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«■^ .^i^SS^ \.
MittheilaB^en
Baturforscheiiden Gesrllscbaft
1 «iem Jitlir« 185k.
Kr. 40H ~ 431.
mittheiliinsen
der
forschenden Geseilscbat't
I
in Bern
aus dem Jahre 1858.
.^1
Nr. 408 — 4M.
Mit 2 Tafeln.
Bern.
(In Cominission bei Haber und Gomp.)
H^der Haller'sohdn Baehdraokerei (B f«. h&llw.)
1858.
s50
'.o
")
^-C
« t
Inhalt.
Seite
nröudli. Erzeugung der Cardioide aus zwei ungleichen Kreisen 68
Rrunncr. Chemische Hüttheilungen 73
1. Lösung von Zink und Kickel .... 73
2. Einwirkung von AmmoniakflUssigkeit auf Schwefel 7H
3. Bereitung des molybdänsauren Ammoniaks . . 78
4. Bestimmimg der Niederschläge bei Analysen . 79
5. Bereitung von kohlensaurem Baryt ... 82
6. Bereitung von Platinschwarz 83
7. Bestimmung des Eohlengehalts der Kalksteine 85
8. Reinigen von Gläsern und Schalen ... 87
9. Reinigen der Malerpinsel von eingetrockneten Oel-
färben 87
— Noch ein Wort über Milchprüfung . . . . 17
Ftficher. Verzeichniss der in Berns Umgebungen vorkommen-
den kryptogamischen Pflanzen .... 25
KinUeiin. Ueber Conv^rgenz unendlicher Reihen . . . 57
— Ueber einige imendliche Reihen 89
Koch, Meteorologische Beobachtungen im Sommer, Herbst
und Winter 1857 105
— Einige Notizen über den Donati'schen Kometen . .117
MiUler. Ueber die aräometrische Milchprüfung ... 1
Perlij. Ueber Chromatium Okeni 121
Vcizeichims der für die Bibliothek der schweizerischen natur-
forschenden Gesellschaft eingegangenen Ge-
schenke 14, 23, 53, 88, 123
— der Mitglieder der Gesellschaft .... 124
~-^'aJ^^^
mr. 40» — 4O0.
Veher die ai*ft#metrl0€he RIllchprAftns
\0n Chr« HAIler»
(Vorgetragen des 27. Febroar 1868.)
Die gegen die aräömetrische Milchprobe gemachten
Einwürfe dürften sich in Folgendem resümiren lassen:
1) Da dieselbe sich im Prinzip auf das specifische Gewicht
der Milch stützt und dieses eine wechselnde Grösse ist^
80 kann nicht mit Sicherheit auf die Angaben eines
Aräometers geschlossen werden. 2) Da die festen Be-
8tandtheile der Milch theils leichter, theils schwerer sind
als Wasser^ so kann durch Verminderung des einen und
Vermehrung des andern Bestandtheils in betrügerischer
Absicht ein specifisches Gewicht hergestellt werden , das
dem der normalen Milch gleich ist, in welchem Falle
das Aräometer den Betrug nicht anzeigt; z. B. Versetzen
der Milch mit Jfilchzuckerlösjang; oder Abrahmen und;
Verdünnen mit Wasser. 3) Eine wohlbegründete Ein-
wendung ist die Unzuverlässigkeit der Instrumente selbst,
und zwar nach zwei Bichtungen hin, entweder Unge-
nauigkeit in der Ausführung derselben, oder unglückliche
Wahl des Ausgangspunktes zur Fixirung der Fälschung*).
Betrachten wir nun die einzelnen Fälle näher und
fragen zunächst: wie, weit zeigt ein Aräometer im All-
gemeinen Differenzen im specifischen Gewicht einer Flüs-
sigkeit an ? so darf hier wohl als Antwort stehen : diese
Frage ist erledigt und von dieser Seite steht der Sank-
*) Jedes Hilcharäometer mose, bevor es anklagen kann, den
SehwankuBseo im Wassergehalt der normalen Üliloh, welcher nach
Besehardat's Annahme die DifTerens zwischen 1030 — 1034 speeifische«
Oewioht nasmaslit, ReehnDip tragen. In diese Grenzen fallen Üji-
riehtrhelteo «.9ifchi('l<'*h , die in der Natur der Bache liegen. '
*i»»
Bern. Miiti^fl
: ■— 2 —
tionirung des Instrumentes nichts mehr im Wege *)• Wie
nim ein Arftometer für Specialirvrecke mit empyrisehv
oder rationeller Scala und mit Berücksichtigung seiner
Grössenverhältnisse u. s. w. besonderer Einrichtung
bedarf, so auch, wie später gezeigt werden soll, be-
sonders das Aräometer zur Milchprüfung. Diesen Säte
zugegeben , tritt die Frage hervor : Welche ZaU
soll denn die maassgebende sein? Von der BeaIi^
wortung dieser Frage hängt natürlich das Schicksal der
aräometrischen Probe ab. Kann das Aräometer wie
ganz natürlich nur bei Erwägung dieses einen physika-
lischen Charakters der Milch ^enen, so fällt es xmer-
bittlich dahin, wenn hier die Antwort zu seinen Ungunsten
ausfallen sollte. Sehen wir uns nach den Angaben über
das specifische Gewicht der Milch um, so finden wir bei
Simon (med. Chemie) 1030— 1035, Quevenne 28,8— 36,4,
Schlossberger (organ. Chemie) 1030, nach Schärer 1026
— 1032, Berzelius (eine Analyse) 1033, Vemois und Bec-
querel 1026 — 1035 in 14 Fällen, Mittelzahl 1033, in
30 Fällen dieselben 1016 — 1041. Zahlreiche weitere
Bestimmungen bewegen sich im Bahmen dieser Angaben.
Auf den ersten Blick scheint es nun allerdings unmög-
lich, bei solchen Schwankungen auch nur einen Augen-
blick an Benutzung dieser Grössen zu dem in Frage
liegenden Zweck zu denken. Bei näherer Prüfung dieseii
Materials jedoch, bei Berücksichtigung der Aussprüche
derjenigen Chemiker, die als Experten nicht nur hie und
da eine oder mehrere Milchanalysen zu diesem oder je-
nem Zwecke ausAihren, sondern Jahr aus Jahr ein die
*) Die im Serum «cbwimmenden Buaerkug:eloken habea keHie«
störeodeii Binflass auf das Araomet<>r, innerhalb der für die Methode
beanspruchten Grenxen der ticiiaui]s:keit ^ wie wiederholte Wä|punfea 4 1
friHcbtr und ab^orahroin* !Vlilch xei(^(en. ^
— 3 -
iidiitieii: Händen haben, aeigt es sich, dass dfui
fewicht der Kuhmilch sich in tigern Grensen
ji«nd ganz besonders die angeführten Minimal-
riger Autoritäten zu tief gehalten sind % Que-
irieb 1854: ^Ich habe aus einer Periode von
ttMtkfm, von 1843 bis 1854, 103 Fälle genau ver-
lor mir, in welchen ich die Milch selbst melken
m Minimum 1Q2S,8 das Maximum 1036,4 beträgt.
hMSem einen Fall von 1028,8, stehen 6 zwischen
1029«- 30, 5 über 1035 und 91 zwischen 1030 — 35.«
HienMt erreichen die Versuche von Quevenne die Zahl
von 210 , und Bouchardat **) fügt nach dem Tode des
erstem hinzu, dass er vollkommen gleiche Besultate
nach' mehrjähriger Thätigkeit auf diesem Gebiet erhalten
habe, und stehen wir nicht an zu erklären, dass die
Zusammensetzung der Milch weit mehr Uebereinstimmung
zeigt, als man bisher glaubte **^), Quevenne sprach,
g^estützt auf seine Erfahrungen, im Jahr 1842 den Satz
lus: Kann auch die Milch verschiedener ein-
selner Kühe ein geringeres specifisches Ge»
vlcht als 1029 haben, so wird die Milch von
aehreren Kühen gemengt nie unter dieses
Gewicht fallen, die Milch als Handelswaare muss
laher mindestens 1029 wiegen und die polizeilich fest-
ustellenden Grenzen für reine Milch liegen zwischen
*) Dies« ^k namentlich von den Zahlen der Herren Vernois und
eequerel. Ueweise liegen in den Analysen selbst, auf 8. 157 V. u. B
« lait chez la femme, etc. Paris 1854.
**") Instruction pour l'essai et l'analyse du lait. Paris 1866, ofceic
icnner BailUire.
*^) Anleitunip lor PrufUng der Kuhmilch» Bern ;1867, bei Haller,
. 3, femer S. 2& — 31. Versuche mit der Milch einselner Kfihe so-
«hl al0 mit der Milch als Handelswaare, die in Bern ang^stelU wurden,
Mtätifcn diesen Bat», soweit es.'.nldi Mir Imner erwarten Hess*
— 4 —
1029 via 10S3. VMth QnereiiM's Tod im Jakr 185»^
ging deMen hinterlassenes liaterial anf Boachardat über,
der die VerOffentUcfaung desselben in einem grteaent
Werke Terspricht, vorläufig aber in einem Projekt nr
Instmktion des öffentlichen Verfahrens xnr Milchprifniqp
die Nothwendigkeity gestOtei anf das nnzweidentige iSiw
gebniss der täglichen Erfahrung, aasspricht, dieGbensen
des Lactodensimeters von QneTenne um 1 Grad dei^Scala
hinaii&nrücken. Er räth zu confisdren unter 1(^ uid
setzt die obere Orenze bei 1034 *). Nach meinem' Da-
fbrhalten kann kaum ein Zweifel darüber walten, ^jass
die angeitihrten Arbeiten als Tollberechtigt neben die
Behauptung gestellt werden dürfen, dass die IGIch de»
Handels mit einem specifischen Gewicht unter IQtid m^-
licherweise noch normal sein könne. Fragen wir nun:
9 Was bedeutet die Angabe des Lactodensimeters, dass
eine Milch z. B. 1028 (oder weniger) specifisches Gewicht
zeigt?* Der Gegner wird erwiedem: Es ist diess eine
vage Andeutung, es hat nach dem und dem Autor schon
Milch gegeben, die eben so schwer oder leichter war
als die vorliegende; die chemische Analyse muss zeigen^
ob alle Substanzen im richtigen Verhältnisse zu einanden
zugegen sind, und die absolute Gesammtmenge wird
dann entscheiden, ob Wasserzusatz angenommen werden
darf oder nicht Oder nach Andern , es muss die Mei^o
des Milchzuckers, oder die der Butter, analytisch be«
stinunt werden ; dann wird sich finden , wie diese Mengen
sich zu den aufgestellten Mittelzahlen verhalten. Ange-
nommen, es sei eine Mittelzahl für alle oder einzelne
Bestandiheile der Milch aufgestellt, so wird es sich zei*-
gen, dass £e in unserm Falle, bei einem specifischen
foar Pen««! #1 riilysi im kür
- 6 —
Oewicbt TOii 1QS8 erhaltenen Zahlen am nngefthr ^/ff^
geringer sind als die Normakafalen, denn das specifiscfae
Ctewicht kann doch, nichts Anderes sein als ein Ausdruck
ftbr die Verhältnisse des Festen senm Flüssigen. Znsats
ron Festemi und sei es purer Rahm^ kann wohl nicht
statt gefunden haben , und« wenn nicht andere Gründe
diess ausschlössen 9 so könnten Versuche von Bouchardat
hier entscheidend werden^ der gezeigt! h^^; ^^^ ^u^^
Milch mittlerer Consistenz mit der Hälfte des in ihr ent-
haltenen Rahmes gemischt auf 1029;5 gesunken war.
Der analjsirende Experte soll nun aussprechen ^ ob
seine Zahlen mit den gegenseitig wechselnden Verhält-
nissen y die um y^ > bei einem Bestandtheil geringer^ bei
einem andern vielleicht gleich; bei einem dritten etwas
höher, oder auch bei einem noch tiefer stehen, ihm die
Ueberzeugung beibringen, dass hier Fälschung mit min-
destens Vio Wasser statt gefunden habe. Er wird be-
jahen müssen, wenn er anders nicht dem Betrug Thür
und Thor öffnen will, und der Experte mit dem Aräo-
meter wird sich sagen , Neues habe er nicht erfahren ,
da es keine andere Substanz giebt als das Wasser, welche
das specifische Oewicht hätte herabdrücken können. Steht
man in der Praxis, so kommen noch weitere Hülfsmittel,
die aber hier keine Erwähnung finden sollen und dürfen,
zur Befestigung des Urtheils hinzu. Stellen wir die
Zahlen tiefer, dann hat weder der chemische Experte,
noch der mit dem Aräometer, die geringste Schwierig-
keit, dann dürfte von keiner Seite Einwendung gegen
den Thatbestand der Fälschung geschehen.
Es soll nun keineswegs mit diesem Baisonnement die
ehemische Analyse bei Entscheidung der Frage , ob Ver-
mischung mit Wasser statt gefunden habe oder nicht,
unbedingt ausgeschlossen sein. Im Gegentheil vereinigen
— 6 -
sich alle Stimmeii, JKe fttar Emflfchnmg «lometrisdier Pro-
ben ndi ausspreehen, dakm, man aolle nur in Fällen,
die nidit besUitten werden, oder wo sonst kein Zweifel
Ueibt, sie nnterlassen. Ueber die Art, wie dann die
Anatyse aosgefthrt werden soll, sind die Ansichten wie-
demm abweichend. Keiner ▼«'langt ToUstindige Ana-
fyse. Boochardat *) Terspricht, in Bilde eine nm£u8ende
Anweisung zu diesem Theil da* Untersnchnng. Er m-
kürirte biiidahin mit QneTenne anf Lactoskop oder Gre-
mometer. CheTallier's **) Lieblingsgedanke ist Total-
bestimmnng des festen Rückstandes. Yemois und Beoque-
rel ***) verlangen die Quantität des Zuckers, als desjenigen
llilchbeatandtheils, der am wenigsten variirt und am leich*
testen zu bestimmen ist In dieser Beziehung geht nun
neuerdings, wie die Herren in ihrem über die Milch der
Kühe an der Pariserausstellung erstatteten Bericht (Anna-
les dliygi^ne 1857) nicht ohne Triumph anführen, auch
Chevallier mit ihnen einig. Nur zieht dieser die bekannte
titrirte Kupferlösung zur Bestimmung des Zuckers dem
Polarimeter vor, welchen V. und B. als untrüglich preisen»
Brunner f) schlägt vor, die Butter zu diesem Zweck
zu wählen, und giebt dazu ein Verfahren an, das leicht
und über Nacht ausgef&hrt werden kann. Nach yer-
schiedenen Autoren soll aber die Butter der in den
MengenverhältDissen am meisten wechselnde Bestandtheil
der Milch sein, und jedenfalls lässt sieh eine Zuckerprobe
auf eine wie die andere Art ungleich schneller ausfahren*
«) Als Foitsefimis seines „Bsssi im lait.*^
^) MojrcBS it reesBssllre si le lait est •m son etend« dPesv»
basales dliygi&se pabli^ae et de nMieise legale 1856, p. 314,
***) Aaaales i^hygihM^ ele. 1867, p. ZiB.
t) ÜMse llittlieilw^B Nr. 401 ltt7.
— 7 — ^
G^Bchehe EinB . . oder • das Andere ^ immerUn . darf
wohl der Experte f^ die chemische Analyse wählen,
was- ihm das Geeignetste zu sein scheint, und seiner
üeberzeugung nach der Sache am Besten firoQimt.
Anf die nun knrz erörterten Umstände und Verhält-
nisse schlagen Bonchardat *) und Chevallier **), unab-
hängig von einander und im Einzelnen der Methoden
etwas abweichend, vor: Es sollen die Behörden zur poli-
zeilichen Ueberwachnng des Milchhandels ein Normal-
ailtometer einführen und ein geeignetes Polizeipersonal
im Gebrauche des Instrumentes mit Thermometer und
Reduktionstafel einüben lassen. Findet der Polizeimann
eine Milch, deren Probegrade unter dem Normalsatze
stehen, so erklärt er die Confiskation und lässt an Ort
und Stelle den Verkäufer eine Anerkennung des Aktes
unterzeichnen , auf einem gedruckten Formular, welches
den Verzicht auf weitem Bekurs ausdrückt. Protestirt
der Verkäufer, so werden in bereit gehaltene Gläser
zwei Proben eingefüllt, sofort versiegelt, das eine dem
Verkäufer, das andere dem chemischen Experten zuge-
stellt und darüber ebenfalls ein Akt unterzeichnet, der
ankündigt, dass jetzt die Sache auf Kosten des Verlie-
renden geht. Auf diese Weise, wird nach Bouchardat
wohl nicht aller Betrug entdeckt, niemals aber ein. un-
schuldiger bestraft werden.
Nach allem Diesem erreichen wir, wird der Gegner
des Verfahrenseinwenden, im. glücklichsten Fall nur den
^nen Betrug, das Vermischen mit Wasser, und dieas
ist ganz richtig; weiter will man auch nichts und ist so
lange zufrieden, bis die Milchträger, selbst Studien, ma-
*) Instruction, etp. lesS.
**) 8ar le Mmnferee. 41« lait, eto. AMnIten d^ky^iine 1866, ^369.
* — 8 -
j lue otti üraMBCMr wmwl waangL rim
wird fineiEck ma fie WiMcaMkaft ■ppflliit w«den mit
der Fmge: Wie aoD mmm mama Mlehca Betn^ ent-
dedsea? Welche Mittel kau die WiMCMduA der 5ffent-
fidMn Glewak ea die Hand g<AeB, an dea im Kaetern
•dilrielienden Betrog aa» lidit sa ai^ea? Vorliofig
aach BieiaeiB Daftriialtea keiaes als dieekeausdie Aaafyse.
Dieee kann aber aicht nnt kandert Probea TorgeBoauaen
werden, om dea Sehaldigea sa sacken. Msn
kdnnte sagen: Dorch das Lactoskop kann plötsUck ge-
holfen werden. Allein dieses InstrniBent, so eia&eh es
erscheint , kann keinem Polizeidiener in die Hand gegeben
werden, nnd selbst der Geübte brancht ia der Voraus-
setznng, dass alle nöthigen Pr¶tiTe, donl^e Kammer
n. s. w. hergerichtet sind, eine Viertelstunde nnd mehr
SU einem einzigen Versuche, und diess ist ftLr die Pnods
zu lang. Man wird warten müssen, bis auf anderan
Wege der Verdacht rege wird und Anzeige, resp. Ein-
lieferung verdächtiger Milch erfolgt In allen Fällen wird
aber nnr dann ein Experte die chemische Anlayse f&r
entscheidend erklären können, wenn die Behörde Nor-
malsahlen aufgestellt haben wird. Diese Lücke in
den Vorschriften über Lebensmittelpolizei
muss ausgofilllt werden. Ist dorch eine wissen-
schaftliche Comnüssion ein Normalsatz festgestellt und
durch die Behörden sanktionirt, dann ist kein Streit
mehr zu befürchten über Zulässigkeit einer Methode;
die Praxis , welche stets rasch geht , wird bei schlechter
Methode sehr schnell entschieden haben. Das grosse
Publikum, um dessen Schutz es sich handelt, wird nicht
mehr sehen müssen, dass zwei Experten, von denen
Niemand Unehrenhaftes erwartet^ ia grellen Widerspruch
-« 9 - .
geratheny. und das Gericht in die Lage versetzen, die
Antoritftten alNrawiegen, die der Eine gegen den Andern
in's Feld fährt Der Beklagte und der Kläger haben
nicht minder Anspruch auf gerechtes Uriheil. Woranf
aber soll sich dieses gründen? Das Gericht stützt sich
auf die Expertise; der einzelne Experte ist genöthig^;
nach gewissenhafter Arbeit sich nach Gewährsmännern
umzusehen, um seinen Ausspruch zu begründen. Hat er
die Butter bestimmt; so muss er in zahlreichen Analysen
nachsehen ; um wie viel er zu wenig hat; und dann den
Ausspruch thuu; auf welchen der Bichter entscheidet
Prüft man aber grössere Beihen von Analysen, so fiüdet
man jeweilen beim Buttergehalt die grössten Schwan-
kungen und daher bei mehreren Autoren die Angabe,
die Menge der Butter schwanke am meisten. Auf Auto-
ritäten gestützt lässt sich das Urtheil angreifen , und wer
BoU nun entscheiden? Offenbar nur eine gesetzliche
Normalzahl. Gegen die Bestimmung der Butter als Halt-
pnnkt zur Feststellung des Betrugs lässt sich übrigens
auf dem Wege der Erfahrung gar Manches wahr-
nehmen. Jeder Milchhändler protestirt beim Angreifen
der Buttermenge als Bahm, also gegen Cremometer
und Lactoskop; weil er weiss, dass bei kurzer Buhe
der Flüssigkeit sich die Butter nach Oben begibt und
ungleiche Mischungen bei'm Vertheilen der Massen in
G^flüMe im Handel und Wandel unvermeidlich sind *).
Diese umstände bleiben ohne Einfluss auf den Milch-
zucker. Aehnliches wiederföhrt nichts desto weniger,
trete aller Autorimten , dem Experten , der auf Milch-
^) N»eh CheviUlier Khbii jeUt noeh keine Mittelsahl fOr den Butter-
ftlHilt aaffestellt werden , da selbst die neaesten Versuohe (i$66) die
fTSMea Spränge is den BatterqasnüUten bescatifen. Annalcs d'hy-
Si^ne 1866, p. 389.
— 10 —
sncker oder auf die Gesammtmeiige des festen Btick-
standes sich bezieht. Entweder Antorititen » und dann
a
alle Verschiedenheiten in den Angaben derselben;
und Tummelplatz fbr sich widersprechende Experten,
oder Normalzahl mit Gesetzeskraft , die den Stutzpunkt
für die Expertise abgibt Man sollte von Seite der Be-
hörden keinen Augenblick säumen j auf gründliche Er-
wägungen gestützt, einschlagende Verordnungen^ Instruk-
tionen u. 8. w. zu erlassen.
Treten wir nun auf den weitem Einwurf gegen das
Aräometer ein, das» dasselbe alle Beimischungen, die
das gestörte specifische Gewicht der Milch wieder her-
stellen; nicht anzeigt, so bietet die Wissenschaft allerlei
und mancherlei Mittel ; die Litteratur birgt unter ihren
Schätzen viel, das ein Experte mit grossem Erfolg, weil
es ein unzweifelhafter Gewährsmann in seinem Buche
anführt , gegen die Sache geltend machen kann. Prüfen
wir aber diese Schätze näher, so geht es mit denselben,
wie mit den Angaben über das specifische Gewicht der
Milch; ein einziger Fall unter tausenden, oder selbst
das Produkt der Phantasie, fand Platz im Handbuch
eines grossen Gelehrten, wandert aus einem in das
andere, und wir wollen nicht untersuchen, wie viele
Experten, die nach Autoritäten suchen müssen, immer
den gleichen Schuss laden, nicht ahnend, welch' gering-
fügiger Zufall der Wissenschaft einen solch* zweifelhaften
Dienst erwiesen hat.
Dr. Pappenheim in Berlin hat mit sehr anerkennens-
werthem Fleisse alle denkbaren Fälle, die zur Täuschung
des Aräometers ftihren können, näher geprüft und un-
zweifelhaft nachgewiesen, dass alle Zusatzmittel, die
versucht werden könnten , bis auf eine Lösung von Milch-
zucker , ohne weitere Untersuchung , durch Geruch, Ge-
— 11 —
idunack oder Farbe sich Terrathen. Am SchlusBe der
ftbr den gerichtlichen Experten höchst werthTollen Arbeit
spricht sich der Verfasser folgendermassen ans: Ich
glaube, nach dem, was mich eine ziemlich anhaltende
Beschäftigung mit der Milch in polizeilicher Beziehung
gelehrt hat, dass die aräometrischen Milchproben
mn ausgezeichnetes Mittel sind, complizirte oder einfache
Milchverdünnungen festzustellen, und ihrer Thätigkeit
nur noch ein Mousselincolatorium und ein Absitzcylinder
Ton ungefähr 100 C. C. hinzugefügt zu werden braucht,
um allen Milchfärbereien und Milchverdickungsversuchen
wirksam zu begegnen *). Wir sehen also , dass in Wirk-
lichkeit die hierher gehörigen Fälle sich auf ein sehr
geringes Maass reduciren. Es bleibt wesentlich partiel-
les Abrahmen und Ersetzen des Rahms durch Wasser
jedoch in so geringem Maass, dass das specifische Ge-
wicht nicht zu tief wird. Versuche , die ich seiner Zeit
darüber anstellte , zeigen mir , dass ein Zusatz von
Wasser von 3 bis 5 Procent die partiell abgerahmte
Milch wieder aufs richtige specifische Gewicht zurück-
fährt. Dieser Betrug kann nicht so prompt entdeckt
werden^ allein der untersuchende Poljzeimann schöpft
Verdacht, weil durch dieses Verfahren die Consistenz
der Milch so weit verändert wird, dass bei'm Eingiessen
derselben in den Glascylinder behufs der Aräometerprobe
das geübte Auge erräth, was geschehen ist. In diesem
Falle würde Protestation ähnlich behandelt wie oben,
läkA durch die Analyse entschieden , wenn man nicht
Torsieht, nach Quevenne zu verfahren, welcher die Probe
in's Cremometer bringt, den Kahm misst und darauf die
Seala des Lactodensimeters für abgerahmte Milch berück-
*) Arehiv der deuueliea MedicinaifCMtigebvBi; eto. 1867, S.40.
- 12 -
ncbtigt Diese Ver&lBchaiig muss ttbrigenB mit Sorgfalt
geleitet werden , sonst verräth sie allerdings auch schon
das Aräometer. Ganz ähnlich verhält es sich mit VeF-
setzen der MHch mit Milchzuckerlösung.
Zum bestimmten Ankläger aber wird das Instrumoit^
wenn Abrahmen ohne Ersetzen durch Wasser stattfindet;
und diess ist wiederum ein wunder Fleck des Milchhandeli»
Gehen wir von der Scala des revidirten Quevenne'sohen
Aräometers auS; so ist die Milch von 1034 aufwärln
abgerahmt. So schlechthin gegeben ; wird ein nach
Autoritäten suchender Experte Gewährsmänner finden,
den Ausspruch umzustossen, gibt es ja Milch, die 1041
wiegt; und in der That lehrt die Erfahrung, dass häufiger
eine höher steigende als eine tiefer gehende Milch vor-
kommt. Ist aber die Milch von mehreren Kühen gemischt^
dann schliesst sich die Grenze positiv ab. und ist einmal |^
die Aräometerprobe eingeführt und von Publikum und j
Behörde in Anwendung gebracht, dann wird dieser Aus^
Spruch Bourchardafs und Quevenne's alsbald ausser Zweift^l
gestellt sein. Die Milch der einzelnen Kuh steigt nänip
lieh rasch im specifischen Gewicht mit Verminderung
der Quantität , wenn das Thier dem Trockenstehen nahe
kommt*), während die Milch des Gesammtviehstand^s
sich dabei wenig über das Mittel erhebt. Das Erscheinen
der Bouchardat*schen Vorschläge veranlasste hier eine
{Vorläufige Prüfung derselben, namentlich in Beziehung
auf diesen Punkt. Durch das Polizeipersonal wurden
während 8 Tagen , jedes Mal 3 Proben , Milch , die 34
oder mehr Grade zogen, mit einer, die die Mittelzahl
zeigte, an den Stadtthoren erhoben und von mir genan
untersucht. Das Ergebniss dieser Versuchsreihe zeigte,
*) Anleitoa; cur Profan; der Kiihaiileli, 8. 93.
— 13 --
dM8 Milch von 1035 als ganz oder theilif eise abgerahmt
anzusehen ist*)*
Znm Schluss sei mir erlaubt^ über die üblichen
Aräometer zur Milchprüfung noch kurz Einiges hinzu-
zufügen. Bei allen Bestrebungen von Seite der Munici-
palit&ten , der Aufsichtsbehörden der Spitäler und andern
grossen öffentlichen Anstalten ; den Käsereigesellschaften
ganz besonders^ Mittel zu finden gegen einen Betrug;
der unter der Larve der Loyalität geübt wird, sich zu
waffhen, trotz aller Vorschläge gelehrter Chemiker,
^finden wir überall die Aräometer sich Bahn brechen.
Die chemische Analyse bleibt gerichtlicher Expertise vor-
behalten, kann aber nie, um mit Chevallier zu reden,
den Milchhandel moralisiren. Nur durch Einführung und
gerichtliche Sanktionirung von Normalaräometern und
Vorschriften über ihren Gebrauch wird , was vor x\llem
nöthig , Uebereinstimmung in die Angaben kommen.
Die Wissenschaft wird aus solchen Angaben reiches
Material sammeln können , wenn in geeigneten Fällen
auf solche Bestimmungen dann noch quantitative Analysen
kommen. Was jetzt dunkel ist, und unsicher wird, durch
He Abweichungen in den Angaben der Autoritäten, wird
durchsichtig werden ; und bleiben auf den Grenzen auch
geringe Unsicherheiten, so wird von der fortschreitenden
Wissenschaft der einmal eingedämmte Strom dann bald
vollends beherrscht werden. Alle Instrumente , die in
ninden Zahlen zugesetzte Wassermengen andeuten, oder
in Procentsätzen den Gehalt in Normalmilch angeben,
lelbst der Galactometer von Chevallier, welcher eine
kkJiBt branchbare und nützliche Tafel *^ über den^ den
*) Näheres hierüber Anleitang etc. , S. 31 ff.
^) Amiales d'hyei^ne 1665, 8. 316.1
— 14 —
Graden des Intimmentes entsprechenden Gtohalt mn fixen
Bestandtheilen beigegeben ist^ nicht ausgenommen, von
den mannigfaltigen Einrichtungen , die sonst im Handd
knrsiren*, nicht zu reden, sollten nicht angewendet
werden. Die Grade des Quevenne'schen Lactodensin^
ters sind einzig berechtigt, auf wissenschaftliche Begrfl^-
dnng Anspruch zu machen , jede Angabe ist mindestens
eine approximative Bestimmung des specifischen Gewichts
einer Milch. Eine Angabe, die jeder Experte prüfen
kann und die der Wissenschaft einen Beitrag liefert.
Wie meine Er&hrung seit Jahren mich hoffen l&sst, wird
durch die Combination der beiden Scalen des Lactoden*
simeters fUr frische und abgerahmte Milch, und den j«
Cremometer, die Hauptcalamität des Milchhandels, das
Abrahmen der Milch, ebenfalls mit Erfolg bekämpft -und
bald bestimmt constatirt werden können.
I
TerflBelehiilss der für die Bibliothek der
Sehwelas« Waturf« Geseltoehaft elnge-
Sancenen Gesehenke.
Von dem zoologi$ch'4HHanischen Verein in Wien,
VerlwBdlonfran. Band VI. Wim 1856. 80.
Von der detUichen geologischen (Jeielhchafl.
Zeitschrift. Band 1 - IX. 1. Berlin 1840 - 1857. 8».
Von der phytik, medic. GeHlbehaft in Würxburg.
Verhasdlangen. Band VII 3; VIII 1. Wäisbpre 1857. 80.
Von der TU Redaktim.
'^ hweii. Zeitschrifl für IMiarniacie. Jaliri;. 1857. Ni. 10 u. II. 80.
rm Dr, L. Fischer.
Priaipsbeim, De forma et incremcnio etracorum erassiorum io
flaatsrnm eeUnla. Hall» 1848. 6^.
- 16 -
2. Jord»ii , Svr la qoestion rtlaliv« «lu AegQops irkieoTdas •!
spetoformis. Paris ]8t^7. 80.
k la societi des scienees naturelles de NeuchdAd.
BalleÜM IV, 2. Neqoh&lel 1857. ^.
'om naturhislarischen Verein in Augsburg.
Zehnter Bericht. 1857. 80.
Vm der physikal. Gesellschaft in Berlin:
Die Fortsehritte der Physik im Jahr 1854. Berlin 1857. 8».
^on dem niederösterreicMsehen Gewerbverein in Wien :
VerhandloB^n und Mittheiluni^en , Heft 7. Wien 1857. 80.
h la socUte des seiences naturelles de Malines»
Anmden. ISme ann^e. 1857. 80.
Vm der Akademie der Wissenschaften in i'urin.
Memorie. Tome XVI. Ti^ino 1857. 4.
^on Herrn Frofessor Wolf,
Mittheilan^en über die Sonnenfleek^n. V. 80.
^om Herrn Verfasser:
Wydier, Morphologische Mittheilungen. 80.
>^0N der königl. Akademie der Wissenschaften in BerHn.
Nonatsberichte tmh Jannar bis Angost 1857. Berlin. 80.
AbhandlnngM ans dem Jahr 1856. Berlin 1857. 40.
Kon der kaiierUchen Akademie der Wissenschaften in Wien:
Steangsberichte. Jahrg. 1857. Februar, Mars und April. 80.
Denkschriften. Mathemat. natorwissensohaftliehe Classe. Bd.XUl.
1857. 4.
Dt la societe bolanique de France:
Bulletin. Tome IV. No. 3. Paris. 80.
Dt la societe vaudoise des scienees naturelles :
Bnlletin. Tome V. No. 41. Lausanne 1857. 80.
Fon der schlesischen Gesellschaft für vaterlän^che Cultur.
Vier und dreissigster Jahresberioht. Breslau. 40.
J. ti. Galle,' Qrondsfige der aohlesisehen Klimatologie. Breslau
1857. 40v
De taeademie impMale de Dijon.
Mtesirea. 2bm sirie. Tobm III et V. D^on 1855 et 1857. 8o.
L. Nodot, DssoriptisB d*ui mmtsm gtnrs d'Mtatd fossile. 40. |
— 16 —
9e racademie imphialt de Bordeaus
Recueil. 18me ann^e, 2e tHm^Mre. Rorde&ox. ffi.
Van der TU. Redaküan.
Gemeinnützige Woehennchrift. 7ter «Ifthrf^. Nr. 39 -- 44. Wim-
bar; 1857. 80.
De la sociele des sciences de Liege.
Memoire». Tome XII. Liis«* 1857. 80.
Von der yiSmUhsonian Institution.*^
1. Tenth AbbmI Report. Wasbtnctoa 1866. 80.
Z. Message from the pre«ideDt of the United States to tlie two
houses ofConpress. Parti, II.; 1864, I, II. 1865 and 186^
I, III. WashipgtoB. 80.
3. Map» and Views to accompany Menage etc. WashSngtmi 1854
and 1865. 80.
Von der physik. medicin. Geseilschaft tu Würzburg.
Verhandlungen. Rand Vlll. 2tes Heft. Wärsbnrg 1857. 80.
Von der kaiterl, königl. geologischen ReiehsanstaU,
Jahrbuch.. 1866 Nr. 4. 1867 Nr. 1. Wien 1856 und 1857. 8f«t
Von der Tit. Redaktion,
Giebel und Heintz, Zeitsehrift für die gesamniten NatarYrissoa-
Schäften. Rand 8 nnd 9. Rerlin 1856 und 1867. 8P.
Von dem naturhistorischen Verein der preussisehen Rheinltmde,
1. VerhandluiigeB. Jahrg. XIV. 2tes Heft. Ronn 1857. 80.
2. Wirtgen, Flora der preuHS. Rheinprovinz. Ronn 1867. 120.
Von der Akademie in Sl. Petersburg.
Memoire». Sciences mathemat. et physiqoes. Tom. Vi. P^ters-
boorg 1867. 4^.
Von dem Verein für Naturkunde in Prassburg.
Verhandlungen. Jahrg. I und II 1. Pressburg 1866 u. 1867. 8^.
Von der resp. Vertagshandlung.
Römer, Kritische Untersuchung der| ilrtea des Mollnskengesebleehts
Venus. Cassel 1867, SO.
Vq». Herrn AU^Regierungsrath Dr, Schneider.
1. La Nioca, Rericht und Anfrag über die Correktioi Mr Jvra-
gewasser. Mit Plänen. Bern 1842. 8^.
■, •' ;- "'i-i».
Nr. 4t«.
H oHi Hn *ir#rt Aber miMiprftfmc^
(VorgetrH«» ^* 10. April 18fi8.)
Die poHseiliche Prttfimg der Milch war in neuester
Zeit öfter Gegenstand öffentlicher Besprechung. Es
irer£eiit auch die üeberwachung eines der wichtigsten
Lebensmittel gewise aHe Aufmerksamkeit.
Die 2u einer solchen Prüfung bisher m Vorschlag
gebrachten Methoden sind theüs indirekte ; theils direkte.
Za den erstem gehören die auf phjrsikalischen Ghrunct
s&tasen beruhenden, wie ^ Prüfung des spezifischen
Gewichtes, das Verhalten der von Fett befreiten Milch
gegen polarisirtes Licht, die Wiriiung auf durchfallende»
'Licht; Zu den letztem* irind die chemischen Unter-
Süchiuigsmeihoden zu zählen, nach denen entweder eine
TolIstSndige Analyse oder die Bestimmung einzelner we-
sentlicher Bestandtheile bezweckt wird.
Es ist wohl nicht zu läugnen, dass die m die letztere
(Sasse gehörenden MeAoden bei weitem den Vorzug rer-»
flehten, hätten sie nicht ftir £e Praxis den Umstand
gegen sich, dass ihre Anwendung weit mehr Fertigkeit
fcr Manipulation und mehr Zeitanfwand erfbrdcfrt, daher
sie in^ den meisten Fällen ftir den gewöhnlieben Oebraueh'
Hiebt geei^oet sind.
Unter allen, bisher empfohlenen Prüfung«methoden*
hat diejenige, welche auf der Untersuchung des spezifi-
lehen Qewichtei» beridit, wie es scheint, die allgemeiMte.
AjwFendung gefunden.
Bei einem gerichtlichen Falle dieser Art, welcher
letztbin in unsrer Stadt verhandelt wurde, soll, wie man
mir sagte, eme Aeossenmgi £e ich yfor Kurzmi über
Bern. NitthtiL 2
- 18 -
diesen GegenstaBd gethan habe *) y so ausgelegt worden
sein^ als hielte ich diese Prüfiingsmethode fUrganxYe^
werflich. Ich fühle mich daher verpflichtet, hierüber
eine nähere Erklärung abzugeben.
Vorerst ist bekannt, dass die Untersuchung der Milch
durch Prüfung ihres spezifischen Gewichtes auf dem Um-
stände beruht 9 dass bei zunehmendem Gehalte derselben
an festen, in der Flüssigkeit aufgelösten Bestandtheilen
dieses vergrössßrti durch Verminderung derselben, daher
auch durch Zusatz von Wasser, verringert wird. Wäre ;
daher nur eine solche Substanz in der Auflösung vor- :
banden , so könnte das spezifische Gewicht einen voUkom*
men sichern Maassstab f)ir die Menge derselben abgebeni
ungefähr wie dieses bei einer einfachen Salzauflösung der .
Fall ist. Nun aber enthält der wässerige Theil der Sfildi '.
mehrere Substanzen neben einander gelöst , einen Be* .
standlheil, das Fett, eingemengt, die alle in ihren rela* "
tiven Mengen variren und in unbekannter Grösse auf dt»
spezifische Gewicht Einfluss ausüben, so dass dasselbe
ein zusammengesetztes Resultat dieser verschi^enen
Faktoren ist. Wird es mit dem Aräometer bestimmt r
so kommt die eingemengte Butter am wenigsten in £•> ^
tracht; das Aräometer giebt vielmehr das spezifische^
Gewicht der gesammten Flüssigkeit Der Grund hievoA ^
liegt in der relativ kleinen Menge dieses Bestandtheik ^
Nehmen wir nämlich an, die Butter, deren spezifisches .
Gewicht 0,921 ist **), betrage 3 Frocent, das spezifische
Gewicht der Milch sei 1,032, so würde dieses, wenA '
man alle Butter entfernte, auf 1,0354 steigen. Gesetft
nun, das Aräometer gebe diese Difierenz an, so
*) Mittheilangen der Berner natiirf. Gesollsohaft, Nr. 401.
*^) SenderWir, diuss dieses nirgends aagegeken isi !
}
~ 19 —
kaum zu' entscheiden , ob dieselbe von mangelndem But*
tergehalt oder von grösserm Gelialt an aufgelösten Be-
Btindtheilen herrühre.
Wir besitzen also am Arftometer ein zwar indirektes,
jedoch insoweit annäherndes Prüfungsmittel, als jene re*
lativ roränderliche Menge der in der Milch aufgelöst ent-
haltenen Bestandtheile und die durch Temperaturverhält*
Bisse bedingten Umstände nebst der Genauigkeit des
Instrumentes an sich eid zulassen. Es ist jedoch eben-
&Us klar; dass durch diese Methode nichts weiter als der
relative Gehalt an sämmtlichen aufgelösten Stoffen, mit-
hin auch umgekehrt der Wassergehalt nach einer vorher
durch eine hinlängliche Anzahl von Beobachtungen fest-
gesetzten Normälzahl annähernd bestimmt wird. Ueber
die Natur der etwa vorhandenen fremden Beimischungen
sowie über den Buttergehalt giebt das Aräometer keinen
genügenden Aufschluss.
Wenden wir uns nun zu den direkten Prüfungs-
medioden,, so befinden wir uns nothwendig auf dem Ge-
biete der chemischen Analyse« Dass nun eine solche
Arbeit^ wenn sie sämmtliche in der Milch enthaltenen
Bestandtheile umfassen soll, ihrer Natur nach wenig zu
gerichtlichen oder industriellen Zwecken geeignet ist,
bedarf wohl kaum einer nähern Auseinandersetzung.
Nichtsdestoweniger scheinen möglichst einfache chemische
Bestimmungsmethoden wenigstens der wichtigern Bestand-
theile für solche Zwecke von Nutzen zu sein. Wir wollen
hier nur diejenigen der Butter tmd des Wassers etwas
näher besprechen.
Die relative Bestimmung der Butter aus der Menge
des sich aus einer gemessenen Quantität von Milch ab-
scheidenden Bahms ist als sehr unsicher hinlänglich
bekannt. Diese Abscheidung geschieht nämlich mehr
— ao —
oder weniger yoUstä&dig, so daas sowohl ein kleiBttr
Tbeil des Fettes in der sogenannten blauen Milch snrfkek«
bleibt, als auch der Bahm selbst von sehr ongleiche»
Battergehalt ausfllUt Jede&fiiUs hat ^ese Crttfung das
Unangenehme , dass sie wenigstens 12 — 15 Stunden 2rit
erfordert Die bdcanntOi von Mehrem angewandte Jfe-
thode, den Buttergefaalt durch Ansaiehtn dieses Bestand»
theiles mit Aether au bestimmen^ giebt alleio surerfXsdjgi
Besultate. Sie kann auf die von mir in obengenawiii
Sdirift beschriebeuen Art mit hinlänglicher Genanig^til
ausgeführt Verden.
Diese Untersuchung dürfte fbr den gewtfhnUcbai
Handelswerth der Milch besonders von Iiiter»«ae NWi ^^
indem man au den meisten ökonomischen AnwendungM [
gerade auf diesen Beetandtheil das mtiste Gewicht a« ^
legen pflegt Allein wie Beuitb^ung von VerfiUachisig ^
durch Zusatz von Wasser könnte hieraua allein nieht lul
Sicherheit beuitheilt werden » indem der Buttergebalt dsr ■
auch gana unverfiüschten Milch aiemUch verändetfidkM ,
sein scheint
Um nun den Wasaergebalt der Mitoh an bestimwe^ j
kann ausser dem Artometer, welches ein awar anniÜMi» ^
des Resultat giebt, folgende direbbe Methode angewiadi .
werden«
Man tarirt ein kl^es Glftschen mit der au nnttov ,
suehenden Milch auf einer empfindlichen Wage mögfiohit
genau ; giesst alsdann eine kleine Menge davon, etwa
5 — 6 (Grammen , in ein flaches blechernes BekKlchen
von ungefähr 2 Vi Zoll Durchmesser, eraetst das Heraofrr
genommene auf der Wage durch Gewichte, wodurch man
die Menge der in Arbeit genommenen Milch auf etwa
0,01 Gramm genau bestimmt Nun wird etwa 30 Gramm
(2XiM9th) gr$Uicb «erstossener utid von d^n feinen Fnlter
— 21 —
dfureh ein Sieb befreiter Quarz sugeBetst und Alles mit*
teUt eine« kleinen Spateli^ unter einander gerührt » so
dasa die Mileh Ton dem Quarzpnlver au%e8ogen wird
und mit demselben ein gleichmässig feuchtes Pulver bil-
det Bierauf wird das Scbälchen mit seinem Inhalte und
dem kleinen £lpatel genau tarirt und auf einem kochenden
Waaserbade ^) unter öfterem Umrühren behandelt Nach
«i&er Viertelstunde wird das Schlichen wieder auf die
Wage gebracht und die Menge des verdampften Wassers
durch Auflegen von Gewichten bestimmt Obglttch bei
den oben angegebenen VerhlUtnissen in dieser Zeit das
Austrocknen vollendet sein wird, so ist es doch aweok^
missig I sich dessen durch nocbmaliges Einsetsen des
SdUUcbena in das kochende Wasserbad während 5 Minu«
ten BU versichern. Man wird jedoch selten noch time
Qewicbtsabnahme beobachten.
Zum Beweise, dass diese Trocknungsmethode ge-
nfige, wurde öfters eine ähnliche Austrocknung mitQuars
m einem künstlich getrockneten Luftzuge bei 110— 120<'C.
mit der nämlichen Milch veranstaltet, dabei aber die
gleichen Zahlen wie beim Austrocknen iin Schälchen er-
halten. Erst wenn die Temperatur auf etwa ISO * gestei-
gert wird, erhält man eine kaum merklich grössere
<}ewichtsabnahme, womit aber zugleich ein leichtes G^Ib-
oder Braunwerden des' Quarzes, also eine anfangende
Zersetsung des Rückstandes stattfindet
Die auf diese Art mit verschiedenen Quantitäten der
simliehen Milch erhaltenen Zahlen stimmen mit einander
so nahe überein, dass erst in den Tausendtheilen einige
Abweichungen stattfinden.
0 2* ^' ^^ ^«m von FTMeDias (Anlpilang lur quantiUtivM
Aiiiisillea AatlfM , Sit Awtnfty B, 90) keteMebMmi.
— 22 -
Obgleich diesemnach als vollkommen sicher ange-
nommen werden konnte ; dass ein Znsatz einer bekannten
Menge von Wasser zu einer vorher auf ihren Wasser-
gehalt geprüften Milch ziemlich genau idedergefunden
werden kann; so wurde dennoch ein direkter Versuch
in dieser Beziehung angestellt. Von einer Milch j welche
durch diese Austrocknnngsmethode einen Wassergehalt
von 89;24 Procent gegeben hatte, wurden 4,450 Grammen
mit 1;852 Grammen Wasser vermischt Bei dem Aus-
trocknen während einer Viertelstunde wurde 5,822 Wasser
erhalten. Der Rechnung nach hätte man 5,823 (Erhalten
sollen»
Ich glaube daher nicht zuviel zu behaupten^ wenn
ich annehme, dass Vt Prpcent Wasser mit vollkommener
Sicherheit bestimmt werden kann.
Um diese Methode praktisch, sowohl zum industriel-
len als zum polizeilichen Gebrauche, anzuwenden, bedarf
es offenbar nur, dass, wie bei der aräometrischen Prü-
fung, eine Normalzahl festgesetzt werde, über welche
hinaus der Wassergehalt nie steigen soll. Diese Zahl
wird nun nach der Lokalität verschieden zu bestimmen
sein. Nach mehrern , freilich vielleicht nicht hinlänglich
zahlreichen Versuchen scheint mir 89,5 Procent eine bilr
lige zu sein. Vielleicht dürfte man bis auf 90 Procent
steigen.
Man wird vielleicht einwenden, dass dieses Ver-
fahren zu umständlich und zeiti*aubend sei. Mit geringer
Uebung wird man jedoch leicht dahin gelangen, die g^ze
Operation, die Wägungen mitgerechnet, in 25 Minuten
auszufuhren. Auch wäre es leicht, eine Einrichtung zu
treffen, um mehrere Proben zu gleicher Zeit abzudampfen.
Jedenfalls dürfte die Methode sehr geeignet sem , die An«
— 23 —
gaben des Aräometers su controlliren und in besondenii
beBtrittenen Fällen zu entscheiden.
Diese beiden direkten Bestimmungen des Fettes und
des Wassers dürften in den meisten vorkommenden Fäl-
len zur Prüfung der Milch ausreichen. Für andere; auf
besondere Zusätze sich beziehende Untersuchungen dürf-
ten schwerlich allgemeine .Vorschriften gegeben werden
können« Es ist vielmehr der Chemiker auf die fElr jeden
besondem Fall von Verdacht geeigneten Mittel ange-
wiesen.
' Schliesslich sei noch bemerkt ^ dass zu den in der
gewöhnlichen Praxis ' vorkommenden Fällen das Aräo-
meter immerhin ein brauchbares Instrument bleiben wird;
wenn man nicht mehr von demselben verlangt; als die
annähernde Angabe einer Verfälschung mit Wasser.
Eine solche; oder besser gesagt überhaupt einen; viel-
leicht nicht absichtlich zugesetzten; relativ zu grossen
Wassergehalt; der unter Umständen einigermassen be-
Btrafenswerth sein kanu; wird es immer mit ziemlicher
Sicherheit anzeigen. Sollte bei besondem bestrittenen
Fällen genauere Prüfung verlangt werden; so mögen die
oben beschriebenen Methoden Anwendung finden.
Tenselebnlss der für die Bibliothek der
Sebwelx« IVatiirf« Gesellscbait elnse-
Smiseneii Gesebenke«
ffif Herrn AU-Regierungtralh Dr. Schneider,
1. Rapport sar la marehe des op^ations relatives k la correetion
des eaax da Jura. Berae 1860« 80.
2. Rapports et propositions de la oommission des eantons int^res-
B^s k la correction des eaax du Jara. 1863. ^.
-^ 84 —
eorrekdoD. Bern 186a 4*.
4. Instruction des Bandesratbes far 4i^ teehnitdietf Bi|^»teB !•
Sachen der Jora^ewässercorrektion. 60,
Ton <ier tuUurfbnchenden Gaeüschaft in Basel :
Verfaandlonfen. Heft IX. Bagel tS57. S^.
Von den TU Redakii(men:
1. Gemeinnfitsifa Wockensclirift. 7tar Jabr^nf?, Nr. 46-^18.
Wfirakirc. SP.
2. Soliwaiserische Zeitschrift für Pharmacie. Jahre* II n- lU. 1.
SchaifhaascB, 6^.
Von der ntUurforsehenden GeseUschaß in Zürich:
^lerteljahrssehrift. Jahrf. If , Heft 4. nrich 1867. 8^
Von dem xaologisch-fninerai. Verein in Regewi^urg:
CorrespondensUatt 11. Jabnr* Refiasbniv 1857. 8^.^
Ton dem niederöeierreichieehen Gewerimerein in H'ieii:
VarhandlniM^ir ml Miltheitanf ei». liefl 8 md 8^ Wie» 1867. ^.
De Ui soeike impMale dee naiwraUHes de Mosko/fit :
BaUetias de U BoeiM imperiale. Annde 1858. Koskoo 1868^ ffi*
Von der kaiterl. LeopoüHniseh-Carolinitehen Akademie der Naiitr*
forscher :
Sopplemeat des 23. Bandes. Breslau ond Bonn 1854^. 4P.
Von der j^LUterary and philosophicat Society of Manehesitr^ :
f. Memofrs. Vd. XIV. London 1867. 8*.
Z. i^lton, Motoorokfleal ohnervations. Z. edit. ManckeatM
1834. 80.
3. A new system of chemical philosophy. Z parts. London 1810
and 1842. 8o.
Von der „ Academy of science of St. Louis " :
.^ausacüoiifl. VoL K at. Lod« 1867. 8^.
Von der j^ American Acmkmff of arts- and sdemees^:
Memoirs. Vol. VI, part 1. Boston 1857. i^.
Von der y^Royal Society of Edinburgh :
1. TraosacÜons. Vol. XXt 4^ XXV 3, XXVI 4. fidinhvf . 4^«
Z. Proceedinga 1866 and 1857. Bdiahnrf 8P.
Von der nalurforschenden GeseUschaß in Freümrg t. B»
Berichte. Nr. 25 -27. 8».
mr. 4tt — 414.
Ii. Ftecfliter^ %1^#zdl[HliiAMIr derill Sem^s
Umsebanseii Torkommendeii krypto-
gamlseben Pflanzen»
ÄnBchliessend an mein im Jahr 1855 erschienenes
, Taschenbuch der Flora von Bern,^ folgt hier — mit
derselben Begränzung des Gebietes *) — eine Anfztlhlung
byptogamischer Pflatusen , und ziTaT ennächst flir die hlS^
hem Klassen derselben. Die systematische Anordnung ist,
mit wenigen Abänderungen ; für die Moose diejenige das
GorallarinmBry^logiaeEaropaeae von^W.Bchim
per^ für die übrigen AbiheilungeQ diejenige der Erypto-
gamenflora Deutsclilands und der Schweiz von
L, Babenhorst^ auf welche Werke ich für die Syno>
Diymie und Besc^r^xmg verweise. Das vorliegende Ver*
zeichniBs enthält 4d Lebermoose, 195 Moose, 18 Farren,
1 Equisetaceen, 2 Lycopodiiaceenj es ist jedoch zu er-
warten, dass eine fortgesetzte Durchforschung des Ge-
Uetes, namentlich fUr die JJloose und Lebermoose, noch
manche Bereicherung darbieten werde.
I
^ Es amfassf dasselbe das in einem Halbmesser von 3 bis 48tiiÄdell
vligs am Bern geleg^eii^ , ausschliessKeh der Molasseforma^n anpe-
ttreide Havelland.
Beni. Mittheil.
Cryptogimi» foffiosae.
Cla8& L HEPATiC JL
Off«.L
S. fUmca IL.}. Anf fw^htwii 8nd- und LehmlxM
an Ufiem, aiif Aockcm, MDanniae Jiiafig.
B. hffwrca (EafwL). Auf Aeekcm, an Griben, «el
bei BeidjepbarJi (Bamberger).
Or4.1L
A. kt9is (L.). Auf feacbten, aandq^ und lehmi
Ae^em hin nad wieder , meirt in GTesellschaft
Fhaicam- and Bicda-Arten. In der Enge bri S
d Schöpfen*
Ord.ni. Harduuitfaee«.
Fagatdla.
JP« ootiica (CardaJ (Marchaniia L.J. An feuchten, 8<
tigen Orten ; an Haaem and Felsen, besondei
alten Steinbrüchen, gemein and stellenweise r<
lieh fmktifidrend.
Prslisia.
Pf commutaia (Nees). An schattigen Manem und
sen, an Bächen. Bremgartenwald unweit
Neubrücke. Sohütiwald bei Eöniz. Gurtei
Wabern.
— «7 -
Varekamtia.
1 polymorpha {L.). An Bächen und Gräben, in Sümpfen^
hänfig.
Liualaria.
vulgaris {Mich.). Hie and da in Gärten , besonders
in Blumentöpfen, z. B. im botanischen Garten; im
Freien bis jetzt nicht gefunden,
Ord. IV. Jungermanniaeeie.
(Jungermannia L) .
A. Frondosae.
Vetxgeria.
^. furcata (Neea). In Wäldern, an alten Stämmen imd
auf der Erde an moosigen Abhängen, ziemlich
häufig, aber Selten mit ausgebildeten Früchteoi.
\ pubeacevis (Baddi), In Wäldern, am Grunde alter
Bäume, hin und wieder. Gurten ob Wabern«
Anenra.
. pinguis (Nees). An feuchten Abhängen, besonders
auf Tuff, hin und wieder. Bremgartenwald. Län-
genberg.
.palmata (Nees). In schattigen Wäldern, an faulenden
Baumstrünken, ziemlich häufig. Bremgartenwald
u. s. w.
PelUa.
'• epiphylla (Nees.) Auf feuchtem Lehmboden, beson-
ders an Hohlwegen, sehr häufig.
fossondironia.
\ pusüla (Nees). Auf feuchter Erde , an Waldwegen
nnd :auf Aeckem hin und wieder»
B. Folio sme.
L. emlcare* (Lih.j. In feucbtcn ScUnditen, selten. In
Seitenftchlachien des Scfam mixm «sserthales,
L. •erpyUifolia (LA.). In Wildem, an Baomstibumeii
und Wimcln nemlick hinfig.
frillaaii.
F. däaiata (SetM). An Bumustinimen, besonders an
Weistannen und Feldbiiimeny überalL
F.Tamaruci (Sees). In Wildern, aof Erde, besonde»
am Grande alter Stimme, an Hohlwegen, nidit
selten.
MiilithffCi«
M. lavigata (Sckrad. JhtmarLj In Wildem , am Grunde
alter Baume, stellenweise hiofig. Bremgarten-*
wald« Lingenberg ob Kehrsats.
M. platyphylla (Nees). In Wäldern nnd Gebüschen, aD
Baonutänmien, gemein.
R. complanata (Dumort.) An Baumstammen, besondere
an Buchen und Weisstannen, überall häufig*
Triebseolea.
T. TomerUeUa (Ehrh. Nees). In feuchten Wäldern und
Schluchten, zwischen Moosen an BSchen und Quel-
len/ stellenweise liäufig. Mit Früchten am Glaa^
brunnen und am Gurten ob Wabern*
■astlgMiryiiBL
M, trihhatum (Nees). In feuchten Wäldern und Schluch-
ten. Schwarzwasserthal. Selten mit Frucht.
L reptans (Nees). In Wäldern, an fanlenden Baum-
strünken, gemein.
Galypogeia.
1 Trichomanis (Nees). In Wäldemi auf Erde und Fel-
sen, besonijers an feuchten Abhängen und an
Hohlwegen, ziemlich häufig.
Cbiloscyphns.
/. polyanihos (Nees). Auf feuchter Erde in Hohlwegen
hin und wieder. Solrütiwald bei Köniz.
?. paUescens (Schrad. Dtsmort) . Auf Erde in feuchten
Wäldern und Gebtischen, häufig.
Lophocolea.
t.heterophyUa (Schrad. Nees), An faulenden Baumstrün*
ken im Bremgartenwald, am Bantiger.
/. minor (Nees). In feuchten Schluchten und Hohl-
wegen. Gurten ob Wabern.
/. bidentata (Nees). In feuchten Wäldern , auf Erde
zynischen Moosen, an Hohlwegen, gemein.
JiiBgemiaiuüE.
'. tirichophyUa (L.) An modernden Banmstrünken , nicht
selten.
\ setacea (Web.) In Torfmooren und «n faulen Strün«
ken, hin und wieder.
'^ curvtfolta (Dtcks,) An modernden Baumstrünken zwi-
schen andern Lebermoosen und Moosen nicht selten»
l hicuspidcaa (L.). In Wäldern und Torfmooren , be-
Bondeim auf wenig betretenen Waldwegen. Brem^
gartenwald. — In zahlreichen Formen.
— ao —
J. harhata {Sckreb. Nees). In Wildem und Sehhiehteit
mii£ Erde imd mn feuGhtoB Fdaen, »i^itilf^^h hiaf^
In sahireichen Formen.
J. incisa (SchracL) In Bchmtdgen Wildem, mnf Erde und
modernden Strünken. SchwmnwmsaerUiaL
J. exeüa (Didc9.) In Wkldem, an Wegen, hin und
wieder. Bremgartenwald*
J. ventricosa (Xees). In Hohlwegen an alten Stimmen«
Bantiger (Bamberger).
/. infiata (Huds.). In Wildem an faulen Strünken,
Bremgartenwald o* a. O.
c/. acuta (Jjindley). Aof feuchter Erde im Bremgarten-
wald und am Bantiger (Bamberger).
J. tersa (Nees), Auf Sumpfboden, an Bichen und an
nassen Felsen. Bütschelegg. Kraiichthal (Bam*
berger).
t/. crenulata (Smith). Auf feuchter Erde, an Hohlwegeo»
Bremgartenwald. Bantiger (Bamberger).
J. Schraderi. An feuchten Sandfelsen am Bantiger (Bamr
berger).
J. anomala (Hook). Auf Torfimooren, an Gräben und
zwischen Sphagnum-Arten häufig. Oümligenmooa*
Löhrmoos u. a. O.
J. exsecta (Schmidel). Auf feuchter Erde, an faulendea
Strünken hin und wieder.
fcipiaia.
B. nmbrosa (Bchrad. Nees), An feuchten Felsen imd a]^
Baumstrünken, selten. Am Bantiger (Bamberger)«^
mnoroea (Nees). In feuchten Wäldern und Schluck^
ten , auf Erde , besonders an Hohlwegen, häufig»
-. tt -
PlagloAilit
?*a^lent(rides (Nees). In feuchten Nadelwäldern überall
häufig, doch ziemlich aelten mit Früchten«
lir€Meyyk!i8.
l Funhii (Neea). In Wäldern y besonders anf wenig be-
tretenen Wegen ; oft grosse Strecken überziehend«
Bremgartenwald*
Cla&s. IL MUSCL
Ord. I. Sphagnaee».
Farn. 1. Sphagne«.
Sphagmim.
L cymMfolium (Ehrh.)* In Torfsüippfen als grosse, dichte
Polster.
'. acutifoUum (Ehrh.). In Sümpfen und feuchten Wäl-
dern gemein.
'. cuspidatum (Ehrh). In Torfsümpfen. Gümligenmoos.
Ord. II. Bryaee^B.
A. Musci acrocarpi.
Fam. %. Ephemere«.
Ephemenun.
\ serratum (Schreb. Hampe,) (Phascum LJ) Auf feuch-
ter Erde hin und wieder. In Waldschlägen im
Bremgartenwald stellenweise häufig.
Fam^ 3. Phasca^e«.
FbiMim.
'. cuspidatum (ßchreb.). Auf Aeckem, an Wegen, hie
und da.
Fam. 4« PlenridlaeeaB«
ntuMtak
P. subutatum (BchffA. ßehp.) (Phamum L.) Auf mackter
Erde; hin und wieder. In Waldschjl&gen im Brem*
gartenwald.
•
Fam. 5. Welsiace«.
Hymenostomom.
H. microstamum (Hedw. B. Brw,). Auf Sand- und Lehm-
boden ^ auf Aeckern^ hin und wieder.
Weisia.
W. mridula (Brw,). Auf Erde und Steinen ^ besonders
an Waldrändern und Hohlwegen gemein.
W. cirrhata (Brid.J. Am Ghrunde alter Stämme in der
Enge bei Bern (Bamberger).
GymnostomuiiL
(?« tenue (Schrad.J. An feuchten Sandsteinfelseu; gemein«
G* curvirostrum {Hedw.J, Wie vorige, doch seltener.
Beichenbach bei Bern. Schwarzwasserthal.
Eacladlnm.
E. verticillatum (Brid. Br. et 8chp.). Auf nassen TuflF-
steineu; an Bächen und kleinen Wasserfällen.
Längenberg. Schwanrwasserthal. Schluchten am
Bantiger u. a. O.
Fam. 6. Dlcranacei^.
ft. Oichod^otrain Sehp; CoroU.
Dicrannm. #
D. pdlucidum (Hedw,J. An feuchten , schattigen Orten ,
auf Steinen und faulendem Bolz. Schluchten ai»
Bantiger (Bamberger).
1
~ J» -
vartum (Hedw.). Auf Lehmboden ^ an fetiohten Ab-
hängen tmd Ufern aehr häufig.
fvfeecens (l\itni). Ah feachtem Lehmboden am Gur-
ten (Bamberger).
keteromaUum (Sedw^). In Nadelwäldern ; an Banm«
wurzeln; Hohlwegen , häufig.
0. Dicranom Sehp. Coroll.
montanum (ffedw,). An Waldbänmen; besonders an
Tannen und Kiefern. Bremgartenwald bei Bern
u. a. O. Selten mit Früchten.
flagellare (Hedw.). Auf morschen Baumstrünken»
Grauholz. Könizbergwald.
scopormm (L. Hedw.) In Wäldern überall; beson-
ders am Grunde alter Stämme.
palustre (Brid.). In Torfmooren, selten. Gümligen-
moos.
Schraderi (Schwcegr.). In Sümpfen und Torfmooren.
Gümligenmoos u. a« O.
undulatum (Turn,). In schattigen Wäldern besonders
am Grunde alter Stämme, nicht selten. Brem-
gartenwald u. a. O.
Dicr&nodontiom.
longirostre (Dill. JBr. et Sckp,). In schattigen Wäl-
dern an faulendea Baumstrünken ; ziemlich häufig.
Bremgartenwald. Hühnliwald bei Allmendingen
u. 8. w.
Gampylopns.
toffaceus (Br.etSchp.). In Torfbrüchen. Ldhrmoos.
-- 34 —
Fas. 7. liCMotayace«.
LfMrtrjUL
L. glaucum {DtU. Hampe). In Wäldern ziemlich häufig,
doch meist steril. Mit Fracht im Bremgartenwald
bei Bern 9 unweit Bethlehem*
Farn. 8. Fissidentace«.
Fissidens.
F. Sloxami (Wilson). Auf feuchter Erde in einem Wald-
schlage des Bremgartenwaldes.
F, exüta (Hedw.). Auf feuchter Erde, in Wäldern und
Schluchten. Bremgartenwald. Gurten ob Wabern.
F. taxifolius (Hedw.)' In schattigen WälderUi in Grä-
ben, an Hohlwegen, nicht selten. Bremgarten-
wald u. s. w.
F. adtanthoides (Diu. Hedto.J. In Wäldern, auf feuchter
Erde, an Steinen, ziemlich häufig.
Farn. 9. Seligerlaee».
Seligeria.
8* tristicha (Brid. Br.etSchp.). An feuchten Sandstein-
felsen, selten. Schwarzwasserthal.
8. recurvata (Hedw. Br. et 8chp.).. An denselben Stand-
orten, häufiger. An Mauern bei Bern, Ulmizberg«
Gurten u, a. O.
Farn. 10. Pottlaceas
Pottla.
P. cavifolia (Ehrh.). AufAeckem, an Gräben, hinunc
wieder.
P. minutula (Schwcegr. Br. et Schp.'). Ebenso. Neubrück<
bei Bern. Belpmoos u. s. w.
^ ' "^cata (Hedw, Br. et 8chp,J. Ebenso. Breitfeld be
em.
— 8K —
i. knceolata (Hedw. Sohl.). Aof Aeckem, an Gr&ben,
nicht selten.
DidymodOB.
d. ruheUua (Both. JBr. et Bchp.). An feuchten Mauern
und Hohlwegen ziemlich häufig.
Trichoftomim.
T. tophaceum (Brid.). Auf nassen Tu£bteinfelsen. Bei-
chenbach bei Bern. Gummersloch im GurtenthaL
(Bamberger.)
T.rigidulum (Smith). An Mauern und Steinen , anStras*
senborden, ziemUch häufig.
T. tortüe (Schradj. Auf sandigem Boden, an Hohl-
wegen hie und da. Bantiger. Gurtenthal u. s. w.
T. ßextcaule (Schwcegr^ Br. et Schp.J. An sandigen Ab-»
hängen im Schwa^zwasserthal.
r. pallidum (Hedw.J. In lichten Wäldern hie und da.
Bremgartenwald.
Barbnla.
B. unguiddata (Hedw.). An alten Mauern , auf Erde,
gemein.
B, paludosa (ßchwcegr.) An feuchten Sandsteinfelsen;
sehr häufig im Schwarzwasserthal.
B. gracilis (Schwcßgr.J. Auf Sandboden, an Wegen, hin
und wieder um Bern.
B, faUax (Hedw,). An alten Mauern, auf lehmigen Stel-
len, an Wegen sehr häufig.
B. inclinatß, (Schwcegr.J. An sandigen Stellen, an Ufern,
an der Aare, Schwarzwasser u. a. O.
B.tortuosa (Web. Mohr.). An Sandsteinfelsen 4md Nagel-
fluh, häufig. BremgaitenwalcL SckwanwoBser*
thal. — Selten, mit Fr&chien.
S. convoluta (Hedw.), An alten Maoern , auf Kiesboden,
hin und wieder. Kiesgrube bei Weyermannshaus.
B. murcUis (L, Timm.) An Mauern und Steinen überall.
(Var. incana an trockenen, sonnig gelegenen
Mauern.)
j5. subidata iDüL Brid.)^ Auf sandigem Boden, in lich-
ten Wäldern, an Hohlwegen, stellenweise häufig.
Burgdorf. Solrütiwald bei Köniz.
B. hevipila (Brid. Br. et SchpJ. An alten Baumstämmen
in der Enge bei Bern.
J5. Turalis (DilL Hedtc). Auf Haideboden und Steinen
an sonnigen Abhängen, auf Schindeldächern,
gemein.
Ceratodon.
C purpureus (Dill, Brid,), In lichten Wäldern , auf
dürrem Boden, Haideplätzen , trockenem Torf-
boden, gemein.
DisticMiuii.
D. capillaceum {Hedw. Br. et 8chp,). An schattigen Felsen
und alten Mauern; häufig im Schwarzwasserthal;
Solrütiwald bei Köniz.
Farn. 11. Tetrapliide«.
Tetraphis.
T. pellueida {Dill. Hedw.). In feuchten Wäldern, an
Baumvrurzeln und morschen Strünken, ziemlich
häufig. Bremgartenwald u. s. w.
Fam. lt. Encal^^tace».
Enctfypta.
JE. vulgaris (L. Htidw.), An Mauern, Hohlwegen, hin
und wieder.
- w -
£. eäimta (ffedto.)^ Auf Feliblöcken am Bantiger.
K$treptöcarpa(ffedw,), An Bchattigen Manern, an Wald-
rändern , gemein , aber meist steril. Mit Früchten
im Bremgartenwald und Schwarzwasserthal.
Farn. 18. Orthotriebaceff.
Orthotrichum.
a. Ulota ScAp. Coroll.
0. Ludwigii (Schwcegr. Brid.), An Waldbäumen , beson-
ders an jungen Tannen und Eichen ^ stellenweise
häufig. Bremgartenwald am Weg zum Glasbrun-
nen. Könizbergwald.
0. coarctatum (Beauv.). Wie voriges und öfters damit
gemischt. Bremgartenwald.
0. crispum (Hedw,). An Wald- und Feldbäumen, be-
sonders an Zweigen, häufig.
0. crispulum (Brtd.y Wie voriges.
b. Orthotrichum Sehp. Coroll.
0. cupulatum [Hoffm.). An Felsblöcken am Bantiger.
(Bamberger.)
0. anomalum (Hedw.). An Steinen und Mauern , seltener
an Baumstämmen, nicht selten.
0. ohtasifolium (Schrad»), An Feldbäumen, gemein.
0. pumilum (^Schwcegr.), An Feldbäumen , hin und wieder.
0. tenellum (Bruch). An Baumstämmen bei der Neu-
brücke. (Bamberger.)
0, patens (Bruch). An Feld - und Waldbäumen , nicht
selten. Bremgartenwald.
0. afßne (Schrad.). An Feld- und Waldbäumen, hin und
wieder, seltener .an Steinen.
O. fasiigiaium (Brück). An Fektbiamen, besonders an
Nussbiiiinen und Papeln. Bei BoUigen. (B&m*
berger.)
O. speeiamm (Nees). An Feld- nnd Weldbimnen, niclit
edlen.
O. rupesire {ScUeicLy An Steinen bin und wieder.
(Bamberger.)
O. diaphanum (SchradJ). An FeldbSnmen nnd Str&achenu
O. leiocarpum (Br. et 8ehp,). An Feld- und Waldbäumen,
seltener an Steinen.
O. LyeUn [Hooky, An Stranchem am Aamfer. (Barn-
berger.)
Fab. 14. CriMMtiffg.
Muia.
(7. apocarpa (ffedw.). {Schistidium Br.etSchp, Bryol.eur)
An Steinen nnd Felablöeken überalL (Sehr ver*
&nderlich.)
O. ptdvinata {Dill. Hock). An Manem nnd Steinen^ auf
Dächern, gemein.
O. cvata ( Web. et Mohr). An FeUbldcken am Banidger*
(Bamberger.)
BaesBitriiuii.
JB. canescena {DtU. Brid.). Auf dürrem, unfruchtbarem
Boden, an Abhängen, in lichten Wäldern, gemein.
Faiii. 15. Hedwigiace«.
Hedwigia.
H. ciUaia {ßicka. Hedw.). An waldigen Abhängen, auf
Granitblöcken. Dentenberg. Bantiger.
- 89 -
Fmb. 18. Pwuurteee».
PbjwiBitriuB.
P* puriforme (DtU. Br.et Bchp.)^ Auf feuchter Erde^ auf
Aeckem und in Gärten, häufig.
EntMtbodon.
E, fckscicuiarü (Hedw. Schp.y Auf feuchter Erde, an
Gräben, hin und wieder. Belpmoos am Gürben-
kanal.
Fuurla.
F, hygromeirtca (L. Schreb). An Mauern und Sandatein«
felsen, auf Schutt, auf Torfmooren, in trocknen
Wäldern besonders in der Nähe Ton Brandstätten,
gemein.
Farn. 17. Bryace«.
BrjUL
a. Leptobryam Sohp. Coroll.
B, pyriforme {Hedw. BryoU mr,). An Nagelfluhblöcken
im Bremgartenwald, selten. (Bamberger.)
b. Webera Sohp. Coroll.
B. elongatum [Dicka, JBryoL eur.y An waldigen Abhän-
gen an der Aar. (Bamberger.)
B. ntttans (Schreb. BryoL cur.). Auf Torf- und Haide-
boden nicht selten. Gümligenmoos. Könizberg-
wald.
B. eameum {L. BryoL eur.y Auf Lehmboden in Schluch-
ten hin und wieder. Am Gäbelbach bei Bümpliz.
B, albicans (Wahlenb,), (Ä Wahlenbergü. Schwcegr, BryoL
eur^) Auf nassem Sand- oder Lehmboden, an
Waldrändern, in Schluchten, häufig, doch meist
steril.
— 40 ~
e. ArjMi Schp» VonUL
B. pendulum {Homsch 8chp.). (£. cemuum. BryoL etif.).
Auf feuchtem Kieebodeu , »elten. (Bamberger.)
B. intermedium {Web. et Mohr. Brid.^. Auf feuchtem
Sandboden und an Felsen ^ ziemlich selteiu Ken-
brücke bei Bern. (Bamberger^
B. bimum [Schreby In Sümpfen und Torfmooren, Güm-
ligenmoos u. s. w.
B. pallescens (Schwcegr.). An Sandsteinfelsen und san-
' digen Abhängen hin und wieder. Belpberg. Ul-
• mizberg.
B. veraicolor [A, Braun). Auf feuchtem Sandboden; an
Ufern. An der Aar unterhalb der Elfenau u. s. w.
B, ccespittcium (Z.). Auf Erde, an Mauern und Felsen;
gemein.
B, argenteum (2/.). Auf Sandboden ^ an Wegen ^ auf
Mauern; gemein.
B, capillare [Hedw.). In Wäldern ; an Baumstrünkeii
und Wurzeln hin und wieder. Elfenaupark u.a.0.
B, roseum {L, Schreb.), In schattigen Wäldern , an Bä-
chen und Quellen nicht selten; aber meist steril.
Heichlich fruktificirend im Bremgartenwald am
Glasbrunnen.
B. paeudotriquetrum {ßchwcRgr,). Auf nassem Tuffbodeii
an der Aar, bei Beichenbach und Keubrücke.
Schwarzwasserthal.
B. podlens {Swarta). Häufig an feuchten Sandstei&felsem
im Schwarzwasser&al und in Schluchten beim
Laufenbad am Bantiger.
B, turbina/tum (^HedwJ). An feuchten Abhängen ; an Bä-
chen hin und wieder. An der Aar gegenüber
Bremgarten u. a. O.
- « -
iBlimi.
K cuaptdcOum (HedioJ). In Wäldern, auf fenchterErdei
an Bamnstrünken hin nndTneder.
If. undulaium (Dill. Sedw.y Anf fenchter, schattiger
. Erde 9 in Wäldern und Gebüschen, gemein.
t roatraium (Dill. Behwcegr.'). Auf feuchter Erde, in
Wäldern hin und wieder*
If. serratum (Brid.), In feuchten Wäldern, selten. Brem-
gartenwald unweit der Neubrücke.
!f. stellare (L. Hedw.). In Wäldern hin und wieder.
/. punctatum [L. Hedw.y In feuchten Wäldern , an
Quellen und Bächen stellenweise häufig. Am Glas-
brunnen, am Gurten ob Wabern u. a. O.
Anlacomniam.
tpaltiatre [Dill. Schwcegr.'). In Sumpf- und Torfmoo-
ren gemein, doch selten mit Frucht.
1 androgynum (Schwcegr.'). In schattigen Wäldern, an
alten Baumstrünken, , €^uf Torfmooren hin und wie-
der ; selten mit Früchten.
Fam. 18. . Heeslaceie.
■eesia.
V,uUginc8a (L. Hedw.). An feuchten Felsen im Schwarjs-
wasserthal.
tf. tristicJia [Funh. Br. et Schp.)* In Sümpfen und Torf-
mooren. Gümligenmoos. Torfmoos bei Zimmer-
wald u. a. O. . {
Fam. 19. Bai^iimiace«.
lurtramia.
B.tölKpÄyßa (Brid.y Li licjbten WSjdern, an Hohl-
wegen, auf Nagelfkihblocken, hin und ^eder.
Ben. MiUheil. 5
. -- 4f -
B.pomifarmia (L. Hedw.'). {B.oriapaSwartzJ) Anftuch*
tenFekexii in ScUueliten und an Hohlwegen nenik
lieh häufig. ScbwErzwasserÜiiL Banligef. Sot
rtttiwald bri EönuB u. a. O.
B. Satteriana (Htdw.y An feuchten Felsen , in Schluck-
ten mid an Hohlwegen* SchwarzwasserihaL 'L8il^
genberg ob KehrsalB*
B. Oäderi {SwarUsy An feuchten Sandateinfdaen, an
Nagelfluhblöcken aiemlich häufig. Bremgartenwald
u. a. O«
Pfeiloaelis.
P. fantana (£• Brtd,)* {Bartramia Bwartz^ An Bächen
und Quellen hin und wieder.
P. calcarea (5r. et Bchp^ (Bartramia.)
FaM. fO. VtauHlace«.
T. megapolitana {Hedw.). An Nagelfluhbldcken im Brem-
gartenwald.
Faiii. f 1. Polytridiacc«.
Atrichiun. *
Ä. undulatum [L. P« Beaur.) {Cathcmnea Web. et Mokf^
In Wäldern und Gebüschen überall.
*
Fefsnatiini
P. ahides {DilL Brid.). {Polytrickum Hedto.y An lel^
migen Abhängen, an Hohlwegen, gemein.
P. umigertmi (Brid.). [JPolytrichum L.) An feuchtet^
sandigen, oder lehmigen Abhängen, steflenwei^
hSu%. Bremgartoswald bei der Eymatt. IJ0
genberg. Baiit^gier. ftttrgdorf n. a# O.
— 4» -
MiMcbn.
^iformasum (Sedw.). In massig feuchten Wäldern sehr
häufig. Bremgartenwald u. s. w.
'• gr(kcile {Menz). In Torfmooren j h|Lufig im Gümligen-
moos«
\ piliferum fL. Schreb.), Auf Heldeboden , an Wald-
rändern, Hohlwegen, stellenweise häufig. Brem-
gartenwald unweit der Karlsruhe. Solrütiwald hA
Köniz.
\juntperinum (DiU. Hedw.)* An dürren Abhängen,
auf Waldschlägen, Haideplätzen ziemlich häufig.
*. strictum (Hedw.). In Torfmooren. Gümligenmoos.
\ commune (L.)» In feuchten Wäldern stellenweise
häufig.
Fam. 29. Buxbamniaee«.
Dipb^sdam.
). foliosum ( Weh. et Mohr), In Wäldern , an Gräben
und Hohlwegen, gemein.
B. Musci pleurodBirpL
Fam. 23. Fontinalace«.
Fontinalis.
f^antipyretica (2/.). An Steinen in Bächen und Flüssen
gemein, aber .selten mit Frucht.
Fam. 24, Neckeraeeff.
leekenu
^*pennaia (DüL Sedw.)* In Wäldern, besonders an
alten Buchenstämmen, sehr häufig und reichlich
fructificirend.
K critpa {piU. Hedw.). In Wäldern und Schluchten ,
anlS^elsen. auf Erde und am Grunde alter Stämme
^ ' "* , '■ * . . * j • ■ . ^
— 44 -
stellenweise häufig. Bremgartenwald an ÄbUbgen
an der Aar. Bantiger. Schwarzwasserthal. hk
letsterm Orte mit Früchten.
If, eamplanaia {Lm &Ap.). {Le^kea Hedw.') An alten
Stämmen und Wurzeln h&ofig. Bremgartenwald
n. s. ir.
tailia.
0. trichofiumoides {DiU. Br.eiSckp.) {Leshea Hedw.^ Id
Wäldern , am Grande alter Stämme und an Baum-
Strünken , liemlich häufig.
Fam. tS. Fabroniace«.
Aaifitaiptodon.
A. splachnoides (FröL Brid.) An Buchenstämmen beson-
ders in Astlöchern oder im Winkel grösserer Ae-
ste, selten. Von Hm. Dr. Schimper im Brem*
gartenwalde gefunden.
Fam. M. Orthotheelace«.
Pylaissa.
P. polyantha {DiU. 8cbp,y {Leskea Hedw,) In lichtett
Wäldern und an Feldbäumen^ besonders am Grunde
alter Stämme ; gemein.
laoialotheciiim.
R. aericeum {DilL 8cAp*). {Leshea Hedw.') In Hecken,
an Feldbäumen und Mauern^ überall.
Orthothednm.
0. rufescens {Dicks. Schp.y {Hypnum Dicks,) An feuch*
ten Sandsteinfelsen im Schwarzwasiserthal.
Platygyrinm.
P. rejpens [Behwcegr. Bchp,) [Leptohymentum Rampe.) Itt
lichten Wäldern , besonders an alten Stämmen bia.
und wieder. Bremgartenwald.
QjUiirotliediiiiL.
IMontagnei (La PyL Bchp.), An sohattigen Mauern hin
und wieder, doch immer steril.
Pterigynandnun.
\ filiforme {Hedw,) [Leptohymenium Hartm.) An alten
Bäumen 9 besonders Buchen, nicht selten. Brem-
gartenwald.
GUmaciim.
'. dendroides [DiU. Weh. et Mohr,), In nassen Wiesen,
an Bächen und Sumpfgräben , gemein, doch ziem-
lich selten mit Frttchten.
Fam. ZZ. LeaeodoBtaee«.
Leneodon.
/. Bciuroides [DtU. Schwcegr,). An alten Stämmen, be-
sonders an Feldbäumen, überall , doch meist steriL
Mit Früchten im Bremgartenwald , GurtenthaL
Antitrichia«
l. curtipendula (Dül. Brid.) (Anamodon Hook et Tayl.')
In Wäldern und Gebüschen, besonders an Stäm-
men und Aesten, sehr häufig, aber meist steriL
Mit Früchten im Bremgartenwald«
FaBk S8u iiCakaaccaB.
Leskea.
'. polycarpa (HedwO* Am Grunde aller Stämme nieht
selten.
L hngifoUuB (SchL BatimLj. An Sindatrinfebw «m
Bantiger (Bambogcr)«
L attenuatut (Hedw. Emrm.). Im BMmOä^ «ü Baa^
tiger (Bambeiger)«
-^ 46 -
A» viticulosus (Hook et Tayl,), An Bäumen nnd Steinen^
in lichten Wäldern und Hecken ^ überall, dook
nicht häufig mit Früchten.
Faiii. 29. Hypno-Lcskeace«.
HeterocUdium.
H. dimorphum (Sckp.). (Hypnum Brtd.J Auf Sandboden
oder an Banmwurzeln am Bantiger (Bamberger)..
Thildiiuii.
T» tamarUcinum {ßchpO* (Hypnwn Hedw.) In feuchten
Wäldern an alten Stämmen und Wurzeln, gemein»
T. delicatulum (Schp,), {Hypnum L, H.recognitumHedw,}
In Wäldern auf Erde, an Baumwurzeln , hin und
wieder, doch meist steril.
T, cbbietinum (Schp,), {Hypnum L!) An Waldränderft
und Wegen, auf Haiden, gemein, doch nur steriL
«
Farn. 30 Hypnace«.
lypiniii. ^
I. Plagiotheciam Sehpr.
jET. stlesiacum (F. Beauv,). In schattigen Wäldern an
morschen Baumstrünken , nicht selten. Bremgar-
tenwald ü. s. w.
H. denticulatum (Dill. X.). An Banmstrünken, aufErd»
und Wurzeln, hin und wieder.
IT. RbyoehostegiaiD Sehpr.
H. tenellum (Dicks.). «An Steinen im Bremgartenwald.
H. Borreri {Rhynchostegium Schp, mnscr.) (Hypnum eU-
gans Hook.) In massig feuchten Wäldern auf Erde^
an Hohlwegen, stellenweise häufig, doch immer
SteriL Hühnliwald bei Allmendingen. SolrütiiwaUl
bei Köniz.
~ « -
mfiarim» (JHck$^^P An lemchten Steinen nnd^m^
wurzeln im Bremgartenwald (Bamberger)*
mwale (Heiw,). Anfeuckten, schattigen Manen im4
. Stetnen , auf Erde , gemein.
rtisdforme (DiU. Brtd.). In Bächen an Steinen und
Holz, ziemlich häufig.
III. Thamniam Sehpr«
(Uopecurum (L. Sedw.). In Wäldern und Schluchten,
an nassen Felsen hin und wieder.
IV. Earhynohiam Scfapr.
vtrigösum {Hoffm.), In schattigen Wäldern am Grunde
alter Stämme, hin und wieder. Banliger.
striatum (Schreb). [H. langirostre Ehrh.) In feuchten
Wäldern und Gebüschen, auf £rde und an Baum-
strünken, gemdn.
prcßlongum (L,). In Wäldern, Gebüschen und Hecken ;
auf Erde und an faulendem^ Holz , ziemlich ver-
breitet.
V. Isotheciam Sobpr.
myurum (BridO» (S. curvatum Swartz.) In Wäldern,
besonders am Gmnde alter Stämme, sehr häufig.
VI. Brachytheoivm Sehpr.
poptäeum (Hedw.). In Wäldern, an feuchten Steinen]
auf Erde und an Baumstämmen, häufig.
veluUnum (L.)> An feuchten, schattigen Stellen,
Mauern und Stämmen, meist auf Erde, ziemlich
häufig. Bremgartenwald.
Btarhii (Brid.), Im Bremgartenwald (Baiuberger).
rukMum {Jb.). An Mauern und Steinen, auf Erd^
sehr geiMiiu
— 48 —
H. §ateiro$um (Hcfm.). Auf firde mid sn feaditen FeÜ*
JET. glareo8um (Br. et Sd^.). Auf Sand- und Eiesboden,
an Wegen und in Steinbrilclien nicht selten«
Vn. Camptothcdui Schpr.
H. lutescens (DxU), An Manem, - Feldbäomen und in
Hecken, überalL
Vm. Ambljstefiim Sehpr.
H. subtile (Hoffm.). (Leshea Hedw.) An alten Buchen-
Stämmen, häufig.
H. confervoides (Brid.). An Nagelfluhblöcken im Brem-
gartenwald.
H. serpens (Dill. Hedw.). An) Steinen und alten Stäm-
men, häufig.
H. irriguum (8chp.). (A.ßumatile Bryol. eur.J In Bächen,
an nassen Steinen hin und wieder. Kehrsats
u« 8. w.
IX. Limnobiam Schpr.
H. paluatre {L.J. An Bächen, an nassem Holz und Stei-
nen, an feuchten Sandsteinfelsen hin und wieder.
Bantiger beim Laufenbad. Bremgartenwald.
X. Hypnnm Schpr.
H. Sommerfeltii {Myr. 8chp.). An feuchtem Holzwerke
zwischen andern Moosen ini Bremgartenwald bei
der Karlsruhe.
S. polymorphum (Hedw. Hook et Tayl^ An feuchten Fel-
sen und auf Lehmboden, hin und wieder. Brem-
gartenwald. Bantiger.
H. stellatum (Schreh,). An suijnpfigen SteUeni auf Wiesea
und in Wäldern , ziemlich verbreitet. .
^ 4» —
cfwpreasifcfrmA (J^.). In Wäldern^ auf Erde und Steiv
nen; an Baumstämmen über&U h&ufig und in zahl-
reichen Fermen«
moUmcum (DilL .Heckoi). In Wttldem, auf Erde und
Steinen sehr häufig.
crista castrensis (L.). In feuchten Wäldern, stellen-
weise häufig; doch ziemlich selten mit Früchten.
Bremgartenwäld. Längenberg. Solrütiwäld bei
Köniz.
unctnatum [Hedw.). An Steinen und Baumstrünken,
selten. Schwarzwasserthal (Bamberger).
fluitans (L.). In Gräben und Teichen gemein, doch
selten mit Frucht. *
aduncum [Hedw.). Häufig in Sümpfen und Torfmoo-
ren. Gümligenmoos u. s. w.
ccmmutatum (Hedw.). An Quellen und Bächen, be-
sonders auf Tuffboden. Bremgartenwäld an der
Aar. Längenberg u. a. O.
filicinum (L.), Wie vorige, doch etwas seltener.
Bremgartenwäld. Gurtenthal.
rugosum (DiU. Ehrh,\ An dürren Abhängen, auf
Haideboden, an Waldrändern häufig, doch, immer
steril.
scorpioides (LJ, In Sumpfgräben hin und wieder.
Belpmoos bei Seihofen.
tnfarium {Weh. et Mohr.), In tiefen Gräben auf Torf-
mooren; ziemlich häufig im Gümligenmoos, doch
nur steril.
cuspidc^um {Dill, L.). Auf nitssen Wiesen, an Grä^
ben und Bächen , gemein. '
Bchreheri (Wtlld.). In Wälderji, -an, Hecken und
Waldrändern^ sehr häufig«
i
1
— 50 —
H. purwm (X*). Auf fenebten Gntsplälmi, an Waü
rftndem und Hecken , gemein.
H. nüem {Schreb.') Anf Sumpfmesen nnd Torfinooren
■eltai mit Fmelit. Gttmligenmoos«
XI. Hyl«eomiwB Sckyr..
H. ijplendens (DiU. Hedw.). In Nadelwäldern, betenden
an feuchten Stellen, sehr hfiofig, und strecken-
weise ansschliesslicli den Boden bedeckend. \
H. breviroiirum {Ehrh). In feuchten W&ldem an Bami-
Strünken nicht s'^Hen.
H. squarrosum {L.). Auf schattigen, feuchten Gran-
plätzen ; besonders an Waldrändern, sehr häufig;
doch nur steril.
H. triquetrum (L.). In Nadelholzwäldem überall sehr
häufig y an trockenem Stellen den Hauptbestand-
theil der Moosdecke des Bodens bildend; selten
mit Früchten.
Class. UL FILICES.
m
Ord. 1. Polypodiace».
Polypodiom.
P. vulgare (L.). Auf Molassefelsen in Wäldern ufll
Schluchten, selten. Bremgartenwald bei der Ey*
matt. Ulmizberg.
P. Phegopteria (L.)' An Mauern, in Hohlwegen, nid*
selten.
P. calcareum (Smith), (P. Roberiianum Hoffm.) An schfl^
tigen Mauern, Felsen, in Hohlwegen, gemein.
-• M -
P. Dryopterts {Lj. In Wildem hin nnd wieder.
Pteris.
F. aqüilina (L.). . In licliten WSldern, auf Haideplätzen
gemein. Selten mit ausgebildeten Früchten.
Biechnun.
B, Spicant (Roik). (B, boreale Swartz.') In Bergwäldenu
selten in der Ebene. Längenberg. Ulmizberg.
Asj^eniun.
A' Ruta muraria (L.), An Mauern und Felsen^ überall.
A. Trichomanes (L.). Ebenso.
A> vtride (Huds.). An feuchten Abhängen^ in Schluch-
ten. Bremgartenwald an Abstürzen gegen die Aar;
häufig im Schwarzwasserthal.
(Anm. A. septentrionale (Swartz) von Haller
auf einem Granitblock am Gurten gefunden, kommt
daselbst nicht mehr vor.)
Gystopteris.
C. fragilis (Bemh.'). An schattigen Mauern und Felsen,
an Hohlwegen, gemein. — Sehr formenreich.
Aspidiun.
A. Füix femina (Swartz). (Äsplenium BemhJ In feuch-
ten Wäldern, ziemlich häufig.
A. Filix mos (Swartz). (Polystichum Roili,) In Wäldern
gemein.
A. spinulosum iDöll.]. (Polystichum Koch.) In Wäldern,
auf Torfmooren ziemlich häufig.
A Oreopterü {Swartz). Im Grauhola (Müller).
A. Thdtfpterü (Swartz). (PolysHckum Roth.) Auf Sumpf-
wiesen und Torfmooren ; häufig im Gümligenmoos.
- » —
A. acfdeaium (DolL). {A. lobaium Swariß.') In feachtes
Wäldern und Schluchten« . Bremgartenwald an
felsigen Abhängen an der Aar« Ulmizberg.
Ord. 2. Ophioglosseie.
Ophioglossnm.
0. vulgaium (L.). Auf Sumpfwiesen, selten. Belpmoos.
(In neuerer Zeit nicht wieder gefunden.)
Botrychiam.
S, Lunaria (Swartz). An Sandsteinfelsen an der Aar
gegenüber Wohlen; an sandigen Abhängen bei
Burgdorf. Auf Weideplätzen bei Gasel. Im Gan-
zen selten.
Class. IV. EftüISETACEiE.
Eqnisetvm.
E. arvense (i.). Auf Aeckern , an Wegen , Ufern , be-
sonders auf Lehmboden; überall.
E. Telmateja (Ehrh.). (£. eburneum Roth.) Auf Lehm-
boden in Wäldern ; an feuchten Abhängen , an
Flüssen und Bächen , häufig.
E. aylvaticum CL.), In feuchten Wäldern, stellenweise
häufig. Bremgartenwald.
E. palustre QL.). Auf sumpfigen Wiesen, an Ufern und
Gräben, gemein. — Sehr veränderlich.
E4 limomm (i/.). In Sumpfgräben und Teichen. Egot
mdos. Gümligenmoos u* s. w.
— 58 —
E. hyemale (L.). In Wäldern itod Schluchten , hin und
wieder. Bremgartenwald an mehrern Stellen. Sol-
rtiidwald u. a. O. — Selten mit Frucht
m, variegatum (8chL)^ Auf nasaen, sandigen Wiesen ,
an Ufern ^ ziemlich häufig.
Class. V. LYCOPODIACEiE.
Lycopodiom.
L Selago (LJ). In feuchten Wäldern und Schluchten^
ziemlich selten. Solrütiwald bei Köniz. Schwarz-
wasserthal.
L arinottnum (L,), In moosigen Nadelwäldern hin und
wieder. Grauholz. Solrütiwald.
Anm. L. clavatum (L.) von Haller im Lohr-
moos gefunden ; scheint daselbst nicht mehr vor-
zukommen.
Terselehnlss der fOr die BlbHothek der
Sehwelz« ÜVaturCi Gesellschaft einge-
gangenen Geschenke«
Ywi der TU. Redaktion.
Qemeliiiiatsi^e Wöehensclirift von Wflrcborg. Jahrgtng. 1857,
Nr. 09 — 53. 80.
Von der Akademie in Mündien.
t. AbhanÄangen. Band nil ; 1. M&nchdii 1857. 4«.
2. Gelehrte Anieigen. Band 42-44. ilänehen 185« «. 1857. 4P.
— 54 —
5. AmmIm tar KWcL Sterawui« M Miaeli««. Wtad IX. Mii»
«Im« 1857. 80.
4. Lamont, Mafaetisehe OrtolesÜnmaBgeB. II. Theil. Mfinehei
1856. ^.
6. Jolly, Ueber die Phjsik der MolekaUrkrifte« Miaehet
1857. 40.
6. V. Hermana, Ueber dea Aabaa aad Ertrag dea Bodeas iia
Köaigreieh Bayera. Erste Abth. Müachea 1857. 4.
Von der Smühionian InslüutUm.
Coatribatioaa tf Eaowledff . Vol. IX. ' Waahiaglaa 1^57. 4^.
Von der Phüosophical Society of Cambridge,
TraasactioBS. Vol. IX, 4. Cambridge 1856. dl*.
Von der Acaäetny of Science of Sl.-Louis.
Traasactioas. Vol. I, 1. St-Loais 1857. 80.
Von der Academy of Natural Seiences ai Phüadefphim.
Act of laeori^oraCioB aad By-laws. Philadelphia 1857. 80.
Von Professor A. D. Bache.
Beport of thf saperiateadeat of Coaat Sarvay ftr 1855. Wae-
hiagCoB 1856. 8».
Von den Herren Verfauem.
1. Demme: Hermaaa, Ueber die Veraaderaagea der Gewebe
darch Braad. FraBkfort a. M. 1857. 80.
2. Behweiaerische Eeitaehrtfl fir Fhamaeie. Jahrg. 1858. Nr. 2.
Von der Michigan State AgricuUural Society,
TraasaetioBS. Vol. Vit. Laasiag 1856. 80.
Voti der Ohio SlaU Ji§riemtiiMral Soäety.
Aaaaal Report for 1850 - 1855. 8 voL Cokimbaa 185&-185& 8«.
Von Herrn Dr. L. Fischer,
1. Schfibler aad Martlas, Flora tob Wfirtemberg. Tibiagea
1834. 80.
2. PeraooB, Die esabarea Sehwamme. Heidelberg 1822. 8.
8. AaderssoB, Cyperace« ScaadiBayi». Coa tab. llolmiiD 1849. 8*«
Von den Herren Verfassern,
Atlaatia, regiater of lüteratar« aad soiaBcea. No. 1. Jaa. 1868.
LoadoB. 80.
- S6 -
ran der phiiikal.^inedie, OeseUichaft in Wütxbmr§>
y^th^Ulmmgem. Band VUI. Heft 8. Wdrikirg 1868. 8^.
7m den Herren Verfauem.
1. Dr. Wirtgen, Rheinisehe Reiseflor«. Coblens 1867. iVl
2. FftTre, ObserrKtSovs relatives suz lettres sar la eonstitation
IP^olo^qas de queiqaes farties de la Savoie, adress^es par
A. Sismonda k BUe de Beaamont.
8. Favre, Notioe sar la f^olofie des bases de la monUipie do
Mole en Savoie. 8^.
De la socieU des sdences naturelles de Cherbourg.
1. Al^moires. Tome IV. Paris 1866. 8^.
2. Le Jolis, Examen des espiees confondues sous le nom de
Laminaria dlgitata Auot. Cherbourg 1866. 8».
8. Le Jolis, ObservatioBs sar les Ulez des environs de Cher-
boarg. Cherboarip 1868. 80.
4. Le Jeils, Remar^aes sar la nomeaelatare (6ndriqae des AI«
l^es. 9^.
Van dem niederöslerreichischen Gewerbverein in Wien :
VerhaDdlanfen and MittbellanceB. Heft 10. Wien 1868. 9^. •
Von der königl, säehsiteken GeseUschaß der Wissenschaßen.
1. Barichte. 1866 IL 1867 L Leipi« 1867. 80.
2. Hefmeister, Beiträge sar Kenntniss der Oef&sskryptogamen.
IL Leipsig 1867. 9».
3. Henkel , Blekirisehe Untersoehnagen. I. IL Leipsig 1867. 80.
4. Hansen, Berechnang der absolotdta Störangen der kleinen Pli^
neten. IL Leipsig 1867. 80.
De la sociäi vaudoise des seienees ntUurdles :
Bnlletin. Tome V. No. 42. Laasanne 1868. 80.
Von der GesOUehaß ^Poii^cf^'* «n der Rheinpfalx.
Fiafsehnter Jahresbericht. Landaa 1867. 80.
fandem niederötterreiehisehen Gewerbverein in Wien.
Vfriuuidlangea and Mitthe&ongen. Jahrgang 1868. Heftl. Wien
1868. 80.
Van Herrn Prof, Wydler in Bern,
1. Rarmeister) Gesehichte der SchSpfang. Leipsig 1848. 80.
2. Getflogisehe Bilder s«r GMÜltehte di6r Erde «td Huv Bewoh-
ner. 2 Bde. Leipiig 1861 — 1868.
— 66 ^
Von Herrn Professor Wdf.
1. Abriss der Mechanik yon J. W. Desohwanden. JEirieh1848. 8^.
2. Die Lehre von den Transversalen von C. Adams.
Von den Herren Verfassern.
1. Wolf, Mittheilungefl fiber die Sonnenfleeken. IV und VI.
2. Wartmann, Blie, Sur r^clairage ^leetriqoe.
Von der nalurforschenden Gesellschaft in Zürich:
Vierteljahrsschrift. Jahr;. III, Heft 1. Zürich 1858^ 80.
Von den TU Redaktionen:
1. Schweizerische Zeitschrift für Pharmacie. Nr. 5. Schaff-
hauson 18d8. So.
2. Gemeinnützige Woclienschrift von Wurzbarg 1858. Nr. 10
bis 13. 80.
De Madame Thurmann ä Porrenlruy,
Thurmann, Kssai d'orographie jurassi^ne. 1856. 4^.
Von Herrn Dr. L, Fischer.
Fischer, Verzeichniss der in Borns Umgebungen vorkommenden
* kryptogamischen Pflanzen. 1858. 80.
Von der hoUändisehsn GeseUsehafl der Wissenschaften in Hartem,
Verhandelingen. Deel I, 11, Ili, iV, V 1, VUI, XII, XUI. Har-
lem 1841 — 1857. 4».
Von der Tit. Redaktion.
Giebel und Heintz, Zeitschrift fSr die gesammten NatiirwisseB»
Wissenschaften, itfter Band. Berlin 1857. 80.
Von der deutschen geologischen Geseüschaß.
Zeitschrift. 9and IX, 3. Berlin 1857. 8^.
De Vacademie imperiale de Bordeaux.
Actes. 1856. 4me trimestre. Bordeaux 1856. 8^.
Von der physikcU, Gesellschaft in Berlin:
Die Fortschritte der Ph^^sik im Jahr 1855. Abth. I» enthattend.*
Allgemeine Physik. Akustik, Optik und Wärmelehre. Berlin
1855. 8^.
Von Herrn Prof. B. Siuder. .
Peinsot, Elements de statiqae« 5me ^d. Paris 1880. .8*.
Mr. 4ttt.
« - • •
Hermaiiii Klnkelln»
Aer Con^ersenz nneiidllelier Bethen»
CVot^etragen am 13. Februar 1866.)
Der nachstehende Aufsatz enthält:
1) Eine elementare Ableitung und theilweise Ver-
allgemeinerung der von Morgan und Ber-,
trand aufgestellten Criterien für die Conver-
genz unendlicher einfacher Eeihen.
2) Die Anwendung derselben auf die Beurtheilung
einfacher bestimmter Integrale.
3) Criterien für die Convergenz mehrfacher Beihen;
II.
Jede unendliche Beihe, deren Convergenz streitig
lässt sich auf eine Beihe
I SUx =U£ + U] + Us + * • • ^ ^^*
tckftihren; deren Glieder sämmtlich positiv sind und
unendliche abnehmen. Sei femer Ux eine continuir-
3 Funktion von x^ in der Weise ^ dass wenn a eine
live Grösse <^ 1 bezeichnet; Ux+a nicht unendlich-
grösser als u. und Ux+i ist, so convergirt oder di-
^rt obige Beihe simultan mit
^ ax Ux = a| ui + aj uj + ... in inf.,
a| ; a2 y • . . sämmtlich endliche Grössen >> 0 bezeich-
» oder mit
:^Vx = Vi + ^ + Vg + * • -iß inf.,
Um. Mitth«!!. ^
- 68 —
:' ; ■ /
wo ▼. 80 beschaffen ist, dass man tu daraus darch Hol-
tiplication mit einer endlichen Grösse > 0 erhSlt; imd
ebenso mit
8) :yu^ = u^+ u^+ u^+ • • • in irf*>
wo «<l</3<2</<3
Dieses vorausgesetzt, sei m eine beliebige ganze
Zahl, so wird gleichzeitige Couvergenz oder Divergenz
stattfinden mit
Srn^ u^x = inu„+ m^Uin* + «*'"m* + • • • in iö£
die wegen 3) auch noch gelten wird, wenn m überhaupt
eine positive Zahl >> 1 ist; also auch mit
4) ^e* u^, = eu^ + e«u^ + e^u^a -f . . . in inf .
