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Full text of "Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern"

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«■^  .^i^SS^  \. 


MittheilaB^en 


Baturforscheiiden  Gesrllscbaft 


1  «iem  Jitlir«  185k. 


Kr.  40H  ~  431. 


mittheiliinsen 


der 


forschenden  Geseilscbat't 


I 


in  Bern 


aus  dem  Jahre  1858. 


.^1 


Nr.  408  —  4M. 


Mit  2  Tafeln. 


Bern. 

(In  Cominission  bei  Haber  und  Gomp.) 
H^der  Haller'sohdn  Baehdraokerei  (B  f«.  h&llw.) 

1858. 


s50 


'.o 


") 


^-C 


« t 


Inhalt. 


Seite 

nröudli.  Erzeugung  der  Cardioide  aus  zwei  ungleichen  Kreisen  68 

Rrunncr.  Chemische  Hüttheilungen 73 

1.  Lösung  von  Zink  und  Kickel         ....  73 

2.  Einwirkung  von  AmmoniakflUssigkeit  auf  Schwefel  7H 

3.  Bereitung  des  molybdänsauren  Ammoniaks  .        .  78 

4.  Bestimmimg  der  Niederschläge  bei  Analysen        .  79 

5.  Bereitung  von  kohlensaurem  Baryt       ...  82 

6.  Bereitung  von  Platinschwarz 83 

7.  Bestimmung  des  Eohlengehalts  der  Kalksteine  85 

8.  Reinigen  von  Gläsern  und  Schalen        ...  87 

9.  Reinigen  der  Malerpinsel  von  eingetrockneten  Oel- 

färben 87 

—  Noch  ein  Wort  über  Milchprüfung     .        .        .        .  17 
Ftficher.  Verzeichniss  der  in  Berns  Umgebungen  vorkommen- 

den  kryptogamischen  Pflanzen    ....  25 

KinUeiin.  Ueber  Conv^rgenz  unendlicher  Reihen      .        .        .  57 

—  Ueber  einige  imendliche  Reihen 89 

Koch,    Meteorologische  Beobachtungen  im  Sommer,   Herbst 

und  Winter  1857 105 

—  Einige  Notizen  über  den  Donati'schen  Kometen  .        .117 
MiUler.  Ueber  die  aräometrische  Milchprüfung         ...  1 

Perlij.   Ueber  Chromatium  Okeni 121 

Vcizeichims  der  für  die  Bibliothek  der  schweizerischen  natur- 
forschenden Gesellschaft  eingegangenen  Ge- 
schenke         14,  23,  53,  88,  123 

—         der  Mitglieder  der  Gesellschaft       ....  124 


~-^'aJ^^^ 


mr.  40»  — 4O0. 


Veher  die  ai*ft#metrl0€he  RIllchprAftns 

\0n  Chr«  HAIler» 

(Vorgetragen  des  27.  Febroar  1868.) 

Die  gegen  die  aräömetrische  Milchprobe  gemachten 
Einwürfe  dürften  sich  in  Folgendem  resümiren  lassen: 
1)  Da  dieselbe  sich  im  Prinzip  auf  das  specifische  Gewicht 
der  Milch  stützt  und  dieses  eine  wechselnde  Grösse  ist^ 
80  kann  nicht  mit  Sicherheit  auf  die  Angaben  eines 
Aräometers  geschlossen  werden.  2)  Da  die  festen  Be- 
8tandtheile  der  Milch  theils  leichter,  theils  schwerer  sind 
als  Wasser^  so  kann  durch  Verminderung  des  einen  und 
Vermehrung  des  andern  Bestandtheils  in  betrügerischer 
Absicht  ein  specifisches  Gewicht  hergestellt  werden ,  das 
dem  der  normalen  Milch  gleich  ist,  in  welchem  Falle 
das  Aräometer  den  Betrug  nicht  anzeigt;  z.  B.  Versetzen 
der  Milch  mit  Jfilchzuckerlösjang;  oder  Abrahmen  und; 
Verdünnen  mit  Wasser.  3)  Eine  wohlbegründete  Ein- 
wendung ist  die  Unzuverlässigkeit  der  Instrumente  selbst, 
und  zwar  nach  zwei  Bichtungen  hin,  entweder  Unge- 
nauigkeit  in  der  Ausführung  derselben,  oder  unglückliche 
Wahl  des  Ausgangspunktes  zur  Fixirung  der  Fälschung*). 
Betrachten  wir  nun  die  einzelnen  Fälle  näher  und 
fragen  zunächst:  wie,  weit  zeigt  ein  Aräometer  im  All- 
gemeinen Differenzen  im  specifischen  Gewicht  einer  Flüs- 
sigkeit an  ?  so  darf  hier  wohl  als  Antwort  stehen :  diese 
Frage  ist  erledigt  und  von  dieser  Seite  steht  der  Sank- 


*)  Jedes  Hilcharäometer  mose,  bevor  es  anklagen  kann,  den 
SehwankuBseo  im  Wassergehalt  der  normalen  Üliloh,  welcher  nach 
Besehardat's  Annahme  die  DifTerens  zwischen  1030  —  1034  speeifische« 
Oewioht  nasmaslit,  ReehnDip  tragen.  In  diese  Grenzen  fallen  Üji- 
riehtrhelteo  «.9ifchi('l<'*h ,  die  in  der  Natur  der  Bache  liegen.  ' 


*i»» 


Bern.     Miiti^fl 


:    ■—     2     — 

tionirung  des  Instrumentes  nichts  mehr  im  Wege  *)•  Wie 
nim  ein  Arftometer  für  Specialirvrecke  mit  empyrisehv 
oder  rationeller  Scala  und  mit  Berücksichtigung  seiner 
Grössenverhältnisse    u.    s.    w.    besonderer    Einrichtung 
bedarf,    so    auch,    wie  später  gezeigt  werden  soll,  be- 
sonders das  Aräometer  zur  Milchprüfung.    Diesen  Säte 
zugegeben ,     tritt    die    Frage    hervor :    Welche    ZaU 
soll    denn   die  maassgebende    sein?     Von    der    BeaIi^ 
wortung  dieser  Frage  hängt  natürlich  das  Schicksal  der 
aräometrischen   Probe   ab.     Kann   das   Aräometer   wie 
ganz  natürlich  nur  bei  Erwägung  dieses  einen  physika- 
lischen Charakters  der  Milch  ^enen,   so  fällt  es  xmer- 
bittlich  dahin,  wenn  hier  die  Antwort  zu  seinen  Ungunsten 
ausfallen  sollte.    Sehen  wir  uns  nach  den  Angaben  über 
das  specifische  Gewicht  der  Milch  um,  so  finden  wir  bei 
Simon  (med.  Chemie)  1030— 1035,  Quevenne  28,8— 36,4, 
Schlossberger  (organ.  Chemie)  1030,  nach  Schärer  1026 
— 1032,  Berzelius  (eine  Analyse)  1033,  Vemois  und  Bec- 
querel  1026  —  1035  in   14  Fällen,    Mittelzahl  1033,  in 
30  Fällen   dieselben  1016  —  1041.     Zahlreiche   weitere 
Bestimmungen  bewegen  sich  im  Bahmen  dieser  Angaben. 
Auf  den  ersten  Blick  scheint  es  nun  allerdings  unmög- 
lich, bei  solchen  Schwankungen  auch  nur  einen  Augen- 
blick  an   Benutzung   dieser  Grössen  zu  dem  in  Frage 
liegenden  Zweck  zu  denken.  Bei  näherer  Prüfung  dieseii 
Materials  jedoch,  bei  Berücksichtigung  der  Aussprüche 
derjenigen  Chemiker,  die  als  Experten  nicht  nur  hie  und 
da  eine  oder  mehrere  Milchanalysen  zu  diesem  oder  je- 
nem Zwecke  ausAihren,   sondern  Jahr  aus  Jahr  ein  die 


*)    Die  im  Serum   «cbwimmenden   Buaerkug:eloken    habea  keHie« 
störeodeii  Binflass  auf  das  Araomet<>r,  innerhalb  der  für  die   Methode 
beanspruchten  Grenxen   der  ticiiaui]s:keit  ^    wie   wiederholte   Wä|punfea  4 1 
friHcbtr  und  ab^orahroin*  !Vlilch  xei(^(en.  ^ 


—    3    - 

iidiitieii:  Händen  haben,    aeigt  es  sich,    dass   dfui 
fewicht  der  Kuhmilch  sich  in  tigern  Grensen 
ji«nd  ganz  besonders  die  angeführten  Minimal- 
riger  Autoritäten  zu  tief  gehalten  sind  %    Que- 
irieb  1854:    ^Ich  habe  aus  einer  Periode  von 
ttMtkfm,    von   1843  bis   1854,    103  Fälle  genau  ver- 
lor mir,  in  welchen  ich  die  Milch  selbst  melken 
m  Minimum  1Q2S,8  das  Maximum  1036,4  beträgt. 
hMSem  einen  Fall  von  1028,8,   stehen  6  zwischen 
1029«- 30,   5  über  1035   und  91  zwischen  1030  —  35.« 
HienMt  erreichen  die  Versuche  von  Quevenne  die  Zahl 
von  210 ,  und  Bouchardat  **)  fügt  nach  dem  Tode  des 
erstem   hinzu,    dass   er   vollkommen  gleiche   Besultate 
nach' mehrjähriger  Thätigkeit  auf  diesem  Gebiet  erhalten 
habe,   und   stehen  wir  nicht  an  zu   erklären,   dass  die 
Zusammensetzung  der  Milch  weit  mehr  Uebereinstimmung 
zeigt,  als  man  bisher  glaubte  **^),     Quevenne  sprach, 
g^estützt  auf  seine  Erfahrungen,  im  Jahr  1842  den  Satz 
lus:   Kann  auch  die  Milch  verschiedener  ein- 
selner  Kühe  ein   geringeres  specifisches  Ge» 
vlcht   als    1029  haben,    so   wird   die  Milch   von 
aehreren   Kühen   gemengt    nie    unter    dieses 
Gewicht   fallen,    die  Milch  als  Handelswaare  muss 
laher  mindestens  1029  wiegen   und  die  polizeilich  fest- 
ustellenden  Grenzen   für  reine  Milch   liegen  zwischen 


*)     Dies«  ^k  namentlich  von  den  Zahlen  der  Herren  Vernois  und 
eequerel.     Ueweise  liegen  in  den  Analysen  selbst,  auf  8. 157  V.  u.  B 
«  lait  chez  la  femme,  etc.     Paris  1854. 

**")  Instruction  pour  l'essai  et  l'analyse  du  lait.  Paris  1866,  ofceic 
icnner  BailUire. 

*^)  Anleitunip  lor  PrufUng  der  Kuhmilch»  Bern  ;1867,  bei  Haller, 
.  3,  femer  S.  2&  —  31.  Versuche  mit  der  Milch  einselner  Kfihe  so- 
«hl  al0  mit  der  Milch  als  Handelswaare,  die  in  Bern  ang^stelU  wurden, 
Mtätifcn  diesen  Bat»,  soweit  es.'.nldi  Mir  Imner  erwarten  Hess* 


—    4    — 

1029  via  10S3.  VMth  QnereiiM's  Tod  im  Jakr  185»^ 
ging  deMen  hinterlassenes  liaterial  anf  Boachardat  über, 
der  die  VerOffentUcfaung  desselben  in  einem  grteaent 
Werke  Terspricht,  vorläufig  aber  in  einem  Projekt  nr 
Instmktion  des  öffentlichen  Verfahrens  xnr  Milchprifniqp 
die  Nothwendigkeity  gestOtei  anf  das  nnzweidentige  iSiw 
gebniss  der  täglichen  Erfahrung,  aasspricht,  dieGbensen 
des  Lactodensimeters  von  QneTenne  um  1  Grad  dei^Scala 
hinaii&nrücken.  Er  räth  zu  confisdren  unter  1(^  uid 
setzt  die  obere  Orenze  bei  1034  *).  Nach  meinem'  Da- 
fbrhalten  kann  kaum  ein  Zweifel  darüber  walten,  ^jass 
die  angeitihrten  Arbeiten  als  Tollberechtigt  neben  die 
Behauptung  gestellt  werden  dürfen,  dass  die  IGIch  de» 
Handels  mit  einem  specifischen  Gewicht  unter  IQtid  m^- 
licherweise  noch  normal  sein  könne.  Fragen  wir  nun: 
9 Was  bedeutet  die  Angabe  des  Lactodensimeters,  dass 
eine  Milch  z.  B.  1028  (oder  weniger)  specifisches  Gewicht 
zeigt?*  Der  Gegner  wird  erwiedem:  Es  ist  diess  eine 
vage  Andeutung,  es  hat  nach  dem  und  dem  Autor  schon 
Milch  gegeben,  die  eben  so  schwer  oder  leichter  war 
als  die  vorliegende;  die  chemische  Analyse  muss  zeigen^ 
ob  alle  Substanzen  im  richtigen  Verhältnisse  zu  einanden 
zugegen  sind,  und  die  absolute  Gesammtmenge  wird 
dann  entscheiden,  ob  Wasserzusatz  angenommen  werden 
darf  oder  nicht  Oder  nach  Andern ,  es  muss  die  Mei^o 
des  Milchzuckers,  oder  die  der  Butter,  analytisch  be« 
stinunt  werden  ;  dann  wird  sich  finden ,  wie  diese  Mengen 
sich  zu  den  aufgestellten  Mittelzahlen  verhalten.  Ange- 
nommen, es  sei  eine  Mittelzahl  für  alle  oder  einzelne 
Bestandiheile  der  Milch  aufgestellt,  so  wird  es  sich  zei*- 
gen,    dass  £e  in  unserm  Falle,  bei  einem  specifischen 


foar  Pen««!  #1  riilysi  im  kür 


-    6    — 

Oewicbt  TOii  1QS8  erhaltenen  Zahlen  am  nngefthr  ^/ff^ 
geringer  sind  als  die  Normakafalen,  denn  das  specifiscfae 
Ctewicht  kann  doch,  nichts  Anderes  sein  als  ein  Ausdruck 
ftbr  die  Verhältnisse  des  Festen  senm  Flüssigen.  Znsats 
ron  Festemi  und  sei  es  purer  Rahm^  kann  wohl  nicht 
statt  gefunden  haben ,  und«  wenn  nicht  andere  Gründe 
diess  ausschlössen  9  so  könnten  Versuche  von  Bouchardat 
hier  entscheidend  werden^  der  gezeigt!  h^^;  ^^^  ^u^^ 
Milch  mittlerer  Consistenz  mit  der  Hälfte  des  in  ihr  ent- 
haltenen Rahmes  gemischt  auf  1029;5  gesunken  war. 
Der  analjsirende  Experte  soll  nun  aussprechen  ^  ob 
seine  Zahlen  mit  den  gegenseitig  wechselnden  Verhält- 
nissen y  die  um  y^  >  bei  einem  Bestandtheil  geringer^  bei 
einem  andern  vielleicht  gleich;  bei  einem  dritten  etwas 
höher,  oder  auch  bei  einem  noch  tiefer  stehen,  ihm  die 
Ueberzeugung  beibringen,  dass  hier  Fälschung  mit  min- 
destens Vio  Wasser  statt  gefunden  habe.  Er  wird  be- 
jahen müssen,  wenn  er  anders  nicht  dem  Betrug  Thür 
und  Thor  öffnen  will,  und  der  Experte  mit  dem  Aräo- 
meter wird  sich  sagen ,  Neues  habe  er  nicht  erfahren , 
da  es  keine  andere  Substanz  giebt  als  das  Wasser,  welche 
das  specifische  Oewicht  hätte  herabdrücken  können.  Steht 
man  in  der  Praxis,  so  kommen  noch  weitere  Hülfsmittel, 
die  aber  hier  keine  Erwähnung  finden  sollen  und  dürfen, 
zur  Befestigung  des  Urtheils  hinzu.  Stellen  wir  die 
Zahlen  tiefer,  dann  hat  weder  der  chemische  Experte, 
noch  der  mit  dem  Aräometer,  die  geringste  Schwierig- 
keit, dann  dürfte  von  keiner  Seite  Einwendung  gegen 
den  Thatbestand  der  Fälschung  geschehen. 

Es  soll  nun  keineswegs  mit  diesem  Baisonnement  die 
ehemische  Analyse  bei  Entscheidung  der  Frage ,  ob  Ver- 
mischung mit  Wasser  statt  gefunden  habe  oder  nicht, 
unbedingt  ausgeschlossen  sein.  Im  Gegentheil  vereinigen 


—    6    - 

sich  alle  Stimmeii,  JKe  fttar  Emflfchnmg  «lometrisdier  Pro- 
ben  ndi  ausspreehen,  dakm,  man  aolle  nur  in  Fällen, 
die  nidit  besUitten  werden,  oder  wo  sonst  kein  Zweifel 
Ueibt,  sie  nnterlassen.  Ueber  die  Art,  wie  dann  die 
Anatyse  aosgefthrt  werden  soll,  sind  die  Ansichten  wie- 
demm  abweichend.  Keiner  ▼«'langt  ToUstindige  Ana- 
fyse.  Boochardat  *)  Terspricht,  in  Bilde  eine  nm£u8ende 
Anweisung  zu  diesem  Theil  da*  Untersnchnng.  Er  m- 
kürirte  biiidahin  mit  QneTenne  anf  Lactoskop  oder  Gre- 
mometer.  CheTallier's  **)  Lieblingsgedanke  ist  Total- 
bestimmnng  des  festen  Rückstandes.  Yemois  und  Beoque- 
rel  ***)  verlangen  die  Quantität  des  Zuckers,  als  desjenigen 
llilchbeatandtheils,  der  am  wenigsten  variirt  und  am  leich* 
testen  zu  bestimmen  ist  In  dieser  Beziehung  geht  nun 
neuerdings,  wie  die  Herren  in  ihrem  über  die  Milch  der 
Kühe  an  der  Pariserausstellung  erstatteten  Bericht  (Anna- 
les dliygi^ne  1857)  nicht  ohne  Triumph  anführen,  auch 
Chevallier  mit  ihnen  einig.  Nur  zieht  dieser  die  bekannte 
titrirte  Kupferlösung  zur  Bestimmung  des  Zuckers  dem 
Polarimeter  vor,  welchen  V.  und  B.  als  untrüglich  preisen» 
Brunner  f)  schlägt  vor,  die  Butter  zu  diesem  Zweck 
zu  wählen,  und  giebt  dazu  ein  Verfahren  an,  das  leicht 
und  über  Nacht  ausgef&hrt  werden  kann.  Nach  yer- 
schiedenen  Autoren  soll  aber  die  Butter  der  in  den 
MengenverhältDissen  am  meisten  wechselnde  Bestandtheil 
der  Milch  sein,  und  jedenfalls  lässt  sieh  eine  Zuckerprobe 
auf  eine  wie  die  andere  Art  ungleich  schneller  ausfahren* 


«)    Als  Foitsefimis  seines  „Bsssi  im  lait.*^ 

^)    MojrcBS  it  reesBssllre  si  le  lait   est  •m  son    etend«  dPesv» 
basales  dliygi&se  pabli^ae  et  de  nMieise  legale  1856,  p.  314, 

***)    Aaaales  i^hygihM^  ele.    1867,  p.  ZiB. 

t)    ÜMse  llittlieilw^B  Nr.  401  ltt7. 


—    7    —    ^ 

G^Bchehe  EinB . .  oder  •  das  Andere  ^  immerUn  .  darf 
wohl  der  Experte  f^  die  chemische  Analyse  wählen, 
was-  ihm  das  Geeignetste  zu  sein  scheint,  und  seiner 
üeberzeugung  nach  der  Sache  am  Besten  firoQimt. 

Anf  die  nun  knrz  erörterten  Umstände  und  Verhält- 
nisse schlagen  Bonchardat  *)  und  Chevallier  **),  unab- 
hängig von  einander  und  im  Einzelnen  der  Methoden 
etwas  abweichend,  vor:  Es  sollen  die  Behörden  zur  poli- 
zeilichen Ueberwachnng  des  Milchhandels  ein  Normal- 
ailtometer  einführen  und  ein  geeignetes  Polizeipersonal 
im  Gebrauche  des  Instrumentes  mit  Thermometer  und 
Reduktionstafel  einüben  lassen.  Findet  der  Polizeimann 
eine  Milch,  deren  Probegrade  unter  dem  Normalsatze 
stehen,  so  erklärt  er  die  Confiskation  und  lässt  an  Ort 
und  Stelle  den  Verkäufer  eine  Anerkennung  des  Aktes 
unterzeichnen ,  auf  einem  gedruckten  Formular,  welches 
den  Verzicht  auf  weitem  Bekurs  ausdrückt.  Protestirt 
der  Verkäufer,  so  werden  in  bereit  gehaltene  Gläser 
zwei  Proben  eingefüllt,  sofort  versiegelt,  das  eine  dem 
Verkäufer,  das  andere  dem  chemischen  Experten  zuge- 
stellt und  darüber  ebenfalls  ein  Akt  unterzeichnet,  der 
ankündigt,  dass  jetzt  die  Sache  auf  Kosten  des  Verlie- 
renden geht.  Auf  diese  Weise,  wird  nach  Bouchardat 
wohl  nicht  aller  Betrug  entdeckt,  niemals  aber  ein. un- 
schuldiger bestraft  werden. 

Nach  allem  Diesem  erreichen  wir,  wird  der  Gegner 
des  Verfahrenseinwenden,  im.  glücklichsten  Fall  nur  den 
^nen  Betrug,  das  Vermischen  mit  Wasser,  und  dieas 
ist  ganz  richtig;  weiter  will  man  auch  nichts  und  ist  so 
lange  zufrieden,  bis  die  Milchträger,  selbst  Studien, ma- 


*)    Instruction,  etp.    lesS. 

**)    8ar  le  Mmnferee.  41«  lait,  eto.    AMnIten  d^ky^iine  1866,  ^369. 


*      —    8    - 

j  lue  otti  üraMBCMr  wmwl  waangL  rim 
wird  fineiEck  ma  fie  WiMcaMkaft  ■ppflliit  w«den  mit 
der  Fmge:  Wie  aoD  mmm  mama  Mlehca  Betn^  ent- 
dedsea?  Welche  Mittel  kau  die  WiMCMduA der  5ffent- 
fidMn  Glewak  ea  die  Hand  g<AeB,  an  dea  im  Kaetern 
•dilrielienden  Betrog  aa»  lidit  sa  ai^ea?  Vorliofig 
aach  BieiaeiB  Daftriialtea  keiaes  als  dieekeausdie  Aaafyse. 
Dieee  kann  aber  aicht  nnt  kandert  Probea  TorgeBoauaen 
werden,  om  dea  Sehaldigea  sa  sacken.  Msn 
kdnnte  sagen:  Dorch  das  Lactoskop  kann  plötsUck  ge- 
holfen werden.  Allein  dieses  InstrniBent,  so  eia&eh  es 
erscheint ,  kann  keinem  Polizeidiener  in  die  Hand  gegeben 
werden,  nnd  selbst  der  Geübte  brancht  ia  der  Voraus- 
setznng,  dass  alle  nöthigen  Pr&paratiTe,  donl^e  Kammer 
n.  s.  w.  hergerichtet  sind,  eine  Viertelstunde  nnd  mehr 
SU  einem  einzigen  Versuche,  und  diess  ist  ftLr  die  Pnods 
zu  lang.  Man  wird  warten  müssen,  bis  auf  anderan 
Wege  der  Verdacht  rege  wird  und  Anzeige,  resp.  Ein- 
lieferung  verdächtiger  Milch  erfolgt  In  allen  Fällen  wird 
aber  nnr  dann  ein  Experte  die  chemische  Anlayse  f&r 
entscheidend  erklären  können,  wenn  die  Behörde  Nor- 
malsahlen aufgestellt  haben  wird.  Diese  Lücke  in 
den  Vorschriften  über  Lebensmittelpolizei 
muss  ausgofilllt  werden.  Ist  dorch  eine  wissen- 
schaftliche Comnüssion  ein  Normalsatz  festgestellt  und 
durch  die  Behörden  sanktionirt,  dann  ist  kein  Streit 
mehr  zu  befürchten  über  Zulässigkeit  einer  Methode; 
die  Praxis ,  welche  stets  rasch  geht ,  wird  bei  schlechter 
Methode  sehr  schnell  entschieden  haben.  Das  grosse 
Publikum,  um  dessen  Schutz  es  sich  handelt,  wird  nicht 
mehr  sehen  müssen,  dass  zwei  Experten,  von  denen 
Niemand  Unehrenhaftes  erwartet^  ia  grellen  Widerspruch 


-«    9    -     . 

geratheny.  und  das  Gericht  in  die  Lage  versetzen,  die 
Antoritftten  alNrawiegen,  die  der  Eine  gegen  den  Andern 
in's   Feld  fährt    Der  Beklagte  und  der  Kläger  haben 
nicht  minder  Anspruch  auf  gerechtes  Uriheil.    Woranf 
aber  soll  sich  dieses  gründen?    Das  Gericht  stützt  sich 
auf   die   Expertise;   der  einzelne  Experte  ist  genöthig^; 
nach  gewissenhafter  Arbeit  sich  nach  Gewährsmännern 
umzusehen,  um  seinen  Ausspruch  zu  begründen.    Hat  er 
die  Butter  bestimmt;  so  muss  er  in  zahlreichen  Analysen 
nachsehen ;  um  wie  viel  er  zu  wenig  hat;  und  dann  den 
Ausspruch  thuu;    auf  welchen   der  Bichter  entscheidet 
Prüft  man  aber  grössere  Beihen  von  Analysen,  so  fiüdet 
man  jeweilen  beim  Buttergehalt   die  grössten  Schwan- 
kungen  und  daher  bei  mehreren  Autoren  die  Angabe, 
die  Menge  der  Butter  schwanke  am  meisten.    Auf  Auto- 
ritäten gestützt  lässt  sich  das  Urtheil  angreifen ,  und  wer 
BoU   nun   entscheiden?    Offenbar    nur    eine    gesetzliche 
Normalzahl.   Gegen  die  Bestimmung  der  Butter  als  Halt- 
pnnkt  zur  Feststellung  des   Betrugs   lässt  sich  übrigens 
auf   dem    Wege    der    Erfahrung    gar    Manches    wahr- 
nehmen.   Jeder  Milchhändler  protestirt  beim  Angreifen 
der    Buttermenge   als  Bahm,    also   gegen  Cremometer 
und  Lactoskop;    weil  er  weiss,   dass   bei  kurzer  Buhe 
der   Flüssigkeit  sich  die  Butter  nach  Oben  begibt   und 
ungleiche  Mischungen  bei'm  Vertheilen  der  Massen   in 
G^flüMe   im  Handel  und  Wandel  unvermeidlich  sind  *). 
Diese   umstände  bleiben  ohne  Einfluss  auf  den  Milch- 
zucker.   Aehnliches   wiederföhrt  nichts    desto    weniger, 
trete   aller  Autorimten ,  dem  Experten ,  der  auf  Milch- 


^)  N»eh  CheviUlier  Khbii  jeUt  noeh  keine  Mittelsahl  fOr  den  Butter- 
ftlHilt  aaffestellt  werden ,  da  selbst  die  neaesten  Versuohe  (i$66)  die 
fTSMea  Spränge  is  den  BatterqasnüUten  bescatifen.  Annalcs  d'hy- 
Si^ne  1866,  p.  389. 


—    10    — 

sncker  oder  auf  die  Gesammtmeiige  des  festen  Btick- 
standes   sich  bezieht.    Entweder  Antorititen »  und  dann 

a 

alle  Verschiedenheiten  in  den  Angaben  derselben; 
und  Tummelplatz  fbr  sich  widersprechende  Experten, 
oder  Normalzahl  mit  Gesetzeskraft ,  die  den  Stutzpunkt 
für  die  Expertise  abgibt  Man  sollte  von  Seite  der  Be- 
hörden keinen  Augenblick  säumen  j  auf  gründliche  Er- 
wägungen gestützt,  einschlagende  Verordnungen^  Instruk- 
tionen u.  8.  w.  zu  erlassen. 

Treten  wir  nun  auf  den  weitem  Einwurf  gegen  das 
Aräometer  ein,  das»  dasselbe  alle  Beimischungen,  die 
das  gestörte  specifische  Gewicht  der  Milch  wieder  her- 
stellen; nicht  anzeigt,  so  bietet  die  Wissenschaft  allerlei 
und  mancherlei  Mittel ;  die  Litteratur  birgt  unter  ihren 
Schätzen  viel,  das  ein  Experte  mit  grossem  Erfolg,  weil 
es  ein  unzweifelhafter  Gewährsmann  in  seinem  Buche 
anführt ,  gegen  die  Sache  geltend  machen  kann.  Prüfen 
wir  aber  diese  Schätze  näher,  so  geht  es  mit  denselben, 
wie  mit  den  Angaben  über  das  specifische  Gewicht  der 
Milch;  ein  einziger  Fall  unter  tausenden,  oder  selbst 
das  Produkt  der  Phantasie,  fand  Platz  im  Handbuch 
eines  grossen  Gelehrten,  wandert  aus  einem  in  das 
andere,  und  wir  wollen  nicht  untersuchen,  wie  viele 
Experten,  die  nach  Autoritäten  suchen  müssen,  immer 
den  gleichen  Schuss  laden,  nicht  ahnend,  welch' gering- 
fügiger Zufall  der  Wissenschaft  einen  solch*  zweifelhaften 
Dienst  erwiesen  hat. 

Dr.  Pappenheim  in  Berlin  hat  mit  sehr  anerkennens- 
werthem  Fleisse  alle  denkbaren  Fälle,  die  zur  Täuschung 
des  Aräometers  ftihren  können,  näher  geprüft  und  un- 
zweifelhaft nachgewiesen,  dass  alle  Zusatzmittel,  die 
versucht  werden  könnten ,  bis  auf  eine  Lösung  von  Milch- 
zucker ,  ohne  weitere  Untersuchung ,  durch  Geruch,  Ge- 


—    11    — 

idunack  oder  Farbe  sich  Terrathen.    Am  SchlusBe  der 
ftbr  den  gerichtlichen  Experten  höchst  werthTollen  Arbeit 
spricht   sich   der   Verfasser   folgendermassen   ans:    Ich 
glaube,   nach  dem,   was  mich  eine  ziemlich  anhaltende 
Beschäftigung  mit  der  Milch  in  polizeilicher  Beziehung 
gelehrt  hat,  dass  die    aräometrischen  Milchproben 
mn  ausgezeichnetes  Mittel  sind,  complizirte  oder  einfache 
Milchverdünnungen  festzustellen,    und   ihrer  Thätigkeit 
nur  noch  ein  Mousselincolatorium  und  ein  Absitzcylinder 
Ton  ungefähr  100  C.  C.  hinzugefügt  zu  werden  braucht, 
um  allen  Milchfärbereien  und  Milchverdickungsversuchen 
wirksam  zu  begegnen  *).    Wir  sehen  also ,  dass  in  Wirk- 
lichkeit  die  hierher  gehörigen  Fälle  sich  auf  ein  sehr 
geringes  Maass  reduciren.     Es  bleibt  wesentlich  partiel- 
les Abrahmen  und  Ersetzen  des  Rahms  durch  Wasser 
jedoch  in  so  geringem  Maass,   dass  das  specifische  Ge- 
wicht nicht  zu  tief  wird.     Versuche ,  die  ich  seiner  Zeit 
darüber    anstellte ,    zeigen    mir ,    dass    ein    Zusatz    von 
Wasser  von  3  bis  5  Procent   die    partiell    abgerahmte 
Milch   wieder  aufs  richtige  specifische  Gewicht  zurück- 
fährt.    Dieser   Betrug  kann   nicht   so  prompt  entdeckt 
werden^   allein  der   untersuchende   Poljzeimann  schöpft 
Verdacht,    weil  durch   dieses  Verfahren  die  Consistenz 
der  Milch  so  weit  verändert  wird,  dass  bei'm  Eingiessen 
derselben  in  den  Glascylinder  behufs  der  Aräometerprobe 
das  geübte  Auge  erräth,  was  geschehen  ist.    In  diesem 
Falle   würde   Protestation   ähnlich   behandelt  wie  oben, 
läkA   durch   die   Analyse   entschieden ,  wenn  man  nicht 
Torsieht,  nach  Quevenne  zu  verfahren,  welcher  die  Probe 
in's  Cremometer  bringt,  den  Kahm  misst  und  darauf  die 
Seala  des  Lactodensimeters  für  abgerahmte  Milch  berück- 


*)    Arehiv  der  deuueliea  MedicinaifCMtigebvBi;  eto.    1867,  S.40. 


-    12    - 

ncbtigt  Diese  Ver&lBchaiig  muss  ttbrigenB  mit  Sorgfalt 
geleitet  werden ,  sonst  verräth  sie  allerdings  auch  schon 
das  Aräometer.  Ganz  ähnlich  verhält  es  sich  mit  VeF- 
setzen  der  MHch  mit  Milchzuckerlösung. 

Zum  bestimmten  Ankläger  aber  wird  das  Instrumoit^ 
wenn  Abrahmen  ohne  Ersetzen  durch  Wasser  stattfindet; 
und  diess  ist  wiederum  ein  wunder  Fleck  des  Milchhandeli» 
Gehen  wir  von  der  Scala  des  revidirten  Quevenne'sohen 
Aräometers  auS;  so  ist  die  Milch  von  1034  aufwärln 
abgerahmt.  So  schlechthin  gegeben ;  wird  ein  nach 
Autoritäten  suchender  Experte  Gewährsmänner  finden, 
den  Ausspruch  umzustossen,  gibt  es  ja  Milch,  die  1041 
wiegt;  und  in  der  That  lehrt  die  Erfahrung,  dass  häufiger 
eine  höher  steigende  als  eine  tiefer  gehende  Milch  vor- 
kommt. Ist  aber  die  Milch  von  mehreren  Kühen  gemischt^ 
dann  schliesst  sich  die  Grenze  positiv  ab.  und  ist  einmal  |^ 
die  Aräometerprobe  eingeführt  und  von  Publikum  und  j 
Behörde  in  Anwendung  gebracht,  dann  wird  dieser  Aus^ 
Spruch  Bourchardafs  und  Quevenne's  alsbald  ausser  Zweift^l 
gestellt  sein.  Die  Milch  der  einzelnen  Kuh  steigt  nänip 
lieh  rasch  im  specifischen  Gewicht  mit  Verminderung 
der  Quantität ,  wenn  das  Thier  dem  Trockenstehen  nahe 
kommt*),  während  die  Milch  des  Gesammtviehstand^s 
sich  dabei  wenig  über  das  Mittel  erhebt.  Das  Erscheinen 
der  Bouchardat*schen  Vorschläge  veranlasste  hier  eine 
{Vorläufige  Prüfung  derselben,  namentlich  in  Beziehung 
auf  diesen  Punkt.  Durch  das  Polizeipersonal  wurden 
während  8  Tagen ,  jedes  Mal  3  Proben ,  Milch ,  die  34 
oder  mehr  Grade  zogen,  mit  einer,  die  die  Mittelzahl 
zeigte,  an  den  Stadtthoren  erhoben  und  von  mir  genan 
untersucht.   Das  Ergebniss  dieser  Versuchsreihe  zeigte, 


*)    Anleitoa;  cur  Profan;  der  Kiihaiileli,  8.  93. 


—    13    -- 

dM8  Milch  von  1035  als  ganz  oder  theilif  eise  abgerahmt 
anzusehen  ist*)* 

Znm  Schluss  sei  mir  erlaubt^  über  die  üblichen 
Aräometer  zur  Milchprüfung  noch  kurz  Einiges  hinzu- 
zufügen. Bei  allen  Bestrebungen  von  Seite  der  Munici- 
palit&ten ,  der  Aufsichtsbehörden  der  Spitäler  und  andern 
grossen  öffentlichen  Anstalten ;  den  Käsereigesellschaften 
ganz  besonders^  Mittel  zu  finden  gegen  einen  Betrug; 
der  unter  der  Larve  der  Loyalität  geübt  wird,  sich  zu 
waffhen,  trotz  aller  Vorschläge  gelehrter  Chemiker, 
^finden  wir  überall  die  Aräometer  sich  Bahn  brechen. 
Die  chemische  Analyse  bleibt  gerichtlicher  Expertise  vor- 
behalten, kann  aber  nie,  um  mit  Chevallier  zu  reden, 
den  Milchhandel  moralisiren.  Nur  durch  Einführung  und 
gerichtliche  Sanktionirung  von  Normalaräometern  und 
Vorschriften  über  ihren  Gebrauch  wird ,  was  vor  x\llem 
nöthig ,  Uebereinstimmung  in  die  Angaben  kommen. 
Die  Wissenschaft  wird  aus  solchen  Angaben  reiches 
Material  sammeln  können ,  wenn  in  geeigneten  Fällen 
auf  solche  Bestimmungen  dann  noch  quantitative  Analysen 
kommen.  Was  jetzt  dunkel  ist,  und  unsicher  wird,  durch 
He  Abweichungen  in  den  Angaben  der  Autoritäten,  wird 
durchsichtig  werden ;  und  bleiben  auf  den  Grenzen  auch 
geringe  Unsicherheiten,  so  wird  von  der  fortschreitenden 
Wissenschaft  der  einmal  eingedämmte  Strom  dann  bald 
vollends  beherrscht  werden.  Alle  Instrumente ,  die  in 
ninden  Zahlen  zugesetzte  Wassermengen  andeuten,  oder 
in  Procentsätzen  den  Gehalt  in  Normalmilch  angeben, 
lelbst  der  Galactometer  von  Chevallier,  welcher  eine 
kkJiBt  branchbare  und  nützliche  Tafel  *^  über  den^   den 


*)    Näheres  hierüber  Anleitang  etc. ,  S.  31  ff. 
^)    Amiales  d'hyei^ne  1665,  8.  316.1 


—    14    — 

Graden  des  Intimmentes  entsprechenden  Gtohalt  mn  fixen 
Bestandtheilen  beigegeben  ist^  nicht  ausgenommen,  von 
den  mannigfaltigen  Einrichtungen ,  die  sonst  im  Handd 
knrsiren*,  nicht  zu  reden,  sollten  nicht  angewendet 
werden.  Die  Grade  des  Quevenne'schen  Lactodensin^ 
ters  sind  einzig  berechtigt,  auf  wissenschaftliche  Begrfl^- 
dnng  Anspruch  zu  machen ,  jede  Angabe  ist  mindestens 
eine  approximative  Bestimmung  des  specifischen  Gewichts 
einer  Milch.  Eine  Angabe,  die  jeder  Experte  prüfen 
kann  und  die  der  Wissenschaft  einen  Beitrag  liefert. 
Wie  meine  Er&hrung  seit  Jahren  mich  hoffen  l&sst,  wird 
durch  die  Combination  der  beiden  Scalen  des  Lactoden* 
simeters  fUr  frische  und  abgerahmte  Milch,  und  den  j« 
Cremometer,  die  Hauptcalamität  des  Milchhandels,  das 
Abrahmen  der  Milch,  ebenfalls  mit  Erfolg  bekämpft  -und 
bald  bestimmt  constatirt  werden  können. 


I 


TerflBelehiilss  der  für  die  Bibliothek  der 
Sehwelas«  Waturf«  Geseltoehaft  elnge- 
Sancenen  Gesehenke. 

Von  dem  zoologi$ch'4HHanischen  Verein  in  Wien, 
VerlwBdlonfran.    Band  VI.    Wim  1856.    80. 

Von  der  detUichen  geologischen  (Jeielhchafl. 

Zeitschrift.     Band  1  -  IX.  1.     Berlin  1840  -  1857.    8». 

Von  der  phytik,  medic.  GeHlbehaft  in  Würxburg. 

Verhasdlangen.     Band  VII  3;  VIII  1.     Wäisbpre  1857.    80. 

Von  der  TU    Redaktim. 

'^  hweii.  Zeitschrifl  für  IMiarniacie.     Jaliri;.  1857.  Ni.  10 u.  II.  80. 

rm  Dr,  L.  Fischer. 

Priaipsbeim,    De  forma  et  incremcnio  etracorum  erassiorum  io 

flaatsrnm  eeUnla.    Hall»  1848.    6^. 


-    16    - 

2.    Jord»ii ,    Svr  la  qoestion  rtlaliv«  «lu   AegQops  irkieoTdas    •! 
spetoformis.    Paris  ]8t^7.    80. 

k  la  societi  des  scienees  naturelles  de  NeuchdAd. 
BalleÜM  IV,  2.    Neqoh&lel  1857.    ^. 

'om  naturhislarischen  Verein  in  Augsburg. 
Zehnter  Bericht.     1857.    80. 

Vm  der  physikal.  Gesellschaft  in  Berlin: 

Die  Fortsehritte  der  Physik  im  Jahr  1854.    Berlin  1857.    8». 

^on  dem  niederösterreicMsehen  Gewerbverein  in  Wien : 

VerhandloB^n  und  Mittheiluni^en ,  Heft  7.     Wien  1857.    80. 

h  la  socUte  des  seiences  naturelles  de  Malines» 
Anmden.    ISme  ann^e.    1857.    80. 

Vm  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  i'urin. 
Memorie.    Tome  XVI.    Ti^ino  1857.    4. 

^on  Herrn  Frofessor  Wolf, 

Mittheilan^en  über  die  Sonnenfleek^n.    V.    80. 

^om  Herrn  Verfasser: 

Wydier,  Morphologische  Mittheilungen.    80. 

>^0N  der  königl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  BerHn. 

Nonatsberichte  tmh  Jannar  bis  Angost  1857.    Berlin.    80. 
AbhandlnngM  ans  dem  Jahr  1856.    Berlin  1857.    40. 

Kon  der  kaiierUchen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien: 

Steangsberichte.    Jahrg.  1857.    Februar,  Mars  und  April.    80. 
Denkschriften.    Mathemat.  natorwissensohaftliehe  Classe.  Bd.XUl. 
1857.    4. 

Dt  la  societe  bolanique  de  France: 

Bulletin.    Tome  IV.  No.  3.    Paris.    80. 

Dt  la  societe  vaudoise  des  scienees  naturelles : 

Bnlletin.    Tome  V.  No.  41.    Lausanne  1857.    80. 

Fon  der  schlesischen  Gesellschaft  für  vaterlän^che  Cultur. 

Vier  und  dreissigster  Jahresberioht.    Breslau.    40. 
J.  ti.  Galle,'  Qrondsfige   der  aohlesisehen  Klimatologie.    Breslau 
1857.    40v 

De  taeademie  impMale  de  Dijon. 

Mtesirea.    2bm  sirie.    Tobm  III  et  V.    D^on  1855  et  1857.    8o. 
L.  Nodot,  DssoriptisB  d*ui  mmtsm  gtnrs  d'Mtatd  fossile.    40.  | 


—    16    — 

9e  racademie  imphialt  de  Bordeaus 

Recueil.    18me  ann^e,  2e  tHm^Mre.     Rorde&ox.    ffi. 

Van  der  TU.  Redaküan. 

Gemeinnützige  Woehennchrift.    7ter  «Ifthrf^.    Nr.  39  --  44.     Wim- 
bar;  1857.    80. 

De  la  sociele  des  sciences  de  Liege. 

Memoire».     Tome  XII.     Liis«*  1857.    80. 

Von  der  yiSmUhsonian  Institution.*^ 

1.    Tenth  AbbmI  Report.     Wasbtnctoa  1866.    80. 

Z.    Message  from  the   pre«ideDt  of  the  United  States  to  tlie  two 

houses  ofConpress.    Parti,  II.;    1864,  I,  II.  1865  and  186^ 

I,  III.     WashipgtoB.    80. 
3.    Map»  and  Views  to  accompany  Menage  etc.    WashSngtmi  1854 

and  1865.    80. 

Von  der  physik.  medicin.  Geseilschaft  tu  Würzburg. 

Verhandlungen.     Rand  Vlll.  2tes  Heft.     Wärsbnrg  1857.    80. 

Von  der  kaiterl,  königl.  geologischen  ReiehsanstaU, 

Jahrbuch..   1866  Nr.  4.     1867    Nr.  1.     Wien  1856  und  1857.    8f«t 

Von  der  Tit.  Redaktion, 

Giebel  und  Heintz,    Zeitsehrift   für   die  gesamniten   NatarYrissoa- 
Schäften.    Rand  8  nnd  9.     Rerlin  1856  und  1867.    8P. 

Von  dem  naturhistorischen  Verein  der  preussisehen  Rheinltmde, 

1.  VerhandluiigeB.    Jahrg.  XIV.  2tes  Heft.    Ronn  1857.    80. 

2.  Wirtgen,  Flora  der  preuHS.  Rheinprovinz.     Ronn  1867.     120. 

Von  der  Akademie  in  Sl.  Petersburg. 

Memoire».     Sciences  mathemat.  et  physiqoes.     Tom.  Vi.     P^ters- 
boorg  1867.     4^. 

Von  dem  Verein  für  Naturkunde  in  Prassburg. 

Verhandlungen.    Jahrg.  I  und  II  1.     Pressburg  1866  u.  1867.    8^. 

Von  der  resp.   Vertagshandlung. 

Römer,  Kritische  Untersuchung  der|  ilrtea  des  Mollnskengesebleehts 
Venus.     Cassel  1867,    SO. 

Vq».  Herrn  AU^Regierungsrath  Dr,  Schneider. 

1.    La  Nioca,    Rericht  und  Anfrag  über  die  Correktioi  Mr  Jvra- 
gewasser.     Mit  Plänen.     Bern  1842.    8^. 


■,     •'  ;-     "'i-i». 


Nr.  4t«. 
H oHi  Hn  *ir#rt  Aber  miMiprftfmc^ 


(VorgetrH«»  ^*  10.  April  18fi8.) 

Die  poHseiliche  Prttfimg  der  Milch  war  in  neuester 
Zeit  öfter  Gegenstand  öffentlicher  Besprechung.  Es 
irer£eiit  auch  die  üeberwachung  eines  der  wichtigsten 
Lebensmittel  gewise  aHe  Aufmerksamkeit. 

Die  2u  einer  solchen  Prüfung  bisher  m  Vorschlag 
gebrachten  Methoden  sind  theüs  indirekte ;  theils  direkte. 
Za  den  erstem  gehören  die  auf  phjrsikalischen  Ghrunct 
s&tasen  beruhenden,  wie  ^  Prüfung  des  spezifischen 
Gewichtes,  das  Verhalten  der  von  Fett  befreiten  Milch 
gegen  polarisirtes  Licht,  die  Wiriiung  auf  durchfallende» 
'Licht;  Zu  den  letztem*  irind  die  chemischen  Unter- 
Süchiuigsmeihoden  zu  zählen,  nach  denen  entweder  eine 
TolIstSndige  Analyse  oder  die  Bestimmung  einzelner  we- 
sentlicher Bestandtheile  bezweckt  wird. 

Es  ist  wohl  nicht  zu  läugnen,  dass  die  m  die  letztere 
(Sasse  gehörenden  MeAoden  bei  weitem  den  Vorzug  rer-» 
flehten,  hätten  sie  nicht  ftir  £e  Praxis  den  Umstand 
gegen  sich,  dass  ihre  Anwendung  weit  mehr  Fertigkeit 
fcr  Manipulation  und  mehr  Zeitanfwand  erfbrdcfrt,  daher 
sie  in^  den  meisten  Fällen  ftir  den  gewöhnlieben  Oebraueh' 
Hiebt  geei^oet  sind. 

Unter  allen,  bisher  empfohlenen  Prüfung«methoden* 
hat  diejenige,  welche  auf  der  Untersuchung  des  spezifi- 
lehen  Qewichtei»  beridit,  wie  es  scheint,  die  allgemeiMte. 
AjwFendung  gefunden. 

Bei  einem  gerichtlichen  Falle  dieser  Art,  welcher 
letztbin  in  unsrer  Stadt  verhandelt  wurde,  soll,  wie  man 
mir  sagte,  eme  Aeossenmgi  £e  ich  yfor  Kurzmi  über 

Bern.  NitthtiL  2 


-    18    - 

diesen  GegenstaBd  gethan  habe  *)  y  so  ausgelegt  worden 
sein^  als  hielte  ich  diese  Prüfiingsmethode  fUrganxYe^ 
werflich.  Ich  fühle  mich  daher  verpflichtet,  hierüber 
eine  nähere  Erklärung  abzugeben. 

Vorerst  ist  bekannt,  dass  die  Untersuchung  der  Milch 
durch  Prüfung  ihres  spezifischen  Gewichtes  auf  dem  Um- 
stände beruht  9  dass  bei  zunehmendem  Gehalte  derselben 
an  festen,  in  der  Flüssigkeit  aufgelösten  Bestandtheilen 
dieses  vergrössßrti  durch  Verminderung  derselben,  daher 
auch  durch  Zusatz  von  Wasser,  verringert  wird.    Wäre  ; 
daher  nur  eine  solche  Substanz  in  der  Auflösung  vor-  : 
banden ,  so  könnte  das  spezifische  Gewicht  einen  voUkom* 
men  sichern  Maassstab  f)ir  die  Menge  derselben  abgebeni 
ungefähr  wie  dieses  bei  einer  einfachen  Salzauflösung  der  . 
Fall  ist.    Nun  aber  enthält  der  wässerige  Theil  der  Sfildi  '. 
mehrere  Substanzen  neben  einander  gelöst ,    einen  Be* . 
standlheil,  das  Fett,  eingemengt,  die  alle  in  ihren  rela*  " 
tiven  Mengen  variren  und  in  unbekannter  Grösse  auf  dt» 
spezifische  Gewicht  Einfluss  ausüben,    so  dass  dasselbe 
ein   zusammengesetztes    Resultat    dieser    verschi^enen 
Faktoren   ist.    Wird   es   mit  dem  Aräometer  bestimmt r 
so  kommt  die  eingemengte  Butter  am  wenigsten  in  £•>  ^ 
tracht;    das   Aräometer  giebt  vielmehr   das   spezifische^ 
Gewicht  der  gesammten  Flüssigkeit    Der  Grund  hievoA  ^ 
liegt  in  der  relativ  kleinen   Menge  dieses  Bestandtheik  ^ 

Nehmen  wir  nämlich  an,  die  Butter,  deren  spezifisches . 
Gewicht  0,921  ist  **),  betrage  3  Frocent,  das  spezifische 
Gewicht  der  Milch  sei  1,032,    so  würde  dieses,    wenA  ' 
man  alle  Butter  entfernte,    auf  1,0354  steigen.    Gesetft 
nun,    das  Aräometer  gebe  diese  Difierenz  an,    so 


*)    Mittheilangen  der  Berner  natiirf.  Gesollsohaft,  Nr.  401. 
*^)    SenderWir,  diuss  dieses  nirgends  aagegeken  isi ! 


} 


~    19    — 

kaum  zu' entscheiden ,  ob  dieselbe  von  mangelndem  But* 
tergehalt  oder  von  grösserm  Gelialt  an  aufgelösten  Be- 
Btindtheilen  herrühre. 

Wir  besitzen  also  am  Arftometer  ein  zwar  indirektes, 
jedoch  insoweit  annäherndes  Prüfungsmittel,  als  jene  re* 
lativ  roränderliche  Menge  der  in  der  Milch  aufgelöst  ent- 
haltenen Bestandtheile  und  die  durch  Temperaturverhält* 
Bisse  bedingten  Umstände  nebst  der  Genauigkeit  des 
Instrumentes  an  sich  eid  zulassen.  Es  ist  jedoch  eben- 
&Us  klar;  dass  durch  diese  Methode  nichts  weiter  als  der 
relative  Gehalt  an  sämmtlichen  aufgelösten  Stoffen,  mit- 
hin auch  umgekehrt  der  Wassergehalt  nach  einer  vorher 
durch  eine  hinlängliche  Anzahl  von  Beobachtungen  fest- 
gesetzten Normälzahl  annähernd  bestimmt  wird.  Ueber 
die  Natur  der  etwa  vorhandenen  fremden  Beimischungen 
sowie  über  den  Buttergehalt  giebt  das  Aräometer  keinen 
genügenden  Aufschluss. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  den  direkten  Prüfungs- 
medioden,, so  befinden  wir  uns  nothwendig  auf  dem  Ge- 
biete der  chemischen  Analyse«  Dass  nun  eine  solche 
Arbeit^  wenn  sie  sämmtliche  in  der  Milch  enthaltenen 
Bestandtheile  umfassen  soll,  ihrer  Natur  nach  wenig  zu 
gerichtlichen  oder  industriellen  Zwecken  geeignet  ist, 
bedarf  wohl  kaum  einer  nähern  Auseinandersetzung. 
Nichtsdestoweniger  scheinen  möglichst  einfache  chemische 
Bestimmungsmethoden  wenigstens  der  wichtigern  Bestand- 
theile für  solche  Zwecke  von  Nutzen  zu  sein.  Wir  wollen 
hier  nur  diejenigen  der  Butter  tmd  des  Wassers  etwas 
näher  besprechen. 

Die  relative  Bestimmung  der  Butter  aus  der  Menge 
des  sich  aus  einer  gemessenen  Quantität  von  Milch  ab- 
scheidenden Bahms  ist  als  sehr  unsicher  hinlänglich 
bekannt.    Diese  Abscheidung  geschieht  nämlich  mehr 


—  ao  — 

oder  weniger  yoUstä&dig,  so  daas  sowohl  ein  kleiBttr 
Tbeil  des  Fettes  in  der  sogenannten  blauen  Milch  snrfkek« 
bleibt,  als  auch  der  Bahm  selbst  von  sehr  ongleiche» 
Battergehalt  ausfllUt  Jede&fiiUs  hat  ^ese  Crttfung  das 
Unangenehme ,  dass  sie  wenigstens  12  —  15  Stunden  2rit 
erfordert  Die  bdcanntOi  von  Mehrem  angewandte  Jfe- 
thode,  den  Buttergefaalt  durch  Ansaiehtn  dieses  Bestand» 
theiles  mit  Aether  au  bestimmen^  giebt  alleio  surerfXsdjgi 
Besultate.  Sie  kann  auf  die  von  mir  in  obengenawiii 
Sdirift  beschriebeuen  Art  mit  hinlänglicher  Genanig^til 
ausgeführt  Verden. 

Diese  Untersuchung  dürfte  fbr  den  gewtfhnUcbai 
Handelswerth  der  Milch  besonders  von  Iiiter»«ae  NWi  ^^ 
indem  man  au  den  meisten  ökonomischen  AnwendungM  [ 
gerade  auf  diesen  Beetandtheil  das  mtiste  Gewicht  a«  ^ 
legen  pflegt  Allein  wie  Beuitb^ung  von  VerfiUachisig  ^ 
durch  Zusatz  von  Wasser  könnte  hieraua  allein  nieht  lul 
Sicherheit  beuitheilt  werden »  indem  der  Buttergebalt  dsr  ■ 
auch  gana  unverfiüschten  Milch  aiemUch  verändetfidkM  , 
sein  scheint 

Um  nun  den  Wasaergebalt  der  Mitoh  an  bestimwe^  j 
kann  ausser  dem  Artometer,  welches  ein  awar  anniÜMi»  ^ 
des  Resultat  giebt,  folgende  direbbe  Methode  angewiadi  . 
werden« 

Man  tarirt  ein  kl^es  Glftschen  mit  der  au  nnttov  , 
suehenden  Milch  auf  einer  empfindlichen  Wage  mögfiohit 
genau ;  giesst  alsdann  eine  kleine  Menge  davon,  etwa 
5  —  6  (Grammen ,  in  ein  flaches  blechernes  BekKlchen 
von  ungefähr  2  Vi  Zoll  Durchmesser,  eraetst  das  Heraofrr 
genommene  auf  der  Wage  durch  Gewichte,  wodurch  man 
die  Menge  der  in  Arbeit  genommenen  Milch  auf  etwa 
0,01  Gramm  genau  bestimmt  Nun  wird  etwa  30  Gramm 
(2XiM9th)  gr$Uicb  «erstossener  utid  von  d^n  feinen  Fnlter 


—   21    — 

dfureh  ein  Sieb  befreiter  Quarz  sugeBetst  und  Alles  mit* 
teUt  eine«  kleinen  Spateli^  unter  einander  gerührt »  so 
dasa  die  Mileh  Ton  dem  Quarzpnlver  au%e8ogen  wird 
und  mit  demselben  ein  gleichmässig  feuchtes  Pulver  bil- 
det Bierauf  wird  das  Scbälchen  mit  seinem  Inhalte  und 
dem  kleinen  £lpatel  genau  tarirt  und  auf  einem  kochenden 
Waaserbade  ^)  unter  öfterem  Umrühren  behandelt  Nach 
«i&er  Viertelstunde  wird  das  Schlichen  wieder  auf  die 
Wage  gebracht  und  die  Menge  des  verdampften  Wassers 
durch  Auflegen  von  Gewichten  bestimmt  Obglttch  bei 
den  oben  angegebenen  VerhlUtnissen  in  dieser  Zeit  das 
Austrocknen  vollendet  sein  wird,  so  ist  es  doch  aweok^ 
missig  I  sich  dessen  durch  nocbmaliges  Einsetsen  des 
SdUUcbena  in  das  kochende  Wasserbad  während  5  Minu« 
ten  BU  versichern.  Man  wird  jedoch  selten  noch  time 
Qewicbtsabnahme  beobachten. 

Zum  Beweise,  dass  diese  Trocknungsmethode  ge- 
nfige,  wurde  öfters  eine  ähnliche  Austrocknung  mitQuars 
m  einem  künstlich  getrockneten  Luftzuge  bei  110— 120<'C. 
mit  der  nämlichen  Milch  veranstaltet,  dabei  aber  die 
gleichen  Zahlen  wie  beim  Austrocknen  iin  Schälchen  er- 
halten. Erst  wenn  die  Temperatur  auf  etwa  ISO  *  gestei- 
gert wird,  erhält  man  eine  kaum  merklich  grössere 
<}ewichtsabnahme,  womit  aber  zugleich  ein  leichtes  G^Ib- 
oder  Braunwerden  des'  Quarzes,  also  eine  anfangende 
Zersetsung  des  Rückstandes  stattfindet 

Die  auf  diese  Art  mit  verschiedenen  Quantitäten  der 
simliehen  Milch  erhaltenen  Zahlen  stimmen  mit  einander 
so  nahe  überein,  dass  erst  in  den  Tausendtheilen  einige 
Abweichungen  stattfinden. 


0    2*  ^'  ^^  ^«m  von  FTMeDias  (Anlpilang  lur  quantiUtivM 
Aiiiisillea  AatlfM ,  Sit  Awtnfty  B,  90)  keteMebMmi. 


—    22    - 

Obgleich  diesemnach  als  vollkommen  sicher  ange- 
nommen  werden  konnte ;  dass  ein  Znsatz  einer  bekannten 
Menge  von  Wasser  zu  einer  vorher  auf  ihren  Wasser- 
gehalt geprüften  Milch  ziemlich  genau  idedergefunden 
werden  kann;  so  wurde  dennoch  ein  direkter  Versuch 
in  dieser  Beziehung  angestellt.  Von  einer  Milch  j  welche 
durch  diese  Austrocknnngsmethode  einen  Wassergehalt 
von  89;24  Procent  gegeben  hatte,  wurden  4,450  Grammen 
mit  1;852  Grammen  Wasser  vermischt  Bei  dem  Aus- 
trocknen  während  einer  Viertelstunde  wurde  5,822  Wasser 
erhalten.  Der  Rechnung  nach  hätte  man  5,823  (Erhalten 
sollen» 

Ich  glaube  daher  nicht  zuviel  zu  behaupten^  wenn 
ich  annehme,  dass  Vt  Prpcent  Wasser  mit  vollkommener 
Sicherheit  bestimmt  werden  kann. 

Um  diese  Methode  praktisch,  sowohl  zum  industriel- 
len als  zum  polizeilichen  Gebrauche,  anzuwenden,  bedarf 
es  offenbar  nur,  dass,  wie  bei  der  aräometrischen  Prü- 
fung, eine  Normalzahl  festgesetzt  werde,  über  welche 
hinaus  der  Wassergehalt  nie  steigen  soll.  Diese  Zahl 
wird  nun  nach  der  Lokalität  verschieden  zu  bestimmen 
sein.  Nach  mehrern ,  freilich  vielleicht  nicht  hinlänglich 
zahlreichen  Versuchen  scheint  mir  89,5  Procent  eine  bilr 
lige  zu  sein.  Vielleicht  dürfte  man  bis  auf  90  Procent 
steigen. 

Man  wird  vielleicht  einwenden,  dass  dieses  Ver- 
fahren zu  umständlich  und  zeiti*aubend  sei.  Mit  geringer 
Uebung  wird  man  jedoch  leicht  dahin  gelangen,  die  g^ze 
Operation,  die  Wägungen  mitgerechnet,  in  25  Minuten 
auszufuhren.  Auch  wäre  es  leicht,  eine  Einrichtung  zu 
treffen,  um  mehrere  Proben  zu  gleicher  Zeit  abzudampfen. 
Jedenfalls  dürfte  die  Methode  sehr  geeignet  sem ,  die  An« 


—    23    — 

gaben  des  Aräometers  su  controlliren  und  in  besondenii 
beBtrittenen  Fällen  zu  entscheiden. 

Diese  beiden  direkten  Bestimmungen  des  Fettes  und 
des  Wassers  dürften  in  den  meisten  vorkommenden  Fäl- 
len zur  Prüfung  der  Milch  ausreichen.  Für  andere;  auf 
besondere  Zusätze  sich  beziehende  Untersuchungen  dürf- 
ten schwerlich  allgemeine  .Vorschriften  gegeben  werden 
können«  Es  ist  vielmehr  der  Chemiker  auf  die  fElr  jeden 
besondem  Fall  von  Verdacht  geeigneten  Mittel  ange- 
wiesen. 

'  Schliesslich  sei  noch  bemerkt  ^  dass  zu  den  in  der 
gewöhnlichen  Praxis '  vorkommenden  Fällen  das  Aräo- 
meter immerhin  ein  brauchbares  Instrument  bleiben  wird; 
wenn  man  nicht  mehr  von  demselben  verlangt;  als  die 
annähernde  Angabe  einer  Verfälschung  mit  Wasser. 
Eine  solche;  oder  besser  gesagt  überhaupt  einen;  viel- 
leicht nicht  absichtlich  zugesetzten;  relativ  zu  grossen 
Wassergehalt;  der  unter  Umständen  einigermassen  be- 
Btrafenswerth  sein  kanu;  wird  es  immer  mit  ziemlicher 
Sicherheit  anzeigen.  Sollte  bei  besondem  bestrittenen 
Fällen  genauere  Prüfung  verlangt  werden;  so  mögen  die 
oben  beschriebenen  Methoden  Anwendung  finden. 


Tenselebnlss  der  für  die  Bibliothek  der 
Sebwelx«  IVatiirf«  Gesellscbait  elnse- 
Smiseneii  Gesebenke« 

ffif  Herrn  AU-Regierungtralh  Dr.  Schneider, 

1.  Rapport  sar  la  marehe  des  op^ations  relatives  k  la  correetion 
des  eaax  da  Jura.    Berae  1860«    80. 

2.  Rapports  et  propositions  de  la  oommission  des  eantons  int^res- 
B^s  k  la  correction  des  eaax  du  Jara.    1863.    ^. 


-^    84    — 

eorrekdoD.    Bern  186a    4*. 
4.    Instruction  des  Bandesratbes  far  4i^  teehnitdietf  Bi|^»teB  !• 
Sachen  der  Jora^ewässercorrektion.    60, 

Ton  <ier  tuUurfbnchenden  Gaeüschaft  in  Basel : 
Verfaandlonfen.    Heft  IX.    Bagel  tS57.    S^. 

Von  den  TU  Redakii(men: 

1.  Gemeinnfitsifa  Wockensclirift.    7tar  Jabr^nf?,   Nr.  46-^18. 
Wfirakirc.    SP. 

2.  Soliwaiserische  Zeitschrift  für  Pharmacie.    Jahre*  II  n-  lU.  1. 
SchaifhaascB,    6^. 

Von  der  ntUurforsehenden  GeseUschaß  in  Zürich: 

^lerteljahrssehrift.    Jahrf.  If ,  Heft  4.    nrich  1867.    8^ 

Von  dem  xaologisch-fninerai.  Verein  in  Regewi^urg: 

CorrespondensUatt    11.  Jabnr*    Refiasbniv  1857.    8^.^ 

Ton  dem  niederöeierreichieehen  Gewerimerein  in  H'ieii: 

VarhandlniM^ir  ml  Miltheitanf ei».   liefl  8  md  8^    Wie»  1867.    ^. 

De  Ui  soeike  impMale  dee  naiwraUHes  de  Mosko/fit : 

BaUetias  de  U  BoeiM  imperiale.    Annde  1858.    Koskoo  1868^  ffi* 

Von  der  kaiterl.  LeopoüHniseh-Carolinitehen  Akademie  der  Naiitr* 
forscher : 
Sopplemeat  des  23.  Bandes.     Breslau  ond  Bonn  1854^.    4P. 

Von  der  j^LUterary  and  philosophicat  Society  of  Manehesitr^ : 
f.    Memofrs.    Vd.  XIV.    London  1867.    8*. 
Z.    i^lton,    Motoorokfleal   ohnervations.     Z.    edit.     ManckeatM 
1834.    80. 

3.  A  new  system  of  chemical  philosophy.   Z  parts.    London  1810 
and  1842.    8o. 

Von  der  „  Academy  of  science  of  St.  Louis  " : 
.^ausacüoiifl.    VoL  K    at.  Lod«  1867.    8^. 

Von  der  j^ American  Acmkmff  of  arts-  and  sdemees^: 
Memoirs.    Vol.  VI,  part  1.    Boston  1857.    i^. 

Von  der  y^Royal  Society  of  Edinburgh : 

1.    TraosacÜons.    Vol.  XXt  4^  XXV  3,  XXVI  4.    fidinhvf .  4^« 
Z.    Proceedinga  1866  and  1857.    Bdiahnrf     8P. 

Von  der  nalurforschenden  GeseUschaß  in  Freümrg  t.  B» 
Berichte.    Nr.  25 -27.    8». 


mr.  4tt  — 414. 


Ii.  Ftecfliter^  %1^#zdl[HliiAMIr  derill  Sem^s 
Umsebanseii  Torkommendeii  krypto- 
gamlseben  Pflanzen» 

ÄnBchliessend  an  mein  im  Jahr  1855  erschienenes 
,  Taschenbuch  der  Flora  von  Bern,^  folgt  hier  —  mit 
derselben  Begränzung  des  Gebietes  *)  —  eine  Anfztlhlung 
byptogamischer  Pflatusen ,  und  ziTaT  ennächst  flir  die  hlS^ 
hem  Klassen  derselben.  Die  systematische  Anordnung  ist, 
mit  wenigen  Abänderungen ;  für  die  Moose  diejenige  das 
GorallarinmBry^logiaeEaropaeae  von^W.Bchim 
per^  für  die  übrigen AbiheilungeQ  diejenige  der  Erypto- 
gamenflora  Deutsclilands  und  der  Schweiz  von 
L,  Babenhorst^  auf  welche  Werke  ich  für  die  Syno> 
Diymie  und  Besc^r^xmg  verweise.  Das  vorliegende  Ver* 
zeichniBs  enthält  4d  Lebermoose,  195  Moose,  18  Farren, 
1  Equisetaceen,  2  Lycopodiiaceenj  es  ist  jedoch  zu  er- 
warten,  dass  eine  fortgesetzte  Durchforschung  des  Ge- 
Uetes,  namentlich  fUr  die  JJloose  und  Lebermoose,  noch 
manche  Bereicherung  darbieten  werde. 


I 


^  Es  amfassf  dasselbe  das  in  einem  Halbmesser  von  3  bis  48tiiÄdell 
vligs  am  Bern  geleg^eii^ ,  ausschliessKeh  der  Molasseforma^n  anpe- 
ttreide  Havelland. 


Beni.  Mittheil. 


Cryptogimi»  foffiosae. 


Cla8&  L  HEPATiC JL 

Off«.L 


S.  fUmca  IL.}.  Anf  fw^htwii  8nd-  und  LehmlxM 
an  Ufiem,  aiif  Aockcm,  MDanniae  Jiiafig. 

B.  hffwrca  (EafwL).  Auf  Aeekcm,  an  Griben,  «el 
bei  BeidjepbarJi  (Bamberger). 

Or4.1L 


A.  kt9is  (L.).  Auf  feacbten,  aandq^  und  lehmi 
Ae^em  hin  nad  wieder ,  meirt  in  GTesellschaft 
Fhaicam-  and  Bicda-Arten.  In  der  Enge  bri  S 
d  Schöpfen* 


Ord.ni.  Harduuitfaee«. 

Fagatdla. 

JP«  ootiica  (CardaJ  (Marchaniia  L.J.  An  feuchten,  8< 
tigen  Orten ;  an  Haaem  and  Felsen,  besondei 
alten  Steinbrüchen,  gemein  and  stellenweise  r< 
lieh  fmktifidrend. 

Prslisia. 

Pf  commutaia  (Nees).    An  schattigen  Manem  und 

sen,  an  Bächen.      Bremgartenwald   unweit 

Neubrücke.    Sohütiwald   bei  Eöniz.    Gurtei 
Wabern. 


—    «7    - 

Varekamtia. 

1  polymorpha  {L.).  An  Bächen  und  Gräben,  in  Sümpfen^ 
hänfig. 

Liualaria. 

vulgaris  {Mich.).  Hie  and  da  in  Gärten ,  besonders 
in  Blumentöpfen,  z.  B.  im  botanischen  Garten;  im 
Freien  bis  jetzt  nicht  gefunden, 

Ord.  IV.  Jungermanniaeeie. 

(Jungermannia  L)  . 

A.   Frondosae. 
Vetxgeria. 

^.  furcata  (Neea).  In  Wäldern,  an  alten  Stämmen  imd 
auf  der  Erde  an  moosigen  Abhängen,  ziemlich 
häufig,  aber  Selten  mit  ausgebildeten  Früchteoi. 

\ pubeacevis  (Baddi),  In  Wäldern,  am  Grunde  alter 
Bäume,  hin  und  wieder.    Gurten  ob  Wabern« 

Anenra. 

.  pinguis  (Nees).  An  feuchten  Abhängen,  besonders 
auf  Tuff,  hin  und  wieder.  Bremgartenwald.  Län- 
genberg. 

.palmata  (Nees).  In  schattigen  Wäldern,  an  faulenden 
Baumstrünken,  ziemlich  häufig.  Bremgartenwald 
u.  s.  w. 

PelUa. 

'•  epiphylla  (Nees.)  Auf  feuchtem  Lehmboden,  beson- 
ders an  Hohlwegen,  sehr  häufig. 

fossondironia. 
\  pusüla  (Nees).    Auf  feuchter  Erde ,  an  Waldwegen 
nnd  :auf  Aeckem  hin  und  wieder» 


B.    Folio sme. 


L.  emlcare*  (Lih.j.  In  feucbtcn  ScUnditen,  selten.  In 
Seitenftchlachien  des  Scfam  mixm  «sserthales, 

L.  •erpyUifolia  (LA.).  In  Wildem,  an  Baomstibumeii 
und  Wimcln  nemlick  hinfig. 

frillaaii. 

F.  däaiata  (SetM).  An  Bumustinimen,  besonders  an 
Weistannen  und  Feldbiiimeny  überalL 

F.Tamaruci  (Sees).  In  Wildern,  aof  Erde,  besonde» 
am  Grande  alter  Stimme,  an  Hohlwegen,  nidit 
selten. 

MiilithffCi« 
M.  lavigata  (Sckrad.  JhtmarLj    In  Wildem ,  am  Grunde 
alter  Baume,    stellenweise  hiofig.     Bremgarten-* 
wald«    Lingenberg  ob  Kehrsats. 

M.  platyphylla  (Nees).  In  Wäldern  nnd  Gebüschen,  aD 
Baonutänmien,  gemein. 


R.  complanata  (Dumort.)    An  Baumstammen,  besondere 
an  Buchen  und  Weisstannen,  überall  häufig* 

Triebseolea. 

T.  TomerUeUa  (Ehrh.  Nees).  In  feuchten  Wäldern  und 
Schluchten,  zwischen  Moosen  an  BSchen  und  Quel- 
len/ stellenweise  liäufig.  Mit  Früchten  am  Glaa^ 
brunnen  und  am  Gurten  ob  Wabern* 

■astlgMiryiiBL 

M,  trihhatum  (Nees).  In  feuchten  Wäldern  und  Schluch- 
ten.   Schwarzwasserthal.    Selten  mit  Frucht. 


L  reptans  (Nees).  In  Wäldern,  an  fanlenden  Baum- 
strünken, gemein. 

Galypogeia. 

1  Trichomanis  (Nees).  In  Wäldemi  auf  Erde  und  Fel- 
sen, besonijers  an  feuchten  Abhängen  und  an 
Hohlwegen,  ziemlich  häufig. 

Cbiloscyphns. 

/.  polyanihos  (Nees).  Auf  feuchter  Erde  in  Hohlwegen 
hin  und  wieder.    Solrütiwald  bei  Köniz. 

?.  paUescens  (Schrad.  Dtsmort)  .  Auf  Erde  in  feuchten 
Wäldern  und  Gebtischen,  häufig. 

Lophocolea. 

t.heterophyUa  (Schrad.  Nees),  An  faulenden  Baumstrün* 
ken  im  Bremgartenwald,  am  Bantiger. 

/.  minor  (Nees).  In  feuchten  Schluchten  und  Hohl- 
wegen.    Gurten  ob  Wabern. 

/.  bidentata  (Nees).  In  feuchten  Wäldern ,  auf  Erde 
zynischen  Moosen,  an  Hohlwegen,  gemein. 

JiiBgemiaiuüE. 

'.  tirichophyUa  (L.)  An  modernden  Banmstrünken ,  nicht 
selten. 

\  setacea  (Web.)  In  Torfmooren  und  «n  faulen  Strün« 
ken,  hin  und  wieder. 

'^  curvtfolta  (Dtcks,)  An  modernden  Baumstrünken  zwi- 
schen andern  Lebermoosen  und  Moosen  nicht  selten» 

l  hicuspidcaa  (L.).  In  Wäldern  und  Torfmooren ,  be- 
Bondeim  auf  wenig  betretenen  Waldwegen.  Brem^ 
gartenwald.  —    In  zahlreichen  Formen. 


—  ao  — 

J.  harhata  {Sckreb.  Nees).    In  Wildem  und  Sehhiehteit 

mii£  Erde  imd  mn  feuGhtoB  Fdaen,  »i^itilf^^h  hiaf^ 

In  sahireichen  Formen. 
J.  incisa  (SchracL)    In  Bchmtdgen  Wildem,  mnf  Erde  und 

modernden  Strünken.    SchwmnwmsaerUiaL 
J.  exeüa  (Didc9.)    In  Wkldem,    an  Wegen,   hin  und 

wieder.    Bremgartenwald* 

J.  ventricosa  (Xees).  In  Hohlwegen  an  alten  Stimmen« 
Bantiger  (Bamberger). 

/.  infiata  (Huds.).  In  Wildem  an  faulen  Strünken, 
Bremgartenwald  o*  a.  O. 

c/.  acuta  (Jjindley).  Aof  feuchter  Erde  im  Bremgarten- 
wald und  am  Bantiger  (Bamberger). 

J.  tersa  (Nees),  Auf  Sumpfboden,  an  Bichen  und  an 
nassen  Felsen.  Bütschelegg.  Kraiichthal  (Bam* 
berger). 

t/.  crenulata  (Smith).  Auf  feuchter  Erde,  an  Hohlwegeo» 
Bremgartenwald.    Bantiger  (Bamberger). 

J.  Schraderi.  An  feuchten  Sandfelsen  am  Bantiger  (Bamr 
berger). 

J.  anomala  (Hook).  Auf  Torfimooren,  an  Gräben  und 
zwischen  Sphagnum-Arten  häufig.  Oümligenmooa* 
Löhrmoos  u.  a.  O. 

J.  exsecta  (Schmidel).  Auf  feuchter  Erde,  an  faulendea 
Strünken  hin  und  wieder. 

fcipiaia. 

B.  nmbrosa  (Bchrad.  Nees),    An  feuchten  Felsen  imd  a]^ 

Baumstrünken,  selten.  Am  Bantiger  (Bamberger)«^ 

mnoroea  (Nees).    In  feuchten  Wäldern  und  Schluck^ 

ten ,  auf  Erde ,  besonders  an  Hohlwegen,  häufig» 


-.  tt  - 

PlagloAilit 
?*a^lent(rides  (Nees).    In  feuchten  Nadelwäldern  überall 
häufig,  doch  ziemlich  aelten  mit  Früchten« 

lir€Meyyk!i8. 

l  Funhii  (Neea).  In  Wäldern  y  besonders  anf  wenig  be- 
tretenen Wegen ;  oft  grosse  Strecken  überziehend« 
Bremgartenwald* 


Cla&s.  IL  MUSCL 

Ord.  I.  Sphagnaee». 

Farn.  1.   Sphagne«. 
Sphagmim. 

L  cymMfolium  (Ehrh.)*  In  Torfsüippfen  als  grosse,  dichte 
Polster. 

'.  acutifoUum  (Ehrh.).  In  Sümpfen  und  feuchten  Wäl- 
dern gemein. 

'.  cuspidatum  (Ehrh).    In  Torfsümpfen.  Gümligenmoos. 

Ord.  II.  Bryaee^B. 

A.    Musci  acrocarpi. 

Fam.  %.   Ephemere«. 
Ephemenun. 

\  serratum  (Schreb.  Hampe,)  (Phascum  LJ)  Auf  feuch- 
ter Erde  hin  und  wieder.  In  Waldschlägen  im 
Bremgartenwald  stellenweise  häufig. 

Fam^  3.   Phasca^e«. 
FbiMim. 

'.  cuspidatum  (ßchreb.).  Auf  Aeckem,  an  Wegen,  hie 
und  da. 


Fam.  4«    PlenridlaeeaB« 

ntuMtak 

P.  subutatum  (BchffA.  ßehp.)  (Phamum  L.)  Auf  mackter 
Erde;  hin  und  wieder.  In  Waldschjl&gen  im  Brem* 
gartenwald. 

•  

Fam.  5.    Welsiace«. 

Hymenostomom. 

H.  microstamum  (Hedw. B.  Brw,).  Auf  Sand-  und  Lehm- 
boden ^  auf  Aeckern^  hin  und  wieder. 

Weisia. 
W.  mridula   (Brw,).    Auf  Erde  und  Steinen  ^  besonders 

an  Waldrändern  und  Hohlwegen  gemein. 
W.  cirrhata  (Brid.J.    Am  Ghrunde  alter  Stämme  in  der 

Enge  bei  Bern  (Bamberger). 

GymnostomuiiL 
(?« tenue  (Schrad.J.    An  feuchten  Sandsteinfelseu;  gemein« 
G*  curvirostrum   {Hedw.J,    Wie  vorige,    doch   seltener. 
Beichenbach  bei  Bern.    Schwarzwasserthal. 

Eacladlnm. 
E.  verticillatum  (Brid.  Br.  et  8chp.).     Auf  nassen  TuflF- 
steineu;    an    Bächen   und    kleinen  Wasserfällen. 
Längenberg.    Schwanrwasserthal.    Schluchten  am 
Bantiger  u.  a.  O. 

Fam.  6.   Dlcranacei^. 

ft.    Oichod^otrain  Sehp;  CoroU. 

Dicrannm.  # 

D.  pdlucidum  (Hedw,J.  An  feuchten ,  schattigen  Orten , 
auf  Steinen  und  faulendem  Bolz.  Schluchten  ai» 
Bantiger  (Bamberger). 


1 


~  J»  - 

vartum  (Hedw.).  Auf  Lehmboden  ^  an  fetiohten  Ab- 
hängen tmd  Ufern  aehr  häufig. 

fvfeecens  (l\itni).  Ah  feachtem  Lehmboden  am  Gur- 
ten (Bamberger). 

keteromaUum  (Sedw^).  In  Nadelwäldern ;  an  Banm« 
wurzeln;  Hohlwegen ,  häufig. 

0.    Dicranom  Sehp.  Coroll. 

montanum  (ffedw,).  An  Waldbänmen;  besonders  an 
Tannen  und  Kiefern.  Bremgartenwald  bei  Bern 
u.  a.  O.    Selten  mit  Früchten. 

flagellare  (Hedw.).  Auf  morschen  Baumstrünken» 
Grauholz.    Könizbergwald. 

scopormm  (L.  Hedw.)  In  Wäldern  überall;  beson- 
ders am  Grunde  alter  Stämme. 

palustre  (Brid.).  In  Torfmooren,  selten.  Gümligen- 
moos. 

Schraderi  (Schwcegr.).  In  Sümpfen  und  Torfmooren. 
Gümligenmoos  u.  a«  O. 

undulatum  (Turn,).  In  schattigen  Wäldern  besonders 
am  Grunde  alter  Stämme,  nicht  selten.  Brem- 
gartenwald  u.  a.  O. 

Dicr&nodontiom. 

longirostre  (Dill.  JBr.  et  Sckp,).  In  schattigen  Wäl- 
dern an  faulendea  Baumstrünken ;  ziemlich  häufig. 
Bremgartenwald.  Hühnliwald  bei  Allmendingen 
u.  8.  w. 

Gampylopns. 
toffaceus  (Br.etSchp.).    In  Torfbrüchen.     Ldhrmoos. 


--    34    — 

Fas.  7.   liCMotayace«. 

LfMrtrjUL 

L.  glaucum  {DtU.  Hampe).  In  Wäldern  ziemlich  häufig, 
doch  meist  steril.  Mit  Fracht  im  Bremgartenwald 
bei  Bern  9  unweit  Bethlehem* 

Farn.  8.   Fissidentace«. 
Fissidens. 

F.  Sloxami  (Wilson).  Auf  feuchter  Erde  in  einem  Wald- 
schlage des  Bremgartenwaldes. 

F,  exüta  (Hedw.).  Auf  feuchter  Erde,  in  Wäldern  und 
Schluchten.    Bremgartenwald.  Gurten  ob  Wabern. 

F.  taxifolius  (Hedw.)'  In  schattigen  WälderUi  in  Grä- 
ben, an  Hohlwegen,  nicht  selten.  Bremgarten- 
wald u.  s.  w. 

F.  adtanthoides  (Diu.  Hedto.J.  In  Wäldern,  auf  feuchter 
Erde,  an  Steinen,  ziemlich  häufig. 

Farn.  9.    Seligerlaee». 

Seligeria. 

8*  tristicha  (Brid.  Br.etSchp.).  An  feuchten  Sandstein- 
felsen, selten.    Schwarzwasserthal. 

8.  recurvata  (Hedw.  Br.  et  8chp.)..  An  denselben  Stand- 
orten, häufiger.  An  Mauern  bei  Bern,  Ulmizberg« 
Gurten  u,  a.  O. 

Farn.  10.    Pottlaceas 
Pottla. 

P.  cavifolia  (Ehrh.).  AufAeckem,  an  Gräben,  hinunc 
wieder. 

P.  minutula  (Schwcegr.  Br.  et  Schp.').  Ebenso.  Neubrück< 
bei  Bern.    Belpmoos  u.  s.  w. 

^   '    "^cata  (Hedw,   Br.  et  8chp,J.  Ebenso.    Breitfeld  be 
em. 


—    8K    — 

i.  knceolata  (Hedw.  Sohl.).  Aof  Aeckem,  an  Gr&ben, 
nicht  selten. 

DidymodOB. 

d.  ruheUua  (Both.  JBr.  et  Bchp.).  An  feuchten  Mauern 
und  Hohlwegen  ziemlich  häufig. 

Trichoftomim. 

T.  tophaceum  (Brid.).  Auf  nassen  Tu£bteinfelsen.  Bei- 
chenbach bei  Bern.  Gummersloch  im  GurtenthaL 
(Bamberger.) 

T.rigidulum  (Smith).  An  Mauern  und  Steinen ,  anStras* 
senborden,  ziemUch  häufig. 

T.  tortüe  (Schradj.  Auf  sandigem  Boden,  an  Hohl- 
wegen hie  und  da.    Bantiger.   Gurtenthal  u.  s.  w. 

T.  ßextcaule  (Schwcegr^  Br.  et  Schp.J.  An  sandigen  Ab-» 
hängen  im  Schwa^zwasserthal. 

r.  pallidum  (Hedw.J.  In  lichten  Wäldern  hie  und  da. 
Bremgartenwald. 

Barbnla. 

B.  unguiddata  (Hedw.).  An  alten  Mauern ,  auf  Erde, 
gemein. 

B,  paludosa  (ßchwcegr.)  An  feuchten  Sandsteinfelsen; 
sehr  häufig  im  Schwarzwasserthal. 

B.  gracilis  (Schwcßgr.J.  Auf  Sandboden,  an  Wegen,  hin 
und  wieder  um  Bern. 

B,  faUax  (Hedw,).  An  alten  Mauern,  auf  lehmigen  Stel- 
len, an  Wegen  sehr  häufig. 

B.  inclinatß,  (Schwcegr.J.  An  sandigen  Stellen,  an  Ufern, 
an  der  Aare,  Schwarzwasser  u.  a.  O. 

B.tortuosa  (Web.  Mohr.).  An  Sandsteinfelsen 4md  Nagel- 


fluh,    häufig.     BremgaitenwalcL    SckwanwoBser* 

thal.  —    Selten,  mit  Fr&chien. 
S.  convoluta  (Hedw.),    An  alten  Maoern ,  auf  Kiesboden, 

hin  und  wieder.    Kiesgrube  bei  Weyermannshaus. 
B.  murcUis  (L,  Timm.)    An  Mauern  und  Steinen  überall. 

(Var.    incana   an    trockenen,     sonnig   gelegenen 

Mauern.) 
j5.  subidata  iDüL  Brid.)^    Auf  sandigem  Boden,  in  lich- 
ten Wäldern,  an  Hohlwegen,  stellenweise  häufig. 

Burgdorf.    Solrütiwald  bei  Köniz. 
B.  hevipila  (Brid.   Br.  et  SchpJ.  An  alten  Baumstämmen 

in  der  Enge  bei  Bern. 
J5.  Turalis  (DilL  Hedtc).    Auf  Haideboden  und  Steinen 

an    sonnigen    Abhängen,    auf   Schindeldächern, 

gemein. 

Ceratodon. 
C  purpureus  (Dill,   Brid,),     In   lichten  Wäldern ,    auf 
dürrem   Boden,    Haideplätzen ,    trockenem   Torf- 
boden, gemein. 

DisticMiuii. 
D.  capillaceum  {Hedw.  Br.  et  8chp,).  An  schattigen  Felsen 
und  alten  Mauern;  häufig  im  Schwarzwasserthal; 
Solrütiwald  bei  Köniz. 

Farn.  11.    Tetrapliide«. 

Tetraphis. 

T.  pellueida  {Dill.  Hedw.).  In  feuchten  Wäldern,  an 
Baumvrurzeln  und  morschen  Strünken,  ziemlich 
häufig.    Bremgartenwald  u.  s.  w. 

Fam.  lt.    Encal^^tace». 

Enctfypta. 
JE.  vulgaris  (L.  Htidw.),    An  Mauern,   Hohlwegen,  hin 
und  wieder. 


-  w   - 

£.  eäimta  (ffedto.)^    Auf  Feliblöcken  am  Bantiger. 

K$treptöcarpa(ffedw,),  An  Bchattigen  Manern,  an  Wald- 
rändern ,  gemein ,  aber  meist  steril.  Mit  Früchten 
im  Bremgartenwald  und  Schwarzwasserthal. 

Farn.  18.    Orthotriebaceff. 
Orthotrichum. 

a.     Ulota  ScAp.  Coroll. 

0.  Ludwigii  (Schwcegr.  Brid.),  An  Waldbäumen ,  beson- 
ders an  jungen  Tannen  und  Eichen  ^  stellenweise 
häufig.  Bremgartenwald  am  Weg  zum  Glasbrun- 
nen.    Könizbergwald. 

0.  coarctatum  (Beauv.).  Wie  voriges  und  öfters  damit 
gemischt.    Bremgartenwald. 

0.  crispum  (Hedw,).  An  Wald-  und  Feldbäumen,  be- 
sonders an  Zweigen,  häufig. 

0.  crispulum  (Brtd.y    Wie  voriges. 

b.    Orthotrichum  Sehp.  Coroll. 

0.  cupulatum  [Hoffm.).  An  Felsblöcken  am  Bantiger. 
(Bamberger.) 

0.  anomalum  (Hedw.).  An  Steinen  und  Mauern ,  seltener 
an  Baumstämmen,  nicht  selten. 

0.  ohtasifolium  (Schrad»),    An  Feldbäumen,  gemein. 

0.  pumilum  (^Schwcegr.),  An  Feldbäumen ,  hin  und  wieder. 

0.  tenellum  (Bruch).  An  Baumstämmen  bei  der  Neu- 
brücke.   (Bamberger.) 

0,  patens  (Bruch).  An  Feld  -  und  Waldbäumen ,  nicht 
selten.    Bremgartenwald. 

0.  afßne  (Schrad.).  An  Feld-  und  Waldbäumen,  hin  und 
wieder,  seltener  .an  Steinen. 


O.  fasiigiaium  (Brück).  An  Fektbiamen,  besonders  an 
Nussbiiiinen  und  Papeln.  Bei  BoUigen.  (B&m* 
berger.) 

O.  speeiamm  (Nees).    An  Feld-  nnd  Weldbimnen,  niclit 

edlen. 
O.  rupesire   {ScUeicLy     An  Steinen   bin    und    wieder. 

(Bamberger.) 
O.  diaphanum  (SchradJ).  An  FeldbSnmen  nnd  Str&achenu 
O.  leiocarpum  (Br.  et  8ehp,).  An  Feld-  und  Waldbäumen, 

seltener  an  Steinen. 

O.  LyeUn  [Hooky,  An  Stranchem  am  Aamfer.  (Barn- 
berger.) 


Fab.  14.   CriMMtiffg. 
Muia. 

(7.  apocarpa  (ffedw.).  {Schistidium  Br.etSchp,  Bryol.eur) 

An  Steinen  nnd  Felablöeken  überalL    (Sehr  ver* 

&nderlich.) 
O.  ptdvinata  {Dill.  Hock).    An  Manem  nnd  Steinen^  auf 

Dächern,  gemein. 
O.  cvata  ( Web.  et  Mohr).    An  FeUbldcken  am  Banidger* 

(Bamberger.) 

BaesBitriiuii. 

JB.  canescena  {DtU.  Brid.).    Auf  dürrem,  unfruchtbarem 
Boden,  an  Abhängen,  in  lichten  Wäldern,  gemein. 

Faiii.  15.    Hedwigiace«. 

Hedwigia. 

H.  ciUaia  {ßicka.  Hedw.).    An  waldigen  Abhängen,  auf 
Granitblöcken.    Dentenberg.    Bantiger. 


-    89    - 
Fmb.  18.   Pwuurteee». 


PbjwiBitriuB. 
P*  puriforme  (DtU.  Br.et  Bchp.)^    Auf  feuchter  Erde^  auf 
Aeckem  und  in  Gärten,  häufig. 

EntMtbodon. 

E,  fckscicuiarü  (Hedw.  Schp.y    Auf  feuchter  Erde,    an 

Gräben,  hin  und  wieder.  Belpmoos  am  Gürben- 
kanal. 

Fuurla. 

F,  hygromeirtca  (L.  Schreb).    An  Mauern  und  Sandatein« 

felsen,  auf  Schutt,  auf  Torfmooren,  in  trocknen 
Wäldern  besonders  in  der  Nähe  Ton  Brandstätten, 
gemein. 

Farn.  17.    Bryace«. 
BrjUL 

a.    Leptobryam    Sohp.  Coroll. 

B,  pyriforme  {Hedw.  BryoU  mr,).  An  Nagelfluhblöcken 
im  Bremgartenwald,  selten.    (Bamberger.) 

b.    Webera  Sohp.  Coroll. 

B.  elongatum  [Dicka,  JBryoL  eur.y  An  waldigen  Abhän- 
gen an  der  Aar.    (Bamberger.) 

B.  ntttans  (Schreb.  BryoL  cur.).  Auf  Torf-  und  Haide- 
boden  nicht  selten.  Gümligenmoos.  Könizberg- 
wald. 

B.  eameum  {L.  BryoL  eur.y  Auf  Lehmboden  in  Schluch- 
ten hin  und  wieder.    Am  Gäbelbach  bei  Bümpliz. 

B,  albicans  (Wahlenb,),  (Ä  Wahlenbergü.  Schwcegr,  BryoL 
eur^)  Auf  nassem  Sand-  oder  Lehmboden,  an 
Waldrändern,  in  Schluchten,  häufig,  doch  meist 
steril. 


—    40    ~ 

e.    ArjMi  Schp»  VonUL 

B.  pendulum  {Homsch  8chp.).   (£.  cemuum.  BryoL  etif.). 

Auf  feuchtem  Kieebodeu ,  »elten.    (Bamberger.) 
B.  intermedium   {Web.  et  Mohr.   Brid.^.     Auf  feuchtem 

Sandboden  und  an  Felsen  ^  ziemlich  selteiu    Ken- 

brücke  bei  Bern.    (Bamberger^ 
B.  bimum  [Schreby    In  Sümpfen  und  Torfmooren,  Güm- 

ligenmoos  u.  s.  w. 
B.  pallescens   (Schwcegr.).    An   Sandsteinfelsen  und  san- 
'  digen  Abhängen  hin  und  wieder.    Belpberg.   Ul- 
•    mizberg. 
B.  veraicolor  [A,  Braun).    Auf  feuchtem  Sandboden;  an 

Ufern.    An  der  Aar  unterhalb  der  Elfenau  u.  s.  w. 
B,  ccespittcium  (Z.).    Auf  Erde,  an  Mauern  und  Felsen; 

gemein. 
B,  argenteum   (2/.).     Auf  Sandboden  ^    an   Wegen ^   auf 

Mauern;  gemein. 

B,  capillare  [Hedw.).  In  Wäldern ;  an  Baumstrünkeii 
und  Wurzeln  hin  und  wieder.     Elfenaupark  u.a.0. 

B,  roseum  {L,  Schreb.),  In  schattigen  Wäldern ,  an  Bä- 
chen und  Quellen  nicht  selten;  aber  meist  steril. 
Heichlich  fruktificirend  im  Bremgartenwald  am 
Glasbrunnen. 

B.  paeudotriquetrum  {ßchwcRgr,).  Auf  nassem  Tuffbodeii 
an  der  Aar,  bei  Beichenbach  und  Keubrücke. 
Schwarzwasserthal. 

B.  podlens  {Swarta).  Häufig  an  feuchten  Sandstei&felsem 
im  Schwarzwasser&al  und  in  Schluchten  beim 
Laufenbad  am  Bantiger. 

B,  turbina/tum  (^HedwJ).  An  feuchten  Abhängen ;  an  Bä- 
chen hin  und  wieder.  An  der  Aar  gegenüber 
Bremgarten  u.  a.  O. 


-  «  - 

iBlimi. 

K  cuaptdcOum  (HedioJ).  In  Wäldern,  auf  fenchterErdei 
an  Bamnstrünken  hin  nndTneder. 

If.  undulaium  (Dill.  Sedw.y  Anf  fenchter,  schattiger 
.    Erde  9  in  Wäldern  und  Gebüschen,  gemein. 

t  roatraium  (Dill.  Behwcegr.').  Auf  feuchter  Erde,  in 
Wäldern  hin  und  wieder* 

If.  serratum  (Brid.),  In  feuchten  Wäldern,  selten.  Brem- 
gartenwald  unweit  der  Neubrücke. 

!f.  stellare  (L.  Hedw.).    In  Wäldern  hin  und  wieder. 

/.  punctatum  [L.  Hedw.y  In  feuchten  Wäldern ,  an 
Quellen  und  Bächen  stellenweise  häufig.  Am  Glas- 
brunnen, am  Gurten  ob  Wabern  u.  a.  O. 

Anlacomniam. 
tpaltiatre  [Dill.  Schwcegr.').    In  Sumpf-   und  Torfmoo- 
ren gemein,  doch  selten  mit  Frucht. 
1  androgynum  (Schwcegr.').    In  schattigen  Wäldern,  an 

alten  Baumstrünken, ,  €^uf  Torfmooren  hin  und  wie- 
der ;  selten  mit  Früchten. 

Fam.  18. .  Heeslaceie. 
■eesia. 
V,uUginc8a  (L.  Hedw.).  An  feuchten  Felsen  im  Schwarjs- 

wasserthal. 
tf.  tristicJia  [Funh.  Br.  et  Schp.)*    In  Sümpfen  und  Torf- 
mooren.   Gümligenmoos.    Torfmoos  bei  Zimmer- 
wald u.  a.  O.  .  { 

Fam.  19.   Bai^iimiace«. 

lurtramia. 

B.tölKpÄyßa  (Brid.y  Li  licjbten  WSjdern,  an  Hohl- 
wegen,  auf  Nagelfkihblocken,  hin  und  ^eder. 

Ben.  MiUheil.  5 


.         --   4f   - 

B.pomifarmia  (L.  Hedw.').  {B.oriapaSwartzJ)    Anftuch* 

tenFekexii  in  ScUueliten  und  an  Hohlwegen  nenik 

lieh  häufig.    ScbwErzwasserÜiiL    Banligef.    Sot 

rtttiwald  bri  EönuB  u.  a.  O. 
B.  Satteriana  (Htdw.y   An  feuchten  Felsen ,  in  Schluck- 

ten  mid  an  Hohlwegen*    SchwarzwasserihaL  'L8il^ 

genberg  ob  KehrsalB* 
B.  Oäderi  {SwarUsy    An  feuchten   Sandateinfdaen,  an 

Nagelfluhblöcken  aiemlich  häufig.  Bremgartenwald 

u.  a.  O« 

Pfeiloaelis. 

P.  fantana  (£•  Brtd,)*  {Bartramia  Bwartz^    An  Bächen 

und  Quellen  hin  und  wieder. 
P.  calcarea  (5r.  et  Bchp^  (Bartramia.) 

FaM.  fO.   VtauHlace«. 


T.  megapolitana  {Hedw.).    An  Nagelfluhbldcken  im  Brem- 
gartenwald. 

Faiii.  f  1.   Polytridiacc«. 
Atrichiun.    * 

Ä.  undulatum  [L.  P«  Beaur.)  {Cathcmnea  Web.  et  Mokf^ 

In  Wäldern  und  Gebüschen  überall. 

* 

Fefsnatiini 

P.  ahides  {DilL  Brid.).  {Polytrickum  Hedto.y  An  lel^ 
migen  Abhängen,  an  Hohlwegen,  gemein. 

P.  umigertmi  (Brid.).  [JPolytrichum  L.)  An  feuchtet^ 
sandigen,  oder  lehmigen  Abhängen,  steflenwei^ 
hSu%.  Bremgartoswald  bei  der  Eymatt.  IJ0 
genberg.    Baiit^gier.    ftttrgdorf  n.  a#  O. 


—    4»    - 

MiMcbn. 

^iformasum  (Sedw.).  In  massig  feuchten  Wäldern  sehr 
häufig.    Bremgartenwald  u.  s.  w. 

'•  gr(kcile  {Menz).  In  Torfmooren  j  h|Lufig  im  Gümligen- 
moos« 

\  piliferum  fL.  Schreb.),  Auf  Heldeboden ,  an  Wald- 
rändern, Hohlwegen,  stellenweise  häufig.  Brem- 
gartenwald  unweit  der  Karlsruhe.  Solrütiwald  hA 
Köniz. 

\juntperinum  (DiU.  Hedw.)*  An  dürren  Abhängen, 
auf  Waldschlägen,    Haideplätzen  ziemlich  häufig. 

*.  strictum  (Hedw.).    In  Torfmooren.     Gümligenmoos. 

\  commune  (L.)»  In  feuchten  Wäldern  stellenweise 
häufig. 

Fam.  29.    Buxbamniaee«. 

Dipb^sdam. 

).  foliosum  ( Weh.  et  Mohr),  In  Wäldern ,  an  Gräben 
und  Hohlwegen,  gemein. 

B.    Musci  pleurodBirpL 

Fam.  23.    Fontinalace«. 

Fontinalis. 

f^antipyretica  (2/.).  An  Steinen  in  Bächen  und  Flüssen 
gemein,  aber  .selten  mit  Frucht. 

Fam.  24,    Neckeraeeff. 
leekenu 

^*pennaia  (DüL  Sedw.)*  In  Wäldern,  besonders  an 
alten  Buchenstämmen,  sehr  häufig  und  reichlich 
fructificirend. 

K  critpa  {piU.  Hedw.).  In  Wäldern  und  Schluchten , 
anlS^elsen.  auf  Erde  und  am  Grunde  alter  Stämme 

^  '  "*  ,     '■  * .     .  *  j  •       ■         .  ^ 


—    44    - 

stellenweise  häufig.  Bremgartenwald  an  ÄbUbgen 
an  der  Aar.  Bantiger.  Schwarzwasserthal.  hk 
letsterm  Orte  mit  Früchten. 
If,  eamplanaia  {Lm  &Ap.).  {Le^kea  Hedw.')  An  alten 
Stämmen  und  Wurzeln  h&ofig.  Bremgartenwald 
n.  s.  ir. 

tailia. 
0.  trichofiumoides  {DiU.  Br.eiSckp.)   {Leshea  Hedw.^  Id 
Wäldern ,  am  Grande  alter  Stämme  und  an  Baum- 
Strünken ,  liemlich  häufig. 

Fam.  tS.    Fabroniace«. 

Aaifitaiptodon. 

A.  splachnoides  (FröL  Brid.)  An  Buchenstämmen  beson- 
ders in  Astlöchern  oder  im  Winkel  grösserer  Ae- 
ste,  selten.  Von  Hm.  Dr.  Schimper  im  Brem* 
gartenwalde  gefunden. 

Fam.  M.    Orthotheelace«. 
Pylaissa. 

P.  polyantha  {DiU.  8cbp,y  {Leskea  Hedw,)  In  lichtett 
Wäldern  und  an  Feldbäumen^  besonders  am  Grunde 
alter  Stämme ;  gemein. 

laoialotheciiim. 

R.  aericeum  {DilL  8cAp*).  {Leshea  Hedw.')  In  Hecken, 
an  Feldbäumen  und  Mauern^  überall. 

Orthothednm. 

0.  rufescens  {Dicks.  Schp.y  {Hypnum  Dicks,)  An  feuch* 
ten  Sandsteinfelsen  im  Schwarzwasiserthal. 

Platygyrinm. 
P.  rejpens  [Behwcegr.  Bchp,)  [Leptohymentum  Rampe.)    Itt 
lichten  Wäldern ,  besonders  an  alten  Stämmen  bia. 
und  wieder.    Bremgartenwald. 


QjUiirotliediiiiL. 

IMontagnei  (La  PyL  Bchp.),  An  sohattigen  Mauern  hin 
und  wieder,  doch  immer  steril. 

Pterigynandnun. 

\  filiforme  {Hedw,)  [Leptohymenium  Hartm.)  An  alten 
Bäumen 9  besonders  Buchen,  nicht  selten.  Brem- 
gartenwald. 

GUmaciim. 

'.  dendroides  [DiU.  Weh.  et  Mohr,),  In  nassen  Wiesen, 
an  Bächen  und  Sumpfgräben ,  gemein,  doch  ziem- 
lich selten  mit  Frttchten. 

Fam.  ZZ.   LeaeodoBtaee«. 

Leneodon. 
/.  Bciuroides  [DtU.  Schwcegr,).    An  alten  Stämmen,   be- 
sonders an  Feldbäumen,  überall ,  doch  meist  steriL 
Mit  Früchten  im  Bremgartenwald ,  GurtenthaL 

Antitrichia« 
l.  curtipendula  (Dül.  Brid.)  (Anamodon  Hook  et  Tayl.') 
In  Wäldern  und  Gebüschen,  besonders  an  Stäm- 
men und  Aesten,  sehr  häufig,   aber  meist  steriL 
Mit  Früchten  im  Bremgartenwald« 

FaBk  S8u   iiCakaaccaB. 
Leskea. 
'.  polycarpa  (HedwO*    Am  Grunde  aller  Stämme  nieht 
selten. 


L  hngifoUuB   (SchL  BatimLj.    An   Sindatrinfebw   «m 

Bantiger  (Bambogcr)« 
L  attenuatut  (Hedw.  Emrm.).    Im  BMmOä^  «ü  Baa^ 

tiger  (Bambeiger)« 


-^    46    - 

A»  viticulosus  (Hook  et  Tayl,),  An  Bäumen  nnd  Steinen^ 
in  lichten  Wäldern  und  Hecken ^  überall,  dook 
nicht  häufig  mit  Früchten. 

Faiii.  29.    Hypno-Lcskeace«. 

HeterocUdium. 

H.  dimorphum  (Sckp.).  (Hypnum  Brtd.J  Auf  Sandboden 
oder  an  Banmwurzeln  am  Bantiger  (Bamberger).. 

Thildiiuii. 

T»  tamarUcinum  {ßchpO*  (Hypnwn  Hedw.)    In  feuchten 

Wäldern  an  alten  Stämmen  und  Wurzeln,  gemein» 
T.  delicatulum  (Schp,),  {Hypnum  L,  H.recognitumHedw,} 

In  Wäldern  auf  Erde,  an  Baumwurzeln ,  hin  und 

wieder,  doch  meist  steril. 
T,  cbbietinum   (Schp,),   {Hypnum  L!)     An  Waldränderft 

und  Wegen,  auf  Haiden,  gemein,  doch  nur  steriL 

« 

Farn.  30     Hypnace«. 
lypiniii.  ^ 

I.    Plagiotheciam  Sehpr. 

jET.  stlesiacum  (F.  Beauv,).  In  schattigen  Wäldern  an 
morschen  Baumstrünken ,  nicht  selten.  Bremgar- 
tenwald  ü.  s.  w. 

H.  denticulatum  (Dill.  X.).  An  Banmstrünken,  aufErd» 
und  Wurzeln,  hin  und  wieder. 

IT.    RbyoehostegiaiD  Sehpr. 

H.  tenellum  (Dicks.).   «An  Steinen  im  Bremgartenwald. 

H.  Borreri  {Rhynchostegium  Schp,  mnscr.)  (Hypnum  eU- 
gans  Hook.)  In  massig  feuchten  Wäldern  auf  Erde^ 
an  Hohlwegen,  stellenweise  häufig,  doch  immer 
SteriL  Hühnliwald  bei  Allmendingen.  SolrütiiwaUl 
bei  Köniz. 


~  «  - 

mfiarim»  (JHck$^^P  An  lemchten  Steinen  nnd^m^ 
wurzeln  im  Bremgartenwald  (Bamberger)* 

mwale  (Heiw,).  Anfeuckten,  schattigen  Manen  im4 
.  Stetnen ,  auf  Erde ,  gemein. 

rtisdforme  (DiU.  Brtd.).  In  Bächen  an  Steinen  und 
Holz,  ziemlich  häufig. 

III.    Thamniam  Sehpr« 

(Uopecurum  (L.  Sedw.).  In  Wäldern  und  Schluchten, 
an  nassen  Felsen  hin  und  wieder. 

IV.    Earhynohiam  Scfapr. 

vtrigösum  {Hoffm.),  In  schattigen  Wäldern  am  Grunde 
alter  Stämme,  hin  und  wieder.    Banliger. 

striatum  (Schreb).  [H.  langirostre  Ehrh.)  In  feuchten 
Wäldern  und  Gebüschen,  auf  £rde  und  an  Baum- 
strünken, gemdn. 

prcßlongum  (L,).  In  Wäldern,  Gebüschen  und  Hecken ; 
auf  Erde  und  an  faulendem^  Holz ,  ziemlich  ver- 
breitet. 

V.    Isotheciam  Sobpr. 

myurum  (BridO»  (S.  curvatum  Swartz.)  In  Wäldern, 
besonders  am  Gmnde  alter  Stämme,  sehr  häufig. 

VI.    Brachytheoivm  Sehpr. 

poptäeum  (Hedw.).    In  Wäldern,  an  feuchten  Steinen] 

auf  Erde  und  an  Baumstämmen,  häufig. 
veluUnum   (L.)>     An  feuchten,    schattigen   Stellen, 

Mauern  und  Stämmen,   meist  auf  Erde,  ziemlich 

häufig.    Bremgartenwald. 
Btarhii  (Brid.),    Im  Bremgartenwald  (Baiuberger). 
rukMum  {Jb.).    An  Mauern  und  Steinen,  auf  Erd^ 

sehr  geiMiiu 


—   48   — 

H.  §ateiro$um  (Hcfm.).    Auf  firde  mid  sn  feaditen  FeÜ* 

JET.  glareo8um  (Br.  et  Sd^.).  Auf  Sand-  und  Eiesboden, 
an  Wegen  und  in  Steinbrilclien  nicht  selten« 

Vn.    Camptothcdui  Schpr. 

H.  lutescens  (DxU),  An  Manem,  -  Feldbäomen  und  in 
Hecken,  überalL 

Vm.    Ambljstefiim  Sehpr. 

H.  subtile  (Hoffm.).  (Leshea  Hedw.)  An  alten  Buchen- 
Stämmen,  häufig. 

H.  confervoides  (Brid.).  An  Nagelfluhblöcken  im  Brem- 
gartenwald. 

H.  serpens  (Dill.  Hedw.).  An)  Steinen  und  alten  Stäm- 
men, häufig. 

H.  irriguum  (8chp.).  (A.ßumatile  Bryol.  eur.J  In  Bächen, 
an  nassen  Steinen  hin  und  wieder.  Kehrsats 
u«  8.  w. 

IX.    Limnobiam  Schpr. 

H.  paluatre  {L.J.  An  Bächen,  an  nassem  Holz  und  Stei- 
nen, an  feuchten  Sandsteinfelsen  hin  und  wieder. 
Bantiger  beim  Laufenbad.    Bremgartenwald. 

X.    Hypnnm  Schpr. 

H.  Sommerfeltii  {Myr.  8chp.).  An  feuchtem  Holzwerke 
zwischen  andern  Moosen  ini  Bremgartenwald  bei 
der  Karlsruhe. 

S.  polymorphum  (Hedw.  Hook  et  Tayl^  An  feuchten  Fel- 
sen und  auf  Lehmboden,  hin  und  wieder.  Brem- 
gartenwald.   Bantiger. 

H.  stellatum  (Schreh,).    An  suijnpfigen  SteUeni  auf  Wiesea 
und  in  Wäldern ,  ziemlich  verbreitet. . 


^    4»    — 

cfwpreasifcfrmA  (J^.).  In  Wäldern^  auf  Erde  und  Steiv 
nen;  an  Baumstämmen  über&U  h&ufig  und  in  zahl- 
reichen Fermen« 

moUmcum  (DilL  .Heckoi).  In  Wttldem,  auf  Erde  und 
Steinen  sehr  häufig. 

crista  castrensis  (L.).  In  feuchten  Wäldern,  stellen- 
weise häufig;  doch  ziemlich  selten  mit  Früchten. 
Bremgartenwäld.  Längenberg.  Solrütiwäld  bei 
Köniz. 

unctnatum  [Hedw.).  An  Steinen  und  Baumstrünken, 
selten.     Schwarzwasserthal  (Bamberger). 

fluitans  (L.).  In  Gräben  und  Teichen  gemein,  doch 
selten  mit  Frucht.  * 

aduncum  [Hedw.).  Häufig  in  Sümpfen  und  Torfmoo- 
ren.    Gümligenmoos  u.  s.  w. 

ccmmutatum  (Hedw.).  An  Quellen  und  Bächen,  be- 
sonders auf  Tuffboden.  Bremgartenwäld  an  der 
Aar.    Längenberg  u.  a.  O. 

filicinum  (L.),     Wie    vorige,    doch    etwas    seltener. 

Bremgartenwäld.     Gurtenthal. 
rugosum   (DiU.  Ehrh,\    An  dürren  Abhängen,    auf 

Haideboden,  an  Waldrändern  häufig,  doch,  immer 

steril. 

scorpioides  (LJ,  In  Sumpfgräben  hin  und  wieder. 
Belpmoos  bei  Seihofen. 

tnfarium  {Weh.  et  Mohr.),  In  tiefen  Gräben  auf  Torf- 
mooren; ziemlich  häufig  im  Gümligenmoos,  doch 
nur  steril. 

cuspidc^um  {Dill,  L.).    Auf  nitssen  Wiesen,  an  Grä^ 

ben  und  Bächen ,  gemein.   ' 
Bchreheri    (Wtlld.).    In  Wälderji,  -an,  Hecken    und 

Waldrändern^  sehr  häufig« 


i 

1 


—   50    — 

H.  purwm  (X*).  Auf  fenebten  Gntsplälmi,  an  Waü 
rftndem  und  Hecken ,  gemein. 

H.  nüem  {Schreb.')  Anf  Sumpfmesen  nnd  Torfinooren 
■eltai  mit  Fmelit.    Gttmligenmoos« 

XI.    Hyl«eomiwB  Sckyr.. 

H.  ijplendens  (DiU.  Hedw.).  In  Nadelwäldern,  betenden 
an  feuchten  Stellen,  sehr  hfiofig,  und  strecken- 
weise ansschliesslicli  den  Boden  bedeckend.  \ 

H.  breviroiirum  {Ehrh).  In  feuchten  W&ldem  an  Bami- 
Strünken  nicht  s'^Hen. 

H.  squarrosum  {L.).  Auf  schattigen,  feuchten  Gran- 
plätzen ;  besonders  an  Waldrändern,  sehr  häufig; 
doch  nur  steril. 

H.  triquetrum  (L.).  In  Nadelholzwäldem  überall  sehr 
häufig  y  an  trockenem  Stellen  den  Hauptbestand- 
theil  der  Moosdecke  des  Bodens  bildend;  selten 
mit  Früchten. 


Class.  UL  FILICES. 

m 

Ord.  1.  Polypodiace». 

Polypodiom. 

P.  vulgare  (L.).  Auf  Molassefelsen  in  Wäldern  ufll 
Schluchten,  selten.  Bremgartenwald  bei  der  Ey* 
matt.    Ulmizberg. 

P. Phegopteria  (L.)'    An  Mauern,  in  Hohlwegen,  nid* 

selten. 
P.  calcareum  (Smith),  (P.  Roberiianum  Hoffm.)    An  schfl^ 

tigen  Mauern,  Felsen,  in  Hohlwegen,  gemein. 


-•    M    - 

P.  Dryopterts  {Lj.    In  Wildem  hin  nnd  wieder. 

Pteris. 
F.  aqüilina  (L.).  .  In  licliten  WSldern,  auf  Haideplätzen 
gemein.    Selten  mit  ausgebildeten  Früchten. 

Biechnun. 

B,  Spicant  (Roik).  (B,  boreale  Swartz.')    In  Bergwäldenu 

selten  in  der  Ebene.    Längenberg.    Ulmizberg. 

Asj^eniun. 

A'  Ruta  muraria  (L.),    An  Mauern  und  Felsen^  überall. 
A.  Trichomanes  (L.).    Ebenso. 

A>  vtride  (Huds.).  An  feuchten  Abhängen^  in  Schluch- 
ten. Bremgartenwald  an  Abstürzen  gegen  die  Aar; 
häufig  im  Schwarzwasserthal. 

(Anm.  A.  septentrionale  (Swartz)  von  Haller 
auf  einem  Granitblock  am  Gurten  gefunden,  kommt 
daselbst  nicht  mehr  vor.) 

Gystopteris. 

C.  fragilis  (Bemh.').    An  schattigen  Mauern  und  Felsen, 

an  Hohlwegen,  gemein.  —    Sehr  formenreich. 

Aspidiun. 

A.  Füix  femina  (Swartz).  (Äsplenium  BemhJ  In  feuch- 
ten Wäldern,  ziemlich  häufig. 

A.  Filix  mos  (Swartz).  (Polystichum  Roili,)  In  Wäldern 
gemein. 

A.  spinulosum  iDöll.].  (Polystichum  Koch.)  In  Wäldern, 
auf  Torfmooren  ziemlich  häufig. 

A  Oreopterü  {Swartz).    Im  Grauhola  (Müller). 

A.  Thdtfpterü  (Swartz).  (PolysHckum  Roth.)  Auf  Sumpf- 
wiesen und  Torfmooren ;  häufig  im  Gümligenmoos. 


-  »  — 

A.  acfdeaium  (DolL).  {A.  lobaium  Swariß.')  In  feachtes 
Wäldern  und  Schluchten«  .  Bremgartenwald  an 
felsigen  Abhängen  an  der  Aar«    Ulmizberg. 

Ord.  2.    Ophioglosseie. 

Ophioglossnm. 

0.  vulgaium  (L.).  Auf  Sumpfwiesen,  selten.  Belpmoos. 
(In  neuerer  Zeit  nicht  wieder  gefunden.) 

Botrychiam. 

S,  Lunaria  (Swartz).  An  Sandsteinfelsen  an  der  Aar 
gegenüber  Wohlen;  an  sandigen  Abhängen  bei 
Burgdorf.  Auf  Weideplätzen  bei  Gasel.  Im  Gan- 
zen selten. 


Class.  IV.  EftüISETACEiE. 

Eqnisetvm. 

E.  arvense  (i.).  Auf  Aeckern ,  an  Wegen ,  Ufern ,  be- 
sonders auf  Lehmboden;  überall. 

E.  Telmateja  (Ehrh.).  (£.  eburneum  Roth.)  Auf  Lehm- 
boden in  Wäldern ;  an  feuchten  Abhängen ,  an 
Flüssen  und  Bächen ,  häufig. 

E.  aylvaticum  CL.),  In  feuchten  Wäldern,  stellenweise 
häufig.    Bremgartenwald. 

E.  palustre  QL.).  Auf  sumpfigen  Wiesen,  an  Ufern  und 
Gräben,  gemein.  —    Sehr  veränderlich. 

E4  limomm  (i/.).  In  Sumpfgräben  und  Teichen.  Egot 
mdos.    Gümligenmoos  u*  s.  w. 


—    58    — 

E.  hyemale  (L.).  In  Wäldern  itod  Schluchten ,  hin  und 
wieder.  Bremgartenwald  an  mehrern  Stellen.  Sol- 
rtiidwald  u.  a.  O.  —    Selten  mit  Frucht 

m,  variegatum  (8chL)^  Auf  nasaen,  sandigen  Wiesen , 
an  Ufern  ^  ziemlich  häufig. 


Class.  V.  LYCOPODIACEiE. 

Lycopodiom. 

L  Selago  (LJ).  In  feuchten  Wäldern  und  Schluchten^ 
ziemlich  selten.  Solrütiwald  bei  Köniz.  Schwarz- 
wasserthal. 

L  arinottnum  (L,),  In  moosigen  Nadelwäldern  hin  und 
wieder.     Grauholz.     Solrütiwald. 

Anm.  L.  clavatum  (L.)  von  Haller  im  Lohr- 
moos  gefunden ;  scheint  daselbst  nicht  mehr  vor- 
zukommen. 


Terselehnlss  der  fOr  die  BlbHothek  der 
Sehwelz«  ÜVaturCi  Gesellschaft  einge- 
gangenen Geschenke« 

Ywi  der  TU.  Redaktion. 

Qemeliiiiatsi^e    Wöehensclirift  von    Wflrcborg.    Jahrgtng.  1857, 
Nr.  09  —  53.    80. 

Von  der  Akademie  in  Mündien. 

t.    AbhanÄangen.    Band  nil ;  1.    M&nchdii  1857.    4«. 

2.    Gelehrte  Anieigen.  Band  42-44.    ilänehen  185«  «.  1857.  4P. 


—   54   — 

5.  AmmIm  tar  KWcL  Sterawui«  M  Miaeli««.    Wtad  IX.  Mii» 
«Im«  1857.    80. 

4.    Lamont,  Mafaetisehe  OrtolesÜnmaBgeB.    II.  Theil.    Mfinehei 

1856.  ^. 

6.  Jolly,    Ueber   die    Phjsik    der    MolekaUrkrifte«       Miaehet 

1857.  40. 

6.    V.  Hermana,    Ueber  dea   Aabaa   aad   Ertrag  dea   Bodeas  iia 
Köaigreieh  Bayera.    Erste  Abth.    Müachea  1857.    4. 

Von  der  Smühionian  InslüutUm. 

Coatribatioaa  tf  Eaowledff .    Vol.  IX. '  Waahiaglaa  1^57.    4^. 

Von  der  Phüosophical  Society  of  Cambridge, 

TraasactioBS.    Vol.  IX,  4.     Cambridge  1856.    dl*. 

Von  der  Acaäetny  of  Science  of  Sl.-Louis. 

Traasactioas.    Vol.  I,  1.    St-Loais  1857.    80. 

Von  der  Academy  of  Natural  Seiences  ai  Phüadefphim. 

Act  of  laeori^oraCioB  aad  By-laws.    Philadelphia  1857.    80. 

Von  Professor  A.  D.  Bache. 

Beport  of  thf    saperiateadeat  of  Coaat  Sarvay  ftr  1855.    Wae- 
hiagCoB  1856.    8». 

Von  den  Herren  Verfauem. 

1.  Demme:    Hermaaa,    Ueber   die   Veraaderaagea    der    Gewebe 
darch  Braad.    FraBkfort  a.  M.  1857.    80. 

2.  Behweiaerische  Eeitaehrtfl  fir  Fhamaeie.    Jahrg.  1858.  Nr.  2. 

Von  der  Michigan  State  AgricuUural  Society, 
TraasaetioBS.    Vol.  Vit.    Laasiag  1856.    80. 

Voti  der  Ohio  SlaU  Ji§riemtiiMral  Soäety. 

Aaaaal  Report  for  1850  -  1855.  8  voL    Cokimbaa  185&-185&  8«. 

Von  Herrn  Dr.  L.  Fischer, 

1.  Schfibler    aad  Martlas,    Flora   tob    Wfirtemberg.     Tibiagea 
1834.    80. 

2.  PeraooB,  Die  esabarea  Sehwamme.    Heidelberg  1822.    8. 

8.    AaderssoB,  Cyperace«  ScaadiBayi».  Coa  tab.  llolmiiD  1849. 8*« 

Von  den  Herren  Verfassern, 

Atlaatia,    regiater  of  lüteratar«  aad  soiaBcea.    No.  1.   Jaa.  1868. 
LoadoB.    80. 


-    S6    - 

ran  der  phiiikal.^inedie,  OeseUichaft  in  Wütxbmr§> 

y^th^Ulmmgem.    Band  VUI.  Heft  8.    Wdrikirg  1868.    8^. 

7m  den  Herren  Verfauem. 

1.  Dr.  Wirtgen,  Rheinisehe  Reiseflor«.    Coblens  1867.    iVl 

2.  FftTre,  ObserrKtSovs  relatives  suz  lettres  sar  la  eonstitation 
IP^olo^qas  de  queiqaes  farties  de  la  Savoie,  adress^es  par 
A.  Sismonda  k  BUe  de  Beaamont. 

8.  Favre,  Notioe  sar  la  f^olofie  des  bases  de  la  monUipie  do 
Mole  en  Savoie.    8^. 

De  la  socieU  des  sdences  naturelles  de  Cherbourg. 

1.  Al^moires.    Tome  IV.    Paris  1866.    8^. 

2.  Le  Jolis,  Examen  des  espiees  confondues  sous  le  nom  de 
Laminaria  dlgitata  Auot.    Cherbourg  1866.    8». 

8.    Le  Jolis,    ObservatioBs  sar   les   Ulez  des  environs  de  Cher- 

boarg.    Cherboarip  1868.    80. 
4.    Le  Jeils,    Remar^aes  sar  la  nomeaelatare  (6ndriqae  des  AI« 

l^es.    9^. 

Van  dem  niederöslerreichischen  Gewerbverein  in  Wien : 

VerhaDdlanfen  and  MittbellanceB.    Heft  10.    Wien  1868.    9^.  • 

Von  der  königl,  säehsiteken  GeseUschaß  der  Wissenschaßen. 

1.  Barichte.    1866  IL    1867  L    Leipi«  1867.    80. 

2.  Hefmeister,  Beiträge  sar  Kenntniss  der  Oef&sskryptogamen. 
IL    Leipsig  1867.    9». 

3.  Henkel ,  Blekirisehe  Untersoehnagen.  I.  IL    Leipsig  1867.  80. 

4.  Hansen,  Berechnang  der  absolotdta  Störangen  der  kleinen  Pli^ 
neten.    IL    Leipsig  1867.    80. 

De  la  sociäi  vaudoise  des  seienees  ntUurdles : 

Bnlletin.    Tome  V.  No.  42.    Laasanne  1868.    80. 

Von  der  GesOUehaß  ^Poii^cf^'*  «n  der  Rheinpfalx. 
Fiafsehnter  Jahresbericht.    Landaa  1867.    80. 

fandem  niederötterreiehisehen  Gewerbverein  in  Wien. 

Vfriuuidlangea  and  Mitthe&ongen.  Jahrgang  1868.  Heftl.  Wien 
1868.    80. 

Van  Herrn  Prof,  Wydler  in  Bern, 

1.  Rarmeister)  Gesehichte  der  SchSpfang.    Leipsig  1848.    80. 

2.  Getflogisehe  Bilder  s«r  GMÜltehte  di6r  Erde  «td  Huv  Bewoh- 
ner.   2  Bde.     Leipiig  1861  —  1868. 


—    66    ^ 

Von  Herrn  Professor  Wdf. 

1.  Abriss  der  Mechanik  yon  J.  W.  Desohwanden.  JEirieh1848.  8^. 

2.  Die  Lehre  von  den  Transversalen  von  C.  Adams. 

Von  den  Herren  Verfassern. 

1.  Wolf,  Mittheilungefl  fiber  die  Sonnenfleeken.  IV  und  VI. 

2.  Wartmann,  Blie,   Sur  r^clairage  ^leetriqoe. 

Von  der  nalurforschenden  Gesellschaft  in  Zürich: 

Vierteljahrsschrift.    Jahr;.  III,  Heft  1.    Zürich  1858^    80. 

Von  den  TU  Redaktionen: 

1.  Schweizerische    Zeitschrift    für   Pharmacie.    Nr.  5.    Schaff- 
hauson  18d8.    So. 

2.  Gemeinnützige  Woclienschrift   von  Wurzbarg    1858.    Nr.  10 
bis  13.    80. 

De  Madame  Thurmann  ä  Porrenlruy, 

Thurmann,  Kssai  d'orographie  jurassi^ne.     1856.    4^. 

Von  Herrn  Dr.  L,  Fischer. 

Fischer,    Verzeichniss  der  in   Borns  Umgebungen  vorkommenden 
*         kryptogamischen  Pflanzen.    1858.    80. 

Von  der  hoUändisehsn  GeseUsehafl  der  Wissenschaften  in  Hartem, 

Verhandelingen.  Deel  I,  11,  Ili,  iV,  V  1,  VUI,  XII,  XUI.  Har- 
lem  1841  —  1857.    4». 

Von  der  Tit.  Redaktion. 

Giebel  und  Heintz,  Zeitschrift  fSr  die  gesammten  NatiirwisseB» 
Wissenschaften,     itfter  Band.    Berlin  1857.    80. 

Von  der  deutschen  geologischen  Geseüschaß. 
Zeitschrift.    9and  IX,  3.    Berlin  1857.    8^. 

De  Vacademie  imperiale  de  Bordeaux. 

Actes.     1856.    4me  trimestre.     Bordeaux  1856.    8^. 

Von  der  physikcU,  Gesellschaft  in  Berlin: 

Die  Fortschritte  der  Ph^^sik  im  Jahr  1855.  Abth.  I»  enthattend.* 
Allgemeine  Physik.  Akustik,  Optik  und  Wärmelehre.  Berlin 
1855.    8^. 

Von  Herrn  Prof.  B.  Siuder.    . 

Peinsot,    Elements  de  statiqae«  5me  ^d.    Paris  1880.  .8*. 


Mr.  4ttt. 

«  -  •  • 

Hermaiiii  Klnkelln» 
Aer  Con^ersenz  nneiidllelier  Bethen» 

CVot^etragen  am  13.  Februar  1866.) 

Der  nachstehende  Aufsatz  enthält: 

1)  Eine  elementare  Ableitung  und  theilweise  Ver- 
allgemeinerung der  von  Morgan  und  Ber-, 
trand  aufgestellten  Criterien  für  die  Conver- 
genz  unendlicher  einfacher  Eeihen. 

2)  Die  Anwendung  derselben  auf  die  Beurtheilung 
einfacher  bestimmter  Integrale. 

3)  Criterien  für  die  Convergenz  mehrfacher  Beihen; 

II. 

Jede  unendliche  Beihe,  deren  Convergenz  streitig 
lässt  sich  auf  eine  Beihe 

I  SUx  =U£  +  U]  +  Us  +  *  •  •  ^  ^^* 

tckftihren;  deren  Glieder  sämmtlich  positiv  sind  und 
unendliche  abnehmen.  Sei  femer  Ux  eine  continuir- 
3  Funktion  von  x^  in  der  Weise  ^  dass  wenn  a  eine 
live  Grösse  <^  1  bezeichnet;  Ux+a  nicht  unendlich- 
grösser  als  u.  und  Ux+i  ist,  so  convergirt  oder  di- 
^rt  obige  Beihe  simultan  mit 

^  ax  Ux  =  a|  ui  +  aj  uj  +  ...  in  inf., 

a| ;  a2  y  • . .  sämmtlich  endliche  Grössen  >>  0  bezeich- 
»  oder  mit 

:^Vx  =  Vi  +  ^  +  Vg  +  *  •  -iß  inf., 

Um.  Mitth«!!.  ^ 


-    68    — 

:' ;  ■        / 
wo  ▼.  80  beschaffen  ist,  dass  man  tu  daraus  darch  Hol- 

tiplication  mit  einer  endlichen  Grösse  >  0  erhSlt;  imd 
ebenso  mit 
8)                :yu^  =  u^+  u^+  u^+  •  •  •  in  irf*> 
wo  «<l</3<2</<3 

Dieses  vorausgesetzt,  sei  m  eine  beliebige  ganze 
Zahl,  so  wird  gleichzeitige  Couvergenz  oder  Divergenz 
stattfinden  mit 

Srn^  u^x  =  inu„+  m^Uin*  +  «*'"m*  +  •  •  •  in  iö£ 

die  wegen  3)  auch  noch  gelten  wird,  wenn  m  überhaupt 
eine  positive  Zahl  >>  1  ist;  also  auch  mit 

4)  ^e*  u^,  =  eu^  +  e«u^  +  e^u^a  -f  . . .  in  inf . 

In  ähnlicher  Weise  wird  auch  gezeigt,  dass  diess 
geschieht  mit  der  Reihe  -S  |x^  —  (x  —  1)^ }  n  «;  ^^^^  °^* 

5)  i:x«-^Uj^a=l"~^U|a  +  2«-^U2a  +  .  . .  in  inf., . 

wo  a  eine  beliebige  positive  Zahl  >>  1. 

Mit  Hülfe  von  3),  4)  und  5)  können  aus  u,  alle  Lo- 
garithmen ijmd  gebrochenen  Exponenten  von  x  wegge- 
schafft werden.  Diesem  nach  kann  die  Beihe  1)  zur  Be- 
urtheilung  ihrer  Couvergenz  inmier  so  reduzirt  werdei^  1 
dass  alle  ihre  Glieder  positiv  sind,  in's  Unendliche  ab-  | 
nehmen,  und  von  allen  endlich  bleibenden  Faktoren,  wo^  ^ 
unter  auch  die  periodisch  wiederkehrenden,  wie  Sin.  ^htl 
Cos.  ax  verstanden  werden,  befreit  sind.  Alsdann  folgt»,  <a 
dass  1)  und  2)  simultan  convergiren  und  divergiren,  so-  ? 
bald  i 

6)  Lim.  u,  =  Lim.  u,     ,     x=  k,  '  | 

wobei  k  hier,  wie  im  folgenden,  inmier  eine  unendlicli 
wachsende  positive  Zahl  Vorstellen  soll. 


-  »^  - 

YerniiJge  diabes  SbkIecui  kann  nun  die  Conver^ra  ödc^ 
Divergenz  der  Beihe  1)  abhängig  gemacht  werden  von  deil 
Convergenz  oder  Divergenz  einer  Beihe  2),  deren  Algo* 
jrithmus  ein  einfacherer  ist. 

Es  sei  erstens  ' 

^Vx=— r  +  -~T  H — T  +  ...in  inf. 
a*         a^         a>* 

Die  Summe  dieser  Beihe  bis  zu  dem  Gliede  Vk  ist' 
i!^;  und  die  Grenzen  dieser  Sun^me  geben 

^  V»  = =-     ,     wenn  a  >  1 , 

a — 1     ' 

Jl?  Vx  =±  CO  ,    wenn  a  ^  1. 

