheperiode. 6. Die Ausfuhr
der Sulfate ist bei reichlicher Eiweißkost am beträchtlichsten in der
Verdauungsperiode. Dagegen ist bei einer dem Eiweißminimum sich
nähernden Eiweißzufuhr die Sulfatausscheidung ziemlich gleichmäßig über
den Tag verteilt.
Weitere Beiträge über parenterale Eiweißzufuhr. Von Korn^l
V. Körösy. -) — Den Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchungen
bildete die Annahme, daß, falls jedes Eiweiß, bevor es durch die Organe
angegriffen werden kann, vorerst den Darm passieren muß, dann das nach
Ausschaltung der Darmcirculation intravenös injicierte Eiweiß als Fremd-
körper in großen Mengen in den Harn übertreten müßte. Dies war nicht
der Fall : Eiweiß und Albumosen traten unter den erwähnten Bedingungen
nur in minimalen Mengen im Harne auf, selbst dann, wenn der Darm
von der Cardia bis zum Rectum ausgeschnitten wurde. Das injicierte
Eiweiß verblieb also im Organismus: ob es abgebaut wurde, wie enteal
gegebenes Eiweiß, oder nicht, darüber geben die Versuche keinen Aufschluß.
ii Zeitschr. Biol. 1910, 55, 167—235 (Fhysiol. Inst. d. Univ. Bern.) — ") Ztschr. physiol. Chem.
1910, 69, 313—326. (Physiol. Inst. d. Univ. Budapest.)
378 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Organ analytische Untersuchungen über den Stickstoff- und Phos-
phor-Stoffwechsel und ihre gegenseitigen Beziehungen. Von Georg
Grund. ^) — Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse: 1. Stoffwechsel-
versuohe sind durch Aufstellung von Einfuhr- und Ausfuhrbilanzen nicht
imstande, die Frage, ob außer in Form von vollwertigem Organeiweiß,
Stickstoff noch in anderer Form angesetzt werden kann, hinlänglich auf-
zuklären. Untersuchungen der Organe auf die Verteilung des Stickstoffs
und Phosphors in ihnen sind am ehesten geeignet, die Fragen nach Form
inid Art des Eiweißansatzes zu fördern. 2. Bei vergleichenden quantitativen
Organuntersuchungen ist es notwendig, das Blut zu entfernen. 3. Die
Leber nimmt im Zustande der Eiweißmast mehr Eiweiß auf und gibt im
Hunger mehr Eiweiß ab als Nieren und Muskulatur. Dieses Mehr beläuft
sich durchschnittlich auf 30 — 60 ^/q, wobei die niedrigeren Zahlen dem
Hunde, die höheren den Hühnern angehören. 4. Das Verhältnis von
Gesamtphosphor zu Gesamtstickstoff bleibt beim Hunde in jedem der
untersuchten Organe unter verschiedenen Ernährungszuständen im Durch-
schnitt konstant. Beim Huhn ist derselbe Quotient für die Muskulatur
ebenfalls konstant, für die Leber ist ein geringes Sinken desselben bei
Eiweißmast, ein mäßiges Steigen bei phoaphorreicher vegetabilischer Nahrung
zu konstatieren. Die Organuntersuchungen geben den bis jetzt fehlenden
Nachweis dafür, daß im bilanzmäßigen Stoffwechsel versuch das Verhältnis
zwischen dem auf „Körperfleisch" zu beziehenden Phosphor und Stickstoff
praktisch als konstant anzusehen ist. Für den Hund ist der Quotient
PgOg: N= 1 : 7,1, w^enn man Muskulatur und Drüsen in ihrem relativen
Anteil an der Körpermasse und am Stickstoffwechsel in Betracht zieht.
5. Der Quotient von Eiweißphosphor zu Eiweißstickstoff zeigt bei der
Hundeleber im Mastzustande ein zwar geringes, aber in allen Einzelfällen
vorhandenes Absinken. 6. Der Quotient von Reststickstoff zu Gesarat-
stickstoff der Orgaue zeigt große Schwankungen und ungesetzmäßiges
Verhalten; jedenfalls aber weisen Mast- und Hungerzustand nur mäßige
Differenzen in demselben auf. 7. Der Quotient von Eiweißphosphor zu
Gesamtphosphor zeigt für die Hundeleber im Mastzustand ein geringes
Absinken und verläuft auch sonst dem Quotienten von Eiweißphosphor zu
Eiweißstickstoff fast parallel. 8. Im allgemeinen kann gesagt werden, daß
bei den untersuchten Organen, soweit Stickstoff und Phosphor in Betracht
kommen, eine große Tendenz besteht, im Hunger wie im Mastzustande,
trotz aller V^eränderung der absoluten Mengen beider Körper, dieselbe
relative Zusammensetzung beizubehalten.
Über den Abbau von Aminosäuren im Organismus. Von L. Flatow.^)
— Zusammenfassung der Resultate: 1. Sowohl o-Tyrosin wie o-Oxyphenyl-
brenz trau ben säure werden vom Kaninchen zu o-Oxyphenyl essigsaure ab-
gebaut. 2. Das Lacton der o-Oxyphenylbrenztraubensäure wird im Organis-
mus nicht aufgespalten, sondern mit Glukuronsäure gepaart. 3. m-Tyrosin
und m-Oxyphenylbrenztraubensäure gehen im Organismus in gleicher Weise
in m - Oxyphenyl essigsaure über. Bei Verfütterung von m-Tyrosin ist
m-Oxyphenylbrenztraubensäure im Harne direkt nachweisbar. 4. Das bisher
1) Ztschr. Biol. 1910, 54, 173—229. (Medic. Klin. Uiiiv. Halle a. S.) — -) Ztschr. physiol.
Chera. 1910, 64, 367-392. (A. d. II. medic. Klinik in München.)
D. Stoffwechsel, Ernährung. 379
unbekannte m-Chlor Phenylalanin läßt nach Verfütterung reichlich m-Chlor-
phenylbrenztraubensäure im Harn erscheinen. 5. m-Chlorphenylmilchsänre
wird nicht zur m-Chlor Phenylbrenztraubensäure im Organismus oxydiert.
6. Das bisher unbekannte Furyl alanin liefert nach Verfütterung eine nicht
rein isolierte Substanz, welcher die Eigenschaften der auf anderem Wege
erhaltenen Furyl brenztraubensäure zukommen. 7. Im Harne eines Alkaptonu-
rikers konnte weder Hydrochinon brenztraubensäure, noch überhaupt eine
Ketonsäure nachgewiesen werden.
Weiterer Beitrag zur Frage nach der Verwertung von tiefabge-
bautem Eiweiß im tierischen Organismus. XIU. Mitteilung. Von Emil
Abderhalden und Fidel Glamser. i) — Eine große Anzahl von Versuchen
ist veröffentlicht worden, aus denen hervorgeht, daß es nicht nur gelingt,
Hunde mit durch kombinierte Pepsin- Trypsin- und Erepsin-Wirkung oder
durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure bis zu den einfachsten Bau-
steinen abgebautem Protein im Stickstoffgleichgewicht zu halten und zwar
bis zu über vier Wochen, sondern daß es sogar nicht möglich ist, mit
tiefabgebautera Fleisch durch langes Hungern herbeigeführten Gewichts-
verlust zu ersetzen und große Mengen von Stickstoff zur Retention zu
bringen. Die Vff. haben weitere Versuche mit abgebauter Seide ausgeführt;
diese zeigen, daß es nicht gelingt, Hunde mit einem solchen Produkte,
dem manche Bausteine, die den Körpereiweißstoffen und auch den gewöhn-
lichen Nahrungseiweißstoffen zukommen, fehlen, zu ernähren.
XIV. Mitteilung. Von Emil Abderhalden und Dimitrie Manoliu. ^)
— Frühere Versuche über die Verwertung von tiefabgebautem Eiweiß
machten es wahrscheinlich, daß es gelingen müßte, Eiweiß durch Leim
vollständig zu ersetzen, wenn zwei Bedingungen erfüllt waren: 1. mußten
nicht nur alle dem Leim fehlenden Bausteine zugefügt werden, sondern
es waren auch diejenigen Aminosäuren in genügender Menge zuzuführen,
die in der Gelatine zwar enthalten sind, jedoch in ungenügender Menge.
Dies trifft zu z. B. für das Alanin, Leucin, Cystin, die Asparagin- und
Glutaminsäure, das Phenylalanin und das Histidin. 2. mußten die Bau-
steine des Leims als solche verabreicht werden, d, h. es war vollständig
abgebauter Leim als Nahrung zu wählen. — Die Vff. verdauten Gelatine
zunächst 2 Monate mit Pepsinsalz, dann mit Trypsin und schließlich mit
Erepain und überzeugten sich in der gewohnten Weise, daß compliciertere
Abbauprodukte nicht vorhanden waren. Zu dem Verdauungsprodukt gaben
die Vff. auf 100 g berechnet: 8 g Alanin, 20 g Leucin, 2 g Cystin, 3 g
Asparaginsäure, 12 g Glutaminsäure, 4 g Phenylalanin, 5 g Tyrosin, 3 g
Tryptophan und 5 g Histidin. Dieses Gemisch wurde dem Versuchstier
(Hund) ohne jeden weiteren stickstoffhaltigen Zusatz -{- Stärke und Trauben-
zucker -|- Fett gegeben. Es gelang nicht, mit diesem Gemisch Stickstoff-
gleichgewicht herzustellen. Diese Erscheinung beruht wahrscheinlich,
darauf, daß der Gelatine noch Bausteine fehlen, die nicht bekannt sind.
Stoffwechselversuche mit Elastin. Von Emil Abderhalden und Ernst
Ruehl.^) — Die Versuche, welche noch nicht abgeschlossen sind, ergaben,
daß das Elastin dem Fleiscli nicht gleichwertig ist. Es vermochte dieses
nicht zu ersetzen. Durch Casein und andere der gewöhnlichen Nahrnngs-
») Ztschr. physiol. Chera. 1910, 65, 285—289. — •^) Ebend. 65, 336-349. — s) Ebend. 69, 301—309.
380 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
protein e wäre ein Ersatz sicher möglich gewesen. Elastin ist ohne Zweifel
den gewöhnlichen Proteinen nicht gleichwertig; dagegen ist es imstande,
Eiweiß zu sparen.
Über die Resorptionsweise des Bence-Jones'schen Eiweißkörpers.
Von L. Borchardt und H. Lippmann. ^) — Wenn auch der Bence-
Jones'sche EiweiiBkörper, obgleich er artspecifisch ist, sich in vielen Be-
ziehungen von den gewöhnlichen Eiweißkörpern unterscheidet, so erscheinen
die Versuche der Vff. doch dazu angetan, das Dogma von der Undurch-
lässigkeit der Darmwand für Eiweißkörper zu erschüttern. Es wurde der
Nachweis erbracht, daß es nach Verfütterung von Bence-Johnes'schem
Eiweißkörper in nicht abundanter Menge gelingt, beim Hunde auf chemischem
und serologischem "Wege diesen Eiweißkörper im Blute wiederzufinden.
Über den Nährwert der Eiweißkörper des Blutes. Von T. Ima-
buchi. -) — Dem Vf. gelang es nicht, durch Verfütterung der Eiweißkörper
des Blutes (Herstellung s. Original), Stickstoffgleichgewächt zu erzielen.
Als Versuchstier diente ein Hund.
Bedingt die verschiedene Zusammensetzung der Eiweißkörper
auch einen Unterschied in ihrem Nährwert? Zweite Mitteilung.
Die physiologische Wertigkeit des Caseins und seiner Spaltungs-
producte. Von E. Voit und J. Zisterer.^) — Nach den vorliegenden
Versuchen wird durch eine weitgehende Aufspaltung der Eiweißkörper der
Aufbau von Organsubstanz ungünstig beeinflußt. Wenn n\m Unterschiede
in der physiologischen Wertigkeit solch ungleich weit abgebauter Eiweiß-
präparate gegeben sind, so führt dieses zur Annahme, daß das gefütterte
Eiw^eiß im Verdauungstraktus keine vollständige Aufspaltung erfährt, daß
gewisse Polypeptide als solche zur Resorption gelangen müssen und die
Keime bilden, mit Hilfe deren unter Anlagerung weiterer Gruppen die
Eiweißsynthese stattfindet. — Die Vff. geben am Schluß ihrer Untersuchungen
folgende Zusammenfassung: 1. Die physiologische Wertigkeit der Eiweiß-
körper wird wahrscheinlich durch weitergehende Spaltung ungünstig be-
einflußt und zwar je nach der Natur der Substanz in verschiedenem Grade.
2. Daraus ergibt sich, daß im allgemeinen die Eiweißkörper im Verdauungs-
traktus keine völlige Aufspaltung erfahren, sondern daß bestimmte Kerne
ungeändert zur Resorption gelangen. 3. Der Sparwert stickstoffhaltiger
Substanzen ist ein Erkennungsmittel zur Entscheidung, ob dieselben zur
Eiweißsynthese tauglich sind oder nicht.
Untersuchungen über den Eiweißstoffwechsel beim Kinde. Von
Paul Grosser.^) — Der Vf. kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu
dem Schlüsse, daß beim Kinde eine Beeinflussung des N-Stofl'wechsels
durch Wasser nicht zu erzielen ist, und daß wir berechtigt sind, den N-
Stoffwechsel mit dem Eiweißstoffwechsel zu identificieren, wenn wir nur
genügend lange Versuchsperioden nehmen und unsere Schlüsse nicht aus
den Zahlen kurzer Beobachtungen ableiten. Diese können uns nur ein
Bild von dem zeitlichen Ablauf der Eiweißzersetzung geben.
') Biochem. Ztschr. 1910, 25, 6—17. (A. d. medic. Klin. Königsberg.) — =) Ztschr. phvsiol.
Chem. 1910, 64, 1—9. — S) Ztschr. Biol. 1910, 53, 457. — *) Biochem. Ztschr. 1910, 24, 346—353.
(Kinder-Klin. d. städt. Krankenh. z. Frankfurt a. M.)
D. Stoffwechsel, Ernährung. 381
Zur Frage des Eiweißabbaues im menschlichen Darme. Von
Ah'ce Stauber. *) — Der Vf. leitet folgende Schlußsätze ans seinen Unter-
suchungen ab: 1. Die Beobachtung der stündlichen postcoenalen Harn-
stoffausscheidung zeigt nicht nur eine konstante Kurve bei normalen In-
dividuen, sondern auch eine konstante Abweichung gegenüber der Norm
bei gewissen pathologischen Zuständen. 2. Bei normalen Individuen finden
(in Übereinstimmung mit Haas) nach vorheriger Ausschwemmung und
Einverleibung einer stickstoffhaltigen Normalkost ein Maximum in der
4. bis 5. Stunde. 3. Bei einer Eeihe pathologischer Zustände fand sich
trotz schwerer klinischer Krankheitserscheinungen nach Verabreichung der-
selben Normalkost und unter gleichen Versuchsbedinguugen keine
Änderung. 4. Nach Verfütterung stickstoffhaltiger Nahrung in Form weit
abgebauten Eiweißes fand sich im Gegensatz zu den sub 2 ange-
führten Resultaten ein verfrühtes Auftreten des Maximums, d. h. die
größte Harnstoffausscheidung in der 1. bis 2, Stunde. 5. Bei tuberkulös
Erkrankten fand sich bei Normalkost ein gleiches Verhalten wie bei ab-
gebauter Nahrung, nämlich ein Maximum in der 1. bis 2. Stunde, was
auf eine Anomalie der Verdauung bei diesen Kranken deutet.
Untersuchungen über die Verwertung der Ammonsalze und der
nicht-eiweißartigen Stickstoffverbindungen der Futtermittel für die
Lebenserhaltung und Milchbildung, sowie über die Frage, ob aus
diesen Stoffen unverdauliches Eiweiß gebildet wird. Von A. Morgen
(Ref.), C. Beger und F. Westhausen.-) — Aus der Zusammenfassung
der Resultate der sehr umfangreichen Arbeit können wir hier nur die
hauptsächlichsten Ergebnisse anführen. Als eins der wesentlichsten
Resultate bezeichnen die Vff. die jetzt sicher festgestellte Tatsache, daß
bei der Verfütterung von Ammonsalzen als Ersatz für Eiweiß oder als
Zulage zu einem Grundfutter, im Kot nicht mehr Reineiweiß ausgeschieden
wird, wie bei der Verfütterung von Eiweiß, daß also eine Bildung
von unverdaulichem sogen. Bakterieneiweiß aus den Ammon-
salzen nicht stattfindet. Aus zwei weiteren Versuchen des Vorjahres
ist zu schließen, daß sich das Asparagin ebenso verhält wie die Ammon-
salze. Dagegen haben die Extrakte sowohl bei den vorjährigen wie bei
den vorliegenden Versuchen insofern ein anderes Verhalten gezeigt, als hier
tatsächlich eine vermehrte Ausscheidung von Eiweiß im Kot stattfand. Die Vff.
glauben auch hier nicht an die Bildung von unverdaulichem Bakterien-
eiweiß, sondern nehmen vielmehr an, daß dieses Plus an Koteiweiß zum
Teil aus unverdaulichem Eiweiß der Extrakte, zum Teil aus Stoffwechsel-
produkten besteht, zu deren vermehrter Ausscheidung die Beschaffenheit
der Extrakte, nicht aber ihr Gehalt an nicht-eiweißartigen Stoffen bei-
getragen hat. — Als zweites Hauptresultat haben die Versuche den Vff.
ergeben, daß die Ammonsalze unter umständen, nämlich bei
großem Mangel an Eiweiß neben ausreichendem Stärkewert,
vom Tier in gar nicht unbeträchtlichem Maße verwertet werden
können, und zwar nicht nur für die Lebenserhaltung, sondern
wie es scheint, auch für die Milchproduktion. Die Art und "Weise,
1) Biochem. Ztschr. 1910, 25, 187—203. (Pathai. -chem Lab. d. k. k. Krankenanst. ,,Rudolf-
stiftuDg" Wien.) — «) Ldwsch. Versuclisst. 1910, 73, 285-396. (Kgl. Württembergische idwsch.
Versuchsst. Hohenheim.)
382 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
wie die Ammonsalze vom Tier verarbeitet werden, dürfte nach Meinung
der Vff. so vor sich gehen, daß diese Stoffe durch die Tätigkeit von
Bakterien in Eiweiß oder diesem ähnliche hochkonstituierte Yerbindnngen
übergeführt werden, welche das Tier verdaut, resorbiert und für die
Lebenserhaltung und Milchbildung verwertet. — Über die Verwertung der
nicht eiweißartigen Stoffe der Extrakte aus Gras, Rüben und Malzkeimen
haben die Versuche der Vff. noch keinen befriedigenden Aufschluß er-
bringen können.
Untersuchungen über den Einfluß einiger nicht-eiweißartiger
Stickstoffverbindungen auf den Eiweißumsatz beim Wiederkäuer.
Von O. Kellner (Ref.), P. Eisenkolbe, R. Flebbe und R. Neumann, i)
— Als Versuchstiere wurden Lämmer verwendet, weil die Fähigkeit, Ei-
weiß anzusetzen, beim jugendlichen Organismus deutlicher ausgeprägt ist
als bei ausgewachsenen Tieren. Bezüglich der Versuchsanstellung muß
hier auf das Original verwiesen werden. Auf Grund der hauptsächlichsten
Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen gelangt der Referent zu
folgenden Sätzen: Asparagin und Ammoniumacetat, einem sehr eiweißarmen
Futter zugelegt, sind imstande, beim Wiederkäuer nach ihrer Umwandlung
durch die Mikroorganismen des Futterbreies das zur bloßen Erhaltung der
Tiere erforderliche Quantum Nahrungseiweiß zu ersetzen. Dieser Fähig-
keit ist zuzuschreiben, daß die beiden Stoffe, einem eiweißhaltigen Futter
zugegeben, unter umständen eine Steigerung des Stickstoffansatzes be-
wirken ; sie treten in solchem Falle für den sonst zur Erhaltung benötigten
Teil des verdaulichen Eiweißes ein und machen diesen Teil für die
Fleischbildung verfügbar. Bei eiweißarmem Futter gelang es dagegen
selbst bei sehr eiweißhungrigen wachsenden Tieren nicht, eine Verwendung
des Asparagins bezw. Amraons zur Fleischbildung nachzuweisen.
Beobachtungen am Igel in der Periode der Nahrungsaufnahme.
Von H. Mimachi und E. Weinland. '^) — In den Sommermonaten be-
trägt beim Igel in den Hungertagen der COg-Abgabe pro Kilo Tier und
Stunde zwischen 0,82 und 1,50 g, die 0- Aufnahme zwischen 1,05 und
1,38 g. Der respiratorische Quotient liegt, wenn nicht die am Vortage
aufgenommene Nahrung ihren Einfluß ausübt, zwischen 0,63 und 0,72.
Das Tier verbrennt also im wesentlichen Fett. — Beim Igel kann auch
im Sommer bei längerdauerndem Hunger ein tiefes Absinken der Tempe-
ratur auf diejenige der Umgebung (Batythermie) zustande kommen; die
Gewichtsabnahme sinkt dabei pro Tag sehr herab (auf etwa 1,0 g bei
einem Gewicht von 529 g). — Bei Fleischfütterung steigt die C02-Pro-
duktion an auf 1,33 bis 1,92 g pro Kilo Tier in der Stunde, die
0-Aufnahme beträgt dabei 0,86 bis 1,43 g pro Kilo und Stunde. Der
respiratorische Quotient schwankt zwischen 0,77 und 1,25. Es ist an-
gezeigt, in diesem Falle die Ursache der Ei'höhung des respiratorischen
Quotienten genauer zu verfolgen.
Beiträge zur Kenntnis des Kohlehydrat- Stoffwechsels bei
Carcinus maenas. Von E. v. Schönborn. ^) — Wenn man die Ergeb-
nisse der vorstehenden Versuche in bezug auf das Glykogen betrachtet, so
1) Ldwsch. Versnchsst. 1910, 72, 437—458. (Kgl. Idwsch. Versuchsst Möckern.) — 2) Ztschr.
Biol. 1910, 55, 1. — S) Ebend. 70.
D. Stoffwechsel, Ernährung. 383
ergibt sich, daß 1. bei den untersuchten Krebsen sich stets Glykogen in
nicht unbedeutender Menge findet, daß 2. das Glykogen auch bei lange
(bis 25 Tage) dauerndem Hunger nicht ganz verschwindet, und zwar
nimmt es anfangs schnell, später langsam ab, 3. daß weiterhin durch
Fütterung mit Fischfleisch und durch Dextrose Injektion eine reichliche Ab-
lagerung von Glykogen bewirkt werden kann (bis 2,7 Y(, des frischen
Körpergewichts), 4. daß endlich bei gehäuteten Tieren in der Periode der
Chitinneubildung der Glykogengehalt eher vermindert als erhöht ist.
Über das Verhalten der Benzoesäure im Organismus des Huhns
bei gleichzeitiger Zufuhr des Glykokolls. Von J. Yoshikawa. ') —
Aus den Versuchen des Vfs. geht hervor, daß der Organismus des Huhns
nicht imstande ist, die Synthese der Hippursäure aus der gefütterten
Benzoosäure und dem GlykokoU ausziiführen.
Über die Bildung von Kohlehydraten aus Fett im tierischen Or-
ganismus. Von Peter Junkersdorf. -) — Die Hauptergebnisse sind folgende:
1. Bei phloridzinvergifteten glykogen freien Hunden, sowohl im Hunger-
zustande als auch bei Fettnahrung, sind zwischen Stickstofi- und Zucker-
ausscheidung insofern genetische Beziehungen vorhanden, als nach dem
Tode zu Stickstoff- und Zuckerausscheidung im allgemeinen zunehmen.
2. Trotzdem kann der im Phloridzindiabetes von glykogenfreien Hunden
ausgeschiedene Zucker nicht aus dem Eiweißumsatz allein abgeleitet
werden, vielmehr berechtigen die hohen Zahlen für den Zuckerstickstoff-
quotienten zu der Annahme, daß auch das Fett als Zuckerquelle in Be-
tracht zu ziehen ist. 3. Hierfür sprechen auch die Beobachtungen, daß
bei Hunden mit Fettfütterung, die beim Tode noch reichliche Meugen
Körperfett aufweisen, die Stickstoff- und Zuckerausscheidung sind. 4. Auf
Glykogen geraästete Hunde verhalten sich insofern anders, als bei ihnen
bei längere Phloridziugabe die Zuckerausscheidung ab-, die Stickstoffaus-
scheidung dagegen zunimmt. 5. Die höchste Stickstoff- und Zuckeraus-
scheidung zeigen phloridzinvergiftete Hunde, die bis zum Tode reichlich
mit Kohlehydrat und Eiweiß ernährt werden.
Zur Kenntnis der Celluloseverdauung. 11. Mitteilung. Die
Ausnutzung der Cellulose beim Hunde. Von Heinrich v. Hoesslin.^)
Die Versuche wurden an zwei Hunden angestellt, die zu ihrer Fleisch-
fettkost während der Hauptperioden täglich je 2 g Weißkrautcellulose er-
hielten. Von der eingeführten Cellulose wurden in der einen Versuchs-
reihe 99,7 "/o, in der anderen Versuchsreihe 94,5% wieder ausgeschieden.
Der etwas geringere Wert mag seine Erklärung in der Fehlerbreite der
Bestimmungsmethode oder in dem zeitweilig etwas dünnen Kot des Ver-
suchstieres, der die Aufsammlung erschwerte, seinen Grund haben. Aus
den Versuchen geht mit Sicherheit hervor, daß der Hund Cellulose nicht
auszunutzen vermag, auch dann nicht, wenn man nach wochenlanger
Fütterung vielleicht eine Anpassung hätte erwarten können.
Über die Zersetzung der Cellulose durch den Inhalt des Cöcums
des Pferdes. Von H. v. Hoesslin und E. J. Lesser. '^) — In Überein-
stimmung mit Scheunert wurde nachgewiesen, daß die Zersetzung der
1) Ztschr. physiol. Chem. 1910, 68, 79—82. (Medic.-chem. Instit. d. Univ. Kyoto.) — «) POüger's
Arch. 1910, 137, 269. — S) Ztschr. ßiol. 1910, 54, 395-398. (Med. Kün. HaUe.) — *) Ebend. 47—53.
384 Landwirtschaftliclie Tierproduktion.
Cellulose im Kolat des Inhaltes des Pferdecöcums auf die Tätigkeit von
Mikrooganismen zu beziehen ist.
Untersuchungen über die Verdaulichkeit des Palmkernkuchen-
mehls und des entfetteten Palmkernmehls. Ton E. Weiniger. ^) —
Da über die A^erdaulichkeit der Rückstände von der Ölgewinnung aus
Palmkernen bis jetzt nur wenige Untersuchungen vorliegen, hat der Vf.
weitere Ausnützungsversuche mit verschiedenen Sorten Palmkernmehl und
Palmkernschrot angestellt. Als Versuchstiere dienten lYg Jahre alte
Hammel. Im Durchschnitt aller Versuche wurden verdaut:
, . Tj, , ]..£(• Fett Rohfaser
protein Üxtraktstoiie
Organ.
Roh-
Substanz
protei
«0
7o
[ 76,5
76,5
, 79,7
74,2
U/ 0/ 0/
/o /o /o
vom Palmkernkuchenmehl 76,5 76,5 88,8 78,6 39,4
vom Palmkernschrot . . 79,7 74,2 92,6 — 55,2
Eine genaue Ermittelung der Verdaulichkeit des Fettes des Palmkern-
schrotes war wegen des geringen Fettgehaltes dieses Futtermittels nicht
möglich. Aus den obigen Zahlen läßt sich ein günstiger Einfluß des
Futterfettes auf den Umfang der Verdauung der übrigen Nährstoffe, wie
er von einigen Seiten angenommen wird, jedenfalls nicht erkennen.
Untersuchungen über die Verdaulichkeit des Samenrübenstrohes
und der Zuckerrübensamenabfälle. Von P. Eisenkolbe. -) — Die ge-
genannten Abfälle werden benutzt zur Herstellung von Melassemischfutter.
Da über die Verdaulichkeit dieser Produkte bis jetzt nichts bekannt war,
so hat der Vf. durch angestellte Verdauungsversuche die erwähnte Lücke
auszufüllen gesucht. Es ergaben sich die folgenden Verdauungskoeffizienten:
SubSz Rohprotein Rohfett E^JJ^kt'sToffe ^*^^f""
% 7o 7o 7o 7o
Samenrübenstroh . 33,9 40,5 36,5 41,0 24,9
Rübensamenabfälle 37,1 57,2 63,0 45,0 17,0
Da zur Zeit der Versuche das Stroh 18,5, die Samenabfälle 1G,0%
Feuchtigkeit enthielten, so stellt sich der procentische Gehalt an ver-
daulichen Nährstoffen in der lufttrockenen Substanz auf folgende Zahlen:
Roh-
protein
Rohfett
N-freie
Extraktstoffe
Rohfaser
Eiweiß
%
7o
7o
"/o
7o
Zuckerrübenstroh . . 2,2
0,3
13,1
8,7
1,3
Zuckerrübensamenabfälle 7,2
1,1
15,0
4,5
5,4
Wenn auch der Futtermittelmarkt durch diese Abfälle eine wertvolle
Bereicherung nicht erfahren hat, so gebührt ihnen doch ein Vorzug vor
den Melassefüllstoffen: Erdnußhülsen, Kaffeeschalen, Kakaoschalen, Bassia-
mehl usw., die überhaupt keine Futtermittel sind, sondern nur als Ballast
die Verdauungsorgane unnötig beschweren.
Die Sojabohne und ihre Abfallprodukte. Von Fr. Honcamp. ^)
— Die vorliegende Monographie über die Sojabohne und ihre Abfall-
produkte bringt zunächst ausführliche Literaturangaben über Anbau, Kultur
und Verwendung der Sojabohne in ihrem Heimatgebiete (Ostasien). Es
1) Ldwsch. Versuchsst. 1910, 72, 143—150. (Kgl. Jdwsch. Versuchsst. Muckern.) — '-) Ebend.
151-157. (Kgl. Idwsch. Vereuchsst. Möckern.) — ^) Ebend. 73, 241. (Ldwsch. Versuchsst. Rostock.)
D. Stoffwechsel, Ernährung.
385
folgt eine botanische und mikroskopische Charakteristik derselben und
schließlich wird die chemische Zusammensetzung der Sojabohne und ihre
Verwendung als Futtermittel für unsere Nutztiere vom Vf. eingehend er-
örtert. Die bereits von verschiedenen Autoren (0. Kellner, K. Ogasawara,
Hopkins, H. Weiske, J. Hansen, Katayama) mit Sojabohnen und
deren Rückständen ausgeführten Fütterungsversuche finden Erwähnung;
diesen schließen sich die vom Vf. ausgeführten Ausnutzungsversuche an.
Wir können hier nur auf letztere etwas näher eingehen. Als Versuchs-
tiere benutzte der Vf. Hammel; die Zusammensetzung der verabreichten
Sojabohnen war auf Trockensubstanz berechnet folgende:
Roh-
protein
Eiweiß
%
N-freie
Extrakt-
stoffe
Rohfaser Rohfott
Asche
C- u. CO2
frei
%
Sojamehl I (Preßrückstand)
Sojamehl il\ (Extraktions-
Sojamehl 111/ rückstände)
48.12 , 46,83
52,36 I 49,76
52.13 ! 50,39
33,99
33,67
35,55
4,78
5,99
4,57
7,37
1,61
2,10
5,74
6,37
5,65
Es wurden in Proeenten der einzelnen Bestandteile von den ver-
fütterten Sojamehlen im Mittel verdaut:
Organ.
Substanz
%
Roh-
protein
N-freie | |
Extrakt- | Rohfett : Rohfaser
Stoffe !
0/ c/ 0/
/o 70 /o
Sojamehl I (Preßrückstand)
„ 11 u. III (Extraktionsrückstände)
93,6
96,6
92,8
91,9
102,7
105,4
92,8
67,6
36,1
99,3
Hiernach gehören die Preß- und Extraktionsrüekstände der Sojabohne,
wie schon von 0. Kellner festgestellt wurde, zu den höchst verdaulichen
Futterstoffen, über die wir überhaupt verfügen.
Fütterungsversuche mit Schweinen über die Verdaulichkeit ge-
trockneter Kartoffeln und des entfetteten Sojabohnenmehls. Von
O. Kellner (Ref.) und R. Neumann. ^) — In letzter Zeit werden nach
dem Verfahren von C. A. Kohl mann zur Herstellung von Trocken-
kartoffeln die rohen Kartoffeln, nachdem sie die Wäsche passiert haben,
zuerst auf einem Desintegtator zu Brei zerrissen und gelangen sodann
zwischen zwei horizontal stehende Walzen, von denen die eine durchlocht
und mit dichtem Tuch überzogen ist. Bei dem Durchgang des Breies
durch den engen Zwischenraum zwischen den beiden Walzen wird ein
Teil des Fruchtwassers mittelst verdünnter Luft in die durchlochte Walze
abgesaugt. Darauf wird der Brei starkem Druck ausgesetzt und schließlich
mittelst Abdampfes bei einer Temperatur, die unter 100 '^ C. liegt, ge-
trocknet. Das krümlige Produkt kann in feste Platten, Würfel usw. von
bestimmtem Gewicht gepreßt werden. Das in das Fruchtwasser über-
gehende Eiweiß läßt sich in ziemlich reiner Form wiedergewinnen. Zwecks
Feststellung der Verdaulichkeit dieser Preßkartoffeln haben die Vff. Aus-
nutzungsversuche mit Schweinen ausgeführt und dazu zwei Sorten des
neuen Produktes benutzt, wobei Nr. I im Herbst aus eben geernteten,
1) Ldwsch. Versuchsst. 1910, 73, 235. (Kgl. Idwsch. Versuchsst. Möckem.)
Jahresbericht 1910.
25
386
Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Nr, II dagegen im Frühjahr aus stark ausgekeimten Knollen hergestellt
war. Der Versuch sollte gleichzeitig Aufschluß über die Verdaulichkeit
des Sojabohnenmehles geben. Die chemische Untersuchung der drei
Futtermittel ergab folgende, auf wasserfreie Substanz
N-freie
Extrakt- Rohfett Rohfaser
Stoffe
% % %
92,18 0,22 2,56
89,97 0,23 3.68
33,76 1,81 6,31
Preßkartofifel I
11
Sojabohnenmehl
Roh-
protein
/o
3,29
4,38
51,38
berechnete Zahlen:
Asche
frei von
C u. CO2
%
1,75
1,74
6,74
(Eiweiß)
0/
(2,43)
(3.51)
(49,26)
Aus den Daten, die zur Berechnung der Verdauungskoef ficienten
erforderlich sind, ergaben sich folgende Zahlen:
Preßkartotfel I
Preßkartoffel 11
Entfettetes
Sojabohnenmehl
Schwein
I ; ir Mittel
I 1 II 1 Mittel
I 1 II 1 Mittel
Organische Substanz
Rohprotfcin ....
N-fr. Extraktstofie .
Rohfett
Rohfaser ....
95,7
44,1
98,6
86,7
93,3
9,3
97,1
83,8
94,5
26,7
97,9
85,3
90,9
97,0
75,0
1
90,9 90.4
96,8 i 96.9
70,3 72,7
90,9
94,4
93,8
59,6
90.1
93,8
91,1
61,4
90.5
94,0
92,4
60,5
Vergleichender Fütterungsversuch mit Schweinen über die
Wirkung von Fleischmehl und Fischmehl. Von A. Kleemann. -) —
Die Hauptresultate des vorliegenden Versuches lassen sich mit folgenden
Sätzen ausspiechen: Die Futtermittel, Fleisch- und Fischfuttermehl, haben
sich sehr gut zur Deckung von mindestens 80— Sö^/q des Eiweißbedarfes
wachsender Mastschweine geeignet und wurden beide Futtei mittel von den
Schweinen sehr gern aufgenommen. Gleiche Mengen verdauliches Eiweiß
und Stärkewert einerseits in Form von Fleischfuttermehl und andererseits
als fettarmes und fettreiches Fischfiittermehl verabreicht, ergaben bei sonst
gleichem Grundfutter gleiche Körpergewichtszunahmen, welches Ergebnis
einen weiteren Beweis für die Eichtigkeit der von Kellner eingeführten
Bewertung der Futterstoffe nach verdaulichem Eiweiß und Stärkewert
liefert. Die Qualität von Fleisch und Speck wurde durch solche Mengen
Fischmehl, wie man sie zur Deckung des Eiweißbedarfes wachsender
Mastschweine verabreichen muß, nicht nachteilig beeinflußt. Diese zur
Deckung von ca. 80% des Eiweißbedarfes erforderlichen Fischmehl-
quantitäten (fettarm und fettreich) betrugen pro Tag und Stück ca. 0,5
bis 0,6 kg. Das wirtschaftliche Resultat entschied sich zugunsten des
Fleischfuttermehles. Es kam nach den rechnerischen Erörterungen die
Eiweißzufuhr durch Fleisehfuttermehl und die nötige Zulage an phosphor-
saurem Kalk um 60 — 80% billiger zu stehen als durch Fischfuttermehl.
Verdauungs - Coefficienten bei Fütterung von Schafen. Von
J. H. Shepard und A, E. Koch.^) — Bei den mit 6 Merino- Hammeln
ausgeführten Versuchen wurden nachstehende duichschnittliche Verdaulich-
keits-Zahlen erhalten:
1) Ldwsch. Versuchsst. 1910, 73, 187.
Exper. Stat. Rec. 1910, 22, 71.
2) South Dakota Sta. Bul. 114, 525-554; ref. nach
D. Stoffwechsel, Ernährung.
387
Art des Futters
Anzahl
der
Ver-
suche
I Ä i. N-fr.
Protein i ^^i*^^" Extrakt-
Extrakt sto^g
"/o
%
%
Rohfaser
%
Lowland prairie hay (native grasses) . . .
Bromus inerniis hay
Sixty-Day oats
Swedish Seleot oats (Brome grass roughage) .
Emmer or speltz (various roughages) .
Oat straw
Alfalva hay
Hanna barley (various roughages) . . . .
Manchuria barley (Brome grass roughage)
Durum wheat (Brnme grass roughage) . . .
Black Voronezh millet (various roughages)
Red Orenburg millet (oat straw roughage) .
Minnesota No. 13 corn (Brome grass roughage)
Üpland prairie hay
Cord grass hay (Spartina cynosuroides)
Slough grass hay (native grasses) ....
Kentucky blue grass hay
Western wheat grass hay
Sorghum fodder
Corn ensilage
Corn stover
2 42,5 I 39.9 56,5 60,1
10 48,3 3.Ö.6 I 64,4 59,0
1 85.5 I 79,3 I 85,7 49,7
11 11 ;i : 87,9 i 82,3 35,5
9 79,6 88,2 ! 88,2 50.5
4 13,7 j 31,1 I 51,7 71,6
6 77.9 37,4 1 71,8 43,8
13 76,6 75,5 91,4 56,3
2 83,9 , 80,0 ! 90,9 54,3
2 78,1 65,0 92,0 39,8
8 70.1 81,6 ! 88,1 40.2
4 54,8 , 88,0 88,2 24,3
2 77,6 87,4 96,0 29,3
6 32,0 31.7 50,7 ' 52,7
6 39,1 50,1 49.0 1 56,1
6 41,6 I 54,0 ! 54,6 58,8
6 56.6 ; 53,2 1 62,2 | 67,0
6 51,5 39.4 , 60,9 j 68,2
6 53,4 76,7 ' 64,1 ' 70,8
2 56,7 66,4 , 87,4 I 68,3
2 52,5 i 36,3 ! 63,7 \ 72,1
(D.)
Über die Abhängigkeit der Futterausnutzung von der Beschaffen-
heit des Stalles. Von Br. Tacke, i) — Die vom Vf. in dieser Richtung
angestellten Versuche (als Versuchstiere dienten Ochsen) haben ergeben,
daß die Gewichtszunahme der auf Streu (Torf- und Stroheinsneu) stehenden
Tiergruppen größer ist als derjenigen ohne Einstreu. Es dürfte keinem
Zweifel unterliegen, daß die Ursache hierfür einmal in dena wärmeren und
bequemeren Lager zu suchen ist und ferner darin, daß die Gruppen mit
Einstreu sich häufiger und länger niederlegen.
Über die Giftigkeit der Kornradensamen. Von J. Brandt.-) —
Der Vf. stellte für seine Tierversuche das Gift der Kornradensaraen in
möglichst reiner Form dar. Das Sapotoxin wurde rein als ein weißgelbes,
beim Reiben elektrisch werdendes Pulver erhalten, das sich im Wasser leicht
löste. Am intensivsten verlief die Vergiftung nach direkter Einverleibung
in den Blutstrom. ,, Bringt man einem Hunde in eine Vene Sapotoxin
in physiologischer Kochsalzlösung in einer Menge von 1,5 — 2,5 mg pro
Kilogramm Tier bei, so treten in den ersten 2 — 8 Stunden nach der Appli-
kation des Giftes keinerlei Erscheinungen auf. Dann aber zieht sich das
Tier scheu zurück und bleibt lange, den Blick nach der gleichen Stelle
richtend, stehen, Futter wird nicht, aagegen viel Wasser aufgenommen.
Nach einigen Stunden stellen sich W^ürgbewegungen ein und es erfolgt
Erbrechen schaumiger Massen. Der Gang wird schwankend, die Hinter-
beine versagen. Der abgesetzte Kot ist anfänglich dünnbreiig, dann dünn-
flüssig und blutig gefärbt. Es treten alsbald Symptome beginnender
centraler Lähmung hervor. Das Tier fällt allmählich in einen schlafartigen
Zustand. Die Atmung hat an Frequenz zugenommen und wird mit dem
») Oldenburgisches Ldwschaftsbl. 1910, Nr. 40, 437. — «) Ldwsch. Versuchsst 1910, 72, 326.
25*
388 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Eintritt der Somnolenz unregelmäßig, oft aussetzend und erlischt dann
vollends" — die Höhe der Gaben, nach denen der Tod erfolgt, sind für
die einzelnen Tiere verschieden. Während beim Hunde 2,5 mg pro Kilo-
gramm Tier genügten, waren bei Kaninchen 15 mg nötig; ein Schwein
starb nach einer Gabe von 12 mg pro Kilogramm. Wurde das Gift durch
subkutane Einspritzung dem Tiere beigebracht, so waren zur Herbeiführung
des Todes bedeutend größere Mengen erforderlich — der Vf. ging ferner
dazu über, den Tieren das Sapotoxin sowie auch das Kornradenmehl per
OS einzuverleiben. Die Versuche wurden mit Tauben, Hühnern, Hunden
und Schweinen ausgeführt. Es zeigte sich, daß sehr erhebliche Mengen
nötig waren, um den Tod der Tiere herbeizuführen. Die Wirkung der
Kornrade an größeren Tieren, an Pferden und Rindern, genauer zu studieren,
war nicht möglich.
Untersuchungen über das Verhalten von Brandsporen im Tier-
körper und im Stalldünger. Von Fr. Honcamp, H. Zimmermann und
G. Schneider.^) — Die Fütterungsversuche mit brandhaltigem Material
wurden mit einer Kuh, einem Pferd, mit Schweinen, Schafen, Kaninchen,
Hühnern und Tauben ausgeführt. Es ergab sich, daß im allgemeinen die
Verfütterung von Brandsporen auf die Tiere nicht schädlich wirkte, trotz
der teilweise ziemlich erheblichen Menge brandhaltigen Materials und der
in verschiedenen Fällen wochenlanger Verfütterungsdauer. Die Vif. raten
aber ab, brandhaltiges Material an tragende Tiere zu verfüttern. — Des
weiteren stellten die Vff. fest, daß die Stein brandsporen 'beim Passieren
des Magendarmkanals in der großen Mehrzahl ihre Keimfähigkeit verlieren;
nur beim Schwein scheint das weniger der Fall zu sein.
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mit folgenden Zahlen an: Fett 11,63 bezw. 18,0°i^, Rohprntein 11,68. ILöO'/o,
verdauliches Protein 5,57 •/„, N-freie Extraktstoffe 41,38, 22,41 7„, Rohfaser 19.16
u. 24,12%.
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E. Betrieb der laiidwirtscliaftl. Tierproduktion.
Referent: F. Mach.
1. Aufzucht, Fleisch- und Fettproduktion.
über die Verwendung durch Fettzusatz ergänzter Magermilch
bei der Aufzucht von Kälbern. Von Carlo Besana. ^) — Auf Grund
seiner Versuche empfiehlt der Vf. die Darreichung von Magermilch, die
>) Staz. sperim. agrar. ital. 1910, 43, 86. (R. Staz. di Casoificio di Lodi.)
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduktion. 1. Aufzucht usw. 391
durch Margarinezusatz wieder aufgefettet ist, an Kälber; es muß jedoch
folgendes beobachtet werden: 1. Die Ernährung mit Magermilch soll erst
bei wenigstens 8 Tage alten Tieren einsetzen. 2. Die tägliche Eation an
aufgefetteter Magermilch soll in den ersten Tagen ein Sechstel des Tier-
gewichtes nicht überschreiten, kann in der Folge dann auf ein Fünftel
gesteigert werden. 3. Der Gehalt an Margarine in der Magermilch soll
in der ersten Woche 2 v. H. betragen und allmählich bis auf 8 v. H. in
der vierten Woche steigen. 4. Der Übergang von der Vollmilchernährung
zur Magermilchernährung soll allmählich erfolgen und sich wenigstens auf
8 Tage erstrecken, indem zunächst Mischungen dargereicht werden, bis
schließlich die Vollmilch ganz fortbleibt. 5. Die Milch muß süß und
nicht geronnen sein; die am meisten geeignete Temperatur ist 35 — 40*^0.
6. Die Darreichung soll drei- bis viermal am Tage zu bestimmten Zeiten
erfolgen. — Die vier Versuchskälber der vorliegenden Versuche waren
zwei männliche italienische, 5 Tage alt Nr. 1 u. 2 und zwei weibliche
Holländer, 10 Tage alt Nr. 3 u. 4. Die einzelnen Daten sind folgende:
12 3 4
Gewicht bei Beginn der Periode ... kg 89 42 41 3.5
Dauer der Periode Tage 49 39 39 39
A f i, .., j f a) Vollmilch. . . 1 145 147 147 147
Aufnahme wahrend! ^ \ -^ ■, x t 0-74 onn ono 00-
der aanzpn Periode ^^ Magermilch . . 1 274 299 293 28o
üer ganzen reriode ( ^^ Margarine . . kg 2,205 2,520 2,520 2,520
Gewicht am Ende der Periode .... kg 77 90 76 71
Oewichtszunahrae kg 28 48 35 36
Mittlere tägliche Zunahme . . . • . kg 0,717 1,230 0,897 0,923
Für 1 kg Gewichtszunahme verbrauchte
Milch i 14,96 9,29 12,57 12,00
Der Vf. weist darauf hin, daß die Individualität des Tieres nicht
ohne Einfluß auf das Resultat geblieben ist. Kalb 2 hat am besten ab-
geschnitten, so zwar, daß es — wie Vf. berechnet — das Liter Mager-
milch mit 18,38 Centesim. bezahlt gemacht hat. (M. P. Neumann.)
Die Verwertung des Eiweißes durch Saugkälber. Von Gustav
Fingerling. ^) — Nach den vom Vf. durchgeführten Versuchen beruht
die bei jungen nur mit Vollmilch ernährten Saugkälbern zu beobachtende
schlechte Verwertung des Eiweißes auf dem ständig gleichbleibenden
Nährstoffverhältnis der Milch, so daß bei ausreichender Vollmilchzuführung
mehr Eiweiß geboten wird, als verwertet werden kann, und bei unzu-
reichender Verabfolgung dieser Nahrung wegen Maugel an stickstofffreiini
Stoffen (Milchzucker und Fett) Eiweiß zu Erhaltungszwecken verbrannt
wird. Während im 1. Falle eine normale Zunahme bezw. Fleischproduktion
garantiert ist, gestalten sich im 2. Falle die Ansatz- und Produktions-
verhältnisse meistens ungünstig. Eine bessere Verwertung des Eiweißes
läßt sich durch Zuführung von leicht verdaulichem und hoch verwertbarem
N-freiem Nährmaterial erzielen. Eine günstige Fleischproduktion und gute
Verwertung des Eiweißes wurde erzielt während eines 30tägigen Versuchs
bei 9 kg Vollmilch und entsprechender Zuführung von leicht verdaulichen
und hoch verwertbaren N- freien Nährstoffen (Milchzucker und Butterfett).
1) Ldwsch. Versuchsst. 1910, 74, 57-
392 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Über den Ansatz bei natürlicher und künstlicher Ernährung. Von
Arnold Orgler. ^) 2. Mitt. — Natürlich aufgezogene Hunde wuchsen stärker
und setzten absolut mehr Fett, Stickstoff, Asche und Ca 0 an als mit Kuh-
milch ernährte. Auch der Fettansatz pro kg war beträchtlich höher. Die
fettfreie Leibessuhstanz der natürlich ernährten Tiere hatte einen höheren
Gehalt an Trockensubstanz; Stickstoff-, Asche- und Ca 0- Gehalt ließen
keinen von der Ernährung abhängigen Unterschied erkennen. Wesentlich
ist der Unterschied des Trockensubstanzgehaltes, der wahrscheinlich auf
einem vermehrten Glykogengehalt beruht.
Ist das am Aufbau der Körperzellen beteiligte Fett in seiner Zu-
sammensetzung von der Art des aufgenommenen Nahrungsfettes ab-
hängig? Von Emil Abderhalden und Carl Brahm.-) — Das aus den
Geweben der Versuchstiere, die reichlich mit Hammeltalg oder ßüböl ge-
füttert waren, durch Äther ausgezogene Fett, das sog. „Depotfett", zeigte
die Zusammensetzung des Nahrungsfeftes. Wurden die vom Depotfett be-
freiten Gewebe mit Magensaft oder mit verdünnter Salzsäure aufgeschlossen
und nochmals extrahiert, so wurde das „Zellfett" erlulten, dessen Zu-
sammensetzung sich als unabhängig von der des Nahrungsfettes erwies.
Ersatzmittel für Magermilch bei der Aufzucht von Kälbern. Von
E. S. Savage und G. W. Tailby. ^) — Die anfänglich gegebene Vollmilch
wurde allmählich ersetzt durch Magermilch oder andere Ersatzmittel und
daneben Heu sowie eine Mischung von Mais- und Haferschrot, Kleie und
Ölkuchen gegeben. Die Versuche haben gezeigt, daß gute, starke und ge-
sunde Kälber nach den ersten 30 Tagen ohne Magermilch oder eine andere
Milchuahrung aufgezogen werden können. Als bestes und billigstes Ersatz-
mittel für die Vollmilch hat sich die neben Heu und Kraftfutter gegebene
Magermilch erwiesen. Steht Magermilch nicht zur Verfügung, so ver-
mag auch getrocknete Magermilch gute Dienste zu leisten. Sehr viel
teuerer in der Anwendung waren Schumacher's Kälbermehl, Schweizer
Lactina und Blatchfords Kälbermehl.
Fütterungsversuch mit pasteurisierter abgerahmter Milch bei
Kälbern in Holland.*) — Die Versuche wurden mit 3 Abteilungen von
je 32 Tieren durchgeführt, von denen die 1. rohe, die 2. pasteurisierte
Milch und die 3. ebenfalls pasteurisierte Milch unter Zugabe von 2 g
Kochsalz pro Liter erhielt. Die Kochsalzmenge wurde später, als sich ein
nachteiliger Einfluß ergab, erheblich herabgesetzt. Nach dem Übergang von
Vollmilch zu abgerahmter Milch wurde den Tieren noch Leinkuchen und
später Heu gegeben. Das Ergebnis des Versuches war, daß in der Praxis
kein nachteiliger Einfluß des Pasteurisiereus bemerklich ist, daß Zusatz
von Kochsalz zu pasteurisierter Milch unnütz erscheint und nachteilige
Folgen (Laxieren) herbeiführen kann und daß das Erhitzen der Milch auf
80 — 85 ° während kurzer Zeit genügend erscheint, um die Gefahr der
Ansteckung der Tuberkulose zu verhüten. Die mit nicht erhitzter Milch,
in der zu manchen Zeiten Tuberkelbazillen nachweisbar waren, ernährten
Tiere, erkrankten zur vollen Hälfte an Tuberkulose. Daneben wurde noch
1) Biochem. Ztschr. 28, 359—373; ref. Chem. CtrlW. 1910, II. 1829. (Roma.) — «) Ztschr. f.
physiol. Chem. 1910, 65, 830-335; ref. Chera. Ctrlljl. 1910, I. 1845. (Gugcrenheim.) — ') New York
Corriell Stat. Bull. 269, 491-517; ref. Agric. Exper. Stat. Rec. 1910, 73. — 4) D. Idwsch. Fr. 1910.
37, 606—607.
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduktion. 1. Aufzucht usw. 393
beobachtet, daß die Kälber, die bei Beginn des Versuches das größte
Körpergewicht besaßen, auch am meisten zur Gewichtsvermehrung ver-
anlagt waren.
Einfluß der Körperbildung und des Alters auf die Ausnutzung
des Futters durch Rinder. Von Henry Prentiss Armsby und J. August
Fries. ^) — Die an 2 Stierkälbei n, einem reingezüchteteii Aberdeen-Angus
von typischer Fleischform und einem schlecht gebauten Tiere (scrub) mit
Jerseyblut von mehr Milch- als Fleischfonn, während 2^2 Jahren durch-
geführten Untersuchungen haben zu folgenden Schlußfolgerungen geführt:
Die beiden Tiere unterschieden sich nicht wesentlich in bezug auf ihr
Verdauungsvermögen, auf die procentische Umsetzung und Ausnutzung der
Futter-Energie. Der reingezüchtete Stier war insofern überlegen, als sein
Bedarf an Erhaltungsfutter geringer, sein Futteraufnahmevermögen größer
war. Bei der knappen Ration, die verabreicht wurde, äußerte sich diese
Überlegenheit jedoch nicht in der größeren Lebendgewichtszunahme von
der Futtereinheit, sondern in der Erzeugung einer besseren Beschaffenheit
seines Körpers, die sich in der Aufspeicherung von mehr ausnutzbarer
Energie darstellte. Die Vff. zeigen ferner an der Hand der Lebend-
gewichlszunahmen urfd der dafür verbrauchten Futterenergie, daß die
Kellner'schen Normen für bloßes Wachstum ohne Mastzweck in Hinsicht
auf die ausnutzbare Energie etwas verringert werden können. Der Bedarf
an Eiweiß dagegen blieb bei den Tieren , obwolil die Zunahme durchaus
zufriedenstellend war, sehr erheblich hinter den angenommenen Normen
zurück; der Unterschied war am größten im jungen Alter und nahm später
ab. Es ist als wahrscheinlich anzunehmen, daß mit der Umwandlung von
Nahrungsprotein in Körpereiweiß eine gewisse Verschwendung von N-haltiger
Substanz verbunden ist, während es nicht unmöglich ist, daß ein gewisser
Überschuß an Protein notwendig oder wenigstens förderlich für das Wachs-
tum ist. Wie neuere Untersuchungen ergeben haben, daß das Minimum
des Proteinbedarfs für die Erhaltung und die Milcherzeugung erheblich
übertrieben worden ist, so zeigen die vorliegenden Versuche, daß dies auch
in bezug auf das Wachstum zutrifft.
Über den Betrieb von Jungviehweiden. Von A. Baumann und
H. Paul. ^) — Aus den gemachten Beobachtungen geht hervor, daß die
Zunahme der älteren Tiere am besten war und daß es sich nicht empfiehlt,
Kälber unter einem halben Jahr auf die Weide zu treiben. Die an Kraft-
futter gewöhnten jungen Tiere ertragen den Übergang zur Weide schlechter
als die älteren, mit Rauhfutter ernährten. Über die Fleischproduktion der
Weiden werden erst die Versuche des nächsten Jahres Aufschluß bringen,
doch ist jetzt schon festgestellt, daß Jungviehweiden außerordentlich hohe
Erträge bringen können.
Vergleichender Fütterungsversuch mit Schweinen über die Wir-
kung von Fleischmehl und Fischmehl. Von A. Kleemann. ^] — Die vom
1. Dezember bis 9. März an 6 Gruppen von je 4 Schweinen (zu Beginn des
Versuches 3 — 4 Monate alt) durchgeführten Versuche, bei denen einem aus
gedämpften getrockneten Kartoffeln in Schnitzel- und Flockenform und aus
») Pennsylv. Stat. Coli. Agric. Exper. Stat. Ball. 105. 20 S.. Nov. 1910. — 2) Ber. über die
Arbeiten d. Kgl. Bayr. Moorkulturanst. i. J. 1909. München 1910, 175—176. — ^) Ldwsch. Versuchest.
1910, 73, 187—219. (Ldwsch. Kreis-Vers.-Stat. Triesdorf.)
394 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Maismehl bestehenden eiweii^armen Grundfutter bei Gruppe I u. II Fleisch-
mehl -)- phosphorsaurer Kalk, bei Gruppe III u. IV 2,1 '^j^ Fett enthaltendes
Fischmehl, Marke „Eumogen" nebst Stärke zum Ausgleich, und bei Gruppe V
u. YI 4,8 "/o Fett enthaltendes Fischmehl, Marke „Diamant" zugelegt
wurden, haben zu folgenden Ergebnissen geführt: 1. Fleisch- und Fisch-
futtermehl haben sich sehr gut zur Deckung von mindestens 80 — 85 %
des Eiweißbedarfes wachsender Mastschweine geeignet und wurden von
den Schweinen sehr gern aufgenommen. Doch ist zuzugeben, daß das
Fischmehl bei fast ausschließlicher Kartoffelfütterung mehr zur Erhaltung
einer regen Freßlust beizutragen scheint als das Fleischmehl. 2. Gleiche
Mengen verdauliches Eiweiß und Stärkewert in Form von Fleischmehl oder
als fettarmes und fettreiches Fischfuttermehl verabreicht, ergaben bei sonst
gleichem Grundfutter gleiche Körpergewichtszunahmen. Der dem Fleisch-
mehl bezw, dem Grundfutter fehlende phosphoisaure Kalk konnte durch
Zugabe von präcipitiertem phosphorsaurem Kalk vollständig gedeckt werden.
3. Die Qualität von Fleisch und Speck wurde durch solche Mengen Fisch-
mehl, wie man sie zur Deckung des Eiweißbedarfs wachsender Mast-
schweine verabreichen muß (im vorliegenden Fall 0,5 — 0,6 kg pro Tag
und Stück), nicht nachteilig beeinflußt. Bis zu welcher Menge man aber
Fischmehl den Schweinen vorlegen darf, ist mit dem vorliegenden Versuch
nicht festgestellt worden. Jedenfalls wird diese äußerste Grenze, bis zu
welcher man gehen darf, zu dem Fettgehalt des Fischmehls in direktem
Verhältnis stehen. Eine chemische Fettänderung hat sich bei den Schweinen
mit Fischmehlfutter insofern gezeigt, als entsprechend der höheren Jodzahl
des Fischöles eine Erhöhung des Jodbindungsvermögens eintrat, die bei
dem fettreicheren Fischmehl größer war als bei dem fettärmeren. Auch
waren die Jodzahlen um so höher, je fetter die mit Fischmehl gefütterten
Schweine waren. 4. Die Eiweißzufuhr durch Fleischfuttermehl und die
nötige Zulage an phosphorsaurem Kalk kam um 60 — SO^'/q billiger zu
stehen als durch Fischfuttermehl.
Specifische Wirkungen von Rationen auf die Entwicklung von
Schweinen. A^ou E. B. Forbes. ^) — Als Beifutter für Mais wurden
verglichen Weizenkleie, Leinmehl, Sojabohnen, Tierkörpermehl (tankage)
und Maiskeimkuchenmehl. Wurden die Tiere reichlich getüttert, so stellten
sich die Rationen für die Lebendgewichtszunahme wirksamer als Mais
allein bei Kleie um 23°/o, bei Leinmehl um 32%, bei Sojabohnen um
38,5 ''/o, bei Tierkörpermehl um 32,6% und bei Maiskeimmehl um 17,6%.
Wurden die sechs Rationen in praktisch gleicher, doch etwas beschränkter
Menge gegeben, so bezifferte sich die Mehrwirkung entsprechend auf 28,9,
29,8, 22,6, 18,1 und 16,4 7o- In der Einwirkung auf den Zuwachs der
Muskeln und der inneren Organe stellten sich die Rationen in folgende
Reihenfolge: Kleie, Leinmehl, Sojabohnen, Tierkörpermehl und Mais allein.
Dies stand im Einklang mit dem Phosphorgehalt der Rationen, nur die
Tierkörpermehlration machte hiervon eine Ausnahme, wahrscheinlich weil
der Phosphor hier hauptsächlich in Form von Knochen vorhanden war.
Die auffallendste Eigentümlichkeit der Leinmehlration war das hohe Ver-
hältnis von Asche zu Protein bei dem erzeugten Fleisch; den Gegensatz
1) Ohio Stat. BuU. 213, 239—305 u. Missouri Stat. Bull. 81, 3-69; ref. Agric. Exper. Stat.
Eec. 1910, 22, 771.
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduktion. 1. Aufzucht usw. 395
dazu bililete die Maiskeimmehlration. Bei den mit Mais allein gefütterten
Tieren hatten die Knochen, Muskeln, Leber, Nieren, Lunge, Herz und
Milz nur einen abnorm kleinen, das Fett dagegen einen abnorm großen
Anteil an der Gewichtszunahme. Die Muskeln der Mais-Schweine waren
fettreich und protein- und wasserarm, doch enthielt das fettfreie Fleisch
viel Wasser. Das Verhältnis von Asche : Protein war im Fleisch der
Mais-Schweine nicht niedrig. Die Lebern dieser Tiere waren klein und
arm an Asche und Phosphor. Im Vergleich mit proteinreicheren Rationeu
erzeugt Mais kleine, fette Nieren. — In weiteren Versuchen mit 6 Monate
alten Schweinen wurde der Umsatz der anorganischen Säuren und Basen
studiert. Die Rationen bestanden aus: L Mais allein, 2. Hominyfutter und
Blutmehl -f Weizenkleie-Extrakt, 3. dasselbe Futtergemisch -j- Lecithin,
4. dasselbe + Knochenmehl und 5. dasselbe + Natriumphosphat. In
allen Rationen war ein Überschuß der anorganischen Säuren über die Basen
vorhanden, der bei den mit Knochenmehl etwas erniedrigt, bei den mit
Mais allein am höchsten war. Die Versuche ergaben: Ein Überschuß von
Magnesium im Verhältnis zu Calcium im Futter scheint eine entgegen-
wirkende Verarmung der Gewebe, insbesondere der Knochen an Calcium zu
verursachen. Die Asche des Kleienextraktes war wie die Asche der Kleie
nahezu neutral. Der Auszug der Knochenasche war nicht sauer, obwohl
die Wirkungen auf die Knochen die gleichen waren. Der wäßrige Aus-
zug der Weizenkleie ist ein sehr schmackhaftes Futter; der Futterwert
tritt am besten bei wäßriger Anwendung hervor; größere Gaben bedingen
pathologische Wirkungen. Die Verfütterung des Extraktes erzeugt P-arme
Muskeln, P-reiche Lebern und fett- und aschearme, doch wasserreiche
Nieren. Die Lecithinration erschien schmackhaft, zeichnete sich aus in
der Schnelligkeit und Ökonomie des erzengten Zuwachses; Muskeln, Lebern
und Nieren hatten einen hohen P- Gehalt. Der Phosphor des Knochen-
mehls schien die muskeierzeugende Fähigkeit einer P-armen Ration nicht
zu verstärken ; anscheinend setzt er die Ausnutzung des Proteins etwas
herab. Die Muskeln der mit Knochenmehl gefütterten Schweine enthielten
weniger Asche und eine P-ärmere Asche als die Muskeln der mit einer P-armen
Ration ohne Knochenmehl ernährten Tiere. Die P-ärmste Ration erzeugte
Muskeln, die sowohl im ganzen Gewebe wie in der fettfreien Substanz sehr
wasserarm waren und einen hohen Gehalt an Protein, Asche und Phos-
phor enthielten, doch war das Yerhältnis von P : Protein niedrig. Die P-
Verbindungen des Futters begünstigen das Fettwerden nicht so unmittel-
bar wie das Muskel Wachstum; doch würken sie indirekt durch die
Förderung des Gesimdheitszustandes. Andererseits können sie das Fett-
werden wachsender Tiere beeinträchtigen, indem sie die normale Ausnutzung
der Nahrung zur Eiweißerzeugung ermöglichen.
Versuche über die Wirkung von Kartoffeln und Kartoffelfabrikaten
bei der Schweinemast. Von E. Haselhoff. ^) — Bei den mit 36 Schweinen
in 2 aufeinanderfolgenden Wintern durchgeführten Versuchen wurde die
Wirkung von gedämpften Kartoffeln, Kartoffelflockenschnitzeln und von ge-
dämpften Kartoffel- -f- Zuckerflocken verglichen. Daneben wurde ein aus
Magermilch, Maisschrot, Weizenkleie und Sesam kuchen bestehendes Grund-
1) Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 59, 329—341. (Ldwsch. Vers.-Stat. Marburg.)
396 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
iutter verabreicht. Der Versuch dauerte im 1. Jahr vom 25. Oktober bis
18. Januar, im zweiten vom 2. Dezember bis 23. März; eine Störung
wurde nicht beobachtet. Die Produktionskosten von 100 kg Lebend-
gewicht berechneten sich beim 1. Versuch in Abteilung I (Kartoffeln) auf
77,25 M, in Abteilung II (Schnitzel) auf 89.50 M. in Abteilung III (Kar-
toffel- -j- Zuckerflocken) auf 78,99 M, die tägliche Gewichtszunahme betrug
im Mittel in I 0,656 kg, in II 0,688 kg, in III 0,703 kg. Die
entsprechenden Zahlen beim 2. Versuch lauten für die Produktions-
kosten 91,23 M, 95,94 M und 89,35 M, für die tägliche Gewichts-
zunahme 0,508 kg, 0,541 kg und 0,503 kg. Allgemein ist aus dem Ver-
such zu folgern, daß die Kartoffelschuitzel ein gut wirkendes Schweine-
futter sind, welche auf den Wertzuwachs in gleicher Weise wie gedämpfte
Kartoffeln einwirken; jedoch stellen sich bei dem gezahlten Preise von
22 M für 100 kg Schnitzel die Produktionskosten zum Teil sehr erheblich
höher, als bei der Verwendung von gedämpften Kartoffeln, die letzteren zu
4,00 M für 100 kg gerechnet. Die Beigabe von Kartoffelzuckerflocken zu
den gedämpften Kartoffeln hat sich bewährt, sie hat in den angewandten
Mengen zu einer höheren Verwertung der Kartoffeln geführt.
Füfterungsversuch mit Kartoffelmehl, sowie mit Trocken-Kartoffel-
Flocken im verzuckerten und unverzuckerten Zustande an Ferkel.
Von J. Klein. ^) — Die früheren Versuche wurden fortgeführt mit dem
Zweck, weiterhin verschiedene Ersatzmittel für Fett in Magermilch auf
ihre Verwendbarkeit und Wirkung zu prüfen. Zunächst wurden Kartoffel-
flocken der Magermilch zugegeben. 12 Versuchstiere, 6 Wochen alt,
waren in 3 Gruppen geteilt, wovon jede zwei männliche und zwei weib-
liche Tiere umfaßte. Als gemeinsames Futtermittel diente süße Mager-
milch, von der 5. Woche ab geschrotene Gerste. Gruppe I erhielt außer-
dem Kartoffelmehl, Gruppe II Kartoffelflocken, unverzuckert, Gruppe III
Kartoffelflocken mit Diastasolin verzuckert. Der Versuch dauerte 12 Wochen.
Während bei der Verabreichung von Kartoffelmehl wiederholt Verdauungs-
störungen auftraten, wurden die Kartoffelflocken sowohl im unveränderten
wie im verzuckerten Zustand gut vertragen. Gruppe I blieb hinsichtlich der
Lebendgewichtszunahme hinter Gruppe II und III im ersten Abschnitt des
Versuchs zurück, es war dies jedenfalls zum Teil auf Störungen im Befinden
und auf verminderte Freßlust zurückzuführen. Im letzten Abschnitt war ein
Unterschied zwischen Kartoffelmehl und Kartoffelflocken nicht mehr wahr-
zunehmen. Als Ergebnis des Versuchs ist anzusehen, daß Magermilch
mit Zugabe von Kaitoffelflocken als Ersatz des der Milch entzogenen
Fettes sich mit gutem Erfolg verwenden läßt, vorausgesetzt, daß die
Flocken in mäßigen Grenzen verabreicht werden; im Durchschnitt kamen
auf 1 kg Magermilch im ersten Abschnitt 60 g, im zweiten 82^3 g
und im dritten 100 g Kartoffelflocken. Zur Sättigung der Tiere wurde im
II. und III. Abschnitt noch Gerste gegeben. Den Flocken ist mindestens
die gleiche Wirkung mit Bezug auf die Lebendgewichtszunahme beizumessen,
wie dem Kartoffelmehl. Da aber der Preis für die Kartoffelflocken niedriger
ist, so stellt sich der künstliche Fettersatz durch die Flocken fast um die
Hälfte billiger als derjenige durch Kokosfett, Stärke oder diu-ch Kartoffelmehl.
(Schaller.)
1) Milchwsch. CtrlU. 1910, 6, 193—199. (Milch-wsch. Institut zu Pioskau im Sommer 1909.)
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduktion. 1. Aufzucht usw. 397
SchweinefUtterungsversuch mit süßer und saurer Magermilch.
VoD S. Klein. 1) — Die Fütterungsversuche (i. J. 1909) sollten darüber
entscheiden, ob nicht die Verabreichung saurer Magermilch infolge günstiger
diätetischer Wirkung der Säure eine bessere Ausnützung der übrigen
Futtermittel bedinge, somit für die Lebendgewichtszunahrae Vorteil bringe.
Früher war nachgewiesen worden, daß die Yerfütterung von süßer Mager-
milch im Vergleich zu saurer Magermilch eine praktisch nicht in Betracht
kommende Gewichtszunahme der Tiere bewirkte. Zu den Versuchen sind
12 Tiere herangezogen worden, die in 2 Gruppen zu je 6 Tieren von
möglichst gleichartiger Entwicklung und Körpergewicht geteilt waren. Das
•durchschnittliche Alter betrug 5 Monate. Der Versuch dauerte 12 Wochen,
In den ersten 6 Wochen bestanden die Futtermittel aus Magermilch, ge-
schrotener Gerste und Kartoffelflocken, dann folgte entfetietes Fischfutter-
mehl, aber nur in geringen Mengen. Die Fütterung war in beiden Gruppen
gleich, nur daß Gruppe I süße, Gruppe II saure Magermilch erhielt.
Störungen sind bei den Versuchen nicht eingetreten. Gewichtszunahme
und Wachstum war bei allen Tieren gleichmäßig, ein Unterschied zwischen
den beiden Vergleichsgruppen nicht zu constatieren. Nach Abschluß der
Versuche ließ sich mit voller Sicherheit der Schluß ziehen, daß bei An-
wendung der sauren Magermilch bei Schweinen kein Nachteil entsteht,
falls die Milch bis zur vollständigen Gerinnung gesäuert ist, daß ferner
durch die Säuerung ein weiterer, besonderer Vorteil nicht erreicht wird.
Für die Praxis der Fütterung ist es daher gleichgültig, ob die Milch in
süßem oder saurem Zustande verabreicht wird. In pecuniärer Hinsicht
waren die Versuchsergebnisse recht günstig, da die Futterkosten für 1 kg
Lebendgewichtszunahme sich auf 61—66 Pf. beliefen, je nachdem für
1 kg Magermilch 2 — 3 Pf. in Ansatz gebracht war. Die nach dem
Schlachten der Tiere angestellte Untersuchung des erzeugten Speckes auf
Wassergehalt, Refractometerzahl des ausgelassenen Fettes, Schmelztemperatur
und die Jod zahlen ließ Unterschiede nicht erkennen. (Schauer.)
Über die Verwendung von Gerste, Gerstenfuttermitteln und Mais
bei der Schweinemästung. Von H. Bock und D. Engberding. -j —
An 2 Gruppen von je 14 Schweinen im Alter von 7 Monaten bei Beginn
des Versuches wurden neben einem aus Magermilch und Ka!tofFelflocken
bestehendem Grundfutter vergleichsweise Maisschrot -f- Palmkernkuchen und
Gersten futtermehl -)- Kartoffelflocken verfüttert. Die geringe Beigabe von
Palmkuchen und Flocken erfolgte zum Ausgleich der nutzbaren Nähr-
stoffe. Der Versuch dauerte 49 Tage. Die Lebendgewichtszuuahme betrug
bei Gruppe I (Mais) 0,711 kg, bei Gruppe II {Gerstenfuttermehl) 0,605 kg
pro Tag und Kopf. Die geringere Zunahme bei Gruppe 11 ist wahr-
scheinlich auf den hohen Roh fasergeh alt des Gerstenfuttermehls (13,4 ^/o)
zurückzuführen. Für eine Lebendgewichtszunahme von 100 kg waren bei
Gruppe I 44,57 kg verdauliches Eiweiß und 382,7 kg Stärkewert er-
forderlich, bei Gruppe II entsprechend 52,09 kg und 444,1 kg. Das
Schiachtgewicht beider Gruppen war gleich. Die Beschaffenheit von
Fleisch und Speck ließ bemerkenswerte Unterschiede nicht erkennen; nur
war der Speck bei Gruppe I etwas konsistenter. Die Futterkosten mit
1) ffilchwsch. CtrlW. 1910, 6, 215—222. (Milchwsch. Insütut zu Proskau.) — =) Fühlinff's Idwsch.
Zeit. 1910, 59, 841-858.
398 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Einschluß der allgemeinen Unkosten betragen für 100 kg Lebendgewicbts-
zunahme bei Gruppe I 88,49 M, bei Gruppe II 100,35 M. Die Vff. be-
tonen, daß alle spelzenreichen Futtermittel bei der Sehweinemast nicht
verwendet werden sollten.
Untersuchungen über das Auftreten des ' Fischgeruches beim
Schweinefleisch. Von Stadie. ^) — Wurden fettreiche Fische (Heringe)
in reichlichen Mengen 3 Wochen lang an Schweine verfüttert, so schmeckte
und roch das Fleich und besonders das Fett fischig und tranig. Bei kürzerer
Dauer war dieser ungünstige Einfluß nicht nachweisbar. Der tranige Ge-
ruch und Geschmack haftete bei einem Versuch noch 14 Tage nach dem
Aufhören der Fischfütterung dem Fleische unvermindert an. Entfettetes
Fischmehl, von dem 3 Wochen lang täglich 1 Pfund gegeben wurde, be-
einflußte in 2 Versuchen Fleisch und Fett nicht nachteilig.
Fütterungsversuche. Von W. Schneidewind, D. Meyer und
Gröbler.2) — A. Versuche mit wachsenden Mastschweinen.
1. Versuche über die Verwertung von Trockenkartoffeln haben zu
folgenden Ergebnissen geführt: Die Kartoffelflocken sind immer als voll-
wertig anzusehen. Eine gleichartige Wirkung können die mit Feuergasen
hergestellten Kartoffelschnitzel zeigen, wenn sie vorsichtig getrocknet werden.
Die Trockenkartoffeln (Flocken und Schnitzel) zeigten neben gedämpften
Kartoffeln dieselbe gute Wirkung als neben Gersten schrot; sie können da-
her in den verschiedensten Kombinationen verfüttert werden, wenn man
für den nötigen Eiweißgehalt der Rationen sorgt. Mit getrockneten Kar-
toffeln wurde immer eine qualitativ bessere Fleischware und festerer Speck
erzeugt als mit Mais. Die Zuckerschnitzel zeigten bei Schweinen immer
eine weit schlechteie Wirkung als getrocknete Kartoffeln und dürften für
die Schweinmast im allgemeinen nicht in Frage kommen. Sie sind mehr
geeignet für andere Zwecke der Viehhaltung, besonders als teil weiser Er-
satz für Hafer bei Pferden und Jungvieh. 2. Aus Versuchen über die
in den verschiedenen Mastperioden zweckmäßig zu ver-
abreichenden Eiweißmengen ging hervor, daß die Eiweißmengen
etwas niediiger bemessen werden können, besonders in der 3. und 4. Mast-
periode (75 — 125 kg Lebendgewicht), als die früher von den Vff". in Vor-
schlag gebrachten Mengen angeben. Als ausreichend können angesehen
werden auf 1000 kg Lebendgewicht bei 30 — 35 kg Lebendgewicht 4,5 kg,
bei 50—75 kg Gewicht 3,5 kg, bei 75 — 100 kg Gewicht 3,0 kg, über
100 kg Gewicht 2,5 — 2,0 kg verdauliches Eiweiß. 3. Versuche Ober den
Wert des Sojabohnenmehls. Das Sojabohnenmehl hat sich als ein für
wachsende Mastschweine sehr gut brauchbares Futtermittel erwiesen, wenn
es auch nicht ganz so gut abschloß als ein Gemisch von Fleischmehl hezw.
Fischmehl mit Gerstenschrot. Vorzuziehen sein dürfte das Sojabohnenmehl
bei der Schweinemast auf alle Fälle dem Erdnußkuchen und dem Mohn-
kuchen. B. Versuche mit Mastrindvieh. 1. Bei Versuchen über den
Einfluß der freien Bewegung auf die Lebendgewichtszunahme
hat sich wie bei früheren Versuchen kein ungünstiger Einfluß gezeigt.
2. Versuche über die verschiedene Wirkung der in den Kraft futter-
1) III. Idwsch. Zeit. 1909, 626: ref. Ctrlbl. Agrik. 1910, 39, 278. (R. Neuraann.) — 5) 7. Ber.
über die Versuchswirtschaft Lauchstädt. Ldwsch. Jahrb. 1910, 39, Erg.-Bd. III. 161—195 u. 206—207 ;
vergl. auch dies. Jahresber. 1907, S71.
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduktion. 1. Aufzucht usw. 399
mittein und Rauhfutterstoffen enthaltenen verdaulichen Nähr-
stoffe haben zu dem erwarteten Ergebnis nicht geführt, da bei allen
Abteilungen die Lebendgewichtszunahme so niedrig war, daß die verdau-
lichen Nährstoffe in den Kraftfutterraitteln ihre Überlegenheit nicht zeigen
konnten. C. Bei Versuchen mit Masthammeln über die Aus-
nutzung des Kiefernnadelf utters hat das genannte Futtermittel er-
heblich schlechter abgeschnitten als Weizenkleie und auch weit schlechter
als das Wiesenheu. Diese schlechte Wirkung ist höchstwahrscheinlich auf
den nicht uneriieblichen Gehalt des Nadelfutters an zermahlenen Zweig-
enden zurückzuführen.
Fütterungsversuche über die Wirkung der verdaulichen Nährstoffe
im Rauhfutter und Kraftfutter Von W. Schneidewind, D. Meyer und
W. Gröbier. ') — Bei dem an 30 ausgesuchten Mastochsen durchgeführten
Vergleich von hoher Piauhfutter- -|- niedriger Kraftfuttergabe und von
niedriger Rauhfutter- -{- hoher Kraftfuttergabe bei gleichbleibenden Mengen
von verdaulichen Nährstoffen hat sich gezeigt, daß die Lebendgewichts-
zunahme, die Beschaffenheit des Fleisches und die Schlachtgewichtsprocente
bei der hohen Kraftfnttergabe beträchtlich höher waren als bei niedriger
Kraft fnttergabe. Auch der wirtschaftliche Erfolg war im ersten Falle
besser. Durch den Versuch wurde demnach festgestellt, daß der ver-
schiedene produktive Wert der verdaulichen Nährstoffe im Kraft- und
Ranhfiitter auch bei einem praktischen Mastversuch genügend zum Ausdruck
kommt. Die Rationen sind daher anstatt nach verdaulichen Nährstoffen
richtiger nacii d^n Kellner 'sehen Stärkewerten zu berechnen.
Weitere Fütterungsversuche über die Wirkung des getrockneten
Rübenkrauts im Vergleich zu Trockenschnitzeln und Wiesenheu. Von
W. Schneidewind und D. Meyer.-) — Die auf 8 landwirtschaftlichen
Betrieben der Provinz Sachsen an Masthamraeln durchgeführten Versuche
ließen erkennen, daß die 01 ganische Substanz in Form der Trockenschnitzel
erheblich besser gewirkt hat, als die des getrockneten Rübenkrautes,
während die letztere wieder die des Wiesenheues übertraf. Für 8 Pfd.
Trockenschnitzel wurden unter Zugrundelegung der organischen Substanz
8.3 Pfd. Wiesenheu mäßiger Bescliaffenheit und 10,6 Pfd. getrocknetes
Rübenkraut verfuttert. Das 1910 geprüfte Rübenkraut (Ernte 1909), das
einen sehr viel geringeren Sehmutzgehalt aufwies als das früher verwandte^),
hatte den Wert von gutem bis sehr gutem Wiesenheu (das früher geprüfte
den Wert von weniger gutem Wiesenheu). Der vorliegenden Arbeit
schließt sich eine Polemik zwischen H. Kühle^) und den Vff. 5) an, auf
die nur verwiesen werden kann.
Fütterungsversuche mit Mastschlempe. Von G. Ellrodt^) —
Zur Gewinnung derMastschlempe wird durch Erhöhung der Abraaischtemperatur
und Verringeruner der Malzmenge eine schwächere Vergärung herbeigeführt.
Durch die verminderte Alkoholausbeute wird die Mastschlempe etwa um
1 Pf. pro kg teurer als die dünne Schlempe. Bei Versuchen mit Mast-
stieren, die auf der Domäne Dreileben von Insp. Kapalla durchgeführt
wurden, hat sich gezeigt, daß die Verwertung der Kartoffel bei der
1) D. Idwsch. Pr. 1910, 37. 1123-1124. — -) Ebend. 673—674 u. 695. — ») Dies. Jahresber.
1907, 372. — i) D. Idwsch. Pr. 1910, 37, 760-761 u. 824—825. — ^) Ebend. 796 u. 848. — «) Zlschr.
1. Spiritusind. 1910; nach D. Idwsch. Pr. 1910, 37. 826—827.
400 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
I. Gruppe wesentlich günstiger, bei der IL Gruppe ebenso günstig war,
als bei der Erzeugung von Spiritus. Die Verfütterung der Mastsehlempe
rief keinerlei Krankheit hervor.
Über die Abhängigkeit der Futterausnutzung von der Beschaffen-
heit des Stalles. Von B. Tacke. ^) — Um den Einfluß der verschieden-
artigen Beschaffenheit des Standes zu ermitteln, wurden die in möglichst
gleichartigen Gruppen getrennten Tiere (Ochsen im Alter von 1^/^ bis
2 Jahren) bei gleichartiger Fütterung und Behandlung in Ständen mit
Torfeinstreu, Strohstreu und ohne Einstreu gehalten. Bei der auf Streu
und besonders auf Torf stehenden Tiergruppen war die Gewichtszunahme
unverkennbar größer als bei denen ohne Einstreu. Die Ursache hierfür
dürfte in der reinen und bequemen Lage und in dem beobachteten
häufigeren und längeren Niederlegen zu suchen sein. Das äußere An-
sehen (Reinlichkeit, glattes Haar) war am besten bei den Tieren mit Torf-
einstreu.
Speck von wilden und einheimischen philippinischen Schweinen
und die durch Verfütterung von Cocosnußkuchen bedingten Änderungen
seiner Konstanten. Von H. D. Gibbs und F. Agcaoli. -) — Das Fett
der mit Cocoskuchen gefütterten Schweine hatte niedrigere Jodzahlen und
höhere Verseifungszahlen als das Fett der mit Mais gefütterten. In dem
Fett der wilden Schweine wurde annähernd die gleiche Verseif ungszahl
wie im Fett der mit Mais gefütterten Tiere gefunden; die Jodzahl war
etwas höher.
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2. Mi.cbproduktion.
Untersuchungen über die Verwertung der Ammonsalze und der
nicht eiweißartigen Stickstoffverbindungen der Futtermittel für die
Lebenserhaltung und Milchbildung, sowie über die Frage, ob aus
diesen Stoffen unverdauliches Eiweiß gebildet wird. Von A. Morgen,
C. Beger und F. Westhaußer. ^) — Die Vff. koQimen zunächst auf ihre
votjähngen Versuche zurück und modificieren ihre Schlußfolgerungen auf
Grund einer neuen, einwandsfreieren Berechnungsweise der Verdauungs-
koefficienten des Reineiweißes in den verschiedenen Rationen insofern, als
bei den Araraonsalzen und dem Asparagin eine Steigerung der im Kot
ausgeschiedenen Eiweißn^enge nicht stattgefunden hat, also auch eine
Bildung von unverdaulichem Bakterieneiweiß nicht angenommen werden
kann. Dagegen ist eine eiweißsparende Wirkui.g der Ammonsalze
nicht ausgeschlossen, so daß das Resultat der neuen Berechnung sich
für die Ammonsalze und das Asparagin jetzt noch günstiger ge-
staltet. Die neueren Versuche der Vtf'. (2 Versuchsreihen mit Milchtieren
und eine mit Hammein) haben zu folgenden Etgebnissen geführt: Das
1) Ldwsch. Versuchsst. 1910, 73, 285—396; vergl. dies. Jahresber. 1909, 328. (Kgl. Württemb.
Idwsch. Vers. -Stat. Hohenheim.)
E. Betrieb der land Wirtschaft!. Tierproduktion. 2. MilchproduktioD. 403
Eiweiß des Grundfulters lieferte die höchsten Erträge an Milch und
deren Bestandteilen. Eine Zulage von Ammonacetat zu dem Grund-
futter (Heu, Trockenschnitzel, Stroh, Kleber, Stärkemehl, Zucker und Erd-
nußöl) ergab keine weitere Steigerung des Ertrages. Der Ersatz eines
erheblichen Teiles des Grundfuttereiweißes durch Ammonacetat hatte
einen bedeutenden Ertragsrückgang zur Folge. Die Einführung der
Extrakte aus Malzkeimen, Schnitzeln und Gras in die Ration unter Bei-
behaltung des ursprünglichen Gehaltes des Grundfutters an Eiweiß lieferte
etwas geringere Erträge als das Grundfutter, doch sind die Unterschiede
zu klein, um Schlußfolgerungen zu gestatten. Ein Unterschied in der
Wirkung der 3 Extrakte trat im allgemeinen nicht hervor, nur hinsichtlich
der Fettproduktion schienen die amidhaltigen Extrakte aus Gras und Malz-
keimen den amidfreien aus Schnitzeln etwas überlegen zu sein. Ein Ein-
fluß der verschiedenen Fütterungen auf das Lebendgewicht und ein
Einfluß verschiedener Kohlehydratformen auf die Verwertung der Ammon-
salze konnte nicht beobachtet werden. Ein günstiger Einfluß auf die
Qualität der Milch, besonders auf den Fettgehalt der Milch und der
Milchtrockensubstanz ist wieder bei Grasextrakt deutlich hervorgetreten;
die erzeugte Fettmenge war daher trotz des geringen Milchertrages fast
die gleiche wie beim Grundfutter. Auch beim Malzextrakt war ein
günstiger Einfluß auf die Fettbildung mehrfach zu beobachten. Beim
Schnitzelextrakt hat sich eine solche günstige Wirkung auf die Fett-
bildung hinsichtlich der erzeugten Fettmenge nicht mehr gezeigt, ist aber
bei mehreren Tieren noch im Fettgehalt der Milch und der Milchtrocken-
substanz zu erkennen. Die günstige Wirkung auf die Fettbildung scheint
nicht durch die nicht- eiweißartigen N-Verbindungen hervorgerufen zu sein.
Bei den Ammonacetatversuchen traten bei vielen Tieren Fettwerte auf, die
zu bestätigen scheinen, daß auch diese Rationen die Fettbildung zu be-
günstigen vermögen. Aus den Ausnutzungsversuchen mit milchgebpnden
Tieren ging hervor, daß auch bei sehr weitgehendem Ersatz von Fett-
eiweiß durch Ammonacetat eine vermehrte Ausscheidung von Eiweiß im
Kot nicht stattfand. Eine Bildung von unverdaulichem sog.
Bakterieneiweiß aus den Ammonsalzen ist also ausgeschlossen.
Beim Acetatveisuch reichte das verdaute Eiweiß nicht einmal zur
Deckung des Bedaifs für die Lebenserhaltung aus; es müssen daher
die Ammonsalze für diesen Zweck und auch für die Milch-
bildung verwendet worden sein. Die Verwertung der Ammon-
salze ist eine um so höhere, je ärmer an Eiweiß die Ration ist. Auch
bei den Extraktversuchen ist eine Bildung von unverdaulichem Eiweiß aus
nicht-eiweißartigen Stofi'en nicht anzunehmen. Eine Zulage von Ammon-
acetat zu einem Grundfutter von normalem Eiweißgehalt war ohne Wirkung
auf die "Verweitung des Stickstoffes wie auf den Ertrag. Die Menge der
Stoffwechselprodukte wurde weder durch eine Zulage noch durch einen
Ersatz von Eiweiß durch Acetat beeinflußt. Das Reineiweiß des Futters
wurde bei allen Rationen mit gleichem Gehalt daran in ziemlich den
gleichen Mengen für die Milchhildung verwendet, während bei der eiweiß-
armen Ration mit Acetatersatz die Verwertung eine sehr viel höhere
war; doch ist sie wohl nur scheinbar höher, dadurch hervorgerufen, daß auch
das Ammonacetat zur Milchbildung herangezogen wurde. Von den Er-
26*
404 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
gebnissen der Äusnützungsversuche an Hammeln ist hervorzuheben,
daß bei Stroh-Acetatfutter ein N- Verlust von im Mittel 3 g eintrat, der
durch eine kleine Klebergabe auf 1,78 g, durch eine größere auf 0,29 g
herabgedrückt veurde. Dementsprechend verminderte sich die Abnahme
des Lebendgewichts. Der Verdauungskoefficient des Reineiweißes war bei
Stroh-Acetatfutter negativ, ebenso bei der kleinen Kleberbeigabe, doch in
geringerem Grade. Bei der hohen Klebergabe ergibt sich für das Rein-
eiweiß des Strohs eine Verdaulichkeit von 40,1 %• Diese Wirkung der
Kleberbeigabe spricht dafür, daß die schlechte Verdaulichkeit des Strohs
ohne diese oder bei unzureichender Beigabe eine durch Eiweißmangel
hervorgerufene Depressionserscheinung ist. Bei dem Stroh-Acetatfutter
wurde im Kot mehr N ausgeschieden, als im verfütterten Stroh enthalten
war. Dieses im Kot auftretende Plus an N wird durch eine vermehrte
Ausscheidung von Stoffwechselprodukten hervorgerufen. Die Menge dieser
Stoffwechsel Produkte war bei Verfütterung von Stroh allein größer als
unter Beigabe von Kleber.
Untersuchungen über die großen Verschiedenheiten der Milch-
erzeugung bei Melkkühen. Von C G. Eckles und O. E. Reed.') —
Die an 2 Jersey-Kühen, die von demselben Vater und entfernt verwandten
Müttern stammten, durchgeführten Feststellungen haben gezeigt, daß sowohl
in den 2 zuerst beobachteten Lactationsperioden, als auch in der 3. eigent-
lichen Versuchsperiode außerordentlich große Unterschiede in der Erzeugung
von Milch und Milchfett beobachtet wurden. In der 3. Lactationsperiode,
die bei beiden Tieren zu derselben Zeit begann, wurden die Tiere bei An-
wendung einer gleich zusammengesetzten Ration so gefüttert, daß sie auf
dem gleichen Lebendgewicht erhalten wurden. Während der Lactations-
periode wurde in einer lOtägigen Periode ermittelt, daß das Futter von
beiden Tieren praktisch gleich hoch verdaut wurde. Auch eine an-
schließende Bestimmung des Erhaltungsfutters ergab nur geringe Unter-
schiede. Das über das Erhaltungsfutter hinaus gereichte Futter wurde von
beiden Tieren in gleicher Weise für die Milcherzeugung verwendet. Die
absolute Milcherzeugung stand im Verhältnis von 2,67 zu 1, die Fett-
erzeugung im Verhältnis von 2,77 zu 1, während der Futterverbrauch sich
wie 1,75 zu 1 stellte. Auf die von Herter an die vorliegenden Unter-
suchungen und an ihre praktische Bedeutung geknüpften kritischen Be-
merkungen kann hier nur hingewiesen werden.
Nährstoff- und Eiweißbedarf der Abmelkkühe. Von J. Hansen.')
— Aus den vom Vf. durchgeführten 7 Versuchsreihen an im ganzen
160 Kühen hat sich der Hauptsache nach folgendes ergeben: Eine Gabe
von 12,6 kg Stärke wert (kleine Menge) auf Tag imd 1000 kg Lebendgew.
ist nicht ausreichend, um den doppelten Produktionszweck der Abmelk-
wirtschaft zu erreichen, dagegen reicht die mittlere Gabe von 14,3 — 14,4 kg
Stärke wert aus, um Milcherträge von 14 — 16 kg pro Tag und Kopf zu
erzeugen und die Kühe dabei doch rechtzeitig fett und schlachtreif zu be-
kommen. Intensiv betriebene Abmelkwirtschaften werden mit einem
wesentlich knapperen Gesamtfutter nicht auskommen. Die große Stärke-
1) Ldwsch. Abt. d. Missouri - Universität ; ref. Mitt. d. D. L.-G. 1910, 25, 779. (Herter.) —
2) Arb. d. D. L.-G. 1910, Heft 171, 1-157.
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduktion. 2. Milchproduktion. 405
wertmenge von 15,6 kg, mit der durchschnittlich Milcherträge von 20 bis
21 kg und eine nennenswerte Lebendgewichtszunahme erzielt wurde, ist,
da eine normal betriebene Abmelkwirtschaft mit solchen Erträgen nicht
rechnen kann, unnötig und, weil unrentabel, wirtschaftlich falsch. Der
Einfluß einer verschiedenen Eiweißmenge, die regelmäßig in einer und
derselben Stärkewertmenge gegeben wurde, äußerte sich hinsichtlich der
Milchmenge darin, daß eine Eiweißgabe von 2,1 — 2.2 kg selbst bei aus-
reichendem Stärkewert ungenügend ist; mindestens müssen 2,5 kg vor-
handen sein. Zur Erzeugung größerer Milchmengen dürften etwa 3,0 bis
3,2 kg Eiweiß in einer ausreichenden Menge Stärkewert am vorteilhaftesten
erscheinen, namentlich da, wo die eiweißreichere Ration ebenso teuer oder
nicht wesentlich teuerer wird als die knappere. Eine Steigerung der
Eiweißmenge über 3,0 — 3,2 kg hinaus, ist nicht empfehlenswert. Yon
der Höhe der Eiweißgabe wird der procentische Fettgehalt der Milch nicht
beeinflußt. Für die neben der Milchbildung einhergehende Mast der Ab-
melkkühe, für die kleine Gaben von 2,1 — 2,2 kg Eiweiß nicht ausreichen,
brauchen nicht mehr als 2,5 — 2,7 kg Eiweiß gegeben werden; größere
Mengen beeinflussen die Gewichtszunahme nicht vorteilhafter als 2,5 bis
2,7 kg. Die größte Zunahme an Lebendgewicht scheint nicht bei den
schon stark abgemolkenen Kühen einzutreten, sondern in der ersten Zeit,
wo gleichzeitig höchste Milcherträge gewonnen werden. Auch diese Ver-
suche haben gezeigt, daß die Futterausnutzungstähigkeit der Tiere außer-
ordentlich verschieden ist.
Die specifische Wirkung der Kraftfuttermittel. Von J. Hansen.^) —
Der Vf. berichtet über seine vergleichenden Versuche mit Kraftfuttermitteln
an Milchkühen, deren hauptsächlichsten Ergebnisse in diesem Jahresbericht
1908, S. 431 wiedergegeben sind und durch neuere Fütterungsversuche
ergänzt und erhärtet wurden.
Zur Fütterung der Milchkühe. Von Marquart.^) — Der Vf. weist
darauf hin, daß das nach Kellner für die Milchviehfütterung erforderliche
Eiweiß durch die Rauhfuttermittel und Rüben allein nicht ohne Ver-
schwendung von Stärkewerten zugeführt werden kann; es ist daher not-
wendig, das richtige Verhältnis durch Beigaben von eiweißreichen Futter-
mitteln herbeizuführen. Diese Theorie wird durch die praktischen Er-
fahrungen, die in den Kontrollvereinen gemacht sind und für die einige
Beispiele angeführt werden, durchaus bestätigt. In Schweden hat, ab-
gesehen von den eiweißreichen Ölkuchen auch die Verfütterung der saft-
reichen Futtermittel (Rüben, Grünfutter usw.) zugenommen; ihre anregende
"Wirkung auf die Milchsekretion darf als zuverlässig festgestellt gelten.
Die Milchleistung und die Futterausnutzung sind in den letzten Jahren
bedeutend besser geworden.
Füttern unsere Landwirte richtig? Von Kleeberger. ^j — Der Vf.
zeigt an zwei praktischen Beispielen, daß durch Einteilung der vorhandenen
Milchkühe in Leistungsgruppen, wobei die Zahl dieser Gruppen zur Er-
leichterung der Fütterung keineswegs groß zu sein braucht, und eine der
Leistung angepaßte Fütterung entweder erhebliche Ersparnisse an Futter-
1) Verh, D. Naturf. u. Ärzte. 82. Vers, zu Königsberg 18.— 24. 9. 1910, 2. Tl., 1. Hälfte, 77—85.
— ») Fühling's Idw&ch. Zeit. 1910, 59, 148—151. — 3) D. Idwsch. Pr. 1910, 37, 481—483.
406 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
kosten oder eine Steigerung der Milcherzeugung zu erzielen sind, so daß
der Reinertrag aus der Milchviehhaltung wesentlich erhöht werden kann.
Wert der Sojakuchen und des Sojamehls bei der Fütterung von
Milchkühen. Von Nils Hansson.^) — Nach den auf 2 Gütern durch-
geführten Fütterungsversuchen haben sich Sojamehl sowie Sojakuchen
(proteinärmer und fettreicher wie das Mehl) als sehr gute Futtermittel für
Milchkühe erwiesen. Beide werden mit Begier verzehrt. Mengen von
1,5 — 2 kg pro Tier und Tag haben keine ungünstige diätetische Wirkung
ausgeübt. Ein Beigeschmack in der Milch wurde nicht bemerkt. Beide
Futtermittel haben einen höheren Futterwert als mittelgute Sonnenbhimen-
kuchen und zwar hat bei den vorliegenden Versuchen 1 kg Sonnenblumen-
kuchen durch im Mittel 0,9 kg Sojakuchen und 0,95 kg Sojamehl ersetzt
werden können. Das Sojamehl, das auf den beiden Gütern eine etwas
abweichende Zusammensetzung besaß, hat auch in seiner Wirkung etwas
abweichende Resultate ergeben. Bei einem Vergleich seiner Versuche mit
denen Hansen 's 2) kommt der Vf. zu dem Ergebnis, daß die Bewertung
der Futtermittel nach dem Stärkewert für die Fütterung der Milchkühe
kein völlig richtiges Resultat zu liefern scheint. Es ist anzunehmen, daß
das Eiweiß, auch das über das Eiweißminimum gegebene, bei der Milch-
produktion einen höheren und das Fett einen niedrigeren Wert hat, als
der von Kellner für Masttiere berechnete. Da beobachtet wurde, daß die
Butter, welche aus der Milch der mit 1,5 kg Sojakuchen oder Sojamehl
gefütterten Tieren gewonnen war, einen deutlich hervortretenden Bei-
geschmack (Bohnengeschmack) hatte, obwohl nach Untersuchungen von
Barthel die Zusammensetzung des Butterfetts nicht anomal war, wurden
weitere Versuche zu Bjärka-Säby und unter der Leitung von Rosengren
zu Aluarp mit steigenden Sojakuchenbeigaben ausgeführt. Nach diesen
Versuchen trat der Sojageschmack regelmäßig bei der Butter auf, wenn
die Tagesgabe für die Kühe 1 kg oder mehr betrug. Es empfiehlt sich
daher, pro Tag nicht mehr als Y2 — ^U ^S ^^ geben.
Fütterungsversuche mit Sojakuchen in Holland- Von Adolf Mayer. ^)
— Der Vf. berichtet über Füttern ngs versuche an Gruppen von je 10 Kühen,
die von Ott de Vries an der Versuchsraolkerei zu Hoorn ausgeführt
■wurden und bei denen je 3 kg Leinkuchen und Sojakuchen verglichen
wurden. Hierbei ergab sich bei der Sojagruppe ein erhöhter Milchertrag,
aber Verminderung des Fettertrages. Die feltfreie Trockensubstanz wurde
um 1,1% erhöht, die Fettmenge um 2,5% vermindert. Das finanzielle
Resultat fiel sehr zugunsten der weit billigeren Sojakuchen aus. Die
Qualität des Erzeugnisses, insbesondere der Butter, wurde durch die Soja-
kuchenfütterung nicht beeinträchtigt. Die ungünstigen Resultate, die Nils
Hansson (s. vorsteh, Referat) in bezug auf den Geschmack der Sojabutter
erhielt, lassen sich, wie der Genannte jetzt zugibt, vielleicht auch auf die
Fütterung mit Grünfutter in der warmen Jahreszeit zurückführen.
Der Gehalt der Kuhmilch besonders an den verschiedenen Arten
der stickstoffhaltigen Substanz bei wechselnder Ernährung. Von Paul
Heinrich Vieth,'^) — Vier Tiere verschiedener Rassen erhielten in der 1. und
») Fühling's Idwsch. Zeit. 1910, 59, 49-63. — -; Dies. Jahresber. 1909, 332. — S) D. Idwsch. Pr.
1910, 37, 848-849. - •*) Dissert. Leipzig 1909; ref. Milchwsch. Gtrlbl. 1910, 6, 428. (Grimmer.)
E. Betrieb der landwirtschaftl. Tierproduktion. 2. Milchproduktion. 407
4. Periode das gewöhnliche Winterfutter mit Rüben, in der 2. eine Zulage
von Erdnußkuchen und in der 3. an Stelle der Eiweißmenge des Heues, das
vollständig entzogen wurde, eine entsprechende Menge in Form von Erd-
nußkuchen. Diespr Periode wurde noch eine mit Trockenschnitzeln und eine
mit Grünfutter angeschlossen. Im allgemeinen ergaben die Versuche, daß
durch die Eiweißzulage die Menge der Milch und der Milchbestandteile
mit Ausnahme der Asche und des Milchzuckers erhöht wurde. Der Grad
der Steigerung richtete sich nach der Individualität der Tiere. Am stärksten
reagierten die frischmilchenden Tiere. Der Albumingehalt stieg in höherem
Maße als der Caseingehalt. In der 3. Periode (Entziehung des Heues)
reagierte nur eine noch ziemlich frischmilchende Kuh stärker. Im all-
gemeinen zeigte sich, daß die Menge des Fettes und der stickstoffhaltigen
Stoffe abnahm, wobei die stickstoffhaltigen Extraktivstoffe nicht berührt
wurden. Bei altmilchenden Kühen ist das Verhältnis von Albumin : Casein
nicht immer weiter als bei frischmilchenden, mitunter ist auch das Gegen-
teil der Fall.
Über den Einfluß der Nahrung auf die Zusammensetzung der
Kuhmilch. Von Ciccarelli. ^) — Nach den Untersuchungen des Vf. be-
einflußt unter sonst gleichen Bedingungen die Nahrung die Milchzusammen-
setzung. Zusatz von Rübenschnitzeln hat keinen Einfluß; alleinige
Schnitzelfütterung macht aber die Milch ärmer an Eiweiß und Fett. Milch
von lediglich mit Schnitzeln ernährten Kühen ist als Säuglingsnahrung zu
verbieten. Wegen der fettreicheren Milch, die die in Italien einheimischen
Kühe liefern, ist diese als Säuglingsmilch vorzuziehen.
Eosinfütterung von Milchkühen. 2) — Ein im Werk- und Armen-
hause zu Hamburg unter Leitung des Stationstierarztes durchgeführter Ver-
such ergab, daß die Verfütterung von 1 kg Eosingerste pro Tag und Kopf
weder die Milchmenge verringert noch in ihrer Beschaffenheit und Güte
verändert hatte. Auch wurde bei der Verabreichung an Säuglinge nicht
die geringste Klage laut. Das Eosingerstenschrot wurde von den Versuchs-
tieren weder verweigert noch ungern aufgenommen.
Fütterungsversuche mit Zuckerrübenabfall. Von N. O. Hofmann-
Bang und Lund.^) — Im Anschluß an Einmietungsversuche w'urde
Zuckerrübenabfall in Fütterungsversuchen mit Milchkühen (Gruppensystem)
mit Barresrüben verglichen, wobei die gleiche Menge Trockensubstanz ver-
abreicht wurde. Nach dem Versuch schien der Ersatz der Rüben durch
Abfalltrockensubstanz den Fettgehalt der Milch ganz unberührt zu lassen,
während er die Milchmenge und das Körpergewicht der Kühe ein klein
wenig erhöhte. Bei einem Versuch wurden die beiden Gruppen in eine
stark- und eine schwachmelkende Untergruppe geteilt. Hierbei zeigte sich,
daß die starkmelkenden Untergruppen sowohl während des Ersatzes der
Rüben durch Abfall, als auch, nachdem in der Nachperiode wieder Gleich-
mäßigkeit hergestellt wurde, einen beträchtlichen Unterschied in der Milch-
produktion zeigten, was in viel geringerem Grade bei den schwach-
melkenden Untergruppen der Fall war. Auch wenn die Rübentrocken-
substanz durch die gleiche Menge Trockensubstanz in Form von teilweise
1) Giorn. della Soc. Ital. d'Igiene 1909, 308; ref. MUchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 428. (Grimmer.) —
2) Milchzeit. 1910, 39, 534. — S) 65. Beretning fra d. Kgl. Veterinär -og Landbohöjskoles Labor, f.
landökonomiske Forsög. Kopenhagen 1909, 1—57 ; ref. Ctrlbl. Agrik. 1910, 39, 260-262. (John Sebelien.)
408 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
gegorenem Abfall ersetzt wurde, ergab sich, daß dieser Ersatz hinreichend
war, um die Produktion aufrecht zu erhalten oder wohl etwas zu erhöhen.
Zu berücksichtigen ist hierbei, daß das Abfallfutter relativ reicher an Eiweiß-
substanz und ärmer an Zucker war als die Rüben.
Weintrauben als Futtermittel für Milchkühe. Experimentelle
Studie von G. Fascetti und N. Fotticchia. ^) — Das Allgemeinbefinden
der mit Weintrauben gefütterten Tiere litt nicht, es fand vielmehr eine
Gewichtszunahme statt. Bei Beginn der neuen Fütterungsperiode wurde
ein deutliches Ansteigen der Milchproduktion beobachtet, die langsam wieder
abfiel. Der Aschengehalt wurde erhöht, der Fettgehalt verringert, besonders
im Anfangsstadium des Fütterungsversuchs. Die Haltbarkeit der Milch
blieb unverändert.
Einfluß des Yohimbins auf die Milchleistung bei Kühen und
Schafen. Von Kronacher. -) — Die bei Versuchen an 6 Kühen und
2 Schafen beobachtete geringe und kurz andauernde Steigerung der Milch-
menge durch Verabreichung von Yohimbin, läßt es als wirtschaftlich aus-
sichtslos erscheinen, bei gesunden Tieren das Tohimbin als miichtreibendes
Mittel zu verwenden. Die Bedeutung des Yohimbins liegt vielmehr darin,
daß durch dieses scheinbar sicher auf die Eutertätigkeit wirkende Mittel
die Möglichkeit gegeben ist, bei kranken Tieren nach gewissen, Rückgang
der Milchsekrefion bewirkenden Euterentzündungen, bei chronischer
Metritis usw., die Milchsekretion anzuregen und in ausgedehnterem Maße
wieder in Gang zu bringen.
Veränderungen in der chemischen Zusammensetzung der Frauen-
milch unter dem Einflüsse der Einnahme von Morrenia brachy-
stephana. Von J. Chevalier und Goris.^) — Die genannte Droge ruft
nach den Untersuchungen der Vff. sicher eine Vermehrung der Milch-
sekretion hervor. Allem Anschein nach wird die Sekretion des DrOsen-
epithels angeregt, ohne daß der Kreislauf und besonders die Gefäßspannung
verändert wird. Die Droge ist daher als ein physiologisches Galaktogen
zu bezeichnen. Mit der Vermehrung der Milchmenge geht eine Ver-
besserung der Beschaffenheit einher, die sich besonders im Fettgehalt, bis-
weilen und in geringerem Grade auch im Caseingehalt erkennen läßt.
Über die Spaltungsprodukte des Nucleoproteids der Milchdrüse.
Von J. A. Mandel. '') — Nach den Ergebnissen der Säurehydrolyse besteht
eine weitgehende Übereinstimmung in der Zusammensetzung des Caseins
und des Milchdrüsennucleoproteids. Vielleicht entsteht das Casein durch
einen Abbau des Drüsennucleoproteids unter Abspaltung von Kohlenhydraten,
Purin- und Pyrimidinbasen.
Literatur.
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Kühe von vorgeschrittener Laktation und Auswahl der in voller Laktation
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D. Idwsch. Pr. 1910, 37, 729 und 739-740 geschildert.)
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410 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
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zu mit W^asser angerührtem Maismehl oder -schrot wird ein Futter erzeugt,
durch das der Eisengehalt der Milch um das 9 bis 30 fache erhöht werden soll.)
Ober den Einfluß des Melkens auf den Fettgehalt der Milch. — D. Idwsch.
Pr. 1910, 37, 502.
F. Molkereiprodukte. 1. Milch.
411
1\ Molkereiprodukte.
Referent: F. Mach.
1. Milch.
Regelmäßige wöchentliche Untersuchung der vom Institut ver-
arbeiteten Milch auf den Fettgehalt und das specifische Gewicht.
Von J. Klein. ^) — In Proskau begann der unter dem Einfluß einer
knappen Fütterung stehende Milchertrag erst in der 2. Maihälfte zu
steigen {Grünfütterung), erreichte Ende August den höchsten Stand, im
Sommer fiel er dann ständig bis Mitte November und stieg von da ab bis
Ende Januar, um endlich infolge der Aufstellung neuer Tiere bis zu
seinem höchsten Stande Ende März zu steigen. Der Fettgehalt der Milch
war im Sommer und Herbst durchschnittlich höher als im Winter und
Frühjahr. Ziemlich gleichmäßig hielt sich der Gehalt an fettfreier Trocken-
substanz. In Juschkowitz blieb der Milchertrag, abgesehen von einer
mäßigen Steigerung im Juni bis in den September ziemlich gleich, sank
im Oktober etwas und stieg dann unter dem Einfluß gleichzeitigen Kalbens
erst langsam, dann stark und schnell bis Ende Februar auf den höchsten
Stand, von dem er sich auch im März nicht weit entfernte. Die im
ganzen fettarme Milch zeigte wieder starke und unregelmäßige Schwankungen
des Fettgehaltes, und sehr viel geringere Schwankungen des Gehaltes an
fettfreier Trockenmasse. Die beobachteten Schwankungen und Mittelzahlen
sind nachstehend verzeichnet:
Milch von Proskau
Milch von Jaschkowitz
Höchst-
wert
Mindest- | „.^ ,
wert Mittel
Höchst-
wert
Mindest-
wert
Mittel
Spec. Gewicht ....