In ähnlicher Weise wird auch gezeigt, dass diess
geschieht mit der Reihe -S |x^ — (x — 1)^ } n «; ^^^^ °^*
5) i:x«-^Uj^a=l"~^U|a + 2«-^U2a + . . . in inf., .
wo a eine beliebige positive Zahl >> 1.
Mit Hülfe von 3), 4) und 5) können aus u, alle Lo-
garithmen ijmd gebrochenen Exponenten von x wegge-
schafft werden. Diesem nach kann die Beihe 1) zur Be-
urtheilung ihrer Couvergenz inmier so reduzirt werdei^ 1
dass alle ihre Glieder positiv sind, in's Unendliche ab- |
nehmen, und von allen endlich bleibenden Faktoren, wo^ ^
unter auch die periodisch wiederkehrenden, wie Sin. ^htl
Cos. ax verstanden werden, befreit sind. Alsdann folgt», <a
dass 1) und 2) simultan convergiren und divergiren, so- ?
bald i
6) Lim. u, = Lim. u, , x= k, ' |
wobei k hier, wie im folgenden, inmier eine unendlicli
wachsende positive Zahl Vorstellen soll.
- »^ -
YerniiJge diabes SbkIecui kann nun die Conver^ra ödc^
Divergenz der Beihe 1) abhängig gemacht werden von deil
Convergenz oder Divergenz einer Beihe 2), deren Algo*
jrithmus ein einfacherer ist.
Es sei erstens '
^Vx=— r + -~T H — T + ...in inf.
a* a^ a>*
Die Summe dieser Beihe bis zu dem Gliede Vk ist'
i!^; und die Grenzen dieser Sun^me geben
^ V» = =- , wenn a > 1 ,
a — 1 '
Jl? Vx =± CO , wenn a ^ 1.
Ist somit^ wenn das Grenzzeichen Kürze halber wegge-
lassen wird:
Uk == — r oder
7) r — -= laj so ist,
K
Conv.
wenn' a > 1
Div.
a<l.
Es kann nun der Fall eintreten, dass a nicht ent-
schieden > 1, sondern nur unendlich wenig von 1 ver-
mieden ist, und dann bleibt die Convergenz unentschie-
den. Es sei f&r diesen Fall a = 1 + -^ , wo a positiv
ist, so wird
damit diess unendlich werde ^ muss a mit k in's Unend-
Gefae wachsen; so aber doch immer
0,tf)<-^..
— eo —
da der Fall; wo diefis ^ e*" ist, «cbon behandelt wurde*
Es sei z. B. a = ex^, wo )S < 1 und e beliebig endlich^
BO wird
.-= (l + j^^) = b'^'' (b = e«);
hier kann nun mit Hülfe der Beziehung 5) der Expo-
nent von k ganz gemacht, und die Convergenz der Beihe ^
nach 7) beurtheilt werden ; wobei man findet , däss
? -L convergirt oder divergirt, je nachdem resp. b > I
oder < 1 ist, so dass nun die Convergenzregel 7) all-
gemein so ausgesprochen werden kann:
Die Reihe ^u, convergirt, wenn bei der An-
nahme
es einen positiven Werth von /3 > Ö gibt, der
« >> 0 macht; im entgegengesetzten Fall diver-
girt sie.
Man könnte nun neuerdings fUr den unentschiedenea '
Fall, wenn e nur unendlich wenig > 0 ist, 6 = 1 + -j^i
(7 <; 1) setzen, erhielte aber kein Resultat, das mcht
schon in 8) enthalten wäre. Dagegen wird die Beant-
wortung der Frage, ob noch Convergenz sei, wenn es
keinen endlichen, wohl aber einen unendlich klenm'
Werth von ß gibt, der ^ > 0 macht, zu neuen OriterkH'
iren. Damit Convergenz sei, muss k^ jedenfalls n(vA
endlich wachsen. Man kann setzen:
— ei -
k/* = (lk)y, »Iso a = *(lk))',
ie Beihe ^v» ist dann S — , die wegen 4) simuU
1
A mit S — convergiren. Zur Con^era^enz dieser
bztern Reihe wird erfordert, dass ^^ ^ 1 ist, und danü
t wegen 8)
Convergenz.
für / > 1, wenn « > 0
Div.
Setzt man also Uk = Vk, und bedenkt, dass die Be*
ingung für ;/ > 1 aus der Bedingung für ^^ = 1 erhält-
ich ist, so hat man folgenden zweiten Convergenzsatz :
)ie Reihe Sux convergirt, wenn bei der Annahme
!>1 ist; im entgegengesetzten Falle divergirt
lie.
Ist £ von 1 unendlich wenig verschieden, so setze
nan, in gleicher Weise, wie vorhin, 1 + —. — für £, wo
■ k
ibkürzend lU für log. (log. k) gebraucht wurde. Dann
rird
1
Sv. = S
glx + 611x '
lie mit 2 und mit S -jz convergirt (wegen 4),
rojFtLr die Convergenzbediägungen die gleichieii sind, wie
oiiiin. Macl^t man den ITebergang von Vk zu. Uk , so ist
ie Reihe ^Utconvergent, wenn bei der'Annahme
— rfl2 —
10) ^^' = '.
« >> 1 ist; im entgegengeisetzten Fall divergirt
sie.
Ist wieder £ von 1 unendlich wenig verschieden, so
fetze man 1 + .. ^ für «, so wird man in gleidisr
Weise finden, dass die Iteihe couvei^girt, wenn
m --L(knL*iO. _ e > 1
ii; Ulk —^^^>
und so wird fortgefahren. Bezeichnet man abkürzend
llx mit I2X; lllx mit I3X u. s. w.,
so wird also allgemein folgender Satz gelten:
Die Reihe ^u. convergirt, wenn biai der An-
nahme
JON — I(klklik l^k.Uk)
^^J i k — ';
*>1 ist; im entgegengesetzten Fall divergirt ßie^
Dieses ist der Bertrand'sche Satz. Der Morgan'schft
ist daraus herstellbar, wie folgt:
Es ist — = klkl2k Iak(l^ + ik)% also
jik__k+l l(k+l) i,(k+l) l//(k+l)
Uk+i"^ k ' Ik * 12k '"*' Ifik
Nun ist aber:
k ^ ^ k '
Ik ^ kik
l,k — -^ kikijk ^' ^'' •"*
Uk
'««i+*
=('+!) O+ETi:) (»+£iib>-
oder mit WeglasB^iai^ der ]iöh4m Potenzen:
13) ^=i+i+A+ '
^klkl2k.....l^+.k'
welchem Sfiiz poch die xnannigfächsten Fonnen gegeben
werden können. Die Convergenzbedingung bleibt immer,
dass £ > 1.
Es sei f(x) eine vom endlichen Argument a an in's
Unendliche abnehmende Funktion, so geht aus der Be-
deutung eines bestimmten Integrals als Summe sogleich
I^ervor, dass
14) /f(x)dx mit 2 f(ji)
a
Bimultan convergeüt und divergent ist. Für die Conver-
genz eines solchen einfach ,iviendlichen Integrals gelten
daher die nämlichen im vorigen Abschnitt entwickelten
Criterien, indem man Ux = f(x) ^etzt Ist das Integral
dagegen nach beiden Seiten hin unendlich, d. h. ist
+00
15) /f(x)dx
-00
vorgelegt, sa wird laan u, = f(x) + f(-- x) setzen. Ist
em Integral
16) /f(x)dx
A
mit endlichen Grenzen ZU nntßrsucheu, das fUr einen Werth
a von X einen unendlichen Werth von f(a) darbietet, so
IJbnBgt man dtass^JUbe erst auf unendliche Grenzeui und
findet dann, dass in den Coayar|^]^ätzen
EU Bubfllitiiiren ist, wenn a iresp. die untere oder obere
Grenze des Integrals 16) selbst ist; dagegen
.=.^jr(.^)+,(.-i)j.
i
wenn a innerhalb der Integrationsgrenzen liegt Wenn
die Funktion fC^) ^ mehrere Werthe a£; a27 a^,«.«.
von X innerhalb der Integrationsgrenzen A und B, so—
wie für diese selbst unendlich ist; so wird
17) u. = 4j j f (^A+l)+f^ai+i)+f(aa+|)+ .,...
*
+ f(a,-i)+f(a,_i)+ r(B-i)J5
zu substituiren sein.
IT.
Es sei t (x) eine stetige Funktion von x^ die sich mit *"
wachsendem x einem endlichen Werthe nähert, der NuU«
werth inbegriffen; so ist
k k
y«, dx =y^^ dx = t(k) - 1(«)
a a
immer endlich, also auch
immer convergent Ist aber t(k) nicht endlich, so wkd
auch die Suttune divergiren. ^
InsbeBondere sei
tCx)= "^
ro w eine Fanktioa Ton x bezeichnet, die mit waohsen-
[em X ebenfalls in's Unendliche wächst, so würden
k
Uxdx und Su^rsS
_ V 1* ^^
J ^ w* bx
a
mmer conTergiren, wenn «^1, dagegen divergiren,
?enn « ^ 1 ; denn fllr « =: 1 ist
k k
I Uxdx=: I — -r — = lWk — Iwa
a a
unendlich. Setzt man w = l/^X; so wird
18) 2u^ = 2 *
^^^h^ I^-i^lO^x)* '
convergiren,
«renn « > 1
divergiren,
r<l.
«voraus die Convergenzsätze in Abschnitt II sofort hervor-
gehen.
Von den mehrfachen Beihen gelten die nämlichen
Im Eingang von Abschnitt II für die einfachen Eeihen auf-
gestellten Reductionssätze. Mit Bezug darauf seien
19) SSu^^j und 20) SSv^.y
Ewei reduzirte Doppelreihen^ so wird die Eeihe 20) gleich-
k k'
zeitig mit ff v dx dy convergiren und divergiren, wo-
bei k und k' sich resp. auf das unendliche Wachsen von
i und 7 beziehen. Die Beihe 19) wird alsdann gleich-
seitig mit 20) convergiren, wenn
20) im. u ^ Lim. ▼,
dagegen gleichzeitig divergireD^ wenn
21) Lim. w > Lim ▼.
Es sei nnn w eine in's unendliche wachsende Funk«
tion von ± nnd j, nnd
oo\ £ bw bw 1 b^^
w* + * ox iy w* ö»öy
so ist
k k' I
rr V dx dy = t
wo in W; X und j resp. durch k und k' zu ersetzen sind.
Der Werth dieses Integrals ist endlich^ wenn « > 1, d. h.
die Beihe SSv, wo v den in 22) angegebenen Werth hat,
ist
23) convergent,
wenn «>1,
divergent,
das erstere unter der Voraussetzung, dass keine der Far- ]
tialreihen
2'v,^^ und -^Vp,y divergirt,
wobei p und q beziehungsweise constante Werthe von x
und y sind.
Insbesondere sei jetzt w = l^+ix . l/*-iy , so wird,
reduzirt,
24) ~ = xlxl2X I;.x(l^+ix)*.
also
— 1 jxlx l^x . y Iy l^y . v}
'/*+8X + V+jy
•und es ist daher die Reihe SSv mit dem in 24) ang^
.gebenen Werth von v.
convergent,
wenn f > 1,
divergent^
Maoi wird luM^h .0u^: kuMBii Bdtraehtimg mit (Hülfe
Ton 20) tind 21) finden, diui« ^ gleiche ConrergeMr lünii
Diyergenzbedingnng auch bezüglich der Beihe ^^u gel-
ten wird; sobald auf die unendlichen Grenzen von x und 7
übergegangen wird.
Ist .also die Doppelreihe ;?^Ux,j vorgelegt,
80 setze man
— IjkkMklk' I«kl^k'.uk,k'{ _
und dann ist
Convergenz,
wenn « > 1,
Divergenz,
ersteres unter der Voraussetzung, dass keine der
Eeihen
5u«,q und '2'up,y^
divergirt. Man wird bei // = — 1 anfangen, und nach
und nach, wenn a = l ist, die Werthe /bt=zO, 1,2,....
setzen, bis einmal s entschieden > 1 oder <; 1 wird.
Diesem Satz kann eine bequemere Form gegeben wer-
den. Setzt man nämlich k' = mk, wo m eine beliebige
positive Zahl vorstellt, so geht 25) über in x
— Ijklk l^k.|/uk,„,k!
— t: : = i
1
/*+2
Vergleicht man diess mit 12), so erhält man den Satz :
Die Doppelreihe ^^u., y convergirt, wenn die
«infachen Eeihen
2u j Su , Sl/iT
p, 7 > X, q > r X, mx
flämmtlich convergiren; im entgegengesetzte^i
Pall divergirt sie.
— 68 -
In ähnlicher Weise wird bei dreifiiehen Reihen ver-
fahren« Der Convergenzsatz heisst:
Die dreifache Beihe 2 2 2xix,j,n convergirt,
wenn die Doppelreihen
und die einfache
5
2 l/u
sämmtlich convergiren; im entgegengesetzten
Fall divergirt sie.
Ich halte es für unnöthig, die entsprechenden Sätze
für die Convergenz von mehr als dreifachen Beihen, so
wie von mehrfachen bestimmten Integralen aufzustellen,
da dieselben aus den obigen Entwicklungen ohne grosse
Mühe erhalten werden können.
Brändll ; ErsEengang der Cardlolde aus
zwei unglelehen Kreisen«
1) Gegeben zwei Kreise, deren Centra F und G und
deren Halbmesser DF = a; DG = b, und die einander
schneiden in den Punkten D und P; durch den einen
Durchschnittspunkt D unendlich viele, beiden Kreisen
gemeinsame Sehnen, wie ADB = S, an den Peripherie-
punkten A und B derselben Tangenten an jeden betref-
fenden Kreis, nämlich AC an den Kreis F, und BC an
den Kreis G: zu suchen den Ort C des Treffpunktes der
beiden Tangenten.
- 89 —
2) Ziehen wir noch durch D die Sehne LDI paral-
lel zur Centralaxe FG der beiden Kreise, so geben die
Tangenten IM und LM an ihren Peripheriepunkten den
Trefipunkt M als einen ausgezeichneten Punkt der Orts-
cürve. Wählen wir nun den andern Durchschnittspunkt P
der beiden Kreise als Pol und PM als Axe der Polarcoor-
dinaten, und suchen zu bestimmen zunächst den Ablen-
kungswinkel BDI = ADL = 5 ^ zwischen der Parallel-
sehne LDI und der allgemeinen Sehne ADB, und zwar
diesen Winkel im Verhältniss zum Coordinatenwinkel CP M
zwischen Radius-Vector CP und der Polaraxe PM.
3).Nun ist nicht nur das Viereck PIML aus den Kreis-
tangenten IM und LM und ihren Berührungshalbmessern
IGP und LFP; sondern auch KB CA aus gleichen Grün-
den eckcentrisch, ja sogar PBCA erfreut sich derselben
Eigenschaft. Beweis der letzten Behauptung:
CBP = R — i(J; CAP = R + i(J; CAP + CBP = 2R,
das heisst: zwei Gegenwinkel des Vierecks CBPA in
Summe gleich zwei Bechten oder supplementär ; und das
Viereck eckcentrisch^ wie behauptet wurde.
4) Daraus folgt weiter:
CBA = CPA = BPD=/3 — {tf;
CPL=CPA==LPA— LPA = /3-J(J — Jtf = /J — <J;
MPL = MIL=^;
MPC = MPL- CPL =/? — (/? — (J)=:(J,
das heisst: der Coordinatenwinkel CPM zwischen Polar-
9JSie und Badius-Vector ist doppelt so gross^ wie der Ab-
leokungswinkel BDI zwischen der Parallelsehne LDI
und der allgemeinen Sehne ADB.
5) Weil sowohl CAK = E als auch CBK = R, so
i«t CK = N der Durchmesser des um CA KB beschrie-
l>enen Kreises , eines Berührungskreises ; wenn auch nicht
— To-
des KrümmtingftkreiseB unserer Ortscorye sum Punkte G,
oder CK die Normale im Pankte C nnd eine Senkrechte'
dazu Curyentangente^ in der Fignr CT.
6) Untersuchen wir noch den Winkel PCK »wischen
Radius- Vector PC und Normale CK, so folgt sofort:
PCK = PBK = J^,
das heisst: der Winkel zwischen Radius-Vector PC und
Normale PK halb so gross ; wie der Coordinatenwinkel
zwischen Polaraxe PM und Radius-Vector PC.
Beweis. Weil KABC und PABC eckcentrisch, so
ist auch PACK ein solches, und zwar alle drei Vierecke
eckcentrisch zu demselben Centrum, wozu sich noch als
viertes gesellt PCBK, worin CBK = R, daher auch der
Gegenwinkel CPK =: R und PCK = PBK = i6.
7) Gleichung unserer Orts cur ve. Zunächst ist
zu setzen
DF = a; DG = b; PM = 4r = ^^^ = v,^^
' ' Cos. ß Cos. a
aus den rechtwinkeligen Dreiecken PMI und PML, worin
PMI=PLI=R — «, und ebenso PML=PIL=R-Ä
wegen der Eckcentricität des Vierecks PIML; Radius-
Vector CP=(); Anfangspunkt der Coordinaten P ; CK=:
N oder Normale.
()=NCos.J^; N=zz ^ ,^; PB=2bCos.|tf=NCos.«;
jj^2bCos^^ ^^.^^ ^v^=4rCos.J<J;
Cos. a * ' Cos. {S ' '
(>=4t Cos. 2 « J = 2r (1 + Cos. 6), oder Gleichung der Gar-
dioide. Der Halbmesser, dersonstzur Erzeugung der Gar-'
dioide gebrauchten zwei gleichen Kreise ist r = 7PM; das
Centrum des festen Erzeugungskreises auf PM, und ewar
J PM von P entfernt.
- n -
8) Merkwürdige Punkte der Curv-e. Erstens: der
Pol oder Doppelpunkt P. Zweitens : das Maximum vom
Etadins-Vector ^=2r (1 + Cos«^) ist auf der Richtung PM
oider der angenommenen Axe^ wo Cos. ^ = 1 oder ^ = 0 ;
[tnd (> = 4r = PM> also M der höchste Ourvenpunkt. Drit-
tens : Ourrenpunkt Q auf der verlängerten Chordale PD
der beiden Kreise^ welche mit der Polaraxe PM den Win-
kel MPDziza — ß=:yhi\iet, welcher in die Curvenglei-
chung gesetzt gibt ^=PQ=2r (l + Cos./) = 4PM+| PM
Cos. /, d. h. man trage auf der Richtung PD zuerst auf
die Hälfte der Polaraxe PM; und dazu noch die Projektion
dieser Hälfte auf PD. Viertens: Einschmttspunkte unse-
rer Curve in die gegebenen Ereise F und G. Diese Punkte
sind eben so leicht gefunden. Man ziehe nämlich an beide
Kreise Tangenten zum Durchschnittspunkte D, so spielt
jede eine doppelte Rolle , nämlich sowohl als gemeinsame
Sehne beider Kreise ^ wie auch als Tangente; der Punkt,
wo jede dieser Tangenten die andere Kreisperipherie
schneidet^ zu der sie nicht Tangente ist, der Punkt ist
ein Einschnittspunkt unserer Curve in den geschnittenen
Kreis, in unserer Figur die Punkte X und Y und die
Tangenten DX und DT.
9) Strenger analytischer Beweis der Behauptung, dass
in unserer Curve der Winkel zwischen Radius- Vector und
Normale halb so gross, als der Winkel zwischen Radius-
Vector und Polaraxe, oder dass die Curve dieser Eigen-
schaft die Cardioide ist, und daher in unserer Figur CK
wirklich, wie oben behauptet, der Durchmesser eines Be-
rührungskreises odej die Normale der Curve. Es sei also
in unserer Figur, abgesehen von der obigen Entwicklung,
PH die Polaraxe und zugleich die X-Axe rechtwinkliger
Coordinaten, P der Anfangspunkt, PC ein beliebiger Ra-
dius-Vector, q und CPM = S der Coordinatenwinkel,
— 72 —
ferner CK die Normale, und nach der Voraussetiung PCR
= j^, dann ist CT, im rechten Winkel zu CK, die Tan-
gente zu demselben Currenpunkt C, und TCP = B ±i^
als Winkel zwischen Tangente und Badius-Vector, und
u = B ±: 1^ der Winkel, den die Tangente mit der Ab-
scissenaxe bildet Diese Voraussetzungen geben nach und
nach X == (> Cos. <( ; j = f Sin. S als rechtwinklige Coor-
dinaten, woraus
, dy d^ Sin. ^ + ^d^ Cos. S
^"~dx~ d^Cos.<J — ^d<JSin. <J '
oder Zähler und Nenner mit d^ dividirt:
Sin. 6 + Q Y" C!os. S
tgu = j-| — , und daraus
Cos. S — Dl- Sin. S
' H = TfÜ^ = *«<"-" = ««(» + '"
= -Cotg{.l,
fl£ = _ d* . drf = 2d|.J; ..l£ = _,4ii-,5
Q Cotgi<J' ' ' * () Cotgfö'
i Uc = lg Cos. J<J + Const. ; lg() = lg Cos.^ J ^+ lg4r;
^ = 4r (1 + Cos, ö), wie behauptet wurde.
Danach ist zu berichtigen: j^Franke, Lehrbuch der
hohem Mathematik. Hannover, 1851.^ Seite 605, zweites
Alignement.
IVr. 4iV und 41«.
C* Bmnner^ chein« MUthelliiiiseii*
(Vorgetrai^eii den Z^, OeCober 1866.)
Mil einer Tafel.
if • Trennung roM XinU tfM<f NieheM.
Zur Trennung nnd quantitativen Bestimmung von
ink und Nickel sind in neuerer Zeit mehrere Methoden
upibhlen worden« Eine der einfachsten scheint die von
mith angegebene zu sein. Dieselbe gründet sich auf
m Umstand, dass aus einer essigsauren Lösung beider
xjde durch Schwefelwasserstoffgas nur das Zink ge-
llt wird.
Bei diesem Verfahren macht R ose*) die Bemerkung
ISS nur dann eine genaue Trennung erfolge , wenn in
3r Flüssigkeit keine starke Säure, nur Essigsäure, vor-
inden sei.
Bammelsberg**) erklärt die Methode für ungenau
ad sagt ausdrücklich, dass mit dem Zink immer Nickel
iedergeschlagen werde«
Eine Reihe von Versuchen, welche die einzelnen
&i diesem Verfahren vorkommenden umstände zum
legenstand hatten, führten zu einer Operationsmethode^
ie ein zuverlässiges Resultat zu geben scheint«
Man stellt zuerst die beiden Metalle als salzsaure
der salpetersaure Auflösung dar, die man so weit ver-
iünnt, dass auf 1 Gramm beider Oxyde wenigstens 500
jirammen Flüssigkeit kommen, sättigt nun diese annä-
liemd mit kohlensaurem Natron , so dass nur eine sehr
*) Handbach der analjrtisehen Chemie. II. (K^.
**) AnfaDgssrfindo der qaantitatiren Analyse, S. 78.
BcTB. MitCheil« 6
— 74 —
geringe Menge von freier Säure sagegen bleibt. Um j
diesen Punkt genau zu (reffen^ fligt man so lange einer i
verdünnten Lösung des Natronsalzes hinzu, bis nack ^.
einigem ümsdhtttteln und Stehenlassen der Niederschlag ^
nicht völlig verschwindet, worauf man ihn durch einigt |p
Tropfen Säure fortnimmt. Man leitet nun Schwefel- ^
wasserstoffgas durch die Flüssigkeit, wodurch nach eini- j
ger Zeit ein vollkommen weisser Niederschlag (Schw6<:ji
feizink) entsteht. Nachdem ein guter Antheil Zfaik aitf |l
^iese Weise g^Ut worden , setzt man der Flüssigkeit |
einige Tropfen einer sehr verdünnton Lösung von essqj- 5
Bsurem Natron zu, und fahrt fort SchwefelwiasserstcJF ^
durchzuleiten , so lange als sich der Niederschlag zk 1:
vermehren scheint , und lässt hierauf die Flasche 10—11
Stunden bei gewöhnlicher Temperatur stehen. Der Nie-
derschlag senkt sich vollkommen., und kann sehr goX
auf dem Filter gewaschen werden.
Um sich zu versichern, dass alles Zink gefällt seil
wird eine Probe der filtrirten Flüssigkeit mit 1 Tropfeft
verdünnter Lösung von essigsaurem Natron versetzt uni .
mit Schwefelwasserstoff behandelt. Sollte noch eiii4
weissliche Trübung entstehen, so müsste die ganze Flüs^
sigkeit ebenso behandelt werden.
Aus der nunmehr von Zink befreiten Flüssigkeit kan*
nun das Nickel nach Austreiben des Schwefelwasserf^j
Stoffes durch Erwärmung, mittelst Kalihjdrat gefUllj
werden. Der Niederschlag von Schwefelzink wird, m
gehörigem Auswaschen, mit dem Filter in ein Glas
geben, mit Salzsäure digerirt, bis aller Geruch vo|lL
Schwefelwasserstoff verschwunden ist , die mit WaswL
verdünnte Lösung filtrirt und das Zink nach den bekamt-^
ten Methoden bestinmit. ^
Bei dieser Scheidung spielt das essigsaure Natron ^
- 70 -
eine verniitteliHle Solle, Es e&tet^bt näjnlicfai
msetzen eine kleine Menge essigsaures Ziakoxyd^
durch den Schwefelwasserstoff gefällt wird, Dio
rdene Essigsäure bildet von neuem essigsaures
d, welches sofort wieder gefallt wird. Es dürfte
kung mit der Bildung von kohlensaurem Blei-
irch Einwirkung von kohlensaurem Gase auf
Wasser angerührtes Gemenge von Bleiglätte
izucker zu vergleichen sein« Es ist daher be-
warum eine nur so höchst geringe Menge von
rem Katron erforderlich ist.
lit die Scheidung genau sei und kein Nickel mit
k gefällt werde ; sind folgende Cautelen zu be-
•
•
Die Lösung muss anfänglich ein wenig; doch
schwach , sauer sein ; ich möchte sagen 1—2
freie Säure enthalten. Ist sie vollkommen neu-
erscheint der Niederschlag durch Schwefelwas»»^
schmutzig gefärbt, nickelhaltig. Ist das Ver-
richtig getroffen, so ist er rein weiss. Nach
waschen kann dann weder durch das Löthrohr
andere Art Nickel darin gefunden werden,
iine zu grosse Menge essigsaures Natron , sowie
e Erwärmung muss vermieden werden. Setzt
dich eine etwas bedeutende Menge essigsaures
inzu, so fällt etwas Nickel nieder, ja man kann
f besonders wenn zugleich erwärmt wird, allea
)ll8täadig niederschlagen.
Versuchen mit genau abgewogenen Mengen von
^0,2—0,3 Gramm eines jeden) wurden dieselben
— 2 Milligrammen wieder erhalten.
die nämliche Art kann Zink von Kobalt ge»
'^erden. Das aus einer kobalthaltigen Lösung
— 76 -
■
abgetrennte Schwefelzink gab stets ein Oxyd, weIcUf
vor dem Ldthrohr mit Borax keine Ffirbnng hem^
brachte.
Endlich ist noch zu bemerken, dass wenn
zugegen ist , dieses vorher abgeschieden werden muMk
indem es sonst theils in den Zink-, theils in den Ni
niederschlag eingeht. Für diesen Fall passt am
die bekannte Fuchs'sche Methode mit koklensaurem
und nachheriges Entfernen des Baryts durch Schwi
säure. Die Abscheidung mit Ammoniak ist nicht
wendbar , da hiedurch die nachherige Trennung der bei*
den Metalle unmögUch würde.
muf i9eJbtre/ef •
»
i
Es kommt nicht selten vor, dass man über d^e g^r
wohnlichsten Dinge in unsern Handbüchern keinen Ai^
schluss findet. So z. B. wird man umsonst über
Verhalten der Ammoniakflüssigkeit (Salmiakgeist) gegCl
Schwefel Belehrung suchen. Nur bei Rose*) finde ick
die Angabe , dass Ammoniakflüssigkeit reinen Schwefid
nicht auflöse^ wohl aber arsenikhaltigen. Ein specieflöP
Fall veranlasste mich, diesen Gegenstand näher zu unte^
suchen. Das Ergebniss war folgendes:
Digerirt man reinen **) Schwefel mit Ammoniil^
flüssigkeit, so wird, wenn die Temperatur nicht 60^
übersteigt, selbst nach längerer Zeit keine Einwirk
wahrgenommen. Wird jedoch die Flüssigkeit stärk
*} Handbuch der analytischen Chemie. I. 423.
**y Es wurde siKÜianischer Schwefel durch Destillation pereh
und nach Zerrelben mit dchtillirlera Wasser so lange ausgekocht bi*
idas Wasser nicht mehr mit Chlorbarium reagirte.
- 77 —
wärmt; etwa auf 70'', so nimmt sie eine schwach gelb-
^he Färbung an y welche beim Kochen noch deutlicher
rvortritt. Es hat sich nun eine sehr kleine Menge
m Schwefel aufgelöst; denn die Flüssigkeit gibt mit
sigsaurem Bleioxjd einen bräunlichrothen Niederschlag,
tbwefelsäure enthält sie nicht. Sättigt man eine Probe
it Salzsäure und filtrirt den niedergeschlagenen gerin-
tn Schwefelniederschlag ab ; so gibt Chlorbarium selbst
,ch längerer Zeit nicht die geringste Trübung.
In einer gut verschlossenen Flasche lässt sich die
ösung von Schwefel in Ammoniak unverändert aufbe-
ihren. Selbst nach einigen Wochen ist dieselbe noch
dblich gefärbt und vollkommen klar ; gibt auch mit
leisolution den röthlichen Niederschlag. Bei Zutritt
•n athmosphärischer Luft trübt sie sich bald. Nach
Stunden hat sich ein geringer Schwefelniederschlag
ibildet. Die von demselben abfiltrirte Lösung gibt nun
it Bleisolution einen weissen Niederschlag, mit Chlor-
Tium eine sehr geringe Reactioii auf Schwefelsäure.
Kocht man den nämlichen Schwefel wiederholt mit
mmoniakflüssigkeit ; so nimmt er eine blasse ; etwas
8 Grauliche spielende Färbung an. Wird dieses so
t wiederholt; bis der meiste Schwefel aufgelöst ist, so
eibt ein flockiger grauschwarzer Bückstand; der beim
rhitzen mit doppelt chromsaurem Kali und Schwefel-
Lore vollkommen verschwindet. Es ist dieses offenbar
n wenig Kohle , die in allem , selbst durch zwei - bis
reimalige Destillation gereinigtem Schwefel, enthaltoa
lu sein scheint.
Seitdem die Anwendung dieses Salzes zur En(t^
deckung der Phosphorsäure für die chemische Analyst
unenthehrlich geworden ist , wurden mehrere Methoden,
zu seiner Darstellung angegeben. Die meisten gehen,
darauf hinaus y den natürlichen Moljbdänglanz bei Luft-
Antritt so lange zu rösten bis aller Schwefel verbrannt
und das Molybdän in Molybdänsäure verwandelt ist^
die nachher in Ammoniakfldssigkeit gelöst wird. Diesem
Operation wird gewöhnlich in einem schief liegepdeij^
Platintiegel unter öfterem Umrühren der Masse vorge-
nommen. Man wird wohl allgemein hierbei die &•
fahrung gemacht haben, wie langwierig es ist, sie^
zu Ende zu führen. Die kürzlich von Wohl er*) an-
gegebene Verbesserung dieses Verfahrens durch Attr
Wendung eines mittelst des Aspirators hervorgebrachten^
Luftzuges führt ebenfalls nur langsam zum Ziel. Der*
Grund hievon liegt theils in dem Umstände, dass
schwer hält das Material hinlänglich zu zertheilen, da
durch Anwendung der Wärme immer wieder zusammen-^
backt ; theils darin, dass die entstehende Molybdänsänr^
das noch übrige Mineral bedeckt und dadurch seine Ver-
brennung erschwert.
Auf folgende A rt gelingt die Operation sehr leicht : Mtfffji*
reibt den Malybdän glänz mit ungefähr seinem gleichen Vo-^
lumen groben mit Salzsäure gewaschenen Quarzsandes it£|
einer Achatschaale zu massig feinem Pulver, gibt dieses a
eine flache Platinschaale oder Platinblech, und erhitzt es üb
einer guten Weingeistlampe unter öftcrem Umrühren zolttif
anfangenden Glühen, so lange bis das Gemenge eine citroii4
i,
*} Ano. d^r Chem. and Paarm. G. l^i, {
— w -
fgfXbm ( nach ^m ErkaHen weiwlidM ) Farbe angenom-
men hs,t Eine Viertelstunde ist hiesm ftir eine Menge
Ton einigen Grammen vollkommen ausreichend. Nach
dem Erkalten wird die Masse mit Ammoniakflüssigkeit
ausgesogen und auf die bekannte Art weiter behandelt«
Wir verdanken bekanntlich* Berzelius die jetzt
allgemein übliche Methode die Niederschläge bei chemi-
schen Analysen mit dem Filter zu glühen, und ihre
Menge durch directe Wägung mit Abzug der Asche des
Filters zu bestimmen. So einfach dieses Verfahren ist,
so kommen doch zuweilen zwei Unbequemlichkeiten da-
bei vor. Die eine ist die oft etwas langwierige gänz-
liche Verbrennung selbst bei Anwendung der bekannten
Handgriffe ; die andere betrifft die bei einigen Nieder-
schlägen durch die Kohle des Filters anfänglich eintre-
tende Beduction , wobei sich das reducirte Metall stellen-
weise mit dem Platin des Tiegels legirt. Glüht man
£. B. einen Niederschlag von Zinkoxyd mit dem Filter,
so wird man am Tiegel deutliche Flecken dieser ent-
Btandenen Legierung wahrnehmen. Sind diese zwar von
keinem quantativen Belang, und können sie mit Salz-
säure leicht entfernt werden, so ist es doch wünschens-
werth diesen Umstand , der sich noch auf andere Nieder-
schläge erstrecken mag , zu vermeiden.
Folgende Methode hat sich seit längerer Zeit be-
stens bewährt :
Als Getäss , worin die Niederschläge geglüht wer-
den, dient eine uugefähr 15 Gentimeter lange und 12
Millimeter weite Bohre von böhmischem Glase (von der
Art, wie sie zu Elementaranalysen benutzt werden)»
— 80 -
DieselDO ist an dem einen Ende zu einer nicht, gans
feinen Spitze ausgezogen , in welche ein wenig Amianäi
leicht eingesteckt wird. So vorgerichtet wird sie nebst
einem Gewichtstück; welches das Gewicht des zu be»
stimmenden Niederschlages um etwas übertrifft , auf der
Wage aufs Genaueste tarirt. Alsdann wird das massig
getrocknete Filter mit dem Niederschlag zusammen-
gerollt in die Röhre hineingeschoben, und diese , wie
Fig. 1 zeigt , mit einer Flasche von etwa 3—4 Liter
verbunden. Man lässt nun aus dem über der Flasche
angebrachten GefUss durch Oeffnen des Hahnen a Was-
ser in dieselbe fliessen, so dass die atmosphärische
Luft durch die Verbrennungsröhre getrieben wird, wäh-
rend man zu gleicher Zeit diese letztere mittelst einer
Weingeistlampe mit doppeltem Luftzuge erhitzt. Die
empyreumatischen Produkte, die das Filter liefert, treten
in Form eines Bauches aus der Spitze der Verbren-
nungsröhre heraus *) , später verkohlt und verbrennt
das Filter vollständig. Zuweilen ist es gut, durch ei-
nige leichte Schläge an die Röhre den Inhalt derselben
etwas zu zertheilen. Man wird immer finden, dass die
Verbrennung sehr leicht und vollständig erfolgt.
Nach Erkalten des Apparates wird die Röhre wie-
der auf die Wage gebracht, das mittarirte Gewichtstück
durch die erforderlichen Gewichte ersetzt, und so £e
Menge des Niederschlages bestimmt , wobei das Gewicht
der Filterasche in Abzug zu bringen ist.
Es ist leicht einzusehen, dass die Operation nicht
mehr Zeit erfordert, als die gewöhnliche durch Glühen
*) Will man die Unbequemlichkeit dieses Raaches vermeiden , so
liann man ihn darch eine vor die Oeffnang gesteUte kleine Weingtlit-
lampe Terbrennen Ussea.
-Sl-
am Tiegel. Zwei Wäg^ngen« und eine Verbrennung sind
bei beiden erforderlich. Letztere geht in der Regel ra-
scher als im Tiegel von statten. Es könnten Manche
sich durch den anzuwendenden ^Apparat abschrecken
lassen. Hierauf bemerk^ ich^ dass ein solcher bleibend
^lufgestellt keine weitere Mühe veranlasst. Man kann
seine Anwendung noch dadurch vereinfachen , dass ,
wenn die Flasche mit Wasser gefüllt ist, man den Hah-
nen a schliesst und durch Oefihen des untern b das Was-
ser in ein untergestelltes Gefäss abfliessen lässt. In die-
sem Falle entsteht ein Luftzitg in entgegengesetzter Eich-
tnng, der ebenso wie jener benutzt wird. Da bei diesen
Versuchen stets Glühhitze angewandt wird, so ist es über-
flüssig die Luft zu trocknen. Sollte man den Apparat
zu andern Zwecken anwenden, z. B. zum Austrocknen^
so müsste der Luftstrom durch eine mit Bimsstein und
Schwefelsäure versehene Köhre geleitet werden.
Noch muss ich einer kleinen Vorrichtung erwähnen,
welche bei allen solchen Arbeiten durch Erhitzung in
Röhren von grösstem Vortheil ist. Man bringt nämlich
oberhalb der zu erhitzenden Glasröhre einen gewölbten
Reflector an, welcher den Zweck hat, die Röhre von
oben zu erwärmen. Da derselbe länger ist als die
durch die Lampe erhitzte Stelle , so erwärmt er zu-
gleich die Köhre zum voraus , ehe dio Lampe an die zu
glühende Stelle gelangt. Hiedurch wird alles Wasser
weit vor der Lampe hergetrieben. Da dieser Reflektor,
der aus einem Blatt von Schwarzblech gemacht ist und
sich mittelst eines spiralförmig gewundenen Drahtes an
dem Ständer der Lampe verschieben oder auch entfer-
nen lässt, sich mitten über der Lampe befindet und im-
mer mit derselben weiter geschoben wird, so wird die
Flamme, selbst bei Anwendung längerer Röhren, nie an
- 82 -
eine Stelle gelangen, wo sich Wasser befindet HH
einiger Uebung wird man bald dahin gelangen, dass nie»
mals eine Röhre reisst. Nur ist zu empfehlen, derselben
eine ganz kleine, kamn merkliche Neigung nach vorn,
d. h. nach dem noch zu erhitzenden Theile, zu geben.
Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir eine Ab&n-
derung der Fuchs'schen Lampe zu beschreiben, deren
Anwendung sich seit vielen Jahren bewährt hat
Flg. 2 ist eine gläserne Flasche von beiläufig 180
Grammen Wassergehalt. Der Boden derselben ist durch
eine messingene mit der Flasche verkittete Kapsel ersetzt,
aus welcher 'die Ausflussröhre nach dem Argand'schen
Brenner führt. Dieser ist nahe an seinem obern Ende
mit einer messingenen Kapsel umgeben, in welche Was-
ser gegossen wird. Hiedurch wird verhindert, dass bei
länger anhaltendem stärkeren Brennen der Weingeist ins
Kochen gelangt.
Die Flasche wird nicht, wie es gewöhnlich geschieht^
durch eine Stellschraube unmittelbar an dem Ständer be-
festigt , sondern ruht auf einem in einer Hülse am Stän-
der leicht verschiebbaren, hölzernen durchbohrten Cy-
linder , welcher mit einer Stellschraube versehen ist.
Hiedurch wird der Vortheil erlangt , dass die Lampe
durch schnelles Drehen plötzlich unter dem Apparate,
auf den sie einwirkt, entfernt werden kann, welches in
manchen Fällen sehr erwünscht sein kann.
Die gewöhnliche Bereitung dieses Salzes zu chemi-
schem Gebrauche durch Niederschlagen einer Auflösung
von Chlorbarium mit kohlensaurem Natron oder Ammo>
niak ist zwar ganz rationell , und liefert ein vollkommen
meines Präparat Nur ist das vollständige Auswaschen
— 83 —
des NiederscUages etwas zeitraubend. Dieses wird auf
folgende Art abgekürzt:
Man macht ein Gemenge von 2 Th. krystallisirtem
Ghlörbarium und 1 Th. wasserffeiem kohlensaurem Na-
tron *) , setzt noch 2 Th. Kochsalz hinzu und bringt das
Gemenge in einem Thon - oder bei kleinen Quantitäten
in einem Platintiegel zu massigem Glühen. Nach dem
Erstarren wird die Masse in einer Schaale mit Wasser
Übergossen. Nach 24 Stunden hat sie sich vollkommen
aufgeweicht. Der als feinkörniges Pulver ausgeschie-
dene kohlensaure Baryt kann sehr leicht ausgewaschen
werden.
Der Zusatz von Kochsalz gewährt den Vortheil, dass^
das nachherige Ausziehen mit Wasser daduch sehr er-
leichtert wird. Wird derselbe weggelassen , so bildet die
Mischung nach dem Glühen, eine harte feste Masse ^
welche vom Wasser nur sehr schwer angegriffen wird.
Auf eben dieselbe Art kann durch Glühen von 2
schwefelsaurem Zinkoxyd und 1 wasserfreiem kohlen-
saurem Natron reines Zinkoxyd bereitet werden. Hiebe!
ist ein Zusatz von Kochsalz unnöthig.
0m Mtereiimintß rott JPMatinmeHw^ar^f*
Wir besitzen viele Methoden zur Darstellung des
Platins in demjenigen Zustande, den man seiner schwar-
zen Farbe wegen mit dem Namen Platiuschwa rz
oder Platinmohr zu bezeichnen pflegt. Bei den mei-
sten neuern Bereitungsarten werden organische Substan-
zen, Alkohol; Zucker u. dgl. als Eeductionsmittel ange-
*) Die g^enaue Berechnung sa gleichen Acquivalentcn wurde aaf
103 Chlorbarium 43,3 kolilensaorps Natron verlangen, ßin geringer
Ueberfrchas« des letztem ist jedoch von keinem Naehtheil.
— 84 —
wandt, wobei immer einiger Zweifel übrig bleibt, ob
nicht eine, vielleicht sehr geringe Menge organischer
Substanz dem Präparate anhänge.
Auf folgende Art erhält man ohne Anwendung or-
ganischer Substanzen sehr leicht einen vollkommen rei-
nen Platinmohr :
Man erhitzt in einer flachen Schaale trockenes oxal-
saures Eisenoxyd (durch Niederschlagen von Eisenvitriol
mit Oxalsäure bereitet und gehörig ausgewaschen) bis
zum anfangenden Verglimmen , setzt alsdann unter Um-
rühren die Erhitzung fort, bis sich das Salz vollständig
in Oxjd verwandelt hat. Das so dargestellte höchst
feine Pulver wird in einer Glasröhre bei einer kaum
zum anfangenden Glühen gesteigerten Temperatur durch
einen Strom trocknen Wasserstoffgas reducirt *). Nach
gänzlichem Erkalten im Gasstrom schüttet man das zu-
weilen pyrophorische Präparat in eine Schaale mit Was-
ser und zerdrückt es darin mit einem Pistill durch ge-
lindes Beiben. Man trägt nun von diesem mit Wasser
angerührten metallischen Eisen so lange kleine Portio-
nen in eine verdünnte, mit einem geringen Ueberschuss
von Salzsäure vermischte Lösung von Platinchlorid, bis
diese nach kräftigem Schütteln und einigem Hinstellen
gänzlich entfärbt erscheint. Der erhaltene Niederschlag
wird nun nach Abgiessen der Flüssigkeit zu wiederhol-
ten Malen mit concentrirter Salpetersäure gekocht, bis
der letzte Auszug keine bemerkenswerthe Menge Eisen
enthält , zuletzt die anhängende Salpetersäure durch eine
schwache Kalilösung entfernt.
*) Diese Reduction kann aaf einer Weingeistlampe mit doppel-
tem Luftjsoge, unter Anwendung; der oben (unter Nr. 4) beschriebeoea
Vorrichtung^, f^esohelieu.
- 85 —
Das 80 dargestellte Präparat erscheint als ein amor-
phes schwarzes Pulver; durch Beiben in einer Achat-
schaale nimmt es eisenhaltigen Glanz an. Beim Erhitzen
in einem Flatinlöffel kommt es bei etwa 200 Grad plötzlich
ins Glühen und verwandelt sich unter Verdoppelung seines
Volumens in die gewöhnliche Form, dem Platinschwamm
ähnlich. Mit einem Tropfen Alkohol befeuchtet, geräth
es ebenfalls nach 1 — 2 Seifunden ins Glühen unter
Verwandlung in die gewöhnliche Form.
Es leidet wohl keinen Zweifel, dass dem Präparate
alle übrigen vom Platinschwarz bekannten Eigenschaften
zukommen werden. Sollte jemals von diesem Anwendung
gemacht werden , so dürfte sich obige Bereitung ihrer
Einfachheit wegen empfehlen.
9« iVMf ItttMiMtt^ ife« MiahMenoeHaMiem ifer
Es kann vielleicht bisweilen von geologischem In-
teresse sein , den Kohlengehalt der Kalksteine zu be-
stimmen. Die folgende Methode gründet sich auf den
bekannten Umstand, dass der KohlenstoflF durch die
gleichzeitige Einwirkung von chromsaurem Kali und
Schwefelsäure in Kohlensäure verwandelt wird. Das
Verfahren ist folgendes :
Eine gewogene Menge des zu untersuchenden Ge-
steins wird in erbsengrosse Stücke zerschlagen mit ver-
dünnter Salzsäure behandelt, mit der Vorsicht, dass ein
guter Ueberschuss dieser letztern angewendet und die
Flüssigkeit zuletzt erhitzt wird. Die Auflösung wird mit
diesem Bückstande in ein Cylinderglas gegossen und
nach Absetzen des Ungelösten dieses durch mehrmaliges
Decantieren ausgewaschen. Hierauf spült man den
- 86 -
Kückatand in ein Kochglas und setzt etwas Schwefel-
«äure hinzu. Man nimmt auf 100 Grammen des den
Rückstand bedeckenden Wassers ungefähr 15 Grammen
Schwefelsäure. Die Flasche wird nun mit einer Gag-
röhre versehen, deren zweiter absteigender Schenkel in
eine kleine Flasche taucht, welche eine klare Mischung
von Chlorbariumlösung und Ammoniak enthält und zur
Abkühlung in einem GefUsse mit Wasser steht. Man
bringt nun zum Kochen. Sollte sich in der vorgesetzten
Flasche eine merkliche Trübung bilden, welche auf
einen Rückhalt von Kohlensäure schliessen liesse, so
wird das Kochen so lange fortgesetzt, bis eine neue
Probe der vorgeschlagenen Flüssigkeit nicht mehr ge-
trübt wird. Man bringt nun in die Kochflasche 2 — 3
Grammen doppeltchromsaures Kali in Krystallen, sct/t
von neuem die Gasröhre ein und lässt die Flüssigkeit
wenigstens eine halbe Stunde lang anhaltend kochen.
Die entwickelte Kohlensäure wird nun als kohlensaurer
Baryt in der vorgesetzten Flasche erhalten.
Um die Menge des Niederschlages zu bestimmen,
wird die Flasche nach Beendigung der Operation sorg-
fältig verschlossen so lange hingestellt, bis sich derselbe
vollkommen zu Boden gesetzt hat, dann mehrmals durch
Decantation, zuletzt anf dem Filter, ausgewaschen, ge-
trocknet und geglüht.
Wenn die Operation richtig ausgeführt wurde , so
bleibt in der Kochflasche entweder gar kein ungelöster
Rückstand oder wenigstens, was der gewöhnliche Fall
ist, ein solcher, dessen Farbe und Ansehen keinen Koh-
lengehalt mehr annehmen lässt. Sollte man hierüber in
Zweifel sein , so kann die Flüssigkeit noch einmal ge-
kocht und das Gas in eine neue Probe von Ghlorbarium
nnd Ammoniakflüssigkeit geleitet werden.
- 87 —
Da bei diesen Untersuchungen gewöhnlich ein sehr
geringer Gehalt von Kohle gefunden wird; etwa i/i„oo
und noch weniger, so ist ansurathen etwas grössere
Mengen des Materials, etwa 100 Granimen, in Arbeit
sni nehmen.
&• Mieitf^iffew^ rott GM«ertt «fttif Selkmaten*
Nicht selten kommt man in Verlegenheit, wenn
Gläser oder Porzellanschaalen, an denen sich organische
Stoffe festgesetzt hatten und durch die Länge der Zeit
80 festgetrocknet sind, dass sie allen Auflösungsmitteln
widerstehen, gereinigt werden sollen. Folgendes Ver-
fahren wird in beinähe allen Fällen ausreichen :
Man befeuchtet die zu reinigenden Stellen mit con-
centrirter Schwefelsäure , streut hierauf zerriebenes dop-
peltchromsaures Kali auf die Säure und lässt den Gegen-
stand einige Stunden (etwa über Nacht) an einem mas-
sig warmen Orte stehen. Alle organischen Stoffe wer-
den hiedurch zerstört unter Bildung von schwefelsaurem
Chromoxyd , welches nebst der noch übrigen Säure durch
Wasser entfernt wird.
Auf öftere Anfragen von Malern nach einem hiezu
geeigneten Mittel, stellte ich eine Reihe von Versuchen
an, aus denen folgende Heinigungsmethode hervorging.
Man bereitet eine Lösung von 1 krystallisirtem koh-
lensaurem Natron in 3 Wasser, hängt die zu reinigen-
den Pinsel so in diese in einem Cylinderglase ( Trink-
glase) enthaltene Lösung, dass sie etwa 2 Zoll von dem
Boden des Glases entfernt bleiben, und lässt den
- 88 -
Apparat bei gelinder Wärme ( 60 — TO^ C.) 12 — 24
Stunden stehen. Selten wird eine längere Einwirkung
erforderlich sein. Die eingetrocknete Farbe ist nun sa
weit aufgeweicht y dass sie mit Leichtigkeit auf die be-
kannte Art mit Seife weggebracht werden kann. Stein-
hart vertrocknete Pinsel wurden durch dieses Verfahren
wieder brauchbar gemacht/
Wesentlich ist es ; die angegebene Temperatur nicht
zu tiberschreiten; da sonst die Haare ^ besonders der
Borstenpinsel; angegriffen und gänzlich verdorben werden
Terxelehul60 der für die Bibliothek d^r
üelmrelz« IVaturf« Gesellschafft elnse-
gangenen Geselieuke«
Von Herrn Professor Wolf,
1. Biographien zur KoUurgesohiciite der Schwois. Rrster Cyelus.
Zfirieh 18ö8. 8.
2. RedCenbacher , Principien der Mechanik und des Maschinen-
baues. Mannheim 1852. 8.
Von dem niederöslerreicMschen Getterbverein in Wien:
Verhandlungen und Mittbeilungen. Jahrg. 18fi8. Heft 2. Wien
f858. 8«.
Von Herrn Prof, B, Sluder.
Versuch einer helvetischen Conchyliologie.
Vom Herrn Verfasser,
Schinz-tiruner, die rationelle Laudwirthschaft und die AgrieuUvr-
Chemie. Zürich 18&8. 8.
Von Herrn Koch.
1. Raabe, aber die Integration sweier simultan bestehender IhiMi»
ren Diiferentialgleichangen c wischen n Variabein. JEfiriek
1856, 8.
2. Encke, fibcr eine neue Methode der Berechnung der Plnnetea^
Störungen. Berlin 1851. 8.
■ - --
■ IVltkt #1» IMIII ««••r'
IB. Auf pag. 57 lese man Nr. 415 and 416, statt blos
Nr. 415>
■I
Hermanii Klifkellii«
Heber elni(|;e unendUehe Reihen«
(Vorfetrai^eii de» '6. Noyember. 1868.)
I.
Bekanntlich c<mvergilrt die Reihe
0 JLL.JL4._Li....in inf..
rd 8 efaie poditive 2^hl 1>^deÄti^l| irar Atxoiy trenn 8>t
Bt^ gonst aber fet «ie divwgent. Man kasm sich nun
lie Aufgabe stellen, ihren Grenawerib imzngeben fUr
^l, weiuit sie blog bi^ eu einett gfewiftten GMad^ wo*
m k in's Unendliche yrachsend gedacht ist, fortgeführt
rird. Um zu diesem Ziele zu gelangen, 4iene Hie Formel
lir die angenäheite -Berechnung bestimmte!^ Integrale
Baabe Integrabrechnnng Bd. L Nr. 233)t .
b
fi(x)dx==n; j y y(a)+fl<a+v)+ • . . . . g(a+(ii--l>;)^
• • • •
reiche gilt, wenn der 2mte Differenzialquotient ^ff$m(A
1er Funktion ^ (z) tqh s ^==; #' bis-: 9» 7 b beatkndig
lit dem gleichen Vorseichen behaftet ist j v ist ein belie-
iges positires Inoreaiettt* Oto J'eM^i der hie|>ei auf
sr rechten Seite begangen wird, bt klriner, ^Isdba
«sto ^ed der Entwickltt«; 't^, i^jV **:^«» ^^
wtimmte konstante GrSesen.
• ••
— 90 —
Setit iiukD Ueriit 4»(z) =-p» M erlitit man:
+Y,B(.^l)-TXiH.l)(«+2)(-ji^-l)
+ Y,8(8+l)...(8+4)(^f5-l) -T,8(8+l)
wobei der- Fehler kleiner ist ab das letite GUed^ und
Y,=: 0,083 8333, T^s^OOl 8889, ¥,=0,0000331,
Y, =0,0000006 .
Hieraus, wenn man cUe Integration aosfillirt und k
in't Unendliche wachsen I&sst
,1 1 . 1 k*"* 1 . 1 . V
l+2'+8^+"-h?"-l-8 l^.+ 2 + '^»
-8(8+1) (8+2)Y4+s(b+1) . . (8+4)Y, - S(8+1)...(8 +6)1,',,
wenn s ron 1 Terschieden, und iJ
1+T+T+ • • • +^=^«^-^+^2-^^* + 120 Y,-4320T,l|
wenn 8 = 1 ist. In beiden Entwicklungen sind die
Fehler jeweilen kleiner als das letste Olied auf der
rechten Seite.
Setast man der Kürze wegen '^
T'~rZ?HYa-«(«+l)(H-2)Y4+... =5*,
■ .-,4
- w -
10 kommt endlich
1 1 1
Der numerische Werth von c, kann fUr ein gege*
enes s aus den Gleichungen 2) bis auf 3 Dezimalstellen
6nau bestimmt werden, wenn 8<^1. Ist s>'l; so con-
ergirt die Reihe links, das Glied j-— verschwindet,
ist alsdann direkt bestimmbar und soll mit S« bezeich*
Bt werden.
In allen Fällen kann c auf folgende Weise mit belie-
iger Genikuigkeit berechnet werden. Es ist
.11 1
3-^ö«^ (2k+l)« ~
Entwickelt man die Nenner nach dem binomischen
atz und ordnet die Glieder nach den Binomialcoeffi*
initen, so ergiebt sich
ider, wenn die ersten Glieder in den S besonders ge«
ummen werden, und mit Zuziehung von 3)
Lj^lk'-' /»Nl /s+lNl /8+2\l ,U
^iürs+^-{iM{ 2 )w-{ 3 >3+-^^
endlich, wenn nun 2 vollständig geschrieben wird^
— 92 —
. 2. 1 1 _
4) ■*■ 3''*1^'^ *"• (2k+ 1)«^
worin die ^ sehr rasch convergirt. Femer aus 3) dorck
Multiplication mit -^ :
5) li+T'+""(äö"'~'?/l=^8+*='
Addirt man diese zu 4), so kommt, da da. Glied ^
als anendlich klein weggelassen werden darf'
^ 1 1 . 1 1.1 |2k«-».„ ,. 2« „
2k *"^
aber wegen 8) Ut dieses auch gleich giTTZr^+Ci
und sonach durch Vergleichung dieser beiden Werih^
6) C2'-2>.=2'-l+^V|; ^^(''^;~^)(S..,-1)
Ist s >> 1, so ist für Ct einfach S, za setzen und dion
kann diese Gleichung dazu dienen^ solche S« zu rechnei^l
deren unmittelbarer Ausdruck nur sehr langsam coiD▼e^9
girt; so wenn ft<^3 ist 'i
Multiplicirt man aber 5) mit 2 und subtrahirt tk^'
▼on der folgenden^ die sich aus 3) ergiebig wenn 2 k Ar
k gesetzt wird:
-11 1 _ 2k^-«
*'*^+ 3»+*'**c2k/~2^-::^+^ '
to erlMÜt man
^-^+T- (2k=:ir'^''^ ^^
odeiv da die Beihe links convergirt, . -
-«JLns dieser Bestimmung rist weiter ersicbtlicli, dass die
^y wemi s <; 1, alle negativ sind, was daraus erhellt,
^s die KeUie links posiüT, dagegen 1 — 2^~* negativ; Ist.
Addirt man endlich 7) zu 5), so ergiebt sich, wenn
1
4as unendlich kleine Glied TöTÄi- weggelassen wird,
11 1 ti-« «2« I
• III.
Fassen wir den Gegenstand von allgemeinerm Stand-
punkt auf, so lassen sich alle Beihen von der Sorm
1.1 , 1 ^ 1 ^ . 1
fUmmiren, wobei p und X beliebige ganze positive Zah-
len sind. Es erhellt nämlich aus der Kontinuität der
Funktion
«)G. a(x,s)=gl+c-jl+^-^.+.....^:;
^er entwickelt
die fUr ganze Werthe von x vermöge der Gleichuiig'3)
folgende Form annimmt
10) D. ^(x,Bj=l + 2i+3i+---^^^:iYjr
und somit endlich ist, dass a (x,8) für jeden Werth von
X, der von o verschieden ist, immer eine endliche GVMse
Ueibt und von k unabhängig ist Diese Funktion geht
fcner die Belalidn ^in
— M —
11) E. a(x+l,B) = |;+a(x,8)
tt) F. ff (2,8)= 1 , a(l,8)=0, a(0,B)=-a>
Setzt man in 9) x=: — , so kommt
P
Lässt man hier k in 2 k übergehen, so wird, wenn nock
1
(2kp+p+ir
addirt wird
'^+,-^,+ 7,^+
• • •
i,,Ä^, _^i
3t* (p+^r (Zp+J^y ^ (äkp+p+x)"
<p-->.
Lässt man in 13) p in 2p übergehen; so ist: I
**^ X*+(2p+X)'+(4p+X)'+ (akp+x)«- .
Wird diese Gleichung von der vorigen subtrahirt; M^
erhält man
15) r:"^"^^
(p+X)P^(3p+X/ ^ (2kp+p+X)' -
und endlich durch Subtraction von 15) von 14)
!•) Vt;:^ ^
l* (p + Xj'-(2p+X)' -
^j(2-2.>+2..(i-,8)^2a(^.)|
(2p)"
wobei zu bemerken -ist, dass wegen der Contergemi
dieser Beibe die Fortsetzung derselben so weit man will,
gescheben kann.
Aus der letzt berge! eiteten Gleicbung ergiebt sieb
unter anderm f&r X == 1, p == 1 :
woraus dureb Vergleichung mit 7) die Bestimmung
20) G. (2-2')=(r(4-»»)
erbalten wird.
Für p = 2, X ?=r 1_ ergeben sieb resp. aus 14]^ 15)
und 16) die Bestimmungen
11 1 1 Ik'--* / 1 \J
21) l^p-H^+-'prM7=^Ji=^B+*^Cx'Vi
as% ,1.1 1 . _
irj(2+2*-40c,-2a(4-,B){
ftlr p = 2, X 3= 3 ist a^s 14) . \ ;^
«-V 111 1
Diese mit 22) Terg^cben, giiäbt die Bestimmung
KJH. a(^,B)+a(-|-,.)=(2+2i'-4')c,
- n -
^ im 88) inUtitur^ aoch fcilg«nde gial»
▼on der in der Nummer V. eine Verallgemeinerang mit*
geiheilt werden soll. '^
Auch die Gleichung 25] kann allgemeiner ausge-
drückt werden. Werden nämlich in 9) für x nach und
, , _, 12 n— 1
nach die Grössen X, x + — , x H , x -f-
n ' ' n ' ' n
substituirt; und alle resultirenden Gleichfingen addfliy
fo kommty wobei n eine ganze positive 2ahl bedeutet:
^(nx + nk + n — 1)"
Setzt man aberMn 9) ^x für x.und nk Air k, 4o^
leicht zu sehen, dass die vorige Bestimmung in folgend«
tb^rgdit
a (x,s)+a^x+- , B^+a^x-Hj-, 9^^ • • . . . a^x + ^~, »)
27) K. ==n*a(nx, 8) + (n— n*)c
Diese Belation ist analog mit der bekannten für die
Funktioa Ig r(x); in der That ist auch für ganze Werthe
d'lerfx)
▼on 8, afx, ö) fast ideojtiich mit ■ 'V V ^
Das VorKergehcndc kezog «ich auf beliebige positive
Werthe der Grösse s. Im Foljgenden sollen noch eiQigQ
Sstze entwickelt werden, die nur für solche ViTerthe yon
B Geltung haben; welche kleiner als 1 sind. Sie sind
;anz geeignet;, die Fru<)ihtbarkeit der hier gebi^uchten
Uethoden in'n Licht zu setzen.
Für jede Funktion f (x) besteht nach Fourier die
Bleichung f(i)= A4- 2 S ArCos2r;«x+2\2r B^Sin2r«
r=l .: . ^=1
Für alle Werthe von x, die zwischen 0 und 1 liegen,
wobei die Konstanten A; Ar > Br folgenderweise bestimmi(
sind
Ä=^x)dx, Ar= /f(x)Cos2r;ixdx , B, = /f(x)Sin2r ;ixdx
0 0 0
Wenden wir diese auf die Funktion <7(x;s) an^ so ist
Torerst
0
4 X _ (r+l)^-'--r^-'
und daher, wenn an 9) die Integration zwischen den
Gränzen 0 und 1 vollzogen wird
4
28) /a(x, s) dx3=:cs 5
bmer besrtehen, wenn 0<1 die Int^ralbestimmplkgeD
29) ' '
f-
Cos2mx , rrt— s) Q. BX
« t
/Sm2r.Txdxr=0, /Cos2rjvxdz=a
Hultiplicirt man daher dieGleichnngeii 9) mit Sin2rjizd:
nud integrirt toh 0 bis 1, so kommt
,_. l+l k+1
- S I -i dx=-l -5 dx,
oder, da oo für k + 1 geseilt werden kann :
30) L. y^x^)Sin2r,„dx=-^^^L.Co8^ 1
nnd eben^
ya(x,s)Cos2rTxdx=-^5;^ Sin
SJK
2
Snbstituirt man hierin 1 — s ftLr s, so kommt auch
«D
y^x, l-.)8in2r.«dx=— ^i^Sin^
0
I
/o(x, 1 ~ s) Cos 2r;ixdx=~ .^ y ■ ^os-^
MnltipKcirt man die Gleichungen 30) und 81) resp
mit einander, so ergeben sich mit Hülfe von
noch folgende Belationen
la(Xj s)Sin 2r;i x dx. /a(x, 1— s)Sin2ir;i xdx;=:^
— 99 —
1
4r
i 1
/a(x,s)Co8 2r;ixdx. /a(x,l— s)Co82r';rxdx=-j-
*0 0
*Nimmt man endlich in der Eingangs dieser Nr. ange-
ftlirten Funktionsgleichung f (x) als g (x, s) an und
benützt die in 28) und 30) gefundenen Bestimmungeni
80 kommt
8S) M. o(x,8)=Ca
21X1 — B)a. a7ilCos2.ix Co84;ix Cos6.tx . i
~ (2;.)'-» ^**°T !>-' +~2^^^''' «'-' '^•••'
[ni Sin 6.7X
1
und durch Umsetzen von x in 1 — x
0(1 X;S)=Ct
2r(i — 8)a. ax ( Cos2.ix Co84;tx Co86;ix J
~ ■(2^Ö^*"^'°'2'/ 1'-' + 2«- + 31-' ■*"";j
2ltl— 8)^ 8slSin2.ix , Sin4.7X . Sin6.w . 1
Biese mit 33) durch Addition und Subtraction verbun-
den; giebt
Co82.TX Cos4.7X ^ <y(x,s)+g(l~ x,8)— 2c, ,^ . ._^
• "* 4lXl-8)Sin-y
W)
_Sin2.TX Sin 4«» ff(x,8) - g(l — x,8) ,o _^ ,'_,
4lXl-rB)C08-n-
, In diesen Resaltaten sitid die Grössen x nnd's ein-
ff •
zig an die Bedingung gebni^den, dass sie cwischen C
nnd 1 liegen, von diesen Grenzwerthen selbst aber^ so-
wie von allen Übrigen, ausgeschlossen sind.
f . 1 •
Oiebt man dem x den Werth -j-, so wird ans 33]
oder mit Zuzieljinng von 7) und 20)
(2-2')c +^-j;ÜSin|^(l-2')b,^
oder
c 2r(l-s)Sinf.
1— •
oder auch
85)
ci _, (2 ä)
c. _ (2^)''
F
oder mit Zuziehung von 7)
86) N. _ 2«+ 3' 4'+ 2-2. ^.
• •
1— gi=;+3i=;— 4rr;+-- 2lX8)Oo8-^
•
Eine andere ähnliche, schon von Schlömilch angegebene
'1
Ilelation kann aus 34) unter der Atinähme, dasl z s^-t-,
gewonnen werden. Es wird nämlich alsdann
1-L+-1-1-+. . ._<-i->0-<4->0.,,.;^
»-31-.+51-. 71-.+ — ^ ^ . '-'^^J
- 4rci^)öb8^ ,
oder wegen 26), in der s in 1 ^ a umgesetzt ist
- UH —
Ct' *-")"'' Ct'^O
"* «■'
oder 4r(l-8)Co8-5^
a(-|-,B)-a(4-,8) _
87)
oder wegen 26)
. 1 1 1
88) O.
.t
1 3.+ 5. 7.-t- ;,,
Dividirt man endlich 36) durch 38); so kommt:
89) P. ig^_l_ 1-2» ,1 2» +3' ;/_'
dne merkwürdige Bestimmung für die Tangente;
Die in Nr. III, angekündigte Verallgemeinerung
Ton Gleichung 26) wird auf folgende Art erhalten. Ana
Oleichnng 34) ist
^(x,»)— ir(l— x,»)=5
(2xy iein2ÄX^Sin4ÄX, Sin6;rx
i(s)8m-^
in6;rx, /
— 1« -
Ltsst iban hier z ucli und nacli folgend* Werthe •&•
nehmen :
13 5 2-»— 1
• • • •
2« ' 2" ' 2" ' i^
addirt dann alle geraden Gleichungen nnd subtrahiri
alle ungeraden, und ordnet nach den Nummern | so
kommt
+ Sm^ gin(^-'-<)^*i
T Olli 2„_i — pin g,^^
Die Summe der Beihe in der Klammer rechter Hand ist
aber, gleich
Sin X n
»Cosi^,
Dieser Ausdruck ist Null für alle Ij ausgenommen, wenn
X von der Form (2n^+ 1)2"-^, für welcjbe er die Form -^
annimmt; wenn m eine ganze positive Zahl vorstellt Ver-
fährt man in diesem Fall nach den bekannten Regeln
der Difierenzialrechnung, »o findet sich dafür der Werth
- 2-^Co8(gm+ 1)3-^ «_f .^o._,
«,_2m+l -^ ^^^ . . "
Sin
2
In der Summe rechter Hand verschwinden ;demiiach alle
Glieder, mit Ausnahme derjenigen) wo X = (2mH-l)2'*^»
<^der also, wo X gleich ist
1.2-», 3.2-», 5.2->, ,
- 108 ~
md dieselbe geht über in
2a-s 2*~~' 2"""'
(1.2^)^"" (3.2-^)^-''" (5.2-»)>^~^
oder
» • *
• • •
ttdeir wegen 38)
SO dass nim schliesslich
40) Q. =_2"jl-i-+i^^+..|
welches die angekündigte Belation ist.
Substituirt man in 27) -qq fUr x und 2" {ttr n, so
kommt wegen 12)
''(2^'0"^''(2^'0"^ ''(~2^'0
=(2°— 2~)c
oder, da 27) bei der Annahme n — 1 statt n,
(2^i_2(-»)')c
g3)t, to wird
~ 104 «
r
und durch Addition dieser leiatem mit 40)
42) =_2«-'jl-^+l~^+....
y(2-> + 2«-')'-2-)c.
t
f . . « •
- 106 -
»r. 4»! aad 4a*.
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(Mitgetheilt am 91). November). . .
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1) Für den tou freiem Auge sichtbaren Theil des
Schweifes bestimmte ich folgende scheinbare Längett
und Breiten: r : .
Sept. 12. • . . . ^3— lOcirc.
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, 16. 7^ 30 .... 40
^ 20. i 5,5-60
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j, 28. 1^ 15 . . . .10—12; grösste Breite ungef. 1,«5.
, 29. 7*» 30 ... . 15,5 ; grösste Breite ungefähr 2« in
in 9— 10» Entfern, vom Keni.
Oct 1. . . . . ; ^ . 26— 270 5 oberes Schweifende in der
Nähe von f urs. maj. — Nitf
auf Augenblicke durch Wel-
: ken sichtbar.
,- 3. T»30. . . *27— 280; f^ber ^ urs. maj. hinaus;
grdsste Breite 3» in I5o Entf.
vom Kern.
» 4* T» 30 .... (28)-.29,065 gr. Br. 3^ i» 150 Entf.
vom Eenih
9 6. 7'* 80 • w . . 330 (über ^ urs* maj. hinaus); gr. Br.
ö,6-*-^6« in 1Ö~170 Entfernung
roBbEem.
9 & 7^ aO . . . V 36<» (über ^^ ^nd ir urs. maj« hinaus ;
- griBr. 6^90 hl 16^200 Entf.
. ■'■ i ■ ••*vom
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t. 7. 7M5. . . .37,5—380; gr. Br. 6—7" in 15-
Entf. vom Kern.
14. 6'' 24" circ. (Sparen bis 28" vom Ken
16. deutlich aichtbai- auf 6" (Spur, bis 9» vom I
2) Vom 15. Sept. an begann der Schweif eine ge-
krümrate, säbelförmige Gestalt anzunehmen, deren con-
vexe, nach Süden gerichtete Seite hell und ziemlich
Bcharf begrenzt war, während sich auf der viel liid
schwachem und ganz verwaschenen concaveu Seite keij)
deutliche Begrenzung angeben liess.
3) Die Helligkeit des Kometen zur Zeit aein^J
grössten Lichtstärke mag etwa der von Ärctur glei<^'l
gekommen sein, oder hat dieselbe doch nur um Wemga|T
übertro£fen. Am 3. Oct. suchte ich nämlich die Zeit do« I
(von freiem Äuge) Sichtbarwerdens von Arctur und vom.'
Kometen zu bestimmen, und richtete desshalb meinen
Blick schon geraume Zeit vorher nach der Stelle, wo
diese Gestirne hervortreten sollten. Um 5'' 55'" aali ich
erst den Arctur, unmittelbar darauf den Kometen; am
.4. Oct. dagegen erblickte ich um 5'' 52"' erst den Ko-
meten, und kaum '/i Minute später den Arctur. Erste-
rer erschien beide Mal als ein nebelüeck artiges, matt-
leuchtendes, reinweisses Scheibchen, letzterer hingegen
als stark rothgelber, glänzender Punkt. J
4) Am29.Sept., am3.und[wenigerdcutlich)am4.0ct 1
sah ich einen, von der convexen Schweit'grenze ausgehen-
den, Itchtschwfichen, geradlinigen, nach oben sich etwas
erweiternden und nach beiden Seiten bin verwaschepen
Nobenschweif, der in der Nähe des viel heilem Haupt-
schweifes von demselben fast vollständig überglänzt
wurde, etwas weiter davon aber deutlich hervortrat. Am
4. Oct. machte ich Herrn Oberingenieur Denzler, und
- 119 -
»p&ter einige andere Personen, welche die Sternwarte
besnehten; anf diesen Seitenzweij;^ aufinerksam, der so-
dann Allen dentlidh bemerkbar scbien. Am 5. und 6. Oct.
konnte ich nur noch fast nnmerkliche Spuren dieses
Zweiges auffinden^ und am 7. und allen folgenden Tagen
(vom 8. bis 14. Oct. war der Himmel bedeckt) liess sich gar
nichts mehr von demselben wahrnehmen ^ hingegen er-
streckte sich am 7. Oct. um 8^ 45'" Abends eine kurze^ un-
mittelbar am Schweifrand ziemlich breite, astförmiee
Verlängerung in Bectasc. 230% Decl. + 40^ über die
mnthmassliche, convexe Begrenzungscurve hinaus, die
sich an dieser Stelle plötzlich und stark umbog. Die Ursa-
che hiervon könnte jedoch vielleicht bloss in atmosphä-
rischen Zuständen liegen, obgleich mir diess nicht wahr-
scheinlich scheint. (Der Himmel war zu der Zeit nicht ganz
klar, und überzog sich bald nachher ganz.) Die Länge
des XfebenschweiM betrug am 29. Sept. ungefähr 12 — 13^
bei einer Breite von 1^^ am 3. Oct. etwa 12^ bei 1^ (unten)
— 20 (oben) Breite, und am 4. etwa 12— 15t> bei 1—2«
Breite. — Die Bichtung seiner Axe ging
am29. Spt. ungef.v. R. 1940, D. + 370, nach R. 2000, D. + 38<>,
, 3. Oct. - -R.l?08o,D.+30«, - R.214o,D.+40o,i)
l 4.0ct » „ R.213o,D.+30o, „ R.220o,D.+42o.2)
5) Aussehen des Kometen im vierfüssigen
Franenhofer, bei 65- (und 120-)facher Vergrösserung.
Sept. 11., 12. und 13. Kern ziemlich hell, aber undeut-
lich begrenzt; Schweifumriss verwaschen, Helligkeit
des Scmweifes gegen die Ränder und mit der Ent-
fernung vom !^rn abnehmend | rechte ^) Hälfte des
Schweifs etwas heller als die Imke.
Sept. 16., 19. und folgende Tage (bis 23). Kern hell,
aehaif begrenzt, vom parabolischen Schweif rings-
um umgeben; grösste Helligkeit des Schweifes nicht
mehr in der Ricntung seiner Axe, sondern nahe beim
rechten Rand, der auch schärfer begrenzt ist, als der
Rand links.
0 Am 3. 0«t. ooDvexer HauptBohweifrand :
R. 2060, D.4-250 . 2060,+a00 j 209,05,+400 ; Wi0,+6ff>.
2) Am 4. Oct. convexer Hauptschweifrand:
R. 2100, D.+230 5 2130,+300 -, 214,05,4.400 . 2|20,4-ö00.
^) r. and 1. im astronomischen Fernrohr.
— 120 -
Oct 3. Kern nach der Schweifaxo lu scharf begrenzt
und hell, nach der dem Schweif abgewandien Seite
weniger hell und mit einem ihn umgebenden hellen,
wahracheinlich parabolisch gekrümmten Lichtbogen-
durch einen Lichtsector (von fast 270^) von etwas
geringerer Helligkeit verbunden. Die Lichtstärke die-
ses Sectors übertrifit iedoch an ihrer hellsten, ziem-
lich schmalen, der Schweifaxe ungefähr entgegenge-
setsten Stelle, noch die des eigentlichen Seh weites,
nimmt aber gegen die etwas eekriimmten Begren-
zungsradien hin an Intensität bedeutend ab. — Der
Schweif selbst, in welchem der Lichtbogen nach bei-
den Seiten hin sich allmählig verläuft, umgibt in pa-
rabolischer Gestalt Lichtbogen und Kern, und wird
in 2 Zweige getheilt durch eine dunkle, ebenfalls pa-
rabolisch oegrenzte Axe, deren ganz dunkles oberes
Ende zwischen den Begrenzungsradien des Lidit»
sectors den Kern berührt. Rechter Schwei^eil Im»!*
1er als der linke, und ziemlich scharf begrenst; leti-
terer verwaschen ^).
Oct 4., 5., 6. und 7. Aussehen des Kometen wenig
anders, als am 3. Oct., nur scheint am 6. Oct der
unmittelbar hinter dem Kern liegende Theil der dun-
keln Axe nicht, wie an den frühem Ta^en, ganz so
schwarz, wie der dunkle Himmelsgrun^^ am 7. ist
jedoch der schwache Lichtschimmer an dieser Stelle
nicht mehr bemerkbar.
Oct. 14. Kern gegen die SchweiflEuce hin scharf be-
grenzt, nach der andern Seite zu in einen Liehtbü-
schel übergehend, der in einen hellen, mit dem
Kern ungefähr concentrischen (?) Lichtbogen ausläuft.
— Der Schweif umgibt in paraboliscner Q^stalt
Lichtbogen und Kern. Dunkle Axe. Rechter Schweif-
rand noch immer bedeutend heller und schiüier be-
grenzt, als der linke.
0 Bei Arotur, der nach 7^ 30 in cire. V2O Entf. vom Kern darch
den Schweif bedeckt wird, ist auch nicht die gerini^ste Abothma
von Uelliffkeit and Gkine bemerklmr.
- 121
Itfr. 498.
Ihfof« BS« Pcrty^
Teher Chronuitliun Okenl«
Am 1. November 1868 erhieh ich durch die Güte des
mm Pro£ Schaffhansen in Bonn ein Gläschen mit
iromatium Okeni (Monas Okeni Ehrbg.), welches,
schon 4 Tage auf der Beiae gewesen, doch ganz munter
d in lebhafter Bewegung ankam. Das Gläschen , wel-
es nicht V2 Unze fasstCi war von Hnnderttausenden die-
I kleinen Geschöpfes erftlllt, welches bis jetzt in Tümpeln
i Jena^ St. Petersburg, Berün, Bonn beobachtet wor-
a ist. In meinem Falle wurde das Wasser hiednrch
»nroth gefitaHbt; so als wenn man Burgunderwein mit
aaser verdünnt hätte. Unter dem Mikroskop z^gte
iromatium Okeni, in Hunderten von Individuen einen
einen Tropfen erfüllend; sich in seinen verschiedenen
>rmen und Entwicklungsstufen ; die grössten Individuen
reichten Viso Liine, die kleinsten waren kaum V1200
nie gross. Die weitaus überwiegende Mehrzahl zeigte
iter dam Mikroskop eine etwas schmutzig-violette Farbe,
oige wenige (immer nur kleine) waren grün. Ander-
Ärts ist dasselbe Geschöpf auch rosen- und carminroth
wbachtet worden. Die Mehrzahl der Individuen war
'lindrisch, an beiden Enden abgerundet, meist etwas
»bogen (wurstförmig), 2 — 3 Mal länger als breit; ganz
leine Exemplare waren zum Theil bim- oder kugel-
^rmig. Man sah viele Exemplare in Queriheilung, und
irar nicht bloss grosse, sondern auch ganz kleine von
Bern. MittheU. 9
Vsoü — Viao Liiiiö. In den allermeiaten Fällen nahm
kleme hello Kreise — von scharfem, dunkeln Band
geben — walir, in der Zahl von 1 — 12; waren nur
ni|^o da, s» standen sie in einer ßeihe hintereinander
der Linie dea Liinf^endurchmesaera , wenn mehrere, «
standen sie ordnungsloa, Eb war nicht mit Sicherheit
zu entscheiden, ob dieae innern Gebilde Bläschen oder ^
nur Vacuolen waren ; vermuthlich sind sie doch das er- ^
atere und dienen zur Fortpflanzung. Ihre Zahl nahm
in der Kegel mit der Grösse der Exemplare zu; man
Bah, jedoch nur äuaserat selten, auch ganz grosse Indi-
viduen, welche sie völlig entbehrten. Stehen diese Ge-
bilde etwas ausser dem richtigen Focub , so erseheineu sie
ala schwarze Punkte oder Flecken. — Die fortrüekends
Bewegung von Chromatium Okeni iat massig, oft ziem-
lich schnell, und erfolgt auf die aowohl bei den Ciliaten
ala Phytozoidien (also allen sogenannten InfuHorien) ge-
wöhnliche Weise, nämlich unter steter Drehung um die
Längenaxe, demnach in Schraubenlinien. Manchmal ste-
hen Individuen auf einem Pole einige Zeit an der glei-
chen Stelle und rotiren hiebei sehr rasch um die Längen-
axe. Eb war durehaua unmöglich, einen Grund der Be-
wegung aufzufinden ; man siebt auch bei narkotisirten oder
angetrockneten Individuen mit den stärksten Objektive»
nie Rcwcgungafaden. Chr. Weiasii meine» Werkes:
„Zur Ivenutnisa kleinster Lebensformen," p, 174, t. 16,
f. 15, ist vielleicht eine Varietät von Chr. Okeni, steht
ihr jedenfalls ganz nahe. Die ganze Beschaffenheit voB
Chromatium und die nun stattgefundene genaue Unter-
suchung bestätigt die schon früher auageaproehene Vef'
muthung, dass Chromatium gar nicht zu den Mona-
dinen, sondern in die Nähe der Vibrioniden, ns-
menliich der Abtheilung Bactorina, zu stellen sei, — Die
- 123 -
kleinen Wesen blieben über 14 Tage munter und bewegt.
AUmälig wollten sie nioht mehr die ganze Flüssigkeit er-
füllen^ sondern häuftrai sieh mehr unten an; immer meh-
rere verloren die Bewegung; und bildeten endlich einen
schmutzig -röthlichen; der Zersetzung entgegengehenden
'Bodensatz.
Terselchülfis der fOr die Bibliothek der
Seiiirelz« NTaturCi fiesellsehaft elnge-
SS^BS^neii tteiMhenke*
Vm Herrn Dr. W. Matika.
Heuer Beweis des Kräften -Parallelograms. 4. Prag, 1856.
Von Herrn Dr, E. BiAchner.
Cardanas -Formel. Lösung des 300jährigen Problems. 8. Hild-
» bnrghansen, 1857.
^ Von Herrn G. IT. SippeL
l Theorie der Paralleleh. 8. Marburg, 1856.
Von der Redaktion.
' Gemeinnützige Wochenschrift. Jahrg. Vin, 1—18. Würzburg,
I 1858. 8.
■
Von der k* k. Sternwarte in Wien.
Annalen. Dritte Folge , Bd. VII. 8. Wien , 1858.
Vo^m Herrn Verfasser.
Homstein. lieber die Bahn der Calliopse und ihre Opposition
im Jahr 1859. Wien, 1857. 8.
— üeber die neuesten Fortschritte der Astronomie.
Heft I. 8. Wien , 1857.
Von der TU, Redaktion.
Gemeinnützige Wochenschrift. Würzburg , Jahrgang 1858. Nr. 19
bis 22.
De PAcademie des Sciences de Bordeaux.
Actes, 1857. 1?»" et 2« trimestres. Bordeaux, 1858. 8<^.
De la Soeietii des Sciences TuUurelles de Luxembourg.
Actes. Tome IV. Luxembourg ^ 1857. &^.
— 124 -
TeraelclmlMi der IHltglleder dar Bmtm«
rlsehen IVatiirforaeli. CtoseliidiaiU
(Am Schluss des Jahres.)
Herr B. Studer, Präsident für 1858.
„ L. Fischer, Secretftr teit 1864.
9 Christener, Bibliothekar der Schweiz.
Nat. GeseÜBchaft seit 1847, and Cor-
respondent derselben seit 1849.
„ J. Koch, Unter -BibliothekAT seit 1857.
Herr Anker, M., Professor der Thierarzneiktmde (1822)
j, Antenen, Lehrer an der M&dchenschnle .. (1849)
„ Beck, Eduard (1853)
Benteli, Notar (1858)
Benteli, Bud., Hauptmann . . ..(1858)
^ B r ä n d li , Lehrer der Mathematik in Bnrgdorf (1846)
,, Bron, Notar zu Corban .... (1853)
„ Brügger, Lehrer (1848)
Brunn er, Dr und Professor der Chemie . (1819)
Brunn er, Telegraphendirektor in Wien . (1846)
Bürki, Grossrath (1856)
Christener, Lehrer an der Eantonsschale (1846)
„ Cramer, Gottl., Arzt in Leuzingen . . (1854)
9 Demme, Dr. und Professor der Medizin . (1844)
9 Denzler, Heinr., Ingenieur . . . (1854)
, Durand, Jos., Prof. der Mathem. in Pruntrut (1853)
j, Dur heim, Ingenieur (1850)
,, V. Erlach, Med. Dr (1846)
9
— 125 -
3err Fay, Nordamerikanischer Gesandter . « (I^B^)
a T. Fellen berg, Dr., gew. Prof. der Chemie (1835)
, V, Fellenberg, Wilh. • . .(1851)
y, Finkbeiner, Dr. Med. in Neuenstadt . (1856)
, V. Fisclier.Ooster, Karl .... (1826)
9 Fischer, L., Dr., Docent der Botanik . (1852)
j, Fischer, Ingenieur (1855)
j, Flückiger, Dr., Apotheker in Burgdorf . (1853)
^ Flügel, Notar (1858)
„ Frey, Bundesrath (1849)
„ Frot^, E., Ingenieur (1860)
„ Furrer, Dr., Bundesrath .... (1856)
„ Gerber, Prof. der Thieraraneiknnde . . (1831)
j, Gibolet, Victor, in Neuenstadt . (1844)
^ Glaser, Gutsbesitzer (1853)
^ Graf, Lehrer der Math, an der Bealsehiüe (1858)
9 Gr^pin, Med. Dr. in Delsberg . . (18^)
9 Guthnick, gew. Apotheker . . (1857)
„ Haller, Friedr., Med. Dr (1827)
yy Hamb e r ger, Job. , Lehrer an der Bealschule (1845)
9 Hebler, Docent der Philosophie . . (1857)
9 Henzi, Fr., Ingenieur des^mines . • (1851)
„ Herrmann, Dr. und Prof. der Medizin . (1832)
,, Hipp, Vorsteher der Telegraphenwerkstätte (1852)
j^ Jonqui^re, Dr. und Prof. der Medizin . (1853)
0 Kaufmann, Lehrer an der ICantonsschule (1856)
^ Kernen, Bud., von Höohstetten . . (1853)
^ Kinkelin, Lehrer der Mathematik . . (1856)
^ Koch, Joh.| Lehrer d.Math. an d. Bealschule (1853)
^ König, Med. Dr. (1855)
, Krieger, K., Med. Dr. • . . . (1841)
r, Kuhn, Fr., Helfer in Büschegg . (1841)
r> K üp f e r , Lehrer d. Physik in Mttnchenbuchsee (1848)
- las -
H«r Kupfer, *V.» JWL Dr. . ,
^ liaa», Ked. Or. in HW
^ liaBcle, I>r^^ liehrer «n 4er Ifmrtrmticlml
^ LanterbtirS' ^» Ingenieur
« Lauter bnrgy GroÄ, Aret in Kindidorf
^ Lenck, Ango^ Ai^tlieker
^ Lindt, R., Apotheker , , ,
^ Linit, Wabctai, JfcA ör,
^ Lut«, F. B., Med- Dr. , ,
, liaron, Lehrer in Erkch .
, Meyer, L. R, N^otiaat ia Burgdorf
^ T. Morlot-Kern . - ^ , ,
p MtLller, Cteaie-Okerrt
^ Müller, Apelhaker
^ Müller, J., Lehrer in Kel
. Nemkam«, Kari, Med. Dr. a BM .
\ Otth, GhastaF • • •
^ Per ty, Dr. nnd Pk>ot der Natorwissenachafisen
« Qniqneres, A, Ing^nicnr k Däjmont
^ Bamaler, Director der Ekmentaiackiiie
^ Ban, Dr. und Pkx^ der MedUdn
« T. Rapppart, Gutsbesitcer
^ Biea, gew« Prof. in Calcotta
^ Büttimeier, L., Dr. nnd Prc^ in Basel
^ Schiff, Dr., Prof. der veigL Anataimio
^ Sökild, Dr., Lakrer an der Kantonssckole
^ Schinc, Dr., Lehrer an der Reabchnle
^ Schlifli, Ptofeasor der Mathematik «
^ Sekneider, Med. Dr«, gew. Re^emngsrath
, Schumacher, Zahnarzt . « . ^
9 Schumacher, Metiger • • . .
« Shnttlewortk, R Esqr. .
^ Sidler,Dr., LehrardMadt a.d.£anionaadiale
- 127 -
B[err Sinnier, AitiUerie-Oberst « ^ . (1848)
' \ Steinegget, liehrer in iLangenthal . 1 (1851)
^ Ster»/ Apotheker ü Biel . • \ • (1844)
^ S 1 1 e r li n ; Reb., Lehrer an der Mädchenschule (1855)
^ Stückig OpÄer • . • \ . • (1854)
„ ' Studer, B., Dr.ii.Prof.d.Natarwi88enBcha{t. (1819)
„ Studer, Bernhard, Apotheker • • . (1844)
„ Studer, Gottlieb, Regierungsstatthalter • (1850)
jt Tenner, Dr., Apotheker ♦ . ♦ . (1856)
„ Trächsel, Dr., Docent der Philosophie • (1857)
« Trog, Vater, Apotheker in Thun . • (1844)
„ V. Tscharner, Beatus, Med. Dr. . . (1851)
^ Valentin, Dr. und Prof. der Medicin . (1837)
„ Vogt, Ad., Dr. Med (1856)
, V. Wattenwyl, Friedrich, vom Murifeld . (1835)
» V. Wattenwyl-Fischer .... (1848)
« Wild, Karl, Med. Dr (1828)
^ Wolf, R., Dr. und Professor in Zürich . (1839)
u Wurstemberger, Artillerie -Oberst . . (1852)
„ Wydler, H., gew. Professor der Botanik . (1850)
„ Zündel, Lehrer an der Realschule . . (1850)
„ Zwicky, Lehrer an der Kantonsschule • (1856)
Herr Beetz, Professor der Physik in Erlangen. (1856)
„ Bou^, Ami, Med. Dr., aus Burgdorf, in Wien (1827)
„ Bouterweck, Dr., Director in Elberfeld . (1844)
„ Güster, Dr., in Aarau .... (1850)
„ Gingins, Dr. Phil., im Waadtlande . . (1823)
„ Grüner, E., Ing^n. des mines in Frankreich (1835)
« Gygax, Rudolf (1839)
n May, Karlsruhe (1846)
» Mayer, Dr. und Prof. der Anatomie in Bonn (1815)
— 128 -
Herr Meiaaner, K. L.^ Pro£. der Botanik in Baael (1827)
9 Mieacher, Prof* der Medisin in Basel . (1844)
^ Mohl, Dr. undProf: der Botanik in Tubbgen (1823)
« Morlot, A*| Profeaaor . •« . . (1854)
I, Moaaaon, A., Dr. n. Prof. d. Physik in Zttridi (1829)
^ Schina, Bnd., Dr. nnd Prof. in ZOrioh . (1802)
9 " Theile, Profeaaor der Hediain in Jena . (1834)
v
[ Jaltgiug 18S0 CNr. 167-194_), tu IV. i.
— 1861 (Nr. 196—223), «u fr. 4.
— 1868 (Nr. 234-2641, ju fr. 6.
— 1863 CNp. 266~309i ku IV. 6,
— 1854 (Nr. 310-330), tu fr. 3.
— 1865 (Nr. 331-35!!), zu h. 4.
— 1866 (Nr. 300—384), an fr. 4.
1857 (Nr. 385-407), zu fr. 3.
— 1858 (Nr. 408-4231 z" fr- 2.
irgänge 1843— 1849 sin«) vergriffcu. Die obigOft
fÜBge SUflammeii .«lud ,tu ilem «rmäaaigteti Prelfl
I erlialtlicli.
iMittheilungen .
Gtoile
Ktnrfo
in-
rscbenden Gesellschaft 1
iu Bern
1
aiiB dem Jahre 1859.
d
Np. 49* — 43».
1
Uil 2 T.^Mn.
1
_ . — -p'a*%f?i/'*i;~~'~'-
^
Beni.
j
ein L-ommisxion liei lluler und Com{0
^^^ ii
er Hnller'KctiPn Uucriilnirkrrp] m F. ll.u., i
1859.
d
Allttheilangen
der
Ltnrforscbenden Gesellscbaft
in Bern
aus dem Jahre 1859.
Kr. 4t4 — 4S9.
Mit 2 Tafeln.
Bern«
(In Coromission bei Haber and Comp.)
Druck der Haller'sohen Bachdrackerei (B. Pb. Haum.)
1859.
Inhalt.
Seit«
DenzUr. Ueber den Einflass der Achsendrehung der Erde aaf
die strömenden Gewässer .... 116
V. FeUenberg. Ueber ein Aräometer für Dichtigkeiten , welche
nur wenig; die des reinen Wassers fibertrefTen 1
— Analysen des Wassers des Schnittweyerbades bei
^ Steffisbarg 9
V. FUcher^Ooster» Ueber die fossilen Nashornreste aas der Mo-
lasse bei Bern 19
Koch. Meteorologische Beobachtungen im Winter 1857/58, Früh-
jahr nnd Sommer 1858 • . . ^11 u. 121
Meyer^Dür, Die Ameisen am Burgdorf, als Beitrag cor ein-
heimischen Insektenfaana .... 34
Sehinz, Die daroh Blasen erzeugten Aspirationserscheinungen 105
Sftider. Zur Kenntniss der Kalkgebirge von Lauterbrunnen und
Orindelwald ....... 89
— Eitrait d'une lettre de Mr. Pagnard k Montier, sur des
ossements fossiles, trouv^s dans les environs
de Montier 97
Wüd, Notiz ober ein neues Photometer und Polarimeter . 25
— und Sidler. Bestimmung der Elemente der erdmagnetischen
Kraft in Bern 49
Yerxeichniss der für die Bibliothek der Schweiz. Naturf. Oe.^ ell-
schaft eingegangenen Geschenke 2r, 47, 100, 120
— der Mitglieder der Gesellschaft 124
<ii-
Mr. 494 — 4»e.
Ii« kl« T« F^lenliers«
Veber ein Arftometer für IMchtlgkelteii)
ifrelelie nur um üfenlges die des reines
Wawwra übertreffen«
(Hiezu Tafel 1.)
Vorgetragen den 18. Deoember 18^8.
Bei der Untersucliung von MineralwasBern ist did
KeimtiiisB der Dichtigkeit derselben wichtig, um aus dem
Yoluinexi derselben «if deren Gewicht sohlie3sen zu kön*
nen* Die übliche Methode der Bestimmung des spesifi^
«eben Gewichtes besteht in der Abwägung eines Gefäs-
•es YoU des zu untersuchenden Wassers bei einer bestimm-
ten Temperatur, und in der Vergleichung des Gewichtes
des Wassers mit demjenigen eines gleichen Volumena
xomen Wassers von derselben Temperatur* Bei der Dichn
(i^eitsbestimmung toh Flüssigkriten, die um einen sehr
Wdentenden Bmcktbeil you derjenigea des destiUirteii
Wassera abweichen, reichen kleineore Gefässe, z. B. dit
lOOO-Granfläschchen, Yollkommen atts, und sind aueli
in Bezug auf richtige Temperatur und absolutes Gewicht
^melben auf genauen Waagen leicht zu handhaben«
Kfferiren abor die zu untersuchenden Flüssigkeiten , wi#
a Bw die meisten Mineralwasser, nur um sehr Wenig««
von der Dichti(^6Et des reinen Wassers, so reichen, 4M[
IfiOO^GranfiSBchchen lucht mehr aus, und um entseh^
<wiAeBegnltgte.8U erhahen^ miMl^n schon weitgri^Rt
Bcnu IGttliiiL 43i u. 42(
WaBsermengen gewogen werden, was empEndlicbcn s
lytiscbon Waagen Gefahr bringt, da dann schon PfuiM
oder Kilogramme auf die Waagschalen gelegt werdi
mÜBsen. Diese und auch andere Schwierigkeiten habt
mich auf ein anderes I^üttel sinnen lassen, die spezifiat
Gewi chtsbe Stimmungen auf eine einfachere Weise auszn-
ftlhren.
Von allen Methoden, die ich durchdachte, kam mii
die Anwendnng des Aräometers als die einfachste vor.
Aber die vorhandenen Instrumente sind meistens der Art
konatruirt, dass die Skala auf dem Stengel eine sehr be-
deutende Steigerung oder Abnahme der Dichtigkeit an-
zeigt; und das konnte nicht anders sein, denn der Sten-
gel bildot bei allen einen sehr bedeutenden Bruchtheil des
Volumens so wie des Gewichtes des ganzen Instrumentes.
Um meinen Zweck zu erfLkllen , musate der die Skala aaf-
zunehmendo Stengel gegen das Gefäss des Aräometers
sehr bedeutend verkleinert werden. Aber die Grenze der
Verkleinerung des ötengels war bald erreicht, und nun
musste das Gefäss vergrössert werden. Einige vorgBn-
gige Berechnungen hatten mich belehrt, dass der Stengel
des Instrumentes wo möglich bis auf 1 Prozent desselben
oder nocli weiter vermindert werden müsse, damit eine
lOOtheilige Skala wenn möglich Zehntausendtel des ab-
soluten Gewichtes und des Volumens des Instrumentes
anzeigen könne. So viel stand iu meiner Ueberzeugung
fest, dass wenn das dnrch das Gefass des Aräometers
verdrängte Wasser um 1 Proz. schwerer als reines Wasser
sei, der ganze Stengel des Instrumentes über die Flüs-
sigkeit hervorragen, und dass also das Maximum der
Dichtigkeit meines hypothetischen Instrumentes eine ein-
prozentige Flüssigkeit anzeigen müsse. Um diese SohlfiSBe
m prOfoUi wurde ein Frobe-Arüemeter zusammengesetzt-
— 8 —
dBine 8 Unzen Beagensflasche wurde verkorkt, und diTrch
/den Kork ein V/2 Linien weites Giasröhrchen gesteckt,
.und der Kork, um ihn gegen das Wasser zu schützen,
«nit Siegellack überzogen. Hierauf wurde das Glas mit
iSchrot beschwert, bis es gerade im Wasser bis an die
Jtandöffnung untergetaucht schwamm. Das Glas wurde
^dbgetrocknet und gewogen; sein Gewicht betrüg 333,2
^Gramme, und verdrängte also ein nahezu gleiches Ge-
wicht, oder 332,2 Eubikcentimeter Wasser von 6^ R.
Es wurde nun ein Giasröhrchen von 4 Millimetern
^$usserem Durchmesser und 1 Decimeter Länge im Li-
nem mit einer um eine starke Stricknadel gewundenen
/Skala von 100 M31imetem versehen, dasselbe gewogen
und das Volumen Wasser bestimmt, welches daisselbe,
,sm untern Ende mit Wachs verschlossen, verdrängte.
Dieses Gewicht wurde an Schrot in die Flasche gege-
ben und nun der Stengel mittelst Guttapercha iin Gias-
röhrchen, welches im Korke steckte, festgekittet. Das
obere Ende des Stengels wurde ebenfdils mit Guttapercha
verschlossen, und ein Oehrchen von Platindraht an die-
sem obem Ende eingekittet. Nun wurde das so herge-
richtete Listrument in desiillirtes Wasser von 1® R. *)
gesenkt; es schwamm bis zum )p. Skalastriche in Was-
ser eingesenkt. Zwei kleine plattgeschlagene Schrot-
kömchen, die noch in das Siegellack am Halse der Fla-
.sche eingeschmolzen wurden, beschwerten das Instrument
.sam Einsinken. bis nahe an's Oehrchen, in Wasser von
i«R.
. Um nun zu -erfahren, welchem spez. Gewichte der
.kmdertate Theilstrich der Skala entspräche, wurde. d*8^
: Aräometer wohl abgetrocknet und gewogen. Sein CtoiriAkt
' ^ IMe gerade htrrBchendeilfempmbr../
- 4 —
betmg 333,257 Grammen. Das Instrument wnrde
an einer im Gleichgewicht befindlichen Waage, bis
Nullpunkt der Skala in Wasser eingesenkt, aufgehängt.
Wenige Milligramme waren nöthig, um das gestörte
Gleichgewicht wieder herzustellen, so das3 also das
Gewicht des Aräometers in Grammen sein Volumen in
Kubikcentimetern ausdrückt. Nun wurde das Niveau des
Wassers im Gefiisse bis zum hundertsten TheÜstriche
der Skala entfernt, und das gestörte Gleichgewicht durch
Auflegen von Gewichten hergestellt. Es wurden 1,027
Grammen erfordert, welche also bedeuten, dass eine
Flüssigkeit, in welcher das Aräometer bis zum hundert-
sten Theilatriche einsinkt, bei einem Volumen gleich dem
des eingesenkten Theilea, also 333,257 — 1,027 = 332,23
Kubikcentimeter so viel wiegt, als das ganze Instrument
nämlich dass sein spez. Gewicht = -äöjsö" = 1,003 ist,
also um 3 Tausendtel schwerer, als destillirtes Wasser
Ton gleicher Temperatur ist.
Somit hätte also dieses Probe-Instrument meinen
Zweck erfüllt, da es alle spezifischen Gewichte von 1,0
bis 1,003 anzugeben vermag, wobei freilich auf die ge-
naue Beobachtung der Temperatur der Flüssigkeit die
grösste Sorgfalt zu verwenden ist.
Vermittelst dieser eben auseinandergesetzten Prüfung-
und Justirung des Instrumentes bedarf es nur reinen
Wassers von genau bekannter Temperatur und einer
guten Waage. Will man das Aräometer zwischen ge-
wissen anderen Grenzen von Dichtigkeiten verwenden,
BO verlängert man den Stengel und beschwert es mh
Schrot, bis man die gewünschten Grenzen erreicht hat.
Zu diesem Gebrauche habe ich oben am Stengel du
- 5 —
lehrchen angebracht; um es an die Waage aufhängen
a können.
Nnn noch einige Worte über die von mir gebraudite
kala. Dieselbe könnte nach der bekannten Formel be-
schnet^ oder mittelst der Schmidt'schen geometrischen
Lonstraktion graphisch dargestellt werden.
Doch schon eine flüchtige Betrachtung der Dichtig-
eitsdifferenz der extremen Punkte der Skala von 1,000
nd 1;003 oder 3 Tausendteln zeigt das Ueberflüssige
er graphischen Konstruktion einer Skala, welche, wie
>lgende berechnete Tabelle beweist, doch gleichtheilig
V --V S— S' S'
rürde. In die Formel
sind als
V"— V — S— S" S'
Verthe einzuführen: S = 1,000; S"= 1,0031; S' nimmt
uccessive alle zehn aufsteigenden Werthe von S = 1 bis
1" = 1,0031 an. Die Länge der Skala V" — V ist =
0 Centimetern. So erhalten wir folgende Eesultate fttr
ie Skala.
V)
r>
Ikalapunkt 0»
100
200
300
4O0
5O0
6O0
700
800
900
1000
0,1000, entsprechend 1,000 sp. Gw.
0,10028
0,20050
0,30065
0,40074
0,50078
0,60074
0,70065
0,80050
0,90028
1,1000
w
rt
9
9
9
1,00031
1,00062
1,00093
1,00124
1,00155
1,00186
1,00217
1,00248
1,00279
1,00310
n
r>
9»
II
Bei Besichtigung der zweiten Kolumne, wo die erste
>ecimale nach der Einheit Centimeter ausdrückt^ £allen
•
lie Differenzen des je zehnten Theilstriches in die Hui^»
1er tel von Millimetern,
— 6 —
Nach den durch Obiges dargeleg^ten Erfahmngei»
-vmrde ein definitives Aräometer von etwa gleichem Yo*
lomen konstruirt, aber nach dem Vorbilde des Nichol-
son'sehen, in günstigeren Proportionen. Es wurde näm*
lieh ein Cylinder von 7 Centim. Durchmesser und 10 Gen-
timetern Länge in einen gleichwerthigen Körper zerlegt
dessen Mitte ein Cylinder von gleichem Durchmesser,
und dessen beide Enden in Kegel von 60® Scheitelwinkel
übergingen. Das eine konische Ende ist im Innern durch
eine genau nach seiner Form abgedrehte Bleimasse be-
schwert; so dass der Schwerpunkt des ganzen Systeme»
in der Axe des ganzen Körpers und so nahe als mög-
lich an's untere Ende gerückt ist; um beim Schwimmen
im Wasser; auch mit eljiem längeren Stengel versehen,
eine senkrechte Stellung einzunehmen. Der andere, nach
oben gerichtete Kegel endet in einen cylindrischen Ansatz
von etwa 4 — 5 Millimetern Durchmesser zum Einkitten
des Stengels. Dieser besteht aus einer dünnwandigen; gera-
den, etwa 12 — 15 Cen timetern, auch nach Umständen län-
geren Köhre von dünnem Glase ; welche im Innern mit
einer gleichtheiligen Papierskala versehen ist; und mit
Siegellack, oder noch besser mit Guttaperchakitt in den
cylindrischen Ansatz des oberen Endes des Gefasses des
Aräometers eingekittet ist. Das Gefäss des Aräometers
wurde aus dünnem, gewalzten Messingblech durch Hart-
löthen mit Silber mit vieler Sorgfalt ausgeführt vom hiesi-
gen Herrn Optikus J. Stucky. Nachdem es, wie oben beim
Probeinstrument angegeben worden ist, in destilHrtem Was-
ser von 50 R. justirt war, wog es 330,40 Grammen , und im
Wasser beim hundertsten Skalatheile gewogen nur 1,588
Grammen. Es gibt also alle Dichtigkeiten an von 1,000
bis zur Dichtigkeit '^q°^_i^^q = hOOilS. Die zöge,
- T —
k^rigen Sudeiidieile Ton 10 sa 10 Gncten geben' eiM
in der dritten Deciinalstelle Abweichtuigen von der Olttek»
thdligkeit.