Ist  somit^  wenn  das  Grenzzeichen  Kürze  halber  wegge- 
lassen wird: 

Uk  ==  — r  oder 
7)  r — -=  laj  so  ist, 

K 


Conv. 

wenn'  a  >  1 


Div. 

a<l. 


Es  kann  nun  der  Fall  eintreten,  dass  a  nicht  ent- 
schieden >  1,  sondern  nur  unendlich  wenig  von  1  ver- 
mieden ist,  und  dann  bleibt  die  Convergenz  unentschie- 

den.  Es  sei  f&r  diesen  Fall  a  =  1  +  -^ ,   wo   a  positiv 
ist,  so  wird 

damit  diess  unendlich  werde ^  muss  a  mit  k  in's  Unend- 
Gefae  wachsen;  so  aber  doch  immer 


0,tf)<-^.. 


—  eo  — 

da  der  Fall;  wo  diefis  ^  e*"  ist,  «cbon  behandelt  wurde* 
Es  sei  z.  B.  a  =  ex^,  wo  )S  <  1  und  e  beliebig  endlich^ 
BO  wird 

.-=  (l  +  j^^)  =  b'^''        (b  =  e«); 

hier  kann  nun  mit  Hülfe  der  Beziehung  5)   der  Expo- 
nent von  k  ganz  gemacht,  und  die  Convergenz  der  Beihe   ^ 
nach  7)  beurtheilt  werden ;  wobei  man  findet ,  däss 

?  -L  convergirt  oder  divergirt,  je  nachdem  resp.  b  >  I 

oder  <  1  ist,  so  dass  nun  die  Convergenzregel  7)  all- 
gemein so  ausgesprochen  werden  kann: 

Die  Reihe  ^u,  convergirt,  wenn  bei  der  An- 
nahme 

es  einen  positiven  Werth  von  /3  >  Ö  gibt,  der 
«  >>  0  macht;  im  entgegengesetzten  Fall  diver- 
girt sie. 

Man  könnte  nun  neuerdings  fUr  den  unentschiedenea ' 

Fall,  wenn  e  nur  unendlich  wenig  >  0  ist,  6  =  1  +  -j^i 

(7  <;  1)  setzen,  erhielte  aber  kein  Resultat,  das  mcht 
schon  in  8)  enthalten  wäre.  Dagegen  wird  die  Beant- 
wortung der  Frage,  ob  noch  Convergenz  sei,  wenn  es 
keinen  endlichen,  wohl  aber  einen  unendlich  klenm' 
Werth  von  ß  gibt,  der  ^  >  0  macht,  zu  neuen  OriterkH' 

iren.  Damit  Convergenz  sei,  muss  k^  jedenfalls   n(vA 

endlich  wachsen.    Man  kann  setzen: 


—  ei  - 

k/*  =  (lk)y,    »Iso    a  =  *(lk))', 

ie  Beihe  ^v»  ist  dann  S — ,   die  wegen  4)  simuU 

1 
A  mit  S  — convergiren.    Zur  Con^era^enz   dieser 

bztern  Reihe  wird  erfordert,  dass  ^^  ^  1  ist,  und  danü 
t  wegen  8) 


Convergenz. 
für  /  >  1,  wenn  «  >  0 


Div. 


Setzt  man  also  Uk  =  Vk,  und  bedenkt,  dass  die  Be* 
ingung  für  ;/  >  1  aus  der  Bedingung  für  ^^  =  1  erhält- 
ich  ist,  so  hat  man  folgenden  zweiten  Convergenzsatz : 
)ie  Reihe  Sux  convergirt,  wenn  bei  der  Annahme 

!>1  ist;  im  entgegengesetzten  Falle  divergirt 
lie. 

Ist  £  von  1  unendlich  wenig  verschieden,   so  setze 

nan,  in  gleicher  Weise,  wie  vorhin,  1  +  —. —  für  £,  wo 

■  k 

ibkürzend  lU  für  log.  (log.  k)  gebraucht  wurde.  Dann 

rird 

1 


Sv.  =  S 


glx  +  611x   ' 


lie  mit  2 und  mit  S  -jz convergirt  (wegen  4), 

rojFtLr  die  Convergenzbediägungen  die  gleichieii  sind,  wie 
oiiiin.  Macl^t  man  den  ITebergang  von  Vk  zu.  Uk ,  so  ist 
ie  Reihe  ^Utconvergent,  wenn  bei  der'Annahme 


—  rfl2  — 
10)  ^^'  =  '. 

« >>  1  ist;  im  entgegengeisetzten  Fall  divergirt 
sie. 

Ist  wieder  £  von  1  unendlich  wenig  verschieden,  so 

fetze  man  1  +     ..  ^    für  «,    so   wird  man   in   gleidisr 

Weise  finden,  dass  die  Iteihe  couvei^girt,  wenn 

m  --L(knL*iO.  _  e  >  1 

ii;  Ulk       —^^^> 

und  so  wird  fortgefahren.  Bezeichnet  man  abkürzend 

llx  mit  I2X;       lllx  mit  I3X    u.  s.  w., 

so  wird  also  allgemein  folgender  Satz  gelten: 

Die  Reihe  ^u.  convergirt,  wenn  biai  der  An- 
nahme 

JON  — I(klklik l^k.Uk)  

^^J  i k —  '; 

*>1  ist;  im  entgegengesetzten  Fall  divergirt  ßie^ 
Dieses  ist  der  Bertrand'sche  Satz.  Der  Morgan'schft 
ist  daraus  herstellbar,  wie  folgt: 

Es  ist  —  =  klkl2k Iak(l^  +  ik)%   also 

jik__k+l    l(k+l)    i,(k+l)  l//(k+l) 

Uk+i"^     k     '      Ik      *      12k      '"*'      Ifik 

Nun  ist  aber: 

k  ^  ^   k  ' 


Ik ^    kik 


l,k     —    -^   kikijk        ^'  ^''  •"* 


Uk 


'««i+* 


=('+!)  O+ETi:)  (»+£iib>- 


oder  mit  WeglasB^iai^  der  ]iöh4m  Potenzen: 

13)    ^=i+i+A+         ' 


^klkl2k.....l^+.k' 

welchem  Sfiiz  poch  die  xnannigfächsten  Fonnen  gegeben 
werden  können.  Die  Convergenzbedingung  bleibt  immer, 
dass  £  >  1. 

Es  sei  f(x)  eine  vom  endlichen  Argument  a  an  in's 
Unendliche  abnehmende  Funktion,  so  geht  aus  der  Be- 
deutung eines  bestimmten  Integrals  als  Summe  sogleich 
I^ervor,  dass 

14)  /f(x)dx    mit    2  f(ji) 

a 

Bimultan  convergeüt  und  divergent  ist.  Für  die  Conver- 
genz  eines  solchen  einfach  ,iviendlichen  Integrals  gelten 
daher  die  nämlichen  im  vorigen  Abschnitt  entwickelten 
Criterien,  indem  man  Ux  =  f(x)  ^etzt  Ist  das  Integral 
dagegen  nach  beiden  Seiten  hin  unendlich,  d.  h.  ist 

+00 

15)  /f(x)dx 

-00 

vorgelegt,  sa  wird  laan  u,  =  f(x)  +  f(--  x)  setzen.  Ist 
em  Integral 

16)  /f(x)dx 

A 

mit  endlichen  Grenzen  ZU  nntßrsucheu,  das  fUr  einen  Werth 
a  von  X  einen  unendlichen  Werth  von  f(a)  darbietet,  so 
IJbnBgt  man  dtass^JUbe  erst  auf  unendliche  Grenzeui  und 
findet  dann,  dass  in  den  Coayar|^]^ätzen 


EU  Bubfllitiiiren  ist,  wenn  a  iresp.  die  untere  oder  obere 
Grenze  des  Integrals  16)  selbst  ist;  dagegen 

.=.^jr(.^)+,(.-i)j. 

i 

wenn  a  innerhalb  der  Integrationsgrenzen  liegt    Wenn 
die  Funktion  fC^)  ^  mehrere  Werthe  a£;  a27  a^,«.«. 
von  X  innerhalb  der  Integrationsgrenzen  A  und  B,  so— 
wie  für  diese  selbst  unendlich  ist;  so  wird 

17)  u.  =  4j  j  f  (^A+l)+f^ai+i)+f(aa+|)+  .,... 

* 

+  f(a,-i)+f(a,_i)+ r(B-i)J5 

zu  substituiren  sein. 


IT. 

Es  sei  t  (x)  eine  stetige  Funktion  von  x^  die  sich  mit  *" 
wachsendem  x  einem  endlichen  Werthe  nähert,  der  NuU« 
werth  inbegriffen;  so  ist 

k  k 

y«,  dx  =y^^  dx = t(k)  - 1(«) 


a  a 


immer  endlich,  also  auch 

immer  convergent   Ist  aber  t(k)  nicht  endlich,  so  wkd 
auch  die  Suttune  divergiren.  ^ 


InsbeBondere  sei 

tCx)=  "^ 


ro  w  eine  Fanktioa  Ton  x  bezeichnet,  die  mit  waohsen- 
[em  X  ebenfalls  in's  Unendliche  wächst,  so  würden 
k 


Uxdx    und    Su^rsS 


_  V    1*      ^^ 


J  ^  w*      bx 

a 


mmer  conTergiren,  wenn  «^1,   dagegen  divergiren, 
?enn  «  ^  1 ;  denn  fllr  «  =:  1  ist 

k  k 

I   Uxdx=:  I —   -r —  =  lWk  —  Iwa 
a  a 

unendlich.    Setzt  man  w  =  l/^X;  so  wird 
18)  2u^  =  2  * 


^^^h^ I^-i^lO^x)*  ' 


convergiren, 
«renn  «  >  1 


divergiren, 
r<l. 


«voraus  die  Convergenzsätze  in  Abschnitt  II  sofort  hervor- 
gehen. 

Von  den  mehrfachen  Beihen  gelten  die  nämlichen 
Im  Eingang  von  Abschnitt  II  für  die  einfachen  Eeihen  auf- 
gestellten Reductionssätze.  Mit  Bezug  darauf  seien 

19)  SSu^^j       und        20)    SSv^.y 

Ewei  reduzirte  Doppelreihen^  so  wird  die  Eeihe  20)  gleich- 

k  k' 
zeitig  mit  ff  v  dx  dy  convergiren  und  divergiren,  wo- 
bei k  und  k'  sich  resp.  auf  das  unendliche  Wachsen  von 
i  und  7  beziehen.    Die  Beihe  19)  wird  alsdann  gleich- 
seitig mit  20)  convergiren,  wenn 


20)  im.  u  ^  Lim.  ▼, 
dagegen  gleichzeitig  divergireD^  wenn 

21)  Lim.  w  >  Lim  ▼. 

Es  sei  nnn  w  eine  in's  unendliche  wachsende  Funk« 
tion  von  ±  nnd  j,  nnd 

oo\  £         bw     bw  1         b^^ 

w*  +  *      ox      iy  w*      ö»öy 

so  ist 

k  k'  I 

rr  V  dx  dy  = t 

wo  in  W;  X  und  j  resp.  durch  k  und  k'  zu  ersetzen  sind. 
Der  Werth  dieses  Integrals  ist  endlich^  wenn  «  >  1,  d.  h. 
die  Beihe  SSv,  wo  v  den  in  22)  angegebenen  Werth  hat, 
ist 


23)  convergent, 

wenn  «>1, 


divergent, 


das  erstere  unter  der  Voraussetzung,  dass  keine  der  Far-  ] 
tialreihen 

2'v,^^         und        -^Vp,y         divergirt, 
wobei  p  und  q  beziehungsweise  constante  Werthe  von  x 
und  y  sind. 

Insbesondere  sei  jetzt  w  =  l^+ix  .  l/*-iy ,  so  wird, 
reduzirt, 

24)  ~  =  xlxl2X I;.x(l^+ix)*. 

also 

—  1  jxlx l^x  .  y  Iy l^y  .  v} 

'/*+8X  +  V+jy 
•und  es  ist  daher  die  Reihe  SSv  mit  dem  in  24)  ang^ 
.gebenen  Werth  von  v. 


convergent, 
wenn  f  >  1, 


divergent^ 


Maoi  wird  luM^h  .0u^:  kuMBii  Bdtraehtimg  mit  (Hülfe 
Ton  20)  tind  21)  finden,  diui«  ^  gleiche  ConrergeMr  lünii 
Diyergenzbedingnng  auch  bezüglich  der  Beihe  ^^u  gel- 
ten wird;  sobald  auf  die  unendlichen  Grenzen  von  x  und  7 
übergegangen  wird. 

Ist  .also  die  Doppelreihe  ;?^Ux,j  vorgelegt, 
80  setze  man 

—  IjkkMklk' I«kl^k'.uk,k'{  _ 

und  dann  ist 


Convergenz, 
wenn  «  >  1, 


Divergenz, 


ersteres  unter  der  Voraussetzung,  dass  keine  der 
Eeihen 

5u«,q         und        '2'up,y^ 

divergirt.  Man  wird  bei  //  =  — 1  anfangen,  und  nach 
und  nach,  wenn  a  =  l  ist,  die  Werthe  /bt=zO,  1,2,.... 
setzen,  bis  einmal  s  entschieden  >  1  oder  <;  1  wird. 
Diesem  Satz  kann  eine  bequemere  Form  gegeben  wer- 
den. Setzt  man  nämlich  k'  =  mk,  wo  m  eine  beliebige 
positive  Zahl  vorstellt,  so  geht  25)  über  in  x 


—  Ijklk l^k.|/uk,„,k! 

— t: : =  i 


1 


/*+2 


Vergleicht  man  diess  mit  12),   so  erhält  man  den  Satz : 
Die  Doppelreihe  ^^u.,  y  convergirt,  wenn  die 
«infachen  Eeihen 


2u           j    Su           ,  Sl/iT 

p,  7          >                 X,  q        >  r        X,  mx 

flämmtlich   convergiren;    im  entgegengesetzte^i 
Pall  divergirt  sie. 


—    68    - 

In  ähnlicher  Weise  wird  bei  dreifiiehen  Reihen  ver- 
fahren«  Der  Convergenzsatz  heisst: 

Die  dreifache  Beihe  2  2  2xix,j,n  convergirt, 
wenn  die  Doppelreihen 

und  die  einfache 

5  

2  l/u 

sämmtlich   convergiren;    im    entgegengesetzten 
Fall    divergirt    sie. 

Ich  halte  es  für  unnöthig,  die  entsprechenden  Sätze 
für  die  Convergenz  von  mehr  als  dreifachen  Beihen,  so 
wie  von  mehrfachen  bestimmten  Integralen  aufzustellen, 
da  dieselben  aus  den  obigen  Entwicklungen  ohne  grosse 
Mühe  erhalten  werden  können. 


Brändll ;  ErsEengang  der  Cardlolde  aus 
zwei  unglelehen  Kreisen« 


1)  Gegeben  zwei  Kreise,  deren  Centra  F  und  G  und 
deren  Halbmesser  DF  =  a;  DG  =  b,  und  die  einander 
schneiden  in  den  Punkten  D  und  P;  durch  den  einen 
Durchschnittspunkt  D  unendlich  viele,  beiden  Kreisen 
gemeinsame  Sehnen,  wie  ADB  =  S,  an  den  Peripherie- 
punkten A  und  B  derselben  Tangenten  an  jeden  betref- 
fenden Kreis,  nämlich  AC  an  den  Kreis  F,  und  BC  an 
den  Kreis  G:  zu  suchen  den  Ort  C  des  Treffpunktes  der 
beiden  Tangenten. 


-    89    — 

2)  Ziehen  wir  noch  durch  D  die  Sehne  LDI  paral- 
lel zur  Centralaxe  FG  der  beiden  Kreise,  so  geben  die 
Tangenten  IM  und  LM  an  ihren  Peripheriepunkten  den 
Trefipunkt  M  als  einen  ausgezeichneten  Punkt  der  Orts- 
cürve.  Wählen  wir  nun  den  andern  Durchschnittspunkt  P 
der  beiden  Kreise  als  Pol  und  PM  als  Axe  der  Polarcoor- 
dinaten,  und  suchen  zu  bestimmen  zunächst  den  Ablen- 
kungswinkel BDI  =  ADL  =  5  ^  zwischen  der  Parallel- 
sehne LDI  und  der  allgemeinen  Sehne  ADB,  und  zwar 
diesen  Winkel  im  Verhältniss  zum  Coordinatenwinkel  CP  M 
zwischen  Radius-Vector  CP  und  der  Polaraxe  PM. 

3).Nun  ist  nicht  nur  das  Viereck  PIML  aus  den  Kreis- 
tangenten IM  und  LM  und  ihren  Berührungshalbmessern 
IGP  und  LFP;  sondern  auch  KB  CA  aus  gleichen  Grün- 
den eckcentrisch,  ja  sogar  PBCA  erfreut  sich  derselben 
Eigenschaft.    Beweis  der  letzten  Behauptung: 

CBP  =  R  — i(J;  CAP  =  R  +  i(J;  CAP  +  CBP  =  2R, 

das  heisst:  zwei  Gegenwinkel  des  Vierecks  CBPA  in 
Summe  gleich  zwei  Bechten  oder  supplementär ;  und  das 
Viereck  eckcentrisch^  wie  behauptet  wurde. 

4)  Daraus  folgt  weiter: 

CBA  =  CPA  =  BPD=/3  — {tf; 
CPL=CPA==LPA— LPA  =  /3-J(J  — Jtf  =  /J  — <J; 
MPL  =  MIL=^; 
MPC  =  MPL- CPL  =/?  —  (/?  — (J)=:(J, 

das  heisst:  der  Coordinatenwinkel  CPM  zwischen  Polar- 
9JSie  und  Badius-Vector  ist  doppelt  so  gross^  wie  der  Ab- 
leokungswinkel  BDI  zwischen  der  Parallelsehne  LDI 
und  der  allgemeinen  Sehne  ADB. 

5)  Weil  sowohl  CAK  =  E  als  auch  CBK  =  R,  so 
i«t  CK  =  N  der  Durchmesser  des  um  CA  KB  beschrie- 
l>enen  Kreises ,  eines  Berührungskreises ;  wenn  auch  nicht 


—    To- 
des KrümmtingftkreiseB  unserer  Ortscorye  sum  Punkte  G, 
oder  CK  die  Normale  im  Pankte  C  nnd  eine  Senkrechte' 
dazu  Curyentangente^  in  der  Fignr  CT. 

6)  Untersuchen  wir  noch  den  Winkel  PCK  »wischen 
Radius- Vector  PC  und  Normale  CK,  so  folgt  sofort: 

PCK  =  PBK  =  J^, 

das  heisst:  der  Winkel  zwischen  Radius-Vector  PC  und 
Normale  PK  halb  so  gross ;  wie  der  Coordinatenwinkel 
zwischen  Polaraxe  PM  und  Radius-Vector  PC. 

Beweis.  Weil  KABC  und  PABC  eckcentrisch,  so 
ist  auch  PACK  ein  solches,  und  zwar  alle  drei  Vierecke 
eckcentrisch  zu  demselben  Centrum,  wozu  sich  noch  als 
viertes  gesellt  PCBK,  worin  CBK  =  R,  daher  auch  der 
Gegenwinkel  CPK  =:  R  und  PCK  =  PBK  =  i6. 

7)  Gleichung  unserer  Orts  cur ve.  Zunächst  ist 
zu  setzen 

DF  =  a;  DG  =  b;  PM  =  4r  =  ^^^  =  v,^^ 
'  '  Cos.  ß      Cos.  a 

aus  den  rechtwinkeligen  Dreiecken  PMI  und  PML,  worin 
PMI=PLI=R  — «,  und  ebenso  PML=PIL=R-Ä 
wegen  der  Eckcentricität  des  Vierecks  PIML;  Radius- 
Vector  CP=();  Anfangspunkt  der  Coordinaten  P ;  CK=: 
N  oder  Normale. 

()=NCos.J^;  N=zz      ^  ,^;    PB=2bCos.|tf=NCos.«; 

jj^2bCos^^    ^^.^^  ^v^=4rCos.J<J; 

Cos.  a  *    '    Cos.  {S  '    ' 

(>=4t  Cos.  2 « J  =  2r  (1  +  Cos.  6),  oder  Gleichung  der  Gar- 
dioide.  Der  Halbmesser,  dersonstzur  Erzeugung  der  Gar-' 
dioide  gebrauchten  zwei  gleichen  Kreise  ist  r  =  7PM;  das 
Centrum  des  festen  Erzeugungskreises  auf  PM,  und  ewar 
J  PM  von  P  entfernt. 


-  n  - 

8)  Merkwürdige  Punkte  der  Curv-e.  Erstens:  der 
Pol  oder  Doppelpunkt  P.  Zweitens :  das  Maximum  vom 
Etadins-Vector  ^=2r  (1  +  Cos«^)  ist  auf  der  Richtung  PM 
oider  der  angenommenen  Axe^  wo  Cos.  ^  =  1  oder  ^  =  0 ; 
[tnd  (> = 4r = PM>  also  M  der  höchste  Ourvenpunkt.  Drit- 
tens :  Ourrenpunkt  Q  auf  der  verlängerten  Chordale  PD 
der  beiden  Kreise^  welche  mit  der  Polaraxe  PM  den  Win- 
kel MPDziza  —  ß=:yhi\iet,  welcher  in  die  Curvenglei- 
chung  gesetzt  gibt  ^=PQ=2r  (l  +  Cos./)  =  4PM+| PM 
Cos.  /,  d.  h.  man  trage  auf  der  Richtung  PD  zuerst  auf 
die  Hälfte  der  Polaraxe  PM;  und  dazu  noch  die  Projektion 
dieser  Hälfte  auf  PD.  Viertens:  Einschmttspunkte  unse- 
rer Curve  in  die  gegebenen  Ereise  F  und  G.  Diese  Punkte 
sind  eben  so  leicht  gefunden.  Man  ziehe  nämlich  an  beide 
Kreise  Tangenten  zum  Durchschnittspunkte  D,  so  spielt 
jede  eine  doppelte  Rolle ,  nämlich  sowohl  als  gemeinsame 
Sehne  beider  Kreise ^  wie  auch  als  Tangente;  der  Punkt, 
wo  jede  dieser  Tangenten  die  andere  Kreisperipherie 
schneidet^  zu  der  sie  nicht  Tangente  ist,  der  Punkt  ist 
ein  Einschnittspunkt  unserer  Curve  in  den  geschnittenen 
Kreis,  in  unserer  Figur  die  Punkte  X  und  Y  und  die 
Tangenten  DX  und  DT. 

9)  Strenger  analytischer  Beweis  der  Behauptung,  dass 
in  unserer  Curve  der  Winkel  zwischen  Radius- Vector  und 
Normale  halb  so  gross,  als  der  Winkel  zwischen  Radius- 
Vector  und  Polaraxe,  oder  dass  die  Curve  dieser  Eigen- 
schaft die  Cardioide  ist,  und  daher  in  unserer  Figur  CK 
wirklich,  wie  oben  behauptet,  der  Durchmesser  eines  Be- 
rührungskreises  odej  die  Normale  der  Curve.  Es  sei  also 
in  unserer  Figur,  abgesehen  von  der  obigen  Entwicklung, 
PH  die  Polaraxe  und  zugleich  die  X-Axe  rechtwinkliger 
Coordinaten,  P  der  Anfangspunkt,  PC  ein  beliebiger  Ra- 
dius-Vector,  q  und  CPM  =  S  der  Coordinatenwinkel, 


—    72    — 

ferner  CK  die  Normale,  und  nach  der  Voraussetiung  PCR 
=  j^,  dann  ist  CT,  im  rechten  Winkel  zu  CK,  die  Tan- 
gente zu  demselben  Currenpunkt  C,  und  TCP  =  B  ±i^ 
als  Winkel  zwischen  Tangente  und  Badius-Vector,  und 
u  =  B  ±:  1^  der  Winkel,  den  die  Tangente  mit  der  Ab- 
scissenaxe  bildet  Diese  Voraussetzungen  geben  nach  und 
nach  X  ==  (>  Cos.  <( ;  j  =  f  Sin.  S  als  rechtwinklige  Coor- 
dinaten,  woraus 

,       dy d^  Sin.  ^  +  ^d^  Cos.  S 

^"~dx~    d^Cos.<J  — ^d<JSin.  <J   ' 

oder  Zähler  und  Nenner  mit  d^  dividirt: 

Sin.  6  +  Q  Y"  C!os.  S 

tgu  = j-| — ,  und  daraus 

Cos. S  —  Dl-  Sin.  S 

'  H  =  TfÜ^  =  *«<"-"  =  ««(»  + '" 

=  -Cotg{.l, 

fl£  =  _       d*       .   drf  =  2d|.J;   ..l£  =  _,4ii-,5 
Q  Cotgi<J'  '    '    *     ()  Cotgfö' 

i  Uc  =  lg  Cos.  J<J  +  Const. ;  lg()  =  lg  Cos.^  J  ^+  lg4r; 
^  =  4r  (1  +  Cos,  ö),  wie  behauptet  wurde. 

Danach  ist  zu  berichtigen:  j^Franke,  Lehrbuch  der 
hohem  Mathematik.  Hannover,  1851.^  Seite  605,  zweites 
Alignement. 


IVr.  4iV  und  41«. 


C*  Bmnner^  chein«  MUthelliiiiseii* 

(Vorgetrai^eii  den  Z^,  OeCober  1866.) 
Mil   einer   Tafel. 

if  •  Trennung  roM  XinU  tfM<f  NieheM. 

Zur  Trennung  nnd  quantitativen  Bestimmung  von 
ink  und  Nickel  sind  in  neuerer  Zeit  mehrere  Methoden 
upibhlen  worden«  Eine  der  einfachsten  scheint  die  von 
mith  angegebene  zu  sein.  Dieselbe  gründet  sich  auf 
m  Umstand,  dass  aus  einer  essigsauren  Lösung  beider 
xjde  durch  Schwefelwasserstoffgas  nur  das  Zink  ge- 
llt wird. 

Bei  diesem  Verfahren  macht  R  ose*)  die  Bemerkung 
ISS  nur  dann  eine  genaue  Trennung  erfolge ,  wenn  in 
3r  Flüssigkeit  keine  starke  Säure,  nur  Essigsäure,  vor- 
inden  sei. 

Bammelsberg**)  erklärt  die  Methode  für  ungenau 
ad  sagt  ausdrücklich,  dass  mit  dem  Zink  immer  Nickel 
iedergeschlagen  werde« 

Eine  Reihe  von  Versuchen,  welche  die  einzelnen 
&i  diesem  Verfahren  vorkommenden  umstände  zum 
legenstand  hatten,  führten  zu  einer  Operationsmethode^ 
ie  ein  zuverlässiges  Resultat  zu  geben  scheint« 

Man  stellt  zuerst  die  beiden  Metalle  als  salzsaure 
der  salpetersaure  Auflösung  dar,  die  man  so  weit  ver- 
iünnt,  dass  auf  1  Gramm  beider  Oxyde  wenigstens  500 
jirammen  Flüssigkeit  kommen,  sättigt  nun  diese  annä- 
liemd  mit  kohlensaurem  Natron ,  so  dass  nur  eine  sehr 


*)  Handbach  der  analjrtisehen  Chemie.    II.  (K^. 

**)  AnfaDgssrfindo  der  qaantitatiren  Analyse,     S.  78. 

BcTB.  MitCheil«  6 


—    74    — 

geringe  Menge  von  freier  Säure  sagegen  bleibt.    Um  j 
diesen  Punkt  genau  zu  (reffen^  fligt  man  so  lange  einer  i 
verdünnten   Lösung  des  Natronsalzes  hinzu,    bis  nack  ^. 
einigem  ümsdhtttteln  und  Stehenlassen  der  Niederschlag  ^ 
nicht  völlig  verschwindet,  worauf  man  ihn  durch  einigt  |p 
Tropfen   Säure    fortnimmt.      Man  leitet   nun   Schwefel-  ^ 
wasserstoffgas  durch  die  Flüssigkeit,  wodurch  nach  eini-  j 
ger  Zeit  ein  vollkommen  weisser  Niederschlag  (Schw6<:ji 
feizink)  entsteht.    Nachdem  ein  guter  Antheil  Zfaik  aitf  |l 
^iese  Weise  g^Ut  worden ,    setzt  man  der  Flüssigkeit  | 
einige  Tropfen  einer  sehr  verdünnton  Lösung  von  essqj-  5 
Bsurem  Natron   zu,    und  fahrt  fort  SchwefelwiasserstcJF  ^ 
durchzuleiten ,    so  lange   als   sich   der  Niederschlag  zk  1: 
vermehren  scheint ,  und  lässt  hierauf  die  Flasche  10—11 
Stunden  bei  gewöhnlicher  Temperatur  stehen.    Der  Nie- 
derschlag  senkt  sich  vollkommen.,    und  kann  sehr  goX 
auf  dem  Filter  gewaschen  werden. 

Um  sich  zu  versichern,  dass  alles  Zink  gefällt  seil 
wird  eine  Probe  der  filtrirten  Flüssigkeit  mit  1  Tropfeft 
verdünnter  Lösung  von  essigsaurem  Natron  versetzt  uni . 
mit  Schwefelwasserstoff  behandelt.  Sollte  noch  eiii4 
weissliche  Trübung  entstehen,  so  müsste  die  ganze  Flüs^ 
sigkeit  ebenso  behandelt  werden. 

Aus  der  nunmehr  von  Zink  befreiten  Flüssigkeit  kan* 
nun   das  Nickel   nach   Austreiben   des    Schwefelwasserf^j 
Stoffes   durch    Erwärmung,   mittelst   Kalihjdrat    gefUllj 
werden.    Der  Niederschlag  von  Schwefelzink  wird,  m 
gehörigem  Auswaschen,  mit  dem  Filter  in  ein  Glas 
geben,    mit  Salzsäure  digerirt,    bis    aller  Geruch  vo|lL 
Schwefelwasserstoff  verschwunden  ist ,    die  mit  WaswL 
verdünnte  Lösung  filtrirt  und  das  Zink  nach  den  bekamt-^ 
ten  Methoden  bestinmit.  ^ 

Bei  dieser  Scheidung  spielt  das  essigsaure  Natron  ^ 


-    70    - 

eine  verniitteliHle  Solle,  Es  e&tet^bt  näjnlicfai 
msetzen  eine  kleine  Menge  essigsaures  Ziakoxyd^ 
durch  den  Schwefelwasserstoff  gefällt  wird,  Dio 
rdene  Essigsäure  bildet  von  neuem  essigsaures 
d,  welches  sofort  wieder  gefallt  wird.  Es  dürfte 
kung  mit  der  Bildung  von  kohlensaurem  Blei- 
irch  Einwirkung  von  kohlensaurem  Gase  auf 
Wasser  angerührtes  Gemenge  von  Bleiglätte 
izucker  zu  vergleichen   sein«    Es  ist  daher  be- 

warum  eine  nur  so  höchst  geringe  Menge  von 
rem  Katron  erforderlich  ist. 
lit  die  Scheidung  genau  sei  und  kein  Nickel  mit 
k  gefällt  werde ;   sind  folgende  Cautelen  zu  be- 

• 
• 

Die   Lösung  muss  anfänglich  ein  wenig;    doch 
schwach ,  sauer  sein ;  ich  möchte  sagen  1—2 
freie  Säure  enthalten.     Ist  sie  vollkommen  neu- 
erscheint  der  Niederschlag  durch  Schwefelwas»»^ 
schmutzig    gefärbt,    nickelhaltig.     Ist  das   Ver- 
richtig getroffen,    so    ist   er  rein  weiss.    Nach 
waschen  kann   dann  weder  durch  das  Löthrohr 
andere  Art  Nickel  darin  gefunden  werden, 
iine  zu  grosse  Menge  essigsaures  Natron ,  sowie 
e   Erwärmung  muss  vermieden  werden.     Setzt 
dich    eine   etwas  bedeutende  Menge  essigsaures 
inzu,  so  fällt  etwas  Nickel  nieder,  ja  man  kann 
f  besonders  wenn  zugleich  erwärmt  wird,  allea 
)ll8täadig  niederschlagen. 

Versuchen  mit  genau  abgewogenen  Mengen  von 

^0,2—0,3  Gramm  eines  jeden)  wurden  dieselben 

—  2  Milligrammen  wieder  erhalten. 

die    nämliche  Art    kann   Zink  von  Kobalt  ge» 

'^erden.    Das    aus    einer   kobalthaltigen  Lösung 


—    76    - 

■ 

abgetrennte  Schwefelzink  gab  stets  ein  Oxyd,  weIcUf 
vor  dem  Ldthrohr  mit  Borax  keine  Ffirbnng  hem^ 
brachte. 

Endlich  ist  noch  zu  bemerken,  dass  wenn 
zugegen  ist ,  dieses  vorher  abgeschieden  werden  muMk 
indem  es  sonst  theils  in  den  Zink-,  theils  in  den  Ni 
niederschlag  eingeht.  Für  diesen  Fall  passt  am 
die  bekannte  Fuchs'sche  Methode  mit  koklensaurem 
und  nachheriges  Entfernen  des  Baryts  durch  Schwi 
säure.  Die  Abscheidung  mit  Ammoniak  ist  nicht 
wendbar ,  da  hiedurch  die  nachherige  Trennung  der  bei* 
den  Metalle  unmögUch  würde. 


muf  i9eJbtre/ef • 


» 


i 


Es  kommt  nicht  selten  vor,  dass  man  über  d^e  g^r 
wohnlichsten  Dinge  in  unsern  Handbüchern  keinen  Ai^ 
schluss  findet.  So  z.  B.  wird  man  umsonst  über 
Verhalten  der  Ammoniakflüssigkeit  (Salmiakgeist)  gegCl 
Schwefel  Belehrung  suchen.  Nur  bei  Rose*)  finde  ick 
die  Angabe ,  dass  Ammoniakflüssigkeit  reinen  Schwefid 
nicht  auflöse^  wohl  aber  arsenikhaltigen.  Ein  specieflöP 
Fall  veranlasste  mich,  diesen  Gegenstand  näher  zu  unte^ 
suchen.    Das  Ergebniss  war  folgendes: 

Digerirt  man   reinen  **)   Schwefel  mit   Ammoniil^ 
flüssigkeit,  so  wird,  wenn  die  Temperatur  nicht  60^ 
übersteigt,   selbst  nach  längerer  Zeit  keine  Einwirk 
wahrgenommen.    Wird  jedoch   die   Flüssigkeit    stärk 


*}    Handbuch  der  analytischen  Chemie.    I.  423. 

**y   Es  wurde  siKÜianischer   Schwefel  durch  Destillation  pereh 
und   nach  Zerrelben  mit   dchtillirlera  Wasser  so  lange  ausgekocht  bi* 
idas  Wasser  nicht  mehr  mit  Chlorbarium  reagirte. 


-    77    — 

wärmt;  etwa  auf  70'',  so  nimmt  sie  eine  schwach  gelb- 
^he  Färbung  an  y  welche  beim  Kochen  noch  deutlicher 
rvortritt.  Es  hat  sich  nun  eine  sehr  kleine  Menge 
m  Schwefel  aufgelöst;  denn  die  Flüssigkeit  gibt  mit 
sigsaurem  Bleioxjd  einen  bräunlichrothen  Niederschlag, 
tbwefelsäure  enthält  sie  nicht.  Sättigt  man  eine  Probe 
it  Salzsäure  und  filtrirt  den  niedergeschlagenen  gerin- 
tn  Schwefelniederschlag  ab ;  so  gibt  Chlorbarium  selbst 
,ch  längerer  Zeit  nicht  die  geringste  Trübung. 

In  einer  gut  verschlossenen  Flasche  lässt  sich  die 
ösung  von  Schwefel  in  Ammoniak  unverändert  aufbe- 
ihren.  Selbst  nach  einigen  Wochen  ist  dieselbe  noch 
dblich  gefärbt  und  vollkommen  klar ;  gibt  auch  mit 
leisolution  den  röthlichen  Niederschlag.  Bei  Zutritt 
•n  athmosphärischer  Luft  trübt  sie  sich  bald.  Nach 
Stunden  hat  sich  ein  geringer  Schwefelniederschlag 
ibildet.  Die  von  demselben  abfiltrirte  Lösung  gibt  nun 
it  Bleisolution  einen  weissen  Niederschlag,  mit  Chlor- 
Tium  eine  sehr  geringe  Reactioii  auf  Schwefelsäure. 

Kocht  man  den  nämlichen  Schwefel  wiederholt  mit 
mmoniakflüssigkeit ;  so  nimmt  er  eine  blasse ;  etwas 
8  Grauliche  spielende  Färbung  an.  Wird  dieses  so 
t  wiederholt;  bis  der  meiste  Schwefel  aufgelöst  ist,  so 
eibt  ein  flockiger  grauschwarzer  Bückstand;  der  beim 
rhitzen  mit  doppelt  chromsaurem  Kali  und  Schwefel- 
Lore  vollkommen  verschwindet.  Es  ist  dieses  offenbar 
n  wenig  Kohle ,  die  in  allem ,  selbst  durch  zwei  -  bis 
reimalige  Destillation  gereinigtem  Schwefel,  enthaltoa 
lu  sein  scheint. 


Seitdem   die    Anwendung   dieses   Salzes    zur   En(t^ 
deckung  der  Phosphorsäure  für  die   chemische  Analyst 
unenthehrlich  geworden  ist ,  wurden  mehrere  Methoden, 
zu   seiner  Darstellung  angegeben.    Die  meisten  gehen, 
darauf  hinaus  y  den  natürlichen  Moljbdänglanz  bei  Luft- 
Antritt  so  lange  zu  rösten   bis  aller  Schwefel  verbrannt 
und    das   Molybdän   in  Molybdänsäure  verwandelt   ist^ 
die  nachher  in  Ammoniakfldssigkeit  gelöst  wird.     Diesem 
Operation  wird    gewöhnlich  in   einem   schief  liegepdeij^ 
Platintiegel  unter  öfterem  Umrühren    der  Masse  vorge- 
nommen.   Man    wird    wohl    allgemein    hierbei    die    &• 
fahrung    gemacht    haben,    wie    langwierig   es    ist,    sie^ 
zu  Ende  zu  führen.    Die  kürzlich  von  Wohl  er*)  an- 
gegebene  Verbesserung    dieses   Verfahrens    durch   Attr 
Wendung  eines  mittelst  des  Aspirators  hervorgebrachten^ 
Luftzuges   führt  ebenfalls   nur  langsam  zum  Ziel.    Der* 
Grund  hievon   liegt  theils   in    dem  Umstände,    dass 
schwer  hält  das  Material  hinlänglich  zu  zertheilen,  da 
durch  Anwendung  der  Wärme  immer  wieder  zusammen-^ 
backt ;  theils  darin,  dass  die  entstehende  Molybdänsänr^ 
das  noch  übrige  Mineral  bedeckt  und  dadurch  seine  Ver- 
brennung erschwert. 

Auf  folgende  A  rt  gelingt  die  Operation  sehr  leicht :  Mtfffji* 
reibt  den  Malybdän glänz  mit  ungefähr  seinem  gleichen  Vo-^ 
lumen  groben  mit  Salzsäure  gewaschenen  Quarzsandes  it£| 
einer  Achatschaale  zu  massig  feinem  Pulver,  gibt  dieses  a 
eine  flache  Platinschaale  oder  Platinblech,  und  erhitzt  es  üb 
einer  guten  Weingeistlampe  unter  öftcrem  Umrühren  zolttif 
anfangenden  Glühen,  so  lange  bis  das  Gemenge  eine  citroii4 

i, 

*}  Ano.  d^r  Chem.  and  Paarm.  G.  l^i,  { 


—  w  - 

fgfXbm  ( nach  ^m  ErkaHen  weiwlidM )  Farbe  angenom- 
men  hs,t  Eine  Viertelstunde  ist  hiesm  ftir  eine  Menge 
Ton  einigen  Grammen  vollkommen  ausreichend.  Nach 
dem  Erkalten  wird  die  Masse  mit  Ammoniakflüssigkeit 
ausgesogen  und  auf  die  bekannte  Art  weiter  behandelt« 

Wir  verdanken  bekanntlich*  Berzelius  die  jetzt 
allgemein  übliche  Methode  die  Niederschläge  bei  chemi- 
schen Analysen  mit  dem  Filter  zu  glühen,  und  ihre 
Menge  durch  directe  Wägung  mit  Abzug  der  Asche  des 
Filters  zu  bestimmen.  So  einfach  dieses  Verfahren  ist, 
so  kommen  doch  zuweilen  zwei  Unbequemlichkeiten  da- 
bei vor.  Die  eine  ist  die  oft  etwas  langwierige  gänz- 
liche Verbrennung  selbst  bei  Anwendung  der  bekannten 
Handgriffe  ;  die  andere  betrifft  die  bei  einigen  Nieder- 
schlägen durch  die  Kohle  des  Filters  anfänglich  eintre- 
tende Beduction ,  wobei  sich  das  reducirte  Metall  stellen- 
weise mit  dem  Platin  des  Tiegels  legirt.  Glüht  man 
£.  B.  einen  Niederschlag  von  Zinkoxyd  mit  dem  Filter, 
so  wird  man  am  Tiegel  deutliche  Flecken  dieser  ent- 
Btandenen  Legierung  wahrnehmen.  Sind  diese  zwar  von 
keinem  quantativen  Belang,  und  können  sie  mit  Salz- 
säure leicht  entfernt  werden,  so  ist  es  doch  wünschens- 
werth  diesen  Umstand ,  der  sich  noch  auf  andere  Nieder- 
schläge erstrecken  mag ,  zu  vermeiden. 

Folgende  Methode  hat  sich  seit  längerer  Zeit  be- 
stens bewährt : 

Als  Getäss  ,  worin  die  Niederschläge  geglüht  wer- 
den, dient  eine  uugefähr  15  Gentimeter  lange  und  12 
Millimeter  weite  Bohre  von  böhmischem  Glase  (von  der 
Art,    wie  sie   zu    Elementaranalysen   benutzt   werden)» 


—    80    - 

DieselDO  ist  an  dem  einen  Ende  zu  einer  nicht,  gans 
feinen  Spitze  ausgezogen ,  in  welche  ein  wenig  Amianäi 
leicht  eingesteckt  wird.  So  vorgerichtet  wird  sie  nebst 
einem  Gewichtstück;  welches  das  Gewicht  des  zu  be» 
stimmenden  Niederschlages  um  etwas  übertrifft ,  auf  der 
Wage  aufs  Genaueste  tarirt.  Alsdann  wird  das  massig 
getrocknete  Filter  mit  dem  Niederschlag  zusammen- 
gerollt in  die  Röhre  hineingeschoben,  und  diese ,  wie 
Fig.  1  zeigt ,  mit  einer  Flasche  von  etwa  3—4  Liter 
verbunden.  Man  lässt  nun  aus  dem  über  der  Flasche 
angebrachten  GefUss  durch  Oeffnen  des  Hahnen  a  Was- 
ser in  dieselbe  fliessen,  so  dass  die  atmosphärische 
Luft  durch  die  Verbrennungsröhre  getrieben  wird,  wäh- 
rend man  zu  gleicher  Zeit  diese  letztere  mittelst  einer 
Weingeistlampe  mit  doppeltem  Luftzuge  erhitzt.  Die 
empyreumatischen  Produkte,  die  das  Filter  liefert,  treten 
in  Form  eines  Bauches  aus  der  Spitze  der  Verbren- 
nungsröhre  heraus  *) ,  später  verkohlt  und  verbrennt 
das  Filter  vollständig.  Zuweilen  ist  es  gut,  durch  ei- 
nige leichte  Schläge  an  die  Röhre  den  Inhalt  derselben 
etwas  zu  zertheilen.  Man  wird  immer  finden,  dass  die 
Verbrennung  sehr  leicht  und  vollständig  erfolgt. 

Nach  Erkalten  des  Apparates  wird  die  Röhre  wie- 
der auf  die  Wage  gebracht,  das  mittarirte  Gewichtstück 
durch  die  erforderlichen  Gewichte  ersetzt,  und  so  £e 
Menge  des  Niederschlages  bestimmt ,  wobei  das  Gewicht 
der  Filterasche  in  Abzug  zu  bringen  ist. 

Es  ist  leicht  einzusehen,  dass  die  Operation  nicht 
mehr  Zeit  erfordert,  als  die  gewöhnliche  durch  Glühen 


*)  Will  man  die  Unbequemlichkeit  dieses  Raaches  vermeiden ,  so 
liann  man  ihn  darch  eine  vor  die  Oeffnang  gesteUte  kleine  Weingtlit- 
lampe  Terbrennen  Ussea. 


-Sl- 
am Tiegel.    Zwei  Wäg^ngen«  und  eine  Verbrennung  sind 
bei  beiden  erforderlich.    Letztere  geht  in  der  Regel  ra- 
scher als   im   Tiegel  von  statten.    Es  könnten  Manche 
sich    durch    den    anzuwendenden  ^Apparat  abschrecken 
lassen.    Hierauf  bemerk^  ich^  dass  ein  solcher  bleibend 
^lufgestellt   keine    weitere   Mühe   veranlasst.    Man  kann 
seine    Anwendung    noch    dadurch    vereinfachen ,    dass , 
wenn  die  Flasche  mit  Wasser  gefüllt  ist,  man  den  Hah- 
nen a  schliesst  und  durch  Oefihen  des  untern  b  das  Was- 
ser in  ein  untergestelltes  Gefäss  abfliessen  lässt.    In  die- 
sem Falle  entsteht  ein  Luftzitg  in  entgegengesetzter  Eich- 
tnng,  der  ebenso  wie  jener  benutzt  wird.    Da  bei  diesen 
Versuchen  stets  Glühhitze  angewandt  wird,  so  ist  es  über- 
flüssig die  Luft  zu   trocknen.    Sollte  man  den  Apparat 
zu  andern  Zwecken  anwenden,  z.  B.  zum  Austrocknen^ 
so  müsste  der  Luftstrom   durch  eine  mit  Bimsstein  und 
Schwefelsäure  versehene  Köhre  geleitet  werden. 

Noch  muss  ich  einer  kleinen  Vorrichtung  erwähnen, 
welche  bei  allen  solchen  Arbeiten  durch  Erhitzung  in 
Röhren  von  grösstem  Vortheil  ist.  Man  bringt  nämlich 
oberhalb  der  zu  erhitzenden  Glasröhre  einen  gewölbten 
Reflector  an,  welcher  den  Zweck  hat,  die  Röhre  von 
oben  zu  erwärmen.  Da  derselbe  länger  ist  als  die 
durch  die  Lampe  erhitzte  Stelle ,  so  erwärmt  er  zu- 
gleich die  Köhre  zum  voraus ,  ehe  dio  Lampe  an  die  zu 
glühende  Stelle  gelangt.  Hiedurch  wird  alles  Wasser 
weit  vor  der  Lampe  hergetrieben.  Da  dieser  Reflektor, 
der  aus  einem  Blatt  von  Schwarzblech  gemacht  ist  und 
sich  mittelst  eines  spiralförmig  gewundenen  Drahtes  an 
dem  Ständer  der  Lampe  verschieben  oder  auch  entfer- 
nen lässt,  sich  mitten  über  der  Lampe  befindet  und  im- 
mer mit  derselben  weiter  geschoben  wird,  so  wird  die 
Flamme,  selbst  bei  Anwendung  längerer  Röhren,  nie  an 


-    82     - 

eine  Stelle  gelangen,  wo  sich  Wasser  befindet  HH 
einiger  Uebung  wird  man  bald  dahin  gelangen,  dass  nie» 
mals  eine  Röhre  reisst.  Nur  ist  zu  empfehlen,  derselben 
eine  ganz  kleine,  kamn  merkliche  Neigung  nach  vorn, 
d.  h.  nach  dem  noch  zu  erhitzenden  Theile,  zu  geben. 

Bei  dieser  Gelegenheit  erlaube  ich  mir  eine  Ab&n- 
derung  der  Fuchs'schen  Lampe  zu  beschreiben,  deren 
Anwendung  sich  seit  vielen  Jahren  bewährt  hat 

Flg.  2  ist  eine  gläserne  Flasche  von  beiläufig  180 
Grammen  Wassergehalt.  Der  Boden  derselben  ist  durch 
eine  messingene  mit  der  Flasche  verkittete  Kapsel  ersetzt, 
aus  welcher 'die  Ausflussröhre  nach  dem  Argand'schen 
Brenner  führt.  Dieser  ist  nahe  an  seinem  obern  Ende 
mit  einer  messingenen  Kapsel  umgeben,  in  welche  Was- 
ser gegossen  wird.  Hiedurch  wird  verhindert,  dass  bei 
länger  anhaltendem  stärkeren  Brennen  der  Weingeist  ins 
Kochen  gelangt. 

Die  Flasche  wird  nicht,  wie  es  gewöhnlich  geschieht^ 
durch  eine  Stellschraube  unmittelbar  an  dem  Ständer  be- 
festigt ,  sondern  ruht  auf  einem  in  einer  Hülse  am  Stän- 
der leicht  verschiebbaren,  hölzernen  durchbohrten  Cy- 
linder ,  welcher  mit  einer  Stellschraube  versehen  ist. 

Hiedurch  wird  der  Vortheil  erlangt ,  dass  die  Lampe 
durch  schnelles  Drehen  plötzlich  unter  dem  Apparate, 
auf  den  sie  einwirkt,  entfernt  werden  kann,  welches  in 
manchen  Fällen  sehr  erwünscht  sein  kann. 

Die  gewöhnliche  Bereitung  dieses  Salzes  zu  chemi- 
schem Gebrauche  durch  Niederschlagen  einer  Auflösung 
von  Chlorbarium  mit  kohlensaurem  Natron  oder  Ammo> 
niak  ist  zwar  ganz  rationell ,  und  liefert  ein  vollkommen 
meines  Präparat    Nur   ist   das  vollständige  Auswaschen 


—    83    — 

des  NiederscUages  etwas  zeitraubend.    Dieses  wird  auf 
folgende  Art  abgekürzt: 

Man  macht  ein  Gemenge  von  2  Th.  krystallisirtem 
Ghlörbarium  und  1  Th.  wasserffeiem  kohlensaurem  Na- 
tron *) ,  setzt  noch  2  Th.  Kochsalz  hinzu  und  bringt  das 
Gemenge  in  einem  Thon  -  oder  bei  kleinen  Quantitäten 
in  einem  Platintiegel  zu  massigem  Glühen.  Nach  dem 
Erstarren  wird  die  Masse  in  einer  Schaale  mit  Wasser 
Übergossen.  Nach  24  Stunden  hat  sie  sich  vollkommen 
aufgeweicht.  Der  als  feinkörniges  Pulver  ausgeschie- 
dene kohlensaure  Baryt  kann  sehr  leicht  ausgewaschen 
werden. 

Der  Zusatz  von  Kochsalz  gewährt  den  Vortheil,  dass^ 
das  nachherige  Ausziehen  mit  Wasser  daduch  sehr  er- 
leichtert wird.  Wird  derselbe  weggelassen ,  so  bildet  die 
Mischung  nach  dem  Glühen,  eine  harte  feste  Masse  ^ 
welche  vom  Wasser  nur  sehr  schwer  angegriffen  wird. 

Auf  eben  dieselbe  Art  kann  durch  Glühen  von  2 
schwefelsaurem  Zinkoxyd  und  1  wasserfreiem  kohlen- 
saurem Natron  reines  Zinkoxyd  bereitet  werden.  Hiebe! 
ist  ein  Zusatz  von  Kochsalz  unnöthig. 

0m    Mtereiimintß  rott  JPMatinmeHw^ar^f* 

Wir  besitzen  viele  Methoden  zur  Darstellung  des 
Platins  in  demjenigen  Zustande,  den  man  seiner  schwar- 
zen Farbe  wegen  mit  dem  Namen  Platiuschwa  rz 
oder  Platinmohr  zu  bezeichnen  pflegt.  Bei  den  mei- 
sten neuern  Bereitungsarten  werden  organische  Substan- 
zen,  Alkohol;  Zucker  u.  dgl.  als  Eeductionsmittel  ange- 


*)  Die  g^enaue  Berechnung  sa  gleichen  Acquivalentcn  wurde  aaf 
103  Chlorbarium  43,3  kolilensaorps  Natron  verlangen,  ßin  geringer 
Ueberfrchas«  des  letztem  ist  jedoch  von  keinem  Naehtheil. 


—    84    — 

wandt,  wobei  immer  einiger  Zweifel  übrig  bleibt,  ob 
nicht  eine,  vielleicht  sehr  geringe  Menge  organischer 
Substanz  dem  Präparate  anhänge. 

Auf  folgende  Art  erhält  man  ohne  Anwendung  or- 
ganischer Substanzen  sehr  leicht  einen  vollkommen  rei- 
nen Platinmohr  : 

Man  erhitzt  in  einer  flachen  Schaale  trockenes  oxal- 
saures  Eisenoxyd  (durch  Niederschlagen  von  Eisenvitriol 
mit  Oxalsäure  bereitet  und  gehörig  ausgewaschen)  bis 
zum  anfangenden  Verglimmen ,  setzt  alsdann  unter  Um- 
rühren die  Erhitzung  fort,  bis  sich  das  Salz  vollständig 
in  Oxjd  verwandelt  hat.  Das  so  dargestellte  höchst 
feine  Pulver  wird  in  einer  Glasröhre  bei  einer  kaum 
zum  anfangenden  Glühen  gesteigerten  Temperatur  durch 
einen  Strom  trocknen  Wasserstoffgas  reducirt  *).  Nach 
gänzlichem  Erkalten  im  Gasstrom  schüttet  man  das  zu- 
weilen pyrophorische  Präparat  in  eine  Schaale  mit  Was- 
ser und  zerdrückt  es  darin  mit  einem  Pistill  durch  ge- 
lindes Beiben.  Man  trägt  nun  von  diesem  mit  Wasser 
angerührten  metallischen  Eisen  so  lange  kleine  Portio- 
nen in  eine  verdünnte,  mit  einem  geringen  Ueberschuss 
von  Salzsäure  vermischte  Lösung  von  Platinchlorid,  bis 
diese  nach  kräftigem  Schütteln  und  einigem  Hinstellen 
gänzlich  entfärbt  erscheint.  Der  erhaltene  Niederschlag 
wird  nun  nach  Abgiessen  der  Flüssigkeit  zu  wiederhol- 
ten Malen  mit  concentrirter  Salpetersäure  gekocht,  bis 
der  letzte  Auszug  keine  bemerkenswerthe  Menge  Eisen 
enthält ,  zuletzt  die  anhängende  Salpetersäure  durch  eine 
schwache  Kalilösung  entfernt. 


*)  Diese  Reduction  kann  aaf  einer  Weingeistlampe  mit  doppel- 
tem Luftjsoge,  unter  Anwendung;  der  oben  (unter  Nr.  4)  beschriebeoea 
Vorrichtung^,  f^esohelieu. 


-    85    — 

Das  80  dargestellte  Präparat  erscheint  als  ein  amor- 
phes schwarzes  Pulver;  durch  Beiben  in  einer  Achat- 
schaale  nimmt  es  eisenhaltigen  Glanz  an.  Beim  Erhitzen 
in  einem  Flatinlöffel  kommt  es  bei  etwa  200  Grad  plötzlich 
ins  Glühen  und  verwandelt  sich  unter  Verdoppelung  seines 
Volumens  in  die  gewöhnliche  Form,  dem  Platinschwamm 
ähnlich.  Mit  einem  Tropfen  Alkohol  befeuchtet,  geräth 
es  ebenfalls  nach  1  —  2  Seifunden  ins  Glühen  unter 
Verwandlung  in  die  gewöhnliche  Form. 

Es  leidet  wohl  keinen  Zweifel,  dass  dem  Präparate 
alle  übrigen  vom  Platinschwarz  bekannten  Eigenschaften 
zukommen  werden.  Sollte  jemals  von  diesem  Anwendung 
gemacht  werden ,  so  dürfte  sich  obige  Bereitung  ihrer 
Einfachheit  wegen  empfehlen. 

9«    iVMf  ItttMiMtt^  ife«  MiahMenoeHaMiem  ifer 

Es  kann  vielleicht  bisweilen  von  geologischem  In- 
teresse sein ,  den  Kohlengehalt  der  Kalksteine  zu  be- 
stimmen. Die  folgende  Methode  gründet  sich  auf  den 
bekannten  Umstand,  dass  der  KohlenstoflF  durch  die 
gleichzeitige  Einwirkung  von  chromsaurem  Kali  und 
Schwefelsäure  in  Kohlensäure  verwandelt  wird.  Das 
Verfahren  ist  folgendes : 

Eine  gewogene  Menge  des  zu  untersuchenden  Ge- 
steins wird  in  erbsengrosse  Stücke  zerschlagen  mit  ver- 
dünnter Salzsäure  behandelt,  mit  der  Vorsicht,  dass  ein 
guter  Ueberschuss  dieser  letztern  angewendet  und  die 
Flüssigkeit  zuletzt  erhitzt  wird.  Die  Auflösung  wird  mit 
diesem  Bückstande  in  ein  Cylinderglas  gegossen  und 
nach  Absetzen  des  Ungelösten  dieses  durch  mehrmaliges 
Decantieren    ausgewaschen.      Hierauf    spült    man   den 


-    86    - 

Kückatand  in  ein  Kochglas  und  setzt   etwas   Schwefel- 
«äure  hinzu.    Man   nimmt  auf  100  Grammen  des  den 
Rückstand  bedeckenden  Wassers  ungefähr  15  Grammen 
Schwefelsäure.    Die   Flasche   wird  nun  mit  einer   Gag- 
röhre versehen,  deren  zweiter  absteigender  Schenkel  in 
eine  kleine  Flasche  taucht,  welche  eine  klare  Mischung 
von  Chlorbariumlösung  und   Ammoniak  enthält  und  zur 
Abkühlung  in  einem  GefUsse  mit  Wasser   steht.    Man 
bringt  nun  zum  Kochen.    Sollte  sich  in  der  vorgesetzten 
Flasche   eine   merkliche    Trübung   bilden,    welche   auf 
einen  Rückhalt  von   Kohlensäure  schliessen  liesse,   so 
wird    das  Kochen  so  lange   fortgesetzt,    bis   eine  neue 
Probe    der  vorgeschlagenen  Flüssigkeit  nicht  mehr  ge- 
trübt wird.    Man  bringt  nun  in  die  Kochflasche    2  —  3 
Grammen  doppeltchromsaures  Kali  in  Krystallen,    sct/t 
von   neuem    die   Gasröhre  ein  und  lässt  die  Flüssigkeit 
wenigstens   eine   halbe   Stunde  lang  anhaltend  kochen. 
Die  entwickelte  Kohlensäure  wird  nun  als  kohlensaurer 
Baryt  in  der  vorgesetzten  Flasche  erhalten. 

Um  die  Menge  des  Niederschlages  zu  bestimmen, 
wird  die  Flasche  nach  Beendigung  der  Operation  sorg- 
fältig verschlossen  so  lange  hingestellt,  bis  sich  derselbe 
vollkommen  zu  Boden  gesetzt  hat,  dann  mehrmals  durch 
Decantation,  zuletzt  anf  dem  Filter,  ausgewaschen,  ge- 
trocknet und  geglüht. 

Wenn  die  Operation  richtig  ausgeführt  wurde  ,  so 
bleibt  in  der  Kochflasche  entweder  gar  kein  ungelöster 
Rückstand  oder  wenigstens,  was  der  gewöhnliche  Fall 
ist,  ein  solcher,  dessen  Farbe  und  Ansehen  keinen  Koh- 
lengehalt mehr  annehmen  lässt.  Sollte  man  hierüber  in 
Zweifel  sein ,  so  kann  die  Flüssigkeit  noch  einmal  ge- 
kocht und  das  Gas  in  eine  neue  Probe  von  Ghlorbarium 
nnd  Ammoniakflüssigkeit  geleitet  werden. 


-    87    — 

Da  bei  diesen  Untersuchungen  gewöhnlich  ein  sehr 
geringer  Gehalt  von  Kohle  gefunden  wird;  etwa  i/i„oo 
und  noch  weniger,  so  ist  ansurathen  etwas  grössere 
Mengen  des  Materials,  etwa  100  Granimen,  in  Arbeit 
sni  nehmen. 

&•    Mieitf^iffew^  rott  GM«ertt  «fttif  Selkmaten* 

Nicht  selten  kommt  man  in  Verlegenheit,  wenn 
Gläser  oder  Porzellanschaalen,  an  denen  sich  organische 
Stoffe  festgesetzt  hatten  und  durch  die  Länge  der  Zeit 
80  festgetrocknet  sind,  dass  sie  allen  Auflösungsmitteln 
widerstehen,  gereinigt  werden  sollen.  Folgendes  Ver- 
fahren wird  in  beinähe  allen  Fällen  ausreichen  : 

Man  befeuchtet  die  zu  reinigenden  Stellen  mit  con- 
centrirter  Schwefelsäure ,  streut  hierauf  zerriebenes  dop- 
peltchromsaures  Kali  auf  die  Säure  und  lässt  den  Gegen- 
stand einige  Stunden  (etwa  über  Nacht)  an  einem  mas- 
sig warmen  Orte  stehen.  Alle  organischen  Stoffe  wer- 
den hiedurch  zerstört  unter  Bildung  von  schwefelsaurem 
Chromoxyd ,  welches  nebst  der  noch  übrigen  Säure  durch 
Wasser  entfernt  wird. 

Auf  öftere  Anfragen  von  Malern  nach  einem  hiezu 
geeigneten  Mittel,  stellte  ich  eine  Reihe  von  Versuchen 
an,  aus  denen  folgende  Heinigungsmethode  hervorging. 

Man  bereitet  eine  Lösung  von  1  krystallisirtem  koh- 
lensaurem Natron  in  3  Wasser,  hängt  die  zu  reinigen- 
den Pinsel  so  in  diese  in  einem  Cylinderglase  (  Trink- 
glase) enthaltene  Lösung,  dass  sie  etwa  2  Zoll  von  dem 
Boden    des    Glases    entfernt   bleiben,     und    lässt    den 


-    88    - 

Apparat  bei  gelinder  Wärme  (  60  —  TO^  C.)  12  —  24 
Stunden  stehen.  Selten  wird  eine  längere  Einwirkung 
erforderlich  sein.  Die  eingetrocknete  Farbe  ist  nun  sa 
weit  aufgeweicht  y  dass  sie  mit  Leichtigkeit  auf  die  be- 
kannte Art  mit  Seife  weggebracht  werden  kann.  Stein- 
hart vertrocknete  Pinsel  wurden  durch  dieses  Verfahren 
wieder  brauchbar  gemacht/ 

Wesentlich  ist  es ;  die  angegebene  Temperatur  nicht 
zu  tiberschreiten;  da  sonst  die  Haare ^  besonders  der 
Borstenpinsel;  angegriffen  und  gänzlich  verdorben  werden 


Terxelehul60  der  für  die  Bibliothek  d^r 
üelmrelz«  IVaturf«  Gesellschafft  elnse- 
gangenen  Geselieuke« 

Von  Herrn  Professor  Wolf, 

1.  Biographien  zur  KoUurgesohiciite  der  Schwois.  Rrster  Cyelus. 
Zfirieh  18ö8.    8. 

2.  RedCenbacher ,  Principien  der  Mechanik  und  des  Maschinen- 
baues.    Mannheim  1852.     8. 

Von  dem  niederöslerreicMschen  Getterbverein  in  Wien: 

Verhandlungen  und  Mittbeilungen.  Jahrg.  18fi8.  Heft  2.  Wien 
f858.     8«. 

Von  Herrn  Prof,  B,  Sluder. 

Versuch  einer  helvetischen  Conchyliologie. 

Vom  Herrn  Verfasser, 

Schinz-tiruner,  die  rationelle  Laudwirthschaft  und  die  AgrieuUvr- 
Chemie.     Zürich  18&8.    8. 

Von  Herrn  Koch. 

1.  Raabe,  aber  die  Integration  sweier  simultan  bestehender  IhiMi» 
ren  Diiferentialgleichangen  c wischen  n  Variabein.  JEfiriek 
1856,    8. 

2.  Encke,  fibcr  eine  neue  Methode  der  Berechnung  der  Plnnetea^ 
Störungen.    Berlin  1851.    8. 


■  -   -- 

■      IVltkt  #1»  IMIII  ««••r' 

IB.  Auf  pag.  57  lese  man  Nr.  415  and  416,  statt  blos 

Nr.  415> 

■I 

Hermanii  Klifkellii« 
Heber  elni(|;e  unendUehe  Reihen« 

(Vorfetrai^eii  de» '6.  Noyember.  1868.) 

I. 

Bekanntlich  c<mvergilrt  die  Reihe 
0  JLL.JL4._Li....in  inf.. 

rd  8  efaie  poditive  2^hl  1>^deÄti^l|  irar  Atxoiy  trenn  8>t 
Bt^  gonst  aber  fet  «ie  divwgent.  Man  kasm  sich  nun 
lie  Aufgabe  stellen,  ihren  Grenawerib  imzngeben  fUr 

^l,  weiuit  sie  blog  bi^  eu  einett  gfewiftten  GMad^  wo* 

m  k  in's  Unendliche  yrachsend  gedacht  ist,  fortgeführt 
rird.  Um  zu  diesem  Ziele  zu  gelangen,  4iene  Hie  Formel 
lir  die  angenäheite  -Berechnung  bestimmte!^  Integrale 

Baabe  Integrabrechnnng  Bd.  L  Nr.  233)t  . 

b 

fi(x)dx==n;  j  y  y(a)+fl<a+v)+ • . . . .  g(a+(ii--l>;)^ 


•  •  •  • 


reiche  gilt,  wenn  der  2mte  Differenzialquotient  ^ff$m(A 
1er  Funktion  ^  (z)  tqh  s  ^==;  #'  bis-:  9»  7  b  beatkndig 
lit  dem  gleichen  Vorseichen  behaftet  ist  j  v  ist  ein  belie- 
iges  positires  Inoreaiettt*  Oto  J'eM^i  der  hie|>ei  auf 
sr  rechten  Seite  begangen  wird,  bt  klriner,  ^Isdba 
«sto  ^ed  der  Entwickltt«;  't^,  i^jV  **:^«»  ^^ 
wtimmte  konstante  GrSesen. 


•  •• 


—    90    — 
Setit  iiukD  Ueriit  4»(z)  =-p»  M  erlitit  man: 

+Y,B(.^l)-TXiH.l)(«+2)(-ji^-l) 

+  Y,8(8+l)...(8+4)(^f5-l)  -T,8(8+l) 

wobei  der- Fehler  kleiner  ist  ab  das  letite  GUed^  und 

Y,=: 0,083  8333,  T^s^OOl  8889,  ¥,=0,0000331, 
Y, =0,0000006 . 

Hieraus,  wenn  man  cUe  Integration  aosfillirt  und  k 
in't  Unendliche  wachsen  I&sst 

,1       1    .  1      k*"*        1    .  1  .    V 

l+2'+8^+"-h?"-l-8    l^.+  2  +  '^» 

-8(8+1)  (8+2)Y4+s(b+1)  .  .  (8+4)Y,  -  S(8+1)...(8  +6)1,',, 

wenn  s  ron  1  Terschieden,  und  iJ 

1+T+T+  •  •  •  +^=^«^-^+^2-^^* + 120  Y,-4320T,l| 

wenn  8  =  1  ist.  In  beiden  Entwicklungen  sind  die 
Fehler  jeweilen  kleiner  als  das  letste  Olied  auf  der 
rechten  Seite. 

Setast  man  der  Kürze  wegen  '^ 

T'~rZ?HYa-«(«+l)(H-2)Y4+...    =5*, 


■     .-,4 


-  w   - 

10  kommt  endlich 

1      1  1 

Der  numerische  Werth  von  c,  kann  fUr  ein  gege* 
enes  s  aus  den  Gleichungen  2)  bis  auf  3  Dezimalstellen 
6nau  bestimmt  werden,  wenn  8<^1.   Ist  s>'l;  so  con- 

ergirt   die  Reihe  links,   das   Glied  j-—  verschwindet, 

ist  alsdann  direkt  bestimmbar  und  soll  mit  S«  bezeich* 
Bt  werden. 

In  allen  Fällen  kann  c  auf  folgende  Weise  mit  belie- 
iger  Genikuigkeit  berechnet  werden.    Es  ist 
.11  1 


3-^ö«^  (2k+l)«  ~ 

Entwickelt  man  die  Nenner  nach  dem  binomischen 
atz  und  ordnet  die  Glieder  nach  den  Binomialcoeffi* 
initen,  so  ergiebt  sich 

ider,  wenn  die  ersten  Glieder  in  den  S  besonders  ge« 
ummen  werden,  und  mit  Zuziehung  von  3) 


Lj^lk'-'  /»Nl     /s+lNl      /8+2\l  ,U 

^iürs+^-{iM{  2  )w-{  3  >3+-^^ 

endlich,  wenn  nun  2  vollständig  geschrieben  wird^ 


—    92    — 

.    2.    1  1       _ 

4)  ■*■  3''*1^'^  *"•  (2k+ 1)«^ 

worin  die  ^  sehr  rasch  convergirt.  Femer  aus  3)  dorck 
Multiplication  mit  -^  : 


5)       li+T'+""(äö"'~'?/l=^8+*=' 


Addirt  man  diese  zu  4),  so  kommt,  da  da.  Glied  ^ 

als  anendlich  klein  weggelassen  werden  darf' 
^     1     1  .  1       1.1  |2k«-».„       ,.  2«    „ 

2k  *"^ 

aber  wegen  8)  Ut  dieses  auch  gleich  giTTZr^+Ci 

und  sonach  durch  Vergleichung  dieser  beiden  Werih^ 

6)  C2'-2>.=2'-l+^V|;  ^^(''^;~^)(S..,-1) 

Ist  s  >>  1,  so  ist  für  Ct  einfach  S,  za  setzen  und  dion 
kann  diese  Gleichung  dazu  dienen^  solche  S«  zu  rechnei^l 
deren  unmittelbarer  Ausdruck  nur  sehr  langsam  coiD▼e^9 
girt;  so  wenn  ft<^3  ist  'i 

Multiplicirt  man  aber  5)  mit  2  und  subtrahirt  tk^' 
▼on  der  folgenden^  die  sich  aus  3)  ergiebig  wenn  2  k  Ar 
k  gesetzt  wird: 

-11  1     _    2k^-« 

*'*^+  3»+*'**c2k/~2^-::^+^ ' 

to  erlMÜt  man 

^-^+T- (2k=:ir'^''^  ^^ 

odeiv  da  die  Beihe  links  convergirt,  .  - 


-«JLns  dieser  Bestimmung  rist  weiter  ersicbtlicli,   dass  die 

^y  wemi  s  <;  1,   alle  negativ   sind,   was  daraus  erhellt, 

^s  die  KeUie  links  posiüT,  dagegen  1  —  2^~*  negativ;  Ist. 

Addirt  man  endlich  7)  zu  5),  so  ergiebt  sich,  wenn 

1 

4as  unendlich  kleine  Glied  TöTÄi-  weggelassen  wird, 

11  1  ti-«      «2« I 

•  III. 

Fassen  wir  den  Gegenstand  von  allgemeinerm  Stand- 
punkt auf,  so  lassen  sich  alle  Beihen  von  der  Sorm 

1.1  ,  1  ^  1 ^  .  1 


fUmmiren,  wobei  p  und  X  beliebige  ganze  positive  Zah- 
len sind.  Es  erhellt  nämlich  aus  der  Kontinuität  der 
Funktion 

«)G.    a(x,s)=gl+c-jl+^-^.+.....^:; 

^er  entwickelt 

die  fUr  ganze  Werthe  von  x  vermöge  der  Gleichuiig'3) 
folgende  Form  annimmt 

10)  D.       ^(x,Bj=l  +  2i+3i+---^^^:iYjr 

und  somit  endlich  ist,  dass  a  (x,8)  für  jeden  Werth  von 
X,  der  von  o  verschieden  ist,  immer  eine  endliche  GVMse 
Ueibt  und  von  k  unabhängig  ist  Diese  Funktion  geht 
fcner  die  Belalidn  ^in 


—    M   — 

11)  E.  a(x+l,B)  =  |;+a(x,8) 

tt)  F.  ff (2,8)=  1  ,  a(l,8)=0,  a(0,B)=-a> 

Setzt  man  in  9)  x=: — ,  so  kommt 

P 

Lässt  man  hier  k  in  2  k  übergehen,  so  wird,  wenn  nock 
1 


(2kp+p+ir 


addirt  wird 


'^+,-^,+  7,^+ 


•     •      • 


i,,Ä^,  _^i 


3t*  (p+^r  (Zp+J^y  ^    (äkp+p+x)" 

<p-->. 

Lässt  man  in  13)  p  in  2p  übergehen;  so  ist:  I 

**^  X*+(2p+X)'+(4p+X)'+      (akp+x)«-  . 

Wird  diese   Gleichung  von  der  vorigen  subtrahirt;  M^ 
erhält  man 

15)  r:"^"^^ 


(p+X)P^(3p+X/  ^       (2kp+p+X)'  - 
und  endlich  durch  Subtraction  von  15)  von  14) 


!•)  Vt;:^      ^ 


l*     (p  +  Xj'-(2p+X)'  - 

^j(2-2.>+2..(i-,8)^2a(^.)| 


(2p)" 


wobei  zu  bemerken  -ist,  dass  wegen  der  Contergemi 
dieser  Beibe  die  Fortsetzung  derselben  so  weit  man  will, 
gescheben  kann. 

Aus  der  letzt  berge!  eiteten  Gleicbung  ergiebt  sieb 
unter  anderm  f&r  X  ==  1,  p  ==  1 : 

woraus  dureb  Vergleichung  mit  7)  die  Bestimmung 

20)  G.  (2-2')=(r(4-»») 

erbalten  wird. 

Für  p  =  2,  X  ?=r  1_  ergeben  sieb  resp.   aus  14]^  15) 
und  16)  die  Bestimmungen 

11  1  1  Ik'--*  /  1     \J 

21)  l^p-H^+-'prM7=^Ji=^B+*^Cx'Vi 

as%  ,1.1     1  .     _ 

irj(2+2*-40c,-2a(4-,B){ 
ftlr  p  =  2,  X  3=  3  ist  a^s  14)    .    \      ;^ 

«-V  111  1 

Diese  mit  22)  Terg^cben,  giiäbt  die  Bestimmung 
KJH.    a(^,B)+a(-|-,.)=(2+2i'-4')c, 


-  n  - 

^  im  88)  inUtitur^  aoch  fcilg«nde  gial» 

▼on  der  in  der  Nummer  V.  eine  Verallgemeinerang  mit* 
geiheilt  werden  soll.  '^ 

Auch  die   Gleichung  25]  kann   allgemeiner  ausge- 
drückt werden.    Werden  nämlich  in  9)  für  x  nach  und 

,    ,      _,                         12  n— 1 

nach  die  Grössen  X,  x  +  — ,  x  H , x  -f- 


n   '       '  n  '  '         n 

substituirt;  und  alle  resultirenden  Gleichfingen  addfliy 
fo  kommty  wobei  n  eine  ganze  positive  2ahl  bedeutet: 

^(nx  +  nk  +  n  —  1)" 

Setzt  man  aberMn  9)  ^x  für  x.und  nk  Air  k,  4o^ 
leicht  zu  sehen,  dass  die  vorige  Bestimmung  in  folgend« 
tb^rgdit 

a (x,s)+a^x+- ,  B^+a^x-Hj-,  9^^  •  • . . .  a^x  +  ^~,  ») 

27)  K.  ==n*a(nx,  8)  +  (n— n*)c 

Diese  Belation  ist  analog  mit  der  bekannten  für  die 
Funktioa  Ig  r(x);  in  der  That  ist  auch  für  ganze  Werthe 

d'lerfx) 
▼on  8,  afx,  ö)  fast  ideojtiich  mit    ■  'V  V  ^ 


Das  VorKergehcndc  kezog  «ich  auf  beliebige  positive 
Werthe  der  Grösse  s.  Im  Foljgenden  sollen  noch  eiQigQ 
Sstze  entwickelt  werden,  die  nur  für  solche  ViTerthe  yon 
B  Geltung  haben;  welche  kleiner  als  1  sind.  Sie  sind 
;anz  geeignet;,  die  Fru<)ihtbarkeit  der  hier  gebi^uchten 
Uethoden  in'n  Licht  zu  setzen. 

Für  jede  Funktion  f  (x)  besteht   nach  Fourier  die 


Bleichung f(i)=  A4- 2  S  ArCos2r;«x+2\2r  B^Sin2r« 

r=l  .:  .     ^=1 

Für  alle  Werthe  von  x,  die  zwischen  0  und  1  liegen, 
wobei  die  Konstanten  A;  Ar  >  Br  folgenderweise  bestimmi( 
sind 

Ä=^x)dx,  Ar= /f(x)Cos2r;ixdx ,  B,  = /f(x)Sin2r  ;ixdx 

0  0  0 

Wenden  wir  diese  auf  die  Funktion  <7(x;s)  an^  so  ist 
Torerst 


0 


4  X     _  (r+l)^-'--r^-' 


und  daher,   wenn  an   9)  die  Integration  zwischen  den 
Gränzen  0  und  1  vollzogen  wird 

4 

28)  /a(x,  s)  dx3=:cs  5 

bmer  besrtehen,  wenn  0<1  die  Int^ralbestimmplkgeD 

29)    '       ' 


f- 


Cos2mx  ,         rrt— s)    Q.   BX 


«  t 


/Sm2r.Txdxr=0,  /Cos2rjvxdz=a 

Hultiplicirt  man  daher  dieGleichnngeii  9)  mit  Sin2rjizd: 
nud  integrirt  toh  0  bis  1,  so  kommt 


,_.      l+l                            k+1 
-     S     I -i dx=-l -5 dx, 

oder,  da  oo  für  k  +  1  geseilt  werden  kann : 
30)  L.  y^x^)Sin2r,„dx=-^^^L.Co8^  1 


nnd  eben^ 


ya(x,s)Cos2rTxdx=-^5;^  Sin 


SJK 

2 


Snbstituirt  man  hierin  1  —  s  ftLr  s,  so  kommt  auch 


«D 


y^x,  l-.)8in2r.«dx=— ^i^Sin^ 

0 

I 
/o(x,  1  ~  s)  Cos  2r;ixdx=~  .^  y  ■  ^os-^ 


MnltipKcirt  man  die  Gleichungen  30)  und  81)  resp 
mit  einander,  so  ergeben  sich  mit  Hülfe  von 

noch  folgende  Belationen 

la(Xj  s)Sin  2r;i  x  dx. /a(x,  1— s)Sin2ir;i  xdx;=:^ 


—    99    — 
1 

4r 


i  1 

/a(x,s)Co8  2r;ixdx. /a(x,l— s)Co82r';rxdx=-j- 

*0  0 


*Nimmt  man  endlich  in  der  Eingangs  dieser  Nr.  ange- 
ftlirten  Funktionsgleichung  f  (x)  als  g  (x,  s)  an  und 
benützt  die  in  28)  und  30)  gefundenen  Bestimmungeni 
80  kommt 

8S)  M.  o(x,8)=Ca 


21X1 — B)a.   a7ilCos2.ix     Co84;ix     Cos6.tx  .        i 


~  (2;.)'-»  ^**°T      !>-'     +~2^^^'''     «'-'     '^•••' 


[ni     Sin  6.7X 
1 

und  durch  Umsetzen  von  x  in  1  —  x 


0(1 X;S)=Ct 

2r(i — 8)a.  ax  (  Cos2.ix      Co84;tx      Co86;ix  J 

~  ■(2^Ö^*"^'°'2'/    1'-'     +    2«-      +    31-'     ■*"";j 

2ltl— 8)^     8slSin2.ix  ,    Sin4.7X  .   Sin6.w    .  1 

Biese  mit  33)  durch  Addition  und  Subtraction  verbun- 
den; giebt 

Co82.TX     Cos4.7X  ^     <y(x,s)+g(l~  x,8)— 2c,  ,^   .  ._^ 

•  "*  4lXl-8)Sin-y 

W) 

_Sin2.TX      Sin 4«»  ff(x,8)  -  g(l  — x,8)  ,o  _^ ,'_, 

4lXl-rB)C08-n- 


,  In  diesen  Resaltaten  sitid  die  Grössen  x  nnd's  ein- 

ff  • 

zig  an  die  Bedingung  gebni^den,  dass  sie  cwischen  C 
nnd  1  liegen,  von  diesen  Grenzwerthen  selbst  aber^  so- 
wie von  allen  Übrigen,  ausgeschlossen  sind. 

f  .  1         • 

Oiebt  man  dem  x  den  Werth  -j-,  so  wird  ans  33] 

oder  mit  Zuzieljinng  von  7)  und  20) 

(2-2')c +^-j;ÜSin|^(l-2')b,^ 


oder 


c         2r(l-s)Sinf. 


1— • 


oder  auch 
85) 


ci  _,  (2  ä) 

c.    _       (2^)'' 


F 


oder  mit  Zuziehung  von  7) 
86)  N.    _     2«+  3'      4'+         2-2.  ^. 


•   • 


1— gi=;+3i=;— 4rr;+--  2lX8)Oo8-^ 

• 

Eine  andere  ähnliche,  schon  von  Schlömilch  angegebene 

'1 

Ilelation  kann  aus  34)  unter  der  Atinähme,  dasl  z  s^-t-, 

gewonnen  werden.    Es  wird  nämlich  alsdann 

1-L+-1-1-+. .  ._<-i->0-<4->0.,,.;^ 

»-31-.+51-.     71-.+     — ^   ^  .     '-'^^J 

-      4rci^)öb8^    , 

oder  wegen  26),  in  der  s  in  1  ^  a  umgesetzt  ist 


-    UH    — 


Ct' *-")"'' Ct'^O 


"*  «■' 


oder  4r(l-8)Co8-5^ 

a(-|-,B)-a(4-,8)     _ 


87) 


oder  wegen  26) 

. 1       1        1 

88)  O. 


.t 


1      3.+  5.      7.-t-  ;,, 


Dividirt  man  endlich  36)  durch  38);  so  kommt: 
89)  P.       ig^_l_  1-2»    ,1       2» +3' ;/_' 

dne  merkwürdige  Bestimmung  für  die  Tangente; 

Die  in  Nr.  III,  angekündigte  Verallgemeinerung 
Ton  Gleichung  26)  wird  auf  folgende  Art  erhalten.  Ana 
Oleichnng  34)  ist 

^(x,»)— ir(l— x,»)=5 

(2xy       iein2ÄX^Sin4ÄX,  Sin6;rx 


i(s)8m-^ 


in6;rx,        / 


—  1«  - 

Ltsst  iban  hier  z  ucli  und  nacli  folgend*  Werthe  •&• 
nehmen : 

13     5  2-»— 1 


•  •  •  • 


2« '  2" '  2" '  i^ 


addirt  dann  alle  geraden  Gleichungen  nnd  subtrahiri 
alle  ungeraden,  und  ordnet  nach  den  Nummern |  so 
kommt 

+  Sm^ gin(^-'-<)^*i 

T  Olli  2„_i  —  pin         g,^^ 

Die  Summe  der  Beihe  in  der  Klammer  rechter  Hand  ist 
aber,  gleich 

Sin  X  n 


»Cosi^, 


Dieser  Ausdruck  ist  Null  für  alle  Ij  ausgenommen,  wenn 

X  von  der  Form  (2n^+ 1)2"-^,  für  welcjbe  er  die  Form  -^ 

annimmt;  wenn  m  eine  ganze  positive  Zahl  vorstellt  Ver- 
fährt man  in  diesem  Fall  nach  den  bekannten  Regeln 
der  Difierenzialrechnung,  »o  findet  sich  dafür  der  Werth 

-       2-^Co8(gm+  1)3-^  «_f     .^o._, 

«,_2m+l  -^    ^^^  .  .  " 


Sin 


2 

In  der  Summe  rechter  Hand  verschwinden  ;demiiach  alle 
Glieder,  mit  Ausnahme  derjenigen)  wo  X  =  (2mH-l)2'*^» 
<^der  also,  wo  X  gleich  ist 

1.2-»,  3.2-»,  5.2->, , 


-    108    ~ 

md  dieselbe  geht  über  in 

2a-s  2*~~'  2"""' 

(1.2^)^""  (3.2-^)^-''"  (5.2-»)>^~^ 
oder 


»  •  * 


•  •  • 


ttdeir  wegen  38) 

SO  dass  nim  schliesslich 

40)  Q.       =_2"jl-i-+i^^+..| 

welches  die  angekündigte  Belation  ist. 

Substituirt  man  in  27)  -qq  fUr  x  und  2"  {ttr  n,  so 
kommt  wegen  12) 

''(2^'0"^''(2^'0"^ ''(~2^'0 

=(2°— 2~)c 
oder,  da  27)  bei  der  Annahme  n — 1  statt  n, 

(2^i_2(-»)')c 
g3)t,  to  wird 


~    104    « 

r 

und  durch  Addition  dieser  leiatem  mit  40) 
42)        =_2«-'jl-^+l~^+.... 


y(2->  +  2«-')'-2-)c. 


t 


f  .        .  «       • 


-    106    - 
»r.  4»!  aad  4a*. 


s 

e 

^ 

Will 

Jlf 

.:  .'  1  1  '  1  Mi..„3.,..,ä„.,J,i 

; 

.1 III 1. :-,„.,..,.-;'.;,.,„,,. 

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n-alirend  der  Monate  Juli,  August,  September  u.  OctoLcr 

^ 

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niuht  angestelll. 

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(Mitgetheilt  am  91).  November).        .    . 


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1)  Für  den  tou  freiem  Auge  sichtbaren  Theil  des 
Schweifes  bestimmte  ich  folgende  scheinbare  Längett 
und  Breiten:  r        :      . 

Sept.  12.    •  .  .  .    ^3— lOcirc. 

,13 10 

,     16.  7^  30  ....  40 

^    20.    i 5,5-60 

j,    27.    ;..•...  lOi;  grösste  Bi^eite  ungef.  !•. 
j,    28.  1^  15  .  .  .  .10—12;  grösste  Breite  ungef.  1,«5. 
,    29.  7*»  30  ...  .  15,5 ;  grösste  Breite  ungefähr  2«  in 

in  9— 10»  Entfern,  vom  Keni. 
Oct    1.  .  .  .  .  ;  ^  .  26— 270  5  oberes  Schweifende  in  der 

Nähe  von  f  urs.  maj.  —  Nitf 
auf  Augenblicke  durch  Wel- 
:    ken  sichtbar. 
,-     3.  T»30.  .  .  *27— 280;  f^ber  ^  urs.  maj.  hinaus; 

grdsste  Breite  3»  in  I5o  Entf. 
vom  Kern. 
»      4*  T»  30  ....  (28)-.29,065  gr.  Br.  3^  i»  150  Entf. 

vom  Eenih 
9      6.  7'*  80  •  w  .  .  330  (über  ^  urs*  maj.  hinaus);  gr.  Br. 

ö,6-*-^6«  in  1Ö~170  Entfernung 
roBbEem. 
9      &  7^  aO .  .  .  V  36<»  (über  ^^  ^nd  ir  urs.  maj«  hinaus ; 

-  griBr.  6^90  hl  16^200  Entf. 
.    ■'■  i  ■  ••*vom 


~    118    - 

t.    7.  7M5.  .  .  .37,5—380;  gr.  Br.  6—7"  in  15- 
Entf.  vom  Kern. 

14.  6'' 24"  circ.  (Sparen  bis  28"  vom  Ken 

16.  deutlich  aichtbai-  auf  6"  (Spur,  bis  9»  vom  I 


2)  Vom  15.  Sept.  an  begann  der  Schweif  eine  ge- 
krümrate, säbelförmige  Gestalt  anzunehmen,  deren  con- 
vexe,  nach  Süden  gerichtete  Seite  hell  und  ziemlich 
Bcharf  begrenzt  war,  während  sich  auf  der  viel  liid 
schwachem  und  ganz  verwaschenen  concaveu  Seite  keij) 
deutliche  Begrenzung  angeben  liess. 

3)  Die   Helligkeit   des  Kometen   zur  Zeit   aein^J 
grössten  Lichtstärke   mag   etwa   der   von   Ärctur   glei<^'l 
gekommen  sein,  oder  hat  dieselbe  doch  nur  um  Wemga|T 
übertro£fen.    Am  3.  Oct.  suchte  ich  nämlich  die  Zeit  do«  I 
(von  freiem  Äuge)  Sichtbarwerdens  von  Arctur  und  vom.' 
Kometen  zu  bestimmen,    und   richtete   desshalb   meinen 
Blick  schon  geraume  Zeit  vorher   nach   der  Stelle,   wo 
diese  Gestirne  hervortreten  sollten.    Um  5''  55'"  aali  ich 
erst  den  Arctur,   unmittelbar  darauf  den  Kometen;    am 
.4.  Oct.  dagegen  erblickte   ich  um  5''  52"'  erst  den   Ko- 
meten, und  kaum  '/i  Minute  später  den  Arctur.    Erste- 
rer  erschien  beide  Mal   als   ein   nebelüeck artiges,   matt- 
leuchtendes, reinweisses  Scheibchen,   letzterer  hingegen 
als  stark  rothgelber,  glänzender  Punkt.  J 

4)  Am29.Sept.,  am3.und[wenigerdcutlich)am4.0ct  1 
sah  ich  einen,  von  der  convexen  Schweit'grenze  ausgehen- 
den, Itchtschwfichen,  geradlinigen,  nach  oben  sich  etwas 
erweiternden  und  nach  beiden  Seiten  bin  verwaschepen 
Nobenschweif,  der  in  der  Nähe  des  viel  heilem  Haupt- 
schweifes von  demselben  fast  vollständig  überglänzt 
wurde,  etwas  weiter  davon  aber  deutlich  hervortrat.  Am 
4.  Oct.  machte   ich  Herrn  Oberingenieur  Denzler,    und 


-    119    - 

»p&ter  einige  andere  Personen,  welche  die  Sternwarte 
besnehten;  anf  diesen  Seitenzweij;^  aufinerksam,  der  so- 
dann Allen  dentlidh  bemerkbar  scbien.  Am  5.  und  6.  Oct. 
konnte   ich  nur  noch   fast   nnmerkliche  Spuren  dieses 
Zweiges  auffinden^  und  am  7.  und  allen  folgenden  Tagen 
(vom  8.  bis  14.  Oct.  war  der  Himmel  bedeckt)  liess  sich  gar 
nichts  mehr  von  demselben  wahrnehmen  ^  hingegen  er- 
streckte sich  am  7.  Oct.  um  8^  45'"  Abends  eine  kurze^  un- 
mittelbar am  Schweifrand  ziemlich  breite,  astförmiee 
Verlängerung  in  Bectasc.  230%  Decl.  +  40^  über  die 
mnthmassliche,  convexe  Begrenzungscurve  hinaus,   die 
sich  an  dieser  Stelle  plötzlich  und  stark  umbog.  Die  Ursa- 
che hiervon  könnte  jedoch  vielleicht  bloss  in  atmosphä- 
rischen Zuständen  liegen,  obgleich  mir  diess  nicht  wahr- 
scheinlich scheint.  (Der  Himmel  war  zu  der  Zeit  nicht  ganz 
klar,  und  überzog  sich  bald  nachher  ganz.)    Die  Länge 
des  XfebenschweiM  betrug  am  29.  Sept.  ungefähr  12 — 13^ 
bei  einer  Breite  von  1^^  am  3.  Oct.  etwa  12^  bei  1^  (unten) 
—  20  (oben)  Breite,  und  am  4.  etwa  12— 15t>  bei  1—2« 
Breite.  —  Die  Bichtung  seiner  Axe  ging 

am29.  Spt.  ungef.v.  R.  1940,  D. + 370,  nach  R.  2000,  D. + 38<>, 
,   3.  Oct.     -     -R.l?08o,D.+30«,    -    R.214o,D.+40o,i) 
l   4.0ct     »     „  R.213o,D.+30o,    „    R.220o,D.+42o.2) 

5)    Aussehen   des   Kometen   im  vierfüssigen 
Franenhofer,  bei  65-  (und  120-)facher  Vergrösserung. 

Sept.  11.,  12.  und  13.  Kern  ziemlich  hell,  aber  undeut- 
lich begrenzt;  Schweifumriss  verwaschen,  Helligkeit 
des  Scmweifes  gegen  die  Ränder  und  mit  der  Ent- 
fernung vom  !^rn  abnehmend  |  rechte  ^)  Hälfte  des 
Schweifs  etwas  heller  als  die  Imke. 

Sept.  16.,  19.  und  folgende  Tage  (bis  23).  Kern  hell, 
aehaif  begrenzt,  vom  parabolischen  Schweif  rings- 
um umgeben;  grösste  Helligkeit  des  Schweifes  nicht 
mehr  in  der  Ricntung  seiner  Axe,  sondern  nahe  beim 
rechten  Rand,  der  auch  schärfer  begrenzt  ist,  als  der 
Rand  links. 


0    Am  3.  0«t.  ooDvexer  HauptBohweifrand : 

R.  2060,  D.4-250  .  2060,+a00  j  209,05,+400  ;  Wi0,+6ff>. 
2)  Am  4.  Oct.  convexer  Hauptschweifrand: 

R.  2100,  D.+230  5  2130,+300  -,  214,05,4.400  .  2|20,4-ö00. 
^)  r.  and  1.  im  astronomischen  Fernrohr. 


—    120    - 

Oct  3.  Kern  nach  der  Schweifaxo  lu  scharf  begrenzt 
und  hell,  nach  der  dem  Schweif  abgewandien  Seite 
weniger  hell  und  mit  einem  ihn  umgebenden  hellen, 
wahracheinlich  parabolisch  gekrümmten  Lichtbogen- 
durch  einen  Lichtsector  (von  fast  270^)  von  etwas 
geringerer  Helligkeit  verbunden.  Die  Lichtstärke  die- 
ses Sectors  übertrifit  iedoch  an  ihrer  hellsten,  ziem- 
lich schmalen,  der  Schweifaxe  ungefähr  entgegenge- 
setsten  Stelle,  noch  die  des  eigentlichen  Seh  weites, 
nimmt  aber  gegen  die  etwas  eekriimmten  Begren- 
zungsradien hin  an  Intensität  bedeutend  ab.  —  Der 
Schweif  selbst,  in  welchem  der  Lichtbogen  nach  bei- 
den Seiten  hin  sich  allmählig  verläuft,  umgibt  in  pa- 
rabolischer Gestalt  Lichtbogen  und  Kern,  und  wird 
in  2  Zweige  getheilt  durch  eine  dunkle,  ebenfalls  pa- 
rabolisch oegrenzte  Axe,  deren  ganz  dunkles  oberes 
Ende  zwischen  den  Begrenzungsradien  des  Lidit» 
sectors  den  Kern  berührt.  Rechter  Schwei^eil  Im»!* 
1er  als  der  linke,  und  ziemlich  scharf  begrenst;  leti- 
terer  verwaschen  ^). 

Oct  4.,  5.,  6.  und  7.  Aussehen  des  Kometen  wenig 
anders,  als  am  3.  Oct.,  nur  scheint  am  6.  Oct  der 
unmittelbar  hinter  dem  Kern  liegende  Theil  der  dun- 
keln Axe  nicht,  wie  an  den  frühem  Ta^en,  ganz  so 
schwarz,  wie  der  dunkle  Himmelsgrun^^  am  7.  ist 
jedoch  der  schwache  Lichtschimmer  an  dieser  Stelle 
nicht  mehr  bemerkbar. 

Oct.  14.  Kern  gegen  die  SchweiflEuce  hin  scharf  be- 
grenzt, nach  der  andern  Seite  zu  in  einen  Liehtbü- 
schel  übergehend,  der  in  einen  hellen,  mit  dem 
Kern  ungefähr  concentrischen  (?)  Lichtbogen  ausläuft. 
—  Der  Schweif  umgibt  in  paraboliscner  Q^stalt 
Lichtbogen  und  Kern.  Dunkle  Axe.  Rechter  Schweif- 
rand noch  immer  bedeutend  heller  und  schiüier  be- 
grenzt, als  der  linke. 


0  Bei  Arotur,  der  nach  7^  30  in  cire.  V2O  Entf.  vom  Kern  darch 
den  Schweif  bedeckt  wird,  ist  auch  nicht  die  gerini^ste  Abothma 
von  Uelliffkeit  and  Gkine  bemerklmr. 


-    121 


Itfr.  498. 


Ihfof«  BS«  Pcrty^ 
Teher  Chronuitliun  Okenl« 


Am  1.  November  1868  erhieh  ich  durch  die  Güte  des 
mm  Pro£  Schaffhansen  in  Bonn  ein  Gläschen  mit 
iromatium  Okeni  (Monas  Okeni  Ehrbg.),  welches, 
schon  4  Tage  auf  der  Beiae  gewesen,  doch  ganz  munter 
d  in  lebhafter  Bewegung  ankam.  Das  Gläschen ,  wel- 
es  nicht  V2  Unze  fasstCi  war  von  Hnnderttausenden  die- 
I  kleinen  Geschöpfes  erftlllt,  welches  bis  jetzt  in  Tümpeln 
i  Jena^  St.  Petersburg,  Berün,  Bonn  beobachtet  wor- 
a  ist.  In  meinem  Falle  wurde  das  Wasser  hiednrch 
»nroth  gefitaHbt;  so  als  wenn  man  Burgunderwein  mit 
aaser  verdünnt  hätte.  Unter  dem  Mikroskop  z^gte 
iromatium  Okeni,  in  Hunderten  von  Individuen  einen 
einen  Tropfen  erfüllend;  sich  in  seinen  verschiedenen 
>rmen  und  Entwicklungsstufen ;  die  grössten  Individuen 
reichten  Viso  Liine,  die  kleinsten  waren  kaum  V1200 
nie  gross.  Die  weitaus  überwiegende  Mehrzahl  zeigte 
iter  dam  Mikroskop  eine  etwas  schmutzig-violette  Farbe, 
oige  wenige  (immer  nur  kleine)  waren  grün.  Ander- 
Ärts  ist  dasselbe  Geschöpf  auch  rosen-  und  carminroth 
wbachtet  worden.  Die  Mehrzahl  der  Individuen  war 
'lindrisch,  an  beiden  Enden  abgerundet,  meist  etwas 
»bogen  (wurstförmig),  2 — 3  Mal  länger  als  breit;  ganz 
leine  Exemplare  waren  zum  Theil  bim-  oder  kugel- 
^rmig.  Man  sah  viele  Exemplare  in  Queriheilung,  und 
irar  nicht  bloss  grosse,  sondern  auch  ganz  kleine  von 

Bern.  MittheU.  9 


Vsoü  —  Viao  Liiiiö.  In  den  allermeiaten  Fällen  nahm 
kleme  hello  Kreise  —  von  scharfem,  dunkeln  Band 
geben —  walir,  in  der  Zahl  von  1  —  12;  waren  nur 
ni|^o  da,  s»  standen  sie  in  einer  ßeihe  hintereinander 
der  Linie  dea  Liinf^endurchmesaera ,  wenn  mehrere,  « 
standen  sie  ordnungsloa,  Eb  war  nicht  mit  Sicherheit 
zu  entscheiden,  ob  dieae  innern  Gebilde  Bläschen  oder  ^ 
nur  Vacuolen  waren ;  vermuthlich  sind  sie  doch  das  er-  ^ 
atere  und  dienen  zur  Fortpflanzung.  Ihre  Zahl  nahm 
in  der  Kegel  mit  der  Grösse  der  Exemplare  zu;  man 
Bah,  jedoch  nur  äuaserat  selten,  auch  ganz  grosse  Indi- 
viduen, welche  sie  völlig  entbehrten.  Stehen  diese  Ge- 
bilde etwas  ausser  dem  richtigen  Focub  ,  so  erseheineu  sie 
ala  schwarze  Punkte  oder  Flecken.  —  Die  fortrüekends 
Bewegung  von  Chromatium  Okeni  iat  massig,  oft  ziem- 
lich schnell,  und  erfolgt  auf  die  aowohl  bei  den  Ciliaten 
ala  Phytozoidien  (also  allen  sogenannten  InfuHorien)  ge- 
wöhnliche Weise,  nämlich  unter  steter  Drehung  um  die 
Längenaxe,  demnach  in  Schraubenlinien.  Manchmal  ste- 
hen Individuen  auf  einem  Pole  einige  Zeit  an  der  glei- 
chen Stelle  und  rotiren  hiebei  sehr  rasch  um  die  Längen- 
axe. Eb  war  durehaua  unmöglich,  einen  Grund  der  Be- 
wegung aufzufinden ;  man  siebt  auch  bei  narkotisirten  oder 
angetrockneten  Individuen  mit  den  stärksten  Objektive» 
nie  Rcwcgungafaden.  Chr.  Weiasii  meine»  Werkes: 
„Zur  Ivenutnisa  kleinster  Lebensformen,"  p,  174,  t.  16, 
f.  15,  ist  vielleicht  eine  Varietät  von  Chr.  Okeni,  steht 
ihr  jedenfalls  ganz  nahe.  Die  ganze  Beschaffenheit  voB 
Chromatium  und  die  nun  stattgefundene  genaue  Unter- 
suchung bestätigt  die  schon  früher  auageaproehene  Vef' 
muthung,  dass  Chromatium  gar  nicht  zu  den  Mona- 
dinen,  sondern  in  die  Nähe  der  Vibrioniden,  ns- 
menliich  der  Abtheilung  Bactorina,  zu  stellen  sei,  —  Die 


-    123    - 

kleinen  Wesen  blieben  über  14  Tage  munter  und  bewegt. 
AUmälig  wollten  sie  nioht  mehr  die  ganze  Flüssigkeit  er- 
füllen^ sondern  häuftrai  sieh  mehr  unten  an;  immer  meh- 
rere verloren  die  Bewegung;  und  bildeten  endlich  einen 
schmutzig -röthlichen;  der  Zersetzung  entgegengehenden 
'Bodensatz. 


Terselchülfis  der  fOr  die  Bibliothek  der 
Seiiirelz«  NTaturCi  fiesellsehaft  elnge- 
SS^BS^neii  tteiMhenke* 

Vm  Herrn  Dr.  W.  Matika. 

Heuer  Beweis  des  Kräften -Parallelograms.  4.  Prag,  1856. 

Von  Herrn  Dr,  E.  BiAchner. 

Cardanas -Formel.  Lösung  des  300jährigen  Problems.  8.  Hild- 
»  bnrghansen,  1857. 

^     Von  Herrn  G.  IT.  SippeL 
l  Theorie  der  Paralleleh.  8.  Marburg,  1856. 

Von  der  Redaktion. 
'  Gemeinnützige  Wochenschrift.   Jahrg.  Vin,   1—18.   Würzburg, 

I  1858.    8. 

■ 

Von  der  k*  k.  Sternwarte  in  Wien. 

Annalen.    Dritte  Folge ,  Bd.  VII.    8.    Wien ,  1858. 
Vo^m  Herrn  Verfasser. 

Homstein.    lieber  die  Bahn  der  Calliopse  und  ihre  Opposition 

im  Jahr  1859.    Wien,  1857.    8. 
—  üeber   die   neuesten  Fortschritte  der   Astronomie. 

Heft  I.    8.    Wien ,  1857. 
Von  der  TU,  Redaktion. 

Gemeinnützige  Wochenschrift.  Würzburg ,  Jahrgang  1858.  Nr.  19 
bis  22. 
De  PAcademie  des  Sciences  de  Bordeaux. 

Actes,  1857.    1?»"  et  2«  trimestres.    Bordeaux,  1858.    8<^. 
De  la  Soeietii  des  Sciences  TuUurelles  de  Luxembourg. 
Actes.    Tome  IV.    Luxembourg ^  1857.    &^. 


—    124    - 

TeraelclmlMi  der  IHltglleder  dar  Bmtm« 
rlsehen  IVatiirforaeli.  CtoseliidiaiU 

(Am  Schluss  des  Jahres.) 


Herr  B.  Studer,  Präsident  für  1858. 
„    L.  Fischer,  Secretftr  teit  1864. 
9    Christener,  Bibliothekar  der  Schweiz. 
Nat.  GeseÜBchaft  seit  1847,  and  Cor- 
respondent  derselben  seit  1849. 
„    J.  Koch,  Unter -BibliothekAT  seit  1857. 


Herr  Anker,  M.,  Professor  der  Thierarzneiktmde  (1822) 
j,    Antenen,  Lehrer  an  der  M&dchenschnle    ..  (1849) 

„    Beck,  Eduard (1853) 

Benteli,  Notar (1858) 

Benteli,  Bud.,  Hauptmann  .        .         ..(1858) 

^    B  r  ä n  d  li ,  Lehrer  der  Mathematik  in  Bnrgdorf  (1846) 
,,    Bron,  Notar  zu  Corban       ....  (1853) 

„    Brügger,  Lehrer (1848) 

Brunn  er,  Dr   und  Professor  der  Chemie    .  (1819) 
Brunn  er,  Telegraphendirektor  in  Wien      .  (1846) 

Bürki,  Grossrath (1856) 

Christener,  Lehrer  an  der  Eantonsschale  (1846) 
„  Cramer,  Gottl.,  Arzt  in  Leuzingen  .  .  (1854) 
9  Demme,  Dr.  und  Professor  der  Medizin  .  (1844) 
9  Denzler,  Heinr.,  Ingenieur  .  .  .  (1854) 
,    Durand,  Jos.,  Prof.  der Mathem.  in Pruntrut  (1853) 

j,    Dur  heim,  Ingenieur (1850) 

,,     V.  Erlach,  Med.  Dr (1846) 


9 


—    125    - 

3err  Fay,  Nordamerikanischer  Gesandter   .        «  (I^B^) 

a  T.  Fellen berg,  Dr.,  gew.  Prof.  der  Chemie  (1835) 

,  V,  Fellenberg,  Wilh.         •        .                .(1851) 

y,  Finkbeiner,  Dr.  Med.  in  Neuenstadt        .  (1856) 

,  V.  Fisclier.Ooster,  Karl  ....  (1826) 

9  Fischer,  L.,  Dr.,  Docent  der  Botanik       .  (1852) 

j,    Fischer,  Ingenieur (1855) 

j,  Flückiger,  Dr.,  Apotheker  in  Burgdorf  .  (1853) 

^    Flügel,  Notar (1858) 

„     Frey,  Bundesrath (1849) 

„    Frot^,  E.,  Ingenieur (1860) 

„  Furrer,  Dr.,  Bundesrath    ....  (1856) 

„  Gerber,  Prof.  der  Thieraraneiknnde  .        .  (1831) 

j,  Gibolet,  Victor,  in  Neuenstadt                   .  (1844) 

^     Glaser,  Gutsbesitzer (1853) 

^  Graf,  Lehrer  der  Math,  an  der  Bealsehiüe  (1858) 

9  Gr^pin,  Med.  Dr.  in  Delsberg          .        .  (18^) 

9  Guthnick,  gew.  Apotheker                 .        .  (1857) 

„    Haller,  Friedr.,  Med.  Dr (1827) 

yy  Hamb  e  r ger,  Job. ,  Lehrer  an  der  Bealschule  (1845) 

9  Hebler,  Docent  der  Philosophie         .        .  (1857) 

9  Henzi,  Fr.,  Ingenieur  des^mines        .        •  (1851) 

„  Herrmann,  Dr.  und  Prof.  der  Medizin      .  (1832) 

,,  Hipp,  Vorsteher  der  Telegraphenwerkstätte  (1852) 

j^  Jonqui^re,  Dr.  und  Prof.  der  Medizin      .  (1853) 

0  Kaufmann,  Lehrer  an  der  ICantonsschule  (1856) 

^  Kernen,  Bud.,  von  Höohstetten          .        .  (1853) 

^  Kinkelin,  Lehrer  der  Mathematik      .        .  (1856) 

^  Koch,  Joh.|  Lehrer  d.Math.  an  d.  Bealschule  (1853) 

^    König,  Med.  Dr. (1855) 

,  Krieger,  K.,  Med.  Dr.       •        .        .        .  (1841) 

r,  Kuhn,  Fr.,  Helfer  in  Büschegg                  .  (1841) 

r>  K  üp  f  e  r ,  Lehrer  d.  Physik  in  Mttnchenbuchsee  (1848) 


-  las  - 

H«r  Kupfer,  *V.»  JWL  Dr.        .        , 
^     liaa»,  Ked.  Or.  in  HW 

^    liaBcle,  I>r^^  liehrer  «n  4er  Ifmrtrmticlml 
^    LanterbtirS'  ^»  Ingenieur 
«    Lauter bnrgy  GroÄ,  Aret  in  Kindidorf 
^    Lenck,  Ango^  Ai^tlieker 
^    Lindt,  R.,  Apotheker  ,        ,        , 
^    Linit,  Wabctai,  JfcA  ör, 
^    Lut«,  F.  B.,  Med-  Dr.        ,        , 
,    liaron,  Lehrer  in  Erkch    . 
,    Meyer,  L.  R,  N^otiaat  ia  Burgdorf 
^    T.  Morlot-Kern .        -        ^        ,        , 
p    MtLller,  Cteaie-Okerrt 
^    Müller,  Apelhaker 
^    Müller,  J.,  Lehrer  in  Kel 
.    Nemkam«,  Kari,  Med.  Dr.  a  BM     . 
\    Otth,  GhastaF       •        •        • 
^    Per ty,  Dr.  nnd  Pk>ot  der  Natorwissenachafisen 
«    Qniqneres,  A,  Ing^nicnr  k  Däjmont 
^    Bamaler,  Director  der  Ekmentaiackiiie 
^    Ban,  Dr.  und  Pkx^  der  MedUdn 
«    T.  Rapppart,  Gutsbesitcer 
^    Biea,  gew«  Prof.  in  Calcotta 
^    Büttimeier,  L.,  Dr.  nnd  Prc^  in  Basel 
^    Schiff,  Dr.,  Prof.  der  veigL  Anataimio 
^    Sökild,  Dr.,  Lakrer  an  der  Kantonssckole 
^    Schinc,  Dr.,  Lehrer  an  der  Reabchnle 
^    Schlifli,  Ptofeasor  der  Mathematik  « 
^    Sekneider,  Med.  Dr«,  gew.  Re^emngsrath 
,    Schumacher,  Zahnarzt      .        «        .        ^ 
9    Schumacher,  Metiger        •        •        .        . 
«    Shnttlewortk,  R  Esqr.    . 
^    Sidler,Dr.,  LehrardMadt  a.d.£anionaadiale 


-    127    - 

B[err  Sinnier,  AitiUerie-Oberst  «        ^  .  (1848) 

'  \  Steinegget,  liehrer  in  iLangenthal    .        1  (1851) 

^  Ster»/ Apotheker  ü  Biel    .        •      \        •  (1844) 

^  S 1 1  e  r  li  n ;  Reb.,  Lehrer  an  der  Mädchenschule  (1855) 

^  Stückig  OpÄer   •        .        •      \        .        •  (1854) 

„  '  Studer,  B.,  Dr.ii.Prof.d.Natarwi88enBcha{t.  (1819) 

„  Studer,  Bernhard,  Apotheker    •        •        .  (1844) 

„  Studer,  Gottlieb,  Regierungsstatthalter      •  (1850) 

jt  Tenner,  Dr.,  Apotheker    ♦        .        ♦        .  (1856) 

„  Trächsel,  Dr.,  Docent  der  Philosophie      •  (1857) 

«  Trog,  Vater,  Apotheker  in  Thun       .        •  (1844) 

„  V.  Tscharner,  Beatus,  Med.  Dr.        .        .  (1851) 

^  Valentin,  Dr.  und  Prof.  der  Medicin         .  (1837) 

„    Vogt,  Ad.,  Dr.  Med (1856) 

,  V.  Wattenwyl,  Friedrich,  vom  Murifeld    .  (1835) 

»  V.  Wattenwyl-Fischer     ....  (1848) 

«    Wild,  Karl,  Med.  Dr (1828) 

^  Wolf,  R.,  Dr.  und  Professor  in  Zürich      .  (1839) 

u  Wurstemberger,  Artillerie -Oberst  .        .  (1852) 

„  Wydler,  H.,  gew.  Professor  der  Botanik  .  (1850) 

„  Zündel,  Lehrer  an  der  Realschule     .        .  (1850) 

„  Zwicky,  Lehrer  an  der  Kantonsschule       •  (1856) 


Herr  Beetz,  Professor  der  Physik  in  Erlangen.  (1856) 

„  Bou^,  Ami,  Med.  Dr.,  aus  Burgdorf,  in  Wien  (1827) 

„  Bouterweck,  Dr.,  Director  in  Elberfeld  .  (1844) 

„  Güster,  Dr.,  in  Aarau         ....  (1850) 

„  Gingins,  Dr.  Phil.,  im  Waadtlande  .        .  (1823) 

„  Grüner,  E.,  Ing^n.  des  mines  in  Frankreich  (1835) 

«  Gygax,  Rudolf (1839) 

n  May,  Karlsruhe (1846) 

»  Mayer,  Dr.  und  Prof.  der  Anatomie  in  Bonn  (1815) 


—    128    - 

Herr  Meiaaner,  K.  L.^  Pro£.  der  Botanik  in  Baael  (1827) 
9  Mieacher,  Prof*  der  Medisin  in  Basel  .  (1844) 
^  Mohl,  Dr.  undProf:  der  Botanik  in  Tubbgen  (1823) 
«    Morlot,  A*|  Profeaaor  .      •«        .        .  (1854) 

I,  Moaaaon,  A.,  Dr.  n.  Prof.  d.  Physik  in  Zttridi  (1829) 
^  Schina,  Bnd.,  Dr.  nnd  Prof.  in  ZOrioh  .  (1802) 
9  "  Theile,  Profeaaor  der  Hediain  in  Jena      .  (1834) 


v 


[  Jaltgiug  18S0  CNr.  167-194_),  tu  IV.  i. 

—  1861  (Nr.  196—223),  «u  fr.  4. 

—  1868  (Nr.  234-2641,  ju  fr.  6. 

—  1863  CNp.  266~309i  ku  IV.  6, 

—  1854  (Nr.  310-330),  tu  fr.  3. 

—  1865  (Nr.  331-35!!),  zu  h.  4. 

—  1866  (Nr.  300—384),  an  fr.  4. 
1857  (Nr.  385-407),  zu  fr.  3. 

—  1858  (Nr.  408-4231  z"  fr-  2. 
irgänge  1843— 1849  sin«)  vergriffcu.   Die  obigOft 
fÜBge  SUflammeii  .«lud  ,tu  ilem  «rmäaaigteti  Prelfl 

I  erlialtlicli. 


iMittheilungen  . 

Gtoile 

Ktnrfo 

in- 

rscbenden  Gesellschaft    1 

iu  Bern 

1 

aiiB  dem  Jahre  1859. 

d 

Np.  49*  —  43». 

1 

Uil   2  T.^Mn. 

1 

_ . — -p'a*%f?i/'*i;~~'~'- 

^ 

Beni. 

j 

ein  L-ommisxion  liei  lluler  und  Com{0 

^^^                  ii 

er  Hnller'KctiPn  Uucriilnirkrrp]  m  F.  ll.u.,  i 
1859. 

d 

Allttheilangen 


der 


Ltnrforscbenden  Gesellscbaft 


in  Bern 


aus  dem  Jahre  1859. 


Kr.  4t4  —  4S9. 


Mit  2  Tafeln. 


Bern« 

(In  Coromission  bei  Haber  and  Comp.) 
Druck  der  Haller'sohen  Bachdrackerei  (B.  Pb.  Haum.) 

1859. 


Inhalt. 


Seit« 
DenzUr.    Ueber  den  Einflass  der  Achsendrehung   der  Erde  aaf 

die  strömenden  Gewässer  ....  116 
V.  FeUenberg.    Ueber  ein  Aräometer  für   Dichtigkeiten ,    welche 

nur  wenig;  die  des  reinen  Wassers  fibertrefTen  1 

—  Analysen  des  Wassers  des  Schnittweyerbades  bei 

^    Steffisbarg 9 

V.  FUcher^Ooster»  Ueber  die  fossilen  Nashornreste  aas  der  Mo- 
lasse bei  Bern 19 

Koch.    Meteorologische  Beobachtungen  im  Winter  1857/58,  Früh- 
jahr nnd  Sommer  1858         •        .        .      ^11  u.  121 
Meyer^Dür,    Die  Ameisen    am  Burgdorf,    als  Beitrag  cor  ein- 
heimischen Insektenfaana         ....        34 
Sehinz,    Die  daroh  Blasen  erzeugten  Aspirationserscheinungen         105 
Sftider.    Zur  Kenntniss  der  Kalkgebirge  von  Lauterbrunnen  und 

Orindelwald      .......        89 

—  Eitrait  d'une  lettre  de  Mr.  Pagnard  k  Montier,  sur  des 

ossements  fossiles,  trouv^s  dans  les  environs 

de  Montier 97 

Wüd,     Notiz  ober  ein  neues  Photometer  und  Polarimeter  .        25 

—  und  Sidler.  Bestimmung  der  Elemente  der  erdmagnetischen 

Kraft  in  Bern 49 

Yerxeichniss  der  für  die  Bibliothek  der  Schweiz.  Naturf.  Oe.^  ell- 
schaft eingegangenen  Geschenke      2r,  47,  100,  120 

—  der  Mitglieder  der  Gesellschaft  124 


<ii- 


Mr.  494  — 4»e. 

Ii«  kl«  T«  F^lenliers« 

Veber  ein  Arftometer  für  IMchtlgkelteii) 
ifrelelie  nur  um  üfenlges  die  des  reines 

Wawwra  übertreffen« 

(Hiezu  Tafel  1.) 
Vorgetragen  den  18.  Deoember  18^8. 


Bei  der  Untersucliung  von  MineralwasBern  ist  did 
KeimtiiisB  der  Dichtigkeit  derselben  wichtig,  um  aus  dem 
Yoluinexi  derselben  «if  deren  Gewicht  sohlie3sen  zu  kön* 
nen*  Die  übliche  Methode  der  Bestimmung  des  spesifi^ 
«eben  Gewichtes  besteht  in  der  Abwägung  eines  Gefäs- 
•es  YoU  des  zu  untersuchenden  Wassers  bei  einer  bestimm- 
ten Temperatur,  und  in  der  Vergleichung  des  Gewichtes 
des  Wassers  mit  demjenigen  eines  gleichen  Volumena 
xomen  Wassers  von  derselben  Temperatur*  Bei  der  Dichn 
(i^eitsbestimmung  toh  Flüssigkriten,  die  um  einen  sehr 
Wdentenden  Bmcktbeil  you  derjenigea  des  destiUirteii 
Wassera  abweichen,  reichen  kleineore  Gefässe,  z.  B.  dit 
lOOO-Granfläschchen,  Yollkommen  atts,  und  sind  aueli 
in  Bezug  auf  richtige  Temperatur  und  absolutes  Gewicht 
^melben  auf  genauen  Waagen  leicht  zu  handhaben« 
Kfferiren  abor  die  zu  untersuchenden  Flüssigkeiten ,  wi# 
a  Bw  die  meisten  Mineralwasser,  nur  um  sehr  Wenig«« 
von  der  Dichti(^6Et  des  reinen  Wassers,  so  reichen,  4M[ 
IfiOO^GranfiSBchchen  lucht  mehr  aus,  und  um  entseh^ 
<wiAeBegnltgte.8U  erhahen^  miMl^n  schon  weitgri^Rt 

Bcnu  IGttliiiL  43i  u.  42( 


WaBsermengen  gewogen  werden,  was  empEndlicbcn  s 
lytiscbon  Waagen  Gefahr  bringt,  da  dann  schon  PfuiM 
oder  Kilogramme    auf  die  Waagschalen   gelegt   werdi 
mÜBsen.     Diese  und  auch  andere  Schwierigkeiten  habt 
mich  auf  ein  anderes  I^üttel  sinnen  lassen,  die  spezifiat 
Gewi chtsbe Stimmungen  auf  eine  einfachere  Weise  auszn- 
ftlhren. 

Von  allen  Methoden,  die  ich  durchdachte,  kam  mii 
die  Anwendnng  des  Aräometers  als  die  einfachste  vor. 
Aber  die  vorhandenen  Instrumente  sind  meistens  der  Art 
konatruirt,  dass  die  Skala  auf  dem  Stengel  eine  sehr  be- 
deutende Steigerung  oder  Abnahme  der  Dichtigkeit  an- 
zeigt; und  das  konnte  nicht  anders  sein,  denn  der  Sten- 
gel bildot  bei  allen  einen  sehr  bedeutenden  Bruchtheil  des 
Volumens  so  wie  des  Gewichtes  des  ganzen  Instrumentes. 
Um  meinen  Zweck  zu  erfLkllen ,  musate  der  die  Skala  aaf- 
zunehmendo  Stengel  gegen  das  Gefäss  des  Aräometers 
sehr  bedeutend  verkleinert  werden.  Aber  die  Grenze  der 
Verkleinerung  des  ötengels  war  bald  erreicht,  und  nun 
musste  das  Gefäss  vergrössert  werden.  Einige  vorgBn- 
gige  Berechnungen  hatten  mich  belehrt,  dass  der  Stengel 
des  Instrumentes  wo  möglich  bis  auf  1  Prozent  desselben 
oder  nocli  weiter  vermindert  werden  müsse,  damit  eine 
lOOtheilige  Skala  wenn  möglich  Zehntausendtel  des  ab- 
soluten Gewichtes  und  des  Volumens  des  Instrumentes 
anzeigen  könne.  So  viel  stand  iu  meiner  Ueberzeugung 
fest,  dass  wenn  das  dnrch  das  Gefass  des  Aräometers 
verdrängte  Wasser  um  1  Proz.  schwerer  als  reines  Wasser 
sei,  der  ganze  Stengel  des  Instrumentes  über  die  Flüs- 
sigkeit hervorragen,  und  dass  also  das  Maximum  der 
Dichtigkeit  meines  hypothetischen  Instrumentes  eine  ein- 
prozentige  Flüssigkeit  anzeigen  müsse.  Um  diese  SohlfiSBe 
m  prOfoUi  wurde  ein  Frobe-Arüemeter  zusammengesetzt- 


—    8    — 

dBine  8  Unzen  Beagensflasche  wurde  verkorkt,  und  diTrch 
/den  Kork  ein  V/2  Linien  weites  Giasröhrchen  gesteckt, 
.und  der  Kork,  um  ihn  gegen  das  Wasser  zu  schützen, 
«nit  Siegellack  überzogen.  Hierauf  wurde  das  Glas  mit 
iSchrot  beschwert,  bis  es  gerade  im  Wasser  bis  an  die 
Jtandöffnung  untergetaucht  schwamm.  Das  Glas  wurde 
^dbgetrocknet  und  gewogen;  sein  Gewicht  betrüg  333,2 
^Gramme,  und  verdrängte  also  ein  nahezu  gleiches  Ge- 
wicht, oder  332,2  Eubikcentimeter  Wasser  von  6^  R. 

Es  wurde  nun  ein  Giasröhrchen  von  4  Millimetern 
^$usserem  Durchmesser  und  1  Decimeter  Länge  im  Li- 
nem  mit  einer  um  eine  starke  Stricknadel  gewundenen 
/Skala  von  100  M31imetem  versehen,  dasselbe  gewogen 
und   das  Volumen  Wasser  bestimmt,   welches  daisselbe, 
,sm  untern  Ende  mit  Wachs  verschlossen,  verdrängte. 
Dieses  Gewicht  wurde  an  Schrot  in  die  Flasche  gege- 
ben und  nun  der  Stengel  mittelst  Guttapercha  iin  Gias- 
röhrchen, welches  im  Korke  steckte,  festgekittet.    Das 
obere  Ende  des  Stengels  wurde  ebenfdils  mit  Guttapercha 
verschlossen,  und  ein  Oehrchen  von  Platindraht  an  die- 
sem obem  Ende  eingekittet.    Nun  wurde  das  so  herge- 
richtete  Listrument  in   desiillirtes  Wasser  von  1®  R.  *) 
gesenkt;  es  schwamm  bis  zum  )p.  Skalastriche  in  Was- 
ser   eingesenkt.    Zwei   kleine   plattgeschlagene   Schrot- 
kömchen,  die  noch  in  das  Siegellack  am  Halse  der  Fla- 
.sche  eingeschmolzen  wurden,  beschwerten  das  Instrument 
.sam  Einsinken. bis  nahe  an's  Oehrchen,  in  Wasser  von 
i«R. 

.  Um  nun  zu  -erfahren,  welchem  spez.  Gewichte  der 
.kmdertate  Theilstrich  der  Skala  entspräche,  wurde. d*8^ 
:  Aräometer  wohl  abgetrocknet  und  gewogen.  Sein  CtoiriAkt 

'  ^  IMe  gerade  htrrBchendeilfempmbr../ 


-    4    — 

betmg  333,257  Grammen.  Das  Instrument  wnrde 
an  einer  im  Gleichgewicht  befindlichen  Waage,  bis 
Nullpunkt  der  Skala  in  Wasser  eingesenkt,  aufgehängt. 
Wenige  Milligramme  waren  nöthig,  um  das  gestörte 
Gleichgewicht  wieder  herzustellen,  so  das3  also  das 
Gewicht  des  Aräometers  in  Grammen  sein  Volumen  in 
Kubikcentimetern  ausdrückt.  Nun  wurde  das  Niveau  des 
Wassers  im  Gefiisse  bis  zum  hundertsten  TheÜstriche 
der  Skala  entfernt,  und  das  gestörte  Gleichgewicht  durch 
Auflegen  von  Gewichten  hergestellt.  Es  wurden  1,027 
Grammen  erfordert,  welche  also  bedeuten,  dass  eine 
Flüssigkeit,  in  welcher  das  Aräometer  bis  zum  hundert- 
sten Theilatriche  einsinkt,  bei  einem  Volumen  gleich  dem 
des  eingesenkten  Theilea,  also  333,257  —  1,027  =  332,23 
Kubikcentimeter  so  viel  wiegt,  als  das  ganze  Instrument 

nämlich  dass  sein  spez.  Gewicht  =  -äöjsö"  =  1,003  ist, 

also  um  3  Tausendtel  schwerer,   als   destillirtes  Wasser 
Ton  gleicher  Temperatur  ist. 

Somit  hätte  also  dieses  Probe-Instrument  meinen 
Zweck  erfüllt,  da  es  alle  spezifischen  Gewichte  von  1,0 
bis  1,003  anzugeben  vermag,  wobei  freilich  auf  die  ge- 
naue Beobachtung  der  Temperatur  der  Flüssigkeit  die 
grösste  Sorgfalt  zu  verwenden  ist. 

Vermittelst  dieser  eben  auseinandergesetzten  Prüfung- 
und  Justirung  des  Instrumentes  bedarf  es  nur  reinen 
Wassers  von  genau  bekannter  Temperatur  und  einer 
guten  Waage.  Will  man  das  Aräometer  zwischen  ge- 
wissen anderen  Grenzen  von  Dichtigkeiten  verwenden, 
BO  verlängert  man  den  Stengel  und  beschwert  es  mh 
Schrot,  bis  man  die  gewünschten  Grenzen  erreicht  hat. 
Zu   diesem  Gebrauche  habe  ich   oben   am   Stengel   du 


-    5    — 


lehrchen  angebracht;  um  es  an  die  Waage  aufhängen 
a  können. 

Nnn  noch  einige  Worte  über  die  von  mir  gebraudite 
kala.  Dieselbe  könnte  nach  der  bekannten  Formel  be- 
schnet^  oder  mittelst  der  Schmidt'schen  geometrischen 
Lonstraktion  graphisch  dargestellt  werden. 

Doch  schon  eine  flüchtige  Betrachtung  der  Dichtig- 
eitsdifferenz  der  extremen  Punkte  der  Skala  von  1,000 
nd  1;003  oder  3  Tausendteln  zeigt  das  Ueberflüssige 
er  graphischen  Konstruktion  einer  Skala,  welche,  wie 
>lgende  berechnete  Tabelle  beweist,    doch  gleichtheilig 

V  --V       S— S'      S' 


rürde.    In  die  Formel 


sind  als 


V"— V  —  S— S"  S' 
Verthe  einzuführen:  S  =  1,000;  S"=  1,0031;  S'  nimmt 
uccessive  alle  zehn  aufsteigenden  Werthe  von  S  =  1  bis 
1"  =  1,0031  an.  Die  Länge  der  Skala  V"  — V  ist  = 
0  Centimetern.  So  erhalten  wir  folgende  Eesultate  fttr 
ie  Skala. 


V) 


r> 


Ikalapunkt  0» 
100 
200 
300 
4O0 
5O0 
6O0 
700 
800 
900 
1000 


0,1000,  entsprechend  1,000    sp.  Gw. 


0,10028 
0,20050 
0,30065 
0,40074 
0,50078 
0,60074 
0,70065 
0,80050 
0,90028 
1,1000 


w 


rt 
9 
9 
9 


1,00031 
1,00062 
1,00093 
1,00124 
1,00155 
1,00186 
1,00217 
1,00248 
1,00279 
1,00310 


n 


r> 


9» 

II 


Bei  Besichtigung  der  zweiten  Kolumne,  wo  die  erste 
>ecimale  nach  der  Einheit  Centimeter  ausdrückt^  £allen 

•  

lie  Differenzen  des  je  zehnten  Theilstriches  in  die  Hui^» 
1er tel  von  Millimetern, 


—    6    — 

Nach  den  durch  Obiges  dargeleg^ten  Erfahmngei» 
-vmrde  ein  definitives  Aräometer  von  etwa  gleichem  Yo* 
lomen  konstruirt,  aber  nach  dem  Vorbilde  des  Nichol- 
son'sehen,  in  günstigeren  Proportionen.  Es  wurde  näm* 
lieh  ein  Cylinder  von  7  Centim.  Durchmesser  und  10  Gen- 
timetern  Länge  in  einen  gleichwerthigen  Körper  zerlegt 
dessen  Mitte  ein  Cylinder  von  gleichem  Durchmesser, 
und  dessen  beide  Enden  in  Kegel  von  60®  Scheitelwinkel 
übergingen.  Das  eine  konische  Ende  ist  im  Innern  durch 
eine  genau  nach  seiner  Form  abgedrehte  Bleimasse  be- 
schwert; so  dass  der  Schwerpunkt  des  ganzen  Systeme» 
in  der  Axe  des  ganzen  Körpers  und  so  nahe  als  mög- 
lich an's  untere  Ende  gerückt  ist;  um  beim  Schwimmen 
im  Wasser;  auch  mit  eljiem  längeren  Stengel  versehen, 
eine  senkrechte  Stellung  einzunehmen.  Der  andere,  nach 
oben  gerichtete  Kegel  endet  in  einen  cylindrischen  Ansatz 
von  etwa  4 — 5  Millimetern  Durchmesser  zum  Einkitten 
des  Stengels.  Dieser  besteht  aus  einer  dünnwandigen;  gera- 
den, etwa  12 — 15  Cen timetern,  auch  nach  Umständen  län- 
geren  Köhre  von  dünnem  Glase ;  welche  im  Innern  mit 
einer  gleichtheiligen  Papierskala  versehen  ist;  und  mit 
Siegellack,  oder  noch  besser  mit  Guttaperchakitt  in  den 
cylindrischen  Ansatz  des  oberen  Endes  des  Gefasses  des 
Aräometers  eingekittet  ist.  Das  Gefäss  des  Aräometers 
wurde  aus  dünnem,  gewalzten  Messingblech  durch  Hart- 
löthen  mit  Silber  mit  vieler  Sorgfalt  ausgeführt  vom  hiesi- 
gen Herrn  Optikus  J.  Stucky.  Nachdem  es,  wie  oben  beim 
Probeinstrument  angegeben  worden  ist,  in  destilHrtem  Was- 
ser von  50  R.  justirt  war,  wog  es  330,40  Grammen ,  und  im 
Wasser  beim  hundertsten  Skalatheile  gewogen  nur  1,588 
Grammen.    Es  gibt  also  alle  Dichtigkeiten  an  von  1,000 

bis  zur  Dichtigkeit  '^q°^_i^^q  =  hOOilS.  Die  zöge, 


-    T    — 

k^rigen  Sudeiidieile  Ton  10  sa  10  Gncten  geben' eiM 
in  der  dritten  Deciinalstelle  Abweichtuigen  von  der  Olttek» 
thdligkeit. 