Fett
Fettfreie Trockensubstanz
1,0344
3,90 7o
9,53 .,
1,0306 ! 1,0321
2,65 7„ i 3,16«/o
8,51 „ 8,91 „
1,0342
4,05%
9,25 „
1,0296
2,20 «/„
8,31 „
1,0316
2,91 7o
8,74 „
Ergebnisse der Untersuchung einiger Stallproben in der Um-
gebung von Chemnitz. Von A. Behre. 2) — In der Arbeit werden die
analytischen Ergebnisse der in der Zeit von 1907 — 1909 in dem Milch-
versorgungsgebiet von Chemnitz erhobenen Stallprobea mitgeteilt. Aus
dem Zahlenmaterial läßt sich entnehmen, daß die aus einzelnen Ställen
producierte Mischmilch sowohl an Fett, wie an fettfreier Trockenmasse,
überhaupt in der chemischen Zusammensetzung einer guten Vollmilch ent-
sprach. Der Durchschnittsfettgehalt der AbendmiJch lag meist über 3,5 ^Jq
und ging nicht unter 3^/o, die Morgenmilch hatte über S'^/g und blieb
nur in 3 Fällen unter 2,8%. Der mittlere Gehalt an fettfreier Trocken-
masse geht bei der Abendmüch nur in einem Falle, bei der Morgenmilch
aber in 3 Fällen unter 8,25%. Die Äbendmilch ist in der Regel an
fettfreier Trockenmasse etwas gehaltreicher als die Morgenmilch, große
Schwankungen zeigt jedoch der Fettgehalt. Die fettfreie Trockensubstanz
1) Ber. über d. Tätigk. d. Milchw. Zeit. Proskau f. d. .Jahr 1. 4. 1909 bis i. 4. 1910; vergl. dies.
Jahresber. 1909, 837. — 2) Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 394—407.
412 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
VCD Einzelmilehen ist teilweise auffallend constant, teilweise treten be-
deutende unterschiede auf; er ging in Einzelfällen bis auf 7,4 ^/q zurück.
Der fettfreien Trockenmasse ist deshalb bei der Beurteilung von Wasser-
zusätzen nach Ansicht des Yf.s nicht so große Bedeutung beizumessen,
wie dies häufig geschieht. Allgemein läßt sich aus den Analysen ent-
nehmen, daß der Gebalt an Fett und fettfreier Trockenmasse parallel läuft.
Je größere "Viehbestände die Ställe aufweisen, um so weniger treten Unter-
schiede in der Zusammensetzung, auch im Fettgehalt auf. Das specifische
Gewicht des Serums, das mit der fettfreien Trockensubstanz Hand in Hand
ging, sank in Einzelfällen bis auf 1,025; dem Serum kommt bei der Be-
gutachtung der Milch kein größerer Wert zu, als der fettfreien Trocken-
masse. Der Milchertrag in den einzelnen Ställen schwankte bei der Abend-
milch in weiten Grenzen, bessere Erträge wurden bei der Morgenmilch
erzielt. In den Milchwirtschaften wird besonders Niederungsvieh gehalten.
— Ziegenmilch, die hauptsächlich von der buntscheckigen, erzgebirgischen
Hörnerziege stammt, erwies sich in ihrer Zusammensetzung meistens ge-
ringwertig, wahrscheinlich verursacht neben der Rasse durch ungenügende
Fütterung und starke Inzucht, (Schaiier.)
Der Gehalt der Milch von Niederungs- und von Höhenrindern
an stickstoffhaltiger Substanz und an den einzelnen Bestandteilen
dieser Substanz. Von F. Schönemann. ^) — Zu den Untersuchungen
wurde die Milch von 5 Niederungs- und 2 Höhenrindern verwendet.
Von jedem Gemelke der einzelnen Kühe wurde eine der Menge ent-
sprechende Probe genommen und zu Sammelproben vereinigt, die das Ge-
melke von 15 oder 16 Tagen darstellten. Die gewonnenen Zahlen lassen
erkennen, daß der Gehalt der Milch an ihren Bestandteilen beim Niede-
rungsvieh größeren Schwankungen unterworfen ist als beim Höhenvieh.
Im allgemeinen ist die Milch des Höhenviehs reicher an Trockensubstanz,
Fett, N-haltigen Stoffen und Casein, ärmer an Albumin -|- Globulin und
an Nh- Extraktivstoffen. Die Trockensubstanz ist beim Niederungsvieh
reicher an N-haltigen Stoffen als beim Höhenvieh, der Gehalt der N-Subtsanz
an Eiweiß ist bei beiden annähernd gleich. Die N-Substanz enthält beim
Höhenvieh mehr Casein und entsprechend weniger Albumin -f- Globulin
und Extraktivstoffe als beim Niederungsvieh. Die Verhältniszahlen bei
den einzelnen Kühen sind nicht stets die gleichen, sondern ändern sich im
Laufe der Lactationsperiode und in verschiedenen Perioden. Am meisten
schwankt das Verhältnis von Casein : Albumin -[- Globulin , am wenigsten
das von Trockensubstanz : N-Substanz.
Neue Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung
der Kuhmilch. Von Boleslaus von Ponicki. 2) — Die Untersuchung der
Milch von 13 Rassekühen hat zu folgenden hauptsächlichsten Ergebnissen
geführt: 1. Es wurde aufs deutlichste bestätigt gefunden, daß bei ganz
gleichem Futter die Milch von Tieren verschiedener Rassen in charakte-
ristischer Weise einen recht verschiedenen Gehalt an Fett und Eiweiß-
stoffen aufweist. 2. Das specifische Gewicht der Milch der einzelnen
Yersuchsköhe war stets direkt proportional dem Gehalt der Milch an fett-
h Dissertation Leipzig 1909; ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1910. 6, 274. (Grimmer.) — 2) Mitt d.
Id-wsch. Inst. d. üniv. Breslau 1910, 6, Heft 1, 33—115 und Inaug.-Dissert. Breslau 1910.
F. Molkereiprodukte. 1. Milch. 413
freier Trockensubstanz. 3. Das Fett zeigt in der Milch aller Versuehs-
kühe in seiner Menge die weitaus größten Schwankungen. Der durch-
schnittliche Fettgehalt ist in der Milch des Höhenviehs höher wie in der
des Niederungsviehs. Mit dem Voranschreiten der Lactation konnte bei
fast allen Kühen eine wesentliche Zunahme des Fettgehaltes nicht fest-
gestellt werden. Erst ganz gegen Ende der Lactation nahm der Fettgehalt
bedeutend zu. 4. Die Milch der Niederungsrinder hatte einen geringeren
Trockensubstanzgehalt wie die der Höhenrinder. Der Gehalt an gesamter
und fettfreier Trockensubstanz stieg und fiel in der Regel mit dem Gehalt
der Milch an Fett. Mit fortschreitender Lactation nahm der Trocken-
substanzgehalt der Milch zu. 5. Der Gehalt an Gesamt-N schwankte bei
der Milch aller Versuchstiere in verhältnismäßig ziemlich engen Grenzen ;
nur zum Schluß der Lactation und zwar einige Tage vor dem Trocken-
stehen konnten größere Abweichungen beobachtet werden. 6. Im all-
gemeinen laufen die Werte für Casein und Rohprotein parallel; doch
kommen auch Ausnahmen vor. 7. Die Milch des Höhenviehes hat im
allgemeinen in Verbindung mit höherem Trockensubstanz- und Fettgehalt
auch einen höheren Caseingehalt, ist also im allgemeinen wertvoller für
Käsereizwecke als die des Niederungsviehes. 8. Das Niederungsvieh liefert
im Durchschnitt neben einer fett- und trockensubstanzärmeren Milch ge-
ringere Käseausbeute. 9. Im Verhältnis von Rohprotein : Albumin -\- (Nh-
Extraktivstoffenj hat sich bei Berücksichtigung der wahrscheinlichen Fehler
der Mittelzahion bei beiden Rassegruppen kein wesentlicher Unterschied
nachweisen lassen. 10. Der absolute Album ingehalt der Milch scheint
je nach der Rassezugehörigkeit der Rinder fast gar nicht verschieden zu
sein. Wenn bei Höhenrindern ein höherer Gehalt an Gesamtprotein auf-
tritt, so scheint sich dies nur auf die Steigerung des Caseingehaltes zu
erstrecken. 11. Dagegen scheint der Albumingehalt sich mit der Lactations-
periode zu ändern. 12. Im allgemeinen geht ein hoher Fettgehalt mit
einem hohen Rohproteingehalt Hand in Hand; dieses Verhältnis ist jedoch
kein konstantes, da vereinzelt auch das Gegenteil nachgewiesen wurde.
13. Der nachteilige Einfluß bezüglich des Wechsels des Melkpersonals auf
die qualitative und quantitative Milchabsonderung trat bei einigen Kühen
recht deutlich zutage. Auch der Einfluß des Rinderns machte sich bei
einigen Tieren besonders in bezug auf den Fettgehalt der Milch geltend;
es tritt ebensowohl eine abnorme Verminderung als eine auffallende Er-
höhung des Fettgehaltes während des Rinderns ein.
Beiträge zur Kenntnis der Einzelkuhmilch. Von Otto Mezger,
Karl Fuchs und Hugo Jesser. ^) — Aus den im Interesse der Milch-
kontrolle vorgenommenen Untersuchungen ist hier hervorzuheben, daß in
allen Fällen, in denen einzelne Striche ein auffallend abweichendes Secret
lieferten, auch hei negativem bakteriologischem Untersuchungsergebnis, in
dem Euter doch kein Normalzustand herrschte. Dafür spricht auch die
fast stets gleichzeitig festgestellte vermehrte Anwesenheit der Leukocyten
und die stets alkalische Reaktion solcher Sekrete. Bei stark abnormen
Sekreten hält die alkalische Reaktion mehrere Tage lang an, selbst bei
warmer Aufbewahrung und Impfung mit saurer Milch. Auffallend ist
1) Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 19, 720-747.
414 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
auch, daß stark abnormes Sekret mit 0,25 ecm der Ackermann'schen
Chlorcalciumlösung überhaupt nicht gerinnt. Bei der eingehenderen Unter-
suchung der abnormen Sekrete im Vergleich zu der normalen Milch aus
anderen Strichen desselben Euters ergab sich, daß neben der alkalischen
Eeaktion bei den abnormen ililchproben der Äschengehalt und darin der
Gehalt an Chlor steigt, während der Gehalt an Milchzucker, Stickstoff-
substanz und Phosphorsäure teilweise sehr beträchtlich abnimmt. Die
abnorme Secretbildung hörte nie von einem zum andern Tage auf, viel-
mehr wurde stets eine allmähliche Besserung oder Verschlechterung, meist
aber ein ziemlich langes Gleichbleiben (chronisches Krankheitsbild) be-
obachtet. Weitere Einzelheiten s. Original.
Die Zusammensetzung der Milch. Von H. Droop Richmond.^)
— Die mittlere Zusammensetzung von 18 519 Milchproben, die von Farmen
stammten, war folgende: Spec. Gew. 1,0321, Trockensubstanz 12,66 "/q,
Fett 3,740/0, fettfreie Trockensubstanz 8,92%. Der Fettgehalt war im
Mai und Juni am niedrigsten, im Oktober und November am höchsten.
Um aus dem Protein- und Fettgehalt eines Käses die Zusammensetzung
des zu seiner Herstellung verwendeten Rahmes (oder der Milch) zu be-
rechnen, kann man wie folgt, verfahren: Enthält der Käse z. B. 49,5%
Fett und 4,1% Protein, so enthielt der zu 100 Tln. Käse verwendete
Rahm 4,1 : 0,3= 13,7 g fettfr. Trockensubstanz und 13,7 : 0,104 = 132,7 g
Wasser; dazu treten 49,5 g Fett, so daß 13,7 -f- 132,7 + 49,5 = 195,9 g
Rahm verwendet worden sind. In Procenten ergibt dies 7,0% fettfreie
Ttockensubstanz und 25,3 -|- 0,25 (zur Ausgleichung eines Verlustes hinzu-
zutiifien) = 25,5% Fett. Eselsmilch euthielt 9,72^0 Trockensubstanz,
0,90% Fet^ 6,49 7o Milchzucker, 1,68% Protein, 0,45 7o Asche. Das
specifische Gewicht war 1,0340, der Säuregrad betrug 4,6 ^ die Aldehyd-
zahl 10,90.
Milch vom Viehmarkt. Von C. J. Koning. -) — Der Gebrauch,
die Kühe vor dem Auftreiben nicht zu melken, damit sie ein strotzendes
Euter zeigen, ist scharf zu verurteilen. Die chemische und biologische
Untersuchung einer Anzahl von Milchproben, die von auf den Markt ge-
triebenen Kühen stammt, ergab, daß derartige Milch eine sehr wechselnde
Zusammensetzung hat und daß in biologischer Hinsicht Abweichungen zu
fin len sind, die zu Euterkrankheiten führen. Bemerkenswert ist, daß durch
die große Verschiedenheit im Fett-, Zucker- und Chlorgehalt der Gefrier-
punkt konstant und die Refraktion normal ist. Die gefundene Zusammen-
setzung der Milch vom Viehmarkt weist deutlich darauf hin, daß diese
Milch nicht zur gewöhnlichen Verwendung kommen darf.
Anormale Stallprobenmilch. Von G. Heuser. 3) — Bei einer Reihe
von fctallproben wurde ein abnormer bis auf 1,9*^/0 zurückgehender Fett-
gehalt beobachtet. Es handelte sich stets um Morgenmilch, während in
reellen Fällen die gleichzeitig entnommene Abendmilch einen durchweg
befriedigenden z. T. erheblich höheren Fettgehalt aufwies. So wurde in
>) The Analyst. 1910, 35, 231-237; lel. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 402. (Rühle); vergl. auch dies.
Jahresber. 1909, 338. (Rühle.) — 2j Nederlandsch Tijdschrift voor Melkhyeiene 1910, Nr 1; ref.
Mitchwsch. Ctrlbl. 19i0, 6, 473—477. (Kaufmann.) — S) Ztschr. Unters. Nähr- u. Genußm. 1910,
19, 438—441.
F. Molkereiprodukte. 1. Milch. 415
der Mischmilch von 6 Kühen morgens 2,5^0' abends 3,95 ''/o, bei der
Milch von 3 Kühen morgens 2,6%, abends 4,0% gefunden. Die Ursache
wird zum Teil in den ungleichen Zwischenmelkzeiten zu suchen sein. In
2 weiteren Fällen wurde ein unter 1,028 liegendes spec. Gewicht bei
normalem Fettgehalt festgestellt; eine Erklärung hierfür konnte nicht ge-
funden werden.
Vergleichende Untersuchung einiger Milcharten. Von G. Mouri-
quand und Th. Russo. ^) — Rohe und sterilisierte Kuhmilch coagulierten
durch Lab gleichzeitig, erstere als festes Coagulum, letztere in leicht zer-
teilbaren Stücken. Frauenmilch w'ird durch Kälberlab erst nach 24 bis
36 Stunden unvollständig, durch Rinderlab wie Kuhmilch coaguliert; das
Lab wirkt also art-specifisch. Unter dem Ultramikroskop erscheinen in
der Kuhmilch (1000 fache Verdünnung) 3 Gebilde: colloidale Kalkphosphate
am größten, Casein und Albumin feine Körner, Nukleoalbumin und
Diastasen, unaufhörlich beweglich. Frauen-, Ziegen- und Kuhmilch haben
gleichviel Körner; Eselmilch 10 mal soviel. Die Coagulierung geschieht
durch Fixation der feinsten Körnchen auf die dickeren des Albumins, der
Phosphate; die Fermentkörnchen teilen den größeren Gebilden ihre Be-
wegung mit, so daß sie weitere Körnchen anziehen. Bei zahlreichen
Körnchen wird jedes ein Mittelpimkt der Gerinnung, Gerinnung in
Stückchen. Bei weniger Körnchen tritt massige Gerinnung ein. Frische
Milch hat weniger Körnchen wie ältere. Frauenmilch gibt dichte Ge-
rinnung, Eselinmilch liefert Stückchen. Sie wird zwar gut verdaut, die
Kinder nehmen aber nicht an Gewicht zu.
Ziegenmilchuntersuchungen. Von M. Siegfeld. 2) — Der Vf. hat
die Milch von 20 Ziegen in Abständen von anfänglich 3 Wochen, später
14 Tagen untersucht, insgesamt von jeder Ziege 16 Proben. Hierbei
wurde im Durchschnitt gefunden (die Mindest- und Höchstwerte sind in
Klammern danebengesetzt): Ertrag 1,94 (0,5 — 4,5), spec. Gewicht 1,0315
(1,0260—1,0373), Fett 3,997o (2,20 — 7,20%), Trockensubstanz l2,627o
(9,85— 16,90 7o)^ fettfreie Trockensubstanz 8,63% (7,18— 10,407o). Die
meisten Tiere waren schon mehrere Monate milchend, so daß der Durch-
schnittsertrag beeinträchtigt ist, zumal die geringen Milchmengen am Ende
der Lactation mit berücksichtigt sind. Die in 16 Fällen direkt bestimmte
Trockensubstanz stimmte mit der berechneten im allgemeinen innerhalb
der gewöhnlichen Grenzen überein. Der Aschegehalt der Ziegenmilch ist
durchschnittlich etwas höher wie in der Kuhmilch. Zwei eingehender
untersuchte Proben hatten ein spec. Gewicht von 1,0340 und 1,0317 und
enthielten 12,15 und 12,20 "/o Trockensubstanz, 3,40 und 3,80 7e Fett,
3,43 und 3,31 7o Gesamt-Eiweiß, 2,38 und 2,07% Casein, 3,57 und
4,15% Milchzucker, 0,85 und 0,89% Asche.
Die Zusammensetzung der Milch von Wollschafen. Von Vieth.^)
— In der vom 11. — 20. 2. 1909 untersuchten Milch zweier Wollschafe,
deren Lämmer eingegangen waren, wurde gefunden:
<) Lyon med. 1910, 115, 83; ref. Ctrlbl. Bakteriol. U. Abt. 1910, 28, 528. (Georg Mayer.) —
2) Molkereizeit. 23, Nr. 13; ref. Centrlbl. Agr=k. 1910, 39, 279-280. (Volhard ) — Sj Jabresber. d.
Milchwsch. Inst. Hameln für 1909, 28; ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 518. (Eichloff.)
416
Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Schaf 1
Schaf 2
Specif. Gew.
Fett o/o
Specif. Gew.
Fett %
1
13
'S
c
o
>
'S
1
c
3
2
?3
i\M
1
Morgenmilch . .
Mittag ,. . . .
Abend ,, . . .
1.0880
i;0350
1,0365
1,0410
1.0400
1,0410
1.0.390
1,0370
1,0388
6,85
8,70
5,75
9,90
9,80
9,10
7,43
9,25
7,90
1,0380
1,0360
1,038
1,0420
1,0390
1,0405
1,0401
1,0380
1,0393
7,00
9,15
7,25
8,95
12.45
10,85
7,93
10,23
8,97
In je 5 Prob, betrue der durchschnittl. Gehalt bei Schaf 1 an fettfr. Trockensubst. 11,160/0, Asche 1,010/0
„ K „ „ ,, ' ,, „ „ » „ 2 „ „ „ n,7io/o, „ 1,040/0
Die Milch von Schaf 3 enthielt nach einmaliger Untersuchung: spec. Gewicht 1,041, Trocken-
substanz 17,96, fettfreie Trockensubstanz 12,36. Fett 5,60 und Asche 0,84o/o.
Die Erzeugung und die Eigenschaften der wallachischen Schaf-
milch. Von Otakar Laxa. ^) — Die wallachische Schafmilch ist sehr
ähnlich zusammengesetzt wie die friesische Schafmilch. Die Milch enthielt
bei einem durchschnittlichen spec. Gewicht von 1,0365 im Mittel 19,40^0
Trockenmasse, 7,38 7o Fett, 6,08 7o Albuminoide, 4,86 «/o Milchzucker,
0,86 o/o Asche. Die Trockenmasse enthielt im Mittel 37,2 7o Fett, 30,9 %
Albuminoide, 25,9 ''/o Milchzucker und 4,5"/o Asche.
Bemerkung über die Zusammensetzung der Milch von Kühen,
die auf mit Phosphat und Kali gedüngten Weiden gehalten worden
waren. Von John Golding und S. G. Paine.-) — Düngung mit Super-
phosphat und Kali als Sulfat war nach vergleichenden Versuchen an-
scheinend ohne Einfluß auf den Gehalt der Milchasche an P2O5 und KgO.
Untersuchungen über die Kolostralmilch der Kuh, der Ziege
und des Schafes. Von Ew. Weber. 3) — I. Das Kolostrum der
Kuh. Nach einer umfassenden Zu.sammenstellung der auf die Kolostral-
milch bezüglichen Literatur folgen üntersuchungsergebnisse des Vf. von
Kolostralmilch, die von 24 nach Rasse, Alter, Milchleistung, Körpergewicht
verschiedenen Kühen des Rassestalles der tierärztlichen Hochschule zu
Dresden stammte. Das Kolostrum zeigte unmittelbar post partum eine
gelbe Farbe, welche in der Regel durch einen den Fetttröpfchen an-
haftenden Farbstoff bedingt ist. Abstufungen nach grau oder braun kommen
vor. Nach längstens 8 Tagen ist die normale Milchfarbe aufgetreten. Die
Konsistenz des Kolostrums war anfänglich dickflüssig, ein specieller Geruch
nicht nachweisbar, der Geschmack salzig, doch verschwanden diese Eigen-
schaften schon nach kurzer Zeit wieder. Äußerlich normal ist die Milch
frühestens nach 3 und spätestens nach 8 Tagen. Das spec. Gewicht betrug
kurz nach dem Kalben 1,060 — 1,080, war später abfallend und ging als-
bald in das der normalen Milch über. Die Fettkügelchen haften bei der
Kolostralmilch öfters zusammen. Die Reaktion ist stets schwach amphoter,
der Fettgehalt meist geringer als bei der reifen Milch, doch treten be-
deutende Schwankungen auf. Infolge hohen Albumingehaltes gerinnt die
Biestmilch während der beiden ersten Tage beim Kochen, vom 5. Tage
ab hielt sie das intensivste Kochen aus. Bezüglich der Gerinnung mit
68 Yol. -Proc. Alkohol zeigten sich große Unterschiede. 10 Tage post
1) Rev. Gen. du Lait 1909, 7, 289-300, 313—328, 337-347. 361-373, 391—402; ref. Ztschr.
Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910. 20, 228. (Mai.) — -) The Analyst 1910, 35, 246—247; ret. Chem.
Ctrlbl. 1910, n. 403. (Rühle.) — 3) MUchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 433—449. 481—492, 543-563.
F. Molkereiprodukte. 1. Milch. 417
partum trat meistenteils keine Alkoholgerinnung mehr ein. In Fällen, bei
denen die Alkoholprobe lange Zeit positive Resultate lieferte, ist die Er-
scheinung nach Auffassung des Vf. auf Erkrankung der Geschlechtsorgane
zurückzuführen, so daß die Alkoholprobe als ein wertvolles Reagens zur
Prüfung der feineren Beschaflenheit der Milch zu betrachten ist. Der
höchste Säuregrad tritt unmittelbar nach dem Kalben auf; die Grenzwerte
liegen zwischen 11,5 — 18,0*^ nach Soxhlet- Henkel. Am zweiten Tage
beginnt bereits ein Sinken der Acidität, sie ist in der Regel wieder normal
nach 7 Tagen. Oxydasen waren regelmäßig vom zweiten Tage ab mit
Hilfe der Guajakringprobe in dem Kolostrum nachzuweisen. Die Frage,
wann die Milch zum Gebrauche tauglich ist, beantwortet der Vf. dahin,
daß sie für gewöhnliche Kochzwecke verwendet werden kann, sobald die
Milch die Kochprobe aushält, von normaler Farbe und Consistenz ist,
frühestens nach drei, spätestens nach 8 Tagen post partum. Als Kinder-
milch darf die erste Milch benutzt werden, wenn sie weiterhin normalen
Säuregrad zeigt und die Alkoholprobe besteht. Der Vf. glaubt die Be-
endigung der Biestperiode bei gesunden Kühen spätestens nach 12 Tagen
angeben zu können. Kolostrum körperchen, die in den ersten Tagen oftmals
zu Klumpen zusammengeklebt sind, ließen sich zahlreich während der
ersten bis zweiten Woche feststellen, werden dann spärlicher, verschwinden
zeitweise während des Verlaufs der Laktationsperiode und treten wieder
häufiger kurz vor dem Trockenstehen auf. Bei einem Tiere konnten sie
in der Milch überhaupt nicht nachgewiesen werden. Eine Wechselwirkung
zwischen dem Gehalt an Kolostrumkörperchen und Milchleistung besteht
nach den Beobachtungen des Vf, nicht. Milchstauungen und Erkrankungen,
Euterentzündungen ausgenommen, verursachen ein vermehrtes Erscheinen
von Körpei'chen nicht. Das Auftreten oder Fehlen der Kolostrumkörperchen
ist kein sicheres Kennzeichen für die Beurteilung des Frischmilchendseins
der Kühe.
n. Kolostralmilch der Ziege. Die Farbe der Biestmilch war
mehr oder weniger gelb, die Consistenz dickschleimig, der Geschmack nur
in zwei Fällen salzig, im übrigen wie bei der normalen Milch. Charakte-
ristisch war das Auftreten von Fettkügelchen bis zum 5. Tage. Die
Reaktion ist amphoter, die Kochgerinnung trat vom 3. Tage ab nicht
mehr ein, die Alkoholprobe war bei dem Kolostrum stets und bei der
Milch in der Regel positiv, im Gegensatz zum Verhalten der Kuhmilch.
Der Säuregrad stimmte annähernd mit dem Kuhkolostrum überein. Oxy-
dasen sind während der ersten Tage (2 — 4) nicht vorhanden, später sind
sie nachweisbar. Kolostrumkörperchen kommen selten und dann nur
spärlich vor.
III. Kolostrum des ostfriesischen Milchschafes. Die ur-
sprünglich gelbe Farbe und dickschleimige Consistenz des Schafkolostrums
ist nach 4 Tagen, bis zu welcher Zeit die Fettkügelchen sehr unter-
schiedlich an Größe sind, verschwunden. Ein salziger Geschmack läßt
sich nicht wahrnehmen. 2 — 3 Tage lang gerann die Milch beim Kochen.
Die Alkoholprobe war nur ausnahmsweise nicht positiv. Die Schafmilch
verhält sich demnach wie Ziegenmilch. Im Schaf kolostrum können während
der ersten Tage die Oxydasen fehlen. Kolostrumkörperchen waren nach
3^2 Monaten noch vorhanden. (Schaiier.)
Jahresbericht 1910. 27
418 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Besitzt die Kolostralmilch bactericide Eigenschaften? Yen Max
Bub. ^) — Der Vf. hebt als wichtigstes Ergebnis seiner Untersuchungen
hervor, daß es sich bei der bactericiden Tätigkeit der Kolostralmilch in
der Hauptsache nicht um eine wirkliche Abtötung der Bacterien, sondern
nur um eine scheinbare, fast ausschließlich durch Agglutinine bedingte
Abnahme der Keimzahl handelt. In der frischen rohen Kolostralmilch
zeigen die gewöhnlichen Milchbacterien anfänglich ein stark behindertes
Wachstum; in einigen Fällen tritt auch in den ersten Stunden eine Ab-
nahme der Keimzahl auf. Bei der Aufbewahrung bei 37° tritt die Er-
scheinung deutlicher, aber kürzer andauernd wie bei 15 — 18*^ auf. In
derselben Weise werden Bact. coli commune (die anfängliche Keimabnahme
ist hier besonders deutlich), die Paratyphusbacillen A und B und Bact.
pyocyaneus beeinflußt. Die Phagocytose hat keinen wesentlichen Anteil
an dem Einfluß der Kolostralmilch auf Bacterien. Die Stärke der Ein-
wirkung der Kolostralmilch auf die Bacterien ist individuell sehr ver-
schieden. Je weniger Zeit zwischen Geburt und Entnahme der Milch
verstrichen ist, desto stärker ist die Einwirkung. Ob der Kolostralmilch
wirkliche bactericide Kraft zukommt, erscheint nach den Untersuchungen
des Vf. sehr fraglich.
Sogenannte Eisenmilch. Von C.Mai. 2) — Die Verfütterung eines
sog. „Sango-Futters'' (Lieferant Aron Landsberger, Berlin), das den Eisen-
gehalt der Milch erheblich erhöhen sollte, hat nach Versuchen an 2 Milch-
kühen, die täglich 160 g des Eisenmittels erhielten, eine irgendwie in
Betracht kommende Veränderung des Milchertrages und der Milch, vor
allem auch ihres Eisengehaltes nicht bewirkt. Das Sango-Futter, das mit
einem andern, „Lactocon" genannten Präparat indentisch zu sein scheint, ist
ein etwa 2^/2 fach concentriertes Ferrum oxydatum saccharatum solubile und
enthielt 7,14% Eisen.
Studien über den Kumiß. Von Benjamin Rubinsky.'^) — Der
Vf. bespricht die Bereitung, die Eigenschaften, die Chemie und Mikro-
biologie des Kumiß und berichtet über ausgedehnte bakteriologische
Untersuchungen, die der Hauptsache nach folgendes ergeben haben: 1. Im
Kumiß sind fast stets 4 Arten von Mikroorganismen anwesend und zwar
Kumißhefe, Kumißbacterium, Streptococcus lactis und Bact. aerogenes
(Bac. acidi lactici Hueppe), außerdem kommt noch zuweilen Bact. caucasi-
cum Nicolajewa vor. Für die Kumißbereitung sind jedoch nur die 2
zuerst genannten Organismen notwendig. Das Vorkommen von Bact. acidi
lactici im Kumiß kann als nützlich bezeichnet werden, da es durch
Säurebildung das Kumißbacterium im Kampf gegen schädliche Keime
unterstützt und auch auf das wünschenswerte Gleichgewicht von Hefe und
Kumißbacterium einzuwirken scheint. 2. Die Kumißhefe wächst besonders
gut in Milch, in der die Lactose stürmisch vergoren und bis 0,36 70
Milchsäure gebildet wird. Die Hefe ist untergärig. Casein und Albumin
werden bis zu Albumosen und Peptonen abgebaut. Aromatische esterartige,
eventuell auch flüchtige Stoffe werden gebildet. 3. Das Kumißbacterium
gehört in den rankenbildenden Typus der III. Gruppe des Löhnis'schen
») aribl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 27, 321-336. — 2) Ztschr. Unters. Nähr.- n. Genußm. 1910,
19, 21—23. (Aratl. Milch-Unters.-Stelle München.) — ») Ctrlbl. Bakterioi. II. Abt. 1910, 28, 161-219.
F. Molkereiprodukte. 1. Milch. 419
Systems der Milchsäurebacterien ; ist unbeweglich, bildet keine Sporen,
wächst nicht unter 23 — 24° und meist nicht oberhalb 40° und bevorzugt
saure und Milchnähiboden. Die Molke wird meistens erst nach 3 — 5 Tagen
zur Gerinnung gebracht. Das Maximum der gebildeten Säure war 1,1 ^/q
(als Milchsäure). 4. Die StoiTwechselprodukte der Kumißhefe, wie Alkohol,
CO2, Milchsäure und Peptone begünstigen das Wachstum des Kumiß-
bacteriums und dessen Säureproduktion. Das Bacterium wächst in Sym-
biose mit Hefe viel besser. 5. Mit Eeinkulturen von Hefe und Kumiß-
bacterium läßt sich normaler Kumiß nur aus Pferdemilch (oder Kamel-
milch), nicht dagegen aus Kuhmilch bereiten, vielleicht deshalb, weil die
Eiweißstoffe der Stutenmilch leichter angreifbar sind. — Den Schluß der
Arbeit bilden Bemerkungen über den normalen und den fehlerhaften Ver-
lauf der Kumißgärung sowie über die therapeutische Wirkung des Kumiß,
Zur Kenntnis des Milchlins. Von v. Sobbe. ^) — Der Vf. berichtet
über Untersuchungen dieser von der Deutschen Milchlin - Gesellschaft in
den Handel gebrachten Milch und des Milchlin pulvers, das der Magermilch
zur Herstellung des Milchlin zugesetzt werden soll. Hiernach ist das
Milchlin ein minderwertiges Getränk, das eher in den Kälber- oder Ferkel-
stall als in den Bereich der Volksnahrungsmittel hineingehört. Wenn
auch sein Nährwert dem der Vollmich nahe kommt, ist es infolge des
unappetitlichen Aussehens und des ekelerregenden Geruchs als ausgeschlossen
anzusehen, daß das Volk sich an den Genuß des Milchlins jemals ge-
wöhnen wird.
Systematische Untersuchungen über die Zunahme der fettfreien
Trockensubstanz in der Milch bei Entrahmung. Von Carlo Formenti.*)
— Nach ausgedehnten Untersuchungen des Vfs. ist bei Milch infolge von
Entrahmung, die nach 4 verschiedenen Methoden erfolgte, eine manchmal
beträchtliche Zunahme der fettfreien Trockensubstanz zu beobachten. Eine
Gesetzmäßigkeit oder ein bestimmtes festes Verhältnis zwischen dem Grade
der Entrahmung und der Zunahme der fettfreien Trockensubstanz war
nicht aufzufinden. Die Zunahme ist bei den bestimmt unverfälschten
Milchproben (Stallprobenmilch) weit konstanter als bei den Handelsproben,
Vergleichende Untersuchung über die Zusammensetzung des
Caseins der Frauen- und Kuhmilch. Von Emil Abderhalden und Leo
Langstein, ^) — Aus 100 g aschefreiem, bei 100° getrocknetem Frauen-
milchcasein (dargestellt nach Engel*) wurden erhalten: 1,2 g Alanin,
],3 g Valin, 8,8 g Leucin, 1,0 g Asparaginsäure, 10,95 g Glutaminsäure,
2,8 g Phenylalanin, 4,58 g Tyiosin, 2,85 g Prolin, Unterschiede gegen-
über dem Kuhmilchkasein waren nicht sicher feststellbar.
Die Stickstoffverteilung in der Frauenmilch. Von A. Frehn.*) —
— Vom Gesamt-N entfielen bei 27 FrauenmiJchproben 30,0 — 53,6 °/o im
Mittel 42,93% auf den Casein-N, 42,3% im Mittel auf den N aer lös-
lichen Eiweißkörper. Die Stickstoffverteilung schwankt bei verschiedenen
wie bei den gleichen Individuen. Die Laktationsdauer hängt mit dem
1) Ztschr. Unters. Nähr. • u. Genußm. 1910, 20, 511—513. — «) Ebend. 19, 616-625. (Stadt, ehem.
Unters.-Amt, Mailand) — ») Ztschr. f. physiol. Chem 191L», 66, 8-12. — *) Siehe dies. Jahresber.
1909, 504. — 6) Ztschr. f. physiol. Cham, 1910, 65, 256-280; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1842.
(Guggenheim.)
27*
420 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Caseiugehalt der Milch nicht zusammen. Nach einer Untersuchung der
Molke enthält diese vermutlich neben Albumin und Globulin lösliche
Eiweißkörper, die durch Einwirkung von Siedehitze und Alkohol nur zu
einem kleinen Teil koaguliert werden.
Über die Wirkung von SchutzkoUoiden auf die Verdaulichkeit
des Caseins und des Fettes in der Milch. Von Jerome Alexander.^)
— Die Coagulation des Caseins wird gehindert, wenn man der Milch
etwas Gelatine zusetzt. Auch das Fett in der Kuhmilch wird nach Gelatine-
zusatz besser assimiliert; in Abwesenheit eines Schutzkolloids coaguliert
das Casein in harten dichten Massen, die Fett einschließen und seine
Assimilation hindern.
Zur Kenntnis des Milchzuckers und seines Verhaltens in
wäßrigen Lösungen. Von W. Fleischmann und G. Wiegner.') —
Aus den Ergebnissen der Untersuchungen, bei denen die spec. Gewichte
hochconcentrierter wäßriger Milchzuckerlösungen bestimmt wurden, ist
hervorzuheben, daß für das specifische Gewicht des reinen flüssigen Milch-
Zuckers sich als wahrscheinlicher Wert dV= 1,5453 berechnete und daß
beim Lösen von Milchzucker im Wasser Contraction stattfindet, die von
der Concentration abhängt und ihren höchsten Werte im Betrage von
0,596 ccm für 100 g Lösung bei 20 '^ bei einer Concentration von
54,03% erreicht. Nimmt man an, daß die übrigen Milchbestandteile die
Contraction des Milchzuckers nicht beeinflussen, so beträgt bei 20*^ die
auf 100 g Kuhmilch von mittlerer Zusammensetzung allein durch den
Milchzucker verursachte Contraction 0,094 ccm. Die Schwankungen
dürften sich von 0,077 — 0,116 ccm bewegen. Bei der Berechnung des
Raumes, den der in der Milch gelöste, flüssige Milchzucker einnimmt, ist
für das spec. Gewicht des Milchzuckers der Wert d^= 1,5928 oder dj|
= 1,6067 einzusetzen. Das spec. Gewicht des in der Milch gelösten
flüssigen Milchzuckers wurde, vorausgesetzt, daß die wäßrige Lösung des
Zuckers von den übrigen Bestandteilen nicht beeinflußt ist bei 15 ^ und
bezogen auf Wasser von 15** sehr nahe gleich dem der gesamten fett-
freien Trockensubstanz der Milch gefunden. Versuche, das Volumen der
Milch aus der Summe der Volumina der einzelnen Milchbestandteile zu
berechnen, machen es wahrscheinlich, daß das spec. Gewicht der flüssigen
Eiweißkörper etwa 1,46 bei 15 ^ und bezogen auf Wasser von 15 "^
beträgt.
Über den Einfluß kalkarmen Futters auf den Kalkgehalt der Kuh-
milch. Von L. Frank.') — An 2 Gruppen von je 10 Kühen gleicher
Rasse und annähernd gleicher Lactation und Milchmenge wurde auf dem
Rieselgute Malchow Rieselgras ohne und mit Zugabe von 50 g Schlämm-
kreide pro Tag und Tier verfüttert. Die Milch wurde wöchentlich einmal
untersucht. Der Kalkgehalt der Milch von ausschließlich mit Rieselgras
bezw, Rieselheu gefütterten Tieren war ein durchaus normaler. Die Bei-
gabe von Schlämmkreide zu verhältnismäßig kalkarmem Futter führte
1) Ztschr. f. Chem. u. Ind. d. KoUoide 1910, 6, 197-201 ; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1981
(Henle); s. auch nnter Literatur. — ») Journ. f. Ldwsch. 1910, 58, 45—64. — s) Chem. Zeit. 1910,
34, 978.
P. Molkereiprodukte. 1. Milch. 421
offenbar keine wesentliche Erhöhung des Kalkgehaltes der Milch herbei.
Auffälliger weise nahm der Kalkgehalt der Milch der mit Schlämmkreide
gefütterten Tiere im Monat September zu, ging jedoch im Oktober wieder
auf die normale Höhe zurück. Im Mittel von 19 Untersuchungen wurde
in 100 ccm Milch bei Rieselheufütterung 0,1576 g CaO, bei ßieselheu-
fütterung mit Kreidezugabe 0,1595 g CaO gefunden.
Über den Kalkgehalt der Frauenmilch. Von Hunaeus.^) — Der
Kalkgehalt ist individuell stark verschieden (0,038— 0,048 "/'o CaO), bei
den einzelnen Frauen jedoch sehr konstant. Im Laufe der Lactation er-
folgt eine wäßrige Abnahme des Kalkgehaltes. Bei Fütterungsversuchen
wurde der Kalkgehalt nicht nennenswert beeinflußt.
Präformierte Schwefelsäure in der Milch. Von J. Tillmanns und
W. Sutthoff. 2) — Nach den Untersuchungen der Vff. ist präformierte
Schwefelsäure ein normaler Bestandteil der Kuh-, Ziegen-, Stuten- und
Frauenmilch. In 1 1 Milch waren im Mittel enthalten bei Kuhmilch
92,1 mg SO3 (= 1,23% der Asche), in Ziegenmilch 50,4 mg (0,59"/o
der Asche), in Stutenmilch 22,8 mg, in Frauenmilch 23,7 mg. Die prä-
formierte Schwefelsäure ist nicht in Form von gepaarter Schw^efelsäure,
sondern als einfache Sulfatschwefelsäure vorhanden. Die Vff. zeigen, daß
der mit Chlorbarium ausfallende Niederschlag wirklich reines BaSO^ ist,
daß alle vorhandene präformierte Schwefelsäure gefunden wird und daß
die bei der Serum bereitung entstehenden Niederschläge keine Schwefelsäure
festhalten. Der Schwefel des Leuchtgases kann die Resultate nicht be-
einflußt haben. Der in der Milch enthaltene Schwefel verteilt sich auf
die einzelnen Formen wie folgt: bei Kuhmilch entfallen 84,7% auf den
Proteinschwefel, 4,9% auf organischen Nichtproteinschwefel und 10,4%
auf den Schwefel in Form von präformierter Schwefelsäure. Die ent-
sprechenden Werte für Ziegenmilch sind 87,9%, 6,3% und 5,8%, für
Stutenmilch 90,2%, 5,8% und 4,0%.
Weitere Untersuchungen über den Säuregehalt frischer Milch.
Von W. M. Esten. 3) — Der Säuregehalt der Milch schwankte bei einer
Herde von 25 Kühen während eines Jahres von 0,155 — 0,187%. Der
Säuregehalt der Milch erwies sich der Temperatur umgekehrt proportional.
Um den 1. Februar herum hat die Milch aller Kühe ihr Säuremaximum,
um den 1. August ihr Säureminimum. Die Schwankungen während einer
Lactationsperiode sind recht bemerkenswert. Bei dem erstmaligen Melken
wurden 0,48% Säure festgestellt. Innerhalb von 2 oder 3 Tagen fällt
der Säuregrad auf 0,25 und innerhalb von 3 Wochen auf ungefähr 0.17%;
dieser Zustand bleibt bis etwa 3 Wochen vor dem Lactationsschluß, um
bei der Trockenstellung auf 0,12 — 0,13% zu fallen. Der große Säure-
gehalt zu Beginn ist auf den höheren Gehalt an Asche und Salzen zurück-
zuführen. Die Qualität der Milch schwankt wie die Säure; Wintermilch
hat einen höheren Nährwert als Sommermilch. Der Säuregehalt der
frischen Milch verdient bei der Beaufsichtigung des Milchhandels berück-
sichtigt zu werden.
1) Biochem, Ztschr. 22. 442—451; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 552. (Ecna.) — 2) Ztschr. Unters.
Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 49-63. — ') 11. Jahresvers. d. Gesellsch. amerik. Bakteriologen vom
28.— 30. 12. 1909 in d. Harvard Medic. School; ref. Ctrlbl. ßakteriol. U. AU. 1910, 27, 226. (Harris.)
422 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Untersuchung über die Bestimmung der Citronensäure in der
Milch. Von Em. Desmouliere. ^) — Der Vf. beschreibt ein Verfahren,
nach welchem in Kuhmilch im Mittel 2.210 bezw. 2,040, in Ziegenmilch
im Mittel 1,386, in Eselinmilch im Mittel 0,954, in Frauenmilch 0,785,
in Schafmilch 1,075, in Stutenmilch 2,198 g krystallisierter Citronensäure
in 1 1 gefunden wurde.
Der Citronensäuregehalt der Büffelmilch. Von F. Baintner und
K. Irk."^) — Die frische Büffelmilch zeigt im Vergleich mit frischer Kuh-
milch einen hohen Säuregrad. Nach Ansicht von Duclaux soll der Gehalt
der Milch an citronensaurem Natron auch den Säuregrad erhöhen. Die Be-
stimmung der Citronensäure nach der verbesserten Methode von Scheibe
in 14 Proben ergab, daß zwischen Säuregrad und Citronensäuregehalt
kein gesetzmäßiger Zusammenhang besteht. Der Gehalt an Citronensäure
schwankte von 0,011 — 0,194 g in 100 cm und betrug im Mittel 0,07 g.
Durch Erhitzen verursachte Veränderungen des Säuregrades der
Milch. Vüu W. Van Dam.^) — Durch das Erhitzen der Milch wird der
Säuregrad vermindert, die Wasserstoff ionenconcentration aber erhöht, was
aber nur unmittelbar nach dem Erhitzen zu bemerken ist, da die Werte
sich nach einigen Stunden wieder den ursprünglichen nähern. Die Ver-
minderung des Säuregrades vermag also nicht zu einer Verringerung der
Gerinnungsfähigkeit durch Erhitzen beizutragen.
Über Oberflächenspannungs- und Viscositätsbestimmungen bei
Kuhmilch unter Verwendung des Traube'schen Stalagmometers. Von
R. Burri und Ths. Nußbaumer,*) — Die Oberflächenspannung normaler
Kuhmilch, die sich selbst überlassen wird, nimmt in den ersten 12 Stunden
nach dem Melken merkbar ab, die Viscosität wenig aber deutlich zu. Sinkt
die Temperatur einer Milch nicht unter 20 ^ so geht die Oberflächen-
spannung nur in bescheidenem Maße zurück. Eine Temperatur von 10 ^
dagegen erzeugt schon bei Yg stündiger Einwirkung eine auffallend kräftige
Depression. Hierbei, wie auch nach Kühlung auf O'^ oder nach dem
eigentlichen Gefrieren, erreicht die Oberflächenspannung einen minimalen
Grenzwert; ihre Verminderung ist auch durch nachträgliches Erwärmen
bis auf 37*^ nicht rückgängig zu machen. Die Viscosität dagegen zeigt
keine deutliche Abhängigkeit von einer kürzeren oder längeren Kühlung
der Milch.
Der Wärmewert der Milch als Zeichen ihrer Qualität. Von
J. Malcolm und A. A. Hall,^) — Die Bestimmung des Wärmew^erts, den
man entweder durch Ermittelung der Einzelbestandteile und Einsetzen der
ihnen zukommenden Calorien oder nach Kellner durch Eintrocknen auf
Celluloseblöckchen direkt bestimmen kann, liefert nach den Untersuchungen
der Vff. Anhaltspunkte dafür, ob eine Milch entrahmt oder gewässert ist.
Hierzu ist die Annahme eines Mindestwärmewertes für 1 g Trocken-
substanz erforderlich; die vorliegenden Untersuchungen reichen hierfür
noch nicht aus, doch dürfte im allgemeinen 5650 cal. für 1 g fester
Bestandteile anzunehmen sein.
») Bull, des Sciences Pharmacol. 17, 588—594; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 1951. (Düsterbohn.)
- 2) Kiserletügyi Közlemenyek 12. 568-573; ref. Ztschr. Unters. Nähr.- ii. Genußm. 1910, 19, 36.
(R. Windisch.) — 3) Rev. Gen. du Lait 1909, 7, 275—277; ref. Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm.
1910. 20, 228. (Mai.) — 4) ßiochem. Ztschr. 22. 90-105; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 119. (Bona.) —
5) Joura. of the Agric. Science 2, 89; ref. Ctrlbl. Agrü.-Chem. 1910, 39, 66. (Honcanip.)
F. Molkereiprodukte. 1. Milch. 423
Über die Morphologie der Milchkügelchen. Von Vitangelo Nalli.^)
— Der Vf. unterscheidet bei den Zelleleujenten der Milch 1. die eigent-
lichen Fettkügelchen ohne erkennbare protoplasma artige Gebilde, 2. Fett-
kügelchen mit Protoplasmagebilden (lipocelloide Elemente), bei denen das
Protoplasma sich in verschiedenen Formen zeigt, 3. celloide Elemente, bei
denen das Protoplasma als selbständiges Gebilde eischeint und das Fett,
wenn es überhaupt vorkommt, sich nur in Form kleiner Tröpfchen zeigt,
4. Plasmoide, das sind in größerer Zahl beieinander befindliche Fett-
kügelchen, die gleichzeitig von einem protoplasma artigen Gebilde umgeben
sind, und 5. Zonoide, zarte Häutchen von unregelmäßiger Form mit ein-
gelagerten Fetttröpfchen und hin und wieder erkennbaren Granulationen.
Bei der Milch von 22 Frauen wurde gefunden: 1. Normale Milch enthielt
Plasmaelemente in sehr geringer Zahl und nur Lipocelloide mittlerer Größe,
ausnahmsweise auch größere. 2. Ein reichliches Vorkommen von Plasma-
elementen und das Vorherrschen sehr großer oder sehr kleiner Lipocelloide
lassen auf einen pathalogischen Zustand schließen. 3. Auch noch so
geringe Mengen von Celloiden zeigen regelmäßig einen anormalen Zu-
stand des Organismus an. 4. Auch die Plasmoide und Zonoide sind nur
in pathologischen Verhältnissen vorhanden. 5. Es ist angebracht, die Er-
nährung des Säuglings zu ändern, sobald die morphologische Untersuchung
das Vorhandensein der geschilderten Zellelemente ergibt.
Zur Kenntnis der reducierenden Wirkung von Milch, Leber und
Hefe. Von L. Rosenthaler. 2) — Kuhmilch, Hefe und Leber reducieren
Benzoylameisensäure zu 1-Mandelsäure: Asymmetrische Reduction auf bio-
chemischem Wege. Es konnte in keinem Falle nachgewiesen werden, daß
die Reduction auf ein Enzym zurückzuführen ist. Die untersuchte redu-
cierende Wirkung der Milch ist eine Folge bakterieller Tätigkeit.
Beitrag zur Kenntnis der Oxydasen und Reductasen der Kuh-
milch. Von W. D. Kooper. ^) — Auf Grund seiner Untersuchungen
folgert der Vf., daß die Katalase, die beim Entrahmen hauptsächlich in
den Rahm übergeht, beim Älterwerden der Milch zunimmt und sich in
gekochter Milch nach Impfung stark vermehren kann, höchstwahrscheinlich
von den Mikroorganismen herrührt. Die Reductase, die ein ähnliches
Verhalten zeigt, wie das angegebene der Katalase, ist wahrscheinlich eben-
falls bacillären Ursprungs. Die indirekte Oxydase, die beim Entrahmen
ausschließlich in die Magermilch übergeht, beim Älterwerden der Milch
keine intensivere Wirksamkeit zeigt, durch Sublimatlösung in einer für
Fermentorganismen tödliche Stärke nicht vernichtet wird und sich in mit
roher Milch geimpfter, gekochter Milch nicht vermehrt, rührt deshalb nicht
von Mikroorganismen, sondern wahrscheinlich vom Muttertier her, obwohl
auch einfache chemische Vorgänge zur Erklärung der Oxydationsvorgänge
ausreichen.
Beiträge zur Schardinger'schen Reaktion der Kuhmilch. Von Paul
H. Römer und Th. Sames. '^) — Aus den Untersuchungsergebnissen ist
hervorzuheben, daß die Endmilch die Formalin-Methylenblau-Reaktion stets
1) E«v. d'hygiene et de medic. infant. 1909, 8, 314—325; ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6. 21.
(Grimmer.) — 2) Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, M8-453. — s) Ebend. 564. —
4) Ebend. 1—10.
424 Landwirtschaftliche Tierproduktion,
viel schneller gibt als die Anfangsmilch, und daß in der Regel der
stärkeren Entfärbung des Schardinger 'sehen Reagens ein stärkerer Fett-
gehalt entspricht. Nach Heidenhain findet nun gerade während des
Melkens ein beschleunigter Zerfall von Milchdrüsenzelleu statt. Hierauf
ist vermutlich wohl auch das Auftreten des die Reduktion bewirkenden
Stoffs gerade in der Endmilch zu beziehen ; da Reduktionswirkungen Eigen-
schaften fast aller lebenden Zellen sind, ist es verständlich, wenn bei Zer-
fall vitaler Körperelemente reichlicher reducierende Substanzen in gelöster
Form auftreten.
Untersuchungen über die Fermente der Milch und über deren
Herkunft. Von Julius Wohlgemuth und Michael Strich, i) — Nach
den Untersuchungen der Vff, gibt es in der Milch ein peptolytisches
Ferment, das vom Magensaft wenig angegriffen wird und außerordentlich
empfindlich gegen Temperaturen mäßig hohen Grades ist. Die bessere
Verdaulichkeit ungekochter Milch läßt sich möglicherweise hierdurch er-
klären. Diastase ist im w^esentlichen ein Produkt der Milchdrüse, wenn
auch ein Übertritt ans dem Blute statthaben kann.
Vergleich der durch die Bestimmung der Acidität und die Katalasi-
metrie bei der Kontrolle der Frische der Milch enthaltenen Resultate.
Von J. Sarthou.2) — Die Katalasimetrie (Bestimmung der von Milch beim
Schütteln mit HgOj entwickelten O-Menge^) gestattet, die Veränderungen
der Milch gleich vom Melken ab zu verfolgen; die Acidität ändert sich
erst nach geraumer Zeit. Zwischen Acidität und der entwickelten 0-Menge
besteht keine Beziehung; während die eine Milch bei der Kochprobe
41,8 ccm 0 entwickelte, machte die andere an der Grenze ihrer Auf-
bewahrungsfähigkeit nur 5 ccm 0 frei. Dies liegt an der Rasse der ein-
gedrungenen Milchsäurebakterien; die Bakterien der Stallluft sind viel
aktiver als die der Laboratoriumsluft. Das Katalisierungsvermögen nimmt
im Gegensatz zur Acidität in allen Fällen genügend zu, um die Frische
einer Milch beurteilen zu können, wenn das physiologische Katalisierungs-
vermögen bekannt ist. Erhöhte Aufbewahrungstemperatur steigert das
Katalisierungsvermögen.
Biologische und biochemische Studien über Milch. Von C. J.
Koning.'^) — VII. Teil: Das Pasteurisieren. Das spec. Gewicht des-
Serums von Vollmilch, die unter verschiedenen Bedingungen pasteurisiert
worden war, ist geringer als bei den Molken der urspiüngliehen nicht er-
hitzten Milch, ebenso wird der Brechungsindex kleiner; ferner scheidet
das Serum beim Erhitzen auf 90^ C. noch Albumin aus, selbst wenn eine-
Erwärmung auf 85*^ C. vorausgegangen war. Buttermilchsera, die unter
ähnlichen Bedingungen erhalten werden, zeigen die gleichen Veränderungen,
Die Erwärmungsversuche mit Milchserum gestatten Schlüsse auf die ur-
sprüngliche Erhitzung der Milch. Rohe, spontan sauer gewordene, sowie
erhitzt gewesene und mit Säurebacterien geimpfte Milch kann außerdem
a\ich ein Serum liefern, das entweder beim Erhitzen starke Trübungen
zeigt oder frei ist von Lactalbumin, Die Ursache dieser letzteren Ab-
1) Sitznngsber. K. Pr. Akad. Wies. Berlin 1910, 520-524; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 331. (Rona.)
— 2) Joum. Pharm, et Chim. [7] 1, 887—393: ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 2128. (Düsterbehu.) —
') Ebend. 113; ref. ebend. 1159, — <) MUchwscJi, Ctrlbl, 1910, 6, 127— U2, 171—187, 222-232, 264-272.
übersetzt von Kaufmann.
F. Molkereiprodukte, 1. Milch. 425
weichung lag in der Dauer der Säuerung und in der Art der Mikro-
organismen, die innerhalb einer bestimmten Zeit die Albumine verbrauchten.
Da bei höherer Pasteurisierungstemperatur sowohl das spec. Gewicht und
der Brechungsindex der Molken abnehmen können, liefern ein niederes
spec. Gewicht und ein niedriger Brechungsindex noch keine Anhaltspunkte
dafür, daß die Milch mit Wasser verdünnt wurde. — Bei Zusatz von
rohem Impfmaterial z. B. Erde, Fäces usw. treten bei Bruttemperatur starke
Gärungen auf, wodurch das spec. Gewicht und der Brechungsindex gleich-
falls zum Sinken gebracht werden, weiter ergibt sich bei 35^ C. alsbald
eine Veränderung in dem Gehalt an Eiweiß. Wird Milch mit ein und
derselben Reinkultur von Milchsäurebacterien geimpft, so erhält man Sera,
die nur geringe Unterschiede im spec. Gewicht und Brechungsindex zeigen.
Durch Labzusatz gewonnenes Serum ist zu Erwärmungsversuchen geeignet,
aber nicht zur Bestimmung des spec. Gewichtes und des Brechungsindex.
Klares Serum erleidet bei 35^ C. nur geringe Veränderungen, so daß es
zur Bestimmung des spec. Gewichtes und des Brechungsindex brauchbar
bleibt, auch kann es zu Erwärmungsversuchen noch Verwendung finden.
Wird zu gesäuerter Milch oder zu Buttermilch Formalin zugegeben, so
kommt der mikrobiologische Prozeß zum Stillstand, und das schon ge-
bildete Serum kann auch später zur weiteren Untersuchung benutzt werden.
— Der Vf. behandelt ferner die Gewinnung der Buttermilch bei den ver-
schiedenen Butterungsverfahren, sowie die Eigenschaften und Zusammen-
setzung der Buttermilch. Der Fettgehalt der Handelsbuttermilch gibt kein
Kriterium zur Beurteilung der Herstellungsweise. Durch Äusbuttern im
Laboratorium erhält man mitunter ein ganz anderes Produkt, als bei der
Herstellung im großen. Die Zufügung von Wasser vor oder beim Buttern
ist unnütz, bedingt eine minderwertige Buttermilch und ist auch vom
hygienischen Standpunkt aus zu verwerfen. Besonders bemerkenswert ist,
daß bei unrichtigem Verlauf der Säuerung, durch die Art der Ausbutterung
und sonstige Umstände, die sich durchaus nicht immer willkürlich beein-
flussen lassen, eine Buttermilch erhalten werden kann, die zwar viel Fett,
dagegen geringere Mengen fettfreier Trockenmasse enthält, bei der auch
das spec. Gewicht und der Brechungsindex der Molken herabgedrückt ist,
so daß auf ein Zusatz von Wasser geschlossen werden könnte. Ein Teil
der Trockenmasse ist wahrscheinlich durch die Butter aufgenommen. Der
Wassergehalt der Butter ist besonders abhängig von den Milcharten, welche
säuern, von dem Säuerungsprozeß und von der Temperatur, die hierbei
herrscht. Durch Pasteurisieren des Rahms bei 80 — 85 °C. werden sowohl
das spec. Gewicht wie auch der Brechungsindex der Molken niedriger.
Die Bestimmung dieser Werte in Verbindung mit der Erwärmungsprobe
des Serums ist von großer Bedeutung für die Beurteilung der Buttermilch
hinsichtlich der Erwärmung der Milch oder des Rahms. Bei Abwesenheit
der Albumine kann aber erst dann auf eine Wasserverdünnung geschlossen
werden, wenn das spec. Gewicht der Molken geringer als 1,023 und der
Brechungsindex niedriger als 1,3418 ist. (Schaiier.)
Zur Kenntnis der Entstehung der Katalase in Milch und deren
Bedeutung für die Milchkontrolle. Von A. Faitelowitz.^) — Bei größeren
Wasserstoffsuperoxyd-Concentrationen wirkt das Hg Og sehr rasch zerstörend
1) Milchwsch. Ctxlbl. 1910, 6, 299—316, 361—381, 420—427.
426 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
auf die Katalase ein, so daß von ein und derselben Milch je nachdem
verschiedene Mengen Sauerstoff erhalten werden. Aus der Menge des
freigewordenen Sauerstoffes lassen sich deshalb nicht ohne weiteres Schlüsse
ziehen auf das Maß des in der Milch vorhandenen Enzyms. Es gibt aber
bestimmte Hg Og - Concentrationen , bei denen die Reaction monomolekular
verläuft und die Geschwindigkeitskonstante K = -r^ 1 (^-^)5 wobei A die
Zeit, a die Anzahl com Sauerstoff des angewandten und x die Anzahl com
Sauerstoff des zerlegten HgO., bedeutet, der Enzymmenge annähernd pro-
portional ist. Bei verschiedenen Milchproben lassen sich dann Vergleiche
in bezug auf die relative Katalasemengen ziehen. Die von Koning bereits
früher gemachte Beobachtung, wonach die Katalasemenge in älterer Milch
im Vergleich zu frischer Milch wesentlich größer ist, wurde vom Vf.
bestätigt. Eine hohe Milchaktivität kann nicht nur durch das Milchalter,
sondern auch durch pathologische Zustände z. B. Euterentzündung der
Milchtiere verursacht sein. Um darüber zu entscheiden, auf welche Gründe
eine hohe Milchaktivität zurückzuführen ist, müssen Stallproben erhoben
und die Untersuchung innerhalb einer Zeit durchgeführt werden, in der
eine Aktivitätszunahme ausgeschlossen ist. Um sich von Zeiteinflüssen
unabhängig zu machen, eignet sich eine Konservierung der Milch durch
Zusatz von 1,4 ccm Chloroform zu 100 com Milch, das die bereits vor-
handene Aktivität nicht beeinflußt, auch die Entstehung neuer Katalase
bei Zimmertemperatur oder am besten bei Eiskühluug verhindert. "Wenn
bei Stallproben eine hohe Aktivität nachgewiesen wird und Biestmilch nicht
in Frage kommt, so liegt in der Regel ein krankhafter Zustand des Euters
vor, so daß durch die Katalaseprobe die Milch von verdächtigen Kühen
ausfindig gemacht werden kann. Auch gestattet die Katalaseprobe Schlüsse
auf das Alter der Milch und die Aufbewahrungsart. In der Wirkung des
Chloroforms dürfte eine Bestätigung der Anschauung liegen, nach der die
Katalase der Milch durch gewisse Bacterienarten gebildet wird. — Formalin
übt auf die Milchkatalase einen hemmenden Einfluß aus, der nicht einfach
der Formalinconcentration, dagegen bei ein und derselben Formalin-
concentration der angewandten Milehmenge oder der Aktivität derselben
proportional ist. Eine lähmende Wirkung, die aber durch Neutralisation
wieder aufgehoben werden kann, wird auch durch Milchsäure ausgeübt
und zwar ist diese der Concentration des Zusatzes proportional. — Die
Neutralisation frischer Milch bedingt eine Verdopplung der Aktivität, dem-
nach ist die Hälfte der Katalase durch die Milchacidität in frischer Milch
gelähmt; bei älterer Milch wächst die Aktivität durch Neutralisation nur
um einen Bruchteil, bei geronnener Milch um das Vielfache. Zusätze von
Alkali nach dem Neutralisieren hemmen die Reaktion stark. Das Maximum
der Aktivität erhält man beim Neutralisieren geronnener Milch. Der
Aktivitätswert ist aber kleiner, wenn die Milch bei Brutschranktemperatur
sauer wurde, als wenn sie bei gewöhnlicher Temperatur säuerte. Das
Maximum der Aktivität ist auch abhängig von der Art, wie die Milch
sauer wurde. Eine Milch, in der durch Impfung mit Milchsäurebacterien
die Säuerung hervorgerufen wurde, gibt nach der Neutralisation eine
kleinere Aktivität, als natürlich bei Zimmertemperatur gesäuerte Milch,
ebenso wenn frische Milch durch Essigsäure oder Milchsäure zum Gerinnen
gebracht war. — Auf 100 ^C. 30 Minuten lang erhitzte Milch zeigt nach
F. Molkereiprodukte. 1. Milcli. 427
dem Gerinnen bei Zimmertemperatur eine höhere Aktivität als nicht er-
hitzte unter denselben Bedingungen zum Gerinnen gebrachte Milch. In
Sauermilch bleibt die Katalase hauptsächlich am ausgeschiedenen Casein
hängen. Das Serum hat kleinere Aktivität, als die ursprüngliche Milch.
Bei Zimmertemperatur bildet sich im Serum langsam neue Katalase, die
zu einem hohen Werte anwächst. Wird die entstandene Säure von Zeit
zu Zeit neutralisiert, so geht die Katalaseproduktion rascher vor sich. In
gekochtem Serum steigt der Aktivitätswert zu einem höheren Grade an,
als im rohen.
Zur Katalase - Bestimmung der Milch. Von N. Gerber und A.
Ottiker. ^) — Der Gehalt au Katalase ist bei der Milch gesunder Kühe
nur wenig verschieden, er erhöht sich bei alter und steigt besonders hoch
bei anormaler Milch und Biestmilch, die besonders durch die Katalase-
prflfung nachgewiesen werden kann. Die Katalaseprobe gestattet eine
pathologische Milch vor der klinischen Beobachtung nachzuweisen, sie ist
viel schärfer als die übrigen Methoden z. B. Tromsdorff 'sehe Leukocyten-
probe. Da die Katalasebestiramung speciell geeignet ist die Milch auf ihre
Brauchbarkeit als sog. Sanitätsmilch für Kinder und Kranke zu prüfen
und zur Auffindung von Euterkrankheiten rasch Auskunft erteilt, so haben
die Vff. zur genaueren Bestimmung der Katalase eine Abänderung des mit
verschiedenen Fehlerquellen behafteten Koning 'sehen Verfahrens aus-
gearbeitet. — Bei Benützung der von den Vff. angegebenen Apparatur, in
welcher 9 ccm Milch mit 3 ccm 1 procent. H2O2 geschüttelt weiden, kann
die Menge des frei gewordenen Sauerstoffgases in dem Volumeter leicht
und sicher abgelesen werden. Die Ablesung erfolgt auf 0,1 ccm genau
nach Einsetzen der Gärgläser in ein Wasserbad von 20 — 25 "C. normaler-
weise nach 2 Stunden, mitunter aucn erst nach 4, 6 und mehr Stunden,
nachdem vorher solange geschüttelt wiu'de, bis das Gasvolumen konstant
bleibt. Nach den Beobachtungen der Vff. an mehrere Stunden alten Proben
steht der Katalasegehalt in keinem bestimmten Verhältnis zum Fettgehalt
oder normalen Säuregehalt der Milch. Schwach saure Milch zeigt oft höheren
Katalasegehalt als stärker saure. Der ursprüngliche Katalasegehalt findet
sich in aufgerahmter Milch hauptsächlich im Rahm. In Normalmilch
kann ein Zusatz von 5 7o Milch euterki-anker Tiere schon in einer Stunde,
öfters in noch kürzerer Zeit durch die Katalaseprobe nachgewiesen werden.
Frische, normale Milch einzelner oder vieler Kühe gab nach 2 Stunden
stets unter 3 ccm Gas, später nicht über 4 ccm. Die Milch altmelker
Tiere zeigt häufig anormalen Katalasegehalt, besonders viel Katalase enthält
das Kolostrum. Blutige Milch zeigt schon innerhalb einer Stunde eine
starke, über 4 ccm steigende Gasbildung. Ungereinigte gibt meistens
höheren Katalasegehalt als durch die Centrifuge oder mit Wattefiltern ge-
reinigte Milch. Die Katalaseprüfung ist auch für die Käserei zur Auf-
findung anormal sich verhaltender Milch empfehlenswert und notwendig.
Einfluß auf die Katalasemenge haben die Verschiedenheiten der Fütterung,
Haltung, überhaupt äußere Verhältnisse, wie auch die Rasse. Richtig
sterilisierte Milch zeigt keinen Katalasegehalt, richtig pasteurisierte einen
Gehalt von höchstens 0,5 ccm. Nicht gekühlte und nicht kühl aufbewahrte,
1) Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6. 316—327.
428 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
12 — 24 Stunden alte Milch hat besonders im Sommer einen Katalasegehalt
von über 4 ccm. Die Vf. kommen zu dem Schlußergebnis, daß frische,
gekühlte und richtig behandelte Milch von gesunden neu- und altmelken
Kühen in der kühleren Jahreszeit niemals einen Katalasegehalt von 4 ccm
zeigen soll; 4 und mehr ccm weisen auf krankhafte Erscheinungen bei
den Tieren hin. Im Sommer kann man als obere Grenze 4 ccm annehmen.
Der Durchschnittsgebalt an Katalase von mehreren Tausenden von Proben
lag zwischen 2,5 — 3 ccm. (Schaiier.)
Notizen zur Frage der Milchsterilisierung durch ultraviolettes
Licht. Yen Paul H. Römer und Th. Saities.^) — Wurde die Milch in
IY2 cm hoher Schicht im Quarzkölbchen, 15 cm von der Lichtquelle (Heraeus-
sche Quecksilberdampflampe von 6 Amp. Stärke) entfernt, unter Ver-
wendung eines Reflektors belichtet, so wurde die Keimzahl beträchtlich
vermindert. Nach 20 Minuten langer Belichtung wuchsen noch Schimmel-
pilze, Kokken und Stäbchenbacterien mit und ohne Sporen, darunter auch
peptonisierende. Das ultraviolette Licht verändert das Milchfett (Talgig-
werden nach Jensen), was durch Abnahme der Jodzahl nachweisbar ist.
Bei ausgebutterter Sahne war die Abnahme der Jodzahl nach der Be-
lichtung geringer als bei Butterfett selbst; ultraviolettes Licht wirkt in
Flüssigkeiten mit reichlich kolloidal gelösten Stoffen, wie Sahne und Milch,
schwächer. Cltraviolettes Licht zerstört ferner die Oxydase der Milch,
schädigt jedoch die Formalin-Methylenblaureduction erst nach sehr inten-
siver und andauernder Belichtung.
Studien über die Einwirkung der Hitze auf Milch. Von R. R.
Renshaw* und F. C. Ware.-) — Nach den Untersuchungen der Vff.
haben Alkalisalze keinea Einfluß auf den Milchzucker in der Milch, wenn
sie einige Zeit auf 85 ^ erhitzt wird. Durch die optische und die giavi-
metrische Methode zur Bestimmung der Lactose können bei pasteurisierter
Milch vollkommen übereinstimmende Werte gewonnen werden. Die Über-
einstimmung kann nicht als Beweis dafür angesehen werden, daß die Milch
nicht pasteurisiert war. Es ist bei Flaschenpasteurisation unmöglich, die
Milch so schnell zu erhitzen, daß einer merklichen Zersetzung von Milch-
zucker vorgebeugt wird, wenn die Milch nicht eine sehr niedrige Zahl
von Bacterien aufweist. Gewisse Milchsäureorganismen wirken auffallend
zersetzend auf den Milchzucker bei einer Temperatur von 80 — 85*^, ob-
wohl nur für kurze Zeit. Ihre Wirkung ist langsamer aber andauernder
bei 60^. Die Gegenwart eines Calciumphosphat enthaltenden Sediments
in pasteurisierter Milch wurde bestätigt.
Beitrag zur Frage der Tiefkühlung der Milch. Von W. Pies."^)
— Da das Sterilisieren der Tiefkühlapparatur unmöglich ist, so ist die
selbst mit den größten Vorsichtsmaßregeln gewonnene Milch nach der
Abkühlung oft mit einer beträchtlichen Anzahl von Keimen durchsetzt.
Die schnelle Tiefkühlung benachteiligt wahrscheinlich die bactericiden
Eigenschaften der Milcli. Der Vf. vermeidet deshalb die sofortige Tief-
kühlung und bringt die Milch nach dem Melken in einen Kühlraum und
überläßt sie dem langsamen Abkühlen. Die Ergebnisse der Keimzahl-
I) Hygien. Eundsch. 20, 873-877: ref. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 1397. (Pioskauer.') — =) Journ.
Amer. Chem. Soc. 1910, 32, 391—896. — ») Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 537—540.
F. Molkereiprodukte. 1. Milch. 429
Untersuchungen waren wesentlich bessere, als bei Milch, die einer sofortigen
Tiefkühlung unterworfen war. (Schaiier.)
Der Einfluß bestimmter niedriger Temperaturen auf die in der
Kuhmilch vor sich gehenden Veränderungen. Von E. Leberke/) —
Der Vf. hat 5 verschiedene Milchproben (darunter eine aseptisch ermolkene
Milch, eine sog. Vorzugsmilch und eine Marktmilch) bei Temperaturen von
10^, 3 — 6^ und 1 — 0^ aufbewahrt und nach für Frischmilch maßgebendem
Prüfungsverfahren der D. L.-G. untersucht. Die Bestimmung der Keimzahl
erwies sich als ein äußerst unzulängliches Kriterium. Wertvolle Anhalts-
punkte ergaben die Milchgärprobe und die Labgärprobe in Verbindung mit
einer Prüfung auf Geschmack, Geruch und Aussehen, Als zweckmäßig
haben sich niedere Aufbewahrungstemperaturen erwiesen. Jedoch besteht
kein strenger Parallelismus zwischen Temperatur und Haltbarkeit, besonders
bei hochwertiger Milch, die auch bei 10*^ eine sehr gute Haltbarkeit
zeigte» Die Bakterien entwickeln sich auch bei 0^ zum Teil sehr gut,
besonders die Fluorescenten und die Säurelabbildner.
Die Hefen in Milch und Milchprodukten. Beitrag zur Kenn tnis
der Mikroflora der Milch und der Milchprodukte. Von W.
Dombrowski. ^) — Die Ergebnisse der umfangreichen Untersuchungen
des Vf, werden wie folgt zusammengefaßt: Neben den Bacterien sind auch
die Hefen als stete Bewohner der Milch und der Molkereiprodukte an-
zusehen; ihr Vorkommen in mannigfachen Gattungen und Arten ist fast
stets festzustellen. Die Torula-Arten kommen am häufigsten vor, dann die
echten Saccharomyceten und zuletzt die Mycoderma- Arten. Neben der
Alkohol- und COg-Bildung zeigen die Hefepilze in der Milch auch geringe
Säurebildung; daneben wirken einige Arten stark peptonisierend, andere
wieder können besondere Erscheinungen wie Färbung und Geschmacks-
veränderungen hervorrufen. Neben zuckervergärenden Hefen sind in Milch
und Milchprodukten auch solche vorhanden, die keine Gärtätigkeit zeigen;
auch diese letzteren sind als stete Bewohner der Milch zu betrachten. Die
Milchhefen unterscheiden sich von denen der Gärindustrie hauptsächlich
1. in der Fähigkeit vieler Arten, Lactose zu vergären und in dem Mangel
an Vermögen, Maltose zu vergären, 2. in der Empfindlichkeit gegen
Alkohol und 3. in der Bevorzugung des Peptonstickstoifs gegenüber dem
Amidstickstoff durch die Lactosehefen oder — allgemein ausgedrückt —
in der Anpassung zur Assimilierung der höheren Abbauprodukte des Ei-
weißes. Dieses Verhalten der Milchhefen gegen die N-Quellen scheint im
Zusammenhang mit der Lactaseproduktion durch diese Hefen zu sein.
Daneben treten noch andere Unterschiede auf, die sich z. B. in dem
schleppenden Gärveriauf, in der höheren Resistenz gegen Kochsalz und im
Vergleich mit Brauereihefen auch gegen Milchsäure zeigen.
Obligat anaerobe Bacterien in Milch und Molkereiprodukten.
Von Chr. Barthel.^) — Der Vf. faßt die Ergebnisse seiner sich zunächst
auf Milch erstreckenden Untersuchungen wie folgt zusammen: 1. Obligat
anaerobe Bacterien kommen äußerst spärlich in gewöhnlicher Handelsmileh
vor. Sehr oft können sie nicht einmal in 15 — 20 ccm Milch nachgewiesen
1) Dissert. Leipag 1910; ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 334. (Grimmer.) — 2) Ctrlbl. Bakteriol.
n. AM. 1910, 28, 345-403. — 3) Ebend. 26, 1-47.
430 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
werden. 2. Die in normaler Milch angetroffenen obligaten Anaerobieo
stellen sich fast ohne Ausnahme nur als 2 Arten dar, die unbewegliche
Buttersäurebacterie Schattenfroh 's und Graß berger 's und als Bac.
putrificus (Bien stock). 3. Während des Herbstes und "Winters kommt
erstere bei weitem öfter vor als Bac. putrificus. Im Frühjahr und Vor-
sommer ist das Verhältnis umgekehrt. 4. Im Sommer ist die Anzahl der
obligaten Anaerobien in der Milch bedeutend größer als während der
Herbst- und Wintermonate, was auf der Vermehrung des gesamten Bacterien-
gehaltes beruht. 5. Ein unmittelbar nachweisbarer Zusammenhang zwischen
der allgemeinen hygienischen Beschaffenheit der Milch und dem Vorkommen
von obligat anaeroben Bakterien in ihr besteht nicht. 6. Bac. putrificus
(Bien stock) und Paraplectrum foetidum (Weigmann) sind identisch.
Über den Enzym- und Streptokokkengehalt aseptisch entnommener
Milch. Von W. Rullmann.^) — Von 84 aseptisch entnommenen Proben
waren 20 vollkommen keimfrei und eine große Anzahl enthielten i>ur so
wenig Keime (2 — 5 im ccm), daß es sich wohl nur um unvermeidbare Ver-
unreinigungen gehandelt hat. Katalase, direkte Oxydase, Peroxydase, das
Schardinger-Enzym und Diastase sind originäre Bestandteile keimfreier
Milch, Reductase, Hydrngenase und Salolase dagegen bacteriellen Ursprungs.
Es wurden Mikrokokkenstämme isoliert, die in sterilisierter und keimfrei
befundener Milch bei 37*' gleichzeitig Katalase und Reductase erzeugen.
Die Milch euterkranker Kühe besaß einen erhöhten Gehalt an Katalase,
Schardinger-Enzyra und Reductase. Der anatomisch festgestellte Zusammen-
hang der seitlichen Zitzen läßt sich auch durch die Beschaff'enheit der
Milchbefunde nachweisen. Die Gegenwart großer Leukocytenmengen be-
einflußt den Säuregrad; mehrfach verminderte sich die Keimzahl der Milch bei
längerem Stehen. Die Trommsdorff'sche Leukocytenprobe ist ein brauch-
bares diagnostisches Hilfsmittel zur Erkennung der Streptokokkenmastitis.
Über blaue Milch. Von Van Melckebecke. ^) — Milch, die in
Aluminiumgefäßen lange Zeit gekocht wird, nimmt eine blaue Farbe an,
die am deutlichsten bei Anwesenheit von Stärke wird. Das in der Milch
vorhandene Aluminium seheint sich in kolloidalem Zustande zu befinden.
Zwei Fälle von schleimiger Milch. Von Chr. Barthel. ^) — Die
bacteriologische Untersuchung ergab, daß die Milchfehler im ersten Fall
durch Bacillus lactis viscosus verursacht war, w^obei es sich wahrscheinlich
um eine zufällige Infektion des zum Spülen der Milchbehälter verwendeten
Wassers handelte. Beim zweiten Fall ließ sich das Langwerden der Milch
auf eine Varietät des Bac. lactis aerogenes zurückführen; vielleicht ist die
Infektion des Stalles durch Verfüttern von altem Heu geschehen, doch ist
nicht mit Bestimmtheit anziigeben, woher der Fehler herrührt, da die
gründliche Reinigung des Stalles, mit der der Fehler vollständig aufhörte,
mit dem Ende der Heufütterung zusammenfiel.
Der Übergang der Arzneimittel in die Milch und des Nahrungs-
fettes in das Körperfett. Von G. Wesenberg. *) — Die vom Vf. zu-
sammengefaßten Kenntnisse auf diesem Gebiet werden durch eigene Be-
1) Arch. f. Hyg. 81—144: ref. Chem. Ctrlbl. 1910. II. 1397. (.Proskauer.) — ^) Soc. Chira. de
Belgique, Sekt. Antwerpen, Sitz. v. 8. 6. 1910; nach Chem. Zeit. 1910. 34, 717. — 3) Ctrlbl. Bakteriol.
II. Abt. 1910, 28, 614-617. — «) Ztschr f. angew. Chem. 1910, 1347-1351; ref. Ghem. Ctrlbl. 1910,
II. 991 (Henle), s. auch Chem. Zeit. 1910, 34, 659.
F. Molkereiprodukte. 1. Milch. 431
obachtungen erweitert. In der Milch einer Ziege wurden innerhalb 24 Std.
2,2 °/o des als KJ verabreichten Jods ermittelt. Yen einer Ziege, deren
Haut mit Dijodoxypropan eingerieben war, wurde jodhaltige Milch aus-
geschieden. Die Milch einer Ziege, die Helmitol erhalten hatte, enthielt
geringe Mengen Formaldehyd. Nach Verabreichung von Sajodin oder
Sabromin an Ziegen wurde in der Milch sowohl an Fett, wie an Kalium
gebundenes Jod oder Brom nachgewiesen. Nach Versuchen an Katzen und
Ziegen ging verfüttertes Eosin nicht in das Körperfett über.
Über das zufällige Vorkommen von Rhodanaten (Sulfocyanaten)
in der Milch und über ihren Ursprung. Von Stoecklin und Crochetelle.')
— Die fleischrote Farbe einer Kuhmilch, deren Asche einen bedeutenden
Gehalt an Eisenoxyd zeigte, war durch Eisenrhodanid verursacht. Das
Auftreten der Färbung wird in folgender Weise erklärt: Das Futter der
Tiere enthielt als Verunreinigung Crucifereukuchen, Senf, Rüben, Mandel-
schalen usw. Diese bildeten im Magen erhebliche Mengen Senföl, das
sich im Verdauungskanal in Alkalirhodanide verwandeln konnte und dann
in die Milch überging. Das Eisen konnte von den Kochkesseln stammen.
Der Eisenrhodanidgehalt der Milch verursachte eine Unpäßlichkeit der
jungen Rinder.
Die Zusammensetzung pathologischer Milch bei Milchdrüsen-
entzündung speciell bei tuberkulösen Kühen. Von A. Monvoisin.^)
— Die Äcidität der pathologischen Milch kann vermindert sein infolge
Abnahme des COg und des Caseins, vermehrt durch Bildung tou Milch-
säure oder wenig verändert bezw. vermindert infolge von NHg -Bildung.
Yerrainderte Äcidität ohne NHg -Bildung ist nicht charakteristisch für die
tuberkulöse Mammitis und tritt auch bei anderen bacteriellen Milchdrüsen-
entzündungen auf.
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1909, 347 u. 348 lefeiierten Arbeiten.
432 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
bis 452; ref. Chetn. Ctrlbl. 1910, I. 466. — Ausführliche Darstellung der Unter-
suchungen, über die in diesem Jahresber. 1909, 344 berichtet wurde, nebst An-
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von Sarthow — s. unten — sind nach den Vff. nicht beweiskräftig; die Farben-
reaktionen, die in der rohen Milch unter dem Einfluß der Zersetzung des H2O2
auftreten, werden durch das Casein (Calciumcaseinat) hervorgerufen.
Bor das. F., und Touplain: Contribution ä l'etude des reactions dues
ä l'etat coUoidal du lait cru. — Compt. rend. 1910, 150, 341—343. — Auf Grund
neuer Versuche folgern die Vff. , daß alle den Peroxydasen und Katalasen zu-
geschriebenen Erscheinungen ungezwungen als katalytische Wirkungen des
kolloidalen Zustandes der rohen Milch erklärt werden können und daß man
nicht nötig hat, zu ihrer Erklärung die Mitwirkung der Anaeroxydasen, Kata-
lasen usw. heranzuziehen.
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434 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
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den Untersuchungen des Vfs. scheint das Vorkommen eines löslichen Produktes
mit Peroxydase -Eigenschaften in der Milch zweifellos zu sein. Das Casein ge-
kochter Milch, das nach Bordas und Touplain p-Phenylendiamin in Gegen-
wart von Hj 0, färbt, bewirkt dies nur langsam und färbt weder Guajacol noch
Guajaclösung. Die Reaktion könnte daher auch einer anderen Ursache als der
peroxydasischen Zersetzung des H^ 0, durch das Casem zugeschrieben werden.
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kulose-Ärb. V. d. Kais. Gesundh. - Amte 10, 1 — 100; ref. Chem. Ctrlbl. 1910,
I. 1846.
Weyl, Th.: Zur Kenntnis der Eiweißstoffe. I. Über das Verhalten von
Eiweißiösungen zum Aceton. — Ber. Dtsch. Chem. Ges. 1910, 43, .508 — 11 u.
Ztschr. f. physiol. Chem., 65, 246-250; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1149 u. 1533.
— Aus der Arbeit ist hervorzuheben, daß alle in der Natur vorkommenden Ei-
weißlösungen, wie Frauen- und Kuhmilch, Colostrum u. Blut durch Aceton ge-
fällt werden, ein Verhalten, das zur raschen und leichten Darstellung von Casein
und zur Bestimmung des Gesamteiweißes in der Milch zu verwerten ist.
Wiener, Emil: L'ozonisation du lait. — Ann. d'hyg. publ. et de med.
leg. 1910, 14, 162-170.
Wiener. Emil: Sterilisation von Milch und Milchprodukten mittels Ozon.
— Österr. Pat.-Anm. 7218—09 v. 23. 9. 1909; ref. Chem. Zeit Rep. 1910, 34, 491.
Windisch, Richard: Rahmuntersuchungen. — Ztschr. Idwsch. Ver-
suchswes. Österr. 1910, 13, 803 — 805. — Untersuchungen von Marktproben in
Keszthely, Ungarn.
Wink 1er, W.: Über Yoghurt und die Bedeutung der verschiedenen Milch-
säurebakterien. — Monatsh. f. Landw. 1909, 2, 315 — 324; ref. Ctrlbl. Bakteriol.
n. Abt. 1910, 26, 95. — Der Vf. behandalt das Wesentlichste, was über Milch-
säurebacterien bekannt ist und erörtert besonders die Herstellung, den Wert und
die Bacteriologie des Yoghurt.
Wolff, A.: Milch wirtschaftl. Bacteriologie. — Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt.
1910, 28, 417—422. — Bemerkungen zu Löhnis' ,, Handbuch der landwirtschaft-
lichen Bacteriologie."
Wülfing, Johann A.: Verfahren zur Herstellung einer reinen, wasser-
löslichen, neutralen, salzartigen Verbindung aus Lactalbumin. D. R.-P. 215690
V. 4. 1. 1909 u. 216581 v. 23. 12. 1908; ref Ztschr. Unters. Nähr- u. Genußm.
1910, 19, 676 (s. dies. Jahresber. 1909, 356).
Eine neue Rahmverdunstuugsart. — D. Idwsch. Pr. 1910, 37, 852. — Homo-
genisierte und sterilisierte Sahne — Sahnearznei Rahna — wird als Nähr-
präparat zu Mastkuren, und zur Anreicherung der Flaschenmilch für Säuglinge
mit Erfolg verwendet.
Funke's Futtermilchsieb Modell 1910. D. R.-P. — Milchzeit. 1910, 39.
39—40.
Herstellung von colloidalem Rahm. — Milchzeit. 1910, 39, 474.
Milchfehler durch gleichzeitiges Verfüttern von Grünfutter und Futter-
kuchen. — l). Idwsch. Pr. 1910. 37, 753. — Ein unangenehmer Futtergeschmack
der Milch ließ sich darauf zurückführen, daß die auf der verfütterten Luzerne
infolge der langen Probe angesiedelten Bacterien durch die Eiweißstofle des
Kraftfutters — Sesamkuchen — gefördert, im Pansen intensive Gärungsvorgänge
F. Molkereiprodukte. 2. Butter. 437
hervorriefen, die sich bald nach dem Füttern durch übelriechendes Rülpsen der
Tiere äußerten, so daß der Stall von einem stinkenden Geruch erfüllt war.
Trockenmilch. — Mitt. d. Milchw. Vereins im Allgäu 1910, 21, Heft 8;
ref. Milchw. Ctrlbl. 1910, 6, 477.
Über den gegenwärtigen Stand der Trockenmilchfrage. — D. Idwsch. Pr.
1910, 37, 402.
2. Butter.
Aus dem Bericht über die Tätigkeit des milchwirtschaftlichen
Laboratoriums zu Smeinogorsk im Jahre 1909. Von A. Nestreljaew. ^)
— Die zur Untersuchung gelangte Mischmilch, soweit sie auf Schmutz geprüft
wurde, enthielt im Mittel 53,7 mg Verunreinigungen p. L. Der Fettgehalt
betrug im Mittel: 4,41^01 '^^^ specifische Gewicht: 1,0322, der Säure-
grad: 8,42 0 nach Soxhlet-Henkel, der Trockensubstanzgehalt: 13,49°/o.
Der Procentgehalt an Fett belief sich im Mittel für alle Milchproben auf
4,72 ''/q. Bei 215 analysierten Butterproben, von denen 52,57 '^/q ge-
schmacklich gut, die übrigen 47,43% mit verschiedenen Fehlern behaftet
waren, wurde ein mittlerer Wassergehalt von 13,07% ermittelt. Unter 11%
Wasser enthielten nur 26 Proben = 12,09% der Gesamtmenge, über 15%
23 Proben = 10,69%, über 16*^0 11 Proben = 5,11%. Der mittlere Salzgehalt
■war 1,69%. Die Refractometerzahl der Butter des Bezirks betrug durch-
schnittlich 42,3%, sie war am höchsten bei der Weideperiode, am geringsten
bei der Stallperiode. Die mittlere Reichert-Meißl'sche Zahl betrug 27,28;
es zeigten sich Schwankungen von 18,23 — 34,00. Die niedersten Werte
treten während des Herbstes auf, die Maxiraa fallen auf verschiedene
Jahreszeiten. Bei 30 Proben = 13,94% sank die Reichert-Meißl'sche
Zahl unter 24, bei 47 Proben = 21,85% unter 25. Die mittlere Kött-
storfer Zahl berechnet sich zu 224,66, die Schwankungen lagen zwischen
214,66 — 235,01. Die Minima der Köttstorfer Zahl traten in den
Monaten mit schlechter Ernährung, die Maxima bei üppiger Ernährung
(auf der Weide) auf. Im allgemeinen folgt aus den Untersuchungs-
ergebnissen, daß die Butter des Smeinogorsk'schen Bezirks eine etwas
höhere Reichert-Meißl'sche Zahl, als die der anderen russischen Gebiete
aufweist. Außerdem ergeben sich im Gegensatz zu den anderen Gebieten
zwei Maxima und zwei Minima. Die Butter hat im Vergleich zu der in
den entsprechenden, ausländischen Gebieten producierten Butter meistenteils
eine niedrigere Reichert-Meißl'sche Zahl, ferner sind die monatlichen
Schwankungen größer, als bei der ausländischen Butter. (SchaUer.)
Einfache oder gemischte Glyceride in Butterfett? Von M. Sieg-
feld. ^) — Emen Beweis dafür, daß das Butterfett im wesentlichen aus
gemischten Glyceriden besteht, erblickt der Vf. darin, daß die Unterschiede
in der Zusammensetzung des bei einer nicht allzu niedrigen Temperatur
erhaltenen festen und flüssigen Anteils in Butterfett nur geringfügig sind.
Es war auch nicht möglich, selbst durch vielfaches Umkrystallisieren des
am schwersten löslichen Glycerides des Butterfettes aus Aceton bezw. aus
1) Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 450—462, 492—505. — ') Ebend. 122—127.
438 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Äther zu einem einheitlichen Körper zu gelangen. Stets enthielten die
Krystalle noch erhebliche Mengen Ölsäure. Ferner gehen beim Auskochen
von Butterfett mit Alkohol nur geringe Mengen in Lösung, obwohl die
einfachen Glyceride der niedrig molecularen Säuren in heißem Alkohol
sehr leicht löslich sind. Die Zusammensetzung des gelösten Anteils ist
von der des Ausgangsfettes gleichfalls nur wenig verschieden. (Schaiier.)
Einige Analysen von Ghee. Von E. Richards Bolton und Cecil
Revis. ^) — Ghee ist geklärtes, öfters verfälschtes Fett von Büffelmilch,
öfters auch von der Milch der indischen Kuh, der Ziege oder des Schafs.
Man kocht die Milch gleich nach dem Melken 1 — 3 Stunden, impft nach
dem Abkühlen mit saurer Milch und buttert nach dem Gerinnen unter
Zusatz von heißem Wasser. Die Butter wird, nachdem sie etwas ranzig
geworf^en ist, durch Erhitzen vom Wasser befreit, geklärt und noch warm
in Krüge gefüllt. Unverfälschtes Ghee zeigte die R.-M.-Zahl 30,58, 30.42
und 31,5, die Folenske'sche Zahl 1,62, 2,42 und 1,66, die Verseifungs-
zahl 228,8, 228,7 und 229,1; die Refraction (bei 40°) 41,4, 41,4 und
41,5 und enthielt freie Säuren als Ölsäure 3,68, 2,60 und 2,59%. Die
Büffelmilch enthielt im Mittel 5—10% Fett, 3,5—4,3% Protein,
4,5— 5 7o Lactose, die Milch der indischen Kuh 4 — 6% Fett, 3,1—3.5%
Protein, 4,5 — 5% Lactose.
Zur Frage der Veränderung des Butterfettes unter dem Einfluß
von Licht und Luft. Von A. Nestreljaew. -) — Die Resultate aus-
gedehnter Untersuchungen an Butter des Sraejinogorsk'schen Bezirks (West-
Sibirien), die unter bestimmten Kautelen längere Zeit dem Licht und der
Luft ausgesetzt waren, lassen sich in folgenden Sätzen zusammenfassen:
1. Die Zusammensetzung der aus verschiedenen Gegenden stammenden
Butter verändert sich unter der Einwirkung von Luft und Licht in ver-
schiedener Weise und auch die durch diese Factoren bewirkte Gewichts-
zunahme des Butterfettes aus verschiedenen Gegenden ist verschieden. 2. Je
mehr ungesättigte Säuren die Butter im allgemeinen enthält, desto größer
sind die durch Licht und Luft hervorgerufenen Veränderungen in der
chemischen Zusammensetzung des Butterfettes und desto größer ist die
Gewichtszunahme des Fettes. 3. In einigen Fällen, wo in der Butter und im
Fett ein starker Säuregrad vorhanden ist, hängen die Veränderungen in der
chemischen Zusammensetzung des Butterfettes und seine Gewichtszunahme
nicht von der Menge der ungesättigten Säuren im Butterfett ab. 4. Die
größten Veränderungen in der chemischen Zusammensetzung des Butter-
fettes unter der Einwirkung von Luft und Lieht beziehen sich auf die
Köttstorfer'sche Zahl, auf's mittlere Molecularge wicht der nichtflüchtigen
Säuren und auf die Jodzahl. 5. Die Gewichtszunahme des Butterfettes
ist unter der Einwirkung von Luft und Licht, wenigstens im Laufe der
ersten 107 Tage, progressiv. 6. Am wenigsten wird durch die erwähnten
Factoren die Butter aus Gebirgsgegenden und am meisten diejenigen aus
Steppengegenden verändert; was die Butter aus Gegenden, welche einen
Übergang zum Gebirge bilden und aus Waldsteppengegenden anbetrifft, so
nimmt sie in dieser Beziehung eine Mittelstellung ein. (Schaiier.)
1) The Analyst 35, 343-346; ret. Chem. Ctrlbl. 1910, U. 824. (Rühle.) — s) MUchwsch. Ctr'.bl.
1910, 6. 1—8. (A. d. Vers.-Anst. f. llilchwsch. zu Smejinogorsk, Gouv. Domsk, Westsibirien.)
F. Molkereiprodukte. 2. Butter. 439
Die chemische Veränderung der Butter. Von V. Vincent') —
Nach den Untersuchungen des Vfs. bringt das Ranzigwerden oder das,
was man landläufig so nennt, eine erhebliche Störung der chemischen Zu-
sammensetzung der Butter mit sich. Die Butter reichert sich infolge von
Verseifung an unlöslichen Fettsäuren und infolge von Zersetzung und Neu-
bildung an löslichen und unlöslichen flüchtigen Säuren an. Die Verseifung
ist ein komplicierter Vorgang, bei der zunächst die Glj^ceride der festen
Fettsäuren und verhältnismäßig stark das Olein, sodann die Glyceride der
flüchtigen Säuren und vor allem das Butyrin angegriff'en werden. Da die
Butter sich trotz der besten Fabrikationsmethoden und der eingehendsten
Reinigung sich nicht lange frisch erhalten kann, muß nach Verfahren ge-
sucht werden, die es gestatten, einerseits die natürlichen Lipasen, anderer-
seits die in die Butter gelangenden, lipasebildenden Mikroben zu vernichten
oder ihre Wirkung aufzuheben. Durch die Anwendung der Kultur wird
dies Problem nicht gelöst.
Studien über die Fettsäuren der Milch und Untersuchungen über
das Vorkommen des Glycerins in der Milch, im Rahm und in der
Butter. Von V. Vincent.-) — Die Untersuchungen des Vfs. haben zu
folgenden Schlußfolgerungen geführt: 1. Die Milch enthält kein Glycerin.
2. Das Glycerin findet sich erst im Rahm und in der Butter, wenn sie
stark verändert sind. 3. Zwischen der Menge des vorhandenen Glycerins
und dem Gehalt an flüchtigen Fettsäuren besteht kein Zusammenhang.
4. Es ist nicht notwendig anzunehmen, daß in der Milch und im Rahm
Lipasen vorhanden sind. 5. Die Verseifung des Milchfettes muß den ge-
wöhnlichen Butterbacterien zugeschrieben werden, mit Ausnahme der
Milchsäurebacterien , die keine Lipasen abzuscheiden scheinen. 6. Das
Aroma der Butter entsteht nicht durch die Verseifung der Fettkörper des
fermentierten Rahms, sondern wahrscheinlich durch die Vergärung des
Milchzuckers.
Beitrag zum Studium der Sterilisierung durch die ultravioletten
Strahlen. Anwendung auf die Butterindustrie. Von Dornic und
Daire.^) — Nach den Vfi". ist der Ursprung der das schnelle und vor-
zeitige Ranzigwerden der Butter verursachenden Mikroorganismen in den
seltensten Fällen in der Milch selbst, als vielmehr in dem zum Reinigen
der Gefäße und zum Waschen der Butter verwendeten Wasser zu suchen.
Zur Sterilisieruug des hierzu nötigen Wassers hat sich nach den Ver-
suchen der Vff. die Bestrahlung mit Quarzlampen in einem besonderen
Apparat (Leistung 1800 — 3000 1 pro Stunde) als brauchbar erwiesen. Es
gelang die Bacterienzahl des Wassers stark herabzudrücken. Während
Butterproben, die mit gewöhnlichem Wasser gewaschen waren, schon nach
8 Tagen ausgesprochen ranzig waren, behielt die mit bestrahltem Wasser
gewaschene, sonst auf dieselbe Weise hergestellte Butter noch nach einem
Monat ihren frischen Geschmack. Normalerweise wurde durch die Be-
handlung die Haltbarkeit im Mittel in 3 Wochen erhöht. Eine direkte
Sterilisierung der Butter durch die ultravioletten Strahlen erscheint vor-
läufig wegen ihrer ündurchsichtigkeit und besonders wegen des Talg-
1) Annales d. 1. Science Agronomique 1909, 3. Ser. 14, U. 269-277. — 2) Ebend. 278—287. —
3) Compt. rend. 1909, 149, 3&4; ref. Ctrlbl. Agrik.-Chem. 1910, 39, 635-637. (Richter.)
440 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
geruches und -geschmackes, die die Butter bei Bereitung mit den von den
Lampen erzeugten Ozons annimmt, als ausgeschlossen. Dasselbe gilt für
den Rahm und in gewissem Grade auch für die Milch.
Die Haltbarkeit der Butter in Kalthäusern. Von Otto Rahn, C. W.
Brown und L. M. Smith. i) ü. Einfluß des Salzes. III. Die Zer-
setzung der Eiweißstoffe in der Butter. — In Fortsetzung früherer
Untersuchungen 2) wurde die von 3 verschiedeneu Molkereien stammende
Butter in Fäßchen von 30 Pfund bei — 6 und -j-6'^ in gesalzenem und
in ungesalzenem Znstande aufbewahrt und in gewissen Zwischenräumen
untersucht. Die Ergebnisse sind folgende: Gesalzene Butter hielt sich
besser als ungesalzene, sowohl über wie unter O'^ und verliert mehr
Wasser; der "Wasser verln st ist durch Austropfen und nicht durch Ver-
dunstung verursacht. Kalthaus-Butter kann bedeutend an Wert verlieren,
ohne die geringste Zunahme der Äcidität zu zeigen. Sämtliche unter-
suchten Butterproben zeigten eine allmähliche Zunahme von „AmidstickstofT",
d. h. von N, der durch Kupfersulfat, Gerbstoff oder Phosphorwolframsäure
nicht niedergeschlagen wird. Die schlechteste Butter zeigte die größte
Zunahme. In der Butter sind Mikroorganismen vorhanden, die sich selbst
bei — 6^ in gesalzener Butter noch vermehren. Es ist aber nicht sicher,
daß sie bei dem Verderben der Butter eine Rolle spielen.
Haltbarmachen von Butter. Von H. Kreis. ^) — Ausgelassene
Butter, die in zugestopfte und versiegelte Weinflaschen von hellem Glase
ein Jahr lang in einem hellen Räume aufbewahrt wurde, war in Farbe,
Geruch, Geschmack und Säuregrad so gut wie unverändert geblieben.
Proben des gleichen Butterschmalzes, die in weithalsige Flaschen gefüllt
und mit Pergaraentpapier zugebunden waren, waren alle talgig geworden ;
der Säuregrad war nur wenig erhöht.
Einfluß der Alkalinität des Waschwassers auf den Wassergehalt
der Butter. Von W. Meijeringh. ^) — Der Vf. fand, daß die Größe der
Wassertropfen im Butterfett mit zunehmender Alkalität des Wassers ab-
nahm. Mit saurem Wasser gewaschene Butter zeigte dementsprechend
einen niedrigeren Wassergehalt als Butler, die mit alkalischem Wasser
behandelt war.
Ansäuerungsreinkultur vom Reichsmilchwirtschaftlichen ünter-
suchungslaboratorium zu Jaroslaw (Rußland). Von F. Engel. ^) —
Die Anwendung einer Trockenreinkultur von Jaroslaw brachte fractioniert
sterilisierte Milch erst nach 36 Stunden gleichmäßig zum Gerinnen. Der
Geruch und Geschmack der Sauermilch ließ zu wünschen übrig. Erst
nach wiederholtem Fortpflanzen der Kultur trat eine reine Säuerung ein,
so daß sie zur Rahmsäuerung geeignet war. Die aus dem Rahm ge-
wonnnene Butter war gut und aromatisch. Die Trockenkultur hatte
während 3 Monaten ihre Virulenz bewahrt. Der ursprünglich für die
Reinkultur benutzte Nährboden aus Stärke bewährte sich nicht, weil sich
iu der Milch stets ein Sediment bildete, das eine große Menge Bacterien
einschloß. Die Verwendung von Milchzucker als Nährboden war vorzu-
1) Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 26, 47-54. — ») Dies. Jahresber. 1909, 360. — «) Ber. über
die Lebensmittel - Kontrolle in Basel -Stadt 1909, 19—20; ref. Ztschr. Unters. Nalir.- n. Gennßm. 1910,
20, -590. (Mai.) — <) Chem. Weekblad 7, 951-953; ref. Chem. Ctrlbl. )910, II. 1833. (Henle.) —
*) Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 63-68.
F. Molkereiprodukte. 2. Butter. 441
ziehen, da das Pulver mit der Milch sich leicht vermischen ließ und sich
allmählich auflöste, wodurch die Milchsäurebacterien für ihre Entwicklung
frei wurden. (SchaUer.)
Der Säuregrad von Meiereibutter und seine Beziehung zur
Qualität. Von Larsen, Lund und Miller, i) — Zwischen dem Säure-
grad der Butter und ihrer Qualität bestehen nach den Untersuchungen
von 305 Butterproben keine Beziehungen.
Über ein Vorkommen niederer pflanzlicher Organismen in Butter.
Yon Hugo Kühl.-) — In der untersuchten, Schimmelnester enthaltenden,
stark ranzigen Butter wurde neben einer Refraktometerzahl von 41,2 und
11 ^lo Wasser ein Säuregrad von 13,3 vor dem Ausschmelzen und Fil-
trieren und von 15,8 nach dem Ausschmelzen und Filtrieren ermittelt.
Der Säuregrad der nichtfiltrierten Butter stieg nach 10 Tagen auf 19,28,
der des filtrierten Butterfettes auf 16,17. Es wurde eine Penicilliumart
(P. glaucum Link) und ein Dematium nachgewiesen. Ob das für Peni-
cillium nachgewiesene Fettspaltungsvermögen auch dem Dematium zukommt,
muß dahingestellt bleiben.
Ein neues Butterungsverfahren. Yon Hesse. ^) — Das neue
Butterun gs verfahren, bei dem der saure Rahm längere Zeit auf niedriger
Temperatur gehalten und das Buttern bei tieferer Temperatur erfolgt, soll
angeblich 6 — 10% Mehrausbeute erzielen. Die Versuche des Yf.s lassen
erkennen, daß die zuweilen erzielte höhere Ausbeute nicht durch eine
bessere Ausbutterung des Fettes, sondern durch Erzielung einer butter-
milchreicheren Butter herbeigeführt wird. Die Butter verdirbt leicht infolge
des hohen Wassergehaltes, auch nimmt das Butterfett durch die starke
Bearbeitung eine ölig-talgige Beschaffenheit an. Das Buttern dauert be-
deutend länger, bis 2 Stunden.
Einiges über ölige Butter. Von Otto Lindemann. ^) — Der Vf.
zeigt, daß abgesehen von einer unreinen Rahmsäueruug der ölige Geschmack
der Butter auch von einer abnormen mechanischen Einwirkung herrühren
kann. Das Schlagen wirkt um so nachteiliger auf den Geschmack, je
niedriger die Temperatur ist und umgekehit. Die mechanische Einwirkung
auf das Milchfett ist bei verschiedener Milch nicht immer gleich. Der Vf.
gibt schließlich eine Reihe von Vorbeugungsmaßregeln an.
Das Milchgeschirr als Ursache von Butterfehlern. Von Teichert.^)
— Der in einer Weichkäserei auftretende Fehler, der sich in einem
bittern und ranzigen Geschmack schon bei der frischen Butter äußerte,
ließ sieh darauf zurückführen, daß in den Fugen der Milchstotzen, wo die
Butter zusammengefügt war, ein kleiner, kaum sichtbarer Pilz wucherte,
der denselben Geschmack hatte, wie die Holzteile, an denen er wuchs,
und wie der fehlerhafte Rahm und die beanstandete Butter. Durch Kochen
der Milchgeschirre in scharfer Sodalauge und Kalk ließ sich der Fehler
vollständig beseitigen.
1) South DacotaExper. Stat. Bull. 116 (South Dacota Exp.-St. Ball. 116); ref. Milchwsch. Ctrlbl.
1910, 6, 520. (Grimmer.) — 2) Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 27, 167-169. — s) Milchzeit. 1910, 39,
506—507. — *) Ebern]. 375—376. — 5) Jahresber. d. Milchwsch. Versnchsanst. im Allgäu 1909; nach
D. Idwsch. Pr. 1910, 37, 841.
442 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Prüfung von Pergamentpapier auf Brauchbarkeit zum Einschlagen
von Butter. Von A. Burr und A. Wolff. ^) — Durch biologische Prüfung
haben die Vff. festgestellt, daß bei zuckerfreiem Pergamentpapier nach
dem Befeuchten mit sterilem Wasser, Molken oder Buttermilchserum keine
oder nur eine ganz kümmerliche Entwicklung von Schimmelpilzen auftritt,
daß auch bei zuckerhaltigem Papier beim Benetzen mit sterilem Wasser
entweder kein oder nur ein schwaches Wachstum von Schimmel sich zeigt,
dagegen ein starkes auf den mit Molken oder Buttermilchserum angefeuchteten
Stücken. Die Schimmelpilzvegetation ist um so üppiger, je zuckerreicher
das Papier ist, — Gesalzene, gut ausgeknetete Butter bietet keinen
günstigen Nährboden für Schimmelpilze; wird die Butter jedoch in zucker-
haltiges Pergamentpapier eingeschlagen und sind Pilzkeime vorhanden, so
ist zumal bei Butter mit höherem Wasser- oder Buttermilchgehalt Anlaß
zu Schimmelbildung auf der Oberfläche gegeben. Wird zuckerfreies, mit
Schimmelsporen geimpftes Papier zum Verpacken der Butter benutzt, so
zeigte sich unter sonst gleichen Bedingungen keine Schimmel Vegetation.
Der Salzgehalt der Butter übt einen großen Einfluß aus, nicht nur auf
die Entwicklung der einzelnen Kolonien, sondern auch auf die Arten,
Mucor kann bei gesalzener Butter überhaupt nicht wachsen, auf un-
gesalzener Butter überwuchert er die anderen Arten. Feuchte, stagnierende
Luft begünstigt die Schimmelbildung. Wird eine viel Buttermilch ent-
haltende Butter mit stark glycerinhaltigem Papier umhüllt, so entwickeln
sich gleichfalls die Schimmelpilze, jedoch nicht so üppig, wie bei zucker-
haltigem Pergamentpapier. — Nach der chemischen Untersuchung ent-
hielten die 26 untersuchten Papiere 0,0 — 25,78 7o; i^^ Mittel sämtlicher
Proben 9,37 ^/^ Zucker. Der Feuchtigkeitsgehalt schwankt von 7,13 bis
10,31%, der Aschengehalt von 0,34— 17,16 7o» betrug im Mittel: 4,59 7o-
Das in den Molkereien verwendete Papier soll, um nachteilige Einwirkungen
auf die Butter zu verhüten, von bester Beschaffenheit, glatt und möglichst
zuckerarm, vor allen Dingen auch frei von gesundheitsschädlichen Stoffen
(Blt^i Verbindungen) und Conservierungsmitteln (Borsäure) sein. Der Gehalt
an Zucker sollte die Grenze von 8%, der Gehalt an Asche 4% nicht
überschreiten, (Schaller.)
Literatur,
Dumitrescu, G., und Popescu, D. M. : Über die ßrechungsconstanten
der nichtflüchtigen Säuren der Butter. — ßukarester wissensch. Gesellsch. Sitzung
V. 31. 1. 1910; ref, nach Chem. Zeit. 1910, 34, 196. — Bei der Analyse der
Butter kann man eine Basis auf Grund der Brechungsconstanten der darin ent-
haltenen nichtflüchtigen Säuren aufstellen. Die Constante schwankt für rumänische
Butter zwischen 20,9 und 30,2 bei 40°.
Fendler, G., Frank, L., und Stübler, W.: Flüssiges Butterschmalz, —
Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 19, 370—391.
Fischer, K., und Alpers, K,: Über „Neutroxyd", ein neues Mittel zum
Aufarbeiten verdorbener Butter und Margarine. — Ztschr. Unters. Nähr.- u.
Genußm. 1910, 19, 651—653. — Das Mittel besteht im wesentlichen aus kohlen-
saurer und kieselsaurer Magnesia und Magnesiumoxyd.
1) Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 241-264. (Versuchsst. f. Moüereiwesen in Kid.)
F. Molkereiprodukte. 2. Butter. 443
Fodor, K. : Beiträge zur Zusammensetzung organisclier Butter. — Kiser-
letügyi Közlemenyek 1909, 12, 514—521; ref. Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm.
1910, 19, 55.
Fritzsche, Martin: Ein statistischer Beitrag zur Kenntnis der Zusammen-
setzung holländischer und nordrussischer Butter. — Ztschr. Unters. Nähr.- u.
Genußm 1910, 20, 409—448. — Die Arbeit beschäftigt sich in der Hauptsache
mit den Schwankungen der Butterfettkonstanten.