Ueber die Art des Gebrauches desselben ist nidils
Specielles sn bemerken. Die genaue Beobachtung der
Skalatheile ist Sache einiger Uebnng, und wird am be-
sten Ton untenher vorgenommen, indem das Auge den
Funkt wahrnimmt, wo die Fläche verschwindet und die
Kapillarität, die am Stengel das Wasser in die Höhe
zieht, nicht störend auftritt Einmal die richtige Tempe-
ratur des zu prüfenden Wassers hergestellt , ist die Ge-
nauigkeit der Eesultate dieses Instrumentes wohl eben
80 verbürgt, als die irgend einer andern Dichligkeits-
bestimmung. Ein Fehler von nur einem Skalatheile
(1 Hundertstel der ganzen Skala), der durch wiederholte
Beobachtung berichtigt werden kann, macht kaum so viel
ans, als ein Wägungsfehler von 1 Centigramm bei einem
ganzen Pfunde zu viel oder zu wenig ausmacht; und
diesen Fehler auch zugegeben, so wird man demselben
wohl kein so grosses Gewicht beilegen, wenn man sich
daran erinnert, dass nur von sehr wenigen starren oder
flüssigen Körpern die Dichtigkeit bis zur vierten Deoi-
malstelle genau bekannt ist, und dass 1 Skalatheil Irr-
thum erst die fänfte Decimalstelle afficirt
Durch Verlängerung des Stengels uud der Skala bis
zu einem vorher zu bestimmenden Bruchtheile des Gewich-
tes des Aräometers, z. B. 0,01 oder 0,005, oder auch mehr,
lässt sich demselben nach Belieben ein grösserer Umfang
an Ausschlag geben.
Durch stärkere Belastung des Instrumentes mit
Schrot und Justirung in^ einer schwereren Flüssigkeit,
als WasBor, z. B. einer von 1,01 Dichtigkeit bis zu der
von 1,05 , Hesse es sich zut Dichtigkeitabestiramung von
Meerwasaern mit vieler Sicherheit anwenden. Auf gleiche
Weise könote es durch Vernainderung aeiiies Gewichtes
und Justirung in einer leichteren Flüssigkeit, z. B, von
0,8, für solche brauchbar gemacht werden.
Die Juatiruug des Aräometers für die gewöhnlichen
Zwecke durch reines Wasser allein, ohne Anwen-
dung anderer Flüssigkeiten, deren verlangte Dichtigkeit
doch nie mit hinlänglicher Genauigkeit zur Anwendung
als Fundamentalraaass hergestellt .werden kann, sichert
der hier angegebenen Methode eine grosse Genauigkeit
und leichte Ausführbarkeit.
Sie gestattet auch, die Prüfung eines bereits fertigen
Instrumentes vou zweifelhafter Genauigkeit leicht auszu-
führen, und dessen Angaben zu korrigiren.
Dass der Aräometerkörper eben so gut, oder, da fli
wegen Zerbrechlichkeit nicht sehr dünnwandig zu sein
braucht, eben so gut aus Glas als aus Metall gefertigt
werden könne, ist selbstverständlich, und wäre in vielen
Fällen selbst vorzuziehen.
Um die Angaben diesps Aräometers mit denen andtf'
rer, z. B. der Greiner'schen, Gay-Lussac'schen etftfl'
vergleichbar zu machen, ist es nöthig, dass das zur Jl^
atirung dienende Wasser genau 12,5o ü. oder iÖ" C. Te^'
peratur besitze ; und um der oft nicht ausführbaren B(k:
dingung, das zu prüfende Wasser auf die l.'emperatM
von 12,5" R. zu bringen, zu entgehen, ist die BereoM
nung einer Tabelle nöthig, welche die dem Wasser TtM
verschiedenen Temperaturen zukommenden DichtigkeittÜ'
auf die Norm altem peratur von ]2,''5 R. reducirt. Diesfl
Tabelle brauchte nnr den Umfang von 1" bis etwa 36*
~ 9 —
CA habeft^ da lAimofe Waaser tchnell genug bk in döi
Beradi do^ Tabelle erkalten.
Ich glaube mit dem in dieHem Aufeatse besproehe^
nen und auBgefbhrten Ariometer ein Instrument berge-
stellt zu haben, das geeignet ist, die Dichtigkeitsbestim*
mang von Brunnen- und Mineralwassem mit hinlänglicher
Genauigkeit auszuführen, und wünsche nur, dass es -«
billig und zweckmässig ausgeführt — eine recht vj^laA
tige Verbreitung und Benuteung finden möge.
Aus der Hand eines geschickten und solcher Arbeiten
gewohnten Künstlers hervorgegangen , sollte ein nach obi-
gen Angaben ausgeführtes Aräometer allen Anforderun*
gen der Wissenschaft genügen können.
Ma.WLw. WeUenherg.
Analyse des üf assera des Sehidttweyer-
Bades bei Stefüsburg«
(Vorgetragen den 5. Februar 1859.)
Eine Viertelstunde nördlich von Steffisburg liegt in
einem einsamen Thälchen auf grünem Wiesengrunde ein
freundlich in ländlicher Bauart von Bieg und Holz auf-
geführtes BadbauS; von den zu einem ländlichen Besitze
nöthigen Wirthschaftsgebäuden umgeben; es ist das
Bchnittweyer-Bady welches während der wärmeren Jah-
reshälfte vielfach von Landleuten der Umgegend sowohl,,
als auch von aus grösserer Entfernung hierher gekom*
menen Stadtbewohnern besucht wird. Der Name deutet
vorzüglich auf den Gebrauch des Wassers zu Bädern;
dber die freundliche Bewirthung sowohl als die Abge*
BcUosBenheit vom lärmenden Treiben der Städte loi
auch viele Gäste zu einem Sommeraufentlialte ii
freundlichen Bäume.
Die Quelle, welche den Bedarf an Badewasser lie-
fert, entspringt innerhalb der Fundamente des Badge-
bäudes , und wird hart daneben in einem 10 Schuh tiefen,
9 Schub langen und 7 Schuh breiten, von Feldsteinen
anfgemanerten Bammlor aufgefangen, in welchem das
Waaaer 5 Fusa tief steht. Derselbe ist mit Brettern zu-
gedeckt, um das Wasser vor Verunreinigungen zu schüE-
zen. Etwa 5 Schuh über dem Sammler ist eine bölzome
Buhne errichtet, auf welcher eine grosse Biltte steht, in
welche vermittelat einer Pumpe das Wasser aus dem
dem Sammler gehoben wird.
Von der Bütte aus wird das Wasser vermittelet zweier
hölzernen Röhrenlcitungeu einerseits in den, im Badgo-
bäude befindlichen Wärmekessel, andererseits in die zehn
Eadkämmerchcn vertheilt. In den letzteren befinden sich
gegen 30 hölzerne Badewannen mit den üblichen Bade- J
recL^iieiteti.
Die Temperatur des Wassers, im Sammler zu veiv
Bchiedenen Tageszeiten beobachtet, war bei 19" bis 21" B,.-
Lufttemperatur, konstant 8,5" ß. Eine andere, mehrew
hundert Schritte vom Bade in einer feuchten Wiese
Tage tretende Quelle liatte bei gleicher Luftwärme ^||
nämliche koustante Temperatur von 8,5" R.
Die physikalischen Eigenschaften des Badwaasei
unterscheiden sich in nichts Auffälligem von denen eini
gewöhnlichen Brunnenwassers: es ist klar und genieß
los, und schmeckt wie alle mit Luft und Kobicnsäi
geschwängerten Brunnenwasser. Lässt man frisch gat
schöpftes Wasser in einer klaren^Flaache stehen, so btt 1
- 11 ~
decken sich deren Wände mit kleinen Lnftbläschen^ und
es setzen sich einige röthliche Flöckchen ab; auch auf
dem Grunde des Sammlers setzt sich ein ocherfiurbiger
Schlamm ab, so wie auch der im Wärmekessel nieder-
geschlagene Kesselstein gelblich gefärbt ist. Die Bade-
mäntel nehmen auch nach einiger Zeit eine röthliche
Färbung an , was Alles auf einen schwachen Eisengehalt
im Quellwasser hindeutet. Da die eigentliche Quelle unter
dem Boden eines der Badekämmerchen sich befindet und
daher unzugänglich ist, so wurde das Wasser zu den ver-
schiedenen nun anzuführenden Versuchen aus dem Grunde
des Sammlers geschöpft, indem ein am obern Ende mit
einem Glaspfiropf verschlossener Stechheber bis auf den
Grund des Sammlers hinabgelassen, dort geöfihet, nach
dessen Füllung mit Wasser wieder verschlossen und dann
heraufgezogen wurde.
Eine Voruntersuchung mit einigen Flaschen Wassers
angestellt, förderte durchaus keine auffallenden Mineral-
bestandtheile zu Tage; der Eisengehalt des Wassers
konnte nur im Evaporationsrückstande, nicht aber im
frischen Wasser durch Reagentien erkannt werden.
Um mit Aussicht auf mehr Erfolg die etwa im Was-
ser verborgenen, in sehr geringen Mengen vorhandenen
Kineralbestandtheile auffinden zu können, Hess ich durch
den Besitzer des Bades, Herrn Albert Schmid, 50
Maass Wasser in einem blanken kupfernen Kessel bis
auf etwa eine Flasche Flüssigkeit einkochen, und sam-
melte nun sowohl den röthlich gefärbten, erdigen Rück-
stand, als auch die gelb gefärbte Mutterlauge, und untere,
warf nun beide einer äusserst detaillirten, sowohl quali-
tativen als quantitativen Analyse. .
— U —
Im erdigen Bückstande wurden gefunden:
Kohlensaure Kalkerde . . 73^936
Kohlensaure Magnesia . . 12,165
Kieselerde 6,934
Eisenoxyd . , 6,599
Phosphorsaure Kalkerde und Magnesia 0,366
100,000.
Die gelbe Lösung der löslichen Salze wurde in einer
Platinschale im Wasserbade evaporirt, wo sie lange
schmierig und feucht blieb ; im Sandbade stärker erhitzt^
wurde sie endlich krümmlig trocken. Ein Thefl der trok-
kenen Masse wurde bei Seite gelegt, und was in der
Schale bUeb, behufs einer genaueren Analyse zur Zer-
störung der organischen, färbenden Materien über der
Spirituslampe behutsam erhitzt. Als die Masse anfing
braun zu werden und zu dämpfen, fing sie plötzlich
t'euer, und verglimmte mit lebhaftem Funkensprtihen
zu einer schwarzen kohligen Masse, in welcher noch
einige Zeit hindurch bei fernerem Erhitzen einzelne
Theile lebhaft erglühten; ein ziemlicher Theil des In-
halts der Schale war durch die Feuererscheinung ver-
stäubt worden. Dieser Vorgang deutete also die uner-
wartete und ungeahnte Gegenwart von Salpetersäuren
Balzen in der Mutterlauge an, welche später durch die
Analyse bestätigt und quantitativ bestimmt wurde. Die mit
Wasser behandelte kohlige Masse gab eine sehr stark
alkalisch reagirende und mit Säuren aufbrausende Lö-
sung, welche nicht mehr zu analytischen Zwecken die-
nen konnte.
Die zurückgelegte Partie der Salze aus der Mutter-
ige ergab in der Analyse: Chlor, Schwefelsäure, Ma-
lesia, Kali und Natron ; so wie die Salpetersäure durch
~ 18 —
mehrere Probea bestätigt wnrcle. Das erhaltene Chlor-
silber wurde mit Zink redazirt nnd auf Jod nnd Brom
geprüft; doch vergebens , es war von diesen Elementen
Nichts zu entdecken.
Die Dichtigkeitsbestimmnng wurde bei 5" B. vorge-
nommen^ indem ein Glaskörper von bekanntem Volnmen
nnd Gewicht in destillirtem und Mineralwasser gewogen
wnrde. Folgendes sind die Daten des Versuches :
Gewicht des Glaskörpers, in der
Luft gewogen =: 332,618 Gramm.
Gewicht des durch den Glaskör-
per verdrängten destillirten Wassers
von 50 R = 331,590 ,
Gewicht des verdrängten Mine-
ralwassers von 50 R. . . . = 331,762 ,
Dichtigkeit also ^j^ = 1,00052 bei öoR. Tempo-
ratur.
Bei allen folgenden Bestimmungen und Analysen
diente zum Abmessen des W^sers ein Stechheber, des-
sen genau ausgewogener Inhalt luif 681,02 Grammen
Wasser von 8^5^ B. festgestellt wurde ; da das Wasser
je nach der herrschenden Temperatur im Laboratorium^
von 50 B. bis 9,5^ B., verschiedene Dichtigkeiten hatte,
80 wurden auch diese berücksichtigt
MM. jre#f Imiitsfiljr 4r# ^ehtMem am fBmiem
Mfe^imnOijhmUem tet Mimmrmi^mMmr.
5000 Gkammon Mineralwwi8«r w^den in einer mat»
schale zur Trockene verdunstet, und die trockene Miiea
— 14 —
Ins SQ g^ocbbleibeiidem Gewichte im Saadbade bei etwa
i30ß G. erhiftxt. Der Bückstend betrog 2,317 Orammen
.WAS auf 10000 Chrammen Mineralwasser 4,634 Grammen
«Qsmacbt.
MMMm Memiimnmmm0 sfer 9m9tßeimr9Mmrm Int
Der Rückstand der Bestimmung Nr. II wurde mit
kochendem Wasser ausgeUugt, und die etwa 40 Grammen
betragende Salslösung in einem £ölbchen mit 3,163 Gt.
blankgescheuerter Streifen reinen Kupfers zusammenge-
bracht Hierauf wurde reine Salzsäure angesetzt, und
das Kölbchen mit einem Korke verschlossen, durch den
eine zu einer feinen Spitze ausgezogene Glasröhre ge-
steckt war. Hierauf wurde das Kölbchen im Sandbade
so lange bei einer dem Kochen' nahen Temperatur er-
halten, als sich noch Gasblasen entwickelten, und am
Ende die grasgrün gefärbte Lösung gekocht, bis sie
farblos geworden war. Das rasch abgespülte und getrock-
-nete Kupfer hatte 0,105 Gr. an Gewicht verloren, was
einem Betrage an 0,0298 Gr. Salpetersäure in 5Ö00 Gr.
rWasser, oder von 0,0596 Gr. in 10000 Gr. entspricht
Zwei Stechheber voll Mineralwasser wurden mit Salz-
säure angesäuert und durch Chlorbarjum gefallt £&
wurde erhalten :
Beim ersten Versuche 0,20 Gr. schwefeis. Baryt,
» zweiten „ 0,207 ,, « „
was im Mittel . . 0,2035 „ « .^''
und . . 0,699 „ Schwefelsäure ent-
-spricht. 10000 Ghr. Mineralwasser enthalten also 1^0266 Gr.
JBchwefelsäure.
- 16 ~
W. Jie#flMtittMM|r itor KmiMmrOm tet Wn9%erm9m
Ein Stechheber voll Mineralwasser wurde mit oxal-
saurem Ammoniak gefallt und der Niederschlag gesam-
melt und geglüht. "Er wog 0,152 Gr. und entspricht
0,08296 Gr. Kalkerde. 10000 Gr. Mineralwasser enhalten
demnadi 1;218 Gn Kalkerde.
WM* Be9Min^m$mn0 der fireien JKi,ohMeß%mit§§re*
In drei Versuchen wurde je ein Stechheber Msch
aus dem Grunde des Sammlers geschöpften Wassers in
eine Flasche entleert, welche ein klares Gemische von
Ammoniakflüssigkeit und Chlorbaryumlösung enthielt.
Die anfangs flockig voluminösen Niederschläge wurden
sorgfaltig gesammelt und gewogen. Sie betrugen
beim ersteh Versuch . 0,756 Grammen,
j5 zweiten ^ . 0,7435 „.
^ dritten ^ • 6,7590 „
In allen dreien vereinigt, wurde die Kohlensäure
auf ^4662 Gr. bestimmt, was also einem Volumen von
3 Stechhebern oder 2043,06 Gr. entspricht. 10000 Gr.
Wasser enthalten folglich 2,2818 Gr. Kohlensäure.
Nach allen vorangegangenen Prüfungen ' uiid Spe«
zialbestimmungen k<mnte die Hauptanaljse keine Schwie-
rigkeiteii x^ehr darbieten ; die aufgefundenen Stoffe waren
leicht quantitativ zu bestimmen.
. Um .nicbl in ein-imniktiiäs .äidvidochoBichts Neues
4ttiAiiefe«iide0' Detaä caiuBiitreftflO^ ' bemerice^ioh nur. /im
QiouMDi dfiäi flolMm im V^oximig^heoden^nipedeutoten Oaog
der Analjse. !
i I , .<-'•• •%•' t'Nt'
- 16 —
5000 Graimnen W^uiert wurdan u» wiw FUtUueh^
cur Trockene verdunstet^ und hierauf durch Wasser alles
LöshchC; die Salze von unlöslichen^ dem erdigen Bück-
Stande, getrennt; und hierauf , sowohl die Salzlösung aU
der getrocknete Rückstand, fUr sich nach bekannten Me-
thoden analjsirt
Folgendes sind nun die erhaltenen Besnltate:
Der erdige Bückstand, betragend 1,826 Grammen,
enthielt:
Kohlensaure Ealkerde • • 1,065 Grammen,
Kohlensaure Magnesia • . 0,150 ^
Kohlensaures Eisenoxydul Ofill ,
Kieselerde 0,073 ,
1,326 Grawnen.
In der Salzlösung wurden direkte bestinmit, unter
Zuziehung der SalpetersSurebestimmang in Nr. IQ:
Salpeterstare 0,0296 GraHune»,
Chlor ... ^ ... . 0^0356 \
Schwefekäore 0,6779 „
Kalkerde . 0,0039 ,
Magnesia 0,2925 «
KaU 0,0193 »
Natron 0,0839 »
■»-•^
0,9922 Grammen.
Vereinigen wir die Elemente sn Sak«a, wie sie
•ich am wahrschdnlichsten im Mmeralwasser voifiiidMi
so erhalten wir in den löslichen Salzen folgendt Ai^
sammenstellung!
— 17
Salpetersäure MagDesia
. . OjOiV2 Grammen.
Kohlensaure Kalkerde
. . 0,0070 „
Chlornatrium ....
. . 0,0589 ^
Schwefelsaures Kall . .
. . 0,0357 ^
Schwefelsaures Natron .
. . 0,0040 ^
Schwefelsaure Magnesia .
. 0,8425 „
0,9893 Grammen.
Dvrcfa die Yeisehiigiing zu einem Gesammtresuhate
der Yorstebenden Analysen erhalten wir nun folgende
Uebersichti amf 10000 Grammen Wasser berechnet :
In 5000 Gramm. In 10000 Qramni«
Wasser.
Salpetersäure Magnesia
CblomatHum 0,0589
Schwefelsaures Natron
Schwefeteauret Kaii •
Schwtfeltfaure Magnesia
Kohlensaure Magnesia
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaure Kalkerde
Kieselerde . . . . • • 0,0730
2,3083 Gr. 4^6166 Gn
In Nr. V. bei der Bestimmung der freien Kohlen*
Bäure im Mineralwasser war die gan%e Menge derselben,
sowohl der an Basen gebundenen als der freien, anf
lOOOO Qt. Waöser zu 2,2818 Gr. bestimmt worden. Hier-
Ton sind nun an Kalkerde, Magnesia und Eisenoxydul
gebunden in den neutralen Salzen 1,124 Gr., so dass
als freie ungebundene übrig bleiben 1,158 Gr. oder etwas
mehr als ein gleiches Gewicht, so dass also im natür-
lichen Wasser auch diese drei Carbonate als gtlöste
Bern. Mitlheil. 4^
0,0412 Gr.
OfiSUGt.
0,0589 „
0,1178 ,
0,0040 ,
0,0080 .
0,0357 „
0,0714 V,
0,8425 ,
1,6850 i
0,1500 „
0,3000 ,
0,0110 ,
0,0220 ,
1,0920 „
2,1840 ,
0,0730 „
0,14ßO „
- 18 —
Bicarbonate angesehen werden können. Die 1,158 Gr.
Kohlensäure entsprechen bei 8^^ R. Temperator und
O,*" 710 Atmosphärendruck einem Volumen von 657|B Eubik-
centiraetern.
Um nun endlich aus der Natur des EesBelsteines,
der sich im Wärmekessel der Badeanstalt in Form von
gelblich-grauen, harten, klingenden, an der Oberfläche
traubenfbrmigen Konkretionen und Krusten absetzt, eini-
gen ferneren Aufschluss über die Natur des Waaeers zu
■chöpfen, so wurde derselbe sowohl qualitativ als quaa-
titativ genau untersucht £s wurden nur Spuren tos
phosphorsauren Salzen, aber kein Fluor darin entdeckt
Die procentische Zusammensetzung ergab:
Kohlensaure Kalkerde 96,075 %
Kohlensaure Magnesia •«.... 1,368 ^
Kieselerde 1,52& ^
Eisenoxyd, Spuren von Knocheniirde 1,884 ^
Organische Materie als Verlust • • 0,748 „
100,000 %.
So weit reichen die analytischen Unterauchongen.
Aus allem Angeführten geht unzweifelhaft hervor, dsss
das Wasser ein schwach eisenhaltiges ist, dass aber mit
Uebergehung der salpetersauren Salze das Wasser sIb
ein durch Keichthum an Bittererdesalzen charakterisirtes
Quellwasser aus der Molasseformation sich auszeichnet
In wie weit es als Badewasser, oder zu innerlichem Oe-
brauche bestimmt, als Trinkwasser von therapaatiAcber
Wirkung sein könne, muss dem Mann des Faches^ dem
erfahrungsreichen Badearzt, überlassen sein zu ent-
scheiden.
— 19 -
ۥ w. Fischer -Oosler.
elM^r die ffoi^sllen IVashornreste aus der
IHolasse bei Bern«
Herr v. Fischer -OoBter liest eine Abhandlung über
B fossilen Nashomreste, die anno 1850 in der Enge
»i Bern, bei Gelegenheit der Anlage der neuen Tiefenau-^
raase, gefunden worden, und jetzt im naturhistorischen
ttseum Ton Bern aufgestellt sind. Da diese Abhandlung
ehrere Blätter Abbildungen enthält, und Herr v. Fischer
}n descriptiven Theil noch zu ergänzen wünscbtv sb
hiebt er die Publikation für eine spätere Gelegenheit
if . — Hier folgt nur in kurzem Worten das Resultat
liner F^urschungen und deren Anwendung auf die Geo^
gie der Umgegend von Bern.
Die Nashomartigen Paohydermen der Vorzeit' >ftind
irch drei ^rten in den Molasseschichten *der £nge re^
räsentirt:
1) Acerathertum Oannatense, Duver&oy. Davon be^
tzen wir einen beinahe vollständigen Kopf, und Frag-
ente von Kinnladen und Backenzahnreihen von noch
rei andern Individuen derselben Art.
2) Mhinoceros leptorh%nus,.Xi my» (= B. mega^hmus,
iristol.) Hieven eine Kinnlade mit bdiden Aesten, Wo
ber nur die linke Zahnreihe und der rechte untere
ichneidezahn erhalten ist. — Ferner ein vorderes Frag-
lent einer andern, derselben Art angehörigen Kinnlade,
oit den Stummeln zweier starken Schneidezähne. ;
8) JRhinoceros Steinheimenae. Jigeti -Eine ziemlich
ädirte Kinnlade, wo die rechte Zahnreihe vollständig
ist, 80 wie die beiden Schneidezähne und die zwei ersten
unteren Backenzähne «der linken Seite. — Wegen der
eigenthümlich gebildeten Schneidezähne, die oben platt
und Bcharfrandig; unten stumpfkantig gewölbt sind und
sich dadurch von allen andern Ilashomarten unterschei-
den, glaubt Herr v. Fischer ftkr diese Art ein eigenes
Subgenus; das er Onychodon nennt , bilden zu müssen.
Obgleich mm Duvernoj Bein Aceratherium ^hnna-
tenae zur Miocen- oder mittlem Tertiärformation (untere
Süsswassermolasse von Herrn S tu der) rechnet, glanbt
Herr v. Fischer- Ooster doch wegen dem gemeinschaft-
lichen Vorkommen von Bhinoceros leptorhinua Cuv. und
Bh. Steinheimense Jag. in den Schichten der Engi, diese
der obem Süsswasserformation beirechnen zu müssen. —
Aceratherium Oannatenae wurde bisher in einer einzigen
Lokalität im südlichen Frankreich gefunden, deren geo-
logisches Alter vielleicht einige Zweifel darbietet, wäh-
rend Bhinoceros Uptorhinua Cuv. in OfoeritaKen und in
Südfrankreich, nach einstimmigen Zeugnissen aUer Pa-
läontologen, *die obere Tertiärformation (Pliftcen-Forma-
tion) charakterisirt. Auch Bhinoceros Steinheimense Jftg.
wurde bisher nur in den Süsswasserkalken von Stein-
heim in Würtemberg gefunden, allein begleitet von zahl-
reichen Mollusken, die alle die obere Süsswasserformation
charakterisiren , und welche in SOrhigw^s yi Prodrome de
Paläontologie « im 4tage subappenin aufgeführt sind. —
Die Mollusken der Steinheimer-Süsswasserkalke dienten
auch Herrn Greppin zur Bestimmung der obem SttBS-
wasserforihation der Umgegend von Delsberg. — (Siehe
Herrn B. Studer's „Greologie der Schweia,* p. 407 und
410; Hehrs „Geognostische Verhältnisse in Württem-
berg,* pag. 186 und 59.)
— 21 —
TerseleliiiftM der für dte Hllillothek der
SehirelB« IVaturf. OetMüsehnft elnse-
Sangeiien Gteseheiike.
Von dem Verein fitr NeOwkunde in Presihurg :
Verhandlansen, Jahrgr* 1^7. Heft 2. Pressbar^ 1857. 8^.
Von dem Ferdinandeum in Innsbruck :
1) Zpitschrift, 3. fi*o1^e. Ben 6 and 7. Inni«brack 1857. ¥f.
2) Jahresbericht für 1855 vtiiA 185«. Innsbruck 1857. 8*.
Von der nalurforgeh^nden Gesdhchafl in Danzig:
Neueste ScIirilteB, VI.* Band, J. Heft. DaBsi; 1858. 4^.
Von der Leopold. Ketrd, Akadiemle :
VerhandlttBi^en, Band XVfll, 1. AbtheilUn^. Bolni 1857. |9.
Von dem Herrn Verßsäer.
1) iiQdvr. finh^fT: Bhif&hrait|f ta's Btodhim' d^s Roleopterea. Ilasel
185«. 8P. ■
2) H. Bulenberi; : Die NiRerftlbruDnen xa Sinzif am Rhein. Nen-
wied 1856. 8». '
3) H. Bolenberg: ^Idr'pilthologischen Anatomie des Cretinismiis.
WeUlar 1857^ i».
43 Cornax : L*^eho m^dical. Journal des soiences madicales.) f har-
maeeotiques et v^terlnaires. I. vol. Neuchatel 1857. 8^.
53 H. Eulenber;: Znr Heilonjf des Oebiirmatteryorfiills. Wetslar
18A7. 9ß. .
6) J. Delaharpe : Catalo|;ae des pyrales (Limnies} snisses. 1854. 80*
7) Verneuil dtT Colomb : Göolo^e du sud-est de TEspagne. Paris
1857. 8».
Von der königl. Akademie der Wiseene^aften in Amelerdam :
1) Verslagen en JUededetlingen. Afdeeling; Letterkund« lil. Am-
sterdam 1857. 80.
2) Verslafen en Mededeelingen. Afdeeling Naturkunde II. Amster-
dam 1857. 80.
3) Jaanboek. AprU J857 bU AprH 1856. AmnUrdam 1856. 80.
i) Catalogus van de Boekerij. I. 1. Amsterdhun 18t7. 9P.
5) Verbandelinfen. I>e»l, IV. V« VI. Amnierdwii 1857-^56. 4^.
1
- 22 -
De la Commiision icienlißque du jardin Moologique d Amtterdem :
lydittfMi tot db MMfcwidb. HWI 7. Awiliiiiw 18M.' >•
Vm d€r MnifT. iächi. tl€$§IMmfi dtr mmmäkafSm i» Idjpf^;
1) Beriehte 4er Verhaadlugmu laftT, U, HL ftSSS, L
1868. 80.
2) Hanseii: Theorie der SoaieaÜBsterBiMe. Leipilf 1868. 4®.
S) lUnekel: Blektrisehe Untersiehttni^a. Leipiig 1868. 4^^.
Von der WeUerauer GeteUeehaft für di$ Nedwrkmde:
1) Jahresbericht 1866 - 67 Hmim 1868. 8^.
23 AhhMdllaiifeB. Huuia 1868. 8P.
Fon (ler iiafttr/br«eA«fuiai GeseUtckaft t» BoMf:
VerhMidlaBceB. II, 1. BaMi 1868. 8».
Fon der k. k. geologiseken ReiekumeiaU in Wien:
Jahrhioh 1867, Nr. 2, 3 ud 4. VUen 1867. 4^.
Von dem xootogisck-bolaniäeken Verein in Wien:
YtrhtkmUwägem. Band VIL Wlea 1867. 8^«
Von der ntUurforsekenden GeseUickaft in G&rUU:
Ahhaadlancea. IL 1, 2. lU. 1, 2. IV. 1, 2. V. 1, 2. VL I, ?.
VII. 1. VlIL mU 2 Karten. OörliU 1838 — 1867.. 81».
Von dem Maftnkeimer Verein ßr Naturkunde: '
JahreBherioht 23 and 24. Manahein 1868. 80.
De la SocUU imperiale des naluralislet de Moeeou :
BolletiBS 1867. 2, 3, 4; 1868, 1. Moseou 1867 et 1868. 8».
Foti ifer pkyeikaliicken GeeeUsckafi i« MerUm:
Die Fortschritte der Phyaik im Jahre 1866. Berüa 1888. 80.
Von der deuUcken geohgiscken Geeeüsckaft:
Eeitsclirift IX, 4. X, 1.
Von der naturforechenden GeeeUeckaß in Emden : .
IJ 23ater Jahresbericht, 1857. Bmden 1868. 80.
2) Prestel : Beiträge sar Renntniss des Kliiia's von OstfrieslaBd'
Bmden 1868. 80.
Von der TU, Redaktion :
1) Gemeimotslge WochenschriHk rsn Wirshari;, Jahrgaaf 1858.
Nr. 27^36.
2) Jahresbericht 1867/68. Wfirsborr 1868. d«.
— 23 -
De VAcadinm imperiaie des idences de Bordeaux:
Recaeil des acte«, 1^66. 1. Bfrdeftai 18M. S^.
De VAcademie impMede des seiences de Lyim:
1) Mönoire« (oImm 4m itttrM), tone VI. Lyoa 18ft8. eß%
Z) M^moires (elasee de^ teiences), tome VII. Lyon 1857. 8^.
De CAuteur:
Broiiya, Int C^oix de proMsmen, de oinetfires et de eerrefoars.
Bordeaux 1858. in-fol.
Van der kaiseräcken Akademie der fVissensehaflen in Wien:
1) Denkschririeki. Band XIV.
23 Sitjsunssberiehte, Band XXIV, 3., XXV4 XXVI, ITXWf, I.,
XXVIII, XXIX, XXX, 1., 2., 3. Wien 1859-68. 8P. >
3) Kreil : Jahrbucher für Meteorolo|^ie und Erdmagnetismus. Wien
1858. 40.- ' .; ■ ^,
43 V. Ettinf^hausen : Die Principien der heutigen Physik. Wien
1868. 40.
5) y. Kar^jan : Festrede hei der feierfiehen üehitnah— : des. ehe-
maligen Universitatsgebäudes durch die kaiserl. Akadeniie d^r
Wissenschaften.' Wien 1858. 4O.
6) Ahhanneh der 'kals^. Akademie der WlMekisefcafteüi'. ^hrg*
Vin, Wien 1858. ^.
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Von der naiurhisiarischen Gesellschaft xu PreAurg tm Breisgau:
Berichte, 1858: Nr. iS uink Z9.
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The Atlantis« 185B, 2. London 1858. ^.
Fon der nalurforeekmeien GeseUsekafi in Zürieh :
VierteUahrschrift, Jahrg. III, 3. Zürich 1858. ßfi.
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nelten Laubmoose. Berlin 1847. 8^.
2) Neideek: Der Buchs, das xjiverlässigste und billigste Heilmittel
der WeehseMeber. Karlsrnlie'^i858. 8^.
-u^ -
9) Plseher, H. t KBioirrmtio ooleo^roniBi eirea FrAaif^Mii BriB^.
indii^eMniii. Pribiri: Br. 1863. 6P.
Von Herrn Profeuar Wolf.
Wolfs Biebente Mitüteikias iWr fitomMBfleokeB. Sarieh. B^.
Vmn b. natunoUiensekafHiehen Verein det Barxes:
1) SUtVUB.
2) Bcriehio tm 1840 — 19 md 1851 — 66. Werali^roie 1866 s.
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Fon der k&nSgf. Aluidewne dtr Wi$9en§ehäptn in BnUn:
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SJ AMiaiiaiwir«« »w 'e« J«hr 1867. 4fi.
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GemeioBfitsi^ WoeheBsohrift vob WfiriWrf. J^hrgtmg 1858.
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Coipto rtmimj 1867. 8^.
Von der k. k. Marine-Slemwarte in TrieM :
■afBetiscke BeobMhtaBfeB in tetlioheB Theil 4^ JÜttehBteref
im Jalir 1867. Triest 1868. 40.
From Ihe royal tociely al London:
0 ProeeediagB. Vol. I-Vill, IX, 1. — 4. Lon4oB 1800-
1868. 40 and 8P.
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doB 1880 r- 1867. 40.
Von der phytikalüchen GeseUschaft su Würxburg:
VerhandloBi^eB. Baad IX, Heft 1.
From ihe American Astodalion:
1) Proceedinca, Meeting. X, XI. Cambrid^ 1867 Md 68. 8^.
2) Register of Che Thermometer from 1821 to 1806* 4*.
From the American Aeaderny of Scieneee of Botkmt
Proceedinga. Vol. IJI. Boaton 1S67. S^«
From (he Academy of Sciences of St.-Louis:
TraBBBOÜoBB, 1867. 8t.-LoBia 1868. 80.
Nr. 499 — 4l«».
tmOm Üher eüi Beae« PiMtMnetor «ad
Ptolarlflietor.
V«r|r«ira|r«B ^«a 3^ April 1859.
Photometer. Der zu besclireibende Apparat nrVer*
leichung der IntensitSten zweier Lichtquelkn erfordert|
ass man sich von diesen beiden Lichtquellen swei gleich-
lässig erleuchtete Flächen yerschaffe, welche sich in einer
reraden berühren oder wenigstens nur einen sehr kleinen
iwischenraum zwischen sich lassen. Es kann diess auf
lancherleiArt geschehen; je nach der Untersuchung! die
lan vor hat, wird die eine oder andere vorzuziehen sein.
Los diesem Grunde werde ich mich auch hier niaht auf
reitere Erörterungen über diesen unwesenflicheii Theil
les Apparats einlassen | zumal als ja bereits bei Vielen
ler bisherigen Photometer behufs leichterer Beurtheilung
ler Gleichheit der beiden erleuchteten Flächen diese Auf-
^be gelöst ist Bei solchen Instrumenten kann daher auch
mser Apparat unmittelbar angewendet werden , um die
Genauigkeit derselben zu erhöhen. Es sei also ABC,
Fig. 1, eine Flächci welche auf der einen Hälfte AB
von der einen Lichtquelle mit der Intensität I^, auf der
andern Hälfte B C von der andern Lichtquelle mit der
Intensität Ii' erleuchtet werde«
Bern. lüUheü. 427 u. 428
— 26 —
Der weseniliclie Theil des Apparats ist zasammen-
gesetzt aus einem Foucanlt' sehen Ealkspaibpolarisa-
tor«) PP, Fig. 1, einem Ealkspaihrhomboeder BBB'B',
und einem Polariskop , bestehend aus einer Farben geben-
den Erystallplatte EE und einem analjsirenden Nicol
N N. Der Ealkspathpolarisator Iftsst sich um die Sehaxe
dieses Polariskops drehen und die polirten Ghimdjttph«
BB und B'B' des Ealkspathrhomboeders stehen senk-
recht auf ihr. Betrachten wir nun den Durchgang der
Lichtstrahlen aus der N&he der Grenxe B durch den
Polarisator und das Bhomboederi wie es die punktirten
Linien andeuten , so sehen wir, dass nach dem Austritt
derselben aus dem letztem innerhalb des Baumes aß
Strahlen von AB her^ die eine gewöhnliche Brechimg
im Ealkspaihrhomboeder erfahren haben, sich vermischen
mit Strahlen von BC her, die ungewöhnlich gebrochen
worden sind. Auf diesen Baum aß^ ia welchem sich also
Strahlen von den beiderlei Lichtquellen vermischen; be-
schränkt sich unsere ganze Betrachtung; diese Stelle
wird mit dem Polariskop untersucht
Wir wollen jetzt zusehen, welches die IntensitSt die-
ser IGschung vop Lichtstrahlen sei, wenn sie nach dem
Durchgange durch den ganzen Apparat zu dem hinter
dem Polariskop befindlichen Auge des Beobachters ge-
langen. Die beiderlei Lichtstrahlen, die wir der Eiiö-
fachheit halber als natürliche betrachten, werden beiAi
Durchgang durch den Polarisator nach derselben Ebene
polarisirt, und erfahren dabei eine gleiche Schwächung.
Beim Eintritt in das Ealkspathrhomboeder findet nach
dem Malus' sehen Gesetz eine Zerlegung in gewOhnHch
*3 Beschrieben in den Compt. rend., T. XLV, p. 289, wi4 u Pi||.
Ann.« Bd. 109, S. 642.
— w —
giftbirodiene^ nach dem Hanptflfclmitt polaviairtoi und in
nngewöhiilieb gebrochenei senkrecht 211m Hauptsehnitt
polariaurte^ StraUen atatt. Eine Bweite analoge Zerlegung
erfolgt, wenn die Strahlen in die Erystallplatte des Fola«
riflkopB eintreten ; schlieBslich werden sie alle anf die ge>
meiiuichafiliche Folarnationsebene des analycdrenden Ni«
oob-sorUckgefÜhrt Heissen wir S den Winkel des Haupt-
•clmitts des Bhomboeders mit der PolarisationBebene des
Nicols , ß den Winkel des erstem mit dem Hauptschnitt
der £rjBtallplatte des Polariskops, und endlich a den
Winkel der PolarisationBebene deis analysirenden NicoIb
mit dem Hauptschmtt des Bhomboeders , so ergibt sich
tBae die reaultur^nde Intensität der gemisditen StraUen,
welehe sum Auge gelangen:
R3=F + C j co8.2(a+/J)sin.2<J sin.2/3ii4 sm,^ Ao-A>
— Bin.2(a+/3)8in.2i3 (^i^ooB.^S _ 1^2 mi.^6)
sin,3^'^~^'-
Hr Bin,2(a+^) sin. 2d sin.8/JÜ4 sin.3 ^"""^'"^^"'""^''^
— 8in.2(«+/3)8in.2<Jcos.»/Jiii sin.2^fCf^lt^^lI^j.
In diesem^Ausdmcke stellen i und i^ die den Intensi-
atenl^ und I^^ entsprechenden Amplituden , Ao — Ae und
A'« -^ A'« die Phasendifferenzen der gewöhnlich und un-
gevOhnlioh gebrochenen Strahlen im Ealkspathrhomboe*
der Bnd in der Krystallplatte dar. C ist eine Constante,
ablUbigig Ton der Schwächung des Lichts beim Durch-
ginge durch die yerschiedenen Medien; und F eine Funk-
tion von C; i, ii und den Winkeln a, ß, S, dagegen un-
ibliängig Ton den Verzögerungsphasen. Die mit dem
Faktor G behafteten Glieder sind es daher allein; welche
SQ dm InterferensSEurbeii yemÜMimig geben. Wem ws
also nach der Bedingung fragen ^ nnter weloher die leti-
tem Tencliwinden — ein Kriteriom, das uns eben la
einem genauen Vergleich der Lichtintensittten fbhren
soll — ; so haben wir in dem Ende bloss die Summe der
Glieder in der Elammer gleich Null an setaen. In dieser
Allgemeinheit ist die Bedingnngsgleiohnng nicht geeig-
net; nns amn gewünschten Ziele an fahren ; sie gilt aber
anch in dieser Ausdehnung bloss für vollkommen homo*
genes Licht Für weisses oder nicht TollstSndig homo*
genes Licht vereinfacht sie sich bedeutend, wenn wb
zugleich berücksichtigen; dass das Kalkspafhrhomboeder
in Wirklichkeit 4—6 Centimeter dick ist Li diesem Fslle
\nrd die Veraögerungsphase ( A'o — A'«) in der Bjy-
stallplatte verschwindend klein neben derjenigen (Ao —
At) im Ealkspaihrhomboeder; so dass man in den bei-
den letzten Gliedern A'« — A'« neben Ao — Ae ver-
nachlässigen kann. Das erste ; dritte und vierte Glied
lassen sich dann zusanmienziehen und erhalten den ge-
meinschaftlichen Faktor sin«^ T . Diese Gfieder
würden also für sich eine Farbenerscheinung bedingen;
wie sie der Kalkspath für sich darbieten würde, wfthrend
A' — A'
das zweite Glied mit sin.' — ** ^ eine denLiterferens-
färben des Folariskops analoge Erscheinung reprisentirt
Nun zeigt aber ein dickes Kalkspathrhomboedör in mdit
vollkommen homogenem Lichte keine Literferenserschfli-
nung; da die Maxima und Minima der Strahlen versdM^
dener Wellenlänge übereinander MLen. Dasselbe wod
auch in unserm Falle stattfinden; d. h. das erste, dritte
und vierte Glied bedingen keine Farbenerscheinung; ei
bleibt daher bloss das zweite Glied als Farben gebendei
— 2ff —
Abrigi und daratis folgte dass die Interfereiurfarbeii die-
Bolben sind wie diejenigen, welche das Polariskop ftkr
•idi allein darbietet Die Bedingung, dass auch diese
Farben Terschwindeni ist:
wn.2(a+iS)8in.2/JCi*cos.3if— ii2sin««)sin.«^i^=^ = 0.
Dieser Gleichung wird genügt, wenn irgend einer
der drei Faktoren von sin. ' ^ für sich verschwin-
det. Wir sehen aber sofort, dass bloss der dritte Faktor,
gleich Null gesetzt, die gewünschte Bedingung liefert«
Die beiden andern Faktoren dürfen also nicht Null wer-
den \ vielmehr werden wir über a und ß so zu verfügen
haben, dass sie möglichst gross werden. Die Farben*
erscheinung wird dann intensiver, und der Moment wo
sie verschwindet, lässt sich schärfer beurtheilen. Diess
ist nun der Fall, wenn /?=45^ und a = 0 oder 90^ ist,
d. h. wenn der Hauptschnitt des Erystalls im Polariskop
um 45® gegen denjenigen des Ealkspaihrhomboeders ge-
neigt ist, und wenn £e analysirende Polarisationsebene
mit letzterm zusammenfldlt oder senkrecht darauf steht.
Als Bedingung für das Verschwinden der Farben haben
wir also: £3
|-y = tang.2 S,
d. hm die Quadrate der Amplituden der beiderlei Licht-
strahlen müssen sich verhalten, wie das Quadrat der Tan-
gente des Winkels, welchen die Polarisationsebene des
Polarisators mit dem Hauptschnitt des Bhomboeders bil-
det, BU 1. Das Verhältniss der Quadrate der Amplitu-
den ist aber gleich dem Verhältniss der Intensitäten;
daher erhalten wir auch :
I«
*-, = tang.3a.
Hieraut ergibt sich folgende Begel für £e Vei^-
chnng der Lichtintemitftten : ^Man dreht den Pok-
risator so lange am seine Axe, bis die Interfs-
renzfarben im Polariskop verschwinden; alsdastt
gibt das Quadrat der Tangente des WinkelSi
welchen die Polarisationsebene des PolarisatorB
mit dem Hauptschnitt des Bhomboeders bildeti
das Verhältniss der Lichtintensitllten a^* Zur
Messung bedürfen wir also bloss eines getheilten KreiseSj
an welchem man diesen Winkel ablesen kann« An dem
ausgeführten Apparat ist der Polarisator mit der in Vs*
abgeiheilten Ereisscheibe fest verbunden; der feste No-
nius erlaubt^ den Winkel bis auf eimselne Minuten gei^
abzulesen.
Da die Theorie unsers Apparats sich ausi
auf das Malus' sehe Gesetz stützt, dieses aber von Arago
als richtig nachgewiesen worden ist *), und da £emer die
Bedingung I dass die Grundflächen des Kalkspathrhom-
boeders senkrecht zur Sehaxe gestellt seien, mechanisch
mit hinlänglicher Schärfe erflUtt werden kann; so bleibt
als alleinige Fehlerquelle der Beobachisongsfehler übrig.
Wir erhalten den letztem, wenn wir bei genau constan-
tem Verhältniss der Lichtintensitäten mehrmals nachem-
ander den Polarisator durch Drehung auf den Punkt ein-
stellen, wo für unser Auge die Farben im Polariskop ve^
schwinden, und jedesmal den Winkel 6 ablesen; ffie Dif-
ferenz zwischen diesen einzelnen Ablesungen repriteentiit
*) Oeuvres de h\ Arago ^ T. JT, p. 160. Der Naohweia tou Aru«
macht flbrigena nicht auf grosse Genauigkeit Ansproeh; es yAt
eine Methode, dieses Fundamentalgesets mittelst nnsera Appanr
tes genauer evl prüfen. loh werde darflber bei einer aadem Qe-
legenheit sprechen.
~ 81 —
Ol BeobachtoDgiBfeblen Pio Grösse diesoEi Beobach-
igsfelilers hängt ausser von der Lichtstärke und von
r Empfindlichkeit des Avges wesentlich von der Güte
s Polariskops ab. Unter allen mir bekannten Polari-
Dpen habe ich dasjenige von Savart; bestehend aus
'ei gekreuzten ; unter 45^ gegen die optische Axe ge-
inittenen Quarzplatten , als das tauglichste erfunden.
irch folgende spezielle Einrichtung ist es mir gelun-
n, dasselbe so empfindlich zu machen^ dass für ein
tes Auge der Beobachtungsfehler bloss 1 — 2 Minuten
ferft^ Die gekreuzten Quarzplatten, jede von 2 Cen-
leter Dioke^ befinden sich zwischen zwei um die Summe
rer Brennweiten yon einander abstehenden Linsen j die
'ennweite dieser Linsen beträgt 4 Centimeter. Die eine
DBelben stellt das Ot^ekti? ^es schw:aQh y^^^össem-
n, anf die Unendlichkeit eingestellten .^tstronomkchen
imrohrs darj das Qcular jiat: nämlich -eine Brennweite
n 2,5 Centimeter. Im Epcup de? Objektiv befindet
^ 'tip. Eadenkreuz un4 Yor dem Ocular ist das TSiool
gelv^acbt Das gefiU'bte^^nBeiiasTstem, welches diesefi
tlariiA[op zeigt^ y.erschiiwdet beim Drehen de? .}^9lari-
tors nicht vollständ%i Mndern ^es geht bloss ein farblo-
r StreiCßn.über das Öesicjliitsfeld hin^ der compjiementär
iSifiktß Franpexißjsteme itren^t Mw liesj; den Winkel S
1^ Wfim der farblQ9e.Srtrei£eii geri^^ß mi^ dem Fad^.piM^lV
lawmwföllt
J^ Differentialrechnung lehrt nun ,4ms der Qröase
18 .Beobachtungsfehlerß $.e demselben i^ntaprec^ende
(KMuigkeit in Bestimpiuxig d^s Verhälti^spes der Licht-
tßnBJtHjten oüittelst d^r obep ,au%estellj[|e9 Jo^rmel fibjz^Ti-
\^m X>iSßrßnzirfi pan näqilich diei^^Ib^ A^^ch f, so
- 82 -
Setzt man hier flir d^ den BeobacbtongsfeUer beim
betrefienden Winkel S, so erhält man die gesnchte Oe-
nanigkeitsgrenze. Ist z. B. ^=45*1 d. h. sind die bei-
den Lichtquellen gleich intensiv, so ist d^ der Beobach-
tong zufolge = 1— 2', und wir erhalten demnach:
3 — 1;
1
d.i^ = 4arc.l-2' = 0,00116 — 0,00282.
li
Hieraus folgt, dass wir das VerUltniss der Ucfatin-
tensitäten mit einer Genauigkeit von Viooo ^^ Viooo ^^
einmaliger Einstellung ermitteln können.
Polarimeter. Das Fhotometer kann sehr letdit in
ein Polarimeter verwandelt werden. Zu dem Ende hat
man bloss vor dem Polarisator ein zweitea, dem erstem
analoges Ealkspathrhomboeder so anzubringen, dass sein
Hauptschnitt mit demjenigen des erstem einen ITHnkel
von 180^ bildet Die Schnitte durch die beiden Bhom-
boeder haben dann die in Fig. 2 angedeutete Gestalt
Das vordere Bhomboeder B^ B^ B'i B'i muss femer in
der angegebenen Lage mit dem hintern B B B' B' fest
verbunden sein, während der dazwischen befindliche Po-
larisator PP ^e oben um die Sehaze drehbar sein soll.
Vor dem ersten Bhomboeder befindet sich endlich noch
ein Schirm mit einer schmalen rechteckigen Oeffiiungi
so schmal, dass dieses Bhomboeder gerade zwei anein-
ander grenzende Bilder dieser Oeffiiung erzeugt Durch
diese Oeffiiung lässt man das theilweise polarisirte Idcht,
das untersucht werden soll, einfallen, und dreht dann
den Apparat um die Sehaxe so lange, bis die Polarisa-
tionsebene des theilweise polarisirten Lichtes mit dem
- 38 —
Hanptsclmitt der Bhomboeder znsammenf&llt ^ Nunmebr
Iiat man bloss den Polarisator durch Drehung auf den
Punkt einzustellen^ bei welchem die Farben im Polari-
skop verschwinden. Ans dem Winkel; den bei dieser Stel«
lung der Polarisator mit dem Hauptschnitt der Bhomboe-
der bildet^ lässt sich dann das Verh<nisB des natürlichen
und polarisirten Aniheils im theilweise polarisirten Licht
nach der folgenden Formel berechnen. Heissen wir I'
die Intensität des natürlichen und P^ diejenige des po-
larisirten Antheils im theilweise polarisirten Lichte so hat
man:
Die Ableitung dieser Formel geschieht ganz analog
wie diejenige der Photometer-Formel, und ganz analog,
wie dort, kann auch hier die Leistungsfähigkeit aus dem
Beobachtungsfehler abgeleitet werden.
Dieses Polarimeter zeichnet sich vor dem Arago'-
Bchen mit Glasplatten dadurch aus, dass es sich, wie das
obige Photometer, einzig und allein auf das Malus'sche
Gesetz stützt, und daher ausser dem Beobachtungsfehler
auch wieder keine andern Fehlerquellen involvirt Ein
groBser Naehtheil dieses Apparats dagegen besteht darin^
daaa derselbe eine bedeutende Lichtschwächung be^gt^
welche der Schärfe der Beobachtung Eintrag thut. Wenn
daher die zu untersuchende Lichtquelle nicht sehr inten-
siv ist, so wird man besser thun, sich des Arago'schea
Polarimeters zu bedienen, und dasselbe entweder nach
*) Eine kleine Ueberlegung Etigt^ wie sowohl diese Einstellunf^ als
aach die angedeatete relative Lage der Rhomboeder ohne beson-
dere HölfsTorrichtuugen mittelst des Apparates selbst empirisch
sehr genaa fefiinden werden.
A.rago'8 VoracUag^) empiriflch sa gimduiren, oder dakji
dar von mir entwickellen vollatindigeA Theorie ^eset
InBtmments **) mus dem vorher beitimmleii Bredumgi-
▼erhältniM der Glasplatten das VerhiltniB9 ißfc Compp-
nentan des theilweise polarisirteii lichts jpn heiMlijU^.
Freilich bedürfen die Formdn, anf welcho W^ dim
Theorie st&tzt^ selbst noch einer BestStigang 4ürck jB9-
naoe photomelrische Messungen; anch mosa jdie JSrfidt^
mng erst lehren^ inwiefern die von Seebeck beobad^
taten allmäü^en OberflächenTerftnderangepi bei aolchfiD
Glasplatten anf die Intensit&t des dorchgelasaenen liditl
infloiren«
IHeyer-IMfar.
IMe AvMlflMi uam üjnrgjtogf^
als Beitrag nir eiDhefmisdieii taseetn-FamuL
Vorg«t raffen 4eB 80. JümmJtr tSSf.
Es ist anffallendi dass in der SchweiB, ivb «ea an Wich-
tigen Kennern der Hymenopteren meht iMt, ao Wen^fi
bis jetzt nut dem Stadium einer der iHteressaatesten Fa-
mäieni nämlich der Ameisen; sich nSher befreundet ha-
ben. Dnrch die sehr gediegenen nnd gründlichen Ajfbeitaa
Förster's, Nylander'Si Schenk^s^ und in 4er jttng"
sten Zeit ganz besonders durch die Formieina austriaca von
*) Oeutrit de F. Ara§o^ T. X^ j». 290.
Pogg. Abb. Bd. 99, S. 285.
— 86 —
Dr. Mayr in Wieiii fand ich mich im verflosaenen Som^
mer lebhaft angeregt, diese Thiere näher kennen zn ler-
nen, und sie bei Gelegenheit meiner entomologischen
Wanderungen in BurgdorTs Umgebungen zu beobachten«
Ich gobe daher hier in kurzen Skizzen das Resultat des-
len, was mir auf dem beschränkten Umkreise von höch-
stens 4 Stunden um Burgdorf dabei aufgefallen ist, so wie
lugleich eine Uebersicht deijenigen Arten, die ich vom
März an bis Ende September daselbst aufgefunden.
Pass et zur vollständigen Kenntniss der Speciee in
den meisten Fällen unumgänglich nothwendig ist, diese
Thiere zuerst in ihren Colonien selbst aufzusuchen^ WO
das ardiche Zusammengehören der drei unter sich sp ebr
weichenden Geschlechter zu erkennen, bedarf wohl keip
ner wse]ito*n Exklärung, wenn man weiss, unter welcbro
bedeutenden Verschiedenheiten des ganzen Habitus sich
in ein «nd demselben Baue Männchen, Weibchen und
Geschlechtslose qnalifiziren« Sind nun aber diese Unter-
schiede einmal richtig aufgefeuNit und auf positive und
beständige Charaktere gegründet, so bietet ihr ricditigeB
artlichefl Erkennen, auch wenn die Geschlechter Yerwk^
seit ajigetro£fen werden, keine grossen Schwierigkeiten
mehr dar^ weil die artlichen Merkmale selbst dur<^ das
soBseroiQd^ltiliohe Variiren der Arbiter, ijx Färbung;
and Orösse^ nie au^dhoben werden. Es ist nicht dar
Ort hier, auf den beschreibenden Theil der GhittungMl
md Art0n einzugehen, indem ich hiefÜr auf die obf»
erwfthnten Werke verweise, die uns die Arten rgenau
ontersdheiden lehren, so wie auch mit der eigentUehw
Naturgeschichte der Ameisen vertraut maoheüGU Nur das-
jenige hebe ich aus meinen eigenen Beobaditungen )icff-
vor, was nur in Bezug auf unsere faumstischen ycrhälir
Bisse erhdblich «dieint, und kann eiffl}st dirnsn lAngufcw
-^ 86 —
keine weitere AaBdehnnng geben ^ als so weit sie sich
anf Borgdorfs Umgegend beziehen, und über das, was
ich über die Lebensweise unserer einheimiscben Arten
beobachtet habe.
Jedermann weiss , dass eine vollstSndige Ameisen-
kolonie aus Bewohnern dreierlei Gescbleohts besteht,
nftmlich: kleinen geflügelten Männeben, viel grös-
sern geflügelten Weibeben nnd einer wohl SO&cbsn
Zahl flügelloser Arbeiter oder Geschlechtsloser. Diese
letztem sind es, die man überall frei nmberlanifen sieht;
die geflügelten nur selten nnd nur zur Zeit ibrer Begat-
timg. Bis diese zu ihrem Fortpflanznngsgeschäffce ent-
wickelt nnd befiLhigt sind, sind es auch dnzig die Q^
Bcblechtslosen, welche alle Arbeiten verricbten, die Glinge
tniniren, den Haufen aui^erfen, das Material sn desaen
Bän znsanmientragen nnd alle Anstalten zur Anfiiabme
der jungen Brut und zur Erhaltung der Jungen treflfeiL
Aber auch nachher liegen ihnen alle ferneren Gtosehftfte
allein ob: die Vertheidigung der Colonie, das Herbo-
■ehafien der Nahrung u. s. w. Nacb vollbrachter Paa-
nmg zerstreuen sich die Männchen, als nun nutzloB ge-
wordene Subjekte, verlieren die Flügel und — sterben.
Ein nur flüchtiger Blick m den Staatsbaushalt der
Ameisen erweckt unser Erstaunen über die ThatsacbeD,
dUe Tor unsem Augen auftauchen, ja schon über dal
planmässige Einverständniss im Ausftihren ihres Baues,
ftber die ungeheure, rastlose Thätigkeit dieser Tansende
arbeitender Bewohner, ihrer Sorge für die Eier legenden
Weibchen, und wieder für die Eier selbst, für die Lar-
ven und Puppen, welche von den Arbeitern, je nach der
ihnen nöthigen Wärme, bald nach der Oberfläche zu an
die Sonne, bald wieder bei eintretender Kühle in's
tiefirte Innere des Baues getragen werden« Bei kaltem
— 87 —
Wetter und des Nachts bleibt in der Begel darin AUea
Btille und ruhig ; doch auch die Nacht hält sie nicht von
1er Arbeit ab^ wenn je Abends der Bau auf irgend eine
Weise zerstört worden war. Ich habe dieses oft absicht-
lich gethaui und jedesmal am folgenden Morgen die Baue
«rieder in bester Ordnung gefunden. Erst nach drei- bis
riermaliger Zerstörung wird der Bau von der Colonie
aufgegeben und in einiger Entfernung ein neuer Bau
angelegt Bührend ist dabei der Eifer, mit dem die Ar-
beiter die Jungen und Puppen in sichern Gewahrsam
tragen. Mehrmals sah ich auch, wie entwichene ausge-
flic^ene Weibchen, die nicht freiwillig mehr in den Bau
Burückkommen wollten, sondern in lasciver üngebunden-
heit sich nach fremden Eroberungen umsahen, gewalt-
sam von Arbeitern ihrer Colonie gepackt, zurückge{l}lurt
und ohne Zweifel zur gebührenden Ordnung verwiesen
worden«
Eben so erstaunlich, als dieser Ordnungssinn , ist
auch die Kraft und Ausdauer, welche diese Thiere
auszeichnet Wie oft sieht man nicht eine Ameise einen
viel grossem, verwundeten ELäfer oder eine kranke Baupe
eine kahle Wand oder einen lothrechten Felsen hinanf-
■chleppen, eine Beute, die an Gewicht dasjenige der
Ameise vielleicht um das 20fache ttbersteigt; und wenn
sie auch mit dieser Last mehrmals wieder herunterfUlt^
doch immer von neuem ihre Tantalus- Arbeit beginnen, bis
ihr endlich eine zweite oder dritte Ameise noch zu Qülfe
kömmt Zu allen diesen Eigenschaften hat die Natur die
Ameisen nebst einem hohen Grade von Kühnheit noch
mit mancherlei Waffen ausgestattet, so z. B. mit kräftigen
Mandibeln (Oberkiefern), mittelst deren sie Alles mit wtt-
ihender Hartnäc^gkeit anpacken, ja manche Arten sich
lieber den Leib abreissen, als das einmal Erfasste wie4c!r
— SB -
hketn laflseiii wie die WaUklammemy und noch weit
anffallender die kleine schwarze Tapinama coüina. Fer-
ner haben ^e Arbeiter nnd Weibchen der ganzien Ab-
tiieilnng der Formiddae am Hinterleibsende noch GKft-
drfLseni aus denen sie die ätzende Ameisensäure ans-
spritsen, nnd diejenigen der Myrmiciden ausser diesen
Drttsen gar noch einen Stachel^ mit dem sie eifipfind-
lich stechen können; so namentlich das gem^e TWo-
m(nium caespüum^ dessen Stich wohl schon jeder auf
dem Rasen Ausruhende mag empfunden haben.
Ameisen finden sich bei uns überall; im Thalgelände
wie auf den Httgeln, im kultivürten LandO; wie auf den
sandigen FelseUi an Bächen und Sumpfeu; wie an den
kahlsteui trockensten Abhängen, in hohlen Baumstrdn-
keui unter losen Binden; unter Moos wie auf blühenden
hohem Pflanzen, und es ist fast kein Stein, selbst am
Bande der Landstrassen , unter dem nicht Ameisen ge-
ftmden würden. Sie spielen also eine gewichtige Bolle
fai der organischen Natur. In den Häusern der Ortschaf-
ten werden sogar mehrere Arten zur Plage, wie ich selbst
hl einem hiesigen Landhause während vier Wochen die
Fcrmica mixta NyL in so erstaunlicher Menge aus dem
Getäfel eines Zimmers hervorkommen sah, dass solches
nicht mehr bewohnt werden konnte. Dass übrigens dne
Gegend , welche alle fast nur denkbaren Abwechslungen
dner mannig<igen Natur in sich scbliesst, also wohl
auch den verschiedensten Arten von Ameisen die Beding-
nisse ihres Vorkommens darbietet und ihrer massenhaften
Entwicklung förderlich ist, davon wird sich in Burgdorfs
Umgebungen leicht Jeder überzeugen können. Kommen
wir jetzt zu den Arten selbst, so müssen cUese vor allem
sjrfttemalisch in zwei grosse Hauptabtheilungen geschieden
werden, nämlich A. in solche, deren Verbindungsglied
ler Blaölchcm ^se&etx Vorder- tmd Hiiriertirib* eine mP-
»c&tstehende Schuppe fülirt (Abtheilung FormteidaeJ,
ttd B. deren Yerblndangsglied an? zwei Knoten besteht
tfyrmtcidae). Die erste Abtheilang ist bei nns arten*
SUhlßr nnd enthält auch bloss soldbe Arten ; die sttttt
üed Stachels nur Drüsen zum Ausspritzen führen. ESs
ad meivtens sehr kräftige Thiere.
Durchstreift man die sonnigen Waldwege unserer
ftimetX' und Eichenforste, so gewahrt man oft gruppen«
eise die ungeheuren Nadelhaufen, wdche die Baue d!0f
»genannten WaldJdammem bilden. Unter diesem Namen
nrsteht dan Volk alle die grossen Ameisenarteui welche
rr Elrtomologe als Formica hercaleana^ Ugniperda^ rufaiy
niphüay iruncicola, ccmgerena und »angmnea artlich
tterscheidet
Die zwei ersten Arten (hercfdeana und ligniperda)
oid von kolossaler Grösse; besonders die Weibchen,
siehe in der Länge bis 3/^ Zoll messen. Sie sind sieh
hr fthnHch und die Arbeiter daran zu unterscheiden!
kSB ligniperda einen dunkel rothbraunen Thorax und
nett glänzenden schwarzen Hinterleib, hertukana da-
ngen einen schwarzen Thorax und einen durch gratis
she Behaarung matten Hinterleib hat. Beide Arten
sten an alten hohlen Baumstämmen und schwärmen
i Frühjahr. — F, herculeana zeigt sich besonders ua
m höhern Bergwäldem, und ist zumal auf dem Jura
^mein. Die fftnf letztem, kleinem Arten (mfa^ pini-
kiilaj ktmcicola, congerens und sanguinea) mnd in allen
tem Werken noch als Formica rufa zusammengezogen ,
e sind jedoch artlich gut unterschieden, und leben in
ihlreichen Golonien unter gewaltigen Nadelhaufen auf
llen lichten Stellen unserer Tannenwälder. Da ihre
jrbeiter am Thorax rostroih sind, kennt man «id
— 40 —
mter dem Namen BaäJwgft. Die gemeinste denelbeni
eongere^B NyL, schwfirmt in den Horgenstonden, wäh-
rend sonst alle andern Ameisen erst Abends aar Begat-
tung ausfliegen. In langen Strei&ügeni Wege auf nnd
ab» wimmelt es an heissen Tagen von den Arbeitern
dieser grossen Ameisen, deren Puppen (die sogenannten
Ameiseneier) als Vögelfbtter gesammelt werden.
Eine den Bothköpfen iüinliche, doch etwas kleinere
Art, nistet nicht in den Wäldern, sondern an sonnigen,
trockenen Feldabhängen, wie namentlich an den KOh-
weidehügeln; diess ist die FomUca cunicularia Lir. Sie
hat ihre Colonien unter dem Basen; Hügel baut sie sel-
ten, und auch dann nur niedrige aus Erde. Sie ist nicht -
so bissig, und lässt sogar andere Insekten, besonders
Histerinen, als GUlste firiedlich in ihre Bane kommen.'
In den Vormittagsstunden kriechen die Arbeiter schaa-
renweise an den Stengeln der Cirsien und Chenopodien
empor, um den Honigsaft der Blattläuse abzulecken nnd
auch wohl diese Thierchen selbst in ihre Minen herunter
zu holen.
Eine der allerhäufigsten Ameisen unserer Gegend|
die man überall antrifft, wo man nur geht und steht,
ist die gemeine graue mit bräunlichen Beinen , Formiea
fu9Ga LaiT. Sie ist nicht zu verwechseln mit einer glän«
zend kohlschwarzen mit gewaltigem Kopfe nnd furcht-
baren Mandibeln, welche ihre Colonien nur in alten,
hohlen Baumstrünken anlegt, sehr kühn und bissig ist,
und schon von weitem durch ihren scharfen Essiggeruch
sich verräih. Diess ist die Formiea fiUiginoaa Lair.
Auf abgeholzten Stellen unserer Schächen ist sie über-
all sehr gemein, und schwärmt im Juli und August.
Eine dritte schwarze, aber weit kleinere Art, viel-
Idicht die häufigste und wohl über ganz Europa verbi:et-
- 41 ^
M6, irt di6 FofifHIkJei ntyiHA Laitr. Di^M HiriM, «bM ifMt^
letifech 2ü Bein, aü allen ntt möglichen OertliöhkMten,
meistenB jedoch unter losen Steinen; diö ans den Vth
dem an die Wege anfgehäüft Wetden. Die geflügelten
Hlluichen «(^hwftilnen an heidsen Somtnerabönden ifl gan-
zen BCassen; manchmal wolkenKhnlich; hermn. Eine tiefte,
aber hoch kleinere und gläneend schwante Ameise,
jedoch Von sehr abweichendem Baue, ist die Pormioa
(Tapinoma) coUina Foeraler oder errtj^ca Laür. Dieselbe
kdmmt hier, obwohl nicht häufig, an den heissen Itän-
dem des Oberthals, QTrii^bergs nnd der nmliegenden
Hügel unter tlasen nnd Steinen vor, nnd ist eine der
luutaitokigstefi iin Beissen, die ich kenne* — Eine an-
dere) ebenfalls in die Gattong Tapinoma gehörige, sehr
rielfliohe) aber beltene Art, die $t«a<?rtjpfm<^dto 2/., fand
ich ein einziges Mal an der Gartenmauer des hiesigen
Waisemhanses«
Die sonnigeli ISügellehnen unserer Umgegend, iiHe
aveh die ftfüchten Stellen der Thalsohle beherbergen eine
Masse kleiner, gelber Ameisen. Sie besteht aus
den Arten Wimnioa flava X., wnktata Nyty wüoUm NyL,
^SMb Sehk, und brunnea Lw. Die vier ersten sind
unter eich schwer en unterscheiden und waren wahrw
idiitfiificb von Linnd alle als Farmica fla^a , welche die
kkinffe aber häufigste ist, einverstanden. Sie leben alle
ta sonnigen Stellen unter Brettern, Steinen, loser Binde
an Obstbäumen^ Man sieht sie selten ausserhalb ihrer
Golonien und ihre Schwärm- oder Paarungszeit fällt in
den späten Sommer. Flava ist eine der bissigsten, —
zumal in der Mittagshitze. Ihre Männchen sind auffal-
lend klein und zart gebaut, kaum IV2'" ^^^g; dunkel-
pechbraun, während die hellbraunen Weibchen wohl drei
Mal S6 gross, also ungefähr wie die der Form.ßMca sind.
Bern, liittheü, 429
- Ä --.
i
I
irt^ Sb Mltinitn ; idi find wm mn. Bargfaf mc .
eiimiftl; tiieMa Sett. mehinub mit c^jEm« &&L oflls j
loagetrennter Binde oae» Eizflehfawiu, und ne Khöi ^
nur arflidi nicht gfeiiflgwid ^on der letetapi nntaggctieJM
Zwei andere, diesen grihoi nahe yermBndte Aitnit :
aber mit donklem Kopfe y rothgelTMHn Thnng und aehwafr
braiinem Hinterleib (Arbeiter), nnd TiiiiMHiiBiTi fiait mm
durch die Stimrinne zn unieracheiden , sind fia JPWhim
timida FoersL nnd aliena FoerwL Beide in. rnineipar 6t-
gend gleich vorherrschend, wiewohl in Suren YeckaBBBMDi-
verhältninen gana von einander afawdekBBEL Timik
findet sich in Ghirten an£ Oeatrinehen nnd an SpaJitf-
bäomen; sie nistet sich oft masaeffhsft in £a TTlnwr
ein nnd schwärmt an Anfeag dea Sommcm, wihnal
aliena sidk anf trockenen Abhingen Erdhfigel baat wi>
erst im Hochsommer schwirmt.
Dieses sind nnsere sämmtliehen Arten der enta
Haoptabtheilimg, die aber anch den Ghaohtcr der Barg-
dorf sehen Ameisenfanna recht dentlieh amprigeiL
Wir kommen zn der zweiten Hanptabtheilvng, dm Afiyr-
micideny oder denjenigen Ameisen, welche seh nebet den
GHftdrttsen noch durch einen Stachel nnd ein ans awei
Knoten (statt der Schuppe) bestehendes Yerbindnag^
Segment kennbar machen. Ans dieser Abdieilnng tritt
nun vor allem, als sehr charakteristisch für un-
sere hügelige, sandfelsige Gegend anf: die Jfyr-
fnica rubida Latr, (morUana Imh.), Es zeigt sich dieselbe
zahlreich schon in den ersten Frühlingstagen an allen
Schutthalden unserer Sandsteinbrüche, anch an den Däm-
men der Emmo unter Steinen, wo sie in dem Geröllboden
tiefe Gänge minirt. Ende Aprils fand ich in den kleinen
Oolonien schon die schwarzen, geflügelten Männchen, im
Juni erst die prächtigen braunrothen Weibchen, nnd letis-
k
— 48 -
■
tere in ausnehmend grossen Exemplaren sogar noch auf
dem Kamme des Jnra bei 4000' Höhe, unter Shnfichen
Verhältnissen treten in unserer Gegend noch eine An-
lahl etwas kleinerer; sehr gemeiner rothgelber Arten
auf; wie Myrmica Ictevinodis NyL, ruginodis NyL nnd
8cabr%nodü NyL; alle drei etwas schwer zn unterschei-
den; aber äusserst zahlreich in Gärteu; an Maueru; un-
ter Holz und Steinen vorkommend ; lavinodia ist bei uns
die gemeinste und nistet besonders gerne am Fusse son-
niger Hauern. Sie schwärmen den ganzen Sommer. —
Mehr auf fetten Wiesen und an grasreichen Dämmen
findet sich das kleine; dunkelbraune Tetramorium cae-
tpüum Ltr., wo es in tiefen unterirdischen Gängen nistet
nnd auf der Oberfläche; zum Aerger unserer Mäder; kleine
Erdhaufen aufwirft. Das Thierchen sticht empfindlich.
Endlich finden wir noch auf den sandigen Fluhbändem
der Gysnaufelsen eine Reihe der kleinsten Myrmiken;
die zu den seltensten Arten gehören; und von denen es
mir nur iheilweise gelungen ist; alle drei Geschlechter
in ihren yerborgenen Bauen aufzufinden; es sind diess
ÜB Myrmica MinkitFoerat, LatrelleiOurtis^ (UrttiulaSchk.)
fmifaaeiata LtOr. und Nylcmderi Foerat Die allerkleinste
der mir um Burgdorf vorgekommenen Ameisen ist das
Diplorhcpirum fugax La^.j dessen Arbeiter kaum V^*
misst; und wovon ich nur eine Colonie in der Grien-
grube im Finkenwäldchen entdeckt habe.
Aus diesem Ueberblick ttber die hiesige Ameisen-
fiuma; dem Besultate eines einzigen SommerS; lässt sich
wohl auf einen noch verborgenen Beichthum nicht ge-
fundener Arten schliesseu; und möchte ich desshalb
die sftmmilichen HH. Entomologen ernstlich einladen;
bei Gel^enheit ihrer Wanderungen und zur Förderung
unserer Kenntnisse in der Landesfauna; auch diesen sonst
eo verpönten Thierchen üu-e-Aafmerksamkeit zu scheckeD.
Es sind zwar nicht Gescbopfe, die durch Schönheit oder
elegante Formen prangen; aber ihre Lebeasweiae , ihre
unermüdliche, gesellige Thätigkeit und ihre mannigfachen
Beziehnogen zn unserer Oekonomie laden uns za ihrer
Cewundemng ein. Sie sind auch von besonderem Inter-
esse der aelteocn Insekten wegen, die sich ausachliesBÜch
nur in den Bauen gewisser Ameiaenarten vorfinden
and aU Gäste, gleich ihrer eigeneu Brut, von ihnen ge-
nährt und gepflegt werden; wir erwähnen hier nur der
Lomeckuaa emargiuata und airumosa F. in den Bauen der
Formica rufa, des Clavig»r fave^laiui bei Formica ßava,
des Hetaeriu» quadratus bei Formica fusca . der Menge
seltener Staphylinen, Scydmänen and Fselapkiden hü For-
mica Juliginosa, und der noch kaum bekannten Cimiciden
Miorophysa myrmecobia und testacea in den Haufen der
Formica congeretia und rufa. Auch von Orthoptem soll
sich Myrmecophüa acervorum Ltr. nur in den Nestern
von Ameiaea finden.
Dass einige Arten von Ameisen una durch ihre Zu-
dringlichkeit aus Begierde nach Söseigkeiteu in unsem
Wohnungen, oder durch ihre Wühlerei in unsem Garteil-
anlagen lästig werden können, liegt ausser Zweifel; doek
nie in dem Grade, wie in de» Südländern, wo i<i z. B,
auf meinem Zimmer zu Ajaccio, zwei Stockwerke hoch,
meine eiDgcsammelten Insekten im Juni nicht mehr toi
dem millionenweise eindringenden Crematogaster scutd-
larü zu schützen vermochte. Bei uns treten die AmeiscB
wohl nie in so verheerendem Grade auf, und wird ihr
atlfalliger Schaden reichlich aufgewogen durch die Ubei^
wiegende Bedeutung, die sie in dem allgemcineu Haus-
halte der organischen Natur beanspruchen k(>nnen. Ohoe
Bio würde nur zu bald deren Gleichgewicht gestört sein;
- « -
) Pflanzenwelt würde vom HouigBaft der sich in's Un-
iubliche vermehrenden Blattläuse völlig überkleistert,
d der Vermehrang so vieler im Basen wtLhlender Laiv
n mwa durch sie ein wohlthätiger Einhslt g^than war-
ri- Ohne ihrc^ Fuppen (die sogenanntw .^eiseneior)
UMtfsm wir auch verzichten auf den Hochgenuas, den uns
I Uobl^chen Sänger des Waldea in unseren Wohnungen
reiten, imd 4ürfen endlich auch nicht vergessen des
80 hohem Kufe stehenden Ameiiengeioitai dem un»-
r Volkaglaube so heilsame Kräfte zuschreibt.
VerzeiQ(nt88
m Sommt 1858 it Bttrgdaife Ump^nd auf-
geftutdenen Aiteü der Ameisen.
Ar FormleM0w
' \
. Farmtca ligniperda Nyl.
. — hercvleana Nyh
13. Formica timida Foerst.
14. — flava L.
'. — Tufa Nyl.
. — congerena Nyl.
. — truncicola Nyl.
1fr. —
16. -
17. —
umbrata Nyl.
mixta Nyl.
affinia BöKk.
. — aanguinea Ltr.
• — cunictdcma Ltr.
18. -
19. —
inoisa Bchk.
Tapinoma errati-
. — ftcaca Ltr.
• — fuliginosa Ltr.
. — nigra Ltr.
. — brunnea Ltr.
20. -
cum Ltr. (ooUina
Foerst.)
quadripunctatum
L.
• — aiiena Foerst.
— 46 —
B. Mymiieid».
21. Myrtmca mbida Idr.
22. — laevmodis NyL
28. — ruginodü KyL
21« — seahrinodis Nyl.
25. — LatreiUei Gurtis
(hidens Foerst,).
26. — airatida 8chk.
27. Myrmica 'Minkii Foerst,
28. — eaespüum lAr.
29. — unifasdaJba Lir.
30. — Nylanderi Foerst.
31. — Dipldoroptrum fvr^
gax lAr.
NB. Dass die gesammte Schweiz wohl noch einmal so
viele Arten aufweisen moss, ist kaum zn bezweifeln.
Dr. Mayr in seinen Formicinae zfihlt 109 enro-
plUsche Arten auf, von denen, aach Schenk, tüber
65 nnr auf Deutschland kommen, auch mehrere
andere, Ton mir hier noch nicirt aufgefundene, ihm
von den DDr. Stierlin und Bremy zur Bestim-
mung übersandt wurden, wie Ponera oofUrackif
Polyergus rufomsei^ u. a. w.
_ 4T —
IFerzelchnlss der ffir die Blbllothefc der
Sehwelz» HTatiirf» GeseUtoehaft elnf^e-^
SaMgeuMi €>e»eheake«
JVom the Michigan State agricuUural SodHy:
rransacüoBS, Vol. VII. Lamsing 1857. 80.
From the Ohio Stats agricuUural Society:
II. Annaal Report for 1856. CoTambos 1857. 80.
Fram the U. S. Patent Office at Washington :
Report for the prear 1856 ; Agriealtur 1 vol. ; Arts and Ifanufae-
tiires 3 vol. Wasliington 1857. 8».
From the Secretary of War of the U, S. at Washington :
Reports of Explorations and Surveys to aseertaiHe the mofit prae-
tioable and eoonomioal route for a rail rood from the Missis-
sipi river to the paoific Ocean. Vol. II ~ VIII. Washin^tOB 1865-'
1857. 40.
From the Coast Survey Office U. S. of Washington:
R«pOfi of the Saperintendent of Coast Survey doria^the year 1856,
Washington 1856. 40.
From the Smühsonian Institution : *.
1) Aiinnal Report 1857. Washin^oa 1867.
2) Henry: Meteorology in its eonneetion with Agrieulture. Was-
hington 1858. 80.
Von der TU. Redaktion :
Giebel and Heintz: Zeitschrift fSr die gesammten Natttrwissen-
sehaften. Bd. 11. Berlin 1858. 80.
De la Societi vaudoise des sciences naiureUes:
Bulletin No. 43. Lausanne 1858. 80.
Von der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg im Breisgixu:
Berichte Nr. 30, 31. 80.
De la Societe d'histoire natureüe de G&nkve:
M^moires, tome XIV, 1,2.
Von der deutschen geologischen Gesellschaft:
Zeitschrift, Bd. X, 2. Berlin 1858. 80.
rm 4n naimr('/r$€kaiden GetdUekmn m .J«rn :
Wittirf«ac%i^«l^hl«aseB ia Awm« ia Jahr 1656.
ytm iUr AkoiUmU in Brüad :
t) iHllecin«, 2^ hint, xomt I, D, llf. BroxeOes 1857.
3) MiMtfire« coorpsnis, tome VII. BraxelK-s 1^66. 8.
9) Aniiuftire ISJM. Braielles 1858. lao.
Pw <l<fm niUurhuKyruchen Verein in Augtburg :
XI Bericht. Aügnhürg 1866. fi^.
'fi
€
L
JVr. 4SO— 4S4.
Bestlmiiiuiic der Elemente der
erdmagnetlsehen Kraft In Bem^ von
H. UrUd und «« Sldler.
Vorgetrag^en den i. November 1859.
Die magnetische Kraft der Erde ist, wie jede andere
Kraft ^ für irgend einen Ort als vollständig besimmt zu
betrachten , wenn ihre Bichtung und Grösse gegeben ist.
Die Richtung der erdmagnetischen Kraft pflegte man auf
zwei, für jeden Ort genau bestimmbare feste Ebenen,
nämlich den astronomischen Meridian und die HorizontaU
ebene, zu beziehen und heisst Declination den Win-
kel, welchen eine Vertikalebene durch die Richtung der
erdmagnetischen Kraft, der sogenannte magnetische Me-»
ridian, mit dem astronomischen Meridian einschliesst un4
Inciination den Neigungswinkel der Kraft gegen die
Horizontalebene.
Diese 3 Elemente der erdmagnetischen Kraft für
Bern, Declination, Inciination und Itensität, haben wir
auf der Sternwarte und im physikalischen Cabinet mit
Hülfe eines Lamont'schen magnetischen Theodolithen,
der der Sternwarte angehört , und mittelst eines Jnclina«
torlums aus dem physikalischen Cabinet bestimmt. D(^
jede messende Beobachtung nur dann einen bleibenden
Werth hat, wenn man sich zu jeder Zeit über die Genauig^
ieit der Untersuchungsmethode und über die Grösse der
Beobachtungsfehler ein Urtheil verschaffen hann, so hieU
ften wir es für nöthig, nicht bloss die Besultate unserer
Messungen hier mitzutheilen, sondern auch von den dabei
Bern. MittheU. 430 a. 431.
befolgen Methoden und der Leiitungtillhigkeit anserer
Apparate ao spredieB«
1. DedlnatioB.
Wenn man einen Magnetstab so aufhängt, dass er
nm eine vertikale Axe leicht drehbar ist, bo kommt er
BtetB, falls keine andere Kraft als der Erdmagnetismus
auf ihn einwirkt, in einer solchen Lage zur Ruhe, in
welcher seine sogenannte magnetische Axe dem magne-
tischen Meridian durch die Drehungsaxe parallel ist Wir
brauchen also bloss die Bichtung der magnetischen Axi
in einem solchen Stabe zu ermitteln, um dann sofort anch
den magnetischen Meridian d. L das eine Bestimmnngs-
element der Declination finden zu können. Die magne*
tische Axe eines Magnetstabes ist nun von vorneherein
nicht bekannt; vermöge ihrer obigen Eigenschaft können
wir sie aber leicht finden, wenn wir 2 Beobachtungen
über den Stand irgend einer markirten Linie am Magnet-
atabe anstellen , zwischen welchen derselbe um seine
Längsaxe um 180^ umgedreht worden ist. Das Mittel
aus den beiden Ablesungen (etwa an eiuer mit der Dre-
hungsaxe concentrischen Ereistheiluug) gibt uns die Bicb-
tnng der magnetischen Axe des Stabes und folglich auch
unmittelbar den magnetischen Meridian.
Bei dem von uns angewendeten magnetischen Theo« j
dolithen besteht der zur Declinationsmessung bestimmte i
magnetische Körper aus zwei parallelen, gleichgerichteten l
Magnetstäben von ungefähr 9™** Länge. Diese sind durch ^
einen Querstab fest verbunden, der an beiden Enden ,
hackenfbrmig gekrümmt ist, so dass damit die Magnet* .
etäbe in den beiden geforderten Lagen an den als Dre-
hungsaxe dienenden, ungefähr 1&^' langen Coconfaden
angehängt werden können. Das aus Messing und Glas-
— 51 —
iflliren zusammengesetete Gehäuse, welches zur Abhal-
tmg von Luftzug das Ganze umgibt und oben den Halter
des Coconfadens trägt; ist auf der Aldihade einer Ereis-
Hieilung festgeklemmt und kann durch die Fussschrauben
ies Apparats vertikal gestellt werden. Der Kreis ist di-
PBct in Ve^ getheilt und mittelst des Nonius kann man
mMch 10'^ ablesen. An der Aldihade ist ausserdem ex-
eentrisch ein Fernrohr angebracht; dessen Fadenkreuz
dorch einen kleinen Spiegel beleuchtet wird. Es ist das-
selbe auf einen am Verbindungsstab der beiden Magnete
befestigten und nahe senkrecht gegen deren Längsrichtung
geatellten Spiegel gerichtet. Bei der Beobachtung dreht
■nan die Aldihade mit Fernrohr ; u. s. f. so lange bis der
Faden in letzterm mit seinem vom Spiegel reflectirten
Silde coincidirt und liest den Nonius ab. Die Normale
des Spiegels repräsentirt hiebei die oben besprochene
Boarkirte Linie. Hierauf wird das System der Magnet-
atftbe mit ihrem Spiegel umgelegt, durch Drehung Faden
und Fadenbild wieder zur Coincidenz gebracht und der
Stand abgelesen. Um hiebei gleichzeitig einen ailfalligen,
dnrch die Prismaticität der die Gehäuseöffnung vor dem
Spiegel verschliessenden Glasplatte bedingten Fehler
«liminiren zu können, ist die Einrichtung getroffen, dass
man die den Aufhängefaden einschliessende Glasröhre
"Yom untern Theil des Gehäuses losschrauben und das
letstere sammt den Magneten umlegen kann *). Das
3fittel aus beiden Ablesungen vor und nach dem Umlegen
^ibt nns also dem Obigen gemäss den magnetischen Me-
ijdian für den betreffenden Ort **).
*3 Eine deUillirtere Beschreibung des magnetischen Theodolithen mit
Figuren findet man in Lamoni's Handbuch des Erdmagnetismus,
BcriiA 1H49.
**) B« bedarf wohl keiner besondern Erörterung, dass das Vorstehende
si ctünn. vcH wir fitar diese!
4. i Ar ■& I^rcäoaip&u» d» TWodolitken av
»»rk Of» juqmDniiaK^xm IkniäKx «xBiiseh heben. ]
wir im»firf ]^^KftntTIm^e3l in mmhaeiberer Nähe i
B»7mjfvnt xsifSiC-Ttiti « iir 1U&C9 vir £eseii Cmstand I
vmr;, un» äm^ irsr::»^ GiM^^k*^ iaii««M&edct der 0«uiui
Idi i^iwitfM Tx «rinrl^riL IVr Tlieodelhli war
»ksi&rli s^»^ axf I\tfsi3xiex»i Jineestelh « welche ü
» m3:trc4»Mfäwi>^x Mfff^Sui des VendsenkreiseB d
Saeiaw^r» l^eAa^ra , layi «£2* ^wche Axe auf fi
^j>de Weiß* 3c; «Seaarftt o« Heri&nfrmrohrs r
g*e:&afiexi C;r4&»i^»::s c^Vr^c^x Nac!b j<nn wir die Meridia
»pahe äe* 0^«rr^avMi^::E» om 5ys>äQet und ein ei
im3ir3^ Ol't^es;^ S«4%::^des ^^amm« cas xait dem Mittel&d(
de» Fenurcir* ^eaJtTi octü^icirte' ühc ic^>ich Tom Post
»ent ani der e«lla^^.i?^««Wi^&3<'r SeSti* des ObserTatorion
aiK durcli £^ ä:«<^äiseie Srvjuie H^iiirch ^^etsehen werde
k^nnie « Ters^hoWn wEr n^m des T^e«>do&then anf dei
letzien Po>$taine]i^ $>v> lan^ . bSs^ mui bl^Ms^ durch eii
Dnrhans: »eine:* Ferar^hrsi um e:ae bv^ns^^niale Axe bal
das irdische Objeci^ bali den MhieUaden ün Focus d<
Meridiantemrohr» mit dem Fadenkreuz xur Coincidei
bringen konnte. Der jetzt abgrelesene ^tand des Xonii
gab, eombinirt mit den nuzi tol^nden Beobachtungen i
den Magneten, den Winkel des tr^agnetischen Meridiu
mit einer Vertikalebene durch die optische Axe des M<
ridianfemrohrs. Aus einer Fehlerbestimmui^ des letxtei
Instruments, die wir zu andern Zwecken ktirz Torh
ausgeführt hatten^ folgte aber, dass bei der hier inA:
Wendung kommenden Lage desselben der Vertikalebe]
dJM BB^actiscfcrB Axea 4er Wi4ea Stm^ mrlit fsrdttcl
— »8 —
rch seine optische Axe ein dsiliches Asimuth yon 59¥
kam. Diesen Winkel hatte man , je nachdem das Nord-
de der Magnetstäbe nach Westen oder Osten von der
ÜBchen Axe des Meridianfernrohrs abwich ^ zu diesem
inkel hinzuzuzählen oder davon zu subtrahiren^ um die
ihre Decliiiation zu erhalten.
Dieses Eesultat ist nun aber bloss dann richtig, wenn
gende zwei Bedingungen; wie wir bisher stillschweigend
ransgesetzt haben; wirklich erfüllt sind. Erstlich müss
ierhalb der kleinen Elevation von circa 4^; welche man
m Theodolithenfernrohr zu geben hat; um das Faden-
enz des Meridianinstruments und das wenig darüber
scheinende ferne terrestrische Object (das Meridianr
ichen am Hause auf dem Gurten) sehen zu könneui
B optische Axe des erstem Fernrohrs eine Verticalr
>ene beschrieben. Dies wird der Fall seiu; wenn das
idenkreuz bei der Drehung des Fernrohrs von dem
aiden eines entfernten Bleiloths stets gleich weit entfernt
eibt« Durch eine derartige Beobachtung haben wir
\s überzeugt; dass diese erstere Bedingung sogar bis
i einer Elevation von 7^ bei unserm Apparate erfüll^;
i und zwar innerhalb der Genauigkeitsgrenze der
^inkelbestimmung an demselben, indem die kleinste
MD. Auge noch deutlich erkennbare Vergrösserung dey
Qtfernung der beiden Faden gerade einem Winkel
m 10'' entsprach. Zweitens soll die Torsion des Fadens,
i welchem der Doppelmagnet aufgehängt ist; entweder
uU oder doch so klein sein, dass die daraus hervor-
^hende Torsionskraft neben der Bichtungskraft; des Erd-
agnetismus verschwindet. Ist dies nicht der Fall, so
inss die erstere im Verhältniss zu letzterer bestimmt
l^d in Bechnung gebracht werden. Da wir bei d^r Auf»
ingong des Magneten jede Torsion des Fadens möglichst
— 64 —
Vmraiiecieii , derselbe aaeh tiberdiei 75*^ lang w»r, td
w»r voll yomeberein zu erwarten, daas die Torsionrimft
krinen erbeblichen Einfloss habten werde. Um ladeMen
unaerer Sache sicher zu sein , wnrde am Schluss jeder
Declinationsmessnng der obere Querschnitt desAnfhftnge»
fadens um 360^ einmal nach rechts, das andere Mal nack
links gedreht und die dadurch hervorgebrachte Aenderung^
im Stand der Spiegelnormale beobachtet Letztere über*
stieg nie 20 — W im Sinne der Drehung und erwies sich
bis auf 10'^ stets als gleich nach beiden Seiten hin. Hie*
raus folgte, dass innerhalb der Genauigkeitsgrenze unserer
Winkelbestimmung auch derEinfluss einer allfalligenToiv
sion des Fadens ganz zu vernachlässigen war.
Die folgenden Messungen wurden sämmtlich im Freien
gemacht und dabei das Instrumeut auf einen festen höl-
zernen Dreifuss gestellt, der sich auf der Nordseite der
Meridianspalte des Observatoriums in einer Entfernung
Ton 10"* von letzterm befand. Wenn die Sonne schien^
so wurden ihre Strahlen durch einen Schirm vom Instru-
mente abgehalten. Da es hier kein Interesse gewährt^
die einzelnen Daten der Beobachtungen anzugeben , so
theilen wir bloss ihre Endresultate mit. Die Decli*
nation ergab sich als eine westliche (d. h. das Nord-
endo der Magnetstäbe wich vom astronomischen Meridian
nach Westen ab ) und zwar betrug sie am :
18. October 5»>- Nachm. lÖ» 43' 42"
19. » » a*- „ 16 • 44' 19"
28. » „ 4'»- „ 16^' 42' 37"
30. , 3, lO»- Vorm. 16^ 43' 49" *)•
*} HUr sowohl als bei allen foli^enden Winke1bfstimnian|;eB wbHm
steU 4le Mittel nma den Able^uBfen an den beiden einaader dl»*
Metral fOfMOJbM-at^lieBdt« Noaiea ^Mintit, winrtk htkamMdk
— 55 —
Um faierant üt mittlere Declinatioii von Bern mk^
fcen SU können, müsBten noch besondere Beobachtongea
er die täglichen Variationen derselben Torliegen* Da
r indessen die Instrumente zur Anstellung der letatem
)bt besitzen, yor Allem aber ein eisenfreies Local ra
r dorchaus notfa wendigen festen Anstellung fehlt, so
»Ilen wir vor der Hand das Mittel ans den obigen Mes«
agenj nämlich:
160 43' 86"^7 westlich
I die mittlere Declination in Bern im Oct 1859
trachten. Das wahre Mittel wird hieven jedenfalls nur
lir wenig verschieden sein.
i. Inclinatioti.
Der Kreis des zu unsern Messungen benutzten In»
natoriums ist direct in Va^ getheilt, mittelst der an
n Elnden der Magnetnadel angebrachten Nonien liest
%n einzelne Minuten ab. Die Axe der letztem ruht
f Frictionsrollen und diese, sowie der getheilte Kreis
3rden von Messingsäulen getragen, die auf einer mit
ellschrauben versehenen Messingplatte stehen, lieber
M Ganze kann ein Glasgehäuse mit Holzfassungen ge*
3llt werden, bei dem indessen, wie wir leider erst
was spät entdeckten, die Glasscheiben mit Eisenstiften
festigt sind, so dass es bei den Beobachtungen nicht
r Abhaltung von Luftzug benutzt werden darf. Aus
esem Grunde konnten wir denn auch unsere Beobaeh*
ngen nicht im Freien anstellen. Um die Fehler zu
iminiren, welche von einer Abweichung der markirten
der aas einer Excentricität der Drehan|^axe entspringende PeUer
elinlnirt wird.
liiiie vüm der magnetisoheii Aza des Stabes, der Nnllfiiiie
ier Kreostheilimg Ton der fionEontalitit und des Schwer-
pankteft von der Drehnnguse Lenfübien, pflegt man ge-
wläinficli 4 Ablesungen zu machen^ indem man den Kreis
vm eine vertäjJe Axe nm 190^ mndreht und in jeder
Stellmig den Magnet nnüegt, hieranf magnetisirt maa
den Magnet nm nnd wiederholt dieselben Beobachtongm.
Sind die veradiiedenen Abweichungen klein, die magno»
tischen Momente des Stab» beide Male gleich gross nnd
befand sich die Kreisebene genau im magnetischen Me-
ridian, so kann man das Mittel ans allen 8 Beobachtungen
als den wahren Werth der Indination betrachten. Ist
das Instrument mit horizontaler Kreistheilang verseheOi
so lässt sich übrigens durch ^ne geeignete Beobachtungs-
methode auch noch der aus einer mangelhaften Einstellung
der Kreisebene in den magnetischen Meridian entsprin-
gende Fehler eliminiren. Da unser Instrument keine
vertikale Drehaxe besitat, so mnssten wir uns begnügen,
die Kreisebene der Bichtung einer Horisontal- Nadel
möglichst parallel zu stellen und die NuUlinie mit Hülfe
einer Libelle horizontal zu machen. Ebenso konnte auch
die Magnetnadel nicht umgelegt werden; die folgenden
Zahlen sind daher bloss die Mittel aus 2 Beobachtungen^
zwischen welchen der Magnetstab ummagnetisirt worden
war. Durch besondere Ablesungsversuche überzeugten
wir uns, dass sich beim Ummagnetiüren die Grosse des
magnetischen Moments nicht wesentlich geändert hatte»
Die Beobachtungen wurden im physikalischen Auditorium
der Hochschule angestellt und dabei alles Eisen möglidist
▼om Instrumente entfernt Die Indination in Bern ist
nördlich und betrug am:
/
— 57 —
27. October 63 0 48
28. » „ 63« 39'
29. « „ 630 43'
30. „ ^ 630 60'
Da der störende Eiufluss der unbekannten Lage der
agnetischen Axe nicht durch Umlegung des Magnetstabs
uninirt werden konnte, so darf das Mittel aus den vor-
rehenden Zahlen, nämlich:
630 45'
ir annäherungsweise als Werth der Inclination in
ern im October 1859 gelten.
3. Intensität.
Die beschleunigende erdmagnetische Kraft eines
rtes: K, die in der Richtung der Inclination wirkt,
!5nnen wir uns in eine horizontale Componente H und
i eine vertikale V zerlegt denken. Stellt i die Inclination
ir^ so haben wir:
H = K COS. 1 und V = K sin. i.
Ist also i bekannt, so brauchen wir bloss eine dieser
omponenten zu ermitteln, um daraus sofort die ganze
raft ableiten zu können. Man pflegt nun in der That
nr eine dieser Componenten, nämlich die horizontale
rect zu bestimmen, da dies mit grosser Schärfe ge-
(heben kann, während die ganze Kraft selbst oder die
3rtikale Componente nur sehr ungenau durch directe
ersuche gefunden werden könnten.
Es gibt verschiedene Methoden, diese horizontale
omponente H der erdmagnetischen Kraft zu bestimmen ;
ir haben die von Gauss in seiner Schrift: ^IrUensiUM
18 nuigneticct^ terrestris etc.* beschriebeiie angewandt*
— 58 -
Bietelbe ipaltet lidi in swei Aufgaben, nttmlicb den
Quotienten -||- und das Prodact HM su bestimmeni wo
M das magnetische Moment eines Magnetstabes darstellt
Bestimmung des Productes: HM« Dieses findet
man nach Gauss , wenn man den Magnetstab, dessen
magnetisches Moment M ist, an einem Coconfaden sc
aufhängt, dass seine magnetische Axe sich in einer
Horisontalebene frei drehen hann, und alsdann die Schein-
gungsdauer dieses Magnetstabs bestimmt Da das Dre-
hungsmoment der erdmagnetischen Kraft auf unsen
Magnetstab gleich: HM sin. v ist, wenn seine magne-
tische Axe einen Winkel v mit dem magnetischen Meri-
dian einschliesst, so ergibt sich für seine Schwingnngs-
dauer T durch Analogie mit der Pendelbewegung sofort
der Werth:
N
^ — ^ ^SW
wo N das Trägheitsmoment des Magnetstabs darstellt
Wird T bobachtet, so hat man also :
*^ HM=-^N.
Diese Formel gilt aber nur dann, wenn bei der
Beobachtung von T die Amplitude der Schwingungen
sehr klein war. Hat aber die Amplitude a einen grossem
Werth, so muss die dabei beobachtete Schwingungs-
dauer T| zuerst auf sehr kleine Amplituden reducirt
werden, ehe man ihren Werth in die obige Formel ein-
setzen darf. Es ist die entsprechende Schwingungsdaner
für kleine Amplituden:
T = 3 ?J .
1 + — sin.2 -i- + _ sin.4 -y- + ..... ,
— 59 —
Uebersteigt die Amplitude a nicht 20 o, so darf man
1
■ich mit einer Oenauigkeit von ^^^^^ an die einfachere
Formel :
T =
T,
>-(t)'
halten, wo h den der Amplitude a entsprechende Bor
gen bezeichnet
Ist die Torsionskraft des Aufhängefadens sehr gering,
der Hagnetstab etwas schwer (ein oder mehrere Kilo*
gramm) und befindet sich kein Metall in der Nähe des letz-
tem, 80 kann man bei der vorstehenden Correction stehen
bleiben. Sind aber diese Bedingungen, wie dies bei un-
serm Apparate der Fall war, nicht erfüllt, so haben wir
den Einfluss der Torsion, des Luftwiderstandes und der
Hemmung durch die im benachbarten Metall inducirten
electrischen Ströme zu berücksichtigen. Was zunächst
die Torsionskraft betriff);, so lässt sich dieselbe, da sie
dem Drehungswinkel proportional ist, für kleine Ablen-
kungswinkel aus dem magnetischen Meridian leicht als
Bruchtheil der Grösse HM darstellen. Drehen wir näm-
lich den obern Querschnitt des Aufhängefadens etwa
um 360^ und beobachten dann die dadurch hervorge-
brachte kleine Ablenkung a des Magneten aus dem
magnetischen Meridian, so hat man:
D = HM ""
360 — a '
wenn D die Torsionakrafl des Fadens ftbr einen Drehungs«
Winkel von 1^ darstellt. Da die Torsionskraft im Sinne
der erdmagnetisch^n Kraft drehend wirkt, so geht jetzt
die Oldichung 1) ttber in :
— 80 —
HJX f u — -^ i.^ t
oder also:
1)
HM— ""^ ^^
^ ^ 3600 _ a
Der Luftwiderstand und die inducirten Ströme wirken
proportional der Geschwindigkeit des Magnetstabs hem-
mend auf seine Bewegung ein und haben daher zur Folge,
dass seine Schwinguiigsdauer grösser wird und seine
Amplituden in geometrischer Progression abnehmea
Damit wir die vorstehende Formel benutzen können^
haben wir desshalb wieder die beobachtete Schwingongs»
dauer T| zuvor auf die Schwingungsdauer T, wie sie
ohne die erwähnten Hindernisse gefunden würde, zu
reduciren. Es ergibt sich nun leicht , dass das Verhält-
niss dieser beiden Schwingungsdauem sei:
wo it/ = log. nat. 10 = 2^30259 und X das sogen, loga-
rithmische Decrement, d. h. der briggische Logarithmus
des Constanten Coeffizienten c der geometrischen Pro-
gression, welche die aufeinander folgenden Amplituden
eingehen.
Da endlich die Schwingungsdauer stets aus der Beo-
bachtung der Zeitdauer einer grössern Zahl von Schwm-
gungen abgeleitet wird, so muss man bei der Beduction
auf unendlich kleine Amplituden darauf Rücksicht nehmeni
dass die letztern dem Vorigen gemäss continuirlich ab^
nehmen. Messen wir z. B. zie Zeit Z für n Schwingungen^
so erhält man durch Summation der aufeinander folgeBdea
!^
— 81 —
AmpKta4en, wenn b^ den der ersten derselben entspre-
chenden Bogen darstellt:
Z
T =
oder da Z = nT| zu setzen ist:
Fassen wir diese verschiedenen Correctionen zu-
flammen, so ist also die Grösse T in der Gleichung 1')
ans der beobachteten Schwingungsdauer T^ nach folgen-
der Formel zu berechnen:
T< 2)
T =
0 + T ay lE^ ) f^^
Das Trägheitsmoment N des Magnetstabes, dessen
Kenntniss erfordert wird, konnte nicht aus den Dimen-
sionen und aus dem Gewicht desselben berechnet werden,
da seine Gestalt zu dem Ende nicht hinlänglich regel-
mässig war; wir ermittelten daher dasselbe empirisch
auf folgende Weise. Der Stab wurde im Saal der Stern-
warte an einem S*" langen, feinen Messingdrahte auf-
gehängt und seine Schwingungsdauer beobachtet. Redu-
ciren wir die letztern nach Formel 2) auf unendlich kleine
Amplituden und auf eine Bewegung ohne Hindernisse
und heissen dann Ta diese reducirte Schwingungsdauerj
BO hat man die Gleichung:
T,2(HM-hD) =.^2N,
wo D die Torsionskraft des Drahtes darstellen soll. Auf
den Stab wurde hierauf ein genau gearbeiteter Messing-
- 62 —
ring 80 gelegt, dasi seine Aze mit der DrehnngMxe des
Stabes zusammenfiel. Das Trägheitsmoment N' desselben
konnte dann leicht aus seinem Gewicht und seinen Di-
mensionen berechnet werden. Die Beobachtung der
neuen Schwingungsdaucr, deren reducirter Werth Tb sein
mag, gibt, da nach Coulomb die Torsionskraft bei Drähten
unabhängig ist von der Belastung:
Tb^ (HM + D) = ;iUN + N').