Ueber  die  Art  des  Gebrauches  desselben  ist  nidils 
Specielles  sn  bemerken.  Die  genaue  Beobachtung  der 
Skalatheile  ist  Sache  einiger  Uebnng,  und  wird  am  be- 
sten Ton  untenher  vorgenommen,  indem  das  Auge  den 
Funkt  wahrnimmt,  wo  die  Fläche  verschwindet  und  die 
Kapillarität,  die  am  Stengel  das  Wasser  in  die  Höhe 
zieht,  nicht  störend  auftritt  Einmal  die  richtige  Tempe- 
ratur des  zu  prüfenden  Wassers  hergestellt ,  ist  die  Ge- 
nauigkeit der  Eesultate  dieses  Instrumentes  wohl  eben 
80  verbürgt,  als  die  irgend  einer  andern  Dichligkeits- 
bestimmung.  Ein  Fehler  von  nur  einem  Skalatheile 
(1  Hundertstel  der  ganzen  Skala),  der  durch  wiederholte 
Beobachtung  berichtigt  werden  kann,  macht  kaum  so  viel 
ans,  als  ein  Wägungsfehler  von  1  Centigramm  bei  einem 
ganzen  Pfunde  zu  viel  oder  zu  wenig  ausmacht;  und 
diesen  Fehler  auch  zugegeben,  so  wird  man  demselben 
wohl  kein  so  grosses  Gewicht  beilegen,  wenn  man  sich 
daran  erinnert,  dass  nur  von  sehr  wenigen  starren  oder 
flüssigen  Körpern  die  Dichtigkeit  bis  zur  vierten  Deoi- 
malstelle  genau  bekannt  ist,  und  dass  1  Skalatheil  Irr- 
thum  erst  die  fänfte  Decimalstelle  afficirt 

Durch  Verlängerung  des  Stengels  uud  der  Skala  bis 
zu  einem  vorher  zu  bestimmenden  Bruchtheile  des  Gewich- 
tes des  Aräometers,  z.  B.  0,01  oder  0,005,  oder  auch  mehr, 
lässt  sich  demselben  nach  Belieben  ein  grösserer  Umfang 
an  Ausschlag  geben. 

Durch  stärkere  Belastung  des  Instrumentes  mit 
Schrot  und  Justirung  in^  einer  schwereren  Flüssigkeit, 


als  WasBor,  z.  B.  einer  von  1,01  Dichtigkeit  bis  zu  der 
von  1,05 ,  Hesse  es  sich  zut  Dichtigkeitabestiramung  von 
Meerwasaern  mit  vieler  Sicherheit  anwenden.  Auf  gleiche 

Weise  könote  es  durch  Vernainderung  aeiiies  Gewichtes 
und  Justirung  in  einer  leichteren  Flüssigkeit,  z.  B,  von 
0,8,  für  solche  brauchbar  gemacht  werden. 

Die  Juatiruug  des  Aräometers  für  die  gewöhnlichen 
Zwecke  durch  reines  Wasser  allein,  ohne  Anwen- 
dung anderer  Flüssigkeiten,  deren  verlangte  Dichtigkeit 
doch  nie  mit  hinlänglicher  Genauigkeit  zur  Anwendung 
als  Fundamentalraaass  hergestellt  .werden  kann,  sichert 
der  hier  angegebenen  Methode  eine  grosse  Genauigkeit 
und  leichte  Ausführbarkeit. 

Sie  gestattet  auch,  die  Prüfung  eines  bereits  fertigen 
Instrumentes  vou  zweifelhafter  Genauigkeit  leicht  auszu- 
führen, und  dessen  Angaben  zu  korrigiren. 

Dass  der  Aräometerkörper  eben  so  gut,  oder,  da  fli 
wegen  Zerbrechlichkeit  nicht  sehr  dünnwandig  zu  sein 
braucht,  eben  so  gut  aus  Glas  als  aus  Metall  gefertigt 
werden  könne,  ist  selbstverständlich,  und  wäre  in  vielen 
Fällen  selbst  vorzuziehen. 

Um  die  Angaben  diesps  Aräometers  mit  denen  andtf' 
rer,  z.  B.  der  Greiner'schen,  Gay-Lussac'schen  etftfl' 
vergleichbar  zu  machen,  ist  es  nöthig,  dass  das  zur  Jl^ 
atirung  dienende  Wasser  genau  12,5o  ü.  oder  iÖ"  C.  Te^' 
peratur  besitze ;  und  um  der  oft  nicht  ausführbaren  B(k: 
dingung,  das  zu  prüfende  Wasser  auf  die  l.'emperatM 
von  12,5"  R.  zu  bringen,  zu  entgehen,  ist  die  BereoM 
nung  einer  Tabelle  nöthig,  welche  die  dem  Wasser  TtM 
verschiedenen  Temperaturen  zukommenden  DichtigkeittÜ' 
auf  die  Norm  altem  peratur  von  ]2,''5  R.  reducirt.  Diesfl 
Tabelle  brauchte   nnr   den  Umfang  von  1"  bis  etwa  36* 


~    9    — 

CA  habeft^  da  lAimofe  Waaser  tchnell  genug  bk  in  döi 
Beradi  do^  Tabelle  erkalten. 

Ich  glaube  mit  dem  in  dieHem  Aufeatse  besproehe^ 
nen  und  auBgefbhrten  Ariometer  ein  Instrument  berge- 
stellt  zu  haben,  das  geeignet  ist,  die  Dichtigkeitsbestim* 
mang  von  Brunnen-  und  Mineralwassem  mit  hinlänglicher 
Genauigkeit  auszuführen,  und  wünsche  nur,  dass  es  -« 
billig  und  zweckmässig  ausgeführt  —  eine  recht  vj^laA 
tige  Verbreitung  und  Benuteung  finden  möge. 

Aus  der  Hand  eines  geschickten  und  solcher  Arbeiten 
gewohnten  Künstlers  hervorgegangen ,  sollte  ein  nach  obi- 
gen Angaben  ausgeführtes  Aräometer  allen  Anforderun* 
gen  der  Wissenschaft  genügen  können. 


Ma.WLw.  WeUenherg. 

Analyse  des  üf  assera  des  Sehidttweyer- 
Bades  bei  Stefüsburg« 

(Vorgetragen  den  5.   Februar  1859.) 


Eine  Viertelstunde  nördlich  von  Steffisburg  liegt  in 
einem  einsamen  Thälchen  auf  grünem  Wiesengrunde  ein 
freundlich  in  ländlicher  Bauart  von  Bieg  und  Holz  auf- 
geführtes BadbauS;  von  den  zu  einem  ländlichen  Besitze 
nöthigen  Wirthschaftsgebäuden  umgeben;  es  ist  das 
Bchnittweyer-Bady  welches  während  der  wärmeren  Jah- 
reshälfte vielfach  von  Landleuten  der  Umgegend  sowohl,, 
als  auch  von  aus  grösserer  Entfernung  hierher  gekom* 
menen  Stadtbewohnern  besucht  wird.  Der  Name  deutet 
vorzüglich  auf  den  Gebrauch  des  Wassers  zu  Bädern; 
dber  die  freundliche  Bewirthung  sowohl  als  die  Abge* 


BcUosBenheit  vom  lärmenden  Treiben   der  Städte   loi 
auch  viele  Gäste  zu  einem  Sommeraufentlialte  ii 
freundlichen  Bäume. 

Die  Quelle,  welche  den  Bedarf  an  Badewasser  lie- 
fert, entspringt  innerhalb  der  Fundamente  des  Badge- 
bäudes ,  und  wird  hart  daneben  in  einem  10  Schuh  tiefen, 
9  Schub  langen  und  7  Schuh  breiten,  von  Feldsteinen 
anfgemanerten  Bammlor  aufgefangen,  in  welchem  das 
Waaaer  5  Fusa  tief  steht.  Derselbe  ist  mit  Brettern  zu- 
gedeckt, um  das  Wasser  vor  Verunreinigungen  zu  schüE- 
zen.  Etwa  5  Schuh  über  dem  Sammler  ist  eine  bölzome 
Buhne  errichtet,  auf  welcher  eine  grosse  Biltte  steht,  in 
welche  vermittelat  einer  Pumpe  das  Wasser  aus  dem 
dem  Sammler  gehoben  wird. 

Von  der  Bütte  aus  wird  das  Wasser  vermittelet  zweier 
hölzernen  Röhrenlcitungeu  einerseits  in  den,  im  Badgo- 
bäude  befindlichen  Wärmekessel,  andererseits  in  die  zehn 
Eadkämmerchcn  vertheilt.  In  den  letzteren  befinden  sich 
gegen  30  hölzerne  Badewannen  mit  den  üblichen  Bade-  J 
recL^iieiteti. 

Die  Temperatur  des  Wassers,  im  Sammler  zu  veiv 
Bchiedenen  Tageszeiten  beobachtet,  war  bei  19"  bis  21"  B,.- 
Lufttemperatur,  konstant  8,5"  ß.  Eine  andere,  mehrew 
hundert  Schritte  vom  Bade  in  einer  feuchten  Wiese 
Tage  tretende  Quelle  liatte  bei  gleicher  Luftwärme  ^|| 
nämliche  koustante  Temperatur  von  8,5"  R. 

Die  physikalischen  Eigenschaften  des  Badwaasei 
unterscheiden  sich  in  nichts  Auffälligem  von  denen  eini 
gewöhnlichen  Brunnenwassers:  es  ist  klar  und  genieß 
los,  und  schmeckt  wie  alle  mit  Luft  und  Kobicnsäi 
geschwängerten  Brunnenwasser.  Lässt  man  frisch  gat 
schöpftes  Wasser  in  einer  klaren^Flaache  stehen,  so  btt  1 


-  11  ~ 

decken  sich  deren  Wände  mit  kleinen  Lnftbläschen^  und 
es  setzen  sich  einige  röthliche  Flöckchen  ab;  auch  auf 
dem  Grunde  des  Sammlers  setzt  sich  ein  ocherfiurbiger 
Schlamm  ab,  so  wie  auch  der  im  Wärmekessel  nieder- 
geschlagene Kesselstein  gelblich  gefärbt  ist.  Die  Bade- 
mäntel nehmen  auch  nach  einiger  Zeit  eine  röthliche 
Färbung  an ,  was  Alles  auf  einen  schwachen  Eisengehalt 
im  Quellwasser  hindeutet.  Da  die  eigentliche  Quelle  unter 
dem  Boden  eines  der  Badekämmerchen  sich  befindet  und 
daher  unzugänglich  ist,  so  wurde  das  Wasser  zu  den  ver- 
schiedenen nun  anzuführenden  Versuchen  aus  dem  Grunde 
des  Sammlers  geschöpft,  indem  ein  am  obern  Ende  mit 
einem  Glaspfiropf  verschlossener  Stechheber  bis  auf  den 
Grund  des  Sammlers  hinabgelassen,  dort  geöfihet,  nach 
dessen  Füllung  mit  Wasser  wieder  verschlossen  und  dann 
heraufgezogen  wurde. 

Eine  Voruntersuchung  mit  einigen  Flaschen  Wassers 
angestellt,  förderte  durchaus  keine  auffallenden  Mineral- 
bestandtheile  zu  Tage;  der  Eisengehalt  des  Wassers 
konnte  nur  im  Evaporationsrückstande,  nicht  aber  im 
frischen  Wasser  durch  Reagentien  erkannt  werden. 

Um  mit  Aussicht  auf  mehr  Erfolg  die  etwa  im  Was- 
ser verborgenen,  in  sehr  geringen  Mengen  vorhandenen 
Kineralbestandtheile  auffinden  zu  können,  Hess  ich  durch 
den  Besitzer  des  Bades,  Herrn  Albert  Schmid,  50 
Maass  Wasser  in  einem  blanken  kupfernen  Kessel  bis 
auf  etwa  eine  Flasche  Flüssigkeit  einkochen,  und  sam- 
melte nun  sowohl  den  röthlich  gefärbten,  erdigen  Rück- 
stand, als  auch  die  gelb  gefärbte  Mutterlauge,  und  untere, 
warf  nun  beide  einer  äusserst  detaillirten,  sowohl  quali- 
tativen als  quantitativen  Analyse.    . 


—    U    — 

Im  erdigen  Bückstande  wurden  gefunden: 

Kohlensaure  Kalkerde         .                  .  73^936 

Kohlensaure  Magnesia                  .         .  12,165 

Kieselerde 6,934 

Eisenoxyd  .      , 6,599 

Phosphorsaure  Kalkerde  und  Magnesia  0,366 


100,000. 

Die  gelbe  Lösung  der  löslichen  Salze  wurde  in  einer 
Platinschale  im  Wasserbade  evaporirt,  wo  sie  lange 
schmierig  und  feucht  blieb ;  im  Sandbade  stärker  erhitzt^ 
wurde  sie  endlich  krümmlig  trocken.  Ein  Thefl  der  trok- 
kenen  Masse  wurde  bei  Seite  gelegt,  und  was  in  der 
Schale  bUeb,  behufs  einer  genaueren  Analyse  zur  Zer- 
störung der  organischen,  färbenden  Materien  über  der 
Spirituslampe  behutsam  erhitzt.  Als  die  Masse  anfing 
braun  zu  werden  und  zu  dämpfen,  fing  sie  plötzlich 
t'euer,  und  verglimmte  mit  lebhaftem  Funkensprtihen 
zu  einer  schwarzen  kohligen  Masse,  in  welcher  noch 
einige  Zeit  hindurch  bei  fernerem  Erhitzen  einzelne 
Theile  lebhaft  erglühten;  ein  ziemlicher  Theil  des  In- 
halts der  Schale  war  durch  die  Feuererscheinung  ver- 
stäubt worden.  Dieser  Vorgang  deutete  also  die  uner- 
wartete und  ungeahnte  Gegenwart  von  Salpetersäuren 
Balzen  in  der  Mutterlauge  an,  welche  später  durch  die 
Analyse  bestätigt  und  quantitativ  bestimmt  wurde.  Die  mit 
Wasser  behandelte  kohlige  Masse  gab  eine  sehr  stark 
alkalisch  reagirende  und  mit  Säuren  aufbrausende  Lö- 
sung, welche  nicht  mehr  zu  analytischen  Zwecken  die- 
nen konnte. 

Die  zurückgelegte  Partie  der  Salze  aus  der  Mutter- 
ige ergab  in  der  Analyse:  Chlor,  Schwefelsäure,  Ma- 
lesia,  Kali  und  Natron ;  so  wie  die  Salpetersäure  durch 


~    18    — 

mehrere  Probea  bestätigt  wnrcle.  Das  erhaltene  Chlor- 
silber wurde  mit  Zink  redazirt  nnd  auf  Jod  nnd  Brom 
geprüft;  doch  vergebens ,  es  war  von  diesen  Elementen 
Nichts  zu  entdecken. 

Die  Dichtigkeitsbestimmnng  wurde  bei  5"  B.  vorge- 
nommen^ indem  ein  Glaskörper  von  bekanntem  Volnmen 
nnd  Gewicht  in  destillirtem  und  Mineralwasser  gewogen 
wnrde.  Folgendes  sind  die  Daten  des  Versuches : 

Gewicht  des  Glaskörpers,  in  der 
Luft  gewogen =:  332,618  Gramm. 

Gewicht  des  durch  den  Glaskör- 
per verdrängten  destillirten  Wassers 
von  50  R =  331,590      , 

Gewicht  des  verdrängten  Mine- 
ralwassers von  50  R.        .        .        .  =  331,762      , 

Dichtigkeit  also  ^j^  =  1,00052  bei  öoR.  Tempo- 

ratur. 

Bei  allen  folgenden  Bestimmungen  und  Analysen 
diente  zum  Abmessen  des  W^sers  ein  Stechheber,  des- 
sen genau  ausgewogener  Inhalt  luif  681,02  Grammen 
Wasser  von  8^5^  B.  festgestellt  wurde ;  da  das  Wasser 
je  nach  der  herrschenden  Temperatur  im  Laboratorium^ 
von  50  B.  bis  9,5^  B.,  verschiedene  Dichtigkeiten  hatte, 
80  wurden  auch  diese  berücksichtigt 

MM.  jre#f Imiitsfiljr  4r#  ^ehtMem  am  fBmiem 
Mfe^imnOijhmUem  tet  Mimmrmi^mMmr. 

5000  Gkammon  Mineralwwi8«r  w^den  in  einer  mat» 
schale  zur  Trockene  verdunstet,  und  die  trockene  Miiea 


—    14    — 

Ins  SQ  g^ocbbleibeiidem  Gewichte  im  Saadbade  bei  etwa 
i30ß  G.  erhiftxt.  Der  Bückstend  betrog  2,317  Orammen 
.WAS  auf  10000  Chrammen  Mineralwasser  4,634  Grammen 
«Qsmacbt. 

MMMm  Memiimnmmm0  sfer  9m9tßeimr9Mmrm  Int 


Der  Rückstand  der  Bestimmung  Nr.  II  wurde  mit 
kochendem  Wasser  ausgeUugt,  und  die  etwa  40  Grammen 
betragende  Salslösung  in  einem  £ölbchen  mit  3,163  Gt. 
blankgescheuerter  Streifen  reinen  Kupfers  zusammenge- 
bracht Hierauf  wurde  reine  Salzsäure  angesetzt,  und 
das  Kölbchen  mit  einem  Korke  verschlossen,  durch  den 
eine  zu  einer  feinen  Spitze  ausgezogene  Glasröhre  ge- 
steckt war.  Hierauf  wurde  das  Kölbchen  im  Sandbade 
so  lange  bei  einer  dem  Kochen'  nahen  Temperatur  er- 
halten, als  sich  noch  Gasblasen  entwickelten,  und  am 
Ende  die  grasgrün  gefärbte  Lösung  gekocht,  bis  sie 
farblos  geworden  war.  Das  rasch  abgespülte  und  getrock- 
-nete  Kupfer  hatte  0,105  Gr.  an  Gewicht  verloren,  was 
einem  Betrage  an  0,0298  Gr.  Salpetersäure  in  5Ö00  Gr. 
rWasser,  oder  von  0,0596  Gr.  in  10000  Gr.  entspricht 

Zwei  Stechheber  voll  Mineralwasser  wurden  mit  Salz- 
säure angesäuert  und  durch  Chlorbarjum  gefallt  £& 
wurde  erhalten : 

Beim  ersten  Versuche  0,20  Gr.  schwefeis.  Baryt, 
»     zweiten      „         0,207    ,,  «  „ 

was  im  Mittel      .        .        0,2035  „  «  .^'' 

und       .        .  0,699    „     Schwefelsäure  ent- 

-spricht.  10000  Ghr.  Mineralwasser  enthalten  also  1^0266  Gr. 
JBchwefelsäure. 


-    16    ~ 


W.  Jie#flMtittMM|r  itor  KmiMmrOm  tet  Wn9%erm9m 


Ein  Stechheber  voll  Mineralwasser  wurde  mit  oxal- 
saurem  Ammoniak  gefallt  und  der  Niederschlag  gesam- 
melt und  geglüht.  "Er  wog  0,152  Gr.  und  entspricht 
0,08296  Gr.  Kalkerde.  10000  Gr.  Mineralwasser  enhalten 
demnadi  1;218  Gn  Kalkerde. 

WM*    Be9Min^m$mn0   der  fireien  JKi,ohMeß%mit§§re* 

In  drei  Versuchen  wurde  je  ein  Stechheber  Msch 
aus  dem  Grunde  des  Sammlers  geschöpften  Wassers  in 
eine  Flasche  entleert,  welche  ein  klares  Gemische  von 
Ammoniakflüssigkeit  und  Chlorbaryumlösung  enthielt. 
Die  anfangs  flockig  voluminösen  Niederschläge  wurden 
sorgfaltig  gesammelt  und  gewogen.    Sie  betrugen 

beim  ersteh  Versuch  .    0,756  Grammen, 

j5     zweiten      ^        .    0,7435        „. 
^     dritten     ^        •    6,7590        „ 

In  allen  dreien  vereinigt,  wurde  die  Kohlensäure 
auf  ^4662  Gr.  bestimmt,  was  also  einem  Volumen  von 
3  Stechhebern  oder  2043,06  Gr.  entspricht.  10000  Gr. 
Wasser  enthalten  folglich  2,2818  Gr.  Kohlensäure. 

Nach  allen  vorangegangenen  Prüfungen '  uiid  Spe« 
zialbestimmungen  k<mnte  die  Hauptanaljse  keine  Schwie- 
rigkeiteii  x^ehr  darbieten ;  die  aufgefundenen  Stoffe  waren 
leicht  quantitativ  zu  bestimmen. 

.  Um  .nicbl  in  ein-imniktiiäs  .äidvidochoBichts  Neues 
4ttiAiiefe«iide0'  Detaä  caiuBiitreftflO^  '  bemerice^ioh  nur. /im 
QiouMDi  dfiäi  flolMm  im  V^oximig^heoden^nipedeutoten  Oaog 
der  Analjse.  ! 


i      I      ,    .<-'••         •%•'      t'Nt' 


-    16    — 

5000  Graimnen  W^uiert  wurdan  u»  wiw  FUtUueh^ 
cur  Trockene  verdunstet^  und  hierauf  durch  Wasser  alles 
LöshchC;  die  Salze  von  unlöslichen^  dem  erdigen  Bück- 
Stande,  getrennt;  und  hierauf ,  sowohl  die  Salzlösung  aU 
der  getrocknete  Rückstand,  fUr  sich  nach  bekannten  Me- 
thoden analjsirt 

Folgendes  sind  nun  die  erhaltenen  Besnltate: 

Der  erdige  Bückstand,  betragend  1,826  Grammen, 
enthielt: 

Kohlensaure  Ealkerde    •    •  1,065  Grammen, 

Kohlensaure  Magnesia   •    .  0,150  ^ 

Kohlensaures    Eisenoxydul  Ofill  , 

Kieselerde 0,073  , 

1,326  Grawnen. 

In  der  Salzlösung  wurden  direkte  bestinmit,  unter 
Zuziehung  der  SalpetersSurebestimmang  in  Nr.  IQ: 

Salpeterstare 0,0296  GraHune», 

Chlor     ...    ^    ...    .  0^0356  \ 

Schwefekäore 0,6779  „ 

Kalkerde .  0,0039  , 

Magnesia 0,2925  « 

KaU 0,0193  » 

Natron 0,0839  » 


■»-•^ 


0,9922  Grammen. 

Vereinigen  wir  die  Elemente  sn  Sak«a,  wie  sie 
•ich  am  wahrschdnlichsten  im  Mmeralwasser  voifiiidMi 
so  erhalten  wir  in  den  löslichen  Salzen  folgendt  Ai^ 
sammenstellung! 


—    17 


Salpetersäure  MagDesia 

.    .    OjOiV2  Grammen. 

Kohlensaure  Kalkerde 

.     .    0,0070          „ 

Chlornatrium  .... 

.     .    0,0589          ^ 

Schwefelsaures  Kall    .     . 

.    .    0,0357          ^ 

Schwefelsaures  Natron    . 

.     .    0,0040          ^ 

Schwefelsaure  Magnesia  . 

.    0,8425          „ 

0,9893  Grammen. 

Dvrcfa  die  Yeisehiigiing  zu  einem  Gesammtresuhate 
der  Yorstebenden  Analysen  erhalten  wir  nun  folgende 
Uebersichti  amf  10000  Grammen  Wasser  berechnet : 

In  5000  Gramm.    In  10000  Qramni« 
Wasser. 

Salpetersäure  Magnesia 

CblomatHum 0,0589 

Schwefelsaures  Natron 

Schwefeteauret  Kaii     • 

Schwtfeltfaure  Magnesia 

Kohlensaure  Magnesia 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kieselerde  .    .    .    .    •    •    0,0730 

2,3083  Gr.       4^6166  Gn 

In  Nr.  V.  bei  der  Bestimmung  der  freien  Kohlen* 
Bäure  im  Mineralwasser  war  die  gan%e  Menge  derselben, 
sowohl  der  an  Basen  gebundenen  als  der  freien,  anf 
lOOOO  Qt.  Waöser  zu  2,2818  Gr.  bestimmt  worden.  Hier- 
Ton  sind  nun  an  Kalkerde,  Magnesia  und  Eisenoxydul 
gebunden  in  den  neutralen  Salzen  1,124  Gr.,  so  dass 
als  freie  ungebundene  übrig  bleiben  1,158  Gr.  oder  etwas 
mehr  als  ein  gleiches  Gewicht,  so  dass  also  im  natür- 
lichen Wasser  auch  diese   drei  Carbonate  als   gtlöste 

Bern.  Mitlheil.  4^ 


0,0412  Gr. 

OfiSUGt. 

0,0589   „ 

0,1178   , 

0,0040    , 

0,0080    . 

0,0357    „ 

0,0714   V, 

0,8425    , 

1,6850   i 

0,1500    „ 

0,3000    , 

0,0110    , 

0,0220    , 

1,0920    „ 

2,1840   , 

0,0730    „ 

0,14ßO   „ 

-    18    — 

Bicarbonate  angesehen  werden  können.  Die  1,158  Gr. 
Kohlensäure  entsprechen  bei  8^^  R.  Temperator  und 
O,*"  710  Atmosphärendruck  einem  Volumen  von  657|B  Eubik- 
centiraetern. 

Um  nun  endlich  aus  der  Natur  des  EesBelsteines, 
der  sich  im  Wärmekessel  der  Badeanstalt  in  Form  von 
gelblich-grauen,  harten,  klingenden,  an  der  Oberfläche 
traubenfbrmigen  Konkretionen  und  Krusten  absetzt,  eini- 
gen ferneren  Aufschluss  über  die  Natur  des  Waaeers  zu 
■chöpfen,  so  wurde  derselbe  sowohl  qualitativ  als  quaa- 
titativ  genau  untersucht  £s  wurden  nur  Spuren  tos 
phosphorsauren  Salzen,  aber  kein  Fluor  darin  entdeckt 

Die  procentische  Zusammensetzung  ergab: 

Kohlensaure  Kalkerde 96,075  % 

Kohlensaure  Magnesia  •«....  1,368   ^ 

Kieselerde 1,52&   ^ 

Eisenoxyd,  Spuren  von  Knocheniirde  1,884   ^ 

Organische  Materie  als  Verlust      •    •  0,748    „ 

100,000  %. 

So  weit  reichen  die  analytischen  Unterauchongen. 
Aus  allem  Angeführten  geht  unzweifelhaft  hervor,  dsss 
das  Wasser  ein  schwach  eisenhaltiges  ist,  dass  aber  mit 
Uebergehung  der  salpetersauren  Salze  das  Wasser  sIb 
ein  durch  Keichthum  an  Bittererdesalzen  charakterisirtes 
Quellwasser  aus  der  Molasseformation  sich  auszeichnet 
In  wie  weit  es  als  Badewasser,  oder  zu  innerlichem  Oe- 
brauche  bestimmt,  als  Trinkwasser  von  therapaatiAcber 
Wirkung  sein  könne,  muss  dem  Mann  des  Faches^  dem 
erfahrungsreichen  Badearzt,  überlassen  sein  zu  ent- 
scheiden. 


—    19     - 


ۥ  w.  Fischer -Oosler. 

elM^r  die  ffoi^sllen  IVashornreste  aus  der 

IHolasse  bei  Bern« 


Herr  v.  Fischer -OoBter  liest  eine  Abhandlung  über 
B  fossilen  Nashomreste,  die  anno  1850  in  der  Enge 
»i  Bern,  bei  Gelegenheit  der  Anlage  der  neuen  Tiefenau-^ 
raase,  gefunden  worden,  und  jetzt  im  naturhistorischen 
ttseum  Ton  Bern  aufgestellt  sind.  Da  diese  Abhandlung 
ehrere  Blätter  Abbildungen  enthält,  und  Herr  v.  Fischer 
}n  descriptiven  Theil  noch  zu  ergänzen  wünscbtv  sb 
hiebt  er  die  Publikation  für  eine  spätere  Gelegenheit 
if .  —  Hier  folgt  nur  in  kurzem  Worten  das  Resultat 
liner  F^urschungen  und  deren  Anwendung  auf  die  Geo^ 
gie  der  Umgegend  von  Bern. 

Die  Nashomartigen  Paohydermen  der  Vorzeit' >ftind 
irch  drei  ^rten  in  den  Molasseschichten  *der  £nge  re^ 
räsentirt: 

1)  Acerathertum  Oannatense,  Duver&oy.  Davon  be^ 
tzen  wir  einen  beinahe  vollständigen  Kopf,  und  Frag- 
ente  von  Kinnladen  und  Backenzahnreihen  von  noch 
rei  andern  Individuen  derselben  Art. 

2)  Mhinoceros  leptorh%nus,.Xi my»  (=  B.  mega^hmus, 
iristol.)  Hieven  eine  Kinnlade  mit  bdiden  Aesten,  Wo 
ber  nur  die  linke  Zahnreihe  und  der  rechte  untere 
ichneidezahn  erhalten  ist.  —  Ferner  ein  vorderes  Frag- 
lent  einer  andern,  derselben  Art  angehörigen  Kinnlade, 
oit  den  Stummeln  zweier  starken  Schneidezähne.    ; 

8)  JRhinoceros  Steinheimenae.  Jigeti  -Eine  ziemlich 
ädirte  Kinnlade,  wo  die  rechte  Zahnreihe  vollständig 


ist,  80  wie  die  beiden  Schneidezähne  und  die  zwei  ersten 
unteren  Backenzähne  «der  linken  Seite.    —    Wegen  der 
eigenthümlich  gebildeten  Schneidezähne,  die  oben  platt 
und  Bcharfrandig;  unten  stumpfkantig  gewölbt  sind  und 
sich  dadurch  von  allen  andern  Ilashomarten  unterschei- 
den,  glaubt  Herr  v.  Fischer  ftkr  diese  Art  ein  eigenes 
Subgenus;   das  er  Onychodon  nennt ,  bilden  zu  müssen. 
Obgleich  mm  Duvernoj  Bein  Aceratherium  ^hnna- 
tenae  zur  Miocen-  oder  mittlem  Tertiärformation  (untere 
Süsswassermolasse  von  Herrn  S  tu  der)  rechnet,  glanbt 
Herr  v.  Fischer- Ooster  doch  wegen  dem  gemeinschaft- 
lichen Vorkommen  von  Bhinoceros  leptorhinua  Cuv.  und 
Bh.  Steinheimense  Jag.  in  den  Schichten  der  Engi,  diese 
der  obem  Süsswasserformation  beirechnen  zu  müssen.  — 
Aceratherium  Oannatenae  wurde  bisher  in  einer  einzigen 
Lokalität  im  südlichen  Frankreich  gefunden,  deren  geo- 
logisches Alter  vielleicht  einige  Zweifel  darbietet,  wäh- 
rend Bhinoceros  Uptorhinua  Cuv.  in  OfoeritaKen  und  in 
Südfrankreich,  nach  einstimmigen  Zeugnissen  aUer  Pa- 
läontologen, *die  obere  Tertiärformation  (Pliftcen-Forma- 
tion)  charakterisirt.  Auch  Bhinoceros  Steinheimense  Jftg. 
wurde  bisher  nur  in  den  Süsswasserkalken  von  Stein- 
heim  in  Würtemberg  gefunden,  allein  begleitet  von  zahl- 
reichen Mollusken,  die  alle  die  obere  Süsswasserformation 
charakterisiren ,  und  welche  in  SOrhigw^s  yi  Prodrome  de 
Paläontologie «  im  4tage  subappenin  aufgeführt  sind.  — 
Die  Mollusken  der  Steinheimer-Süsswasserkalke  dienten 
auch  Herrn  Greppin  zur  Bestimmung  der  obem  SttBS- 
wasserforihation  der  Umgegend  von  Delsberg.  —  (Siehe 
Herrn  B.  Studer's  „Greologie  der  Schweia,*  p.  407  und 
410;    Hehrs  „Geognostische  Verhältnisse  in  Württem- 
berg,* pag.  186  und  59.) 


—    21    — 


TerseleliiiftM  der  für  dte  Hllillothek  der 
SehirelB«  IVaturf.  OetMüsehnft  elnse- 
Sangeiien  Gteseheiike. 


Von  dem  Verein  fitr  NeOwkunde  in  Presihurg : 

Verhandlansen,  Jahrgr*  1^7.  Heft  2.  Pressbar^  1857.    8^. 

Von  dem  Ferdinandeum  in  Innsbruck : 

1)  Zpitschrift,  3.  fi*o1^e.  Ben  6  and  7.  Inni«brack  1857.    ¥f. 

2)  Jahresbericht  für  1855  vtiiA  185«.  Innsbruck  1857.    8*. 

Von  der  nalurforgeh^nden  Gesdhchafl  in  Danzig: 

Neueste  ScIirilteB,  VI.* Band,  J.  Heft.  DaBsi;  1858.     4^. 

Von  der  Leopold.  Ketrd,  Akadiemle : 

VerhandlttBi^en,  Band  XVfll,  1.  AbtheilUn^.  Bolni  1857.    |9. 

Von  dem  Herrn  Verßsäer. 

1)  iiQdvr.  finh^fT:  Bhif&hrait|f  ta's  Btodhim'  d^s  Roleopterea.  Ilasel 

185«.    8P.  ■ 

2)  H.  Bulenberi; :    Die  NiRerftlbruDnen  xa  Sinzif  am  Rhein.  Nen- 

wied  1856.    8».  ' 

3)  H.  Bolenberg:  ^Idr'pilthologischen  Anatomie  des  Cretinismiis. 

WeUlar  1857^    i». 
43  Cornax :  L*^eho  m^dical.  Journal  des  soiences  madicales.)  f  har- 

maeeotiques  et  v^terlnaires.  I.  vol.  Neuchatel  1857.    8^. 
53  H.  Eulenber;:  Znr  Heilonjf  des  Oebiirmatteryorfiills.   Wetslar 

18A7.    9ß.  . 

6)  J.  Delaharpe :  Catalo|;ae  des  pyrales  (Limnies}  snisses.  1854. 80* 

7)  Verneuil  dtT  Colomb :    Göolo^e  du  sud-est  de  TEspagne.    Paris 

1857.    8». 

Von  der  königl.  Akademie  der  Wiseene^aften  in  Amelerdam : 

1)  Verslagen   en  JUededetlingen.   Afdeeling;  Letterkund«  lil.  Am- 

sterdam 1857.    80. 

2)  Verslafen  en  Mededeelingen.  Afdeeling  Naturkunde  II.  Amster- 

dam 1857.    80. 

3)  Jaanboek.  AprU  J857  bU  AprH  1856.  AmnUrdam  1856.    80. 
i)  Catalogus  van  de  Boekerij.  I.  1.  Amsterdhun  18t7.    9P. 

5)  Verbandelinfen.  I>e»l,  IV.  V«  VI.  Amnierdwii  1857-^56.    4^. 


1 


-    22    - 

De  la  Commiision  icienlißque  du  jardin  Moologique  d  Amtterdem : 
lydittfMi  tot  db  MMfcwidb.  HWI  7.  Awiliiiiw  18M.'  >• 

Vm  d€r  MnifT.  iächi.  tl€$§IMmfi  dtr  mmmäkafSm  i»  Idjpf^; 

1)  Beriehte  4er  Verhaadlugmu   laftT,  U,  HL  ftSSS,  L 

1868.    80. 

2)  Hanseii:  Theorie  der  SoaieaÜBsterBiMe.  Leipilf  1868.    4®. 
S)  lUnekel:  Blektrisehe  Untersiehttni^a.  Leipiig  1868.    4^^. 

Von  der  WeUerauer  GeteUeehaft  für  di$  Nedwrkmde: 

1)  Jahresbericht  1866  -  67    Hmim  1868.    8^. 

23  AhhMdllaiifeB.  Huuia  1868.    8P. 

Fon  (ler  iiafttr/br«eA«fuiai  GeseUtckaft  t»  BoMf: 
VerhMidlaBceB.  II,  1.  BaMi  1868.    8». 

Fon  der  k.  k.  geologiseken  ReiekumeiaU   in  Wien: 
Jahrhioh  1867,  Nr.  2,  3  ud  4.  VUen  1867.    4^. 

Von  dem  xootogisck-bolaniäeken  Verein  in  Wien: 
YtrhtkmUwägem.  Band  VIL  Wlea  1867.    8^« 

Von  der  ntUurforsekenden  GeseUickaft  in  G&rUU: 

Ahhaadlancea.  IL  1,  2.  lU.  1,  2.  IV.  1,  2.  V.  1,  2.  VL  I,  ?. 
VII.  1.   VlIL  mU  2  Karten.  OörliU  1838  —  1867..   81». 

Von  dem  Maftnkeimer  Verein  ßr  Naturkunde:  ' 
JahreBherioht  23  and  24.    Manahein  1868.    80. 

De  la  SocUU  imperiale  des  naluralislet  de  Moeeou : 

BolletiBS  1867.  2,  3,  4;  1868,  1.  Moseou  1867  et  1868.    8». 

Foti  ifer  pkyeikaliicken  GeeeUsckafi  i«  MerUm: 

Die  Fortschritte  der  Phyaik  im  Jahre  1866.  Berüa  1888.    80. 

Von  der  deuUcken  geohgiscken  Geeeüsckaft: 
Eeitsclirift  IX,  4.  X,  1. 

Von  der  naturforechenden  GeeeUeckaß  in  Emden :     . 

IJ  23ater  Jahresbericht,  1857.  Bmden  1868.    80. 

2)  Prestel :   Beiträge  sar  Renntniss  des  Kliiia's  von  OstfrieslaBd' 

Bmden  1868.    80. 
Von  der  TU,  Redaktion : 

1)  Gemeimotslge  WochenschriHk  rsn  Wirshari;,  Jahrgaaf  1858. 

Nr.  27^36. 

2)  Jahresbericht  1867/68.  Wfirsborr  1868.    d«. 


—    23    - 

De  VAcadinm  imperiaie  des  idences  de  Bordeaux: 
Recaeil  des  acte«,  1^66.  1.  Bfrdeftai  18M.    S^. 

De  VAcademie  impMede  des  seiences  de  Lyim: 

1)  Mönoire«  (oImm  4m  itttrM),  tone  VI.  Lyoa  18ft8.    eß% 
Z)  M^moires  (elasee  de^  teiences),  tome  VII.  Lyon  1857.    8^. 

De  CAuteur: 

Broiiya,  Int  C^oix  de  proMsmen,  de  oinetfires  et  de  eerrefoars. 
Bordeaux  1858.    in-fol. 

Van  der  kaiseräcken  Akademie  der  fVissensehaflen  in  Wien: 

1)  Denkschririeki.  Band  XIV. 

23  Sitjsunssberiehte,  Band  XXIV,  3.,   XXV4  XXVI,  ITXWf,  I., 
XXVIII,  XXIX,  XXX,  1.,  2.,  3.  Wien  1859-68.    8P.     > 
3)  Kreil :  Jahrbucher  für  Meteorolo|^ie  und  Erdmagnetismus.  Wien 

1858.  40.-  '  .;  ■  ^, 

43  V.  Ettinf^hausen :    Die  Principien  der  heutigen  Physik.    Wien 
1868.     40. 

5)  y.  Kar^jan :   Festrede  hei  der  feierfiehen  üehitnah— :  des.  ehe- 

maligen Universitatsgebäudes  durch  die  kaiserl.  Akadeniie  d^r 
Wissenschaften.' Wien  1858.    4O. 

6)  Ahhanneh  der 'kals^.  Akademie  der  WlMekisefcafteüi'.    ^hrg* 

Vin,  Wien  1858.    ^. 

* 

Von  der  naiurhisiarischen  Gesellschaft  xu  PreAurg  tm  Breisgau: 
Berichte,  1858:  Nr.  iS  uink  Z9. 

Yw^  de^n.  BeitMon: 

Bohweinerisohe  Zeitschrift  für  Pharmaeie,  1858.  INi'.  #  und  11. 

.■■..,.'■■■.? 
de  la  SociiU  des  seienees  naturelles  de  Cherbaurg : 

M4moires,  tome  IV.  Paris  1850.    ^. 

Fan  der  Tit.  Bedaktion: 

The  Atlantis«  185B,  2.  London  1858.    ^. 

Fon  der  nalurforeekmeien  GeseUsekafi  in  Zürieh : 
VierteUahrschrift,  Jahrg.  III,  3.  Zürich  1858.  ßfi. 

Y(m  Herrn  Dr*  L.  Fisdier :  '   • 

1)  JtsigBohn:  Verxeiehniss  der  in  4er  Mark  Bmndeninrg  gisam- 

nelten  Laubmoose.  Berlin  1847.    8^. 

2)  Neideek:  Der  Buchs,  das  xjiverlässigste  und  billigste  Heilmittel 

der  WeehseMeber.  Karlsrnlie'^i858.    8^. 


-u^  - 

9)  Plseher,  H.  t  KBioirrmtio  ooleo^roniBi  eirea  FrAaif^Mii  BriB^. 
indii^eMniii.  Pribiri:  Br.  1863.    6P. 

Von  Herrn  Profeuar  Wolf. 

Wolfs  Biebente  Mitüteikias  iWr  fitomMBfleokeB.  Sarieh.    B^. 

Vmn  b.  natunoUiensekafHiehen  Verein  det  Barxes: 

1)  SUtVUB. 

2)  Bcriehio  tm  1840  —  19  md  1851  —  66.    Werali^roie  1866  s. 

1867.  4<». 

Fon  der  k&nSgf.  Aluidewne  dtr  Wi$9en§ehäptn  in  BnUn: 
1)  MonaUWrichie,  September  1867  kh  Jni  1868»  89. 
SJ  AMiaiiaiwir««  »w  'e«  J«hr  1867.    4fi. 

Von  der  TU.  RedakiUm : 

GemeioBfitsi^    WoeheBsohrift  vob   WfiriWrf.     J^hrgtmg  1858. 
Nr.  86—44.    8». 

ik  VAeadimie  impMale  des  »deneei  de  Sl-PMersbomrg : 
Coipto  rtmimj  1867.    8^. 

Von  der  k.  k.  Marine-Slemwarte  in  TrieM : 

■afBetiscke  BeobMhtaBfeB  in  tetlioheB  Theil  4^  JÜttehBteref 
im  Jalir  1867.  Triest  1868.    40. 

From  Ihe  royal  tociely  al  London: 

0  ProeeediagB.    Vol.    I-Vill,   IX,    1.  —  4.     Lon4oB    1800- 

1868.  40  and  8P. 

%)  Philosophical  tranaactioBB.    For  the  Tean  1810— ;  1869^  ..Lmh 
doB  1880  r- 1867.    40. 

Von  der  phytikalüchen  GeseUschaft  su  Würxburg: 
VerhandloBi^eB.  Baad  IX,  Heft  1. 

From  ihe  American  Astodalion: 

1)  Proceedinca,  Meeting.  X,  XI.  Cambrid^  1867  Md  68.    8^. 

2)  Register  of  Che  Thermometer  from  1821  to  1806*    4*. 

From  the  American  Aeaderny  of  Scieneee  of  Botkmt 
Proceedinga.  Vol.  IJI.  Boaton  1S67.    S^« 

From  (he  Academy  of  Sciences  of  St.-Louis: 
TraBBBOÜoBB,  1867.  8t.-LoBia  1868.    80. 


Nr.  499  — 4l«». 


tmOm  Üher  eüi  Beae«  PiMtMnetor  «ad 

Ptolarlflietor. 

V«r|r«ira|r«B  ^«a  3^  April  1859. 


Photometer.  Der  zu  besclireibende  Apparat  nrVer* 
leichung  der  IntensitSten  zweier  Lichtquelkn  erfordert| 
ass  man  sich  von  diesen  beiden  Lichtquellen  swei  gleich- 
lässig  erleuchtete  Flächen  yerschaffe,  welche  sich  in  einer 
reraden  berühren  oder  wenigstens  nur  einen  sehr  kleinen 
iwischenraum  zwischen  sich  lassen.  Es  kann  diess  auf 
lancherleiArt  geschehen;  je  nach  der  Untersuchung!  die 
lan  vor  hat,  wird  die  eine  oder  andere  vorzuziehen  sein. 
Los  diesem  Grunde  werde  ich  mich  auch  hier  niaht  auf 
reitere  Erörterungen  über  diesen  unwesenflicheii  Theil 
les  Apparats  einlassen  |  zumal  als  ja  bereits  bei  Vielen 
ler  bisherigen  Photometer  behufs  leichterer  Beurtheilung 
ler  Gleichheit  der  beiden  erleuchteten  Flächen  diese  Auf- 
^be  gelöst  ist  Bei  solchen  Instrumenten  kann  daher  auch 
mser  Apparat  unmittelbar  angewendet  werden ,  um  die 
Genauigkeit  derselben  zu  erhöhen.  Es  sei  also  ABC, 
Fig.  1,  eine  Flächci  welche  auf  der  einen  Hälfte  AB 
von  der  einen  Lichtquelle  mit  der  Intensität  I^,  auf  der 
andern  Hälfte  B  C  von  der  andern  Lichtquelle  mit  der 
Intensität  Ii'  erleuchtet  werde« 

Bern.  lüUheü.  427  u.  428 


—    26    — 

Der  weseniliclie  Theil  des  Apparats  ist  zasammen- 
gesetzt  aus  einem  Foucanlt' sehen  Ealkspaibpolarisa- 
tor«)  PP,  Fig.  1,  einem  Ealkspaihrhomboeder  BBB'B', 
und  einem  Polariskop ,  bestehend  aus  einer  Farben  geben- 
den Erystallplatte  EE  und  einem  analjsirenden  Nicol 
N  N.  Der  Ealkspathpolarisator  Iftsst  sich  um  die  Sehaxe 
dieses  Polariskops  drehen  und  die  polirten  Ghimdjttph« 
BB  und  B'B'  des  Ealkspathrhomboeders  stehen  senk- 
recht auf  ihr.  Betrachten  wir  nun  den  Durchgang  der 
Lichtstrahlen  aus  der  N&he  der  Grenxe  B  durch  den 
Polarisator  und  das  Bhomboederi  wie  es  die  punktirten 
Linien  andeuten ,  so  sehen  wir,  dass  nach  dem  Austritt 
derselben  aus  dem  letztem  innerhalb  des  Baumes  aß 
Strahlen  von  AB  her^  die  eine  gewöhnliche  Brechimg 
im  Ealkspaihrhomboeder  erfahren  haben,  sich  vermischen 
mit  Strahlen  von  BC  her,  die  ungewöhnlich  gebrochen 
worden  sind.  Auf  diesen  Baum  aß^  ia  welchem  sich  also 
Strahlen  von  den  beiderlei  Lichtquellen  vermischen;  be- 
schränkt sich  unsere  ganze  Betrachtung;  diese  Stelle 
wird  mit  dem  Polariskop  untersucht 

Wir  wollen  jetzt  zusehen,  welches  die  IntensitSt  die- 
ser IGschung  vop  Lichtstrahlen  sei,  wenn  sie  nach  dem 
Durchgange  durch  den  ganzen  Apparat  zu  dem  hinter 
dem  Polariskop  befindlichen  Auge  des  Beobachters  ge- 
langen. Die  beiderlei  Lichtstrahlen,  die  wir  der  Eiiö- 
fachheit  halber  als  natürliche  betrachten,  werden  beiAi 
Durchgang  durch  den  Polarisator  nach  derselben  Ebene 
polarisirt,  und  erfahren  dabei  eine  gleiche  Schwächung. 
Beim  Eintritt  in  das  Ealkspathrhomboeder  findet  nach 
dem  Malus' sehen  Gesetz  eine  Zerlegung  in  gewOhnHch 


*3  Beschrieben  in  den  Compt.  rend.,  T.  XLV,  p.  289,  wi4  u  Pi||. 
Ann.«  Bd.  109,  S.  642. 


—  w  — 

giftbirodiene^  nach  dem  Hanptflfclmitt  polaviairtoi  und  in 
nngewöhiilieb  gebrochenei  senkrecht  211m  Hauptsehnitt 
polariaurte^  StraUen  atatt.  Eine  Bweite  analoge  Zerlegung 
erfolgt,  wenn  die  Strahlen  in  die  Erystallplatte  des  Fola« 
riflkopB  eintreten ;  schlieBslich  werden  sie  alle  anf  die  ge> 
meiiuichafiliche  Folarnationsebene  des  analycdrenden  Ni« 
oob-sorUckgefÜhrt  Heissen  wir  S  den  Winkel  des  Haupt- 
•clmitts  des  Bhomboeders  mit  der  PolarisationBebene  des 
Nicols ,  ß  den  Winkel  des  erstem  mit  dem  Hauptschnitt 
der  £rjBtallplatte  des  Polariskops,  und  endlich  a  den 
Winkel  der  PolarisationBebene  deis  analysirenden  NicoIb 
mit  dem  Hauptschmtt  des  Bhomboeders ,  so  ergibt  sich 
tBae  die  reaultur^nde  Intensität  der  gemisditen  StraUen, 
welehe  sum  Auge  gelangen: 

R3=F  +  C  j  co8.2(a+/J)sin.2<J  sin.2/3ii4  sm,^  Ao-A> 
—  Bin.2(a+/3)8in.2i3  (^i^ooB.^S  _  1^2  mi.^6) 

sin,3^'^~^'- 

Hr  Bin,2(a+^)  sin. 2d  sin.8/JÜ4  sin.3  ^"""^'"^^"'""^''^ 

— 8in.2(«+/3)8in.2<Jcos.»/Jiii  sin.2^fCf^lt^^lI^j. 

In  diesem^Ausdmcke  stellen  i  und  i^  die  den  Intensi- 
atenl^  und  I^^  entsprechenden  Amplituden ,  Ao  —  Ae  und 
A'«  -^  A'«  die  Phasendifferenzen  der  gewöhnlich  und  un- 
gevOhnlioh  gebrochenen  Strahlen  im  Ealkspathrhomboe* 
der  Bnd  in  der  Krystallplatte  dar.  C  ist  eine  Constante, 
ablUbigig  Ton  der  Schwächung  des  Lichts  beim  Durch- 
ginge durch  die  yerschiedenen  Medien;  und  F  eine  Funk- 
tion von  C;  i,  ii  und  den  Winkeln  a,  ß,  S,  dagegen  un- 
ibliängig  Ton  den  Verzögerungsphasen.  Die  mit  dem 
Faktor  G  behafteten  Glieder  sind  es  daher  allein;  welche 


SQ  dm  InterferensSEurbeii  yemÜMimig  geben.  Wem  ws 
also  nach  der  Bedingung  fragen  ^  nnter  weloher  die  leti- 
tem  Tencliwinden  —  ein  Kriteriom,  das  uns  eben  la 
einem  genauen  Vergleich  der  Lichtintensittten  fbhren 
soll  — ;  so  haben  wir  in  dem  Ende  bloss  die  Summe  der 
Glieder  in  der  Elammer  gleich  Null  an  setaen.  In  dieser 
Allgemeinheit  ist  die  Bedingnngsgleiohnng  nicht  geeig- 
net; nns  amn  gewünschten  Ziele  an  fahren ;  sie  gilt  aber 
anch  in  dieser  Ausdehnung  bloss  für  vollkommen  homo* 
genes  Licht  Für  weisses  oder  nicht  TollstSndig  homo* 
genes  Licht  vereinfacht  sie  sich  bedeutend,  wenn  wb 
zugleich  berücksichtigen;  dass  das  Kalkspafhrhomboeder 
in  Wirklichkeit  4—6  Centimeter  dick  ist  Li  diesem  Fslle 
\nrd  die  Veraögerungsphase  (  A'o  —  A'«)  in  der  Bjy- 
stallplatte  verschwindend  klein  neben  derjenigen  (Ao — 
At)  im  Ealkspaihrhomboeder;  so  dass  man  in  den  bei- 
den letzten  Gliedern  A'«  —  A'«  neben  Ao  —  Ae  ver- 
nachlässigen  kann.  Das  erste ;  dritte  und  vierte  Glied 
lassen  sich  dann  zusanmienziehen  und  erhalten  den  ge- 
meinschaftlichen Faktor  sin«^       T       .   Diese  Gfieder 

würden  also  für  sich  eine  Farbenerscheinung  bedingen; 
wie  sie  der  Kalkspath  für  sich  darbieten  würde,  wfthrend 

A'  —  A' 

das  zweite  Glied  mit  sin.'  — **  ^        eine  denLiterferens- 

färben  des  Folariskops  analoge  Erscheinung  reprisentirt 
Nun  zeigt  aber  ein  dickes  Kalkspathrhomboedör  in  mdit 
vollkommen  homogenem  Lichte  keine  Literferenserschfli- 
nung;  da  die  Maxima  und  Minima  der  Strahlen  versdM^ 
dener  Wellenlänge  übereinander  MLen.  Dasselbe  wod 
auch  in  unserm  Falle  stattfinden;  d.  h.  das  erste,  dritte 
und  vierte  Glied  bedingen  keine  Farbenerscheinung;  ei 
bleibt  daher  bloss  das  zweite  Glied  als  Farben  gebendei 


—    2ff    — 

Abrigi  und  daratis  folgte  dass  die  Interfereiurfarbeii  die- 
Bolben  sind  wie  diejenigen,  welche  das  Polariskop  ftkr 
•idi  allein  darbietet  Die  Bedingung,  dass  auch  diese 
Farben  Terschwindeni  ist: 

wn.2(a+iS)8in.2/JCi*cos.3if— ii2sin««)sin.«^i^=^  =  0. 

Dieser  Gleichung  wird  genügt,  wenn  irgend  einer 

der  drei  Faktoren  von  sin. '        ^        für  sich  verschwin- 

det.  Wir  sehen  aber  sofort,  dass  bloss  der  dritte  Faktor, 
gleich  Null  gesetzt,  die  gewünschte  Bedingung  liefert« 
Die  beiden  andern  Faktoren  dürfen  also  nicht  Null  wer- 
den \  vielmehr  werden  wir  über  a  und  ß  so  zu  verfügen 
haben,  dass  sie  möglichst  gross  werden.  Die  Farben* 
erscheinung  wird  dann  intensiver,  und  der  Moment  wo 
sie  verschwindet,  lässt  sich  schärfer  beurtheilen.  Diess 
ist  nun  der  Fall,  wenn  /?=45^  und  a  =  0  oder  90^  ist, 
d.  h.  wenn  der  Hauptschnitt  des  Erystalls  im  Polariskop 
um  45®  gegen  denjenigen  des  Ealkspaihrhomboeders  ge- 
neigt ist,  und  wenn  £e  analysirende  Polarisationsebene 
mit  letzterm  zusammenfldlt  oder  senkrecht  darauf  steht. 
Als  Bedingung  für  das  Verschwinden  der  Farben  haben 

wir  also:  £3 

|-y  =  tang.2  S, 

d.  hm  die  Quadrate  der  Amplituden  der  beiderlei  Licht- 
strahlen müssen  sich  verhalten,  wie  das  Quadrat  der  Tan- 
gente des  Winkels,  welchen  die  Polarisationsebene  des 
Polarisators  mit  dem  Hauptschnitt  des  Bhomboeders  bil- 
det, BU  1.  Das  Verhältniss  der  Quadrate  der  Amplitu- 
den ist  aber  gleich  dem  Verhältniss  der  Intensitäten; 
daher  erhalten  wir  auch : 

I« 

*-,  =  tang.3a. 


Hieraut  ergibt  sich  folgende  Begel  für  £e  Vei^- 
chnng  der  Lichtintemitftten :  ^Man  dreht  den  Pok- 
risator  so  lange  am  seine  Axe,  bis  die  Interfs- 
renzfarben im  Polariskop  verschwinden;  alsdastt 
gibt  das  Quadrat  der  Tangente  des  WinkelSi 
welchen  die  Polarisationsebene  des  PolarisatorB 
mit  dem  Hauptschnitt  des  Bhomboeders  bildeti 
das  Verhältniss  der  Lichtintensitllten  a^*  Zur 
Messung  bedürfen  wir  also  bloss  eines  getheilten  KreiseSj 
an  welchem  man  diesen  Winkel  ablesen  kann«  An  dem 
ausgeführten  Apparat  ist  der  Polarisator  mit  der  in  Vs* 
abgeiheilten  Ereisscheibe  fest  verbunden;  der  feste  No- 
nius  erlaubt^  den  Winkel  bis  auf  eimselne  Minuten  gei^ 
abzulesen. 


Da  die  Theorie  unsers  Apparats  sich  ausi 
auf  das  Malus' sehe  Gesetz  stützt,  dieses  aber  von  Arago 
als  richtig  nachgewiesen  worden  ist  *),  und  da  £emer  die 
Bedingung  I  dass  die  Grundflächen  des  Kalkspathrhom- 
boeders  senkrecht  zur  Sehaxe  gestellt  seien,  mechanisch 
mit  hinlänglicher  Schärfe  erflUtt  werden  kann;  so  bleibt 
als  alleinige  Fehlerquelle  der  Beobachisongsfehler  übrig. 
Wir  erhalten  den  letztem,  wenn  wir  bei  genau  constan- 
tem  Verhältniss  der  Lichtintensitäten  mehrmals  nachem- 
ander  den  Polarisator  durch  Drehung  auf  den  Punkt  ein- 
stellen,  wo  für  unser  Auge  die  Farben  im  Polariskop  ve^ 
schwinden,  und  jedesmal  den  Winkel  6  ablesen;  ffie Dif- 
ferenz zwischen  diesen  einzelnen  Ablesungen  repriteentiit 


*)  Oeuvres  de  h\  Arago  ^  T.  JT,  p.  160.  Der  Naohweia  tou  Aru« 
macht  flbrigena  nicht  auf  grosse  Genauigkeit  Ansproeh;  es  yAt 
eine  Methode,  dieses  Fundamentalgesets  mittelst  nnsera  Appanr 
tes  genauer  evl  prüfen.  loh  werde  darflber  bei  einer  aadem  Qe- 
legenheit  sprechen. 


~    81    — 

Ol  BeobachtoDgiBfeblen  Pio  Grösse  diesoEi  Beobach- 
igsfelilers  hängt  ausser  von  der  Lichtstärke  und  von 
r  Empfindlichkeit  des  Avges  wesentlich  von  der  Güte 
s  Polariskops  ab.  Unter  allen  mir  bekannten  Polari- 
Dpen  habe  ich  dasjenige  von  Savart;  bestehend  aus 
'ei  gekreuzten ;  unter  45^  gegen  die  optische  Axe  ge- 
inittenen  Quarzplatten ,  als  das  tauglichste  erfunden. 
irch  folgende  spezielle  Einrichtung  ist  es  mir  gelun- 
n,  dasselbe  so  empfindlich  zu  machen^  dass  für  ein 
tes  Auge  der  Beobachtungsfehler  bloss  1  —  2  Minuten 
ferft^  Die  gekreuzten  Quarzplatten,  jede  von  2  Cen- 
leter  Dioke^  befinden  sich  zwischen  zwei  um  die  Summe 
rer  Brennweiten  yon  einander  abstehenden  Linsen  j  die 
'ennweite  dieser  Linsen  beträgt  4  Centimeter.  Die  eine 
DBelben  stellt  das  Ot^ekti?  ^es  schw:aQh  y^^^össem- 
n,  anf  die  Unendlichkeit  eingestellten  .^tstronomkchen 
imrohrs  darj  das  Qcular  jiat:  nämlich  -eine  Brennweite 
n  2,5  Centimeter.  Im  Epcup  de?  Objektiv  befindet 
^  'tip.  Eadenkreuz  un4  Yor  dem  Ocular  ist  das  TSiool 
gelv^acbt  Das gefiU'bte^^nBeiiasTstem,  welches  diesefi 
tlariiA[op  zeigt^  y.erschiiwdet  beim  Drehen  de?  .}^9lari- 
tors  nicht  vollständ%i  Mndern  ^es  geht  bloss  ein  farblo- 
r  StreiCßn.über  das  Öesicjliitsfeld  hin^  der  compjiementär 
iSifiktß  Franpexißjsteme  itren^t  Mw  liesj;  den  Winkel  S 
1^  Wfim  der  farblQ9e.Srtrei£eii  geri^^ß  mi^  dem  Fad^.piM^lV 
lawmwföllt 

J^  Differentialrechnung  lehrt  nun  ,4ms  der  Qröase 
18  .Beobachtungsfehlerß  $.e  demselben  i^ntaprec^ende 
(KMuigkeit  in  Bestimpiuxig  d^s  Verhälti^spes  der  Licht- 
tßnBJtHjten  oüittelst  d^r  obep  ,au%estellj[|e9  Jo^rmel  fibjz^Ti- 
\^m    X>iSßrßnzirfi  pan  näqilich  diei^^Ib^  A^^ch  f,   so 


-    82    - 

Setzt  man  hier  flir  d^  den  BeobacbtongsfeUer  beim 
betrefienden  Winkel  S,  so  erhält  man  die  gesnchte  Oe- 
nanigkeitsgrenze.  Ist  z.  B.  ^=45*1  d.  h.  sind  die  bei- 
den Lichtquellen  gleich  intensiv,  so  ist  d^  der  Beobach- 
tong  zufolge  =  1— 2',  und  wir  erhalten  demnach: 

3  —  1; 


1 

d.i^  =  4arc.l-2'  =  0,00116  —  0,00282. 
li 

Hieraus  folgt,  dass  wir  das  VerUltniss  der  Ucfatin- 
tensitäten  mit  einer  Genauigkeit  von  Viooo  ^^  Viooo  ^^ 
einmaliger  Einstellung  ermitteln  können. 

Polarimeter.  Das  Fhotometer  kann  sehr  letdit  in 
ein  Polarimeter  verwandelt  werden.  Zu  dem  Ende  hat 
man  bloss  vor  dem  Polarisator  ein  zweitea,  dem  erstem 
analoges  Ealkspathrhomboeder  so  anzubringen,  dass  sein 
Hauptschnitt  mit  demjenigen  des  erstem  einen  ITHnkel 
von  180^  bildet  Die  Schnitte  durch  die  beiden  Bhom- 
boeder  haben  dann  die  in  Fig.  2  angedeutete  Gestalt 
Das  vordere  Bhomboeder  B^  B^  B'i  B'i  muss  femer  in 
der  angegebenen  Lage  mit  dem  hintern  B  B  B'  B'  fest 
verbunden  sein,  während  der  dazwischen  befindliche  Po- 
larisator PP  ^e  oben  um  die  Sehaze  drehbar  sein  soll. 
Vor  dem  ersten  Bhomboeder  befindet  sich  endlich  noch 
ein  Schirm  mit  einer  schmalen  rechteckigen  Oeffiiungi 
so  schmal,  dass  dieses  Bhomboeder  gerade  zwei  anein- 
ander grenzende  Bilder  dieser  Oeffiiung  erzeugt  Durch 
diese  Oeffiiung  lässt  man  das  theilweise  polarisirte  Idcht, 
das  untersucht  werden  soll,  einfallen,  und  dreht  dann 
den  Apparat  um  die  Sehaxe  so  lange,  bis  die  Polarisa- 
tionsebene  des  theilweise  polarisirten  Lichtes  mit  dem 


-    38    — 

Hanptsclmitt  der  Bhomboeder  znsammenf&llt  ^  Nunmebr 
Iiat  man  bloss  den  Polarisator  durch  Drehung  auf  den 
Punkt  einzustellen^  bei  welchem  die  Farben  im  Polari- 
skop  verschwinden.  Ans  dem  Winkel;  den  bei  dieser  Stel« 
lung  der  Polarisator  mit  dem  Hauptschnitt  der  Bhomboe- 
der  bildet^  lässt  sich  dann  das  Verh&ltnisB  des  natürlichen 
und  polarisirten  Aniheils  im  theilweise  polarisirten  Licht 
nach  der  folgenden  Formel  berechnen.  Heissen  wir  I' 
die  Intensität  des  natürlichen  und  P^  diejenige  des  po- 
larisirten  Antheils  im  theilweise  polarisirten  Lichte  so  hat 
man: 


Die  Ableitung  dieser  Formel  geschieht  ganz  analog 
wie  diejenige  der  Photometer-Formel,  und  ganz  analog, 
wie  dort,  kann  auch  hier  die  Leistungsfähigkeit  aus  dem 
Beobachtungsfehler  abgeleitet  werden. 

Dieses  Polarimeter  zeichnet  sich  vor  dem  Arago'- 
Bchen  mit  Glasplatten  dadurch  aus,  dass  es  sich,  wie  das 
obige  Photometer,  einzig  und  allein  auf  das  Malus'sche 
Gesetz  stützt,  und  daher  ausser  dem  Beobachtungsfehler 
auch  wieder  keine  andern  Fehlerquellen  involvirt  Ein 
groBser  Naehtheil  dieses  Apparats  dagegen  besteht  darin^ 
daaa  derselbe  eine  bedeutende  Lichtschwächung  be^gt^ 
welche  der  Schärfe  der  Beobachtung  Eintrag  thut.  Wenn 
daher  die  zu  untersuchende  Lichtquelle  nicht  sehr  inten- 
siv ist,  so  wird  man  besser  thun,  sich  des  Arago'schea 
Polarimeters  zu  bedienen,  und  dasselbe  entweder  nach 


*)  Eine  kleine  Ueberlegung  Etigt^  wie  sowohl  diese  Einstellunf^  als 
aach  die  angedeatete  relative  Lage  der  Rhomboeder  ohne  beson- 
dere HölfsTorrichtuugen  mittelst  des  Apparates  selbst  empirisch 
sehr  genaa  fefiinden  werden. 


A.rago'8  VoracUag^)  empiriflch  sa  gimduiren,  oder  dakji 
dar  von  mir  entwickellen  vollatindigeA  Theorie  ^eset 
InBtmments  **)  mus  dem  vorher  beitimmleii  Bredumgi- 
▼erhältniM  der  Glasplatten  das  VerhiltniB9  ißfc  Compp- 
nentan  des  theilweise  polarisirteii  lichts  jpn  heiMlijU^. 
Freilich  bedürfen  die  Formdn,  anf  welcho  W^  dim 
Theorie  st&tzt^  selbst  noch  einer  BestStigang  4ürck  jB9- 
naoe  photomelrische  Messungen;  anch  mosa  jdie  JSrfidt^ 
mng  erst  lehren^  inwiefern  die  von  Seebeck  beobad^ 
taten  allmäü^en  OberflächenTerftnderangepi  bei  aolchfiD 
Glasplatten  anf  die  Intensit&t  des  dorchgelasaenen  liditl 
infloiren« 


IHeyer-IMfar. 
IMe  AvMlflMi  uam  üjnrgjtogf^ 

als  Beitrag  nir  eiDhefmisdieii  taseetn-FamuL 

Vorg«t raffen  4eB  80.  JümmJtr  tSSf. 


Es  ist  anffallendi  dass  in  der  SchweiB,  ivb  «ea  an  Wich- 
tigen Kennern  der  Hymenopteren  meht  iMt,  ao  Wen^fi 
bis  jetzt  nut  dem  Stadium  einer  der  iHteressaatesten  Fa- 
mäieni  nämlich  der  Ameisen;  sich  nSher  befreundet  ha- 
ben. Dnrch  die  sehr  gediegenen  nnd  gründlichen  Ajfbeitaa 
Förster's,  Nylander'Si  Schenk^s^  und  in  4er  jttng" 
sten  Zeit  ganz  besonders  durch  die  Formieina  austriaca  von 


*)  Oeutrit  de  F.  Ara§o^  T.  X^  j».  290. 
Pogg.  Abb.  Bd.  99,  S.  285. 


—    86    — 

Dr.  Mayr  in  Wieiii  fand  ich  mich  im  verflosaenen  Som^ 
mer  lebhaft  angeregt,  diese  Thiere  näher  kennen  zn  ler- 
nen, und  sie  bei  Gelegenheit  meiner  entomologischen 
Wanderungen  in  BurgdorTs  Umgebungen  zu  beobachten« 
Ich  gobe  daher  hier  in  kurzen  Skizzen  das  Resultat  des- 
len,  was  mir  auf  dem  beschränkten  Umkreise  von  höch- 
stens 4  Stunden  um  Burgdorf  dabei  aufgefallen  ist,  so  wie 
lugleich  eine  Uebersicht  deijenigen  Arten,  die  ich  vom 
März  an  bis  Ende  September  daselbst  aufgefunden. 

Pass  et  zur  vollständigen  Kenntniss  der  Speciee  in 
den  meisten  Fällen  unumgänglich  nothwendig  ist,  diese 
Thiere  zuerst  in  ihren  Colonien  selbst  aufzusuchen^  WO 
das  ardiche  Zusammengehören  der  drei  unter  sich  sp  ebr 
weichenden  Geschlechter  zu  erkennen,  bedarf  wohl  keip 
ner  wse]ito*n  Exklärung,  wenn  man  weiss,  unter  welcbro 
bedeutenden  Verschiedenheiten  des  ganzen  Habitus  sich 
in  ein  «nd  demselben  Baue  Männchen,  Weibchen  und 
Geschlechtslose  qnalifiziren«  Sind  nun  aber  diese  Unter- 
schiede einmal  richtig  aufgefeuNit  und  auf  positive  und 
beständige  Charaktere  gegründet,  so  bietet  ihr  ricditigeB 
artlichefl  Erkennen,  auch  wenn  die  Geschlechter  Yerwk^ 
seit  ajigetro£fen  werden,  keine  grossen  Schwierigkeiten 
mehr  dar^  weil  die  artlichen  Merkmale  selbst  dur<^  das 
soBseroiQd^ltiliohe  Variiren  der  Arbiter,  ijx  Färbung; 
and  Orösse^  nie  au^dhoben  werden.  Es  ist  nicht  dar 
Ort  hier,  auf  den  beschreibenden  Theil  der  GhittungMl 
md  Art0n  einzugehen,  indem  ich  hiefÜr  auf  die  obf» 
erwfthnten  Werke  verweise,  die  uns  die  Arten  rgenau 
ontersdheiden  lehren,  so  wie  auch  mit  der  eigentUehw 
Naturgeschichte  der  Ameisen  vertraut  maoheüGU  Nur  das- 
jenige hebe  ich  aus  meinen  eigenen  Beobaditungen  )icff- 
vor,  was  nur  in  Bezug  auf  unsere  faumstischen  ycrhälir 
Bisse  erhdblich  «dieint,  und  kann  eiffl}st  dirnsn  lAngufcw 


-^    86    — 

keine  weitere  AaBdehnnng  geben  ^  als  so  weit  sie  sich 
anf  Borgdorfs  Umgegend  beziehen,  und  über  das,  was 
ich  über  die  Lebensweise  unserer  einheimiscben  Arten 
beobachtet  habe. 

Jedermann  weiss ,  dass  eine  vollstSndige  Ameisen- 
kolonie aus  Bewohnern  dreierlei  Gescbleohts  besteht, 
nftmlich:  kleinen  geflügelten  Männeben,  viel  grös- 
sern geflügelten  Weibeben  nnd  einer  wohl  SO&cbsn 
Zahl  flügelloser  Arbeiter  oder  Geschlechtsloser.  Diese 
letztem  sind  es,  die  man  überall  frei  nmberlanifen  sieht; 
die  geflügelten  nur  selten  nnd  nur  zur  Zeit  ibrer  Begat- 
timg.  Bis  diese  zu  ihrem  Fortpflanznngsgeschäffce  ent- 
wickelt nnd  befiLhigt  sind,  sind  es  auch  dnzig  die  Q^ 
Bcblechtslosen,  welche  alle  Arbeiten  verricbten,  die  Glinge 
tniniren,  den  Haufen  aui^erfen,  das  Material  sn  desaen 
Bän  znsanmientragen  nnd  alle  Anstalten  zur  Anfiiabme 
der  jungen  Brut  und  zur  Erhaltung  der  Jungen  treflfeiL 
Aber  auch  nachher  liegen  ihnen  alle  ferneren  Gtosehftfte 
allein  ob:  die  Vertheidigung  der  Colonie,  das  Herbo- 
■ehafien  der  Nahrung  u.  s.  w.  Nacb  vollbrachter  Paa- 
nmg  zerstreuen  sich  die  Männchen,  als  nun  nutzloB  ge- 
wordene Subjekte,  verlieren  die  Flügel  und  —  sterben. 

Ein  nur  flüchtiger  Blick  m  den  Staatsbaushalt  der 
Ameisen  erweckt  unser  Erstaunen  über  die  ThatsacbeD, 
dUe  Tor  unsem  Augen  auftauchen,  ja  schon  über  dal 
planmässige  Einverständniss  im  Ausftihren  ihres  Baues, 
ftber  die  ungeheure,  rastlose  Thätigkeit  dieser  Tansende 
arbeitender  Bewohner,  ihrer  Sorge  für  die  Eier  legenden 
Weibchen,  und  wieder  für  die  Eier  selbst,  für  die  Lar- 
ven und  Puppen,  welche  von  den  Arbeitern,  je  nach  der 
ihnen  nöthigen  Wärme,  bald  nach  der  Oberfläche  zu  an 
die  Sonne,  bald  wieder  bei  eintretender  Kühle  in's 
tiefirte  Innere  des  Baues  getragen  werden«   Bei  kaltem 


—    87    — 

Wetter  und  des  Nachts  bleibt  in  der  Begel  darin  AUea 
Btille  und  ruhig ;  doch  auch  die  Nacht  hält  sie  nicht  von 
1er  Arbeit  ab^  wenn  je  Abends  der  Bau  auf  irgend  eine 
Weise  zerstört  worden  war.  Ich  habe  dieses  oft  absicht- 
lich gethaui  und  jedesmal  am  folgenden  Morgen  die  Baue 
«rieder  in  bester  Ordnung  gefunden.  Erst  nach  drei-  bis 
riermaliger  Zerstörung  wird  der  Bau  von  der  Colonie 
aufgegeben  und  in  einiger  Entfernung  ein  neuer  Bau 
angelegt  Bührend  ist  dabei  der  Eifer,  mit  dem  die  Ar- 
beiter die  Jungen  und  Puppen  in  sichern  Gewahrsam 
tragen.  Mehrmals  sah  ich  auch,  wie  entwichene  ausge- 
flic^ene  Weibchen,  die  nicht  freiwillig  mehr  in  den  Bau 
Burückkommen  wollten,  sondern  in  lasciver  üngebunden- 
heit  sich  nach  fremden  Eroberungen  umsahen,  gewalt- 
sam von  Arbeitern  ihrer  Colonie  gepackt,  zurückge{l}lurt 
und  ohne  Zweifel  zur  gebührenden  Ordnung  verwiesen 
worden« 

Eben  so  erstaunlich,  als  dieser  Ordnungssinn ,  ist 
auch  die  Kraft  und  Ausdauer,  welche  diese  Thiere 
auszeichnet  Wie  oft  sieht  man  nicht  eine  Ameise  einen 
viel  grossem,  verwundeten  ELäfer  oder  eine  kranke  Baupe 
eine  kahle  Wand  oder  einen  lothrechten  Felsen  hinanf- 
■chleppen,  eine  Beute,  die  an  Gewicht  dasjenige  der 
Ameise  vielleicht  um  das  20fache  ttbersteigt;  und  wenn 
sie  auch  mit  dieser  Last  mehrmals  wieder  herunterfUlt^ 
doch  immer  von  neuem  ihre  Tantalus- Arbeit  beginnen,  bis 
ihr  endlich  eine  zweite  oder  dritte  Ameise  noch  zu  Qülfe 
kömmt  Zu  allen  diesen  Eigenschaften  hat  die  Natur  die 
Ameisen  nebst  einem  hohen  Grade  von  Kühnheit  noch 
mit  mancherlei  Waffen  ausgestattet,  so  z.  B.  mit  kräftigen 
Mandibeln  (Oberkiefern),  mittelst  deren  sie  Alles  mit  wtt- 
ihender  Hartnäc^gkeit  anpacken,  ja  manche  Arten  sich 
lieber  den  Leib  abreissen,  als  das  einmal  Erfasste  wie4c!r 


—    SB    - 

hketn  laflseiii  wie  die  WaUklammemy  und  noch  weit 
anffallender  die  kleine  schwarze  Tapinama  coüina.  Fer- 
ner haben  ^e  Arbeiter  nnd  Weibchen  der  ganzien  Ab- 
tiieilnng  der  Formiddae  am  Hinterleibsende  noch  GKft- 
drfLseni  aus  denen  sie  die  ätzende  Ameisensäure  ans- 
spritsen,  nnd  diejenigen  der  Myrmiciden  ausser  diesen 
Drttsen  gar  noch  einen  Stachel^  mit  dem  sie  eifipfind- 
lich  stechen  können;  so  namentlich  das  gem^e  TWo- 
m(nium  caespüum^  dessen  Stich  wohl  schon  jeder  auf 
dem  Rasen  Ausruhende  mag  empfunden  haben. 

Ameisen  finden  sich  bei  uns  überall;  im  Thalgelände 
wie  auf  den  Httgeln,  im  kultivürten  LandO;  wie  auf  den 
sandigen  FelseUi  an  Bächen  und  Sumpfeu;  wie  an  den 
kahlsteui  trockensten  Abhängen,  in  hohlen  Baumstrdn- 
keui  unter  losen  Binden;  unter  Moos  wie  auf  blühenden 
hohem  Pflanzen,  und  es  ist  fast  kein  Stein,  selbst  am 
Bande  der  Landstrassen ,  unter  dem  nicht  Ameisen  ge- 
ftmden  würden.  Sie  spielen  also  eine  gewichtige  Bolle 
fai  der  organischen  Natur.  In  den  Häusern  der  Ortschaf- 
ten werden  sogar  mehrere  Arten  zur  Plage,  wie  ich  selbst 
hl  einem  hiesigen  Landhause  während  vier  Wochen  die 
Fcrmica  mixta  NyL  in  so  erstaunlicher  Menge  aus  dem 
Getäfel  eines  Zimmers  hervorkommen  sah,  dass  solches 
nicht  mehr  bewohnt  werden  konnte.  Dass  übrigens  dne 
Gegend ,  welche  alle  fast  nur  denkbaren  Abwechslungen 
dner  mannig&ltigen  Natur  in  sich  scbliesst,  also  wohl 
auch  den  verschiedensten  Arten  von  Ameisen  die  Beding- 
nisse  ihres  Vorkommens  darbietet  und  ihrer  massenhaften 
Entwicklung  förderlich  ist,  davon  wird  sich  in  Burgdorfs 
Umgebungen  leicht  Jeder  überzeugen  können.  Kommen 
wir  jetzt  zu  den  Arten  selbst,  so  müssen  cUese  vor  allem 
sjrfttemalisch  in  zwei  grosse  Hauptabtheilungen  geschieden 
werden,  nämlich  A.  in  solche,  deren  Verbindungsglied 


ler  Blaölchcm  ^se&etx  Vorder-  tmd  Hiiriertirib*  eine  mP- 
»c&tstehende  Schuppe  fülirt  (Abtheilung  FormteidaeJ, 
ttd  B.  deren  Yerblndangsglied  an?  zwei  Knoten  besteht 
tfyrmtcidae).  Die  erste  Abtheilang  ist  bei  nns  arten* 
SUhlßr  nnd  enthält  auch  bloss  soldbe  Arten ;  die  sttttt 
üed  Stachels  nur  Drüsen  zum  Ausspritzen  führen.  ESs 
ad  meivtens  sehr  kräftige  Thiere. 

Durchstreift  man  die  sonnigen  Waldwege  unserer 
ftimetX'  und  Eichenforste,  so  gewahrt  man  oft  gruppen« 
eise  die  ungeheuren  Nadelhaufen,  wdche  die  Baue  d!0f 
»genannten  WaldJdammem  bilden.  Unter  diesem  Namen 
nrsteht  dan  Volk  alle  die  grossen  Ameisenarteui  welche 
rr  Elrtomologe  als  Formica  hercaleana^  Ugniperda^  rufaiy 
niphüay  iruncicola,  ccmgerena  und  »angmnea  artlich 
tterscheidet 

Die  zwei  ersten  Arten  (hercfdeana  und  ligniperda) 
oid  von  kolossaler  Grösse;  besonders  die  Weibchen, 
siehe  in  der  Länge  bis  3/^  Zoll  messen.  Sie  sind  sieh 
hr  fthnHch  und  die  Arbeiter  daran  zu  unterscheiden! 
kSB  ligniperda  einen  dunkel  rothbraunen  Thorax  und 
nett  glänzenden  schwarzen  Hinterleib,  hertukana  da- 
ngen einen  schwarzen  Thorax  und  einen  durch  gratis 
she  Behaarung  matten  Hinterleib  hat.  Beide  Arten 
sten  an  alten  hohlen  Baumstämmen  und  schwärmen 
i  Frühjahr.  —  F,  herculeana  zeigt  sich  besonders  ua 
m  höhern  Bergwäldem,  und  ist  zumal  auf  dem  Jura 
^mein.  Die  fftnf  letztem,  kleinem  Arten  (mfa^  pini- 
kiilaj  ktmcicola,  congerens  und  sanguinea)  mnd  in  allen 
tem  Werken  noch  als  Formica  rufa  zusammengezogen , 
e  sind  jedoch  artlich  gut  unterschieden,  und  leben  in 
ihlreichen  Golonien  unter  gewaltigen  Nadelhaufen  auf 
llen  lichten  Stellen  unserer  Tannenwälder.  Da  ihre 
jrbeiter  am  Thorax  rostroih  sind,  kennt  man  «id 


—    40    — 

mter  dem  Namen  BaäJwgft.  Die  gemeinste  denelbeni 
eongere^B  NyL,  schwfirmt  in  den  Horgenstonden,  wäh- 
rend sonst  alle  andern  Ameisen  erst  Abends  aar  Begat- 
tung ausfliegen.  In  langen  Strei&ügeni  Wege  auf  nnd 
ab»  wimmelt  es  an  heissen  Tagen  von  den  Arbeitern 
dieser  grossen  Ameisen,  deren  Puppen  (die  sogenannten 
Ameiseneier)  als  Vögelfbtter  gesammelt  werden. 

Eine  den  Bothköpfen  iüinliche,  doch  etwas  kleinere 
Art,  nistet  nicht  in  den  Wäldern,  sondern  an  sonnigen, 
trockenen  Feldabhängen,  wie  namentlich  an  den  KOh- 
weidehügeln;  diess  ist  die  FomUca  cunicularia  Lir.  Sie 
hat  ihre  Colonien  unter  dem  Basen;  Hügel  baut  sie  sel- 
ten, und  auch  dann  nur  niedrige  aus  Erde.  Sie  ist  nicht  - 
so  bissig,  und  lässt  sogar  andere  Insekten,  besonders 
Histerinen,  als  GUlste  firiedlich  in  ihre  Bane  kommen.' 
In  den  Vormittagsstunden  kriechen  die  Arbeiter  schaa- 
renweise  an  den  Stengeln  der  Cirsien  und  Chenopodien 
empor,  um  den  Honigsaft  der  Blattläuse  abzulecken  nnd 
auch  wohl  diese  Thierchen  selbst  in  ihre  Minen  herunter 
zu  holen. 

Eine  der  allerhäufigsten  Ameisen  unserer  Gegend| 
die  man  überall  antrifft,  wo  man  nur  geht  und  steht, 
ist  die  gemeine  graue  mit  bräunlichen  Beinen ,  Formiea 
fu9Ga  LaiT.  Sie  ist  nicht  zu  verwechseln  mit  einer  glän« 
zend  kohlschwarzen  mit  gewaltigem  Kopfe  nnd  furcht- 
baren Mandibeln,  welche  ihre  Colonien  nur  in  alten, 
hohlen  Baumstrünken  anlegt,  sehr  kühn  und  bissig  ist, 
und  schon  von  weitem  durch  ihren  scharfen  Essiggeruch 
sich  verräih.  Diess  ist  die  Formiea  fiUiginoaa  Lair. 
Auf  abgeholzten  Stellen  unserer  Schächen  ist  sie  über- 
all sehr  gemein,  und  schwärmt  im  Juli  und  August. 

Eine  dritte  schwarze,  aber  weit  kleinere  Art,  viel- 
Idicht  die  häufigste  und  wohl  über  ganz  Europa  verbi:et- 


-    41    ^ 

M6,  irt  di6  FofifHIkJei  ntyiHA  Laitr.  Di^M  HiriM,  «bM  ifMt^ 
letifech  2ü  Bein,  aü  allen  ntt  möglichen  OertliöhkMten, 
meistenB  jedoch  unter  losen  Steinen;  diö  ans  den  Vth 
dem  an  die  Wege  anfgehäüft  Wetden.  Die  geflügelten 
Hlluichen  «(^hwftilnen  an  heidsen  Somtnerabönden  ifl  gan- 
zen BCassen;  manchmal  wolkenKhnlich;  hermn.  Eine  tiefte, 
aber  hoch  kleinere  und  gläneend  schwante  Ameise, 
jedoch  Von  sehr  abweichendem  Baue,  ist  die  Pormioa 
(Tapinoma)  coUina  Foeraler  oder  errtj^ca  Laür.  Dieselbe 
kdmmt  hier,  obwohl  nicht  häufig,  an  den  heissen  Itän- 
dem  des  Oberthals,  QTrii^bergs  nnd  der  nmliegenden 
Hügel  unter  tlasen  nnd  Steinen  vor,  nnd  ist  eine  der 
luutaitokigstefi  iin  Beissen,  die  ich  kenne*  —  Eine  an- 
dere) ebenfalls  in  die  Gattong  Tapinoma  gehörige,  sehr 
rielfliohe)  aber  beltene  Art,  die  $t«a<?rtjpfm<^dto  2/.,  fand 
ich  ein  einziges  Mal  an  der  Gartenmauer  des  hiesigen 
Waisemhanses« 

Die  sonnigeli  ISügellehnen  unserer  Umgegend,  iiHe 
aveh  die  ftfüchten  Stellen  der  Thalsohle  beherbergen  eine 
Masse  kleiner,  gelber  Ameisen.  Sie  besteht  aus 
den  Arten  Wimnioa  flava  X.,  wnktata  Nyty  wüoUm  NyL, 
^SMb  Sehk,  und  brunnea  Lw.  Die  vier  ersten  sind 
unter  eich  schwer  en  unterscheiden  und  waren  wahrw 
idiitfiificb  von  Linnd  alle  als  Farmica  fla^a ,  welche  die 
kkinffe  aber  häufigste  ist,  einverstanden.  Sie  leben  alle 
ta  sonnigen  Stellen  unter  Brettern,  Steinen,  loser  Binde 
an  Obstbäumen^  Man  sieht  sie  selten  ausserhalb  ihrer 
Golonien  und  ihre  Schwärm-  oder  Paarungszeit  fällt  in 
den  späten  Sommer.  Flava  ist  eine  der  bissigsten,  — 
zumal  in  der  Mittagshitze.  Ihre  Männchen  sind  auffal- 
lend klein  und  zart  gebaut,  kaum  IV2'"  ^^^g;  dunkel- 
pechbraun,  während  die  hellbraunen  Weibchen  wohl  drei 
Mal  S6  gross,  also  ungefähr  wie  die  der  Form.ßMca  sind. 

Bern,  liittheü,  429 


-  Ä  --. 

i 

I 

irt^  Sb  Mltinitn ;  idi  find  wm  mn.  Bargfaf  mc  . 
eiimiftl;  tiieMa  Sett.  mehinub  mit  c^jEm«  &&L  oflls  j 
loagetrennter  Binde  oae»  Eizflehfawiu,  und  ne  Khöi  ^ 
nur  arflidi  nicht  gfeiiflgwid  ^on  der  letetapi  nntaggctieJM 

Zwei  andere,  diesen  grihoi  nahe  yermBndte  Aitnit  : 
aber  mit  donklem  Kopfe  y  rothgelTMHn  Thnng  und  aehwafr 
braiinem  Hinterleib  (Arbeiter),  nnd  TiiiiMHiiBiTi  fiait  mm 
durch  die  Stimrinne  zn  unieracheiden ,  sind  fia  JPWhim 
timida  FoersL  nnd  aliena  FoerwL  Beide  in.  rnineipar  6t- 
gend  gleich  vorherrschend,  wiewohl  in  Suren  YeckaBBBMDi- 
verhältninen  gana  von  einander  afawdekBBEL  Timik 
findet  sich  in  Ghirten  an£  Oeatrinehen  nnd  an  SpaJitf- 
bäomen;  sie  nistet  sich  oft  masaeffhsft  in  £a  TTlnwr 
ein  nnd  schwärmt  an  Anfeag  dea  Sommcm,  wihnal 
aliena  sidk  anf  trockenen  Abhingen  Erdhfigel  baat  wi> 
erst  im  Hochsommer  schwirmt. 

Dieses  sind  nnsere  sämmtliehen  Arten  der  enta 
Haoptabtheilimg,  die  aber  anch  den  Ghaohtcr  der  Barg- 
dorf sehen  Ameisenfanna  recht  dentlieh  amprigeiL 
Wir  kommen  zn  der  zweiten  Hanptabtheilvng,  dm  Afiyr- 
micideny  oder  denjenigen  Ameisen,  welche  seh  nebet  den 
GHftdrttsen  noch  durch  einen  Stachel  nnd  ein  ans  awei 
Knoten  (statt  der  Schuppe)  bestehendes  Yerbindnag^ 
Segment  kennbar  machen.    Ans  dieser  Abdieilnng  tritt 
nun  vor  allem,  als  sehr  charakteristisch  für  un- 
sere hügelige,  sandfelsige  Gegend  anf:  die  Jfyr- 
fnica  rubida  Latr,  (morUana  Imh.),  Es  zeigt  sich  dieselbe 
zahlreich  schon  in  den  ersten  Frühlingstagen  an  allen 
Schutthalden  unserer  Sandsteinbrüche,  anch  an  den  Däm- 
men der  Emmo  unter  Steinen,  wo  sie  in  dem  Geröllboden 
tiefe  Gänge  minirt.    Ende  Aprils  fand  ich  in  den  kleinen 
Oolonien  schon  die  schwarzen,  geflügelten  Männchen,  im 
Juni  erst  die  prächtigen  braunrothen  Weibchen,  nnd  letis- 


k 


—    48    - 

■ 

tere  in  ausnehmend  grossen  Exemplaren  sogar  noch  auf 
dem  Kamme  des  Jnra  bei  4000'  Höhe,  unter  Shnfichen 
Verhältnissen  treten  in  unserer  Gegend  noch  eine  An- 
lahl  etwas  kleinerer;  sehr  gemeiner  rothgelber  Arten 
auf;  wie  Myrmica  Ictevinodis  NyL,  ruginodis  NyL  nnd 
8cabr%nodü  NyL;  alle  drei  etwas  schwer  zn  unterschei- 
den; aber  äusserst  zahlreich  in  Gärteu;  an  Maueru;  un- 
ter Holz  und  Steinen  vorkommend ;  lavinodia  ist  bei  uns 
die  gemeinste  und  nistet  besonders  gerne  am  Fusse  son- 
niger Hauern.  Sie  schwärmen  den  ganzen  Sommer.  — 
Mehr  auf  fetten  Wiesen  und  an  grasreichen  Dämmen 
findet  sich  das  kleine;  dunkelbraune  Tetramorium  cae- 
tpüum  Ltr.,  wo  es  in  tiefen  unterirdischen  Gängen  nistet 
nnd  auf  der  Oberfläche;  zum  Aerger  unserer  Mäder;  kleine 
Erdhaufen  aufwirft.  Das  Thierchen  sticht  empfindlich. 
Endlich  finden  wir  noch  auf  den  sandigen  Fluhbändem 
der  Gysnaufelsen  eine  Reihe  der  kleinsten  Myrmiken; 
die  zu  den  seltensten  Arten  gehören;  und  von  denen  es 
mir  nur  iheilweise  gelungen  ist;  alle  drei  Geschlechter 
in  ihren  yerborgenen  Bauen  aufzufinden;  es  sind  diess 
ÜB  Myrmica  MinkitFoerat,  LatrelleiOurtis^  (UrttiulaSchk.) 
fmifaaeiata  LtOr.  und  Nylcmderi  Foerat  Die  allerkleinste 
der  mir  um  Burgdorf  vorgekommenen  Ameisen  ist  das 
Diplorhcpirum  fugax  La^.j  dessen  Arbeiter  kaum  V^* 
misst;  und  wovon  ich  nur  eine  Colonie  in  der  Grien- 
grube  im  Finkenwäldchen  entdeckt  habe. 

Aus  diesem  Ueberblick  ttber  die  hiesige  Ameisen- 
fiuma;  dem  Besultate  eines  einzigen  SommerS;  lässt  sich 
wohl  auf  einen  noch  verborgenen  Beichthum  nicht  ge- 
fundener Arten  schliesseu;  und  möchte  ich  desshalb 
die  sftmmilichen  HH.  Entomologen  ernstlich  einladen; 
bei  Gel^enheit  ihrer  Wanderungen  und  zur  Förderung 
unserer  Kenntnisse  in  der  Landesfauna;  auch  diesen  sonst 


eo  verpönten  Thierchen  üu-e-Aafmerksamkeit  zu  scheckeD. 
Es  sind  zwar  nicht  Gescbopfe,  die  durch  Schönheit  oder 
elegante  Formen  prangen;  aber  ihre  Lebeasweiae ,  ihre 
unermüdliche,  gesellige  Thätigkeit  und  ihre  mannigfachen 
Beziehnogen  zn  unserer  Oekonomie  laden  uns  za  ihrer 
Cewundemng  ein.  Sie  sind  auch  von  besonderem  Inter- 
esse der  aelteocn  Insekten  wegen,  die  sich  ausachliesBÜch 
nur  in  den  Bauen  gewisser  Ameiaenarten  vorfinden 
and  aU  Gäste,  gleich  ihrer  eigeneu  Brut,  von  ihnen  ge- 
nährt und  gepflegt  werden;  wir  erwähnen  hier  nur  der 
Lomeckuaa  emargiuata  und  airumosa  F.  in  den  Bauen  der 
Formica  rufa,  des  Clavig»r  fave^laiui  bei  Formica  ßava, 
des  Hetaeriu»  quadratus  bei  Formica  fusca .  der  Menge 
seltener  Staphylinen,  Scydmänen  and  Fselapkiden  hü  For- 
mica Juliginosa,  und  der  noch  kaum  bekannten  Cimiciden 
Miorophysa  myrmecobia  und  testacea  in  den  Haufen  der 
Formica  congeretia  und  rufa.  Auch  von  Orthoptem  soll 
sich  Myrmecophüa  acervorum  Ltr.  nur  in  den  Nestern 
von  Ameiaea  finden. 

Dass  einige  Arten  von  Ameisen  una  durch  ihre  Zu- 
dringlichkeit aus  Begierde  nach  Söseigkeiteu  in  unsem 
Wohnungen,  oder  durch  ihre  Wühlerei  in  unsem  Garteil- 
anlagen  lästig  werden  können,  liegt  ausser  Zweifel;  doek 
nie  in  dem  Grade,  wie  in  de»  Südländern,  wo  i<i  z.  B, 
auf  meinem  Zimmer  zu  Ajaccio,  zwei  Stockwerke  hoch, 
meine  eiDgcsammelten  Insekten  im  Juni  nicht  mehr  toi 
dem  millionenweise  eindringenden  Crematogaster  scutd- 
larü  zu  schützen  vermochte.  Bei  uns  treten  die  AmeiscB 
wohl  nie  in  so  verheerendem  Grade  auf,  und  wird  ihr 
atlfalliger  Schaden  reichlich  aufgewogen  durch  die  Ubei^ 
wiegende  Bedeutung,  die  sie  in  dem  allgemcineu  Haus- 
halte der  organischen  Natur  beanspruchen  k(>nnen.  Ohoe 
Bio  würde  nur  zu  bald  deren  Gleichgewicht  gestört  sein; 


-  «  - 

)  Pflanzenwelt  würde  vom  HouigBaft  der  sich  in's  Un- 
iubliche  vermehrenden  Blattläuse  völlig  überkleistert, 
d  der  Vermehrang  so  vieler  im  Basen  wtLhlender  Laiv 
n  mwa  durch  sie  ein  wohlthätiger  Einhslt  g^than  war- 
ri-  Ohne  ihrc^  Fuppen  (die  sogenanntw  .^eiseneior) 
UMtfsm  wir  auch  verzichten  auf  den  Hochgenuas,  den  uns 
I  Uobl^chen  Sänger  des  Waldea  in  unseren  Wohnungen 
reiten,  imd  4ürfen  endlich  auch  nicht  vergessen  des 
80  hohem  Kufe  stehenden  Ameiiengeioitai  dem  un»- 
r  Volkaglaube  so  heilsame  Kräfte  zuschreibt. 


VerzeiQ(nt88 

m  Sommt  1858  it  Bttrgdaife  Ump^nd  auf- 
geftutdenen  Aiteü  der  Ameisen. 


Ar  FormleM0w 

'  \ 

.  Farmtca  ligniperda  Nyl. 
.    —    hercvleana  Nyh 

13.  Formica   timida  Foerst. 

14.  —  flava  L. 

'.    —    Tufa  Nyl. 

.    —    congerena  Nyl. 

.    —    truncicola  Nyl. 

1fr.    — 

16.  - 

17.  — 

umbrata  Nyl. 
mixta  Nyl. 
affinia  BöKk. 

.    —    aanguinea  Ltr. 
•    —    cunictdcma  Ltr. 

18.  - 

19.  — 

inoisa  Bchk. 
Tapinoma    errati- 

.    —   ftcaca  Ltr. 
•    —    fuliginosa  Ltr. 
.    —    nigra  Ltr. 
.    —    brunnea  Ltr. 

20.    - 

cum  Ltr.    (ooUina 
Foerst.) 

quadripunctatum 
L. 

•    —    aiiena  Foerst. 

—    46    — 


B.  Mymiieid». 


21.  Myrtmca  mbida  Idr. 

22.  —    laevmodis  NyL 
28.    —    ruginodü  KyL 
21«    —    seahrinodis  Nyl. 

25.  —    LatreiUei  Gurtis 

(hidens  Foerst,). 

26.  —    airatida  8chk. 


27.  Myrmica  'Minkii  Foerst, 

28.  —    eaespüum  lAr. 

29.  —    unifasdaJba  Lir. 

30.  —    Nylanderi  Foerst. 

31.  —    Dipldoroptrum  fvr^ 

gax  lAr. 


NB.  Dass  die  gesammte  Schweiz  wohl  noch  einmal  so 
viele  Arten  aufweisen  moss,  ist  kaum  zn  bezweifeln. 
Dr.  Mayr  in  seinen  Formicinae  zfihlt  109  enro- 
plUsche  Arten  auf,  von  denen,  aach  Schenk,  tüber 
65  nnr  auf  Deutschland  kommen,  auch  mehrere 
andere,  Ton  mir  hier  noch  nicirt  aufgefundene,  ihm 
von  den  DDr.  Stierlin  und  Bremy  zur  Bestim- 
mung übersandt  wurden,  wie  Ponera  oofUrackif 
Polyergus  rufomsei^  u.  a.  w. 


_    4T    — 

IFerzelchnlss  der  ffir  die  Blbllothefc  der 
Sehwelz»  HTatiirf»  GeseUtoehaft  elnf^e-^ 
SaMgeuMi  €>e»eheake« 


JVom  the  Michigan  State  agricuUural  SodHy: 

rransacüoBS,  Vol.  VII.  Lamsing  1857.    80. 
From  the  Ohio  Stats  agricuUural  Society: 

II.  Annaal  Report  for  1856.  CoTambos  1857.  80. 

Fram  the  U.  S.  Patent  Office  at  Washington : 

Report  for  the  prear  1856 ;  Agriealtur  1  vol. ;  Arts  and  Ifanufae- 
tiires  3  vol.  Wasliington  1857.    8». 

From  the  Secretary  of  War  of  the  U,  S.  at  Washington : 

Reports  of  Explorations  and  Surveys  to  aseertaiHe  the  mofit  prae- 
tioable  and  eoonomioal  route  for  a  rail  rood  from  the  Missis- 
sipi  river  to  the  paoific  Ocean.  Vol.  II  ~  VIII.  Washin^tOB  1865-' 
1857.    40. 

From  the  Coast  Survey  Office  U.  S.  of  Washington: 

R«pOfi  of  the  Saperintendent  of  Coast  Survey  doria^the  year  1856, 
Washington  1856.    40. 

From  the  Smühsonian  Institution :  *. 

1)  Aiinnal  Report  1857.  Washin^oa  1867. 

2)  Henry:  Meteorology  in  its  eonneetion  with  Agrieulture.    Was- 

hington 1858.    80. 

Von  der  TU.  Redaktion : 

Giebel  and  Heintz:  Zeitschrift  fSr  die  gesammten  Natttrwissen- 
sehaften.  Bd.  11.  Berlin  1858.    80. 

De  la  Societi  vaudoise  des  sciences  naiureUes: 

Bulletin  No.  43.  Lausanne  1858.    80. 
Von  der  naturforschenden  Gesellschaft  zu  Freiburg  im  Breisgixu: 

Berichte  Nr.  30,  31.    80. 
De  la  Societe  d'histoire  natureüe  de  G&nkve: 

M^moires,  tome  XIV,  1,2. 
Von  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft: 

Zeitschrift,  Bd.  X,  2.  Berlin  1858.    80. 


rm  4n  naimr('/r$€kaiden  GetdUekmn  m  .J«rn : 
Wittirf«ac%i^«l^hl«aseB  ia  Awm«  ia  Jahr  1656. 

ytm  iUr  AkoiUmU  in  Brüad : 

t)  iHllecin«,  2^  hint,  xomt  I,  D,  llf.  BroxeOes  1857. 

3)  MiMtfire«  coorpsnis,  tome  VII.  BraxelK-s  1^66.    8. 

9)  Aniiuftire  ISJM.  Braielles  1858.    lao. 
Pw  <l<fm  niUurhuKyruchen  Verein  in  Augtburg : 

XI  Bericht.  Aügnhürg  1866.    fi^. 


'fi 


€ 


L 


JVr.  4SO— 4S4. 

Bestlmiiiuiic  der  Elemente  der 
erdmagnetlsehen  Kraft  In  Bem^  von 
H.  UrUd  und  ««  Sldler. 

Vorgetrag^en  den  i.  November  1859. 


Die  magnetische  Kraft  der  Erde  ist,  wie  jede  andere 
Kraft  ^  für  irgend  einen  Ort  als  vollständig  besimmt  zu 
betrachten ,  wenn  ihre  Bichtung  und  Grösse  gegeben  ist. 
Die  Richtung  der  erdmagnetischen  Kraft  pflegte  man  auf 
zwei,  für  jeden  Ort  genau  bestimmbare  feste  Ebenen, 
nämlich  den  astronomischen  Meridian  und  die  HorizontaU 
ebene,  zu  beziehen  und  heisst  Declination  den  Win- 
kel, welchen  eine  Vertikalebene  durch  die  Richtung  der 
erdmagnetischen  Kraft,  der  sogenannte  magnetische  Me-» 
ridian,  mit  dem  astronomischen  Meridian  einschliesst  un4 
Inciination  den  Neigungswinkel  der  Kraft  gegen  die 
Horizontalebene. 

Diese  3  Elemente  der  erdmagnetischen  Kraft  für 
Bern,  Declination,  Inciination  und  Itensität,  haben  wir 
auf  der  Sternwarte  und  im  physikalischen  Cabinet  mit 
Hülfe  eines  Lamont'schen  magnetischen  Theodolithen, 
der  der  Sternwarte  angehört ,  und  mittelst  eines  Jnclina« 
torlums  aus  dem  physikalischen  Cabinet  bestimmt.  D(^ 
jede  messende  Beobachtung  nur  dann  einen  bleibenden 
Werth  hat,  wenn  man  sich  zu  jeder  Zeit  über  die  Genauig^ 
ieit  der  Untersuchungsmethode  und  über  die  Grösse  der 
Beobachtungsfehler  ein  Urtheil  verschaffen  hann,  so  hieU 
ften  wir  es  für  nöthig,  nicht  bloss  die  Besultate  unserer 
Messungen  hier  mitzutheilen,  sondern  auch  von  den  dabei 

Bern.  MittheU.  430  a.  431. 


befolgen  Methoden  und  der  Leiitungtillhigkeit  anserer 
Apparate  ao  spredieB« 

1.    DedlnatioB. 

Wenn  man  einen  Magnetstab  so  aufhängt,  dass  er 
nm  eine  vertikale  Axe  leicht  drehbar  ist,  bo  kommt  er 
BtetB,  falls  keine  andere  Kraft  als  der  Erdmagnetismus 
auf  ihn  einwirkt,  in  einer  solchen  Lage  zur  Ruhe,  in 
welcher  seine  sogenannte  magnetische  Axe  dem  magne- 
tischen  Meridian  durch  die  Drehungsaxe  parallel  ist  Wir 
brauchen  also  bloss  die  Bichtung  der  magnetischen  Axi 
in  einem  solchen  Stabe  zu  ermitteln,  um  dann  sofort  anch 
den  magnetischen  Meridian  d.  L  das  eine  Bestimmnngs- 
element  der  Declination  finden  zu  können.  Die  magne* 
tische  Axe  eines  Magnetstabes  ist  nun  von  vorneherein 
nicht  bekannt;  vermöge  ihrer  obigen  Eigenschaft  können 
wir  sie  aber  leicht  finden,  wenn  wir  2  Beobachtungen 
über  den  Stand  irgend  einer  markirten  Linie  am  Magnet- 
atabe  anstellen ,  zwischen  welchen  derselbe  um  seine 
Längsaxe  um  180^  umgedreht  worden  ist.  Das  Mittel 
aus  den  beiden  Ablesungen  (etwa  an  eiuer  mit  der  Dre- 
hungsaxe concentrischen  Ereistheiluug)  gibt  uns  die  Bicb- 
tnng  der  magnetischen  Axe  des  Stabes  und  folglich  auch 
unmittelbar  den  magnetischen  Meridian. 

Bei  dem  von  uns  angewendeten  magnetischen  Theo«  j 
dolithen  besteht  der  zur  Declinationsmessung  bestimmte  i 
magnetische  Körper  aus  zwei  parallelen,  gleichgerichteten  l 
Magnetstäben  von  ungefähr  9™**  Länge.  Diese  sind  durch  ^ 
einen  Querstab  fest  verbunden,  der  an  beiden  Enden  , 
hackenfbrmig  gekrümmt  ist,  so  dass  damit  die  Magnet*  . 
etäbe  in  den  beiden  geforderten  Lagen  an  den  als  Dre- 
hungsaxe dienenden,  ungefähr  1&^'  langen  Coconfaden 
angehängt  werden  können.   Das  aus  Messing  und  Glas- 


—    51    — 

iflliren  zusammengesetete  Gehäuse,  welches  zur  Abhal- 
tmg  von  Luftzug  das  Ganze  umgibt  und  oben  den  Halter 
des  Coconfadens  trägt;  ist  auf  der  Aldihade  einer  Ereis- 
Hieilung  festgeklemmt  und  kann  durch  die  Fussschrauben 
ies  Apparats  vertikal  gestellt  werden.  Der  Kreis  ist  di- 
PBct  in  Ve^  getheilt  und  mittelst  des  Nonius  kann  man 
mMch  10'^  ablesen.  An  der  Aldihade  ist  ausserdem  ex- 
eentrisch  ein  Fernrohr  angebracht;  dessen  Fadenkreuz 
dorch  einen  kleinen  Spiegel  beleuchtet  wird.  Es  ist  das- 
selbe auf  einen  am  Verbindungsstab  der  beiden  Magnete 
befestigten  und  nahe  senkrecht  gegen  deren  Längsrichtung 
geatellten  Spiegel  gerichtet.  Bei  der  Beobachtung  dreht 
■nan  die  Aldihade  mit  Fernrohr ;  u.  s.  f.  so  lange  bis  der 
Faden  in  letzterm  mit  seinem  vom  Spiegel  reflectirten 
Silde  coincidirt  und  liest  den  Nonius  ab.  Die  Normale 
des  Spiegels  repräsentirt  hiebei  die  oben  besprochene 
Boarkirte  Linie.  Hierauf  wird  das  System  der  Magnet- 
atftbe  mit  ihrem  Spiegel  umgelegt,  durch  Drehung  Faden 
und  Fadenbild  wieder  zur  Coincidenz  gebracht  und  der 
Stand  abgelesen.  Um  hiebei  gleichzeitig  einen  ailfalligen, 
dnrch  die  Prismaticität  der  die  Gehäuseöffnung  vor  dem 
Spiegel  verschliessenden  Glasplatte  bedingten  Fehler 
«liminiren  zu  können,  ist  die  Einrichtung  getroffen,  dass 
man  die  den  Aufhängefaden  einschliessende  Glasröhre 
"Yom  untern  Theil  des  Gehäuses  losschrauben  und  das 
letstere  sammt  den  Magneten  umlegen  kann  *).  Das 
3fittel  aus  beiden  Ablesungen  vor  und  nach  dem  Umlegen 
^ibt  nns  also  dem  Obigen  gemäss  den  magnetischen  Me- 
ijdian  für  den  betreffenden  Ort  **). 


*3  Eine  deUillirtere  Beschreibung  des  magnetischen  Theodolithen  mit 
Figuren  findet  man  in  Lamoni's  Handbuch  des  Erdmagnetismus, 
BcriiA  1H49. 
**)  B«  bedarf  wohl  keiner  besondern  Erörterung,  dass  das  Vorstehende 


si  ctünn.  vcH  wir  fitar  diese! 
4.  i  Ar  ■&  I^rcäoaip&u»  d»  TWodolitken  av 
»»rk  Of»  juqmDniiaK^xm  IkniäKx  «xBiiseh  heben.  ] 
wir  im»firf  ]^^KftntTIm^e3l  in  mmhaeiberer  Nähe  i 
B»7mjfvnt  xsifSiC-Ttiti «  iir  1U&C9  vir  £eseii  Cmstand  I 
vmr;,  un»  äm^  irsr::»^  GiM^^k*^  iaii««M&edct  der  0«uiui 
Idi  i^iwitfM  Tx  «rinrl^riL  IVr  Tlieodelhli  war 
»ksi&rli  s^»^  axf  I\tfsi3xiex»i  Jineestelh «  welche  ü 
»  m3:trc4»Mfäwi>^x  Mfff^Sui  des  VendsenkreiseB  d 
Saeiaw^r»  l^eAa^ra ,  layi  «£2*  ^wche  Axe  auf  fi 
^j>de  Weiß*  3c;  «Seaarftt  o«  Heri&nfrmrohrs  r 
g*e:&afiexi  C;r4&»i^»::s  c^Vr^c^x  Nac!b  j<nn  wir  die  Meridia 
»pahe  äe*  0^«rr^avMi^::E»  om  5ys>äQet  und  ein  ei 
im3ir3^  Ol't^es;^  S«4%::^des  ^^amm«  cas  xait  dem  Mittel&d( 
de»  Fenurcir*  ^eaJtTi  octü^icirte'  ühc  ic^>ich  Tom  Post 
»ent  ani  der  e«lla^^.i?^««Wi^&3<'r  SeSti*  des  ObserTatorion 
aiK  durcli  £^  ä:«<^äiseie  Srvjuie  H^iiirch  ^^etsehen  werde 
k^nnie «  Ters^hoWn  wEr  n^m  des  T^e«>do&then  anf  dei 
letzien  Po>$taine]i^  $>v>  lan^ .  bSs^  mui  bl^Ms^  durch  eii 
Dnrhans:  »eine:*  Ferar^hrsi  um  e:ae  bv^ns^^niale  Axe  bal 
das  irdische  Objeci^  bali  den  MhieUaden  ün  Focus  d< 
Meridiantemrohr»  mit  dem  Fadenkreuz  xur  Coincidei 
bringen  konnte.  Der  jetzt  abgrelesene  ^tand  des  Xonii 
gab,  eombinirt  mit  den  nuzi  tol^nden  Beobachtungen  i 
den  Magneten,  den  Winkel  des  tr^agnetischen  Meridiu 
mit  einer  Vertikalebene  durch  die  optische  Axe  des  M< 
ridianfemrohrs.  Aus  einer  Fehlerbestimmui^  des  letxtei 
Instruments,  die  wir  zu  andern  Zwecken  ktirz  Torh 
ausgeführt  hatten^  folgte  aber,  dass  bei  der  hier  inA: 
Wendung  kommenden  Lage  desselben  der  Vertikalebe] 


dJM  BB^actiscfcrB  Axea  4er  Wi4ea  Stm^  mrlit  fsrdttcl 


—    »8    — 

rch  seine  optische  Axe  ein  dsiliches  Asimuth  yon  59¥ 
kam.  Diesen  Winkel  hatte  man ,  je  nachdem  das  Nord- 
de  der  Magnetstäbe  nach  Westen  oder  Osten  von  der 
ÜBchen  Axe  des  Meridianfernrohrs  abwich  ^  zu  diesem 
inkel  hinzuzuzählen  oder  davon  zu  subtrahiren^  um  die 
ihre  Decliiiation  zu  erhalten. 

Dieses  Eesultat  ist  nun  aber  bloss  dann  richtig,  wenn 
gende  zwei  Bedingungen;  wie  wir  bisher  stillschweigend 
ransgesetzt  haben;  wirklich  erfüllt  sind.  Erstlich  müss 
ierhalb  der  kleinen  Elevation  von  circa  4^;  welche  man 
m  Theodolithenfernrohr  zu  geben  hat;  um  das  Faden- 
enz  des  Meridianinstruments  und  das  wenig  darüber 
scheinende  ferne  terrestrische  Object  (das  Meridianr 
ichen  am  Hause  auf  dem  Gurten)  sehen  zu  könneui 
B  optische  Axe  des  erstem  Fernrohrs  eine  Verticalr 
>ene  beschrieben.  Dies  wird  der  Fall  seiu;  wenn  das 
idenkreuz  bei  der  Drehung  des  Fernrohrs  von  dem 
aiden  eines  entfernten  Bleiloths  stets  gleich  weit  entfernt 
eibt«  Durch  eine  derartige  Beobachtung  haben  wir 
\s  überzeugt;  dass  diese  erstere  Bedingung  sogar  bis 
i  einer  Elevation  von  7^  bei  unserm  Apparate  erfüll^; 
i  und  zwar  innerhalb  der  Genauigkeitsgrenze  der 
^inkelbestimmung  an  demselben,  indem  die  kleinste 
MD.  Auge  noch  deutlich  erkennbare  Vergrösserung  dey 
Qtfernung  der  beiden  Faden  gerade  einem  Winkel 
m  10''  entsprach.  Zweitens  soll  die  Torsion  des  Fadens, 
i  welchem  der  Doppelmagnet  aufgehängt  ist;  entweder 
uU  oder  doch  so  klein  sein,  dass  die  daraus  hervor- 
^hende  Torsionskraft  neben  der  Bichtungskraft;  des  Erd- 
agnetismus  verschwindet.  Ist  dies  nicht  der  Fall,  so 
inss  die  erstere  im  Verhältniss  zu  letzterer  bestimmt 
l^d  in  Bechnung  gebracht  werden.  Da  wir  bei  d^r  Auf» 
ingong  des  Magneten  jede  Torsion  des  Fadens  möglichst 


—    64    — 

Vmraiiecieii ,  derselbe  aaeh  tiberdiei  75*^  lang  w»r,  td 
w»r  voll  yomeberein  zu  erwarten,  daas  die  Torsionrimft 
krinen  erbeblichen  Einfloss  habten  werde.  Um  ladeMen 
unaerer  Sache  sicher  zu  sein ,  wnrde  am  Schluss  jeder 
Declinationsmessnng  der  obere  Querschnitt  desAnfhftnge» 
fadens  um  360^  einmal  nach  rechts,  das  andere  Mal  nack 
links  gedreht  und  die  dadurch  hervorgebrachte  Aenderung^ 
im  Stand  der  Spiegelnormale  beobachtet  Letztere  über* 
stieg  nie  20 — W  im  Sinne  der  Drehung  und  erwies  sich 
bis  auf  10'^  stets  als  gleich  nach  beiden  Seiten  hin.  Hie* 
raus  folgte,  dass  innerhalb  der  Genauigkeitsgrenze  unserer 
Winkelbestimmung  auch  derEinfluss  einer  allfalligenToiv 
sion  des  Fadens  ganz  zu  vernachlässigen  war. 

Die  folgenden  Messungen  wurden  sämmtlich  im  Freien 
gemacht  und  dabei  das  Instrumeut  auf  einen  festen  höl- 
zernen Dreifuss  gestellt,  der  sich  auf  der  Nordseite  der 
Meridianspalte  des  Observatoriums  in  einer  Entfernung 
Ton  10"*  von  letzterm  befand.  Wenn  die  Sonne  schien^ 
so  wurden  ihre  Strahlen  durch  einen  Schirm  vom  Instru- 
mente abgehalten.  Da  es  hier  kein  Interesse  gewährt^ 
die  einzelnen  Daten  der  Beobachtungen  anzugeben ,  so 
theilen  wir  bloss  ihre  Endresultate  mit.  Die  Decli* 
nation  ergab  sich  als  eine  westliche  (d.  h.  das  Nord- 
endo  der  Magnetstäbe  wich  vom  astronomischen  Meridian 
nach  Westen  ab )  und  zwar  betrug  sie  am : 

18.  October    5»>-  Nachm.  lÖ»  43'  42" 

19.  »  »  a*-  „  16  •  44'  19" 
28.  »  „  4'»-  „  16^'  42'  37" 
30.      ,    3,     lO»-    Vorm.     16^  43'  49"  *)• 


*}  HUr  sowohl  als  bei  allen  foli^enden  Winke1bfstimnian|;eB  wbHm 
steU  4le  Mittel  nma  den  Able^uBfen  an  den  beiden  einaader  dl»* 
Metral  fOfMOJbM-at^lieBdt«  Noaiea  ^Mintit,  winrtk  htkamMdk 


—    55    — 

Um  faierant  üt  mittlere  Declinatioii  von  Bern  mk^ 
fcen  SU  können,  müsBten  noch  besondere  Beobachtongea 
er  die  täglichen  Variationen  derselben  Torliegen*  Da 
r  indessen  die  Instrumente  zur  Anstellung  der  letatem 
)bt  besitzen,  yor  Allem  aber  ein  eisenfreies  Local  ra 
r  dorchaus  notfa wendigen  festen  Anstellung  fehlt,  so 
»Ilen  wir  vor  der  Hand  das  Mittel  ans  den  obigen  Mes« 
agenj  nämlich: 

160  43'  86"^7  westlich 

I  die  mittlere  Declination  in  Bern  im  Oct  1859 
trachten.  Das  wahre  Mittel  wird  hieven  jedenfalls  nur 
lir  wenig  verschieden  sein. 

i.    Inclinatioti. 

Der  Kreis  des  zu  unsern  Messungen  benutzten  In» 
natoriums  ist  direct  in  Va^  getheilt,  mittelst  der  an 
n  Elnden  der  Magnetnadel  angebrachten  Nonien  liest 
%n  einzelne  Minuten  ab.  Die  Axe  der  letztem  ruht 
f  Frictionsrollen  und  diese,  sowie  der  getheilte  Kreis 
3rden  von  Messingsäulen  getragen,  die  auf  einer  mit 
ellschrauben  versehenen  Messingplatte  stehen,  lieber 
M  Ganze  kann  ein  Glasgehäuse  mit  Holzfassungen  ge* 
3llt  werden,  bei  dem  indessen,  wie  wir  leider  erst 
was  spät  entdeckten,  die  Glasscheiben  mit  Eisenstiften 
festigt  sind,  so  dass  es  bei  den  Beobachtungen  nicht 
r  Abhaltung  von  Luftzug  benutzt  werden  darf.  Aus 
esem  Grunde  konnten  wir  denn  auch  unsere  Beobaeh* 
ngen  nicht  im  Freien  anstellen.  Um  die  Fehler  zu 
iminiren,  welche  von  einer  Abweichung  der  markirten 


der  aas  einer  Excentricität  der  Drehan|^axe  entspringende  PeUer 
elinlnirt  wird. 


liiiie  vüm  der  magnetisoheii  Aza  des  Stabes,  der  Nnllfiiiie 
ier  Kreostheilimg  Ton  der  fionEontalitit  und  des  Schwer- 
pankteft  von  der  Drehnnguse  Lenfübien,  pflegt  man  ge- 
wläinficli  4  Ablesungen  zu  machen^  indem  man  den  Kreis 
vm  eine  vertäjJe  Axe  nm  190^  mndreht  und  in  jeder 
Stellmig  den  Magnet  nnüegt,    hieranf  magnetisirt  maa 
den  Magnet  nm  nnd  wiederholt  dieselben  Beobachtongm. 
Sind  die  veradiiedenen  Abweichungen  klein,  die  magno» 
tischen  Momente  des  Stab»  beide  Male  gleich  gross  nnd 
befand  sich  die  Kreisebene  genau  im  magnetischen  Me- 
ridian, so  kann  man  das  Mittel  ans  allen  8  Beobachtungen 
als   den   wahren  Werth  der  Indination  betrachten.    Ist 
das  Instrument  mit  horizontaler  Kreistheilang  verseheOi 
so  lässt  sich  übrigens  durch  ^ne  geeignete  Beobachtungs- 
methode auch  noch  der  aus  einer  mangelhaften  Einstellung 
der  Kreisebene  in  den  magnetischen  Meridian  entsprin- 
gende  Fehler    eliminiren.     Da  unser  Instrument  keine 
vertikale  Drehaxe  besitat,  so  mnssten  wir  uns  begnügen, 
die   Kreisebene   der    Bichtung   einer   Horisontal- Nadel 
möglichst  parallel  zu  stellen  und  die  NuUlinie  mit  Hülfe 
einer  Libelle  horizontal  zu  machen.   Ebenso  konnte  auch 
die  Magnetnadel  nicht  umgelegt  werden;  die  folgenden 
Zahlen  sind  daher  bloss  die  Mittel  aus  2  Beobachtungen^ 
zwischen  welchen  der  Magnetstab  ummagnetisirt  worden 
war.    Durch  besondere  Ablesungsversuche  überzeugten 
wir  uns,  dass  sich  beim  Ummagnetiüren  die  Grosse  des 
magnetischen  Moments  nicht  wesentlich  geändert  hatte» 
Die  Beobachtungen  wurden  im  physikalischen  Auditorium 
der  Hochschule  angestellt  und  dabei  alles  Eisen  möglidist 
▼om  Instrumente  entfernt     Die  Indination  in  Bern  ist 
nördlich  und  betrug  am: 


/ 


—    57    — 

27.  October  63  0  48 

28.  »    „    63«  39' 

29.  «     „    630  43' 

30.  „    ^    630  60' 

Da  der  störende  Eiufluss  der  unbekannten  Lage  der 
agnetischen  Axe  nicht  durch  Umlegung  des  Magnetstabs 
uninirt  werden  konnte,  so  darf  das  Mittel  aus  den  vor- 
rehenden  Zahlen,  nämlich: 

630  45' 

ir   annäherungsweise   als  Werth   der  Inclination  in 
ern  im  October  1859  gelten. 

3.    Intensität. 

Die  beschleunigende  erdmagnetische  Kraft  eines 
rtes:  K,  die  in  der  Richtung  der  Inclination  wirkt, 
!5nnen  wir  uns  in  eine  horizontale  Componente  H  und 
i  eine  vertikale  V  zerlegt  denken.  Stellt  i  die  Inclination 
ir^  so  haben  wir: 

H  =  K  COS.  1  und  V  =  K  sin.  i. 

Ist  also  i  bekannt,  so  brauchen  wir  bloss  eine  dieser 
omponenten  zu  ermitteln,  um  daraus  sofort  die  ganze 
raft  ableiten  zu  können.  Man  pflegt  nun  in  der  That 
nr  eine  dieser  Componenten,  nämlich  die  horizontale 
rect  zu  bestimmen,  da  dies  mit  grosser  Schärfe  ge- 
(heben  kann,  während  die  ganze  Kraft  selbst  oder  die 
3rtikale  Componente  nur  sehr  ungenau  durch  directe 
ersuche  gefunden  werden  könnten. 

Es  gibt  verschiedene  Methoden,  diese  horizontale 
omponente  H  der  erdmagnetischen  Kraft  zu  bestimmen ; 
ir  haben  die  von  Gauss  in  seiner  Schrift:  ^IrUensiUM 
18  nuigneticct^  terrestris  etc.*  beschriebeiie  angewandt* 


—    58    - 

Bietelbe  ipaltet  lidi   in  swei  Aufgaben,   nttmlicb  den 

Quotienten  -||-  und  das  Prodact  HM  su  bestimmeni  wo 

M  das  magnetische  Moment  eines  Magnetstabes  darstellt 
Bestimmung  des  Productes:  HM«  Dieses  findet 
man  nach  Gauss ,  wenn  man  den  Magnetstab,  dessen 
magnetisches  Moment  M  ist,  an  einem  Coconfaden  sc 
aufhängt,  dass  seine  magnetische  Axe  sich  in  einer 
Horisontalebene  frei  drehen  hann,  und  alsdann  die  Schein- 
gungsdauer  dieses  Magnetstabs  bestimmt  Da  das  Dre- 
hungsmoment der  erdmagnetischen  Kraft  auf  unsen 
Magnetstab  gleich:  HM  sin.  v  ist,  wenn  seine  magne- 
tische Axe  einen  Winkel  v  mit  dem  magnetischen  Meri- 
dian einschliesst,  so  ergibt  sich  für  seine  Schwingnngs- 
dauer  T  durch  Analogie  mit  der  Pendelbewegung  sofort 

der  Werth: 

N 

^   —  ^   ^SW 

wo  N  das  Trägheitsmoment  des  Magnetstabs   darstellt 
Wird  T  bobachtet,  so  hat  man  also : 

*^  HM=-^N. 

Diese  Formel  gilt  aber  nur  dann,  wenn  bei  der 
Beobachtung  von  T  die  Amplitude  der  Schwingungen 
sehr  klein  war.  Hat  aber  die  Amplitude  a  einen  grossem 
Werth,  so  muss  die  dabei  beobachtete  Schwingungs- 
dauer T|  zuerst  auf  sehr  kleine  Amplituden  reducirt 
werden,  ehe  man  ihren  Werth  in  die  obige  Formel  ein- 
setzen darf.  Es  ist  die  entsprechende  Schwingungsdaner 
für  kleine  Amplituden: 

T  = 3 ?J . 

1  +  —  sin.2  -i-  +  _  sin.4  -y-  +  .....     , 


—    59    — 

Uebersteigt  die  Amplitude  a  nicht  20  o,  so  darf  man 

1 
■ich  mit  einer  Oenauigkeit  von  ^^^^^  an  die  einfachere 

Formel : 


T  = 


T, 


>-(t)' 


halten,  wo  h  den   der  Amplitude  a  entsprechende  Bor 
gen  bezeichnet 

Ist  die  Torsionskraft  des  Aufhängefadens  sehr  gering, 
der  Hagnetstab  etwas  schwer  (ein  oder  mehrere  Kilo* 
gramm)  und  befindet  sich  kein  Metall  in  der  Nähe  des  letz- 
tem,  80  kann  man  bei  der  vorstehenden  Correction  stehen 
bleiben.  Sind  aber  diese  Bedingungen,  wie  dies  bei  un- 
serm  Apparate  der  Fall  war,  nicht  erfüllt,  so  haben  wir 
den  Einfluss  der  Torsion,  des  Luftwiderstandes  und  der 
Hemmung  durch  die  im  benachbarten  Metall  inducirten 
electrischen  Ströme  zu  berücksichtigen.  Was  zunächst 
die  Torsionskraft  betriff);,  so  lässt  sich  dieselbe,  da  sie 
dem  Drehungswinkel  proportional  ist,  für  kleine  Ablen- 
kungswinkel aus  dem  magnetischen  Meridian  leicht  als 
Bruchtheil  der  Grösse  HM  darstellen.  Drehen  wir  näm- 
lich den  obern  Querschnitt  des  Aufhängefadens  etwa 
um  360^  und  beobachten  dann  die  dadurch  hervorge- 
brachte kleine  Ablenkung  a  des  Magneten  aus  dem 
magnetischen  Meridian,  so  hat  man: 

D  =  HM        "" 


360  — a    ' 

wenn  D  die  Torsionakrafl  des  Fadens  ftbr  einen  Drehungs« 
Winkel  von  1^  darstellt.  Da  die  Torsionskraft  im  Sinne 
der  erdmagnetisch^n  Kraft  drehend  wirkt,  so  geht  jetzt 
die  Oldichung  1)  ttber  in : 


—    80    — 


HJX   f  u  —   -^   i.^      t 

oder  also: 

1) 

HM—    ""^                ^^ 

^  ^    3600  _  a 

Der  Luftwiderstand  und  die  inducirten  Ströme  wirken 
proportional  der  Geschwindigkeit  des  Magnetstabs  hem- 
mend auf  seine  Bewegung  ein  und  haben  daher  zur  Folge, 
dass  seine  Schwinguiigsdauer  grösser  wird  und  seine 
Amplituden  in  geometrischer  Progression  abnehmea 
Damit  wir  die  vorstehende  Formel  benutzen  können^ 
haben  wir  desshalb  wieder  die  beobachtete  Schwingongs» 
dauer  T|  zuvor  auf  die  Schwingungsdauer  T,  wie  sie 
ohne  die  erwähnten  Hindernisse  gefunden  würde,  zu 
reduciren.  Es  ergibt  sich  nun  leicht ,  dass  das  Verhält- 
niss  dieser  beiden  Schwingungsdauem  sei: 

wo  it/  =  log.  nat.  10  =  2^30259  und  X  das  sogen,  loga- 
rithmische Decrement,  d.  h.  der  briggische  Logarithmus 
des  Constanten  Coeffizienten  c  der  geometrischen  Pro- 
gression, welche  die  aufeinander  folgenden  Amplituden 
eingehen. 

Da  endlich  die  Schwingungsdauer  stets  aus  der  Beo- 
bachtung der  Zeitdauer  einer  grössern  Zahl  von  Schwm- 
gungen  abgeleitet  wird,  so  muss  man  bei  der  Beduction 
auf  unendlich  kleine  Amplituden  darauf  Rücksicht  nehmeni 
dass  die  letztern  dem  Vorigen  gemäss  continuirlich  ab^ 
nehmen.  Messen  wir  z.  B.  zie  Zeit  Z  für  n  Schwingungen^ 
so  erhält  man  durch  Summation  der  aufeinander  folgeBdea 


!^ 


—    81    — 

AmpKta4en,  wenn  b^  den  der  ersten  derselben  entspre- 
chenden Bogen  darstellt: 

Z 


T  = 


oder  da  Z  =  nT|  zu  setzen  ist: 


Fassen  wir  diese  verschiedenen  Correctionen  zu- 
flammen,  so  ist  also  die  Grösse  T  in  der  Gleichung  1') 
ans  der  beobachteten  Schwingungsdauer  T^  nach  folgen- 
der Formel  zu  berechnen: 

T< 2) 


T  = 


0 + T  ay  lE^ )  f^^ 


Das  Trägheitsmoment  N  des  Magnetstabes,  dessen 
Kenntniss  erfordert  wird,  konnte  nicht  aus  den  Dimen- 
sionen und  aus  dem  Gewicht  desselben  berechnet  werden, 
da  seine  Gestalt  zu  dem  Ende  nicht  hinlänglich  regel- 
mässig war;  wir  ermittelten  daher  dasselbe  empirisch 
auf  folgende  Weise.  Der  Stab  wurde  im  Saal  der  Stern- 
warte an  einem  S*"  langen,  feinen  Messingdrahte  auf- 
gehängt und  seine  Schwingungsdauer  beobachtet.  Redu- 
ciren  wir  die  letztern  nach  Formel  2)  auf  unendlich  kleine 
Amplituden  und  auf  eine  Bewegung  ohne  Hindernisse 
und  heissen  dann  Ta  diese  reducirte  Schwingungsdauerj 
BO  hat  man  die  Gleichung: 

T,2(HM-hD)  =.^2N, 

wo  D  die  Torsionskraft  des  Drahtes  darstellen  soll.  Auf 
den  Stab  wurde  hierauf  ein  genau  gearbeiteter  Messing- 


-    62    — 

ring  80  gelegt,  dasi  seine  Aze  mit  der  DrehnngMxe  des 
Stabes  zusammenfiel.  Das  Trägheitsmoment  N'  desselben 
konnte  dann  leicht  aus  seinem  Gewicht  und  seinen  Di- 
mensionen berechnet  werden.  Die  Beobachtung  der 
neuen  Schwingungsdaucr,  deren  reducirter  Werth  Tb  sein 
mag,  gibt,  da  nach  Coulomb  die  Torsionskraft  bei  Drähten 
unabhängig  ist  von  der  Belastung: 

Tb^  (HM  +  D)  =  ;iUN  +  N'). 