Glim, Hans: Fortschritte in der Herstellung der Butter. — D. Idwsch.
Pr. 1910, 37, 429. — Beschreibung von Ählborn's Rahmreifer und Butterfertiger
und Schilderung des Wertes dieser Maschinen für den Molkereibetrieb.
Guerault: Die Kälteanwendunii in der Butter- und Käsefabrikation. Vor-
trag, geh. auf d. 2. intern. Kältekongr. Wien 6.— 12. 10. 1910. — Chem. Zeit.
1910, 34, 1298.
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Hastmgs, E. G.: Die Verbreitung von Reinkulturen zur Herstellung von
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Wert der Reinkulturen und gibt Vorschriften zu ihrer Herstellung, Behandlung
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Hepburn, Joseph Samuel: Eine kritische Studie über die natürlichen
Veränderungen, denen Fette und Öle unterliegen. — Journ Franklin Inst. 168,
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Herter: Die Pflanzenfette als Ersatz der Tierfette für die Ernährung des
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Hesse: Butterungsversuche mit der neuen Butterungsmaschine. — Milch-
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Hesse: Neuere Butterungsverfahren. — Milchzeit. 1910, 39, 409—411. —
Das Fri-Wi- Verfahren der Firma Fricke & Witte, Hamburg, hat sich nicht
bewährt; vor seiner Anwendung sind die Molkereien zu warnen.
Ho ton, L.: Reine Butter — verfälschte Butter. — Ann. des Falsific. 2
535—541 u. 3, 28—35; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1388.
Koester, G. : Schwankungen in der Zusammensetzung unseres Butterfettes.
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3. Käse.
Der Einfluß verschiedener Labmengen und verschiedener
Temperaturen auf die Gerinnung der Milch und auf die mikroskopische
Struktur der Casein- und Fibringerinnsel. Von Richard Bräuler.*) —
Die Labgerinnung erfolgt unter sonst gleichen umständen um so schneller,
je größer die Fermentmenge ist. Erhöhung der Temperatur bis etwa 39"
beschleunigt die Gerinnungsgeschwindigkeit durchweg; größere Ferment-
mengen ertragen jedoch viel höhere Temperaturen als kleine. Die Tem-
peraturgrenze, die noch fördernd wirkte, war 50 '^. Jede Fermentmenge hat
streng genommen ihr eigenes Optimum. Der mikroskopische Unterschied
von Lab- und Säuregerinnsel ist dem Original zu entnehmen.
Beitrag zur Kenntnis der Schwankungen in der Labungsfähigkeit
von Milch einzelner Herden. Von H. Höft.-) — Der Vf. hat Be-
obachtungen über die Labungsfähigkeit von verschiedenen Sammelmilchen
mit drei Labpulversorten angestellt. Die Verhältniszahlen der Labwirkung
weichen in verschiedenen Fällen voneinander ab, sowohl beim Vergleich
der Milchproben an demselben Tage, wie auch bei der gleichen Milch in
verschiedenen Jahreszeiten. Die Schwankungen verlaufen unregelmäßig.
Die Ursachen hierfür lassen sich nicht ermitteln. (SchaUer.)
Das Käsen der rohen Milch durch die Labenzyme der gekochten
Milch. Von C. Gerber.^) — Viele proteolytische Enzyme coagulieren
gekochte Milch sehr leicht, rohe Milch aber nur sehr schwer. Die
Widerstandsfähigkeit der Milch zur Käsebildung steht nur in enger Be-
ziehung zur Gegenwart des Lactoglobulins und Lactalbumins. Das
Globulin coaguliert zwischen 67 und 77°, das Lactalbumin oberhalb 77°.
Die Widerstandsfähigkeit einer zwar erhitzten Milch gegen ein bei roher
Milch wirkungsloses Lab verliert sich um so mehr, je höher die Milch
1) Pflüger's Arch. d. Physiol. 133, 519—551: ref. Chem. Ctrlbl. 1910. U. 758. (Rona.) —
-) MUch-wsch. Ctrlbl. 1910, 6, 533-536. (A. d. Versuchsst. f. Molkeroiwesen in Kiel.) — ») Compt.
rend. 1910, 150, 1202-1204; rof. Chem. Ctrlbl. 1910, U. 102. (Düsterbehn.)
F. Molkereiprodukte. 3. Käse. 445
erhitzt war. Die genannten Proteine sind aber keineswegs Labgifte; läßt
man nämlich eine zur Coagulierung unzureichende Menge von Papayotin
oder Vasconcellaenzym auf rohe Milch 1 Stunde bei 55^ einwirken, so
wirkt dieses Gemisch auf gekochte Milch ebenso coagulierend wie das
reine Enzym. Man könnte auch eine direkte Einwirkung des Lactoglobulins
und Lactalbumins auf Casein annehmen, die in einem Schutz des Caseins
gegen die Labenzyme der gekochten Milch bestände.
Vergleich zwischen der Wirkungsweise gewisser verzögernder
Salze und der Proteine der durch Hitze coagulierbaren Milch auf die
Verkäsung durch die Labenzyme der gekochten Milch. Von C Gerber. ^)
— Die bekannte Verzögerung der Coagulierung durch geringe Dosen von
Cu, Hg, Ag, Au und die Metalle der Platingruppe entsteht nicht durch
Einwirkung der Metall salze auf das proteolytische Enzym. Sie verbinden
sich vielmehr mit dem Casein und machen dieses gegen die Labenzyme
der gekochten Milch in hervorragendem Maße widerstandsfähig. Das
gleiche gilt auch für das Lactoglobulin und Lactalbumin (s. vorsteh. Ref.),
die gleichfalls Verzögerer aber keine Antikörper sind. Die rohe Milch
enthält die beiden Proteine nicht in freiem Zustande, sondern in Form
einer komplexen Verbindung.
Untersuchungen von Caseinen und Quarg. Von Anton Burr.^)
— L Für die Wertbemessung des technisch verwendeten Caseins ist
hauptsächlich die Bestimmung des Wasser- und Fettgehaltes erforderlich.
Der Fettgehalt läßt sich sehr gut nach der Schmidt-Bondzynski, von
Ratzlaff verbesserten Methode feststellen, während das Gottlieb Rose
Verfahren weniger vorteilhaft ist. Zum Nachweis von Beschwerungen be-
darf es der Bestimmung des Aschengehaltes, aus dessen Zusammensetzung
sich auch entnehmen läßt, ob ein durch Lab- oder Säurewirkung ge-
wonnenes Casein vorliegt. Das Säurecasein ist schwer zu veraschen und
liefert nur wenig Asche, während Labcasein leicht verascht und viel Asche
gibt. Nach Fascetti beträgt auf Grund vieler Untersuchungen der
mittlere Gehalt des Handelscaseins an Wasser 10,2 °/o, an Trockenmasse
89,8%, an Eiweiß 76,57 ^o^ ^Q Asche 1,22 <^/o, nach Untersuchungen in
Kiel an Proben, die aus Schleswig-Holstein stammten, an Wasser 10,38%,
an Trockenmasse 89,62 %; Fett 1,89%, Casein 79,45 7o, Asche 6,51%.
Analysen von Caseinen, die vom Vf. selbst hergestellt waren, haben er-
geben, daß reine Säurecaseine keine Asche lieferten, Labcaseine dagegen
5,00 — 8,55%. 100 Teile der Labcaseinasche enthielten im Durchnitt
60,64% Phosphorsäure (P2O5), 37,44% Kalk (Ca), 0,088 7o Magnesia
(Mg). Der Feuchtigkeitsgehalt betrug bei den nur an Luft getrockneten
Säurecaseinen zwischen 5,55 und 9,62%, bei Säurecasein, das bis 65° C.
getrocknet war, nur 1,65%. Ähnliche Werte wurden auch bei Lab-
caseinen erhalten. Der mittlere Caseinfactor berechnet sich aus dem Stick-
stoffgehalt der fett- und aschefreien Trockenmasse zu 6,41. — IL Speise-
quarg hat infolge der Zubereitungsart (Säuerung und Labwirkung) einen
höheren Wassergehalt, im Mittel 76,7%, als Käsequarg, der beim Verkauf
höchstens 68,5% enthalten darf. Aus dem Aschegehalt der fettfreien
1) Compt. rend. 1910, 150. 1357—1360; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 239. (Düsterbehn.) —
2) Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 385-394. (A. d. Versuchsst. f. Molkereiw. in Kiel.)
446 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
Trockenmasse lassen sich gleichfalls Schlüsse ziehen, ob ein Säure- oder
Labquarg vorliegt. Die Untersuchungsbefunde Höft 's, wonach Labgerinnsel
8 — 10%, Säuregerinnsel 4 — 6*^/0 der fettfreien Trockenmasse an Asche
enthält, bestätigt der Yf. Der Milchzuckergehalt kann in einige Tage
alten, durch Lab- oder vorwiegend durch Labwirkung gewonnenen Quargen
ein ziemlich hoher sein, so daß der Fettgehalt der Trockenmasse ganz be-
deutend erniedrigt wird. An milchzuckerhaltige, frische Quarge dürfen
deshalb nicht dieselben strengen Anforderungen gestellt werden, bezüglich
des Fettgehaltes der Trockenmasse, wie an reife Käse, oder angereifte,
schon milchzuckerfreie Weichquarge. (Schaller.)
Über den Kolozsvärer Büffelkäse. Yon Jäszberenyi und Irk. i)
— Die Bereitung des ßüffelkäses wird beschrieben. Der nach 5 — 7
Wochen reife Käse erinnert an den Trappisten-Käse. Bei einem Käserei-
versuch wurden aus 920 1 Büffelmilch 71 Stück Käse im Gewichte von
95,15 kg gewonnen, die beim Verkaufe noch 85,05 kg wogen. Die
chemische Zusammensetzung war folgende: 40,69''/o Wasser, 28,12% Fett,
29,04% Gesamtprotein, 2,35 7o Asche, 0,71% Na Gl, 0,84% Milchsäure,
4,56% N, 4,240/0 lösliche N- Verbindungen. Die Refraktion des ßüffel-
käsefettes betrug bei 40° C 39.6 ».
Der Norwegische Gammelost. Von Ivar Nielsen. 2) — Bei dem
aus Magermilch hergestellten, zu den Schimmel- oder Schimmelpilzkäsen
gehörenden Gammelost hat der Vf. festgestellt, daß es zwei Schimmelpilze
sind, die bei der Reifung des Käses hauptsächlich in Wirksamkeit treten,
das die blaugrünen Partien hervorrufende Penicillium und der die äußere
braune Schicht zustande bringende Mucorpilz. Die oft mißglückende Her-
stellung einwandfreier Käse hat den Vf. zu Versuchen veranlaßt, durch
Einsaat von Penicilliumkulturen in die Käsemasse zu guten Käsen zu ge-
langen. Das vom Vi. eingeschlagene Verfahren, das schließlich zu dem
gewünschten Ziel führte, wird näher beschrieben.
Über Beziehungen zwischen dem Gehalt der Milch im Käsekessel
und der Zusammensetzung des Emmentalerkäses. Von A. Peter und
G. Koestler. '') — Aus den 2 Monate lang durchgeführten fortlautenden
Untersuchungen, die fortgesetzt werden sollen, ist der Schluß zu ziehen,
daß zwischen dem Gehalt der Milch und der Ausbeute ein Zusammenhang
besteht, wenn auch die durch Nebenfaktoren bedingten Schwankungen be-
merkenswert sind; der Trockensubstanzgehalt der Milch dürfte daher zur
Berechnung der Käseausbeute nur bei exakter und gleichmäßiger Arbeit
verwendbar sein. Auch zwischen Fettgehalt der Milch und dem Fettgehalt
der Käsetrockenmasse scheint einige Übereinstimmung zu bestehen ; das
zwischen 1 : 13,29 bis 1 : 14,97 schwankende Verhältnis betrug im Mittel
1 : 14,07. Selbst bei Verarbeitung vollfetter Milch kommt der Fettgehalt
der Trockenmasse des Emmentalerkäses nicht mit Sicherheit auf 50%;
im Mittel wurden 47,79% beobachtet. Aus einer Milch mit 3% Fett
wird man nur einen Käse mit 42% Fett herstellen können. Es geht eben
ein beachtenswerter Teil des Fettes noch in die Molke; man kann deshalb
1) MezöRazdasagi Szemle 1909, 27, 497—500; ref. Ztschr. Unters. Nähr- u. Geanßra. 1910, 19,
673. (R. Windisch.) — s) Aus Norske Landsmandsblad 1909, 28, 531-534 tibersetzt von Kaufmann;
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r. Molkereiprodukte. 3. Käse. 447
an die Hartkäse für den Fettgehalt nicht die gleichen Anforderungen
stellen wie an die "Weichkäse.
Das Fett im Käse. "Von G. Cornalba.^) — Bei Weichkäsen dienen
von 100 Tln. Milch 3,3 Tle. Fett, 2,9 Tle. Casein, 0,2 Tle. Salze und
0,25 Tel. Kochsalz zur Bildung des Käses. In Procenten der Käsetrocken-
substanz entfallen 49,6 auf Fett, 42,9 auf Casein und 7,5 auf Gesamt-
salze. Bei fetten gebrannten Käsen, wie dem Gruyere, lauten diese Werte
in Procenten der Milch 2,8 Fett, 2,8 Casein, 0,5 Salze, in Procenten der
Käsetrockensubstanz 46.25 Fett, 46,25 Casein, 7,5 Salze. Der Fettgehalt
des Käses hängt nicht so sehr von dem Fettgehalt der Milch, sondern
von dem Verhältnis, das in der Milch zwischen Casein und Fett besteht,
ab. Wird teilweise entrahmte Milch verarbeitet, so lassen sich die Be-
standteile der Käsetrockensubstanz berechnen, wenn man beachtet, daß das
Verhältnis der Salze unverändert bleibt und daß, je nach der Verminderung
des Fettes das Casein zunimmt. Bei der Verarbeitung von ^j^ fetter
Milch gelangen etwa 2^/o Milchfett und S^/q Casein in den Käse, in dessen
Trockensubstanz dann 36 — 38°/oF6tt enthalten sind. Bei Yj fetter Milch
geht der Anteil des Fettes auf 24°/o herab. Zur Beurteilung der Käse-
typen hat daher das Verhältnis zwischen Fett und Casein größeren Wert
als der Fettgehalt des Käses. Unter dem Casein des Käses wird hier die
Gesamtheit der N -Verbindungen verstanden. An der Hand einer Tabelle
über die Zusammensetzung fast aller bekannten italienischen Käse ver-
anschaulicht der Vf. seine Ansichten.
Die Bildung flüchtiger Fettsäuren und Ester im Cheddarkäse und
ihre Beziehung zu der Entwicklung des Aromas. Von S. K. Suzuki,
E. G. Hastings und E. B. Hart.-) — Außer Milchsäure, Ameisensäure,
Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure und Capronsäure wurde in den unter-
suchten Cheddarkäsen auch Bernsteinsäure bestimmt. Die bisher noch
nicht nachgewiesene Bernsteinsäure wurde im S^/g — SYg Monate altem
Käse angetroffen. Neu aufgefunden wurden ferner einige Alkohole (Äthyl-,
Propyl- und Butylalkohol) und Ester, die anscheinend das Aroma bedingen.
Im normalen Käse waren hauptsächlich Essigester, im Käse aus abgerahmter
Milch Capronsäure- und Buttersäureäthylester vorhanden. Valeriansäure
war niemals nachzuweisen. Nach den ausgeführten Versuchen verschwindet
die Lactose bereits innerhalb 3 — 6 Tagen je nach dem Zustand der Milch
und der Temperatur; die absolute Milchsäuremenge nimmt dagegen während
des Reifungsprozesses nicht ab und kann sogar zunehmen, vermutlich in-
folge des Abbaus von Proteinen. Die Milchsäure ist gewöhnlich in
raceraischer Form vorhanden. Ein Enzym, das aus Lactose Milchsäure
oder flüchtige Fettsäuren bildet, konnte aus dem Käse nicht isoliert werden.
Von den während des Reifungsprocesses gebildeten flüchtigen Fettsäuren
erreichten Essig- und Propionsäure in 3 Monaten ein Maximum, Butter-
säure und Capronsäure nahmen beständig zu. Ameisensäuren wurden nur
in den Käsen aus Vollmilch, und zwar nach 5^2 Monaten angetroffen.
Essig- und Propionsäure bilden sich wahrscheinlich überwiegend aus Lac-
taten, daneben kann für ihre Bildung Eiweißzersetzung oder weitere Gärung
1) Ann. dell. R Staz. Sperim. di Cascificio di Lodi 1908, 45—51; ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1910,
6, 3S-36. (Kaufmann.) — ») Joum. ot Biol. Chem. 1910, 7, 431-458: ref. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 991.
(Henle.)
448 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
vou Glycerin in Betracht kommen. Buttersänre und Propionsäure ent-
stehen hauptsächlich aus Fetten und Proteinen.
Enzym -chemische Studien über die Edamerkäsereifung. Von W.
van Dam. ^) — Ebenso wie bei der Milch ist auch beim Käse zwischen
potentiellem, durch Titrieren gefundenen und dem reellen Säuregrad, d. h.
der H-Ionenconceutration zu unterscheiden, für die auch die sog. „freie
Säure" im Käse kein richtiges Bild gibt. Für biologische Studien, wie
beim Käsereifungsproceß, darf nur der reelle Säuregrad in Betracht kommen.
Die vom Vf. näher beschriebene elektrische Meßmethode gibt sehr be-
friedigende Resultate; die H-Ionenconceutration bewegt sich zwischen 0,72
und l,lxlO~^; Edamerkäse verhält sich also Kongorot gegenüber deut-
lich alkalisch. Die Acidität ist demnach sehr viel kleiner als man früher
meinte. Die Kontrolle der Säuerung während der Fabrikation durch die-
selbe Methode zeigte, daß schon unter der Presse die Milchsäurebildung
fast ganz zu Ende geht. Wiederholt war die Fermentwirkung in der
1. Stunde auf der Presse kaum bemerkbar, um dann plötzlich einzusetzen.
Untersuchungen, die die Rolle des Labs im Käsereifungsproceß aufklären
sollten, und über die zum Teil schon berichtet wurde, 2) ergaben weiter:
Die Auflösungsgeschwindigkeit des Käsestoffes geht nicht bis zum Ver-
schwinden allen Paracaseins; es tritt vielmehr ein GleichgewichtSiiustand
ein bei einer bestimmten Concentration von Abbauprodukten (Peptone und
Caseosen). In aus aseptischer Milch bereiteten Käsen, wo also die Bacterien-
wirkung größtenteils ausgeschlossen ist, wird durch das Chymosin Para-
casein gelöst. In einem Käse von lYj» 4 und 8 Monaten wurde die
gleiche Menge löslicher N- Verbindungen gefunden. Es tritt also auch hier
ein Gleichgewichtszustand ein, und die Gleichgewichtsconcentration des im
Käse enthaltenen Wassers an löslichen N -Verbindungen wurde in großer
Annäherung der früher im Rohr gefundenen gleich gefunden. Es liegt
daher nahe, anzunehmen, daß die Reifung so verläuft, daß erst durch
Chymosin aus dem Paracasein Abbauprodukte gebildet werden. Diese Reaktion
würde zum Stillstand kommen, wenn nicht durch Bacterien Wirkung oder
durch von dieser gebildete Enzyme diese Abbauprodukte weiter gespalten
würden unter Bildung von Stoffen, die dem Käse den eigentümlichen
Geruch und Geschmack verleihen. Dadurch wird das Gleichgewicht ge-
stört und es kann von neuem Käsestoff gelöst werden. Mit dieser chemisch-
dynamischen Auffassung stimmt vollkommen überein, daß die Bildung der
löslichen N- Verbindungen in normalem Edamerkäse in den allerersten
Tagen am schnellsten, dann aber infoige der Anhäufung der Peptone und
Caseosen immer langsamer vor sich geht und daß für Käse verschiedenen
Alters eine nahezu gleiche Menge dieser Abbauprodukte gefunden wird,
während die Vermehrung der in Wasser löslichen N- Verbindungen langsam
vorschreitet.
Studien über den Käse. Von Pellegrino P. Lombardo.^) —
Der Vf. stellt folgende Schlußfolgerungen auf: 1. Die sog. Reife des Käses
ist auf einen Gärungsproceß zurückzuführen, bei dem der gärungsfähige
Boden, die Gärungsmenge und gewisse andere Umstände eine Rolle
1) Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 26, 189—222. (Reichslandw. Vers.-Stat. Hootn, HoUand.) —
2) Dies. Jahresber. 1909, 365. — ») Rivista di Igiene di Sanitä pabl. 1909. 353; ref. Ctrlbl. Bakteriol.
n. Abt. 1910, 26, 96. (Bertarelü.)
F. Molkereiprodukte. 3. Käse. 449
spielen. 2. Unter den Bestandteilen des Bodens hat das Fett neben der
organoleptischen auch eine hemmende Funktion, indem es der fortwährenden
und stürmischen Entwicklung der Keime entgegenwirkt. 3. Unter den
Gärungserregern sind, abgesehen von den zufällig vorhandenen Keimen,
am häufigsten die Milchfermente, die Oidien und die Bacillen der milz-
brandähnlichen Gruppe nachweisbar. 4. Die Nebenumstäude (Temperatur,
Lüftung usw.) wirken indirekt, indem sie die Entwicklung und die
Aktivität der Keime beeinflussen. 5. Käse kann, ebenso wie Milch, der
Überträger von Infektionskrankheiten sein; doch nimmt die Gefahr mit
dem Ältwerden des Käses bis zum Verschwinden ab. 6. Die mikro-
skopische Untersuchung von Käse nach der histologischen Methode ent-
spricht vollständig den Anforderungen der mikrographischen Praktik, auch
weil sie erlaubt, den Reichtum und das Quantum der Bakterien flora und
ihre Disposition festzustellen.
Der Einfluß des Salpeters auf die Qualität des Käses. Von A.
Wolff und F. M. Berberich. ^) — Um das Blähen des Käses zu ver-
hüten, wird neuerdings empfohlen, der Milch auf 100 1 etwa 40 — 100 g
Salpeter zuzugeben. Die Wirkung wird dadurch erklärt, daß die sauer-
stoffbedürftigen Bakterien dem Salpeter den Sauerstoff entnehmen und den
Milchzucker nicht angreifen, wobei reichliche Gasmengen entstehen würden.
Die Versuche der Vff. ergaben nun, daß geringe Mengen Salpeter (20 g
auf 100 1 Milch) genügten, um die Blähungen fast ganz zu verhindern.
Größere Mengen ergaben zunächst ein gutes Produkt; doch traten nach
4 — 5 Wochen auftreibende Nachgärungen ein. Durch verstärkte Gaben
wurde der Fehler noch verschlimmert. Es stellte sich heraus, daß der
verwendete Salpeter außerordentlich viel Kokken und auch Hefenarten
enthielt. Wurde der Salpeter in Wasser aufgelöst und die Lösung durch
Kochen sterilisiert, so hörten auch die durch den Salpeterzusatz hervor-
gerufenen Mißstände auf. Vielleicht sind auch die Fehler, die das Koch-
salz hier und da bei der Butter hervorruft, auf bakteriologische Verun-
reinigungen des Salzes zurückzuführen.
Konservierung des Käses mittels Eintauchens desselben in ge-
schmolzenes Paraffin („Käsewachs"). Von L. Fr. Rosengren.^) —
Der Vf. beschreibt an der Hand von Versuchen die beim Paraffinieren des
Käses zu treffenden Maßnahmen und Vorsichtsmaßregeln. Die Ergebnisse
wurden wie folgt zusammengefaßt: Es kommt ein größerer Ertrag dadurch
zustande, daß der Käse durch das Paraffinieren am Austrocknen gehindert,
gegen Milben, Kopfschimmel und Fliegenlarven geschützt wird und nicht
abgeschabt zu weiden braucht. Der Käsekonsument erhält bei paraffi-
niertem Käse meistens bei demselben Gewicht mehr genießbaren Käse und
weniger Rinde. Die Arbeit bei der Behandlung des Käses wird vermindert.
Die Beschaffenheit des Käses wird eine gleichmäßigere und bessere, einer-
seits viel mehr Feuchtigkeit im Käse verbleibt, andererseits, weil er gegen
allerhand Geschmacksfehler, die nicht so selten eine Folge der feuchten
Behandlung sind, geschützt wird. Wegen der dünnen und weichen Rinde
1) Molk.-Zeit. 1908, 1487; ref. Ctribl. Agnk. -Chem. 1910, 39, 204-205 (Volhard); vergl. dies.
Jahresber. 1909, 365. - 2) Milchzeit. 1910, 39, 579—581 u. 589—692 (Meiereünstit. Alnarp).
Jahresbericht 1910. 29
450 Landwirtschaftliche Tierproduktion.
ist der paraffinierte Käse, besonders solange er noch frisch und noch nicht
reif ist, mit größerer Sorgfalt zu verpacken.
Die intracellularen Enzyme von Penicillium und Aspergillus mit
besonderer Berücksichtigung derer von Penicillium Camemberti. Von
Arthur Wayland Dox. ^) — Aus der Arbeit ist zu erwähnen, daß das
Reifen des Käses, bei dem die ursprünglich harte Masse allmählich
weich wird, durch eine Protease bewirkt wird, deren Natur durch Ver-
dauungsversuche festgestellt wurde. Von einer Anzahl verschiedener Ei-
weißstoffe wird nur Casein stark angegriffen. Die Verdauung des Caseins
geht bis zum Peptonstadium ; als Hauptprodukte entstehen Aminosäuren.
Untersuchungen über die säurelab bildenden Kokken im Käse
(Micrococcus casei acido-proteolyticus I und II). Von Constantino
Gorini. ''^) — Auch nach den Untersuchiingeu von Thöni^) und von
Harding und Prucha*) kommt den säurelab bildenden Bacterien bei der
Reifung der Käse große Bedeutung zu. Es sind 2 physiologische Gruppen
zu unterscheiden : 1. Kokken, die in Gelatinekulturen sich gut entwickeln
und dort ihr proteolytisches Vermögen zeigen (Micrococcus casei acido-
pioteolyticus I) und 2. Kokken, die sich auf Gelatine langsam entwickeln,
ohne darin ihr proteolytisches Verhalten zu zeigen (M. casei acido-proteo-
lyticus II).
Über zwei Käsefehler in Edamer Käse. Von F. W. J. Boekhout
und J. J. Ott de Fries. ^) — Die Vff. haben die Ursache zweier Fehler
zu ermitteln gesucht. Bei dem ersten Fehler zeigte sich in Käsen, die
in großen Stücken in die Formen gebracht wurden, kleine linsenförmige
Spalten (Boekelscheuren), beim zweiten große schlitzartige Hohlräume
(solche Käse heißen Knijpers), wodurch der Wert der Käse sehr beein-
trächtigt wird. Aus ihren Untersuchungen folgern die Vff., daß die
Boekelscheuren durch Gasbildung bei ungenügender Plasticität des Teiges
entstehen und daß die Plasticität abhängig ist von dem Gehalt an Para-
caseinbilactat. ^) — Als Mittel gegen den Fehler wird der Zusatz einer
ausreichenden Menge Wasser (10 — 15%) zur Milch angegeben. Auch
die Knijpers entstehen durch eine starke Gasbildung im Käse; wahrschein-
lich spielt die durch einen hohen Gehalt an Paracaseinbilactat herab-
gesetzte Plasticität eine große Rolle bei der Bildung der Hohlräume.
Literatur.
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- *) Ebend. 369. — 6) ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 28, 98-111. — 6) Verel. dies. Jahresber.
1907, 430 u. 1909, 370.
F. Molkereiprodukte. 3. Käse. 451
Gorini, Constantino: Studien über die rationelle Herstellung der Grana-
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sind in dem Referat auf S. 422 enthalten.
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Agrik. Exp. Stat. Geneva N.Y., Bull. Nr. 308; ref. Ztschr. Unters. Nähr.- u.
Genußm. 1910, 19, 672. — Der Vf. tritt für die Bezahlung der für Käsereizwecke
dienenden Milch nach dem Fettgehalt ein.
Vieth: Über den Gehalt verschiedener Käsesorten an Trockensubstanz
und Fett. — Jahresber. d. Milchw. Inst. Hameln für 1909; ref. Milchw. Ctrlbl.
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der Labbereitung in der Emmentalerkäserei. — Mitteil. d. Milchw. Vereins
im Allgäu 1910, 192—202; ref. Milchw. Ctrlbl. 1910, 6, 521. — Es wird über
die mit Reinkulturen gemachten Erfahrungen berichtet, die alle günstig lauten.
29
III.
Landwirtschaftliche Nebenge werbe,
Gärungserscheinungen.
Referenten :
Th. Dietrich. 0. Krug. M. P. Neumann. A. Stift. H. Will.
A. Getreidewesen.
1. Mehl und Brot.
Referent: M. P. Neumann.
Zur Kenntnis des deutschen Getreides. Von M. P. Neumann
und K. Mohs. ^) — Die Versuche erstreckten sich auf Roggen und Weizen;
von denen 13 bezw. 26 Proben zur Untersuchung gelangten. Aus dem
reichhaltigen Versuchsmaterial haben sich bestimmte Mittelwerte für die
Beurteilung der Roggenmehle ergeben. Die mittlere Teigausbeute beträgt
155 — 158, die Brotausbeute 138—140, Werte die als wirtschaftlich zu-
friedenstellend anzusehen sind. Das Volum des Roggengebäckes sollte bei
einem guten Roggenmehl unter Anwendung eines 300 g schweren Gebäckes
300 ccm auf 100 g Mehl berechnet, nicht unterschreiten. Hohe Erträge
an Roggen scheinen keinerlei schädigenden Einfluß auf die Güte und den
Wert des Mehles zu haben; die Steigerung der Erträge durch rationelle
Düngung sollte daher nach jeder Richtung hin angestrebt werden. Der
Proteingehalt ist mehr noch als beim Weizenmehl auf die Backfähigkeit
ohne Einfluß. Bei den Weizenversucheu kam es vor allem darauf an,
möglichst verschiedenartiges Versuchsmaterial zu beschaffen, was auch er-
reicht wurde. Die Backfähigkeit erwies sich als nicht ausreichend bei:
Criewener 104, Strube's Squarehead, Svalöf's Squarehead, Sheriff, Winter-
ulmerweizen, Wetterauer Fuchsweizen; als ausreichend bei: Criewener
Winter, Eppweizen, Litewkaweizen, Cimbal, Fürst Hatzfeld, Strube's Square-
head, Bordeaux, Fränkischer Kolben w^eizen ; als gut bei: Nassauer Rot-
weizen, Oldenburger Landweizen, Altkircher Landweizen, Lothringer und
Elsasser Landweizen, Pfälzer und Bayrischer Braunweizen, Bayrischer
Landweizen, Kernen. Es zeigte sich mit auffallender Eindeutigkeit, daß
die typischen Landweizen in der Backfähigkeit den untersuchten Hoch-
zuchtsorten durchaus überlegen sind. Aber letztere weisen bestimmte Vor-
züge auf, die ihren weiteren Anbau erstreben, wert erscheinen lassen. Sie
geben bei weitem höhere Erträge und werden auf dem Getreidemarkt trotz
geringerer Backfähigkeit zu gleichem Preise gehandelt, weil sie als Misch-
weizen sehr geeignet sind und helles Mehl liefern. Die Versuche über
den Einfluß der Sorte auf die Wertbestimmung des Mehles müssen auf
Grund der vorliegenden Versuchsresultate eifrig weitergeführt werden, da
1) Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1910, 187, 208, 231.
456 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
nach der VfF. Meinung die Sorte im weiteren Sinne doch einen größeren
Einfluß hat, als von anderen Autoren angenommen wird.
Die Qualität des deutschen Getreides aus der Ernte 1909. Von
J, Buchwald und A. Ploetz. ^) — Die Vif. teilen in Verfolg früherer
Untersuchungen Analysenresultate über Feuchtigkeit, Hektolitergewieht,
1000 Körnergewicht und Besatz von Roggen und Hafer mit.
Zur Charakteristik einiger ausländischer Weizen. Von M. P. Neu-
mann und K- Mohs. -) — Der mittlere Klebergehalt wurde zu 40,4
(feucht) und 12,9 °/o (trocken) gefunden. Das Verhältnis trocken : feucht
ist wie 1:3,1. Die Teigausbeute betrug 171; das Volum 427 bezw.
408 ccm auf 100 g Mehl. Damit entfernt sich das Mittel der einzelnen
Constanten nicht wesentlich von dem der (früher untersuchten) einheimischen
Weizen. Nur der Klebergehalt wurde wesentlich höher gefunden. Die
Backfähigkeit ist mit der Herkunft des Weizens sehr verschieden; aller-
dings bewahren bestimmte Produktionsländer und -Striche bis zu einem
hohen Grade einen gewissen Typ von Weizen.
Mehlbleichversuche in Kanada.-^) Nach einer Mitteilung in „The
Northwestern Miller' vom 10. August 1910 haben nunmehr auch in
Amerika die ursprünglich übertriebenen Hoffnungen, die man an das Bleich-
verfahren für Getreidemehle mit Stickoxyden geknüpft hatte, objektiverer
Beurteilung durch die Versuchsanstellung Platz gemacht. Der Vf. dieser
Arbeit kommt zu folgender Schlußfolgerung: Das Bleichen vou Mehl mit
Stickoxyden, die auf elektnschem Wege gewonnen werden, hat in der Tat
eine kleine Verbesserung der Farbe des Mehles zur Folge. Bei Mehl aus
neuem Weizen zeigt sich die Farbänderung deutlicher als bei altem. Die
entstandene Farbe ist zwar weißer, sagt aber vielen doch nicht so zu wie
die gelbliche Färbung des anf natürlichem Wege gealterten Mehles. In
der Wasseraufnahme gebleichter Mehle scheint kein nennenswerter Unter-
schied zu bestehen; obschon in den Versuchen bei den behandelten Mehlen
fast stets eine wenig geringere Aufnahmefähigkeit gefunden wurde. Das
Volum der Gebäcke aus gebleichtem Mehl wird um ein Geringes erhöht,
was bei neuem Weizen deutlicher zutage tritt, da das Bleichen als ein
künstliches ,, Altern" anzusprechen ist. Er vermag jedoch nie das natür-
liche Altern des Mehles zu ersetzen.
Über Klebergehalt und Backfähigkeit einiger einheimischer
Weizenmehle. Vou M. P. Neumann und K. Mohs. *) — Zur Unter-
suchung gelaugten 21 Winterweizen und 12 Sommerweizen. Die mit-
geteilten Werte beziehen sich auf durchgemahlene Mehle 0 — 70; die Back-
fähigkeit wurde sowohl für die Voidermehle 0 — 30 (Milchgebäck) als atich
für die hiuteren Mehle 31 — 70 (Wassersemmeln) ermittelt. Als Mittel-
werte \verden angegeben :
Kleb
er
Volum
ausbeute
feucht trocken
Verhältnis
trocken zu
feucht
Teig-
ausbeute
Kasten-
gebäck
Kleiü-
gebäck
7o
7o
cm
eni
Winterweizen
30,0
10,0
1:3
170
415
390
Sommerweizen .
ges
36,0
;. Getreidew.
11,9
1910, 198.
1:3
— 2j Ebend. 51,
172
. — ») Ebend.
437
. 248. - *)
407
i) Ztschr. f. d.
Ebend. 31.
A. Getreidewesen. 1. Mehl und Brot. 457
Der Klebergehalt steht zur Güte des Gebäckes in keinem direkten
Verhältnis, doch scheint er für die Volumausheute eine gewisse Bedeutung
zu haben.
Versuche über die Backfähigkeit des Weizens. Von W. Schneide-
wind. ^) — Die Hauptergebnisse der Versuche sind folgende: Das beste
Gebäck wurde immer erzielt von Weizen derjenigen Parzellen, die zur
Vorfrucht (Kartoffeln) Stalldünger erhalten hattpn, während der Weizen
selbst keine Stickstoffdüngung erhielt. Chilisalpeter hat im trocknen Jahr
1909 günstig, im feuchten Jahr 1908 ungünstig auf die Kleberausbildung
gewirkt. Phosphorsäure und Kali wirkten immer fördernd auf die Back-
fähigkeit.
Die Mahl- und Backfähigkeit der indischen Weizen. Von A. und
G. Howard. 2) — Die VfF. behandeln die Brauchbarkeit des indischen
Weizens, der in neuerer Zeit immer mehr zur Einfuhr in die europäischen
Kulturländer gelangt. Sie teilen die in Indien angebauten Sorten in die
Pissi-Gruppe, die Pusagruppe und die übrigen Sorten, von denen Indischer
Fifa und bartloser Mozafiernagar genannt werden. Am besten hat sich
eine Pnsaart (Nr. 8) erwiesen; auch in dem Jana Khar liegt ein guter
Mehlweizen vor.
Vergleich der Backfähigkeit der Mehle einiger in den westlichen
Provinzen Kanadas gebauter Weizen. Von R. Harcourt. ^) — Zur
Untersuchung wurden 3 Sorten Sommerweizen (Northern) und die wich-
tigsten in Alberta angebauten roten und weißen Winterweizen herangezogen.
Der größte Teil des exportierten Weizens ist Sommerweizen, während der
rote Alberta nur wenig, der weiße fast gar nicht ausgeführt wird. Die
Mehle aus dem roten Alberta enthielten ebensoviel Kleber als die aus dem
Sommerweizen hergestellten; sie zeigten jedoch eiue geringere wasser-
bindende Kraft und Teigausbeute und das Volum der Gebäcke war um
etwa 25^0 kleiner. Die Beschaffenheit des Gebäckes war durchweg der des
Sommerweizen-Gebäckes unterlegen. Der rote Winterweizen wird in Kansas
nur zu Mischzwecken verwendet.
Die Mehlanalyse mit Rücksicht auf die Backfähigkeit des Mehles,
Von Th. Kosutany.*) — Der Vf. bespricht die einzelnen Bestimmungs-
methoden für Weizenmehle vom Gesichtspunkt ihrer Bewertung für die
Backfähigkeit der Mehle und kommt zu dem Schluß, daß, solange wir die
chemische Natur des Klebers und den Einfluß der Enzyme auf die Mehl-
hestandteile nicht eingehender kennen, die Analyse keine wesentliche Klar-
heit in dieser Frage schaffen wird; daß dagegen schon heute gewisse
physikalische Konstanten, wie die Zähigkeit des Klebers nach Hankoczy,
die Wasserbindungsfähigkeit nach Kejtö und die Strudelteigprobe nach
Kosutany genügende Anhaltspunkte für die Bewertung der Mehle geben.
Beitrag zur Chemie der kanadischen Weizen und Mehle. Von
Frank T. Shutt. ^) — Der Vf. bespricht seine Versuche an kanadischen
und eingeführten Weizensorten und die Ergebnisse der Anbau- und
Kreuzungsversuche mit den verschiedenen Sorten. Die Beziehungen
1) Ldwsch. Jahrb. 1910, 39. — "^) Agric. Reseaich Inst. Pnsa Bnll. 17. — s) Jonrn. of the Board
oE Agric. 17, Nr. 3. — *) Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1910, 36. — s) Joum. of the Board of Agric.
17. Nr. 3.
458 Landwirtschaftliche Nebengowerbe.
zwischen chemischen Konstanten und Backfähigkeit faßt er dahin zu-
sammen: Der Procentgehalt an Gliadin und Trockenkleber steigt und fällt
mit dem Gehalt an Protein, doch ist das Verhältnis weder konstant noch
bestimmend. Obschon eine ausgeprägte Beziehung zwischen der Back-
fähigkeit eines Weizens und seinem Gehalt an Protein und Kleber besteht,
war es gleichfalls nicht möglich, dieses Verhältnis exakt zu formulieren.
Die Ansicht Pleuren t's und seiner Schüler, daß der Gliadingehalt von
einer bestimmten Höhe sein müsse, konnte auch der Vf. nicht bestätigt
finden, wie sich auch die Meinung Wood's, daß der aschefreie Extrakt-
gehalt von Bedeutung sei, nicht zutreffend erwies.
Gehalt und Verteilung der Stickstoffsubstanz bei dem einheimischen
Weizen. Von M. P. Neumann. M — Der Vf. hat an einer größeren
Eeihe von Weizen verschiedener Sorten und verschiedener Herkunft die
Wandlung der Stickstoffsubstanz verfolgt in der Hoffnung, konstante Be-
ziehungen zwischen dieser und der Weizenheschaffenheit ableiten zu
können. Die Weizen enthielten im Mittel 13,1 v. H. Protein, die feineren
Vordermehle hatten im Mittel 11,0 v. H., die gröberen Nachmehle 12,1
V. H. Gesamtprotein. Sowohl der wasserlösliche, wie der alkohollösliche
Anteil der Stickstoffsubstanz ist bei den Vordermehlen größer als bei den
Nachmehlen. Der erstere beträgt im Mittel 29 bezw. 18 v. H. Der
erstere 55 bezw. 50 v. H. Das von Fleurent beobachtete Verhältnis
zwischen alkohollöslichem Protein (Gliadin) und alkoholunlöslichem Protein
(Glutenin) von 75 : 25 konnte in keinem Falle ermittelt werden. Es kann
dieses Verhältnis somit auch nicht als ein Maßstab der Backfähigkeit an-
genommen werden. Was den Stickstoffgehalt in bezug auf die ver-
schiedenen Weizensorten anbetrifft, so läßt sich absolut keine Gesetz-
mäßigkeit aufstellen, immerhin wurde gefunden, daß die Mehrzahl der
„Land Weizen" zu der stickstoffreicberen Gruppe, die Mehrzahl der Hoch-
zuchtsorten zu der stickstoffärmeren gehört. Als Charaktermerkmal kann
der Stickstoffgehalt jedoch nicht gelten.
Die Bestimmung des Trockenklebers Von O. Rammstedt. ^) —
Der Vf. empfiehlt an Stelle der Brehmer'schen Porzellankörper zum Aus-
breiten des Klebers kleine, reibeisenähnliche Blechkörper; er bestätigt
ferner die Angaben Neumann's, daß der Kleber bei höherer Temperatur
(125°) in 1^2 Stunden als trocken anzusehen ist, zieht jedoch im Gegen-
satz zu Neu mann die Vakuumtrocknung vor.
Mehlprüfer nach Dr. A. Fornet zur Bestimmung der Farbunter-
schiede der einzelnen Mahlprodukte. Von A. Fornet. ^) — Die übliche
Art der Bestimmung der Farbtype des Mehles, eine Bestimmung, die
sowohl im Mflllereibetriebe, wie im Laboratorium eine wichtige und all-
gemein geübte ist, hat der Vf. dadurch zu erleichtern gesucht, daß er das
Auflegen der Mehlllächen mittels eines kastenförmigen Apparates besorgt,
in dem 4— 8 Fächer die Auseinanderreihung von ebensoviel Mehlflächen
gestatten. Die Glättung der Mehlflächen geschieht mittels einer in dem
Kasten hin und her gleitenden Metallscheibe. Als besondere Vorzüge des
Apparates werden genannt: Allseitig glatte, dicht nebeneinander liegende
1) Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1910, 268. — 2) Ztschr. f. angew. Chem. 22, 16. — ') Ztschr.
1. d. ges. Getreidew. 1910, 170.
A. Gretreidewesen. 1. Mehl und Brot. 459
Mehlflächen; die Möglichkeit, schnell hintereinander erfolgender Typen-
bestimmungen und die Möglichkeit, diese Bestimmung auch an Griesen
und Kleien ausführen zu können, was mit den bislierigen Typenstempeln
schlecht oder garnicht möglich war.
Das Vollkornbrot. Von M. P. Neumann. ^) — Der Yf. bespricht
zunächst die geschichtliche Entwicklung der Bestrebungen, das ganze Gre-
treidekorn der menschlichen Ernährung zugänglich zu machen; Bestrebungen,
die mit Lieb ig und Graham auf Grund falscher theoretischer Voraus-
setzungen ins Leben gerufen wurden. Des weiteren werden die ver-
schiedenen Methoden zur Herstellung des Vollkornbrotes behandelt; die
praktische Bedeutung der Vollkornbrotfrage und die Vollkornbrotausnutzung
im menschlichen Organismus besprochen. Der Vf. kommt zu dem Schluß,
daß das Vollkornbrot als Volksnahrungsmittel ein unlösbares Problem
bleiben wird, daß es als Sondergebäck seine Berechtigung haben kann,
daß aber ein nach dem Stand der heutigen Mühlentechnik hergestelltes
Roggenmehl von 70 — 72°/q Ausbeute das beste Brotmaterial darstellt.
Die chemische Zusammensetzung einiger Vollkornbrotarten. Von
H. Kalning. 2) — Der Vf. hat die zurzeit gebräuchlichen Vollkornbrote
auf ihre Zusammensetzung untersucht, teilt Mittelzahlen über diese Gebäcke
mit und leitet ab, daß die chemische Analyse geeignet ist, auch über die
Herstellungsart Auskunft zu geben.
Über einige Reizstoffe für Hefe bei der Teiggärung. Von M. P.
Neumann und O. Knischewski/^) — Die Vff. fanden durch ihre Untersuchungen
zum Teil bestätigt, daß einige in der Praxis der Brotbereitung zur Förde-
rung der Teiggärung gebräuchlichen Hilfsmittel insofern begründeten Wert
haben, als sie Reizstoffe für die Hefe darstellen. Gelegentlich der Ver-
suche an einem solchen Mittel, der Kümmelfrucht, konnte festgestellt
werden, daß gewisse ätherische Öle (geprüft wurden Kümmel, Zimt- und
Nelkenöl), die in stärkeren Gaben mehr oder weniger stark gärungs-
hemmende Stoffe sind, in bestimmten mäßigen Concentrationen die alkoho-
lische Gärung fördern, also die typischen Eigenschaften von Reizstoffen
aufweisen. Auch der Alkohol zeigt, wie bekannt ist, in stärkeren
Concentrationen gärungshemmeude Wirkung, er begünstigt aber in geringen
Gaben den Verlauf der Teiggärung. Die Vff. lassen die Frage offen, ob
es sich hier gleichfalls um eine Reizwirkung handelt, die nach den Ver-
suchsergebnissen möglich ist, oder ob mehr eine desinficierende Wirkung
vorliegt, die sich auf Abtötung oder Schwächung der alkoholempfindlicheren
Bacterien erstreckt.
Die Prüfung der Bäckereihefen; Kahmhefeinfektion. Von O. Kni-
schewsky.*) — Es konnte in Übereinstimmung mit Befunden von Henne-
berg und Neumann festgestellt werden, daß die Kahmhefeinfektion in
Bäckereihefen oft einen beträchtlichen Grad erreicht. Diese Infektion ist
sehr schädlich, wird in der Praxis oft nur deshalb nicht bemerkt, weil
die verwendete Hefemenge meist höher ist als zur Lockerung des Teiges
unbedingt nötig.
1) Ztschr. f. d. ges. Getreidew. 1910, 75. — 2) Ebend. 167. — 3) Ebend. 4. — *) Ebend. 272.
462 Landwirtschaftliche Nebengewerhe.
Verfahren zur Herstellung einer mit kaltem Wasser verkleistern-
den Stärke. Von Friedrich Supf. ^) — ,,100 Toile pulverförmige Stärke
(Kartoftelstärke usw.) werden mit 80 Teilen einer wäßrigen SOprocent.
Ehodaaammoninm-LösuQg, welcher 40 Teile Alkohol zugesetzt sind, be-
handelt unter gründlichem Mischen und Rühren bei gewöhnlicher Tempe-
ratur. Man kann dazu eine kleine Menge Natriumsulfit zu dem Zwecke
beimischen, eine durch etwa vorhandene Spuren von Eisen hervorgebrachte
Färbung aufzuheben. Hierauf wird das Salz mit Alkohol, Aceton oder
dergl. ausgewaschen, wobei das Lösungsmittel ebenso wie das vorher ver-
wendete Salz bei der praktischen Durchführung des Verfahrens wieder-
gewonnen wird, so daß sämtliche in dem Verfahren verwendeten Reagenzien
fast verlustlos zurückerhalten werden können."
Verfahren zur Herstellung von mit kaltem Wasser Kleister
bildender, salzfreier Stärke. Von Heinrich Wulkan.^) — „Stärke
wird mit Wasser, welches etwa 2^1^ des Stärkegewichts an NHg (27 ^ Be.)
enthält, zu einem dicken Brei angerührt und hierauf zwischen zwei in
Drehung versetzten geheizten Walzen getrocknet, oder es wird die Stärke
mit NHg-haltigem Wasser zu einer Milch verrührt, aufgekocht, ebenso wie
vorher getrocknet oder auf Platten in dünner Schicht getrocknet."'
Herstellung löslicher Stärke mittels Säuren. (D. R-.Patent 200 145
Farbenfabriken vorm. Frd. Beyer & Co., Elberfeld.)^) — Die Herstellung
geschieht in der Weise, daß man geringe Mengen Mineralsäure in der Kälte
auf die Stärke einwirken läßt, die in Essigsäure suspendiert ist. Die
Mineralsäure wirkt hierbei allem Anschein nach als Überträger oder
Katalysator. Das gewonnene Produkt, das wahrscheinlich ein Acetylderivat
ist, löst sich vollständig in heißem Wasser. Die farblose wasserklare
Lösung soll auch bei längerem Stehen nicht erstarren.
Über Stärkebestimmungen. Von Friedrich Schubert.^) —
A. Über die principiell wichtigsten Methoden. In diesem Ab-
schnitt seiner Arbeit gibt der Vf. eine tabellarische Übersicht von 23
Methoden, die nach dem der Bestimmung zugrunde gelegten Endprodukte
„Dextrose" a) nach der Reduktionsmethode, b) polanmetrisch — „Lösliche
Stärke", polarimetrisch — „Stärke", gewichtsanalytisch — Als „Verbindung
der Stärke" — Als „Alkohol" und als „Stärke als Rest" geordnet sind.
— In dem zweiten Abschnitte: B. Stärkebestimmung in der Gerste
zu Zuchtzwecken gibt der Vf. a) eine „Ausfühnmgs- Vorschrift bei Ver-
wendung größerer Gerstenmuster: 2,199 g feingemahlene Gerste werden
mit genau 25 ccm Iprocent. Phosphorwolframsäurelösung sorgfältig in der
Sehale verrieben, sodann genau mit 75 ccm HCl unter Umrühren versetzt
und mit einem ührgiase bedeckt. Nach V2 Stunde wird durch ein
doppeltes Faltenfllter filtriert und im 400 mra-Rohr polarisiert. Die er-
haltene Zahl entspricht bei Anwendung der Ventzke-Skala direkt dem halben
Stärkewerte. Die zu dem Verfahren notwendige HCl wird hergestellt,
indem man 666 ccm concentr. HCl (1,19 spec. Gew.) auf 750 ccm ver-
dünnt. Der Vf. verwendet doppelte Schleicher-Schüll-Filter No. 602; diese
1) Österr. - Ungar. Ztschr f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, :-J9, 842. (Patent i. D. R. Nr. 221797.)
— >) Ebend. 856. (Patent i. D. R Nr. 223301.) — »i Ztschr. f Spiritusind. 1910, Nr. 2, 17. S. auch
dies. Jahresber. 1909, 385. — «) Österr. - Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 411-422.
(Mitt. Ser. IV Nr. 14 d. Chem.-techn. Versuchsst. f. Zuckeriud.)
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 463
sind nach halbstündigem Einlegen in 25procent. HCl zu prüfen, ob sie
keine drehenden Substanzen abgeben, b) Für die Bestimmung der Stärke
in der halben Gerstenähre werden die verfügbaren Körner in der Achat-
schale aufs feinste zerrieben, 0,440 g abgewogen, mit genau 5 ccm Phos-
phorwolframsäure gut angerieben und sodann 15 ccm der bei a gebrauchten
HCl zugesetzt usw. Näheres ist in der Originalarbeit zu ersehen.
Literatur.
Brolime, Karl: Verfahren zur Herstellung von Dextrin. — Österr. Ungar.
Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 504. (K. K. österr. Fat. Nr. 415.51.)
Cluß, Ad., und Schmidt, Jus.: Die Resultate der näheren Untersuchung
einer Gruppe von seinerzeit nach Berliner und Wiener Systemen bonitierten
Gersten. — AUgem. Ztschr. f. Bierbrau. u. Malzfabr 1909, 37, 84.
Kantorowicz, Julius: Verfahren zur Herstellung von Klebstoffen aus
stärkehaltigen Früchten, Wurzeln, Knollen, Mehlen u. dergl. — österr. Ungar.
Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 866. (Fatent i. D. R. Nr. 224663.)
— Diese Stoffe werden wenn nötig geschält und zerkleinert, mit Wasser zu
einem Brei angerührt und event gedämpft, dann mit alkalisch wirkenden Sub-
stanzen alkalisch gemacht oder mit Säuren angesäuert und aut heißen Walzen
oder Platten gleichzeitig verkleistert und getrocknet und schließlich gemahlen.
Reinke, Otto: Bestimmung der Stärke auf Farbe, Glanz, Säure und
Stippen. — Chem.-Zeit. 1910, Nr. 134, 1193.
Schreib, H.: Bericht über Fortschritte in der Fabrikation von Reisstärke.
— Chem.-Zeit. 1910, 34. 522-523.
Steffen, Carl: Verfahren zur Verarbeitung von Kartoffeln für Gewinnung
von Stärke und nährstoffreichem Futter. — Österr. Ungar. Zischr. f. Zuckerind,
u. Ldwsch. 1910, 39, 508. (K. K. österr. Fat. Nr. 41 706.)
B. Rohrzucker.
Referent: A. Stift.
1. Rübenkultur.
über das Vorkommen der Wildform der Zuckerrübe am Quarnero.
Von Emanuel von Proskowetz. ^) — Der Vf. berichtet in eingehender
Weise über seine im Jahre 1891 begonnenen und bis 1910 fortgesetzten
Beobachtungen der Wildforn'en der Zuckerrübe auf ihren natürlichen Stand-
orten und bringt durch die mehrjährige konsequente V'ereinigung von Be-
obachtung der Wildform auf natürlichen Standorten und von Doraestikations-
versuchen den Nachweis, daß es sich bei allen geprüften Formen nur um
eine Art handelt, jedoch mit den verschiedensten Standorts- und klima-
tischen Varianten, daß ferner alle diese Standorts- und klimatischen Varie-
täten Stammformen unserer Kulturrüben sein können und schließlich, daß
Beta ganz erstaunlich anpassungsfähig, mutabel und variabel ist. Weiter
wird ausgeführt, daß ki der außerordentlichen Neigung zum Variieren und
1) österr. -Ungar. Ztschi-. f. Zuckermd. u. Ldwsch. 1910, 39, 631—640.
464 Landwirtschaftliche Xebengewerbe.
Mutieren die Möglichkeiten weiteren Fortschrittes liegen. Die Zuckerrübe
ist das typische, klassische Objekt für Theorie und Praxis der ganzen
landwirtschaftlichen Pflanzenzüehtung geworden.
Ein kleines Mittel zum gleichmäßigen Aufgang der Rüben. Von
Schurig. ^) — Der Vf. hat an der Drillmaschine zwischen Vorder- und
Hinterachsen eine kleine leichte Egge, die aber über 1,5 m breit ist, mit
Ketten an dem Gestell der Drillmaschine so befestigt, daß die Fußtritte
unmittelbar nach dem Diillscharhebel nochmals leicht aufgeeggt und ein-
geebnet werden. Der Samen kommt nun in ein ganz gleichmäßiges Saat-
beet und ein gleichmäßiger Aufgang ist gewährleistet. Bei der Drillarbeit
mit einem Zugtier braucht man nur eine kleine Egge von etwa 75 cm Breite.
Über den Einfluß der Saattiefe der Rübenkerne beim Rübenbau
und auf die Entwicklung der jungen Triebe und deren Erkennung
an Wurzelbrand. Von J. Trzebinski.^) — Als güistigste Saattiefe ist
diejenige von 1 — 3 cm anzusehen, wobei man jedoch die Eigenschaften
des Bodens mit in Betracht ziehen muß. An sandigen, leicht aus-
trocknenden Böden muß man tiefer säen, als auf schweren, nach Eegen
leicht eine Kruste bildenden Böden. Die bei weniger tiefer Aussaat er-
haltenen Pflanzen haben am Schluß des Versuches größtenteils außer den
Keimblättern zwei Paar gut entwickelter Blätter und manchmal auch ein
drittes Paar, während bei tieferer Aussaat die meisten Pflanzen kaum ein
Paar Blätter entwickelten. Eine zu tiefe Aussaat (5 cm und noch mehr)
verursachte auch eine Verengung des Wurzelhalses, unter Absterben der
Zellen, und das Auftreten wurzelbrandaniger Erscheinungen.
Entwicklung des Rübenpflänzchens in der Erde. Von O. Schubart. ^)
— Angeregt durch die Mitteilungen Trzebinski's (siehe voistehendes
Referat) teilt der Vf. die Resultate seiner Versuche mit, die dahin gipfeln,
daß die natürliche Lage des Samens, d. h. die Tiefe der Einbettung vom
Boden abhängig ist. Drei bis vier Cputimeter dürften in den meisten
Fällen am geeignetsten sein. Das Pflänzchen wird dabei kräftig, die
Wurzel hat Boden gefaßt und kann nicht so leicht wie beim flachen
Drillen vom Winde herausgewirbelt werden. Tipfer gedrillt, dauert der
Aufgang zu lange, und die Pflanzen werden leicht eine Beute verschiedener
tierischer und pflanzlicher Feinde. Bei tiefem Diiilen und bei nach Regen
hartgewordener Erdkruste kommt noch die Gefahr des Erstickens der
Rübenknäule hinzu. Wurzelbrand wurde niemals bfobachtet, und es ist
das Verkümmern der Keimlinge und Pflänzchen wotil hauptsächlich auf
die unnatürliche Lage zurückzuführen.
Vergleichende Anbauversuche mit Futter- und Zuckerrübensorten
i. J. 1909. Von K. Komers und E. Freudl.'*) - Bei den mit mög-
lichster Sorgfalt durchgefühlten vergleichenden Anbauversuchen wurden
die Erträge in beziig auf Wurzelgewicht und Zuckergehalt genauestens
festgestellt und die erhaltenen Resultate in Tabellen niedergelegt. Schlüsse
bezüglich des Anbauweites der einzelnen Sorten ziehen die Vfi'. nicht, von
der Erwägung ausgehend, daß Schlußfolgerungen aus den Resultaten eines
Jahres nicht maßgebend sein können und auch nicht beweiskräftig genug
>) Ldwsch. "Wochenschr. f. d. Prov. Sachsen 1910, 12, 107. — ») Ctrlbl. f. d Zuckeiind 1910, 18,
1372 n. 1.^73. — »j Ebend. 1452 u. 1453. — ♦) Österr.-Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39,
1-29.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 465
sind. Die Versuche sollen weiter fortgesetzt werden, einerseits um dem
Wunsche der interessierten Rübensaatgutzüchter nachzukommen und anderer-
seits den Landwirten bei dem fi'ihlbaren Mangel an ausgedehnten ver-
gleichenden Rübenanbauversuchen im Inlande weitere Anhaltspunkte für
die Sortenauswahl in ihrer Wirtschaft zu geben.
Die Bewässerung der Rübenpflanzen. Von F. W. Roeding. ') —
Die Rübenzuckerproduktion in den Vereinigten Staaten erreichte ihre heutige
Ausdehnung nicht durch die ihr in den letzten Jahren des vergangenen
Jahrhunderts gewährten Prämien und Schutzzölle, sondern hauptsächlich
durch die Entdeckung, daß die Rübe auch in den trockenen Gegenden
des Westens mit Hilfe der künstlichen Bewässerung mit Vorteil gezogen
werden kann. 62 Fabriken mit einer täglichen Ve/'arbeitung von 50000 t
beanspruchen ein Areal von 365 000 Acres, von denen zwei Drittel unter
künstlicher Bewässerung stehen. Der Vf. beschreibt nun in eingehender
Weise die Durchführung der Bewässerung (fast ausschließlich nach der
,,Furchenmethode" mit Ausnahme von Californien, Kansas und Idaho),
deren Kosten und Resultate in bezug auf Anzahl der Bewässerungen,
Menge des Wassers usw.
Untersuchungen über die Klimafestigkeit des Zuckergehaltes der
jetzigen Hochzucht-Zuckerrübe. Von F. Strohmer. ^) — Bei manchen
herangezüchteten Pflanzenformen führt bekanntlich Klimawechsel sog.
„Rückschläge" in die Urform (Atavismus) herbei. Da nun, wie verschiedene
Angaben in der Literatur zeigen, es nicht ausgeschlossen ist, daß auch
bei der Zuckerrübe durch klimatische Beeinflussung Rückschläge, bezw.
Veränderungen, namentlich bezüglich des angezücüteten Zuckergehaltes,
herbeigeführt werden können, so hat der Vf. studiert, ob derselbe klima-
fest, und ob er auch durch Einschaltung einer Zwischenform, die unter
wesentlich anderen klimatischen Verhältnissen erwachsen ist, noch in
seiner vollen Höhe vererbbar bleibt. Zu diesem Zwecke wurden 4 Mutter-
rüben, die aus einer Partie gleichartiger Mütter stammten, die zur selben
Zeit auf der Rübenzuchtstation von J. Ritter v. Wohanka in Uholicky
bei Prag zum Zwecke der Saraengewinnung zum Anbau kam, in Steinach
am Brenner (Tirol) in einer Seehöhe von 1050 m, also im ausgesprochenen
alpinen Klima, auf einer kleinen Parzelle, die dem Gemüsebau diente, am
26. Mai 1909 ausgesetzt. Die Rüben entwickelten sich ganz urgestört,
und eine Rübe entwickelte sogar ein kräftigeres Stengelwachstum als
normale Samenrüben. Die Ernte des Samens erfolgte am 14. September.
Die botanische Analyse des Brennersamens ergab die Kleinknäuligi<eit des-
selben und wies auch eine sehr geringe Keimfähigkeit aus, denn während
bei Normalsamen aus Uholicky von 100 Knäulen nach 12 Tagen 90 keimten,
betrug die Anzahl bei den Brennerrüben 19, 37, 52 und 61. Die Brenner-
samen kamen wie der Normalsame aus Uholicky im Jahie 1910 m Groß-
Zinkendorf (Ungarn) und in Dürnkrut (niederösterreichisches Marchfeld),
also in 2 wesentlich verschiedenen Gegenden zum vergleichenden Anbau.
Die daraus gezogenen Rüben waren in Form der Wurzeln, Form und
Farbe der Blätter nicht von Normalrüben unterschieden. Auch der Zucker-
1) Farmers Bulletin 1910, Nr. 392 ; durch Österr. - Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910,
39, 1100-1104. — ä) Österr. -Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 919-941.
Jahresbericht 1910. 30
466 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
gehalt bewegte sich in gleicher Höhe und Richtung wie die Zuckergehalte-
der Normalrüben, so daß also der Zuckergehalt bei der auf der Individual-
auslese beruhenden Familienzucht tatsächlich ein „ererbt Erbliches" ge-
worden ist, unabhängig von Standortsverhältuissen, Düngung usw., der
auch durch einmalige weitgehende klimatische Einflüsse auf eine Zwischen-
generation nicht geändert wird. Ebenso zeigte sich kein wesentlicher
unterschied im Aschen-, Stickstoff-, Kali- und Phosphorsäu'-egehalt zwischen
Normal- und Brennerrüben, so daß auch die außer Zucker den Wert be-
dingenden anderen Faktoren nicht nur durch die moderne Hochzucht an-
erzogen, sondern auch klimafest geworden sind. Die ganzen Beobachtungen
lassen die Schlußfolgerungen ziehen, daß Mutterrüben von hohem Zucker-
gehalte, aber von geringer Wachstumsenergie auch Knäule von geringerer
Größe und geringerer Keimkraft ergeben, daß aber dieselben trotzdem be-
fähigt sind, unter ihren Nachkommen Rüben bester Qualität zu liefern.
Ferner hat sich gezeigt, daß kleinknäulige Rübensamen ebenso wie Rüben-
saraen von Normalgröße Rüben liefern können, die in bezug auf Zucker-
gehalt, Gewicht und alle anderen Eigenschaften einer guten Zuckerrübe
entsprechen. Solch kleinknäuliger Same besitzt jedoch eine geringere
relative Keimkraft, welche in dem Falle, als nicht die entsprechende Mehr-
menge zum Anbau kommt, einen lückenhaften Bestand der aufgegangenen
Pflanzen bedingen kann.
Über die Beziehungen der Trockensubstanz des Krautes zu dem
in der Wurzel gebildeten Zucker und der Zuckerbildungsfähigkeit des
Krautes. Von K. Andrlik und J. Urban.^) — Bekanntlich ist das Blatt
das zuckerbildende Organ, von wo aus der Zucker als solclier in die
Wurzel übergeführt wird. Die Zuckerbildungsfähigkeit des Krautes wurde
aber bisher nicht direkt ermittelt, so daß also noch verschiedene Fragen
offen geblieben sind, welche die Vff. unter Zugrundelegung eines reichen
Zahlen materiales zu beantworten gesucht haben. Ihre Versuche führten
nun zu dem folgenden Resultat: Das Verhältnis zwischen dem Gewichte
der Trockensubstanz und der Menge des in der Wurzel abgelagerten
Zuckers ist weder während der Vegetationszeit noch bei der Ernte eine
konstante Größe; es ist zu Beginn der Vegetation niedrig (0,5 — 1,0) und
erreicht bei der Ernte die Zahlen 2 — 4. Ist das Blattwerk auch gegen
Ende der Vegetation üppig tmd übersteigt es das Gewicht der Wurzel,
dann ist das angegebene Verhältnis auch bei der Ernte niedrig und be-
wegt sich um 1 herum, ein Zeichen der Unreife der Rübe. Die Zucker-
bildungscapacität des Krautes erreicht ihr Maximum um die Mitte Juli,,
ein Zeitpunkt, der übrigens von der Zeit des Äufgehens des Samens ab-
hängig ist; hierauf nimmt diese Capacität bis zur Ernte hin allmählich
ab. Frühzeitiges Abbrechen des Blattes, anfangs Juli, hat zur Folge, daß
das neugebildete Kraut eine höhere Zuckerbildungskraft aufweist, als un-
beschädigtes Kraut zu derselben Zeit. Ein junges Blatt zeigt eine höhere
Zuckerbildungscapacität als ein altes Blatt. Bei der maximalen Zueker-
bildung bringen lOU g Krauttrockensubstanz in einem Tag zwischen 4,S
bis 4,8 g Zucker hervor; am meisten (4,8 g) zuekerreiche, weniger (4,6 g)
mittelzuckerhaltige und am wenigsten (4,4 g) Futteriüben. Die durch-
1) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1910, 34, 335—345.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 467
schnittliche Zuckerbildung für die ganze Versuchsperiode war jedoch für
denselben Jalirgang und verschiedene Samen nicht verschieden, dagegen
ist sie verschieden in verschiedenen Jahrgängen und unter verschiedenen
Vegetationsbedingungen; sie betrug im Jahre 1906 für 100 g Krauttrocken-
substanz pro Tag 2,5 — 2,6, im Jahre 1907 aber 3,0 g.
Über den Zuckergehalt der Zuckerrüben im Jahre 1909. Von B.
Schulze.^) — Zur Untersuchung kamen 1153 frisch geerntete Proben aus
landwirtschaftlichen Betrieben Schlesiens, die folgende Zahlen ergaben :
^d.'^Ilüb^ 13o7 13—13,9 14-14,9 15—15,9 16-16,9 17-17,9 18-18,9 19-19,9 20 % n- mehr
1909 0,2" 0,2 1,6 6,3 19,2 27,5 27,7 10,8 6.5%
1908 0,1 0,2 0,7 0,7 3,3 11,6 23,3 30,0 30,1%
Das Maximum war 24 ^/^ Zucker. Der mittlere Zuckergehalt sämt-
licher ßübenproben betrug 17,84*'/o und stand gegenüber den beiden Vor-
jahre (19,15 und 18,60 '^/o) erheblich zurück. Nunmehr liegen in 23 Be-
obachtungsjahren seit 1887 im ganzen 28331 Rübenprohen vor, deren
mittlerer Zuckergehalt sich auf 16,30*^/0 stellt. Weitere Untersuchungen
haben wieder die Bestätigung dafür erbracht, daß für die Zeit der Aus-
reifung der Rüben der Monat Juli von ausschlaggf'bender Bedeutung ist
und daß man bereits nach Ablauf des Julis die Reifezeit der Rüben mit
Sicherheit vorausbestiramen, d. h. auf diejenige Zeit schließen kann, zu
welcher die Rüben den höchsten Zuckergehalt haben werden.
Die Verschiedenheit der Rübenstämme und Individuen mit Rück-
sicht auf die chemische Zusammensetzung. Von K. Andrlik, V. Barto§
und J. Urban.2) — Die mit umfangreichen Tabellen belegte Studie führt
zu folgenden Schlußbetrachtungen: Rübenstämme, unter gleichen Umständen
gezüchtet, weisen trotzdem eine verschiedenartige Zusammensetzung auf,
und es ist namentlich die Zusammensetzung der Reinasche, in der sie
sich voneinander unterscheiden. Höhere zuckerhaltige Stämme enthalten
in der Asche der Wurzeln mehr Kalk, Magnesia und Phosphorsäure und
weniger Natron als jene von niedrigerem Zuckergehalt. Auf 100 Teile
Zucker entfallen in den Wurzeln zuckerreicherer Stämme weniger Alkalien.
Unter gleichen Bedingungen gezüchtete Individuen aus verschiedenen
Stämmen können sich in ihrer Zusammensetzung wesentlich unterscheiden.
Die Schwankungen bewegen sich in Grenzen der Variabilität, deren Am-
plitude noch unbekannt ist. Für 100 Teile Zucker ist der Verbrauch an
mineralischen Bestandteilen weder bei Individuen aus verschiedenen
Stämmen, noch bei solchen aus demselben Stamme eine konstante Größe;
die Ansicht Liebig's aus dem Jahre 1840 hat somit für die Rübe keine
Gültigkeit mehr. Die gegenwärtigen zuckerreichen Rüben weisen einen
niedrigeren Verbrauch an anorganischen Basen auf, als man vor mehr als
3 Dezennien angenommen hat. Der Verbrauch sowohl von Nährstoffen
als auch von anorganischen Basen auf 100 Teile Zucker in der Wurzel
und desgleichen auf 100 Teile Trockensubstanz ist bei zuckerreichen Rüben
kleiner als bei solchen von niedrigerem Zuckergehalt und ist wechselnd
in den Grenzen der Variabilität der Individuen; die diese Variabilität be-
1) Jahresber. über d. Tätigkeit der agrik. - ehem. Versuchs- u. KontroUanst. d. Ldwkammer f. d.
Prov. Schlesien. 1. April 1909 bis 31. Mäi'z 1910. Breslau 1910. — ^) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen
1910, 34, 221—237.
30*
468 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
dingenden Einflüsse bedingen auch den Verbrauch an NährstofPen, bezw,
mineralischen Bestandteilen.
Anbauversuche von Zuckerrubensorten. Yon W. Schneidewind. ^)
— Der die Versuchsjahre 1907/1909 umfassende umfangreiche Bericht
schildert in eingehender Weise die durchgeführten Düugungs- und Sorten-
anbau versuche, Versuche mit verschiedenen Fruchtfolgen und Fütterungs-
versuche. Bei den Düngungs- und Sortenanbau versuchen hat naturgemäß
auch die Zuckerrübe die entsprechende Berücksichtigung gefunden. Auf
die Einzelheiten der Ergebnisse kann an dieser Stelle nicht eingegangen
werden. Bemerkt sei nur folgendes: Zu den Sortenan bauversuchen wurden
D ippe 's Klein wanzlebener Elite WI und die Friedrichswerter (Meyer) als
mehr massige Sorte herangezogen, sowie verschiedene Futterrübensorten, die
auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft werden sollten, und da hat sich nun
gezeigt, daß der Trockensubstanz- und Zuckergehalt im umgekehrten Ver-
hältnis zu den Erträgen stand und daß die Differenzen zwischen dem
Trockensubstanzgehalt und dem Zuckergehalt um so größer waren, je trocken-
substanzreicher sich die Rüben erwiesen. Die größte Differenz zwischen
Trockensubstanz- und Zuckergehalt zeigte infolge ihres hohen Markgehaltes
die Zuckerrübe. Die auf 1 ha erzeugten Trockensubstanzmengen waren
bei allen Zuckerrüben- und Futterrüben Sorten fast die gleichen, doch über-
flügelten bei Einrechnung der Kraut-Trockensubstanz die Zuckerrüben in
allen Jahren um ein nicht Unbedeutendes sämtliche Fntterrübensorten.
Auf trockneren Böden wird aber die anspruchsvolle blattreiche Zuckerrübe
diese Überlegenheit nicht zeigen können. Die ertragreiche, blattärmere
Meyer'sche Zuckerrühe zeigte in allen Jahren einen höheren Rohertrag
an Wurzeln, dagegen einen bedeutend niedrigeren Ertrag an Kraut als
Dippe's Kleinwanzlebener Elite, die dagegen in allen Jahren einen weit
höheren proceijtischen Zuckergehalt aufwies. Auch hat sie im Durchschnitt
der Jahre höhere absolute Mengen von Zucker geliefert als die Meyer'sche
Rühe. Sehr bemerkenswert ist aber, daß die Meyer'sche Rübe in einem
abnorm trockenen Rübenjahr erheblich mehr Zucker lieferte als die
D ippe 'sehe, während die letztere wieder in einem kälteren Jahre die
Meyer'sche ganz erheblich überflügelte. Als praktische Konsequenz er-
gibt sich hieraus, daß sich eine blattreiche, schneller sich ent\vickelnde
Rübe wie die Dippe'sche für die besseren Böden mit günstigeren und
weniger günstigen klimatischen Verhältnissen, eine mehr massige, blattärmere
Sorte sich mehr für trocknere, leichtere Böden eignen dürfte, wo die
blattreichen Sorten infolge ihres hohen Wasserbedarfes die Trockenheit
weniger gut überstehen als die blattärmeren Sorten.
Der Einfluß der Fremdbestäubung durch Futterrübe auf die
Nachkommenschaft der Zuckerrübe in chemischer Beziehung. Von
K. Andrh'k, V. Bartos und J. Urban.^) — - Die Bestäubung wurde in
der Weise bewerkstelligt, daß eine Zuckerrübe halbiert und die eine Hälfte
zwischen Futterrüben (Mammutrübe), die andere Hälfte dagegen an einer
etliche Kilometer entfernten Stelle in der Nachbarschaft gleich zucker-
haltiger Rüben gepflanzt wurde. Die aus beiden Hälften gewonnenen
1) 7. Ber. über die Vers. - Wirtsch. Lauchstädt. Mit 3 Tafeln. Berlin, Verlagsbuchhandlung
Paul Parey, 1910. 207 S. — 2> Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1910, 35, 1—10.
B. Rohrzucker. 1. ßübenkultur. 469
Samen wurden im nächsten Frühjahr im gleichen Boden und bei gleicher
Düngung gesät. Durchschnittsproben der geernteten Eüben wurden dann
der chemischen Untersuchung zugeführt. Es hat sich nun gezeigt, daß
die Nachkommenschaft der Zuckerrübe im durchschnittlichen Zucker-
gehalt um 3,7 bezw. 3,4% zurückgegangen ist. Die chemische Zusammen-
setzung der Wurzel hat auch, mit Rücksicht auf die Zwecke der Zucker-
produktion, einen ungünstigen Charakter angenommen. Eine wesentliche
Yeränderung zeigte sich auch in der chemischen Zusammensetzung der
Blätter, wie fernerhin die Zusammensetzung der Reinasche der Wurzeln
auffallende Veränderungen aufweist. Die erhaltenen Befunde lassen nicht
daran zweifeln, daß der Einfluß der Fremdbefruchtung der hoch zucker-
haltigen Rübe durch Futterrübe nicht nur im veränderten Aussehen der
Nachkommenschaft, sondern auch in der veränderten (ungünstigen) chemischen
Zusammensetzung sich äußert. Die weiteren Studien sollen die Eigen-
schaften der Nachkommenschaft auch in den weiteren Generationen ver-
folgen, um bei der Rübe das Mendel 'sehe Gesetz, das sicherlich auch
hier seine Geltung hat, nachzuweisen.
Die chemische Struktur und deren Einfluß auf den Zuckergehalt
der Beta vulgaris. A"on Oswald Ciaassen. ^) — Der Vf. machte die
Beobachtung, daß sich anfangs anscheinend normal entwickelnde Rüben
eine auffallend starke Wurzelbildung zeigten, wobei der Rübenschwanz in
zahlreiche lange und kürzere Seiten- und Nebenwurzeln zerspalten war.
Wurden derartige Rüben gewaschen, so färbte sich nach Y2 — ^ Stunden
deren Außenseite dunkel bis schwarz, und der Querschnitt zeigte, wie
auch schon vor dem Waschen, concentrische, dunkle, bis schwarzblaue
Ringe, deren austretender Zellsaft bitter schmeckte. Da ein Erfrieren der
Wurzel ausgeschlossen war, so mußte es sich entweder um schädliche
bacterielle oder um Einflüsse morphologischer Art handeln. Einige Rüben
waren von der Rotfäule (Rhizoctonia violacea) befallen, die meisten
Rüben zeigten jedoch, ohne merkliches Vorhandensein von ßacterien,
Pilzen usw. so andersartige Symptome, daß eine Störung des physiologischen
Kreislaufes durch die Nahrungsaufnahme hervorgerufen zu sein schien.
Die Mikroorganismen konnten infolge Mangels an geeigneten Apparaten
nicht näher studiert werden, hingegen ergab aber die chemische Unter-
suchung, daß eine Art Verdauungsstörung vorlag. Die Rüben zeigten nur
einen Zuckergehalt von 7,3 bis 12,8% gegen normal 17,4 "/q und einen
Procenfsatz an Asche, der durchschnittlich 8,91 mal so hoch als der einer
normalen Rübe war (5,89 — 7,24% gegen 0.71%). Sehr hoch war auch
die Menge des Gesamtnichtzuckers (9,56 — 12,59^/ü gegen normal 2,14%).
Die Reinheitsquotienten der kranken Rüben schwankten von 36,8 — 56,6,
während die normale Rübe einen solchen von 89,0 aufwies. Das Bestreben
der Rüben infolge der trockenen Witterung trotzdem Wasser aufzunehmen,
hatte zur Bildung zahlreicher Nebenwurzeln geführt, eine häufig genug
beobachtete Erscheinung. Es dürfte angenommen werden, daß die Er-
nährungsstockung durch die plötzliche Feuchtigkeitsaufnahme und die
schädliche Beeinflussung des physiologischen Kreislaufes verursacht wurde,
da die große Anzahl von Salzen, die durch die Wurzeln gewissermaßen
i) Chemiker-Zeit. 1910, 34, 1329 u. 1330.
470 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
als letzter Rest feuchter Nahrung aufgenommen wurde, das Leben der
Rübe unterbindet.
Die Erblichkeit des Stickstoffgehaltes bei der Rübe. Von Josef
Urban.^) — Die Erblichkeit der inneren Eigenschaften der Zuckerrübe —
mit Ausname des Zuckergehaltes — wurde bisher aus dem Grunde nicht
verfolgt, weil durch die Selektion der Rübe auf Zuckerreichtum im all-
gemeinen auch die übrigen chemischen Bestandteile unbewußt verändert
mitgezüchtet wurden. Mit der Steigerung des Zuckergehaltes ging die
Menee der Nichtzuckerstoffe zurück, unter den Nichtzuckerstoffen sind
es hauptsächlich die stickstoffhaltigen Substanzen, die für den Fabrikswert
der Rüben von großer Bedeutung sind. Der große Einfluß, den die stick-
stoffhaltigen Stoffe auf die Hervorbringung des Zuckers in der Rübe aus-
üben, ihr Einfluß auf die Remheit der Dicksäfte bewog den Yf., die Frage
zu studieren, ob ein größerer oder geringerer Stickstoffgehalt eine indivi-
duelle, vom Zuckergehalt abhängige Eigenschaft sei oder nicht. Aus einer
größeren Anzahl unter gleichen Verhältnissen gezüchteten Rüben wurden
einerseits wenig und andererseits stark stickstoffhaltige Individuen heraus-
gesucht und die Nachkommenschaft dieser getrennt abgeblühten Mutterrüben
verfolgt. Die erhaltenen Schlußfolgerungen lassen sich im folgenden
formulieren: 1. Der Stickstoffgehalt ist ebenso wie der Zuckergehalt
eine vererbliche Eigenschaft. 2. Der Stickstoffgehalt der Rübenfamilien
steht nicht immer in direkter Korrelation zum Zuckergebalte. 3. Bei der
rationellen Auswahl der Rüben zur Weiterzüchtung an den Saraenzucht-
stationen ist nicht bloß der Zuckergehalt der Stämme, sondern auch deren
Stickstoffgehalt, resp. die Reinheit der Säfte zu berücksichtigen, da durch
die Auswahl zuckerreicher Rüben nicht immer Rüben von hoher Reinheit
ausgewählt werden.
Die Grenzen der Variation unter den Nachkommen der Zucker-
rübe. Von Sperling.^) — Bei den Zuckerrüben besteht im großen und
ganzen eine gegensinuige Korrelation zwischen dem absoluten Gewichte
und dem procen tischen Zuckergehalte, doch ist sie nicht so ausnahmslos
gesetzmäßig, daß man zwei einander gegensinnig entsprechende Reihen
aufstellen kann. Eine Vererbung des Zuckergehaltes ist zu erkennen,
obwohl Wärme und Sonnenschein im Spätsommer und Herbst des Ver-
suchsjahres allgemein eine bedeutende Steigerung desselben bei allen
Pflanzen herbeigeführt haben. Zuckerreiche Mutterpflanzen haben Nach-
kommen mit entsprechend höherem durchschnittlichen Zuckergehalte als
zuckerarme. Die Variabilität des Zuckergehaltes unter den Nackommen
ist außerordentlich groß. Bei Gegenüberstellung der Extremernte der
Nachkommen von den zuckerreichen und den zuckerarmen Mutter-
pflanzen ist aber auch hier eine Gleichsinuigkeit unverkennbar, wenn sie
auch nicht so deutlich wie bei den Kartoffpln ausgeprägt ist. Bezüglich
des Einflusses der Knäuelgröße auf den Ertrag und indirekt auf den Zucker-
gehalt ist im allgemeinen zu sagen, daß große Knäuel höheren Ertrag und
geringeren Zuckergehalt herbeiführen als kleine, da die ersteren vorwiegend
vom unteren Teile des Blütenstandes herrühren.
1) Blätter f. Zuckerrübenbau 1910, 17, 154—156. — 2) Fühling's idwscb. Zeit. 1910, 59, 79 u. :
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 471
Der derzeitige Stand der Sortenfrage bei der Zuckerrübe. Ton
'Th. Remy und E. Zimmermann.^) — In der umfaügreichen mit vielen
Hunderten Zahlen begleiteten Abhandlung wird über die Versuche der
Jahre 1906—1909 berichtet, während über die Yersiiche der Jahre 1903
bis 1906 bereits referiert wurde. Nach den erhaltenen Resultaten lassen sich
die geprüften Zuckerrüben in drei Klassen einteilen, nämlich: in ertragreiche
Rüben mit verhältnismäßig geringem Zuckergehalt, in weniger ergiebige,
dafür aber sehr zuckerreiche Rüben und in Zuchten mittlerer Leistungs-
richtung. Da angesichts der widerstrebenden Interessen bei der Sorten-
wahl zwischen Fabrik und Rübenbauer eine Einigung auf der Mittellinie
geboten ist, so kommen unter diesem Gesichtspunkte die Zuchten mittlerer
Leistungsrichtung unseren Bedürfnissen am meisten entgegen. Weiter-
gehende Beschränkungen der Zuckerfabriken in der Auswahl der an-
7Aiba\ienden Zuchten liegt durchaus nicht im Interesse der Landwirtschaft,
sobald Gewähr dafür gegeben ist, daß die Saat von einem durchaus auf
der Höhe stehenden deutschen Hochzüchter stammt, die Saat der verein-
barten Zucht angehört und den erforderlichen Gebrauchswert aufweist.
Bezüglich der sog. früh- und spätreifenden Zuchten, die Kiehl propagiert,
verhalten sich verschiedene Forscher ablehnend. Die Vff. sprechen sich
dahin aus, daß wahrscheinlich die Unterschiede zugunsten der späten Ernte
in trockneren und wärmeren Jahren, in denen die ökonomische Reife der
Kuben schneller erreicht wird, geringer werden. Immerhin zeigen aber
die Beobachtungen, daß der Landwirt bei den frühen Rübenlieferungen
Ertragsausfälle erleiden kann, die durch den Vorteil der frühzeitigen Ernte
nicht ohne weiteres aufgewogen werden.
Welche Größe ist die natürlichste für das Rübensamen -Saatgut
in der Praxis? Von H. Briem. 2) — Der Vf. bespricht diese Frage auf
Grund der Untersuchungen der objektiven Fachmänner und kommt resü-
mierend zu dem Schluß, daß bei der Rübensaat die mittlere Knäuelgröße
(d. l jene, die das 3mm-Sieb passiert hat) in jeglicher Hinsicht der Praxis
am meisten entspricht, sei es mit Bezug auf Qualität und Quantität der
Ernte, sei es bezüglich kompletten Bestandes des Rübenfeldes. Diese
Tatsache, daß Rübenknäuel mittlerer Größe bei Benutzung des Drei-
millimetei Siebes zur Entfernung der kleinen minderwertigen Knäuel die
geeignetsten sind, wird auch durch die Natur bei ihrer Produktion des
Rübensamens dadurch auf das klarste bewiesen, daß sie in ihrer Haupt-
sache an den einzelnen Rübensamenstauden hauptsächlich „Rübenknäuel
mittlerer Größe'' erzeugt.
Die praktische Stecklingskultur in der Rübensamenzucht. Von
H. Briem.^) — Da es dem Rübensamenmarkte bei der heutigen enormen
Ausdehnung des Zuckerrübenbaues eine Sache der Unmöglichkeit wäre,
den Marktansprüchen auf guten und vielen Rübensamen ohne Stecklings-
kultur nachzukommen (für Europa allein berechnete sich im Jahre 1906
ein Bedarf von 42 Millionen Kilogramm Rübensamen), so ist dieselbe
für eine richtige Rübensamen kultur ein absolut notwendiger Kulturfaktor
und gegenwärtige Grundbedingung. Nachdem nun über die praktische
1) Blätter f. Zuckerrübenbau 1910, 17, 41-47, 57-70 u. 77-85. - ^) Ztschr f. Znckerind m
Böhmen 1910, 84, 317—321. — 3) österr. -Ungar. Ztscbr, f. Znckerind. u. Ldwsch, 1910, d», 901— 9lö.
472 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Ausführung der Stecklingskultur die Literatur wenig Aufschluß gibt, so
beschreibt der Vf. zusammenhängend die praktische Arbeit am Rüben-
stecklingsfelde von der Auswahl des Feldes bis zur Gewinnung des Saat-
gutes. Sache des Züchters ist es, alle Bedingungen zum gesunden,
kräftigen Wachstum zu erfüllen, nämlich: Gesund überwinterte Stecklinge,,
kräftiges Feld, gute Vorbereitung und starke Düngung desselben, fleißige
Arbeit, speciell mit der Hacke, richtiger Zeitpunkt des Schnittes und vor-
sichtige Ernte und Aufbewahrung des Saatgutes.
Zur Physiologie des Rübensamens. Von H. Plahn.^) — Die Be-
urteilung einer Rübensaat nach den als Norm einer lieferungsfähigen Saat-
ware aufgestellten Leitsätzen gibt keineswegs ein erschöpfendes Bild der
Qualität des Samens, sondern läßt noch viele Momente vermissen, die für
die Bewertung nicht unerheblich ins Gewicht fallen. Es wird an einem
bestimmten Beispiel gezeigt, daß nach den Normen zwei Rübensamen-
proben völlig gleich bewertet werden, obgleich eine Probe zufolge der
Größe ihrer Knäule und Samen und ihrer specifischen Schwere den Vorzug
verdient, indem dadurch die Qualität und Quantität der Nachgeneration
nur günstig beeinflußt werden kann. Auf diese umstände wäre daher
Rücksicht zu nehmen, wie der Vf. bereits früher die Trennung der zu
prüfenden Rübensamenprobe durch einen Siebsatz und die Auskeiraung
derselben nach den auf den einzelnen Siebböden angesammelten Knäuel-
größen zur Erreichung einer absoluten Genauigkeit in der Keimzahl vor-
geschlagen hat. Auch wäre es danach keineswegs ausgeschlossen, eine
Methode auszuarbeiten, welche die Gleichmäßigkeit der einzelnen Rüben-
saaten zu beurteilen gestattet, wodurch ein Schutz gegen die Rübensameu-
händler geschaffen wäre, die aufgekaufte Rübensaat verschiedener Keim-
fähigkeit zu normaler Mischung bringen und durch die in verschiedener
Wertigkeit daraus erwachsenen Rüben den Käufer betrügen.
Anbauversuche mit präparierten RQbensamen. Von HK Günther.*)
— Der Vf. berichtet über die seitens verschiedener Landwirte angestellten
vergleichenden Anbauversuche mit präparierten (geschälten) Rübensameu
gegenüber gewöhnlichem Rübensamen, die das Resultat ergeben haben, daß
das Imprägnierverfahren gewisse Vorteile bietet (schnelleren Aufgang der
Saat), weniger Saatgut zum Aufgang benötigt und schließlich Rüben liefert,
die infolge der Frühreife einen günstigeren Ernteertrag sowie eine höhere
Ausbeute an Zucker liefern. Wenn von verschiedenen Seiten behauptet
worden ist, daß die Vorteile lediglich auf günstige Witterungsverhältuisse
zurückzuführen sind, so wird dies durch die praktischen Erfahrungen der
letzten 3 Jahre in eklatanter Weise widerlegt. Trotz Trockenheit ent-
wickelten sich die Rüben in zufriedenstellender Weise und zeichneten sich,
durch höhere Erträge und höhere Zuckergehalte gegenüber denjenigen
Rüben aus, die aus nicht präparierten Samen erwachsen waren. Yiele
Zuckerfabriken in den verschiedensten Gegenden Deutschlands verwenden
präparierten Rübensamen mit größtem Nutzen auch bei der Verseuchung
der Felder durch den Drahtwurm. Seitens einer Untersuchungsanstalt
wurden mit gewöhnlichem und präpariertem Rübensamen bei Keim-
versuchen im Keimbett folgende Resultate erhalten: Gewöhnlicher Rüben-
1) Ctribl. f. d. Zuckeiind. 1910, 18, 422 n. 423. — ») Ebend. 584 u. 585, 802 u.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkulttur. 473
Samen lieferte 116 Keime, die präparierten Samen dagegen 160 — 169
Keime. Die Keimzahl pro Kilogramm gewöhnlichen Samen betrug
65 900 Stück, bei den präparierten Samen hingegen 74 070 u. 76 000 Stück.
— Yibrans^) findet es als ganz natürlich, daß geschälter Rühensamen
unter günstigen Bedingungen früher aufgehen kann, da die Erdfeuchtigkeit
direkt auf den Sameukern wirkt, während bei dem natürlichen Samen
zunächst das Gehäuse die Feuchtigkeit aufnehmen muß. Auf jeden Fall
ist aber vor dem Schälen des Samens zu warnen.
Geschälter Rübensamen. Von Thallmeyer. 2) — Nach früheren
Versuchen von ßöszler hatte das Imprägnieren des Samens auf den Auf-
gang und die "Weiterentwicklung der Saat keinen Einfluß, während das
Schälen des Samens der kräftigeren Entwicklung der Saat in ihrer
frühesten Vegetationsperiode Vorschub leistete. "Wegen seiner runden
glatten Form paßt geschälter Samen besser in die Sämaschine als unge-
schälter. — Linhart^) bemerkt, daß nach mehrjährigen Anbauversuchen mit
geschältem und ungeschältem Rübensamen jedesmal der geschälte Samen
um 2 — 5, ja selbst bis 8 Tage früher aufging, als der ungeschälte Samen.
Durch das Schälen verliert der Rübensamen ungefähr 20 — 25*^/0 an Ge-
wicht, so daß 80 — 75 kg gesehälter Rübensamen soviel Knäule enthalten,
als 100 kg ungeschälter Samen. Es ist daher vom geschälten Rüben-
samen auch eine geringere Menge an Saatgut notwendig. — K. Kittlausz*)
warnt auf Grund seiner ausgedehnten praktischen Erfahrungen vor der
Verwendung geschälten Samens, wie auch vor ungeschältem, desinfiziertem
Rübensam-en, da beide Methoden nicht die allergeringste Sicherheit gegen den
WurzelbranJ zu bieten vermögen. Es wurde ferner festgestellt, daß die
Keimfähigkeit des mit der Kühne'schen Maschine (die übrigens ganz un-
befriedigend arbeitet) geschälten Rübensamens, gegenüber gleichartigem un-
geschälten Samen zurückblieb, was in noch bedeutend höherem Maße der
Fall war, wenn der so geschälte Samen auch noch gebeizt wurde.
Fortschritte der Rübenzucht bei Breustedt in Schiaden. Von
Legier. 5) — Es ist hiei-' auf bisher nicht mitgeteilte Art gelungen, eine
Rübe zu züchten, die kräftig zucker- und ertragsreich, aber dabei so arm an
Salzen ist, daß sie, unter son ^t gleichen Umständen, eine Mehrausbeute von
1% in Aussicht stellt. Im H.'Widel wird der Samen dieser Rübe keines-
falls vor 1914 zu haben sein. Durch Beobachtung von Mutationen und
Fortzucht der einzelnen Rüben, sowie durch planmäßige Bastardierung,
sind ebenfalls neue und vielversprechende Rassen erzielt worden, wenn-
gleich stets nur in einzelnen Fällen. J^ndlich ist es auch geglückt, Rüben
zu ziehen, die, unter sonst gleichen Umständen, einige Wochen früher
reifen als die gewöhnlichen, was für die Fabrikation von großem Vor--
teil ist.
Zur Methode der Ernte und Aufbew.^hrung von Zuckerrüben-
samenstecklingen. Von E. Bippart. ^) — D.^r Vf. wendet seit Jahren
eine einfache und billige Erntemethode an, die auch noch den Vorzug hat,
daß sich die Stecklinge bis zur Pflanzzeit ohne Jede Kontrolle auf das
beste in den Mieten halten. Die Stecklinge werden r.eihen weise mit einem
1) D. Ldwsch. Pr. 1910, 37, 281. — =) Ebend. 326. — 3) Ebend. 357. — *) Ebend. 497. —
5) La Sucierie indigene et coloniale 1910, 76, 577—580. — «) lUustr. ldwsch. Zeit. 1910, 30. 640.
474 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
gewöhnlichen Pflug ausgepflügt und durch hinter dem Pflug angestellte
Arbeiter an Ort und Stelle mit dem Kraut und der anhängenden Erde
eingemietet. Zur Mietenstätte dienen 5 Pflanzenreihen, auf deren Bestand
die Stecklinge mit den Wurzeln nach innen und den Blättern nach außen
aufgelegt werden, 12 Reihen Rüben werden beiderseitig für die dach-
förmige Miete verwendet. 29 Reihen bilden eine Miete und nach Be-
-endigung der Arbeit ist der Acker mit solchen Blättermieten bedeckt. Eine
fertig gestellte Miete wird mit einem, auf 8 — 10 Zoll Tiefgang einge-
stellten Pflug in der Weise umfahren, daß die Furche an die Miete ge-
worfen wird. Bei starker Blattentwicklung, die eine sehr hohe Blättermiete
gibt, läßt man sie zweckmäßig nach dem ersten Umfahren noch durch
Ochsen zusammentreten. Dann wird eine zweite, mindestens 12 Zoll tiefe
Furche gegen die Miete gepflügt, und die so seitlich bedeckte, oben offene
Miete bleibt dann bis zum Eintritt strengen Frostes offen. Bei Eintritt
starken Frostes wird die Miete 30 cm stark bedeckt und liegen gelassen.
Im Frühjahr werden die Mieten erst zur Pflanzzeit abgedeckt. Ist die
Miete entleert, so werden die 5 Reihen Rüben, die als Mietenstätte ge-
dient haben, ausgepflügt und ebenfalls als Stecklinge benützt.
Früh- und Spätbestellung der Rüben, Schoß und Ernte. Von P.
Schubart.^) — Gonnermann hat seinerzeit die Ansicht ausgesprochen,
daß die Ursache der Schoßbildung nicht in den Nachtfrösten während der
Keimungsperiode zu suchen ist, eine Ansicht, der der Vf. auf Grund seiner
Erfahrungen widerspricht, indem er nämlich behauptet, daß gerade der
Frost als Hauptursache der Schoßbildung anzusehen ist. Es könnte sonst
nicht möglieh sein, daß derselbe Same, der später bestellt und in seiner
Keimperiode keinen Frost bekommen hat, fast schoßfreie Rüben liefert.
Die Schoßbildung ist durch A^erwendung von schoßfreiem Samen und durch
nicht zu frühzeitige Bestellung zu unterdrücken, wobei nicht zu vergessen
ist, daß eine zu starke Düngung das Schossen sehr begünstigt. Die Früh-
uud Spätbestellung beeinflußt außer dem Schoß auch die Ernte an Rüben
und Zucker. Schließlich haben die Versuche ergeben, daß als die ge-
eignetste Bestellzeit, nach welcher der Höchstertrag an Rüben und auch
der meiste Zucker pro ha zu erwarten ist, vom 7. — 28. April wäre.
Die Kontrolle der Qualität verschiedener Rübensorten. Von Josef
Urban.2) — Der Vf. gibt Anhaltspunkte, w'ie diese Kontrolle, damit
nicht irreführende und direkt falsche Resultate erhalten werden, durch-
zuführen ist.
Die Einmietung von Mutterrüben. Von C. O. Townsend.^) —
Versuche haben ergeben, daß die Einmietung in Sand gegenüber der Ein-
lagerung in Gruben, Kästen, Kellern us^v. die befriedigendsten Resultate
liefert. Nach dieser Methode werden die Rüben vollkommen in Sand ein-
gebettet, mit oder ohne Benutzung eines Grabens oder einer Grube. Ge-
wöhnlich wurde einfach eine Schicht Rüben auf eine etwas erhöhte Stelle
des Feldes, die guten Abfluß hatte, gelegt und darüber wurden abwechselnd
Lagen Sand und Rüben bis zu einer geeigneten Höhe aufgeschichtet, wor-
auf mit Sand und der nötigen Menge Erde, um die Rüben gegen Frost
1) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910. 19, 359 u. 360 — -) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1910, 34,
435—445. — 3) Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 720.
B. Rohrzucker. 1. Rübenkultur. 475
zu schützen, zugedeckt wird. Der Sand muß, damit die Rüben nicht ver-
welken, etwas feucht sein. Durch diese Aufbewahrungsraethode gelang es
in Nord-Amerika in einem Klima, das so milde ist, wie dasjenige in
Kalifornien, die Rüben unbeschädigt aufzubewahren und daraus einen guten
Samenertrag von ebensolcher Qualität zu erzielen.
Der heutige Stand der Rübenblättertrocknung. Yon L. Kühle. ^)
— Der Vf. schildert zunächst die verschiedenen, bei der Blättertrocknung
in Betracht kommenden Systeme, um sodann auf den neuen Trocknungs-
apparat von Büttner überzugehen, der verschiedene übelstände der früheren
Konstruktionen vermeidet und den Vorzug vor den bis heute bekannten
Systemen verdient. Dieser Apparat besitzt nämlich einen sehr sinnreich
konstruierten Rieseleinbau, der den Zweck hat, die größte Menge des zu
trocknenden Materiales in viele kleine Partien aufzulösen und die kleinen
Teilchen abwechselnd zu wenden und in kurzen Fallhöhen herabrieseln
zu lassen. Das Material wird dadurch gleichmäßig und schnell aus-
getrocknet, so daß eine weitgehende Ausnützung des Brennstoffes gewähr-
leistet wird. Der Apparat trocknet die verschiedensten Materialien. Eine
in Aderstedt aufgestellte Anlage kann in 24 Stunden etwa 500 Meter-
zentner Rübenblätter und -Köpfe, 1000 Meterzentner naturfeuchtes Getreide
und 400 Meterzentner naturfeuchten Rübensamen trocknen. Die Maschinerie,
einschließlich Dampfkessel und Maschine, kommt auf etwa 60 000 M zu
stehen, die Gebäude ohne Lagerräume auf etwa 10 000 M, mit Lagerräume
auf 30 000 M. Die Trockenkosten betrugen für 50 kg Trockenblätter, ein-
schließlich der Anfahrkosten (0,45 M) 1,62 M. Die Trockenblätter werden
in Mengen bis zu 4 kg pro Tag und Kopf an Mast-, Milch-, Arbeits- und
Zuchtvieh gegeben. Mit Gerstenschrot vermischt, können sie bei der
Schweinemast Kartoffeln bis zur Vollmast ersetzen. Ebenso hat die Ver-
fütterung an Pferde (bis zu 1 kg pro Tag) vorzügliche Resultate gezeitigt.
Die Blätter werden trocken und unzerkleinert gegeben.
Die Rübenblätter- und Köpfetrocknungsanlage der Domäne Dötenitz
in Böhmen. Von A. Stift. 2) — Die Anlage ist das Feuertrocknuugs-
system Petry-Hecking, verbessert von Back. Die gereinigten und zer-
kleinerten Blätter werden in einer rotierenden Trommel vorgetrocknet,
fallen dann in einen Nachtrockner (ein Raum, der einerseits von der
Trommel, anderseits von der ümmauerung und unten durch eine Blech-
mulde begrenzt wird), gelangen hierauf in einen Entstäuber und von dort
zu den Lagerräumen. Die Heizgase kühlen sich in der rotierenden
Trommel auf 80 — 100° C. ab, werden dann unter die Blechmulde zur
Nachtrocknung geleitet und gelangen mit ungefähr 55° C. ins Freie. Der
Apparat hat tadellos und ökonomisch gearbeitet und ein Trockenprodukt von
durchaus normaler Beschaffenheit und Zusammensetzung geliefert, das an-
sehnliche Mengen von Schrot und Kleie ersetzte. Bei günstigen und ört-
lichen Verhältnissen hat durch diese Anlage die Frage der Blätter- und
Köpfetrocknung eine befriedigende technische Lösung gefunden.
1) Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 861— 8&4. — ') Wiener Idwsch. Zeit. 1910, 60, 516 u. 517.
476 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
2. Saftgewinnung.
über die im Diffusionssafte zur Zeit des Abzuges in den Meß-
gefäßen in Form von Bläschen sowie gelöst enthaltene Gasmenge.
Von E. Saillard und RubyJ) — Das im Diffusionseafte eingeschlossene Gas
erwies sich als ein Gemenge von Kohlendioxyd, Sauerstoff und Stickstoff;
die beiden letzteren Gase waren jedoch nicht in demselben Verhältnis vor-
handen wie in der atmosphärischen Luft, denn die Menge des Sauerstoffs
war eine geringere, was ohne Zweifel den im Safte stets vor sich gehenden
Oxydationsprocessen zuzuschreiben ist. Der auffallend hohe Gehalt an
Kohlensäure ist wahrscheinlich das Produkt von Gärungserscheinungen.
Die in den Gasen des Diffusionssaftes enthaltene Luftmenge dürfte zum
Teil von der den frischen Schnitten stets anhaftenden Luft herrühren.
Was die im Safte in Form von Emulsion vorhandenen Gase anbetrifft, so
bestehen dieselben hauptsächlich aus Stickstoff. Zur endgültigen Ent-
scheidung sind weitere Untersuchungen nötig und auch wünschenswert,
da sie die Frage der unbestimmbaren Verluste bei der Diffusion un-
mittelbar berühren.
Der Einfluß des Schaumes bei der Messung des Diffusionssaftes.
Von H. Pellet. ^) — Die im Diffusionssafte gelösten und sich daraus ent-
wickelnden Gase (vornehujüch Kohlensäure und Stickstoff, weniger Sauer-
stoff) sind in ihrer Zusammensetzung von deijenigen der in der Rübe ent-
haltenen Gase abhängig. Ihr Volumen ist auf die Messung des Saft-
volumens ohne Einfluß, da der größte Teil im Zustande der Übersättigung
gelöst und der Raum, den die einzelnen Blasen einnehmen, besonders beim
Arbeiten in der Wärme, sehr gering ist.
Zur Frage der unbestimmbaren Verluste bei der Saftgewinnung.
Von H. Pellet.") — Es gibt weder eine Zunahme noch Verluste an Zucker
während der Gewinnung desselben aus der Rübe, sei es nach dem
Diffusions- oder nach dem Brüh verfahren. Auch anormale Rüben, d. h.
solche, die z. B. Polarisationen von 20 — 25 "/o ergeben und dabei nur
18 — 19 oder 22 ''/o Zucker enthalten, gibt es nicht, wenngleich in der
Rübe verschiedene polarisierende Substanzen vorkommen, die die Polarisation
im verschiedenen Sinne beeinflussen und deren Drehungsvermögen, je nach
den Arbeitsbedingungen, verschieden sind. Die Methode nach Clerget
führt hier nicht zum Ziele, da sie unter Umständen völlig irreführende
Resultate ergeben kann. Man muß vielmehr die Bestimmung des krystalli-
sierbaren Zuckers nach der Kupfermethode ausführen, die ausgezeichnete
Resultate ergibt, sowohl nach der wenig bekannten Violette'schen Methode
als auch durch Wägung des reducierten Kupfers. Weiter führt der
Vf. aus, daß man sehr vorsichtig sein müsse, wenn man Bleisalze zur
Klärung von unreinen Zuckerlösungen verwendet, da dieselben imstande
sind, eine bestimmte Menge krystallisierbaren Zucker auszufällen. Dies ist
besonders bei der Klärmethode von Herles der Fall, bei der Bleinitrat
und Natronlauge zur Verwendung gelangen. Diese Ausfälluug von Zucker
1) Circ. hebdom. du Syndicat des Fabricans de sucre 1910. Nr. 1128: durch ^Vochenschrilt des
Ctrlver. f. d. Rübenzuckerind Österr. u. Ungarns 1910, 48, 810. — ^) Bull, de l'Assoc. des Chimistes
de Sucrerie et de DistUlerie 1910, 28, 382—385. — ») Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 446—449.
B. Rohrzucker. 2. Saftgewinnung. 477
wird besonders durch die Gegenwart fremder Substanzen beeinflußt, die
mit nascierendem ßleiuxyd unlösliche Verbindungen geben; diese reißen
die reducierenden Zucker oder den krystallisierbaren Zucker mit nieder.
Versuche zur Berechnung der höchstmöglichen Verwertung der
Zuckerrüben nach verschiedenen Saftgewinnungsverfahren. Von Ivar
Fogelberg. ^) — In Betracht kamen: die gewöhnliche Diffusion, die Diffusion
mit vollständiger Rückführung des Preß- und Ablauf wassers, das Brüh-
verfahren ohne Sirupziisatz und das Brühverfahren mit vollständiger Rück-
führung des Ablaufes (Variante des Brühverfahrens, bei dem die aus dem
Brühtrog kommenden, schwach abgepreßten Schnitzel mit dünner Sirup-
lösung durchtränkt werden, bevor sie in die Schnitzelpreßstation gelangen.
Zweck: Größere Nichtzuckermengen mit den Schnitzeln ohne Aufopferung
von zuviel Zucker aus dem Saft zu entfernen). Es hat sich nun die
Unterlegen heit der alten Diffusion ergeben und diese Unterlegen heit kann
nur bei einer sehr hohen Verwertung der nassen Schnitzel aufgebessert
werden. Bei niedrigem Zuckerpreis ist das Brühverfahren entschieden
"überlegen und erst wenn der Zuckerpreis doppelt so hoch wie der Futter-
preis für Zucker- und Trockenschnitzel ist, kann das Diffusionsverfahren
mit dem Brühverfahren verglichen werden. Das Brühverfahren mit Auf-
arbeitung des Sirups behauptet aber auch bei diesem hohen Zuckerpreis
die erste Stelle. Die erhaltenen Zahlen sind, unter der Annahme von
sehr kleinen Verlusten , als die höchsten denkbaren zu betrachten. Die
Erfahrung hat aber gezeigt, daß bei der Diffusion häufig Verluste auftreten,
die viel größer sind, als hier angenommen worden ist, dagegen bei dem Brüh-
verfahren ein Gesamtverlust von 0,4 nicht überschritten zu werden braucht.
Weiter liegt die Möglichkeit vor, durch Verminderung des Zuckergehaltes
in den Schnitzeln die Bilanz des Brühverfahrens noch zu verbessern. Es
scheint, abgesehen von den Betriebs- und Anlagekosten, als ob das Brüh-
verfahren die beste Gewähr für eine gute Verwertung der Rüben bei
guten wie bei sclilechttn Zuckerpreisen bieten würde. — Die Berechnungen
Fogelberg's haben zu einer lebhaften Polemik 2) Anlaß gegeben, auf die
nicht eingegangen werden kann.
Über den gegenwärtigen Stand der Saftgewinnung aus der Rübe.
Von Jos. Cufin.^) — Von der alten Diffusion ausgehend, werden die
gegenwärtig gebräuchlichen Diffusionsverfahren besprochen (kalte Diffusion,
heiße Diffusion und die sog. halbheiße Diffusion von Melichar), weiter
das Steffen'sche Brühverfahren, die Diffusionsverfahren mit Rücknahm«
der Diffusionsabwässer und Schnitzelpreßwässer und schließlich die, Preß-
diffusion von Hyroß-Rak, der Vf. besonders sympathisch gegenübersteht.
Welches unserer Saftgewinnungsverfahren ist nach dem Stande
unserer gegenwärtigen Erfahrungen als das beste und vorteilhafteste
zu bezeichnen? Von A. Herzfeld.*) — Der Vf. bespricht das alte
Diffusionsverfahren, die Preßdiffusion von Hyroß-Rak, das Steffen'sche
Brühverfahren, ferner die Verfahren Ciaassen, Pfeiffer usw., wobei er
zu dem Schlüsse kommt, daß nach der gegenwärtigen Sachlage die Ab-
gabe eines bestimmten Urteiles unmöglich ist. Das Urteil, welches Ver-
1) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 828 u. 829. — 2) Ebend. 860 u. 861, 889 u. 890. 892, 919
n. 920, 946, 979. — S) ztschr. f. Znckerind. in Böhmen 191U, 34, 451—463. — *) Ztschr. Ver. D.
Zuckerind. 1910, 60, 819-831.
478 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
fahren im speziellen Falle anzuwenden sei, ist eine lokale Frage, die
immer nur von Fall zu Fall beurteilt und nicht durch eine allgemeine
Redensart abgetan werden kann.