Aus dieser und der vorigen Gleichung ergibt sich
aber :
Bestimmung des Quotienten: -^=-. Dieser Qao-
tient wird nach Gauss dadurch bestimmt, das man den
Magnetstab, dessen magnetisches Moment M ist, seit-
wärts von einem andern um eine vertikale Axe drehbaren
Magneten aufstellt und die dadurch hervorgebrachte con-
stante Ablenkung des letztern aus dem magnetischen
Meridian beobachtet. Der Einfachheit halber pflegt man
die gegenseitige Stellung der beiden Magnete stets so
zu wählen , dass ihre magnetischen Axen in derselben
Horizontalebene liegen. Unter dieser Bedingung wird
die Gleichgewichtslage des beweglichen Magnetstabs
unter dem Einfluss des festen Magneten einerseits und
des Erdmagnetismus anderseits allgemein durch folgende
Gleichung definirt:
M
^-H8in.(i/;-/3)=: ^^ [sin.i/;(3cos.^a-l)-cos.V>&in.€ccos.a] +
^ ^ R.
■^ E* "^ E5 ■*" E« "^ '
wo a, ß und xff die Winkel darstellen, welche die mi^e-
— 68 —
tische Axe unsers festen Magnetstabes der Beihe nach
bildet mit der Verbindungslinie E der Mittelpunkte beider
Jfagnetstäbe, mit der Sichtung des magnetischen Meri-
dians und mit der magnetischen Axe des beweglichen
Magneten. B, C, D etc. stellen gewisse Functionen
▼on a und i/> dar und hangen im Uebrigen wesentlich
▼on der Vertheilung des freien Magnetismus in den
beiden Magneten ab, die uns unbekannt ist. Endlich
setzt die obige Gleichung voraus, dass man mit Gauss
als Einheit der magnetischen Flüssigkeitsmenge
diejenige angenommen habe , welche an zwei ponderable
Massen gebunden sein muss , damit dieselben in der
Einheit der Entfernung mit der Einheit der bewegenden
Kraft aufeinander einwirken.
Aus dieser allgemeinen Gleichung wollen wir jetzt
die Bedingung des Gleichgewichts für die spezielle An-
ordnung ableiten, welche die Einrichtung des magneti-
schen Theodolithen erfordert. Bei unseru Versuchen
fiel die Verbindungslinie der Mittelpunkte der beiden
Magnete stets mit der magnetischen Axe des festen
Magnets zusammen; es ist also a z=: 0 zu setzen. Führen
wir ferner statt yjj den Winkel (p ein, welchen die magne-
tische Axe des beweglichen Magneten mit dem magne-
tischen Meridian macht, indem wir xp = ß — ^ setzen,
so geht die obige Bedingungsgleichung über in:
„ . _ 2Msin. (/3-f/)) ^ B' C'
H am. ^ = gi -^ + _ + _ +
Wir denken uns nun den festen Magneten so ge-
stellt, dass seine magnetische Axe auf dem magnetischen
Meridian senkrecht steht; hierauf soll derselbe um eine
Vertikale durch den Mittelpunkt des beweglichen Mag-
neten als Drehungsaxe so lange gedreht werden, bis er
— 64 -*
auf der magnetischen Axe des letztem, der dorck Qm
aus dem magnetischen Meridian abgelenkt wird, senk-
recht steht. Heisseu wir u den Winkel, um den m
hiebei den festen Magneten gedreht haben, so schliesst
derselbe jetzt den "Winkel 90" + Q mit dem magnetischen
Meridian ein und der Ablenkungswinkel des beweglichen
Magneten wird demnach u sein. Snbstitniren wir diese
W^erthe von ß und q) in die obige Gleichung, so kommt
schliesslich :
H sm. u=jp^ + jr3 + g5 +
wo nunmehr B''; C'' etc. Constanten darstellen, d.h. nicht
mehr von u, sondern bloss noch von der unbekannten
Vertheilung des freien Magnetismus in den beiden Mag-
neten und von ihren Dimensionen abhangen und zwar
sind B", C" etc. Grössen von der 2., 3. u. s. w. Ordnung
betreffend die halbe Länge der Magnete, während das
magnetische Moment M bekanntlich eine Grösse erster
Ordnung repräsentirt. Die obige Gleichung können wir
auch auf folgende Form bringen :
a . b . c
sm. u = ^3 + ^, + ^3 +
wo dann:
a =
2M
und b, c etc. unbekannte Constanten. Unsere Aufgabe
ist als gelöst zu betrachten, wenn es uns gelungen sein
wird; den Werth des Coefficienten a der obigen Beihe
zu bestimmen. Zu dem Ende hin werde zuerst ftir eino
bestimmte Entfernung E des festen Magneten der Dre*
hungswinkel u beobachtet , sodann der letztere ohn6
Aenderung der Entfernung auf die entgegengesetzte Seite
— 65 -
dc3 beweglichen Magneten gebracht — gleichsam um 180®
um die Drehungsaxe des letztern gedreht — und der neue
Drehungswin];el ii^ abgelesen. Da man den festen Mag-
neten jetzt oflFenbar nach der entgegengesetzten Seite wird
zu drehen haben und E negativ geworden ist, so wird
fiir die jetzige Anordnung die Gleichung :
a . b
c
— sm. u, — — jg-3 + gl - j^5 +
• • •
gelten. Aus' dieser und der vorigen Gleichung gewinnt
man aber durch Subtraction folgende eiufaciiere:
sin. u + sin. Uj ^j_^_l^j_
2 — E^ "*■ iP "^ E7 +
••••••
Sind die Winkel u und Uj, wie es in Wirklichkeit
stets der Fall ist, wenig von einander verschieden, so
kann man, da :
sin. u -H sin. u i . u + u i u — u •
^ i = sin. — ^ — - COS. — K — *-
. u 4- Ui A 1 /u— Ui\2 N
ist, mit grosser Annäherung auch setzen:
a c e 4)
• • • •
■wo:
_ u + Ut
"^ 2~ '
Denken wir uns nun für eine Reihe verschiedener
£ntfernungen E, E|, E2 etc. der beiden Magnete aus
den Beobachtungen die Winkel v, Vj , V2 etc. gemäss
Jer vorstehenden Auseinandersetzung abgeleitet, so wer-
den 'wir eine Reihe von Gleichungen analog der obigen
erhalten und daraus dann eine entsprechende Zahl der
Constanten a, b, c etc. bestimmen können. Da indessen
Bern. INinhcil. 433 u. 433.
- 66 -
die fortwährenden kleinen Veränderungen der erd^lagn^
tischen Kraft und des magnetischen Zustandes des Stabes
im Allgemeinen einen um so grossem fehlerhaften Ein-
fluss gewinnen, je länger die Beobachtungen dauern; so
zieht man es vor, bloss für zwei verschiedene Entfer-
nungen E und El die Winkel v und v^ zu bestimmen
und diese Entfernungen dann so gross zu wählen, dasa
das 3. Glied in der Keihe rechts vom Gleichheitszeichen
der Gleichung 4) neben dem ersten als sehr klein zu ver-
nachläBsigen ist. Dies wird aber der Fall sein, wenn:
1 du r -w j , wo 1 die halbe Länge der Magnete darstelli^ 1
innerhalb der gewünschten Genauigkeitsgrenze der Ver-
suche nicht von 1 verschieden ist. Aus den beiden diesen
Messungen entsprechenden Gleichungen findet man dann:
5) E|5 sin. V| — E^ sin. v
Das Verliältniss der beiden Entfernungen E und Bi
ist an und flir sich beliebig; es wird indessen einen be-
stimmten Werth desselben geben, für welchen der Fehler
bei der Bestimmung von a ein Minimum wird. Die Wah^
scheinlichkeitsrechnung lehrt, diesen bestimmten Werth j
zu finden; sie zeigt nämlich, dass annäherungsweise:
El «
^ = |/ 1,7395
sein muss, damit der wahrscheinliche Fehler des Ee-
sultates a am kleinsten werde.
Mit der Bestimmung von a ist aber, wie schon obeftj
bemerkt worden ist, der zweite Theil unserer AufgiJ»!
gelöst, da man ja hat :
6) H _ ^
W— a •
— 67 ~
Durch Multiplication dieser Gleichung mit 1) findet
m schliesslich:
Der Zahlenwerth von H wird nun offenbar verschie-
n ausfallen je nach den Einheiten, welche man für die
den Grössen unter dem AVurzelzeichen vorkommenden
Ingen, Zeiten und Massen wählt. Wir haben uns im
»Igenden an die allgemein üblichen Gauss - Weber'schen
nheiten für diese Grössen gehalten, d. h. also als Ein-
;it der Länge l"""-, als Einheit der Zeit 1^ mittlerer
rit und als Einheit der Masse die Masse von l'"«'* an-
kommen.
Da das Trägheitsmoment N eine unveränderliche
rosse ist, so lange wenigstens der Magnetstab nicht
iwaltsamen äussern Einwirkungen ausgesetzt wird, so
Eiben wir dasselbe- zunächst ein für alle Male nach der
, 61 erörterten Methode bestimmt.
Das Trägheitsmoment N^ eines homogenen Ringes,
essen äusserer und innerer Durchmesser durch D und d
argestellt wird und dessen Masse gleich m ist, berechnet
ch nach der Formel :
Die Masse unsers Messingrings wurde mittelst einer
iTaage bestimmt, welche bei SO»**- Belastung für 0,1"'6''-
ebergewicht noch einen deutlichen Ausschlag gab. Als
ittel aus zwei Wägungen auf beiden Schalen fanden wir:
m = 76282,5°'8'-- .
Die beiden Durchmesser D und d maassen wir
ittelst eines Calibermaassstabs , dessen Nonius O,!"'""*
- 68 —
angab •) und dessen Theilung wird durch Vergleichung
mit dem Normal - iletermaassstab der hiesigen Sternwarte
als richtig erfunden hatten. Das ßcsultat der Messung war:
D = 49,4""° , d = Sl^G""-
Diese Zalilenwerthe in die obige Formel eingeführt,
ergeben :
N' = 32791400.
Ueber die Schwingungsdauern Tb und T« mit und
ohne King wurden an zwei verschiedenen Tagen zwei
von einander ganz unabhängige Beobachtungen ange-
stellt, ilan maass zu dem Ende wiederholt die Zeitdauer
von ungefähr G, resp. 24 Schwingungen an einer hin-
länglich genau nach mittlerer Zeit gehenden Pendeluhr
im Saal der Sternwarte. Es ergab sich so als Mittel
aus der i^eobachtung von durchschnittlich je 180 Schwin-
gungsdauern nach der lleduction auf unendlich kleine
Amplituden und eine Bewegung ohne Hindernisse bei
der ersten Messung :
Ta = a,2361 , Tb = 12,188 ,
bei der zweiten Messung:
T„ = 3,2685 , Tb = 12,303.
Diese Wcrthe und den obigen von N ' in Gleichung 3)
substituirt gaben für N die Werthe:
2487200 und 2489900.
Das Mittel aus beiden:
N = 2488550,
1
weicht also bloss um ^j?^ des ganzen Werths von den
einzelnen Ergebnissen ab.
*') Ein genaueres Instrument für Längenmessungen stand oas leider
nicht au Gebote.
— so-
was den von der Torsion herrührenden Factor
1 + o/y^ iJi ^er Formel 7) anlangt, so wurde das a
auf die S. 59 angegebene Weise wiederholt bestimmt und
im Maximum = Yiq® gefunden. Der obige Factor nimmt
1
^so im Maximum den Werth 1 + oEäq ^^y ^'^^ haben
ihn daher in der Rechnung als nicht von 1 verschieden
vernachlässigt.
Zu den Ablenkungsbeobachtungen behufs Bestimmung
der Constante a wurde auf die Aldihade des Theodolithen
eine im Centimetcr eingetheilte Querschiene und auf
diese ein aus Messing und Glas bestehendes Gehäuse
aufgesetzt; in welchem ein bloss 12""" langes Magnet-
stäbchen mit kleinem Spiegel an einem Coconfaden auf-
gehängt war. Durch Drehung der Aldihade brachte man
hierauf das Fadenkreuz im excentrischen Fernrohr mit
seinem vom Magnetspiegel reflectirten Bilde zur Coinci-
denz, stellte dann die Schiene senkrecht zur Längsrichtung
des kleinen Magnets und klemmte sie in dieser Lage fest.
Nunmehr wurde der Ablenkungsstab von 6'='" Länge auf
einem auf der Schiene verschiebbaren Schlitten in der
Höhe des kleinen beweglichen Magneten befestigt, die
Aldihade mit Schiene, Gehäuse u. s. w. gedreht, bis
Faden und Fadenbild wieder zusammenfielen, der Nonius
abgelesen und darauf dasselbe bei umgekehrter Lage des
Magnetstabs wiederholt. Die halbe Differenz der beiden
Ablesungen am Nonius gibt dann offenbar die Ablenkung
u des beweglichen Magneten aus dem magnetischen Me-
ridian. Man brachte darauf den Ablenkungsmagnet in
dieselbe Entfernung auf die entgegengesetzte Seite des
beweglichen und ermittelte in gleicher Weise den Ab-
hidniDgswinkel u^. Endlich stellte tnan ganz dieselbmi
— 70 —
m
Hessangen auch an flir die nach der Formel S. 66 b»>
rechnete grössere Entfernung der Magnete.
Da bei diesen Beobachtungen das Magnetgehftiue
mit der Schiene gedreht wurde und man Sorge getrage»
hatte ; den Magneten möglichst ohne Torsion aufisuhängeiv
so ergibt sich unmittelbar, dass die letztere keinen län»
fluss auf diese Ablenkungsbeobachtungen haben konnte.
Die Bcurthcilung des Einflusses einiger anderer Fehler-
quellen wird sich am besten an die Mittheilung einer
Yollständigen Beobachtungsreihe anschliessen. Am25.0cti.
wurde beobachtet für :
E = 200"--
Magnet Ost u = 8« 52' 5" — "^-^ = 8« 50' 45**
„ West uj = 80 49' 25" ^ "^ "^ = QO 1' 20«
El = 260
mm.
Magnet Ost u = 3» 58' 20" ^ "t ^^ = 3» 57' 46",2
^ West ui = 3'^ 57' 12",5 ^^ =0« 0'33",7
Es fragt sich nun nach dem, was S. 66 bemerkt
worden ist, zunächst, inwiefern 1 dt ( -^- J für die klei-
nere der vorstehenden Entfernungen, von 1 abweiche»
Die halbe Länge des Ablenkungsstabes ist 30°""-, also:
£■"200^"^^ folglich :
1 ±
C^y = 1 ± 0,000507.
Der Fehler beträgt also noch nicht ein Tausendstel
Wir haben femer zu untersuchen, wie sich der
\Fehler, den wir telm Ablesen des Nonius begehen, zuia
— 71 -
gftnzen Ablenkungswinkel verhalte. Der kleinste Ab-
ienknngswinkel ist dem Obigen zufolge in runder Zahl:
4^ = 14400'' und der Beobachtungsfehler beim Ablesen
des Nonius beträgt 10''; es ist also dieser Fehler auch
wieder kleiner als der tausendste Theil der beobachteten
Grösse.
Die obigen Zahlenwerthe geben uns endlich auch
noch die Mittel an die Hand; zu entscheiden, inwiefern
• X XX 8^^- ^ + sin. Ui . ,.. ^ . u + Ui ,
wir statt s ' setzen dürfen sm. — ^ — - oder,
wie S. 65 gezeigt worden ist, inwiefern -^ ( — s — - j
neben 1 zu vernachlässigen ist. Für E = 200 ist ^^^^ =
00 1' 20" und somit wenn wir statt des Winkels den
zugehörigen Bogen einführen:
i(^y=«'
0000000753.
Was die Bestimmung der Entfernungen E und E^
betrifft, so war, wie schon oben bemerkt, die Schiene
selbst in Centimeter getheilt. Der Sicherheit halber
wurden dieselben auch noch direct mittelst des Caliber-
maassstabs gemessen. Der Fehler in der Bestimmung
von E konnte daher höchstens V20"""' betragen , was für
1
die kleine Entfernung von 200'""' bloss jkf^ des ganzen
Werths ausmacht.
Nach diesen Erörterungen dürfen wir daher behaup-
ten^ dass unsere Beobachtungen den Werth der Con-
stanten a bis auf den tausendsten Theil richtig ergeben
haben.
^ 72 —
Nicht dieselbe Ocnauigkeit dürfte unserer Bestim-
mung der Schwingungsdauer T des Ablenknngsmagneten
zukommen. Da nämlich die Beobachtungen im Freien
angestellt wurden^ und uns kein transportables Chrono-
meter zu Gebote stand; so musston diese Messungen
mittelst eines gewöhnlichen Secundenzählers von Henry
in Paris gemacht werden. Das Instrument wurde nun
zwar jedesmal zur Zeit der Messung mit der nach mitt-
lerer Zeit gehenden Uhr in der Sternwarte verglichen
und seine Sccundenschläge hiernach corrigirt; wir haben
uns indessen davon überzeugt, dass sein Gang ziemlich
ungleichförmig ist und diese Corrcction daher theilweise
wenigstens illusorisch wird. Im Uebrigeu geschah die
Bestimmung der Schwingungsdauer ganz analog wie
oben bei Ermittlung des Trägheitsmoments ^ nur war
der Magnctstab hier an einem kürzern Coconfaden auf-
gehängt und durch ein Ilolzkästchcn mit Glasdeckel vor
dem Luftzug geschützt. Im Ganzen wurden jedesmal
ungefähr 100 Schwingungen beobachtet, so dass wir,
die Summe des Beobachtungsfehlers und des fehlerhaften
Ganges der Uhr gleich !'• angenommen, die in runder
1
Zahl 3 • betragende Schwingungsdauer bloss bis auf öää
ihres Werths genau erhalten hätten. Dieser bedeutende
Fehler in der Bestimmung von T gewinnt nun zudem
einen verhältnissmässig grossen Einfluss auf unser Re-
sultat als T mit der ersten Potenz, a und M aber bloss
mit der einhalbten in dasselbe eingehen.
Dieser letztere Umstand hat uns namentlich bewogen,
einige andere Correctionen, wie die durch Schwankungen
des magnetischen Moments mit der Temperatur und durch
die Induction bedingten, welche stets sehr klein sind, hier
ganz zu vernachlässigen.
— 73 -
In der folgenden Tafel haben wir die Daten unserer
Intensitäts-Beobaclitungen zusammengestellt^ nämlich die
Zeit der Beobachtung^ die beiden Entfernungen des festen
Hagnets vom drehbaren und die entsprechenden Ablen-
kungen des letztern ; sodann die auf kleine Amplituden
und freie Bewegung reducirte Scliwingungsdaucr des Äb-
lenkungstabes. Die letzte Columue gibt die Resultate
der Rechnung.
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— 74 —
Die Beobachtungen im Freien wurden , mit alleiniger
Ausnahme derjenigen am 19. October, auf einem Bteine^
nen Pfeiler südlich von der Meridianspalte der Sternwarte
angestellt Die am 19. October erfolgte nördlich vom Ob-
servatorium auf dem hölzernen Tische, der zu den DecK-
nationsmesBungen gedient hatte. Am 23. Sept. wehte anr
Zeit der Beobachtung ein sehr heftiger Wind, so dass er
zuweilen durch die Fugen des Magnetgehäuses einzudringen
vermochte und so die Ablenkungsbeobachtungen etwas
störte.
Das Mittel aus deu Messungen im Freien gibt also
als mittlem Werth der horizontalen Componente
der erdmagnetischen Kraft in Bern im Oct. 1859:
11 =z 1,9856,
mit einem wahrscheinlichen Fehler von dt 0,0130. Dieser
Felller ist bedeutender als derjenige, der aus den wahr-
scheinlichen Fehlern der einzelnen Beobachtungsdaten
sicli ergibt; wir vermuthen, dass dieser Mangel an Ueber-
einstimnumg den folgenden Ursachen zuzuschreiben sei
Die beiden von obigem Mittel am meisten abweichenden
Resiiltiite sind die vom 23. Sept. und vom 19. Oct. Am
erstem Tage mag, wie sclion erwähnt, der heftige Wind
einen störenden Einflu.ss ausgeübt haben , am letztem
Tage aber die Veränderung des Beobachtungsortes.
Während nämlich der steinerne Pfeiler bloss um 3 — ■t"*
nach Süden vom Observatorium entfernt war, stand der
hölzerne Tisch , auf welchem am 19. Oct. beobachtet
wurde, nach Norden in einer Entfernung von 10"- von
demselben, der störende Einäuss des Eisens der Stern
warte musste daher am letztern Orte geringer sein. Wie
gross aber dieser letztere Einfluss in der Nähe wird,
zeigt die Beobachtung vom 26. Sept., welche im Saal
— 75 —
der Sternwarte auf dem steinernen Tische am nordwest-
lichen Fenster angestellt wurde.
Man könnte endlich auch noch an die Variationen
der Horizontal-Intensität selbst zur Erklärung der obigen
Abweichung denken. Nach den zahlreichen Beobachtun-
gen an Bifilarmagnetometem auf verschiedenen magne-
tischen Observatorien beträgt indessen der Werth der
letztern nur in seltenen Fällen^ wahrscheinlich nur bei
1
Störungen ; ^^ der ganzen Intensität.
Oestützt auf die S. 57 aufgestellte Relation lässt sich
nun aus dem vorstehenden Werthe vonH und demWerthe
der Inclination S. 57 die erdmagnetische Kraft K in Bern
fttr den October 1859 berechnen. Man findet:
K = 4,489,
d. h. die ganze erdmagnetische Kraft würde einem pon-
derabeln Körper von l'"»'" Masse, an dem die Einheit der
magnetischen Flüssigkeitsmenge haftet, in einer Secunde
die Endgeschwindigkeit 4,489 in der durch Declination und
Inclination bestimmten Richtung ertheilen. Die Einheit
der magnetischen Flüssigkeitsmenge aber ist diejenige,
welche zwei ponderable Massen besitzen müssen, damit,
wenn die eine fest ist und die andere bewegliche die
Masse von l"'««"- hat, der letztern durch die gegenseitige
Einwirkung bei l""'- Abstand in einer Secunde die End-
geschwindigkeit 1 ertheilt werde.
Wir haben endlich noch einen Vergleich angestellt
der Horizontal -Intensität im physikalischen Auditorium
der Hochschule, wo die Inclinationsmessungen gemacht
worden waren, mit derjenigen auf der Sternwarte, indem
wir nämlich möglichst schnell nacheinander die Schwin-
gungsdauern eines und desselben Magnetstabs an beiden
~ 7ii —
Orten bestiminteu. Da usch Gleichung 1) S. 58| £e In-
tensität dem Quadrat der Schwingungsdauer umgekehrt
proportional i.«t, so hat man die Relation:
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wo dl«- rnr»s5cn «ilme ^tricli auf den einen Ort, die mit
Stricli iiut* dfii au Jörn sich bf ziclien. VTir fanden so für
das physikaliaclie Auditorium Jon Werth:
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Da dir erJuiagnetische Kraft eines Oxics beständigen
AendcriiugL 11 , sowulil ihrer Hichtung als Grösse nach
unterworfen ist, so haben Messungen über dieselbe nur
dann einen LiiiLcndcii AVcrth, wenn sie längere Zeit
hindurcli furtj^csetzt werden. Wir werden dies thunnnd
dabei bemüht aein, nicht nur die Beobachtungsinstrumente .
sondern auch die Beobachtungsmethoden zu vervollkomm- '
nen und so eine grössere Genauigkeit der Resultate za
erzielen.
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Nr« 48A und 48«.
B. Studer«
Zar Henntnlss der Kalkgebirge von
liauterbrunnen und Grindelwald«
Vor^etraf^en den 3. Dezember 1859.
Unter den verschiedenen Gruppen unserer Ealk-
alpen erscheint die vom Kanderthal und Aarthal be-
grenzte ^ worin Lauterbrunnen und Grindelwald liegen,
als eine der verwickeltsten, vielleicht nur desshalb, weil
man sich mit ihr^ mehr als mit anderen^ beschäftigt hat.
Aus ihrer Gruudlage, wo sie mit dem Gneis der Jung-
firau und des Urbachthales zusammenstösst, kennen wir
Ammoniten und andere Petrefacten, die dem mittleren
Jüra^ oder tieferen Oxford, angehören. Entfernt man
Bich von dieser unteren Grenze, so zeigen sich Ammo-
nitien gleichen AHers in den Schiefern von Unterheid,
nahe am untern Reichenbach. Auf Oltschenalp, wohl
lOOO^' über dieser Stelle, durch die Felsstufen von ihr
geschieden, über welche sich die Wasserfillle des Hasli*
Thals ergiessen, treffen wir wieder auf dieselben Ueber-
teste. Sie finden sich auf der Nordseite des Alpthales,
in dem schwarzen Schiefer der südlich fallenden Kette
der Axalp- und Burghörner. Die rechte Thalseite, in
steilen Felswänden, ist die Fortsetzung des FaulhorneSi
Tind wird, wie dieses, der unteren Kreide, dem Neoco-
mien angehören. Die Schichten fallen ebenfalls südlichi
und die Oxford -Ammoniten von Oltschen scheinen fast
unmittelbar unter diesem Neocomlen zu liegen, die ganze
Bern. Mittheil. 435 u. 436.
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— 90 -
Kalk- und Schiefermasse zwischen ihm und dem Gneis
daher als Mitteljura bezeichnet werden zu müssen«
Die südlich fallenden Kalksteine der Axalpkette und
ihre westliche Fortsetzung längs dem Ufer des Brienzer-
sees scheint mit den nördlich fallenden am Gneisge-
birge eine grosse Mulde zu bilden , worin, zunächst am
Nordrand; der Neocomien des Fauihoms zu liegen käme;
und die westliche Fortsetzung hätte man in den Gebir-
gen der Schwalmeren und des mittleren Kienthaies zu
suchen. Die über der Mitte der Mulde sich erhebenden
Massen des SimelihornS; Tschuggen^ Schilthorns, Aermig-
horns dürften der höheren Kreide und der Nummuliten-
bildung entsprechen. Bestrebt man sich indess, diese
Folgerungen näher zu prüfen und durch die Paläontologie
zu unterstützen; so gelangt man zu sehr abweichenden
Resultaten, die noch mehrjährige Untersuchungen fordern,
um uns ganz klar zu werden.
Mit zwei jungen Freunden, den HH. E. v. Fellen-
berg und C. V. Tscharner, deren scharfem Auge mcht
leicht ein Petrefact entgeht, bestieg ich im vorigen Au-
gust das seiner Aussicht wegen berühmte Schwarzhorn,
dessen gegen N. schroff abgestürzter, gegen S. von
steilen Trümmerhalden umgebener Gipfel sich beinah
800 Fuss über das westlicher liegende Faulhorn erhebt
Die Steinart ist ein verwachsener schwarzer Schiefer,
worin viele weisse GJimmerschüppchen schimmern und
ein thoniger schwarzer Kalkstein, der in Säuren stark
braust, aber einen beträchtlichen Bückstandlässt , beide
bräunlich verwitternd. Sie scheint nicht verschieden von
der Steinart des Fauihoms, obgleich die Fortsetzung des-
selben nördlich vom Hagelsee durchstreicht, während das
Schwarzhorn in der Verlängerung des Simelihorns liegt
Nach längerem Suchen fand sich in den Trümmerhalden
— 91 —
das Bruchstück eines enge, wie es scheint , ungetheilt-
gerippten Ammoniten und ein noch schlechter erhaltenies
-eines Belemniten; beide nicht näher bestimmbar^ aber
möglicherweise denselben Neocomienspecies angehörend,
^e am Faulhom vorkommen.
Steigt man vom Schwarzhorn abwärts nach Grin-
delalp, so sieht man sich bald mitten zwischen Gestei-
nen, die im Lande als j^Eisenstein^ bekannt sind; und
häufig unter den Fündlingen der Umgebung von Bern
vorkommen. Es sind stark verwachsene Gemenge von
"schwarzem Schiefer, nicht verschieden von dem des
Schwarzhorns , und bräunlichem körnigem Quarz; bald
ist der eine, bald der andere Bestandtheil vorherrschend;
suweilen geht der Thonschiefer über in Glimmerschiefer,
oder der Quarz bildet krystallinische Drusen. Die Bil-
dung erinnert, ihrem ganzen Habitus nach, eher an
ein Quarzit- oder Gneisgestein, als an eine ursprüng-
liche neptunische Sedimentformation; auch war keine
Spur von organischen Ueberresten zu entdecken. Wie
am Schwarzhorn ist das Fallen stets nach Süden, und
es kann nicht bezweifelt werden, dass dieser Eisenstein
dem Neocomien wirklich aufgelagert sei.
Nach der Scheidegg zu wird der Eisenstein wieder
bedeckt von schwarzem Schiefer, zu beiden Seiten des
Grates in hohen Halden aufgerissen und mit zunehmen-
dem Südfallen anhaltend bis an die Kalkwand des Wet-
terhoms. Zunächst an diesem folgt auf den Schiefer
eine grünliche, grauwackeähnliche Breccie, mehrere Me-
ter mächtig, dann Kalkstein, von ungefähr gleicher Mäch-
tigkeit, auf diesem, etwas mächtiger, weisser Quarzsand-
stein, hinter welchem die beinah lothrechten, doch immer
noch nach Süden fallenden Kalksteinlager des Wetter-
horns aufsteigen und keine weitere Untersuchung ge-
— M —
statten. Der jurassische Hochgebirgskalk scheist sIs»
hier dem Neocomien des Schwarz- oder Faulhorns aaf-
gelagert Da iadess längs den steilen Abstürzen des
EigerSy Mettenberges nnd Wetterhorns nothwendig eine
starke Verwerfung angenommen werden muss^ so sind
die Lagerungsverhältnisse hier nicht als die normalen
anzuerkennen.
An dem Abhang des Faulhorns gegen GrindelwaU
hatte ich früher, auf Bachalp und Bussalp, za beiden
Seiten des Vorsprungs ; worin das Simelihom fortsetzt^
wiederholt in dem auch hier herrschenden Eisenstein
nach Petrefacten gesucht; mit nicht besserem Erfolg, ab
auf Grindelalp. Am Fuss des Mettenbergs scheint, wie
auf der Scheidegg, der schwarze Schiefer mit südlichem
Fallen den Kalk des Hochgebirgs zu untertenfen.
Neue Verhältnisse zeigen sich in dem breiten Aas»
läufer der Jungfrau, über den der Wengernalppass fährt
Der Kalkstein des Hochgebirges ist nicht mehr, wie
auf beiden Seiten der Grindelwaldgletscher , lothrecht
abgeschnitten, sondern setzt vom Silberhorn und schwar-
zen Mönch her in einer wohl tausend Fuss hohen Fels-
wand auf der rechten Seite des Lauterbmnnenthales fort
bis in die Nähe der Kirche. Die schöne Terrasse, die
er bildet, trägt die Dorfschaft Wengen, und erhebt sich
sanft nach dem Schiltwald und dem Gasthof des Passes.
XJeber ihr steigt eine höhere Felsmaner auf, aus der die
drei Gipfel des Laubhorns, Tschuggen und der Männli-
chen hervorragen. Auf der Ostseite verflacht sich das
Gebirge in sanft abfallenden Gehängen bis in den Thal»
boden von Grindelwald. Der tiefere Kalk, der die Fdi-
wände von Lauterbrunnen bildet, scheint hier zu fehlen*
Erwägt man indess, dass Grindelwald beinah 1000 Fn»
höher liegt, als Lauterbrunnen, so dürfen offenbar sicU
— 98 —
die beiden Thalgründe , sondern Orindelwald musB eher
mit der Terrasse von Wengen verglichen werden, und
«ine tiefere Zerspaltung des Bodens würde hier vielleicht
«ach nnter dem Schiefer mächtige Kalkbänke entblösst
laben.
Die Zeit gestattete uns nur die Besteigung des Laub»
horns. Die Untersuchung des Tschuggen und der Männ-
lichen bleibt dem nächsten Sommer vorbehalten. Die
ganze Masse des Laubhorns ist Eisenstein; gleich dem
von Bachalp und Grindelalp, wie auf diesen südlich fal-
lend und den schwarzen Schiefern des Tschuggen auf-
gelagert. Die einzige Spur von organischen üeberresten,
die wir nach langem Suchen aufzufinden vermochten, ist
der Abdruck einer kleinen gerippten Bivalve, die ein
Oardium oder eine Rhynchonelle gewesen sein kann.
Es ist bis jetzt das einzige Petrefact aus diesem ganzen
Oebirgsstock, den das Trümmletenthal und die beiden
Lütschinen begrenzen.
Tausend Fuss hohe Felswände von Hochgebirgskalk,
die Fortsetzung der nördlich fallenden Kalkgebirge, die
Sefinen vom Ämmertenthal trennen, bilden auch die
linke Seite von Lauterbrunnen. Die Terrasse des Pletsch-
berges und von Murren ist die durch das Spaltenthal
abgetrennte Fortsetzung der Terrasse von Wengen und
Schiltwald. Wie über diesen der höhere Kamm des
Tschuggen, so erhebt sich über Murren zu noch grosse«
rer Höhe das felsigte Gebirge des Huudshorns, Schilt-
homs und Schwarzbirgs. Auf diesen waren zu ver«
«ohiedener Zeit Petrefacten gefunden worden. Das Mu-
ieun besitzt, von Apoth. Studer geschenkt, einen Belem-
tätea vom Schwarzbirg, einen Ammoniten, Ton Dr. Hai.
1er geschenkt, von der Kienthal-Furgge; Belemniten uai
-Anmonitea ha^ Dr« G. Lauterburg auf dem, HundshorfL
1
gefuBdfln; oberhalb MOrren hatten die Herren t. Fischer
und OoBter Nunimuliten gesehn. Die Sleinart aller die-
ser Höheu ist derselbe, aus körnigem Quarz and schwar-
zem Schiefer gemengte Eisenstein , der das Laubhorn
und den Sudabfall des Faiilhorns und Schwarzhoms
bildet und, mich nur an die Lagerung auf den Neoco-
mioti des FauUiorns und an die gefundenen Nunimuliten
«nieliiiond, hatte ich den Eisenatein iti meiner Geologis
der Schweiz II. !Ki der Nummulitenbildung beigeordnet
Die diesfljAbrige ITnterauchung sollte wo möglich hier-
über uns uilhere Belehrung bringen.
Auf der Kienthalscitü der Hundshörner fand Hi. r.
Tscliamcr in den ^cbutthalJen Abdrücke, die nur Toa
Trigiiniu L-ustata herstammen können; in den Schuithil-
don iler Nurdaoitu das Bruchstück eines Bclemniteu, der
ftla Bol. canaliculatuB zu erkennen ist. Beide Species
bezeichnen die Zone des obcrn brauneu Jura. In grÖBSt
rcr Zahl zuigten sich UebciTcatc auf deu Höben der
Uiiudshtirncr, thcila AmmoniteUj thcils Bclcmuiten, Su-
wollt dio Öpeciea, als die Art ihres Vorkommens, als
Kern im Innern kuollig auBseheuder iScliiefer, stimmen
vollkommen Ubereiu mit denjeuigen der bekannten Fund- 1
orte auf Oltachen, Unterheid und Engsticualp, die dOM
Oxfordkalk oder Mitteljuni angehüreu. Bei der grossm
Mäditigkeit dieser Gebirge kömien sie leicht verschie-
dene AltereBtiife» umfuBsen, deren Petrefacten iu den
Bohutthalden gemengt vorkommen. Es ergiebt sich je-
denfalls aus diesen tTeberresten , in Ucbereinstimmung
mit deu frilher aufgefundenen, dass der Eiseusteia die-
ser Gebirge als eine jurassische Bildung anerkannt wer-
den niues. Mit dieser Thati^acho steht nun allerdings die
Auflagerung auf dio Kreidcbildung des Faulhorna in auf-
fallendem Widerspruch. Es tritt uns wieder eines dieet
wieder emea di«««r
— 85 -
abnormen YerhältniBse entgegen, wie sie in der Taran-
laise, in Savojen, auf Engstlenalp, im Schächenthal ; in
&larus und anf der südlichen Grenze der Nagelfluh be-
kannt geworden sind/ und die nur von denjenigen be*
zweifelt; oder lieber durch eine Umstürzung der ganzen
Wissenschaft, als der alpinischen Schichtensysteme er-
klärt werden, die ihre geologischen Untersuchungen auf
das Studirzimmer beschränken. Zur Voraussetzung ge-
waltiger Umstürzungen bietet aber diess Gebirge genug
Anhaltspunkte ^). Alle in den Gneis eingeschlossenen
Kalkmassen, von der Jungfrau bis Gadmen, sind am
Keilende knieförmig auf sich selbst zurückgebogen ^). Die
Hannenfluh ^); am westlichen Fuss der Männlichen, zeigt ^)
dieselbe Umbiegung ihrer Schichten ; man sieht sie auch
an der Schwalmeren ; und immer ist das Knie dem Hochge-
birge zugekehrt, als ob von da her die umbiegende Kraft
ausgegangen wäre. Noch weiter auswärts, am Südabfall
von Sägisthai und Iselten, im Bellenhöchst und Drei-
spitz ist das Kalkgebirge so vielfach geknickt und ge-
quetscht, dass man auf regelmässige Lagerungsverhält-
nisse ganz verzichten muss.
Noch blieb uns das Schilthorn und die nähere Um-
gebung von Murren zu untersuchen, und hier fand sidi
auch bald deutlich charakterisirter Nummulitenkalk, voll
Durchschnitte von Orbitolites discus Büt. und kleinen
Nummuliten, die vielleicht Nummulites Ramondi d'Arch.
angehören, aber nur Querschnitte zeigen. Der Kalk
bildet unterhalb Murren von Karren durchfurchte Fel-^
Ben, die dem Hochgebirgskalk aufzuliegen scheinen, aber
0 ». die Abbild, in Studer, Phys. Geogr. II, 216.
2) S. Abbild, in Studer, Phys. Geogr. 11, 157, 217 and Bull. «eol.
1846, p. 210.
nicht bis an ihre untere Grenze verfolgt vcrden köonen,
weil, ehe man d!eae erreicht, die Felswand lothrecht i
füllt. Dem Hochgebirge an bildet derselbe Kalk auc
die obüre Mabhc des Bräuuli, wekbes das Scbihthal T4|
Sefinen und Begangen Bcheidet. Unter ihm geben,
der rechten Seite dos Bräunli, Lager von körnigem i
Bteln, verwacbBcii mit grUnem und rothem Thonscbie^
zu Tag, weicht? denjenigen zu entsprechen scbcina^^
welche, auf der rechten Seite von Sefinen, auf Busrai-
alp die oberete Masse dos Ilocbgebirgakalks bilden').
Steigt man vom Gasthof zu Murren direct aufwärt«,
■0 erreicht man, in etwa SO"- Höbe, ein Fclsbaud, dal
«benfalla Nummntiton und Ürbitoliten enthält; die Stein-
«rt ist dunkler schiefriger Kalkstein, verwachsen i^J
grlWiein QunrzHnndetcin, während unterhalb dem Gai
hof der Kalk maBsig, z. Tli. rütblicb geflei-ki, meist a
dunkel grau ist. In geringer Höhe über jenem überen
Felsbnnd erreicht man den Eisenstein, und bis anf die
böchNton Gipfel dcB Weiasbirgs und Schiltborns findet
man keine andere Steinart. Die Mächtigkeit de» Nurn-
mulitonkalks mag auf 100°'' geschätzt werden; von sei-
ner oberen Grenze bis auf den Gipfel des Schilthorns
bat man noch 1280'"' zu steigen. Durch den Murren-
berg aufwärts nach dem Engethal, hier Ifings dem FuM
des Scbwarzgrata nach dem Hchiltborn z«, dann vom
Gipfel abwärts in's Öchiltthal, fUhrte onaer Weg fast
ohne Abwechslung uber TrUmmerhalden oder Felsea
von Eisenstein und damit verwachsenem schwarzem kSP- \
nigem Kalkstein, aber der Ertrag der langen Wancll
rnng und unausgesetzten Aufmerksamkeit auf Petrefactä
war sehr dürftig. Im Engethal fanden sich einige ]
') Stnder, wsstt. Alpen, ji^. 66.
— 97 -
lemniten^ mit ihneo; oder getrennt; innere; sehr undeui-
liehe Steinkernabdrücke; die wohl von Trigonia coatata
lierrühren können ; und auch deutlichere; gerippte Ab*
drücke dieser Species. Ein deutlicher Abdruck von
Trig. costata kam vor nur wenige Schritte vom Gipfel
doB SchilthomS; so dass das Lager, das den Unteijura
vertritt^ wirklich die oberste Masse dieser Gebirge bil-
det. Von den Oxfordammoniten der Hundshörner; die
maU; unter Voraussetzung einer Umbiegung des Syste*
ineS; tiefer; zwischen den Trigonien und den Nummuli-
tea zu suchen hätte; fand sich keine Spur; es fehlt je-
doch in der über 1200°** dicken Masse des Eisensteins
keineswegs an Baum für dieselben; und ihr Auffinden
Ueibt der Zukunft vorbehalten.
IB. Studier.
fiiLtralt d^une lettre de Mr. Pagnard ib
Moutler^ sur des odsements fossl*
les^ trouwös dans les environs de
Moutler.
•
Dans le courant de Thiver demier la paroisse de Mon-
tier s'cfit d^cid^e ä rebätir Fancienne coU^giale de St.
Germain; et une carri^re a et^ ouverte ä cet effet dan«
les couches portlandiennes sup^rieures du Raimeux. Cette
partie de la montagnO; connue sous le nom local de
Forttj consiste en un chatnon qui s'^carte de la chatne
principale un peu ä Fest de la cluse de Roche ; et qui
court parall^lement ä Faxe de la montagne pour aller
se perdre sous lee terrains tertiaires de la vall^e dft
— 98 —
Moatier. H appartient aax aonl^TemaitB da premier
ordre de Mr. Tkurmann; et, de m^me qoe la chatne prin-
cipale, il est conp^ transTersalement par cette m^mediua.
La carri^re est sitii^e aa nord da village de Mootier, i
pea prfes aa point culminant de la montagne, qai peot
offirir en cet endroit ane A^yation de 2000 pieds, et snr
le reyers oaest de la clase de Boche. L'aspect an pen
toarment^ de cette localit^ m'ayait d'abord fait croire l
la pr^sence d'ane petite faille, qai poartant n'existe pss.
Les trayaux ont bientöt amene la d^coayerte d'ossements
d'un yolume assez consid^rable qae les ouvriers ont jet^
parmi les d^combres, fante d'en connattre la nature.
Ayant eu occasion de visiter la carri^re, j'ai reconnu de
suite rimportance de ces d^ris, et je me suis entendü
avec les ouvriers . pour que tous les objets de ce genre
qu'on viendrait ä d^couvrir me fussent remis. Ces osse-
ments ont 6t6 trouv^s dans les m^mes circonstances qne
ceux que vous mentionnez dans votre Geologie de la
Suisse cn traitant de la formation ^oc^ne du Jura; c'est
Ik dire que la gangue est un bolus rouge tont p^tri de
pisolithes de fer hjdrat^; ou an gros rouge empätant
des fragments de calcaire. Ces mames et ces gr^s for-
ment de petits nids et des filets plus ou moins longa
entre les bancs sup^rieurs du portlandien^ et en remplis-
sent toutes les fissures et les cr^vasses. C'est doncune
r^p^tition assez exacte de ce qui a d^jä ^td observ^ ^
SoleurO; ä Egerkindeu; et dans plusieurs localit^s du
canton de Vaud. Cette portion de la chaine du Baimenx
est; du restO; entour^e d'une ceinture de marnes sid^ro-
lithiques bien caract^risdes^ qui manquent sur le platean
m^me de la montagne^ d'ou elles ont sans doute 6\& en-
lev^es par les pluies et par Taction ^rosive des eaoX'
Les d^bris qui ont ^t^ recueillis jusqu'ici et qui se trou-
— 99 -
vent dans ma collectioiiy consiBtent en xnolaires et en
fragments d'os, malheureusemeDt peu nombreux, qui
doivent ^videmment appartenir ä diff<£rents genres de
mammiföres. Ces ossemeuts varient de la grosseur d'une
ligne h, un poüce de diam^tre et au-delä; et ont donn^
lieu, par leur immersion dans TeaU; ä une effervescence
analogue k celle que produisent les aeides sur les carbo*
nates, sans qu'il m'ait ^t^ possible toutefois de constater
fti le plidnom^ne provenait d'un simple d^gagement d'air
emprisonn^ entre les pores ou d'une action chimique»
Dans certains cas^ la fossilisation de ces ddbris est assez
compl^te; dans d'autres, leur friabilit^ rappelle plutöt
Tdpoque plioc^ne que F^poque ^ocfene, ä laquelle je les
crois appartenir. Quolque dans un assez mauvais ^tat
de conservation , il se trouve cependant dans le nombre
plusieurs spdcimens qui me paraissent parfaitement d^ter-
minablesy tels que portions de fdmurs; de tibiaS; de cubi-
tu8, de calcaneums, de vertfebres et de mächoires. Lea
dentS; qui sont dans quelques cas trfes-bien conserv^es^
consistent surtout en molaires de Paleotheriuni; auxquel-
les sont associ^es d'autres dents plus petites; dont une
d^passe ä peine la grosseur d'une forte t^te d'^pingle*
Quant au calcaire exploitd comme pierre de taille, il n'a
offert ä mes recherches que quelques dents de Pycnodus
et quelques portions du squelette d'un grand saurien^
entre autres un hum^rus bien conserv^.
Dfes que j'aurai r^ussi ä compl^ter jusqu'ä un cer-
tain point cette petite coUection; j'exp^dierai le tout ä
Mr. Pictetj en le priant de bien vouloir m'en donner une
d^termination exaete. Une fois en possession du verdict
de notre illustre pal^ontologiste; je publierai probable«
ment Ik-dessus un petit memoire dans un de nos recueila
scientifiqueB; et j'essaierai d'en tirer les cons^quencea
1
— 100 —
qiii peQTent en d^couler an point de Tue de T^e du
terrain sid^roiithiqne; tentatiTe qui serait tout-i-fidt pi^
matar^ en ce moment-ci.
Werselchnlss der für die Bibliothek der
Sehirelz« Itfaturf* Geseikehait elnge-
Sangenen Cesehenke*
Von der oberrheinischen GeselUchafl für NcUur- und Heilkunde:
Berieht V u. VII. Giessen 1855 o. 59. 80.
Von der k. /r. geologischen ReichsanstaU in Wien:
Jahrboch, Jahr^. 185a Nr. 1, 2 a. 3. Wien 1858. 4P
De CAcademie des sciences de Bordeaux:
Recaeil des aetes. ann^e 1858, Sme (rin. Borieanx 1858. 9ß,
De Mr, VAuteur:
C. Ladrey: La Bour^of^ne. Revue oenolog^que et vitieole. ^*
De VAcademie des sciences de Dijon:
Memoire, 2me s^rie, trim. VI. Dijon 1858. 8^.
Von Herrn Professor Wolf in Zürich :
IXte Miiiheilungen ober die Sonnenflecken. Zurieh. 8^.
Von der königl, Akademie der Wissenschaften in Berlin:
1. Monatsberichte 1858. Juli bis Dezember« Berlin 1858. 8^.
2. Uebersicht der bei dem meteorologischen Institute evl Berlin gesann-
melCen Ergebnisse der Wetterbeobachtungen im Jahr 1855.
a. Uebersicht der Witterung im nördl. Deutschland, nach den Beobaeh*
tungen des meteorologischen Institutes su Berlin. Jahrg. 1857*
Von der TU, Redaktion:
Schiveiz. Zeitschrift für Pharmacie, 1859, Nr. 7. Sohaffhautfea
1859. 80.
Von der Tit. Redaktion:
Gemeinnützige Wochenschrift von Wfirzborg, Jahrgang 1859»
Nr. 10-18. 80.
Von dem niederösterreichischen Gewerbverein in Wien,
^ Verhandlungen n. Mittheiinngen. Jahrgang 1850. Heft i. 8^.
— 101 —
fon der naturfarschenden Geseüschaß in Mkmsig:
NeiitsU Sobriften. derselben. Band III «VI. DumEig 1886--A8. 8^^
r J^ela SociiU des sciences naturelles ä Strasbourg :
I Memoires. Tome V. Strassboiirg 1858. 4®.
De la sociite d'agriculture de Lyon:
Annales. Tone XI., 2me sörie, tome II, VI, VII, VIII, 3me 86ri»
tome I. Lyon 1848—67. 4^.
Fon der detUschen geologischen Gesellschaft :
Zeitsehrifr, Band IX, 3. X, 3. Berlin 1857 n. 68. 8».
Fon Herrn Nationalrath Lauterburg :
Sehefer: Apas pisciformis insccti aquatioi species noviter detecta^
Bditio seconda. Ratisbonn», 1757. 4^.
Fon Herrn Prof. B, Sluder :
Strauch : Anwendung des sog^enannten Variationscalcul auf 2facbe
und Gfache Integrale. Wien 1859. 4^.
De la societe royale des sciences de Lidge,
Memoires, tome IX, XI. Li^go 1854 et 58. S^,
, •
Fon dem niederösterreichischen Gewerbverein tn Wien,
Verhandlungen und Miitheilungeu , Jahrgang 1859, Heft 1 — 3..
Wien 1859. 80.
^(m der Tit. Redaktion :
Schweis. Zeitschrift für Pharmacio, Jalirgang 1859, Nr. 4, 5, 6.
^chaffhausen 1859. 8^.
^roOT the Lyceum of natural hislory of New- York:
Annalfl, vol. VI, no 6—13. New-York 1856—58. 8».
Fon der natur forschenden Gesellschaft in Zürich:
Vierteljahrssehrift, Jahrg. 1859, Heft I. Zürich 1859. 8».
Fon Herrn Prof. Wolf in Zürich :
^' Vlllte Mittheilung fiber die Sonnenflecken. Zürich 1869. 8^.
^' Verseiehniss der Bibliographie des Schweiserischen Polytechnikums*.
3te Auflage. Zürich 1859. 80.
3. Programm der sehweis, polytechnischen Schule ffir das Schuljahr
18^8/59. Zdrich 1858. 40.
Fon der Tit. Redaktion :
Qemeinnutsige Wochenschrift von Wursburg, Jahrgang 185ft
Nr. 6-7, 80.
— loa —
Von Herrn Dr. ü\edu>eid;
All^emeiBe Keitanf ffir Wissensehaft, Jihri^Bf^ 18M, Nr. 1
Wien. 40.
Ton der k, bmr. botanischen GetdUchafl in Regendmrg:
Flora, Jahr^n^ 57 a. 68. Re|;enshai*|; 57 ■. 58. 8^*
yon dem Verein für Naturkunde im Herxoglhum Nauau;
Jahrböcher, Heft 12. Wie8ba4eB 1857. 8».
Von den Herren Verfassern:
•1. Grateloap-: Bssai aar la distribation i^^o^raphi^ae den mollas^aes
terreatres et floviatilea vivants do d^p. de la Gironde. Bordeaax
1869. 80.
2. Wolf, R. : Biographien aar Caltorgesehtehte der Schwell. II. Cy-
cluK. Zürich 1859. 80.
De la SociHe raudoise des sciences naturelles:
Bulletin, Nr. 4i, Lausanne 1S59. 8».
Ton dem naturhistorischen Verein der preussischen Rheinlande.
Verhandluni^en , XIV. Jahr^ani; , dtes Heft und XV. J^hrguns^
Sien u. 4te8 Heft. Bonn 1857 u. 58. 80.
Von der k. k. Reiehsanstait in Wien:
Jahrbuch 1859, Nr. 4. Wien 1858. 80.
Von der Tit, Redaktion,
1. Grebel u. Heintjs : Zeitschrift für die Naturwissenschaftoo, Band
XII. Berlin 1858. 80.
2. Gemeinnützige Wochenschrift von Wurzbur^, Jahrgang 1859,
Nr. 19-22
Von der k. Academie der Wissenschaften in München:
1. Almanach für 1859. Mönchen 1859. 120.
2. Seidel: Untersuchungen aber die Lichtstrahlen der Planeten Veno»,
Mars, Jupiter und Saturn etc. Mainz . 1859. 40.
-3. V. Martius : Erinnerung an Mitglieder der math. pbysik. Ciasse
d. k. bayr. Academie in Wien. Mönchen 1859. 40.
4. V. Macres: Rede bei der 100jährigen Stiftungsfeier der k. bair.
Academie in Wien am 28. März 1859. Mönchen 1859. 40.
Von der Tit. Redaktion.
Schweiz. Zeitschrift für Pharmacie, Jahrg. 1859, Nr. 8 u. 9. S<>.
Von der k. k. geographischen Gesellschaft in Wieni
Mittheilungen, Jahrg. I, II u. III. Wien 1856-59. 80.
— 108 —
on dem Museum Franeiseo-CaroUnum in Linz:
19ter Bericht. Lins 1858. 8^.
an dem siebenbärgisehen Verein für Naturwissenschaft in Herr^
mannsstadt :
Verhandlungen und Mittheilungen, Jahrg. VIII o. IX. Sß.
on dem Verein des krainischen Landesmuseums in Laibach:
Jahresheft 1 u. 2. Laibach 1858. 80.
an der Tit. Redaktion,
Gemeinnützige Wochenschrift von Würzbarg, Jahrg. IX, Nr. 2S
bis 31. Würzburg 1858. 80.
an der naturforschenden Gesellschaft in Emden:
Zisier Jahresbericht für 1858. Emden 1859. 8».
on dem naturhistorischen Verein in Augsburg :
12ter Bericht des naturh. Vereins in Augsburg. 8^.
'an der naturforsclienden Gesellschaft in Görlitz:
Abliandlungen, Band IX. Görlitz 1859, 8^. -
'on der naturforschenden Gesellschaft in Bamberg:
Ueber das Bestehen und Wirken der natarfornchenden Gesellschaft
in Bamberg. IVter Bericht. Bamberg 1859. 4^.
ow Ferdinandeum:
Zeitschrift des Ferdinandeums. 8tes Heft, Ste Folge. Insbruek
1859. 80.
Vom the royal society at London :
Proceedings, vol. IX, nro 32—34. London 1858. 80.
Transactions, vol. 148. London 1859. 40.
om Herrn Verfasser:
Lesquercux:' Paleontological Report prepared for the geologieal
Report of Kentucky.
Lcsquereux: The fossil Plants of the Coal-measnres of the nnitfd
States, with descriptions of the new species in the Cabinet of the
Pottsville scientific Association. Pottsville 1858. 8.
'on der naturforsclienden Gesellschaft in Basel:
Verhandlungen, II, 2, 3.
'on den TU Redaktionen:
Schweiz. Zeitschrift für Pharmacie, 1859, Nr. 11. Schaffhausen. 80.
Gemeinnützige Wochenschrift von Würsbnrg, 1859, Nr. 32—35.
— 104 —
Van der naiurfortchemden GetHitekmfi in CrtnoiMfMlto»:
Jahresbericht, aeae Fol^e, IV. Jahre« Chnr 1859. 8^.
Ion dem Mannheimer Verein für \alwkunde:
25ster Jahresbericht. Manaheim 1859. 8*.
De Cacademie imperiaie de Bordeaux.
Recaeil des actes, 1858 4me trim., 1860 Ire trim. Paris 1859. 9.
Ion dem niederösierreichiseken Gewerbecerein :
Verhandlaa^en aad Miitheiloa^en , Jahrpiai; 1859, Hefl 5 oid S.
WicB 1869. 8P.
From ihe american Academy of Art and Sciences:
Memoirrs, vul. VI, part. II. Boston 1869. 4<^.
From Ihe Cambridge phHosophical tociely:
Transactions,. vol. X. 1. Cambridge 1868. 4^.
Von der königl, tächs, Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig:
1. Berichte über die Verhandlaa^a 1868, 2, 3. Leipzig 1858. S^.
2. Hofmeister : Neue Beiträge vor Kenntniss der Bmbryobildon^ ier
Phanerogamen I. Leipiig 1869. ^.
3. Nankel: Electr. Uatersuchungen, IV. Abth. Leipaig 1869.
4. Feehner: lieber ein wtchtigea paychophysisebes Qesets nad desf^ei
Beziehung zur Schätsung der Stemgrdasea. Leipzig 1858. 9P.
De la Sociele imperiale des naluralistes de Moscou:
1. Bulletin, 1858 II, III, IV. 1859, I, Moscou 1868, 59. 8<l
2. Nouveaux memoires: tome IX. Moscou 1861. 4®.
Von der Redaclion:
The Atlantis, register of literature and sciences, 1869, Nr. 4.
London 1859. 80.
De Cacademie royale de Belgique:
1. Bulletin, 27me ann^e, 2me s^rie, tome IV, V. 28me ann^e, Znt
s^rie, tome VI. Bruxelles 1868, 8^.
2. Annnaire 1859. Bruxelles 1869. 8^.
3. Table« gönerales et analytiques da reeueil des Balletins, I. s^rie,
tome 1—23. Bruxelles 1868. 80*
4. Memoires eouronnes et aatres memoires. Collect, i« 80, ton»
VIII. Bruxelles 1859.
5. Memoire«, tome XXXI. Bruxelles 1859. 40.
6. Memoires eouronnes, tome XXIX. Bruxelles 1868. 4^^.
]Vr« 48V bis 489. •
Em« SeMnm.
IMediireli Blasen erzeugten As^iratlons-
Erscheinnil gen .
Vorgetragen den 17. December 1859.
Herr Prof. Gerber hat in der Sitzung vom 4. No-
emher zur Unterstützung sein er A' sieht über die an-
lebende Wirkung der Wärme die Behauptung aufge-
teilt : dass man durch das Einblas cn warmer Luft in
inen Trichter eine Pappscheibe gegen die weite Oeff-
mng desselben ansaugen könne.
Es wurde damals dieses Factum sowohl , als die be-
.bsichtigte Erklärung desselben in Zweifel gezogen. Ich
klaube mir darum, heute eine genauere Prüfimg jener
Behauptung vorzulegen.
1) Eine runde Pappscheibe wurde an zwei Fäden
'^ertical aufgehängt, und dagegen mit einem Glastrich-
er geblasen. (Die Länge der Kegelachse desselben be-
rägt 10 Centim. , der Radius der Kegelbasis 6 Centim.,
Ue Länge der Ansatzröhre 8 Centim.) Die Pappscheibe
ivurde stets abgestossen, niemals angezogen.
2) Um eine ansaugende Kraft noch wahrnehmbar
5u machen , selbst wenn sie sehr gering ist , wurde die
Pappscheibe am Balken einer Drehwaage in einer Ent-
ernung von etwa 1 Meter von der verticalen Dre-
hungsachse derselben aufgehängt.
Auch hier fand stets nur Abstossung statt , wenn
oian durch den Trichter blies ; nachdem man dessen
^eite Oeffnung der Papp Scheibe genährt hatte.
Bern. IMiUheil. 4:^7 u. 438.
- 1« —
3) Dagegen kann eine dnrcli Blasen erseogte Aspi-
ration in folgender Weise hervorgebracht werden:
Man hln|[e eine runde (oder quadratische) Pi^
Scheibe A Ton 11 Centim. Durchmesser an zwei Flden
in Terticaler Ebene auf. Ans einer zweiten , ihr gleichen
Papp«cheibe B wird in der SGtte ein mndes Loch am-
geschlagen, in das man eine nicht zn enge Glasröhre
(z. B. von 8 ^lillim. innerer Weite) so befestigt , dasi
die Flache ihres Endqnerschnittes in die Ebene der
Pappscheibe B fallt
Bringt man nun die Scheiben A und B einander
so gegenüber, dass die Mündung der in B eingesetzteiL
Glasröhre sich gerade Tor der Mitte a der Pappscfaeibe
A befindet, und dass die Distanz der beiden parallel ge-
stellten Pappscheiben nicht mehr als etwa 5 Mlllim. be-
trägt ; blast man alsdann durch die Glasröhre gegen die
freihängende Pappscheibe A hin , so wird dieselbe gegen
B hingezogen; und folgt dieser, bei fortgesetztem Blasen,
durch mehrere Zolle, wenn man die Röhre mit der Papp-
scheibe B Ton A zu entfernen sucht.
^^ 4) Der Vorgang bei diesem Versuch ist folgender:
Die durch die Bohre eingeblasene Luft erhält :
1® Geschwindigkeit und 2® bei a, wo sie die
Pappscheibc A zunächst triffl: Verdichtung.
Durch ihre Geschwindigkeit übt die eingeblasene
Luft auf a einen Stoss, und durch ihre Verdichtung
auf ebendenselben centralen Theil der Pappscheibe i
einen Druck aus. Beide Wirkungen müssten also, so
lange si^ allein vorhanden wären, die Scheibe A ab-
stos sen. — Immerhin wird durch diese nur geringe
Kraft die Geschwindigkeit der nicht unbeträchtlichen
Masse — derfPappscheibe sowohl , als der hinter ihr
wegzutreibenden Luft — nur langsam vermehrt
— 107 —
Bevor daher die Entfernung von A und B merklich:
lommen hat; wird die durch die Bohre geblasene
von der Scheibe A abgelenkt , und nimmt, in Folge
brer Verdichtung; eine Geschwindigkeit in radialer
ti'chtung aU; welche sie der zwischen A und B be-
indlichen Luft mittheilt; und zwar um so vollständiger,
D mehr die beiden Scheiben einander genährt sind.
Diese in radialer Richtung fortbewegten Lufttheil-
h en müssen nun ihre Bewegung ; zufolge ihrer Träg-
teit , mit nur wenig abnehmender Geschwindigkeit bei*
»ehalten ; selbst dann ; wenn sie — in immer weiter von
i entfernte; und folglich immer grösser werdende, ring-
Örmige Bäume gelangend — aus dem anfängliclien Zu-
stand der Verdichtung in denjenigen der Verdünnung
ibergehen.
Sie werden nämlich vorerst aufhören, gestossen zu
Pferden, so dass auch ihre Geschwindigkeit zu wach-
len aufhört.
Hierauf werden sie theils die i n ihrer Bewegungs-
richtung liegenden Theilchen vor sich her stossen, theils
Sie neben ihrer Bewegungsrichtung liegenden Lufttheil-
chen in die radiale Bewegung hineinziehen. Durch diese
von ihnen mitgetheilte Bewegung wird ihre Geschwin-
digkeit allmählig vermindert.
Sobald einmal alle zwischen .4 und B liegenden
lioffctheilchen in einen stationären Bewegungszustand
getreten sind , so wird daher unter den um a concen-
trischen, ringförmigen Bäumen einer sein, den wir a^
nennen wollen , in welchem die Geschwindigkeit der
in ihm enthaltenen Lufttheilchen ein Maximum ist. In
einem andern, weiter von a entfernten, ringförmigen
Saume Oj wird die Verdünnung ihr Maxiraum errei-
chen. In dem ganzen Baume von a^ bis zum Bande der
— 108 —
Pappscheiben wird aber die . Luft in verdünntem ZH'^
Stande sich befinden ^ und daher auch auf A wenigetf^
drücken; als die auf der andern Seite befindliche atnUMK'J
phärische Luft. Ein Stoss wird aber von der Luft, üth^
zwischen a^ und dem Rande der Scheiben enthalten isi^ ^
gegen ^4 nicht ausgeübt, da die Richtung ihrer Geschwii^ .
digkeit parallel ist zu der Scheibe A.
Während also auf den centralen Theil a der Scheibe
A zwar eine Kraft wirkt, welche A von B zu entfernen
strebt , wird der atmosphärische Luftdruck , welcher,
zwischen a^ und dem Rande der Scheiben, einer ver- \
dünnten Luftschicht gegenüber steht, diese viel grössere
Fläche gegen ß hintreiben, und so die definitive An-
näherung der beiden Scheiben bewirken.
5) Oscillationsbewegung. Durch Annäherung
der Scheiben A und B wird die mittlere Dichte, der
zwischen ihnen eingeschlossenen Luft vermehrt und kann
so steigen, dass, nach Zerstörung der Bewegung von
A gegen Z?, die Scheibe A eine entgegengesetzte Bewe-
gung beginnt. Allein dadurch wird die mittlere Dichte
der eingeschlossenen , bewegten Luftschicht aufs Nene
vermindert, wodurch neuerdings die Kraft ins Leben
genafen wird, welche erst die Bewegung, welche A von
ß entfernte, zerstört; dann wiederum A gegen ß zurück-
treibt.
6) Die Verminderung des Luftdruckes in dem ring-
förmigen Räume zwischen a^ und dem Rande kann nach-
gewiesen werden. Zu diesem Ende durchbrach ich die
Scheibe ß mit zwei excentrischen Löchern, in welche
ich vermittelst Korken zwei Uförmig gebogene, kleine
Manometer von Glas einsetzte , in welchen eine gefärbte
Flüssigkeit die Verminderung des Drucks zwischen des
Scheiben durch ihr Steigen anzeigte.
— 109 —
Dieser Versuch gelingt leichter, wenn man die Be-
^'fegfung von A gegen B hindert, damit nicht auf die
Jludinnmsyerdünnung der Luft in a^ die oben bespro-
«hene Vermehrung der mittleren Dichte der zwischen A
tsd B eingeschlossenen Luft folge, und so unmittelbar
nach der Verdünnung eine ihrer Wirkung entgegentre-
tende Kraft entstehe. Ferner habe ich, als dem Geliur
gen dieses Versuches forderlich, eine Disposition erkannt,
Bei welcher die nicht zu enge manometrische Glasröhre
40 in die Scheibe B einmündet, dass sie sich einem von
« aus gezogenen Kadius nähert, so dass die aus dem
Manometer zwischen die Scheiben tretende Luft in ihrer
Bewegungsrichtung mit den radial bewegten Lufttheil-
<jhen bereits nahe übereinstimmt.
Endlich stieg das gefärbte Wasser im Manometer
tUD so höher , je stärker geblasen wurde , d. h. je
grösser die Quantität und die aus der Verdichtung cnt-
istehende Geschwindigkeit der eingeblasenen Luft war.
Bei einem dem früher beschriebenen analogen Ap-
parat mit hinreichend weitem Blaserohr, in welchem die
Scheibe Z? 'horizontal gestellt, und die ihr parallele, aus
Messingblech verfertigte Scheibe A unter ihr so ange-
bracht ist, dass sie zwar nach B hingehoben, aber nicht
mehr als etwa 6 Millim. von B entfernt werden kann;
und wo das an der Scheibe A angebrachte Manometer
deren Gewicht bedeutend vermehrt, — konnte die
Scheibe A aus einer Entfernung von 6 Millim. (der be-
trächtlichen Kraft der Schwere entgegen) durch starkes
Blasen bis zur Berührung mit B emporgehoben werden«
Wenn die Platte /4 in 6 Millim. Entfernung von M
festgehalten wurde, so zeigte das Manometer eine Druck-
rerminderung an, welche die Differenz der Wasse«w
Biveau's auf 12 bis 15 Millim. brachte.
— HO —
7) DasB der Versuch in § 1 und 2 ein negttiTn
Hesnltat gegeben hat , kann uns nach der in §• 4 eat^
haltenen Erläuterung des Versuches vom $ 3 nicht nrekr
befremden.
Wenn nämlich der Rand des Blaserohrs nicht sioh
in eine der Scheibe A parallele Ebene ^ sondern in dne
conische Fläche erweitert; wie bei dem angewendeten
Trichter, so wird zwar die Verdichtung in der Nähe
der Mitte a der Scheibe unbeträchtlich; die Geschwin-
digkeit der durch die Ansatzröhre in den Trichter eiih
geblasenen Luft, wird sich (durch Mittheilung der Bt-
wegung an die neben ihrer Bewegungsrichtung befind-
lichen Lufttheilchcn) ebenfalls vermindern , ehe sie die
Scheibe A trifft.
Es hat sich also zwar Druck und Stoss der Luft
gegen den centralen Theil der Scheibe A (in Vergleich
zu § 3) vermindert. Dagegen ist die Richtung der be-
wegten Lufttbeilchen um so vollständiger senkrecht zur
Scheibe A , je näher diese Theilchen der Kegelachse, je
grösser daher ihre Geschwindigkeit ist. Es findet sich
also die Kraft ^ welche die Scheibe A von der weites
Oeffnung des Kegels abstösst, auf einem weit beträcht-
licheren Theil der Scheibenfiäche verbreitet. — In der
That kann selbst nahe dem Rande der Scheibe A und
der Kcgelfläche die Luft nicht verdünnt sein, sondern
muss selbst einen gewissen Grad der Verdichtung an-
nehmen ^ da sie dort; den Raum innerhalb des Kegds
verlassend , zwischen der Scheibe A und dem Kegelrand
hindurch gedrückt werden muss , in einer Richtung ps*
Tallel zur Scheibe A.
8) Der einzige Ort; wo hier •— bei normaler; d.h.
zur Kegelachse symmetrischer Luftbewegung — eine Ve^
dünnung der Lufttheilchen entsteht^ befindet sich an de«
— 111 —
:i%r Spitze des Kegels nahen Theile des Kegelmantels^
rund um die Stelle , wo der durch das Ansatzrohr ge-
iblasene Lnftetrom in den Kegelraum eingetreten ist
An dieser Stelle ¥^rde ein Manometer die Verdtln-
ntmg der Luft anzeigen ; wie das beim Ausfluss von
.Wasser aus einer sich conisch erweiternden Ausfluss-
röhre der Fall ist.
9) Durch Einblasen von Luft in einen Trichter kann
indess ganz leicht Aspiration hervorgerufen werden,
wenn man die ebene Pappscheibe ^ durch eine kegelförmige
fläche A' (aus etwa vier Papierdicken gebildet) ersetzt,
welche sich dem Kegelmantel des Trichters , B' , mehr
oder weniger genau anschliesst.
Man kann durch andauerndes starkes Blasen den
Papierkegel A' in dem vertical gestellten Trichter B'
schwebend erhalten, so dass die Aspiration die Schwere
von A' überwindet.
Viel leichter und ohne alle Anstrengung gelingt der
Nachweis dieser Aspiration , wenn man den Schwer-
punkt des Kegels A' durch einen eingeklebten Päpp-
streifen so aus dem Innern des Kegels herausrückt, dass
derselbe — nahe am Kegelrande durch zwei, an je-
nem Pappstreifen befestigte Fäden aufgehängt — bei
horizontaler Kegelachse ins Gleichgewicht kommt.
Hängt man den Papierkegel in dieser Lage am Ende
des Balkens der Drehwaage auf, so kann man ihn, in-
dem man bei gehöriger Annäherung mit dem Trichter Luft
gegen seine Spitze bläst , auf beliebige Distanzen von
seiner Buhelage ab und gegen den zurückgezogenen Trich-
ter B' hin ziehen.
Die Erklärung des so modificirten Versuches ist in
dem § 4 gesagten enthalten. Die in den Trichter ge-
blasene Luft tritt in den Zwischenraum zwischen die
- 112 —
Kegelflftchen A' und B' , und nimmt bei ihrem Fort^
schreiten stets wachsende ringförmige Räume ein, in
denen ihre Dichte vermindert wird, w&hrend die
Richtung der Geschwindigkeit der Lufttheilchen , schon
in geringer Entfernung von der Spitze, der Kegelfläche
A' parallel ist; also hier keinen Stoss auf diese ausübt
Die auf die innere Fläche des Papierkcgels drückende
athmosphärische Luft prcsst also diesen gegen den mit
bewegter , aber verdünnter Luft erfüllten Raum zwischen
A' und Ä'.
10) Man kann auch — bei Anwendung der in die
Pappscheibc B befestigten Blaseröhre — die Scheibe A
durch eine leichte, etwas grosse Kugelfiäche, A", er-
setzen , z. B. durch die eines aufgeblähten Ballons vou
dünnein Kautschouck, dessen Durchmesser über 30 Cen-
timeter beträgt.
Heisst man wiederum- a deujenigcn Punkt der Kugel-
oberfiäche A" , welcher in der auf der Ebene B senk-
rechten Blasrohrachse liegt, und bringt die Scheibe B
so der Kugel gegenüber, dass der Punkt a der Scheibe
B am nächsten ist (2 bis 3 Millim. von derselben ent-
fernt), so hat der zwischen 4" und B liegende Baum
die Gestalt eines Meniscus (einer planconcaven Linse),
dessen dünnste Stelle bei a ist.
Die Bäume, in welche die durch die Blasröhre ge-
blasene Luft successive tritt , nehmen demnach hier in
noch stärkerem Verhältniss zu, damit also auch (inner-
halb gewisser Grenzen) der Grad der Verdünnung und
folglich die Aspiration.
In der That gelingt dieser Versuch in ausgezeich-
neter Weise. Der Ballon, dessen Gewicht freilich kaum
über 15 Grainmes beträgt, wurde durch dies^e Aspiration
mehrere Secunden lang getragen.
— 118 —
U Eine Ursache dieser vollkommenen Aspiration liegt
indesB wohl auch in der Fähigkeit der gespannten
Kautschouk-Membrane; sich nach Bedürfniss der Gestalt
der Scheibe B und der Mündung des Blasrohrs anzu-
schUessen.
11) In Folge der leichten Beweglichkeit der Theile
der Kugeloberfläche A'* zeigen sich bei dem in § 10
beschriebenen Versuch die in § 5 erwähnten Oscillations-
Bewegungen in solcher Kegelmässigkeit und in solcher
Schnelligkeit; dass ein dauernder Ton entsteht.
12) Die in § 8 enthaltene Bemerkung findet ihre
Anwendung und Bestätigung in dem folgenden wohl-
bekannten Aspirationsversuch :
Zwei wenige Centimeter lange Röhren von Messing-
blech ; die eine von circa 5 Millim. , die andere von circa
12 Millim. innerem Durchmesser sind durch ein 10 Cen-
timeter langes und circa 30 Millim. weites Zwischenstück
mit einander verbunden, in dessen cvlindrischer Wan-
düng ein Manometer eingesetzt ist.
Bläst man nun durch die weitere Röhre Luft ein,
so muss sie mit noch grösserer Geschwindigkeit durch
die engere Röhre austreten; in dem weiten Zwischen-
stück wird also eine Verdichtung eintreten, welche das
Manometer anzeigt.
Bläst man aber durch die engere Röhre Luft ein,
so wird — vermöge der von den Lufttheilchen erlangten
Geschwindigkeit — durch den Querschnitt der weiteren
Bohre mehr Luft austreten, als durch denjenigen der
engeren Röhre eintritt, und das Zwischenstück wird da-
her verdünnte Luft enthalten, was durch das Manometer
angezeigt wird , dessen mit gefärbtem Wasser gefüllte
Schenkel einen Niveau-Unterschied von 2 bis 3 Centim.
seigen. Äuserdem wird die Luft, da wo sie nach ihrem
- 114 -
Eintritt aus der engeren Röhre in das weite Zwiscken-
Btttck die neben ihrer Bewegungsrichtung liegend<»i Imft-
theilchen mit sich fortreisBti an der — der engeren
Röhre zugekehrten — Cylinderwand dieses Zwischen-
stücks noch eine stärkere , locale Verdünnung herror-
rufen, so dass das Manometer einen Druck anzeigen
dürfte, der kleiner ist, als der mittlere Druck der ge-
sammten im Zwichenstück enthaltenen Luft. Auf der
andern Seite dürfte dieser letztere kleiner sein als der-
jenige, den die an der Einmündung der weiteren Bohre
in das Zwischenstück gestaute Luft darbieten wird.
13) Was spielt die Wärme bei der in Untersuchung
stehenden Äspiraticuserscheinung fUr eine Bolle?
Dass sie nicht zu ihrer Entstehung erforderlich ist,
habe ich dadurch bewiesen, dass ich alle Erscheinungen,
welche sich durch den warmen Luftstrom aus der Lunge
hervorbringen liessen, auch durch den kalten Lufbtrom
eines Blasebalgs , oder des Blasetischs , heryorgebracht
habe. — Wir dürfen die Ursache dieser Erscheinung
also nicht in irgend welcher Wirkung der Wärme suchen.
14) Es ist schliesslich hier der Ort, der wichtigen
Anwendung zu erwähnen, welche die erörterte Theorie
bei den beweglichen Dampfmaschinen — besonders der
Locomotiven — findet.
Als im Jahr 1829 die berühmte Gesellschaft der
Liyerpool-Manchester-Eisenbahn durch die ausgeschrie-
bene Prämie den Wetteifer der Maschinenbauer anfachte,
erschien die Anbringung hoher Schornsteine zur Erzeu-
gung eines starken Luftzuges im Feuerherd ebenso noth-
wendig, als sie unzulässig war.
Das Programm der Ausschreibung verlangte : 1) dass
die Höhe der ganzen Locomotive von den Schienen bis
zum Bande des Schornsteins 15 Fuss nicht übersteigen
— 115 ^
«oUe; dass aie aber 2) wenigstens ihr dreifaches G^
.'wicht mit einer Geschwindigkeit von 10 englischen Mei-
len per Stunde fortzuziehen im Stande sein müsse.
Diese zweite Bedingung, welche das Maas ihrer
Arbeitsleistung festsetzte; musste dadurch erfüllt werden,
das8 zur Erzeugung der hiefUr erforderlichen Dampf-
tnenge: 1) ein hinreichend starkes Feuer unterhalten;
2) seine Wärme einer hinreichend grossen Oberfläche
des Kessels mitgetheilt wurde. Für den letztern Zweck
wurde das erforderliche Mittel in dem von Booth aus-
gedachten Böhrenkessel gefunden, bei welchem die glü-
hende Luft des Feuerraums durch eine grosse Zahl ziem-
lich enger, durch die untere Hälfte des Dampfkessels
gelegter — also mit Wasser umgebener — Röhren hin-
durch zum Schornstein geleitet wird. — Durch dieses
Mittel wurde aber der natürliche Luftzug sowohl, als
die Wirkung des so kurzen Schornsteins noch mehr be-
einträchtigt, und die Unterhaltung eines hinreichend starken
Feuers erheischte daher um so mehr ein besonderes Mittel,
Stephenson hatte bei seiner Locomotive „Rocket",
welche bei den Probefahrten den Preis gewann, und in
der That allein den Bedingungen des Programms genügte,
den Röhrenkessel adoptirt, und die Aufgabe der künst-
lichen Speisung des Feuerherdes mit Luft in einer glän-
zenden Weise und — für alle Nachfolger — gelöst.
Die Locomotive „Rocket** war die erste, bei welcher
der im Dampfcylinder verwendete Dampf — statt auf
dem kürzesten, ungehemmten Wege in die freie Luft
auszutreten, — vielmehr durch eine verengte Oeffnung
unterhalb der Mitte des niedrigen Schornsteins mit Ge-
walt ausgeblasen wurde.
Diese Dampfmasse theilt ihre sehr grosse Geschwin-
digkeit der ganzen Luftsäule , die in dem Schornstein
— 116 —
endimlten ist mit : es wird daher die Laft im miterstei
Theil des Schornstein« . in den Bohren nnd über dem
mnf dem Roste aufgehäuften Brennmaterial stark ver-
dünnt, nnd die frische Laft, welche za der nnteren
Fläche des Bostes freien Zutritt hat , mit einer Gewalt
durch diesen hinaufgesogen, welche der Triebkraft eines
Hochofengebläses vergleichbar ist.
Durch die zum Ausblasen des Dampfes erforder-
liche Kraft wurde zwar der Druck auf die hintere Seite
des Kolbens nicht unbeträchtlich erhöht , und somit die
Wirkung des Dampfdrucks im Kessel vermindert Allein
der so entstehende Nachtheil wurde mehr als aufgewo-
gen^ durch die damit erlangte ausserordentliche Ver-
stärkung des Feuers, welche (in Verbindung mit dem
Böhrenkesselj die in der Stunde entwickelte Dampfmenge^
und somit die eigentliche Arbeitsleistung der Maschine
in ganz unerwarteter Weise vermehrte.
II. H. Denzler,
über den Einflnss der Aehsendrehnns
der Erde auf die strSiuenden Gen'ftsser»
Vorgetragen den 14. Jenner 1860.
Infolge einer von Per rot angegebenen Vorrichtung
zur directen Nachweisung der Achsendrehung der Erde
hat sich in der Academie der WisBenschaften zu Paris
eine lebhafte Controverse über den Einfluss der Achsen-
drehung auf die Ströme erhoben *) , und ist auch von
*) Oomptos-rendas 1859, N» 18—21.
— 117 —
anderer Seite eine darauf beztigliche Abhandlung *)
mitgetheilt worden. Die theoretische Richtigkeit des von
Babinet behaupteten Einflusses ist schliesslich allseits
zugestanden ; dagegen scheint man fast einstimmig die
Unmöglichkeit seiner Wahrnehmbarkeit anzunehmen.
Babinet zählt 17 beobachtbare Einwirkungen der
Achsendrehungen der Erde auf, von denen Nr. 3, 5,
9, 10, 11 und 15 auf erhebliche Zweifel stossen dürf-
ten , während bei Nr. 14 noch die Umbiegung der Achse
der Stürme und Orkane aufzuführen bleibt. Nr. 5, d.
h. die Abweichung frei fallender Körper gegen den
Aequator hin , ist bei allen bezüglichen Fallversuchen
beobachtet worden, folgt aber nicht aus der Theorie
und Babinet nennt sie darum noch unerklärt. Es
scheint mir , dass die Ungleichkeit der Exponenten des
Luftwiderstandes bei ungleichen Geschwindigkeiten und
die daher rührende relative Verzögerung des Falles zur
Erklärung der beobachteten südlichen Abweichung ge-
nüge.
Den 17 sichtbar sein sollenden Einwirkungen der
Achsendrehung auf bewegte irdische Gegenstände will
ich noch drei andere beifügen , nämlich : 1" das Vor-
eilen sinkender Wolken (namentlich der fast ausschliess-
lich von Westen herkommenden Gewitterwolken) und
das Zurückbleiben der steigenden ; 2®- die stärkere Ver-
witterung auf der Ost- und Polseite wegen extremati-
Bchern Klimas, und zum Theil desshalb vorherrschende
Ostabdachung der Continente , sowie reinere Küsten
auf der Ost- und Mittagsseite; S** die langsame Wande-
rung der magnetischen Abweichung gegen Westen, als
») Cosmos von Moigno 1859, S. &96.
— 118 —
Folge des tftglichen Fortochreiieni der Wärme im fj^
chen Sinne.
Was Babinet über den Einfluss der Achsendn-
hang der Erde auf die strömenden Gewässer mitthdlte,
das habe ich seit mehr als zwanzig Jahren bei verschie*
denen Anlässen ausgesprochen , und ist auch nur die
weitere Verfolgung der altbekannten grossartigen Ab-
lenkungen der Winde, der grossen Meeresströmungen
und der Fluthwellen. Ich könnte nun, nachdem diese
Consequenzen von Andern aufgegriffen worden, deren
Fortentwicklung ruhig abwarten , gewänne es nicht den
Anschein , als wollte der Gegenstand seiner scheinbaren
Unbedeutsamkeit wegen liegen gelassen werden. Auch
hat die bisherige Discussion den Umstand nicht gewür-
digt, dass die Einwirkung der Achsendrehung auf be-
wegte Gegenstände im Verhältnisse des Quadrates der
Zeit wächst und darum bedeutend werden kann. Ja, es
ist sogar der Thatsache nicht einmal gedacht worden,
dass die Ströme wegen ihres geringen Gefälles nur mit
einem äusserst kleinen Gewichte thalabwärts drücken.
Endlich scheint man sich die Folgen des Seitendrucks
dessen Erheblichkeit vorausgesetzt , nicht klar gemacht
zu haben. Diese Umstände veranlassen mich, obwohl
spätem specielleren Arbeiten nur ungern vorgreifend,
zu folgender kurzen Mittheilung.
Nach Foucault ist die von der Achsendrehung be-
wirkte Drehung der Bewegungsebene = c sin. p, wo
c die Drehungsgeschwindigkeit der Erde in einer Zeit-
sekunde, d. h. 15.041 Bogensekunden, und p die geo-
centrische Polhöhe. Für Bern mit p = 46o 46' findet
sich diese Drehungsgeschwindigkeit der Ebene der Be-
wegung Vi8822> d. h. für 1 Meter Geschwindigkeit = Vis
Millimeter per Sekunde. Nach 9411 Sekunden oder
- 110 —
t
i mgefllhr 2V, Standen wäre die Ablenkungsgeschwindig-
I keit der Fortbewegangsgeschwindigkeit gleich*
1 Offenbar ist die Entwicklung der beschleunigenden
I Kraft des Falles geradeaus, d. h. in der Richtung des
^l Bionsals mehr begünstigt , als die der Seitenwirkung f
BameDtlich wenn der Boden allmählig ansteigt. Da aber
. selbst bei Gefilllen unter Vio^oi^i doch noch ein Fliessen
des Wassers beobachtet wird , und da sogar bei äusseret
geringen Tiefen, z. B. in Wasserwaagen und in flachen,
antiefen Gefössen das Wasser sieh so genau ins Gleich-
gewicht stellt, dass kein Fehler von einer Bogcnsekuride,
d. h. von 7^06365 stattfindet, so ist es mehr als wahr«
Bcheinlich, dass eine seitliche Ausweichung von beiläu-
fig Vsrooo luiter günstigen VerhältnisscD »ichtbar werden
mass.
Die Wirkung des fortdauernden .Vritenangriffs auf
die Stromufer wird bei wechselnden G€:«cb windigkeiten
imd bei Tcrschiedener Schlamm- und Oe's':L:«^^efüLrtiug
verschieden ausfallen. Vor dem Eintritt grö'jter^rr G«;-
sehwindigkeit ist die directe Seiten wiriiiung bcgiiti^tigt ,
und umgekehrt. Nach meikJichem Eingriff in« L'fer foJ^
Abweisung ans jenseitige . d^mn Ttnvkrhvt dlrcot^ Wir-
kung n. 8. w.y somit Bilinng von Serpentinen unter gtju-
stigen Bedingungen. Dahin l^ind zu z^Llen : weicL^^r
Boden, breites, ebenes Sxromtluil und grosse Wa.i^t»er-
masse. In der B«gel -n-ird aber die Seitenwirkung ei'i
Ueberwallen des Wa^^errt ai»d durcL Ku<:kt^';LLkg eiue
nnmhige Stromobcrfliclit Lerrorbringen- Ein in h/jhjtm
Grade arbeitender oder gefc-ilxiel>efüirender Sir^^m lÜÄct
darum seine Gestüt bt 4.uf der iLC;rdlI*:Len H^likugtl
Toriierrechend rec-hi« fiill«i .. wodurch h^iixt W^^oerikdern
bei yormal- und Niedrirwaewr bo laju^ na^;b Uuks ge*
drangt "werden, bis eine obere Bildungsperiode redbts
— 120 —
beginnen kann. In der Regel werden also auf der ndrd--
lichen Halbkugel die Delta nach rechts ansteigen, die'
Rinnsale und Häfen rechts wegen Verschlammung ver-
lassen werden müssen ; in der südlichen umgekehrt
Dagegen sind Deich- und Dammbrüche und grössere
Verwüstungen auf der Seite des directen Angriffs zu
erwarten; und sind auch meistens da vorgekommen.
i
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Sehireiz* nTarturf» Ciesellsehaft; elnge«
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Werselctaiilss der MUtslleder der Berac«
risehen IVaturfarseh. Cesellseliiift«
(Am Schluss des Jahres.)
Herr C. Brunn er^ Präsident für 1859.
9 L. Fischer, Secretär seit 1854.
, Christen er^ Bibliothekar der Schweiz.
Nat Gesellschaft seit 1847 , und Gorre-
spondent derselben seit 1849.
n J. Koch, Unterbibliothekar seit 1857. .
Herr Anker, M., Professor der Thierarzneikunde (1822)
„ Antenen, Schulinspektor . . . (1849]
^ Beck, Eduard (1853)
. Benteli, Notar (1858)
9 Benteli, Rud., Hauptmann . (1858)
^ V. Bonstetten, Aug., Dr. der Phil. . (1859)
^ B r ä n d 1 i , Lehrer der Mathematik in Burgdorf (1846)
^ Bron, Notar zu Corban . . (1853)
^ Brügger, Lehrer (1848)
^ Brunner, Dr. und Professor der Chemie (1819)
„ Brunner, Telegraphendirektor in Wien (1846)
^ Bürki, Grossrath .... (1856)
y, Chri Steuer, Lehrer an der Kantonsschule (1846)
„ Cramer, Gottl., Arzt in Leuzingen . (1854)
^ Demme, Dr. und Professor der Medizin (1844)
9 Denzler, Heinr., Ingenieur . . (1854)
„ Durand, J., Prof. der Mathem. in Pruntrut (1853)
^ Dur heim, Ingenieur .... (1850)
„ V. Erlach, Med, Dr (18«)
— 125 —
Herr E seh er ^ eidgen. Münzdirektor . . (1850)
9 Faj; Nordamerikanischer Gesandter . (1854)
^ V. Fellenberg, Dr. , gew. Prof. der Chemie (1835)
y, V. Fellenberg, Wilhelm . . . (1851)
^ Finkbeiner, Dr. Med. in Neuenstadt (1856)
^ V, Fischer-Ooster, Karl . . . (1826)
rt Fischer, L.; Dr., Docent der Botanik (1852)
y, Flückiger, Dr., Apotheker in Burgdorf (1853)
y, Flu gel,. Notar (1858)
„ Frey, Bundesrath .... (1849)
^ Frot^, E., Ingenieur .... (1850)
r, Für r er, Dr., Bundesrath . . . (1856)
jf Gerber, Prof. der Thierarzneiknnde .• (1831)
^ Gib ölet, Viktor, in Neuenstadt . . (1844)
yy Glaser, Gutsbesitzer .... (1853)
^ Grdpin, Med. Dr. in Delsberg . . (1853)
„ Guth nick, gew. Apotheker . . (1857)
y, Haller, Friedr, Med. Dr. . . . (1827)
^ Hamberger, Job., Ijehrer an der Realschule (1845)
^ Heb 1er, Docent der Philosophie . (1857)
9 Henzi, Fr., Ingenieur des mines (1851)
Henzi, R., Med. Dr. . . . . (1859)
Hermann, Dr. und Prof. der Medicin (1832)
Hipp, Vorsteher der Telegraphenwerkstätte (1852)
Jonqui&re, Dr. und Prof. der Medicin (1853)
Isenschmid, Med. Dr. . . (1859)
Kaufmann, Lehrer an der Kantonsschule (1856)
Kernen, Rud., von Höchstetten . . (1853)
Kinkelin, Lehrer der Mathematik (1856)
Koch, Job«, Lehrer d. Math, an d. Remlschxile(1853)
König, Med.Dr (1856)
Krieger, K., Med. Dr (1841)
Kuhn, Fr., Lehrer in Nidau . (IMl)
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- 1» -
HerrKflpfery Lehrer in MflDcbenbachsee (1848)
• Kupfer, Fr., Med. Dr. (1863)
^ Lanz, Med. Dr. in Biel (1856)
. L a ä gh e^ Dr. , Lehrer an der KantonMchoIe (18ö8)
. LauterbargT; K., Ingenieur . (1851)
• Lauterburg. Gottl., Arzt in Kirchdorf (i853j
. L e u c h ^ Augnst , Apotheker . (1845)
• Lindt, B., Apotheker . . . (1849)
^ Lindt, Wilhelm, Med. Dr. . . . (1854)
. Lutz, F. B., Med. Dr (181Q
n Maren, Lehrer in Erlach . (1848)
- Meyer, L. R., Negotiant in Burgdorf . (1842)
^ V. Morlot-Kern (1855)
Müller, Apotheker .... (1844)
Müller, J., Lehrer in Biel . (1847)
N e u h a u 8 , Karl , Med. Dr. in Biel . (1854)
^ Otth, Gustav (1853)
„ Papon, Dr. Phil (1859)
- Pe r ty, Dr. und Prof. derNatorwissenschaften (1848)
n Quiquerez, A., Ingenieur h D^l^mont (1853)
^ Ramsler, Direktor der Elementarschule (1848)
,, Rau, Dr. und Prof. der Medicin . , (1834)
^ V. Rappart, Gutsbesitzer . . (1853)
y, Ribi, Lehrer der Mathem. an d. Realscfanle (1859)
■^ Ries, gew. Professor in Kalkutta (1856)
„ Rüttimeyer , L., Dr. und Prof. in Basel (1853)
^ Schiff, M., Dr., ord. Prof. d.vergl. Anatomie (1856)
^ Schiff, H., Dr. Phü., Docent der Chemie (1859)
yy Schild, Dr., Lehrer an der Kantonsschule (1856)
^ Schinz, Dr., Lehrer an der Realschule (1857)
jf Schläfli, Professor der Mathematik . (1846).
^ Schneider, Med. Dr., gew. Regierungsraih (1845)
Schumacher, Zahnarzt . ... (1849)
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— 127 —
Berr Schmnacher^ Metzger (1858)
, ShuUleworth, R, Esqr. . . (1835)
n S i d 1 e r , Dr.; Lehrer d. Math. a. d. KantonsBch. ( 1 856)
9 Steinegger, Lehrer in Langenthai . (1851)
„ Stier lin,^ ßob,^ Lehrer an d. Mädchenschule (1855)
j, Stucki, Optiker (1854)
jf S t u d e r^ B.; Dr. u. Prof. d. Naturwissenschaft (1819)
„ Studer^ Bernhard , Apotheker . (1844)
n St u der, Gottlieb, Begierungsstatthalter (1850)
jp T e n n e r , Dr., Apotheker ... (1856)
^ T räch sei, Dr., Docent der Philosophie (1857)
j, Trog, Vater, Apotheker in Thun . (1844)
j, V. Tscharne r, Beat, Med. Dr. . . (1851)
„ Valentin, Dr. und Prof. der Medicin (1837)
„ Vogt, Ad.^ Dr. Med (1856)
^ V. Wattenwyl, Fr., vom Murifeld . (1835)
„ V. Wattenwyl-Fischer . . . (1848)
„ Wild, Karl, Med. Dr (1828)
„ Wild, H., Dr. Phil., Prof. der Physik . (1859)
„ Wolf, E., Dr. und Professor in Zürich (1839)
„ Wurstemberger, Artillerieoberst . (1852)
„ Wydler, H., gew. Professor der Botanik (1850)
„ Ziegler, A., Dr. Med. ... (1859)
^ Zünde 1, Lehrer an der Bealschule . (1850)
y, Zwicky, Lehrer an der Eantonsschule (1856)
Correspondirende Mitg'lieder.
Herr Beetz, Professor der Physik in Erlangen (1856)
„ B o u ^ , Ami, Med. Dr., aus Burgdorf, in Wien (1827)
„ Beut erweck, Dr., Direktor in Elberfeld (1844)
„ Custer, Dr., in Aarau . . • (1860)
^ V. Fellenberg, Wilhetoi . • . (1851)
— 128 —
Herr Oingins, Dr. Phil., im WaadÜande . (1823)
„ Graf, Lehrer in St Gallen . . . (1858)
y, Grnner, E., Ing^n. des mines in Frankreich (1835)
, Gygax, Rudolf . , (1839)
n May, in Karbruhe .... (1846)
9 Mayer, Dr. u. Prof. der Anatomie in Bonn (1815)
^ Meissner, K.L., Prof. der Botanik in Basel (1827)
j, Miescher, Prof. derMedicin in Basel (1844)
y, Mo hl, Dr. a. Prof. der Botanik in Tubingen (1823)
„ Morlot, A., Professor .... (1854)
0 Mousson, A., Dr.n. Prof. d.Fhysik in Zürich (1829)
yf Müller, Genieoberst in Mnrten . (1839J
^ Schinz, Rud., Dr. und Prof. in Z«rich (1802)
9 Theile, Professor der Medicin in Jena (1834)
ARÄOMETER
tut XcUhtc LKliiiinxKeiieu. ,
in halhfr naHtriüher Orösst .
Gefass aus Messing, Slengel aus G!as-
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imttheiliuigeii
der
*.
^ naturforschenden Gesellschaft
In Bern
aus dem Jahre 1860.
Nr. 440 ~ 468.
Mit; 6 Tafeln.
Bern.
(In CommiBsion bei Huber u. Comp.)
Druck der Hallei*'Bchen Buchdruckerei. (B. Fr. u«u«r.)
1860.
HHttheilangen
der
turforschenden Gesellschaft
in Rem
aus dem Jahre 1860.
Nr. 440 — 468.
Mit 6 Tafeln.
Bern.
(In Comnüssion bei Huber u. Comp.)
Drack der Ifaller'schen Buchdruckerei. (B. Fr. Hniier.)
1860.
/
Inhalt.
Seite
Brunner , C. * chemisehe Beobaehtangen 163
ChriUener^ Eh,, kleine Beitrage cur Kenntnias der sohweiceri-
sehen Hieracien Bl
V. FeUenberg, L. R., Analysen von antiken Bronjsen (mit einer
Tafel) 43
— — Erste Fortsetcans (mit einer Tafel) . 65
— — Zweite Fortsetsang (mit einer Tafel) 153
Hipp, M; ober die Störangen der elektrischen Telegraphen
während der Brscheinong eines Nordlichtes (mit einer
l arol^ ••••••• •• o«5
Koehy meteorologische Beobachtungen Ton Bargdorf and Saanen
(Jani— Oktober 1858) 1
— meteorologische Beobachtangen Ton Burgdorf (November
1858 — März 1859), von Saanen und Bern (November
1858 — Juni 1860) 169
OUh, 6r., Über die Bauehringe 37
Mtimeyer, X., Prof. in Basel, neue (miocene) Fundorte von
Rhinooeres in der Schwele . . . .121
Sehi/f, ü., historisch-kritische Darstellung der Sänrentheorie . 193
Sidür, £r., über einige astronomische Erscheinungen des Jahres
1860 140
Uhlmann , J., geologisch-archäologische Verhältnisse am Moos-
seedorfsee (mit 3 Tafeln) 57
Wydler, über die Blathenstellung und die Wuohsverhältnisse
von Vinoa 9
Wild, £f., über die Bestimmung der Lufttemperatur ... 91
y — — Berieht über die Einrichtung meteorologischer Sta-
tionen in den Kantonen Bern und Solothurn . . 225
VenEeiehniss der für die Bibliothek der Sohweiserischen Natur-
forsehenden Gesellschaft eingegangenen Geschenke S. 6, 56, 62,
80, 119, 139, 152, 168, 191
Verieiehniss der Mitglieder der Gesellschaft .233
llip»rl«li(lf(«Mi;.
U ^tM A<i4Vftti«4^. ^hf^ 'mioi^n^) Fmnäorie vom Hhimöeem i»
^,^ ^lAwvt)- \> 4)^ «l$Sv «vm PvHtf. JNttMtfyer in BoMd*^ ist ak'
II^Mms xv^ IIK^yn>Hv»«i {«n^h^ii« |»4f. ISl« irriger Weise Uuudij
wH^^ vkM^A li^i >K>Mfilm^ |t»<i»mn^ «-M Mif ie« Wnsoh des Ver-]
BTr. 440.
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Werselehniss der fAr die BIMtotl^lL «er
Sehwels* ÜVaturf« Gesellselmfl elsgr-
SWDBenen Geseheuhe«
Ton ifff ür. It. geotogUcken ReiehsanUaU in Wien:
jAhrbaoh. 1859. Nr. 1. Wies 1859. 40.
IM inttUut$ Vin$io:
MaMMwIa M^ IUI' Vj-L uLi. 4Alb7 J|0 - • ' - -^ .
••■•••rfW^^^lff» ▼TT» ▼▼WTWlW XOIFI. ^^»
r<m ier k, k, .Kptrftiw<e der WtBnnsehafttn in Wien :
r. DenliVelirtrteKVBlirXV uaJ XVI.
t. Krell : Anleitiftf lu deik mafi. BeöbaohtiBfoi. 3te Alibi«*
Wien 1858. 8^.
3 Sllittüfiibcrlclite ^ J^hrf. 1856 , Nr. 24 - 21. Jal»f. 1690,
Nr. 1-^9. Wie« i659. 80.
Af r.4r(MMm^ ilf*« ffiVnctff df Bordeaux:
Heeieil de« «otei 1858. Ire trlme»tr#.* -Pii»fo 1869. S«».
TWSfr ntuurfbnchenden GeieUiche^ in Z€Hdk.*
VlerteU»hniKchrirt 1859. 3le« Heft. JSörieh 1859. 8^.
De la iociHi de$ $cience$ netIwreUes de NmehMd: ^
Bttlledn. Toiue V» 1. NeiiehAtel 1859. 8^.
Van der Tit. RedMion :
Gemelniiaisii^ Weelieii«chrifl ron Wirabvrf . Mirf . 185l. Nr.
40 -t». 9». *; *
Von dem natuneissenickalHiehin Verein des Haages:
Berichte f»r die J»hre 1857-58. WtrttiteHide 1859. 4«.
Von dem Verein der Freunde der Naiurwiseenm^afteii in Mekhnhufgi
Arohir. ISter Jalirs. NeabraifJcnbnrf 185§. 8^; '
i^on der k* k, geograpkiseken GeseUscha/t in Witn:
HUUwtlMyw, 188fe I!. Wl*» 1859. -8^-^ *" "^
f)rom the aulhor:
1. QoM , Dtfenoi by Hie Boientifio Goaacil of ttt iKidle^^ eibskr-
▼alory. 3 edition. Albuiy 1858. 8».
2. Reply to the ^Statement «f the Trtf»tM%^ of ^t OhiÄey etor-
▼ttory. Alb^iiy 1859. 8*; ! -
p .«.■«« a -1V1
- 7 -
on der Tit. Redaktion : ^ * . i
Sehweixeriflche Zeitsehrift filr PkaMmei», 4t«r Jkhr^.% üRr. Ift.
Ton dem niederösterreiehischen Gewerbverein in Wien :
Wie« 1859. 80. \ '
Von der phys. me^:e. GeseUschaft in Würzlmrf:
Verhandlangen , td. IX, 2. 3. X, 1. Wanborf; 1869. 8». .
Von Herrn Prof . Morlol :
Layrs : Ob an new barometric foraiola for wiantal» l|«>il)ts«
Boblin 1857 4».
Yon der deutschen geologüfchen Ge9^l$chaft in Berlin:
JSeHsehrift, Bd. X, 4, and XI, 1. Berini 18&8. 8^*;
Vtm dem Verein für Naturkunde in Presiburg :
1. VerlMHlaBfen, Mkrg. 1858, 1. PrMsHiri; 1868. 9;
2. Po]Hi1are natarwissenschaftliehe Vortrag». Pre0iri»lir|^ 18b8. 8®.
3. Konihaliii : Beitraf^ cor Kenntnisa der klfnatiaehefe VerhüMiste-
PreasbvnKs. Preaabvrg 18S8. 80.
From the royat soeiety of London:
Praeeedings , vol. X , NO 35 4f 36. London. 8^.
Vim der Tit: ItedaktUm.
Gemeinnitsige Woehenaehrift von Wöraburf;. 18S9. Nr. 36-39..
Von Herrn Prof. KenngpU in Zürich ;
1. lieber die Geataltp'oppen der Kryatallapeciea. 8^.
2, Ueber Rntil, Granat and einen Mateoratein.
Yon Herrn Gräbmg in^ Züßtieh:
22flta Uali^raicl^ der Varhandlonffen dar tecMUelit « Ge«ellfliiiaft in
Urielu Birichl859, 8o.
Fon Herrn Professor Wolf in Zürich :
i; Lnplaee, Basai pliil. aar lea probabiliUa. Troiaiime ^dfäon.
Pttis im». 8».
2, Bng^, die Mathematik in aystemiitiseher BehandliiBf^weiaa, Bd. I.
£ariolil856. 9f. ,
3. JSemwr , Eingehe Ableilniif eines Poaeelt t^s- Thi|(|r<m«)
44,Melirefva ftlt^r« nuithaantiiciM W^kitw
Fo» der naiurforschenden Gesellschaft gu Ff^äffer^^ifiW Brei9§au ;
itriolit« ftber die Verhandlnjiceii. Bd. II, Hefl 1. 1859. ^.