Aus   dieser  und  der  vorigen  Gleichung  ergibt  sich 
aber : 

Bestimmung  des  Quotienten:  -^=-.    Dieser  Qao- 

tient  wird  nach  Gauss  dadurch  bestimmt,  das  man  den 
Magnetstab,  dessen  magnetisches  Moment  M  ist,  seit- 
wärts von  einem  andern  um  eine  vertikale  Axe  drehbaren 
Magneten  aufstellt  und  die  dadurch  hervorgebrachte  con- 
stante  Ablenkung  des  letztern  aus  dem  magnetischen 
Meridian  beobachtet.  Der  Einfachheit  halber  pflegt  man 
die  gegenseitige  Stellung  der  beiden  Magnete  stets  so 
zu  wählen ,  dass  ihre  magnetischen  Axen  in  derselben 
Horizontalebene  liegen.  Unter  dieser  Bedingung  wird 
die  Gleichgewichtslage  des  beweglichen  Magnetstabs 
unter  dem  Einfluss  des  festen  Magneten  einerseits  und 
des  Erdmagnetismus  anderseits  allgemein  durch  folgende 
Gleichung  definirt: 

M 

^-H8in.(i/;-/3)=:  ^^  [sin.i/;(3cos.^a-l)-cos.V>&in.€ccos.a]  + 

^     ^     R. 

■^  E*  "^  E5  ■*"  E«  "^ ' 

wo  a,  ß  und  xff  die  Winkel  darstellen,  welche  die  mi^e- 


—    68    — 

tische  Axe  unsers  festen  Magnetstabes  der  Beihe  nach 
bildet  mit  der  Verbindungslinie  E  der  Mittelpunkte  beider 
Jfagnetstäbe,  mit  der  Sichtung  des  magnetischen  Meri- 
dians und  mit  der  magnetischen  Axe  des  beweglichen 
Magneten.  B,  C,  D  etc.  stellen  gewisse  Functionen 
▼on  a  und  i/>  dar  und  hangen  im  Uebrigen  wesentlich 
▼on  der  Vertheilung  des  freien  Magnetismus  in  den 
beiden  Magneten  ab,  die  uns  unbekannt  ist.  Endlich 
setzt  die  obige  Gleichung  voraus,  dass  man  mit  Gauss 
als  Einheit  der  magnetischen  Flüssigkeitsmenge 
diejenige  angenommen  habe ,  welche  an  zwei  ponderable 
Massen  gebunden  sein  muss  ,  damit  dieselben  in  der 
Einheit  der  Entfernung  mit  der  Einheit  der  bewegenden 
Kraft  aufeinander  einwirken. 

Aus  dieser  allgemeinen  Gleichung  wollen  wir  jetzt 
die  Bedingung  des  Gleichgewichts  für  die  spezielle  An- 
ordnung ableiten,  welche  die  Einrichtung  des  magneti- 
schen Theodolithen  erfordert.  Bei  unseru  Versuchen 
fiel  die  Verbindungslinie  der  Mittelpunkte  der  beiden 
Magnete  stets  mit  der  magnetischen  Axe  des  festen 
Magnets  zusammen;  es  ist  also  a  z=:  0  zu  setzen.  Führen 
wir  ferner  statt  yjj  den  Winkel  (p  ein,  welchen  die  magne- 
tische Axe  des  beweglichen  Magneten  mit  dem  magne- 
tischen Meridian  macht,  indem  wir  xp  =  ß  —  ^  setzen, 
so  geht  die  obige  Bedingungsgleichung  über  in: 

„    .         _  2Msin.  (/3-f/))  ^  B'         C' 

H  am.  ^  = gi -^  +  _  +  _  + 


Wir  denken  uns  nun  den  festen  Magneten  so  ge- 
stellt, dass  seine  magnetische  Axe  auf  dem  magnetischen 
Meridian  senkrecht  steht;  hierauf  soll  derselbe  um  eine 
Vertikale  durch  den  Mittelpunkt  des  beweglichen  Mag- 
neten  als  Drehungsaxe  so  lange  gedreht  werden,  bis  er 


—    64    -* 

auf  der  magnetischen  Axe  des  letztem,  der  dorck  Qm 
aus  dem  magnetischen  Meridian  abgelenkt  wird,  senk- 
recht steht.  Heisseu  wir  u  den  Winkel,  um  den  m 
hiebei  den  festen  Magneten  gedreht  haben,  so  schliesst 
derselbe  jetzt  den  "Winkel  90"  +  Q  mit  dem  magnetischen 
Meridian  ein  und  der  Ablenkungswinkel  des  beweglichen 
Magneten  wird  demnach  u  sein.  Snbstitniren  wir  diese 
W^erthe  von  ß  und  q)  in  die  obige  Gleichung,  so  kommt 
schliesslich : 


H  sm.  u=jp^  +  jr3  +  g5  + 


wo  nunmehr  B'';  C''  etc.  Constanten  darstellen,  d.h. nicht 
mehr  von  u,  sondern  bloss  noch  von  der  unbekannten 
Vertheilung  des  freien  Magnetismus  in  den  beiden  Mag- 
neten und  von  ihren  Dimensionen  abhangen  und  zwar 
sind  B",  C"  etc.  Grössen  von  der  2.,  3.  u.  s.  w.  Ordnung 
betreffend  die  halbe  Länge  der  Magnete,  während  das 
magnetische  Moment  M  bekanntlich  eine  Grösse  erster 
Ordnung  repräsentirt.  Die  obige  Gleichung  können  wir 
auch  auf  folgende  Form  bringen : 

a     .     b     .      c 


sm.  u  =  ^3  +  ^,  +  ^3  + 


wo  dann: 

a  = 


2M 


und  b,  c  etc.  unbekannte  Constanten.  Unsere  Aufgabe 
ist  als  gelöst  zu  betrachten,  wenn  es  uns  gelungen  sein 
wird;  den  Werth  des  Coefficienten  a  der  obigen  Beihe 
zu  bestimmen.  Zu  dem  Ende  hin  werde  zuerst  ftir  eino 
bestimmte  Entfernung  E  des  festen  Magneten  der  Dre* 
hungswinkel  u  beobachtet ,  sodann  der  letztere  ohn6 
Aenderung  der  Entfernung  auf  die  entgegengesetzte  Seite 


—    65     - 

dc3  beweglichen  Magneten  gebracht  —  gleichsam  um  180® 
um  die  Drehungsaxe  des  letztern  gedreht  —  und  der  neue 
Drehungswin];el  ii^  abgelesen.  Da  man  den  festen  Mag- 
neten jetzt  oflFenbar  nach  der  entgegengesetzten  Seite  wird 
zu  drehen  haben  und  E  negativ  geworden  ist,  so  wird 
fiir  die  jetzige  Anordnung  die  Gleichung : 


a      .      b 


c 


—  sm.  u,  —  —  jg-3  +  gl  -  j^5  + 


•   •    • 


gelten.     Aus'  dieser  und  der  vorigen  Gleichung  gewinnt 
man  aber  durch  Subtraction  folgende  eiufaciiere: 


sin.  u  +  sin.  Uj  ^j_^_l^j_ 

2  —  E^  "*■  iP  "^  E7  + 


•••••• 


Sind  die  Winkel  u  und  Uj,  wie  es  in  Wirklichkeit 
stets  der  Fall  ist,  wenig  von  einander  verschieden,  so 
kann  man,  da : 

sin.  u  -H  sin.  u  i  .      u  +  u  i  u  —  u  • 
^ i  =  sin.  — ^ — -  COS.   — K — *- 

.      u  4-  Ui    A  1     /u— Ui\2  N 

ist,  mit  grosser  Annäherung  auch  setzen: 

a  c  e  4) 


•    •    •    • 


■wo: 

_   u  +  Ut 

"^ 2~    ' 

Denken   wir  uns  nun  für  eine  Reihe  verschiedener 
£ntfernungen  E,  E|,  E2  etc.   der  beiden  Magnete  aus 
den  Beobachtungen   die  Winkel  v,  Vj ,  V2  etc.  gemäss 
Jer  vorstehenden  Auseinandersetzung  abgeleitet,  so  wer- 
den 'wir  eine  Reihe  von  Gleichungen  analog  der  obigen 
erhalten   und   daraus   dann  eine  entsprechende  Zahl  der 
Constanten  a,  b,  c  etc.  bestimmen  können.    Da  indessen 

Bern.  INinhcil.  433  u.  433. 


-    66    - 

die  fortwährenden  kleinen  Veränderungen  der  erd^lagn^ 
tischen  Kraft  und  des  magnetischen  Zustandes  des  Stabes 
im  Allgemeinen  einen  um  so  grossem  fehlerhaften  Ein- 
fluss  gewinnen,  je  länger  die  Beobachtungen  dauern;  so 
zieht  man  es  vor,  bloss  für  zwei  verschiedene  Entfer- 
nungen E  und  El  die  Winkel  v  und  v^  zu  bestimmen 
und  diese  Entfernungen  dann  so  gross  zu  wählen,  dasa 
das  3.  Glied  in  der  Keihe  rechts  vom  Gleichheitszeichen 
der  Gleichung  4)  neben  dem  ersten  als  sehr  klein  zu  ver- 
nachläBsigen   ist.     Dies  wird  aber  der  Fall  sein,  wenn: 

1  du  r  -w  j  ,  wo  1  die  halbe  Länge  der  Magnete  darstelli^  1 

innerhalb  der  gewünschten  Genauigkeitsgrenze  der  Ver- 
suche nicht  von  1  verschieden  ist.  Aus  den  beiden  diesen 
Messungen  entsprechenden  Gleichungen  findet  man  dann: 

5)  E|5  sin.  V|  —  E^  sin.  v 

Das  Verliältniss  der  beiden  Entfernungen  E  und  Bi 
ist  an  und  flir  sich  beliebig;  es  wird  indessen  einen  be- 
stimmten Werth  desselben  geben,  für  welchen  der  Fehler 
bei  der  Bestimmung  von  a  ein  Minimum  wird.  Die  Wah^ 
scheinlichkeitsrechnung  lehrt,  diesen  bestimmten  Werth j 
zu  finden;  sie  zeigt  nämlich,  dass  annäherungsweise: 

El  « 


^  =  |/ 1,7395 

sein  muss,   damit   der  wahrscheinliche  Fehler  des  Ee- 
sultates  a  am  kleinsten  werde. 

Mit  der  Bestimmung  von  a  ist  aber,  wie  schon  obeftj 
bemerkt  worden  ist,  der  zweite  Theil  unserer  AufgiJ»! 
gelöst,  da  man  ja  hat : 

6)  H  _  ^ 

W—    a    • 


—     67    ~ 

Durch  Multiplication  dieser  Gleichung  mit  1)  findet 
m  schliesslich: 


Der  Zahlenwerth  von  H  wird  nun  offenbar  verschie- 
n  ausfallen  je  nach  den  Einheiten,  welche  man  für  die 
den  Grössen  unter  dem  AVurzelzeichen  vorkommenden 
Ingen,  Zeiten  und  Massen  wählt.  Wir  haben  uns  im 
»Igenden  an  die  allgemein  üblichen  Gauss  -  Weber'schen 
nheiten  für  diese  Grössen  gehalten,  d.  h.  also  als  Ein- 
;it  der  Länge  l"""-,  als  Einheit  der  Zeit  1^  mittlerer 
rit  und  als  Einheit  der  Masse  die  Masse  von  l'"«'*  an- 
kommen. 

Da  das  Trägheitsmoment  N  eine  unveränderliche 
rosse  ist,  so  lange  wenigstens  der  Magnetstab  nicht 
iwaltsamen  äussern  Einwirkungen  ausgesetzt  wird,  so 
Eiben  wir  dasselbe-  zunächst  ein  für  alle  Male  nach  der 
,  61  erörterten  Methode  bestimmt. 

Das  Trägheitsmoment  N^  eines  homogenen  Ringes, 
essen  äusserer  und  innerer  Durchmesser  durch  D  und  d 
argestellt  wird  und  dessen  Masse  gleich  m  ist,  berechnet 
ch  nach  der  Formel : 

Die  Masse  unsers  Messingrings  wurde  mittelst  einer 
iTaage  bestimmt,  welche  bei  SO»**-  Belastung  für  0,1"'6''- 
ebergewicht  noch  einen  deutlichen  Ausschlag  gab.  Als 
ittel  aus  zwei  Wägungen  auf  beiden  Schalen  fanden  wir: 

m  =  76282,5°'8'-- . 

Die  beiden  Durchmesser  D  und  d  maassen  wir 
ittelst    eines  Calibermaassstabs ,    dessen  Nonius  O,!"'""* 


-    68    — 

angab  •)  und  dessen  Theilung  wird  durch  Vergleichung 
mit  dem  Normal  -  iletermaassstab  der  hiesigen  Sternwarte 
als  richtig  erfunden  hatten.  Das  ßcsultat  der  Messung  war: 

D  =  49,4""°     ,    d  =  Sl^G""- 

Diese  Zalilenwerthe  in  die  obige  Formel  eingeführt, 
ergeben : 

N'  =  32791400. 

Ueber  die  Schwingungsdauern  Tb  und  T«  mit  und 
ohne  King  wurden  an  zwei  verschiedenen  Tagen  zwei 
von  einander  ganz  unabhängige  Beobachtungen  ange- 
stellt, ilan  maass  zu  dem  Ende  wiederholt  die  Zeitdauer 
von  ungefähr  G,  resp.  24  Schwingungen  an  einer  hin- 
länglich genau  nach  mittlerer  Zeit  gehenden  Pendeluhr 
im  Saal  der  Sternwarte.  Es  ergab  sich  so  als  Mittel 
aus  der  i^eobachtung  von  durchschnittlich  je  180  Schwin- 
gungsdauern nach  der  lleduction  auf  unendlich  kleine 
Amplituden  und  eine  Bewegung  ohne  Hindernisse  bei 
der  ersten  Messung  : 

Ta  =  a,2361    ,     Tb  =  12,188 , 
bei  der  zweiten  Messung: 

T„  =  3,2685    ,     Tb  =  12,303. 

Diese  Wcrthe  und  den  obigen  von  N '  in  Gleichung  3) 
substituirt  gaben  für  N  die  Werthe: 

2487200  und  2489900. 

Das  Mittel  aus  beiden: 

N  =  2488550, 

1 

weicht  also  bloss  um  ^j?^  des  ganzen  Werths  von  den 

einzelnen  Ergebnissen  ab. 


*')  Ein  genaueres  Instrument  für  Längenmessungen  stand  oas  leider 
nicht  au  Gebote. 


—    so- 
was   den    von    der   Torsion   herrührenden    Factor 
1  +  o/y^ iJi  ^er  Formel  7)  anlangt,  so  wurde  das  a 

auf  die  S.  59  angegebene  Weise  wiederholt  bestimmt  und 
im  Maximum  =  Yiq®  gefunden.    Der  obige  Factor  nimmt 

1 

^so  im  Maximum  den  Werth  1  +  oEäq  ^^y   ^'^^  haben 

ihn  daher  in  der  Rechnung  als  nicht  von  1  verschieden 
vernachlässigt. 

Zu  den  Ablenkungsbeobachtungen  behufs  Bestimmung 
der  Constante  a  wurde  auf  die  Aldihade  des  Theodolithen 
eine  im  Centimetcr  eingetheilte  Querschiene  und  auf 
diese  ein  aus  Messing  und  Glas  bestehendes  Gehäuse 
aufgesetzt;  in  welchem  ein  bloss  12"""  langes  Magnet- 
stäbchen mit  kleinem  Spiegel  an  einem  Coconfaden  auf- 
gehängt war.  Durch  Drehung  der  Aldihade  brachte  man 
hierauf  das  Fadenkreuz  im  excentrischen  Fernrohr  mit 
seinem  vom  Magnetspiegel  reflectirten  Bilde  zur  Coinci- 
denz,  stellte  dann  die  Schiene  senkrecht  zur  Längsrichtung 
des  kleinen  Magnets  und  klemmte  sie  in  dieser  Lage  fest. 
Nunmehr  wurde  der  Ablenkungsstab  von  6'='"  Länge  auf 
einem  auf  der  Schiene  verschiebbaren  Schlitten  in  der 
Höhe  des  kleinen  beweglichen  Magneten  befestigt,  die 
Aldihade  mit  Schiene,  Gehäuse  u.  s.  w.  gedreht,  bis 
Faden  und  Fadenbild  wieder  zusammenfielen,  der  Nonius 
abgelesen  und  darauf  dasselbe  bei  umgekehrter  Lage  des 
Magnetstabs  wiederholt.  Die  halbe  Differenz  der  beiden 
Ablesungen  am  Nonius  gibt  dann  offenbar  die  Ablenkung 
u  des  beweglichen  Magneten  aus  dem  magnetischen  Me- 
ridian. Man  brachte  darauf  den  Ablenkungsmagnet  in 
dieselbe  Entfernung  auf  die  entgegengesetzte  Seite  des 
beweglichen  und  ermittelte  in  gleicher  Weise  den  Ab- 
hidniDgswinkel  u^.   Endlich  stellte  tnan  ganz  dieselbmi 


—    70    — 

m 

Hessangen  auch  an  flir  die  nach  der  Formel  S.  66  b»> 
rechnete  grössere  Entfernung  der  Magnete. 

Da  bei  diesen  Beobachtungen  das  Magnetgehftiue 
mit  der  Schiene  gedreht  wurde  und  man  Sorge  getrage» 
hatte ;  den  Magneten  möglichst  ohne  Torsion  aufisuhängeiv 
so  ergibt  sich  unmittelbar,  dass  die  letztere  keinen  län» 
fluss  auf  diese  Ablenkungsbeobachtungen  haben  konnte. 
Die  Bcurthcilung  des  Einflusses  einiger  anderer  Fehler- 
quellen wird  sich  am  besten  an  die  Mittheilung  einer 
Yollständigen  Beobachtungsreihe  anschliessen.  Am25.0cti. 
wurde  beobachtet  für : 

E  =  200"-- 

Magnet  Ost       u    =  8«  52'    5"    — "^-^  =  8«  50'  45** 
„        West    uj  =  80  49'  25"    ^  "^  "^   =  QO    1'  20« 


El  =  260 


mm. 


Magnet  Ost       u    =  3»  58'  20"    ^  "t  ^^  =  3»  57'  46",2 

^        West    ui  =  3'^  57'  12",5  ^^  =0«   0'33",7 
Es   fragt  sich  nun  nach  dem,    was  S.  66  bemerkt 
worden  ist,  zunächst,  inwiefern  1  dt  ( -^- J    für  die  klei- 
nere   der   vorstehenden    Entfernungen,  von  1  abweiche» 
Die  halbe  Länge  des  Ablenkungsstabes  ist  30°""-,  also: 

£■"200^"^^  folglich  : 


1  ± 


C^y  =  1  ±  0,000507. 


Der  Fehler  beträgt  also  noch  nicht  ein  Tausendstel 

Wir   haben   femer   zu   untersuchen,   wie    sich  der 
\Fehler,  den  wir  telm  Ablesen  des  Nonius  begehen,  zuia 


—    71    - 

gftnzen  Ablenkungswinkel  verhalte.  Der  kleinste  Ab- 
ienknngswinkel  ist  dem  Obigen  zufolge  in  runder  Zahl: 
4^  =  14400''  und  der  Beobachtungsfehler  beim  Ablesen 
des  Nonius  beträgt  10'';  es  ist  also  dieser  Fehler  auch 
wieder  kleiner  als  der  tausendste  Theil  der  beobachteten 
Grösse. 

Die   obigen  Zahlenwerthe  geben  uns  endlich  auch 

noch  die  Mittel  an  die  Hand;  zu  entscheiden,  inwiefern 

•     X  XX  8^^-  ^  +  sin.  Ui      .         ,..  ^       .     u  +  Ui     , 
wir  statt  s '  setzen  dürfen  sm.  — ^ — -  oder, 

wie  S.  65  gezeigt  worden  ist,  inwiefern  -^  (  — s — -  j 

neben  1  zu  vernachlässigen  ist.  Für  E  =  200  ist  ^^^^  = 

00  1'  20"  und  somit  wenn  wir  statt  des  Winkels  den 
zugehörigen  Bogen  einführen: 


i(^y=«' 


0000000753. 


Was   die  Bestimmung  der  Entfernungen  E  und  E^ 

betrifft,   so  war,   wie  schon  oben  bemerkt,  die  Schiene 

selbst    in    Centimeter    getheilt.     Der    Sicherheit  halber 

wurden  dieselben  auch  noch  direct  mittelst  des  Caliber- 

maassstabs   gemessen.     Der  Fehler  in  der  Bestimmung 

von  E  konnte  daher  höchstens  V20"""'  betragen ,  was  für 

1 
die  kleine  Entfernung  von  200'""'   bloss  jkf^  des  ganzen 

Werths  ausmacht. 

Nach  diesen  Erörterungen  dürfen  wir  daher  behaup- 
ten^ dass  unsere  Beobachtungen  den  Werth  der  Con- 
stanten a  bis  auf  den  tausendsten  Theil  richtig  ergeben 
haben. 


^     72     — 

Nicht  dieselbe  Ocnauigkeit  dürfte  unserer  Bestim- 
mung der  Schwingungsdauer  T  des  Ablenknngsmagneten 
zukommen.  Da  nämlich  die  Beobachtungen  im  Freien 
angestellt  wurden^  und  uns  kein  transportables  Chrono- 
meter zu  Gebote  stand;  so  musston  diese  Messungen 
mittelst  eines  gewöhnlichen  Secundenzählers  von  Henry 
in  Paris  gemacht  werden.  Das  Instrument  wurde  nun 
zwar  jedesmal  zur  Zeit  der  Messung  mit  der  nach  mitt- 
lerer Zeit  gehenden  Uhr  in  der  Sternwarte  verglichen 
und  seine  Sccundenschläge  hiernach  corrigirt;  wir  haben 
uns  indessen  davon  überzeugt,  dass  sein  Gang  ziemlich 
ungleichförmig  ist  und  diese  Corrcction  daher  theilweise 
wenigstens  illusorisch  wird.  Im  Uebrigeu  geschah  die 
Bestimmung  der  Schwingungsdauer  ganz  analog  wie 
oben  bei  Ermittlung  des  Trägheitsmoments  ^  nur  war 
der  Magnctstab  hier  an  einem  kürzern  Coconfaden  auf- 
gehängt und  durch  ein  Ilolzkästchcn  mit  Glasdeckel  vor 
dem  Luftzug  geschützt.  Im  Ganzen  wurden  jedesmal 
ungefähr  100  Schwingungen  beobachtet,  so  dass  wir, 
die  Summe  des  Beobachtungsfehlers  und  des  fehlerhaften 
Ganges    der  Uhr  gleich  !'•  angenommen,  die  in  runder 

1 
Zahl  3  •  betragende  Schwingungsdauer  bloss  bis  auf  öää 

ihres  Werths  genau  erhalten  hätten.  Dieser  bedeutende 
Fehler  in  der  Bestimmung  von  T  gewinnt  nun  zudem 
einen  verhältnissmässig  grossen  Einfluss  auf  unser  Re- 
sultat als  T  mit  der  ersten  Potenz,  a  und  M  aber  bloss 
mit  der  einhalbten  in  dasselbe  eingehen. 

Dieser  letztere  Umstand  hat  uns  namentlich  bewogen, 
einige  andere  Correctionen,  wie  die  durch  Schwankungen 
des  magnetischen  Moments  mit  der  Temperatur  und  durch 
die  Induction  bedingten,  welche  stets  sehr  klein  sind,  hier 
ganz  zu  vernachlässigen. 


—    73     - 

In  der  folgenden  Tafel  haben  wir  die  Daten  unserer 
Intensitäts-Beobaclitungen  zusammengestellt^  nämlich  die 
Zeit  der  Beobachtung^  die  beiden  Entfernungen  des  festen 
Hagnets  vom  drehbaren  und  die  entsprechenden  Ablen- 
kungen des  letztern ;  sodann  die  auf  kleine  Amplituden 
und  freie  Bewegung  reducirte  Scliwingungsdaucr  des  Äb- 
lenkungstabes.  Die  letzte  Columue  gibt  die  Resultate 
der  Rechnung. 


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—    74    — 

Die  Beobachtungen  im  Freien  wurden ,  mit  alleiniger 
Ausnahme  derjenigen  am  19.  October,  auf  einem  Bteine^ 
nen  Pfeiler  südlich  von  der  Meridianspalte  der  Sternwarte 
angestellt  Die  am  19.  October  erfolgte  nördlich  vom  Ob- 
servatorium auf  dem  hölzernen  Tische,  der  zu  den  DecK- 
nationsmesBungen  gedient  hatte.  Am  23.  Sept.  wehte  anr 
Zeit  der  Beobachtung  ein  sehr  heftiger  Wind,  so  dass  er 
zuweilen  durch  die  Fugen  des  Magnetgehäuses  einzudringen 
vermochte  und  so  die  Ablenkungsbeobachtungen  etwas 
störte. 

Das  Mittel  aus  deu  Messungen  im  Freien  gibt  also 
als  mittlem  Werth  der  horizontalen  Componente 
der  erdmagnetischen  Kraft  in  Bern  im  Oct.  1859: 

11  =z  1,9856, 

mit  einem  wahrscheinlichen  Fehler  von  dt  0,0130.  Dieser 
Felller  ist  bedeutender  als  derjenige,  der  aus  den  wahr- 
scheinlichen Fehlern  der  einzelnen  Beobachtungsdaten 
sicli  ergibt;  wir  vermuthen,  dass  dieser  Mangel  an Ueber- 
einstimnumg  den  folgenden  Ursachen  zuzuschreiben  sei 
Die  beiden  von  obigem  Mittel  am  meisten  abweichenden 
Resiiltiite  sind  die  vom  23.  Sept.  und  vom  19.  Oct.  Am 
erstem  Tage  mag,  wie  sclion  erwähnt,  der  heftige  Wind 
einen  störenden  Einflu.ss  ausgeübt  haben ,  am  letztem 
Tage  aber  die  Veränderung  des  Beobachtungsortes. 
Während  nämlich  der  steinerne  Pfeiler  bloss  um  3  — ■t"* 
nach  Süden  vom  Observatorium  entfernt  war,  stand  der 
hölzerne  Tisch ,  auf  welchem  am  19.  Oct.  beobachtet 
wurde,  nach  Norden  in  einer  Entfernung  von  10"-  von 
demselben,  der  störende  Einäuss  des  Eisens  der  Stern 
warte  musste  daher  am  letztern  Orte  geringer  sein.  Wie 
gross  aber  dieser  letztere  Einfluss  in  der  Nähe  wird, 
zeigt   die  Beobachtung  vom  26.  Sept.,   welche  im  Saal 


—    75    — 

der  Sternwarte  auf  dem  steinernen  Tische  am  nordwest- 
lichen Fenster  angestellt  wurde. 

Man  könnte  endlich  auch  noch  an  die  Variationen 
der  Horizontal-Intensität  selbst  zur  Erklärung  der  obigen 
Abweichung  denken.  Nach  den  zahlreichen  Beobachtun- 
gen an  Bifilarmagnetometem  auf  verschiedenen  magne- 
tischen  Observatorien  beträgt  indessen  der  Werth  der 

letztern  nur  in  seltenen  Fällen^   wahrscheinlich  nur  bei 

1 
Störungen ;  ^^  der  ganzen  Intensität. 

Oestützt  auf  die  S.  57  aufgestellte  Relation  lässt  sich 
nun  aus  dem  vorstehenden  Werthe  vonH  und  demWerthe 
der  Inclination  S.  57  die  erdmagnetische  Kraft  K  in  Bern 
fttr  den  October  1859  berechnen.    Man  findet: 

K  =  4,489, 

d.  h.  die  ganze  erdmagnetische  Kraft  würde  einem  pon- 
derabeln  Körper  von  l'"»'"  Masse,  an  dem  die  Einheit  der 
magnetischen  Flüssigkeitsmenge  haftet,  in  einer  Secunde 
die  Endgeschwindigkeit  4,489  in  der  durch  Declination  und 
Inclination  bestimmten  Richtung  ertheilen.  Die  Einheit 
der  magnetischen  Flüssigkeitsmenge  aber  ist  diejenige, 
welche  zwei  ponderable  Massen  besitzen  müssen,  damit, 
wenn  die  eine  fest  ist  und  die  andere  bewegliche  die 
Masse  von  l"'««"-  hat,  der  letztern  durch  die  gegenseitige 
Einwirkung  bei  l""'-  Abstand  in  einer  Secunde  die  End- 
geschwindigkeit 1  ertheilt  werde. 

Wir  haben  endlich  noch  einen  Vergleich  angestellt 
der  Horizontal -Intensität  im  physikalischen  Auditorium 
der  Hochschule,  wo   die  Inclinationsmessungen  gemacht 
worden  waren,  mit  derjenigen  auf  der  Sternwarte,  indem 
wir  nämlich  möglichst  schnell  nacheinander  die  Schwin- 
gungsdauern eines  und  desselben  Magnetstabs  an  beiden 


~    7ii     — 


Orten  bestiminteu.  Da  usch  Gleichung  1)  S.  58|  £e  In- 
tensität dem  Quadrat  der  Schwingungsdauer  umgekehrt 
proportional  i.«t,  so  hat  man  die  Relation: 

II    _  IV 
Ii;  ""   T^    ' 

wo  dl«-  rnr»s5cn  «ilme  ^tricli  auf  den  einen  Ort,  die  mit 
Stricli  iiut*  dfii  au  Jörn  sich  bf  ziclien.  VTir  fanden  so  für 
das  physikaliaclie  Auditorium  Jon  Werth: 

II.   =  2,0C'(J. 

1  m 

Da  dir  erJuiagnetische  Kraft  eines  Oxics  beständigen 
AendcriiugL  11 ,  sowulil  ihrer  Hichtung  als  Grösse  nach 
unterworfen  ist,  so  haben  Messungen  über  dieselbe  nur 
dann  einen  LiiiLcndcii  AVcrth,  wenn  sie  längere  Zeit 
hindurcli  furtj^csetzt  werden.  Wir  werden  dies  thunnnd 
dabei  bemüht  aein,  nicht  nur  die  Beobachtungsinstrumente  . 
sondern  auch  die  Beobachtungsmethoden  zu  vervollkomm-  ' 
nen  und  so  eine  grössere  Genauigkeit  der  Resultate  za 
erzielen. 


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Nr«  48A  und  48«. 


B.  Studer« 

Zar  Henntnlss  der  Kalkgebirge  von 
liauterbrunnen  und  Grindelwald« 

Vor^etraf^en  den  3.  Dezember  1859. 


Unter   den    verschiedenen   Gruppen   unserer  Ealk- 
alpen   erscheint  die   vom  Kanderthal   und  Aarthal   be- 
grenzte ^   worin  Lauterbrunnen   und  Grindelwald  liegen, 
als  eine  der  verwickeltsten,  vielleicht  nur  desshalb,  weil 
man  sich  mit  ihr^  mehr  als  mit  anderen^  beschäftigt  hat. 
Aus  ihrer  Gruudlage,  wo  sie  mit  dem  Gneis  der  Jung- 
firau  und  des  Urbachthales  zusammenstösst,  kennen  wir 
Ammoniten  und  andere  Petrefacten,   die   dem  mittleren 
Jüra^  oder  tieferen  Oxford,   angehören.     Entfernt  man 
Bich  von  dieser  unteren  Grenze,   so  zeigen  sich  Ammo- 
nitien  gleichen  AHers  in  den  Schiefern  von  Unterheid, 
nahe   am    untern  Reichenbach.     Auf  Oltschenalp,   wohl 
lOOO^'  über  dieser  Stelle,  durch  die  Felsstufen  von  ihr 
geschieden,  über  welche  sich  die  Wasserfillle  des  Hasli* 
Thals  ergiessen,  treffen  wir  wieder  auf  dieselben  Ueber- 
teste.     Sie  finden  sich  auf  der  Nordseite  des  Alpthales, 
in  dem  schwarzen  Schiefer  der  südlich  fallenden  Kette 
der  Axalp-  und  Burghörner.    Die  rechte  Thalseite,  in 
steilen  Felswänden,  ist  die  Fortsetzung  des  FaulhorneSi 
Tind  wird,  wie  dieses,   der  unteren  Kreide,  dem  Neoco- 
mien  angehören.   Die  Schichten  fallen  ebenfalls  südlichi 
und  die  Oxford -Ammoniten  von  Oltschen  scheinen  fast 
unmittelbar  unter  diesem  Neocomlen  zu  liegen,  die  ganze 

Bern.  Mittheil.  435  u.  436. 


I 


—    90    - 

Kalk-  und  Schiefermasse  zwischen  ihm  und  dem  Gneis 
daher  als  Mitteljura  bezeichnet  werden  zu  müssen« 

Die  südlich  fallenden  Kalksteine  der  Axalpkette  und 
ihre  westliche  Fortsetzung  längs  dem  Ufer  des  Brienzer- 
sees  scheint  mit  den  nördlich  fallenden  am  Gneisge- 
birge eine  grosse  Mulde  zu  bilden ,  worin,  zunächst  am 
Nordrand;  der  Neocomien  des  Fauihoms  zu  liegen  käme; 
und  die  westliche  Fortsetzung  hätte  man  in  den  Gebir- 
gen der  Schwalmeren  und  des  mittleren  Kienthaies  zu 
suchen.  Die  über  der  Mitte  der  Mulde  sich  erhebenden 
Massen  des  SimelihornS;  Tschuggen^  Schilthorns,  Aermig- 
horns  dürften  der  höheren  Kreide  und  der  Nummuliten- 
bildung  entsprechen.  Bestrebt  man  sich  indess,  diese 
Folgerungen  näher  zu  prüfen  und  durch  die  Paläontologie 
zu  unterstützen;  so  gelangt  man  zu  sehr  abweichenden 
Resultaten,  die  noch  mehrjährige  Untersuchungen  fordern, 
um  uns  ganz  klar  zu  werden. 

Mit  zwei  jungen  Freunden,  den  HH.  E.  v.  Fellen- 
berg und  C.  V.  Tscharner,  deren  scharfem  Auge  mcht 
leicht  ein  Petrefact  entgeht,  bestieg  ich  im  vorigen  Au- 
gust das  seiner  Aussicht  wegen  berühmte  Schwarzhorn, 
dessen  gegen  N.  schroff  abgestürzter,  gegen  S.  von 
steilen  Trümmerhalden  umgebener  Gipfel  sich  beinah 
800  Fuss  über  das  westlicher  liegende  Faulhorn  erhebt 
Die  Steinart  ist  ein  verwachsener  schwarzer  Schiefer, 
worin  viele  weisse  GJimmerschüppchen  schimmern  und 
ein  thoniger  schwarzer  Kalkstein,  der  in  Säuren  stark 
braust,  aber  einen  beträchtlichen  Bückstandlässt ,  beide 
bräunlich  verwitternd.  Sie  scheint  nicht  verschieden  von 
der  Steinart  des  Fauihoms,  obgleich  die  Fortsetzung  des- 
selben nördlich  vom  Hagelsee  durchstreicht,  während  das 
Schwarzhorn  in  der  Verlängerung  des  Simelihorns  liegt 
Nach  längerem  Suchen  fand  sich  in  den  Trümmerhalden 


—    91    — 

das  Bruchstück  eines  enge,  wie  es  scheint ,  ungetheilt- 
gerippten  Ammoniten  und  ein  noch  schlechter  erhaltenies 
-eines  Belemniten;  beide  nicht  näher  bestimmbar^  aber 
möglicherweise  denselben  Neocomienspecies  angehörend, 
^e  am  Faulhom  vorkommen. 

Steigt  man  vom  Schwarzhorn  abwärts  nach  Grin- 
delalp, so  sieht  man  sich  bald  mitten  zwischen  Gestei- 
nen, die  im  Lande  als  j^Eisenstein^  bekannt  sind;  und 
häufig  unter  den  Fündlingen  der  Umgebung  von  Bern 
vorkommen.  Es  sind  stark  verwachsene  Gemenge  von 
"schwarzem  Schiefer,  nicht  verschieden  von  dem  des 
Schwarzhorns ,  und  bräunlichem  körnigem  Quarz;  bald 
ist  der  eine,  bald  der  andere  Bestandtheil  vorherrschend; 
suweilen  geht  der  Thonschiefer  über  in  Glimmerschiefer, 
oder  der  Quarz  bildet  krystallinische  Drusen.  Die  Bil- 
dung erinnert,  ihrem  ganzen  Habitus  nach,  eher  an 
ein  Quarzit-  oder  Gneisgestein,  als  an  eine  ursprüng- 
liche neptunische  Sedimentformation;  auch  war  keine 
Spur  von  organischen  Ueberresten  zu  entdecken.  Wie 
am  Schwarzhorn  ist  das  Fallen  stets  nach  Süden,  und 
es  kann  nicht  bezweifelt  werden,  dass  dieser  Eisenstein 
dem  Neocomien  wirklich  aufgelagert  sei. 

Nach  der  Scheidegg  zu  wird  der  Eisenstein  wieder 
bedeckt  von  schwarzem  Schiefer,  zu  beiden  Seiten  des 
Grates  in  hohen  Halden  aufgerissen  und  mit  zunehmen- 
dem Südfallen  anhaltend  bis  an  die  Kalkwand  des  Wet- 
terhoms.  Zunächst  an  diesem  folgt  auf  den  Schiefer 
eine  grünliche,  grauwackeähnliche  Breccie,  mehrere  Me- 
ter mächtig,  dann  Kalkstein,  von  ungefähr  gleicher  Mäch- 
tigkeit, auf  diesem,  etwas  mächtiger,  weisser  Quarzsand- 
stein, hinter  welchem  die  beinah  lothrechten,  doch  immer 
noch  nach  Süden  fallenden  Kalksteinlager  des  Wetter- 
horns   aufsteigen   und   keine   weitere  Untersuchung  ge- 


—    M    — 

statten.  Der  jurassische  Hochgebirgskalk  scheist  sIs» 
hier  dem  Neocomien  des  Schwarz-  oder  Faulhorns  aaf- 
gelagert  Da  iadess  längs  den  steilen  Abstürzen  des 
EigerSy  Mettenberges  nnd  Wetterhorns  nothwendig  eine 
starke  Verwerfung  angenommen  werden  muss^  so  sind 
die  Lagerungsverhältnisse  hier  nicht  als  die  normalen 
anzuerkennen. 

An  dem  Abhang  des  Faulhorns  gegen  GrindelwaU 
hatte  ich  früher,  auf  Bachalp  und  Bussalp,  za  beiden 
Seiten  des  Vorsprungs ;  worin  das  Simelihom  fortsetzt^ 
wiederholt  in  dem  auch  hier  herrschenden  Eisenstein 
nach  Petrefacten  gesucht;  mit  nicht  besserem  Erfolg,  ab 
auf  Grindelalp.  Am  Fuss  des  Mettenbergs  scheint,  wie 
auf  der  Scheidegg,  der  schwarze  Schiefer  mit  südlichem 
Fallen  den  Kalk  des  Hochgebirgs  zu  untertenfen. 

Neue  Verhältnisse  zeigen  sich  in  dem  breiten  Aas» 
läufer  der  Jungfrau,  über  den  der  Wengernalppass  fährt 
Der  Kalkstein  des  Hochgebirges  ist  nicht  mehr,  wie 
auf  beiden  Seiten  der  Grindelwaldgletscher ,  lothrecht 
abgeschnitten,  sondern  setzt  vom  Silberhorn  und  schwar- 
zen Mönch  her  in  einer  wohl  tausend  Fuss  hohen  Fels- 
wand auf  der  rechten  Seite  des  Lauterbmnnenthales  fort 
bis  in  die  Nähe  der  Kirche.  Die  schöne  Terrasse,  die 
er  bildet,  trägt  die  Dorfschaft  Wengen,  und  erhebt  sich 
sanft  nach  dem  Schiltwald  und  dem  Gasthof  des  Passes. 
XJeber  ihr  steigt  eine  höhere  Felsmaner  auf,  aus  der  die 
drei  Gipfel  des  Laubhorns,  Tschuggen  und  der  Männli- 
chen hervorragen.  Auf  der  Ostseite  verflacht  sich  das 
Gebirge  in  sanft  abfallenden  Gehängen  bis  in  den  Thal» 
boden  von  Grindelwald.  Der  tiefere  Kalk,  der  die  Fdi- 
wände  von  Lauterbrunnen  bildet,  scheint  hier  zu  fehlen* 
Erwägt  man  indess,  dass  Grindelwald  beinah  1000  Fn» 
höher  liegt,  als  Lauterbrunnen,  so  dürfen  offenbar  sicU 


—    98    — 

die  beiden  Thalgründe ,  sondern  Orindelwald  musB  eher 
mit  der  Terrasse  von  Wengen  verglichen  werden,  und 
«ine  tiefere  Zerspaltung  des  Bodens  würde  hier  vielleicht 
«ach  nnter  dem  Schiefer  mächtige  Kalkbänke  entblösst 
laben. 

Die  Zeit  gestattete  uns  nur  die  Besteigung  des  Laub» 
horns.  Die  Untersuchung  des  Tschuggen  und  der  Männ- 
lichen bleibt  dem  nächsten  Sommer  vorbehalten.  Die 
ganze  Masse  des  Laubhorns  ist  Eisenstein;  gleich  dem 
von  Bachalp  und  Grindelalp,  wie  auf  diesen  südlich  fal- 
lend und  den  schwarzen  Schiefern  des  Tschuggen  auf- 
gelagert. Die  einzige  Spur  von  organischen  üeberresten, 
die  wir  nach  langem  Suchen  aufzufinden  vermochten,  ist 
der  Abdruck  einer  kleinen  gerippten  Bivalve,  die  ein 
Oardium  oder  eine  Rhynchonelle  gewesen  sein  kann. 
Es  ist  bis  jetzt  das  einzige  Petrefact  aus  diesem  ganzen 
Oebirgsstock,  den  das  Trümmletenthal  und  die  beiden 
Lütschinen  begrenzen. 

Tausend  Fuss  hohe  Felswände  von  Hochgebirgskalk, 
die  Fortsetzung  der  nördlich  fallenden  Kalkgebirge,  die 
Sefinen  vom  Ämmertenthal  trennen,  bilden  auch  die 
linke  Seite  von  Lauterbrunnen.  Die  Terrasse  des  Pletsch- 
berges  und  von  Murren  ist  die  durch  das  Spaltenthal 
abgetrennte  Fortsetzung  der  Terrasse  von  Wengen  und 
Schiltwald.  Wie  über  diesen  der  höhere  Kamm  des 
Tschuggen,  so  erhebt  sich  über  Murren  zu  noch  grosse« 
rer  Höhe  das  felsigte  Gebirge  des  Huudshorns,  Schilt- 
homs  und  Schwarzbirgs.  Auf  diesen  waren  zu  ver« 
«ohiedener  Zeit  Petrefacten  gefunden  worden.  Das  Mu- 
ieun  besitzt,  von  Apoth.  Studer  geschenkt,  einen  Belem- 
tätea  vom  Schwarzbirg,  einen  Ammoniten,  Ton  Dr.  Hai. 
1er  geschenkt,  von  der  Kienthal-Furgge;  Belemniten  uai 
-Anmonitea  ha^  Dr«  G.  Lauterburg  auf  dem,  HundshorfL 


1 


gefuBdfln;  oberhalb  MOrren  hatten  die  Herren  t.  Fischer 
und  OoBter  Nunimuliten  gesehn.  Die  Sleinart  aller  die- 
ser Höheu  ist  derselbe,  aus  körnigem  Quarz  and  schwar- 
zem Schiefer  gemengte  Eisenstein ,  der  das  Laubhorn 
und  den  Sudabfall  des  Faiilhorns  und  Schwarzhoms 
bildet  und,  mich  nur  an  die  Lagerung  auf  den  Neoco- 
mioti  des  FauUiorns  und  an  die  gefundenen  Nunimuliten 
«nieliiiond,  hatte  ich  den  Eisenatein  iti  meiner  Geologis 
der  Schweiz  II.  !Ki  der  Nummulitenbildung  beigeordnet 
Die  diesfljAbrige  ITnterauchung  sollte  wo  möglich  hier- 
über uns  uilhere  Belehrung  bringen. 

Auf  der  Kienthalscitü  der  Hundshörner  fand  Hi.  r. 
Tscliamcr  in  den  ^cbutthalJen  Abdrücke,  die  nur  Toa 
Trigiiniu  L-ustata  herstammen  können;  in  den  Schuithil- 
don  iler  Nurdaoitu  das  Bruchstück  eines  Bclemniteu,  der 
ftla  Bol.  canaliculatuB  zu  erkennen  ist.  Beide  Species 
bezeichnen  die  Zone  des  obcrn  brauneu  Jura.  In  grÖBSt 
rcr  Zahl  zuigten  sich  UebciTcatc  auf  deu  Höben  der 
Uiiudshtirncr,  thcila  AmmoniteUj  thcils  Bclcmuiten,  Su- 
wollt  dio  Öpeciea,  als  die  Art  ihres  Vorkommens,  als 
Kern  im  Innern  kuollig  auBseheuder  iScliiefer,  stimmen 
vollkommen  Ubereiu  mit  denjeuigen  der  bekannten  Fund- 1 
orte  auf  Oltachen,  Unterheid  und  Engsticualp,  die  dOM 
Oxfordkalk  oder  Mitteljuni  angehüreu.  Bei  der  grossm 
Mäditigkeit  dieser  Gebirge  kömien  sie  leicht  verschie- 
dene AltereBtiife»  umfuBsen,  deren  Petrefacten  iu  den 
Bohutthalden  gemengt  vorkommen.  Es  ergiebt  sich  je- 
denfalls aus  diesen  tTeberresten ,  in  Ucbereinstimmung 
mit  deu  frilher  aufgefundenen,  dass  der  Eiseusteia  die- 
ser Gebirge  als  eine  jurassische  Bildung  anerkannt  wer- 
den niues.  Mit  dieser  Thati^acho  steht  nun  allerdings  die 
Auflagerung  auf  dio  Kreidcbildung  des  Faulhorna  in  auf- 
fallendem Widerspruch.    Es  tritt  uns  wieder  eines  dieet 


wieder  emea  di«««r 


—    85    - 

abnormen  YerhältniBse  entgegen,  wie  sie  in  der  Taran- 
laise,  in  Savojen,  auf  Engstlenalp,  im  Schächenthal ;  in 
&larus  und  anf  der  südlichen  Grenze  der  Nagelfluh  be- 
kannt geworden  sind/ und  die  nur  von  denjenigen  be* 
zweifelt;  oder  lieber  durch  eine  Umstürzung  der  ganzen 
Wissenschaft,  als  der  alpinischen  Schichtensysteme  er- 
klärt werden,  die  ihre  geologischen  Untersuchungen  auf 
das  Studirzimmer  beschränken.  Zur  Voraussetzung  ge- 
waltiger Umstürzungen  bietet  aber  diess  Gebirge  genug 
Anhaltspunkte  ^).  Alle  in  den  Gneis  eingeschlossenen 
Kalkmassen,  von  der  Jungfrau  bis  Gadmen,  sind  am 
Keilende  knieförmig  auf  sich  selbst  zurückgebogen  ^).  Die 
Hannenfluh  ^);  am  westlichen  Fuss  der  Männlichen,  zeigt  ^) 
dieselbe  Umbiegung  ihrer  Schichten ;  man  sieht  sie  auch 
an  der  Schwalmeren ;  und  immer  ist  das  Knie  dem  Hochge- 
birge zugekehrt,  als  ob  von  da  her  die  umbiegende  Kraft 
ausgegangen  wäre.  Noch  weiter  auswärts,  am  Südabfall 
von  Sägisthai  und  Iselten,  im  Bellenhöchst  und  Drei- 
spitz ist  das  Kalkgebirge  so  vielfach  geknickt  und  ge- 
quetscht, dass  man  auf  regelmässige  Lagerungsverhält- 
nisse  ganz  verzichten  muss. 

Noch  blieb  uns  das  Schilthorn  und  die  nähere  Um- 
gebung von  Murren  zu  untersuchen,  und  hier  fand  sidi 
auch  bald  deutlich  charakterisirter  Nummulitenkalk,  voll 
Durchschnitte  von  Orbitolites  discus  Büt.  und  kleinen 
Nummuliten,  die  vielleicht  Nummulites  Ramondi  d'Arch. 
angehören,  aber  nur  Querschnitte  zeigen.  Der  Kalk 
bildet  unterhalb  Murren  von  Karren  durchfurchte  Fel-^ 
Ben,  die  dem  Hochgebirgskalk  aufzuliegen  scheinen,  aber 


0  ».  die  Abbild,  in  Studer,  Phys.  Geogr.  II,  216. 
2)  S.  Abbild,  in  Studer,  Phys.  Geogr.  11,  157,  217  and   Bull.  «eol. 
1846,  p.  210. 


nicht  bis  an  ihre  untere  Grenze  verfolgt  vcrden  köonen, 
weil,  ehe  man  d!eae  erreicht,  die  Felswand  lothrecht  i 
füllt.     Dem  Hochgebirge   an   bildet   derselbe  Kalk  auc 
die  obüre  Mabhc  des  Bräuuli,  wekbes  das  Scbihthal  T4| 
Sefinen  und  Begangen  Bcheidet.     Unter  ihm  geben, 
der  rechten  Seite  dos  Bräunli,  Lager  von  körnigem  i 
Bteln,  verwacbBcii  mit  grUnem  und  rothem  Thonscbie^ 
zu   Tag,   weicht?    denjenigen   zu    entsprechen   scbcina^^ 
welche,   auf  der  rechten  Seite  von  Sefinen,   auf  Busrai- 
alp  die  oberete  Masse  dos  Ilocbgebirgakalks  bilden'). 

Steigt  man  vom  Gasthof  zu  Murren  direct  aufwärt«, 
■0  erreicht  man,  in  etwa  SO"-  Höbe,  ein  Fclsbaud,  dal 
«benfalla  Nummntiton  und  Ürbitoliten  enthält;  die  Stein- 
«rt  ist  dunkler  schiefriger  Kalkstein,  verwachsen  i^J 
grlWiein  QunrzHnndetcin,  während  unterhalb  dem  Gai 
hof  der  Kalk  maBsig,  z.  Tli.  rütblicb  geflei-ki,  meist  a 
dunkel  grau  ist.  In  geringer  Höhe  über  jenem  überen 
Felsbnnd  erreicht  man  den  Eisenstein,  und  bis  anf  die 
böchNton  Gipfel  dcB  Weiasbirgs  und  Schiltborns  findet 
man  keine  andere  Steinart.  Die  Mächtigkeit  de»  Nurn- 
mulitonkalks  mag  auf  100°''  geschätzt  werden;  von  sei- 
ner oberen  Grenze  bis  auf  den  Gipfel  des  Schilthorns 
bat  man  noch  1280'"'  zu  steigen.  Durch  den  Murren- 
berg  aufwärts  nach  dem  Engethal,  hier  Ifings  dem  FuM 
des  Scbwarzgrata  nach  dem  Hchiltborn  z«,  dann  vom 
Gipfel  abwärts  in's  Öchiltthal,  fUhrte  onaer  Weg  fast 
ohne  Abwechslung  uber  TrUmmerhalden  oder  Felsea 
von  Eisenstein  und  damit  verwachsenem  schwarzem  kSP-  \ 
nigem  Kalkstein,  aber  der  Ertrag  der  langen  Wancll 
rnng  und  unausgesetzten  Aufmerksamkeit  auf  Petrefactä 
war  sehr  dürftig.     Im  Engethal   fanden  sich  einige  ] 

')  Stnder,  wsstt.  Alpen,  ji^.  66. 


—    97     - 

lemniten^  mit  ihneo;  oder  getrennt;  innere;  sehr  undeui- 
liehe  Steinkernabdrücke;  die  wohl  von  Trigonia  coatata 
lierrühren  können ;    und  auch  deutlichere;   gerippte  Ab* 
drücke   dieser  Species.     Ein    deutlicher   Abdruck    von 
Trig.  costata  kam  vor  nur  wenige  Schritte  vom  Gipfel 
doB  SchilthomS;  so  dass  das  Lager,    das  den  Unteijura 
vertritt^  wirklich    die  oberste  Masse  dieser  Gebirge  bil- 
det.    Von  den  Oxfordammoniten   der  Hundshörner;   die 
maU;   unter  Voraussetzung  einer  Umbiegung  des  Syste* 
ineS;  tiefer;  zwischen  den  Trigonien  und  den  Nummuli- 
tea  zu  suchen  hätte;  fand  sich  keine  Spur;    es  fehlt  je- 
doch   in  der  über  1200°**  dicken  Masse  des  Eisensteins 
keineswegs  an  Baum  für  dieselben;    und  ihr  Auffinden 
Ueibt  der  Zukunft  vorbehalten. 


IB.  Studier. 

fiiLtralt  d^une  lettre  de  Mr.  Pagnard  ib 
Moutler^  sur  des  odsements  fossl* 
les^  trouwös  dans  les  environs  de 
Moutler. 

• 

Dans  le  courant  de  Thiver  demier  la  paroisse  de  Mon- 
tier s'cfit  d^cid^e  ä  rebätir  Fancienne  coU^giale  de  St. 
Germain;  et  une  carri^re  a  et^  ouverte  ä  cet  effet  dan« 
les  couches  portlandiennes  sup^rieures  du  Raimeux.  Cette 
partie  de  la  montagnO;  connue  sous  le  nom  local  de 
Forttj  consiste  en  un  chatnon  qui  s'^carte  de  la  chatne 
principale  un  peu  ä  Fest  de  la  cluse  de  Roche ;  et  qui 
court  parall^lement  ä  Faxe  de  la  montagne  pour  aller 
se   perdre   sous   lee   terrains  tertiaires   de   la  vall^e  dft 


—    98    — 

Moatier.  H  appartient  aax  aonl^TemaitB  da  premier 
ordre  de  Mr.  Tkurmann;  et,  de  m^me  qoe  la  chatne  prin- 
cipale,  il  est  conp^  transTersalement  par  cette  m^mediua. 
La  carri^re  est  sitii^e  aa  nord  da  village  de  Mootier,  i 
pea  prfes  aa  point  culminant  de  la  montagne,  qai  peot 
offirir  en  cet  endroit  ane  A^yation  de  2000  pieds,  et  snr 
le  reyers  oaest  de  la  clase  de  Boche.  L'aspect  an  pen 
toarment^  de  cette  localit^  m'ayait  d'abord  fait  croire  l 
la  pr^sence  d'ane  petite  faille,  qai  poartant  n'existe  pss. 
Les  trayaux  ont  bientöt  amene  la  d^coayerte  d'ossements 
d'un  yolume  assez  consid^rable  qae  les  ouvriers  ont  jet^ 
parmi  les  d^combres,  fante  d'en  connattre  la  nature. 
Ayant  eu  occasion  de  visiter  la  carri^re,  j'ai  reconnu  de 
suite  rimportance  de  ces  d^ris,  et  je  me  suis  entendü 
avec  les  ouvriers  .  pour  que  tous  les  objets  de  ce  genre 
qu'on  viendrait  ä  d^couvrir  me  fussent  remis.  Ces  osse- 
ments  ont  6t6  trouv^s  dans  les  m^mes  circonstances  qne 
ceux  que  vous  mentionnez  dans  votre  Geologie  de  la 
Suisse  cn  traitant  de  la  formation  ^oc^ne  du  Jura;  c'est 
Ik  dire  que  la  gangue  est  un  bolus  rouge  tont  p^tri  de 
pisolithes  de  fer  hjdrat^;  ou  an  gros  rouge  empätant 
des  fragments  de  calcaire.  Ces  mames  et  ces  gr^s  for- 
ment  de  petits  nids  et  des  filets  plus  ou  moins  longa 
entre  les  bancs  sup^rieurs  du  portlandien^  et  en  remplis- 
sent  toutes  les  fissures  et  les  cr^vasses.  C'est  doncune 
r^p^tition  assez  exacte  de  ce  qui  a  d^jä  ^td  observ^  ^ 
SoleurO;  ä  Egerkindeu;  et  dans  plusieurs  localit^s  du 
canton  de  Vaud.  Cette  portion  de  la  chaine  du  Baimenx 
est;  du  restO;  entour^e  d'une  ceinture  de  marnes  sid^ro- 
lithiques  bien  caract^risdes^  qui  manquent  sur  le  platean 
m^me  de  la  montagne^  d'ou  elles  ont  sans  doute  6\&  en- 
lev^es  par  les  pluies  et  par  Taction  ^rosive  des  eaoX' 
Les  d^bris  qui  ont  ^t^  recueillis  jusqu'ici  et  qui  se  trou- 


—    99    - 

vent  dans  ma  collectioiiy  consiBtent  en  xnolaires  et  en 
fragments  d'os,  malheureusemeDt  peu  nombreux,  qui 
doivent  ^videmment  appartenir  ä  diff<£rents  genres  de 
mammiföres.  Ces  ossemeuts  varient  de  la  grosseur  d'une 
ligne  h,  un  poüce  de  diam^tre  et  au-delä;  et  ont  donn^ 
lieu,  par  leur  immersion  dans  TeaU;  ä  une  effervescence 
analogue  k  celle  que  produisent  les  aeides  sur  les  carbo* 
nates,  sans  qu'il  m'ait  ^t^  possible  toutefois  de  constater 
fti  le  plidnom^ne  provenait  d'un  simple  d^gagement  d'air 
emprisonn^  entre  les  pores  ou  d'une  action  chimique» 
Dans  certains  cas^  la  fossilisation  de  ces  ddbris  est  assez 
compl^te;  dans  d'autres,  leur  friabilit^  rappelle  plutöt 
Tdpoque  plioc^ne  que  F^poque  ^ocfene,  ä  laquelle  je  les 
crois  appartenir.  Quolque  dans  un  assez  mauvais  ^tat 
de  conservation ,  il  se  trouve  cependant  dans  le  nombre 
plusieurs  spdcimens  qui  me  paraissent  parfaitement  d^ter- 
minablesy  tels  que  portions  de  fdmurs;  de  tibiaS;  de  cubi- 
tu8,  de  calcaneums,  de  vertfebres  et  de  mächoires.  Lea 
dentS;  qui  sont  dans  quelques  cas  trfes-bien  conserv^es^ 
consistent  surtout  en  molaires  de  Paleotheriuni;  auxquel- 
les  sont  associ^es  d'autres  dents  plus  petites;  dont  une 
d^passe  ä  peine  la  grosseur  d'une  forte  t^te  d'^pingle* 
Quant  au  calcaire  exploitd  comme  pierre  de  taille,  il  n'a 
offert  ä  mes  recherches  que  quelques  dents  de  Pycnodus 
et  quelques  portions  du  squelette  d'un  grand  saurien^ 
entre  autres  un  hum^rus  bien  conserv^. 

Dfes  que  j'aurai  r^ussi  ä  compl^ter  jusqu'ä  un  cer- 
tain  point  cette  petite  coUection;  j'exp^dierai  le  tout  ä 
Mr.  Pictetj  en  le  priant  de  bien  vouloir  m'en  donner  une 
d^termination  exaete.  Une  fois  en  possession  du  verdict 
de  notre  illustre  pal^ontologiste;  je  publierai  probable« 
ment  Ik-dessus  un  petit  memoire  dans  un  de  nos  recueila 
scientifiqueB;    et  j'essaierai  d'en  tirer  les  cons^quencea 


1 


—    100    — 

qiii  peQTent  en  d^couler  an  point  de  Tue  de  T^e  du 
terrain  sid^roiithiqne;  tentatiTe  qui  serait  tout-i-fidt  pi^ 
matar^  en  ce  moment-ci. 


Werselchnlss  der  für  die  Bibliothek  der 
Sehirelz«  Itfaturf*  Geseikehait  elnge- 
Sangenen  Cesehenke* 

Von  der  oberrheinischen  GeselUchafl  für  NcUur-  und  Heilkunde: 
Berieht  V  u.  VII.     Giessen  1855  o.  59.     80. 

Von  der  k.  /r.  geologischen  ReichsanstaU    in  Wien: 

Jahrboch,  Jahr^.  185a     Nr.  1,  2  a.  3.     Wien  1858.    4P 

De  CAcademie  des  sciences  de  Bordeaux: 

Recaeil  des  aetes.  ann^e  1858,  Sme  (rin.     Borieanx  1858.    9ß, 

De  Mr,  VAuteur: 

C.  Ladrey:  La  Bour^of^ne.     Revue  oenolog^que  et  vitieole.    ^* 

De  VAcademie  des  sciences  de  Dijon: 

Memoire,  2me  s^rie,  trim.  VI.     Dijon  1858.    8^. 

Von  Herrn  Professor  Wolf  in  Zürich : 

IXte  Miiiheilungen  ober  die  Sonnenflecken.     Zurieh.    8^. 

Von  der  königl,  Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin: 

1.  Monatsberichte  1858.  Juli  bis  Dezember«     Berlin  1858.    8^. 

2.  Uebersicht  der  bei  dem  meteorologischen  Institute  evl  Berlin  gesann- 

melCen  Ergebnisse  der  Wetterbeobachtungen  im  Jahr  1855. 
a.     Uebersicht  der  Witterung  im  nördl.  Deutschland,  nach  den  Beobaeh* 
tungen  des  meteorologischen  Institutes  su  Berlin.    Jahrg.  1857* 

Von  der  TU,  Redaktion: 

Schiveiz.  Zeitschrift   für  Pharmacie,    1859,  Nr.  7.     Sohaffhautfea 
1859.     80. 

Von  der  Tit.  Redaktion: 

Gemeinnützige    Wochenschrift    von    Wfirzborg,    Jahrgang  1859» 
Nr.  10-18.    80. 

Von  dem  niederösterreichischen  Gewerbverein  in  Wien, 
^     Verhandlungen  n.  Mittheiinngen.  Jahrgang  1850.  Heft  i.    8^. 


—    101    — 

fon  der  naturfarschenden  Geseüschaß  in  Mkmsig: 

NeiitsU  Sobriften.  derselben.  Band  III «VI.    DumEig  1886--A8.   8^^ 

r     J^ela  SociiU  des  sciences  naturelles  ä  Strasbourg : 
I  Memoires.    Tome  V.    Strassboiirg  1858.    4®. 

De  la  sociite  d'agriculture  de  Lyon: 

Annales.   Tone  XI.,  2me  sörie,  tome  II,  VI,  VII,  VIII,  3me  86ri» 
tome  I.     Lyon  1848—67.    4^. 

Fon  der  detUschen  geologischen  Gesellschaft : 

Zeitsehrifr,  Band  IX,  3.  X,  3.    Berlin  1857  n.  68.    8». 

Fon  Herrn  Nationalrath  Lauterburg : 

Sehefer:  Apas  pisciformis  insccti  aquatioi  species  noviter  detecta^ 
Bditio  seconda.    Ratisbonn»,  1757.    4^. 

Fon  Herrn  Prof.  B,  Sluder : 

Strauch :  Anwendung  des  sog^enannten  Variationscalcul  auf  2facbe 
und  Gfache  Integrale.     Wien  1859.    4^. 

De  la  societe  royale  des  sciences  de  Lidge, 

Memoires,  tome  IX,  XI.     Li^go  1854  et  58.    S^, 

,  • 

Fon  dem  niederösterreichischen  Gewerbverein  tn  Wien, 

Verhandlungen   und  Miitheilungeu ,    Jahrgang  1859,    Heft  1  —  3.. 
Wien  1859.    80. 

^(m  der  Tit.  Redaktion : 

Schweis.  Zeitschrift  für  Pharmacio,  Jalirgang  1859,   Nr.  4,  5,  6. 
^chaffhausen  1859.    8^. 

^roOT  the  Lyceum  of  natural  hislory  of  New- York: 

Annalfl,  vol.  VI,  no  6—13.    New-York  1856—58.    8». 

Fon  der  natur forschenden  Gesellschaft  in  Zürich: 

Vierteljahrssehrift,  Jahrg.  1859,  Heft  I.     Zürich  1859.    8». 

Fon  Herrn  Prof.  Wolf  in  Zürich : 

^'    Vlllte  Mittheilung  fiber  die  Sonnenflecken.     Zürich  1869.    8^. 

^'    Verseiehniss  der  Bibliographie  des  Schweiserischen  Polytechnikums*. 

3te  Auflage.    Zürich  1859.    80. 
3.    Programm  der  sehweis,  polytechnischen  Schule  ffir  das  Schuljahr 

18^8/59.     Zdrich  1858.    40. 

Fon  der  Tit.  Redaktion : 

Qemeinnutsige     Wochenschrift    von    Wursburg,    Jahrgang    185ft 
Nr.  6-7,    80. 


—  loa  — 

Von  Herrn  Dr.  ü\edu>eid; 

All^emeiBe   Keitanf   ffir   Wissensehaft,   Jihri^Bf^    18M,  Nr.  1 

Wien.     40. 

Ton  der  k,  bmr.  botanischen  GetdUchafl  in  Regendmrg: 
Flora,  Jahr^n^  57  a.  68.     Re|;enshai*|;  57  ■.  58.    8^* 

yon  dem  Verein  für  Naturkunde  im  Herxoglhum  Nauau; 
Jahrböcher,   Heft  12.     Wie8ba4eB  1857.    8». 

Von  den  Herren  Verfassern: 
•1.     Grateloap-:    Bssai   aar  la  distribation  i^^o^raphi^ae  den  mollas^aes 

terreatres  et  floviatilea  vivants  do  d^p.  de  la  Gironde.     Bordeaax 

1869.     80. 
2.     Wolf,  R. :  Biographien  aar  Caltorgesehtehte  der  Schwell.    II.  Cy- 

cluK.     Zürich  1859.     80. 

De  la  SociHe  raudoise  des  sciences  naturelles: 
Bulletin,  Nr.  4i,     Lausanne  1S59.     8». 

Ton  dem  naturhistorischen  Verein  der  preussischen  Rheinlande. 
Verhandluni^en ,    XIV.  Jahr^ani; ,    dtes  Heft   und    XV.  J^hrguns^ 
Sien  u.  4te8  Heft.     Bonn  1857  u.  58.     80. 

Von  der  k.  k.  Reiehsanstait  in  Wien: 

Jahrbuch  1859,  Nr.  4.     Wien  1858.    80. 

Von  der  Tit,  Redaktion, 

1.  Grebel  u.  Heintjs :    Zeitschrift  für  die  Naturwissenschaftoo,  Band 

XII.     Berlin  1858.    80. 

2.  Gemeinnützige    Wochenschrift    von    Wurzbur^,    Jahrgang   1859, 

Nr.  19-22 

Von  der  k.  Academie  der  Wissenschaften  in  München: 

1.  Almanach  für  1859.     Mönchen  1859.     120. 

2.  Seidel:  Untersuchungen  aber  die  Lichtstrahlen  der  Planeten  Veno», 

Mars,  Jupiter  und  Saturn  etc.     Mainz .  1859.    40. 
-3.     V.  Martius :    Erinnerung    an   Mitglieder    der  math.  pbysik.  Ciasse 

d.  k.  bayr.  Academie  in  Wien.     Mönchen  1859.     40. 
4.     V.  Macres:    Rede   bei    der    100jährigen  Stiftungsfeier  der  k.  bair. 

Academie  in  Wien  am  28.  März  1859.    Mönchen  1859.    40. 

Von  der  Tit.  Redaktion. 

Schweiz.  Zeitschrift  für  Pharmacie,  Jahrg.  1859,  Nr.  8  u.  9.    S<>. 

Von  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  in  Wieni 

Mittheilungen,  Jahrg.  I,  II  u.  III.     Wien  1856-59.    80. 


—    108    — 

on  dem  Museum  Franeiseo-CaroUnum  in  Linz: 
19ter  Bericht.    Lins  1858.    8^. 

an  dem  siebenbärgisehen  Verein   für  Naturwissenschaft   in  Herr^ 
mannsstadt : 
Verhandlungen  und  Mittheilungen,  Jahrg.  VIII  o.  IX.    Sß. 

on  dem  Verein  des  krainischen  Landesmuseums  in  Laibach: 
Jahresheft  1  u.  2.     Laibach  1858.     80. 

an  der  Tit.  Redaktion, 

Gemeinnützige  Wochenschrift  von  Würzbarg,  Jahrg.  IX,  Nr.  2S 
bis  31.     Würzburg  1858.    80. 

an  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Emden: 
Zisier  Jahresbericht  für  1858.     Emden  1859.    8». 

on  dem  naturhistorischen  Verein  in  Augsburg : 

12ter  Bericht  des  naturh.  Vereins  in  Augsburg.    8^. 

'an  der  naturforsclienden  Gesellschaft  in  Görlitz: 
Abliandlungen,  Band  IX.     Görlitz  1859,     8^.    - 

'on  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Bamberg: 

Ueber  das  Bestehen  und  Wirken  der  natarfornchenden  Gesellschaft 
in  Bamberg.  IVter  Bericht.     Bamberg  1859.     4^. 

ow  Ferdinandeum: 

Zeitschrift  des  Ferdinandeums.  8tes  Heft,  Ste  Folge.  Insbruek 
1859.    80. 

Vom  the  royal  society  at  London : 

Proceedings,  vol.  IX,  nro  32—34.     London  1858.    80. 
Transactions,  vol.  148.     London  1859.     40. 

om  Herrn  Verfasser: 

Lesquercux:'  Paleontological  Report  prepared  for  the  geologieal 
Report  of  Kentucky. 

Lcsquereux:  The  fossil  Plants  of  the  Coal-measnres  of  the  nnitfd 
States,  with  descriptions  of  the  new  species  in  the  Cabinet  of  the 
Pottsville  scientific  Association.    Pottsville  1858.     8. 

'on  der  naturforsclienden  Gesellschaft  in  Basel: 
Verhandlungen,  II,  2,  3. 

'on  den  TU  Redaktionen: 

Schweiz.  Zeitschrift  für  Pharmacie,  1859,  Nr.  11.  Schaffhausen.  80. 
Gemeinnützige  Wochenschrift  von  Würsbnrg,  1859,  Nr.  32—35. 


—    104    — 

Van  der  naiurfortchemden  GetHitekmfi  in  CrtnoiMfMlto»: 
Jahresbericht,  aeae  Fol^e,  IV.  Jahre«     Chnr  1859.    8^. 

Ion  dem  Mannheimer  Verein  für  \alwkunde: 
25ster  Jahresbericht.     Manaheim  1859.     8*. 

De  Cacademie  imperiaie  de  Bordeaux. 

Recaeil  des  actes,  1858  4me  trim.,  1860  Ire  trim.     Paris  1859.  9. 

Ion  dem  niederösierreichiseken  Gewerbecerein : 

Verhandlaa^en  aad  Miitheiloa^en ,    Jahrpiai;  1859,  Hefl  5  oid  S. 
WicB  1869.    8P. 

From  ihe  american  Academy  of  Art  and  Sciences: 
Memoirrs,  vul.  VI,  part.  II.     Boston  1869.     4<^. 

From  Ihe  Cambridge  phHosophical  tociely: 

Transactions,.  vol.  X.  1.     Cambridge  1868.     4^. 

Von  der  königl,  tächs,  Gesellschaft  der  Wissenschaften  in  Leipzig: 

1.  Berichte  über  die  Verhandlaa^a  1868,   2,  3.     Leipzig  1858.    S^. 

2.  Hofmeister :    Neue  Beiträge  vor  Kenntniss  der  Bmbryobildon^  ier 

Phanerogamen  I.     Leipiig  1869.    ^. 

3.  Nankel:  Electr.  Uatersuchungen,  IV.  Abth.     Leipaig  1869. 

4.  Feehner:  lieber  ein  wtchtigea  paychophysisebes  Qesets  nad  desf^ei 

Beziehung  zur  Schätsung  der  Stemgrdasea.     Leipzig  1858.    9P. 

De  la  Sociele  imperiale  des  naluralistes  de  Moscou: 

1.  Bulletin,  1858  II,  III,  IV.  1859,  I,    Moscou  1868,  59.    8<l 

2.  Nouveaux  memoires:  tome  IX.     Moscou  1861.     4®. 

Von  der  Redaclion: 

The  Atlantis,    register    of   literature   and  sciences,    1869,   Nr.  4. 
London  1859.     80. 

De  Cacademie  royale  de  Belgique: 

1.  Bulletin,  27me  ann^e,  2me  s^rie,  tome  IV,  V.    28me  ann^e,  Znt 

s^rie,  tome  VI.     Bruxelles  1868,  8^. 

2.  Annnaire  1859.     Bruxelles  1869.    8^. 

3.  Table«  gönerales  et  analytiques  da  reeueil  des  Balletins,  I.  s^rie, 

tome  1—23.    Bruxelles  1868.    80* 

4.  Memoires    eouronnes    et    aatres  memoires.    Collect,  i«  80,   ton» 

VIII.     Bruxelles  1859. 

5.  Memoire«,  tome  XXXI.     Bruxelles  1859.    40. 

6.  Memoires  eouronnes,  tome  XXIX.    Bruxelles  1868.     4^^. 


]Vr«   48V    bis  489.  • 


Em«  SeMnm. 

IMediireli  Blasen  erzeugten  As^iratlons- 

Erscheinnil  gen . 

Vorgetragen  den  17.  December  1859. 


Herr  Prof.  Gerber  hat  in  der  Sitzung  vom  4.  No- 
emher  zur  Unterstützung  sein  er  A'  sieht  über  die  an- 
lebende  Wirkung  der  Wärme  die  Behauptung  aufge- 
teilt :  dass  man  durch  das  Einblas cn  warmer  Luft  in 
inen  Trichter  eine  Pappscheibe  gegen  die  weite  Oeff- 
mng  desselben  ansaugen  könne. 

Es  wurde  damals  dieses  Factum  sowohl ,  als  die  be- 
.bsichtigte  Erklärung  desselben  in  Zweifel  gezogen.  Ich 
klaube  mir  darum,  heute  eine  genauere  Prüfimg  jener 
Behauptung  vorzulegen. 

1)  Eine  runde  Pappscheibe  wurde  an  zwei  Fäden 
'^ertical  aufgehängt,  und  dagegen  mit  einem  Glastrich- 
er  geblasen.  (Die  Länge  der  Kegelachse  desselben  be- 
rägt  10  Centim. ,  der  Radius  der  Kegelbasis  6  Centim., 
Ue  Länge  der  Ansatzröhre  8  Centim.)  Die  Pappscheibe 
ivurde  stets  abgestossen,  niemals  angezogen. 

2)  Um  eine  ansaugende  Kraft  noch  wahrnehmbar 
5u  machen ,  selbst  wenn  sie  sehr  gering  ist ,  wurde  die 
Pappscheibe  am  Balken  einer  Drehwaage  in  einer  Ent- 
ernung  von  etwa  1  Meter  von  der  verticalen  Dre- 
hungsachse derselben  aufgehängt. 

Auch  hier  fand  stets  nur  Abstossung  statt ,  wenn 
oian  durch  den  Trichter  blies ;  nachdem  man  dessen 
^eite  Oeffnung  der  Papp  Scheibe  genährt  hatte. 

Bern.  IMiUheil.  4:^7  u.  438. 


-  1«  — 

3)  Dagegen  kann  eine  dnrcli  Blasen  erseogte  Aspi- 
ration in  folgender  Weise  hervorgebracht  werden: 

Man  hln|[e  eine  runde  (oder  quadratische)  Pi^ 
Scheibe  A  Ton  11  Centim.  Durchmesser  an  zwei  Flden 
in  Terticaler  Ebene  auf.  Ans  einer  zweiten ,  ihr  gleichen 
Papp«cheibe  B  wird  in  der  SGtte  ein  mndes  Loch  am- 
geschlagen,  in  das  man  eine  nicht  zn  enge  Glasröhre 
(z.  B.  von  8  ^lillim.  innerer  Weite)  so  befestigt ,  dasi 
die  Flache  ihres  Endqnerschnittes  in  die  Ebene  der 
Pappscheibe  B  fallt 

Bringt  man  nun  die  Scheiben  A  und  B  einander 
so  gegenüber,  dass  die  Mündung  der  in  B  eingesetzteiL 
Glasröhre  sich  gerade  Tor  der  Mitte  a  der  Pappscfaeibe 
A  befindet,  und  dass  die  Distanz  der  beiden  parallel  ge- 
stellten Pappscheiben  nicht  mehr  als  etwa  5  Mlllim.  be- 
trägt ;  blast  man  alsdann  durch  die  Glasröhre  gegen  die 
freihängende  Pappscheibe  A  hin ,  so  wird  dieselbe  gegen 
B  hingezogen;  und  folgt  dieser,  bei  fortgesetztem  Blasen, 
durch  mehrere  Zolle,  wenn  man  die  Röhre  mit  der  Papp- 
scheibe B  Ton  A  zu  entfernen  sucht. 
^^  4)   Der  Vorgang  bei  diesem  Versuch  ist  folgender: 

Die  durch  die  Bohre  eingeblasene  Luft  erhält : 

1®  Geschwindigkeit  und  2®  bei  a,  wo  sie  die 
Pappscheibc  A  zunächst  triffl:  Verdichtung. 

Durch  ihre  Geschwindigkeit  übt  die  eingeblasene 
Luft  auf  a  einen  Stoss,  und  durch  ihre  Verdichtung 
auf  ebendenselben  centralen  Theil  der  Pappscheibe  i 
einen  Druck  aus.  Beide  Wirkungen  müssten  also,  so 
lange  si^  allein  vorhanden  wären,  die  Scheibe  A  ab- 
stos sen.  —  Immerhin  wird  durch  diese  nur  geringe 
Kraft  die  Geschwindigkeit  der  nicht  unbeträchtlichen 
Masse  —  derfPappscheibe  sowohl ,  als  der  hinter  ihr 
wegzutreibenden  Luft  —  nur  langsam  vermehrt 


—    107    — 

Bevor  daher  die  Entfernung  von  A  und  B  merklich: 
lommen  hat;  wird  die  durch  die  Bohre  geblasene 
von  der  Scheibe  A  abgelenkt ,  und  nimmt,  in  Folge 
brer  Verdichtung;  eine  Geschwindigkeit  in  radialer 
ti'chtung  aU;  welche  sie  der  zwischen  A  und  B  be- 
indlichen  Luft  mittheilt;  und  zwar  um  so  vollständiger, 
D  mehr  die  beiden  Scheiben  einander  genährt  sind. 

Diese  in  radialer  Richtung  fortbewegten  Lufttheil- 
h  en  müssen  nun  ihre  Bewegung ;  zufolge  ihrer  Träg- 
teit  ,  mit  nur  wenig  abnehmender  Geschwindigkeit  bei* 
»ehalten  ;  selbst  dann ;  wenn  sie  —  in  immer  weiter  von 
i  entfernte;  und  folglich  immer  grösser  werdende,  ring- 
Örmige  Bäume  gelangend  —  aus  dem  anfängliclien  Zu- 
stand der  Verdichtung  in  denjenigen  der  Verdünnung 
ibergehen. 

Sie  werden  nämlich  vorerst  aufhören,  gestossen  zu 
Pferden,  so  dass  auch  ihre  Geschwindigkeit  zu  wach- 
len  aufhört. 

Hierauf  werden  sie  theils  die  i  n  ihrer  Bewegungs- 
richtung liegenden  Theilchen  vor  sich  her  stossen,  theils 
Sie  neben  ihrer  Bewegungsrichtung  liegenden  Lufttheil- 
chen  in  die  radiale  Bewegung  hineinziehen.  Durch  diese 
von  ihnen  mitgetheilte  Bewegung  wird  ihre  Geschwin- 
digkeit allmählig  vermindert. 

Sobald  einmal  alle  zwischen  .4  und  B  liegenden 
lioffctheilchen  in  einen  stationären  Bewegungszustand 
getreten  sind  ,  so  wird  daher  unter  den  um  a  concen- 
trischen,  ringförmigen  Bäumen  einer  sein,  den  wir  a^ 
nennen  wollen ,  in  welchem  die  Geschwindigkeit  der 
in  ihm  enthaltenen  Lufttheilchen  ein  Maximum  ist.  In 
einem  andern,  weiter  von  a  entfernten,  ringförmigen 
Saume  Oj  wird  die  Verdünnung  ihr  Maxiraum  errei- 
chen.   In  dem  ganzen  Baume  von  a^  bis  zum  Bande  der 


—    108    — 

Pappscheiben  wird  aber  die .  Luft  in  verdünntem  ZH'^ 
Stande  sich  befinden  ^  und  daher  auch  auf  A  wenigetf^ 
drücken;  als  die  auf  der  andern  Seite  befindliche  atnUMK'J 
phärische  Luft.  Ein  Stoss  wird  aber  von  der  Luft,  üth^ 
zwischen  a^  und  dem  Rande  der  Scheiben  enthalten  isi^  ^ 
gegen  ^4  nicht  ausgeübt,  da  die  Richtung  ihrer  Geschwii^  . 
digkeit  parallel  ist  zu  der  Scheibe  A. 

Während  also  auf  den  centralen  Theil  a  der  Scheibe 
A  zwar  eine  Kraft  wirkt,  welche  A  von  B  zu  entfernen 
strebt ,  wird  der  atmosphärische  Luftdruck ,  welcher, 
zwischen  a^  und  dem  Rande  der  Scheiben,  einer  ver-  \ 
dünnten  Luftschicht  gegenüber  steht,  diese  viel  grössere 
Fläche  gegen  ß  hintreiben,  und  so  die  definitive  An- 
näherung der  beiden  Scheiben  bewirken. 

5)  Oscillationsbewegung.  Durch  Annäherung 
der  Scheiben  A  und  B  wird  die  mittlere  Dichte,  der 
zwischen  ihnen  eingeschlossenen  Luft  vermehrt  und  kann 
so  steigen,  dass,  nach  Zerstörung  der  Bewegung  von 
A  gegen  Z?,  die  Scheibe  A  eine  entgegengesetzte  Bewe- 
gung beginnt.  Allein  dadurch  wird  die  mittlere  Dichte 
der  eingeschlossenen ,  bewegten  Luftschicht  aufs  Nene 
vermindert,  wodurch  neuerdings  die  Kraft  ins  Leben 
genafen  wird,  welche  erst  die  Bewegung,  welche  A  von 
ß  entfernte,  zerstört;  dann  wiederum  A  gegen  ß  zurück- 
treibt. 

6)  Die  Verminderung  des  Luftdruckes  in  dem  ring- 
förmigen Räume  zwischen  a^  und  dem  Rande  kann  nach- 
gewiesen werden.  Zu  diesem  Ende  durchbrach  ich  die 
Scheibe  ß  mit  zwei  excentrischen  Löchern,  in  welche 
ich  vermittelst  Korken  zwei  Uförmig  gebogene,  kleine 
Manometer  von  Glas  einsetzte ,  in  welchen  eine  gefärbte 
Flüssigkeit  die  Verminderung  des  Drucks  zwischen  des 
Scheiben  durch  ihr  Steigen  anzeigte. 


—    109    — 

Dieser  Versuch  gelingt  leichter,  wenn  man  die  Be- 
^'fegfung  von  A  gegen  B  hindert,  damit  nicht  auf  die 
Jludinnmsyerdünnung  der  Luft  in  a^  die  oben  bespro- 
«hene  Vermehrung  der  mittleren  Dichte  der  zwischen  A 
tsd  B  eingeschlossenen  Luft  folge,  und  so  unmittelbar 
nach  der  Verdünnung  eine  ihrer  Wirkung  entgegentre- 
tende  Kraft  entstehe.  Ferner  habe  ich,  als  dem  Geliur 
gen  dieses  Versuches  forderlich,  eine  Disposition  erkannt, 
Bei  welcher  die  nicht  zu  enge  manometrische  Glasröhre 
40  in  die  Scheibe  B  einmündet,  dass  sie  sich  einem  von 
«  aus  gezogenen  Kadius  nähert,  so  dass  die  aus  dem 
Manometer  zwischen  die  Scheiben  tretende  Luft  in  ihrer 
Bewegungsrichtung  mit  den  radial  bewegten  Lufttheil- 
<jhen  bereits  nahe  übereinstimmt. 

Endlich   stieg   das   gefärbte  Wasser  im  Manometer 
tUD   so    höher ,   je    stärker    geblasen    wurde ,    d.    h.   je 
grösser  die  Quantität  und  die  aus  der  Verdichtung  cnt- 
istehende   Geschwindigkeit  der   eingeblasenen  Luft  war. 
Bei  einem  dem  früher  beschriebenen   analogen  Ap- 
parat mit  hinreichend  weitem  Blaserohr,  in  welchem  die 
Scheibe  Z? 'horizontal  gestellt,  und  die  ihr  parallele,  aus 
Messingblech  verfertigte    Scheibe  A  unter  ihr   so  ange- 
bracht ist,  dass  sie  zwar  nach  B  hingehoben,  aber  nicht 
mehr  als  etwa  6  Millim.  von  B  entfernt   werden  kann; 
und  wo  das  an  der  Scheibe  A  angebrachte  Manometer 
deren    Gewicht    bedeutend    vermehrt,     —    konnte    die 
Scheibe  A  aus  einer  Entfernung  von  6  Millim.  (der  be- 
trächtlichen Kraft  der  Schwere  entgegen)  durch  starkes 
Blasen  bis  zur  Berührung  mit  B  emporgehoben  werden« 
Wenn  die  Platte  /4  in  6  Millim.  Entfernung  von  M 
festgehalten  wurde,  so  zeigte  das  Manometer  eine  Druck- 
rerminderung  an,    welche    die   Differenz   der   Wasse«w 
Biveau's  auf  12  bis  15  Millim.  brachte. 


—    HO    — 

7)  DasB  der  Versuch  in  §  1  und  2  ein  negttiTn 
Hesnltat  gegeben  hat ,  kann  uns  nach  der  in  §•  4  eat^ 
haltenen  Erläuterung  des  Versuches  vom  $  3  nicht  nrekr 
befremden. 

Wenn  nämlich  der  Rand  des  Blaserohrs  nicht  sioh 
in  eine  der  Scheibe  A  parallele  Ebene  ^  sondern  in  dne 
conische  Fläche  erweitert;  wie  bei  dem  angewendeten 
Trichter,  so  wird  zwar  die  Verdichtung  in  der  Nähe 
der  Mitte  a  der  Scheibe  unbeträchtlich;  die  Geschwin- 
digkeit der  durch  die  Ansatzröhre  in  den  Trichter  eiih 
geblasenen  Luft,  wird  sich  (durch  Mittheilung  der  Bt- 
wegung  an  die  neben  ihrer  Bewegungsrichtung  befind- 
lichen Lufttheilchcn)  ebenfalls  vermindern  ,  ehe  sie  die 
Scheibe  A  trifft. 

Es  hat  sich  also  zwar  Druck  und  Stoss  der  Luft 
gegen  den  centralen  Theil  der  Scheibe  A  (in  Vergleich 
zu  §  3)  vermindert.  Dagegen  ist  die  Richtung  der  be- 
wegten Lufttbeilchen  um  so  vollständiger  senkrecht  zur 
Scheibe  A ,  je  näher  diese  Theilchen  der  Kegelachse,  je 
grösser  daher  ihre  Geschwindigkeit  ist.  Es  findet  sich 
also  die  Kraft  ^  welche  die  Scheibe  A  von  der  weites 
Oeffnung  des  Kegels  abstösst,  auf  einem  weit  beträcht- 
licheren Theil  der  Scheibenfiäche  verbreitet.  —  In  der 
That  kann  selbst  nahe  dem  Rande  der  Scheibe  A  und 
der  Kcgelfläche  die  Luft  nicht  verdünnt  sein,  sondern 
muss  selbst  einen  gewissen  Grad  der  Verdichtung  an- 
nehmen ^  da  sie  dort;  den  Raum  innerhalb  des  Kegds 
verlassend ,  zwischen  der  Scheibe  A  und  dem  Kegelrand 
hindurch  gedrückt  werden  muss ,  in  einer  Richtung  ps* 
Tallel  zur  Scheibe  A. 

8)  Der  einzige  Ort;  wo  hier  •—  bei  normaler;  d.h. 
zur  Kegelachse  symmetrischer  Luftbewegung  —  eine  Ve^ 
dünnung  der  Lufttheilchen  entsteht^  befindet  sich  an  de« 


—  111   — 

:i%r  Spitze  des  Kegels  nahen  Theile  des  Kegelmantels^ 
rund  um  die  Stelle ,  wo  der  durch  das  Ansatzrohr  ge- 
iblasene  Lnftetrom  in  den  Kegelraum  eingetreten  ist 

An  dieser  Stelle  ¥^rde  ein  Manometer  die  Verdtln- 
ntmg  der  Luft  anzeigen ;  wie  das  beim  Ausfluss  von 
.Wasser  aus  einer  sich  conisch  erweiternden  Ausfluss- 
röhre der  Fall  ist. 

9)  Durch  Einblasen  von  Luft  in  einen  Trichter  kann 
indess  ganz  leicht  Aspiration  hervorgerufen  werden, 
wenn  man  die  ebene  Pappscheibe  ^  durch  eine  kegelförmige 
fläche  A'  (aus  etwa  vier  Papierdicken  gebildet)  ersetzt, 
welche  sich  dem  Kegelmantel  des  Trichters ,  B' ,  mehr 
oder  weniger  genau  anschliesst. 

Man  kann  durch  andauerndes  starkes  Blasen  den 
Papierkegel  A'  in  dem  vertical  gestellten  Trichter  B' 
schwebend  erhalten,  so  dass  die  Aspiration  die  Schwere 
von  A'  überwindet. 

Viel  leichter  und  ohne  alle  Anstrengung  gelingt  der 
Nachweis  dieser  Aspiration ,  wenn  man  den  Schwer- 
punkt des  Kegels  A'  durch  einen  eingeklebten  Päpp- 
streifen so  aus  dem  Innern  des  Kegels  herausrückt,  dass 
derselbe  —  nahe  am  Kegelrande  durch  zwei,  an  je- 
nem Pappstreifen  befestigte  Fäden  aufgehängt  —  bei 
horizontaler  Kegelachse  ins  Gleichgewicht  kommt. 

Hängt  man  den  Papierkegel  in  dieser  Lage  am  Ende 
des  Balkens  der  Drehwaage  auf,  so  kann  man  ihn,  in- 
dem man  bei  gehöriger  Annäherung  mit  dem  Trichter  Luft 
gegen  seine  Spitze  bläst ,  auf  beliebige  Distanzen  von 
seiner  Buhelage  ab  und  gegen  den  zurückgezogenen  Trich- 
ter B'  hin  ziehen. 

Die  Erklärung  des  so  modificirten  Versuches  ist  in 
dem  §  4  gesagten  enthalten.  Die  in  den  Trichter  ge- 
blasene Luft  tritt  in   den   Zwischenraum   zwischen   die 


-    112    — 

Kegelflftchen  A'  und  B' ,  und  nimmt  bei  ihrem  Fort^ 
schreiten  stets  wachsende  ringförmige  Räume  ein,  in 
denen  ihre  Dichte  vermindert  wird,  w&hrend  die 
Richtung  der  Geschwindigkeit  der  Lufttheilchen ,  schon 
in  geringer  Entfernung  von  der  Spitze,  der  Kegelfläche 
A'  parallel  ist;  also  hier  keinen  Stoss  auf  diese  ausübt 
Die  auf  die  innere  Fläche  des  Papierkcgels  drückende 
athmosphärische  Luft  prcsst  also  diesen  gegen  den  mit 
bewegter ,  aber  verdünnter  Luft  erfüllten  Raum  zwischen 
A'  und  Ä'. 

10)  Man  kann  auch  —  bei  Anwendung  der  in  die 
Pappscheibc  B  befestigten  Blaseröhre  —  die  Scheibe  A 
durch  eine  leichte,  etwas  grosse  Kugelfiäche,  A",  er- 
setzen ,  z.  B.  durch  die  eines  aufgeblähten  Ballons  vou 
dünnein  Kautschouck,  dessen  Durchmesser  über  30  Cen- 
timeter  beträgt. 

Heisst  man  wiederum-  a  deujenigcn  Punkt  der  Kugel- 
oberfiäche  A" ,  welcher  in  der  auf  der  Ebene  B  senk- 
rechten Blasrohrachse  liegt,  und  bringt  die  Scheibe  B 
so  der  Kugel  gegenüber,  dass  der  Punkt  a  der  Scheibe 
B  am  nächsten  ist  (2  bis  3  Millim.  von  derselben  ent- 
fernt), so  hat  der  zwischen  4"  und  B  liegende  Baum 
die  Gestalt  eines  Meniscus  (einer  planconcaven  Linse), 
dessen  dünnste  Stelle  bei  a  ist. 

Die  Bäume,  in  welche  die  durch  die  Blasröhre  ge- 
blasene Luft  successive  tritt ,  nehmen  demnach  hier  in 
noch  stärkerem  Verhältniss  zu,  damit  also  auch  (inner- 
halb gewisser  Grenzen)  der  Grad  der  Verdünnung  und 
folglich  die  Aspiration. 

In  der  That  gelingt  dieser  Versuch  in  ausgezeich- 
neter Weise.  Der  Ballon,  dessen  Gewicht  freilich  kaum 
über  15  Grainmes  beträgt,  wurde  durch  dies^e  Aspiration 
mehrere  Secunden  lang  getragen. 


—    118    — 

U  Eine  Ursache  dieser  vollkommenen  Aspiration  liegt 
indesB  wohl  auch  in  der  Fähigkeit  der  gespannten 
Kautschouk-Membrane;  sich  nach  Bedürfniss  der  Gestalt 
der  Scheibe  B  und  der  Mündung  des  Blasrohrs  anzu- 
schUessen. 

11)  In  Folge  der  leichten  Beweglichkeit  der  Theile 
der  Kugeloberfläche  A'*  zeigen  sich  bei  dem  in  §  10 
beschriebenen  Versuch  die  in  §  5  erwähnten  Oscillations- 
Bewegungen  in  solcher  Kegelmässigkeit  und  in  solcher 
Schnelligkeit;  dass   ein  dauernder  Ton  entsteht. 

12)  Die  in  §  8  enthaltene  Bemerkung  findet  ihre 
Anwendung  und  Bestätigung  in  dem  folgenden  wohl- 
bekannten Aspirationsversuch : 

Zwei  wenige  Centimeter  lange  Röhren  von  Messing- 
blech ;  die  eine  von  circa  5  Millim. ,  die  andere  von  circa 
12  Millim.  innerem  Durchmesser  sind  durch  ein  10  Cen- 
timeter langes  und  circa  30  Millim.  weites  Zwischenstück 
mit  einander  verbunden,  in  dessen  cvlindrischer  Wan- 
düng  ein  Manometer  eingesetzt  ist. 

Bläst  man  nun  durch  die  weitere  Röhre  Luft  ein, 
so  muss  sie  mit  noch  grösserer  Geschwindigkeit  durch 
die  engere  Röhre  austreten;  in  dem  weiten  Zwischen- 
stück wird  also  eine  Verdichtung  eintreten,  welche  das 
Manometer  anzeigt. 

Bläst  man  aber  durch  die  engere  Röhre  Luft  ein, 
so  wird  —  vermöge  der  von  den  Lufttheilchen  erlangten 
Geschwindigkeit  —  durch  den  Querschnitt  der  weiteren 
Bohre  mehr  Luft  austreten,  als  durch  denjenigen  der 
engeren  Röhre  eintritt,  und  das  Zwischenstück  wird  da- 
her verdünnte  Luft  enthalten,  was  durch  das  Manometer 
angezeigt  wird ,  dessen  mit  gefärbtem  Wasser  gefüllte 
Schenkel  einen  Niveau-Unterschied  von  2  bis  3  Centim. 
seigen.    Äuserdem  wird  die  Luft,  da  wo  sie  nach  ihrem 


-    114    - 

Eintritt  aus  der  engeren  Röhre  in  das  weite  Zwiscken- 
Btttck  die  neben  ihrer  Bewegungsrichtung  liegend<»i  Imft- 
theilchen  mit  sich  fortreisBti  an  der  —  der  engeren 
Röhre  zugekehrten  —  Cylinderwand  dieses  Zwischen- 
stücks noch  eine  stärkere ,  locale  Verdünnung  herror- 
rufen,  so  dass  das  Manometer  einen  Druck  anzeigen 
dürfte,  der  kleiner  ist,  als  der  mittlere  Druck  der  ge- 
sammten  im  Zwichenstück  enthaltenen  Luft.  Auf  der 
andern  Seite  dürfte  dieser  letztere  kleiner  sein  als  der- 
jenige, den  die  an  der  Einmündung  der  weiteren  Bohre 
in  das  Zwischenstück  gestaute  Luft  darbieten  wird. 

13)  Was  spielt  die  Wärme  bei  der  in  Untersuchung 
stehenden  Äspiraticuserscheinung  fUr  eine  Bolle? 

Dass  sie  nicht  zu  ihrer  Entstehung  erforderlich  ist, 
habe  ich  dadurch  bewiesen,  dass  ich  alle  Erscheinungen, 
welche  sich  durch  den  warmen  Luftstrom  aus  der  Lunge 
hervorbringen  liessen,  auch  durch  den  kalten  Lufbtrom 
eines  Blasebalgs ,  oder  des  Blasetischs ,  heryorgebracht 
habe.  —  Wir  dürfen  die  Ursache  dieser  Erscheinung 
also  nicht  in  irgend  welcher  Wirkung  der  Wärme  suchen. 

14)  Es  ist  schliesslich  hier  der  Ort,  der  wichtigen 
Anwendung  zu  erwähnen,  welche  die  erörterte  Theorie 
bei  den  beweglichen  Dampfmaschinen  —  besonders  der 
Locomotiven  —  findet. 

Als  im  Jahr  1829  die  berühmte  Gesellschaft  der 
Liyerpool-Manchester-Eisenbahn  durch  die  ausgeschrie- 
bene Prämie  den  Wetteifer  der  Maschinenbauer  anfachte, 
erschien  die  Anbringung  hoher  Schornsteine  zur  Erzeu- 
gung eines  starken  Luftzuges  im  Feuerherd  ebenso  noth- 
wendig,  als  sie  unzulässig  war. 

Das  Programm  der  Ausschreibung  verlangte :  1)  dass 
die  Höhe  der  ganzen  Locomotive  von  den  Schienen  bis 
zum  Bande  des  Schornsteins  15  Fuss  nicht  übersteigen 


—    115    ^ 

«oUe;  dass  aie  aber  2)  wenigstens  ihr  dreifaches  G^ 
.'wicht  mit  einer  Geschwindigkeit  von  10  englischen  Mei- 
len per  Stunde  fortzuziehen  im  Stande  sein  müsse. 

Diese  zweite  Bedingung,  welche  das  Maas  ihrer 
Arbeitsleistung  festsetzte;  musste  dadurch  erfüllt  werden, 
das8  zur  Erzeugung  der  hiefUr  erforderlichen  Dampf- 
tnenge:  1)  ein  hinreichend  starkes  Feuer  unterhalten; 
2)  seine  Wärme  einer  hinreichend  grossen  Oberfläche 
des  Kessels  mitgetheilt  wurde.  Für  den  letztern  Zweck 
wurde  das  erforderliche  Mittel  in  dem  von  Booth  aus- 
gedachten Böhrenkessel  gefunden,  bei  welchem  die  glü- 
hende Luft  des  Feuerraums  durch  eine  grosse  Zahl  ziem- 
lich enger,  durch  die  untere  Hälfte  des  Dampfkessels 
gelegter  —  also  mit  Wasser  umgebener  —  Röhren  hin- 
durch zum  Schornstein  geleitet  wird.  —  Durch  dieses 
Mittel  wurde  aber  der  natürliche  Luftzug  sowohl,  als 
die  Wirkung  des  so  kurzen  Schornsteins  noch  mehr  be- 
einträchtigt, und  die  Unterhaltung  eines  hinreichend  starken 
Feuers  erheischte  daher  um  so  mehr  ein  besonderes  Mittel, 

Stephenson  hatte  bei  seiner  Locomotive  „Rocket", 
welche  bei  den  Probefahrten  den  Preis  gewann,  und  in 
der  That  allein  den  Bedingungen  des  Programms  genügte, 
den  Röhrenkessel  adoptirt,  und  die  Aufgabe  der  künst- 
lichen Speisung  des  Feuerherdes  mit  Luft  in  einer  glän- 
zenden Weise  und  —  für  alle  Nachfolger  —  gelöst. 

Die  Locomotive  „Rocket**  war  die  erste,  bei  welcher 
der  im  Dampfcylinder  verwendete  Dampf  —  statt  auf 
dem  kürzesten,  ungehemmten  Wege  in  die  freie  Luft 
auszutreten,  —  vielmehr  durch  eine  verengte  Oeffnung 
unterhalb  der  Mitte  des  niedrigen  Schornsteins  mit  Ge- 
walt ausgeblasen  wurde. 

Diese  Dampfmasse  theilt  ihre  sehr  grosse  Geschwin- 
digkeit der   ganzen  Luftsäule ,    die  in  dem  Schornstein 


—     116    — 

endimlten  ist  mit :  es  wird  daher  die  Laft  im  miterstei 
Theil  des  Schornstein« .  in  den  Bohren  nnd  über  dem 
mnf  dem  Roste  aufgehäuften  Brennmaterial  stark  ver- 
dünnt, nnd  die  frische  Laft,  welche  za  der  nnteren 
Fläche  des  Bostes  freien  Zutritt  hat ,  mit  einer  Gewalt 
durch  diesen  hinaufgesogen,  welche  der  Triebkraft  eines 
Hochofengebläses  vergleichbar  ist. 

Durch  die  zum  Ausblasen  des  Dampfes  erforder- 
liche Kraft  wurde  zwar  der  Druck  auf  die  hintere  Seite 
des  Kolbens  nicht  unbeträchtlich  erhöht ,  und  somit  die 
Wirkung  des  Dampfdrucks  im  Kessel  vermindert  Allein 
der  so  entstehende  Nachtheil  wurde  mehr  als  aufgewo- 
gen^ durch  die  damit  erlangte  ausserordentliche  Ver- 
stärkung des  Feuers,  welche  (in  Verbindung  mit  dem 
Böhrenkesselj  die  in  der  Stunde  entwickelte  Dampfmenge^ 
und  somit  die  eigentliche  Arbeitsleistung  der  Maschine 
in  ganz  unerwarteter  Weise   vermehrte. 


II.  H.  Denzler, 

über  den  Einflnss  der  Aehsendrehnns 
der  Erde  auf  die  strSiuenden  Gen'ftsser» 

Vorgetragen  den  14.  Jenner  1860. 

Infolge  einer  von  Per  rot  angegebenen  Vorrichtung 
zur  directen  Nachweisung  der  Achsendrehung  der  Erde 
hat  sich  in  der  Academie  der  WisBenschaften  zu  Paris 
eine  lebhafte  Controverse  über  den  Einfluss  der  Achsen- 
drehung  auf  die   Ströme  erhoben  *) ,    und  ist  auch  von 


*)  Oomptos-rendas  1859,  N»  18—21. 


—    117    — 

anderer  Seite  eine  darauf  beztigliche  Abhandlung  *) 
mitgetheilt  worden.  Die  theoretische  Richtigkeit  des  von 
Babinet  behaupteten  Einflusses  ist  schliesslich  allseits 
zugestanden ;  dagegen  scheint  man  fast  einstimmig  die 
Unmöglichkeit  seiner  Wahrnehmbarkeit  anzunehmen. 

Babinet  zählt  17  beobachtbare  Einwirkungen  der 
Achsendrehungen  der  Erde  auf,  von  denen  Nr.  3,  5, 
9,  10,  11  und  15  auf  erhebliche  Zweifel  stossen  dürf- 
ten ,  während  bei  Nr.  14  noch  die  Umbiegung  der  Achse 
der  Stürme  und  Orkane  aufzuführen  bleibt.  Nr.  5,  d. 
h.  die  Abweichung  frei  fallender  Körper  gegen  den 
Aequator  hin ,  ist  bei  allen  bezüglichen  Fallversuchen 
beobachtet  worden,  folgt  aber  nicht  aus  der  Theorie 
und  Babinet  nennt  sie  darum  noch  unerklärt.  Es 
scheint  mir ,  dass  die  Ungleichkeit  der  Exponenten  des 
Luftwiderstandes  bei  ungleichen  Geschwindigkeiten  und 
die  daher  rührende  relative  Verzögerung  des  Falles  zur 
Erklärung  der  beobachteten  südlichen  Abweichung  ge- 
nüge. 

Den  17  sichtbar  sein  sollenden  Einwirkungen  der 
Achsendrehung  auf  bewegte  irdische  Gegenstände  will 
ich  noch  drei  andere  beifügen ,  nämlich  :  1"  das  Vor- 
eilen sinkender  Wolken  (namentlich  der  fast  ausschliess- 
lich von  Westen  herkommenden  Gewitterwolken)  und 
das  Zurückbleiben  der  steigenden ;  2®-  die  stärkere  Ver- 
witterung auf  der  Ost-  und  Polseite  wegen  extremati- 
Bchern  Klimas,  und  zum  Theil  desshalb  vorherrschende 
Ostabdachung  der  Continente ,  sowie  reinere  Küsten 
auf  der  Ost-  und  Mittagsseite;  S**  die  langsame  Wande- 
rung der  magnetischen  Abweichung  gegen  Westen,  als 


»)  Cosmos  von  Moigno  1859,  S.  &96. 


—    118    — 

Folge  des  tftglichen  Fortochreiieni  der  Wärme  im  fj^ 
chen  Sinne. 

Was  Babinet  über  den  Einfluss  der  Achsendn- 
hang  der  Erde  auf  die  strömenden  Gewässer  mitthdlte, 
das  habe  ich  seit  mehr  als  zwanzig  Jahren  bei  verschie* 
denen  Anlässen  ausgesprochen ,  und  ist  auch  nur  die 
weitere  Verfolgung  der  altbekannten  grossartigen  Ab- 
lenkungen der  Winde,  der  grossen  Meeresströmungen 
und  der  Fluthwellen.  Ich  könnte  nun,  nachdem  diese 
Consequenzen  von  Andern  aufgegriffen  worden,  deren 
Fortentwicklung  ruhig  abwarten ,  gewänne  es  nicht  den 
Anschein ,  als  wollte  der  Gegenstand  seiner  scheinbaren 
Unbedeutsamkeit  wegen  liegen  gelassen  werden.  Auch 
hat  die  bisherige  Discussion  den  Umstand  nicht  gewür- 
digt, dass  die  Einwirkung  der  Achsendrehung  auf  be- 
wegte Gegenstände  im  Verhältnisse  des  Quadrates  der 
Zeit  wächst  und  darum  bedeutend  werden  kann.  Ja,  es 
ist  sogar  der  Thatsache  nicht  einmal  gedacht  worden, 
dass  die  Ströme  wegen  ihres  geringen  Gefälles  nur  mit 
einem  äusserst  kleinen  Gewichte  thalabwärts  drücken. 
Endlich  scheint  man  sich  die  Folgen  des  Seitendrucks 
dessen  Erheblichkeit  vorausgesetzt ,  nicht  klar  gemacht 
zu  haben.  Diese  Umstände  veranlassen  mich,  obwohl 
spätem  specielleren  Arbeiten  nur  ungern  vorgreifend, 
zu  folgender  kurzen  Mittheilung. 

Nach  Foucault  ist  die  von  der  Achsendrehung  be- 
wirkte Drehung  der  Bewegungsebene  =  c  sin.  p,  wo 
c  die  Drehungsgeschwindigkeit  der  Erde  in  einer  Zeit- 
sekunde, d.  h.  15.041  Bogensekunden,  und  p  die  geo- 
centrische  Polhöhe.  Für  Bern  mit  p  =  46o  46'  findet 
sich  diese  Drehungsgeschwindigkeit  der  Ebene  der  Be- 
wegung Vi8822>  d.  h.  für  1  Meter  Geschwindigkeit  =  Vis 
Millimeter   per   Sekunde.     Nach    9411   Sekunden  oder 


-    110    — 

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i  mgefllhr  2V,  Standen  wäre  die  Ablenkungsgeschwindig- 
I  keit  der  Fortbewegangsgeschwindigkeit  gleich* 
1  Offenbar  ist  die  Entwicklung  der  beschleunigenden 
I  Kraft  des  Falles  geradeaus,  d.  h.  in  der  Richtung  des 
^l  Bionsals  mehr  begünstigt ,  als  die  der  Seitenwirkung  f 
BameDtlich  wenn  der  Boden  allmählig  ansteigt.  Da  aber 
.  selbst  bei  Gefilllen  unter  Vio^oi^i  doch  noch  ein  Fliessen 
des  Wassers  beobachtet  wird ,  und  da  sogar  bei  äusseret 
geringen  Tiefen,  z.  B.  in  Wasserwaagen  und  in  flachen, 
antiefen  Gefössen  das  Wasser  sieh  so  genau  ins  Gleich- 
gewicht stellt,  dass  kein  Fehler  von  einer  Bogcnsekuride, 
d.  h.  von  7^06365  stattfindet,  so  ist  es  mehr  als  wahr« 
Bcheinlich,  dass  eine  seitliche  Ausweichung  von  beiläu- 
fig Vsrooo  luiter  günstigen  VerhältnisscD  »ichtbar  werden 
mass. 

Die  Wirkung  des  fortdauernden  .Vritenangriffs   auf 
die  Stromufer  wird   bei  wechselnden  G€:«cb windigkeiten 
imd  bei  Tcrschiedener  Schlamm-  und  Oe's':L:«^^efüLrtiug 
verschieden  ausfallen.     Vor  dem  Eintritt  grö'jter^rr  G«;- 
sehwindigkeit  ist  die  directe  Seiten wiriiiung  bcgiiti^tigt , 
und  umgekehrt.    Nach  meikJichem  Eingriff  in«  L'fer  foJ^ 
Abweisung  ans  jenseitige .  d^mn  Ttnvkrhvt  dlrcot^  Wir- 
kung n.  8.  w.y  somit  Bilinng  von  Serpentinen  unter  gtju- 
stigen  Bedingungen.    Dahin    l^ind   zu    z^Llen :    weicL^^r 
Boden,    breites,  ebenes  Sxromtluil  und  grosse  Wa.i^t»er- 
masse.    In  der  B«gel  -n-ird  aber  die  Seitenwirkung  ei'i 
Ueberwallen   des  Wa^^errt    ai»d    durcL   Ku<:kt^';LLkg  eiue 
nnmhige  Stromobcrfliclit  Lerrorbringen-     Ein  in  h/jhjtm 
Grade  arbeitender   oder  gefc-ilxiel>efüirender  Sir^^m  lÜÄct 
darum   seine    Gestüt bt    4.uf  der  iLC;rdlI*:Len    H^likugtl 
Toriierrechend  rec-hi«  fiill«i ..  wodurch  h^iixt  W^^oerikdern 
bei  yormal-  und  Niedrirwaewr  bo  laju^  na^;b  Uuks  ge* 
drangt  "werden,    bis  eine  obere  Bildungsperiode  redbts 


—    120    — 

beginnen  kann.  In  der  Regel  werden  also  auf  der  ndrd-- 
lichen  Halbkugel  die  Delta  nach  rechts  ansteigen,  die' 
Rinnsale  und  Häfen  rechts  wegen  Verschlammung  ver- 
lassen werden  müssen ;  in  der  südlichen  umgekehrt 
Dagegen  sind  Deich-  und  Dammbrüche  und  grössere 
Verwüstungen  auf  der  Seite  des  directen  Angriffs  zu 
erwarten;  und  sind  auch  meistens  da  vorgekommen. 


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Terzelctanlss  der  für  die  Bibliothek  der 
Sehireiz*  nTarturf»  Ciesellsehaft;  elnge« 
gangenen  Gesehenke. 

From  the  seci'etary  of  war  of  the  United  States : 

Reports  of  cxplorations  and  survoyfl  to  ascertain  the  niost  pnae- 
ticable  and  economical  route  foi  a  raylroad  from  the  Missistupi 
rivcr  to  the  pacific  Occan.     Vol.  IX.     Washington  1858.  8. 

From  the  SnüJhsonian  Institution  : 

1.  Contributions  to  knowled^.     Vol.  X.     Wash.  1858.    4. 

2.  Annaal  rcport  for  1857.     Wash.  1858.     8. 

From  the  Academy  of  7ialional  sciences  of  Philadelphia : 
Proceedings  1858.     8. 

De  M.  Vauteur : 

1.  Ch.  Girard ,    A  list  of  the  flshes  colleoted  in  California. 

2.  „  Ichthyological  notices 

3.  ^  Description  of  some  ncw  reptiles. 

4.  ^  Noten    tipon    vai'ious    now   gcnera   and   Kpeeies  of 

fishe«. 


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Werselctaiilss  der  MUtslleder  der  Berac« 
risehen  IVaturfarseh.  Cesellseliiift« 

(Am  Schluss  des  Jahres.) 


Herr  C.  Brunn er^  Präsident  für  1859. 

9     L.  Fischer,  Secretär  seit  1854. 

,  Christen er^  Bibliothekar  der  Schweiz. 
Nat  Gesellschaft  seit  1847 ,  und  Gorre- 
spondent  derselben  seit  1849. 

n     J.  Koch,  Unterbibliothekar  seit  1857.  . 


Herr  Anker,  M.,  Professor  der  Thierarzneikunde  (1822) 

„  Antenen,  Schulinspektor      .        .        .        (1849] 

^    Beck,  Eduard (1853) 

.    Benteli,  Notar (1858) 

9  Benteli,  Rud.,  Hauptmann          .                 (1858) 

^  V.  Bonstetten,  Aug.,  Dr.  der  Phil.    .        (1859) 

^  B  r  ä  n  d  1  i ,  Lehrer  der  Mathematik  in  Burgdorf  (1846) 

^  Bron,  Notar  zu  Corban          .                 .        (1853) 

^    Brügger,  Lehrer (1848) 

^  Brunner,  Dr.  und  Professor  der  Chemie  (1819) 

„  Brunner,  Telegraphendirektor  in  Wien       (1846) 

^  Bürki,  Grossrath           ....        (1856) 

y,  Chri Steuer,  Lehrer  an  der  Kantonsschule   (1846) 

„  Cramer,  Gottl.,  Arzt  in  Leuzingen      .        (1854) 

^  Demme,  Dr.  und  Professor  der  Medizin       (1844) 

9  Denzler,  Heinr.,  Ingenieur          .        .        (1854) 

„  Durand,  J.,  Prof.  der  Mathem.  in  Pruntrut  (1853) 

^  Dur  heim,  Ingenieur     ....        (1850) 

„    V.  Erlach,  Med,  Dr (18«) 


—    125    — 

Herr  E  seh  er  ^  eidgen.  Münzdirektor      .        .  (1850) 

9     Faj;  Nordamerikanischer  Gesandter      .  (1854) 

^     V.  Fellenberg,  Dr. ,  gew.  Prof.  der  Chemie  (1835) 

y,    V.  Fellenberg,  Wilhelm      .        .        .  (1851) 

^     Finkbeiner,  Dr.  Med.  in  Neuenstadt  (1856) 

^     V,  Fischer-Ooster,  Karl     .        .        .  (1826) 

rt     Fischer,  L.;  Dr.,  Docent  der  Botanik  (1852) 

y,     Flückiger,  Dr.,  Apotheker  in  Burgdorf  (1853) 

y,    Flu  gel,.  Notar (1858) 

„     Frey,  Bundesrath           ....  (1849) 

^     Frot^,  E.,  Ingenieur    ....  (1850) 

r,     Für r er,  Dr.,  Bundesrath       .        .        .  (1856) 

jf     Gerber,  Prof.  der  Thierarzneiknnde   .•  (1831) 

^     Gib  ölet,  Viktor,  in  Neuenstadt    .        .  (1844) 

yy     Glaser,  Gutsbesitzer     ....  (1853) 

^     Grdpin,  Med.  Dr.  in  Delsberg    .        .  (1853) 

„     Guth nick,  gew.  Apotheker         .         .  (1857) 

y,     Haller,  Friedr,  Med.  Dr.    .        .        .  (1827) 
^     Hamberger,  Job.,  Ijehrer  an  der  Realschule  (1845) 

^     Heb  1er,  Docent  der  Philosophie   .  (1857) 

9     Henzi,  Fr.,  Ingenieur  des  mines  (1851) 

Henzi,  R.,  Med.  Dr.     .        .        .        .  (1859) 

Hermann,  Dr.  und  Prof.  der  Medicin  (1832) 
Hipp,  Vorsteher  der  Telegraphenwerkstätte  (1852) 

Jonqui&re,  Dr.  und  Prof.  der  Medicin  (1853) 

Isenschmid,  Med.  Dr.         .        .  (1859) 
Kaufmann,  Lehrer  an  der  Kantonsschule  (1856) 

Kernen,  Rud.,  von  Höchstetten    .        .  (1853) 

Kinkelin,  Lehrer  der  Mathematik  (1856) 
Koch,  Job«,  Lehrer  d.  Math,  an  d. Remlschxile(1853) 

König,  Med.Dr (1856) 

Krieger,  K.,  Med.  Dr (1841) 

Kuhn,  Fr.,  Lehrer  in  Nidau         .  (IMl) 


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-   1»  - 

HerrKflpfery  Lehrer  in  MflDcbenbachsee  (1848) 

•  Kupfer,  Fr.,  Med.  Dr.  (1863) 
^  Lanz,  Med.  Dr.  in  Biel  (1856) 
.  L  a  ä  gh  e^  Dr. ,  Lehrer  an  der  KantonMchoIe  (18ö8) 
.     LauterbargT;  K.,  Ingenieur          .  (1851) 

•  Lauterburg.  Gottl.,  Arzt  in  Kirchdorf  (i853j 
.     L  e  u  c  h  ^  Augnst ,  Apotheker  .  (1845) 

•  Lindt,  B.,  Apotheker  .  .  .  (1849) 
^    Lindt,  Wilhelm,  Med.  Dr.     .         .         .  (1854) 

.     Lutz,  F.  B.,  Med.  Dr (181Q 

n     Maren,  Lehrer  in  Erlach  .  (1848) 

-  Meyer,  L.  R.,  Negotiant  in  Burgdorf  .  (1842) 
^     V.  Morlot-Kern (1855) 

Müller,  Apotheker       ....  (1844) 

Müller,  J.,  Lehrer  in  Biel   .  (1847) 

N  e  u  h  a  u  8 ,  Karl ,  Med.  Dr.  in  Biel         .  (1854) 

^     Otth,  Gustav (1853) 

„    Papon,  Dr.  Phil (1859) 

-  Pe  r  ty,  Dr.  und  Prof.  derNatorwissenschaften  (1848) 
n  Quiquerez,  A.,  Ingenieur  h  D^l^mont  (1853) 
^  Ramsler,  Direktor  der  Elementarschule  (1848) 
,,  Rau,  Dr.  und  Prof.  der  Medicin  .  ,  (1834) 
^  V.  Rappart,  Gutsbesitzer  .  .  (1853) 
y,  Ribi,  Lehrer  der  Mathem.  an  d.  Realscfanle  (1859) 
■^  Ries,  gew.  Professor  in  Kalkutta  (1856) 
„  Rüttimeyer  ,  L.,  Dr.  und  Prof.  in  Basel  (1853) 
^  Schiff,  M.,  Dr.,  ord.  Prof.  d.vergl. Anatomie  (1856) 
^  Schiff,  H.,  Dr.  Phü.,  Docent  der  Chemie  (1859) 
yy  Schild,  Dr.,  Lehrer  an  der  Kantonsschule  (1856) 
^  Schinz,  Dr.,  Lehrer  an  der  Realschule  (1857) 
jf  Schläfli,  Professor  der  Mathematik  .  (1846). 
^    Schneider,  Med.  Dr.,  gew.  Regierungsraih (1845) 

Schumacher,  Zahnarzt       .        ...  (1849) 


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—    127    — 

Berr  Schmnacher^  Metzger  (1858) 

,  ShuUleworth,  R,  Esqr.     .                .  (1835) 

n  S  i  d  1  e  r ,  Dr.;  Lehrer  d.  Math.  a.  d.  KantonsBch.  ( 1 856) 

9  Steinegger,  Lehrer  in  Langenthai      .  (1851) 

„  Stier lin,^  ßob,^  Lehrer  an  d.  Mädchenschule (1855) 

j,  Stucki,  Optiker (1854) 

jf  S  t u  d  e  r^  B.;  Dr.  u.  Prof.  d.  Naturwissenschaft  (1819) 

„  Studer^  Bernhard ,  Apotheker               .  (1844) 

n  St u der,  Gottlieb,  Begierungsstatthalter  (1850) 

jp  T  e  n  n  e  r ,  Dr.,  Apotheker       ...  (1856) 

^  T  räch  sei,  Dr.,  Docent  der  Philosophie  (1857) 

j,  Trog,  Vater,  Apotheker  in  Thun          .  (1844) 

j,  V.  Tscharne r,  Beat,   Med.  Dr.    .        .  (1851) 

„  Valentin,  Dr.  und  Prof.  der  Medicin  (1837) 

„  Vogt,  Ad.^  Dr.  Med (1856) 

^  V.  Wattenwyl,  Fr.,  vom  Murifeld       .  (1835) 

„  V.  Wattenwyl-Fischer    .        .        .  (1848) 

„  Wild,  Karl,  Med.  Dr (1828) 

„  Wild,  H.,  Dr.  Phil.,  Prof.  der  Physik  .  (1859) 

„  Wolf,  E.,  Dr.  und  Professor  in  Zürich  (1839) 

„  Wurstemberger,  Artillerieoberst       .  (1852) 

„  Wydler,  H.,  gew.  Professor  der  Botanik    (1850) 

„  Ziegler,  A.,  Dr.  Med.           ...  (1859) 

^  Zünde  1,  Lehrer  an  der  Bealschule       .  (1850) 

y,  Zwicky,  Lehrer  an  der  Eantonsschule  (1856) 


Correspondirende  Mitg'lieder. 

Herr  Beetz,  Professor  der  Physik  in  Erlangen  (1856) 
„  B  o  u  ^ ,  Ami,  Med.  Dr.,  aus  Burgdorf,  in  Wien  (1827) 
„  Beut  erweck,  Dr.,  Direktor  in  Elberfeld  (1844) 
„    Custer,  Dr.,  in  Aarau  .        .        •        (1860) 

^    V.  Fellenberg,  Wilhetoi      .        •        .        (1851) 


—    128    — 

Herr  Oingins,  Dr.  Phil.,  im  WaadÜande     .        (1823) 

„  Graf,  Lehrer  in  St  Gallen    .        .        .        (1858) 

y,  Grnner,  E.,  Ing^n.  des  mines  in  Frankreich  (1835) 

,  Gygax,  Rudolf                               .        ,        (1839) 

n  May,  in  Karbruhe          ....        (1846) 

9  Mayer,  Dr.  u.  Prof.  der  Anatomie  in  Bonn    (1815) 

^  Meissner,  K.L.,  Prof.  der  Botanik  in  Basel  (1827) 

j,  Miescher,  Prof.  derMedicin  in  Basel         (1844) 

y,  Mo  hl,  Dr.  a.  Prof.  der  Botanik  in  Tubingen  (1823) 

„  Morlot,  A.,  Professor    ....        (1854) 

0  Mousson,  A.,  Dr.n.  Prof.  d.Fhysik  in  Zürich  (1829) 

yf  Müller,  Genieoberst  in  Mnrten    .                (1839J 

^  Schinz,  Rud.,  Dr.  und  Prof.  in  Z«rich        (1802) 

9  Theile,  Professor  der  Medicin  in  Jena         (1834) 


ARÄOMETER 

tut  XcUhtc  LKliiiinxKeiieu. , 
in  halhfr  naHtriüher  Orösst . 

Gefass  aus  Messing,  Slengel aus  G!as- 


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imttheiliuigeii 


der 


*. 


^  naturforschenden  Gesellschaft 


In  Bern 


aus  dem  Jahre  1860. 


Nr.  440  ~  468. 


Mit;  6  Tafeln. 


Bern. 

(In  CommiBsion  bei  Huber  u.  Comp.) 
Druck  der  Hallei*'Bchen  Buchdruckerei.  (B.  Fr.  u«u«r.) 

1860. 


HHttheilangen 


der 


turforschenden  Gesellschaft 


in  Rem 


aus  dem  Jahre  1860. 


Nr.  440  —  468. 


Mit  6  Tafeln. 


Bern. 

(In  Comnüssion  bei  Huber  u.  Comp.) 
Drack  der  Ifaller'schen  Buchdruckerei.  (B.  Fr.  Hniier.) 

1860. 


/ 


Inhalt. 


Seite 

Brunner ,  C.  *  chemisehe  Beobaehtangen 163 

ChriUener^  Eh,,  kleine  Beitrage  cur  Kenntnias  der  sohweiceri- 

sehen  Hieracien Bl 

V.  FeUenberg,  L.  R.,  Analysen  von  antiken  Bronjsen  (mit  einer 

Tafel) 43 

—  —  Erste  Fortsetcans  (mit  einer  Tafel)        .        65 

—  —  Zweite  Fortsetsang  (mit  einer  Tafel)  153 
Hipp,  M;  ober  die   Störangen    der   elektrischen    Telegraphen 

während  der  Brscheinong  eines  Nordlichtes  (mit  einer 

l  arol^         •••••••         ••         o«5 

Koehy  meteorologische  Beobachtungen  Ton  Bargdorf  and  Saanen 

(Jani— Oktober  1858) 1 

—       meteorologische  Beobachtangen  Ton  Burgdorf  (November 
1858 —  März  1859),   von  Saanen   und  Bern  (November 

1858  —  Juni  1860) 169 

OUh,  6r.,  Über  die  Bauehringe 37 

Mtimeyer,  X.,  Prof.  in  Basel,   neue  (miocene)   Fundorte  von 

Rhinooeres  in  der  Schwele  .  .  .  .121 
Sehi/f,  ü.,  historisch-kritische  Darstellung  der  Sänrentheorie  .  193 
Sidür,  £r.,  über  einige  astronomische  Erscheinungen  des  Jahres 

1860 140 

Uhlmann ,  J.,  geologisch-archäologische  Verhältnisse  am  Moos- 

seedorfsee  (mit  3  Tafeln) 57 

Wydler,  über  die  Blathenstellung    und    die   Wuohsverhältnisse 

von  Vinoa 9 

Wild,  £f.,  über  die  Bestimmung  der  Lufttemperatur  ...        91 
y  —         —    Berieht  über  die  Einrichtung   meteorologischer  Sta- 
tionen in  den  Kantonen  Bern  und  Solothurn      .        .      225 
VenEeiehniss  der  für  die  Bibliothek  der  Sohweiserischen  Natur- 

forsehenden  Gesellschaft  eingegangenen  Geschenke   S.  6,  56,  62, 

80,  119,  139,  152,  168,  191 
Verieiehniss  der  Mitglieder  der  Gesellschaft  .233 


llip»rl«li(lf(«Mi;. 


U  ^tM  A<i4Vftti«4^.  ^hf^  'mioi^n^)  Fmnäorie  vom  Hhimöeem  i» 
^,^  ^lAwvt)-    \>    4)^      «l$Sv  «vm  PvHtf.  JNttMtfyer  in  BoMd*^  ist  ak' 

II^Mms  xv^  IIK^yn>Hv»«i  {«n^h^ii«  |»4f.  ISl«  irriger  Weise  Uuudij 
wH^^  vkM^A  li^i    >K>Mfilm^  |t»<i»mn^   «-M   Mif  ie«  Wnsoh  des  Ver-] 


BTr.  440. 


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Sehwels*  ÜVaturf«  Gesellselmfl  elsgr- 
SWDBenen  Geseheuhe« 

Ton  ifff  ür.  It.  geotogUcken  ReiehsanUaU    in  Wien: 
jAhrbaoh.    1859.    Nr.  1.    Wies  1859.    40. 

IM  inttUut$  Vin$io: 

MaMMwIa      M^     IUI'       Vj-L    uLi.    4Alb7         J|0      -    •   '  -       -^     . 

••■•••rfW^^^lff»    ▼TT»       ▼▼WTWlW   XOIFI.       ^^» 

r<m  ier  k,  k,  .Kptrftiw<e  der  WtBnnsehafttn  in  Wien  : 
r.  DenliVelirtrteKVBlirXV  uaJ  XVI. 
t.   Krell  :    Anleitiftf  lu  deik  mafi.  BeöbaohtiBfoi.    3te  Alibi«* 

Wien  1858.    8^. 
3    Sllittüfiibcrlclite  ^    J^hrf.  1856  ,    Nr.  24  -  21.    Jal»f.  1690, 
Nr.  1-^9.    Wie«  i659.    80. 

Af  r.4r(MMm^  ilf*«  ffiVnctff  df  Bordeaux: 

Heeieil  de«  «otei  1858.    Ire  trlme»tr#.*  -Pii»fo  1869.    S«». 

TWSfr  ntuurfbnchenden  GeieUiche^  in  Z€Hdk.* 

VlerteU»hniKchrirt  1859.    3le«  Heft.    JSörieh  1859.    8^. 

De  la  iociHi  de$  $cience$  netIwreUes  de  NmehMd:  ^ 

Bttlledn.    Toiue  V»  1.    NeiiehAtel  1859.    8^. 

Van  der  Tit.  RedMion : 

Gemelniiaisii^  Weelieii«chrifl  ron  Wirabvrf .    Mirf .  185l.    Nr. 
40 -t».    9».  *;         * 

Von  dem  natuneissenickalHiehin  Verein  des  Haages: 

Berichte  f»r  die  J»hre  1857-58.    WtrttiteHide  1859.    4«. 

Von  dem  Verein  der  Freunde  der  Naiurwiseenm^afteii  in  Mekhnhufgi 

Arohir.    ISter  Jalirs.    NeabraifJcnbnrf  185§.    8^;  ' 
i^on  der  k*  k,  geograpkiseken  GeseUscha/t  in  Witn: 

HUUwtlMyw,  188fe    I!.    Wl*»  1859.  -8^-^         *"      "^ 

f)rom  the  aulhor: 

1.  QoM ,  Dtfenoi  by  Hie  Boientifio  Goaacil  of  ttt  iKidle^^  eibskr- 
▼alory.    3  edition.    Albuiy  1858.    8». 

2.  Reply  to  the  ^Statement  «f  the  Trtf»tM%^  of  ^t  OhiÄey  etor- 
▼ttory.    Alb^iiy  1859.    8*;  !  - 


p  .«.■««  a  -1V1 


-    7    - 

on  der  Tit.  Redaktion :  ^    *       .  i 

Sehweixeriflche  Zeitsehrift  filr  PkaMmei»,  4t«r  Jkhr^.%  üRr.  Ift. 
Ton  dem  niederösterreiehischen  Gewerbverein  in  Wien : 

Wie«  1859.    80.  \       ' 

Von  der  phys.  me^:e.  GeseUschaft  in  Würzlmrf: 

Verhandlangen ,  td.  IX,  2.  3.   X,  1.     Wanborf;  1869.    8».    . 

Von  Herrn  Prof .  Morlol : 

Layrs :    Ob   an    new    barometric    foraiola  for  wiantal»  l|«>il)ts« 
Boblin  1857     4». 

Yon  der  deutschen  geologüfchen  Ge9^l$chaft  in  Berlin: 
JSeHsehrift,  Bd.  X,  4,  and  XI,  1.    Berini  18&8.    8^*; 

Vtm  dem  Verein  für  Naturkunde  in  Presiburg : 

1.  VerlMHlaBfen,  Mkrg.  1858,  1.    PrMsHiri;  1868.    9; 

2.  Po]Hi1are  natarwissenschaftliehe  Vortrag».  Pre0iri»lir|^  18b8.  8®. 

3.  Konihaliii :   Beitraf^  cor  Kenntnisa  der  klfnatiaehefe  VerhüMiste- 
PreasbvnKs.    Preaabvrg  18S8.    80. 

From  the  royat  soeiety  of  London: 

Praeeedings ,  vol.  X  ,  NO  35  4f  36.    London.    8^. 

Vim  der  Tit:  ItedaktUm. 

Gemeinnitsige  Woehenaehrift  von  Wöraburf;.    18S9.    Nr.  36-39.. 

Von  Herrn  Prof.  KenngpU  in  Zürich ; 

1.  lieber  die  Geataltp'oppen  der  Kryatallapeciea.    8^. 

2,  Ueber  Rntil,  Granat  and  einen  Mateoratein. 

Yon  Herrn  Gräbmg  in^  Züßtieh: 

22flta  Uali^raicl^  der  Varhandlonffen  dar  tecMUelit «  Ge«ellfliiiaft  in 
Urielu    Birichl859,    8o. 

Fon  Herrn  Professor  Wolf  in  Zürich : 

i;  Lnplaee,  Basai  pliil.  aar  lea  probabiliUa.    Troiaiime  ^dfäon. 
Pttis  im».    8». 

2,  Bng^,  die  Mathematik  in  aystemiitiseher  BehandliiBf^weiaa,  Bd.  I. 
£ariolil856.    9f.  , 

3.  JSemwr ,  Eingehe  Ableilniif  eines  Poaeelt t^s-  Thi|(|r<m«) 

44,Melirefva  ftlt^r«  nuithaantiiciM  W^kitw 

Fo»  der  naiurforschenden  Gesellschaft  gu  Ff^äffer^^ifiW  Brei9§au ; 
itriolit«  ftber  die  Verhandlnjiceii.    Bd.  II,  Hefl  1.    1859.    ^. 