Vergleichende Rentabilitätsberechnung der beiden kontinuier-
lichen Saftgewinnungsverfahren (heißes Preßverfahren — Steffen und
kontinuierliches Diffusionsverfahren — Hyroß-Rak — ) mit dem alten
Diffusionsverfahren. Von O. Emmrich.^) — Auf Grund seiner Zu-
samraenstellang kommt der Yf. zu dem Schluß, daß die alte Diffusion bei
12 M Zuckerpreis dem heißen Preß verfahren überlegen, das heiße Preß-
verfahren der kontinuierlichen Diffusion, wenn Zuckerpreis und Zucker-
schnitzelpreis gleich sind (20000 M mehr für die höhere Verwertung der
Zuekerschnitzel gegenüber den Trockenschnitzeln), während ia allen anderen
Fällen die kontinuierliche Diffusion immer der gewöhnlichen Diffusion und
dem heißen Preßverfahren überlegen ist. Die Anlagekosten, sowie der
Wegfall der Wasserreinigung sind nicht berücksichtigt, auch nicht, daß
sich bei der kontinuierlichen Diffusion die nasspn Schnitzel nach drei-
jähriger Erfahrung gerade so halten wie die gewöhnlichen nassen Schnitzel,
währenddem die Zuckerschnitzel getrocknet werden müssen. — Die vor-
stehende Mitteilung war Gegenstand einer regen Polemik, an der sich
W. Bock2), 0. DeckerS), 0. Emmrich*), B. Claassen^) und J. F. 6)
beteiligt haben. Diesbezüglich muß auf die Literatur verwiesen werden.
Das kontinuierliche Diffusionsverfahren nach Hyroß-Rak. Von
Alphons Heinze. ') — Der Vf. bespricht zuerst in eingehender Weise die
Prinzipien und die Durchführung dieses Verfahrens, das sich gegenüber
den neueren Diffusionsanlagen durch Einfachheit der Anordnung und Be-
dienung, Übersichtlichkeit und geringere Reparaturen auszeichnet. Dieses
Verfahren ist aber auch, bei völlig gleichwertiger Auslaugung, allen anderen
bestehenden Entsaftungsverfahren überlegen. Auch das Steffen'sche-
ßrühverfahren bleibt unbedingt rechnerisch im Nachteil und kann nur mit
der alten Diffusion knapp in Konkurrenz treten.
Die Prüfung des Hyroß- Rak- Verfahrens in der Zuckerfabrik
Schafslädt durch das Institut für Zuckerindustrie. Von A. Herzfeld.**)
— Die Fabrik arbeitet seit Beginn der Campagne 1909 ausschließlich mit
diesem Verfahren, so daß die Diffusionsbatterie vollständig ausgeschaltet
ist. Die Prüfung währte vom 7. — 14. November 19u9 und verlief ohne
Störung; die Fabrik arbeitete anstandslos bis zum htzten Tag der Cam-
pagne, den 24. Dezember. Die Prüfung hat folgende Resultate ergeben:
1. Das große Problem, an dem die Ingenieure seit langer Zeit gearbeitet
haben, "die Schnitzel während der Auslaugung des Zuckersaftes kontinuierlich
zu bewegen, ist in der Hyroß-Rack- Batterie in befriedigender Weise ge-
löst. 2. Die Batterie bildet ein in sich geschlossenes System, weshalb inner-
halb ihres Betriebes weder Satt- noch Schnitzelsuhstanz verloren gehen
kann. Es resultieren auch keine Diffusionsabwässer; ebenso fällt auch das
Schnitzelpreßwasser weg. 3. Für den Betrieb der Batterie ist es wichtig,
die für die gewöhnliche Diffusion richtig erkannten Temperaturen von 65
bis höchstens 80 '^ C. in der Schnitzelmasse innezuhalten. Bei höheren
n Die Deutsche Zuckeruid. 1910, 35. 13 u. 14. — '') Ebend. 94. — 3) Ebend. 94. — ♦) Ebend 95.
— 6) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 456, 457 u. 553. — 6) Ebend. 457. — ') Ctrlbl. i d. Zuckerind.
1910, 18, llfSO— 1150b, 1179-1181. ~ ») Ztschr. Ver. D. Zuckerind. 1910, 60, 222-253.
B. .Rohrzucker. 2. Saftgewinnung. 479.
Temperaturen leidet die Beschaffenheit der Säfte. Bei Innehaltung richtiger
Temperatur erhält man Säfte, die sich durch einen etwas höheren Gehalt
an coagulierbaren Stoffen von den gewöhnlichen Diffusion ssäfteu unter-
scheiden, und Preßlinge von sehr hoher Trockensubstanz (18,94%), die
aber noch 1- — ^2°/q Zucker = 0,46% auf Rübe gerechnet, enthalten.
4. Die Resultate wurden mit sehr guten, durch Königsfeldermesser er-
zeugten Schnitzeln erzielt und muß es späteren Prüfungen überlassen
werden, zu ermitteln, ob auch mit gröberen oder schlechteren Schnitzeln
ohne weiteres zu verarbeitende Säfte erhalten werden. 5. Der zweifellos,
nicht geringe Kraftverbrauch konnte nicht ermittelt werden. 6. Die Batterien
würden noch mehr geleistet haben, wenn die nachfolgende Fabrikeinriclitung
den Größenverhältnissen der Batterie genau angepaßt wäre. Es traten
daher öfters Arbeitspausen ein, nach deren Ablauf es aber leicht gelang,
die Batterien wieder in Tätigkeit zu setzen. 7. In Anbetracht des hohen
Trockensubstanzgehaltes der Schnitzel, sowie des Zuckergehaltes derselben,
welcher bei der Gärung der Schnitzel nach dem Einmieten verloren geht,,
ist anzuraten, die Schnitzel nach Möglichkeit zu trocknen.
Einige Bemerkungen zur Kontrolle der kontinuierlichen Diffusion
Hyroß-Rak in Schafstädt (7.— 14. November 1909). Von Emile Saillard.')
Der Vf. vergleicht seine in der Zuckeifabrik Böhmisch- ßrod festgestellten
Ergebnisse mit denjenigen von Herzfeld (siehe vorstehendes Referat) in
Schafstädt erhaltenen Resultaten, wobei er zu dem Resultat kommt, daß
die neue Batterie noch vervollkommnet worden ist und besonders den Vor-
teil hat, die Diffusionsabwässer zu vermeiden, ausgelaugte Schnitzel mit
hohem Zuckergehalt zu liefern und wenig Wasser zum Betrieb zu ge-
brauchen.
Die Prüfung des Claassen'schen Verfahrens der Zurücknahme
von Abwässern auf die Diffusionsbatterie in der Zuckerfabrik Dormagen
durch das Institut für Zuckerindustrie. Yon A. Herzfeld. ^) — Das
Ciaassen 'sehe Verfahren charakterisiert sich dadurch, daß Preß- und
Diffusionswasser gemischt zurückgeführt werden. Die Versuche wurden in
der Zeit vom 24. — 30. Oktober 1909 durchgeführt und ging die Arbeit
in der Fabrik vom Anfang bis zum Ende glatt vor sich. Die Ergebnisse
lassen sich in Kürze, wie folgt, zusammenfassen: 1. Es ist gelungen,
während einer ganzen Woche das im Laufe des Betriebes entstandene
Diffusions-Ablauf- und Schnitzelpreßwasser sehr glatt auf die Diffusions-
batterie zurückzuführen; ausgeschieden wurden täglich nur etwa 21 cbm
feine Pulpe, die zum Absüßen der Schlammpressen verwendet wurden.
2. Es trat kein übler Einfluß auf den Diffusions- und nachfolgendem
Fabrikbetrieb ein. 3. Der Verlust an Polaiisation betrug auf der Diffusions-
batterie nur OjlT^/o, weniger als bei Versuchen in einer anderen Fabrik,
für die reine Diffusionsarbeit ermittelt wurde, woraus folgt, daß durch
die Rücknahme der Abwässer nicht nur keine Zuckerverluste auf der
Diffusionsbatterie (etwa durch Gärung) verursacht worden sind, sondern
im Gegenteil eine Vermehrung des Zuckergehaltes des Diffusionssaftes
stattgefunden hat. 4. In Dormagen werden sämtliche Preßwässer auf eine
Batterie zurückgeführt, in der die Schnitzel nur auf 1,5 — l,6 7o ausgelaugt
1) Ztschr. Ver. D. Zuckerind. 1910, 60 510-517. — 2) Ebend. 108-161.
480 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
werden, um dann zur Trocknung zu gelangen, während die 3 anderen
Batterien nur Diffusionsablaufwasser enthalten und durch nachfolgendes
reines Wasser bis auf durchschnittlich 0,54% ausgelaugt werden. Es
läßt sich daher nicht nait Sicherheit ersehen, welche Menge von Frisch-
wasser erforderlich sein würde, wenn in der Tat sämtliches Preßwasser
mit sämtlichem Diffusionswasser gemischt einheitlich zurückgenommen
werden und dabei eine normale Auslaugung erzielt werden soll. Das Ver-
fahren wird aber unbedenklich dort zur Anwendung kommen können, wo
man den größeren Teil der Schnitzel trocknet, also den ihnen verbleibenden
Zucker nutzbar gewinnt. 5. Der neue Ciaassen 'sehe Pülpenfänger hat
gut funktioniert. 6. Die Pulpe, die durch den Pülpenfänger hindurch-
passiert, wird zum großen Teil noch in Klärgefäßen abgefangen und nach
der Kalkuug anstandslos in die Schlammpressen geführt. 7. Die noch im
Safte verbleibende feine Pulpe wird nach dem Eindringen des Wassers in
die Diffusionsbatterie von den Schnitzeln zurückgehalten; dasselbe ist auch
mit dem größten Teil der durch Erhitzen coagulierbaren, im Ablaufwasser
gelösten Substanzen der Fall. 8. Die Beschaffenheit der Ablaufwässer
sowie der Diffusionssäfte war während der ganzen Versuchsperiode eine
gesunde. — In analytischer Beziehung ergab sich die Schlußfolgerung,
daß erst bei Anwendung der heißen wäßrigen Digestionsmethode des In-
stitutes für Zuckerindustrie unbedenklich ist, Brei von der Wurstmaschine
ohne weitere Zerkleinerung anzuwenden, und daß diese Methode mit der
ursprünglichen heißen wäßrigen Methode Pellet bei richtiger Ausführung
der letzteren übereinstimmende Resultate ergibt.
Ciaassen oder Pfeiffer- Bergreen? Von Hermann Hoppe. ^) — Der
Vf. spricht sich nach Kritisierung der beiden Verfahren dahin aus, daß
das Verfahren von Pfeiffer-Bergreen demjenigen Ciaassen 's überlegen
ist, das keinen Fortschritt bedeutet. — Wilh. Meyer 2), der seinerzeit mit
an der Kontrolle des Claassen'schen Verfahrens seitens des Institutes
für Zuckerindustrie in Berlin beteiligt war, bemerkt, daß dieses Verfahren
glatt und verlustlos gearbeitet und nicht die Mängel gezeigt hat, die
Hoppe in der Durchführung finden will. Weiter gibt Meyer die An-
regung, die beiden Verfahren zu vereinigen, da dann eine endgültige
Lösung der Abwasserfrage in Verbindung mit dem alten bewährten
Diffusionsverfahren zu erwarten wäre.
Über die Zurücknahme der Diffusions- und Schnitzelpreßwässer.
Von Zscheye. ^) — Es wurde mit diesem Verfahren die ganze Campagne
anstandslos gearbeitet; doch ist als Vorbedingrung folgendes notwendig:
Die erzengten grünen Schnitzel müssen glatt und dünn sein und die
Schnitzelpressen müssen mit Messingsieben ausgerüstet sein. Dann ist der
Einbau von Pülpefängern ganz überflüssig. Kurze Batterien mit 6 — 7 Ge-
fäßen sind längeren mit 9 — 10 Gefäßen vorzuziehen. Zuungunsten des
Verfahrens spricht der Verschleiß aller Eisenteile und der gesteigerte
Kohlenverbrauch, zugunsten der Mehrgewinn an Zucker aus den Preß-
und Diffusionsabwässern und der Mehrgewinn an Trockensubstanz, da
diese in den Schnitzeln bleibt. Es wurden daher 0,5 — 0,6 °/o mehr
Trockenschnitzel als früher gewonnen. Bei Verarbeitung von Frostrüben
») Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 358. — «) Ebond. 376. — ') Ebend. 90 u. 91.
B. Eohrzucker. 2. Saftgewinnung. 481
geht die Arbeit weniger flott von statten und die Wässer schäumen ziemlich
starb. — Claasseu^) bemerkt, daß bisher keine einzige Fabrik dauernd
die DifTusionswässer zurückführen konnte, wenn sie so wie Zscheye
arbeitete. Dies ist namentlich der Fall, wenn infolge vielen Unkrautes
schlechte Schnitzel erhalten werden, selbst wenn sämtliche Wässer durch
einen sehr guten Pülpefänger filtriert werden. Der Druck würde in der
Batterie in kurzer Zeit nachlassen und nach 24 Stunden würde der Be-
trieb fast gänzlich still stehen, weil sich die Wässer mit dem feinen
Pülpeschlick stark anreichern und dieser Schlick sich als wenig durch-
lässige Schicht auf die Schnitzel des jedesmal letzten DifFuseurs legt.
Betriebsergebnisse mit der Brühdiffusion. Von Paul Herrmann. ^)
Da von verschiedenen Seiten gegenüber der Brühdiffusion nach Kaiser
der Einwand erhoben worden ist, daß durch die direkte Erhitzung der
Schnitzel mit Dampf eine Verdünnung des concentrierten Robsaftes statt-
finden müßte, daher nicht die größtmöglichste Concentration des Saftes zu
erreichen wäre, so hat der Vf. das Verfahren im Fabriksbetrieb genau ver-
folgt und studiert, wobei er feststellen konnte, daß irgend welche Nachteile,
die durch Erhitzung der Schnitzel mit Dampf hervorgerufen werden köunten,
nicht zu beobachten waren, vielmehr in der Brühdiffusion ein wertvoller
Fortschritt der Saftgewinnuug vorliegt.
Über ßrühdiffusion. Von R. Kaiser.^) — Der Vf. beschreibt in
eingehender Weise, unter Zugrundelegung vieler Betriebsdaten, die weiteren
Erfahrungen, die man mit seiner Arbeitsweise in der Zuckerfabrik Schorte-
witz gemacht hat, welche sich hier recht gut bewährte und wirtschaftliche
Vorteile brachte, denen gegenüber die geringen Einrichtungskosten kaum
in Betracht kommen.
Über das Digestionscentrifugalverfahren der Saftgewinnung aus
Rüben. Von M. Zuew und A. Schumilow.^) — Der Kübenbrei wird in
einer Reihe von Centrifugen ausgeschleudert, die Abläufe werden getrennt
abgelassen oder aber zur Digestion des Rübenbreies in den Centrifugen
benützt. Die bisherigen Laboratoriumsversuche haben ganz günstige Re-
sultate ergeben, und die Vff. erhoffen im Großbetriebe, bis dann die
Diffusionsbatterie durch Centrifugen ersetzt wird, noch bessere Ergebnisse.
Bei diesem Verfahren soll auch das Diffusionswasser in Wegfall kommen.
Die Sperber-Trocknung. Von H, Stoepel.^) — Die Trockuungs-
kosten für einen Centner nach dem Sperber 'sehen Dampf trocknungs-
verfahren hergestellter Trockenschnitzel stellten sich bei einer Totalerzeugung
von 31 932 Centner Trockenschnitzel auf 2 M und bei einer Totalerzeugung
von 42 300 Centner Trockenschnitzel auf 1,65 M. Die hohe Leistung von
meist 800 Centner Trockenschnitzel in 24 Stunden mit 4 Apparaten ist
nur infolge Aufstellung der neuen Zerkleinerungsmaschinen des Vfs. mög-
lich gewesen.
Über den Rübenschnitte- Dampftrockenapparat, System Imperial.
Von P. Hoffmeister. ^) — Der Apparat zeichnet sich durch Einfachheit
der Construction, absolute Zugänglichkeit aller Apparatteile, die Möglichkeit,
1) Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35. 119. — ^) Ebend. 95—98. — 3) Ebend. 403—406. —
') Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 1149 u. 1150. — ^) Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 389 u. 390,
— 6) Ztschr. f. Zuckerind. in Böhmen 1910, 34, 467—473.
Jahresbericht 1910. 31
482 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
den Arbeitsvorgang auch während des Betriebes ohne Umstände zu besichtigen
und durch wesentliche Yerbilligung der Bedienung aus. Die Leistungs-
fähigkeit des Apparates beträgt in 24 Stunden ungefähr 5000 — 5600 kg
Trockenschnitte von ungefähr 18% Wassergehalt, was einer täglichen
Rübenverarbeitung von ungefähr 850 — 900 Metercentner entspricht. Die
Hauptdiraensionen des Apparates sind: Länge 6750 mm, Breite 2450 mm,
Höhe 3300 mm. Zur Aufstellung des Apparates genügt ein fester Fuß-
boden oder zwei seichte Fundaraentsockel unter den Apparatfüßen. Der
Apparat eignet sich auch vorzüglich zur Trocknung von Rübensamen, da
der Samen unbeschädigt den Apparat verläßt und auch seine Keimkraft
nicht im mindesten einbüßt.
Lohnt es sich, die Wärme der Kalkofengase zur Schnitzeltrocknung
auszunutzen? Von Erich Kühne. i) — Nach dem D. R.-P. Nr. 217 458
wird die Wärme der im Kalkofen erzeugten Saturationsgase zur Schnitzel-
trocknung ausgenützt, so daß also für die Schnitzeltrocknung eine besondere
Feuerungsanlage oder Dampfquelle überflüssig wird. Wie nun der Vf.
rechnerisch beweist, so ist die in den heißen Satnrationsgasen verfügbare
Wärmemenge viel zu gering, um auch nur einen nennenswerten Teil der
erzeugten grünen Schnitte zu trocknen, geschweige denn alle.
Conservierung von Zuckerfabriks- und Brennereischnitzeln. Von
Ren^ Sarcin.2) — Die Chemiker Boui Ilaint und Crolbois haben ein
neues Verfahren zur Conservierung der Schnitzel ausfindig gemacht, welches
darin besteht, daß die sauren Schnitzel mit eines an sie gewöhnten Milch-
säurefermentes — Lacto- Pulpe genannt — geimpft werden. Seit der
Impfung verschwand der unangenehme Geruch in der Schnitzelgrube und
kam selbst nach 8 Monaten nicht wieder, die Mästung mit diesen Schnitzeln
ergab vorzügliche Resultate und die durch Schimmelpilze verursachten
Verluste der eingemieteten Schnitzeln wurden erheblich vermindert. Die
Kosten der Behandlung betragen 0,10 Frc. für 1000 kg Schnitzel, was
ungefähr 1,50 Frc. für 1 ha Rübenanbaufläche entspricht.
Conservierung der Rübenschnitte mittels „Lacto - Pulpe". Von
Maurus Deutsch.^) — Die Rübenschnitte werden nach dem Verfahren
von Bouillaint (siehe vorstehendes Referat) mit Reinkulturen von Milch-
säurebacterien imprägniert, wodurch dann keinerlei Zersetzungserscheinungen
auftreten und sich die Schnitte ausgezeichnet halten. Sie werden gerne
vom Vieh aufgenommen und können ohne Schaden auch jungen Tieren
und Lämmern verabreicht werden. Die Milch derartig gefütterter Kühe
hat nicht jenen unangenehmen Geschmack, der häufig bei der Verfütterung
unpräparierter Schnitte als Hauptfutter auftritt. Die Kosten des einfach
durchzuführenden Verfahrens stellen sich auf etwa 1 Heller pro 100 kg
Schnitt. — Malpeaux*) empfiiehlt die Methode den Landwirten und
Zuckerfabriken, da sie sich bei guter Ausführung auch gut bewährt.
Über die Veränderungen in der Zusammensetzung der Rüben-
schnitzel beim Einmieten. Von Demiautte und L. Vuaflart.^) — Vier
Monate eingemietete Rübenschnitzel, die durchaus gesund aussahen und
1) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 651. — ») Ztschr. Ver. D. Zuckorind. 1910, 105—107. —
3) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1910. 34, 569—571. — *) La sucrerie indisrene et coloniale 1910, 76,
292—294. — 5) Bull, de l'Assoc. des Chimistes de Sucrerie et de Dislillorio 1910, 27, 1169-1172.
B. Rohrzucker. 3. Saftreinigung. 483
einen nur schwachen Buttersäuregeruch ausströmten, zeigten einen Gesamt-
verlust von 18^0, wobei der Gewichtsverlust an Trockensubstanz höher
als derjenige an Wasser ist. Celliüose und vielleicht auch Asche blieben
unversehrt; die größten Verluste zeigten die Kohlehydrate. Die ein-
gemieteten Schnitzel sind wasserreicher und reicher an Eiweißstoffen als
die frischen Schnitzel, dagegen ärmer an stickstoffhaltigen Substanzen.
Wenngleich auch die Differenzen in dem Gehalt an Nährstoffen zwischen
frischen und eingemieteten Schnitzeln keine großen sind, so kommen sie
aber hinsichtlich des geringen absoluten Gehaltes an Nährstoffen doch
sehr in Betracht und vermindern den Wert letzterer Schnitzel.
3. Saftreinigung.
Behandlung der Rüben und des Rohsaftes mit Kalk. Von H. Bosse/)
— Wenn es so wesentlich ist, von der Scheidepfanne an bis zum gesackten
Zucker, um eine Zersetzung des Zuckers durch Inversion zu vermeiden,
alle Produkte alkalisch zu halten, so muß es auch von Nutzen sein, die
dem Rohsafte anhaftende organische Säure tunlichst früh, also schon vor
der Scheidung, durch einen Kalkzusatz zu neutralisieren, d. h. unschädlich
zu machen. Es wurde nun ein Teil der zur Scheidung bestimmten Kalk-
menge (Ys — Va) sofort den Rohsäften beim Verlassen der Diffusion zu-
gesetzt und ein günstiges Resultat bei ungestörter Arbeit erhalten. Das-
selbe war auch der Fall, als die organische Säure durch Kalkzusatz in
der Diffusionsbatterie abgestumpft wurde. Auch die Behandlung der Rüben
schon in der Rübenwäsche mit Kalk war von günstigem Erfolg begleitet,
da die Leistung der Rübenwäsche erhöht und der Antrieb erleichtert
wurde. Zwecks Conservierung wurde Kalkmilch auch zum Überbrausen
der am Fabrikshof lagernden Rüben verwendet und gefunden, daß sich
die Rüben recht gut hielten und auch gut, trotz Nachtfröste, verarbeiten
ließen.
Reinigung von Zuckersäften mit Hilfe des elektrischen Stromes.
Von Chr. Mrasek. ') — Auf Grund der in der Literatur vorliegenden
Angaben kommt der Vf. zu dem Schluß, daß Zuckerlösungen, ob nun in
Form von Rübensaft, Sirup oder Melasse äußerst ungünstige Objekte für
den elektrischen Strom darstellen, einerseits infolge der Unmöglichkeit der
Entfernung der freiwerdenden Säuren und deren Verbindungen und anderer-
seits wegen der Gefahr der Invertierung. Der elektrische Strom für sich
ist nicht imstande, eine eventuelle Reinigung ohne Gefahr für den Zucker
zu vollbringen, sondern ist auf die Hilfe sekundärer chemischer Prozesse
angewiesen, wobei jedoch die gebildeten Salze kein anderes Verhalten
zeigen als bei der gewöhnlichen chemischen Reinigung, so daß sie den
Proceß nur erschweren, ja ihn illusorisch machen.
Über das Verhalten von kalkhaltigen reinen Zuckerlösungen und
Betriebssäften. Von J, Schnell.^) — Für die Filtrationsfähigkeit ist es
1) Ctrlbl. f. d. Znckerind. 1910, 18, 1119 u. 1120. — ^ Österr. -Ungar. Ztschr. f. Zuckermd. u.
Ldwsch. 1910, 39, 442-452. — ») Ctrlbl. f. d. Zuckermd. 1910, 18, 1427 u. 1428.
31*
484 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
keineswegs gleichgültig, ob die Alkalität z. ß. nur durch Einleiten von
Kohlensäure oder durch Vermischen von Säften verschiedener Alkalität
hergestellt worden ist. Im letzteren Falle wird der Saft häufig schlechter
filtrieren. Aus diesen Gründen erklären sich auch die geteilten Ansichten
über die kontinuierliche erste Saturation. Es gehören besondere Be-
dingungen und Einrichtungen dazu, wenn die kontinuierliche Staturation
stets gut filtrierbare Säfte liefern soll, weil eben zum Regulieren der
Alkalität außer der Kohlensäure noch das Vermischen der Säfte ver-
schiedener Alkalität herangezogen wird. — J. Weisberg i) findet in den
Ausführungen Schnell 's eine Bestätigung seiner vor Jahren geäußerten
Ansichten. — G. Bruhns^) bespricht ebenfalls die Versuche Schnell's,
die er in verschiedenen Punkten in anderer Weise deutet.
Über den Saturationseffekt und seine Ermittlung. Von K. Andrlik.^)
— Der Vf. bespricht auf Grund der Literatur und eigener Versuche den
vorliegenden Gegenstand, mit Hervorhebung aller derjenigen Methoden, die
zur Ermittlung des Saturationseffektes vorgeschlagen worden sind. Wie
die Sachlage gegenwärtig steht, so scheint es, daß man jetzt den Grund-
satz, den größtmöglichsten Reinigungseffekt zu erzielen, aufgibt und das
Heil in der Vereinfachung und Verbilligung der Arbeit erblickt. Dieses
Streben ist zu entschuldigen und kann auch bei einer guten Qualität der
Rübensäfte, resp. der Rüben von Erfolg begleitet sein, um so mehr als
die gegenwärtigen Rüben zumeist eine weitaus günstigere Zusammensetzung
als vor 10 — 15 Jahren besitzen. Ob die vereinfachte Arbeit (Herabsetzung
des Kalkes auf ein Minimum, Beschränkung der Anzahl der Saturationen
auf zwei oder eine) oder die Erzielung des größten Reinigungseffektes in
der Zukunft das Feld behaupten wird, läßt sich annähernd erraten: nämlich
in ersterer Richtung. Falls es aber gelingt, sie mit der zweiten Richtung zu
vereinigen, dann erscheint die Frage der vorteilhaften Saturation sicherlich
am besten gelöst.
Verhalten der Raffinose bei der Saturation. Von M, Zuew.*)
— Unter den Bedingungen der Scheide-Saturation bildet die Raffinose ein
(fast) unlösliches, aber unbeständiges kohlensaures Calciumraffinosat, wobei
dessen Menge größer bei der kalten Scheide -Saturation als bei der heißen
ist. Maximum 15°/o und Minimum S^/q Raffinose können bei der Satu-
ration als kohlensaures Calciumraffinosat gefällt werden. Bei der Scheidung
und Saturation geht der Hauptteil der mit der Rübe in die Fabrik ein-
geführten Raffinose verloren; daher hängen die zuweilen in einigen Fabriken
auftretenden großen Zuckerverluste nur in sehr geringem Grade von der
in der Rübe vorhandenen Raffinose ab und müssen wahrscheinlich der
Gegenwart irgend eines anderen rechtsdrehenden Nichtzuckerstoffes zu-
geschrieben werden.
Welche Fettart ist zur Vermeidung des Überschäumens der Säfte
in den Saturationspfannen zu bevorzugen? Von M. Gonnermann.^)
— Nach ausgedehnten Versuchen hat sich das neutrale Wollfett als das
bestgeeignetste erwiesen, dem sich dann die gelbe Vaseline anschließt.
1) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 1482 u. 1483. — «) Ebend. 1483 u. 1484. — S) Ztschr. f.
Zackennd. ia Böhmen 1910, 34, 689-658. — *) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 920 u. 921. —
6) Ebend. 1343-1346.
ß. Rohrzucker. 3. Saftreinigung. 485
Untersuchungen über die Wirkung des Hydrosulfits. Von L.
Nowakowsky und L. Muszynski. ^) — Bisher wurden das sog. Redo-
präparat und das Natrium hydrosulfit dem Dicksaft zwecks Entfärbung und
Erleichterung der Krystallisation zugesetzt. In letzter Zeit nun will man
durch Zusatz des Hydrosulfits zum DifFusionssaft die zur Scheidung not-
wendige Kalkzugabe auf 1 ^j^ herabsetzen. Die in 2 Zuckerfabriken durch-
geführten Versuche haben kein günstiges Resultat ergeben, da nach Herab-
setzung der Kalkzugabe der Saturationsschlamm schmierig wurde und
schlecht filtrierte. Wenn die Kalkmenge herabgesetzt werden konnte, so
ging die glatte Arbeit auch ohne Hydrosulfit vor sich. Jedenfalls kann
die Herabsetzung des Kalkes bei der Scheidung bei gleichzeitigem Zusatz
von Hydrosulfit zum Rohsaft nicht als eine rationelle Arbeitsweise an-
gesehen werden.
Ein Beitrag zum Kapitel über das Schwinden der Alkalität
Von Ed. Viewegh.2) — Der Vf. schildert die Lage der italienischen
Zuckerindustrie, die infolge der klimatischen Verhältnisse und des dadurch
bedingten frühzeitigen Kampagnebeginnes genötigt ist, zumeist entweder
unreife oder beschädigte Rüben verarbeiten zu müssen. Die Folge davon
ist, daß verschiedene Betriebsstörungen auftreten, die sich zumeist in dem
Schwinden der Alkalität und in dem Schäumen der Sirupe nach der
Osmose äußern. Verschiedentlich durchgeführte Versuche, das Schwinden
der Alkalität zu beseitigen, wie z. B. die Behandlung der Säfte der
3. Saturation mit Baryumsaccharat, führten zu keinem befriedigenden
Resultat, so daß nach der bestehenden Sachlage der Weg zur Beseitigung
der Kalamität darin liegt, durch eine rationelle Kultur auf eine bessere
Rübenqualitat hinzuarbeiten, sowie auf den Zuckerfabrikshöfen eine andere
Einlagerung der Rüben als bisher einzuführen, damit im letzteren Falle
in den Rüben nicht ungünstige Veränderungen enzymatischer Natur vor
sich gehen, die ein Produkt von höchst ungünstiger Zusammensetzung für
die Verarbeitung ergeben. Solange dieses Ziel nicht erreicht ist, ist an
einen normalen Zustand und an eine normale Arbeit in den italienischen
Zuckerfabriken nicht zu denken.
Tonerdehydrat als Niederschlag auf den mechanischen Filtern.
Von K. Smolenski.^) — Von Zeit zu Zeit trat auf den mechanischen
Filtern der dritten Saturation eine klebrige, 8 — 10 mm dicke Masse auf
den Filtertüchern auf, die sehr stark die Filtration des Saftes hinderte.
Nach den Untersuchungen erwies sich diese Masse als Tonerdehydrat,
herrührend von einem Kalk schlechter Qualität, der große Mengen Tonerde
und Kieselsäure, sowie mehr als normale Mengen an Kali und Natron ent-
hielt. Bei der Scheidung geht ein Teil der vorhandenen Tonerde in den
Saft über, setzt sich zu Kalialuminat um und scheidet sich dann bei der
Saturation aus. Zur Vermeidung dieser Erscheinung hat man nur guten
Kalkstein zu verwenden imd kein Totbrennen zuzulassen. Tritt die Er-
scheinung auf, so hat man auf der 2. Saturation bis auf 0,01 % Kalk zu
saturieren, um hier das Ausfällen fast der ganzen Menge Tonerde herbei-
zuführen, die dann unter dem großen Überschuß von kohlensauren Kalk
1) Wochenschr. d. Ctrlver. f. d. Rübenzuckerind. Österr. u. Ungarns 1910, 48, 160 u. 161. —
2) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1910, 34, 265—270. — 3) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 774—776.
486 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
verteilt in die Filterpressen geht und die Filtration nicht hindern wird.
Die 3. Saturation muß man ganz verwerfen.
Die Schlammstation und ihre Nebenerscheinungen. Yon M.
Gonnermann. ^) — Da das schlechte Laufen der Schlammpressen eine
Erscheinung ist, die sich jedes Jahr mehr oder weniger einstellt und zu
Betriebsstörungen Anlaß gibt, so hat sich der Vf. mit dieser Erscheinung
näher beschäftigt. Auf Grund der in der Literatur vorliegenden Angaben,
sowie auf Grund seiner eigenen Versuche kommt er nun zu dem Resultate,
daß es ein bestimmtes, allgemein anwendbares Mittel zur Beseitigung
dieser Kalamität nicht gibt, vielmehr jede Fabrik versuchen muß, das
schlechte Laufen der Schlammpressen nach eigenen Erfahrungen zu ver-
bessern oder zu verhindern. Was in der einen Fabrik vorzüglich sich
bewährt, braucht in einer anderen Fabrik durchaus nicht zu gehen. Die
Beschaffenheit des Rübenmateriales spielt eben eine gewichtige Rolle. So
mußte z. B. in der Zuckerfabrik Rostock nach zweijähriger Prüfung die
Brühdiffusion aufgegeben werden und die Patentinhaber mußten selbst zu-
geben, daß hier die Einführung eine unmögliche ist.
4. Gewinnung des Rohzuckers und Raffination.
Neuere Verdampfungsversuche mit dem Verdampf apparat von
Kestner. Von H. Ciaassen. ^) — Die wenigen bisher vei offen tlichten
Verdampfungsversuche mit dem Apparat von Kestner bei seiner Ver-
wendung als Verkocher haben eine sehr große Leistungsfähigkeit ergeben;
es soll der Wärmekoefficient annähernd 100 gewesen sein. Der Vf. zieht
nun aus den Versuchen Saillard's, der zu anderen Ergebnissen gekommen
ist, den Schluß, daß der Apparat von Kestner keine wesentlich größere
Leistungsfähigkeit hat, als ein gewöhnlicher, in richtiger Weise betriebener
stehender Verdampfapparat. — W. Greiner^) ist wieder der Ansicht, daß
der Apparat von Kestner seine Vorzüge hat, die immer mehr und mehr
zur Geltung kommen werden.
Die Sudenburger Maschinenfabrik und Eisengießerei^) hebt
hervor, daß der Kestner-Apparat nach langjährigen Erfahi'ungen durch-
schnittlich eine um 50 — 60% größere Leistungsfähigkeit als die besten
und richtigst betriebenen Apparate gewöhnlicher Construction besitzt.
Ciaassen 5) erwidert, daß dies nur Behauptungen ohne Beweise sind.
Bezüglich der weiteren Polemik^) muß auf die Literatur verwiesen werden.
Die Ursache des Schwerkochens der Füllmassen. Von L. Nowa-
kowski. ^) — In einem Falle wurde als Ursache der hohe Gehalt an
Pektinstoffen, die bis zu 1,12 °/'o in der Füllmasse ermittelt wurden, ge-
funden. In einem anderen Falle waren nur 0,16% Pektinsubstanzen
vorhanden und auch der Stickstoffgehalt war mit 0,27 ''/o kein besonders
hoher. Dagegen waren 0,7 7 "/o Kalk in organischer Form vorhanden, die
1) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 486-488 v. 517—519. — =) Ebend. 1037. — ») Ebond. 1065.
— *) Ebend. 1066. — ^) Ebend. 1066. — «) Ebend. 1096. — ") "Wochenschr. d. Otriven f. d. Rüben-
zuckerind. Österr. u. Ungarns 1910, 48, 300.
B. Rohrzucker. 4. Gewinnung des Rohzuckers und Raffination. 487
wahrscheinlich die Ursache des Schwerkochens waren. Da die Wärme-
leitung der Kalksalze nur eine geringe ist, so können gewiß diese Salze
auf das Kochen einen Einfluß haben, indem sie die Heizrohre umgeben
und daher die Wärme niclit voll zur Geltung kommen lassen.
Über die Westoncentrifuge. V^on J. Chalupa. ^) — Durch die
Einführung der Westoncentrifuge in ihren drei Typen ist die Leistungs-
fähigkeit der Zuckerfabriken bedeutend gestiegen, wozu als weiterer Vor-
teil kommt, daß auch bedeutend an Arbeiten gespart wird.
Die continuierliche Centrifuge mit discontinuierlicher Entleerung.
Von K. Fuchs. ^) — Die Arbeit mit dieser neuen Centrifuge ist eine außer-
ordentlich einfai^he und die Trennung von Zucker und Sirup wird tadel-
los rein ausgeführt. Das Abschleudern einer Ladung von 300 kg ein-
^emaischter Füllmasse erfordert je nach der Beschaffenheit der Sude 70 bis
100 Sekunden, und es können somit stündlich 102 bis 150 Metercentner
Füllmasse verarbeitet werden. Eine Centrifuge genügt für eine reine
Füllmassemenge von 1600 bis 2200 Metercentner, bezw. eine Rübenver-
arbeitung von 7000 bis 9000 Metercentner, eine Leistung, die noch von
keiner zweiten derartigen Maschine erreicht worden ist.
Mährische und niederösterreichische Rohzucker der Campagnen
1906/07 bis 1909/10. Von A. Frolda.^) — Die übliche Bewertung des
Rohzuckers nach dem handelsüblichen Rendement gibt zwar Anhaltspunkte
für die internen Betriebsrechnungen der Raffinerien, aber kein Bild von
dem wahren Wert des Rohzuckers in bezug auf seine Verarbeitung und
die Rentabilität bei der Raffination. In den letzten Jahren fehlte es nicht
an Arbeiten, die zur Bewertung des Rohzuckers auch die Bestimmung des
Krystallgehaltes heranziehen wollten, doch scheiterten alle diese Be-
strebungen daran, daß es keine handliche und richtige Angaben liefernde
Methode gab. Diesem Mißstande hat die Methode Koydl abgeholfen, die
sich nach den eingehenden Untersuchungen des Vfs. recht gut bewährte,
so daß er sie der allgemeinen Würdigung empfiehlt.
Der Rohzucker und seine Beschaffenheit. Von H. Ciaassen. ^) —
Der Rohzucker ist in seiner Beschaffenheit kein unveränderliches Produkt,
sondern erfährt Veränderungen, die durch die Übersättigung des Mutter-
sirups bedingt sind. Der während des Lagerns auskrystallisierte Zucker
dürfte in der ersten Operation der Raffination, der sog. Affination, nicht
zu gewinnen sein. Die Krystallisationsvorgänge in dem gelagerten Roh-
zucker haben daher kaum eine praktische Bedeutung und es lohnt sich
nicht der Mühe, sie dauernd zu verfolgen. Für die Praxis kann man an-
nehmen, daß der Rohzucker aus Krystallen und einem anhaftenden Sirup
besteht, dessen Reinheit ungefähr derjenigen gleichkommt, welche der
Muttersirup der Füllmasse hatte, aus welcher der Zucker gewonnen
wurde.
Rohzuckerstudien. Von Theodor Koydl. ^) — Der Vf. kämpft
schon seit Jahren gegen das noch immer zur Bewertung des Rohzuckers
dienende, wenngleich längst als veraltet und unbrauchbar erkannte, sog.
J) Ztschr. f. Znckerind. in Böhmen 1910, 34, 473-478. — 2) Ebend. 478 n. 479. — ^) Österr.-
Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 949-982. — *) Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18.
621 u. 622. — 5) Österr. -Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 69, 247—286.
488 Landwirtschaftliche Neben gewerbe.
Aschenrendement, und zeigt in den vorliegenden, umfangreichen Studien,
daß die von ihm seinerzeit aufgestellte Methode zur Bestimmung des
Krystallgehaltes der Rohzucker ein zutreffenderer "Wertmaßstab als das
Aschenrendement ist. Sollte es einmal gelingen, das „unglückselige"
Aschenrendement zu beseitigen, dann wäre es am Platze, bei Änderung
der Handelsbasis die Methode der Krystallbestimmung mit in Erwägung
zu ziehen. Des weiteren gibt der Vf. i) zum Verständnis der vorstehen-
den Studien die Durchführung der Methode zur Bestimmung des Gehaltes
der Sirupe an Schwebekrystallen an.
Die Nachproduktenarbeit nach Karlik-Czapikowski. Von Ed.
Kolär. -) — Der Vf. erörtert aufgrund seiner Erfahrungen, daß die Principien-
frage, auf einmal allen krystallisierbaren Zucker aus der Nachprodukten-
füllmasse und eine gänzlich erschöpfte Melasse (von 62 Quotient) zu ge-
winnen, durch dieses Verfahren zweifellos gelöst erscheint. Der Grünsirup
wird bis knapp zur Phenolphtalein - Neutralität geschwefelt, über Sand
filtriert und dann im patentierten Vacuum- Apparat auf Korn eingedickt.
Die Anlage für dieses Verfahren stellt sich billiger als für andere Ver-
fahren zum Verarbeiten der Nachprodukte durch Krystallisation in Be-
wegung und auch die Verarbeitungskosten sind weitaus geringer.
Über Affination und Affinationsversuche. Von A. Frolda. ^) —
Der Vf. beschäftigt sich mit den bei der Affination (Trennung des
krystallisierten Zuckers von dem den Krystallen anhängenden Sirup) vor
sich gehenden Vorgängen und den Bedingungen eines gut aflinierharen
Zuckers mit besonderer Berücksichtigung der Affinierung österreichischer
Rohzucker.
Über die Rolle des Feinkorns beim Affinieren des Rohzuckers.
Von Theodor Koydl.*) — Für die Ausbeute bei der Löse-Affination von
Rohzucker sind alle Krystallgrößen von gleichem Wert. Die Affinations-
ausbeute geht parallel mit dem Krystallgehalt auf- und abwärts und bildet
die reellste Basis für die Bewertung des Rohzuckers, Alle anderen Fak-
toren, die die Analyse des Rohzuckers sonst noch bietet, treten dem
Krystallgehalt gegenüber in den Hintergrund und können durch eine einzige
Wertzahl (Rendement) nicht ausgedrückt werden. Daß der Krystallgehalt
des Rohzuckers die natürlichste Wertbasis darstellt, ergibt die einfache
Erwägung, daß der Raffineur ja Krystallzucker in dieser oder jener Form
aus dem Rohzucker herzustellen hat und nicht Sirupe und Melassen. Je
mehr Krystalle der Rohzucker enthält, um so mehr Krystalle müssen aus
dem Rohzucker ausbringbar sein. Störende Nebenumstände können daran
nicht viel ändern.
Klärstation und Filtration. Von Felix Langen.^) — Es wird das
Auflösen und Filtrieren des affinierten Zuckers besprochen, mit Berück-
sichtigung der hier obwaltenden Verhältnisse und Auftreten zu starker
Färbung der Klären, eine Erscheinung, die im Rohzucker oder in begangenen
Fehlern bei der Affination und bei der Nachproduktenarbeit liegen kann.
») Österr. -Ungar. Ztschr. f. Zuckerind, n. Ldwsch. 1910, 39, 287—290. — 2) Ztschr. f. Zuckerind,
in Böhmen 1910, 34, 525-534. — S) Östeir.-Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 9KJ-1017.
— *) Ebend. 1018- 1024. - >>) CtiM. f. d. Zuckerind. 1910, 18. 1006-1009.
B. Rohrzucker. 4. Gewinnung des Rohzuckers und Raffination. 489
Über „Eponit", ein neues Entfärbungsmittel für gefärbte Zucker-
lösungen. Von F, Strohmer. ^) — Eponit ist ein Produkt, das durch
vollständige Verkohlung vegetabilischer Substanz, wahrscheinlich Holz, her-
gestellt wird und einer „vegetabilischen Kohle" gleichzustellen ist. Gegen-
über der Knochenkohle, die in 100 Teilen Trockensubstanz 12 ^/\^ Kohle
enthält, besitzt Eponit einen Kohlegehalt von 96,6 ^/q. Die mit Eaffinerie-
klärseln durchgeführten Versuche haben ergeben, daß dasselbe gegenüber
dem jetzt angewendeten Spodiura bedeutende Vorteile besitzt und daher die
Zuckerraffinerien zu Versuchen im Großbetriebe anregen sollte. Der Vf.
glaubt, daß durch Eponit ein wesentlicher Fortschritt in der Raffinations-
industrie angebahnt werden kann.
Über die Erzeugung der Brotware mittels der Stampfmethode.
Von R. Zeman. ^) — Zur Erzeugung von Zuckerbroten aus Zuckermehl mit
2 — 3 0/q Wasser hat Kratochvil eine Stampfraaschine konstruiert, mit der,
wenn sie mit 4 Brotformen ausgestattet ist, innerhalb einer 20 stündigen
Arbeitszeit 1000 Stück 3 kg und 900 Stück 12 kg schwere Brote erzeugt
werden können. Die Stampfbrote gleichen vollständig der Centrifugenware
und ihre Härte kann nach Belieben geändert werden. Als Vorteile kommen
weiter in Betracht: Bedienung durch wenig Arbeiter, Wegfall des Füll-
hauses und seine Einrichtung, Wegfall der Wagen und Brotformen, Weg-
fall der Deckzuckeranlage, geringer Raumbedarf, geringe Einrichtungskosten
und, alles in allem genommen, bedeutende Verringerung der Erzeugungs-
kosten.
Über die fabriksmäßige Erzeugung von Preßbroten. Von Heinrich
Kofän. ^) — Der Vf. gibt eine Beschreibung der von ihm konstruierten
Pressen zur Herstellung von Preßbroten aus gesiebtem Zuckermehl, das
höchstens 2,5 ^/q Wasser enthält. Die Arbeit ist einfach, geht rasch vor sich,
die erzeugten Preßbrote genügen allen Ansprüchen, es entfallen sämtliche
Formen und ihre kostspielige Erhaltung und die Arbeit schließlich ist
weit billiger als die übliche Boden- oder Centrifugenarbeit.
Löslichkeit der Raffinaden. Von Theodor Koydl. *) — Da der
Inlandskonsum in Böhmen in neuerer Zeit immer nachdrücklicher und
allgemeiner leicht löslichen Zucker verlangt, so hat der Vf. durch genau
durchgeführte vergleichende Löslichkeitsversuche mit den verschiedenen
Eaffinerieprodukten die Berechtigung dieser Forderung des näheren geprüft,
wobei er zu dem Resultate kommt, daß eine Klage über die Schwerlöslich-
keit der Raffinaden nur in Ausnahmefällen begründet sein kann. Bei
Broten haben die Versuche ergeben, daß die „reinste Raffinade" nicht in
der Spitze, wie in vielen Recepten angegeben und auch von manchen
wissenschaftlichen Arbeitern angenommen wird, sondern in der Mitte des
Brotes liegt.
Die Verarbeitung der Raffinerienachprodukte. Von Wilhelm
Gredinger.öj — Der Vf. beschreibt eine Reihe von Apparaten und Ver-
fahren, die sich auf diesem Gebiete bewährt haben, mit namentlicher Hervor-
hebung von Betriebsdaten, die aber naturgemäß nur für bestimmte Fälle
1) Österr.-Ungrar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 687—697. — 2) Ztschr. f. Znckerind.
in Böhmen 1910, 34, 583—588. — S) Ebend. 572-579. — «) Ebend. 445—460. — 5) Die Deutsche
Zuckerind. 1910, 35, 371—375.
490 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Geltung haben, daher aicht verallgemeinert werden dürfen. Da auf dem
Gebiete der Zuckerraffinierung verhältnismäßig wenig Arbeiten veröffentlicht
■werden, so verdient die vorliegende Publikation Beachtung.
Nachproduktenarbeit in der Raffinerie. Von Felix Langen/) —
Der Vf. bespricht in eingehender Weise die Nachproduktenarbeit in der
Raffinerie, die sich von derjenigen der Rohzuckerfabrik hauptsächlich da-
durch unterscheidet, daß die zu verarbeitenden Sirupe eine Reinheit von
mehr als 80 haben und daher im allgemeinen nicht in einer Operation
auf Melasse gebracht werden können.
5. Allgemeines.
Rechtsdrehende Substanzen in der Rübe der Campagne 1908/09.
Von J. E. Duschsky. ") — Die Untersuchungen des Vfs. bestätigen die
Mitteilungen verschiedener Autoren, die in der Rübe rechtsdrehende Sub-
stanzen, welche nicht Raffinose sind, gefunden haben. Zur Durchführung
der Zuckerbestimraung nach Clerget gibt der Vf. einen Untersuchungs-
gang an, den er der Beachtung empfiehlt.
Über optisch-aktive Nichtzucker der Zuckerrübe. Von W. H. Rees.^)
— Der Vf. hat in kalifornischen Rüben ebenfalls eine rechtsdrehende
Substanz festgestellt, deren Natur noch zu ergründen ist. Die von ver-
schiedenen Autoren ausgesprochene Vermutung, daß die Anwesenheit dieser
Substanz in der Zuckerrübe auf Witterungsverhäitnisse zurückzuführen ist,
erscheint dem Vf. nur teilweise richtig, da er nach seinen bisherigen Er-
fahrungen der Ansicht zuneigt, daß daran einen großen Anteil die Samen-
selektion hat.
Über optisch-aktive Nichtzucker der Rübe. Von W. H. Rees.^) —
Die unbestimmbaren Zuckerverluste im Betriebe rühren von einer bereits
in den Rüben vorhandenen und in den unterschiedlichen Säften nachweis-
baren rechtsdrehenden Substanz her, die bisher nur in geringer Menge
und in unreinem Zustande erhalten werden konnte. Diese Substanz gleicht
äußerlich arabischem Gummi, besitzt Säurecharakter, ist in Wasser, Alkohol
und Aceton löslich, in Äther unlöslich. Der Vf. hebt noch weitere
chemische Eigenschaften hervor und bemerkt, daß auch noch Versuche
zur Isolierung und Charakterisierung dieser Substanz im Gange sind.
Über den Einfluß optisch -aktiver Nichtzuckerstoffe auf die Be-
stimmung des Zuckers in der Rübe. Von K. Andrlik und V. Stanek.^)
— Dieser Einfluß ist sicher vorhanden, in normalen Fällen aber nur gering.
Die Menge der optisch-aktiven, die Bestimmung des Zuckers in der Rübe
beeinflussenden Nichtzuckerstoffe kann wohl in abnormalen, übrigens wohl
seltenen Fällen größer werden, doch ist ihre Maximalmenge noch nicht
bekannt. Strohmer und Pellet haben bei ihren Arbeiten festgestellt, daß
gefundene Mengen von 2^/^ und darüber nur durch Verwendung un-
geeigneter analytischer Methoden zustande gekommen sind.
i) Ctrlbl. f. d. Znckerind. 1910, 18. 616 u. 517, 713—715. — 2) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhman
1910, 35, 65—74. — 3) Ebend. 74—80. — *) Journ. Ind. Eng. Chem. 1910, 2, 323; durch Chem.-
Techn. Repertorium 1910, 34, 391. — 5) Ztsclir. f. Zuckerind, in Böhmen 1910, 34, 385—399.
B, Rohrzucker. 5. Allgemeines. 491
Über optisch-aktive, im Rübensafte vorkommende, der Einwirkung
des Kalkes in der Wärme unterliegende Nichtzuckerstoffe und über
die Bestimmung ihrer Polarisation. Von Franz Herles. ^) — Durch
die abgeänderte Methode wurde neuerdings bewiesen, daß in den Rüben-
säften Stoffe vorkommen, welche der Einwirkung des Kalkes in der Wärme
unterliegen, so daß nach der Kalkscheidung, im Vergleiche zu der Zucker-
bestimmung durch die wässerige Digestion, eine Polarisationsänderung ein-
treten kann. Es brauchen nun nicht neue, bisher unbekannte Stoffe aufzu-
treten, sondern es können auch längst bekannte Stoffe sein, die in größerer
oder geringerer Menge in den Rübensäften vorkommen und dann sich
unter Umständen ähnlich verhalten. In ihrer Durchführung ist die Methode
geeignet, die Existenz scheinbarer Zuckerverluste klarzulegen. — Weis-
berg2) wendet sich gegen die Methode Herles, die er als fehlerhaft be-
zeichnet und weist darauf hin, daß bei normaler Saftreinigung irgend
welche unbestimmbare Verluste an Zucker nicht stattfinden.
Die stickstoffhaltigen nicht eiweißhaltigen Substanzen der Zucker-
rübe und ihr Einfluß auf die Polarisation der Säfte und Zuckerfabriks-
produkte. Von K. Smolenski.^) — Aus dem DifTusionssafte gelang der
Nachweis von Vernin, Allantoin, Asparagin, Glutamin und Betain. Tyrosin
und Cholin konnten nicht nachgewiesen werden. Die Gegenwart von
Glutamin und Glutaminsäure übt keinen merklichen Einfluß auf die
Polarisation der Rohsäfte und der Zuckerfabriksprodukte, mit Ausnahme
der Nachprodukte und Melasse, aus. Die Gegenwart von Asparagin und
Asparaginsäure kann die Polarisation der wäßrigen mit dem üblichen
Überschuß an ßleiessig versetzten Lösung erhöhen. In alkalischer Lösung
\iud bei Gegenwart der notwendigen Bleiessigmengen üben alle anfangs
erwähnten Substanzen keinen merklichen Einfluß auf die Polarisation aus.
Nach der Inversion führt aber ihre Gegenwart zu einer gewissen
Polarisationsverrainderung, d. h. zum Nachweis rechtsdrehender Substanzen.
Über die Beurteilung der Qualität der Zuckerrübe auf Grund
ihres Gehaltes an schädlichem Stickstoff. Von Gustav Friedl.*) —
Zwischen der Qualität der Zuckerrübe (bestimmt nach der Methode
Krause) und dem Gehalt der Zuckerrübe an schädlichem Stickstoff (be-
stimmt nach der Methode von Andrllk) besteht ein deutlicher Zusammen-
hang, so daß, nachdem letztere Methode sich exakter ausführen läßt, diese
mit Vorteil zur QuaUtätsbestimmung der Rüben herangezogen werden
könnte, um so mehr, als ihre Resultate einen gewissen Schluß auf die Be-
schaffenheit des zu erhaltenden Dicksaftes zu ziehen gestatten, während
nach der Methode Krause ein Saft erhalten wird, der dem ungeschiedenen
Betriebssaft entspricht, von dem man nicht weiß, wie sich seine Nicht-
zuckerstoffe bei der Saturation verhalten werden. Es wäre daher not-
wendig, ein direkt auf den Dicksaft Bezug nehmendes Verfahren zu be-
sitzen, das rasch durchzuführen und daher für Massenuntersuchungen
geeignet wäre. Da nun die Methode von Andrllk ziemlich kompendiös
und für Massenuntersuchungen viel zu zeitraubend ist, so hat der Vf. ^)
versucht eine andere Methode ausfindig zu machen und glaubt eine solche
1) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1910, 34, 634—638. — 2) Bull, de l'Assoc. des Chimistes de
Sucrerie et de DistUlerie 1910, 28, 189—193 — 3) Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 815. — *) Österr.-
Ungar. Ztschr. t. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 235—239. — S) Ebend. 240—246.
492 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
in einer kolorimetrisehen Bestimmung gefunden zu haben. Diese Methode
ist jedoch noch nicht abgeschlossen, so daß noch weitere Versuche not-
wendig sind.
Der Gehalt der Rüben und Diffusionssäfte an Trockensubstanz
und Nichtzucker. Von H. Ciaassen. ^) — Da die Bestimmung der
Trockensubstanz der Rüben, Diffusionssäfte und Abläufe für die Auf-
stelhing einer Trockensubstanzbilanz und für die Betriebskontroile und
schließlich für den Vergleich mehrerer Campagnen sehr wichtig ist, so hat
der Vf. derartige Bestimmungen während 3 Campagnen durchgeführt. Bei
Rübenschnitzeln nimmt man den durch die Hackmaschine erhaltenen Brei,
der in der Menge von 20 — 25 g in einer Glasschale mit flachem Boden
2 Stunden bei ungefähr 30*^ C. vorgetrocknet und hierauf bei 106 — 108^ C.
unter Luftleere bis zur üewichtskonstanz (gewöhnlich nach 8 Stunden er-
leicht) getrocknet wird. Bei Diffusionssäften ist es notwendig, sehr viel
Sand zum Eintrocknen zu nehmen, da sonst ganz falsche Resultate er-
halten werden. Der Vf. mischt 11 — 15 g Diffusionssaft mit ungefähr
80 g Sand in einer Glasschale gut durch, trocknet 2 Stunden bei 70 '^ C.
vor und trocknet schließlich unter Luftleere bei 103 — 105*^ C. fertig.
Gewichtskonstanz wurde gewöhnlich nach 5 — 6 Stunden erreicht. Aus
den erhaltenen Resultaten ist zu ersehen, daß die Summe von Mark und
Nichtzucker trotz verschiedener Witterung und verschiedenem Reifezustand
der Rüben nur wenig verschieden gewesen ist (6,83, 7,04, 7,07 %)• Die
in den Preßlingen bei Rückführung der Diffusionswässer gewonnenen
Mengen Mark -j- Nichtzucker sind in Procenten auf Rüben ausgedrückt,
ebenfalls wenig verschieden (berechnet: 5,52, 5,56, 5,47%; wirklich ge-
wonnen: 5,53, 5,83, 5,44 °/o). Dagegen sinkt die in den Diffusionssaft
übergegangene Menge Nichtzucker, also die leicht löslichen und gelösten
Nichtzuckerstoffe der Rüben, merklich verschieden (in Procenten auf Rüben:
1,31, 1,48 und 1,60 °/o). Für die Beurteilung der Güte des Diffusions-
saftes sind der scheinbare Nichtzuckergehalt und die scheinbare Reinheit
unbrauchbar, geeignet dagegen sind der wahre Nichtzuckergehalt, auf
100 Polarisation umgerechnet, und die wahre Reinheit, da sich diese
Zahlen im gleichen Sinne, wie diejenigen der aus den betreffenden
Diffusionssäften gewonnenen Dicksäfte ändern.
Eine chemisch - analytische Methode zur Bestimmung der auf
Procent Rübe bezogenen Ausbeute an ausgelaugten Schnitzeln und
der Diffusionsabwässer zum Zwecke der Zuckerverlustberechnung in
diesen. Von Hugo Herlinger. -) — Für diesen Zweck hat der Vf. zwei
Formeln abgeleitet. Die Menge der ausgelaugten Schnitzel findet man nach
der Formel x = -r *, in welcher a der Markgehalt der in einen Diffuseur
eingeführten frischen Schnitzeln und b der Markgehalt der in demselben
Diffuseur ausgelaugten Schnitzel ist. Zur Bestimmung der Menge der
Diffusionsabwässer dient die Formel x = ^^^^T/'''"— . Hier bedeuten:
b I
V Inhalt eines Diffuseurs in Hektoliter; f durchschnittliche Füllung eines
Diffuseurs mit rohen Schnitzeln in Metercentner, a Markgehalt der frischen
Schnitzel, b Markgehalt der ausgelaugten Schnitzel.
1 Ztschr. Ver. D. Zuckerind. 1910, 60. 323—326. — '') Die Deutsche Zuckerind. 1910. 35, 321—323.
ß. Rohrzucker. Literatur. 493
Zur Frage der Entstehung der reducierenden Substanzen. Von
M. Zuew. ^) — Die Versuche bezweckten die Zersetzong der Saccharose
beim Erwärmen ihrer wäßrigen Lösung mit der Fruktose, Glukose und
ohne dieselben zu vergleichen und führten zu den folgenden Resultaten:
]. Es findet eine bedeutend größere Zersetzung der Saccharose beim Er-
wärmen ihrer wäßrigen Lösungen in Gegenwart der Fruktose, als ohne
dieselbe statt. 2. Die Zersetzung der Saccharose beim Erwärmen ihrer
wäßrigen Lösungen ist eine gleiche bei Gegenwart von Glukose und ohne
ihr. 3. Als Ursprung der Bildung der reduciereaden Substanzen muß man
die Fruktose annehmen.
Das elektrische Leitvermögen unreiner Zuckerlösungen und die
Verwendung desselben zur Aschebestimmung in Zuckerfabriks-
produkten. Von A. E. Lange.-) — Maine hat im Jahre 1909 eine
Methode veröffentlicht, die der Vf. nachgeprüft und für Zucker, deren
Aschegehalte nicht mehr als 0,5 "/o voneinander abweichen, als brauchbar
gefunden hat. Da aber der Methode noch eine gewisse Unsicherheit an-
haftet, so hat sich der Vf. weiter mit diesem Thema beschäftigt und eine
neue Methode zur Bestimmung des Äschegehaltes von Zuckerprodukten
mit Hilfe von Leitfähigkeitsmessungen ausgearbeitet. Auf die umfang-
reichen theoretischen und praktischen Untersuchungen kann an vorliegender
Stelle nicht weiter eingegangen werden und sei nur bemerkt, daß diese
Methode mit der gewichtsanalytischen Methode eine befriedigende Überein-
stimmung gibt.
Die Verhütung des Wasserverlustes bei der Aufbewahrung von
Rohzuckermustern. Von Rolle. ^) — Dies geschieht am sichersten und
einfachsten in der Weise, daß man die Blechbüchsen (in solchen werden
in Deutschland die Rohzuckermuster verschickt) dort, wo der Deckel mit
dem Unterteil zusammenstößt, mit einem Klebeband umwickelt und den
Streifen der besseren Abdichtung halber noch etwa 5 cm länger bemißt
als der Umfang der Dose beträgt. Das Band ist durchaus faltenfrei an-
zulegen und, damit es sicher schließt, gut anzudrücken. Als Klebeband
hat sich das von der chemischen Fabrik Beiersdorf & Co. in Hamburg
hergestellte und unter dem Namen „Lassoband" verkaufte Präparat bestens
bewährt und stellen sich die Unkosten pro Dose auf kaum 1 Pf. Als
Dosen empfehlen sich am besten gepreßte und nicht gelötete Dosen. Es
empfiehlt sich, das beschriebene Verfahren überall da anzuwenden, wo bei
Temperaturen über 10° C. Rohzuckermuster einige Zeit unverändert auf-
bewahrt werden sollen.
Literatur.
Andrllk, K., Urban, J., und Stanek, V.: Bericht über vergleichende
Anbauversuche mit Rübensamen, angestellt vom Verein der Zuckerindustrie in
Böhmen im Jahre 1910. — Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen, 1910, .S5, 133—146.
— Zum Anbau gelangten 12 Rübensamen verschiedener Herkunft, die an 5 Orten
zur Aussaat gebracht wurden. Von einer Beurteilung wird nach dem einjährigen
1) Ctrlbl. f. d. Znckerind. 1910, 18, 979 u. 980. — =) Ztschr. Ver. D. Zackerind. 1910, 60,
359—381. — 3) Ebead. 630—634.
494 Landwirtschaftliclie Nebengewerbe.
Versuche noch abgesehen. .Eine gebührende Einschätzung kann erst im Laufe
der folgenden Anbauversuche geschehen, bei denen es sich zeigen wird, ob die
im ersten Jahre beobachteten Erscheinungen der einzelnen Samensorten auch
weiterhin auftreten werden.
Äulard, A.: Die Saftgewinnung mittels üüssiger schwefliger Säure. — Bull,
de l'Assoc. des Chimistes 1910, 34, 1069—1071. — Die schweflige Säure hat sich
namentlich bei der Weisberg'schen Sulficarbonation außerordentlich bewährt;
sie ist billiger und wirksamer und macht die Verwendung der Hydrosulfite voll-
ständig entbehrlich.
A um und: Über die Entladung von Massengütern, insbesondere von Rüben.
— Ztschr. Ver. D. Zuckerind. 1910, 60, 880—909.
Bankhardt, D. : The Hacendado Mexicanos yearly Sugar Report 1909 bis
1910. Herausgegeben von „El Hacendado Mexicano", Mexiko 1909. — Enthält
Angaben über die mexikanische Zuckerindustrie, ferner Adressenmaterial über
die Zuckerindustrie von Mexiko, Mittel-Amerika, Portoriko, Kuba, Argentinien,
Peru, Hawai und Java.
Block, Berthold: Druckausgleich der Luftpumpen. — Ctrlbl. f. d.
Zuckerind. 1910, 18, 552 u. 553.
Bock, Joh.: Jahresbericht über die Untersuchungen und Fortschritte auf
dem Gesamtgebiete der Zuckerfabrikation. 49. Jahrgang. Braunschweig,
Er. Vieweg & Sohn, 1910.
Bornstein, M., und Wilczynski, M.: Studien über den Preßschlamm.
Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 1208—1210. — Die Vf. veröffentlichen aus-
führliche Analysen, ohne aber aus den mitgeteilten Zahlen weitere Schlüsse in
bezug auf den Effekt der Saftreinigung zu ziehen.
Briem, H.: Ein kleiner Beitrag zur Bewertung von Rübensortenversuchen.
Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 19 10, 35, 146—153. — Die Resultate eines drei-
jährigen Versuches mit 6 Rübensorten legen zahlenmäßig dar, daß die Ergebnisse
eines derartigen Versuches sehr von der herrschenden Jahreswitterung abhängig
sind und daher die Schiußergebnisse aufeinander folgender Jahre ganz entgegen-
gesetzt ausfallen können.
Ciaassen, H. : Die Abkühlungsverluste der Verdampfapparate. — Ctrlbl.
f. d. Zuckerind. 1910, 18, 803.
Ciaassen, H.: Die Bestimmung der Kohlensäure in den Abgasen der
Satjuration zur Ermittlung der Ausnützung der Kohlensäure des Saturatiousgases.
Ctrlbl. f. d. Zuckeriud. 1910, 18, 1265.
Curcin, Jos.: Ober den Verdarapfungsapparat Patent Kestner. — Ztschr.
f. Zuckerind, in Böhmen 19 lO, 34, 311—317.
Daude, W. : Krystallisationsvorrichtungen für Zuckerlösungen. — Ztschr.
Ver. D. Zuckerind. 19 10, 60, 326—359. — Der Vf. gibt eine Zusammenstellung
aller derjenigen Vorrichtungen, die dazu dienen, Krystalle aus Zuckerlösungen
zu gewinnen.
Ehrhardt, Paul: Über die Aufarbeitung der Nachprodukte. — Die
Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 121.
Emmrich, 0.: Kontinuierliche Diffusion, nicht Preßdiffusion. — Die
Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 33 u. 34. — Da über das Wesen der kontinuier-
lichen Diffusion durch die auch vom Vf. irrtümlich gebrauchte Beze.chnung als
Preßdiffusion falsche Begriffe in Fachkreisen entstanden sind, so gibt er eine
kurze Darstellung des im kontinuierlichen Diffusionsbetrieb angewandten
Diffusionskörpers im Vergleich mit einem Diffuseur der bisherigen Diffusions-
batterie. — W. Bock (Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 488 u. 489) ist dagegen
der Ansicht, daß die Arbeit mit der Batterie Hyroß - Rak ein vollkommenes
Preßverfahren darstellt.
Fogelberg, Ivar: Vergleich der Saftreinigungsverfahren. — Ctrlbl. f. d.
Zuckerind. 1910, 18, 1235.
Gärtner: Welche Arbeit im Zuckerhaus ist die vorteilhafteste? — Die
iJeutsche Zuckerind. 1910, 35, 245 — 247. — Es wird des näheren ausgeführt, daß
es notwendig sei, ein I. Produkt allererster Qualität herzustellen, damit die be-
rechtigten Klagen über das Sinken der Qualität der deutschen Rohzucker, das
allein auf das Nachziehen des Sirups zur L Füllmasse zurückzuführen ist,
aufhören.
B. Rohrzucker. Literatur. 495
Geese, W. : Etwas über die Zusammensetzung der löslichen Bestandteile
in den ausgelaugten Schnitzeln. — Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 1121.
Greiner, W.: Die Abkühlungsverluste der ~Verdampfapparate. — Ctrlbl.
f. d. Zuckeiind. 1910, 19, 101 u. 1Ü2, 129—131, 159-161.
Grill, Anthony: Zuckerausbeuten aus der Füllmasse. — Ctrlbl. f. d.
Zuckerind. 1910, 19, 325 u. 326.
Großmann, H., und Rothgießer, F.: Über die Multirotation des Rohr-
zuckers bei Gegenwart alkalischer Uranylsalzlösungen. — Ztschr. Ver. D.
Zuckerind. 1910, 66, 386-397.
Hanel, Rudolf: Jahrbuch der österreichischen Zuckerindustrie. Jahr-
gang 1910. Wien, Compaßverlag.
Hanus, F.: Über die Verwendung der Westinghouse- Luftpumpen und
-Kondensationen in der Zuckerindustrie. — Ztschr. f. Zuckerind. in Böhmen 1910,
34, 585 — 546. — Diese interessante Neuheit zeigt so viele Vorteile (hohes
Vakuum, niedriger Kraftverbrauch, geringer Raumbedarf, einfache Conetruction,
Möglichkeit der Verwendung jeder Art von Wasser für die Koadensation, niedrige
Ansohaffungskosien und minimale Abnutzung), daß sie eine Verbreitung in der
Zuckerindustrie verdient.
Hartmann, Karl: Die Beseitigung der Fremdkörper aus dem Rüben-
material. — Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 19, 14 u. 15, 44—46.
Havelka, R.: Automatische Wasje für Flüssigkeiten von F. Oplatka.
— Ztschr. f. Zuckerind. in Böhmen 1910. 34, 588—593. — Die Wage eignet
sich zur Kontrolle des Dicksaftes, des Sirups und auch des Diffusionssaftes.
Havelka, R.: Automatischer Stein- und Sandfänger von Eck. — Ztschr.
f. Zuckerind. in Böhmen 1910, 34, 593—596.
Henöl, Ot. : Steinfänger System Hencl-Zapletal. — Ztschr. f. Zuckdrind.
in Böhmen 1910, 34, 308—311.
Henninger, Rud. C. : Berechnung der Luftpumpe für das Raffinade-
vakuum. Österr.-Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 453—456.
Herzfeld, A.: Über die neueren Saftgewinnungsverfahren. — Die Deutsche
Zuckerind. 1910, 35, 339. — Es werden die neueren Saftgewinnungsverfahren
zunächst als solche charakterisiert, die durch ihr Entstehen ursprünglich nicht
den Saft verbessern wollten, sondern Nebenabsichten hatten. Mit Steffen's Brüh-
verfahren sollten Zuckerschnitzel erzeugt werden und mit den Abwässerverfahren
wollte man die schädlichen Preßwässer und die Diffusionsablaufwässer beseitigen.
Bei diesen Nebenabsichten hat man aber die Verbesserungen der Fabrikation,
die anfangs unbeachtet geblieben sind, allmählich mehr in den Vordergrund ge-
schoben. Ob diese Verfahren — Stef fen'sches Brühverfahren, Preß-Diffusion
Hyroß-Rak, Rücknahme der Abwässer nach Pfeiffer - Bergreen und
Ciaassen — , die näher besprochen werden, schließlich der Industrie zum Segen
gereichen werden, ist zweifelhaft.
Jaks, J.: Über den Dampfverbrauch bei der Verdampfung und über den
durch Strahlung der Verdampfapparate verursachten Wärmeverlust. Ztschr. f.
Zuckerind. in Böhmen 191o, 35, lU— 18.
Jancke: Welche Erfahrungen sind mit dem Kestner'schen Verdampf-
apparate gemacht? — Die Dt^utsche Zuckerind. 1910, 35, 85. — Die Vorteile
dieses Apparates sind so verschiedener und bedeutender Art, daß sich derselbe
auch rasch in der Zuckerindustrie Eingang verschafft hat.
Jones Liewellyn and Frederic. J. Scard: The Manufacture of Cane
Sugar. London, Edward Stanford, 1909.
Kavan, J.: Die Verdampfung in Zuckerfabriken mit Rücksicht auf die
größten Dampfersparnisse. — Ztschr. f. Zuckerind. in Böhmen 1910, 34,
415—424.
Kiehl, A. F.: 50 Jahre Zuckerrübenanbau. Blätter für Zuckerrübenbau
1910, 17, 101—108, 113—118, 131—137. — Der Vf. gibt ein interessantes und
fesselndes Bild über die Entwicklung, welche der Zuckerrübenbau im letzten
Jahrhundert gemacht hat und sind die Schilderungen um so anschaulicher und
wertvoller, als der Vf. auf Grund seiner eigenen Erfahrungen spricht, also ein
Zeuge all jener Umwälzungen gewesen ist, die von dem einfachen Rübenbau mit
seinen primitiven Einrichtungen und uns jetzt mitunter seltsam anmutenden An-
schauungen zu der jetzigen Vervollkommnung und Hochstellung der Rübenkultur
496 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
geführt haben. Aus vergangenen Zeiten läßt sich aber manches erlernen, und
so sieht man auch hier, wie richtig manche anfangs bekämpfte Anschauungen
gewesen sind und wie sehr viele einsichtsvolle Landwirte durch ihre Arbeiten
Wegweiser und Pfadfinder geworden sind. Das Studium der Ausführungen des
Vf. ist jedem Eübenbauer nur zu empfehlen.
Koran, Heinrich: Über die Wagentrockenkammer zum Trocknen von
Weiß wäre. — Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1909, 34. 579 u. 580.
Kothny, G. L.: Über die Verwendung der Westinghouse - Leblanc - Luft-
pumpen und -Condensationen in der Zuckerindustrie. — Österr.-Ungar. Ztschr.
f. Zuckerind u. Ldwäch. 1910, 39, 291—299.
Langen, Felix: Dampfkessel und Feuerungen. — Die Deutsche Zuckerind.
1910, 35, 228 — 230. — Es wird der derzeitige Stand der Dampfkessel- und
Feuerungsfrage, mit Rücksicht auf die Verhältnisse der Zuckerindustrie, be-
sprochen.
Legier, E. : Kestner-Apparate als Saftkocher in Frankreich und Belgien.
— La sucrerie indigene et coloniale 1910, 75, 47 — 53.
Lehky, R. : Über Rübenschneidmaschinen. — Ztschr. f. Zuckerind, in
Böhmen 1910, 34, 581 u. 582.
V. Lippmann: Hollands Zuckerfabrikation und Zuckerhandel im 17. und
18. Jahrhundert. Ztschr. Ver. D. Zuckerind. 1910, 60, 803—819.
Lippmann, Edmund von: Fortschritte der Rübenzuckerfabrikation 1909.
— Chemiker-Zeitung 1910, 34, 21 u. 22, 38 u. 39.
Lippmann, Edmund 0. von: J. J. Reeße, ,.Der Zuckerhandel
Amsterdams 1600 — 1813; ein Beitrag zur niederländischen Handelsgeschichte. —
Ztschr. Ver. D. Zuckerind. 1910, 60, 1055—1085.
Manoury, H.: Vermeidung der Melassebildung in der Rübenzucker-
fabrikation. — Bull, de l'Assoc. des Chemistes de Sucrerie et de Distillerie 1910,
27, 938—941.
Meyer, P. : Der Wert des Dampfes aus den verschiedenen Stufen der
Verdampfstation. — Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, .586.
Miuz, J. B.: Die Endmelassen der russischen Rübenzuckerfabrikeu. —
Ztschr. Ver. D. Zuckerind. 1910. 60. 485—510. — Die Endmelassen der
russischen Rübenzuckerfabriken sind deshalb interessant, weil sie ein wenig be-
arbeitetes Material darstellen, das seinen besonderen Charakter liat, der von den
örtlichen Verhältnissen und von den Eigerischaften der Zuckerrübe abhängt,
Eigenschaften, die sie sehr wesentlich von den Melassen der westeuropäischen
Fabriken unterscheiden. Der Vf. bringt nun die chemische Zusammensetzung
von Endmelassen aus der Campagne 1907/08 und studierte ferner die Ver-
änderungen der Melassen aus dieser Campagne durch die Wirkung des Kalkes,
worauf hier nur aufmerksam gemacht werden kann.
Murray, P. W.: Einige neuere Er^jebnisse der Versuche mit Rohrsetzlingen.
— Bull. Depart. Agric. Jamaica. 1. 1909, 139; Österr.-Ung. Ztschr. f. Zuckerind,
u. Ldwpch. 1909, 38, 863.
Nesmer-äk, J.: Der neue Verdampfapparat Patent Kestner. — Ztschr. f.
Zuckerind. 1910, 34, 257-265.
Norris, R. S.: Bestimmung des Zuckerverlustes durch Mitreißen aus den
Verdampfapparaten. — Journ. Ind. Eng. Chem. 1910, Bd. 2, 401 durch
Chemisch-Technisches Repertorium 1910, 84, 616.
Nowak, F.: Einiges über den Wert des neuen Würfelzuckerverfahrens
D. R.-P. 214876 und die Aschenrendement - Bewertung bei den verschiedenen
Raffinerie-Erzeugnissen. — Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 632 — 633. — Das
Verfahren besteht darin, vorerst lose Krystallzucker herzustellen, die dann in be-
sonderen Apparaten zu Platten geformt werden. Dadurch wird eine Aschen-
rende I ent- Bewertung von 99,5 °/g gegen die bisherige Bewertung von nur 98''/o
erhalten.
Nowak, F.: Über Brote-Deck- und ßrote-Rührverfahren. Die Deutsche
Zuckerind. 1910, 35, 779-780.
Pellet, H.: ßtude generale sur la Culture de la ßetterave riche (batterave
ä Sucre) en divers pays. Paris 1910. — Da die französische Zuckerrübenkultur
nicht solche Erfolge aufzuweisen hat wie dies in den anderen rübenbautreibenden
Ländern der Fall ist, so unterzieht der Vf. die bestehenden Verhältnisse einer
B. Rohrzucker. Literatur. 497
eingehenden Erörterung, auf Grund welcher er die französischen Zucker-
fabrikanten auffordert, durch Ankauf der Rübe auf Grund ihres Zuckergehaltes,
insbesondere aber auf Basis einer hohen Saftdichte die Rübenbauer zu ver-
anlassen, zum Anbau nur Samen guter Qualität zu verwenden.
Pellet, H. : Die Bestimmung der Diffusionsverluste. — Bull, de TAssoc.
des Chimistes de Sucrerie et de Distillerie 1910, 27, 1211—1238. — Der Vf.
kommt neuerdings zu dem Resultate, daß bei der Diffusion unbestimmbare Ver-
luste nicht auftreten.
Pellet, H.: Inkrustationen der Verdampfapparate in Rüben- und Rohr-
zuckerfabriken. — Die Deutsche Zuckerind. 1910, 34, 596 — 598.
Pillhardt, Franz Paul: Über das Absüßen des Scheideschlarames. —
Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910. 19. 398 u. 399. — Es wird, zum Teil an der Hand
der Literatur, geschildert, wie die Scheidung und Saturation der Säfte durch-
geführt werden soll, um einen guten, sich normal absüßenden Schlamm zu erhalten.
Pini: Ober Erfahrungen bei der Diffusionsarbeit nach den neuen Arbeits-
methoden. Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 993 u. 994.
Pokorny, Job.: Nachtrag zu dem Artikel: Die Zuckerbesteuerung Öster-
reich-Ungarns vor und während des jetzigen Steuersystems. — österr. - Ungar.
Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 60 — 74. — Der Vf. gibt ergänzende
Mitteilungen, die sich auf die Jahre 1808 — 1857 beziehen und für Quellen-
forschungen interessante Mitteilungen bringen.
Pokorny, Joh.: Maschinelle Einrichtungen und Arbeitsweisen der Zucker-
fabriken Österreich - Ungarns vor und nach Einführung des jetzigen Steuer-
systems. — Österr. -Ung. Ztschr. f. d. Zuckeriad. u. Ldwsch. 1910, 39, 75—119,
300-332, 457—500, 714—755, 1029—1060. — Die ausführlichen, auf zahlreiche
Mitteilungen gestützten Darlegungen geben ein historisches Bild über die Ent-
wicklung der österreichisch -ungarischen Zuckerindustrie, die namentlich zur
Quellenforschung vielfache Anhaltspunkte bieten.
Prinsen-Geerligs, H. C: Cane Sugar and its Manufacture. Altring-
ham, Norman Rodger, 1909.
Rogosinski, A.: Verdampfapparat System Rogosinski. — Ctrlbl. f. d.
Zuckerind. 1910, 19, 15 u. 16.
Saillard, E.: Der Gasgehalt des Diffusionssaftes. — Circ. hebdom. du
Syndicat. 1910, Nr. 1128. — Es fanden sich im ganzen Mengen, die zwischen
0,4 — 1,6 7o des Saftes betrugen.
Saillard, E.: Über unbestimmte Verluste beim Verdampfen und Ver-
kochen. — Journal de Fabricans de sucre. 1910, 51, Nr. 23. — Es bestehen nach-
weislich derartige Verluste, die sich aber je nach den bestehenden örtlichen
Verhältnissen verschieden gestalten.
Saillard, E.: Einige Fragen der Betriebskontrolle. Die Deutsche Zuckerind.
1910, 35, 832-833.
Salamon, Alfred: Apparat zur Untersuchung von Saturatinns- und
Kesselgasen. — Ctnbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18. 948 u. 949. — Der Apparat
schließt die Übelstände der Stammer'schen Röhre aus, ist nach jeder Unter-
suchung ohne vorhergehende Reinigung wieder für die folgende Untersuchung
gebrauchsfertig, die Arbeit ist einfach, sauber und wenig zeitraubend und die
Genauigkeit der Resultate mehr als hinreichend.
Salamon, Alfred: Das Decken in der Centrifuge. — Ctrlbl. f. d.
Zuckerind. 1910, 18, 1265 u 1266. — Es wird diese Operation mit Beziehung auf
die Neuerungen in der Technik besprochen.
Schmidt, H.: Rübensamenbau nach 15 jähriger praktischer Erfahrung. —
Blätter f. Zuckerrübenbau 1910, 17, 161 — 165, 177—181. — Die Ausführungen
sind insofern von Interesse, als sie auf langjährigen praktischen Erfahrungen be-
ruhen. — Es wird in Kürze die Entwicklung der Samenrübe, vom Einsetzen
der Mutterrüben bis zum Drusch des Samens, beschrieben.
Schwenzer: Was ist vorteilhafter: Die Nachprodukt-Füllmassen auf Korn
zu kochen und dann nach einer der neueren Methoden in Zucker und Melasse
zu spalten, oder die alte Nachprodukt-Gewinnung mit II. und III. Produkt bei-
zubehalten? — Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 113 u. 114. — Die Frage läßt
sich nicht strikte beantworten, sondern richtet sich ganz nach den jeweilig be-
stehenden Verhältnissen.
Jahresbericht 1910. 32
498 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Seidl, Eduard v.: Die Entwicklung einer österreichischen Zuckerfabriks-
wirtschaft. — Österr.-Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 207—234.
— Der Vf. schildert in eingehender Weise die Entwicklung der Steinitzer
Wirtschaft vom Jahre 1878 — 1909, die ein anschauliches Bild über einen, anfangs
mit beschränkten Mitteln begonnenen und dann in großzügiger, allen Errungen-
schaften der Wissenschaft und Praxis angepaßten und weitergeführten Betrieb
gibt. Die mit zahlreichen büchermäßig festgelegten Daten begleiteten Aus-
führungen verdienen die Beachtung der interessierten landwirtschaftlichen Kreise.
Smolenski, K. : Über das Eisenoxyd im Kalke und im Saccharat. —
Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 19 10, 18, 1509 u. 1510.
Stanko S. : Klärpfanne zur ununterbrochenen Auflösung des Zuckers.
Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18. 1S20.
Stift, Anton, und Gredinger, Wilhelm: Der Zuckerrübenbau und die
Fabrikation des Rübenzuckers. Wien und Leipzig, A. Hartleben, 1910.
Taue, V.: R. Navratil's Steinfänger bei der Mammutpumpe. — Ztschr.
f. Zuckerind, in Böhmen 1910, 34, 304—308.
Tennstedt, Karl: Einige Formeln für Füllmasseberechnungen. -- Ctrlbl.
f. d. Zuckerind 1910, 18, 1235-1238, 1376 u. 1377.
Tracy, J. E. W., und Reed. Joseph F.: Anbauversuche mit ver-
schiedenen Zuckerrübensorten in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. —
Ztschr. Ver. D. Zuckerind. 1910, 60, 1—9.
Trenkler, A.: Die elektrolytische Leitfähigkeit von Osmoseprodukten. —
Österr.-Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910. 39, 704-713.
Vuaflart, L.: Einmietungsversuch mit ausgelaugten Schnitten. — La
sucrerie indigöne et coloniale 1910, 74, 78—82. — Nach einem sorgfältig mit
35610 kg Schnitten durchgeführten Einmietungsversuch, der vom. 17. November
bis 8. April währte, wurde ein Gesamtverlust an Trockensubstanz von l8"/o fest-
gestellt, eine Zahl, die als niedrig zu bezeichnen ist.
Washburn. Edward W.: Der EinHuß von Salzen auf das specifische
Drehungsvermögen von Rohrzucker und Raffinose. — Ztschr. Ver. D. Zuckerind.
1910, 60, 881—385.
Weisberg, J.: Methode, um den Vergleich zwischen den Reinheits-
quotienten der verschiedenen Zuckerfabriksprodukte auf einfache Weise genauer
als bis jetzt auszuführen. — Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 1400 u. 1401. —
Der Vf. hat diesbezüglich eine Methode, die auf der Anwendung einer einzigen
fünfgradigen Brixspindel beruht, ausgearbeitet und gibt unter Zugrundelegung
von Tabellen Anleitungen zur Untersuchung von Füllmassen, Ablaufsirupen und
Dicksäften.
Weisberg, J.: Über die Wirkung der Hydrosulfite auf Rübensäfte. —
La Sucrerie Beige, 1910, 38, 497 — 500. — In Rübensäften üben die Hydrosulfite
keine nachweisbare Wirkung in bezug auf Entfärbung aus, während hingegen im
Raffineriebetriebe eine derartige Wirkung anzunehmen ist.
Weisberg, J. : Über die Rolle der Saftkocher in der Fabrikation ins-
besondere von weißem Krystallzucker. — La Sucrerie beige 1910, 38, .565. —
Es sollten genaue Laboratoriumsversuche angestellt werden, ob die ei höhten
Temperaturen in den Vorkochern die Qualität der Krystallzucker nachteilig be-
einflussen oder nicht. Es würde sich dann auch zeigen, ob wirklich die an einer
Seite behauptete Ersparnis an Heizmaterial auf der anderen Seite durch Zucker-
verluste infolge Zerstörung des Zuckers aufgehoben wird und ob die Färbung
der Säfte bei Heranziehung von Vorkochern eine stärkere als bei der gewöhn-
lichen Arbeit ohne Anwendung der Saftkocher ist.
Weisberg, J.: Scheinbare Reinheiten der Zuckerfabriksprodukte. — Bull,
de l'Assoc. des Chemistes de Sucrerie et' de Distillerie 1910, 27, 1145.
Witkowicz, W.: Automatischer Apparat zur gleichmäßigen Kalkmilch-
zugabe zu den Säften. — Ctrlbl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 1428 u. 1429.
Zscheye: W^ eiche Vorteile bietet das Verkochen der Nachprodukte auf
Korn? — Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 299. — Wenn die Abläufe im
Vakuum sorgfältig verkocht und die Füllmassen in den Sudmaischen in zweck-
entsprechender Weise behandelt werden, so wird es stets gelingen, von hohen
Quotienten, 78 — 79, durch einmaliges Einkochen auf Melassequotienten herab-
C. Gärungserscheinungen. 499
zukommen. Der erhaltene Zucker ist schöner und aschegünstiger als solcher
aus blank eingekochten Füllmassen.
Zujew: Das Verkochen der Säfte unter hohem Druck. — Die Deutsche
Zuckerind. 1910. 35, 944 u. 945. — Nach angestellten Lahoratoriumsversuchen
ergibt sich, daß der Saturationssaft Temperaturen bis 130" C. während 5 bis
10 Minuten gut verträgt und daß eine stärkere Zersetzung des Zuckers erst bei
134" C. eintritt; im I. Körper der Verdampf Station darf demnach eine Temperatur
bis 184 ö C. bei 2 Atm. Druck ruhig innegehalten werden.
C. Gärungserscheinungen.
Referent: H. Will.
Kritische Bemerkungen zu verschiedenen neueren Mitteilungen
über den Bau der Hefenzelle und einige neue Beobachtungen über
den Bau dieser Pilze. Von A. Guillermond. ^) — Der Vf. kommt zu
folgenden Schlußfolgerungen: Der Zellkern der Hefe teilt sich bei der
Sprossung entgegen der Anschauung von Swellengrebel und Fuhrmann
stets durch Amitose (Verlängerung und dann Einschnürung) und nicht
durch Faryokynese. 2. Der Zellkern der Hefe besteht aus farblosem
Nucleohyaloplasma, das von einer gefärbten Membran umgeben ist. Im
Innern des Kernplasmas befindet sich ein dicker Nucleolus und ein mehr
oder minder deutlich sichtbares Chromatingerüst. Das von Kohl be-
schriebene Proteinkrystalloid entspricht dem Nucleolus; dieser zeigt im
Gegensatz zur Anschauung von Kohl nicht Krystallfoim. 3. Wie Kohl
gezeigt hat, besitzt die Hefenzelle zwei Arten von körnigen Sekreten: a) die
metachromatischen Körperchen in den Vacuolen, b) die immer im Cyto-
plasma vorhandenen, durch Eisen -Hämatoxylin färbbaren Körperchen von
sehr wechselnder Form und Größe. Der Vf. nennt sie ,,basophile Körner''.
Wahrscheinlich handelt es sich um Eiweißkörper, welche zur Ernährung
in Beziehung stehen (Zymogene oder Reservestoffe). Man findet sie haupt-
sächlich während der Gärtätigkeit der Zelle. Im Gegensatz zu Kohl's
Annahme sind es keine Krystalloide und entsprechen weder dem
„Cyanophycinkörper-' der Cyanophyceen noch den Aleuronkörnern der
höheren Pflanzen. In den Vacuolen mit Glycogeneinschluß kommen außer-
dem kleine durch Eisen-Hämatoxylin und verschiedene andere Färbemittel
färbbare Granulationen vor, welche Umwandlungsprodukte der basophilen
Körner zu sein scheinen. 4. Bis jetzt ist es nicht möglich gewesen, die
Kernteilungen im Askus vor der Sporenbildung zu beobachten. Gleich-
wohl ist es wahrscheinlich, daß diese Teilungen auf dem Wege der Mitose
vor sich gehen. Die von Kohl beschriebenen Hantelformen kommen
durch die Concentration des Cytoplasmas rings um die Tochterkerne des
ursprünglichen Zellkernes zustande und entsprechen nicht Kernteilungs-
stadien. 5. Das Epiplasma des Askus enthält reichliche Mengen Glycogen,
Fett und mehr chromatische Körperchen, welche die bei der Sporenbildung
notwendigen Reservestoffe darstellen. Die verschiedenen Körper werden
1) Ctrlbl. Bakteriol. IL Abt. 1910, 26, 577—589.
32^
500 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
durch die Sporen bei ihrer Reifung absorbiert; ein Teil wird von den
Sporen verbraucht, ein anderer Teil steht in Reserve für die Keimung.
Die Anschauung von Kohl, daß Glycogen im Epiplasma fehlt oder nur
in geringer Menge vorhanden ist und keine Rolle bei der Sporenbildimg
spielt, ist unrichtig. Äußer den genannten Körpern scheinen im Epiplasma
auch noch basophile Körner vorhanden zu sein, die denjenigen gleichen,
welche während der Gärung vorhanden sind, aber entgegen der Anschauung
von Kohl, welcher die metachromatischen Körperchen mit den basophilen
Körnern verwechselt zu haben scheint, nur in sehr geringer Menge.
6. Keinesfalls kommt der von Kohl beschriebene extrasporäre Kern im
Epiplasma vor. 7. Bei der Conjugation der Sporen der Hefe Johannis-
berg II wurde, abgesehen von den zahlreichen Fällen, in welchen eine
Verschmelzung der Zellkerne in der Zygospore stattfindet, beobachtet, daß
die zwei Kerne nebeneinander liegen blieben und sich jeder einzelne gleich-
zeitig mit dem anderen durch Amitose während der Sprossung der Zygo-
spore teilt. Zwei von den Teilkeruen wandern dann in die erste Sproß-
zelle ein und verschmelzen hier.
Notizen über einige koreanische Gärungsorganismen. Von K.
Saito. ^) — Der Vf. teilt die Untersuchungen an zwei aus Korea stammenden
„chinesischen Hefen" mit, deren Größe je nach der Fabrik und Lokalität
verschieden ist. Die Hefenkuchen sind aus Panicummehl mit Spelzen her-
gestellt. Folgende Fadenpilze und Hefen \vurden aus ihnen isoliert: Asper-
gillus Oryzae, Asp. glaucus. Monascus purpureus, Penicillium glaucum,
Rhizopus Tritici, Rhiz. Tamari (?), Mucor circinelloides, Mucor plumbeus,
Absidia spec, Sachsia spec, Sacch. coreanus n. sp., desgl. forma major;
außerdem zwei Mycoderma- Arten. Asp. Oryzae, Rhiz. Tritici und Rhiz.
Tamari (?) verzuckern kräftig; Monascus purpureus ist auch ein Ver-
zuckerungspilz. Alle übrigen Fadenpilze kommen für die Verzuckerung
praktisch nicht in Betracht. Der Vf. beschreibt den Sacch. coreanus aus-
führlich. Nach einem Vergleich mit einigen anderen Hefen steht die
neue Hefenart in nächster Verwandtschaft zu Sacch. Marxianus. Diese
Hefe unterscheidet sich von jener durch die Vergärung von Inulin. Der
Sacch. coreanus forma major unterscheidet sich nur in einigen Punkten
von dem Sacch. coreanus. Die jungen Zellen und die Sporen sind etwas
größer. In Kojiwasser bildet er keine Haut.
Beiträge zur Kenntnis der Gattung Mycoderma. Nach Unter-
suchungen von H. Leberle und H. Will. 2) — Die Gattung Mycoderma,
wie sie von den Vff. abgegrenzt wird, ist in chemisch-physiologischer Be-
ziehung durch die folgenden Merkmale charakterisiert. Vergärt Zucker nicht.
Galactose, Maltase, Milchzucker und Saccharose werden nicht assimiliert.
Invertase und Maltase fehlen. Glucose wird nicht oder in verschiedenem
Grade, Lävulose in verschiedenem Grade, beide unter Säurebildung assi-
miliert. Alkoholverzehrer. Äthylalkohol wird energisch zu Säure oxydiert,
höhere Alkohole nicht. Die Grenzwerte für die Wachstumshemmung durch
Äthylalkohol liegen höher als bei den Torulaceen. Säurebildner und Säure-
verzehrer. Greift im allgemeinen organische Säuren energisch an, Wein-
säure und Citronensäure werden nicht assimiliert. (Unterschied gegenüber
1) Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 26, 3(59-374. — 2) Ebend. 1910, 28, 1—33.
C. Gärungserscheinungen. 501
den Torulaceen), Essigsäure rasch und energisch (Unterschied gegenüber
den Torulaceen). Esterbildung (?). Glycerinbildner und -verzehrer (W.Seifert
und R. Meißner), zersetzt Gerbstoff. Gelatineverflüssigung, Abbau der
Gelatine sehr langsam. Schwefelwasserstoff bildung bei Gegenwart von
freiem und gebundenem Schwefel.
Beiträge zur Kenntnis der Honiggärung nebst Notizen über die
chemische Zusammensetzung des Honigs. Von Th. Nußbaumer. ^) —
Der Vf. hat einen sog. kanadischen Honig, der wegen der Gärung be-
anstandet worden war, auf Gärungserreger untersucht. Die Oberfläche des
Honigs war mit einer Schaumscbicht bedeckt. Der Geruch des Honigs
erinnerte etwas an Obsttrester oder an gärende Heidelbeeren. Im mikro-
skopischen Bild sah man nicht nur einzelne Hefezellen, sondern auch
Sproßverbände, dagegen keine anderen Organismen. Mittels des Burrischen
Tuschpunktverfahrens wurden Einzellkulturen angelegt und schließlich zwei
Typen (A u. B) von Hefen gewonnen. Charakteristisch für diese war
nach den Angaben des Vf.s die Bildung von Zygosporen. Von der Hefe A
werden diese auf dem Gipsblock überhaupt nicht oder höchstens spärlich
gebildet. Häufig treten sie in älteren Gelatinekulturen auf. Bei der
Hefe B kann der Kopulationskanal deutlich beobachtet werden. Nach dem
verschiedenartigen Aussehen der Platten kolonien der Bierwürzegelatine-
Stichkulturen und der Riesenkolonien beider Hefen, sowie ihrem ver-
schiedenen Verhalten gegenüber Maltose, welche von B nicht vergoren
wird, schließt der Vf., daß zwei verschiedene Arten oder mindestens zwei
verschiedene Rassen von Hefen vorliegen. Mit Zygosaccharomyces Prio-
rianus, welchen K lock er aus dem Leibe von Honigbienen isoliert hat, ist
keine der beiden Hefen identisch; — Zygosaccharomyceten fanden sich
außerdem in 18 von 23 untersuchten Honigen aus tropischen Gebieten.
Sie waren in den Honigen ziemlich zahlreich vorhanden. Neben ihnen
fanden sich auch noch andere Hefen, Pilze und Bakterien. In 19 von
38 untersuchten schweizerischen Honigen, die sich so ziemlich auf die
ganze Schweiz verteilten, konnten ebenfalls Zygosaccharomyceten nach-
gewiesen werden. Ihr Vorkommen ist also nicht etwa auf bestimmte Ge-
biete beschränkt; sie wurden beispielsweise auch in einem Honig gefunden,
der aus einem 1400 m hoch gelegenen Bienenstand stammte. Die Zygo-
saccharomyceten sind also nach diesen Angaben sehr verbreitet.
Einfluß der Züchtung auf den mikroskopischen (morphologischen)
und den physiologischen Zustand der Kulturhefenzellen. Von W.
Henneberg. 2) — Infolge der Lüftung werden nur bei Rasse XII die
Zellen regelmäßig länglich - eiförmig. Bei sämtlichen Hefen findet bei
starker Lüftung eine Fettansammlung statt. Die Vacuolen werden durch
Lüftung bei sämtlichen Hefen größer. Schlechte Ernährung bedingt überall
große Vacuolen, geringen Eiweißgehalt, nicht lichtbrechendes Plasma, deut-
liche Körnelung. Gut ernährte Zellen zeigen oft mehrere kleinere Vacuolen
in jeder Zelle, stark lichtbrechendes Plasma, keine oder geringe Körnelung.
Schlecht ernährte Hefen bewähren sich beim Backen nicht, dagegen gut
ernährte. Die überernährten (übermästeten) Zellen sind oft untauglich. Bier-
11 Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 272—277. — =) Ztschr. Spiritusind, 191U, 33,
294—295, 305—306, 319-320, 331-332, 344—345.
502 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
hefe D mit mäßigem Eiweißgehalt (zwischen 48,7 und 51,9 °/o Protein)
war öfter wie normale Preßhefe. Die Brauchbarkeit zum Backen stimmte
bei Rasse XII annäbernd mit der Triebkraft überein, dagegen nicht bei
Rasse II. Es ist dies also bei einzelnen Hefen verschieden. Warm ge-
führte Bierhefen mit mittleren Triebkraftzahlen (= mittlerem Eiweißgehalt)
scheinen sich beim Backen günstig zu verhalten. Nach der Glycogenmenge
läßt sich der relative Eiweißgehalt vorhersagen. — Nach dem mikro-
skopischen und physiologischen Zustande können die Hefen in folgende
Gruppen eingeteilt werden: 1. Magerhefen, 2. Fetthefen, 3. Glyeogenhefen,
4. Glycogen - Fetthefen , 5. Clycogen -Eiweißhefen, 6. Fett - Eiweißhefen,
7. Eiweißhefen, 8. Eiweiß -Übermästungshefen. Unter bestimmten Be-
dingungen müssen die Hefezellen während ihrer Heranzüchtung und
Lagerung der Reihe nach zu verschiedenen Hefegrnppen zugehörig er-
scheinen. Für die Hefenernte ergeben sich hierbei folgende Gesichtspunkte.
Die eiweißreiche, sprossende Hefe ist „unreife Hefe". Die glycogenreiche,
gärende Hefe darf ebenfalls nicht geerntet werden, da sie nicht triebkräftig
genug ist. Wenn die Hefe später an Stelle von Glycogen wieder mehr
Eiweiß aufgespeichert hat, muß sie („reife Hefe") zur Ernte kommen.
„Überreife Hefe'* ist solche, deren Eiweißgehalt infolge zu langer Lüftung
abgenommen hat. — Nach dem mikroskopischen und physiologischen Zu-
stande lassen sich die Hefezellen auch als wachsende, ruhende und gärende
unterscheiden.
Die Überführung einer untergärigen in eine obergärige Hefe.
Von F. Kusserow, 1) — Der Vf. züchtet Bierhefe während 3 — 4 Gene-
rationen in milchsaurer Maische bei 20 — 24 '^ R. Nach 5 — 6 Tagen hat
sie den Charakter einer obergärigen Hefe angenommen. Tröpfchen kulturen
zeigen die für Oberhefe als sparrig bezeichneten Sproßverbände. Die Fähig-
keit Melitriose zu vergären, ist völlig verloren gegangen. Es soll der
Versuch gemacht werden, durch fortgesetzte Züchtung in gehopfter Würze
bei niederer Gärtemperatur aus Oberhefe eine Nachzucht zu erhalten, die
die Eigenschaften der untergärigen Bierhefe besitzt.
Die Beeinflussung der Eigenschaften obergäriger Brauereihefen.
Von F. Schönfeld, Hinrichs und Roßmann. '') — Die Vff. untersucliten,
ob die in ihren Eigenschaften zwischen den beiden Gruppen der unter-
und obergärigen Hefen stehenden Übergangshefenformen sich unizüchten
lassen, bezw. ob sich unter den Übergangshefenformen Zellen finden, welche
sich zu Auftriebshefen entwickeln lassen. Sie stellten aus mehreren
Generationen einer Hefe, welche keinen Auftrieb besaß und auch nicht
durch die gewöhnlichen Auftriebs-Anregungsmittel zur Bildung eines Auf-
triebes zu zwingen waren, Reinzuchten dar. Dabei gingen sie in der
Weise vor, daß sie die Hefen, aus welchen die Reinzuchten hergestellt
wurden, teilweise ständig bei Zimmertemperatur hielten, teilweise 6 Wochen
unter der vergorenen Würze bei 1^ C. stehen ließen. Im ganzen wurden
400 Reinzuchten auf ihr Verhalten beim Verrühren mit Wasser, auf ihre
Vergärung von Iprocent. Melitrioselösung, auf ihre Sprossung im Vaselin-
einschlußpräparat und besonders auf ihre Auftriebsfähigkeit geprüft. Sämt-
1) Kusserow. Mitt. f. Brenn, u. Preßhefe-Fabr. 1909, Nr. 34; Chem.-Zeit. Rep. 1910, 34, 79.
— 2) Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, 493-498, 515—518, 532—536.
C. Gärungserscheinungen. 503
liehe Generationen waren nicht auftriebgebend. Mit 1 procent. Melitriose-
lösung zeigten sie das Verhalten obergäriger Hefen. Im Ein Schlußpräparat
war ein ganz ausgesprochen sparriges Wachstum nur in den seltensten
Fällen zu beobachten. Die Zellverbände besaßen durchschnittlich keinen
langen Zusammenhang. Beim Verteilen in Wasser zeigte sich weder die
typisch milchige Verteilung der ausgesprochen obergärigen Hefen noch
die Geschloysenheit der Flockenbildung der untergärigen. Es war mehr
eine Feinflockigkeit, aus welcher sich eine teils stärkere, teils geringere
Flecken- (nicht Flocken-) bildung entwickelte, und zwar trat diese nach
wenigen Augenblicken der Ruhe nach beendetem Rühren ein. Ab und
zu ergab sich auch das verwischte Bild. Die Wirkung der kalten Lagerung
war unverkennbar. Heiß Wasserbehandlung, bei welcher die Temperatur
bis zu 50*^ C. gesteigert wurde, brachte die Hefen nicht zum Auftrieb.
Sie konnten wohl nach oben gebracht werden, zumal wenn im Wasser
Zucker gelöst war, aber bei der nachfolgenden Gärung in Würze fiel der
Auftrieb nur spärlich aus und verlor sich nach wenigen Führungen wieder
vollständig. Ferner wurden Würzen mit Milchsäurebacterien geimpft und,
nachdem sich diese kräftig entwickelt hatten, mit der Hefe angestellt.
Durch oftmalige Führung wurden die Organismen aneinander gewöhnt.
Auftriebsvermögen wurde jedoch in keinem Falle erzeugt. Dagegen wurden
in der Anwendung von weinsaurem Eisenoxydul in Verbindung mit Bims-
stein, dann von Ferr. lacticum und Bimsstein Mittel ausfindig gemacht,
um auch bei Hefen, welche in keiner anderen Weise zum Auftrieb zu
bringen waren. Auftrieb zu erzeugen. Ein Weiterführen der auftrieb-
gebenden Hefen ohne Zusatz der Salze und von Bimsstein schien eine
geringe Abnahme der Auftriebsbewegung im Gefolge zu haben. Zusatz
von Sand imd Kieselgur war ohne Erfolg.
Die Beeinflussung der Eigenschaften obergäriger Brauereihefen.
Von F. Schönfed. ^) — Die Hefe reagiert auf äußere Einflüsse außer-
ordentlich leicht. Es entstehen Variationen, ja selbst Mutationen. Ober-
gärige Biere werden meist warm vergoren; besonders ist in englischen
Brauereien die warme Gärführung gebräuchlich, bei welcher die Temperatur
bis auf 25*^ C. ansteigt, die englischen Biere zeigen aber selten Bruchbildung.
Die Ursache liegt in der starken Lüftung. Durch Gärversuche im Labo-
ratorium vermag man dieselbe Erscheinung hervorzurufen. Flockenhefen
gehen dabei in Staubhefen über. Bei manchen Hefen vollzieht sich diese
Umwandlung verhältnismäßig schnell, bei manchen sehr langsam. Es kommt
dabei auf die innere Anlage der einzelnen Hetenzellen an; die Hefen mit
ausgesprochenem ßruchcharakter halten ihn fester, die Hefen, bei welchen
jener weniger stark ausgeprägt ist, nehmen die Staubform leichter an. Im all-
gemeinen sind bei der Obergärung die hochvergärenden weniger zur Flocken-
bildung geneigt als die niedrigvergärenden. Es verlieren deshalb erstere
ihre Flockeneigenschaft erheblich leichter als letztere. Versuche mit 13
obergärigen Hefen erbringen den Beweis für den Einfluß der Warmgärung.
Bei der Warmzüchtung läßt das Sproß- und Vermehrungsvermögen nach.
Kalte nud lange Lagerung der Hefe unter Bier hatte hinsichtlich der
Flockenbildung eine Wirkung erzielt, welche die obergärige Hefe der
1) Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, 541—512, 553-556.
504 Landwirtschaftliche Nebeugewerbe.
untergärigen sehr nahe brachte. Bei einer Hefe konnte indes eine Flocken-
bildung durch jene Behandlung nicht erreicht werden. Als eine weitere
Wirkung der Kaltbehandlung stellte sieh eine sehr starke Kräftigung des
Auftriebsvermögens sowie des Wachstums und der Gärtätigkeit ein. In
der Stärke des Auftriebes treten Abstufungen insofern auf, als jener immer
unter gleichen Verhältnissen erzeugt, sich in verschiedener Form und
Dichte äußert. Der Nichtauftrieb ist nur bedingter Natur. Sind die
Isolationen letzten Endes abgezüchtet von sog. ausgesprochenen Auftriebs-
hefen, so findet sich die gleiche Anlage und Betätigung des Auftrieb-
vermögens, nachdem sie vorübergehend ziirückgetreten ist, doch in der
alten Kraft wieder, sobald die Kaltbehandlung vorgenommen worden ist.
In den Fällen, in welchen von einer nicht ausgesprochenen Auftriebshefe
ausgegangen worden war, gaben die Isolationen nach der Kaltbehandlung
auch wieder die entsprechende Auftriebserscheinung. — Die frühere An-
nahme, daß die obergärigen Hefen von nicht ausgeprägtem Auftriebsvermögen
Melitriose weiter spalten, als die ausgesprochenen Auftriebshefen, fand
keine Bestätigung. Auch die Kaltbehandlung während mehrerer Monate
vermochte einen Einfluß auf das Melitriose- Vergärungsvermögen nicht aus-
zuüben. — Aus ein und derselben Zelle entsteht einmal eine flockige
Hefe, das andere Mal eine Staubhefe, welche jede für sich die Flocken-
bezw. Staubform auf ihre sämtliche Nachkommen wieder vererbt.
Ein neuer Einblick in die Bedeutung des Hefeorganismus im
Rahmen des Naturganzen. Von P. Lindner. i) — Der Vf. berichtet
über eine Mitteilung von Karel Sulc^): „Pseudovitellus'' und ähnliche
Gewebe der Homopteren sind Wohnstätten symbiotischer Saccharomyceten
(Prag, Fr, Rivnäc, 1910). Über die Bedeutung des secundären Dotters
oder Pseudovitellus der Insekten herrschte bisher völlige Unklarheit. Nach
den Untersuchungen von Sulc ist er ein Mycetom, eine Geschwulst, in
welcher „Hefen", die sich durch Sprossung und Querteilung vermehren,
angehäuft sind. Der Vf. fand auch in der Hämolymphe verschiedener
Insekten freischwimmende „Hefen". Als Ausgangspunkt des Pseudovitellus
ist eine parasitäre Infection vom Darmtractus aus durch Hefepilze zu be-
trachten. Das regelmäßige Vorkommen der Hefe und die typischen Er-
scheinungen, welche während der embryonalen Entwicklung in diese so
tief regelmäßig eingreifen, deuten auf eine Symbiose. Über das Vorkommen
symbiotischer Pilze bei den Insekten ist schon von Leydig im Jahre 1854
berichtet worden. Den Kampf ums Dasein besorgen die Wirte. Die
Symbionten dürften vielleicht die weitere Verarbeitung der Schlußprodukte
der Assimilationstätigkeit (vielleicht der Harnstoffverbindungen) übernehmen.
Der Vf. weist auch auf den Antagonismus zwischen Hefen und Bacterien hin.
Vielleicht sind die Mycetorae ein bactericides Organ. Andererseits prosperieren
aber Bacterien neben Hefen im Organismus mancher Insekten ganz gut.
Wahrscheinlich werden auch sie von dem Ei in das Ei von einer Nach-
kommenschaft in die andere geschleppt, wie dies bei den symbiotischen
Bacterien der Schaben der^Fall ist. — Lindner weist darauf hin, daß
die Untersuchungen von Sulc ein neues Forschungsprogramm aufrollen.
1) Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, 313—317. — -) Sprich Schulz.
C. Gärungserscheinungen. 505'
Beobachtungen über die Entwicklung der Weinhefen. Von A.
Demolon.^) — Der Yf. teilt einige Beobachtungen mit, die er in den
letzten zwei Jahren über Hefen im Rebberg gemacht hat. Er brachte von
Zeit zu Zeit die Staubblätter verschiedener Blütenpflanzen in sterilisierte
zuckerhaltige Lösungen, um sie auf das Vorhandensein von Hefen zu
untersuchen. Wie erwartet werden konnte, waren die Staubblätter vor
dem Öffnen der Blüten keimfrei. Von den geöffneten Blüten zeigten die-
jenigen, welche von Insekten besucht wurden, ein reichlicheres Vorhanden-
sein von Hefen. Der Vf. schließt daraus, daß die Verbreitung der Hefe-
zellen durch den Wind kaum in Betracht komme, daß vielmehr tien
blütensuchenden Insekten dabei die Hauptrolle zufalle. Die Bienenkörbe
enthalten Hefen in großer Zahl. Stellt man bei schönem Wetter Petri-
schalen in der Nähe von jenen auf, so erhält man zahlreiche Hefenkolonien.
Die Hefereinzucht im Kleinen. Von G. Feuerstein. 2) — Der Vf.
beschreibt eine Apparatur zur Vermehrung von Reinzuchthefe im Betrieb.