, ^rr* Pr^. m^ -
Heft 1 und 2.
nll ij>i«lli BT bAora .(ntlunetik. Berlü ISÜ fl
I ll^. «*.
irchi Rcnrutc ier u ^r ^ Am
I 32Jihri|c>a Zviin^ke leE&— S
rABwrern, Bi 4«. MütielitB 1859. *«.
l gHilngur-liru IMrUmn^liUt in Win:
. Nr. 3. Vi\»n 1839. 8". ' ' " '■
Die fuMilon MalluxliFii 4Mr'V<niiiW«kcMl>MHh
IVr« 440 M» 449.
H^ Hrydler.
lieber die Bliitbenstelliiiis ond die
UraehsTerhältiiime Ton Tinea.
Vor|;etrafcn deo 17. Mars 1860.
Die Mehrzahl der Schriftsteller beschreiben die Blü-
en dieser Gattung als axillär, ohne ihre Angabe weiter
. begründen; nur Doli (Fl. Bad.) setzt hinzu, dass sie
ine ausgebildete Vorblätter sei. Meine Untersucliur.gen
kV. minor hatten mich (Flora 1851, S. 3'!?9) die Bliithe
pfelständig finden lassen ; und nach neuern Unter-
chupgen muss ich auch jetzt noch diese Ansicht fest-
,lten. Es ist mir bis jetzt nicht gelungen, die Keimung
n Vinca zu beobachten, da man in unsern Gegenden
B Pflanze selten mit Frucht und noch seltener mit reifen
tmen findet. Fassen wir zuerst einen blüthentra^(;udeu
engel von V. minor in's Auge, so bemerken wir, dass
selbst das Seiten (AchselJ-Produkt eines andern Sproa-
s ist, der bald mehr in der Erde, bald über derselben.
Form eines Stolo fortkriecht. Der Bliithcnsteiigel ist
akrecht aufgerichtet und trägt an seiner gestuucliten
isIb 2 — 3 dicht übereinanderstehende Niederblattpaarc
id über ihnen an seinem gedehnten Axentheile eine un-
stimmte Anzahl Laubblatt- Paare. In der Region seiner
lubblatt-Axe treten nun bald 1, bald mehrere (bis 4J
^stielte Blüthen auf, welche in den Achseln eines I-.aub-
attes zu Btehen scheinen. Niemals findet man in beiden
chaeln eines Blattpaares eine Blüthc. Die Blttthen, wenn
. Bern. Mittheil. 440 u. 441.
— 10 —
mehrere, folgen sich selten unmittelbar von einem Bl*tt-
paare zum andern, Tielmehr wird ¥on einer Blütha sur
andern bald 1, bald mehrere Blattpaare (2, 3 bis 4) über-
sprangen, bevor wieder ein solches mit einer Blütb
kommt. Eine bestimmte Regel in dieser Vertbeilong
der Blüthen ist nicht aofenfinden. Sind mehrere vor-
handen, so ent<en sie sich in aufsteigender Fo^.
lieber der Bltithe, wenn nur eine vorhanden, über der
obersten , wenn mehrere , scheint sich der Stengel all
Laubspross fortzusetzen, und trägt daselbst schon zur
Blüthezeit mehrere entwickelte Blattpaare, und einige
obcrnte, noch im Enospenstand befindliche. Die obente
Blüthc scheint neben diesem Spross wirklich axillär sa
stehen ; der Spross nämlich ist gerade aufgerichtet, und
die Blüthe ist mehr seitwärts geneigt Was noch mehr
fUr die Axillarität der Blüthe zu sprechen scheint, ist
die Gegenwart eines Knöspchens, welches zwischen dem
Spross und dem auf seiner Seite liegenden Blatt, In der
Achsel des letztem sich findet. Es steht also hier der
Spross zwischen der Blüthe und dem Knöspchen, gleich«
sam terminal, die beiden letztern einander gegenüber axil-
lär. Diess ist das gewöhnliche Verhalten eines blüthen-
tragenden Stengels. Nun sind aber nicht alle so be-
schaffen. Man findet nämlich einzelne, welche aus den
Achseln beider Blätter des der obersten Bltithe zunächst
befindlichen Blattpaares einen Laubspross aussenden, 80
dass hier die Blüthe in die Mitte beider Sprosse fällt *>
Von dem kleinen, oben beschriebenen Knöspchen, wel-
ches man gewöhnlich in der der Blüthe gegenüberliegen-
den Blattachsel findet, ist hier keine Spur. Es kann
^) leh hübe diesen Fall selbat goit 4t» JaKr 1811 mehrereoMl bei
V. minor nnfttmffen und Herr Dr. PInelif r in hier Hmi denselben cbes-
ftüls voriiffs Jahr nnd hat mir ihn f«4cnl aütcntheilt.
Mshalb in dem bier 1>e8ehrie1>enen Fall woU kaum T<m
inem als Lanbaxe fortsetzenden Oipfel des Stengels die
äede sein, vielmehr scheint es natürlicher; die Blüthe
hier für gipfelständig zu halten. Wollte man dennoch,
^BE Stengel unmittelbar als Lanbaxe fortsetzend , die
Blüthen als axillftr betrachten ^ so bliebe ^ um diese An-
sticht festzuhalten, nur eine Ausflucht übrig, indem man
umnähme, es gehören diese Blüthe und der eine Laub-
«pross ein und derselben Blattachsel an , der gegenüber-
Begende Laubspross aber sei die Fortsetzung des Sten-
gels. So betrachtet bildeten Blüthe und der eine Laub-
spross Serialzweige in einer Blattachsel, der obere wäre
Blüthenzweig, der untere accessorischer Laubspross. Ein
Analogen dazu fände man z. B. bei Linaria minor, wel-
ches wirklich 2 Sprossen in der Blattachsel , einen ober-
ständigen als Blüthe und einen unterständigen Laub-
spross *) aufzuweisen hat. Anstatt uns aber bei dieser
Annahme zu beruhigen, wollen wir die Untersuchung
Boch etwas weiter fortsetzen. Vielleicht dass uns die
Enospenlage des Kelches einigen Aufschluss gewährt^
Qm uns der Entscheidung, ob die Blüthen axillär oder
terminal seien, in etwas näher zu bringen« Untersuchen
^Blüthen zu einer Zeit, wo sie noch fast ungestielt und
lidchstens 1 — 2 Linien gross, in der Achsel eines Blattes
xn stehen scheinen, so finden wir die Blüthenknospe
gewöhnlich mit deutlich eutopischer **) Kelchdeckung,
Und zwar nach ^/^,, wenn wir dem langen Weg der Kelch-
spirale folgen ]^ehmen wir die Blüthe für axillär und
beziehen wir die Kelchstellung auf ihr Tragblatt, wobei
*) Freilieh manchnial nach mehrere anterständi^e Laabsproese.
*) E» finden sieh swar manchmal aach metatopische^ d. h. der fc-
leliselien Pol^ der Kelehabsehnitte sowiderlanfende Knospenlai^en ; je-^
(•eh int dlens immer der seltenere Fall.
— 12 —
uns »Ibo die 'Deckuogsfblge der eixueelxten EelciiabaGhiutti
leitet; 80 erhalten wir folgende Stellung:
fn
^\
E'.
B
1"'
r
(A) Abstammnngsaxe. B Tragblatt der Blüthe. 1-5 T
gonctische Deckungsfolge der Kelchtheile. LLinkslänfigt y
Blütho nach ^5 l^i^* des Kelchs geschätzt.
Es fallen mithin von den Kelchtheilen der vierte nach
der Abstammungsaxe der Blüthe hin, jedoch mit schwa-,
eher Abweichung von der Mediane; dann folgen naeb
vom paarweise 1^ 2; und 3^ 5; die beiden letztem kh*
nächst dem Tragblatte der Blüthe stehend. Diese Kelcli-
stellung hat grosse Aehnlichkeit mit derjenigen anderer
pentamer. Blüthen mit hintumläufiger Spirale , welche
wirklich der Vorblätter entbehren (siehe Fig. 2). Sie
weicht jedoch in sofern davon ab, als der vierte Kelch-
theil nicht genau in der Mediane liegt ; dass ferner der
zweite mit dem Tragblatte einen rechten Winkel bildet,
bei einer pentamer. Blüthe ohne Vorblätter hingegen
(wie auch der erste Kelchtheil) einen spitzen *). Man
*) Die Prosepthe von pentamer. Seitenblüthen ohne Vorblätter bt*
tragt
/2
, wodurch s'cli das erste Kelchblatt an's Tragblatt isf
BJüthe mit einem UebergangsschriU von "^/^o anschliesst. Man vergl^iohe
damit z. B. den Kelch der Seitenblüthen von Anemone narciBsiflorfti
Impatiens 9 Myricaria, Tamarix, Primalaccic, wo dieses VerbäKais»
— ife —
:e zwar die hier beschriebene Kelchstellong einer
gen Verschiebung zuschreiben und die Blüthe dem-
als ohne Vorblätter betrachten. Und in der That,
alles Suchens ; ist es mir bis jetzt noch nicht ge-
t bei Vinca Blüthen mit Vorblättern aufzufinden;
finde ich solcher hei keinem Schriftsteller erwähnt,
Lusnahme von Doli, der , wie oben bemerkt , an-
die Blüthe sei ohne ausgebildete Vorblätter, was
o viel heissen kann, als sie seien potentia vorhan-
aber nicht zur Entwicklung gekommen. Vielleiöht
3r sich zu dieser Annahme durch Analogie mit Ver-
den Gettungen hat bestimmen lassen, bei welchen
bildete Vorblätter vorkommen.
Vie dem nun auch sei, wir wollen, ehe wir uns zu
bestimmten Ansicht entscheiden, auch noch die
ideckung solcher Blüthen in's Auge fassen, welche
ir terminal ausgeben möchten , indem sie am Ende
fcengels zwischen zwei Laubsprossen auftreten. Die
Stellung einer solchen Blüthe zwischen beiden das
:e Blattpaar des Stengels bildenden Blättern ist
de :
A»
mt. Lehrreiche Fälle bieten ferner die Oattanf^en CftUha, Swortia,
a aselepiadea, Polemoniom , deren SeiteAbKthen hM mit 2 Vor-
▼ersehen , bald ohne sohshe sind , vnd wo aieh dann fltelfaii^
ospenlai^e des Kelch» «aeh dem VorhandeMoin oder Fehlen der
tor richtet.
— 14 —
A^ A^ oberstes Blattpaar des Stengels, 1 — ö Deckimg*
und Stellung des Kelchs der Gipfelblüthe, d. h. sie ver-
hdt sich ganz so , wie wir sie gewöhnlich bei pentamer»
auf ein oberstes Blattpaar folgenden Blüthen; z. B. &sfe
allgemein bei den Carjophylleen, Hypericum antreffiuu
Die Einsetzung des Kelches geschieht hier mit Pros, von
— "^ '^ , d. h. mit einem Uebergangsschritt von "/je vom
angenommenen zweiten Blatt des Paares (A^) zum ersten
Kelchtheil. Der zweite Kelchtheil fallt in die Bichtung
des ersten Blattes des zweitobersten Paares. (M. s. Flora
1859. Tab. VI, Fig. 1.) Denken wir uns in obiger Figur
das Blatt A^ als Tragblatt ^er Blüthe und vergleichen
wir die Zahlen - (Kelch) Stellung mit der frühern Fig. 1,
welche eine axilläre Blüthe darstellt, so fallt uns sogleick
in beiden Fällen die gleiche Kelchstelfung auf. Sollte
diess nicht dafär sprechen, dass die für axillär gehaltene
vielmehr eine terminale sei ? Der oben beschriebene
Fall mit einem Laubspross jederseits von einer Blüthe
ist zu klar, und die Kelchstellung der letztern *) zu deut-
lich, [als dass wir länger Anstand nehmen sollten, die
Blüthe hier für wirklich endständig zu erklären. Bei
dieser Annahme fragt es sich nun bloss, wie die viel
zahlreichern Fälle zu deuten seien, bei welchen neben
der obersten Blüthe nur ein Laubspross, nämlich der
*) Die Kelehabsehnitte cei|;«ii manchmal auch eine der % entspre-
chend abnehmende Grosse , was selbst xaweilcn noch bei entfalteter
Bläthe bemerkbar ist, während andere mal ihre Grössenverhältnisse
sich aasgfleichen.
Es mdi^e hier aaeh noeh die Bemerkanf; Raum finden» dns« di»
Enospenla^e der Blnroenkrone bei Vinea keinen Anhaltspunkt pki^ m
damtioh dio Blöthenwendong na bestimmen , da sie bei allsn Arten eea«
«tant links gedreht ist*
_ 16 -
iür den Gipfel des Stengels gehaltene Spross^ vorkommt.
J!7ebmen wir. auch hier an , die Blüthe sei terminal; jener
Spross hingegen axillär/ so stossen wir auf ein neues
Hindemiss ; wir finden nämlich in der Achsel des der
Blüthe gegenüberliegenden BlatteS; welcher wir nunmehr
den Laubspross zuschreiben müssen , das schon oben be-
rührte Enöspchen^ das wohl nur selten fehlt; aber nicht
oft zu weiterer Entwicklung zu kommen scheint. Wenn
wir es nicht als accessorisch in derselben Blattachsel mit
dem Laubspross ansehen wollen , so bleibt uns nur die
oben geäusserte Ansicht übrig; die Blüthe einerseits
und das Enöspchen anderseits seien Achselprodukte der
gegenüberliegenden Blätter, der Laubspross abfer Gipfel-
trieb des Stengels. Ich stehe aber keinen Augenblick
an , der erstem Ansicht von der. Gipfelständigkeit der
Blüthe das Wort zu reden. Es ist nämlich gar keine
so seltene Erscheinung auch bei andern Pflanzen neben
einer Gipfelblüthe in der daneben befindlichen Blattachsel
2 Sprossen anzutrefien (z, B. bei Lychnis vespertina etc.);
das kleine Knöspchen kann mich desshalb keinesweges
bindern; die Blüthe fiir terminal; jenes aber für accesso-
risch zu halten. Ein fernerer Umstand; der zur axillären
Blütheustellung auch nicht recht passen will, ist die schon
oben beschriebene Unregelmässigkeit der Blütheustellung
längs des Stengels ; wo bald bis 3 Blüthen sich unmittel-
bar von Blattpaar zu Blattpaar folgen; während andere
Haie von einer Blüthe zur andern ein oder mehrere
Blattpaare übersprungen werden, die ohne Blüthe sind.
Knn kommt noch ferner hinzu ; dass alle Blattpaare des
Blüthenstengels ; die ohne Blüthe sind ; ein Knöspchen
in der Achsel haben ; davon ist; wie gesagt; nur je das
Blattpaar ausgenommen , das mit einer Blüthe auftritt,
indem das auf Seite der Blüthe gelegene .Blatt steril^
i.'lil-'chlggt,
iolge nach
IbliUbe wird
»Bletheoi-
. major ans-
ine solche
.iii^telloDg
tineu nach
i liipreUiändig-
I wiHEÜcfa so —
BmiIuh — 80 liegt
pol, der bis jetzt
■II, dieses nicht,
i'ielen einander
: Generationen
lUütben trägt.
ostüude darin,
einer Gipfel-
'■Stimmte Zahl
:ena anch an-
)dien antrifft,
der Inflorea-
h neben der
ibsproap vor-
I* gefaürt nach
.«el dea ersten
i er (Bt ea mit-
ir einleitet oder
i^in meist frtlb-
pfelblDlhe am
I dem sterilen
i der Acfasel
r LaabsproB»
— iß —
Moh «nfridiitt, um ikre wtwfrüaafßiAe Slelle
muaa. V/mam wir luif die jßtag^ten Znrtamie warn Lmi-
cproAti QiMi Biflthr snrttokkaliren y lo Itert nck die kr-
mmatr Htelhmjr ^icr BItttke mmermtoy die «xSin^Bi
liMiKftpTmiMfi «Bdftrteits , nicht wohl veikeniMB. Dv
w«hr«* 8tdlbuifr((v«rhältni«B beider ist hier voüAmmmi
«UuUicii. indem dir BIttthc ak der unepröngfich frAr
«nfr^^leirtr 8prMw durch ihre Gröise Aber den TiMihifWiii
der kkunt^r imd n<ich knotpenartifCf vorherrBoht. Nur dm
Tlujitjuul « daiis der l^iihäproiw die Btüihe in ihrer Eit-
wiolhnu^ üH^h<iil. . incteni er frühzeitig anewächst, «si
nur yM\ der JtHlUientiiütunp: «chon eine gewisse GroMe
(tif( v«i)) 2 ^tdl nnt] niehr"! erreicht hat, int es snanudm-
heil . diiAs n)4U) ihn ibr dir nnmittelbare Fortoetaasag des
Bten^rnis , dit' vi\n Uan auf die Seite geschobene Blilik^
ihr axillär hmh. Auch «eine Blattatolhmg schien ftr
dit^Mr Mt>inini;i^ p.\\ sprechen , da der Spross oberhalb der
Ititttitt* ilte V(lTalH^reJlende paarig-decussirte BlattsteOng^
fartvii!«f^Ute)i «rhein%. Ichfu^rr: iu*heint. Der Spross niiS'
lirh l»t»^!n«i nui o.iiie.ni priwenthetisch nach — ^ — - ein-
IfiHiotKfmi V nrhhatpHui' . wonach nothwendig das letitere
«nit dt^m siniiichia oherfiten Blattpaar des snniicdist Toraas-
|>fdH\ndeii SpriHUn« sich rechtwinklig krenaen mnss. Aach
dir Kntmpenlage und die alsdann oft nnghdcbe Grto^
d«xr Blätter des der Bhlthe nnmitlelbar vomoi^^Badf
iUat^uiartis spriaht tür die Ansicht , dass der das Sys-
podinm finrtsfitMinde S^iross dem «rsien Blatt des Fiara
«n^r^ure. In der Knospe ist esn&mficli s<dir«ftdbsgrS»-
•err, wesl därliher f«ewnirdeiie. £s sehljesst gewünfick ait
•einen b«S(den Sindeni das awcnte Tä[% «ni^ ^ k dk
— 19 —
l^exa *). Nicht selten sind auch die Spitzen der beiden
BUltter in der Knospe einwärts gebogen , wobei sich die
Spitze des ersten über die des zweiten wölbt
Es bleibt nur noch die Frage zn erledigen^ welches
die Wendung der das Sympodium zusammensetzenden
Sprossgenerationen sei; ob das Sympodium Wickel - oder
Schraubelwuchs habe. Zur Entscheidung dieser Frage
liefert uns die Knospenlage des Kelches aufeinander-
folgender Blüthen den hauptsächlichsten Anhaltspunkt»
£b hält aber immer etwas schwer ^ mehrere Blüthen
eines Sympodium gleichzeitig in der Kelchästivation
anzutreffen; indem die eint' oder andere Blüthe bereits
anfgeblüht sein kann und nur die oberste noch geschlos-
sen ist. Die Untersuchung muss also sehr frühzeitig ge-
schehen. Ich wählte dazu Blüthenstengel; die höchstens
V4 Zoll Grösse hatten« So ist es mir gelungen • manch-
mal bei drei aufeinanderfolgenden Blüthen die Kelchästi-
vation zu beobachten und mit nur wenigen Ausnahmen
fiuid ich sie immer gleichwendig (bald rechts, bald links).
Bem zufolge zeigte das Sympodium Schraubelwuchs mit
Förderung aus dem ersten Blatt des obersten Blattpaares.
Auch die Analogie mit verwandten Pflanzen spricht für
Schraubelwuchs; welchen z. B. bei Vinca (Lochnera) rosea
*) Die Laubpaare , welche ohne Bluthe sind , verhalten sich in
dier Knoape etwas anders. Wenn sie swar aaeh zuweilen eine Plyxis
amplexa seilten , so kommt doch die bei foliis oppositis gewöhnlichste
Ptyxis semiamplexa Tiel häufiger vor. Ursprunglich liegen die beiden
sasftmmengehörenden Blätter mit ihrer Oberseite flach auf einander 5
üe Fl&ohen decken sich gleichmässig , bald aber tritt eine Verschiebung^
4er beiden Blätter ein , als Anfang einer Drehong , welche noch zu-
■inmt und eben die Ptyxis semiamplexa zur Folge hat. Die Drehuni^
dter filattpaare ist eine wechselwendige. Dreht ein Paar reohts, so das
Mgeade links n. s. w.
— ao -
wohl Niemand verkennen wird, wie denn auch bei Apo-
cjneen und Asclepiadeen im Blöthenstand die Schraubel-
zweigung aus dem ersten Vorblatt die Yorwaltende i»i
(Flora, 1851. S. a87 ff.) Die wenigen oben berührten
Ausnalimen bestanden darin , dass ich an dreiblüthigea
Sjmpodieu die 2 untern Blüthen homodrom, die oberste
antidrom fand. Es hatte hier also eine Umkehrnng der
Blattspirale statt. Dieser Fall hat in sofern weniger Bedeih
tung, als ähnliche Umwandlungen auch anderswo beiSym-
podien-Bildung vorkommt. Es könnte aber auch bloss^ine
Metatopie des Kelchs daran Schuld sein. Nach Beseiti-
gung dessen, was Blatt- und Blüthenstellung von Vinc«
betrifft, mögen noch einige Worte über die Wuchsver-
hältnisse dieser Pflanze folgen. Nach dem Verblühen
legt sich der Blüthenstengel auf die Erde und der oberste
neben der Gipfelbltithe befindliche axilläre Laubspross
<lehnt sich nun zu einem mehr oder weniger langen von
Knoten zu Knoten Wurzel schlagenden Stolo. Nachdem
er eine grössere oder geringere Zahl von Laubblattpaaren
getragen, welche durch entwickelte Internodren auseinan-
der gehalten werden, staucht er sich an seiner Spitze und
sinkt im Herbst in Niederblattbildung zurück. Sein wei*
tercs Verhalten ist von nun an ein verschiedenes. Ent-
weder dehnt er sich im Frühling wieder zu einem laub-
tragenden Stolo und schliesst duf ch eine Gipfelblüthe ab ;
er erneuert sich denn wie oben für den Blüthenstengel
beschrieben in gleicherweise, indem sein oberster Achsel-
spross einen neuen Stolo bildet etc. Dieser Fall, wo der
als Stolo fortwachsende Spross in eine Gipfelblüthe endet,
scheint selten und ist mir nur einige Male vorgekommen.
— Oder aber, der Stolo bringt mehrere Jahre nach einan-
der wechselnd Niederblätter und Laubblätter an continnir-
lieber Axe , um zuletzt nach 3 bis 4 Jahren wieder durch
— st-
eine Blüthe zum Abschluss za kommen. An einem boU
eben Stolo sind meist die Blätter des ersten Jahrgange»
abgegliedert; die der folgenden Jahrgänge sind an ihrer
dunkelgrünen Farbe nnd lederartigen Consistenz; die des-
jüngsten durch ihr helles Grün und ihre Zartheit leicht
kenntlich« Was aber am 8tolo die aufeinanderfolgenden
Jahi^änge besonders charakterisirt , ist die zwischen je
2 Liaubformationen eingeschobene ^ einen Nachlass in der
Vegetation bezeichnende ISiederblattformation ^ die baldl
reichlicher , bald ärmlicher dargebildet ist und immer
dem gestauchten Axentheil des Stolo angehört. Ebenso
verschieden wie die Zahl der Niederblattpaare eines
Stolo ist die seiner Laubpaare. Ich fand solche , die
nach 14, 17, ja 25 zu einem Jahrgang gehörigen Laub-
paaren erst durch eine Gipfelblüthe schlössen und im
letztern Fall eine Länge von 4 Fuss erreicht hatten *)•
Nur selten ist es mir vorgekommen an einem wurzelnden
Stolo zwei Blüthen über einander anzutreffen, in welchem
Fall er sich dann, mit Ausnahme seiner EInwurzelung,
wie ein blühender Stengel verhielt. Aus dem Ge-
sagten geht hervor, dass ein Stolo mehrere Jahre als
blosser Erstarkungsapross functioniren kann ; wenn er
es aber nicht selbst zur Blüthenbildung bringt, so doch
seine Seitensprosse. Die jährlich oft in grösserer Zahl
dicht und büschelig zusammengestellten aufrechten Blü-
thenstengel sind nämlich nichts anders als solche Seiten-
sprosse. Und arwar entspringen sie meist aus dem jedes-
maligen gestauchten und etwas verdickten Ende eines
vorjährigen Stolo , aus den Achseln seiner Niederblätter,
*) Es ist zwar nicht immer sicher zu bestimmen , wo der Stolo
^IffTch «ine BlSthe endet, indem diese zuweilen fehlschlügt, and'iefi
▼OB solehen eiinzelRC Sparen aufgefunden habe.
WlÜirend Aber ilmen der Stolo sk fnvAkB Iftabblatttra*
gende Aze fortseist. Eben wegen des dichten ZusammeB-
baltens der schnppenartigen Niederbl&tter sieben anch Sib
ans ihren Achseln hervorgehenden Blüthenstengel ge-
drftngt beisammen. Stirbt zufällig das Ende des Stols
ab, so bildet sich oft ans einer seiner Seitenkhospen m
Stolo , der dann aus den Achseln seiner NiederbHiter
Blüthenstengel treibt. Derjenige meist etwas verdickte
Axentheil des Stolo, aus deip die Blüthenstengel hervor»
brechen, treibt immer die zahlreichsten und stärksten
Wurzeln. Diese früh bewurzelte Stelle ausgenommen
schreitet die Wurzelbildung am Stolo von der Basis nach
seiner Spitze fort, so dass die altern Knoten desselben
schon jederseits eine Wurzelzaser aufzuweisen haben,
während die Jüngern noch ohne solche sind. Sind die
in allen Blattpaaren des Stolo (unter günstigen Umstän-
den auch zu Sprossen auswachsenden) Knospen von etwas
ungleicher Grösse, was mir aber nur selten vorkam, so
scheint die Wurzelbildung dazu in einer gewissen Be-
ziehung zu stehen, indem nämlich von den 2 zu einem
Knoten gehörenden Wurzelzasern , die auf Seite des
grossem Knöspchens fallende etwas früher als die an-
dere hervortritt Nicht selten treten aus der Niederblatt-
region eines Stolo neben Blüthenstengel auch stolonen-
artig sich verlängernde Erstarkungssprossen hervor. Die
aus den Niederblättern eines Stolo hervorgehenden Blü-
thenstengel beginnen ihre Blattstellung mit 2 nach rechts
1 4- V
und links (Pros. — ~ — ^ ) gestellten Vorblättern 5 an sie
schliesst sich dann die gekreuzte Stellung der übrigen
Blätter, und zwar bald mit hint'-, bald mit vornumläufi-
ger Spirale. Das letztere fand ich sogar häufiger. Ab
Stolonen fand ich bisweilen auch foliatema. Die blühen-
den Stefl^F fntgen gewöhnlich 3 bb 4 Iße^RfihrMsft^
und 1 Ins 2 Laubpaare bevor aie durch ehie Blüthe ab-
«chliessen. Es ist mir auch rorgekommen, dass alle einer
Blüthe voraui^henden Blätter der Niederblattformation
angehörten; doch ist diess selten. Das Resultat obiger
Anaeinandersetzung wäre mithin folgendes.
IJ Die jährlichen Blüthenstengel von Vinca sind ge-
wöhnlich Achselgebilde einer als Stolo (Laubspross) auf-
tretenden relativen Hauptaxe.
2) Der Stolo erscheint häufiger als Erstarkungsspross
und trägt in jährlich wechselnder Folge Nieder- und Laub-
blätter. Seltener schliesst er nach kürzerem oder län-
gerem Wachsthum durch eine Blüthe ab; wo er sich dann
lurch Seitensprosse aus dem ersten Blatt seines obersten
Paares fortsetzt und ein Sympodium wird. Insofern schon
der Stolo, wenn auch seltener durch eine Gipfelblüthe
abschliesst; gehört Vinca zu den einaxigen Pflanzen.
3) Die jährlich meist aus Niederblättern; seltener
aus Laubblättern des Stolo kommenden Blüthenstengel
bilden ein zweites Axensystem. Sie tragen nach einan-
der Nieder- und Laubblätter und enden durch eine Gipfel-
blüthe. Aus dem gewöhnlich allein fertilen ersten Blatt
des obersten Laubpaares setzt sich die neue Sprossgene-
ration fort. Oft folgen sieh in ähnlicher Weise 2 bis 3
durch eine Blüthe endende mit ungleicher Zahl der Laub-
paare versehene Sprossgenerationen , und der Blüthen-
stengel wird zum Sympodium ; nach Erlöschung der
Blüthenbildung wächst der neben der obersten Blüthe
befindliche Seitenspross sehr rasch; legt sich nieder und
setzt sein Wachsthum als Stolo fort, um in oben beschrie-
bener Weise aufs Neue fortzusprossen. Die Sprossförde-
rung geschieht constant aus dem ersten Blatt des Blatt-
paares; und innerhalb des Sympodiums folgen sich ge-
- n -^
wohnlich die Sprossgjenerationeii in stets gleicher Wen-,
düng; sie bilden eine Schraube].
Alles bis jetzt Vorgebrachte bezog sich hauptsächlich
auf Vinca minor. V. major , von der mir aber nur eine
geringe Anzahl von Exemplaren zur Untersuchung vor-
lagen ^ zeigte mir Manches anders als oben beschrieben.
So fand ich an 5 Blüthenstengeln; wovon 2 drei, 2 vier
und 1 fünf Bliithen trugen ; die BlUthen und Enöspchen
so gestellt; wie die Achselsprosse der Blattpaare an der
continuirliohen Axe der Caryöphylleeu , nämlich, dass
je die 5teu Bliithen , je die 5 Enöspchen in gerader Linie
über einander fielen.
Ich hatte keinen Anhaltspunkt (die Deckung des
Kelchs war nicht mehr zu verfolgen), um zu bestimmen,
ob in obigem Fall Blüthe oder Knöspchen dem ersten
Blatt des Paares angehörten *). Genug, es stellte sich
hier ein ganz bestimmtes Verhältniss in der Anordnung
der Achselprodukte heraus , wie es uns auch aus andern
Fflanzenfamilien bekannt ist. Das Eigenthümliche be-
stünde nur darin , dass hier von Paar zu Paar eine
Blüthe und ein Knöspchen regelmässig folgten. Ob diess
hier blosser Zufall sei, will ich unentschieden lassen,
kann aber nicht glauben , dass sich V. major im Wesent-
lichen anders als V. minor verhalte. Sehen wir uns übri-
gens nach ähnlichen Beispielen im Pflanzenreiche um,
wie das obige von V. major, so begegnen wir bei Cu-
phea und einzelnen Labiaten Fällen , die man etwa bie-
her ziehen könnte. Bei Cuphea finden wir wirklich all-
gemein bei ebenfalls opponirt decussirter Blattstellung
^) Bei Vinca major finden sich xnweilen auclr an nicht blöhendeo
Trieben nn|;leioh grosse Knospen in den Bla«achseln, ^nz in der Ord-
nung wie bei den Caryophylleen.
— 25 —
der einen Achsel des Blattpaares eine Blütbe; in der
idern hingegen einen Laubspross. Die Stellung und
ufeinanderfolge der Blattpaare ist zwar bei Cuphea von
jr der Caryopbylleen insofern verschieden, als bei er-
erer der Cyklus bereits mit dem zweiten Blattpaar ab-
hliesst und mit dem dritten ein neuer beginnt; es stehen
ithin auch die Bltithen der dritten Blattpaare über einan-
jr, bei den Caryophylleen erst die fünften. Dann kommt
»eh als abweichend hinzu ; dass bei Cuphea die Blüthen
ie deutlich axillär, weil mit 2 Vorblättchen versehen)
a Internodium des Stengels bis zum nächstobem Blatt-
lar hinaufwachsen. Dieses und die Blattstellung von
jphea sind übrigens Momente, die ich nur beiläufig
iführe und die uns in unsrer Betrachtung nicht weiter
rdem. Die Hauptsache für uns ist, dass bei dieser
attung wie im obigen Fall von Vinca major auf ein
lattpaar stets nur eine Blüthe fällt. Bei manchen La-
aten kommt insofern etwas Aehnliches wie bei Cuphea
ir, als in der Achsel des einen Blattes ein Blüthen-
ireijglein, in der gegenüberliegenden ein Laub- oder
erelcherungszweig vorkommt. So findet es sich, wenn
Lch mehr zufallig bei manchen Stachys-Arten etc. Fälle
it zerstreuter Blüthenstellung, wie sie Vinca gewöhn-
zh. darbietet, gehören wohl zu den seltenen im Pflanzen-
iicli.
Neben den oben beschriebenen Fällen von V. major
»gt diese Pflanze aber auch noch andere Blüthen-
ellungen, '^yelche sich dem obeu citirten Fall nicht
ihmiegen wollen. So fand ich an zwei dreiblüthigen
tengeln folgendes : Wo die mit 1 bezeichneten Buch-
taben die Blüthen , die mit 2 versehenen die Knöspchen
edeuten^ die Buchstaben überhaupt den Blattpaaren ent«
Bern. Mitthdl« 449.
A>C«
C*A*
Hier fielen bereits je die dritten Blütheii über einan-
der^ ganz wie bei Cuphea. Ninunt man an^, die Blftth«!
geboren bei Vinca einer continnirlichenj^ keiner gebroche-
nen Axe an, so müsste man aus dem hier gegebenen Schemai
verglichen mit dem oben von V. major Gesagten^ scUiess^
es kommen bei Vinca zwei verschiedene Blajttstellnngw
vor. Diese Annahme hat an nnd für sich nichts Wider*
sinniges, nnd kommt entschieden vereinzelt auch anderswo
bei Dicotylen vor , wenn wenigstens die Auflösnng der
Btattpaare, die uns hier allein bei der Beurtheilting leite«
kann, nicht ganz nnd gar täuscht, um nur bei derFa-
miGe ; zu der Vinca gehört , stehen zu bleiben ^ so fiind
ich bei Apocynum hjpericifol. mit aufgeldsten ^ aber
rechtwinklig gestellten Blattpaaren ganz dieselbe Auf-
einanderfolge der Blätter, wie bei Cuphea, woaucbleti-
tere au%elöste Blattpaare zeigt, was öfters vorkommt
Ich lasse es nun dahin gestellt , aus den obigen V.
major betreffenden Angaben fernere Schlüsse zu ziehen*
Weitere Beobachtungen, sowohl an den verschieden<M)
Arten von Vinca als den verwandten Grattungea mttssen
*> BefC^hea geMti jnmr iHe Bifitfte «fem ^rweiten IfTatt 4to flian«
an. Kehrt man in obii^fr Pigur die Zahlen um , so liefert eiftiirBeiMP
der bei Cuphe» wirklich vorkommeaden Blattstellunf«
V
- a? ~
eatsehei^ieii 9 ^ die Wahrheit Uogt. M<)gea PfltezM^
lorseher , die sieh nicht bloss mit ^edi äussern Seb^
bagnügea^ sondern die tiefer in's Wesen und die Geft^tK«>
mäeBigkeit des Oestaltongsprocesses der PflaiiBen eiti«-
mdringen wünschen ; die hier mitgetheilten Beobaditmi^
gen einer genauen PrUfbng unterwerfen und duroh «mi
mcheres Material ^ als mir vorlag, begünstigt, die tihf^
IM>ch streitigen Punkte zu baldiger Erledigung fÜhMu
Um aber zu einem sichern Resultate zu gelangen , kt
et durchaus nöthig; auf die frühern Zustände , die iio^h
eine morphologische Untersuchung anlassen , aurüdü»h
gehen , und die blühenden Stengel vollständig aus dem
Tragblatt aufzunehmen > wie es von mir geachehea iatu
Ich habe in obiger Auseinandersetaung es unterlassen
BOT Entscheidung; ob die Blüthe von Vinoa terminal wbA
der Stengel ein Sympodium sei oder nicht , noch eines
Kriteriums au erwähnen, das Mancher hier suchen möchtSi
ich saline die anatomischen Verhältnisse des Stex^els.
Nägeli (Beiträge zur wissenechaftUchen Botanik, I> S«96.}
icheust in dieser Hinsicht nur Laubtriebe von Vinca unter*
sucht au haben. Ist der oberste sich als Sympodium ge-
rade Attfrichtende Spross entwickelt» so scheint er mii
dem Stengel ein und dasselbe Mark und Gefässring au
tbeilen; der Blüthenstiel scheint ein viel schwächere»
Mark zu haben als der Stengel; ausserdem liegt sein
Mark vom Stengelmark seitwärts ab , ganz wie bei einem
Zweig. Je jünger aber die Zustände von Blüthenstiel und
Spreas, desto mehr gleichen sich die Grössenverhältnisse
vom Mark des Stengels und des Sprosses aus ; und genan
beaehen setzt sich in den jüngsten Zuständen oft deutlich
daa Stengelmark unmittelbar in das des Blüthenstielea
fort, während das des (anfangs noch ganz kleinen im
Knospenzustande befindlichen) Sprosses sein Mark late«
ral unter einem spitzen Winkel an's Stengelmark anlehnt.
— 28 -
Da aber dieser Spross sehr rasch nnd kräftig wächst, so
bekommt er auch früh ein grosses Mark , das sich dann
in Orösse kaum von dem des Stengels unterscheidet Ehe
aber dieses geschieht, tritt ein Zustand ein, wo das Mark
des Stengels und des Sprosses sich ungefähr das Gleicb-
gewicht halten. Macht man alsdann einen -senkrechten
Schnitt; so dass Stengel und Axc des Sprosses von ihm
gleichmässig getroffen werden, so bilden die Axen beider
eine Gabel mit 2 gleich grossen Zweigen, und es hat
alsdann den Anschein, als th eilte sich die einfache Vege-
tationsspitze in 2 gleich grosse Aeste, ein schönes BÄ*
spiel für die Verfechter einer solchen Theilung, wenn
dem wirklich nur so wäre. Gewiss ist es, dass , um za
entscheiden , ob man einen einfachen Stengel oder eine
Sjmpodienbildung vor sich habe, die anatomische Unter-
suchung der Axen allein nicht genügt, sondern dass dazu
die morphologische Betrachtung mit zur Hülfe gezogen
werden muss. Wer aus der anatomischen Untersuchung
allein behaupten wollte, der Stamm einer Linde oder
einer Weide (nicht zu reden von den Zweigen der Bämrie
und den sogenannten Bhizomen vieler Gewächse) sei eine
continuirliche Axe, würde ohne Herbeiziehung der mor-
phologischen Betrachtung und der Verfolgung der Spross-
emeuerung dieser Bäume über ihr wahres Verhalten zeit-
lebens ini Irrthum bleiben, während, lässt er sich von -
diesen leiten , er auch in ihnen bald eine Sjmpodien-
bildung erkennen wird. Eine anatomische auf die Sym^
podienbildung gerichtete Arbeit ist ein wahres Desiderat
der Wissenschaft.
Nachträglich möge noch die Bemerkung folgen, dass
in der Blüthe von Vinca die beiden Fruchtblätter in der
Richtung des zweiten Kelchtheiles fallen. Mit ihnen kreu-
zen sich die beiden Drüsen, wohl die Stellvertreter eines
äussern Fruchtblattcyklus. Ausnahmsweise boten mir ein'
- 29 -
«eine Blüthen noch eine andere Fruchtstellung, nämlich
eine auf den zweiten Kelchtheil schief stehende , wobei
*üe eine der beiden Drüsen vor das fUnfte Kelchblatt
fiel. Einmal fand ich eine iu den 3 ersten Cyklen hexa-
Bierische Blüthe , mit 2 Drüsen und 2 Fruchtblättern.
Nachschrift.
Die obigen Angaben gründen sich auf die Unter-
Buchung von 66 Blüthenstengeln ; sie wurden in den er-
sten Märztagen dieses Jahres aufs Neue verificirt. Wer
sich die Mühe nehmen will ; auf die jüngsten Zustände
zu. achten; wo Blüthe und neben ihr stehender Spross
kenntlich werden, wird sehen, wie sich hier die Ver-
hältnisse umkehren und wie die Blüthe als zuerst ge«
. worden über den spätem; noch ganz kleinen im Knospen-
zQstand befindlichen Spross vorherrscht. Sie nimmt
genau den Scheitel der Axe, deren Ende sie ist; ein;
t das Sprösschen steht ganz bescheiden in der Blattachsel
^eben und hat erst die Vorblätter entwickelt. Von
Beiner spätem Dominatiou noch keine Spur.
Merkwürdig ist die fast immer constante Zahl der
: Blattpaare der Blüthenstengel. Die 66 genau und vollstänr
I <üg aus der Achsel ihres Tragblattes gemachten Aufnahmen
1 der Blüthenstengel führten in Bezug auf die Zahl und Wen-
dung ihrer Blattpaare zu folgenden Resultaten:
Von 66 Blüthenstengeln besassen 34 je sechs Blatt-
Paare, 32 sieben Blattpaare; 32 zeigten eine hintumläu-
fige Spirale ; 34 eine vornumläufige.
Die einzelnen Fälle vertheilen sich wie folgt:
A. Blattpaare geradzahlig B. Blattpaare uigeradiUiUg
Cmeist Ü; einmal 4, mnmal 8, als (meist 5, ausnahmsweise selten 7).
Ausnahme *').
*) Die Aufnahmen g;ehören noch andern Untersuchungen an , in
^•Ben die 66 Sprosse nicht inhegriffen waren.
— 80 ~
1)
Rechtsl&uf. 6 Ex., BlüAl
links, LaubsproM reclilk
LinksUuf. 9 Ex.;Btadii
* rechts, Laubspross linki.
2) 8pr«M vonnudiilg:
(Sepal. 2 Toni.)
RechtsUuf. 6 £x.,BIüÖie
rechts, Laubspross linki.
Linksläuf. 11 Ex., Blüthe
links ^ Laubspross rechti.
1) 8prM8 hiatMüAaig :
GKpfelblüthe nach der Ab-
stammungsaxe *) (hinten)
gekehrt, Laubspross nach
▼om (dem Tragblatt des
Bhlthenstengels).
Bechtsläuf. 10 Ex. SepaL
2 der Blüthe rechts.
LinksUnf. 7 Ex. Sepal. 2
links.
2) Spross TMMMlftuilg:
Blüthe vom , Laubspross
hinten.
RechtsUuf. 8 Ex. Sepal. 2
links.
Linksläuf. 9 Ex. Sepal. 2
rechts.
Ein paar Mal fand ich Blüthen ohne alle Spur siMf
Knospe in den Achseln des sie begleitenden BhittpsarM.
Zweimal fand ich an einem Stolo je einen Blüikes-
Stengel aus demselben Blattpaar kommend. Im einen Fsll
waren die gegenüberliegenden Blüthenstengel gegenlftu^
der eine vom-, der andere hintumläufig; im andern FsD
waren sie gleichläufig , der eine ebenfalls vom - , der an-
dere hintumläufig.
Ich bin endlich so glücklich gewesen , in meinem
Herbarium einen Blüthenstengel von Vinca major ss
finden mit 5 von Blattpaar zu Blattpaar sich folgendes
Blüthen. Die 2 obersten zeigten eine deutliche Kelch-
ästivation ; beide waren unter sich homodrom. Von diesen
*} In Obigem ist immer nur von der Gipfelblütho des SteD|;els
die Rede, nicht Ton den nachfolgenden Blfithen, welche dem Sympodioa
aagehdren. Unter Laabspross verstehe ich den neben der GipfelUitb*
beflndlichra Bpross , w«1ch«r die Sympodien-Bildnaf einleitet.
— ai —
SlUthen ans abwärts gehend ergab neh für die Torans-
^henden deatHch Schraubelstelltmg^ mit Forderung aus
dem ersten Blatt des Paares^ Das der untersten Blüibe
Oder Gipfelblüäie des Stengels) vorausgehende Blattpaar
platte in jeder Achsel ein Enöspchen. Innerhalb der
Blüthenschraubel befand sich in der Achser des zweiten
fiLattea des Paares ein ähnliches Knöspchen ; das gegen-
überliegende trat als Zweig auf, welcher das Schraubel-
l^ni^podium fortsetzte. Der neben der obersten Blüthe d^
Schraube! befindliche (scheinbar terminale) Spross trug
mar Zeit noch 4 völlig entwickelte Laubblattpaare , ohne
weitern Abschluss durch eine Bluther Wenn also obijHi
ixm V. major bemerkt worden , dass die Blüthen - und
Knospenstellung mit derjenigen der Carjophylleen tiber-
ein kommen , so erklärt sich ^diess aus der Schraubel-
stellung ' der Blüthen und Knöspchen von selbst. Da
nämlich in dem beschriebenen Fall jeder Bltithe mnr ein
Blattpaar vorausgeht; die Blattpaare ab^ siick reclit-
wrifiklig kreuzen , wo vollendet sich der Umlauf mn dem
Stengel in 4 Schritten ,. so dasa je die fönfted Blatt^aan^
Blüthen und Enöspchen übereinander zu stehen k«mmes*
Der Unterschied ist nur der^ dass bei V. major mit jedem
Behriftt eine neue Axe beginnt; die Schraubelstellung der
Sprossen; s der Caryophylleen aber einer continuirlichoi
Axe angehört Gehen bei Yinca je einer QipfelbUMie
eine ungleiche Zahl von Blattpaaren voraus, so kann
natürlich jener spiralige Umlauf der Blüthen nicht naek
4 Schritten vollendet sein , sondern^ er muss mehr oder
weniger betragen.
Swum cvdque. Erst nachdem dieser Aufsatz nieder^
geschrieben war, ist es mir eingefallen, Bravais (A»«L
d. scienc. nat. 2"* ser. 1837. VII, S. 322—323.) nachzu-
schlagen, und ich finde dort über Vinca folgende Bemer-
kungen : «Sur le Yinca parviflora, le p^doncule^ habitaeUe«
— 82 —
ment sterile, n^ du noend suptfrieur prodoit par fois deiii
fleurs laterales et ce noeud donne ainsi naissance k une
eime triflore. . . . Les pervenches fran^aises n'en di£F%rent
point essentiellement et par suite, leurs fleurs dites axil-
laireB sont r^ellement des fleurs terminales. Sur leV. major
nous avons vu une brauche exactement tern^e se changer
en .brauche decuss^e au point ou paraissait la premiire
fleur saus observer la gradation qui sur un axe uniqne
am^ne d'ordinaire ce changement. Lorsqu'une des feuilleB
avorte ou est situ^e trop bas (^chaniillons de Vinca minor)
la fleur paroit oppositifoli^e. Enfin Ton retrouve constam-
ment Tordre h^licoi'de dans la spire des fleurs successives.
(* Des ^chantillons observ^s r^cemment et sur lesquek
les fleurs paraissent ^videmment terminales sont vevxa
nous confirmer dans notre opinion).» Bravais rechnet
die Inflor. von Vinca zu seinen «Cimes binodales bipares
adscendantes directes.» Diese Bezeichnung entspricht dem,
was ich nach C. Schimper's Vorgang: Dichasium mit
vorwaltend homodromen Zweigen und Förderung ans
dem ersten Vorblatt nenne. Er fügt noch hinzu: «La Spi-
rale suivie par les fleurs autour du pseudothalle (Sympo-
dium) revient sur la verticale au bout de quatre pas environ
sur le Nerium; mais sur le Vinca T^volution circulaire eflt
un peu plus rapide.» Dass bei V. major die evolution circ
nach 4 Schritten zu Ende geht; habe ich oben bemerkt
Aus dem obigen Citat geht hervor, dass Bravais be-
reits die Inflor von Vinca richtig aufgefasst hat, und ich
würde meinen Aufsatz unterdrücken , wenn er nicht Man-
ches enthielte, von dem der vortreffliche französische, selbst
in seinem Vaterland viel zu wenig gewürdigte Botaniker
jiichts sagt
Mr. 444— 44ie.
Aus Versehen erhielt die leUte LicferaBip die Niinuner diM) -112
anstatt 441-443.
in» Hipp«
lieber die St8#teiisf^ der elektriseheii
Telesriitilien WStti^end der IC^i^llel-
nikitg: etiied JÜT^rdlletiüi*
r . • j.- '- :..■■ ■ ■. : >.
ypri^etrage« den 28. im« aar 1860.»
Am 2. September 1859 wurde hier in Bern Störun-
^n an den elektrischen Telegraphen beobachtet; welche
:«Bt allgemein dei^ Wirkungen, eine^ Nordlichts zuge-
icliriebien werden. ^ .
Durch diese Erscheinungen; welche den Gebrauch
ies tdlegraphen ganz und' ^ar hinderten ; weil die in
l6tt TelegraCpheA - Dr&hten citöultfenderi elektrischen
3tr9me' viel sfili^ker waren als diejenigen; welche ge-
irtilbiltch ±T^ Telegraphiren' df^nen/ wurde ma^ so sehr
MfierraiiiäistV' dass man untörliesS; eim Menge ton Beo-
bachtungen zu machen; wodurch die Erklärung dieses
^MLifcwMBs YieUeichU erlei^tert Tl^ord^n w&re.
Ich halte es für nützlich; die Beobachtungen; die
ich hier gemacht habO; zu deponirenf vielleicht gelingt
e8> durch Vergleichung mit andern ähnlichen Beobach-
tungen^ dieselben zu vervollständigen und so den Zweck
m erreichen; ein Phänomen zu erklären; daS; wie es
dcB Ansohein hat; keine so leichte Arbeit ist.
Ich 'wurde am 2. September 1859; Morgens nach
7 Uhr; plötzlich auf das hiesige Telegraphen - Bureau
gemf»; weil zuföUig eingetretene Störungen die Eröff-
nimg des Dienstes hinderten«
Bern. Mittheil. 444.
— 34 ^
•
Nach Erachöpfnng aller gewöhnlichen Mittel, den
Fehler zu finden , musste zu der Annahme Zuflucht ge-
nommen werden , es gehe etwas vor in den atmosphäri-
schen Regionen, das daroh kmne^er bisher beobachteten
ISiatsacbeii. irg,eQ4wie erklärt werden Jkonnte. ^ .
- Die Voraussetzung^. dA^*d^ J^finomen nichi;Iange
andauern könne , verhinderte •|w>lohe ^ Beobi^chtuiigen,
wozu erst Instrumente herbeigenolt werden mussten.
Die Stromstürke wurde an der gewöhnlichen Appa-
raten-Boussole, welche in der Schweiz und in ganz Italien
eingeführt ist, gemessen; dieselbe ist mit 32 Umwindun-
gen versehen.
Die Nörmalstärke des Stromes zum Telegraphiren
beträgt 30 0 auf derselben Boussole. Vorerst wurde coßr
statirt
1) dass der Strom langisam zu* und abnimmt;
2} dass dieses auf allen LinieUi ohne Bttckiicht aof
die Länge und Richtung derselben zu glei^MT
Zeit geschieht, d« h«, dass das Hy^Yamun? isd
das Minimum auf allen Linien zu* , gleidher Zfitt
eintrat;
3) dass die Stromstärke auf den längsten Liniea am
grössten war;
4) dass die Riohtung der Linie keinen erhel^hen
Binfluss auf die Stromstärke zu haben schien;
5) da$B die Richtung dea Stromes zweier gleichlau-
fender Linien, z. B. derjenigen von Zürich nach
Bern und von Bern nach Lausanne, die gleiche sei;
6) dass somit der Strom , der von beiden Linien in
Bern durch einen und denselben Draht zur Erde
geführt wird entgegengesetzte RidttuSig hatte, sich
also in diesem Drahte auflabob;
— 35 —
7) dass die bald nach rechts, bald nach links abge-
lenkte Nadel eine Aenderung dfirfitromesrichtung
bedingte.
Um diese Aenderung der Stromesnchtung, die Dauer
)t üscillationen und die Stärke des Stromes Äbefsicht-
;her darzustellen, habe ich Tabelle VI entworfen, welche
e Beobachtungen grapliisch darstellt , und zwar von
Uhr 27 Min. bis 8 Uhr 34 Min., wSht^nd welcher Zeit
le Minuten der Stand der Nadel beobaelftet Wurde , so-
mn von 8 Uhr 34 Min. bis 8 Uhr 68^ Sin., während
elcher Zeit alle 15 Sekunden beobachtet wurde.
Da die Erscheinung sich Nachmittags wieder zeigte,
' wurde in derselben Weise von 2 öht 12 Min. an wie-
5r beobachtet bis 2 Uhr 48 Min. , zu welcher Zeit die
rscheinung in schnell abnehmenden Oscillationen Y0r-
hwand, um bjs jetzt nicht wieder zu kehren. Diese
nden Beobachtungen wurden auf der Linie Bern-Zürich
^macht.
Die Möglichkeit bleibt vorbehalten , dass ein paar
scillationen von den kürzern veranlasst worden sind,
jrch Versuche im Bureau Zürich, mehrere können es
doch nicht sein, weil auf der Linie , auf welcher beo-
ichtet wurde, kein einziges Zwischenbureau eingeschal-
it ist.
Folgende Stromstärken wurden auf den in Bern aus-
mündenden Linien in einem und demselben Momente
eobachtet :
Bern-Lausanne :
Länge 19 Stunden.
Richtui^ von NNO. nach SSW.
Stromstärke 32^
— 96 — !
Bem-Zttrich: i)(
Länge 24 StundeD.
Bichtang von SW. nach NO,
Stromstirke 34\
Bem-Lusem über Tbon und Meyringen :
Länge 24 Standen.
Bichtang von WSW. nach ONO-
Stromstärke 35^ _
Bern^ChM^defonds :
Länge 15 Stunden.
Bichtang von OSO. nach WNW. ~~
Stromstärke 23^.
Bas Bureau St Gallen ttgnalisirte ähnliche Stöi
gen, machte jedoch die Beobachtung, dass auf einer
Appenzellerland umspannenden Ejreislinie von etwa
Standen Länge, welche in St Gallen ^n sich selbst
rückgeführt, gar kein Strom wahrgenommen wer
konnte.
Das Hauptbureau Basel meldete vom 2. Septem
Morgens 6 Uhr 30 Minuten, folgende Stromstärken:
Basel -Paris
+ 66»
— St Gallen
- 40.
— Zürich
- 42.
— Chauxdefonds
— 50.
— Ölten
39.
— Strassbnrg
+ 34.
- Kehl
+ 42.
//.
Das + uud — bedeutet nur die entgegengese
Richtung der Ströme.
Von Basel wird ebenfalls bestätigt, dass die Max
und Minima auf allen Linien zu gleicher Zeit eintra
V
f/aa<
"Tjil^r-
— 37 —
Dass ein Wechsel der StromeBrichtung und Sirpmes-
rke von Zeit zu Zeit stattgefunden habe.
Noch eine weitere Erscheinung zeigte sich ent-
lieden genug; um als constatii*t betrachtet werden zu
nnen.
Sämmtliche Telegraphen - Beamte in Bern machten
rauf aufmerksam, dass der physiologische Effekt, den
in beim Unterbrechen dieses Stromes empfand, bei
Qst gleicher Stromstärke , durchaus nicht demjenigen
nlich war, der sich bei dem Strom der Batterien
ihmehmbar machte.
Die Wirkung, wie ich mich nun selbst überzeugte,
ir eine sanftere, gleichsam wohlthuende, die Heftig-
st der Erschütterung war bedeutend gemässigt, es
hicn, als ob der Induktions- (Exti'a) Strom zwar die
eiche Stärke habe, aber langsamer käme und lang-
mer verschwinde.
«S. OitH.
IJelier die Raurfarlnse«
Vorgetragen den 17. 2Harz ]860.
Die Bauchringe, zu welchen auch Dampf- und vor-
mmendenfalls andere sich ähnlich Verhaltende Ringe
rechnet werden können, sind ein« auffallende Erschei-
ng. Nicht wissend, ob und wie dieser Gegenstand
«ea bereits abgehandelt worden sei, habe ich, gestützt
if mehrfache Beobachtung, mir die Sache selbst zu
- 38 —
erklären Tcrsncht, nnd in Folge erhaltener Aufmunte-
rung wage ich es nnn, diesen Versoch bierniitsatheilen«
I>ie Ranchringe entstehen am häufigsten:
1) Beim Tabakranchcn ans offenen Pfeifen; auch
gibt es Künstler, welche eine Fertigkeit besitzen , der-
gleichen Ringe aus dem Hnnde aufsteigen zu lassen.
2) Beim Verbrennen des Fhosphorwasserstoffgases,
wenn man es in Form von Blasen durch Wasser auf-
steigen lässt.
3) Beim Abfeuern von Artillerie-Geschütz , wo dann
oftmals der Rauch aus der Mündung des Rohres, oder
aus dem Zündloch , zuweilen auch aus aUen beiden zu-
gleich j in Gestalt eines Ringes hervorgetrieben wird.
Diese drei Arten von Ringen sind wohl allgemein
bekannt; weniger bekannt dürften die sein, welche
4) bei vulkanischen Eruptionen vorkommen; Ich
erlaube mir daher , sie etwas näher zu besprechen.
Die vulkanischen Rauchringe scheinen • überhaupt
ziemlich selten zu sein; ich habe deren nur zweimal bei
sehr schwachen , niemals aber bei stärkern Eruptionen
des Vesuvs beobachtet; sie waren daher, obgleich von
anRchnlicher Grösse, doch nicht. so gpross« wie etwa eine
lebhafte Phantasie sich dieselben vorstellen möchte.
Das eine Mal , auf dem Rande des äussern Kraters
stehend, sah ich einen Ring von circa 60 Fuss Durch-
messer in der Luft schweben und sich endlieh auflösen,
nachdem er wohl über eine Minute lang, fortwährend
in einer sehr lobhaften eigenthümlichen Art von Bewe-
gung, gedauert haben mochte. Das andere Mal beobach-
tete ich von Ferne — von Neapel aus — wie sich soc-
ccssiv Ringe bildeten, welche,, aber ursprünglich ziem-
lich klein, aber zusehends bis zu einer ansehnlichen Di-
— 39 —
m^nsipii anwachsend, . längere Zeity und zwar, wie mir
schien, wohl über fwei Minuten lang, 49^^ allgemeiaen
TaigQ der grossen Bauchmasse folgten ; hingegen konnte
ich wegen der Entfernung nicht unterscheiden , ob die
den Baucbringen eigene Art von Bewegung , gleichsam
ihr 'Leben , ebensolange dauerte als die unyeränder:te
Gestalt, der Hinge selbst, welches ich jedoch, als eine
sonst allen Bauchringeh zukommende Eigenschaft, nicht
für nnwahrscheiniich halte.
8ollte nun die Frage gestellt werden, ob nicht auch
bei starkem Eruptionen Rauchringe möglich wären, die
dann zu colossalen Dimensionen anwachsen könnten?
so will ich die Möglichkeit zwar nicht absolut in
Abrede stellen ., möchte sie jedoch bezweifeln , weil bei
stärkern Eruptionen die Menge der mit grosser Kraft
durc^ -den Bauch hindurch emporgeschleudert^n , oft in
verschiedentlich rotirender Bewegung befindlicher Steine
in der Rauchmasse allerlei partieUe. Strömungen verur-
sachen jnuss , welche ^tif die Bingbildung störend ein-
wirkeik EinferneresHinderniss durfte darin be;»tehen,
dass stärkere Eruptionen selten oder nie in einer auf
einen eii^zigen Moment beschränkten Explosion, mit
einem kurzen Knalle, bestehen, indem durch die^ver*
hältnissmässig zu enge Oeffiiung des Auswurfskraters
die ganze Bauchmasse nicht auf einmal ausgestossen
werden kann; wie dieses, in der Nähe betrachtet, durch
den Anblick der stets eine Zeit lang dauernden Aus-
Strömung deutlich wahrgenommen wird« Bei den eigent-
lichen grossen Eruptionen aber kann von Ringen vollends
keine Rede sein, da hier, wie sehr auch oft durch die
Gewalt der Eruption die Oeffimng des Auswurfskraters
erweitert wird, dennoch die ohne Unterbrechung sich
- 40 -
unmittolbar folgenden und in einander TeHlie«settden
Explonionen eine continnirliehe AnMlrftmung fotmiieu.
Bei AofmorksAmer Beobaebtnng Tersclne^iter Arten
von Itauchringen habe ich nun folgendes bemerkt:
Ein Bing nimmt im Aufsteigen stets «HinätKg an
Ausdehnung zu und ist fortwährend bis zu seiner Aut-
lösutig in einer sehr lebhaften, ganz eigenihftmliehen
Art von Bewegung begriffen; nicht in einer Botafion
um sein Ccntr jm y sondern in einer ÜnnrSlzmig eines
joden Thciles des Binges um sich selbst , in dem Eßnne;
dasB jowoilcn die innere Seite des Binges sich rom he-
rum nach aussenliin , die äussere Seite aber, der Bewe-
gung entsprechend, sich hinten oder unten herum nacb
innonsu wendet. Unter Umständen endlich bezeichnet
der Bing, durch Zurücklassung eines Theiles seber
Masse, den ganzen durchlaufenen Weg in Gestalt äbes
langgezogenen hohlen Kegels, an dessen vx>rwärtsgekehrter
Basis- der Bing sich befindet.
Dieser hohle Kegel, oder dieser Trichter, darf aber
nicht vorwochsolt werden mit dem einfachen Banch-
streifen , welcher zuweilen , als ein blosses Anhängsel,
von dem aufsteigenden Binge aus einer stagnirenden
Bauchmasse mit emporgerissen wird.
Die ganze Erscheinung könnte fest verglichen wer-
den mit einem Trichter , dessen einwärtsgerollte Oeff-
nung im Fortschreiten sich nach aussenhin abwickelt
und den abgewickelten Thoil hinter sich zurficklässt
Die Bingbildung kommt nur dann zu Stande, wenn
der Bauch aus einer freien Oeffnung durch eine mo-
mentan oder ruckweise wirkende Kraft ausgestossen
wird, und weder eine zu heftige Nachströmnng noch
eine zu stark bewegte Atmosphäre störend darauf ein-
wirkt
- II -
Die eigenthtimliche ümwälzuUgsart der vorwärtt
getriebenen Eauchmasse wird hervorgerufen durch die
Adhäsion und Friction ihrer äussern Theile an der Wan-^
düng der Oefinung, während den innern Theilen der
Hasse eine ungehindertere Fortbewegung gestattet ibU
in Verbindung mit der mehrem oder mindern Expansion'
leim Eintritt in die freie Luft, und sodann noch unter<^
stützt durch die Eeibung an der umgebenden Luft^ wenn
die Eauchmasse durch die Nachwirkung der Projectiongp
kraft weiters fortgetrieben wird, oder vermöge ihrer ge-
lingen specifischen Schwere rasch empor steigt. Es ent-
steht daher gleichsam ein Kreis von verticalrotirenden
Wirbeln , welches zur Folge hat y dass sich die Masse
in der Mitte ö&et; also die Einggestalt annimmt^ und
dann; dem einmal gegebenen Impulse folgend , die Um-
wägungsbewegung noch eine Zeitlang fortsetzt , während
welcher Zeit sie wie durch eine Cohäsionskraft vor dem
Zerfahren bewahrt bleibt.
Ist nun aber die Frojection sehr heftig; so erleidet
der Bing, durch die starke Eeibung an der umgebenden
^uü, hauptsächlich auf seiner vorwärtsstrebenden Innen-
seite ^ auch noch einen Massenverlust , und aus diesem
Detritus besteht der den Eing mit seinem Entstehungs-
punkte verbindende langgezogene Trichter.
Daher zeigt sich denn auch diese Trichtergestalt aiQ.
dllerdeutlichsten beim Abfeuern von Artillerie- Greschütz ;
viel weniger deutlich schon bei den vulkanischen Eauch-*
ingen^ wo die aus der stagnirenden Eauchmasse mit
impor gerissenen Theile die Masse des Detritus weit zu
iberwiegen scheinen , wenn überhaupt hier ein solcher
tattfindet; bei dem bekannten Experimente mit demr
hosphorwasserstoffgase aber wird; wegen der schwachen
rojection der aus fein zertheilter Fhosphorsäure und
Bern: Mittheil. 445 and 446.
~ tt -*
WiH^rdaiipf bMftebenira Bbg», toü «mem Detritus
nielit dAt B#d6 seitii w&Iir«nd hiagegii du UiavftlBimgs-
iMhragmg durdi die plötsEche Ezpanaiott bean Verikofr
Mli #iiie Bolche Bchnefiigkeit erkiält , dist sie Ton dem
Auge des Beobachters nur mit einiger Mülw yerfd^
WMtden kann; die Tabakaranchringe endlich ^ wo cBe Vtih
jtction sehr schwach , die fixpaasicm aber unencBich gt-
tmg oder null ist , zeigen daher asch das wenigste Leben
in ihrer Bewegung ^ wiewohl auch diese smweilen nocb
siemtich lebhaft ist.
Die alhnälige Ausdehnung scheint mir eine FolfS
der Umwäkungsbewegung su sein, indem die InuenMita
dea Banges beim Hinübertreten an die Anasesieeite mitlsirt
Verschiebung der Atome und Eindringend von ein wenig
IaA sich etwas ausdehnt, dann aber beim Wiedereintritt
an die Innenseite; wegen Mangel an ContractiHtät, sick
nicht wieder auf das frühere Mass zusammenziehen kann;
daher denn , bei fortdauernder Bewegung, auch fortw&h-
re&d ein Druck nach aussenhin ausgeübt wird, welchem
der Bing durch seine Ausdehnung nachgeben muss, und
um so leichter nachgiebt, als überhaupt einer jeden Bauch-
masse eine Tendenz, sich auszudehnen, nicht aber sich
wieder zusammenzuziehen, inwohnt
Dass, wie mir en%egnet wurde, zu der alimltt^en
Ausdehnung der Banchringe vielleicht die plötzliebe Ex«
pansion der Masse beim Eintritt in die freie Lufir dirsct
einen ersten Impuls geben^ dürfte, will idi niehibestrsi'
leB, tnsofom darin qft eine mitwirkende, nicht aber die
lidleinwirkende Ursache liegen mag^ indem diese a^ B. bot
den Tabaksrauehringen gewiss nicht in Betracht konunt^
wo obige Ausdehnungsersdieinung gleichwohl stafttfindst
1
Bei GklegeiAeit der im yerfleMeaen Wolter ¥«01
Berm A. vea Morlot in Bern gehaltenen y<MirVge Ober
Alterthumsknnde wurden mir verschiedene Proben vw.-
iHTonsenen Gegengtfinden sur Untersnehimg t^bergeheo.
Es ist aus früheren Untersiichungep» sowie aoc^
ans der Geschichte der Metaliurgie bekannt^ .dass vor»
römische eherne Gegenständ^!, der Haiif ti^iasse naeh^
nor Kupfer und i^n enthalten ] daMi die 2^era<B enf^
\^ den J^Otnern ;sur Darstellung des Mesfting's (AWr
dudcum) verwendet wurdeuj und diiss daher der Ge^M^
an Zink eines ehernen Gegenstandes einen ungefäh-
ren Anhaltspunkt abgeben kann, über die Zeit welcher
er angehören möchte. Die relativen Verhältnisse, in wel-
chen Kupfer und Zinn bei den antiken Bn>n9en zur
Anwendung kamen, mögen in Absicht auf den Zweck
verschieden gewesen sein, j^ nachdem der Gegenstand
al« sehneidendes Werkzeug: Härte und Festigkeit, oder
ab Zierrath: schönere Farbe und Glanz; oder je nac^
anderer BestiBunung andere Vorzüge haben sollte;
Doch mög^n auch oft andere Beweggründe mitgewirkt
haben,, um den Zinngehalt zu vermehren oder zu ver-
mindem, je nach der grösseren oder geriu^r^n l4eich-
tigkeit sich dasselbe zu verschaffen* Ob die At^f zur
Zeiit wo sie nur eherne Geräthschaften hi^n, ncfben
Kiiq^F und Zinn, uiid allenfsjils Gold, noch andere Me-
taUeki^nnten, oder von anderen ^eta]Useh€^n'Subs|snze^
Kenntniss oder Ahnung hatten, darüber schweigt dic^
Gesohidtite. Ma^ nimmt vi^lf^h 9iB, übereinstimmend
niit^ U^b^fieferungm, und auf die Autorität der ältesten:
— « -r
Bücher und ürknideii gestfttiti data das- Erz vor dem
Eisen in allgemeinem Gkbrauche war«. ,Ob aber dem
bei allen; oder nur bei den im höchsten Alterthume za
hoher Kultur gekommenen Völkern so war^ welche die
Küstenl&nder des Mittelmeeres bewohnten^ ist nicht be-
kannt. Da die Ahen, welche das Kupfer zu gewinnen
▼erstanden; die Kupfererze kennen mussten^ von denen
mehrere; wie Kupferglanz , Buntkupfererz, Kupferkies
und die Fahlerze sich durch metallischen Glanz und
Habitus auszeichnen; so musste die Versuchung nahe'
liegen; auch andere metallisch aussehende Mineralien;
wie Schwefelkies; Bleiglanz; Kupfernikel und andere Erse
mehr; ebenfalls; sei es iur sich; sei es mit Kupfererzen
vermengt in's Feuer zu bringen; um aus denselben Ka*
pfer auszuschmelzen. Wenn schon diese Bemühungen
in den meisten Fällen fruchtlos sein mussteu; so konnte
doch von verschiedenen fremden Metallen etwas in das
Kupfer; welches bekanntlich sehr verschiedenartiger Le-
gierungen fähig ist; übergegangen seiu; und auf diese
Weise in die Bronze gelangen. Die auf solche Weise
in das Erz gekommenen fremdartigen metallischen Sub-
stanzen; welche zur* Zusammensetzung der Bronze gar
nicht gehören; gewinnen bei deren Analyse ein beson-
deres Interesse; da sie geeignet sind; auf die Fundstätten
und die Gegenden hinzuweisen; von denen das Kupfer
bezogen worden war in deinen Nähe^ die fremden Me-
talle als Erze vorkommen.
Dieses sind die leitenden Gedanken; welche mich
bei der Ausführung der Analysen; deren Besultate mit-
getheilt werden soUeU; bestimmt habeU; den im Folgen-
den bestimmt motivirten Gang einzuschlagen. Die Ana-
lyse krystallisirter Mineralien erfordert die genaue Ge-
iKTichtsbestimmung aller das Mine^ral bildender Elemente,
-r. « —
Jib gleich wichtig; denn sie haben sich nach stöohie^
. jnetrischen Gesetzen zu ^nem neuen^ in bestimmte. Fof^
.jnen gebannten^ Ganzen vereinigt; mag nun der Analjv
-'4iker nach vorgefassten Ansichten die einen Elemente
. ^br Hauptbestandtheilc; die anderu für untergeordnet«
' ^cdrklären; denn aus der richtigen Analyse eines Minerale«
Jiässt sich ein Gesetz ableiten! Anders verhält es sich
Jbei der Analyse von Artefakten^ bei welcher ein genaues
.£esultat eben nur besagt ^ dass die untersuchte Probe
^ «o oder so zusammengesetzt sei. Bei Letzteren sind
idaher auch die Hauptbestandtheile als das dem Zwecke
Entsprechende anzusehen , während die fremden Ein^
Einengungen Umstl^ide verrathen, welche den Verfertigem
4ielbst unbekannt sein konnten. In diesem Sinne möchte
ich meine Untersuchungen, als quantitativ gehaltene
'qualitative Analysen bezeichnen^ bei denen wo möglich
•alle in der Bronze enthaltenen metallischen Beimengun-
gen zu Tage gebracht werden sollten, dagegen die quan^
titative Bestimmung des Zinnes und Kupfers von unter*
geordneter Bedeutung erschien. — Daher mussten bei
dem Auflösen der Proben womöglich Lösungsmittel ver^
mieden werden, welche mit möglicherweise in der Bronze
vorhandenen Metallen, wie Blei und Silber, unlösliche
Verbindungen bilden konnten, während die Salpeter^
«äure, mit Ausnahme des Zinnes, welches als Oxyd zn-
Jückbleibt, mit allen in der Bronze vorkommenden Me-
tallen lösliche Salze bildet.
Es wurden alle Proben mit reiner Salpetersäure von
4,40 kochend behandelt, bis keine rothen Dämpfe mehr
isichtbar waren, die Lösung mit Wasser verdünnt und
£Itriri. Das Zinnoxyd wurde nach dem Glühen gewo*-
l^n; es war gelblich gefärbt von Eisen- und Kupferoxyd^
deren Ifenge nach einer Spezialuntersachang 2^/ö Eisen»
t
OTfd und ^/« Kupf&majd \Mxng \ nadii dwsem VeilÄ
idife wurden die direkt gefimdmien tteni^n des Zbrn-
esjdes korrigirt. Die LOsong des salpetmvatirsii Xi»
pfers wurde mit einem Trepfen Behrsgünu anf SKSm
geprüft imd dasselbe , wemi Todiaiiden als -Chlormettf
abgesdiieden nad bestimmt Die Eupferlöenng widb
amr Attstreitrang der Salpeftenrfture mit ScdiwefeltM*
anr Trodkne ^rerdnsstet and äbgesehiedenee sdiwoM^
saures Bleioxjd gesammeh und daraus der Bleigeluät
berechnet Die Lösung des schwefelsauren Kupfers, not
viel Wasser verdünnti wurde durch Schwefelwasserstoff-
gas vollst&ndig ausgef&lh und das Schwefelkupfer ab-
filtrirt. Das farblose Filtrat wurde nach Uebersättigim^
mit Ammoniak durch Schwefelammonium ausgefällt; Smt
schwärze Schwefelmetall auf dem Filter gesammelt; ge-
trocknet, mit dem fllter verbrannt und der Bückstani
in Königswasser gelöst Diese Lösung wurde bis nahe
aur Trockenheit verdunstet; mit Wasser verdünnt; mi^
einigen Tropfen essigsauren Kali's versetzt, und gekocht^
bis das fast nie fehlende Eisen oxyd abgeschieden war^
und filtrirt; das meist farblose ; oder grünlich gefärbte
Filtrat wurde mit Aetzkali kodiend gefällt und der schön
grüne Niederschlag von Nickel- oder Kobaltoxyd abfii-
trirt und dem Gewichte nach bestimmt. Das von diesen
Niederschlägen getrennte alkalische Filtrat blieb auf
Zusatz von Schwefelammoninm stets klar, und erwies
also die Bronze bei allen Proben zinkfrei.
Bei den Analysen Nr. 1 bis 17 und Nr. 21 wurde
das Kupfer aus dem Verluste berechnet; b^ den Num-^
mem 18; 19 und 20 durch einen besonderen Versuch.
Es wurden nämlich von der auf 40 , 50 oder 60 KuUc-
centimeter gebrachten Lösung des schwefi^auren Ku*
pferS| 20 Kubikcentimeter abgenommen, und darin das
~ <« -
iBjEspfer beatimiiKt IH« hömmg wusde mit v^i^a^]|Kl;^
m Xi£iiatFpn und Aetzkrii im UeJbQrschusße versetzt^ ^
^.Mff klaren tiefblauen Lösimgi d^jin bis aü 50^ bis (SQ9
t «diitet nnd nun Milchzucker zugesetzt, bis nUes Kufiff
4s0» brennend rothes Oxydal abgeschieden w »ie^»
«^ npoerde abfiltrirt und schnell ausgewaschen, und nach deq»
I ^ocknen geglüht und als Kupferoxyd gewogen, und doa^
» ttach^ unter Berücksichtigung der verwendeten MeQge
r fiupferlösung das Kupfer bestimmt ; der Rest der Ku**
>- pferlösung wurde durch Schwefelwasserstoffgas ausgefcUh^
- «nd wie oben gesagt, weiter behandelt.
Da die Alten wahrscheinlich nicht sehr ängstlich
waren in der Darstellung der Bronze, so Hess ich ei
^i jener indirekten Bestimmung bewenden^ um so mehr
«1b mehrere der versuchten; sonst sehr expeditiven Titrir**
methoden der E^upferbestimmung nicht diejenige G6-
nauigkeit gaben, welche ich wünschte, und mir überdiess
von d&D. meisten zu analysirenden Gegenständen zu we-
llig Material zu Gebote stand um besondere Kupferbe-
stimmungen ausführen zu können. Die Nummer 15 wurde
statt mit Salpetersäure mit Königswasser behandelt^ und
nach Herrn Prof. Brunners Vorschlag die Lösung fco-*
chend mit kohlensaurem Natron gefällt, die schwarze
Masse wieder mit starker reiner Salpetersäure übersät-
tigt und gekocht; bis das Zinnoxyd von rein weisser
f^arbe sich zeigte. Nach dem Glühen war dennoch das
y^innoxyd gelblich gefärbt; dagegen machte die Bestim-
mung des Bleies viele Umstände, indem die Kupferr
lösung, welche viel Salzsäure und Natron enthielt, zur
Abscheidung des Bleies als schwefelsaures Salz, und zur
Austreibung alles Chlor's, lange mit Salpetersäure und
Schwefelsäure erhitzt werden musste, was mit reichj^her
Entwicklung salpetriger Dämpfe, und unvermeidlichem
- 48 —
Bpritsen begleitet war. Aus diesem Grunde kehrte ich
bei den folgenden Nummern wieder zur Lösung in M-
petersäure zurück , umsomehr als die Gegenwart von
Blei vermuthet werden konnte. Endlich war auch bei
der Anwendung des Königswassers , als Lösungsmitteli
an eine Erkennung und Bestimmung des Silbers gar
nicht zu denken. Nach dem mitgetheilten Gange der
Analyse wurden folgende Gegenstände untersucht. Die
Nummern 1 bis 12 habe ich Herrn A. v. Morlot ; Nr. 13
Herrn Doktor Uhlmann, und die aus dem Berner Mor
seum stammenden Nummern 14—20 Herrn von Fischer-
Ooster, und Nummer 21 Herrn Dr. Schuttleworth zu
verdanken.
Nr. 1. Eupferregulus bei Echallens mit einem ko-
pfemen Beile gefunden. Masse von einigen Unzen; mit
theils angelaufener; theils grüner Oberfläche; Schnitt-
flächen schön roth; Bruch hackig , zum Theil löcherig.
Zur Analyse dienten 1^013 grm.; zu einer besonderen
Schwefelbestimmung wurden 1,753 gr. verbraucht. Re-
sultat :
Kupfer 96,52
Schwefelkupfer 3,04
2Snn 0,24
Eisen 0,20
Nr. 2. Axt von Bronze. Von Hm. v. Morlot selbst
aus den Pfahlbauten bei Morsee aus dem Grunde des
Sees hervorgezogen. Die Schneide noch scharf; die
Oberfläche theilweise braun angelaufen, stellenweise nüt
Grünspan bedeckt. Zur Analyse wurden 2 g^rm. Bohrr
spähne verwendet, welche frei von fremden metallischea
Einmengungen auf der Drehbank erbohrt wurden: Za-
sammensetzung :
— 4» —
Kupfer 88,25
Zinn 9;26
Nickel, kobalthaltig 1,85
Eisen 0,52
Silber 0,12
Daneben Spuren von Blei, als schwefelsaures Salz
nrch Lösen in Aetzkali, Versetzen mit chromsaurem
[ali und üebersättigen mit Essigsäure, am schön gelben
riederschlag erkannt. '
Nr. 3. Bronzenes Messer, im Grunde des Genfer-
ee's bei der Pierre k Niton bei Genf gefunden. Daa
[esser war mit einem braungrünen Ueberzug bedeckt,
ie Schneide noch scharf, die Metallfarbe an den Ean-
3n und Erhöhungen durchschimmernd.
Um eine Probe zur Analyse zu nehmen, wurde das
left auf der Drehbank durchbohrt. Die Spähne waren
peisgelb. Zur Analyse konnten nur 0,1725 gr. verwen-
et werden :
Kupfer 87,97
Zinn 8,66
Eisen 3,37
ebst Spuren von Blei, welche mit chromsaurem Kali die
barakteristische Keaktion gaben.
Nr. 4. Kupfernes Beil aus Dänemark. Scheint nach
er stumpfen und bartigen Schneide zu urtheilen, nicht
im Schneiden, sondern zum Dreinschlagen als Streit-
et gebraucht worden zu sein; die sehr rauhe und wie
3rfressene Oberfläche des Beiles war schwärzlich, mit
urchschimmemder Kupferfarbe. Die Bohrspähne rein
apferroth. Zur Analyse dienten 1,0 grm. und 1,856 gr«
or Silberbeätimmung und ergaben
— 80 —
Kvpbte
98^47
Zinn
8,06
Miekel
0^
Eisen
0^
Silber
0,76
Nr. 5. Kleinet Beil aus Frmnkreicb. Hohl gegos-
9en, mit noch sichtbarer Onsnuiht nnd einem kUam
Oehr. Was die Schneide vorsteUi, ist eino abgenuid«l9
Kante. Das ganze Stück, mit einem grllnen £et^ aa-
snflihlenden Uebersnge bedeckt, scheint nicht als Wsffe,
sondern eher als Abzeichen gedient zu haben. Zur Ans-
tyse dienten 0,716 gr. am offenen Bande des Beiles ana-
gebrocbener Fragmente; der Bruch war graulich, jna\^
kömig; das Metall hat weder Härte noch Festigkeit
Zusammensetzung :
Kupfer
65,05
Blei
29,58
Zinn
4,91
Eisen
0,46
Nr. 6. Bronzenes Armband bei Sitten im Wallis
gefunden. Ist stellenweise stark von Grünspan zerfres*
seu; so dass die Verzieruogen und Zeichnungen zerstört
sind. Das Metall war hart zu bohren^ die Spähne röthlich.
£s konnten nur 0,551 gr. zur Analyse verwendet werden.
Kupfer
89,98
Zinn
7,26
Nickel
1,4S
Blei
1,22
Eitfen
0,11
Nr. 7. Spiessspitze aus Savojen. Diese sehr sdiSs
geformte, wohlerhaltene Waffe, deren Flügelschneidia
noch ganz scharf sind, hat eine nur unbedeutend angoi
laufenC; noch ganz metallisch glänzende Oberfläche. Di«
— «1 —
sur Analyse dienende Probe i^nrde am Bande der Dille
abgesägt; wobei sich das Metall sehr hart aseigte. Dto
Material zur Analyse betrug 0,397 gr. Zusammensetzung:
Kupfer 87,10
Zinn 9,99
Eisen 1,91
Eobah l/X)
TSbt. 8* Armband aus dem Wallis. Die Oberfllk^
ist atellenweise so »ehr von Grünspan zerfrese^i, ^ats
die eingegrabenen Verzierungen verwischt sind. Die
Probe zur Analyse wurde durch Ausbohren einer sol-
chen Stelle erhalten, wobei sieh das Metall als sehr
hart, und von röthlicher Farbe erwies. Die zur Analyse
dienende Probe betrug 0,264 grm. Zusammensetzung:
Kupfer 85,21
Zinn 6,09
Blei 4,53
Nickel, kobalthaltig 4,17
Nr. 9. Haarnadeln von Bronze, bei Stäffis im Neuen-
Imrgersee gefunden. Wenig oxydirte metallische Ober-
fläche; das Metall ist biegsam und lässt sich mit dem
Hammer bearbeiten. Zur Analyse diente ein abgehaue-
nes Stück von 1,176 grm. Zusammensetzung:
Kupfer
88,82
Zinn
6,49
Blei
3,48
Nickel
1,00
Eisen
0,21
Nr. 10. Bruchstück eines Armbandes, bei Stäffi^
im Neuenburgersee gefunden. Gleiche BeschaffenlMt
wie die Haarnadeln, aber härter und brüchiger* Zar
Amijne diente ein abgcBchrotenes Stück, von 1,67 gm.
Zusaimneiisetzung ;
KnpfiBr
87^
Zinn
8^67
Blei
3,16
Niekel
0^
Eisen
0^13
■'. <
Nr. 11. Messerklinge von Bronse, ebenfalls voa
Stäffis. Schneide noch scharf; das Metall hart; vom
«peisgelber Farbe ^ ziemlich brüchig. Gewicht des ab^
geschlagenen zur Analyse verwendeten Stückes 1^639 gr»
Kupfer 88,38
Zinn
9,50
Blei
0,83
SUber
0,23
Nickel
0,72
Eisen
0,34
Nr. 12. Kupferregulus, von Herrn Jahn bei Tschugg
im Seeland gefunden. Unförmliche Masse von Grün- '
flpan bedeckt; auf dem frischen Bruch und auf den fri-
Jchen Schnittflächen schön roth. Zur Analyse dienten
Fragmente im Gewicht von 1;0375 grm. Zusammen-
«etzung:
Kupfer 96,27
Schwefelkupfer 2,19
Eisen 1,08
Nickel 0,46
Nr. 13. Fragmente eines von Herrn Dr. Uhlmanii
von Münchenbuchsee, in einem Tumulus im Grauholze,
gefundenen bronzenen Kessels. Derselbe besteht ans
parallel mit dem Boden zusammengenieteten Schienen»
und ist an verschiedenen Theilen seiner Oberfläche, be-
sonders auf dem Boden , so von Grünspan serfiresse%
data er auseinander fällt Zur Analyse dienten 2,195 gmu
welche mit Aetsammoniak und mit einer irtark alkaUadt
— 5a —
^macliten Weinsteinlösnng gereinigt wurden und 0;268gr»
1er 12,42^0 ai^ Gewicht verloren. Die Analyse der Lö-
mg des Grünspans ergab:
Zinnoxyd 13,81
Kupferoxyd 57,28
Kohlensäure : Verlust 28,91
Das Metall des Kessels ergab hingegen fplgende^
nsammensetzung :
Kupfer 84,63
Zinn 15,09
Eisen 0,15
Kobalt 0,13
Nr. 14. Bruchstücke der bronzenen Vase von Gräch-
yl. Gewicht der gereinigten Probe 1,115 grm. Zusam-
ensetzung.
Kupfer 89,31
Zinn 9,57
Eisen 1,12
Nr. 15. Bronzene Kette von Kirchthurnen. Ein^'
br von Grünspan zerfressenes Glied der Kette wurde-
rch alkalische Weinsteinlösung und durch Ammoniak*
Esigkeit gereinigt und blank geschabt. 2,311 gr. wur^
Q.zur Analyse benutzt und ergaben:
Kupfer 83,15
Zinn 8,20
Blei • 5,88
Eisen 2,09
Nickel 0,68
Nr. 16. Bronzene Kette von Bückigen. Wurde wie-
nge Nummer behandelt, und zur Analyse 1,821 grm^.
nvendet. Die Analyse ergab:
~ 8t ~
Kvpfbr
8I>I&
Ziiui
tafiA
Blei
ifiü
£is«i
fißa
Nickel
Ofiß
Nr. 17. Bronzenes Oeftss Von Dbt^en (B. IL46.)
Dte Metall , ans dünnen bladuurtigea Fngmentai; be-
etehendy war so zerfiressen, dass es beim Reinigen lA
kleine Stücke zerfiel; geschabt zeigte es eine schöne
gold&hnliche Farbe; daneben war es hart nnd brücUg.
Zur Analyse wurden 1,741 grm. verwendet, wobei alles
Material aufgebraucht wurde. Zusammensetzung:
Kupfer 83,02
Zinn 16,54
Eisen, nickelhaltig 0,44
femer Spuren yon Silber und Blei, aber in zu geringen
Mengen um gewogen zu werden.
Nr. 18. Bronzener Armzierrafh von Dotzigen. Da
es unmöglich war die Bruchstücke von GkünBjMui ToU-
kommen zu reinigen, so wurde das Kupfer in einem be-
sondem Theile der schwefelsauren Lösung bestimmt
Zur Analyse wurden 1,746 grm. verwendet;, sie ergab:
Kupfer 79,31
Zinn
18,85
Blei
0,43
Nickel
0,5^
Eisen
0,74
Silber
040
Nn 19. Bronzene Zierrath von Dotzigen. 1,914 gr.
wenig gereinigte Bruchstücke ergaben folgende Zusaia*
mensetzung :
- 55 —
Kupfer
Si^
Zinn
lajSb^
Bl«i
OfiS
Niokol
0,18
Ekea
0^64
SUber
JÖ,11
Nr. 20. Bronzene Fragmente von onbeBtimmibarer
ideutung ; (A. UL 55.) Fiiod4>rt mibekaant. Ovtuliob*
lüEine faBirte Mosse^ unter dem Hammer 26rbreü&end>
97 gmu gaben; unter direkter Beetimsrnng des Kupfer«
»haltes: Kupfer 74,23
Zinn Uje&
Blei 0>58
Eisen 0,56
Nr. 21. Speerspitze, gefunden in Irland bei Gianta
aüseway. Dem Berner Museum von Hm. Dr. Shuttlewort
^schenkt. Die Oberfläche der Speerspitze ist schwarz
igelaufen, doch ist noch die Metallfarbe an vielen Stel-
Q, sowie an den Kauten und Schneiden sichtbar. Die
r Analyse bestimmte Prpbe wurde vom zerbrochenen
lade der Dille abgelöst und wog 0,822 gr. Resultat:
Kupfer 88,42
Zinn 11,29
Nickel, eisenhaltig 0,29
Iber, Zink und Blei waren durchaus nicht vorhanden.
Schlussfolgerungen. Aus den Besultaten vorstehen-
r Analysen scheint mir hervorzugehen, dass der Nickel-
id Kobaltgehalt der Bronze, namentlich der im Wallis
fgefundenen Antiquitäten darwf hindeutet, dass das
denselben enthaltene Kupfer, aus Walliser Kupfer-
zen, welche bekanntlich im Einfischthale ganz in der
ihe von Nickel- und Kobalterzen vorkommen, darge-
3llt worden sei, Knd dass die von Stäffis kommenden
— 56 —
Gegenstände auch Wftlincheinlich ans dem Waffisstanw
men« Der Silbergeluüt der Bronsen hat weher keine
grosse Bedeutung, aber beweist nemlich klar, dui
die Gewinnung dieses Ifetalles ans sflberhaltigeii Eupfa-
erzen den Alten wahrscheinlicb nnbekannt war. Zum
Schlüsse möge noch bemerkt werden, daas die Znsim-
mensetzung der Bronze nicht immer sweckenfi^veehend
war, indem die zum Hauen und Schneiden beaämmtB
Axt Nr. 2 von Morsee eine weit weichere Legierung da^
stdlte als diejenige der Armbänder Nr. 6 und 8 tos
dem Wallis.
Ob die Geschichts- und Alterthumsforacher mit
dem hier Angedeuteten einverstanden sein werden, wdfls
ich nicht, wünsche aber durch vorliegende Arbeit zur
Erforschung der Wahrheit mein Schärfiein beigetragen
SU haben.
(Hiena eise Tafel.)
Terselchnisft der für die Blbll^fhelL der
Sehwelz« uraturf« Geflellsehafl elsge-
gansenen Gesehenke.
Von dem Verein für Naturkunde im Grossherxoglhum Hessen:
Jahrbacher, Heft 13. Wiesbaden 1858. 8^.
Von dem zoolog. -miner <ü, Verein in Regensburg:
Correspondenzblatt, 13. Jahrgang. Re^ensburf 1857. 8^.
Vom Herrn Verfasser:
W. V. J. Maek: Chemische Untersochoni^eii der HennaBtslonier
Stahl* and Saaerqaellen. Dortmond 1860. 4°.
Von der deutsch, zoolog. Gesellschaß:
Zeitschrift, Bd. XI, Heft II. Berlin 1859. 8o.
ler antiker Bronzen. 1
Ziin. Ilel.
Uli.
Koball.
«"• »"'"■ II
■0,U
0,20
19,26
„
1,85
„
0,52
0,12
'8,66
„
„
„
3,37
„
■2,08
„
0,31
„
0,38
0,76
4,91
29,58
„
„
0,46
„
7,26
1,22
1,43
,,
0,11
„
:9,99
„
„
1,00
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„
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„
„
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1,00
„
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„
'8,67
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„
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"
mr. 449.
^. llhlnifiiiii«
nlsse am RIoeMeedorfftee*
Vorgetragen den 31. März 1860.
i Munde unseres Landesvolkes existiren hin und
, in verschiedenen Gegenden ; sagenähnliche An-
van ehemaligen Seen. Man hört manchmal so-
von; dass zu historischen Zeiten etwa noch eiserne*
zum Schifianbinden etc. sollen dagewesen sein^ bis
der Seen vermuthliohe Ufer hingereicht hätten.
5ge Nachfolgendes einen gelingen Beitrag liefern,
le Angaben reell aufklären zu helfen,
er Moosseedorfeee bei Schönbühl -Münchenbuch-
)sehon zwei See'n bestehen ^ der Eine ist aber ganz
liegt nach seinem Längendurchmesser von Ost
Nest in einem sumpfig gewesenen Thal gleidHer
ng. Seine dermaligen Ufer bestehen in Wiesen
rf; der Torf ist zuoberst durch Agricttltur mehren-
in Dammerde verwandelt, tiefer unverändert, der
äche näher ist er lockerer , braun, in der Tiefe
' und beinahe überall mit videm H^te gemengt.
Mächtigkeit beträgt von 1 bis 6 und mehr Fuss.
ter liegt der ursprüngliche Seegrand^ (weisser
., blanc fond,) ein Stratum von gelblich oder bläulich
m breiigem Kälksinter mit vielen zerbröckelten
ach erhaltenen Süsswaiaer-Bohnookenschalen und
lengtem Thon. Die Dicke desselben beträgt 1 bis
10 Fuss» Unter diesem findet sich der ange-
n. Mittheil. 447.
- 68 —
schwemmte Diluvialbodeii ; Sand und Eies (Grien) u. s.w.
der auf Molasse aufliegt -^ Die hügeligen Parthien
welche nördlich und südlich zu 100' — 200' über den See
ansteigen y sind cultirirtes Land oder Wald und bestehen
aus Ackererde und Kies, tiefer unten Holasse, (Sandstein
und Mergellager). Hier zeigt sich keine Spür von Torf
oder blanc fond.
Dieser blanc fond (Muschelschicht) ist an einigen
Orten beinahe nur als ein Detritus von Süsswassercon-
chylien mit Kalkainter vermengt, an andern Orten mehr
thonig und arm an Conchylienresteik. Die horizontale
Ausdehnung reicht: von den Kieshügeln, die östlich bei
«Urtenen und Mattstetfeen das Thal theilweise abschliessen,
bis westlich in die Gegend von Schönbrunn (westlich im
Münchenbuchgee-Moos)^ als dcucnjenigen Pnnkte im Thal,
wo das Wasser aniUagt nach Westen nach dem Seeland
abzufliessen. Westlich Schönbrunn findet man nur Spuren
von Torf bildung und darunter angeschlemmten Sand und
Kiesmergelgrund. -— Oeatlioh von Sohönbmnn bis über
den See hinaus bestehen 4 bis 6 und mehr Fobb mSch-
tige Torflagl3r im Münchenbuchsee-, Deisswyl-, Wiggis-
wyl-. uq4 Hofwyl-Moos, welche afiamitlich über dem blanc
fond liegen; an einigen Stellen haben kleine Bäche, welche
südlich oder nördlich in dieses Thälchen ana Erosions-
schluchten hervorfliessen, in frühester Zeit Sand und
Kies hergesicWemmt,. welches gewöhnlich eine Strecke
weit in's Thal hinaus unter dem Torf oder theilweise
mit ihm vermengt über dem blanc fond aufgefunden
wird.
Die Conohylien des blanc fond ^gehören (soviel ich
zu beurtheilen vermag) -sämmtUch noch lebenden Oener.
an, welche aber in ihren Species grössteatheila, hier
besonders seit der Entsumpfung, auagestorben sind. (Es
- fe9 ^
wäre von einem sichern Conchyliologen verdienstvoll,
fielbige später genau zu bestimmen.)
Die beschriebene Ausdehnung von blanc fond würde
0omit die Grösse eines einstigen post diluvialen Ursee's
Anzeigen.
Lassen wir unsern Vermuthungen etwas freiem Lauf
lUid fügen denselben einige Lokalbeobachtungen an^ so
könnte ungefähr folgendes aus obigem geschlossen werden :
Nachdem sich während den Strömungen und Flu-
^ungen der Diluvialzeit das umliegende rundlich gerollte
Grien abgelagert hatte , und von der höher liegenden
Holasse noch viel Sand über das Grien hinweg in die
Tiefe geschwemmt worden, blieb ein See mit vermuth-
lich trübem Wasser liegen, in welchem sich allmählig
aufgeschlemmter Thon und aufgelösster Ealk absetzten,
eine Schicht, die nach und nach mit dem Detritus da-
mals lebender Conchylien den weissen Boden, blanc fond,
bildete.
In dieser Beschafienheit mag der Ursee längere Zeit
fortbestanden haben, bis durch Holz Vegetation stellenweise
eine Vermoderung und Torfbilduüg begann. Zu dieser
letztem Zeit, als schon einiger Torf begönnen hatte sich
EU bilden, scheint am Ostende des Thaies ein Abfluss-
hinderniss eingetreten zu sein; sei es Geschiebeanhäufung
in den Abflussbetten, sei es ein anderes Ereigniss, z. B.
Verrtittelungder Grienhügel bei ürtenen durch Erdbeben;
jedenfalls stieg hernach das Thalwasser, blieb mehr stehen,
wurde sumpfig und eine allgemeine Torfbildung begann
nnn überall über dem weissen Grund. Diese erste Torf-
bildung besteht meistens aus vermodertem Holz, grössern
Aasten und Baumstüoken, Steinen und Schlammtheilen.
Mit dem Aufwachsen von Torf wuchs auch eo ipso
das Hindemiss vom Thalabfluss; der Torf gewanu über
— 60 — •
dem Wasser mehr Boden , mehr Ausdehiimig , der See
wurde hierdurch mehr eingedämmt, surückgedrängt, auf-
gestaut und verkleinert Das Thal yersompfke wieder
mehr nnd mehr und Torf bildete sich nach bekannter
Weise um den See herum und höher hinauf im westlicli
davon gelegenen Moos. Dieser Zustand dauerte nun
Jahrhunderte lang fort, bis zu dem Zeitpunkte, wo in
letzten Jahren durch Ejinalisation das Thal entsnmpft
und die damalige Oberfläche des See's wieder bedeutend
gesenkt wurde (circa 8 Fuss). Gegenwärtig hat die Torf-
bildung so ziemlich aufgehört und der Spiegel vom See
liegt vermuthlich einige Fuss tiefer als zur Zeit der Pfahl-
baubcwobner.
An den Pfahlbautenstellen findet man Schutt menach-
liehen Daseins ; und Reste deren Wohnungen, bestehend
aus loekerm Torf nebst Sand, Steinen, Letten, Holz;
Kohlen , zerschlagenen Knochen und allerlei Artefacten
aus obigem Material, namentlich vielen rohen Töpfer'
Scherben; behauenen Balkenstücken undPfahlstumpfen etc.
Das Gemisch obiger Substanzen heisst man im Allge-
meinen die Culturschicht Ihre Dicke beträgt 5 Zoll bis
2 — 3 Fuss. Alle Artefacten liegen in diesem Gemenge
mithin immer über dem blaue fond ; (ausgenommen bis
tief in denselben hinabgetriebene Pfahlspitzen)« Sie
liegen in der Regel nahe über dem blanc fond, ja an
einer Stelle, wo man Feuersteinartefacte zurechtschlug;
was man an den hunderten von allerlei Formen und
Scherben und Splittern (und nichts Anderm) schliessen
musste, fanden sich jene Produkte beinahe auf dem blossen
blanc fond aufliegend, immer aber mit Torf gemengt
(NB. Mit obigen Verhältnissen stimmen die Besultste
von letzten Nachgrabungen auf der Insel im Inkwylersee
und auf den Wauwylermöösern vollkommen überein.)
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— 61 —
Waa nun Artefacten späterer Zeit, (nicht der.Stein-
leriode) anbetri^i so wurden solph^s bei una herum
während der Kanalisation vom ganzen Thal an verachie-
lenen Orten erhoben.
Römische Münzen (von^rajan, Hadrian etc.) nebst
ömischen Töpferwaaren lagen in der Regel in dien Torf-
chichten bedeutend höher oben, und wo sie zur Selten-
leit in der Tiefe gefunden wurden; so fand man die
Jmgebung derselben als alte Bachbetten. Mittelalterliche
Sisensachen : Messer^ Dolche ; Hufeisen etc. fand man
loch höher oben, letztere in der Regel nahe an der Damm-
trdeschicht. Noch nie fand ich Alterthtlmer in dem blanc
önd (Pfahlspitzen ausgenommen). An Thierresten nur
lie früher erwähnten Süsswasserconchylien. Funde von
iVirbelthierresten im blanc fond sind mir noch nicht
»ekannt geworden.
Es ergiebt sich schliesslich hieraus : dass der Mensch
bei der Bildung von blanc fond in unserer Gegend noch
aicht anwesend war, dass bei der Gründung der Pfahl-
bauansiedlungen etwas Torf schon vorhanden gewesen
sein muss und derselbe während ihres Bestehens noch
bedeutend anwuchs , aus letzterm und der grossen Menge .
von Artefäcten, schichten weise übereinander ^ lässt sich
schliessen, dass die Niederlassungen lange Zeit betanden
haben.
(Ueber zerschlagene und von Menschen bearbeitete
Reste, selbst ausgestorbener Wirbelthierarten der Pfahl-
bautenzeit, sehe man: Dr. L. Rüttimeyer, Professor in
Basel, „Untersuchung der Thierreste aus den Pfahlbauten
der^Schweiz^ in den Mittheilungen der antiquar. Gesell-
schaft in Zürich. Bd. XIII, Abth. 2, Heft 2.)
- 82 —
WenelehiüM 4er für die BIMIeilielL «er
Sehwelx« Nmtwurt. QeselUieluiil rtage-
Saaseneii fiesehenlLe«
Ff
Von der TU. Redaktion.
GemeinadUice Woduuehrift tob Wirabvg, Jahrgus 1^«
Nr. 1-4, 8\
Von der fürüL JabU>now$kisehen Geselbekafl in Leipzig :
Gekrtete PreisMlirirteB^ eBthalte»d: N. WiakemaB«: die aitike
Laadwirilischaft und das voa Thinemeiie GteseU ebb dei altei
SchrifUteüera darsestellt. Leipiif , 1859, 6\
Von der Akademie der Wi$ten$chaften in Stockholm:
1. Bohemana: Berattelse omframstegen i iaaeoteraas, myriapoder-
Baa ooh araehaiderBas BatBralhistorio Ar |865 odi 1856. Stock-
holm 1859. 80.
2. EdluBd: Berättelae om framste^B, Fyaik oader ar 1853.
3. Ofrersi^ af k. veteBakaps-akademieBs fSrhaadÜBfar. Femtoade
ArgaogeB , 1858, Stockholm , 1859. 8^.
4. Haadliasar, Ny foUd. 1857. Stoekholm. 4P.
5. EDgeaiea Rosa omkriag Jordea. Zoolop lU. Stoekhofan. 4'^
Von dem physik. Verein in Frankfurt a. If . :
Jahresberieht 1858-1859. 8».
Von dem niederöslerreichisehen Getoerbeverein:
VerhaadloDi^eB oad M'ittheiloB^B , Jahrgaai; 1850. Heft 11. b.12.
De la sociele bolanique de France:
Bulletins , Tom. VI. , 4--7.
Von Herrn Ingenieur Denüer :
Bnke: AstroBom. Jahrbach. Jahr;. 44, 45 and 47. Bari. 8^.
De VAcadimie des sciences de Bordeaux:
Actes, 1859. Tom. 1, 2.
Von der Tit, Redaktion.
Schweis. Zeitschrift für Pharmaoie, 1860. Nr. 3.
Von der naturforschenden Gesellschaft in Aarau:
WitterongsbeobachtoDgeji in Aaraa im Jahr 1859.
Von dem Herrn Verfasser:
1. Wydier, iber die Verstäabun^fol^ der Antheren von Lychois
Tespertlna« Sibth. 4?.
2. Beschreibani: einiger Antholysen von AUiaria officinalis. 4<).
From Ihe Lyceum of natural history of New-York:
Annais, Vol. VI., Nr. 6-13. VII. Nr. 1-3. New York 1856-69.80/
— 63 —
"on der OberlausitzUchen GeseUschaß der WisHntekaften :
Neues Laasitzisches Na^usio, Bd. XXXVI., Heft 1—4. GörlHz
1859. 80.
^e Monsieur VAuleur:
De la Rive: les aarores bor^ales. Gea^e 1858i 8^.
Vom the Ui\üed State Patent ofßce:
Report of the CommissioBer of Patents for the year 1857. Vol. 1.
II. III. 80.
rom the Academy of natural seiences of Phüadeif^tia:
Prooeedings 1859. 80.
rom the american Association for Ihe advane&nent of seiences :
Twelfth roeetinif, held at Baltimore, May 1858. 80.
rom the Ohio State AgrictUlural Society:
1. Fifth annaal report for the year 1850. 80.
2 . Siebenter Jahresberioht ; for dan Jahr 1852. 80.