,    ^rr*  Pr^.  m^  - 


Heft  1  und  2. 
nll   ij>i«lli    BT  bAora  .(ntlunetik.    Berlü  ISÜ  fl 


I  ll^.     «*. 

irchi  Rcnrutc   ier   u    ^r  ^  Am 
I   32Jihri|c>a    Zviin^ke    leE&— S 

rABwrern,  Bi    4«.    MütielitB  1859.    *«. 
l  gHilngur-liru  IMrUmn^liUt  in   Win: 

.  Nr.  3.    Vi\»n  1839.    8".  '  ' " '■ 

Die  fuMilon  MalluxliFii  4Mr'V<niiiW«kcMl>MHh 


IVr«  440  M»  449. 


H^  Hrydler. 

lieber  die  Bliitbenstelliiiis  ond  die 
UraehsTerhältiiime  Ton  Tinea. 

Vor|;etrafcn  deo  17.  Mars  1860. 


Die  Mehrzahl  der  Schriftsteller  beschreiben  die  Blü- 
en  dieser  Gattung  als  axillär,  ohne  ihre  Angabe  weiter 
.  begründen;  nur  Doli  (Fl.  Bad.)  setzt  hinzu,  dass  sie 
ine  ausgebildete  Vorblätter  sei.  Meine  Untersucliur.gen 
kV.  minor  hatten  mich  (Flora  1851,  S.  3'!?9)  die  Bliithe 
pfelständig  finden  lassen ;  und  nach  neuern  Unter- 
chupgen  muss  ich  auch  jetzt  noch  diese  Ansicht  fest- 
,lten.  Es  ist  mir  bis  jetzt  nicht  gelungen,  die  Keimung 
n  Vinca  zu  beobachten,  da  man  in  unsern  Gegenden 
B  Pflanze  selten  mit  Frucht  und  noch  seltener  mit  reifen 
tmen  findet.  Fassen  wir  zuerst  einen  blüthentra^(;udeu 
engel  von  V.  minor  in's  Auge,  so  bemerken  wir,  dass 

selbst  das  Seiten  (AchselJ-Produkt  eines  andern  Sproa- 
s  ist,  der  bald  mehr  in  der  Erde,  bald  über  derselben. 

Form  eines  Stolo  fortkriecht.  Der  Bliithcnsteiigel  ist 
akrecht  aufgerichtet  und  trägt  an  seiner  gestuucliten 
isIb  2  —  3  dicht  übereinanderstehende  Niederblattpaarc 
id  über  ihnen  an  seinem  gedehnten  Axentheile  eine  un- 
stimmte  Anzahl  Laubblatt- Paare.  In  der  Region  seiner 
lubblatt-Axe  treten  nun  bald  1,  bald  mehrere  (bis  4J 
^stielte  Blüthen  auf,  welche  in  den  Achseln  eines  I-.aub- 
attes  zu  Btehen  scheinen.  Niemals  findet  man  in  beiden 
chaeln  eines  Blattpaares  eine  Blüthc.  Die  Blttthen,  wenn 

.  Bern.  Mittheil.  440  u.  441. 


—    10    — 

mehrere,  folgen  sich  selten  unmittelbar  von  einem  Bl*tt- 
paare  zum  andern,  Tielmehr  wird  ¥on  einer  Blütha  sur 
andern  bald  1,  bald  mehrere  Blattpaare  (2,  3  bis  4)  über- 
sprangen, bevor  wieder  ein  solches  mit  einer  Blütb 
kommt.  Eine  bestimmte  Regel  in  dieser  Vertbeilong 
der  Blüthen  ist  nicht  aofenfinden.  Sind  mehrere  vor- 
handen, so  ent&lten  sie  sich  in  aufsteigender  Fo^. 
lieber  der  Bltithe,  wenn  nur  eine  vorhanden,  über  der 
obersten ,  wenn  mehrere ,  scheint  sich  der  Stengel  all 
Laubspross  fortzusetzen,  und  trägt  daselbst  schon  zur 
Blüthezeit  mehrere  entwickelte  Blattpaare,  und  einige 
obcrnte,  noch  im  Enospenstand  befindliche.  Die  obente 
Blüthc  scheint  neben  diesem  Spross  wirklich  axillär  sa 
stehen ;  der  Spross  nämlich  ist  gerade  aufgerichtet,  und 
die  Blüthe  ist  mehr  seitwärts  geneigt  Was  noch  mehr 
fUr  die  Axillarität  der  Blüthe  zu  sprechen  scheint,  ist 
die  Gegenwart  eines  Knöspchens,  welches  zwischen  dem 
Spross  und  dem  auf  seiner  Seite  liegenden  Blatt,  In  der 
Achsel  des  letztem  sich  findet.  Es  steht  also  hier  der 
Spross  zwischen  der  Blüthe  und  dem  Knöspchen,  gleich« 
sam  terminal,  die  beiden  letztern  einander  gegenüber  axil- 
lär. Diess  ist  das  gewöhnliche  Verhalten  eines  blüthen- 
tragenden  Stengels.  Nun  sind  aber  nicht  alle  so  be- 
schaffen. Man  findet  nämlich  einzelne,  welche  aus  den 
Achseln  beider  Blätter  des  der  obersten  Bltithe  zunächst 
befindlichen  Blattpaares  einen  Laubspross  aussenden,  80 
dass  hier  die  Blüthe  in  die  Mitte  beider  Sprosse  fällt  *> 
Von  dem  kleinen,  oben  beschriebenen  Knöspchen,  wel- 
ches man  gewöhnlich  in  der  der  Blüthe  gegenüberliegen- 
den Blattachsel  findet,   ist  hier  keine  Spur.     Es  kann 

^)  leh  hübe  diesen  Fall  selbat  goit  4t»  JaKr  1811  mehrereoMl  bei 
V.  minor  nnfttmffen  und  Herr  Dr.  PInelif r  in  hier  Hmi  denselben  cbes- 
ftüls  voriiffs  Jahr  nnd  hat  mir  ihn  f«4cnl  aütcntheilt. 


Mshalb  in  dem  bier  1>e8ehrie1>enen  Fall  woU  kaum  T<m 
inem  als  Lanbaxe  fortsetzenden  Oipfel  des  Stengels  die 
äede  sein,  vielmehr  scheint  es  natürlicher;  die  Blüthe 
hier  für  gipfelständig  zu  halten.    Wollte  man  dennoch, 
^BE  Stengel  unmittelbar   als  Lanbaxe   fortsetzend ,   die 
Blüthen  als  axillftr  betrachten  ^  so  bliebe  ^  um  diese  An- 
sticht festzuhalten,  nur  eine  Ausflucht  übrig,  indem  man 
umnähme,   es  gehören  diese  Blüthe  und  der  eine  Laub- 
«pross  ein  und  derselben  Blattachsel  an ,  der  gegenüber- 
Begende  Laubspross  aber  sei  die  Fortsetzung  des  Sten- 
gels.  So  betrachtet  bildeten  Blüthe  und  der  eine  Laub- 
spross Serialzweige  in  einer  Blattachsel,  der  obere  wäre 
Blüthenzweig,  der  untere  accessorischer  Laubspross.  Ein 
Analogen  dazu  fände  man  z.  B.  bei  Linaria  minor,  wel- 
ches wirklich  2  Sprossen  in  der  Blattachsel ,  einen  ober- 
ständigen  als  Blüthe   und   einen  unterständigen  Laub- 
spross *)  aufzuweisen  hat.    Anstatt  uns  aber  bei  dieser 
Annahme   zu  beruhigen,   wollen  wir  die  Untersuchung 
Boch  etwas  weiter  fortsetzen.    Vielleicht  dass  uns   die 
Enospenlage   des  Kelches   einigen  Aufschluss   gewährt^ 
Qm  uns  der  Entscheidung,  ob  die  Blüthen  axillär  oder 
terminal  seien,  in  etwas  näher  zu  bringen«   Untersuchen 
^Blüthen  zu  einer  Zeit,  wo  sie  noch  fast  ungestielt  und 
lidchstens  1 — 2  Linien  gross,  in  der  Achsel  eines  Blattes 
xn  stehen   scheinen,   so  finden  wir   die  Blüthenknospe 
gewöhnlich   mit  deutlich  eutopischer  **)  Kelchdeckung, 
Und  zwar  nach  ^/^,,  wenn  wir  dem  langen  Weg  der  Kelch- 
spirale  folgen     ]^ehmen  wir  die  Blüthe  für  axillär  und 
beziehen  wir  die  Kelchstellung  auf  ihr  Tragblatt,  wobei 


*)  Freilieh  manchnial  nach  mehrere  anterständi^e  Laabsproese. 

*)  E»  finden  sieh  swar  manchmal  aach  metatopische^  d.  h.  der  fc- 
leliselien  Pol^  der  Kelehabsehnitte  sowiderlanfende  Knospenlai^en ;  je-^ 
(•eh  int  dlens  immer  der  seltenere  Fall. 


—    12    — 

uns  »Ibo  die  'Deckuogsfblge  der  eixueelxten  EelciiabaGhiutti 
leitet;  80  erhalten  wir  folgende  Stellung: 


fn 


^\ 


E'. 


B 


1"' 

r 


(A)  Abstammnngsaxe.  B  Tragblatt  der  Blüthe.  1-5  T 
gonctische  Deckungsfolge  der  Kelchtheile.  LLinkslänfigt  y 
Blütho  nach  ^5  l^i^*  des  Kelchs  geschätzt. 

Es  fallen  mithin  von  den  Kelchtheilen  der  vierte  nach 
der  Abstammungsaxe  der  Blüthe  hin,  jedoch  mit  schwa-, 
eher  Abweichung  von  der  Mediane;  dann  folgen  naeb 
vom  paarweise  1^  2;  und  3^  5;  die  beiden  letztem  kh* 
nächst  dem  Tragblatte  der  Blüthe  stehend.  Diese  Kelcli- 
stellung  hat  grosse  Aehnlichkeit  mit  derjenigen  anderer 
pentamer.  Blüthen  mit  hintumläufiger  Spirale ,  welche 
wirklich  der  Vorblätter  entbehren  (siehe  Fig.  2).  Sie 
weicht  jedoch  in  sofern  davon  ab,  als  der  vierte  Kelch- 
theil  nicht  genau  in  der  Mediane  liegt ;  dass  ferner  der 
zweite  mit  dem  Tragblatte  einen  rechten  Winkel  bildet, 
bei  einer  pentamer.  Blüthe  ohne  Vorblätter  hingegen 
(wie  auch   der  erste  Kelchtheil)  einen  spitzen  *).    Man 


*)  Die  Prosepthe  von  pentamer.  Seitenblüthen  ohne  Vorblätter  bt* 


tragt 


/2 


,   wodurch    s'cli   das  erste  Kelchblatt  an's  Tragblatt  isf 


BJüthe  mit  einem  UebergangsschriU  von  "^/^o  anschliesst.  Man  vergl^iohe 
damit  z.  B.  den  Kelch  der  Seitenblüthen  von  Anemone  narciBsiflorfti 
Impatiens  9    Myricaria,    Tamarix,   Primalaccic,   wo   dieses  VerbäKais» 


—  ife  — 

:e  zwar  die  hier  beschriebene  Kelchstellong  einer 
gen  Verschiebung  zuschreiben  und  die  Blüthe  dem- 
als  ohne  Vorblätter  betrachten.    Und  in  der  That, 

alles  Suchens ;  ist  es  mir  bis  jetzt  noch  nicht  ge- 
t  bei  Vinca  Blüthen  mit  Vorblättern  aufzufinden; 
finde  ich  solcher  hei  keinem  Schriftsteller  erwähnt, 
Lusnahme  von  Doli,  der ,  wie  oben  bemerkt ,  an- 

die  Blüthe  sei  ohne  ausgebildete  Vorblätter,  was 
o  viel  heissen  kann,  als  sie  seien  potentia  vorhan- 
aber  nicht  zur  Entwicklung  gekommen.  Vielleiöht 
3r  sich  zu  dieser  Annahme  durch  Analogie  mit  Ver- 
den Gettungen  hat  bestimmen  lassen,  bei  welchen 
bildete  Vorblätter  vorkommen. 
Vie  dem  nun  auch  sei,  wir  wollen,  ehe  wir  uns  zu 

bestimmten  Ansicht  entscheiden,  auch  noch  die 
ideckung  solcher  Blüthen  in's  Auge  fassen,  welche 
ir  terminal  ausgeben  möchten ,  indem  sie  am  Ende 
fcengels  zwischen  zwei  Laubsprossen  auftreten.  Die 
Stellung  einer  solchen  Blüthe  zwischen  beiden  das 
:e  Blattpaar  des  Stengels  bildenden  Blättern  ist 
de : 


A» 


mt.  Lehrreiche  Fälle  bieten  ferner  die  Oattanf^en  CftUha,  Swortia, 
a  aselepiadea,  Polemoniom ,  deren  SeiteAbKthen  hM  mit  2  Vor- 
▼ersehen ,  bald  ohne  sohshe  sind ,  vnd  wo  aieh  dann  fltelfaii^ 
ospenlai^e  des  Kelch»  «aeh  dem  VorhandeMoin  oder  Fehlen  der 
tor  richtet. 


—    14    — 

A^  A^  oberstes  Blattpaar  des  Stengels,  1 — ö  Deckimg* 
und  Stellung  des  Kelchs  der  Gipfelblüthe,  d.  h.  sie  ver- 
hdt  sich  ganz  so ,  wie  wir  sie  gewöhnlich  bei  pentamer» 
auf  ein  oberstes  Blattpaar  folgenden  Blüthen;  z.  B.  &sfe 
allgemein  bei  den  Carjophylleen,  Hypericum  antreffiuu 
Die  Einsetzung  des  Kelches  geschieht  hier  mit  Pros,  von 

— "^  '^ ,  d.  h.  mit  einem  Uebergangsschritt  von  "/je  vom 

angenommenen  zweiten  Blatt  des  Paares  (A^)  zum  ersten 
Kelchtheil.  Der  zweite  Kelchtheil  fallt  in  die  Bichtung 
des  ersten  Blattes  des  zweitobersten  Paares.  (M.  s.  Flora 
1859.  Tab.  VI,  Fig.  1.)  Denken  wir  uns  in  obiger  Figur 
das  Blatt  A^  als  Tragblatt  ^er  Blüthe  und  vergleichen 
wir  die  Zahlen  -  (Kelch)  Stellung  mit  der  frühern  Fig.  1, 
welche  eine  axilläre  Blüthe  darstellt,  so  fallt  uns  sogleick 
in  beiden  Fällen  die  gleiche  Kelchstelfung  auf.  Sollte 
diess  nicht  dafär  sprechen,  dass  die  für  axillär  gehaltene 
vielmehr  eine  terminale  sei  ?  Der  oben  beschriebene 
Fall  mit  einem  Laubspross  jederseits  von  einer  Blüthe 
ist  zu  klar,  und  die  Kelchstellung  der  letztern  *)  zu  deut- 
lich, [als  dass  wir  länger  Anstand  nehmen  sollten,  die 
Blüthe  hier  für  wirklich  endständig  zu  erklären.  Bei 
dieser  Annahme  fragt  es  sich  nun  bloss,  wie  die  viel 
zahlreichern  Fälle  zu  deuten  seien,  bei  welchen  neben 
der   obersten  Blüthe  nur  ein  Laubspross,   nämlich  der 


*)  Die  Kelehabsehnitte  cei|;«ii  manchmal  auch  eine  der  %  entspre- 
chend abnehmende  Grosse  ,  was  selbst  xaweilcn  noch  bei  entfalteter 
Bläthe  bemerkbar  ist,  während  andere  mal  ihre  Grössenverhältnisse 
sich  aasgfleichen. 

Es  mdi^e  hier  aaeh  noeh  die  Bemerkanf;  Raum  finden»  dns«  di» 
Enospenla^e  der  Blnroenkrone  bei  Vinea  keinen  Anhaltspunkt  pki^  m 
damtioh  dio  Blöthenwendong  na  bestimmen ,  da  sie  bei  allsn  Arten  eea« 
«tant  links  gedreht  ist* 


_    16    - 

iür  den  Gipfel  des  Stengels  gehaltene  Spross^  vorkommt. 
J!7ebmen  wir.  auch  hier  an ,  die  Blüthe  sei  terminal;  jener 
Spross  hingegen  axillär/  so  stossen  wir  auf  ein  neues 
Hindemiss ;  wir  finden  nämlich  in  der  Achsel  des  der 
Blüthe  gegenüberliegenden  BlatteS;  welcher  wir  nunmehr 
den  Laubspross  zuschreiben  müssen ,  das  schon  oben  be- 
rührte Enöspchen^  das  wohl  nur  selten  fehlt;  aber  nicht 
oft  zu  weiterer  Entwicklung  zu  kommen  scheint.  Wenn 
wir  es  nicht  als  accessorisch  in  derselben  Blattachsel  mit 
dem  Laubspross  ansehen  wollen ,  so  bleibt  uns  nur  die 
oben  geäusserte  Ansicht  übrig;  die  Blüthe  einerseits 
und  das  Enöspchen  anderseits  seien  Achselprodukte  der 
gegenüberliegenden  Blätter,  der  Laubspross  abfer  Gipfel- 
trieb des  Stengels.  Ich  stehe  aber  keinen  Augenblick 
an ,  der  erstem  Ansicht  von  der.  Gipfelständigkeit  der 
Blüthe  das  Wort  zu  reden.  Es  ist  nämlich  gar  keine 
so  seltene  Erscheinung  auch  bei  andern  Pflanzen  neben 
einer  Gipfelblüthe  in  der  daneben  befindlichen  Blattachsel 
2  Sprossen  anzutrefien  (z,  B.  bei  Lychnis  vespertina  etc.); 
das  kleine  Knöspchen  kann  mich  desshalb  keinesweges 
bindern;  die  Blüthe  fiir  terminal;  jenes  aber  für  accesso- 
risch zu  halten.  Ein  fernerer  Umstand;  der  zur  axillären 
Blütheustellung  auch  nicht  recht  passen  will,  ist  die  schon 
oben  beschriebene  Unregelmässigkeit  der  Blütheustellung 
längs  des  Stengels ;  wo  bald  bis  3  Blüthen  sich  unmittel- 
bar von  Blattpaar  zu  Blattpaar  folgen;  während  andere 
Haie  von  einer  Blüthe  zur  andern  ein  oder  mehrere 
Blattpaare  übersprungen  werden,  die  ohne  Blüthe  sind. 
Knn  kommt  noch  ferner  hinzu ;  dass  alle  Blattpaare  des 
Blüthenstengels ;  die  ohne  Blüthe  sind ;  ein  Knöspchen 
in  der  Achsel  haben ;  davon  ist;  wie  gesagt;  nur  je  das 
Blattpaar  ausgenommen ,  das  mit  einer  Blüthe  auftritt, 
indem  das   auf  Seite  der  Blüthe  gelegene  .Blatt  steril^ 


i.'lil-'chlggt, 

iolge  nach 

IbliUbe  wird 

»Bletheoi- 

.  major  ans- 

ine  solche 

.iii^telloDg 

tineu  nach 

i  liipreUiändig- 

I  wiHEÜcfa  so  — 

BmiIuh  —  80  liegt 

pol,  der  bis  jetzt 

■II,  dieses  nicht, 

i'ielen  einander 

:   Generationen 

lUütben  trägt. 

ostüude  darin, 

einer  Gipfel- 

'■Stimmte  Zahl 

:ena  anch  an- 

)dien  antrifft, 

der  Inflorea- 

h  neben  der 

ibsproap  vor- 

I*  gefaürt  nach 

.«el  dea  ersten 

i  er  (Bt  ea  mit- 

ir  einleitet  oder 

i^in  meist  frtlb- 

pfelblDlhe  am 

I  dem  sterilen 

i  der  Acfasel 

r  LaabsproB» 


—  iß  — 

Moh  «nfridiitt,   um  ikre  wtwfrüaafßiAe  Slelle 
muaa.    V/mam  wir  luif  die  jßtag^ten  Znrtamie  warn  Lmi- 
cproAti  QiMi  Biflthr  snrttokkaliren  y   lo  Itert  nck  die  kr- 
mmatr  Htelhmjr  ^icr  BItttke  mmermtoy   die  «xSin^Bi 
liMiKftpTmiMfi   «Bdftrteits  ,   nicht  wohl   veikeniMB.   Dv 
w«hr«*  8tdlbuifr((v«rhältni«B   beider  ist  hier  voüAmmmi 
«UuUicii.  indem  dir  BIttthc  ak  der  unepröngfich  frAr 
«nfr^^leirtr  8prMw  durch  ihre  Gröise  Aber  den  TiMihifWiii 
der  kkunt^r  imd  n<ich  knotpenartifCf  vorherrBoht.  Nur  dm 
Tlujitjuul «  daiis  der  l^iihäproiw  die  Btüihe  in  ihrer  Eit- 
wiolhnu^  üH^h<iil. .  incteni  er  frühzeitig  anewächst,  «si 
nur  yM\  der  JtHlUientiiütunp:  «chon  eine  gewisse  GroMe 
(tif(  v«i))  2  ^tdl  nnt]  niehr"!  erreicht  hat,  int  es  snanudm- 
heil .  diiAs  n)4U)  ihn  ibr  dir  nnmittelbare  Fortoetaasag  des 
Bten^rnis  ,    dit'  vi\n  Uan  auf  die  Seite  geschobene  Blilik^ 
ihr  axillär   hmh.     Auch   «eine  Blattatolhmg  schien  ftr 
dit^Mr  Mt>inini;i^  p.\\  sprechen ,  da  der  Spross  oberhalb  der 
Ititttitt*  ilte  V(lTalH^reJlende  paarig-decussirte  BlattsteOng^ 
fartvii!«f^Ute)i  «rhein%.  Ichfu^rr:  iu*heint.  Der  Spross  niiS' 

lirh   l»t»^!n«i  nui  o.iiie.ni  priwenthetisch  nach  — ^ — -  ein- 

IfiHiotKfmi  V  nrhhatpHui' .  wonach  nothwendig  das  letitere 
«nit  dt^m  siniiichia  oherfiten  Blattpaar  des  snniicdist  Toraas- 
|>fdH\ndeii  SpriHUn«  sich  rechtwinklig  krenaen  mnss.  Aach 
dir  Kntmpenlage  und  die  alsdann  oft  nnghdcbe  Grto^ 
d«xr  Blätter  des  der  Bhlthe  nnmitlelbar  vomoi^^Badf 
iUat^uiartis  spriaht  tür  die  Ansicht ,  dass  der  das  Sys- 
podinm  finrtsfitMinde  S^iross  dem  «rsien  Blatt  des  Fiara 
«n^r^ure.  In  der  Knospe  ist  esn&mficli  s<dir«ftdbsgrS»- 
•err,  wesl  därliher f«ewnirdeiie.  £s  sehljesst  gewünfick ait 
•einen  b«S(den  Sindeni  das  awcnte  Tä[%  «ni^  ^  k  dk 


—    19    — 

l^exa  *).  Nicht  selten  sind  auch  die  Spitzen  der  beiden 
BUltter  in  der  Knospe  einwärts  gebogen ,  wobei  sich  die 
Spitze  des  ersten  über  die  des  zweiten  wölbt 

Es  bleibt  nur  noch  die  Frage  zn  erledigen^  welches 
die  Wendung  der  das  Sympodium  zusammensetzenden 
Sprossgenerationen  sei;  ob  das  Sympodium  Wickel  -  oder 
Schraubelwuchs  habe.  Zur  Entscheidung  dieser  Frage 
liefert  uns  die  Knospenlage  des  Kelches  aufeinander- 
folgender Blüthen  den  hauptsächlichsten  Anhaltspunkt» 
£b  hält  aber  immer  etwas  schwer  ^  mehrere  Blüthen 
eines  Sympodium  gleichzeitig  in  der  Kelchästivation 
anzutreffen;  indem  die  eint'  oder  andere  Blüthe  bereits 
anfgeblüht  sein  kann  und  nur  die  oberste  noch  geschlos- 
sen  ist.  Die  Untersuchung  muss  also  sehr  frühzeitig  ge- 
schehen. Ich  wählte  dazu  Blüthenstengel;  die  höchstens 
V4  Zoll  Grösse  hatten«  So  ist  es  mir  gelungen  •  manch- 
mal bei  drei  aufeinanderfolgenden  Blüthen  die  Kelchästi- 
vation zu  beobachten  und  mit  nur  wenigen  Ausnahmen 
fiuid  ich  sie  immer  gleichwendig  (bald  rechts,  bald  links). 
Bem  zufolge  zeigte  das  Sympodium  Schraubelwuchs  mit 
Förderung  aus  dem  ersten  Blatt  des  obersten  Blattpaares. 
Auch  die  Analogie  mit  verwandten  Pflanzen  spricht  für 
Schraubelwuchs;  welchen  z.  B.  bei  Vinca  (Lochnera)  rosea 


*)  Die  Laubpaare  ,  welche  ohne  Bluthe  sind ,  verhalten  sich  in 
dier  Knoape  etwas  anders.  Wenn  sie  swar  aaeh  zuweilen  eine  Plyxis 
amplexa  seilten  ,  so  kommt  doch  die  bei  foliis  oppositis  gewöhnlichste 
Ptyxis  semiamplexa  Tiel  häufiger  vor.  Ursprunglich  liegen  die  beiden 
sasftmmengehörenden  Blätter  mit  ihrer  Oberseite  flach  auf  einander  5 
üe  Fl&ohen  decken  sich  gleichmässig ,  bald  aber  tritt  eine  Verschiebung^ 
4er  beiden  Blätter  ein  ,  als  Anfang  einer  Drehong ,  welche  noch  zu- 
■inmt  und  eben  die  Ptyxis  semiamplexa  zur  Folge  hat.  Die  Drehuni^ 
dter  filattpaare  ist  eine  wechselwendige.  Dreht  ein  Paar  reohts,  so  das 
Mgeade  links  n.  s.  w. 


—  ao  - 

wohl  Niemand  verkennen  wird,  wie  denn  auch  bei  Apo- 
cjneen  und  Asclepiadeen  im  Blöthenstand  die  Schraubel- 
zweigung  aus  dem  ersten  Vorblatt  die  Yorwaltende  i»i 
(Flora,  1851.  S.  a87  ff.)  Die  wenigen  oben  berührten 
Ausnalimen  bestanden  darin ,  dass  ich  an  dreiblüthigea 
Sjmpodieu  die  2  untern  Blüthen  homodrom,  die  oberste 
antidrom  fand.  Es  hatte  hier  also  eine  Umkehrnng  der 
Blattspirale  statt.  Dieser  Fall  hat  in  sofern  weniger  Bedeih 
tung,  als  ähnliche  Umwandlungen  auch  anderswo  beiSym- 
podien-Bildung  vorkommt.  Es  könnte  aber  auch  bloss^ine 
Metatopie  des  Kelchs  daran  Schuld  sein.  Nach  Beseiti- 
gung dessen,  was  Blatt-  und  Blüthenstellung  von  Vinc« 
betrifft,  mögen  noch  einige  Worte  über  die  Wuchsver- 
hältnisse dieser  Pflanze  folgen.  Nach  dem  Verblühen 
legt  sich  der  Blüthenstengel  auf  die  Erde  und  der  oberste 
neben  der  Gipfelbltithe  befindliche  axilläre  Laubspross 
<lehnt  sich  nun  zu  einem  mehr  oder  weniger  langen  von 
Knoten  zu  Knoten  Wurzel  schlagenden  Stolo.  Nachdem 
er  eine  grössere  oder  geringere  Zahl  von  Laubblattpaaren 
getragen,  welche  durch  entwickelte  Internodren  auseinan- 
der gehalten  werden,  staucht  er  sich  an  seiner  Spitze  und 
sinkt  im  Herbst  in  Niederblattbildung  zurück.  Sein  wei* 
tercs  Verhalten  ist  von  nun  an  ein  verschiedenes.  Ent- 
weder dehnt  er  sich  im  Frühling  wieder  zu  einem  laub- 
tragenden Stolo  und  schliesst  duf  ch  eine  Gipfelblüthe  ab ; 
er  erneuert  sich  denn  wie  oben  für  den  Blüthenstengel 
beschrieben  in  gleicherweise,  indem  sein  oberster Achsel- 
spross  einen  neuen  Stolo  bildet  etc.  Dieser  Fall,  wo  der 
als  Stolo  fortwachsende  Spross  in  eine  Gipfelblüthe  endet, 
scheint  selten  und  ist  mir  nur  einige  Male  vorgekommen. 
—  Oder  aber,  der  Stolo  bringt  mehrere  Jahre  nach  einan- 
der wechselnd  Niederblätter  und  Laubblätter  an  continnir- 
lieber  Axe ,  um  zuletzt  nach  3  bis  4  Jahren  wieder  durch 


—  st- 
eine Blüthe  zum  Abschluss  za  kommen.  An  einem  boU 
eben  Stolo  sind  meist  die  Blätter  des  ersten  Jahrgange» 
abgegliedert;  die  der  folgenden  Jahrgänge  sind  an  ihrer 
dunkelgrünen  Farbe  nnd  lederartigen  Consistenz;  die  des- 
jüngsten durch  ihr  helles  Grün  und  ihre  Zartheit  leicht 
kenntlich«  Was  aber  am  8tolo  die  aufeinanderfolgenden 
Jahi^änge  besonders  charakterisirt ,  ist  die  zwischen  je 
2  Liaubformationen  eingeschobene  ^  einen  Nachlass  in  der 
Vegetation  bezeichnende  ISiederblattformation  ^  die  baldl 
reichlicher ,  bald  ärmlicher  dargebildet  ist  und  immer 
dem  gestauchten  Axentheil  des  Stolo  angehört.  Ebenso 
verschieden  wie  die  Zahl  der  Niederblattpaare  eines 
Stolo  ist  die  seiner  Laubpaare.  Ich  fand  solche ,  die 
nach  14,  17,  ja  25  zu  einem  Jahrgang  gehörigen  Laub- 
paaren erst  durch  eine  Gipfelblüthe  schlössen  und  im 
letztern  Fall  eine  Länge  von  4  Fuss  erreicht  hatten  *)• 
Nur  selten  ist  es  mir  vorgekommen  an  einem  wurzelnden 
Stolo  zwei  Blüthen  über  einander  anzutreffen,  in  welchem 
Fall  er  sich  dann,  mit  Ausnahme  seiner  EInwurzelung, 
wie  ein  blühender  Stengel  verhielt.  Aus  dem  Ge- 
sagten geht  hervor,  dass  ein  Stolo  mehrere  Jahre  als 
blosser  Erstarkungsapross  functioniren  kann ;  wenn  er 
es  aber  nicht  selbst  zur  Blüthenbildung  bringt,  so  doch 
seine  Seitensprosse.  Die  jährlich  oft  in  grösserer  Zahl 
dicht  und  büschelig  zusammengestellten  aufrechten  Blü- 
thenstengel  sind  nämlich  nichts  anders  als  solche  Seiten- 
sprosse. Und  arwar  entspringen  sie  meist  aus  dem  jedes- 
maligen gestauchten  und  etwas  verdickten  Ende  eines 
vorjährigen  Stolo ,  aus  den  Achseln  seiner  Niederblätter, 


*)  Es  ist  zwar  nicht  immer  sicher  zu  bestimmen  ,  wo  der  Stolo 
^IffTch  «ine  BlSthe  endet,  indem  diese  zuweilen  fehlschlügt,  and'iefi 
▼OB  solehen  eiinzelRC  Sparen  aufgefunden  habe. 


WlÜirend  Aber  ilmen  der  Stolo  sk  fnvAkB  Iftabblatttra* 
gende  Aze  fortseist.  Eben  wegen  des  dichten  ZusammeB- 
baltens  der  schnppenartigen  Niederbl&tter  sieben  anch  Sib 
ans  ihren  Achseln  hervorgehenden  Blüthenstengel  ge- 
drftngt  beisammen.  Stirbt  zufällig  das  Ende  des  Stols 
ab,  so  bildet  sich  oft  ans  einer  seiner  Seitenkhospen  m 
Stolo ,  der  dann  aus  den  Achseln  seiner  NiederbHiter 
Blüthenstengel  treibt.  Derjenige  meist  etwas  verdickte 
Axentheil  des  Stolo,  aus  deip  die  Blüthenstengel  hervor» 
brechen,  treibt  immer  die  zahlreichsten  und  stärksten 
Wurzeln.  Diese  früh  bewurzelte  Stelle  ausgenommen 
schreitet  die  Wurzelbildung  am  Stolo  von  der  Basis  nach 
seiner  Spitze  fort,  so  dass  die  altern  Knoten  desselben 
schon  jederseits  eine  Wurzelzaser  aufzuweisen  haben, 
während  die  Jüngern  noch  ohne  solche  sind.  Sind  die 
in  allen  Blattpaaren  des  Stolo  (unter  günstigen  Umstän- 
den auch  zu  Sprossen  auswachsenden)  Knospen  von  etwas 
ungleicher  Grösse,  was  mir  aber  nur  selten  vorkam,  so 
scheint  die  Wurzelbildung  dazu  in  einer  gewissen  Be- 
ziehung zu  stehen,  indem  nämlich  von  den  2  zu  einem 
Knoten  gehörenden  Wurzelzasern ,  die  auf  Seite  des 
grossem  Knöspchens  fallende  etwas  früher  als  die  an- 
dere hervortritt  Nicht  selten  treten  aus  der  Niederblatt- 
region eines  Stolo  neben  Blüthenstengel  auch  stolonen- 
artig  sich  verlängernde  Erstarkungssprossen  hervor.  Die 
aus  den  Niederblättern  eines  Stolo  hervorgehenden  Blü- 
thenstengel beginnen  ihre  Blattstellung  mit  2  nach  rechts 

1  4-  V 
und  links  (Pros.  — ~ — ^  )  gestellten  Vorblättern  5  an  sie 

schliesst  sich  dann  die  gekreuzte  Stellung  der  übrigen 
Blätter,  und  zwar  bald  mit  hint'-,  bald  mit  vornumläufi- 
ger  Spirale.  Das  letztere  fand  ich  sogar  häufiger.  Ab 
Stolonen  fand  ich  bisweilen  auch  foliatema.   Die  blühen- 


den  Stefl^F  fntgen  gewöhnlich  3  bb  4  Iße^RfihrMsft^ 
und  1  Ins  2  Laubpaare  bevor  aie  durch  ehie  Blüthe  ab- 
«chliessen.  Es  ist  mir  auch  rorgekommen,  dass  alle  einer 
Blüthe  voraui^henden  Blätter  der  Niederblattformation 
angehörten;  doch  ist  diess  selten.  Das  Resultat  obiger 
Anaeinandersetzung  wäre  mithin  folgendes. 

IJ  Die  jährlichen  Blüthenstengel  von  Vinca  sind  ge- 
wöhnlich Achselgebilde  einer  als  Stolo  (Laubspross)  auf- 
tretenden relativen  Hauptaxe. 

2)  Der  Stolo  erscheint  häufiger  als  Erstarkungsspross 
und  trägt  in  jährlich  wechselnder  Folge  Nieder-  und  Laub- 
blätter. Seltener  schliesst  er  nach  kürzerem  oder  län- 
gerem Wachsthum  durch  eine  Blüthe  ab;  wo  er  sich  dann 
lurch  Seitensprosse  aus  dem  ersten  Blatt  seines  obersten 
Paares  fortsetzt  und  ein  Sympodium  wird.  Insofern  schon 
der  Stolo,  wenn  auch  seltener  durch  eine  Gipfelblüthe 
abschliesst;  gehört  Vinca  zu  den  einaxigen  Pflanzen. 

3)  Die  jährlich  meist  aus  Niederblättern;    seltener 
aus   Laubblättern   des  Stolo  kommenden  Blüthenstengel 
bilden  ein  zweites  Axensystem.     Sie  tragen  nach  einan- 
der Nieder-  und  Laubblätter  und  enden  durch  eine  Gipfel- 
blüthe.   Aus  dem  gewöhnlich  allein  fertilen  ersten  Blatt 
des  obersten  Laubpaares  setzt  sich  die  neue  Sprossgene- 
ration fort.     Oft  folgen  sieh  in  ähnlicher  Weise  2  bis  3 
durch  eine  Blüthe  endende  mit  ungleicher  Zahl  der  Laub- 
paare  versehene  Sprossgenerationen ,   und   der  Blüthen- 
stengel   wird   zum    Sympodium ;    nach   Erlöschung   der 
Blüthenbildung   wächst   der  neben   der  obersten  Blüthe 
befindliche  Seitenspross  sehr  rasch;  legt  sich  nieder  und 
setzt  sein  Wachsthum  als  Stolo  fort,  um  in  oben  beschrie- 
bener Weise  aufs  Neue  fortzusprossen.   Die  Sprossförde- 
rung geschieht  constant  aus  dem  ersten  Blatt  des  Blatt- 
paares;   und  innerhalb  des  Sympodiums  folgen  sich  ge- 


-  n  -^ 

wohnlich  die  Sprossgjenerationeii  in  stets  gleicher  Wen-, 
düng;  sie  bilden  eine  Schraube]. 

Alles  bis  jetzt  Vorgebrachte  bezog  sich  hauptsächlich 
auf  Vinca  minor.  V.  major ,  von  der  mir  aber  nur  eine 
geringe  Anzahl  von  Exemplaren  zur  Untersuchung  vor- 
lagen ^  zeigte  mir  Manches  anders  als  oben  beschrieben. 
So  fand  ich  an  5  Blüthenstengeln;  wovon  2  drei,  2  vier 
und  1  fünf  Bliithen  trugen ;  die  BlUthen  und  Enöspchen 
so  gestellt;  wie  die  Achselsprosse  der  Blattpaare  an  der 
continuirliohen  Axe  der  Caryöphylleeu ,  nämlich,  dass 
je  die  5teu  Bliithen ,  je  die  5  Enöspchen  in  gerader  Linie 
über  einander  fielen. 

Ich  hatte  keinen  Anhaltspunkt  (die  Deckung  des 
Kelchs  war  nicht  mehr  zu  verfolgen),  um  zu  bestimmen, 
ob  in  obigem  Fall  Blüthe  oder  Knöspchen  dem  ersten 
Blatt  des  Paares  angehörten  *).  Genug,  es  stellte  sich 
hier  ein  ganz  bestimmtes  Verhältniss  in  der  Anordnung 
der  Achselprodukte  heraus ,  wie  es  uns  auch  aus  andern 
Fflanzenfamilien  bekannt  ist.  Das  Eigenthümliche  be- 
stünde nur  darin ,  dass  hier  von  Paar  zu  Paar  eine 
Blüthe  und  ein  Knöspchen  regelmässig  folgten.  Ob  diess 
hier  blosser  Zufall  sei,  will  ich  unentschieden  lassen, 
kann  aber  nicht  glauben ,  dass  sich  V.  major  im  Wesent- 
lichen anders  als  V.  minor  verhalte.  Sehen  wir  uns  übri- 
gens nach  ähnlichen  Beispielen  im  Pflanzenreiche  um, 
wie  das  obige  von  V.  major,  so  begegnen  wir  bei  Cu- 
phea  und  einzelnen  Labiaten  Fällen ,  die  man  etwa  bie- 
her  ziehen  könnte.  Bei  Cuphea  finden  wir  wirklich  all- 
gemein  bei    ebenfalls    opponirt  decussirter  Blattstellung 


^)  Bei  Vinca  major  finden  sich  xnweilen  auclr  an  nicht  blöhendeo 
Trieben  nn|;leioh  grosse  Knospen  in  den  Bla«achseln,  ^nz  in  der  Ord- 
nung wie  bei  den  Caryophylleen. 


—    25   — 

der  einen  Achsel  des  Blattpaares  eine  Blütbe;  in  der 
idern  hingegen  einen  Laubspross.  Die  Stellung  und 
ufeinanderfolge  der  Blattpaare  ist  zwar  bei  Cuphea  von 
jr  der  Caryopbylleen  insofern  verschieden,  als  bei  er- 
erer  der  Cyklus  bereits  mit  dem  zweiten  Blattpaar  ab- 
hliesst  und  mit  dem  dritten  ein  neuer  beginnt;  es  stehen 
ithin  auch  die  Bltithen  der  dritten  Blattpaare  über  einan- 
jr,  bei  den  Caryophylleen  erst  die  fünften.  Dann  kommt 
»eh  als  abweichend  hinzu ;  dass  bei  Cuphea  die  Blüthen 
ie  deutlich  axillär,  weil  mit  2  Vorblättchen  versehen) 
a  Internodium  des  Stengels  bis  zum  nächstobem  Blatt- 
lar  hinaufwachsen.  Dieses  und  die  Blattstellung  von 
jphea  sind  übrigens  Momente,  die  ich  nur  beiläufig 
iführe  und  die  uns  in  unsrer  Betrachtung  nicht  weiter 
rdem.  Die  Hauptsache  für  uns  ist,  dass  bei  dieser 
attung  wie  im  obigen  Fall  von  Vinca  major  auf  ein 
lattpaar  stets  nur  eine  Blüthe  fällt.  Bei  manchen  La- 
aten  kommt  insofern  etwas  Aehnliches  wie  bei  Cuphea 
ir,  als  in  der  Achsel  des  einen  Blattes  ein  Blüthen- 
ireijglein,  in  der  gegenüberliegenden  ein  Laub-  oder 
erelcherungszweig  vorkommt.  So  findet  es  sich,  wenn 
Lch  mehr  zufallig  bei  manchen  Stachys-Arten  etc.  Fälle 
it  zerstreuter  Blüthenstellung,  wie  sie  Vinca  gewöhn- 
zh.  darbietet,  gehören  wohl  zu  den  seltenen  im  Pflanzen- 
iicli. 

Neben  den  oben  beschriebenen  Fällen  von  V.  major 
»gt  diese  Pflanze  aber  auch  noch  andere  Blüthen- 
ellungen,  '^yelche  sich  dem  obeu  citirten  Fall  nicht 
ihmiegen  wollen.  So  fand  ich  an  zwei  dreiblüthigen 
tengeln  folgendes  :  Wo  die  mit  1  bezeichneten  Buch- 
taben  die  Blüthen ,  die  mit  2  versehenen  die  Knöspchen 
edeuten^  die  Buchstaben  überhaupt  den  Blattpaaren  ent« 

Bern.  Mitthdl«  449. 


A>C« 


C*A* 


Hier  fielen  bereits  je  die  dritten  Blütheii  über  einan- 
der^ ganz  wie  bei  Cuphea.  Ninunt  man  an^,  die  Blftth«! 
geboren  bei  Vinca  einer  continnirlichenj^  keiner  gebroche- 
nen Axe  an,  so  müsste  man  aus  dem  hier  gegebenen  Schemai 
verglichen  mit  dem  oben  von  V.  major  Gesagten^  scUiess^ 
es  kommen  bei  Vinca  zwei  verschiedene  Blajttstellnngw 
vor.  Diese  Annahme  hat  an  nnd  für  sich  nichts  Wider* 
sinniges,  nnd  kommt  entschieden  vereinzelt  auch  anderswo 
bei  Dicotylen  vor ,  wenn  wenigstens  die  Auflösnng  der 
Btattpaare,  die  uns  hier  allein  bei  der  Beurtheilting  leite« 
kann,  nicht  ganz  nnd  gar  täuscht,  um  nur  bei  derFa- 
miGe ;  zu  der  Vinca  gehört ,  stehen  zu  bleiben  ^  so  fiind 
ich  bei  Apocynum  hjpericifol.  mit  aufgeldsten  ^  aber 
rechtwinklig  gestellten  Blattpaaren  ganz  dieselbe  Auf- 
einanderfolge der  Blätter,  wie  bei  Cuphea,  woaucbleti- 
tere  au%elöste  Blattpaare  zeigt,  was  öfters  vorkommt 

Ich  lasse  es  nun  dahin  gestellt ,  aus  den  obigen  V. 
major  betreffenden  Angaben  fernere  Schlüsse  zu  ziehen* 
Weitere  Beobachtungen,  sowohl  an  den  verschieden<M) 
Arten  von  Vinca  als  den  verwandten  Grattungea  mttssen 


*>  BefC^hea  geMti  jnmr  iHe  Bifitfte  «fem  ^rweiten  IfTatt  4to  flian« 
an.  Kehrt  man  in  obii^fr  Pigur  die  Zahlen  um ,  so  liefert  eiftiirBeiMP 
der  bei  Cuphe»  wirklich  vorkommeaden  Blattstellunf« 


V 


-  a?  ~ 

eatsehei^ieii  9  ^  die  Wahrheit  Uogt.  M<)gea  PfltezM^ 
lorseher ,  die  sieh  nicht  bloss  mit  ^edi  äussern  Seb^ 
bagnügea^  sondern  die  tiefer  in's  Wesen  und  die  Geft^tK«> 
mäeBigkeit  des  Oestaltongsprocesses  der  PflaiiBen  eiti«- 
mdringen  wünschen ;  die  hier  mitgetheilten  Beobaditmi^ 
gen  einer  genauen  PrUfbng  unterwerfen  und  duroh  «mi 
mcheres  Material  ^  als  mir  vorlag,  begünstigt,  die  tihf^ 
IM>ch  streitigen  Punkte  zu  baldiger  Erledigung  fÜhMu 
Um  aber  zu  einem  sichern  Resultate  zu  gelangen ,  kt 
et  durchaus  nöthig;  auf  die  frühern  Zustände ,  die  iio^h 
eine  morphologische  Untersuchung  anlassen ,  aurüdü»h 
gehen ,  und  die  blühenden  Stengel  vollständig  aus  dem 
Tragblatt  aufzunehmen  >  wie  es  von  mir  geachehea  iatu 
Ich  habe  in  obiger  Auseinandersetaung  es  unterlassen 
BOT  Entscheidung;  ob  die  Blüthe  von  Vinoa  terminal  wbA 
der  Stengel  ein  Sympodium  sei  oder  nicht ,  noch  eines 
Kriteriums  au  erwähnen,  das  Mancher  hier  suchen  möchtSi 
ich  saline  die  anatomischen  Verhältnisse  des  Stex^els. 
Nägeli  (Beiträge  zur  wissenechaftUchen  Botanik,  I>  S«96.} 
icheust  in  dieser  Hinsicht  nur  Laubtriebe  von  Vinca  unter* 
sucht  au  haben.  Ist  der  oberste  sich  als  Sympodium  ge- 
rade Attfrichtende  Spross  entwickelt»  so  scheint  er  mii 
dem  Stengel  ein  und  dasselbe  Mark  und  Gefässring  au 
tbeilen;  der  Blüthenstiel  scheint  ein  viel  schwächere» 
Mark  zu  haben  als  der  Stengel;  ausserdem  liegt  sein 
Mark  vom  Stengelmark  seitwärts  ab ,  ganz  wie  bei  einem 
Zweig.  Je  jünger  aber  die  Zustände  von  Blüthenstiel  und 
Spreas,  desto  mehr  gleichen  sich  die  Grössenverhältnisse 
vom  Mark  des  Stengels  und  des  Sprosses  aus  ;  und  genan 
beaehen  setzt  sich  in  den  jüngsten  Zuständen  oft  deutlich 
daa  Stengelmark  unmittelbar  in  das  des  Blüthenstielea 
fort,  während  das  des  (anfangs  noch  ganz  kleinen  im 
Knospenzustande  befindlichen)  Sprosses  sein  Mark  late« 
ral  unter  einem  spitzen  Winkel  an's  Stengelmark  anlehnt. 


—    28    - 

Da  aber  dieser  Spross  sehr  rasch  nnd  kräftig  wächst,  so 
bekommt  er  auch  früh  ein  grosses  Mark ,  das  sich  dann 
in  Orösse  kaum  von  dem  des  Stengels  unterscheidet  Ehe 
aber  dieses  geschieht,  tritt  ein  Zustand  ein,  wo  das  Mark 
des  Stengels  und  des  Sprosses  sich  ungefähr  das  Gleicb- 
gewicht  halten.  Macht  man  alsdann  einen -senkrechten 
Schnitt;  so  dass  Stengel  und  Axc  des  Sprosses  von  ihm 
gleichmässig  getroffen  werden,  so  bilden  die  Axen  beider 
eine  Gabel  mit  2  gleich  grossen  Zweigen,  und  es  hat 
alsdann  den  Anschein,  als  th eilte  sich  die  einfache  Vege- 
tationsspitze in  2  gleich  grosse  Aeste,  ein  schönes  BÄ* 
spiel  für  die  Verfechter  einer  solchen  Theilung,  wenn 
dem  wirklich  nur  so  wäre.  Gewiss  ist  es,  dass ,  um  za 
entscheiden ,  ob  man  einen  einfachen  Stengel  oder  eine 
Sjmpodienbildung  vor  sich  habe,  die  anatomische  Unter- 
suchung der  Axen  allein  nicht  genügt,  sondern  dass  dazu 
die  morphologische  Betrachtung  mit  zur  Hülfe  gezogen 
werden  muss.  Wer  aus  der  anatomischen  Untersuchung 
allein  behaupten  wollte,  der  Stamm  einer  Linde  oder 
einer  Weide  (nicht  zu  reden  von  den  Zweigen  der  Bämrie 
und  den  sogenannten  Bhizomen  vieler  Gewächse)  sei  eine 
continuirliche  Axe,  würde  ohne  Herbeiziehung  der  mor- 
phologischen Betrachtung  und  der  Verfolgung  der  Spross- 
emeuerung  dieser  Bäume  über  ihr  wahres  Verhalten  zeit- 
lebens ini  Irrthum  bleiben,  während,  lässt  er  sich  von  - 
diesen  leiten ,  er  auch  in  ihnen  bald  eine  Sjmpodien- 
bildung erkennen  wird.  Eine  anatomische  auf  die  Sym^ 
podienbildung  gerichtete  Arbeit  ist  ein  wahres  Desiderat 
der  Wissenschaft. 

Nachträglich  möge  noch  die  Bemerkung  folgen,  dass 
in  der  Blüthe  von  Vinca  die  beiden  Fruchtblätter  in  der 
Richtung  des  zweiten  Kelchtheiles  fallen.  Mit  ihnen  kreu- 
zen sich  die  beiden  Drüsen,  wohl  die  Stellvertreter  eines 
äussern  Fruchtblattcyklus.  Ausnahmsweise  boten  mir  ein' 


-    29    - 

«eine  Blüthen  noch  eine  andere  Fruchtstellung,  nämlich 

eine  auf  den  zweiten  Kelchtheil  schief  stehende ,   wobei 

*üe   eine   der  beiden  Drüsen  vor  das  fUnfte  Kelchblatt 

fiel.   Einmal  fand  ich  eine  iu  den  3  ersten  Cyklen  hexa- 

Bierische  Blüthe ,  mit  2  Drüsen  und  2  Fruchtblättern. 

Nachschrift. 

Die  obigen  Angaben  gründen  sich  auf  die  Unter- 
Buchung  von  66  Blüthenstengeln ;  sie  wurden  in  den  er- 
sten Märztagen  dieses  Jahres  aufs  Neue  verificirt.  Wer 
sich  die  Mühe  nehmen  will ;  auf  die  jüngsten  Zustände 
zu. achten;  wo  Blüthe  und  neben  ihr  stehender  Spross 
kenntlich  werden,  wird  sehen,  wie  sich  hier  die  Ver- 
hältnisse umkehren  und  wie  die  Blüthe  als  zuerst  ge« 
.  worden  über  den  spätem;  noch  ganz  kleinen  im  Knospen- 
zQstand  befindlichen  Spross  vorherrscht.  Sie  nimmt 
genau  den  Scheitel  der  Axe,  deren  Ende  sie  ist;  ein; 
t  das  Sprösschen  steht  ganz  bescheiden  in  der  Blattachsel 
^eben  und  hat  erst  die  Vorblätter  entwickelt.  Von 
Beiner  spätem  Dominatiou  noch  keine  Spur. 

Merkwürdig  ist  die  fast  immer  constante  Zahl  der 
:    Blattpaare  der  Blüthenstengel.  Die  66  genau  und  vollstänr 
I    <üg  aus  der  Achsel  ihres  Tragblattes  gemachten  Aufnahmen 
1    der  Blüthenstengel  führten  in  Bezug  auf  die  Zahl  und  Wen- 
dung ihrer  Blattpaare  zu  folgenden  Resultaten: 

Von  66  Blüthenstengeln  besassen  34  je  sechs  Blatt- 
Paare,  32  sieben  Blattpaare;  32  zeigten  eine  hintumläu- 
fige  Spirale ;  34  eine  vornumläufige. 

Die  einzelnen  Fälle  vertheilen  sich  wie  folgt: 

A.  Blattpaare  geradzahlig  B.  Blattpaare  uigeradiUiUg 

Cmeist  Ü;  einmal  4,  mnmal  8,  als      (meist  5,  ausnahmsweise  selten  7). 
Ausnahme  *'). 

*)  Die  Aufnahmen  g;ehören  noch  andern  Untersuchungen  an ,   in 
^•Ben  die  66  Sprosse  nicht  inhegriffen  waren. 


—    80    ~ 


1) 

Rechtsl&uf.  6  Ex.,  BlüAl 

links,  LaubsproM  reclilk 

LinksUuf.  9  Ex.;Btadii 

*  rechts,  Laubspross  linki. 

2)  8pr«M  vonnudiilg: 
(Sepal.  2  Toni.) 

RechtsUuf.  6  £x.,BIüÖie 
rechts,  Laubspross  linki. 

Linksläuf.  11  Ex.,  Blüthe 
links  ^  Laubspross  rechti. 


1)  8prM8  hiatMüAaig : 
GKpfelblüthe  nach  der  Ab- 

stammungsaxe  *)  (hinten) 

gekehrt,  Laubspross  nach 

▼om  (dem  Tragblatt  des 

Bhlthenstengels). 
Bechtsläuf.  10  Ex.  SepaL 

2  der  Blüthe  rechts. 
LinksUnf.  7  Ex.  Sepal.  2 

links. 

2)  Spross  TMMMlftuilg: 
Blüthe    vom ,    Laubspross 

hinten. 
RechtsUuf.  8  Ex.  Sepal.  2 

links. 
Linksläuf.  9  Ex.  Sepal.  2 
rechts. 

Ein  paar  Mal  fand  ich  Blüthen  ohne  alle  Spur  siMf 
Knospe  in  den  Achseln  des  sie  begleitenden  BhittpsarM. 

Zweimal  fand  ich  an  einem  Stolo  je  einen  Blüikes- 
Stengel  aus  demselben  Blattpaar  kommend.  Im  einen  Fsll 
waren  die  gegenüberliegenden  Blüthenstengel  gegenlftu^ 
der  eine  vom-,  der  andere  hintumläufig;  im  andern FsD 
waren  sie  gleichläufig ,  der  eine  ebenfalls  vom  - ,  der  an- 
dere hintumläufig. 

Ich  bin  endlich  so  glücklich  gewesen ,  in  meinem 
Herbarium  einen  Blüthenstengel  von  Vinca  major  ss 
finden  mit  5  von  Blattpaar  zu  Blattpaar  sich  folgendes 
Blüthen.  Die  2  obersten  zeigten  eine  deutliche  Kelch- 
ästivation ;  beide  waren  unter  sich  homodrom.  Von  diesen 


*}  In  Obigem  ist  immer  nur  von  der  Gipfelblütho  des  SteD|;els 
die  Rede,  nicht  Ton  den  nachfolgenden  Blfithen,  welche  dem  Sympodioa 
aagehdren.  Unter  Laabspross  verstehe  ich  den  neben  der  GipfelUitb* 
beflndlichra  Bpross ,  w«1ch«r  die  Sympodien-Bildnaf  einleitet. 


—  ai  — 

SlUthen  ans  abwärts  gehend  ergab  neh  für  die  Torans- 
^henden  deatHch  Schraubelstelltmg^  mit  Forderung  aus 
dem  ersten  Blatt  des  Paares^   Das  der  untersten  Blüibe 
Oder  Gipfelblüäie  des  Stengels)  vorausgehende  Blattpaar 
platte   in  jeder  Achsel  ein  Enöspchen.    Innerhalb   der 
Blüthenschraubel  befand  sich  in  der  Achser  des  zweiten 
fiLattea  des  Paares  ein  ähnliches  Knöspchen ;  das  gegen- 
überliegende trat  als  Zweig  auf,  welcher  das  Schraubel- 
l^ni^podium  fortsetzte.  Der  neben  der  obersten  Blüthe  d^ 
Schraube!  befindliche  (scheinbar  terminale)  Spross  trug 
mar  Zeit  noch  4  völlig  entwickelte  Laubblattpaare ,  ohne 
weitern  Abschluss  durch  eine  Bluther    Wenn  also  obijHi 
ixm  V.  major  bemerkt  worden ,  dass  die  Blüthen  -   und 
Knospenstellung  mit  derjenigen  der  Carjophylleen  tiber- 
ein  kommen ,   so   erklärt   sich  ^diess  aus  der  Schraubel- 
stellung '  der  Blüthen  und   Knöspchen  von   selbst.     Da 
nämlich  in  dem  beschriebenen  Fall  jeder  Bltithe  mnr  ein 
Blattpaar  vorausgeht;   die  Blattpaare  ab^  siick  reclit- 
wrifiklig  kreuzen ,  wo  vollendet  sich  der  Umlauf  mn  dem 
Stengel  in  4  Schritten ,.  so  dasa  je  die  fönfted  Blatt^aan^ 
Blüthen  und  Enöspchen  übereinander  zu  stehen  k«mmes* 
Der  Unterschied  ist  nur  der^  dass  bei  V.  major  mit  jedem 
Behriftt  eine  neue  Axe  beginnt;  die  Schraubelstellung  der 
Sprossen;  s  der  Caryophylleen  aber   einer  continuirlichoi 
Axe  angehört     Gehen  bei  Yinca  je  einer  QipfelbUMie 
eine  ungleiche  Zahl  von  Blattpaaren  voraus,    so  kann 
natürlich  jener  spiralige  Umlauf  der  Blüthen  nicht  naek 
4  Schritten  vollendet  sein ,  sondern^  er  muss  mehr  oder 
weniger  betragen. 

Swum  cvdque.  Erst  nachdem  dieser  Aufsatz  nieder^ 
geschrieben  war,  ist  es  mir  eingefallen,  Bravais  (A»«L 
d.  scienc.  nat.  2"*  ser.  1837.  VII,  S.  322—323.)  nachzu- 
schlagen, und  ich  finde  dort  über  Vinca  folgende  Bemer- 
kungen :  «Sur  le  Yinca  parviflora,  le  p^doncule^  habitaeUe« 


—    82    — 

ment  sterile,  n^  du  noend  suptfrieur  prodoit  par  fois  deiii 
fleurs  laterales  et  ce  noeud  donne  ainsi  naissance  k  une 
eime  triflore. .  . .  Les  pervenches  fran^aises  n'en  di£F%rent 
point  essentiellement  et  par  suite,  leurs  fleurs  dites  axil- 
laireB  sont  r^ellement  des  fleurs  terminales.  Sur  leV.  major 
nous  avons  vu  une  brauche  exactement  tern^e  se  changer 
en  .brauche  decuss^e  au  point  ou  paraissait  la  premiire 
fleur  saus  observer  la  gradation  qui  sur  un  axe  uniqne 
am^ne  d'ordinaire  ce  changement.  Lorsqu'une  des  feuilleB 
avorte  ou  est  situ^e  trop  bas  (^chaniillons  de  Vinca  minor) 
la  fleur  paroit  oppositifoli^e.  Enfin  Ton  retrouve  constam- 
ment  Tordre  h^licoi'de  dans  la  spire  des  fleurs  successives. 
(*  Des  ^chantillons  observ^s  r^cemment  et  sur  lesquek 
les  fleurs  paraissent  ^videmment  terminales  sont  vevxa 
nous  confirmer  dans  notre  opinion).»  Bravais  rechnet 
die  Inflor.  von  Vinca  zu  seinen  «Cimes  binodales  bipares 
adscendantes  directes.»  Diese  Bezeichnung  entspricht  dem, 
was  ich  nach  C.  Schimper's  Vorgang:  Dichasium  mit 
vorwaltend  homodromen  Zweigen  und  Förderung  ans 
dem  ersten  Vorblatt  nenne.  Er  fügt  noch  hinzu:  «La  Spi- 
rale suivie  par  les  fleurs  autour  du  pseudothalle  (Sympo- 
dium)  revient  sur  la  verticale  au  bout  de  quatre  pas  environ 
sur  le  Nerium;  mais  sur  le  Vinca  T^volution  circulaire  eflt 
un  peu  plus  rapide.»  Dass  bei  V.  major  die  evolution  circ 
nach  4  Schritten  zu  Ende  geht;  habe  ich  oben  bemerkt 
Aus  dem  obigen  Citat  geht  hervor,  dass  Bravais  be- 
reits die  Inflor  von  Vinca  richtig  aufgefasst  hat,  und  ich 
würde  meinen  Aufsatz  unterdrücken ,  wenn  er  nicht  Man- 
ches enthielte,  von  dem  der  vortreffliche  französische,  selbst 
in  seinem  Vaterland  viel  zu  wenig  gewürdigte  Botaniker 
jiichts  sagt 


Mr.  444— 44ie. 

Aus  Versehen  erhielt  die  leUte  LicferaBip  die  Niinuner  diM)  -112 

anstatt  441-443. 


in»  Hipp« 

lieber  die  St8#teiisf^  der  elektriseheii 
Telesriitilien  WStti^end  der  IC^i^llel- 
nikitg:  etiied  JÜT^rdlletiüi* 

r         .  •     j.-  '-  :..■■  ■  ■.  :    >. 

ypri^etrage«  den  28.  im« aar  1860.» 


Am  2.  September  1859  wurde  hier  in  Bern  Störun- 
^n  an  den  elektrischen  Telegraphen  beobachtet;  welche 
:«Bt  allgemein  dei^  Wirkungen,  eine^  Nordlichts  zuge- 
icliriebien  werden.  ^  . 

Durch  diese  Erscheinungen;  welche  den  Gebrauch 
ies  tdlegraphen  ganz  und' ^ar  hinderten ;  weil  die  in 
l6tt  TelegraCpheA  -  Dr&hten  citöultfenderi  elektrischen 
3tr9me'  viel  sfili^ker  waren  als  diejenigen;  welche  ge- 
irtilbiltch  ±T^  Telegraphiren' df^nen/  wurde  ma^  so  sehr 
MfierraiiiäistV' dass  man  untörliesS;  eim  Menge  ton  Beo- 
bachtungen zu  machen;  wodurch  die  Erklärung  dieses 
^MLifcwMBs  YieUeichU  erlei^tert  Tl^ord^n  w&re. 

Ich  halte  es  für  nützlich;  die  Beobachtungen;  die 
ich  hier  gemacht  habO;  zu  deponirenf  vielleicht  gelingt 
e8>  durch  Vergleichung  mit  andern  ähnlichen  Beobach- 
tungen^ dieselben  zu  vervollständigen  und  so  den  Zweck 
m  erreichen;  ein  Phänomen  zu  erklären;  daS;  wie  es 
dcB  Ansohein  hat;  keine  so  leichte  Arbeit  ist. 

Ich  'wurde  am  2.  September  1859;  Morgens  nach 
7  Uhr;  plötzlich  auf  das  hiesige  Telegraphen  -  Bureau 
gemf»;  weil  zuföUig  eingetretene  Störungen  die  Eröff- 
nimg  des  Dienstes  hinderten« 

Bern.  Mittheil.  444. 


—    34    ^ 

• 

Nach  Erachöpfnng  aller  gewöhnlichen  Mittel,  den 
Fehler  zu  finden ,  musste  zu  der  Annahme  Zuflucht  ge- 
nommen werden ,  es  gehe  etwas  vor  in  den  atmosphäri- 
schen Regionen,  das  daroh  kmne^er  bisher  beobachteten 
ISiatsacbeii.  irg,eQ4wie  erklärt  werden  Jkonnte.         ^  . 

-  Die  Voraussetzung^. dA^*d^  J^finomen  nichi;Iange 
andauern  könne ,  verhinderte  •|w>lohe  ^  Beobi^chtuiigen, 
wozu  erst  Instrumente  herbeigenolt  werden  mussten. 

Die  Stromstürke  wurde  an  der  gewöhnlichen  Appa- 
raten-Boussole,  welche  in  der  Schweiz  und  in  ganz  Italien 
eingeführt  ist,  gemessen;  dieselbe  ist  mit  32  Umwindun- 
gen  versehen. 

Die  Nörmalstärke  des  Stromes  zum  Telegraphiren 
beträgt  30  0  auf  derselben  Boussole.  Vorerst  wurde  coßr 
statirt 

1)  dass  der  Strom  langisam  zu*  und  abnimmt; 

2}  dass  dieses  auf  allen  LinieUi  ohne  Bttckiicht  aof 
die  Länge  und  Richtung  derselben  zu  glei^MT 
Zeit  geschieht,  d«  h«,  dass  das  Hy^Yamun?  isd 
das  Minimum  auf  allen  Linien  zu* ,  gleidher  Zfitt 
eintrat; 

3)  dass  die  Stromstärke  auf  den  längsten  Liniea  am 
grössten  war; 

4)  dass  die  Riohtung  der  Linie  keinen  erhel^hen 
Binfluss  auf  die  Stromstärke  zu  haben  schien; 

5)  da$B  die  Richtung  dea  Stromes  zweier  gleichlau- 
fender Linien,  z.  B.  derjenigen  von  Zürich  nach 
Bern  und  von  Bern  nach  Lausanne,  die  gleiche  sei; 

6)  dass  somit  der  Strom ,  der  von  beiden  Linien  in 
Bern  durch  einen  und  denselben  Draht  zur  Erde 
geführt  wird  entgegengesetzte  RidttuSig  hatte,  sich 
also  in  diesem  Drahte  auflabob; 


—    35    — 

7)  dass  die  bald  nach  rechts,  bald  nach  links  abge- 
lenkte Nadel  eine  Aenderung  dfirfitromesrichtung 
bedingte. 

Um  diese  Aenderung  der  Stromesnchtung,  die  Dauer 
)t  üscillationen  und  die  Stärke  des  Stromes  Äbefsicht- 
;her  darzustellen,  habe  ich  Tabelle  VI  entworfen,  welche 
e  Beobachtungen  grapliisch  darstellt ,  und  zwar  von 
Uhr  27  Min.  bis  8  Uhr  34  Min.,  wSht^nd  welcher  Zeit 
le  Minuten  der  Stand  der  Nadel  beobaelftet  Wurde ,  so- 
mn  von  8  Uhr  34  Min.  bis  8  Uhr  68^ Sin.,  während 
elcher  Zeit  alle  15  Sekunden  beobachtet  wurde. 

Da  die  Erscheinung  sich  Nachmittags  wieder  zeigte, 
'  wurde  in  derselben  Weise  von  2  öht  12  Min.  an  wie- 
5r  beobachtet  bis  2  Uhr  48  Min. ,  zu  welcher  Zeit  die 
rscheinung  in  schnell  abnehmenden  Oscillationen  Y0r- 
hwand,  um  bjs  jetzt  nicht  wieder  zu  kehren.  Diese 
nden  Beobachtungen  wurden  auf  der  Linie  Bern-Zürich 
^macht. 

Die  Möglichkeit  bleibt  vorbehalten ,  dass  ein  paar 
scillationen  von  den  kürzern  veranlasst  worden  sind, 
jrch  Versuche  im  Bureau  Zürich,  mehrere  können  es 
doch  nicht  sein,  weil  auf  der  Linie ,  auf  welcher  beo- 
ichtet  wurde,  kein  einziges  Zwischenbureau  eingeschal- 
it  ist. 

Folgende  Stromstärken  wurden  auf  den  in  Bern  aus- 
mündenden Linien  in  einem  und  demselben  Momente 
eobachtet : 

Bern-Lausanne : 

Länge  19  Stunden. 

Richtui^  von  NNO.  nach  SSW. 

Stromstärke  32^ 


—    96    —  ! 

Bem-Zttrich:  i)( 

Länge  24  StundeD. 
Bichtang  von  SW.  nach  NO, 
Stromstirke  34\ 

Bem-Lusem  über  Tbon  und  Meyringen : 
Länge  24  Standen. 
Bichtang  von  WSW.  nach  ONO- 
Stromstärke  35^  _ 

Bern^ChM^defonds : 

Länge  15  Stunden. 

Bichtang  von  OSO.  nach  WNW.  ~~ 

Stromstärke  23^. 

Bas  Bureau  St  Gallen  ttgnalisirte  ähnliche  Stöi 
gen,  machte  jedoch  die  Beobachtung,  dass  auf  einer 
Appenzellerland  umspannenden  Ejreislinie  von  etwa 
Standen  Länge,  welche  in  St  Gallen  ^n  sich  selbst 
rückgeführt,  gar  kein  Strom  wahrgenommen  wer 
konnte. 

Das  Hauptbureau  Basel  meldete  vom  2.  Septem 
Morgens  6  Uhr  30  Minuten,  folgende  Stromstärken: 


Basel -Paris 

+  66» 

—    St  Gallen 

-  40. 

—    Zürich 

-  42. 

—    Chauxdefonds 

—  50. 

—    Ölten 

39. 

—    Strassbnrg 

+  34. 

-    Kehl 

+  42. 

//. 


Das   +   uud  —  bedeutet  nur  die  entgegengese 
Richtung  der  Ströme. 

Von  Basel  wird  ebenfalls  bestätigt,  dass  die  Max 
und  Minima  auf  allen  Linien  zu  gleicher  Zeit  eintra 


V 


f/aa< 


"Tjil^r- 


—    37     — 

Dass  ein  Wechsel  der  StromeBrichtung  und  Sirpmes- 
rke  von  Zeit  zu  Zeit  stattgefunden  habe. 

Noch  eine  weitere  Erscheinung  zeigte  sich  ent- 
lieden  genug;  um  als  constatii*t  betrachtet  werden  zu 
nnen. 

Sämmtliche  Telegraphen  -  Beamte  in  Bern  machten 
rauf  aufmerksam,  dass  der  physiologische  Effekt,  den 
in  beim  Unterbrechen  dieses  Stromes  empfand,  bei 
Qst  gleicher  Stromstärke ,  durchaus  nicht  demjenigen 
nlich  war,  der  sich  bei  dem  Strom  der  Batterien 
ihmehmbar  machte. 

Die  Wirkung,  wie  ich  mich  nun  selbst  überzeugte, 
ir  eine  sanftere,  gleichsam  wohlthuende,  die  Heftig- 
st der  Erschütterung  war  bedeutend  gemässigt,  es 
hicn,  als  ob  der  Induktions-  (Exti'a)  Strom  zwar  die 
eiche  Stärke  habe,  aber  langsamer  käme  und  lang- 
mer  verschwinde. 


«S.  OitH. 
IJelier  die  Raurfarlnse« 

Vorgetragen  den  17.  2Harz  ]860. 


Die  Bauchringe,  zu  welchen  auch  Dampf-  und  vor- 
mmendenfalls  andere  sich  ähnlich  Verhaltende  Ringe 
rechnet  werden  können,  sind  ein«  auffallende  Erschei- 
ng.  Nicht  wissend,  ob  und  wie  dieser  Gegenstand 
«ea  bereits  abgehandelt  worden  sei,  habe  ich,  gestützt 
if  mehrfache  Beobachtung,   mir  die  Sache   selbst  zu 


-    38    — 

erklären  Tcrsncht,   nnd  in  Folge  erhaltener  Aufmunte- 
rung wage  ich  es  nnn,  diesen  Versoch  bierniitsatheilen« 
I>ie  Ranchringe  entstehen  am  häufigsten: 

1)  Beim  Tabakranchcn  ans  offenen  Pfeifen;  auch 
gibt  es  Künstler,  welche  eine  Fertigkeit  besitzen ,  der- 
gleichen Ringe  aus  dem  Hnnde  aufsteigen  zu  lassen. 

2)  Beim  Verbrennen  des  Fhosphorwasserstoffgases, 
wenn  man  es  in  Form  von  Blasen  durch  Wasser  auf- 
steigen lässt. 

3)  Beim  Abfeuern  von  Artillerie-Geschütz ,  wo  dann 
oftmals  der  Rauch  aus  der  Mündung  des  Rohres,  oder 
aus  dem  Zündloch ,  zuweilen  auch  aus  aUen  beiden  zu- 
gleich j  in  Gestalt  eines  Ringes  hervorgetrieben  wird. 

Diese  drei  Arten  von  Ringen  sind  wohl  allgemein 
bekannt;  weniger  bekannt  dürften  die  sein,  welche 

4)  bei  vulkanischen  Eruptionen  vorkommen;  Ich 
erlaube  mir  daher ,  sie  etwas  näher  zu  besprechen. 

Die  vulkanischen  Rauchringe  scheinen  •  überhaupt 
ziemlich  selten  zu  sein;  ich  habe  deren  nur  zweimal  bei 
sehr  schwachen ,  niemals  aber  bei  stärkern  Eruptionen 
des  Vesuvs  beobachtet;  sie  waren  daher,  obgleich  von 
anRchnlicher  Grösse,  doch  nicht. so  gpross«  wie  etwa  eine 
lebhafte  Phantasie  sich  dieselben  vorstellen  möchte. 

Das  eine  Mal ,  auf  dem  Rande  des  äussern  Kraters 
stehend,  sah  ich  einen  Ring  von  circa  60  Fuss  Durch- 
messer in  der  Luft  schweben  und  sich  endlieh  auflösen, 
nachdem  er  wohl  über  eine  Minute  lang,  fortwährend 
in  einer  sehr  lobhaften  eigenthümlichen  Art  von  Bewe- 
gung, gedauert  haben  mochte.  Das  andere  Mal  beobach- 
tete ich  von  Ferne  —  von  Neapel  aus  —  wie  sich  soc- 
ccssiv  Ringe  bildeten,  welche,,  aber  ursprünglich  ziem- 
lich klein,  aber  zusehends  bis  zu  einer  ansehnlichen  Di- 


—    39    — 

m^nsipii  anwachsend, .  längere  Zeity  und  zwar,  wie  mir 
schien,  wohl  über  fwei  Minuten  lang,  49^^  allgemeiaen 
TaigQ  der  grossen  Bauchmasse  folgten ;  hingegen  konnte 
ich  wegen  der  Entfernung  nicht  unterscheiden ,  ob  die 
den  Baucbringen  eigene  Art  von  Bewegung ,  gleichsam 
ihr  'Leben ,  ebensolange  dauerte  als  die  unyeränder:te 
Gestalt, der  Hinge  selbst,  welches  ich  jedoch,  als  eine 
sonst  allen  Bauchringeh  zukommende  Eigenschaft,  nicht 
für  nnwahrscheiniich  halte. 

8ollte  nun  die  Frage  gestellt  werden,  ob  nicht  auch 
bei  starkem  Eruptionen  Rauchringe  möglich  wären,  die 
dann  zu  colossalen  Dimensionen  anwachsen  könnten? 
so  will  ich  die  Möglichkeit  zwar  nicht  absolut  in 
Abrede  stellen .,  möchte  sie  jedoch  bezweifeln ,  weil  bei 
stärkern  Eruptionen  die  Menge  der  mit  grosser  Kraft 
durc^  -den  Bauch  hindurch  emporgeschleudert^n ,  oft  in 
verschiedentlich  rotirender  Bewegung  befindlicher  Steine 
in  der  Rauchmasse  allerlei  partieUe. Strömungen  verur- 
sachen jnuss ,  welche  ^tif  die  Bingbildung  störend  ein- 
wirkeik  EinferneresHinderniss  durfte  darin  be;»tehen, 
dass  stärkere  Eruptionen  selten  oder  nie  in  einer  auf 
einen  eii^zigen  Moment  beschränkten  Explosion,  mit 
einem  kurzen  Knalle,  bestehen,  indem  durch  die^ver* 
hältnissmässig  zu  enge  Oeffiiung  des  Auswurfskraters 
die  ganze  Bauchmasse  nicht  auf  einmal  ausgestossen 
werden  kann;  wie  dieses,  in  der  Nähe  betrachtet,  durch 
den  Anblick  der  stets  eine  Zeit  lang  dauernden  Aus- 
Strömung  deutlich  wahrgenommen  wird«  Bei  den  eigent- 
lichen grossen  Eruptionen  aber  kann  von  Ringen  vollends 
keine  Rede  sein,  da  hier,  wie  sehr  auch  oft  durch  die 
Gewalt  der  Eruption  die  Oeffimng  des  Auswurfskraters 
erweitert  wird,   dennoch  die  ohne  Unterbrechung  sich 


-    40    - 

unmittolbar   folgenden   und   in  einander  TeHlie«settden 
Explonionen  eine  continnirliehe  AnMlrftmung  fotmiieu. 

Bei  AofmorksAmer  Beobaebtnng  Tersclne^iter  Arten 
von  Itauchringen  habe  ich  nun  folgendes  bemerkt: 

Ein  Bing   nimmt  im  Aufsteigen  stets  «HinätKg  an 
Ausdehnung  zu  und  ist  fortwährend  bis  zu  seiner  Aut- 
lösutig  in   einer  sehr  lebhaften,   ganz  eigenihftmliehen 
Art  von  Bewegung  begriffen;   nicht  in  einer  Botafion 
um  sein  Ccntr jm  y    sondern  in  einer  ÜnnrSlzmig  eines 
joden  Thciles  des  Binges  um  sich  selbst ,  in  dem  Eßnne; 
dasB  jowoilcn  die  innere  Seite  des  Binges  sich  rom  he- 
rum nach  aussenliin ,  die  äussere  Seite  aber,  der  Bewe- 
gung entsprechend,  sich  hinten  oder  unten  herum  nacb 
innonsu  wendet.    Unter  Umständen  endlich  bezeichnet 
der  Bing,    durch   Zurücklassung   eines  Theiles  seber 
Masse,  den  ganzen  durchlaufenen  Weg  in  Gestalt  äbes 
langgezogenen  hohlen  Kegels,  an  dessen  vx>rwärtsgekehrter 
Basis-  der  Bing  sich  befindet. 

Dieser  hohle  Kegel,  oder  dieser  Trichter,  darf  aber 
nicht  vorwochsolt  werden  mit  dem  einfachen  Banch- 
streifen ,  welcher  zuweilen ,  als  ein  blosses  Anhängsel, 
von  dem  aufsteigenden  Binge  aus  einer  stagnirenden 
Bauchmasse  mit  emporgerissen  wird. 

Die  ganze  Erscheinung  könnte  fest  verglichen  wer- 
den mit  einem  Trichter ,  dessen  einwärtsgerollte  Oeff- 
nung  im  Fortschreiten  sich  nach  aussenhin  abwickelt 
und  den  abgewickelten  Thoil  hinter  sich  zurficklässt 

Die  Bingbildung  kommt  nur  dann  zu  Stande,  wenn 
der  Bauch  aus  einer  freien  Oeffnung  durch  eine  mo- 
mentan oder  ruckweise  wirkende  Kraft  ausgestossen 
wird,  und  weder  eine  zu  heftige  Nachströmnng  noch 
eine  zu  stark  bewegte  Atmosphäre  störend  darauf  ein- 
wirkt 


-  II  - 

Die  eigenthtimliche  ümwälzuUgsart  der  vorwärtt 
getriebenen  Eauchmasse  wird  hervorgerufen  durch  die 
Adhäsion  und  Friction  ihrer  äussern  Theile  an  der  Wan-^ 
düng  der  Oefinung,  während  den  innern  Theilen  der 
Hasse  eine  ungehindertere  Fortbewegung  gestattet  ibU 
in  Verbindung  mit  der  mehrem  oder  mindern  Expansion' 
leim  Eintritt  in  die  freie  Luft,  und  sodann  noch  unter<^ 
stützt  durch  die  Eeibung  an  der  umgebenden  Luft^  wenn 
die  Eauchmasse  durch  die  Nachwirkung  der  Projectiongp 
kraft  weiters  fortgetrieben  wird,  oder  vermöge  ihrer  ge- 
lingen specifischen  Schwere  rasch  empor  steigt.  Es  ent- 
steht daher  gleichsam  ein  Kreis  von  verticalrotirenden 
Wirbeln ,  welches  zur  Folge  hat  y  dass  sich  die  Masse 
in  der  Mitte  ö&et;  also  die  Einggestalt  annimmt^  und 
dann;  dem  einmal  gegebenen  Impulse  folgend ,  die  Um- 
wägungsbewegung  noch  eine  Zeitlang  fortsetzt ,  während 
welcher  Zeit  sie  wie  durch  eine  Cohäsionskraft  vor  dem 
Zerfahren  bewahrt  bleibt. 

Ist  nun  aber  die  Frojection  sehr  heftig;  so  erleidet 
der  Bing,  durch  die  starke  Eeibung  an  der  umgebenden 
^uü,  hauptsächlich  auf  seiner  vorwärtsstrebenden  Innen- 
seite ^  auch  noch  einen  Massenverlust ,  und  aus  diesem 
Detritus  besteht  der  den  Eing  mit  seinem  Entstehungs- 
punkte verbindende  langgezogene  Trichter. 

Daher  zeigt  sich  denn  auch  diese  Trichtergestalt  aiQ. 
dllerdeutlichsten  beim  Abfeuern  von  Artillerie- Greschütz  ; 
viel  weniger  deutlich  schon  bei  den  vulkanischen  Eauch-* 
ingen^  wo  die  aus  der  stagnirenden  Eauchmasse  mit 
impor  gerissenen  Theile  die  Masse  des  Detritus  weit  zu 
iberwiegen  scheinen ,  wenn  überhaupt  hier  ein  solcher 
tattfindet;  bei  dem  bekannten  Experimente  mit  demr 
hosphorwasserstoffgase  aber  wird;  wegen  der  schwachen 
rojection   der   aus   fein  zertheilter  Fhosphorsäure  und 

Bern:  Mittheil.  445  and  446. 


~  tt  -* 

WiH^rdaiipf  bMftebenira  Bbg»,  toü  «mem  Detritus 
nielit  dAt  B#d6  seitii  w&Iir«nd  hiagegii  du  UiavftlBimgs- 
iMhragmg  durdi  die  plötsEche  Ezpanaiott  bean  Verikofr 
Mli  #iiie  Bolche  Bchnefiigkeit  erkiält ,  dist  sie  Ton  dem 
Auge  des  Beobachters  nur  mit  einiger  Mülw  yerfd^ 
WMtden  kann;  die  Tabakaranchringe endlich ^  wo cBe  Vtih 
jtction  sehr  schwach ,  die  fixpaasicm  aber  unencBich  gt- 
tmg  oder  null  ist ,  zeigen  daher  asch  das  wenigste  Leben 
in  ihrer  Bewegung  ^  wiewohl  auch  diese  smweilen  nocb 
siemtich  lebhaft  ist. 

Die  alhnälige  Ausdehnung  scheint  mir  eine  FolfS 
der  Umwäkungsbewegung  su  sein,  indem  die  InuenMita 
dea  Banges  beim  Hinübertreten  an  die  Anasesieeite  mitlsirt 
Verschiebung  der  Atome  und  Eindringend  von  ein  wenig 
IaA  sich  etwas  ausdehnt,  dann  aber  beim  Wiedereintritt 
an  die  Innenseite;  wegen  Mangel  an  ContractiHtät,  sick 
nicht  wieder  auf  das  frühere  Mass  zusammenziehen  kann; 
daher  denn ,  bei  fortdauernder  Bewegung,  auch  fortw&h- 
re&d  ein  Druck  nach  aussenhin  ausgeübt  wird,  welchem 
der  Bing  durch  seine  Ausdehnung  nachgeben  muss,  und 
um  so  leichter  nachgiebt,  als  überhaupt  einer  jeden  Bauch- 
masse eine  Tendenz,  sich  auszudehnen,  nicht  aber  sich 
wieder  zusammenzuziehen,  inwohnt 

Dass,  wie  mir  en%egnet  wurde,  zu  der  alimltt^en 
Ausdehnung  der  Banchringe  vielleicht  die  plötzliebe  Ex« 
pansion  der  Masse  beim  Eintritt  in  die  freie  Lufir  dirsct 
einen  ersten  Impuls  geben^  dürfte,  will  idi  niehibestrsi' 
leB,  tnsofom  darin  qft  eine  mitwirkende,  nicht  aber  die 
lidleinwirkende  Ursache  liegen  mag^  indem  diese  a^  B.  bot 
den  Tabaksrauehringen  gewiss  nicht  in  Betracht  konunt^ 
wo  obige  Ausdehnungsersdieinung  gleichwohl  stafttfindst 


1 


Bei  GklegeiAeit  der  im  yerfleMeaen  Wolter  ¥«01 
Berm  A.  vea  Morlot  in  Bern  gehaltenen  y<MirVge  Ober 
Alterthumsknnde  wurden  mir  verschiedene  Proben  vw.- 
iHTonsenen  Gegengtfinden  sur  Untersnehimg  t^bergeheo. 

Es  ist  aus  früheren  Untersiichungep»  sowie  aoc^ 
ans  der  Geschichte  der  Metaliurgie  bekannt^  .dass  vor» 
römische  eherne  Gegenständ^!,  der  Haiif  ti^iasse  naeh^ 
nor  Kupfer  und  i^n  enthalten  ]  daMi  die  2^era<B  enf^ 
\^  den  J^Otnern  ;sur  Darstellung  des  Mesfting's  (AWr 
dudcum)  verwendet  wurdeuj  und  diiss  daher  der  Ge^M^ 
an  Zink  eines  ehernen  Gegenstandes  einen  ungefäh- 
ren Anhaltspunkt  abgeben  kann,  über  die  Zeit  welcher 
er  angehören  möchte.  Die  relativen  Verhältnisse,  in  wel- 
chen Kupfer  und  Zinn  bei  den  antiken  Bn>n9en  zur 
Anwendung  kamen,  mögen  in  Absicht  auf  den  Zweck 
verschieden  gewesen  sein,  j^  nachdem  der  Gegenstand 
al«  sehneidendes  Werkzeug:  Härte  und  Festigkeit,  oder 
ab  Zierrath:  schönere  Farbe  und  Glanz;  oder  je  nac^ 
anderer  BestiBunung  andere  Vorzüge  haben  sollte; 
Doch  mög^n  auch  oft  andere  Beweggründe  mitgewirkt 
haben,,  um  den  Zinngehalt  zu  vermehren  oder  zu  ver- 
mindem,  je  nach  der  grösseren  oder  geriu^r^n  l4eich- 
tigkeit  sich  dasselbe  zu  verschaffen*  Ob  die  At^f  zur 
Zeiit  wo  sie  nur  eherne  Geräthschaften  hi^n,  ncfben 
Kiiq^F  und  Zinn,  uiid  allenfsjils  Gold,  noch  andere  Me- 
taUeki^nnten,  oder  von  anderen  ^eta]Useh€^n'Subs|snze^ 
Kenntniss  oder  Ahnung  hatten,  darüber  schweigt  dic^ 
Gesohidtite.  Ma^  nimmt  vi^lf^h  9iB,  übereinstimmend 
niit^  U^b^fieferungm,  und  auf  die  Autorität  der  ältesten: 


—      «     -r 

Bücher  und  ürknideii  gestfttiti  data  das-  Erz  vor  dem 
Eisen  in  allgemeinem  Gkbrauche  war«.  ,Ob  aber  dem 
bei  allen;  oder  nur  bei  den  im  höchsten  Alterthume  za 
hoher  Kultur  gekommenen  Völkern  so  war^  welche  die 
Küstenl&nder  des  Mittelmeeres  bewohnten^  ist  nicht  be- 
kannt. Da  die  Ahen,  welche  das  Kupfer  zu  gewinnen 
▼erstanden;  die  Kupfererze  kennen  mussten^  von  denen 
mehrere;  wie  Kupferglanz ,  Buntkupfererz,  Kupferkies 
und  die  Fahlerze  sich  durch  metallischen  Glanz  und 
Habitus  auszeichnen;  so  musste  die  Versuchung  nahe' 
liegen;  auch  andere  metallisch  aussehende  Mineralien; 
wie  Schwefelkies;  Bleiglanz;  Kupfernikel  und  andere  Erse 
mehr;  ebenfalls;  sei  es  iur  sich;  sei  es  mit  Kupfererzen 
vermengt  in's  Feuer  zu  bringen;  um  aus  denselben  Ka* 
pfer  auszuschmelzen.  Wenn  schon  diese  Bemühungen 
in  den  meisten  Fällen  fruchtlos  sein  mussteu;  so  konnte 
doch  von  verschiedenen  fremden  Metallen  etwas  in  das 
Kupfer;  welches  bekanntlich  sehr  verschiedenartiger  Le- 
gierungen fähig  ist;  übergegangen  seiu;  und  auf  diese 
Weise  in  die  Bronze  gelangen.  Die  auf  solche  Weise 
in  das  Erz  gekommenen  fremdartigen  metallischen  Sub- 
stanzen; welche  zur*  Zusammensetzung  der  Bronze  gar 
nicht  gehören;  gewinnen  bei  deren  Analyse  ein  beson- 
deres Interesse;  da  sie  geeignet  sind;  auf  die  Fundstätten 
und  die  Gegenden  hinzuweisen;  von  denen  das  Kupfer 
bezogen  worden  war  in  deinen  Nähe^  die  fremden  Me- 
talle als  Erze  vorkommen. 

Dieses  sind  die  leitenden  Gedanken;  welche  mich 
bei  der  Ausführung  der  Analysen;  deren  Besultate  mit- 
getheilt  werden  soUeU;  bestimmt  habeU;  den  im  Folgen- 
den bestimmt  motivirten  Gang  einzuschlagen.  Die  Ana- 
lyse krystallisirter  Mineralien  erfordert  die  genaue  Ge- 
iKTichtsbestimmung  aller  das  Mine^ral  bildender  Elemente, 


-r.     «      — 

Jib  gleich  wichtig;   denn   sie  haben   sich  nach  stöohie^ 
.  jnetrischen  Gesetzen  zu  ^nem  neuen^  in  bestimmte.  Fof^ 
.jnen  gebannten^  Ganzen  vereinigt;  mag  nun  der  Analjv 
-'4iker  nach   vorgefassten  Ansichten  die  einen  Elemente 
.  ^br  Hauptbestandtheilc;   die  anderu  für  untergeordnet« 
'  ^cdrklären;  denn  aus  der  richtigen  Analyse  eines  Minerale« 
Jiässt  sich  ein   Gesetz   ableiten!    Anders  verhält  es  sich 
Jbei  der  Analyse  von  Artefakten^  bei  welcher  ein  genaues 
.£esultat  eben  nur  besagt  ^  dass   die  untersuchte  Probe 
^  «o  oder  so  zusammengesetzt   sei.     Bei   Letzteren   sind 
idaher  auch  die  Hauptbestandtheile  als  das  dem  Zwecke 
Entsprechende    anzusehen ,   während   die  fremden  Ein^ 
Einengungen  Umstl^ide  verrathen,  welche  den  Verfertigem 
4ielbst  unbekannt  sein  konnten.    In  diesem  Sinne  möchte 
ich    meine   Untersuchungen,    als   quantitativ    gehaltene 
'qualitative  Analysen  bezeichnen^  bei  denen  wo  möglich 
•alle  in  der  Bronze  enthaltenen  metallischen  Beimengun- 
gen zu  Tage  gebracht  werden  sollten,  dagegen  die  quan^ 
titative  Bestimmung  des  Zinnes  und  Kupfers  von  unter* 
geordneter  Bedeutung  erschien.   —   Daher  mussten  bei 
dem  Auflösen  der  Proben  womöglich  Lösungsmittel  ver^ 
mieden  werden,  welche  mit  möglicherweise  in  der  Bronze 
vorhandenen  Metallen,   wie  Blei  und  Silber,  unlösliche 
Verbindungen   bilden   konnten,   während   die  Salpeter^ 
«äure,  mit  Ausnahme  des  Zinnes,  welches  als  Oxyd  zn- 
Jückbleibt,  mit  allen  in  der  Bronze  vorkommenden  Me- 
tallen lösliche  Salze  bildet. 

Es  wurden  alle  Proben  mit  reiner  Salpetersäure  von 
4,40  kochend  behandelt,  bis  keine  rothen  Dämpfe  mehr 
isichtbar  waren,  die  Lösung  mit  Wasser  verdünnt  und 
£Itriri.  Das  Zinnoxyd  wurde  nach  dem  Glühen  gewo*- 
l^n;  es  war  gelblich  gefärbt  von  Eisen-  und  Kupferoxyd^ 
deren  Ifenge  nach  einer  Spezialuntersachang  2^/ö  Eisen» 


t 

OTfd  und  ^/«  Kupf&majd  \Mxng  \  nadii  dwsem  VeilÄ 
idife  wurden  die  direkt  gefimdmien  tteni^n  des  Zbrn- 
esjdes  korrigirt.  Die  LOsong  des  salpetmvatirsii  Xi» 
pfers  wurde  mit  einem  Trepfen  Behrsgünu  anf  SKSm 
geprüft  imd  dasselbe ,  wemi  Todiaiiden  als  -Chlormettf 
abgesdiieden  nad  bestimmt  Die  Eupferlöenng  widb 
amr  Attstreitrang  der  Salpeftenrfture  mit  ScdiwefeltM* 
anr  Trodkne  ^rerdnsstet  and  äbgesehiedenee  sdiwoM^ 
saures  Bleioxjd  gesammeh  und  daraus  der  Bleigeluät 
berechnet  Die  Lösung  des  schwefelsauren  Kupfers,  not 
viel  Wasser  verdünnti  wurde  durch  Schwefelwasserstoff- 
gas vollst&ndig  ausgef&lh  und  das  Schwefelkupfer  ab- 
filtrirt.  Das  farblose  Filtrat  wurde  nach  Uebersättigim^ 
mit  Ammoniak  durch  Schwefelammonium  ausgefällt;  Smt 
schwärze  Schwefelmetall  auf  dem  Filter  gesammelt;  ge- 
trocknet, mit  dem  fllter  verbrannt  und  der  Bückstani 
in  Königswasser  gelöst  Diese  Lösung  wurde  bis  nahe 
aur  Trockenheit  verdunstet;  mit  Wasser  verdünnt;  mi^ 
einigen  Tropfen  essigsauren  Kali's  versetzt,  und  gekocht^ 
bis  das  fast  nie  fehlende  Eisen oxyd  abgeschieden  war^ 
und  filtrirt;  das  meist  farblose ;  oder  grünlich  gefärbte 
Filtrat  wurde  mit  Aetzkali  kodiend  gefällt  und  der  schön 
grüne  Niederschlag  von  Nickel-  oder  Kobaltoxyd  abfii- 
trirt  und  dem  Gewichte  nach  bestimmt.  Das  von  diesen 
Niederschlägen  getrennte  alkalische  Filtrat  blieb  auf 
Zusatz  von  Schwefelammoninm  stets  klar,  und  erwies 
also  die  Bronze  bei  allen  Proben  zinkfrei. 

Bei  den  Analysen  Nr.  1  bis  17  und  Nr.  21  wurde 
das  Kupfer  aus  dem  Verluste  berechnet;  b^  den  Num-^ 
mem  18;  19  und  20  durch  einen  besonderen  Versuch. 
Es  wurden  nämlich  von  der  auf  40 ,  50  oder  60  KuUc- 
centimeter  gebrachten  Lösung  des  schwefi^auren  Ku* 
pferS|  20  Kubikcentimeter  abgenommen,  und  darin  das 


~  <«  - 

iBjEspfer  beatimiiKt  IH«  hömmg  wusde  mit  v^i^a^]|Kl;^ 
m  Xi£iiatFpn  und  Aetzkrii  im  UeJbQrschusße  versetzt^  ^ 
^.Mff  klaren  tiefblauen  Lösimgi  d^jin  bis  aü  50^  bis  (SQ9 
t  «diitet  nnd  nun  Milchzucker  zugesetzt,  bis  nUes  Kufiff 
4s0»  brennend  rothes  Oxydal  abgeschieden  w  »ie^» 
«^  npoerde  abfiltrirt  und  schnell  ausgewaschen,  und  nach  deq» 
I  ^ocknen  geglüht  und  als  Kupferoxyd  gewogen,  und  doa^ 
»  ttach^  unter  Berücksichtigung  der  verwendeten  MeQge 
r  fiupferlösung  das  Kupfer  bestimmt ;  der  Rest  der  Ku** 
>-  pferlösung  wurde  durch  Schwefelwasserstoffgas  ausgefcUh^ 
-    «nd  wie  oben  gesagt,  weiter  behandelt. 

Da  die  Alten  wahrscheinlich  nicht  sehr  ängstlich 
waren  in  der  Darstellung  der  Bronze,  so  Hess  ich  ei 
^i  jener  indirekten  Bestimmung  bewenden^  um  so  mehr 
«1b  mehrere  der  versuchten;  sonst  sehr  expeditiven  Titrir** 
methoden  der  E^upferbestimmung  nicht  diejenige  G6- 
nauigkeit  gaben,  welche  ich  wünschte,  und  mir  überdiess 
von  d&D.  meisten  zu  analysirenden  Gegenständen  zu  we- 
llig Material  zu  Gebote  stand  um  besondere  Kupferbe- 
stimmungen ausführen  zu  können.  Die  Nummer  15  wurde 
statt  mit  Salpetersäure  mit  Königswasser  behandelt^  und 
nach  Herrn  Prof.  Brunners  Vorschlag  die  Lösung  fco-* 
chend  mit  kohlensaurem  Natron  gefällt,  die  schwarze 
Masse  wieder  mit  starker  reiner  Salpetersäure  übersät- 
tigt und  gekocht;  bis  das  Zinnoxyd  von  rein  weisser 
f^arbe  sich  zeigte.  Nach  dem  Glühen  war  dennoch  das 
y^innoxyd  gelblich  gefärbt;  dagegen  machte  die  Bestim- 
mung des  Bleies  viele  Umstände,  indem  die  Kupferr 
lösung,  welche  viel  Salzsäure  und  Natron  enthielt,  zur 
Abscheidung  des  Bleies  als  schwefelsaures  Salz,  und  zur 
Austreibung  alles  Chlor's,  lange  mit  Salpetersäure  und 
Schwefelsäure  erhitzt  werden  musste,  was  mit  reichj^her 
Entwicklung  salpetriger  Dämpfe,  und  unvermeidlichem 


-    48    — 


Bpritsen  begleitet  war.  Aus  diesem  Grunde  kehrte  ich 
bei  den  folgenden  Nummern  wieder  zur  Lösung  in  M- 
petersäure  zurück ,  umsomehr  als  die  Gegenwart  von 
Blei  vermuthet  werden  konnte.  Endlich  war  auch  bei 
der  Anwendung  des  Königswassers ,  als  Lösungsmitteli 
an  eine  Erkennung  und  Bestimmung  des  Silbers  gar 
nicht  zu  denken.  Nach  dem  mitgetheilten  Gange  der 
Analyse  wurden  folgende  Gegenstände  untersucht.  Die 
Nummern  1  bis  12  habe  ich  Herrn  A.  v.  Morlot ;  Nr.  13 
Herrn  Doktor  Uhlmann,  und  die  aus  dem  Berner  Mor 
seum  stammenden  Nummern  14—20  Herrn  von  Fischer- 
Ooster,  und  Nummer  21  Herrn  Dr.  Schuttleworth  zu 
verdanken. 

Nr.  1.  Eupferregulus  bei  Echallens  mit  einem  ko- 
pfemen  Beile  gefunden.  Masse  von  einigen  Unzen;  mit 
theils  angelaufener;  theils  grüner  Oberfläche;  Schnitt- 
flächen schön  roth;  Bruch  hackig ,  zum  Theil  löcherig. 
Zur  Analyse  dienten  1^013  grm.;  zu  einer  besonderen 
Schwefelbestimmung  wurden  1,753  gr.  verbraucht.  Re- 
sultat : 

Kupfer  96,52 

Schwefelkupfer    3,04 

2Snn  0,24 

Eisen  0,20 

Nr.  2.  Axt  von  Bronze.  Von  Hm.  v.  Morlot  selbst 
aus  den  Pfahlbauten  bei  Morsee  aus  dem  Grunde  des 
Sees  hervorgezogen.  Die  Schneide  noch  scharf;  die 
Oberfläche  theilweise  braun  angelaufen,  stellenweise  nüt 
Grünspan  bedeckt.  Zur  Analyse  wurden  2  g^rm.  Bohrr 
spähne  verwendet,  welche  frei  von  fremden  metallischea 
Einmengungen  auf  der  Drehbank  erbohrt  wurden:  Za- 
sammensetzung : 


—    4»    — 

Kupfer  88,25 

Zinn  9;26 

Nickel,  kobalthaltig   1,85 
Eisen  0,52 

Silber  0,12 

Daneben  Spuren  von  Blei,  als  schwefelsaures  Salz 
nrch  Lösen  in  Aetzkali,  Versetzen  mit  chromsaurem 
[ali  und  üebersättigen  mit  Essigsäure,  am  schön  gelben 
riederschlag  erkannt.  ' 

Nr.  3.  Bronzenes  Messer,  im  Grunde  des  Genfer- 
ee's  bei  der  Pierre  k  Niton  bei  Genf  gefunden.  Daa 
[esser  war  mit  einem  braungrünen  Ueberzug  bedeckt, 
ie  Schneide  noch  scharf,  die  Metallfarbe  an  den  Ean- 
3n  und  Erhöhungen  durchschimmernd. 

Um  eine  Probe  zur  Analyse  zu  nehmen,  wurde  das 
left  auf  der  Drehbank  durchbohrt.  Die  Spähne  waren 
peisgelb.  Zur  Analyse  konnten  nur  0,1725  gr.  verwen- 
et  werden : 

Kupfer         87,97 

Zinn  8,66 

Eisen  3,37 

ebst  Spuren  von  Blei,  welche  mit  chromsaurem  Kali  die 
barakteristische  Keaktion  gaben. 

Nr.  4.  Kupfernes  Beil  aus  Dänemark.  Scheint  nach 
er  stumpfen  und  bartigen  Schneide  zu  urtheilen,  nicht 
im  Schneiden,  sondern  zum  Dreinschlagen  als  Streit- 
et gebraucht  worden  zu  sein;  die  sehr  rauhe  und  wie 
3rfressene  Oberfläche  des  Beiles  war  schwärzlich,  mit 
urchschimmemder  Kupferfarbe.  Die  Bohrspähne  rein 
apferroth.  Zur  Analyse  dienten  1,0  grm.  und  1,856  gr« 
or  Silberbeätimmung  und  ergaben 


—    80    — 


Kvpbte 

98^47 

Zinn 

8,06 

Miekel 

0^ 

Eisen 

0^ 

Silber 

0,76 

Nr.  5.  Kleinet  Beil  aus  Frmnkreicb.  Hohl  gegos- 
9en,  mit  noch  sichtbarer  Onsnuiht  nnd  einem  kUam 
Oehr.  Was  die  Schneide  vorsteUi,  ist  eino  abgenuid«l9 
Kante.  Das  ganze  Stück,  mit  einem  grllnen  £et^  aa- 
snflihlenden  Uebersnge  bedeckt,  scheint  nicht  als  Wsffe, 
sondern  eher  als  Abzeichen  gedient  zu  haben.  Zur  Ans- 
tyse  dienten  0,716  gr.  am  offenen  Bande  des  Beiles  ana- 
gebrocbener  Fragmente;  der  Bruch  war  graulich,  jna\^ 
kömig;  das  Metall  hat  weder  Härte  noch  Festigkeit 
Zusammensetzung : 


Kupfer 

65,05 

Blei 

29,58 

Zinn 

4,91 

Eisen 

0,46 

Nr.  6.  Bronzenes  Armband  bei  Sitten  im  Wallis 
gefunden.  Ist  stellenweise  stark  von  Grünspan  zerfres* 
seu;  so  dass  die  Verzieruogen  und  Zeichnungen  zerstört 
sind.  Das  Metall  war  hart  zu  bohren^  die  Spähne  röthlich. 
£s  konnten  nur  0,551  gr.  zur  Analyse  verwendet  werden. 


Kupfer 

89,98 

Zinn 

7,26 

Nickel 

1,4S 

Blei 

1,22 

Eitfen 

0,11 

Nr.  7.  Spiessspitze  aus  Savojen.  Diese  sehr  sdiSs 
geformte,  wohlerhaltene  Waffe,  deren  Flügelschneidia 
noch  ganz  scharf  sind,  hat  eine  nur  unbedeutend  angoi 
laufenC;  noch  ganz  metallisch  glänzende  Oberfläche.  Di« 


—  «1  — 

sur  Analyse  dienende  Probe  i^nrde  am  Bande  der  Dille 
abgesägt;  wobei  sich  das  Metall  sehr  hart  aseigte.  Dto 
Material  zur  Analyse  betrug  0,397  gr.  Zusammensetzung: 

Kupfer  87,10 

Zinn  9,99 

Eisen  1,91 

Eobah  l/X) 

TSbt.  8*  Armband  aus  dem  Wallis.  Die  Oberfllk^ 
ist  atellenweise  so  »ehr  von  Grünspan  zerfrese^i,  ^ats 
die  eingegrabenen  Verzierungen  verwischt  sind.  Die 
Probe  zur  Analyse  wurde  durch  Ausbohren  einer  sol- 
chen Stelle  erhalten,  wobei  sieh  das  Metall  als  sehr 
hart,  und  von  röthlicher  Farbe  erwies.  Die  zur  Analyse 
dienende  Probe  betrug  0,264  grm.    Zusammensetzung: 

Kupfer  85,21 

Zinn  6,09 

Blei  4,53 

Nickel,  kobalthaltig  4,17 

Nr.  9.  Haarnadeln  von  Bronze,  bei  Stäffis  im  Neuen- 
Imrgersee  gefunden.  Wenig  oxydirte  metallische  Ober- 
fläche; das  Metall  ist  biegsam  und  lässt  sich  mit  dem 
Hammer  bearbeiten.  Zur  Analyse  diente  ein  abgehaue- 
nes Stück  von  1,176  grm.    Zusammensetzung: 


Kupfer 

88,82 

Zinn 

6,49 

Blei 

3,48 

Nickel 

1,00 

Eisen 

0,21 

Nr.  10.  Bruchstück  eines  Armbandes,  bei  Stäffi^ 
im  Neuenburgersee  gefunden.  Gleiche  BeschaffenlMt 
wie  die  Haarnadeln,  aber  härter  und  brüchiger*  Zar 
Amijne  diente  ein  abgcBchrotenes  Stück,  von  1,67  gm. 
Zusaimneiisetzung ; 


KnpfiBr 

87^ 

Zinn 

8^67 

Blei 

3,16 

Niekel 

0^ 

Eisen 

0^13 

■'.  < 


Nr.  11.  Messerklinge  von  Bronse,  ebenfalls  voa 
Stäffis.  Schneide  noch  scharf;  das  Metall  hart;  vom 
«peisgelber  Farbe  ^  ziemlich  brüchig.  Gewicht  des  ab^ 
geschlagenen  zur  Analyse  verwendeten  Stückes  1^639  gr» 

Kupfer        88,38 


Zinn 

9,50 

Blei 

0,83 

SUber 

0,23 

Nickel 

0,72 

Eisen 

0,34 

Nr.  12.    Kupferregulus,  von  Herrn  Jahn  bei  Tschugg 
im  Seeland  gefunden.    Unförmliche   Masse  von   Grün-  ' 
flpan  bedeckt;  auf  dem  frischen  Bruch  und  auf  den  fri- 
Jchen  Schnittflächen  schön  roth.    Zur  Analyse  dienten 
Fragmente  im    Gewicht   von   1;0375   grm.    Zusammen- 
«etzung: 

Kupfer  96,27 

Schwefelkupfer   2,19 

Eisen  1,08 

Nickel  0,46 

Nr.  13.  Fragmente  eines  von  Herrn  Dr.  Uhlmanii 
von  Münchenbuchsee,  in  einem  Tumulus  im  Grauholze, 
gefundenen  bronzenen  Kessels.  Derselbe  besteht  ans 
parallel  mit  dem  Boden  zusammengenieteten  Schienen» 
und  ist  an  verschiedenen  Theilen  seiner  Oberfläche,  be- 
sonders auf  dem  Boden ,  so  von  Grünspan  serfiresse% 
data  er  auseinander  fällt  Zur  Analyse  dienten  2,195  gmu 
welche  mit  Aetsammoniak  und  mit  einer  irtark  alkaUadt 


—  5a  — 

^macliten  Weinsteinlösnng  gereinigt  wurden  und  0;268gr» 
1er  12,42^0  ai^  Gewicht  verloren.  Die  Analyse  der  Lö- 
mg  des  Grünspans  ergab: 

Zinnoxyd  13,81 

Kupferoxyd  57,28 

Kohlensäure :  Verlust  28,91 

Das  Metall  des  Kessels  ergab  hingegen  fplgende^ 
nsammensetzung : 

Kupfer  84,63 

Zinn  15,09 

Eisen  0,15 

Kobalt  0,13 

Nr.  14.  Bruchstücke  der  bronzenen  Vase  von  Gräch- 
yl.  Gewicht  der  gereinigten  Probe  1,115  grm.  Zusam- 
ensetzung. 

Kupfer         89,31 

Zinn  9,57 

Eisen  1,12 

Nr.  15.    Bronzene   Kette    von    Kirchthurnen.    Ein^' 
br  von  Grünspan  zerfressenes  Glied  der  Kette  wurde- 
rch  alkalische  Weinsteinlösung  und  durch  Ammoniak* 
Esigkeit  gereinigt  und  blank  geschabt.  2,311  gr.  wur^ 
Q.zur  Analyse  benutzt  und  ergaben: 

Kupfer  83,15 

Zinn  8,20 

Blei  •  5,88 

Eisen  2,09 

Nickel  0,68 

Nr.  16.  Bronzene  Kette  von  Bückigen.  Wurde  wie- 
nge  Nummer  behandelt,  und  zur  Analyse  1,821  grm^. 
nvendet.    Die  Analyse  ergab: 


~    8t   ~ 


Kvpfbr 

8I>I& 

Ziiui 

tafiA 

Blei 

ifiü 

£is«i 

fißa 

Nickel 

Ofiß 

Nr.  17.  Bronzenes  Oeftss  Von  Dbt^en  (B.  IL46.) 
Dte  Metall ,  ans  dünnen  bladuurtigea  Fngmentai;  be- 
etehendy  war  so  zerfiressen,  dass  es  beim  Reinigen  lA 
kleine  Stücke  zerfiel;  geschabt  zeigte  es  eine  schöne 
gold&hnliche  Farbe;  daneben  war  es  hart  nnd  brücUg. 
Zur  Analyse  wurden  1,741  grm.  verwendet,  wobei  alles 
Material  aufgebraucht  wurde.    Zusammensetzung: 

Kupfer  83,02 

Zinn  16,54 

Eisen,  nickelhaltig  0,44 
femer  Spuren  yon  Silber  und  Blei,  aber  in  zu  geringen 
Mengen  um  gewogen  zu  werden. 

Nr.  18.  Bronzener  Armzierrafh  von  Dotzigen.  Da 
es  unmöglich  war  die  Bruchstücke  von  GkünBjMui  ToU- 
kommen  zu  reinigen,  so  wurde  das  Kupfer  in  einem  be- 
sondem  Theile  der  schwefelsauren  Lösung  bestimmt 
Zur  Analyse  wurden  1,746  grm.  verwendet;,  sie  ergab: 

Kupfer  79,31 


Zinn 

18,85 

Blei 

0,43 

Nickel 

0,5^ 

Eisen 

0,74 

Silber 

040 

Nn  19.  Bronzene  Zierrath  von  Dotzigen.  1,914  gr. 
wenig  gereinigte  Bruchstücke  ergaben  folgende  Zusaia* 
mensetzung : 


-    55    — 


Kupfer 

Si^ 

Zinn 

lajSb^ 

Bl«i 

OfiS 

Niokol 

0,18 

Ekea 

0^64 

SUber 

JÖ,11 

Nr.  20.  Bronzene  Fragmente  von  onbeBtimmibarer 
ideutung ;  (A.  UL  55.)  Fiiod4>rt  mibekaant.  Ovtuliob* 
lüEine  faBirte  Mosse^  unter  dem  Hammer  26rbreü&end> 
97  gmu  gaben;  unter  direkter  Beetimsrnng  des  Kupfer« 
»haltes:  Kupfer  74,23 

Zinn  Uje& 

Blei  0>58 

Eisen  0,56 

Nr.  21.  Speerspitze,  gefunden  in  Irland  bei  Gianta 
aüseway.  Dem  Berner  Museum  von  Hm.  Dr.  Shuttlewort 
^schenkt.  Die  Oberfläche  der  Speerspitze  ist  schwarz 
igelaufen,  doch  ist  noch  die  Metallfarbe  an  vielen  Stel- 
Q,  sowie  an  den  Kauten  und  Schneiden  sichtbar.  Die 
r  Analyse  bestimmte  Prpbe  wurde  vom  zerbrochenen 
lade  der  Dille  abgelöst  und  wog  0,822  gr.   Resultat: 

Kupfer  88,42 

Zinn  11,29 

Nickel,  eisenhaltig  0,29 
Iber,  Zink  und  Blei  waren  durchaus  nicht  vorhanden. 
Schlussfolgerungen.  Aus  den  Besultaten  vorstehen- 
r  Analysen  scheint  mir  hervorzugehen,  dass  der  Nickel- 
id  Kobaltgehalt  der  Bronze,  namentlich  der  im  Wallis 
fgefundenen  Antiquitäten  darwf  hindeutet,  dass  das 
denselben  enthaltene  Kupfer,  aus  Walliser  Kupfer- 
zen,  welche  bekanntlich  im  Einfischthale  ganz  in  der 
ihe  von  Nickel-  und  Kobalterzen  vorkommen,  darge- 
3llt  worden  sei,  Knd  dass  die  von  Stäffis  kommenden 


—    56    — 

Gegenstände  auch  Wftlincheinlich  ans  dem  Waffisstanw 
men«  Der  Silbergeluüt  der  Bronsen  hat  weher  keine 
grosse  Bedeutung,  aber  beweist  nemlich  klar,  dui 
die  Gewinnung  dieses  Ifetalles  ans  sflberhaltigeii  Eupfa- 
erzen  den  Alten  wahrscheinlicb  nnbekannt  war.  Zum 
Schlüsse  möge  noch  bemerkt  werden,  daas  die  Znsim- 
mensetzung  der  Bronze  nicht  immer  sweckenfi^veehend 
war,  indem  die  zum  Hauen  und  Schneiden  beaämmtB 
Axt  Nr.  2  von  Morsee  eine  weit  weichere  Legierung  da^ 
stdlte  als  diejenige  der  Armbänder  Nr.  6  und  8  tos 
dem  Wallis. 

Ob  die  Geschichts-  und  Alterthumsforacher  mit 
dem  hier  Angedeuteten  einverstanden  sein  werden,  wdfls 
ich  nicht,  wünsche  aber  durch  vorliegende  Arbeit  zur 
Erforschung  der  Wahrheit  mein  Schärfiein  beigetragen 
SU  haben. 

(Hiena  eise  Tafel.) 


Terselchnisft  der  für  die  Blbll^fhelL  der 
Sehwelz«  uraturf«  Geflellsehafl  elsge- 
gansenen  Gesehenke. 


Von  dem  Verein  für  Naturkunde  im  Grossherxoglhum  Hessen: 

Jahrbacher,  Heft  13.  Wiesbaden  1858.  8^. 
Von  dem  zoolog. -miner <ü,  Verein  in  Regensburg: 

Correspondenzblatt,  13.  Jahrgang.  Re^ensburf  1857.  8^. 
Vom  Herrn  Verfasser: 

W.  V.  J.  Maek:  Chemische  Untersochoni^eii   der    HennaBtslonier 
Stahl*  and  Saaerqaellen.    Dortmond  1860.  4°. 
Von  der  deutsch,  zoolog.  Gesellschaß: 

Zeitschrift,  Bd.  XI,  Heft  II.    Berlin  1859.   8o. 


ler  antiker  Bronzen.                 1 

Ziin.        Ilel. 

Uli. 

Koball. 

«"•   »"'"■    II 

■0,U 

0,20 

19,26 

„ 

1,85 

„ 

0,52 

0,12 

'8,66 

„ 

„ 

„ 

3,37 

„ 

■2,08 

„ 

0,31 

„ 

0,38 

0,76 

4,91 

29,58 

„ 

„ 

0,46 

„ 

7,26 

1,22 

1,43 

,, 

0,11 

„ 

:9,99 

„ 

„ 

1,00 

1,91 

„ 

«,09 

4,53 

4,17 

„ 

„ 

„ 

«,49 

3,48 

1,00 

„ 

0,21 

„ 

'8,67 

3,26 

0,66 

0,13 

„ 

j9,50 

0,83 

0,72 

"„ 

0,34 

0,23 

'■    „ 

„ 

0,46 

„ 

1,08 

„ 

.5,09 

„ 

„ 

0,13 

0,15 

,, 

■9,67 

„ 

„ 

„ 

1,12 

„ 

■8,20 

6,88 

0,68 

„ 

2,09 

„ 

12,92 

1,95 

0,08 

„ 

0,30 

„ 

.6,64 

„ 

„ 

0,44 

„ 

i8,85 

0,42 

0,58 

„ 

0,74 

0,10 

16,85 

0,98 

0,18 

„ 

0,64 

0,11 

{4,63 

0,68 

„ 

„ 

0,66 

„ 

il,29 
4 

" 

0,29 

" 

" 

" 

mr.  449. 


^.  llhlnifiiiii« 


nlsse  am  RIoeMeedorfftee* 

Vorgetragen  den  31.  März  1860. 


i  Munde  unseres  Landesvolkes  existiren  hin  und 
,  in  verschiedenen  Gegenden ;  sagenähnliche  An- 

van  ehemaligen  Seen.  Man  hört  manchmal  so- 
von;  dass  zu  historischen  Zeiten  etwa  noch  eiserne* 

zum  Schifianbinden  etc.  sollen  dagewesen  sein^  bis 

der  Seen  vermuthliohe  Ufer  hingereicht  hätten. 
5ge  Nachfolgendes  einen  gelingen  Beitrag  liefern, 
le  Angaben  reell  aufklären  zu  helfen, 
er  Moosseedorfeee    bei  Schönbühl -Münchenbuch- 
)sehon  zwei  See'n  bestehen  ^  der  Eine  ist  aber  ganz 

liegt  nach  seinem  Längendurchmesser  von  Ost 
Nest  in  einem  sumpfig  gewesenen  Thal  gleidHer 
ng.  Seine  dermaligen  Ufer  bestehen  in  Wiesen 
rf;  der  Torf  ist  zuoberst  durch  Agricttltur  mehren- 
in  Dammerde  verwandelt,  tiefer  unverändert,  der 
äche  näher  ist  er  lockerer ,  braun,  in  der  Tiefe 
'  und  beinahe  überall  mit  videm  H^te  gemengt. 
Mächtigkeit  beträgt  von  1  bis  6  und  mehr  Fuss. 
ter  liegt  der  ursprüngliche  Seegrand^  (weisser 
.,  blanc  fond,)  ein  Stratum  von  gelblich  oder  bläulich 
m  breiigem  Kälksinter  mit  vielen  zerbröckelten 
ach  erhaltenen  Süsswaiaer-Bohnookenschalen  und 
lengtem  Thon.  Die  Dicke  desselben  beträgt  1  bis 
10  Fuss»     Unter   diesem  findet  sich  der  ange- 

n.  Mittheil.  447. 


-    68    — 

schwemmte  Diluvialbodeii ;  Sand  und  Eies  (Grien) u.  s.w. 
der  auf  Molasse  aufliegt  -^  Die  hügeligen  Parthien 
welche  nördlich  und  südlich  zu  100'  —  200'  über  den  See 
ansteigen  y  sind  cultirirtes  Land  oder  Wald  und  bestehen 
aus  Ackererde  und  Kies,  tiefer  unten  Holasse,  (Sandstein 
und  Mergellager).  Hier  zeigt  sich  keine  Spür  von  Torf 
oder  blanc  fond. 

Dieser  blanc  fond  (Muschelschicht)  ist  an  einigen 
Orten  beinahe  nur  als  ein  Detritus  von  Süsswassercon- 
chylien  mit  Kalkainter  vermengt,  an  andern  Orten  mehr 
thonig  und  arm  an  Conchylienresteik.  Die  horizontale 
Ausdehnung  reicht:  von  den  Kieshügeln,  die  östlich  bei 
«Urtenen  und  Mattstetfeen  das  Thal  theilweise  abschliessen, 
bis  westlich  in  die  Gegend  von  Schönbrunn  (westlich  im 
Münchenbuchgee-Moos)^  als  dcucnjenigen  Pnnkte  im  Thal, 
wo  das  Wasser  aniUagt  nach  Westen  nach  dem  Seeland 
abzufliessen.  Westlich  Schönbrunn  findet  man  nur  Spuren 
von  Torf  bildung  und  darunter  angeschlemmten  Sand  und 
Kiesmergelgrund.  -—  Oeatlioh  von  Sohönbmnn  bis  über 
den  See  hinaus  bestehen  4  bis  6  und  mehr  Fobb  mSch- 
tige  Torflagl3r  im  Münchenbuchsee-,  Deisswyl-,  Wiggis- 
wyl-.  uq4  Hofwyl-Moos,  welche  afiamitlich  über  dem  blanc 
fond  liegen;  an  einigen  Stellen  haben  kleine  Bäche,  welche 
südlich  oder  nördlich  in  dieses  Thälchen  ana  Erosions- 
schluchten hervorfliessen,  in  frühester  Zeit  Sand  und 
Kies  hergesicWemmt,.  welches  gewöhnlich  eine  Strecke 
weit  in's  Thal  hinaus  unter  dem  Torf  oder  theilweise 
mit  ihm  vermengt  über  dem  blanc  fond  aufgefunden 
wird. 

Die  Conohylien  des  blanc  fond  ^gehören  (soviel  ich 
zu  beurtheilen  vermag) -sämmtUch  noch  lebenden  Oener. 
an,  welche  aber  in  ihren  Species  grössteatheila,  hier 
besonders  seit  der  Entsumpfung,  auagestorben  sind.  (Es 


-    fe9    ^ 

wäre  von  einem  sichern  Conchyliologen  verdienstvoll, 
fielbige  später  genau  zu  bestimmen.) 

Die  beschriebene  Ausdehnung  von  blanc  fond  würde 
0omit  die  Grösse  eines  einstigen  post  diluvialen  Ursee's 
Anzeigen. 

Lassen  wir  unsern  Vermuthungen  etwas  freiem  Lauf 
lUid  fügen  denselben  einige  Lokalbeobachtungen  an^  so 
könnte  ungefähr  folgendes  aus  obigem  geschlossen  werden : 

Nachdem  sich  während  den  Strömungen  und  Flu- 
^ungen  der  Diluvialzeit  das  umliegende  rundlich  gerollte 
Grien  abgelagert  hatte ,  und  von  der  höher  liegenden 
Holasse  noch  viel  Sand  über  das  Grien  hinweg  in  die 
Tiefe  geschwemmt  worden,  blieb  ein  See  mit  vermuth- 
lich  trübem  Wasser  liegen,  in  welchem  sich  allmählig 
aufgeschlemmter  Thon  und  aufgelösster  Ealk  absetzten, 
eine  Schicht,  die  nach  und  nach  mit  dem  Detritus  da- 
mals lebender  Conchylien  den  weissen  Boden,  blanc  fond, 
bildete. 

In  dieser  Beschafienheit  mag  der  Ursee  längere  Zeit 
fortbestanden  haben,  bis  durch  Holz  Vegetation  stellenweise 
eine  Vermoderung  und  Torfbilduüg  begann.  Zu  dieser 
letztem  Zeit,  als  schon  einiger  Torf  begönnen  hatte  sich 
EU  bilden,  scheint  am  Ostende  des  Thaies  ein  Abfluss- 
hinderniss  eingetreten  zu  sein;  sei  es  Geschiebeanhäufung 
in  den  Abflussbetten,  sei  es  ein  anderes  Ereigniss,  z.  B. 
Verrtittelungder  Grienhügel  bei  ürtenen  durch  Erdbeben; 
jedenfalls  stieg  hernach  das  Thalwasser,  blieb  mehr  stehen, 
wurde  sumpfig  und  eine  allgemeine  Torfbildung  begann 
nnn  überall  über  dem  weissen  Grund.  Diese  erste  Torf- 
bildung besteht  meistens  aus  vermodertem  Holz,  grössern 
Aasten  und  Baumstüoken,  Steinen  und  Schlammtheilen. 

Mit  dem  Aufwachsen  von  Torf  wuchs  auch  eo  ipso 
das  Hindemiss  vom  Thalabfluss;  der  Torf  gewanu  über 


—    60    —      • 

dem  Wasser  mehr  Boden ,  mehr  Ausdehiimig ,  der  See 
wurde  hierdurch  mehr  eingedämmt,  surückgedrängt,  auf- 
gestaut und  verkleinert  Das  Thal  yersompfke  wieder 
mehr  nnd  mehr  und  Torf  bildete  sich  nach  bekannter 
Weise  um  den  See  herum  und  höher  hinauf  im  westlicli 
davon  gelegenen  Moos.  Dieser  Zustand  dauerte  nun 
Jahrhunderte  lang  fort,  bis  zu  dem  Zeitpunkte,  wo  in 
letzten  Jahren  durch  Ejinalisation  das  Thal  entsnmpft 
und  die  damalige  Oberfläche  des  See's  wieder  bedeutend 
gesenkt  wurde  (circa  8  Fuss).  Gegenwärtig  hat  die  Torf- 
bildung so  ziemlich  aufgehört  und  der  Spiegel  vom  See 
liegt  vermuthlich  einige  Fuss  tiefer  als  zur  Zeit  der  Pfahl- 
baubcwobner. 

An  den  Pfahlbautenstellen  findet  man  Schutt  menach- 
liehen  Daseins ;  und  Reste  deren  Wohnungen,  bestehend 
aus  loekerm  Torf  nebst  Sand,  Steinen,  Letten,  Holz; 
Kohlen ,  zerschlagenen  Knochen  und  allerlei  Artefacten 
aus  obigem  Material,  namentlich  vielen  rohen  Töpfer' 
Scherben;  behauenen  Balkenstücken  undPfahlstumpfen  etc. 
Das  Gemisch  obiger  Substanzen  heisst  man  im  Allge- 
meinen die  Culturschicht  Ihre  Dicke  beträgt  5  Zoll  bis 
2  —  3  Fuss.  Alle  Artefacten  liegen  in  diesem  Gemenge 
mithin  immer  über  dem  blaue  fond ;  (ausgenommen  bis 
tief  in  denselben  hinabgetriebene  Pfahlspitzen)«  Sie 
liegen  in  der  Regel  nahe  über  dem  blanc  fond,  ja  an 
einer  Stelle,  wo  man  Feuersteinartefacte  zurechtschlug; 
was  man  an  den  hunderten  von  allerlei  Formen  und 
Scherben  und  Splittern  (und  nichts  Anderm)  schliessen 
musste,  fanden  sich  jene  Produkte  beinahe  auf  dem  blossen 
blanc  fond  aufliegend,  immer  aber  mit  Torf  gemengt 

(NB.  Mit  obigen  Verhältnissen  stimmen  die  Besultste 
von  letzten  Nachgrabungen  auf  der  Insel  im  Inkwylersee 
und  auf  den  Wauwylermöösern  vollkommen  überein.) 


FLtNCHlH  vomMOOSSEEDORFSIE  und  Dm^e^eni 

i    ^Dios  alle  BentfutE 


K.  MäntieniucAr 

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—    61    — 

Waa  nun  Artefacten  späterer  Zeit,  (nicht  der.Stein- 
leriode)  anbetri^i  so  wurden  solph^s  bei  una  herum 
während  der  Kanalisation  vom  ganzen  Thal  an  verachie- 
lenen  Orten  erhoben. 

Römische  Münzen  (von^rajan,  Hadrian  etc.)  nebst 
ömischen  Töpferwaaren  lagen  in  der  Regel  in  dien  Torf- 
chichten  bedeutend  höher  oben,  und  wo  sie  zur  Selten- 
leit  in  der  Tiefe  gefunden  wurden;  so  fand  man  die 
Jmgebung  derselben  als  alte  Bachbetten.  Mittelalterliche 
Sisensachen :  Messer^  Dolche ;  Hufeisen  etc.  fand  man 
loch  höher  oben,  letztere  in  der  Regel  nahe  an  der  Damm- 
trdeschicht.  Noch  nie  fand  ich  Alterthtlmer  in  dem  blanc 
önd  (Pfahlspitzen  ausgenommen).  An  Thierresten  nur 
lie  früher  erwähnten  Süsswasserconchylien.  Funde  von 
iVirbelthierresten  im  blanc  fond  sind  mir  noch  nicht 
»ekannt  geworden. 

Es  ergiebt  sich  schliesslich  hieraus :  dass  der  Mensch 
bei  der  Bildung  von  blanc  fond  in  unserer  Gegend  noch 
aicht  anwesend  war,  dass  bei  der  Gründung  der  Pfahl- 
bauansiedlungen etwas  Torf  schon  vorhanden  gewesen 
sein  muss  und  derselbe  während  ihres  Bestehens  noch 
bedeutend  anwuchs ,  aus  letzterm  und  der  grossen  Menge  . 
von  Artefäcten,  schichten  weise  übereinander  ^  lässt  sich 
schliessen,  dass  die  Niederlassungen  lange  Zeit  betanden 
haben. 


(Ueber  zerschlagene  und  von  Menschen  bearbeitete 
Reste,  selbst  ausgestorbener  Wirbelthierarten  der  Pfahl- 
bautenzeit, sehe  man:  Dr.  L.  Rüttimeyer,  Professor  in 
Basel,  „Untersuchung  der  Thierreste  aus  den  Pfahlbauten 
der^Schweiz^  in  den  Mittheilungen  der  antiquar.  Gesell- 
schaft in  Zürich.  Bd.  XIII,  Abth.  2,  Heft  2.) 


-    82    — 

WenelehiüM  4er  für  die  BIMIeilielL  «er 
Sehwelx«  Nmtwurt.  QeselUieluiil  rtage- 
Saaseneii  fiesehenlLe« 


Ff 


Von  der  TU.  Redaktion. 

GemeinadUice  Woduuehrift    tob  Wirabvg,    Jahrgus  1^« 
Nr.  1-4,  8\ 
Von  der  fürüL  JabU>now$kisehen  Geselbekafl  in  Leipzig : 

Gekrtete  PreisMlirirteB^   eBthalte»d:  N.  WiakemaB«:  die  aitike 
Laadwirilischaft  und  das  voa  Thinemeiie  GteseU  ebb  dei  altei 
SchrifUteüera  darsestellt.    Leipiif ,  1859,  6\ 
Von  der  Akademie  der  Wi$ten$chaften  in  Stockholm: 

1.  Bohemana:  Berattelse  omframstegen  i  iaaeoteraas,  myriapoder- 
Baa  ooh  araehaiderBas  BatBralhistorio  Ar  |865  odi  1856.  Stock- 
holm 1859.  80. 

2.  EdluBd:  Berättelae  om  framste^B,  Fyaik  oader  ar  1853. 

3.  Ofrersi^  af  k.  veteBakaps-akademieBs  fSrhaadÜBfar.   Femtoade 
ArgaogeB ,  1858,  Stockholm ,  1859.  8^. 

4.  Haadliasar,  Ny  foUd.  1857.  Stoekholm.  4P. 

5.  EDgeaiea  Rosa  omkriag  Jordea.    Zoolop  lU.     Stoekhofan.  4'^ 
Von  dem  physik.  Verein  in  Frankfurt  a.  If .  : 

Jahresberieht  1858-1859.  8». 
Von  dem  niederöslerreichisehen  Getoerbeverein: 

VerhaadloDi^eB  oad  M'ittheiloB^B ,  Jahrgaai;  1850.    Heft  11.  b.12. 
De  la  sociele  bolanique  de  France: 

Bulletins ,  Tom.  VI. ,  4--7. 
Von  Herrn  Ingenieur  Denüer : 

Bnke:  AstroBom.  Jahrbach.    Jahr;.  44,  45  and  47.  Bari.  8^. 
De  VAcadimie  des  sciences  de  Bordeaux: 

Actes,  1859.  Tom.  1,  2. 
Von  der  Tit,  Redaktion. 