Sie besteht aus drei übereinander angeordneten Gefäßen, von welchen das
oberste aus Kupfer zur Aufnahme der sterilen Würze, das zweite aus
Glas als Gär- oder Vermehrungsgefäß, das dritte, ebenfalls aus Glas, zur
Aufbewahrung der gewonnenen Hefe dient. Die Hefevermehrung geschieht
kontinuierlich, d. h. sobald die in dem Vermehrunggefäß befindliche Würze
vergoren ist, wird sie abgelassen, die gewonnene Hefe in die mit dem
Gärgefäß in direkter Verbindung stehende Samenhefeflasche abgezapft, dann
die in dem Vermehrungsgefäß zurückgebliebene Hefe wieder mit neuer
Würze angestellt, bis eine genügende Menge Reinhefe für den Betrieb ge-
wonnen ist.
Die Feststellung des physiologischen Zustandes der Hefen durch
die Vermehrungsprobe (Magerhefen und Masthefen). Von W. Henne-
berg. ^) — Die Untersuchungen des Vf. sollten die Wichtigkeit des Mikro-
skops auch bei der Feststellung des physiologischen Zustandes der Hefen
erkennen lassen. Einen neuen Beitrag hierzu bringt nach des Vfs. Ansicht
die Feststellung des „Vermehrungsvermögens" der einzelnen Zellen, bei
welcher nur destilliertes Wasser mit Zucker angewandt wird. Die Ver-
mehrungszahlen sind abhängig von dem Grad des Auswachsens der Hefen-
zellen. Bei dichter Einsaat erhält man höhere Zahlen. Steigerung der
Einsaat führt eine starke Abnahme bezw. gänzliche Verhinderung des
Aussprossens herbei. Sehr dünne Einsaat gibt richtige Zahlenverhältnisse,
falls nicht die Gegenwart von gewissen Alkoholmengen, Stoffwechsel-
produkten der Hefen usw. anregend wirkt. In den ausgeführten Versuchen
(34) schwanken die aus einer Zählung der Nachkommenschaft von durch-
schnittlich 58 Zellen gewonnenen Vermehrungszahlen zwischen 1,16 und
4,57. Viel bedeutender ist die Differenz zwischen den überhaupt beobachteten
Vermehrungszahlen. Die höchste Zahl ist 11; der Duichschnitt der Maximal-
zahlen beträgt 15,1. Der physiologische Zustand der Hefeindividuen der-
selben Zucht kann also recht verschieden sein. Biologisch ist es von
Interesse, daß eine einzelne Zelle derartige Mengen von Reservestoffen
aufspeichern kann, daß sie in reiner Zuckerlösung 5 — 11 mal auszusprossen
>) Eevue de viticulture 1910, 23, 309; Ctrlbl. B£.kteriol. U. Abt. 1910, 28, 260. (Ref. Schneider-
Orelli.) — 2) Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, 301—302. — 3) Ebend. 337-388, 350-352.
506 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
vermag. Auch das bestätigt den hohen Eiweißgehalt (bis zu 65 %) solcher
Hefen. Gut ernährte Betriebshefen und Mast-Lüftungshefen vermehren sich
durchschnittlich etwa 2,5 mal. Besonders gut ernährte Hefen vermehren
sich durchschnittlich 3 — 4,5 mal. Vor allem sind nicht gelüftete Hefen
vermehrungskräftig, ebenso bei wärmerer Temperatur geführte, mit Salzen
gefütterte Lüftungshefen. Eine geringe Vermehrung zeigte Weißbierhefe
und obergärige Brauereihefe nach dem Lüftungs verfahren. — Die Ver-
mehrungszahl ist ferner niedrig bei nicht gut ernährten Preßhefen nach
dem Lüftungsverfahren und ebenso bei alten Hefen. Kälter geführte Hefe
hat* oft geringere oder bedeutend geringere Vermehrungszahlen als wärmer
geführte. Salzzusätze erhöhen fast regelmäßig die Vermehrungszahl.
Eine neue Theorie der alkoholischen Gärung. Von R. Kusserow.*)
— Das Wesen der neu aufgestellten Theorie der Alkoholgärung besteht
in folgendem : 1. Die Sauerstoff bedürftige Hefe reduciert einen Teil des
in der Nährflüssigkeit enthaltenen Zuckers zu einem zweiwertigen Alkohol.
2. Der zweiwertige Alkohol zerfällt in den einfachen Äthylalkohol, Kohlen-
säure und Wasserstoff. 3. Der Wasserstoff in statu nascendi reduciert
weiteren Zucker, der so entstehende zweiwertige Alkohol zerfällt von
neuem usw., bis durch Verbrauch des Zuckers oder durch Oxydation des
Wasserstoffs der Gärung ein Ende gesetzt wird. — Den Anstoß zur Gärung
gibt somit die lebende Hefezelle, an deren Stelle aber auch Hefepreßsaft,
der reducierende Wirkung ausübt, oder ein anderer ähnlich wirkender
Organismus treten kann. Das Fortschreiten der Gärung wird durch eine
rein chemische Ursache, das Auftreten des sich immer neu bildenden
Wasserstoffs bedingt. — E. v. Lippmann 2) bemerkt hierzu, daß die
Theorie der genügenden Grundlage zu entbehren scheine. Der aus der
Glucose entstehende zweiwertige Alkohol müßte ein Glied der Mannit-Gruppe
sein. Keine Erfahrung spricht aber dafür, daß ein solcher, wo er wirklich
gebildet wird, unbeständig ist, oder gar in statu nascendi sofort weiter
zerfällt.
Gärungsfähige und nichtgärungsfähige Formen des Hefepilzes.
Von R. Kusserow. ^) — Die Beobachtung, daß normale Hefe in dünnen
Würzen bei reichlicher Luftzufuhr schlauchartige Formen annimmt, führt
zu der Möglichkeit, daß zwei physiologisch voneinander abweichende Arten
derselben Rasse bestehen, deren eine, die runde normale Form, ein kräftiges
Gärvermögen besitzt und ihren Sauerstoffbedarf durch Reduction des Zucker-
moleküls (Gärungstheorie von Kusserow) deckt, während die lange
gärungsunfähige Form kein Reductionsvermögen aufweist und den Sauer-
stoff aus der Luft entnimmt. Zwischen beiden Typen bestehen Übergänge.
Die chemischen Vorgänge bei der alkoholischen Gärung. IV. Mitt.
Von Eduard Buchner und Jacob Meisenheimer.^) — Eine endgültige
Entscheidung darüber, ob die Milchsäure als Zwischenprodukt der alkoho-
lischen Gärung betrachtet werden dürfe, ist nicht gelungen. Von lebender
Hefe wird Milchsäure weder vergoren noch gebildet. Die Annahme von Milch-
säure als Zwischenprodukt der alkoholischen Gärung erscheint daher nicht
mehr genügend begründet. Als Zwischenprodukt kommen noch Methylglyoxal,
1) Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 26, 184—187. — 2) Chemiker- Zeit. 1910, 34, 177. —
3) Kusserow, Mitt. f. Brennerei u. Preßhefefabr. 1910, Nr. 37; Cheraiker-Zeit. Rep. 1910, 34, 570. —
*} Ber. Deutsch. Chem. Ges. 1910, 43, 1773—1795.
C. Gärungserscheinungen. 507
Glycerinaldehyd und Dioxyaceton in Betracht. Methylglyoxal wird nicht ver-
goren und entsteht auch nicht während der Gärung. Glycerinaldehyd wurde
sowohl durch Hefepreßsaft wie durch lebende Hefe zwar langsam und durch-
aus nicht vollständig, aber doch in sehr deutlich nachweisbarem Maße (etwa 10
bis 25 ''/q) vergoren. Dioxyaceton wird in 2procent. Lösung von concentriertem
Preßsaft bei Zusatz von Kochsaft unter Kohlendioxyd- und Alkoholbildung
vergoren (bis zu 80 — 90%). Auch lebende Hefe vergärt Dioxyaceton.
Die im Vergleich mit den beiden anderen Vorstufen der Milchsäure
außerordentlich große Gärfähigkeit des Dioxyacetons, welche in einigen
Versuchen direkt der des Traubenzuckers gleichkam, lassen die hypothetische
Annahme der intermediären Bildung dieses Körpers als die geeignetste
erscheinen, um den Mechanismus des Zuckerzerfalles zu erklären. Im
Verfolg dieser Vorstellung wird der Name Zymase auch in Zukunft als
Sammelbegriff erscheinen, umfassend die Enzyme, welche bei der Zerlegung
des Zuckers direkt beteiligt sind. — Die Ansicht, daß das bei der Zucker-
gärung entstehende Glycerin nicht dem Zucker, sondern vielleicht Eiweiß-
körpern bezw. Nucleinsubstanzen angehört, wurde durch neue Versuche
widerlegt. — Für den Quotienten Alkohol : Kohlendioxyd wurde als
Durchschnitt von 4 Versuchen der Wert 1,01 gefunden. Die gegenüber
der Gärungsgleichung gefundenen niedrigeren Alkoholzahlen sind damit
zu erklären, daß die Gärungen der Vff. sehr lang ausgedehnt wurden ; mit
der Gärdauer wächst aber ständig die Kohlendioxyd-Menge im Verhältnis
zur Alkoholproduktion. — Sterile lOprocent. Traubenzuckerlösungen, die
in Röhren eingeschmolzen bei Zimmertemperatur aufbewahrt waren, er-
wiesen sich nach 5 Jahren unverändert. Die von W.,Ostwald neuerdings
wieder als wahrscheinlich hingestellte freiwillige Zersetzung einer wässerigen
Zuckerlösung zeigte sich somit innerhalb jenes Zeitraumes bisher nicht als
nachweisbar.
Das Alkoholferment des Hefepreßsaftes. Von Arthur Harden und
William John Young. -) IV. Teil: Die Vergärung von Glucose,
Mannose und Fructose durch Hefepreßsaft. — Man nose zeigt gegen-
über Hefepreßsaft dasselbe Verhalten wie Glucose. Fructose gleicht Glucose
und Mannose in ihrem Verhalten gegenüber Hefepreßsaft, wird jedoch in
Gegenwart von Phosphaten viel rascher vei goren, als die übrigen Zucker;
die Optimumconcentration der Phosphate für die Gärung ist eine viel
höhere. Fructose hat die Eigenschaft, in Glucose- und Mannoselösungen,
welche einen solchen Überschuß von Phosphaten besitzen, daß die Gärung
nur langsam vor sich geht, rasch Gärung herbeizuführen.
V. Teil: Die Funktion der Phosphate bei der alkoholischen
Gärung. — Wird Glucose oder Fructose in Gegenwart von überschüssigem
KgHPO^^ der Einwirkung von Hefepreßsaft unterworfen, so setzt eine außer-
ordentlich lebhafte Gärung ein, und zwar verläuft sie, wie quantitative Be-
stimmungen der entwickelten CO^ ergaben, im Sinne der Gleichung:
2C6Hi2 0e -f- 2 K2HPO, = 2CO2 -f 2 G,E,0 + 2 H^O -f CeHioO.lPO.K^)^.
Ließ man auf Fructose bei Gegenwart von nur ganz wenig Phosphat
Hefenextrakt oder Zymin einwirken, so erfolgte eine nur sehr schwache
1) Proc. Roy. Soc. Biol. Scienc. 1909. 81, 836; ref. n. Ctrlbl. Bakteriol. 1910, 26, 561. (H. Dold.)
Proc. Roy. Soc. London, S. B. 321; Chern. adbl. 1910, U. 1075. (Ref. Henle.)
508 Landwirtschaftliche Nebenge werbe.
Gärung; wurden dem Gemisch jetzt geringe Mengen Na-Phosphat zu-
gesetzt, so wurde die Gärung in ganz außerordentlichem Maße gesteigert.
Es scheint demnach, daß die Gegenwart von Phosphaten für das Zustande-
kommen der alkoholischen Gärung unerläßlich ist. — Wurde K-Hexose-
phosphat in Gegenwart von Toluol bei 25*' mit einem auf Hexose nicht
mehr wirkenden Hefepreßsaft digeriert, so erfolgte, ebenso wie beim Kochen
mit Säuren Hydrolyse unter Bildung von Fructose: CgH^oO^ (P04K2)2
+ 2H20 = C6Hi2 06 4- 2K2HPO4; der Hefepreßsaft enthält demnach ein
Enzym, das Hexosephosphat zu hydrolysieren vermag und Hexosephosphatase
genannt werden soll. Durch vollaktiven Hefepreßsaft oder Zymin werden
dementsprechend Hexosephosphate schließlich zu CO2, Alkohol und freiem
Phosphat vergoren.
über die Bildung von Hexosephosphat aus Hexose und Phosphat
durch Hefepreßsaft. Von W. J. Young. ^) — Der Vf. stellte weitere Ver-
suche an über die Bildung von Hexosephosphat bei der Vergärung von
Dextrose, Lävulose oder Mannose durch Hefenpreßsaft bei Gegenwart eines
löslichen Phosphates. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen faßt er in
folgenden Punkten zusammen: 1. Die Verbindung, die bei der beschleunigten
Gärung der Dextrose, Lävulose oder Mannose durch Hefensaft bei Gegen-
wart eines löslichen Phosphates gebildet wird, ist ein Salz einer Säure,
die wahrscheinlich die Formel CgHioO^ (P04H2)2 hat und durch Fällung
ihres Bleisalzes isoliert werden kann. 2. Die freie Säure kann in Lösung
erhalten werden durch Zersetzung des Bleisalzes mit Schw^efelwasserstoff.
3. Die Säure ist sehr unbeständig und zersetzt sich leicht beim Ein-
dampfen, selbst bei gewöhnlicher Temperatur, im Vacuum oder über
Schwefelsäure unter Bildung einer reducierenden Substanz neben Phosphor-
säure. 4. Sie reduciert Fehl ing' sehe Lösung erst nach einigen Stunden
in der Kälte, schnell beim Kochen; dagegen konnten keine Osazone oder
Hydrazine erhalten werden. 5. Zwischen den Hexosephosphatsäuren oder
deren Salzen aus Dextrose, Lävulose oder Mannose konnten keine Unter-
schiede gefunden werden. 6. Bei der Hydrolyse der Säure beim Kochen
wird Phosphorsäure und Lävulose gebildet. Es konnte keine andere Hexose
festgestellt werden, jedoch war die Lösung nach der Hydrolyse weniger
stark linksdrehend als eine Lösung reiner Lävulose von der gleichen
reducierenden Kraft. 7. Es wurden die Blei-, Baryum-, Silber- und Kalk-
salze dargestellt.
Die Funktion der Phosphate bei der alkoholischen Gärung. Von
Artur Harden und W. J. Young. -) ■ — Die Vff. haben früher die Theorie
aufgestellt, daß bei der Vergärung des Zuckers durch Hefenpreßsaft als
Nebenprodukt ein Salz der Hexose- Diphosphorsäure CgH^oOi (P04K2)j ent-
steht. Dieser Körper wird durch ein Enzym des Hefepreßsaftes, die Hexose-
phosphatase, zerlegt und gibt einen vergärbaren Zucker und ein Phosphat.
Die Richtigkeit dieser Theorie wird durch folgende Beobachtungen bestätigt.
Fügt man ein lösliches Phosphat zu einem Gemisch einer Hexose und von
Hefepreßsaft, so beobachtet man eine Beschleunigung der Gärung. Diese
Beschleunigung tritt nur vorübergehend auf. Während der Beschleunigung
1) Proc. of the Roy. Soc. 1909, 81. 528—545; Wochenschr. f. Brauerei 1910. 27, 105. —
2) Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 26, 178-184.
C. Gärungserscheinungen. 509
ist das Plus an Alkohol und Kohlensäure dem zugesetzten Phosphat
äquivalent. Das Phosphat wird in eine Verbindung übergeführt, die nicht
mit Magnesiamixtur fällbar ist, und ist in Form eines Salzes der Hexose-
Diphosphorsäure zugegen. Das entstandene Hexosephosphat wird durch
ein im Hefepreßsaft vorhandenes Enzym allmählich hydrolysiert. Solange
ein Überschuß von Zucker vorhanden ist und die Gärung lebhaft ist, er-
folgt die Bildung jener Verbindung in dem Maße, als Phosphat zugegen
ist; eine Anhäufung von freiem Phosphat findet nicht statt. Wenn dagegen
die Gärung nachläßt, geht die Hydrolyse weiter und das freie Phosphat
nimmt zu. Eine ähnliche Hydrolyse des Hexosephosphates und Anhäufung
von freiem Phosphat findet statt, wenn der von dem Ko- Enzym durch
Filtration mittels eines Gelatine-Filters befreite Rückstand mit dem Hexose-
phosphat versetzt wird. — Die Vff. wenden sich gegen Iwanoff, der
ebenfalls eine auf der Bildung einer phosphor-organischen Verbindung auf-
gebaute Theorie der alkoholischen Gärung aufgestellt hat. Jene weicht
aber in manchen wichtigen Punkten von derjenigen der Vff. ab,
Studien über den Phosphorgehalt der Hefe und einiger Hefe-
präparate. Von Eduard Buchner und Hugo Haehn.^) — In Hinsicht auf
die Bedeutung des Ko-Enzyms als eines für den Gärungsvorgang unentbehr-
licheu Hilfsstoffes und seine Natur als Phosphorsäureverbindung haben die Vff.
Untersuchungen über den schwankenden Phosphorsäuregehalt der Hefe und
Hefepräparate angestellt. Läßt man frische untergärige Bierhefe 1 — 4 Tage
lang bei 18 — 23^ unter viel Wasser liegen, so gibt sie an das Wasser
phosphorfreie und phosphorhaltige Substanz ab. Da die Menge der phosphor-
freien Ausscheidungsstoffe überwiegt, steigt zwar der procentische Phosphor-
gehalt der Hefe beim Lagern ganz erheblich an; wird aber Preßsaft aus
der gelagerten Hefe hergestellt, so zeigt dieser 1. durchgehends geringeren
Phosphorprocentgehalt als der aus frischer Hefe, 2. geringere Dichte, die
von 1,06 auf 1,02 abnehmen kann, 3. eine bei längerem Lagern sehr
wesentlich verminderte Gärkraft, die aber auch im äußersten Fall immer noch
ein Drittel der ursprünglichen betrug, so daß auch hier noch Ko- Enzym
im Preßsaft vorhanden gewesen sein muß. Bei der Behandlung des Preß-
saftes mit Aceton geht nichts von den wirksamen Substanzen verloren.
Aus Acetondauerhefe läßt sich durch Auswaschen mit Wasser alles Ko-
Enzym entfernen. — Der Phosphorgehalt der Hefe ist auf eine große Anzahl
verschiedener Verbindungen verteilt, von denen die einen (z. B. Nucleine) dem
ungelösten Zellinhalt angehören, während die anderen (Alkaliphosphate und
das Ko- Enzym) sich im wässerigen Zellsaft in gelöster Form vorfinden.
Einige Aufschlüsse über die Verteilung des Phosphorgehaltes zwischen
diesen beiden Gruppen von Stoffen mußten Analysen einerseits des Hefe-
preßsaftes, andererseits des Preßkuchens ergeben. Es zeigte sich, daß von
1,19 g P2O5 in 100 g abgepreßter Hefe (74,3 % Wassergehalt) nur 0,37 g
im Preßsaft wieder erscheinen, während weitaus die größte Menge, etwa
zwei Drittel des ganzen Phosphorsäuregehaltes, im Preßrückstand zurück-
bleibt. — Bei Dauerhefen fand sich der höchste Phosphorgehalt bei den
ausschließlich mit Aceton hergestellten. Bei der Darstellung von Dauer-
hefe mit Äther scheint demnach eine lösliche Phosphorverbindung aus-
1) Biochem. Ztschr. 1910, 27. 418-426.
510 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
gezogen zu werden. Ein Zusammenhang zwischen Phosphorgehalt der
Dauerhefe und Gärkraft hat sich bisher nicht feststellen lassen. Zwischen
dem Phosphorgehalt des Preßsaftes und der Gärkraft läßt sich kein Zu-
sammenhang nachweisen.
Die Wirkung der Nitrate auf die alkoholische Gärung. Von A.
Fernbach und A. Lanzenberg, i) — Um der allgemeinen Ansicht von
der Schädlichkeit der Nitrate für die alkoholische Gärung entgegenzutreten,
hat der Vf. Versuche ausgeführt, in welchen er getrennt den Einfloß auf
die Vermehrung und die Wirkung der Hefe in einer besonders günstigen
Nährlösung — mit destilliertem Wasser bereitete Bierwürze — studierte.
Bei Zusatz von 0—2,0% Kaliumnitrat zeigte sich mit obergäriger Hefe
bei der größten Menge des Salzes am frühesten Gärung, obgleich schließ-
lich bei den anderen die Alkoholmengen die gleichen waren. Auch bei
Wiederholung der Versuche mit anderen Hefen wurde entweder eine
schnellere Gärung bei Gegenwart von starken NitratgaLen oder wenigstens
die Unschädlichkeit dieser Gaben beobachtet. Weiter wurde untersucht,
ob das Kaliumnitrat die Zymase der Hefe beeinflußt. Die Vff. brachten
je 1 g Hefe in eine Reihe von Gärflaschen mit Schwefelsäureverschluß,
welche mit 4Öprocent. Rohrzuckerlösung und steigenden Zusätzen von
Kaliumnitrat beschickt waren. Die Gäiung verlief bei SO*'. Das Gewicht
der Flaschen wurde jede halbe Stunde während 3 Stunden festgestellt und
hierdurch die gebildete Kohlensäuremenge ermittelt. Eine deutliche Be-
günstigung der Gärung macht sich erst bei einem Zusatz von annähernd
5 g im 1 bemerkbar und tritt nur bei höheren Gaben scharf ausgeprägt
hervor. Das Optimum ist von der Natur der Hefe abhängig, jedoch findet
bei allen untersuchten Hefen eine Anregung der Funktion der Zymase
statt. — Zur Beantwortung der Frage, ob die Nitrate auf die Lebenskraft
der Hefe einwirken, wurde immer eine bestimmte Anzahl von Hefenzellen
in eine Reihe von Gärfiaschen mit Würze, welche steigende Mengen von
Nitrat enthielt, eingesät. Nach Verlauf der gleichen Zeit wurde durch
Plattenkultur die Anzahl der in gleichen Mengen der Flüssigkeit enthaltenen
Hefenzellen festgestellt. Die gefundenen Zahlen beweisen, daß die Gegen-
wart von Nitraten die Vermehrung der Hefenzellen beeinträchtigt, und
zwar um so mehr, je größer die Gabe ist. Nitrate üben also einerseits
eine günstige Wirkung auf die Zymase, andererseits eine schädliche auf
die Vermehrung der Hefenzellen aus.
Einfluß der Nitrate auf die alkoholischen Fermente. Von E. Kayser.*)
— In Übereinstimmung mit einer früheren Beobachtung (Corapt. rend.
144, 574) und den Feststellungen von Fernbach und Lanzen berg ver-
läuft die Gärung bei Zusatz von Mangannitrat (0,1 — 0,25%) rascher und
vollständiger. Für jede Hefe besteht eine optimale Dosis; sie wurde
für einige Hefen bei S^ooi ^^i anderen bei 5^00 gefunden. Ein zu großer
Zusatz von Nitrat verhindert die Gärung. Mangannitrat wirkt stärker als
Kaliumnitrat.
Einfluß der Saccharoseconcentration auf die paralysierende
Wirkung gewisser Säuren bei der alkoholischen Gärung. Von M.
Rosenblatt und Frau.^) — Die Vff. haben im Anschluß an ihre früheren
1) Compt. rond. 1910, 151, V26— 729. — 2) Ebend. SIC— 817. — s) Ebend. 150, 1363—1366.
C. Gärungserscheinungen. 5 1^ j
Untersuchungen 1) den Einfluß der Saccharoseconcentration auf die alkoholische
Gärung bei Gegenwart von Schwefelsäure, Salpetersäure, Essigsäure und
Oxa'säure studiert. Die Concentration der Zuckerlösung betrug 1,25, 2,5,
5, 10 und 12,5%. Die angewendeten Säuremengen entsprachen einmal
dem früher festgesetzten Grenzwert, bei welchem die alkoholische Gärung
vollständig aufgehoben wurde, dann waren sie sehr viel geringer und be-
wegten sich weiter in einer zwischen beiden liegenden Concentration. Aus
den Untersuchungen geht hervor, daß der Zucker die Hefe gegen die
Einwirkung der Säuren schützt und zwar in um so höheren Grade, je
größer die Zuckermenge ist. Dieser Schutz tritt aber erst bei einer ge-
wissen Säuremenge ein, deren Höhepunkt nahe der Grenzconcentration der
Säuren liegt, welche die alkoholische Gärung vollständig aufhebt. Man
muß in diesem Fall bei 10% Zucker zweimal mehr Schwefelsäure und
viermal mehr Essigsäure anwenden als bei 1,25% Zucker.
Vorläufige Notiz über die alkoholische Gärung in Gegenwart von
schwefliger Säure. Von Pozzi - Escot. '^) — Die Erfahrungen des Vf.
stehen nicht in Übereinstimmung mit denen von Martinand. Mehr als
zwanzig absolut reine Heferassen haben sich an die schweflige Säure voll-
ständig akklimatisiert. Für die Oxydation der schwefligen Säure zu
Schwefelsäure sind noch Beweise l>ei zubringen.
Über die Wirkung des Natriumselenits auf die Ausscheidungen
der Kohlensäure lebender und abgetöteter Hefe. Von Marie Korsakow.')
— Die Versuche zeigen, daß Natriumselenit von starker Giftwirkung auf
Zymase ist, die Gegenwart geringer Mengen des Salzes setzt die Kohlen-
säureentwicklung herab und hebt sie schließlicli ganz auf. Charakteristisch
für die Beeinflussung der Zymingärung durch Natriumselenit ist die Regel-
mäßigkeit, mit der die ausgeschiedene Kohlensäuremenge proportional der
höheren Natriumselenit -Concentration heruntergeht. Das Natriumselenit,
welches auf diese Weise mindestens eines der Enzyme der Zymase tötet,
läßt die Reduktase des Zymins unbeeinflußt. Die Gärung bei Gegenwart
von lebenden Zellen verläuft in Lösimgen von geringer Natriumselenit-
concentration sehr energisch, der Proceß wird beschleunigt. In 1 procent.
Lösung, in welcher die Kohlensäureentwicklung durch Zymin gänzlich
aufhört, selbst in 10- und 20 procent. Lösung, wird die Hefegärung zwar
verlangsamt, immerhin werden noch beträchtliche Kohlensäuremengen er-
zeugt. Die lebende Zelle besitzt demnach offenbar die Fähigkeit, sich
gegen eingeführtes Gift zu wehren, während die tote diese Fähigkeit in-
sofern verloren hat, als sie ihre Tätigkeit nicht der Lage anpassen kann,
in der sie sich befindet.
Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung und
Bildung der Enzyme. A"on H. Euler und Beth af Ugglas.^) — Varia-
tionen im Enzymgehalte der Bierhefe. Das Ziel der Versuche
war, Mikroorganismen mit gewissen Enzymen anzureichern, möglichst unter
Verdrängung verwandter Enzyme, und die allgemeinen Methoden ausfindig
zu machen, welche zu diesem Ziele führen. Die vorliegende Arbeit betrifft
1) Compt. rend. 149, 3Ü9— 312 u. dies. Jahresber. 1909, 427. - ^) Bull, de .'Assoc. des Chim.
de Sucr. et Dist. 27, 561; Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1276. (Bloch.) — 3) ßer. deutsch, botan. Ges. 1910,
28, 334—338. — *) Arkiv' för Kemi 3, Nr. 34; nach einem Referat im Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910,
28, 518. (Th. Bokorny.)
512 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
die Hefeninvertase. Die "Versuche wurden mit untergäriger Bierhefe aus-
geführt. Aus der Inversionsgeschwindigkeit eines Extraktes, welcher aus
getrockneter (im Vakuum bei 40'') Hefe hergestellt war, wurde auf den
Invertasegehalt der Hefe geschlossen. Daß man auf diese Weise gleich-
mäßige Resultate erhält, wurde durch Vorversuche festgestellt. Brauereihefe
wurde in geräumigen Kolben gleichzeitig in zwei verschiedenen Lösungen
kultiviert. Die Lösung A enthielt im 1 45 g Glucose und 59 g Pepton, die
andere Lösung B 45 g Rohrzucker und ebensoviel Pepton, Ursprünglich
wurden 3 g abgepreßte Hefe in jeden Kolben gegeben; nach 5 Tagen
wurde abfiltriert und die Hefe gepreßt. Jeder Kolben erhielt dann wieder
3 g. Nach 5 Tagen wurde der Versuch in gleicher Weise wiederholt, so
daß die in jeder Lösung befindliche Generation sich ausschließlich in der
entsprechenden Lösung entwickelt hatte. Fünfzehn Tage nach Beginn des
Versuches wurde die Hefe abfiltriert, gepreßt und auf Invertase verarbeitet.
Die Hefe, welche sich in Rohrzuckerlösung entwickelt hatte, zeigte einen
etwa doppelt so hohen Invertasegehalt als die in Glucoselösung gewachsene.
Verschiedene Deutungen können diesem bemerkensweiten Resultat gegeben
werden. ,,Man kann vermuten, daß eine der Zelle zugetührte größere
Menge Substrat die normale Enzymmenge — soweit man bei Mikroorganis-
men wie Hefe überhaupt einen normalen Enzy ragehalt feststellen kann —
vermehrt, daß also die gebildete Enzymraenge dem Bedarf an Enzym folgt.
Andrerseits wäre es denkbar, daß Reaktionsprodukte die Enzyrabildung
hemmen oder die Bildung von Antienzymen verursachen. Schließlich wäre
noch zu untersuchen, ob nicht das Substrat (Rohrzucker) oder das Reaktions-
produkt (Glucose) die Bildung von Ko-Enzym beeinflusse." Über all diese
Möglichkeiten wird zunächst nicht weiter diskutiert. Denn es sind vor-
läufig noch andere Zweifel zu beseitigen: L Aus der Brauereihefe können
sich unter den ungleichen Versuchsbedingungen der Parallelversuche ver-
schiedene Rassen entwickelt haben. 2. Es ist möglich, daß die Verjüngung
der Hefe in den beiden Zuckerlösungen nicht gleichmäßig stattfand, und
daß also die Rohrzuckerlösung eine größere relative Anzahl junger Hefen-
zellen enthalten habe als die Glucoselösung, was von großem Einfluß wäre.
Über die Existenz einer specifischen Methylglucase in der Bier-
hefe. Von M. Bresson. ^) Obergärige Bierhefe hydrolisiert die a-Methyl-
glucose, während untergärige Bierhefe unter den gleichen Bedingungen
nicht auf jene einwirkt. Beide enthalten Invertase und Maltase. Die
obergärige Hefe scheint also ein specifisches Enzym der a - Methy Iglucose
zu enthalten, das von der Invertase und der Maltase durch seine Wirkung
an sich und die Optimaltemperatur seiner Wirksamkeit (ca. 31 ") ver-
schieden ist.
Viscosaccharase, ein Enzym, das aus Rohrzucker Schleim er-
zeugt. Von M. W. Beijerinck. -) — Viele Bacillen verursachen, wenn
sie bei Gegenwart von Rohrzucker oder Raffinose auf neutralen oder
schwach alkalischen Agarplatten wachsen, eine eigenartige CoUoidreaktion,
darin bestehend, daß sich in der Umgebung der Kolonien eine Emulsion
bildet. Die Erscheinung wird durch ein Enzym bewirkt, welches Visco-
saccharase genannt werden soll; es läßt sich in der Weise gewinnen, daß
I) Compt. rend. 1910, 151, 485—487. — ^) Koninkl. Akail. van Wotensch. Amsterdam,
Wisk. en Natk. Afd. 18, 591; Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1738. (Henle.)
C. Gärungserscheinungen. 513
man eine Kultur von Bacillus mesentericus vulgatus filtriert und das Filtrat
mit Alkohol fällt, wobei natürlich noch andere Enzyme, wie Diastase,
Trypsin, Pektosinase mit ausgefällt werden. Außer der schleimigen
Emulsion, welche aus Agar nicht in Wasser diffundiert, entsteht bei der
Wirkung der Viscosaccharase auf Saccharose noch ein in Wasser löslicher
Stoff, der reducierend auf Fehlin g'sche Lösung einwirkt.
Über die Darstellung des polypeptolytischen Fermentes der Hefe.
Von A. H. Koelker. ^) — Frühere Untersuchungen (The Journ. of Biolog.
Chemist. 1910, 8, Nr. 1) haben ergeben, daß das racemische Alanylglycin
zum Studium des polypeptolytischen Enzyms mit großer Genauigkeit ver-
wendet werden kann. Grleichzeitig wurde festgestellt, daß man das poly-
peptolytische Enzym auch durch Autolyse der Hefe herstellen kann, daß
aber die Wirksamkeit einer so dargestellten Enzymlösung sehr gering ist
im Vergleich zu der Wirksamkeit des Hefepreßsaftes. Ein sehr wirksames
Präparat läßt sich durch Zusammenkneten von Bäckerhefe mit gefälltem
Calciumcarbonat und Übergießen der Masse mit Chloroform herstellen.
Nach mehrtägigem Stehen wird auf der Nutsche abfiltriert und das Filtrat
nach Zusatz von Toluol bei 38*^ der Selbstverdauung überlassen, bis die
optische Drehung konstant wird. Die Lösung wird mit Infusorienerde
filtriert und direkt verwendet.
Über Autolyse (Selbstverdauung). Von A. Baudrexel. ^) — Der
Vf. gibt an der Hand der Literatur eine Darlegung unserer heutigen
Kenntnisse über die Autolyse, d. h. über die Wirkung der tryptischen
Enzyme im tierischen Gewebe und in der Hefe. Hauptzweck ist, ihm zu
zeigen, daß sich dabei im besonderen bei krankhaften Zuständen des tieri-
schen und menschlichen Organismus ähnliche Vorgänge abspielen. Die
Vorgänge der Autolyse, besonders die proteolytischen Spaltungen der Hefe
in Kulturen haben in neuerer Zeit Boulauger, Beijeriuck, Wehmer
und Will näher studiert und auch die physiologischen und biologischen
Bedingungen der Enzymbildung in Erwägung gezogen. Hahn gelang es
im Hefepreßsaft das Vorhandensein eines stark wirksamen proteolytischen
Enzyms nachzuweisen und in zellfreier Lösung zu studieren. Über die
Spaltungsprodukte bei der Hefe finden sich schon Angaben bei Lieb ig.
Ein wesentlicher Fortschritt in der Kenntnis der Selbstverdauungsprodukte
ist Kutscher zu verdanken, der vor allem das Vorhandensein der Hexan-
basen Histidin, Arginin, Lysin und Asparagin säure als Produkte der Selbst-
gärung nachwies. Die Schenk 'sehe Tabelle zeigt in übersichtlicher Weise
die verschiedenen Selbstverdauungsprodukte verschiedener untersuchter
Hefenarten. Schenk macht darauf aufmerksam, daß die ausgelaugten
Brennerei hefen sich an der Luft nicht verändern, während andere Hefen
sich braun färben. Die Verdauungsflüssigkeiten von der obergärigen und
Brennereihefe gaben starke Tryptophanreaktion , reine Kahmhefe nicht.
Lindner führte Ernährungsversuehe mit den Spaltungsprodukten aus.
Nach den Versuchen von Gronow wird die Selbstverdauung der Hefe
bei einem Saccharosezusatz von 35®/o wesentlich gehemmt, bei einem Zu-
satz von 60 — 100^0 vollständig unterbunden. Weiterhin liegen von Will
1) Ztschr. physiol. Chem. 1910, 67, 297-303. — 2) Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, 159—161,
172-174.
Jahresbericht 1910. 33
514 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
ältere Versuche vor, die eine Begünstigung des Eiweißabbaues bei Sauer-
stoffmangel feststellen, bezw. eine Herabsetzung bei Sauerstoffzutritt, wie
auch Beobachtungen aus allerneuester Zeit von F. Hayduck ergaben.
Eine Beschleunigung der Verflüssigung der Hefe wird durch fast alle
wasserentziehenden Mittel hervorgerufen. Chloroform hemmt die pro-
teolytische Wirkung der Endotryptase.
Über das Verhalten des Hefegummis bei der Autolyse und alko-
holischen Gärung. Von E. Salkowski. ^) — Der Vf. hat schon wieder-
holt sich dahin ausgesprochen, daß die Autolyseflüssigkeit aus Hefe Hefe-
gurami enthalte (Mannan, vielleicht mit Beimischung von etw-as Dextran),
jedoch keine genaueren Angaben über die Isolierung dieses Gummis und
seine Mengenverhältnisse gemacht. In der Regel wurden 50 g Preßhefe
mit 500 ccm Chloroformwasser gut durchgeschüttelt, dann ca. 70 Stunden
bei 40" digeriert und dann die Mischung klar filtriert. 250 ccm des Filtrates
wurden auf etwas weniger als 25 ccm eingedampft, im Meßcylinder durch
Wasserzusatz auf 25 ccm gebracht, dann in 200 — 220 ccm Alkohol absolutus
eingegossen. Nach 24 Stunden hatte sich ein zäher, festhaftender Nieiier-
schlag ausgeschieden, der in warmem Wasser gelöst imd mit Fehling'scher
Lösung und etwas Natronlauge wieder gefällt wurde. Die an dem so ge-
wonnenen Körper angestellten Reaktionen ergaben mit Sicherheit, daß jener
Gummi war. Auf 100 g Hefe wurden 0,294 bezw. 0,340 g Gummi er-
halten. Der alkoholische Auszug aus dem ursprünglichen Filtrat enthielt
Purinbasen. Bei der alkoholischen Gärung und der Autolyse geht nur
ein verhältnismäßig unbedeutender Bruchteil des Gummis in Lösung.
Neuere Untersuchungen des Vf.s haben ergeben, daß Preßhefe weit raeiir
als die doppelte (5,39%) Menge Gummi enthalten, als er früher an-
gegeben.
Über eine Antiprotease im Hefepreßsaft. Von E. Buchner und
H. Haehn.-) — Kochsaft schützt nicht nur die Zyraase, sondern auch die
gerinnbaren Eiweißkörper des Preßsaftes vor dem Abbau durch die Endo-
tryptase. Er bewahrt aber auch Gelatine vor Verflüssigung durch die
Endotryptase des Preßsaftes und erhält das Casein der Milch trotz Zusatz
\on Tiyptase einige Zeit hindurch unverdaut. Diese Stoffe gehören somit
einer Gruppe an, da sie sich ähnlich verhalten. Die Zymase ist demnach
mit großer Wahrscheinlichkeit der Klasse der Proteinstoffe zuzurechnen.
Der Hefekochsaft schützt die Gelatine auch gegen Verflüssigung durch
Pepsinase und Tryptase. Die früher ausgesprochene Vermutung, daß die
konservierende Wirkung des Kochsaftes für Zymase auf das Ko Enzym
zurückzuführen sei, läßt sich somit nicht länger aufrecht erhalten. Man
wird vielmehr zur Annahme eines besonderen Schutzstoffes gegen ver-
dauende Einflüsse im Kochsaft genötigt, der als Antiprotease bezeichnet
wird. — Das Ko- Enzym kann zeistört werden, ohne die Antiprotease zu
vernichten. Trennungsversuche der Antiprotease und des Ko-Euzyms sind
vorläufig ohne Ergebnis geblieben. Ricinuslipase zerstört sowohl Ko-
Enzym als auch Antiprotease. Beide Substanzen, Hilfsstoffe zur Regelung
der Enzymwirkung in den Hefenzellen, die aber im Gegensatz zu den
eigentlichen Enzymen thermostabil oder kochfest sind, werden durch
»J Ztschr. physiol. Chem. 1910, 69, -166-471. — ') Biochem. Ztschr. 1910, 26, 171—198.
0. Gärungserschemungen. 515
Lipasen leicht verändert. — Die Verflüssigung der Gelatine durch Endo-
tryptase wird durch erhebliche Zusätze von Essigsäure gehindert, aber
nicht durch die hierdurch bewirkte saure Reaktion. — Die Äntiprotease
spielt wahrscheinlich eine hervorragende Rolle ina Leben der Hefe, da sie
die Verdauungsvorgänge regelt.
Zur Kenntnis der Invertase. Von Hans Euler, E. Lindberg und
K. Melander. ^) — Die Vff. suchten die Frage zu lösen, nach welchem
Verfahren die größten Ausbeuten an Invertase und die reinsten Präparate
zu erhalten sind. Sie kommen dabei zu folgenden Ergebnissen: 1. Aus
einer gewissen Menge Hefe kann man die gleiche Menge Invertase dar-
stellen, sei es, daß man die getrocknete Hefe mit Wasser extrahiert, oder
sie der Autolyse überläßt. 2. Aus dem durch Autolyse der Hefe sich
bildenden Saft wird ein Invertasepräparat gewonnen, welches 0,36 ^/q N,
42,3% C und 2,07 % Asche enthält. Es ist das wir-ksamste bis jetzt
beschriebene Präparat. Löst man 0,05 g der Substanz in 5 ccm
0,5 n-NaHgPO^ und setzt 20 ccm 20procent. Rohrzuckerlösung zu, so
wird die Drehung 0^ bei Zimnaerteraperatur (20 O) in 14 Minuten erreicht.
Zur Kenntnis der Invertin Wirkung. Von Niro Masuda.^) —
Der Zusatz von Hefegummi zu gumniifreien oder schwach gummihaltigen
Invertinlösungen befördert deren Wirksamkeit in merklichem, aber nur
geringelt! Grade. Beim Aufbewahren von Invertinlösungen (Hefefiltraten)
nimmt ihre Wirksamkeit in den ersten 24 Stunden erheblich, etwa bis
auf 70% ab, dann fällt sie äußei-st langsam, selbst bis zum dreißigsten
Tag. Die Entwicklur g von Bacterien hat dabei keinen Einfluß. Monate
alte, völlig verfaulte Lösungen zeigen immer noch eine ziemlich starke
Wirksamkeit in Übereinstimmung mit früheren Angaben von E. Salkowski.
In lOprocent. Zuckerlösungen bildet sich etwas, aber nur unbedeutend mehr
Invertzucker, wie in öprocentiger. Die Quantität des gebildeten Intertzuckers
wächst mit der Steigerung des Fermentes, aber nicht propoi-rional.
Die Vergärung von Galactose durch Hefe und Hefesaft. Von
Arthur Harden und Roland V. Norris.^) — Ließ man Reinkulturen
von Saccharomycps Carlsberg I auf Galactose einwirken, so erfolgte keine
Gärung; kultivierte man aber die genannte Hefe in einem Medium, welches
Galactose enthielt, nämlich in Hefewasser, dem 20^0 hydrolysierter Lac-
tose und 0,15% KgHPO^ zugesetzt waren, so erlangte sie die Fähigkeit,
Galactose zu vergären. Auch durch den aus dieser Hefe gewonnenen
Saft wurde Galactose vergoren. Mit Phosphat reagiert die gärende
Mischung von Hefesaft und Galactose ebenso wie eine Mischung von
Hefesaft und Glucose; die Gärung wird beschleunigt, und es wird eine
dem zugefügten Phosphat entsprechende, besondere Menge CO2 entwickelt.
Das Phosphat verwandelt sich in eine organische, durch Mg-Citiat nicht
fällbare Verbindung. — Durch geringe Mengen NagAsO^ wird die Ver-
gärung von Galactose durch Hefesaft gleichfalls beschleunigt.
Über das Verschwinden des Furfurols bei der Alkoholgärung.
Von C. J. Lintner.^) — Furfurol verschwindet bei der Gärung infolge
Bildung von Schwefelwasserstoff durch Hefe, welcher sich mit dem Furfurol
1) Ztschr. physiol. Chem. 1910, 69, 152-166. — =) Ebend. 66, 145-151. — ^) Proc. Royal
Soc. London, S. B."82, 645—649; Chem. Ctrlbl. 1910, II. 1490. (Bef. Henle.) — *) Ztschr. ges.
Brauw. 1910, 33, 361—363.
33*
516 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
verbindet. Diese Bindung wird durch die Fähigkeit der Hefe begünstigt,
Furfurol zu adsorbieren. Die einzige Ursache des Verschwindens ist der
Schwefelwasserstoff allerdings nicht, jedenfalls ist er aber die Ursache des
charakteristischen widrig brotartigen Geruches. Wahrscheinlich ist der
Träger des Geruches ein Merkaptan-ähnlicher Körper. Leitet man Schwefel-
wasserstoff in eine etwa 2 — Sprocent. wäßrige Lösung von Furfurol ein,
so entsteht eine milchige Emulsion von Polythiofwriurol, welche auf Zusatz
von Schwefelsäure oder Salzsäure zu einer lockeren kautschukähnlichen
Masse gerinnt. Im Licht färbt sie sich rasch rötlich, und unter kaltem
Wasser wird sie allmählich zerreiblich. Dieser Masse haftet ein ungemein
penetranter Gern.ch an, der in sehr starker Verdünnung als widrig brot-
artig bezeichnet werden kann. Dem Polythiofurfurol dürfte der Geruch
kaum eigen sein, sondern einer schwefelhaltigen wasserlöslichen Ver-
unreinigung.
Die Nebenprodukte der alkoholischen Gärung. Von Oh've Eveline
Astdown und John Theodore Hewitt. ^) — Versuche über die Bildung
des Acetaldehyds bei der alkoholischen Gärung ergaben, daß dieser ein
Produkt der Einwirkung der Hefe auf Zucker ist. Die absolut größte
Menge Aldehyd wurde bei den Versuchen erhalten, bei der Hefe Alanin
als Stickstoffquelle dargeboten wurde; diese Versuche brachten gleichzeitig
in Übereinstimmung mit den Arbeiten Ehrlich's die größte Ausbeute an
Alkohol. Dagegen tritt eine erhebliche Verminderung der Menge des
Acetaldehyds ein, wenn die Hefe auf ihren eigenen Stickstoffvorrat an-
gewiesen ist, womit eine erhöhte Bildung von höheren Alkoholen ver-
bunden ist. Berücksichtigt man nun, daß Drechsel Alanin in Acetal-
dehyd, CO und NHg spalten konnte, und daß nach Schade aus Ameisen-
säure und Acetaldehyd Alkohol und Kohlensäure entstehen, so scheint es
nicht ausgeschlossen zu sein, daß Alanin ein Zwischenprodukt der alkoho-
lischen Gärung ist und als solches in der angedeuteten Weise weiter ver-
ändert wird. Dabei bleibt es sehr wohl möglich, daß es selbst erst aus
einem anderen Zwischenprodukt, Dioxyaceton, gebildet wird. Allerdings
lehnen Buchner und Meisenheimer die Hypothese Schade's ab, weil
ein Gemisch von Acetaldehyd und Ameisensäure nicht gärbar ist. Da
aber durch Zusatz von ameisensaurem Salz zur Gärflüssigkeit eine starke
Verminderung der Ausbeute an Acetaldehyd erzielt wurde, so wird man
Schade's Ansicht noch nicht als widerlegt ansehen können.
Zur Kenntnis der reducierenden Wirkung von Milch, Leber und
Hefe. (Asymmetrische Reduction auf biochemischem Wege.) Von L.
Rosenthaler. -) — Der Ausgangspunkt für die Untersuchung war die vom
Vf. entdeckte Tatsache, daß man mit Hilfe von Emulsin optisch -aktive
Körper darstellen kann. Es lag deshalb nahe, auch andere Reaktionen
unter dem Einfluß von Enzymen asymmetrisch durchzuführen. Bereits in
seiner ersten Veröffentlichung über durch Enzyme bewirkte asymmetrische
Synthesen hat der Vf. darüber berichtet, daß man mit Milch Benzoyl-
ameisensäure in einen linksdrehenden Körper umwandeln kann, der
1- Mandelsäure ist. Die Versuche, bei welchen Hefe und Rinds leber auf
1) Jouin. Chem. Soc. London 97, 1636; Chem. Ctrlbl. 1910, IL 1076. (Ref. Franz.) —
2) Ztschr. Unters. Nähr.- n. Genußm. 1910, 20, 448—453.
C. GärungserscheinuDgen. 517
Benzoylameisensäure einwirkten, hatten ein ähnliches Ergebnis wie die
mit Milch durchgeführten. In beiden Fällen entsteht 1 -Mandelsäure. Wie
bei Milch, so haben sich weder bei Hefe noch bei Leber Anzeichen dafür
ergeben, daß das reducierende Agens ein Enzym ist. Schon das mit
Filtrierpapier gewonnene Filtrat des Leberbreies erzeugte keine aktive
Maudelsäure mehr, und auch der filtrierte Preßsaft der Hefe erwies sich
im Gegensatz zur Hefe selbst als inaktiv.
Assimilierbarkeit verschiedener Kohlehydrate durch verschiedene
Hefen. "Von P. Lindner und K. Saito.^) — Die Versuchsergebnisse
sind folgende: 1. Maltose ist die zur Assimilation bestgeeignetste Zucker-
art, sie wird nur in sehr vereinzelten Fällen entweder gar nicht oder nur
spärlich aufgenommen. 2. Die Lactose spielt eine entgegengesetzte Rolle;
nur in sehr vereinzelten Fällen dient sie zur Assimilation. 3. Dextrin
wird auffallend häufig, wenn auch nur schwach, assimiliert. Es findet nur
bei den luftliebenden Hefen der Kahm-, Torula- und roten Hefengruppe
ausgiebigere Verwendung. 4. Der Rohrzucker, der so überaus leicht ver-
gärbar ist, spielt in der Assimilation eine untergeordnete Rolle, ja steht
sogar, mit Ausnahme bei den wilden Hefen, in dieser Beziehung hinter
der Glucose und Fructose zurück. 5. Raffinose gibt nur vereinzelt ein
mäßiges Wachstum, meist bleibt es zweifelhaft. 6. Von der Arabinose
gilt ähnliches. 7. Glucose und Fructose werden im allgemeinen nur mäßig,
nicht selten aber auch überhaupt nicht assimiliert. Es kommt vor, daß,
während Glucose assimiliert wird, Fructose nicht benutzt wird, und um-
gekehrt. 8. Die luftliebenden Kahmhefen, Torula- und roten Hefen assi-
milieren fast alle Zucker und zumeist auch recht kräftig. 9. Schizo-
saccharomyces octosporus war die einzige Hefe, welche bei Asparagin-
darbietung keine der geprüften Zuckerarten assimilierte. 10. Saccharomyces
Ludwigii, Saech. exiguus, ein Zygosaccharomyces und Saccharomycopsis
capsularis nehmen unter den gleichen Bedingungen nur etwas Maltose
auf. 11. Der Fall, daß eine Zuckerart kräftig assimiliert, aber nicht
vergoren wird, ist häufig, namentlich typisch für die luftliebenden
Hefen. 12. Der Fall, daß eine Zuckerart vergoren, aber nicht assimiliert
wird, ist seltener. S. Ludwigii vergärt kräftig Glucose, Fructose und
Rohrzucker, assimiliert aber keinen von diesen Zuckern; das gleiche gilt
von Sacch. exiguus und Sacch. cartilaginosus, Schizosacch. Pombe, mellacei
und octosporus; letzterer vergärt jedoch nicht den Rohrzucker. Die ober-
gärigen Brauereihefen vergären Glucose und Fructose, assimilieren sie aber
nicht immer. Brennereiheferasse II (128) vergärt Dextrin, assimiliert es
aber nicht. 13. Die Frage, ob bei Darbietung anderer Stickstoffquellen bei
den erwähnten Versagern Assimilation der betreffenden Zuckerarten ein-
tritt, ist noch eine offene, für den Fall des Schizosaccharomyces octosporus
als sicher anzunehmen. 14. Die Assimilationsprobe gegenüber den ver-
schiedenen Zuckerarten bietet eine vortreffliche Ergänzung zu der Klein-
gärmethode und sollte jede Hefe im Betrieb nach diesen zwei Richtungen
hin geprüft werden. — Das Ergebnis kann verschieden sein, je nach dem
physiologischen Zustand des Aussaatmateriales. Es ist daher erforderlich,
nur mit frischem Hefenmaterial zu arbeiten oder entsprechende Angaben
über den Zustand der Aussaat zu machen.
1) Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, 509—513.
518 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Assimilation von Pentosen und Pentiten von Pflanzen. Von Th.
Bokorny. ^) — M. Cremer (Zeitschr. Biol. 31, 183) zufolge fand bei
Gegenwart von Xylose und anderen Pentosen in Karenzhefe keine
Glykogenbildung statt. A.rabinose rief zwar die Bildung von Glykogen
hervor. Dieses wurde aber nicht verbraucht. Der Vf. erhielt bei Hefen-
ernährungwersuchen, wobei nur eine Spur Hefe in die betreffende Nälir-
lösung gebracht wurde, ein deutlich positives Ergebnis bei Xylose und
Arabinose. Auch Bacterien gaben ein positives Ergebnis.
Der Glycogengehalt bei verschieden ernährten Kulturhefen. Von
W, Henneberg. ^) — Der Vf. kommt zu folgendem Schlußergebnis.
1. Glycogen kann in unnormalen und in normalen Hefen vorkommen und
fehlen. 2. Glycogen wird auch in reinem Zuckerwasser und bei unzu-
reichender einseitiger Ernährung (z. B. in Lösungen mit stickstofffreien
Salzen, organischen Ammonsalzen, Asparagin usw.) aufgespeichert. Der
Glycogengehalt ist daher weder ein Beweis für normale Beschaffenheit der
Hefenzellen noch für eine normale Zusammensetzung der Nährlösung.
3. unter bestimmten Bedingungen giftig wirkende Stoffe, wie anorganische
Ammonsalze und Pepton verhindern oder lähmen die Glycogenbildung.
4. Ammonsulfat ist für die Glycogenbildung auffallend ungünstig, 5. Gips
ist ebenfalls für die Glycogenbildung unter manchen Bedingungen sehr
ungünstig. 6. Eiweißreiche Hefezellen und zwar solche mit über etwa
53 '^/o Protein enthalten in den meisten Fällen keine oder sehr wenig
Glycogen, so daß ein Glycogenmangel bei ausreichender Ernährung und
unter sonst günstigen Bedingungen als Zeichen von Eiweißreichtum
angesehen werden muß. Bei der Beurteilung der Hefen bezw. der Nähr-
flüssigkeiten ist dies von großem praktischem Nutzen. Glycogenarme bezw.
glycogenfreie Zellen sind als Preßhefen entweder schlecht (alte Hefen)
oder wertvoll (eiweißreiche Hefen).
Über die Bedeutung der mineralischen Salze im Gärungsgewerbe.
Von H. Wüstenfeld. ^J — Der vorliegenden Mitteilung liegt die Aufgabe
zugrunde, die wichtigsten literarischen Arbeiten der letzten zwölf Jahre,
welche sich auf die Bedeutung der Mineralsalze für die Gärung beziehen,
kurz zusammenzufassen. Die älteren Arbeiten sind nur insoweit berück-
sichtigt, als sie in den bedeutenderen Werken der Gärungsliteratur Er-
wähnung gefunden haben. Die Arbeit gliedert sich in 4 Abschnitte,
welche sich auf die Bedeutung der mineralischen Nährstoffe für Hefen-
wachstum und Gärung beziehen, wobei neben den Untersuchungen von
mehr theoretischer Bedeutung im besonderen auch diejenigen Arbeiten Er-
wähnung fanden, die in engerer Beziehung zur Praxis stehen. Im
2. Abschnitt sind die wichtigsten Arbeiten über Mineralsalze besprochen,
welche sich auf die Mälzerei und die Sudhausarbeit beziehen. Der 3, Teil
umfaßt den Einfluß der Salze auf die rein enzy malischen Vorgänge in der
Hefezelle. Ein kleinerer Abschnitt ist der Salzliteratur bei der Essig-
gärung gewidmet. Der Anhang enthält eine Zusammenstellung der
Analysen wichtiger Rohstoffe der Gärungsgewerbe. In einer Schluß-
betrachtung wird auf die Fehlerquellen, besonders in den älteren Arbeiten,
1) Chemiker -Zeit. 1910, 34. 220—221. — 2) Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, 265—268. —
8) Ebend. 361-36a, 377—379, 391—393, 405-409, 417-418, 432-434, 454-456.
C. Gärungserscheinungen. 519
aufmerksam gemacht, auf welche manche Widersprüche in den Anschau-
ungen über die Bedeutung der Mineralsalze zurückzuführen sind. Außer-
dem wird angedeutet, welche Fragen noch der Erledigung harren.
Über die Einwirkung von Ozon auf Organismen, welche für den
Brauereibetrieb in Betracht kommen. Von H. Will und F. Wieninger/)
— In den letzten Jahren wurde versucht, das Ozon in den ßrauereibetrieb
zur Reinigung und Verbesserung der Luft einzuführen. Von größerer
Bedeutung würde das Ozon als lokales Desinfektionsmittel sein. Dabei
kommt in erster Linie die Sterilisierung von Leitungen, soweit nicht
Gummischläuche an diese angeschlossen sind, und von Lagerfässern in
Frage, wenn sie nicht ansgekellert, sondern an Ort und Stelle gereinigt
werden sollen, aiißerdem noch etwa diejenige von Transportfässern. Wenn
ein Urteil gewonnen werden sollte, ob das Ozon zu Desinfektionszwecken
in der Brauerei empfohlen werden kann, waren zunächst Versuche im
Laboratorium über die Einwirkung auf Organismen, welche für den Brauerei-
betrieb in Betracht kommen, notwendig. Als Versuchsorganisraen dienten
folgende Hefenreinkulturen: Untergärige Bierhefe Stamm 2, Sacch. inter-
medius Hansen als Vertreter einer wilden Hefe, WiUia anomala als Ver-
treter einer luftliebenden Sproßpilzform; ferner folgende Bacterieu: eine
Reinkultur von Sarcina und Essigbacterien, welche dem Häutchen auf der
Oberfläche einer Bierprobe entnommen waren. Das Ozon wirkte im Haupt-
versuch, soweit es möglich war, auf abgezählte Mengen der Organismen
ein. Aus den Versuchen ergibt sich, daß unter den gegebenen Bedingungen
eine Concentration von 0,6 — 0,7 g Ozon in 1 cbm Luft ausreichend sein
wird, die für den Brauereibetrieb schädlichen Organismen bei stärkerer
Anhäufung abzutöten, solange es sich nur um diese handelt und Neben-
wirkungen, welche das Ozon teilweise absorbieren, ausgeschlossen sind.
Eine Ei höhung der Concentration muß, wie sich aus einer Reihe von
Versuchen ergab, auch dann eintreten, wenn die Zeitdauer der Einwirkung
abgekürzt werden soll.
Ein neues Verfahren zur continuierlichen Sake-Bereitung durch
die Akklimatisation der Sake-Hefe in milchsäurehaltiger Maische. Von
K. Yeda. -) — Der Vf. hat früher nachgewiesen, daß durch Zusatz einer
genügenden Menge Milchsäure oder durch eine Kultur geeigneter Milch-
säurebacterien in dem Most oder in der Maische, die schädlichen Bacterien-
keime vernichtet werden, die Sakebefe aber trotzdem in demselben Boden
üppig wachsen kann. In der vorliegenden Arbeit hat der Vf. die Versuche
noch weiter ausgedehnt. Die wesentlichsten Ergebnisse sind folgende:
1. Wenn der Säuregehalt des Moto oder der Maische durch Milchsäure
oder Milchsäurebacterien bis auf 0,05 — 0,5 •'/^ erhöht wird, begünstigt er
die diastatische Verflüssigung und Verzuckerung der Reiskörner, wodurch
die Nährstoffe der Hefe reichlicher werden. 2. Bis S^/q hat die Milch-
säure keinen Einfluß auf die Entwicklung der Sakehefe. Einige wilde
Milchsäurebakterien wachsen aber bei 0,5 — 1^/q nicht mehr. 3. In Maische,
welche ungefähr 15 Vol.-Proc. Alkohol enthält, wachsen die meisten Bac-
terien und Kahmhefen nicht. 4. Besonders interessant ist die Tatsache,
1) Ztschr. ges. Brauw. 1910, 33, 4-7, 13-16. — 2) Journ. Pharm. Soc. Tokio 1910, Nr. 338;
Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt. 1910, 28, 259. (Ref. Saito.)
520 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
daß die Sakehefe sich der allmählichen Erhöhung des Säuregehaltes anpaßt
und daß ihre Eigenschaften in praktischer Hinsicht viel besser werden
als die der Stammform. 5. Schon durch einmalige Akklimatisation wird
die Maische von den reichlich vorhandenen Bacterienkeimen befreit. — Die
Versuche wurden erfolgreich auch in der Praxis durchgeführt.
Der Einfluß der Luft auf die Haltbarkeit der Hefe. Von F. Hayduck^
J, Dehnicke und H. Wüstenfeld. Berichterstatter F. Hayduek. i) —
Lüftung und Sauerstoffbehandlung von gepreßter oder in Wasser aufge-
schlemmter Hefe, d. h. ruhender Hefe erhöht ihre Haltbarkeit, was sich in
dem langsameren Erweichen und Flüssigwerden der gelüfteten Hefe bei
höheren Temperaturen zu erkennen gibt, im Vergleich mit nicht gelüfteter
bezw. mit Kohlensäure oder Wasserstoff vorbehandelter Hefe. Die Wirkung
des Sauerstoffes bleibt bei kühler Lagerung der Hefe aus. In diesem Falle
ist offenbar der Wassergehalt der Hefe maßgebend für ihre Haltbarkeit in
dem Sinne, daß die wasserärmere Hefe die haltbarere ist. Bei warmer
Lagerung ist die Wirkung des Sauerstoffs innerhalb gewisser Grenzen un-
abhängig vom Wassergehalt der Hefe. Gelüftete hezw. mit Sauerstoff be-
handelte Hefe zeigt unter gewissen Umständen einen geringeren Gehalt an
wasserlöslichen, nicht coagulierbaren Stickstoffverbindungen als nicht ge-
lüftete bezw. mit Wasserstoff oder Kohlensäure behandelte Hefe. Die
Sauerstoffwirkung muß daher in irgend einer Weise den Grund zu einer
Verringerung des Eiweißabbaues in der Hefe bilden. Die Lüftung der
Hefe wirkt konservierend auf ihre Triebkraft. Lüftung ruhender Hefe
wirkt lebenserhaltend auf die Hefe, denn von gelüfteter Hefe sterben bei
warmer Lagerung innerhalb begrenzter Zeit weniger Zellen ab als bei
nicht gelüfteter bezw. mit Wasserstoff oder Kohlensäure behandelter Hefe,
Lüftung ruhender Hefe wirkt erhaltend, vielleicht auch anregend auf das
Sproßverraögen der Hefe. Der Einfluß des Sauerstoffes zeigt sich bei
untergärigen und obergärigen Bierhefen, sowie bei Getreidepreßhefen, die
nach altem (Wiener) und neuem (Lüftungs-) Verfahren hergestellt sind.
Der günstige Einfluß der Luft auf die Haltbarkeit der Hefe besteht nach
der Auffassung des Berichterstatters darin, daß die Hefe bei ihrer nach-
gewiesenermaßen großen Affinität zum Sauerstoff sich bei der Lüftung
reichlich damit versorgt, so daß sie bei der darauffolgenden Lagerung
längere Zeit ihre natürliche Atmung aufrecht erhalten und daher länger
am Leben bleiben kann wie die nicht gelüftete Hefe. In welcher Weise
der Mangel an Sauerstoff die Hefe schädigt, ist bisher nicht zu entscheiden
gewesen. Der Sauerstoff kann auch direkt hemmend auf die Endotryptase
einwirken.
Einige neue Beobachtungen über das bactericide Vermögen von
Hefenauszügen. Von A, Fernbach und E. Vulquin.^) — Die Vff. haben
neue Versuche angestellt, die durch salzsaure Auszüge aus der Hefe ge-
winnbare toxische Substanz in stärkerer Concentration zu erhalten. Die
salzsauren Auszüge aus bei 70*^ C. getrockneter Handelspreßhefe wurden
mit Soda schwach alkalisch gemacht und bei .35*' C. im Vacuum destilliert.
Das Destillat wurde in schwefelsäurehaltigem Wasser aufgefangen. Man
M Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, 81—85, 93—95; vergl. Jahrb. d. Versuchs- u. Lehranstalt
f. Brauerei in Berlin 1909, 12, 370. — ^) Ann, 4e la Brass. et Dist. 1909; Wochenschr. f. Brauere'.
1910, 27, 141.
C. Gärungserscheinungen. 521
erhielt auf diese Weise eine Flüssigkeit, die nach der Neutralisation stark
giftig auf Logoshefe wirkte. Der Rückstand der Destillation erwies sich
nach der Filtration durch eine Porzellankerze als ungiftig. Bei einer
anderen Versuchsreihe wurde das schwefelsaure Destillat, nachdem es
alkalisch gemacht war, nochmals unter normalem Druck destilliert und das
Destillat in verdünnter Salzsäure aufgefangen. Hierbei wurde durch Ein-
dampfen ein Gemisch von gut krystallisierten Chlorhydraten erhalten, deren
Gewicht bei Destillation von einem 1 Flüssigkeit 12 cg betrug. 5 og
gaben mit 5 ccm Wasser, mit Soda alkalisch gemacht, eine für Logoshefe
stark giltige Lösung. Die Chlorhydrate zeigten einige für Amine charak-
teristische Reaktionen. Mit der bei 35 ^ C. getrockneten Preßhefe konnten
nur Spuren von Chlorhydraten erhalten werden, aber auch hier ließ sieb
eine giftige Wirkung auf Logoshefe feststellen. Bei Verwendung einer
Hefe, die man vorher bei gewöhnlicher Temperatur eine Anzahl von Tagen
hatte altern lassen, konnte keine Spur von krystallisierten Chlorhydraten
und keine bactericide Wirkung konstatiert werden.
Über die mikrobicide Kraft von Hefe- und Getreide-Macerationen.
Von A. Fernbach und E. Vulquin.^) — Die mikrobicide Wirkung von
Hefenauszügen ist, wie Fernbach nachgewiesen hat, an eine flüchtige
Substanz vom Charakter komplexer Amine gebunden. Der Giftstoff ist
verschieden von dem durch Hayduck in Weizenauszngen nachgewiesenen.
Der Unterschied ergibt sich aus einer vergleichenden Prüfung der Wirkung
auf die Vermehrung und die Zymasewirkung der Hefenzellen. Die nach
den Angaben von Hayduck hergestellten Weizenauszüge enthalten eine mit
Wasserdampf flüchtige Substanz, welche die Hefenzellen abtötet, aber nur
bei Abwesenheit von Zucker. Die Gärwirkung der Hefe wird durch die
Weizenauszüge in einer lOprocent. RohrzucKerlösung wesentlich herab-
gesetzt. Die auf die Zymase wirkende Substanz ist nicht flüchtig, das
Destillat ist unwirksam, während der Rückstand die Tätigkeit der Zymase
hemmt. Hefenauszüge nach dem Verfahren von Hayduck hergestellt töten,
entsprechend den früheren Versuchen der Vff. ebenfalls die Hefezellen.
Das Destillat wirkt giftig bei Gegenwart wie bei Abwesenheit von Zucker.
Weder der Auszug noch das Destillat aus diesem, noch der Rückstand
wirken auf die Zymase der Hefe ein. — Hayduck unterzieht die Angaben
der Vff. in der Wochenschr. f. Brauerei (1911, 28, 5) einer Besprechung
und kommt dabei zu folgenden Schlußfolgerungen: 1. Der im Weizen-
auszug vorhandene, auf das Leben wie auf die Zymase der Hefe ein-
wirkende Giftstoff ist nicht flüchtig, er wird vielmehr nur durch die Ein-
wirkung der Destillation geschwächt. 2. Die von den Vff. gefundenen
Unterschiede in den Wirkungen des Giftstoffes auf Wachstum und Zymase-
tätigkeit der Hefe sind in erster Linie auf die verschiedenen Rasseeigen-
schaften der von den Vff. zur Prüfung der Giftwirkung verwandten Hefe-
rassen zurückzuführen, 3. Der von den Vff. im Destillat gefundene Gift-
stoff ist ein anderer als der ursprüngliche der Auszüge. Eine ganz
specifische Eigenschaft des Giftstoffes in Hayduck's Auszügen war die,
daß er bei geringem Kalkzusatz alle Wirkungen auf das Leben und die
Zymasetätigkeit der Hefe verlor.
1) Compt. rend. 1910, 151, 656— 6ö8.
522 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Weiteres über das Hefegift in Hefe, Pepton, Weizenmehl. Von
F. Hayduck. ^) — Die aus Pepton Witte mittels Zinlvsulfat oder Ammon-
sulfat aiisgesalzenen Albumosen wirken bei Gegenwart einer Lösung von
Rohrzucker in destilliertem Wasser giftig auf untergärige Bierhefe. In
einem wässerigen Weizenmehlauszug konnte durch Aussalzen mit Ammon-
sulfat ein für untergärige Bierhefe bei Gegenwart von Kohrzucker stark
giftige Fällung erhalten werden, nachdem aus dem Auszuge bereits die
bei der Neutralisation ausgefallenen Stoffe entfernt waren, die ebenfalls
sehr giftig auf die Hefe wirkten. In einem aus nicht getrockneter, zum
größten Teil lebender Hefe hergestellten wässerigen Auszuge ließ sich
mit Hilfe von Ammonsulfat ein für untergärige Bierhefe ziemlich stark
giftiger Niederschlag gewinnen. Durch diese Versuche ist zwar eine Auf-
klärung über die Natur der Giftstoffe nicht erbracht, sie bilden aber doch
eine weitere Stütze für die Auffassung, daß es sich um für Hefe giftige
Eiweißstoffe handelt, die ihre giftigen Eigenschaften bis zu einer bestimmten
Abbaustufe behalten, die vielleicht bei den Albumosen liegt und die durch
weiteren Abbau entgiftet werden.
Die Beeinflussung der Tätigkeit der Hefe durch das Solenoid.
Von Stephanie Rosenblatt.-) — Im Gegensatz zu den Angaben von
J. Gaule konnte eine Begünstigung der Tätigkeit der Hefe durch das
schwankende magnetische Kraftfeld nicht beohaclitet werden.
Einige Beobachtungen über den Einfluß der Humusstoffe auf die
Entwicklung der Hefe und auf Alkoholgärung. Von Adam Dzierzbicki. '*)
— Die Humusstoffe der Ackererde sind imstande, einen sehr günstigen
Einfluß auf die Entwicklung der Hefe und auf die Alkoholgärung in einer
aus Wasser, Glucose, Asparaginsäure und Mineralstoffen bestehenden Lösung
auszuüben, besonders dann, wenn es sich um Entwicklung der Hefe aus
einer sehr kleinen Aussaatmenge handelt. Der günstige Einfluß der
Humusstoffe ist nicht auf den unmittelbaren Nährwert derselben zurück-
zufüliren, er ist noch unaufgeklärt.
Über die Lebensdauer von Weinhefen in lOprocent. Rohrzucker-
lösung. Von R. Meißner.'^) — Nach dem Prüfungsergebnis des Jahres
1908 waren von den seit dem 22. September 1901 in Freudenreich-
Kölbchen mit lOprocent. Rohrzuckerlösung bei 10 — 22^ C. aufbewahrten
25 Weinheferassen noch 16 am Leben. Zur wiederholten Prüfung kamen
am 14. Dezember 1909 15 Rassen. Sie waren ebenfalls alle noch am
Leben; bei einigen war allerdings eine Vermehrung erst sehr spät sichtbar.
Über Triebkraftbestimmungen unter besonderer Berücksichtigung
des Einflusses von Zucker verschiedener Qualität. Von O. v. Bolten-
stern. ^) — Bei der Triebkraftbestimmung der Hefe kommt außer der Be-
schaffenheit des Wassers die Qualität des verwendeten Zuckers in Betracht.
Aus den Versuchen, die mit drei verschiedenen Hefen angestellt wurden,
geht hervor, daß die anorganischen Salze und organischen Nichtzucker-
stoffe eine oft erhebliche Steigerung der Triebkraft bewirken können, wie
aus dem folgenden Beispiel ersichtlich ist:
1) Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, 149-151. — 2) Arch. f. Anat. a. Phys. (Waldever-Enelmann.)
Physiol. Abt. 1910, 81. — ') Anz. d. Akad. d. Wissensch. in Krakau 19(l9, 551-66ü; TVochenschr. f.
Brauerei 1910, 27, 107. (Windisoh.) — •*) 7. Ber. d. Kt'l. Württomber}:?. ^Veinbau- Versuchsanst.
Weinsberg, S. 21. — ') Brennerei-Zeit. 1910, 5272; Chem.-Zeit. Rep. 1910, 34, 183.
C. Gärungseracheinungen. 523
Kandis, gemahl. Krystall- Roh- Roh-
weiß Raffinade zucker zucker zucker
Asche . . . 0,007% 0,009% 0,046% 0,87% 1,25%
Aus derselben Hefe nach 2 Stunden entwickelte Kohlensäure:
dest. Wasser . 706 ccm 691 ccm 880 ccm 1030 ccm 1199 com
Leitungswasser 868 „ 753 „ 1008 „ 1162 „ 1436 „
Die Verwendung der Hefe in der Bäckerei in Form von Preß-
hefe und Sauerteig, Von Heinze. ^) — Zunächst werden Gärungs-
erscheinungen allgemein und die der Hefe im besonderen besprochen.
Beim Höhepunkt der Entwicklung der zum Backen verwendeten Hefe
(wenn der Teig genügend aufgegangen ist) wird durch den Backproceß die
Hefe abgetötet. Durch den Kiebergehalt behält der Teig beim Backen
seinen Umfang bei. Sauerteig bewirkt langsamere Gärung, Säuerung und
dunklere Farbe des Backwerkes. Er kann beliebig lang erhalten werden
und ist auch viel billiger als Hefe. Er enthält Hefezellen, gas- und milch-
säurebildende Bacterien und manchmal Schimmelpilze. Sein treibendes
Prinzip ist die Hefe, die Milchsänrebacterien wirken konservierend. Bei
sog. Selbstgärung kann Sauerteig durch die Gasproduktion von Bacterien
in die Höhe gehen. Auf 100 g Mehl kommen gewöhnlich 3 g Sauerteig.
Preßhefe bewirkt Aufgehen nach 1 ^/^ Stunden, Sauerteig nach 12 Stunden.
Vielfach wird der Teig erst nach und nach in Gärung gebracht (Hefestück,
Yorteig). Beim Backen wird die Ware verdaulicher, wohlschmeckender
und wegen der Organismenabtöturg und Wasserabgabe haltbarer. Bei der
Mehlteiggärung wird durch Zuckerzerlegung ca. 1 ''/o Nährstoff zerstört.
Für die gesamte Volksernährung ist dieser Verlust beträchtlich und wird
durch Brausepulver (Liebig) und andere Backpulver, die man statt Hefe
verwenden kann, vermieden, doch läßt sich bei ihrer Anwendung ein
gewisser Chemikaliengeschmack nie vermeiden.
Über die Rolle der Hefe beim Backen. Von L, Lindet.^) — Der
Vf. untersuchte experimentell, ob die von den Bäckern eingehaltene
Technik, welche ihnen erlaubt, entweder die Vermehrung der Hefe im
Teig oder die Zymasetätigkeit der Hefe zu mäßigen oder anzuregen, sich
experimentell begründen läßt. Er untersuchte dabei die Momente, welche
eine Verschlechterung des Sauerteiges herbeiführen und dessen Auffrischen
notwendig machen, ferner die Bedingungen, welche beim Aufbewahren er-
füllt sein müssen. Der Sauerteig soll immer steif sein. Lüftung des
Sauerteiges ist nicht unbedingt notwendig, aber nützlich. Wenn er einmal
geknetet ist, dringt kaum mehr Luft ein. Nichtsdestoweniger halten
manche Bäcker ihren Sauerteig unter hermetischen Verschluß. Bei der
Herstellung des Teiges werden 4—6^00 Hefe zu dem Teig gegeben.
Unter diesen Verhältnissen kann sich die Hefe kaum vermehren. Wenn
zuviel Hefe vorhanden ist, nimmt sogar die Zahl der Hefenzellen ab. Ist
nur wenig Hefe vorhanden, so vermehren sie sich und verteilen sich von
selbst im Teig. — Die Untersuchungen haben im allgemeinen gezeigt, daß
die Technik der Bäckerei sich wissenschaftlich begründen läßt.
1) Ldwsch. Mitt. d. HaUeschen Zeit. 1910, Nr. 13; Ctrlbl. Bakteriol. U. Abt. 1910, 27, 627.
(Marshall.) — 2) Compt. rend. 1910. 151, 802-804.
524 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Kahmhefe -Infektion in Bäckereihefe. Von W. Henneberg und
M. P. Neumann. ^) — Auch heute noch ist eine der häufigsten Ver-
unreinigungen der Preßhefe die Kahmhefe. Dies erklärt sich dadurch,
daß die Kabmhefe fast die gleichen Wachstumsbedingungen wie die Kultur-
hefe besitzt. Vor allem wird sie durch reichliche Zufuhr von Luft in
der Entwicklung begünstigt. Aus diesem Grunde sind Kahmhefeinfektionen
in den Hefefabriken, die nach dem Lüftungsverfahren arbeiten, viel häufiger
als in den nach dem sog. Wiener Verfahren arbeitenden Fabriken. Ergibt
die Hefenanalyse nur wenige Procente Kahmhefe, so wird die Hefe noch
sehr gut zur Teiggärung verwendet werden können. Durch eine größere
Kahmhefeinfektion wird die Hefe in ihrem Wert sehr beträchtlich herab-
gesetzt. Henneberg hat festgestellt, daß Preßhefen 50, ja selbst 80 7»
Kahmhefe enthalten. Solche Hefen sind für die Teiggärung unbrauchbar.
Die Triebkraft ist stark vermindert.
Über Alkoholbildung bei der Sauerkrautgärung. Von C. Wehmer.^)
— Bei der technischen Sauerkrautgärung geht neben der Mi Ich säuregär ung
regelmäßig eine alkoholische Gärung einher. Diese allein bewirkt die
Gasentwicklung. Durch Destillation der Brühe wurde rund 1 °/o Alkohol
gewonnen. Die Destillate der Brühe besitzen einen eigenartigen, schwer
zu definierenden intensiven Geruch. Vielleicht handelt es sich um eine
flüchtige Schwefel Verbindung. Unter der Annahme, daß auch in anderen
Fällen l^o Alkohol erreicht wird, stellt sich die Aufarbeitung der rund
4 ^Iq Zucker (Invertzucker) des Kohlsaftes so dar, daß ungefähr die Hälfte
der Alkoholgärung unterliegt.
Die Wirkung der ultravioletten Strahlen auf die Essigsäure-
gärung des Weines. Von Josef Schnitzler und Victor Henri. ^) —
Die von den Vff. hierüber in gleicher Weise wie die vorjährigen mit
algerischen Weiß- und Rotweinen, sowie mit Weingemischeu ausgeführten
Versuche bestätigten die Ergebnisse der letzten Versuche*) und kommen
zu folgendem Schluß: Die ultravioletten, unterhalb 3021 liegenden Strahlen
halten die Essigsäuregärung des Weines auf. Der Wein selbst erfährt
tiefgehende Veränderungen. Die Farbe beim Rotwein schlägt in ein
schmutziges Kaffeebraun um, beim Weißwein verdunkelt sie sich. Der
Geschmack verändert sich derart, daß der Wein ungenießbar wird. Da
alle diese Wirkungen der ultravioletten Strahlen auch durch geringe
Mengen H2O2 -Lösung hervorgerufen werden, und auch bei der Bestrahlung
die Gegenwart der Luft unerläßlich ist, so müssen die Erscheinungen als
die Ergebnisse einer Oxydation angesehen werden. (D.)
Literatur.
Delbrück, M.: Hefe ein Edelpilz. — Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27,
273—276.
Effront, F.: Ober die ammoniakalische Gärung. — Compt. rend. de l'Acad.
des scienc. Paris 1909, J48, 238. — Der Vf. hat gezeigt, daß Blumenerde aus
Brennereischlempen, wenn man sie alkalisch macht, NH^ aus den Amiden der
1) Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, 49-50. — 2) Ctrlbl. Bakteriol. U. Abt. 1910, 28, 97—98.
— 3) Biochem. Ztschr. 1910, 25. 263-271. (A. d. physiol. Lab. d. Sorbonne, Paris.) — «) Compt.
rend. 1909, 149, 312—314 sowie dies. Jahresber. 1909, 436.
D. Wein. 1. Weinbau. 525
Schlempe abspaltet (s. vorig. Jahrb. S. 587). Nach des Vf. neuerer Mitteil, läßt
sich die ammoniakalische Gärung sowohl in völlig luftfreiem Medium durch eine
Reinkultur des Buttersäureenzyms, als auch in lufthaltigem Medium durch
Blumenerde erzeugen. Auf letzterem Wege verläuft die Gärung gewöhnlich
rascher und vollständiger.
Guiiliermond: Nouvelles observations sur la Cytologie des levüres. —
Compt. rend. de l'Äcad. d. sciences 1910, I, 835—838.
Guiiliermond: Quelques remarques sur la copulation des levüres. —
Annales mycologici 1910, 8, 287.
Kossowicz, Alexander: Die Schaumgärung eingesäuerter Gurken und
die Anwendung von Keinzuchten von Milchsäurebactexüen bei der Gurkensäuerung.
1. Mitteil. — Ztschr. f. d. Idwsch. Versuchsw. Österreich 1909, 12, 757—770.
Navassart, E.: Über den Einfluß der Alkalien u. Säuren auf die Autolyse
der Hefe. — Ztschr. physiol. Chem. 70, 189.
Rosenstiehl, A.: De la multiplication des levüres sans fermentation en
presence d'une quantite limitee d'air. — Revue de viticult. 1910, 34, 95.
Rubin sky, Benj.: Studien über Kumiß. — Ctrlbl. Bacteriol., II. Abt.
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Slator,A., und Sand, H.J. S.: Studien über Gärung. III. Teil. Die Rolle
der Diffusion bei der Gärung durch Hefenzellen. — Journ. Chem. Soc. London
1910, 97, 922—927.
Trillat, A., und Sauton: Ist der Acetaldehyd ein normales Produkt der
alkoholischen Gärung? — Ann. Inst. Pasteur 1910, 24, 296.
Trillat, A. , und Sau ton: Über die Rolle der Hefen bei der Bildung von
Acetaldehyd in alkoholischen Flüssigkeiten. — Ann. Inst. Pasteur 1910, 24, 302.
Trillat, A., und Sauton: Über das Verschwinden des Acetaldehyds bei
Gegenwart von Hefen. — Ann. Inst. Pasteur 1910, 24. 310.
Trillat, A., und Sauton: umstände, welche die Bildung und das Ver-
schwinden von Acetaldehyd in den alkoholischen Flüssigkeiten begünstigen. —
Bull. Soc. Chim. de France 7, 244.
Van Amstel, J., Frl., und Van Iterson jr., G.: Über das Temperatur-
optiraum physiologischer Processe. — Koninkl. Akad. van Wetensch. Amsterdam
Wisk. en Natk. Afd. 19, 106—108.
Wag er, H., und Peniston, A. : Cytologische Beobachtungen an der
Hefenzelle. — Annais of ßotany 1910, 24, 85.
D. Wein.
Referent: 0. Krug.
1. "Weinbau.
Über amerikanische Reben. Von R. Goethe, i) — Der Vf. weist
zunächst darauf hin, daß die amerikanischen Reben in unserer Zeit ein
erhöhtes Interesse beanspruchen, weil man sich von ihnen Hilfe verspricht
gegen die Reblaus, gegen pilzliche Krankheiten und gegen tierische Feinde.
Man versucht durch Kreuzung bezw. durch künstliche Bestäubung Ba-
starde bezw. Hybriden zwischen unseren einheimischen Reben und den
amerikanischen zu gewinnen, die nicht nur die wertvollen Eigenschaften
der letzteren in bezug auf Widerstandsfähigkeit gegen Reblaus usw. be-
sitzen, sondern auch gleichzeitig genießbare Trauben erzeugen, so daß man
1) Mitt. d. D. Weinbauver. 1911, 6, 43—50.
526 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
mit ihnen trotz der Reblaus "Weinbau treiben kann. Während Ob erlin
im Elsaß auf diesem Gebiet schon wirkliehe Erfolge erzielt haben will,
ist es in Frankreich noch nicht gelungen, aus den bis jetzt erzielten
Direktträgern (Hybriden) Trauben zu gewinnen, die einen wirklich edlen
Wein liefern. A. Desinoulin und V. Villard in St. Vallier (Drome)
berichten in der Vigne americaine über ihre langjährigen Erfahrungen mit
Hybriden und ziehen folgende Schlüsse: „Unter den zahlreichen Hybriden
gibt es nur wenige, die einen reellen Wert besitzen und unter Umständen
gute Dienste leisten. Wo aber Qualitätsbau in Frage kommt, kann man
nur mit der Veredelung den guten Ruf der Weine erhalten, da es zurzeit
noch keine Hybriden gibt, mit denen ein Edelgewächs zu erzielen wäre."
Nach dem Vf. reifen die s^ämtlichen bis jetzt staatlicherseits in Deutschland
geprüften französischen Hybriden in unseren Verhältnissen so spät, daß
man sie in wenigen guten Jahren nicht zur Weiiibereitung gebrauchen
kann. Für den unreellen Handel sind die Moste aus den Trauben blauer
Direktträger allerdings vorzüglich geeignet, da sie wegen ihres Reichtums
an Säure und Extrakt sehr streckungsfähig sind. Hierdurch wurde dem
Ansehen des französischen Weinbaus schon viel Schaden zugefügt und es
bestände die Gefahr, daß bei einem allgemeinen Anbau von Direktträgern
auch der gute Ruf der deuts hen Weine hei abgesetzt würde. Der Vf.
hatte Gelegenheit, in Colmar vier rote vun Oberlin'scheu Direktträgern
gewonnene Weine zu probieren. Zwei davon konnte man zwar als Ver-
schnittweine, nicht aber als Konsumweine gelten lassen, die beiden anderen
zeigten einen fremdartigen, an Amerikaner erinnernden Heigeschmack, so
daß sie weder als Genußweine noch als Verschnittweine in Betracht
kommen können. Es läge nun der Gedanke nahe, daß man durch Ver-
stärkung des europäischen Blutes in jenen Diiektträgern doch noch zum
Ziele kommen müsse. Leider aber lehrt die Erfahrung, daß mit einer
Verbesserung in diesem Sinne die gerühmten, guten amerikanischen Eigen-
schaften in demselben Verhältnis in ihrer Widerstaiidstähigkeit gegen Reb-
laus, Peionospora und O'idium abnehmen. Aber gerade auf die Immunität
gegen die zuletzt genannten Pilze legen die deutschen Winzer großen Wert
und würden sich sogar mit dem minderwertigen, fremden Geschmack der
aus amerikanischen Trauben gewonnenen Weines zufried'^-n gehen. Es ist
dies nur dann begreiflich, wenn man bedeniit, welch ungeheuren Verlust
diese beiden Feinde dem deutschen Weinbau schon seit langen Jahren
zufügen. Aus diesem Gedanken heraus erklärt es sich, wenn in einigen
Gegenden gewisse amerikanische Reben in großem Umfange angepflanzt
worden sind. Die bedeutsamste dieser Sorten ist die zur Spezies Vitis
Labrusca gehörige blaue Isabella, die auch Kaptraube oder Constantia-
rebe genannt wird. Diese findet sich an vielen Orten angepflanzt wie in
der Pfalz (Haßloch, Gleisweiler usw.) an der Bergstraße und in der Nähe
von Heidelberg. In dem badischen Weinbaugebiete, namentlich im Bühler
Tale, sowie im Bezirk Rastatt und Achern fand man bald noch an einem
Sämling Gefallen, der zuerst bei Ihringpn am Kaiserstuhl aus einem Kerne
der amerikanischen Taylor-Rebe gewonnen und nach dem Züchter Blanken-
horn-Sämling genannt wurde. Er biinjjt weiße Trauben und zeichnet sich
durch eine große Fruchtbarkeit, starkes Wachstum und absolute Wider-
standsfähigkeit gegen Peronospora und Oidium aus, ohne aber reblausfest
D. Wein. 2. Most und Wein. 527
zu sein. In Baden allein sollen 1907 noch 278 000 Stöcke angepflanzt
gewesen sein. Jetzt ist in Baden, wie auch in Bayern der weitere An-
bau sowohl dieses Sämlings, wie auch der der blauen Isabella verboten.
— Auch in Ungarn hat man Direktträger ähnlicher Art in so großem
Umfange angepflanzt, daß sich das Kgl. Äckerbauministerium davor zu
warnen veranlaßt sieht. Es handelt sich hier um die beiden ebenfalls
der Yitis Labiusca angehörigen Varietäten Delaware rot und weiß. Die
staatlichen Behörden besorgen auch hier eine Gefährdung des guten
Rufes des übrigen Weines durch Einbürgerung schlechter Sorten. Beide
Sorten sind gegen pilzliche Krankheiten sehr widerstandsfähig, gegen die
Reblaus nur in den ersten Jahren nach der Pflanzung. Kalk vertragen
sie nur bis zu 20°/o. Die Tragfähigkeit ist sehr schwach, die Reife da-
gegen frühzeitig, die Beeren faulen nicht, aber sie fallen in reifem Zu-
stande leicht ab.
Untersuchungen über den gegenseitigen specifischen Einfluß des
Wildlings und Pfropfreises beim Weinstock. Von L. Ravaz. ^) —
Der Vf. hat einen Concordwildling auf eine Aramonrebe gepfropft und
7 Jahre hindurch die Blätter des Wildlings, sowie die Trauben des Pfropf-
reises gleich bei ihrem Erscheinen entfernt. Die Trauben des Wildlings
wurden also ausschließlich von den Blättern des Pfropfreises ernährt. Jedes
Jahr erwiesen sich die Trauben des Aramonwildlings als identisch in
Form, Farbe und Geschmack mit den Trauben einer wurzelechteu Aramon-
rebe. Auch beim Propfen von Arten mit weißen Trauben auf Gamayarten
mit stark gefärbten Trauben beobachtete der Vf. unter gleichen Versuchs-
bedingungen keine wesentlichen und dauernden Veränderungen.
Literatur,
Erfahrungen mit dem neuen Weinbau im Metzer Verseuchungsgebiet.
Vortrag, gehalten beim Weinbau-Kongreß in Colmar 1910 von A. VV anner. —
Mitteilungen des deutschen Weinbau- Vereins, 6. Jahrg., 65 — 74 u. 102 — 105.
Reisebericht aus französischen Weinbaugebieten, insbesondere über die
Rekonstruktion der Reben auf Amerikaner-Unterlagen. Von F. Bassermann-
Jordan. — Mitteilungen des Deutschen Weinbau -Vereins. 6. Jahrg., 74 — 81.
Die amerikanischen Unterlagsreben des engeren Sortimentes für die
preußischen Versuchsanlagen. Von Dr. J. Schmitt henner. Berlin, Verlags-
buchhandlung Paul Parey.
2. Most und Wein.
Ergebnisse der amtlichen Weinstatistik. Von Adolf Günther. 2) —
Berichtsjahr 1908/09. Es werden die Ergebnisse der chemischen Unter-
suchung von 682 Naturweinen des Jahrgangs 1908 und von 4855 Mosten
des Jahrgangs 1909 aus Preußen, Bayern, Württemberg, Baden, Hessen
und Elsaß- Lothringen mitgeteilt. Der Berieht enthält weiter einen Aus-
zug aus der Niederschrift über die Beratungen der Kommission für die
1) Compt. rend. 150, 712; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1798. (Düsterbehn.) — *) Arb. d.
Kais. Gos.-Aint. 1910, 35, 1—429.
528 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
amtliche Wein Statistik. Bei diesen Beratungen sind folgende Punkte näher
besprochen worden : 1. Sind Untersuchungen ausgeführt worden mit Weinen
die von Peronospora befallenen Heben stammen? Nach den Beobachtungen
und Untersuchungen von P. Kulisch kann kein Zweifel darüber bestehen,
daß die Beobachtung der Praxis bezüglich der Minderwertigkeit der aus
stark von Peronospora befallenen Reben stammenden Weinen in vollem
Umfange berechtigt sei. 2. Richard Meißner berichtet sodann über
seine Versuche betreffend den Säureabbau in 1908er Württemberger Wein.
Die Ergebnisse dieser Forschungen decken sich mit denen von Paul Kulisch
bei seinen von der Versuchsstation Colmar ausgeführten Untersuchungen
zur Zuckerungsfrage. Insbesondere konnte letzterer feststellen, daß alle
untersuchten Weine sowohl die Naturweine wie die im gesetzlichen Rahmen
verbesserten, einen starken Säurerückgang zeigten und zwar schon in den
ersten Monaten nach der Einlagerung. Durch die Zuckerung werden er-
hebliche Mengen an Extract Stoffen gebildet, deren Menge bei gleichzeitiger
Streckung durch die letztere bedingte Herabsetzung der Extractstoffe
teilweise wieder aufhebt. In erster Linie ist dies auf die vermehrte
Glycerinbildung zurückzuführen. Die in loyaler Weise verbesserten Weine
unterscheiden sich daher von den Naturweinen in chemischer Hinsicht
nicht wesentlich. Auch ergab sich, daß der Gehalt der Weine an N und
P2O5 nicht nur durch den Grad der Verdünnung sondern auch schon
durch eine bloße trockene Zuckerung beeinflußt wird. Bezüglich der Herab-
setzung des Säuregehaltes trat bei den Versuchen zwischen Herbstzuckerung
und Umgärung in chemischer Beziehung kein wesentlicher Unterschied
hervor, weil auch in den herbstgezuckerten Weinen die Apfelsäurezersetzung
in den meisten Fällen eintrat. Sicherer tritt aber der Säurerückgang ein,
wenn man erst den Naturwein die Säure abstoßen läßt und dann umgärt.
— Kerp berichtet über die Ergebnisse von Versuchen, die vom Kais.
Gesundheitsamt in Gemeinschaft mit der Kais, biologischen Anstalt für
Land- und Forstwirtschaft im Jahre 1908 ausgeführt worden sind, um zu
ermitteln, welche Mengen As, Cu imd Pb auf solchen Früchten zurück-
bliebeu, die mit Arsenbleibrühe bespritzt oder mit Arsenschwefelpulver
bestäubt wurden, — R. Meißner verbreitet sich über die Wirksamkeit
einiger arsenhaltiger Mittel zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurms.
— Carl Amthor und A. Kraus haben 1908er Traubenmoste daraufhin
geprüft, ob dieselben eine Reaction auf Salicylsäure geben. Bei 28 Mosten
blieb eine Reaction aus, dagegen zeigte je ein Most aus Marlenheim, Zell-
weiler, Triembach und Erlenbach eine scharfe Reaction mit Eisenchlorid.
Nach colorimetrischer Schätzung beträgt die Menge Salicylsäure im 1 etwa
0,10 — 0,30 mg. Ob diese Verbindung, welche die Eisenchloridreaction
hervorruft, tatsächlich Salicylsäure ist, wollen die Vff. dahingestellt sein
lassen. — Th. Omeis berichtet über vergleichende Versuche über den
Säurerückgang in gezuckerten und ungezuckerten Weinen des Jahrgangs
1908 und dem Weinbaugebiete Franken. — Bei den Versuchen trat in
keinem Falle eine erhebliche Säureabnahme ein und zwar weder bei dem
Naturwein noch bei den gezuckerten Weinen. Der Säuregehalt des Natur-
mostes betrug 1,030/0 und sank im Weine nur auf 0,89 7o bei einem
Milchsäuregehalte von nur 0,06%. Der Säuregehalt des trockengezuckerten,
sowie des mit 10°/o Zuckerwasser verbesserten Naturmostes, welcher im
D. Wein. 2. Most und "Wein. 529
noch unvergorenen Moste 0,99 bezw. 0,89*^/0 betrug, sank gleichfalls nur
auf 0,85^0 bei einem Milchsäuregehalt von je nur 0,07 ^/q. Den gleichen
geringen Säureabbau zeigten auch die mit Zuckerwasser überstreckten Weine.
Die Ursache dieses geringen biologischen Säuregehalts führt der Vf. auf die
niederen Temperaturverhältnisse der Moste vor dem ersten Abstich zurück.
— A. Halenke und 0. Krug berichten über vergleichende Versuche
über den Säurerückgang in ungezuckerten und gezuckerten Weinen des
Jahrgangs 1908 aus dem Weinbaugebiete der Pfalz. In allen Weinen
konnten die Vff. eine starke Säureverminderung feststellen, die bei den un-
gezuckerten und trocken gezuckerten Weinen am größten war. Bei den
Weißweinen ging die ursprüngliche Mostsäure von 13,8^00 auf 6,7 %o
zurück bei einem Milchsäuregehalte von 0,35%; bei dem Portugieser-
rotwein von 13,2 °/oo ^.uf 5,4 '^/qq bei einem Milchsäuregehalte von 0,39%.
Mit der Abnahme der Gresamtsäure und der Extracte läuft stets ein An-
steigen der Milchsäurewerte parallel. Der Säurezerfall vollzog sich während
und unmittelbar nach der Hauptgärung und war bei allen Weinen schon
6 Wochen nach der Hauptgärung vollendet. Das Zuckern und Wässern
der Weine hat einen Einfluß auf den Grad des Säurerückgangs nicht aus-
geübt. Weiter haben die Versuche gelehrt, daß bei entsprechender Keller-
behandlung auch sehr saure Moste durch mäßige Zuckerung zu trinkbaren
und verkaufsfähigen Weinen erzogen werden können.
Rheinhessische Moste des Jahrgangs 1909. Von J. Mayrhofer.^)
— Es werden die Ergebnisse der Untersuchung (spec. Gew. und Säure)
von 1101 Proben aus 157 Gemarkungen der Provinz Rheinhessen mit-
geteilt. Die Qualität der 1909er Moste ist infolge des ungünstigen Frühjahrs-
wetters eine sehr geringe. Nur gute Lagen lieferten reife, normale Moste.
Zusammenstellung und Zusammensetzung der Moste aus dem
Nahetale und den angrenzenden Gebieten. Von Karl Aschoff. 2) —
Der Vf. teilt die Ergebnisse der Untersuchungen über Mostgewichte und
Säuregrade aus den Jahrgängen 1904, 1907, 1908 und 1909 mit.
Zusammensetzung des Zuckers der Trauben. Von L. Roos und
E. Hugues. ^) — Die Vff. untersuchten die Zusammensetzung des Zuckers
von ca. 30 verschiedenen Säften reifer Trauben (amerikanische, fränkische,
franko-amerikanische Bastarde und französische). Bei den meisten ameri-
kanischen Sorten überwiegt die Lävulose, bei den französischen dagegen
die Glucose. Bei Riparia, Rupestris, Riparia-Rupestris konnte während der
Vorreife eine wesentlich schnellere Bildung von Lävulose als von Glucose
festgestellt werden.
Analysen der Weine des Card und der Camargue der Jahrgänge
1907 und 1908. Von H. Astruc und J. Mahoux.*) — Die Vff. berichten
ausführlich über 126 Rot-, Schiller- und Weißweine des genannten
Weinbaugebietes unter Angabe der Analysen dieser Weine.
Die Regel: Säure- Alkohol und die Weine des Card. Von G.
Halphen.^) — Astruc und Mahoux wandten bei ihren Untersuchungen
der Weine des Gard die Halphen'sche Säure- Alkoholregel an und fanden,
1) Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 19, 335. — ») Ztschr. f. üffentl. Chem. 1910, 16,
193—200; ret. nach Chem. Ctrlbl. 1910, U. 240. (Rühle.) — s) Ann. des Falsific. 3, 202—204; ref. n.
Chem. Ctrlbl. 1910, ü. 487. (Heidu&chka.) — *) Ebend. 1909, 2, 542-543; ref. ebend. 1910, I. 1445.
(Düsterbehn.) — 6) Ebend. 1909, 2, 542-543; ref. ebend. 1910, I. 1445. ^Düsterbehn.)
Jahresbericht 1910. 34
530 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
daß 38 "/o der Weine des Jahrgangs 1907 und 15% des Jahrgangs 1908
in den Verdacht kamen, gewässert zu sein und fordern daher Zugeständ-
nisse für diese Weine. Bei Zugrundelegung der besonderen Kurve für
Aramonweine sinken die Ausnahmen auf 11,8 und 0^/q. Der Vf. weist
ausdrücklich darauf hin, daß seine Regel nur auf gesunde, normale Weine
angewandt werden kann xind daß die gesunden Weine des Gard bei ent-
sprechender Berücksichtigung ihrer Eigenschaften seiner Regel in der Tat
folgen. — Astruc und Mahoux^) halten den Einwänden Halphen's
gegenüber ihre Schlußfolgerungen aufrecht. — G. Halphen') hält die
Einwände von Astruc und Mahoux für unberechtigt und weist nach, daß
von den 35 beanstandeten Weinen, wenn man die ihrer Natur ent-
sprechende Kurve anwendet, 9 der Regel folgen, 7 Trester weine sind,
einer gewässert ist, 15 krank sind, einer einen Znsatz von Weinsäure er-
halten hat, ein anderer gegipst worden ist und nur einer der Regel aus
bisher unaufgeklärten Gründen nicht folgt.
Die Weine von S^gonnaux und die Gesetzmäßigkeiten der
Mouillage. Von A. Descomps. ^) — Bei den Untersuchungen der Wfine
des Jahres 1903 fand der Vf., daß für diese Weine ein geringer Säure-
gehalt charakteristisch ist. Sowohl von der Halphen - Blarez'schen
Regel als auch von der von Gautier weichen diese Weine ab. Zum
Schlüsse macht der Vf. noch darauf aufmerksam, daß die von ihm unter-
suchten Weine im kleinen im Laboratorium hergestellt wurden, und daß
daher die Ergebnisse sich nicht ohne weiteres auf im großen gewonnene
Weine übertragen lassen.
Weine des Jahrganges 1908 aus dem Gebiete der Mosel. Von
C. A. Wellenstein. *j — Der Vf. berichtet, daß die Weine des Jahres
1908 bezüglich der Qualität trotz eines guten Mitteljahres beträchtliche
Säuremengeu infolge des geringen Säureabbaues aufzuweisen haben. Die
Extraktgehalte überschreiten 2 g in 100 ccm und als eine Eigenart der
1908 er Moselweine ist der höhere Mineralstoffgehalt zu betrachten. Von
den untersuchten 24 Naturweinen wird das Verhältnis von Mineralstoff
zu Extrakt 1 : 10 erheblich unterschritten, der Alkoholgehalt schwankt
zwischen 4,59 und 10,44^0 'i"d das Alkohol-Glycerinverhältnis hält sich
innerhalb der bei inländischen Weinen gefundenen Grenzen 100 : 7 bis
100 : 14. — Weiter berichtet der Vf. 5)^ daß der hier aufgeführte Zeltinger
Wein mit einem Alkoholgehalt von 10,44 '^/o ein Auslesewein ist, dessen
hoher Gehalt an Alkohol der Beurteilung von verbesserten Zeltinger Weinen
nicht zugrunde gelegt werden kann.
Moste des Jahrganges 1909 aus dem Gebiete der Mosel und
ihrer Nebenflüsse. Von C. A. Wellenstein. ^) — Es werden die Er-
gebnisse der Untersuchungen (spec. Gewicht und Säure) von 134 Mosten
der Saar, 147 Mosten der Obermosel und Sauer, 205 Mosten der Mittel-
mosel (von Conz bis Trittenheim), 467 Mosten der Mittelmosel (von
Neumagen bis Reil), 46 Mosten der Ruwer, 73 Mosten der Linser, die aus
100 weinbautreibenden Gemeinden stammen, mitgeteilt. Die großen
») Ann. des Falsific. 1909. 3, 117—119; ref. nach Chera. Ctrlbl. 1910, I. 2129. (Düsterbehn.) —
«) Ebend. 207-211; ref ebend. 1910, 11. 677. (Düsterbehn.) - 3) Ebend. 1909, 2, 408— «)9: ref. ebend.
1910, I. 1281. (Heiduschka.) - ■») Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 19, 83. — ») Ebend. 443.
— «j Ebend. 209.
D. Wein. 2. Most und Wein.
531
Schwankungen im Mostgewicht und in der Säure sind nach dem Yf, auf
die unregelmäßig verlaufende Blüte zurückzuführen.
Über die Zusammensetzung eines Auszugweines und eines ge-
wöhnlichen gekelterten Weines aus Rosinentrauben. Yon A. Manaresi
und M. Tonegutti. ^) — Die Yff. untersuchten zwei Weinproben, die aus
weißen Weintrauben als Auszugwein und gewöhnlichem Kelterwein ge-
wonnen waren. Hierbei ergaben sich folgende Werte:
3 d "^ ^
'-' '^ o >
Ges.-S.
(als
Weins.)
fixe S.
flucht. S,
(als
Essigs.)
Glycerin
Tannin
Kelterwein
Auszugswein
0,9942 169 37,76
1,0151 142 184,66
7,639 5.704 0,774
7,350 5,730 i 0,648
3,168 0,441
3,136 0,362
13,264 0,697
12,872 0,472
h
<D
CS
NHs-N
redu-
cierend.
Zucker
S 1 1
3 ^
polarim.
Ablenk.
flüchtige
Äther
Kelterwein
Auszugswein
0,252
0,182
0,0182
0,0140
0,0064
0,0038
6,452
54,469
3,176 3,276
22,316 32,1.53
—0,273»
-3,620"
0,2063
0,1668
—
0,0122
0,0111
Im übrigen verweisen wir auf das Original.
Die Rotweine der Gironde von 1909. Von P. Carles. 2) — Der
Vf. untersuchte eine Reihe von Rotweinen des Jahrganges 1909 der
Gironde chemisch und mikroskopisch und verglich die erhaltenen Werte
mit den Ergebnissen der Analyse der 1908er Weine. Ihrer chemischen
Zusammensetzung nach liegen die 1909er Rotweine der Giionde zwischen
den Gewächsen der Jahre 1907 und 1908. Es sind gut ausgeglichene,
leicht zu conservierende Weine.
Zusammensetzung der Weine des Bezirkes von Philippeville.
Von H. Fran^ois und L. Tissier. ^) — Die Vff. berichten über die Ana-
lysenresultate von 48 Weinen. Die gefundenen Werte lassen keinerlei
Verallgemeinerung zu. Die Summe von Alkohol und festen Säuren über-
steigt die angenommene Grenze. Die hohen Säiirezahlen sind wahrscheinlich
auf den Zusatz von Weinsäure zurückzuführen.
Die portugiesischen „Geropigas" und die Portweine, Von A. J.
Ferreira da Silva. *) — Die portugiesischen Geropigas sind keine ge-
kochten oder concentrierten Moste, sondern Mistelle d. h. Weine, deren
Gärung durch Zusatz von Alkohol zum Stillstand gebracht worden ist.
Man unterscheidet weiße, blonde und rote Geropigas, nur die letzteren
werden bisweilen durch Holunderbeeren verbessert. Portweine, die aus ge-
kochten Weinen bereitet, mit Farbstoffen versetzt und mit Caramel und
Melasse geschönt wurden, sind als gefälscht zu betrachten.
Die Analysenresultate von Weinen der französischen Schweiz
des Jahres 1909 aus teilweise unreifen, sowie aus überreifen Trauben.
Von Porchet. ^) — Die Weine aus unreifen Trauben hatten bei normalem
Alkoholgehalt sehr hohe Alkohol -Säurezahlen und einen hohen Gehalt an
») Staz sperim. agrar. ital. 1909, 42, 837-854. — 2) Ann. des Falsific. 3, 395-400; ref nach
Chem. Ctrlbl. 1910, II. 1552. (Düsterbehn.) — s) Eber.d. 14(»-148; ref. ebend. 102. (Heiduschka.) —
«) Ebend. 430-432; ref. ehend. 1770. (Düsterbehn.) — 5) Chemiker-Zeit. 1910, 1024.
34*
532
Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
freier Weinsäure. Die Weine aus überreifen Trauben enthielten bis zu
14,8 Vol.-Proc. Alkohol und noch bis zu 17,8 °/oo Zucker. Es war daher
eine vollständige Vergärung dieser Weine im Hinblick auf den hohen
Alkoholgehalt nicht zu erzielen.
Zusammensetzung ungarischer Weine des Jahres 1907. Von L.
Krämszky.i) — Dq^. yf. untersuchte 424 Proben ungarischer Weioe des
Jahrganges 1907, wovon 204 Proben aus staatlichen Weinbergen stammten.
Die Analysenresultate werden von dem Vf. kritisch besprochen und mit den
früheren Untersuchungen verglichen.
g in 100 ccm
"Weingebiete
und
Farbe der "Weine
weiß .
Schüler
rot . .
weiß .
Nördliches <[ Schiller
^ rot . .
Tokayer /gewöhnlicher
Weingeb.(w.)'Vszaraorodner
Siebenbürgen Erdely (weiß)
Ermellek (weiß) . .
Menes, Magyarüd (rot)
Versecz ;weiß) . .
Schertemplom (sch.)
Alsöld (rot) . . .
Beachtenswert ist, daß die Weine des Jahrganges 1907 an vielen
Orten mehr Alkohol hatten wie gewöhnlich. Von 11 Weinproben aus
Kecskemet hatten 9 Proben über 16 Vol.-Proc. Alkohol, 2 Proben sogar
mehr wie 18 Vol.-Proc. Dieser Alkoholgehalt ist ein ganz außerordentlich
hoher und überschreitet die bisher für Naturweine angenommene oberste
Grenze; im übrigen war das Zahlenbild dieser Weine ein normales, ins-
besondere auch das Alkohol-Glycerin- Verhältnis.
Charakteristische Weine des Küstenlandes. Von Maximilian
Ripper. 2) — In einer sehr verdienstvollen Arbeit berichtet der Vf. aus-
führlich über den Karster Terrano, einem schon im IVIittelalter bekannten
Wein des Küstenlandes. Die den Terranowein liefernde Rebe ist identisch
mit der Rifoscorebe. Letztere wird auf den Kulturboden der „Terra rossa"
am Karste angebaut, die arm an P2O5 und KgO sind und deshalb der
Zufuhr dieser Stoffe bedürfen. Der Terrano, ein Rotwein, ist durch die
vorherrschende Milchsäure characterisiert. Diese milde und angenehm
schmeckende Säure, sowie die reichlich vorhandene COg sind bekanntlich
Produkte der durch Bacterien gespaltenen Äpfelsäure im Jungwein. In
der Bereitungsweise des Terranos wird die Herstellung eines Weines be-
kannt, welche auf der erwähnten Bacterienspaltung der Äpfelsäure beruht.
Die im Sommer 1908 und 1909 untersuchten Terranow^eine gaben folgende
mittlere Zahlen werte (Gramme im Liter):
1) Kiserletügyi Közlemenyek 1909, 12, 619—670; ref. nach Zt«-chr. Unters. Nähr.- u. Genußm.
1910, 19, 498. (Rieh. Windisch.) - 2) Mitt. d. k. k. Idwsch. Versuchsanst. in Görz 1910, 966—995.
D. Wein. 2. Most und Wem.
533
44a
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Asche
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P2O6
Fe^Og
g im 1
in o/g der Asche
Min. . .
Max. . .
Mittel .