3. Neunter Jahresbericht; für das Jahr 1854. 80.
4. Eleventh annnal report; for the year 1856. 89,
on der k. hair. botanischen Gesettschaft in Regen^mrg:
1. Flora, 1859. Regensburg 1859. 80.
2. Ikakschriften, Bd. IV. 1.
on der Redaktion:
Der zoologische Garten, Organ for die Mologisehe Geselkthaft in
Frankfurt a. M., herausgegeben von Dr. Wieland;, Jahrgang I.
Heft 1—6. Frankfurt a. M. 1860. 80.
on der k. Aeadenäe der Wissenschäßen in M(&nchen:
1. Rede in der öfliNitlichen Sitsnng am 28« Mäira 1860 rar Faler Bires
101 Stiftungstages, gehalten von Liebig. Minöhen 186a 40..
2. Dr. Christ: ^on der Bedentnng der Sanskritatndien filr die
griechische Philologie. Mfinehea 1860. 4P.
rom the United State Patent office:
Reports of explorations and snrTeyn to.aseertain tbt «ost praoti-
cableand eoonomical route for a railroadfrom 4he Msrauippl river
to the paoifio ooean« Vol. X. Washington 1850. ^.
^e VAcademie des scienees ä Bordeaux:
Actes , 21me annö 1859. 3me trimettre. Paris 1859. 80.
'on der Tit. Redaktion:
Sohweiserisehe fleüsohrift ffir PiiannMi«, 1860 ^ dir. 5. Sohalf-
hausen 1860. 80.
on der hönigl, Akademie der Wissenschaften in Berlin :
1. Monatsberichte 1859. Berlin 1859. 8». •
2. Abhandlangen ans dem Jahr 1858. Berfin 1669. #.
3. Abhandlangdn ans dtfm>la!ir 1854. II. Svfplonefli-Bfcnd. Berlin
1859. 4P.
— 64 ~
Von der naturfondunden GeMelUehaß tu Nürnberg:
AVhaaJIaofea, II. Heft. Nani^erf 1666. 6».
Von der TU. GeseUschafl PoUiehia:
Jahresberichte , 16. and 17. Neustadt a II. 1660. 60.
Von den Herren Vmrfmsi$m:
1. Sehulti Bipont., Commentatioiiei botanie«. (ieafoü Nemetmu
1850. 80.
2. N. Schiff: Beiträge sar Anatomie von Chiton pieeas. 8^.
Von der nalurforsdunden Ge$eU»ekaß in ZOricA:
Vierteljahrnschrin. IV. Jahr^op, Heft 4. Zirieli 1860. 80.
Von der naiwrfor sehenden GeselUehafl tu Freiburg im Breisgau:
Berichte fiber die VerluuidlaBg««, Bd. II., Heft I. Freibarg im
Breisfrao 1859. 8».
Von dem niederösterreiehiichen Gewerlnftrein in Wien.
Verhandlaneen und Mittbeilvnfen, Jahrgans 1600, Heft 1 mi 2.
Wien 1860. »>.
Von der Senkenbergisehen neUurfarstkendenGeiMbehafl:
AbhandlonireB lU. rraakfnt a. M. 18G0. 4».
Von der k. Academie in Amsierdam:
Verslagen en mededelingen d. k. Ak. van Weteasehai^iett IV. VIII.
IX. Amsterdam. 1858. 80.
Jaarbnek van 1658« Amsterdam.
Verhandelinfea , X. met platen. ABiaterdam. 1850. 4o.
From the Ohio State agricidiural soeiHy:
1. Tenth annnal report for tffe year 1865. ChlHieotlie 1856 8<^.
a. XII. Jahreabarioht, fBr 1657. CoUimbia 165a doi
3. VIII. JahrMberleht. ChiOicothe 1654. 8».
From the Aeademie of eeienees of Sf> Louis:
Transaetions, vol. L Bt. Leuis 1660. 80.
From the State of Arcanscu:
Pirat «eolagical repart. Utile Hock. 1866. 6».
From the 8miih$onUin /nstituiion:
1. Annoal mport for the year 1856. Washia^on 18Ga 80.
2. Report of the Superintendent of the Coast 8srvey dnrins the
year 1667. Washin^on 1856. 8o.
Von Herrn Dr,^Sidler:
1. Br. G. Sldlerr Entwiekitmg der rechfwinkt, Goorditiate eines Pla-
neten nach aufsteigenden Dimensionen der pltnet ilaagea» nach
L. Raabe«
2. Raabe: Ueber einig» ohmt iQt^fVatioftVVjßrriOhlvng gewonnene
IntegraleivebflSsfe. 60. .
3. Rai^iea^-ifiiuge AßweMiüAgßt d#r 'V^rallfemetnleii Stirlingseh n
Reihe. 80.
IVr. 44S A 440.
Ma. R. X. Fellenbers«
Analysen Ton antiken llrenxen«
«te Fortseteoiif der Pag. 43, Jahr^ng 1860 angefangenen Arbeit.
(Nr. 22 bis 40 incksive.)
Die bisher mitgetheilten Analysen bronzener und
ipfemer Qeräthscliaffcen , welche aUe dem vorrdmischen
ditalter- anzugehören scheinen^ l^eisen alle eine grosse
eränderlichkeit nach in den Le^erungsverhältnissen
m Zinn und Kupfer^ welche sich selten durch die be-
Lmmte Absicht auf Härte oder Festigkeit des Gegen-
andes rechtfertigen lassen^ sondern eher der Vermu-
.tmg Baum geben ; bei Mangel an Zinn habe man sich
>en mit demjenigen Zusätze begütigt ; welchen der Vor-
bih erlaubte. Von den beiden Hauptbestandtheilen der
ronzCi dem Zinn und dem Kupfer, kommt ersteres
if däm Kontinente nur im Erzgebirge in nennenswer-
ler Menge vori um im Grossen ausgebeutet zu wer-
3n. In den alten Zeiten war England, und naihentlich
^omwall das einzige Land in Europa , Welches Zinn in
3n Handel lieferte, da die erzgebirgischen Gruben erst
üL Mittelalter eröffnet wurden« Das Zinn muss also zu
3n Völkern der Binnenländer' des Kontinentes, nament-
dh der Schweiz, welche zur Zeit lebten, von denen die
Dpfemen und bronzenen Geräthschaften stammen, als
[andelswaare gekommen sein, und daher auch oft ge-
langeh haben, während das Kupfer, wenn gleich nur
parsam , in der Schweiz vorkömmt, und auch im Wal-
8 und in B.ündten, nach einigen Traditionen auch im
^berlande ausgebeutet worden ist.
Bern. Mittheil. 448 and 449.
— 66 —
Die an verschiedenen Fundorten bronzener und ku-
pferner Gerfithschaften aufgefundenen thrSnen- und tro-
pfenförmigen, geflossenen Massen (bavures et culoti ii
fusian), sei's Ton Bronse, sei's Ton Kupfer, lassea sehfies-
sen, da'ss an jenen Fundstellen , z. B. Tschngg, Staffis,
Echallens, die dort gefundenen G^er&thschaften gegossen
und fabricirt worden sind, mit durch den Handel bezo-
genem Zinn und aus der Nähe, z. B. dem Wallis ge-
brachtem Kupfer.
Nach den geringen Proben von antikem Zinne, welche
ich untersuchen konnte, ist dasselbe als rein zu betracli«
ten, da es nur Spuren von Eisen, sonst keine metalli-
schen Bestandtheile enthält. Dieses erklärt sich daraaS;
dass , namentlich in Komwall , woher wahracheinlich in
alten Zeiten das Zinn bezogen wurde, dasselbe vorzugs-
weise aus den sogenannten Zinnseifen dorch Waschen
und Schlämmen, und Verschmelzen der reinen Zinn-
steine in Hochöfen dargestellt wurde.
Die Siinnseifen sind nämlich Ablagerungen im Schatt-
lande und im Sande der Flüsse, von Petritns verwit-
terter , Zinnsteine führender Urgebirgsgesteine« Der ape:
cifisch viel schwerere Zinnstein findet sich dapelbst , ohoQ
metallische Begleiter, durch die Wirkung der fliessenden
imd atmosphärischen Wasser gereinigt; während das berg-
männisch gewonnene Zinnerz, im böhmischen und säch-
sischen Erzgebirge so wie in Kornwall, von vielen axi-
dern Erzen begleitet ist, von denen es nicht vollk(HD-
men befreit werden kann, und daher auch beim Ver-
schmelzen ein weniger reines Zinn liefert. Weit um-
ständlicher ist das Zugutemachen der so sehr saUrei-
chen und so verschiedenartig zusammengesetzten Kupfer-
erze, welche der Hauptmasse nach aus Schwefelungen
bestehen, in welchen neben Kupfer noch Ei^en, Zink
- 67 —
cmd Blei, und in den so sahirdclieil Fahlerzen, noch
A.titimon, Arsen I Stibdr /Nickel nnd Kobalt vorkommen.
Die hüttenmännicrehe Arbeit der trerscfaiedenartTg aufbe-
reiteten Erze hat vorerst den Zweck ^ alles Kupfer der-
selben zu cöncentriren, und durch Schmelzung von den
Gtangarten zu trennen ; das erste Produkt dieser Arbeit
Ist der Rohste in, gewissermaassen das von den erdi-
gen Begleitern gereinigtci Erz. Dieser Eohstein wird
atm sm wiederholten Miüen- geröstet und zu einem neuen,
reinem und angereichertem Steine verschmolzen, wäh-
rend Eisen in die Schlacken gieht y und flüchtige Metalle,
yne Antimon, Arsen und Zink wegrauchen. Der Stein
wird nach 'neuem Blö'sten zu SchWarzkupfer verschmol-
zen, imd dieses auf dem Spleiilii- dder Gärherde zu rei-
nem oder Gttrkirpfer verarbeitet, weiches- nun Handeh-
Mraare ist Ist. das Schwarzkupfbr reich an Silber, so
wird es vor dem Garnlachen mit Werkblei zusammen-
geschmolzen und der Sißgeriirbeit Unterworfen , und dann
erst gar gemacht. Dieses sind gWissermaassen nur die
flttehiigsten Umrisse der M^talhir^e des Kupfers , welche
ansserordentfich'en Abhebungen und Modifikationen un-
terHegen, je nach der Natur der 'beibrechenden fremden
Brsse und vielen andern, bedeuteiofdeii Einfitiss ausüben-
den Umständen , welche aber alle den Endzweck verfol-
gen, das Metall mit dem ge^^figsten Verlustef zu derRein-
lieit zu bringen, dasär e» ptobehaltige Handelswaare sei.
Wie war es nun mit ' der MetaUüi^e des Kupfers bei
den Völkern des Alterthums bestellt?" Daritber wissen
wir so zu sägen IQchts ! Aber cEe Produkte ihrer Kunst-
fertigkeit in den bronzenen und kupfernen Geräfhschaf-
ten können uns einigen Auf scfaluss über die Vollkommen-
heit ihr^r metallurgischen Processe geben : Der geringe
GFehalt derselben an Blei, Bisen, Nickel, Köhdt odei
- 68 -
Silber steUt deren RrinhfAgwitcfaendiejepige der reineren
SchwarskopfiBr and £e der GwknpfiBr, da ja nack d»
vorliegenden und sogleich nadifelgendeB Analyaei^ naeh
Abzog des Snnes, das Uehrigblcibende die Zosammen-
setsung der jeweilen Tcrwendeten Knpfer ergibt
Was endlich die Bronxe der Bömer betriffi, so iit
bekannt, dass dieses Volk snerst die Zinkeixe, nimfid
den Gralmei, so wie die Kadmien, oder zinldsclien
Fingaschen nnd den Ofenranch der SchmelshQtteny be-
sonders der Insel pTpem, ihren Br<«aen snsetsten, um
dadurch das Aniichalcnm oder Iteaüng an gewinnen,
obgleich ihnen das metallisehe Zink, welches entPan-
celsQs darzustellen lehrte, nnbekannt war, nnd sie also
die Wirkung des Galmd's nnd der Kadmien anf Kupfer
nnd dessen Legiemngen nidit richtig xn^erkllren wussten«
Bei den Produkten der heutigen hüttenmännischen
Technik, welche auch aus den unreinsten, nnd von den
verschiedenartigsten fremden Metallen b^leiteten Ku-
pfererzen, reines Kupfer henustellen vermag, ist es
nicht mehr möglich, durch die Analyse die nrsprfii^
che Art der Erze zu errathen, wie idi annehme, dass es
mit den analysirten Antiquitäten der Fall ist. Dieses ist
auch ein Grund, um das Beobachtungsfeld sn erweitern,
und wo möglich ans allen Landestheilen Zeugen der alten
Zeit aufzurufen und sprechen zu lassen.
Die Ausführung der nachfolgenden Analysen geschah
genau nach dem Gang^, welcher in der ersten Arbeit mit-
getheilt worden ist. Auch die Bestimmui^ des Kupfers
geschah auf gleiche Weise mittelst Fällung dieses Metal-
les als Oxydul, besonders in denjenigen Proben, bei wel-
chen ein grosser Theil, oder gar der ganze Gegenstand
In eine (mit Zinnoxjd gemischte) krystallinische Masse
von Kupferoxjdul verwandelt war. Bei diesen mag jedoch
— 69 —
das ursprüngliche VerhftltniBS zwischen Knpfer und Zinn
kaum noch vorhanden gewesen sein, sondern ersteres
tun ein Bedeutendes zu gering ausfallen. Der Grund
,inuss darin gesucht werden , dass diC; den Orünspan bil-
denden Kupfersalze (kohlensaures Kupferoxjd und basi-
sches Chlorkupfer) in Ammoniak- und Kohlensäure hal-
ttgen Wassern löslich sind, und durch dieselben in die,
die Bronzegegenstände umgebenden und einhüllenden
Brdschichteh geftLhrt werden; während das Zinn der
"Bironze keine ähäliehen lösilidhen Verbindungen bildet,
und daher keinen davon abzuleitenden Verlust erleiden
kann. Endlich ist noch zu berichten, dass die Bestim-
mnng des Silbers ausgeführt wuvde durch Einäschern
des, das Chlorsilber enthaltenden Filters, und Abtrei-
ben des Bückstandes mit Probirblei vor dem Löthrohre,
und Bestimmung des. Silbers, sei es auf dem Maassstab,
sei es durch Wäg;ung, wenn das Silberkorn mehrere
Milligranmie scWer war. .
Das bei verschiedenen Analysen erhaltene Zinn-
oxyd wurde genau analysirt, und nach dessen Gehalt an
Knpfer- Uv^ä Eisenpxyd die erhaltenen Mengen Zinn-
oxydes korri^rt Die Nuijnmem 22 bis 29 und 35 wur-
den mir von Hm. v. Morlot, 30 bis 3ä von Hm. Brauns
in Sitten, 34 von Hrn. J. J. Schmid in Basel -Äugst,
36 bis 39 von Hrn. Jahn und Nh 40 von Herrn Berg-
bauverwalter Beck in Tkun verschafift, wofür ich den-
selben meinen lebhaften Dank ausspreche.
Nr. 22. Spiralkette von Horgen. War mit ei-
ner grünen Kmste von Grünspan überzogen , und konnte
nicht gut gereinigt werden, wesswegen eine direkte Eu-
pferbestimmung ausgeführt wurde. Das ganze, zur Anar
lyse verwendete Stück wog 0,798 gfin. und war zusam-
mengesetzt .AUS : ^
^ 70 —
Kupfer 8443 7o
Ziim 15|03 «
Eisen 0,56 „
Kobalt 0|48 „
Blei und Silber worcUn keine Spnren entdeckt
Nr. 23. Bronzene Vase von einem Hügel
grabe bei BasBikon. Unförmliche blechartige Frag-
mente, welche blank geschabt eine schSne Farbe zeig-
ten. Die ganze, zur Analyse verwendbare Probe dissee
Gegenstandes wog nach dem Beinigen 0,623 gmu, imd
ergab folgende Zusammensetzung:
Kupfer 85,48%
Zinn
•
M»48i,
Eisen
0^,
Kobalt
0^1,
Andere Metalle konnten keine aufgefunden werden.
Nr. 24. Schmuckkette von Wyla. Konnte we-
gen £u tiefer Corrosion durch Grünspan nicht gereinigt
werden ; war sehr brüchig, das Kupfer schon zum TübxSk
in Oxydul übergegangen J Eine besondere Kupferbestim-
mung wurde vorgenommen mit einem Theile der schwefel-
sauren Kupferlösung. Zur Analyse würden verbrancbt
1,081 grm. und ergaben:
Kupfer 75,38%
Zinn 11,52 «
Blei 12,64 «
Eisen 0,46 „
Nr, 25. Bronzenes Gefäss von Pfäffikon,
auch ans einem Hügelgrabe stammend. Blechartige, mit
Grünspan überzogene Fragmente, die gereinigt wurdeDi
jedoch nicht so vollständig, dass nicht' eine Kupferbe-
stimmung nöthig gewesen wäre. Zur Analyse konnten
— 71 —
endet werden 0^5275 grm. nnd lieferten folgende
Itate:
Kupfer
81,61 o/„
Zinn
17ylJ,
Eiseil
1,«,
Silber
0.p6„
Sr. 26. Kupfernes Beil von Schaffhaasen.
kleine Partie von Spähnclien von kupferrotber
e von Oy322 grnoL \Gewicbt ergab fUr die Zog&mmen-
ng des Metallea:
Kupfer
98,17 %
Zinn
0,94 ,
Eisen
0,89 „
^r. 27. Fibula von Gennersbrunn bei Bil-
den. Die stark, x&it Grünspan überzogene Fibula
zerbrochen; und bestand aus einem aiti Ende spi-
rmig gewundenen Stück Draiit Wegen des starken
irzuges von Grünspan wurde eine dh*ekte Kup£$r-
nmung ausgeführt ; 0|995 grm. gaben b^i der Ancdyse :
Kupfer
87,21 7o
Zinn
10,25 ,
Blei
0,97 „
Eisen
1,39 „
Kobalt
0,18 ,
^r. 28. Kette aü% einem Hügelgrabe bei
iffhausen. Das 0ur Analyse dienende Bruchstück
r Kette war Ton gleicher Arbeit und Form wie
l^ , wurde durch Schaben und Scheuem von Grün*
befreit; und wog nun 1)962 grm. Die Analyse er-
folgende Resultate :
— 7J —
Kupfer
91,27 7«
Zinn
V5.
Blei
0^43.
Eisen
0,35,
Eobah
0,».
Nr. 29. Gnrtbeacliläge von Dörflingen. Das
blechartige Fragment wurde durch Waschen von Erde
befreit; und zeigte einen scbönen blaiqprfinen, glSnzen-
den üebennig von Grünspan. Da dieser nicht vollstSn-
dig entfernt werden konnte, so wurde eine Eupferbe-
stimmnng ausgeführt; 0|532 grm. gaben hA der Analjae:
Kupfer 86^ %
Zinn
10,38.
Blei
1,12.
Eisen
0,96,
Kobalt
o,eo.
Dieses Jahr sind bei Fundainentihing Ton Neubauten
in SittefU; in einer l^efe von 14 Fuss unter der Erde,
zwei Gräber angefunden worden, ron denen das eine
einer Frau, das andere einem Kinde zur Bestattung ge-
dient hatten. In beiden wurden Terscluede&e bronzene
Geräthe und Geschmeide gefunden, welche im Museum
von Sitten aufbewahrt werden. Von diesen konnte ich
durch die Gefälligkeit des Herm^ Brauns mehrere kleine
Fragmente zur Analyse erhalten, welche in den folgen-
den vier Nummern enthalten sind.
Nr. 30. Armring eines Kindes. Ein gebo-
genes Stück Draht von etwa 2 Millimeter Dicke, mit
einer dünnen Kruste von Grünspan bedeckt, welche
leicht abgeschabt werden konnte und das Metall von
sdbön gelber Farbe zurückliess. Zur Analyse wurde
Alles verwendet, das 1,94 grm. wog und folgende Re-
sultate ergab:
— 73 —
Kapfor
90^45»/,
23im
7,34.
Blei
1,»,
EiMn
0^38,
Nickel
0^.
Nr. 31. Halsgeschmeide eines Kindes. Das-
selbe wurde gereinigt und blank geschabt Das znr
Anatyse verwendete Bracbstück wog 1|637 grm. und gab :
Eapfer
89,28 %
Zinn
8,98,
Blei
0,87,
Eisen
0,32,
Nickel
OjS&n
Nr. 32. Grosser Armring aus dem Frauen-
grab. Das gans in Oxydul Terwaodelte, und daher
sehr brüchige Stück Armspange, hatte die Form von
Nr. 6, und zeigte auch auf der convexen Oberfläche
die nämliche Zeichnung von parallelen Strichen und Zick-
sacklinien. Wegen der totalen Oxydation der Fjrobe war^e
eine direkte Kupferbestimmung ausgeftlhrt Zur Analyse
dienten wohlgereinigte Fragmente im Gewicht von
2,245 grin., und lieferten folgende fiesultate: .
Eapfer
82,07%
Zinn
1M7,
Blei
2,29,
SUber
0,47,
Eisen
0,55 „
Nickel
0,16^
Nr. 33. Ende einer sehr grossen Haarnadel
aus demFrauengrabe. Die sehr zierlich gearbeitete,
circa IV2 Fuss lange Haarnadel hat am obern Ende
eine bronzene , von sjrmmetrisch gestellten erbsengrossen
— 74 —
I
\
Löchern durchbrochene hohlem 50 Mfllimeter im Durch-
messer haltende Kugri. Das zur Analyse überlassene
Ende war von rölhfidi - gelber Fiurbt; stellenweise mit
Grünspan bedeckt^ der entfernt wurde ; die zur Analyse
verbrauchte Probe weg* 1,87 grm« Das Resultat war:
Knptet ^88,8J%
Zina
9,«7 ,
Blei
0,91 ,
Eisen
0,«8.
Niokel
0,82 „
Nr. 34. Metallplatte von Basel-Augst. Der
jüngst verstoii))ene Herr Prof. K. L. Roth in Basel schreibt
über diesen Fund *) : „Gegen Ende! des vorigen Jahres wies
^mir Herr Fabrikant Sohmid von Basel- Angst ein gerun-
j^dMes und grün fimissirtelB Broncebleeh vor, das er kürz-
^lich r<m ^einem dortigen Landmana eörwoi^en hatte. Das
„Blech hatte eme LSnge von 6 und eine Höhe von 3 Z(A,
,0^war am den fieken beschroten und mit Lochet* n zum
], Annageln versehen. Die Wölbung freilich und den Fir-
j^nisa' hatte dem Blech erst der sinnr^ehe Entdecker ver-
„Uehen/ indem er es als Beschlag an den Leiterbanm
„seines Wagens angenagelt und siunmt diesen! grün an-
„gestrichen hatte. Von desto älteren Datum waren aber
„die nur schwach vertieften Schri£t«üge der convexen
„SeitO; die auch schon den Finder „Wunder genonmien;'
jpund eben zur Anzeige des Funde» an Herrn Schmid
„veranlasst hatten.
„Die Buchstaben waren auf drei Zeilen vertheilt,
„auf keiner. Seite verletzt^ und trotz des Firnisses and
*) Pug. 85 des Anieigers fSr sebweiserifiehe Qesehiehte and AKer-
thamskande« Mars 1860.
- 75 —
jfder Hammerschläge mit Sicbetrheit zu lesen. Sie lau-
«tet^n:
DBO mVIGTO
TXPVM AVaQCUALCüM
. SOLIS
^d. h. : dem u&überwindlicben Ootte (Mith^ad) ein messin-
^genes Bild des Sonnengottes.'' Durcli die GefHlligkeit
Herrn Prof. ZtindeFs von diesem Funde und deren Ver-
öffentlicliung durch Herrn K. L. Rotli in Basiel befnach-
richtigt^ lichtete ich an Herrn Schmid in Basel- Äugst
die Bitte ^ mir eine kleine Probe von diesei^.Flatte über*
lassen zn wollen, b^huft efaier Analyse, und vrar so
glücklich; vom Besitzer zwei Absefanitte zu erlangen.
Das durch Schaben von deem Oelfarbenüberzug
befreite Metall hat eüie «chöne Farbe , und besitzt eine
bedeutende Zähigkeit.- 2iur Analyse wurden 1,64 grm.
blank geschabter Stttelte verwendet, welche folgende
Resultate ergaben:
Knpfer
85,96 %
Zinn:
2,40,
Eisen
l/>3.
Zink
10,61,
Das Aurichalcum der Bömer hat also diese Zusammen-
setzui^, da wahrscheinliGh die Platte aus denselben
Materiale gemacht wurde, als der dem Dep invicto ge-
widmete Tjpus aurochalcus. In dieser Yoraussf^tzung
trägt also gewissermaassen diese Platte in ihrer Inschrift
die JBtiq;aette der Legierung, aus der sie besteht
Nr. 35. Handbeil oder KeU von Villeneuve
am Genfersee» Dieses interessante Fnndstttck ist im
Schuttjkegel der Tinil^re, Qines Bergwassers, wolcbcus
sich bei Villeneuve in den Gesfersee ergiesst, gefanden
- 76 —
worden. Durch die Arbeiten der Westbahn ist dies^
Sohuttkegel anfeiner Länge von 500 Fuss, und in einer
l^efe von 23 Fqss, von der Oberfläche an gerechneti
durchschnitten worden. (Siehe die Arbeit des Herrn ▼.
Morlot im Bulletin de la ßoeUtS vaudaüe des Sciences
naturelles. Tome VI, no. 46, pag. d2b-'S21.^ Der Kelt
fibnd sich in einer Tiefe von 10 Foss nnter der Ober-
fläche; er ist ohne SchafUappen, mit einem schmaltn
Ghiffieu Die Oberfläche bräunlich -grüh angelaofen, die
Schneide voll Scharten und aosgebrochener Stellen. Auf
der Drehbank durchbohrt , seigta sich das Metall hart
aber ziemlich spröde. Zur Analyse wurden 2,002 grm.
Bohrspähne verwendeti welche ergaben:
Enpfer
88,^%
Zinn
IfliOl.
Eisen
0,29,
Kickel
^,3&„
SUber
0,10.
Nr. 36. Kelt^ bei Vallamant im Murtensee
gefunden. Dieses dem Bemer Museum angehörende
Stück hat die Form der Handbeile ohne Schaftlappen,
mit breitem Griff und gerundeter Schneide. Die Ober-
fläche des ganzen Beiles ist mit einer rauhen und löche-
rigen blaugrünen Binde von Grünspan tlberzogeh. Das
Material für die Analyse wurde durch Anbohren des
Griffes auf der hohen Kante erhalten / wobei sich das
Material von einer ausserordentlichen Zähigkeit , übri-
gens von schön kupferrother Farbe zeigte. Zur Ana-
lyse wurden 2,0 grm. verwendet, und zur Kontrolle der
Silberbestimmung 9 bei dem äusserer dendich grossen Sil-
bergehalte > noch 0|596 grm. auf diese allein verwendet
Das Resultat der Analyst war:
- 77 —
Kupfer
97,63 %
Zinn
0,27 ,
Eisen
0,14 ,
Nickel
0,20»
Sillier
1,76,
Di« Znsamm^naetsimg diesesi Metalles beweiit schlagend,
dMB di€H Alten, wenn ate überhwpt ißs Silber 'kannten,
ea nicht aua dem Kupfer auszuziehen wussten.
Nr. <37. Axt o4er Kelt aus den Pfahlbauten
von Moraee. ist, wie die Nr. 2 vom gleichen Fund-
curte, ein Beil mit SchaftUppen; aber dieses hat über-
diess ein Oehr oder Henkel, Nrelches bei Nr. 2 fehlte.
Oberfläche gelbfich*grau, stellenweise grün angelaufen.
Schndde auffallead gut erhalten und spharf... Behufs. der
Analyse wurde es voll} der Seilte < angebohrt und zeigte
sich hart Zur Analyse dienten 2,0 grm. Bohrspähne.
Das Resultat derselbe war:
Kujfer 87,06 %
Zinn
9,99,
Blei
1*91,
Ei^en
0,31 ,
Kobalt
0,55.
Rilher
0,18,
Ni:« 38« Sqhujillenßtllck aus, dem Goldblech-
graben. Diesem i^fk« wurde za hinterst im Gcd^hach-
graben.im Snmientbale,, beim Ackern von- eiiiem> Bauer
ii^ der N&J^e d^ Ruinen einer namenlps^n Burg^igeftm-
den, ..und Ejexm A. Jahn> gebracht, der ?mir erlaubte,
eine. Frohe. ci&ypn s^ur Analyse aba^uhauen., PMJiletall
war mit GrUnspw bed^^t, 4ie,Metall|arbe.des Mespings
kam erst, an der friscbeA Schnittfläche zujoqL Vorscheine.
Zur Analyse dienten 0,628 grm. und gaben :
— 78 -
Kupfer 75,87%
Zina 2^.
Eisra Ijn «
Blei 1^7»,
Zink 17^ «
Nach dem beJeolepfcg Si&geMio m MkfieMeB,
ist die Sclmmlle, wena meht imtteliitBrKclM» Qr^nmgB,
doch jedenfelb mir den fOnuedieii Zeitaller «BgeMrend.
Nr. 39. Bing ans den Sckirloohe' bei der
Enge. Dieser bronsene Bing Ten 27 MiDimetar Durch-
meeter nnd etwa 1 MSfimeter VHA» wnrde toh Hern}
Jahn neben schönen, dieik tebloMn, Ikeih bbra ge-
fibbten G^fctsringen in einem nen geOffMlon kehiseher
Ghmbe erhoben. Der Ton smnem grOaen üebem^ ge^
rrinigte Bing wog 1,381 grm. nnd gab bei der AnaljBe
Knpfer 88^1%
Zinn 10,30 ,
Blei 0,49 «
Eisen 0,38 ^
Nickel 0,36 .
Nr. 40. Hetallmasse aus i^v Gegend von
Henstrich. Im Jahre 1848 würde vpn einem Enabei
Friedrich Mämer/ Sohn des Wirtihs m Beiehenbach,
im Henstrich, etwa 400 bis SOO Fosil ob der Sander
in einem über eine Weide fUd^nden Fosswc^em beia
Stolpern über denselben ein goldgllnseoder grüner Steir
gefmiden nnd nach Hause gebracht Der Besitaer der
Weide, Amtsweifoel Elossner an Eeichenbaeh, Ksst so
der Fundstelle sogleieh nachgraben und erhellt gegen
12 Pftmd Kupfersttteke, wobei jed^eh weder Edden noch
Schlacken, die atrf eine dortige Schmelastätte scfaHessen
liessen, zum Vorschein kamen. Diese Hassen kamen
ler antiker Bronzen.
Nickel.
Kobalt.
Eisei.
Silber.
Zink.
n
19
2,64
n
n
0,97
0,43
1,12
1,05
0,87
2,29
0,91
n
1,91
2,72
0,49.
0,04
II
H
If
tl
tl
H
If
II
0,83
0,65
0,15
0,32
II
0,36
0,20
n
tl
0,86
0,61
0,48
0,51
I»
tl
0,18
0,20.
0,60
n
9
tl
tl
11
If
0,55
n
H
0,66
' 0,53
0,46
1,21
0,89
1,39
0,35
0,96
0,33
0,32
0,55
0,38
1,03
0,29
0,14
0,31
1,33
0,33
1,26
II
II
II
0,06
II
II
tl
II
II
19
0,47
II
0,10
1,76
0,18
II
II
0,04
II
II
II
II
II
II
II
II
II
tl
tt
10,61
II
11
17,64
11
n
I
— 79 —
iftter in ^ea Besity das &un BoqrbftQTar^allw^Bepk
^Icb^ mir eiai^ö ^Stti,<df e daYOii j|pbQ^te^|Pi^I^^
llcke sind von braungrtt^er Farbe , löcherig uncT un-
zuständig geflossen y zeigen aber ani den ängesönrötöten
lellen reine Kupferfarbe. Zur Analyse diei^ten 1|633^ grm.
ine Brnchstilcke und ergaben :
Kupfer 97,44%
Zinn 0,61 „.,
Blei 0,04 *
Eisen 1,26 „
Nickel Ö,61 „ ::
SUber 0/)4„l ;
Merkwürdig ist bei diesex^ mckelhai1i||f|ti 'Kupfer-
asse die Fundstättil am j^iaganige eüies 4o>^ oberlän-
scheu Thäler, welche naeh dehn Wallis fOiiraB; von
ober dieses Kupfer zu stammen schefait .
Da noch fernere BromseÄ a/Us alten 'Zeiten »der Ana-
se harren ; so mögen die aus del^ erlängtei^Besbltaten
1 ziehenden Schlüsse dem Endß dieser ^^rbeit yorbe-
ilten bleiben. - .. ^
(Hierzu el'ne Tafel. 3 •
— 80 -
WwmmMimim dter dir mm BlMl^tliek der
flriiwefau IVftturCi Ctos«11«rlMifl eliige-
gßmtsai^tm Geschenke.
Von Hirm Dr. Flüekiger:
1) BIbhm: KraftkoBdIife W^nwKAgtm^ 84iül 2, 3, 5, 7—17. Bate-
▼b 1825-1826. 4.
2) AfanaMk vor Ne4erUBds6h-Io4ie von het Jar 1847, 57. Bäte-
vkl847, 57. 8.
3) GoUehe : Mueonm hepftUeonuB Bptmm bov» jaTuieBses. 8.
4) JSoUlB^r : Orer hei eamUl OBwe4er-Mi Re^ada^n op Java. 8.
5) y, ObsenratioBCS bjUaie« bov».
6) n OTor heC Be^ip ea dtm OmflaBf eeaes Plora Malesiaia.
7) Blane : BUdsaffea tat 4e Flora Yaa NedUriaadseh - Indie. 4 St
BaUTia 1860. 8.
Vom miiderMtrreiekltehm Gewetpverein :
' VerlMiflmi^ wmi MlttheOaai^. Mury^ 1800, Haft 3 aad 4.
Von Hmrm Frof. Wolf in Mriehz
ZwiBgeraa : Faamealoa diMCirtaÜoBam madieonn aeleetianiiB« Kl-
ane« 1710. 8.
Mittheilaai^B llber die SoBBeafleekeB. XI.
Von der k. bayensek-bolanUehen Geseüsehaß in Regendmrg :
1) OaBUaMftaB, Baad IV, t lafeMbarg 1850. i.
2) nara, Jahr^aBf 1859. Refeaaburff 1859. 8.
Vom Herrn Verfaaer:
Adhtaar: RdTalatioBa de H mer. D^htfea p^riodl^praa. 2 iBßn
avee plaBehea. Paria 1860. 8.
Von der k. k» geologischen Reichianstalt in Wien :
Jahrboeh 1859, Nr. a Wiea 1859. 8.
Von dem eiebenbürgisehen Verein für Naiurwiaenichaft in Herr-
mannsUidl :
VerhaadloBgeB and MittheiloBgen. HerrmaaBst. 1858 uad 59. 8.
Von dem naturhistorischen Verein der preussischen Rheinlande.
VerhaadloBgea , Jahrg. 16. Bobb 1859. 8.
Von der Tit. Redaktion: ,
GemeiBBfitsige WoeheBschrifl. Wfiraborg 1859, Nr. 45—53. 4itt
1860, Nr. 5—13.
De VAcadenUe imperiale des sciences de St-Pitersbourg : i
Nömoires, tome I, ao. 1—15, Pötersbtforg 4. '
BalletiB, tome I, feoilles 1—9. „ 4.
IVr. 4«0 — 4ft4<
Eh. Chrlstener« \
Kleine Keltrftge aar Kenntntoi» der
sehirelzerlsehen Hleraelem
Vor^tragen den 31. Marx 1860.
Auf meinen Wanderungen durch die Alpen habe ich
in den letzten Jahren auch den Hieracien eine besondere
Aufmerksamkeit geschenkt. Namentlich war es mir darum
zu thun ; möglichst viele Bastardformen zu beobachten,
die nach manchen neuern Schriftstellern in dieser Gat-
tung so häufig vorkommen sollen. Meine Beobachtungen
haben mich zu depi Resultate gefUhrt, dass hybride
Hieracienformen weit seltener vorkommen, als man ge-
wöhnlich annimmt. Die Wandelbarkeit fast aller spe-
zifischen Merkmale , von der &ich jeder Beobachter leicht
überzeugen kann, erklärt es leicht, warum das Feld so
gross ist, auf dem sich die Vermuthungen über Hybri-
dität herumtummeln können, besonders wenn solche
Termuthungen nur nach Untersuchung weniger getrock-
neter Exemplare im Studierzimmer ausgesprochen werden.
£3 ist gewiss keine leichte Aufgabe, selbst in der freien
Natur nach Berücksichtigung aller vorhandenen Verhält-
nisse, mit einiger Sicherheit zu bestimmen, ob eine
Pflanze überhaupt, namentlich aber ein Hieracium, ein
IBastard sei oder nicht. Ich habe z. B. bisher das
Hier, furcatnm Hoppe mit Nägeli für einen Bastard
Ton Hier. Filosella L. und Hier, angustifolium Hoppe ge.
^halten ; allein das häufige Vorkomiaen desselben auf dem
BeiB. Mittheil. 450 «i4 451
1
. ' •- 8J ^
Albnla m Bünden, so wie der umstand, daaa dasselbe
auf Wiesen bei Pontresina sich findet, wo stundenweit
kein Hier, angastifolium angetroffen wird, widerstreiten
dieser Annahme, gans abgesehen davon ,^ dass auf der
Bachalp am Faulhom, wo doch Hier. Pilosella und H.
angUBtifolium auch untereinander vorkommen, nie eine
Spur von Hier, furcatum zu finden ist. Aehnlich ver-
hält es sich mit Hier, valdepilosum Vill., das in Grindel-
waid wächst und dessen Aussehen sehr daftir spricht,
dass es ein Bastard von Hier, prenanthoides Vill. und
Hier, villosnm L. sei ; allein d^ dasselbe viel zahlreicher
vorkommt, als Hier, prenanthoides, so ist seine Hybri*
dität auch sehr unwahrscheinlich. So viel ist sicher,
dass eine nur einmalige Beobachtung selten entscheiden
kann, um so weniger, als' der Fonnenreichthum inner-
halb der Grenzen einer einzigen Species oft sehr gross
ist. Ich erinnere nur an Hier, murorum, villosum, pre-
nanthoides u. s. w., Arten; deren Forraenkreis in den
meisten Floren viel zu eng gezogen ist. Die Veränder'
lichkeit der Form einer und derselben Species ist natür-
lich in den Alpen viel grösser, als im tiefern Lande and
daraus lässt es sich leicht erklären, dass diejenigen Bo-
taniker, die häufig in den Alpen zu beobachten Gelegen-
heit haben, weniger geneigt sind, in abweichenden Formen
Bastarde zu finden, als solche, denen dieses herrliche
Beobachtungsfeld minder zugänglich ist.
Auch über manche Arten, bei denen die Hybridität
nicht im Spiele ist, sind die besten Kenner der Gattung
Hieracium noch sehr verschiedener Ansicht. Man ver-
gleiche z. B. nur Fries, Grenier und Grisebach ' über
Hier, incisum Hoppe, H. ropestre All, H. cydoniaefolium
Vill., H. glabratum Koch, H. valdepilosum Vill u. s. w.
Es ist daher jeder, wenn auch nur kleine Beitrag zur
Ketintniss . dieser Gattung nichi va Verachten , «elbst
wenn er nur genaue Antkiiirft gftbe über das bestimmte
Yorkeipsmen «a^ ein^r sicher bezeichneten Stelle einer
lauftweifeibaften selteneren Art. Von diesem Gesichts-
punkte aus bitte ich die nachfolgenden Bemerkungen
beurtheilen zu wollen; die durchaus anspruchslos hier
aiitgetheilt werden.
1) HieraeiuHi porreetum Fries. Diese schöne Art
war ^bisher nur, aus den stejerischen Alpen (Fr.), aua
4em Jura in der Nähe Genfs (Gr. et Godr. , Fr.) und
aus den Pyrenäen bekannt (Fr.). Ich habe dieselbe seit
mehreren Jahren am Fuss des Wetterhorns, im soge-
nannten Schlupf (6000 ') und auf dem Eisboden (4500 ')
4^0^ steinigen Stellen gefunden. Der Gefälligkeit des
Herrn Godet in Neuenburg verdanke ich es^ dass es
mir möglich war, meine Exemplare mit solchen zu ver.
gleichen, die Reuter im Valien d'Andran gesammelt hat.
Meine Pflanze stimmt vollständig mit der Beuter'schen
überein; nur sind die Köpfchen der Pflanze vom Wetter-
hom etwas grösser. Grisebach und Grenier beschreiben
das Involucrum als eglandulos, während sowohl die juras-
sische Pflanze, als die vom Wetterhorn ein Involucrum
minute glandulosum hat. ^)
2) Hieraciuiu glonieratuiu var. alpigcnuiii Fr.
Ich habe diese Pflanze vor zwei Jahren an einem trocke-
nen Hügel am Fuss des Wetterhorns gefunden (4500').
*} Obfi^es war solion niedergeschriebeD , als Grenier , der be*
rfihmte Mitarbeiter an der Flore de France , die Güte hatte , dieses
Hieracium, sowie mehrere der nachToli^enden, zu beurtheilen. Er hält
unsere Pflanze nicht für Hier, porreetum Fr. , sondern für eine Form
von liier, villosum und glaubt, es könnte Hier, flexuosum Fr. oder
fiier. dentatnm Fr. sein. Die Pflarixe ist also weiter su beobachten
mid zu vergleichen.
Sie stimmt mit Exemplares ans SkmadinaTieB, rtm 2ii^
tentidt MDg^eftsndty befiriedigend üb«rein; mir ist it»
Pflanse Tom Wetterhom armköpfiger mid die BlttAeiK
stiele meistens Unger, welch letsteres Meifanal jedoch
Boweilen mach an der skandinavbchen Pflaiwe Torkommb
Die Pflanse vom Wetterhom ist gewdhnKch ohne Sto-
Ionen; wird sie aber im Vorsommer abgefressen oder
abgemäht, so treibt sie aufsteigende, beblätterte, stolon-
artige Nebenstengel, die im Nachsommer (wenige) Edp&
eben tragen. — Dorch die Stemhaare auf beiden SeiteB
der Blätter, ein konstantes Merkmal unserer Pflanze,
ist dieselbe leicht von verwandten Arten zu nnterscheideo.
3) Hier. Schraderi dentatum Gand. ! , non SchL
H. subnndnm SchL ex loco natali (in Monte NeQneneii)^
identisch mit der Gandin'schen Pflanze. Sie wird ge-
wöhnlich mit Hier, dentatam Hoppe verwechselt, unter-
scheidet sich aber von dieser konstant*) (ich habe sie
mit ächten Hoppe'achen Exemplaren von der Patsene
verglichen) durch ihre Stengelblätter, die nicht eiförmige
sondern lanzett, an der Basis allmälig verschmälert
sind und durch die beständig schwach glandolosen In-
volucral-Blätter. Von Hier. Schraderi Schi. H. piliferam
Hoppe ist sie sehr verschieden. Fries fragt (Symb.
pag. 53), ob diese Pflanze nicht zu Hier, flexuosoia
W. K. gezogen werden könnte ? Es ist dieses aber un-
möglich, da Fries dem Hier, flexuosum W. K. die beiden
Merkmale „hypophyllopodum und Stylus luteus" beilegt,
während unsere Pflanze konstant bodenständige Laub-
blätter trägt und immer mit einem fuliginosen Griflel
versehen ist. Das Hier. Schraderi dentatum Gaud. ist
*) Aach Grenier hält sie für ganz bestimmt Yersehiedeii von Hier,
dentatum Hoppe.
iB«eral durch dea «el. Dr« Tra«hgel von der Stockhom»
jkfiite bekannt worden. (In seinem Verzeichnisa der
Pflanzen der Stockhornkette in Meisner's naturwissen-
i#eli9iftlichem Anzeiger hat er es als Hier, alpinnm auf-
gezählt; welches meines Wissens an der Stockhornkette
«licht vorkommt.) Es wird gewöhnlich für sehr selten
gebalten ; was es aber durchaus nicht ist« Sobald man
(auf den Alpen die ausgetretenen Pfade der Touristen
T^rlässt, findet man es überall. — Auf der Stockhornkette,
auf den Alpen um, Grindel wald; auf der Lenzerheide
in Bünden^ auf dem Albula; auf Wiesen im BergelL
4) Hier, sylvatieuiu iutegrifolium, foliis oblongis
j(plerumque) obiter dentatis^ caule paucifloro. Gaud.*)
£s ist nicht unmöglich; dass diese Form eine eigene
Art bildet. Sie zeichnet sich durch ihre späte Blüthe-
seit aus. Mitte August habe ich sie noch nie in voller
Blüthe gefunden. Wächst am Fuss des Wetterhorns im
&eingetrümmer unter vielen andern Hieracien-Arten in
«iuer Höhe von ungefähr 4500 ^ Ueber ihr allfälliges
Artenrecht können erst weitere Beobachtungen ent>
scheiden.
5) Hier, valdepilosuni VilL Diese Pflanze kommt
an steinigen Stellen am Fusse des Wetterhorns (unter«^
halb dar sogenannten Gutzlauene) in Gesellschaft von
Hier, perfoliatum Fröl. prenanthoides; elatum Gren. mu*
rorum; villosum; sylvaticum integrifolium Gaud. von
Obachon sie der rohen Abbildung in Villars Plantes de
Dauphin^ recht gut entspricht; so bin ich doch über ihre
Aechtheit nicht ganz ausser allem Zweifel. Siö kommt
in zwei deutlich von einander verschiedenen Formen von
») ie mpiportorak pH» ▼oIobÜM's «ette flaul« k fHlMr. fMMi||ifttani
Fr.^ MMMfr. Urtier fai ^t*
jf'
Die eine hat den Häbifot eines H*. Tilloenm,
■durch Hier, prenanthoides ; während die andere den diffdi
Hier, villosum inflnenzirten Charakter von Hier, pre-
nanthoides trägt. So sehr diese Gründe flUr Annahm»
der Hybridität sprechen, so sehr widerstreitet das häufig»
Vorkommen beider Formen auf der obgenannten Stelle
dieser Voranssetzang. Ohne hier voreilig entscheides
%u wollen, empfehle ich diese beiden Pflanzen nnseni
Botanikern zu fernerer Beobachtung und gebe hier ihre
Beschreibung.
Hier, valdepäosum villoso proximum*). Stengel bsi-
haart, dicht beblättert, meist zweiköpfig, unten roth
angelaufen, oben dicht mit Sternhaaren belegt und mit
sehr wenigen Drünenhaaren versehen. Blätter beider-
seits und am Bande behaart, die untersten länglich^
lanzett, in einen Blattstiel verschmälert, kurz zugespiti^
die darüber stehenden länglich-lanzett, sitzend, die über
der Mitte eifc^rmig, halb umfassend, zugespitzt, allmäUf
abnehmend, die obersten allmälig in Involucral-Schuppen
übergehend« Blüthenstiele von einem Blatt gestützt, ander
Spitze verdickt. Hülle von langen weissen. Haaren
sottig und mit ganz kurzen gelben Drüsenhaaren be-
streut; Schuppen lanzett, lang zugespitzt, die äussern
kürzer, • abstehend. Kronensaum nicht oder nur sehr
sparsam mit Häärchen besetzt. Grifiel rauchgrau. Achäne
röthlich-braun. Köpfchen etwas kleiner, als bei Hier,
villosum. Blüthen hellgelb. Blüht in der ersten HäUie
August.
Diese Form ist's, die der Villars'schen Abbildung
re'cht gut entspricht '^ .
: *) Qr?Bier sehrel^ virt Je «ris tMl-4-r«k 4e vetre »▼!•; «1
JwiMMj k ^ai J'u aatrefeis eeamw la mtae ylsate , pease dU ntee. :
— «7 —
Hier, valiepiloßum prenantk. proximum *)• Steng«!
•turr, behaart, dicht beblättert, 1— Sköpfig, unten sehr
oft einen SproBB tragend, oben dicht mit Stemhaaren
belegt nnd mit wenigen durch den Flaum oft verdeckten
gelben Drttsenhaaren rersehen. Blätter beiderseits und
am Bande kurzhaarig. Bodenständige Laubblätter (wenn
sie vorhanden sind) und unterste Stengelblätter länglich
in einen Blattstiel verschmälert, kurz zugespitzt, die
darüber stehenden länglich, sitzend, geöhrt, die von der
lütte an eiförmig, halbumfassend, zugespitzt, allmälig
abnehmend. Blüthenstiele von einem Blatte gestützt,
schuppig, in einem spitzen Winkel aufwärts gebogen,
au der Spitze verdickt. Hülle schwärzlich, mit weiiscn
Haaren lo<^er bestreut und ziemlich dicht mit ganz
kurzen gelben Drüsenhaaren besetzt, am Ghrunde mit
Stemhaaren versehen. Schuppen mehrreihig, lineal-
kmzett, stumpflich, am Bande (namentlich oben) blass«
grün und kahl, die innem angedrückt, die äussern kurzem
etwas locker, aber nicht abstehend. Eronensaum stark
gewimpert Griffel grauschwarz« Köpfchen kleiner, als
bei der vorigen. Blothen dunkelgelb. Blüht etwas
später, ak die vorige; in späten Jahren trifft man sie
noch im September, ja sogar im Oktober blühend an«
6) Hier, vilkwwii ß nudaiii Ghren. et Oodr. fl. fr« ^
Unsere Pflanze ist sehr gut charaktmsirt dnreb die
Diagnose Grremers : „ Plante d^pounrue de poils laineox,
lea calathides ezoept^s; feuilles canlinures lanc^ltfes,
k peine embrassantes ; tige glabre ei courert vert fe
haut de poüs Am^s.^
Kommt gesellig vor in Ghindehrald aof der Sebeid^gg*
alp, aichl MB Fmm im Wi
WisBens bbher tonst niiyiJi im dar Sck^
«ordenu Blttlit Aafiuigs Aagnit
Diese schdiie Vsrietit wird mcht selten mit ffier.
gisbratam Hoppe Tenrechsel^ mit der sie jadodi dsrdh
ass nicht identisch ist
1) Hier. nigireMeBS WÜU. ? vom Spielmstftenliggf
der Bacfaslp, jedoch dssrlhst immer nur Teveinselt -^
Unsere Pflanxe stimmt mit der Beschreibniig Ton Fri«
befriedigend, mit derjenigen von GriselMudi gnt fibereis.
Dr. Lsgger in Frobnrg, dessen Güte ich anch Exemplin
ans den Walliser-Alpen verdanke, hält dieselbe för BSer.
alpinum rar. foliginosnm Lest. Nicht ohne Zweifel babe
ich mich aui Laggers Autorität hin dieses Namens fiülier
auch bedient, obschon die Diagnose von Fries auf im-
sere Pflanze nicht passt. Kfirzlich erhielt ich Ton Dr.
Nitschke in Breslau Exemplare Ton Hier, nig^resceu
Willd WimuL aus dem Biesengebirge. Eine sorgfill^
Vergleichung derselben mit meiner Pflamse Ton der Baek-
alp hat midi überseugt, dass beide nicht wohl Ter-
schieden sein können. Da diese Hieracien-Art aber
bisher westwärts Tom Biesengebirge nicht beobachtet
worden bt, so möchte ich sie der Aufinerksamkeit der
Botaniker empfehlen.
8) Hier, perfoliatam Frdl. Im SteingetrOmmtf
neben dem Schnee der Gutzlauene am Fusse des Wet-
terhoms, unter Hier, prenanthoides , elatum Gren., tsI*
depUosam, Tillosum. Blttht Ende August und im Septen^
her. — Unsere Pflanze stimmt mit Fröhliches Beschrei-
bung in DC. Frodr. vollkommen überein und miter-
scheidet sich von Hier, prenanthoides ganz gut durdi
ihren starren , leichtbrüchigen und dichtbeblättarten
Stengel; die sehr breiten, zugespitzten > .nrnfiMseaden
— 89 —
(Blätter, die sehr didit mit gelben^ Drüseahaaren b«-
^ «etsBte Rispe und namentlich auch durch ihre spätere
JBlüthezeit. Wenn Hier, prenanthoides in voller Blüthe
ist, so ist kaum hie und da ein Exemplar von Hier*
perfoliatum zu finden, das aufzublühen beginnt Das
Hier, perfoliatum FröL wird häufig nur als eine Form
"Von Hier, prenanthoides Vill. angesehen, wahrscheinlich
4esswegen, weil man nur breitblättrige Formen des letz*
^ ^tem ;fiir ersteres nimmt.
9) Mier. Traehselianum n. sp. "^D Stengel ein*.
bis zweiblättrig oder blattlos; einköpfig, bis wenigköpfig*
ebensträussig, oberwärts nebst den einfachen, ziemlich
aufrechten,, schuppigen Bliithenstielen und der Hülle
von sternförmigem Flaum graulich und mit grauen Haaren
bestreut« Blätter graugrün, die bodenständigen gestielt,
gegen die Basis zu meist buchtig-eingeschnitten-gezähnt,
^m Bande und auf der Eippe unterwärts etwas bärtige.
die äussern oval und zugerundet, die innern elliptisch;
4as unterste Stengelblatt gestielt oder an der Basis ver-
schmälert, die obem lanzett sitzend* Involucralschuppen
lanzett, die äussern kürzer, stumpflich, die innern IskUg
zugespitzt. Blüthensaum kahl; Griffel braun; Achäne
schwarz. Blüht Ende Juli und Anfangs August. An
und auf Felsblöcken auf der Stockhornkette, 4 — 5000 ';
am Fusse des Wetterhorns , 5000 * ; am Fusse des Böthi^
horns in Grindelwald , 6500 '.
ß hirsutom ''^) ; Blätter, Stengel und Hülle etwas
rauhhaarig, innere Involucralschuppen weniger zuge^»
spitzt ; Zähne des Blüthensaums mehr oder weniger ge-
*) CfUe espiee e«t hhon voitint da Hier, iooisam Hoppe, ei ••
H'eft pae eile. Gresiar in lit.
**) Celui-ei peqt aMer k r^sesdre 1a ^aaetlen prir^dente , ear js
le preads «ans heeiftr poor le Hier, itacisam Hoppe. Qrewer i« lit* «
— 90 —
wuDpert Blätter oft gefleckt BUUit im August M
«ehr eonnigen Stellen im Steingetrttmmer am BOduiMiii
in GMndelwald (im Spielmattenlliger) in einer Höbe tob
hmt 7000 '.
Unsere Pflanse steht dem Hier. Isvigatom Grisek
non Willd. am nächsten« Sie unterscheidet sich von ina-
«
selben durch ihre nie schmal-lansettlichen, Bondem immer
ovalen und elliptischen, eingeschnitten gezähnten Wor-
zelblätter; die aufrechten Blttthenstiele und die gänzlich«
Abwesenheit von Drüsenhaaren. Soyer- Willemet hilt
es für wahrscheinlich, dass diese Pflanze Hier. Schmidti
sei, ebenso Bachinger in Strassburg. Schulz Bip. hat m
for Hier, bifidum Koch erklärt. Vukotinovic in Agram
glaubt darin das Hier, pallescens W. K. zu finden, Tmd
Fries (sec. Lagger) hält sie für eine magere Alpenform
▼on Hier, vulgatum. Unsere Pflanze ist an den ange^
gebenen Standorten sehr beständig in ihren Merkmalen.
Der Name soll das Andenken des sjbI. Dr. Trachsel in
Biggisberg ehren, der sich um die Kenntniss der Flora
der Stockhomkette ein nicht geringes Verdienst erwor*
ben hat.
10) Hier, bemeiise n. sp. *) Stengel niedrig, ein-
köpfig, beblättert, der ganzen Länge nach mit weissen,
gezähnten, abstehenden Haaren bestreut, unter welche
oberwärts einige kürzere Drüsenhaare und meist' aück
wenige Sterfihaare gemischt sind. Blätter oberseits kakl»
am Bande und unterseits mit langen weissen Haaren
bestreut, schwach gezähnelt, die bodenständigen läng-
) J'avoae %ue je ne Mtarmis/y Toir probablemeBt ^«'«ae fönst
4n Hier, villosam, oh nieuz nne ffMmie-'da Hier, glabratm Qrea. et
Dodr. fl. fr. (H. SoorsoDeneroliaili Vill.). Greaior in lit. MmÜ
Wp. hält sie (wahroeheiBlioh ist wktr mn Irrtham TorgefUicMi) Ar
llior. iMioMi Hoppo.
— -91 —
V
I
fichy aDmälig in den Blattstiel versobmälert; die untern
fitengelblätter länglich-lanzett; an der Basis verschmü-
-lert, halbnmfassend, die obern lanzettlich, die obersten
jfcllmälig in HülUchuppen übergehend. Hülle grün ; von
weissen abstehenden Haaren schwach zottig, mit darunter
gemischten , viel kürzern gelben Drüsenhaaren , an der
Basis oft mit . wenigen Sternhaaren bestreut; Schuppen
lanzett, am Bande blassgrün , die äussern stumpf, locker,
▼on den innern die eine oder andere zugespitzt; Blü-
tfaensaum unbewimpert, Griffel gelb oder braun. Achäne
fuchsroth. Blüht Ende August. In Ritzen von Fels^
blocken an Spielmatten auf der Bachalp am Fuss des
Söthihorns in Grindel wald, 6500^, und auf Alpenweiden
um Fuss des Wetterhorns, 4500 '•"
Diese Pflanze ist nach meiner Ansicht auf keine der
bekannten Arten zurückzuführen.
Heber die Bestliiiiiiti»s der liuft
temperatur«
Vorgpetragen den 3. December 1859.
Die Meteorologie gehört in ihrer ganzen Ausdehnan|f<
gegenwärtig noch zu denjenigen Partieen der Natnr-^
Wissenschaften^ bei welchen es bis jetzt nur in sehr be^
8cbr&nktem Maas^e' gelungen ist, ifliA beobachteten ^Eri^
^eheinongen iauf ihre nähern oder fernem Ursa^eti
KurtickziifUhren. So lange es aber moht mögliek isfc, inite
Erscheinung aus gewissen Faktoren durch eine Bsike
richtiger; insbesondere mathematischer Schlüsse susaai-
menzusetzen, können auch Oesetsei die wir ans der fort>
gesetzten Beobachtung derselben über ihren Yerlsiif
abzuleiten suchen , nicht auf Sicherheit ^ sondern bloss
auf Wahrscheinlichkeit Anspruch machen. Die Grösse
dieser Wahrscheinlichkeit wächst indessen nach bekannteii
Prinzipien mit der Zahl der Air das Gesetz sprechendes
Beobachtungen. Die meisten der meteorologischen Ge>
setze befinden sich noch in diesem Stadium blosser Wahr-
acheinlichkoit. Man hat daher die Zahl der Beobachtungen
soviel als möglich zu vermehren gesucht; um- die Wahr-
scheinlichkeit dieser Gesetze immer schärfer beurtheileo
und neue Beziehungen auffinden zu können ; es ist diess
zugleich der sicherste Weg, um von den Erscheinungen
2U ihren Ursachen fortschreiten und so die Meteorologie
aus dem Kelche des sogenannten Zufalls in das der Gcwiss-
heit überführen zu können. In diesem Sinne werden denn
auch von den Freunden der Meteorologie über eine Reihe
von Erscheinungen fortgesetzte Beobachtungen angestellt
Eines der wichtigsten Elemente dieser uieteorologi-
schen Beobachtungen ist die Temperatur der Luft in der
Nähe der Erdoberfläche. Den meteorologischen Lehr-
büchern zufolge erhält man die Lufttemperatur, wenn
man den Stand eines Thermometers aufzeichnet, das
an einem gegen Norden zu freien Platz in einer Höhe
von ungefähr 10 Fuss über dem Erdboden im Schatten
aufgehängt ist. Die Unbeatinmitheit dieser Yorschrift
tritt sofort hervor, sowie man gewisse Bestimmungen
trifft über die bei diesen Messungen wünschensw^rthe
Genauigkeit. Es scheint, daas man gegenwlirtig allge^
mein eine Genaiugkeit von. Cl^,l bei den Be<rfMHäitangett
^ 98 —
%Kt littflteinperättir unstrebl Halten wir uns im diese
CknanigkeitBgreBze, so fragt es sich also, ob nicht inner-
halb der obigen Vorschrift noch eine Menge von Auf-
stellnngen eines Thermometers möglich seien ^ welche
auf seine Angaben einen grössern fehlerhaften Einfluss
ausüben können als 0;1 Grad.
Ich habe diese Frage im Hinblick auf die demnächst
2a errichtenden meteorologischen Stationen im Kanton
Bern experimentel zu entscheiden gesucht. Zu dem
!Bnde wurden 9 Thermometer an verschiedenen, weiter
unter näher bezeichneten Stellen der nordwestlichen Wand
der Sternwarte und in ihrer Nähe angebracht und ihr
Stand vom 14. — 17. September von Morgens 8 Uhr bis
Abends 10 Uhr alle zwei Stunden abgelesen. Die Ther-
mometer waren alle, bis auf zwei mit willkürlicher Thei-
lung, direkt im Zehntel eines Celsius' sehen Grades ge-
theilt und gestatteten so, Hundertel eines Grades zu
schätzen ; diejenigen mit arbiträrer Skale hatte ich nach
der Neumann'schen Methode *) calibrirt und ihre Normal-
punkte kurz vorher neu bestimmt. Mit diesen so genau
berichtigten Thermometern wurden dann am Schlüsse
der Untersuchung alle übrigen innerhalb des in Betracht
gekommenen Temperaturintervalls verglichen und ihre^
Angaben darnach korrigirt.
Die Resultate der Beobachtung sind in der folgenden
Tafel zusammengestellt und die durch A., B., C. etc.^
dargestellten Thermometer an den nachstehenden Loka*
litäten aufgehängt:
A. an der nordwestlichen mit Holzschindeln bekleideten
Wand des frei liegenden Observatoriums , in 0,03°*
*} Die Neumann'sche Methode der Calibrirang kommt ihren Prin-»
zipieo nach g:anx mit der von Bessel Vogg, Ann., Bd. 6, S. 27, rer-
öffen(li«bteii üWeia.
- »4 —
Abstand von der Wand und 1,3^ Höhe üW dem
Boden, nahe am nördlichen Bande der Wand;
B. ebendaselbst in 2,1'^ Höhe;
O. ebendaselbst in 2,i^ Höhe, nahe der stampfen Ecke
mit der nördlichen Wand;
D. an der nördlichen Wand und zwar am Laden der
Meridianspalte in 2,&^ Höhe;
£• an einer Stange ^ firei gegen Norden, 0,3"* von der
Wand abstehend, in einer Höhe von 2,7°^;
F. an der Holzbrüstimg des nordwestlichen Fensters,
in 2,5°» Höhe;
O* an der nördlichen Wand des Thürmchens, in einer
Höhe von 5,2"» über dem Erdboden;
H. an einem freistehenden Pfahl, westlich vom Obser-
vatorium, auf der Nordseite desselben, in 1,5^ Höhe
über dem Boden. (Der Pfahl ist behufs Ableitung
des Blitzes mit dem Blitzableiter der Sternwarte
durch ein starkes eisernes Band verbunden, das auf
seiner Westseite bis zum Boden herunter geht.)
J. ebendaselbst in 2,5™ Höhe.
Die Höhenangaben beziehen sich auf die Gefasse
der Thermometer, welche bei den Beobachtungen stets
trocken erhalten wurden.
Sept.
Stunde
A.
B.
C.
D.
E.
F.
G.
H.
J.
W.
0
0
0
0
0
0
14.
8
12,1
12,4
12,2
—
12,6
12,8
0
10
14,4
14,2
13,9
14,0
14,4
0
12
15,6
16,3
15,9
16,7
16,4
17,2
0
2
17,0
17,1
17,1
17,2
19,3
19,2
0
4
16,4
16,9
17,0
16,8
17,6
17,4
0
6
13,8
14,2
14,5
13,7
14,5
14,5
Hrs
8
13,7
13,8
3,9
13,7
13,6
13,6
Hr\
10
•
12,0
12,7
12,4
12,0
11,9
12,1
t
— 9& —
««pt
Stunde
A.
B.
C.
D.
B.
1
P.
0.
U.
I.
W.
0
0
0
0
0
_o
0
0
0_
15.
8
9,9
10,3
9,8
9,7
t
•
10
9,6
9,8
9,5
9,4
f+J:
12
14,7
■
13,9
13,6
15,1
15,4
©♦*
2
15,3
15,4
14,9
15,9
15,6
QH
4
13,0
13,0
13,1
13,6
12,8
13,2
13,8
13,5
13,5
QH
6
10,3
10,6
10,6
10,5
10,6
10,7
11,0
10,3
10,3
<-t
8
8,9
9,0
9,1
9,0
9,3
9,4
8,6
8,6
8,5
H
10
7,2
6,6
7,9
7,5
7,5
8,1
7,0
7,3
7,5
«4
16.
8
7,1
7,5
7,3
6,9
6.9
7,2
6,8
6,6
6,6
t
10
8,9
9,2
8,8
8,9
9,1
8,9
8,3
9,1
8,9
/^
12
10,1
10,4
10,2
10,1
9,9
9,6
9,7
10,8
10,2
^
2
9,8
10,3
9,7
9,8
9,7
9,5
9,3
10.1
9,6
J-
4
9,1
9,6
9,4
9,2
9,2
8,9
8,7
9,0
8,7
<^
6
8,5
8,6
8,8
8,8
8,6
8,7
—
8,4
8,5
O:
17.
8
9,7
10,1
9,7
10,5
10,2
10,1
10,0
10,3
10,1
t
10
10,5
10,9
10,5
11,6
10,7
11,0
10,8
11,5
11,3
t
12
13,9
13,7
13,9
13,2
13,Ö
12,2
12,0
14,4
13,5
/^*+
2
13,9
14,3
13,9
14,9
13,9
14,6
14,1
15,7
14,5
0*^
4
11,9
12,1
11,9
12,4
12,7
11,6
11,4
12,4
11,8
QH
6
9,7
9,8
9,7
10,0
9,9
10,3
10,0
9,6
9,5
H
8
8,2
8,3
8,2
8,7
8,3
8,9
8,0
8,3
8,2
J:
10
7.7
7,6
7,7
7,8
8,0
8,0
7,8
7,4
7,3
l
Die letzte, mit W. bezeichnete Kolumne gibt die
jedesmalige Witterung insoweit an, als es zum VerstäAd-
niss der Beobachtungsresultate nothwendig schien. Da-
bei bedeutet: ^ Wind, 0 Sonnenschein; rs bedeckter
Himmel, j: Regen.
Fassen wir die vorstehenden Zahlen in's Auge, so
sehea wir sofort, dass die beiden Pfahltheimometer beim
' Sonnefnschein fast ohne Audnahme ziemlicli höhere Tem-
peraturen zeigen^ als die am Hanse angebrachten. Da
der Pfahl frei in die Luft hinein ragt^ so könnte man
verleitet werden , die Angaben seiner Thermometer aU
der wahren Lufttemperatur näher kommend zu betrachten
und also den Stand der Thermometer am Hanse als zu
niedrig anzusehen. Dieser Folgerung widersprechen in-
dessen unzweideutig die Beobachtungen des letzten Tages,
wo der Sonnenschein von einem starken Winde begleitet
war. Da zeigt nämlich das obere ; der vollen Wirkung
des Windes ausgesetzte Pfahlthermometer im Durch-
schnitt dieselbe Temperatur^ wie diejenigen am Hauser
Wir haben also umgekehrt aus den Beobachtungen zu
schliessen, dass bei Sonnenschein die Thermometer ain
Pfahle eine zu hohe Temperatur angaben^ dass also die
Aussetzung an einem schmalen isolirten Pfahle zur Auf-
findung der wahren Lufttemperatur nicht geeignet ist.
Die höhere Temperatur auf der Rückseite des PfahU^
wenn die Sonne auf seine vordere Fläche scheint, dürfte
meiner Ansicht nach weniger von einer Durchwärmung
des Pfahls herrühren; als von einer starken Erhitzung
der vordem und Seitenflächen des Pfahls, die dann durch
Strahlung und Leitung auch der benachbarten Luft sich
mittheilt und so bewirkt, dass Ströme erwärmter und daher*
spezifisch leichterer Luft am Pfahl emporsteigen und
dabei auch auf die Rückseite gelangen. Ein starker
Wind führt die erhitzte Luft mit sich weg und verhindert
daher ihren störenden Einfluss auf die Thermometer,
wie sich das aus den Beobachtungen am letzten Tage
und zum Theil auch schon aus denen am zweiten Tag6
ergibt.
Wenn wir nun auch von diesen fehlerhaften Angaben
derPfahlthermometer absehen, so zeigen sich doch immer
^ w -
mcK in den Statinen der v^rschied^naa Thermometer
«un Theil sehr bedeutende DiffS^'eiizw; Pifferen^eni die
selbst da, wo sie am kleinsten sind^ noch 0^^ betragen«
Scfaliessen wir endlich auch noch die Angaben derjenigen
Thermometer von unserer Betrachtung aus, welche sich
m einer geringern Höhe als 2^4°^ über dem Boden be-
fanden, so beträgt dann auch nur zwei Male die Diffe-
renz bei den' übrigen bloss 04 ^. Unsere Beobachtungen
ergaben also das negative Besultat; dass die gewöhnliche
Vorschrift zur Beobachtung der Lufttemperatur nicht
präcise genug ist; um dieselbe mit einer Genauigkeit von
0,1^ zu erhalten.
Ehe wir nun dazu übergehen , die Umstände näher
zu untersuchen; welche auf die Angaben eines Thermo-
meters EInfluss haben können, um dann daraus genauere
Vorschriften zur Bestimmung der Lufttemperatur abzu-
leiten, wollen wir vorher noch aus der obigen Tafel für
die gewöhnliche Praxis auch ein positives Resultat zu
ziehen suchen. Es werden verhältnissmässig nur an sehr
wenigen Punkten der Erdoberfläche zweistündliche oder
gar stündliche Beobachtungen über die Temperatur der
Luft angestellt, da eben dazu stets eine grössere Zahl
von Beobachtern oder kostspielige Registrirapparate noth-
wendig sind; gewöhnlich begnügt man sich damit, den
Stand des Thermometers zu gewissen Stunden des Tages
aufzuzeichnen. Bei der Auswahl dieser Stunden hat man
sich bisher von dreierlei Rücksichten leiten lassen. Man
suchte sie so zu wählen, dass erstlich aus diesen verein*
zelten Beobachtungen mit möglichst grosser Annäherung
die wahre mittlere Temperatur des Tages, wie sie sich
nämlich als Mittel aus stündlichen Beobachtungen ergab,
gefunden werden konnte; sodann dass dieselben auch ein
ungefähres Bild des Ganges der Temperatur im hwaf^
Ben. Ütttheil. 452 b. 453
-- « -
des Tages sn geben vermSchten , and dass sie endfidi
fbr den Beobachter nicht atlsu nnbeqneni lagen. Ds
nun aus unsem obigen Beobachtungen hervorgeht , dui
die durchschnittliche Differenz in den Angaben der Yer-
schicdcnen Thetmometer ftLr verschiedene Stünden dorcl-
aus nicht dieselbe ist, so wird man da, wo die Umstände
OS nicht gestatten; auf die Aufstellung des Thermometers
besondere Sorgfalt zu verwenden, csBteris paribus bei der
Auswahl der Stunden diejenigen vorziehen, für welch«
der störende Einfluss der fehlerhaften Aufstellung am
geringsten ist. Wir wollen nun versuchen, diejenigea
/Stunden des Tages zu ermitteln, welche möglichst allen
diesen Anforderungen gentigen.
Unter den Stunden, welche ftlr die meisten Beob-
achter nicht allzu unbequem liegen dürften, sind 10 •» Vor-
mittags und 10** Nachmittags, sodann 6*» Vorm., 2*' und
10"* Nachm.; endlich 7** Vorm., 2'' und 9^ Nachm. die-
jenigen, aus welchen sich, zahlreichen Beobachtnngea
zufolge, die wahre mittlere Temperatur des Tages mit
der grössten Annäherung ableiten lässt. Zu dem Ende
hat man bei den ersten beiden Combinationen einfacli
das arithmetische Mittel zu nehmen, bei der letztern nacli
Käratz's Vorschlag die Summe der um 7 und 2 Uhr
beobachteten Temperaturen mehr der doppelten um 9 Uhr
beobachteten Temperatur durch 4 zu dividiren. In seinen
Abhandlungen über die täglichen Veränderungen der
Temperatur der Atmosphäre *) gibt Dove für eine Reihe
von Orten, wo stündliche Beobachtungen angestellt wor-
.den sind, die Grösse der Abweichungen der* nach den
obigen Combinationen berechneten Tagesmittel von den
*) Abhandluneren der Köni^l. Akademie der VVissensehaften n
fierfiD aof die Jahre 1846 nod 1856.
— 99 --
iren; aus allen Beobahtnngen folgenden Mitfein nm
zeigt, dasB diese Abweichungen an den verschiedenen
en und in verschiedenen Monaten sehr verschieden
1. In der folgenden Tafel habe ich die Maxiniums-
the dieser Abweichungen fiir eine Auswahl von Orten
ammeugestellt.
)bachtung8ort.
10 h 4. 10 h
6">+2i' + l0k
7h + 2h+9i.
2
3
4
n
0
0,27
0
.0,72
0
0,43
Lua
-0,31
0,19
-0,15
3msmünster
—0,20
-0,16
—0,31
g
0,22
0,36
0,28
hlhausen
—0,20
0,10
—0,20
le
—0,33
0,16
—0,56
ttingen
-0,19
0,26
0,31
zuflen
—0,37
0,19
-0,28
Issel
—0,14
0,29
-0,13
jenwich
-0,19
0,31
0,10
Es ist hienach für das mittlere Europa der mittlere
iler bei der ersten Combination: 4; 0,24 ; bei der
siten + 0/i7 und bei der dritten ± 0,28.
Was die zweite Anforderung betriflft, dass nämlich
beobachteten Temperaturen den täglichen Gang der
nperatur wenigstens ganz roh sollen erkennen lassen^
zieigen schon unsere vorstehenden Beobachtungen und
h besser die stündlichen von andern Orten, dass die
len letztern der obigen drei Combinationen allein
jcr Bedingung geniigen können.
Um en41ich auch über die neu gestellte Anforde-
g ein Urtheil zu gewinnen, habe ich für die einzelnen
nden an den verschiedenen Tagen die Difierenzea
— 100 —
Aoijenigen Thermometentüiide gebildet^ walohe am 8tiri&«
tten von rinaiider abweichen und daraus dann je £0
nachstehenden Mittelweiihe gezogen:
8 10 12 a 4 6 8 10 Stande.
0,6« 0,7« 1,1« 0,60 0,8'^ 0,5« 0,7*» 0,8^ Differenz
Dabei sind wieder die Angaben der Pfahlthermome*
ter bei Sonnenschein und diejenigen der tiefer gehängten
Thermometer ausgeschlossen worden. Aus den vorste*
henden Zahlen würde nun folgen, dass 12 Uhr die un-
günstigste Zeit ftir Thermometerablesungen ist, dasa
dagegen bei Beobachtungen am frühen Morgen, Mittag»
um 2 Uhr und Abends um 6 Uhr die fehlerhafte Auf-
stellung den geringsten Einfluss hat. *^ Halten wir uns
an die Zeiten der beiden letzten der obigen Combina-
tionen, so würde die fehlerhafte Aufstellung immer noch
einen mittlem Fehler von 0,7« bedingen, also bedeutend
grösser als der mittlere Fehler oben. Wenn wir also
auch eine nur dem letztern entsprechende Genauigkeit
erzielen wollten, so entstände schon die Aufgabe, die
Umstände zu erforschen, welche auf den Stand eines
Thermometers nachtheilig influiren.
Wäre die Luft ein athermaner, die 'Wärme gut lei-
tender StoflF, so wäre es ziemlich einfach, ihre Tempe-
ratur zu ermitteln. Da aber gerade das Gegentheil da-
von statt hat, so macht die Bestimmung ihrer Temperatur
nicht geringe Schwierigkeiten. Ein Thermometer näm-
*") Rs dürfte gewatet erscheinen, aas den Beobachtungen weniger
Tao-e 80 allgemeine Schlüsse ziehen za wollen, wenn nicht theoretische
Beobachtungen und Krfahrangen über den täglichen Gang der Tempe-
ratur für ihre Richtigkeit sprachen. Im Sommer und Winter werdf»
zwar obige Differenzen allerdings etwas anders ausfallen und es solle»
daher darüber behafs grösserer Sicherheit norh weitere BeobachliBgM
«■gastollt w«rd«a«
— JOl —
fiüi , das wir su dem £lids üi dieselbe bringen, setit
^Gh durch StraUang sofort in Beiiehung mit n&hera
«ttd entferntem Körpern oder Räumen von anderer Tem«
J^eratur, als die unmittelbar umgebende Luft; es wird
dsiier auch eine etwas andere Temperatur annehmen,
^ die letztere. Die Strahlung gegen die Umgebung
bildet somit eine erste Fehlerquelle. Das Thermometer
Wdarf ferner in der Luft einer Unterstützung. Besteht
^Qse aus einem gutleitenden Stoffe, so kann dadurch
W&rrae zu — resp. weggeführt werden. Die Leitung
«der Wärme durch die Unterstiltzungsvorrichtung kann
aemit zu einem zweiten Fehler Veranlassung geben.
Eine dritte Fehlerquelle kann im Instrumente selbst
liegen. Damit nämlich dasselbe die Temperatur der un-
mittelbar umgebenden Luft leicht und schnell annehme,
müssen erstlich sein äusseres und inneres Leitungsver-
mögen für die Wärme und seine Oberfläche möglichst
fross sein und sodann soll die Wärmemenge ein Mini«
umm betragen, welche dasselbe zu einer gewissen Aen-
^rang seiner Temperatur bedarf, d. h. sein Gewicht
imd die spezifische Wärme der Stoffe, aus denen es
besteht; müssen klein sein. Ein vierter Fehler wird
Endlich noch dadurch entstehen können, dass der freie
Zutritt der Luft zum Instrumente gehemmt wird oder
lokale Strömungen wärmerer, resp. kälterer Luft störend
einwirken.
Wenn es sich, wie auf den meisten meteorologischen
Stationen, darum handelt, die Temperatur der Luft leicht
«nd rasch zu ermitteln, so muss das Quecksilberthermo-
meter unstreitig als das einfachste, bequemste und sicherste
Mittel hiezu angesehen werden. Soll aber eine Funda-
mentaluBtersuchung über die Ermittlung der Lu£tteBi|M-
r«tur angestellt werden, wobm Zeitaufwand und Umstund.
— 10» —
lichkeit der Methode nicht in Anschlag gebracht werd«ii
dürfen, so haben wir vorerst zu nntersuchen, ob iu
Qnecksilbertherinometer auch überhaupt das zweckmäs*
aigste Instrument zur Messung der Lufttemperatur s«^
d. h« ob nicht etwa bei andern thermometrischen Vor»
richtungen der Einfluss der erwähnten Fehlerquelles
kleiner sei.
Alle Wirkungen der Wärme werden mehr oder
minder zur Messung der Temperatur der Luft geeignet
sein, am besten würde sich aber offenbar eine solche
Vorrichtung dazu eignen , bei welcher nicht erst die
Wirkung, welche die Wärme der Luft durch Mitdieilang
an einem andern Körper hervorbringt, gemessen würde^
sondern die Veränderung irgend einer charakteristischeß
Eigenschaft der freien Luft 'selbst in Folge ihrer Tem-
peraturänderung. Leider ist dazu vorderhand wenig
* Aussicht vorhanden, denn weder die Dichtigkeit, noch
eine Beihe akustischer, optischer und electrischer Eigen-
schaften der Luft, welche von ihrer Temperatur abhan-
gen, sind bei dem gegenwärtigen Zustande der Wissen^
Schaft geeignet, aus ihrer Beobachtung die letztere ableiten
zu lassen. Wir sind also genöthigt, zu den gewöhnlichen
thermometrischen Mitteln uhsere Zuflucht zu nehmen.
Unter diesen sind bloss zwei^ Klassen zur genauen Mes*
aung der Lufttemperatur geeignet, nämlich diejenigen,
welche auf der Ausdehnung der Körper durch die Wärme
beruhen und diejenigen, bei welchen electrische Wirkun-
gen der Wärme zur Messung ihres Grades benutzt wer*
den. Zu der ersten Klasse gehören die Metallthermo^
meter, bei welchen entweder die direkte Verlängerung
oder Verkürzung eines Metallstabes durch Fühlhebd
bemerklich gemacht und gemessen werden, oder auch der
Unterschied der Ausddmung verschiedener Metalle mi*»
krometrisch bestimiiit wird; oder endlich der letztere
4a8 Ab- und Aufwickeln einer Spirale zur Folge hat,
welche aus zwei zusammengelötheten Streifen verschie-
dener Metalle verfertigt ist; ferner , das Quecksilbertherr
iBometery als das einzig brauchbare unter den Flüssig-
keitsthermometern ^ und endlich das Luftthermometer.
Unter die zweite Erlasse sind zu rechnen die Thermo-
kette und das electrische Thermoskop von Svanberg.*}
Sei der ersten wird zar Messung der Temperatur die
Aenderung der electromotorischen Kraft zweier sich be*
rührender verschiedenartiger Körper, bei dem letztern
dagegen das mit der Temperatur variirende electrische
Licitungsvermögen der Körper benutzt.
Wir haben also jetzt zu untersuchen, für welches
der angeftlhrten thermometrischen Instrumente die oben
erwähnten Fehlerquellen die geringste Bedeutung haben
und wie man die letztern möglichst unschädlich machen
könne.
Was zunächst die Strahlung betrifft, so werden, da
der Ausstrahlungscoeffizient der polirten Metalle unge-
fähr 7 Male kleiner ist, als der des Glases, die thermo-
metrischen Vorrichtungen mit polirten Metalloberflächen
denjenigen mit solchen von Glas vorzuziehen sein. Es
ißt indessen, wie ich mich durch direkte Versuche über-
zeugt habe, leicht, den störenden Einfluss der Strahlung
takBi ganz zu beseitigen. Di6 weiss angestrichene Fläche
eines Leslie^schen Blech würfeis, der mit Wasser von
100 ' gefüllt war und auf dieser Temperatur durch eine
untergestellte Lampe erhalten wurde, kehrte ich zwei
Thermometern zu, welche Q,01^ Celsius angaben und in
0^°^ und 0,9°" Entfernung davon sich befanden. In der
0 ▼• ^nS' 'Ann., Bd. 84, S. 411.
- 101 -*
Mitte zwischen dett beideii Tb&tta^mM&aai -wmt eni Me^
taUschirm au%e«telH. Wtiurend ^ Mden TketmOiMkai
vorher dieselbe Temperator gwelgt katten md die ibi
etitfemtem anch noch weiterhin constant blieb , stieg
tiach IIiDsabringimg der obigen Wärmequelle die Ten-
peratur des n&faem Thermometers in 18 Minnten um
0^6 * und erhielt sich dann da. Als hierauf der Metall-
schirm in die Mitte swisehen die Wäitnequelle und dt«
nähere Thermometer gestellt wurde, fiel die Temperatur
. des letztern in (&nf Minuten^ wieder auf diejenige des
entferntem herunter. Bei einem zweiten Versuche brachte
man das erste Thermometer in eine Entfernung von
0;1 °*; das andere in eine solche von 0,6 **; Stand der
Schirm zwischen beiden, so stieg die Temperatur des
nähern in sechs Minuten um 1,5* und blieb da stationär,
wurde er dagegen in die Mitte zwischen die Wärme-
quelle und das erste Thermometer gebracht, so betrag
jetzt die Differenz in den Angaben beider Thermometer
bloss noch 0,03 , während die Temperatur des Schirms,
wie ein an ihm angelehntes Thermometer zeigte, dabei
3^ höher war als diejenige der Umgebung. Es wird
hienach in den meisten Fällen ein Metallschirm, der
zwischen den strahlenden Gegenstand und das Thermo-
meter gebracht wird, den !Einfluss der Strahlung gami
aufheben; in seltenen Fällen werden deren zwei hinter-
einander nöthig sein. Solclle Doppelschirme von Metall
hat bekanntlich schon Melloni bei seinem Apparat för
die Untersuchung der strahlenden Wärme zur Abhaltaiy
der Wärmestrahleo benutzt.
Wenn man beim Quecksilber- und LuftthemoBieter
dsis Oefäss und einen Theil der Röhre gans frei in die
Luflk hineinragen lässt und sie nicht, wie es ^ufig ge-
schieht, theilweise mit Holz oder Metall unmittelbar
- 1<* -
magibt; 8o icrt' weg;eii der sdilechten LeitungfsfUhigkeit
flei Glases und der leichten Befestigungsweise dieser
Thermometer eine Zu- oder Ableitung von Wärme von
Jkm Unterstiitzungspunkten her weit weniger zu befürch*
ten, ais bei den Metallthermometern und den ebenfalls
metallischen elektrischen Thermometern. Die Vermei-
dang dieser Zuleitung wird besonders schwierig bei der
cnretern Art von Metallthermometern; die an ihrem einen
Xinde eines ganz festen Stützpunktes bedürfen und am
jmdem mit einem mehr oder minder complizirten Fühl-
hebelsjstem in Verbindung zu setzen sind. Bei den
«lectrischen Thermoscopen dagegen kann man diese
Fehlerquelle dadurch fast ganz unschädlich machen, das«
man die Leitungsdräthe ein Stück weit in gleicher Weise
wie die wirksamen Theile selbst vor allen äussern Ein-,
Aussen schützt; so ^ass sie ebenfalls die Temperatur der
Luft annehmen.
Da wir den Wärmeaustausch durch Strahlung bereits
berücksichtigt haben, so repräsentirt das äussere Leitungs-
vermögen für uns jetzt nur noch die Bewegung der
Wärme durch die Oberfläche der Körper in Folge der
Lnftberührung. Diese ist aber nach den Untersuchungen
von Dulong und Petit ziemlich dieselbe für alle Stoffe,
«o z. B. für Metalloberflächen nur sehr wenig grösser
als für solche von Glas. Ebenso bedingt auch auf den
ersten Anblick das innere Wärmeleitnngsvermögen einen
geringen Unterschied für unsere verschiedenen thermo-
metrischen Apparate; denn obschon das Quei'.ksilber
mindestens fünf Mal schlechter leitet; als die zu denMe*
iftUthermometera und eleotrischen Thermoscopen ge*
bf&uchlichen Metalle und das Leitungsvermögen der Luft
AOch viel geringer ist, so wird dies doch voliständig com-^
pwoirt durch cUe bei ungleicher Erwärmung verschiedenMn
— 106 —
Theile sowohl in tropfbaren als gasförm^en Flüesigkeileii
aofort eintretenden Strömungen; welche die Ausgleichii]^
der Temperator eben so rasch herbeifähren^ als dies»
durch die innere Leitung bei den festen Körpern' ge»
achieht Es muss indessen berücksichtigt werden^ dass
bei den letztem Thermometern die Flüssigkeiten in
Hüllen aus Glas, einem sehr schlecht leitenden Stoffe^
«ingeschlossen sind. Das Produkt endlich der spezifischen
Wärme in das nothwendige Gewicht des thermometrischen
Körpers kanii im Verhältniss zur Oberfläche weitaus am
geringsten sein bei den electrischen Thermometern. Die
eu erwärmenden Löthstellen der Thermoketten können
nämlich ungemein fein gemacht werden und ebenso lässt
sich bei dem Svanberg'schen Thermoscop ein ganz dünner
Draht verwenden. Bedeutend grösser schon wird dieses
Produkt bei den Luft- und Quecksilberthermometem
ausfallen uud am grössten bei den Metallthermometem
der ersten und zweiten Art, da zu diesen ^twas dickere
Stäbe verwendet werden müssen. Für die Spiralthermo-
meter dagegen können ohne Nachtheil dünne Lamellen
benutzt werden.
Behufs Verminderung des Einflusses der vierten
Fehlerquelle endlich bieten die electrischen Thermometer
einen entschiedenen Vortlieil gegenüber den andern dar.
Während nämlich den Luft-^ Quecksilber- und denMe*
tallthermometem , wenn sie nicht als selbstregistrirende
Apparate eingerichtet sind, häufig behufs bequemer Ab-
lesung Standorte angewiesen werden ' müssen , welche
hinsichtlich des freien Luftzutritts und der. Ausschliessung
localer Luftströmungen Manches zu wünschen übrig
lassen, kann man die eine Löthstelle einer Thermokette
oder den feinen L^raht eines Svanberg'schen Thermoscops
jm beliebige^ sogar unzugängliche Stellen hinbringen und
r.- 107 —
die dort stattfindende Temperatur leicht im Zimmer,
wohin die Leitungsdrähte führen ; an den geeigneteii
Apparaten messen* Wie auch imUebrigen die Aufstel-
lung des thermometrischen Apparats sein möge, so dürfte
es jedenfalls gut seiu; entweder das Thermometer durch
«ine geeignete Vorrichtung in der Luft rasch hin- und
ierzubewegen oder dann auf irgend eine Weise bei
ruhendem Thermometer in der Nähe desselben einen
künstlichen Wind zu erregen. Dass die thermometrischen
Vorrichtungen in geeigneter Weise, insbesondere ohne
den Luftzutritt allzusehr zu hemmen, vor der Benetzung
durch Regen und Schnee, welche meistentheils eine Er-
niedrigung der Temperatur zur Fplge haben würden,
geschützt werden müssen, bedarf wohl kaum noch der
Erwähnung. Auch dies kann bei den compendiösen
electrischen Thermometern viel leichter geschehen, als
bei den andern thermometrischen Vorrichtungen.
Aus den angestellten Erörterungen geht hervor, dass
die electrischen Thermometer für Fundamentaluntersu-
ehungen den übrigen durchaus vorzuziehen sind, und
dass unter den letztern die Spiral - Metallthermometer
wohl den ersten, die Quecksilberthermometer den zweiten
Rang einnehmen dürften. Das Luftthermometer wäre
zwar in einigen Beziehungen dem Quecksilberthermometer
wohl voranzustellen ; da aber seine Angaben ausser von
der Temperatur auch noch wesentlich vom eben statt-
findenden Luftdruck abhangen, und also die Fehler in
der Bestimmung dieses zweiten Elements mit auf die
Sesultate influiren, so muss doch das Quecksilbertherme*
meter als das vorzüglichere erscheinen.
— lOt ^
IL
Aofstellong der Thermonieter auf den gewöhnlieheD meteoro-
logisclien Stationen.
(Vorgetragen den 1. Deiember 1860.)
Da ich leider durch anderweitige Beschäftigung ver-
hindert worden bin, im Laufe dieses Jahres die im vori-
gen angefangenen Untersuchungen über die Bestimmung
der Lufttemperatur ; wie ich es wünschte, weiter fortzu-
setzen ; so muss ich mich für jetzt darauf beschränken^
die Resultate einiger Untersuchungen über die schick-
lichste Aufstellungsart der Thermometer auf unsern me-
teorologischen Stationen mitzutheilen. Es wurden dabei
die Ergebnisse des ersten Theils dieser Abhandlung
benutzt.
Bei der Wahl der Thermometer, der Zeit *ihrer
Beobachtung und ihrer Aufstellungsweise mussten drei
Punkte in Betracht gezogen werden, nämlich erstlich die
Bequemlichkeit des Bephachters, sodann die Vermeidung
allzugrosser Unkosten, endlich die Erreichung der wün«
schenswerthen Genauigkeit der Beobachtungen, insofern
dies nach Berücksichtigung der vorigen Punkte über-
haupt noch angeht. Diesen Anforderungen allen glaube
ich durch folgende Einrichtungen möglichst entsprochen
zu haben.
Als thermometrische Vorrichtung wurden Qnecksil-
berthermemeter gewählt und zwar sogenannte Einschlnss-
thermometer von H. Geissler in Bonn. Das kugelför-
mige Gefass ist nämlich bei diesen Thermometern mit
einer sehr dünnwandigen Köhre versehen, welche auf
einer Milchglasscala aufliegt, und zum Schutze sind Bohre
r- W -
und Scale von einer weitern Glasröhre umgeben, die
ol>ea in eine Messingfi^ssung eingekittet und unten mit
einem verengten Fortsatz an die Kugel angeschmoIzeD
ist Die Scale gibt direct Vs eines Centesimalgrades an
und Hesse Vso^ noch gut schätzen. Da die^ aber eine
unnütz^ Genauigkeit wäre, so sind die Beobachter an*
gewiesen worden ; bloss die halben Fünftelgrade zu
schätzen, was wegen der d . utlichen Projection des Queck-
silberfadens auf das dahinterstehende Milchglas mit grosser
Leichtigkeit geschehen kann. Es werden also neben den
ganzen Graden bloss noch die Zehntel notirt. *) Im
Uebrigen gehen die^Thermometer durchschnittlich von
— 30 bis -f. 50^. Es waren dieselben mit dem im
letzten Winter genau verificirten Normalthermometer de»
physikalischen Cabinets verglichen und bis auf V20" volU
kommen übereinstimmend gefunden worden.
Diese Thermometer werden nach den frühern Erör»
lerungen behufs Ableitung der mittlem täglichen Tem-
peratur um 7 Uhr Vormittags und 2 und 9 Uhr Nach-
mittags abgelesen. Es sind dieselben aufgehängt in cy-
lindrischen, unten offenen, oben durch ein conisches Dach
verschlossenen Gehäusen aus Zinkblech. Damit aber die
Luft freien Zutritt habe, sind die Wände durchbrochen,
d. h. sie bestehen aus Segmenten zweier *Cylinder von
30®°* und 34®°* Durchmesser, welche, durch leere Zwi^
*) Da eine Oenauigkeft von höchstens '/o^ 0. angestrebt wird^
so muss auch jedes Bedenken gegen das Einsohlicssen der eigentlicheiir
Thermometerröhre in eine weitere Glasröhre hier wegfallen. Gs lasst
fiich nüinlich leicht berechnen, dass selbst beim höchsten Stand de»
Thermameters das Qoecksilber in der Röhre eine unriO^ verschiedene
Temperatur von der der Kagel haben mdsste, damit daraus ein Fehler
TOB OjV> ontstoheB kdniite«
- 110 ~
•cheDriome getrennt, so gestellt «eind, dass je m/nä
ZwiBchenraum des innem Cjlinders ein BledisegnfBt
des äoBsem entspricht nnd umgdLehrt. Die Gylinder
sind 40** hoch nnd von dem etwas überhängenden Dadi
durch einen Zwischenraom von 2^ getrennt. Anf der
einen Seite sind Thüren behofs Beobachtung der Ther-
mometer angebracht. Auch das 20^ hohe Dach ist nock
durchbrochen, indem dasselbe oben eine Oeflhnng von
9"° Durchmesser besitzt, über welcher sich ein swriter
Conus zur Bedachung befindet. In jedem Oehinse be-
finden sich zwei Thermometer, eines mit freier trockener
Kugel zur Beobachtung der Lufttemperator, das andere
mit stets benetzter Kugel (indem ein an derselben be-
festigter Docht in ein untergestelltes Gläschen mit Wasser
hinabreicht) zur Ermittlung des Feuchtigkeitszustandes
der Luft aus seinem Stand mit Berücksichtigung desjeni-
gen des trockenen und desjenigen eines gleichzeitig
beobachteten Barometers. Die Thermometer sind in
\0^ Abstand Ton einander oben in Hacken eingehängt
und unten mittelst Korken in zwei Ringen eines dünnen
Querstabs befestigt An letzterm ist auch mitten zwischen
den beiden Kugeln ein dünnes Blech vertikal ange-
bracht, um die Strahlung des benetzten Thermometers
und des Gläschens mit Wasser gegen das trockene
Thermometer zu verhindern.
Zur bequemen Beobachtung werden die Gehäuse
mittelst zweier starker Eisenstangen, die an ihre Wan-
dungen festgeniethet rnd 33*^°^ lang sind, vor einem
Fenster seitswärts in Chamieren eingehängt, so dass sie
behufs Ablesung der Thermometer gegen dasselbe zu-
gezogen werden können, während sie sonst senkrecht
von der Wand abstehen.
Wenn die Gehäuse mindestens 3" über dem Brd-
I
— 111 —
»2>^en an der nördlichen Wand eines Hauses oder sonst-
wie so aufgestellt werden, dass sie höchstens am frühen
Morgen und späten Abend von der Sonne beschienen
werden, so kann man, wie die folgenden Beobachtungen
und Erörterungen zeigen werden, darauf J-echnen, durch
Ablesung des trockenen Thermometers die Lufttempe-
ratur mit einer Genauigkeit von 0,3 ^ C. zu erhalten«
Bedenkt man, dass nachFrüherm dies auch der mittlere
Fehler ist, mit welchem die aus den um 7, 2 und 9 Uhr
beobachteten Thermometerständen abgeleitete Mitteltem-
peratur behaftet ist, so wird diese Genauigkeit vor der
Hand genügend erscheinen.
Zur Anstellung der Untersuchungen, deren Resul-
tate im Vorhergehenden vorweggenommen sind, wurden
Anfangs Mai zwei Gehäuse der oben erwähnten Art,
das eine an der nordöstlichen Wand der Sternwarte,
"das andere an einem frei stehenden, von dem Gebäude
ungefähr 6™ entfernten Pfahl so befestigt, dass die Ther-
mometergefässe in beiden nahe 3"* vom Boden entfernt
waren. Neben beiden Gehäusen brachte man ferner
etwas später beiderseits offene 20*^"* hohe und 15*^"* weite
Cylinder aus ganz dünnem, blanken Messingblech an,
-die ebenfalls ungefähr 0,3™ von der Wand, resp. vom
Pfahl abstanden und in deren Mitte je ein Thermometer,
wie die oben beschriebenen, aufgehängt war* Das Ther-
mometergehäuse am Pfahl wurde von den Strahlen der
Mittagssonne durch einige, an dem letztern befestigte
Bretter geschützt. An der Wand war endlich noch im
Anfange in 0,2 "* Abstand ein ganz freies Thermometer
neben dem Gehäuse aufgehängt worden , ebenso am
Pfahl.
Die bis Mitte Juni so oft, als meine übrigen Be-
schäftigungen es gestatteten, fortgesetzten Beobachtungen
- 118 -
ergaben zuiiächst, daas die Tbermoiueter durcli die Zink^
blechgcbäusc vor Eegen und Hagel selbst bei heftigem
Winde vollständig geschützt warw; es zeigte sich nie
eine Spur von Benetzung am freien Thermometer*)
Um zu prüfen y inwiefern durch das Metallgehäuse auch
die Strahlung gehindert sei, stellte ich folgenden Ver-
such an. Zwei beiderseits offene Zinkblechcylinder von
20*^" Höhe und 20 und 26 ''« Durchmesser wurden auf
der untern Seite concentrisch durch einen Blechboden
mit 20*^"* weitem kreisförmigem Ausschnitt vereinigt, so
dass ein ringförmiges Gefäss von 3 ^"^ Weite entstaad.
Dieses Gefass hing man in der Mitte eines Zimmers
vermittelst Schnüren in 1 "^ Abstand vom Boden an der
Decke auf. In gleicher Weise waren an Schnüren zwei
Thermometer befestigt, von welchen die Kugel des einen
in die Mitte des ringförmigen Gefasses, die des andern
in gleicher Höhe über dem Boden, aber 0,6 *" von ersterm
entfernt zu liegen kam. Zwischen letzterm und dem
ringförmigen Gefäss war überdiess ein Metallschirm au-
gebracht, um eine Strahlung zwischen beiden zu ver-
hindern. Als man hierauf das ringförmige Gefäss mit
Wasser von verschiedener Temperatur anfüllte, zeigten
sich in den Ständen der beiden Thermometer nachstehende
Differenzen:
*J Dagegtn haUe ich bei Aufsteliung der meteorolog^ischen Inslr«-
nie Die aof dem Kaulhorn am 3. und 4. August Gelegenheit so beobaeh-
len, daes bei einem Sctineegestdber die Sehneeflocken namentlieh tob
unten her (weniger von der Seile) in das Gehäuse eindrangen und aa
die Thermometer sich ansetzten. Ich habe daher, weil mir eine wei-
terg:ehcnde Vcrschllessung wegen der nothwendigen Luftcirculation nicht
fhunlich schien, den Beobachtern die Instruction ertheilt, das freie Th«r*
mometer in solchen Fällen einige Zeit vor der Beobaohtang abn-
trocknen.
- liö -
•^f«6h«8B ler TeinpeHtat* f^fl^rens 4b8 iässern und in-
B Wassers Über di«Jeiii|;« ilcm ThermonieterB.
der Umgebuni;.
41,5« l,db^
16,2^ 1,03«
7,9 ' 0,460
6,90 0,33^
5,1^ 0,220
Da nun nach Danieirs Beobachtungen in London
^p Unterschied zweier im Schatten und im Sonnenschein
ifgehängten Thermometer in den WintermoHaten durch-
shnittlich bloss 6 — 7 ^ G. beträgt, während diese Diffe*
mz im Juni bis 22 ^ G. im Mittel steigt; da ferner eben-
Jls nach Danieirs Beobachtungen ein mit schwarzer
Tolle umwickeltes Thermometer, welches in Folge
essen das Maximum des Ausstrahlungsvermögens be-
iss, durch Ausstrahlung gegen den freien Himmel im
[ittel um 5 ° C. unter die Temperatur der Umgebung
erabsinken kann, so werden gemäss unsern Versuchen
le Zihkgehäuse die Strahlung der Thermometer gegen
3n Himmel und die benachbarte Wand, sowie auch den
iufluss der Sonne früh Morgens und Abends spät —
.«sen gleich dem ganzen Einfluss in den Wintermonaten
ssetzt — so sehr verhindern, dass 1)loss ein mittlerer
ehler von 0,2 — 0,3 « C, übrig bleiben wird. Es ist
tzt noch der Einfluss der Bodenstrahlung jsu erörtern,
ie Thermometergefasse befinden sich oder sollen sich
enigstens nach der ursprünglichen Anordnung 15^
>er dem untern Bande des Gehäuses befinden.*) Denken
*) Die Beerst erhaltenen ThernMiieter ^ iMeh deren Dimeüsienen
» snmmtlicben Zinkgehnase aactfertigt wnrden» waren nnfefÜM»
» k&rner Us die später verfertigten, daher bei letitern der obif«
bstind it6t dtt Haiid bloss 10«« betr&i^t.
Bern. Mittheil. i^
-. 114 -
wir uns nun der Einfachheit halber das ThermomMr
in der Mitte des Gehäuses, so würde durch den Band
des letztern und die Thermometerkugel als Spitse ein
Kegel von 45 ^ Oeffnung zu legen sein ; dieser K^
wird aber auf dem 3 "^ entfernten Boden eine EreisflSdie
von 3°^ Radius abgrenzen. Es wirkt also eine Boden-
fläche von 3^ ;i Quadratmetern; deren Temperatur nach
Obigem im Mittel 22^ C. über diejenige der Umgebong
steigen kann, aus 3"^ Entfernung strahlend auf das Ther-
mometer ein. Den gleichen Effekt wird nach bekannten
Gesetzen eine gleich temperirte Fläche von 0,8' Ji Qoa-
dratmetem in 0;8 ^ Entfernung haben. Um ^esen Eflbkt
zu finden; habe ich einen Ofen, dessen vordere Fläche
vorstehender Grösse gleichkam, so heizen lassen, dass
dieselbe, wie ein an sie angelegtes Thermometer zei^
eine durchschnittliche Temperatur besass, welche die-
jenige der Umgebung um 2? ^ C. übertraf. In den Ent-
fernungen von 0,8 "* und 1,0"* vom Ofen wurden sodann
zwei der beschriebenen Thermometer an Schüttren, die
von der Decke herabhingen, befestigt und mitten zwi*
sehen beide und ebenso vor das nähere am Ofen
Metallschirme so gestellt, dass für beide Thermometer-
kugeln, wenn man sie als leuchtende Punkte betrach-
tete, die ganze Oberfläche sich im Schatten befand.