Schweis.  Zeitschrift  für  Pharmaoie,  1860.  Nr.  3. 
Von  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Aarau: 

WitterongsbeobachtoDgeji  in  Aaraa  im  Jahr  1859. 
Von  dem  Herrn  Verfasser: 

1.  Wydier,  iber  die  Verstäabun^fol^  der  Antheren  von  Lychois 
Tespertlna«  Sibth.    4?. 

2.  Beschreibani:  einiger  Antholysen  von  AUiaria  officinalis.  4<). 
From  Ihe  Lyceum  of  natural  history  of  New-York: 

Annais,  Vol.  VI.,  Nr.  6-13.  VII.  Nr.  1-3.  New  York  1856-69.80/ 


—    63    — 

"on  der  OberlausitzUchen  GeseUschaß  der  WisHntekaften : 

Neues  Laasitzisches  Na^usio,  Bd.  XXXVI.,   Heft  1—4.    GörlHz 
1859.    80. 
^e  Monsieur  VAuleur: 

De  la  Rive:  les  aarores  bor^ales.    Gea^e  1858i  8^. 
Vom  the  Ui\üed  State  Patent  ofßce: 

Report  of  the  CommissioBer  of  Patents  for  the  year  1857.  Vol.  1. 
II.  III.  80. 
rom  the  Academy  of  natural  seiences  of  Phüadeif^tia: 

Prooeedings  1859.  80. 
rom  the  american  Association  for  Ihe  advane&nent  of  seiences : 

Twelfth  roeetinif,  held  at  Baltimore,  May  1858.  80. 
rom  the  Ohio  State  AgrictUlural  Society: 

1.  Fifth  annaal  report  for  the  year  1850.  80. 

2 .  Siebenter  Jahresberioht ;  for  dan  Jahr  1852.  80. 

3.  Neunter  Jahresbericht;  für  das  Jahr  1854.  80. 

4.  Eleventh  annnal  report;  for  the  year  1856.  89, 

on  der  k.  hair.  botanischen  Gesettschaft  in  Regen^mrg: 
1.  Flora,  1859.  Regensburg  1859.  80. 
2.  Ikakschriften,  Bd.  IV.  1. 
on  der  Redaktion: 

Der  zoologische  Garten,  Organ  for  die  Mologisehe  Geselkthaft  in 
Frankfurt  a.  M.,  herausgegeben  von  Dr.  Wieland;,  Jahrgang  I. 
Heft  1—6.  Frankfurt  a.  M.  1860.  80. 
on  der  k.  Aeadenäe  der  Wissenschäßen  in  M(&nchen: 

1.  Rede  in  der  öfliNitlichen  Sitsnng  am  28«  Mäira  1860  rar  Faler  Bires 
101  Stiftungstages,  gehalten  von  Liebig.  Minöhen  186a  40.. 

2.  Dr.   Christ:   ^on  der   Bedentnng  der  Sanskritatndien  filr  die 
griechische  Philologie.  Mfinehea  1860.  4P. 

rom  the  United  State  Patent  office: 

Reports  of  explorations  and  snrTeyn  to.aseertain  tbt  «ost  praoti- 
cableand  eoonomical  route  for  a  railroadfrom  4he  Msrauippl  river 
to  the  paoifio  ooean«  Vol.  X.  Washington  1850.  ^. 
^e  VAcademie  des  scienees  ä  Bordeaux: 

Actes ,  21me  annö  1859.  3me  trimettre.  Paris  1859.  80. 
'on  der  Tit.  Redaktion: 

Sohweiserisehe  fleüsohrift  ffir  PiiannMi«,  1860  ^    dir.  5.    Sohalf- 
hausen  1860.  80. 
on  der  hönigl,  Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin : 

1.  Monatsberichte  1859.    Berlin  1859.  8».      • 

2.  Abhandlangen  ans  dem  Jahr  1858.  Berfin  1669.  #. 

3.  Abhandlangdn  ans  dtfm>la!ir  1854.  II.  Svfplonefli-Bfcnd.  Berlin 
1859.  4P. 


—    64    ~ 

Von  der  naturfondunden  GeMelUehaß  tu  Nürnberg: 

AVhaaJIaofea,  II.  Heft.    Nani^erf  1666.  6». 
Von  der  TU.  GeseUschafl  PoUiehia: 

Jahresberichte ,  16.  and  17.     Neustadt  a  II.  1660.  60. 
Von  den  Herren  Vmrfmsi$m: 

1.  Sehulti    Bipont.,    Commentatioiiei  botanie«.     (ieafoü  Nemetmu 
1850.  80. 

2.  N.  Schiff:  Beiträge  sar  Anatomie  von  Chiton  pieeas.  8^. 
Von  der  nalurforsdunden  Ge$eU»ekaß  in  ZOricA: 

Vierteljahrnschrin.  IV.  Jahr^op,  Heft  4.    Zirieli  1860.  80. 
Von  der  naiwrfor sehenden  GeselUehafl  tu  Freiburg  im  Breisgau: 

Berichte    fiber  die  VerluuidlaBg««,    Bd.  II.,    Heft  I.  Freibarg  im 
Breisfrao  1859.  8». 
Von  dem  niederösterreiehiichen  Gewerlnftrein  in  Wien. 

Verhandlaneen  und  Mittbeilvnfen,  Jahrgans  1600,  Heft  1  mi  2. 
Wien  1860.  »>. 
Von  der  Senkenbergisehen  neUurfarstkendenGeiMbehafl: 

AbhandlonireB  lU.    rraakfnt  a.  M.  18G0.  4». 
Von  der  k.  Academie  in  Amsierdam: 

Verslagen  en  mededelingen  d.  k.  Ak.  van  Weteasehai^iett  IV.  VIII. 
IX.  Amsterdam.  1858.  80. 

Jaarbnek  van  1658«  Amsterdam. 

Verhandelinfea ,  X.  met  platen.    ABiaterdam.  1850.  4o. 
From  the  Ohio  State  agricidiural  soeiHy: 

1.  Tenth  annnal  report  for  tffe  year  1865.  ChlHieotlie  1856  8<^. 

a.  XII.  Jahreabarioht,  fBr  1657.  CoUimbia  165a  doi 

3.  VIII.  JahrMberleht.  ChiOicothe  1654.  8». 
From  the  Aeademie  of  eeienees  of  Sf>  Louis: 

Transaetions,  vol.  L  Bt.  Leuis  1660.  80. 
From  the  State  of  Arcanscu: 

Pirat  «eolagical  repart.    Utile  Hock.  1866.  6». 
From  the  8miih$onUin  /nstituiion: 

1.  Annoal  mport  for  the  year  1856.  Washia^on  18Ga  80. 

2.  Report  of  the  Superintendent  of  the  Coast  8srvey  dnrins  the 
year  1667.  Washin^on  1856.  8o. 

Von  Herrn  Dr,^Sidler: 

1.  Br.  G.  Sldlerr  Entwiekitmg  der  rechfwinkt,  Goorditiate  eines  Pla- 
neten nach  aufsteigenden  Dimensionen  der  pltnet  ilaagea»  nach 
L.  Raabe« 

2.  Raabe:  Ueber  einig»  ohmt  iQt^fVatioftVVjßrriOhlvng  gewonnene 
IntegraleivebflSsfe.  60.  . 

3.  Rai^iea^-ifiiuge  AßweMiüAgßt  d#r  'V^rallfemetnleii  Stirlingseh  n 
Reihe.  80. 


IVr.  44S  A  440. 


Ma.  R.  X.  Fellenbers« 
Analysen  Ton  antiken  llrenxen« 

«te  Fortseteoiif  der  Pag.  43,  Jahr^ng  1860  angefangenen  Arbeit. 

(Nr.  22  bis  40  incksive.) 


Die  bisher  mitgetheilten  Analysen  bronzener  und 
ipfemer  Qeräthscliaffcen ,  welche  aUe  dem  vorrdmischen 
ditalter- anzugehören  scheinen^  l^eisen  alle  eine  grosse 
eränderlichkeit  nach  in  den  Le^erungsverhältnissen 
m  Zinn  und  Kupfer^  welche  sich  selten  durch  die  be- 
Lmmte  Absicht  auf  Härte  oder  Festigkeit  des  Gegen- 
andes  rechtfertigen  lassen^  sondern  eher  der  Vermu- 
.tmg  Baum  geben ;  bei  Mangel  an  Zinn  habe  man  sich 
>en  mit  demjenigen  Zusätze  begütigt ;  welchen  der  Vor- 
bih  erlaubte.  Von  den  beiden  Hauptbestandtheilen  der 
ronzCi  dem  Zinn  und  dem  Kupfer,  kommt  ersteres 
if  däm  Kontinente  nur  im  Erzgebirge  in  nennenswer- 
ler  Menge  vori  um  im  Grossen  ausgebeutet  zu  wer- 
3n.  In  den  alten  Zeiten  war  England,  und  naihentlich 
^omwall  das  einzige  Land  in  Europa ,  Welches  Zinn  in 
3n  Handel  lieferte,  da  die  erzgebirgischen  Gruben  erst 
üL  Mittelalter  eröffnet  wurden«  Das  Zinn  muss  also  zu 
3n  Völkern  der  Binnenländer'  des  Kontinentes,  nament- 
dh  der  Schweiz,  welche  zur  Zeit  lebten,  von  denen  die 
Dpfemen  und  bronzenen  Geräthschaften  stammen,  als 
[andelswaare  gekommen  sein,  und  daher  auch  oft  ge- 
langeh  haben,  während  das  Kupfer,  wenn  gleich  nur 
parsam ,  in  der  Schweiz  vorkömmt,  und  auch  im  Wal- 
8  und  in  B.ündten,  nach  einigen  Traditionen  auch  im 
^berlande  ausgebeutet  worden  ist. 

Bern.  Mittheil.  448  and  449. 


—    66    — 

Die  an  verschiedenen  Fundorten  bronzener  und  ku- 
pferner Gerfithschaften  aufgefundenen  thrSnen-  und  tro- 
pfenförmigen, geflossenen  Massen  (bavures  et  culoti  ii 
fusian),  sei's  Ton  Bronse,  sei's  Ton  Kupfer,  lassea  sehfies- 
sen,  da'ss  an  jenen  Fundstellen ,  z.  B.  Tschngg,  Staffis, 
Echallens,  die  dort  gefundenen  G^er&thschaften  gegossen 
und  fabricirt  worden  sind,  mit  durch  den  Handel  bezo- 
genem Zinn  und  aus  der  Nähe,  z.  B.  dem  Wallis  ge- 
brachtem Kupfer. 

Nach  den  geringen  Proben  von  antikem  Zinne,  welche 
ich  untersuchen  konnte,  ist  dasselbe  als  rein  zu  betracli« 
ten,  da  es  nur  Spuren  von  Eisen,  sonst  keine  metalli- 
schen Bestandtheile  enthält.  Dieses  erklärt  sich  daraaS; 
dass ,  namentlich  in  Komwall ,  woher  wahracheinlich  in 
alten  Zeiten  das  Zinn  bezogen  wurde,  dasselbe  vorzugs- 
weise aus  den  sogenannten  Zinnseifen  dorch  Waschen 
und  Schlämmen,  und  Verschmelzen  der  reinen  Zinn- 
steine  in  Hochöfen  dargestellt  wurde. 

Die  Siinnseifen  sind  nämlich  Ablagerungen  im  Schatt- 
lande und  im  Sande  der  Flüsse,  von  Petritns  verwit- 
terter ,  Zinnsteine  führender  Urgebirgsgesteine«  Der  ape: 
cifisch  viel  schwerere  Zinnstein  findet  sich  dapelbst ,  ohoQ 
metallische  Begleiter,  durch  die  Wirkung  der  fliessenden 
imd  atmosphärischen  Wasser  gereinigt;  während  das  berg- 
männisch gewonnene  Zinnerz,  im  böhmischen  und  säch- 
sischen Erzgebirge  so  wie  in  Kornwall,  von  vielen  axi- 
dern  Erzen  begleitet  ist,  von  denen  es  nicht  vollk(HD- 
men  befreit  werden  kann,  und  daher  auch  beim  Ver- 
schmelzen ein  weniger  reines  Zinn  liefert.  Weit  um- 
ständlicher ist  das  Zugutemachen  der  so  sehr  saUrei- 
chen  und  so  verschiedenartig  zusammengesetzten  Kupfer- 
erze, welche  der  Hauptmasse  nach  aus  Schwefelungen 
bestehen,   in  welchen  neben  Kupfer  noch  Ei^en,  Zink 


-    67    — 

cmd  Blei,  und  in  den  so  sahirdclieil  Fahlerzen,  noch 
A.titimon,  Arsen  I  Stibdr /Nickel  nnd  Kobalt  vorkommen. 
Die  hüttenmännicrehe  Arbeit  der  trerscfaiedenartTg  aufbe- 
reiteten Erze  hat  vorerst  den  Zweck  ^  alles  Kupfer  der- 
selben zu  cöncentriren,  und  durch  Schmelzung  von  den 
Gtangarten  zu  trennen ;  das  erste  Produkt  dieser  Arbeit 
Ist  der  Rohste  in,  gewissermaassen  das  von  den  erdi- 
gen  Begleitern  gereinigtci  Erz.    Dieser  Eohstein  wird 
atm  sm  wiederholten  Miüen- geröstet  und  zu  einem  neuen, 
reinem  und  angereichertem  Steine  verschmolzen,  wäh- 
rend Eisen  in  die  Schlacken  gieht  y  und  flüchtige  Metalle, 
yne  Antimon,   Arsen  und  Zink  wegrauchen.    Der  Stein 
wird  nach 'neuem  Blö'sten  zu  SchWarzkupfer  verschmol- 
zen, imd  dieses  auf  dem  Spleiilii-  dder  Gärherde  zu  rei- 
nem oder  Gttrkirpfer  verarbeitet,  weiches-  nun  Handeh- 
Mraare  ist    Ist.  das  Schwarzkupfbr  reich  an  Silber,   so 
wird  es  vor  dem  Garnlachen  mit  Werkblei  zusammen- 
geschmolzen  und  der  Sißgeriirbeit  Unterworfen ,  und  dann 
erst  gar  gemacht.  Dieses  sind  gWissermaassen  nur  die 
flttehiigsten  Umrisse  der  M^talhir^e  des  Kupfers ,  welche 
ansserordentfich'en  Abhebungen  und  Modifikationen  un- 
terHegen,  je  nach  der  Natur  der  'beibrechenden  fremden 
Brsse  und  vielen  andern,  bedeuteiofdeii  Einfitiss  ausüben- 
den Umständen ,  welche  aber  alle  den  Endzweck  verfol- 
gen,   das  Metall  mit  dem  ge^^figsten  Verlustef  zu  derRein- 
lieit  zu  bringen,  dasär  e»  ptobehaltige  Handelswaare  sei. 
Wie  war  es  nun  mit '  der  MetaUüi^e  des  Kupfers  bei 
den  Völkern  des  Alterthums  bestellt?"    Daritber  wissen 
wir  so  zu  sägen  IQchts !  Aber  cEe  Produkte  ihrer  Kunst- 
fertigkeit in  den  bronzenen  und  kupfernen  Geräfhschaf- 
ten  können  uns  einigen  Auf scfaluss  über  die  Vollkommen- 
heit ihr^r  metallurgischen  Processe  geben :  Der  geringe 
GFehalt  derselben  an  Blei,  Bisen,  Nickel,  Köhdt  odei 


-     68     - 

Silber  steUt  deren  RrinhfAgwitcfaendiejepige  der  reineren 
SchwarskopfiBr  and  £e  der  GwknpfiBr,  da  ja  nack  d» 
vorliegenden  und  sogleich  nadifelgendeB  Analyaei^  naeh 
Abzog  des  Snnes,  das  Uehrigblcibende  die  Zosammen- 
setsung  der  jeweilen  Tcrwendeten  Knpfer  ergibt 

Was  endlich  die  Bronxe  der  Bömer  betriffi,  so  iit 
bekannt,  dass  dieses  Volk  snerst  die  Zinkeixe,  nimfid 
den  Gralmei,  so  wie  die  Kadmien,  oder  zinldsclien 
Fingaschen  nnd  den  Ofenranch  der  SchmelshQtteny  be- 
sonders der  Insel  pTpem,  ihren  Br<«aen  snsetsten,  um 
dadurch  das  Aniichalcnm  oder  Iteaüng  an  gewinnen, 
obgleich  ihnen  das  metallisehe  Zink,  welches  entPan- 
celsQs  darzustellen  lehrte,  nnbekannt  war,  nnd  sie  also 
die  Wirkung  des  Galmd's  nnd  der  Kadmien  anf  Kupfer 
nnd  dessen  Legiemngen  nidit  richtig  xn^erkllren  wussten« 

Bei  den  Produkten  der  heutigen  hüttenmännischen 
Technik,  welche  auch  aus  den  unreinsten,  nnd  von  den 
verschiedenartigsten  fremden  Metallen  b^leiteten  Ku- 
pfererzen, reines  Kupfer  henustellen  vermag,  ist  es 
nicht  mehr  möglich,  durch  die  Analyse  die  nrsprfii^ 
che  Art  der  Erze  zu  errathen,  wie  idi  annehme,  dass  es 
mit  den  analysirten  Antiquitäten  der  Fall  ist.  Dieses  ist 
auch  ein  Grund,  um  das  Beobachtungsfeld  sn  erweitern, 
und  wo  möglich  ans  allen  Landestheilen  Zeugen  der  alten 
Zeit  aufzurufen  und  sprechen  zu  lassen. 

Die  Ausführung  der  nachfolgenden  Analysen  geschah 
genau  nach  dem  Gang^,  welcher  in  der  ersten  Arbeit  mit- 
getheilt  worden  ist.  Auch  die  Bestimmui^  des  Kupfers 
geschah  auf  gleiche  Weise  mittelst  Fällung  dieses  Metal- 
les als  Oxydul,  besonders  in  denjenigen  Proben,  bei  wel- 
chen ein  grosser  Theil,  oder  gar  der  ganze  Gegenstand 
In  eine  (mit  Zinnoxjd  gemischte)  krystallinische  Masse 
von  Kupferoxjdul  verwandelt  war.  Bei  diesen  mag  jedoch 


—    69    — 

das  ursprüngliche  VerhftltniBS  zwischen  Knpfer  und  Zinn 
kaum  noch  vorhanden  gewesen  sein,  sondern  ersteres 
tun  ein  Bedeutendes  zu  gering  ausfallen.  Der  Grund 
,inuss  darin  gesucht  werden ,  dass  diC;  den  Orünspan  bil- 
denden Kupfersalze  (kohlensaures  Kupferoxjd  und  basi- 
sches Chlorkupfer)  in  Ammoniak-  und  Kohlensäure  hal- 
ttgen  Wassern  löslich  sind,  und  durch  dieselben  in  die, 
die  Bronzegegenstände  umgebenden  und  einhüllenden 
Brdschichteh  geftLhrt  werden;  während  das  Zinn  der 
"Bironze  keine  ähäliehen  lösilidhen  Verbindungen  bildet, 
und  daher  keinen  davon  abzuleitenden  Verlust  erleiden 
kann.  Endlich  ist  noch  zu  berichten,  dass  die  Bestim- 
mnng  des  Silbers  ausgeführt  wuvde  durch  Einäschern 
des,  das  Chlorsilber  enthaltenden  Filters,  und  Abtrei- 
ben des  Bückstandes  mit  Probirblei  vor  dem  Löthrohre, 
und  Bestimmung  des.  Silbers,  sei  es  auf  dem  Maassstab, 
sei  es  durch  Wäg;ung,  wenn  das  Silberkorn  mehrere 
Milligranmie  scWer  war. . 

Das  bei  verschiedenen  Analysen  erhaltene  Zinn- 
oxyd wurde  genau  analysirt,  und  nach  dessen  Gehalt  an 
Knpfer-  Uv^ä  Eisenpxyd  die  erhaltenen  Mengen  Zinn- 
oxydes korri^rt  Die  Nuijnmem  22  bis  29  und  35  wur- 
den mir  von  Hm.  v.  Morlot,  30  bis  3ä  von  Hm.  Brauns 
in  Sitten,  34  von  Hrn.  J.  J.  Schmid  in  Basel -Äugst, 
36  bis  39  von  Hrn.  Jahn  und  Nh  40  von  Herrn  Berg- 
bauverwalter Beck  in  Tkun  verschafift,  wofür  ich  den- 
selben meinen  lebhaften  Dank  ausspreche. 

Nr.  22.  Spiralkette  von  Horgen.  War  mit  ei- 
ner grünen  Kmste  von  Grünspan  überzogen ,  und  konnte 
nicht  gut  gereinigt  werden,  wesswegen  eine  direkte  Eu- 
pferbestimmung  ausgeführt  wurde.  Das  ganze,  zur  Anar 
lyse  verwendete  Stück  wog  0,798  gfin.  und  war  zusam- 
mengesetzt .AUS :  ^ 


^    70    — 

Kupfer         8443  7o 

Ziim  15|03  « 

Eisen  0,56  „ 

Kobalt  0|48  „ 

Blei  und  Silber  worcUn  keine  Spnren  entdeckt 

Nr.  23.  Bronzene  Vase  von  einem  Hügel 
grabe  bei  BasBikon.  Unförmliche  blechartige  Frag- 
mente, welche  blank  geschabt  eine  schSne  Farbe  zeig- 
ten. Die  ganze,  zur  Analyse  verwendbare  Probe  dissee 
Gegenstandes  wog  nach  dem  Beinigen  0,623  gmu,  imd 
ergab  folgende  Zusammensetzung: 

Kupfer  85,48% 


Zinn 

• 

M»48i, 

Eisen 

0^, 

Kobalt 

0^1, 

Andere  Metalle  konnten  keine  aufgefunden  werden. 

Nr.  24.  Schmuckkette  von  Wyla.  Konnte  we- 
gen £u  tiefer  Corrosion  durch  Grünspan  nicht  gereinigt 
werden ;  war  sehr  brüchig,  das  Kupfer  schon  zum  TübxSk 
in  Oxydul  übergegangen J  Eine  besondere  Kupferbestim- 
mung wurde  vorgenommen  mit  einem  Theile  der  schwefel- 
sauren Kupferlösung.  Zur  Analyse  würden  verbrancbt 
1,081  grm.  und  ergaben: 

Kupfer  75,38% 

Zinn  11,52  « 

Blei  12,64  « 

Eisen  0,46  „ 

Nr,  25.  Bronzenes  Gefäss  von  Pfäffikon, 
auch  ans  einem  Hügelgrabe  stammend.  Blechartige,  mit 
Grünspan  überzogene  Fragmente,  die  gereinigt  wurdeDi 
jedoch  nicht  so  vollständig,  dass  nicht'  eine  Kupferbe- 
stimmung nöthig  gewesen  wäre.    Zur  Analyse  konnten 


—    71    — 

endet  werden   0^5275   grm.   nnd   lieferten   folgende 
Itate: 


Kupfer 

81,61  o/„ 

Zinn 

17ylJ, 

Eiseil 

1,«, 

Silber 

0.p6„ 

Sr.  26.  Kupfernes  Beil  von  Schaffhaasen. 
kleine    Partie    von    Spähnclien  von   kupferrotber 
e  von  Oy322  grnoL  \Gewicbt  ergab  fUr  die  Zog&mmen- 
ng  des  Metallea: 


Kupfer 

98,17  % 

Zinn 

0,94  , 

Eisen 

0,89  „ 

^r.  27.  Fibula  von  Gennersbrunn  bei  Bil- 
den. Die  stark,  x&it  Grünspan  überzogene  Fibula 
zerbrochen;  und  bestand  aus  einem  aiti  Ende  spi- 
rmig  gewundenen  Stück  Draiit  Wegen  des  starken 
irzuges  von  Grünspan  wurde  eine  dh*ekte  Kup£$r- 
nmung  ausgeführt ;  0|995  grm.  gaben  b^i  der  Ancdyse : 


Kupfer 

87,21  7o 

Zinn 

10,25  , 

Blei 

0,97  „ 

Eisen 

1,39  „ 

Kobalt 

0,18  , 

^r.  28.  Kette  aü%  einem  Hügelgrabe  bei 
iffhausen.  Das  0ur  Analyse  dienende  Bruchstück 
r  Kette  war  Ton  gleicher  Arbeit  und  Form  wie 
l^ ,  wurde  durch  Schaben  und  Scheuem  von  Grün* 
befreit;  und  wog  nun  1)962  grm.  Die  Analyse  er- 
folgende Resultate : 


—    7J    — 


Kupfer 

91,27  7« 

Zinn 

V5. 

Blei 

0^43. 

Eisen 

0,35, 

Eobah 

0,». 

Nr.  29.  Gnrtbeacliläge  von  Dörflingen.  Das 
blechartige  Fragment  wurde  durch  Waschen  von  Erde 
befreit;  und  zeigte  einen  scbönen  blaiqprfinen,  glSnzen- 
den  üebennig  von  Grünspan.  Da  dieser  nicht  vollstSn- 
dig  entfernt  werden  konnte,  so  wurde  eine  Eupferbe- 
stimmnng  ausgeführt;  0|532  grm.  gaben  hA  der  Analjae: 

Kupfer  86^  % 


Zinn 

10,38. 

Blei 

1,12. 

Eisen 

0,96, 

Kobalt 

o,eo. 

Dieses  Jahr  sind  bei  Fundainentihing  Ton  Neubauten 
in  SittefU;  in  einer  l^efe  von  14  Fuss  unter  der  Erde, 
zwei  Gräber  angefunden  worden,  ron  denen  das  eine 
einer  Frau,  das  andere  einem  Kinde  zur  Bestattung  ge- 
dient hatten.  In  beiden  wurden  Terscluede&e  bronzene 
Geräthe  und  Geschmeide  gefunden,  welche  im  Museum 
von  Sitten  aufbewahrt  werden.  Von  diesen  konnte  ich 
durch  die  Gefälligkeit  des  Herm^  Brauns  mehrere  kleine 
Fragmente  zur  Analyse  erhalten,  welche  in  den  folgen- 
den vier  Nummern  enthalten  sind. 

Nr.  30.  Armring  eines  Kindes.  Ein  gebo- 
genes Stück  Draht  von  etwa  2  Millimeter  Dicke,  mit 
einer  dünnen  Kruste  von  Grünspan  bedeckt,  welche 
leicht  abgeschabt  werden  konnte  und  das  Metall  von 
sdbön  gelber  Farbe  zurückliess.  Zur  Analyse  wurde 
Alles  verwendet,  das  1,94  grm.  wog  und  folgende  Re- 
sultate ergab: 


—    73    — 


Kapfor 

90^45»/, 

23im 

7,34. 

Blei 

1,», 

EiMn 

0^38, 

Nickel 

0^. 

Nr.  31.  Halsgeschmeide  eines  Kindes.  Das- 
selbe wurde  gereinigt  und  blank  geschabt  Das  znr 
Anatyse  verwendete  Bracbstück  wog  1|637  grm.  und  gab : 


Eapfer 

89,28  % 

Zinn 

8,98, 

Blei 

0,87, 

Eisen 

0,32, 

Nickel 

OjS&n 

Nr.  32.  Grosser  Armring  aus  dem  Frauen- 
grab.  Das  gans  in  Oxydul  Terwaodelte,  und  daher 
sehr  brüchige  Stück  Armspange,  hatte  die  Form  von 
Nr.  6,  und  zeigte  auch  auf  der  convexen  Oberfläche 
die  nämliche  Zeichnung  von  parallelen  Strichen  und  Zick- 
sacklinien. Wegen  der  totalen  Oxydation  der  Fjrobe  war^e 
eine  direkte  Kupferbestimmung  ausgeftlhrt  Zur  Analyse 
dienten  wohlgereinigte  Fragmente  im  Gewicht  von 
2,245  grin.,  und  lieferten  folgende  fiesultate:    . 


Eapfer 

82,07% 

Zinn 

1M7, 

Blei 

2,29, 

SUber 

0,47, 

Eisen 

0,55  „ 

Nickel 

0,16^ 

Nr.  33.  Ende  einer  sehr  grossen  Haarnadel 
aus  demFrauengrabe.  Die  sehr  zierlich  gearbeitete, 
circa  IV2  Fuss  lange  Haarnadel  hat  am  obern  Ende 
eine  bronzene ,  von  sjrmmetrisch  gestellten  erbsengrossen 


—    74    — 

I 

\ 

Löchern  durchbrochene  hohlem  50  Mfllimeter  im  Durch- 
messer haltende  Kugri.  Das  zur  Analyse  überlassene 
Ende  war  von  rölhfidi  -  gelber  Fiurbt;  stellenweise  mit 
Grünspan  bedeckt^  der  entfernt  wurde ;  die  zur  Analyse 
verbrauchte  Probe  weg*  1,87  grm«    Das  Resultat  war: 

Knptet        ^88,8J% 


Zina 

9,«7  , 

Blei 

0,91  , 

Eisen 

0,«8. 

Niokel 

0,82  „ 

Nr.  34.  Metallplatte  von  Basel-Augst.  Der 
jüngst  verstoii))ene  Herr  Prof.  K.  L.  Roth  in  Basel  schreibt 
über  diesen  Fund  *) :  „Gegen  Ende!  des  vorigen  Jahres  wies 
^mir  Herr  Fabrikant  Sohmid  von  Basel- Angst  ein  gerun- 
j^dMes  und  grün  fimissirtelB  Broncebleeh  vor,  das  er  kürz- 
^lich  r<m  ^einem  dortigen  Landmana  eörwoi^en  hatte.  Das 
„Blech  hatte  eme  LSnge  von  6  und  eine  Höhe  von  3  Z(A, 
,0^war  am  den  fieken  beschroten  und  mit  Lochet* n  zum 
], Annageln  versehen.  Die  Wölbung  freilich  und  den  Fir- 
j^nisa' hatte  dem  Blech  erst  der  sinnr^ehe  Entdecker  ver- 
„Uehen/ indem  er  es  als  Beschlag  an  den  Leiterbanm 
„seines  Wagens  angenagelt  und  siunmt  diesen!  grün  an- 
„gestrichen  hatte.  Von  desto  älteren  Datum  waren  aber 
„die  nur  schwach  vertieften  Schri£t«üge  der  convexen 
„SeitO;  die  auch  schon  den  Finder  „Wunder  genonmien;' 
jpund  eben  zur  Anzeige  des  Funde»  an  Herrn  Schmid 
„veranlasst  hatten. 

„Die  Buchstaben  waren  auf  drei  Zeilen  vertheilt, 
„auf  keiner.  Seite  verletzt^  und  trotz  des  Firnisses  and 


*)  Pug.  85  des  Anieigers  fSr  sebweiserifiehe  Qesehiehte  and  AKer- 
thamskande«  Mars  1860. 


-    75    — 

jfder  Hammerschläge  mit  Sicbetrheit  zu  lesen.  Sie  lau- 
«tet^n: 

DBO    mVIGTO 
TXPVM    AVaQCUALCüM 
.         SOLIS 

^d.  h. :  dem  u&überwindlicben  Ootte  (Mith^ad)  ein  messin- 
^genes  Bild  des  Sonnengottes.''  Durcli  die  GefHlligkeit 
Herrn  Prof.  ZtindeFs  von  diesem  Funde  und  deren  Ver- 
öffentlicliung  durch  Herrn  K.  L.  Rotli  in  Basiel  befnach- 
richtigt^  lichtete  ich  an  Herrn  Schmid  in  Basel- Äugst 
die  Bitte ^  mir  eine  kleine  Probe  von  diesei^.Flatte  über* 
lassen  zn  wollen,  b^huft  efaier  Analyse,  und  vrar  so 
glücklich;  vom  Besitzer  zwei  Absefanitte  zu  erlangen. 

Das  durch  Schaben  von  deem  Oelfarbenüberzug 
befreite  Metall  hat  eüie  «chöne  Farbe ,  und  besitzt  eine 
bedeutende  Zähigkeit.-  2iur  Analyse  wurden  1,64  grm. 
blank  geschabter  Stttelte  verwendet,  welche  folgende 
Resultate  ergaben: 


Knpfer 

85,96  % 

Zinn: 

2,40, 

Eisen 

l/>3. 

Zink 

10,61, 

Das  Aurichalcum  der  Bömer  hat  also  diese  Zusammen- 
setzui^,  da  wahrscheinliGh  die  Platte  aus  denselben 
Materiale  gemacht  wurde,  als  der  dem  Dep  invicto  ge- 
widmete Tjpus  aurochalcus.  In  dieser  Yoraussf^tzung 
trägt  also  gewissermaassen  diese  Platte  in  ihrer  Inschrift 
die  JBtiq;aette  der  Legierung,  aus  der  sie  besteht 

Nr.  35.  Handbeil  oder  KeU  von  Villeneuve 
am  Genfersee»  Dieses  interessante  Fnndstttck  ist  im 
Schuttjkegel  der  Tinil^re,  Qines  Bergwassers,  wolcbcus 
sich  bei  Villeneuve  in  den  Gesfersee  ergiesst,  gefanden 


-    76    — 

worden.  Durch  die  Arbeiten  der  Westbahn  ist  dies^ 
Sohuttkegel  anfeiner  Länge  von  500  Fuss,  und  in  einer 
l^efe  von  23  Fqss,  von  der  Oberfläche  an  gerechneti 
durchschnitten  worden.  (Siehe  die  Arbeit  des  Herrn  ▼. 
Morlot  im  Bulletin  de  la  ßoeUtS  vaudaüe  des  Sciences 
naturelles.  Tome  VI,  no.  46,  pag.  d2b-'S21.^  Der  Kelt 
fibnd  sich  in  einer  Tiefe  von  10  Foss  nnter  der  Ober- 
fläche; er  ist  ohne  SchafUappen,  mit  einem  schmaltn 
Ghiffieu  Die  Oberfläche  bräunlich -grüh  angelaofen,  die 
Schneide  voll  Scharten  und  aosgebrochener  Stellen.  Auf 
der  Drehbank  durchbohrt ,  seigta  sich  das  Metall  hart 
aber  ziemlich  spröde.  Zur  Analyse  wurden  2,002  grm. 
Bohrspähne  verwendeti  welche  ergaben: 


Enpfer 

88,^% 

Zinn 

IfliOl. 

Eisen 

0,29, 

Kickel 

^,3&„ 

SUber 

0,10. 

Nr.  36.  Kelt^  bei  Vallamant  im  Murtensee 
gefunden.  Dieses  dem  Bemer  Museum  angehörende 
Stück  hat  die  Form  der  Handbeile  ohne  Schaftlappen, 
mit  breitem  Griff  und  gerundeter  Schneide.  Die  Ober- 
fläche des  ganzen  Beiles  ist  mit  einer  rauhen  und  löche- 
rigen blaugrünen  Binde  von  Grünspan  tlberzogeh.  Das 
Material  für  die  Analyse  wurde  durch  Anbohren  des 
Griffes  auf  der  hohen  Kante  erhalten  /  wobei  sich  das 
Material  von  einer  ausserordentlichen  Zähigkeit ,  übri- 
gens von  schön  kupferrother  Farbe  zeigte.  Zur  Ana- 
lyse wurden  2,0  grm.  verwendet,  und  zur  Kontrolle  der 
Silberbestimmung  9  bei  dem  äusserer dendich  grossen  Sil- 
bergehalte >  noch  0|596  grm.  auf  diese  allein  verwendet 
Das  Resultat  der  Analyst  war: 


-     77    — 


Kupfer 

97,63  % 

Zinn 

0,27  , 

Eisen 

0,14  , 

Nickel 

0,20» 

Sillier 

1,76, 

Di«  Znsamm^naetsimg  diesesi  Metalles  beweiit  schlagend, 
dMB  di€H  Alten,  wenn  ate  überhwpt  ißs  Silber 'kannten, 
ea  nicht  aua  dem  Kupfer  auszuziehen  wussten. 

Nr.  <37.  Axt  o4er  Kelt  aus  den  Pfahlbauten 
von  Moraee.  ist,  wie  die  Nr.  2  vom  gleichen  Fund- 
curte,  ein  Beil  mit  SchaftUppen;  aber  dieses  hat  über- 
diess  ein  Oehr  oder  Henkel,  Nrelches  bei  Nr.  2  fehlte. 
Oberfläche  gelbfich*grau,  stellenweise  grün  angelaufen. 
Schndde  auffallead  gut  erhalten  und  spharf...  Behufs. der 
Analyse  wurde  es  voll} der  Seilte < angebohrt  und  zeigte 
sich  hart  Zur  Analyse  dienten  2,0  grm.  Bohrspähne. 
Das  Resultat  derselbe  war: 

Kujfer  87,06  % 


Zinn 

9,99, 

Blei 

1*91, 

Ei^en 

0,31  , 

Kobalt 

0,55. 

Rilher 

0,18, 

Ni:«  38«  Sqhujillenßtllck  aus,  dem  Goldblech- 
graben.  Diesem  i^fk«  wurde  za  hinterst  im  Gcd^hach- 
graben.im  Snmientbale,,  beim  Ackern  von- eiiiem> Bauer 
ii^  der  N&J^e  d^  Ruinen  einer  namenlps^n  Burg^igeftm- 
den,  ..und  Ejexm  A.  Jahn>  gebracht,  der  ?mir  erlaubte, 
eine.  Frohe. ci&ypn  s^ur  Analyse  aba^uhauen.,  PMJiletall 
war  mit  GrUnspw  bed^^t,  4ie,Metall|arbe.des  Mespings 
kam  erst,  an  der  friscbeA  Schnittfläche  zujoqL  Vorscheine. 
Zur  Analyse  dienten  0,628  grm.  und  gaben : 


—    78    - 

Kupfer  75,87% 

Zina  2^. 

Eisra  Ijn  « 

Blei  1^7», 

Zink  17^ « 

Nach  dem  beJeolepfcg  Si&geMio  m  MkfieMeB, 
ist  die  Sclmmlle,  wena  meht  imtteliitBrKclM»  Qr^nmgB, 
doch  jedenfelb  mir  den  fOnuedieii  Zeitaller  «BgeMrend. 

Nr.  39.  Bing  ans  den  Sckirloohe'  bei  der 
Enge.  Dieser  bronsene  Bing  Ten  27  MiDimetar  Durch- 
meeter  nnd  etwa  1  MSfimeter  VHA»  wnrde  toh  Hern} 
Jahn  neben  schönen,  dieik  tebloMn,  Ikeih  bbra  ge- 
fibbten  G^fctsringen  in  einem  nen  geOffMlon  kehiseher 
Ghmbe  erhoben.  Der  Ton  smnem  grOaen  üebem^  ge^ 
rrinigte  Bing  wog  1,381  grm.  nnd  gab  bei  der  AnaljBe 

Knpfer  88^1% 

Zinn  10,30  , 

Blei  0,49  « 

Eisen  0,38  ^ 

Nickel  0,36  . 

Nr.  40.    Hetallmasse  aus  i^v  Gegend  von 
Henstrich.    Im  Jahre  1848  würde  vpn  einem  Enabei 
Friedrich  Mämer/ Sohn  des  Wirtihs   m  Beiehenbach, 
im  Henstrich,  etwa  400  bis  SOO  Fosil  ob   der  Sander 
in  einem  über  eine  Weide  fUd^nden  Fosswc^em  beia 
Stolpern  über  denselben  ein  goldgllnseoder  grüner  Steir 
gefmiden  nnd  nach  Hause  gebracht    Der  Besitaer  der 
Weide,  Amtsweifoel  Elossner  an  Eeichenbaeh,  Ksst  so 
der  Fundstelle  sogleieh  nachgraben  und  erhellt  gegen 
12  Pftmd  Kupfersttteke,  wobei  jed^eh  weder  Edden  noch 
Schlacken,  die  atrf  eine  dortige  Schmelastätte  scfaHessen 
liessen,  zum  Vorschein  kamen.    Diese  Hassen  kamen 


ler  antiker  Bronzen. 


Nickel. 


Kobalt. 


Eisei. 


Silber. 


Zink. 


n 


19 


2,64 


n 


n 
0,97 

0,43 

1,12 

1,05 

0,87 

2,29 

0,91 


n 


1,91 
2,72 
0,49. 
0,04 


II 
H 
If 

tl 
tl 
H 
If 


II 

0,83 
0,65 
0,15 
0,32 

II 

0,36 
0,20 

n 
tl 

0,86 
0,61 


0,48 
0,51 


I» 
tl 


0,18 
0,20. 
0,60 


n 

9 
tl 
tl 

11 
If 


0,55 


n 

H 


0,66 
'  0,53 
0,46 
1,21 
0,89 
1,39 
0,35 
0,96 
0,33 
0,32 
0,55 
0,38 
1,03 
0,29 
0,14 
0,31 
1,33 
0,33 
1,26 


II 
II 


II 

0,06 


II 
II 

tl 
II 
II 


19 

0,47 


II 


0,10 
1,76 
0,18 


II 


II 

0,04 


II 
II 
II 
II 
II 
II 
II 
II 
II 
tl 
tt 


10,61 


II 


11 
17,64 


11 

n 


I 


—    79    — 


iftter  in  ^ea  Besity  das  &un  BoqrbftQTar^allw^Bepk 
^Icb^  mir  eiai^ö  ^Stti,<df e  daYOii  j|pbQ^te^|Pi^I^^ 
llcke  sind  von  braungrtt^er  Farbe ,  löcherig  uncT  un- 
zuständig geflossen  y  zeigen  aber  ani  den  ängesönrötöten 
lellen  reine  Kupferfarbe.  Zur  Analyse  diei^ten  1|633^  grm. 
ine  Brnchstilcke  und  ergaben : 

Kupfer  97,44% 

Zinn  0,61  „., 

Blei  0,04  * 

Eisen  1,26  „ 

Nickel  Ö,61  „    :: 

SUber  0/)4„l      ; 

Merkwürdig  ist  bei  diesex^  mckelhai1i||f|ti 'Kupfer- 
asse  die  Fundstättil  am  j^iaganige  eüies  4o>^  oberlän- 
scheu  Thäler,  welche  naeh  dehn  Wallis  fOiiraB;  von 
ober  dieses  Kupfer  zu  stammen  schefait      . 


Da  noch  fernere  BromseÄ  a/Us  alten 'Zeiten  »der  Ana- 
se  harren ;  so  mögen  die  aus  del^  erlängtei^Besbltaten 
1  ziehenden  Schlüsse  dem  Endß  dieser  ^^rbeit  yorbe- 
ilten  bleiben.  -         ..     ^ 

(Hierzu    el'ne   Tafel.  3   • 


—    80    - 

WwmmMimim  dter  dir  mm  BlMl^tliek  der 
flriiwefau  IVftturCi  Ctos«11«rlMifl  eliige- 
gßmtsai^tm  Geschenke. 


Von  Hirm  Dr.  Flüekiger: 

1)  BIbhm:  KraftkoBdIife  W^nwKAgtm^  84iül  2,  3,  5,  7—17.  Bate- 
▼b  1825-1826.  4. 

2)  AfanaMk  vor  Ne4erUBds6h-Io4ie  von  het  Jar  1847,  57.  Bäte- 
vkl847,  57.  8. 

3)  GoUehe :    Mueonm  hepftUeonuB  Bptmm  bov»  jaTuieBses.  8. 

4)  JSoUlB^r :  Orer  hei  eamUl  OBwe4er-Mi  Re^ada^n  op  Java.  8. 

5)  y,         ObsenratioBCS  bjUaie«  bov». 

6)  n         OTor  heC  Be^ip  ea  dtm  OmflaBf  eeaes  Plora  Malesiaia. 

7)  Blane :  BUdsaffea  tat  4e  Flora  Yaa  NedUriaadseh  -  Indie.  4  St 
BaUTia  1860.  8. 

Vom  miiderMtrreiekltehm  Gewetpverein : 

'  VerlMiflmi^  wmi  MlttheOaai^.  Mury^  1800,  Haft  3  aad  4. 
Von  Hmrm  Frof.  Wolf  in  Mriehz 

ZwiBgeraa :  Faamealoa  diMCirtaÜoBam  madieonn  aeleetianiiB«  Kl- 
ane« 1710.  8. 
Mittheilaai^B  llber  die  SoBBeafleekeB.  XI. 
Von  der  k.  bayensek-bolanUehen  Geseüsehaß  in  Regendmrg : 

1)  OaBUaMftaB,  Baad  IV,  t  lafeMbarg  1850.  i. 

2)  nara,  Jahr^aBf  1859.  Refeaaburff  1859.  8. 
Vom  Herrn  Verfaaer: 

Adhtaar:  RdTalatioBa  de  H  mer.    D^htfea  p^riodl^praa.   2  iBßn 
avee  plaBehea.  Paria  1860.  8. 
Von  der  k.  k»  geologischen  Reichianstalt  in  Wien : 

Jahrboeh  1859,  Nr.  a  Wiea  1859.  8. 
Von  dem  eiebenbürgisehen  Verein  für  Naiurwiaenichaft  in  Herr- 
mannsUidl : 

VerhaadloBgeB  and  MittheiloBgen.  HerrmaaBst.  1858  uad  59.  8. 
Von  dem  naturhistorischen  Verein  der  preussischen  Rheinlande. 

VerhaadloBgea ,  Jahrg.  16.  Bobb  1859.  8. 
Von  der  Tit.  Redaktion:  , 

GemeiBBfitsige  WoeheBschrifl.  Wfiraborg  1859,  Nr.  45—53.    4itt 
1860,  Nr.  5—13. 
De  VAcadenUe  imperiale  des  sciences  de  St-Pitersbourg :  i 

Nömoires,  tome  I,  ao.  1—15,  Pötersbtforg  4.  ' 

BalletiB,  tome  I,  feoilles  1—9.  „  4. 


IVr.  4«0  —  4ft4< 


Eh.  Chrlstener«  \ 

Kleine  Keltrftge  aar  Kenntntoi»  der 
sehirelzerlsehen   Hleraelem 

Vor^tragen  den  31.  Marx  1860. 


Auf  meinen  Wanderungen  durch  die  Alpen  habe  ich 
in  den  letzten  Jahren  auch  den  Hieracien  eine  besondere 
Aufmerksamkeit  geschenkt.  Namentlich  war  es  mir  darum 
zu  thun ;  möglichst  viele  Bastardformen  zu  beobachten, 
die  nach  manchen  neuern  Schriftstellern  in  dieser  Gat- 
tung so  häufig  vorkommen  sollen.  Meine  Beobachtungen 
haben  mich  zu  depi  Resultate  gefUhrt,  dass  hybride 
Hieracienformen  weit  seltener  vorkommen,  als  man  ge- 
wöhnlich annimmt.  Die  Wandelbarkeit  fast  aller  spe- 
zifischen Merkmale ,  von  der  &ich  jeder  Beobachter  leicht 
überzeugen  kann,  erklärt  es  leicht,  warum  das  Feld  so 
gross  ist,  auf  dem  sich  die  Vermuthungen  über  Hybri- 
dität  herumtummeln  können,  besonders  wenn  solche 
Termuthungen  nur  nach  Untersuchung  weniger  getrock- 
neter Exemplare  im  Studierzimmer  ausgesprochen  werden. 
£3  ist  gewiss  keine  leichte  Aufgabe,  selbst  in  der  freien 
Natur  nach  Berücksichtigung  aller  vorhandenen  Verhält- 
nisse, mit  einiger  Sicherheit  zu  bestimmen,  ob  eine 
Pflanze  überhaupt,  namentlich  aber  ein  Hieracium,  ein 
IBastard  sei  oder  nicht.  Ich  habe  z.  B.  bisher  das 
Hier,  furcatnm  Hoppe  mit  Nägeli  für  einen  Bastard 
Ton  Hier.  Filosella  L.  und  Hier,  angustifolium  Hoppe  ge. 
^halten  ;  allein  das  häufige  Vorkomiaen  desselben  auf  dem 

BeiB.  Mittheil.  450  «i4  451 


1 


.      '  •-    8J    ^ 

Albnla  m  Bünden,  so  wie  der  umstand,  daaa  dasselbe 
auf  Wiesen  bei  Pontresina  sich  findet,  wo  stundenweit 
kein  Hier,  angastifolium  angetroffen  wird,  widerstreiten 
dieser  Annahme,  gans  abgesehen  davon  ,^  dass  auf  der 
Bachalp  am  Faulhom,  wo  doch  Hier.  Pilosella  und  H. 
angUBtifolium  auch  untereinander  vorkommen,  nie  eine 
Spur  von  Hier,  furcatum  zu  finden  ist.  Aehnlich  ver- 
hält es  sich  mit  Hier,  valdepilosum  Vill.,  das  in  Grindel- 
waid wächst  und  dessen  Aussehen  sehr  daftir  spricht, 
dass  es  ein  Bastard  von  Hier,  prenanthoides  Vill.  und 
Hier,  villosnm  L.  sei ;  allein  d^  dasselbe  viel  zahlreicher 
vorkommt,  als  Hier,  prenanthoides,  so  ist  seine  Hybri* 
dität  auch  sehr  unwahrscheinlich.  So  viel  ist  sicher, 
dass  eine  nur  einmalige  Beobachtung  selten  entscheiden 
kann,  um  so  weniger,  als' der  Fonnenreichthum  inner- 
halb der  Grenzen  einer  einzigen  Species  oft  sehr  gross 
ist.  Ich  erinnere  nur  an  Hier,  murorum,  villosum,  pre- 
nanthoides u.  s.  w.,  Arten;  deren  Forraenkreis  in  den 
meisten  Floren  viel  zu  eng  gezogen  ist.  Die  Veränder' 
lichkeit  der  Form  einer  und  derselben  Species  ist  natür- 
lich in  den  Alpen  viel  grösser,  als  im  tiefern  Lande  and 
daraus  lässt  es  sich  leicht  erklären,  dass  diejenigen  Bo- 
taniker, die  häufig  in  den  Alpen  zu  beobachten  Gelegen- 
heit haben,  weniger  geneigt  sind,  in  abweichenden  Formen 
Bastarde  zu  finden,  als  solche,  denen  dieses  herrliche 
Beobachtungsfeld  minder  zugänglich  ist. 

Auch  über  manche  Arten,  bei  denen  die  Hybridität 
nicht  im  Spiele  ist,  sind  die  besten  Kenner  der  Gattung 
Hieracium  noch  sehr  verschiedener  Ansicht.  Man  ver- 
gleiche z.  B.  nur  Fries,  Grenier  und  Grisebach '  über 
Hier,  incisum  Hoppe,  H.  ropestre  All,  H.  cydoniaefolium 
Vill.,  H.  glabratum  Koch,  H.  valdepilosum  Vill  u.  s.  w. 
Es   ist  daher  jeder,  wenn  auch  nur  kleine  Beitrag  zur 


Ketintniss .  dieser  Gattung  nichi  va  Verachten ,  «elbst 
wenn  er  nur  genaue  Antkiiirft  gftbe  über  das  bestimmte 
Yorkeipsmen  «a^  ein^r  sicher  bezeichneten  Stelle  einer 
lauftweifeibaften  selteneren  Art.  Von  diesem  Gesichts- 
punkte aus  bitte  ich  die  nachfolgenden  Bemerkungen 
beurtheilen  zu  wollen;  die  durchaus  anspruchslos  hier 
aiitgetheilt  werden. 

1)  HieraeiuHi  porreetum  Fries.  Diese  schöne  Art 
war  ^bisher  nur,  aus  den  stejerischen  Alpen  (Fr.),  aua 
4em  Jura  in  der  Nähe  Genfs  (Gr.  et  Godr. ,  Fr.)  und 
aus  den  Pyrenäen  bekannt  (Fr.).  Ich  habe  dieselbe  seit 
mehreren  Jahren  am  Fuss  des  Wetterhorns,  im  soge- 
nannten Schlupf  (6000 ')  und  auf  dem  Eisboden  (4500 ') 
4^0^  steinigen  Stellen  gefunden.  Der  Gefälligkeit  des 
Herrn  Godet  in  Neuenburg  verdanke  ich  es^  dass  es 
mir  möglich  war,  meine  Exemplare  mit  solchen  zu  ver. 
gleichen,  die  Reuter  im  Valien  d'Andran  gesammelt  hat. 
Meine  Pflanze  stimmt  vollständig  mit  der  Beuter'schen 
überein;  nur  sind  die  Köpfchen  der  Pflanze  vom  Wetter- 
hom  etwas  grösser.  Grisebach  und  Grenier  beschreiben 
das  Involucrum  als  eglandulos,  während  sowohl  die  juras- 
sische Pflanze,  als  die  vom  Wetterhorn  ein  Involucrum 
minute  glandulosum  hat.  ^) 

2)  Hieraciuiu  glonieratuiu  var.  alpigcnuiii  Fr. 
Ich  habe  diese  Pflanze  vor  zwei  Jahren  an  einem  trocke- 
nen Hügel  am  Fuss  des  Wetterhorns  gefunden  (4500'). 


*}  Obfi^es  war  solion  niedergeschriebeD ,  als  Grenier ,  der  be* 
rfihmte  Mitarbeiter  an  der  Flore  de  France ,  die  Güte  hatte ,  dieses 
Hieracium,  sowie  mehrere  der  nachToli^enden,  zu  beurtheilen.  Er  hält 
unsere  Pflanze  nicht  für  Hier,  porreetum  Fr. ,  sondern  für  eine  Form 
von  liier,  villosum  und  glaubt,  es  könnte  Hier,  flexuosum  Fr.  oder 
fiier.  dentatnm  Fr.  sein.  Die  Pflarixe  ist  also  weiter  su  beobachten 
mid  zu  vergleichen. 


Sie  stimmt  mit  Exemplares  ans  SkmadinaTieB,  rtm  2ii^ 
tentidt  MDg^eftsndty  befiriedigend  üb«rein;  mir  ist  it» 
Pflanse  Tom  Wetterhom  armköpfiger  mid  die  BlttAeiK 
stiele  meistens  Unger,  welch  letsteres  Meifanal  jedoch 
Boweilen  mach  an  der  skandinavbchen  Pflaiwe  Torkommb 
Die  Pflanse  vom  Wetterhom  ist  gewdhnKch  ohne  Sto- 
Ionen;  wird  sie  aber  im  Vorsommer  abgefressen  oder 
abgemäht,  so  treibt  sie  aufsteigende,  beblätterte,  stolon- 
artige  Nebenstengel,  die  im  Nachsommer  (wenige)  Edp& 
eben  tragen. —  Dorch  die  Stemhaare  auf  beiden  SeiteB 
der  Blätter,  ein  konstantes  Merkmal  unserer  Pflanze, 
ist  dieselbe  leicht  von  verwandten  Arten  zu  nnterscheideo. 
3)  Hier.  Schraderi  dentatum  Gand. ! ,  non  SchL 
H.  subnndnm  SchL  ex  loco  natali  (in  Monte  NeQneneii)^ 
identisch  mit  der  Gandin'schen  Pflanze.  Sie  wird  ge- 
wöhnlich mit  Hier,  dentatam  Hoppe  verwechselt,  unter- 
scheidet sich  aber  von  dieser  konstant*)  (ich  habe  sie 
mit  ächten  Hoppe'achen  Exemplaren  von  der  Patsene 
verglichen)  durch  ihre  Stengelblätter,  die  nicht  eiförmige 
sondern  lanzett,  an  der  Basis  allmälig  verschmälert 
sind  und  durch  die  beständig  schwach  glandolosen  In- 
volucral-Blätter.  Von  Hier.  Schraderi  Schi.  H.  piliferam 
Hoppe  ist  sie  sehr  verschieden.  Fries  fragt  (Symb. 
pag.  53),  ob  diese  Pflanze  nicht  zu  Hier,  flexuosoia 
W.  K.  gezogen  werden  könnte  ?  Es  ist  dieses  aber  un- 
möglich, da  Fries  dem  Hier,  flexuosum  W.  K.  die  beiden 
Merkmale  „hypophyllopodum  und  Stylus  luteus"  beilegt, 
während  unsere  Pflanze  konstant  bodenständige  Laub- 
blätter  trägt  und  immer  mit  einem  fuliginosen  Griflel 
versehen  ist.    Das  Hier.  Schraderi   dentatum  Gaud.  ist 


*)  Aach  Grenier  hält  sie  für  ganz  bestimmt  Yersehiedeii  von  Hier, 
dentatum  Hoppe. 


iB«eral  durch  dea  «el.  Dr«  Tra«hgel  von  der  Stockhom» 
jkfiite  bekannt  worden.  (In  seinem  Verzeichnisa  der 
Pflanzen  der  Stockhornkette  in  Meisner's  naturwissen- 
i#eli9iftlichem  Anzeiger  hat  er  es  als  Hier,  alpinnm  auf- 
gezählt; welches  meines  Wissens  an  der  Stockhornkette 
«licht  vorkommt.)  Es  wird  gewöhnlich  für  sehr  selten 
gebalten ;  was  es  aber  durchaus  nicht  ist«  Sobald  man 
(auf  den  Alpen  die  ausgetretenen  Pfade  der  Touristen 
T^rlässt,  findet  man  es  überall.  —  Auf  der  Stockhornkette, 
auf  den  Alpen  um,  Grindel wald;  auf  der  Lenzerheide 
in  Bünden^  auf  dem  Albula;  auf  Wiesen  im  BergelL 

4)  Hier,  sylvatieuiu  iutegrifolium,  foliis  oblongis 
j(plerumque)  obiter  dentatis^  caule  paucifloro.  Gaud.*) 

£s  ist  nicht  unmöglich;  dass  diese  Form  eine  eigene 
Art  bildet.  Sie  zeichnet  sich  durch  ihre  späte  Blüthe- 
seit  aus.  Mitte  August  habe  ich  sie  noch  nie  in  voller 
Blüthe  gefunden.  Wächst  am  Fuss  des  Wetterhorns  im 
&eingetrümmer  unter  vielen  andern  Hieracien-Arten  in 
«iuer  Höhe  von  ungefähr  4500  ^  Ueber  ihr  allfälliges 
Artenrecht  können  erst  weitere  Beobachtungen  ent> 
scheiden. 

5)  Hier,  valdepilosuni  VilL  Diese  Pflanze  kommt 
an  steinigen  Stellen  am  Fusse  des  Wetterhorns  (unter«^ 
halb  dar  sogenannten  Gutzlauene)  in  Gesellschaft  von 
Hier,  perfoliatum  Fröl.  prenanthoides;  elatum  Gren.  mu* 
rorum;  villosum;  sylvaticum  integrifolium  Gaud.  von 
Obachon  sie  der  rohen  Abbildung  in  Villars  Plantes  de 
Dauphin^  recht  gut  entspricht;  so  bin  ich  doch  über  ihre 
Aechtheit  nicht  ganz  ausser  allem  Zweifel.  Siö  kommt 
in  zwei  deutlich  von  einander  verschiedenen  Formen  von 


»)  ie  mpiportorak  pH»  ▼oIobÜM's  «ette  flaul«  k  fHlMr.  fMMi||ifttani 
Fr.^  MMMfr.  Urtier  fai  ^t* 


jf' 


Die  eine  hat  den  Häbifot  eines  H*.  Tilloenm, 
■durch  Hier,  prenanthoides ;  während  die  andere  den  diffdi 
Hier,  villosum  inflnenzirten  Charakter  von  Hier,  pre- 
nanthoides trägt.  So  sehr  diese  Gründe  flUr  Annahm» 
der  Hybridität  sprechen,  so  sehr  widerstreitet  das  häufig» 
Vorkommen  beider  Formen  auf  der  obgenannten  Stelle 
dieser  Voranssetzang.  Ohne  hier  voreilig  entscheides 
%u  wollen,  empfehle  ich  diese  beiden  Pflanzen  nnseni 
Botanikern  zu  fernerer  Beobachtung  und  gebe  hier  ihre 
Beschreibung. 

Hier,  valdepäosum  villoso  proximum*).  Stengel  bsi- 
haart,  dicht  beblättert,  meist  zweiköpfig,  unten  roth 
angelaufen,  oben  dicht  mit  Sternhaaren  belegt  und  mit 
sehr  wenigen  Drünenhaaren  versehen.  Blätter  beider- 
seits und  am  Bande  behaart,  die  untersten  länglich^ 
lanzett,  in  einen  Blattstiel  verschmälert,  kurz  zugespiti^ 
die  darüber  stehenden  länglich-lanzett,  sitzend,  die  über 
der  Mitte  eifc^rmig,  halb  umfassend,  zugespitzt,  allmäUf 
abnehmend,  die  obersten  allmälig  in  Involucral-Schuppen 
übergehend«  Blüthenstiele  von  einem  Blatt  gestützt,  ander 
Spitze  verdickt.  Hülle  von  langen  weissen.  Haaren 
sottig  und  mit  ganz  kurzen  gelben  Drüsenhaaren  be- 
streut; Schuppen  lanzett,  lang  zugespitzt,  die  äussern 
kürzer,  •  abstehend.  Kronensaum  nicht  oder  nur  sehr 
sparsam  mit  Häärchen  besetzt.  Grifiel  rauchgrau.  Achäne 
röthlich-braun.  Köpfchen  etwas  kleiner,  als  bei  Hier, 
villosum.  Blüthen  hellgelb.  Blüht  in  der  ersten  HäUie 
August. 

Diese  Form  ist's,  die  der  Villars'schen  Abbildung 
re'cht  gut  entspricht  '^  . 


:      *)   Qr?Bier  sehrel^  virt   Je  «ris  tMl-4-r«k  4e   vetre   »▼!•;  «1 
JwiMMj  k  ^ai  J'u  aatrefeis  eeamw  la  mtae  ylsate ,  pease  dU  ntee.  : 


—    «7    — 

Hier,  valiepiloßum  prenantk.  proximum  *)•  Steng«! 
•turr,  behaart,  dicht  beblättert,  1— Sköpfig,  unten  sehr 
oft  einen  SproBB  tragend,  oben  dicht  mit  Stemhaaren 
belegt  nnd  mit  wenigen  durch  den  Flaum  oft  verdeckten 
gelben  Drttsenhaaren  rersehen.  Blätter  beiderseits  und 
am  Bande  kurzhaarig.  Bodenständige  Laubblätter  (wenn 
sie  vorhanden  sind)  und  unterste  Stengelblätter  länglich 
in  einen  Blattstiel  verschmälert,  kurz  zugespitzt,  die 
darüber  stehenden  länglich,  sitzend,  geöhrt,  die  von  der 
lütte  an  eiförmig,  halbumfassend,  zugespitzt,  allmälig 
abnehmend.  Blüthenstiele  von  einem  Blatte  gestützt, 
schuppig,  in  einem  spitzen  Winkel  aufwärts  gebogen, 
au  der  Spitze  verdickt.  Hülle  schwärzlich,  mit  weiiscn 
Haaren  lo<^er  bestreut  und  ziemlich  dicht  mit  ganz 
kurzen  gelben  Drüsenhaaren  besetzt,  am  Ghrunde  mit 
Stemhaaren  versehen.  Schuppen  mehrreihig,  lineal- 
kmzett,  stumpflich,  am  Bande  (namentlich  oben)  blass« 
grün  und  kahl,  die  innem  angedrückt,  die  äussern  kurzem 
etwas  locker,  aber  nicht  abstehend.  Eronensaum  stark 
gewimpert  Griffel  grauschwarz«  Köpfchen  kleiner,  als 
bei  der  vorigen.  Blothen  dunkelgelb.  Blüht  etwas 
später,  ak  die  vorige;  in  späten  Jahren  trifft  man  sie 
noch  im  September,  ja  sogar  im  Oktober  blühend  an« 

6)  Hier,  vilkwwii  ß  nudaiii  Ghren.  et  Oodr.  fl.  fr«  ^ 
Unsere  Pflanze  ist  sehr  gut  charaktmsirt  dnreb  die 
Diagnose  Grremers :  „  Plante  d^pounrue  de  poils  laineox, 
lea  calathides  ezoept^s;  feuilles  canlinures  lanc^ltfes, 
k  peine  embrassantes ;  tige  glabre  ei  courert  vert  fe 
haut  de  poüs  Am^s.^ 

Kommt  gesellig  vor  in  Ghindehrald  aof  der  Sebeid^gg* 


alp,  aichl  MB  Fmm  im  Wi 

WisBens  bbher  tonst  niiyiJi  im  dar  Sck^ 

«ordenu    Blttlit  Aafiuigs  Aagnit 

Diese  schdiie  Vsrietit  wird  mcht  selten  mit  ffier. 
gisbratam  Hoppe  Tenrechsel^  mit  der  sie  jadodi  dsrdh 
ass  nicht  identisch  ist 

1)  Hier.  nigireMeBS  WÜU.  ?  vom  Spielmstftenliggf 
der  Bacfaslp,  jedoch  dssrlhst  immer  nur  Teveinselt  -^ 
Unsere  Pflanxe  stimmt  mit  der  Beschreibniig  Ton  Fri« 
befriedigend,  mit  derjenigen  von  GriselMudi  gnt  fibereis. 
Dr.  Lsgger  in  Frobnrg,  dessen  Güte  ich  anch  Exemplin 
ans  den  Walliser-Alpen  verdanke,  hält  dieselbe  för  BSer. 
alpinum  rar.  foliginosnm  Lest.  Nicht  ohne  Zweifel  babe 
ich  mich  aui  Laggers  Autorität  hin  dieses  Namens  fiülier 
auch  bedient,  obschon  die  Diagnose  von  Fries  auf  im- 
sere  Pflanze  nicht  passt.  Kfirzlich  erhielt  ich  Ton  Dr. 
Nitschke  in  Breslau  Exemplare  Ton  Hier,  nig^resceu 
Willd  WimuL  aus  dem  Biesengebirge.  Eine  sorgfill^ 
Vergleichung  derselben  mit  meiner  Pflamse  Ton  der  Baek- 
alp  hat  midi  überseugt,  dass  beide  nicht  wohl  Ter- 
schieden  sein  können.  Da  diese  Hieracien-Art  aber 
bisher  westwärts  Tom  Biesengebirge  nicht  beobachtet 
worden  bt,  so  möchte  ich  sie  der  Aufinerksamkeit  der 
Botaniker  empfehlen. 

8)  Hier,  perfoliatam  Frdl.  Im  SteingetrOmmtf 
neben  dem  Schnee  der  Gutzlauene  am  Fusse  des  Wet- 
terhoms,  unter  Hier,  prenanthoides ,  elatum  Gren.,  tsI* 
depUosam,  Tillosum.  Blttht  Ende  August  und  im  Septen^ 
her.  —  Unsere  Pflanze  stimmt  mit  Fröhliches  Beschrei- 
bung in  DC.  Frodr.  vollkommen  überein  und  miter- 
scheidet  sich  von  Hier,  prenanthoides  ganz  gut  durdi 
ihren  starren ,  leichtbrüchigen  und  dichtbeblättarten 
Stengel;   die   sehr  breiten,   zugespitzten >  .nrnfiMseaden 


—    89    — 

(Blätter,  die  sehr  didit  mit  gelben^  Drüseahaaren  b«- 
^  «etsBte  Rispe  und  namentlich  auch  durch  ihre  spätere 
JBlüthezeit.  Wenn  Hier,  prenanthoides  in  voller  Blüthe 
ist,  so  ist  kaum  hie  und  da  ein  Exemplar  von  Hier* 
perfoliatum  zu  finden,  das  aufzublühen  beginnt  Das 
Hier,  perfoliatum  FröL  wird  häufig  nur  als  eine  Form 
"Von  Hier,  prenanthoides  Vill.  angesehen,  wahrscheinlich 
4esswegen,  weil  man  nur  breitblättrige  Formen  des  letz* 
^  ^tem  ;fiir  ersteres  nimmt. 

9)  Mier.  Traehselianum  n.  sp.  "^D  Stengel  ein*. 
bis  zweiblättrig  oder  blattlos;  einköpfig,  bis  wenigköpfig* 
ebensträussig,  oberwärts  nebst  den  einfachen,  ziemlich 
aufrechten,,  schuppigen  Bliithenstielen  und  der  Hülle 
von  sternförmigem  Flaum  graulich  und  mit  grauen  Haaren 
bestreut«  Blätter  graugrün,  die  bodenständigen  gestielt, 
gegen  die  Basis  zu  meist  buchtig-eingeschnitten-gezähnt, 
^m  Bande  und  auf  der  Eippe  unterwärts  etwas  bärtige. 
die  äussern  oval  und  zugerundet,  die  innern  elliptisch; 
4as  unterste  Stengelblatt  gestielt  oder  an  der  Basis  ver- 
schmälert, die  obem  lanzett  sitzend*  Involucralschuppen 
lanzett,  die  äussern  kürzer,  stumpflich,  die  innern  IskUg 
zugespitzt.  Blüthensaum  kahl;  Griffel  braun;  Achäne 
schwarz.  Blüht  Ende  Juli  und  Anfangs  August.  An 
und  auf  Felsblöcken  auf  der  Stockhornkette,  4 — 5000 '; 
am  Fusse  des  Wetterhorns ,  5000  * ;  am  Fusse  des  Böthi^ 
horns  in  Grindelwald ,  6500 '. 

ß  hirsutom ''^) ;  Blätter,  Stengel  und  Hülle  etwas 
rauhhaarig,  innere  Involucralschuppen  weniger  zuge^» 
spitzt ;  Zähne  des  Blüthensaums  mehr  oder  weniger  ge- 


*)  CfUe  espiee  e«t  hhon  voitint  da  Hier,  iooisam  Hoppe,  ei  •• 
H'eft  pae  eile.    Gresiar  in  lit. 

**)  Celui-ei  peqt  aMer  k  r^sesdre  1a  ^aaetlen  prir^dente ,  ear  js 
le  preads  «ans  heeiftr  poor  le  Hier,  itacisam  Hoppe.    Qrewer  i«  lit*     « 


—    90    — 

wuDpert  Blätter  oft  gefleckt  BUUit  im  August  M 
«ehr  eonnigen  Stellen  im  Steingetrttmmer  am  BOduiMiii 
in  GMndelwald  (im  Spielmattenlliger)  in  einer  Höbe  tob 
hmt  7000 '. 

Unsere  Pflanse  steht  dem  Hier.  Isvigatom  Grisek 

non  Willd.  am  nächsten«   Sie  unterscheidet  sich  von  ina- 

« 

selben  durch  ihre  nie  schmal-lansettlichen,  Bondem  immer 
ovalen  und  elliptischen,  eingeschnitten  gezähnten  Wor- 
zelblätter;  die  aufrechten  Blttthenstiele  und  die  gänzlich« 
Abwesenheit  von  Drüsenhaaren.  Soyer- Willemet  hilt 
es  für  wahrscheinlich,  dass  diese  Pflanze  Hier.  Schmidti 
sei,  ebenso  Bachinger  in  Strassburg.  Schulz  Bip.  hat  m 
for  Hier,  bifidum  Koch  erklärt.  Vukotinovic  in  Agram 
glaubt  darin  das  Hier,  pallescens  W.  K.  zu  finden,  Tmd 
Fries  (sec.  Lagger)  hält  sie  für  eine  magere  Alpenform 
▼on  Hier,  vulgatum.  Unsere  Pflanze  ist  an  den  ange^ 
gebenen  Standorten  sehr  beständig  in  ihren  Merkmalen. 
Der  Name  soll  das  Andenken  des  sjbI.  Dr.  Trachsel  in 
Biggisberg  ehren,  der  sich  um  die  Kenntniss  der  Flora 
der  Stockhomkette  ein  nicht  geringes  Verdienst  erwor* 
ben  hat. 

10)  Hier,  bemeiise  n.  sp.  *)  Stengel  niedrig,  ein- 
köpfig, beblättert,  der  ganzen  Länge  nach  mit  weissen, 
gezähnten,  abstehenden  Haaren  bestreut,  unter  welche 
oberwärts  einige  kürzere  Drüsenhaare  und  meist' aück 
wenige  Sterfihaare  gemischt  sind.  Blätter  oberseits  kakl» 
am  Bande  und  unterseits  mit  langen  weissen  Haaren 
bestreut,  schwach  gezähnelt,   die  bodenständigen  läng- 


)  J'avoae  %ue  je  ne  Mtarmis/y  Toir  probablemeBt  ^«'«ae  fönst 
4n  Hier,  villosam,  oh  nieuz  nne  ffMmie-'da  Hier,  glabratm  Qrea.  et 
Dodr.  fl.  fr.  (H.  SoorsoDeneroliaili  Vill.).  Greaior  in  lit.  MmÜ 
Wp.  hält  sie  (wahroeheiBlioh  ist  wktr  mn  Irrtham  TorgefUicMi)  Ar 
llior.  iMioMi  Hoppo. 


—   -91    — 

V 

I 

fichy  aDmälig  in  den  Blattstiel  versobmälert;  die  untern 
fitengelblätter  länglich-lanzett;  an  der  Basis  verschmü- 
-lert,  halbnmfassend,  die  obern  lanzettlich,  die  obersten 
jfcllmälig  in  HülUchuppen  übergehend.  Hülle  grün ;  von 
weissen  abstehenden  Haaren  schwach  zottig,  mit  darunter 
gemischten ,  viel  kürzern  gelben  Drüsenhaaren ,  an  der 
Basis  oft  mit .  wenigen  Sternhaaren  bestreut;  Schuppen 
lanzett,  am  Bande  blassgrün ,  die  äussern  stumpf,  locker, 
▼on  den  innern  die  eine  oder  andere  zugespitzt;  Blü- 
tfaensaum  unbewimpert,  Griffel  gelb  oder  braun.  Achäne 
fuchsroth.  Blüht  Ende  August.  In  Ritzen  von  Fels^ 
blocken  an  Spielmatten  auf  der  Bachalp  am  Fuss  des 
Söthihorns  in  Grindel wald,  6500^,  und  auf  Alpenweiden 
um  Fuss  des  Wetterhorns,  4500 '•" 

Diese  Pflanze  ist  nach  meiner  Ansicht  auf  keine  der 
bekannten  Arten  zurückzuführen. 


Heber  die  Bestliiiiiiti»s  der  liuft 

temperatur« 

Vorgpetragen  den  3.  December  1859. 


Die  Meteorologie  gehört  in  ihrer  ganzen  Ausdehnan|f< 
gegenwärtig  noch  zu  denjenigen  Partieen  der  Natnr-^ 
Wissenschaften^  bei  welchen  es  bis  jetzt  nur  in  sehr  be^ 
8cbr&nktem  Maas^e' gelungen  ist,  ifliA  beobachteten  ^Eri^ 
^eheinongen  iauf  ihre  nähern   oder   fernem  Ursa^eti 


KurtickziifUhren.  So  lange  es  aber  moht  mögliek  isfc,  inite 
Erscheinung  aus  gewissen  Faktoren  durch  eine  Bsike 
richtiger;  insbesondere  mathematischer  Schlüsse  susaai- 
menzusetzen,  können  auch  Oesetsei  die  wir  ans  der  fort> 
gesetzten  Beobachtung  derselben  über  ihren  Yerlsiif 
abzuleiten  suchen ,  nicht  auf  Sicherheit  ^  sondern  bloss 
auf  Wahrscheinlichkeit  Anspruch  machen.  Die  Grösse 
dieser  Wahrscheinlichkeit  wächst  indessen  nach  bekannteii 
Prinzipien  mit  der  Zahl  der  Air  das  Gesetz  sprechendes 
Beobachtungen.  Die  meisten  der  meteorologischen  Ge> 
setze  befinden  sich  noch  in  diesem  Stadium  blosser  Wahr- 
acheinlichkoit.  Man  hat  daher  die  Zahl  der  Beobachtungen 
soviel  als  möglich  zu  vermehren  gesucht;  um-  die  Wahr- 
scheinlichkeit dieser  Gesetze  immer  schärfer  beurtheileo 
und  neue  Beziehungen  auffinden  zu  können ;  es  ist  diess 
zugleich  der  sicherste  Weg,  um  von  den  Erscheinungen 
2U  ihren  Ursachen  fortschreiten  und  so  die  Meteorologie 
aus  dem  Kelche  des  sogenannten  Zufalls  in  das  der  Gcwiss- 
heit  überführen  zu  können.  In  diesem  Sinne  werden  denn 
auch  von  den  Freunden  der  Meteorologie  über  eine  Reihe 
von  Erscheinungen  fortgesetzte  Beobachtungen  angestellt 
Eines  der  wichtigsten  Elemente  dieser  uieteorologi- 
schen  Beobachtungen  ist  die  Temperatur  der  Luft  in  der 
Nähe  der  Erdoberfläche.  Den  meteorologischen  Lehr- 
büchern zufolge  erhält  man  die  Lufttemperatur,  wenn 
man  den  Stand  eines  Thermometers  aufzeichnet,  das 
an  einem  gegen  Norden  zu  freien  Platz  in  einer  Höhe 
von  ungefähr  10  Fuss  über  dem  Erdboden  im  Schatten 
aufgehängt  ist.  Die  Unbeatinmitheit  dieser  Yorschrift 
tritt  sofort  hervor,  sowie  man  gewisse  Bestimmungen 
trifft  über  die  bei  diesen  Messungen  wünschensw^rthe 
Genauigkeit.  Es  scheint,  daas  man  gegenwlirtig  allge^ 
mein  eine  Genaiugkeit  von.  Cl^,l  bei  den  Be<rfMHäitangett 


^    98    — 

%Kt  littflteinperättir  unstrebl  Halten  wir  uns  im  diese 
CknanigkeitBgreBze,  so  fragt  es  sich  also,  ob  nicht  inner- 
halb  der  obigen  Vorschrift  noch  eine  Menge  von  Auf- 
stellnngen  eines  Thermometers  möglich  seien  ^  welche 
auf  seine  Angaben  einen  grössern  fehlerhaften  Einfluss 
ausüben  können  als  0;1  Grad. 

Ich  habe  diese  Frage  im  Hinblick  auf  die  demnächst 
2a  errichtenden  meteorologischen  Stationen  im  Kanton 
Bern  experimentel  zu  entscheiden  gesucht.  Zu  dem 
!Bnde  wurden  9  Thermometer  an  verschiedenen,  weiter 
unter  näher  bezeichneten  Stellen  der  nordwestlichen  Wand 
der  Sternwarte  und  in  ihrer  Nähe  angebracht  und  ihr 
Stand  vom  14.  — 17.  September  von  Morgens  8  Uhr  bis 
Abends  10  Uhr  alle  zwei  Stunden  abgelesen.  Die  Ther- 
mometer waren  alle,  bis  auf  zwei  mit  willkürlicher  Thei- 
lung,  direkt  im  Zehntel  eines  Celsius' sehen  Grades  ge- 
theilt  und  gestatteten  so,  Hundertel  eines  Grades  zu 
schätzen ;  diejenigen  mit  arbiträrer  Skale  hatte  ich  nach 
der  Neumann'schen  Methode  *)  calibrirt  und  ihre  Normal- 
punkte kurz  vorher  neu  bestimmt.  Mit  diesen  so  genau 
berichtigten  Thermometern  wurden  dann  am  Schlüsse 
der  Untersuchung  alle  übrigen  innerhalb  des  in  Betracht 
gekommenen  Temperaturintervalls  verglichen  und  ihre^ 
Angaben  darnach  korrigirt. 

Die  Resultate  der  Beobachtung  sind  in  der  folgenden 

Tafel    zusammengestellt   und  die   durch   A.,  B.,  C.  etc.^ 

dargestellten  Thermometer  an  den  nachstehenden  Loka* 

litäten  aufgehängt: 

A.  an  der  nordwestlichen  mit  Holzschindeln  bekleideten 

Wand   des   frei  liegenden  Observatoriums ,  in  0,03°* 

*}  Die  Neumann'sche  Methode  der  Calibrirang  kommt  ihren  Prin-» 
zipieo  nach  g:anx  mit  der  von  Bessel  Vogg,  Ann.,  Bd.  6,  S.  27,  rer- 
öffen(li«bteii  üWeia. 


-    »4    — 


Abstand  von  der  Wand  und  1,3^  Höhe  üW  dem 
Boden,  nahe  am  nördlichen  Bande  der  Wand; 

B.  ebendaselbst  in  2,1'^  Höhe; 

O.  ebendaselbst  in  2,i^  Höhe,  nahe  der  stampfen  Ecke 
mit  der  nördlichen  Wand; 

D.  an  der  nördlichen  Wand  und  zwar  am  Laden  der 
Meridianspalte  in  2,&^  Höhe; 

£•  an  einer  Stange ^  firei  gegen  Norden,  0,3"*  von  der 
Wand  abstehend,  in  einer  Höhe  von  2,7°^; 

F.  an  der  Holzbrüstimg  des  nordwestlichen  Fensters, 
in  2,5°»  Höhe; 

O*  an  der  nördlichen  Wand  des  Thürmchens,  in  einer 
Höhe  von  5,2"»  über  dem  Erdboden; 

H.  an  einem  freistehenden  Pfahl,  westlich  vom  Obser- 
vatorium, auf  der  Nordseite  desselben,  in  1,5^  Höhe 
über  dem  Boden.  (Der  Pfahl  ist  behufs  Ableitung 
des  Blitzes  mit  dem  Blitzableiter  der  Sternwarte 
durch  ein  starkes  eisernes  Band  verbunden,  das  auf 
seiner  Westseite  bis  zum  Boden  herunter  geht.) 

J.  ebendaselbst  in  2,5™  Höhe. 

Die  Höhenangaben  beziehen  sich  auf  die  Gefasse 
der  Thermometer,  welche  bei  den  Beobachtungen  stets 
trocken  erhalten  wurden. 


Sept. 

Stunde 

A. 

B. 

C. 

D. 

E. 

F. 

G. 

H. 

J. 

W. 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

14. 

8 

12,1 

12,4 

12,2 

— 

12,6 

12,8 

0 

10 

14,4 

14,2 

13,9 

14,0 

14,4 

0 

12 

15,6 

16,3 

15,9 

16,7 

16,4 

17,2 

0 

2 

17,0 

17,1 

17,1 

17,2 

19,3 

19,2 

0 

4 

16,4 

16,9 

17,0 

16,8 

17,6 

17,4 

0 

6 

13,8 

14,2 

14,5 

13,7 

14,5 

14,5 

Hrs 

8 

13,7 

13,8 

3,9 

13,7 

13,6 

13,6 

Hr\ 

10 

• 

12,0 

12,7 

12,4 

12,0 

11,9 

12,1 

t 

—    9&    — 


««pt 

Stunde 

A. 

B. 

C. 

D. 

B. 

1 

P. 

0. 

U. 

I. 

W. 

0 

0 

0 

0 

0 

_o 

0 

0 

0_ 

15. 

8 

9,9 

10,3 

9,8 

9,7 

t 

• 

10 

9,6 

9,8 

9,5 

9,4 

f+J: 

12 

14,7 

■ 

13,9 

13,6 

15,1 

15,4 

©♦* 

2 

15,3 

15,4 

14,9 

15,9 

15,6 

QH 

4 

13,0 

13,0 

13,1 

13,6 

12,8 

13,2 

13,8 

13,5 

13,5 

QH 

6 

10,3 

10,6 

10,6 

10,5 

10,6 

10,7 

11,0 

10,3 

10,3 

<-t 

8 

8,9 

9,0 

9,1 

9,0 

9,3 

9,4 

8,6 

8,6 

8,5 

H 

10 

7,2 

6,6 

7,9 

7,5 

7,5 

8,1 

7,0 

7,3 

7,5 

«4 

16. 

8 

7,1 

7,5 

7,3 

6,9 

6.9 

7,2 

6,8 

6,6 

6,6 

t 

10 

8,9 

9,2 

8,8 

8,9 

9,1 

8,9 

8,3 

9,1 

8,9 

/^ 

12 

10,1 

10,4 

10,2 

10,1 

9,9 

9,6 

9,7 

10,8 

10,2 

^ 

2 

9,8 

10,3 

9,7 

9,8 

9,7 

9,5 

9,3 

10.1 

9,6 

J- 

4 

9,1 

9,6 

9,4 

9,2 

9,2 

8,9 

8,7 

9,0 

8,7 

<^ 

6 

8,5 

8,6 

8,8 

8,8 

8,6 

8,7 

— 

8,4 

8,5 

O: 

17. 

8 

9,7 

10,1 

9,7 

10,5 

10,2 

10,1 

10,0 

10,3 

10,1 

t 

10 

10,5 

10,9 

10,5 

11,6 

10,7 

11,0 

10,8 

11,5 

11,3 

t 

12 

13,9 

13,7 

13,9 

13,2 

13,Ö 

12,2 

12,0 

14,4 

13,5 

/^*+ 

2 

13,9 

14,3 

13,9 

14,9 

13,9 

14,6 

14,1 

15,7 

14,5 

0*^ 

4 

11,9 

12,1 

11,9 

12,4 

12,7 

11,6 

11,4 

12,4 

11,8 

QH 

6 

9,7 

9,8 

9,7 

10,0 

9,9 

10,3 

10,0 

9,6 

9,5 

H 

8 

8,2 

8,3 

8,2 

8,7 

8,3 

8,9 

8,0 

8,3 

8,2 

J: 

10 

7.7 

7,6 

7,7 

7,8 

8,0 

8,0 

7,8 

7,4 

7,3 

l 

Die  letzte,  mit  W.  bezeichnete  Kolumne  gibt  die 
jedesmalige  Witterung  insoweit  an,  als  es  zum  VerstäAd- 
niss  der  Beobachtungsresultate  nothwendig  schien.  Da- 
bei bedeutet:  ^  Wind,  0  Sonnenschein;  rs  bedeckter 
Himmel,  j:  Regen. 

Fassen  wir  die  vorstehenden  Zahlen  in's  Auge,  so 
sehea  wir  sofort,  dass  die  beiden  Pfahltheimometer  beim 


'  Sonnefnschein  fast  ohne  Audnahme  ziemlicli  höhere  Tem- 
peraturen zeigen^  als  die  am  Hanse  angebrachten.  Da 
der  Pfahl  frei  in  die  Luft  hinein  ragt^  so  könnte  man 
verleitet  werden ,  die  Angaben  seiner  Thermometer  aU 
der  wahren  Lufttemperatur  näher  kommend  zu  betrachten 
und  also  den  Stand  der  Thermometer  am  Hanse  als  zu 
niedrig  anzusehen.  Dieser  Folgerung  widersprechen  in- 
dessen unzweideutig  die  Beobachtungen  des  letzten  Tages, 
wo  der  Sonnenschein  von  einem  starken  Winde  begleitet 
war.  Da  zeigt  nämlich  das  obere ;  der  vollen  Wirkung 
des  Windes  ausgesetzte  Pfahlthermometer  im  Durch- 
schnitt dieselbe  Temperatur^  wie  diejenigen  am  Hauser 
Wir  haben  also  umgekehrt  aus  den  Beobachtungen  zu 
schliessen,  dass  bei  Sonnenschein  die  Thermometer  ain 
Pfahle  eine  zu  hohe  Temperatur  angaben^  dass  also  die 
Aussetzung  an  einem  schmalen  isolirten  Pfahle  zur  Auf- 
findung der  wahren  Lufttemperatur  nicht  geeignet  ist. 
Die  höhere  Temperatur  auf  der  Rückseite  des  PfahU^ 
wenn  die  Sonne  auf  seine  vordere  Fläche  scheint,  dürfte 
meiner  Ansicht  nach  weniger  von  einer  Durchwärmung 
des  Pfahls  herrühren;  als  von  einer  starken  Erhitzung 
der  vordem  und  Seitenflächen  des  Pfahls,  die  dann  durch 
Strahlung  und  Leitung  auch  der  benachbarten  Luft  sich 
mittheilt  und  so  bewirkt,  dass  Ströme  erwärmter  und  daher* 
spezifisch  leichterer  Luft  am  Pfahl  emporsteigen  und 
dabei  auch  auf  die  Rückseite  gelangen.  Ein  starker 
Wind  führt  die  erhitzte  Luft  mit  sich  weg  und  verhindert 
daher  ihren  störenden  Einfluss  auf  die  Thermometer, 
wie  sich  das  aus  den  Beobachtungen  am  letzten  Tage 
und  zum  Theil  auch  schon  aus  denen  am  zweiten  Tag6 
ergibt. 

Wenn  wir  nun  auch  von  diesen  fehlerhaften  Angaben 
derPfahlthermometer  absehen,  so  zeigen  sich  doch  immer 


^  w  - 

mcK  in  den  Statinen  der  v^rschied^naa  Thermometer 
«un  Theil  sehr  bedeutende  DiffS^'eiizw;  Pifferen^eni  die 
selbst  da,  wo  sie  am  kleinsten  sind^  noch  0^^  betragen« 
Scfaliessen  wir  endlich  auch  noch  die  Angaben  derjenigen 
Thermometer  von  unserer  Betrachtung  aus,  welche  sich 
m  einer  geringern  Höhe  als  2^4°^  über  dem  Boden  be- 
fanden, so  beträgt  dann  auch  nur  zwei  Male  die  Diffe- 
renz bei  den'  übrigen  bloss  04  ^.  Unsere  Beobachtungen 
ergaben  also  das  negative  Besultat;  dass  die  gewöhnliche 
Vorschrift  zur  Beobachtung  der  Lufttemperatur  nicht 
präcise  genug  ist;  um  dieselbe  mit  einer  Genauigkeit  von 
0,1^  zu  erhalten. 

Ehe  wir  nun  dazu  übergehen ,  die  Umstände  näher 
zu  untersuchen;  welche  auf  die  Angaben  eines  Thermo- 
meters EInfluss  haben  können,  um  dann  daraus  genauere 
Vorschriften  zur  Bestimmung  der  Lufttemperatur  abzu- 
leiten, wollen  wir  vorher  noch  aus  der  obigen  Tafel  für 
die  gewöhnliche  Praxis  auch  ein  positives  Resultat  zu 
ziehen  suchen.  Es  werden  verhältnissmässig  nur  an  sehr 
wenigen  Punkten  der  Erdoberfläche  zweistündliche  oder 
gar  stündliche  Beobachtungen  über  die  Temperatur  der 
Luft  angestellt,  da  eben  dazu  stets  eine  grössere  Zahl 
von  Beobachtern  oder  kostspielige  Registrirapparate  noth- 
wendig  sind;  gewöhnlich  begnügt  man  sich  damit,  den 
Stand  des  Thermometers  zu  gewissen  Stunden  des  Tages 
aufzuzeichnen.  Bei  der  Auswahl  dieser  Stunden  hat  man 
sich  bisher  von  dreierlei  Rücksichten  leiten  lassen.  Man 
suchte  sie  so  zu  wählen,  dass  erstlich  aus  diesen  verein* 
zelten  Beobachtungen  mit  möglichst  grosser  Annäherung 
die  wahre  mittlere  Temperatur  des  Tages,  wie  sie  sich 
nämlich  als  Mittel  aus  stündlichen  Beobachtungen  ergab, 
gefunden  werden  konnte;  sodann  dass  dieselben  auch  ein 
ungefähres  Bild  des  Ganges   der  Temperatur  im  hwaf^ 

Ben.  Ütttheil.  452  b.  453 


--  «  - 

des  Tages  sn  geben  vermSchten ,  and  dass  sie  endfidi 
fbr  den  Beobachter  nicht  atlsu  nnbeqneni  lagen.  Ds 
nun  aus  unsem  obigen  Beobachtungen  hervorgeht ,  dui 
die  durchschnittliche  Differenz  in  den  Angaben  der  Yer- 
schicdcnen  Thetmometer  ftLr  verschiedene  Stünden  dorcl- 
aus  nicht  dieselbe  ist,  so  wird  man  da,  wo  die  Umstände 
OS  nicht  gestatten;  auf  die  Aufstellung  des  Thermometers 
besondere  Sorgfalt  zu  verwenden,  csBteris  paribus  bei  der 
Auswahl  der  Stunden  diejenigen  vorziehen,  für  welch« 
der  störende  Einfluss  der  fehlerhaften  Aufstellung  am 
geringsten  ist.  Wir  wollen  nun  versuchen,  diejenigea 
/Stunden  des  Tages  zu  ermitteln,  welche  möglichst  allen 
diesen  Anforderungen  gentigen. 

Unter  den  Stunden,  welche  ftlr  die  meisten  Beob- 
achter nicht  allzu  unbequem  liegen  dürften,  sind  10  •»  Vor- 
mittags und  10**  Nachmittags,  sodann  6*»  Vorm.,  2*'  und 
10"*  Nachm.;  endlich  7**  Vorm.,  2''  und  9^  Nachm.  die- 
jenigen, aus  welchen  sich,  zahlreichen  Beobachtnngea 
zufolge,  die  wahre  mittlere  Temperatur  des  Tages  mit 
der  grössten  Annäherung  ableiten  lässt.  Zu  dem  Ende 
hat  man  bei  den  ersten  beiden  Combinationen  einfacli 
das  arithmetische  Mittel  zu  nehmen,  bei  der  letztern  nacli 
Käratz's  Vorschlag  die  Summe  der  um  7  und  2  Uhr 
beobachteten  Temperaturen  mehr  der  doppelten  um  9  Uhr 
beobachteten  Temperatur  durch  4  zu  dividiren.  In  seinen 
Abhandlungen  über  die  täglichen  Veränderungen  der 
Temperatur  der  Atmosphäre  *)  gibt  Dove  für  eine  Reihe 
von  Orten,  wo  stündliche  Beobachtungen  angestellt  wor- 
.den  sind,  die  Grösse  der  Abweichungen  der*  nach  den 
obigen  Combinationen  berechneten  Tagesmittel  von  den 


*)    Abhandluneren    der   Köni^l.    Akademie   der  VVissensehaften  n 
fierfiD  aof  die  Jahre  1846  nod  1856. 


—    99    -- 

iren;  aus  allen  Beobahtnngen  folgenden  Mitfein  nm 
zeigt,  dasB  diese  Abweichungen  an  den  verschiedenen 
en  und  in  verschiedenen  Monaten  sehr  verschieden 
1.  In  der  folgenden  Tafel  habe  ich  die  Maxiniums- 
the  dieser  Abweichungen  fiir  eine  Auswahl  von  Orten 
ammeugestellt. 


)bachtung8ort. 

10  h  4. 10  h 

6">+2i'  +  l0k 

7h  +  2h+9i. 

2 

3 

4 

n 

0 

0,27 

0 
.0,72 

0 
0,43 

Lua 

-0,31 

0,19 

-0,15 

3msmünster 

—0,20 

-0,16 

—0,31 

g 

0,22 

0,36 

0,28 

hlhausen 

—0,20 

0,10 

—0,20 

le 

—0,33 

0,16 

—0,56 

ttingen 

-0,19 

0,26 

0,31 

zuflen 

—0,37 

0,19 

-0,28 

Issel 

—0,14 

0,29 

-0,13 

jenwich 

-0,19 

0,31 

0,10 

Es  ist  hienach  für  das  mittlere  Europa  der  mittlere 
iler  bei  der  ersten  Combination:  4;  0,24 ;  bei  der 
siten  +  0/i7  und  bei  der  dritten  ±  0,28. 

Was  die  zweite  Anforderung  betriflft,   dass  nämlich 

beobachteten  Temperaturen  den  täglichen  Gang  der 
nperatur  wenigstens  ganz  roh  sollen  erkennen  lassen^ 
zieigen  schon  unsere  vorstehenden  Beobachtungen  und 
h  besser  die  stündlichen  von  andern  Orten,  dass  die 
len  letztern  der  obigen  drei  Combinationen  allein 
jcr  Bedingung  geniigen  können. 

Um  en41ich  auch  über  die  neu  gestellte  Anforde- 
g  ein  Urtheil  zu  gewinnen,  habe  ich  für  die  einzelnen 
nden  an   den  verschiedenen  Tagen    die  Difierenzea 


—    100    — 

Aoijenigen  Thermometentüiide  gebildet^  walohe  am  8tiri&« 
tten  von  rinaiider  abweichen  und  daraus  dann  je  £0 
nachstehenden  Mittelweiihe  gezogen: 

8      10     12      a       4      6      8      10    Stande. 
0,6«  0,7«  1,1«  0,60  0,8'^  0,5«  0,7*»  0,8^  Differenz 

Dabei  sind  wieder  die  Angaben  der  Pfahlthermome* 
ter  bei  Sonnenschein  und  diejenigen  der  tiefer  gehängten 
Thermometer  ausgeschlossen  worden.  Aus  den  vorste* 
henden  Zahlen  würde  nun  folgen,  dass  12  Uhr  die  un- 
günstigste Zeit  ftir  Thermometerablesungen  ist,  dasa 
dagegen  bei  Beobachtungen  am  frühen  Morgen,  Mittag» 
um  2  Uhr  und  Abends  um  6  Uhr  die  fehlerhafte  Auf- 
stellung den  geringsten  Einfluss  hat.  *^  Halten  wir  uns 
an  die  Zeiten  der  beiden  letzten  der  obigen  Combina- 
tionen,  so  würde  die  fehlerhafte  Aufstellung  immer  noch 
einen  mittlem  Fehler  von  0,7«  bedingen,  also  bedeutend 
grösser  als  der  mittlere  Fehler  oben.  Wenn  wir  also 
auch  eine  nur  dem  letztern  entsprechende  Genauigkeit 
erzielen  wollten,  so  entstände  schon  die  Aufgabe,  die 
Umstände  zu  erforschen,  welche  auf  den  Stand  eines 
Thermometers  nachtheilig  influiren. 

Wäre  die  Luft  ein  athermaner,  die 'Wärme  gut  lei- 
tender StoflF,  so  wäre  es  ziemlich  einfach,  ihre  Tempe- 
ratur zu  ermitteln.  Da  aber  gerade  das  Gegentheil  da- 
von statt  hat,  so  macht  die  Bestimmung  ihrer  Temperatur 
nicht  geringe  Schwierigkeiten.    Ein  Thermometer  näm- 


*")  Rs  dürfte  gewatet  erscheinen,  aas  den  Beobachtungen  weniger 
Tao-e  80  allgemeine  Schlüsse  ziehen  za  wollen,  wenn  nicht  theoretische 
Beobachtungen  und  Krfahrangen  über  den  täglichen  Gang  der  Tempe- 
ratur für  ihre  Richtigkeit  sprachen.  Im  Sommer  und  Winter  werdf» 
zwar  obige  Differenzen  allerdings  etwas  anders  ausfallen  und  es  solle» 
daher  darüber  behafs  grösserer  Sicherheit  norh  weitere  BeobachliBgM 
«■gastollt  w«rd«a« 


—    JOl    — 

fiüi ,   das  wir  su  dem  £lids  üi  dieselbe  bringen,   setit 
^Gh  durch  StraUang  sofort  in  Beiiehung  mit  n&hera 
«ttd  entferntem  Körpern  oder  Räumen  von  anderer  Tem« 
J^eratur,   als  die  unmittelbar  umgebende  Luft;   es  wird 
dsiier  auch  eine  etwas  andere  Temperatur    annehmen, 
^  die  letztere.    Die  Strahlung  gegen    die   Umgebung 
bildet  somit  eine  erste  Fehlerquelle.    Das  Thermometer 
Wdarf  ferner  in  der  Luft  einer  Unterstützung.     Besteht 
^Qse   aus  einem  gutleitenden  Stoffe,    so   kann  dadurch 
W&rrae  zu  —  resp.   weggeführt    werden.    Die   Leitung 
«der   Wärme   durch  die   Unterstiltzungsvorrichtung  kann 
aemit   zu   einem    zweiten    Fehler  Veranlassung    geben. 
Eine    dritte   Fehlerquelle   kann   im    Instrumente    selbst 
liegen.     Damit  nämlich  dasselbe  die  Temperatur  der  un- 
mittelbar umgebenden  Luft  leicht  und  schnell  annehme, 
müssen   erstlich   sein  äusseres  und  inneres  Leitungsver- 
mögen  für  die   Wärme  und  seine  Oberfläche  möglichst 
fross  sein   und  sodann  soll  die  Wärmemenge  ein  Mini« 
umm  betragen,  welche  dasselbe  zu  einer  gewissen  Aen- 
^rang  seiner   Temperatur  bedarf,    d.   h.  sein   Gewicht 
imd    die   spezifische  Wärme   der   Stoffe,   aus    denen    es 
besteht;   müssen   klein    sein.    Ein   vierter   Fehler   wird 
Endlich  noch  dadurch  entstehen  können,   dass  der  freie 
Zutritt   der  Luft   zum  Instrumente   gehemmt  wird    oder 
lokale  Strömungen  wärmerer,  resp.  kälterer  Luft  störend 
einwirken. 

Wenn  es  sich,  wie  auf  den  meisten  meteorologischen 
Stationen,  darum  handelt,  die  Temperatur  der  Luft  leicht 
«nd  rasch  zu  ermitteln,  so  muss  das  Quecksilberthermo- 
meter unstreitig  als  das  einfachste,  bequemste  und  sicherste 
Mittel  hiezu  angesehen  werden.  Soll  aber  eine  Funda- 
mentaluBtersuchung  über  die  Ermittlung  der  Lu£tteBi|M- 
r«tur  angestellt  werden,  wobm  Zeitaufwand  und  Umstund. 


—    10»    — 

lichkeit  der  Methode  nicht  in  Anschlag  gebracht  werd«ii 
dürfen,  so  haben  wir  vorerst  zu  nntersuchen,  ob  iu 
Qnecksilbertherinometer  auch  überhaupt  das  zweckmäs* 
aigste  Instrument  zur  Messung  der  Lufttemperatur  s«^ 
d.  h«  ob  nicht  etwa  bei  andern  thermometrischen  Vor» 
richtungen  der  Einfluss  der  erwähnten  Fehlerquelles 
kleiner  sei. 

Alle  Wirkungen  der  Wärme  werden  mehr  oder 
minder  zur  Messung  der  Temperatur  der  Luft  geeignet 
sein,  am  besten  würde  sich  aber  offenbar  eine  solche 
Vorrichtung  dazu  eignen ,  bei  welcher  nicht  erst  die 
Wirkung,  welche  die  Wärme  der  Luft  durch  Mitdieilang 
an  einem  andern  Körper  hervorbringt,  gemessen  würde^ 
sondern  die  Veränderung  irgend  einer  charakteristischeß 
Eigenschaft  der  freien  Luft 'selbst  in  Folge  ihrer  Tem- 
peraturänderung. Leider  ist  dazu  vorderhand  wenig 
*  Aussicht  vorhanden,  denn  weder  die  Dichtigkeit,  noch 
eine  Beihe  akustischer,  optischer  und  electrischer  Eigen- 
schaften der  Luft,  welche  von  ihrer  Temperatur  abhan- 
gen, sind  bei  dem  gegenwärtigen  Zustande  der  Wissen^ 
Schaft  geeignet,  aus  ihrer  Beobachtung  die  letztere  ableiten 
zu  lassen.  Wir  sind  also  genöthigt,  zu  den  gewöhnlichen 
thermometrischen  Mitteln  uhsere  Zuflucht  zu  nehmen. 
Unter  diesen  sind  bloss  zwei^  Klassen  zur  genauen  Mes* 
aung  der  Lufttemperatur  geeignet,  nämlich  diejenigen, 
welche  auf  der  Ausdehnung  der  Körper  durch  die  Wärme 
beruhen  und  diejenigen,  bei  welchen  electrische  Wirkun- 
gen der  Wärme  zur  Messung  ihres  Grades  benutzt  wer* 
den.  Zu  der  ersten  Klasse  gehören  die  Metallthermo^ 
meter,  bei  welchen  entweder  die  direkte  Verlängerung 
oder  Verkürzung  eines  Metallstabes  durch  Fühlhebd 
bemerklich  gemacht  und  gemessen  werden,  oder  auch  der 
Unterschied  der  Ausddmung  verschiedener  Metalle  mi*» 


krometrisch  bestimiiit  wird;  oder  endlich  der  letztere 
4a8  Ab-  und  Aufwickeln  einer  Spirale  zur  Folge  hat, 
welche  aus  zwei  zusammengelötheten  Streifen  verschie- 
dener Metalle  verfertigt  ist;  ferner , das  Quecksilbertherr 
iBometery  als  das  einzig  brauchbare  unter  den  Flüssig- 
keitsthermometern ^  und  endlich  das  Luftthermometer. 
Unter  die  zweite  Erlasse  sind  zu  rechnen  die  Thermo- 
kette  und  das  electrische  Thermoskop  von  Svanberg.*} 
Sei  der  ersten  wird  zar  Messung  der  Temperatur  die 
Aenderung  der  electromotorischen  Kraft  zweier  sich  be* 
rührender  verschiedenartiger  Körper,  bei  dem  letztern 
dagegen  das  mit  der  Temperatur  variirende  electrische 
Licitungsvermögen  der  Körper  benutzt. 

Wir  haben  also  jetzt  zu  untersuchen,  für  welches 
der  angeftlhrten  thermometrischen  Instrumente  die  oben 
erwähnten  Fehlerquellen  die  geringste  Bedeutung  haben 
und  wie  man  die  letztern  möglichst  unschädlich  machen 
könne. 

Was  zunächst  die  Strahlung  betrifft,  so  werden,  da 
der  Ausstrahlungscoeffizient  der  polirten  Metalle  unge- 
fähr 7  Male  kleiner  ist,  als  der  des  Glases,  die  thermo- 
metrischen Vorrichtungen  mit  polirten  Metalloberflächen 
denjenigen  mit  solchen  von  Glas  vorzuziehen  sein.  Es 
ißt  indessen,  wie  ich  mich  durch  direkte  Versuche  über- 
zeugt habe,  leicht,  den  störenden  Einfluss  der  Strahlung 
takBi  ganz  zu  beseitigen.  Di6  weiss  angestrichene  Fläche 
eines  Leslie^schen  Blech  würfeis,  der  mit  Wasser  von 
100 '  gefüllt  war  und  auf  dieser  Temperatur  durch  eine 
untergestellte  Lampe  erhalten  wurde,  kehrte  ich  zwei 
Thermometern  zu,  welche  Q,01^  Celsius  angaben  und  in 
0^°^  und  0,9°"  Entfernung  davon  sich  befanden.    In  der 


0  ▼•  ^nS'  'Ann.,  Bd.  84,  S.  411. 


-    101    -* 

Mitte  zwischen  dett  beideii  Tb&tta^mM&aai  -wmt  eni  Me^ 
taUschirm  au%e«telH.  Wtiurend  ^  Mden  TketmOiMkai 
vorher  dieselbe  Temperator  gwelgt  katten  md  die  ibi 
etitfemtem  anch  noch  weiterhin  constant  blieb ,  stieg 
tiach  IIiDsabringimg  der  obigen  Wärmequelle  die  Ten- 
peratur  des  n&faem  Thermometers  in  18  Minnten  um 
0^6  *  und  erhielt  sich  dann  da.  Als  hierauf  der  Metall- 
schirm  in  die  Mitte  swisehen  die  Wäitnequelle  und  dt« 
nähere  Thermometer  gestellt  wurde,  fiel  die  Temperatur 
.  des  letztern  in  (&nf  Minuten^  wieder  auf  diejenige  des 
entferntem  herunter.  Bei  einem  zweiten  Versuche  brachte 
man  das  erste  Thermometer  in  eine  Entfernung  von 
0;1  °*;  das  andere  in  eine  solche  von  0,6  **;  Stand  der 
Schirm  zwischen  beiden,  so  stieg  die  Temperatur  des 
nähern  in  sechs  Minuten  um  1,5*  und  blieb  da  stationär, 
wurde  er  dagegen  in  die  Mitte  zwischen  die  Wärme- 
quelle und  das  erste  Thermometer  gebracht,  so  betrag 
jetzt  die  Differenz  in  den  Angaben  beider  Thermometer 
bloss  noch  0,03  ,  während  die  Temperatur  des  Schirms, 
wie  ein  an  ihm  angelehntes  Thermometer  zeigte,  dabei 
3^  höher  war  als  diejenige  der  Umgebung.  Es  wird 
hienach  in  den  meisten  Fällen  ein  Metallschirm,  der 
zwischen  den  strahlenden  Gegenstand  und  das  Thermo- 
meter gebracht  wird,  den  !Einfluss  der  Strahlung  gami 
aufheben;  in  seltenen  Fällen  werden  deren  zwei  hinter- 
einander nöthig  sein.  Solclle  Doppelschirme  von  Metall 
hat  bekanntlich  schon  Melloni  bei  seinem  Apparat  för 
die  Untersuchung  der  strahlenden  Wärme  zur  Abhaltaiy 
der  Wärmestrahleo  benutzt. 

Wenn  man  beim  Quecksilber-  und  LuftthemoBieter 
dsis  Oefäss  und  einen  Theil  der  Röhre  gans  frei  in  die 
Luflk  hineinragen  lässt  und  sie  nicht,  wie  es  ^ufig  ge- 
schieht,   theilweise    mit   Holz   oder   Metall   unmittelbar 


-  1<*  - 

magibt;  8o  icrt'  weg;eii  der  sdilechten  LeitungfsfUhigkeit 
flei  Glases  und  der  leichten  Befestigungsweise  dieser 
Thermometer  eine  Zu-  oder  Ableitung  von  Wärme  von 
Jkm  Unterstiitzungspunkten  her  weit  weniger  zu  befürch* 
ten,  ais  bei  den  Metallthermometern  und  den  ebenfalls 
metallischen  elektrischen  Thermometern.  Die  Vermei- 
dang  dieser  Zuleitung  wird  besonders  schwierig  bei  der 
cnretern  Art  von  Metallthermometern;  die  an  ihrem  einen 
Xinde  eines  ganz  festen  Stützpunktes  bedürfen  und  am 
jmdem  mit  einem  mehr  oder  minder  complizirten  Fühl- 
hebelsjstem  in  Verbindung  zu  setzen  sind.  Bei  den 
«lectrischen  Thermoscopen  dagegen  kann  man  diese 
Fehlerquelle  dadurch  fast  ganz  unschädlich  machen,  das« 
man  die  Leitungsdräthe  ein  Stück  weit  in  gleicher  Weise 
wie  die  wirksamen  Theile  selbst  vor  allen  äussern  Ein-, 
Aussen  schützt;  so  ^ass  sie  ebenfalls  die  Temperatur  der 
Luft  annehmen. 

Da  wir  den  Wärmeaustausch  durch  Strahlung  bereits 
berücksichtigt  haben,  so  repräsentirt  das  äussere  Leitungs- 
vermögen  für  uns  jetzt  nur  noch  die  Bewegung  der 
Wärme  durch  die  Oberfläche  der  Körper  in  Folge  der 
Lnftberührung.  Diese  ist  aber  nach  den  Untersuchungen 
von  Dulong  und  Petit  ziemlich  dieselbe  für  alle  Stoffe, 
«o  z.  B.  für  Metalloberflächen  nur  sehr  wenig  grösser 
als  für  solche  von  Glas.  Ebenso  bedingt  auch  auf  den 
ersten  Anblick  das  innere  Wärmeleitnngsvermögen  einen 
geringen  Unterschied  für  unsere  verschiedenen  thermo- 
metrischen  Apparate;  denn  obschon  das  Quei'.ksilber 
mindestens  fünf  Mal  schlechter  leitet;  als  die  zu  denMe* 
iftUthermometera  und  eleotrischen  Thermoscopen  ge* 
bf&uchlichen  Metalle  und  das  Leitungsvermögen  der  Luft 
AOch  viel  geringer  ist,  so  wird  dies  doch  voliständig  com-^ 
pwoirt  durch  cUe  bei  ungleicher  Erwärmung  verschiedenMn 


—    106    — 

Theile  sowohl  in  tropfbaren  als  gasförm^en  Flüesigkeileii 
aofort  eintretenden  Strömungen;  welche  die  Ausgleichii]^ 
der  Temperator  eben  so  rasch  herbeifähren^  als  dies» 
durch  die  innere  Leitung  bei  den  festen  Körpern' ge» 
achieht  Es  muss  indessen  berücksichtigt  werden^  dass 
bei  den  letztem  Thermometern  die  Flüssigkeiten  in 
Hüllen  aus  Glas,  einem  sehr  schlecht  leitenden  Stoffe^ 
«ingeschlossen  sind.  Das  Produkt  endlich  der  spezifischen 
Wärme  in  das  nothwendige  Gewicht  des  thermometrischen 
Körpers  kanii  im  Verhältniss  zur  Oberfläche  weitaus  am 
geringsten  sein  bei  den  electrischen  Thermometern.  Die 
eu  erwärmenden  Löthstellen  der  Thermoketten  können 
nämlich  ungemein  fein  gemacht  werden  und  ebenso  lässt 
sich  bei  dem  Svanberg'schen  Thermoscop  ein  ganz  dünner 
Draht  verwenden.  Bedeutend  grösser  schon  wird  dieses 
Produkt  bei  den  Luft-  und  Quecksilberthermometem 
ausfallen  uud  am  grössten  bei  den  Metallthermometem 
der  ersten  und  zweiten  Art,  da  zu  diesen  ^twas  dickere 
Stäbe  verwendet  werden  müssen.  Für  die  Spiralthermo- 
meter  dagegen  können  ohne  Nachtheil  dünne  Lamellen 
benutzt  werden. 

Behufs  Verminderung  des  Einflusses  der  vierten 
Fehlerquelle  endlich  bieten  die  electrischen  Thermometer 
einen  entschiedenen  Vortlieil  gegenüber  den  andern  dar. 
Während  nämlich  den  Luft-^  Quecksilber-  und  denMe* 
tallthermometem ,  wenn  sie  nicht  als  selbstregistrirende 
Apparate  eingerichtet  sind,  häufig  behufs  bequemer  Ab- 
lesung Standorte  angewiesen  werden  '  müssen ,  welche 
hinsichtlich  des  freien  Luftzutritts  und  der.  Ausschliessung 
localer  Luftströmungen  Manches  zu  wünschen  übrig 
lassen,  kann  man  die  eine  Löthstelle  einer  Thermokette 
oder  den  feinen  L^raht  eines  Svanberg'schen  Thermoscops 
jm  beliebige^  sogar  unzugängliche  Stellen  hinbringen  und 


r.-      107      — 

die  dort  stattfindende  Temperatur  leicht  im  Zimmer, 
wohin  die  Leitungsdrähte  führen ;  an  den  geeigneteii 
Apparaten  messen*  Wie  auch  imUebrigen  die  Aufstel- 
lung des  thermometrischen  Apparats  sein  möge,  so  dürfte 
es  jedenfalls  gut  seiu;  entweder  das  Thermometer  durch 
«ine  geeignete  Vorrichtung  in  der  Luft  rasch  hin-  und 
ierzubewegen  oder  dann  auf  irgend  eine  Weise  bei 
ruhendem  Thermometer  in  der  Nähe  desselben  einen 
künstlichen  Wind  zu  erregen.  Dass  die  thermometrischen 
Vorrichtungen  in  geeigneter  Weise,  insbesondere  ohne 
den  Luftzutritt  allzusehr  zu  hemmen,  vor  der  Benetzung 
durch  Regen  und  Schnee,  welche  meistentheils  eine  Er- 
niedrigung der  Temperatur  zur  Fplge  haben  würden, 
geschützt  werden  müssen,  bedarf  wohl  kaum  noch  der 
Erwähnung.  Auch  dies  kann  bei  den  compendiösen 
electrischen  Thermometern  viel  leichter  geschehen,  als 
bei  den  andern  thermometrischen  Vorrichtungen. 

Aus  den  angestellten  Erörterungen  geht  hervor,  dass 
die  electrischen  Thermometer  für  Fundamentaluntersu- 
ehungen  den  übrigen  durchaus  vorzuziehen  sind,  und 
dass  unter  den  letztern  die  Spiral  -  Metallthermometer 
wohl  den  ersten,  die  Quecksilberthermometer  den  zweiten 
Rang  einnehmen  dürften.  Das  Luftthermometer  wäre 
zwar  in  einigen  Beziehungen  dem  Quecksilberthermometer 
wohl  voranzustellen ;  da  aber  seine  Angaben  ausser  von 
der  Temperatur  auch  noch  wesentlich  vom  eben  statt- 
findenden  Luftdruck  abhangen,  und  also  die  Fehler  in 
der  Bestimmung  dieses  zweiten  Elements  mit  auf  die 
Sesultate  influiren,  so  muss  doch  das  Quecksilbertherme* 
meter  als  das  vorzüglichere  erscheinen. 


—    lOt    ^ 
IL 

Aofstellong  der  Thermonieter  auf  den  gewöhnlieheD  meteoro- 

logisclien  Stationen. 

(Vorgetragen  den  1.  Deiember  1860.) 

Da  ich  leider  durch  anderweitige  Beschäftigung  ver- 
hindert worden  bin,  im  Laufe  dieses  Jahres  die  im  vori- 
gen angefangenen  Untersuchungen  über  die  Bestimmung 
der  Lufttemperatur ;  wie  ich  es  wünschte,  weiter  fortzu- 
setzen ;  so  muss  ich  mich  für  jetzt  darauf  beschränken^ 
die  Resultate  einiger  Untersuchungen  über  die  schick- 
lichste Aufstellungsart  der  Thermometer  auf  unsern  me- 
teorologischen Stationen  mitzutheilen.  Es  wurden  dabei 
die  Ergebnisse  des  ersten  Theils  dieser  Abhandlung 
benutzt. 

Bei  der  Wahl  der  Thermometer,  der  Zeit  *ihrer 
Beobachtung  und  ihrer  Aufstellungsweise  mussten  drei 
Punkte  in  Betracht  gezogen  werden,  nämlich  erstlich  die 
Bequemlichkeit  des  Bephachters,  sodann  die  Vermeidung 
allzugrosser  Unkosten,  endlich  die  Erreichung  der  wün« 
schenswerthen  Genauigkeit  der  Beobachtungen,  insofern 
dies  nach  Berücksichtigung  der  vorigen  Punkte  über- 
haupt noch  angeht.  Diesen  Anforderungen  allen  glaube 
ich  durch  folgende  Einrichtungen  möglichst  entsprochen 
zu  haben. 

Als  thermometrische  Vorrichtung  wurden  Qnecksil- 
berthermemeter  gewählt  und  zwar  sogenannte  Einschlnss- 
thermometer  von  H.  Geissler  in  Bonn.  Das  kugelför- 
mige Gefass  ist  nämlich  bei  diesen  Thermometern  mit 
einer  sehr  dünnwandigen  Köhre  versehen,  welche  auf 
einer  Milchglasscala  aufliegt,  und  zum  Schutze  sind  Bohre 


r-      W      - 

und  Scale  von  einer  weitern  Glasröhre  umgeben,  die 
ol>ea  in  eine  Messingfi^ssung  eingekittet  und  unten  mit 
einem  verengten  Fortsatz  an  die  Kugel  angeschmoIzeD 
ist  Die  Scale  gibt  direct  Vs  eines  Centesimalgrades  an 
und  Hesse  Vso^  noch  gut  schätzen.  Da  die^  aber  eine 
unnütz^  Genauigkeit  wäre,  so  sind  die  Beobachter  an* 
gewiesen  worden ;  bloss  die  halben  Fünftelgrade  zu 
schätzen,  was  wegen  der  d .  utlichen  Projection  des  Queck- 
silberfadens auf  das  dahinterstehende  Milchglas  mit  grosser 
Leichtigkeit  geschehen  kann.  Es  werden  also  neben  den 
ganzen  Graden  bloss  noch  die  Zehntel  notirt.  *)  Im 
Uebrigen  gehen  die^Thermometer  durchschnittlich  von 
—  30  bis  -f.  50^.  Es  waren  dieselben  mit  dem  im 
letzten  Winter  genau  verificirten  Normalthermometer  de» 
physikalischen  Cabinets  verglichen  und  bis  auf  V20"  volU 
kommen  übereinstimmend  gefunden  worden. 

Diese  Thermometer  werden  nach  den  frühern  Erör» 
lerungen  behufs  Ableitung  der  mittlem  täglichen  Tem- 
peratur um  7  Uhr  Vormittags  und  2  und  9  Uhr  Nach- 
mittags abgelesen.  Es  sind  dieselben  aufgehängt  in  cy- 
lindrischen,  unten  offenen,  oben  durch  ein  conisches  Dach 
verschlossenen  Gehäusen  aus  Zinkblech.  Damit  aber  die 
Luft  freien  Zutritt  habe,  sind  die  Wände  durchbrochen, 
d.  h.  sie  bestehen  aus  Segmenten  zweier  *Cylinder  von 
30®°*   und  34®°*  Durchmesser,  welche,  durch  leere  Zwi^ 


*)  Da  eine  Oenauigkeft  von  höchstens  '/o^  0.  angestrebt  wird^ 
so  muss  auch  jedes  Bedenken  gegen  das  Einsohlicssen  der  eigentlicheiir 
Thermometerröhre  in  eine  weitere  Glasröhre  hier  wegfallen.  Gs  lasst 
fiich  nüinlich  leicht  berechnen,  dass  selbst  beim  höchsten  Stand  de» 
Thermameters  das  Qoecksilber  in  der  Röhre  eine  unriO^  verschiedene 
Temperatur  von  der  der  Kagel  haben  mdsste,  damit  daraus  ein  Fehler 
TOB  OjV>  ontstoheB  kdniite« 


-    110    ~ 

•cheDriome  getrennt,  so  gestellt  «eind,  dass  je  m/nä 
ZwiBchenraum  des  innem  Cjlinders  ein  BledisegnfBt 
des  äoBsem  entspricht  nnd  umgdLehrt.  Die  Gylinder 
sind  40**  hoch  nnd  von  dem  etwas  überhängenden  Dadi 
durch  einen  Zwischenraom  von  2^  getrennt.  Anf  der 
einen  Seite  sind  Thüren  behofs  Beobachtung  der  Ther- 
mometer angebracht.  Auch  das  20^  hohe  Dach  ist  nock 
durchbrochen,  indem  dasselbe  oben  eine  Oeflhnng  von 
9"°  Durchmesser  besitzt,  über  welcher  sich  ein  swriter 
Conus  zur  Bedachung  befindet.  In  jedem  Oehinse  be- 
finden sich  zwei  Thermometer,  eines  mit  freier  trockener 
Kugel  zur  Beobachtung  der  Lufttemperator,  das  andere 
mit  stets  benetzter  Kugel  (indem  ein  an  derselben  be- 
festigter Docht  in  ein  untergestelltes  Gläschen  mit  Wasser 
hinabreicht)  zur  Ermittlung  des  Feuchtigkeitszustandes 
der  Luft  aus  seinem  Stand  mit  Berücksichtigung  desjeni- 
gen des  trockenen  und  desjenigen  eines  gleichzeitig 
beobachteten  Barometers.  Die  Thermometer  sind  in 
\0^  Abstand  Ton  einander  oben  in  Hacken  eingehängt 
und  unten  mittelst  Korken  in  zwei  Ringen  eines  dünnen 
Querstabs  befestigt  An  letzterm  ist  auch  mitten  zwischen 
den  beiden  Kugeln  ein  dünnes  Blech  vertikal  ange- 
bracht, um  die  Strahlung  des  benetzten  Thermometers 
und  des  Gläschens  mit  Wasser  gegen  das  trockene 
Thermometer  zu  verhindern. 

Zur  bequemen  Beobachtung  werden  die  Gehäuse 
mittelst  zweier  starker  Eisenstangen,  die  an  ihre  Wan- 
dungen festgeniethet  rnd  33*^°^  lang  sind,  vor  einem 
Fenster  seitswärts  in  Chamieren  eingehängt,  so  dass  sie 
behufs  Ablesung  der  Thermometer  gegen  dasselbe  zu- 
gezogen werden  können,  während  sie  sonst  senkrecht 
von  der  Wand  abstehen. 

Wenn  die   Gehäuse   mindestens  3"  über  dem  Brd- 


I 


—  111  — 

»2>^en  an  der  nördlichen  Wand  eines  Hauses  oder  sonst- 
wie so  aufgestellt  werden,  dass  sie  höchstens  am  frühen 
Morgen  und  späten  Abend  von  der  Sonne  beschienen 
werden,  so  kann  man,  wie  die  folgenden  Beobachtungen 
und  Erörterungen  zeigen  werden,  darauf  J-echnen,  durch 
Ablesung  des  trockenen  Thermometers  die  Lufttempe- 
ratur mit  einer  Genauigkeit  von  0,3  ^  C.  zu  erhalten« 
Bedenkt  man,  dass  nachFrüherm  dies  auch  der  mittlere 
Fehler  ist,  mit  welchem  die  aus  den  um  7,  2  und  9  Uhr 
beobachteten  Thermometerständen  abgeleitete  Mitteltem- 
peratur behaftet  ist,  so  wird  diese  Genauigkeit  vor  der 
Hand  genügend  erscheinen. 

Zur  Anstellung  der  Untersuchungen,  deren  Resul- 
tate im  Vorhergehenden  vorweggenommen  sind,  wurden 
Anfangs  Mai  zwei  Gehäuse  der  oben  erwähnten  Art, 
das  eine  an  der  nordöstlichen  Wand  der  Sternwarte, 
"das  andere  an  einem  frei  stehenden,  von  dem  Gebäude 
ungefähr  6™  entfernten  Pfahl  so  befestigt,  dass  die  Ther- 
mometergefässe  in  beiden  nahe  3"*  vom  Boden  entfernt 
waren.  Neben  beiden  Gehäusen  brachte  man  ferner 
etwas  später  beiderseits  offene  20*^"*  hohe  und  15*^"*  weite 
Cylinder  aus  ganz  dünnem,  blanken  Messingblech  an, 
-die  ebenfalls  ungefähr  0,3™  von  der  Wand,  resp.  vom 
Pfahl  abstanden  und  in  deren  Mitte  je  ein  Thermometer, 
wie  die  oben  beschriebenen,  aufgehängt  war*  Das  Ther- 
mometergehäuse am  Pfahl  wurde  von  den  Strahlen  der 
Mittagssonne  durch  einige,  an  dem  letztern  befestigte 
Bretter  geschützt.  An  der  Wand  war  endlich  noch  im 
Anfange  in  0,2  "*  Abstand  ein  ganz  freies  Thermometer 
neben  dem  Gehäuse  aufgehängt  worden ,  ebenso  am 
Pfahl. 

Die  bis  Mitte  Juni  so  oft,  als  meine  übrigen  Be- 
schäftigungen es  gestatteten,  fortgesetzten  Beobachtungen 


-     118    - 

ergaben  zuiiächst,  daas  die  Tbermoiueter  durcli  die  Zink^ 
blechgcbäusc  vor  Eegen  und  Hagel  selbst  bei  heftigem 
Winde  vollständig  geschützt  warw;  es  zeigte  sich  nie 
eine  Spur  von  Benetzung  am  freien  Thermometer*) 
Um  zu  prüfen  y  inwiefern  durch  das  Metallgehäuse  auch 
die  Strahlung  gehindert  sei,  stellte  ich  folgenden  Ver- 
such an.  Zwei  beiderseits  offene  Zinkblechcylinder  von 
20*^"  Höhe  und  20  und  26 ''«  Durchmesser  wurden  auf 
der  untern  Seite  concentrisch  durch  einen  Blechboden 
mit  20*^"*  weitem  kreisförmigem  Ausschnitt  vereinigt,  so 
dass  ein  ringförmiges  Gefäss  von  3  ^"^  Weite  entstaad. 
Dieses  Gefass  hing  man  in  der  Mitte  eines  Zimmers 
vermittelst  Schnüren  in  1  "^  Abstand  vom  Boden  an  der 
Decke  auf.  In  gleicher  Weise  waren  an  Schnüren  zwei 
Thermometer  befestigt,  von  welchen  die  Kugel  des  einen 
in  die  Mitte  des  ringförmigen  Gefasses,  die  des  andern 
in  gleicher  Höhe  über  dem  Boden,  aber  0,6  *"  von  ersterm 
entfernt  zu  liegen  kam.  Zwischen  letzterm  und  dem 
ringförmigen  Gefäss  war  überdiess  ein  Metallschirm  au- 
gebracht,  um  eine  Strahlung  zwischen  beiden  zu  ver- 
hindern. Als  man  hierauf  das  ringförmige  Gefäss  mit 
Wasser  von  verschiedener  Temperatur  anfüllte,  zeigten 
sich  in  den  Ständen  der  beiden  Thermometer  nachstehende 
Differenzen: 


*J  Dagegtn  haUe  ich  bei  Aufsteliung  der  meteorolog^ischen  Inslr«- 
nie  Die  aof  dem  Kaulhorn  am  3.  und  4.  August  Gelegenheit  so  beobaeh- 
len,  daes  bei  einem  Sctineegestdber  die  Sehneeflocken  namentlieh  tob 
unten  her  (weniger  von  der  Seile)  in  das  Gehäuse  eindrangen  und  aa 
die  Thermometer  sich  ansetzten.  Ich  habe  daher,  weil  mir  eine  wei- 
terg:ehcnde  Vcrschllessung  wegen  der  nothwendigen  Luftcirculation  nicht 
fhunlich  schien,  den  Beobachtern  die  Instruction  ertheilt,  das  freie  Th«r* 
mometer  in  solchen  Fällen  einige  Zeit  vor  der  Beobaohtang  abn- 
trocknen. 


-    liö    - 

•^f«6h«8B  ler  TeinpeHtat*  f^fl^rens  4b8  iässern  und  in- 

B    Wassers   Über  di«Jeiii|;«  ilcm   ThermonieterB. 

der  Umgebuni;. 

41,5«  l,db^ 

16,2^  1,03« 

7,9 '  0,460 

6,90  0,33^ 

5,1^  0,220 

Da  nun  nach  Danieirs  Beobachtungen  in  London 
^p  Unterschied  zweier  im  Schatten  und  im  Sonnenschein 
ifgehängten  Thermometer  in  den  WintermoHaten  durch- 
shnittlich  bloss  6 —  7  ^  G.  beträgt,  während  diese  Diffe* 
mz  im  Juni  bis  22  ^  G.  im  Mittel  steigt;  da  ferner  eben- 
Jls  nach  Danieirs  Beobachtungen  ein  mit  schwarzer 
Tolle  umwickeltes  Thermometer,  welches  in  Folge 
essen  das  Maximum  des  Ausstrahlungsvermögens  be- 
iss,  durch  Ausstrahlung  gegen  den  freien  Himmel  im 
[ittel  um  5  °  C.  unter  die  Temperatur  der  Umgebung 
erabsinken  kann,  so  werden  gemäss  unsern  Versuchen 
le  Zihkgehäuse  die  Strahlung  der  Thermometer  gegen 
3n  Himmel  und  die  benachbarte  Wand,  sowie  auch  den 
iufluss  der  Sonne  früh  Morgens  und  Abends  spät  — 
.«sen  gleich  dem  ganzen  Einfluss  in  den  Wintermonaten 
ssetzt  —  so  sehr  verhindern,  dass  1)loss  ein  mittlerer 
ehler  von  0,2  —  0,3 «  C,  übrig  bleiben  wird.  Es  ist 
tzt  noch  der  Einfluss  der  Bodenstrahlung  jsu  erörtern, 
ie  Thermometergefasse  befinden  sich  oder  sollen  sich 
enigstens  nach  der  ursprünglichen  Anordnung  15^ 
>er  dem  untern  Bande  des  Gehäuses  befinden.*)  Denken 


*)  Die  Beerst  erhaltenen  ThernMiieter  ^  iMeh  deren  Dimeüsienen 
»  snmmtlicben  Zinkgehnase  aactfertigt  wnrden»  waren  nnfefÜM» 
»  k&rner  Us  die  später  verfertigten,  daher  bei  letitern  der  obif« 
bstind  it6t  dtt  Haiid  bloss  10««  betr&i^t. 