1,10
2,93
1,73
0,105
0,456
0,278
22,7
56,4
37,1
24,8
51,2
38,5
53,7
101,2
75,7
1,48
2,46
1,79
0,098
0,289
0,176
0,0043
0,0370
0,0125
5,3
16.2
9,9
0,28
2,63
0,69
*) Gesamt-Sänre als Wein-, flüchtige Säure als Essigsäure berechnet; "') als essigsaures Äthyl
berechnet; "*> in "/q als Weinsäure berechnet. Der Zuckergehalt betrug bei allen Weinen unter
0,6 g p. Liter.
Charakteristische Unterschiede natursüßer und versüßter Weiß-
weine. Von Ch. Blarez und L. Chelle. ^) — Natursüße, d. h. in ihrer
Gärung gehemmte, stumm gemacht süße Weine unterscheiden sich von
den gewöhnlichen versüßten Weinen, d. h. solchen, die mit süßem Most
versetzt wurden, durch das Verhältnis der Fructose zur Glycose. Dieses
Verhältnis, vom Vf. als P : « bezeichnet, beträgt bei den ersten Weinen
1 — 2,5, bei mit ganz unvergorenen Mosten versetzten Weinen 4,5 — 6, bei
mit teilweise vergorenen Mosten versetzten Weinen 3 — 3,5.
Über die Anwesenheit von Bor in algerischen Weinen. Von
Dugast. 2) — Der Vf. konnte bei der Untersuchung von algerischen
Weinen in allen Proben die Anwesenheit von B feststellen, allerdings in
schwankender Menge. Er dehnte seine Untersuchungen auf die Rebe
selbst aus, desgleichen auf die Beere und fand in der Haut und im Kern
bedeutende Mengen B. Den Nachweis von B lieferte er nach dem offiziellen,
französischen Verfahren, das auf der Bestimmung des Borsäuremethylesters
beruht.
Über die Anwesenheit des Bors in tunesischen Weinen. Von
Bertainchand und Gauvry. ^) — Die Vif. konnten in allen untersuchten
tunesischen Weinen Spuren von BO3 nachweisen. Zum Vergleich wurden
Untersuchungen an glaubwürdig echten, roten und weißen Weinen vor-
genommen und zwar aus dem Bezirk von Bir-Kassa und Potinville, die
ebenfalls BO3 enthielten. Die Rotweine von Bordelais geben ebenso die
BOg-Reaktion wie die tunesischen Weine. Der Nachweis wurde sowohl
durch die amtlich vorgeschriebene Flammenreaktion als auch mittels der
Curcumamethode erbracht.
Über den Fluorgehalt der Weine. Von A. Kickton und W. Behncke.*)
— Die Vff. berichten über Fluorbestimmungen von Weinen aus Spanien,
Portugal, Italien, Griechenland, Frankreich, Deutschland, aus der asiatischen
1) Bull, des travaux de la See. de Pharm, de Bordeaux 1909, 49, 115—117; ref. n. Ztschr.
Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 743. (A. Behre.) — -) Compt. rend. 1909, 150, aS8. — S) Ann.
chim. analyt. appl. 1910, 15, 179. — *) Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 193-208.
534 Landwirtschaftliche Xebengewerbe.
Türkei und dem Kapland und kommen zu folgendem Ergebnis. 1. Die
qualitative Prüfung der Weine auf einen Fluorgehalt nach Y an dam erwies
sich als sehr brauchbar. 2. Die Stärke der Glasätzuug läßt bei einem Ge-
halt von 1 mg und mehr Fluor in der angewendeten Menge des Weines nicht
auf die Menge des vorhandenen Fluors schließen. Bei schwachen Reaktionen je-
doch, die bei Anwendung von mindestens 100 ccm Wein erst beim Behauchen des
Glases sichtbar werden, kann auf weniger als 1 mg Fluor in 100 ccm des Weines
geschlossen werden, Mengen, die als Zusatz von Fiuorverbindungen nicht in
Betracht kommen dürften. 3. Fluor wurde in den meisten untersuchten
Weinen verschiedenster Art und Herkunft gefunden. Da die erhaltenen
Reaktionen, abgesehen von einem portugiesischen und etwa der Hälfte der
untersuchten spanischen Weine, welche deutliche bis starke Glasätzungen
ergaben, so schwach waren, daß auf einen Zusatz von fluorhaltigen Konser-
vierungsmitteln nicht geschlossen werden konnte, so muß ein sehr ver-
breitetes natürliches Vorkommen von Fluor im Weine angenommen werden.
4. Die Methode zur quantitativen Bestimmung des Fluors im Wein nach
Treadwell und Koch weist erhebliche Fehlerquellen auf, welche ge-
wöhnlich ein wesentlich zu niedriges Resultat erhalten lassen; sie kann
daher als ein quantitativer Ontersuchungsgang in ihrer bisherigen Form
nach den Ergebnissen der Vff. angesehen werden. Die nach dieser
Arbeitsweise bei beliebig ausgewählten spanischen Südweinen gewonnenen
Untersuchungsergebnisse lassen darauf sciiließen, daß diesen Weinen ein
künstlicher Zusatz von Fluorsalzen gemacht worden ist.
Entsäuerungsversuche mit küstenländischen Weinen. Von Adolf
Beneschovsky. ^) — Zu den Entsäuerungsversucheu mittels reinem CaCOg
wurden 3 selbstgekelterte Weine, nämlich 2 Gnjedmuster und 1 Isabella-
wein, sowie 4 von Händlern bezogene (2 Sorten Istrianer Weißwein und
2 Sorten Rotwein, 1 Istrianer und 1 Friauler) verwendet. Der Vf. kam
hierbei zu folgenden Ergebnissen: 1. Der Gesamtsäuregehalt eines Weines
nimmt bei steigenden Zusätzen von CaCüg in regelmäßiger Weise ab,
2. Der Extraktgehalt nimmt ab. 3. Das spec. Gewicht des Entsäuerungs-
produktes ist geringer als das des Originalweines. 4. ITreie Weinsäure
wird als weinsaurer Kalk abgeschieden und bei überschüssigem Ca COg
gelangt auch die gebundene Weinsäure des Weinsteins zur Ausscheidung.
5. Die flüchtigen Säuren und der Aschengehalt erfahren keine Änderung.
Der KgO- und PgOj-Gehalt bleiben gänzlich ungeändert.
Untersuchung der besten Weine der Görzer Provinz des Jahr-
ganges 1908. Von Joh. Bolle. -) — I. Die Hauptrepräsentanten des Görzer
Weinbaugebietes sind und enthalten (die Zahlen bedeuten beim Alkohol
Vol. -Proc, bei den übrigen Stoffen g im 1):
(Siehe Tab. S. 535.)
n. Studien über Entsäuerungsversuche. Die mit Istrianer und
Görzer Weinen angestellten Entsäuerungsversuche haben ergeben, daß große
Zusätze von CaCOg die ganze freie Weinsäure und ebenso die gebundene
Weinsäure des Weinsteins in Form von weinsaurem Kalk ausscheiden.
Während eine S^/^^ige Entsäuerung den Geschmack sehr sauren Weine
1) Ztschr. Idwsch. Vei-suchsw. üi Österr. 1910, 13, 891. — ^) Ebend. 283—287.
D. Wein. 2. Most und Wein.
535
Weißweine der Ebene und
angrenzenden Hügellandes
Rotweine ebendaher
Weißweine
im Wippaohtal
Weißweine
d. Collio
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13,4
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11,7
12,2
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12,4
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14,1
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19.2
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17,1
20,7
17,3
22,6
25,2
24,5
22.3
18,9
18,1
17,3
17,3
18,9
18,6
18,1
25,5
38,1
43,3
42,0
22,8
40,7
31,0
31,5
29,2 35,5
54,3
21,3
23,6
25,5
23,4
53,5
18,4
33,3
s^-{E:
6,1
fi,0
4,7
5,8
6,3
6,1
3,8
6.1
5,0
5,2
4,5
5,0
4,2
5,0
5,4
5.7
7,7
7,2
7,4
7,9
6,2
7,0
9,0
7,7
7,6
6,6
6,2
6,4
5,8
5,9
5,8
6,0
6.7
13,3
Zucker{^i^-
0
0 1 0
0
_
0
0
—
—
0
—
—
10,29
21,56
13,21
—
20,49
-
—
—
6,96
21.1
-
—
—
—
36,48
-
—
Dicht merklich verändert, kann bei gleicher Behandlung in mäßig sauren
Weinen die freie Weinsäure wie der Weinstein fast völlig entfernt werden.
ni. Versuche über die Veränderungen, welche Weine bei
Lagerung in offenem Gefäße erleiden. Die mit Weiß- und Rot-
weinen angestellten Versuche hatten nachstehendes Ergebnis: Die Weine
wurden in offenen Gefäßen in oberirdischen Kellerräumen bei Temperaturen
bis zu 22^ C, von August bis November aufbewahrt und von Zeit
zu Zeit untersucht. Ein Karster Terrano vom Jahre 1907 blieb trotz der
im Keller herrschenden Wärme unverändert. Im allgemeinen wurde mit
der Zunahme der flüchtigen Säuren und der entsprechenden Abnalime des
Alkohols eine Abnahme der nichtflüchtigen organischen Säuren, auch der
Milchsäure und des Glycerins beobachtet. Der N- Gehalt sank in einigen
Fällen; in anderen blieb er unverändert. Während das spec. Gewicht
naturgemäß stieg, blieben der Extrakt, der Weinstein- und der Pg Og-Gehalt
unverändert.
Zur Beurteilung der Ausbruchweine nebst Bemerkungen über
die Glycerinbestimmung in Süßweinen. Von Jos. Mayrhofer. ^ — Der
Vf. hatte Gelegenheit, drei im Herbste des Jahres 1908 aus Veltliner
Trauben hergestellte Ausbruchweine zu untersuchen. Die Endergebnisse
dieser Untersuchungen zeigten eine auffallende Übereinstimmung mit den-
jenigen Befunden, die bei der Untersuchung von echten Tokayer Süß-
weinen erhalten wurden. Es können also die gefundenen Daten über die
Art der Zusammensetzung solcher Weine wichtige Anhaltspunkte geben
und auch vom chemischen Standpunkte eine einigermaßen sichere Be-
urteilung der zur Untersuchung vorliegenden Proben ermöglichen, wenn
auch hiermit die Schwierigkeit einer sicheren Feststellung der Art des
Ausbruchweines noch nicht behoben ist. Es zeigen nämlich Süßweine, die
aus starken Naturweinen und concentriertem Most erzeugt sind, eine äußerst
ähnliche Zusammensetzung. Nur der Glyceringehalt kann bei Entscheidung
der Frage, ob ein Ausbruch- oder ein Süßwein letzterer Art vorliegt, von
ausschlaggebender Bedeutung sein. Z ei sei und Fanto^) haben das Ver-
fahren der Methoxylbestimmung der Alkohole auf die Bestimmung des
Glycerins ausgedehnt und Schuch^) und später Schindler und Svoboda*)
haben diese Methode bei Süßweinen angewandt, wobei aber ungenaue
1) Ztschr. Idwsch. Versuchsw. in Österr. 1910, 13, 806-811. — ') Ztschr. f. analyt. Chem. 1903,
42, 549. — 3j Ztschr. Idwsch. Versuchsw. in Österr. 1904, 7, 111. — *) Ztschr. Unters. Nähr.- u.
Genußm. 1909, 17, 735.
536 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
"Werte für Glycerin gefunden wurden. Weitaus bessere Resultate gibt die
deutsche Reichsmethode, nach der aber die Flüssigkeit zur Überführung
des Zuckers in Zuckerkalk zu verdünnt und die Erhitzung auf dem Wasser-
bade zu gering ist, so daß ein nochmaliges Behandeln des eingeengten
alkoholischen Filtrates mit Kalk erforderlich wird. Bei Süßweinen mit
15 und mehr Zucker kommt unter den oben erwähnten Umständen noch
soviel Zucker in die zweite Bestimmungsflüssigkeit, daß leicht ein Rest
des nichtgebundenen Zuckers in das Glycerin übergeht. Vollständige
Zuckerbindung wird erreicht durch Erhitzen des Weines mit genügender
Menge gelöschten Kalkes über freier Flamme. Was nun die Anwendung
der Jodidmethode zur Bestimmung des Glycerins in Süßweinen betrifft, so
ergibt sich aus den angestellten Versuchen, daß diese nicht geeigneter als
die Kalkmethode ist.
Über einige specielle Weine der Gegend von Annonay (Ardöche).
Von G. Filaudeau.^) — Der Vf. teilt die Analysenresultate von 16 Rot-
weinen dieser Gegend mit. Die gefundenen Werte bewegen sich in
folgenden Grenzen: D.i5 0,9968—0,9998; Alkohol 5,8 — 8,3 Vol.-Proc.;.
Extrakt bei 100° 16—20,55; Zucker Spuren bis 1,04; KgSO^ 0,12 bis
0,35; Weinstein 1,56—4,38; Asche 1,9 — 2,65; Gesamtsäure (H2SO4)
4,04—5,51; nichtflüchtige Säuren (HgSOJ 3,18 — 5,24; Halphensche Zahl
0,52 — 0,82. Ein einziger Wein enthielt 0,4% freie Weinsäure.
Vergleichende Analysen einiger Ausbruch- und Nachweine von
Sauternes. Von Ch. Blarez und U. Gayon. ^1 — Von den Vff. wurden
16 verschiedene 1909er Ausbruch- und Nachweine vom rechten und linken
Ufer der Garonne untersucht. Hierbei wurde festgestellt, daß die Nach
weine im allgemeinen weniger Alkohol und Zucker enthielten als die Aus-
bruchweine und daß der Zucker- und Alkoholgehalt der Moste nicht unter
200 g pro 1 bezw. 3 ^ sank.
Zusammensetzung der Weine der Ernte 1909 aus dem Gebiete
Loire -et- eher. Von B. Fallot.^) — Der Vf. teilt die Analysenresultate
von 12 roten und 13 weißen Weinen mit. Der Gehalt der Rotweine an
Weinkörper ist im allgemeinen schwach. Die Weißweine sind arm an
Alkohol, reich an Extrakt (100°) und an Säure.
Zusammensetzung von Hefeweinen. Von H. Astruc.^) — Der
Vf. beschreibt die Herstellung von Hefewein und teilt die Ergebnisse einer'
ausführlichen Analyse von 5 dieser Weine mit. Auf Grund ihrer Ent-
stehung und Zusammensetzung dürfen Hefew^eine nicht in den Handel
gelangen.
Literatur.
Die Weinkrisis in Frankreich, ihre Entstehung und Lösung. Von Dr. J.
C. Wolf. Berlin, Verlagsbuchhandlung Paul Parey, 1910.
n Am. desFalsific. 3, 283—185; ref. n. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 1079. (Heiduschka.) — ») EbendV
248—249; ref. ebend. 902. (Düsterbehn.) — 8) Ebend. 326—329; ref. ebend. 1770. (Heiduschka.) —
4) Ebend. 330-334; ref. ebend. 1770. (Heiduschka.)
D. Wein. 3. Obstwein. 4. Hefe und Gärung.
;37
3. Obstwein.
Übersicht der Erzeugung an Apfel- und Birnenmost in Frankreich
in den Jahren 1910 und 1909. M — Das ganze Land ist in 10 Regionen
eingeteilt und für jede derselben der Ertrag an Most in Hectoliter an-
gegeben wie folgt:
NW
N NO
W
Cenüum
0
SW. S
Gesamt-
öü Ertrag
1909
1910
5 105 500
7 383 400
1561400
2 030 900
124 500
126 890
548 700
735 500
358 600
156 000
180 800
330 250
36 200 21 310
18 320 10 910
8200 7 948 210
2580 10 794 750
Für die 10. Region (Corsika) ist nur der Ertrag pro 1909 mit
3 000 000 hl angegeben. (D.)
Folgen der vorzeitigen Ernte der Früchte auf die Beschaffenheit
derselben und auf den Preßsaft. Von A. Truelle. -) — Der Vf. zeigt
an 3 Beispielen, in welchen Äpfelsorten 2 resp. 4 Wochen früher und
später geerntet wurden, daß spätere Ernte ein großer Gewinn an Frucht-
gewicht und an Qualität des Preßsaftes bedeutet, wie nachstehende Zahlen
erweisen :
In 1 1 Saft g
Mittleres
Gew.
Gesamt-
Apfel- Zeit der
Zucker
Sorte Ernte
1 Frucht
g
Spec.
Gew.
GeÄamt-
Zucker
Säure
(SO4H2)
Tannin
Pektine
u.
Album.
in 1 kg
Pulpe
Amöre de i 8. Octob. .
Surville \ 8. Novemb.
72
1,052
112,0
1,64
6,30
2,20
93,5
92
1,060
130,1
1,58
2,91
2,50
105,4
Bödan {11 O'^tob. .
41
1,053
110,0
1,15
1,79
3,00
90,2
44
1,060
130,7
1,32
2,00
2,70
97,7
Grosse i l. „
Grise \ 1. Novemb.
82
1,044
80,0
4,01
3,01
3,50
65,1
98
1,049
96,4
3,46
2,00
2.00
81,4
(D.)
Der Einfluß des Alters der Apfelbäume auf die Zusammen-
setzung ihrer Früchte. Von A. Truelle.^) — Der Vf. teilt mit, daß
in gewissen Ländern, in denen der Obstbau eine große Rolle spielt, die
Meinung verbreitet ist, daß der Wein, der aus den Früchten junger Apfel-
bäume bereitet ist, minderwertiger sei als der aus den Früchten alter
Bäume. — Nach den Untersuchungen des Vfs. zeigte sich, daß die Früchte
junger Bäume meist zuckerreicher aber ärmer an Wasser, Tannin und
Säuren sind, wie die von alten Bäumen. Es kann daher auch nicht von
einer Minderwertigkeit der Früchte junger Bäume in bezug auf ihren
Handelswert die Rede sein.
i. Hefe und Gärung.
über die Änderung des Verhältnisses von Alkohol zu Glycerin
bei der Umgärung der Weine. A^on W. Seifert und R. Haid.^) —
Durch die Umgärung erfährt nicht nur der Alkohol und das Glycerin eine
Zunahme, sondern auch meist die Gesamtsäure infolge der Bildung von
«) Joum. d'Agric. prat. 1910. 11. 816. — «) Ebend. 498-499. — S) Ebend. 346.
Bakteriol. II. Abt. 28, 37-45; ref. n. Cham. Ctrlbl. 1910, ü. 1152. (Proskauer.)
*) Ctrlbl-
538 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Bernsteiu säure und im Zusammeuhange damit auch der Extract. Es könnte
somit ein Halbwein durch ümgärung mit größeren Zuckermengen „analysen-
fest'' gemacht werden. Für die Beurteilung eines Weines spielt u. a. auch
das sog. Alkohol-Giycerin-Yerhältois eine wesentliche Rolle und die Ver-
suche zeigten, daß ein Wein, der schon anfangs ein niedriges Alkohol-
Glycerin-Verhältnis besaß, durch eine ümgärung allein, also ohne direkten
Spritzusatz ein solches von 5 : 100 erlangen kann und somit bedeutend
unter der Grenze 7 : 100 liegt. Bei Beurteilung eines Weines hinsichtlich
des Glycerinverhältnisses von 6 bezw. 5 : 100 muß daher festgestellt
werden, ob derselbe einer ümgärung mit großen Zuckermengen unterzogen
worden ist.
Die Chemie des Weines und ihre Beziehungen zur Pflanzen-
biochemie, alkoholische Gärung und Bukett der Weine. Von F. Scurti.^)
— Der Vf. gibt eine ausführliche Übersicht über die Weinchemie und
berichtet dann über die Untersuchung eines alten sicilianischen Weines
(Castel vetrano), hierbei fand er folgende Werte: Alkohol 17,3 Vol.-Proc.
und in ^/oq: Extrakt 40,22, Gesamtsäuie 6,9, flüchtige Säure 2,67, Wein-
stein 1,2, Zucker (berechnet als Lävulose) 4,72, Glyeerin 11,5, Tannin
und färbende Substanzen 0,42, Asche 5,9 g. Die flüchtigen Ester bestehen
hauptsächlich aus Äthylacetat mit deutlichen Mengen von Isobutyrat. Die
sog. fixen Ester sind in der Hauptsache Äthylsuccinat, gemischt mit Estern
der Fettsäuren. Buttersäure und Önauthäther sind in den Bukettstoffen
nicht vorhanden. Auch ließen sich kleine Mengen von aliphatischen
Aldehyden und Furfurol nachweisen. Weiter bespricht der Vf. die Ver-
wendung dieses sicilianischen Weintyps zur Bereitung des Marsala und
macht auf die Ähnlichkeit in der Zusammensetzung aufmerksam.
Literatur.
Holm, H. C: Untersuchungen über Hefen von californischen Reben.
California Sta. Bul. 197. 169-175 u. Exp. Stat. Reo. 1909, 20, 528.
5. Weinkrankheiten.
Über die Behandlung kranker Weine des Görzer Gebietes. Von
Joh. Bolle. 2) — Infolge des regnerischen Wetters, das im Jalire 1909
vor und während der Weinlese herrschte, konnten die Trauben nicht reif
gelesen werden, und es kamen viele von der Botrytis cinerea befallene
Trauben unter die Maische. Dadurch trat schon bald nach der Ein-
kellerung in vielen Fällen ein Braunwerden der Weine auf, das durch Klären
mit Gerbsäure und Gelatine nur vorübergehend bekämpft werden konnte,
da die Weine nach der Klärung bald wieder nachdunkelten. Es empfiehlt
sich, in schwierigen Fällen den Wein stark mit Luft in Berührung zu
bringen, um alle oxydablen Extraktivstoffe zu oxydieren, dann mit Gerb-
1) Staz. sperim. aerar. ital. 43, 105—178; ref. n. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 36. (Heiduschka.)
ü) Ztschr. idwsch. Versuchsw. in Östeix. 1910, 13, 286—287.
D. Wein. 5. Weinkrankheiten. 539
säure und Gelatine zu klären und den geklärten Wein in ein geschwefeltes
Faß abzuziehen.
Zur Behandlung fehlerhaft schmeckender 1909er Weine. Von
Fr. Muth. Oppenheim.^) — Trotz des schlechten und regnerischen
Wetters im Somruer und Herbst des Jahres 1909, wodurch die Fäulnis
der Trauben außerordentlich begünstigt wurde, hatten sich die 1909er
Jungweine gut entwickelt. Verschiedentlich sind aber 1909 er Weine beina
Vf. zur Einsendung gelangt, die geschmacklich recht fehlerhaft waren und
die Hilfsmittel der gewöhnlichen Kellerbehandlung, nämlich durch Abstiche
und Schönungen, nicht verbessert werden konnten. Die Weine schmeckten
faulig und nach Schimmel, teilweise zeigten sie auch einen eigentümlichen,
sog. trockenen Holzgeschmack. Zur Behandlung dieser Weine eignet sich
am besten die Holzkohle, die nur in frisch geglühtem Zustande verwendet
werden darf. Die fehlerhaften Erscheinungen der Weine ließen sich durch
Holzkohle fast durchweg völlig beseitigen.
Bildung des Acroleins bei der Krankheit des Bitterwerdens der
Weine. Von E. Voisenet. -) — Dem Vf. gelang es in bitteren Weinen
die Anwesenheit von Acrolein festzustellen. Letzteres wuide in dem
Destillat des betreffenden Weines nachgewiesen und zwar einmal mittels
charakteristischer Farbenreaktion, dann durch den zu Tränen reizenden
Geruch, weiter durch die Einwirkung auf Permanganat, indem dieses leicht
entfärbt wird und schließlich durch physiologische Versuche. — Zum
Beweise dafür, daß Acrolei'n im Wein aus Glycerin unter Einwirkung des
Erregers des Bitterwerdens entsteht, versetzte der Vf. eine Glycerinlösung
mit einer Nährsalzlösung, die dann mit einem bitteren, kranken Wein ge-
impft wurde. — Es konnte in dieser Flüssigkeit ein stetig fortschreitender
Zerfall des Glycerins festgestellt werden. — Aus den Versuchen erhellt
weiter, daß die Darstellung von Trinkbranntwein aus bitteren Weinen wegen
der nicht unbedenklichen physiologischen Wirkung des Acroleins nicht
empfohlen werden kann.
Fehler und Krankheiten des Weines, für welche im neuen Wein-
gesetze besondere Verfahrensarten vorgesehen sind. Von W. Seifert.^)
— Der Vf. bespricht die wichtigsten Fehler und Krankheiten des Weines.
Unter Weinkrankheiten versteht der Vf. solche Veränderungen und Zer-
störungen einzelner oder mehrerer Weinbestaudteile oder die Bildung neuer,
den Wein schädigender Stoffe. Alle anderen, abnormen Zustände des
Weines sind als Fehler anzusehen. Als Fehler des Weines gelten: Un-
vollständige Vergärung, sie kann durch Zusatz einer kräftigen, gegen
Alkohol widerstandsfähigen Reinhefe und durch Warmlegen behoben werden.
Bei sehr sauren und alkoholarmen Weinen empfiehlt sich ein Verschnitt
mit milden alkoholreichen Weinen und das Entsäuern mit reinem gefällten
CaCOg (nicht mehr als 2 g pro 1) sowie das Umgären unter Zusatz von
Zucker. Das Schwarzwerden des Weines kann durch Zusatz von Wein-
säure und durch Lüften mit nachfolgender Schönung beseitigt werden.
Das Böcksern, der Schimmelgeschmack sowie der dumpfe Geruch wird
M "Weinbau u. Weinh. 19L0, 338. - ^ Compt. rend. 1910, 150, 1614—1616. — «) Mitt. d. Ver. z.
Schutze des österr. Weinbaues 1908. Nr. 132. Sonderabdr. Zeitschr. Unters. Nakr.- u. Genußm. 1910,
19, 393. (A. Bahre.)
540 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
durch Einschwefeln und Schönung oder in starken Fällen durch Umgärung
entfernt. Durch Schimmelpilze braun oder rahn gewordene Rot- und
Weißweine werden in stark eingebrannte Fässer abgezogen. "Weine mit
Petroleumgeschmack können durch Zusatz von Vollmilch oder Speiseöl,
Weine mit Trestergeschmack durch Schönen mit Eiweiß oder Gelatine
und solche mit Faßgeschmack durch Holzkohle gereinigt werden.
Kahmigwerden und Essigstich wird durch richtige Temperatur bei der
Gärung, durch Auffüllen und Spundvollhalten der Fässer verhindert.
Künstliche Entsäuerung kann in diesen Fällen nicht angewendet werden.
Starkstichige Weine können nur zur Essigsäurefabrikation oder Branntweiu-
erzeugung verwendet werden. Dem Schleimig- und Zähwerden des
Weines kann durch Abzug mittels Brausepipe abgeholfen werden. Das
Zicken d werden, Bildung von Buttersäure, läßt sich durch Zusatz von
Weinsäure, Pasteurisieren und Vergärung mit Reinhefe sowie durch Ver-
schneiden mit anderem Wein meist unterdrücken. Das Bitterwerden
wird durch Blutkohle beseitigt. (Ein Teil der vorstehend aufgeführten
Mittel ist in Deutschland unzulässig, da sie gegen die Vorschriften des
§ 4 des Weingesetzes verstoßen. Der Ref.)
Ein Parasit der Weinpfropfen. Von Manon. ^) — Der Vf. be-
schreibt eine kleine weiße Raupe, die er in den Korken alter 1878er
Weine gefunden hat und die er als Oenophila V. flavum angesprochen hat.
Diese Insekten haben eine Vorliebe für weindurchtränkte Pfropfen und
sind als gefährliche Feinde derselben anzusehen. Als Mittel, die Wein-
pfropfen vor dieser Zerstörung zu bewahren, empfiehlt der Vf. die Ver-
wendung trockener, sterilisierter Korke, sowie hermetisch abschließenden
Kapselverschluß oder wiederholtes Reinigen vermittels eines mit reinem
Schwefelkohlenstoff durchtränkten Pinsels.
Das Umschlagen des Weines. Von J. M. Guillon.^) — Der Vf.
berichtet, daß infolge der Wirkung eines löslichen Ferments, der sog.
Oxydase, die Weine in manchen Jahrgängen, in denen die Trauben stark
von der Botrytis cinerea befallen sind, starke Neigung zum Umschlagen
bezw. Braunwerden (und Fuchsigwerden) haben. Der Vf. empfiehlt statt
der Verwendung von gewöhnlichem Schwefel ein Salz der schwefligen
Säure, nämlich das Kaliummetasulfit zu verwenden und zwar 10 g für
jeden hl Wein. (Der Gebrauch dieses Salzes ist zwar in Frankreich ge-
stattet, verstößt aber gegen die Vorschriften des § 4 unseres Weingesetzes.
Der Ref.)
6. Gesetzliche I^assnahmen.
Beurteilung der Trockenweine auf Grund der chemischen Unter-
suchung nach dem Weingesetz vom 7. April 1909. Von P. Kulisch.^)
— Zur Beurteilung des Weines ist nicht nur die chemische Untersuchung,
sondern auch die Buchkontrolle und die Geschmacksprobe heranzuziehen.
1) Bull, des Travanx de !a Societe de Pharm, de Bordeaux 1909, 49, 126—130; ref. n. Ztschr.
Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 744. — ^) Bericht der Weinstation Cognak. Journ. d'Agric. prat.
1910, I. 177. — 8j 9 Hauptversammlung der freien Vereinigung deutscher Nahrungsmittelchemiker zu Kiel
1910. Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 323.
D. Wein. 7. Allgemeines. 541
Bei den Auslandsweinen bestehen hinsichtlich des Gehaltes des Schwefel-
dioxydes (80-2 ) noch große Mißstände, da beispielsweise in der Schweiz
200 mg, in Frankreich 350 mg zugelassen sind.
Der spontane Säurerückgang im Wein in seiner Bedeutung für
die durch das neue Weingesetz gegebenen Verhältnisse. Von P.
Kulisch.^) — Der Vt. berichtet über die Veränderungen, denen der Wein
beim Lagern im Säuregehalt unterworfen ist; insbesondere der Säurerück-
gang, hervorgerufen durch die Abscheidung der Weinsäure und den Abbau
der Äpfelsäure wird nach Erscheinung, Umfang und Wirkung besprochen.
Dieser natürliche Vorgang ist auch in wirtschaftlicher Hinsicht wichtig,
da der Kernpunkt des neuen Weingesetzes, die Zuckerungsfrage, damit
eng zusammenhängt. Der Vf. erörtert insbesondere die Frage, ob es
möglich sei, den sog. Säurezerfall für die Praxis der Kellerwirtschaft derart
dienstbar zu machen, daß durch seine willkürliche Herbeiführung oder
Hintanhaltung, je nach der Beschaffenheit der Moste, die wirtschaftlich
bestmögliche Verwertbarkeit herbeigeführt werden kann.
Die Verwendung von Fruchtzucker bei der Weinverbesserung.
Von W. J. Baragiola. ^) — Bei der Verbesserung der Traubenmoste durch
Zuckerung bezw. Gallisierung empfiehlt der Vf. nur Rübenzucker, nicht
aber Fruchtzucker zu verwenden, weil die Verwendung von Fruchtzucker
keine praktischen Vorteile besitzt, teurer ist und der schweizerischen
Lebensmittelordnung nicht entspricht.
Literatur.
Weingesetz vom 7. April 1909 vom technischen und juristischen Standpunkt
erläutert von Adolf Günther und Richard Marschner. Berlin, C. Hey-
mann.
Die Gesetzgebung des Auslandes über den Verkehr mit Wein. Von Ad.
Günther. Berlin, C. Hey mann.
7. Allgemeines.
Die Alkalität der Asche bei den Südweinen und die hauptsäch-
lichen Ursachen ihrer Änderung. Von Giuseppe de Astis.^) — Der
Vf. prüfte die Asche verschiedener im kleinen und teilweise auch im
großen selbst hergestellter Weine auf ihre Alkalität. Diesen Weinen
waren vor der Gärung verschiedene Stoffe und zwar Weinsäure, Citronen-
säure, Weinstein, H2SO4, HCl, Gyps, Phosphate, Metabisulfit zugesetzt
worden. Der Vf. konnte aus den Untersuchungen folgendes feststellen:
1. Die gewöhnlichen erlaubten und unerlaubten Behandlungsarten des
Mostes beeinflussen dauernd die Alkalität der Asche. 2. Mit Ausnahme
der Sultite, welche die Alkalität etwas erhöhen, vermindern die andern
Zusätze dieselbe. 3. In den Mostweinen und in den süßen Filtraten ist
1) Sonderabdr. a. Mitt. d. Deutschen Weinbauver. 1910; ref. n. Cham. -Zeit. Rep. 1910, 525. —
2) Schweiz. "Weinzeit. 1909. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1465. — 3) Staz. sperim. agrar. ital. 43, 329—359;
ref. n. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 587. (Heiduschka.)
542 Läüdwirtöchaftliche Nebengewerbe.
die Älkalität hoher, da der Weinstein noch nicht ausgefallen ist. 4. Der
Alkalitätskoefficient (Gesamtalkalität : Asche) von Weinen, die mit Bisulfit
behandelt waren, verkleinert sich beim Altern. 5. Wässerung ändert den
Alkalitätskoefficienten nicht, wohl aber die Gesamtalkalität. 6. Die aus
reinem TrauVensaft hergestellten roten und weißen Süd weine sollen einen
Alkalitätskoefficienten zwischen 7 und 13 und eine Gesamtalkalität für
die weißen nicht unter 1.3 und die roten nicht unter 21 haben.
Wirkung des Manganperoxydes bei der Weinbereitung in bezug
auf die Weinsäure. Von Giovanni Leoncini.^) — Behandelt man eine
wäßrige Weinsäurelösung mit Mn02 in der Wärme, so beginnt bei 35^
00-2 -Entwicklung, gleichzeitig bildet sich Aeetaldehyd:
C^HeOg + MnOg = 2CO2 + CH3COH + H.^Ö + MnO + 0.
Die Reaktion ist bei ca. SO'' vollständig und läßt sich zur Aldehyd-
darstellung benutzen. Ist MnOg im Überschuß, so wird alle Weinsäure
zersetzt; ist dies nicht der Fall, so bildet sich nebenbei ein weißes, un-
lösliches Pulver von Manganotartrat Cg Hg (OHjg (C00)2 Mn. Verbleibt dieses
Salz in der w^einsauren Lösung, so verwandelt es sich in ein
krystallinisches, rötliches Pulver in Cg Hj (OHjg (COOjg Mn -\- 2 Hg 0, das bei
100 " sein Wasser verliert. Eine Zersetzung der Weinsäure findet auch
statt, wenn kein MnOg mehr vorhanden ist, sondern nur das lösliche
Mangantartrat. Auch wirkt MnO.2 in gleicher Weise auf lösliche saure
Tartrate und auf Säuren, welche die Gruppe — CH(OH) enthalten, wie
Äpfel- und Citronensäure. — Weine, deren Most mit MnOj behandelt
worden ist, werden sonach mehr Aldehyd Verbindungen enthalten, abgesehen
von dem Aldehyd, der durch direkte Einwirkung des MnOg auf Alkohol
entstehen könnte. Ferner werden sich zusammengesetzte Äther, Acetale
und flüchtige Säuren vorfinden. Ein solcher Wein hätte die Eigenscnafteu
eines alten Weines. Ein Nachteil dieses Verfahrens wäre die Ver-
minderung der Weinsäure und damit der Haltbarkeit der Weine. Ein
Essig, der mit MnOg hergestellt worden war und viel Mn-Salze enthielt,
zeigte einen normalen Geschmack. Bei der Verwendung des MnOg für
die Weinbereitung ist auch eine event. gesundheitsschädliche Wirkung des
Mn zu beachten.
Die Klärung der Weine in der Wärme. Von Depathy fr^res. '^)
— Das Verfahren besteht darin, daß man den Wein vor dem Einbringen
in den Pasteurisator mit einer kleinen Menge einer besonders präparierten
Eiweißlösung versetzt und dann nach 2 — 3tägigem Stehen filtriert.
Die gebräuchlichsten, käuflichen Schönelösungen für Trauben-
und Obstweine. Von W. J. Baragiola und P. Huber. ^) — Die Vff.
berichten über die angestellten Untersuchungen von Schönelösungen der Firmen
E. Güster & Cie. in Aarau, Eugen Jourdan in Paris, Coignet & Cie.,
Paris und Lyon, L. Bouillon in Paris, A. Boake, Roberts & Co., Ltd.
in Stratford, London. Diese Schönelösungen, die zur Klärung der Trauben-
und Obstweine dienen, sind nach der chemischen Analyse nichts anderes als
die bekannten Schönungsmittel, wie Gelatine, Hausenblase, Eiweiß, Tannin,
Klärerden, die entweder für sich in besonderer, vorbereiteter Form oder als
») Staz. sperim. agrar. ital. 1909, 43, 3^—45; ref. nach Chem. arlbl. 1910, I. 1655. (Heiduschka.)
— 2) Bull, de l'Assoc. des Chim. de Sucr. et Dist. 27, 950-951. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 180. (Franz.)
— 3; Ldwsch. Jahrb. d. Schweiz 1910, 467—479.
D. Wein. 7. Allgemeines. 543
ein Gemenge von verschiedenen Stoffen in den Handel kommen. Die
angestellten Versuche können dahin zusammengefaßt werden, daß keine
der in der Schweiz im Kleinhandel befindlichen Sehönelösungen bis jetzt
den an solche Erzeugnisse bezüglich der Zusammensetzung und bezüglich
der Benennung zu stellenden Anforderungen genügt und empfehlenswert
erscheint.
Verfälschung von Schwefelschnitten für Weine. Von P. Carles. ^)
— unter dem Namen „Tanninschnitten'' kommen Schwefelschnitten in den
Handel, die in den Wein gleichzeitig schweflige Säure und Fluor ein-
führen. Der Vf. gibt nun Methoden an, mit deren Hilfe er sowohl in
den Schwefelschnitten als auch in einem Rotwein Fluor nachgewiesen hat.
Über Mostsubstanzen und ein sogenanntes Weinverbesserungs-
mittel. Von J. Mayrhofer. 2) — Zur Herstellung von flaustruuk werden
oft Mostsubstanzen verwendet, die nach dem österreichischen Weingesetz
verboten sind. „Hartraann's Mostsubstanzen" bestanden aus Tamarinden,
Weinäther, Weinstein, freier Weinsäure, Kochsalz und anderen Mineral-
stoffen. Ähnlich sind die Schrader'schen Mostsubstanzen zusammen-
gesetzt. Die Zusammensetzung der Tamarinden ist derjenigen der Trauben
ähnlich, unterscheidet sich aber von derjenigen der letzteren durch den
höheren Gehalt an Kieselsäure, den geringen Gehalt an Phosphorsäure, so-
wie durch den i;ohen Gehalt an freier Weinsäure. In einer Tabelle sind
die Ergebnisse der Untersuchungen von Getränken, die aus obigen Mosi-
substanzen hergestellt wurde und von 4 Tresterweinen zum Vergleich zu-
sammengestellt. Der niedrige Gehalt an Asche und Phosphorsäure ist für
diese Getränke besonders charakteristisch.
Die Reaktion mit Natriumphosphat zum Nachweis des dem
Weine zugesetzten Alauns. Von Giulio Masoni. ^) — Das im Wein
ursprünglich enthaltene AI wird nach Versuchen des Vfs. durch Natrium-
phosphat nicht eefällt, dagegen wird zugesetzter Alaun durch die natürlich
im Wem vorkommenden Phosphate gefällt. Dieses Verhalten benutzte der
Vf. zum Nachweis von zugesetztem Alaun. Der filtrierte, essigsaure Wein
wird gekocht, der dabei entstehende Niederschlag enthält außer Aluminium
auch einen Teil des vorhandenen Fe; durch Vergleich des Niederschlages
mit dem eines unverfälschten Weines läßt sich die Methode in gewisser
Beziehung auch quantitativ gebrauchen.
Absorption der Metallspectren durch den normalen und den
künstlich gefärbten Wein. Von E. De'Conno.^) — Der Vf. konnte
mittels der Absorptionsspectren nach der Methode von Hartley die
Gegenwart künstlicher Farbstoffe im Wein nachweisen.
Das Weinkonservierungsmittel „Narcol" der Firma Ch. V. de
Borgue, Paris. Von P. Kulisch.^) — Diese Firma bringt ein für die
Kellerbehandlung der Weine, in Deutschland gesetzlich unzulässiges Mittel
,Narcol" in den Handel. Letzteres ist ein in Wasser lösliches, grauweißes
1) Ann. des Falsific. 3, 324-326; ref. n. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 1883. — 2) Archiv f. Chemie
n. Mikrosk. 1909. 2, 111—115. Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 7-12. (A. Behre ) —
S) Staz. sperim. agrar. ital. 43, 241-255; ref n. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 176. (Heiduschka.) — ^) Sep.
V. Vf. 64 S Neapel, Institut f. pharm. Chem, ; ref. n. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 1953. (Heiduschka.) —
5) Sonderabdr. Nr. 17 d. Idwsch. Ztschr. f. Elsaß-Lothr. 1908; ref. n Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm.
1910. 20, 104. (A. Behre.)
544 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Pulver, das aus Gerbsäure und 60*^/0 mineralischen Bestandteilen besteht,
welch letztere gleiche Mengen schwefligsaures und schwefelsaures Kali
enthalten.
Über die physiologische Wirkung der im Weißwein enthaltenen
schwefligen Säure. Von J. Gautrelet. ^) — Untersuchungen, die an
Menschen und Tieren 1 — 2 Monate angestellt wurden, ergaben, daß ein
Gehalt von SOj im Wein von 8 mg beim Hund und bis zu 650 mg beim
Menschen keines der Symptome hervorgerufen hat, deren die schweflige
Säure von manchen Beobachtern angeschuldigt wird. Man hat sich von
der Unschädlichkeit der SOg in "Weißweinen überzeugt, die 400 mg Ge-
samt-SOg im Liter und davon 100 mg freie Säure enthielten. Dadurch
würde sich die alte Behandlung von Weißwein mit schwefliger Säure völlig
rechtfertigen lassen.
Über die wirkliche Acidität der Weine. Von Paul Duboit und
Marcel DubouK.'-^) — Der saure Geschmack eines Weines hängt von den
in ihm enthaltenen H-Ionen ab und die Concentration Ch der H-Ionen ist um
so größer, je höher die molekulare Concentration der verschiedenen Säuren,
je schwächer die Alkalität der Asche und je geringer der Alkohol- und
Gerbstofi'gehalt ist. Die Methode von Bredig (Zersetzung des
Diazoessigesters) ermöglichte, die H-Ionen -Concentration bei gewöhnlicher
Temperatur mit großer Genauigkeit festzustellen. Die im Wein enthaltenen
Salze, Gljcerin und Glucose sind nicht hinderlich, soweit letztere 1,5%
nicht übersteigen. — Die Vff. können die Beobachtungen von Paul und
Günther, wonach die wirkliche Acidität eines Weines in erster Linie
von der Menge an freien Säuren und der Alkalität der Asche abhängt, als
durchaus zutreffende bezeichnen.
Detannierte Weine. Von Wilbur L. Scoville. ^) — Der Vf. emp-
fiehlt folgendes Verfahren: 4^2 1 Weißwein werden nach Zugabe von
140 com entrahmter Milch gut durchgeschüttelt und die Mischung
48 Stunden stehen gelassen. Dann wird zu einer filtrierten Probe gleich-
viel 2procent. Strychninsulfatlösung gegeben und im Eisschrank 12 bis
24 Stunden stehen gelassen. Ist während der Zeit kein Niederschlag ent-
standen, so kann der übrige Wein filtriert werden, andernfalls muß noch
mehr Milch zugesetzt werden. Rotweine haben auf 4^2 i 225 ccm Milch
nötig. Die so behandelten Weine sollen nach der Filtration mindestens
18% Alkohol aufweisen, bei geringerem Gehalt ist Verstärkung nötig.
Der Geschmack und das Aroma der Weine soll nach dem Vf. nicht
wesentlich beeinflußt werden, nur die Farbe des Weines wird etwas heller.
Über die Bedeutung der Unschädlichkeit der schwefligen Säure
im Wein. Von P. Carles. *) — Der Vf. gibt einen Auszug aus dem
Bericht einer Kommission von Chemikern, Physiologen und Medicinern, die
in Bordeaux Untersuchungen über die Unschädli(;hkeit der SOg angestellt
haben. Die Anwendung gesetzmäßiger Mengen von SO2 ist schon deshalb
angezeigt um Parasiten zu vernichten, die z. B.' in der Gironde den besten
1) Ann. des Falsific. 3, 226— 23ö; ref. n. Chem. Ctrlbl, 1910, II. 1234. (Bloch.) — 2) Schweiz.
"Wochenschr. f. Chemie u. Pharm. 48, 131—141. Lausanne, Lab. f. physik. Chem. ; ref. n. Chem. Ctrlbl.
1910. I. 1556. (Düsterbehn.) — 3) Mid. Rev. 43, 678—679; ref. n. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1197.
(Heiduschka.) — *) Bull, de l'Assoc. de Chim. de Sucre et Dist. 28, 155— 157 bezw. Chem. Ctrlbl.
1910, 11. 1556. (Bloch.)
E. Spiritusindustrie. 545
"Weintrauben Wasser entziehen, den Zucker anreichern und so die Weine
verderben oder um zu ermöglichen, daß zu herber Wein durch Zusatz von
Most gesüi^t werden kann. Diesen Most muß man vorher schwefeln, um
die Gärung zu unterbrechen. (Für die Unentbehrlichkeit der SOg in der
Kellerwirtschaft kommen wohl andere Gründe in Betracht. Der Eef.)
Über den Wert des Montanins als Desinfektionsmittel für die
Kellerwirtschaft. Von Karl Kroemer. ^) — Das Präparat Montanin ist
wiederholt in den letzten Jahren als Desinfektionsmittel für die Keller-
wirtschaft empfohlen worden. Es stellt eine klare Flüssigkeit dar, deren
wirksamer Bestandteil Kieselfluorwasserstoffsäure ist. Für die Kellerwirt-
schaft ist aber das Montanin nicht verwendbar, da die Flußsäure bezw.
deren Salze zu denjenigen Stoffen gehört, welche auf Grund der Be-
stimmungen des § 4 des Weingesetzes verboten sind.
Die Oberflächenspannung und die kolloidalen Substanzen im
Wein als direkte Ursachen seiner Aphrosität. Von Rinaldo Binaghi.-)
— Der Vf. bezeichnet mit Aphrosität die Eigenschaften der Flüssigkeiten,
beim kräftigen Schütteln einen Schaum zu bilden. Auch der Wein besitzt
diese Eigenschaft. Wird dieser mit Äther, Benzol, Xylol oder Chloroform
geschüttelt, so bildet sich eine gelatinöse Emulsion, die proportional der
Dichte des Weines und der Intensität seiner Färbung ist und durch freies
Alkali verstärkt, durch freie Säure etwas verringert wird. Die Bildung
des Schaumes beruht auf den im Wein enthaltenen kollodialen Substanzen,
wie Önotannin und Farbstoffe. Die gelatinöse Emulsion kann entscheiden,
ob ein Wein künstlich gefärbt ist oder nicht. Die Emulsion natürlicher
Weine ist von matter, schmutzig violetter Farbe, die Emulsion künstlich
gefärbter Weine dagegen von glänzender, gleichförmiger, rosavioletter
Färbung.
Das Trübwerden der Weine beim Verschneiden. Von L. Mathieu.^)
— Der Vf. meint, daß das Trüb werden der Weine beim Verschneiden
kein Zufall ist, sondern eine normale Erscheinung. Der Wein ist eine
komplexe Verbindung verschiedener mineralischer und organischer Stoffe,
die sich in einem bestimmten Gleichgewichtszustand befinden. Es ist
daher naturgemäß, daß beim Verschneiden von zwei Weinen das Gleich-
gewicht der einzelnen Stoffe eine Störung erfährt und infolge Coagulation
oder Ausfällung einzelner Bestandteile eine Trübung eintritt.
E. Spiritusiiidustrie.
Referent: Th. Dietrich.
Die Verzuckerung des Zellstoffs. Von H. Ost und L. Wilkening.*)
— Die Versuche der Vff. ergaben, daß reiner Zellstoff (es wurde reine
Baumwolle verwendet) durch mehrstündiges Behandeln mit 72procent.
Schwefelsäure bei Zimmertemperatur und 1 bis 2 stund. Kochen im Auto-
1) Weinbau u. "Weinh. 1910, 246. — 2) Ann. des Falsific. 1909, 2, 319-326 (Cagliari, Hygien.
Inst. d. Vaiv.) ; ref. n. Chem. Clrlbl. 1910, I. 193. (Düsterbehn.) — 3) Journ. d'Agric. prat. 1909, I. 831.
— 4) Chem. -Zeit. 1910, 34, 461—462; ref. n. Wocheuschr. f. Brauerei 1910, Nr. 25, 308. (Mohr.)
Jahresbericht 1910. 35
546 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
klaven bei 120*' der auf einen SOg-Gehalt von 3% verdünnten Flüssig-
keit annähernd quantitativ in Glucose übergeführt wird. Ein geringer
Anteil wird in organische, nicht näher charakterisierte Säuren verwandelt.
Abweichungen von dieser Arbeitsweise, sowohl was Concentration, wie
Kochtemperatur und Kochdauer anlangt, verschlechtern die Ausbeute. Beim
Gärversuch mit Bierhefe wurden 80 — 83*^/0 der durch Reduction mit
Fehling'sclier Lösung bestimmten Glucose vergoren.
Zucker-, Cellulose- und Alkoholfabrikation aus Mais. Von G. Doby.^)
— Das Verfahren der höheren Verwertung der Maispflanze beruht auf
der von F. L. Stewart beobachteten physiologischen Erscheinung, daß sich
der Rohrzuckergehalt des Maisstengels nach der Entfernung der noch un-
reifen Kolben derartig steigert, daß seine Verarbeitung zum Zwecke der
Zuckerfabrikation lohnend wird. Diese Steigerung des Zuckergehaltes be-
läuft sich im Durchschnitt auf 12 — 14 ''/q des frischen Stengels. Aus
der Melasse von der Mais -Zuckerfabrikation, sowie aus den etwa 20%
vergärbare Stoffe enthaltenden unreifen Kolben und ihren Hüllblättern wird
Alkohol gebrannt. Und die ausgelaugten Stengel und Blätter, sowie die
fasrigen Rückstände der Kolben geben einen vorzüglichen Papierstoff bezw.
Cellulose, da der Si0.2-Gehalt der Stengel bei dieser Behandlung der Pflanze
sehr herabgesetzt werden soll. Das Verfahren ist hauptsächlich in jenen
Länderstrichen von Bedeutung, wo die Zuckerrübe noch nicht, und das
Zuckerrohr schon nicht mehr gedeiht, der Mais aber in großem Umfang
angebaut werden kann. Dies gilt für Ungarn, besonders für die südliche
Hälfte. Um zu prüfen, ob sich Stewart's Verfahren auch in Ungarn
bewähren würde, hat der Vf. in Ungarisch- Altenburg und in der typischen^
ungarischen Tiefebene Mais, in gewöhnlicher Standweite und dicht wie bei
Grünfutterbau, gesät. Die Kolben wurden ausgebrochen als ihre Körner
noch milchig waren. Von Zeit zu Zeit wurden Proben entnommen und
in diesen der Zucker bestimmt. Es ergab sich, daß der Gesamtzucker-
gehalt der Maisstengel bei versclüedenartigem Anbau in gleichen Entwick-
lungsstadien nahezu gleich war, daß also der Unterschied im Rohrzucker-
gehalt lediglich von dem Verhältnis der Rohrzuckermenge zum Gehalt
an reducierendem Zucker abhängig war. Der Zuckergehalt stieg nach
Entfernung der unreifen Frucht beträchtlich, jedoch nicht bis zu dem
Gehalt wie oben angegeben. Ferner zeigte sich, daß der Robrzuckergehalt
nach Erreichung des Höhepunktes wieder langsam sank; dies kam daher,
daß die Blätter nachdem sie trocken geworden waren, nicht mehr assi-
milierten, der noch lebende Stengel daher einen Teil seines fertigen
Zuckers veratmete. Diesem Umstände wird beim Bestimmen des Zeitpunktes
der Ernte Rechnung zu tragen sein. Der Gehalt an reducierendem Zucker
blieb durchschnittlich nach Abbrechen der Kolben auf derselben Höhe.
Zu bemerken ist noch, daß die nasse kalte Witterung des Versuchsjahres
der Entwicklung des Maises und des Rohrzuckers sehr ungünstig war.
Über die Vergärung von Melassemaischen. Von G. Heinzelmann. ^
— Die hierüber angestellten Versuche des Vfs., welche außerordentlich
gut übereinstimmende Ergebnisse geliefert haben, führen zu den Folgerungen:
1.. daß Bierhefe zur Vergärung von Melassemaischen notwendig ist, wenn
1) Chem.-Zeit. 1910, Nr. 149, 1330—1331. — ») Ztschr. f. Spiritusind. 1910, Nr. 50, 612.
E. Spiritusindustrie. 547
die Raffinose vollständig vergoren werden soll, was bei Melassen mit hohem
Eaffinosegehalt nur möglich ist, wenn sie in nicht zu hoher Concentration
zur Gärung angestellt werden ; 2. daß zur Feststellung der noch vergärbaren
Zuckerraengen in den vergorenen Melassemaischen die Verwendung eines
guten Polarisationsapparates wohl geeignet ist. Im 100-mm-Rohr müssen
gut vergorene Melassemaischen eine Drehung von unter -)- 0,1 ^ ergeben.
Über die Vergärung von Melassemaischen. Von L. Neustadl und
B. Ehrenfreund. ^) — Zum Ersatz der umständlichen und ungenauen
gewichtsanalytischen Bestimmung des Rohrzuckers in vergorenen Melasse-
maischen wählten die Vff. die Bestimmung auf polarimetrischem Wege in
folgender Weise: 25 ccm der vergorenen Maische werden zur Verjagung
des Alkohols gekocht und im lOO-ccm-Kölbchen mit 5 ccm Bleiessig ge-
klärt. Man füllt auf 100 ccm auf und polarisiert das Filtrat im 200 mm-
Rohr bei 20 '^. Auf diesem Wege vorgenommene Untersuchungen des
gesamten ßärverlaufes von Melassemaischen in kurzen Zeitabschnitten
zeigte sich, wie erwartet, zunächst infolge Inversion des Rohrzuckers, sowie
weil Dextrose schneller vergärt als Lävulose, eine Abnahme der Rechts-
drehung sowie Auftreten und Zunahme der Linksdrehung bis zur Beendigung
der Inversion. Von diesem Punkte ab nahm zwar mit dem Fortschreiten
der Vergärung der Lävulose die Linksdrehung ab, jedoch nicht ständig,
vielmehr erfuhr sie alsbald wieder eine geringe Zunahme, worauf dann
erst eine ständige Abnahme erfolgte, die zuletzt einer geringen Rechtsdrehung
Platz machte. Letztere sank schließlich auf +0,2 bis 0,1 herab und
blieb dort stehen. Diese nochmalige Zunahme der Linksdrehung beruht
auf der erst nach der Inversion des Rohrzuckers erfolgende Spaltung der
in der Melasse zu I^/q und mehr enthaltenen, rechtsdrehenden Raffinose
([«] 20 __ _j_ 104,5), bei der neue Mengen der stark linksdrehenden Lävu-
lose (m ^ = — 71,4 -\- Melibiose) gebildet werden. Der in der Nach-
gärung erfolgende weitere Zerfall der Melibiose in d-Glueose -j- d-Galactose
bewirkt keine wesentliche Veränderung des Drehungsvermögens, da sich
dieses aus demjenigen ihrer Zerfallsprodukte nahezu summiert. Das schließ-
liche Auftreten einer Rechtsdrehung wird dadurch verursacht, daß das
Rotationsvermögen der gebildeten d-Galactose dasjenige der Lävulose über-
trifft, sobald diese genügend weit vergoren ist. Das endliche Herabsinken
der Rechtsdrehung auf -)- 0,2 bis + 0,1 beruht darauf, daß nunmehr am
Schluß die d-Galactose als die am schwersten vergärbare Zuckerart zer-
setzt wird.
Über Edel- und Franzbranntwein. Von B Haas und Fr. Freyer.^)
— Beschlüssen des ,, ständigen Beirats für Angelegenheiten des Verkehrs
mit Lebensmitteln usw. in Österreich-Ungarn" zufolge sind unter genannten
Branntweinen folgende zu verstehen: „1. Edelbranntweine (Naturbrannt-
weine) sind die aus vergorenen zuckerhaltigen Pflanzensäften oder ver-
gorenen Maischen durch Destillation hergestellten, für Genußzwecke be-
stimmten Branntweine, welche behufs Bewahrung des ihnen eigentümlichen
angenehmen Aromas in ungereinigtem oder unvollständig gereinigtem
Zustande in den Handel und zum Consum gelangen. Zu den Edelbrannt-
1) ehem.- Zeit. 1909, 33, 1056—1057 (Hodolein. Lab. d. Spiritus- u. Pottaschefabrik); ref. nach
Chem. Ctrlbl. 1909, H. 1597—1598. (Hahn.) — =) Archiv f. Chem. u. Mikroskopie 1910, 3, 48—60.
35*
548
Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
weinen zählen: Cognac, Rum, Arrak, die Branntweine aus süßen Früchten
(Kirschen, Zwetschken, Wacholderbeeren usw.), der durch Vergärung und
Destillation der zuckerhaltigen Enzianwurzel hergestellte echte Enzian-
branntwein, dann die aus Weintrestern und Weinhefen (Weingeläger) er-
haltenen Branntweine. 2. Edelbranntweine, die durch Zusatz von
Sprit gestreckt worden sind, jedoch noch den Geschmack und den
Geruch des Urproduktes in ausreichendem Maße besitzen, dürfen unter dem
Namen des betr. Edelbranntweines, jedoch nur unter Hinweglassung der
Worte ,echt' oder »Original' verkauft werden." „Unter Franzbranntwein
versteht man hochprocentige, aus Wein, Weintrestern oder Weingeläger
erzeugte Destillate. Derselbe kann als „echt" oder „Original" bezeichnet
werden, wenn er mindestens 60 Vol.-Proc. Alkohol enthält, ohne daß ihm
Sprit zugesetzt wurde. (Bezüglich der mit Sprit versetzten Destillate gilt
das unter 2 Gesagte.) Im Anschluß hieran siehe folgenden Artikel.
Analysen von Edel- und Franzbranntwein. Von V. Kreps und
J. Mayrhofer. ^) — In folgender Tabelle sind die Ergebnisse von 12 Ana-
lysen 2) eingesendeter Proben zusammengestellt. Man ersieht aus derselben
einerseits unter welchen Bezeichnungen diese Produkte im Handel vor-
kommen, anderseits die Beurteilung derselben auf Grund der Analyse und
Kost. Die untersuchten „Gelägerbranntweine" waren Destillate von vor-
züglicher Qualität und entsprachen allen Anforderuugen , die gewöhnlich
an einen Franzbranntwein gestellt werden.
Bezeichnung
der
Probe
a
c
^ä
> Ji
'■*->
4-»
o S
s s
s-°
s-°
w
w
0,8950
0,8963
68,00
66,70
0,14
0,14
0,13
0,11
0,08
0,06
0,02
0,02
0,959
0,936
1,916
1,764
vorh.
vorh.
1^
-3.3
O
■£ -u I -^ r?
O ^ es
O g
<s ^
O
rt Co
Spec. Gewicht (15o C.)
Alkohol-Vol.-Proc. .
Trocken oxtrakt
Gesamtsäure .
Flüchtige Säure
Mineralstoffe .
Flüchtige Ester
Höhere Alkohole
Furfurol . .
0,8921
69,51
0,08
0,11
0,10
0,02
0,8875
70,48
0,20
0,31
0,27
0,02
0,9022 0,9067
64,12 63,17
2,410 I 2,387
1,599 I 1,734
vorh. vorh.
0,62
0,51
0,42
0,02
2,363
1,726
vorh.
0,03
0,16
0,12
0,001
0,760
2,400
vorh.
0,9118
60,93
0,57
0,40
0.12
0,055
1,000
1,540
vorh.
0,8961
67,83
0,96
1,44
0,82
0,02
3,560
1,940
vorh.
0,8560
81,77
0,26
0,08
0,08
0,02
1,023
0,389
Spur
0,8796
73,41
0,24
0,13
0,09
0,06
0,678
0,808
vorh.
0,9336
50,78
0,34
0,014
0,011
0,04
0,655
0,000
Spur
0,8758
75,87
0.10
0,018
0.014
0,04
1,357
0,267
vorh.
Bezeichnung
der
EVobe auf Grund
der Analyse
und der Kost
ffl ® ^
.S " c
ffl W CS
O O C6
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läl
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O O N
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O eä
es .o
.5-2
= = i
c^l s
Sa
a
Über die Einwirkung von Wasserstoffsuperoxyd auf verschiedene
Alkohole. Von A. C. Chauvin.^) — Zunächst stellte der Vf. Versuche
hierüber mit reinem öOprocent. Alkohol und mit dem gleichen Alkohol
an, dem Acetaldehyd, Furfurol, Essigäther und Isobutylalkohol einzeln oder
in Mischung zugesetzt worden war. H2O2 wurde in Mengen von 0,1 bis
1) Archiv f. Chem. u. Mikroskopie 1910, 3, 59—60. — ^) Ausgeführt in der k. k. ldwsch,-chem.
Versuchsst. Wien. — S) Monit. scientif . 1910, 24. 1. 817 ; Ztschr. f. Spiritusind. 1910, Nr. 13, 150. (E. Duntze.)
E. Spiritusindustrie. 549
10% ^^^ Alkoholmenge zugesetzt. Die einzelnen Mischungen wurden
30 Tage lang unter häufigem Umschütteln stehen gelassen. Die Wirkung
des HgOo auf den Alkohol zeigte sich wie folgt: Der Alkoholgehalt ver-
minderte sich entsprechend der Menge des Zusatzes. Aldehyd nahm bis
zu einem Zusatz von 0,4^0 HgOg ab, von 0,5 — 1,0% blieb der Aldehyd-
gehalt derselbe, von 2 — 5% nahm er zu, aber nicht entsprechend der
Zusatzmenge. Furfurol verschwand gänzlich. Bei den Äthern trat bis zu
0,5% H2O2 eine Verminderung ein, von 0,6% an eine Zunahme steigend
mit der Hg O2- Menge. Höhere Alkohole waren nicht vorhanden und
bildeten sich auch nicht. Bei einem zweiten Versuche, bei welchem die
Verunreinigungen einzeln und gemischt dem Alkohole zugesetzt waren,
verwendete der Vf. l^/p H2O2 und ließ die Mischung ebenfalls 30 Tage
unter Umschütteln stehen. Die Wirkung zeigte sich wie folgt: Der Säure-
gehalt änderte sich kaum; der Aldehydgehalt nahm immer zu; das Furfurol
verschwand; die Äther vermehrten sich bedeutend; die höheren Alkohole
verminderten sich ein wenig. — Bei Anwendung von 0,1 — 10% HgOg
auf einen Cognac zeigten sich nach 30 Tagen folgende Änderungen:
Alkol- und Extraktgehalt nahmen entsprechend dem HgOj-Zusatze ab. Die
Säure nahm fortwährend zu, während Furfurol allmählich ganz verschwand.
Bei den Äthern trat bis zum Zusatz von 0,6% HgOg eine Verminderung
ein, bei 0,7% eine kleine Vermehrung und bei 0,8 ^'/q wiederum eine
Verminderung ein. Über 2% HgOg bewirkte eine bedeutende Zunahme.
Die höheren Alkohole vermehrten sich bis zum Zusatz von 0,5% HgOg
und nahmen dann gleichmäßig ab. Der Gesamt- Verunreinigungs-Coefficient
und die flüchtigen Säuren nahmen gleichmäßig zu. In allen Fällen konnte
noch nach 30 Tagen HgOg in den Proben nachgewiesen werden.
I. Untersuchungen über die Amylase des ungekeimten Getreides
und des Malzes. Von Tadeusz Chrzaszcz.i) — Auf Grund seiner Unter-
suchungen, an denen Julius Chawatkiewicz mitarbeitete, kommt der
Vf. zu folgenden Ergebnissen: 1. In allen Fällen, in denen eine die Stärke
verzuckernde Kraft festgestellt wurde, fand man auch eine verflüssigende
Kraft. 3. Beide Kräfte sind eng verbunden, die Energie ihrer Wirkung
häügt von der Gattung des Getreides ab, aus dem sie stammt. 3. Die
Temperatur der günstigsten Wirkung der Amylase, sowie ihrer Wirkung
im allgemeinen hängt nicht ab von ihrer Wirkung im allgemeinen, auch
nicht von ihrer Herkunft und ist vollständig gleich ohne Rücksicht darauf,
ob sie aus keimenden Samen stammt, oder aus nichtkeimendem hartem
Getreide. 4. Die optimale Temperatur der Verzuckerung von Iprocent.
Stärke liegt zwischen 50 — 55 <* C, obwohl die Temperatur 45 <> C. hart
neben die optimale Temperatur zu setzen ist; die Optimale der Stärke-
verflüssigung liegt zwischen 60 — 65 ^ C. 5. Der Unterschied zwischen
der Amylase des gekeimten Samens und des nichtgekeimten liegt nur in
der Energie der Wirkung. 6. Das Verhalten der sog. Secretions- und
Translocationsdiastase ist also eine vollständig gleiche: Es liegt also kein
Grund vor, 2 Enzyme zu unterscheiden. 7. Die lösende und verzuckernde
Wirkung fällt also ein- und demselben Enzym, der Amalysa, zu. 8. Der
1) Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, Nr. 7, 69—73; Nr. 8, 89—91; Nr. 9, 98 u. 99; Nr. 10, 120;
Nr. 11, 126-128; Nr. 12, 134—136. (Laborat. d. Veisuchsst. f. Gänmgsgewerbe usw. in Dnblany.) Vergl.
dies. Jahresber. 1909, 460.
550 Landwirtschaftliche Nebengewerbe.
Grund der schwächeren Wirkung der verflüssigenden Kraft liegt in Neben-
wirkungen, bezw. darin, daß die Amylase in Form eines noch nicht voll-
ständig tätigen Enzyms vorliegt (Proenzym).
II. Über den gleichen Gegenstand von demselben Vf. und S.
Pierozek. ^) — Vergleichsstudium der Bestimmungsmethoden der Stärke-
verflüssigungskraft der Amylase sowie Untersuchungen ihres Verhaltens in
verschiedenen Temperaturen. Die Vf. besprechen und prüfen die Methoden
von Ef front (am wenigsten genau), Lintner-SoUied (genau und empfind-
lich), Po Hak (am genauesten bei Ausführung nach Vorschlägen der Vff.).
Technischen Zwecken entspricht am besten die Methode Lintner-Sollied,
ergänzt durch den Vorschlag von Chrzaszcz. Hinsichtlich der um-
fassenden Versuche und Ausführungen müssen wir auf die Original-
veröffentlichung verweisen.
Vergleichende Atmungsversuche mit Kartoffelsorten. Von J. F.
Hoffmann und S. Sokolowski.'-) — Die sehr ausgedehnten Versuche
führten zu folgenden Ergebnissen: Die verschiedene Beschaifenheit der
einzelnen Knollen, die Art und Dicke der Schalen und vor allem die
Mikroben beeinflussen die Atmung so stark, daß die erwartete Abhängigkeit
der Atmungsenergie vom Eiweiß- und Wassergehalt nicht deutlich zum
Ausdruck kommen. Vermutlich ist infolge der Mikrobenwirkung die Aus-
scheidung an COg größer als die reine Atmung der Kartoffeln. Innerhalb
einer Sorte sind die stark atmenden Knollen in der Regel schlecht haltbar.
— Die Größe der Atmung hängt von der Größe der Knolle ab. Die
großen atmen am schwächsten, die kleinsten am stärksten. Die Atmung
zeigte in verschiedenen Monaten und Jahrgängen verschiedene Größe. Ob
diese Schwankungen mit einer Veränderung des physiologischen Zustandes
im Zusammenhang steht oder auf die Gegenwart von Mikroben zurück-
zuführen ist, läßt sich nicht entscheiden. — Lüftung ist ohne wesentlichen
Einfluß auf die Atmung, jedoch nicht ohne Bedeutung für die Haltbarkeit
der Kartoffeln, da das ausgeatmete Wasser von einem starken Luftstrom
rascher fortgeführt und dadurch die Bildung von Schimmel und das Ein-
treten von Fäulnis bedeutend erschwert wird. — Nach Salpeterdüngung
erzielte Kartoffeln zeigten in der COg -Entwicklung keinen unterschied
gegen auf ungedüngteu Boden gebaute. — Eine zuverlässige Bestimmung
des Temperatureinflusses ist nicht gelungen. Im allgemeinen steht die
Haltbarkeit in gewisser Beziehung zur Atmungsgröße der Kartoffelsorten.
Über den Einfluß der Luft auf die Haltbarkeit der Hefe. Von
F. Hayduck (Berichterst.), J. Dehnicke und H. Wüstenfeld. 3) — Die
Arbeit gliedert sich in folgende Abschnitte: 1. Wirkung des 0 auf das
Weich werden der Hefe. 2. Einfluß des 0 auf den Eiweißabbau in der
Hefe. 3. Einfluß der Luftbehandlung auf die Triebkraft der Hefe. 4. Ein-
fliiß der Lüftung der Anstellhefe auf Wachstum und Gärwirkung. 5. Ein-
fluß der Lüftung auf das Leben der Hefe. — Aus den Ergebnissen heben
wir hervor, daß die Lüftung ruhender Hefe conservierend auf ihre Trieb-
kraft wirkt, ihr Leben erhält und anregend wirkt. Der günstige Einfluß
1) Wocheuschr. f. Brauerei 1910, 27. Nr. 13, 151—153; Nr. 14, 1&3— 166; Nr. 15, 175; Nr. 16,
186—188; Nr. 17. 19U-200. — 2) Ztschr. f. Spiritnsind. 1910, Nr. 33, 391; Nr. .34. 404; Nr. 35, 416;
Nr. 36, 432; Nr. 37, 445; Nr. 38, 462. — S) Wochensihr. t. Brauerei 1910, 27, Nr. 8, 81-85 n. Nr. 9,
93—95. (A. d. techn.-wissenscli. Lab. I d. Instit. f. Gärungsgewerbe in Berlin.)
E. Spiritusindustrie. 551
der Luft auf die Haltbarkeit der Hefe besteht nach Auffassung des Bericht-
erstatters darin, daJ3 die Hefe bei ihrer nachgewiesenermaßen großen Affinität
zum 0 sich bei der Lüftung reichlich damit versorgt, so daß sie bei der
darauffolgenden Lagerung längere Zeit ihre natürliche Atmung aufrecht er-
halten uud daher länger am Leben bleiben kann, wie die nicht gelüftete Hefe.
Die 24 stündige Milchsäurehefe ohne Milchsäure-Reinzuchtapparat.
Von G. Heinzelmann. ^) — Während zur Herstellung von „Milchsäurehefe
in 24 Stunden" anderseits ein Milchsäure- Reinzuchtapparat, von C. G. Böhm
konstruiert, empfohlen wurde, läßt sich dieses Verfahren, wie der Vf. an-
gibt, auch ohne diesen Apparat zur Ausführung bringen, indem man das
wie gewöhnlich gemaischte, eine Stunde verzuckerte und dann bei 75 bis
88° C, sterilisierte Hefengut bis auf 52,5° C. abkühlt und eine größere
Menge saures Hefengut vom Tage vorher hinzugibt, auf 100 1 Hefengut
etwa 6 — 9 1. Hat sich die genügende Menge Milchsäure, etwa 1,5 — 1,6°
unter fortwährendem Rühren der Hefenmaischen mit dem Kühler und
unter Beachtung, daß die Temperatur in den 2 — 3 Std. der Säuerung
nicht unter 47° C. sinkt, gebildet, so kühlt man schnell herunter und
nimmt vor dem Anstellen mit Mutterhefe die für den nächsten Tag be-
stimmte Menge zum Impfen der neuen Hefemaische ab. Dieses saure
Hefengut wird nun in geschlossenen Gefäßen an einem kühlen Orte (mög-
lichst unter 17° C.) aufbewahrt.
Milchsäure -Reinzuchthefe in 24 Stunden. 2) — Zur Herstellung
dieser Hefe dient ein von C. G. Böhm eingerichteter Apparat. Mit dessen
Hilfe läßt sich eine größere Menge von mit absolut reingezüchtetem Milch-
säurepilz gesäuerte Impfmaische herstellen um hiermit eine große Aussaat
des Pilzes selbst in der sterilisierten Hefenmaische zu haben. Der Haupt-
punkt des Verfahrens ist die Sicherheit, daß jede andere Bakteriensäuerung
als die des Milchsäurepilzes Delbrücki vollkommen ausgeschlossen ist. Das
Verfahren der Hefeführung dauert nur 24 Stunden uud verläuft die Milch-
säuregärung bei Tage unter den Augen des Betriebsleiters während einer
Zeit von etwa 2 — 3 Stunden.
Die Bestimmung von Estern in Branntwein. Von Frank Browne.^)
— 100 com Branntwein werden bis auf 5 ccm abdestilliert, letzteren
werden 30 ccm Wasser hinzugefügt und diese werden wieder bis auf 5 ccm
abdestilliert. Dann wurde 1 ccm Phenolphtaleinlösung hinzugegeben, die
freien Säuren bestimmt und nach Zusatz von 100 ccm Vio"^» alkohol.
Na OH 1 Stunde am Räckflußkühler erhitzt und endlich nach dem Ab-
kühlen auf 45° das freie Alkali zurücktitriert. Vermischen des Brannt-
weins hat auf die Bestimmung des Estergehalts keinen Einfluß.
Literatur.
Boltenstern, 0. v. : Ungekeimte Körner im Malz und weißer Belag im
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1) Ztschr. f. Spiritusind. 1910, Nr. 7, 69. — 2) Ebend. Nr. 1, 3. — 3) Pharm. Joum. 1909, [4] 29,
598. Hongkong; ref. n. Chem. Ctribl. 1910, I. 62. (Heiduschka.)
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Kiby, W. : Gewinnung von Spiritus aus Ablaugen der Sulfit - Cellulose-
Fabrikation. — Chem. Zeit. 1910, Nr. 121, 1077 u. 122, 1091. — Nach dem Vf.
„kann man die Sulfitspiritusgewinnung in Deutschland als ausgeschlossen be-
trachten, solange das zurzeit geltende Spiritussteuergesetz in Kraft steht und nicht
von Sachverständigen festgestellt ist, daß nach der Verarbeitung auf Spiritus die
Ablaugen anstandslos den Vorfluten zugeführt werden kann".
Lasserre, A. : Bestimmung des Butyl- und Amyl- Alkohols in alkoholischen
Flüssigkeiten. — Ann. Chim. analyt. 1910, 15, 838 — 340.
Lindner, P. : Atlas der mikroskopischen Grundlagen der Gärungskunde
mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Betriebskontrolle. 2. verm.
Auflage mit 168 Tafeln u. 578 Einzelbilder.
Mohr, 0.: Qualitätsverschlechterung des vergällten Branntweins und ihre
Verhütung. — Ztschr. f. Spiritusind. 1910, Nr. 6, 53. — Der Vf. empfiehlt zur
Verhütung der Verschlechterung die Auskleidung der Holzfässer mit belichteter
Chromgelatine.
Moufang, Eduard: Über die conservierende Wirkung der Phosphorsäure
auf Hefe. — Wochenschr. f. Brauerei 1909, 26, 642; Chem. Ctrlbl. 1910, I. 292
(Brahm). — Durch praktische Versuche konnte der Vf. nachweisen, daß es durch
sehr verdünnte PgOg- Lösung gelingt, degenerierte Hefe wieder zu neuer Gär-
tätigkeit anzuregen.
Orlowski, Jules Jean d': Alkohol aus Sägepspänen u. dergl. Franz.
Fat. — Papier-Zeit. 1910, Nr. 10; Ztschr. f. Spiritusind. 1910, Nr. 11, 121. —
Das Verfahren beruht auf der Anwendung siliciumfreier Flußsäure. 1000 kg
Späne sollen 400 kg Traubenzucker liefern, von dem 75*^/n, d. h. 300 kg vergärbar
sein und 189 1 Alkohol ergeben sollen.
Ost, H., u. Wilkening, L.: Die Verzuckerung des Zellstoffs. — Chem.-
Zeit. Nr. 52, 461.
Über ein Verfahren zur Verwertung der Pulpe und des im Fruchtwasser
enthaltenen Eiweißes, was in Holland im Gebrauch ist, teilt Parow mit,
daß man mittels eines Schlammseparators aus 1000 1 Fruchtwasser etwa 945 1
klares Abwasser und 55 1 Schlamm mit 8 — 10% Trockensubstanz erhält. Diese
Trockensubstanz soll 66 — 70% Eiweiß enthalten. Mittels der Centrifuge kann
man den Schlamm wasserärmer machen. — Ztschr. f. Spiritusind. 1910, Nr. 26, BIO.
Sidersky, D.: Neues Verfahren zur raschen Bestimmung von Alkohol.
— Ann. Chim. analyt. 1910, 15, 105, 106.
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Voisenet, E., berichtet von Gautier, A.: Über die Entstehung kleiner
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der Provinz Sachsen, Anhalt und Thüringen. — Wochenschr. f. Brauerei 1910,
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Wüstenfeld, H.: Die Bedeutung der mineralischen Salze im Gärunga-
gewerbe. — Wochenschr. f. Brauerei 1910, 27, Nr. 30—36.
Vorrichtung zum Veredeln von alkoholischen Getränken mittels Elektricität
und Sauerstoff. D. ß.-Pat. — Ztschr. f. Spiritusind. 1910, Nr. 4, 34.
IV.
Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Referenten:
Th. Dietrich. A. Köhler. 0. Krug. F. Mach. A. Stift.
A. Boden.
Referent: Th. Dietrich.
Beiträge zur Bodenanalyse. Von James Harvey Pettit, mitgeteilt
von B. Tollens.^) — Th. Schloesing Sohn^) und A. v. Sigmond^)
versuchten, mittels verdünnter HNO3 diejenige Menge P2O5 eines Bodens
zu ermitteln, welche bestimmend für die Größe seines Ertrags an Pflanzen
zu sein scheint. M. a. W. soll die Methode zur Bestimmung der zurzeit
für die Pflanzen aufnehmbaren (assimilierbaren) P2O5 dienen. Die Methode
besteht darin, daß man zunächst die „Basicität" des Bodens, d. h. „die
Menge basischer Substanz im Boden bestimmt, welche einen Teil der an-
zuwendenden HNHg sättigt und soviel von dieser anwendet, daß nach der
Digestion von Boden mit HNO3 eine mehr oder weniger große bei ver-
schiedenem Boden gleichbleibende Menge Säure als „Endsäure" oder „End-
acidität" übrig bleibt. Die vom Boden getrennte Lösung dient zur Be-
stimmung der P2O5. „Nach den Yersuchen der beiden Forscher nimmt
die in Lösung gehende P2O5 mit steigenden Mengen HNOg anfangs schnell
zu, bleibt dann konstant bis zu einer gewissen Menge ELNÜg und nimmt
dann wieder zu." Der Vf, prüfte dieses Verfahren bei 8 Böden ver-
schiedener Beschafi"enheit und zwar zur Bestimmung von P2O5 und KgO.
Mit 3 dieser Böden und einem sterilen Sand hat Pettit gleichzeitig
Vegetationsversuche ausgeführt und zwar bei Gerste, Bohnen, Buchweizen
und Kartoffeln. Als Schlußergebnisse gibt der Vf. folgendes: 1. Die an-
gegebene Methode zeigt klar und deutlich bei 6 der untersuchten Böden
eine besimmte natürliche Abgrenzung der Lösliehkeit der Boden-
phosphate. Weiter liegt, wenn man die Basicität der Böden in Betracht
zieht, die gleichmäßig wirkende Concentration der HNO3 bei allen diesen
Böden zwischen ziemlich bestimmten Grenzen, nämlich von 400 — 800 mg
Ng O5 p. L. der sich nach der Bodenextraktion ergebenden sauren Bodenlösung.
2. Bei dem Kg 0- Gehalt dieser 6 Böden zeigt die Methode zwar gewisse
Unterschiede zwischen dem leichtlöslichen und dem schwerlöslichen
K2O; aber nur beim Lehm wurde eine gleichmäßig wirkende Concentration
der HNOj gefunden. 3. Das Verhältnis zwischen den procentigen Ge-
halten der Böden an in HCl (1,15 spec. Gew.) löslicheo Gesamt-KgO und
löslicher Gesamt-Pg O5 ist nicht dasselbe wie dasjenige, in welchem die in
verdünnter HNO3 löslichen Stoffen zueinander stehen. So ist z. B., ob-
«) Journ. £. Ldwsch. 1909, 57, 237—267. — =) Compt. rend. 1899. 128, 1004; dies. Jahresber.
1899, 53. — 3) Ztschr. ldwsch. Versuchsw. i. Österr. 1907, 10, 581; dies. Jahresber. 1907, 555 — enthält
die genauere Angabe der Methode.
556 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
gleich der Muschelkalk mehr Gesamt -PgOg als der Buntsandstein enthält,
sein Gehalt an leichtlöslicher P2 O5 nur ungefähr ^/g von dem des Buntsand-
steins, und während der Lehm 2^2 10^1 soviel Gesamt-KgO als der Bunt-
sandstein enthält, ist sein Gehalt an leicht löslichem KgO nur ^/^ von dem
des Buntsandsteins. 4. Bei dem Lehm- und Muschelkalkboden stimmen die
Ernteerträge des Topfversuches mit der chemischen Analyse überein.
5. Die P2O5- oder Kg 0- Menge, welche entweder die Gerste, die Bohnen,
des Buchweizen oder die Kartoffeln aus einem der 4 bei dem Topfversuche
gebrauchten Böden aufgenommen haben, ist, mit einer einzigen Ausnahme,
nicht dieselbe wie die, welche in verdünnter HNO3 löslich war. 6. Die
verschiedenen Pflanzen zeigen einen großen Unterschied in der Fähigkeit,
Nährstoffe aus einem Boden zu ziehen; deshalb ist es klar, daß man durch
ein einzelnes Lösungsmittel die für alle Pflanzen assimiliei baren Nährstoffe
eines Bodens nicht bestimmen kann. Ohne irgend eine besondere Pflanze
zu berücksichtigen, kann man von der „Assimilierbarkeit" der Nährstoffe
eines Bodens nicht reden, besser ist es nur von „leichtlöslichen" Nähr-
stoffen zu sprechen.
Die Bestimmung der Acidität eines Bodens. Von D. Meyer. ^) —
Hierzu benutzt der Vf. das von Br. Tacke ausgearbeitete Verfahren zur
Bestimmung der freien Humussäiiren bezw. sauren Humaten in Moorböden,
das auf der Abspaltung von COg aus fein verteiltem CaCOg durch die
Säuren begründet ist. Als Entwicklungsgefäß verwendet der Vf. einen
Erlenmeyerkolben mit 4 fächern Kugelansatz und Barytwasser zur Bindung
der entwickelten COg. Die Acidität eines Mineralbodens kann sowohl von
Säuren organischer Natur als auch saureu mineralischen Salzen, insbesondere
saurem Silikat herrühren. Nach der Methode würde die Gesamtacidität er-
mittelt werden; eine getrennte Bestimmung der organischen und unorga-
nischen Säuren läßt der Vf. vorläufig außer Betracht, zeigt aber die etwa
möglichen Trennungsmethoden hin. Zur Prüfung der Methode ließ der
Vf. einige Salze auf CaCOg bei 15 Min. dauerndem Kochen einwirken:
Na Gl, KCl, K2SO4, MgClg, MgSO^ u. a. Nur die Mg-Salze entwickelten
bei dieser Behandlung eine geringe Menge COg ; auch dialysierte SiOg
entwickelte eine sehr geringe Menge COg. Die oben S. 189 aufgeführten
6 Böden und 3 andere wurden nach dem Verfahren auf ihre Acidität ge-
prüft und zwar in folgender Weise: Die Zersetzung der CaCOg durch die
verschiedenen Böden bei gewöhnlicher Temperatur und beim Kochen in ver-
schiedener Dauer wurde versucht. Von den 9 untersuchten Böden erwiesen
sich 6 als sauer. Die aus dem zugesetzten CaCOg bei gewöhnlicher Temperatur
abgespaltene COg-Menge betrug bei dem Sandboden 0,01170, bei sandigem
Lehmboden 0,050% und bei den 3 Lehmböden 0,029— 0,057 Vc; beim
Kochen wurde die Menge der COg erheblich vermehrt, z. B. bei den
Lehmböden bis auf 0,207 — 0,212 7o- Die neutralen Böden hatten zwar
auch eine gewisse Menge COg beim Kochen abgespalten, aber unbedeutend.
Das Ammoniak in Böden. Von Edward John Russell.^) — Nach
einer Besprechung der früher üblichen Methoden der Bestimmung von
NHg in Böden berichtet der Vf. über einige Reihen eigener Versuche,
») Ldwsch. Jahib. 1910, 39, Ergänzungsbd. ni. 293—297. Arbeiten d. agrik.-chem. Versuchsst.
Halle a. S. HI. — ^ The Joarn. Agric. Science 1910, UI. Part 3, 233—245.
A. Boden.
557
welche die Wirkung alkalischer Flüssigkeiten auf die NH, - Entwicklung
ans Böden und die Bestimmung des NHg - Gehalts einiger Böden zum
Gegenstand haben. Aus nächster Tafel ist ersichtlich, welche Mengen von
NHg aus Böden entwickelt werden, wenn man alkalische Körper in ver-
schiedener Stärke auf diese "Weise einwirken läßt. Das NHg wurde durch
Destillation von den Böden getrennt. Zu diesen Versuchen dienten
3 Böden: 1. ein Ackerboden, 2. ein alljährlich mit 14 t Stallmist p. acre
gedüngter Boden und 3. ein Wiesenboden. Die nachstehenden Zahlen
geben an, wieviel mg NHg auf 1 kg Boden entwickelt wurden, wenn
150 g davon mit 100 ccm Wasser (oder Alkohol) und den angegebenen
Mengen Alkali unter vermindertem Drucke (etwa 10 mm) destilliert wurden.
Ackerboden O.lTSO'o N,
Gedüngter Boden 0,256% N und
■Wiesenboden 0,318 "/o N
4,570,0 Glüh Verlust
8,88010 Glühverlust
und 9,940/0 Glühverlust
0
0
0
o|
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Alkali
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4
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3 4,5
1,5
0,5 „
2
0,5
0,5
1,5
4
1,5
4
5,5
9
2
11,5
4,5 5
2
1,0 „
3
1
1
1,5
6
4
4
7
12
4
13,5
9,0 5.0
2,5
2,0 „
12,5
3,0
1,5
14,0
12
7
6
7
11,5
4
15,5
10,5
5,5
4,5
3.0 „
—
6
2
—
—
8
4
7
10
9
—
—
—
9
4,0 „
40
7
1,5
38
43
13
4
10
11
16,5
23
16,5
5,5
14,5
5,0 „
—
11,5
1,5
—
—
11,5
3,5
8,5
11,5
50
—
—
—
34
6,0 „
65
18
1,5
47
77
16
4
7
10
—
60
37,5
6
40
bei^C.
38
38
38
26
38
38
38
43
45
26
38
38
38
26
Aus diesen Zahlen folgert der Vf. : Wenn Boden unter vermindertem
Druck destilliert wird mit schwacher alkoholischer Kalilösung (bis zu 2'^/q),
so wird eine Gruppe von N - Verbindungen unter Entwicklung von NHg
zersetzt. Der Vorgang kommt zu Ende, sobald als diese Verbindungen
verbraucht sind. — Wenn wäßrige Kali-, Baryt-, Magnesia- und concen-
triertere alkoholische Kali-Lösungen benutzt werden, so kommt der Vorgang
der NHg-Entwicklung nicht zu einem scharfen Ende, er setzt sich vielmehr
unbestimmt fort. Mg indessen zeigt nur in geringem Maße diese nach-
folgende Zersetzung und denselben Gehalt an NHg wie die schwachen
alkoholischen Kalilösungen. — Die solcherweise leicht zersetzbaren N-Ver-
bindungen sind als Ammoniaksalze anzusehen, die ihr NHg leicht und
vollständig abgeben. — Es ist nicht anzunehmen, daß Boden NHg physi-
kalisch absorbiert während des Processes. — Anschließend berichtet der
Vf. über den gefundenen Gehalt an NHg in einigen Böden. Die an-
gegebenen Zahlen bedeuten Teile N als NHg in 1 Älillion Teile bei 100°
getrockneten Bodens, bei V^erwendung alkoholischer Kalilösung.
(Siehe Tab. S. 558.)
(Der Stalldünger - Platz empfing seit 1852 ununterbrochen jährlich
14 t; die PI. lA, 2A und 4A empfingen [alljährlich?] 43 Pfd. N in
Form von Chlorammonium and Ammonsulfat.) Am 28 Oct. wurden auch
die zu obigen Böden gehörigen üntergrundsböden untersucht; nur zwei
davon wiesen Spuren von NHg auf, die übrigen enthielten nichts davon.
558
Agrikulturchemische Untereuchungsmethoden.
Broadbalk-
Haus-Feld-Gerstenplatz
Weizenplatz
Brache kultiv.
Zeit der
Aitimonsalze
Ammonsalze
Probenahme
Stall-
Unged.
PI. 1—0
+ + voller
! + voll.
düng.
allein Super- Mineral-
allein i Mineral-
1
2
3
PI. 7-0
pi 1 A phosphat] düng.
Pl. 10 ' ^^°?-
1909
■ Platz 2 Ä Platz 4 A
PI. 7
8. April .
7,0
1.6
4,3
13,0
12,9 18,6
1,3
1,0
0,7
7. Mai . .
4,0
—
1,6
1,6
2.0
2,6 15,0
2,0
2,0
1,6
11. Juni . .
4,0
ho
1,6
1,6 1 1,6
2,2 2,2
1,6
2,0
1,0
12. Juli . .
5,3
1,0
1,6
1,0 2,2
1.6 4,8
1,0
1,6
1,0
28. October
4,0
0,5
1.0
1,0
1,0
1,6 ) 2,2
1,0
Spur
2,2
— Die Mengen von NH3 in den zu verschiedenen Zeiten genommenen
Bodenproben waren hiernach sehr gering und betrugen etwa 1 oder 2 Teile
auf 1 Million Boden. Je höher der Gehalt des Bodens an organischer
Substanz ist, desto größer ist auch der NH3- Gehalt, aufsteigend bis zu
5 oder 6 Teile p. 1 Mill. bei stark gedüngten Acker- oder Gartenböden.
Die Fehler der Bestimmung des Stickstoffs im Boden. Von Eilh.
Alfr. Mitscherlich (Ref.) und Ernst Merres. ^) — Diese Arbeit schließt
sich den früheren Arbeiten 2) des Vfs. über das gleiche Thema an. Die
Arbeit behandelt eine Reihe von Fehlern, die bei dieser Bestimmung vor-
kommen können 1. in dem gleichen Bodenextrakte; 2. bei der Conser-
vierung des Bodenextraktes; 3. bei der Probenahme aus einem Glase
(Mischungsfehler); 4. beim Lufttrocken machen des Bodens; 5. bei der
Probenahme auf dem Felde; 6. bei der Bestimmung der N-Umsetzungen
im Boden. Die Vff. kommen zu folgenden Ergebnissen: a) Bodenextrakte sind
unter CO2 zu conservieren : b) der Fehler der Probeentnahme aus einem
Glase überschreitet kaum den Analysenfehler; c) der Fehler, welcher durch
das Lufttrockenmachen des Bodens bedingt wird, kann, sofern es nicht
auf die Bestimmung des assimilierbaren N ankommt, nach Th. Pfeiffer's
Vorschlag durch "Weinsäurezusatz vermieden werden; in der Regel dürfte
er nicht sehr hoch zu veranschlagen sein; d) die Probenahme auf dem
Felde muß, wenn man N-Umsetzungen studieren will, auf das allersorg-
fältigste geschehen. Die Vff. schlagen hierzu vor, auf jedem qm eine
Probe mittels Bohrstockes zu entnehmen. Der Fehler wird dann je nach
dem Boden nicht mehr als 4 bis 6*^/0 der gemessenen Größen betragen;
e) die Anzahl der zu entnehmerden Durchschnittsproben ist ferner derartig
zu vermehren, daß man auf die Ergebnisse ihrer N-Bestimmuug die Gesetze
der Wahrscheinlichkeitslehre anwenden kann; f) N-Ümsetzungen im Boden
lassen sich sodann sehr gut nachweisen, wenn man die Beobachtungen auf
den „assimilierbaren" N beschränkt.
Ein Beitrag zur Düngemittel- und Bodenanalyse. Von Eilh. Alfr.
Mitscherlich (Ref.), R. Kunze, K. Celichowski und E. Merres.^) — In
einer früheren Arbeit: „eine chemische Bodenanalyse für physiologische
Forschungen"*) hat der Vf. (Ref.) den Satz aufgestellt: „Von den für die
Ernährung unserer Kulturgewächse nötigen Bodenbestandteilen kommen nur
1) Ldwsch. Jahrb. 1910, 39, 346-367. — ^ Ebend. 1909, 38, 279, 318 n. 533-535; dies.
Jahresber. 1909, 477 u. 478. — s) Ebend. 1910, 39, 299-334. — «) FühUng's ldwsch. Zeit. 1908 und
dies. Jahresber. 1908, 593.
A. Boden. 559
die in mit CO2 gesättigtem Wasser löslichen Salze in Betracht, denn nur
diese werden von den Pflanzenwurzeln aufgenommen." Daraus folgt: die
Düngemittelanalyse muß genau in der gleichen Weise ausgeführt werden
wie die Bodenanalyse; denn jedes Düngemittel gelangt erst als solches
zur Wirkung, wenn es dem Boden einverleibt, also gewissermaßen zu
Boden gemacht wird." Für die lösende Wirkung COg haltigen Wassers
auf die Bestandteile eines Düngemittels sind vier veränderliche Factoren
in Betracht zu ziehen und die Abhängigkeit der Löslich keit eines Dünge-
mittels zu studieren, ist nur in der Weise möglich, daß stets drei
Lösungsfactoren konstant bleiben, während der vierte verändert wird. Die
vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dieser Aufgabe. Die Untersuchung
wurde zunächst auf die wichtigsten N- und Pg Og-haltigen Düngemittel
beschränkt. Die vier Factoren sind die Zeit, die Temperatur, die Wasser-
menge und der CO2- Gehalt des Wassers. — Die Arbeit gliedert sich in
folgende Abschnitte: I. Pflanzenphysiologische Grundlagen zum Aufbau
einer Düngemittelanalyse; IL über die Methodik der Analyse; III. die
Lösungsgeschwindigkeit der Pflanzennährstoffe als Funktion der Zeit; IV.
desgl. als Funktion der Wassermenge; V. desgl. als Funktion des CO2-
Gehalts des Extraktionswassers; VI. als Funktion der Temperatur; VIL
die Untersuchung Pg Og-haltiger Düngemittel; VIIL über die Lösungs-
geschwindigkeit N-haltiger Düngemittel; IX. ein Beitrag zur chemischen
Bodenanalyse. (Hinsichtlich der umfangreichen Ausführungen des oben-
bezeichneten Ref. müssen wir auf die Originalarbeit II verweisen.)
Zwei maßanalytische Methoden zur Bestimmung von Kalk und
Magnesia, sowie von Kalk allein für technische Zwecke. Von
V. Schenke. 1) — Das Verfahren soll zur Ermittelung des CaO- und
MgO-Gehaltes in gebrannten Kalken, im Graukalk, in Rohkalken und in
Gemischen derselben mit Ätzkalk, ferner in Kalkaschen, Mergel, Böden
u. a. m. dienen. I. Der zu untersuchende Gegenstand wird nur soweit
zerkleinert, daß er durch ein Sieb von 1 mm Maschenweite hindurchgeht.
Von so vorbereitetem Ätzkalk werden 2,5, von Rohkalken, Mergel usw. 5 g
mit 125 ccm Normalsalzsäure in einem langhalsigen Meßkolben von
250 ccm Inhalt auf dem kochenden Wasserbade mindestens Y2 Stunde lang
unter mehrmaligem ümschütteln digeriert; nach dem Erkalten wird bis
zur Marke aufgefüllt und filtriert. 50 ccm des Filtrates werden mit
^/g -Normalkalilauge in der Kälte unter Zusatz von Phenolphtalein bis zum
Farbenumschlag titriert, sodann mit 1 ccm Halbnormalsalzsäure versetzt,
etwa 2 Minuten gekocht und nach dem Erkalten bis zur Neutralisation
fertig titriert. Die Berechnung des procentischen Gehalts an Kalk, wobei
MgO gleichfalls als CaO berechnet wird, verfolgt nach der Formel: für
1 g titrierte Substanz (51 — a.-^K0H)l,4. — IL Zur Bestimmung von
CaO allein wird (nach Balthasar, etwas abgeändert) wie folgt verfahren:
5 g Substanz werden mit concentrierter HCl im Meßkolben von 500 ccm
Inhalt unter Kochen gelöst, von der aufgefüllten und filtrierten Lösung
werden 50 ccm in einem 250 ccm-Kolben etwa 2 Minuten zur Ent-
fernung der COg gekocht, mit etwa 40 ccm einer Lösung versetzt, welche
») Chem.-Zeit. 1909, 33, 1313.
560 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
in 1 1 25 g NH4CI, 100 com concentr. CgH^Og und etwa 12procent.
NHg enthält; sodann wird wieder aufgekocht und heiß genau 40 ccm
Y2 ß-C2 Hg O4 + 2 Hg 0 versetzt, schnell abgekühlt und aufgefüllt. 50 ccm
des klaren Filtrates werden mit 5 ccm concentr. HgSO^ versetzt und
siedend heiß mit Y20 °"^^^Ö4"^ösung titriert. Die Procente von CaO
berechnet man nach folgender Formel, in welcher a die Anzahl der ver-
brauchten ccm KMnO^, die Zahl 20 der angewandten ccm n-Oxalsäure
bezeichnet: 0/^ CaO =^'^|^(20 — 1||) = 5,6(20 — |-). Die Differenz
von CaO der beiden Methoden, multipliciert mit ^j^ entspricht dem MgO-
Gehalt der Substanz.
Elektrochemische Methoden bei der Bodenuntersuchung. Yen
F. K. Cameron. ^) — Der Vf. erörtert die Verwendbarkeit der
Wheatstone'schen Brücke bei der Bestimmung von Salzgehalt, Temperatur
und Feuchtigkeitsgehalt in Böden, bei Löslichkeits- und Absorptionsstudien,
die elektrochemische Analysen von Böden, und den Gebrauch der Ost-
wald'sehen Halbzelle bei Bestimmung der Concentration von gelösten,
auf der Bodenoberfläche gebundenen Stoffen. Eins der nützlichsten In-
strumente, für Bodenuntersuchung ersonnen, ist eine Drahtbrücke mit
Schleifkontakt von einer sowohl für die Prüfung im Feld wie im Labora-
torium geeigneten Form. Das Wesentliche dieser Brücke ist ein im Kreis
gebogener Draht, der so eingeteilt ist, daß das Verhältnis der Brücken-
arme direkt abzulesen ist. Infolge besonderer Einrichtung gestattet eine
einfache Drehung Widerstände von 10 bis 100 Ohm, von 100 bis 1000
und von 1000 bis 10000 Ohm abzulesen. Der ganze Apparat mit
Trockenbatterie, Induktionsspule, Telephon usw. befindet sich in leichter
bequemer Verpackung. In Böden mit einer Anhäufung löslicher Salze
oder Alkalis kann der Betrag an Alkali annähernd bestimmt werden, indem
man den Boden bis zur Sättigung mit destilliertem Wasser mischt und
die Mischung in eine Hartgummizelle von bekanntem Inhalt bringt, die
mit parallelen Elektroden versehen ist. Die Elektroden bilden einen Teil
der Zelle und gleiten zwischen am Brückenkasten augebrachten, federnden
Kontaktklammern. Widerstand und Temperatur des nassen Bodens können
mit einem Blick abgelesen werden. Die Herstellung der Saturation und
die Schätzung der Beschaffenheit des Bodens gelingt mit großer Genauig-
keit nach kurzer Praxis. Tabellen gestatten die sofortige Ablesung des
vorhandenen Salzgehaltes. — Zur Bestimmung der Bodenfeuchtigkeit konnte
das Priücip nicht mit gleichem Erfolge angewandt werden. (Kalb.)
Zur quantitativen Bestimmung der Kolloide in Tonen. Von Kurd
Endeil. 2) — ,,Nach dem Vorschlag von Cornu^) färbt der Vf. Dünn-
schliffe, zu deren Herstellung trockner Ton in Canadabalsam gekocht und
nach dem Erhärten geschliffen wurde, mit concentr. kochender Fuchsin-
lösung, läßt die Präparate 12 Stunden in der Lösung und wäscht mit
kochendem Wasser aus. Die bei 280facher Vergrößerung hergestellten
Photographien lassen das Verhältnis von Kolloiden zu Krystalloiden deut-
lich erkennen. Zur annähernd quantitativen Bestimmung schneidet
1) Trans. Amer. Electrochem. Soc. 15 (1909), 559-567: abs. in Chem. Abs. 3 (1909), Nr. 21,
2601, 2602: ref. nach Exper. Stat. Rec. 1910, 22, 219. — 2) Ztschr. f. Chem. u. Ind. d. Kolloide 1909,
5, 244 u. 245; ref. darch Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1641. (Mach.) — ») Ztschr. f. Chem. u. Ind. d. KoJoide
4, b04. Chem. Ctrlbl. 1909, U. 1163.
A. Boden. 561
der Vf. die schwarzen Teile aus und wägt sie. Ein zu Ton verwitterter
Basalt vom roten Moor in der Rhön (Untergrund von Wiesenboden), der
89,12 °/o an für die Färbung in Betracht kommenden Bestandteilen der
Trockensubstanz enthielt, ergab sich ein Gehalt von etwa 60% Kolloid-
ste ffen."
Beiträge zur Methodik der bakteriologischen Bodenuntersuchung.
Von Vogel (-Bromberg). i) — Der Vf. ist auf Grund seiner Erfahrungen
dazu übergegangen, bei der Bestimmung der wichtigeren biologischen
Bodeneigenschaften die Anwendung von Lösungen ganz zu vermeiden und
die interessierenden Umsetzungen im natürlichen Boden zu verfolgen. Zur
Bestimmung der ammonisierenden (Fäulnis-) Kraft werden 5 g Hornmehl
mit 500 g der zu untersuchenden Erde auf einem neuen Bogen Papier
gründlich gemischt, die Mischung in eine gewöhnliche 1 1-Flasche eingefüllt,
der Wassergehalt auf 12°/o gebracht, d. h. so bemessen, daß in jeder
Flasche 60 ccm Wasser vorhanden sind und alsdann die mit Wattebäuschchen
verschlossenen Flaschen 12 Tage lang bei 23° C. aufbewahrt. Die Auf-
bewahrungstemperatur darf um höchstens 0,5 — l'^ schwanken. Nach Ab-
lauf der Versuchszeit werden die Flaschen durch Zugabe von Wasser auf
ihr ursprüngliches Gewicht gebracht, mit je 440 ccm dest. Hg 0 versetzt
(500 ccm im ganzen) und nach Verschluß mit einem Kork eine Stunde
lang im Apparat geschüttelt. Nach dem Schütteln und Absetzen der Erde
wird filtriert und die Filtrate werden qualitativ, event. auch quantitativ,
zur Bestimmung von organischem N, Ammoniak-, Nitrat- und Nitrit-N, sowie
Gesamt- N bestimmt Nach zahlreichen orientierenden Versuchen, bei
welchen die ausschlaggebenden Faktoren (Menge des anzuwendenden Bodens
und Hornmehls, Einwirkungsdauer, Temperatur, Wassergehalt) in ver-
schiedenster Weise variiert wurden, gezeigt hatten, daß das Untersuchungs-
verfahren die brauchbarsten Resultate liefert, wurde es durch periodisch
wiederholte, sich auf 1 Jahr erstreckende Probenahmen auf eine sichere
Grundlage zu stellen gesucht. Von Parzellen eines Streifen Landes des
bacteriologischen Versuchsfeldes, die durch Zufuhr großer Mengen Stroh,
Moorboden, Kalk und Ton weitgehende chemische und physikalische Än-
derungen erfahren haben, wurden am häufigsten Bodenproben genommen.
Die Hälfte dieses Streifens (a) bleibt dauernd ungedüngt, die Hälfte (b) er-
hielt vorläufig zu den angebauten Pflanzen eine Volldüngung von 100 kg
KgO, 86 kg PjOg und 30 kg N pro ha. Die eingehaltene Fruchtfolge ist:
Hackfrucht, Sommerung, Hülsenfrucht, Winterung. Nachdem i. J. 1908
Kartoffeln gebaut worden waren, wurde der Streifen 1909 mit Gerste be-
stellt. Vom 21. 9. 08 — 14. 10. 09 wurden 11 mal Proben von 6 Parzellen
genommen und in diesen der nitrificierende N bestimmt. Im Oktober
machte sich ein starker Anstieg der nitrificierenden Kraft auf allen Par-
zellen bemerkbar, auch die Zugabe von frischem Stroh zu betr. Parzellen
kann einen geringen Anstieg nicht verhindern. Diesem Anstieg der nitri-
ficierenden Kraft folgt bei den schwach salpeterbildenden Erden schon im
November, bei den stärker nitrificierenden erst im December ein starker
Abfall. Die fallende Tendenz bleibt bis April -Mai bestehen, derselben
folgt wieder ein Anstieg, jedoch in geringerem Maße wie im Herbst. Die
1) Ctrlbl. Bakteiiol. 11. Abt. 1910, 27, 593-605.
Jahresbericht 1910. 36
562
Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
grundverschiedene Behandlung der Versuchsböden beeinflußt die salpeter-
bildende Kraft im geringerem Maße als die Jahreszeit, Die Strohdüngung
hat diese Kraft auf mindestens 12 Monate hinaus stark gehemmt. Die
große Menge CaCOg konnte sie nicht günstig beeinflussen. Moorerde
wirkte günstig. Bei den mit Ton oder Moorboden versehenen Böden stand
die Salpeterbildung an erster Stelle; sie wiesen bei allen Probenahmen
einen höheren Wassergehalt auf, als die übrigen Versuchsböden. Den er-
haltenen Werten an salpeterbildender Energie werden nun die Erträge des
Feldes i. J. 1908 an Kartoffeln und i. J. 1909 an Gerste gegenübergestellt.
Aus der folgenden Tafel ist die Höhe der gewonnenen Erträge und der
Gehalt derselben an N, bezw. auch an Stärke ersichtlich. Pro ha in kg:
1908 Kartoffeln
1909 Geiste
Knollen
Kraut
Insgesamt
Kömer Stroh
Insgesamt
Behandlung
der Parzellen
ii
II
o
N
kl
N
11
N
Trocken-
substanz
Trocken-
substanz
N
ii
öS
N
400 dz Stroh (1907, Nov.) .
40 dz' Stroh (19Ü8. Sept.) /
7500 dz Moor6rd.(Wint.l907 08)
Unbehandelt
6000 dz Mergel (Wint. 1907'08)
„ „ Ton
2317,3
3324
1892,2
2242,7
3418,6
1477,6
2148,2
1189,2
1446,2
2222,9
35,1
62,7
32,98
42,97
56,72
345,8
395,6
265,2
272,8
318,4
,5,07
5,64
3,59
3,56
4,24
2663,1
3719,8
2157,4
2515.5
3737,0
40,17
68,34
36,57
46,53
60,96
1195,4 27,13
1549.0 32,21
2355,4 56,16
1650.1 32,57
2229,648,32
2445,6,57,33
1368,5
1591,0
2324,1
1693,8
2276,5
3273,4
12, C9
11,60
20,75
12,19
16,82
24,00
2563,9
3140,9
4679,5
3343,9
4506,1
5719,0
39,22
43,81
76,91
44.76
65,14
81,33
Der Vf. macht noch auf die bei diesen Versuchen hervorgetretene
wichtige Wirkung des untergepflügten Strohes aufmerksam. Die betr.
Parzelle zeigte im Gegensatz zu den anderen Teilstücken monatelang nach
Zugabe des Strohes im Winter 1907 und noch während der ersten Wachs-
tumsperiode der Kartoffeln keine Spur von Nitrat, erst später trat eine an
Intensität anscheinend ständig zunehmende Nitratbildung ein. Während
nun auf dem unbehandelten Teilstück bei Kartoffeln die Volldüngung eine
Mehraufnahme von 50 kg N bewirkte, brachte dieselbe Volldüngung auf
dem mit Stroh behandelten Teilstück nur eine Mehraufnahme von 30 kg N.
Da trotzdem der Gesamtertrag, sowie der Ertrag an Stärke und Trocken-
substanz auf letzterem Stück erheblich höher war als auf ersterem, so hat
die Strohbehandlung zur Gewinnung von procentisch N-armen Früchten
geführt, d. h. durch die von der Strohzugabe veranlaßte Hemmung der
Nitratbildung ist eine Luxusaufnahme von N durch die Kartoffeln vermieden
worden. Es wird also durch eine Düngung mit frischem Stroh 1. im
Herbst eine Konservierung des aus dem wertvollen, leicht nitrificierbaren
Anteil des Boden-N sich bildenden Nitrats erzielt und 2. durch ökonomische
Regelung des Nitrificationsvorganges die Gewinnung procentisch N-armer
Kulturpflanzen ermöglicht.
Beitrag zur Methodik der bacteriellen Bodenuntersuchung. Von
Th. Remy (Berichter) und G. Rösing. ^) — Die Untersuchungen erstreckten
sich auf folgende Fragen imter I — UI. I. Entspricht die Intensität,
mit der ein Boden Pepton zersetzt, der Kraft, mit der er sonst
hochmolekulare organische N-Verbindungen spaltet? 4 einzelne
1) Ctrlbl. Bakteriol. U. Abt. 1911, 29, 36—77.
A. Boden. 563
Yersuche dienten zur Beantwortung dieser Frage. In Vers, 1 kamen
Pepton Witte, Pepton Merck, steril. Bluteiweiß, steril. Hornspäne und
neutralis. Gelatine zur Verwendung. Die N - Träger wurden in kleine
Erlenmayerkölbchen gebracht und im strömenden Dampf fraktioniert sterili-
siert, dann geimpft mit je 10 g Versuchsfelderde von großer (pepton-
zeraetzender Kraft). Schon die 2 geprüften Peptone zeigten einen wesentlich
verschiedenen Zersetzungsverlauf. Die in der Zeiteinheit aus Bluteiweiß
abgespaltene N-Menge blieb erheblich hinter der in gleicher Zeit aus den
Peptonen abgebauten Menge zurück. Noch langsamer zersetzt sich der
Gelatine-N. Das Hornmehl endlich erleidet selbst in 12 tag, Frist keine
nachweisbare bis zur Bildung von NHg fortschreitende Spaltung. Bei
Vers. 2 kamen Pepton Merck und Bluteiweiß und 2 verschiedene Böden
als Impfmittel zur Anwendung, Böden: ein kräftig- und ein schwach-
pepton zersetzender. Pepton und Eiweiß verhielten sich wie im Vers. 1.