Den übereinstimmenden Stand dieser Thermometer be-
trachtete ich als die oben erwähnte Temperatur der Um-
gebung des Ofens, und der Einfluss der Strahlung des
Ofens wurde darauf nach der Differenz beider Stände
beurtheilt, als man den Schirm zwischen dem Ofen und
dem ersten Thermometer entfernte. Er betrug im Maxi'
mum 0,9 ° C. Dieser bedeutende, ja ftir mich weiiigstens
unerwartet grosse Einfluss der Bod^enstrahlung, der ao(
das Doppelte sich steigern kann, wenn das Thermometer
— 116 -
jf^aAz frei hängt und der ganzen Deduction gemäss nur
ftr eine Aufstellung an einem isolirten Pfahle gilt, recht"
fertigt vollständig das, was ich im ersten Theil dieser
Uütersnchungen, Seite 96; tiber die Angaben der Pfahl-
ihermometer bemerkt habe, obschon ich damals die Ur-
sache der Abweichung von den am Hause angebrachten
Thermometern in andern Umständen suchte. Für Ther-
inömeter nämlich, welche an der Nordseite eines Hauses
aufgehängt sind, wird die slarahlende Fläche von höherer
Temperatur weit kleiner sein, im ungünstigsten Falle
die Hälfte derjenigen bei vollständiger Isolirung an einem
Pfahle. Kehren wir also zu unserm Falle zurück, wo
das Gehäuse an der nördlichen Wand eines Hauses in
weiugstens 3" Höhe tiber dem Boden befestigt ist, so
wird auch da im ungünstigsten Falle bloss eine Boden-
fläche von 1,5 ^;i Quadratmetern zur Wirkung gelangen
und die entspricht dem Strahlungseffekt einer Fläche
von 0,8 *;i Quadratmetern in 1,1"* Entfernung. Indem
man die beiden Thermometer so verschob, dass das
nähere in die vorstehende Entfernung vom Ofen zu
liegen kam, zeigte sich eine bedeutende Verminderung
des störenden Einflusses der Strahlung; sie betrug jetzt
bloss noch 0,3 — 0,4 ^ C. im Maximum. Bedenkt man
nun femer, dass zu Zeiten, wo der Boden unter der
Einwirkung der Sonne sich so bedeutend erwärmt, der
Himmel also ganz oder wenigstens grösstentheils wol-
kenfrei ist, das Gehäuse im Schatten des Hauses gegen
den kalten Weltraum gerade wie in hellen Nächten
Wärme ausstrahlt, wodurch, wie wir gesehen haben,
eine Temperaturemiedrigung des Thermometers von 0,1—^
0,2^ C. erfolgen kann, so wird man finden, dass auch
der Einfluss der Bodenstrahlung hei unserer Aüfstellüngs-
art sich auf die schon mehrfach angegebene Grenze von
— 116 —
0,3 — 0,3 ' C. beschränkt Der störende Einflott im
iStirablang überhaupt wird ako durchschnittlicli nicht voIip
» als 0,3 ' O. betragen.
Was endlich den Einfluss looaler Luf^atr^Bmagio
betrifft I so dürfte dieser durch die Entfernung derThv*
mometor von der Wand um 0,4 — 0,5"* jedenfiJli Im»^
deutend vermindert worden sein«
Mit den liesultaten dieser Erörterungen stimmen
nun vollständig überein die Ergebnisse der directa
Beobachtungen an den auf der Sternwarte aufgestellteB
Instrumenten. Während nämlich die trockenen Ther-
mometer, in« den Zinkblechgehäusen am Pfahl und am
Haus durchschnittlich um 0,21 -' C. differirten, betrug
diese Differenz für diejenigen in den Messingblechcylin-
dern 0,38 * und fllr die ganz freien 0,62 ^, Ebenso zeigte
am Hause das freie Thermometer eine durchschnittlicb
um 0,38 ® verschiedene Temperatur von der des trockeneo
im Gehäuse an; dagegen stimmten die Angaben des
letztern durchschnittlich bis auf 0,12 ^ mit denen des
Thermometers im Messingblechcylinder überein. Es zeigt
dies deutlich , wie der Einfluss der verschiedenen Fehler*
quellen schon durch den einfachen Messingblechcylinder,
noch mehr aber durch das Zinkbleohgehäuse vermindert
worden ist. Ausserdem schien mir i^us den obigeA Beob-
achtungen hervorzugehen, dass die Temperatur der Luft
in der Nähe des Pfahls durchgängig von derjenigen is
der Nähe des Hauses verschieden war. Da ich indessen
wiederholt bemerkt hatte, dass in der kurzen Zeit, diß
nöthig war, um mit der Leiter vom Pfahl zum Haue
zu gehen, dort eine Ablesung zi| machen und wieder
zu ersterm zurückzukehren, der Stand des Thermomeften
um 0,1 -- 0,2 ' sich geändert hatte, so hielt ich es &X
nothwendig; zu genau gleichzeitigen Beobachtungen mit
- «7 -
^r Thermok^tt^ ineine Zuflucht su nehmen ^ um mieb
»n der Bicbtigkeit oder Unriohtigkeit der obigen Ver-
Loibung SBU überzeugen« Es wurde daher im Baal der
temwarte ein Galyanometer mit Spiegelablesung auf*
eatellt und von demselben Drähte 2U einer Wippe g^
Ihrt, welche in der Nähe des Beobachters beim Fenu
ohx sich befand. Mittelst dieser Wippe konnte der
stztere die Drahtenden des Multiplicators mit Kupfer«
räthen in Verbindung setzen, welche zu den beiden
itellen hinführten^ deren Temperaturdifferenz bestimmt
rerden sollte , und welche zwischen diesen Punkten durch
inen Neusilberdraht verbunden waren. Man hatte dann
ine geschlossene Thermokette von Neusilber «-Kupfer,
i0i der sich eine Temperaturdifferena der beiden Ldth-^
teilen sofort am Galvanometer als thermoelectrischef
itrom bemerklich machen musste.*}^ Um dieselbe messen
*) Bei einer so langen Thermokette, wie die im vorlie^pendeii Fal|
mvtflte, wo die l^eiden Kupferdrähte eine Lanj^e von beilaufis 00 "*
ni der Neusilberdraht eine solohe von 6^ hatte and bei einer Ver-
reiidiiii(s derselben, wie sie hier in Bftracht kömmt, wo pämlieh 4it
iBselnen Theite verschiedenen Temperatitren aasf^eset^t werden, hat
iaa auf einige yrosiände Rucksicht zu nehmen, die bei dem gewöha*
ehen Gebrauch der Thermokelten ausser Aebt gelassen werden köauf f.
Vegen der Lange ^er Drähte wurden die feinen Lothstellen* wei* sif
est mit densflben verbünde« wären, nur mit Beobaohtung der frdMttp
Sorgfalt beim Gebrauch qnversehrt erhalten werden köiiafn. Ich Mkp
<B daher vorgezogen, beide su trennen; die Kupferdrähtf und d^r Qieii^
lilberdraht, welche iiuf eine Spule aufzuwinden sind, wer4f9 vorerst
9r sich an Ort i|nd Stetig gebracht und dan« ^rst diirch 4if hMvf^
^thstellen verknöpft. Letztere bestehen nävi|iol\ auf einem Kupfer-
ud Neusil^erdraht von 6 ^^ Länge , welche nvit i|iren einen zngespltz-
OB Enden aneinandergelothet, mit den %n4crn >P W^ eylindrispbeii
fibenl^lzklötzehen eingelassen und da an zwe\ Rlemmsehranbeii von
tapfer, resp. Neusilber festgemacht sind. In diesep Klamw^ohrnnb^
rerJen die resp. Drathepdfn befestigt. Die Lothstetlen werden beid^
kufbewahnmg dafeh Messingkäppen , welche ober die Bbenholikl^tEe
— 118 -
m könneiii hatte m«ii vorher die beiden Ldthstellen«
iwei Gläser gebracht, dieie mit Wasser Ton TerscUeds-
neo, durch eingetauchte Thermometer wa messoita
Temperatoren geflillt und für die so bekannte Temperate-
diflferenz die constante Ablenkung am GalTanometer
beobachtet. £& seigte sich, dass eine Ablenkung von
einem Sealentheil einer Temperatnrdifierenjs der LMi-
stelle von 0,18® C. entsprach, und dass, was auch sonst
SU erwarten war, bis su einer Temperatnrdifierens ton
10 0 die Ablenkungen den letztem stets proportiontl
waren. Die Beobachtungen, welche am 6. Juni bm be-
wölktem , am 8. Juni bei heiterem Himmel mittelst dieser
Thermokette angestellt wurden, ergaben nun in der Thtl,
dass nur selten die Temperatur an nngeflihr 6"^ Ton
einander abstehenden Funkten genau dieselbe ist *). Ab
die beiden Löthstellen in den Zinkgehftusen sich befin-
den, betrug ihre Temperaturdifferenz 0,1 — 0,3^ C;
diese wuchs von 0,3 — 0,5 o, als man die Löthstellen
darauf in die MessingblechcyUnder brachte und varürte
SS BohieVea nad , i^sehfitit Da die aaH^paaatea DriUite aaf Uirtr
gaasea Laai^ aieht öVeraU dieselVe Teoiperatnr habea werdi«, m tu»
OMa feiner Tor dem Gebrauch antersaehea, ob aieht bereits dareheiBe
Temperatardifferena Teraehiedeaer Theile eiaes aad deaselbea DralitM
thermoeleetriaehe Ströme eatatehea. Es ist aameatlioh der Btaeadnlit,
weieher weg^ea Uagleiehartl(^lKeitea la aeiaer Straetnr aolobe Str9ae
aeistj Tiel weaig^er tretea dieeelbea bei Kapfer- aad NenaiiberdrihteD
aaf. Aus diesem Gruade aameatlieh habe ich trota der geriBj^a tberao-
eleetrometorisehea Kraft der Kapfer- Neusilber kette Tor der Neasilber-
Blseakette dea Voraus iregebea, uad ia der That aeif^e daaa aaeli £•
tratere Kette bei eiaer Probe die erwäliate störeade Erseheiauaf ia m
Seriasem Maasse , dass sie bei dea Torliegeadea Uaterauchaasea p»
ausser Aeht s^l^^ss®» werdea iLoaute.
^ Zu demselbea Schlüsse ist aaeh Beeqaerel (Comptes-readai pov
,' p. 967) i^kommea , iadem er ebeafalls mittelst einer TherJat-
dle Temperaturea ▼erschiedeaer aahe bei eiaaader liaceador Ortt
ich.
- 119 -^
k endlicli von 0^7 — 1^2 ^ bei Befestigung der Ldthstelleii
I t>hne Hülle in der Nähe der Messingkapseln. Als man
I dingen die freien Löthstellen etwas mehr sowohl vom
k PfiB^l als insbesondere vom Haus entfernte (von letsterm
R iHLmlich um 1°^), schwankte ihre TemperaturdifPerenz
■ swischen 0,1 und 0^4^. Diese letztem Resultate dienen
c nun überdiess zur Bestätigung dessen, was schon aus
g den Ablesungen der Thermometer sich ergab, dass näm-
Ib lieh durch die Zinkblechgehäuse die Fehler bedeutend
II verkleinert worden sind. Den übrig bleibenden Fehler
I von durchschnittlich 0,3^ C. wird man sich um so eher
i gefallen lassen, wenn man bedenkt, dass an Stellen,
i die nicht sehr weit von einander abstehen, die Tempe-
•I ratnr der Luft um ebensoviel verschieden sein kann, und
g' dass der Stand des Thermometers häufig um 0,1 — 0,2 o
i verschieden ist, je nachdem man eine Minute früher oder
L- später abliest.
ST
VerselehniM der für die Bibliothek der
Sehwelm« IVaturC» Oeselisehafl elnse-
. S^^ngeneii Oeseiienbe»
Van jdir schlesisehen Geselüehaft für vaterländitehe Cwtttir :
96. Jahresbericht. Breslau 1859. 4.
Vom Verfauer:
Swallow : Geologioal ireport of the eoantry aloai^ the line of tht
Soath- Western Braneh of the paoifie railroad. St-LodB 1859. 8.
De la Societi vaudoise des sciencei naturelles:
Bolletin. Tome VI, Nr. 46. Lausanne 1860. 8.
Van der TU. Redaktion:
Sehweiierisehe 2eitsehrift für Pharmaeie. Jahrfanip V ; Nr* t.
Sehaffhansen 1860. 8.
— 140 —
f oM d§r nuiurlanchendim 6€$9Hichmfl in Eüriek :
VierttU«HrMehrirt. V. JahrpiaCt Htfl I. JSUrick IgiO.
De ta SocÜle bolanique de France:
Bulletins. Tome VI, 2, 8. Fnris 1859. a
Ten der nalurfbnekmden GeeeHächa/l in Ftt^mrg im Brei»§9M :
Berichte über 4ie Verkaadlai^ii. U^md II., S. Kreib«rf i. B.
1860 8.
De VAcadimie det tcience» de Bordeaux :
Aetrs. 1850, 3« triin. Periü 1869. 8
Von der mährUck-^cfüeil$chen GeaUBehafl für Ackerbem^ Nea^tT" «ml
Landeskunde :
jAhreeheft für das Jahr 1859. Brflaa 18G0. 8.
Vmi der TU. Ridaktim :
Gencinniisise Woehenaebrifl. Wörtbvrg 1880. Nr. 14—17.
De VAcadkmie des sdences de Dijon :
M^moires. 2« s^rif. Tome VIl. Paris 1859 8.
Ton den TU. Redaktionen:
1) The AtlMtis. Nr. 5. Jan. 1860. Lenden 8.
2) Sehweis. Zeitschrift fftr Pharmaeie. Nr. 7. 1860.
Vim dem UHdogiseh^^nineralo^chen Verein im Regensburg:
Abhtndlahfev. Heft 8. Refenebgr^ 1860.
De la societe imperiale des naturalistes de Moscau :
1) Noaveaoz m^moires. XI., Xli., Xlii. Moscon 1860. 4.
2) BolleUn. Ann^e 1859, 11., |1I., IV. 1860, I. Moseon 1859 rt
1860. 8.
Von Herrn Dr. Sidler in Bern:
Tortolioi, Annali di Matematiea. Temo I. Anno 1858. Roma 1858.
From the Royal Society of London t
1) Pfoeeedin^. Vol. X. Nr. 37, M, te, lO.
2) Total sslar eeUyss, 1860, Jnl/ 18« EsTtted fkik 4iikls (Mm-
dow etc.
3) The royal Soeiety, 30. Nov. 1689. 4.
4) Professor Huxley's Ooeanie Hjrdrosora. London 1859. Fei.
. 5) Pt|iloBophic%l Transnetions for the jrenr 16§0« Vol. 1., >'•
London 1859. 4.
Von dem Ferdinandeum in Innsbruck :
. 1) ZeHsehrifL 8. Pel^e, Heft 9. Innshmek I86O4 8.
2) 48 Berichl aber die Jähr» 1857, 18 nnd 58. Ittünhrink 1860. 8
miJ-
Die beifegebenen drei Tafeln gehören sn Nr. 447 : „Geolsfissh-
a^ohiolsfische Verhaltnisse sm Moosseedorfsee , von J« ühlmnnn.*^
Tür. 455 bis 45».
Prof. Wa. Rtttlmeyer^ tu Basel*
ITeue (mlocwne) Fundorte ¥on Rhino«
eeros In der Sehwelz»
Zu den seit längerer Zeit bekannten, ziemlich zahl-
reichen Fundorten fossiler Bhinoceros in der Schweiz
st seit dem Jahre 1850 ein fernerer und von allen un-
streitig der reichste hinzugekommen , dessen Ertrag,
)isher nur theilweise bekannt '^); die grösste Beachtung
verdient.
Die bisherigen Fundorte liegen sämmtlich im Ge-
iete der miocenen untern Süsswassermolasse und ent-
alten hauptsächlich die zwei auch anderwärts am reioh-
chsten verbreiteten Species von Nashorn, nämlich Bh.
zctsttms Cuv, und minutus Cuv, Zu den in der^Geol. der
chweiz'' angeführten Fundorten, Ghaux-de-Fonds (p.408),
lausanne, Kover^az etc. (p. 415), Hohen-Kohnen (p. 427),
lochten wohl die in den verschiedenen Sammlungen der
chweiz zerstreuten Fossilien von Bhinoceros noch manche
ädere fügen lassen. Von solchen führeich meinerseits
Q die Braunkohlenlager am Speer, welche nach Stücken
a Basler Museum Rh» inciaivus und minutus enthalten,
ie Braunkohlenlager von Utznach, wo einige ausgezeich-
ete obere Backzähne von Bh, incisivus gefunden wur-
en (im Besitz von Herrn Dr. Goppelsröder in Basel) ;
»mer die seit 1854 bekannt gewordene Stelle' bei
*) B. Stader, Geologie der Sehweis, II.» 420, and desBelbea : Na-
rliohe La|^e von Bern. Bern, 1859, p 22, and C. v. Fiteher-Oonter,
Hthnh der natnrf. Oeaellachaft in Bern, 1859, Nr. 424.
Bern. Mittheil. 455 a. 456.
— 122 —
Bchauyuau, im Kanttm Bern, wo ebenfallB Bk, imcUvm
Cur. Biob ia Gemfiirwnbaft Tcm Aadnooäiemui aagnnm
Torfaod is dem daselbst unter die secnndiren Schiditen
4v Scfarstteuiali ffinidlraadBP Meqgolm der mtem Süfli-
wassermolasse. *)
Dem unermüdlichen lafer von Herrn Pfmrrer Cariitf
in Ober-Bachsiten verdanken wir rwä fernere Fandstellen
Ton BUnoceros: ich sah b^ ihm einen wohl erhaltenen
Unterkiefer von BJu minutut mit inBJctem angnlns maxill«
und den drei hintersten Baclu&hnen. von der durch m^
Anthracotherium hippofdenm bekannt gewordenen Stelle
bei Aarwangenj im Kanton Bern , — und einen zweiten
Unterkiefer, ebenfaUs von Bk. minutus, mit vier hintern
Backzähnen aus Oensingen am Fusse des Jura, nicht
fern von Aarwangen. Das bei Aarwangen anstehende
Gestein ist bekanntlich eine reiche BlSttermolasse mit
Unio etc. Der Kiefer von Oensingen dagegen lag in
einem harten, von Ljmnaeen dicht angeföllten braunen
SüBswasserkalk.
Ein Zahn der gleichen Species aus der Mölasse von
Bucheggberg f Kant. Solothurn, liegt endlich im Maseom
letzterer Stadt.
Ausser diesen zwei Species wurde bisher in der
Schweiz nur nochRhin. Goldfussi Kaup, am ffohen-Eohnen
gefunden. •*)
Ein ausgezeichneter Fund wurde im Jahre'jlSSO ander
Eng^halde bei Bern bei Gelegenheit der Anlegung einer
nouou Strasse gemacht. Die geologischen Verhältnisse
dieser Lokalität sind von Herrn Prof Studer mehrmals
*) HaUmcjker. Verh. d. nalarf. Ges. iii Basel, 1856, p. 386 ni
NV««» l^onkHchrineii 4er schweis. aatarf. Ges., 1857« f. 16.
*«> K. »Iii4rr, <k^K der Sekweit. II. p. 427.
— 128 —
dürgestollt worden und weisen diesem neuen Fundorte
▼on Nashomresten den nämlichen Horizont an^ wie den
bisher bekannten.*)
Nebst Schalen von Helix; Lymnseus etc. und Bruch-
stüdken von iSchildkrötenschalen zeigten sich daselbst
Zähne von Palseomeryx minor Myr. und sehr umfang-
reiche Stücke grösserer Säugethiere, welche sogleich als
Bhinoceros erkannt wurden , allein in den Sandstein-
blocken; in welqhen sie, wie es scheint, in sehr geringem
Baume zuaammengebäuft waren, bis 1858 liegen blieben.
Erst in letstgenanntem Jahre' übernahm Herr von
Fischer ' Ooster die sehr verdankenswerthe Mühe, diese
Blöcke zu bearbeiten und den Inhalt mit grösster Sorg-
falt herauszumeisseln. Die Arbeit wurde reichlich be-
lohnt; es gelang, die Reste von nicht weniger als acht
Individuen von Bhinoceros ans Tageslicht zu bringen,
meistens Unterkiefer zum Theil von grosser Vollständig-
keit, allein überdies einen fast ganz intakten Schädel,
die Zierde der paläontologisohen Sammlung des Berner-
Museums«
Die Species, welche durch die vollständigsten und
reichlichsten Ueberreste vertreten ist, hat Herr von Fischer-
Ooster als Aceratherium OanncUense Duv. bestimmt **)
Sie ist vertreten durch einen fast ganz vollständigen
Kopf mit allen Zähnen der rechten Seite und zwei untern
Backzähnen der linken Seite. Von den untern Schneide-
zähnen ist nur der rechte vollständig. Der ganze Schädel
ist schief gedrückt, so dass alle Längsdimensionen rechts
*} B. Stader, Geol. der Schweiz, II. p. 420, and Nittheil. der
natarf. des. in Bern 1850, Nr. 178.
««) Arehives da Musöe d*hist. nat., VII. 1854, p. 51, PI. 5, und
Bkiittville, OtUoin^phie, PI. IX* C^^^"* d'Auverg^e).
• I
— 124 —
kleiner ausfallen als links. Derselben Species gehören
ferner an: eine Kinnlade mit beiden horizontalen Aesten)
allein mit abgebrochenen Backzähnen ; ein BmchstiLck
des horizontalen Astes eines fernem Unterkiefers mil
den 5 hintern Backzähnen ; zwei fast vollständige Zslm-
reihen eines dritten Kiefers. Es sind somit nicht weniger
als 4 erwachsene Individuen dieser Species vertreten.
Der sehr ausgezeichnete Charakter des Schädels be-
steht in dessen sehr geringer Breite und hauptsächlich
in der Form und Richtung der Nasenbeine^ welche, durck >
eine sehr deutliche Naht von einander getrennt, als zwei
sehr lange und schmale, nach vorn hin sehr dünne, voll-
ständig glatte Paletten in ganz horizontaler Bichtong
nach vorn ragen bis zum vordem Band der ebenfalb
sehr langen, niedrigen und schlanken Zwischenkiefer,
von welchen die erstem indessen durch eine äusserst
weite Bucht getrennt sind, welche hinten fast recht-
winklig ausgeschnitten ist und daselbst somit beinahe
gleiche Höhe hat, wie an ihrer vordem Oeffnung. .
Der mixillare Zwischenraum zwischen Nasengrabe
und Or'bita wird dadurch zu einer schmalen vertikales
Brücke reducirt.
Volle Länge des Schädels, auf der obern Fläche ge-
messen SSO""
Geringste Breite der^Stirnfläche zwischen den
Schläfengruben 34 1
Volle Breite derselben bei Abzug der Com-
pression, wohl mindestens . . . 45 ^^
Grösste Breite derselben vor und über den
Orbitae 135 «
Länge des Nasenthsils von der grössten
^tirnbreite bis zum Vorderrand der Nasalia 250 , .
- 125 —
Breite desselben in der halben Länge
Länge des Naso-Maxillarausschnittes recUts
links
Höhe desselben hinten . . ' .
9 r, vornen . • • .
Distanz zwischen Orbita und Nasalausschnitt
55 ""
155 ,
W5„
73 ,
67 .
Höhe des Jochbogens auf der Höhe der Wöl-
bung . • • . • . . 70 ,,
Der Unterkiefer trägt zwei sehr starke, weit vor-
ragende und schwach aufwärts gebogene Stosszähne^
die in einer Länge von über 150™"* theilweise abge-
deckt sind und mindestens um 100 ^°^ über die Alveole
hinausragen. Oben und unten sind 6 Backzähne et-
halteu; welche viele Aehnlichkeit haben mit denjenigen
▼on Bh. incisivus und nur in noch stärkerem Maasse
nach vom geneigt sind.
Der Unterkiefer selbst ist eigenthttmlich durch die
bedeutende Höhe seines vertikalen Astes und das starke
Vortreten des Angulus.
VoUö Länge des Unterkiefers, ungefähr . 480 "*°"
Höhe des vertikalen Astes bis zur Incis semi-
lunaris ... . • « . 200 „
Breite desselben unterhalb der Condjli . . 123 „
Höhe des horizontalen Astes hinter dem letzten
Backzahn 87 ^
Idem vor dem vordersten Backzahn . 66 „
Länge der untern Backzähne an den ) M. 3 43—45 „
Terschiedenen Gebissen : i M. 2 40—42 „
M. 1 33-41 „
P. 4 32-36 „
P. 3 30-34 „
P. 2 33 „
P. 1 25-28 „
— 120 —
Es genügen diese Angaben , um die Bestnmm^f
dieser Specios als Ac&ratherütm Oaamatemse Dur. toU-
kommen zu rechtfertigen.
Kaup hat bekanntlich in dieser Speciea da» Mtondn«
von Xlh. incisivus yermuthet*j Mag indeaa auch die
Aehnlichkeit des Gebisses zu einer .§olclißii Ziynimfii
Stellung auffordern I so ist die Schädelbildung bei Ver-
gleiühung der Kaup'schen Abbildung von Bh.inciaiTus^
mit der Blainville'schen Abbildung TOuBh. Grannatensis -
und noch vielmehr bei Verg^eichnng mit dem weit besser
erhaltenen tichädel in Bern eii^e 00 sebr veraphiedeiM^
dass OS mir unmöglich scheint, sie durch blosae Ge-
sobloobisverschiedeqbeit ^u motiviren«
Der unverletzte Schädel in Bern vervollständigt und
berichtigt dabei die erwähnte Blainville'sche Ablnldung,
die sich auf einen sehr virletzten und wie es scheint
auch durch Druck modifizirten Schädel atiitzt, in so
werthvoUor Weise ; dass Herr von Fischer-Ooster durch
baldige VeröfFontlichung guter Abbildungen des Schädels
in Born die Kenntniss dieser Specie^ in sehr erwünsch-
tem Maasse fördern wUrde.
Ich begnüge mich hier^ die wesentliphen Abweichun-
gen von Bh. incisivus und Gannatensis hervorzuheben.'
Die Schädeloberfläche ist weit schmäler bei Ganna-
teusis als bei incisivus.
Die Nasalia , bei erster «'m sehr lang und schmal,
reichen so weit nach vorn als der vordere Bind des
Zwischenkiefers, während sie bei incisivus weit früher
in einfacher Abrundung abschliessen.
Die Incisiva, bei Bh. Gannatensis gerade gestreckt
*) Beiträge cur nähern Kenntniss der urweltliclien Säogethiere,
1. Heft, 1854 Aoerath. inoisiv. p. 14.
«i") Ossen. fots. tab. X. f. 2.
— 127 —
and nach vorn sich allmälig zuspitzend; schwellen gegen
las Ende stark an bei Rh. incisivus.
Die Bucht zwischen Nasalia und Intermaxill« ist
bei Rh. Gannatensis viereckig ausgeschnitten , hinten und
vorn fast gleich hoch, bei Eh. incisivus keilförmige da
Nasalia und Intermaxillse nach hinten convergiren.
Die Orbita ist bei Eh. Gannatensis weit geräumiger
als bei incisivus, so dass nur eine vertikale sehmale
Brücke Orbita und Nasengrube trennt. Der Jochbogeh
bildet gleich hinter der Orbita einen sehr steil aufstei-
genden Bogen , der nach hinten wieder gleich steil ab-
gilt, da die äussiern Gebör^nge und 'die Orbita in
gleicher Höhe liegen. Die Profillinie des Schädels steigt
Dur schwach ndch hinten an.
Ganjz anders dind diese Verhältnisse bei Eh. inci-
fiivus, Wo die Orbita eng und rundlich umgränzt ist und
Sowohl Jqchbogen als Schädeloberfläche nach hinten
[iOtitiauinUch sehr stark ansteigen.
. I^ie Uebereinstimmung des Schädels in Bern mit
demj^ügen ,voh G^mnat wird übrigens noch reichlicher
als durch die/^l&üaviJilG'sche Figur durch die Angaben
Duver;iioy:ß' (a^ a. O^/'pl. 533 über deren Original belegt.
lohi^Weiflejdtaher keinen Augenblick, dass der Schädel
TOB der fjngehald^ derselben Species angehört^ wie der
von Blainville abgebildete von Gannat; und dass diese
Species Uberdiess von Eh. incisivus so sehr abweicht,
dass ihre Selbstständigkeit als AceratAerium Ocmnatense
vollständig berechtigt ist.
Eine fernere Species von Ehinoceros schien ah der .
Engehalde vertreten durch einen f^t vollständig £(rhal-
tenen und alle seine bleibenden Zähne tragienden rechten
Ast des Unterkiefers von circa 400Millim. Länge. Der
linkseitige Ast ist nur theilweifiie erhalten. Der hinterste
— 128 —
Backeahn ist erst im Durchbrach begrifibn , alle Ari-
gen sind noch ziemlich intakte Ersatassfihne.
Herr von Fischer-Ooster glaubte diesen Unterkiefer
nach seinen Backzähnen am ehesten mit Bhinoceros slni-
heimensis Jäger vergleichen zo dürfen. Die Bedenkiii
welche der völligen Idenlificirang dieser Würtemberpscbea
Art mitRhinoceros minutas Cuv. oder Aceraiheriam miini-
tom Eaop noch etwa entgegenstehen konnten^ hatbekaimt-
lich Ejtup in neuerer Zeit vollständig gehoben^ und
wahrscheinlich gemacht, dass auch Bhinoceros plenroceros
Duv. mit der alten Cuvier'schen Species identisch sei
Bhinoceros minutus würde hienach wohl die häufigste
und am weitesten verbreitete miocene Nashomart sein.
Verschiedene Umstände hinderten indess schoD Hrn.
von Fischer-Ooster ; den Unterkiefer der Engehaldc; troti
der Aehnlichkeit seines BackzahngebisBeB mit demjeni-
gen der Jäger'schen Abbildung, mit Bh. minutas Cut.
zusammenzustellen. Seine Schneidezähne weichen von der
bei Bhinoceros gewöhnlichen Form dadurcb anffsllend
ab, dass sie nicht nur an ihrem freien^ darch Usnr ab-
getragenen, sondern auch an dem in der Alveole stecken-
den Theil; so weit derselbe sichtbar ist, eine nahesn
horizontale oder doch nur schwach gewölbte Oberfläche
haben, welche durch scharfe Kanten von dem sonst
ziemlich cylindrischen, nur nach vorn auch mit emer
merklichen Mediankante versehenen untern Umfang des
Zahnes getrennt ist. Der Zahn hat demnach in seinem
vordem Theil einen dreiseitig prismatischen Durchschnitt
mit oberer Basis.
Mohr noch als durch diese Eigenthümlichkeit derlnd-
Biven, auf welche wir zurückkommen werden^ wurde dasUr-
*) Beitrife. Aoemther. niBatom, p. 2.
- 129 —
theil über dieses Fossil erschwert durch den Umsfand, dass
dasselbe aus seinen Bruchstücken entweder unrichtig
restaurirt ist oder schon gebrochen im Muttergestein
lag. Es ergibt sich aus einer genauen Untersuchung;
dasS; obschon über die Zusammengehörigkeit der beiden
horizontalen Aeste kein Zweifel bestehen kann, ein merk-
liches Stück des zahnlosen Theiles zwischen PraBmolaren
und Symphyse fehlt, und der ganze Kiefer folglich um
diesen Betrag verkürzt ist.
Unwesentlicher sind Verschiebungen in der gegen-
aeitigen Lage der beiden Aeste , sowie in der Stellung
einzelner Zähne.
Es folgt daraus die Nöthigung, den Incisivtheil und
den Backzahntheil besonders zu besprechen und erst
nachträglich wo möglich die Gesammtform zu reconstruiren.
Von den beiden Schneidezähnen ist der besser erhal-
tene linkseitige in einer Länge von 110°^ (nach der
Ejümmun^ gemessen) bloss gelegt. Er ist in seinem
hintern Theil von deprimirt cylindrischem , schwach
quer-ovalem Durchschnitt; nach vorn wird die Abplat-
tung auf der Oberfläche immer stärker^ und gleichzeitig
entwickelt sich eine untere Mittelkante, so dass der
vordere Theil des Zahnes selbst noch in der Alveole,
alao ohne Einfluss der Usur, eine prismatisch-dreikantige
Gestalt besitzt. Er verläuft dabei in einem schwach nach
aben gerichteten Bogen.
So weit sich schliessen lässt, mochte er um min-
destens 80, vielleicht 40"*™ aus der Alveole vorragen
und besass hinten an der Kaufläche 26 "^ Breite. Ge-
genwärtig ist die Spitze dieser Incisive um 60 ^°°^ von
Fraemol. 1 entfernt, so dass nach Abzug von 80 — 40°^
freien Zahntheils ein Diastem von 20 — 30 "''^ übrig bleibt ;
dasselbe muss indess bei richtiger Bestauration auf min-
— 130 ^
I
destens 50 "^ angetchlagen und. folglich ebensoviel ißt
dermäligen vollen Kie£erl&nge zugefilgt werden ^ um m
aof ihren richtigen Betrag zu bringen.
Nach dem Alter des Thieres zu achliesBen; .müssen
diese Schneidezähne die noch nicht alten Incisiven zweiter
Zahnung sein.
Dass in Folge von Usur die Form -Ider Schneide-
zähne bei einer und derselben Spedes von Khinoceros
merklich wechseln kann, erhellt genugsam aus den
Abbildungen bei Kaup Oss. foss. PL XIV. und Bei-
träge Fl. L; und dass namentlich die so eben er-
wähnte prismatisch dreikantige Form mcht selten ist,
zeigt Fig. 6, PL XV. bei Cuvier fbr Rh. minutus; Fig. 16,
FL I. bei Raup Beiträge für Rh. javanicüs ; Fig. 17
ebenda für das nur auf 2 Schnmdezähnen beruhende Bh.
leptodoB E[aup. Die gleiche Form beschreibt auch Duver-
noy a. a. O«; p. 36 und 60 fürBh* javanicus und pleuroceros
(Fig. 3 B. FL I.). Unter den vielen Abbildungen von
Schneidezähnen bei Kaup Beiträge stinmit in Bezng
auf die Form Fig. 17, FL I. (von Bh. ^ansaniensis); ia
Bezug auf die Richtung Fig. 19 ebenda (von Riu inci-
aivus) am besten überein mit den Incisiven des' in Frage
stehenden Fossils von der Engehalde.
Die Backzahnreihe ist vollständig erhalten, alkin
Ht 3 erst im Durchbruch begriffen, und auch alle übri-
gen Zähne mit Ausnahme von M. 1. fast ohne . Ab-
nutzung. Die Form dieser jugendlichen Zähne, welche als
die jungen Ersatzzähne zu betrachten sind> entspricht in der
That im Allgemeinen derjenigen, welche Jäger för Zähne
von ähnlichem Alter an seinem Rh. steinhmmenais (mi-
nutus Cuv.) abbildet. Ein Basalwulst ist an d^r Aussen-
fläche kaum angedeutet , wohl aber am Vorderrande des
Zahnes, wo er von der äussern Kante an aehr rasch
— lai --
nach dem Vorderrand äa&teigt. Auch am. EButemrMd
der Backzähne ist ein Baaalwulst YorhandJem. . ,
Die Gvösser der Zähne des Bemerkiefbrs übertri£%
indess diejenige von Bh« mmntus so bedeutend, dass
eine Identität nicht zu denken ist.
Länge der ganzen Zahnreihe ohne M. 3 . 186 "^
9 f^ VoHständigen Zahnreihe^ minde-
•tens . 325-
-230 „
Läi^ge der 4 -PrsRinolaren . . .
105 ,
„ i, eiiuelneQ Zähne am Uala:*)
> ' 1
M. 2
40 „
. » 1-
35 „
P. 4
83 n
»3
31 ,
r, 2
25 ,
„ 1
12V« »
Mit dieser sehr bedeutenden Ausdehnung der Back-
zahnreihe > welche ungefähr in die Mitte fallt zwischen
diejenige von Bh. incisivus und Bh. Schleiermacheri,
würde die sehr erhebliche Schwäche des sie tragenden Kie-
fers in auffallendem Contrast stehen, wenn nicht diese
beiden Eigenthümlichk^iten Merkmale des an dem in
Bede stehenden Fossils ohnehin evidenten jugendlichen
Alters wären. Die Höhe dea Unt^kiiofevs beträgt unter
Mol. 2 nur 66, vor P«»mol. 4 56 "^^ Die Form des
Unterkiefers ist eine durchaus jugendliahe, mit kaum
ausgebildetem Angulu9 , däÜer naeh hinten und vom stark
aufsteigend, in seiner* ganzen Länge ähnlich gebogen, wie
bei jungen Kiefern von Schwein.
Der vertikale Ast ist nur zu einem sehr kleinen
*) Da di^ noch jagendliohen Zähne sich am Hals, nooh nicht be
röhren, so fallen die durch Addition erhaltenen Werthe von einsefud
JSallii^rapp«n g^flngtr ans alg dar GtMunmtwertb.
— 182 —
Thmi erhalten. Die horizontale Distane von MoL 2
bis zum Hinterrand des vertikalen Astes beträgt min-
destens 165 "^ , diejenige vom Hinterrand bis vor Fne-
mol. 1 demnach 850 '^, ßie volle' Länge vom Hinter-
rand bis zor Spitze der Incisiven 410 *^, und rechnen
wir bei richtiger Restauration als IGnimum für das Dia-
stem 50 ^ das heisst etwa 30 ™* mehr als in dem der-
maligen verkürzten Zustande des Kiefers^ so können wir
die volle Länge des Kiefers mit grosser Wahrscheinlich-
keit auf 400 ^°^ bis zu den Licisiv - Alveolen ; auf etwa
44Qmm \^\^ 2ar Spitze der Licisiven schätzen.
Diese Angaben stellen uns in Stand, den Kiefer
mit den bekannten Species zu vergleichen. Das charak-
teristische desselben besteht; abgesehen von der ansehn-
lichen Grösse, in der sehr bedeutenden Ausdehnung der
Backzahnreihe im Verhältniss zur Kieferlänge, sowie
in der Grösse der Incisiven.
Durch weit bedeutendere Grösse sind sowohl Rhin.
Schleiermacheri als Goldfussi ausgeschlossen, umgekehrt
durch weit geringere Dimensionen Rh. minutus, — Bh.
incisivus hat bei bedeutenderer vollständiger Eaeferlänge
eine weit kürzere Zahnreihe, in geringerem Maasse auch
Rh. Sansaniensis ; die am nächsten zutreffenden Verhält-
nisse finden wir bei Rh. Gannatensis.
Die Vergleichung des fraglichen Unterkiefers mit
demjenigen des in Bern befindlichen Schädels von Bh
Gannatensis scheint eine solche Zusammenstellung auf
den ersten Blick unmöglich zu ^lachen. Allein restao-
riren wir denselben erst richtig und berücksichtigen das
verschiedene Alter beider Kiefer, möglicher Weise auch
das verschiedene Geschlecht, insofern der vollständige
Schädel höchst wahrscheinlich einem männlichen Tbiere,
der in der Rede stehende Unterkiefer wahrscheinlich
— 133 —
einem weiblichen angehört; so lässi sich dieses Resultat
mit einer grossen Zahl von Belegen umgeben , die mir
es unmöglich machen , in dem genannten Unterkiefer
etwas anderes als den Best eines noch jungen Weibchens
d^ schon ausserdem durch die vier oben erwähnten In-
dividuen an der Engehalde vertretenen Species von Bh.
Gannatensis zu sehen.
Die sehr verschiedene Form des Unterkiefers fällt
hier nicht in Betracht; da sie offenbar eine völlig jugend-
liche ist; welche zu derjenigen des erwachsenen Schädels
noch leicht gela'ngen konnte. Die Incisiven weichen von
denjenigen des vollständigen Schädels ab durch etwas
geringeres Volum und etwas stärkere Biegung; besonderr
aber durch die dreikantige Gestalt, welche indess auch
bei dem erwachsenen Männchen; obschon schwach; an-
gedeutet ist. Die Backzähne weichen am Wesentlich-
sten ab von denjenigen des erwachsenen Schädels ;
durch fast gänzliches Fehlen eines JSasalwulstes an der
AussenseitC; grössere Ausdehnung der Praemolaren^
beides Merkmale ; welche ganz mit Becht auf Bechnung
geringeren Alters und vielleicht anderen Geschlechts
gesetzt werden können.
Eine zweite Species von Bhinoceros ist an der Enge-
halde erhalten in einem vollständigen Unterkiefer eines
ganz Erwachsenen ThiereS; dessen Zähne indess nur
theilweise erhalten sind; (die 6 letzten Backzähne am
linken Ast; der zweite und siebente Backzahn und
ein äusserer Schneideziahn am rechten Ast) und überdiess
in einem Sjmphysenstück, das zwei mächtige äussere
und dazwischen noch zwei sehr kleine innere Schneide-
asähne trägt (erstere von 2§ °^; letztere von 8 "^ Quer-
durchmesser in der Mitte der Länge).
D|e Beihe der Baeksähne steht sehr schief auf dem
— 184 —
*
tMiten AlTeolarraiid ^es Unterkiefers und reicbt so weit
nach ▼orO; dastf Pnßm. 3 zur Hälfte Yor der Symphyse liegt
Die Backsähae^Yon der Form derjenigen von 'ESi.incisivas,
sind anfPallend durch ihre sehr bedeutende Breite (28°^
Kronbreite an M. 3 bei 39°^ Länge; 24«»" Breite auf
80 "^ Länge an Praem. 4.)
Die volle Länge des Unterkiefers vom Alveolarrand
der Schneidezähne bis zum hintern Rand dess aufstei-
genden Astes beträgt mindestens 420 — 430"^ (bis zur
Bpitee der Incisiven mindesten» 460^); die Länge der
Symphyse mindestens 100 °^, also nahezu V* der Kiefer-
län^C; bei 70*"* mittlerer Breite des Symphysentheiles.
^ Der ganze Unterkiefer zeichnet sich auffallend aus
€ui:^ seine massive Bildung. Der vertikale Ast iit
riiilativ niedrig und breit; dabei auffallend dick, mit
\hilstigen Rändern. (Verticalhöhe des Proc. condyloldeas
180"**"; geringste Breite des vertikalen Astes 92™.)
Der horizontale Ast nimmt nach vorn rasch an
Höhe ab und ist noch massiver gebildet^ in allen s^en
Theileti Von ovalem Durchschnitt; also mit gewölbten,
nicht ebenen Seitenflächen ^ von 38 ''°' Dicke unter M. 3
und 32 "°* unter Prjem. 3. Der Alveolarrand ist so breit,
dass die an sich sehen sehr breite ZahnreHie mit ihm
einen merklichen Wihkel bildet. Die Distanz der beiden
KieferftHte beträgt 65»« hinter Pr»m. 2.
Es genügen diese Angaben zur E^ststellung; dass
dieser Unterkiefer unbedingt der Gruppe delr iniocenen
Rhinoceros angehört; die sich bekanntlich von den plio-
eenen und noch jungem durch die gewaltige Bntwicklnng
der untern Schneidezähne und entsprediende Ausdeh-
nung des Symphysentheiis des Unterkiefers in höchst
auffallendem Grade unterscheiden. Die VergleiohaDg
der Abbildungen von Cuvier und Owen fiärRh. leptorhinos,
- 185 — '
von G-erväia für Rh. megarliiiuifl mit dem Sjanikhjaen-
Btttck von Bern lassen hinüber ktmto Zweifel«
Unter d^i miocenen BhinoceroB ist Aceratherium
Goldfussi Kaop (Rh. hraßhjpxxm^Jboäiei) Ton ^er in Bede
stehenden Species von Bern aäiß^erschieden durch seine
ausserordentliche Grösse; Aceratherium minutum Kaup
ist allsgeschlossen durch seine Kleinheit und überdies
durch die wesentlich abweic^nde Fjp/m des Unterkiefers.
Bhinoceros Schleiermacheri «Kaup hat ebenfalls bedeu-
tendere Dimensionen als de]r Unterkiefer in Bern ; allein
überdies weicht die Kaüp'sche / Art von der letztern
wesentlich ab durch relativ ^eitjgrössere Höhe des hori-
sontalen Astes ,* durch weit geringeria Abnahme dieser
Hdhe nach ^orn hin, und n^och »uffaUendor durch ge-
ringere Dicke des Unterkiefers; die Zahnreihe findet
bei der Eaup'scheb Att auf denl obern Band des Unter -
kiefer? gerade Baum und verläuft daher vollkommen in
der Etichtupg desselben; bei dem Unterkiefer in Bern
verläuft die Zahnreihe schief auf dem weit breitern Un-
terkieferrande. Ueberdies ist hier die Zahnreihe mehr
nach vorn gerückt^ so dass der zweite Backzahn nur
sur Hälfte, vor der SjmpbjMe liegt, vollständig dagegen,
nebst einem Theil des dritten , an dem Berner Kiefer.
Bhin. Bandanensls Duv. (nach Kaup vermuthlich
ein langes ' Individuum von Bh. inoisivus) hat einen kur-
zem, b^dseits stark eingeschnürten Symphysentheil
des Unterkiefers und runde Alveolen der Schneidezähne,
waa bei dem Kiefer in Bern nicht der Fall ist«
Aceralherinm incisivum Kaup hat bei allgemein grös-
seren Dimensionen eine im Verhältniss zur Kieferlänge
wött kürzere Zi^hnreihe ajls d^s in Fragi^ stehende Fossil;
besonders «eig^ i^ch die« in der weit grössern Ausdeh-
nung des; zähnloseti Theils ^wischen Sohneide und
— 186 —
Backzähnen; und in dem Umstände , dass bei ersterem
P. 2 noch hinter der Symphyse steht , während beiletE-
terem selbst P. 3 noch zur Hälfte über die Symphyse
hinausragt« Der horizontale Ast des Kiefers ist ferner
bei Äcerather. incisivum in seiner ganzen Ausdehnung
nahezu gleich hoch , während er beim letztem nach Tom
rasch an Höhe abnimmt; überdies ist er^ wie auch der
aufsteigende Ast, bei ersterem cpmprimirter und gerad-
wandiger, und namentlich der processus coronoideus weit
schlanker, als bei dem Bemer Kiefer; endlich ist bei
der ersten Species das Volum der äussern Schneidezähne
oder ^elmehr Stosszähne erheblich grösser.
Unter allen bisher bekannten miocenen Bhinoceros
kann nur Rh. Sansaniensis Lartet mit den fraglichen
Fossilien von Bern zusammengestellt werden. Duvemoy
hat diese Lartefsche Species mit Rh. Schleiermacheri
Kaup yereinigen wollen; allein Kaup, dem das Urthril
hierüber wohl einzig zusteht, trennt sie mit überwiegen-
den Gründen davon ganz ab und lässt ihr ihre voll-
ständige Berechtigung.
Bei Vergleichung des fraglichen Unterkiefers von
Bern mit den von Duvernoy#(F. 1, PI. I.) und Kaup
(Beiträge, F. 2, PI. X.) gegebenen Abbildungen des
Unterkiefers von Rh, Sansaniensis erscheint trotz der
etwas geringeren Grösse des ersteren die Uebereinstim-
mung in Bezug auf die Form des Knochens selbst bis
in dessen einzelne relative Dimensionen eine vollständige.
Es ist indess dabei die Zahnreihe des Berner Kiefers
merklich länger] als in] den erwähnten Abbildungen.
Die Belege dazu liegen in der beigefügten Tabelle.
Ob diese Abweichung durch Alters- oder (Je-
schlechtsverschiedenheit der verglichenen Stücke genü-
gend motivirt werde , bin ich dermalen nicht im Stande
— 137 —
in beurtheilen nnd begnUge mich daher mit dem Nach-
weis , dass der erwähnte Kiefer in Barn einem miocenen
Ilhinoceros angehöre und mit R^in. Sanaaniensü Lartet
genan Ubereiostimmt
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— 138 —
Die Belege für die weitere Verbreitang zweier bisher
bloss in'Frankreicb bekannten Bfainoceroaarten Schemen
mir ausser ihrem zoogeographischen Wertb f&r diese
letztern selbst noch einen andern Werth zu haben. Sie
dienen auch als neue Belege für die längst bekannte
Thatsache , daas Aceratherien in den altern Tertiärperio-
den über die Rhinoceros dominiren; finden sich im näm-
lichen geologischen Horizont neben Aceratherien, wovon
bis jetzt vier bek<innt sind, zwei Rhinoceros, so sind
die ersteren im Pliocen yerschwunden^ und überblickt man
die successiven zoologischen Modifikationen, welche das
Genus Rhinoceros im weitern Sinne seit seinem ersten
Auftreten im Miocen bis auf die Gegenwart erlitten, so
findet man eine stetige Fortentwicklung in einer und
derselben Richtung, die unzweifelhaft ihre Motive wenig-
stens theilweise in einer eben so continuir liehen Modifika-
tion der äussern Lebensbedingungen finden musste.
Ohne im Stande zu sein, die speziellen osteologiscfaen
Merkmale des Skelets der verschiedenen Rhinoceros in
ihrer geologischen Succession zu überblicken und zu
würdigen , kann ich doch als hinlänglich gesicherte and
bekannte Thatsache anführen die allmälige Verminde-
rung der Fingerzahl (Uebergang von tetradactylem zn
tridactylem Vorderfuss), die continuirliche Schwächung
der Incisiven (namentlich der untern), die eben so con-
atante Zunahme des Nasenhorns (wahrscheinlich nicht
nur an Zahl, sondern auch an Stärke), von miocenen bis
zu den lebenden Formen. Ich darf kaum zweifeln, dass
eine genaue Vergleichung der bis jetzt bekannten Ske-
lettheile fossiler Rhinoceros in diesem Sinne eine Menge
ähnlicher Modifikationen ergeben wfirde. Es scheint
mir, dass reiohliche Analogien da sind, welche diese
Modifikationen als den Ausdruck leiner von den altern
— 139 -
zvk den neuem Species continuirlich fortschreitenden An-
passung an immer mehr terrestrische Sitten und immer
ausschliesslicher herbivores B^gime hinstellen.
^ Eine solche fortschreitende physiologische Modifika-
tion im Sinne von Bronn's Gesetz der terripetalen Ent-
wicklung scheint übrigens nicht nur innerhalb der
Schranken gewisser Genera^ sondern im ganzen Um-
fange der Pachydermen sichtbar zu sein^ eine Bemer«
kung, deren Durchführung nicht in der Absicht und
den Grenzen dieser kurzen Notiz liegen kann. Für das
Genus Bhinoceros an sicGT scheinen indess die ältesten
und die neuen Species in biologischer Beziehung fast so
weit auseinander zu liegen ^ als das aquatile omnivore
Flusspferd und der terrestrische herbivore Tapir. Unter
den noch lebenden scheinen die insularen Arten von
Sumatra und Java auch noch am meisten dem alten
Gepräge treu geblieben zu sein.
Es kann überhaupt kaum bezweifelt werden, dass
die äussern Lebensbedingungen im Allgemeinen einen
weit richtigem Schlüssel zur Beurtheilung der successiven
Veränderungen in grossen oder kleinen Gruppen von
Organismen darbieten, als die Theorie der embryonischen
Charakteren.
Verzelefaniss eingegangener Geschenke.
Van der Leopold, KaroU Akademie:
VerhAndlangen. Band 19. Jena 1860. 4.
Von der Tit. Redaktion:
Dr. A. Vo^. Schweiz. Monatsohrift für prakt. Meilisin. Jahr-
sang I., II., III. Band 1856-58. 8.
Von der naiurforsehenden GeseUschaß in Zürich:
Vierteljahrsschrift Jahrg. V., 2. Zflrioh 1860. 8.
*
— 140 ~
Dr. Ctr^r« Sldller«
VelMr elnlse astr^n^BÜselie KtscImI-
nuiiseii des SrnMurem t9SO.
(Voril^etraseii den 30. November 1860.)
§ 1-
Neu entdeckte Planeten.
Nachdem seit Auffindung der Alexandra und der
Pandora im September 1858 die Zahl der bekannten
Asteroiden ein Jahr lang stationär geblieben war, sind
nun innerhalb 12 Monaten sechs neue zu dieser Gruppe
hinzugekommen.
Zeit der konstatlrten Rntdeekong.
(57) Mnemosyne. 22. Sept 1859. Luther in Bilk.
(58) Concordia.
24. März 1860.
Luther in Bilk.
(59)
12. Sept. „
Chacomac in Paris.
(60) Titania. *)
15. «
Ferguson in Was-
hington. .
(61) Danae.
19. ^ »
Goldschmidt in Paris.
(62) Erato.
12. Okt. „
Förster in Berlin.
(57) Mnemosyne.
Berechnet von C. Adolph in Göttingen aus sämmt-
liehen Beobachtungen von 1859 Sept. 22. bis 1860 Jan. 19.,
mit Berücksichtigung der Jupiters - und Saturnsstörungen
(Astronom. Nachr. 1279).
*) Die Zählonp iresehieht hier oack dem Vorsehlaf you Peters^
As(r. Nachr., Nr. 1282. Anfanges worden die Danae mit (60) and die
Titania mit (61) bezeichnet.
141 —
Länge des Knotens:
ß = 200" 5' 25",1
Meigung der Bahn:
l = 15» 8' 1",6
Länge des Perihels vonj
Sl an gezählt:
« = — 147 12'12",1
Halbe Haap.taxe:
« = 3,157290
Mittl.
Aquin.
1860,0
Excentricitätswinkel :
g) = 5<^ 58' 34",4
Mittlere Anomalie :
M = 3350 42' 12" fi
Mittlere tägliche Bewe-
gung:
^ = 632",46330
Epoche : 1860, Jan. 1,0
mittl. Zeit. Berlin.
(p8) Ooncordia.
Berechnet von C. Bruhns in Leipzig aus 4 Beobach-
tungen am März 24. bis April 22. (Astr. Nachr. 1256.)
ß = 162« 3' 25",1 Mittl.
/ = 50 15' 31 ",3 j Äquin.
cJ =r - 450 33' 39",1 ) 1860,0
« = 2,68020
^ = 2J 57' 40",0
M= 630 18' 46",8
lüt = 808",640
Epoche : 1860, April 10,0
m. Zt. Berlin«
Planet. (59)
Berechnet von W. EUis in Greenwich aus 3 Beobach-
tungen vom Sept. 18. bis Okt. 16 (Astr. Nachr. 1282.)
ß z= 170' 18' 17",9 ) Mittl.
/ = 80 36' 30",5 Äquin.
cü =— 1510 22' 31 ",2 ) 1860,0
« = 2,714637
^ = 60 49' 30",6
M= 3500 56' 49",2
^ = 793",561
Epoche: 1860, Okt. 2,12*»
m. Zt. Greenwich.
(60) Titania.
Berechnet von J. Ferguson in Washington aus 3
Beobachtungen von Sept. 15 bis Sept. 29. (Astr. Nach-
richten 1282.)
- 142 —
i
:: 187 12' 10",3 ) Mlttl.
= 4' 41' 4",4 [Äquin. d.
- 290 6' 31",6 ) Epoche.
: 2,28962
^ = 11^ 27' 27'',0
M= 1970 28' 55",9
^ = 1024",15
Epoche: 1860, Okt. 1,0
m Zt. Washington.
(61) Danae.
Berechnet von R. Luther in Bilk aus 3 Beobachtungen
vom Sept. 22. bis Okt. 21. (Astr. Nachr. 1282.}
ß = 334" 18' 28",7 | Mittl.
/ = 180 17' 0",6 [ Äquin.
€J = 5^ 49' 31",5 ) 1860,0
« = 2,974688
(f> = 90 23' 9",4
M= 5^ 33' 56",1
fi = 691",5879
Epoche: 1860, Sept. 29,0
m. Zt. Berlin.
(62) Erato.
Wurde bei Aufsuchung des Chacornac'schen Planeten
(59) auf der Berlinersternwarte am 14. Sept. als ein Stern
eilfter Grösse aufgefunden, und bis zum 10. Okt. acht
Mal für den Pariserplaneten beobachtet. Die Abweichun-
gen der Beobachtungen von den Ephemeriden des letz-
tern konstatirten endlich die Verschiedenheit der beiden
Himmelskörper.
Elemente von Dr. Schjellerup in Kopenhagen (Astr.
Nachr. 1281}:
Mittl. ^ = 9^ 49' 18",4
Äquin. M = 339 ^ 48' 37",0
1860,0 (JL — 644",937
Epoche : 1860, Sept. 14,0
m. Zt. Berlin.
Diese Planeten gehören mit Ausnahme der Titania
der entferntem Hälfte der Asteroiden an, die mittlere
ß = 1260 54' 31",8
/ = 2° 12' 42",8
io = — 950 40' 38",5
« = 3,11645
— 143 —
Entfernung der Mnemosyne wird bloa von derjenigen
der Hygeia' übertroffen. Die Excentricitäten und die
Neigungswinkel der Bahnen bieten nichts Bemerken s-
werthes dar, keine dieser Bahnen erreicht die Excentr
cit^t des Merkur.
§• 2.
Die Cometen des Jahres 1860.
Comet L, 1860.
Entdeckt von E. Liais in Oliuda (Brasilien) am
26. Februar im Doradus, fast genau am südlichen Pol
der Ecliptik. Fast im letzten Momente seiner Sichtbar-
keit aufgefunden , konnte er blos bis zum 3. März beob-
achtet werden, wo er im Mondlicht verschwand. Der-
selbe war ein DoppelcomeU Der grössere Nebel ging
dem kleinern westlich voraus und war in Richtung des
Kadius Vektor der Sonne merklich verlängert (gröster
Durchmesser: 25 bis 30 Sekunden; kleinster: 7 oder 8
Sekunden). An dem der Sonne zugekehrten Ende befand
sich ein heller Punkt von der JSelligkeit eines Sterns
neunter Grösse. Der kleinere Nebel war kreisrund, sein
Durchmesser mass 4 Sekunden oder die halbe Breite
des grössern Nebels.
Elemente von C. F. Pape in Altena (Astr. Nachr.1248) :
£1 = 324« l',9 .
I Scheinb.
/ *) = 79^' 22 ,6 { Äquin.
cJ = - 140' 35',7 lFebr.29,6
Periheldurchgang :
Ti= 1860, Feb. 16,767
mittl. Zt. Berlin.
Kleinste Sonnendi-
stanz: q =z 1,1927
*) Die Neigung der Bahn wird in diesem Aufsatze nach der Defini-
tion von Leverrier (Annaies de l'Observ. de Paris, I., paj. 165) ange-
ICeben, wonach eine Neigung kleiner als 90® eiaer direkten Beuoeguiuj,
eine solche grösser aU 90^ einer retrograden Bewegutuj entspricht*
- «4 —
E^ zeigt wiA aos diesen Eleiiieiileii, dass der Goaet
schon zwei Monate Tor seiner Entdeckong hatte tii%e-
fonden werden können.
Camei U^ 1860.
Ein äusserst lichtschwacher Comety Ton Greorg Bamker
auf der Hamburger Sternwarte am 17. April in der Nähe
▼on a Persei entdeckt. Er konnte bis zum 23 Mai beob-
achtet werden und bewegte sich während dieser Zeit von
Perseus aus nordöstlich bis in die Kehle des Luchses.
Elemente von H. Seeling in Glasgow, aus 3 Beob-
achtungen vom April 17. bis Mai 23. (Astr. Nachr. 1273.J
r=1860, März 5,71694
m. Zt. Greenwich.
q = 1,308297
ß = 8« 56' 8'',5 1 Mitd.
/ = 480 13' 3'',8 j Äquin.
iJ = 410 19' 56'',4 ) 1860,0
Gamet IIL, 1860.
Scheint zur Zeit des Neumondes im Juni zuerst in
Italien (18. Juni) von blossem Auge wahrgenommen
worden zu sein. Am 22. Juni wurde er von Gronemann
in Utrecht den deutschen Sternwarten signalisirt. Am
21. Jani wurde er in Amerika von H. Tuttle in Cambridge
beobachtet. Erst 14 Tage später nahmen ihn auch die
Astronomen in Rio di Janeiro und am Cap wahr. Bei
seiner ersten Entdeckung stand er im Fuhrmann , etwa
in der Mitte zwischen Capeila und Castor; er bewegte
sich erst östlich und dann stark nach Süden durch Krebs
und Löwe hindurch und verschwand endlich im Kaaben.
In Rio di Janeiro wurde er bis zum 23. Juli, in Athen
bis zum 24. Juli beobachtet.
Eine Bahnbestimmung mit vollständiger Benutzung
aller Beobachtungen steht noch aus. Aus 3 Beobach-
j = 0,2933904
— 145 —
tungen vom 22. Juni bis 6. Juli erhielt H. Seeling in
Glasgow folgende parabolische Bahn (Astr. Nachr-1273):
ß = 84^ 56' 43",5 J Mittl. r= 1860 Juni 15,96592
/ = 79« 3' 23",0 / Äquin. m. Zt. Greenwich.
cJ = 76 ' 40' 40",8 ) 1860,0
Die Feriheldistanz verhält sich zum Badius der Sonne
sehr nahe , wie die mittlere Entfernung des Mondes zum
Badius der Erde.
Keiner der in den letzten 20 Jahren beobachteten
Cometen hat während seiner Erscheinung so bedeutende
Lichtwechsel gezeigt; man kann vier Maxima seines
Glanzes unterscheiden: am 27. Juni und am 6., 12. und
23. Juli. Ein periodischer Wechsel von excentrischen
und. concentrischen Stellungen des Kerns in Bezug auf
den ihn umhüllenden Nebel lässt sich vielleicht durch
eine Botationsbewegung erklären. Der dunkle Baum,
der sich Anfangs hinter dem Kern zwischen den beiden
Armen des Schweifes zeigte, verlor sich Anfangs Juli
und der Comet erhielt eine zwiebeiförmige Gestalt, in-
dem an die Stelle des vormaligen dunkeln Baumes die
grösste Verdichtung des Schweiflichtes trat
Comet F/., 1860.
Am 23. Oktober wurde von Herrn Tempel in Mar-
seille ein sehr lichtschwacher Comet im kleinen Löwen
entdeckt. Beobachtungen finden sich blos vom 23., 24.
und 25. Okt. in den meteorologischen Bulletins der Pariser-
stemwarte. Der Comet scheint in dem hellen Lichte des
am 29. Okt. eingetretenen Vollmondes verloren gegangen
BU sein.
- 1« —
Die totale W—iBllBfitfniim ¥«■ 18. MwSL
Die wichtigste astronomisclie Erscheininig dieses
Jahres war die totale Sonnenfiimtemiae ▼om 18 JoE,
welche das nördliche Spanien auf einem Gürtel von 28
geographischen Meilen Breite dorchzog. Der reine Em-
mel Spaniens und die betrachtliche Höhe der Sonne über
dem Horizonte (50* bis 60 ) machten diese flnstemiss
zü einer der ausgezeichnetsten. In der That wird unser
Jahrhundert bis an sein Ende keine Finstemiss mebi
darbieten, welche in diesen Beziehungen mit der von
1860 verglichen werden könnte. Die einzige, welche in
Europa erträgliche Beobachtungen verspricht , ist die-
jenige vom 19. August 1887 , welche an der Elbe beginnt
und Berlin I Marienwerder , Wilna nndMoskan erreicht
Bei der Finsterniss vom 18. Juli 1860 fand der Em-
tritt der Erde in den Kemschatten des Mondes an der
Westküste Nordamerika's, an der Mündung des Columbia-
flusses statt. Dort ging die Sonne in totaler Verfinste-
rung auf. Von da an bewegte sich der Kernschatten
nordwestlich; trat, das Felsengebirge überschreitend, in
Brittisch- Amerika ein, erreichte bei Fort York die Hud-
sonsbay, welche er überschritt, um über Nordlabrador
hinweg dem Ocean zuzueilen. Von da an wandte er
sich wieder südlich und ging an der Südspitze Grönlands
vorbei; quer über den Ocean nach der Nordküste Spaniens.
Mitten im atla'ntischen Ocean liegt auch der Punkt, wo
die centrale Verfinsterung im Mittage stattfand, oder der
Punkt , der die Orte , wo die totale Finsterniss am Vor-
mittage eintrat, von denen scheidet, wo sie am Nach-
mittage stattfand. In 'Spanien ging der Kernschatten,
imgefH.hr dem Ebro folgend, über Burgos, Saragossa und
— 147 —
Valencia hinweg; streifte die Südspitzen der Insel Mallorka
imd betrat endlich bei Algier den afrikanischen Bodenl
Dort wandte er sich über den nordöstlichen Theil von
'f'ezzan der lybischen Wüste zu, überschritt in Nnbien
den Nil und verliess endlich die Erde an der Küste des
^othen Meeres in der N&he von Massowa. Dort ging die
Sonne total verfinstert unter.
In Spanien sind es hauptsächlich 5 oder 6 Stationen^
"Vre die Finsterniss wissenschaftlich beobachtet wurde.
In der Kichtung der Bewegung des Kernschatteus ge-
wählt sind dieselben die folgenden:
1) Pohes in der Nähe von Bilbao. Dort beobachtete
die von der Petersburgerakademie abgeschickte Expe-
dition, bestehend aus O. Struwe, Dr. Winnecke und
Lieutenant Oom, gemeinschaftlich mit den Herrn Airy
und Warren de la Bue.
2) Briviesca beiBurgoS; 2400 Fuss über Meer. Dort
waren die Herren d'Abbadic; der schon die totale Fin-
sterniss von 1851 in Schweden beobachtet hatte , Petit,
Direktor der Sternwarte in Toulouse, Burat, Professor
amLyceum zu Bordeaux, und eine russische Expedition,
bestehend aus dem Direktor der Sternwarte in Warschau
und einem "Professor der Militärschule in St. Petersburg.
3) Auf dem Berge Moncat/o, 4600 Fuss über Meer,
und in dem an seinem Fusse liegenden Städtchen Tara-
zona beobachteten die Herren Leverrier, Faucault, Cha-
cornac und Villarceau, und der Direktor der neuen
Leipzigersternwarte, C. Bruhns.
4) Auf dem St. Michaelsberge im Dosierte de las
Palmas, auf dem Punkte, den Arago zur Station der
französischen Gradmessung genommen hatte, befanden
sich der Pater Secchi und Aquilar, Direktor der Stern-
warte zu Madrid.
— 148 —
5) Ia CoHeOcm JU 2» PtamOj an der mitteUindis^ai
Kisle, befiuideii neh Lamont «b Münden, t<hi FeXiid
Ghcifiswald, Brenickcr «b Berlin und PtantaBoir
(Jent
ff) In Fa/«iiria wurde £e fmstermss Ton Dr. fon
Wallenbei^ aus München und KriegsraA Haaae am
HannoTer beobachtet.
Die Beobachtong* einer totalen Finatemiaa soll die
Wissenschaft nach zwei Bichtongen mit Data bereichern:
1) Vom rein astronomischen Standpunkte aus wird
die Finstemiss beobachtet, um genau die Momente ihrer
Terschiedenen Phasen su erfassen, weil diese scharfe
Anhaltspunkte geben sur Prüfung und Becstifikation der
astronomischen Tafeln, namentlich f&r die Terwickehe
Theorie der Mondbewegung Inwiefern gerade in dieser
Hinsicht die letzte Finstemiss von Interesse war, sogt
ein Blick auf die Terschiedenen, für ihren Verlauf zum
Voraus publicirten Sparten. Der Karte Ton SSrsdi in
Neuenburg liegen die altem Burkhardt'schen Monds-
tafeln, deijenigen von MSdler die neuen Tafeln von
Hansen zu Grunde. Nun geben fär die Zeit der Fin-
stemiss die Hansen'schen Tafeln die Deklination des
Mondes um ^"jS kleiner an, als die Burkhardt'schen.
Daher liegt bei Hansen die Schattenzone etwas südlicher.
Femer gibt Hansen die Bektascension des Mondes um
2',4 kleiner als Burkhardt Da dies der sechzigste Theil
der Grösse ist, um welche die stündliche Bewegung des
Mondes in Bektascension diejenige der Sonne übersteigt^
so hat nach Blansen die Finstemiss um Yeo Stunde oder
1 ^ später statt als nach Burkhard!
In dieser Beziehung werden namentlich die Beob-
achtungen der firanzösisöhen Expedition auf dem Moncsyo
und in Tarazona von Werth werden ^ weil die geogra-
- 149 ~
lische Position dieser Stationen und die Ortszeit; mit«
Ist grösserer Meridianinstrumente und während eines
ngern Aufenthaltes ^ von Villarceau und Chacornac mit
öglichster Genauigkeit bestimmt worden sind. Es hat
ßh auch; wie zu erwarten war, der Vorzug der Han-
n'schen Tafeln vollkommen bestätigt. In Valencia z.B.,
ks nach Burkhardt im Süden und ganz ausserhalb der
otalitätszone zu liegen kam, wurde eine totale Verfin-
erung von 107® Dauer beobachtet.
2) Eine totale Sonnenfinsterniss ist zweitens wichtig,
n über die physische Beschaffenheit des Sonnenkörpers
uigen Aufschluss zu gewähren.
Was den Verlauf der Finsterniss im Allgemeinen
»trifft, so blieb die Beleuchtung heller, als nach frühern
eschreibungen zu erwarten gewesen war. Zum Ablesen
)r Instrumente und zum Aufzeichnen der Beobachtungen
idurfte es keines künstlichen Lichtes. Auch konnten
ir einzelne der hellsten Sterne gesehen werden. Daher
mn auch der Umstand, dass von der von Leverrier,
ir Erklärung der von ihm entdeckten Sekularbewegung
)S Merkurperihels, zwischen Merkur und Sonne voraus-
ssetzten Planetengruppe Nichts wahrgenommen wurde,
cht gegen die Existenz derselben angeführt werden.
Die Hörner der Sonnensichel blieben immer scharf
id,die Sonnenflecken wurden successive vom dunkeln
ondrande bedeckt, ohne eine Deformation oder Ver-
iderung der Farbe zu zeigen, welche man der Existenz
aer Mondatniosphäre hätte zuschreiben können.
Die Corona war von glänzend milchweisser Farbe,
e stellt nicht eine homogene hofartige Lichterscheinung
T, sondern ist aus einzeln von einander getrennten,
hr schmalen Lichtlinien sosammengesetzt, die, im All-
meinen zwar radial zum^ Doppelgestirn , doch vielfach
— 150 —
von dieser Bichtung abweichen. Ihre Intensität nimmt
vom Sonnenrande aus sehr rasch ab. Bruchtheile einer
Sekunde genügten, um von dem den Rand znn&chit
umgebenden Ringe photographische Eindrücke zu ^•
halten. Auf Platten , die eine Minute lang ausgesetzt
wurden ; erstreckte sie sich bis auf drei Sonnenradien.
Nach gewissen Richtungen zeigen sich in positivem nnd
negativem Sinne Variationen der Intensität , die einen
Strahlenkranz bilden und mit den Unregelmässigkeiten
des Mondrandes im Zusammenhange zu stehen scheinen.
Das Licht der Corona ist in radialer Richtung polarisirt,
so dasB die Folarisationsebene stets durch die Sonne geht.
Die Erscheinungen der Corona hat Pater Secchi künst-
lich nachgeahmt^ indem er mittelst eines Heliostaten
einen Sonnenstrahl in eine dunkle Kammer fallen liest
und demselben einen gezackten Schirm entgegenstellt
Alsdann sieht man von diesem Schirme aus eine Menge
Strahlen ausgehen , je nach der Li^e des Auges ^ bald j
in radialer y bald in mehr tangentionaler Bichtung. Das-
selbe ist der Fall, wenn nicht der Schirm^ sondern die
Oeffiiung gezackt ist, durch welche der Strahl in die
Kammer tritt. Die Erscheinung wird deutlicher, wenn
durch Weihrauch künstliche Wolken erzengt werden.
Die Protuberanzen traten bei der letzten FinAtemiss
ungleich zahlreicher als früher auf. Dieselben bildeten
niedrige Säume, welche den Sonnenrand auf längere
Strecken umgaben, und aus denen die grossem Protn-
beranzen als einzelne Gipfel hervorragten. Auf der
Nordseite wurde eine vom Mondrande vollständig isolirte
Wolke wahrgenommen. Die Farbe zeigte mehr blane
und weisse Töne und weniger rotbe. In dieser Hinsicht
war die Erscheinung ähnlicher mit der im September
1858 in Brasilien, als mit der 1861 in Schweden beob-
— 151 -
achteten Finsterniss. Die Frotuberanzen konnten pho-
tographirt werden und es zeigen die von Secchi im De-
rierto de las Palmas erhaltenen Bilder eine vollständige
Identität mit denen , welche Warren de la Rue in Riva-
bellosa aufgenommen hat. Zugleich weisen diese Platten
eine Reihe von Protuberanzen auf, deren Strahlen eine
kräftige chemische Wirkung geäussert haben, obwohl
sie mit bewaffnetem Auge direkt nicht wahrgenommen
Verden sind. Eine Beziehung zwischen den Protube,
iranzen und den Unregelmässigkeiten des Mondrandes
läset sich nicht nachweisen. Während sich bei der Pro-
j^tion des Mondes auf die Sonne der südöstliche Mond-
rmid als der rauheste zeigte, wurden dort die Hervor-
raguugen nicht in grösserer Anzahl wahrgenommen, als
an andern Stellen. Ebensowenig ergibt sich ein direkter
Zusammenhang mit den Sonnenflecken. Die letztern
sind bekanntlich auf zwei bestimmten Zonen zu beiden
Seiten des Sonnenäquators beschränkt. Die rothen Pro-
tuberanzen hingegen zeigen sich rings um . die ganze
Sonne herum. Von den verschiedenen Beobachtern
wurden Messungen angestellt über die Orts- und Grössen-
veränderungen einzelner Protuberanzen und es ergibt
sich, aus denselben, dass zwar im Allgemeinen ent>
sprechend der Bewegung des Mondes die westlichen
Protuberanzen von den Spitzen aus nach und nach sicht-
bar werden und wachsen, während die östlichen von der
vorrückenden Mondscheibe nach und nach zugedeckt
Verden und von der Basis aus abnehmen. Die nörd-
lichen Protuberanzen — es wurde namentlich die isolirte
Wolke von den Herren Villarceau und Chacornae genau
Verfolgt — behalten ihre Stellung zur Sonne unverändert
bei und zeigen daher bei konstanter Höhe eine relative
Bewegung zur Mondscheibe. Diese Höhenveränderungen
- 152 —
der weBtIichen und östlichen Protuberanzen erweisen eich
aber bedeutender, als sich durch das Vorrticken des
Mondes allein erklären lässt, und dieser Umstand bildet
den wichtigsten Anhaltspunkt fiir die Ansicht derjenigen
Astronomen , welche den Protnberanzen eine reelle Exi<
stenz als Sonnenwolken absprechen und dieselben ala
eine blosse Difiraktionserscheinung erklären. Doch schei-
nen die Beobachtungsergebnisse der Finsterniss von 1860
im Ganzen eher für eine physische Existenz dieser Ge-
bilde auf dem Sonnenkörper zu sprechen.
•«oft«
Terzelehnlss der für die Bibliothek der
Sehwelz. IVatarf. Oenellsehafl elnge-
gangenen OeiMhenke«
Von der naiur forschenden Gesellschaft in Basel :
Verhandlangen. 11., 4. Basel 1860. 8.
De la SocUte de physique de Geneve:
M^moires. Tome 15, 2® partie. Oenhve 1860. 4.
Von der Tit. Redaktion:
Dr. Weinland. Der zoologische Garten, Inv. 7 — ^12.
De VAcad^mie de Bordeaux :
Actes. 3^ s^rie, 22« annöe, 1860. 1«^^ trim. Paris 1860. 8.
Von der k. k. Sternwarte in Wien :
1) Annalen, 3. Folgte. 9. Band. Jahrgang 1859. Wien. 1860. 8.
2) Meteorologische Beob. an der Wiener Sternw. v. 1775—1855.
Wien 1860. 8.
From the Royal Society of Edinburgh :
1) Transactions. 22, 1.
2) Proceedings. Vol. IV, Nr. 49. 8.
Von der Tit. Redaktion:
Schweiz. Zeitschrift ffir Pharniaeie. Sahy V, Nr. 8, 9 o. la
Von der medicinisch-chirurgischen Gesellschaft des Kantons Züriek:
Denkschrift znr Feier ihres 50. Stiftangstages, den 7. Mai 180t^*
Zörieb 1860. 4
Mr. 4IAO — 4l«lk
Ito'R. V. Fellenberg.
Analysen von antiken Branaen«
reite FertseUunip der Pa^. 79, Jahrgang 1800, abgebroeht nen ArUlt.
(Nr. 41 bis 60 inclasive.)
Die in dieser Arbeit untersuchten Gegenstände sind
mir von verschiedenen Personen zur Analyse mitgetheilt
worden; so die Nummern 41 bis 43 von Herrn Land-
ammann Lohner in Thun; 44 und 51, nebst 55, von Hm.
T^Fischer-Ooster, als Conservator, des Stadt-Museums,
und, die Kümmern 52 bis 54 und 58 und 59 von Hrn. ▼.
Uorlot ; 56 und 57 von Hrn. Dr. Uhlmann und Nr. 60
von Hm. Forel-Morin in Morsee.
lieber den Grang und die Methode der Analyse finde
ich mich zu keinen Bemerkungen veranlasst, da ich die
fiüher angegebenen genau eingehalten habe; nur kaxm
ich angeben, dasg ich mich zur Fällung des Kupfers
durch Schwefelwasserstoffgas mit vielem, Vortheile des
Eipp'schen Apparates bediene, welcher die Arbeit sehr
beschleunigt und die Unannehmlichkeiten des Hydro-
thiongases auf ein Minimum reducirt.
Bei der Silberbestimmung wende ich anstatt ge-
körnten Probirbleies dünn ausgewalztes an, von etwa
1 Quadratzoll Oberfläche, in welches ich, nach vorsich-
^em Einäschern der Filter, die silberhaltige Asche
einwickle und zu einem Kügelchen zusammendrücke und
einschmelze I wobei ein Verblasen der Asche nicht mög-
Bell ist
Nr. 41. Armspange vom Benzenbühl bei
Tb an. Metidlspangen von quadratischem Querschnitt
Bfm. WUMI. 4S9 ■. 4eo
— IM —
▼OD Stark 4 MiUimeteni Seite, welche mit einem dfinnen
grünlichen Ueberzng von Rost bedeckt waren. Dm
Metall zeigte sich von schdner Farbe und siemlich ddm-
bar und zähe. Znr Analyse worden 2,607 grm. gern-
nigten Metellea ▼erwendet mid ergab:*
Kupfer 85,13%
Zinn 14,59 «
Eisen 0,13 ,
Nickel 0,11 ,
SUber 0,04 »
Nr.42. Eelt oder Beil von der 6watt«Spies-
strasse. Handbeil mit grosser, halbkreisförmig genm^
deter Schneide, schmalem, zierlich ausgeschw^jütem, nä
erhöhten 'Bandrippen Ycrsehenem Griffe; das ganze &
strument mit einem glänzenden braungrünen UebeROg«
bedeckt; die Schneide in noch gutem schneidenden Zu*
Btatide. Zur Analyse wurden Bohrspähne, durch An-
bdiren des Griffes von der Seite erhalten, Terwendeti
Und davon 2,168 grm. verbraucht. Die Bohrspäme
waren zusammenhängend und spiralförmig gewunden.
Die Analyse ergab aLf Zusammensetzimg :
Kupfer ' 90,15 7o
Zinn 0,14 ,
Eisen 0,06 ,
Nickel 0,65 ,
Nr. 43. Beil von B^ngolzwyl bei Thun. E^ k
b^U, mit ]^urz.er ji ha^lbkreisförnuger, noch wohl erhaltoM^
Sojmeid^. wd läp^ schmalem^ zierlich gefonnl||||)|
npt ]frenig erhabeneji Bandrippen verse}ienem Grifb ii^
einer Finkerbung am Ende. Die OberflSche mit. jlft|
f«nd 4^^]l^Iglj^le1^ B^p^t» i^epiPgefu. ^m l^tc^rialnr
U^teJra^wi)^WftJ"» «rW*efli,wwrde ^^^^^yoiider^^
- • ■ •• j .
— 155 —
ohrt und liefette spiralförmig gewundene zusammen-
nde Bohrspähne, von denen 2^207 grm folgendes
tat ergaben:
Kupfer
88,97 %
Zii^i
8,05 ,
Eisen
0,41,
Nickel
2,21,
SUber
0,36 ,
fr. 44. Beil von Eosthofen bei Affoltern.
lern Bemer Museum, bezeichnet B. J. 17. Eine
d, wohlerhaltene; mit dunkelgrüner glänzender Pa-
iberzogene Wafife ; die Schneide wohlerhalten, stark
det; der Griff mit Bandrippen und einer Eerbung
nde versehen. Beim Anbohren des Griffes, behufs
.nalyse, zeigten sich die Spähne sehr zusammen»
nd, spiralförmig gewunden und röthlich von Farbe.
*pi. ergaben bei der Analyse :
Kupfer
94,04%
Zinn
6,50 ,
Eisen
- 0,11 ,
Nickel 1
0,30 ,
SUber
0,05^
fr« 45. Beil von Ligerz. Bemer Museum B. 1. 22,
Streitaxt mit langem flachem Schafte und kurzen
* Mitte befindliehen halbkreisförmigen Lappen ; die
lide nur um Weniges breiter als. der Schaft^ wenig
en und gut erhalten'. Eine schöne glänzende dun-
ine Patina zeichnet dieses Stück aus. Die Bohr*
e von schöner.. F4^be I zusammenhängend und spir
nig gewimden. .2|0 grm. ergaben:
- 166 —
Knpfer
8^48 0/,
Zinn
10,53 ,
Blei
0,27,
Eisen
0,25 .
Nickel
0,47 „
Nr. 46. Eelt oder Beil von Rubigen. Bemer
Museum B. I. 23. Handbeil von sehr zierlicher Form,
schön geschweifter, noch scharfer Schneide, langem und
breitem mit wenig erhabener Bandrippe versehenem
Griffe; das ganze Instrument mit dunkelgrüner, rauher,
in's Bläuliche spielender Ejrus^e von Grünspan bedeckt,
nur an den Kanten und Bippen die . Metallfarbe stellen-
weise zeigend. 2,0 grm. Bohrspähne ergaben folgende
Besultal» :
Knpfer
94,41%
Zinn
. 5,29,
Eisen
0,10 .
Nickel ■
0,20,
Die folgenden fünf Gegenstände stammen aus der
in der Stadtbibliothek deponirten und vom Museum aqm«
rirten Sammlung von Antiquitäten des Herrn A. Jahn.
Nr. 47. Beil von Wangenried, bezeichnet IL
A. 3. Eine schöne lange Streitaxt mit kleinen, halb*
kreisförmigen, in der Mitte der Länge angebrachtes
Schafdappen ; die Schneide kaum breiter als der Schaft
und wenig gerundet, gut erhalten; das gamse Instrument 1
mit dunkelgrüner glänzender Patina übers^ogen. IX»
zur Analyse verwendeten 2,0 grm. Bohrsp&hne ergatei
folgende Zusajümensetzung :
Kupfer
91,73 «/o
Zinn
7,61 .
Eiaen
0,28 .
Nickel
0^48.
- 157 -
Nr. 48. Bruchstttck des Schaftes einesBei-
von Langenthai. 11. A. 6. Nach dem Bruch-
ke zu schliessen gehörte es einer Waffe von der
tn des vorhergehenden an; es ist mit einer dicken
ste Ton Grünspan bedeckt; lässt jedoch die Metall-
e an der Bruchfläche erkennen. 2^0 grm. Bohrspähna
kben :
Kupfer
90,65 o/o
Zinn
8,33.
Eisen
0,08,
Nickel
0,94.
Nr. 49. Beil von Maikirch. IL A. 1. Daszer-
hene Instrument hat die Form eines Handbeiles mit
rfer halbmondförmiger Schneide und schmalem, mit
iftrinne versehenem Griffe; das Ganze bräunlich ge-
t, matt, nur an den Kanten Metallfarbe zeigend.
a Anbohren zeigte sich das Metall von gelblich-grau-
er Farbe ; hart; die Spähne kurz, fast staubartig,
haus nicht zusammenhängend. - 2,0 grm. Spähne
m bei der Analyse:
Kupfer
83,19 %
Zinn
16,06 .
Eisen
0,08,
Nickel
0,67 „
Nr. 50. Eupferregulus von Maikirch. II. A.I.
ärmliche rundliche Masse von Kupfer., welche ang^-
oten die gewöhnliche Kupferfarbe zeigte. 2,743 grm.
ben bei d^r Analyse:
Kupfer
98,38 »ö
Zinn '
0,07,
Blei
0,57 ,
Eisen
0,59 ,
Kobalt
0,30 ,
Zink
0,09 ,
— 158 —
wth§t geringen Sporen ron Sübo*,
anterUMen wurde.
Nr. 51. Fibnla Ton Aaregg. IL B. 2. Inen
keltischen €rrabe nahe dem CafiS Aaregg im WorUfliEft-
walde wurde neben schonen gefiLH>teii Glasringen ebe
«erbrochene Fibnla gefanden; das Metall war dduiki
nnd hart; nach dem Beinigen wog die Fibola 1,356 gn.
und ergab bei der Anafyse:
Eopfer
89,24 • ,
Zinn
9,10,
Blei
1^,
Eisen
0^10. ,
Nickel
0,18,
Nr.52. Armring Ton Sitten. Dieses, den Islitas
Ansgrabnngen Ton Sitten angehörende Fnndstack ist idir
von Grünspan zerfressen und zum Theil in KupEeroijid
oberg^angen. Auf der Anssenseite tragt es noch Spsm
eingegrabener Verzierangen in Zickzacklinien nnd Krei-
sen. Zur Analyse diente ein von Erde gereinigtes, sb-
gebrochenes Stück ^ das 2,461 grm. wog, nnd nnter Zu-
gmndelegnng einer direkten Knpferbestinunnng folgende
Zusammenersetznng ergab:
Knpfer
82^%
Zinn
16,05,
Blei
1,18,
Eisen
0,08,
Nickel
0,48,
Nr. 53. Armring von Ajens, oberhalb Sittss-
Dieser massiv gegossene, fast geschlossene, mit eigsa-
thümlichen augenartigen Verzierangen versehene Bing
hat eine schöne glänzende, bräanlich-grüne OberflSche
und fast kreisronden Querschnitt Um eine Probe zur
Analyse zo erhalten, wurde der Bing auf der Drehbsok
uchbohrt. Die Bobrspftline waren ztiBamtfienh&ngend
id ßpiralförmig gewunden und wurden ganz zur Analyse
«rwendet. 1^98 grm. ergaben folgende Zusammensetzung :
Kupfer
90,30 %
Zinn
7,44.
Blei
1,62 ,
Eisen
0,11 ,
Nickel
0,41,
Silber
0,12 .
Nr. 64. Bronze- Vase vonlhringen am Kai-
ars tuhL In einem kellischen Hügelgrabe bei Ihringen^^
Q Breisgau fand sich ein ehernes GefUss vor^ von dem '
;h ein Bruchstück zur Analyse erhielt; das Fragment
"ar ein etwa Y2 Millimeter dickes Blech, welches, von
em Ueberzug von Grünspan befreit, eine schöne gelbe
'arbe zei^e ; unter der Scheere erwies es sich hart und
&he. 2,027 grm« ergaben folgende Zusammensetzung:
Kupfer 83,45 %
Zinn 14,85 ^' \
Eisen 0,10 ,
Nickel 1,00 ,
#• ■ ■ • ■ •
Der Ftmdort dieses durch seinen bedeutenden Nickel-
ehalt merkwürdigen Stückes ist jedenfalls auffallend.
Nr. 55, Zierrath der Vase von GrSc.hwyl.
''on dieser durch einen Holzschnitt von Jecker und Burri
ekannt gewordenen, in der Zeichnung der geflügelten !
relbfichen Figur, so wie der Löwen, einen orientali-
chenStyl verrathenden Löwengruppe , wurde mir durch
Ja Gefälligkeit der Conservatoren des Museums erlaubt,
ehuTS der Analyse eine Probe zu nehmen. Bei genauer
Besichtigung der Bilckseite der Gruppe, um eine Stelle
— MO —
m finden, toa der ohne Baicliliiignng «ne Probe ge-
nommen werden könnte, fiuid es eicht deae die Biiipfi
der onteren Löwen Tom Kopfe hie g^en die SdiollBni
▼oll, die untere Hllfte aber hohl gegossen nnd znm Tlieil
noch mit erdiger Kernmasse geftllt waren. Es wordei
nun von hinten her die Köpfe der Löwen auf der Drdi-
bank ai^ebohrt, mit der Vorsicht jedoch, mdit dmdk-
sobohren nnd so hinlängliches Material für die Ans^
erhalten , ohne im Geringsten die werthvolle Ghn^ie ss
beschädigen. Die erhaltenen Bohrspahne waren grsoEek-
gelb , kurz nnd stanbartig nnd liessen auf eine isinnrniAe
Legierung schliessen, was jedoch nicht der Fall vir,
indem die Analyse von 3,0 grm. ergab:
Kupfer 80,97
0/
Zinn 7,78/ .
Blei 10,86 ,
Eisen 0,18 ^
Kobalt, manganhaltig, 0,21 «
Merkwürdig ist der grosse Bleigehalt, als Enati
fiir Zinn, welcher die Legierung leicht fliessend maches
mu8s, und nach den Erfahrungen von Gröbel bei vielen
antiken griechischen Bildwerken von Bronze vorkom-
men Boll.
Nr. 56. Erzthräne von Stäffls. Diese kloae
tropfenförmige Masse aus den Pfahlbauten von St&ffii
lässt schliessen, dass dort Metallguss stättgefianden habe.
Die Oberfläche war theils grünlich, theils bräunlich an-
gelaufen; unter dem Hammer leicht zerbrechend; die
Bruchflächen bunt grau und gelb gefleckt, was auf on-
vollkommene und ungleichartige Mischung der Bestand«
theile hinweist. 2,275 grm. ergaben bei der Analyse:
- 161 —
Eapfer
84,48 %
Zinn
13,70 ,
Blei
0,67 ,
Eisen
0,09,
Nickel
0,78,
SUber
0,28,
'Nr. 57. Axt von Morsee. Stammt wie Nr. 2
nnd 27 aus dem Seegrunde der Pfahlbauten von Morsee.
Ist ein Instrument mit langen Schaftlappen ohne HenkeL
Oberfl&che verschiedenartig grün^ grau und schwarz ge-
fleckt und zum Theil mit Tu£P überzogen, Schneide^woU
•rbsiten und scharf. 2,0 grm. ergaben bei der AnalTte:
Kupfer 86,90 %
Zinn 9,84 ,
Blei 2,87 ,
Eisen 0,11 ^
Nickel 0,27 ,
Silber 0,01 ,
Nr. 58. Beil von Wangen an der Aare. Ein
Beil mit Schaftlappen ganz von der Form des vorher-
gehenden. Der geniale Finder hatte die Oberfläche des
Beiles sauber abgefeilt und glänzend polirt, so dass es
aussah , wie wenn ein Gürtler es , soeben erst nachg^e-
macht hätte. Die zur Analyse dienenden 2,0 grm. be*
tilgenden Bohrspähne ergaben folgende Zusammen-
setzung;:
Kupfer
89,42 %
Zinn
8,49 ,
Blei
0,85 „
Eisen
0,09 ,
Nickel
0,98,
Bilber
0,17,
-- 162 —
Nr. 59. Armschlaufe you Sabigen bei Solo-
thurn. Stammt ans der Sammlang von Herrn Staats-
proknrator Amiet in Solothum. Dftnnes, mit eingegra-
benen Kreisen und Zickzacklinien verziertes, sehr dünn
getriebenes Blech, dessen dünner mattgrüner Ueberzng
von Grünspan vor der Analyse sorgfaltig entfernt wurde.
Das gereinigte, 0,343 grm. wiegende Stück fand sich
xoMunm^gesetzt aus:
Knpfer
87,14 %
Zinn
11,23,
BUi
0,70,
Eisen
0,82,
Nickel
0,11,
Nr. 60. Bronzering ans dem Seegrnnde bei
Morsee. Diese, von Herrn Forel-Morin zwischen den
Ff&hlen im Orunde des See's gefundene gebogene Spange
hatte einen quadratischen Querschnitt von 2 Millimeter
Seite. Nach Entfernung des grünlichen Ueberzuges,
welcher weggeschabt wurde , zeigte sich das MetaU von
sehdner Farbe ; unter dem Hammer war es
dehnbar. 0,81 grm. «rgaben bei der Analyse:
Kupfer.
81,65 %
Zinn
12,42 „
Blei
5,06 ,
Eisen
0,22 .
Nickel
0,65 ,
r"
^^^^m
1
sner
antiker Bronzen.
'
Blei.
Eiseo.
Nickel.
Kobalt.
Silber.
Zink.
ff
0,13
0,11
II
0,04
II
II
0,06
0,65
II
ir
II
II
0,41
2,21
n
0,36
II
II
0,11
0,30
n
0,05
II
0,27
0,25
0,47
n
if
II
//
0,10
0,20
11
II
II
II
0,23
0,43
II
II
II
II
0,08
0,94
II
II
II
II
0,08
0,67
II
II
II
0,57
0,59
II
0,30
II
0,09
1,38
0,10
0,18
II
II
If
1,18
0,08
0,48
II
II
II
1,62
0,11
0,41
0,12
11
II
II
0,10
1,60
f
it
II
10,86
0,18
II
0,21
II
II
0,67
0,09
0,78
II
0,28
If
2,87
0,11
0,27
n
0,01
II
0,P5
0,09
0,98
n
0,17
II
0,70
0,82
0,11
n
9
H
5,06
0,22
0,65
ir
If
II
— m -
C» Brunner.
diemtorbe Beobachtungen.
(Vorg:etraceii den 15. • Dezember 1860.)
1) Bereitung der rauchenden SalpetersAureb
Die in allen Handbüchern zn dieser Bereitung ent-
haltene Vorschrift geht darauf hinaus, Salpeter mit einer
Quantität Schwefelsäure zn destilliren, welche die zur
Bildung von einfach schwefelsaurem Eali erforderliche
Menge nur wenig übersteigt. Dabei wird, besonders
gegen das Ende der Destillation, ein Antheil Salpeter-
säure durch die etwas hohe Temperatur zersetzt und
liefert theils Untersalpetersäure, theils salpetrige Säure,
wodurch die tiberdestillirte Salpetersäure die bekannte
rothe Färbung und rauchende Eigenschaft erhält. Allein
auch bei Anwendung eines üeberschusses von Schwefel-
säure nach der jetzt allgemein üblichen Methode der
Salpetersäurebereitung, da man ungefähr gleiche Theile
Schwefelsäure und Salpeter anwendet, entsteht eine ganz
kleine Menge rauchender Salpetersäure, von welcher
man das Destillat durch massige Erwärmung zu befreien
pflegt.
Setzt man bei der gewöhnlichen Darstellung der
Salpetersäure einen Körper zu , welcher zersetzend auf
dieselbe einwirkt, so erhält man voh Anfang an rothe
ranchende Säure. Zu diesem Ende wandte ich früher
einen Zusatz von Schwefel an.*) Da. jedoch die auf
solche Art bereitetie Säure immer einen kleinen Antheil
Schwefelsäure enthält, von welcher sie durch Bektifiziren
*} Mittheilaogen. Jahrgfanf 18^, S. 262.
— 164 --
befireit werden muss, so ergab sich^ seither als zweck-
mässiger, die redazirende Wirkung durch einen organi-
schen Körper zu veranlassen. Ein gutes Verhältnisi
ist folgendes :
100 Salpeter werden mit 3,5 Stärkemehl zerrieben,
das Gemenge in eine Retorte gefüllt und mit 100 eng-
lischer Schwefelsäure von 1,85 übergössen. l)ie Mün-
dung der Retorte wird in eine 3—4 Fuss lange Glasröhre
gesteckt (ohne alle Verkittung), so dass diese die Ver-
längerung des Retortenhalses bildet und diese ebenso m
eine gewöhnliche tubulirte Vorlage, welche gut abge-
kühlt ist. Die Destillation beginnt gewöhnlich schon
ohne Erwärmung, durch sehr gelinde Erwärmung wird
sie beendigt. IQO Salpeter liefern auf diese Art ungefähr
> 60 vollkommen reine stark roth gefärbte rauchende Säure.
Zu empfehlen ist es, eine Retorte zu wählen, in
welcher das ursprünglich eingefüllte Gemenge nur Y, dei
Saumes einnimmt
2) Die Bereitung des aiitimonsauren Kalis zom
Behufe der Anwendung als Reagens dürfte am lich-
testen auf folgende Art geschehen.
Man trägt in kleinen Antheilen ein Gemenge ans
gleichen Theilen gepulverten Brechweinsteins und Sal-
peter in einen glühenden Tiegel ein. Nachdem die
Masse verbran^t ist, wird noch Yi Stunde massig ge-
glüht, wobei sie Anfangs etwas schäumt, zuletzt^ aber
ruhig fliesst. Man nimmt nun den Tiegel aus dem Feuer
und zieht nach hinlänglichem Erkalten die . Blasse mit
warmem Wasser aus. Sie lässt sich leicht h^rauflspühkn
und setzt nun ein schweres weisses Pulver ab, von
welchem die t'lüssigkeit abgegossen wird. Man concen-
trirt sie nun durch Abdampfen. Nach 1—2. Tagen seist
sich eine teigartige Masse daraus ab> welche mit dem
— 166 —
ersten erhaltenen Pulver vereinigt und auf Fliesspapier
getrocknet wird. — Aus 100 Brechweinstein wird unge-
jfS&hr 36 des genannten Salzes. erhalten. ^
3) Die Darstellung des metallischen Chroms ge-
schieht bekanntlich nach der unlängst von Wähler an-
gegebenen Methode durch Reduktion des Cbromchlorids
mittelst metallischen Zinks. Da die Bereitung jenes
Salzes nicht ohne Schwierigkeit ist^ so wandte ich fol-
gendes Verfahren an^ welches ein gutes Besultat ga^:
30 Theile zerriebenes doppelt chromsaures Kali,
40 Schwefel,
50 wasserfreies kohlensaures Natron,
werden in einem bedeckten hessischen Tiegel ungefähr
eine Stunde lang massig geglüht. Nach dem Erkalten
sieht man die Masse mit warmem Wasser aus. Aus der
erhaltenen Natronschwefelleberlösung setzt sich ein
schweres, gewöhnlich etwas krystallinisches , theilweise
auch amorphes Pulver, Schwefelchrom, ab, welche»
vollkommen ausgewaschen und getrocknet wird. Die^
Menge desselben beträgt 26 — 27.
Um dieses Präparat in Chromchlorid zu verwandeln,,
fiillt man es in eine böhmische Glasröhre (eine soge-^
nannte Verbrennungsröhre) und lässt bei kaum anfan-
gender Glühhitze einen anhaltenden Strom getrockneten
GUorgases hindurch streichen. Chlorschwefel destillirt
ab und Chromchlorid bleibt in dem Apparate. Da diesea
etwas zusammenbackt, so entgeht bei der Operation ein
Theil des Schwefelchroms der Einwirkung. Man zieht
nun mit einem etwas starken, am Ende hackenförmig
gebogenen Messingdraht das gebildete Salz heraus, zer-
reibt es und behandelt es noch einmal ebenso. Die
Beendigung der Operation ergibt sich aus der Beschaffen-
heit des Präparates. Es muss dasselbe ein gleichförmiges^
— lee —
heu Tiolettes, kiystallimsch blSttri^ea, etwms weich Oh
tnfthlendes Polver darstellen; in Wasser darf sich nar
wenig davon auflösen. Sollte im €(egentheil eine med-
Hebe Menge daron (mit grOner Farbe) gelöst werden
so mnss das erbaltene PrSparat nacb Torherigem Zer-
reiben noch einmal mit Chlorgaa behandelt werdea.
Znletst wascht man es mit Wasser ans.
Das so dargestellte Chlorid gab, nach Wöhler^s Vor-
schrift mit Zink behandelt, metallisches Chrom inkleinei^
aber sehr deutlichen Eaystallen.
4) Die unterchlorige SAure als OxydatioBS- aai
Anfechliessongsiiiittel. In dem Yerlaafe der eben an-
gefbhrten Versuche über Chrom wurde die Er&hroiig
gemacht, dass Chromoxjd durch Einwirkung von unter-
diloriger S&ure in statu nascente ungemein locht m
Chromsäure verwandelt wird. Dieses f&hrte auf dne
Behandlung des Chromeisensteins zum Behuf seiner Abs-
lyse, welche eben so leicht als sicher zum Ziele f&hrt
Dieselbe besteht in Folgendem:
Man macht ein Gremenge des möglichst fein gepBl-
▼erten (am besten geschlämmten) Minerals mit seinem
acht&chen Gewichte zerriebenen chlorsauren Kali, übe^
giesst dieses in einem Gefasse mit möglichst flachem
Boden mit einer erkalteten. Mischung aus zwei Volom-
dieilen gewöhnlidier (englischer) Schwefelsäure und &^
Volum Wasser und lässt es leicht bedeckt 24 Stunden
lang bei gewöhnlicher Temperatur stehen, wobei e^
einige Male mit einem Glasstabe aufgerührt wird. Naeh
dieser Zeit wird das Gemenge zur Beendigung der
Wirkung gelinde erwärmt Es erscheint nun gewöhnfiet
vollkommen zersetzt und in der breiartigen Masse sind
Krystalle Ton Chromsäure sichtbar. Man verdünnt non
(t Wasser und lässt «nige Zeit bei gelinder Wärme
- 167 —
ügpriren. Alles löat sich aaf bis aaf einan geringeo
Bäckstand von Kieselerde, welohe auf das Filter ge-
bracht und ausgewaschen wird. Sollte dieselbe nicht
vollkommen weiss erscheinen, welches der Fall sein
kann, wenn das Mineral nicht sehr fein gepulvert war,
ao wird sie noch einmal der nämlichen Behandlung mit
chlorsaurem Kali und Schwefelsäure unterworfen.
Zu bemerken ist dabei, dass während der Digestion
keine Erwärmung anzuwenden ist. Abgesehen 4&von,
^ss hiedurch kleine, obgleich ungefährliche Explosionen^
die leicht einen Verlust herbeiführen, veranlasst werden,
80 wird auch die freiwerdende unterchlorige Säure an»
nützer Weise ausgetrieben. Auch ist anzuraihen, die
Schwefelsäure in 2 Antheilen, den zweiten etwa 2 — S
Stunden nach der ersten, zuzusetzen. Auf 1 Oramm dea
Uinerals sind 15. C. C. der in oben angeführtem Ver-
hältnisse verdünnten Säure hinreichead.
Die weitere Analyse der so erhaltenen Auflösung
kann nun nach einer der bekannten Methoden geschehen»
Vielleicht möchte die folgende die passendste sein»
Man übersättigt die Flüssigkeit mit Ammoniak bei
gelinder Wärme. Der entstehende Niederschlag, welcher
nebst dem Eiseno:s7d und der Thonerde eine Spuir
Chromsäure enthält, die ihm durch Auswaschen nicht
entzogen werden kann, wird im Platintiegel mit kohlen-
saurem Natron und ganz wenig Salpeter leicht geglüht^
die durch Ausziehen der erkalteten Masse mit Wasser
erhaltene, schwach gelblich gefärbte Flüssigkeit der
erstf^n mit. Ammoniak gefällten zugesetzt^ diese nun mit
Sialpetersäure übersättigt,, die Chromsäore dnreh Dige-
riren mit schwefliger Säure in Oxyd reduzirt und hierauf
als BolcIiyBs . ip der Vj^ärm^ mit 4i^<>^^, niedeise-r
echlagen.
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- 168 —
Di6 Zerlegung des zuerst erhaltenen eisenoxjdksl-
ligen Niederschlages geschieht auf die bekannte Art
Ebenso wie Chromeisenstein können noch and^r«
Mineralien mit Vortheil durch dieses VerfgJiren au^
■chlossen werden, wie z. ß. Molybdänglanz^ *) Uran-
pecherz. Zu bemerken ist jedoch, dass bei manchen
ein anderes Verdünnungsverh<niss der Schwefelsäure
erforderlich ist, welchesidurch einen vorläufigen Versach
mit einer nur kleinen Menge aufgesucht werden muss.
üebergiesst man nämlich die eben genannten mit einer
nach dem obigen Verhältniss verdünnten Säure, so ent-
■tehen .sogleich ziemlich heftige Explosionen. Nimmt
man aber Schwefelsäure, die mit ihrem zwei- bis drei-
fachen Volumen Wasser verdünnt worden» so geschieht
die Zersetzung vollkommen ruhig.
Es ist wohl anzunehmen, dass von diesem Verfahren
noch weitere Anwendungen gemacht werden könnten.
*) Um deo MoIybdaiiglan& sa pälveni , lerreibt man ihn io eiser
Aehatsehaale mit seinem doppelten Volamen Qaari. Bei i|aantitatifei
Bestimmwifen mfisate der letstere gewöhn and nachher als Eieselefde
in Abinf fftkni«bt werden.
TerselehnlM der ffir die BIMlotliek der.
Sehwelz« IVatiirf« CtesellsehafI einge-
gangenen Ctt^ehenke«^
Von der Akademie der WisseruehafUn in Turin :
Memorie. Seria Beoonda, Tomo 18. Torino 1859« 4.