Bern.  Mittheil.  i^ 


-.    114    - 

wir  uns  nun  der  Einfachheit  halber  das  ThermomMr 
in  der  Mitte  des  Gehäuses,  so  würde  durch  den  Band 
des  letztern  und  die  Thermometerkugel  als  Spitse  ein 
Kegel  von  45  ^  Oeffnung  zu  legen  sein ;  dieser  K^ 
wird  aber  auf  dem  3  "^  entfernten  Boden  eine  EreisflSdie 
von  3°^  Radius  abgrenzen.  Es  wirkt  also  eine  Boden- 
fläche  von  3^  ;i  Quadratmetern;  deren  Temperatur  nach 
Obigem  im  Mittel  22^  C.  über  diejenige  der  Umgebong 
steigen  kann,  aus  3"^  Entfernung  strahlend  auf  das  Ther- 
mometer ein.  Den  gleichen  Effekt  wird  nach  bekannten 
Gesetzen  eine  gleich  temperirte  Fläche  von  0,8'  Ji  Qoa- 
dratmetem  in  0;8  ^  Entfernung  haben.  Um  ^esen  Eflbkt 
zu  finden;  habe  ich  einen  Ofen,  dessen  vordere  Fläche 
vorstehender  Grösse  gleichkam,  so  heizen  lassen,  dass 
dieselbe,  wie  ein  an  sie  angelegtes  Thermometer  zei^ 
eine  durchschnittliche  Temperatur  besass,  welche  die- 
jenige der  Umgebung  um  2?  ^  C.  übertraf.  In  den  Ent- 
fernungen von  0,8  "*  und  1,0"*  vom  Ofen  wurden  sodann 
zwei  der  beschriebenen  Thermometer  an  Schüttren,  die 
von  der  Decke  herabhingen,  befestigt  und  mitten  zwi* 
sehen  beide  und  ebenso  vor  das  nähere  am  Ofen 
Metallschirme  so  gestellt,  dass  für  beide  Thermometer- 
kugeln, wenn  man  sie  als  leuchtende  Punkte  betrach- 
tete, die  ganze  Oberfläche  sich  im  Schatten  befand. 
Den  übereinstimmenden  Stand  dieser  Thermometer  be- 
trachtete ich  als  die  oben  erwähnte  Temperatur  der  Um- 
gebung des  Ofens,  und  der  Einfluss  der  Strahlung  des 
Ofens  wurde  darauf  nach  der  Differenz  beider  Stände 
beurtheilt,  als  man  den  Schirm  zwischen  dem  Ofen  und 
dem  ersten  Thermometer  entfernte.  Er  betrug  im  Maxi' 
mum  0,9  °  C.  Dieser  bedeutende,  ja  ftir  mich  weiiigstens 
unerwartet  grosse  Einfluss  der  Bod^enstrahlung,  der  ao( 
das  Doppelte  sich  steigern  kann,  wenn  das  Thermometer 


—    116    - 

jf^aAz  frei  hängt  und  der  ganzen  Deduction  gemäss  nur 
ftr  eine  Aufstellung  an  einem  isolirten  Pfahle  gilt,  recht" 
fertigt  vollständig  das,  was  ich  im   ersten  Theil  dieser 
Uütersnchungen,  Seite  96;  tiber  die  Angaben  der  Pfahl- 
ihermometer  bemerkt  habe,  obschon  ich  damals  die  Ur- 
sache der  Abweichung  von  den  am  Hause  angebrachten 
Thermometern  in  andern  Umständen  suchte.    Für  Ther- 
inömeter  nämlich,  welche  an  der  Nordseite  eines  Hauses 
aufgehängt  sind,  wird  die  slarahlende  Fläche  von  höherer 
Temperatur  weit  kleiner  sein,   im  ungünstigsten   Falle 
die  Hälfte  derjenigen  bei  vollständiger  Isolirung  an  einem 
Pfahle.    Kehren  wir  also  zu  unserm  Falle  zurück,  wo 
das  Gehäuse  an  der  nördlichen  Wand  eines  Hauses  in 
weiugstens  3"  Höhe  tiber  dem  Boden  befestigt  ist,  so 
wird  auch  da  im  ungünstigsten  Falle  bloss  eine  Boden- 
fläche von  1,5  ^;i  Quadratmetern  zur   Wirkung  gelangen 
und   die  entspricht  dem   Strahlungseffekt   einer  Fläche 
von   0,8  *;i   Quadratmetern  in  1,1"*  Entfernung.    Indem 
man   die  beiden   Thermometer   so  verschob,    dass  das 
nähere  in  die   vorstehende    Entfernung    vom    Ofen  zu 
liegen  kam,  zeigte  sich  eine  bedeutende  Verminderung 
des  störenden  Einflusses  der  Strahlung;  sie  betrug  jetzt 
bloss  noch  0,3  —  0,4  ^  C.  im  Maximum.    Bedenkt  man 
nun   femer,   dass  zu  Zeiten,  wo  der  Boden  unter  der 
Einwirkung  der  Sonne  sich  so  bedeutend  erwärmt,  der 
Himmel  also  ganz  oder  wenigstens  grösstentheils  wol- 
kenfrei ist,  das  Gehäuse  im  Schatten  des  Hauses  gegen 
den  kalten  Weltraum    gerade    wie    in    hellen   Nächten 
Wärme  ausstrahlt,   wodurch,    wie   wir   gesehen  haben, 
eine  Temperaturemiedrigung  des  Thermometers  von  0,1—^ 
0,2^  C.  erfolgen  kann,   so  wird  man  finden,  dass  auch 
der  Einfluss  der  Bodenstrahlung  hei  unserer  Aüfstellüngs- 
art  sich  auf  die  schon  mehrfach  angegebene  Grenze  von 


—     116     — 

0,3  —  0,3  '  C.  beschränkt     Der   störende   Einflott  im 
iStirablang  überhaupt  wird  ako  durchschnittlicli  nicht  voIip 
»  als  0,3  '  O.  betragen. 

Was  endlich  den  Einfluss  looaler  Luf^atr^Bmagio 
betrifft  I  so  dürfte  dieser  durch  die  Entfernung  derThv* 
mometor  von  der  Wand  um  0,4  —  0,5"*  jedenfiJli  Im»^ 
deutend  vermindert  worden  sein« 

Mit  den  liesultaten  dieser  Erörterungen  stimmen 
nun  vollständig  überein  die  Ergebnisse  der  directa 
Beobachtungen  an  den  auf  der  Sternwarte  aufgestellteB 
Instrumenten.  Während  nämlich  die  trockenen  Ther- 
mometer, in«  den  Zinkblechgehäusen  am  Pfahl  und  am 
Haus  durchschnittlich  um  0,21  -'  C.  differirten,  betrug 
diese  Differenz  für  diejenigen  in  den  Messingblechcylin- 
dern  0,38  *  und  fllr  die  ganz  freien  0,62  ^,  Ebenso  zeigte 
am  Hause  das  freie  Thermometer  eine  durchschnittlicb 
um  0,38  ®  verschiedene  Temperatur  von  der  des  trockeneo 
im  Gehäuse  an;  dagegen  stimmten  die  Angaben  des 
letztern  durchschnittlich  bis  auf  0,12  ^  mit  denen  des 
Thermometers  im  Messingblechcylinder  überein.  Es  zeigt 
dies  deutlich ,  wie  der  Einfluss  der  verschiedenen  Fehler* 
quellen  schon  durch  den  einfachen  Messingblechcylinder, 
noch  mehr  aber  durch  das  Zinkbleohgehäuse  vermindert 
worden  ist.  Ausserdem  schien  mir  i^us  den  obigeA  Beob- 
achtungen hervorzugehen,  dass  die  Temperatur  der  Luft 
in  der  Nähe  des  Pfahls  durchgängig  von  derjenigen  is 
der  Nähe  des  Hauses  verschieden  war.  Da  ich  indessen 
wiederholt  bemerkt  hatte,  dass  in  der  kurzen  Zeit,  diß 
nöthig  war,  um  mit  der  Leiter  vom  Pfahl  zum  Haue 
zu  gehen,  dort  eine  Ablesung  zi|  machen  und  wieder 
zu  ersterm  zurückzukehren,  der  Stand  des  Thermomeften 
um  0,1  --  0,2  '  sich  geändert  hatte,  so  hielt  ich  es  &X 
nothwendig;  zu  genau  gleichzeitigen  Beobachtungen  mit 


-    «7    - 

^r  Thermok^tt^  ineine  Zuflucht  su  nehmen  ^  um  mieb 
»n  der  Bicbtigkeit  oder  Unriohtigkeit  der  obigen  Ver- 
Loibung  SBU  überzeugen«  Es  wurde  daher  im  Baal  der 
temwarte  ein  Galyanometer  mit  Spiegelablesung  auf* 
eatellt  und  von  demselben  Drähte  2U  einer  Wippe  g^ 
Ihrt,  welche  in  der  Nähe  des  Beobachters  beim  Fenu 
ohx  sich  befand.  Mittelst  dieser  Wippe  konnte  der 
stztere  die  Drahtenden  des  Multiplicators  mit  Kupfer« 
räthen  in  Verbindung  setzen,  welche  zu  den  beiden 
itellen  hinführten^  deren  Temperaturdifferenz  bestimmt 
rerden  sollte ,  und  welche  zwischen  diesen  Punkten  durch 
inen  Neusilberdraht  verbunden  waren.  Man  hatte  dann 
ine  geschlossene  Thermokette  von  Neusilber  «-Kupfer, 
i0i  der  sich  eine  Temperaturdifferena  der  beiden  Ldth-^ 
teilen  sofort  am  Galvanometer  als  thermoelectrischef 
itrom  bemerklich  machen  musste.*}^  Um  dieselbe  messen 


*)  Bei  einer  so  langen  Thermokette,  wie  die  im  vorlie^pendeii  Fal| 
mvtflte,  wo  die  l^eiden  Kupferdrähte  eine  Lanj^e  von  beilaufis  00  "* 
ni  der  Neusilberdraht  eine  solohe  von  6^  hatte  and  bei  einer  Ver- 
reiidiiii(s  derselben,  wie  sie  hier  in  Bftracht  kömmt,  wo  pämlieh  4it 
iBselnen  Theite  verschiedenen  Temperatitren  aasf^eset^t  werden,  hat 
iaa  auf  einige  yrosiände  Rucksicht  zu  nehmen,  die  bei  dem  gewöha* 
ehen  Gebrauch  der  Thermokelten  ausser  Aebt  gelassen  werden  köauf f. 
Vegen  der  Lange  ^er  Drähte  wurden  die  feinen  Lothstellen*  wei*  sif 
est  mit  densflben  verbünde«  wären,  nur  mit  Beobaohtung  der  frdMttp 
Sorgfalt  beim  Gebrauch  qnversehrt  erhalten  werden  köiiafn.  Ich  Mkp 
<B  daher  vorgezogen,  beide  su  trennen;  die  Kupferdrähtf  und  d^r  Qieii^ 
lilberdraht,  welche  iiuf  eine  Spule  aufzuwinden  sind,  wer4f9  vorerst 
9r  sich  an  Ort  i|nd  Stetig  gebracht  und  dan«  ^rst  diirch  4if  hMvf^ 
^thstellen  verknöpft.  Letztere  bestehen  nävi|iol\  auf  einem  Kupfer- 
ud  Neusil^erdraht  von  6  ^^  Länge ,  welche  nvit  i|iren  einen  zngespltz- 
OB  Enden  aneinandergelothet,  mit  den  %n4crn  >P  W^  eylindrispbeii 
fibenl^lzklötzehen  eingelassen  und  da  an  zwe\  Rlemmsehranbeii  von 
tapfer,  resp.  Neusilber  festgemacht  sind.  In  diesep  Klamw^ohrnnb^ 
rerJen  die  resp.  Drathepdfn  befestigt.  Die  Lothstetlen  werden  beid^ 
kufbewahnmg  dafeh  Messingkäppen ,    welche   ober  die  Bbenholikl^tEe 


—    118    - 

m  könneiii  hatte  m«ii  vorher  die  beiden  Ldthstellen« 
iwei  Gläser  gebracht,  dieie  mit  Wasser  Ton  TerscUeds- 
neo,    durch  eingetauchte  Thermometer   wa    messoita 
Temperatoren  geflillt  und  für  die  so  bekannte  Temperate- 
diflferenz    die    constante   Ablenkung    am    GalTanometer 
beobachtet.    £&  seigte  sich,  dass  eine  Ablenkung  von 
einem  Sealentheil   einer  Temperatnrdifierenjs   der  LMi- 
stelle  von  0,18®  C.  entsprach,  und  dass,  was  auch  sonst 
SU  erwarten  war,  bis  su  einer  Temperatnrdifierens  ton 
10  0   die   Ablenkungen   den   letztem   stets    proportiontl 
waren.    Die  Beobachtungen,  welche  am  6.  Juni  bm  be- 
wölktem ,  am  8.  Juni  bei  heiterem  Himmel  mittelst  dieser 
Thermokette  angestellt  wurden,  ergaben  nun  in  der  Thtl, 
dass    nur  selten   die  Temperatur  an  nngeflihr  6"^  Ton 
einander  abstehenden  Funkten  genau  dieselbe  ist  *).  Ab 
die  beiden  Löthstellen  in  den  Zinkgehftusen  sich  befin- 
den,  betrug   ihre    Temperaturdifferenz    0,1 — 0,3^  C; 
diese  wuchs   von  0,3  —  0,5  o,   als  man   die  Löthstellen 
darauf  in  die  MessingblechcyUnder  brachte  und  varürte 


SS  BohieVea  nad ,  i^sehfitit  Da  die  aaH^paaatea  DriUite  aaf  Uirtr 
gaasea  Laai^  aieht  öVeraU  dieselVe  Teoiperatnr  habea  werdi«,  m  tu» 
OMa  feiner  Tor  dem  Gebrauch  antersaehea,  ob  aieht  bereits  dareheiBe 
Temperatardifferena  Teraehiedeaer  Theile  eiaes  aad  deaselbea  DralitM 
thermoeleetriaehe  Ströme  eatatehea.  Es  ist  aameatlioh  der  Btaeadnlit, 
weieher  weg^ea  Uagleiehartl(^lKeitea  la  aeiaer  Straetnr  aolobe  Str9ae 
aeistj  Tiel  weaig^er  tretea  dieeelbea  bei  Kapfer-  aad  NenaiiberdrihteD 
aaf.  Aus  diesem  Gruade  aameatlieh  habe  ich  trota  der  geriBj^a  tberao- 
eleetrometorisehea  Kraft  der  Kapfer- Neusilber  kette  Tor  der  Neasilber- 
Blseakette  dea  Voraus  iregebea,  uad  ia  der  That  aeif^e  daaa  aaeli  £• 
tratere  Kette  bei  eiaer  Probe  die  erwäliate  störeade  Erseheiauaf  ia  m 
Seriasem  Maasse ,  dass  sie  bei  dea  Torliegeadea  Uaterauchaasea  p» 
ausser  Aeht  s^l^^ss®»  werdea  iLoaute. 

^  Zu  demselbea  Schlüsse  ist  aaeh  Beeqaerel  (Comptes-readai  pov 
,'  p.  967)  i^kommea ,   iadem  er   ebeafalls  mittelst  einer  TherJat- 
dle  Temperaturea  ▼erschiedeaer  aahe  bei  eiaaader  liaceador  Ortt 
ich. 


-     119     -^ 

k  endlicli  von  0^7  —  1^2  ^  bei  Befestigung  der  Ldthstelleii 
I  t>hne  Hülle  in  der  Nähe  der  Messingkapseln.    Als  man 

I  dingen  die  freien  Löthstellen  etwas  mehr  sowohl  vom 
k  PfiB^l  als  insbesondere  vom  Haus  entfernte  (von  letsterm 
R  iHLmlich  um  1°^),  schwankte  ihre  TemperaturdifPerenz 
■  swischen  0,1  und  0^4^.  Diese  letztem  Resultate  dienen 
c  nun  überdiess  zur  Bestätigung  dessen,  was  schon  aus 
g  den  Ablesungen  der  Thermometer  sich  ergab,  dass  näm- 
Ib    lieh  durch  die  Zinkblechgehäuse  die  Fehler  bedeutend 

II  verkleinert  worden  sind.  Den  übrig  bleibenden  Fehler 
I  von  durchschnittlich  0,3^  C.  wird  man  sich  um  so  eher 
i  gefallen  lassen,  wenn  man  bedenkt,  dass  an  Stellen, 
i  die  nicht  sehr  weit  von  einander  abstehen,  die  Tempe- 
•I  ratnr  der  Luft  um  ebensoviel  verschieden  sein  kann,  und 
g'  dass  der  Stand  des  Thermometers  häufig  um  0,1  —  0,2  o 
i  verschieden  ist,  je  nachdem  man  eine  Minute  früher  oder 
L-    später  abliest. 

ST 


VerselehniM  der  für  die  Bibliothek  der 
Sehwelm«  IVaturC»  Oeselisehafl  elnse- 
.  S^^ngeneii  Oeseiienbe» 


Van  jdir  schlesisehen  Geselüehaft  für  vaterländitehe  Cwtttir  : 

96.  Jahresbericht.    Breslau  1859.  4. 
Vom  Verfauer: 

Swallow  :    Geologioal  ireport  of  the  eoantry  aloai^  the  line  of  tht 
Soath- Western  Braneh  of  the  paoifie  railroad.  St-LodB  1859.  8. 
De  la  Societi  vaudoise  des  sciencei  naturelles: 

Bolletin.  Tome  VI,  Nr.  46.  Lausanne  1860.  8. 
Van  der  TU.  Redaktion: 

Sehweiierisehe  2eitsehrift  für  Pharmaeie.    Jahrfanip  V ;  Nr*  t. 
Sehaffhansen  1860.  8. 


—    140    — 

f  oM  d§r  nuiurlanchendim  6€$9Hichmfl  in  Eüriek : 

VierttU«HrMehrirt.    V.  JahrpiaCt   Htfl  I.   JSUrick  IgiO. 
De  ta  SocÜle  bolanique  de  France: 

Bulletins.    Tome  VI,  2,  8.    Fnris  1859.  a 
Ten  der  nalurfbnekmden  GeeeHächa/l  in  Ftt^mrg  im  Brei»§9M : 

Berichte  über   4ie    Verkaadlai^ii.    U^md   II.,    S.     Kreib«rf  i.  B. 
1860   8. 
De  VAcadimie  det  tcience»  de  Bordeaux : 

Aetrs.  1850,  3«  triin.    Periü  1869.  8 
Von  der  mährUck-^cfüeil$chen  GeaUBehafl  für  Ackerbem^  Nea^tT"  «ml 
Landeskunde : 

jAhreeheft  für  das  Jahr  1859.  Brflaa  18G0.   8. 
Vmi  der  TU.  Ridaktim : 

Gencinniisise  Woehenaebrifl.    Wörtbvrg  1880.    Nr.  14—17. 
De  VAcadkmie  des  sdences  de  Dijon : 

M^moires.  2«  s^rif.    Tome  VIl.    Paris  1859     8. 
Ton  den  TU.  Redaktionen: 

1)  The  AtlMtis.  Nr.  5.    Jan.  1860.    Lenden    8. 

2)  Sehweis.  Zeitschrift  fftr  Pharmaeie.   Nr.  7.   1860. 
Vim  dem  UHdogiseh^^nineralo^chen  Verein  im  Regensburg: 

Abhtndlahfev.  Heft  8.  Refenebgr^  1860. 
De  la  societe  imperiale  des  naturalistes  de  Moscau : 

1)  Noaveaoz  m^moires.  XI.,  Xli.,  Xlii.  Moscon  1860.  4. 

2)  BolleUn.    Ann^e  1859,  11.,  |1I.,  IV.   1860,  I.   Moseon  1859  rt 
1860.  8. 

Von  Herrn  Dr.  Sidler  in  Bern: 

Tortolioi,  Annali  di  Matematiea.  Temo  I.  Anno  1858.  Roma  1858. 
From  the  Royal  Society  of  London  t 

1)  Pfoeeedin^.  Vol.  X.  Nr.  37,  M,  te,  lO. 

2)  Total  sslar  eeUyss,  1860,  Jnl/  18«   EsTtted  fkik  4iikls  (Mm- 
dow  etc. 

3)  The  royal  Soeiety,  30.  Nov.  1689.  4. 

4)  Professor  Huxley's  Ooeanie  Hjrdrosora.  London  1859.  Fei. 

.  5)  Pt|iloBophic%l  Transnetions  for  the  jrenr  16§0«    Vol.   1.,  >'• 
London  1859.  4. 
Von  dem  Ferdinandeum  in  Innsbruck  : 
.      1)  ZeHsehrifL  8.  Pel^e,  Heft  9.  Innshmek  I86O4  8. 

2)  48   Berichl  aber  die  Jähr»  1857,  18  nnd  58.  Ittünhrink  1860.  8 


miJ- 


Die  beifegebenen  drei  Tafeln  gehören  sn  Nr.  447 :  „Geolsfissh- 
a^ohiolsfische  Verhaltnisse  sm  Moosseedorfsee ,  von  J«  ühlmnnn.*^ 


Tür.  455  bis  45». 


Prof.  Wa.  Rtttlmeyer^  tu  Basel* 

ITeue  (mlocwne)  Fundorte  ¥on  Rhino« 

eeros  In  der  Sehwelz» 


Zu  den  seit  längerer  Zeit  bekannten,  ziemlich  zahl- 
reichen Fundorten  fossiler  Bhinoceros  in  der  Schweiz 
st  seit  dem  Jahre  1850  ein  fernerer  und  von  allen  un- 
streitig der  reichste  hinzugekommen ,  dessen  Ertrag, 
)isher  nur  theilweise  bekannt '^);  die  grösste  Beachtung 
verdient. 

Die  bisherigen  Fundorte  liegen  sämmtlich  im  Ge- 
iete  der  miocenen  untern  Süsswassermolasse  und  ent- 
alten  hauptsächlich  die  zwei  auch  anderwärts  am  reioh- 
chsten  verbreiteten  Species  von  Nashorn,  nämlich  Bh. 
zctsttms  Cuv,  und  minutus  Cuv,  Zu  den  in  der^Geol.  der 
chweiz''  angeführten  Fundorten,  Ghaux-de-Fonds  (p.408), 
lausanne,  Kover^az  etc.  (p.  415),  Hohen-Kohnen  (p.  427), 
lochten  wohl  die  in  den  verschiedenen  Sammlungen  der 
chweiz  zerstreuten  Fossilien  von  Bhinoceros  noch  manche 
ädere  fügen  lassen.  Von  solchen  führeich  meinerseits 
Q  die  Braunkohlenlager  am  Speer,  welche  nach  Stücken 
a  Basler  Museum  Rh»  inciaivus  und  minutus  enthalten, 
ie  Braunkohlenlager  von  Utznach,  wo  einige  ausgezeich- 
ete  obere  Backzähne  von  Bh,  incisivus  gefunden  wur- 
en  (im  Besitz  von  Herrn  Dr.  Goppelsröder  in  Basel) ; 
»mer    die    seit    1854   bekannt    gewordene   Stelle'  bei 


*)  B.  Stader,  Geologie  der  Sehweis,  II.»  420,  and  desBelbea :  Na- 
rliohe  La|^e  von  Bern.  Bern,  1859,  p  22,  and  C.  v.  Fiteher-Oonter, 
Hthnh  der  natnrf.  Oeaellachaft  in  Bern,  1859,  Nr.  424. 

Bern.  Mittheil.  455  a.  456. 


—    122    — 

Bchauyuau,  im  Kanttm  Bern,  wo  ebenfallB  Bk,  imcUvm 
Cur.  Biob  ia  Gemfiirwnbaft  Tcm  Aadnooäiemui  aagnnm 
Torfaod  is  dem  daselbst  unter  die  secnndiren  Schiditen 
4v  Scfarstteuiali  ffinidlraadBP  Meqgolm  der  mtem  Süfli- 
wassermolasse.  *) 

Dem  unermüdlichen  lafer  von  Herrn  Pfmrrer  Cariitf 
in  Ober-Bachsiten  verdanken  wir  rwä  fernere  Fandstellen 
Ton  BUnoceros:  ich  sah  b^  ihm  einen  wohl  erhaltenen 
Unterkiefer  von  BJu  minutut  mit  inBJctem  angnlns  maxill« 
und  den  drei  hintersten  Baclu&hnen.  von  der  durch  m^ 
Anthracotherium  hippofdenm  bekannt  gewordenen  Stelle 
bei  Aarwangenj  im  Kanton  Bern ,  —  und  einen  zweiten 
Unterkiefer,  ebenfaUs  von  Bk.  minutus,  mit  vier  hintern 
Backzähnen  aus  Oensingen  am  Fusse  des  Jura,  nicht 
fern  von  Aarwangen.  Das  bei  Aarwangen  anstehende 
Gestein  ist  bekanntlich  eine  reiche  BlSttermolasse  mit 
Unio  etc.  Der  Kiefer  von  Oensingen  dagegen  lag  in 
einem  harten,  von  Ljmnaeen  dicht  angeföllten  braunen 
SüBswasserkalk. 

Ein  Zahn  der  gleichen  Species  aus  der  Mölasse  von 
Bucheggberg f  Kant.  Solothurn,  liegt  endlich  im  Maseom 
letzterer  Stadt. 

Ausser  diesen  zwei  Species  wurde  bisher  in  der 
Schweiz  nur  nochRhin.  Goldfussi  Kaup,  am  ffohen-Eohnen 
gefunden.  •*) 

Ein  ausgezeichneter  Fund  wurde  im  Jahre'jlSSO  ander 
Eng^halde  bei  Bern  bei  Gelegenheit  der  Anlegung  einer 
nouou  Strasse  gemacht.  Die  geologischen  Verhältnisse 
dieser  Lokalität  sind   von  Herrn  Prof  Studer  mehrmals 


*)   HaUmcjker.     Verh.  d.  nalarf.  Ges.  iii  Basel,  1856,  p.  386  ni 
NV««»  l^onkHchrineii  4er  schweis.  aatarf.  Ges.,  1857«  f.  16. 

*«>  K.  »Iii4rr,  <k^K  der  Sekweit.  II.  p.  427. 


—     128    — 

dürgestollt  worden  und  weisen  diesem  neuen  Fundorte 
▼on  Nashomresten  den  nämlichen  Horizont  an^  wie  den 
bisher  bekannten.*) 

Nebst  Schalen  von  Helix;  Lymnseus  etc.  und  Bruch- 
stüdken  von  iSchildkrötenschalen  zeigten  sich  daselbst 
Zähne  von  Palseomeryx  minor  Myr.  und  sehr  umfang- 
reiche Stücke  grösserer  Säugethiere,  welche  sogleich  als 
Bhinoceros  erkannt  wurden ,  allein  in  den  Sandstein- 
blocken;  in  welqhen  sie,  wie  es  scheint,  in  sehr  geringem 
Baume  zuaammengebäuft  waren,  bis  1858  liegen  blieben. 

Erst  in  letstgenanntem  Jahre'  übernahm  Herr  von 
Fischer '  Ooster  die  sehr  verdankenswerthe  Mühe,  diese 
Blöcke  zu  bearbeiten  und  den  Inhalt  mit  grösster  Sorg- 
falt herauszumeisseln.  Die  Arbeit  wurde  reichlich  be- 
lohnt; es  gelang,  die  Reste  von  nicht  weniger  als  acht 
Individuen  von  Bhinoceros  ans  Tageslicht  zu  bringen, 
meistens  Unterkiefer  zum  Theil  von  grosser  Vollständig- 
keit, allein  überdies  einen  fast  ganz  intakten  Schädel, 
die  Zierde  der  paläontologisohen  Sammlung  des  Berner- 
Museums« 

Die  Species,  welche  durch  die  vollständigsten  und 
reichlichsten  Ueberreste  vertreten  ist,  hat  Herr  von  Fischer- 
Ooster   als  Aceratherium  OanncUense  Duv.   bestimmt  **) 

Sie  ist  vertreten  durch  einen  fast  ganz  vollständigen 
Kopf  mit  allen  Zähnen  der  rechten  Seite  und  zwei  untern 
Backzähnen  der  linken  Seite.  Von  den  untern  Schneide- 
zähnen ist  nur  der  rechte  vollständig.  Der  ganze  Schädel 
ist  schief  gedrückt,  so  dass  alle  Längsdimensionen  rechts 


*}  B.  Stader,  Geol.  der  Schweiz,  II.  p.  420,  and  Nittheil.  der 
natarf.  des.  in  Bern  1850,  Nr.  178. 

««)  Arehives  da  Musöe  d*hist.  nat.,  VII.  1854,  p.  51,  PI.  5,  und 
Bkiittville,  OtUoin^phie,  PI.  IX*  C^^^"*  d'Auverg^e). 


•     I 


—    124    — 

kleiner  ausfallen  als  links.  Derselben  Species  gehören 
ferner  an:  eine  Kinnlade  mit  beiden  horizontalen  Aesten) 
allein  mit  abgebrochenen  Backzähnen ;  ein  BmchstiLck 
des  horizontalen  Astes  eines  fernem  Unterkiefers  mil 
den  5  hintern  Backzähnen ;  zwei  fast  vollständige  Zslm- 
reihen  eines  dritten  Kiefers.  Es  sind  somit  nicht  weniger 
als  4  erwachsene  Individuen  dieser  Species  vertreten. 

Der  sehr  ausgezeichnete  Charakter  des  Schädels  be- 
steht in  dessen  sehr  geringer  Breite  und  hauptsächlich 
in  der  Form  und  Richtung  der  Nasenbeine^  welche,  durck  > 
eine  sehr  deutliche  Naht  von  einander  getrennt,  als  zwei 
sehr  lange  und  schmale,  nach  vorn  hin  sehr  dünne,  voll- 
ständig glatte  Paletten  in  ganz  horizontaler  Bichtong 
nach  vorn  ragen  bis  zum  vordem  Band  der  ebenfalb 
sehr  langen,  niedrigen  und  schlanken  Zwischenkiefer, 
von  welchen  die  erstem  indessen  durch  eine  äusserst 
weite  Bucht  getrennt  sind,  welche  hinten  fast  recht- 
winklig ausgeschnitten  ist  und  daselbst  somit  beinahe 
gleiche  Höhe  hat,  wie  an  ihrer  vordem  Oeffnung. . 

Der  mixillare  Zwischenraum  zwischen  Nasengrabe 
und  Or'bita  wird  dadurch  zu  einer  schmalen  vertikales 
Brücke  reducirt. 

Volle  Länge   des  Schädels,   auf  der  obern  Fläche  ge- 
messen   SSO"" 

Geringste  Breite  der^Stirnfläche  zwischen  den 
Schläfengruben 34 1 

Volle  Breite  derselben  bei  Abzug  der  Com- 
pression,  wohl  mindestens     .        .  .  45  ^^ 

Grösste  Breite  derselben  vor   und  über  den 
Orbitae 135  « 

Länge    des    Nasenthsils    von    der    grössten 
^tirnbreite  bis  zum  Vorderrand  der  Nasalia        250  ,  . 


-     125    — 

Breite  desselben  in  der  halben  Länge 
Länge  des  Naso-Maxillarausschnittes  recUts 

links 
Höhe  desselben  hinten         .        .     '  . 

9  r,  vornen        .        •        •        . 

Distanz  zwischen  Orbita  und  Nasalausschnitt 


55  "" 
155  , 
W5„ 

73  , 

67  . 


Höhe  des  Jochbogens  auf  der  Höhe  der  Wöl- 
bung .  •  •  .  •  .  .  70  ,, 
Der  Unterkiefer  trägt  zwei  sehr  starke,  weit  vor- 
ragende und  schwach  aufwärts  gebogene  Stosszähne^ 
die  in  einer  Länge  von  über  150™"*  theilweise  abge- 
deckt sind  und  mindestens  um  100  ^°^  über  die  Alveole 
hinausragen.  Oben  und  unten  sind  6  Backzähne  et- 
halteu;  welche  viele  Aehnlichkeit  haben  mit  denjenigen 
▼on  Bh.  incisivus  und  nur  in  noch  stärkerem  Maasse 
nach  vom  geneigt  sind. 

Der  Unterkiefer  selbst  ist  eigenthttmlich  durch  die 
bedeutende  Höhe  seines  vertikalen  Astes  und  das  starke 
Vortreten  des  Angulus. 

VoUö  Länge  des  Unterkiefers,  ungefähr        .        480  "*°" 
Höhe  des  vertikalen  Astes  bis  zur  Incis  semi- 

lunaris     ...  .        •        «        .        200  „ 

Breite  desselben  unterhalb  der  Condjli   .        .        123  „ 
Höhe  des  horizontalen  Astes  hinter  dem  letzten 

Backzahn 87  ^ 

Idem  vor  dem  vordersten  Backzahn        .  66  „ 

Länge  der  untern  Backzähne  an  den   )  M.  3      43—45  „ 

Terschiedenen  Gebissen :  i  M.  2      40—42  „ 

M.  1  33-41  „ 
P.  4  32-36  „ 
P.  3  30-34  „ 
P.  2  33  „ 
P.  1      25-28  „ 


—     120    — 

Es  genügen  diese  Angaben ,  um  die  Bestnmm^f 
dieser  Specios  als  Ac&ratherütm  Oaamatemse  Dur.  toU- 
kommen  zu  rechtfertigen. 

Kaup  hat  bekanntlich  in  dieser  Speciea  da»  Mtondn« 
von  Xlh.  incisivus  yermuthet*j  Mag  indeaa  auch  die 
Aehnlichkeit  des  Gebisses  zu  einer  .§olclißii  Ziynimfii 
Stellung  auffordern  I  so  ist  die  Schädelbildung  bei  Ver- 
gleiühung  der  Kaup'schen  Abbildung  von  Bh.inciaiTus^ 
mit  der  Blainville'schen  Abbildung  TOuBh.  Grannatensis  - 
und  noch  vielmehr  bei  Verg^eichnng  mit  dem  weit  besser 
erhaltenen  tichädel  in  Bern  eii^e  00  sebr  veraphiedeiM^ 
dass  OS  mir  unmöglich  scheint,  sie  durch  blosae  Ge- 
sobloobisverschiedeqbeit  ^u  motiviren« 

Der  unverletzte  Schädel  in  Bern  vervollständigt  und 
berichtigt  dabei  die  erwähnte  Blainville'sche  Ablnldung, 
die  sich  auf  einen  sehr  virletzten  und  wie  es  scheint 
auch  durch  Druck  modifizirten  Schädel  atiitzt,  in  so 
werthvoUor  Weise ;  dass  Herr  von  Fischer-Ooster  durch 
baldige  VeröfFontlichung  guter  Abbildungen  des  Schädels 
in  Born  die  Kenntniss  dieser  Specie^  in  sehr  erwünsch- 
tem Maasse  fördern  wUrde. 

Ich  begnüge  mich  hier^  die  wesentliphen  Abweichun- 
gen von  Bh.  incisivus  und  Gannatensis  hervorzuheben.' 

Die  Schädeloberfläche  ist  weit  schmäler  bei  Ganna- 
teusis  als  bei  incisivus. 

Die  Nasalia ,  bei  erster «'m  sehr  lang  und  schmal, 
reichen  so  weit  nach  vorn  als  der  vordere  Bind  des 
Zwischenkiefers,  während  sie  bei  incisivus  weit  früher 
in  einfacher  Abrundung  abschliessen. 

Die  Incisiva,   bei  Bh.  Gannatensis  gerade  gestreckt 

*)    Beiträge  cur  nähern   Kenntniss  der  urweltliclien    Säogethiere, 
1.  Heft,  1854  Aoerath.  inoisiv.  p.  14. 
«i")  Ossen.  fots.  tab.  X.  f.  2. 


—    127    — 

and  nach  vorn  sich  allmälig  zuspitzend;  schwellen  gegen 
las  Ende  stark  an  bei  Rh.  incisivus. 

Die  Bucht  zwischen  Nasalia  und  Intermaxill«  ist 
bei  Rh.  Gannatensis  viereckig  ausgeschnitten ,  hinten  und 
vorn  fast  gleich  hoch,  bei  Eh.  incisivus  keilförmige  da 
Nasalia  und  Intermaxillse  nach  hinten  convergiren. 

Die  Orbita  ist  bei  Eh.  Gannatensis  weit  geräumiger 
als  bei  incisivus,  so  dass  nur  eine  vertikale  sehmale 
Brücke  Orbita  und  Nasengrube  trennt.  Der  Jochbogeh 
bildet  gleich  hinter  der  Orbita  einen  sehr  steil  aufstei- 
genden Bogen ,  der  nach  hinten  wieder  gleich  steil  ab- 
gilt, da  die  äussiern  Gebör^nge  und  'die  Orbita  in 
gleicher  Höhe  liegen.  Die  Profillinie  des  Schädels  steigt 
Dur  schwach  ndch  hinten  an. 

Ganjz  anders  dind  diese  Verhältnisse  bei  Eh.  inci- 
fiivus,  Wo  die  Orbita  eng  und  rundlich  umgränzt  ist  und 
Sowohl  Jqchbogen  als  Schädeloberfläche  nach  hinten 
[iOtitiauinUch  sehr  stark  ansteigen. 

.  I^ie  Uebereinstimmung  des  Schädels  in  Bern  mit 
demj^ügen  ,voh  G^mnat  wird  übrigens  noch  reichlicher 
als  durch  die/^l&üaviJilG'sche  Figur  durch  die  Angaben 
Duver;iioy:ß'  (a^  a.  O^/'pl.  533  über  deren  Original  belegt. 

lohi^Weiflejdtaher  keinen  Augenblick,  dass  der  Schädel 
TOB  der  fjngehald^  derselben  Species  angehört^  wie  der 
von  Blainville  abgebildete  von  Gannat;  und  dass  diese 
Species  Uberdiess  von  Eh.  incisivus  so  sehr  abweicht, 
dass  ihre  Selbstständigkeit  als  AceratAerium  Ocmnatense 
vollständig  berechtigt  ist. 

Eine  fernere  Species  von  Ehinoceros  schien  ah  der  . 
Engehalde  vertreten  durch  einen  f^t  vollständig  £(rhal- 
tenen  und  alle  seine  bleibenden  Zähne  tragienden  rechten 
Ast  des  Unterkiefers  von  circa  400Millim.  Länge.    Der 
linkseitige  Ast  ist  nur  theilweifiie  erhalten.  Der  hinterste 


—    128    — 

Backeahn  ist  erst  im  Durchbrach  begrifibn ,  alle  Ari- 
gen  sind  noch  ziemlich  intakte  Ersatassfihne. 

Herr  von  Fischer-Ooster  glaubte  diesen  Unterkiefer 
nach  seinen  Backzähnen  am  ehesten  mit  Bhinoceros  slni- 
heimensis  Jäger  vergleichen  zo  dürfen.  Die  Bedenkiii 
welche  der  völligen  Idenlificirang  dieser  Würtemberpscbea 
Art  mitRhinoceros  minutas  Cuv.  oder  Aceraiheriam  miini- 
tom  Eaop  noch  etwa  entgegenstehen  konnten^  hatbekaimt- 
lich  Ejtup  in  neuerer  Zeit  vollständig  gehoben^  und 
wahrscheinlich  gemacht,  dass  auch  Bhinoceros  plenroceros 
Duv.  mit  der  alten  Cuvier'schen  Species  identisch  sei 
Bhinoceros  minutus  würde  hienach  wohl  die  häufigste 
und  am  weitesten  verbreitete   miocene  Nashomart  sein. 

Verschiedene  Umstände  hinderten  indess  schoD  Hrn. 
von  Fischer-Ooster ;  den  Unterkiefer  der  Engehaldc;  troti 
der  Aehnlichkeit  seines  BackzahngebisBeB  mit  demjeni- 
gen der  Jäger'schen  Abbildung,  mit  Bh.  minutas  Cut. 
zusammenzustellen.  Seine  Schneidezähne  weichen  von  der 
bei  Bhinoceros  gewöhnlichen  Form  dadurcb  anffsllend 
ab,  dass  sie  nicht  nur  an  ihrem  freien^  darch  Usnr  ab- 
getragenen, sondern  auch  an  dem  in  der  Alveole  stecken- 
den Theil;  so  weit  derselbe  sichtbar  ist,  eine  nahesn 
horizontale  oder  doch  nur  schwach  gewölbte  Oberfläche 
haben,  welche  durch  scharfe  Kanten  von  dem  sonst 
ziemlich  cylindrischen,  nur  nach  vorn  auch  mit  emer 
merklichen  Mediankante  versehenen  untern  Umfang  des 
Zahnes  getrennt  ist.  Der  Zahn  hat  demnach  in  seinem 
vordem  Theil  einen  dreiseitig  prismatischen  Durchschnitt 
mit  oberer  Basis. 

Mohr  noch  als  durch  diese  Eigenthümlichkeit  derlnd- 
Biven,  auf  welche  wir  zurückkommen  werden^  wurde  dasUr- 


*)  Beitrife.    Aoemther.  niBatom,  p.  2. 


-    129    — 

theil  über  dieses  Fossil  erschwert  durch  den  Umsfand,  dass 
dasselbe  aus  seinen  Bruchstücken  entweder  unrichtig 
restaurirt  ist  oder  schon  gebrochen  im  Muttergestein 
lag.  Es  ergibt  sich  aus  einer  genauen  Untersuchung; 
dasS;  obschon  über  die  Zusammengehörigkeit  der  beiden 
horizontalen  Aeste  kein  Zweifel  bestehen  kann,  ein  merk- 
liches Stück  des  zahnlosen  Theiles  zwischen  PraBmolaren 
und  Symphyse  fehlt,  und  der  ganze  Kiefer  folglich  um 
diesen  Betrag  verkürzt  ist. 

Unwesentlicher  sind  Verschiebungen  in  der  gegen- 
aeitigen  Lage  der  beiden  Aeste ,  sowie  in  der  Stellung 
einzelner  Zähne. 

Es  folgt  daraus  die  Nöthigung,  den  Incisivtheil  und 
den  Backzahntheil  besonders  zu  besprechen  und  erst 
nachträglich  wo  möglich  die  Gesammtform  zu  reconstruiren. 

Von  den  beiden  Schneidezähnen  ist  der  besser  erhal- 
tene linkseitige  in  einer  Länge  von  110°^  (nach  der 
Ejümmun^  gemessen)  bloss  gelegt.  Er  ist  in  seinem 
hintern  Theil  von  deprimirt  cylindrischem ,  schwach 
quer-ovalem  Durchschnitt;  nach  vorn  wird  die  Abplat- 
tung auf  der  Oberfläche  immer  stärker^  und  gleichzeitig 
entwickelt  sich  eine  untere  Mittelkante,  so  dass  der 
vordere  Theil  des  Zahnes  selbst  noch  in  der  Alveole, 
alao  ohne  Einfluss  der  Usur,  eine  prismatisch-dreikantige 
Gestalt  besitzt.  Er  verläuft  dabei  in  einem  schwach  nach 
aben  gerichteten  Bogen. 

So  weit  sich  schliessen  lässt,  mochte  er  um  min- 
destens 80,  vielleicht  40"*™  aus  der  Alveole  vorragen 
und  besass  hinten  an  der  Kaufläche  26  "^  Breite.  Ge- 
genwärtig ist  die  Spitze  dieser  Incisive  um  60  ^°°^  von 
Fraemol.  1  entfernt,  so  dass  nach  Abzug  von  80 — 40°^ 
freien  Zahntheils  ein  Diastem  von  20  —  30  "''^  übrig  bleibt ; 
dasselbe  muss  indess  bei  richtiger  Bestauration  auf  min- 


—    130    ^ 

I 

destens  50  "^  angetchlagen  und.  folglich  ebensoviel  ißt 
dermäligen  vollen  Kie£erl&nge  zugefilgt  werden  ^  um  m 
aof  ihren  richtigen  Betrag  zu  bringen. 

Nach  dem  Alter  des  Thieres  zu  achliesBen;  .müssen 
diese  Schneidezähne  die  noch  nicht  alten  Incisiven  zweiter 
Zahnung  sein. 

Dass  in  Folge  von  Usur  die  Form  -Ider  Schneide- 
zähne bei  einer  und  derselben  Spedes  von  Khinoceros 
merklich  wechseln  kann,  erhellt  genugsam  aus  den 
Abbildungen  bei  Kaup  Oss.  foss.  PL  XIV.  und  Bei- 
träge Fl.  L;  und  dass  namentlich  die  so  eben  er- 
wähnte prismatisch  dreikantige  Form  mcht  selten  ist, 
zeigt  Fig.  6,  PL  XV.  bei  Cuvier  fbr  Rh.  minutus;  Fig.  16, 
FL  I.  bei  Raup  Beiträge  für  Rh.  javanicüs ;  Fig.  17 
ebenda  für  das  nur  auf  2  Schnmdezähnen  beruhende  Bh. 
leptodoB  E[aup.  Die  gleiche  Form  beschreibt  auch  Duver- 
noy  a.  a.  O«;  p.  36  und  60  fürBh*  javanicus  und  pleuroceros 
(Fig.  3  B.  FL  I.).  Unter  den  vielen  Abbildungen  von 
Schneidezähnen  bei  Kaup  Beiträge  stinmit  in  Bezng 
auf  die  Form  Fig.  17,  FL  I.  (von  Bh.  ^ansaniensis);  ia 
Bezug  auf  die  Richtung  Fig.  19  ebenda  (von  Riu  inci- 
aivus)  am  besten  überein  mit  den  Incisiven  des' in  Frage 
stehenden  Fossils  von  der  Engehalde. 

Die  Backzahnreihe  ist  vollständig  erhalten,  alkin 
Ht  3  erst  im  Durchbruch  begriffen,  und  auch  alle  übri- 
gen Zähne  mit  Ausnahme  von  M.  1.  fast  ohne  .  Ab- 
nutzung. Die  Form  dieser  jugendlichen  Zähne,  welche  als 
die  jungen  Ersatzzähne  zu  betrachten  sind>  entspricht  in  der 
That  im  Allgemeinen  derjenigen,  welche  Jäger  för  Zähne 
von  ähnlichem  Alter  an  seinem  Rh.  steinhmmenais  (mi- 
nutus Cuv.)  abbildet.  Ein  Basalwulst  ist  an  d^r  Aussen- 
fläche  kaum  angedeutet ,  wohl  aber  am  Vorderrande  des 
Zahnes,   wo   er  von  der  äussern   Kante  an  aehr  rasch 


—   lai   -- 

nach  dem  Vorderrand   äa&teigt.    Auch  am.  EButemrMd 
der  Backzähne  ist  ein  Baaalwulst  YorhandJem.  .  , 

Die  Gvösser  der  Zähne  des  Bemerkiefbrs  übertri£% 
indess  diejenige  von  Bh«  mmntus  so  bedeutend,  dass 
eine  Identität  nicht  zu  denken  ist. 
Länge  der  ganzen  Zahnreihe  ohne  M.  3  .  186  "^ 

9         f^    VoHständigen  Zahnreihe^  minde- 


•tens          . 325- 

-230    „ 

Läi^ge  der  4  -PrsRinolaren            .        .        . 

105    , 

„        i,    eiiuelneQ  Zähne  am  Uala:*) 

>  '    1 

M.  2 

40     „ 

.    »    1- 

35     „ 

P.  4 

83       n 

»3 

31      , 

r,     2 

25     , 

„     1 

12V«  » 

Mit  dieser  sehr  bedeutenden  Ausdehnung  der  Back- 
zahnreihe >  welche  ungefähr  in  die  Mitte  fallt  zwischen 
diejenige  von  Bh.  incisivus  und  Bh.  Schleiermacheri, 
würde  die  sehr  erhebliche  Schwäche  des  sie  tragenden  Kie- 
fers in  auffallendem  Contrast  stehen,  wenn  nicht  diese 
beiden  Eigenthümlichk^iten  Merkmale  des  an  dem  in 
Bede  stehenden  Fossils  ohnehin  evidenten  jugendlichen 
Alters  wären.  Die  Höhe  dea  Unt^kiiofevs  beträgt  unter 
Mol.  2  nur  66,  vor  P«»mol.  4  56  "^^  Die  Form  des 
Unterkiefers  ist  eine  durchaus  jugendliahe,  mit  kaum 
ausgebildetem  Angulu9 ,  däÜer  naeh  hinten  und  vom  stark 
aufsteigend,  in  seiner*  ganzen  Länge  ähnlich  gebogen,  wie 
bei  jungen  Kiefern  von  Schwein. 

Der  vertikale  Ast   ist   nur  zu  einem  sehr  kleinen 


*)  Da  di^  noch  jagendliohen  Zähne  sich  am  Hals,  nooh  nicht  be 
röhren,   so  fallen  die  durch  Addition  erhaltenen  Werthe  von  einsefud 
JSallii^rapp«n  g^flngtr  ans  alg  dar  GtMunmtwertb. 


—    182    — 

Thmi  erhalten.  Die  horizontale  Distane  von  MoL  2 
bis  zum  Hinterrand  des  vertikalen  Astes  beträgt  min- 
destens 165  "^ ,  diejenige  vom  Hinterrand  bis  vor  Fne- 
mol.  1  demnach  850 '^,  ßie  volle'  Länge  vom  Hinter- 
rand bis  zor  Spitze  der  Incisiven  410  *^,  und  rechnen 
wir  bei  richtiger  Restauration  als  IGnimum  für  das  Dia- 
stem  50  ^  das  heisst  etwa  30  ™*  mehr  als  in  dem  der- 
maligen  verkürzten  Zustande  des  Kiefers^  so  können  wir 
die  volle  Länge  des  Kiefers  mit  grosser  Wahrscheinlich- 
keit auf  400  ^°^  bis  zu  den  Licisiv  -  Alveolen ;  auf  etwa 
44Qmm  \^\^  2ar  Spitze  der  Licisiven  schätzen. 

Diese  Angaben  stellen  uns  in  Stand,  den  Kiefer 
mit  den  bekannten  Species  zu  vergleichen.  Das  charak- 
teristische desselben  besteht;  abgesehen  von  der  ansehn- 
lichen Grösse,  in  der  sehr  bedeutenden  Ausdehnung  der 
Backzahnreihe  im  Verhältniss  zur  Kieferlänge,  sowie 
in  der  Grösse  der  Incisiven. 

Durch  weit  bedeutendere  Grösse  sind  sowohl  Rhin. 
Schleiermacheri  als  Goldfussi  ausgeschlossen,  umgekehrt 
durch  weit  geringere  Dimensionen  Rh.  minutus,  —  Bh. 
incisivus  hat  bei  bedeutenderer  vollständiger  Eaeferlänge 
eine  weit  kürzere  Zahnreihe,  in  geringerem  Maasse  auch 
Rh.  Sansaniensis ;  die  am  nächsten  zutreffenden  Verhält- 
nisse finden  wir  bei  Rh.  Gannatensis. 

Die  Vergleichung  des  fraglichen  Unterkiefers  mit 
demjenigen  des  in  Bern  befindlichen  Schädels  von  Bh 
Gannatensis  scheint  eine  solche  Zusammenstellung  auf 
den  ersten  Blick  unmöglich  zu  ^lachen.  Allein  restao- 
riren  wir  denselben  erst  richtig  und  berücksichtigen  das 
verschiedene  Alter  beider  Kiefer,  möglicher  Weise  auch 
das  verschiedene  Geschlecht,  insofern  der  vollständige 
Schädel  höchst  wahrscheinlich  einem  männlichen  Tbiere, 
der  in   der  Rede   stehende   Unterkiefer  wahrscheinlich 


—    133    — 

einem  weiblichen  angehört;  so  lässi  sich  dieses  Resultat 
mit  einer  grossen  Zahl  von  Belegen  umgeben ,  die  mir 
es  unmöglich  machen ,  in  dem  genannten  Unterkiefer 
etwas  anderes  als  den  Best  eines  noch  jungen  Weibchens 
d^  schon  ausserdem  durch  die  vier  oben  erwähnten  In- 
dividuen an  der  Engehalde  vertretenen  Species  von  Bh. 
Gannatensis  zu  sehen. 

Die  sehr  verschiedene  Form  des  Unterkiefers  fällt 
hier  nicht  in  Betracht;  da  sie  offenbar  eine  völlig  jugend- 
liche ist;  welche  zu  derjenigen  des  erwachsenen  Schädels 
noch  leicht  gela'ngen  konnte.  Die  Incisiven  weichen  von 
denjenigen  des  vollständigen  Schädels  ab  durch  etwas 
geringeres  Volum  und  etwas  stärkere  Biegung;  besonderr 
aber  durch  die  dreikantige  Gestalt,  welche  indess  auch 
bei  dem  erwachsenen  Männchen;  obschon  schwach;  an- 
gedeutet ist.  Die  Backzähne  weichen  am  Wesentlich- 
sten ab  von  denjenigen  des  erwachsenen  Schädels ; 
durch  fast  gänzliches  Fehlen  eines  JSasalwulstes  an  der 
AussenseitC;  grössere  Ausdehnung  der  Praemolaren^ 
beides  Merkmale ;  welche  ganz  mit  Becht  auf  Bechnung 
geringeren  Alters  und  vielleicht  anderen  Geschlechts 
gesetzt  werden  können. 

Eine  zweite  Species  von  Bhinoceros  ist  an  der  Enge- 
halde erhalten  in  einem  vollständigen  Unterkiefer  eines 
ganz  Erwachsenen  ThiereS;  dessen  Zähne  indess  nur 
theilweise  erhalten  sind;  (die  6  letzten  Backzähne  am 
linken  Ast;  der  zweite  und  siebente  Backzahn  und 
ein  äusserer  Schneideziahn  am  rechten  Ast)  und  überdiess 
in  einem  Sjmphysenstück,  das  zwei  mächtige  äussere 
und  dazwischen  noch  zwei  sehr  kleine  innere  Schneide- 
asähne  trägt  (erstere  von  2§  °^;  letztere  von  8  "^  Quer- 
durchmesser  in  der  Mitte  der  Länge). 

D|e  Beihe  der  Baeksähne  steht  sehr  schief  auf  dem 


—    184    — 

* 

tMiten  AlTeolarraiid  ^es  Unterkiefers  und  reicbt  so  weit 
nach  ▼orO;  dastf  Pnßm.  3  zur  Hälfte  Yor  der  Symphyse  liegt 
Die  Backsähae^Yon  der  Form  derjenigen  von 'ESi.incisivas, 
sind  anfPallend  durch  ihre  sehr  bedeutende  Breite  (28°^ 
Kronbreite  an  M.  3  bei  39°^  Länge;  24«»"  Breite  auf 
80  "^  Länge  an  Praem.  4.) 

Die  volle  Länge  des  Unterkiefers  vom  Alveolarrand 
der  Schneidezähne  bis  zum  hintern  Rand  dess  aufstei- 
genden Astes  beträgt  mindestens  420  —  430"^  (bis  zur 
Bpitee  der  Incisiven  mindesten»  460^);  die  Länge  der 
Symphyse  mindestens  100  °^,  also  nahezu  V*  der  Kiefer- 
län^C;  bei  70*"*  mittlerer  Breite  des  Symphysentheiles. 
^  Der  ganze  Unterkiefer  zeichnet  sich  auffallend  aus 
€ui:^  seine  massive  Bildung.  Der  vertikale  Ast  iit 
riiilativ  niedrig  und  breit;  dabei  auffallend  dick,  mit 
\hilstigen  Rändern.  (Verticalhöhe  des  Proc.  condyloldeas 
180"**";  geringste  Breite  des  vertikalen  Astes   92™.) 

Der  horizontale  Ast  nimmt  nach  vorn  rasch  an 
Höhe  ab  und  ist  noch  massiver  gebildet^  in  allen  s^en 
Theileti  Von  ovalem  Durchschnitt;  also  mit  gewölbten, 
nicht  ebenen  Seitenflächen  ^  von  38 ''°'  Dicke  unter  M.  3 
und  32  "°*  unter  Prjem.  3.  Der  Alveolarrand  ist  so  breit, 
dass  die  an  sich  sehen  sehr  breite  ZahnreHie  mit  ihm 
einen  merklichen  Wihkel  bildet.  Die  Distanz  der  beiden 
KieferftHte  beträgt  65»«  hinter  Pr»m.  2. 

Es  genügen  diese  Angaben  zur  E^ststellung;  dass 
dieser  Unterkiefer  unbedingt  der  Gruppe  delr  iniocenen 
Rhinoceros  angehört;  die  sich  bekanntlich  von  den  plio- 
eenen  und  noch  jungem  durch  die  gewaltige  Bntwicklnng 
der  untern  Schneidezähne  und  entsprediende  Ausdeh- 
nung des  Symphysentheiis  des  Unterkiefers  in  höchst 
auffallendem  Grade  unterscheiden.  Die  VergleiohaDg 
der  Abbildungen  von  Cuvier  und  Owen  fiärRh.  leptorhinos, 


-    185    —      ' 

von  G-erväia  für  Rh.  megarliiiuifl  mit  dem  Sjanikhjaen- 
Btttck  von  Bern  lassen  hinüber  ktmto  Zweifel« 

Unter  d^i  miocenen  BhinoceroB  ist  Aceratherium 
Goldfussi  Kaop  (Rh.  hraßhjpxxm^Jboäiei)  Ton  ^er  in  Bede 
stehenden  Species  von  Bern  aäiß^erschieden  durch  seine 
ausserordentliche  Grösse;  Aceratherium  minutum  Kaup 
ist  allsgeschlossen  durch  seine  Kleinheit  und  überdies 
durch  die  wesentlich  abweic^nde  Fjp/m  des  Unterkiefers. 
Bhinoceros  Schleiermacheri  «Kaup  hat  ebenfalls  bedeu- 
tendere Dimensionen  als  de]r  Unterkiefer  in  Bern ;  allein 
überdies  weicht  die  Kaüp'sche  /  Art  von  der  letztern 
wesentlich  ab  durch  relativ  ^eitjgrössere  Höhe  des  hori- 
sontalen  Astes  ,*  durch  weit  geringeria  Abnahme  dieser 
Hdhe  nach  ^orn  hin,  und  n^och  »uffaUendor  durch  ge- 
ringere Dicke  des  Unterkiefers;  die  Zahnreihe  findet 
bei  der  Eaup'scheb  Att  auf  denl  obern  Band  des  Unter - 
kiefer?  gerade  Baum  und  verläuft  daher  vollkommen  in 
der  Etichtupg  desselben;  bei  dem  Unterkiefer  in  Bern 
verläuft  die  Zahnreihe  schief  auf  dem  weit  breitern  Un- 
terkieferrande. Ueberdies  ist  hier  die  Zahnreihe  mehr 
nach  vorn  gerückt^  so  dass  der  zweite  Backzahn  nur 
sur  Hälfte,  vor  der  SjmpbjMe  liegt,  vollständig  dagegen, 
nebst  einem  Theil  des  dritten ,  an  dem  Berner  Kiefer. 

Bhin.  Bandanensls  Duv.  (nach  Kaup  vermuthlich 
ein  langes '  Individuum  von  Bh.  inoisivus)  hat  einen  kur- 
zem, b^dseits  stark  eingeschnürten  Symphysentheil 
des  Unterkiefers  und  runde  Alveolen  der  Schneidezähne, 
waa  bei  dem  Kiefer  in  Bern  nicht  der  Fall  ist« 

Aceralherinm  incisivum  Kaup  hat  bei  allgemein  grös- 
seren Dimensionen  eine  im  Verhältniss  zur  Kieferlänge 
wött  kürzere  Zi^hnreihe  ajls  d^s  in  Fragi^  stehende  Fossil; 
besonders  «eig^  i^ch  die«  in  der  weit  grössern  Ausdeh- 
nung des;  zähnloseti   Theils  ^wischen    Sohneide     und 


—    186    — 

Backzähnen;  und  in  dem  Umstände ,  dass  bei  ersterem 
P.  2  noch  hinter  der  Symphyse  steht ,  während  beiletE- 
terem  selbst  P.  3  noch  zur  Hälfte  über  die  Symphyse 
hinausragt«  Der  horizontale  Ast  des  Kiefers  ist  ferner 
bei  Äcerather.  incisivum  in  seiner  ganzen  Ausdehnung 
nahezu  gleich  hoch ,  während  er  beim  letztem  nach  Tom 
rasch  an  Höhe  abnimmt;  überdies  ist  er^  wie  auch  der 
aufsteigende  Ast,  bei  ersterem  cpmprimirter  und  gerad- 
wandiger,  und  namentlich  der  processus  coronoideus  weit 
schlanker,  als  bei  dem  Bemer  Kiefer;  endlich  ist  bei 
der  ersten  Species  das  Volum  der  äussern  Schneidezähne 
oder  ^elmehr  Stosszähne  erheblich  grösser. 

Unter  allen  bisher  bekannten  miocenen  Bhinoceros 
kann  nur  Rh.  Sansaniensis  Lartet  mit  den  fraglichen 
Fossilien  von  Bern  zusammengestellt  werden.  Duvemoy 
hat  diese  Lartefsche  Species  mit  Rh.  Schleiermacheri 
Kaup  yereinigen  wollen;  allein  Kaup,  dem  das  Urthril 
hierüber  wohl  einzig  zusteht,  trennt  sie  mit  überwiegen- 
den Gründen  davon  ganz  ab  und  lässt  ihr  ihre  voll- 
ständige Berechtigung. 

Bei  Vergleichung  des  fraglichen  Unterkiefers  von 
Bern  mit  den  von  Duvernoy#(F.  1,  PI.  I.)  und  Kaup 
(Beiträge,  F.  2,  PI.  X.)  gegebenen  Abbildungen  des 
Unterkiefers  von  Rh,  Sansaniensis  erscheint  trotz  der 
etwas  geringeren  Grösse  des  ersteren  die  Uebereinstim- 
mung  in  Bezug  auf  die  Form  des  Knochens  selbst  bis 
in  dessen  einzelne  relative  Dimensionen  eine  vollständige. 
Es  ist  indess  dabei  die  Zahnreihe  des  Berner  Kiefers 
merklich  länger]  als  in]  den  erwähnten  Abbildungen. 
Die  Belege  dazu  liegen  in  der  beigefügten  Tabelle. 

Ob  diese  Abweichung  durch  Alters-  oder  (Je- 
schlechtsverschiedenheit  der  verglichenen  Stücke  genü- 
gend motivirt  werde ,  bin  ich  dermalen  nicht  im  Stande 


—    137    — 

in  beurtheilen  nnd  begnUge  mich  daher  mit  dem  Nach- 
weis ,  dass  der  erwähnte  Kiefer  in  Barn  einem  miocenen 
Ilhinoceros  angehöre  und  mit  R^in.  Sanaaniensü  Lartet 
genan  Ubereiostimmt 


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—    138    — 

Die  Belege  für  die  weitere  Verbreitang  zweier  bisher 
bloss  in'Frankreicb  bekannten  Bfainoceroaarten  Schemen 
mir  ausser  ihrem  zoogeographischen  Wertb  f&r  diese 
letztern  selbst  noch  einen  andern  Werth  zu  haben.  Sie 
dienen  auch  als  neue  Belege  für  die  längst  bekannte 
Thatsache ,  daas  Aceratherien  in  den  altern  Tertiärperio- 
den über  die  Rhinoceros  dominiren;  finden  sich  im  näm- 
lichen geologischen  Horizont  neben  Aceratherien,  wovon 
bis  jetzt  vier  bek<innt  sind,  zwei  Rhinoceros,  so  sind 
die  ersteren  im  Pliocen  yerschwunden^  und  überblickt  man 
die  successiven  zoologischen  Modifikationen,  welche  das 
Genus  Rhinoceros  im  weitern  Sinne  seit  seinem  ersten 
Auftreten  im  Miocen  bis  auf  die  Gegenwart  erlitten,  so 
findet  man  eine  stetige  Fortentwicklung  in  einer  und 
derselben  Richtung,  die  unzweifelhaft  ihre  Motive  wenig- 
stens theilweise  in  einer  eben  so  continuir liehen  Modifika- 
tion der  äussern  Lebensbedingungen  finden  musste. 

Ohne  im  Stande  zu  sein,  die  speziellen  osteologiscfaen 
Merkmale  des  Skelets  der  verschiedenen  Rhinoceros  in 
ihrer  geologischen  Succession  zu  überblicken  und  zu 
würdigen ,  kann  ich  doch  als  hinlänglich  gesicherte  and 
bekannte  Thatsache  anführen  die  allmälige  Verminde- 
rung der  Fingerzahl  (Uebergang  von  tetradactylem  zn 
tridactylem  Vorderfuss),  die  continuirliche  Schwächung 
der  Incisiven  (namentlich  der  untern),  die  eben  so  con- 
atante  Zunahme  des  Nasenhorns  (wahrscheinlich  nicht 
nur  an  Zahl,  sondern  auch  an  Stärke),  von  miocenen  bis 
zu  den  lebenden  Formen.  Ich  darf  kaum  zweifeln,  dass 
eine  genaue  Vergleichung  der  bis  jetzt  bekannten  Ske- 
lettheile fossiler  Rhinoceros  in  diesem  Sinne  eine  Menge 
ähnlicher  Modifikationen  ergeben  wfirde.  Es  scheint 
mir,  dass  reiohliche  Analogien  da  sind,  welche  diese 
Modifikationen  als   den  Ausdruck  leiner  von   den  altern 


—    139    - 

zvk  den  neuem  Species  continuirlich  fortschreitenden  An- 
passung an  immer  mehr  terrestrische  Sitten  und  immer 
ausschliesslicher  herbivores  B^gime  hinstellen. 

^  Eine  solche  fortschreitende  physiologische  Modifika- 
tion im  Sinne  von  Bronn's  Gesetz  der  terripetalen  Ent- 
wicklung scheint  übrigens  nicht  nur  innerhalb  der 
Schranken  gewisser  Genera^  sondern  im  ganzen  Um- 
fange  der  Pachydermen  sichtbar  zu  sein^  eine  Bemer« 
kung,  deren  Durchführung  nicht  in  der  Absicht  und 
den  Grenzen  dieser  kurzen  Notiz  liegen  kann.  Für  das 
Genus  Bhinoceros  an  sicGT  scheinen  indess  die  ältesten 
und  die  neuen  Species  in  biologischer  Beziehung  fast  so 
weit  auseinander  zu  liegen  ^  als  das  aquatile  omnivore 
Flusspferd  und  der  terrestrische  herbivore  Tapir.  Unter 
den  noch  lebenden  scheinen  die  insularen  Arten  von 
Sumatra  und  Java  auch  noch  am  meisten  dem  alten 
Gepräge  treu  geblieben  zu  sein. 

Es  kann  überhaupt  kaum  bezweifelt  werden,  dass 
die  äussern  Lebensbedingungen  im  Allgemeinen  einen 
weit  richtigem  Schlüssel  zur  Beurtheilung  der  successiven 
Veränderungen  in  grossen  oder  kleinen  Gruppen  von 
Organismen  darbieten,  als  die  Theorie  der  embryonischen 
Charakteren. 


Verzelefaniss  eingegangener  Geschenke. 

Van  der  Leopold,  KaroU  Akademie: 

VerhAndlangen.  Band  19.  Jena  1860.  4. 
Von  der  Tit.  Redaktion: 

Dr.  A.  Vo^.    Schweiz.  Monatsohrift  für    prakt.    Meilisin.    Jahr- 
sang  I.,  II.,  III.    Band  1856-58.  8. 
Von  der  naiurforsehenden  GeseUschaß  in  Zürich: 

Vierteljahrsschrift  Jahrg.  V.,  2.  Zflrioh  1860.  8. 


* 


—    140    ~ 

Dr.  Ctr^r«  Sldller« 

VelMr  elnlse  astr^n^BÜselie  KtscImI- 
nuiiseii  des  SrnMurem  t9SO. 

(Voril^etraseii  den  30.  November  1860.) 


§    1- 

Neu  entdeckte  Planeten. 

Nachdem  seit  Auffindung  der  Alexandra  und  der 
Pandora  im  September  1858  die  Zahl  der  bekannten 
Asteroiden  ein  Jahr  lang  stationär  geblieben  war,  sind 
nun  innerhalb  12  Monaten  sechs  neue  zu  dieser  Gruppe 
hinzugekommen. 

Zeit  der  konstatlrten  Rntdeekong. 

(57)  Mnemosyne.     22.  Sept  1859.     Luther  in  Bilk. 


(58)  Concordia. 

24.  März  1860. 

Luther  in  Bilk. 

(59) 

12.  Sept.      „ 

Chacomac  in  Paris. 

(60)  Titania.  *) 

15.     « 

Ferguson    in   Was- 
hington.    . 

(61)  Danae. 

19.     ^         » 

Goldschmidt  in  Paris. 

(62)  Erato. 

12.  Okt.       „ 

Förster  in  Berlin. 

(57)  Mnemosyne. 

Berechnet  von  C.  Adolph  in  Göttingen  aus  sämmt- 
liehen  Beobachtungen  von  1859  Sept.  22.  bis  1860  Jan.  19., 
mit  Berücksichtigung  der  Jupiters  -  und  Saturnsstörungen 
(Astronom.  Nachr.  1279). 


*)  Die  Zählonp  iresehieht  hier  oack  dem  Vorsehlaf  you  Peters^ 
As(r.  Nachr.,  Nr.  1282.  Anfanges  worden  die  Danae  mit  (60)  and  die 
Titania  mit  (61)  bezeichnet. 


141    — 


Länge  des  Knotens: 

ß  =  200"  5'  25",1 
Meigung  der  Bahn: 

l  =  15»  8'  1",6 
Länge  des  Perihels  vonj 

Sl  an  gezählt: 
«  =  — 147  12'12",1 
Halbe  Haap.taxe: 

«  =  3,157290 


Mittl. 
Aquin. 
1860,0 


Excentricitätswinkel : 
g)  =  5<^  58'  34",4 

Mittlere  Anomalie : 
M  =  3350  42' 12" fi 

Mittlere  tägliche  Bewe- 
gung: 
^  =  632",46330 

Epoche :  1860,  Jan.  1,0 
mittl.  Zeit.  Berlin. 


(p8)  Ooncordia. 

Berechnet  von  C.  Bruhns  in  Leipzig  aus  4  Beobach- 
tungen am  März  24.  bis  April  22.  (Astr.  Nachr.  1256.) 


ß  =  162«    3'  25",1        Mittl. 

/    =      50  15'  31  ",3  j    Äquin. 

cJ  =r  -  450  33'  39",1  )    1860,0 
«  =  2,68020 


^  =    2J  57'  40",0 
M=  630  18'  46",8 
lüt  =  808",640 
Epoche :  1860,  April  10,0 
m.  Zt.  Berlin« 


Planet.  (59) 

Berechnet  von  W.  EUis  in  Greenwich  aus  3  Beobach- 
tungen vom  Sept.  18.  bis  Okt.  16    (Astr.  Nachr.  1282.) 


ß  z=  170'  18'  17",9  )    Mittl. 
/   =      80  36'  30",5        Äquin. 

cü  =— 1510  22'  31  ",2  )    1860,0 
«  =  2,714637 


^  =      60  49'  30",6 
M=  3500  56'  49",2 
^  =  793",561 
Epoche:  1860,  Okt.  2,12*» 
m.  Zt.  Greenwich. 


(60)    Titania. 

Berechnet  von  J.  Ferguson  in  Washington  aus  3 
Beobachtungen  von  Sept.  15  bis  Sept.  29.  (Astr.  Nach- 
richten 1282.) 


-     142    — 


i 


::   187     12'    10",3  )      Mlttl. 

=      4'  41'    4",4  [Äquin.  d. 

-   290    6'  31",6  )  Epoche. 
:  2,28962 


^  =    11^  27'  27'',0 
M=  1970  28'  55",9 
^  =  1024",15 
Epoche:   1860,  Okt.  1,0 
m  Zt.  Washington. 


(61)  Danae. 

Berechnet  von  R.  Luther  in  Bilk  aus  3  Beobachtungen 
vom  Sept.  22.  bis  Okt.  21.  (Astr.  Nachr.  1282.} 


ß  =  334"  18'  28",7  |  Mittl. 

/  =    180  17'    0",6  [  Äquin. 

€J  =      5^  49'  31",5  )  1860,0 
«  =  2,974688 


(f>  =    90  23'    9",4 
M=    5^  33'  56",1 
fi  =  691",5879 
Epoche:  1860,  Sept. 29,0 
m.  Zt.  Berlin. 


(62)  Erato. 

Wurde  bei  Aufsuchung  des  Chacornac'schen  Planeten 
(59)  auf  der  Berlinersternwarte  am  14.  Sept.  als  ein  Stern 
eilfter  Grösse  aufgefunden,  und  bis  zum  10.  Okt.  acht 
Mal  für  den  Pariserplaneten  beobachtet.  Die  Abweichun- 
gen der  Beobachtungen  von  den  Ephemeriden  des  letz- 
tern konstatirten  endlich  die  Verschiedenheit  der  beiden 
Himmelskörper. 

Elemente  von  Dr.  Schjellerup  in  Kopenhagen  (Astr. 
Nachr.  1281}: 

Mittl.  ^  =  9^  49'  18",4 
Äquin.  M  =  339  ^  48'  37",0 
1860,0      (JL  —  644",937 

Epoche :  1860,  Sept.  14,0 
m.  Zt.  Berlin. 

Diese  Planeten  gehören  mit  Ausnahme  der  Titania 
der  entferntem  Hälfte  der  Asteroiden  an,   die   mittlere 


ß  =  1260  54'  31",8 

/  =      2°  12'  42",8 

io  =  —  950  40'  38",5 
«  =  3,11645 


—    143    — 

Entfernung   der  Mnemosyne   wird  bloa  von   derjenigen 
der   Hygeia'  übertroffen.    Die   Excentricitäten   und   die 
Neigungswinkel  der  Bahnen  bieten  nichts  Bemerken s- 
werthes  dar,  keine  dieser  Bahnen  erreicht  die  Excentr 
cit^t  des  Merkur. 

§•  2. 
Die  Cometen  des  Jahres  1860. 

Comet  L,  1860. 

Entdeckt  von  E.  Liais  in  Oliuda  (Brasilien)  am 
26.  Februar  im  Doradus,  fast  genau  am  südlichen  Pol 
der  Ecliptik.  Fast  im  letzten  Momente  seiner  Sichtbar- 
keit aufgefunden ,  konnte  er  blos  bis  zum  3.  März  beob- 
achtet werden,  wo  er  im  Mondlicht  verschwand.  Der- 
selbe war  ein  DoppelcomeU  Der  grössere  Nebel  ging 
dem  kleinern  westlich  voraus  und  war  in  Richtung  des 
Kadius  Vektor  der  Sonne  merklich  verlängert  (gröster 
Durchmesser:  25  bis  30  Sekunden;  kleinster:  7  oder  8 
Sekunden).  An  dem  der  Sonne  zugekehrten  Ende  befand 
sich  ein  heller  Punkt  von  der  JSelligkeit  eines  Sterns 
neunter  Grösse.  Der  kleinere  Nebel  war  kreisrund,  sein 
Durchmesser  mass  4  Sekunden  oder  die  halbe  Breite 
des  grössern  Nebels. 

Elemente  von  C.  F.  Pape  in  Altena  (Astr.  Nachr.1248) : 


£1    =      324«    l',9     . 

I  Scheinb. 
/  *)  =        79^'  22  ,6     {   Äquin. 
cJ  =  -  140'  35',7     lFebr.29,6 


Periheldurchgang : 
Ti=  1860,  Feb.  16,767 

mittl.  Zt.  Berlin. 
Kleinste    Sonnendi- 
stanz: q  =z  1,1927 


*)  Die  Neigung  der  Bahn  wird  in  diesem  Aufsatze  nach  der  Defini- 
tion von  Leverrier  (Annaies  de  l'Observ.  de  Paris,  I.,  paj.  165)  ange- 
ICeben,  wonach  eine  Neigung  kleiner  als  90®  eiaer  direkten  Beuoeguiuj, 
eine  solche  grösser  aU  90^  einer  retrograden  Bewegutuj  entspricht* 


-     «4    — 

E^  zeigt  wiA  aos  diesen  Eleiiieiileii,  dass  der  Goaet 
schon  zwei  Monate  Tor  seiner  Entdeckong  hatte  tii%e- 
fonden  werden  können. 

Camei  U^  1860. 

Ein  äusserst  lichtschwacher  Comety  Ton  Greorg  Bamker 
auf  der  Hamburger  Sternwarte  am  17.  April  in  der  Nähe 
▼on  a  Persei  entdeckt.  Er  konnte  bis  zum  23  Mai  beob- 
achtet werden  und  bewegte  sich  während  dieser  Zeit  von 
Perseus  aus  nordöstlich  bis  in  die  Kehle  des  Luchses. 

Elemente  von  H.  Seeling  in  Glasgow,  aus  3  Beob- 
achtungen vom  April  17.  bis  Mai  23.  (Astr.  Nachr.  1273.J 

r=1860,  März  5,71694 
m.  Zt.  Greenwich. 
q  =  1,308297 


ß  =    8«  56'    8'',5  1    Mitd. 
/  =  480  13'    3'',8  j    Äquin. 
iJ  =  410  19'  56'',4  )    1860,0 


Gamet  IIL,    1860. 

Scheint  zur  Zeit  des  Neumondes  im  Juni  zuerst  in 
Italien  (18.  Juni)  von  blossem  Auge  wahrgenommen 
worden  zu  sein.  Am  22.  Juni  wurde  er  von  Gronemann 
in  Utrecht  den  deutschen  Sternwarten  signalisirt.  Am 
21.  Jani  wurde  er  in  Amerika  von  H.  Tuttle  in  Cambridge 
beobachtet.  Erst  14  Tage  später  nahmen  ihn  auch  die 
Astronomen  in  Rio  di  Janeiro  und  am  Cap  wahr.  Bei 
seiner  ersten  Entdeckung  stand  er  im  Fuhrmann ,  etwa 
in  der  Mitte  zwischen  Capeila  und  Castor;  er  bewegte 
sich  erst  östlich  und  dann  stark  nach  Süden  durch  Krebs 
und  Löwe  hindurch  und  verschwand  endlich  im  Kaaben. 
In  Rio  di  Janeiro  wurde  er  bis  zum  23.  Juli,  in  Athen 
bis  zum  24.  Juli  beobachtet. 

Eine  Bahnbestimmung  mit  vollständiger  Benutzung 
aller   Beobachtungen  steht  noch   aus.     Aus  3  Beobach- 


j  =  0,2933904 


—    145    — 

tungen  vom  22.  Juni  bis  6.  Juli  erhielt  H.  Seeling  in 
Glasgow  folgende  parabolische  Bahn  (Astr.  Nachr-1273): 

ß  =  84^  56'  43",5  J    Mittl.      r=  1860  Juni  15,96592 
/    =   79«    3'  23",0  /   Äquin.  m.  Zt.  Greenwich. 

cJ  =   76 '  40'  40",8  )    1860,0 

Die  Feriheldistanz  verhält  sich  zum  Badius  der  Sonne 
sehr  nahe ,  wie  die  mittlere  Entfernung  des  Mondes  zum 
Badius  der  Erde. 

Keiner  der  in  den  letzten  20  Jahren  beobachteten 
Cometen  hat  während  seiner  Erscheinung  so  bedeutende 
Lichtwechsel  gezeigt;  man  kann  vier  Maxima  seines 
Glanzes  unterscheiden:  am  27.  Juni  und  am  6.,  12.  und 
23.  Juli.  Ein  periodischer  Wechsel  von  excentrischen 
und.  concentrischen  Stellungen  des  Kerns  in  Bezug  auf 
den  ihn  umhüllenden  Nebel  lässt  sich  vielleicht  durch 
eine  Botationsbewegung  erklären.  Der  dunkle  Baum, 
der  sich  Anfangs  hinter  dem  Kern  zwischen  den  beiden 
Armen  des  Schweifes  zeigte,  verlor  sich  Anfangs  Juli 
und  der  Comet  erhielt  eine  zwiebeiförmige  Gestalt,  in- 
dem an  die  Stelle  des  vormaligen  dunkeln  Baumes  die 
grösste  Verdichtung  des  Schweiflichtes  trat 

Comet  F/.,  1860. 

Am  23.  Oktober  wurde  von  Herrn  Tempel  in  Mar- 
seille ein  sehr  lichtschwacher  Comet  im  kleinen  Löwen 
entdeckt.  Beobachtungen  finden  sich  blos  vom  23.,  24. 
und  25.  Okt.  in  den  meteorologischen  Bulletins  der  Pariser- 
stemwarte.  Der  Comet  scheint  in  dem  hellen  Lichte  des 
am  29.  Okt.  eingetretenen  Vollmondes  verloren  gegangen 
BU  sein. 


-   1«  — 

Die  totale  W—iBllBfitfniim  ¥«■  18.  MwSL 


Die  wichtigste  astronomisclie  Erscheininig  dieses 
Jahres  war  die  totale  Sonnenfiimtemiae  ▼om  18  JoE, 
welche  das  nördliche  Spanien  auf  einem  Gürtel  von  28 
geographischen  Meilen  Breite  dorchzog.  Der  reine  Em- 
mel  Spaniens  und  die  betrachtliche  Höhe  der  Sonne  über 
dem  Horizonte  (50*  bis  60  )  machten  diese  flnstemiss 
zü  einer  der  ausgezeichnetsten.  In  der  That  wird  unser 
Jahrhundert  bis  an  sein  Ende  keine  Finstemiss  mebi 
darbieten,  welche  in  diesen  Beziehungen  mit  der  von 
1860  verglichen  werden  könnte.  Die  einzige,  welche  in 
Europa  erträgliche  Beobachtungen  verspricht ,  ist  die- 
jenige vom  19.  August  1887 ,  welche  an  der  Elbe  beginnt 
und  Berlin  I  Marienwerder ,  Wilna  nndMoskan  erreicht 

Bei  der  Finsterniss  vom  18.  Juli  1860  fand  der  Em- 
tritt  der  Erde  in  den  Kemschatten  des  Mondes  an  der 
Westküste  Nordamerika's,  an  der  Mündung  des  Columbia- 
flusses statt.  Dort  ging  die  Sonne  in  totaler  Verfinste- 
rung auf.  Von  da  an  bewegte  sich  der  Kernschatten 
nordwestlich;  trat,  das  Felsengebirge  überschreitend,  in 
Brittisch- Amerika  ein,  erreichte  bei  Fort  York  die  Hud- 
sonsbay,  welche  er  überschritt,  um  über  Nordlabrador 
hinweg  dem  Ocean  zuzueilen.  Von  da  an  wandte  er 
sich  wieder  südlich  und  ging  an  der  Südspitze  Grönlands 
vorbei;  quer  über  den  Ocean  nach  der  Nordküste  Spaniens. 
Mitten  im  atla'ntischen  Ocean  liegt  auch  der  Punkt,  wo 
die  centrale  Verfinsterung  im  Mittage  stattfand,  oder  der 
Punkt ,  der  die  Orte ,  wo  die  totale  Finsterniss  am  Vor- 
mittage eintrat,  von  denen  scheidet,  wo  sie  am  Nach- 
mittage stattfand.  In  'Spanien  ging  der  Kernschatten, 
imgefH.hr  dem  Ebro  folgend,  über  Burgos,  Saragossa  und 


—    147    — 

Valencia  hinweg;  streifte  die  Südspitzen  der  Insel Mallorka 

imd  betrat  endlich  bei  Algier  den  afrikanischen  Bodenl 

Dort  wandte  er   sich  über  den  nordöstlichen  Theil  von 

'f'ezzan  der  lybischen  Wüste  zu,  überschritt  in  Nnbien 

den  Nil  und  verliess  endlich  die  Erde  an  der  Küste  des 

^othen  Meeres  in  der  N&he  von  Massowa.   Dort  ging  die 

Sonne  total  verfinstert  unter. 

In  Spanien  sind  es  hauptsächlich  5  oder  6  Stationen^ 
"Vre  die  Finsterniss  wissenschaftlich  beobachtet  wurde. 
In  der  Kichtung  der  Bewegung  des  Kernschatteus  ge- 
wählt sind  dieselben  die  folgenden: 

1)  Pohes  in  der  Nähe  von  Bilbao.  Dort  beobachtete 
die  von  der  Petersburgerakademie  abgeschickte  Expe- 
dition,  bestehend  aus  O.  Struwe,  Dr.  Winnecke  und 
Lieutenant  Oom,  gemeinschaftlich  mit  den  Herrn  Airy 
und  Warren  de  la  Bue. 

2)  Briviesca  beiBurgoS;  2400  Fuss  über  Meer.  Dort 
waren  die  Herren  d'Abbadic;  der  schon  die  totale  Fin- 
sterniss von  1851  in  Schweden  beobachtet  hatte ,  Petit, 
Direktor  der  Sternwarte  in  Toulouse,  Burat,  Professor 
amLyceum  zu  Bordeaux,  und  eine  russische  Expedition, 
bestehend  aus  dem  Direktor  der  Sternwarte  in  Warschau 
und  einem  "Professor  der  Militärschule  in  St.  Petersburg. 

3)  Auf  dem  Berge  Moncat/o,  4600  Fuss  über  Meer, 
und  in  dem  an  seinem  Fusse  liegenden  Städtchen  Tara- 
zona  beobachteten  die  Herren  Leverrier,  Faucault,  Cha- 
cornac  und  Villarceau,  und  der  Direktor  der  neuen 
Leipzigersternwarte,  C.  Bruhns. 

4)  Auf  dem  St.  Michaelsberge  im  Dosierte  de  las 
Palmas,  auf  dem  Punkte,  den  Arago  zur  Station  der 
französischen  Gradmessung  genommen  hatte,  befanden 
sich  der  Pater  Secchi  und  Aquilar,  Direktor  der  Stern- 
warte zu  Madrid. 


—    148    — 

5)  Ia  CoHeOcm  JU  2»  PtamOj  an  der  mitteUindis^ai 
Kisle,  befiuideii  neh  Lamont  «b  Münden,  t<hi  FeXiid 

Ghcifiswald,  Brenickcr  «b  Berlin  und  PtantaBoir 

(Jent 

ff)  In  Fa/«iiria  wurde  £e  fmstermss  Ton  Dr.  fon 
Wallenbei^  aus  München  und  KriegsraA  Haaae  am 
HannoTer  beobachtet. 

Die  Beobachtong*  einer  totalen  Finatemiaa  soll  die 
Wissenschaft  nach  zwei  Bichtongen  mit  Data  bereichern: 

1)  Vom  rein  astronomischen  Standpunkte  aus  wird 
die  Finstemiss  beobachtet,  um  genau  die  Momente  ihrer 
Terschiedenen  Phasen  su  erfassen,  weil  diese  scharfe 
Anhaltspunkte  geben  sur  Prüfung  und  Becstifikation  der 
astronomischen  Tafeln,  namentlich  f&r  die  Terwickehe 
Theorie  der  Mondbewegung  Inwiefern  gerade  in  dieser 
Hinsicht  die  letzte  Finstemiss  von  Interesse  war,  sogt 
ein  Blick  auf  die  Terschiedenen,  für  ihren  Verlauf  zum 
Voraus  publicirten  Sparten.  Der  Karte  Ton  SSrsdi  in 
Neuenburg  liegen  die  altem  Burkhardt'schen  Monds- 
tafeln, deijenigen  von  MSdler  die  neuen  Tafeln  von 
Hansen  zu  Grunde.  Nun  geben  fär  die  Zeit  der  Fin- 
stemiss die  Hansen'schen  Tafeln  die  Deklination  des 
Mondes  um  ^"jS  kleiner  an,  als  die  Burkhardt'schen. 
Daher  liegt  bei  Hansen  die  Schattenzone  etwas  südlicher. 
Femer  gibt  Hansen  die  Bektascension  des  Mondes  um 
2',4  kleiner  als  Burkhardt  Da  dies  der  sechzigste  Theil 
der  Grösse  ist,  um  welche  die  stündliche  Bewegung  des 
Mondes  in  Bektascension  diejenige  der  Sonne  übersteigt^ 
so  hat  nach  Blansen  die  Finstemiss  um  Yeo  Stunde  oder 
1  ^  später  statt  als  nach  Burkhard! 

In  dieser  Beziehung  werden  namentlich  die  Beob- 
achtungen der  firanzösisöhen  Expedition  auf  dem  Moncsyo 
und  in  Tarazona  von  Werth  werden  ^   weil  die  geogra- 


-     149    ~ 

lische  Position  dieser  Stationen  und  die  Ortszeit;  mit« 
Ist  grösserer  Meridianinstrumente  und  während  eines 
ngern  Aufenthaltes  ^  von  Villarceau  und  Chacornac  mit 
öglichster  Genauigkeit  bestimmt  worden  sind.  Es  hat 
ßh  auch;  wie  zu  erwarten  war,  der  Vorzug  der  Han- 
n'schen  Tafeln  vollkommen  bestätigt.  In  Valencia  z.B., 
ks  nach  Burkhardt  im  Süden  und  ganz  ausserhalb  der 
otalitätszone  zu  liegen  kam,  wurde  eine  totale  Verfin- 
erung  von  107®  Dauer  beobachtet. 

2)  Eine  totale  Sonnenfinsterniss  ist  zweitens  wichtig, 
n  über  die  physische  Beschaffenheit  des  Sonnenkörpers 
uigen  Aufschluss  zu  gewähren. 

Was  den  Verlauf  der  Finsterniss  im  Allgemeinen 
»trifft,  so  blieb  die  Beleuchtung  heller,  als  nach  frühern 
eschreibungen  zu  erwarten  gewesen  war.  Zum  Ablesen 
)r  Instrumente  und  zum  Aufzeichnen  der  Beobachtungen 
idurfte  es  keines  künstlichen  Lichtes.  Auch  konnten 
ir  einzelne  der  hellsten  Sterne  gesehen  werden.  Daher 
mn  auch  der  Umstand,  dass  von  der  von  Leverrier, 
ir  Erklärung  der  von  ihm  entdeckten  Sekularbewegung 
)S  Merkurperihels,  zwischen  Merkur  und  Sonne  voraus- 
ssetzten  Planetengruppe  Nichts  wahrgenommen  wurde, 
cht  gegen  die  Existenz  derselben  angeführt  werden. 

Die  Hörner  der  Sonnensichel  blieben  immer  scharf 
id,die  Sonnenflecken  wurden  successive  vom  dunkeln 
ondrande  bedeckt,  ohne  eine  Deformation  oder  Ver- 
iderung  der  Farbe  zu  zeigen,  welche  man  der  Existenz 
aer  Mondatniosphäre  hätte  zuschreiben  können. 

Die  Corona  war  von  glänzend  milchweisser  Farbe, 
e  stellt  nicht  eine  homogene  hofartige  Lichterscheinung 
T,  sondern  ist  aus  einzeln  von  einander  getrennten, 
hr  schmalen  Lichtlinien  sosammengesetzt,  die,  im  All- 
meinen  zwar  radial  zum^  Doppelgestirn ,  doch  vielfach 


—    150     — 

von  dieser  Bichtung  abweichen.     Ihre  Intensität  nimmt 
vom  Sonnenrande  aus  sehr  rasch  ab.     Bruchtheile  einer 
Sekunde   genügten,    um   von    dem    den  Rand   znn&chit 
umgebenden   Ringe   photographische    Eindrücke   zu  ^• 
halten.    Auf  Platten ,   die   eine  Minute   lang  ausgesetzt 
wurden ;    erstreckte  sie  sich  bis  auf  drei  Sonnenradien. 
Nach  gewissen  Richtungen  zeigen  sich  in  positivem  nnd 
negativem  Sinne   Variationen  der  Intensität ,   die  einen 
Strahlenkranz   bilden  und  mit  den  Unregelmässigkeiten 
des  Mondrandes  im  Zusammenhange  zu  stehen  scheinen. 
Das  Licht  der  Corona  ist  in  radialer  Richtung  polarisirt, 
so  dasB  die  Folarisationsebene  stets  durch  die  Sonne  geht. 
Die  Erscheinungen  der  Corona  hat  Pater  Secchi  künst- 
lich  nachgeahmt^   indem   er   mittelst    eines  Heliostaten 
einen  Sonnenstrahl  in  eine  dunkle  Kammer  fallen  liest 
und  demselben  einen   gezackten  Schirm    entgegenstellt 
Alsdann  sieht  man  von  diesem  Schirme  aus  eine  Menge 
Strahlen  ausgehen ,  je  nach  der  Li^e  des  Auges ^  bald   j 
in  radialer  y  bald  in  mehr  tangentionaler  Bichtung.  Das- 
selbe ist  der  Fall,  wenn  nicht  der  Schirm^  sondern  die 
Oeffiiung  gezackt  ist,   durch  welche  der  Strahl   in  die 
Kammer  tritt.     Die  Erscheinung  wird  deutlicher,  wenn 
durch  Weihrauch  künstliche  Wolken  erzengt  werden. 

Die  Protuberanzen  traten  bei  der  letzten  FinAtemiss 
ungleich  zahlreicher  als  früher  auf.  Dieselben  bildeten 
niedrige  Säume,  welche  den  Sonnenrand  auf  längere 
Strecken  umgaben,  und  aus  denen  die  grossem  Protn- 
beranzen  als  einzelne  Gipfel  hervorragten.  Auf  der 
Nordseite  wurde  eine  vom  Mondrande  vollständig  isolirte 
Wolke  wahrgenommen.  Die  Farbe  zeigte  mehr  blane 
und  weisse  Töne  und  weniger  rotbe.  In  dieser  Hinsicht 
war  die  Erscheinung  ähnlicher  mit  der  im  September 
1858  in  Brasilien,   als  mit  der  1861  in  Schweden  beob- 


—    151     - 

achteten  Finsterniss.    Die  Frotuberanzen   konnten  pho- 
tographirt  werden  und  es  zeigen  die  von  Secchi  im  De- 
rierto  de  las  Palmas  erhaltenen  Bilder  eine  vollständige 
Identität  mit  denen ,  welche  Warren  de  la  Rue  in  Riva- 
bellosa  aufgenommen  hat.    Zugleich  weisen  diese  Platten 
eine  Reihe  von  Protuberanzen  auf,  deren  Strahlen  eine 
kräftige   chemische  Wirkung   geäussert  haben,    obwohl 
sie  mit  bewaffnetem  Auge   direkt  nicht  wahrgenommen 
Verden   sind.    Eine   Beziehung  zwischen   den  Protube, 
iranzen   und   den  Unregelmässigkeiten   des   Mondrandes 
läset  sich  nicht  nachweisen.    Während  sich  bei  der  Pro- 
j^tion  des  Mondes  auf  die  Sonne  der  südöstliche  Mond- 
rmid  als  der  rauheste  zeigte,  wurden  dort  die  Hervor- 
raguugen  nicht  in  grösserer  Anzahl  wahrgenommen,  als 
an  andern  Stellen.     Ebensowenig  ergibt  sich  ein  direkter 
Zusammenhang    mit   den   Sonnenflecken.      Die  letztern 
sind  bekanntlich   auf  zwei  bestimmten  Zonen  zu  beiden 
Seiten  des  Sonnenäquators  beschränkt.    Die  rothen  Pro- 
tuberanzen hingegen   zeigen   sich   rings    um  .  die  ganze 
Sonne    herum.      Von    den    verschiedenen    Beobachtern 
wurden  Messungen  angestellt  über  die  Orts-  und  Grössen- 
veränderungen   einzelner    Protuberanzen    und   es   ergibt 
sich,  aus    denselben,    dass    zwar    im    Allgemeinen    ent> 
sprechend   der   Bewegung   des   Mondes    die   westlichen 
Protuberanzen  von  den  Spitzen  aus  nach  und  nach  sicht- 
bar werden  und  wachsen,  während  die  östlichen  von  der 
vorrückenden   Mondscheibe   nach   und    nach    zugedeckt 
Verden   und  von   der  Basis  aus  abnehmen.    Die  nörd- 
lichen Protuberanzen  —  es  wurde  namentlich  die  isolirte 
Wolke  von  den  Herren  Villarceau  und  Chacornae  genau 
Verfolgt  —  behalten  ihre  Stellung  zur  Sonne  unverändert 
bei  und  zeigen  daher  bei  konstanter  Höhe  eine  relative 
Bewegung  zur  Mondscheibe.   Diese  Höhenveränderungen 


-    152    — 

der  weBtIichen  und  östlichen  Protuberanzen  erweisen  eich 
aber  bedeutender,  als  sich  durch  das  Vorrticken  des 
Mondes  allein  erklären  lässt,  und  dieser  Umstand  bildet 
den  wichtigsten  Anhaltspunkt  fiir  die  Ansicht  derjenigen 
Astronomen ,  welche  den  Protnberanzen  eine  reelle  Exi< 
stenz  als  Sonnenwolken  absprechen  und  dieselben  ala 
eine  blosse  Difiraktionserscheinung  erklären.  Doch  schei- 
nen die  Beobachtungsergebnisse  der  Finsterniss  von  1860 
im  Ganzen  eher  für  eine  physische  Existenz  dieser  Ge- 
bilde auf  dem  Sonnenkörper  zu  sprechen. 


•«oft« 


Terzelehnlss  der  für  die  Bibliothek  der 
Sehwelz.  IVatarf.  Oenellsehafl  elnge- 
gangenen  OeiMhenke« 


Von  der  naiur forschenden  Gesellschaft  in  Basel : 

Verhandlangen.  11.,  4.  Basel  1860.  8. 
De  la  SocUte  de  physique  de  Geneve: 

M^moires.  Tome  15,  2®  partie.  Oenhve  1860.  4. 
Von  der  Tit.  Redaktion: 

Dr.  Weinland.     Der  zoologische  Garten,  Inv.  7 — ^12. 
De  VAcad^mie  de  Bordeaux : 

Actes.    3^  s^rie,  22«  annöe,  1860.    1«^^  trim.  Paris  1860.  8. 
Von  der  k.  k.  Sternwarte  in  Wien : 

1)  Annalen,  3.  Folgte.  9.  Band.  Jahrgang  1859.  Wien.  1860.  8. 

2)  Meteorologische  Beob.  an  der  Wiener  Sternw.  v.  1775—1855. 
Wien  1860.  8. 

From  the  Royal  Society  of  Edinburgh : 

1)  Transactions.  22,  1. 

2)  Proceedings.  Vol.  IV,  Nr.  49.  8. 
Von  der  Tit.  Redaktion: 

Schweiz.  Zeitschrift  ffir  Pharniaeie.    Sahy  V,  Nr.  8,  9  o.  la 
Von  der  medicinisch-chirurgischen  Gesellschaft  des  Kantons  Züriek: 
Denkschrift  znr  Feier  ihres  50.  Stiftangstages,  den  7.  Mai  180t^* 
Zörieb  1860.  4 


Mr.  4IAO  —  4l«lk 


Ito'R.  V.  Fellenberg. 
Analysen  von  antiken  Branaen« 

reite  FertseUunip  der  Pa^.  79,  Jahrgang  1800,  abgebroeht nen  ArUlt. 

(Nr.  41  bis  60  inclasive.) 


Die  in  dieser  Arbeit  untersuchten  Gegenstände  sind 
mir  von  verschiedenen  Personen  zur  Analyse  mitgetheilt 
worden;  so  die  Nummern  41  bis  43  von  Herrn  Land- 
ammann  Lohner  in  Thun;  44  und  51,  nebst  55,  von  Hm. 
T^Fischer-Ooster,  als  Conservator,  des  Stadt-Museums, 
und,  die  Kümmern  52  bis  54  und  58  und  59  von  Hrn.  ▼. 
Uorlot ;  56  und  57  von  Hrn.  Dr.  Uhlmann  und  Nr.  60 
von  Hm.  Forel-Morin  in  Morsee. 

lieber  den  Grang  und  die  Methode  der  Analyse  finde 
ich  mich  zu  keinen  Bemerkungen  veranlasst,  da  ich  die 
fiüher  angegebenen  genau  eingehalten  habe;  nur  kaxm 
ich  angeben,  dasg  ich  mich  zur  Fällung  des  Kupfers 
durch  Schwefelwasserstoffgas  mit  vielem, Vortheile  des 
Eipp'schen  Apparates  bediene,  welcher  die  Arbeit  sehr 
beschleunigt  und  die  Unannehmlichkeiten  des  Hydro- 
thiongases  auf  ein  Minimum  reducirt. 

Bei  der  Silberbestimmung  wende  ich  anstatt  ge- 
körnten Probirbleies  dünn  ausgewalztes  an,  von  etwa 
1  Quadratzoll  Oberfläche,  in  welches  ich,  nach  vorsich- 
^em  Einäschern  der  Filter,  die  silberhaltige  Asche 
einwickle  und  zu  einem  Kügelchen  zusammendrücke  und 
einschmelze  I  wobei  ein  Verblasen  der  Asche  nicht  mög- 
Bell  ist 

Nr.  41.  Armspange  vom  Benzenbühl  bei 
Tb  an.    Metidlspangen   von   quadratischem   Querschnitt 

Bfm.  WUMI.  4S9  ■.  4eo 


—    IM    — 


▼OD  Stark  4  MiUimeteni  Seite,  welche  mit  einem  dfinnen 
grünlichen  Ueberzng  von  Rost  bedeckt  waren.  Dm 
Metall  zeigte  sich  von  schdner  Farbe  und  siemlich  ddm- 
bar  und  zähe.  Znr  Analyse  worden  2,607  grm.  gern- 
nigten  Metellea  ▼erwendet  mid  ergab:* 

Kupfer  85,13% 

Zinn  14,59  « 

Eisen  0,13  , 

Nickel  0,11  , 

SUber  0,04  » 

Nr.42.  Eelt  oder  Beil  von  der  6watt«Spies- 
strasse.  Handbeil  mit  grosser,  halbkreisförmig  genm^ 
deter  Schneide,  schmalem,  zierlich  ausgeschw^jütem,  nä 
erhöhten 'Bandrippen  Ycrsehenem  Griffe;  das  ganze  & 
strument  mit  einem  glänzenden  braungrünen  UebeROg« 
bedeckt;  die  Schneide  in  noch  gutem  schneidenden  Zu* 
Btatide.  Zur  Analyse  wurden  Bohrspähne,  durch  An- 
bdiren  des  Griffes  von  der  Seite  erhalten,  Terwendeti 
Und  davon  2,168  grm.  verbraucht.  Die  Bohrspäme 
waren  zusammenhängend  und  spiralförmig  gewunden. 
Die  Analyse  ergab  aLf  Zusammensetzimg : 

Kupfer        '    90,15  7o 

Zinn  0,14  , 

Eisen  0,06  , 

Nickel  0,65  , 

Nr.  43.  Beil  von  B^ngolzwyl  bei  Thun.  E^  k 
b^U,  mit  ]^urz.er  ji  ha^lbkreisförnuger,  noch  wohl  erhaltoM^ 
Sojmeid^.  wd  läp^  schmalem^  zierlich  gefonnl||||)| 
npt  ]frenig  erhabeneji  Bandrippen  verse}ienem  Grifb  ii^ 
einer  Finkerbung  am  Ende.  Die  OberflSche  mit. jlft| 
f«nd  4^^]l^Iglj^le1^  B^p^t»  i^epiPgefu.  ^m  l^tc^rialnr 
U^teJra^wi)^WftJ"»  «rW*efli,wwrde ^^^^^yoiider^^ 

-  •       ■  ••  j    . 


—    155    — 

ohrt  und  liefette  spiralförmig  gewundene  zusammen- 
nde  Bohrspähne,  von  denen  2^207  grm  folgendes 
tat  ergaben: 


Kupfer 

88,97  % 

Zii^i 

8,05  , 

Eisen 

0,41, 

Nickel 

2,21, 

SUber 

0,36  , 

fr.  44.  Beil  von  Eosthofen  bei  Affoltern. 
lern  Bemer  Museum,  bezeichnet  B.  J.  17.  Eine 
d,  wohlerhaltene;  mit  dunkelgrüner  glänzender  Pa- 
iberzogene  Wafife ;  die  Schneide  wohlerhalten,  stark 
det;  der  Griff  mit  Bandrippen  und  einer  Eerbung 
nde  versehen.  Beim  Anbohren  des  Griffes,  behufs 
.nalyse,  zeigten  sich  die  Spähne  sehr  zusammen» 
nd,  spiralförmig  gewunden  und  röthlich  von  Farbe. 
*pi.  ergaben  bei  der  Analyse : 


Kupfer 

94,04% 

Zinn 

6,50  , 

Eisen 

-  0,11  , 

Nickel  1 

0,30  , 

SUber 

0,05^ 

fr« 45.  Beil  von  Ligerz.  Bemer  Museum  B. 1. 22, 
Streitaxt  mit  langem  flachem  Schafte  und  kurzen 
*  Mitte  befindliehen  halbkreisförmigen  Lappen ;  die 
lide  nur  um  Weniges  breiter  als.  der  Schaft^  wenig 
en  und  gut  erhalten'.  Eine  schöne  glänzende  dun- 
ine Patina  zeichnet  dieses  Stück  aus.  Die  Bohr* 
e  von  schöner..  F4^be  I  zusammenhängend  und  spir 
nig  gewimden.   .2|0  grm.  ergaben: 


-    166    — 


Knpfer 

8^48  0/, 

Zinn 

10,53  , 

Blei 

0,27, 

Eisen 

0,25  . 

Nickel 

0,47  „ 

Nr.  46.  Eelt  oder  Beil  von  Rubigen.  Bemer 
Museum  B.  I.  23.  Handbeil  von  sehr  zierlicher  Form, 
schön  geschweifter,  noch  scharfer  Schneide,  langem  und 
breitem  mit  wenig  erhabener  Bandrippe  versehenem 
Griffe;  das  ganze  Instrument  mit  dunkelgrüner,  rauher, 
in's  Bläuliche  spielender  Ejrus^e  von  Grünspan  bedeckt, 
nur  an  den  Kanten  und  Bippen  die .  Metallfarbe  stellen- 
weise zeigend.  2,0  grm.  Bohrspähne  ergaben  folgende 
Besultal»  : 


Knpfer 

94,41% 

Zinn 

.   5,29, 

Eisen 

0,10  . 

Nickel    ■ 

0,20, 

Die  folgenden  fünf  Gegenstände  stammen  aus  der 
in  der  Stadtbibliothek  deponirten  und  vom  Museum  aqm« 
rirten  Sammlung  von  Antiquitäten  des  Herrn  A.  Jahn. 

Nr.  47.  Beil  von  Wangenried,  bezeichnet  IL 
A.  3.  Eine  schöne  lange  Streitaxt  mit  kleinen,  halb* 
kreisförmigen,  in  der  Mitte  der  Länge  angebrachtes 
Schafdappen ;  die  Schneide  kaum  breiter  als  der  Schaft 
und  wenig  gerundet,  gut  erhalten;  das  gamse  Instrument  1 
mit  dunkelgrüner  glänzender  Patina  übers^ogen.  IX» 
zur  Analyse  verwendeten  2,0  grm.  Bohrsp&hne  ergatei 
folgende  Zusajümensetzung : 


Kupfer 

91,73  «/o 

Zinn 

7,61  . 

Eiaen 

0,28  . 

Nickel 

0^48. 

-    157    - 

Nr.  48.  Bruchstttck  des  Schaftes  einesBei- 
von  Langenthai.  11.  A.  6.  Nach  dem  Bruch- 
ke  zu  schliessen  gehörte  es  einer  Waffe  von  der 
tn  des  vorhergehenden  an;  es  ist  mit  einer  dicken 
ste  Ton  Grünspan  bedeckt;  lässt  jedoch  die  Metall- 
e  an  der  Bruchfläche  erkennen.  2^0  grm.  Bohrspähna 
kben : 


Kupfer 

90,65  o/o 

Zinn 

8,33. 

Eisen 

0,08, 

Nickel 

0,94. 

Nr.  49.  Beil  von  Maikirch.  IL  A.  1.  Daszer- 
hene  Instrument  hat  die  Form  eines  Handbeiles  mit 
rfer  halbmondförmiger  Schneide  und  schmalem,  mit 
iftrinne  versehenem  Griffe;  das  Ganze  bräunlich  ge- 
t,  matt,  nur  an  den  Kanten  Metallfarbe  zeigend. 
a  Anbohren  zeigte  sich  das  Metall  von  gelblich-grau- 
er Farbe ;  hart;  die  Spähne  kurz,  fast  staubartig, 
haus  nicht  zusammenhängend.  -  2,0  grm.  Spähne 
m  bei  der  Analyse: 


Kupfer 

83,19  % 

Zinn 

16,06  . 

Eisen 

0,08, 

Nickel 

0,67  „ 

Nr.  50.  Eupferregulus  von  Maikirch.  II.  A.I. 
ärmliche  rundliche  Masse  von  Kupfer.,  welche  ang^- 
oten  die  gewöhnliche  Kupferfarbe  zeigte.  2,743  grm. 
ben  bei  d^r  Analyse: 


Kupfer 

98,38  »ö 

Zinn  ' 

0,07, 

Blei 

0,57  , 

Eisen 

0,59  , 

Kobalt 

0,30  , 

Zink 

0,09  , 

—    158    — 

wth§t  geringen  Sporen  ron  Sübo*, 
anterUMen  wurde. 

Nr.  51.  Fibnla  Ton  Aaregg.  IL  B.  2.  Inen 
keltischen  €rrabe  nahe  dem  CafiS  Aaregg  im  WorUfliEft- 
walde  wurde  neben  schonen  gefiLH>teii  Glasringen  ebe 
«erbrochene  Fibnla  gefanden;  das  Metall  war  dduiki 
nnd  hart;  nach  dem  Beinigen  wog  die  Fibola  1,356  gn. 
und  ergab  bei  der  Anafyse: 


Eopfer 

89,24  •  , 

Zinn 

9,10, 

Blei 

1^, 

Eisen 

0^10. , 

Nickel 

0,18, 

Nr.52.  Armring  Ton Sitten.  Dieses, den Islitas 
Ansgrabnngen  Ton  Sitten  angehörende  Fnndstack  ist  idir 
von  Grünspan  zerfressen  und  zum  Theil  in  KupEeroijid 
oberg^angen.  Auf  der  Anssenseite  tragt  es  noch  Spsm 
eingegrabener  Verzierangen  in  Zickzacklinien  nnd  Krei- 
sen. Zur  Analyse  diente  ein  von  Erde  gereinigtes,  sb- 
gebrochenes  Stück  ^  das  2,461  grm.  wog,  nnd  nnter  Zu- 
gmndelegnng  einer  direkten  Knpferbestinunnng  folgende 
Zusammenersetznng  ergab: 


Knpfer 

82^% 

Zinn 

16,05, 

Blei 

1,18, 

Eisen 

0,08, 

Nickel 

0,48, 

Nr.  53.  Armring  von  Ajens,  oberhalb  Sittss- 
Dieser  massiv  gegossene,  fast  geschlossene,  mit  eigsa- 
thümlichen  augenartigen  Verzierangen  versehene  Bing 
hat  eine  schöne  glänzende,  bräanlich-grüne  OberflSche 
und  fast  kreisronden  Querschnitt  Um  eine  Probe  zur 
Analyse  zo  erhalten,  wurde  der  Bing  auf  der  Drehbsok 


uchbohrt.  Die  Bobrspftline  waren  ztiBamtfienh&ngend 
id  ßpiralförmig  gewunden  und  wurden  ganz  zur  Analyse 
«rwendet.  1^98  grm.  ergaben  folgende  Zusammensetzung : 


Kupfer 

90,30  % 

Zinn 

7,44. 

Blei 

1,62  , 

Eisen 

0,11  , 

Nickel 

0,41, 

Silber 

0,12  . 

Nr.  64.  Bronze- Vase  vonlhringen  am  Kai- 
ars tuhL  In  einem  kellischen  Hügelgrabe  bei  Ihringen^^ 
Q  Breisgau  fand  sich  ein  ehernes  GefUss  vor^  von  dem ' 
;h  ein  Bruchstück  zur  Analyse  erhielt;  das  Fragment 
"ar  ein  etwa  Y2  Millimeter  dickes  Blech,  welches,  von 
em  Ueberzug  von  Grünspan  befreit,  eine  schöne  gelbe 
'arbe  zei^e ;  unter  der  Scheere  erwies  es  sich  hart  und 
&he.    2,027  grm«  ergaben  folgende  Zusammensetzung: 

Kupfer  83,45  % 

Zinn  14,85  ^'      \ 

Eisen  0,10  , 

Nickel  1,00  , 

#•  ■  ■ •    ■  • 

Der  Ftmdort  dieses  durch  seinen  bedeutenden  Nickel- 
ehalt merkwürdigen  Stückes  ist  jedenfalls  auffallend. 

Nr.  55,  Zierrath  der  Vase  von  GrSc.hwyl. 
''on  dieser  durch  einen  Holzschnitt  von  Jecker  und  Burri 
ekannt  gewordenen,  in  der  Zeichnung  der  geflügelten ! 
relbfichen  Figur,  so  wie  der  Löwen,  einen  orientali- 
chenStyl  verrathenden  Löwengruppe ,  wurde  mir  durch 
Ja  Gefälligkeit  der  Conservatoren  des  Museums  erlaubt, 
ehuTS  der  Analyse  eine  Probe  zu  nehmen.  Bei  genauer 
Besichtigung  der  Bilckseite  der  Gruppe,  um  eine  Stelle 


—    MO    — 

m  finden,  toa  der  ohne  Baicliliiignng  «ne  Probe  ge- 
nommen werden  könnte,  fiuid  es  eicht  deae  die  Biiipfi 
der  onteren  Löwen  Tom  Kopfe  hie  g^en  die  SdiollBni 
▼oll,  die  untere  Hllfte  aber  hohl  gegossen  nnd  znm  Tlieil 
noch  mit  erdiger  Kernmasse  geftllt  waren.  Es  wordei 
nun  von  hinten  her  die  Köpfe  der  Löwen  auf  der  Drdi- 
bank  ai^ebohrt,  mit  der  Vorsicht  jedoch,  mdit  dmdk- 
sobohren  nnd  so  hinlängliches  Material  für  die  Ans^ 
erhalten ,  ohne  im  Geringsten  die  werthvolle  Ghn^ie  ss 
beschädigen.  Die  erhaltenen  Bohrspahne  waren  grsoEek- 
gelb ,  kurz  nnd  stanbartig  nnd  liessen  auf  eine  isinnrniAe 
Legierung  schliessen,  was  jedoch  nicht  der  Fall  vir, 
indem  die  Analyse  von  3,0  grm.  ergab: 


Kupfer  80,97 


0/ 


Zinn  7,78/ . 

Blei  10,86  , 

Eisen  0,18  ^ 

Kobalt,  manganhaltig,    0,21  « 

Merkwürdig  ist  der  grosse  Bleigehalt,  als  Enati 
fiir  Zinn,  welcher  die  Legierung  leicht  fliessend  maches 
mu8s,  und  nach  den  Erfahrungen  von  Gröbel  bei  vielen 
antiken  griechischen  Bildwerken  von  Bronze  vorkom- 
men Boll. 

Nr.  56.  Erzthräne  von  Stäffls.  Diese  kloae 
tropfenförmige  Masse  aus  den  Pfahlbauten  von  St&ffii 
lässt  schliessen,  dass  dort  Metallguss  stättgefianden  habe. 
Die  Oberfläche  war  theils  grünlich,  theils  bräunlich  an- 
gelaufen; unter  dem  Hammer  leicht  zerbrechend;  die 
Bruchflächen  bunt  grau  und  gelb  gefleckt,  was  auf  on- 
vollkommene  und  ungleichartige  Mischung  der  Bestand« 
theile  hinweist.    2,275  grm.  ergaben  bei  der  Analyse: 


-    161    — 


Eapfer 

84,48  % 

Zinn 

13,70  , 

Blei 

0,67  , 

Eisen 

0,09, 

Nickel 

0,78, 

SUber 

0,28, 

'Nr.  57.  Axt  von  Morsee.  Stammt  wie  Nr.  2 
nnd  27  aus  dem  Seegrunde  der  Pfahlbauten  von  Morsee. 
Ist  ein  Instrument  mit  langen  Schaftlappen  ohne  HenkeL 
Oberfl&che  verschiedenartig  grün^  grau  und  schwarz  ge- 
fleckt und  zum  Theil  mit  Tu£P  überzogen,  Schneide^woU 
•rbsiten  und  scharf.  2,0  grm.  ergaben  bei  der  AnalTte: 

Kupfer  86,90  % 

Zinn  9,84  , 

Blei  2,87  , 

Eisen  0,11  ^ 

Nickel  0,27  , 

Silber  0,01  , 

Nr.  58.  Beil  von  Wangen  an  der  Aare.  Ein 
Beil  mit  Schaftlappen  ganz  von  der  Form  des  vorher- 
gehenden. Der  geniale  Finder  hatte  die  Oberfläche  des 
Beiles  sauber  abgefeilt  und  glänzend  polirt,  so  dass  es 
aussah ,  wie  wenn  ein  Gürtler  es ,  soeben  erst  nachg^e- 
macht  hätte.  Die  zur  Analyse  dienenden  2,0  grm.  be* 
tilgenden  Bohrspähne  ergaben  folgende  Zusammen- 
setzung;: 


Kupfer 

89,42  % 

Zinn 

8,49  , 

Blei 

0,85  „ 

Eisen 

0,09  , 

Nickel 

0,98, 

Bilber 

0,17, 

--    162    — 

Nr.  59.  Armschlaufe  you  Sabigen  bei  Solo- 
thurn.  Stammt  ans  der  Sammlang  von  Herrn  Staats- 
proknrator  Amiet  in  Solothum.  Dftnnes,  mit  eingegra- 
benen Kreisen  und  Zickzacklinien  verziertes,  sehr  dünn 
getriebenes  Blech,  dessen  dünner  mattgrüner  Ueberzng 
von  Grünspan  vor  der  Analyse  sorgfaltig  entfernt  wurde. 
Das  gereinigte,  0,343  grm.  wiegende  Stück  fand  sich 
xoMunm^gesetzt  aus: 


Knpfer 

87,14  % 

Zinn 

11,23, 

BUi 

0,70, 

Eisen 

0,82, 

Nickel 

0,11, 

Nr.  60.  Bronzering  ans  dem  Seegrnnde  bei 
Morsee.  Diese,  von  Herrn  Forel-Morin  zwischen  den 
Ff&hlen  im  Orunde  des  See's  gefundene  gebogene  Spange 
hatte  einen  quadratischen  Querschnitt  von  2  Millimeter 
Seite.  Nach  Entfernung  des  grünlichen  Ueberzuges, 
welcher  weggeschabt  wurde ,  zeigte  sich  das  MetaU  von 
sehdner  Farbe ;  unter  dem  Hammer  war  es 
dehnbar.    0,81  grm.  «rgaben  bei  der  Analyse: 


Kupfer. 

81,65  % 

Zinn 

12,42  „ 

Blei 

5,06  , 

Eisen 

0,22  . 

Nickel 

0,65  , 

r" 

^^^^m 

1 

sner 

antiker  Bronzen. 

' 

Blei. 

Eiseo. 

Nickel. 

Kobalt. 

Silber. 

Zink. 

ff 

0,13 

0,11 

II 

0,04 

II 

II 

0,06 

0,65 

II 

ir 

II 

II 

0,41 

2,21 

n 

0,36 

II 

II 

0,11 

0,30 

n 

0,05 

II 

0,27 

0,25 

0,47 

n 

if 

II 

// 

0,10 

0,20 

11 

II 

II 

II 

0,23 

0,43 

II 

II 

II 

II 

0,08 

0,94 

II 

II 

II 

II 

0,08 

0,67 

II 

II 

II 

0,57 

0,59 

II 

0,30 

II 

0,09 

1,38 

0,10 

0,18 

II 

II 

If 

1,18 

0,08 

0,48 

II 

II 

II 

1,62 

0,11 

0,41 

0,12 

11 

II 

II 

0,10 

1,60 

f 

it 

II 

10,86 

0,18 

II 

0,21 

II 

II 

0,67 

0,09 

0,78 

II 

0,28 

If 

2,87 

0,11 

0,27 

n 

0,01 

II 

0,P5 

0,09 

0,98 

n 

0,17 

II 

0,70 

0,82 

0,11 

n 

9 

H 

5,06 

0,22 

0,65 

ir 

If 

II 

—  m  - 

C»  Brunner. 
diemtorbe  Beobachtungen. 

(Vorg:etraceii  den  15.  •  Dezember  1860.) 


1)   Bereitung   der  rauchenden  SalpetersAureb 

Die  in  allen  Handbüchern  zn  dieser  Bereitung  ent- 
haltene Vorschrift  geht  darauf  hinaus,  Salpeter  mit  einer 
Quantität  Schwefelsäure  zn  destilliren,  welche  die  zur 
Bildung  von  einfach  schwefelsaurem  Eali  erforderliche 
Menge  nur  wenig  übersteigt.  Dabei  wird,  besonders 
gegen  das  Ende  der  Destillation,  ein  Antheil  Salpeter- 
säure durch  die  etwas  hohe  Temperatur  zersetzt  und 
liefert  theils  Untersalpetersäure,  theils  salpetrige  Säure, 
wodurch  die  tiberdestillirte  Salpetersäure  die  bekannte 
rothe  Färbung  und  rauchende  Eigenschaft  erhält.  Allein 
auch  bei  Anwendung  eines  üeberschusses  von  Schwefel- 
säure nach  der  jetzt  allgemein  üblichen  Methode  der 
Salpetersäurebereitung,  da  man  ungefähr  gleiche  Theile 
Schwefelsäure  und  Salpeter  anwendet,  entsteht  eine  ganz 
kleine  Menge  rauchender  Salpetersäure,  von  welcher 
man  das  Destillat  durch  massige  Erwärmung  zu  befreien 
pflegt. 

Setzt  man  bei  der  gewöhnlichen  Darstellung  der 
Salpetersäure  einen  Körper  zu ,  welcher  zersetzend  auf 
dieselbe  einwirkt,  so  erhält  man  voh  Anfang  an  rothe 
ranchende  Säure.  Zu  diesem  Ende  wandte  ich  früher 
einen  Zusatz  von  Schwefel  an.*)  Da.  jedoch  die  auf 
solche  Art  bereitetie  Säure  immer  einen  kleinen  Antheil 
Schwefelsäure  enthält,  von  welcher  sie  durch  Bektifiziren 


*}  Mittheilaogen.  Jahrgfanf  18^,  S.  262. 


—    164    -- 

befireit  werden  muss,  so  ergab  sich^  seither  als  zweck- 
mässiger, die  redazirende  Wirkung  durch  einen  organi- 
schen Körper  zu  veranlassen.  Ein  gutes  Verhältnisi 
ist  folgendes : 

100  Salpeter  werden  mit  3,5  Stärkemehl  zerrieben, 
das  Gemenge  in  eine  Retorte  gefüllt  und  mit  100  eng- 
lischer Schwefelsäure  von  1,85  übergössen.  l)ie  Mün- 
dung der  Retorte  wird  in  eine  3—4  Fuss  lange  Glasröhre 
gesteckt  (ohne  alle  Verkittung),  so  dass  diese  die  Ver- 
längerung des  Retortenhalses  bildet  und  diese  ebenso  m 
eine  gewöhnliche  tubulirte  Vorlage,  welche  gut  abge- 
kühlt ist.  Die  Destillation  beginnt  gewöhnlich  schon 
ohne  Erwärmung,  durch  sehr  gelinde  Erwärmung  wird 
sie  beendigt.  IQO  Salpeter  liefern  auf  diese  Art  ungefähr 
>  60  vollkommen  reine  stark  roth  gefärbte  rauchende  Säure. 

Zu  empfehlen  ist  es,  eine  Retorte  zu  wählen,  in 
welcher  das  ursprünglich  eingefüllte  Gemenge  nur  Y,  dei 
Saumes  einnimmt 

2)  Die  Bereitung  des  aiitimonsauren  Kalis  zom 
Behufe  der  Anwendung  als  Reagens  dürfte  am  lich- 
testen auf  folgende  Art  geschehen. 

Man  trägt  in  kleinen  Antheilen  ein  Gemenge  ans 
gleichen  Theilen  gepulverten  Brechweinsteins  und  Sal- 
peter in  einen  glühenden  Tiegel  ein.  Nachdem  die 
Masse  verbran^t  ist,  wird  noch  Yi  Stunde  massig  ge- 
glüht, wobei  sie  Anfangs  etwas  schäumt,  zuletzt^ aber 
ruhig  fliesst.  Man  nimmt  nun  den  Tiegel  aus  dem  Feuer 
und  zieht  nach  hinlänglichem  Erkalten  die .  Blasse  mit 
warmem  Wasser  aus.  Sie  lässt  sich  leicht  h^rauflspühkn 
und  setzt  nun  ein  schweres  weisses  Pulver  ab,  von 
welchem  die  t'lüssigkeit  abgegossen  wird.  Man  concen- 
trirt  sie  nun  durch  Abdampfen.  Nach  1—2.  Tagen  seist 
sich  eine  teigartige  Masse  daraus  ab>  welche  mit  dem 


—    166    — 

ersten  erhaltenen  Pulver  vereinigt  und  auf  Fliesspapier 
getrocknet  wird.  —  Aus  100  Brechweinstein  wird  unge- 
jfS&hr  36  des  genannten  Salzes. erhalten.         ^ 

3)  Die  Darstellung  des  metallischen  Chroms  ge- 
schieht bekanntlich  nach  der  unlängst  von  Wähler  an- 
gegebenen Methode  durch  Reduktion  des  Cbromchlorids 
mittelst  metallischen  Zinks.  Da  die  Bereitung  jenes 
Salzes  nicht  ohne  Schwierigkeit  ist^  so  wandte  ich  fol- 
gendes Verfahren  an^  welches  ein  gutes  Besultat  ga^: 

30  Theile  zerriebenes  doppelt  chromsaures  Kali, 

40  Schwefel, 

50  wasserfreies  kohlensaures  Natron, 
werden  in  einem  bedeckten  hessischen  Tiegel  ungefähr 
eine  Stunde  lang  massig  geglüht.  Nach  dem  Erkalten 
sieht  man  die  Masse  mit  warmem  Wasser  aus.  Aus  der 
erhaltenen  Natronschwefelleberlösung  setzt  sich  ein 
schweres,  gewöhnlich  etwas  krystallinisches ,  theilweise 
auch  amorphes  Pulver,  Schwefelchrom,  ab,  welche» 
vollkommen  ausgewaschen  und  getrocknet  wird.  Die^ 
Menge  desselben  beträgt  26  —  27. 

Um  dieses  Präparat  in  Chromchlorid  zu  verwandeln,, 
fiillt  man  es  in  eine  böhmische  Glasröhre  (eine  soge-^ 
nannte  Verbrennungsröhre)  und  lässt  bei  kaum  anfan- 
gender Glühhitze  einen  anhaltenden  Strom  getrockneten 
GUorgases  hindurch  streichen.  Chlorschwefel  destillirt 
ab  und  Chromchlorid  bleibt  in  dem  Apparate.  Da  diesea 
etwas  zusammenbackt,  so  entgeht  bei  der  Operation  ein 
Theil  des  Schwefelchroms  der  Einwirkung.  Man  zieht 
nun  mit  einem  etwas  starken,  am  Ende  hackenförmig 
gebogenen  Messingdraht  das  gebildete  Salz  heraus,  zer- 
reibt es  und  behandelt  es  noch  einmal  ebenso.  Die 
Beendigung  der  Operation  ergibt  sich  aus  der  Beschaffen- 
heit des  Präparates.  Es  muss  dasselbe  ein  gleichförmiges^ 


—   lee  — 

heu  Tiolettes,  kiystallimsch  blSttri^ea,  etwms  weich  Oh 
tnfthlendes  Polver  darstellen;  in  Wasser  darf  sich  nar 
wenig  davon  auflösen.  Sollte  im  €(egentheil  eine  med- 
Hebe  Menge  daron  (mit  grOner  Farbe)  gelöst  werden 
so  mnss  das  erbaltene  PrSparat  nacb  Torherigem  Zer- 
reiben noch  einmal  mit  Chlorgaa  behandelt  werdea. 
Znletst  wascht  man  es  mit  Wasser  ans. 

Das  so  dargestellte  Chlorid  gab,  nach  Wöhler^s  Vor- 
schrift mit  Zink  behandelt,  metallisches  Chrom  inkleinei^ 
aber  sehr  deutlichen  Eaystallen. 

4)  Die  unterchlorige  SAure  als  OxydatioBS-  aai 
Anfechliessongsiiiittel.  In  dem  Yerlaafe  der  eben  an- 
gefbhrten  Versuche  über  Chrom  wurde  die  Er&hroiig 
gemacht,  dass  Chromoxjd  durch  Einwirkung  von  unter- 
diloriger  S&ure  in  statu  nascente  ungemein  locht  m 
Chromsäure  verwandelt  wird.  Dieses  f&hrte  auf  dne 
Behandlung  des  Chromeisensteins  zum  Behuf  seiner  Abs- 
lyse,  welche  eben  so  leicht  als  sicher  zum  Ziele  f&hrt 
Dieselbe  besteht  in  Folgendem: 

Man  macht  ein  Gremenge  des  möglichst  fein  gepBl- 
▼erten  (am  besten  geschlämmten)  Minerals  mit  seinem 
acht&chen  Gewichte  zerriebenen  chlorsauren  Kali,  übe^ 
giesst  dieses  in  einem  Gefasse  mit  möglichst  flachem 
Boden  mit  einer  erkalteten.  Mischung  aus  zwei  Volom- 
dieilen  gewöhnlidier  (englischer)  Schwefelsäure  und  &^ 
Volum  Wasser  und  lässt  es  leicht  bedeckt  24  Stunden 
lang  bei  gewöhnlicher  Temperatur  stehen,  wobei  e^ 
einige  Male  mit  einem  Glasstabe  aufgerührt  wird.  Naeh 
dieser  Zeit  wird  das  Gemenge  zur  Beendigung  der 
Wirkung  gelinde  erwärmt  Es  erscheint  nun  gewöhnfiet 
vollkommen  zersetzt  und  in  der  breiartigen  Masse  sind 
Krystalle  Ton  Chromsäure  sichtbar.  Man  verdünnt  non 
(t  Wasser  und  lässt  «nige  Zeit  bei  gelinder  Wärme 


-    167    — 

ügpriren.  Alles  löat  sich  aaf  bis  aaf  einan  geringeo 
Bäckstand  von  Kieselerde,  welohe  auf  das  Filter  ge- 
bracht und  ausgewaschen  wird.  Sollte  dieselbe  nicht 
vollkommen  weiss  erscheinen,  welches  der  Fall  sein 
kann,  wenn  das  Mineral  nicht  sehr  fein  gepulvert  war, 
ao  wird  sie  noch  einmal  der  nämlichen  Behandlung  mit 
chlorsaurem  Kali  und  Schwefelsäure  unterworfen. 

Zu  bemerken  ist  dabei,  dass  während  der  Digestion 
keine  Erwärmung  anzuwenden  ist.  Abgesehen  4&von, 
^ss  hiedurch  kleine,  obgleich  ungefährliche  Explosionen^ 
die  leicht  einen  Verlust  herbeiführen,  veranlasst  werden, 
80  wird  auch  die  freiwerdende  unterchlorige  Säure  an» 
nützer  Weise  ausgetrieben.  Auch  ist  anzuraihen,  die 
Schwefelsäure  in  2  Antheilen,  den  zweiten  etwa  2  —  S 
Stunden  nach  der  ersten,  zuzusetzen.  Auf  1  Oramm  dea 
Uinerals  sind  15.  C.  C.  der  in  oben  angeführtem  Ver- 
hältnisse verdünnten  Säure  hinreichead. 

Die  weitere  Analyse  der  so  erhaltenen  Auflösung 
kann  nun  nach  einer  der  bekannten  Methoden  geschehen» 
Vielleicht  möchte  die  folgende  die  passendste  sein» 

Man  übersättigt  die  Flüssigkeit  mit  Ammoniak  bei 
gelinder  Wärme.  Der  entstehende  Niederschlag,  welcher 
nebst  dem  Eiseno:s7d  und  der  Thonerde  eine  Spuir 
Chromsäure  enthält,  die  ihm  durch  Auswaschen  nicht 
entzogen  werden  kann,  wird  im  Platintiegel  mit  kohlen- 
saurem Natron  und  ganz  wenig  Salpeter  leicht  geglüht^ 
die  durch  Ausziehen  der  erkalteten  Masse  mit  Wasser 
erhaltene,  schwach  gelblich  gefärbte  Flüssigkeit  der 
erstf^n  mit.  Ammoniak  gefällten  zugesetzt^  diese  nun  mit 
Sialpetersäure  übersättigt,,  die  Chromsäore  dnreh  Dige- 
riren  mit  schwefliger  Säure  in  Oxyd  reduzirt  und  hierauf 
als  BolcIiyBs .  ip  der  Vj^ärm^  mit  4i^<>^^,  niedeise-r 
echlagen. 


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-    168    — 

Di6  Zerlegung  des  zuerst  erhaltenen  eisenoxjdksl- 
ligen  Niederschlages  geschieht  auf  die  bekannte  Art 

Ebenso  wie  Chromeisenstein  können  noch  and^r« 
Mineralien  mit  Vortheil  durch  dieses  VerfgJiren  au^ 
■chlossen  werden,  wie  z.  ß.  Molybdänglanz^ *)  Uran- 
pecherz. Zu  bemerken  ist  jedoch,  dass  bei  manchen 
ein  anderes  Verdünnungsverh&ltniss  der  Schwefelsäure 
erforderlich  ist,  welchesidurch  einen  vorläufigen  Versach 
mit  einer  nur  kleinen  Menge  aufgesucht  werden  muss. 
üebergiesst  man  nämlich  die  eben  genannten  mit  einer 
nach  dem  obigen  Verhältniss  verdünnten  Säure,  so  ent- 
■tehen  .sogleich  ziemlich  heftige  Explosionen.  Nimmt 
man  aber  Schwefelsäure,  die  mit  ihrem  zwei-  bis  drei- 
fachen Volumen  Wasser  verdünnt  worden»  so  geschieht 
die  Zersetzung  vollkommen  ruhig. 

Es  ist  wohl  anzunehmen,  dass  von  diesem  Verfahren 
noch  weitere  Anwendungen  gemacht  werden  könnten. 

*)  Um  deo  MoIybdaiiglan&  sa  pälveni ,  lerreibt  man  ihn  io  eiser 
Aehatsehaale  mit  seinem  doppelten  Volamen  Qaari.  Bei  i|aantitatifei 
Bestimmwifen  mfisate  der  letstere  gewöhn  and  nachher  als  Eieselefde 
in  Abinf  fftkni«bt  werden. 