Das Verhältnis zwischen der zersetzenden Kraft beider Böden bleibt aber
für die 2 N- Träger dasselbe und kennzeichnet Probe 14 als deutlich
überlegen. Für die biologische Charakterisierung des Bodens ist es hier-
nach gleichgültig, ob man bei der Untersuchung Pepton oder Eiweiß als
fäulnisfähigen Stoff verwendet. In Vers. 3 wurde die Fäulniskraft der
beiden Böden durch Gefäß - Düngungsversuche bei Senf geprüft und das
vorherige Ergebnis bestätigt. IL In welcher "Weise beeinflußt der
Impfboden durch seine chemische Zusammensetzung den Ver-
lauf der Peptonzersetzung und wie läßt sich dieser Einfluß
ausschalten? Wir können hier nur einige Ergebnisse aus den vielfachen
Versuchen mitteilen und nicht auf die umfangreichen Ausführungen ein-
gehen. Versuche unter 10 — 14 führten zu folgenden Feststellungen:
Durch Zusatz von KgO, MgO, P2O5 und SO3 enthaltenden Salzen wurde
die Peptonzersetzung durch die Boden bacterien in allen Fällen sehr ge-
fördert. Ähnlich, jedoch schwächer, wirkte ein Zusatz von 10°/o sterilem
Boden oder von sterilen wäßrigen Auszügen der gleichen Bodenmenge.
An einer erheblichen stofflichen Wirkung einer größeren Menge von Impf-
erde auf den Verlauf der Peptonzersetzung ist demnach bei Verwendung
von nur Pepton in Leitungswasser enthaltenden Lösungen nicht zu zweifeln.
— Wie durch weitere Versuche (unter 15 — 18) festgestellt wurde, fördern
wäßrige Bodenauszüge die Peptonzersetzung zunächst durch die in ihnen
enthaltenen Nährstoffe, aber auch andere Bestandteile des Bodens be-
einflussen diesen Proceß, insbesondere günstig z. B. die durch HCl aus
dem Boden gefällten kieselsäurehaltigen Humusverbindungen saureren
Charakters. In manchen Böden scheinen aber auch Stoffe vorzukommen,
welche in größeren Mengen hemmend auf die Peptonzersetzung einwirken.
HI. Beeinflussen auch Klimafaktoren den Verlauf der Pepton-
zersetzung? Als „Klima" ist die Gesamtheit der die Kleinlebewelt des
Bodens beherrschenden Lebensbedingungen bezeichnet. Zu ihnen gehören
besonders Nährstoffreichtum, Reaktion, Durchlüftung, Wasser- und Wärme-
verhältnisse, Hemm- und Reiz st offgeh alt des Bodens. Die zur Beantwortung
dieser Frage ausgeführten Versuche unter 20 — 22 führten zu folgendem
Ergebnis: Während der Beobachtungsdauer erlitten die mit Pepton und
Eiweiß versetzten Böden ansehnliche N -Verluste. In der Annahme, daß
der in Verlust geratene N zu dem durch Bacterien abgebauten Anteil des
36*
564 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Pepton- und Eiweiß -N gehört, so zeigt sich der Versuehsfeldlehm dem
Rheintalsand in der peptonzersetzenden Kraft regelmäßig überlegen. Doch
waren die Unterschiede meist geringer als in mit Boden geimpften Nähr-
lösungen. — Die Intensität der Peptonzersetzung und der Eiweißfäulnis
stand sowohl im Boden wie auch in den Nährlösungen in deutlicher Be-
ziehung zur Durchlüftungsstärke. Alle Umstände welche die Durchlüftung
hemmen, hemmen die Pepton- und Eiweißfäulnis. Verschiedenheiten der
Böden in der eben erwähnten Richtung können seinen biologischen Einfluß
auf die Zersetzung organischer N -Träger weitgehend ausgleichen. Nach
■welcher Methode man auch die Fäulniskraft und sonstige Bacterienkräfte
messen mag, die erhaltenen Werte gelten stets nur für das herrschende
Bacterienklima. An die umfangreichen Ausführungen des Vf. über obige
Fragen schließen sich „Vorschläge zum Ausbau der Methode" an.
Über die Bestimmung der Phosphorsäure in Böden und Ernte-
produkten. Von Herrn. Kaserer und Ignaz K. Greisenegger. i) —
Die von Neumann angegebene Methode zur Bestimmung der P2O51 die
darin besteht, daß der unter konstanten Verhältnissen gewonnene Molybdäu-
niedersehlag mit Na OH zersetzt, das NH3 durch Kochen vertrieben und
das überschüssige Na OH zurücktitriert, wenden die Vff. unter einigen Ab-
änderungen auf obige Bestimmungen an. Für Vegetabilien werden 1, 2
oder 3 g Trockensubstanz mit 10, bezw. 17 und 20 ccm HjSO^, 1 Tropf.
Hg und etwa 1 g KgSO^ vollständig aufgeschlossen. Nach gutem Aus-
kühlen wird die aufgeschlossene Masse mit Hilfe eines automatischen Um-
füUtrichters in einen Erlenmeyer - Kolben mit Marke zu 165 ccm Inhalt
gebracht, dann bis zur Marke aufgefüllt, dann läßt man über Nacht zur
Abscheidung die SiOg stehen und filtriert danach. 150 ccm Filtrat werden
mit 50 ccm Ammoniumnitrat-Lösung (500 g i. L.) versetzt, auf 80 — 90 '^
erwärmt und zur Ausfällung der P2O5 mit 40 ccm lOprocent. Molybdän-
lösung (100 g i. L.) versetzt. Nach frühestens 15 Min., spätestens in
3 Std. wird durch einen Goochtiegel (Asbest) der Niederschlag abfiltriert,
ausgewaschen, dann in ^4"'! Na OH gelöst, nach 10 Min. Kochen zurück-
titriert. 1 ccm ^l^-n Na OH entspricht 0,634 mg P2 O5. Von Böden
werden 50 g mit 100 ccm HNO3 (1 : 1) aufgeschlossen und die Flüssig-
keit mit Wasser auf 500 ccm gebracht. Dann wird filtriert und 100 com
Filtrat mit HgSO^ ohne RgSO^, bei kalkarmen Böden mit KgSO^ auf-
geschlossen und wie oben weiter behandelt.
Literatur.
Cord, E. : Agrikulturgeologie. — Greologie Agricole, Paris 1909. — Das
Buch ist ein Band einer die Ackerbauwissensohaft umfassenden Encyclopädie.
Es behandelt in 3 Teilen Land und Wasser, die historische Geologie und die
Stratigrapbie der Erde. Ein besonderes Kapitel ist dem Boden und der Ober-
flächen-Geologie gewidmet. (Kalb.)
Eberhart, C. : Über Wesen und Bedeutung der Bodenkarten (Vortrag).
— Naturw. Ztschr. f. Forst- u. Ldwsch. 1910. 8, 193—211.
Ehrenberg, Paul, u. Pick, Hans: Beiträge zur physikalischen Boden-
untersuchung. Nach einem Vortrag a. d. Naturforseherversammlung in Königs-
berg 1910. — Sonderabdr. a. d. Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. 1910, 35—47.
1) Ztschr. f. ldwsch. Vorsuchsiv. i. Österr. 1910. 13. 793-802. (Arb. d. ldwsch. Laboratorien
u. d. Vors. -W irisch, d. k. k. Hochschule t. Bodenkultur Wien.)
B. Düngemittel. 565
Gratschew, M. : Automatisch wirkende Vorrichtung zum Abgießen trüber
Wässer bei Zerlegung von Böden in ihre mechanischen Gemengteile nach der
Schlamm-Methode von Fadejew-Wiljams. — ßuss. Journ. f. experim. Ldwsch.
1910, 11, 352 — 354. — Ohne Mitteilung der zugehörigen Abbildungen schwer
verständlich.
Leiningen. W. Graf zu: Über vulkanische Bomben aus dem Vogelsberge.
— Naturw. Ztschr. f. Forst- u. Ldwsch. 1910, 8, 123-128.
Lipmann, Jac G. , u. Brown, Percy E. : Media for the quantitative
Bestimmung von Bodenbacterien. — Ctrlbl. Bakteriol. II. Abt.. 1909, 25, 447
bis 454.
B. Düngemittel.
Eeferent: Th. Dietrich.
Allgemeine Methoden zur Bestimmung des Salpeterstickstoffs.
Von Salle. 1) — Das Piincip der Methode. Wenn man ein Nitrat in
einer alkalischen Flüssigkeit, die gleichzeitig Zinkstaub und Ferrosulfat
enthält, erhitzt, so wird H frei, der im statu nascendi sämtliche HNO3 zu
NH3 umbildet. Das Zn löst sich in der Hitze in der alkalischen Flüssig-
keit unter Entbindung von H und Bildung von Natron -Zinkenat, Zn -|-
2 NaOH -= H2 + ZnOgNag; 3 Fe{0H)2 = Fe304 -f 2 HgO + 2 H. —
Man verfährt folgendermaßen: In einem t'OO bis 700 ccm fassenden Kolben
gibt man 0,5 g des zu untersuchenden Nitrats, 200 ccm destilliertes Wasser,
5 g Zinkpulver, 1 — 2 g FeS04 und 50 ccm Natronlauge von 36^; in den
Hals des Ballons ein Stück Drahtnetz und darauf eine Lage Glaswolle,
um ein Mitfortreißen von Natronlauge durch den Wasserdampf zu verhüten.
— Man verbindet den Kolben mit einem Kühler und erhitzt zum Sieden.
Das übergehende NHg wird in üblicher Weise titrimetrisch quantitativ
bestimmt. Die Destillation ist in 35 Min. ausgeführt. AI gibt einen
dicken Schaum und ist deshalb zu verwerfen. FeSO^ allein verwendet,
gibt regelmäßig zu geringe Resultate. Die Methode ist sowohl für die
Bestimmung von Nitraten wie von Nitriten anwendbar. Sie gibt, wie der
Vf. durch Belege erweist genaue Resultate.
Über die Anwendung des Nitrons von Busch zur Analyse von
Chilisalpetern. Von Leop. Radlberger.^) — 10 g Salpeter wurden in
1 1 Wasser gelöst und 10 ccm der Lösung (= 0,1 g Salpeter) mit 15 Tropfen
verdünnter HSO4 und 90 ccm dest. Wasser versetzt und zum Sieden er-
hitzt. Hierauf werden 10 ccm einer Lösung zugesetzt, welche 10 ''/o Nitren
in 5procent. Essigsäure enthält. Bei 50° C. begann die Ausscheidung,
die beim Abkühlen auf 0° fast vollständig wurde. Mit der Mutterlauge
wurde dekantiert, im Goochtiegel filtriert und mehrere Male mit 10 ccm
eiskaltem Wasser gewaschen. Der Niederschlag wurde bei 100 '^ getrocknet
und gewogen. Zur Berechnung der Salpetersäuremenge wird das Gewicht
des Niederschlags mit 0,168 multipliciert. Der Vf. führt Beleganalysen
an, die beweisen, daß diese Methode auch bei Chilisalpetern gute Resultate
liefert.
1) Annal. de Chim. «.nalyt. 1910, 15, 103—105. — 2-) österr. - Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u.
Ldwsch. 1910, 39, 433—436. (Mitt. Ser. IV Nr. 16 der Chem.-techn. Versuchsst. f. Zuckerind.)
566 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Bestimmung der wasserlöslichen Phosphorsäure in Doppelsuper-
phosphaten. ^) — In zweiter Lesung wurde folgende Vorschrift für diese
Bestimmung angenommen: „20 g der gut gemischten aber nicht weiter
zerkleinerten Probe werden in eine 1 1- Maßflasche gespült, bis fast zum
Halse aufgefüllt und 24 Stunden lang unter öfterem gelegentlichen üm-
schütteln sich selbst überlassen, dann bis zur Marke aufgefüllt und um-
geschüttelt. 25 ccm des Filtrats werden zur Umwandlung der Pyro-
Phosphorsäure mit 10 ccm rauchender Salpetersäure 10 Minuten lang
gekocht (Verbandsbeschluß Bremen 1890), nach dem Zusatz der ammonia-
kalischen Citratlösung eine dem Salpetersäurezusatze entsprechende Menge
Ammoniakflüssigkeit hinzugefügt und dann weiter wie bei gewöhnlichen
Superphosphaten verfahren (Verbandsbeschluß Cassel 1903, direkte —
Böttcher 'sehe — Methode)."
Zur Bestimmung der Basicität der Thomasmehle. Von Rud.Michel.-)
— Die Unlöslichkeit des Thomasmehles und die Schwerlöslichkeit des
Kalkes in Wasser, sowie die leichte Löslichkeit des Ammoniaks in Wasser
bedingen folgende Arbeitsweise: 1 g des Thomasphosphatmeliles wird in
einem 200 ccm fassenden Kjeldahlkolben mit rundem Boden und kurzem
Hals mit etwa 15 ccm einer 20procent. Ammouiumnitratlösung zusammen-
gebracht und auf dem siedenden Wasserbade erwärmt. Durch ein bis
nahe an den Boden reichendes Rohr, das durch die eine Bohrung des den
Kolbenhals verschließenden Gummistopfens führt, wird in mäßigem Strome
durch conc. Schwefelsäure gereinigte Luft geleitet, wodurch das aufge-
schlämmte Reaktionsgemisch in Bewegung gebracht wird, die man noch
durch schwaches Schwenken des Kolbens während des Versuches unter-
stützen kann. Die nun mit dem Luftstrom entweichenden NHg- Dämpfe
werden durch ein zweites Glasrohr, das durch die andere Bohrung des
Stopfens hindurchgeht, in eine Gaswaschflasche geleitet, in der sich 50 ccm
jQ-Säure als Vorlage befinden. Diese Ammoniakdestillation ist in ungefähr
Yi Stunden beendet, worauf der Säureüberschuß der Vorlage mit ^-Lauge
zurücktitriert wird. Die Difl'erenz der verbrauchten ccm mit 0,28 multi-
pliciert ergibt dann die Procente Basicität des Thomasmehles ausgedrückt
in Äquivalenten CaO. — Die Bestimmungsweise, an Thomasmehlen mit
verschiedener Basicität angewandt, ergab folgende Resultate:
Thomasmehl Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3
Versuch I. II. I. IL I. H.
Vorgelegt ccm J-Säure . . 50,0 50,0 50,0 50.0 50,0 50,0
Zurück ccm ^-Lauge . . . 33,8 33,5 10,6 10,8 0,8 1,0
Verbraucht für NH3 . . . 16,2 16,5 39,4 39,2 49,2 49,0
Entspricht o/q CaO . . . . 4,54 4,62 11,03 10,98 13,78 13,72
Ein Leerversuch mit Ammoniumnitratlösung allein durchgeführt ergab
keine Veränderung der vorgelegten Säure.
Über den Nachweis von Verfälschungen der Knochensuperphos-
phate. Von Giulio Masoni.^) — Nach einer allgemeinen Charakteristik der
Phosphate und einer Besprechung der Bestimmungsmethoden empfiehlt der
») D. Idwsch. Versuchsst, 1910, 72, 356 u. 1911, 74, 380. (Verhandl. d. XXIX. ordentl. Haupt-
versammlung des Verbandes Idwsch. Versuchsst i. D. R.). — ^) Chem. -Zeit. 1910, Nr. 93, 830. —
8) Staz. sperim. a^rar. ital. 1910, 43, 297.
B. Düngemittel. 567
Vf. auf Grund seiner Untersuchungen folgenden Prüfungsgang für Knochen-
superphosphate. — Vorprobe: Man erhitzt ein wenig Substanz bis zur
Kohlenbildung in einer Porzellanschale und glüht darauf im Platintiegel
am Gebläse. Reines Knochensuperphosphat darf keine weißen Dämpfe
entwickeln. Der Glührückstaud darf in der Hitze keine intensive Gelb-
färbung zeigen und muß nach dem Erkalten weiß, höchstens mattrot sein ;
er muß sich in lOprocent. Salzsäure erhitzt fast völlig lösen und auch
nach kurzem Stehen eine klare Lösung ergeben. Diese Vorprobe hat
natürlich nur relativen Wert. — Qualitative und quantitative Be-
stimmung; Man bestimmt Wassergehalt, die Gesamt- und citratlösliche P2O5,
die Gesamt -SO3 und den in Königswasser unlöslichen Rückstand und be-
rechnet alle Werte auf die bei 100^ ermittelte Trockensubstanz. Man stellte
ferner die Quotienten ^|=^ . 1 00 = (ST) und ^jJ^gSl . lOO = (SS)
fest. Diese Quotienten dürfen bei einem guten Knochensuperphosphat
nicht mehr als 130 betragen und die Differenz SS — ST darf eine
wesentliche nicht sein. Der unlösliche Rückstand darf 1,30 ^/o nicht
übersteigen. Liegen die Quotienten SS und ST viel unter 110, so würde
dieser Wert die Reinheit des Knochenphosphates in Frage stellen und für
eine Verfälschung mit gefällten Phosphaten sprechen. — In Zweifels-
fällen kann man noch folgende Prüfungen zu Hilfe nehmen: Ein wesent-
licher Gehalt an Chloriden in der wäßrigen Lösung ließe auf den Zusatz
gefällter Phosphate schließen. Untersuchung des getrockneten wasser-
unlöslichen Rückstandes mit schwacher Vergrößerung auf kohlige Partikel
(Äsche) und Prüfung, ob mit Säuren Aufbrausen erfolgt (Carbonate). In
besonderen Fällen mußte Pyrophosphorsäure bestimmt werden, die in
größerer Menge auf Pyrophosphate oder deren Perphosphate schließen läßt.
(M. P. Neumänn.)
Literatur.
Frabot, C. : Die Bestimmung des Nitrat-N in Form von NHg-N. — Ann.
Chim. analyt. 1910, 15, 219 — 223. — Die Bestimmung der Nitrate läßt sich mit
großer Genauigkeit durch Reduktion ausführen. AI ist ein vorzügliches
Reduktionsmittel und die Ergebnisse, welche man erhält, lassen nichts zu
wünschen übrig. Die Methode „Pozzi-Escot" scheint dem Vf. eine unzweckmäßige
Komplikation der angegebenen Methode zu sein. Die Methode „Salle" gibt
gleichgute Ergebnisse.
Frailong, R. : Eine mechanische Einrichtung für die Analyse von Phos-
phaten. — Ann. Chim. analyt. 1910, 15, 228 u. 229. — Ein Rührwerk, das
mittels einer elektrisch in Tätigkeit gesetzten Turbine getrieben wird.
Herzog, H. : Bestimmung von FegO^ und AljOg in Floridaphosphaten. —
Journ. Ind. u. Engin. Chem. 1909, 477.
Müller, Carl: Destillationsaufsatz für Ammoniakbestimmungen. — Chem.-
Zeit. 1910, Nr. 147, 1308. — Der Aufsatz soll einen Verlust an NHg beim Zu-
setzen von NaOH-Lauge zu NHj -haltigen Flüssigkeiten vermeiden. Der gewöhn-
liche Kugelaufsatz ist an dem weiteren, dem Destillationskolben angefügten Teil
des Rohrs mit einem Hahntrichter versehen, der das Einfüllen der Lauge usw.
nach Verbindung mit dem Destillationskolben ermöglicht.
Paal, C, u. Ganghofer, August: Über die Bestimmung der Salpeter-
säure mit Nitren. — Ztschr. f analyt. Chem. 1909, 48, 545.
Schenke, V. : Beitrag zur Bestimmung des Stickstoffs in Nitraten und
Nitriten. — Chem. -Zeit. 1909, 33, 1203. (Agrik-chem. Vers.-Stat. Breslau.) —
Bezieht sich auf E. Mitscherlich's Einwendungen gegen des Vf.s Methode in
Chem. Zeit. 1909, Nr. 78, 712 und dies. Jahresber. 1909, 490.
568 Agrikulturchemische üntersuchungsmethoden.
C. Pflanzenbestandteile.
Referent: Th. Dietrich.
Die bei der qualitativen Untersuchung der Samen hauptsächlich
angewendeten Methoden. Yon Ernst Schulze. ') — In einer größeren
Arbeit des Vf.s „Über die chemische Zusammensetzung der Samen usw.''
bildet der Gegenstand obiger Überschrift einen besonderen (9.) Abschnitt.
Die Angaben gelten zunächst für die Untersuchung entschälter Samen,
Für den Nachweis von Phosphatiden, resp. deren Darstellung, behandelt
man die fein zerriebenen Samen oder die bei Behandlung der letzteren mit
Äther verbliebenen Rückstände bei 50 — 60*^ C. mit absolutem oder
95procent. Alkohol; die dabei erhaltenen Auszüge werden bei 50 '^ C. ein-
gedampft, die Verdampfungsrückstände durch Behandlung mit Äther unter
Zusatz von Wasser in Lösung gebracht. Man bringt die Lösungen, ohne
sie stark umzuschüttein, in einen Scheidetrichter. Nachdem sie sich ge-
klärt haben, trennt man die wäßrige von der ätherischen Schicht. Die
letztere wird zur Reinigung mit Wasser geschüttelt; bei Emulsionbildung
setzt man NaCl- oder Nag SO^-Krystalle hinzu und schüttelt. Die geklärte
ätherische Lösung wird durch Eintragen von wasserfreiem NagSO^ ent-
wässert, dann der Destillation unterworfen. Das dabei erhaltene Roh-
produkt behandelt man mit Aceton, welches die Glyceride und das
Phytosterin löst, vom Phosphatid aber nur einen kleinen Teil aufnimmt.
Das letztere fällt man dann zur Reinigung noch ein- oder zweimal aus
coucentrierter ätherischer Lös\mg durch Aceton oder Methylacetat. Die
solcherweise aus Samen vom Vf. dargestellten Phosphatid präparate, die
wahrscheinlich stets nicht homogene Substanzen waren, besaßen einen
wechselnden P- Gehalt. 2) — Zur Darstellung N- haltiger organischer
Basen sind im allgemeinen wäßrige Auszüge zu verwenden. Diese
werden nach Beseitigung der durch Bleiessig fällbaren Substanzen im
Wasserbade stark eingeengt, dann mit SOg stark angesäuert und mit
Phosphor wolframsäure versetzt. Man zerlegt den damit erhaltenen Nieder-
schlag, in welchem die Basen enthalten sind, durch Verreiben mit reinem
Baryumhydroxyd (im Überschuß) und kaltem Wasser. Etwa vorhandenes
Ammoniak entfernt man ohne Anwendung von Wärme durch anhaltendes
Rühren (mittels Turbine getriebenes Rührwerk). Dann befreit man die
durch Filtration von den unlöslichen Phosphor wolframaten getrennte Lösung
mittels COg vom überschüssigen Baryumhydroxyd, neutralisiert sie sodann
genau mit HNOg und dunstet sie hierauf im Wasserbade auf ein geringes
Volumen ein. Die eingeengte Flüssigkeit (neutrale) versetzt man mit
AgNOg, wobei Nucleinbasen (AUoxurbasen) gefällt werden; aus dem Filtrat
fällt man nach Zusatz eines Überschusses von AgNOg durch Barytwasser
das Histidin 3) und das Arginin. Im Filtrat vom Argininsilber-Niederschlage
sind Cholin, Betain und Trigonellin zu suchen. Man fällt diese Basen
wieder durch Phosphor wolframsäure, übersättigt die bei Zerlegung des
Niederschlags mittels Barytwasser erhaltene Lösung mit H Gl und versetzt
die Lösung der salzsauren Salze, nachdem sie stark eingeengt worden ist,
1) D. Idwsch. Versuchsst. 1910, 73, 95 u. 115— 1L8. (A. d. agrik. -ehem. Lab. d. Polytechn.
i. Zürich.) — 2) "Weiteres siehe im Original S. 97. — 3) In ungekeimten Samen noch nicht nachgewiesen.
C. Pflanzenbestandteile. 56Qh
mit HgCl2 im Überschuß. Bald scheiden sich Quecksilber-Doppelsalze der
genannten drei Basen aus. Man kann aber auch so verfahren, daß man
die Lösung, in welcher die Chloride jener drei Basen sich vorfinden^
eindampft, den Verdampfungsrückstand im Exsiccator vollständig aus-
trocknet und ihn sodann mit kaltem absolutem Alkohol behandelt. Dabei
geht vorzugsweise salzsaures Cholin in Lösung; aus dem ungelöst ge-
bliebenen Teile der salzsauren Salze kann man durch heißen 95procent.
Alkohol salzsaures Betain und salpetersaures Trigonellon ausziehen. Ver-
setzt man die in dieser Weise erhaltenen weingeistigen Lösungen mit
alkoholischer Hg Clg -Lösung, so scheiden sich die Quecksilber- Doppelsalze
jener Basen aus. Man zerlegt die in der einen oder anderen Weise er-
haltenen Doppelsalze, nachdem sie aiis heißem Wasser unter Zusatz von
etwas HgClg umkrystallisiert w^orden sind, durch Hg S. Die durch Filtration
vom HgS getrennte Lösung verdunstet man zur Trockne. Häufig besteht
der solcherweise erhaltene Salzrückstand nur aus Cholinchlorid ; er löst
sich dann in kaltem absolutem Alkohol. In manchen Fällen aber findet
sich neben dem Cholinchlorid salzsaures Betain oder salzsaures Trigonellin
vor. Eine Trennung dieser Salze vom Cholinchlorid ist möglich, weil sich
dieselben in kaltem absolutem Alkohol nicht oder nur sehr wenig auflösen;
immerhin ist wiederholtes Aufnehmen des Cholinchlorids im genannten
Lösungsmittel zur Vervollständigung der Trennung erforderlich.
Über die Bestimmung der Stärke im Holz der Baumäste. Von
Angelo Manaresi und Mario Tonegutti.^) — Die Vff. haben an verschieden-
artigem Material (Bauraästen) die Methoden zur Stärkebestiramung geprüft
und zwar einerseits die Arbeitsweise nach Reinke unter Aufschluß der Sub-
stanz im Autoklaven und im Druckfläschchen, andrerseits die Methode nach
Allihn (Kochen mit verd. HCl). Dabei ergab sich, daß die AUihn'sche
Methode und die Reinke 'sehe unter Anwendung des Autoklavenaufschlusses
bei dem vorliegenden Material praktisch brauchbare und übereinstimmende
Werte lieferte, wohingegen der Aufschluß im Druckfläschchen ganz ab-
weichende Zahlen gab. Die Vff. erklären diese Methode zur Stärke-
bestimmung im Holz für unbrauchbar. (M. P. Nenmann.)
Neues Verfahren zur Bestimmung des Schwefels in organischen
Verbindungen. Von Theodor St. Warunis (-Athen). 2) — Das Verfahren
beruht (wie bei Asboth) auf der Verwendung von NagOg und (SO3-
freiem) KOH. In einem geräumigen Silber- oder Nickeltiegel werden
0,2 — 0,4 fein gepulverter Substanz mit einer Mischung von 10 g fein ge-
pulvertem KOH und 5 g Na2 02 mit einem Silberdraht innigst gemischt
und die Mischung im Trockenschrank bei bedecktem Tiegel auf etwa
75 bis 85^ erwärmt. Wenn die Mischung zusammensintert und zu
schmelzen beginnt, was etwa nach einer Viertelstunde der Fall ist, erhitzt
man den Tiegel über kleiner Flamme, bis die Schmelze ganz dünnflüssig
geworden ist und erhält diese in diesem Zustand kurze Zeit. Die solcher-
weise erhaltene Schmelze wird in Wasser gelöst und die Lösung mit Br-
haltiger HCl angesäuert, oxydiert, filtriert und dann solange gekocht, bis
der Bromgeruch verschwunden ist. In der Lösung bestimmt man dann
die SO3 in bekannter Weise.
1) Staz. sperim. agrar. ital. 1910, 43, 705—713. Ldwsch. Lab. d. Univ. Bologna. — S) Chem.
Zeit. 1910, Nr. 145, 1285.
570 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Die Bestimmung des Gesamtschwefels in organischer Substanz.
Von Hermann Schreiber.^) — Nach dieser neuen Methode bringt man
1 g Substanz in einen Nickeltiegel, übergießt mit 10 cbm einer Lösung von
100 g NaNOg und 150 g Na OH in 500 cbm Wasser, fügt 5 g krystalli-
sierte Mg(N03)2 hinzu und mischt innigst. Dann erhitzt man auf einer mit
dünnem Asbestpapier bedeckten Platte auf 130*^, bedeckt die Schale leicht
und steigert die Temperatur während einer Stunde oder bis zur voll-
ständigen Trockenheit auf 150 — 160°. Nach vollständigem Trocknen der
Masse wird der Tiegel fest zugedeckt und die Temperatur allmählich auf
180 <>, dann 35 Minuten lang von 180 auf 200*' erhöht. Der Tiegel wird
nun in eine ausgeschnittene Asbestplatte gesetzt, so daß derselbe etwa
4 cm aus derselben hervorragt und mittels Bunsenbrenners während einer
Y2 Stunde derart erhitzt, daß die Flamme die ersten 15 Minuten eben
nur den Boden des Tiegels berührt. Während der letzten 15 Minuten gibt
man volle Flamme und beachtet, daß alle etwa an den Wänden haftende
Substanz schmilzt. Der Tiegel wird alsdann, bevor derselbe völlig ab-
gekühlt ist, in ein Becherglas gebracht, das etwa 150 cbm destilliertes
Wasser enthält, hierauf 13 cbm HCl von 1,19 spec. Gew. zugesetzt und
hierdurch die Masse aus dem Tiegel herausgelöst. Die SO, bestimmt man
dann in üblicher Weise. (Kaibj
Methode zur Bestimmung des anorganischen Phosphors in pflanz-
lichen und tierischen Substanzen. Von E. B. Forbes und anderen.-) —
Des A''f.s Methode für pflanzliche Gewebe ist folgende: Die Substanz wird
zunächst mit einer 0,2procent. HCl-Lösnng ausgezogen und der hierdurch
gelöste anorganische P und das Phytin durch Magnesiamixtur gefällt.
Aus dem Niederschlag wird der anorganische P mittels einer Lösung von
N2O5 in Alkohol extrahiert, durch Filtration vom Phjiiin getrennt, und die
Pj O5 in bekannter Weise mit Ammoniummolybdat gefällt und als Mg^ Pg O7
gewogen. — Tierische Gewebe werden zunächst durch Auskochen mit
Ammoniumsulfatlösung extrahiert, der Auszug filtriert und der nach Con-
centration des Filtrates durch Magnesiamixtur erhaltene Niederschlag wie
vorstehend beschrieben, behandelt. (Kalb.)
Literatur.
Etard. A., u. Vila, A.: Die Analyse der Protoplasmasubstanzen. — Compt.
rend. 1910, 150, 1709. — Die Vff. teilen ihre ,bei Aufarbeitung der Produkte
der Eiweißhydrolyse angewandte ^Arbeitsmethode mit.
Lemoult, P.: Bestimmung des Phosphors in den durch die calometrische
Bombe verbrennbaren Körpern. — Compt. rend. 1909, 149, 511. — Bei der Ver-
brennung von C- und P -haltigen Körpern wird leicht ein Teil des oxydierten
P durch den vorhandenen C zu freiem Metalloid reduciert, das das Platingefäß
angreift und durchlöchert, während Gefäße aus Glas, Porzellan oder Quarz zer-
brechen. Der Vf. vermeidet diesen Obelstand, indem er ein Porzellangefäß ver-
wendet, das zuvor innen mit eiuem Überzug von geschmolzenem K NO3 versehen wird.
Malarski. H., u. Marchlewski, L. : Bestimmung des Chlorophylls in
Pflanzenteilen. — Biochem. Ztschr. 1910, 24, 319—322.
Tischtschenko, Johann (-Moskau) : Ein einfacher Destillieraufsatz zur
Pentosanebestimmung nach der Methode B. Tollens. — Journ. f. Ldwsch. 1909,
57, 229. (Aus d. agrik.-chem. Laborat. d. Univ. Göttingen.)
1) Journ. Amer. Chem. Soc. 1910, 32, 977—985. — ») Ohio Sta. Bul. 215, 459— 4S9 : ref. nach
Exper. Stat. Rec. 1910, 23, 303.
D. Saat waren. E. Futtermittel und Tierphysiologie. 571
D. Saatwaren.
Siehe oben „Prüfung der Saatwaren".
E. Futtermittel und Tierphysiologie.
Referent: A. Köhler.
Eine Schnellmethode zur Bestimmung der Rohfaser. Von J. M.
Pickel.^) — Die vom Yf, angegebene Methode unterscheidet sich haupt-
sächlich im Sammeln und Auswaschen von den bisher gebräuchlichsten
Verfahren. Die mit verdünnter Säure behandelten Materialien werden von
der sauren Flüssigkeit mittels eines in ein Becherglas von 600 — 800 com
Inhalt eingeführten, der Pukall'schen Zelle nachgebildeten Leinwand-
filters, das mit der Wasserstrahlpumpe verbunden ist, bfefreit. Ist die
saure Flüssigkeit abgesaugt, so spült man die Faser mit 50 — 75 ccm
heißem Wasser wieder in das Becherglas, rührt um, läßt absetzen, saugt
ab und wiederholt dieses Yerfahren drei- bis viermal. Hierauf wird die
Faser mit der nötigen Menge verdünnter l,25procent. Kalilauge digeriert
und dann gut ausgewaschen. Nachdem schließlich die Faser mit destil-
liertem Wasser in eine kleine Porzellanschale gespült worden ist, wird das
Wasser auf dem Wasserbade verdunstet, der Rückstand getrocknet, gewogen,
verascht und die Asche gewogen. Aus der Differenz der beiden Wägungen
ergibt sich die Menge der Rohfaser.
Die Bestimmung von Rohfaser. Von G. M. Mac Nider. -) —
Der Vf. digeriert die auf ihren Rohfasergehalt zu untersuchenden
Materialien mit l,25procent. Schwefelsäure oder l,25procent. Natronlauge
in 600 ccm fassenden ßechergläsern, in die ein Rückflußkühler und eine
Vorrichtung zum Durchsaugen eines Luftstromes während der Digestion
eingesetzt sind. Das Sammeln der Rohfaser geschieht auf einem Leiu-
wandfilter, wie es J. M. Pickel angegeben hat.
Über eine neue Methode der quantitativen Cellulosebestimmung.
Von Roman Dmochowski und B. Tollens. ^) — Die nach dem Henne-
berg'sehen Weender- Verfahren erhaltene Rohfaser wird nach dem Ver-
fahren der Vff. noch mit Salpetersäure behandelt. Der in Schwefelsäure,
Kalilauge und Wasser unlösliche Rückstand wird im Goochtiegel ge-
sammelt, das Wasser möglichst abgesaugt. Alsdann wird der Rückstand
in ein Becherglas von 100 ccm Inhalt gebracht, mit 25 — 40 ccm Sal-
petersäure (spec. Gew. 1,15) übergössen und unter Umrühren 1 Stunde
auf dem Wasserbade bei 80° erwärmt. Hierauf wird die gelb gefärbte
Substanz in die Schale zurückgebracht und nachdem die Säure abgesaugt
worden ist, mit Wasser solange ausgekocht, bis die gelbe Farbe ver-
schwunden oder heUer geworden ist. Bei holzartigen ligninreichen
Substanzen behandelt man den Rückstand noch eine halbe Stunde auf dem
Wasserbade mit 2]procent. Ammoniak, saugt ab und kocht noch zweimal
1) Journ. of Ind and Engin. Chem. 2, 280; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, 11. 1604. (Helle.) — S) Ebeud.
281; ebend. 1504. (Helle.) — s) Journ. f. Ldwsch. 1910. 58, 1; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, TL. 246.
572 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
mit Wasser aus. Man filtriert zuletzt durch Goochtiegel ab, läßt Alkohol
und Äther je ca. Y^ — Y2 Stunde einwirken und trocknet und wägt die
Cellnlose wie gewöhnlich. Da Schwefelsäure, Kalilauge und Salpetersäure
die Cellulose etwas angreifen, haben die YfF. einen Korrektionsfactor be-
rechnet, der nach ihren Untersuchungen 1,117 beträgt und auf 1,1 ab-
gerundet worden ist. Die nach dem neuen Verfahren erhaltenen Cellu-
losen waren frei von Lignin und Pentosen, enthielten nur Spuren von
Stickstoff und waren in Kupferoxydammoniak bis auf einige Procente
löslich.
In einer weiteren Arbeit i^) Über die Anwendung der neuen Cellu-
losebestimmungsmethode auf Holz und die Materialien der Papier-
industrie kamen die VfF. zu der Erkenntnis, daß das We ender- Ver-
fahren als solches ungeeignet ist, daß es jedoch, wenn die Behandlung mit
Salpetersäure folgt, bei Sulfatcellulose, Holzschlifi" usw. sicher annähernd
richtige Werte liefert. Die nach Groß und Bevan erhaltenen Zahlen
stimmen mit den Resultaten des neuen Verfahrens einigermaßen überein;
indessen geben die zuletzt genannten Autoren keinen Korrektionsfactor an,
obwohl die Cellulose durch Chlor und Natronlauge jedenfalls etwas ange-
grifi'en werden muß.
Ober die quantitative Cellulosebestimmung mit Hilfe der Methoden
von „Lange" und „Simon und Lohrisch". Von Arthur Scheunert und
Ernst Lötsch.-) — Die Vff. glauben durch ihre Versuche (s. Original)
bewiesen zu haben, daß die Methoden von Simon und Lohrisch
keinesfalls als eine Methode der quantitativen Cellulose-
bestimmung angesehen werden darf. Überhaupt ist hoch concen-
trierte Kalilauge, da sie stets Cellulose mehr oder weniger angreift und
verändert, zur Verwendung bei einer quantitativen Bestimmung der Cellu-
lose ungeeignet. Deshalb ist auch die ältere Lange'sche Methode keine
quantitative Methode. Bei gleichzeitiger Verwendung von H2O2 wird
aber die Cellulose in noch viel weitgehender und ganz unkontrollierbarer
Weise zerstört, so daß die Anwendung von HjOg in concentrierter
alkalischer Lösung bei Cellulosebestimmungen ganz unzulässig ist.
Über Bestimmungsmethoden der Cellulose. Von Max Renker. ^)
— Vom Vf. wurden verschiedene Methoden geprüft, die zur Bestimmung
der Cellulose in Pflanzenfasern, Holz usw. heute benutzt werden. Das
vom Vf. durch Weglassen der Alkalibehandlung modificierte Chlorverfahren
von Groß und Bevan gibt das Maximum der Ausbeuten und ist ver-
hältnismäßig einfach und schnell auszuführen; es besteht in einer
Chlorierung des Ligninbestandteils und verläuft ziemlich frei von sekundären
Reaktionen und Oxydationserscheinungen. Wird das Material nur so kurz
als unbedingt nötig der Einwirkung des Chlors ausgesetzt, so erhält man
sichere und gleichmäßige Resultate. Über die näheren Ausführungen der
Methode verweisen wir auf das Original.
Stickstoffbestimmungen in Futtermitteln bei Anwendung ver-
schiedener Substanzmengen. Von O. Engels.*) - Von verschiedenen
Autoren ist auf die Tatsache aufmerksam gemacht worden, daß bei An-
1) Jonrn f. Ldwsch. 1910, 58, 21; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, H. 247. — 2) Ztschr. physiol. Chem.
1910, 65, 219. - 8) Ztschr. f. angew. Chem. 1910, 23, 193. — ■♦) Ldwsch. Versuchsst. 1910, 72, 407.
E. Futtermittel und Tierphysiologie. 573
Wendung verschieden großer Substanzmengen die StickstoEfbestimmungen
in Futter- und Düngemitteln nicht immer übereinstimmende Ergebnisse
liefern. Der Vf. hat weitere Untersuchungen in dieser Richtung angestellt,
wobei bei Anwendung von 1 g Substanz bei einer Reihe von Futter-
mitteln (verschiedene Ölkuchen, Kleien, Futtermehlen, Biertreber, Schlempen
u. a.) größere Schwankungen der Einzelbestimmungen beobachtet wurden,
während die Differenzen bei Anwendung von 2,5 und 5 g derselben
Futtermittel kleiner ausfielen. Der Grund für die schlechtere Überein-
stimmung der Einzelanalysen bei kleiner Einwage wird darin zu suchen
sein, daß es bei manchen Futtermitteln nicht gelingen wird, selbst bei
der größtmöglichsten Zerkleinerung und trotz sorgfältigen Mischens einer
Probe 1 g zu entnehmen, welches dem wirklichen Durchschnitt entspricht.
Über die quantitative Bestimmung von Reisspelzen in Futter- und
Düngemitteln. Von T. Katayama. ^) — Bisher schätzte man die Menge
der in einem Futtermittel enthaltenen Reisspelzen bei der mikroskopischen
Untersuchung durch Vergleich mit Präparaten von bekanntem Gehalt an
Reisspelzen. Ein neues Verfahren gibt Fr. Schröder an, wonach der
Gehalt an Reisspelzen bei einem mit diesen verfälschten Futtermittel
durch Bestimmung der Kieselsäure ermittelt wird; der Kieselsäuregehalt
der Reisspelzen unterscheidet sich von dem aller sonstigen Futtermittel
ganz beträchtlich. Der Vf. weist nach, daß das Schröder'sche Verfahren
zur quantitativen Bestimmung der Reisspelzen sehr hinter den von ihm
vorgeschlagenen Rohfaser methoden zurücksteht. Der Vf. untersucht zu-
nächst mit Hilfe des Mikroskopes die durch Reisspelzen verfälschten
Futtermittel, bestimmt in diesen hierauf die Rohfaser in bekannter Weise
(nach Henneberg und König) und berechnet die Reisspelzenmenge nach
den von ihm angegebenen Formeln (s. Original).
Über das Harneisen. I. Die Bestimmung des Eisens im
Harn. 2) IL Die Menge des Eisens im Harn. 3) Von Otto Wolter.
— Die Gesamtresultate sind in folgenden Sätzen zusammengefaßt: l. Es
ist für verschiedene Tierarten und den Menschen erwiesen, daß stets im
24st0ndigen Harn meßbare, aber nicht alle Tage gleich große Mengen von
Eisen ausgeschieden werden. 2. Die chemische Zusammensetzung
dieser Eisenverbindung ist nicht bekannt. Beim normalen Menschen
erscheint das Harneisen nicht als unorganisches Eisensalz im Harn,
sondern in nicht ionisierter Form in organischer Bindung; diese unbe-
kannte organische Eisensubstanz gehört zu den Colloiden. 3. Das
organisch gebundene Harneisen hat sich im normalen Harn verschiedener
Tierarten (Hund, Kaninchen, Rind, Hammel, Ziege) als aus zwei nicht
gleichwertigen Componenten zusammengesetzt erwiesen; ein Teil des Ge-
samteisens erscheint dort in Form des „locker" organisch gebundenen
Eisens, d. h. es läßt sich durch Kochen mit Schwefelammonium leicht
aus seiner organischen Bindung abspalten, der andere Teil in Form des
fest gebundenen Harneisens, d. h. es läßt sich nur in der Harnasche
nachweisen. 4. Die Menge des locker gebundenen Eisens scheint im
24 stündigen Harn der Pflanzenfresser größer zu sein als in dem der
Fleischfresser, jedoch schwankt sie bei beiden. 5. Die Normalzahl für
1) Ldwsch. Versuchsit. 1910, 73, 171. — ^) ßiochem. Ztschr. 1910, 24, 108. — ») Ebend. 125.
574 Agrikulturcliemische Untersuchungsmethoden.
das Gesamteisen eines etwa 20 kg schweren Hundes beträgt etwa
1 mg Fe für 24 Stunden. Die Normalzahl für das Harneisen des nor-
malen Menschen ist etwa 1 mg pro 24 Stunden bei gemischter, blutarmer
Kost. 5. Durch Grünfutter scheint man beim Hammel und Kaninchen
eine Steigerung der Menge des Harneisens hervorrufen zu können. 6. Eine
Steigerung durch gewisse per os verabreichte arzneiliche Blut-Eisenpräparate
läßt sich beim eisenarm ernährten Hunde und beim Menschen bei längerer
Dauer der Einnahme hervorrufen.
Zur Methodik der Eisenbestiminung im Blute. Von D. Charnass.^)
— Von den uns zur Verfügung stehenden Methoden zur Bestimmung des
Bluteisens ist die am meisten geübte Methode von A. J olles in ihrer
neuen Ausführungsart sowohl vom theoretischen wie auch vom praktischen
Standpunkte für klinische Untersuchungen gut branchbar, erfordert jedoch
eine längere Übung.
Ein Respirationsapparat für isolierte Organe und kleine Tiere.
Von Otto Cohnheim.2) — Der Apparat wird in seinen einzelnen Teilen
ausfüiirlich beschrieben, auch die Fehlerquellen finden Berücksichtigung
(s. Original).
Untersuchung des phosphorsauren Futterkalkes. Von O. Kellner.^)
— Zur Unterscheidung des gefällten phosphorsauren Futterkalkes von
Fabrikaten anderer Art tritt hinfort an Stelle der Peter mann 'sehen
Methode folgendes Verfahren: „Von der fein zerriebenen Substanz werden
2,5 g in eine trocKne Flasche von ca. 400 ccm Inhalt gebracht, mit
250 ccm 'Peter mann 'scher Citratlösung Übergossen und in genau gleicher
Weise und unter denselben Verhältnissen wie die Thomasphosphatmehle
Y2 Stunde im Eotierapparate geschüttelt. Die hierbei erhaltene Lösung
wird ohne vorherige Verdünnung durch ein trocknes Filter in ein trocknes
Gefäß gegossen. Vom Filtrat werden 50 ccm = 0,5 g Substanz mit 20 ccm
concentrierter Salpetersäure, darauf mit ca. 50 ccm Wasser versetzt,
10 Minuten gekocht; sodann wird die P2O5 gefällt." — Für die Her-
stellung der hierzu zu verwendenden Petermann'schen Lösung wurde
folgende Vorschrift vereinbart: ,,Auf jedes Liter der herzustellenden Lösung
werden 173 g reine krystallisierbare Citronensäure gelöst, alsdann soviel
Ammoniakflüssigkeit, deren Ammoniakgehalt durch Titration zu ermitteln
ist, zugesetzt, daß auf ein 1 1 der fertigen Lösung 41,0 g Ammoniak-N
ertfallen, läßt auf 15° C. erkalten und füllt mit Wasser von 15*^ C. auf
das herzustellende Volumen auf. Das specifische Gewicht der Lösung,
welches 1,082 — 1,083 betragen muß, ist zu kontrollieren. (D.)
Literatur.
Disselhorst, G.: Beitrag zur Fettbestimmung im Fleisch. — Pflüger's
Arch. 1910. 134, 496.
Gräfe, E. : Ein B-espirationsapparat. — Ztschr. physiol. Chem. 1910, 65, 1.
Henriques, V., und Gjaldbäk, J. K.: Über quantitative Bestimmung
der im Proteine oder in dessen Abbauprodukten vorhandenen Peptidbindungen.
— Ztschr. physiol. Chem. 1910, 67, 8.
1) Biochem. Ztschr. 1910, 25, 333—340. ("Wien. I. Med. KLnik.) — -') Ztschr. physiol. Chem.
1910, 69, 89. — 3) D. Idwsch. Versuchsst. 1910, 72, 362 u. 364.
F. Milch, Butter, Käse. 575
Jager, L. de: Über den Einfluß des Harnstoffs auf die Bestimmung des
Aminosä'irengehalts nach der Formolmethode. — Ztschr. physiol. Chem. 1910,
67, 105.
Koch, W.: Methoden zur quantitativen chemischen Analyse tierischer
Gewebe. I. Allgemeine Frincipien. — Journ. Americ. Chem. Soc. 31, 1329.
Koch, W., und Mann, S. A.: II. Gewinnung und Erhaltung des Materials.
— Journ. Americ. Chem. Soc. 31, 1335.
Koch, W., und Carr, Emma P : III. Bestimmung der primären Bestand-
teile. — Journ. Americ. Chem. Soc. 31, 1341: ref. Chem. Ctrlbl. 19I0, I. 1191.
Palladin, Alexander: Über eine einfache quantitative Trypsinbestimmung
und das Fermentgesetz des Trypsins. — Pflüger's Arch. 1910. 134, 337.
Pflüger, Eduard: Über die quantitative Analyse des in der Leber der
Schildkröte enthaltenen Glykogenes. — Pflüger's Arch. 1910, 131, 314.
Tamago, Alfredo Espinosa: Methode zur Analyse des Magensaftes.
— Ann. Chim. analyt. appl, 15, 172; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, II. 339.
Windaus, A. : Über die quantitative Bestimmung des Cholesterins und
der Cholesterinester in einigen normalen und pathologischen Nieren. — Ztschr.
physiol. Chem. 1910, 65, 110.
F. Milch, Butter, Käse.
Referent: F. Mach.
Lichtbrechung und specifisches Gewicht des Chlorcalciumserums
der Milch. Von C. Mai und S. Rothenfußer.^) — Zu der Arbeit von
G. Wiegner'^) bemerken die Vff., daß die specifisehe Brechung des Clilor-
calciumserums, welche nur vom Aschengehalt etwas stärker beeinflußt
■wird, lediglich theoretisches, aber kein praktisches Interesse besitzt. Der
"Wert des absoluten Brechungsvermögens liegt ja gerade in dem großen
Unterschiede in der Brechung des Wassers und den Bestandteilen des
Chlorcalciumserums, so daß ein Wasserzusatz zu Milch sehr leicht nach-
weisbar ist. An der theoretischen Gleichwertigkeit von Lichtbrechung und
spec. Gewicht des Chlorcalciumserums haben die Yff. nie gezweifelt. Für
die praktischen Verhältnisse ist jedoch die Bestimmung des spec. Gewichts
des Chlorcalciumserums viel zu umständlich. Bei der Kontrolle der Markt-
milch leistet die Feststellung des Lichtbrechungsvermögens sehr gute
Dienste, zumal die Bestimmung der Lichtbrechung bequem und rasch er-
folgen kann und dazu genauer ist, als die Feststellung des spec. Gewichtes
des Serums. Die von Wiegner bewiesene theoretische Gleichwertigkeit
von spec. Gewicht und Brechungsvermögen gilt jedoch nur für das Chlor-
calciumserum und läßt sich nicht ohne weiteres mit dem spec. Gewicht
der auf anderem Wege gewonnenen Sera in Beziehung bringen, da hierbei
Flüssigkeiten von durchaus verschiedener und unkontrollierbarer Zusammen-
setzung erhalten werden. Es sollte deshalb für wissenschaftliche oder
praktische Zwecke nur das Chlorcalciumserum für die Bestimmung des
spec. Gewichts und für die Lichtbrechung Verwendung finden. Auch in
nicht mehr ganz frischer Milch ist der Brechungsindex des Chlorcalcium-
serums noch bestimmbar, nur muß eine Klärung des Serums vorangehen
und die Erhöhung der Brechung durch die gebildete Milchsäure ent-
1) Milch wsch. ctrlbl. 1910, 6, 145-154. — «) Dies. Jahresber. 1909, 501.
576 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
sprechend berücksichtigt werden. Das Aussehen des Chlorcalciumserums
gibt gleichzeitig Aufschluß über den Frischezustand der Milch. (Schaiier.)
Über den Oxydationsindex der Milch. Von Temistocle Jona/) —
Angeregt durch die Untersuchungen von Comanducci^) hat der Yf. den
Oxydatiousiudex (d. i. Verbrauch von Vio"^ KMnO^ auf 1 ccm) der Milch
und des aus ihr hergestellten Serums bei Milchproben aus der Umgegend
von Pavia bestimmt. Durch Entrahmung wird der Index der Älilch er-
niedrigt, der des Serums nicht verändert, durch Wässerung werden beide
Indices erniedrigt. Bei gleichzeitiger Entrahmung und Wässerung wird
die Differenz der beiden erniedrigten Indices weit geringer als sonst. Als
Durchschnitt ergab sich bei der Untersuchung der Milch von 200 Kühen
zu den verschiedenen Jahreszeiten für Milch der Oxydatiousindex 4.3 — 45
und für Serum 36 —38. Die Grenzwerte bei der Milch einzelner Kühe
waren 48 bezw. 41 für Milch und 40 bezw. 32 für Serum.
Beitrag zur experimentellen Bestimmung des Trockenrückstandes
der Milch. Von G. Borghesio. ^) — Au Stelle der Vorschrift von Revis'*)
erhitzt der Vf. 2,5 g Milch und 1 ccm Aceton in einer Schale von 7 cm
Durchmesser Y^ Stunde im Wasserbad und dann ^/g Stunde im Trocken-
ofen. Auch kann man nach dem Vf, 5 ccm Milch in einer Platinschale
von 7 cm Durchmesser zuerst i/, Std. in das Wasserbad und dann Yj Std.
in den Heißwassertrockenofen stellen, worauf man im Exsiccator er-
kalten läßt und wägt.
Über eine Fehlerquelle bei der Bestimmung des fettfreien Rück-
standes der Milch, welche große Mengen von Fett enthält. Von G.
Borghesio. ^) — Durch Entmischung während des Transportes kann sich
neben einem hohen Fettgehalt ein zu niedriger fettfreier Rückstand er-
geben. Der Vf. schlägt vor, den für Italien vorgeschriebenen Mindest-
gehalt an fettfreier Trockensubstanz von 9 auf 8,46 ^/q herabzusetzen.
Nach seinen Untersuchungen sind die Werte für die fettfreie Trocken-
substanz bei Milch mit mehr als 3,5 7o Fett für je 0,1 «/o Fett um 0,009%
zu erhöhen.
Eine volumetrische Methode zur Bestimmung von Casein in
Milch. Von Lucius L. Van Slyke und Alfred W. Bosworth.*^) — Die
Vff. verwerten die Eigenschaft des Caseins, in Milchserum, Wasser und sehr
verdünnten Säuren unlöslich zu sein, und sich mit Alkalien zu bestimmten,
gegen Phenolphthalein neutralen Verbindungen zu vereinigen. Nach dem
Verfahren gibt man zu 20 ccm Milch 8ü ccm Wasser, 1 ccm Phenol-
phthalein und soviel Yio"" Na OH, bis schwache aber deutliche Rosa-
färbung bestehen bleibt. Man setzt hierauf ^/iQ-n Essigsäure zuerst in
Mengen von etwa 5 com zu, bis das Casein sich in Flocken abscheidet
und die überstehende Flüssigkeit klar, nicht milchig ist. Die Temperatur
der Milch soll 18 — 24^ betragen. Meistens genügen 30 ccm Essigsäure.
Nach vollständiger Ausfällung des Caseins füllt man mit Wasser auf
200 ccm auf und neutralisiert 100 ccm des völlig klaren Filtrats mit
1) Boll. Soc. Medice -Chii-urgien di Pa\na 1910, S; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, U. 1328. (Koth-Cöthen.)
— «) Dies. Jahresber. 1906, 588. - S) Giorn. Pharm. Chim. 58, 536—541; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 869.
(Heiduschlta.) — *' Dies. Jahresber. 1907, 577. — &) Giom. Farm. Chim. 58, 530—533; ref. Chem. Ctrlbl.
1910, ]. 869. (Heiduschka.) - 6) Joum. of Ind. and Engin. Chem. 1, 768-771; ref. Chem. Ctrlbl.
1910, I. 1756. (Helle.)
F. Milch, Butter, Käse. 577
YiQ-n NOH. Von der Hälfte der verbrauchten ccm Säure zieht man die
zum Neutrahsieren verbrauchten ccm Lauge ab und erhält durch Multi-
plikation der Differenz mit 1,0964 den Procentgehalt an Casein.
Abgeändertes Verfahren zur Bestimmung des Fettgehaltes nach
Rose - Gotth'eb in Milch- und Molkereiprodukten. Von R. Eichloff
(Ref.) und W. Grimmer.^) — Dem ursprünglichen Grottlieb- Rose 'sehen
Verfahren der Fettbestimmung haften verschiedene Fehlerquellen an, wo-
durch namentlich bei Rahm zu niedrige Resultate gefunden werden. Die
Vff. schlagen daher eine Abänderung der Methode vor unter Benutzung
einer besonderen Apparatur, die ein bequemes Abheben der Äther - Petrol-
ätherfettlösuug gestattet. Die Verdunstung des Lösungsmittels erfolgt in
Erlen meyer-Köibchen mit weiter Halsöffnung, um ein Anstauen der Dämpfe
zu verhindern und den Trockenproceß zu beschleunigen. (.Schaiier.)
Zur Fettbestimmung in der Milch. Von W. Fahrion. ^) — Zu
der Arbeit von Eichloff und Grimmer (vorsteh. Ref.) bemerkt der Vf.,
daß er schon vor 4 Jahren 3) vorgeschlagen hat, das Gemisch von 100 ccm
Milch, 10 ccm Alkohol und 1 ccm Ammoniak einmal mit 20 und zwei-
mal mit 15 ccm Äther - Petroläther auszuschütteln. Der Vf. empfiehlt
weiter, anstatt 10 ccm Alkohol 15 ccm zu nehmen; die Schichten trennen
sich besser und man braucht nach dem 1. Schütteln nur 2 Stunden, nach
dem 2. und 3. nur 1 Std. stehen zu lassen. Beim Eindampfen der Fett-
lösung scheiden sich manchmal ein paar winzige Wassertröpfchen aus, die
durch Zusatz von etwas Alkohol und erneutes Eindampfen zu beseitigen
sind. Die Prioritätsansprüche des Vf. werden von Hesse^) zurück-
gewiesen, der seinerseits die Abänderung der Röse-Gottlieb'schen Me-
thode bereits 1902 und 1903 in der Hildesheimer Molkereizeitung
vorgeschlagen hat. Fahrion 5) erkennt den Einwand Hesse 's als be-
rechtigt an.
„Neusal", neues säure- und alkoholfreies Verfahren, sowie
Apparatur zur Ermittlung des Fettgehaltes in Voll- und Magermilch.
Von O, Wendler.'') — Bei dem Verfahren, das nach dem Vf. ein
wesentlich billigeres Arbeiten gestattet und sehr gute, mit der Gewichts-
analyse übereinstimmende Zahlen liefert, wird die wäßrige Lösung eines
„Neusal" genannten, aus organischen Salzen bestehenden und mit einem
Farbstoff versetzten Pulvers und ein „Neusal" - Alkohol verwendet, mit
deren Mischung die Milch entweder in den Butyrometern der Acid-
butyrometrie oder in einen Butyrometer versetzt wird.
Nachprüfung der „Neusal -Methode von Dr. Wendler" zur Fett-
bestimmung in Milch. Von F. E. Nottbohm und J. Angerhausen.') —
Beim Vergleich mit der Gerber 'sehen Acidbutyrometrie und dem
Verfahren von Röse-Gottlieb hat sich das neue Verfahren sowohl
für die Untersuchung von Frisch- und Magermilch, erwärmte, sterilisierte,
konservierte, mehr oder weniger gesäuerte, gekochte Milch, Buttermilch und
Rahm, als auch für die mit Bichromat, Kupfersulfat und Formalin versetzte
i) MDchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 114—121. (Milchwscb. Anst. f. Pommern.) — 2) Chem. Zeit. 1910,
34. 648—649. — 3, Ebend. 1906, 30, 267. — ••) Ebend. 762. — 5) Ebend. 802. — 6) Milchzeit. 1910, 39,
2b0— 231. — ') Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 495—498. (Staatl. Hygien. Inst. Hamburg.)
Jahresbericht 1910. 37
578 Agrikulturcheraische Untersuchungsmethoden.
Milch sehr gut bewährt. Bei der Neusalmethode kommen ungefährliche
Eeagentien zur Verwendung, nur 5 Flüssigkeiten (Neusallösung und Milch)
sind einzufüllen, ein vorsichtiges Überschichten der Milch ist nicht erforderlich
und beim Ablesen nur eine Temperatur von 45 ^ C. anzuwenden.
Die Neusalmethode. Von O. v. Sobbe. ^) — Nach dem Vf. darf
die Neusalmethode nur mit Vorsicht angewandt werden. Sie ist wegen
des Anwärmens der Prüfer vor dem Centrifugieren zeitraubend und um-
ständlich. Bei genauer Beachtung der vorgeschriebenen Arbeitsweise war
eine scharfe Abgrenzung zwischen Fett und Flüssigkeit zu erzielen. Das
Verfahren lieferte durchschnittlich um 0,2*'/o höhere Zahlen gegenüber
Gerber's Acidbutyrometrie, deren Resultate mit den nach Gottlieb-
Röse erhaltenen Werten übereinstimmen. Der Vf. glaubt die Ursache des
Mehrbefundes auf unrichtige Scaleneinteilung der Neusalprüfer zurück-
führen zu müssen. 0. Wendler 2) weist diese Bemängelungen zurück
und vermißt Analysenbelege dafür, daß nach dem Neusalverfahren zu hohe
Werte erhalten werden. Demgegenüber hält Sobbe^) seine Kritik auf-
recht und hebt noch hervor, daß die Methode bei in Ammoniak gelöster
Milch versagt. (Schaiier.)
Die Neusalmethode. Von W. Grimmer.*) — Die gewonnenen
Resultate harmonieren nach dem Vf. gut mit denen der Acidbutyrometrie
und der Gewichtsanalyse, wenn streng nach Vorschrift gearbeitet wird.
(Schaller.)
Die Neusalmethode in ihrer Verwendbarkeit für Schaf- und
Ziegenmilch. Von C. Beger. ^) — Nach den veröffentlichten Zahlen ist
die Übereinstimmung der Neusalmethode mit der Acidbutyrometrie, die
sich bei Schaf- und Ziegenmilch als zuverlässig erwiesen hat, befriedigend.
Die Differenzen betragen im Mittel nur 0,04 ^o- Untereinander stimmen
die Analysen vorzüglich überein. Fih' durch Formalin conservierte, stark
fetthaltige Schafmilchproben eignete sich das Neusalverfahren nicht. Als
Nachteil wird bei dem Neusalverfahren besonders empfunden, daß die er-
forderlichen Reagentien auf ihre Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit nicht
nachgeprüft werden können, wie bei der Acidbutyrometrie. (Schaiier.)
Einfluß verschiedener Konservierungsmittel auf die Untersuchung
der Milch und des Rahms nach der Salmethode. Von A. Hesse.*) —
Der Einfluß des Formalins auf die Untersuchung nach der Salmethode
macht sich bei Milch erst nach Zusatz von 8 Tropfen 40procent. Formalins
auf 100 ccm, bei Rahm auch bei 10 Tropfen noch nicht geltend. Der
Zusatz von Kaliumbichromat (es wurden bis zu 0,3 g auf 100 ccm
verwendet) war nicht störend. Auch Kupferammoni nmsulfat beein-
trächtigte die Untersuchung nicht. Die Nachteile der Konservierungsmittel
treten daher bei der Salmethode weniger stark hervor, wie bei dem
Gerber'schen Verfahren.
Versuche über die Zuverlässigkeit der Bestimmung des Fett-
gehaltes und des specifischen Gewichts in geronnener, durch Ammoniak
verflüssigter Milch. Von Otto Hoff meisten^) — Die Versuche des Vfs.
1) Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 407—409. (Molk. V.-St. Kiel.) — *) Ebend. 471—473. —
8) Ebend. 563—565. — *) Ebend. 409-410. — ») Ebend. 410—412. — «) Milchzeit. 1910, 39, 544—545.
— ») Molk. -Zeit. Berlin 1910, 20, 159.
F. Milch, Butter, Käse. 579
haben gezeigt, daß die in saurer IVIilch gefundenen und umgerechneten
Zahlen für den Fettgehalt und das specifische Gewicht nur unwesentlich
von den Werten der süßen Milch abweichen, wenn das genaue specifische
Gewicht des Ammoniaks und die verwendeten Volumina berücksichtigt
werden. Bei älteren Milchproben kommt es jedoch vor, daß sie sich durch
Ammoniak nicht vollständig verflüssigen lassen und daß sich ein feines
Caseingerinnsel bildet, auf das besonders zu achten ist.
Neue Methode zur Ermittelung der Lactose und des Fettes in
Milch. Von Temistocle Jona.i) — Die bei der Bestimmung des Oxy-
dationsindex (siehe Art. S. 576) bei Milch und zugehörigem Serum gefundene
Differenz an Yio""^ KMnO^ entspricht dem Verbrauch des aus der Milch
direkt extrahierten Fettes an KMn04. Es wird somit nur das Fett oxydiert
und es läßt sich daher umgekehrt aus der Differenz der von der Gesamt-
milch und der vom Serum verbrauchten ccm 7io"" KMnO^ der Fettgehalt
annähernd bestimmen, wenn man ermittelt, wieviel Fett 1 ccm Yio"^
KMnO^ entspricht. Dieser Faktor ergab sich zu 0,0049. Multipliciert man
daher die oben angeführte Differenz (genau gleiche Färbung und gleiche
Bedingungen vorausgesetzt) mit 0,49, so erhält man den procentischen
Fettgehalt der Milch. Ähnlich kann man den Lactosegehalt einer Milch
ermitteln, wenn man den Oxydationsindex des Serums, in dem die Lactose
von KMnO^ angegriffen wird, mit 0,1401 multipliciert. 1 ccm Yio""^
KMn04 oxydiert annähernd gleiche Mengen Lactose, Saccharose und Glucose.
Methoden des Nachweises einer stattgehabten Erhitzung von
Milch und Molkereiprodukten speciell in der Butter. Von A. Hesse
und D. W. Kooper. 2) — Es wurden die von S. Rothen fußer empfohlenen
Reagensflüssigkeiten neben der Storch 'sehen Reaction und der Reaction
von du Roi und Köhler hauptsächlich daraufhin nachgeprüft, ob das
Verfahren auch bei Butter zu verwenden sei. 30 bis 40 g Butter werden
in einem Becherglas bei einer 50 "^ C. nicht übersteigenden Temperatur
ausgeschmolzen, das Butterfett von der abgeschiedenen Buttermilch getrennt,
diese mit dem gleichen Volumen Wasser gemischt und 10 ccm, wie bei
Milch, geprüft. — Die Paraphenylendiamin-Guajakollösung, bezüglich deren
Haltbarkeit allerdings große Vorsicht geboten ist, erwies sich gegenüber
den anderen Reagenzien als das beste Reagens nicht nur für Milch,
sondern auch für Butter, gleichgültig, ob diese gesalzen oder ungesalzen,
ob sie frisch oder bereits 1 ^2 Monate alt war. Die Reaktion mit Para-
phenylendiamin ist weniger empfindlich. (Schaiier.)
Methoden des Nachweises einer stattgehabten Erhitzung von
Milch und Molkereiprodukten speciell in der Butter. Von S. Rothen-
fußer. ^) — Zur Herstellung des vom Vf. empfohlenen Reagenses darf, wenn
es haltbar sein soll, nicht die freie Base, sondern nur das Paraphenylen-
diaminchlorhydrat Verwendung finden. Die Aufbewahrung hat in dunkel-
brauner oder schwarzer Flasche zu erfolgen. Eine Höchstleistung des
Reagenses läßt sich erzielen, wenn nicht die Milch als solche, sondern
das nach der Anleitung des Vfs. hergestellte Bleiserum verwendet wird.
(Schaller.)
1) Bull. Soc. Medice -Chirurgien di Pavia 1910. 9 S.; T«f. Chem. Ctrlbl. 1910, 11. 1328. (Roth-
Cöthen.) — =) MUchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 412—420. — 3) Ebend. 468—470.
37*
580 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Zur Katalasebestimmung. Von v. Heygendorff und Meurer. ^) —
Da bei alter Milch das H2 O2 - Zersetzungsvermögen steigt, so sollte als
Katalasegehalt nur der ursprüngliche Gehalt an Enzym der vollständig
steril gewonnenen, frischen Milch angegeben werden. Bei jeder anderen
Bestimmung des H2O2 zerlegenden Enzyms wird die Summe der
ursprünglichen Katalase und des später durch Bacterientätigkeit usw. ent-
standenen Enzyms mit bestimmt. Das Gesamtresultat der Sauerstoffmessung
wird deshalb besser als Oxydierfähigkeit der Milch bezeichnet. Aus den
mit Lobeck 's Katalase-Gläschen, welche die Oxydierfähigkeit verhältnis-
mäßig schnell und exakt festzustellen gestatten, gewonnenen Resultaten
geht hervor, daß mit der Anzahl der vorhandenen Keime auch die Oxydier-
fähigkeit wächst. Aus der Oxydierfähigkeit lassen sich deshalb auch Rück-
schlüsse auf die Frische und sonstige Milchbeschaffenheit ziehen. (SchaUer.)
Die Milchssäurereaktion nach Uffelmann. Von H. Kühl. 2) —
Die Uff elmann' sehe Reaktion ist nicht specifisch für Milchsäure, da eine
Reihe anderer organischer Säuren (Oxalsäure, Weinsäure, Citronensäure,
Äpfelsäure) den gleichen Farbenumschlag, wie Milchsäure, hervorbringen;
sie eignet sich aber zur Prüfung ganzer Gruppen organischer Säuren. Der
Vf. empfiehlt, nicht Phenol als Reagens anzuwenden, sondern Salicylsäure,
da die Reaction hierdurch wesentlich verschärft wird. cSchaiier.)
Prüfung der Dr. Gerber'schen Rahm-Untersuchungsmethode mit
dem Pipettenbutyrometer. Von A. Hesse. ^) — Das But^^rometer besitzt
am Skaleueude eine in eine Spitze ausgezogene Öffnung, die mit einem Glas-
gewinde versehen ist und durch eine hierzu passende Nickelverschraubung
verschlossen wird. Man saugt den zu untersuchenden Rahm bis zur
Nullmarke der bis zu 50*^/o gehenden Skala, womit genau 5 ccm Rahm
abgemessen sind. Man verschraubt unter Zuhalten des Saugendes, ver-
dünnt mit 5 ccm Wasser und verfährt wie bei der Acidbutyrometrie. Die
mit diesem Apparat erhaltenen Werte waren bei Vergleichen mit der
Spritzmethode und dem Rose- Gott lieb 'sehen Verfahren sehr befriedigend.
Bei diesen neuen Apparaten ist auch das bei fettreicherem Rahm vorhandene
niedrigere specifische Gewicht bei der Eichung der Skala berücksichtigt.
Der Vf. bezeichnet das angegebene Verfahren als eine einfache und genaue
Rahmuntersuchungsmethode.
Schnelle und einfache Methode den Fettgehalt des Rahms lu
bestimmen. Von L. Fr. Rosengreen.*) — Die Methode beruht auf der
Bestimmung der Rahmtrockensubstanz, die sehr rasch und sicher durch
Eintrocknen einer gewissen Rahmmenge in Schalen über offener Flamme
festgestellt wird. Nach der von Mats WeibuU aufgestellten Formel, für
die vorausgesetzt ist, daß das fettfreie Milchserum konstant 8,7 ^/q Trocken-
masse enthält, ist f = 1,1 t — 9,5, so daß der Fettgehalt f sich schnell
bestimmen läßt. Der Rahm darf natürlich nicht mit Wasser versetzt
sein. (Schaller.)
Zur Prüfung des Rahmes auf Wasserzusatz. Von H. Höft. ^) —
Die Prüfung des Rahmes auf Verwässerung ist insofern von Bedeutung,
als ein Wasserzusatz unter umständen die Butterqualität schädigen kann.
1) MUchwsch. Ctrlbl. 191U, 6, 529-533. (Leipzig.) — ') Ebend. 61—63. (.Kiel.) — 3) Milchzeit.
1910, 39, 460—461. — •») Milchwscli. Ctrlbl. 1910, 6, 508—511. (Meiereianst. Alnarp Schwed.) — ») Ebend.
506-508. (Kiel.)
F. Milch, Butter, Käse. 581
Zur Feststellung des "Wasserzusatzes bedarf es der Bestimmung der Trocken-
substanz und des Fettgehaltes, woraus nich die Menge der fettfreien
Trockenmasse berechnen läßt. Zur Bestimmung des Trocken substanzgehaltes
dient die in den Molkc/'eien vielfach gebrauchte Butterwasserwage. Aus
der Formel x = — "T ° ~ — , wobei t und f den procentischen Gehalt
des Rahmes an Fett und Trockensubstanz bezeichnet, läßt sich x, d. i. die
Menge des zu 100 Teilen Rahm zugefügten Wassers, annähernd berechnen.
(Schauer.)
Die Rahmuntersuchung nach dem Salverfahren. Von A. Hesse. ^)
— "Wenn auch nach den Untersuchungen des "V'f.s die Salmethode be-
friedigende und übereinstimmende "Werte liefert (gegenüber der Gewichts-
methode wurden etwas zu niedrige Resultate erhalten), haften ihr doch
noch einige Nachteile an, so daß die Säuremethoden ihr vorzuziehen sind.
Die Bestimmung des Fettgehaltes in der Butter nach der Sal-
methode. Von A. Hesse.-) — Ein Vergleich des Verfahrens mit der
Methode von Kose- Gottlieb und dem Äusschüttelungsverfahren hat ge-
zeigt, daß die damit gewonnenen Resultate sowohl unter sich, als auch mit
den nach den anderen beiden Methoden erhaltenen sehr befriedigend über-
einstimmen.
Die Fettbestimmung in der Buttermilch. Von M. Siegfeld und
M. Kersten. ^) — Die Vff. zeigen, daß die Acidbutyrometrie bei der Butter-
milch gegenüber dem Verfahren von Röse-Gottlieb 0,15 — 0,25°/o Fett
zu wenig gibt. Die Ursache hierfür ist in der Homogenisierung eines
Teils des Fettes beim Buttern, in der Bildung von Pfropfen, die etwas
Fett einschließen, und in der zu niedrigen Temperatur zu suchen, die bei
Verwendung zu kalter Schwefelsäure, zu kalter Buttermilch oder einer
ungeheizten Centrifuge herrscht.
Über die Wasser- und Fettbestimmung im Käse. Von M. Siegfeld.^)
— Für die Vorbereitung von Durchschnittsproben, von denen für sämt-
liche Bestimmungen 1 — 2 g, am besten 1,5 g zu verwenden sind, wird
der Käse nach Entfernung der äußeren Rinde im Mörser durchmischt.
Zur "Wasserbestimmung verteilt naan am besten die Substanz möglichst
fein durch Verreiben mit Seesand. Man trocknet zunächst auf dem
"Wasserbade 1 Stunde und verjagt die letzten Spuren von "Wasser durch
einstündiges Erhitzen im Luftbade auf 105 — 110° C. Für die Fett-
bestimmung nach der Salzsäuremethode werden 1 — 2 g Käse in 10 ccm
Salzsäure vom spec. Gewicht 1,124 im Kölbchen durch Erwärmen über
kleiner Flamme unter Umschwenken in IY2 — 3 Minuten gelöst. Das Er-
hitzen ist nur solange auszudehnen, bis Lösung eingetreten ist. Die
Lösung wird in ein Gottlieb -Rohr gegossen, das Kölbchen mit 5 — 6 ccm
Salzsäure derselben Concentration 2 — 3 mal ausgespült, wobei jeweils mit
kleiner Flamme leicht zu erwärmen ist. Nach der Abkühlung werden
in das Gottlieb -Rohr 25 ccm Äther, dann 25 ccm Petroläther, mit denen
das Kölbchen vorher ausgespült war, unter jedesmaligem Schütteln zu-
gegeben. Von der klargewordenen Äther -Petrolätherschicht hebert man
möglichst viel ab, ohne daß Teile der Säureschicht mitgerissen werden.
') Müchzeit. 1910. 39, 495-496. — 2) Ebend. 449—450. — 3) Moli. -Zeit. Hüdesheim 1910, 24,
Nr. 48; ref. Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 522. (Grimmer.) — *) Milchwsch. Ctrlbl. 1910, 6, 352—361.
(MUchwsch. Instit. Hameln.)
582 Agril^ulturchemische Untersuchungsmethoden.
Das Heberohr ist innen und außen mit Äther nachzuspülen. Das Aus-
schütteln ist mindestens zweimal durchzuführen. Nach dem modificierten
Grottlieb 'sehen Verfahren werden 1 — 2 g Käse im Kölbchen abgewogen,
mit etwa 5 ccm Ammoniak vom spec. Gewicht 0,915 und 5 ccm Wasser
zugegeben, im Wasserbad allmählich bis auf 70° C. erwärmt und bei
dieser Temperatur bis zur Auflösung gehalten, die Lösung alsdann in das
Gottlieb- Rohr gegossen unter zweimaligem Nachspülen mit je 1,5 — 2 ccm
Wasser. Die Auflösung ist aber umständlicher und zeitraubender, als bei
der Salzsäuremethode. Bei der acidbutyrometrischen Bestimmung erhitzt
man 1 — 2 g Käse in 10 ccm Salzsäure vom spec. Gewicht 1,124 bei
kleiner Flamme bis zur Lösung, bringt darauf die Flüssigkeit in das
Butyrometer, spült das Kölbchen mit insgesamt 11 ccm derselben Säure
4 — 5 mal unter jedesmaligem leichten Erwärmen. Darauf gibt man 1 ccm
Amylalkohol, schüttelt, erwärmt im Wasserbad auf 60 — 70 '^ C. und
centrifugiert. Die abgelesenen Procente sind mit 11,33 zu multiplicieren
und durch das Gewicht des Käses zu dividieren. Die Ergebnisse stimmen
hierbei mit den gewichtsanalytischen Methoden gut überein. (Schaiier.)
Zur Fettbestimmung im Käse nach dem Salzsäureverfahren. Von
H. Höft. ^) — Bei den vergleichenden Bestimmungen des Fettes nach
Schmid-Bondzynski war die Concentration der Salzsäure (spec. Gew.
1,125 oder 1,19) ohne Einfluß; ebenso war es für praktische Zwecke
ohne Belang, ob zum Nachspülen beim Umfüllen der Aufschiießungsflüssig-
keit Wasser oder Wasser und Alkohol benutzt wurde.
Zur Analyse des Emmentalerkäses. Von G. Koestler. -) — Für
die Wasserbestiramung werden 5— 8 g Käse in einen mit concentrierter
Schwefelsäure beschickten Vacuumexsiccator gebracht, der hierauf auf
40 — 50 mm Schwefelsäuresäule evacuiert wird. Nach Abiauf von 24 Std.
entfernt man die Käsemasse aus dem Exsiccator und trocknet sie im
Wassertrockenschrank bis zur Gewichtskonstanz, die in 2,5 — 3 Std. er-
reicht ist. Die Wägungen sollen um nicht mehr als 2 mg differieren. —
Das Fett im Emmentalerkäse scheint durch die ganze Masse gleichmäßig,
der Eiweißgehalt dagegen weniger gleichmäßig verteilt zu sein. Für die
Untersuchung auf Fettgehalt empfiehlt es sieh, Böhrlinge aus der Mitte
zwischen Centrum und Peripherie der Käsemasse zu entnehmen. Ein Fett-
gehalt von 45*^/o (in <^/o der Käsetrockensubstanz) scheint bei Berück-
sichtigung der bei der Fabrikation von Emmentalerkäse gebräuchlichen
Maßnahmen erreicht zu werden. (.Schaiier.)
Vergleichende Prüfungen verschiedener Labpräparate. Von H.
Höft.^) — Durch Versuche über die Wirksamkeit von gleichen Lösungen
verschiedener Labpräparate auf Milch wurde festgestellt, daß kleinere oder
größere Abweichungen der Verhältniszahlen vorkommen. Beim Vergleich
verschiedener Labpräparate ist daher ein gewisser Spielraum zuzulassen.
Eine scheinbare Erhöhung des Wirkungs wertes von Labpräparaten beim
Aufbewahren beruhte lediglich in der besseren Labfähigkeit der bei der
Nachprüfung verwendeten Milch. (SchaUer.)
1) Chem.-Zeit. 1910, 34, 1343—1344. — ») Müchwsch. Ctxlbl. 1910, 6, 289—299. (Molkereisehale
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F. Milch, Butter, Käse. 583
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Milch. — Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 19, 369—370.
Fendler, G., und Kuhn, 0.: Zur Bestimmung und Beurteilung des
Schmutzgehaltes der Milch. — Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 19, 13
bis 21. — Die Vfi. erklären das Verfahren von Well er für unbrauchbar.
584 Agrikulturcliemisclie Untersuchungsmethoden.
Grabathuler, A. : Aus dem Gebiete der Milchhygiene mit specieller Be-
rücksichtigung der Katalase-Probe zur Ermittelung kranker Milch. Vortrag,
geh. im Ärztecollegium in Davos a. 15. 1. 1910. — Milchzeit. 1910, 37, 193—196
u. 205—208.
Glimm, E.: Vereinfachtes Verfahren zur Butter- und Margarine -Unter-
suchung. — Zeitschr, Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 19, 644 — 651. — Es wird
ein einfaches Verfahren beschrieben, das bei einer Einwage die Bestimmung
von "Wasser, Fett, Kasein, Milchzucker und Kochsalz in 3 — 4 Stunden gestattet.
Einzelheiten s. Original.
Grünhut, L. : Untersuchung von Butter und Margarine. — Ztschr. analyt.
Chem. 1910, 48, 509—517. 623—650, 707—719 u. 774—780. — Zusammenfassende
Darstellung^ der wichtigsten analytischen Arbeiten aus den letzten Jahren.
Hackman, Charles A.: Ein verbesserter Warm Wasserbehälter für Butter-
refraktometer. — Chem. News 102, 192-193; ref. Chem. Ctrlbl. 1910. II. 1499.
Hanus, J., und Petfik, Ferd.: Über eine Modifikation der Bestimmung
der Äthylesterzahl bei der Butteranalyse. — Kräl, ceskä spol. näuk, Prag, Sitz.
V. 10. 6. 1910. — Chem. Zeit 1910, 34, 736.
Henkel, Th.: Apparat zur Katalasebestimmung. — Molk. - Zeit Berlin
1910, 20, 13—14 u. 25—27.
Hesse: Versuche mit der Wage .,Superior'-. — MiL-hzeit. 1910, 39, 436
bis 437. — Der von N. Gerber's Co., Leipzig, zu beziehende Apparat gestattet
eine schnelle und, wie Versuche zeigten, zuverlässige Bestimmung des Wasser-
gehaltes der Butter, sowie die Feststellung des spec. Gewichts der Milch und
anderer Flüssigkeiten.
Höyberg: Eine schnelle Methode zur Bestimmung des Fettgehaltes homo-
genisierter Milch. — Ztschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. 1909, 19, 352— 3.'5; ref.
Milchw. Ctrlbl. 1910, 6, 27. — Die Milch ist 5 Min. auf 60-65« zu erwärmen
und davon 11 com in die mit HjSO^ und Amylalkohol beschickten Butyrometer
zu geben, worauf wie bei der gewöhnlichen Acidbutyrometrie zu verfahren ist.
Höyberg, H. M.: Eine Methode zur Färbung des bei der Gerber'schen
Acidbutyrometrie abgeschiedenen Milchfettes. — Ztschr. f. Fleisch- u. Milchhyg.
21, 46—47; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, H. 1725. — Der Vf. gibt dem Amylalkohol
im Verhältnis von '/lo ^ine 2procent. alkoholische Lösung von Sudan III zu.
Jensen, Orla: Die Gärreductaseprobe. — Molk. -Zeit. Berlin 1910, 20,
169 — 170. — Bemerkungen zu der Arbeit von Koestler.
Koestler, G. : Die Beurteilung der Milch auf Käseuntauglichkeit durch
die Reductaseprobe. — Molkereitechn. Kdsch. 1909, Nr. 10/12 und Molk. -Zeit.
Berlin 1910, 20, 146-148.
Koestler, G.: Die Gärreductaseprobe. — Molk. -Zeit. Berlin 1910. 20, 230.
Kollmeyer, Fritz: Über die biologische Difierenzierung von Milch und
Milcheiweißkörpern. — Ztschr. f. .Biologie 54, 64—90; ref. Chem. Ctrlbl. 1910,
II. 248.
Koning, C. J.: Diastasebestimmung in Milch. — Chem. Weekbl. 1910, 7,
377; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1852 (s. Van Haarst).
Koning, C. J.: Pathologische Milch (Streptokokkenuntersuchung). — Neder-
landsch Tijdschr. v. Melkhygiene 1910. 169—173; ref. Milchw. Ctrlbl. 1910, 6,
565 — 67. — Der Vf. gibt Anweisungen zur Ermittelung kranker Tiere, besonders
Tiere mit Eutererkrankungen, mit Hilfe der Untersuchung der Milch auf enzy-
matische Abweichungen, Leukozyten und Streptokokken.
Kooper, W. D. : Tabelle zur Ermittlung des specifischen Gewichts der
Milch nach demjenigen der Milchammoniakmischung. — Milchw. Ctrlbl. 1910, 6,
540—543. — Der Vf. gibt eine Tabelle bekannt zur bequemen Bestimmung des
ursprünglichen spec. Gewichts von saurer Milch, die mit Ammoniak wieder ver-
flüssigt wurde. (Schaller.)
Kühn, Gustav: Ein Beitrag zur refraktoraetrischen Milchuntersuchung.
Zeitschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 575—579. — Die Bestimmung der
Refraktion des nach Ackermann hergestellten Chlorcalciumserums hat sich bei
der Feststellung von Wässerungen sehr gut bewährt.
Leze, R., Boutines undDuflos: Studie über das Verfahren nach R. Lez 6
zur Untersuchung der Magermilch. — Rev. Gen. du Lait 1909, 7, 192 — 197;
ref. Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 231, — Das Verfahren von
F. Milch, Butter, Käse. 585
Leze — s. dies. Jahresber. 1907, 571 — wurde nachgeprüft und hierfür eine
besonders gute Arbeitsweise ermittelt.
Lob eck: Katalasegläschen zur Milchprüfung. — Chem. Zeit. 1910, 34,
875 u. 876.
Lobeck: Optik-Butyrometer. — Pharm. Ctrlhalle 51, 107 u. 108; ref. Chem..
Ctrlbl. 1910, I. 1181. — Das Lumen ist excentrisch angebracht und die Glas-
wand nach der Skalenseite hin verstärkt.
Lobeck: Reductase der Milch und Apparatur. — Milchzeit. 1910, 39, 315.
Margaillan, L.: Über die Trennung der Saccharose und Lactose durch
die bulgarische Mikrobe. — Compt. rend. 150, 45—47; ref. Chem. Ctrlbl. 1910,
i. 731. — Die Versuche des Vfs. bestätigen, daß die bulgarische Mikrobe die
Saccharose völlig unverändert läßt.
Martiny, B.: Rahmfettmesser mit Rahmmaß , nach Dr. Hammerschmidt
von Paul Funke & Co., Berlin. — Arb. d. D. L.-G. 156, 67—76. — Die
Apparate wurden von Henkel, Weihenstephan, eingehend geprüft.
Morres, Wilhelm: Die einfachsten Verfahren der Untersuchung von
Milch und Molkereiprodukten. Friedland, Verlag d. Idwsch. Lehranstalt zu
Friedland in ß., 1910.
Poetschke, Paul: Die Bestimmung von Chlornatrium in Milch. — Journ.
of Ind. and Engin. Chem. 2, 210—212; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, IL 1167.
Polenske. Eduard: Beitrag zur Fettbestimmung in Nahrungsmitteln. —
Arb. d. Kais. Gesundh.-Amts 1910, 33, 563—579; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1060.
— Es wird auch ein Vertahren zur Bestimmung des Fettes in Käse durch Aus-
schütteln angegeben.
Prescher, Johannes: Einige Bemerkungen zu neueren Prüfungsmethodea
für Butter, bezw. Margarine und über letztere selbst. — Pharm. Ctrlhalle 51,
123—127; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1280.
Prescott, S. C, und ßreed, R. S. : Bestimmung der Leukocytenzahl in
der Milch durch eine direkte Methode. — 11. Jahresvers. d. Gesellsch. amerik.
Bakteriologen v. 28.-30. Dez 1909 in d. Harvard Medic. School; ref. Ctrlbl.
Bakteriol. H. Abt., 1910, 27, 230.
Richmond. H. Droop: Polarimetrische Bestimmung von Milchzucker. —
See. of Publ. Analysts London, Sitz. v. 2. 11. 1910; Chem.-Zeit. 1910, 34, 1213.
Richmond, H. Droop: Über den Grad der Genauigkeit der Bestimmung
der Proteine in der Milch mittels Aldehydtitration. — Soc. of Publ. Analysts
and other Anal. Chemists London, Sitz. v. 7. 12. 1910; Chem.-Zeit. 1910, 34,
1377. — Die Aldehydzahl liefert bei Multiplikation mit dem Faktor 0,170 Werte,
die in Übereinstimmung stehen mit den Proteinen, die sich aus dem Gesamt-N
X 6,38 berechnen; die Fehlergrenze liegt zwischen -|- 0,20 und — O.IS^/q. Eine
ganz abweichende, sehr albuminreiche Probe lieferte einen Fehler von 0,5^^/0.
Rieter, E.: Apparat zur Bestimmung des Fettes in Milch nach Gottlieb-
Röse. — Ann. Chim. analyt. 1909. 14, 54 — 57, ref. Ztschr. Unters. Nähr.- u.
Genußm. 1910, 19, 671.
Rupp, E., und Lehmann, F.: Bestimmung von Milchzucker in Milch. —
Arch. d. Pharm. 247, 516—526; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, L 303.
Sames, Th.: Über einige Farbereactionen zur Unterscheidung der erhitzten
von der gekochten Milch. - Milchw. Ctrlbl. 1910, 6, 462—468. — Über die
Ergebnisse der Arbeit ist auf S. 423 referiert; s. Römer und Sames.
Sarthou, J.: Indirekte Bestimmung des Reichtums der Kuhmilch an Bac-
terien. Katalasimetrie. — Journ. Pharm, et Chim. [7] 1, 113—118; ref. Chem.
Ctrlbl. 1910, I. 1159. — Der Vf. benutzt zu seinem Verfahren das Verhalten der
Milch gegen H^Oj; neben der sog. physiologischen Katalase findet sich bei Milch,
die an der Luft gestanden hat, eine mikrobische Katalase, ein Produkt der ein-
gedrungenen Luftkeime, deren Vermehrung das Katalysierungsvermögen steigert.
Siegfeld, M. : Die Zusammensetzung des Butterfettes und die Wasser-
bestimmung in der Butter. — Chem.-Zeit. 1910, 34, 330 u. 331. — Der Vf. tritt
den Ausführungen von Bengen (s. oben) entgegen.
Sobbe, 0. v. : Nochmals zur Wasserbestimmung im Käse. — Milchzeit.
1910, 39, 268 u. 269. Der Vf. spricht sich für die 6 stündige Trocknung im
Glycerintrockenschrank bei 103 — 106" in verdeckter Schale und ohne Verreiben
mit Sand aus.
586 Agrikulturchemische üntersuchungsmethoden.
Suzuki, S., und Hart, C. B.: Die quantitative Bestimmung von Milch-
säure im Käse. — Journ. Americ. Chem. Soc. 31, 1364 — 1367: ref. Chem. Ctrlbl.
1910, I. 770. — Das Verfahren von Palm (Ztschr. f. anal. Chem. 22, 223) und
das von Partheil (Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 5, 1056) liefern
keine brauchbaren Werte. Die beste Methode ist die Bestimmung als Zinksalz.
Thomsen, Olaf: Wasser mann 'sehe Reaktion mit Milch. — Berl. klin.
Wochenschr. 46, 2052—2055; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 52.
Tillmanns, J. : Über den Nachweis und die quantitative Bestimmung von
Salpetersäure in der Milch mit Diphenylamin- Schwefelsäure. — Ztschr. Unters.
Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 676-707.
Vandevelde, A. J. j., und Stewart, A.: Laboratoriumsnotiz über das
Wasser in der Butter. — Rev. Generale du Lait 1909, 7, 251 — 254; ref. Ztschr.
Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 35.
Van Haarst, J. : Diastasebestimmung in Milch. — Chemisch Weekbl.
1910, 7, 354-355; ref. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1852.
Vieth, P. : Über die Bestimmung der Stärke von Lab. — Jahresber. d.
Milchw. Inst. Hameln für 1909, 33; ref. Milchw. Ctrlbl. 1910, 6, 523.
Vogtherr, M.: Der Universalbutterprüfer. Nach einem Circular desVf.s;
ref. in Ztschr. f. analyt. Chem. 1910, 49. 215—217.
Weller, H. : Die Bestimmung des Schmutzgehaltes in der Milch. — Ztschr.
Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 19, 654 u. 655. — Erwiderung gegen Fendler
und Kuhn, s. oben.
Wiegner, Georg: Zur physikalischen Chemie des Chlorcalciumserums der
Milch. — Ztschr. Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 70 — 86 (vergl. dies. Jahresber.
1909, 501).
Zoffmann, A.: Qualitäts-Beurteilung. — Milchzeit. 1910, 39, 61 u. 62. —
Der Vf. gibt Anweisungen für die Geschmacksprüfung von Milch, Säure, Butter
und Buttermilch in Molkereien.
Automatischer Alkoholmesser zur Alkoholprobe. — Milchzeit. 1910, 39, 220.
Butterwasserwage „Perplex'^ — D. Idwsch. Pr. 1910, 37, 219.
,,Fucoma- Schnellapparatur" zur Milch- und Rahmuntersuchung von der
Firma Paul Funke & Co., G. m. b. H., Berlin N. 4. — Milchzeit. 1910, 39, 517
u. 518.
Neues Optikbutyrometer der Firma Paul Funke & Co.. Berlin N 4,
Chausseestr. 10. — Milchzeit. 1909, 39, 411.
Vorschläge des Ausschusses zur Abänderung des Abschnittes „Käse" der
Vereinbarungen (Heft 1, S. 72 — 81); Berichterstatter H. Weigmann. — Ztschr.
Unters. Nähr.- u. Genußm. 1910, 20, 376—383; nebst dazugehörender Diskussion,
ebenda S. 383—405.
G. Zucker.
Referent: A. Stift.
Die Presse „Sans Pareille". Von A. Le Docte.^) — Neue Ver-
suche lehrten, daß diese Presse, bei Anwendung der kalten, wäßrigen
Digestion auf Rübenschnitte, gute Resultate gibt, wenn mau die Schnitte
zunächst durch die Hackmaschine gehen läßt, das Resultat den mittleren
und täglich zweimal zu kontrollierenden Mehrergebnissen der heißen, wäß-
rigen Digestion gemäß korrigiert (um 0,10 — 0,15°/o) und die Presse
neuester Konstruktion im besten Zustande erhält. Für die große Praxis
1) Chemisch-Technisches Repertorium, Beilage der ,, Chemiker-Zeitung" 1910, 34, 496.
G. Zucker. 587
sind allerdings diese Bedingungen kaum erfüllbar und man wird in diesem
Falle das Verfahren des Vf. (nach den Angaben 1909) unbedingt vor-
zuziehen haben.
Die Zuckerbestimmung in der Rübe nach A. Herzfeld's neuer
Institutsmethode. Von O. Bialon und W. Taegener. i). — Bei dieser
Methode wird das Normalgewicht des feinen Rübenbreies auf einem tarierten
Metallschälchen abgewogen, mit diesem in einen Metallbecher gebracht und
mit 177 ccm Bleiessiglösung, die auf 100 ccm Wasser 5 ccm Bleiessig
der deutschen Pharmakopoe enthält, übergössen. Der Becher wird hierauf
mit einem mit Stanniol bekleideten Korkstopfen gut verschlossen, 30 Min.
unter öfterem Umschütteln in ein auf 75 — 80 ^ C. angewärmtes "Wasser-
bad gestellt, dann abgekühlt, tüchtig durchgeschüttelt, die Lösung filtriert
und polarisiert. Das Resultat mit 2 multipliziert, gibt den Zuckergehalt.
Die einfache und schnell durchzuführende Methode liefert nach der Nach-
prüfung der Vff. mit der Alkoholextraktion gut übereinstimmende Zahlen,
ebenso auch die heiße, w^äßrige Digestion nach Pellet, die überall dort
angebracht ist, wo die Zeit keine Rolle spielt. Für Massenuntersuchungen
erscheint jedoch die Her zfeld 'sehe Methode auch als die zuverlässigste.
Ein Übelstand ist nur der, daß die Stopfen im Verlauf der Digestion
wiederholt mit Knall herausgeschleudert werden. Die Vff. halfen sich nun
in der Weise, daß sie Gummistopfen nahmen und diese fest verschnürten.
V. Stanek und J. Urban-) benutzen bei der Her zfeld 'sehen Methode
Metallbecher mit dicht schließendem Deckel, der durch einen Bügel in das
Gefäß gedrückt wird und dasselbe hermetisch verschließt.
Schnelle Bestimmung des Zuckers in der Rübe und in den
Schnitzeln durch heiße, wäßrige Digestion in kupfernen Gefäßen. Von
A. Schumilov.3) — Der Vf. verwendet statt Glaskolben kupferne Gefäße
von bestimmter Form, die in das kochende Wasserbad gehängt werden.
Nach dem Erwärmen wird die Flüssigkeit auf 20*^ C. abgekühlt und hierauf
der Inhalt des Gefäßes in einen Maßkolben gespült. Die Ausführung der
Analyse soll bei ausgelaugten Schnitzeln nur 10 Minuten und bei Rüben
nur 13 — 15 Minuten in Anspruch nehmen.
Über die Bestimmung des Zuckers in der Rübe mittels heißer
Wasserdigestion. Von V. Stanek und J. Urban. ^) — Die Vff. haben die
Herzfeld 'sehe Modifikation der Methode von Le Docte (siehe vorstehendes
Referat) in der Durchführung weiter vereinfacht, so daß die Bestimmung
rasch und sicher durchgeführt werden kann. Zu diesem Zwecke dienen aus
Stahlblech gepreßte und verzinnte, 500 ccm fassende Miniatur- Milchkauaen,
die in geeigneter Weise luftdicht verschlossen werden können. Das doppelte
Normalgewicht des Rübenbreies wird direkt in den tarierten Kannen ab-
gewogen und mit 354 ccm eines Gemisches von basischem Bleiacetat und
Wasser versetzt. Hierauf wird das Digestionsgefäß verschlossen, der Inhalt
gut durchgeschüttelt, das Gefäß eine halbe Stunde in ein Wasserbad von
75 — 80*^ C. gestellt, dann abkühlen gelassen, der Inhalt nochmals gut durch-
geschüttelt und filtriert. Das Filtrat im 400 mm -Rohr polarisiert, gibt
direkt die Procente Zucker in der Rübe.
1) Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 865 q. 865. — ^) Ebend. 892. — «) Ctrlbl. f. d. Zuckerind-
1910, 19, 290 u. 291. — *) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1910, 34, 625—628.
588 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
Über das Volumen des Rübenbreies unter den Bedingungen der
Methode der heißen, wäßrigen Digestion. Von J. Duschski.') —
Frühere UntersuchuDgen haben ergeben, daß die Angaben zwischen der
heißen, wäßrigen Digestion und der alkoholischen Extraktion nicht voll-
ständig übereinstimmen und die durchschnittliche Differenz (-(- 0,10)
stets zugunsten der heißen, wäßrigen Digestion ausfällt. Dieser Umstand
läßt die Vermutung aussprechen, daß das Volumen des Rübenbreies
nicht richtig als 0,6 ccm angenommen wird und daß augenscheinlich
bei der Analyse kein wasserfreier Rüben brei, sondern ein Rübenbrei mit
einem bestimmten Gehalt au Hydratwasser vorliegt. Nimmt man an, daß
das Hydratwasser an der Auflösung des Zuckers nicht teilnimmt, so könnte
man die Ursache der Difi'erenz dadurch erklären, daß dann die Menge des
ganzen Wassers, das an der Auflösung des Zuckers teilnimmt, geringer und
die Concentration der mittels Digestion erhaltenen Lösung größer ist. Zur
Klarlegung wurden weitere Versuche angestellt, die zu dem Resultate
führten, daß das Hydratwasser im Marke auch unter den Bedingungen der
Methode der heißen, wäßrigen Digestion vorhanden ist. Da die Menge
dieses Wassers nicht beständig ist, kann auch keine bestimmte Korrektur
angebracht werden. Zweifellos muß man aber die geringe Differenz
zwischen den Resultaten der beiden genannten Methoden auf Rechnung
dieses Wassers stellen. Diese Differenz wird dadurch erhalten, daß das
Volumen des mit dem Mark verbundenen Wassers bei der Berechnung
der Korrektur auf das Volumen des Markes in den Digestionsmethoden
nicht berücksichtigt wird.
Zur Zuckerrübenanalyse. Von Louis Ledoux. ~) — Zur Kontrolle
der Rübenuntersuchung sollten nicht ganze Rüben an Untersuchungs-
anstalten versendet werden, sondern es sollte aus einer vorher unter Be-
rücksichtigung der Größe der Rüben entnommenen Durchschnittsprobe auf
einer konischen Reibe eine größere Menge Brei hergestellt werden.
500 ccm Brei sind mit 2 ccm Formalin zu versetzen, gut durchzumischen
und Teilproben dann in die Versandgläser zu füllen. Der auf diese Weise
konservierte Brei war selbst nach 20 Tagen nicht zersetzt.
Über die Bestimmung des Invertzuckers in Rüben. Von Josef
Urban. ^) — Da für die Berechnung des Invertzuckers aus der gefundenen
Kupfermenge bloß die Tabelle von Herzfeld für 10 g Saccharose und
diejenige von Bau mann für 5 g Saccharose zur Verfügung stehen, so
hat der Vf. für das Verfahren von Andrlik, bei dem viel weniger
Saccharose vorhanden ist, eine Tabelle für 2,5 g Saccharose (Kochdauer
2 Minuten) berechnet, der die Verwendung der alten Fehlin g 'sehen
Lösung zugnmde liegt. Weiter wurde eine Tabelle für unter Anwendung von
Soda statt Atznatron enthaltende Fehling'sche Lösung berechnet, da diese
sich zur Bestimmung des Invertzuckers in der Rübe und in Zuckerfabriks-
produkten besser eignet, nachdem sie nur unbedeutend auf Saccharose einwirkt
und gegenüber Invertzucker empfindlicher ist. Für die Zwecke der Invert-
zuckerbestimmung in der Rübe soll die kalte Wasserdigestion angewendet
werden, da bei der heißen Digestion ein Teil des Invertzuckers zerstört
1) Ctribl. f. d. Zuckerind. 1910, 18, 585 n. 586. — =) La Sucrerie beige 1910, 38, 218 u. 219.
— S) Ztschr. f. Zuckerind. in Böhmen 1910, 34, 287—297.
G-. Zucker. 589
wird, und zwar um so mehr, je länger und je höher bei der Digestion
erwärmt wird.
Über die Bestimmung der Trockensubstanz und des Markgehaltes
der Rüben. Von K. E. Skärblom. i) — Als Ergänzung der Betriebs-
kontrolle (zur Bestimmung der wahren Reinheit des Saftes) wird die Ein-
führung der folgenden, genau studierten zwei Methoden empfohlen: 1. Be-
stimmung der Trockensubstanz. Der nach Belieben mittels Reibe,
Presse oder Messerhackmaschine hergestellte Rübenbrei wird gut durch-
gemischt; dann werden 10 g Brei mit einer Nickelschaie mit gut
schließendem Deckel nebst Glasstab abgewogen und gleichmäßig über den
ganzen Boden der Schale verteilt. Beim Trocknen ist zu achten, daß die
Temperaturerhöhung nicht so schnell vonstatten geht. Es wird bis zur
Gewichtskonstanz getrocknet und durch zweistündiges Nachtrockiien kon-
trolliert. Die Trocknung dauert 6 — 8 Stunden, manchmal auch länger.
2. Bestimmung des Markgehaltes. 10 g des fein zerkleinerten
Rübenbreies werden mit Zugabe von ungefähr 40 g kaltem "Wasser mit
einem Glasstab in der Tarierschale gut umgerührt und auf einen vorher
mit einem Platinkonus gewogenen Glastrichter gebracht. Ist der Brei
durch Nachspülen mit kaltem Wasser auf den Trichter gebracht, so wird
er mit eben aufgekochtem Wasser rasch ausgewaschen und zwar solange,
bis das Filtrat mit a-Naphtol keine Reaktion auf Zucker mehr gibt. Bei
richtiger Behandlung des Markes sind nicht mehr als 200 ccm Wasser
notwendig. Die aufgequollene Markprobe wird dann mit einem Glasstab
etwas zusammengepreßt und aus einer Pipette mit 20 ccm mindestens
90procent. Alkohol überscbichtet. Die Flüssigkeit wird alsdann abgesogen,
wobei das meiste Wasser entfernt und die Trocknung so beschleunigt wird,
daß nach ein- bis zweistündigem Trocknen Gewichtskonstanz eintritt.
Anweisung für einheitliche Betriebsuntersuchungen in Rohzucker-
fabriken. Herausgegeben auf Grund der Beschlüsse der vom Vereins-
ausschuß eingesetzten Kommission vom Direktorium des Vereins der
Deutschen Zuckerindustrie. -) — Die Anweisung, deren allgemeine Ein-
führung im Interesse einer geregelten Betriebskontrolle liegt, bezieht sich
auf folgende Produkte: Rübenschnitzel, Ausgelaugte Schnitzel (Preßlinge),
Trocken- und Zuckerschnitzel, Dilfusions-, Preß- und Brühsaft, Diffusions-
wässer, Dünusaft (saturiert und uusaturiert), Dicksaft, Preßschlamm, Füllmasse
I. Produkt, Nachprodukt -Füllmasse, Rohzucker I. Produkt und Nachprodukte,
Muttersirupe, Abläufe und Melasse, Fall-, Condens-, Speise- und Kessel-
wässer, Saturationsgas. Weiterhin enthält die Anweisung eine Tafel zur
Bestimmung der wahren Dichte reiner Rohrzuckerlösungen aus dem Procent-
gehalt, ferner eine ümrechnungstafel bei verschiedenen Temperaturen ab-
gelesener Ball in g- (B rix-) Grade auf solche für '^1° C. und schließlich die
Arbeitsvorschrift des Institutes für Zuckerindustrie zur Untersucliung von
Rohzucker.
Russische Anleitung für Zuckerfabrikschemiker zur Entnahme
von Durchschnittsproben und Durchführung von Analysen sowie zu
Berechnungen in der Rübenzuckerfabrik. Bearbeitet von J. E. Duschsky,
J. B. Mine und V. P. Pawlenko. ^) — Diese Anleitung behandelt, nach
1) Ztschr. Yer. D. Zuckerind. 1910, 60, 931—951. — «) Ebend. 1004—1028. — 3) Ebend. 1028—1054,
590 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
allgemeinen Weisungen in bezug auf Prüfung der Polarimeter, Spindeln,
Kolben, Büretten, Pipetten und Polarisationsröhren, folgende Produkte und
Berechnungen : Zuckerrübe, Diffusionssaft, Ausgelaugte Schnitzel (Preßlinge),
Diffusionsabwässer, Feststellung der Rübenmenge, der Menge des Diffusions-
saftes, der Preßlinge und des Diffusionsablaufwassers, Berechnung der
Zuckerverluste auf der Diffusion, Saturationssäfte, Preßschlamm, Saturations-
gas, Bestimmung der Menge des Saturationssaftes und des Preßschlammes,
Kontrolle der Saturation (Zuckerverluste im Preßschlamm, Saturationseffekt),
Probeentnahme des filtrierten Dünn- und Dicksaftes, eingedickter Saft,
Bestimmung der Menge desselben, Füllmasse I. Wurfes, deren Abläufe,
IL- und Nachprodukt-Füllmasse, Rohzucker, weißer Sandzucker, des Sand-
und Rohzuckers, der Abläufe sowie der Melasse. Im Anhange wird die
Herstellung einiger Rezepte gegeben und den Schluß bildet A. M. Lipski's
Tabelle zur Berechnung der Brixgrade von Füllmassen, Rohzucker, Abläiifen
und Melassen beim Auflösen des Normalgewichtes Substanz im Wasser
zu 100 ccm und J. G. Globinski's Korrektionstabelle für Brix'sche
Saecharometeran zeigen auf die Normaltemperatur von 20 '^ C.
Untersuchung und Probenahme der Rübenschnitzel zur Be-
stimmung des in die Fabrik eingeführten Zuckers (Polarisation). Von
H. Ciaassen. ^) — Wenngleich bei der Einführung der heißen, wäßrigen
Digestion nach der Anweisung für einheitliche Betriebsuntersuchungen in
Rohzuckerfabriken (siehe vorvorstehendes Referat), unbestimmbare oder
unbestimmte Verluste von 0,5 — ViVo konstatiert werden können, so sollen
sich die Zuckerfabriken dadurch nicht von der Einführung dieser Methode
abhalten lassen, da unbestimmbare Verluste in dieser Höhe unbedingt als
normale anzusehen sind, wenn die Rüben richtig verwegen werden. Was
die Probenahme der frischen Schnitzel, um für die Praxis einen der Wirk-
lichkeit möglichst nahe kommenden Wochendurchschnitt zu erhalten, an-
betrifft, so ist dieselbe nicht so schwierig, als zuweilen angenommen wird.
Man wende nur eine normale Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Reinlichkeit
auf die Probenahme an, und man wird Durchschnittszahlen für die Betriebs-
wochen erhalten, die innerhalb der imvermeidlichen Fehlerquellen von
0,1 — 0,2% richtig sein werden.
Über die Verwendung der Phenole zur Bestimmung der Erd-
alkalien; Anwendung bei der Untersuchung der Kalkmilch in der
Zuckerfabrik. Von L. Lindet. -) — Zur Untersuchung der Kalkmilch löst
man 10 ccm derselben in 240 ccm oprocent. wäßriger Carbolsäure,
filtriert und titriert 25 ccm der Lösung mit n-Salzsäure (36,5 g HCl auf
1 1, was etwa 94 — 95 cem Handelssäure entspricht). Die verwendete
Anzahl ccm, multipliciert mit 2,8, gibt die Menge CaO in 100 ccm Kalk-
milch. Die Reaction gründet sich darauf, daß die Carbolsäure mit Erd-
alkalien klare, beständige, leicht titrierbare Lösungen gibt und weder
Calciumcarbonat, Calciumphosphat, noch die Silikate, Eisen und Aluminium löst.
Über die Bestimmung der Alkalität des Saturationsschlammes.
Von J. Muszynski. ^) — Angeregt durch die seinerzeitige Mitteilung
Herzfeld 's, daß bei der Bestimmung des Zuckers im Saturationsschlamm
1) Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35, 926 — =) Buil. Soc. Chim. de Franco 1910. 4. Reihe, 7/8,.
434- 439; durch Chemisch - Technisches Repertorium 1910. 34, 391. — 3) Wochenschr. d. Centralver.
f. d. Rübenzuckerind. Österreichs u. Ungarns 1910, 48, 202 u. 203.
G. Zucker. 591
mittels wäßriger Ammoniumnitratlösung gleichzeitig die Bestimmung der
Alkalität des Schlammes azidimetrisch ermittelt werden könnte, hat der
Yf. diesbezügliche Versuche angestellt und gefunden, daß allerdings diese
Alkalitätsbestimmnng eine ganz einfache ist, jedoch die dabei erhaltenen
Werte nicht das ausdrücken, was man unter „Alkalität" versteht. Die
„Alkalität" soll angeben, wieviel freier Kalk, bezw. wieviel unlösliche
Saccharate im Schlamme enthalten sind und ferner soll sie belehren, ob
die Scheidung und Saturation rationell und ökonomisch durchgeführt wurden.
Diesen Zwecken entspricht aber die Methode keineswegs.