Vim der königl. Akademie der Wissenechaflen in Amsterdam:
1) Veralapen en Mededenlingen. 5 (Litterfcnnde), 10 (Nntnrkiida),
Amsterdam 1860. 8.
1) Jtarboefc y9w 16S9. Amsterdam 1860. 8.
3) Verslaff over den Paolworm. Amsterdam 1880. 8.
4) Catalofvs van de >öelierU. 1., 2. Amsterdam 1800. 8.
IVr. 4«1— 4eS.
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s
Terseleliiilm der für die Bllillotliek der
Sehwels« Maturf« GiMiellseliafI elnge-
gansenen Gesehenke«
Von dem yerein für NtUurkunde in Mannheim :
26. Jahresbericht. Mannheim 18G0. 8.
Von der kaiserh königl* geographischen QetelUchaft in Wien:
Mittheilun^en. Jahrf^^ 1859. Heft 3.
Von der kaiierL königL geologischen Reichsanstalt in Wien :
Jahrbaeh* Jahrgang 1859, Nr. 4. Wien 1859. 8.
Von der zoologisch -botanischen Gesellschaß in Wien:
VorhandlaB^en. Bd. IX. Wien 1859. 8.
Von dem siebenbürg, Verein für JSaturwissenschaßen inHerrmannsladl:
Verhandlangen und MiUheilnngen.
Von ^m k. Institut in Venedig:
Memorie. Vol. VIII. Venezia 1859. 4. >
De Vacademie imperiale de Sl-Pitersbourg :
1) H^moires. Soienoes natarelles. Tome VIII. et dernier. Paters-
boarg 1859. 4.
2) Memoire». 2e serie, tome IL, Nr. 1, 2, 3. P^tersb. 1859. 4.
3) Balletin. Tome I., feailles 10— 36. 4.
From the Royal Society of Edinburgh :
1) Traneaetions. Vol. XXII., 1. London 1859« 4.
2) Proeeedings. Vol. IV., Nr. 49. London 1859. 8.
Von der Tit. Redaktion:
Gemeinnfitzige Wochenschrift von Wörsborf • Jahr^ng* 1860.
Nr. 18-30.
Von der deutsch-- geologischen GeseUschdß zu Berlin:
Zeitschrift. Band XL, 3. Berlin 1859. 8.
Von der naturforschenden GeieUschafl Graubündlens :
Jahresbericht. Jahrgang V. Char 1860. 8.
Von der nalurforschenden Gesellschaß in £mden :
1) 25. Jahresbericht. Bmden 1859. 8.
2) Kleine Schriften. 6 a. 7. Bmden 1860. 4.
Von der königL baierischen Akademie der Wissenschßßen in München:
1) SiUangsberichte. Heft 1, 2 and 3. M&nchen 1860. 8.
2) Gelehrte Anzeigen. Band 49, 50. Manchen 1859 u. 60.
Von den Tit. RedMionen:
1) Schweizerische Zeitschrift für Pharmacie. Jahrg. VI., Nr. 1.
2) Gemeinnfitzige Wochenschrift v. Warzborg. 1860. Nr. 31 — 35
and 40 — 43.
^ 192 —
Von der kamrikkin Akmiemle der Wisuntekafleth im Si. PeUrdmi.
Mömoires. Soienoes raath^matiques, physiqaes et naturellef». Tome
IX. P*terßHiirg 1859. 4.
De CAcadimie des sciences de Bordeaux:
Actes. 1859, 4e trimeRire. 1860, 1er trimestre. Bordeaux 1860. 8.
Von der königL Akademie der Wissenschaflen in München:
1) Abhaodlon^ii. Band VIII., 3. Munehen 1860. 4.
2) V. Mariias. Denkrede aaf Alei. v. Humboldt. Manchen 1860. 4,
Von der kauerUchen Akademie der WUsemchafUn in Berlin:
Abhandlanpen aus dem Jahre 1869. Berlin 1860.^4.
Von der königL Akademie der Wissenschaflen in Sl. Pelersbarg:
1) Mömoires. Tome II., Nr. 4, 5, 6, 7. III., 1. P^tersk. 1860. 4.
2) Bulletins. Tome II, feuUles 1—17. Pötersboors 1860. 4.
Von der kaiserl, königL Akademie der Wissenschctften in Wi^n:
1) Denkschriften. Wien 1859. 4.
2) Kreil. Jahrbücher der k. k. Centralaastalt für Meteopolosie hd4
Erdmagnetismus. Band IV. Wien 1859. 4. ,
3) Almanach der k. k. Akademie der Wissensehaften in Wies.
Jahrgang IX, 1859. Wien 1860. 8.
4) Siunn^berichte. Band 35, 36, 37, 38, 39. Wien 1859-60. 8.
5) Register sn den Bänden 30 »40 der Sitzungsberichte.
Von der schleiischen Gesellschaß für vaterländische CuUur :
Jahresbericht für 1859. Breslaa 1860. 4.
De la SocUle botanique de France:
Bulletins. Tome IV., 9, 10. VII, 1. Paris: 1859— 60. S.
Von der detUs^en geologischen GeseUschaß in Berlin:
Zeitschrift. XI., 4. Berlin 1859. 8.
De la sodeU des sdenees nalureUes de Neuchälel:
Bulletins. Cahier II. Nenchatel 1860. 8.
Von dem naturhisloriechen Verein in Augsburg :
13. Bericht. Augsburg 1860. 8.
Von der nalurforsehenden Gesellschaft in St. Gallen :
Bericht über die Thatigkeit der Bt. Gallischen BatürwisaeBSchaft-
lichen Gesellschaft. St. Gallen 1860. 8.
Von der naturforschenden Gesellschaft in Zürich :
Vierteljahrsschrift. V., 4^ «Sfirieh 1860. 8.
Von dem niederösterreickisehen Gewerbeverein in y Wien:
Verhandlungen und MittheiUngen.'Heft 5—8. Wien 180D. 8.
De la SoeUU vaudoise des sciences naturelles:
Bulletins. Tome IV., Nr. 47. Laosanne 1860. 8.
JUr. 404 — 409
Huso Schiff.
Historisch-kritische Darstellung der
Sfturentheorle« ^)
(Vorgetragen am 29. Dezember 1860.)
In Rücksicht auf den an sich unwesentlichen Um-
stand^ dass eine grössere Gruppe chemischer Verbin-
dungen einen sauren Geschmack besitzt^ hat man eine
Anzahl chemischer Verbindungen unter dem gemein-
schaftlichen Namen „Säuren" zusammengefasst. Un-
wesentlich für die Natur einer Säure , * aber wichtiger
als die ersterwähnte Eigenschaft^ ist es^ dass dieselben
mit wenigen Ausnahmen die blauen Pflanzenfarbstoffe^
so z. B. das Lakmus ; in eine rothe Farbe überführen
können. Hingegen ist es als wesentlicher Charakter der
Säuren von Wichtigkeit, dass sie, mit basischen Oxyden
oder ihren Hydraten zusammengebracht, Verbindungen
zu bilden vermögen, welche die charakteristischen Eigen-
schaften der zu ihrer Bildung in Reaktion getretenen
Säuren und Basen zum grösten Theil verloren haben.
Die auf diese Weise gebildeten Verbindungen fassen wir
unter dem gemeinschaftlichen Namen „Salze" zusammen.
Bei der Bildung der Salze tritt in den meisten Fällen
*) Diese Abhandlung war ursprünglich für das Handwörterbuch
der Chemie bestimmt. Der Redaktor desselben, Prof. Fehling, liess
dieselbe jedoch nachdem er eigenmächtig eine Anzahl von Abänderungen,
Umsetzungen und Auslassungen angebracht hatte, unter mn^m Namen
abdruckeu und stellte mir mein JManusoript erst später nach mehrma-
liger Aufforderung wieder zu. Herr Prof. Fehling hat dieses Ver-
fahren auch bei anderen Abhandlungen eingehalten.
Bern. Mittheil. 464 u. 465
— 194 —
zugleich Wasser auf. Die Thatsache^ dasa in den ge-
bildeten Salzen sich an der Stelle des Wasserstoffs des
sogenannten Säurehydrats eine äquivalente Menge irgend
eines Metalls befindet; hat man auf verschiedene Weise
auszudrücken gesucht ; ebenso ist die Frage^ ob das dabei
auftretende Wasser Edukt oder Produkt sei^ vielfach er-
örtert worden und es soll das dahin Gehörige besprochen
werden ; sobald wir die Ansicht in Betracht gezogen,
die man sich zu verschiedenen Zeiten über die Constita-
tion der Säuren gebildet hatte.
Die Vorstellungen, die man sich zu verschiedenen
Perioden über die rationelle Constitution der Säuren nnd
der Salze gebildet hatte, stehen in engster Beziehung
zu den Ansichten, die jeweilig über die Constitution der
chemischen Verbindungen überhaupt zur Geltung gelängt
waren und wenn hier von der rationellen Constitution
-der Säuren die Bede sein soll, so müssen wir erst kurz
in Betrachtung ziehen, was die Bestrebungen nach £r-
kenntniss der rationellen Constitution der chemisclien
Verbindungen eigentlich bezwecken können.
Aus den Zahlen, welche wir bei den Analysen er-
halten , können wir genau berechnen , wie viel von jedem
der einzelnen Grundstoffe als in der Verbindung enthalten
betrachtet werden kann; wir können mittelst dieser Zahlen
eine Formel aufstellen, welche das relative Aequivalent-
verhältniss der einzelnen Componenten zur ALnschaunng
bringt. Mit der Aufstellung dieser sogenannten empiri-
schen Formel reichen wir indessen nicht aus, wenn es
sich darum handelt, die Beziehungen verschiedener Ver-
bindungen untereinander anschaulich zu machen. Dass
in den chemischen Verbindungen die gegenseitige An-
^ Ziehung der einzelnen Moleküle nicht überall gleich sein
kann , lässt sich schon aus der Betrachtung der metamereo
— 195 —
! Verbindungen entnehmen; deren verschiedenes physika-
is liflches und chemisches Verhalten sich im anderen Falle
9 nicht erklären Hesse. Es müssen sich einzelne Moleküle
B der Verbindungen mit grösserer Kraft anziehen; sie
i müssen zu den sogenannten nähern Bestandtheilen ver-
t , bunden sein und die Frage nach der rationellen Consti-
' tution tnfft mit derjenigen nach der Kenntniss dieser
Gomplexe zusammen. Hier wirft sich uns nun zuerst
die Frage auf, ob und auf welche Weise es möglich sei,
zur Kenntniss dieser Gruppen zu gelangen. Das hier am
nächsten liegende wäre jedenfalls die direkte Zusammen-
setzung der Verbindungen aus den in ihnen angenom-
menen nähern Bestandtheilen. Nun sind uns aber diese
letzteren im isolirten Zustande zum grösseren Theile
noch unbekannt; wären sie aber auch isolirt dargestellt
und es würde uns gelingen; die Verbindungen direkt
aus ihnen zusammenzusetzen ; so würde dies noch immer
nicht beweisen ; dass diese näheren Bestandtheile in den
Verbindungen auch (da solche enthalten ^sind. Wollte
man auf diesem Wege die rationelle Constitution er-
schliesseu; so würden wir, wie man leicht einsieht; für
jede Substanz eine Beihe gleichw^rthiger rationeller
Formeln erhalten; denn jeder Bildungsweise würde eine
Formel entsprechen. Ebensowenig wie durch die Bildung
kann aber auch durch die Zersetzung auf die rationelle
Constitution mit Bestimmtheit geschlossen werden; denn
durch die verschiedenen Produkte; welche bei den ein-
zelnen Reaktionen erhalten werden; würden wir wiederum
auf die verschiedensten rationellen' Constitutionen geleitet.
Welch vergröseerter Spielraum würde sich uns bei einer aus
einer grössern Anzahl Kohlenstoff; Wasserstoff etc. Aequi-
valenten besteljienden organischen Verbindung liefern !
Wir sind also nicht im Stande ; auf direktem Wege
— 196 —
die rationelle Constitution zu ergründen und es kömmt
hierdurch in Frage , ob wir gebunden sind , rationelle
Formeln anzunehmen ^ von deren wirklichem Bestand
wir uns nicht auf direktem Wege überzeugen können
Diese Frage trifft aber überein mit derjenigen , welchen
Werth wir den sogenannten rationellen Formeln beizu-
legen haben. Wir erschliessen die rationelle Constitution
aus einer Reihe von Beziehungen, von Reaktionen, welche
sich uns darbieten. Finden wir, dass bei den verschie-
denen Reaktionen derselben Substanz stets der gleiche
zusammengesetzte Atomcomplex auftritt, so können wir
mit vieler Wahrscheinlichkeit annehmen ; dass die Be-
standtheile dieses Complexes sich in der Verbindung
schon mit grösserer Kraft anziehen, dass dieser Complex
als näherer Bestandtheil in der Verbindung präexistire.
Ein solches findet nun bei einer grossen Anzahl von
Säuren statt und es beruht hierauf die Aufstellung der
sogenannten Säureradikale. Ein anderes ist es aber,
wenn wir durch die Reaktionen auf die verschiedensten
Beziehungen aufmerksam gemacht werden, wenn wir
bei den verschiedenen Reaktionen verschiedene Gruppen
auftreten sehen. Jede dieser Gruppen kann unter sonst
gleichen Umständen im obigen Sinne Präexistenz bean-
spruchen und mit diesem Rechte können wir für dieselbe
Substanz verschiedene rationelle Constitutionen aufstellen.
Es ist indessen zu beachten, unter welchen Bedingungen
diese Annahmen statthaben. Wir haben es mit chemischen
Prozessen, mit in Zersetzung befindlichen Substanzen zu
thun, mit Substanzen, deren einzelne Moleküle sich nicht
mehr im Zustande der Gleichgewichtslage befinden, und
in welchen gewiss ganz andere Attraktionen thätig sind,
als bei der nicht in chemischer Thätigkeit befindlichen
Substanz. Es ist kaum daran zu zweifeln, dass einer
. - 197 —
Verbindung;, deren Moleküle sich im Zustande der Buhe-
lage befinden ; nur eine einzige rationelle Constitution
zukommt , und dass die derselben beizulegenden anderen
Fprmeln nicht mehr dieser Substanz als besonderem
chemischen Individuum zukommen ; sondern einem Com-
plex von Molekülen; welcher nur in der empirischen Zu-
sammensetzung mit dieser Substanz übereinkommt und
worin als in ekiem in Zersetzung begriffenen Körper
eine Umänderung in der Anordnung der Bestandtheile
stattgefunden hat.
Von einer die rationelle Constitution ausdrückenden
Formel kann also nur bei Verbindungen die Bede sein,
deren Moleküle sich im Zustande der Gleichgewichtslage
befinden. Für die wirkliche Existenz dieser Constitution
lässt sich ein Beweis nicht beibringen , sie ist nur eine
Hypothese, mit welcher wir nur den Ausdruck für eine
Möglichkeit zu geben suchen. Wir können verlangen,
dass die sogenannte rationelle Formel die verschie-
denen chemischen Verhältnisse einer Substanz nach
dem jemaligen Standpunkte der Wissenschaft möglichst
einfach und übersichtlich ausdrücke ; da dieselbe nichts
absolut Wahres angibt, so kann sich dieselbe mit dem
Fortschritt der Wissenschaft ändern; eine richtige Formel
ist also nur eine relativ richtige und man hat bei Fest-
stellui^g derselben immer darauf zu sehen, welche Beak-
tionen die wichtigsten sind und welche Formel die grösste
Anzahl von Beziehungen darbietet. Man möge das im
Folgenden über die Coüstitution der Säuren Gesagte hier-
nach beurtheilen. Vom Standpunkte der empirischen Na-
turforschung aus betrachtet, möchte die empirische Formel
immer noch als die rationellste erscheinen, da dieselbe
am wenigsten — und bei gewisser Auffassungsweise gar
keine — Hypothesen einschliesst.
— 198 — •
In Bezug auf die sogenannten rationellen Formelo;
welche einige naturjJhilosophische Theoretiker in neuerer
Zeit, unter Beachtung der Stellung jedes einzelnen Ele-
ments der Bestandtheile innerhalb der Verbindung, arf-
zustellen versuchten, mag daran erinnert werden, dass
für solche Bestrebungen eine Basis für die zur so sehr
beliebten Formel gewordene Zurückführung auf mathe-
matische Prinzipien in der Lehre von der Combinatioo
und Permutation bereits seit längerer Zeit aufgefunden ist
In dem dritten Viertheil des vorigen Jahrhunderts,
als man unter dem Einfluss der Stahrschen Phlogiston-
theorie anfing, die damals bekannten chemischen Ver-
bindungen in grössere Gruppen i^u ordnen, hatte man
von der Constitution der Säuren eine Ansicht, welche
derjenigen der gegenwärtigen Zeit geradezu entgegen-
gesetzt war. Die anorganischen Säuren waren es be-
sonders, welche man damals in Betrachtung zog. Heate
betrachten wir die anorganischen Säureanhjdride als
Verbindungen eines bis jetzt unzerlegten Grundstoffes
mit Sauerstoff, also als etwas Zusammengesetztes. Vor
etwa hundert Jahren betrachtete man indessen umgekehrt
die Säure als die einfachen Körper und die entsprechenden
Grundstoffe, aus welchen man durch Verbrennung die
Säuren erhielt, als zusammengesetzt. Wie man im All-
gemeinen zur damaligen Zeit die Verbrennungserschei-
uungen als auf dem Entweichen eines Dinges, des Phlo-
gistons, beruhend betrachtete, so hielt man auch die bei
der Verbrennung des Phosphors, Schwefels, Antimons etc.
entstehende Phosphorsäure, unvollkommene Schwefelsäure
(unsere heutige schweflige Säure) etc. für Phosphor;
Schwefel u. s. w. minus Phlogiston.
Zu der Ansicht, dass durch die Verbrennung ein
einfache^: Körper entstehe, mag die aus uralter lieber-
- 199 —
: Ueferung in die alchymistische Anschauungsweise über-
:i gegangene meinung, dass das Feuer eine Läuterung be-
^ wirke ^ nicht wenig beigetragen haben ; überdiess begün-
j]; stigten auch die sichtbaren Veränderungen; so z. B. die
I Entstehung der weissen PhosphorsäurC; Ars^nsäure und
,' Antimonsäure durch Verbrennung des rothgelben Phos-
. phorS; des schwarzen Arseniks und Antimons diese An-
sicht von einer Läuterung. Die Farbe musste auf etwas
beruhen, welches durch die Verbrennung entfernt wurde
und dieses Etwas war eben das Prinzip der Verbrenn-
lichkeit; das Phlogiston. Wir werden sogleich sehen^
wie bald in dieser Ansicht von der Constitution der Säuren
eine Aenderung eintrat. Eine Ansicht indessen, welche
aus der damaligen Zeit sich bis auf unsere Tage erhalten
hat, muss erst noch erwähnt werden. Man hatte schon
damals beobachtet, dass die Einwirkung dieser durch
^ Verbrennung erhaltenen Säuren auf die Erden- und Metall-
kalke (unsere heutigen Metalloxyde) erst dann recht ener-
gisch vor sich gehe, wenn man das Gemenge mit Wasser
zusammengebracht hatte; man hatte*bemerkt, dass dieses
Zusammenbringen mit Wasser oft von starker Wärme-
entwicklung begleitet war, so dass einzelne dieser Ver-
brenüungsprodukte Wasser aus der Luft anzuziehen ver-
mögen. Die Schwierigkeit und in vielen Fällen die
Unmöglichkeit, dieses Wasser durch blosses Erhitzen
vollständig zu entfernen , führten schon damals auf die
Absicht, dass die Säuren zu ihrem Bestehen eine gewisse
Quantität Wasser nöthig hätten. Die Bemerkung, dass
die Säuren sich mit den Erden und Kalken zu Salzen
vereinigen könnten, dass unter geeigneten Umständen
bei einer Anzahl Salzen wiederum Zerlegung in diese
beiden Faktoren erfolgte, führte schon 'damals /ür die
Säuren und ihre Abkömmlinge auf jene dualistisi^he Be-
— 200 —
trachtqngsweise, welche sich noch heute — und in Hin-
sicht i^uf die elementare Entwicklung der chemischen
Prozesse gerade nicht mit Unrecht — einer ziemlich verbrei-
teten Anerkennung erfreut. Es muss hier zugleich nocli
eines Verhältnisses erwähnt werden, das zwar zurpUo-
gistischen Zeit bereits erkannt war, welches aber durch
die Erkenntniss der Natur des Sauerstoffes bestimmter
ausgebildet wurde und sich ebenfalls noch bis heute fort-
geerbt hat ; es ist dies das Verhältniss der Säuren zu
den Basen. Es wird nämlich noch heute von vielen
Chemikern ein direkter Gegensatz zwischen Säure und
Basis anerkannt, während Andere hierin nur zwei ent-
fernte Stufen einer Reihe erblicken. In der That, wenn
wir die Reihe KaO, NaO, LiO, BaO, CaO, Mgü, AlA
SiOg, SbOg, AsO,, PO3, NO3, SO3 überschauen, so
finden wir von den starken Alkalien im Lithion einen
Uebergang zu den alkalischen Erden, welche durch die
Magnesia mit der Thonerde und Kieselerde verbunden
sind. Die Thonerde, eine Salzbasis, kann in manchen
Fällen schon die Stelle einer Säure vertreten. Das
stöchiometrinch gleich zusammengesetzte Antimonoxyd
(antimonige Säure) ist eben so starke Base als Säure.
Die damit isomorphe arsenige Säure vertritt nur noch
in wenigen Salzen die Stelle der Basis, während die mit
ihr in den Verbindungen isomorphe phosphorige Säure
bereits eine starke Acidität besitzt, ebenso die entspre
chend zusammengesetzte Säure des dem Phosphor in
manchen Beziehungen ähnlichen Stickstoffes. Die sal-
petrige Säure darf schon den stärksten Säuren zuge-
rechnet werden und so sind wir denn durch allmälige
üebergänge von den stärksten Alkalien zu den stärksten
Säuren gelangt. Wenn die Naturforschung uns schon
ßo oft gezeigt hat, dass schroffe Gegensätze in der Natur
— 201 -
nicht existireii; wenn es zu den Aufgaben der Forschung
gehört; eine einheitliche Naturbetrachtung zu erstreben^
so" dürfen wir hoffeu; dass wir die Stufenleiter vom Kali
bis zur Schwefelsäure einst ebenso Schritt für Schritt
verfolgen können ^ wie es heute bei einer Beihe von ho-
mologen Verbindungen der Fall ist.
Die im Anfange des letzten Viertheils des vorigen
Jahrhunderts durch Priestley und Scheele gemachte Ent-
deckung des Sauerstoffes veranlasste allmalig eine voll-
ständige Umwandlung der theoretisch ^ chemischen An-
sichten und besonders war dies in Betreff der Säuren
der Fall. Lange vor dieser Entdeckung lagen bereits
einige Beobachtungen darüber vor, dass einzelne Sub-
stanzen durch die Verbrennung -an Gewicht zunahmen,
dieselben waren indessen wenig beachtet worden. Die
Entdeckung des Sauerstoffes lenkte wieder auf diese
Versuche und es wurde gezeigt, dass bei jeder Verbren-
nung, bei welcher die phlogistische Theorie ein Entweichen
eines Stoffes annahm, eine Zunahme des Gewichts statt
hatte. In Anbetracht dieses Umstandes suchte man die
Phlogistontheorie zuerst dadurch zu retten, dass man dem
Phlogiston eine Fähigkeit leichter zu machen zuschrieb.
Diese sehr unwahrscheinliche Annahme erfreute sich in-
dessen keiner grössern Anerkennung, während anderer-
seits die Wichtigkeit des Sauerstoffes täglich mehr er-
kannt wurde. Lavoisier hatte zuerst alle Verbrennungs-
erscheinungen und so auch die Bildung der Säuren durch
eine Verbindung mit dem Sauerstoffe zu erklären gesucht
und von einzelnen Beispielen, welche direkt den Einfluss
des Sauerstoffes auf die Säuerung darzulegen gestatteten,
ausgehend) wurde alsbald jede Säure als eine Sauerstoff-
verbindung angesprochen. Daher auch der Name Oxy-
geniura (Säure erzeugender Stoff^. Den Stoff, welchen
- 202 —
man in den Mineralsäuren als mit Sauerstoff verbunden
betrachtete, unterschied man als das Radikal der Säure.
Die organischen Verbindungen betrachtete man damals
als Aggregate von Molekülen ; worin die einzelnen Com-
ponenten nicht erst zu näheren Bestandtheilen verbunden
waren und nach einem Vorschlag von Oay Lussae und
Thenard unterschied man als organische Säuren diejenigen
Verbindungen der organischen Elementarstoffe, in welchen
'mehr Sauerstoff enthalten, als nöthig ist, um mit dem vor-
handenen Wasserstoff Wasser zu bilden, also allgemein'Yer*
bindungen vom Paradigma Cx Ha On -f y. — Diese Theorie
wurde indessen von den Urhebern selbst sehr bald wieder
verlassen, indem dieselben mit der Ansicht hervortraten,
es seien in den organischen Verbindungen die einfachsten
Verbindungen der vier organischen Grundstoffe, nämlich
Eohlenoxyd, Kohlenwasserstoff, Wasser und Ammoniak
als nähere Bestandtheile anzunehmeii. Es ist dies von
Interesse, als der erste Versuch in der organischen Chemie,
zusammengesetzte Gruppen anzunehmen. Eine weitere
Ausführung dieser Ansicht, gefördert durch die Arbeiten
von Lavoisier, Scheele, Bergmann, Berthollet, Humphry,
Davy, Fourcroy und Vauquelin fahrten zur Unterschei-
dung der Säuren der anorganischen Chemie, als solche
mit einfachem Badikal von den organischen Säuren, in
denen ein zusammengesetztes Radikal angenommen wurde,
und es wurde schon damals hervorgehoben, dass das
Radikal (das mit Sauerstoff verbundene) der Pflanzen-
säuren meist Kohlenstoff und Wasserstoff, das der im
Thierkörper vorkommenden Säuren ausserdem noch Stick-
stoff enthalte. Diese Unterscheidung findet sich berrits
in dem mit dem Ab'schluss des vorigen Jahrhunderts er-
schienenen, sämmtliche Theile der Chemie umfassenden
Werk von Fourcroy: Systeme des connaissauces chimiqoeft.
— 203 —
Es ist bereits oben erwähnt worden^ dass man den
Bauerstoff auch als den säuernden Stoff derjenigen Säuren
annahm; in welchen derselbe gerade nicht nachweisbar
war, so z. B. bei der Flnsssäure und Salzsäure. So be-
trachtete man noch in dem ersten Jahrzehnt dieses Jahr-
hunderts die Salzsäure als die Sauerstoffverbindung eines
ftLr sich nicht darstellbaren Radikals des Muriums; die
Formel der hypothetisch wasserfreien Salzsäure war MuOa,
ihr Hydrat; das salzsaure GaS; war MUO2 -|- HO und die
Salzsäuren Verbindungen MuOj + BO. Mit dieser An-
sicht über die Constitution der Salzsäureverbindungen
liessen sich alle Vorgänge ebensogut erklären; wie mit
der heutigen sogenannten chloristischen Theorie. Die
Bildung von Chlorcalcium beim Ueberleiten von Salz-
säuregas über Calciumoxyd suchen wir uns heute durch
die Formel
CaO -^ HCl = CaCl -^ HO
2ur Anschauung zu bringen. In der Betrachtungsweise
der sogenannten antichloristischen Theorie hatten wir für
diesen Vorgang die Formel:
CaO H- HO, Mu02= CaO, MdOj -«- HO.
Diese Theorie; so sehr sie auch dadurch ansprach;
dass sie all^n Salzen gleiche Constitution zuerth eilte;
hatte doch einige Punkte; welche mit der Theorie der
Sauerstoffsäuren nicht überstimmten. Die Schwefelsäure;
Phosphorsäure etc ; welche man früher als dephlogistirten
Schwefel; Phosphor u. s. w. betrachtete; hatte man für
Verbindungen dieser letztern Stoffe mit Sauerstoff er-
kannt. Der Consequenz halber glaubte man nun auch
die dephlogistirte Salzsäure (unser heutiges Chlor) als
eine Verbindung der als Muriumbioxyd betrachteten
Salzsäure mit Sauerstoff ansprechen zu müssen und dem-
zufolge stellte man für das Chlor die Formel MUO3. auf
— 204 —
und betrachtete es als eine über der Salzsäure btehende
Oxydationsstufe des Muriumradikals. Es war dabei un-
erklärt, warutn das Muriumtritoxyd der Eigenscbaften
einer Säure entbehre, während man gewohnt war, um
so stärkere Säuren zu erhalten; je mehr Sauerstoff mit
einem Eadikal verbunden war. Dazu kam noch der Um-
stand, dass die Verbindungen MuOg und MuOio (unsere
Chlorsäure und üeberchlorsäure) wiederum starke Säuren
bildeten. Aehnliche Verhältnisse fanden sich bei dem
1811 vonCourtois entdeckten Jod. Bei der Flussspalh-
säure, welche man im hypothetisch wasserfreien Zutsande
als die Verbindung eines Badikals mit nur einem Aequi-
valent Sauerstoff betrachtete, konnte das Aequivalentge-
wicht dieses Badikals höchstens = 3 gesetzt werden,
welche geringe Zahl keine Wahrscheinlichkeit für sich
hatte. Die anlichloristische Theorie hat in neuerer Zeit
in Schönbein wieder einen Verfechter gefunden.
Die Unmöglichkeit, die in diesen Säuren als mit
Sauerstoff verbunden gedachten Radikale isolirt darzu-
stellen, das chemische Verhalten der salzsauren Verbin-
bindungen zum Chlor führten endlich Berzelius zur Auf-
stellung der sogenannten chloristischen Theorie, Nach
ihm ist das bei Einwirkung von Oxyden auf Sauerstoff-
säuren auftretende Wasser ein Eduht; hingegen das
Wasser, das bei Einwirkung von Oxyden auf Salzsäure etc.
auftritt, ein Produkt; das in den salzsauren Verbindungen
als mit dem Metall verbunden betrachtete ist keine Sauer-
Stoffverbindung, sondern ein unzerlegbares Radikal , das
Chlor. Unterstützt wurde diese Ansicht durch das da-
mals von Gay-Lussac (1815) entdeckte Cyan, welches
sich zur Blausäure, in welcher man ebenfalls keinen
Sauerstoff nachweisen konnte, ebenso verhält, wie das
Chlor zur Salzsäure. Von da an hatte man also zweierlei
^ 205 -
Säuren zu unterscheiden; nämlich Saueratoffsäuren und
Wasserstoffaäuren.
Wenn die Theorie der Sauerstoffsäuren auch gerade
nicht allßn sich analog verhaltenden Verbindungen auch
'analoge Formeln beilegte; so legte sie ihnen doch wenig-
stens ähnliche Constitution bei. Dieser Umstand musste
mit der Annahme, dass ein Theil der Säuren Sauerstoff-
frei sei; aufgegeben werden und diese Verschiedenheit
der Constitution musste auch für die Derivate dieser
SäureU; die SalzC; angenommen werden. Humphry Davy
hatte nun einen Versuch gemacht ; die Annahme; es sei
sämmtlichen Salzen ähnliche Constitution beizulegen;
auch ferner zu erhalten. Wie man früher für die soge-
nannten Wasserstoffsäuren die Constitution ähnlich den
Sauerstoffsäuren annahm, so schlug nun Davy vor, den
Sauerstoffsäuren eine den Wasserstoffsäuren ähnliche Con-
stitution beizulegen ; also sämmtliche Säuren als Verbin-
dungen von durch Metallen vertretbarem Wasserstoff mit
einem einfachen oder einem zusammengesetzten Radikal
211 betrachten, also:
die Salzsäure als HCl. Chlorwasserstoff;
die Blausäure als H (CjN) Cyanwasserstofi;
die Schwefelsäure als H {SO4) Sul&nwasserstoff,
die Essigsäure als H (C4H3O4) etc.
Man sieht; dass nach dieser später von Dulong er-
weiterten und um 1840 von Liebig aufs Neue empfoh-
lenen Ansicht; den Säuren und Salzen wieder eine ana-
loge Constitution zukommen würde. Es sind verschiedene
■Gründe für und wider diese Ansicht geltend gemacht
worden. Vor Allem verdient hervorgehoben zu werden;
dass die Wasserstoffsäurentheorie; auch Binartheorie ge-
nannt; etwas Thatsächliches ausdrückt; nämlich dass der
basische Wasserstoff der Säure sich in dem gebildeten
— 206 —
Salze darch Metall ersetzt findet, während die Annahme
der Sauerstoffsäurentheorle, dass ein Theil des Wasser-
stoffs mit einer äqaivalenten Menge Sauerstoff zu Wasser
verbunden in dem sogenannten Säurehydrat präexistire
und dieses Wasser bei der Salzbildung durch ein Oxyd
ersetzt werde , immer nur eine Hypothese ist Ebenso
wie die Wasserstoffsäurentheorie für alle Säuren und
Salze ähnliche Constitution annimmt, nimmt sie auch fär
alle Salze ähnliche Bildungsweise an; das dabei auftre-
tende Wasser ist stets Produkt ^ nie Edukt^ da die Exi-
stenz von sogenannten Säurehydraten von dieser Theorie
nicht angenommen wird.
Wenn wir annehmen, dass ebenso wie die Haloid*
salze durch die Elektrolyse in Metall und Salzbilder, so
auch die Derivate der Sauerstoffsäuren in Metall und den
säurebildenden Complex, z. B. das Kaliunuialfat in K und
SO4; zerlegt werden und das bei Letzteren auftretende
Oxyd- und Säurehydrat erst die Folge einer secundären,
nicht elektrolytischen Keaktion ist, so Ic^saen sich nacb
der Wasserstoffsäurentheorie die elektrolytischen Vor-
gänge besser erklären. Auch die zwischen der Zusam-
mensetzung und dem spezifischen Volum aufgefundenen
Beziehungen finden zum Theil in dieser Theorie bessere
Erklärung; so würde hiernach die salpetrige Säure und
ihre Derivate nicht als NO3; HO^ sondern als ^O^ H auf-
zufassen sein und hierdurch ein Anschluss an die häufig sidi
ähnlich verhaltenden Nitroverbindungen vermittelt werden.
Manche Verhältnisse der mehrbasischen Säuren finden
in der Wasserstoffsäurentheorie einen einfachem Ausdruck.
Diesen Vortheilen der Binartheorie lassen sich aller-
dings auch wieder iSinwürfe zu Gunsten der andern
Theorie entgegensetzen. Namentlich hat man hervor
gehoben, dass die salzbildenden Gruppen ; die die Binar-
— 207 —
theorie in den Säuren als mit Wasserstoff verbunden
annimmt; fast alle im isolirten Zustand unbekannt seien,
während man von den sogenannten wasserfreien Säuren
eine grössere Anzahl dargestellt habe. In Betreff der
Ansicht; ein für sich darstellbares Radikal sei mit mehr
Wahrscheinlichkeit als in einer Verbindung existirend
anzunehmen; als ein nicht isolirt darstellbares; muss auf
das Eingangs Bemerkte verwiesen werden; wir werden
weiter unten sehen, dass den sogenannten wasserfreien
Säuren von einer grossen Anzahl Chemiker eine Consti-
tution zugeschrieben wird, welche mit der Ansicht; sie
seien als Säurehydrat minus Wasser zu betrachten, nicht
im Einklänge steht. Man hält es als weitern Einwurf
gegen die Binartheorie nicht für ws^hrscheinlich; dass z. B.
die so leicht oxydirbaren Alkalimetalle mit sauerstoff-
haltigen Atomcomplexen in Verbindung sein können;
ohne sich zu oxydiren ; die Annahme; dass hier oxydirtes
Metall mit dem Best als wasserfreier Säure verbunden
8^i; hält man für wahrscheinlicher. Man muss hierbei
indessen wohl beachten; dass diese Trennung von Metall
und halogener Gruppe nur in unserer Vorstellung exi-
stirt 5 in der That müssen wir doch jedes Theilchen Me-
tall mit jedem Theilchen Sauerstoff etc. in innigster Ver-
bindung annehmen. Es widerspricht dieses Letztere; wie
so vieles Andere; allerdings der atomistischen Anschauungs-
weise. Die Binartheorie muss bei einzelnen Säuren , die
sich nach verschiedenen festen Verhältnissen mit Metallen
verbinden können; zum Theil mehrere salzbildende Grup-
pen annehmen; wo die andere Theorie mit der Annahme
einer einzigen wasserfreien Säure ausreicht. So müssten
die nach der gewöhnlichen Schreibweise als KaO; SO3
und KaO; 2SO3; sowie KaO; CrOg und K^O; 2Cr03
geschriebenen Verbindungen nach der Binartheorie als die
- 208 -
Verbindungen der Radikale SO 4, Sj O7 und Cr^O, be-
trachtet werden. Die erstere Ansicht scheint Wer die
gegenseitigen Beziehungen besser darzulegen. Bei den
Salzen werden wir sehen, |iuf welche andere Weise sick
diese wasserfreien sauren Verbindungen betrachten lassen
Man hatte früher die anorganischen Verbindungen uni
daher auch die anorganischen Säuren von den organisckui
dadurch zu unterscheiden gesacht, dass man in ersterea
nur unzerlegte, in letzteren zusammengesetzte Ba^kik
annahm. Diese Unterscheidung muss mit der Binartheoria
fallen. Man hat übrigens auch von anderen Gesichtspunktes |^
ausgehend hervorgehoben, dass man auch bei Ajinahme
der SauerstofFsäurentheorie in den anorganischen Sänren
mit demselben Bechte zusammengesetzte Radikale an-
nehmen könne, wie in den organischen Säuren.
Welcher der beiden Ansichten man nun auch zu^
than sein möge, so steht es immerhin fest, dass eme
Säure nach der einen Ansicht mit einer bestimmten Menge
Metall, nach der andern Ansicht mit der diesem Metafie
entsprechenden Menge Oxydr unter Freiwerdung von
Wasser ein Salz zu bilden vermag , und dass, sobald eine
genügende Menge Metall oder Oxyd vorhanden ist, die
Säure hierdurch abgestumpft, neutralisirt, jgesättigt wird
Die Menge Metall oder Oxyd, welche zur Sättigung einer
fewissen Menge Säure hinreichend ist, ist je nach dem
.equivalentgewicht und dem Sauerstoffgehalt des Oxyds
eine verschiedene; hingegen ist die Menge Sauerstoff;
die in der zur Sättigung von 100 Theilen einer Säure
hinreichenden Menge Oxyd enthalten, bei den verschie-
denen Oxyden immer die gleiche und die Zahl, welche
diese Sauerstoffoienge ausdrückt, ist die Sättigungscapa-
cität einer Säure genannt worden. Die Sättigungscapa-
cität gibt also die Sauerstoffmenge derjenigen Quantität
Oxyd an, welche mit 100 Theilen wasserfreier Säure ein
neutrales Salz bildet. So haben wir z. B. in der als
SO3, HO betrachteten Schwefelsäure auf 40 Theile SO»
8 Theile Sauerstoff der Basis und durch die Proportion:
40 : 8 = 100 : X erhalten wir x = 20.
Auf diese Weise erhalten wir als Sättigungscapacitat
der Salpetersäure 14,81
fewöhnlichen Phosphorsäure 33,61
yrophosphorsäure 22,41
Metaphosphorsäure 11,20
-~ 209 —
Kohlensäure 36,36
Oxalsäure 22,22
Essigsäure 15,69 u. s. w.
Es leuchtet ein, dass der Ausdruck für die Sättigungs-
capacität sich auch in der Sprache der Binartheorie geben
lässt.' Sui'ht man die Quantität Säure, welche sich mit
einem Aequivalent Basis oder Metall zn einem neutralen
Salze verbindet, in Aequivalenten auszudrücken, so er-
halten wir, wenn wir das Aequivalentgewicht der Säure
mittelst der gewöhnlich angenommenen Zahlen aus-
drücken, öfters Bruchtheile von Säureäqnivalenten. So
verbindet sich z. B. ein Aequivalent Kali mit einem
Aeq. Salpetersäure CNO5), einem Aeq. Chlorsäure (CIO5),
hingegen mit einem halben Aeq^ Oxalsäure (CgOg), Pyro- .
phosphorsäure (PO5) und mit emem Drittel- Aeq. der ge-
wöhnlichen Phosphorsäure (PO5), oder Mekonsäure
(Ci4HOi4) zu einem neutralen Salz. Beziehen wir nun
aie Oxjdmenge , in Aequivalenten ausgedrückt , auf ein
Aequivalent ^ure, so sehen wir, dass die Säuren theib
mit einem, theils mit zwei, theils mit drei Aequivalenten
Basis neutrale Salze bilden und man hat hierauf die Un-
terscheidung einbasischer und mehrbasiacher Säuren ge-
gründet. Von Letzteren sind bis Jetzt nur zweibasische
und dreibasische mit Bestimmtheit bekannt. Man lernte
dieses Yerhältniss zuerst durch Graham bei der Phos-
phorsäure kennen, indem man erkannte, dass die als
wasserfreie Phosphorsäure betrachtete Verbindung PO5
sich unter verschiedenen Umständen mit ein, zwei oder
drei Aeq. Basis zu neutralen Salzen verbinden könne
und die hierauf beliebte Unterscheidung einer einbasi-
schen Metaphbsphorsäure PO5 HO,
zweibasischen Pyrophosphorsäure PO5 2 HO
und dreibas. gewöhnlichen Phosphorsäure PO5 3 HO
bildet den Ausgangspunkt für die Lehre von den mehr-
basischen Säuren. Zugleich wurde die Erkenntniss dieses
Verhältnisses als ein zu Gunsten der Wasserstoffsäuren-
iheorie zeugender Umstand angesprochen. Es lässt sich
nämlich ni^t erklären, woraui es beruhen könnte, dass
die gleiche Gruppe PO5 sich bald mit einem oder zwei
oder drei Aequivalenten Wasser oder Bads nach festem
Verhältniss verbindet, während die Wasserstoffsäuren-
theorie drei ganz verschiedene Gruppen POg, PO7 und
PCs in den arei Säuren annimmt und da nach der alt-
Bem. Mittheii. 466 und 467
— 210 —
hergebrachten Ansicht einem grossem Sauerstof^eksit
der Säure auch eine grössere Acidität derselben ent-
spricht, so braucht PO7 mehr Metall zur Sättigung als
"rO^ und POg wiederum mehr als P07^
Ebenso wie bei den mehrbasischen Säuren die basi-
schen Wasserstoffäquivalente (man mag ^esen Ausdruck
weder im Sinne der Wasserstoff-, noch in demjenig^
der Sauerstoffsäurentheorie auffassen; vielmehr soll mer
nur. die Thatsache ausgedrückt werden) durch mehrere
Aequivalente eines einzigen Metalles ersetzt werden kön-
nen; so kann man dieselben auch durch verschiedene
Metalle substituiren imd so die Doppel- und Trippelsalse
bilden. Wird nicht sämmtlicher Wasserstoff durch Metall
ersetzt; so erhält man eine noch saure Verbindung; die
sauren Salze. Die Bildungdieser Doppelsalze und sauren
Salze hat man nun als Kriterium oenutzt darüber; ob
eine Säure einbasisch oder mehrbasisch sei. Diese Kenn-
zeichen sind indessen sehr problematischer Nator, denn
wenn auch in vielen Fällen die Formel der Säure eine
Theilung nicht zuliess (so z. B. bei vielen organischen
Säuren ; deren Formel dann nicht, mehr der Annahme
gerader Anzahl von Aequivalenten Kohlenstoff und Sauer-
stoff entsprach); so war dies doch in andern Fällen
thunlich; ausserdem sind theils die sauren, theils die neu-
tralen Salze nicht oder nur sehr schwierig darzustellen.
Man suchte daher nach anderen Kriterien zur Feststel-
lung der Basicität einer Säure und es findet sich das
dahm Gehörige im Folgenden zusammengestellt.
Einbasische Säuren oilden gewöhnlich nur eine Beihe
von Salzen ; seltener geschieht es ; dass das Säurehydrat
sich mit dem neutralen Salze vereinigt und so zur Bil-
dung eines Salzes von saurer Beaktion Veranlassimg
gibt. Sie bilden nur einen neutralen Aether, nie eine
Aethersäure; sie geben nur zur Bildung eines einzigen
und zwar neutralen (nie sauren) Amids Gelegenheit,
welches man bei einer dondensaüon auf 4 Volumen
Dampf auf die Grundform NH3 beziehen kann. Das
Amid der einbasischen Säuren kann unter Verlust eines
Doppeläquivalentes Wasser die Nitryle bilden. Die An-
hydride einbasischer Säuren (siehe unten) können nur
auf Umwegen dargestellt werden ; nicht aber durch Er-
hitzen des Säurehydrats. Eine Ausnahme bildet die(;e-
wöhnlicb als einbasisch betrachtete JodsäurC; indem sich
— 211 —
dieselbe' auch als Anhydrid mit ihren neutralen Salzen
verbinden kann und dieses Anhydrid kann direkt aus
denn Hydrat erhalten werden.
Zweibastsche Säuren können zwei Reihen von Salzen
und von Aetherh bilden^ neutrale und saure. Die sauren
Aether^ die Aethersäuren der zweibasischen Säuren sind
stets einbasisch. Hier sind auch die Doppelsalze und
Doppeläther zu erwähnen. Die wasserfreien sauren Salze
(Kaö; 2S0q z. B.^ werden mit Ausnahme der Jodsäure
nur von zweibasiscnen Säuren gebildet. Die zweibasischen
Säuren geben zur Entstehung von drei Amiden Veran-
lassung, zwei neutrale Amide und eine Aminsäure. Bei
einer Condensation auf 4 Vol. Dampf können wir das
eigentliche Amid auf die Grundform NjHg^ das sogenannte
Imid auf diejenige NH3 und die stets einbasische Amin-
säure auf die Grundform NH4O.HO beziehen. Ein Nitryl
einer zweibasischen Säure kennt man nur bei der Oxal-
säure. Hier wird es durch den Austritt von 2 H2O2 aus
dem Amid gebildet; dieses Nitryl ist das Cyan. Die
Anhydride jsweibasischer Säuren können zum Theil durch
Erhitzen der Säurehydrate erhalten werden. Bei der
trockenen Destillation zweibasischer Säuren werden sehr
oft einbasische Pyrosäuren erhalten.
Dreibasische Säuren können drei Beihen von Salzen
bilden; feilier zwei Aethersäuren, eine einbasische und
eine zweibasische; ihre Anhydride sind wiederum nicht
auf direktem Wege zu erhalten« Die dreibasischen Säuren
^eben drei neutrale Amide entsprechend den Grund-
formen NjHg^ NjHe und NH^^ eine einbasische und eine
zweibasische Aminsäure. Nitryle sind von denselben
nicht bekannt. Dreibasische Säuren können bei der
trockenen Destillation zur Entstehung zweibasischer Pyro-
säuren Veranlassung geben.
Vierbasische Säuren sind bis jetzt noch nicht mit
Bestimmtheit bekannt. Man hat Gründe; die Pyrophos-
phorsäure als eine solche zu betrachten.
Mit Zugrundelegung der vorstehend gegebenen Kenn-
zeichen hat man nun viele Säuren , die man früher als
einbasisch ansah; als mehrbasische Säuren angesprochen^
als zweibasisch z. B. die Kohlensäure; Oxalsäure, Mesoxal-
säurC; MeUithsäurC; die Säuerungsstufen des bchwefelS;
Selens und TelluvS; die Chromsäure etc.; welche indessen
von vielen Chemikern , welche ^ die oben angeführten
— 212 —
Gründe nicht als zureichend betrachten, noch f&r m-
basische Säoren gehalten werden. Es muss hier erwilint
werden, dass bei einieen Säuren erkannt wurde, dassiie
unter Beibehaltung der bisherigen Formel zwei durch
Metalle vertretbare Wasserstoffäc[uiyalente besitzen, iui
sie also zweibasische Säuren seien, so z. B. die Milch-
säure CeH^O^ die Salicjlsäure Ci4H6(^6- Mit dieser Ent-
deckung wurde allerdings die Constitution einer AnsaU
von Verbindungen aufgeklärt; hingegen existiren aneh
noch Verbindungen der früher als embasisch betrachteton
Säure, welche sich der Annahme eines zweibasischen
Badikals nicht fügten. Man glaubte sich hier mit der
Annahme helfen zu können, dass dieselbe Säure bald
einbasisch, bald zweibasisch sei. Beachten wir nun, im
hiermit auch die physikalischen Verhältnisse eine Aende-
^ung erleiden, so neisst eine solche Betrachtun^weise
bi andern Worten, es komme derselben Verbrndong
nicht immer dieselben physikalischen Eigenschaften so,
die Bestandtheile seien z. B. einmal anders condensirt
als das andere MaL Es leuchtet ein, dass ^es nicht
angenommen werden kann ; eine freie chemisch unthätige
Säure kann entweder nur einbasisch oder nur zweibasiadi
angenommen werden. Ein anderes ist es aber, weon
wir von der chemisch tbätigen Verbindung sprechen
Siehe oben), vom Verhalten der Säure zu irgend einem
^ eriyat ^ Hier können wir wohl sagen, die Säure verhält
sich in einem Falle wie eine einbasische, in einem andern
wie eine zweibasische ; es ist hier nicht von der Säure
selbst, sondern von einer Beziehung zu einem Zersetzunes-
Srodukt die Eede. Wir können z. B. die zweibasische
chwefelsäure in Bezug auf die Verbindung S^HO^Cl.
als Oxydhjdrat des einbasischen Radikals SsHO^ m Reak-
tion tretend betrachten. Die zweibasische Salicylsänre
betrachten wir im freien Zustande als das Oxjdhjdrat
des Radikals C14H4O2; haben wir indessen ihre Besie-
hungen zum SaHcylhyrür z. B. im Auge, so können wir
sie allerdings in dieser Relation als Ci4H504.0,HO fein«-
basisch) betrachten. Eine Säure kann in Bezug aut die
Rolle, welche sie bei einem chemischen Prozesse einnimmt
in Reaktion treten, wie wenn sie eine andere Basicittt
besässe. In dieser Auffassungsweise ist es wohl annehm-
bar^ dass eine Säure bald als einbasisch, bald als mehr-
basisch angesprochen wird.
- 213 —
Ehe wir nun zur Betrachtung einzelner Säuregruppen
und ihres Zusammenhangs untereinander übergehen^
müssen wir den Einfluss der weitern Ausbildung der
Theorie der zusammeng-esetzten Radikale auf die Ansicht^
welche näheren Bestandtheile in den Säuren anzunehmen
seien, kennen lernen.
Es ist bereits früher bemerkt worden ^ dass man
schon ffec'on das Ende des voriccen Jahrhunderts in den
organlschln Säuren zusammengesetzte Complexe, ver-
bunden mit Sauerstoff, annahm. Diess Ansicht wurde
nun auch bei der weitern Ausbildung der Badikaltheorie
dnrch Berzelius beibehalten. Er fand es mit der von
ihm aufgestellten elektrochemischen Theorie vollständig
im Einklänge ^ dass nur Kohlenstoff; Wasserstoff und
Stickstoff, nicht 'aber der elektronegative Sauerstoff Be-
standtheil zusammengesetzter Radikale sein könne. Das
in der wasserfreien Säure mit Sauerstoff Verbundene
nahm man, ohne weitere Beachtung der Umsetzungspro-
dukte, als Radikal der Säure an und diese Betrachtungs-
weise wurde noch dadurch gefördert, dass man viele or-
ganische Säuren mit 3 Aeq. Sauerstoff in ihrem Anhydrid
mit einer Anzahl anorganischer Säuren vergleichen konnte,
in welchen mit ^inem unzerlegten Grundstoff ebenfalls
'3 Aeq. Sauerstoff verbunden waren. So verglich man
die wasserfreie
Schwefelsäure, Bensosßäare, Essi^rsäure,
, „ iS) O3 CC14 H5) O3 (C4 H3) O3
ihre Hydrate
(S) O3, HO (Ci4 H5) 03^0 und (C4 H3) O3, HO
lind ihre übrigen Abkömmlinge. Die analoge Zusammen-
setzung leitete darauf, das in der anorganischen Chemie
Anerkannte auch auf die organische Chemie zu übertragen.
Es waren zuerst Wöhler und Liebig, welche bei
ihrer wichtigen Untersuchung der Umänderungsprodukte
'des Bittermandelöls (1833) die gegenseitigen Beziehungen
der verschiedenen Derivate desselben mittelst Annahme
sauerstoffhaltiger Eadikale besser erklären zu können
glaubten. Sie nahmen in der Benzoesäure und ihren
Derivaten das Radikal Benzojl C14H5Q2 ttn. Der Auto-
rität von Berzelius , welcher m Rücl^i^icht auf die damals
noch allgemein anerkannte elektrochemische Theorie
^egen die Annahme eines solchen Radikals ankämpfte,
femer dem Einflüsse Liebig's selbst,^ welcher mittheilte,
auf welch' andere Weise diese Verbindungen sich noch
— 214 —
betrachten liessen , ist es znzaschreibeii, daas man die
Annahme sauerstoffhaltiger Radikale damals nicht so
allgemein annahm. In dem nun folgenden Decenninm
lernte man indessen noch eine grössere Anzahl von Ver-
bindungen kennen^ welche die Annahme sauerstoffhaltig
Radikale verlangten, wenn man nicht wie Berzelius
betreffenden Verbindungen durch sehr verwickelte und
den gegenseitigen Beziehungen viel weniger entsprechende
Formeln bezeichnen wollte; ausserdem lernte man noch
Thatsachen kennen, die mit der elektrochemischen Theorie
ebenfalls nicht übereinstimmten , so z. B. die Subsita-
tionstheorie, und ein grösserer Theil der Chemiker ward
hierdurch veranlasst, mit Hintansetzung der elektro-
chemischen Theorie die Annahme sauerstofihaltiger Säure-
radikale zu gestatten. Man betrachtete als Säureradikal
denjenigen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff etc.
zusammengesetzten Complex, welcher in den wasserfreien
einbasischen Säuren mit einem, in den wasserfreien zwei-
basischen Säuren mit zwei imd in den wasserfreien, drei-
basischen Säuren mit drei Aequivalenten Sauerstoff ver-
bunden war. Die von Gerhardt behufs besseren Ver-
ständnisses der Umsetzungen vorgeschlagene Beziehung
der Verbindungen auf wenige einfache Grundformen, die
Erkenntniss des jQ-esetzes der geraden Aeqnivalentenzahl,
die Annahme, die Formeln säinmtlicher Verbindungen so
zu schreiben, dass sie in Dampfform einer Condensation
auf 4 Volumen entsprechen, die zwischen der Zusammen-
setzung und den pnysikalischen Eigenschaften aufgefun-
denen Kegelmässigkeiten und die Ansicht, dass man in
den anorganischen Säuren mit demselben Kechte und auf
die gleiche Weise zusammengesetzte Radikale annehmen
könne, wie in den organischen, föhrten nun für die Deri-
vate der einzelnen Säuren zur Aufstellung von Formeln,
welche sich besonders auf die Symmetrie aer chemischen
Beaktionen gründeten und das Verständniss derselben
wesentlich erleichterten.
Es folgt hier mit Bezumahme auf die Annahme dreier
Grundformen , Wasserstoff = Hj , Wasser = HjOj und
Ammoniak NH3, eine Zusammenstellung der Derivate
der Säuren von verschiedener Basicität. Einige dieser
Abkömmlinge werden uns dann spezieller beschäftigen.
Setzen wir das Radikal einer einbasischen Säure
R', einer zweibasischen B", einer dreibasischen R'",
- 215 ~
ferner M = Metall und Ae = Aetherradikal ; so haben
wir folgende Verbindungen:
1) ^ei den einbasischen Säuren :
Grundform.
H> R') K' l R'l R)
W' n ) RM cn Ae)
Hydrfir. Isolirtes Ilaloid- Aceton.
Aldehyd. Radikal. verbindang.
Saarehydrat. Anhydrid. Neutrales Sals. Aether.
IH jR'
N Jh : N H (NR' H, - 2 HO = Nitryl.)
Amid.
2) Bei den zweibasischen Säuren:
U^t , R") (Die fibri^en Verbindungen sind nicht
Hj) * CI2) mit Bestimmtheit bekannt.)
Haloidverbindung.
qJOj: R''{ Oj Säureanhydrid. NH2 u ( 03 Aminsäure.
ai««' £1»* mh\o* 53J0* aI'h!»* i^u
Säure- Saures Neutr. Aether- Neutr.
hydrat. Salz. Sali. säure. Aether«
IH2 IR"
Na H^: N|H3 Amid.
4
nIH:
fH
(H
Imid.
3) Bei den dreibasischen Säuren:
H3J. R-) R"V
H3) • H3 ) CI3
Hydrfir. Haloidvbdg.
Si»«' £1»« R"'!«« mhJo« S'jaloa 5;"|o«
Säurehydr. Anhydrid. ^ ^ . ^ "
Salze.
Ae3i "6 Ae^H} "^ AeHaJ "ß
Neutr. Aether. Einbasische, JSweibasisohe Aethersäure
HjOa: ^^'giOa Binbasisohe Aminsäure.
JJajO^: ^2^5*^^)04 Zweibasische Aminsäure.
IH3 iR '*
NdiHa: NsiHs Triamid.
fHg fHj
— 216 —
Orumitorta.
n}h3 NjIr'" Nonamid.
Nach den Regeln der Substitutionstheorie können
hieraus noch weitere Verbindungen abgeleitet werden,
so z. B. durch Ersetzung des Sauerstoffs durch Schwefel^
Selen oder Tellur, die gewöhnlich als Sulfoaäuren^ Sdeno-
säuren und TeUurosäuren bezeichneten Verbindungen.
Einige dieser Verbindungen sollen hier nun näher
besprochen werden.
Haloidverbindungen, Den höheren Chlor-, Brom- und
Jodverbindungen mancher Radikale kömmt neben einer
sauren Reaktion auf PflanzenfiEurbBtoffe die Eigenschaft
ZU; sich mit niedrigem Chlor-, Brom- und Jodverbin-
dungen zu vereinigen und so Verbindungen zweier Chlo-
ride ZU bilden, die man analog den Ssuzen zusammen-
gesetzt betrachten kann. In Beziehung hierauf ist vor-
geschlagen worden, die höheren Haloidverbindungen als
ChlorO'BromO'Jodosäuren zu betrachten* Da indessen
diese Eigenschaft, derartige Verbindungen zu bilden,
nicht allen höheren Chloriden etc. zukömmt, so hat diese
Betrachtungsweise keinen allgemeinern Anklang gefunden.
Einige dieser Verbindungen hat man später al^Haloide
von zusammengesetzten Radikalen angesprochen.
Anhydride. Dieselben wurden früher allgemeip, und
von einigen Chemikern noch heute, als die Säurehydrate
minus Wasser betrachtet. Bei Annahme des Gesetzes
der geraden Aequivalentenzahl und der Schreibweise auf
4 Vol. Dampfdichte kommt indessen dem Wasser die
Formel H2O2 zu und in den einbasischen und dreibasischen
Säuren könnte daher Wasser nicht als präexistirend an-
fenommen werden. Hiermit steht im Zusammenhange,
ass bei diesen Säuren die Anhydriden nur auf indirektem
Wege darstellbar sind. In den zweibasischen Säurehj*
draten könnte die Präexi^tenz von Wasser eher tolenrt
werden. Hier sind auch die Anhydride a^um Theil auf
direktem Wege zu erhalten. In Anbetracht obiger An-
nahmen und der Regelmässigkeiten in den Siedepunkten;
der relativen R^-umerfüUunff und anderer physikalischer
Verhältnisse, ferner mit Bezug auf die oildungsweise
hat man den Anhydriden der einbasischen und dreibasischen
Säuren ein doppelt so hohes Aequivalentgewicht beigelegt.
— J17 —
Die Darstellang von Anhydriden, welche die Radikale
zweier verschiedenen Säuren enthalten, spricht sehr zu
Gunsten dieser Ansicht. Diejenigen Chemiker, welche
diese Doppelanhydride nicht als ein einziges Molekül^
sondern als eine Verbindung zweier Anhydride betrach-
ten, müssen, um consequent zu sein, das Anhydrid einer
Säute auch als eine Verbindung von zwei Aequivalenten
. desselben Anhydrids ansprechen ^
Zur Darstellung der Anhydride lässt man auf ein
Salz (am besten ein Alkalisalz) einer Säure die Chlor-
xrerbindun^ des entsprechenden Radikals einwirken, so
z. B.bei dem Essigsäureanhydrid:
tiHaOj)^ C4H3 02) _ CJ4B[3 02|o . Na)
Naj **• ^ C\) — C4 H3 Ogi "2 -t- cn •
Man ersieht hieraus leicht die Bildungsweise der
erwähnten Doppelanhydride. Man braucht nur die Deri-
vate zweier verschiedenen Radikale aufeinander reagiren
zu lassen. So bei der Bildung des Benzoe-Essigs&ure-
anhydrids :
04 03 02^^1 _i C14H5O2J
Na^"2 ■+- CA)
j — CuHsOg) Nai
oder: =0^302(02 H- ci | •
Ci4H5 02ln . O4H3O2J
Na I "2 -t- c, j
Das bei der Darstellung der Chloride als Neben-
produkt auftretende POjClg (Phosphoroxychlorid, Phos-
phorylchlorid) kann wiederum zur Darstellung der An-
hydride benu^t werden. Lässt man 1 Aeq. Pnosphoryl-
chlorid auf 6 Aeq. des Alkalisalzes einer Säure wirken,
so bildet sich zuerst das Chlorid des .Radikals neben
einem Phosphat:
d yi Ü2 + ^,^ » — H3 i "8 + ^ Cli •
und in zweiter Phase wirken die übrigen 3 Aeq. Sab
auf die gebildeten 3 Aeq. Chlorid und bilden nach der
oben angegebenen Reaktion 3 Aeq. Anhydrid. Die feis-
tere Daratellungsmethode ist die vortheilhaftere.
Von den Zersetzungen der Anhydride sind die fol-
genden besonders zu beachten :
Mit Waaaer gekocht bildet sich allmälig Säurehydrat :
Mit Alkohol in der Wärme behandelt bilden sie Aether :
— 218 —
Die mehrbasischen Säuren bilden hierbei Aethersäuren.
Mit Ammoniak bildet das Anhydrid ein Amid oder
eine AminBäure:
5|oi + 2NH3=2n|h + HgOg
oder:
R'Oj -+- NH3 = NH2R") n
oder:
5-i| 0« + 2 NH3 = 2 NHR'^'I Q^ ^ H^^j^
Aethersäuren. Eine einbasische Säure kann^ mit
einem; eine zweibasische mit zwei und eine dreibasisebe
tnit drei Aeq. Alkohol unter Austritt von resp. 1 oder 2
oder 3H2O2 die neutralen Aether bilden. Die sauren
Aether entsprechen einer Verbindung mit weniger Alkohol
und zwar:
Hj j Ol + 1 n\ O3 = AeHJ O4 + H^Oa
oder :
»«//) A«) R'/' ) i Aethersäareo.
femer :
Zweibas. Aethersäare.
Es tritt also bei der Bildung der Aethersäuren für
je. ein Aequivalent Alkohol ein Molekül Wasser HjOt
aus. Die sonst den sauren Salzen vergleichbaren Aether-
säuren sind nicht unmittelbar dadurch zu erhalten, dass
man dem neutralen Aether Säurehjdrat zufügt Man
stellt dieselben , wie im Früheren angegeben, durch Ein-
wirkung von Alkohol auf das Säurehydrat oder Anhydrid
dar. Auch durch Relation des Alkonols auf die Chloride
mehrbasischer Säuren können Aethersäuren erhalten
werden. Sie sind meistens syrupöse Flüssigkeiten, die bei
weiterm Erhitzen Zersetzungsprodukte des entsprechen-
den-Alkohols geben und Säurehydrat hinterlassen. Nur
wenige sind unzersetzt flüssig. Sie sind fast sämmtlich
mit Wasser in jedem Verhältniss mischbar.
Wie man bei Einwirkung von Ammoniak auf die
neutralen Aether das Amid erhält, so stellt man durch
Einbasische
- 219 —
Einwirkung desselben auf die Aethersäuren die Ämin-
säuren dar :
oder :
Je nach den^ verschiedenen Zersetzungsweisen kann
die Aethersäure als mit verschiedener rationeller Formel
in die Reaktion eingehend gedacht werden, so kann z. B.
die Aetherschwefelsäure als
§04 "1^4 oder als ^4"||gJ2S03 oder als ^«Hs-^a^ßj O2
oder als 041150,303 + H0,S03 ©tc. betrachtet, werden. Die
sauren Salze der Mineralchemie lassen eine ganz ähn-
liche Betrachtungsweise zu wie die Aethersäuren und
es lassen sich dann die wasserfreien sauren Salze als
die Anhydride; die abnormen sauren Salze ^ in welchen
man als Basis eine Haloidverbindung annimmt , als die
Chloride der betreffenden Radikale betrachten. Ebenso
wie wir die Verbindungen :
als Hydrat, Anhydrid Chlorid der Aetherscliwefelsäare.
ansprechen, können auch die Verbindungen:
entsprechend KO,HO,2SD3 2(KO,2S03) KC],2S03
aU Hydrat, Anhydrid und Chlorid einer Kalium-
schwefelsaure
und ebenso bei anderen Säuren betrachtet werden.
Aminsäuren. Ebenso wie die neutralen Säfireamide
sich als entwässerte neutrale Ammoniumsalze betrachten
lassen ; kann -man die sauren Amide als saure Ammo-
niumsalze minus Wasser ansprechen und zwar tritt für
je ein Ae(][uivalent noch vertretbaren Wasserstoffs ein
Doppeläquivalent Wasser aus.
R" ) NH«H"}
NH
R
NH
nSÜ! 0« -.2 HO = ''^^'^^l 0.
Sie können zum Theil aus den Ammoniumsalzen;
— 220 —
2iim Theily wie oben angegeben , aus den Aethersäuren
oder Anhydriden erhalten werden. Zweibasische Amin-
säoren kennt man nur wenige. So scheint How eine
solche von der Mekonsäure c&rgestellt zu h^ben Die
Harnsäure ist eine zweibasische Aminsäure von nocli
unbekannter Constitution. Durch Behandlung mit Wasser
unter höherm Druck oder durch Kochen mit Säuren oder
Alkalien nehmen die Aminsäuren wieder Wasser auf und
verwandeln sich in die ihnen entsprechenden Ammonium-
salze. Mit Alkalihydrat geschmolzen geben sie Ammo-
niakgas und das Alkalisalz der entsprechenden Säure.
Das neutrale Amid der zweibasischen und das Bi- und
Triamid der dreibasischen Säuren können als die den
Aminsäuren entsprechenden Amide betrachtet werden.
Diejenigen Chemiker, welche die mehrbasische Natur des
in den Aminsäuren enthaltenen Säureradikals nicht an-
erkannten, betrachteten die Aminsäuren entweder als
wasserfreie saure Ammoniaksalze, so die Carbaminsäure
als NH3,2C02, oder als Verbindungen des neutralen
Amids mit Säurehydrat; so z. B. die Sulfaminsäure
NH2(8204^|^^ als misSOs + SO3HO.
Diese Betrachtungsweise ist indessen für andere
Aminsäuren, z. B. die rhosphaminsäure NH.PO2 ) , ,
zulässig,^ wenn man die einfachste Formel beibehalten
will. Die zuletzt erwähnte Betrachtungsweise wurde von
Schlossberger auf sämmtliche Amide ausgedehnt. Man
hat die Aminsäuren zum Theil auch als Säurehydrate
betrachtet, worin H durch NHj (Amid) substituirt wäre
und man hat diese insbesondere als ,,Amidosättren' un-
terschieden.
Gepaarte Säuren. Die früher erwähnten Amin- und
Aethersäuren, sowie Verbindungen von Säuren mit alko-
holartigen Substanzen (z. B. Zuekerschwefelsäure ) und
diejenigen Säuren, worin Wasserstoff durch Chlor^ Brom
oder Jod vertreten ist, können zwar den gepaarten Säuren
zugezählt werden, wir wollen indessen unter dieser
Rubrik nur diejenigen Fälle besprechen, wo zwei aus-
gesprochene Säuren* sich zu einer neuen Säure vereinigen;
und da haben wir besonders die Nitrosäuren und Sulfo-
säuren zu beachten. Betrachten wir die Saloetersäure
ab das Oxydhydrat eines wahrscheinlich mit aer Unter-
— 221 ^
Salpetersäure identischen zusammengesetzten Badikals
NO4, so können wir die Nitroverbindungen hieraus durch
doppelte gegenseitige Zersetzung ableiten. So z. B. die
Nitrobenzoesäure :
C,4H604 H- ^^^j O2 = Ci4 ^^Ao^ + H2O3
Wir kennen Mono-, Bi- und Tri-Nitrosäuren, Die-
jenigen Chemiker, welche die Existenz des Badikals NO4
nicht annehmen, betrachten die Nitrosäuren als Verbin-
dungen des Restes der Säure mit wasserfreier Salpeter-
säure^ deren Basicität dadurch nicht erhöht werde. Eine-
gleiche Betrachtung hatte man auch auf die Sulfosäuren
angewandt und so Ibezeichnete man die Nitro- und Sulfo-
benzoesäure beispielsweise auch als Benzoesalpetersäure
und Benzoeschwefelsäure.
Weniger einfach als die Verhältnisse der Nitrosäuren
sind diejenigen der Sulfosäuren. Hier ist es namentlich
das Anhjdnd der Schwefelsäure; welches die gepaarten
Säuren am leichtesten bildet und zwar tritt hier kein
Wasser aus, sondern ein Aequivalent des Anhydrids
vereinigt sich direkt mit «inem Aequivalent der Säure
zu einer gepaarten Säure von höherer Basicität. So
gibt die ]jissigsäure eine zweibasische Sulfoessigsäure :
C4H4O4 4- S2O6 = C4H2Sj506 j Q
Thatsache ist, ^ dass in dem Radikal der Sulfoessig;-
8äur,e das zweibasische Scfawefelsäureradikal S2O4 sich
statt eines Aeqmvalents Wasserstoff des Radikals der
Essigsäure C4HPO2 vorfindet Wenn man aber in dieser
Hinsicht die Bildung der Sulfosäure als auf einer Sub-
stitution beruhend betrachtete, als auf einer Subsitution
von H durch das zweibasische Radikal S2O4, so liegt
hierin etwas Widersinniges* Im Sinne der Substitutions-
theorie kann IH nicht durch S2O4, welches 2 H äquiva-
lent ist, substituirt werden; eine ^^A« Auffassungsweise
ist auch von verschiedenen Seiten bestritten worden;
sie wird indessen nicht bestritten werden, wenn man die
in der Sprache der Substitutionstheorie augedrückte Bil-
dungsweise nicht als Substitdtionsvorgang (im Sinne der
Schule), sondern^ nur als Ausdruck des Thatsächlichen
auffasst. Als rationelle Formeln im gewöhnlichen Sinne
des Wortes dUrfien die Formeln
C4ß2i^i)ßfi ^ fftr die Sulfoeösigaäure ,
— 222 -
CnHjCMJOiJQ^ fttr die SulfobenzcBsäure u. s. w.
ebensowenig allgemeinen Anklang finden^ alA z. B. die
Formel ^*"A^(o2 flir die Aethylschwefelsäare. Ich«
wähne gerade diese letzfere, weil sie mit den Sulfosänren
und Disulfosäuren in gewisse Beziehniijg gebracht werden
kann. Die durch die Entdeckung des GlycoMkohok van
Wurtz angeregte Annahme, dass ein ßadikal mit der Ab-
nahme an Wasserstoff eine Vergrösaerung der Basicitat
.verbindet, hat uns bereits über tnehrere Erscheinuneen
Aufschluss gegeben und auch die Constitution der von Hof-
mann und Buckton dargestellten Disulfosäuren scheint
sich hieraus erklären zu Tassen. Strecker bat darauf auf-
merksam gemacht, dass man dieDisulfosänrenals Aether-
säuren der zweibasischen Badikale des Glycolalkohols und
seiner Homologe betrachten könne.
Die Basicität einer gepaarten Säure kann aus den
Basicitäten ihrer Componenten im Voraus bestimmt werden.
Es ist nämlich die Basicität der neu entstehenden Säure
gleich der Summe der Basicitäten der Componenten
weniger der um Eins verminderten Anzahl der concar-
rirenden Säuren. Bezeichnen wir die Basicität der neuen
Säure mit B, die Basicitäten der Componenten mit
b, b^ etc., ihre Anzahl mit n, so haben wir die Formel
So z. B. die Bildung der einbasischen Nitrobenzcesänre:
Ci4Hf{04 + NHOß = C14H5 (NO4) O4 H- HjOg
1 -4- 1~(2-1).= 1
der zweibasischen Sulfobenzoesäure:
Ci4H«04 -+- SaHgOe = €14116(8204)04 + H^Oj
1 -f. 2-f2— 1)= 2
der dreibasisühen Sulfobernsteinsäure :
CsHßOs + S2H2O8 = CgHs S20i4 -4- H^Oj
2 + 2.-(2— 1)= 3
der einbasischen Benzoylsalicylaminsäure :
C14H6O6 + C14H6O4 + NH3 = NH.C14H5O2.C14H4O2) Q^ ^ 2 BiOi
2 + 1 -4- 0 - (3—1) = 1.
Nimmt eine einbasische Säure die Elemente einer
zweibasischen in sich auf^ so sehen wir dadurch die Ba-
sicität sich doch nur um Eins vermehren ; wenn nun ua-
fekehrt eine mehrbasische Säure die Elemiente einer zwei-
asischen Säure ab^bt^ so wird dadurch die Basicität doch
nur um Eins vermindert. Verfolgen wir mit dieser Um-
— 223 -
kehr des Basitätsgesetzes die Bildung der Amide; so
sehen wir leicht ein, dass einbasische Säuren keine Amin-
säurC; hingegen dreibasische deren zwei bilden können.
Die Amide sind im Allgemeinen zu betrachten als
Säure •+• Ammoniak minus Wasser. Nun können wir aber
das Wasser HjCX als eine zweibasische Säure betrachten.
Es bildet zwei Salze und zwei Aether^ eine Aminsäure
und ein Amid. Verliert nun eine einbasische Säure ein
Molekül Wasser ; so muss ein Produkt der Basicität O
zurückbleiben, es kann also keine Aminsäure existiren ;
eine zweibasische Säure wird unter diesen Umständen eine
einbasische Aminsäure liefern, während bei weiterm Was-
serverlust neutrale Amide entstehen. Eine dreibasische
Säure endlich wird durch den Verlust des ersten Wasser-
moleküls eine zweibasische, durch den Verlust eines zwei-
ten eine einbasische Säure bilden.
Es ist im Frühern bemerkt worden, dass bei der
trocknen Destillation einer zweibasischen Säure oft eine
einbasisohe Pyrosäure entstehe, während in demselben
Falle durch dreibasische Säuren zweibasische Pyrosäuren
gebildet werden. Man wird dies nun leicht begreifen,
wenn man bedenkt, dass bei der Bildung der Pyrosäure
Kohlensäure C2O4, also eine zweibasische Säure entweicht.
Es mag bei dieser Gelegenheit die Entstehung der ein-
zelnen Pyrosäuren genauer erörtert werden:
Eine einbasische Säure bildet C2O4 und einen neu-
tralen Körper, so z. B. : .
CUH6O4 ^bt €204 and CisHe
Benzcesäare. Benzin.
C4H4O4 gibt 0304 nnd r2H4
Essigsäure. Grubengas.
Eine zweibasische Säure gibt entweder 2C2O4 und
einen neutralen Körper:
CieHeOs gibt 2C2O4 und CigHß
Phtaisäure. Benzin.
oder 1 C2O4 und eine einbasische Säure :
C4H208 gibt C204 und C2H204
Oxalsäure. Ameisensäure.
Eine dreibasische Säure gibt entwer 3 €20^ und einen
neutralen Körper oder 2 C2O4 und eine einbasische Pyro-
säure oder 1 G2O4 und eine zweibasische Säure.
C14H4O14 gibt entweder C2O4 und O12H4O10
Mekonsäure. Komensäure.
^^^^ ' Pyromekonsäure.
— 224 —
Gelegentlich der gepaarten Sulfosäuren mag hier
noch bemerkt werden, aasa die in der anorjganiscli^
Chemie mit Salfosäoren bezeichneten Verbindungen,
nämlich Sanerstoffsäuren, deren Sauerstoff dnrch Schwefel
ersetzt ist, in der oreanischen Chemie bis jetzt noch
wenig bekannt sind. Man bezeichnet sie dnrch ein vor-
5esetete8 |,Thio% so die Thioformylsäure CaHjOjSj, die
'hiacetsäure C4H4O2S2.
Isomere Säuren sind in der anor^nischen Chemie
gar nicht bekannt; die verschiedenen Modifikationen der-
selben Säure beziehen sich meist auf verschieden zusam-
mengesetzte Hydrate. Man pflegt besonders die Phos-
phorsäuren, sowie die dithionige (unterschweflige) und
^entathonsäure als Beispiele von Isomerie anzufiihren,
aber es ist dies nicht zulässig, denn PHOg, PH2O7 und
PHjOg sind ebensowenig isomer als S4H2O6 und Si(^2^ir
Man kennt nur eine Verbindung PO5 und S4O4, sowie
SiqOio kennt man gar nicht. In der organischen Chemie
kennt man im Verhältniss zu der grossen Anzahl von
Verbindungen nur wenige isomere Säuren, so z. B.
Zuckersäure und Schleimsäure, Weinsäure und Trauben-
säure, Salicjlsäure und Oxjbenzoesäure , Oelsäure und
Elaidinsäure etc.
Homologe Säuren, d. h. solche, welche bei ähnlichem
chemischen Verhalten eine Zusammensetzungsd^erenz
▼on C2H2 oder einem Multiplum^ davon zeigen, kennt
man in der organischen Chemie in mehrereü wichtigen
Beihen. *)
*) Es folgte hier eine kurse Darstellang dieser Reihen, denen sieh
eine Uebersieht der wiohÜ|^rn xnsammenf ehörigen anorffanisehen Smtcb
anschlos's. leh lasse dieselben hier weg, weil sie wonl für das Htai-
wörterbaeh, nicht aber für die Abhandlang selbst ein Interesse be-
sitzen. Auch Herr Fehling schrieb mir s. Z., dass diese nwar nor 3
Seiten ausmachende Zugabe wegbleiben solle. Bs ist hiei^mit jedoeh
nicht in Einklang sa bringen, £uss Herr Kehling in seiner Umarbei-
tnng meiner Abhandlang diese Aufcahlang dennoch gibt and sie sogv
duroh obligate Formelepielereien anf etwa einen Drnekbogen aosspiiiU
Mr. 469.
I
Reiieht über die Elnrlelitiing; meteoro-
loglseher Stationen In den Kantonen
Bern und Solothurn.
Die Tit Direktion des Innern des Kantons Bern hat
in einem Schreiben vom 7. April 1859 an die Naturfor-
forschende Gesellschaft dahier das Ansuchen gestellt , es
möchte dieselbe die Errichtung einer grössern Zahl me-
teorologischer Stationen an die Hand nehmen^ und zu dem
Ende eine Unterstützung mit Geldmitteln anerboten. Die
naturforschende Gesellschaft hat sich hiezu bereit erklärt
und nachdem die h. Eegierung den beantragten Beitrag
von 1060 Fr. für Anschaffung der Instrummente und
einen jährlichen Credit von 200 Fr. für den Unterhalt
derselben und allfallige Honorare an Beobachter bewilligt
hatte ; die Ausführung der Arbeit einer Commission^ be-
stehend aus den HH. Prof. B. Studer, Brunner, Schinz,
Fischer, den HH. Fischer-Ooster, Denzler, Hipp und
dem Unterzeichneten aufgetragen. Diese Commission
befasste sich im Laufe des Jahres 1859 mit den nöthigen
Vorarbeiten, wie Wahl der Beobachtungsorte und Beob-
achter, Plan der Beobachtungen, Anschaffung der Instru-
mente u. 8. f. und übertrug dann mit Genehmigung der
Gesellschaft im Frühjahr 1860 die Prüfung und Aufstel-
lung der Instrumente, sowie die Leitung der Beobach-
tungen dem Unterzeichneten.
Von der Commission waren folgende Stationen ausser
den bereits bestehenden in Bern und Saanen *) bezeichnet
*) Die frühere Station in Burgdorf ist eingegangen, da der dortige
Beobachter, Herr Dr. Ptuckiger, nach Bern abergesiedelt ist.
Bern. Mittheil. 468
— Mö-
worden: Interlaken, St. Beatenberg, GrimseL Fanihon
und Wasen bei Somiswald.
Da der Wonack geinaaert worden war, anck ait
dem Weis«eiialein eine metaarologiaelie Station sa er-
richten, so knüpfte ich hierüber dnrch Herrn Professor
Lang in Solothnm Unterhandinngen mit der dortigen
natnrforachenden Geselkchaft an. Die Folge daTon wtr,
daM diese Gesellschaft nnd die Stadtvcrwaknng bc
schlössen, aaf eigene Kosten die nothigen Instrammte
fbr eine Station in Solothnm nnd eine solche auf dem
Weissenstein anzuschaffen. Die Einrichtnng nnd Leitung
der Beobachtungen wurde mir eben&lls übertrageo.
Auf sämmtlichen Stationen befinden sich g^enwartig
folgende Instrumente :
1) Ein Augusfsches Psychrometer, bestehend ans
zwei Thermometern, Y.on welchen daa Gefaaa des dnen
stets feucht erhalten wird. Dieselben sind aufgehängt
in einem Zinkblechgehäuse und sollen zur BeatinmiBiig
der Temperatur und des Feuchtigkeitsznstandes der Luft
dienen. Eine nähere Beschreibung der Thermometer
und ihres Gehäuses habe ich bereits fiüher^ gegeben.
Die Thermometer werden um 7 Uhr Vormittags nnd 2
und 9 Ühr Nachmittags abgelesen und die Resultate in
die betreffenden Rubriken einer lithographirten Tabelle
eingeti'agen.
2) Ein Gefössbarometer, von Hm. Mechaniker Stuckj
dahier verfertigt. Das Gefäss hat einen innem Durch-
messer von 100 ""^ die ^5hre einen aolcben von 8"".
Die Messingscala, mit versilberter Millimetertheilung am
obern Ende, ist mittelst einer Schraube zu verschieben,
so .dass ein Eisenstift am untern Ende derselben immer
*) Nr. 454 dieficr MiUlieiluDcren.
- 227 -
auf die Oberfläche des Quecksilbers im Gelasse eiuge-
gestellt werden kann. Längs der Scala lässt sich mit-
telst eines Getriebes ein Noniüs verschieben, der 0,1""*
abzulesen gestattet und dessen Nullpunkt dem untern
Band eines fest mit ihm j^erbundenen , die Röhre um>
fassenden Binges entspricht. Seitwärts von der Röhre,
in halber Höhe dee^selben befindet sich ein hundertthei-
liges Thermometer. Das Gestell des Barometers ist auf
allen Stationen , nachdem. die Röhre mit Hülfe eines
Bleiloths vertikal gestellt war, au der Wand des Beob-
achtungszimmers festgeschraubt worden. Sämmtliche
Barometer sind in vollkommen gutem Zustande auf den
Stationen angelangt Um sich hievon überzeugen zu
können, habe^ich alle vorher im physikalischen Oabinet
längere Zeit mit dem Fortin'schen Beisebarometer des-
selben ve]*glicben und eine solche Vergleichung dann
jedesmal auch auf der Station nach Aufstellung des Baro-
meters vorgenommen. Die bei den Angaben des Reise-
barometers selbst anzubringende Correction war durch
Vergleichung mit einem Normalbarometer der Stern-
warte ermittelt worden. — In Saanen und in Bolothurn
befinden sich Instrumente anderer Construction. Das-
jenige in Saanen; dem dortigen Beobachter angehörend,
ist ein Heberbarometer, das schon früher verglichen
worden ist. In Solothurn ist ein Fortin sches Gefass-
barometer von Ernst in Paris aufgestellt; die die Glas-
röhre cylindrisch umhüllende Messingscala ist direkt in
halbe Millimeter getheilt und mittelst des Nonius 'mt
Vio"*" abzulesen.
Der Stand des Barometers und des Thermometers
attach^ wird zu denselben Stunden wie der des Psychro>
nieters notirt. Nach Kämtz *) kommt nämlich das Mittel
*) Lehrbuch der RIetcoraiogie voa Katiit/. , Bd. IL, S. 286.
— 228 —
aus diesen 3 Ablesungen dem mittlem Barometerstand
des Tages sehr nahe.
3) Ein Ombtometer von Zinkblech, einen Cylinder
von 600 "'^ Höhe und 357*°°» Durchmesser darstellend.
Der Boden ist konisch und besitzt in seiner Mitte einen
Messinghahn zum Ablassen des Wassers. Das letztere
wird mittelst eines von 10 zu 10 Cubicceutimeter ge-
theilten Glascylinders gemessen , der 500 Cabiccentimeter
fasst. Da die auffangende Fläche gerade 1000 Quadrate
centimeter beträgt , so entspricht also ein Scalatheil des
graduirten Glascylinders einer gefallenen Begenmenge
von 0,1™™ Höhe, Die Bestimmung der Begenmenge bis
auf 0,01°^ habe ich als eine unnütze Genauigkeit ver-
worfen und das um so mehr, als die zu verschiedenen
Zeiten ungleiche Benetzung und Verdunstung, welche
dann einea nicht zu vernachlässigenden Binfluss ge-
wännen, doch nicht genau in Bechnung zu bringen sind.
. Im Sommer wird übrigens behufs Verminderung der
Verdunstung in den Begenmesser ungefähr 100™™ unter
dem obern Band ein an die Wandung dicht anschlies-
sender Blechtrichter mit kleiner Oeffnung " eingesetzt.
Der im Winter nach Entfernung dieses Trichters auf-
gefangene Schnee wird durch Hereinnehmen des Ombro-
' meters in das geheizte Zimmer geschmolzen. In der
Tabelle notiren die Beobachter je die unmittelbar abge-
lesenen Scalentheile und zwar ist ihnen anempfohlen, die
Ablesungen möglichst bald nach beendigtem Beigen oder
Schneefall zu machen. Dass die Begenmesser üb^all
auf freien Plätzen aufgestellt wurden , versteht sich wohl
von selbst.
Das auf der Sternwarte dahier aufgestellte Ombro-
mcter hat gegenwärtig noch etwas andere Dimensionen,
^äralich die in Nr. 279 und 280 dieser Mittheilungen
— 229 -
von Herrn Prof. Wolf angegebenen. Da indedsen der
Rand des Cylinders in gleicher Höhe mit der obern
Fläche des anschliessenden Holzgehäuses föUt und dess-
halb im Winter insbesondere bei Wind mehr Schnee in
das Gefass gelangt; als der Oeffiiung entspricht, so
werde ich einen ungefähr 20^™ hohen Aufsatz anbringen
und dessen Auffangsfläche dann auch gleich auf 1000
Quadratcentimeter erweitem lassen.
Auf sämmtlichen Stationen werden nun femer Beob-
achtungen angestellt über die Richtung und Stärke des
Windes. Die Richtung wird bloss nach der achttheiligen
Windrose bestimmt und die Stärke durch eine beizu-
setzende Zahl bezeichnet. Dabei bedeutet:
0 vollkommene Windstille oder ein ganz leiser Wind,
welcher die Baümblätter noch nicht bewegt;
1 schwacher Wind, welcher bloss die Baumblätter be-
wegt;
2 massiger Wind, welcher die kleinen Aeste bewegt;
3 starker Wind, der auch die grossem Aeste zu be-
wegen vermag;
4 Sturmwind, welcher Aeste bricht oder Bäume ent-
wurzelt ,
Die Windrichtung und Stärke werden ebenfalls zu
den 3 genannten Stunden in die Tabelle eingetragen.
Zu denselben Stunden wird ferner die durchschnittliche
Witterung des vorhergegangenen Zeitintervalls nach fol-
genden Abkürzungen notirt. Es bedeutet:
© Sonnenschein; resp. ganz wolkenfreier Himmel;
W Wolken, resp. ganz bedeckter Himmel;
N Nebel;
R Regen;
5 Schnee.
— 230 —
Die Zwischenstufen werden durch Gombinationen
dieser Zeichen ausgedruckt und zwar zeigt dann immer
das voranstehende Zeichen an, dass die betreffende Witte-
rung vorwiege über die des nachfolgenden. Unter der
Rubrik • Bemerkungen ^ endlich werden in der Tabelle
noch aufgezeichnet me Höhe des gefallenen Schnees nach
Centimetem auf einem freiliegenden horizontalen Bret
gemessen ; der Zug der Wolken in der Höhe ; Gewitter,
Platzregen, Hagel, Than, Reif, Rauhfrost, Glatteis, Re-
genbogen, Höfe um Sonne und Mond, Schneeschmelzang,
Schneegrenze u. s. f.
Der Station Saanen (Höhe über Meer : 1025 ■») — Beob-
achter; Herr Pfarrer vonRütte — wurde das Psychrometer
und Ombrometer schon im Juni dieses Jahres verabfolgt
Herr Pfarrer von Rütte übernahm selbst die Aufstelluug,
nachdem ich hier mit ihm Rücksprache darüber genommen
hatte. Das Psychrometer ist an der Nordseite seines
Hauses in hinreichender Höhe über dem Boden ange-
bracht.
Auf den übrigen Stationen habe ich selbst mit Hülfe
des Herrn Mechaniker Stucky die Aufstellung sämmtlicber
Instrumente besorgt. Folgendes ist ein Auszug darüber
aus meinem Tagebuch :
30. Juni 1860. St Beatenberg (Höhe über Meer: 1150").
Beobachter: Herr Pfarrer Erähenbühl. Das Psychro-
metergehäuse an der Nordseite des Hauses unter einem
stark überhängenden Dache ^ 4 — 5" über dem Boden
augebracht. Der abgelesene Barometerstand bedarf keiner
Correction. Die Windfahne des Kirchthurmes eingerostet,
daher die Windrichtung nach einem an einer Stange be-
festigten ^ Bande beurtheilt. Zeitregulirung mangelhaft,
indem die Uhr nach der Abfahrt des Dampf bootes im
Neuhaus gerichtet wird.
1. JuR 1860. Interlaken (Höhe über Meer: 570").
Beobachter: Herr Pfarrhelfer Gerber im Schloss daselbst.
Pas Psychrometergehäuse an der Nordostseite des Hauses^
4 — 5" über dem Boden befestigt, vor den Strahlen der
Morgensonne durch einen vorstehenden Baum geschützt.
Der Barometerstand bedarf keiner Uorrection. Die Wind-
richtung wird aus demselben Grund, wie in Beatenberg,
mittelst eines Bandes beobachtet.
3. August 1860. Faiilhorn (Höhe über Meer : 2660").
Beobachter: Herr Bohren, Wirth. Das an der Nordseite
— 231 —
deft Hauses angebrachte Psychrometergehäuse gleich in
der ersten Nacht durch einen heftigen oturm losgerissen
und sammt den Thermometern zertrümmert. (Es ist das-
selb.e seither nicht durch ein neues ersetzt worden.) Der
Barometerstand bedarf wegen zu kurzer Scala einer Cor-
rection von 4-0,5°*™. Die Windrichtung vor der Hand
nicht beobachtet. Die Zeitregulirung sehr mangelhaft.
Bloss Sommerstation.
7. August 1860. Grimsel fHöhe über Meer: 1880/").
Beobachter: Frau Frutiger, Wirthin, im Sommer; wäh-
rend des Winters soll ein Knecht beobachten. Da« Psy-
chrometer an der Nordwestseite des Hauses, 5 — 6" über
der Eineangsthüre angebracht, durch einen vorsprin-
genden Anbau vor der Nachmittagssonne geschützt. Am
abgelesenen Barometerstand ist eine Correction von
4- 0,2™™ anzubringen. Die Windrichtung ebenfalls an
einem Bande beobachtet. Zeitregulirung mangelhaft
3. September 1860. Wasen bei Sumiswald i Höhe
über Meer: 740™). Beobachter: Herr Lehrer Kohlen
Das Psychrometer an der Nordseite des Hauses, 6 — 7™
über dem Boden. Barometerstand richtig. Windrichtung
nach der Wetterfahne des gegenüberstehenden Schul-
hausea beurtheilt.
4. September 1860. Solothurn (Höhe über Meer :
440™). Beobachter: Herr Apotheker Pfähler, wohnhaft
auf einem Landgute vor der Stadt. Das Psychrometer
an der Nordseite des Hauses 5 — 6™ über aem Boden
befestigt. Das Barometer richtig. Die Windrichtung
nach einer neu anzufertigenden Wetterfahne beurtheilt^
welche auf einer gegenüberstehenden Scheuer aufgestellt
werden soll. •
5» September 1860. Weissenstein (Höte über Meer:
1300™), Beobachter: Herr Gschwind, Wirth, oder mei-
stentheils einer seiner Knechte. Das Psychrometer an
der Nordseite der die beiden Häuser verbindenden Gal-
lerie, 5 — 6™ über dem Boden. Am Barometerstand ist
eine Correction von -f 0,4™™ anzubringen.
Was die meteorologischen Beobachtungen in Bern
selbst betrifft, so wird oarin init Neujahr 1861 eine Ver-
änderung erfolgen. Es sind nämlich dieselben mit Aus-
nahme der Lumemperatur, die in neuerer Zeit gar nicht
beobachtet wurde, bisdahin in verdankenswerther Weise
von Herrn Koch gemacht worden. Am 24. Oktober
- 232 —
dieses Jahres habe ich nun auf dem Münstertliiinne mit
Bewilligung der Tit städtischen Poliseidireklian tm f^-
chrometer an der Nordseite des Thormes in der H^e
der Gaüerie, anbringen lassen, welches xa den mehrisch
angegebenen Stunden vom Thnrmvrschter, Herrn Rein-
hard, abgelesen wird. Da es nun wünschenswerth er
schien, alle Beobachtungen, wenn immer möglich , an
ein und demselben Orte anstellen zu lassen und Herr
llrinhard sich zur Uebemahme bereit erklarte, so soll
noch im Laufe dieses Monats ein Barometer auf dem
Thurme aufgestellt werden und alle Beobachtungen bis
auf diejenigen am Ombrometer von Neujahr an dort
Semacht werden. Die Regenmessungen werde ich tob
iesem Zeitpunkte an auf der Sternwarte durch meinen
Assistenten ausführen lassen.
Aus dem Vorigen geht nun hervor, dass die Beob-
achtungen mehrerer Stationen nur dann wahren Werth
erlangen werden, wenn man für dieselben namentlich
hinsichtlich der Zeitregulirung und Beobachtung der
Windrichtung noch etwas thun wird.
Berrif den 15. Dezember 1860.
H. ÜTIld.
Nachtrag. Am 7. Januar 1861 ist endlich auch in
Ölten noch eine meterologische Station auf Kosten der
dortigen naturforschenden Gesellschaft errichtet worden.
Beobachter ist daselbst Herr Th. Hunzinger- Meyer,
Kaufmann. Die Instrumente entsprechen ^anz den oben
beschriebenen. Gemäss Vergleichungen m Bern und
nach der Aufstellung in Ülten bedarf der abgelesene
Barometerstand keiner Correction, dagegen ist von den
Angaben des Thermometers Att. 0,6" zu subtrahiren
Das Psychrometergehftuse.ist an der Nordseite des Hauses
neben einer Galerie in 4 — 5 " Höhe über dem Boden
angebracht worden. Der Nullpunkt der darin aufge-
hängten Thermometer ist bei beiden um 0,2^ hinaufge-
rtickt, es ist also von ihren Angaben je 0,2 zu subtra-
hiren. Die Windfahnen der Stadtkirchtntirme sind man-
gelhaft, es wird daher bis auf Weiteres auch nach einem
Bande die Windrichtung beurtheilt.
- 233 —
Verzeichiilss der RlltsUeder der Denie«
rlsehen Muturforach. Gesellschaft«
(AiDi Schluss des Jahres.)
Herr v. Fischer-Ooster, Präsident für 1860.
„ Dr. R, Henzi, Secretär seit 1860.
„ ühristener, Bibliothekar der Schweiz.
Nat. Gesellschaft seit 1847 , und Corre-
spondent derselben seit 1849 , .
„ J. Koch; UnterbibKothekar seit 1857
Herr A nk e r , M. , Professor der Thierarzneikunde (1822)
Antenen, Schulinspector . . . (1849)
Beck, Eduard . , . . . (1^53)
Benteli, Notar (1858)
Benteli, Eud., Hauptmann . . (1858)
V. Bonstetten, Aug., Dr. der Phil. . il8o9)
Bron, Notar zu Corban . . . |185H.
Brtigger, Lehrer ..... il848|
Brunner, Dr. und Professor der Chemie (1819)
Brunner, Telegraphendirector in Wien (1846)
Bürki, Orossram . . . . (1^56)
Christener, Lehrer an der Kantonsschule (1846)
Cramer; Gottl. , Arzt in Lenzigen (1854)
Demme, Dr. und Professor der Medicin (1844»
Denzler*, Heinr., Ingenieur . . (1854)
Durand^ J., Prof. der Mathem. inPruntrut (1853)
Durheim, Ingenieur .... (1850)
V. Erlach, Med Dr 1 1846)
E seh er, eidgen. Münzdirektor . (1859)
V. Fellenberg, Dr., gew. Prof. der Chemie (1845)
Finkbeiner, Dr. Med. in Neuenstadt. (1856)
V. Fischer-Ooster, Karl . . (1826)
Fischer, L., Dr., Professor der Botanik (1852)
Flückiger, Dr., Staats- Apotheker (1853)
Flügel, Notar (1858 j
Frey, Bundesrath ri849)
Frot^, E., Ingenieur in St. Immer , (1850)
Furrer, Dr., Ißundesrath . . (1856)
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— 234 —
Herr Ganguillet, Oberingenieur . . . (1860)
Gerber, Professor der Thierarzneikunde (1831
Gi holet, Victor, in Neuenstadt . (1844^
Gr^pin, Med. Dr. in Delsberg . (1853)
Gutnnick, gew. Apotheker . . (1857)
Haller, Friedr.,-Med. Dr. . (1827)
Hamberget, Joh., Lehrer ander Realschule (1845)
Hehl er, Docent der Philosophie . (1857)
Henzi, R., Med. Dr. . . . . (1829)
Hermann, Dr. und Prof. der Medicin . (1832)
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Hipp, Vorsteher der Telegraphenwerkstätte
in rJeuenburg (1852)
Jaumann aus Appenzell, gew. Apotheker (1860)
Jonquifere, Dr. und Prof. der Medicin . (1853)
Isenschmid, Med. Dr. . . (1859)
Kernen, Rud., von Höchstetteu . . (1853)
Kinkel in, Lehrer der Mathematik in Basel (1856)
Koch, Joh. , Lehrer d. Math, an d. Realschule \ 1853)
König, Med. Dr ' . (1855)
Krieger, .K., Med. Dr. . . (1841)
Kuhn, Fr , Lehrer in Nidau . . (l84t)
K üpf e r , Lehrer im Pensionat Hofwyl . (1848)
Kupfer, Fr., Med. Dr. ... (1853)
Lanz, Med Dr., inBiel . . . (1856)
Lasche, Dr. , Lehrer an der Kantonsschule ( 1858 1
Lauterburg, R., Ingenieur . (i85i)
Lauterburg, Gottl., Arzt in Kirchdorf (1853)
Leuch, August, Apotheker . . . < 1845)
Lindt, R. , Apotheker .... (1849)
Lindt, Wilhelm, Med. Dr. . . . (1854)
Lutz, F. B., Med Dr (1816)
Maron, Lehrer in Erlach . . . (1848)
V. Morlot-Kern . ... . (1H55)
Müller, Genieoberst .... 1 1839)
Müller, Apotheker .... (1844)
Müller, J., Lehrer in Biel . . . (18471
N e u h a u s , Karl , Med. Dr. , in Biel (1854)
,/ Oth, Gustav, Hauptmann (1853)
,/ Papon Dr. Phil (1859)
,t P e rty, Dr. und Prof. der Naturwi8senschaftenJ(l848)
// Quiquerez, A., Ingenieur, in D^ldmont (1853)
H Ramsler, Direktor der Elementarschule (1848)
tt Rau, Dr. und Professor der Medicin . (l834j
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— 235 -
Herr v. Bappart, Gutsbesitzer . (1853)
R i b i , Lehrer der Mathem. an d. Realschule ri859j
Schiff, M.,Dr., ord. Prof. d. vergl. Anatomie ^1856'
Schiff, H., Dr. Phil., Docent der Chemie (1869^
Schild, Dr., Lehrer an der Kantoüsschule ^1856^
Schinz, Dr., Lehrer an der Realschule (1857
Schläfli, Professor der Mathematik . (1846)
Schneider, Med. Dr., gew. Regierungsrath (18451
Schumacher, Zahnarzt . . (1849)
Schumacher, Metzger .... n858^
Shuttleworth, R., jEsqr. . . (183ÖJ
S i d 1er , Dr, , Lehr. d. Math. a. d. Kantonssch. (1856)
Steinegger, Lehrer in Langenthai . (1851)
Stierlin, Rob., Dii*ektor der Mädchenschule (1855^
Stucki, Üptikei- (1854
S t ud e r , B. , Dr. u. Prof. d. Naturwissenschaft (1819^
Studer, Bernhard, Apotheker . . ri844|
S t u d e r , Gottlieb , Regierungsstatthalter (1850^
Tenner, Dr., Apotheker * . . . (1856'^
Trächsel, 'Dr. , Docent der Philosophie (1857^
Trog, Vater, Apotheker in Thun . (1844)
V. Tscharner, Beat, Med. JDr. . . ri851^
Valentin, Dr. und Prof. der Medicin . (1837'^
Vogt, Adolf, Dr. Med (1856^
V. Wattenwyl, Fr., vom Murifeld . (1845'
V. Wattenwyl-Fischer . . . (1848'
Wild, Karl, Med. Dr. .^ . . . (1828'
Wild, Dr. Phil, Professor der Physik (1859)
Wolf, R., Dr. und Professor in Zürich ri8391
Wurstemberger , Artillerieoberst ^1852)
Wy dler , H. , gew. Professor der Botanik fl850'
Ziegler, A. , ßr. Med. . . (1859^
Zun de 1, Prof. an der Realschule , , (1850^
Zwicky, Lehrer an der Kantonsschule (1856
C«rrtSf»i4lrH4i ■itgll«4«r.
Herr Beetz, Professor dn Phrsik m KrUngen (t^
„ Boa^, Äini,Ued.I>r., ans Bai^orCitt Wien (182T]
„ BoDterweck, Dr., Direktor in Elberfeld hm)
- Caster, Dr., ia Auao . . (1850)
„ T. Fellenberg, Wilhelm - . (l851)
„ Giugins, Dr. Phil., im Waadtlande . (18^)
, Graf, Lehrer in St Gallen . . (l858|
„ Grnner, E.. Ing^. des mines in Frankreich llä^l
, Gygax, Bndolf (183!))
„ Henzi, Friedr., Ingenieur des mines . (l^^l)
„ May, in Kartsmhe . . . . (18)6)
« Hayer, Dr.u. Prot, der Anatomie in Bonn (1815)
„ Heisener, E.L.,Prof.derBotamkinBa8el (l$14l
„ Uohl, Dr. n. Prof. der Botuük in Tübingen (1833)
„ Morlot, Ä-, Professor . . . , hm]
„ MouBson, A., Dr.u. Prof. d. Physik inZflrich (1829)
„ Battimeyer, L., Dr. und Prof-inBasel (1853)
, Schinz, Eud.,Dr.imdProf.inZärich . (1802)
, Tbeile, Professor der Uedicin in Jena (1834)
Jahrgang 1850 (Nr.
167-
- 194),
ZU 4 Fr.
1831 (Nr.
195-
- 223),
zu 4 Fr.
1852 (Nr.
224-
-264),
, zu 6 Fr.
1853 (Nr.
265-
-309),
zu 6 Fr,
1854 (Nr.
310-
-330),
zu 3 Fr.
1&55 (Nr.
331-
-359),
zu 4 Fr.
1856 (Nr.
360-
■- 384),
zu 4 Fr.
- 1857 (Nr.
385-
-407),
zu 3 Fr.
1858 (Nr.
408-
-423),
zu 2 Fr.
1859 (Nr.
424-
-439),
zu 2 Fr.
- 1860 (Nr.
440-
-468),
zu 4 Fr.
Die Jahrgänge 1843 — 1849 sind vergriffen. Die
obigen eilf Jahrgänge zusammen sind zu dem ermässigteii
Preis von 30 Fr. erhältlich.