TerselehnlM  der  ffir  die  BIMlotliek  der. 
Sehwelz«  IVatiirf«  CtesellsehafI  einge- 
gangenen Ctt^ehenke«^ 

Von  der  Akademie  der  WisseruehafUn  in  Turin  : 

Memorie.  Seria  Beoonda,  Tomo  18.  Torino  1859«  4. 

Vim  der  königl.  Akademie  der  Wissenechaflen  in  Amsterdam: 

1)  Veralapen  en  Mededenlingen.  5  (Litterfcnnde),  10  (Nntnrkiida), 

Amsterdam  1860.  8. 
1)  Jtarboefc  y9w  16S9.  Amsterdam  1860.  8. 

3)  Verslaff  over  den  Paolworm.  Amsterdam  1880.  8. 

4)  Catalofvs  van  de  >öelierU.  1.,  2.  Amsterdam  1800.  8. 


IVr.    4«1— 4eS. 


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Sehwels«  Maturf«  GiMiellseliafI  elnge- 
gansenen  Gesehenke« 


Von  dem  yerein  für  NtUurkunde  in  Mannheim : 

26.  Jahresbericht.     Mannheim  18G0.  8. 
Von  der  kaiserh  königl*  geographischen  QetelUchaft  in  Wien: 

Mittheilun^en.    Jahrf^^  1859.   Heft  3. 
Von  der  kaiierL  königL  geologischen  Reichsanstalt  in  Wien : 

Jahrbaeh*   Jahrgang  1859,  Nr.  4.  Wien  1859.  8. 
Von  der  zoologisch -botanischen  Gesellschaß  in  Wien: 

VorhandlaB^en.  Bd.  IX.  Wien  1859.  8. 
Von  dem  siebenbürg,  Verein  für  JSaturwissenschaßen  inHerrmannsladl: 

Verhandlangen  und  MiUheilnngen. 
Von  ^m  k.  Institut  in  Venedig: 

Memorie.  Vol.  VIII.  Venezia  1859.  4.  > 

De  Vacademie  imperiale  de  Sl-Pitersbourg : 

1)  H^moires.  Soienoes  natarelles.    Tome  VIII.  et  dernier.   Paters- 
boarg  1859.  4. 

2)  Memoire».  2e  serie,  tome  IL,  Nr.  1,  2,  3.  P^tersb.  1859.  4. 

3)  Balletin.  Tome  I.,  feailles  10— 36.  4. 
From  the  Royal  Society  of  Edinburgh  : 

1)  Traneaetions.  Vol.  XXII.,  1.  London  1859«  4. 

2)  Proeeedings.  Vol.  IV.,  Nr.  49.  London  1859.  8. 
Von  der  Tit.  Redaktion: 

Gemeinnfitzige    Wochenschrift    von    Wörsborf •    Jahr^ng*   1860. 
Nr.  18-30. 
Von  der  deutsch-- geologischen  GeseUschdß  zu  Berlin: 

Zeitschrift.   Band  XL,  3.  Berlin  1859.  8. 
Von  der  naturforschenden  GeieUschafl  Graubündlens : 

Jahresbericht.  Jahrgang  V.  Char  1860.  8. 
Von  der  nalurforschenden  Gesellschaß  in  £mden  : 

1)  25.  Jahresbericht.  Bmden  1859.  8. 

2)  Kleine  Schriften.  6  a.  7.  Bmden  1860.  4. 

Von  der  königL  baierischen  Akademie  der  Wissenschßßen  in  München: 

1)  SiUangsberichte.  Heft  1,  2  and  3.  M&nchen  1860.  8. 

2)  Gelehrte  Anzeigen.    Band  49,  50.  Manchen  1859  u.  60. 
Von  den  Tit.  RedMionen: 

1)  Schweizerische  Zeitschrift  für  Pharmacie.  Jahrg.  VI.,  Nr.  1. 

2)  Gemeinnfitzige  Wochenschrift  v.  Warzborg.  1860.  Nr.  31  —  35 
and  40  —  43. 


^    192    — 

Von  der  kamrikkin  Akmiemle  der  Wisuntekafleth  im  Si.  PeUrdmi. 

Mömoires.  Soienoes  raath^matiques,  physiqaes  et  naturellef».  Tome 
IX.  P*terßHiirg  1859.  4. 
De  CAcadimie  des  sciences  de  Bordeaux: 

Actes.  1859,  4e  trimeRire.   1860,  1er  trimestre.  Bordeaux  1860.  8. 
Von  der  königL  Akademie  der  Wissenschaflen  in  München: 

1)  Abhaodlon^ii.   Band  VIII.,   3.  Munehen  1860.  4. 

2)  V.  Mariias.  Denkrede  aaf  Alei.  v.  Humboldt.  Manchen  1860. 4, 
Von  der  kauerUchen  Akademie  der  WUsemchafUn  in  Berlin: 

Abhandlanpen  aus  dem  Jahre  1869.  Berlin  1860.^4. 
Von  der  königL  Akademie  der  Wissenschaflen  in  Sl.  Pelersbarg: 

1)  Mömoires.  Tome  II.,  Nr.  4,  5,  6,  7.  III.,  1.  P^tersk.  1860.  4. 

2)  Bulletins.  Tome  II,  feuUles  1—17.   Pötersboors  1860.  4. 
Von  der  kaiserl,  königL  Akademie  der  Wissenschctften  in  Wi^n: 

1)  Denkschriften.    Wien  1859.  4. 

2)  Kreil.  Jahrbücher  der  k.  k.  Centralaastalt  für  Meteopolosie  hd4 
Erdmagnetismus.  Band  IV.  Wien  1859.  4.  , 

3)  Almanach  der   k.  k.  Akademie  der    Wissensehaften   in  Wies. 
Jahrgang  IX,  1859.    Wien  1860.  8. 

4)  Siunn^berichte.    Band  35,  36,  37,  38,  39.  Wien  1859-60.  8. 

5)  Register  sn  den  Bänden  30  »40  der  Sitzungsberichte. 
Von  der  schleiischen  Gesellschaß  für  vaterländische  CuUur : 

Jahresbericht  für  1859.  Breslaa  1860.  4. 
De  la  SocUle  botanique  de  France: 

Bulletins.  Tome  IV.,  9,  10.  VII,  1.  Paris:  1859— 60.  S. 
Von  der  detUs^en  geologischen  GeseUschaß  in  Berlin: 

Zeitschrift.  XI.,  4.  Berlin  1859.  8. 
De  la  sodeU  des  sdenees  nalureUes  de  Neuchälel: 

Bulletins.  Cahier  II.  Nenchatel  1860.  8. 
Von  dem  naturhisloriechen  Verein  in  Augsburg : 

13.  Bericht.  Augsburg  1860.  8. 
Von  der  nalurforsehenden  Gesellschaft  in  St.  Gallen : 

Bericht  über  die  Thatigkeit  der  Bt.  Gallischen  BatürwisaeBSchaft- 
lichen  Gesellschaft.  St.  Gallen  1860.  8. 
Von  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Zürich : 

Vierteljahrsschrift.  V.,  4^   «Sfirieh  1860.  8. 
Von  dem  niederösterreickisehen  Gewerbeverein  in y Wien: 

Verhandlungen  und  MittheiUngen.'Heft  5—8.  Wien  180D.  8. 
De  la  SoeUU  vaudoise  des  sciences  naturelles: 

Bulletins.  Tome  IV.,  Nr.  47.  Laosanne  1860.  8. 


JUr.  404  —  409 


Huso  Schiff. 

Historisch-kritische  Darstellung  der 

Sfturentheorle«  ^) 

(Vorgetragen  am  29.  Dezember  1860.) 


In  Rücksicht  auf  den  an  sich  unwesentlichen  Um- 
stand^ dass  eine  grössere  Gruppe  chemischer  Verbin- 
dungen einen  sauren  Geschmack  besitzt^  hat  man  eine 
Anzahl  chemischer  Verbindungen  unter  dem  gemein- 
schaftlichen Namen  „Säuren"  zusammengefasst.  Un- 
wesentlich für  die  Natur  einer  Säure ,  *  aber  wichtiger 
als  die  ersterwähnte  Eigenschaft^  ist  es^  dass  dieselben 
mit  wenigen  Ausnahmen  die  blauen  Pflanzenfarbstoffe^ 
so  z.  B.  das  Lakmus ;  in  eine  rothe  Farbe  überführen 
können.  Hingegen  ist  es  als  wesentlicher  Charakter  der 
Säuren  von  Wichtigkeit,  dass  sie,  mit  basischen  Oxyden 
oder  ihren  Hydraten  zusammengebracht,  Verbindungen 
zu  bilden  vermögen,  welche  die  charakteristischen  Eigen- 
schaften der  zu  ihrer  Bildung  in  Reaktion  getretenen 
Säuren  und  Basen  zum  grösten  Theil  verloren  haben. 
Die  auf  diese  Weise  gebildeten  Verbindungen  fassen  wir 
unter  dem  gemeinschaftlichen  Namen  „Salze"  zusammen. 
Bei  der  Bildung  der  Salze   tritt  in  den  meisten  Fällen 


*)  Diese  Abhandlung  war  ursprünglich  für  das  Handwörterbuch 
der  Chemie  bestimmt.  Der  Redaktor  desselben,  Prof.  Fehling,  liess 
dieselbe  jedoch  nachdem  er  eigenmächtig  eine  Anzahl  von  Abänderungen, 
Umsetzungen  und  Auslassungen  angebracht  hatte,  unter  mn^m  Namen 
abdruckeu  und  stellte  mir  mein  JManusoript  erst  später  nach  mehrma- 
liger Aufforderung  wieder  zu.  Herr  Prof.  Fehling  hat  dieses  Ver- 
fahren auch  bei  anderen  Abhandlungen  eingehalten. 

Bern.  Mittheil.  464  u.  465 


—    194    — 

zugleich  Wasser  auf.  Die  Thatsache^  dasa  in  den  ge- 
bildeten Salzen  sich  an  der  Stelle  des  Wasserstoffs  des 
sogenannten  Säurehydrats  eine  äquivalente  Menge  irgend 
eines  Metalls  befindet;  hat  man  auf  verschiedene  Weise 
auszudrücken  gesucht ;  ebenso  ist  die  Frage^  ob  das  dabei 
auftretende  Wasser  Edukt  oder  Produkt  sei^  vielfach  er- 
örtert worden  und  es  soll  das  dahin  Gehörige  besprochen 
werden ;  sobald  wir  die  Ansicht  in  Betracht  gezogen, 
die  man  sich  zu  verschiedenen  Zeiten  über  die  Constita- 
tion  der  Säuren  gebildet  hatte. 

Die  Vorstellungen,  die  man  sich  zu  verschiedenen 
Perioden  über  die  rationelle  Constitution  der  Säuren  nnd 
der  Salze  gebildet  hatte,  stehen  in  engster  Beziehung 
zu  den  Ansichten,  die  jeweilig  über  die  Constitution  der 
chemischen  Verbindungen  überhaupt  zur  Geltung  gelängt 
waren  und  wenn  hier  von  der  rationellen  Constitution 
-der  Säuren  die  Bede  sein  soll,  so  müssen  wir  erst  kurz 
in  Betrachtung  ziehen,  was  die  Bestrebungen  nach  £r- 
kenntniss  der  rationellen  Constitution  der  chemisclien 
Verbindungen  eigentlich  bezwecken   können. 

Aus  den  Zahlen,  welche  wir  bei  den  Analysen  er- 
halten ,  können  wir  genau  berechnen ,  wie  viel  von  jedem 
der  einzelnen  Grundstoffe  als  in  der  Verbindung  enthalten 
betrachtet  werden  kann;  wir  können  mittelst  dieser  Zahlen 
eine  Formel  aufstellen,  welche  das  relative  Aequivalent- 
verhältniss  der  einzelnen  Componenten  zur  ALnschaunng 
bringt.  Mit  der  Aufstellung  dieser  sogenannten  empiri- 
schen Formel  reichen  wir  indessen  nicht  aus,  wenn  es 
sich  darum  handelt,  die  Beziehungen  verschiedener  Ver- 
bindungen untereinander  anschaulich  zu  machen.  Dass 
in  den  chemischen  Verbindungen  die  gegenseitige  An- 
^  Ziehung  der  einzelnen  Moleküle  nicht  überall  gleich  sein 
kann ,  lässt  sich  schon  aus  der  Betrachtung  der  metamereo 


—     195    — 

!     Verbindungen  entnehmen;  deren  verschiedenes  physika- 
is    liflches  und  chemisches  Verhalten  sich  im  anderen  Falle 
9    nicht  erklären  Hesse.   Es  müssen  sich  einzelne  Moleküle 
B    der   Verbindungen    mit   grösserer   Kraft   anziehen;    sie 
i    müssen  zu  den  sogenannten  nähern  Bestandtheilen  ver- 
t  ,  bunden  sein  und  die  Frage  nach  der  rationellen  Consti- 
'     tution   tnfft  mit   derjenigen   nach  der  Kenntniss  dieser 
Gomplexe  zusammen.     Hier  wirft   sich  uns  nun  zuerst 
die  Frage  auf,  ob  und  auf  welche  Weise  es  möglich  sei, 
zur  Kenntniss  dieser  Gruppen  zu  gelangen.   Das  hier  am 
nächsten  liegende  wäre  jedenfalls  die  direkte  Zusammen- 
setzung der  Verbindungen  aus   den  in  ihnen  angenom- 
menen nähern  Bestandtheilen.    Nun  sind  uns  aber  diese 
letzteren   im  isolirten   Zustande   zum    grösseren  Theile 
noch  unbekannt;  wären  sie  aber  auch  isolirt  dargestellt 
und   es  würde  uns  gelingen;   die  Verbindungen  direkt 
aus  ihnen  zusammenzusetzen ;  so  würde  dies  noch  immer 
nicht  beweisen ;  dass  diese  näheren  Bestandtheile  in  den 
Verbindungen  auch  (da  solche   enthalten  ^sind.    Wollte 
man   auf  diesem  Wege    die   rationelle   Constitution   er- 
schliesseu;  so  würden  wir,  wie  man  leicht  einsieht;  für 
jede   Substanz    eine    Beihe    gleichw^rthiger    rationeller 
Formeln  erhalten;  denn  jeder  Bildungsweise  würde  eine 
Formel  entsprechen.  Ebensowenig  wie  durch  die  Bildung 
kann  aber  auch  durch  die  Zersetzung  auf  die  rationelle 
Constitution  mit  Bestimmtheit  geschlossen  werden;  denn 
durch  die  verschiedenen  Produkte;  welche  bei  den  ein- 
zelnen Reaktionen  erhalten  werden;  würden  wir  wiederum 
auf  die  verschiedensten  rationellen' Constitutionen  geleitet. 
Welch  vergröseerter  Spielraum  würde  sich  uns  bei  einer  aus 
einer  grössern  Anzahl  Kohlenstoff;  Wasserstoff  etc.  Aequi- 
valenten  besteljienden  organischen  Verbindung  liefern ! 
Wir  sind  also  nicht  im  Stande ;  auf  direktem  Wege 


—    196    — 

die  rationelle  Constitution  zu  ergründen   und  es  kömmt 
hierdurch  in  Frage ,    ob    wir  gebunden   sind ,    rationelle 
Formeln    anzunehmen  ^    von    deren    wirklichem  Bestand 
wir  uns   nicht  auf  direktem  Wege  überzeugen  können 
Diese  Frage  trifft  aber  überein  mit  derjenigen ,  welchen 
Werth   wir  den  sogenannten  rationellen  Formeln  beizu- 
legen haben.   Wir  erschliessen  die  rationelle  Constitution 
aus  einer  Reihe  von  Beziehungen,  von  Reaktionen,  welche 
sich  uns  darbieten.    Finden  wir,  dass  bei  den  verschie- 
denen Reaktionen  derselben  Substanz   stets    der  gleiche 
zusammengesetzte  Atomcomplex  auftritt,   so  können  wir 
mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  annehmen ;    dass    die  Be- 
standtheile   dieses    Complexes   sich   in    der  Verbindung 
schon  mit  grösserer  Kraft  anziehen,  dass  dieser  Complex 
als  näherer  Bestandtheil  in  der  Verbindung  präexistire. 
Ein    solches   findet  nun  bei  einer  grossen   Anzahl  von 
Säuren   statt   und  es  beruht  hierauf  die  Aufstellung  der 
sogenannten   Säureradikale.     Ein    anderes    ist   es   aber, 
wenn  wir  durch  die  Reaktionen  auf  die  verschiedensten 
Beziehungen    aufmerksam  gemacht  werden,   wenn  wir 
bei  den  verschiedenen  Reaktionen  verschiedene  Gruppen 
auftreten  sehen.    Jede  dieser  Gruppen  kann  unter  sonst 
gleichen  Umständen  im  obigen  Sinne  Präexistenz  bean- 
spruchen und  mit  diesem  Rechte  können  wir  für  dieselbe 
Substanz  verschiedene  rationelle  Constitutionen  aufstellen. 
Es  ist  indessen  zu  beachten,  unter  welchen  Bedingungen 
diese  Annahmen  statthaben.  Wir  haben  es  mit  chemischen 
Prozessen,  mit  in  Zersetzung  befindlichen  Substanzen  zu 
thun,  mit  Substanzen,  deren  einzelne  Moleküle  sich  nicht 
mehr  im  Zustande  der  Gleichgewichtslage  befinden,  und 
in  welchen  gewiss  ganz  andere  Attraktionen  thätig  sind, 
als  bei  der  nicht   in  chemischer  Thätigkeit  befindlichen 
Substanz.     Es    ist   kaum  daran  zu  zweifeln,   dass  einer 


.  -    197    — 

Verbindung;,  deren  Moleküle  sich  im  Zustande  der  Buhe- 
lage befinden ;  nur  eine  einzige  rationelle  Constitution 
zukommt ,  und  dass  die  derselben  beizulegenden  anderen 
Fprmeln  nicht  mehr  dieser  Substanz  als  besonderem 
chemischen  Individuum  zukommen ;  sondern  einem  Com- 
plex  von  Molekülen;  welcher  nur  in  der  empirischen  Zu- 
sammensetzung mit  dieser  Substanz  übereinkommt  und 
worin  als  in  ekiem  in  Zersetzung  begriffenen  Körper 
eine  Umänderung  in  der  Anordnung  der  Bestandtheile 
stattgefunden  hat. 

Von  einer  die  rationelle  Constitution  ausdrückenden 
Formel  kann  also  nur  bei  Verbindungen  die  Bede  sein, 
deren  Moleküle  sich  im  Zustande  der  Gleichgewichtslage 
befinden.  Für  die  wirkliche  Existenz  dieser  Constitution 
lässt  sich  ein  Beweis  nicht  beibringen ,  sie  ist  nur  eine 
Hypothese,  mit  welcher  wir  nur  den  Ausdruck  für  eine 
Möglichkeit  zu  geben  suchen.  Wir  können  verlangen, 
dass  die  sogenannte  rationelle  Formel  die  verschie- 
denen chemischen  Verhältnisse  einer  Substanz  nach 
dem  jemaligen  Standpunkte  der  Wissenschaft  möglichst 
einfach  und  übersichtlich  ausdrücke ;  da  dieselbe  nichts 
absolut  Wahres  angibt,  so  kann  sich  dieselbe  mit  dem 
Fortschritt  der  Wissenschaft  ändern;  eine  richtige  Formel 
ist  also  nur  eine  relativ  richtige  und  man  hat  bei  Fest- 
stellui^g  derselben  immer  darauf  zu  sehen,  welche  Beak- 
tionen  die  wichtigsten  sind  und  welche  Formel  die  grösste 
Anzahl  von  Beziehungen  darbietet.  Man  möge  das  im 
Folgenden  über  die  Coüstitution  der  Säuren  Gesagte  hier- 
nach beurtheilen.  Vom  Standpunkte  der  empirischen  Na- 
turforschung aus  betrachtet,  möchte  die  empirische  Formel 
immer  noch  als  die  rationellste  erscheinen,  da  dieselbe 
am  wenigsten  —  und  bei  gewisser  Auffassungsweise  gar 
keine  —  Hypothesen  einschliesst. 


—     198    —       • 

In  Bezug  auf  die  sogenannten  rationellen  Formelo; 
welche  einige  naturjJhilosophische  Theoretiker  in  neuerer 
Zeit,  unter  Beachtung  der  Stellung  jedes  einzelnen  Ele- 
ments der  Bestandtheile  innerhalb  der  Verbindung,  arf- 
zustellen  versuchten,  mag  daran  erinnert  werden,  dass 
für  solche  Bestrebungen  eine  Basis  für  die  zur  so  sehr 
beliebten  Formel  gewordene  Zurückführung  auf  mathe- 
matische Prinzipien  in  der  Lehre  von  der  Combinatioo 
und  Permutation  bereits  seit  längerer  Zeit  aufgefunden  ist 

In  dem  dritten  Viertheil  des  vorigen  Jahrhunderts, 
als  man  unter  dem  Einfluss  der  Stahrschen  Phlogiston- 
theorie  anfing,  die  damals  bekannten  chemischen  Ver- 
bindungen in  grössere  Gruppen  i^u  ordnen,  hatte  man 
von  der  Constitution  der  Säuren  eine  Ansicht,  welche 
derjenigen  der  gegenwärtigen  Zeit  geradezu  entgegen- 
gesetzt war.  Die  anorganischen  Säuren  waren  es  be- 
sonders, welche  man  damals  in  Betrachtung  zog.  Heate 
betrachten  wir  die  anorganischen  Säureanhjdride  als 
Verbindungen  eines  bis  jetzt  unzerlegten  Grundstoffes 
mit  Sauerstoff,  also  als  etwas  Zusammengesetztes.  Vor 
etwa  hundert  Jahren  betrachtete  man  indessen  umgekehrt 
die  Säure  als  die  einfachen  Körper  und  die  entsprechenden 
Grundstoffe,  aus  welchen  man  durch  Verbrennung  die 
Säuren  erhielt,  als  zusammengesetzt.  Wie  man  im  All- 
gemeinen zur  damaligen  Zeit  die  Verbrennungserschei- 
uungen  als  auf  dem  Entweichen  eines  Dinges,  des  Phlo- 
gistons,  beruhend  betrachtete,  so  hielt  man  auch  die  bei 
der  Verbrennung  des  Phosphors,  Schwefels,  Antimons  etc. 
entstehende  Phosphorsäure,  unvollkommene  Schwefelsäure 
(unsere  heutige  schweflige  Säure)  etc.  für  Phosphor; 
Schwefel  u.  s.  w.  minus  Phlogiston. 

Zu  der  Ansicht,  dass  durch  die  Verbrennung  ein 
einfache^:  Körper  entstehe,   mag  die  aus  uralter  lieber- 


-     199    — 

:    Ueferung  in  die  alchymistische  Anschauungsweise  über- 
:i    gegangene  meinung,  dass  das  Feuer  eine  Läuterung  be- 
^    wirke  ^  nicht  wenig  beigetragen  haben ;  überdiess  begün- 
j];    stigten  auch  die  sichtbaren  Veränderungen;  so  z.  B.  die 
I    Entstehung  der  weissen  PhosphorsäurC;  Ars^nsäure  und 
,'    Antimonsäure  durch  Verbrennung  des  rothgelben  Phos- 
.     phorS;  des  schwarzen  Arseniks  und  Antimons  diese  An- 
sicht von  einer  Läuterung.    Die  Farbe  musste  auf  etwas 
beruhen,  welches  durch  die  Verbrennung  entfernt  wurde 
und  dieses  Etwas  war  eben   das  Prinzip  der  Verbrenn- 
lichkeit;    das   Phlogiston.    Wir  werden  sogleich  sehen^ 
wie  bald  in  dieser  Ansicht  von  der  Constitution  der  Säuren 
eine  Aenderung  eintrat.    Eine  Ansicht  indessen,  welche 
aus  der  damaligen  Zeit  sich  bis  auf  unsere  Tage  erhalten 
hat,  muss  erst  noch  erwähnt  werden.    Man  hatte  schon 
damals   beobachtet,    dass    die  Einwirkung  dieser  durch 
^    Verbrennung  erhaltenen  Säuren  auf  die  Erden-  und  Metall- 
kalke (unsere  heutigen  Metalloxyde)  erst  dann  recht  ener- 
gisch vor  sich  gehe,  wenn  man  das  Gemenge  mit  Wasser 
zusammengebracht  hatte;  man  hatte*bemerkt,  dass  dieses 
Zusammenbringen  mit  Wasser  oft  von  starker  Wärme- 
entwicklung begleitet  war,  so  dass  einzelne  dieser  Ver- 
brenüungsprodukte  Wasser  aus  der  Luft  anzuziehen  ver- 
mögen.    Die   Schwierigkeit   und   in   vielen   Fällen   die 
Unmöglichkeit,   dieses   Wasser  durch   blosses  Erhitzen 
vollständig  zu  entfernen ,   führten   schon  damals  auf  die 
Absicht,  dass  die  Säuren  zu  ihrem  Bestehen  eine  gewisse 
Quantität  Wasser  nöthig  hätten.    Die  Bemerkung,  dass 
die  Säuren  sich  mit  den  Erden  und  Kalken  zu  Salzen 
vereinigen  könnten,   dass  unter  geeigneten  Umständen 
bei   einer   Anzahl   Salzen  wiederum  Zerlegung  in  diese 
beiden  Faktoren  erfolgte,   führte   schon 'damals /ür  die 
Säuren  und  ihre  Abkömmlinge  auf  jene  dualistisi^he  Be- 


—    200    — 

trachtqngsweise,  welche  sich  noch  heute  —  und  in  Hin- 
sicht i^uf  die  elementare  Entwicklung  der  chemischen 
Prozesse  gerade  nicht  mit  Unrecht  —  einer  ziemlich  verbrei- 
teten Anerkennung  erfreut.  Es  muss  hier  zugleich  nocli 
eines  Verhältnisses  erwähnt  werden,  das  zwar  zurpUo- 
gistischen  Zeit  bereits  erkannt  war,  welches  aber  durch 
die  Erkenntniss  der  Natur  des  Sauerstoffes  bestimmter 
ausgebildet  wurde  und  sich  ebenfalls  noch  bis  heute  fort- 
geerbt hat ;  es  ist  dies  das  Verhältniss  der  Säuren  zu 
den  Basen.  Es  wird  nämlich  noch  heute  von  vielen 
Chemikern  ein  direkter  Gegensatz  zwischen  Säure  und 
Basis  anerkannt,  während  Andere  hierin  nur  zwei  ent- 
fernte Stufen  einer  Reihe  erblicken.  In  der  That,  wenn 
wir  die  Reihe  KaO,  NaO,  LiO,  BaO,  CaO,  Mgü,  AlA 
SiOg,  SbOg,  AsO,,  PO3,  NO3,  SO3  überschauen,  so 
finden  wir  von  den  starken  Alkalien  im  Lithion  einen 
Uebergang  zu  den  alkalischen  Erden,  welche  durch  die 
Magnesia  mit  der  Thonerde  und  Kieselerde  verbunden 
sind.  Die  Thonerde,  eine  Salzbasis,  kann  in  manchen 
Fällen  schon  die  Stelle  einer  Säure  vertreten.  Das 
stöchiometrinch  gleich  zusammengesetzte  Antimonoxyd 
(antimonige  Säure)  ist  eben  so  starke  Base  als  Säure. 
Die  damit  isomorphe  arsenige  Säure  vertritt  nur  noch 
in  wenigen  Salzen  die  Stelle  der  Basis,  während  die  mit 
ihr  in  den  Verbindungen  isomorphe  phosphorige  Säure 
bereits  eine  starke  Acidität  besitzt,  ebenso  die  entspre 
chend  zusammengesetzte  Säure  des  dem  Phosphor  in 
manchen  Beziehungen  ähnlichen  Stickstoffes.  Die  sal- 
petrige Säure  darf  schon  den  stärksten  Säuren  zuge- 
rechnet werden  und  so  sind  wir  denn  durch  allmälige 
üebergänge  von  den  stärksten  Alkalien  zu  den  stärksten 
Säuren  gelangt.  Wenn  die  Naturforschung  uns  schon 
ßo  oft  gezeigt  hat,  dass  schroffe  Gegensätze  in  der  Natur 


—    201     - 

nicht  existireii;  wenn  es  zu  den  Aufgaben  der  Forschung 
gehört;  eine  einheitliche  Naturbetrachtung  zu  erstreben^ 
so"  dürfen  wir  hoffeu;  dass  wir  die  Stufenleiter  vom  Kali 
bis  zur  Schwefelsäure  einst  ebenso  Schritt  für  Schritt 
verfolgen  können  ^  wie  es  heute  bei  einer  Beihe  von  ho- 
mologen Verbindungen  der  Fall  ist. 

Die  im  Anfange  des  letzten  Viertheils  des  vorigen 
Jahrhunderts  durch  Priestley  und  Scheele  gemachte  Ent- 
deckung des  Sauerstoffes  veranlasste  allmalig  eine  voll- 
ständige Umwandlung  der  theoretisch  ^  chemischen  An- 
sichten und  besonders  war  dies  in  Betreff  der  Säuren 
der  Fall.  Lange  vor  dieser  Entdeckung  lagen  bereits 
einige  Beobachtungen  darüber  vor,  dass  einzelne  Sub- 
stanzen durch  die  Verbrennung  -an  Gewicht  zunahmen, 
dieselben  waren  indessen  wenig  beachtet  worden.  Die 
Entdeckung  des  Sauerstoffes  lenkte  wieder  auf  diese 
Versuche  und  es  wurde  gezeigt,  dass  bei  jeder  Verbren- 
nung, bei  welcher  die  phlogistische  Theorie  ein  Entweichen 
eines  Stoffes  annahm,  eine  Zunahme  des  Gewichts  statt 
hatte.  In  Anbetracht  dieses  Umstandes  suchte  man  die 
Phlogistontheorie  zuerst  dadurch  zu  retten,  dass  man  dem 
Phlogiston  eine  Fähigkeit  leichter  zu  machen  zuschrieb. 
Diese  sehr  unwahrscheinliche  Annahme  erfreute  sich  in- 
dessen keiner  grössern  Anerkennung,  während  anderer- 
seits die  Wichtigkeit  des  Sauerstoffes  täglich  mehr  er- 
kannt wurde.  Lavoisier  hatte  zuerst  alle  Verbrennungs- 
erscheinungen und  so  auch  die  Bildung  der  Säuren  durch 
eine  Verbindung  mit  dem  Sauerstoffe  zu  erklären  gesucht 
und  von  einzelnen  Beispielen,  welche  direkt  den  Einfluss 
des  Sauerstoffes  auf  die  Säuerung  darzulegen  gestatteten, 
ausgehend)  wurde  alsbald  jede  Säure  als  eine  Sauerstoff- 
verbindung angesprochen.  Daher  auch  der  Name  Oxy- 
geniura  (Säure  erzeugender  Stoff^.     Den  Stoff,  welchen 


-     202    — 

man  in  den  Mineralsäuren  als  mit  Sauerstoff  verbunden 
betrachtete,  unterschied  man  als  das  Radikal  der  Säure. 
Die  organischen  Verbindungen  betrachtete  man  damals 
als  Aggregate  von  Molekülen ;  worin  die  einzelnen  Com- 
ponenten  nicht  erst  zu  näheren  Bestandtheilen  verbunden 
waren  und  nach  einem  Vorschlag  von  Oay  Lussae  und 
Thenard  unterschied  man  als  organische  Säuren  diejenigen 
Verbindungen  der  organischen  Elementarstoffe,  in  welchen 
'mehr  Sauerstoff  enthalten,  als  nöthig  ist,  um  mit  dem  vor- 
handenen Wasserstoff  Wasser  zu  bilden,  also  allgemein'Yer* 
bindungen  vom  Paradigma  Cx  Ha  On  -f  y.  —  Diese  Theorie 
wurde  indessen  von  den  Urhebern  selbst  sehr  bald  wieder 
verlassen,  indem  dieselben  mit  der  Ansicht  hervortraten, 
es  seien  in  den  organischen  Verbindungen  die  einfachsten 
Verbindungen  der  vier  organischen  Grundstoffe,  nämlich 
Eohlenoxyd,  Kohlenwasserstoff,  Wasser  und  Ammoniak 
als  nähere  Bestandtheile  anzunehmeii.  Es  ist  dies  von 
Interesse,  als  der  erste  Versuch  in  der  organischen  Chemie, 
zusammengesetzte  Gruppen  anzunehmen.  Eine  weitere 
Ausführung  dieser  Ansicht,  gefördert  durch  die  Arbeiten 
von  Lavoisier,  Scheele,  Bergmann,  Berthollet,  Humphry, 
Davy,  Fourcroy  und  Vauquelin  fahrten  zur  Unterschei- 
dung der  Säuren  der  anorganischen  Chemie,  als  solche 
mit  einfachem  Badikal  von  den  organischen  Säuren,  in 
denen  ein  zusammengesetztes  Radikal  angenommen  wurde, 
und  es  wurde  schon  damals  hervorgehoben,  dass  das 
Radikal  (das  mit  Sauerstoff  verbundene)  der  Pflanzen- 
säuren  meist  Kohlenstoff  und  Wasserstoff,  das  der  im 
Thierkörper  vorkommenden  Säuren  ausserdem  noch  Stick- 
stoff enthalte.  Diese  Unterscheidung  findet  sich  berrits 
in  dem  mit  dem  Ab'schluss  des  vorigen  Jahrhunderts  er- 
schienenen, sämmtliche  Theile  der  Chemie  umfassenden 
Werk  von  Fourcroy:  Systeme  des  connaissauces  chimiqoeft. 


—    203    — 

Es  ist  bereits  oben  erwähnt  worden^  dass  man  den 
Bauerstoff  auch  als  den  säuernden  Stoff  derjenigen  Säuren 
annahm;  in  welchen  derselbe  gerade  nicht  nachweisbar 
war,  so  z.  B.  bei  der  Flnsssäure  und  Salzsäure.  So  be- 
trachtete man  noch  in  dem  ersten  Jahrzehnt  dieses  Jahr- 
hunderts die  Salzsäure  als  die  Sauerstoffverbindung  eines 
ftLr  sich  nicht  darstellbaren  Radikals  des  Muriums;  die 
Formel  der  hypothetisch  wasserfreien  Salzsäure  war  MuOa, 
ihr  Hydrat;  das  salzsaure  GaS;  war  MUO2  -|-  HO  und  die 
Salzsäuren  Verbindungen  MuOj  +  BO.  Mit  dieser  An- 
sicht über  die  Constitution  der  Salzsäureverbindungen 
liessen  sich  alle  Vorgänge  ebensogut  erklären;  wie  mit 
der  heutigen  sogenannten  chloristischen  Theorie.  Die 
Bildung  von  Chlorcalcium  beim  Ueberleiten  von  Salz- 
säuregas über  Calciumoxyd  suchen  wir  uns  heute  durch 
die  Formel 

CaO  -^  HCl  =  CaCl  -^  HO 

2ur  Anschauung  zu  bringen.  In  der  Betrachtungsweise 
der  sogenannten  antichloristischen  Theorie  hatten  wir  für 
diesen  Vorgang  die  Formel: 

CaO  H-  HO,  Mu02=  CaO,  MdOj  -«-  HO. 

Diese  Theorie;  so  sehr  sie  auch  dadurch  ansprach; 
dass  sie  all^n  Salzen  gleiche  Constitution  zuerth  eilte; 
hatte  doch  einige  Punkte;  welche  mit  der  Theorie  der 
Sauerstoffsäuren  nicht  überstimmten.  Die  Schwefelsäure; 
Phosphorsäure  etc  ;  welche  man  früher  als  dephlogistirten 
Schwefel;  Phosphor  u.  s.  w.  betrachtete;  hatte  man  für 
Verbindungen  dieser  letztern  Stoffe  mit  Sauerstoff  er- 
kannt. Der  Consequenz  halber  glaubte  man  nun  auch 
die  dephlogistirte  Salzsäure  (unser  heutiges  Chlor)  als 
eine  Verbindung  der  als  Muriumbioxyd  betrachteten 
Salzsäure  mit  Sauerstoff  ansprechen  zu  müssen  und  dem- 
zufolge stellte  man  für  das  Chlor  die  Formel  MUO3.  auf 


—    204    — 

und  betrachtete  es  als  eine  über  der  Salzsäure  btehende 
Oxydationsstufe  des  Muriumradikals.  Es  war  dabei  un- 
erklärt, warutn  das  Muriumtritoxyd  der  Eigenscbaften 
einer  Säure  entbehre,  während  man  gewohnt  war,  um 
so  stärkere  Säuren  zu  erhalten;  je  mehr  Sauerstoff  mit 
einem  Eadikal  verbunden  war.  Dazu  kam  noch  der  Um- 
stand, dass  die  Verbindungen  MuOg  und  MuOio  (unsere 
Chlorsäure  und  üeberchlorsäure)  wiederum  starke  Säuren 
bildeten.  Aehnliche  Verhältnisse  fanden  sich  bei  dem 
1811  vonCourtois  entdeckten  Jod.  Bei  der  Flussspalh- 
säure,  welche  man  im  hypothetisch  wasserfreien  Zutsande 
als  die  Verbindung  eines  Badikals  mit  nur  einem  Aequi- 
valent  Sauerstoff  betrachtete,  konnte  das  Aequivalentge- 
wicht  dieses  Badikals  höchstens  =  3  gesetzt  werden, 
welche  geringe  Zahl  keine  Wahrscheinlichkeit  für  sich 
hatte.  Die  anlichloristische  Theorie  hat  in  neuerer  Zeit 
in  Schönbein  wieder  einen  Verfechter  gefunden. 

Die  Unmöglichkeit,  die  in  diesen  Säuren  als  mit 
Sauerstoff  verbunden  gedachten  Radikale  isolirt  darzu- 
stellen, das  chemische  Verhalten  der  salzsauren  Verbin- 
bindungen  zum  Chlor  führten  endlich  Berzelius  zur  Auf- 
stellung der  sogenannten  chloristischen  Theorie,  Nach 
ihm  ist  das  bei  Einwirkung  von  Oxyden  auf  Sauerstoff- 
säuren auftretende  Wasser  ein  Eduht;  hingegen  das 
Wasser,  das  bei  Einwirkung  von  Oxyden  auf  Salzsäure  etc. 
auftritt,  ein  Produkt;  das  in  den  salzsauren  Verbindungen 
als  mit  dem  Metall  verbunden  betrachtete  ist  keine  Sauer- 
Stoffverbindung,  sondern  ein  unzerlegbares  Radikal ,  das 
Chlor.  Unterstützt  wurde  diese  Ansicht  durch  das  da- 
mals von  Gay-Lussac  (1815)  entdeckte  Cyan,  welches 
sich  zur  Blausäure,  in  welcher  man  ebenfalls  keinen 
Sauerstoff  nachweisen  konnte,  ebenso  verhält,  wie  das 
Chlor  zur  Salzsäure.    Von  da  an  hatte  man  also  zweierlei 


^    205    - 

Säuren  zu  unterscheiden;    nämlich  Saueratoffsäuren  und 
Wasserstoffaäuren. 

Wenn  die  Theorie  der  Sauerstoffsäuren  auch  gerade 
nicht  allßn  sich  analog  verhaltenden  Verbindungen  auch 
'analoge  Formeln  beilegte;  so  legte  sie  ihnen  doch  wenig- 
stens ähnliche  Constitution  bei.  Dieser  Umstand  musste 
mit  der  Annahme,  dass  ein  Theil  der  Säuren  Sauerstoff- 
frei  sei;  aufgegeben  werden  und  diese  Verschiedenheit 
der  Constitution  musste  auch  für  die  Derivate  dieser 
SäureU;  die  SalzC;  angenommen  werden.  Humphry  Davy 
hatte  nun  einen  Versuch  gemacht ;  die  Annahme;  es  sei 
sämmtlichen  Salzen  ähnliche  Constitution  beizulegen; 
auch  ferner  zu  erhalten.  Wie  man  früher  für  die  soge- 
nannten Wasserstoffsäuren  die  Constitution  ähnlich  den 
Sauerstoffsäuren  annahm,  so  schlug  nun  Davy  vor,  den 
Sauerstoffsäuren  eine  den  Wasserstoffsäuren  ähnliche  Con- 
stitution beizulegen ;  also  sämmtliche  Säuren  als  Verbin- 
dungen von  durch  Metallen  vertretbarem  Wasserstoff  mit 
einem  einfachen  oder  einem  zusammengesetzten  Radikal 
211  betrachten,  also: 

die  Salzsäure  als  HCl.  Chlorwasserstoff; 

die  Blausäure  als  H  (CjN)  Cyanwasserstofi; 

die  Schwefelsäure  als  H  {SO4)  Sul&nwasserstoff, 

die  Essigsäure  als  H  (C4H3O4)  etc. 
Man  sieht;  dass  nach  dieser  später  von  Dulong  er- 
weiterten und  um  1840  von  Liebig  aufs  Neue  empfoh- 
lenen Ansicht;  den  Säuren  und  Salzen  wieder  eine  ana- 
loge Constitution  zukommen  würde.  Es  sind  verschiedene 
■Gründe  für  und  wider  diese  Ansicht  geltend  gemacht 
worden.  Vor  Allem  verdient  hervorgehoben  zu  werden; 
dass  die  Wasserstoffsäurentheorie;  auch  Binartheorie  ge- 
nannt; etwas  Thatsächliches  ausdrückt;  nämlich  dass  der 
basische   Wasserstoff  der  Säure   sich  in  dem  gebildeten 


—    206    — 

Salze  darch  Metall  ersetzt  findet,  während  die  Annahme 
der  Sauerstoffsäurentheorle,  dass  ein  Theil  des  Wasser- 
stoffs mit  einer  äqaivalenten  Menge  Sauerstoff  zu  Wasser 
verbunden  in  dem  sogenannten  Säurehydrat  präexistire 
und  dieses  Wasser  bei  der  Salzbildung  durch  ein  Oxyd 
ersetzt  werde ,  immer  nur  eine  Hypothese  ist  Ebenso 
wie  die  Wasserstoffsäurentheorie  für  alle  Säuren  und 
Salze  ähnliche  Constitution  annimmt,  nimmt  sie  auch  fär 
alle  Salze  ähnliche  Bildungsweise  an;  das  dabei  auftre- 
tende Wasser  ist  stets  Produkt  ^  nie  Edukt^  da  die  Exi- 
stenz von  sogenannten  Säurehydraten  von  dieser  Theorie 
nicht  angenommen  wird. 

Wenn  wir  annehmen,  dass  ebenso  wie  die  Haloid* 
salze  durch  die  Elektrolyse  in  Metall  und  Salzbilder,  so 
auch  die  Derivate  der  Sauerstoffsäuren  in  Metall  und  den 
säurebildenden  Complex,  z.  B.  das  Kaliunuialfat  in  K  und 
SO4;  zerlegt  werden  und  das  bei  Letzteren  auftretende 
Oxyd-  und  Säurehydrat  erst  die  Folge  einer  secundären, 
nicht  elektrolytischen  Keaktion  ist,  so  Ic^saen  sich  nacb 
der  Wasserstoffsäurentheorie  die  elektrolytischen  Vor- 
gänge besser  erklären.  Auch  die  zwischen  der  Zusam- 
mensetzung und  dem  spezifischen  Volum  aufgefundenen 
Beziehungen  finden  zum  Theil  in  dieser  Theorie  bessere 
Erklärung;  so  würde  hiernach  die  salpetrige  Säure  und 
ihre  Derivate  nicht  als  NO3;  HO^  sondern  als  ^O^  H  auf- 
zufassen sein  und  hierdurch  ein  Anschluss  an  die  häufig  sidi 
ähnlich  verhaltenden  Nitroverbindungen  vermittelt  werden. 
Manche  Verhältnisse  der  mehrbasischen  Säuren  finden 
in  der  Wasserstoffsäurentheorie  einen  einfachem  Ausdruck. 

Diesen  Vortheilen  der  Binartheorie  lassen  sich  aller- 
dings auch  wieder  iSinwürfe  zu  Gunsten  der  andern 
Theorie  entgegensetzen.  Namentlich  hat  man  hervor 
gehoben,  dass  die  salzbildenden  Gruppen ;  die  die  Binar- 


—    207    — 

theorie  in  den  Säuren  als  mit  Wasserstoff  verbunden 
annimmt;  fast  alle  im  isolirten  Zustand  unbekannt  seien, 
während  man  von  den  sogenannten  wasserfreien  Säuren 
eine  grössere  Anzahl  dargestellt  habe.  In  Betreff  der 
Ansicht;  ein  für  sich  darstellbares  Radikal  sei  mit  mehr 
Wahrscheinlichkeit  als  in  einer  Verbindung  existirend 
anzunehmen;  als  ein  nicht  isolirt  darstellbares;  muss  auf 
das  Eingangs  Bemerkte  verwiesen  werden;  wir  werden 
weiter  unten  sehen,  dass  den  sogenannten  wasserfreien 
Säuren  von  einer  grossen  Anzahl  Chemiker  eine  Consti- 
tution zugeschrieben  wird,  welche  mit  der  Ansicht;  sie 
seien  als  Säurehydrat  minus  Wasser  zu  betrachten,  nicht 
im  Einklänge  steht.  Man  hält  es  als  weitern  Einwurf 
gegen  die  Binartheorie  nicht  für  ws^hrscheinlich;  dass  z.  B. 
die  so  leicht  oxydirbaren  Alkalimetalle  mit  sauerstoff- 
haltigen Atomcomplexen  in  Verbindung  sein  können; 
ohne  sich  zu  oxydiren ;  die  Annahme;  dass  hier  oxydirtes 
Metall  mit  dem  Best  als  wasserfreier  Säure  verbunden 
8^i;  hält  man  für  wahrscheinlicher.  Man  muss  hierbei 
indessen  wohl  beachten;  dass  diese  Trennung  von  Metall 
und  halogener  Gruppe  nur  in  unserer  Vorstellung  exi- 
stirt  5  in  der  That  müssen  wir  doch  jedes  Theilchen  Me- 
tall mit  jedem  Theilchen  Sauerstoff  etc.  in  innigster  Ver- 
bindung annehmen.  Es  widerspricht  dieses  Letztere;  wie 
so  vieles  Andere;  allerdings  der  atomistischen  Anschauungs- 
weise. Die  Binartheorie  muss  bei  einzelnen  Säuren ,  die 
sich  nach  verschiedenen  festen  Verhältnissen  mit  Metallen 
verbinden  können;  zum  Theil  mehrere  salzbildende  Grup- 
pen annehmen;  wo  die  andere  Theorie  mit  der  Annahme 
einer  einzigen  wasserfreien  Säure  ausreicht.  So  müssten 
die  nach  der  gewöhnlichen  Schreibweise  als  KaO;  SO3 
und  KaO;  2SO3;  sowie  KaO;  CrOg  und  K^O;  2Cr03 
geschriebenen  Verbindungen  nach  der  Binartheorie  als  die 


-     208     - 

Verbindungen  der  Radikale  SO  4,   Sj  O7  und  Cr^O,  be- 
trachtet werden.     Die    erstere   Ansicht  scheint  Wer  die 
gegenseitigen  Beziehungen  besser  darzulegen.    Bei  den 
Salzen  werden  wir  sehen,  |iuf  welche  andere  Weise  sick 
diese  wasserfreien  sauren  Verbindungen  betrachten  lassen 
Man   hatte  früher   die  anorganischen  Verbindungen  uni 
daher  auch  die  anorganischen  Säuren  von  den  organisckui 
dadurch  zu  unterscheiden  gesacht,  dass  man  in  ersterea 
nur  unzerlegte,  in  letzteren  zusammengesetzte  Ba^kik 
annahm.  Diese  Unterscheidung  muss  mit  der  Binartheoria 
fallen.  Man  hat  übrigens  auch  von  anderen  Gesichtspunktes  |^ 
ausgehend  hervorgehoben,  dass  man  auch  bei  Ajinahme 
der  SauerstofFsäurentheorie  in  den  anorganischen  Sänren 
mit  demselben  Bechte  zusammengesetzte  Radikale  an- 
nehmen könne,  wie  in  den  organischen  Säuren. 

Welcher  der  beiden  Ansichten  man  nun  auch  zu^ 
than  sein  möge,  so  steht  es  immerhin  fest,  dass  eme 
Säure  nach  der  einen  Ansicht  mit  einer  bestimmten  Menge 
Metall,  nach  der  andern  Ansicht  mit  der  diesem  Metafie 
entsprechenden  Menge  Oxydr  unter  Freiwerdung  von 
Wasser  ein  Salz  zu  bilden  vermag ,  und  dass,  sobald  eine 
genügende  Menge  Metall  oder  Oxyd  vorhanden  ist,  die 
Säure  hierdurch  abgestumpft,  neutralisirt,  jgesättigt  wird 
Die  Menge  Metall  oder  Oxyd,  welche  zur  Sättigung  einer 

fewissen  Menge  Säure  hinreichend  ist,  ist  je  nach  dem 
.equivalentgewicht  und  dem  Sauerstoffgehalt  des  Oxyds 
eine  verschiedene;  hingegen  ist  die  Menge  Sauerstoff; 
die  in  der  zur  Sättigung  von  100  Theilen  einer  Säure 
hinreichenden  Menge  Oxyd  enthalten,  bei  den  verschie- 
denen Oxyden  immer  die  gleiche  und  die  Zahl,  welche 
diese  Sauerstoffoienge  ausdrückt,  ist  die  Sättigungscapa- 
cität  einer  Säure  genannt  worden.  Die  Sättigungscapa- 
cität  gibt  also  die  Sauerstoffmenge  derjenigen  Quantität 
Oxyd  an,  welche  mit  100  Theilen  wasserfreier  Säure  ein 
neutrales  Salz  bildet.  So  haben  wir  z.  B.  in  der  als 
SO3,  HO  betrachteten  Schwefelsäure  auf  40  Theile  SO» 
8  Theile  Sauerstoff  der  Basis  und  durch  die  Proportion: 
40  :  8  =  100  :  X  erhalten  wir  x  =  20. 
Auf  diese  Weise  erhalten  wir  als  Sättigungscapacitat 
der  Salpetersäure  14,81 

fewöhnlichen  Phosphorsäure  33,61 
yrophosphorsäure  22,41 

Metaphosphorsäure  11,20 


-~     209    — 

Kohlensäure  36,36 

Oxalsäure  22,22 

Essigsäure  15,69    u.  s.  w. 

Es  leuchtet  ein,   dass  der  Ausdruck  für  die  Sättigungs- 
capacität  sich  auch  in  der  Sprache  der  Binartheorie  geben 
lässt.'  Sui'ht  man  die  Quantität  Säure,  welche  sich  mit 
einem  Aequivalent  Basis  oder  Metall  zn  einem  neutralen 
Salze  verbindet,  in  Aequivalenten  auszudrücken,  so  er- 
halten wir,  wenn  wir  das  Aequivalentgewicht  der  Säure 
mittelst    der   gewöhnlich    angenommenen    Zahlen    aus- 
drücken, öfters  Bruchtheile  von  Säureäqnivalenten.     So 
verbindet   sich   z.  B.  ein   Aequivalent   Kali    mit   einem 
Aeq.  Salpetersäure  CNO5),  einem  Aeq.  Chlorsäure  (CIO5), 
hingegen  mit  einem  halben  Aeq^  Oxalsäure  (CgOg),  Pyro- . 
phosphorsäure  (PO5)  und  mit  emem  Drittel- Aeq.  der  ge- 
wöhnlichen   Phosphorsäure    (PO5),    oder    Mekonsäure 
(Ci4HOi4)  zu   einem  neutralen  Salz.    Beziehen  wir  nun 
aie  Oxjdmenge ,  in  Aequivalenten  ausgedrückt ,  auf  ein 
Aequivalent  ^ure,  so  sehen  wir,  dass  die  Säuren  theib 
mit  einem,  theils  mit  zwei,  theils  mit  drei  Aequivalenten 
Basis  neutrale  Salze  bilden  und  man  hat  hierauf  die  Un- 
terscheidung einbasischer  und  mehrbasiacher  Säuren  ge- 
gründet.    Von  Letzteren  sind  bis  Jetzt  nur  zweibasische 
und  dreibasische  mit  Bestimmtheit  bekannt.    Man  lernte 
dieses  Yerhältniss  zuerst  durch  Graham  bei  der  Phos- 
phorsäure kennen,   indem  man  erkannte,   dass  die    als 
wasserfreie  Phosphorsäure  betrachtete  Verbindung  PO5 
sich  unter  verschiedenen  Umständen  mit  ein,  zwei  oder 
drei  Aeq.  Basis  zu  neutralen  Salzen   verbinden   könne 
und   die   hierauf  beliebte  Unterscheidung  einer  einbasi- 
schen Metaphbsphorsäure  PO5  HO, 
zweibasischen  Pyrophosphorsäure  PO5  2  HO 
und  dreibas.  gewöhnlichen  Phosphorsäure      PO5  3  HO 
bildet  den  Ausgangspunkt  für  die  Lehre  von  den  mehr- 
basischen Säuren.   Zugleich  wurde  die  Erkenntniss  dieses 
Verhältnisses  als  ein  zu  Gunsten  der  Wasserstoffsäuren- 
iheorie  zeugender  Umstand  angesprochen.    Es  lässt  sich 
nämlich  ni^t  erklären,  woraui  es  beruhen  könnte,  dass 
die  gleiche  Gruppe  PO5  sich  bald  mit  einem  oder  zwei 
oder  drei  Aequivalenten  Wasser  oder  Bads  nach  festem 
Verhältniss  verbindet,   während  die  Wasserstoffsäuren- 
theorie drei  ganz  verschiedene  Gruppen  POg,  PO7  und 
PCs  in  den  arei  Säuren  annimmt  und  da  nach  der  alt- 

Bem.  Mittheii.  466  und  467 


—    210    — 

hergebrachten  Ansicht  einem  grossem  Sauerstof^eksit 
der  Säure  auch  eine  grössere  Acidität  derselben  ent- 
spricht, so  braucht  PO7  mehr  Metall  zur  Sättigung  als 
"rO^  und  POg  wiederum  mehr  als  P07^ 

Ebenso  wie  bei  den  mehrbasischen  Säuren  die  basi- 
schen Wasserstoffäquivalente  (man  mag  ^esen  Ausdruck 
weder  im  Sinne  der  Wasserstoff-,  noch  in  demjenig^ 
der  Sauerstoffsäurentheorie  auffassen;  vielmehr  soll  mer 
nur. die  Thatsache  ausgedrückt  werden)  durch  mehrere 
Aequivalente  eines  einzigen  Metalles  ersetzt  werden  kön- 
nen; so  kann  man  dieselben  auch  durch  verschiedene 
Metalle  substituiren  imd  so  die  Doppel-  und  Trippelsalse 
bilden.  Wird  nicht  sämmtlicher  Wasserstoff  durch  Metall 
ersetzt;  so  erhält  man  eine  noch  saure  Verbindung;  die 
sauren  Salze.  Die Bildungdieser Doppelsalze  und  sauren 
Salze  hat  man  nun  als  Kriterium  oenutzt  darüber;  ob 
eine  Säure  einbasisch  oder  mehrbasisch  sei.  Diese  Kenn- 
zeichen sind  indessen  sehr  problematischer  Nator,  denn 
wenn  auch  in  vielen  Fällen  die  Formel  der  Säure  eine 
Theilung  nicht  zuliess  (so  z.  B.  bei  vielen  organischen 
Säuren ;  deren  Formel  dann  nicht,  mehr  der  Annahme 
gerader  Anzahl  von  Aequivalenten  Kohlenstoff  und  Sauer- 
stoff entsprach);  so  war  dies  doch  in  andern  Fällen 
thunlich;  ausserdem  sind  theils  die  sauren,  theils  die  neu- 
tralen Salze  nicht  oder  nur  sehr  schwierig  darzustellen. 
Man  suchte  daher  nach  anderen  Kriterien  zur  Feststel- 
lung der  Basicität  einer  Säure  und  es  findet  sich  das 
dahm  Gehörige  im  Folgenden  zusammengestellt. 

Einbasische  Säuren  oilden  gewöhnlich  nur  eine  Beihe 
von  Salzen ;  seltener  geschieht  es ;  dass  das  Säurehydrat 
sich  mit  dem  neutralen  Salze  vereinigt  und  so  zur  Bil- 
dung eines  Salzes  von  saurer  Beaktion  Veranlassimg 
gibt.  Sie  bilden  nur  einen  neutralen  Aether,  nie  eine 
Aethersäure;  sie  geben  nur  zur  Bildung  eines  einzigen 
und  zwar  neutralen  (nie  sauren)  Amids  Gelegenheit, 
welches  man  bei  einer  dondensaüon  auf  4  Volumen 
Dampf  auf  die  Grundform  NH3  beziehen  kann.  Das 
Amid  der  einbasischen  Säuren  kann  unter  Verlust  eines 
Doppeläquivalentes  Wasser  die  Nitryle  bilden.  Die  An- 
hydride einbasischer  Säuren  (siehe  unten)  können  nur 
auf  Umwegen  dargestellt  werden ;  nicht  aber  durch  Er- 
hitzen des  Säurehydrats.  Eine  Ausnahme  bildet  die(;e- 
wöhnlicb  als  einbasisch  betrachtete  JodsäurC;  indem  sich 


—    211    — 

dieselbe'  auch  als  Anhydrid  mit  ihren  neutralen  Salzen 
verbinden  kann  und  dieses  Anhydrid  kann  direkt  aus 
denn  Hydrat  erhalten  werden. 

Zweibastsche  Säuren  können  zwei  Reihen  von  Salzen 
und  von  Aetherh  bilden^  neutrale  und  saure.  Die  sauren 
Aether^  die  Aethersäuren  der  zweibasischen  Säuren  sind 
stets  einbasisch.  Hier  sind  auch  die  Doppelsalze  und 
Doppeläther  zu  erwähnen.  Die  wasserfreien  sauren  Salze 
(Kaö;  2S0q  z.  B.^  werden  mit  Ausnahme  der  Jodsäure 
nur  von  zweibasiscnen  Säuren  gebildet.  Die  zweibasischen 
Säuren  geben  zur  Entstehung  von  drei  Amiden  Veran- 
lassung,  zwei  neutrale  Amide  und  eine  Aminsäure.  Bei 
einer  Condensation  auf  4  Vol.  Dampf  können  wir  das 
eigentliche  Amid  auf  die  Grundform  NjHg^  das  sogenannte 
Imid  auf  diejenige  NH3  und  die  stets  einbasische  Amin- 
säure auf  die  Grundform  NH4O.HO  beziehen.  Ein  Nitryl 
einer  zweibasischen  Säure  kennt  man  nur  bei  der  Oxal- 
säure. Hier  wird  es  durch  den  Austritt  von  2  H2O2  aus 
dem  Amid  gebildet;  dieses  Nitryl  ist  das  Cyan.  Die 
Anhydride  jsweibasischer  Säuren  können  zum  Theil  durch 
Erhitzen  der  Säurehydrate  erhalten  werden.  Bei  der 
trockenen  Destillation  zweibasischer  Säuren  werden  sehr 
oft  einbasische  Pyrosäuren  erhalten. 

Dreibasische  Säuren  können  drei  Beihen  von  Salzen 
bilden;  feilier  zwei  Aethersäuren,  eine  einbasische  und 
eine  zweibasische;  ihre  Anhydride  sind  wiederum  nicht 
auf  direktem  Wege  zu  erhalten«  Die  dreibasischen  Säuren 
^eben  drei  neutrale  Amide  entsprechend  den  Grund- 
formen  NjHg^  NjHe  und  NH^^  eine  einbasische  und  eine 
zweibasische  Aminsäure.  Nitryle  sind  von  denselben 
nicht  bekannt.  Dreibasische  Säuren  können  bei  der 
trockenen  Destillation  zur  Entstehung  zweibasischer  Pyro- 
säuren Veranlassung  geben. 

Vierbasische  Säuren  sind  bis  jetzt  noch  nicht  mit 
Bestimmtheit  bekannt.  Man  hat  Gründe;  die  Pyrophos- 
phorsäure  als  eine  solche  zu  betrachten. 

Mit  Zugrundelegung  der  vorstehend  gegebenen  Kenn- 
zeichen hat  man  nun  viele  Säuren ,  die  man  früher  als 
einbasisch  ansah;  als  mehrbasische  Säuren  angesprochen^ 
als  zweibasisch  z.  B.  die  Kohlensäure;  Oxalsäure,  Mesoxal- 
säurC;  MeUithsäurC;  die  Säuerungsstufen  des  bchwefelS; 
Selens  und  TelluvS;  die  Chromsäure  etc.;  welche  indessen 
von   vielen   Chemikern ,   welche  ^  die   oben  angeführten 


—    212    — 

Gründe  nicht  als  zureichend  betrachten,  noch  f&r  m- 
basische  Säoren  gehalten  werden.  Es  muss  hier  erwilint 
werden,  dass  bei  einieen  Säuren  erkannt  wurde,  dassiie 
unter  Beibehaltung  der  bisherigen  Formel  zwei  durch 
Metalle  vertretbare  Wasserstoffäc[uiyalente  besitzen,  iui 
sie  also  zweibasische  Säuren  seien,  so  z.  B.  die  Milch- 
säure  CeH^O^  die  Salicjlsäure  Ci4H6(^6-  Mit  dieser  Ent- 
deckung wurde  allerdings  die  Constitution  einer  AnsaU 
von  Verbindungen  aufgeklärt;  hingegen  existiren  aneh 
noch  Verbindungen  der  früher  als  embasisch  betrachteton 
Säure,  welche  sich  der  Annahme  eines  zweibasischen 
Badikals  nicht  fügten.  Man  glaubte  sich  hier  mit  der 
Annahme  helfen  zu  können,  dass  dieselbe  Säure  bald 
einbasisch,  bald  zweibasisch  sei.  Beachten  wir  nun,  im 
hiermit  auch  die  physikalischen  Verhältnisse  eine  Aende- 
^ung  erleiden,  so  neisst  eine  solche  Betrachtun^weise 
bi  andern  Worten,  es  komme  derselben  Verbrndong 
nicht  immer  dieselben  physikalischen  Eigenschaften  so, 
die  Bestandtheile  seien  z.  B.  einmal  anders  condensirt 
als  das  andere  MaL  Es  leuchtet  ein,  dass  ^es  nicht 
angenommen  werden  kann ;  eine  freie  chemisch  unthätige 
Säure  kann  entweder  nur  einbasisch  oder  nur  zweibasiadi 
angenommen  werden.  Ein  anderes  ist  es  aber,  weon 
wir  von   der  chemisch   tbätigen  Verbindung    sprechen 

Siehe  oben),  vom  Verhalten  der  Säure  zu  irgend  einem 
^  eriyat  ^  Hier  können  wir  wohl  sagen,  die  Säure  verhält 
sich  in  einem  Falle  wie  eine  einbasische,  in  einem  andern 
wie  eine  zweibasische ;  es  ist  hier  nicht  von  der  Säure 
selbst,  sondern  von  einer  Beziehung  zu  einem  Zersetzunes- 

Srodukt  die  Eede.  Wir  können  z.  B.  die  zweibasische 
chwefelsäure  in  Bezug  auf  die  Verbindung  S^HO^Cl. 
als  Oxydhjdrat  des  einbasischen  Radikals  SsHO^  m  Reak- 
tion tretend  betrachten.  Die  zweibasische  Salicylsänre 
betrachten  wir  im  freien  Zustande  als  das  Oxjdhjdrat 
des  Radikals  C14H4O2;  haben  wir  indessen  ihre  Besie- 
hungen zum  SaHcylhyrür  z.  B.  im  Auge,  so  können  wir 
sie  allerdings  in  dieser  Relation  als  Ci4H504.0,HO  fein«- 
basisch)  betrachten.  Eine  Säure  kann  in  Bezug  aut  die 
Rolle,  welche  sie  bei  einem  chemischen  Prozesse  einnimmt 
in  Reaktion  treten,  wie  wenn  sie  eine  andere  Basicittt 
besässe.  In  dieser  Auffassungsweise  ist  es  wohl  annehm- 
bar^ dass  eine  Säure  bald  als  einbasisch,  bald  als  mehr- 
basisch angesprochen  wird. 


-    213    — 

Ehe  wir  nun  zur  Betrachtung  einzelner  Säuregruppen 
und  ihres  Zusammenhangs  untereinander  übergehen^ 
müssen  wir  den  Einfluss  der  weitern  Ausbildung  der 
Theorie  der  zusammeng-esetzten  Radikale  auf  die  Ansicht^ 
welche  näheren  Bestandtheile  in  den  Säuren  anzunehmen 
seien,  kennen  lernen. 

Es  ist  bereits  früher  bemerkt  worden  ^  dass  man 
schon  ffec'on  das  Ende  des  voriccen  Jahrhunderts  in  den 
organlschln  Säuren  zusammengesetzte  Complexe,  ver- 
bunden  mit  Sauerstoff,  annahm.  Diess  Ansicht  wurde 
nun  auch  bei  der  weitern  Ausbildung  der  Badikaltheorie 
dnrch  Berzelius  beibehalten.  Er  fand  es  mit  der  von 
ihm  aufgestellten  elektrochemischen  Theorie  vollständig 
im  Einklänge  ^  dass  nur  Kohlenstoff;  Wasserstoff  und 
Stickstoff,  nicht  'aber  der  elektronegative  Sauerstoff  Be- 
standtheil  zusammengesetzter  Radikale  sein  könne.  Das 
in  der  wasserfreien  Säure  mit  Sauerstoff  Verbundene 
nahm  man,  ohne  weitere  Beachtung  der  Umsetzungspro- 
dukte,  als  Radikal  der  Säure  an  und  diese  Betrachtungs- 
weise wurde  noch  dadurch  gefördert,  dass  man  viele  or- 
ganische Säuren  mit  3  Aeq.  Sauerstoff  in  ihrem  Anhydrid 
mit  einer  Anzahl  anorganischer  Säuren  vergleichen  konnte, 
in  welchen  mit  ^inem  unzerlegten  Grundstoff  ebenfalls 
'3  Aeq.  Sauerstoff  verbunden  waren.  So  verglich  man 
die  wasserfreie 

Schwefelsäure,  Bensosßäare,  Essi^rsäure, 

,         „    iS)  O3  CC14  H5)  O3  (C4  H3)  O3 

ihre  Hydrate 

(S)  O3,  HO  (Ci4  H5)  03^0  und  (C4  H3)  O3,  HO 

lind  ihre  übrigen  Abkömmlinge.  Die  analoge  Zusammen- 
setzung leitete  darauf,  das  in  der  anorganischen  Chemie 
Anerkannte  auch  auf  die  organische  Chemie  zu  übertragen. 
Es  waren  zuerst  Wöhler  und  Liebig,  welche  bei 
ihrer  wichtigen  Untersuchung  der  Umänderungsprodukte 
'des  Bittermandelöls  (1833)  die  gegenseitigen  Beziehungen 
der  verschiedenen  Derivate  desselben  mittelst  Annahme 
sauerstoffhaltiger  Eadikale  besser  erklären  zu  können 
glaubten.  Sie  nahmen  in  der  Benzoesäure  und  ihren 
Derivaten  das  Radikal  Benzojl  C14H5Q2  ttn.  Der  Auto- 
rität von  Berzelius ,  welcher  m  Rücl^i^icht  auf  die  damals 
noch  allgemein  anerkannte  elektrochemische  Theorie 
^egen  die  Annahme  eines  solchen  Radikals  ankämpfte, 
femer  dem  Einflüsse  Liebig's  selbst,^  welcher  mittheilte, 
auf  welch'  andere  Weise  diese  Verbindungen  sich  noch 


—    214    — 

betrachten  liessen ,  ist  es  znzaschreibeii,  daas  man  die 
Annahme  sauerstoffhaltiger  Radikale  damals  nicht  so 
allgemein  annahm.  In  dem  nun  folgenden  Decenninm 
lernte  man  indessen  noch  eine  grössere  Anzahl  von  Ver- 
bindungen kennen^  welche  die  Annahme  sauerstoffhaltig 
Radikale  verlangten,  wenn  man  nicht  wie  Berzelius 
betreffenden  Verbindungen  durch  sehr  verwickelte  und 
den  gegenseitigen  Beziehungen  viel  weniger  entsprechende 
Formeln  bezeichnen  wollte;  ausserdem  lernte  man  noch 
Thatsachen  kennen,  die  mit  der  elektrochemischen  Theorie 
ebenfalls  nicht  übereinstimmten ,  so  z.  B.  die  Subsita- 
tionstheorie,  und  ein  grösserer  Theil  der  Chemiker  ward 
hierdurch  veranlasst,  mit  Hintansetzung  der  elektro- 
chemischen Theorie  die  Annahme  sauerstofihaltiger  Säure- 
radikale zu  gestatten.  Man  betrachtete  als  Säureradikal 
denjenigen  aus  Kohlenstoff,  Wasserstoff,  Sauerstoff  etc. 
zusammengesetzten  Complex,  welcher  in  den  wasserfreien 
einbasischen  Säuren  mit  einem,  in  den  wasserfreien  zwei- 
basischen Säuren  mit  zwei  imd  in  den  wasserfreien,  drei- 
basischen Säuren  mit  drei  Aequivalenten  Sauerstoff  ver- 
bunden war.  Die  von  Gerhardt  behufs  besseren  Ver- 
ständnisses der  Umsetzungen  vorgeschlagene  Beziehung 
der  Verbindungen  auf  wenige  einfache  Grundformen,  die 
Erkenntniss  des  jQ-esetzes  der  geraden  Aeqnivalentenzahl, 
die  Annahme,  die  Formeln  säinmtlicher  Verbindungen  so 
zu  schreiben,  dass  sie  in  Dampfform  einer  Condensation 
auf  4  Volumen  entsprechen,  die  zwischen  der  Zusammen- 
setzung und  den  pnysikalischen  Eigenschaften  aufgefun- 
denen Kegelmässigkeiten  und  die  Ansicht,  dass  man  in 
den  anorganischen  Säuren  mit  demselben  Kechte  und  auf 
die  gleiche  Weise  zusammengesetzte  Radikale  annehmen 
könne,  wie  in  den  organischen,  föhrten  nun  für  die  Deri- 
vate der  einzelnen  Säuren  zur  Aufstellung  von  Formeln, 
welche  sich  besonders  auf  die  Symmetrie  aer  chemischen 
Beaktionen  gründeten  und  das  Verständniss  derselben 
wesentlich  erleichterten. 

Es  folgt  hier  mit  Bezumahme  auf  die  Annahme  dreier 
Grundformen ,  Wasserstoff  =  Hj ,  Wasser  =  HjOj  und 
Ammoniak  NH3,  eine  Zusammenstellung  der  Derivate 
der  Säuren  von  verschiedener  Basicität.  Einige  dieser 
Abkömmlinge  werden  uns  dann  spezieller  beschäftigen. 

Setzen  wir  das  Radikal  einer  einbasischen  Säure 
R',  einer  zweibasischen   B",  einer  dreibasischen  R'", 


-    215    ~ 

ferner  M  =  Metall  und  Ae  =  Aetherradikal ;  so  haben 
wir  folgende  Verbindungen: 

1)  ^ei  den  einbasischen  Säuren : 

Grundform. 

H>                 R')  K' l  R'l                     R) 

W'               n  )  RM  cn                      Ae) 

Hydrfir.  Isolirtes  Ilaloid-             Aceton. 

Aldehyd.  Radikal.  verbindang. 

Saarehydrat.        Anhydrid.      Neutrales  Sals.      Aether. 

IH  jR' 

N  Jh  :  N    H  (NR'  H,  -  2  HO  =  Nitryl.) 

Amid. 

2)  Bei  den  zweibasischen  Säuren: 

U^t ,  R")  (Die  fibri^en  Verbindungen  sind  nicht 

Hj)  *  CI2)  mit  Bestimmtheit  bekannt.) 

Haloidverbindung. 

qJOj:  R''{  Oj  Säureanhydrid.         NH2  u  (  03  Aminsäure. 

ai««'  £1»*  mh\o*  53J0*  aI'h!»*  i^u 

Säure-  Saures         Neutr.         Aether-        Neutr. 

hydrat.  Salz.            Sali.           säure.          Aether« 
IH2                IR" 

Na   H^:          N|H3  Amid. 


4 


nIH: 
fH 


(H 


Imid. 


3)  Bei  den  dreibasischen  Säuren: 

H3J.  R-)  R"V 

H3)  •  H3  )  CI3 

Hydrfir.       Haloidvbdg. 

Si»«'    £1»«     R"'!««  mhJo«  S'jaloa  5;"|o« 

Säurehydr.      Anhydrid.        ^  ^  .  ^  " 

Salze. 

Ae3i  "6  Ae^H}  "^  AeHaJ  "ß 

Neutr.  Aether.    Einbasische,     JSweibasisohe  Aethersäure 

HjOa:  ^^'giOa    Binbasisohe   Aminsäure. 

JJajO^:  ^2^5*^^)04    Zweibasische  Aminsäure. 

IH3  iR  '* 

NdiHa:         NsiHs       Triamid. 
fHg  fHj 


—    216    — 

Orumitorta. 

n}h3  NjIr'"      Nonamid. 

Nach  den  Regeln  der  Substitutionstheorie  können 
hieraus  noch  weitere  Verbindungen  abgeleitet  werden, 
so  z.  B.  durch  Ersetzung  des  Sauerstoffs  durch  Schwefel^ 
Selen  oder  Tellur,  die  gewöhnlich  als  Sulfoaäuren^  Sdeno- 
säuren  und  TeUurosäuren  bezeichneten  Verbindungen. 

Einige  dieser  Verbindungen  sollen  hier  nun  näher 
besprochen  werden. 

Haloidverbindungen,  Den  höheren  Chlor-,  Brom-  und 
Jodverbindungen  mancher  Radikale  kömmt  neben  einer 
sauren  Reaktion  auf  PflanzenfiEurbBtoffe  die  Eigenschaft 
ZU;  sich  mit  niedrigem  Chlor-,  Brom-  und  Jodverbin- 
dungen zu  vereinigen  und  so  Verbindungen  zweier  Chlo- 
ride ZU  bilden,  die  man  analog  den  Ssuzen  zusammen- 
gesetzt betrachten  kann.  In  Beziehung  hierauf  ist  vor- 
geschlagen worden,  die  höheren  Haloidverbindungen  als 
ChlorO'BromO'Jodosäuren  zu  betrachten*  Da  indessen 
diese  Eigenschaft,  derartige  Verbindungen  zu  bilden, 
nicht  allen  höheren  Chloriden  etc.  zukömmt,  so  hat  diese 
Betrachtungsweise  keinen  allgemeinern  Anklang  gefunden. 
Einige  dieser  Verbindungen  hat  man  später  al^Haloide 
von  zusammengesetzten  Radikalen  angesprochen. 

Anhydride.  Dieselben  wurden  früher  allgemeip,  und 
von  einigen  Chemikern  noch  heute,  als  die  Säurehydrate 
minus  Wasser  betrachtet.  Bei  Annahme  des  Gesetzes 
der  geraden  Aequivalentenzahl  und  der  Schreibweise  auf 
4  Vol.  Dampfdichte  kommt  indessen  dem  Wasser  die 
Formel  H2O2  zu  und  in  den  einbasischen  und  dreibasischen 
Säuren  könnte  daher  Wasser  nicht  als  präexistirend  an- 

fenommen  werden.  Hiermit  steht  im  Zusammenhange, 
ass  bei  diesen  Säuren  die  Anhydriden  nur  auf  indirektem 
Wege  darstellbar  sind.  In  den  zweibasischen  Säurehj* 
draten  könnte  die  Präexi^tenz  von  Wasser  eher  tolenrt 
werden.  Hier  sind  auch  die  Anhydride  a^um  Theil  auf 
direktem  Wege  zu  erhalten.  In  Anbetracht  obiger  An- 
nahmen und  der  Regelmässigkeiten  in  den  Siedepunkten; 
der  relativen  R^-umerfüUunff  und  anderer  physikalischer 
Verhältnisse,  ferner  mit  Bezug  auf  die  oildungsweise 
hat  man  den  Anhydriden  der  einbasischen  und  dreibasischen 
Säuren  ein  doppelt  so  hohes  Aequivalentgewicht  beigelegt. 


—    J17    — 

Die  Darstellang  von  Anhydriden,  welche  die  Radikale 
zweier  verschiedenen  Säuren  enthalten,  spricht  sehr  zu 
Gunsten  dieser  Ansicht.  Diejenigen  Chemiker,  welche 
diese  Doppelanhydride  nicht  als  ein  einziges  Molekül^ 
sondern  als  eine  Verbindung  zweier  Anhydride  betrach- 
ten, müssen,  um  consequent  zu  sein,  das  Anhydrid  einer 
Säute  auch  als  eine  Verbindung  von  zwei  Aequivalenten 
.   desselben  Anhydrids  ansprechen   ^ 

Zur  Darstellung  der  Anhydride  lässt  man  auf  ein 
Salz  (am  besten  ein  Alkalisalz)  einer  Säure  die  Chlor- 
xrerbindun^  des  entsprechenden  Radikals  einwirken,  so 
z.  B.bei  dem  Essigsäureanhydrid: 

tiHaOj)^  C4H3  02)     _     CJ4B[3  02|o       .      Na) 

Naj  **•    ^  C\)     —     C4  H3  Ogi  "2    -t-    cn  • 

Man  ersieht  hieraus  leicht  die  Bildungsweise  der 
erwähnten  Doppelanhydride.  Man  braucht  nur  die  Deri- 
vate zweier  verschiedenen  Radikale  aufeinander  reagiren 
zu  lassen.  So  bei  der  Bildung  des  Benzoe-Essigs&ure- 
anhydrids : 

04  03  02^^1      _i       C14H5O2J 

Na^"2    ■+-  CA) 

j  —  CuHsOg)  Nai 

oder:  =0^302(02  H-   ci  |  • 

Ci4H5  02ln        .         O4H3O2J 

Na  I  "2    -t-  c,  j 

Das  bei  der  Darstellung  der  Chloride  als  Neben- 
produkt auftretende  POjClg  (Phosphoroxychlorid,  Phos- 
phorylchlorid)  kann  wiederum  zur  Darstellung  der  An- 
hydride benu^t  werden.  Lässt  man  1  Aeq.  Pnosphoryl- 
chlorid  auf  6  Aeq.  des  Alkalisalzes  einer  Säure  wirken, 
so  bildet  sich  zuerst  das  Chlorid  des  .Radikals  neben 
einem  Phosphat: 

d  yi  Ü2     +    ^,^  »        —     H3    i  "8     +     ^   Cli  • 

und  in  zweiter  Phase  wirken  die  übrigen  3  Aeq.  Sab 
auf  die  gebildeten  3  Aeq.  Chlorid  und  bilden  nach  der 
oben  angegebenen  Reaktion  3  Aeq.  Anhydrid.  Die  feis- 
tere Daratellungsmethode  ist  die  vortheilhaftere. 

Von  den  Zersetzungen  der  Anhydride  sind  die  fol- 
genden besonders  zu  beachten : 

Mit  Waaaer  gekocht  bildet  sich  allmälig  Säurehydrat : 

Mit  Alkohol  in  der  Wärme  behandelt  bilden  sie  Aether : 


—    218    — 

Die  mehrbasischen  Säuren  bilden  hierbei  Aethersäuren. 
Mit  Ammoniak  bildet  das  Anhydrid  ein  Amid  oder 
eine  AminBäure: 

5|oi  +  2NH3=2n|h     +     HgOg 

oder: 

R'Oj  -+-  NH3  =  NH2R")  n 

oder: 

5-i|  0«  +  2  NH3  =  2  NHR'^'I  Q^  ^  H^^j^ 

Aethersäuren.  Eine  einbasische  Säure  kann^  mit 
einem;  eine  zweibasische  mit  zwei  und  eine  dreibasisebe 
tnit  drei  Aeq.  Alkohol  unter  Austritt  von  resp.  1  oder  2 
oder  3H2O2  die  neutralen  Aether  bilden.  Die  sauren 
Aether  entsprechen  einer  Verbindung  mit  weniger  Alkohol 
und  zwar: 

Hj  j  Ol  +  1  n\  O3  =  AeHJ  O4  +  H^Oa 

oder : 

»«//)  A«)  R'/'    )  i     Aethersäareo. 

femer : 

Zweibas.  Aethersäare. 

Es  tritt  also  bei  der  Bildung  der  Aethersäuren  für 
je. ein  Aequivalent  Alkohol  ein  Molekül  Wasser  HjOt 
aus.  Die  sonst  den  sauren  Salzen  vergleichbaren  Aether- 
säuren sind  nicht  unmittelbar  dadurch  zu  erhalten,  dass 
man  dem  neutralen  Aether  Säurehjdrat  zufügt  Man 
stellt  dieselben ,  wie  im  Früheren  angegeben,  durch  Ein- 
wirkung von  Alkohol  auf  das  Säurehydrat  oder  Anhydrid 
dar.  Auch  durch  Relation  des  Alkonols  auf  die  Chloride 
mehrbasischer  Säuren  können  Aethersäuren  erhalten 
werden.  Sie  sind  meistens  syrupöse  Flüssigkeiten,  die  bei 
weiterm  Erhitzen  Zersetzungsprodukte  des  entsprechen- 
den-Alkohols  geben  und  Säurehydrat  hinterlassen.  Nur 
wenige  sind  unzersetzt  flüssig.  Sie  sind  fast  sämmtlich 
mit  Wasser  in  jedem  Verhältniss  mischbar. 

Wie  man  bei  Einwirkung  von  Ammoniak  auf  die 
neutralen  Aether  das  Amid  erhält,   so  stellt  man  durch 


Einbasische 


-    219    — 

Einwirkung  desselben  auf  die  Aethersäuren  die  Ämin- 
säuren  dar : 

oder : 

Je  nach  den^  verschiedenen  Zersetzungsweisen  kann 
die  Aethersäure  als  mit  verschiedener  rationeller  Formel 
in  die  Reaktion  eingehend  gedacht  werden,  so  kann  z.  B. 
die  Aetherschwefelsäure  als 

§04  "1^4  oder  als  ^4"||gJ2S03  oder  als  ^«Hs-^a^ßj  O2 

oder  als  041150,303  +  H0,S03  ©tc.  betrachtet,  werden.  Die 
sauren  Salze  der  Mineralchemie  lassen  eine  ganz  ähn- 
liche Betrachtungsweise  zu  wie  die  Aethersäuren  und 
es  lassen  sich  dann  die  wasserfreien  sauren  Salze  als 
die  Anhydride;  die  abnormen  sauren  Salze ^  in  welchen 
man  als  Basis  eine  Haloidverbindung  annimmt ,  als  die 
Chloride  der  betreffenden  Radikale  betrachten.  Ebenso 
wie  wir  die  Verbindungen : 

als    Hydrat,  Anhydrid  Chlorid  der  Aetherscliwefelsäare. 

ansprechen,  können  auch  die  Verbindungen: 
entsprechend  KO,HO,2SD3      2(KO,2S03)  KC],2S03 

aU  Hydrat,  Anhydrid  und  Chlorid  einer  Kalium- 

schwefelsaure 

und  ebenso  bei  anderen  Säuren  betrachtet  werden. 

Aminsäuren.  Ebenso  wie  die  neutralen  Säfireamide 
sich  als  entwässerte  neutrale  Ammoniumsalze  betrachten 
lassen ;  kann -man  die  sauren  Amide  als  saure  Ammo- 
niumsalze minus  Wasser  ansprechen  und  zwar  tritt  für 
je  ein  Ae(][uivalent  noch  vertretbaren  Wasserstoffs  ein 
Doppeläquivalent  Wasser  aus. 

R"   )  NH«H"} 


NH 

R 
NH 


nSÜ!  0«  -.2  HO  =  ''^^'^^l  0. 


Sie   können   zum   Theil  aus  den  Ammoniumsalzen; 


—    220    — 

2iim  Theily  wie  oben  angegeben ,  aus  den  Aethersäuren 
oder  Anhydriden  erhalten  werden.  Zweibasische  Amin- 
säoren  kennt  man  nur  wenige.  So  scheint  How  eine 
solche  von  der  Mekonsäure  c&rgestellt  zu  h^ben  Die 
Harnsäure  ist  eine  zweibasische  Aminsäure  von  nocli 
unbekannter  Constitution.  Durch  Behandlung  mit  Wasser 
unter  höherm  Druck  oder  durch  Kochen  mit  Säuren  oder 
Alkalien  nehmen  die  Aminsäuren  wieder  Wasser  auf  und 
verwandeln  sich  in  die  ihnen  entsprechenden  Ammonium- 
salze.  Mit  Alkalihydrat  geschmolzen  geben  sie  Ammo- 
niakgas und  das  Alkalisalz  der  entsprechenden  Säure. 
Das  neutrale  Amid  der  zweibasischen  und  das  Bi-  und 
Triamid  der  dreibasischen  Säuren  können  als  die  den 
Aminsäuren  entsprechenden  Amide  betrachtet  werden. 
Diejenigen  Chemiker,  welche  die  mehrbasische  Natur  des 
in  den  Aminsäuren  enthaltenen  Säureradikals  nicht  an- 
erkannten,  betrachteten  die  Aminsäuren  entweder  als 
wasserfreie  saure  Ammoniaksalze,  so  die  Carbaminsäure 
als  NH3,2C02,  oder  als  Verbindungen  des  neutralen 
Amids  mit  Säurehydrat;  so  z.  B.  die  Sulfaminsäure 

NH2(8204^|^^  als  misSOs  +  SO3HO. 

Diese  Betrachtungsweise  ist  indessen  für  andere 
Aminsäuren,  z.  B.  die  rhosphaminsäure  NH.PO2  )  ,  , 

zulässig,^  wenn  man  die  einfachste  Formel  beibehalten 
will.  Die  zuletzt  erwähnte  Betrachtungsweise  wurde  von 
Schlossberger  auf  sämmtliche  Amide  ausgedehnt.  Man 
hat  die  Aminsäuren  zum  Theil  auch  als  Säurehydrate 
betrachtet,  worin  H  durch  NHj  (Amid)  substituirt  wäre 
und  man  hat  diese  insbesondere  als  ,,Amidosättren'  un- 
terschieden. 

Gepaarte  Säuren.  Die  früher  erwähnten  Amin-  und 
Aethersäuren,  sowie  Verbindungen  von  Säuren  mit  alko- 
holartigen Substanzen  (z.  B.  Zuekerschwefelsäure )  und 
diejenigen  Säuren,  worin  Wasserstoff  durch  Chlor^  Brom 
oder  Jod  vertreten  ist,  können  zwar  den  gepaarten  Säuren 
zugezählt  werden,  wir  wollen  indessen  unter  dieser 
Rubrik  nur  diejenigen  Fälle  besprechen,  wo  zwei  aus- 
gesprochene Säuren*  sich  zu  einer  neuen  Säure  vereinigen; 
und  da  haben  wir  besonders  die  Nitrosäuren  und  Sulfo- 
säuren  zu  beachten.  Betrachten  wir  die  Saloetersäure 
ab  das  Oxydhydrat  eines  wahrscheinlich  mit  aer  Unter- 


—    221    ^ 

Salpetersäure  identischen  zusammengesetzten  Badikals 
NO4,  so  können  wir  die  Nitroverbindungen  hieraus  durch 
doppelte  gegenseitige  Zersetzung  ableiten.  So  z.  B.  die 
Nitrobenzoesäure : 

C,4H604  H-    ^^^j  O2   =  Ci4  ^^Ao^  +  H2O3 

Wir  kennen  Mono-,  Bi-  und  Tri-Nitrosäuren,  Die- 
jenigen Chemiker,  welche  die  Existenz  des  Badikals  NO4 
nicht  annehmen,  betrachten  die  Nitrosäuren  als  Verbin- 
dungen des  Restes  der  Säure  mit  wasserfreier  Salpeter- 
säure^ deren  Basicität  dadurch  nicht  erhöht  werde.  Eine- 
gleiche  Betrachtung  hatte  man  auch  auf  die  Sulfosäuren 
angewandt  und  so  Ibezeichnete  man  die  Nitro-  und  Sulfo- 
benzoesäure  beispielsweise  auch  als  Benzoesalpetersäure 
und  Benzoeschwefelsäure. 

Weniger  einfach  als  die  Verhältnisse  der  Nitrosäuren 
sind  diejenigen  der  Sulfosäuren.  Hier  ist  es  namentlich 
das  Anhjdnd  der  Schwefelsäure;  welches  die  gepaarten 
Säuren  am  leichtesten  bildet  und  zwar  tritt  hier  kein 
Wasser  aus,  sondern  ein  Aequivalent  des  Anhydrids 
vereinigt  sich  direkt  mit  «inem  Aequivalent  der  Säure 
zu  einer  gepaarten  Säure  von  höherer  Basicität.  So 
gibt  die  ]jissigsäure  eine  zweibasische  Sulfoessigsäure : 

C4H4O4  4-  S2O6  =  C4H2Sj506  j  Q 

Thatsache  ist,  ^  dass  in  dem  Radikal  der  Sulfoessig;- 
8äur,e  das  zweibasische  Scfawefelsäureradikal  S2O4  sich 
statt  eines  Aeqmvalents  Wasserstoff  des  Radikals  der 
Essigsäure  C4HPO2  vorfindet  Wenn  man  aber  in  dieser 
Hinsicht  die  Bildung  der  Sulfosäure  als  auf  einer  Sub- 
stitution beruhend  betrachtete,  als  auf  einer  Subsitution 
von  H  durch  das  zweibasische  Radikal  S2O4,  so  liegt 
hierin  etwas  Widersinniges*  Im  Sinne  der  Substitutions- 
theorie kann  IH  nicht  durch  S2O4,  welches  2  H  äquiva- 
lent ist,  substituirt  werden;  eine  ^^A« Auffassungsweise 
ist  auch  von  verschiedenen  Seiten  bestritten  worden; 
sie  wird  indessen  nicht  bestritten  werden,  wenn  man  die 
in  der  Sprache  der  Substitutionstheorie  augedrückte  Bil- 
dungsweise nicht  als  Substitdtionsvorgang  (im  Sinne  der 
Schule),  sondern^  nur  als  Ausdruck  des  Thatsächlichen 
auffasst.  Als  rationelle  Formeln  im  gewöhnlichen  Sinne 
des  Wortes  dUrfien  die  Formeln 

C4ß2i^i)ßfi  ^  fftr  die  Sulfoeösigaäure , 


—    222     - 

CnHjCMJOiJQ^  fttr  die  SulfobenzcBsäure   u.  s.  w. 

ebensowenig  allgemeinen  Anklang  finden^  alA  z.  B.  die 

Formel    ^*"A^(o2  flir  die  Aethylschwefelsäare.  Ich« 

wähne  gerade  diese  letzfere,  weil  sie  mit  den  Sulfosänren 
und  Disulfosäuren  in  gewisse  Beziehniijg  gebracht  werden 
kann.  Die  durch  die  Entdeckung  des  GlycoMkohok  van 
Wurtz  angeregte  Annahme,  dass  ein  ßadikal  mit  der  Ab- 
nahme an  Wasserstoff  eine  Vergrösaerung  der  Basicitat 
.verbindet,  hat  uns  bereits  über  tnehrere  Erscheinuneen 
Aufschluss  gegeben  und  auch  die  Constitution  der  von  Hof- 
mann und  Buckton  dargestellten  Disulfosäuren  scheint 
sich  hieraus  erklären  zu  Tassen.  Strecker  bat  darauf  auf- 
merksam gemacht,  dass  man  dieDisulfosänrenals  Aether- 
säuren  der  zweibasischen  Badikale  des  Glycolalkohols  und 
seiner  Homologe  betrachten  könne. 

Die  Basicität  einer  gepaarten  Säure  kann  aus  den 
Basicitäten  ihrer  Componenten  im  Voraus  bestimmt  werden. 
Es  ist  nämlich  die  Basicität  der  neu  entstehenden  Säure 
gleich  der  Summe  der  Basicitäten  der  Componenten 
weniger  der  um  Eins  verminderten  Anzahl  der  concar- 
rirenden  Säuren.  Bezeichnen  wir  die  Basicität  der  neuen 
Säure  mit  B,  die  Basicitäten  der  Componenten  mit 
b,  b^ etc.,  ihre  Anzahl  mit  n,  so  haben  wir  die  Formel 

So  z.  B.  die  Bildung  der  einbasischen  Nitrobenzcesänre: 

Ci4Hf{04  +  NHOß    =    C14H5  (NO4)  O4  H-  HjOg 

1  -4-     1~(2-1).=       1 

der  zweibasischen  Sulfobenzoesäure: 

Ci4H«04  -+-  SaHgOe    =  €14116(8204)04  +  H^Oj 

1      -f.       2-f2— 1)=      2 

der  dreibasisühen  Sulfobernsteinsäure : 

CsHßOs  +  S2H2O8  =    CgHs  S20i4  -4-  H^Oj 

2  +       2.-(2— 1)=  3 

der  einbasischen  Benzoylsalicylaminsäure : 
C14H6O6  +  C14H6O4  +  NH3     =  NH.C14H5O2.C14H4O2)  Q^  ^  2  BiOi 

2  +         1     -4-    0  -  (3—1)  =  1. 

Nimmt  eine  einbasische  Säure  die  Elemente  einer 
zweibasischen  in  sich  auf^  so  sehen  wir  dadurch  die  Ba- 
sicität sich  doch  nur  um  Eins  vermehren ;  wenn  nun  ua- 
fekehrt  eine  mehrbasische  Säure  die  Elemiente  einer  zwei- 
asischen  Säure  ab^bt^  so  wird  dadurch  die  Basicität  doch 
nur  um  Eins  vermindert.    Verfolgen  wir  mit  dieser  Um- 


—    223    - 

kehr  des  Basitätsgesetzes  die  Bildung  der  Amide;  so 
sehen  wir  leicht  ein,  dass  einbasische  Säuren  keine  Amin- 
säurC;  hingegen  dreibasische  deren  zwei  bilden  können. 
Die  Amide  sind  im  Allgemeinen  zu  betrachten  als 
Säure  •+•  Ammoniak  minus  Wasser.  Nun  können  wir  aber 
das  Wasser  HjCX  als  eine  zweibasische  Säure  betrachten. 
Es  bildet  zwei  Salze  und  zwei  Aether^  eine  Aminsäure 
und  ein  Amid.  Verliert  nun  eine  einbasische  Säure  ein 
Molekül  Wasser ;  so  muss  ein  Produkt  der  Basicität  O 
zurückbleiben,  es  kann  also  keine  Aminsäure  existiren ; 
eine  zweibasische  Säure  wird  unter  diesen  Umständen  eine 
einbasische  Aminsäure  liefern,  während  bei  weiterm  Was- 
serverlust  neutrale  Amide  entstehen.  Eine  dreibasische 
Säure  endlich  wird  durch  den  Verlust  des  ersten  Wasser- 
moleküls eine  zweibasische,  durch  den  Verlust  eines  zwei- 
ten eine  einbasische  Säure  bilden. 

Es  ist  im  Frühern  bemerkt  worden,  dass  bei  der 
trocknen  Destillation  einer  zweibasischen  Säure  oft  eine 
einbasisohe  Pyrosäure  entstehe,  während  in  demselben 
Falle  durch  dreibasische  Säuren  zweibasische  Pyrosäuren 
gebildet  werden.  Man  wird  dies  nun  leicht  begreifen, 
wenn  man  bedenkt,  dass  bei  der  Bildung  der  Pyrosäure 
Kohlensäure  C2O4,  also  eine  zweibasische  Säure  entweicht. 
Es  mag  bei  dieser  Gelegenheit  die  Entstehung  der  ein- 
zelnen Pyrosäuren  genauer  erörtert  werden: 

Eine  einbasische  Säure  bildet  C2O4  und  einen  neu- 
tralen Körper,  so  z.  B. : . 

CUH6O4         ^bt      €204      and      CisHe 

Benzcesäare.  Benzin. 

C4H4O4         gibt      0304      nnd        r2H4 

Essigsäure.  Grubengas. 

Eine  zweibasische  Säure  gibt  entweder  2C2O4  und 
einen  neutralen  Körper: 

CieHeOs        gibt        2C2O4      und      CigHß 

Phtaisäure.  Benzin. 

oder  1  C2O4  und  eine  einbasische  Säure : 

C4H208  gibt      C204      und      C2H204 

Oxalsäure.  Ameisensäure. 

Eine  dreibasische  Säure  gibt  entwer  3  €20^  und  einen 
neutralen  Körper  oder  2  C2O4  und  eine  einbasische  Pyro- 
säure oder  1 G2O4  und  eine  zweibasische  Säure. 

C14H4O14  gibt  entweder  C2O4    und    O12H4O10 
Mekonsäure.  Komensäure. 

^^^^ '  Pyromekonsäure. 


—    224    — 

Gelegentlich  der  gepaarten  Sulfosäuren  mag  hier 
noch  bemerkt  werden,  aasa  die  in  der  anorjganiscli^ 
Chemie  mit  Salfosäoren  bezeichneten  Verbindungen, 
nämlich  Sanerstoffsäuren,  deren  Sauerstoff  dnrch  Schwefel 
ersetzt  ist,  in  der  oreanischen  Chemie  bis  jetzt  noch 
wenig  bekannt  sind.    Man  bezeichnet  sie  dnrch  ein  vor- 

5esetete8  |,Thio%  so  die  Thioformylsäure  CaHjOjSj,  die 
'hiacetsäure  C4H4O2S2. 

Isomere  Säuren  sind  in  der  anor^nischen  Chemie 
gar  nicht  bekannt;  die  verschiedenen  Modifikationen  der- 
selben Säure  beziehen  sich  meist  auf  verschieden  zusam- 
mengesetzte Hydrate.  Man  pflegt  besonders  die  Phos- 
phorsäuren,  sowie  die  dithionige  (unterschweflige)  und 
^entathonsäure  als  Beispiele  von  Isomerie  anzufiihren, 
aber  es  ist  dies  nicht  zulässig,  denn  PHOg,  PH2O7  und 
PHjOg  sind  ebensowenig  isomer  als  S4H2O6  und  Si(^2^ir 
Man  kennt  nur  eine  Verbindung  PO5  und  S4O4,  sowie 
SiqOio  kennt  man  gar  nicht.  In  der  organischen  Chemie 
kennt  man  im  Verhältniss  zu  der  grossen  Anzahl  von 
Verbindungen  nur  wenige  isomere  Säuren,  so  z.  B. 
Zuckersäure  und  Schleimsäure,  Weinsäure  und  Trauben- 
säure, Salicjlsäure  und  Oxjbenzoesäure ,  Oelsäure  und 
Elaidinsäure  etc. 

Homologe  Säuren,  d.  h.  solche,  welche  bei  ähnlichem 
chemischen  Verhalten  eine  Zusammensetzungsd^erenz 
▼on  C2H2  oder  einem  Multiplum^  davon  zeigen,  kennt 
man  in  der  organischen  Chemie  in  mehrereü  wichtigen 
Beihen.  *) 


*)  Es  folgte  hier  eine  kurse  Darstellang  dieser  Reihen,  denen  sieh 
eine  Uebersieht  der  wiohÜ|^rn  xnsammenf  ehörigen  anorffanisehen  Smtcb 
anschlos's.  leh  lasse  dieselben  hier  weg,  weil  sie  wonl  für  das  Htai- 
wörterbaeh,  nicht  aber  für  die  Abhandlang  selbst  ein  Interesse  be- 
sitzen. Auch  Herr  Fehling  schrieb  mir  s.  Z.,  dass  diese  nwar  nor  3 
Seiten  ausmachende  Zugabe  wegbleiben  solle.  Bs  ist  hiei^mit  jedoeh 
nicht  in  Einklang  sa  bringen,  £uss  Herr  Kehling  in  seiner  Umarbei- 
tnng  meiner  Abhandlang  diese  Aufcahlang  dennoch  gibt  and  sie  sogv 
duroh  obligate  Formelepielereien  anf  etwa  einen  Drnekbogen  aosspiiiU 


Mr.  469. 

I 

Reiieht  über  die  Elnrlelitiing;  meteoro- 
loglseher  Stationen  In  den  Kantonen 

Bern  und  Solothurn. 


Die  Tit  Direktion  des  Innern  des  Kantons  Bern  hat 
in  einem  Schreiben  vom  7.  April  1859  an  die  Naturfor- 
forschende  Gesellschaft  dahier  das  Ansuchen  gestellt ,  es 
möchte  dieselbe  die  Errichtung  einer  grössern  Zahl  me- 
teorologischer Stationen  an  die  Hand  nehmen^  und  zu  dem 
Ende  eine  Unterstützung  mit  Geldmitteln  anerboten.  Die 
naturforschende  Gesellschaft  hat  sich  hiezu  bereit  erklärt 
und  nachdem  die  h.  Eegierung  den  beantragten  Beitrag 
von  1060  Fr.  für  Anschaffung  der  Instrummente  und 
einen  jährlichen  Credit  von  200  Fr.  für  den  Unterhalt 
derselben  und  allfallige  Honorare  an  Beobachter  bewilligt 
hatte ;  die  Ausführung  der  Arbeit  einer  Commission^  be- 
stehend aus  den  HH.  Prof.  B.  Studer,  Brunner,  Schinz, 
Fischer,  den  HH.  Fischer-Ooster,  Denzler,  Hipp  und 
dem  Unterzeichneten  aufgetragen.  Diese  Commission 
befasste  sich  im  Laufe  des  Jahres  1859  mit  den  nöthigen 
Vorarbeiten,  wie  Wahl  der  Beobachtungsorte  und  Beob- 
achter, Plan  der  Beobachtungen,  Anschaffung  der  Instru- 
mente u.  8.  f.  und  übertrug  dann  mit  Genehmigung  der 
Gesellschaft  im  Frühjahr  1860  die  Prüfung  und  Aufstel- 
lung der  Instrumente,  sowie  die  Leitung  der  Beobach- 
tungen dem  Unterzeichneten. 

Von  der  Commission  waren  folgende  Stationen  ausser 
den  bereits  bestehenden  in  Bern  und  Saanen  *)  bezeichnet 


*)  Die  frühere  Station  in  Burgdorf  ist  eingegangen,  da  der  dortige 
Beobachter,  Herr  Dr.  Ptuckiger,  nach  Bern  abergesiedelt  ist. 

Bern.  Mittheil.  468 


—     Mö- 
worden: Interlaken,  St.  Beatenberg,  GrimseL  Fanihon 
und  Wasen  bei  Somiswald. 

Da  der  Wonack  geinaaert  worden  war,  anck  ait 
dem  Weis«eiialein  eine  metaarologiaelie  Station  sa  er- 
richten, so  knüpfte  ich  hierüber  dnrch  Herrn  Professor 
Lang  in  Solothnm  Unterhandinngen  mit  der  dortigen 
natnrforachenden  Geselkchaft  an.  Die  Folge  daTon  wtr, 
daM  diese  Gesellschaft  nnd  die  Stadtvcrwaknng  bc 
schlössen,  aaf  eigene  Kosten  die  nothigen  Instrammte 
fbr  eine  Station  in  Solothnm  nnd  eine  solche  auf  dem 
Weissenstein  anzuschaffen.  Die  Einrichtnng  nnd  Leitung 
der  Beobachtungen  wurde  mir  eben&lls  übertrageo. 

Auf  sämmtlichen  Stationen  befinden  sich  g^enwartig 
folgende  Instrumente : 

1)  Ein  Augusfsches  Psychrometer,  bestehend  ans 
zwei  Thermometern,  Y.on  welchen  daa  Gefaaa  des  dnen 
stets  feucht  erhalten  wird.  Dieselben  sind  aufgehängt 
in  einem  Zinkblechgehäuse  und  sollen  zur  BeatinmiBiig 
der  Temperatur  und  des  Feuchtigkeitsznstandes  der  Luft 
dienen.  Eine  nähere  Beschreibung  der  Thermometer 
und  ihres  Gehäuses  habe  ich  bereits  fiüher^  gegeben. 
Die  Thermometer  werden  um  7  Uhr  Vormittags  nnd  2 
und  9  Ühr  Nachmittags  abgelesen  und  die  Resultate  in 
die  betreffenden  Rubriken  einer  lithographirten  Tabelle 
eingeti'agen. 

2)  Ein  Gefössbarometer,  von  Hm.  Mechaniker  Stuckj 
dahier  verfertigt.  Das  Gefäss  hat  einen  innem  Durch- 
messer von  100  ""^  die  ^5hre  einen  aolcben  von  8"". 
Die  Messingscala,  mit  versilberter  Millimetertheilung  am 
obern  Ende,  ist  mittelst  einer  Schraube  zu  verschieben, 
so  .dass  ein  Eisenstift  am  untern  Ende  derselben  immer 

*)  Nr.  454  dieficr  MiUlieiluDcren. 


-     227     - 

auf  die  Oberfläche  des  Quecksilbers  im  Gelasse  eiuge- 
gestellt  werden  kann.  Längs  der  Scala  lässt  sich  mit- 
telst eines  Getriebes  ein  Noniüs  verschieben,  der  0,1""* 
abzulesen  gestattet  und  dessen  Nullpunkt  dem  untern 
Band  eines  fest  mit  ihm  j^erbundenen ,  die  Röhre  um> 
fassenden  Binges  entspricht.  Seitwärts  von  der  Röhre, 
in  halber  Höhe  dee^selben  befindet  sich  ein  hundertthei- 
liges  Thermometer.  Das  Gestell  des  Barometers  ist  auf 
allen  Stationen ,  nachdem. die  Röhre  mit  Hülfe  eines 
Bleiloths  vertikal  gestellt  war,  au  der  Wand  des  Beob- 
achtungszimmers festgeschraubt  worden.  Sämmtliche 
Barometer  sind  in  vollkommen  gutem  Zustande  auf  den 
Stationen  angelangt  Um  sich  hievon  überzeugen  zu 
können,  habe^ich  alle  vorher  im  physikalischen  Oabinet 
längere  Zeit  mit  dem  Fortin'schen  Beisebarometer  des- 
selben ve]*glicben  und  eine  solche  Vergleichung  dann 
jedesmal  auch  auf  der  Station  nach  Aufstellung  des  Baro- 
meters vorgenommen.  Die  bei  den  Angaben  des  Reise- 
barometers selbst  anzubringende  Correction  war  durch 
Vergleichung  mit  einem  Normalbarometer  der  Stern- 
warte ermittelt  worden.  —  In  Saanen  und  in  Bolothurn 
befinden  sich  Instrumente  anderer  Construction.  Das- 
jenige in  Saanen;  dem  dortigen  Beobachter  angehörend, 
ist  ein  Heberbarometer,  das  schon  früher  verglichen 
worden  ist.  In  Solothurn  ist  ein  Fortin  sches  Gefass- 
barometer  von  Ernst  in  Paris  aufgestellt;  die  die  Glas- 
röhre cylindrisch  umhüllende  Messingscala  ist  direkt  in 
halbe  Millimeter  getheilt  und  mittelst  des  Nonius  'mt 
Vio"*"  abzulesen. 

Der  Stand  des  Barometers  und  des  Thermometers 
attach^  wird  zu  denselben  Stunden  wie  der  des  Psychro> 
nieters  notirt.     Nach  Kämtz  *)  kommt  nämlich  das  Mittel 

*)  Lehrbuch  der  RIetcoraiogie  voa  Katiit/. ,  Bd.  IL,  S.  286. 


—    228     — 

aus  diesen  3  Ablesungen  dem  mittlem  Barometerstand 
des  Tages  sehr  nahe. 

3)  Ein  Ombtometer  von  Zinkblech,  einen  Cylinder 
von  600 "'^  Höhe  und  357*°°»  Durchmesser  darstellend. 
Der  Boden  ist  konisch  und  besitzt  in  seiner  Mitte  einen 
Messinghahn  zum  Ablassen  des  Wassers.  Das  letztere 
wird  mittelst  eines  von  10  zu  10  Cubicceutimeter  ge- 
theilten  Glascylinders  gemessen ,  der  500  Cabiccentimeter 
fasst.  Da  die  auffangende  Fläche  gerade  1000  Quadrate 
centimeter  beträgt ,  so  entspricht  also  ein  Scalatheil  des 
graduirten  Glascylinders  einer  gefallenen  Begenmenge 
von  0,1™™  Höhe,  Die  Bestimmung  der  Begenmenge  bis 
auf  0,01°^  habe  ich  als  eine  unnütze  Genauigkeit  ver- 
worfen und  das  um  so  mehr,  als  die  zu  verschiedenen 
Zeiten  ungleiche  Benetzung  und  Verdunstung,  welche 
dann  einea  nicht  zu  vernachlässigenden  Binfluss  ge- 
wännen,  doch  nicht  genau  in  Bechnung  zu  bringen  sind. 
.  Im  Sommer  wird  übrigens  behufs  Verminderung  der 
Verdunstung  in  den  Begenmesser  ungefähr  100™™  unter 
dem  obern  Band  ein  an  die  Wandung  dicht  anschlies- 
sender Blechtrichter  mit  kleiner  Oeffnung "  eingesetzt. 
Der  im  Winter  nach  Entfernung  dieses  Trichters  auf- 
gefangene Schnee  wird  durch  Hereinnehmen  des  Ombro- 
'  meters  in  das  geheizte  Zimmer  geschmolzen.  In  der 
Tabelle  notiren  die  Beobachter  je  die  unmittelbar  abge- 
lesenen Scalentheile  und  zwar  ist  ihnen  anempfohlen,  die 
Ablesungen  möglichst  bald  nach  beendigtem  Beigen  oder 
Schneefall  zu  machen.  Dass  die  Begenmesser  üb^all 
auf  freien  Plätzen  aufgestellt  wurden ,  versteht  sich  wohl 
von  selbst. 

Das  auf  der  Sternwarte  dahier  aufgestellte  Ombro- 
mcter  hat  gegenwärtig  noch  etwas  andere  Dimensionen, 
^äralich   die   in  Nr.  279   und  280   dieser    Mittheilungen 


—    229     - 

von  Herrn  Prof.  Wolf  angegebenen.  Da  indedsen  der 
Rand  des  Cylinders  in  gleicher  Höhe  mit  der  obern 
Fläche  des  anschliessenden  Holzgehäuses  föUt  und  dess- 
halb  im  Winter  insbesondere  bei  Wind  mehr  Schnee  in 
das  Gefass  gelangt;  als  der  Oeffiiung  entspricht,  so 
werde  ich  einen  ungefähr  20^™  hohen  Aufsatz  anbringen 
und  dessen  Auffangsfläche  dann  auch  gleich  auf  1000 
Quadratcentimeter  erweitem  lassen. 

Auf  sämmtlichen  Stationen  werden  nun  femer  Beob- 
achtungen angestellt  über  die  Richtung  und  Stärke  des 
Windes.  Die  Richtung  wird  bloss  nach  der  achttheiligen 
Windrose  bestimmt  und  die  Stärke  durch  eine  beizu- 
setzende Zahl  bezeichnet.    Dabei  bedeutet: 

0  vollkommene  Windstille  oder  ein  ganz  leiser  Wind, 
welcher  die  Baümblätter  noch  nicht  bewegt; 

1  schwacher  Wind,  welcher  bloss  die  Baumblätter  be- 
wegt; 

2  massiger  Wind,  welcher  die  kleinen  Aeste  bewegt; 

3  starker  Wind,  der  auch  die  grossem  Aeste  zu  be- 
wegen vermag; 

4  Sturmwind,  welcher  Aeste  bricht  oder  Bäume  ent- 
wurzelt , 

Die  Windrichtung  und  Stärke  werden  ebenfalls  zu 
den  3  genannten  Stunden  in  die  Tabelle  eingetragen. 
Zu  denselben  Stunden  wird  ferner  die  durchschnittliche 
Witterung  des  vorhergegangenen  Zeitintervalls  nach  fol- 
genden Abkürzungen  notirt.    Es  bedeutet: 

©   Sonnenschein;  resp.  ganz  wolkenfreier  Himmel; 

W  Wolken,  resp.  ganz  bedeckter  Himmel; 

N    Nebel; 

R    Regen; 

5  Schnee. 


—    230    — 

Die  Zwischenstufen  werden  durch  Gombinationen 
dieser  Zeichen  ausgedruckt  und  zwar  zeigt  dann  immer 
das  voranstehende  Zeichen  an,  dass  die  betreffende  Witte- 
rung vorwiege  über  die  des  nachfolgenden.  Unter  der 
Rubrik  •  Bemerkungen  ^  endlich  werden  in  der  Tabelle 
noch  aufgezeichnet  me  Höhe  des  gefallenen  Schnees  nach 
Centimetem  auf  einem  freiliegenden  horizontalen  Bret 
gemessen ;  der  Zug  der  Wolken  in  der  Höhe ;  Gewitter, 
Platzregen,  Hagel,  Than,  Reif,  Rauhfrost,  Glatteis,  Re- 
genbogen, Höfe  um  Sonne  und  Mond,  Schneeschmelzang, 
Schneegrenze  u.  s.  f. 

Der  Station  Saanen  (Höhe  über  Meer :  1025  ■»)  —  Beob- 
achter;  Herr  Pfarrer  vonRütte  —  wurde  das  Psychrometer 
und  Ombrometer  schon  im  Juni  dieses  Jahres  verabfolgt 
Herr  Pfarrer  von  Rütte  übernahm  selbst  die  Aufstelluug, 
nachdem  ich  hier  mit  ihm  Rücksprache  darüber  genommen 
hatte.  Das  Psychrometer  ist  an  der  Nordseite  seines 
Hauses  in  hinreichender  Höhe  über  dem  Boden  ange- 
bracht. 

Auf  den  übrigen  Stationen  habe  ich  selbst  mit  Hülfe 
des  Herrn  Mechaniker  Stucky  die  Aufstellung  sämmtlicber 
Instrumente  besorgt.  Folgendes  ist  ein  Auszug  darüber 
aus  meinem  Tagebuch : 

30.  Juni  1860.  St  Beatenberg  (Höhe  über  Meer:  1150"). 
Beobachter:  Herr  Pfarrer  Erähenbühl.  Das  Psychro- 
metergehäuse  an  der  Nordseite  des  Hauses  unter  einem 
stark  überhängenden  Dache  ^  4  —  5"  über  dem  Boden 
augebracht.  Der  abgelesene  Barometerstand  bedarf  keiner 
Correction.  Die  Windfahne  des  Kirchthurmes  eingerostet, 
daher  die  Windrichtung  nach  einem  an  einer  Stange  be- 
festigten ^  Bande  beurtheilt.  Zeitregulirung  mangelhaft, 
indem  die  Uhr  nach  der  Abfahrt  des  Dampf  bootes  im 
Neuhaus  gerichtet  wird. 

1.  JuR  1860.  Interlaken  (Höhe  über  Meer:  570"). 
Beobachter:  Herr  Pfarrhelfer  Gerber  im  Schloss  daselbst. 
Pas  Psychrometergehäuse  an  der  Nordostseite  des  Hauses^ 
4  —  5"  über  dem  Boden  befestigt,  vor  den  Strahlen  der 
Morgensonne  durch  einen  vorstehenden  Baum  geschützt. 
Der  Barometerstand  bedarf  keiner  Uorrection.  Die  Wind- 
richtung wird  aus  demselben  Grund,  wie  in  Beatenberg, 
mittelst  eines  Bandes  beobachtet. 

3.  August  1860.  Faiilhorn  (Höhe  über  Meer :  2660"). 
Beobachter:  Herr  Bohren,  Wirth.   Das  an  der  Nordseite 


—     231     — 

deft  Hauses  angebrachte  Psychrometergehäuse  gleich  in 
der  ersten  Nacht  durch  einen  heftigen  oturm  losgerissen 
und  sammt  den  Thermometern  zertrümmert.  (Es  ist  das- 
selb.e  seither  nicht  durch  ein  neues  ersetzt  worden.)  Der 
Barometerstand  bedarf  wegen  zu  kurzer  Scala  einer  Cor- 
rection  von  4-0,5°*™.  Die  Windrichtung  vor  der  Hand 
nicht  beobachtet.  Die  Zeitregulirung  sehr  mangelhaft. 
Bloss  Sommerstation. 

7.  August  1860.  Grimsel  fHöhe  über  Meer:  1880/"). 
Beobachter:  Frau  Frutiger,  Wirthin,  im  Sommer;  wäh- 
rend des  Winters  soll  ein  Knecht  beobachten.  Da«  Psy- 
chrometer an  der  Nordwestseite  des  Hauses,  5 — 6"  über 
der  Eineangsthüre  angebracht,  durch  einen  vorsprin- 
genden Anbau  vor  der  Nachmittagssonne  geschützt.  Am 
abgelesenen  Barometerstand  ist  eine  Correction  von 
4-  0,2™™  anzubringen.  Die  Windrichtung  ebenfalls  an 
einem  Bande  beobachtet.     Zeitregulirung  mangelhaft 

3.  September  1860.  Wasen  bei  Sumiswald  i  Höhe 
über  Meer:  740™).  Beobachter:  Herr  Lehrer  Kohlen 
Das  Psychrometer  an  der  Nordseite  des  Hauses,  6  —  7™ 
über  dem  Boden.  Barometerstand  richtig.  Windrichtung 
nach  der  Wetterfahne  des  gegenüberstehenden  Schul- 
hausea  beurtheilt. 

4.  September  1860.  Solothurn  (Höhe  über  Meer : 
440™).  Beobachter:  Herr  Apotheker  Pfähler,  wohnhaft 
auf  einem  Landgute  vor  der  Stadt.  Das  Psychrometer 
an  der  Nordseite  des  Hauses  5  —  6™  über  aem  Boden 
befestigt.  Das  Barometer  richtig.  Die  Windrichtung 
nach  einer  neu  anzufertigenden  Wetterfahne  beurtheilt^ 
welche  auf  einer  gegenüberstehenden  Scheuer  aufgestellt 
werden  soll.  • 

5»  September  1860.  Weissenstein  (Höte  über  Meer: 
1300™),  Beobachter:  Herr  Gschwind,  Wirth,  oder  mei- 
stentheils  einer  seiner  Knechte.  Das  Psychrometer  an 
der  Nordseite  der  die  beiden  Häuser  verbindenden  Gal- 
lerie,  5  — 6™  über  dem  Boden.  Am  Barometerstand  ist 
eine  Correction  von  -f  0,4™™  anzubringen. 

Was  die  meteorologischen  Beobachtungen  in  Bern 
selbst  betrifft,  so  wird  oarin  init  Neujahr  1861  eine  Ver- 
änderung erfolgen.  Es  sind  nämlich  dieselben  mit  Aus- 
nahme der  Lumemperatur,  die  in  neuerer  Zeit  gar  nicht 
beobachtet  wurde,  bisdahin  in  verdankenswerther  Weise 
von    Herrn    Koch   gemacht    worden.     Am   24.    Oktober 


-     232     — 

dieses  Jahres  habe  ich  nun  auf  dem  Münstertliiinne  mit 
Bewilligung  der  Tit  städtischen  Poliseidireklian  tm  f^- 
chrometer  an  der  Nordseite  des  Thormes  in  der  H^e 
der  Gaüerie,  anbringen  lassen,  welches  xa  den  mehrisch 
angegebenen  Stunden  vom  Thnrmvrschter,  Herrn  Rein- 
hard,  abgelesen  wird.  Da  es  nun  wünschenswerth  er 
schien,  alle  Beobachtungen,  wenn  immer  möglich ,  an 
ein  und  demselben  Orte  anstellen  zu  lassen  und  Herr 
llrinhard  sich  zur  Uebemahme  bereit  erklarte,  so  soll 
noch  im  Laufe  dieses  Monats  ein  Barometer  auf  dem 
Thurme  aufgestellt  werden  und  alle  Beobachtungen  bis 
auf  diejenigen    am  Ombrometer    von  Neujahr   an  dort 

Semacht  werden.     Die  Regenmessungen  werde  ich  tob 
iesem  Zeitpunkte  an  auf  der  Sternwarte  durch  meinen 
Assistenten  ausführen  lassen. 

Aus  dem  Vorigen  geht  nun  hervor,  dass  die  Beob- 
achtungen mehrerer  Stationen  nur  dann  wahren  Werth 
erlangen  werden,  wenn  man  für  dieselben  namentlich 
hinsichtlich  der  Zeitregulirung  und  Beobachtung  der 
Windrichtung  noch  etwas  thun  wird. 

Berrif  den  15.  Dezember  1860. 

H.  ÜTIld. 

Nachtrag.  Am  7.  Januar  1861  ist  endlich  auch  in 
Ölten  noch  eine  meterologische  Station  auf  Kosten  der 
dortigen  naturforschenden  Gesellschaft  errichtet  worden. 
Beobachter  ist  daselbst  Herr  Th.  Hunzinger- Meyer, 
Kaufmann.  Die  Instrumente  entsprechen  ^anz  den  oben 
beschriebenen.  Gemäss  Vergleichungen  m  Bern  und 
nach  der  Aufstellung  in  Ülten  bedarf  der  abgelesene 
Barometerstand  keiner  Correction,  dagegen  ist  von  den 
Angaben  des  Thermometers  Att.  0,6"  zu  subtrahiren 
Das  Psychrometergehftuse.ist  an  der  Nordseite  des  Hauses 
neben  einer  Galerie  in  4  —  5 "  Höhe  über  dem  Boden 
angebracht  worden.  Der  Nullpunkt  der  darin  aufge- 
hängten Thermometer  ist  bei  beiden  um  0,2^  hinaufge- 
rtickt,  es  ist  also  von  ihren  Angaben  je  0,2  zu  subtra- 
hiren. Die  Windfahnen  der  Stadtkirchtntirme  sind  man- 
gelhaft, es  wird  daher  bis  auf  Weiteres  auch  nach  einem 
Bande  die  Windrichtung  beurtheilt. 


-     233    — 

Verzeichiilss  der  RlltsUeder  der  Denie« 
rlsehen  Muturforach.  Gesellschaft« 

(AiDi  Schluss  des  Jahres.) 


Herr  v.  Fischer-Ooster,  Präsident  für  1860. 
„    Dr.  R,  Henzi,  Secretär  seit  1860. 
„    ühristener,     Bibliothekar    der   Schweiz. 
Nat.   Gesellschaft  seit  1847 ,   und  Corre- 
spondent  derselben  seit  1849     ,  . 
„    J.  Koch;  UnterbibKothekar  seit  1857 


Herr  A  nk e r ,  M. ,  Professor  der  Thierarzneikunde  (1822) 

Antenen,  Schulinspector       .        .         .  (1849) 

Beck,  Eduard         .  ,      .  .        .  (1^53) 

Benteli,  Notar (1858) 

Benteli,  Eud.,  Hauptmann   .         .  (1858) 

V.  Bonstetten,  Aug.,  Dr.  der  Phil.    .  il8o9) 

Bron,  Notar  zu  Corban  .        .        .  |185H. 

Brtigger,  Lehrer  .....  il848| 

Brunner,  Dr.  und  Professor  der  Chemie  (1819) 

Brunner,  Telegraphendirector  in  Wien  (1846) 

Bürki,  Orossram  .        .  .        .  (1^56) 

Christener,  Lehrer  an  der  Kantonsschule  (1846) 

Cramer;  Gottl. ,  Arzt  in  Lenzigen  (1854) 

Demme,  Dr.  und  Professor  der  Medicin  (1844» 

Denzler*,  Heinr.,  Ingenieur         .         .  (1854) 

Durand^  J.,  Prof.  der  Mathem.  inPruntrut  (1853) 

Durheim,  Ingenieur       ....  (1850) 

V.  Erlach,  Med  Dr 1 1846) 

E  seh  er,   eidgen.  Münzdirektor       .  (1859) 

V.  Fellenberg,  Dr.,  gew.  Prof.  der  Chemie  (1845) 

Finkbeiner,  Dr.  Med.  in  Neuenstadt.  (1856) 

V.  Fischer-Ooster,  Karl    .        .  (1826) 

Fischer,  L.,  Dr.,  Professor  der  Botanik  (1852) 

Flückiger,  Dr.,  Staats- Apotheker  (1853) 

Flügel,  Notar (1858 j 

Frey,  Bundesrath ri849) 

Frot^,  E.,  Ingenieur  in  St.  Immer      ,  (1850) 

Furrer,  Dr.,  Ißundesrath       .        .  (1856) 


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—    234    — 

Herr  Ganguillet,  Oberingenieur  .         .         .  (1860) 

Gerber,  Professor  der  Thierarzneikunde  (1831 

Gi holet,  Victor,  in  Neuenstadt     .  (1844^ 

Gr^pin,  Med.  Dr.  in  Delsberg      .  (1853) 

Gutnnick,  gew.  Apotheker  .         .  (1857) 

Haller,  Friedr.,-Med.  Dr.     .  (1827) 
Hamberget,  Joh.,  Lehrer  ander  Realschule  (1845) 

Hehl  er,  Docent  der  Philosophie   .  (1857) 

Henzi,  R.,  Med.  Dr.      .        .         .         .  (1829) 

Hermann,  Dr.  und  Prof.  der  Medicin  .  (1832) 


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Hipp,  Vorsteher  der  Telegraphenwerkstätte 


in  rJeuenburg (1852) 

Jaumann  aus  Appenzell,  gew.  Apotheker  (1860) 

Jonquifere,  Dr.  und  Prof.  der  Medicin  .  (1853) 

Isenschmid,  Med.  Dr.                   .         .  (1859) 

Kernen,  Rud.,  von  Höchstetteu    .         .  (1853) 

Kinkel  in,  Lehrer  der  Mathematik  in  Basel  (1856) 

Koch,  Joh. ,  Lehrer  d.  Math,  an  d.  Realschule  \  1853) 

König,  Med.  Dr '    .  (1855) 

Krieger,  .K.,  Med.  Dr.                  .         .  (1841) 

Kuhn,  Fr  ,  Lehrer  in  Nidau         .         .  (l84t) 

K  üpf  e  r ,  Lehrer  im  Pensionat  Hofwyl    .  (1848) 

Kupfer,  Fr.,  Med.  Dr.          ...  (1853) 

Lanz,  Med  Dr.,  inBiel         .         .         .  (1856) 

Lasche,  Dr. ,  Lehrer  an  der  Kantonsschule  ( 1858 1 

Lauterburg,  R.,  Ingenieur                   .  (i85i) 

Lauterburg,  Gottl.,  Arzt  in  Kirchdorf  (1853) 

Leuch,  August,  Apotheker    .         .         .  <  1845) 

Lindt,  R. ,  Apotheker     ....  (1849) 

Lindt,  Wilhelm,  Med.  Dr.      .        .         .  (1854) 

Lutz,  F.  B.,  Med   Dr (1816) 

Maron,  Lehrer  in  Erlach       .         .         .  (1848) 

V.  Morlot-Kern      .                 ...         .  (1H55) 

Müller,  Genieoberst        ....  1 1839) 

Müller,  Apotheker          ....  (1844) 

Müller,  J.,  Lehrer  in  Biel   .        .         .  (18471 

N  e  u  h  a  u  s ,  Karl ,  Med.  Dr. ,  in  Biel  (1854) 

,/    Oth,  Gustav,  Hauptmann  (1853) 

,/     Papon     Dr.  Phil (1859) 

,t     P  e  rty,  Dr.  und  Prof.  der  Naturwi8senschaftenJ(l848) 

//     Quiquerez,  A.,  Ingenieur,  in  D^ldmont  (1853) 

H    Ramsler,  Direktor  der  Elementarschule  (1848) 

tt    Rau,  Dr.  und  Professor  der  Medicin     .  (l834j 


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—    235     - 

Herr  v.  Bappart,  Gutsbesitzer      .  (1853) 

R  i  b  i ,  Lehrer  der  Mathem.  an  d.  Realschule  ri859j 
Schiff,  M.,Dr.,  ord. Prof.  d.  vergl.  Anatomie  ^1856' 
Schiff,  H.,  Dr.  Phil.,  Docent  der  Chemie  (1869^ 
Schild,  Dr.,  Lehrer  an  der  Kantoüsschule  ^1856^ 
Schinz,  Dr.,  Lehrer  an  der  Realschule  (1857 
Schläfli,  Professor  der  Mathematik  .  (1846) 
Schneider,  Med.  Dr.,  gew. Regierungsrath  (18451 
Schumacher,  Zahnarzt  .  .        (1849) 

Schumacher,  Metzger  ....  n858^ 
Shuttleworth,  R.,   jEsqr.  .        .        (183ÖJ 

S  i  d  1er ,  Dr, ,  Lehr.  d.  Math.  a.  d.  Kantonssch.  (1856) 
Steinegger,  Lehrer  in  Langenthai  .  (1851) 
Stierlin,  Rob.,  Dii*ektor  der  Mädchenschule  (1855^ 

Stucki,  Üptikei- (1854 

S  t ud e  r ,  B. ,  Dr.  u.  Prof.  d.  Naturwissenschaft  (1819^ 
Studer,  Bernhard,  Apotheker  .  .  ri844| 
S  t  u  d  e  r ,  Gottlieb ,  Regierungsstatthalter  (1850^ 
Tenner,  Dr.,  Apotheker  *  .  .  .  (1856'^ 
Trächsel,  'Dr. ,  Docent  der  Philosophie  (1857^ 
Trog,  Vater,  Apotheker  in  Thun  .        (1844) 

V.  Tscharner,  Beat,  Med.  JDr.  .  .  ri851^ 
Valentin,  Dr.  und  Prof.  der  Medicin .        (1837'^ 

Vogt,  Adolf,  Dr.  Med (1856^ 

V.  Wattenwyl,  Fr.,  vom  Murifeld  .  (1845' 
V.  Wattenwyl-Fischer  .  .  .  (1848' 
Wild,  Karl,  Med.  Dr.  .^  .  .  .  (1828' 
Wild,  Dr.  Phil,  Professor  der  Physik  (1859) 
Wolf,  R.,  Dr.  und  Professor  in  Zürich  ri8391 
Wurstemberger ,  Artillerieoberst  ^1852) 

Wy  dler ,  H. ,  gew.  Professor  der  Botanik  fl850' 
Ziegler,  A. ,  ßr.  Med.  .        .        (1859^ 

Zun  de  1,  Prof.  an  der  Realschule  ,  ,  (1850^ 
Zwicky,  Lehrer  an  der  Kantonsschule  (1856 


C«rrtSf»i4lrH4i  ■itgll«4«r. 

Herr  Beetz,  Professor  dn  Phrsik  m  KrUngen   (t^ 

„  Boa^,  Äini,Ued.I>r.,  ans  Bai^orCitt  Wien  (182T] 

„  BoDterweck,  Dr.,  Direktor  in  Elberfeld  hm) 

-  Caster,  Dr.,  ia  Auao  .  .  (1850) 

„  T.  Fellenberg,  Wilhelm  -  .  (l851) 

„  Giugins,  Dr.  Phil.,  im  Waadtlande     .        (18^) 

,  Graf,  Lehrer  in  St  Gallen   .         .  (l858| 

„  Grnner,  E..  Ing^.  des  mines  in  Frankreich   llä^l 

,  Gygax,  Bndolf (183!)) 

„  Henzi,  Friedr.,  Ingenieur  des  mines     .        (l^^l) 

„  May,  in  Kartsmhe  .  .         .         .        (18)6) 

«  Hayer,  Dr.u.  Prot,  der  Anatomie  in  Bonn    (1815) 

„  Heisener, E.L.,Prof.derBotamkinBa8el  (l$14l 

„  Uohl,  Dr. n.  Prof.  der Botuük in  Tübingen    (1833) 

„  Morlot,  Ä-,  Professor  .        .         .         ,        hm] 

„  MouBson, A.,  Dr.u.  Prof.  d.  Physik  inZflrich  (1829) 

„  Battimeyer,  L.,  Dr.  und  Prof-inBasel       (1853) 

,  Schinz,  Eud.,Dr.imdProf.inZärich     .        (1802) 

,  Tbeile,  Professor  der  Uedicin  in  Jena         (1834) 


Jahrgang  1850  (Nr. 

167- 

-  194), 

ZU  4  Fr. 

1831  (Nr. 

195- 

-  223), 

zu  4  Fr. 

1852  (Nr. 

224- 

-264), 

,  zu  6  Fr. 

1853  (Nr. 

265- 

-309), 

zu  6  Fr, 

1854  (Nr. 

310- 

-330), 

zu  3   Fr. 

1&55  (Nr. 

331- 

-359), 

zu  4  Fr. 

1856  (Nr. 

360- 

■-  384), 

zu  4  Fr. 

-    1857  (Nr. 

385- 

-407), 

zu  3  Fr. 

1858  (Nr. 

408- 

-423), 

zu  2  Fr. 

1859  (Nr. 

424- 

-439), 

zu  2  Fr. 

-    1860  (Nr. 

440- 

-468), 

zu  4  Fr. 

Die  Jahrgänge  1843  —  1849  sind  vergriffen.  Die 
obigen  eilf  Jahrgänge  zusammen  sind  zu  dem  ermässigteii 
Preis  von  30  Fr.  erhältlich.