Über eine rasche ßestimmungsmethode der schwefeligen Säure
in Zuckerfabriksprodukten. Yon Henri Pellet.^) — Die Bestimmung
dieser Säure wird nur in ganz seltenen Fällen durchgeführt, da man sich
im allgemeinen mit der Alkalitätsbestimmug vor und nach dem Schwefeln
begnügt. Es ist aber von Interesse, zu wissen, in welchem Maße die
von den verschiedenen Säften und Sirupen absorbierte Menge schwefeliger
Säure sinkt, sowie die größere oder geringere Oxydationsgeschwindigkeit
dieses reducierenden und entfärbenden Mittels zu kennen. Der Vf. empfiehlt
zu diesem Zwecke das bei der Untersuchung von Weißweinen Verwendung
findenden „Sulfuro-Oenometers" von Dujardin, dessen Arbeitsweise er
beschreibt und das seiner Ansicht nach, in der Betriebskontrolle gute
Dienste leisten dürfte.
Die Bestimmung des organisch -sauren Kalkes in Dünnsäften.
Von D. Sidersky. -) — Ein bestimmtes Volumen des Saftes wird mit einer
titrierten Säure neutralisiert und dadurch die Alkalität erhalten. Hierauf
wird mit einer titrierten Sodalösung bis zum Auftreten der alkalischen
Reaktion versetzt. Bei Abwesenheit organischer Kalksalze ist das Volumen
der verbrauchten Sodalösung gleich dem der zum Neutralisieren verbrauchten
Säurelösung, während bei Anwesenheit dieser Salze die verbrauchte Soda-
lösung die Säurelösung um eine den organisch - sauren Kalksalzen ent-
sprechende Menge überschreitet. Diese Verhältnisse gelten nur dann, wenn
die Alkalität des Saftes nur durch freien Kalk bedingt ist. Bei Gegen-
wart von Alkalien ist die Menge der verbrauchten Sodalösung geringer als
diejenige der Säurelösung, so daß die Methode die Erkennung gestattet,
ob die Alkalität nur durch Kalk oder auch durch Alkalien bedingt ist.
Die Bestimmung des organisch -sauren Kalkes in Zuckerfabriks-
produkten. Von D. Sidersky.^) — Ein bestimmtes Volumen der Lösung
wird vorteilhaft mit Salzsäure titriert und nach so erfolgter Bestimmung
der Alkalität die neutrale Lösung tropfenweise mit einer titrierten, der
angewandten Säure äquivalenten Sodalösung bis zum Auftreten der alkalischen
Reaktion versetzt. Bei Abwesenheit organischer Kalksalze ist das Volumen
der verbrauchten Sodamenge gleich demjenigen der alkalimetrischen Flüssig-
keit, falls die beiden Lösungen äquivalente Titer haben. Bei Gegenwart
organischer Kalksalze übersteigt jedoch die Menge der zugesetzten Soda-
lösung die zur Alkalitätsbestimmung verbrauchte Säuremenge um eine den
organisch-sauren Kalksalzen entsprechende Menge. Rührt jedoch die Alkalität
1) La Betterave 1910, Nr. 517 ; durch Wochenschr. d. Centralver. f. d. Rübenzuckerind. Österreichs
u. Ungarns 1910, 48, 811 u. 812. — 3) Bull, de l'Assoc. des Chimistes de Sucrerie et de Distülene 1910,
27, 936—938. — 3) Ebend. 1910, 28, 936; durch "Wochenschr. d. Centralver. f. d. Rübenzuckerind.
Österreichs n. Ungarns 1910, 48, 660.
592 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
von Kali her (was insbesondere im Anfang der Campagne der Fall ist),
so ist die verbrauchte Sodamenge geringer als diejenige der alkalimetrischen
Flüssigkeit, und die Differenz zeigt die durch Kali hervorgerufene Alkalität
an. Die Methode ist einfach und genau.
Gegenwärtiger Stand der Frage der Fällung reduzierender Zucker
durch Bleiverbindungen. Von H, Pellet.^) — Für die Bestimmung der
reduzierenden Zucker in sämtlichen zuckerhaltigen Lösungen darf man keine
Blei Verbindungen, daher weder basisches, noch neutrales Bleiacetat, an-
wenden. Die direkte Bestimmung des reduzierenden Zuckers soll in der
Lösung oder in dem mit Wasser in Lösung gebrachten Produkt nach
einer einfachen Filtration vorgenommen werden, wenn es nämlich erforder-
lich ist, Trübungen zu entfernen. Die Bestimmung selbst kann nach
verschiedenen Methoden vorgenommen werden, doch kann man nur den
Bestimmungen beipflichten, die auf direkter Wägung des geglühten Kupfer-
oxydniederschlages entweder in der Form des Oxydes oder in der Form
des mit Wasserstoff reduzierten Kupfers beruhen. Es kann nach der
H er zfeld' sehen Methode (Kochen) oder nach der Pellet' sehen Methode
(kochendes Wasserbad) gearbeitet werden, indem man Alkali-Kupferlösimgen
(Herzfeld, Pellet) oder Lösungen mit kohlensaurem Natron (Pellet)
verwendet.
Die Fällung des nichtkrystallisierbaren Zuckers durch den Blei-
niederschlag und die Bestimmung dieses Zuckers in Gegenwart redu-
cierender Stoffe. Von H. Pellet.-) — Bei der Bestimmung des redu-
cierenden Zuckers ist die Klärung mit Bleiessig unstatthaft, weil der ent-
stehende Bleiniederschlag merkliche Mengen dieses Zuckers einschließt und
der Bestimmung entzieht. Eine genaue Bestimmung ist nur durch die
Inversion nach Clerget möglich.
Die quantitative Bestimmung des Rohrzuckers mit Hilfe der
Invertase. Von C. S. Hudson.^) — Bei der Bestimmung des Rohr-»
Zuckers nach Clerget wird der Zucker durch Salzsäure hydrolisiert und
der entstandene Invertzucker gewichtsanalytisch oder optisch bestimmt.
Das Unangenehme bei der Methode ist, daß bei Gegenwart anderer
hydrolisierbarer Substanzen die Hydrolyse vermittelst Säure dann nicht
auf den Zucker beschränkt bleibt. Die Methode würde erheblicli verbessert
werden, wenn ein Ersatz für die Säure bekannt wäre, der den Rohrzucker
hydrolisiert, oline andere durch Säure hydrolisierbare Substanzen anzu-
greifen. Der Vf. weist nun nach, daß das Enzym Invertase in essigsaurer
Lösung (Invertase übt nur in saurer Lösung ihre Wirkung aus) in den
meisten Fällen diese Forderung erfüllt und daß seine Verwendung zur Er-
gänzung oder zum Ersatz der Säure bei der quantitativen Bestimmung des
Zuckers von großem Wert ist. Die Invertase -Vorrats -Lösung wird aus
Preßhefe hergestellt und behält dauernd ihre Inversionskraft bei. Die
Methode wird in folgender Weise durchgeführt: 26 g der zu untersuchenden
Substanz werden in Wasser gelöst, in üblicher Weise geklärt, bei 20 ** C.
zu 100 ccm aufgefüllt, filtriert und ein Teil des Filtrates im 200 mm-Rohr
polarisiert. Wurde zur Klärung Bleiacetat verwendet, so entfernt man den
1) Die Deutsche Zuckerind. 1910, 35. 707—709. — -) Bull, de TAssoc. des Chiraistes de Sucrerie
et de DistUlerie 1910, 27, 856-860. — ») Ztschr. d. Ver. D. Zuckerind. 1910, 60, 526-535 u. 634—641.
G. Zucker. 593
Überschuß des Bleis mit Natriumcarbonat oder Kaliumoxalat, fügt zu
50 ccm des Filtrates tropfenweise Essigsäure bis zur sauren Reaktion
gegen Lackmus, gibt 5 ccm der Invertase -Vorrats -Lösung hinzu, füllt zu
100 ccm auf, versetzt mit ein paar Tropfen Toluol zur Verhinderung des
Wachstums von Mikroorganismen, schüttelt bis zur Sättigung durch und
läßt bei 20 — 40° C. über Nacht stehen. Unter gewöhnlichen Bedingungen
sind ungefähr 6 Stunden zur vollständigen Inversion erforderlich. Am
nächsten Morgen stellt man auf 20° C. ein und polarisiert im 400 mm-
C T
Rohr. Der Rohrzucker wird nach der Formel x 100 berechnet,
141,7-^
worin S die direkte, J die luversionspolarisation, t die Temperatur und
141,7 die Inversionskonstante bedeuten. Bemerkt sei noch, daß die Raffi-
nose die Bestimmung des Rohrzuckers unter Verwendung von Invertase
genau so beeinflußt, wie bei der Inversion mit Salzsäure.
Über die Wasserbestimmung in Rohzuckern mittels Eintauch-
refraktometer. Von V. Stanek. ^) — Das Pulf rieh 'sehe Eintauch-
refraktoraeter, eines der präcisesten optischen Instrumente, wurde bisher
in der Zuckerindustrie nur bei saturierten Säften und Absüßwässeru an-
gewendet, da seine Skala direkte Messungen bloß bis zu einer Concen-
tration von 23,49 g Zucker in 100 ccm oder 21,71 Gewichtsprocente ge-
stattet. Die Vorzüge des Instrumentes gegenüber dem Abbe'schen
Refraktometer veranlaßten den Vf. Versuche über die Ausdehnung seiner
Anwendung auch auf andere Zuckerfabriksprodukte anzustellen und be-
richtet er zunächst über diejenigen, die sich auf die Wasserbestimmung
in Rohzuckern beziehen. Die Durchführung der Bestimmung gestaltet sich
in der Weise, daß 20 g Rohzucker in Wasser gelöst werden, worauf die
Lösung auf 100 ccm aufgefüllt und im Refraktometer bestimmt wird, wie
viele Gramme Trockensubstanz in 100 ccm der Lösung enthalten sind;
die erhaltene Angabe wird ^ nach einer vom Vf. berechneten Tabelle auf
die Procente Wasser im Rohzucker umgerechnet. Die Methode gibt zu-
friedenstellende Resultate.
Über die Korrektion für die Temperatur bei der Bestimmung
der Trockensubstanz in Zuckerfabriksprodukten mit dem Eintauch-
Refraktometer. Von VI. Stanek. 2) — Der Vf. hat für das Eiutauch-
refraktometer von Pulf rieh eine Korrektionstabelle von 12 — 30° C. be-
rechnet, die gestattet Zuckerlösungen direkt bei der Temperatur des Arbeits-
raumes zu prüfen, wobei es genügt, die Temperatur der Lösung mittels
eines in ^j^ Grade geteilten Thermometers zu ermitteln.
Die Aschenbestimmung in Rohzuckern und anderen Produkten
bei Verwendung von Quarzschalen an Stelle der Platinschalen und
bei Benutzung von Muffeln aus Quarz anstatt Schamotte. Von
K. Vorbuchner. ^) — Vergleichsversuche haben ergeben, daß gegen die
Verwendbarkeit der Quarzmuffel für die Zwecke der Aschenbestimmung
und speziell derjenigen in Zuckerprodukten keinerlei Einwand erhoben
werden kann, vorausgesetzt, daß die Temperatur der Muffel entsprechend
gehalten wird. Die größere Widerstandsfähigkeit der Quarzmuffel gegen-
1) Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen 1910, 35, 57-64. — 2) Ebend. 1910, 34, 501-508. —
3) Österr.-Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 423—432.
Jahresbericht 1910. 38
594 Agrikulturcliemische Untersuchungsmethoden.
Über der Schamottemufiel bietet sogar manche Vorteile. Die Quarzschalen
eignen sich zur Bestimmung der Sulfatasche in Rohzuckern (ausgenommen
bei Massenbestimmungen, da Platinschalen in längstens 10 Minuten aus-
gekühlt sind, Quarzschalen hingegen oft erst nach einer Stunde), Melassen
und in solchen Produkten, die keine größeren Mengen von Alkalien ent-
halten. Quarzschalen sind auch einem etwas größeren Angrifl als Platin-
schalen ausgesetzt. Ganz zu verwerfen sind sie zur Ermittelung der
C'^rbonatasche der verschiedenen organischen Produkte, da hier die Auf-
sc.iießung eine zu große ist.
Die Ermittlung des Aschengehaltes in Rohzuckern, Füllmassen
und Sirupen durch Bestimmung der elektrolytischen Leitfähigkeit.
Von A. Trenkler. ^) — Der Verfasser hat mit der von Maine und Lange
ausgearbeiteten Methode bei sorgfältiger Ermittlung der betreffenden Con-
stante überraschend genau übereinstimmende Resultate erhalten. Die
Methode dürfte allerdings nicht dazu benutzt werden, etwa Rendement-
estimmungen von Rohzuckern durchzuführen, da hier die Schwefelsäure
ja ohnedies eine sehr einfache und sichere Bestimmung der Asche gestattet,
ihr Vorteil liegt vielmehr darin, die „wasserlösliche" Asche der Zucker-
fabriksprodukte in rascher Weise zu ermitteln.
Zur Bestimmung des Invertzuckers im Rohzucker. Von Eduard
Hoppe.-') — Der Vf. bezweckte ein rasches, expeditives Ersatz verfahren
für die Herzfeld'sche Methode der Invertzuckerbestimmung im Rohzucker
zu finden und modificierte für diesen Zweck das vor einigen Jahren von
Bang veröffentlichte, modificierte Verfahren zur Bestimmung der Dextrose
mittels einer verbesserten Soldaini'schen Lösung. Da die erhaltenen
Resultate befiiedigen , so empfiehlt der Vf. das Verfahren zur weiteren
Prüfung.
Über das Vorkommen der Raffinose im Rohzucker und deren Be-
stimmung. Von Friedrich Strohmer.^) — , In der Zuckerrübe ist im
allgemeinen keine Raffinose vorhanden; dieselbe bildet sich in der Rübe
nur zeitweilig unter noch nicht näher erforschten Wachstumsbedingungen,
dann aber auch nur in äußerst geringen Mengen. Die durch die Rübe
in den Betrieb eingeführte Raffinose kommt nur in den letzten Produkten
zur bemerkbaren Anhäufung; im Betriebe der Zuckerfabrikation selbst wird
jedoch keine Raffinose gebildet. Rohzucker der reinen Rübenverarbeitung
normal hergestellt (also nicht Nachprodukte) enthalten keine Raffinose.
Äußere Kennzeichen für das Vorhandensein von Raffinose in den Produkten
der Zuckerfabrikation gibt es nicht, ebenso wie eine vollkommen einwand-
freie Methode der Raffinosebestimmung im Rohzucker bisher noch nicht
geschaffen wurde. Die seinerzeit von Herzfeld ausgebildete Inversions-
methode gibt zuverlässige Resultate für reine Gemische von Saccharose
und Raffinose, bei Rübenrohzucker jedoch nur Annäherungswerte. Diese
Annäherungswerte lassen aber innerhalb bestimmter Grenzen die Frage
beantworten, ob die eventuell vorhandene Raffinosemenge ein bestimmtes
Maß überschreitet oder nicht. Die durch die Inversionsmethode bei Rüben-
rohzuckern beobachteten Pluspolarisationen rühren meist nicht von Raffinose
1) Österr. -Ungar. Ztschr. f. Znckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 437—441 n. 712 u. 713. — *) Archiv
f. Chemie n. Mikroskopie 1910, 3, 350-358. — ^ Österr. - Ungar. Ztschr. I. Zuckerind. n. Ldwsch.
1910, 39, 649-666.
G. Zucker. 5Ö5
her, sondern von anderen optisch-aktiven Nichtzuckern, und zwar zumeist
Überhitzungsprodukten des Zuckers. Der in diesem Falle nach der Raffinose-
formel berechnete Zuckergehalt ist daher nicht zutreffend. — Pellet i)
macht zu den Ausführungen Strohmer's einige Bemerkungen und glaubt,
daß die Methode Herzfeld in Handelsrohzuckern vollkommen geeignet ist
und daß eventuelle Abweichungen eher der Raffinose zuzuschreiben sind
als anderen von der Überhitzung von Zucker herrührenden optisch-aktiven
Nichtzuckerstoffen, insbesondere, wenn man behufs Berücksichtigung der
mit dem Verfahren selbst verbundenen Fehler eine bestimmte Latitüde
festsetzt.
Über einige Eigenschaften und über die Bestimmung der Raffi-
nose. Von A. Herzfeld. ^) — Eine genügend rasch ausführbare Methode
zur direkten Bestimmung der Raffinose im Rohzucker steht zurzeit noch
nicht zur Verfügung, so daß der Chemiker wohl noch für längere Zeit
auf die Benutzung der Inversionsmethode mit der dazugehörigen Raffinose-
formel angewiesen sein wird. Es erscheint aber nicht ganz aussichtslos,
daß es gelingt, ein Hydrazon der Melibiose zu finden, das in wägbarer
Form aus der invertierten Lösung ausgefällt werden kann. Die Raffinose
ist bei gewöhnlicher Temperatur ein negativer Melassebildner. Bei der
Concentration der Raffineriemelassen kann die Raffinose keinesfalls als
Hydrat in Lösung angenommen werden, da sie vermutlich als Anhydrit
vorhanden ist. Die Beeinflussung der Löslichkeit des Zuckers durch
Raffinose bei höherer Temperatur ist noch nicht genügend studiert.
Über die Bestimmung und Eigenschaften der Raffinose. Be-
stimmung des Rohrzuckers.^) — Auf dem internationalen Chemiker-
kongreß in Berlin wurde eine Reihe von Vorträgen über dieses Thema
gehalten, auf die an vorliegender Stelle nur namentlich aufmerksam ge-
macht werden kann. Es hielten Vorträge: E. Saillard „Bestimmung des
Rohrzuckers und der Raffinose. Inversionskonstanten und -Formeln".
L. J. de Whalley „Über das Vorhandensein von Raffinose im Rüben-
rohzucker". H. Pellet ,,Die Bestimmung der Raffinose". A. Herzfeld
„Über einige Eigenschaften und über die Bestimmung der Raffinose".
P. Ferman „Eine Abänderung der Inversionsvorschrift".
Methode zur Bestimmung des Krystallgehaltes der Sirupe. Von
Theodor Koydl,*) — 52 g des zu untersuchenden, gut durchgemischten
Sirups werden mit der in eine Spritzflasche gefüllten Verdünnungsflüssig-
keit (86 gewichtsproceutiger Methylalkohol wird für je 1000 com mit
50 com concentr. Essigsäure versetzt und mit Zucker gesättigt) in einen
trockenen 200 ccm- Kolben gespült, durch Umschwenken gelöst und zur
Marke mit der gleichen Flüssigkeit aufgefüllt. Nach Um schütteln werden
50 ccm der Lösung in einen 200 ccm-Kolben pipettiert, 100 ccm Wasser,
20 ccm Bleiessig, etwas Tonerdehydrat zugesetzt, mit Wasser zur Marke
aufgefüllt und durchgeschüttelt. Die erübrigenden 150 ccm der ersten
Lösung werden sofort, nachdem die 50 ccm herauspipettiert sind, filtriert.
Vom Filtrat gibt man 50 ccm abermals in einen 200 ccm-Kolben, setzt,
wie früher, 100 ccm Wasser usw. zu, füllt mit Wasser zur Marke auf
1) Österr.- Ungar. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 942—948. — 2) Die Deutsche
Znckerind. 1910, 35, 830—832. — ») Ztschr. d. Ver. D. Zuckerind. 1910, 60. 1183—1214. — *) Ztschr,
f. Zuckerind, in Böhmen 1910, 35, 248—256.
38*
596 Agrikullurchemische Untersuchungsmethoden.
und schüttelt durch. Hierauf werden die beiden vorbereiteten Lösungen
filtriert und im 200 mm-Rohr polarisiert. Die Differenz der beiden Polari-
sationen mit 4 multipliziert, gibt den annähernden Krystallgehalt des
Sirups. Die methylalkoholische Verdünnungsflüssigkeit hat bloß den Zweck,
die Sirupe filtrierbar und die Krystalle quantitativ abtrennbar zu machen.
Der Vf. ist der Ansicht, daß mit Hilfe dieser Methode noch manches
Interessante zu holen ist. Vorläufig dient sie ihm nur als Vorarbeit für
ein bestimmtes Ziel: Ermittlung der wahren Beschaffenheit der Sirupreste
im Rohzucker. Die Methode kann in der jetzt vorliegenden Form ohne
weiteres in Gebrauch genommen werden.
Beitrag zur Untersuchung der Melasse. Von Adolf Jolles. ^) —
In einer früheren Arbeit hat der Vf. nachgewiesen, daß Saccharose beim
Behandeln mit Lauge unter bestimmten Bedingungen in ihrer Polarisation
unverändert bleibt, während die anderen Disaccharide und Monosaccharide
optisch inaktiv werden. Die Saccharose kann nach 3 Verfahren bestimmt
werden: 1. Durch ^/^ stündiges Kochen am Rückflußkühler in — alkalischer
Lösung. 2. Durch ^4 stündiges Erhitzen im L intner' sehen Druckfläschchen
in ^ alkalischer Lösung. 3. Durch 24 stündiges Stehenlassen der ~ alkali-
schen Lösung im Thermostaten bei 37 ^^ C. Saccharose kann in beliebiger
Concentration neben anderen Zuckerarten quantitativ bestimmt werden, falls
der Gehalt an letzteren 2^/q nicht übersteigt. Raffinose verhält sich ebenso
wie die Saccharose, d. h. sie erleidet in genannter Weise behandelt, keine
Änderung der Polarisation. Alle 3 Modifiikationen geben befriedigende
Resultate, wobei bei der 3. Modifikation noch der Vorteil hinzukommt, daß
nur eine minimale Verfärbung eintritt. Bedingung ist, daß die Zeitdauer
des Erhitzens im kochenden Wasserbad genau eingehalten wird. Ferner
ist unbedingt notwendig, falls die Zuckerlösung mit Bleiessig geklärt
werden soll, vor dem Zusatz die schwach alkalische Lösung sorgfältig mit
Essigsäure zu neutralisieren. Eine Entfärbung mit Tierkohle ist unzulässig.
Literatur.
Frailong, Robert: Apparat zur schnellen Probeentnahme und Unter-
suchung des Saturationsschlammes. — Bull, de l'Assoc. des Chimistes 1910, 34,
771. — Mit Hilfe dieses Apparates soll die Schlammuntersuchung in ungefähr
IV2 Minute vollendet sein, allerdings unter der Voraussetzung eines gleich-
bleibenden Wassergehaltes des Schlammes.
LeDocte, A.: Zur ßübenanalyse. — Lia Sucrerie Beige 1910, 39, 128
bis 131. — Es wird darauf hingewiesen, daß durch ungenügende Probenahme,
ungenügende Mischung des Rübenbreies, zu geringe Proben für die Analyse
Fehler gegenüber den auf richtige Weise ermittelten Durchschnittswerten, von
0,4% und mehr vorkommen können. Zimmermann (Ctrlbl. f. Zuckerind. 1910,
19, 361) führt des näheren aus, daß verschiedene Behauptungen Le Docte's
zum Teil auf unrichtigen Voraussetzungen beruhen und daher einer Richtig-
stellung bedürfen.
Le Docte, A. : Notizen betreflfend die Analyse von Zuckerfabriks-Produkten.
— La Sucrerie Beige 1910, 38, .568 u. 569. — Diese Notizen beziehen sich auf
die Rübenanalyse, Bestimmung des Gresamtzuckers im Saturationsschlamm und
die Durchführung der heißen Digestion.
1) Österr. -Ungar. Ztsclir. f. Zuckerind. n. Ldwsch. 1910, 39, 698—703.
H. Wein. 597
Prinsen Geerligs, H. C.: Über den Zusammenhang zwischen Kali und
Zuckergehalt des Zuckerrohrs. — Mededeelingen van het Proefstation voor de
Java-Suikerind. 1910, 309—318; ref. nach Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1796 (Henle).
— 891 Muster Zuckerrohrsaft aus allen Teilen Javas sind auf ihren Kali- und
Zuckergehalt untersucht worden. In vielen Fällen ging hoher Zuckergehalt
parallel mit niedrigem Kali -Gehalt, doch nicht regelmäßig.
Stanfek, V.: Über die Zuckerbestimmungsmethoden an der Versuchsstation
für Zuckerindustrie in Prag. — Ztschr. f. Zuckerind in Böhmen 1910, 35, 158—163.
— Der Vf beschreibt die für die Untersuchung der ausgelaugten Eüben-
schnitzel, Rüben und des Saturationsschlammes angewendeten Methoden, die
manche beachtenswerte Einzelheiten enthalten.
Taegener, W.: Über die Alkalitätsbestimmungen des Zuckerkalkes. —
Die D. Zuckerind. 1910, 34, 671.
Wohryzek, Oskar: Mitteilungen aus dem Zuckerfabrikslaboratorium. —
Österr.-Ung. Ztschr. f. Zuckerind. u. Ldwsch. 1910, 39, 56—59. — Der Vf. hat
zwecks rascherer Arbeit den zur Dichtebestimmung mittelst des Saccharometers
üblich benutzten Spindelcylinder entsprechend modificiert und auch mit der not-
wendigen Apparatur ausgestattet, um damit eine einfache Vorbereitung zum
Polarisieren von Zuckerlösungen treflfen zu können. Die Modificierung hat sich
bereits bestens bewährt.
H. Wein.
Referent: 0. Krug.
Beiträge zur Chemie und Analyse des Weines. Von C. von der
Heide und W. J. Baragiola. ^) — Der Inhalt dieser Arbeit gliedert sich
in folgende Hauptgruppen: 1. Ein Moselwein „Enkircher Steffensberg 1901''
ist einer eingehenden analytisch-chemischen und physikalisch-chemischen
Untersuchung unterzogen worden. 2. Die analytischen Ergebnisse sind
zur Aufstellung von Bilanzen der ExtraktstofFe, der Säuren und der
Mineralstoffe verwertet worden. 3. Die Bilanzierung des Extraktes ist
nicht vollständig gelungen, weil einerseits die analytischen Verfahren zur
Bestimmung des Gesamtextraktes mangelhaft sind und weil anderseits im
Wein offenbar noch unbekannte Extraktstoffe vorkommen, die sich der
quantitativen Ermittelung naturgemäß entziehen. 4. Die Bilanzierung der
Säuren und Mineralbestandteile darf als hinreichend genau bezeichnet
werden. 5. Es wird gezeigt, daß die P2O5 im Wein nur in Form primärer
Salze vorkommen kann, während SO3 und CIH vollständig an Basen ge-
bunden sind. 6. Es wird eine Bilanzierung der Säuren in freie, halb-
gebundene und gebundene nach physikochemischen Grundsätzen aufgestellt,
die Aufgabe wird rechnerisch allgemein und mit den speciellen Werten des
Enkircher Weines gelöst. 7. Die Grundlagen der bisher üblichen ana-
lytischen Verfahren zur Bestimmung der freien und gebundenen Weinsäure
werden als unhaltbar dargelegt und es wird gezeigt, daß sich diese Werte
nur durch physikochemische Bilanzierung gewännen lassen. 8. Es werden
Annäherungsversuche zur Berechnung des Gehaltes an Äpfelsäure und an
nicht titrierbaren, organischen Säuren, sowie zur Rückberechnung der Säure
des Gärgutes angegeben. 9. Die Zuverlässigkeit der zur Discussion heran-
1) Sonderabdi. ans Ldwsch. Jahrb. 1910, 39, 1021—1081.
598 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
gezogenen analytischen Werte wird durch die Untersuchung eines dem
Naturwein nachgebildeten Kunstweines erwiesen. Gleichzeitig wird aber
auch gezeigt, daß die physikalischen Verfahren ebensowenig wie die
chemisclie Analyse gestatten, Kunstwein von Naturwein zu unterscheiden.
Neue Methode zur Bestimmung des trockenen Extraktes in den
Weinen. Von Ph. Malvezin.^) — Der Vf. bespricht zunächst die in
Frankreich üblichen 4 Methoden zur Extraktbestimmung im Weine, nämlich
die Methoden Houdart, Dujardin, bei 100*' (Arts et Manufactui'es) und
die officielle Methode. Für rasche Extractbestimmung empfiehlt der Vf.
folgendes Verfahren. Der Wein wird auf ein Drittel seines Vol. eingedampft
und nach dem Erkalten mit Hilfe eines Aräometers die Dichte dieser
Flüssigkeit bestimmt. Mit Hilfe einer empirisch festgestellten Tabelle läßt
sich dann der zugehörige Extractgehalt ablesen.
Zur physikalisch -chemischen Bestimmung der Asche im Wein.
Von H. Pellet. 2) — Der Vf. erwähnt, daß schon früher die elektrische
Leitfähigkeit zur Bestimmung der Asche in den verschiedensten Stoffen,
insbesondere in verschiedenen Zuckerarten angewendet worden ist. Die
Ergebnisse waren aber nicht völlig zufriedenstellende. Neuerdings ist
diese Methode aber von M. HughMain wesentlich verbessert worden und
es ist gelungen, mit Hilfe der elektrischen Leitfähigkeit die Aschengehalte
in Zuckersäften genau zu bestimmen. Bezüglich der Einzelheiten dee
Verfahrens muß auf die Originalarbeit verwiesen werden.
über den Einfluß einiger Kellerbehandlungsverfahren auf die
Alkalität der Weinasche. Besprochen von W. J. Baragiola.^) — Der
Vf. bespricht eine von G. de Astis erschienene Arbeit und kommt zu
dem Schlüsse, daß die Ergebnisse seiner eigenen Untersuchungen über die
Alkalitätszahl im Wein sich mit den von G. de Astis festgestellten
Ergebnissen vereinbaren lassen. Die Alkalitätszahl wird durch den Gehalt
an Sulfaten, Chloriden und Phosphaten sehr beeinflußt. Seh äff er hat in
seiner Arbeit über die Alkalität der Weinasche schon bewiesen, daß durch
Wasserzusatz bezw. durch Gallisierung die Alkalitätszahl nicht verändert
wird. Er stellte ferner fest, daß bei Schweizer Weinen die Alkalitäts-
zahl 7 — 12 und im Mittel 9,7 beträgt. Ähnliche Werte fand auch
G. de Astis bei seinen Untersuchungen süditalienischer Naturweine.
Die Beurteilung der Weine auf Grund niedriger Aschenalkalitäts-
zahlen. Von W. J. Baragiola und P. Huber.*) — Die Vff. kommen
auf Grund ihrer Untersuchungen zu folgenden Schlüssen: 1. Die Heran-
ziehung niedriger Aschenalkalitätszahlen zur Beurteilung der Weine ist
nur dann berechtigt, wenn man den Umständen nachgeht, welche die
Herabsetzung dieser Zahl bedingen. Aus dem niedrigen Wert der Alkalitäts-
zahl für sich allein können keine Schlüsse gezogen werden. 2. Wird bei
einer Bestimmung der Alkalität auch nach dem von Schaff er befolgten
Verfahren eine niedrige Alkalitätszahl gefunden, so ist auch auf den
Sulfatgehalt des Weines zu achten. Erklärt dieser das Sinken der Alkalitäts-
zahl nicht genügend, so ist bei starker Silberchloridfällung eine quantitative
1) Annal. Chim. analyt. appl. 1910, 15, 135-137. — =) Ebend. 385. — «) Schweizer TVochenschr.
f. Chemie u. Pharmazie 1910, Nr. 33. — ^) Mitteilungen aas dem Gebiete der Lebensmitteluntersuchung
u. Hygiene des Schweiz. Gesundheitsamtes 1910, 158—169.
H. Wein. 599
Chlorbestimmung vorzunehmen. Bei Anwesenheit von nur wenig Cl muß
der Wein mit Ammoniummolybdat auf Phosphate geprüft werden. 3. Wird
die Aschenalkalitätszahl aus der wahren, nach Farnsteiner bestimmten
Alkalität berechnet, so ist ein allgemein geringerer Wert gegenüber den
Schaf f er 'sehen Angaben zu erwarten. 4. Eine niedrige Alkalitätszahl
kann nur als Hinweis auf die Möglichkeit des unzulässigen Vorherrschens
besonderer Aschenbestandteile, speziell der Sulfate, Chloride und Phosphate
dienen. — Die Notwendigkeit eines solchen unzulässigen Vorherrschens
ist durch die niedrige Alkalitätszahl aber nicht erwiesen, indem ein noch
als normal anzusehendes gleichzeitiges Auftreten etwas größerer Mengen
an Sulfaten, Chloriden und Phosphaten den Wert der Alkalitätszahl auch
stark herabsetzt.
Über den Nachweis von Schwefelsäure und Phosphorsäure im
Wein. Von A. Hubert und F. Alba. ^) — Die Vf. führten Analysen
von gegypsten und vor und nach der Vergärung geschwefelten Weinen aus,
um sich über die Veränderungen Rechenschaft zu geben, die solche Zusätze
bewirken. Das Ergebnis war, daß das Gypsen zur Bildung von saurem
Ealiumsulfat führt und daß eine Anreicherung zu Calci umtartrat stattfindet.
Bei geschwefelten Weinen ist der Gehalt an Ca- Sulfat und Ca-Tartrat
sehr gering. Bei Weinen die mit CaHPO^ und P2O6 behandelt sind,
entsteht kein lösliches Ca-Tartrat.
Bestimmung der Mineralsäuren in Weinen. Von A. Hubert und
F. Alba. '•^) — Die Erkennung eines Zusatzes von Mineralsäuren (SO3, HCl,
Pg O5) im Wein ist sehr schwer, da eine gewisse Menge von schwefel-
saurem Kalk, phosphorsaurem Kalk bezw. Kochsalz im Wein vorhanden
ist, bezw. durch die gesetzlich erlaubte Behandlung in den Wein gelangt.
Die Methode zum Nachweis dieser Säuren werden von dem Vf. eingehend
besprochen und auf die Einzelergebnisse, namentlich die umfangreichen
Analysentabellen, kann nur hingewiesen werden.
Über den Nachweis der Nitrate im Wein und im Most. Von
T. Marsiglia. ^) — 100 ccm Wein werden auf 15 ccm eingedampft, der
Rückstand mit 6 ccm einer gesättigten Eisensulfatlösung und 4 ccm cone.
SO3 versetzt und vorsichtig am Kühler destilliert. 3 — 4 ccm des Destillats,
mit 2 — 3 ccm Jodstärke und 2 — 3 Tropfen verdünnter SO3 versetzt, geben
bei Gegenwart von Nitraten im Wein, je nach ihrer Menge entweder so-
gleich oder erst nach längerem Destillieren einen blauen Ring. Bei
extraktreichen Weinen verwendet man zweckmäßig 20 ccm Wein. Bei
Mosten und Süßweinen wird zunächst mit Hilfe von Kalk und Alkohol in
bekannter Weise der Zucker entfernt, der Rückstand mit Wasser auf-
genommen und dann in analoger Weise verfahren.
Physikalisch - chemische Bestimmung des Kalks im Wein. Von
Marcel Duboux. '^) — Die direkte Bestimmung des Calciums im Wein
durch Messung der Leitfähigkeit ist schwer auszuführen, da die Gegenwart
anderer leitender Salze die Titration stört und undeutlich macht. Vor
der Ausführung der Bestimmung trennt man daher zweckmäßig den Kalk
1) Ann. chim. analyt. appl. 1910, 15, 223-228 bezw. Chem. Ctrlbl. 1910, H. 1329. — ") Mon 1.
scientif. 1910, 24, 578; ref. n. Chem. -techn. Repert. dei Chem. -Zeit. 1910, 506. — 3) Staz. spann,
agrar. ital. 1908, 41, 362—170. Ztschr. Unters. Nähr- u. Genußm. 1910, 19, 397. — *) Schweiyei
Wochenschr. f Chemie u. Pharm. 48, 592—594. Chem. Ctrlbl. 1910, U. 1566. (Düsterbehn,)
600 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
von den anderen Elektrolyten. Die Fällungskurve des Calciumoxalates
setzt sich dann aus 2 Geraden zusammen, die durch ein einwärts ge-
krümmtes Stück miteinander verbunden sind. Der Schnittpunkt dieser
beiden verlängerten Geraden entspricht der vollständigen Fällung des
Calciumoxalates. Durch Multiplikation der Abscisse des Schnittpunktes
mit 0,56 erhält man die Menge CaO in g pro 1.
Der Nachweis und die Bestimmung des Mangans im Wein. Von
Dumitrescu und E. Nicolau. ^) — Die Vff. fanden in sämtlichen unter-
suchten Weinen Mangan und stellten fest, daß eine verdünnte Ammonium-
persulfatlösung das Mn selbst in Gegenwart von Fe und AI quantitativ als
braunes Hydrat fällt, ohne Fe und AI mitzureißen. Zur quantitativen Be-
stimmung von Mn im Wein dampft man 100 ccm Wein zur Trockene,
verascht in bekannter Weise, fügt einige Tropfen verd. HNOg hinzu,
dampft von neuem ein, behandelt den Rückstand mit siedendem Wasser,
filtriert und wäscht mit heißem Wasser aus. Das Filtrat versetzt mau mit
1,5 ccm 40procent. Ammoniumpersulfatlösung und erhitzt eine halbe Stunde
über direkter Flamme, aber ohne die Flüssigkeit in's Sieden zu bringen.
Der Niederschlag wird abfiltriert, ausgewaschen, gut getrocknet und ver-
ascht. Von 52 untersuchten Weiß- und Rotweinen enthielten 6 zwischen
1,8 und 3,9 mg, 8 zwischen 5 und 6 mg, 15 zwischen 7 und 9 mg,
23 zwischen 10 und 27 mg Mn pro Liter. Aus den Resultaten ließ sich
nicht folgern, daß die Rotweine mehr Mn enthalten als die Weißweine.
Neue Methode zur Bestimmung des Glycerins in den Weinen.
Von G. B^ys. -) — Der Vf. erblickt eine Hauptfehlerquelle in der bis-
herigen Glycerinbestimmung darin, daß die Menge des Zusatzes von Kalk
oder Baryt nicht genau festgesetzt ist. Er schlägt deshalb eine neue
Methode vor, bei dem dieser Mangel vermieden ist. Je nach dem Gehalte
an Zucker werden 50 bezw. 25 ccm Wein mit Baryt neutralisiert und
bis zur Sjrupdicke eingedampft. Zur gleichmäßigen Verteilung des Syrups
wird etwas Sand in die Schale gebracht und sodann mit Aceton das
Glycerin extrahiert. Den Auszug, der aus 200 ccm besteht, teilt man iu
2 Teile und dampft getrennt ein. In einem Anteil wird mittels Fehling-
scher Lösung der Zuckergehalt bestimmt, während der andere Teil zur
Bestimmung des Glycerins dient. Man versetzt letzteren mit der fünf-
fachen Menge des Gewichtes an Wasser und dann mit soviel pulverisiertem
Baryt als ^/g des Gewichtes des in dem ersten Anteil gefundenen Invert-
zuckers entspricht. Nach Yg^^ündigem Stehen wird nochmals mit Aceton
extrahiert, das Filtrat eingedampft, der Rückstand im Trockenschrank bei
60—65'' getrocknet und gewogen. Der Vf. hat diese Methode an sjm-
thetischen Mischungen nachgeprüft und die erhaltenen Resultate waren sehr
zufriedenstellende.
Über die K. Lehmann'sche Titration von Zuckerarten. Invert-
zucker im Wein. Von E. Rupp und F. Lehmann.^) — 100 ccm
einer im Maximum 1 ^/^ Zucker enthaltenden Südweinverdünnung werden
nach der amtlichen Anweisung entgeistet und mit Tierkohle oder Blei-
essig geklärt, oder 100 ccm eines zuckerarmen Weines werden neutralisiert
1) Ann. des Falsific. 3, 407—410; ref. n. Chera. Ctrlbl. 1910, 11. 1835. (Düsterbehn.) — ^) Compt.
rend. de l'Acad. d. scienc. 1910, 151, 80. — S) Arch. d. Pharm. 1909, 247, 516—526; ref., n. Chem.
OUIbl. 1910, I. 303. (Pharmac.-chem. Inst. d. Univ. Marburg.) (Düsterbehn.)
H. Wein. 601
auf die Hälfte des Vol. eingeengt mit ca. 20 ccm Wasser in einen
100 ccm-Kolben gespült, mit 10 ccm Bleiessig und 10 ccm Sodalösung
nacheinander geschüttelt auf 100 ccm aufgehellt und filtriert. In 15 ccm
Fehling'scher Lösung I (Kupfersulfat) und II (Seignettesalzlösung)
+ 10 ccm Weinfiltrat -j- 20 ccm Wasser (bei gewöhnlichem Wein
20 ccm Weinfiltrat + 10 ccm Wasser) werden zum Sieden erhitzt,
2 Minuten lang gekocht, rasch abgekühlt, mit 20 ccm Wasser in eine
Lösung von 3 g KJ -f- 25 ccm verd. HjSO^ hineingespült und in be-
kannter Weise mit Thiosulfatlösung titriert.
Über den Nachweis von Saccharose in Wein, Weißbier usw.
Von S. Rothenfußer. ^) — Der Vf. benutzt zum Nachweis von Saccharose
im Wein 1. eine schwach ammoniakalische (bezw. alkalische) lOprocent.
Caseinlösung, 2. eine Lösung von neutralem Bleiacetat, 3. Ammoniak vom
spec. Gew. 0,944= 14,46 7o NHg, 4. Diphenylamin- Eisessig -Salzsäure.
Bei Landweinen mit geringem Zuckergehalt verfährt der Vf. in folgender
Weise: 20 ccm Wein werden nach der genauen Neutralisation durch
Na OH mit 10 ccm der 5procent. Caseinlösung gemischt und mit 6 ccm
einer Mischung von 4 ccm Bleiacetatlösung und 2 ccm Ammoniaklösung
(spec. Gew. 0,944) tüchtig geschüttelt. Nach 10 Minuten langem Stehen
wird filtriert, das Filtrat mit dem gleichen Volumen des Diphenylamin-
reagens versetzt und im kochenden Wasser 10 Minuten erhitzt. Bei An-
wesenheit von Saccharose tritt Blaufärbimg ein. Bei Süßweinen, wie
Samos, Malaga und anderen Weinen mit einem Zuckergehalt von 20 — 25^0
ist der Saccharose-Nachweis schon schwieriger. Trotzdem gelingt es, den
Invertzucker quantitativ zu entfernen und den Nachweis auf Saccharose
noch zu ermöglichen. Die durch Versuche erprobten Mengenverhältnisse
und Concentrationen sind strenge einzuhalten. Mit Hilfe dieser Reaktion
ist es möglich, die Naturreinheit der Weine nachzuweisen. (Siehe
nächst. Art.)
Verfahren von Rothenfußer zum Nachweis der Saccharose im
Wein. Von F. Schaffer. 2) — Der Vf. fand, daß das Verfahren auf einer
Reaktion des Oxymethylfiirfurols beruht und daß die vorausgehende Fällung
mit Casein und Bleizucker nicht unter allen Umständen notwendig ist,
sondern durch eine Destillation mit 15^0 HCl ersetzt werden kann. Zum
Nachweis des Oxymethylfurfurols im Destillat kann an Stelle von Diphenyl-
amin auch Orcin sehr gut verwendet werden, das nach Zusatz von Salz-
säure beim Erwärmen mit Furfurol eine blaue, mit Oxymethylfurfurol eine
gelbe Färbung gibt. Da der Vf. die Reaktion sowohl in garantiert reinen
Naturweinen als auch in selbstgepreßtem Traubensaft erhalten hat, hat
das Verfahren für die Weinanalyse leider keine praktische Bedeutung.
Neue Methode zur Bestimmung der Weinsäure in den Weinen.
Von A. Kling. ^) — Die rechtsdrehende Weinsäure, welcher man in der
Natur begegnet, verbindet sich molekular mit der linksdrehenden Wein-
säure, um racemische Weinsäure zu geben, deren Kalksalz in der Kälte
ebenso unlöslich ist wie das Calciumoxalat: das Calciumracemat löst sich
leicht in verdünnten Mineralsäuren, ist aber in verdünnter Essigsäure un-
1) Ztschr. Unters. Nähr.- xj. Genußm. 1910, 19, 261. — -) Jahresversammlung des schweizerischen
Vereins analytischer Chemiker 1910. Eigenbericht. — =) Annal. Chim. analyt appl. 1910, 209.
602 Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden.
löslich. Als Reagens dient eine linksdrehende Alkali tartratlösung, die im
Überschuß zur rechtsdrehenden Tartratlösung, in Gegenwart von Calcium-
acetat zugefügt wird. Der Niederschlag wird auf dem Filter gewaschen
und dann in verd. HgSO^ gelöst. In dieser warmen Lösung wird die
Weinsäure maßanalytisch mit EMnO^ bestimmt. Die übrigen im Wein
vorhandenen Bestandteile üben keine schädliche Wirkung auf die voll-
ständige Bildung des Racemats aus, es sei denn, daß Eisen- und Aluminium-
salze in größeren Mengen vorhanden sind. Der Vf. hat nach dieser Me-
thode vorzügliche Ergebnisse bei der Weinanalyse erhalten und beabsichtigt
sie auch zur Bestimmung der Weinsäure in den verschiedenen Nahrungs-
mitteln, in Weinstein und Weinhefen anzuwenden.
Über den Nachweis der Benzoesäure, Zimtsäure und Salicyl-
säure im Weine. Von C. v. d. Heide und F. Jacob. ^) — Zum Nach-
weis der Benzoesäure werden 50 ccm Wein schwach alkalisch gemacht
und auf etwa 10 ccm eingedampft. Nach dem Ansäuern mit 5 — 10 ccm
20procent. HjSO^ wird die Lösung mit Äther ausgeschüttelt und dem Äther
die Benzoesäure durch verd. Lauge entzogen. Die wäßrige benzoathaltige
Lösung wird sodann im Porzellanschälchen mit einer öprocent. Permanganat-
lösung erwärmt, wodurch die fremden Beimengungen oxydiert werden,
während Benzoesäuue unverändert bleibt. Salicylsäure wird hierbei völlig
zerstört, Zimtsäure dagegen in Benzoesäure übergeführt. Nach beendigter
Oxydation versetzt man mit SOg zur Zerstörung des überschüssigen Per-
manganats, säuert mit verd. HgSO^ an und bringt das ausgeschiedene
MnOg durch weiteren vorsichtigen Zusatz von SOg gerade in Lösung.
Der klaren Lösung wird die Benzoesäure durch Ausschütteln mit Äther
entzogen, letzterer verdunstet und die Benzoesäure mit Hilfe der Mo hl er-
sehen Nitrierungsreaktiou identifiziert. Beim Nitrieren darf die Temperatur
von 130^ nicht überschritten werden. Zum Nachweis von Zimtsäure ist
die Reaktion mit Ferri- und Manganosalzen empfohlen worden; jedoch nach
dem Vf. wenig geeignet. Am empfindlichsten ist der Nachweis durch
Überführung der Säure in Benzaldehyd in schwach alkalischer Lösung mit
Hilfe von Permanganat. Mit diesem Verfahren läßt sich noch 1 mg in
100 ccm Wein nachweisen. Die Salicylsäure extrahiert man am besten
mit Chloroform.
Die Verwendung von Urotropin zur Herabsetzung des Gehaltes
an schwefh'ger Säure im Wein. Von J. Mayrhofer. 2) — Da in den
Kellereien Frankreichs ein sehr starkes Schwefeln geübt wird — als
Höchstgrenze für den Gehalt eines Weines an schwefliger Säure ist in
Frankreich 350 mg für den Liter festgesetzt — so haben die Weinhändler,
um ein Übermaß an schwefliger Säure zu verdecken, diesen Weinen, die
aus Formaldehyd und Ammoniak entstehende Verbindung, das Hexa-
methylentetramin oder Urotropin, zugesetzt. Zur Bekämpfung dieses Un-
fuges hat das französische Ackerbauministerium an die landwirtschaftlichen
Laboratorien ein Rundschreiben gerichtet, in dem für den Nachweis als
offizielle Methode die Destillation mit H, SO^ und die Prüfung des Destillates
mit fuch sin -seh welliger Säure auf das freigewordene Formaldehyd vor-
1) Ztschr. Unters. Nähr.- n. Genußm. 1910, 19, 137—152; auch Ber. d. K. Lehranst. f. Wein-,
Obst- u. Gartenbau z. Geisenheim f. 1909, 163. — ^) Archiv f. Chemie u. Mikroskopie 1910, 3, 215.
H. Wein. 603
gesehrieben wird. Letztere Methode ist zwar für die gewöhnlichen Weine
anwendbar, nicht aber für Süßweine. In diesem Falle empfiehlt es sich,
Formaldehyd mit Dimethylanilin und PbOg nachzuweisen.
Bestimmung der flüchtigen Basen im Wein. Von P, Dutoit und
M. Duboux. ^) — Die in freier oder gebundener Form im Wein vor-
kommenden Basen, Ammoniak und organische Basen sind, je nachdem die
Vergärung hei niederer oder höherer Temperatur stattgefunden hat, entweder
in ganz geringen (bis 4,5 mg pro Liter) oder in größeren (50 — 100 mg
pro Liter) Mengen vorhanden. Ammoniak wird entweder volumetriseh im
Destillat oder durch Fällung mit Platinchiorid bestimmt. Bessere Resultate
liefert aber nur die Methode der Leitfähigkeit, die der Vf. in Ztschr. f.
Nähr.- u. Genußm. 1909, 18, 573 eingehend beschrieben hat. Zur Be-
stimmung werden 100 ccm Wein angewendet, die man unter Zusatz von
Kalilauge abdestilliert. Die Temperatur muß während der Leitfähigkeits-
bestimmung gleich bleiben, z. B. 25*^. Die Titration wird mit Vio"°
Salzsäure ausgeführt. Um die Mengen der flüchtigen Basen in Milligrammen
im Liter zu erhalten, wird die gefundene Abscisse der Neutralisationskurve
mit 3,33 multipliciert.
Über den Nachweis des Formaldehyds im Wein. Von A. Hubert. 2)
— Der Vf. verwirft die Methode von Rouillard und Goujon, da diese
Reaktion den Aldehyden im allgemeinen zukommt. Nach der Methode
von Haas kann im Gegensatz zur Methode von Rippert fast die gesamte
SO2 festgestellt werden. Zur Bestimmung des Formaldehyds ist die
Reaktion von Arnold und Mentzel, sowie die von Schaffer abgeänderte
Methode von Legier geeignet, die weiter von Alba abgeändert wurde.
Alba benützte Vi"'^ NHg- Lösung, fügte 80 ccm Alkohol von etwa 40 ^'j
KOH, Hg SO4 und NHg, wie nach Legler-Schaffer zu und titriert nach
3 stündigem Stehen gleichzeitig das Destillat des Weines und den so be-
reiteten Alkohol mit Lackmus als Indikator. Die Differenz zwischen beiden
Resultaten stellt den Gehalt an Formaldehyd dar.
Verschwinden von schwefliger Säure. Von A. Hubert.^) —
Häufig ist ein Verschwinden von schwefliger Säure im Most oder Wein
kurz nach der Zufügung beobachtet worden. Die Ursache dieses Deficits
führt der Vf. auf eine Verbindung der SO2 mit aldehydartigen Körpern
zurück, die sich rascher bilden, als die Oxydation zu SO3 eintritt.
Die schweflige Säure in den Weinen. Einfluß des Zucker-
reichtums auf den Gehalt an gebundener schwefliger Säure. Von
X. Rocques.^) — Auf Grund seiner Versuche kommt der Vf. zu nach-
stehenden Schlußfolgerungen: Die Begrenzung der gesamten schwefligen
Säure auf einen einheitlichen Gehalt für alle Weine wäre unlogisch, denn
für likörartige Weine (z. B. Ausleseweine der Sauternes) ist ein relativ
hoher Gehalt an SOg wünschenswert, während der gleiche Gehalt an SOg
für ausgegorenen Wein geradezu als schädlich zu bezeichnen ist. Den
Gehalt an Zucker als Grundlage für den Gehalt an SOg zu nehmen, wie
dies in den Vereinigten Staaten von Amerika der Fall ist, wäre in keiner
1) Schwei2er "Wochenschr. f. Chem, u. Pharm. 1908, 46, 706. Ztschr. Unters. Nähr.- u.
GenuiSm. 1910, 19, 395. — =) Ann. Chim. analyt. appl. 1910, 15, 100-103; ref. n. Chem. Ctrlbl. 1910,
I. 1629. (Bloch.) — 3) Ebend. 1909, 14, 453 - 454 ; ref. ebead. 1910, I. 765. (Bloch.) — *) Ebend. 1910, 180,
g04 Agrikulturchemische Untersuchungsmetlioden.
Weise zu empfehlen, da die Versuche gezeigt haben, daß die Wirkung der
schwefligen Säure auf den Wein nicht allein eine Funktion des Zucker-
reichtums ist. Da es auch nicht angängig erscheint, im Hinblicke auf die
Schwierigkeit der Unterscheidung, für gewöhnliche Weine eine andere
Grenze für den Gehalt an SOg festzusetzen, wie für die Ausleseweine, so
bleibt keine andere Wahl, als für alle Weine einen Höchstgehalt an freier
schwefliger Säure festzusetzen. Diese Lösung der frage empfiehlt der Vf.
sowohl aus sanitären Erwägungen wie auch im Interesse einer vernünftigen
Kellerbehandlung der Weine.
Über die schweflige Säure im Champagnerwein. Von G. Filaudeau.')
— Zur Bestimmung der geringen Mengen der freien schwefligen Säure
wurden 50 ccm mit etwa 2 ccm HgSO^ (1 : 3) versetzt und mit Y250 n-Jod-
lösung (0,508 Jod im Liter) titriert. Die gesamte schweflige Säure wurde
nach Ripper und nach Haas bestimmt und schwankte zwischen 30 und
50 mg im Liter.
Über die Bestimmung von Schwefligsäureanhydrid und eine
neue Methode zur Feststellung ihres freien und gebundenen Zu-
standes. Von P. Cazenave. -) — Der Vf. gelangt bezüglich dieser Be-
stimmung im Wein zu folgenden Schlüssen: Die Methode der direkten
Oxydation mit Jod in Wein (Rippert) ist zu verwerfen. Die Bestimmung
der SO2 durch Destillation, Auffangen des Destillates in überschüssiger
Jodlösung und Wägung als BaSO^ ist die genaueste (Haas). Von der
Anwendung eines COg -Stromes kann hierbei unbedenklich Abstand ge-
nommen werden. Die Methode der Differenz der Bestimmung der Sulfate
vor und nach der Oxydation durch Jod gibt genaue Resultate. Man kann
dem Wein die freie SOg durch Kochen im Vacuum unterhalb 50 ^ inner-
halb 5 Minuten entziehen und dann die zurückgebliebene (gebundene) SOg
bestimmen. Die Differenz zwischen der Gesamt-SOa und der gebundenen
SOg ergibt die freie SOg.
Beitrag zur analytischen Kenntnis der Oxydationserscheinungen
in dem Wein. Von Philipp Malvezin. 3) — Der Vf. fand bei fünf-
tägigem Durchleiten von Luft durch einen Rotwein bei gewöhnlicher
Temperatur, daß Alkohol, Säure, Zucker und Glycerin sich nicht ver-
änderten, dagegen schlug der Wein infolge Oxydation des Farbstoffes
völlig um. Auch bei der Einwirkung von 125 g CuO pro Liter auf den
gleichen Wein war ein Umschlagen des letzteren zu beobachten. Ein Teil
der fixen Säuren wurde ferner durch das CuO gebunden, die flüchtigen
Säuren vermehrt, der Glyceringehalt vermindert, Alkohol und Zucker aber
nicht veränaert. Schließlich wurden 500 ccm Weißwein der Einwirkung
von 1 — 2 ccm NO3H von 40^ Be. 13 Tage lang unterworfen, wobei sich
der Gehalt an Estern und flüchtigen Säuren vermehrte, während der
Glyceringehalt abnahm.
Analytische Untersuchung der weißen Kabinettweine der Gironde.
Von Blarez, Carles und Gayon.^) — Die Vf. untersuchten eine Reihe
von weißen Kabinettweinen der Gironde aus dem Jahre 1907 auf ihren
1) Ann. des Falsüic. 1910, 3, 58-60. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 1629. (Bloch.) — -') Ebend. 154—158.
Ebend. 1910, U. 415. (Bloch.) — 3) Ann. chim. analyt. appl. 15, 15-19. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 853.
(Düsterbehn.) — *) Ann. des Falsific. 1909, 2, 375-378. Chem. Ctrlbl. 1910, I. 192.
H. Wein. 605
Gehalt an freier und gebundener SO2 , an Kg SO4 , reducierendem Zucker,
Säure und Alkohol und verglichen die Resultate mit Weinen der Jahr-
gänge 1904, 1905 und 1906. Die Weine des Jahres 1907 enthielten
infolge des häufigen Abziehens und Schwefeins, das durch die nasse
Witterung des Jahres 1907 bedingt wurde, weit mehr Gesamt-SOg als die
der Jahre 1904 — 1906. Die Vff. sind der Ansicht, daß für Weine aus
abnorm nassen Jahrgängen, wie 1907 die Grenze der Gesamt-SOg auf
400 mg oder wenigstens die der freien SOg auf 100 mg pro Liter zu er-
höhen sei.
Autoren -Verzeichnis.
Die mit Sternchen (*) versehenen Seitenzahlen beziehen sich auf Mitteilungen,
der betr. Autoren unter Literatur.
Abderhalden, E. 280, 372*, 379, 388*,
392, 419.
Abrahamsohn, B. 287*.
Ackermann, E. 408*, 583.
Acqua, C. 246.
Adam, J. H. 127*.
Agcaoli, F. 400.
Agulhon, H. 198.
Akerberg, Kn. 408*.
o o
Akermann, Ake 287*.
Alba, F. 599.
Aloert 334*.
Alexander, J. 420, 431*.
Algermissen 400*.
Alpers, K. 442*.
Alt, E. 7.
Althausen, L. 191, 333.
Alway, F. J 62.
Andrä (-ßraunsdorf) 234*.
Andre, G. 253, 259.
Andrlik, K. 466, 467, 468, 484, 490,
493*.
Angelis d'Ossat, G. de 49, 125*.
Angelstein, ü. 287*.
Angerhausen, J. 577.
Annett, H. E. 72.
Armbrustmacher 409*.
Armsby, H. Fr. 393.
Arnaud, F. W. F. 431*.
Arsandaux, H. 124*.
Aschoff, K. 529.
Ash, J. 197.
Ashton 43.
Aso, K. 248, 269.
Astdown, 0. E. 5.
Astis, G. 541.
Aston, B. C. 61.
Astruc, H. 529, 536.
Atkins, W. R. G. 288*.
Atterberg, A. 87.
Aufray 3.
Aufsberg, Th. 431*.
Aulard, A. 494*.
Aumann, K. 149, 311.
Aumund 494*.
Auzinger, A. 409*, 583*.
Averna-Saccä, Ros. 275, 305*.
Babcock, S. 450*.
Bach, A. 276.
Bacon, R. F. A. 24*.
Bader 234*.
Badermann 234*.
Baechler, C. A. 431*.
Baehr. J. 431*.
Baeßler, P. 150, 167, 312.
Bagros, M. 127*.
Baintner, F. 422.
Baker, J. L. 583*.
Baldamus, A. C E. 400*.
Bankhardt, D. 494*.
Baragiola, W. J. 541, 542, 597, 598.
Barakow, P. 73.
Barille, A. 431*, 583*.
Barnstein, F. 346, 348, 360.
Bartels, Ad. 119.
Barthel, Chr. 429, 430, 583*.
Bartmann, H. 194, 234*.
Bartos, V. 467, 468.
Basch, E. 44*.
Baschieri, E. 124*.
Baudrexel, A. 390*, 513.
Bauer, E. 334*.
Bauer, H. 265, 305.
Bauer, J. 432*.
Bauer, 0. 125*.
Baumann, A. 64, 125*, 198, 202, 204,
216, 39.3.
Baumstark, R. 372*.
Becker, J. 234*. 334*.
Becquerel, P. 281.
Beger, C. 381, 402, 578, 583*.
Behncke, W. 533.
Behr, H. 317*.
Behre, A. 411, 432*.
Beijerinck, M. ^. 512.
Bell, J. M. 125*.
Autoren - Verzeichnis.
607
Beneschowsky, A. 534.
Bengen, F. 583*.
Bening, K. 329.
ßerberich, F. M. 409, 449.
Berg, Ragnar 368, 372*, 388*.
Bernardini, L. 193.
Bersch, W. 67, 282, 334*,
Bertainchand 533.
Berthault, P. 335.
Bertrand, G. .305*.
Besana, C. 391,
Beth af Ugglas 373*. 511.
Bey, A. 335*.
Boys, G. 600.
Beythien, A. 432*.
Bhatt, P. J. 143.
Bialon, 0. 587.
Bickel, A. 432*.
Bieler- Chatalan, Ph. 48, 76.
Bierema, Stev. 108.
BillwJller, R. 10, 18.
Billwiller, R. jnr. 27*.
Binaghi, R. 545, 583*.
Bippart, E. 473.
Bitzer, K. 400.
Bizzeil, J. A. 117.
Blacher, C. 125*.
ßlanck, Ed. 118, 124*, 125*, 178, 185, 188.
Blarez, Oli. 533, 536, 604.
Blin, H. 388*.
Block, Berth. 494*.
Bloek, R. 409*.
Blood, A. F. 305*.
Bock. H. 397.
Bock, J. 494*.
Boekhout, F. W. J. 4.50.
Boemer, A. 31, 46*, 54, 134, 152.
Boerger, A. 282, 317*.
Bogert 44*.
Bokorny, Th. 252, 518.
Bolle, A. 367, 534, 538.
Bolle, J. 148, 347, 350, 3.58.
Boltenstern, 0. v. 522, 551*.
Bolton, E. R. 438.
Bonis, A. 551*.
Bonjeau, E. 432*.
Bonn. A. 551*.
Borchardt, L 380.
Bordas, F. 432*.
Borghesani, G. 291, 298.
Borghesio, G. 576, 583*.
Borkel, C. .583*.
Bornstein, M. 494*.
Bosse, H. 483.
Bosworth, A. W. 576.
Bottomley, W. B. 127*.
Boulatovitch, M. 4.
BouUanger, E. 40.
Bourquelot, E. 291, 305*.
Boutines 584*.
Boyer, G. 287*.
Boyer, L. 388*.
Bradley, C. E. 63.
Bräuler, R. 444.
Brahm, Carl 367.
Brandl, J. 387, 392.
Bredig, G. 432*.
Breed, R. S. 585*.
Bremer, W. 432*.
Breslauer, M. 335*.
Bresson, M. 512.
Brezina, E. 44*.
Brick 335*.
Bridel, M. 305.
Briem, H. 205, 208, 340*, 471, 494*.
Briosi, G. 249.
Brocq-Rousseu 245.
Brömme, K. 234*.
Brohme, Karl 463*.
Broili, J. 335*.
Brounov. J. P. 24*.
Brown, C. W. 440.
Brown, Frank 551.
Brown. P. E. 96, 109, 168, 565*.
Brown, W. 432*.
Brüggemann, F. 432*.
Bruschi. D. 274.
Brux 119.
Bub, M. 418.
Buber, Leop. 54.
Buchner 161.
Buchner, E. 506, 509, 514.
Buchwald, J. 456, 460*.
Bücking, H. 124*.
Buglia, G. 372*.
Bugow 44*.
Bukovansky, J. 310.
Bullowa, G. M. 431.
Burada, Adrienne 33.
Burgeff, H. 287*.
Burges, W. T. 38.
Burgtorf, K. 409.
Burow, Rob. 367.
Burr, A. 409*, 441, 445.
Burr. W. W. 84.
Bürri, R. 422.
Burt, B. C. 422.
Buttenberg 583.
Bytchikhine, A. 4.
Calmette, A. 40.
Cameron, F. K. 560.
Campbell, H. C. 432*.
Carles, P. 531, 543, 544, 604.
Carr, Emma P. 575*.
Cazenave, P. 604.
Celichowski, Kas. 230, 558..
Cereser, 0. 258.
Ceuf, E. 79.
Chalupa, J. 487.
Charaberlain J. S. 460*.
Chardet, Gast. 140.
608
Autoren - Verzeichnis.
Charnass, D. 574.
Chauvin, A. C 548.
Chavard, A. 139.
Cheile. L. 533.
Chevalier, A. 335*.
Chevalier. J. 278, 305*, 408.
ijChouchak, D. 7ö, 247.
Christensen, Fr. 234*.
Christensen, H. R. 103.
Chrzaszcz, Tad. 549, 550.
Chudinin, Elisabeth 240.
Chudinin, Olga 240.
Church, C. G. 596.
Ciccarelli 407.
Ciaassen, H. 486, 487, 492, 494*, 590.
Ciaassen, Osw. 469.
Claude, G. 3.
Clausen 335*.
Clevisch, A. 432*.
Cluß, A. 463*.
Cochel, W. A. 400*.
Colin. H. 197.
CoUins, G. N. 334.
Combes. R. 267, 276.
Couheim, 0. 372*, 389*, 574.
Conn, H. J. 125*.
Constant, F. 40.
Cord, E. 564.
Cornalba, G. 409*, 447, 583*.
Comu, F. 126*, 127*.
Correns, C. 287*.
Coupm, H. 272.
Courmont, J. M. 39, 44*.
Craig, J. 17.
Crochetelle, J. 201, 335*, 431.
Crocker, W. 272.
Crolbois, J. 389*.
Curcin, Jos. 494*.
Curin, Jos. 477.
Curry, B. E. 188.
Czapek, F. 287*, 288*.
Dachnowski, A. 107.
Dade, H. 335*.
Daire 439.
Dammann', H. 140, 174, 200, 238*, 323,
325, 335*.
Danesi, L. 358.
Darimont, N. 400*.
Daude, W. 494*.
De'Conno, E. 543.
Defant, A. 8.
Dehnicke, J. 520, 550.
Deiler, A. C. 307*.
Delbrück, M. 524*.
Demiautte 482.
Demoion, A. 505.
Demoussy, E. 270.
Denaiffe 335*.
^) auch Schuschak geschrieben.
Dengler 24.
Depathy fröres 542.
Dern 335*.
Descomps, A. 530.
Desmoulifere. E. 422.
Dettinger 400*.
Dettweiler 409.
Deutsch, M. 482.
Deverreaux, W. C. 23.
Dezani, S. 303.
Diest, v. 335*.
Dietrich, M. 432*.
Dimitrescu, G. 583.
Dimitriew, W. 373*.
Disselhorst, G. 574*.
Dixon, H. H. 288*.
Dmochowski, R. 298, 571.
Dobrowolskaja, N. 373*, 389*.
Doby. G. 283, 546.
Dold, H. 432*.
Dombrowski, W. 429.
Domin, K. 307*.
Donon, D. 389*.
Dornic 439.
Doty, S. W. 400*.
Dounnel, H. C. 288*.
Dox, A. W. 450.
Dreis, J. 24*.
Droop-Richmond, H. 414.
Drude 127*.
Duboux, M. 544. 599, 603.
Dubox, A. 288*.
Dürigen, B. 400*.
Duflos 584*.
Dugast 533.
Dumitrescu, G. 442*, 600.
Dumont, J. 172.
Dunlop, W. R. 25*.
Duschky, J. E. 490, 588, 589.
Dutoit, P. 603.
Dzierzbicki, A. 100, 522.
Ebbinghaus. 0. 234.
Eberhart, C 125*, 564*.
Eckardt 25*.
Eckles, C. G. 404.
Edler, VV. 335*.
Effront, F. 525*.
Egger, E. 44*.
Ehrenberg, P. 80, 125*, 229, 231, 234,
336*, 564*.
Ehrenfreund, B. 547.
Ehrhardt, P. 494*.
Eichinger, A. 316
Eichloff. R 577.
Einbeck, H. 388*.
Eisenkolbe, A. 316.
Ellemann, F. 25*.
Ellenberger, W. 389*.
Ellrodt, G. 399.
Emerson, R. A. 336*.
Autoren - Verzeichnis.
609
Emmrich, 0. 478, 494*.
Endell, K. 126*, 560.
Endler, A. 409*.
Engberding, D. 98, 183, 397.
Engel, F. 409*, 440.
Engels, 0. 81, 572.
England, J. 432».
Erben, B. 210.
Eriksson, E. 280.
Erlbeck, A. R. 400*.
Ermakow, V. P. 247.
Esten, W. M. 421.
Etard, A. 570*.
Eulefeld 25*, 44*.
Euler, H. 373*, 511, 515.
Eve, A. S. 45*.
Ewart, A. J. 262.
Ewert, R. 244.
Exner, F. M. 15.
Fack 409*.
Fahrion, W. 577.
Faitelowitz, A. 425.
Fallada, 0. 357.
Fallet, ß. 536.
Farcy, J. 316.
Fascetti, Gr. 408.
Federoff 45*.
Feige, A. 47*.
Feilitzen, Hj. v. 4, 119, 120, 131, 144,
176, 180, 187, 192, 196, 218, 234*.
326, 328.
Feilyer, ö. H. 63.
Fellenberg, Th. v. 451*.
Fendler, ö. 442*, 583*.
Ferle, F. R. 336*.
Fermi, Gl. 70.
Fenibach, A. 307*, 510, 520, 521.
Ferreira da Silva, A. 531.
Fessler, A. 11.
Feuerstein, Gr. 505.
Fichtenholz, A. 291, 305*, 307*.
Ficker, H. v. 12, 14, 25*.
Filaudeau, G. 536, 604.
Filter, P. 308, 317*.
Fingerling, G. 376, 391.
Fischer, H. 127*.
Fischer, H. W. 269.
Fischer, K. 442*.
Fischer, Th. 51.
Flammarion, C. 78, 267.
Flatow, L. 378.
Flebbe, R. 382.
Fleischmann, W. 201, 420, 433*.
Fletcher, F. 333.
Flick, E. 461.
Flügel, M. 185.
Fodor, K. 442*.
Foerster, 0. 146.
Fogelberg, Iv. 477, 494*.
Forbes, E. B. 394, 570.
Jahresbericht 1910.
Foreman, F. W. 290.
Foresti, G. 443*.
Formenti. C. 419.
Fornet, A. 458.
Forster, R. 390*.
Fotticchia, N. 408.
Frabot, C. 567*.
Frailong, R. 567*, 596*.
Francis, C. K. 365.
Francois, Th. 531.
Frank, L. 420, 442*, 583*.
Frankau, A. 86.
Frankfurter, G. H. 45*.
Franzen, H. 250, 252.
Fraps, G. S. 77, 307.
Frede, G. 552*.
Frehn, A. 419.
Frei, A. 295, 461.
Freudl, E. 464.
Freybe 25*.
Frey er. Fr. 547.
Frick 401*.
Friedl, G. 491.
Fries, J. A. 393.
^) Fries, Ott de, J. J. 450.
Frischauf, J. 401*.
Fritzsche, M. 442*.
Fröhlich, G. 127*.
Fröschel, P. 288*.
Frolda, A. 487. 488.
Fromme, J. 124*.
Frost, J. 61, 340*.
Fruwirth, C. 336*, 340*.
Fuchs, K. 413, 487. .
Füller, J. G. 375.
Gabathuler, A. 584*.
Gärtner 494*.
Gage, G. E. 127*.
Gain, E. 245.
Gaines, R. H. 123.
Gaither, E. W. 78.
Galitzky, Katharine 260.
Ganghofer, A. 567*.
Ganterer 401*.
Garrath, E. 432*.
Gaul 157, 409*.
Gaule, J. 552*.
Gautier. A. 552*.
Gautrelet, J. 544.
Gauvry 533.
Gayda, T. 373*.
Gayon, U. 536, 604.
Geese, W. 495*.
Gehrke 45*.
Geißler, E. 409*.
Geller, L. 264.
Gerber, C. 290, 444, 445, 450*.
Gerber, N. 427.
^) Wurde bisher „Vries" geschrieben.
39
610
Autoren - Verzeiclmis.
Gerhartz, H. 369.
Gerlach, M. 31, 60, 163, 336*.
Gerlich, H. 401*.
Geys, K. 300.
Gibbs, H. D. 400.
Gjaldbäk, J. K. 574*.
Glaessner, K. 372.
Glamser, F. 379.
Glim, H. 443*.
Glimm, E. 584*.
Goethe, R. 336*, 525.
Götting, H. 374.
Golding, J. 416.
Golmberg, 0. J. 389*.
Gonnermann, M. 484, 486.
Gordan, P. 145.
Gorini, C 409*, 450, 451*.
Goris 408.
Gossner, ß. 303.
Grabner, Em. 120.
Gräfe, E. 389*, 574*.
Gräfe. V. 249.
Grafif, J. 168.
Graftiau. M. 209.
Gramenitzki, M. J. 269.
Grams 433*.
Grandeau, L. 141, 234*, 235*, 299.
Gratschew, M. 565*.
Grazia, S, de 171, 194.
Greaves, J. E. 126*.
Gredinger, W. 489, 498*.
Gregoire, Ach. 246.
Greiner, W. 495*.
Greisenegger, Ig. K. 140, 564.
Grefe, A. 61, 154, 214, 358.
Greve, G. 250.
Griffet, Th. 333.
Grill, A. 495*.
Grimaldi, C. 307*.
Grimbert, L. 127*.
Grimme, Ol. 307*.
Grimmer, W. 433*, 577, 578.
Gröbler 398. 399.
Grosser, P. 380.
Grosser, W. 290.
Grossmann, H. 495*.
Grossnow, Th. 443*.
Grünberg, B. C. 285.
Grünhaldt, 0. 401*.
Grünhat, L. 584*.
Grund, G. 378.
Grüner, H. 53, 126*.
Gschwendner, B. 183.
Günther, Ad. 527.
Günther, H. K. 472.
Gueiault 443*.
Guffroy, Ch. 235*.
Guilbert, G. 19.
Guillermond, A. 499, 525*.
Guillon, J. M. 540.
Guirand 113.
Gully, Eug. 64, 198.
Guth 40.
Guttmann, A. 88.
Gvozdenovic, Fr. 221.
Haas, B. 547.
Haas, J. 33.
Haas(-Sebastiansberg) 336.
Haberland, G. 288*.
Hackman, Charl. A. 584*.
Haedicke, 45*.
Haehn, H. 509, 514.
Haid. R. 537.
Hairs, Eug. 307*.
Halbfuß 45*.
Halenke, A. 142, 1.53, 317*, 348.
Hall, A. A. 422.
Hall, A. D. 233.
Halligan, J. E. 389*.
Halphen, G. 529.
Hals, Sigm. 347, 350.
Hamberg. H. E. 25*.
Hammer, B. W. 101.
Hanauer, W. 433*.
Hanel, Rud. 495*.
Hann, J. 25*.
Hansen, J. 235*, 404, 405, 409*.
Hansson, N. 389*, 406.
Hansteen, B. 245.
Hanus F. 495*.
Hanns J. 584*.
Happich 443*.
Harcourt, R. 457.
Harden, Arth. 507, 508, 515.
Hare, C. L. 401*.
Hart. C. B. 586*.
Hart, E. B. 375, 389*, 447.
Hartmann, Karl 495*.
Hartmann. P. 336.
Hartwell, B. L. 401*.
Harvey, H. W. 139.
Hasbach, 0. A. 401*.
Haselhoff, E. 30. 45*, 52, 150, 159, 199,
210, 312, 345, 346, 350, 395.
Hastings, E. G. 443*, 447.
Haury, A. 552*.
Hausmann, 0. K. 241.
Havelka, R. 495.
Hayduck, F. 520. 522, 550.
Headden, W. P. 99, 126*.
Heckel, Ed. 269.
Hecker 25*.
Hedin, S. G. 451*.
Hegyfoky, J. 26*.
Heide, C. v. d. 597, 602.
Heilner, E. 376.
Heine 235*.
Heinemann, P. G. 433*.
Heinrich, R. 183.
Heinze, Alph. 478.
Heinze, B. 95, 127*, 143, 169, 235*, 523.
Autoren - Verzeichnis.
611
Heinzelmann, G. 546, 551. 552*.
Heibig, M. 224.
Heiland-Hansen 26*.
Hellmann, G. 6.
Helme, Nath. 26*.
Hempel, H. 432*.
Hencl, 0. 495*.
Hendrick, J. 162.
Henkel, Th. 584*.
Henneberg, W. 501, 505, 518, 524.
Hennig, Rieh. 26*.
Henninger, R. C. 495*.
Henri, E. 127*.
Henri, V. 524.
Henriques, V. 574*.
Henze, M. 45*.
Hepburn, J. S. 443*.
Herles, Frz. 491.
Herlinger, Hugo 492.
Herr mann. Fr. 164.
Herrmann, P. 481.
Herter 443*.
Herz 409*.
Herzfeld, A. 477, 478, 479, 495*, 595.
Herzog, H. 567*.
Hess, Cl. 27*.
Hesse 441, 443*.
Hesse, A. 578, 580, 581, 584*.
Hessdörffer, M. 401*.
Hesselink van Suchtelen, F. H. 105, 128*.
Heublein. 0. 37.
Heuser, G. 414.
Heygendor£f, v. 580.
Hicks, A. C. 433*.
Higgins, H. L. 390*.
Hildebrandson. H. H. 13, 26*.
Hiltner, L. 121, 182, 187, 235*.
Hinks, Edw. 451*.
Hinrichs 502.
Hitier, H. 35, 235*, 300.
Hittcher, K. 433*.
Hoeber, Rud. 373*.
Höft, H. 409*, 444, 580, 582.
Hölk, J. 409*.
Hoepfner, Alfr. 26*.
Hösslin, H. V. 383.
Höyberg, H. M. 584*.
Hof, H. 235*.
Hoffmann (-Bellheim) 227.
Hoffmann, Conr. 101, 127*.
Hoffmann, J. F. 460*. 550.
Hoffmeister, 0. 578.
Hoffmeister, P. 481.
Hofmann-Bang, N. 0. 407.
Holdefleiß, P. 26*, 235*, 239.
Hole, Ivar 350.
Holm, H. C. 538*.
Honcamp. F. 183, 345, 384, 388.
Hoppe, Ed. 594.
Hoppe, H. 480.
Hornberger, R. 66.
Hori, S. 248.
Horyng, Th. 433*.
Hoshiai, Z. 390*.
Hoton, L. 443*.
Hotter, E. 310.
Howard, A. 457.
Howard, G. 457.
Huber, K. 336*.
Huber, P. 542, 598, 599.
Hubert, A. 603.
Hudson. C. S. 592.
Hülsen, V. 460*.
Hugues, E. 529.
Hulton, H. F. E. 583*.
Hummel, A. 336*.
Humphrey, G. C. 410*.
Humphrey, G. P. 389*.
Hunaeus 421.
Hunt, Th. F. 215, 336*.
Hutchinson, C. ß. 232, 233.
Hutchinson. H. Br. 128.
Ibrahim, J. 373*.
Ihne, E. 26*.
Imabuchi, T. 368. 380.
Inoye, R. 401*.
Ippolito, G. D. 242.
Iik. K. 422, 446.
Irving, A. A. 2.52.
Israilsky, W. 246.
Iwanissowa, H. P. 241.
Iwanoff, Leonid 242.
Iwanoff, N. N. 241, 261.
Izar, G. 373.
Jablonski, M. 336*.
Jaccard, P. 288*.
Jackowski 336*.
Jacob, F. 602.
Jaensch, G. 336*.
Jager, L. de 575*.
Jaks, J. 495*.
Jancke 495*.
Janson, A. 336.
JavilUer, M. 279.
Jazsberenyi 446.
Jelinek.26*.
Jensen, C A. 116.
Jensen, H. J. 52, 63.
Jensen, Orla 433*, 584*.
Jochimsen 26*.
Jodidi, S. L. 68.
Jörgensen, G. 360.
Jolles, A. 596.
Joly 45*.
Jona. Tem. 576, 579.
Jürgens 409*.
Junkersdorf, P. 383, 390*.
Jyengar, N. V. 26*.
Kaiser, Fr. 433*.
Kaiser, R. 481.
39^
612
Autoren - Verzeichnis .
Kalning, H. 459.
Kantorowicz. J. 463*.
Kappen, H. 137, 235*, 337*.
Karaülow, Th. 373*.
Karl 235*.
Kaserer, H. 72, 103, 205, 235*, 248, 564.
Kasten (-Liegnitz) 235*.
Katayama, T. 573.
Kaumanns, N. 337*.
Kavan, J. 495*.
Kayser. E. 510.
Keeble, F. 127*.
Keiser 409*.
Kellermann, K. F. 45*, 108.
Kelley, W. P. 77, 126*.
Kellner, 0. 151, 163, 343, 344, 345, 346,
347, 361, 382. 385*, 389*. 409*, 574.
Kerbosch, M. G. J. M. 307*.
Kernbaum, M. 39.
Kersten, M. 581.
Kiby, W. 552*.
Kickton, A. 533.
Kiehl, A. F. 495*.
Kiessling, L. 337*.
King, F. H. 75.
Kinoshita, T. 366.
Kionka 145.
Kirchner 433*.
Kister 27*.
Kleeberger 337*. 405, 409.
Kleemann, A. 153, 317*, 347, 386, 393.
Klein, J. 396, 397, 411. 433*.
Kleinböhl. H. 451*.
Kleinstück, M. 285.
Kling, A. 601.
Kling, M. 62, 141, 143, 153, 317*, 344,
351, 362.
Klingen, J. P. 47*.
Koch 46*.
Koch, Alfr. 93, 104, 117, 127*, 128*,
337*.
Koch, A. E. 386.
Koch, F. O. 401*.
Koch, W. 575*.
Kochmann, M. 374.
Kochs, J. 291, 301, 302.
Köhler, A. 151.
Köhne 401*.
Kölbl, Fr. 267.
Kölker, A. H. 513.
König, J. 31, 46*, 54, 151, 312, 389*.
König, P. 270.
König, W. 583*.
Körnicke, Fr. 460.
Körösy, K. v. 377.
Köster, G. 443*.
Köstler, G, 446«, 582, 584*.
Kövessi, Fr. 128*.
Kohn-Abrest, E. 433*.
Kolär, Ed. 488.
Kolkwitz, ß. 34.
Kollmeyer, Fr. 584*.
Komers, K. 464.
Koning, C. J. 414, 424, 584*.
Kooper, W. D. 70, 251, 258, 286, 423,
579, 584*.
Kopec, T. 373*.
Korchow, A P. 389*.
Koriba, R. 288*.
Korsakow, Marie 511.
Kosän, H. 489, 496*.
Kossowitcz, AI. 525*.
Kossowitsch, P. S. 49, 191.
Kostytschew, S. 261.
Kostzyelyetzkii, A. 75.
Kosutany, Th. 457.
Kothny, G. L. 496*.
Koydl, Th. 487, 488, 489, 595.
Küight, L. J. 272.
Knischewski, 0. 459.
Knoch 27*.
Knoop, F. 389*.
Kraeraer, H. 401*, 409*.
Krainsky, A. 94.
Krämszky, L. 532.
Krantz, H. 235*.
Kraus, C. 317*, 337*, 340.
Krause, E. 435*.
Krawcynski, 209.
Kreibich, E. V. 401*.
Kreidl, A. 433*.
Kreis, H. 440.
Kremer, Ed. 27*.
Kreps, V. 548.
Krestovnikova, Lydia 256.
Krische, P. 142, 235*.
Kröber 212.
Krömer, K. 545.
Kronacher 408*, 409*.
Krüger, E. 235*, 337*.
Kruyff, E. de 108, 128*.
Krym, K. S. 389*.
Krzymowski, R. 337*.
Kuckuck, P. 288*.
Kühl, H. 441. 580.
Kühle, L. 475.
Kühn, G. 584*.
Kühne, E. 482.
Kürsteiner, J. 451*.
Kuhn, O. 583*.
Kuhnert 235*, 328, 401*.
Kulisch, P. 540, 541, 543.
Kunow 433*.
Kunze, R. 558.
Kurz, K. 27*.
Kusano, S. 288*.
Kusserow, F. 502.
Kusserow, R. 506.
Kylin, H. 288*.
Lacroix, A. 125.
Laessig, H. 410*.
Autoren - Verzeichnis.
613
Lang, F. 182.
Lang, H. 337*, 340.
Lange. A. E. 493.
Langen, Fei. 488, 490, 496*.
Langer, Gr. A. 286*.
Langstein, L. 372*, 419.
Lanzenberg, A. 510.
Larsen 441.
Lasserre, A. 552*.
Latham, Baldw. 21.
Lathrop, E. C. 69, 70.
Lauterborn. R. 46*.
Laxa, 0. 416.
Leather, J, W. 32, 288*.
Leavitt, S. 296.
Leberke, E. 429.
Leberle, H. 500.
Le Clerc, J. A. 296.
Leclerc du Sablon 263.
Le Docte, A. 586, 596*.
Ledoux, L. 588.
Legier 473, 496*.
Lehky, R. 496*.
Lehmann, Fr. 343, 344, 345, 346, 347,
351, 389*, 585*, 600.
Lehndorf, H. 433*.
Leiningen, W. Graf zu 565*.
Leiter, Herrn. 27*.
Lemmermann, 0. 118, 134, 146, 235*,
308, 343, 344, 345, 346.
Lemoult, P. 570*.
Lengacker, Fr. 9.
Lenk, A. 433*.
Lenormand, C. 37.
Lenz, J. V. 337*.
Leoncini, Giov. 542.
Lepeschkin, W. W. 288*.
Lesser, E. J. 383.
Letzring, M. 410*.
Leze, R. 584*.
Liebau, P. 337*, 389*.
Liebenau 235*.
Liechti, P. 132, 133, 146, 173, 344, 345,
346.
Lindberg, E. 515.
Lindemann, O. 441, 451*.
Lindenberg 236*.
Lindet, L. 523, 590.
Lindner, 0. 373*.
Lindner, P. 504, 517, 552*.
Lintner, E. J. 515.
Lipman, Jac G. 71, 96, 102, 103, 109,
168, 177, 192, 236*, 565*.
Lippmann. H. 380.
Lippmann, Ed. v. 496*.
Lipschütz, A. 375.
Lobeck 585*.
Lochow, L. V. 337*.
Log, V. 401*.
Loeb, A. 377.
Loeb, J. 288*.
Lötsch, E. 572.
Loew, 0. 126*, 368.
Loewit, M. 373*.
Loges, G. 152, 349.
Lombardo, P. P. 448.
Lommel, V. 236*.
London, E. S. 373*, 388*, 389*.
Lowcock, S. R. 34.
Lubimenko, W. 266, 268.
Luckhardt, A. B. 433*.
Luedecke, C. 337*.
Lugner, J. 4.
Lukin, W. N. 389*.
Lund 407, 441,
Lyon, T. Lyttleton 78, 117.
Lythgoe, H. C. 433*.
Macchiati, L. 317.
Mach, F. 145, 236*, 308, 345.
Macky, W. Mc D. 46*.
Mac Nider, G. M. 571.
Magnus-Levi, A. 367, 460*.
Mahoux, J. 529.
Mai, C. 418, 433*, 575.
Makrinoff, S. 434*.
Makrinow, J. A. 112.
Malarski, H. 570*.
Malcolm, J. 422.
Mall(-Henheim) 337*.
Malpeaux, L. 329. 337*.
Malvezin, Ph. 598, 604.
Manaresi, A. 286, 302, 531, 569.
Wandel, J. A. 408.
Mankowski, K. G. (T?j 83, 233.
Mann, S. A. 575*.
Manolin, D. 379.
Manon 540.
Manoury, H. 496*.
Maquenne, L. 270.
Marchlewski, L. 570*.
Marek 27*.
Margaillen, L. 585*.
Marquardt, B. 410*.
Marquart 405, 410*.
Marr, Fr. S. 92.
Marsh, Gl. E. 433*.
Marsiglia, T. 599.
Marsson, M. 46*.
Martiny, B. 434*, 585*.
Masoni, Giul. 548, 566.
Massol, L. 40.
Masuda, Niro 515.
Mathieu, L. 545.
Matzdorff, 0. 460.
Maurer, J. 10, 27.
Maxwell, S. S. 288*.
Mayer, Ad. 125*, 236*, 337*, 406.
Mayer, Th. 217.
Mayerhofer, E. 370.
Mayrhofer, J. 529, 535, 543, 548, 602.
Mazzaroni, A. 359.
614
Autoren - Verzeichnis.
Mc Collum, E. V. 375, 389.
Meijeringh, W. 440.
Meisenheimer, J. 506.
Meißner, R. 522.
Melander, K. 515.
Mendenhall, W. C. 46*.
Mer, Em. 214, 236*.
Merkel, Fr. 337*.
Merrell, Lew. C. 434*.
Merres, E. 558.
Meurer 580.
Mey, A. 28*.
Mayer, D. 168, 175, 179, 189, 398, 399,
556.
Meyer, Jul. 434*.
Meyer, P. 496*.
Mezger 35.
Mezger, 0. 413.
Micheels, H. 242.
Michel, Rud. 566.
Mieth, H. 190.
Milier 441.
Miller, M. F. 232, 233.
Miller, W. 46*.
Mimachi, H. 382.
Minz, J. ß. 496*, 589.
Minz, S. G. 434*.
Mirande, M. 288*.
Mitscherlich, E. A. 124, 128*, 198, 230,
337*, 558.
Mohn, A. 401*.
Moertlbauer, F. 201, 236*.
Mohr, E. C. J. 34, 48, 84, 125*.
Mohr, 0. 552*.
Mohs, K. 455, 456.
Molisch, H. 273.
Molliard, M. 288*.
Monteverde, N. 266.
Monvoisin, A. 431.
Moore, W. L. 22.
Morgen, A. 381, 402.
Morosow 46*
Morres, W. 443*, 585*.
Moufang, Ed. 552*.
Moulton, C. R. 864, 401*.
Mouriquand, G. 415.
Mrasek, Chr. 483.
Müller, Carl 567*.
Müller, H. C. 148, 166, 310, 320, 321, 346.
Müller, Jos. 443*.
Müller, Ph. 434*.
Müller, W. 434*.
Müller-Thurgau, H. 225, 255.
Munter, F. 168, 179.
Müntz, A. 46*.
Murauer, H. 401*.
Murray, P. W. 496*.
Muszynski, J. 590.
Muszynski, L. 485.
Muth, Fr. 539.
Myers, C. E. 336*.
Nalli, V. 423.
Nansen, 26*.
Naumann 451*.
Navassart, E. 525*.
Nazari, V. 271.
Neger. F. W. 257, 288*.
Neresheimer, E. 46*.
Nesmeräk, J. 496*.
Nestler, A. 280.
Nestreljaew, A. 437, 438, 443*.
Neumann, M. P. 455, 456, 458, 459, 524.
Neumann, R. 382, 385.
Neustadl, L. 547.
Nicolas, E. 344*.
Nicolas, G. 260.
Nicolau, E. 600.
Nicolle, C. 434*.
Nielsen, Ivar 446.
Niklewski, Br. 133, 250.
Nilsson, F. A. 434*.
Nogier, Th. 38. 44.
Noll. Ch. F. 336*.
Norrie, R. S. 496*.
Norris, R. V. 515*.
Nottbohm, F. E. 577.
Nowak, F. 496*.
Nowakowsky, L. 485, 486.
Nüesch 410*.
Nußbaumer. Th. 422, 501.
Obst, W. 434*.
Ocker 401*.
Oetken, W. 337*.
Oettle, Fr. H. 410*.
Oldenburg, F. 236*.
OUech. V. 337*.
Olson. G. A. 461.
Orgler, A. 392.
Orlowski, J. J. d' 552*.
Ortmann 236*.
Ost, H. 545, 552*.
Ostenfeld, C. H. 288*.
Osterwalder, A. 288*.
Oswald, A. 390*.
Ottiker, A. 427.
Otto, R. 70, 227, 236*, 251, 258, 286.
Owen, Irv. L. 109, 168.
Owtschinikow, N. 161.
Paal, C. 567*.
Paine, S. G. 416.
Paladino, Raff. 300.
Palladin, Alex. 575*.
Palladin. W. 271, 277, 288*.
Pankow, M. 68.
Pantanelli, E. 154.
Pape, L. 434*.
Parhon, M. 373.
Paris, G. 82.
Parow. E. 460.
Parrozzani, A. 254.
Autofen - Verzeiclinis.
615
Patten, G. R. 64.
Paturel, G. 236*.
Paul, H. 202, 204, 216, 393.
Pawlenko, V. P. 589.
Pellet, H. 476, 496*, 497*, 591, 592,
598.
Fellisier, J. 337*.
Penck, A. 14.
Peniston, A. 525*.
Penrose. R. A. F. jr. 138.
Perciabosco, F. 362.
Perret, C. 52.
Peter, A. 446, 451*.
Peters 410*.
Petit, R. 335*.
Petfik, Ferd. 584*.
Pettera, A. 401*.
Pettit, H. 117, 555.
Petzold 410*.
Pfannenstiel, A. 236*.
Pfeiffer, Th. 88, 92, 178, 185, 188. 338*,
401*.
Pfenninger, U. 291, 294.
Pflüger, Ed. 390*, 575*.
Pfrogner 237*.
Piault, L. 307*.
Pick, H. 80, 564.
Pickel, J. M. 571.
Pieper, C. 401*.
Pies, W. 428.
Pierozek, S. 550.
Pillhardt, Fr. P. 497*.
Pincussohn, L. 280.
Pini 497.
Piper, H. 315.
Pittini, A. 373*.
Plahn, H. 472.
Plato, G. de 255, 290, 307*.
Plehn 401*, 4S4*.
Pleißmann, M. 46*.
Ploetz, A. 456, 460*.
Pletnew, D. 389*.
Poetschke, P. 585*.
Pokorny, Joh. 497*.
Polenske, Ed. 585*.
Ponicki, B. v. 412.
Popescue, D. M. 442*, 583*.
Popp, M. 237*.
Poppe, K. 434*.
Porcher, Ch. 410*.
Porchet 531.
Porodko, Th. 268.
Pouget, J. 76, 113, 247.
Pougnet, Jean 268.
Power, Fr. B. 299, 307.
Pozzi-Escot 511.
Prachfeld, Fr. 210.
Pradier, G. 237*.
Pratalongo, U. 86.
Pratt, G. H. 47*.
Prescot, S. C. 585*.
Prescher, Joh. 585*.
Prianischnikow, D. 245.
Pribram, E. 370.
Pringsheim, E. 105, 128*.
Pringsbeim, H. 105, 128*.
Prinsen-Geerligs, H. C. 497*, 597*.
Prochäzka, B. 208.
Proskowetz, E. v. 340*, 463.
Prove 338*.
Prussla, L. 291, 307*.
Pullmann, J. A. 27*.
Q,uagliariello, G. 373*.
Quant, E. 434*.
Quartaroli, A. 237*.
Rabinowitsch, A. G-. 373*.
Rackmann, K. 225.
Radlberger, Leop. 565.
Raffo, M. 443*.
Rahn, 0. 440.
Rakoczy, A. 451*.
Rammstedt, O. 458.
Rapin 443*.
Raudnitz, R. W. 434*.
Ravaz. L. 527.
Ravenna, C. 240, 258, 279.
Ray, J. 237*.
Raybaud, L. 242.
Reed, Jos. F. 498.
Reed, H. S. 264.
Reed, 0. E. 404.
Rees, Bertha 262.
Rees, W. H. 490.
Reese 46*.
Rehbel, H. 363.
Reichert 206, 237.
Reideraeister, W. 583*.
Reimann 352.
Reinke, 0. 463*.
Reinsch, A. 434*, 443*.
Reis, Fr. 135, 136.
Reitmair, O. 143, 174.
Remy, Th. 213, 264, 338*, 340*, 471,
562.
Renard, A. 434.
Renault, P. 123.
Renker, M. 572.
Rettich 338*.
Revis, C. 438.
Rhode, A. 410*.
Rhodin, Sig. 237*.
Richardsen, A. 410*.
Richmond, H. Droop 585*.
Richter, L. 304.
Rideal S. 38.
Ridley, H. N. 285.
Rieter, E. 585*.
Rievel 434*.
Rindeil, Arth. 175.
Ringelmann, M. 30, 47*.
616
Autoren - Verzeichnis.
Ringer, W. E. 47*.
Ripper, M. 532.
Risler, E. 47*.
Ritter, E. 132, 133.
Riwosch-Sandberg, F. 373*.
Robertson, F. Br. 435*.
Rochaix 39.
Rocques, X. 603.
Röder, H. 432*.
Röding, F. W. 465.
Römer, P. H. 423, 428.
Römer, Th. 338*.
Rose, C. 388*.
Rösing, Gr. 562.
Rösicke 338*.
Rogerson, H. 307*.
Rogosinski, A. 497*.
Rohde, E. 390*.
Rohland, R 47*, 86.
Roi du 443*.
Rolants, E 40, 47*.
Rolle 493.
Rona, P. 388*.
Roos, L. 529.
Roose, Gr. 373*.
Rose R. C. 272.
Rosemann, R. 366.
Rosenblatt, Frau M. 510.
Rosenblatt, M. 510.
Rosenblatt, St. 522.
Rosengreen, L. Fr. 449. 580.
Rosenstiehl, A. 525*.
Rosenthal, G. 435*.
Rosenthaler, L. 423, 516.
Roshardt, P. A. 288*.
Roß, H. 285.
Rossi, G. de 128* 250.
Roßmann 502.
Roth. G. 108.
Rothenfußer, S. 433*, 575, 579, 600.
Rubinsky, B. 418, 525*.
Rubner, C. 288*.
Ruchi, E. 379.
Rudsinski, D. v. 338*.
Rümker, K. v. 338*, 340*.
Rufz, J. de Lavison 245.
Rullmann, W. 430.
Rupp, E. 585*, 600.
Rupprecht 338*.
Euschel 434*.
Ruß. F. 237*.
Rüssel. Ed. J. 77, 128*, 170, 431, 556.
Russell J. 125*.
Russo, Th. 415.
Rygärd, H. 237*.
Sabanin, A. N. 85.
Sachs, H. 338*.
Sagelmann, A. J. 373*.
Saillard, E. 206, 476, 479, 497*.
Saito, K. 500, 517.
Salamon. Alfr. 497*.
Salkowski, E. 514.
Salle 565.
Salway, A. H. 299, 307*.
Sames, Th. 423, 428, 585*.
Sammis, J. L. 541*.
Sand, H. J. S. 525*.
Sandsten, E, B. 243.
Sanfelici, R. 435*.
Sani, G. 307*.
Sarcin, R. 363, 482.
Sarthou, J. 424, 435*, 585*.
Sasaki, T. 390*.
Satow, P. 435*.
Sauter 435*.
Sauton, B. 271, 525*.
Savage, E. S. 392.
Seal, C. 47*.
Scaffidi. V. 390*.
Schäcke, F. 237*.
Schäffer 443*.
Schaffer, E. 443*, 451*, 601.
Schander, R. 196.
Schattke, A. 390*.
Scheffer, H. 183.
Scheibe 237*.
Schellenberger 409*.
Schenke, V. 559, 567*.
Schepilewski, E. 38.
Scherpe, R. 122.
Scheunert, A. 389*, 572.
Schick 41.
Schiptschinski, W. 5, 85.
Schittenhelm, A. 390*.
Scblösing, Th. jr. 338*.
Schlossmann, A. 435*.
Schlueter, H. 460*.
Schmauss, A. 19.
Schmelzer 338*.
Schmid, J. 388*.
Schmidbauer 352.
Schmidt, A. 126*.
Schmidt, H. 497*.
Schmidt, Jos. 463*.
Schmidt-Nielsen. Signe 451*.
Schmidt-Nielsen, Sigval 451*.
Schmitthenner, F. 284.
Schmoeger, M. 148, 310, 346, 362.
Schnell, J. 438.
Schneider, Em. 30.
Schneider, G. 388.
Schneider-Orelli, 0. 225, 241, 255, 316.
Schneidewind, W. 80, 168, 169, 175, 179,
187, 237, 318, 319, 327. 338*, 343,
398, 399, 457, 468.
Schnitzler, Jos. 524.
Schönberg 87.
Schönborn, E. v. 382.
Schöne. M. 338*.
Schönemann, F. 412.
Schönfeld, R. 502, 503.
Autoren - Verzeichnis.
617
Scholl, A. 349.
Scholz. H. 338*.
Scholz, W. 410.
Schreib, H. 463*.
Schreiber, Hans 237*, 338*.
Schreiber, Hermann 570.
Schreiner, 0. 69, 70.
Schroeder, H. 289*.
Schroeder, Joh. 3, 50, 126*, 134, 139,
140, 174, 238*, 325, 338*.
Schrott-Fiechtl 444*.
Schryver, S. ß. 253.
Schtscherback, J. 248, 266.
Schubart, O. 464.
Schubart, P. 474.
Schubert, Frd. 462.
Schulow, J, 255.
Schultheiss 27*.
Schultz, C. 402*.
Schultze, W. 338*.
Schulze, ß. 147, 160, 293, 307*, 330,
410*, 467.
Schulze, Ernst 251, 289, 290, 291, 292,
568.
Schulze, W. 43.
Schumann, P. 310, 320.
Schumilow, A. 481, 587.
Schuppli, P. 410*.
Schurig 464.
Schwantke, Arth. 52.
Schwappach 221.
Schwarz, C. 389*.
Schwenzer 497*.
Scott-Moncrieff 42.
Scoville, Wilb. 544.
Scurti F. 349, 358, 538.
Seelhorst, C. v. 168, 302, 330, 331, 339».
Seidl, E. V. 498*.
Seifert, W. 537, 539.
Semeraro, F. 362.
Sempolowski, L. 207.
Serpek, 0. 237*.
Severini, G. 154.
Sewerin, S. A. 116, 123.
Seyssenegg, E. v. 340*.
Shepard, J. H. 386.
Sherman, H. 390*.
Shorey, E. C. 69, 70.
Shutt, Frank, T. 3, 58, 296, 457.
Sidersky, D. 552*, 591.
Siefert 224.
Siegfeld, M. 415, 437, 581, 585*.
Siegfried, M. 373*, 435*.
Simmich, P. 432*.
Simon, A. 552*.
Simon, Jos. 122, 228, 317*.
Sj olle na, B. 289*.
Skärblom. K. E. 589.
Skraup, Zd. H. 435*.
Slator, Benj. 525"=.
Smith, W. D. 126*.
Smitz, L. M. 440.
Smolenski, K. 485, 491, 498*.
Snell, K. 339*.
Snyder, W. P. 84.
Sobbe, 0. V. 419, 578, 585*.
Söderbaum, H. G. 138, 157, 158.
Sokolowski, S. 550.
Solberg, Er. 211.
Sommer, F. 432.
Sommerfeld, P. 410*, 435*.
Soncini, E. 552*.
Sorauer, P. 273.
Soxhlet, F. V. 390*.
Sperling, E. 339*, 470.
Spieckermann, A. 312.
Spiegel zu Peckelsheim 402*.
Sponnagel, F. 432*.
Ssamöjlow, J. 238.
Stabler, H. 47*.
Stadie 398.
Ständer 28*.
Starabke, H. 390*.
Stanek, V. 307*, 490, 493*, 587, 593,
597*.
Stanewitsch, R. 289*.
Staniszkis, W. 250.
Stanke, S. 498*.
Staub, ß. 118.
Stauber, A. 372, 381.
Stehler, F. G. 314, 322.
Steen, Axel S. 28*.
Steffen, Carl 463*.
Steglich 158, 317*, 328.
Stein 238*.
Stepanow, N. 71.
Stern, F. 390*.
Stevens, F. L. 100, 128*.
Stewart, A. 432*, 586*.
Stiegeier, v. 238*.
Stift, A. 475, 498*.
Stocker, J. 435*.
Stöcklin 431.
Stoddart. C. W. 73.
Stöpel, H. 481.
Störmer, K. 166, 316, 320.
Stoklasa, J. 221.
StoU 227.
Stoppel, R. 289*.
Strakosch, S. 139.
Stranäk, Fr. 128*.
Stratton, F. J. M. 239*.
Straughn, M. N. 296.
Strecker, E 289*.
Strecker (-Leipzig) 339*.
Stremme, H. 125.
Strich, M. 424.
Strohmer, Fr. 143, 355, 465, 489, 594.
Struve, J. 402*.
Stüber, W. 583*.
Stübler, W. 442.
Sturm, M. 435*.
618
Autoren - Verzeichnis.
Stutzer, A. 136, 181, 182, 183, 283*,
372, 390*.
Süring, R. 28*.
Sury, J. V. 307*.
Sutthoff, W. 421.
Svoboda, H. 156, 211, 220.
Tacke. Br. 156, 177, 180, 184, 212, 218,
238*, 321, 331, 332, 339*, 352, 387,
400.
Taegener, W. 587, 597*.
Tailby, G. W. 392.
Tamago, Alfr. Esp. 575*.
Tanaka, Y. 461.
Tanret, Ch. 307*.
Tatlock, ß. R. 435*.
Taue, V. 498*.
Teichert, K. 435* 441, 451*.
Tennstedt, K. 498*.
Terroine, E. F. 370.
Thaer, W. 82.
Thalimeyer 473.
Thatcher. R. W. 295.
Thiel, F. 88.
Thoday, D. 261.
Tholens 36.
Thoraas, K. 435.
Thompson, AI. R. 228, 357.
Thomsen, Ol. 586*.
Thomson, R. T. 435*.
Thornton, ß. W. 85.
Tiemann 410*.
Tillmanns, J. 33, 37, 43, 421, 586*.
Tischtschenko, Joh. 570*.
Tissier, L. 531.
Töpfer, M. 436*.
Teilens. B. 298.
Tonegutti, M. 277, 286, 302, 531, 569.
Torquati, F. 243.
Totani. G. 390*.
Touplain 432*.
Townsend, C. O. 474.
Trabert 6.
Tracy, J. E. W. 498*.
Trautmaun, H. 436*.
Trenkler, A. 594.
Trier, G. 289, 307*.
Trillat, A. 525*.
Trosianz, G. 376.
Trowbridge, P. T. 364, 365, 401*.
Tru^Ile, A. 537.
Trzebinski, .1. 464.
Tschermak. E. v. 340*.
Tumin, Grig. 71.
Tuteur, R. 373.
Tyler, F. J. 334.
Uhle, W. 238*.
Ulpiani, C. 137, 238*.
Ulrich, K. 208, 238*.
Ulrichs (-Münden) 339.
Urbain, E. 47*.
ürban, J. 466, 467, 468, 470, 474, 493*,
587, 588.
Utz, F. 436*.
Vallet, Gabr. 39.
Vallois, F. 402*.
Van Amstel, J. 525.
Van Bemmelen, J. M. 125*.
Van Dam, W. 4J2, 448, 451*.
Van de Venne. H. 390*.
Vandevelde, A. J. J. 586*.
Vanha, J. 281.
Van Haarst, J. 586*.
Van Itallie, L. 307*.
Van ItersoD, G. jr. 525*.
Van Melckebecke 430.
Van Slyke. L. L. 451*. 576.
V anbei, W. 436*.
Vater, H. .50, 51, 222, 223, 238*.
Verschaffelt, E. 273.
Vieth. P. H. 406, 409*, 415, 436*, 444*,
451*, 586*.
Viewegh, Ed. 485.
Vila, A. 570*.
Vilikovsky, W. 210.
Vincent, V. 439.
Vlasov, V. A. 23.
Völtz, W. .390*.
Vogel 128*, 561. •
Vogtherr. M. 586*.
Voisenet, E. 539, 552*.
Voit, E. 380.
Volkart, A. 322, 339*.
Voller, A. 47*.
Vorbuchner, K. 593.
Vuaflart, L. 339*, 390*, 482, 498*.
Vujevic, P. 28*.
Vulquin, E. 520, 521.
Wacker 322, 329.
Wager, H. 525*.
Waggaman, \V. H. 50.
Wagner, H. 221.
Wagner, P. 162, 238*, 239*.
Walker, G. W. 45*.
Wallenböck, R. 87.
Walt her, A. R. 280.
Wang 47*.
Ware, F. C. 248.
Warren, L. E. 307*.
Warunis, Th. St. 569.
Washburn, Edw. W. 498*.
Wassiljeff, Vera 260.
Waters, H. J. 402*.
Weber, A. 436*.
Weber, C. 352.
Weber, Ew. 416.
Weber, Frd. 257.
Weber, Leonh. 28*.
Wechsler, B. 373.
Autoren - Verzeichnis.
619
Weedon, T. 4.
Wegener, K. 13, 126*.
Wehmer, C. 524.
Wehnert, H. 149.
Wein, H. 183, 239*.
Weiniger, E. 343, 345, 384.
Weinland, E. 382.
Weinzierl, Th. 313.
Weis, Fr. 114.
Weisberg, J. 498*.
Weisweiler 305*.
Weldert, R. 47*.
Wellenstein, C. A. 530.
Weller, H. 586*.
Wendler, 0. 577.
Wenger, G. 451*.
Wery, G. 47*.
Wesenberg. G. 430.
Westhausser, F. 381, 402.
Westmann 128*, 239*, 339*.
Westmann, J. 28*.
Westphal, W. 402*.
Weyl, Tb. 436*.
Wheeler, H. J. 179, 239*.
Whitney, M. 239*.
Whitson. A. R. 73.
Whittaker, H. A. 45*.
Wichers, J. L. 298*.
Wiegand, K. M. 263.
Wiegner, G. 420, 586*.
Wiener, E. 436*.
Wieninger, F. 519.
Wild 239.
Wilhoit, A. D. 45*.
Wilk, L. 160.
Wilkening, L. 545, 552*.
Will, H. 500, 519.
Wimmer, G. 172, 239*, 283.
Wimmermann 28*.
Windaus, A. 575.
Windirsch, F. 324.
Windisch, K. 220.
Windisch, R. 436*.
Winkler, H. 289*.
Winkler, W. 410*, 436*.
Winslow 42.
Winterstein, E. 47*, 251.
Wißmann, v. 339*.
Withers, W. A. 100. 128*.
Wittkowicz, W. 498*.
Wittmack, L. 339*.
Wlokka, A. 552*.
Wolff, A. 436*, 441, 449.
Wohlgemuth, J. 424.
Wohltmann 339*.
Won, F. W. 410*.
Wolter, Otto 573.
Wood, T. B. 239*, 358.
Woodman, W. F. 365.
Wosryzek, 0. 597*.
Wülfing, J A. 436*.
Wüst 318*.
Wüstenfeld, H. 518, 520, 550, 552*.
Wulkan, H. 462.
Yagi, S. 365.
Yeda, K. 519.
Yokoyama, H. 240*.
Yoshikawa, J. 383*.
Yoshimura, K. 307*.
Young, W. J. 507, 508.
Zaboslawski 79.
Zailer, Vict. 125.
Zaleski, W. 246.
Zambonini 125*.
Zamorani, M. 240, 279.
Zdarek. Em. 366.
Zeman, R. 489-
Zemplen, G. 108.
Ziehe, A. 200.
Ziegler, A. 339*.
Zielinski, Z. 318*.
Zimmermann, E. 471.
Zimmermann, H. 388.
Zisterer, J. 380.
Zitzen, E. G. 402*.
Zoffmann, A. 444*, 585*.
Zscheye 480, 498*.
Zuderell, H. 284.
Zuew, M. 481, 484, 493.
Zujew 499*.
Berichtigungen.
Seite 33, Zeile 5 von unten: lies vor Barada Adrienne.
39, ,, 21 ,, ,, statt Courmant lies Courmont.
88,
279,
337,
448,
oben:
Man . . .
Ee. . ,
Liebau L.
Gärungsmenge
Mankovski.
Ravenna.
Liebau P.
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